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Full text of "Physikalisch-medicinische Darstellung der bekannten Heilquellen der vorzüglichsten Länder Europa's"

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YALE  MEDICAL  LIBRARY 

in  memory  of 

VERA  SCHWEITZER 

Front  afund 

for  literature  in  thefield  of 

physical  mediane 


i 


Ök%^0«Ov^3^0^^v^8. 


Physikaliscli-medicmische 


der  bekannten 


der  vorzüglichsten  Länder  Europa's. 

Nach  den 
von 

Dr.  E.  Osann, 

K.  Geh.  Med.  Rath,  ordentl.  Professor  der  Medicin  an  der  Universität 
und  der  med.  chirurg.  Academie  für  das  Militair  zu  Berlin ,  Director 
des  K.  Poliklin.  Instituts,  Ritter  des  rothen  Adler-Ordens  dritter  Klasse 
mit  der  Schleife,  Director  der  Hufeland.  med.  Chirurg.  Gesellschaft  und 
Mitglied  mehrerer  gelehrten  Gesellschaften  des  In-  und  Auslandes, 

hinterlassenen  Materialien 

bearbeitet 

von 

Dr.  Fr.  Zabel. 


Dritter    T  h  e  i  1. 

Zweite     Abt  h  eilung. 


Berlin, 

bei      Ferdinand    D  ü  m  m  1  e  r, 

1  S  4  3. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2011  with  funding  from 

Open  Knowledge  Commons  and  Yale  University,  Cushing/Whitney  Medical  Library 


http://www.archive.org/details/physikalischmedi32unse 


Vorrede. 


Indem  der  unterzeichnete  Herausgeber  den  dritten 
Band  von  E.  0 sann's  „Darstellung  der  bekannten 
Heilquellen  der  vorzüglichsten  Länder  Europa's"  der 
Oeffentlichkeit  übergiebt,  hält  er  es  für  Pflicht,  sein 
Verhältnis  zu  diesem  Werke  und  die  Grundsätze, 
nach  denen  er  an  die  Bearbeitung  der  von  dem  ur- 
sprünglichen Verfasser  desselben  hinterlassenen  Ma- 
terialien gegangen  ist,  darzulegen. 

Der  sehnlichst  erwartete  Schlufsband  dieses  bal- 
neologischen  Werkes  war  zwar  schon  lange  vorbe- 
reitet, aber  die  Ausarbeitung  desselben  durch  die 
unterdessen  nöthig  gewordene  zweite  Auflage  des 
ersten  und  zweiten  Bandes,  wie  durch  die  mannig- 
faltigen Berufsgeschäfte  und  die  schwankende  Ge- 
sundheit des  Verfassers  verzögert  worden.  Am  An- 
fang des  vorigen  Jahres  dachte  der  Letztere,  von 


IV 

vielen  Seiten  privatim  und  öffentlich  dazu  aufgefor- 
dert, ernstlicher  als  je  an  die  Herausgabe  desselben : 
er  sprach  oft  über  den  dabei  zu  befolgenden  Plan 
und  begann  die  seit  vielen  Jahren  gesammelten  Ma- 
terialien zu  vervollständigen,  als  ihn  ein  plötzlicher 
Tod  der  leidenden  Menschheit,  der  er  durch  Werke 
der  Liebe,  wie  der  Wissenschaft,  der  er  durch  Wort 
und  Schrift  unablässig  gedient,  entrifs.  Die  Hinter- 
bliebenen des  edlen  Todten  vertrauten  mir,  dem 
schon  früher  vergönnt  war,  an  ähnlichen  Arbeiten 
des  Verfassers,  namentlich  an  der  Uebcrarbeitung 
der  beiden  ersten  Bände  bei  ihrer  Wiederanflegung 
Theil  zu  nehmen,  die  Materialien  dieses  Werkes  zur 
Herausgabe  an:  ein  Vermächtnifs ,  das  mir  um  so 
theurer  war,  als  ich  durch  die  darauf  verwendete 
Mühe  und  Arbeit  auch  öffentlich  den  Dank  betäti- 
gen konnte,  den  ich  für  den  reichen  Schatz  von  Wer- 
ken der  Liebe,  die  der  Lebende  an  mir  gethan,  den 
theuren  Manen  des  Entschlafenen,  so  lange  ich  athme, 
wissen  werde. 

Die  hinterlassenen  Materialien  bestanden  theils 
in  Notizen  über  ganze  Gruppen  von  europäischen 
Heilquellen,  mehr  aber  noch  in  Bemerkungen  über 
einzelne  Mineralwasser,  die  der  Verstorbene  theils 
auf  seinen  Reisen  selber  gemacht,  theils  in  einem 
ausgebreiteten  Briefwechsel  mit  Gelehrten  in  fast  al- 
len europäischen  Ländern  sich  erworben,  theils  aus 


v 

einer  anhaltenden  auf  dies  Ziel  hingerichteten  Leetüre 
gesammelt  hatte.  Zu  einem  Ganzen  waren  diesel- 
ben aber  noch  nirgends  verbunden,  doch  fanden  sich 
viele  Heilquellen  Spaniens  auch  bis  ins  Einzelnste  ausr- 
gearbeitet  vor,  wie  denn  auch  die  bis  dahin  erschie- 
nenen Bände  der  Encyklopädie  der  medizinischen 
Wissenschaften  eine  Menge  von  Artikeln  über  ein- 
zelne europäische  Mineralquellen  von  der  Feder  des 
A^erewigten  enthalten.  Aufserdem  stand  dem  Heraus- 
geber die  reiche  Bibliothek  von  Brunnenschriften  zu 
Gebote,  welche  der  Verfasser  während  seines  Lebens 
mit  Eifer  und  Umsicht  gesammelt  und  wie  eine  ähn- 
liche wohl  schwerlich  noch  existiren  möchte:  sie  ist 
durch  testamentarische  Verfügung  in  den  Besitz  der 
Bibliothek  der  Königl.  Friedrichs-AVilhelms-Universi- 
tät  zu  Berlin  übergegangen,  ihre  Benutzung  aber 
wurde  mir  mit  dankenswerther  Liberalität  verstat- 
tet. Bei  so  reichlichen  Materialien,  zu  denen  noch 
die  eigenen  Collectaneen  des  Herausgebers,  welche 
derselbe  besonders  aus  der  neueren  einschlägigen  Li- 
teratur für  die  künftige  Herausgabe  dieses  dritten 
Bandes  seit  einigen  Jahren  auf  Antrieb  und  nach 
Anleitung  des  Verfassers  angelegt  hatte,  kamen,  wäre 
es  gewissenlos  gewesen,  vor  der  Mühe  des  Verar- 
beitens  zurückzuschrecken:  ich  unterzog  mich  der- 
selben mit  derjenigen  Pietät,  die  ich  dem  Andenken 
meines  unvcrgefslichen  Wohlthäters  und  dem  ehren- 


VI 

den  Vertrauen  der  Hinterbliebenen  desselben  schul- 
dig war.  Und  jetzt,  da  ich  diesen  letzten  Schlufs 
dem  mit  unausgesetzter  Liebe  gepflegten  Werke  an- 
zufügen im  Begriff  bin,  darf  ich  wohl  versichern, 
dal's,  wenn  auch  die  Bearbeitung  gelehrteren  Hän- 
den hätte  anvertraut  werden  können,  die  unzwei- 
felhaft im  Einzelnen  besser  gearbeitet  haben  wür- 
den, als  es  nun  geschehen,  ich  doch  in  Hinsicht  auf 
die  Treue  und  Gewissenhaftigkeit,  mit  der  ich  gear- 
beitet und  mich  ganz  dem  Sinn  und  dem  Plane  des 
ursprünglichen  Verfassers  hingegeben,  Niemandem 
nachzustehen  überzeugt  bin» 

Was  nun  die  Bearbeitung  selbst  betrifft,  so  wird 
der  Plan  derselben  dem  geneigten  Leser  aus  dem 
Werke  selbst  leicht  entgegentreten,  Im  Allgemeinen 
war  sie  durch  den  zweiten  Band  des  Werkes  schon 
vorgebildet  und  der  Verfasser  hatte  nach  seinen 
Aeufserungen  zu  dem  Herausgeber  von  dem  dort 
befolgten  Plane  nicht  abgehen  wollen.  Ich  habe  mir 
daher  auch  keine  Abänderungen  erlauben  dürfen, 
aufser^  denjenigen,  welche  durch  den  Stoff  selbst, 
der  in  diesem  Schlufsbande  auf  weniger  bekannte 
Gebiete  führt,  geboten  wurden;  auch  wird  man 
leicht  erkennen,  dafs  ich  bei  Gruppirung  der  Heil- 
quellen der  einzelnen  Länder,  gegen  welche  Ausstei- 
lungen erhoben  worden  sind,  möglichst  bedacht  ge- 
wesen bin,  die  politische  Eintheilung  mit  den  na- 


VIS 

türlichen  Bodenverhältnissen  in  Einklang  zu  bringen. 
Die  jeder  Abtheilung   als  Einleitung  vorangeschick- 
ten geographischen  Lebersichten  wird  man  hoffentlich 
nicht  ungern  sehen,  da  sie  für  die  leichtere  Orienti- 
rung  auf  aufserdeutschen  Gebieten  nicht  ganz  über- 
flüssig schienen  und  aufserdem  wenig  Raum  einneh- 
men.   An  sie  schliefsen  sich  die  Darstellung  der  geo- 
gnostischen    Verhältnisse  mit    besonderer  Rücksicht 
auf  die  etwa  vorkommenden  vulkanischen  Erschei- 
nungen, ferner  Bemerkungen  über  die  klimatischen 
Bezüge,    die   Geschichte    der  Heilquellen    und    ihre 
medizinische  Benutzung,   endlich  die  Literatur  der- 
selben an.    Bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Heil- 
quellen bin  ich  ganz  der  im   zweiten  Bande   vorge- 
zeichneten Anordnung   gefolgt   und   habe  mich  hier 
der  gröfstmöglichsten  Vollständigkeit,  die  hoffentlich 
nur  wenig  nachzutragen  übrig  gelassen  haben  wird, 
befleifsigt:  die  Lage,  die  Geschichte  und  jetzige  Ein- 
richtung, die  geognostischen  und  Ursprungsverhält- 
nisse, die  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaf- 
ten, die  Wirkung  und  Anwendungsart  des  Mineral- 
wassers werden  jedesmal  erörtert  und  am  Schlüsse 
die  über  dasselbe  erschienenen  Schriften  aufgeführt. 
Letzteres  war  aufserdem  auch  Pßicht  des  Herausge- 
bers, gleichsam  um  die  Quellen  anzugeben,  aus  de- 
nen er  geschöpft,  da  ein  Werk,  wie  das  vorliegende, 
seiner  Natur  nach  mehr  die  niedergelegten  Erfahrun- 


VIII 

gen  und  Beobachtungen  'Anderer  enthalten  mufs; 
der  Herausgeber  kann  sich  hierbei  kaum  ein  anderes 
Verdienst  zuschreiben  als  das  der  Treue  und  Gewissen- 
haftigkeit bis  ins  scheinbar  Unbedeutende  hinein,  und 
er  will  in  Bezug  hierauf  nur  bemerken,  dafs  er  die 
citirten  Schriften  gröfstentheils,  die  neueren  aber  und 
diejenigen,  auf  welche  er  sich  speziell  bezogen,  im- 
mer im  Originale  vor  sich  gehabt  und  die  bezügli- 
chen Daten  aus  ihnen  entlehnt  hat.  Durch  dieses 
Verfahren  glaubt  er  einen  grofsen  Theil  fortgepflanz- 
ter Irrthümer  beseitigt  zu  haben,  was  bei  einer  Ver- 
gleichung  dieses  Werkes  mit  ähnlichen  in  den  Par- 
tieen,  welche  sie  etwa  gemeinsam  behandeln,  sich 
leicht  würde  nachweisen  lassen.  Wenn  trotz  dem 
Falsches  stehen  geblieben  oder  wohl  gar  erst  gewor- 
den, Wichtiges  aber  übersehen  sein  möchte,  so  wird 
dies  der  billige  Leser  in  Betracht  der  grofsen  Schwie- 
rigkeiten, wrelche  eine  so  umfassende  Arbeit,  die  ein 
ungeheures  Material  zu  bewältigen  und  es  mit  der 
Literatur  fast  aller  europäischen  Sprachen  zu  thun 
hatte,  mit  sich  führt,  gewifs  gern  entschuldigen;  der 
Herausgeber  aber  wird  es  stets  dankbar  anerkennen, 
wenn  er  auf  Irrthümer  oder  unzureichende  Kennt- 
nifs  von  Einzelnheiten  aufmerksam  gemacht  wird, 

Was  endlich  das  Verhältnifs  dieses  Werkes  zur 
Wissenschaft  und  seinen  Antheil  an  der  Förderung 
derselben  betrifft,   so  scheint    dem  Unterzeichneten 


IX 

über  das  Bedürfnifs  nach  einer  Bearbeitung  der  eu- 
ropäischen Heilquellen  noch  etwas  zu  sagen,  über- 
flüssig. So  ausgezeichnete  Schriften  wir  auch  über 
die  Heilquellen  Deutschlands  besitzen,  so  sind  doch 
die  reichen  Schätze  namentlich  der  französischen, 
englischen  und  italienischen  Literatur  über  balneo- 
logische  Gegenstände  bisher  noch  wenig  benutzt 
worden,  und  doch  müfste  es,  da  auch  trotz  des  bis- 
her Geleisteten  immer  noch  ein  ausgedehntes  Feld 
für  weitere  Untersuchungen  offen  steht,  da  noch 
manches  Dunkel  aufzuhellen,  mancher  Streit  zu 
schlichten,  mancher  Zweifel  zu  lösen  übrig  ist,  von 
der  äufsersten  Wichtigkeit  sein,  mehr  als  bisher  ge- 
schehen, nicht  allein  die  deutschen  Heilquellen  zur 
Basis  balneologischer  Forschungen  zu  wählen,  son- 
dern so  viel  als  möglich  die  Heilquellen  anderer 
Länder  in  den  Kreis  der  Untersuchung  zu  ziehen. 
Denn  so  sehr  der  Botaniker  z.  B.  zu  einem  gründli- 
chen Studium  seiner  Wissenschaft  eines  weitern  Ge- 
sichtskreises, als  die  beschränkten  Grenzen  seines  Va- 
terlandes, bedarf,  eben  so  sehr  würde  es  auch  der 
Heilquellenlehre  förderlich  sein ,  wenn  die  For- 
schungen mehr  und  mehr  auch  über  fremde  Mine- 
ralwasser nach  ihren  naturhistorischen,  chemischen 
und  therapeutischen  Beziehungen  sich  verbreiteten. 
Dies  nun  geschieht  zum  ersten  Male  in  verhältnifs- 
mäfsig  gröfster  Vollständigkeit  für  die  Mineralquellen 


X 

Europas  in  vorliegendem  Werke,  welches  die  Heil- 
quellen der  Schweiz,  Frankreichs,  Italiens,  der  Py- 
renäischen  Halbinsel,  Grofsbritanniens ,  der  Scandi- 
navischen  Halbinsel,  Islands,  Rufslands  und  Grie- 
chenlands, so  wie  die  europäischen  Seebäder  und 
Strandkurorte  umfafst  und  womit  die  „Darstellung 
der  bekannten  Heilquellen  der  vorzüglichsten  Län- 
der Europa's"  geschlossen  ist.  Möge  diese  Arbeit 
als  ein  der  Wissenschaft,  die  sie  zu  fördern  bestimmt 
ist,  nicht  unwillkommener  und  des  ursprünglichen  Ver- 
fassers, der  durch  seine  Forschungen  diesen  Zweig 
der  Hei  [Wissenschaft  zu  einer  höheren  Entwickelung 
führte,  nicht  unwerther  Beitrag  von  billigen  und  mit 
der  Schwierigkeit  einer  solchen  Aufgabe  nicht  unbe- 
kannten Beurtheilern  angesehen  werden :  dann  würde 
der  Unterzeichnete  für  die  Hingebung,  mit  welcher 
er  sich  der  mit  einer  so  weitläufigen  Arbeit  ver- 
bundenen Mühe  und  Anstrengung  gern  und  aus  in- 
nerem Antriebe  unterzogen  hat,  sich  doppelt  belohnt 
erachten. 

Berlin,  den  25.  Mai  1843. 

Dr.  Fr.  Zabel 


Inhal  L 


Dritter  Theil.     Darstellung  der  einzelnen  be- 
kannten Heilquellen  (Fortsetzung) 
Dritte  Abtheilung.     Die  Heilquellen  der  Schweiz 

I.  Die  Heilquellen  im  Canton  Wallis    . 

II.  Die  Heilquellen  im  Canton  Tessiu  .         . 

III.  Die  Heilquellen  im  Canton  Uri 

IV.  Die  Heilquellen  im  Canton   Graubündten 

V.  Die  Heilquellen  im  Canton  Unterwaiden 

VI.  Die  Heilquellen  im  Canton  Schwyz 

VII.  Die  Heilquellen  im  Canton  Glarus 

VIII.  Die  Heilquellen  im  Canton  Zug   . 

IX.  Die  Heilquellen  im  Canton  St.  Gallen     . 

X.  Die  Heilquellen  im  Canton  Appenzell 

XI.  Die  Heilquellen  im  Canton  Thurgau 

XII.  Die  Heilquellen  im  Canton  Schaffhausen 

XIII.  Die  Heilquellen  im  Waadtlande  . 

XIV.  Die  Heilquellen  im  Canton  Freiburg    . 

XV.  Die  Heilquellen  im  Canton  Bern  . 

XVI.  Die  Heilquellen  im  Canton  Solothurn 

XVII.  Die  Heilquellen  im  Canton  Aargau     . 

XVIII.  Die  Heilquellen  im  Canton  Luzern    . 
XIX  Die  Heilquellen  im  Canton   Zürich 

XX.  Die  Heilquellen  im  Canton  Genf. 

XXI.  Die  Heilquellen  im  Canton  Neueuburg 

XXII.  Die  Heilquellen  im  Canton  Basel 

Vierte  Abtheilung.     Die  Heilquellen  Frankreichs 

I.  Die  Heilquellen  des  Gebiets  der  Alpen.    . 

A.  Die  Heilquellen  der  Provence 

B.  Die  Heilquellen  der  Dauphiu6        .        .        . 


Seite 


3 

33 

40 

52 

55 

83 

S6 

93 

101 

103 

125 

139 

142 

144 

155 

160 

184 

190 

214 

219 

225 

226 

229 

233 

267 
269 
28  t 


XI! 


II.  Die  Heilquellen  des  Gebiets  der  Pjrenäen      .        ,  293 

A.  Die    östlichen  Pyrenäenbäder  .         .         .  306 

B.  Die  westlichen  Pyrenäenbäder        .        .        .  347 

III.  Die  Heilquellen  des  Gebiets  von  Hocbfrankreich 
(Cevenncn  mit  ihren  Verzweigungen)     ...  413 

A.  Die  Heilquellen  von  Vivarais,  Velay  und 
Gevaudan .  420 

B.  Die  Heilquellen  von   Lyonnais  und  Auvergne  43S 

C.  Die  Heilquellen  von  Rouergne,  Limousin, 
Marche  und  Bourbonnais         ....  486 

D.  Die  Heilq.  der  Küstenterrasse  von  Languedoc  531 

IV.  Die  Heilquellen  des  Verbindungsgliedes  zwischen 
der  nördlichen  und  südlichen  Hochmasse,  und  die 
Heilquellen  des  Jura  (Gebirge  von  Charolais,    die 

Cöte  d'Or,  das  Plateau  von  Langres,  —  der  Jura)  549 

A.  Die  Heilquellen  der  ßourgogne       .         .         .  551 

B.  Die  Heilquellen  der  südlichen  Francbe-Cornte  565 

V.  Die  Heilquellen  des  Gebiets  der  Vogesen         .         .  570 

A.  Die  Heilquellen  des  Elsafs       ....  579 

B.  Die  Heilquellen  der  nördlichen  Franche-Comte 

und  Lothringens        ......  592 

C.  Die  Heilquellen  der   Champagne     .         .         .  636 

VI.  Die    Heilquellen    des    Gebiets  des    französischen 
Tieflandes         ........  650 

A.  Die  Heilquellen   des  Garonne-Gebiets    .         .  653 

B.  Die  Heilquellen  des  Loire-Gebiets  .        .  657 

C.  Die  Heilquellen  des  Seine-Gebiets  .         .  676 

VII.  Die  Heilquellen  von  Corsika  ....  716 

Fünfte  Abtheilung.     Die  Heilquellen  Italiens       .         727 

I.  Die  Heilquellen  der  italienischen  Schweiz  (Veltlin) 
und  des  Lombardisch  -  Venetianischen  Königreichs 
(Alpen-Euganeen) 757 

A.  Die  Heilquellen  des  Veltlins  .        ...  762 

B.  Die  Heilquellen    des  Lombardisch-Venetiani* 

sehen  Königreichs 767 

II.  Die  Heilquellen   des  Königreichs  Sardinien     .         .  798 

A.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Savoyen 
(westlicher  Abhang  der  Grajischen  Alpen)    .  808 

B.  Die  Heilquellen  des  Fürstenthums  Piemont 
(Östlicher  Abhang  der  Cottischen  und  Graji- 
schen   und    südlicher    Abhang    der    Pennini- 

schen  Alpen) 840 

C.  Die  Heilquellen  der  Grafschaft  Nizza  und 
des  Herzogthums  Genua  oder  Ligurien  (See- 
alpen und  Apenninen) 874 

D.  Die  Heilquellen  der  Insel  Sardinien       .        .  880 


XIII 


III.  Die  Heilquellen  der  Herzogtümer  Parma,  Modcna 
und  Lucca  (nördlicher  —  ligarischer  und  toskani- 
scher  —  Apennin) 

A.  Die  Heilquellen  im  Herzogthum  Parma 

B.  Die  Heilquellen  im  Herzogthum  Modena 

C.  Die  Heilquellen  im  Herzogthum  Lucca 

IV.  Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums  Toscana  . 

A.  Die  Heilquellen  im  Compartimento  von  Pisa 

B.  Die  Heilquellen  im  Compartimento  von  Flo- 
renz und  Arezzo       ...... 

C.  Die  Heilquellen  im  Compartimento  von  Siena 
und  Grosseto 

V.  Die  Heilquellend.  Kirchenstaats  (römischer  Apennin) 

VI.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  beider  Sicilicn 
(neapolitanischer  Apennin)       .... 

A.  Die  Heilquellen  Unter-Italiens  und  der  Insel 
Ischia        ....... 

B.  Die  Heilquellen  Siciliens  und  der  Liparischen 
Inseln 


Sechste  Abtheilung,     Die  Heilquellen  der  Pyre 
näischen  Halbinsel 

A.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Spanien 

1.  Die  Pyrenäen  und  die   Tiefebene    des   Ebro 
(Catalonien,  Aragon  und  Navarra) 

2.  Der  Nordrand  (baskische  Provinzen,  Asturien 
und  Galizien)  ...... 

3.  Die   Hochfläche    (Leon    und    Altkastilien   -^ 
Estremadura  und  Neukastilien) 

4.  Die  Tiefebene  des  Guadalquivir  (Andalusien 

5.  Die  Sierra  Nevada  (Grauada) 

6.  Die  Küsten-Provinzen  (Murcia  und  Valencia 

B.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Portugal 


886 
886 
8S7 
889 

896 
910 

9G0 

1006 
1068 

1081 
1085 
1140 

1157 

1179 

1179 

1189 

1200 
12-23 
1231 

1247 

1253 


Siebente  Abtheilung.   Die  Heilq.  Großbritanniens  1259 

A.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  England        .         .  1272 

B.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Schottland    .        .  1315 

C.  Die  Heilquellen  der  Insel  Ireland     ....  1322 

Achte  Abtheilung-.     Die  Heilquellen  der   Scandi- 

navischen  Halbinsel 1327 

1.  Die  Heilquellen  im  eigentlichen  Schweden      .        .  1336 

2.  Die  Heilquellen  in  Gothland 1344 

3.  Die  Heilquellen  in  Nordland 1354 


XIV 


Anhang:  Heilquellen  Dänemarks        t        t 

Heifse  Quellen  und  Gesundbrunnen  der  Insel  Island 

Neunte  Abtheilung.     Die  Heilquellen   des  russi 
sehen  Reichs,  Polens,  der  Moldau  und  Wallachei 

A.  Die  Heilquellen  im  europäischen  Rufsland 

1.  Heilquellen  im  Gebiet  der  Wolga  .        , 

2.  Heilquellen  im  Gebiet  des  Dnjepr  . 

3.  Heilquellen  im   Gebiet  des  Dnjestr 

4.  Heilquellen  im  Gebiet  des  Njeinen 

5.  Heilquellen  im  Gebiet  der  Diina     . 

6.  Heilquellen  im  Gebiet  der  WolchoW 

7.  Heilquellen  im  Gebiet  der  Dwina  . 

8.  Heilquellen  im  Gebiet  des  Uralgebirges 

9.  Heilquellen  im  Gebiet  des  Kaukasus 

B.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Polen    . 

C.  Die  Heilquellen  der  Moldau  und  Wallachei    . 

a.  Die  Heilquellen  der  Moldau     . 

b.  Die  Heilquellen  der  Wallachei 

Zehnte  Abtheilung.     Die  Heilquellen  des  König- 
reichs Griechenland 


Die  Seebäder   und    Strand 


Eilfte   Abtheilung, 
kurorte  Europas    .... 

Oceanographie  von  Europa 
Charakterisirung  der  europäischen  Meere 

I.  Mittelländisches  Meer 

1.  Seebäder  und  Strandkurorte   an    den  Küsten 
Italiens 

2.  Seebäder   und  Strandkurorte   an   den   Küsten 
Frankreichs 

3.  Seebäder  an    den  Küsten  Spaniens 

II.  Atlantisches  Meer 

1.  Seeb.anden  Küsten  der  Pyrenäischen  Halbinsel 

2.  Seebäder  an  den  Küsten  Frankreichs 
3    Seebäder  und    Strandkurorte   au    den  Küsten 

Grofsbritanniens        .... 

4.  Seebäder  an  den  Küsten  Schwedens 

III.  Baltisches  Meer        .        .        .        .        . 

Seebäder  an  den  Küsten  Rufslands     . 

IV.  Schwarzes  Meer 

Seebäder  bei  Odessa   .        .        . 


1354 
1355 


1365 

1377 
1377 
1388 
1392 
1392 
1393 
1401 
1406 
1407 
1410 

1434 

1443 
1443 

1444 


1449 


1473 

1475 
1480 
1491 

1491 

1506 
1510 
1511 
1511 
1511 

1515 
1524 

1525 
1525 

1527 
1527 


Fünfte  Abtheillink. 


»■ 


Die  Heilquellen  Italiens. 


III.  The.l.  A.-in 


'ie  Lage  Italiens,  um  wiederum  mit  der  geographi- 
schen Ueb  ersieht  des  Landes  zu  beginnen,  ist  eine 
höchst  merkwürdige.  Indem  es  sich  von  dem  europäischen 
Abendlande  dreizehn  Längengrade  weit  nach  Südosten  aus- 
dehnt und  mit  seinen  beiden  Südspitzen  sich  Griechenland  anzu- 
klammern scheint,  hat  es  die  Kultur  des  gebildeten  Ostens 
dem  barbarischen  Westen  übertragen,  wie  es  physisch  den 
europäischen  Norden  und  den  afrikanischen  Süden  vermit- 
telt. Denn  während  vulkanisches  Feuer  und  die  Gluth- 
windc  Afrika's  seine  Luft  in  hohem  Grade  erhitzen,  umzie- 
hen die  eisigen  Alpen  seine  Nordgrenze,  so  dafs  von  der 
Alpenrose  und  dem  Alpenmoose  bis  zu  den  Agrumi,  ja  so- 
gar bis  zur  Palme  die  Vegetation  alle  dazwischen  liegen- 
den Abstufungen  durchläuft. 

Von  dem  kurzen  aber  steilen  Ostabfall  der  West-Al- 
pen reicht  die  sardinische  Provinz  Piemont  in  die  weiten 
lombardischen  Ebenen  am  Po  hinein,  ihren  Namen  also  mit 
Recht  tragend,  während  das  Stamuiland  dieses  Königreichs, 
Savoyen,  jenseit  des  Ilauptzuges  liegt  und  die  Mau- 
rienne  am  Are,  die  Tarantaise  an  der  lsere  umschliefst 
und  im  Montblanc  zu  14800  F.  Höhe  aufsteigt,  wogegen 
das  Bergland  von  Carouge  um  die  Seen  von  Annecy  und 
Bourget  niedriger  zum  Rhone,  und  jenseit  des  hohen  Fau- 

Aaa  2 


730 

cigny  an  der  Arve  mit   dem   niedrigeren  Chablais  an 
der  Dromse  zum  Gcnfer-Sce  sich  hinabsenkt. 

In  den  Mittel-Alpen  liegt  das  Thal  von  Aosta  an  der 
Dora-Baltea  parallel  mit  dem  Wallis,  nur  nach  entgegen 
gesetzter  Himmelsgegend  gerichtet,  bis  bei  Ivrea  der  Flufs 
das  Gebirge  verläfst  und  südlich  dem  Po  zueilt.  Der 
Tessin,  durch  den  Lago  maggiore,  trennt  das  sardinische 
und  österreichische  Mailand;  in  letzterm  greift  Italien  am 
Lago  di  Como  und  im  Val  Teilina  oder  dem  Veltlin 
an  der  Adda  weit  in  die  rhätischen  Alpen  hinein  bis  zum 
Wormscr  Joch,  dessen  Pafs  nach  dem  Tyroler  Vintschgau 
anderEtsch  hinüber  führt.  Darauf  reichen  weiter  abwärts 
an  dem  südwärts  gewendeten  Lauf  dieses  Flusses  die  wäl- 
schen  Confinien  Tyrpls  weit  nach  Süden  und  lassen  am 
Garda-See,  so  wie  an  den  parallelen  Küstenströmen  des 
Adria-Mecres  Italien  nur  einen  schmalen  Abhang  der  Alpen 
übrig,  bis  die  julischen  Alpen,  jenseit  des  Isonzo  auch  auf 
der  Nordost-Seite  Italien  von  den  dahinterliegenden  illyri- 
schen Landschaften  trennen  und  hier  Aquileja  zum  Schlüs- 
sel ihrer  Pässe  machen.  Die  zahlreichen  Thal  er,  welche 
von  der  Südseite  her  in  diesen,  grofsen  Gebirgswall  der 
Kalk -Alpen  einschneiden,  sind  gegen  Norden  geschützt, 
den  heifsen  Winden  und  den  Strahlen  der  Mittagssonne 
ausgesetzt,  welche  die  Temperatur  oft  auf  sehr  drückende 
Weise  erhöhen,  dafür  aber  auch  einen  Pflanzenwuchs  er- 
zeugen, der  mit  dem  süditalischen  überein  stimmt  und  sich 
wesentlich  von  dein  der  weiten  lombardischen  Ebenen  un- 
terscheidet. 

Vergeblich  sehnt  sich  der  Reisende  in  diesen  Ebenen 
nach  italischem  Himmel,  nach  italischer  Luft.  Der  Duft, 
der  über  die  süditalischen  Landschaften  ausgegossen  ist, 
fehlt  hier;  der  „a'er  crassus"  ruht  schwer  auf  der  Ebene. 
Dafür  aber  durchwandert  der  Reisende  einen  weiten  Gar- 
ten, mit  zahl-  und  volkreichen  Ortschaften  besä't,  von  Hek- 
ken  und  hohen  Baum- Alleen  durchschnitten,  an  denen  die 
Weinrebe  sich  fortrankt  und  auf  dem  horizontalen  Boden 


731 

die  Aussieht  nach  reohts  und  links  beschränkt.  Denn  all- 
mählig  senkt  sich  der  Po  von  Turin  (732  F.  hoch)  zum 
Meere  hinab  (Padua  31  F.  hoch),  und  nur  die  1600  F.  ho- 
hen Euganeen  und  bericischen  Berge  zwischen  Verona  und 
Padua  unterbrechen  diese  Einförmigkeit.  Der  Po  sowohl 
wie  seine  alpinen  und  apenninisohen  Zuflüsse  gehören  zu 
den  arbeitenden  Strömen,  und  so  viel  Geröll  und  Schutt- 
massen  haben  sie  nach  der  Ebene  hineingeführt,  dafs  der 
Flufs  besonders  in  seinem  .unteren  Laufe  nur  durch  die 
hohen  Dämme  von  Ueberschwemmungen  abgehalten  wer- 
den kann,  da  sein  Spiegel  höher  liegt  als  das  anliegende 
Land.  Weite  Sumpfungen  hat  er  in  seinem  Delta  gebil- 
det und  dem  Meere  so  viel  Raum  abgewonnen,  dafs  z.  B. 
die  frühere  Hafenstadt  Ravenna  jetzt  fast  eine  Meile  vom 
Meere  entfernt  liegt. 

An  der  Riviera  di  Ponente  zwischen  den  Quellen  des 
Tanaro  und  der  Bormida's  zieht  eine  10  —  1500  F.  hohe 
Gebirgsfläche  fort ,  die  steil  zum  schmalen  Meeresstrande 
abfällt  und  nördlich  allmählig  in  die  Ebenen  Piemonts  sich 
verläuft.  Sie  ist  das  vermittelnde  Glied  zwischen  den  Al- 
pen und  dem  Apennin.  Denn  der  Pafs  von  Boochetla,  eine 
Tagereise  nördlich  von  Genua,  geht  bereits  über  dieöen 
letzteren,  der  von  hier  in  einem  girofsen  Bogen  150  Meilen 
weit  Italien  der  ganzen  Länge  nach  bis  zur  sicilischen 
Meerenge  durchschneidet.  Ihm  fehlen  die  Spitzen  und 
Zacken  der  Alpen;  seine  abgerundeten  kahlen  und  rauhen 
Gipfel  gleichen  den  erstarrten  Wogen  eines  sturmbeweg- 
ten Meeres.  An  seinem  Nord-  wie  an  seinem  Südende  aus 
Urgebirgen,  namentlich  Serpentin  und  Granit  bestehend, 
zeigt  der  übrige,  weit  gröfsere  Theil  dieses  Zuges  einen 
ins  Graue  fallenden  Kalkstein  ohne  Versteinerungen.  Bis 
zu  1200  F.  Meereshöhe  steigt  am  Gestade  des  Meeres  die 
Region  des  immergrünen  Laubholzes  empor,  Eichen  und 
Kastanien  bilden  die  Hauptbestandteile  der  Wälder  an 
seinen  Gehängen  bis  zu  3000  F.  Höhe;  noch  höher  bis 
5000  F.,  bis  an   die  Grenze  der  Waldregion   gedeiht  die 


732 

Buche,  die  1000  F.  höher  nur  noch  zwergr  und  strauchar- 
tig- erscheint  und  den  Alpenpflanzen  Platz  macht,  die  bis 
7500  F. ,  ja  9000  F.  hinaufsteigen ,  so  dafs  nur  die  höch- 
sten Gipfel  an  die  Schneeregion  streifen.  Als  eine  grofse 
Wetterscheide  steigert  der  Apennin  die  Regenmenge,  wel- 
che in  Bologna  nur  20  Zoll  beträgt,  an  seinem  Siidfufse 
bis  auf  40  Zoll,  und  sein  westwärts  geöffneter  Bogen 
zwingt  die  Wolkenzüge  zu  häufigeren  Niederschlägen  auf 
der  West-  als  auf  der  Ostseite. 

Vier  Abtheilungen  sind  es,  in  welche  der  Apennin  ge- 
wöhnlich zerlegt  wird,  der  ligurische,  etruskische,  römische 
und  neapolitanische.  Ersterer  zieht  von  den  Quellen  der 
Bonnida's  an  der  Südseite  von  Parma  und  Mo  den  a  und 
auf  der  Nordseite  von  Lucca  bis  zum  6800  F.  hohen 
Monte  Cimone.  Sein  Mannor-Reichthuni  ist  bekannt.  An 
seinem  West -Anfange  bildet  er  im  Herzogthume  Mont- 
f  er  rat  ein  weites  Bergland  von  untergeordneter  Höhe, 
das  bis  zum  Po  reicht  und  vom  Tanaro  nebst  den  Bormi- 
da's durchflössen  wird.  Ceber  den  etruskischen  Apennin, 
der  bis  zu  den  Quellen  des  Arno  und  der  Tiber  geht,  führt 
bei  Pietra  mala  die  besuchte  Strafse  von  Bologna  nach 
Florenz,  welche  den  Haupteingang  zur  italischen  Halbinsel 
bildet.  Im  römischen  Apennin,  der  durch  den  Kirchen- 
staat bis  zum  7000  F.  hohen  Monte  Sibylla  geht,  nimmt 
das  Gebirge  eine  mehr  südliche  Richtung.  Von  seinem 
steilen  Ost-Abfall  ergiefst  sich  eine  zahlreiche  Menge  von 
kurzen  Küstenflüssen  zum  adriatischen  Meere  ;  sie  zerschnei- 
den jedoch  seinen  Kamm  nicht,  der  deshalb  nur  wenige 
Pässe  zählt,  welche  von  dem  schmaleren  östlichen  Küsten- 
striche in  die  weiten  Gelände  an  seinem  West- Abhänge 
führen.  Langsamer  ist  dieser  West  Abfall,  denn  Thäler 
von  1 — 2000  F.  Höhe  legen  sich  hier  an  und  vermitteln  den 
Uebergang  zu  niedrigeren  Stufen,  zu  denen  ihr  Westrand 
steil  abfällt.  Es  sind  dies  die  Thäler,  in  welchen  der  obere 
Lauf  des  Arno,  der  Tiber  und  des  Garigliaiio  liegen.  Un- 
ter  rechten    Winkeln   durchbrechen   diese  Flüsse   in   den 


733 

Querthälern  von  Arezzo,  Onvieto  und  bei  Frosinone  diesen 
Gebirgsparallel  und  nehmen  an  dem  Westfufse  desselben 
mit  ihrem  mittleren  Laufe  ein  zweites  Längcnthal  ein,  das 
bei  dem  Arno  nach  Norden,  bei  den  beiden  andern  Flüssen 
nach  Süden  geöffnet  ist.  Das  obere  Thal  des  Garigliano 
begleitet  bereits  den  neapolitanischen  Apennin,  der  in  den 
Abruzzen,  im  Königreich  Neapel,  durch  das  2000  F. 
hohe  Thal  des  oberen  Pescara  in  zwei  Züge  zerlegt  wird, 
von  denen  der  westliche  den  7700  F.  hohen  Monte  Velino, 
der  östliche  den  9200  F.  hohen  Gran  Sasso  und  die  9000  F. 
hohe  Majella  enthält.  —  Um  die  Quellen  des  Ofanto,  Sele 
und  Brandano  biegt  das  Gebirge  nach  Süden  um  und  geht 
an  der  Quelle  des  Küstenflüfschens  Lao  in  die  calabrische 
Halbinsel,  wo  er  zwei  Plateaux  bildet,  welche  durch  den 
tiefen  Einschnitt  bei  Nieastro  zwischen  dem  Golfe  von 
Eufemia  und  Squillace  von  einander  getrennt  sind.  Das 
nördliche  gröfsere  durchströmt  der  Crati  in  der  Richtung 
nach  Norden,  der  hernach  nach  Osten  umbiegt  und  den  all- 
mähligen  Abfall  der  Hochfläche  zum  tarentinischen  Golf 
bezeichnet.  Sein  westlicher  Rand  ist  wie  der  des  südli- 
chen Plateaus  steil  zum  Meere  gewendet,  an  welches  das 
letztere  in  den  Promontorien  dell'Armi  und  Spartivento  so 
nahe  herantritt,  dafs  auch  nicht  einmal  ein  Küstenpfad 
übrigbleibt.  Diese  Abfülle  sind  stark  bewaldet  und  schwer 
zugänglich;  die  inneren  Flächen  sind  der  Hcerd  von  Erd- 
beben, welche  wiederholt  die  Oberfläche  auf  eine  merkwür- 
dige Weise  zum  Theil  gänzlich  verändert  haben. 

Dadurch  dafs  der  Apennin  in  seinem  südlichen  Theile 
von  der  adriati sehen  zur  tyrrhenischeu  Seite  hinübertritt, 
bildet  sich  vom  Fortore  an  eine  Ebene,  welche  ganz  Apu- 
lien  erfüllt  und  in  der  apulischen Halbinsel  bis  zum  Capo 
di  Leuca  ihre  Verlängeruug  findet.  Denn  eine  irrige  An- 
sicht ist  es,  eine  südöstliche  Verzweigung  des  Apennin  hier 
hinein  zu  leiten.  Nur  der  5000  F.  hohe  Monte  Gargano  in 
dem  s.  g.  Sporn  Italiens,  der  sich  plötzlich  und  inselartig 
erhebt,  unterbricht  diese  Ebene,  welche   in   der  Halbinsel 


734 

ein  grofses  Tufflager  bildet,  eine  wellen-  und  einförmige 
Oberfläche  hat  und  zwar  einen  sterilen  Anblick  gewährt, 
bei  sorgfältigem  Anbau  sich  jedoch  äufserst  fruchtbar  zeigt, 
selbst  an  dem  sandigen  Oststrande. 

Ausgedehnter  sind  die  Landschaften,  welche  den  west- 
wärts geöffneten  Bogen  des  Apennin  bis  zum  Meere  aus- 
füllen. Das  fruchtbare  Thal  des  Arno,  der  Garten  Tos- 
kana's,  begrenzt  diese  Gegenden  auf  der  Nordseite.  Von 
ihm  aus  südlich  nimmt  vulkanischer  Boden  den  ganzen 
Raum  bis  zum  Sele  ein;  zwar  ist  es  nur  der  Aetna,  der 
sich  noch  thätig  zeigt,  aber  die  kreisrunden  Seen,  von 
Bergen  umkränzt,  die  besonders  zu  beiden  Seiten  der  unte- 
ren Tiber  liegen,  erscheinen  als  erloschene,  in  sich  zusam- 
men gestürzte  Krater,  so  wie  die  vielen  kleinen  Lagoni 
in  der  toskanischen  Küsten-Ebene  durch  ihre  schädlichen 
Ausdünstungen  die  Gegend  unbewohnbar  machen.  Man  be- 
zeichnet diese  kleineren  Bergländer  der  Westseite  Italiens 
im  Allgemeinen  mit  dem  Namen  des  Subapennin.  Der- 
selbe beginnt  bei  dem  oben  erwähnten  nordwärts  gerichte- 
ten Lauf  des  Arno,  zieht  an  der  sumpfigen  Ebene  fort, 
durch  welche  ein  Kanal  vom  Arno  zur  Chiana,  einem  Ne- 
benflufs  der  Tiber,  geleitet  ist,  folgt  dann  dieser  Chiana 
und  dem  mittleren  Laufe  der  Tiber,  welche  in  einem  zwei- 
ten rechten  Winkel  am  San  Oreste  diese  Kette  durchbricht, 
um  in  der  Küstenebene  ven  Latium  ihren  unteren  Lauf 
anzutreten.  Dieselbe  Bergkette  ist  es,  welche  der  Tove- 
rone  bei  Tivoli  in  seinen  reizenden  Cascaden  durchbricht, 
und  die,  nachdem  sie  bei  Terracina  ans  Meer  gestofsen, 
durch  ein  Querthal,  das  der  Garigliano  durchsetzt,  aber- 
mals zerschnitten  wird,  und  endlich  da  ihr  Ende  findet,  wo 
der  Volturno  an  der  Einmündung  des  Calore  genöthigt 
wird,  einen  scharfen  Winkel  zu  machen,  um  in  die  campa- 
nische Ebene  einzutreten.  Die  nördliche  Hälfte  dieses 
dritten  Gebirgs-Parallels  bildet  im  Norden  der  unteren  Ti- 
ber den  Ostrand  des  Plateau  von  Toskana,  dessen  Ebene 
am  obern  Ombronc  und  seinen  Nebenflüssen  bis  zu  1200  F. 


735 

sich  erbebt,  fruchtbar  und  meist  wohl  augebaut  ist.  Sanft 
neigt  sich  diese  Hochfläche  zum  Meere  und  zu  den  verru- 
fenen Maremmen,  deren  Boden  meist  aus  weifsein  Thon 
besteht,  der  reich  mit  Schwefel  und  andern  vulkanischen 
Erzeugnissen  vermischt  ist.  Nur  hin  und  wieder  zeigt  ein 
Casale  an,  da fs  wenigstens  zu  Zeiten  diese  Ebenen  bewohnt 
sind,  denn  kaum  dafs  die  Erndte  eingebracht,  eilt  Alles 
aus  diesen  gefäbrlichen  Gegenden  nach  den  gesunderen 
Höhen  zurück,  und  selbst  die  Hirten  der  zahlreichen  Büf- 
felhcerden,  ungeachtet  sie  in  den  Sommer-Monaten  gesun- 
dere Punkte  unmittelbar  an  der  Küste  wählen,  leiden  doch 
von  dem  ausmergelnden  Malaria-Fieber. 

Zum  Theil  von  derselben  Beschaffenheit  ist  die  römi- 
sche Campagna  auf  der  Südseite  der  Tiber  und  an 
dem  Westfufse  der  sabinischen  Bergketten.  Aus  ihrer 
Nordhälfte  erhebt  sich  fast  kreisrund  das  Albaner  Gebirge 
im  Monte  cavo  zu  etwa  3000  F.  Höhe,  und  zwei  Seen,  der 
von  Castel  Gandolfo  und  der  von  Nemi,  die  kraterförmige 
unergründliche  Tiefen  füllen,  beweisen  seine  frühere  Yul- 
kanilät.  Die  Südhälfte  dagegen  ist  von  den  pontinischen 
Sümpfen  ausgefüllt,  die  ihrer  ganzen  Länge  nach  von  der 
Via  Appia,  die  Papst  Paus  VI.  hier  wieder  herstellte,  durch- 
zogen wird.  Hohe  Ulmen  und  riesenartige  Feigenbäume 
beschatten  die  Strafse  so  wie  die  Kanäle,  die  zur  Trok- 
kenlegung  dieser  Sümpfe  restaurirt  sind,  und  nicht  selten 
rankt  die  Weinrebe  von  der  einen  zur  andern  Seite  hinüber. 
Doch  umsonst  entwickelt  die  Natur  hicrselbst  eine  aufser- 
ordentliche  Ueppigkeit;  die  Aria  cattiva  vertreibt  die  Be- 
völkerung; nur  der  Büffel  weidet  in  dein  hohen  Grase, 
und  nicht  selten  lauert  in  dem  dichten  Gebüsch  der  Ban- 
dit auf  Beute. 

So  wie  man  den  südlichsten  Vorsprung  der  Montes 
Lepini  bei  Terracina,  im  Osten  des  Vorgebirges  Circello 
umgangen  hat5  scheint  man  in  andere  Regionen  versetzt 
zu  sein.  Hier  finden  sich  die  ersten  Palmen,  und  statt  der 
Olive,  welche  die  charakterisirende  Frucht  Mittel-Italiens 


736 

ist,  bedecken  schon  in  der  Ebene  von  Fondi  Orangen- 
haine den  Abhang  der  Gebirge.  Eine  laue  Luft  weht  vom 
Meere  herüber;  eine  üppige  Vegetation,  wie  man  sie  im 
mittleren  Italien  gar  nicht  kennt,  bedeckt  den  fruchtbaren 
Boden,  und  je  weiter  nach  Süden,  desto  auffallender  wird 
diese  Veränderung.  Den  Mittelpunkt  dieser- C am  pagna 
felice  bildet  die  Gegend  um  den  Golf  von  Neapel,  dessen 
herrliches  Amphitheater  eine  aufserordentliche  Bereicherung 
durch  die  beiden  Inseln  Ischäa  und  Capri  erhalten  hat. 
-An  seinen  Gestaden  steigen  zwei  gröfsere  isolirte  Berg- 
massen aus  der  Ebene  empor,  der  3500  F.  hohe  Vesuv 
und  das  4000  F.  hohe  Gebirge  von  Castellamare.  Nur  eine 
zweite  Ebene  läfst  sich  gewissermaafsen  diesem  herrlichen 
Panorama  zur  Seite  stellen;  es  ist  die  von  Catänia  auf 
Sicilien,  die  von  der  Giaretta  durchflössen,  auf  der  Nord- 
seite von  dein  10,000  F.  hohen  Monte  Gibello  oder  Aetna 
begrenzt  Avird,  und  eine  Vegetation  zeigt,  die  schon  der 
tropischen  ähnlich  ist. 

Ganz  Italien  ist  in  allen  seinen  Theilen,  hier  mehr 
dort  weniger,  jeder  Art  von  Aeufeerung  der  vulkanischen 
Kräfte  und  des  unter  der  oberen  Erdrinde  wirkenden  che- 
mischen Prozesses  unterworfen,  der  in  Trachyt-  und  Ba- 
saltgebirgen ,  in  warmen  Quellen  und  in  von  Zeit  zu  Zeit 
wenn  auch  nur  schwach  erfolgenden  Erschütterungen  des 
Bodens  zur  Erscheinung  kommt;  aber  der  merkwürdigste 
Schauplatz  dieser  Art  in  ganz  Europa  ist  das  südliche 
Italien,  das  fast  unaufhörlich  bewegt  ist  und  noch  jetzt 
thätige  Vulkane  enthält,  so  dafs  dieser  letztgenannte  Theil 
des  Landes  als  der  Mittelpunkt  eines  grofsen  vom  Caspi- 
schen  Meere  mitten  durch  das  mittelländische  Meer  hin- 
durch bis  in  den  Ocean  reichenden  Erschütterungskreises 
anzusehen  ist,  in  welchem  die  vulkanischen  Erscheinungen 
und  Erdbeben  sich  am  häufigsten  und  heftigsten  zeigen, 
während  das  nördliche  Italien  bis  zu  den  Alpen  hin  mehr 
wie  jedes  andre  in  derselben  Mitleidenhcit  stehende  Land 
im  sichtbarsten  Zusammenhange  mit  ihnen  steht.  Wir  uu- 


737 

terwerfen  daher  Italien  Ilinsichts  seiner  vulkanischen 
Erscheinungen  einer  besondern  zusammenhängenden 
Betrachtung,*)  womit  wir  zugleich  eine  Darstellung  seiner 
geognostischen  Verhältnisse  verbinden. 

Um  zuerst  von  Unter-Italien  und  insbesondere  von 
Campanien  zu  reden,  so  findet  man  auf  einer  von  Bari 
über  Benevent  und  Capua  bis  nach  den  Ponza  -  Inseln  ge- 
zogenen Linie  Schritt  vor  Schritt  die  Spuren  von  Erdbeben, 
die  sich  dort  fast  in  allen  Zeiten  wiederholt  haben.  Die 
in  diesen  Gegenden  aus  Kalkstein  bestehende  Kette  der 
Apenninen  selbst  und  im  Ganzen  zeigt  zwar  hier  so  wenig 
als  in  ihrem  übrigen  Zuge  Spuren  ehemaliger  Vulcanität;, 
allein  mehrere  einzelne  Punkte  neben  derselben  zeigen  sol- 
che Spuren  allerdings :  dahin  gehören  auf  der  Ostseite  dei* 
Gebirgskette  der  Berg  Vulture  bei  Melfi,  .der  ein  wirkliche 
Laven  enthaltender,  ausgebrannter  oder  ruhender  Vulkan 
ist,  und  auf  der  Westseite  der  Apenninen  der  Lacus  Am- 
sancti  unweit  Frigento,  der  aus  mehreren  kleinen  theils  von 
Regenwasser  erfüllten  theils  trocknen  Kesseln  besteht.,  an 
denen  mehr  oder  minder  heftiges  Aushauchen  von  Was- 
serstoffgas und  kohlensaurem  Gase  stattfindet.  An  der 
Südwestseite  der  Apenninen  aber,  durch  die  ganze  italieni- 
sche Halbinsel  finden  sich  diese  Spuren  noch  weit  häufiger 
und  zwar  am  häufigsten  und  entschiedensten  im  Süden  der 
vorhin  bezeichneten  Linie. 

Der  kleine  Gebirgszug,  der  von  den  Apenninen  &egen 
das  westliche  Meer  laufend  sich  mit  dem  wegen  seines 
Weines  berühmten  Berge  Massicus  endigt  und  da.s  glück- 
liche Campanien  im  Norden  begrenzt,  zeigt  ebenfalls  un- 
verkennbare Ueberbleibsel  altvulkanischer  Wirkungen  in 
den  hier  vorhandenen  Lavaströmen,  ausgebrannten  Vulka- 
nen, Gasexhalationen  und  Schwefelwasserquellen,  die  in 
einem   grofsen  Räume  Kalktuff  absetzen,  —   und  südlich 


*)  v.  Hoff,  Geschichte  der  natürlichen  Veräuderumj;en  der  Erd- 
oberfläche. Tb.  II.  S.  180  ff.,  221  ff.,  319  ff. 


738 

vom  Massicus,  westlich  von  Nola  und  Salerno  linden  wir 
mitten  in  der  Ebene  Campaniens  die  eigentlichen  brennen- 
den (Phlegräischen)  Felder,  einen  Punkt,  welcher  in  Hin- 
sicht der  vulkanischen  Bewegung  unter  allen  bekannten 
der  Erde  einer  der  thätigsten  seit  vielen  Jahrhunderten  ist. 
Der  Vesuv ,  das  Haupt  dieser  Gegend ,  hat  sich  seit  dem 
im  J.  79  unserer  Zeitrechnung  erfolgten  Ausbruch,  wo 
Plinius  das  Leben  verlor,  durch  seine  oft  furchtbaren  mit 
Erdbeben  verbundenen  Eruptionen,  von  denen  die  Nachrich- 
ten in  dem  Verhältnifs  zunehmen,  als  die  Zeit  sich  der 
unsrigen  nähert,  ausgezeichnet ;  aber  von  der  vulkanischen 
Thätigkeit  anderer  Punkte  in  seiner  Nähe  bestehen  Ueber- 
licferuugen  aus  noch  älterer  Zeit:  wir  erinnern  nur  an  die 
mit  dem  Namen  der  Phlegräischen  Felder  zusammenhän- 
genden Mythen,  an  die  seit  den  ältesten  Zeiten  bekannten 
Thermen  von  Bajae  und,  in  der  Nähe  von  Neapel,  an  den 
Averner  See,  den  Lacus  Acherusius,  die  Schwefelthermal- 
quellen  von  Pozzuoli,  und  besonders  an  die  seit  undenkli- 
chen Zeiten  brennende  Solfatara  nahe  bei  dieser  Stadt, 
woran  sich  westlich  von  den  Phlegräischen  Feldern  und 
eigentlich  als  Fortsetzung  derselben,  die  Inseln  Procida 
und  Ischia  (Pithecusae  der  Alten),  die  nach  Plinius  durch 
vulkanische  Ausbrüche  im  Meere  entstanden  und  unzwei- 
felhaft vulkanischer  Natur  sind,  anschliefsen. 

Das  südlicher  gelegene  Calabrien  ist  oft  wieder- 
kehrenden Erdbeben  unterworfen  und  hat  dieselben  fast 
immer  zugleich  mit  Sicilien  empfunden,  so  dafs  diese 
beiden  nur  durch  einen  schmalen  Meeresarm  geschiedenen 
Länder  zusammen  einen  besondern  untergeordneten  Er- 
schütterungsbezirk zu  bilden  scheinen,  auf  welchen  der  un- 
terirdische Gährungsprozefs  so  stark  wirkt,  dafs  er  sich 
daselbst  in  dem  Aetna  einen  der  gröfsten  Ausführungska- 
näle auf  der  Erde  gebrochen  und  durch  Jahrtausende  er- 
halten hat.  Die  eigentlich  vulkanische  Gegend  Siciliens 
ist  der  Calabrien  zunächst  und  gegenüber  liegende  Theil 
der  Provinz  Val-Demona,-  das  Urgebirgc  der  Insel  besteht 


739 

aus  Gebirgszügen  verschiedener  Formationen,  unter  denen 
die  Hauptkette  als  eine  Fortsetzung   der  Apenninen  anzu- 
sehen ist  und  sich  vom  Capo  grosso  an   durch   die  ganze 
Insel  zieht,   bis   an  ihre    südwestliche  Seite  westlich  von 
Sciacca;  aber  auch  dieser  Theil   zeigt,  seine  nahe  Verbin- 
dung mit  dem  Sitze  des  vulkanischen  Prozesses  auf  man- 
nigfaltige Weise.    Fast  alle  Quellwasser  Slciliens  enthalten 
mehr  oder  weniger  Kohlensäure,   Kochsalz,  Schwefelwas- 
serstoffgas, Eisen   und   andere  mineralische  Theile,   auch 
Naphtha  und  Bergöl ;  mehrere  dieser   Quellen    haben  eine 
hohe  Temperatur:  es  befinden  sich  deren,   worunter  meh- 
rere von  40 — 59°  R.  Temperatur,  bei  Catania,  ßiancavilla, 
Milo,  Aci  Reale,  Paterno,  Belpasso,  Termini,  Sclofani  süd- 
lich von  Termini  im  Val-di-Mazzara,  beim  Fort  Cefalu,  bei 
Ali,  um  den  Berg  Calogero  unweit  Sciacca  u.  m.  a.;  auch 
Calabricn  enthält  warme  Quellen,  z.  B.   bei  Fcroleto  und 
Santa  Eufemia.     In  der  Gegend  des  Calogero  dringen  an 
vielen  Punkten,  nebst  warmen  und  mineralischen  Quellen, 
Wasserdämpfe  und  Schwefeldampf  aus  dem  Boden  hervor. 
Bekannt  ist  auch  die  Erscheinung  der  sogenannten  Maca- 
lubi,  fünf  Miglien  im  Norden  von  Girgenti.    Dort  erhebt 
sich  eine  in  der  Mitte  wenig  vertiefte  und  von   einem  fla- 
chen Thale   umgebene   Fläche,  die    ungefähr    eine    halbe 
italienische  Meile  im  Umkreise  hat.    Der  niedrige  Fufs  der 
Kalksteinberge  über  Girgenti  ist  dort  mit  kleinen  Erhöhun- 
gen von  Kreidemergel  bedeckt,  auf  denen  Quarzkiesel  zer- 
streut liegen,  und  welche  dichten  und  krystallisirten  Gyps 
und  eine  Menge  von  Schwefelkies  enthalten.  Einige  Quellen 
dieser    Gegend   bringen   etwas    Naphtha    und    Bergöl    mit 
herauf.  Nach  anhaltendem  Regen  erhebt  sich  diese  Fläche, 
das  Wasser  weicht   den   Kreidemergel  auf  und  es  bildet 
sich   daselbst  ein    kleiner   schlammiger   See,    auf  dessen 
Oberfläche  überall  Luftblasen  aufsteigen,  die  Wasser  und 
Schlamm   emporwerfen.     Bei    trocknem   Wetter    trocknet 
dieser  Schlamm  ein  und  bekommt  Risse  nach   allen  Rich- 
tungen.  Dann  erheben  die  kleinen  Luftausströmungen  auf 


740 

der  ganzen  Fläche,  besonders  aber  in  ihrer  Mitte,  die 
trockne  Erdrinde  bis  auf  zwei  bis  drei  Fufs  Höhe;  diese 
spaltet  sich,  bricht  in  Stücke  und  man  sieht  runde  Löcher 
von  etwa  ein  Fufs  Durchmesser,  aus  denen  die  unterirdi- 
schen Gasströme  den  frisch  aufgeweichten  Kreidemergel 
hervorspritzen.  Dies  geschieht  zuweilen  mit  ziemlichem 
Geräusch  und  es  bilden  sich  von  dem  emporgeworfenen 
und  nach  allen  Seiten  abfliegenden  Schlamme  kleine  ab- 
gestumpfte-Kegel.  Die  ganze  Fläche  ist  mit  solchen  klei- 
nen Kegeln  besetzt,  die  oft  nur  zwei  bis  drei  Fufs  von 
einander  entfernt  stehen.  Hier  und  da  bleiben  auch  kleine 
Wasser-  und  Schlamm-Tümpfel  stehen,  die  immerfort  Bla- 
sen auswerfen,  gleich  als  wenn  sie  kochten.  Ist  alles  aus- 
getrocknet, dann  setzt  sich  auf  dem  erhärteten  Schlamm 
Salz  ab,  auch  etwas  Bergöl,  welches  dort  immer  auf  der 
Oberfläche  des  Wassers  schwimmt. 

Das  Phänomen  des  Gasausblasens  findet  sich  aber  in 
Sicilien  nicht  blos  an  diesem  Orte,  sondern  auch  noch  an 
einigen  andern.  Drei  italienische  Meilen  weiter  gegen  Nor- 
den und  acht  von  Girgenti  z.  B.  in  der  Campagna  Bissana 
sind  unzählige  kleine  Hügel  von  Kreidemergel,  jeder  mit 
einem  Loche  in  der  Mitte,  welche  durch  Gasausblasen 
gebildet  worden  sind ;  einige  solcher  Hügel  bei  Terrapilata 
unweit  Caltanisetta  sollen  bei  Erdbeben,  die  Sicilien  treffen, 
jederzeit  Risse  bekommen,  die  sich  weit  von  ihnen  ab  er- 
strecken. Von  anderen  Gasexhalationen,  wie  dem  Lago 
Naftia  bei  Palagonia,  werden  wir  im  Zusammenhange  mit 
den  Heilquellen  bei  Sicilien  reden. 

Mit  dem  bisher  betrachteten  Mittelpunkte  der  mittel- 
meerischen  Vulkan-Linie  steht  nun  auch  das  übrige  Italien 
seitwärts  von  jener  Linie  im  sichtbarsten  Zusammenhang, 
der  sich  längs  der  ganzen  apenninischen  Halbinsel  parallel 
mit  ihrer  durch  die  Apenninenkette  bestimmten  Form,  zeigt. 
Es  ist  daher  noch  übrig,  der  Seitenrichtung  der  hierher 
gehörenden  Erscheinungen  von   dem  Punkte   an,   wo  wir 


741 

ausgingen,  etwa  in  der  Breite  von  Rom,  bis  zu  dem  Fufse 
der  Alpen  nachzugehen. 

Die  Spuren  von  vulkanischem  Boden  ziehen  sich  ohne 
Unterbrechung  ;von  den   Pontinischen   Sümpfen    an    durch 
den  ganzen  Kirchenstaat.    Das  Albanergebirg  besteht 
bekannt  erweise  fast  ganz  aus  altvulkanischen  Substanzen, 
ohne  dafs  von  vulkanischer  Thätigkeit  in  demselben  wäh- 
rend der  historischen  Zeit  etwas  bekannt  wäre.     Hinsichts 
der  physischen  Beschaffenheit  des  Bodens  der  Stadt  Rom 
selbst  und  der  nächsten  Gegend  um  dieselbe,  'über  welche 
die  Meinungen   der  Naturforscher  eine  Zeit  lang   getheilt 
gewesen,  scheint  aufser  Zweifel,  dafs  Niederlagen    vulka- 
nischer, in  der  Nähe  von  Rom  ausgeworfener   Substanzen 
dort  von  dem  alten  Meere  zusammengeführt  und  befestigt, 
den  Boden  der   Stadt  zum  grofsen  Theil  gebildet  haben; 
denn  Spuren  eigentlicher  Lavaströme  findet  man   dort  in 
der  Nähe  nicht,  sondern  allein  weiter  südlich   bei  Capo  di 
Bove  nach  dem  Albaner- Gebirge  zu:  aber  die  vulkanischen 
Tuffe  liegen   vom  Cap  Miseno  bis  Radicofani   regelmässig 
über  die  weitesten  Flächen  verbreitet.    Von  warmen  Quel- 
len im  Umkreise  von  Rom   bestehen   zwar  ältere  Sagen, 
doch  sind    die    Quellen    selbst  verschwunden ;    auch  noch 
östlich  won  Tivoli  ziehen  sich  Niederlagen  von  vulkanischen 
Substanzen  bis  tief  in  die  Thäler  der  Apenninen. 

Der  Zug  des  basaltischen  und  altvulkanischen  Gebir- 
ges wird  durch  die  Umgebungen  des  Sees  von  Bracciano, 
der  Stadt  Viterbo,  des  Sees  von  Bolsena  und  durch  die 
Gegend  von  Radicofani  bis  in  das  Florentinische  be- 
zeichnet. Ihn  begleiten  zu  beiden  Seiten  die,  zum  Theil 
durch  mächtige  hepatische  Gasausströmungen  ausgezeich- 
neten Schwefelquellen  und  warme  Quellen  des  Lago  di 
Bagni  oder  Solfatara  zwischen  Rom  und  Tivoli,  am  See 
von  Bracciano,  bei  Civita-vecchia  und  Tolfa,  dann  näher 
an  dem  Rücken  der  Apenninen  die  von  Nocera  und  Gualdo; 
im  Florentinischen  die  warmen  Quellen  bei  San  Filippo  un- 
weit Radicofani,  bei  Massa  di  Marcmma,  Castel  nuovo  di 


742 

Val  ili  Cecina,  Monte  Cervoli,  Bagnia-Ripoli  unweit  Florenz, 
Noce  im  Pisaniscben,  die  berühmten  Bäder  von  Pisa,  die 
Erdfeuer  bis  Pietra  Mala,  ßarigazzo  und  an  mehreren  Or- 
ten im  Modenesischen,  im  Bolognesischen  bei  La  Serra 
de  Grilli,  im  Pamesanischen  bei  Lesignano  di  Torre  chiara 
und  bei  Vclleja  unweit  Piacenza.  Diese  Erdfeuer,  die  ent- 
weder permament  brennen  oder  bei  Annäherung  von  Luft 
sich  sogleich  entzünden,  finden  sich  gerade  um  den  Punkt, 
wo  der  Zug  der  vulkanischen  Erscheinungen  in  seiner  von 
Südost  nach  Nordwest  gehenden  Hauptrichtung  die  dort 
fast  ganz  von  Osten  nach  Westen  gebogene  Apenninen- 
kettc  durchschneidet.  Wir  werden  auf  dieselben,  welche 
als  spontane  Kohlenwasserstoifgasquellen  anzusehen  sind, 
am  geeigneten  Orte  zurückkommen ;  bis  jetzt  werden  sie  we- 
der medizinisch  noch  technisch  benutzt,  aufser  dafs  die 
Hirten  sich  und  ihr  Essen  an  denselben  wärmen:  nur  die 
Bewohner  Barigazzo's,  eines  Dorfes  in  der  Provinz  Gar- 
fagnana,  verwenden  nach  Valentini*)  die  Gluth  eines 
solchen  Erdfeuers  seit  langer  Zeit  sehr  geschickt  zum 
Kalk-  und  Ziegelbrennen. 

Noch  eine  andere  Erscheinung  begleitet  diesen  Zug, 
welche  ebenfalls  dazu  dient,  seine  Eigenthümlichkeit  zu 
bezeichnen,  nämlich  die  der  sogenannten  Salse,  auch  Gor- 
gogli,  Bollitori,  Luft-  oder  Schlammvulkane  genannt,  die 
mit  denen  der  vorhin  erwähnten  Macalubi  in  Sicilien  über- 
einkommt :  von  diesen  finden  sich  mehrere  auf  einem  mit 
der  Richtung  der  Apenninenkette  parallel  laufenden  und. 
zu  dem  nördlichen  Fufse  derselben  gehörenden  Striche, 
von  der  Gegend  von  Imola  an  bis  in  die  von  Parma,  wie 
bei  Imola,  Sassuno  (südwestlich  von  Bologna),  Maina,  Ni- 
rano,  Monte-Gibbio,  Sassuolo  bei  Reggio,  Querzuola,  Ca- 
sola  im  Modenesischen  und  Torrechiara  im  Parmesanischen. 
In  der  Nähe  einiger  dieser  Orte  sind  auch  Erdoelcuiellen. 

Nörd- 


*)  Vojii^e  en  Italic.  1826.  p. -344. 


743 

Nördlich  von  den  Apenninen  unterbricht  das  g-rofse 
Thal  des  Po  mit  seinen  breiten  Niederungen  die  Gebirgs- 
züge aller  Art ;  aber  jenseits  desselben,  sobald  der  Boden 
wieder  ansteigt,  erheben  sich  wieder  Basaltgebirge  und  mit 
ihnen  erscheinen  auch  die  warmen  Quellen  von  Neuem: 
diese  letzteren  vorzüglich  am  östlichen  Ende  der  Vorge- 
birge der  Alpenkette,  bei  St  Michel  und  Caldiero  im  Ve- 
ronesischen,  und  bei  Abano  am  Fufse  der  Euganeen.  Was 
die  auf  der  südlichen  Seite  der  Alpen  befindlichen  Berge 
betrifft,  in  denen  eine  vormals  vulkanische  Beschaffenheit 
erkannt  wird,  so  sind  die  Meinungen  der  Naturforscher 
getheilt  gewesen,  und  wenn  auch  mehre  Punkte,  die  von 
Einigen  als  eine  vulkanische  Einfassung  des  südlichen  Fu- 
fses  der  Alpen  beweisend  angeführt  worden,  unzweifelhaft 
wenigstens  Basalt-  und  Phonolithberge  sind,  so  erwarten 
doch  andere  noch  eine  nähere  Untersuchung  in  dieser  Hin- 
sicht. Sie  reihen  sich  von  Osten  nach  Westen  in  folgen- 
der Ordnung  an  einander:  die  östlichsten  sind  die  bekann- 
ten Euganeen  bei  Padua,  über  deren  altvulkanische  Natur 
wohl  kein  Zweifel  mehr  obwaltet ;  hierauf  folgen  die  Monti 
Berici  und  die  Gegend  von  Ronca  zwischen  Verona  und 
"Vicenza;  dann*  der  Basalt  vom  Monte  Baldo  zwischen 
dem  westlichen  Ufer  der  Etsch  und  dem  östlichen  des 
Gardasees :  merkwürdig  ist,  dafs  dieser  See  selbst  an  ei- 
nem Theile  seiner  östlichen  Seite  Gasblasen  aufwirft,  in 
welchen  man  kohlensaures  Gas  und  Schwefelwasserstoff- 
gas erkannt  hat.  Im  Brescianischen  will  man  ebenfalls 
Spuren  von  altvulkanischen  Gesteinen  gefunden  haben; 
eben  so  in  der  Gegend  von  Albino  in  der  Valle  Seriana 
und  in  einem  Seitcnthale  davon,  Val  Bondionc ;  desgleichen 
unweit  Lugano,  dann  in  den  kleinen  Bergen  bei  Grantola 
und  Cunardo  zwischen  dem  Lago  di  Lugano  und  Lago 
maggiore,  und  endlich  auf  der  Westseite  des  Lago  mag- 
giore  am  Berge  Simmolo  bei  Intra.  —  Uebrigens  sind  auf 
dem  ganzen  bisher  verfolgten  Zuge  und  zu  seinen  bei- 
den Seiten,  in  gröfserer  oder  geringerer  Entfernung,  Erd- 
111.    Theil.  Bbb 


744 

erschütterungen  eine  nicht  ungewöhnliche,  auch  nicht  selten 
mit  ziemlicher  Heftigkeit  sich  äufsernde,  Erscheinung. 

Der  westliche  und  südliche  Theil  der  Alpenkette  er- 
streckt sich  durch  Sa voyen  und  Piemont  gegen  Süden 
fast  in  die  mittehneerische  Vulkanregion  hinein  und  ver- 
flacht sich  mit  seinem  westlichen  Abhänge  in  das  ganz 
vulkanische  südliche  Frankreich.  Von  den  hier  vorkom- 
menden Thermen  erwähnen  wir  nur  die  warmen  Quellen 
von  Aix  in  Savoyen,  die  ab-  und  zunehmende  mit  unterir- 
dischem Getöse  zu  Tage  kommende  Fontaine  de  merveil- 
les  zwei  Meilen  von  Chambeiy,  die  warinen  Bäder  von 
Vinadio  in  der  Piemoutesischen  Provinz  Coni  und  die  Bä- 
der von  Acqui  in  Montferrat.  Auch  von  Erderschütteruri- 
gen  längs  dieser  Kette  finden  sich  häufige  Beispiele ;  bei 
dem  Erdbeben  vom  1.  November  1755,  welches  in  dieser 
Gegend  mitempfunden  wurde,  blieb  die  Salzquelle  zu  Sa- 
lins  im  Tarantaise  48  Stunden  lang  aus  und  brach  dann 
mit  einer  grösseren  Wassermasse  als  vorher  wieder  her- 
vor, und  bei  demselben  Erdbeben  erkalteten  die  Thermen 
von  Aix  plötzlich  und  erhielten  erst  nach  Verlauf  von  vier 
Tagen  ihre  gewöhnliche  Wärme  wieder. 

Ueber  die  geognos  tischen  Verhältnisse  der  Alpen, 
insofern  sie  zu  Italien  gehören,  verweisen  wir  auf  die  Ein- 
leitung zu  den  Schweizerischen  Heilquellen,  an  die  sich  die 
italienischen  Oberitaliens  zunächst  anschläefsen;  für  die 
geognostische  Beschaffenheit  der  Apenninen  -  Kette  hat 
Hausmann*)  folgende  Sätze  aufgestellt: 

1.  Urgebirge  kommt  nicht  vor,  als  etwa  am  südlich- 
sten Ende,  wenn  anders  der  Granit  und  Gneus  der  Ma- 
remme  und  der  Inseln  Giglio  und  Elba  nicht  der  Ueber- 
gangszeit  angehört. 

2.  Uebergangsgebirge  setzt  dagegen    die  Apenninen- 


*)  v.  Leonhard's  miueral.  Taschenbuch.  1823.  S.  6S4  —  702. 
Vergl.  Hausmann  in:  Göttinger  gel.  Anzeigen  1819.  233  ff.  und 
v.  Leonhard's  Taschenbuch.  1821.  XV.  S.  562.  563. 


745 

kette  hauptsächlich  zusammen:  Grauwacke,  Thonschiefer, 
Kieselschiefer,  Talkschiefer,  Kalkstein,  bald  dicht,  bald 
krystalliuisck-körnig  (Marmor),  bald  dicht  und  breccienar- 
tig  (Breccien- Marmor  von  Serravezza),  endlich  Gabbro 
und  Serpentin,  nicht  in  bestimmter  Lagerungsfolge,  son- 
dern mannigfach  mit  einander  wechselnd. 

3.  Von  altern  Flötzgebirgen  kommt  nur  ein  dichter, 
weifser  Kalkstein  (Apenninenkalk)  vor,  welcher  dem  Jura- 
kalke am  ehesten  zu  entsprechen  scheint,  aber  weder  durch 
seine  Ueberlagerungsverkältnisse,  noch  durch  vorkommende 
Versteinerungen  hinreichend  charakterisirt  ist.  Er  ist  von 
Toscana  bis  Neapel  fast  allein  herrschend. 

4.  Tertiäre  Gebirge  sind  allverbreitet  am  Fufse  der 
Apenninen.  Sie  erscheinen  als  Mergel,  Thon,  Sandstein, 
Sand  und  gröbres  Conglomerat,  wovon  die  ersteren  zahl- 
lose Konchylicnreste  enthalten. 

Italien  birgt  in  seinem  Schoofse  eine  grofse  Anzahl 
von  Heilquellen,  wovon  wir  bereits  im  Vorhergehenden  ge- 
legentlich mehrere,  besonders  heifse  Quellen,  erwähnt  ha- 
ben ;  letztere ,  worunter  mehrere  von  sehr  hoher  Tempera- 
tur, entspringen  in  einem  concentrischen  Halbkreise  mit  den 
Thermen  Deutschlands  vorzugsweise  da,  wo  vulkanische 
Kräfte  noch  jetzt  thätig  sind,  oder  unverkennbar  thätig 
waren,  aus  Lava- Gesteinen  (Sicilien,  Lipari,  Volcano, 
Neapel,  Gegend  von  Rom),  oder  aus  damit  verwandten 
Basaltgjbirgen  (Euganeeu,  Padua,  Vicenza,  Verona),  ohne 
dafs  hierbei  das  Mitvorkommen  ursprünglich  kalter  Mine- 
ralquellen ausgeschlossen  wäre.  Zwar  entspringen  auch 
in  Savoyen  und  an  andern  Orten  heifse  Quellen  aus 
Urgebirgen ,  wo  vulkanische  Gesteine  in  der  Nähe  nicht 
vorkommen;  doch  ist  jene  Erscheinung  für  die  Cen- 
tralgegend  des  Alpengebirges  als  eine  sehr  gewöhnliche 
bereits  früher  nachgewiesen.  Das  Hervorkommen  heifser 
Quellen  aufserhalb  des  Bereichs  dieser  Fälle  ist  seltener. 
Nächst  diesen  sind  am  häufigsten  Schwefelquellen  und 
schwefelhaltige  Salzquellen,  die  zwar  aus  Gebirgsformatio- 

Bbb2 


746 

nen  jeden  Alters  und  fast  jeder  Art  zu  Tage  kommen, 
aber  vorzugsweise  und  mit  Ausschlufs  anderer  den  tertiären 
Bildungen  zustehen.  Fast  allerwärts  in  den  Vorbergen 
der  Apenninen,  so  weit  sich  daran  die  Subapenninenfor- 
mation  erhebt,  trifft  man  Quellen  und  Tümpel  an,  welche 
durch  ihren  Schwefellebergeruch  weithin  ihr  Dasein  und 
einen  Theil  ihrer  Bestandteile  verrathen$  nich  selten  sind 
ihnen  einige  bituminöse  Theäle  beigemengt.  Aber  manche 
vertrocknen  im  Sommer,  andere  sind  so  wenig  wasserreich, 
dafs  sie  schon  um  deswillen  nicht  benutzt  werden  können. 
Ihres  widerlichen  Geruchs  wegen  erhalten  sie  von  den 
Landleuten  die  Namen:  Puzzo,  Puzzuolo  u.  s.  w.  Sonst 
steht,  vielleicht  mit  Ausnahme  von  kräftigen  Säuerlingen, 
deren  verhältnifsmäfsig  wenige  in  Italien  vorkommen,  das 
schöne,  mit  allen  Reizen  der  Natur  und  Kunst  geschmückte 
und  sich  eines  milden  und  gesunden  Klimas  erfreuende 
Land,  das  besonders  für  den  Gebildeten  durch  grofse  his- 
torische Erinnerungen  anziehend  ist,  keinem  andern  an 
Menge  und  Wirksamkeit  seiner  Mineralquellen  nach ;  aber 
viele  derselben  sind  entweder  gar  nicht  benutzt  oder  nur 
mit  dürftigen  Einrichtungen  zu  ihrer  Benutzung  verse- 
hen, obwohl  es  in  letzterer  Beziehung  freilich  im  Alter- 
thum,  wo  dieser  Naturschatz  gehegt  und  gepflegt  und  die 
Umgebungen  der  Heilquellen  zu  freundlich  heimischen  Wohn- 
sitzen eingerichtet  waren,  sich  anders  verhielt.  Und  wie 
in  praktischer,  waren  sie  auch  in  wissenschaftlicher  Hinsicht 
lange  vernachlässigt.  Zwar  hat  Pietro  Paganiniim  J.1827 
eine  vollständige  Aufzählung  der  italienischen  Mineralquellen 
versucht:  er  hat  ihre  äufseren  Verhältnisse,  ihre  physischen 
Eigenschaften,  ihre  chemische  Zusammensetzung  und  ihre 
therapeutische  Anwendung  nach  den  vorhandenen  Materia- 
lien nachgewiesen  und  seiner  Schrift  ein  Verzeichnifs  der 
sehr  zahlreichen  literarischen  Erscheinungen  über  die  ein- 
zelnen Quellen  beigefügt.  Aber  man  vermifst  in  dieser 
Arbeit  neuere  Analysen,  indem  die  mitgetheilten  gröfsten- 
theils  aus  einer  Zeit  herstammen,  wo  das  chemische  Wis- 


747 

seil  noch  weit  unter  seinem  jetzigen  Standpunkte  sich  be- 
fand, weshalb  auch  manche  dieser  altern  Ergebnisse  durch 
neuere  Untersuchungen  gänzlich  widerlegt  worden ;  auch 
mufs  man  bedauern,  hier  nur  die  qualitativen  und  selbst  bei 
den  bessern  neuern  Analysen  keine  quantitative  Angabe 
der  Bestandteile  der  Quellen  zu  finden.  Diese  Lücke  ist 
indessen  in  neuerer  Zeit  zum  Theil  und  auf  die  würdigste 
Weise  ausgefüllt.  Die  frühere  Vernachlässigung  der  Ge- 
sundbrunnen und  Seebäder  der  Halbinsel  Seitens  der  Be- 
hörden hat  einer  erfreulichen  Theilnahme,  die  man  ihnen 
neuerdings  zugewandt,  Platz  gemacht.  Nach  dieser  Seite 
hin  hat  die  österreichische  Regierung  im  Lombardisch- 
Venetianischen  Königreich  in  neuerer  Zeit  ein  aufmuntern- 
des Beispiel  gegeben;  seitdem  hat  Toscana  diesen  Weg- 
eifrig  verfolgt,  und  wenige  Staaten  dürften  in  Bezug  auf 
ihre  Heilquellen  so  gute  Werke  besitzen,  als  der  eben  ge- 
nannte, in  welcher  Beziehung  wir  nur  an  Giulj's  vor- 
treffliche Arbeit  erinnern  wollen;  im  Römischen  haben 
Manni,  im  Neapolitanischen  Sementini,  in  Sicilien 
Furitano  schätzbare  Arbeiten  über  Gesundbrunnen  ver- 
ötfentlicht.  Dennoch  fehlt  noch  viel,  und  es  ist  nicht  zu 
leugnen,  dafs  die  italienischen  Heilquellen  im  Allgemeinen 
keinesweges  eine  so  wirksame  Theilnahme  und  Unterstüt- 
zung von  Seiten  des  Staats  und  Publikums  finden,  als  dies 
z.  B.  in  Deutschland  zu  geschehen  pflegt. 

Wie  in  Deutschland,  dient  ein  Theil  der  Bäder  den 
Kranken  Italiens  zur  Heilung ,  ein  anderer  wird  mehr  als 
Erholungsort  besucht;  aber  in  Ansehung  der  Lebensweise 
an  letzteren  ist  ein  grofser  Unterschied  zwischen  Deutsch- 
land und  Italien.  So  gehören  z.  B.  Abano,  Recoaro,  Lucca 
und  Ischia  zu  den  besuchtesten  Bädern  Italiens:  aber  nur 
die  beiden  ersten  sind  ausschliesslich  von  Kranken  besucht; 
das  anmutbige  und  gesunde  Klima  der  zwei  letztgenann- 
ten Orte  bestimmt  viele  italienische  Familien,  die  keine 
Landgüter  haben,  einen  Theil  des  Sommers  daselbst,  wie 
auf  dem  Lande ,  zuzubringen ,  daher  man  auch  nur  dort 


748 

einige  Bequemlichkeiten  und  Gelegenheit  zu  Vergnügungen 
findet.  Die  Bäder  von  Lucca  namentlich  sind  für  Italien 
das,  was  die  Pyrenäenbäder  für  Frankreich  sind,  und  der 
Italiener  spricht  mit  Entzücken  von  ihrer  schönen  Lage 
und  Einrichtung.  Gleichwohl  darf  man  nicht  glauben,  dafs 
es  Orte  des  Wohllebens  und  der  Schwelgerei  seien,  wie 
so  viele  der  deutschen  Badeorte,  aus  denen  mancher  krank 
zurückkehrt,  der  gesund  dahin  gegangen  ist.  Keine  Bank, 
kein  Hazardspiel  giebt  Gelegenheit,  die  mühsame  Erspar- 
nis vieler  Jahre  in  einem  Abende  zu  verlieren,  und  zu- 
gleich die  durch  lange  Kuren  wieder  erlangter  Ge- 
sundheit in  Folge  psychischer  Affection  einzubüfsen.  Auch 
andere  die  Gesundheit  wenigstens  nicht  fördernde  Einrich- 
tungen mancher  grofsen  Bäder  fehlen  hier.  Ruhe,  Sorgen- 
freiheit, einige  Abwechselung  in  der  Unthätigkeit ,  eine 
reine  Luft,  eine  heitere  natürliche  Umgebung  ist  alles, 
was  der  Italiener  wünscht.  Aber  auch  nicht  leicht,  wenige 
Bäder  ausgenommen,  steigt  die  Anzahl  der  jährlich  ein- 
treffenden Fremden  auf  mehr  als  400 — 600   Personen. 

Am  wenigsten  sind  die  Schwefelquellen  der  Vorthäler 
der  Apenninen  besucht,  und  darum  entbehrt  man  daselbst 
aller  Bequemlichkeit,  die  indessen  auch  bei  sehr  besuchten 
zuweilen  vermifst  wird.  Bei  der  Beschreibung  der  einzel- 
nen Bäder  wird  auch  auf  die  äufsern  Einrichtungen  und 
Verhältnisse  derselben  Rücksicht  genommen  werden. 

In  Beziehung  auf  die  Erforschung  der  Wirksamkeit  der 
Heilquellen  herrschen  auch  inItalien  dieselben Uebelstände,  wo- 
rüber auch  in  andern  Ländern  häufig  geklagt  wird,  dafs  näm- 
lich verhältnifsmäfsig  nur  wenige  Kurgäste  ärztlichen  Rath 
verlangen,  sondern  entweder  von  auswärtigen  Aerzten  in 
die  Bäder  gesandt,  des  Raths  der  Badeärzte  nicht  zu  be- 
dürfen vermeinen,  oder  auch  sehr  häufig  ohne  alle  Anwei- 
sung sich  dahin  begeben.  Dazu  kommt,  dafs  die  Badezeit 
nur  wenige  Wochen  dauert:  die  Badegäste  reisen  ab, 
verlieren  sich  in  die  weite  Welt,  und  der  Badearzt  hört 
um  so  weniger  etwas  über  dieselben,  als   sie  sehr  häufig 


749 

fremden,  weit  entfernten  Nationen  angehören,  und  nur  in 
den  seltensten  Fällen  wieder  zurückkehren,  so  dals  der  Arzt 
sich  von  den  Wirkungen  der  Heilquellen  vergewissern 
könnte.  Und  doch  gehören  die  Uehel,  gegen  welche  am 
meisten  italienische  Heilquellen  hcnutzt  werden,  zu  den 
hartnäckigsten  chronischen  Krankheiten ! 

Es  ist  hier  der  Ort,  über  das  Klima  Italiens,  wodurch 
der  Erfolg  einer  Brunnenkur  so  wesentlich  bedingt  wird, 
Einiges  anzuführen.  Zwar  sind  die  Verhältnisse,  unter  de- 
nen eine  Oertlichkeit  vor  der  andern  für  diese  oder  jene 
Krankheitszustände  sich  heilbringender  zeige,  noch  nicht 
gehörig  in  ihren  Gründen  ermittelt;  doch  hat  Brera  neu- 
erlich einen  sehr  schätzbaren  Beitrag  dazu  geliefert,  *)  dem 
wir  daher  auch  im  Wesentlichen  folgen. 

Das  im  Allgemeinen  gemäfsigte  und  feuchte  Klima 
Italiens  ist  mehreren  Abstufungen  unterworfen,  nach  der 
verschiedenen  Lage  der  Orte  an  der  einen  oder  andern 
Seite  der  Apenninen  und  des  nördlichen  Auslaufens  dieses 
Gebirges  gegen  das  mittelländische  und  adriatische  Meer. 
Rom  steht  gleich  weit  von  den  Bergen  und  dem  Meere  ent- 
fernt; Neapel  und  Nizza  erheben  sich  unmittelbar  zwischen 
den  Bergen  und  dem  Meere;  Pisa  ist  drei  Meilen  weit 
vom  Meere  entfernt,  aber  es  hat  die  toskanischen  Hügel, 
einen  Anfang  der  Apenninen  in  der  Nähe;  am  Fufse  der- 
selben liegt  Florenz ,  und  Venedig  erhebt  sich ,  fern  von 
Bergen  und  Hügeln,  einige  Meilen  rings  vom  adriatischen 
Meere  umgeben. 

Diese,  so  wie  Padua,  sind  die  von  den  Fremden  vor- 
zugsweise wegen  ihres  Klimas  begünstigten  Städte.  Brera 
theilt  die  mittlere  Wintert emperatur  derselben,  wie  sie 
Messungen  in  den  Jahren  1830  und  1831  ergaben,  in  fol- 
gender Uebersicht  mit: 


*)  Val.  Lud.  Brera,  lsclil  und  Venedig  in  ihrer  heilkräftigen 
Wirksamkeit  dargestellt  und  verglichen  etc.  A.  d.  Ital.  H.  H.  Beer. 
Wien  183S.  —  Vergl.  auch:  A.  W.  F.  Schultz,  die  Heilquellen  bei 
Neapel  etc.    Berlin  1837.  Einleitung. 


750 

Novbr. :  Dec:    Jan.:    Febr.:  März:    April:    Mittelzahl 

d.  halben  J. : 

Rom  .    .  11,91  7,83  6,96  7,76  8,91  10,84  9,04 

Neapel   .  10,00  8,22  6,44  7,33  8,89  11,11  8,66 

Nizza      .  9,64  7,38  6,16  7,55  8,64  11,11  8,41 

Pisa  .     .  9,02  6,67  5,33  7,16  8,68  10,80  7,94 

Venedig  9,33  6,67  4,00  5,77  7,11  10,67  7,26 

Florenz  6,83  4,32  2,07  4,18  6,73  10,32  5,74 

Padua    .  6,49  3,05  3,26  3,51  7,03  10,45  5,63 

Indessen  genügen  einfache  thermometrische  Messungen 
noch  nicht,  um  den  Einflurs  eines  Klimas  auf  die  Gesund- 
heit und  verschiedene  Krankheitszustände  zu  würdigen; 
es  müssen  dabei  noch  andere  Momente  berücksichtigt  wer- 
den. Von  Neapel,  Nizza  und  Venedig  wird  in  dieser  Be- 
ziehung später  bei  der  den  Seebadern  gewidmeten  Abthei- 
lung, wo  auch  die  Strandkuren  erörtert  werden  sollen,  von 
Pisa  bei  der  Darstellung  seiner  Mineralquellen  (S.  weiter 
unten  den  IV.  Abschnitt  der  gegenwärtigen  Abtheilung: 
Toseana)  ausführlich  die  Rede  sein:  wir  wollen  daher  hier 
nur  bei  einer  Prüfung  der  übrigen,  der  oben  gegebenen 
Temperatur-Skala  folgend,  eiuen  Augenblick  verweilen. 

Rom,  welches  den  ersten  Platz  auf  der  Temperatur- 
Skala  einnimmt,  hat  im  Winter  die  beste  Temperatur ;  doch 
friert  es  in  manchem  Winter  und  es  fällt  zuweilen  viel 
Schnee,  wie  es  im  J.  1833  geschah,  Die  Süd-  und  Nord- 
winde, die  daselbst  wechselsweise  wehen,  bringen  grofse 
Veränderungen  in  der  Temperatur  selbst  und  in  der  phy- 
sikalisch-chemischen Beschaffenheit  der  Atmosphäre  hervor. 
Die  Südwinde,  welche  vom  Meere  her  wehen,  bestreichen 
die  ungesunden  Sümpfe  an  der  Tiber- Mündung,  und  die 
Nordwinde,  welche  vom  adriatischen  Meere  über  die  schnee- 
bedeckte Apenninenkette  wehen,  schwängern  die  römische 
Atmosphäre  mit  gefährlichen  Miasmen  und  Wasserdämpfen; 
daher  schaden  die  dichten  und  sehr  häufigen  Nebel  dieser 
ausgezeichneten  Stadt  der  Heilsamkeit  ihres  Klima's,  und 
machen  sie  oft  zum  lieerde  sehr  verderblicher  Wechselfie- 


751 

i 
ber.  Im  Allgemeinen  fangt  der  Winter  in  Rom  mit  Nord- 
imd  vorzüglich  Nordwestwinden  an,  welche  eine  empfindliche 
Kälte  mit  sich  Dringen.  Stellen  sich  dann  Süd-  und  vor- 
züglich Südostwinde  ein,  so  fühlt  man  eine  sanfte  Tempe- 
ratur. Diese  Winde  wehen  abwechselnd  bis  Anfangs 
März,  zu  welcher  Zeit  wieder  Nordwinde  einzutreten  pfle- 
gen, die  von  neuem  eine  zwar  kurzdauernde,  aber  sehr 
empfindliche  und  gefährliche  Kälte  erzeugen.  Da  Rom  auf 
mehreren  Hügeln  gebciut  ist,  so  ist  das  Gehen  in  den  Stra- 
fsen  mühsam.  Wenn  man  in  Rom  einen  Palast,  eine 
Yilla  oder  eine  Kirche  besuchen  will,  so  langt  man  ge- 
wöhnlich in  Schweifs  gebadet  an.  Der  Wind  und  die 
Kälte  unterdrücken  die  unsichtbare  Hautausdünstung  ge- 
waltsam ,  veranlassen  die  Entwickelung  von  Entzündungs- 
prozessen in  gesunden,  und  verschlimmern  die  Krankheiten 
der  Athmungsorgane  in  schon  erkrankten  Individuen. 

Man  kann  aus  dem  Gesagten  mit  Grund  behaupten, 
dafs  das  römische  Klima  im  Winter  milde,  aber  erschlaf- 
fend und  drückend  sei.  Die  Temperatur  Roms  sieht  Brera 
als  die  erste  Italiens  an,  die  gleich  auf  die  von  englischen 
Aerzten  so  sehr  angerühmte  Temperatur  der  Insel  Ma- 
deira folgt.  Dennoch  ist  die  Atmosphäre  daselbst  sehr 
feucht  und  erschlaffend ,  so  dafs  sie  entzündlichen  Brust- 
leiden vorzugsweise  zusagt.  Nur  der  im  Winter  zuweilen 
herrschende  Nordwind  stört  den  günstigen  Eindruck  dieses 
äufserst  gemäfsigten  Klima's.  Auch  die  Südwinde,  die  zu- 
weilen im  Winter  herrschen,  verschlimmern  jedes  Brust- 
leiden ;  der  Sirocco  endlich  erschlafft  und  schwächt  die 
Kranken,  wenn  sie  nicht  sehr  reizbar  und  vollblütig  sind, 
in  welchem  Falle  sie  sich  hierdurch  bedeutend  erleichtert 
fühlen.  Die  Wirkungen  dieses  Windes  auf  den  Organis- 
mus sind  denen  durch  den  Nordwind  erzeugten  gerade 
entgegengesetzt.  Die  verderblichen  Wechselßebcr,  die  so 
häufig  in  der  heifsen  Jahreszeit  in  Roms  Umgebungen 
herrschen,  finden  ihre  vorzüglichste  Ursache  in  einer  ähn- 
lichen Unregelmäfsigkcit  der   römischen  Atmosphäre,  und 


752 

der  Römer  hält  sie  auch  wirklich  für  Wirkung  der  Mala- 
ria. Im  Winter  zeigen  sich  dann  Brustentzündungen  von 
raschem,  oft  tödtlichem  Verlaufe,  die  häufig  mit  Unterleibs- 
leiden complicirt  sind.  Die  Lungenschwindsucht  mit  einer 
erhöheten  Reizbarkeit  der  Athmungsorgane  findet  in  dem 
römischen  Klima  eine  bedeutende  Linderung. 

Die  Stadt  Florenz  nimmt  den  vorletzten  Platz  auf 
unserer  Temperatür-Scala  ein.  Am  südlichen  Abhänge  der 
Apenninen  gelegen,  ist  sie  keineswegs  vor  den  verschiede- 
nen meteorologischen  Veränderungen  geschützt,  die  wäh- 
rend des  Winters  die  Atmosphäre  bewegen;  defshalb  hält 
zuweilen  Kälte,  Regen,  Schnee  und  Winde  fast  ununter- 
brochen an.  Man  hat  dort  häufigen  Nebel,  und  die  Floren- 
tinischen  Wolken  gewähren  dem  Auge  einen  schönen  An- 
blick, indem  sie  die  Höhen  der  Berge  bekränzen,  welche 
die  Stadt  beherrschen.  Florenz  ist  ohne  Widerrede  eine 
der  anmuthigsten  Hauptstädte  Italiens,  aber  ihr  Klima  ist 
für  alle  Abzehruiigskrankheiten  schädlich,  und  sie  verlaufen 
daselbst  äufserst  schnell  und  tödtlich.  Ihre  niedere  Lage 
im  Arnothale,  die  von  den  hohen  und  unregelmäfsigen 
Spitzen  der  Apenninen  beherrscht  wird,  setzen  sie  während 
des  Winters  oft  plötzlichem  Temperaturwechsel  aus,  und 
es  kommen  häufig  die  traurigen  Wirkungen  des  atmosphä- 
rischen Druckes  zum  Vorschein.  Wenn  daher  Down  be- 
hauptet, dafs  der  Winter  in  Florenz  streng  sei,  und  die 
ßrustleiden  verschlimmere*),  so  wird  dies  durch  das  häu- 
fige Vorkommen  der  Peripneumonie ,  vorzüglich  unter  der 
ärmeren  Klasse,  bestätigt,  von  welcher  jährlich  eine  be- 
deutende Anzahl  hingerafft  wird. 

Padua  endlich  wird  in  unserer  Temperatur -Tabelle 
als  die  einzige  Stadt  des  festen  Landes  in  Ober- Italien 
angegeben,  in  welcher  das  Klima  im  Winter  gemäfsigter 
zu  sein  pflegt.     Seine  Atmosphäre  ist  in  dieser  Jahreszeit 


°)  Observaüons  011  the  nature  and  treatment  of  fevers  and  bowel 
couiplaint  in  Grece,  Italy  etc.  Soutluunpton  1828. 


753 

feucht  und  drückend,  und  nur  im  vorgerückten  Frühling 
kann  man  daselbst  der  schönen  Tage  geniefsen,  die  schon 
Titus  Livius  zum  Lobe  dieses  herrlichen  Himmels  be- 
geisterten. Manche  Krankheiten,  die  sich  im  Veneziani- 
schen Klima  verschlimmern  würden,  finden  in  Padua 
bedeutende  Linderung. 

Wenn  nun  nach  diesen  kurzen  Andeutungen,  die  wir 
später  in  der  Abtheilung  von  den  Seebädern  und  an  andern 
geeigneten  Orten  weiter  auszuführen  gedenken,  in  dem 
italienischen  Klima  auch  mannigfache  der  Gesundheit  schäd- 
liche Momente,  welche  durch  herrschende  örtliche  Verhält- 
nisse oft  noch  vermehrt  werden,  berücksichtigt  werden 
müssen,  so  hat  doch  Italien  unter  den  südlichen  Ländern 
Europas  auch  in  diesem  Punkte  noch  immer  seinen  alten 
Ruf  bewahrt:  und  sicher  ist  dies  nicht  Vorurtheil  oder  blos 
durch  einen  romantischen  Zauber,  der  über  der  glücklichen 
Halbinsel  ruht,  sondern  in  jener  Annäherung  an  das  See- 
klima begründet,  das  sogar  im  Innern  des  Landes  nicht 
zu  verkennen  ist  und  seinen  Einflufs  eben  sowohl  auf  die 
Temperirung  der  Hitze,  so  dafs  es  weder  im  Sommer  zu 
lieifs  noch  im  Winter  zu  kalt  ist,  als  auf  die  Reinheit  und 
Salubrität  der  Luft,  die  dadurch  einen  gröfsern  Gehalt  an 
Salzsäure  erhält,  äufsert.  Eine  so  ausgedehnte  Landzunge 
des  südlichen  Europas,  wie  Italien,  ist  auch  überall  diesem 
Einflufs  der  nahen  Meere,  die  es  bespülen,  unterworfen; 
nur  in  den  nördlichsten  Strichen  weht  Gebirgsiuft,  weil  sie 
am  Fufs  der  Alpen  liegen. 

Es  ist  hier  noch  auf  die  Bedeutung  der  Mittelstufen 
in  der  Reihe  klimatischer  Einflüsse,  die  von  einem  Aufent- 
halt im  Süden  erwartet  werden,  aufmerksam  zu  machen. 
Das  transalpinische  Klima  nämlich  äufsert  sich  in  den  schö- 
nen Gegenden  der  Lombardei,  in  Verbindung  mit  dem 
herrlichen  Schatze  seiner  wirksamen  Heilquellen,  in  den 
meisten  Fällen,  namentlich  für  Deutsche,  viel  zuträglicher, 
als  das  der  heifsen  südlichen  Länder  der  Halbinsel,  und 
oft  genug  hat  der  unbedachtsame  Eifer  der  Aerzte,  schwa- 


751 

che  und  reizbare  Kranke  des  Nordens  sogleich  und  in  ei- 
nem Postenlaufe  nach  Florenz,  Rom,  Neapel  oder  Sicilien 
zu  schicken,  gezeigt,  wie  verderblich  es  sei,  die  Mittelglie- 
der der  Reihe  heilsamer  Einflüsse  der  Natur  auf  den  Kran- 
ken zu  überspringen.  Der  Aufenthalt  an  den  paradiesischen 
Ufern  der  Brenta,  verbunden  mit  einfacher  milder  Nahrung 
und  dem  Gebrauche  der  Acqua  della  Vergina  (vergl.  wei- 
ter unten  Monte-Ortone),  erfüllen  die  ganze  Kurvorschrift 
für  die  schwächsten  und  reizbarsten  fremden,  an  der 
Auszehrung,  der  Lungensucht,  an  Krämpfen  u.  s.  w.  Lei- 
denden. Bekommt  diese  Heilmethode  dem  Patienten,  so  nähert 
er  sich  um  eine  Station  mehr  dem  Süden,  um  wieder  Halt 
zu  machen  und  sich  vor  dem  Weiterreisen  etwas  zu  akkli- 
matisiren,  welches  Verfahren  so  oft  wiederholt  wird,  als 
es  die  Umstände  erfordern.  Je  weiter  der  Kranke  auf  dem 
Wege  seiner  Genesung  und  dem  nach  Rom  auf  diese  Weise 
vorgerückt  ist,  desto  weniger  hat  er  sich  an  die  bisher 
befolgten  strengen  Vorschriften  in  Hinsicht  der  Lebens- 
ordnung ängstlich  zu  binden. 

Kranke,  bei  welchen  ein  höherer  Grad  von  Schwäche 
und  Reizbarkeit  obwaltet  und  die  ihr  Heil  in  den  klimati- 
schen Einflüssen  Italiens  versuchen  wollen,  ohne  dort  die 
Wintermonate  zuzubringen,  thun  daher  am  besten,  den 
ersten  Sommer  ibrer  Reise,  ohne  besondere  Ursachen,  kein 
weiteres  Ziel  als  Pisa  oder  Florenz  zu  setzen,  oder  auch 
wohl  gar  dasselbe  ganz  auf  das  Venezianische  zu  be- 
schränken. Um  von  Venedig  zu  schweigen,  so  ist  der 
Aufenthalt  in  den  Umgebungen  von  Verona,  Vicenza,  bei 
Padua,  in  Battaglia,  an  den  Ufern  der  Brenta  u.  s.  w.  oft 
für  sich  im  Stande,  dem  Genesung  Suchenden  das  weitere 
Vorrücken  nach  dem  Süden  ganz  entbehrlich  zu  machen. 

Eine  Uebersicht  der  wichtigsten  Mineralquellen  Italiens 
nach  ihrer  pharmakologischen  Bedeutung  in  Beziehung  auf 
ihre  Mischungsverhältnisse  ist  bereits  Tb.  I.  zweite  Aufl. 
S.  386 — 411  gegeben  worden;  hier  sollen  sie  nach  Ver- 
schiedenheit ihrer  Lage  und  der  Gegend,   welcher  sie  au- 


755 

gehören,  zusammeugefafst  werden,  und  wir  stellen  daher,  uns 
an  die  zu  Anfang-  S.  729  ff.  gegebene  geographische  Ucber- 
sicht  des  Landes  anschliefsend,  folgende  Gruppen  auf: 

I.  D  ie  Heilqucll  sn  der  italieni  sehen  Schweiz 
(Veltelin)  und  des  Lombardisch  -  Ven  etianischen 
Königreichs  (Alpen  —  Euganeen); 

II.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Sar- 
dinien (Alpen  und,  in  der  Provinz  Genua,  ein  Thcil  des 
nördlichen  Apennin's)  und  der  Insel  Sardinien; 

III.  Die  Heilquellen  der  Hcrzogthüm  er  Par- 
ma, Modcna  und  Lucca  (nördlicher,  ligurischer  und 
toskanischcr,  Apennin); 

IV.  Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums 
Toscana  (toscanisches  Gebirgsland  mit   der  Insel  Elba) ; 

V.  Die  Heilquellen  des  Kirchenstaates 
(römischer  Apennin); 

VI.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  beider 
Sicilien  (neapolitanischer  Apennin). 

Die  Seebäder  Italiens  werden  später  mit  denen  des 
übrigen  Europas  zusammen  abgehandelt  werden. 

Lazzaro  Spallanzani,  viaggi  alle  (lue  Sicilie  ed  in  aleune 
parti  dell'  Appenino.    Pavia  1793. 

L.  v.  IJu  cli,  geognostische  Beobachtungen  auf  Reisen  durch 
Deutschland  und  Italien.  2  Bände.  Berlin  1802.  1S09. 

Odeleben,  Beiträge  zur  mineralogischen  Kenntnil's  Italiens. 
Freiburg  1819. 

v.  Hoff,  Geschichte  der  natürlichen  Veränderungen  der  Erd- 
oberfläche.    Th.  II.  Gotha  1824.  S.  ISO  ff.  221  ff.  252-263. 

C  Otto,  Reise  durch  die  Schweiz,  Italien  u.  s.  w.  Bd.  I.  (Italien) 
Hamburg  1825. 

H.  G.  Bronn,  Ergebnisse  meiner  naturhistorisch-ü'konomischcn 
Reisen.     Th.  II.  (Italien).  Heidelberg  und  Leipzig  1831. 

W.  Hörn,  Reise  durch  Deutschland,  Ungarn,  Holland,  Italien 
etc.  Bd.  II.  (Italien).     Berlin  1831.  S.  1—348. 

H.  Ab  ich,  geologische  Beobachtungen  über  die  vulkanischen 
Erscheinungen  und  Bildungen  in  Unter-  und  Mittel -Italien.  Band  I. 
Braunschweig  1842. 

Oriazzi,  Italic.  Karte  in  zwei  grofsen  Blättern. 

M.  Savonarola,  de  balneis  et  thermis  naturalibus  omnibus 
Italiae.  Ferrara  1485 ;  —  Venetiis  1498  u.  ff. 


756 

Igolino  de  Montecatini,  de  balneorum  Italiae  proprietatibus 
ac  virtutibus,  in :  de  balneis  omnia  quae  extant  apud  Graecos,  Lati- 
nos  et  Arabes ,  ubi  aquarum  ac  thernnarum  universi  orbis ,  metallorum 
item  et  reliquorum  mineralium  naturae,  vires  atque  usus  explicautur. 
Venet.  1553. 

Fallopii  tractatus  de  medicatis  aquis  atque  de  fossilibus  ab 
Andrea  Marcolino   ejus   discipulo  collectus.     Veuetiis  1564. 

And.  Baccii  libri  septem,  opus  in  quo  agitur  de  universa  aqua- 
rum  natura.  Venetiis  1571;  —  Romae  1622;  —  Patavii  1711. 

Tabernaemontanus,  Newer  Wasserscbatz.  Frankfurt  1581. 
Lib.  II.  cap.  32.  S.  359.  cap.  39.  S.  553,  cap.  40.  S.  558.  cap.  62. 
S.  593  ff.  cap.  86.  S.  630. 

Nie.  Andria,  trattato  delle  acque  minerali  in  generale  ed  in 
particolare.  2  Vol.  Napoli  1775;  —  1783. 

Trommsd  orf  f,  tavole  sinotticlie  delle  Farmacia  etc.,  traduzione 
da!  Francese  del  signor  A.  S.,  coli'  aggiunta  delle  tavole  analitiche 
delChimico  Alemani  intorno  alle  acque  minerali  d'Italia.  Milano  1807. 

Ed.  Loder,  Bemerkungen  über  ärztliche  Verfassung  in  Italien. 
Leipzig  1812;  —     1815. 

J.  Fr  an  ceschi,  Igea  de'  bagni.     Lucca  1820. 

Vermischte  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  Heilkunde  von 
einer  Gesellschaft  prakt.  Aerzte  zu  St.  Petersburg.  Erste  Sammlung. 
St.  Petersburg  1821.  S.  143  ff. 

Louis  Valentin,  voyage  m^dical  en  Italie,  fait  en  1'anne-  1820, 
precede  d'une  excursion  au  volcan  du  Mont-Vesuve  et  aux  ruines 
d'Herculanum  et  de  Pompeji.     Nancy  1822. 

Pietro  Paganini,  notizia  compendiata  di  tutte  le  ncque  mine- 
rali e  bagni  d'Italia  con  ricerclie  analitiche  sulla  loro  natura  e  sulla 
medicinale  loro  applieazione.    Milano  1827. 

Cima,  osservazioni  critico  analitiche  sopra  aleune  acque  mine- 
rali d'Italia,  in:  Omodei  Annali  universali  di  medicina.  Ann.  1827. 
Oct.  —  Decbr.  S.  427. 

Brandes,  Archiv.  Bd.  XXIX.  S.  176  ff.  Bd.  XXX.  S.  126  ff. 
Bd.  XXXIII.  S.  94  ff. 

Brunn  er,  medizinische  B.eisebemerkungen  über  Italien,  in:  Ver- 
handlungen der  vereinigten  ärztlichen  Gesellschaften  der  Schweiz 
Jahrg.  1828  und  1829.     Zürich  1829. 

Bains  d'Europe.     Paris  18-11.  S.  487  ff.  542  ff. 

C.  v.  Graefe,  die  Gasquellen  Deutschlands  und  Süd -Italiens. 
Berlin  1842. 


I.  Die  Heilquellen  der  italienischen  Schweiz  (Veltlin) 

und  des  Lombardisch- Venetianischen  Königreichs. 

(Alpen   —  Euganeen.) 


'ie  Thallandschaft  des  Veltlin s,  Val  Teilina,  zieht 
sich  unterhalb  Bormio  von  der  Schlucht  la  Serra  von  Nord- 
osten nach  Südwesten  bis  unterhalb  Tirano  und  darauf  fast 
von  Osten  nach  Westen  an  den  Comer-See  zwischen  der 
gletscherreichen  Berninakette  im  Norden  und  der  Legnone- 
Kette  im  Süden,  und  ist  von  der  Adda  bewässert;  ihre 
gröfste  Breite  von  Muretto  bis  zum  Corno  d' Ambria  be- 
trägt acht,  auf  der  Thalsohle  aber  nur  eine  halbe  Stunde**). 
Vier  grofse  und  mehrere  kleine  Thäler  ziehen  sich  nach 
Norden  zur  Bernina  und  acht  Thäler  in  die  Legnone-Kette: 
über  den  ersten  führen  zwei  Alpenpässe  in's  Engadin,  einer 
in's  Bregell  und  über  die  Legnone-Kette  durch  sieben  Thä- 
ler, Strafsen  und  Bergpfade  nach  Bergamo  und  in  die  ehe- 
maligen venetianischen  Thäler  Brembana,  Seriana  und  Ca- 
monica.  Veltlin  gehört  zu  den  fruchtbarsten  Thälern  in 
Europa,  dessen  Nord-,  besonders  aber  die  Südseite  Kasta- 
nienwälder überziehen  und  wo  Mandel-,  Feigen-,  Granat-, 


°)  In  Beziehung  auf  die  in  Italien  vorkommenden  Ortsentfernungen 
ist  zu  bemerken,  dafs,  wenn  man  die  Stundenzahl  mit  2,9  multiplicirt, 
man  die  Entfernung  in  Miglien,  wovon  60=1  Grad  des  Accjuators, 
erhält. 


758 

Oliven-,  Lorbeer-  und  weifse Maulbeerbäume  gedeihen;  der 
Weinstock  bedeckt  die  nördliche  Seite  des  Thals  bis  zu 
einer  bedeutenden  Höhe  und  ist  Hauptproduct ;  auf  den  Alpen 
weidet  eine  schöne  Viehra^e,  Milch  und  Molken  sind  von 
trefflicher  Beschaffenheit.  So  hat  es  die  Producte  des 
südlichen  Himmels  und  der  Alpen  und  vereinigt  die  Reize 
der  italienischen  und  der  Alpennatur. 

Die  geognostische  Beschaffenheit  des  östreichischen 
Veitlins,  das  früher  zu  Graubündten  gehörte,  ist  die  der 
Alpen:  auch  die  hier  vorkommenden  Thermen  und  Mine- 
ralquellen gehören  dem  grofsen  bei  der  Schweiz  beschrie- 
benen Umkreis  von  Mineralquellen  an,  welcher  sich  um 
die  Centralmasse  der  Alpen,  nicht  weit  von  ihren  Füfsen 
oder  in  tiefen  Thalschluchten  herumzieht,  und  schliefsen 
sich  in  dieser  Beziehung  denen  von  Graubündten  und  Wal- 
lis an,  auf  welche  wir  daher  verweisen  (vergl.  S.  33  u.  55.) 

Im  Lombardisch- Venetiani  sehen  Königrei- 
che, dessen  Gebiet  wir  oben  (S.  730  ff.)  nach  seinen  physi- 
schen und  geognostischen  Verhältnissen  beschrieben  haben, 
sind  für  unsern  Zweck  hauptsächlich  das  Euganeen- Ge- 
birge und  die  eigentliche  lombardische  Ebene  hervorzuhe- 
ben. Das  Euganeische  Massen-  und  Kegelgebirge  steigt 
zwischen  den  grofsen  Niederungen  des  Pothales  plötzlich 
empor  und  rechtfertigt  demzufolge  die  von  den  Einwohnern 
gewählte  Benennung  der  „Monti  isolati"  vollkommen.  Seine 
höchsten  Punkte  sind  die  Berge  Venda  und  Rua,  von  de- 
nen jener  1761  F.  über  dem  Spiegel  des  adriatischen 
Meere  sich  erhebt.  Die  nackten,  nur  stellenweise  und  meist 
mit  Beihülfe  der  Kunst  bewachsenen  Hügel  nehmen  einen 
Quadratraum  von  ungefähr  144  Miglien  ein;  sie  tragen 
das  Gepräge  einer  anmuthigen  Landschaft  und  sind  sehr 
arm  an  wildströmenden  Bächen,  an  schroffen  Schluchten 
und  zerrissenen  Abgründen,  den  geAvöhnlichen  Zierden  nor- 
discher Bergketten.  Der  salzige  See  zu  Arquä  und  des- 
sen Bewohner  nicht  minder  als  die  chemischen  Bestand- 
theile  der   zahlreich    hier    entspringenden    Thermalquellen 

lassen 


759 

lassen  vermuthen,  dafs  sie  rmteri  im  Schoofse  der  Erde, 
wenigstens  an  gewissen  Orten,  dem  adriatischen  Meere 
einen  freien  Zugang  gestatten.  Der  Formation  nach  wer- 
den sie  vorzüglich  aus  einem  horizontal  und  ungemein  re- 
gelmäfsig  geschichteten  Kalkstein ,  dem  viel  Thon  und 
Kiesel  anhängt,  zusammengesetzt:  einerseits  findet  man 
weiche^  braune  Feuersteine,  ja  sogar  Chalcedone,  anderer- 
seits wiederum  die  schönsten  Dolomiten;  granitischen  Bil- 
dungen kam  Spallanzani*)  in  den  Tiefen  der  Steinbrüche 
des  Monte  Merlo  auf  die  Spur.  Der  Monte  Rua  ist  sei- 
ner basaltförmigeh  Structur  wegen  unter  den  Geologen 
berühmt:  äufserlich  steil,  ziemlich  holzreich  und  von  Wäs- 
sern durchschnitten,  die  mechanisch  eine  ansehnliche  Quan- 
tität Schwefelkiese  fortreifsen,  enthält  er,  soweit  man  den 
innern  Bau  verfolgen  kann,  lauter  senkrecht  und  parallel 
aneinandergereihte,  prismatische  Porphyrsäulen ;  wo  nicht 
Alter  und  atmosphärische  Einflüsse  dieselben  allmählig  ver- 
stümmelten und  in  eine  pulverigte  Masse  umwandelten,  ha- 
ben sie  einen  sonoren  Anklang  und  strotzen  voll  einge- 
sprengter Krystalle,  welche  bald  dem  Schörl,  bald  dem 
Feldspath,  bald  dem  goldfarbigen,  bald  dem  schwarzen 
Glimmer  angehören,  — ■  dafs  sich  Olivin  in  denselben  be- 
linde, ist  neuerlich  ausgemittelt  worden.  Leichte,  faserige 
und  poröse  Bimssteine  kommen  nur  höchst  selten  vor,  da- 
gegen eine  Unzahl  jener  vulkanischen  Mineralien,  die  bei 
den  Italienern  den  gemeinschaftlichen  Namen  der  Pechla- 
ven (lave  picee,  Resinite)  führen  und  nach  einer  schon  im 
vorigen  Jahrhundert  bekannt  gemachten  Analyse**),  nächst 
73,5  Theilen  Kieselerde,  14  Theile  Thon,  8  Theile  Kalk 
und  3,333  Theile  Eisen  enthalten. 

Die  lombardische  Ebene  ist  Eine  schöne  Flur,  welche 
hin  und  wieder,  wie  in  der  Nähe  gröfserer  Flüsse,  von 
sumpfigen  Niederungen  unterbrochen  wird.   Im  Norden  und 

e)  L.  Spallanzani,  viaggi  alle  due  Sicilie  ed  in   aleune  parti 
deir  Appenino.    Pavia  1793.  L.  III.  p.  212. 
**)  L.  Spallanzani,  a.  a,  0.  S.  234. 
III.  Theil.  Ccc 


760 

Südwesten  von  Hochgebirgen  scharf  begrenzt,  liegt  sie  in 
Form  eines  Dreiecks  zwischen  Mailand,  Vicenza  und  Rimini, 
welche  in  gerader  Richtung  60,  50  und  100  Stunden  von 
einander  entfernt  sind,  und  erhebt  sich  westwärts  und  süd- 
wärts, in  Piemont,  in  mannigfach  durchschnittenen  frucht- 
baren Hügeln  bis  ungefähr  zu  2000  F.  über  dem  Meeres- 
spiegel, während  sie  sich  ost-  und  nordostwärts  ganz  all- 
mählig  bis  zum  Niveau  des  adriatischen  Meerbusens  hinab- 
senkt, so  dafs  sie  vom  Meere  her  schon  in  geringer  Ent* 
fernung,  ihrer  flachen  Ufer  wegen,  nicht  mehr  gesehen  wer- 
den kann.  Die  Lombardei  ist  wegen  ihrer  Fruchtbarkeit 
und  ihres  milden  Klimas  bewährt,  doch  hat  in  dieser  Be- 
ziehung der  nördliche  Theil  derselben  einen  vom  südlichen 
verschiedenen  Charakter:  denn  auiserdem  dafs  die  Flüsse 
und  Bäche  des  ersteren  ein  stärkeres,  die  Anlage  von  Be- 
wässerungsanstalten erleichterndes  Gefalle  besitzen,  so 
kommt  auch  diesem  Theile  der  Lombardei  die  Nähe  der 
nördlichen  Gebirgswand  zu  gut,  welche  alle  kalte  Winde 
abhält,  während  der  südlichere  Theil  desselben  dieses  Vor- 
theils  nicht  nur  geuiefst,  sondern  gerade  darum  mehr  von 
Nordwinden  leidet,  weil  sich  diese,  über  den  eisbedeckten 
Alpenkamm  wegstreichend,  in  einem  noch  weit  höheren 
Grade  erkälten,  ehe  sie  sich  über  die  Ebene  herabstürzen. 
AVir  fassen  nach  Vorstehendem  die  Heilquellen  dieses 
Abschnitts  in  zwei  Hauptgruppen  zusammen : 

A.  Die  Heilquellen  des  Veitlins; 

B.  Die    Heilquellen    des     Lombardisch- 
Venetiani  sehen  K  Önigrei  chs; 

und  werden  bei  letzterem,  von  seiner  Östlichen  Grenze  an- 
fangend und  längs  dem  südlichen  Fufse  der  Alpen  fortge- 
hend, zuerst  die  Euganei  sehen  Thermen  und  andere 
Mineralquellen  in  der  Provinz  Padova,  dann  die  mehr 
zerstreute  Gruppe  von  Mineralquellen  in  der  Provinz  Vi- 
cenza, worunter  Recoaro,  nördlich  von  der  Strafse  nach 
Venedig,  am  bekanntesten  ist,  dann  die  in  der  Provinz 
V er  o na  und  endlich  die  im  B  e r  g a m e s i  s  c h  e n  abhandeln. 


761 

Nicolo  Annes i,  breve  trattato  della  virtu,  qualita,  operazioni 
e  facolta  dcgli  bagni  di  Valtellina.     Sondrio  1612. 

Giovanni,  Valle  mappa  del  Padovan»,  dcl  Polesine,  di  Rovigo, 
del  Dogado,  della  parte  meridionale  del  Vicentiuo,  del  Trcvigialio  e  della 
parte  settentrionale  del  Ferrarese.    Veuezia  1801. 

Giandomenico  Polcastro,  dell'  autico  stato  e  condizione  di 
Padova.     Milano  1811. 

N.  Th.  Mühlibach  in:  Medizinische  Jalirbücher  des  K.  K. 
Oesterreichiscbeu  Staates.  Neue  Folge.  Bd.  I.  1822.  S.  38S  ff. 

D  escrizione  della  Valtellina  D.  A;  M.  M.  dalla  societa  tipografica 
de  classici  italiani.     Milano  1823. 

P.  Maraschini,  sulle  formazioui  delle  rocce  del  Vicentino, 
Saggio  geologico.    Prdova  1824. 

Catullo,  saggio  di  zoologia  fossile  delle  provincia  austro-venete. 
Vicenza  1827. 

Rust  und  Casper,  Repertorium  für  die  gesammte  Heilkunde. 
Bd.  XIV.  (1826.)  S.  452.  Bd.  XV.  (1827.)  S.  143  ff. 

W.  Hom,  Reise  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  1—77. 

V.  Gräfe  und  v.  Walther,  Journal  der  Chirurgie  und  Augen- 
heilkunde, Bd.  XV.  (1831.)  S.  20.  550.  Bd.  XXIV.  (1836  )  S<  284. 

Tom.  Ant.  Catullo  in:  Nuovi  saggi  della  imperiale  reale  Aca- 
demia  di  scienze,  Iettere  ad  arti.     Padova  1838. 

—        —     trattato  sopra  la  coustituzione    geognostico-fisica    dei 
terreni  alluviali  o  postdiluviani  delle  Provincie  Venete.   Padova  1838. 

v.  Liech ten stern,  Handbuch  der  neuesten  Geographie  des 
Oesterreichischen    Kaiserstaates.     3  Theile.  Wien  1817. 

A.  A.  Schmidt,  das  lombardisch  -  venetianische  Königreich. 
Stuttgart  1841. 

Carta  del  Regno  Lombardo-Veneto,  compil.  da  G.  Montice  11  i. 
1827.  1.  Blatt. 


Ccc  2 


A.     Die  Heilquellen  des  Veltlins. 


1.   JBJrie  Thermalquelle  von  Masinö   auch  Ca% 

de  Bagni)  Valmaserb ad  genannt,  entspringt  in  dem 

seiner    Eisenminen    wegen   bekannten,    nach    dem    Bache 

Masino  benannten  Thale,  sechs  Stunden  nordlich  von  Mor- 

begno  und  eben  so  weit   östlich  von  Chiavenna,   in  einer 

sehr  malerischen  Gegend,  3270  F.  über  d.  M. 

Die  dazu  gehörige  Badeanstalt  ist  sehr  alt,  —  sie  wurde  schon 
1694  von  Pafavicino  beschrieben  und  früher  auch  viel  besucht. 
Gegenwärtig  hat  sie  an  Frequenz  verloren,  auch  läfst  ihre  innere  Ein- 
richtung vieles  zu  wünschen  übrig. 

Das  einem  Felsen  entspringende  Thermalwasser  ist 
klar,  ohne  Geruch  und  Geschmack  und  hat  die  Temperatur 
von  27,5°  R.  Nach  einer  von  Demagri  im  October  1822 
angestellten  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 

Chlornatrium 2,8  Gr. 

Chlortalcium                        4 0,7  — 

Schwefelsaures  Natron 1,6  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        .        .        .        .        1,2  — 

6,3  Gr. 

Gleich  ähnlichen  indifferenten  Thermen  hat  man  das- 
selbe in  Form  von  Bädern  empfohlen  bei  gichtischen  und 
rheumatischen  Leiden,  chronischen  Hautausschlägen,  ver- 
alteten Hautgeschwüren,  Stockungen  im  Uterinsystem  und 
dadurch  bedingten  krankhaften  Anomalien  der  Menstruation, 
und  Blennorrhoe!]. 


763 


G.  P.  Paravicino,  acque  miuerali  di  Masiuo.  1694. 

B.  Vidali,  le  terme  di  Masino  in  Valteilina  essaminatc.  1734. 

J.  M.  Quadrio,  osservazioni  fisicho-mediche  intoruo  alle  acque 
termali  di  Masino.    Milano  1745. 

Paganini  a.  a.  O. 

G.  Rüscb,  Anleitung  zum  richtigen  Gebrauch  der  Bade-  und 
Trinkkuren  etc.  Tli.  II.  Ebnat  1826.  S.  28. 

Cima  in:  Omodei  annali  universali  di  Medicina.  1827.  Oct.  bis 
Dec.  S.  427. 

Beschreibung  aller  berühmten  Bäder  in  der  Schweiz.  Aaraii 
1830.  S.  344. 

A.  Vetter,  theoretisch-prakt,  Handbuch  der  Hcilquellenlehre. 
Berlin  183S.  Th.  11.  S.  41, 

2.  Die  T hermalquelle  von  San  Martino 
oder  Bagno  di  Borinio  (Wormser  Bad)  liegt  mit  den 
dazu  gehörigen  Badegebäuden  eine  kleine  Stunde  nördlich 
vou  Bormio  (Worms)  hinter  einem  Felsenthore,  auf  steiler 
200  F.  hohen  Felsenwand  über  dem  linken  Ufer  der  Adda, 
von  sehr  hohen  Bergen  umschlossen,  zur  Linken  und  dicht 
an  der  erst  neuerdings  erbauten  schönen  Kunststrafse, 
av eiche  aus  dem  sudlichen  Tyrol  über  das  Stilfser-  oder 
Wormser- Joch  in  das  Veltlin  an  der  Ostseite  des  Orteies 
hin  führt.  Diese  Strafse,  die  höchste  der  bekannten,  mit 
Wagen  bequem  zu  passirenden  Gebirgsstrafsen,  erhebt  sich 
zu  einer  Höhe  von  8000  F.  und  gewährt  einen  herrlichen 
Blick  auf  das  Amphitheater  der  erhabensten,  die  Quel- 
len der  Adda  umthürmenden ,  9  —  13,000  F.  hohen  Fels- 
spitzen, wie  den  Boerio  (10780  F.),  die  Valazetta  (10860  F.) 
und  den  Monte  Gavia  im  Süden,  den  Orteies  (13930  F.) 
im  Osten,  den  Königsspitz  (122S0  F.),  den  Umbrail  (11740  F.) 
u.  v.  a.  im  Norden.  Bormio  liegt  4180  F.  hoch  und  die 
Therme  entsprängt  in  einer  Höhe  von  4940  F.  Sie  war 
schon  im  dreizehnten  Jahrhundert  bekannt  und  wurde  be- 
reits im  sechzehnten  Jahrhundert  beschrieben. 

Das  Gebirge  im  Süden  der  Landschaft  besteht  aus  Granit,  Gneus 
uud  Glimmerschiefer  >  im  Norden  aus  Urkalksteiu ,  welcher  vom 
Val  di  Fieno  (Bernina)  von  Westen  nach  Osten  gerade  durch 
den    Umbrail    streicht;    er    ist    weifsgelblich,     eisenhaltig  uud    sehr 


764 

der  Verwitterung  unterworfen,  mit  schönen  weifs-und  schwarzgcader- 
ten  Marmorarten;  dem  Granit  ist  viel  Hornblende  beigemengt;  silber- 
haltiger Bleiglanz  und  Eisenerze  brechen  an  mehreren  Orten. 

Die  Luft  ist  rein  und  gesund.  Wenn  man  behauptet, 
dafs  wegen  der  hohen  Lage  und  der  Nähe  bedeutender 
Gletscher  die  Temperatur  im  Sommer  Morgens  nur 
+  3—6°  R.,  Mittags  15—18°  R.  und  Abends  4-8°  R.  be- 
trage :  so  läfst  sich  diese  Angabe  höchstens  auf  das  alte 
Bad  beziehen,  das  fast  tausend  Fufs  höher  als  Bormio  liegt, 
keinesweges  aber  auf  das  tiefer  gelegene  neue  Bad,  wo 
es  oft  drückend  heifs  und  die  Hitze  um  so  fühlbarer  ist, 
da  die  Umgebungen  arm  an  schattenreichen  Bäumen  sind. 
Man  unterscheidet  hier  zwei  Bade-Etablissements  : 

1.  Das  alte  Bad  (Bagno  vecchio)  oder  Martins- 
bad liegt  am  entferntesten  von  Bormio,  4600  F.  über  d. 
M.,  in  dem  engen,  von  hohen  Felsenwänden  umschlossenen 
Thale  der  Adda  und  besteht  nur  aus  zwei  alten,  unregel- 
mäfsigen,  der  Verbesserung  bedürftigen  Badehäusern,  die 
hoch  über  der  Adda  an  einem  steilen  Felsenabhang  hän- 
gen. Man  badet  hier  in  gemeinschaftlichen,  in  den  Felsen 
gehauenen  Bassins, 

2,  Das  neue  Bad  (Stabilimento  sanitario  dei  bagni 
nuovi),  weit  tiefer,  am  Fufse  des  Gebirges  und  am  Anfange 
des  breiteren  Addathales ,  zwischen  dem  alten  Bad  und 
Bormio  gelegen,  besteht  aus  einem  sehr  geschmackvollen, 
erst  kürzlich  aufgeführten  Badehause,  in  welchem  sich  nicht 
Mos  Badekabinette  mit  Wannen,  Vorrichtungen  zu  Dou- 
cher  und  Schlammbädern  (Fanghä),  sondern  auch  sehr 
gute  Wohnungen  zur  Aufnahme  von  Kurgästen  befinden, 
so  wie  andere  versendete  italienische  Mineralwasser,  na- 
mentlich San-Catarina-Brunnen.  —  Die  Badeanstalt  ist  vom 
Juni  bis  Ende  September  geöffnet  und  ist  stark  besucht. 

Die  Thermalquelle,  welche  durch  Röhren  nach  den 
Bädern  geleitet  wird,  entspringt  aus  dunkelgrauem  Stink- 
stein in  der  mittleren  Temperatur  von  32°  R.,  die  aber 
nach  Verschiedenheit  der  Witterung,  bei  Regenwetter  oder 


765 

beiui  Schmelzen  des  Schnees,  zuweilen  auf  28°  R.  fällt  und 
anderntheils  auf  3S°  R.  sich  erhebt.  Das  Thermalwasser 
ist  klar,  geschmack-  und  geruchlos  und  beim  Baden  von 
eigentümlicher,  behaglicher  Weichheit;  das  specif.  Gewicht 
desselben  beträgt  1,0039.  Nach  Dem agri's  chemischer 
Analyse  enthält  dasselbe  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde 0,80  Gr. 

Kohlensaure  Talkerue     ......        0,40    — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .....        1,50     — 

Schwefelsaures  Natron    ......        1,60    — 

Kieselerde 0,08    — 

4,38  Gr. 

Das  hiernach  zu  den  indifferenten  Thermalquellen  ge- 
hörende Thermalwasser  wird  vorzüglich  in  Form  von  Was- 
serbädern, aber  auch  als  Getränk  benutzt;  zur  Unterstüt- 
zung der  Badekur  trinkt  man  häufig  das  versendete  Ei- 
senwasser von  San-Catarina. 

Man  empfiehlt  die  Thermalbäder  in  den  verschieden- 
artigsten Krankheiten,  bei  Blennorrhöen,  hartnäckigen 
Katarrhen,  Stockungen  im  Uterin-,  Leber-  und  Pfortader- 
system, Magenschwäche  und  krampfhaften  Affectionen  der 
Unterleibsorgane,  gichtischen  und  syphilitischen  Dyskrasien. 

Petri  de  Sussignano  üb.  de  balneis  Burmi  apud  Volturenos. 
1553. 

P.  P.  Paravicino,  de  Massinensium  et  Burmiensium  thermarum 
situ,  natura  miraculisque.     Mediolani  1545. 

Caspari  Sermundi  de  balneorum  Burmiensium  praestantia« 
Mediolani  1590. 

Paga  n  i  u  i  a.   a.  O. 

G.  Rüsch,  Anleitung  etc.  a.  a.  O.  Th.  II.  S.  24. 

Cima  in:  Omodei  aniiali  etc.  a.  a.  0.  S.  427. 

Beschreibung  aller  berühmten  Bäder  a.  a.  0.  S.  217. 

A.  Vetter  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  47. 


Hieran  schlielsen  sich  : 

Die  Mineralquelle  von  St.  Calharina  entspringt  im  Furba- 
Thale,  zwei  Stunden  südöstlich  von  Bormio,  auf  einer  sumpfigen  Wiese. 
Das  salinische  Eisenwasser  ist  klar,  geruchlos,  von  pikant-säuerlichem 
Geschmack  und  bildet  einen  starkeu  ocherartigen  Niederschlag.  Sech- 


7ÖÖ 


zehn  Unzen   desselben  enthalten    nach    Demagri's  Analyse    vom 
August  1822: 

Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Kohlensaure  Talkcrde 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisen  (?) 
Kieselerde 


Kohlensaures  Gas 


2,80  Gr. 

3,00    — 

1,30    — 

3,70    — 

4,00    — 

0,08    — 

13,88  Gr. 

3,3  Kub.  Z. 

Dieser  Gehalt  ist  übrigens  sehr  veränderlich,  wegen  Beimischung 
von  gemeinem  Wasser  bei  regnichter  Witterung  oder  beim  Schmelzen 
des  Schnees.  —  Es  wird  häufig  in  San-Martino  getrunken,  obwohl 
es  durch  den  Transport  seinen  Gehalt  an  Kohlensäure  verliert;  auch 
wird  es  in  der  Umgegend  häufig  benutzt. 

G.  Rüsch,  Anleitung  a.  a.  O.  Th.  II.  S.  342. 
A.  Vetter,  a.  a.  0.  S.  48. 

Die  Mineralquelle  von  M adesimo,  am  Splügen,  sechs 
Stunden  von  Chiaveuna,  ein  Sauerwasser,  —  die  Aqua  rossa  im 
San-Giacomo-Thale,  im  Distrikt  Chiaveuna,  fünf  und  eine  halbe  Stunde 
von  dieser  Stadt,  entspringt  unbenutzt  aus  einem  steilen  Felsen  am 
südlichen  Abhang  des  Splügen,  1110  F.  über  Isola  und  4870  F.  über 
d.  M. ,  ein  Eisenwasser,  welches  das  specif.  Gewicht  von  1,003,  hat 
und  Eisen,  kohlensaure  Kalk»  und  Talkerde  und  Extractivstoff  enthält. 

G.  Rüsch,  Anleitung  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  364.  410.  Th.  III. 
S.  255,  284. 

Die  Thermalquelle  non  Colletta  am  Corner- See  enthält 
nach  Gatti  Kohlensäure  und  Schwefelsäure,  kohlensaure  Kalkerde, 
schwefelsaure  Kalkerde,  schwefelsaures  Natron  mit  Eisen  und  Alaun, 
und  wird  als  stärkend  zusammenziehendes  Mittel  in,  chronischen 
Profluvien  benutzt. 

Pai>;anini  a.  a.  Q. 


B.    Die  Heilquellen  des  LombanUsch-Venetiaiiischen 


Königreichs. 


1.  JsLßie  Euganeischen  Thermen  in  der  Provinz 
Padova.  —  Am  östlichen  Abhänge  des  Euganeischen  Mas- 
sen- und  Kegelgebirges,  in  jenen  segensreichen  Fluren, 
welche  die  fruchtbare  Niederung  zwischen  dem  Bacchiglione 
und  dem  Este'schen  Canale  bilden,  brechen,  auf  den  Um- 
fang einiger  Miglien  verstreut,  unzählige  heifse  Quellen 
zu  Tage,  die  das  l<and  mit  einer  weifsen  Atmosphäre  um- 
hüllen und  Massen  von  Zoogen  niederschlagen,  die  nach 
dem  verschiedenen  Boden  und  der  verschiedenen  Mischung 
mit  anderem  Wasser  verschiedene  Conferven  u.  a.  bilden 
und  in  der  gröfsten  Hitze  lebende  Thiere  beherbergen. 
Gröfstentheils  fliefseu  sie  unbenutzt  davon,  einige  werden 
jedoch  auch  vielfältig  gebraucht  und  von  mehreren  Län- 
dern aus  stark  besucht.  Schon  den  Römern  bekannt,  san- 
ken sie  durch  die  Stürme  der  Völkerwanderung  in  Verges- 
senheit, bis  sie  am  Ende  des  fünfzehnten  Jahrhunderts  durch 
Savonarola  wieder  in  grofsen  Ruf  kamen,  den  sie 
sich  fortdauernd  erhalten  haben.  Sie  befinden  sich 
seit  geraumer  Zeit  in  Besitz  begüterter  Privatperso- 
nen und  gehören  zum  Weichbilde  der  beiden  Cominu- 
nen  von  Abano  und  Battaglia,  deren  erste  Mos  die 
Bäder  gleiches  Namens,  die  zweite  aber  fast  alle  übrigen, 


768 

und  zwar  San-Pietro-Montagnone,  Monte-Grotto,  San-Elena, 
so  wie  auch  die  wegen  ihrer  schlechten  Lage  in  Verfall 
gerathenen  und  jetzt  verlassenen  zu  San-Bartolomeo  und 
Casanuova  umfafst;  —  Mont-Ortone,  früher  im  Besitz  ei- 
nes Klosters,  ist  an  die  Municipalität  der  Stadt  Padua 
gekommen  und  wird  gegen  einen  bestimmten  jährlichen 
Zins  der  ausschliefslichen  Benutzung  des  oesterreichischen 
Heeres  überlassen.  Abano  als  der  nördlichste,  Battaglia 
als  der  südlichste  Punkt  der  schlangenförniig  verlaufenden 
Quellenlinie  haben  ziemlich  genau  einen  und  denselben 
Längengrad,  während  San-Pietro  ostwärts  und  Mont-Ortone 
westwärts  abweichen. 

Alle  Heilquellen  des  Paduaner  Gebietes  entspringen 
theils  in  der  INähe,  theils  selbst  auf  den  Gipfeln  kleinerer 
Anhöhen,  die,  obwohl  von  verschiedener  Gestalt  und  Gröfse, 
doch  insgesammt  das  Eigenthümliche  ihrer  Erscheinung 
darbieten,  dafs  sie  sich  vereinzelt  erheben  und  mit  den  an- 
dem  durchaus  keine  ersichtliche  Verbindung  eingehen, 
Dieses  Vereinzeltsein,  welches  nach  A.  v.  Humboldt's 
Zeugnifs  Europa's  vulkanische  Gegenden  im  Gegensatz  zu 
den  amerikanischen  scharf  bezeichnet,  erstreckt  sich  gleich- 
falls auf  eine  Menge  der  übrigen  Euganeen,  ja  auf  die 
Hauptmasse  des  Gebirges,  das  nur  gegen  Vicenza  hin, 
durch  wellenförmiges  Terrain  sehr  undeutlich  die  Bericer 
Hügel  erreicht.  Aufser  diesem  Umstände  aber  treffen  auch 
noch  andere  ein,  welche  wir  für  die  Annahme  früherer 
Eruptionen  und  eines  noch  fortwaltenden  unterirdischen 
Feuers  zeugen,  wobei  wir  uns  nur  auf  dasjenige  zu  bezie- 
hen brauchen,  was  oben  (S.  758)  über  das  Geognostische 
der  Euganeen  berichtet  ist. 

Die  Hügel,  denen  die  Thermalwasser  entsprudeln,  ru- 
hen fast  durchgängig  auf  einem  Lehmboden,  der  nur  zu- 
weilen von  torfhaltigen  oder  sandreichen  Flecken  unter- 
brochen ist.  Es  ist  daher  begreiflich,  warum  die  unter  einem 
milden  Himmelsstrich  belegene  und  fortan  mit  vieler  Feuch- 
tigkeit geschwängerte  Niederung  gleichzeitig  in  sich  die 


769 

Bedingungen  der  üppigsten  Vegetation  wie  der  hartnäckig- 
sten Krankheiten  vereinigt.  Dafs  indessen  letzterer  Ein- 
flufs  in  derThat  nicht  so  scharf  hervortritt,  verdankt  man 
zuverläfsig  dem  gemeinsamen  Bestreben  der  Kunst  und 
Natur,  welche  beide  das  ihrige  zur  Abwendung  des  Uebels 
beitragen:  erstens  ist  die  Gegend  trefflich  angebaut  und 
sorgfältig  mit  Kanälen  durchzogen;  zweitens  herrschen 
das  ganze  Jahr  hindurch  die  wohlthätigsten  Winde,  der 
Ost  und  der  Nordost.  Wenn  nun  auch  zu  Ende  des  Herb- 
stes und  im  Winter  der  Nord  und  Nordwest,  im  Sommer 
aber,  bei  drückender  Hitze,  der  Süd,  Südost  und  Südwest 
die  Oberhand  behalten,  so  wird  doch  von  allen  nur  der 
nasse  Sciricco  (Südost)  unerträglich,  während  selbst  der 
Libeccio  (Südwest)  hier  lange  nicht  das  quälende  Gefühl 
verursacht,  als  an  den  mittelländischen  Küsten.  Das 
Klima  ist  überhaupt  angenehm  und  läfst  den  Ankömmling 
wohl  empfinden,  dafs  die  rauhen  Alpen  überschritten,  dafs 
die  Grenzen  des  ewigen  Lenzes  betreten  sind.  Dafür 
zeugen  die  Beobachtungen,  welche  auf  der  Sternwarte  zu 
Padua,  30  Meter  oberhalb  des  adriatischen  Meeresspie- 
gels während  der  Jahre  1800 —  1809  von  Santini  an- 
gestellt sind,  die  als  Mittelzahl  des  ganzen  Jahrzehnts 
ergaben:  Barom.  28.  1,72;  Thermom.  10,32°  R.;  —  Quan- 
tität des  Regens  37.  5,34  (in  Zolltheilen  des  Pariser 
Fufses). 

Der  General-Inspectorsämmtlicher  Euganeischen  Ther- 
men, mit  Ausnahme  derer  von  Mont-  Ortone,  welche  aus- 
schliefslich  für's  Militair  bestimmt  sind,  ist   seit   1817   der 
Professor  zu  Padua,  Dr.   Gio.  Maria  Zecchinelli. 
Wir  gehen  nun  zu  den  einzelnen  Bädern  über: 

a.  Die  Thermalquellen  von  Abano^  nach  die- 
sem von  Padua  sechs  italienische  Meilen  südlich  entfernten 
Dorfe,  in  welchem  der  Geschichtschreiber  T.  Livius  und 
der  Satyriker  A.  Persius  Flaccus  das  Licht  der  Welt  er- 
blickt hat,  genannt,  und  schon  den  Römern  unter  den  Na- 
men Aquae  Apoui  oder  Aquae  Patavinac  bekannt,  sind  uu- 


770 

ter  den  Euganeischen  die  berühmtesten  und  entspringen, 
eine  Viertelineile  südwestlich  vom  Dorfe  entfernt,  12  Meter 
über  dem  Spiegel  des  adriatischen  Meeres  auf  dem  Gipfel 
des  Montiron.  Dieser  kleine,  kaum  13  F.  hohe,  unregel- 
mäfsige,  höckrige  Hügel  hat  ein  ungefähr  200  F.  im  gröfs- 
ten  Durchmesser  haltendes  Plateau,  das  wegpn  der  vielen 
daselbst  hervorbrechenden  Sprudel  als  der  eigentliche  Kes- 
sel des  Wasservulkans  betrachtet  werden  kann.  Dasselbe 
ist  beständig  in  dicke  Dampfwolken  gehüllt  und  verbrei- 
tet ringsum  einen  sehr  strengen  und  eigenthümliohen  Ge- 
ruch, während  ein  verworrenes  und  intensives,  dem  Rhythmus 
der  Pulsschläge  ähnliches  Geräusch  auch  das  Ohr  an  die 
Nähe  der  wunderbaren  Naturwerkstätte  mahnt. 

Fast  der  ganze  Montiron  verdankt  sein  Entstehen  einem,  viel- 
leicht seit  Jahrtausenden  thätig  erhaltenen  Versinterungsprozesse. 
Die  Schichtlagen  des  Tuffsteins  sind  gleich  concaven  Krusten  über 
gröfsere  und  kleinere  Höhlen  gespannt.  Compacte  kalkartige  Massen, 
yon  schönen  Pisoiitheu  durchbrochen,  trifft  man  blofs  auf  der  mittä- 
gigen Seite;  die  westliche  bietet  nichts  als  Tuffstein  dar,  welcher, 
da  das  Wasser  stets  senkrecht  herabträufelt,  hier  ein  stalaktitisches 
Ansehen  gewinnt.  Die  östlichen  und  nördlichen  Abhänge  des  Hügels 
haben  durch  Zeit  und  Menschenhände  nach  und  nach  so  wesentliche 
Veränderungen  erlitten,  dafs  die  Urform  nicht  mehr  zu  bestimmen 
ist;  dagegen  ist  das  Plateau  ganz  unberührt  geblieben:  ein  kahler,  un- 
fruchtbarer, stellenweise  ungemein  dünner  Fels,  meist  nur  von  schwar- 
zen Moosen  bewachsen,  voll  Risse  und  Oeffnungen,  zeigt  der  Wie- 
derhall der  Fufstritte,  deutlicher  aber  noch  das  aufgelegte  Ohr,  dafs 
seine  verhorgenen  Theile  mit  unterirdischen  Höhlen  versehen  sind, 
in  denen  sich  die  heifsen  Wasserdämpfe  mit  Geräusch  herumwälzen. 
Da  nun  diese  Wasserdämpfe,  welche  immer  von  neuen ,  tiefer  entste- 
henden gedrängt  werden,  eine  starke  Spannung  erlangen,  so  häufen 
sie  sich,  wofern  sie  nicht  unverzüglich  einen  Ausweg  finden,  in  Menge 
an  und  erhitzen  entweder  den  Boden,  wie  dies  z.  B.  in  einer  dem 
Bademeister  gehörigen  Kammer  geschieht,  wo  die  Temperatur  der 
ziemlich  trockneu  Luft  bis  zu  30°  R.  steigt,  oder  sie  veranlassen  auch 
wohl  heftige  Explosionen,  deren  letzte  im  J.  1817  statt  hatte.  Es 
erfolgte  nämlich  am  7.  September  dieses  Jahres  plötzlich  ein  heftiger 
Ausbruch  von  heifsem  Wasser,  und  dabei  verlor  die  eine  der  Quellen, 
del  Molino  genannt,  ihr  Wasser  ganz,  nachdem  man  an  derselben  schon 
seit  zwanzig  Jahren  eine  allmählige  Verminderung  wahrgenommen 
hatte. 

Zur  Unterbringung  und  Verpflegung  der  Kurgäste  in 
den  Bädern  von  Abano   sind  unmittelbar  bei  den  Quellen 


771 

fünf  abgesonderte  Anstalten  (Stabilimenti  dei  bagni)  vor- 
handen, wovon  jede  mit  ihren  eigenen  Bädern  nebst  allen, 
was  zur  Bequemlichkeit  der  Fremden  dient,  versehen  ist; 
sie  sind  Privateigenthum ,  können  zusammen  bequem  400 
Personen  aufnehmen  und  machen  mit  einigen  Nebenge- 
bäuden den  ganze  Badeort  Abano  aus.  Die  weitläufigste 
unter  diesen,  die  Bäder  des  Orologio  oder  die  gro- 
fsen  Bäder  (Bagni  Orologio,  detti  grandi)  genannt,  liegt 
etwas  von  den  vier  übrigen  entfernt  und  dem  Dorfe  Abano 
am  nächsten:  sie  kann  wohl  die  Hälfte  der  unterzubrin- 
genden Fremden  aufnehmen,  und  ist  mit  einem  eigenen 
grofsen  Kaffeehause  und  mit  schattenreichen  Spazierwegen 
umgeben.  Die  vorzüglichste  ist  die  unter  dem  Namen 
Bagni  Tode  seh  ini  bekannte  Anstalt,  am  westlichen 
Ende  des  Ortes  und  hart  am  Ursprung  der  Hauptquelle 
gelegen ;  beide  sind,  so  wie  die  Hauptquelle  selbst  mit  dem 
grofsten  Theil  von  Abano  und  dessen  Umgebungen  Eigen- 
thum  des  Hrn.  Moise  Trieste  und  lassen  neben  grofser 
Eleganz  im  Aeursern  und  Innern  an  Ordnung,  Pünktlich- 
keit und  Reinlichkeit  nichts  zu  wünschen  übrig.  Zwei  an- 
dere Anstalten  führen  die  Namen:  zu  den  zwei  T hur- 
ra e  n  (alle  due  torri)  und  C  a  s  i  n  o  ;  die  fünfte,  einem  Wund- 
arzte gehörige  stöfst  an  die  Bagni  Todeschini  an. 

Auch  bestellt  zu  Abano  ein  kleines,  von  dem  grofsen  in  Padua 
abhängiges  Krankenbaus ,  welches  jährlich  52  unbemittelte  Personen 
zum  Gebrauch  der  Badekur  aufnimmt ;  aufserdem  werden  durch  die 
Kliniken  in  Padua  jährlich  20—30  Armenkranke  hierhergeschickt:  es 
herrscht  hierbei  nur  der  Uebelstand,  dafs  diese  sämmtlich  in  Folge 
testamentarischer  Verfügung  jeuer  Wohlthat  nur  binnen  15  Tagen 
geniefsen  und  nach  deren  Verlauf  geheilt  oder  ungeheilt  aus  dem  In- 
stitut scheiden  müssen. 

Die  Heilquellen  kommen  in  grofser  Anzahl  auf  dem 
erwähnten  Plateau  des  Montiron  zu  Tage:  die  vorhin  ge- 
nannten Badeanstalten  haben  jede  ihre  eigenen  Quellen, 
andere  werden  zur  Zubereitung  der  Schlammerde  (Fanghi) 
verwendet,  noch  andere  treiben  das  Rad  einer  benachbar- 
ten Mühle ,  yiele  verfliefsen  ganz  unbenutzt ;  alle  sind  un- 


772 

bedeckt,  uneingefafst,  allen  Unbilden  der  Witterung  preis- 
gegeben. Einige  entspringen  vereinzelt,  andere  gemein- 
schaftlich; einige  sind  beständig,  andere  haben  eine  sehr 
temporäre  Existenz  und  verschwinden  über  lang  oder  kurz. 
Eine  Benennung  und  Aufzählung  der  verschiedenen  Spru- 
del ist  darum  unsicher;  doch  lassen  sie  sich  in  zwei  cha- 
rakteristisch von  einander  abweichende  Gruppen  theilen: 
die  erste  Gruppe  nimmt  genau  den  Mittelpunkt  des  Pla- 
teaus ein  und  zeichnet  sich  namentlich  durch  drei  ergiebige, 
heifse,  kraftvoll  und  permament  strömende  Quellen  aus, 
die  zweite  nördlichere  Gruppe  enthält  kleine  Brodel,  die 
sich  langsam  zwischen  Tuffsteinmassen  winden  und  ihren 
Lauf  häufig  umändern,  indem  sie  sich  den  Weg  mit  dem 
kalkigen  Absätze  verstopfen.  Von  den  zerstreut  hervor- 
kommenden Quellen  werden  einige  am  westlichen  Fufse 
des  Hügels  und  eine  bei  der  Mühle  angetroffen.  —  Die 
zusammenfliefsenden  Wasser  bilden  theils  Pfützen,  theils 
Reservoirs,  theils  Bäche:  die  letzten,  welche  man  nach 
allen  Weltgegenden  ableitet,  speisen  die  Bäder,  die  Schlamm- 
behälter und  die  Mühlen;  sie  verlieren  sich  darauf  in  grö- 
fsere  Gräben,  die,  vereinigt  und  durch  Zutritt  süfser  Ge- 
wässer vermehrt,  erst  den  Namen  des  Riocaldo,  dann  des 
Rioalto  erhalten  und  endlich  dicht  vor  Catajo  unter  einem 
Flusse,  vermittelst  einer  künstlichen  Bettung,  in  den  Ka- 
nal von  Bovolenta  (eigentlich  Canale  di  mezzo  arco) 
münden. 

Die  Temperatur  des  Mineralwassers  ist  je  nach  dem 
Umstände,  ob  die  Quellen  unmittelbar  und  auf  dem  kürze- 
sten Wege,  oder  fern  von  dein  Heerde,  nachdem  sie  schon 
voluminösere  Steinmassen  durchdrungen,  oder  selbst  in  den 
abfliel'senden  Bächen  zur  Oberfläche  gelangen,  verschieden: 
die  meisten  halten,  nach  v.  Andrej ewskiy  die  Mitte 
zwischen  58—69°  R.  Zwar  erwähnt  Mandruzzato  einer 
Sprudelthermalquelle,  die  er  Getto  laterale  nennt,  von 
80°  R.  Temperatur:  sie  ist  aber  nicht  mehr  vorhanden; 
nur  eine  einzige  hat  69,5°  R.  bei  12°  R.   der  Atmosphäre: 


773 

diese  ist  eine  ihrer  Ergiebigkeit  nach  nur  geringe  Neben- 
strömung, von  »lein  schönsten  Tuff  umgeben  und  befindet 
sich  in  der  zweiten  Gruppe.  Die  erste  Gruppe  hat  fast 
überall  66°  R.,  die  in  der  centralen  kraterähnlichen  Ver- 
tiefung des  Montiron  brodelnde  Hauptquelle,  nach  v.  Grae- 
fe's  oft  wiederholten  Versuchen,  67°  R. ;  die  Quellen  am 
Fufse  des  Hügels  haben  bei  der  Mühle  55°  R.  und  auf  der 
westlichen  Seite  58°  R.  Die  kühlste  besitzt,  obschon  völ- 
lig isolirt  und  nicht  im  geringsten  durch  wildes  Wasser 
verunreinigt,  nur  30°  R. 

Dafs  die  Verschiedenheit  in  der  Temperatur  der  Quellen  atmo- 
sphärischen Einflüssen  nicht  zugeschrieben  werden  darf,  haben  ältere 
und  neuere  Versuche  dargethan.  Dagegen  ist  die  von  Mühlibach 
aufgestellte  Behauptung,  dafs  das  Thermalwasser  langsamer  als  künst- 
lich erwärmtes  Wasser  erkalte,  durch  die  Versuche  v.  Andrejews  kyi 
als  irrig  nachgewiesen,  indem  das  Thermalwasser  mit  seiner  natürli- 
chen Wärme  in  demselben  Verhältnisse  erkaltet  als  das  künstlich 
erwärmte  Wasser. 

Das  Thermalwasser  ist  farblos,  klar  und  durchsichtig 
und  behält  diese  Eigenschaften  auch  bei  längerer  Aufbe- 
wahrung in  gut  verkorkten  Flaschen,  indem  es  weder  mit 
einem  Häutchen  sich  überzieht,  noch  einen  Niederschlag 
bildet.  Durch  die  sich  aus  demselben  entwickelnden  Gase 
erhält  es  ein  kochendes  Ansehen,  welches  um  so  mehr 
täuscht,  als  die  luftförmige  Flüssigkeit  nicht  in  schlängelnd 
emporsteigenden  Perlen,  sondern  in  dicken,  ein  bis  zwei 
Arme  starken  Strahlen  periodisch  hervorstöfst  und  an  der 
Oberfläche  grofse  Blasen  erzeugt;  nur  in  den  Pfützen  und 
Schlammbehältern  sieht  man  kleine  Blasen  aufwirbeln. 
Es  hat  einen  salzigen,  bitterlichen  Geschmack,  einen 
eigentümlichen  Geruch  und  giebt  sich  dem  Gefühl  durch 
eine  gewisse  Härte  kund.  Das  specif.  Gewicht  desselben 
beträgt  nach  v.  Andr  ej  ewskiy ,  bei  10°  R.  und  27"  7,2"' 
Barometer,  1,0057.  Tremellen  und  Conferven  findet  man 
in  demselben  in  grofser  Menge,  und  auf  seinem  Laufe  setzt 
es  viel  Tuff  ab. 

Die  Thermalquellen  der  ersten  Gruppe,  welche  sich  in  der  Mitte  des 
Gipfels  befinden,  bieten  zwar  wegen  ihres  raschen  Verlaufs  keine  Gele- 


774 


genhcit  zur  Tuffbildung  dar,  doch  cfflorescirt  längs  den  Ufern  ein  sa- 
linisches,  regelmäfsiges  Gefüge,  das  aus  übereinander  geschichteten 
Hemisphären  bestehend,  im  frischen  Zustande  alkalisch,  bei  längerem 
Zutritt  der  Luft  neutral  wird  und  vorherrschend  kohlensaures  Natron 
enthält;  in  Bächen  fortfliefsend,  überziehen  dieselben  Quellen  ihre 
Kanäle  auch  mit  reichlichem,  wellenförmigem,  graufarbenem,  sehr 
hartem  Tuff.  Die  weniger  kraftvoll  hervorsprudelnden  Quellen  der 
zweiten  Gruppe  erzeugen  dagegen  schon  bei  ihrem  Ursprung  viel  Tuff, 
der  weifser  und  meist  weicher  als  der  vorhin  erwähnte  auch  nicht 
selten  eingesprengten  Schwefel  enthält  und  aus  kohlensaurem  Kalk, 
schwefelsaurem  Kalk  und  Eisen  besteht. 

Das  Thermal wasser  ist  früher/  unter  andern  von  Van- 
delli,  Mandruzzato,  neuerlich  (1831)  von  v.  Andre- 
jewskiy  chemisch  analysirt  worden.  Hiernach  enthält 
dasselbe  in  zwölf  Unzen: 

nach  Van  d  eil  i:  n.  Mandruzzato: 
18,833  Gr. 
2,625  — 
1,291  — 
8,208  — 
1,250  — 
0,500  — 


Chlornatrium     .        ,        » 

25,714  Gr.       .      . 

Chloraluminium 

•                ... 

Schwefelsaure  Kalkerde   . 

5,714  —        .      . 

Erden  überhaupt 

5,000  —        .      . 

36,428  Gr.       .      . 

32,707  Gr 


Chlornatrium 

Chlorcalcium 

Chlormaguesium  .        , 

Chloreisen     .... 

Jodcalcium    . 

Jod-  und  Brom-Magnesium 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Talkerde 

Thon 

Eisenoxydul 

Kieselerde 

Stickstoffhaltige  organische  Substanz 
Eine  andere  organische  Substanz 
Verlust         ...... 


nach  Andrej  ewskiy: 

23,0725  Gr. 

0,9000  — 

0,7700  — 

0,1563  — 

Sparen 

4,7SU  — 
0,7334  — 
0,5000  — 
0,1000  — 
1,1230  — 
0,6100  — 
0,3270  — 
0,0137  — 


33,1000  Gr. 


Kaum  eine  italienische  Meile  von  Abano  entfernt,  steht 
der  Hügel  S.  Daniele,  auf  welchem  der  Eigenthümer 
Bartolomeo  Bonomi  eine  neue  Quelle  aufgefunden  hat, 

worin 


775 

worin  nach  der  chemischen  Analyse  von  Ragaz  zini  Schwe- 
felwasserstoff- und  kohlensaures  Gas,  salzsaures  und 
schwefelsaures  Natron,  Talk-  und  Kalkerde,  kohlensaure 
Talk-  und  Kalkerde,  Atome  von  hrom-  und  jodsaurer  Talk- 
erde, von  Eiseuoxyd,  Kieselerde  enthalten  sind.  Das  Mi- 
neralwasser hat  eine  Temperatur  von  15  — 16°  R.,  das 
speeif.  Gewicht  ==  1,0400,  einen  Geschmack  wie  gewäs- 
serte und  etwas  gesalzene  Milch,  riecht  nach  faulen  Eiern 
und  ist  hell  und  klar.  JNach  den  Versuchen,  welche  meh- 
rere Aerzte  zu  Abano,  Padua  und  Venedig  mit  diesem 
Mineralwasser  angestellt  haben,  ist  es  rücksichtläch  der 
Wirksamkeit  demjenigen  ziemlich  gleich,  welches  mit  er  dem 
Namen  Acqua  solforosa  Raineriana  Euganea  bekannt  ist. 
(S.  weiter  unten  S.  778  bei  ßattaglia,  wo  auch  das  quantita- 
tive Verhältnifs  der  Bestandteile  mitgetheilt  wird.) 

Die  gasförmigen  Körper  des  Montiron  unterscheidet  v.  An- 
drej ewski}r  in  eigentlich  und  uneigentlich  genannte  Gase.  Unter 
den  letztem  begreift  er  die  Dämpfe,  welche  sich  wie  Rauchwolken 
aus  allen  Quellen  des  Montiron  entwickelnd,  den  Hügel  und  die  ganze 
Umgegend  in  dicke  Nebel  einhüllen  und  neben  der  gespannten  Flüs- 
sigkeit auch  mehrere  fixe,  mechanisch  fortgerissene  Bestandteile  des 
Wassers  enthalten:  sie  bedecken  den  dürren  Boden  des  Montiron,  der 
dadurcli  ein  weilsliches  Ansehen  erhält,  mit  einem  leichten,  salzigen, 
theils  pulverigem,  theils  kristallinischem  Anfluge,  der  aus  kohlensaurem 
Natron,  kohlensaurem  Kalk,  Chlornatrium,  Chlorcalcium,  Chlormagne- 
sium,  Chloreisen  und  schwefelsaurem  Kalk  besteht;  aufserdem  findet 
sich  auch  eine  gallertartige,  braungraue,  durchscheinende  Materie 
(Thciothermin).  —  Das  sich  aus  dem  Thermalwasser  entwickelnde 
Thermalgas  befindet  sich ,  obschon  schwerer  als  die  atmosphärische 
Luft,  nicht  schichtweise  über  den  Quellen,  sondern  es  verflüchtigt  sich 
in  dem  nämlichen  Moment,  wo  es  emporgetrieben  wird,  und  läfst  sei- 
neu sonst  nicht  zu  verkennenden  hepatischen  Geruch  fahren.  Man- 
druzzato  bestimmtes  als  ein  Gas  eigener  Art,  bestehend  aus  0,1 
Kohlensäure,  0,04  Sauerstoff  uud0,S0  Stickstoff;  nach  v.  Andrej  e  ws- 
kivs  neuerenVersuchen  dagegen  ist  dasselbe  eine  Zusammensetzung 
von  Stickstoff,  Kohlen-  und  Schwefelwasserstoffsäure,  ist  klar  und 
hat  bei  2S"  3"  Barometer  ein  speeif.  Gewicht  von  1,24242,  weshalb 
man  seine  speeif.  Extensivkraft  auf  0,80485  schätzen  kann.  —  v.  An- 
drej ewski}'  erwähnt  such  zweier  Zersetzungen,  welche  die  Schwe- 
fehvasserstoffsäure  des  Thermalgases  erleidet,  von  denen  die  eine 
oberhalb  der  Quellen  geschieht,  die  andere  im  Wasser  selbst  vor 
sich  geht:  erstere  sind  durch  Zutritt  atmosphärischer  Luft  gebildete 
III.  Theil.  D  d  d 


776 

krystallinische  Schwefelkrüsten,  welche  sich  häufig  au  Gegenständen 
über  den  Quellen  ausscheiden;  die  zweite  Decomposition  ist  die  zuwei- 
len beobachtete  Erscheinung  eines  zarten,  schwimmenden,  bald  schmä- 
leren, bald  breiteren  Häutchens  von  metallischem  Glänze  (pellicola 
iridata),  welche  v.  Andrejewskiy  für  Schwefeleisen  hält,  das 
der  durchstreichende  Schwefelwasserstoff  aus  den  Quellen  niederschlägt. 

Hiernach  ergeben  sich  als  Erzeugnisse  der  gasigen  Körper  :  Schwe- 
fel und  Schwefeleisen,  —  als  Bestandteile  derselben  :  Wasser,  Theio- 
tbermin,  kohlensaures  Natron,  Chlornatrium,  Chlorcalcium ,  schwefel- 
saurer Kalk,  Chlormagnesium,  Stickstoff,  Schwefelwasserstoffsäure 
und  Kohlensäure. 

Nach  Raggazini's  Untersuchungen  vom  J.  1836  führt  das  Gas 
der  Thermen  von  Abano,  das  einen  bituminösen  Geruch  hat,  Naphtha- 
dunst  mit  sich,  welcher  sich  bei  10°  R.  als  eine  fette,  perlartige,  äa- 
fserst  flüchtige  Substanz  verdichtet;  —  in  diesem  Dunst  befindet  sich 
Schwefelwasserstoff  aufgelöst. 

Von  dein  M  i  n  e  r  a  1  s  c  h  1  a in  in  zu  Abano  ist  bereits 
früher    gehandelt:     vergleiche     Theil    I.     zweite    Auflage 

S.  459  ff. 

b.  Die  Bäder  u?id  M  ineralf/uellsn  von 
Mo nte-Ortone^  welche  ihren  Namen  von  einem  vorma- 
ligen Mönchskloster  haben ,  liegen  eine  Viertelstunde  süd- 
westlich von  den  Bädern  von  Abano  unmittelbar  an  dem 
Fufse  des  Gebirges,  in  einer  reizenden  Gegend. 

Unter  der  Oberherrschaft  Napoleon's  wurde  das  Kloster  aufgeho- 
ben und  in  eine  militairische  Heilanstalt  verwandelt,  welche  Bestim- 
mung ihm  verblieben  ist:  es  befinden  sich  hier  den  ganzen  Sommer 
hindurch  mehrere  hundert  Militair-Personen  von  jedem  Range  zum 
Gebrauch  der  Badekur.  Die  gemeinschaftlichen  Bäder,  zu  welchen 
die  Thermalquellen  verwandt  werden,  sind  auch  ausschliefslich  für 
das  Militair  bestimmt;  die  Officiere  haben  ihr  eigenes  abgesondertes 
Bad.  Es  giebt  daher  hier,  aufser  dem  aus  dem  ganzen  Lombardisch- 
Venetianischen  Königreiche  hierher  commandirten  Militair,  keine  Kur- 
gäste. 

Man  unterscheidet  Thermalquellen  und  eine  kalte  sali- 
nische Mineralquelle. 

Die  Thermalquellen  entspringen  an  dem  westli- 
chen Ende  des  Klostergebäudes  in  dem  vormaligen  Mönchs- 
garten reichhaltig  auf  mehreren  Punkten.  Sie  haben  nach 
v.  Andrejewskiy  die  Temperatur  von  47°  R.,  unterschei- 
den sich  aber  in  ihren  physikalischen  Eigenschaften  nicht 


777 

von  denen  zu  Abano,  mit  welchen  sie  auch  Hinsichts  der 
therapeutischen  Wirkungen  übereinkommen.  Dasselbe  gilt 
von  den  hier  ebenfalls  in  Gebrauch  gezogenen  Fanghi. 

Die  unter  dem  Namen  Acqua  della  Vergine  be- 
kannte Mineralquelle  entspringt  in  einer  Felsengrotte,  in 
welche  einige  Stufen  hinabführen,  an  der  linken  Seiten- 
maucr  der  Klosterkirche.  Sie  hat  die  Temperatur  der  ge- 
wöhnlichen Quellwasser,  ist  farblos,  ohne  Geruch,  von 
leicht  salzigem  Geschmack  und  bildet,  der  atmosphärischen 
Luft  ausgesetzt,  feine  Bläschen,  bringt  aber  in  Verbindung 
mit  Säuren  kein  Aufbrausen  hervor.  Chlornatrium  und 
schwefelsaures  Natron  sind  die  vorwaltenden  Bestandteile 
dieses  Mineralwassers ,  das  eines  grofsen  Rufes  geniefst. 
Seiner  milden  Wirkung  wegen  wird  es  besonders  bei  reiz- 
baren Frauen,  Nervenschwachen,  Kindern,  Convalescenten 
aus  schweren,  die  Lebenskräfte  unterdrückenden  Krankhei- 
ten empfohlen,  und  sehr  oft,  wenn  eine  Trinkkur  indicirt 
ist,  mit  diesem  Wasser  der  Anfang  gemacht  und  dann  erst 
zu  einem  stärkeren  übergegangen. 

Die  Acqua  della  Vergine  ist  Eigentum«  des  Staats  und  wird  in 
Flaschen  von  ungefähr  einem  österreichischen  Seidel  in  alle  Städte  des 
Königreichs  und  auch  über  die  Grenzen  desselben  versendet. 

c.  Bagni  di  S.  Elena  bei  Battaglia.  Das 
Städtchen  Battaglia,  von  Padua  südwestlich  drei  geogra- 
phische Meilen  und  fast  eben  so  weit  südlich  von  Abano 
entfernt,  liegt  an  einem  schiffbaren,  immer  belebten  Kanäle, 
unter  allen  Euganeischen  Thermen  am  reizendsten  und 
schönsten  und  ist  am  elegantesten  eingerichtet;  es  wird 
daher  sowohl  wegen  seiner  Heilquellen  von  Kranken,  als 
seiner  Annehmlichkeit  wegen  von  Gesunden  zur  Zerstreuung 
und  zum  Vergnügen  häufig  besucht ;  belebt  durch  die  grofse 
Strafse,  welche  von  Padua  über  Ferrara  nach  dem  Süden 
führt,  eignet  es  sich  auch  vornehmlich  zu  einem  Mittelpunkt 
für  Ausflüge  in  die  Euganeen,  deren  grünes  Amphitheater 
sich  in  reinen  Wellenlinien  hinter  den  Bädern  erhebt,  und 
aus  deren  Mitte  das  buschige  Haupt   des  Rua  mit  seinen 

Ddd  2 


778 

Ruinen  und  der  alle  überragende  Gipfel  des  Venda  her- 
niederblicken.  Auch  die  Luft  ist  hier  reiner  als  in  Abano, 
avo  sie  nicht  selten  zu  sehr  mit  Wasserdünsten  beladen  ist. 

Die  Thermalquellen,  obwohl  schon  von  den  Romern  benutzt, 
wurden  später  vernachliifsigt  und  vergessen,  bis  sie  durch  den  Erz- 
herzog Johann  v.  Oesterreich  wieder  in  Aufnahme  kamen.  Für  die 
Aufnahme  und  Bequemlichkeit  der  Kurgäste  ist  hinlänglich  gesorgt: 
denn  aufser  jenen  Anstalten,  welche  die  sogenannten  alten  Bäder  bil- 
den und  in  verschiedenen  Wohn  -  und  Badegebäuden  bestehen,  ist 
eine  grofse,  zweckmäfsig  eingerichtete  Badeanstalt  —  Stabilimeuto 
dei  bagni  —  neu  erbaut  worden,  die  mit  schönen  und  eleganten  Wohn- 
zimmern, marmornen  Wannenbädern  mit  Einrichtungen  zu  Douche- 
und  Tropfbädern,  GesellschaftBsälen  und  einer  geschmackvollen  Pro- 
menade, dem  Vereinigungspunkt  der  Badegesellschaft,  versehen  ist. 
Besitzer  derselben  ist  Hr.  Agostino  Meneghiui. 

Die  Thermalquellen  entspringen  an  mehreren  Orten, 
vorzüglich  aber  bei  den  alten  Bädern  und  bei  der  neuen 
Anstalt,  in  grofser  Anzahl,  am  Berge  della  Stuffa,  der 
aus  durch  einander  geworfenen  Lavamassen  besteht.  Zec- 
chinelli  unterscheidet  die  Quelle  Santa  Elena  von 
54  —  57°  R.,  die  Quelle  S.  Bartolomeo  von  40  — 48°  R. 
und  die  Quelle  della  Y alle  Calaona  von  28  —  32°  R. 
Temperatur,  v.  Andrej  ewskiy  giebt  die  Temperatur  zu 
57°  R.  an;  im  Uebrigen  stimmen  sie  vollkommen  in  ihren 
physikalischen,  chemischen  und  therapeutischen  Eigenschaf- 
ten mit  denen  von  Abano  überein.  Das  Thermalwasser 
wird  hier  in  fünf  Reservoirs  abgekühlt. 

Während  seines  Aufenthalts  in  den  hiesigen  Bädern 
im  Sommer  1827  entdeckte  der  Viceköuig  Rainer  eine  neue 
schwefelhaltige  Mineralquelle,  die  nach  ihrem  Entdecker 
Acqua  Raineriana  Euganea  genannt  wird.  Sie  ent- 
springt an  dem  Ufer  des  Sees  von  Arqua  aus  Kalkge- 
stein, das  mit  schwarzem  Feuerstein  untermengt  ist,  am 
Fufse  eines  Hügels,  La  Colobrina  genannt.  Die  sehr  er- 
giebigen ,  zahlreichen  Adern  dieser  Quelle  sammeln  sich 
in  einem  bedeckten  Becken,  aus  dem  sie  durch  angesetzte 
Abflufsröhren  strömen.  Das  Mineralwasser  ist  bei  seinem 
Ausflusse  vollkommen  klar   und  farblos,   verbreitet  einen 


779 

deutlichen  Geruch  nach  Schwefel  wasserst  offgas ,  hat  einen 
ekelhaften,  sehr  flüchtigen  Geschmack,  eine  beständige 
Temperatur  zwischen  15  — 16°  R.  und  ein  speeif.  Gewicht 
von  1,0011063.  Der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  wird 
es  leicht  milchigt  und  verliert  durchs  Kochen  schon  nach 
kurzer  Zeit  Geruch  und  Geschmack.  Wenn  man  es  aber 
vorsichtig  schöpft  und  hermetisch  in  Flaschen  verschliefst, 
so  erhält  es  sich  einige  Zeit  unveränderlich,  und  mau  hat 
defshalb  davon,  se  wie  von  dem  oben  erwähnten  salinischen 
Schwefelwasser  von  S.  Daniele  (S.  Seite  774)  Verkaufsde- 
pots, namentlich  zu  Padua  und  Venedig-,  errichtet. 

Nach  der  chemischen  Analyse  enthalten  in  1000  Centi* 
metres  oder  100  Denari  Wasser: 


a. 

Die  Acqua  Raine- 

b.  Die  Acqua  di  S.  Da- 

riana 

niele 

1! 

ach  M  e  1  a  n  d  r  i : 

nach  Ragaz  zini: 

Chlornatriuin 

0,6600  Denari    . 

2,2190  Denari 

Chlorkalium   . 

0,0360    — 

... 

Chlormagnesiuui     . 

0,0540    — 

0,2060    — 

Chlorcalcium 

0,0110    — 

0,4200    — 

Schwefelsaures  Natron 

•                •                •                ■ 

0,0600    — 

Schwefelsaure  Talkerde 

. 

0,0100    — 

0,1120    — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,0320    — 

.     .  0,1910    — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,0040    — 

0,1420    — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,3115    — 

0,2400    — 

Kohlensaures  Eisenproroxy 
Brom-  und   Jod-Magnesia 

JS 

. 

Spuren 

Kieselerde 

• 

|o,0513    — -      • 

0,0200    — 

Eisenoxyd 

Organischen  Extractivstoff 

Spuren 

0,0020    — 

1,1698  Denari 

3,6200  Denari 

Schwefel wasserstofi'gas  10,6  Cent.od.  0,0164  Den.   5,4  Cent.od.  0,00S3Den. 
Kohlensaures  Gas  48,5  —    od.  0,0646  —     17,4  —    od.  0,0233  — 

Beide  Sclnvefclwasser  lassen  sich  angenehm  trinken 
und  erhalten  sich  namentlich  in  Venedig  im  Laufe  der 
rauhen  Jahreszeit  frisch  und  unverändert,  daher  sie  daselbst 
die  durch  die  Orts  Verhältnisse  dargebotenen  Heilmittel  we- 
sentlich vermehren.  Man  trinkt  des  Morgens  zu  einem, 
zwei  und  drei  Pfunden,  oder  vermischt  sie  mit  dem  Meer- 


780 

wasser  zum  Bade  in  dem  Verhältnisse,  dafs  auf  einen  Theil 
davon  zwei  Tkcile  Soole  kommen,  um  die  Badekur  für  die 
Behandlung  gewisser  Hautkrankheiten,  besonders  herpeti- 
scher zu  verstärken.  Aulser  bei  chronischen  Exanthemen, 
haben  sie  sich  vorzüglich  nützlich  bewiesen  bei  Skropheln, 
Skorbut  und  Beschwerden  der  Verdauung. 

d.  Die  Badeanstalt  von  Monte-Grotto  liegt 
westlich  von  Battaglia  einsam  und  von  schlechten  Wegen 
umgeben \  sie  ist  im  Verhältnifs  zu  Battaglia  und  Abano 
nur  klein,  aber  reinlich  und  zweckmäfsig  eingerichtet,  ent- 
hält aufser  39  Zimmern  zu  Wohnungen  für  Kurgäste  fünf 
schöne  marmorne  Bäder  und  eignet  sich  besonders  für 
Kranke,  die  mehr  Ruhe  und  Zurückgezogenheit  suchen. 
Der  Besitzer  des  Bades  ist  Dr.  Antonio  Mingoni. 

Die  Thermalquelle  »bildet  einen  kleinen  heifsen  See  von 
62°  R.  nac|i  v.  Andrejewskiy;  aufserdem  fliefsen  viele 
starke  Thermalquellen  von  derselben  Temperatur  auf  dem 
Wege  von  hier  nach  San  Pietro  ganz  ungenutzt  weg. 
Hinsichts  ihrer  phjrsikalischen  und  therapeutischen  Eigen- 
schaften verhalten  sie  sich  denen  von  Abano  analog. 

e.  Die,  Bädc?*  von  San-Pietro  ßlontagnone 
werden  nach  einem  Dorfe  benannt,  das  eine  halbe  Stunde 
westlich  von  Monte-Grotto  und  eine  deutsche  Meile  süd- 
östlich von  Abano  auf  einer  weiten,  an  Schönheit  und 
Fruchtbarkeit  ausgezeichneten  Ebene  liegt. 

Dafs  die  Thermalquellen  schon  den  alten  Römern  bekannt  und 
von  ihnen  benutzt  wurden,  ist  nicht  nur  aus  Inschriften  und  andern 
Denkmälern,  sondern  aus  mehrereu  noch  vorhandenen,  und  zum  Theil 
gut  erhaltenen  altrömischen  Bädern  von  Marmor  ersichtlich.  Die  ge- 
genwärtige Einrichtung  derselben  steht  aber  der  von  Abano  und  Bat- 
taglia nach.    Besitzer  derselben  ist  Hr.  Gio.  Bat  tista  Meggi  orato. 

Die  Thermalquellen,  die  nach  v.  Andrej ewskiy  eine 
Temperatur  von  56°  R.  haben,  und  am  Fufse  eines  Berges 
hervorströmen,  in  welchem  man  heftiges  Getöse  hört,  stim- 
men in  ihren  physikalischen  und  chemischen  Verhältnissen 
mit  denen  von  Abano  überein  und  die  Indicationen  für  den 
Gebrauch  von  Abano  gelten  auch  für  diesen  Kurort. 


781 

Der  Besuch  aller  dieser  Bäder  ist  verhältnifsmäfsig 
nicht  sehr  bedeutend:  in  Abano  zählt  man  jährlich  durch- 
schnittlich 400,  in  Monte- Grotto  und  Battaglia  200  Kurgäste. 

Die  Wirkung-  der  Euganeischen  Thernten  ist  vorzugs- 
weise auf  das  reproduetive  System  gerichtst,  —  die  Ex- 
pansion befördernd,  auflösend,  zertheilcnd  und  zugleich  im 
Allgemeinen  erregend,  reizend  und  stärkend;  der  Grad  die- 
ser, sämmtlichen  Thermalquellen  dieser  Gruppe  gemeinsa- 
men, Eigenschaften  gründet  sich  bei  dem  Thermalwasser 
auf  das  quantitative  Verhältuifs  der  Salze  und  bei  dem 
Mineralschlamm  auch  auf  die  Gleichartigkeit  der  zusam- 
mensetzenden Theile:  so  steht  als  Wasserbad  Abano  am 
höchsten;  ihm  folgt  Monte-Grotto,  diesem  S.  Pietro  Mon- 
tagnone  und  endlich  kommt  S.  Elena  della  Battaglia;  — 
umgekehrt  behauptet  der  Mineralschlauim  von  S.  Elena 
vermöge  seiner  homogenen  Mengung  die  erste  Stelle,  wäh- 
rend Abano  die  letzte  einnimmt  und  zwischen  beide  Monte- 
Grotto  und  S.  Pietro  einzuschalten  sind. 

Diese  allgemeine  Wirkung  erleidet  je  nach  dem  Alter,  dem  Tem- 
peramente und  dem  Geburtskmde  des  Individuums,  nach  den  atmo- 
sphärischen Bediugungeu,  nach  dem  Sitz  und  der  Natur  des  Uebels, 
nach  dessen  Entwickelungsstufe  und  Alter,  so  wie  nach  der  verschie- 
denen Auweuduugsart  der  Thermen  mannigfaltige  Modifikationen. 

Die  Formen,  in  welchen  die  Thermen  benutzt  werden, 
sind  nächst  den  Injectionen  das  Wasser-,  Schlamm-,  Dou- 
che-,  Regen-  und  Sturzbad:  das  Wasserbad  in  der  Hegel 
für  allgemeine,  das  Schlamm- und  Bouchebad  für  örtliche 
Leiden  und  das  Dampfbad  für  beide.  Gleichzeitig  nimmt 
man  gewöhnlich  blos  eine  dieser  Formen  in  Anspruch,  nicht 
so  häutig  mehrere  zusammen;  im  letztern  Falle  kreuzen 
sich  die  Wirkungen:  das  Wasser  mildert  die  Heftigkeit 
des  Schlammes,  der  Schlamm  verstärkt  die  Wirksamkeit 
des  Wassers,  und  die  Douche  untcrstüzt  den  Einflufs  eines 
und  des  andern. 

Was  die  Temperatur  anbetrifft,  so  gebraucht  man  das  Wasser- 
bad fast  nie  kalt,  am  häutigsten  zu  '2G°  lt.,  seltener  zu  29_30°  R.} 
—  das  Schlammbad  äufserst  selten  lau,  meist  zu  32,  30  —  40°  R..,  — 


782 

das  Dampfbad,  den  Kopf  mit  eingeschlossen,  zu  30  —  32°  R.,  den  Kopf 
ausgeschlossen,  zu  30  —  36ö  R.,  und  wo  nur  ein  Glied  den  Einwir- 
kungen der  Dumpfe  ausgesetzt  wird,  selbst  zu  40°  R. 

Jede  der  vorhandenen  Badeanstalten  (Stabilimenti)  hat  seine  ei- 
genen, im  Wohngebäude  selbst  angebrachten  Badeeinrichtungen:  diese 
Bäder,  immer  nur  für  eine  Person  bestimmt,  sind  nach  dem  Muster 
der  altrümischen  erbaut,  gröfstentheils  von  Marmor,  und  mit  Tropf-, 
Douchc-  und  Dampfbädern  aller  Art  versehen.  Die  hohe  Tempera- 
tur der  Thermen  gestattet  nicht,  dieselben  in  ihrer  natürlichen  Wärme 
als  Bäder  zu  gebrauchen;  sie  müssen  daher  eine  längere  Zeit  der 
freien  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt  werden,  bis  sie  sich  der  iiber- 
mäfsigcn  Hitze  entledigt  haben;  zu  dem  Ende  werden  vor  den  Bade- 
anstalten im  Freien  grofse  Wassersammler  unterhalten,  in  weiche  die 
Thermalquellen  geleitet  und  so  lange  zur  Abkühlung  aufbewahrt  wer- 
den, bis  sie  die  Badetemperatur  angenommen  haben;  durch  eigene 
Röhren  werden  sie  dann  in  die  Badehäuser  geleitet.  Um  den  Wärme- 
grad nach  den  Bedürfnissen  der  einzelnen  Badenden  zu  reguliren, 
sind  zwei  solcher  Reservoirs  nüthig,  in  deren  einem  die  Therme  eine 
Temperatur  von  kaum  20°  R.  besitzt,  während  sie  in  dem  andern 
die  von  35°  R.  hat.  Ein  eigener  Bademeister,  Maestro,  leitet  alles, 
was  auf  die  Zubereitung  der  Bäder  Bezug  hat.  Man  pflegt  in  den 
Frühstunden  zu  baden  und  zwar  von  der  Dauer  einer  Stunde.  —  Mit 
dem  Gebrauch  der  Bäder  verbindet  man  in  Abano  gewöhnlich  auch 
den  des  Trinkens  eines  andern  Mineralbrunnens,  deren  während  der 
ganzen  Kurzeit  täglich  zwei,  nämlich  von  Monte-Ortone  und  von  Re- 
coaro,  frisch  an  diesem  Badeorte  ankommen :  man  macht  mit  dem 
Wasser  von  Monte-Ortone,  das  den  Namen  Acqua  della  Vergine  führt, 
den  Anfang  und  geht  dann  zu  dem  stärkeren  von  Recoaro  über.  — 
Ueber  die  Anwendung  der  Fangbi  vergl.  Tb.  I.  zweite  Aufl.  S.  461. 

Nach  Zecchinelli's  vielj  ährigen  Erfahrungen  sind 
die  Krankheiten,  gegen  welche  die  Thermen  am  häufigsten 
angewandt  werden,  folgende: 

1.  Ap}retische  Krankheiten  der  Haut. 
Uuter  diesen  nehmen  die  Flechten  die  erste  Stelle  ein:  am 
hartnäckigsten  widerstehen  die  aus  inneren  Bedingungen  entstandenen 
der  Thermalkur,  die  in  diesem  Falle  oft  durch  mehrere  Sommer  fort- 
gesetzt weiden  mufs ;  örtliche  Herpesarten,  d.  h.  solche,  die  in  Ur- 
sach und  Wirkung  auf  einen  Punkt  beschränkt  sind,  weichen  schnel- 
ler und  sicherer.  Unter  den  erstem  werden  die  Hautausschläge,  wel- 
che ihren  Ursprung  in  dem  blutführenden  Gefäfss3Tstem  nehmen,  rasch 
und  sicher  gebeilt,  nur  mufs  man  die  Behandlung  gelind  anfangen, 
die  warmen  Bäder  erst  verdünnt,  die  kalten  kurz  und  mit  Ruhetagen 
gebrauchen  lassen,  —  daneben  wird  das  Wasser  della  Vergine  von 
Monte-Ortone  oder  die  schwefelicht -salzige  A.  Raiuerianä  Euganea 
getrunken ;  —  minder  glücklich  werden  die  Exanthemen  behandelt, 
welche   vom    lymphatischen  Gefäi'ssystem    unterhalten   werden :    hier 


783 

müssen  die  Bäder  gleich  lau,  dann  und  wann  -warm,  über  die  übliche 
Dauer  eiuer  Stunde  verlängert  und  mit  Dämpfen  abwechselnd  genom- 
men werden;  —  selten  gelingt  die  Heilung,  wenn  die  Exantheme  von 
Unordnungen  in  der  Leber,  im  Gekröse,  im  Darmcanal  herrühren 
und  diesen  Unordnuugen  nicht  vorher  zweckinäfsig  entgegengesteuert 
wurde:  hier  wird  das  Wasser-  und  Dampfbad,  so  wie  die  Douche 
auf  den  Unterleib,  der  Schlamm  auf  den  Rücken  angewandt,  —  zu- 
gleich der  Säuerling  von  Recoaro,  der  täglich  frisch  hierher  gebracht 
wird,  getrunken  und  auch  zur  Nachkur  empfohlen.  —  Aehnlich  wer- 
den auch  chronische  Exantheme  behandelt,  —  Krätzige  aber  nicht 
zugelassen. 

2.  Krankheiten  des  lymphatisch-drüsigen  Sj^stems. 

Die  meisten  werden  momentan  erleichtert,  einige  anhaltend  ge- 
bessert, die  wenigsten  völlig  geheilt;  für  sämmtliche  allgemeine  lym- 
phatische Krankheiten  wird  vorzugsweise  das  Wasserbad  gebraucht 
und  dieses  zu  Zeiten  mit  dem  Dampfbade  vertauscht;  örtlichen  Lei- 
den entspricht  der  Schlamm,  —  insofern  dasselbe  als  einem  allgemei- 
nen Leiden  untergeordnet  betrachtet  werden  mufs,  werden  Wasser  - 
und  Schlammbäder  abwechselnd  verordnet.  Die  letzteren  erheischen 
Vorsiebt :  gelind  fange  man  sie  bei  scrophulösen  Geleukkuochen-Krauk- 
heiten,  bei  scrophulösen  Verbildungen  der  Eingeweide  an  und  stei- 
gere langsam.  Noch  häufiger  heilt  das  Wasser-,  Schlamm-,  Douche  - 
und  Dampfbad  die  durch  Scropheln  bedingte  nervöse  Empfindlichkeit 
des  Tofalorganismus  oder  einzelner  Körperthcilc,  scrophulöse  Haut- 
ausschläge, chronische  Ophthalmien,  Schleimflüsse  der  Ohren,  der  Au- 
gen, der  Nase,  der  Luftröhre,  des  Mastdarms,  der  Harnröhre  und  der 
Aagina,  so  wie  Stockungen  und  Geschwülste. 

3.  Krankheiten  des  Zellstoffs, 

Stockungen,  Wassergeschwülste  und  Verhärtungen,  wenn  sie  mit- 
telst einer  Gewaltthätigkeit  entstanden,  oder  die  Nachwehen  ehedem 
bekämpfter  Uebel,  die  Folgen  erysipelatöser  uud  phlegmonöser  Ent- 
zündungen, geöffneter  Abscesse  und  Tumores,  die  Folgen  von  Cou- 
tusionen  und  Wunden  sind,  erweichen,  schmelzen,  vergehen,  das  Ge- 
webe gewinnt  an  Energie  und  das  Allgemeinbefinden  bessert  sich. 
Der  Schlamm  (wo  Gelenke  leiden,  auch  zweimal  des  Tages)  und  die 
Douche  sind  hier  angezeigt. 

4.  Krankheiten  der  Membranen. 

Die  serösen  Membranen  vertragen  in  den  Ueberresten  entzündli- 
cher Vorgänge  trefflich  die  Thermen:  es  wird  bei  Wassersüchten  die 
Aufsaugung,  bei  Verwachsung  die  Ausdünstuug  befördert,  der  Tonus 
der  Fibern  wiederhergestellt  u.  s.  w. ;  wenn  sie  aber  die  serösen  Ge- 
lenkhäute, das  Bauchfell  und  selbst  die  Arachnoidea  des  Rückcumar- 
kes,  wenn  einmal  das  inflammatorische  Stadium  verstrichen,  zur  Norm 
zurückzuführen  im  Stande  sind,  so  schaden  sie  dagegen  unbedingt  bei 
analogen  Affectionen   der  Pleura,    des  Pcricardium    und  der   Gehirn- 


784 

spinnewebehaut.  Die  fibrösen  Membranen  gestatten  die  Anwendung 
der  Thermen  besser  als  alle  übrigen  Körpertheile,  und  es  ist  hier  der 
Schlamm  und  die  Douche,  welche  die  hartnäckigsten  krankhaften 
Veränderungen  des  Periosteum ,  der  Apoueurosen,  der  Bänder,  Seh- 
nen und  Gelenkkapseln  beseitigen. 

5.  Krankheiten  der  Schleimhäute  in  den  Respirations-, 

Digestions-  und  Excretionswcgeu. 

Unbedingt  schädlich  bei  beginnender  Luftröhren-  und  Brouchial- 
phthisis,  so  wie  bei  profusen  chronischen  Schleimabsonderungen,  brin- 
gen doch  bei  chronischen,  fieberlosen  oder  nur  zu  gewissen  Jah- 
reszeiten sich  einfindenden  Schleimsecretionen  laue  Bäder  oft  gro- 
fse  Erleichterung;  —  bei  Leiden  der  Digesfiousorgane  ist  die  Ther- 
malkur  nur  allmühlig  und  sehr  vorsichtig  einzuleiten ;  —  bei  Lei- 
den der  Schleimhaut  des  Mastdarms  und  der  Harnblase ,  die  im 
Ganzen  wenig  für  die  Thermalkur  geeignet  sind,  mufs  jede  Irritation 
dieser  Organe  vermieden  werden ;  —  bei  Vaginal-Leukorrhöe  lympha- 
tischer und  schlaffer  Frauen  sind  Injectionen  des  Thermalwassers 
sehr  hülfreich. 

6.  Anschwellungen,  Infiltrationen,  Verhärtungen  und 

Verkürzungen  der  Muskeln  und  Sehnen. 

Diese  werden,  selbst  in  den  verzweifeltesten  Fällen,  durch  die 
Thermen,  namentlich  durch  Schlamm-  und  Dampfbäder,  mit  dem 
gröfsten  Glücke  bekämpft. 

7.  Chronischer  Rheumatismus,  Gelenkkrankheiten. 

Gegen  universellen  Rheumatismus  wendet  man  nur  Wasser-  und 
Dampfbäder  an;  ist  die  Krankheit  mehr  local,  auch  Schlammbedek- 
kungen ;  —  Gelenkkrankheiten  werden  bedeutend  gebessert  oder  ge- 
heilt: vorzugsweise  bedient  man  sich  dagegen  des  Schlammes,  ab- 
wechselnd mit  Dampf-  und  Douchebädern,  zuweilen  auch  mit  Was- 
serbädern.    Bei  Coxarthrocace   erweisen   sich  die  Thermen  schädlich. 

8.  Krankheiten  des  Nervensystems,  —  Krämpfe,  Hy- 
pochondrie, Hysterie,  Neuralgien,  Paraljsen. 

Hier  ist  eine  scharf  eingreifende  Thermalkur  in  allen  Formen 
nothwendig,  und  äufsert  grofse  Wirksamkeit. 

9.  Krankheiten  der  Venen,  —  Variccs  der  XJnterex- 

tremitäteu  und  Hämorrhoiden. 

Sind  diese  Uebel  activer  Art,  so  sind  die  Thermen  schädlich ; 
findet  jedoch  eine  rein  venöse,  passive,  von  der  arteriellen  Thätigkeit 
unabhängige  Blutstagnation  in  irgend  einem  Organ  des  Körpers  statt, 
so  ist  die  Thermalkur  von  grofsem  Nutzen:  man  beginnt  dieselbe  mit 
ganzen  Wcisserbädern,  gebt  sodann  zur  Douche  über  und  bcschliefst 
sie  mit  Schlammbcdeckungcn   des  Bauches  und  Kückens. 


785 

10.  Chronische  Krankkeiten  der  Unterleibsorgane. 
Die  Tliermalkur  wird  liier  entweder  als   einfaches  Bad  oder  mit 

Schlammbedeckungen  der  Wirbelsäule  angewandt,  seltener  als  Dampf- 
bad ;  bei  übermäfsiger  Empfindlichkeit  des  Darmkanals  liifst  man  zu  glei- 
cher Zeit  das  Wasser  der  sogenannten  Rainerschen  Euganeen  trinken,  — - 
befindet  sich  derselbe  aber  in  einem  Zustand  der  Trägheit,  so  wendet  man 
innerlich  das  Wasser  deüa  Vcrgine  di  Monte-Ortone,  oder  abgekühl- 
tes Thermalwasser,  oder  das  noch  wirksamere  Mineralwasser  von  Re- 
coaro  an:  in  solchen  Fällen  ist  es  nothwendig,  dafs  man  das  Was- 
ser früh  Morgens  trinken  und  erst  6  —  8  Stunden  nachher  die  Ther- 
'  malkur  gebrauchen  liifst. 

11.  Mßrcurialkrankheiten. 

Reine  Mercurialaffectionen  heilt  die  Tliermalkur  fast  ohne  Aus- 
nahme, —  gegen  Syphilis  erweist  sie  sich  aber  erfolglos  und  selbst 
schädlich;  sie  ist  daher  eiu  sicheres  Mittel  zur  Aufhellung  der  Dia- 
gnose bei  verborgener  Syphilis. 

12.  Krankheiten  der  weiblichen  Geschlechtsorgane. 
Gegen  Dysmenorrhöe,    Amenorrhoe   und  Chlorose    erweisen    sich 

Thermalbäder  sehr  wirksam. 

Als  das  Ergebnifs  seiner  Erfahrungen  und  Beobach- 
tungen stellt  Zecchinelli  Folgendes  auf: 

Die  Euganeischen  Thermen  sind  von  entschiede- 
nem Nutzen  in  vielen  chronischen  Hautaffectionen,  in  vie- 
len Krankheiten  des  Muskel-,  Sehnen-  und  Bänder-Appa- 
rats, in  einigen  Abnormitäten  des  lymphatisch-drüsigen  S\r- 
stems,  des  Zellgewebes  und  der  Membranen,  ferner  in  ei- 
nigen der  venösen  Gefäfse,  zumal  der  Pfortader,  so  wie  bei 
mehreren  Unterleibsbeschwerden  überhaupt;  —  desgleichen 
in  nervösen  Allgemeinleiden,  in  den  Productcn  mancher 
Gehirn-  und  Rückenmarkskrankheiten,  und  endlich  im 
Mercurialismus.  Verderblich  erscheinen  sie  dagegen 
bei  herrschender  Pyrexie,  in  allen  Entzündungen  activer 
Art,  in  allen  Krankheiten  der  arteriellen  Central-  und  pe- 
ripherischen Gefäfse,  in  allen  der  Athmungs Werkzeuge,  in 
sehr  vielen  anderer  Organe,  in  fast  sämmtlichen  des  Kno- 
chengerüstes und  in  der  Sjphilis. 

Plinii  hist.  nat.  II.  106,  III.  103;  —  Cassiodori  cpistol. 
de  baln.  restituendis  jussu  Theodorici  R.  ad  Aloysium  Archil.  scri- 
pta; —  Martial.   epigr.  42;  —    Lucaii,  VII.  192;   —   Glaudiaü. 

epigr.  8. 


786 

Joa.  de  Dondis,  de  fontibus  agri  Patavini  (138S),  in:  de 
balneis  omnia  quae  cxstant  etc.   Venetiis   apud  Juntas  1553. 

J.  Cornnrii    de    thermis  Patayinis  Carmen.   Patavii  1553. 

G.  Morelli  tract.  de  tliermis  Patavini  agri,  aquis  medicatis  et 
de  causis  qualitatum,  quae  iis  insu n t.   Patavii  1567. 

Andr.  Baccii  üb.  de  thermis.  Venetiis  1571.  pag.  243.  284. 
310.  311. 

G.  Faloppii  opera  omnia.  Venet.  1606.  T.  I.  tractat.  VIII.  c.  17. 
pag.  312. 

Vallisneri,  opere  fisiclio-mediclie.    Vcnez.  1733.  p.  433. 

G.  Bertozzi,  delle  terme  Padovane  dette  bagni  dAbano.  Vene- 
zia  1759. 

Dom.  V a  n  d  e  1 1  i  i  tractatus  de  tbermis  agri  Patavini.  Patavii  1761 . 

Josephi  Mignoni  historia  medica  thermarum  Patavinarum  s. 
observationum  medico-practicarum  circa  morbos  iisdem  thermis  tra- 
ctatos.    Ceuturia  prima.    Patavii  1775. 

Antonio  Carlo  Dondi-Orologio,  saggio  di  osservazioni 
fisiche  fatt.e  alle  terme  Euganee.     Padova  1782. 

Salv.  Mandpuzzato,  tratt'ato  dei  bagni  di  Abano.  Padova 
1790  —  1804. 

—  —  sulla  imprevista  sboccatura  di  un  copioso  getto  di  ac- 
qua  termale  della  collinetta  detta  il  Montiron  ai  bagni  di  Abano,  e 
sullo  zolfo  cristallizato  e  polverato  ritrovato  d'iutoruo  a  quelle  sorgenti 
termali.   Treviso  1818. 

Instruzioni  sanitorie  e  mediche  per  li  medici  assistenti  delle  terme 
della  provincia  di  Padova.  Padova  1820. 

Er d mann  u.  Schweigger,  Journal.  Bd.  IV.  S.  333. 

Menu  v.  Minutoli  iu :  Ilufeland's  Journ.  der  prakt.  Heilk. 
Bd.  LV.  St.  2.  S.  94.  , 

Valentin,    voyage  medical  a.  a.  O.  S.  118. 

N.  Tb.  Müh  Hb  ach  in:  Med.  Jahrb.  des  österr.  Staates.  Neue 
Folge.    Bd.  I.  (1822).  S.  388  ff. 

Heusinger  in:  Rust  u.  Casper,  kritisches  Kepertorium  für 
die  gesammte  Heilkunde.  Bd.  XV.  (1827).  S.  143  ff. 

INotizie  intorno  all'  acqua  solforosa  Raineriana  Euganea.  Pa- 
dova  1830. 

E.H.  Andrejewskiy,  de  thermis  Aponensibus  in  agro  Pata- 
vino.  Bcrolini  1831. 

E.v.  Andrejewskiy  iu :  v.  Graefe  und  v.  Walther,  Jour- 
nal der  Chir.  und  Augenheilk.  Bd.  XV.  (1831).  S.  550  ff. 

W.  Hörn,  Reise  a.  a.  O.  Th.  II.  S.  31  ff. 

Gio.  Maria  Zecchinelli  in:  v.  Graefe  und  v.  Walther, 
Journal  der  Chir.  und  Augenheilk.  Bd.  XV  (1831)  S.  20  ff.  Bd.  XXIV. 
(1836)  S.  284  ff. 

—  —  risposta  cou  documenti  al  Dottore  S.  Mandruzzato  so- 
pra  tre  fatti  fisici  relatsvi  alle  terme  Padovane.  Padova  1833; 

—  —    saggio  suirusomedico  delle  terme  Padovane.  Padova  1835. 
F.  Beggiato,  delle  terme  Eugaucc.   Padova  1833. 


787 

Cattan  eo,  Bibliotcca  di  Farm.   1834.  Maggio-Giugno. 

Ragazzini  in:  Gazette  eclett.  Giugno  1836.  —  Buchner's 
Repertoiium.   2.  Reilie.  Bd.  X.  1837.  S.  254. 

v.  Vering,  eigenthümliche  Heilkraft  verscliiedener  Mineralwas- 
ser. 2.  Aufl.  Wieu  1S36.  S.  35. 

Annunzio  sopra  L'Acqua  solforoso-salina  del  colle  di  S.  Daniele 
di  Abauo  nelia  provinzia  di  Padova.    Padova  1837. 

Brera,  Isclil  und  Venedig  a.  a.  0.  S.  102  if. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  177. 

2.  Die  M in era Iq u eile n  von  Recoaro  entsprin- 
gen mitten  in  einer  Gebirgsgegend  aniFufsc  der  Alpen,  wel- 
che Italien  von  Tyrol  trennen,  im  Thale  von  Agno  in  der 
Provinz  A;icenza,  fünf  und  eine  halbe  Miglie  nördlich  von 
Vicenza,  nach  Verona  zu,  von  dem  es  fünf  und  eine  halbe, 
•wie  von  Venedig  zehn  Posten  entfernt  ist,  463  Metres  über 
dem  Niveau  von  Venedig.  Der  Kurort  besitzt  ein  zwar 
veränderliches,  aber  gesundes,  gegen  scharfe  Winde  ge- 
schütztes Klima,  eine  reine,  an  Sauerstoff  reiche ,  daher 
für  Lungensüchtige  nicht  geeignete  Luft,  und  erfreut  sich, 
obwohl  die  Quellen  erst  im  J.  1689  entdeckt  und  noch  spä- 
ter, 1752,  nachdem  die  Republik  Venedig  zu  ihrer  bessern 
Einrichtung  einige  Vorsorge  getroffen,  allgemeiner  benutzt 
wurden",  eines  zahlreichen,  noch  immer  im  Wachsen  be- 
griffenen Zuspruchs  von  Kurgästen  aus  allen  Ländern 
Europas,  deren  Zahl  1835  beinahe  4000  betrug. 

Obgleich  in  Recoaro  selbst  die  nöthigen  Anstalten  zur  Benutzung 
des  Mineralwassers  als  Getränk  und  Kad  und  zur  Unterbringung  und 
Verpflegung  der  Kurgäste  vorhanden  sind,  so  wohnt  doch  eine  fast 
nicht  minder  grofse  Anzahl  derselben  wegen  der  nicht  leicht  zugäng- 
lichen Lage  dieses  Dorfes  in  dem  Städtchen  Yaldagno,  welches 
eine  Poststation  von  Recoaro  entfernt,  gerade  am  Eingange  in  die 
Gebirge  liegt  und  während  der  Sommermonate  j;anz  das  Ansehen  ei- 
nes Kurorts  gewährt.  Bei  her  sorgfältigen  Füllung  und  dem  schnellen 
Transport  des  Mineralwassers  thut  es  der  Wirkung  keinen  Eintrag,  oh 
es  in  Recoaro  oder  Valdagno  getrunken  wird ;  auch  wirkt  hierzu  der 
empfehlenswerte  Umstand  vortheilhaft  mit,  dafs  man  in  Recoaro 
das  Mineralwasser  in  Flaschen  verschiedenen  Gehalts,  doch  nie  in 
solche  gröfserer  Art  füllt :  die  kleinsten  Flaschen  fassen  nicht  mehr 
als  sechs  Unzen  Wasser,  die  zweite  und  mittlere  Gattung  hält  ein 
Pfund,  die  gröfste  zwei  Pfund,  durch  welches  Verfahren  diejenigen, 
welche  das  Mineralwasser  entfernt  von  der  Quelle  trinken  wollen,  in 
den  Stand  gesetzt  werden,   jedesmal  die  ihnen  vorgeschriebene  Quau- 


788 

tität  auf  einmal  zu  leeren,  ohne  zu  gewärtigen,  dafs  die  folgeuden 
Portionen  durch  Verflüchtigung  der  Kohlensäure  minder  wirksam  seien. 
Die  jährliche  Versendung  des  Mineralwassers  wird  auf  400,000  Pfund 
berechnet,  wofür,  da  die  Quellen  Staatseigenthum  sind,  der  Betrag 
an  das  Staats- Aerarium  gezahlt  wird;  für  das  an  der  Quelle  getrun- 
kene Mineralwasser  wird  nichts  bezahlt.  Auch  befindet  sich  in  Re- 
coaro  ein  vom  Staate  angestellter  Brunnenarzt. 

Man  unterscheidet  hier  vier  Mineralquellen: 

a.  Die  Fo  nte  Regia  oder  L e liav  die  Ilauptquelle, 
am  Fufse  eines  aus  Kalkstein  und  Glimmerschiefer  beste- 
llenden Berges  entspringend,  48  Metres  höher  als  Rccoaro 
gelegen,  aber  durch  eine  bequeme  Strafse  mit  ihm  verbun- 
den, giebt  in  einer  Stunde  960  med.  Pfund  eines  reinen 
und  farblosen  Wassers  von  pikant  säuerlichem ,  tinten- 
artigem Geschmack,  einem  eigentümlichen  eisenhaften  Ge- 
ruch, das  die  Temperatur  von  7 — 9°  R.,  die  speeif.  Schwere 
von  1,00339  hat,  beim  Schütteln  viel  kohlensaures  Gas 
entwickelt,  sich  leicht  trübt  und  ein  gelblich  milchiges 
Sediment  absetzt. 

b.  Die  Fönte  Mariana  del  Capitello  entspringt 
in  einer  Entfernung  von  500  Metres  nördlich  von  der  vori- 
gen, aus  Dolomit,  welcher  von  Schiefer  umgeben  wird, 
giebt  in  einer  Stunde  150  med.  Pfund  eines  klaren*  und 
durchsichtigen',  im  Glase  perlenden  Wassers,  das  eine 
irisirende,  zu  Boden  sinkende  Haut  und  einen  ocherartigen 
Niederschlag  bildet.  Es  hat  einen  angenehm  prickelnden, 
hintennach  metallischen  Geschmack,  die  Temperatur  von 
11,08°  R.,  das  speeif.  Gewicht  von  1,0025. 

c.  Die  Fönte  di  Giausse  entspringt  an  der  Stra- 
fse, die  nach  der  Fönte  Regia  führt,  ebenfalls  aus  Dolo- 
mit. Ihr  Wasser  ist  klar,  trübt  sich  leicht  an  der  Luft, 
hat  einen  leicht  säuerlich-erfrischenden  Geschmack,  einen  nur 
beim  Schütteln  bemerkbaren  eigentümlichen  Geruch  und 
die  Temperatur  von  10°  R. 

d.  Die  Fo  nte  F  rat  o  di  Cr  ovole  ist  vollkommen 
klar,  trübt  sich  aber  nach  einiger  Zeit  unter  fortwährender 


789 

Blasenentwickelung,  hat  einen  anhaltend  tintenartigen,  pri- 
ckelnden Geschmack  ohne  eigentümlichen  Geruch. 

Nach  Beltrame  erleiden  die  Mineralquellen  durch 
atmosphärische  und  tellurische  Einflüsse  mannigfache  Ver- 
änderungen, indem  sie  in  verschiedenen  Jahreszeiten  nicht 
nur  eine  verschiedene  Wirksamkeit,  sendern  auch  hei  ver- 
ändertem Barometerstande  eine  auffallende  Veränderung 
ihrer  physischen  Eigenschaften  zeigen. 

Brera  bat  die  interessante  Bemerkung  gemacht,  dafs  das  3Iine- 
ralwasser,  wenn  es  längere  Zeit  hindurch  in  einem  offenen,  gläser- 
nen Gefäfse  den  Sonnenstrahlen  ausgesetzt  wird  (etwa  2  —  3  Stun- 
den bei  einer  Temperatur  von  26  —  30°  R.),  sich  mit  einem  dünnen 
Häutchen  bedecke,  das  sich  an  alle  Körper  ansetzt,  welche  man  in 
das  Wasser  eintaucht  und  darauf  wieder  hervorzieht.  Hat  der  ein- 
getauchte Gegenstand  eine  glatte  Oberfläche,  so  bildet  sich  ein  sehr 
feiner  Ueberzug  mit  Metallglanz,  welcher  hier  und  da  eine  goldgelbe 
Farbe  zeigt;  diejenigen  Stellen  aber,  wo  sich  keine  gelben  Flecke  zei- 
gen, haben  ganz  das  Ansehn  von  einer  dünnen  Lage  Eisenoxyd,  wie 
es  sich  auf  geglühetem  Eisen  befindet.  Dieses  Häutchen  bemerkt  man 
aber  nicht  auf  dem  Wasser,  wenn  es  in  bedeckten  Gefäfsen,  also  in 
der  Dunkelheit  der  Hitze  ausgesetzt  wird.  Curti  in  Vicenza  hat 
durch  chemische  Untersuchungen  dargethan,  dafs  dieser  Stoff  wirklich 
aus  höchst  fein  zertheiltem  Eisen  bestehe.  Das  Mineralwasser  von 
Recoaro  zeigt  also  die  auffallende  Erscheinung,  dafs  durch  die  Wir- 
kung der  Sonnenstrahlen  sich  mineralisches  Eisen  in  Gestalt  eines 
Häutchens  auf  dem  Wasser,  in  welchem  es  aufgelöst  ist,  ansammelt, 
während  sich  zu  gleicher  Zeit  die  gewöhnlichen  reichlichen  eisen- 
haltigen Niederschläge  durch  die  Zersetzung  bilden,  welche  der  Con- 
tact  mit  der  atmosphärischen  Luft  hervorruft.  Da  nun  die  Heilwir- 
kungen der  Quellen  von  Recoaro  in  gar  keinem  Verhältnifs  stellen 
zu  der  unbedeutenden  Menge  von  Eisen,  welche  die  chemische  Ana- 
Ivse  darin  nachweist,  so  meint  Brera,  dafs  eine  grofse  Menge  von 
Eisen  durch  die  Dünste  entfernt  werde,  wenn  man  Behufs  der  che- 
mischen  Analyse  das  Wasser  vorläufig  verdunsten  läfst. 

In  sechzehn  Unzen  Mineralwasser  enthält. 

a.  Die  Fönte  Regia      b.  Die  Fönte  Mariana 
nach  Melandri         nach  Ce  nedella 
,  (1830) :  (1S34) : 

Schwefelsaures  Natron    .        .        0,239  Gr.       .        .        0,495  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde  .        5.332  —         .         .         2>303  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .      10,120  —        .        .        0,239  — 

Chlornatrium 0,039  — 

Chlormagnesium 0,023  — 

Kohlensaures  Natron 0.039  — 


790 


Kohlensaure  Talkerdo 

0,506  Gr.       . 

0,391  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

5,491  — 

4,238  — 

Eisenprotoxyd  .... 

0,239  — 

•        .        . 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

•        .      .      • 

0,991  — 

Kohlensaures  Eisen  . 

.        ... 

0,103  — 

Kieselsäure        .... 

0,159  — 

0,319  — 

Extractivstoff   .... 

0,039  — 

0,607  — 

22,125  Gr. 

9,787  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

24,86  Kub.Z.    . 

.      17,99  Kub.Z. 

c.  DieFont.  di  Giausse 

f.DieFont.  diCrovo 

na 

zh  C  e  n  e  d  e  1 1  a : 

nach  Mazz  oh  i: 

Schwefelsaure  Talkerde  .      -j 

2,719  Gr. 

•         .         • 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

0,591  — 

4,610  Gr. 

Chlornatriurn     .... 

0,047  — 

. 

Chlormagnesium        .         .        . 

0,039) 

1,144  — 

Chlorcalcium     .... 

i 

Kohlensaures  Natron 

0,031  — 

6,143  — 

Kohlensaure  Talkerde 

•        .      .      . 

9,210  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,524  — 

.      15,350  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,351  — 

... 

Kieselsaures  Eisen   . 

0,055  — 

.        .        . 

Kieselsäure       .        .        .        . 

0,010  — 

0,3S8  — 

Extractivstoff    .... 

1,333  — 

0,388  — 

8,700  Gr. 

37,233  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

10,12Kub.Z.   . 

0,854  Kub.Z. 

Nach  Brera  (1835)  enthalten 

100,000  Tbeile  de 

s.  Mineralwassers : 

Schwefelsaure  Kalkerde 

23,52  Tb. 

Schwefelsaure  Talkerde 

13,24  — 

Schwefelsaures  Natron    . 

7,67  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

14,81  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

13,06  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

7,84  — 

Silicine      .... 

2,61  — 

Organisch  -  bituminösen    Stoff,     Spuren  von  Alaun, 

Chlornatrium  und  Chlormagnesium     .        .        .  4,35  — 


Reines  Wasser 


87,10  Tb. 
99912,90  — 
100000,00  ThT 


In  1000  Centimetcr  Mineralwasser 
Kohlensaures  Gas 
Stickgas  .         .         •.'.•"'. 

Sauerstoffcas 


499,99  Cub.Cent. 
184,34  —    — 
49,00  —    — 
733,33  Cub.Cent. 
Das 


791 

Das  Mineralwasser  gehört,  mit  Ausnahme  der  Fönte 
Prato  di  Crovole,  zu  den  erdigen  Eisensäuerlingen.  Brera 
bestimmt  die  Wirkung  der  Fönte  Regia,  die  er  dem  Carls- 
bader Wasser  für  analog  hält,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dafs  sie  nicht,  wie  jenes,  den  Kopf  einnimmt,  als  autlösend 
stärkend,  die  der  Fönte  Mariana  als  auflösend  verdünnend, 
und  läfst  mit  der  letzteren  die  Kur  beginnen.  Nach 
v.  V  e  r  i  n  g  wird  die  Fönte  Regia  „gegen  alle  jene  Krankhei- 
ten mit  bestem  Erfolge  gebraucht,  gegen  die  man  die  Karls- 
baderquellen verordnet,  wenn  die  letzteren  ihrer  erhitzenden, 
reizenden,  Blutandrang  erregenden  Wirkung  wegen  un- 
passend sind.  Vorzüglich  wird  dieses  Wasser  gegen  krank- 
hafte Umbildung  der  selbstständigen  Wesenheit  der  Unter- 
leibseingeweide,  wo  bei  allgemeiner  Schwäche,  gesteigerter 
Rcizempfänglichkeit  und  Neigung  zum  Schlagflul's  Franzens- 
brunn und  Karlsbad  sich  nicht  verordnen  lassen,  heilsa- 
men Erfolg  haben."  Meistens  werden  zehn  bis  zwölf  Be- 
cher täglich  und  unter  sehr  geregelter  Diät  getrunken; 
nach  dem  vierten  oder  sechsten  Becher  nimmt  man  eine 
bis  zwei  Tassen  schwarzen  Kaifee.  Wenn  hierauf  viel 
wäfsriger  Harn  abgesetzt  wird,  ist  das  Wasser  zuträglich 
und  der  Kranke  darf  mehr  davon  nehmen ;  treten  Aufsto- 
fsen,  Ekel,  Aufblähen  des  Unterleibes,  Athmungsbeschwer- 
den  oder  Kopfschmerz  ein,  so  ist  weniger  Mineralwasser 
zu  trinken. 

Die  Beobachtung,  dafs  vermöge  der  revulsivisclien  Wirkung  der 
üufserlichen  Thernialraittel  auch  die  innerliche  Anwendung  der  Heil- 
quellen besser  ertragen  wird,  welche  an  und  für  sich  uud  allein  als  Ge- 
tränk benutzt,  oft  zu  sehr  reizen  uud  daher  nicht  zuträglich  sind,  wird  auch 
häufig  bei  dem  Wasser  von  Recoaro  und  dem  ihm  ähnlichen  von 
Staro  gemacht,  welche  nur  dann  erst  die  erwünschte  günstige  Wir- 
kung hervorbringen,  wenn  zu  gleicher  Zeit  Mineralwasser-,  Schlamm- 
und  Dampfbäder  angewendet  werden.  In  solchen  Fällen  ist  es  noth- 
weudig,  dafs  man  das  Wasser  früh  Morgens  trinken  und  erst  6  oder 
S  Stunden  darauf  die  Thermalkur  brauchen  läfst.  In  Beziehung  auf 
die  Schlammbäder  ist  jedoch  zu  bemerken,  dafs  mau  hier  weit 
wirksamere  haben  könnte,  wenn  die  Gast-  und  Badehausbesitzer  den 
Schlamm  aus  den  Euganeischen  Thermen  und  namentlich  aus  dein 
zunächst  gelegenen  Abano  holen  lassen  wollten,  wo  die  Temperatur 
III.  Theil.  Eec 


792 

desselben   am  -höchsten  ist  und  von  wo   er  gewifs  noch   ganz  heifs 
nach  Recoaro  kommen  würde. 

Man  wendet  das  Mineralwasser  gegen  folgende  Krank- 
heiten an: 

1)  Das  Wasser  der  Fönte  Regia: 

a.  Gries-  und  Steinbeschwerden. 

Es  zerstört  und  zersprengt  die  Harnsteine  in  der  Blase,  deren 
Basis  aus  Harn-  und  Blasensteinsäure  besteht,  und  bewirkt  eine  förm- 
liche Litbotripsie,  bebt  auch  die  Disposition  zur  Wiedererzeugung  der 
Steine  auf.  —  Wichtig  ist  in  dieser  Beziehung  der  Gebrauch  des 
Mineralwassers  in  Venedig  Mährend  der  Winterszeit,  wo,  wie  Erfah- 
rungen gezeigt  haben,  dasselbe  so  schnelle  Fortschritte  in  der  Hei- 
lung bewirkt,  wie  man  sie  kaum  erwartet  haben  würde,  wenn  es  an 
der  Quelle  selbst  im  Sommer  getrunken  worden  wäre.  Es  kann  aber 
auch  dorthin  im  Winter  mit  grofser  Leichtigkeit  gebracht  werden  und 
kommt  dort  in  derselben  Beschaffenheit  an,  wie  es  sich  an  der  Quelle 
befindet,  da  es  beim  Transportiren  keiner  höhern  Temperatur  ausge- 
setzt wird,  als  es  selbst  besitzt.  ' 

b.  Chronische  Congestionen   der  Leber  mit  und  ohne 

Gallensteine,  welche   den  gewöhnlichen  Heilmitteln  Trotz 

bieten. 

Das  Minralw^sser  darf  hier  jedoch  erst  nach  vorheriger  Beseiti- 
gung des  entzündlichen  Processes  angewandt  werden. 

c.  Hämorrhoiden  mit  Congestionen  und  Exsudationen 
im  Mesenterium  und  nach  dem  gesammten  Pfortader- 
systeme. 

d.  Schwäche  der  Digestionsorgane,  bedingt  durch 
Atonie  des  Magens  und  der  Eingeweide. 

e.  Blennorrhöen  der  Blase  und  Blasengries. 
f.     Lymphatische  Congestionen. 

Hier  leisten  die  Schlammbäder  vorzügliche  Dienste. 

2)  Das  Wasser  der  Fönte  Mariana: 
a.  Fehler  der  organischen  Assimilation,  welche  in  den 
Fibern  einen  beständigen  Reiz  unterhalten,  —  dergleichen 
Leiden,  wie  sie  häufig  durch  Entzündungen  der  innersten 
Membranen  des  Herzens  und  der  Arterien,  so  wie  der 
Vena  porta  unterhalten  werden,  und  die  sich  besonders 
durch  Anschwellungen   der  Leber,  der  Milz  und  des  Me- 


793 

senteriums,  so    wie   durch  eine  Reizung   der  Schleimhaut 
des  Magens  und  der  Eingeweide  kund  geben. 

b.  Chlorose,  fehlerhafte  Menstruation  aus  Schwäche 
des  Uterinsystems,  —  Gefäfskrankheiten,  welche  sich  durch 
abnorme  Vibrationen  und  Palpitationen  des  Herzens  und 
der  grofsen  Gefäfse  darthun,  —  schleichende  und  hart- 
näckige Neurosen,  ähulich  den  hypochondrischen  und  hys- 
terischen Leiden,  —  Unfruchtbarkeit  und  Abortus. 

c.  Schleichende  entzündliche  Reize  der  Bronchien, 
sofern  noch  keine  organischen  Leiden  in  denselben  vorhan- 
den sind. 

d.  Bedeutende  scrophulöse  Affectionen,  selbst  scro- 
phulöse  Schwindsucht,  besonders  wenn  das  Wasser  wäh- 
rend des  Winters  in  Venedig  gebraucht  wird. 

P.  F.  Canneti,  lllustrazioni  sopra  l'uso  ed  abuso  delle  acque 
minerali  di  Recoaro.  Roveredo  1735. 

Deir  acque  di  Recoaro  e  delle  regole  concernente'  il  lor  uso,  dis- 
corso  d'Orazio  Ma.  Pagani.    Vicenza  1761. 

Osservazioni  medico-pratiche'  iutorno  alle  facolta1  e  virtu'  delle 
acque  minerali  die  Recoaro,  di  Antonio  Mastini.    Vicenza  1781. 

W.  Hörn,  Reise  etc.  Bd.  II.   Berlin  1831.  S.  39. 

Mühlibach  in:  Med.  Jalirbb.  des  K.  K.  Oesterreich.  Staates. 
N.  F.  Bd.  I.  (18-22).  S.  427. 

Beltrame  in:  Med.  Jabrbb.  des  K.  K.  Oesterr.  Staates.  Bd.  XIV. 
St.  2.  S.  315.  Bd.  XVI.  St.  1.  S.  164.  Bd.  XIX.  St.  1.  S.  16^  Bd.  XX. 
St.  3.  S.  491.    Bd.  XXIII.  S.  467. 

Brera,  Antologia  medica.  Jan.    1834.  S.  82. 

V.  Li.  Brera,  nuovi  analisi  delle  acque  medicinali  di  Recoaro. 
Venezia  1835. 

—  —  Cenni  patologico-clinici,  coli  aggiunta  di  un  caso  di 
Litotripsia  operato  dalle  acque  di  Recoaro.    Venezia   1836. 

v.  Vering,  eigentli'ümliche  Heilkratt  verschiedener  Mineralwäs- 
ser. 2.  Aufl.  Wien  1836.    S.  113. 

v.  Graefe  u.  v.  Walther,  Journ.  für  Chir.  und  Augenheilk. 
Bd.  XXIV,  Heft  1,  S.  146.  Bd.  XXV.  Heft  4.  S.  661  —  663. 

V.  L.  Brera,  Ischl  und  Venedig  etc.  Aus  d.  Ital.  von  Dr.  H. 
H.  Beer.  Wien  1838.  S.  168  ff. 

Giov.  Blasi,  Cenni  sopra  Recoaro  e  le  sne  acque  acidulo-mar- 
ziali.   Verona  1S37. 

F.  Simon,  die  Heilquellen   Europas.   S.  198. 

3.     Die   Mineralquelle   von  Civillina  in  der 
Provinz  Vicenza  hat  ihren  Namen  von  dem  Berge  gleiches 

Eee  2 


794 


Namens,  aus  welchem,  dem  höchsten  im  Vicentinischen, 
sie  entspringt;  sie  wird  nach  ihrem  Entdecker  Catullo  auch 
Acqua  Catulliana  genannt.  706  Metres  über  der  Mee- 
resfläche wird  das  Mineralwasser  in  Gallerien,  welche  in 
den  Felsen  gehauen  worden,  in  Kübeln  gesammelt.  Das- 
selbe ist  von  gelblicher  Farbe,  von  einem  Geruch  nach 
Eisenvitriol  und  einem  sehr  herben,  sauren,  tintenartigen 
Geschmack;  die  specif.  Schwere  beträgt  1,0069  bei  10°  R., 
seine  Temperatur  im  Wasserbehälter  14,5°  R.,  während 
das  Thermometer  in  der  Vorhalle  des  Badegebäudes 
30°  R.  zeigte. 

Schwefelsaure  Salze  bilden  die  vorwaltenden  festen 
Bestandtheile  des  Mineralwassers,  deren  quantitatives  Ver- 
hältnifs  jedoch  zu  wechseln  scheint;  gleichwohl  gehört  das- 
selbe zu  den  stärksten  Eisenvitriolwassern,  die  wir  ken- 
nen. Dasselbe  enthält  nach  der  Analyse  von  Melandri 
Contessi  vom  J.  1834: 


in  1000  Theilen :  in 

sechzehn  Unzen 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,3830  Th. 

2,941  Gr. 

Schwefelsaures  Eisenoxydul    . 

3,0717  — 

23,660  — 

Schwefelsaures  Eisenoxyd 

.    :    2,4880  — 

19,100  — 

Schwefelsaure  Kalkerde   . 

1,6640  — 

12,770  — 

Kieselerde          . 

0,0030  — 

0,023  — 

Wasser      .        .        .    '  . 

.    992,3905  — 
.  1000,0000  Th. 

. 

58,494  Gr. 

Das  Mineralwasser  wird  innerlieh  und  äufserlich  ge- 
braucht, doch  kann  es  wegen  seines  grofsen  Gehalts  an 
Eisensalzen  als  Getränk  nur  sehr  bedingt  angewendet 
werden.  Auch  benutzt  man  hier  einen  Mineralschlamm. 
Man  hat  es  als  kräftiges  Toni  cum  in  vielen  chronischen 
Krankheiten,  welehe  auf  torpider  Schwäche  beruhen,  na- 
mentlich bei  hartnäckigen  Diarrhöen  und  im  Scorbut,  so 
wie  in  der  Leukorrhoe  und,  im  Pellagra  empfohlen. 

Storia  dei  niaiattie  sanate  con  le  acque  del  monte  Civilline  sco- 
perte  dal  Signor  Giovanni  Catullo  in  aggiunta  alle  altre  storie  stam- 
pate  negli  anni  1819  —  20.    Venezia  1823. 

Mein,  scient.  e  letter.  dell'  Ateneo  di  Treviso.    T.  III.  1824. 

P.  Pagan  i  ni,  notizia  compendiata  a.  a.  O.  S.  27. 


795 

Girolamo   Melandri    Contessi,    osservazioni  chimicLo  cd 
aualisi    dell1  acqua  minerale  di  Civillina.    Treviso  1834. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa1«  a.  a.  0.  S.  58. 


Hieran  scbliefsen  sich : 

Im  Venezianischen: 

Die  Mineralquelle  zu  Cormons,  ein  saihiisches  kaltes  Mi- 
neralwasser in  der  Nähe  von  Venedig. 

Bulletin  des  sc.  m6d.  1820.  Fevr.  p.  256. 

Aualisi  dell'  acqua  minerale  di  Cormons  di  0.  Taglialegni. 
Udine  1829. 

Das  Bad  zu  Piano  im  District  Paluzza  der  Provinz  Friaul, 
war  schon  den  Römern  bekannt  und  von  ihnen  benutzt. 

Im  Paduanischen: 
\ 
Die  Mineralquelle    von    Ceneda,   im  Kreise  von  Treviso, 
ein  Schwefelwasser. 

Illustrazioni  ed  analisi  delle  fönte  medicinali  di  Ceneda  del  Dr. 
Mandruzzato.    2.  ed.  1834. 

Im  Vicentini  seh  eu  : 

Die  Miner  alquelle  von  Staro,  so  genannt  nach  dem  Thale 
gleiches  Namens,  ein  Eisensäuerling,  enthält  weniger  schwefelsaure 
Kalkerde  als  der  von  Recoaro  (S.  791),  dem  er  analog  ist,  dagegen 
weit  mehr  Kieselerde,  Talkerde  und  schwefelsaures  Natron. 

Andere,  und  zwar  warme  Mineralquellen  kommen  noch  zu  Bar- 
barano  uad  Albetone  im  Bericischen  Gebirge    vor. 

Paganini  a.  a.  0.  S.  32. 

Im  Verouesi sehen: 

Die  Bäder  von  Caldiero  befinden  sich  eine  Viertelstunde  von 
diesem  Orte,  nur  wenige  Miglien  von  Verona  entfernt,  rechts  von  der 
Strafse,  welche  nach  Vicenza  führt,  am  Col  di  S.  Mattia  und  sind 
alt  und  berühmt.  Die  Mineralquelle  bildet  mitten  im  flachen  Lande 
einen  kleinen  tiefen  See,  den  man  mit  Mauern  umgeben  hat.  Das 
Mineralwasser,  in  dem  sich  eine  lebhafte  Gaseutwickelung  zeigt,  hat 
einen  leicht  salzigen  Geschmack,  die  Temperatur  von  21°  R.  und  ent- 
hält nach  Volta  in  100  Pfuud :  kohlensaures  Gas  (75  p.  C),  schwe- 
felsaure Kalkerde  (25  Gr.),  kohlensaure  Kalkerde  (74  Gr.),  kohlen- 
saure Talkerde  (16  Gr.),  Thonerde  (52  Gr.),  Magnesia  (71  Gr.),  Chlor- 
talcium  (119  Gr.),  Chlornatrium  (50  Gr.)  und  Kieselerde  (9  Gr.),  — 
während   die    neueren  Analysen   von  Bongioanni    und  Barbieri 


796 

Schwefelwasserstoffgas,  kohlensaure  Kalk-,  Talk-  und  Thonerde,  Chlor- 
calcium,  Cblornatrium,  schwefelsaure  Kalkerde  und  schwefelsaures 
Natron,  Kieselerde,  Alaun  und  Eisen  als  die  Bestandteile  desselben 
nachgewiesen   haben. 

Das  neben  der  Quelle  stehende  Haus  des  Bademeisters  ist  klein 
und  schmutzig,  die  Badegäste  müssen  daher  im  Orte  wohnen.  Die 
meisten  baden  unmittelbar  in  der  Quelle,  und  da  diese  sehr  tief  ist, 
müssen  sie  sich  durch  Korkringe    und  dergleichen  sichern. 

Annales  de  Chimie.  T.  XVI.  p.  218. 

Paganini  a.  a.  0.  S.  42. 

Heusinger  in:  Rust  und  Casper's  krit.  Repertor.  Bd.  XV. 
(1827).  S.  147. 

Die  Thermalquellen  von  Sa n-Ambrogio  in  der  Nähe  der 
vorigen  und  ihnen  analog,  haben  die  Temperatur  von  30°  R. 

Der  Säuerling  von  Lazise  enthält  nach  Fontana  kohlen- 
saures Gas,  kohlensaure  Kalkerde,  Talkerde  und  Eisen,  Cblornatrium, 
schwefelsaure  Kalkerde,  Alaun  und  Kieselerde,  nebst  einer  gallert- 
artigen Materie. 

Der  Eisensäuerling  von  Roveredi  Velo,  im  Bezirke 
der  15  Gebirgsgemeiuden,  in  den  sich  die  besiegten  Cimberu  geflüch- 
tet und  erhalten  haben,  enthält  nach  Bozza  kohlensaures  Eisenoxy- 
dul, schwefel-  und  kohlensaure  Kalkerde  und  kohlensaures  Gas. 

Paganini  a.  a.  0.  S.  42. 

Im  Br  es  dänischen: 

Die  Mineralquelle  bei  Rovegro  ist  ein  kaltes,  zu  den  sa- 
linisch-eisenhaltigen Säuerlingen  gehörendes  Mineralwasser,  das  in 
seinen  Wirkungen  dem  Säuerling  von  Recoaro  ähnlich,  von  ungemein 
erfrischendem  Geschmack  und>  nach  Grandoni's  Analyse,  ziemlich 
reich  an  Kohlensäure  (in  einem  Pfunde  beinahe  10  Gr.)  ist;  es  ent- 
hält aufserdem  überkohlensaures  Eisenoxyd  (J/4  Gr.  im  Pfunde),  Bit- 
tersalz, schwefel-  und  kohlensaure  Kalkerde,  sehr  wenig  kohlensaures 
Kali  und  ziemlich  viel  Kieselerde  (über  3/n  €rr-  im  Pfunde).  —  Die- 
sem ähnlich  ist 

Der  Eisensäuerling  von  San-Colombano  im  Thale 
Trampia,  ebenfalls  von  Grandoni  untersucht. 

Roncalli  Parolino,  examen  cbymico-medicum  de  aquis  Bri- 
xianis.  Brescia  1722. 

Volta  in:  Opuscoli  scelti  sulle  scienze  e  sulle  arti.  Milauo  178S. 
T.  XL  p.  337 

Stefano  Grandoni,  esperienze  fisico-chemiche  ed  aualisi  dell' 
acqua  minerale  di  Rovegro.   Brescia  1832. 

Omodei,  annali  uni versah  di  Mcdicina.    Ann.  1833.  August. 


797 

Im  Bergamesiachen: 

Die  Min  er  alque  1 1 en  von  Trescore  sind  mit  einem  beque- 
men Etablissement  versehen,  mit  Vorrichtungen  zu  Wasser-  und 
Schlammbädern.  Die  Abflüsse  der  zu  den  kalten  salinisclien  Schwe- 
felwassern gehörenden  Quellen,  so  wie  das  Schlämmreservoir  sind 
von  Conferven,  namentlich  C1  miliaris,  bedeckt;  die  festen  Hauptbe- 
standteile des  Schlammes  sind  :  schwefelsaure  Kalk-  uud  Thonerde, 
wodurch  er  eine  grofse  Weichbeit  erhält.  Das  Mineralwasser  enthält 
nach  Brugnatelli,  aufser  Schwefelwasserstoffgas  und  kohlensau- 
rem Gase,   kohlensaure  Kalkerde  und  Chlornatrium. 

Nach  Pasta's  und  anderer  Aerzte  Erfahrungen  hat  sich  das 
Mineralwasser  in  Form  von  Getränk,  Wasser-  und  Schlammbädern 
sehr  hülfreich  bewiesen  in  rheumatischen  Krankheiten,  gichtischen 
D3skrasien  und  solchen  Stockungen,  in  welchen  Schwefelquellen  vor- 
zugsweise indicirt   sind. 

Die  Mineralquelle  von  S an-Pe  llegrino  in  der  Nähe  von 
Bergamo,  enthält  nach  Brugnatelli  in  einem  Pfunde  kohlensaure 
Kalkerde  ('/4  Gr.),  schwefelsaures  Natron  (8/15  Gr.)  und  kohlensau- 
res Gas  (2  Kub.Z.)  und  hat  sich  eiueu  besondern  Ruf  in  Krankheiten 
der  Urinwege  und  chronischen  Hautkrankheiten  erworben. 

Die  Mineralquelle  im  Val  d'Imagna  ist  der  vorigen 
analog  und  enthält  dieselben  Salze,  aber  aufserdem  noch  eine  Bei- 
mischung von  Schwefelwasserstoffgas. 

G.  Luigi  Carrara,  saggio  della  acque  semitermali  di  S.  Pel- 
legrino.  Milano  1820;  —  seconde  edizione,  accresciuta  di  una  lettera 
del  Prof.  G.  Franck  a  del  trattato  sulla  medesima  del  protofisico 
G.  Pasta,  pon  che  di  una  lettera  dell'  autore  si  tutte  le  altre  acque 
del  Bergamasco.  Milano  1829. 

P  a  g  a  n  i  u  i  a.  a.  0    S.  39. 

Gio.  Volpi,  delle  acque  miuerale  di  S.  Pellegrino.    Pavia  1837. 


IL     Die  Heilquellen  des  Königreichs  Sardinien. 


as  hierhergehorige  Gebiet,  das  wir  bereits,  so  weit  es 
der  Apenninischen  Halbinsel  selbst  angehört,  bei  der  geo- 
graphischen Uebersicht  Italiens  in  seinem  Hauptcharakter 
beschrieben  haben  (vergl.  S.  729  ff.  und  744),  schliefst  die 
westlichen  und  mittlem  Alpen  bis  zum  St.  Gotthard,  die 
Apenninen  und  den  westlichen  Theil  der  Tiefebene  bis  zum 
Ticino  in  sich,  und  zwar  liegt  das  Herzogthum  Savoyen 
auf  dem  westlichen  Abhänge  der  Grajischen  öder  Savoyer- 
Alpen  und  hat  darum  mit  den  französischen  Provinzen 
Provence  und  Dauphine*,  die  mit  ihm  auf  derselben  Seite 
der  West-Alpen  liegen,  gleiche  Beschaffenheit,  —  das  Für- 
stenthum  Piemont,  mit  dem  Herzogthum  Montferrat 
(vergl.  S.  732)  und  dem  sardinischen  Antheil  des  Herzog- 
thums  Mailand,  auf  dem  östlichen  Abhang  der  West  -  (Cot- 
tischen  und  Grajischen)  Alpen  und  dem  südlichen  Fufse  der 
Penninischen  Alpen,  so  dafs  es  in  seinem  südlichen  Theil  von 
den  Seealpen  und  den  Apenninen  begrenzt  wird,  mit  seinem 
östlichen  Theil  aber  in  die  lombardische  Tiefebene  reicht, 
—  die  kleine  Grafschaft  Nizza  auf  den  Seealpen  und  das 
Herzogthum  Genua  oder  Ligurien  auf  den  Apenninen. 
Wenn  wir  hiernach,  um  lästige  Wiederholungen  zu  ver- 
meiden, uns  auf  Früheres  beziehen  müssen,  und  zwar  für 
Savoyen  auf  S.  235  und  267,  für  Piemont,  insofern  es  sich 


799 

an  die  westlichen  Alpen  anlehnt,  ebenfalls  auf  S.  235  und 
267,  insofern  es  sich  aber  an  die  Penninischen  Alpen  au- 
schlielst,  auf  S.  33,  und  insofern  es  in  die  lombardische 
Tiefebene  hineinreicht,  auf  S.  730;  so  haben  wir  hier  nur 
noch  einzelne  hierher  gehörige  Punkte  hervorzuheben  und 
dann  insbesondere  von  den  früher  noch  gar  nicht  erwähn- 
ten Seealpen  zu  reden. 

Piemont.  Ueber  die  Penninischen  oder  Walliser 
Alpen  führt  der  Pafs  des  Simplon  oder  Sempione  (6200  F. 
hoch)  vom  Rhone  zum  Lago  maggiore.  Dieser  zwischen 
der  Schweiz,  dem  Sardinischen  und  dem  Lombardisch- Ve- 
netianischen  Königreiche  am  Südfufse  der  Alpen,  636  F. 
nach  Saussure  hoch  gelegene  See,  welcher  die  Wildheit 
der  hohen  Alpen  mit  der  Milde  und  Schönheit  des  italieni- 
schen Bodens  und  Klimas  vereinigt,  liegt  gröfstentheils 
in  Urfels,  der  untere  Theil  in  den  Kaikaipen ;  die  Kalkfel- 
sen des  westlichen  Ufers  ruhen  auf  Thonschiefer.  An  die- 
sem Ufer,  am  Fufse  des  Monte  Simolo  und  Farione  bei 
Intra  sind  die  Urtrapp-Schichten  merkwürdig :  sie  stehen 
fast  senkrecht  und  streichen  zwischen  Urthonschiefer  von 
Süd-Süd-West  nach  Nord-Nord-Ost,  von  grofser  Aehnlich- 
keit  mit  den  sogenannten  Lavalagern  von  Padua,  Verona 
und  Vicenza;  unmittelbar  streichen  daran  hier  und  da 
breite  Quarzschichten  mit  Schwefelkies.  Im  Val  Intrasca 
bei  Cambiasca  und  im  Val  Canobbio  unter  Spoccia  ist  Ur- 
trapp  und  im  Hintergrunde  des  letzteren  Thals,  am  Berge 
Finero,  weifser  Urkalkstein.  Alle  Gneusberge  des  Sees 
sind  mit  Granittrümmern  bedeckt;  auf  dem  Margozzolo, 
einem  Gneusberge  bei  Baveno,  liegt  unter  der  Wiesendecke 
ein  Lager  von  Gneus-  und  Granitgeröll  und  unter  dem- 
selben einen  Fufs  tief  Torf,  der  wieder  auf  feinem  Quarz- 
sande von  lichter  Ockerfarbe  ruht.  Die  in  einer  westlichen 
Bucht  des  Lago  maggiore  sich  erhebenden  berühmten 
Borromäischen  Inseln  bestehen  aus  Gneus,  Glimmer-  und 
Urthonschiefer,  mit  eisenhaltigen  Trappadern  und  Quarz- 
nieren durchzogen,  und  aus  körnigem  Kalkstein,  mit  Quarz 


800 

und  Glimmer  gemengt;  die  Schichten  senken  nach  Südost. 
Unter  den  Thälern  Piemonts  sind  besonders  hervorzu- 
heben dasOssola-  oder  Eschen  Thal  und  das  Aosta-  oder 
Augst-Thal.  Das  obere  Ossola-Thal  zieht  sich  von  Domo 
d'Ossola  (942  F.  hoch)  nach  Norden  bis  zum  Gries-Glet- 
scher,  9£  Stunden  lang,  längs  der  Toccia  und  wird  bis 
kurz  unterhalb  Premia  Yal-Antigorio  und  in  seinem  ho- 
hem Theile  Val-Formazza  genannt;  unterhalb  Domo  d'Os- 
sola dehnt  sich  das  untere  Ossola-Thal  mit  beträchtlicher 
Breite  nach  Süden  bis  zur  Oeffnung  des  Anzasca-Thals, 
ein  und  dreiviertel  Stunden,  und  darauf  nach  Südosten 
bis  zum  Lago  maggiore  sechs  und  eine  halbe,  im  Ganzen 
acht  und  eine  Viertelstunde  lang  aus.  Es  hat  mehrere 
bedeutende  Seitenthäler  auf  dem  rechten  Ufer  der  Toccia : 
Val  Vedro,  Bugnanco,  Antrona,  Anzasca,  auf  dem  linken 
Ufer:  Yal  Vegezza.  Die  Berge  des  Thaies  bestehen  aus 
Urfelsen,  der  Monte  Calvario  bei  Domo  d'Ossola  und  auf 
der  andern  Seite  der  Monte  di  Tronlano  aus  senkrechten 
Schichten  Glimmerschiefers ;  im  untern  Ossola-Thale  bricht 
auf  beiden  Seiten  der  Gneus  in  dünnen  Blättern;  von  Vo- 
gogna  abwärts  sind  Gneusfelsen  und  beim  Dorfe  Candoglia 
streicht  eine  mächtige  Schicht  weifsen  Urkalksteins  zwi- 
schen Gneus.  —  Das  vorhin  erwähnte  Seitenthal  Vegezzo 
zieht  zwischen  dem  schweizerischen  Kanton  Tessin  und 
dem  Val  d'Ossola  von  Osten  nach  Westen,  auf  dem  kür- 
zesten Wege  von  Domo  d'Ossola  nach  Locarno :  Glimmer- 
schiefer, Granit,  Urkalkstein,  Topfstein  streichen  durch 
das  Thal,  in  dem,  vier  Stunden  von  Craveggio  und  ober- 
halb Malesco  zwei  Schwefelquellen  entspringen;  bei  Buseno 
ist  der  Glimmerschiefer  von  Schichten  eines  weifslichen 
Thons  durchzogen,  oberhalb  Malesco  bricht  schwarzer  und 
weifser  Marmor.  Das  oben  erwähnte,  ebenfalls  von  der 
(Toccia)  Tosa  bewässerte,  Pommat-  und  Formazza-Thal 
zieht  sich  vom  Griespasse  bis  unterhalb  Premia  von  Nor- 
den nach  Süden,  dessen  Hintergrund  vom  Gries  ab- 
wärts  vier  Stufenabfälle  bilden:  Bettehnatt  (5950  F.),  Mo- 


801 

rast  (4760  F.),  auf  der  Frutt  (4330  F.)  und  Frutval,  worin 
Formazza  (3888  F.).  Der  Gries  besteht  an  der  nördlichen 
Seite  aus  Gneus,  adrigem  Granit  mit  Glimmerschiefer  und 
Granaten,  auf  der  südlichen  Seite  zeigt  sich  Schiefer  mit 
Quarznieren  und  tiefer  Glimmerschiefer.  Von  den  sich 
in's  Ossola-Tbal  öffnenden  Seitenthälern  zieht  sich  Val- 
Antrona,  fünf  Stunden  lang,  mit  mehreren  Seitenthälern 
vom  Monte  Moro  und  dem  Piz  Parahianco  (9560  F.)  fast 
von  Westen  nach  Osten:  es  öffnet  sich  bei  Villa  in's  untere 
Thal  von  Domo  d'Ossola,  wird  von  der  Ovesca  bewässert 
und  ist  in  seinem  Hintergrunde  ebene  Thalfläche;  —  Val- 
Anzasca ,  ein  von  der  Anza  bewässertes  Thal ,  zieht  sich 
acht  und  dreiviertel  Stunden  lang  vom  Monte  Rosa  von 
Westen  nach  Osten  zum  Ossola-Thale  5  der  Hauptort  des- 
selben, Vanzone,  liegt  2142  F.  hoch.  Es  hat  keine  Thal- 
sohle :  die  Berge  erheben  sich  unmittelbar  von  den  Ufern 
der  Anza;  von  seiner  Oeffnung  bis  gegen  Vanzone  strei- 
chen Felsschichten  von  Feldspath  und  Glimmer,  Hornblende- 
schiefer, schwärzlichem  Urkalkstein;  oberhalb  Vanzone 
adriger  Granit  mit  Feldspathkörnern.  —  Vom  Monte  Rosa 
geht  noch  das  Sesia-Thal,  durchströmt  von  der  Sesia,  aus : 
es  zieht  sich  anfänglich  vom  Monte  Rosa  nach  Südost, 
wendet  sich  bei  Failungo  nach  Nordost,  zwischen  Val- 
Sermenta  und  Val-Mastalone  nach  Osten  und  von  der 
Oeffnung  des  letzteren  fast  nach  Süden,  wo  es  in  die 
Piemontische  Ebene  ausläuft.  Es  besteht  aus  dem  Val- 
Sesia  graude,  Val-Sesia  piccolo,  Val-Dobbia,  Val-Sermenta, 
Val-Mastalone ,  Val-Duggia,  Val-Sessera.  Gneus,  Glim- 
merschiefer und  Porphyr  streichen  durch  dasselbe,  an  vie- 
len Stellen  brechen  goldhaltige  Schwefelkiese  und  gold- 
und  silberhaltige  Kupferkiese,  wie  denn  der  Reichthum  an 
Erzen  in  diesem  Thale  sehr  grofs  ist. 

Das  Aosta-Thal  zieht  sich  längs  der  Dora-ßaltca  in 
der  obern  Hälfte  von  Westen  nach  Osten  und  in  der  un- 
tern nach  Südosten,  wo  es  am  Monte  stretto  in  die  Ebene 
Piemonts  ausläuft.    Es  hat    sehr  viele  bedeutende  Seiten- 


802 

thäler,  ungeheure  Gletscher  liegen  in  den  Seitenästen  des 
Thaies,  vom  Ruitor  (10270  F.  hoch)  in  den  Grajischen 
Alpen  längs  den  Penninischen  Alpen  bis  zum  Monte  Rosa. 
Es  hat  einen  grofsen  Reichthum  an  Erzen:  silber-  und  gold. 
haltige  Bleierze,  Eisenerz,  Kupfer,  Braunstein  u.  a.  bre- 
chen an  verschiedenen  Stellen.  In  geognostischer  Bezie- 
hung schliefst  es  sich  an  den  grofsen  St.  Bernhard  an; 
abwärts  von  Aosta  wechseln  Felsen  von  Urkalkstein  und 
grünem  Hornstein;  vor  Chatillon  Glimmerschiefer  und  un- 
terhalb Urkalkstein;  am  Mont  Jovet  zwischen  Chatillon 
und  Berrex  zeigt  sich  Topfstein,  Strahlstein,  Kalkstein 
mit  Glimmer  und  Quarz,  Hornsteinschiefer  u.  s.  w.  in  über- 
einander liegenden  Schichten,  welche  nach  Nordwesten 
senken,  obgleich  manche  Schichten  auch  ganz  senkrecht 
stehen. 

Savoyen.  Aus  diesem  minen-  und  quellreichen  Ge- 
birgslande  gelangt  man  über  den  Col  de  Bahne  (7086  F.) 
auf  der  Grenze  von  Savoyen  gegen  Wallis  aus  dem  Cha- 
mouny-in's  Rhonethal:  er  besteht  aus  grauem,  glänzendem 
Urthonschiefer,  von  parallelen  Quarzadern  durchzogen, 
und  aus  Urkalkstein ;  innerhalb  des  Landes  bildet  der  Col 
de  Bonhomme  (7530  F.)  den  Pafs  zwischen  den  Provinzen 
Tarantaise  und  Ober -Savoyen:  an  seinem  Fufse  zeigen 
sich  Gneus  und  Quarz,  Glimmer  aus  grünem  Hornstein  in 
senkrechten  Schichten,  —  schwarzer  Glimmerschiefer,  — 
Urkalkstein,  —  Sandstein,  —  Kalkbreccie,  —  reiner  grauer 
und  blauer  Urkalkstein,  —  Schiefer,  auf  der  Höhe  des 
Passes  dünne  Schieferschichten  mit  parallelen  Quarzblät- 
tern. In  der  Nähe  im  Osten  ist  der  Col  des  Fours,  8376  F. 
hoch,  und  der  Col  de  la  Seigne,  757S  F.  hoch,  auf  der 
Grenze  der  Provinzen  Tarantaise  und  Aosta,  mit  der  aufser- 
ordentlichsten  Ansicht  des  Montblane  und  seiner  Felsnadeln. 
Dieser,  der  höchste  Berg  in  Europa,  von  dem  17  Gletscher 
in  die  benachbarten  Thäler  ausgehen,  besteht  aus  fast  senk- 
rechten, nur  wenig  gegen  Südost  gesenkten  Schichten,  wel- 
che unter   einander  parallel  von  Nordost    nach    Südwest 


SOS 

streichen.  Unter  den  Thälern  des  Montblanc  ist  das  von 
der  Arve  durchflossene  Cbamouny-TIial  auszuzeichnen,  das 
im  Norden  von  der  Kette  des  Mont  Brevent  (7840  F.  hoch), 
in  Nordosten  vom  Col  de  Baline,  im  Süden  vom  Montblanc 
und  seinen  Aiguilles,  von  denen  vier  ungeheure  Gletscher 
in's  Thal  hinabhängen,  und  im  Südwesten  vom  Monte  de 
Lacha  und  Vaudagne  geschlossen  ist.  Es  ist  von  Urfelsen 
eingeschlossen;  der  Kalkstein  streicht  wie  der  Schiefer, 
Gneus  und  Granit  von  Nordost  nach  Südwest  mit  fast  senk- 
rechten Schichten;  die  Felsenkette  des  Brevent  besteht 
aus  Gneus-  und  Glimmerschiefer  mit  Quarz,  Feldspath, 
Glimmer  und  etwas  Eisen  gemengt;  die  Pyramidalfelsen 
in  der  Kette  des  Montblanc  bestehen  aus  Gneus  und 
Granit. 

Die    Meeralpen.      Längs    der    Ligurischen    Küste 
ziehen  sich  die  Meeralpen  hin,  die  bei  Marseille  im  Süden 
Frankreichs    beginnend,   sich    östlich   nach  dem    Var  und 
von  da  bis  Savona  erstrecken,  wo  sie  sich  an  den  Liguri- 
schen Apennin  (S.  732)  anschliefsen;  sie  heifsen  auch  Li- 
gurische  ode?  Uferalpen,  weil  sie  sicli  am  Ufer  des  Ligu- 
rischen Meeres  erheben.     Diese  Bergkette,  welche  den  be- 
rühmten Col  de  Tenda  in  sich  fafst,  steigt  in  verschiede- 
nen Abstufungen,  eine  Reihe   von  Thälern  bildend,  nach 
der  Meeresküste  nieder  und  läuft  endlich  in  der  Nähe  der- 
selben in  viele  kleinere  Berge  und  Hügel  aus,  welche  das 
Ufer  bald  enger,   bald  weiter   umchliefsen.     Diesen   Cha- 
rakter eines  schmalen  Uferlandes,  welches  im  Rücken  von 
hohen  Bergen  begrenzt  und  nur  nach  dem  Meere  hin  offen 
ist,  trägt  die  ganze  Küste  von  Nizza  bis  Genua  an  sich, 
w  eiche  wegen  der  zahlreichen ,  sich  bis   ans  Ufer   erstrek- 
kenden  Vorberge  und  Abdachungen  der  Meeralpen  durch- 
aus gebirgig  ist  und  nur  wenige  geringe  Flächen  und  Ebenen 
in  sich  schliefst.     Er  ist    der  ganzen   ligurischen    Küste 
(Ligurien)   aufgedrückt,    welche   den  von   den   Meeralpen 
und  dem  ligurischen  Apennin  eingeschlossenen  Küstenstrich 
von  Nizza  bis  an  die  Grenzen  von  Toscana  oder   von   der 


804 

Mündung  des  Var  bis  zur  Mündung  des  Magra  begreift 
und  die  Provinzen:  Nizza,  $t.  Reino,  Oneglia,  Albenga, 
Savona,  Genua,  Chiavari  und  Spezia  enthält. 

Ehe  wir  zur  Beschreibung  der  einzelnen  Heilquellen 
des  Sardinischen  Staates  übergehen,  geben  wir  noch  eine 
kurze  Uebersicht  der  Verbreitung  derselben,  wobei  wir  uns 
nur  auf  die  wichtigeren  beschränkend,  unsern  Weg  durch 
Savoyen  die  Alpen  entlang  durch  Pieinont  nach  Nizza  und 
Genua  nehmen. 

In  Savoyen  ist  vor  Allem  hervorzuheben  Aix,  einge- 
richtet auf  den  Trümmern  der  alten  Aquae  Gratianae ,  in 
einem  Thalkessel  am  Bourgel-See,  sodann  Evian  in  Chab- 
lais  auf  dem  südlichen  Ufer  des  Genfer-Sees,  ferner  meh- 
rere Mineralquellen  in  der  Maurienne  und  Tarantaise,  und 
endlich  in  Faucigny  eine  Gruppe  von  Heilquellen  in  der 
Nähe  des  Montblanc  und  des  kleinen  St.  Bernhard,  welche 
auf  einer  Fläche  von  sechs  Miglien  im  Quadrate  in  gro- 
fser  Menge  um  Courmayeur  entspringen.  Die  vielen  sali- 
nischen Quellen  dieses  Landes  können  wir,  da  sie  nur  zu 
ökonomischen  und  technischen  Zwecken  verwandt  werden, 
übergehen. 

In  Piemont  findet  man  gleich  beim  Eintritt  von  den 
Alpen  her  in  der  Nähe  der  Simplonstrafse  und  in  der  des 
Lago  maggiore  die  künstlichen  Bäder  von  Oleggio,  ein 
Institut  Paganini 's,  vorzüglich  begünstigt  durch  schöne 
Lage  und  Reinheit  der  Luft :  von  denselben  ist  bereits 
Th.  I.  zweite  Aufl.  S.  147  gehandelt  worden.  In  der  Pro- 
vinz Ossola  hegt,  ebenfalls  nicht  weit  von  der  Simplon- 
strafse, Craveggio  im  Vegezzothale ,  weiter  nach  Westen 
unweit  der  Grenze  Savoyens  die  Gruppe  von  Mineralquel- 
len im  Aostathale.  In  der  Provinz  Turin  entquillt  dem  Ge- 
biete von  Castagneto  eine  Quelle  bei  der  alten  Kirche  San 
Genesio  und  in  einer  andern  Richtung  liegen  in  geringer 
Entfernung  von  einander  die  drei  Quellen  von  Castiglione, 
Rivalba  und  Santa  Fede  bei  Cavagnolo.  In  der  Provinz 
Alessandria,   unfern  Lu,    kommt   eine   Quelle    aus    einem 


805 

Sand-  und  Kalkhügel  hervor;  eben  so  zwei  andere  bei 
San-Salvadore.  Die  Provinz  Yoghera  ist  überaus  reich  an 
Mineralquellen:  drei  Quellen  entspringen  auf  dem  aus 
Thon  und  Kalk  bestehenden  Berge  Colle  delle  Fontane 
bei  Eetorbido,  tiefer  in  den  Apenninen  liegen  die  von  man- 
cherlei Kranken  besuchten  Quellen  von  Camaratte,  Gar- 
lazzolo  di  sotto,  Losanna  und  Port'  Albera,  eine  andere 
liegt  bei  Bobbio;  üäher  gegen  Pavia  entspringen  die  zwei 
Quellen  von  Navazza  und  Miradolo,  zu  Broni  ist  die  eisen- 
haltige Salzquelle  della  Molla,  zu  Riva  Mazzano  die  Sool- 
quelle  Salice ;  alle  sind  kalt,  reich  an  Alkali-  und  Erd- 
salzen, zuweilen  mit  freier  Kohlensäure,  —  nur  zu  Santa 
Giulietta  ist  eine  Thermalquelle.  In  der  Provinz  Acqui 
sind  aufser  den  berühmten  Schlammbädern  zu  Acqui  noch 
die  Mineralquellen  von  Crogniardo  und  Morbello,  in  der 
Provinz  Mondovi  die  von  Mombasilio  und  delia  Baissa  zu 
erwähnen.  Die  Provinz  Coni  oder  Cuneo  hat  bei  Valdieri 
acht  warme  Quellen  nebst  zwei  Sauerwassern;  bei  Yinadio 
im  Stura-Thale  entspringen  aus  der  Seite  des  Olivaberges 
ebenfalls  viele  warme  Quellen,  wovon  acht  zum  Behufe  der 
Bäder  verwendet  werden. 

Die  Mineralquellen  der  Grafschaft  Nizza  sind  inei- 
stentheils  schwefelhaltig  und  entspringen  in  der  Regel  an 
den  Abhängen  von  Granitbergen,  auf  deren  Oberfläche  sich 
Pyriten  in  grofser  Anzahl  finden  und  deren  Gipfel  Spuren 
zeigen,  die  auf  ehemalige  Vulkane  deuten.  Dahin  gehören 
die  Schwefeltherme  von  Roccabiglieri,  wo  vormals  Bäder 
angelegt  waren,  die  aber  längst  verlassen  sind,  und  die 
kalte  Schwefelquelle  bei  Isola  bona  in  der  Provinz  San 
Remo  am  Nervia-Flusse;  in  derselben  Provinz  sind  zwei 
ähnliche  Quellen  bei  Pigna  und  bei  Bordighera,  am  Wege 
nach  Nizza.  An  einigen  Punkten,  namentlich  da,  wo  Gyps- 
schichten  sind,  finden  sich  auch  Quellen,  die  Chlornatrium 
enthalten,  und  aufserdem  einfache  warme  Quellen,  von  de- 
nen einige  milchig  aussehen,  fettig  anzufühlen  sind  und 
Alaunerde  enthalten:   die    Einwohner   nennen    dergleichen 


806 

Quellen  Chaudons  oder  Chaudans  und  bedienen  sich  ihres 
Wassers  hier  und  da  zum  Bleichen  der  Leinwand.  Unter 
diesen  heifsen  Quellen  zeichnet  sich  die  sehr  ergiebige  von 
Daluys,  Bezirk  von  Gillauines,  aus,  die  sich  in  den  Var, 
ergiefst  und  in  die  sich,  wie  man  bemerkt  hat,  die  Forel- 
len vorzugsweise  zum  Laichen  begeben.  —  Noch  sind 
Quellen  dieses  Landes  zu  erwähnen,  die  auf  ganz  isolirten 
Felsspitzen  fontainenartig  im  Winter  ein  sehr  heifses,  im 
Sommer  ein  äufserst  kaltes  Wasser  emporwerfen:  hierher 
gehören  Font  de  l'Oulo,  zu  Beuil,  Bezirk  von  Guillaumes, 
und  andere. 

Auch  im  Herzogthum  Genua  fehlt  es  nicht  an  Mine- 
ralquellen: es  finden  sich  längs  der  beiden  Riviera,  na- 
mentlich längs  der  Riviera  di  Levante  einige  schwefelhal- 
tige Quellen;  allein  im  Allgemeinen  sind  sie  entweder  nur 
schwach,  oder  sie  entspringen  an  so  wilden,  rauhen,  ja 
fast  gänzlich  unzugänglichen  Orten,  dafs  sie  in  medizini- 
scher Beziehung  wenig  in  Betracht  kommen  können.  Von 
den  wichtigeren  sind  zu  nennen  die  kalte  ergiebige  Schwe- 
felquelle bei  Voltaggio  in  der  Provinz  Novi,  die  aus  den 
Seiten  eines  Kalkberges  entspringt,  und  die  warme  Schwe- 
felquelle Acqua  Santa,  drei  Miglien  von  Voltri.  Auch 
dem  östlichen  Rande  des  Golfes  von  Spezia  entspringen 
aus  einem  thonig-sandigen  Tuffgesteine  die  Schwefelquel- 
len, welche  Pitelli  genannt  werden:  die  Luft  daselbst  ist 
aber  zu  ungesund,  um  Bäder  anzulegen.  Säuerlinge  und 
eisenhaltige  Wasser  hat  Mojon  trotz  der  genauesten  Un- 
tersuchungen im  ganzen  Herzogthum  nicht  entdecken  können. 

Wir  fassen  die  auf  diesem  Gebiete  vorkommenden 
Heilquellen  in  folgende  Gruppen  zusammen: 

A.  Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Sa- 
voyen  (westlicher  Abhang  der  Grajischen  Alpen); 

B.  Die  Heilquellen  des  Für stenthuins  Pie- 
m ont  (östlicher  Abhang  der  Cottischen  uud  Grajischen 
und  südlicher  Abhang  der  Penninischen  Alpen) ; 

C.  Die    Heilquellen    der    Grafschaft    Nizza 

(See- 


807 

(Seealpen)  und  des  Hcrzogthuins  Genua  oder  Ligu- 
rien  (Apenninen); 

D.     Die  Heilquellen  der  Insel  Sardinien. 

Guichenon,  bistoire  g6uealogiquc  de  la  Royale  Maisoii  de  Sa- 
voie.  Lyon  1660. 

Joa.  Fantoni  Comment.  de  quibusdam  aquis  medicatis.  Au- 
gustue  Taurin.  1747. 

H.  B.  de  Saussure,  voyagcs  dans  les  Alpes.  Vol.  III.  Neucba- 
tel  1776.  1779.  1796. 

P.  E.  Herbin,  statisque  g6u.  et  part.  de  la  France  et  de  ses 
Colonies.  7  Voll.  Paris  18U3. 

J,  F.  Albanis  Beaumont,  description  des  Alpes  Grecques  et 
Cottiennes  ou  tableau  bist,  et  statistique  de  la  Savoie  etc.  2  Voll. 
Paris  an  XI.  (1S03). 

Verneilb,  statistique  du  De"part.  du  Mout-BIanc.    Paris  1807. 

Palluel,  annuaire  statistique  du  Dep.  du  Montblanc.  Cbambery 
an  XIII  et  XIV. 

.1.  L.  Grillet,  dictionnaire  bistorique,  Iitt^raire  et  statistique  des 
Dep.  du  Montblanc  et  du  L6man.  3  Voll.     Cbambery  1S07. 

A.  L.  Miliin,    voyage  en  Savoie,  en  Piemont  ejtc.  Paris  1816. 
Raymond,    carte    topograpbique    et  militaire   des    Alpes   en  12 

feuilles.    Paris  1819. 

Bonyicino  (Bonvoisin),  analyse  des  principales  eaux  mineVales 
de  la  Savoie  en  1784,  in  :  Memorie  dell' Accademia  Reale  delle  scieuze 
di  To'rino.     T.  IL  VI. 

Fr.  Em.  Fodere,  voyage  aux  Alpes  maritimes,  ou  bistoire  nat., 
agraire,  civile  et  inßdicale  du  Comte  de  Nice  et  pays  limitrophes. 
2  Voll.     Paris  1821. 

B.  Bertini,  Idrologia  minerale  ossia  storia  di  tutte  le  sorgenti 
d'acque  minerali  uate  negli  stati  di  S.  M.  il  Re  di  Sardegna.  Torino 
1822. 

—        —    Idrografia  del  Piemonte.  Torino  1824. 

Bertolotti,  viaggio  in  Sävoia.    Torino  1828.  2  Voll. 

Brunn  er  in:  Verbandlungen  der  vereinigten  ürztlicbeu  Gesell- 
scbaften  der  Scbweiz.  Jahrg.  182S  u.  1S29.  Zürich  1S29. 

R.  Bakewell  in:  Philosopbical  Magasine  and  Annais  of  Philos. 
T.  III.  p.  14  ff. 

Paul  Chaix  de  Geneve,  carte  gßographique.  Londres  1S32  avec 
des  notes  statistiques  et  bistoriques  sur  la  Savoie. 

A.  Vetter,  theoretisch-praUt.  Handbuch  der  Heilquelleniebre. 
Th.  IL    Berlin  1838.  S.  15  ff. 

Nizza  und  die  Meeralpen.  Von  einem  Schweizer.   Züricb  1842. 


III.  Theil.  Fff 


A.     Die  Heilquellen  des  Herzogthums  Savoyen. 

(Westlicher  Abhang  der  Grajischen  Alpen.) 


1.  MWie  Thermalquellen  von  Aix  en  Savoie 
oder  Aix-les- Bains,  entspringen  im  obern  Theile  die- 
ser 2000  Einwohner  zählenden  [Stadt,  in  einem  der  nie- 
drigsten, aber  reizendsten  Thäler  Savoyens,  das ,  360  F. 
tiefer  als  der  Genfer-See,  sich  nur  792  F.  über  d.  M.  er- 
hebt, und  in  der  Richtung  von  Norden  nach  Süden  durch 
zwei  Bergketten  begrenzt  wird ,  am  südlichen  Fufse  des 
Montblanc,  unweit  des  Sees  Bourgel ,  von  Chambery  zwei 
und  eine  halbe,  von  Genf  zwölf,  von  Lyon  zwanzig,  von. 
Grenoble  vierzehn  und  von  Turin  vierzig  Lieues  entfernt, 
waren  schon  den  Römern  unter  den  Namen  Aquae  Ällo- 
brpgum,  Aquae  Gratianae  oder  Dömitianae  bekannt  und 
zeichnen  sich  durch  die  vortrefflichen  Anstalten  zu  ihrer 
Benutzung  aus. 

Die  günstige  Lage  dieses  Kurorts  zwischen  der  Schweiz,  Frank- 
reich und  Italien  an  der  grcfsen  Poststrafse  nach  diesen  Ländern, 
verbunden  mit  der  Milde  und  Salubrität  des  Klimas,  und  den  zur  Un- 
terhaltung und  Bequemlichkeit  der  Kurgäste  getroffenen  Einrichtungen, 
sichern  demselben  eine  grofse  Frequenz,  die  sich  im  J.  1830  auf  3000 
Kurgäste  erhob  und  seitdem  fortwährend  im  Steigen  begriffen  ist. 
Das  Klima  ist  im  Allgemeinen  sehr  milde  und  wenig  veränderlich: 
der  herrschende  Wind  ist  die  Bise,  ein  Nordost,  der  die  Atmosphäre 
reinigt  und  ihr  eine  angenehme,  weder  zu  trockene  noch  zu  feuchte 
Temperatur  verleiht;    der  mittlere  Barometerstand  27"  2".    Man  be- 


809 

nutzt  die  Bäder  vom  Mai  bis  Ende  Septembers,  doch  sind  die  Monate 
Juli  und  August  die  günstigsten;  ßrunnenarzt  (Medecin -Directeur  de 
rEtablissement  Royal  des  bains)  ist  Dr.  Des  p  ine,  welcher  aueli  das 
liier  befindlicbe  Militair- Hospital,  das  nur  vier  Monate  wahrend  der 
Brunnenzeit  geöffnet  ist,  leitet.  Den  ökonomischen  Einrichtungen  des 
Kurorts  steht  eine  Commission  administrative  vor,  der  das  ganze 
(uniformirte)  Personal  der  Anstalt  unterworfen  ist.  Die  Ordnung  ist 
musterhaft;  die  Preise  sind  mäfsig  und  für  Ortsbewohner,  Unbemit- 
telte und  fremde    4erzte  noch  besonders  ermäfsigt. 

Obgleich  die  Römer  hier  kostbare  Vorrichtungen  zu 
Bädern  hatten,  von  denen  das  Vaporarium  noch  am  besten 
erhalten  ist,  so  bestand  doch  das  Thermal  -  Etablissement 
bis  zum  J.  1783  nur  in  der  an  der  Schwefelquelle  vorhan- 
denen Grotte,  die  zur  Trennung  beider  Geschlechter  durch 
eine  Mauer  in  zwei  Abteilungen  gesondert  war.  In  dem 
genannten  Jahre  liefs  König-  Victor  Amadeus  111.  auf  den 
Trümmern  römischer  Thermen  das  grofse,  unter  dem  Na- 
men Königliches  Haus  bekannte  Badegebäude  auffüh- 
ren, das  zwei  Abtheilungen,  eine  für  das  männliche,  die 
andere  für  das  weibliche  Geschlecht,  deren  jede  zwei  Dou- 
chekabinette  und  ein  Dampfbad,  das  Bouillon  genannt  wird 
und  aus  einer  von  allen  Seiten  fest  verschlossenen  Umhe- 
gung besteht,  in  der  das  Thermalwasser  aus  der  Tiefe  in 
seiner  natürlichen  Wärme  emporsteigt,  —  aufserdem  in 
den  Souterrains  zwei  Kabinette  für  Arme  und  eine  beson- 
dere Abtheilung  für  die  König!.  Familie  enthielt.  Im  Jahre 
1787  wurde  der  erste  Badearzt  Joseph  Despine  hier  an- 
gestellt. Die  bis  zum  Ausbruch  der  französischen  Revolu- 
tion auf  5 — 600  Kurgäste  gestiegene  Frequenz,  erhob  sich 
während  der  französischen  Besitzergreifung  Savoyens,  na- 
mentlich unter  dein  Kaiserreich,  das  für  diese  Bäder  eine 
besondere  Vorliebe  zeigte,  auf  1200.  Unter  der  Restaura- 
tion wurden  die  Bade- Anlagen  sehr  erweitert  und  das  Ganze 
neu  organisirt,  so  dafs  man  jetzt  zwei  Etablissements  un- 
terscheidet: das  königliche  Etablissement  oder 
grofse  Gebäude  und  die  nach  dem  Chemiker  B  ert ho  1- 
let  genannten  Thermen. 

a.    Das  Königliche  Etablissement,  das  von  den 

Fff  2 


810 

beiden  Hauptquellen  gespeist  wird,  ist  an  dem  Orte,  wo 
die  Schwefelquelle  zu  Tage  kommt,  in  einem  grofsartigen 
und  prächtigen  Style  erbaut  und  enthält  36  gröfsere  oder 
kleinere  Badezimmer  mit  Schlamm  -,  Dampf-  und  Dunst- 
bädern, mehrere  gröfsere  Badebassins,  um  darin  schwim- 
men zu  können  und  Douchen  aller  Art.  Es  besteht  aus 
Tier  Abtheilungen:  1)  die  C  entr  al-Abtheilung  enthält, 
aufser  Wohnungen  für  die  Beamten,  Badekabinette  mit 
Wannen  von  Zink,  die  aus  drei  Hähnen  mit  Thermalwasser 
aus  der  Schwefel»  und  Alaunquelle  und  mit  gewöhnlichem 
kalten  Quellwasser  versehen  werden  können,  Säle  mit  Vor- 
richtungen zum  Trinkgebrauch,  so  wie  Einrichtungen  zu 
allen  Arten  vonDouche-  und  Dampfbädern ;  2)  die  Prin- 
zen-Abtheilung besteht  aus  drei  Douche- Kabinetten, 
den  bequemsten  und  mannigfaltigsten  dieses  Etablissements, 
die  theils  durch  das  Thermalwasser  der  Alaun-  oder  Schwe- 
felquelle ,  oder  durch  kaltes  Wasser  gespeist  werden ; 
3)  die  Höllen  ab  thcilung  (de  PEnfer),  welche  ihren  Na- 
men von  ihrer  Lage  im  Souterrain  und  von  ihrer  hohen 
Temperatur  hat,  schliefst  Kabinette  zu  Dampfdouchen  und 
andern  Douchen  ein;  4)  die  Albert's- Thermen  enthal- 
ten aufser  Douchen,  welche,  wenn  gleich  kleiner,  doch 
reinlicher  als  die  des  alten  Gebäudes  sind,  ein  Vaporarium 
in  einem  kreisrunden  Saal  mit  kleinen  isolirten  Dampf-  und 
Schwitzkabinetten  und  eine  Piscine. 

b.  Die  Thermen  Bert  ho  11  et  werden  ausschliefs- 
lich  von  der  Alaunquelle  gespeist  und  bestehen  aus  drei 
Abtheilungen :  einem  grofsen  gewölbten,  im  J.  1678  erbau- 
ten Kabinet,  das  für  Locaklouchen  und  unentgeltliche 
Dampfbäder  bestimmt  ist;  einer  Reihe  von  Kabinetten  für 
locale  und  allgemeine  Dampfdouchen ,  und  einein  grofsen 
Bassin,  Bain  Royal,  das  in  mehrere  Abtheilungen  geson- 
dert ist,  wovon  die  eine  zum  Pferdebad,  die  andern  zu 
Bädern  für  Arme  und  Hospitaliten  dienen.  Es  ist  im 
Werke,  den  ganzen  Raum  des  Königlichen  Bades  zu    be- 


8U 

decken  und  zu  einer   öffentlichen    Piscine   und  zu   Bädern 

für  Anne  und  Soldaten  einzurichten. 

Noch  ist  eines,  von  einem  Engländer,  Namens  Hai d  im  an n  ,  gestif- 
teten Hospitals  zu  erwähnen,  in  welchem  arme  fremde,  keine  ein- 
heimische, Kranke  •während  der  Badezeit  für  eine  sehr  geringe  Summe 
aufgenommen,  verpflegt,  beköstigt,  gebadet  und  ärztlich  behandelt 
•werden,  und  in  welchem  Nonnen,  die  Schwestern  des  li.  Joseph,  die 
Krankenpflege  besorgen. 

Man  unterscheidet  zwei  Hauptquellen:  die  Schwefel- 
und  die  Alaun-  oder  St.  Pauls-Quelle,  welche  letz- 
tere aucli  Bert  hollet's-T  her  ine  genannt  Avird:  beide 
kommen  in  einer  Entfernung-  von  60  Metrcs  aus  einem  ho- 
hen Kalkfelsen  und  nahe  am  Grunde  der  grofsen  Kai  Infor- 
mation, welche  die  äufsere  Seite  der  Alpen  bildet,  zu  Tage. 
Der  Weg,  auf  welchem  diese  Thermalquellen  herbeikom- 
men, läl'st  sieb,  mit*  einiger  Wahrscheinlichkeit  aus  dem 
Dampfe  erkennen,  welcher  in  verschiedenen  Entfernungen 
von  ihrem  Ursprung  aus  mehreren  Oeffnungen  des  Bodens 
(Puits  de  l'Eufer)  aufsteigt;  die  Alaunquelle  kann  man  auf 
eine  ziemliche  Strecke  durch  die  nach  dem  Aufenthalte 
vieler  unschädlicher  Schlangen  Grotte  des  serpons  genannte 
Höhle  verfolgen :  sie  fällt,  so  wie  sie  aus  dem  Felsen  kommt, 
in  ein  Bassin,  um  das  sich  ein  hoher  und  weiter  Mauer- 
bogeu  zieht;  aus  diesem  fliefst  sie  in  ein  anderes,  viel 
gvöfseres  und  tieferes,  das  römischen  Lirsprungs  ist  und 
von  dem  das  Thermalwasser  in  die  Bade-  und  Douchcka- 
biuette  vertheilt  wird.  Zwischen  beiden  Behältern  springt 
ein  starker  Strahl  gemeinen  kalten  und  klaren  Wassers 
in  die  Höhe.  Das  Wasser  der  Schwefelquelle  wird  bei 
seinem  Ursprünge  unmittelbar  durch,  bleierne  Röhren  in 
die  verschiedenen  Badeabtheiluugen  geleitet. 

Es  giebt  aufserdem  noch  drei  andere  Mineralquellen,  welche,  ob- 
gleich analysirt,  noch  nicht  benutzt  werden,  nämlich:  eine  Thermal- 
quelle in  dem  Garten  des  Dr.  Fleur}',  eine  kalte  „savon  ue  use1' 
genannte,  auf  dem  Grund  und  Uodeu  des  Hrn.  Chevillard,  und 
eine  „Eau  ferrugineuse  de  Saint- Simon"  genannte,  ein  Kilo- 
metre  nordöstlich  von  Aix  auf  dem  Wege  nach  Genf.  Letztere  hat 
8°  II.  Temperatur  und  wird  seit  kurzem  als  Getränk  benutzt. 


812 

Das  Wasser  «1er  Alaunquelle  ist  bei  seinem  Ursprung 
von  grünlicher  Farbe,  in  den  Bädern  aber,  wie  das  der 
Schwefelquelle,  krystallhell ;  letzteres  entwickelt  auch  viel 
Gasblasen;  beide  Quellen,  die  Alaunquelle  jedoch  weniger, 
riechen  nach  faulen  Eiern,  aber  erst  nachdem  ihr  Wasser 
eine  Zeit  lang  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt  war, 

—  nach  24  Stunden  ist  es  geruchlos;  der  Geschmack  nach 
(Schwefelwasserstoffgas  ist  in  beiden  Quellen  permanent,  und 
besonders  stark  kurz  vor  und  nach  einem  Gewitter,  —  im 
Uebrigen  ist  der  Geschmack  süfslicb,  erdig,  der  der  Alaun- 
quelle weniger  erdig,  mehr  bitterlich,  styptisch;  die  specif. 
Schwere  ist  wenig  von  dem  des  destiilirten  Wassers  ver- 
schieden: nach  Bonjean  hat  die  Schwefelquelle    100,010, 

—  die  Alaunquelle  100,025,  —  die  Quelle  St.  Simon 
100,027  specif.  Gewicht;  der  Wasserreiclithmn  der  Schwe- 
felquelle beträgt  in  der  Secunde  20  Litres,  der  der  Alaun- 
quelle nur  halb  so  viel.  Die  Temperatur  der  Alaunquelle 
beträgt  35— 37,5°  R.,  die  der  Schwefelquelle  33  —  35°  R.; 
sie  ist  verschieden,  je  nachdem  man  sie  in  den  äufsern 
Reservoirs  oder  in  den  unterirdischen  Höhlen  untersucht: 
in  der  Grotte  des  serpens  heiv'ägt  sie  40°  R.,  in  den  Bouil- 
lons und  den  Cabinets  de  l'Enfer  34  —  35°  R. ,  im  neuen 
Vaporarium  27°  R. ,  in  der  Central- Abtheilung  34°  R. ,  in 
der  Prinzen-Abtheilung  33°  R.  Die  Temperatur  der  Schwe- 
felquelle, Avelche  überhaupt  weniger  dem  Einflufs  atmosphä- 
rischer Veränderungen  in  Beziehung  auf  Wasserreichthum, 
Farbe  und  Temperatur  unterworfen- ist,  als  die  Alaunquelle, 
variirt  im  Winter  fast  gar  nicht  und  sinkt  nur  nach  an- 
haltendem Regenwetter  um  einige  Grade;  die  der  Alaun- 
quelle dagegen  sinkt  im  Winter  und  bei  anhaltendem  Re- 
gen um  4—5°  R. 

Im  J.  1755  nach  dem  Erdbeben  in  Lissabon  und  1783  nach  dem 
Erdbeben  in  Calabrien  wurde  das  Wasser  der  Schwefelquelle  trübe 
und  um  Vieles  kälter,  indefs  die  Alaunquelle  nichts  Aehnliches 
erfuhr ;  1826  ward  in  Folge  vieler  anhaltender  Regengüsse  dasselbe, 
besonders  an  der  Alaunquelle  beobachtet;  1822  nach  einem  Erdbeben, 
das  ganz  Savoyen  verspürte,  ward  die  Schwefelquelle  während  sechs 


813 

Stunden   ganz    kalt   und   aschfarbig,   während  die  Alaunquelle    keine 
Veränderung  zeigte,    (vergl.  auch  S.  744.) 

Chemisch  analysirt  wurde  das  Thcnnalwasser  früher 
von  Da  quin  (1773),  Bonvoisin  (17S4),  Socquet  (1803), 
neuerlich  \ on  Thibaud,  S.  Martin  und  Bonj  ean  (1S3S). 
In  einem  Litre  enthält: 


1.     Die  . 

Schwefelquelle 

nach  Socquet:  nach  Thibaud 

Kohlensaure  Kalkerde   . 

0,12232  Gram. 

0,086  Gram. 

Kohlensaure  Talkerde   . 

0,06683 

0,025    — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

•      .        . 

0,003    — 

Chlorcalcium           .         .         . 

•              .      .      .        ■ 

0,028    — 

Chloruatrium 

0,01019 

. 

Chlormaguesium     . 

0,03511 

. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,08155 

0,064    — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,03285 

0,036    — 

Schwefelsaures  Kali 

•      . 

0,060    — 

Schwefelsaures  Natron 

0,03738 

0,062    — 

Kieselerde       .... 

.        ...» 

0,016    — 

Animalischen  Extractivstoff 

0,00227 

0,012    — 

Verlust 

0,00458 

0,020    — 

0,39308  Gram. 

0,412  Gram. 

Kohlensaures  Gas 

0,012  Litre  . 

.      0,067  Litre 

Schwefelwasserstoff  gas 

0,006      ... 

.      0,006    — 

2.    Die 

Alaunquelle 

nach  Socquet:      n 

ach  Thibaud 

Kohlensaure  Kalkerde          .        4 

0,11666  Gram.      . 

0,0780  Gram. 

Kohlensaure  Talkerde 

0,06683 

0,0160    — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  . 

Spuren 

Chlorcalcium 

0,0232    — 

Chlornatrium          . 

0,02039 

. 

Chlormagnesium    . 

0.02605 

.        . 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,08382 

O,0S62    — 

Schwefelsaure  Talkerde   _  . 

0,0407S 

0,0200    — 

Spuren 

Schwefelsaures  Natron 

0,04191 

0,1068    — 

0,0200    — 

Animalischen  Extractivstoff 

0,00227  ) 
0,00396  5     ' 
0,40267  Gram.      . 

0,0638    — 

Verlust 

0,4140  Gram. 

Kohlensaures  Gas 

0,019  Litre  . 

0,042  Litre 

Schwefelwasserstoffgas 

0,002     .      . 

0,002    — 

814 


3.  Quelle  Fleury :     4.  Quelle  Chevillard:  /  5.  Quelle  S.  .Simon: 


nach  Thibaud: 


nach  S.  Martin 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Chlorcalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Kieselerde  . 
Bituminösen  Extractivstoff 
Verlust        .        , 
Quellsatzsäure    . 

Kohlensaures  Gas 


0,023 
0,019 
0,020 
0,070 
0,014 
0,115 
0,008 

0,034 


0,303 
0,011 


0,0440 
0,0120 
0,0360 
0,0132 
0,004S 
0,0720 
0,0060 

0,0360 


0,2240 
0,011 


0,00592  Gram. 
0,00169    — 
0,00127     — 
0,00127     — 


In  sechzehn  Unzen  enthält 
die 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Chlorcalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkcrde 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Eisen 
Schwefelsaures  Natron 
Kieselerde  . 
Animalischen  Extractivstoff 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas 


nach  Thibaud 
Schwefelquelle : 
0,660  Gr. 
0,192  — 
0,023  — 
0,215  — 
0,491  — 
0,276  — 

0,600  — 
0,476  — 
0,123  — 
0,098  — 
3,154  Gr. 
3,081  Kub.Z. 
0,279    — 


unbestimmt 
0,01015  Gram. 
0,00338  Litre 

(Simon): 
die  Alaunquelle; 
0,599  Gr. 
0,123  - 
Spuren 
1,078  — 
0,646  — 
0,153  — 
Spur 

0,820  — 
0,153  — 
0,494  — 
4,066  Gr. 
1,909  Kub.Z. 
0,100    — 


In  1000  Gramm.es 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Thonerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Clilornatrium 
Chlormagnesium 
Kieselerde    . 
Kohlensauren  Strontian 
Schwefelsaures  Eisen 


enthält  nach  Bon jean 
die  Schwefelquelle 
0,14850  Gram. 
0,02587    — 
0,00886    — 
0,09602    — 
0,05480    — 
0,03527    — 
0,01600    — 
0,00798    — 
0,01721     — 
0,00500    — 
Spuren 
Spuren 


(1838) : 

die  Alaunquelle: 
0,18100  Gram. 

;     0,01980  — 

0,00936  — 

0,04240  — 

0,06200  — 

0,03100  iL 

0,01500  — 

0,01400  — 

0,02200  — 

0,00430  — 
Spuren 
Spuren 


815 


Pliospliorsaure  Thonerde 
Phosphorsaure  Kalkerde 
Fluorcalciuin 
Jodkalium     .         . 
Glairine       . 
Verlust         .        . 


Stickstoff     . 
Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas 
Sauerstoff    . 


} 


°>00249J  Gram. 

Spureu 
unbestimmt 
0,01-200    — 
0,43000  Gram. 

0,03204  Litre 
0,02578    — 
0,04140    — 


0,00260  Gram. 

Spuren 
unbestimmt 
0,00724    — 
0,41070  Gram. 

0,08010  Litre 
0,01334    — 

0,01840    — 


£Jach  Bonjean's  Analyse  enthält  das  Schwefelwasser  auch 
Jodkalium;  wenn  aber  nach  vorstehenden  Analysen  in  demselben 
Schwefeleisen  und  Schwefelcalcium  angenommen  wird,  so  versichert 
Bonjean,  dafs  in  diesem  "Wasser  nur  freier,  gar  kein  gebundener 
Schwefelwasserstoff  vorkomme.  Das  von  der  Quelle  entwickelte  Gas, 
welches  Socquet  für  atmosphärische  Luft  hielt,  ist  Schwefelwasser- 
stoffgas  mit  Stickgas.  Die  Alaunquelle,  welche,  beiläufig  gesagt,  keine 
Spur  von  Alaun  zeigt,  enthält  nach  Bon  je  an  auch  keine  Spur 
von  Schwefelwasserstoff,  und  kann  also  nicht,  wie  es  in  dem  Eta- 
blissement ankommt,  als  ein  Schwefelwasser  betrachtet  werden;  doch 
glaubt  derselbe,  dafs  die  Abwesenheit  dieses  Stoffes  nur  Folge  der 
Zersetzung  an  der  Luft  sei,  da  man  das  AVasscr  an  dem  Orte,  wo 
es  eigentlich  hervorquillt,  der  Localität  wegen,  gar  nicht  erlangen 
kann;  es  ist  im  Gegentheil  die  Gegenwart  von  Schwefel  in  den  Höh- 
len, aus  welchen  das  Wasser  herkommt,  anzunehmen,  da  gewisse 
Theile  der  Kalkfelsen  mit  Gypsstalaktiten  bedeckt  und  in  der 
Höhle  oft  Tröpfchen  von  Schwefelsäure  wahrgenommen  sind.  Bon- 
jean  fügt  zur  Erklärung  dieser  anscheinend  sich  widersprechenden 
Thatsachen  hinzu:  man  könne  annehmen,  das  Alaunwasser  wäre  nicht 
schweflicht,  sondern  würde  hier  und  da  von  Gasquellen  begleitet, 
oder  von  Schwcfclwasserstoffströmeu,  die  in  den  Oertern  circuliren, 
wo  es  vorkommt;  oder  es  wäre  schweflicht,  aber  nur  am  Ursprung 
der  Quelle,  wohin  man  bis  jetzt  nicht  vordringen  kann,  und  käme  in 
den  Höhlungen  von  St.  Paul  mit  atmosphärischer  Luft  in  Berührung, 
wo  das  Gas  zugleich  zersetzt  würde  und  schwefeliclite  Dünste  und 
die  erwähnten  Gypsbildungeu  bewirkte,  so  dafs  es  bei  seinem  Eintre- 
ten in  das  Etablissement  keine  Spur  von  Schwefelwasserstoff  mehr 
enthält.  Eisen  enthalten  beide  Quellen,  uach  demselben,  in  doppelter 
Gestalt:  als  kohlensaures  (durch  Kohleusäure  gelöstes)  und  als  schwe- 
felsaures Eisenoxjdul.  In  den  bleiernen  Leitungsröhren  setzt  das 
Schwefelwasser  Concremente  von  kohlensaurem  Kalk,  etwas  kohlen- 
saurer Talkerde,  Eisenoxyd  und  einer  Spur  von  Kieselerde  ab.  In  den 
gebildeten  Absätzen  beider  Wasser  ist  auch  Fluorcalciuin  unzweifel- 
haft vorhauden,  verbunden  mit  phosphorsaurem  Kalk  und  basisch- 
nhosphorsaurer  Thonerde. 


816 

Die  Schwefelquelle  setzt  in  dem  Grunde  und  an  den  Wänden  der 
Grotte,  der  sie  entströmt,  einen  mehrere  Linien  dicken,  milchweifsen, 
porösen  Ueberzug  ab,  in  dem  man  einzelne  krystallinische  Nadeln 
von  saurem,  stark  adstringirendem  Geschmack  und  auf  der  Oberflä- 
che einen  gelblichen  Anflug  bemerkt.  Letzterer  ist  von  Socquet, 
Merat  und  de  Leus  für  Schwefel  gehalten  worden.  Er  ist  dies 
aber  nicht,  sondern  verdankt  seine  Farbe,  die  an  der  Luft  in  llost- 
farbe  übergeht,  einem  Eisengehalte.  Die  ganze  Masse  ist  in  Wasser 
löslich  und  ein  dem  Federalaun  analoges  Tripelsalz,  welches  enthält: 
neutral,  schwefelsaure  Alaunerde  33,3  Tli.,  schwefelsaure  Talkerde 
11,7  Th.,  schwefelsaures  Eisenoxydul  8,5  Th.  und  krystall.  Wasser 
46,5  Th.  Der  Felsen,  auf  welchem  sich  die  Masse  absetzt,  besteht 
aus  46  Th.  kohlensaurem  Kalk,  3  Th.  kohlensaurer  Talkerde,  8  Th. 
kohlensaurer  Tbouerde  und  43  Th.  eingesprengtem  Schwefelkies:  aus 
der  Zusammensetzung  dieses  Felsens  sieht  man  sehr  gut,  wie  das  er- 
wähnte Salz  aus  demselben  sich  bilden  kann.  Indessen  bemerkt  man 
nicht  nur  auf  den  in  den  Bassins  der  Quelle  wachsenden  Algen  ei- 
nen wahren  mikroskopischen  Schwefeianflug,  sondern  auch  an  den  blei- 
ernen Leitungsrohren  überall,  wo  das  Blei  ununterbrochen  mit  einer 
nicht  zu  dicken  Schicht  Wassers  bedeckt  ist",  Absatz  von  Schwefel, 
als  gelblichen,  etwa  1"'  dicken  Ueberzug.  Wenn  man  das  Wasser 
auf  eine  Platte  in  einem  fortwährenden  Strome  wirken  läfst,  kann 
man  diesen  Schwefelabsatz  beliebig  hervorrufen.  —  Noch  ist  einer  Säure 
zu  erwähnen,  die  sich  durch  Condensation  der  Dämpfe  in  den  Badeka- 
binetten bildet,  durch  welche  der  Strom  des  Thermalwassers  hindurch- 
geht. Diese  Säure  übt  eine  solche  Zerstörung  auf  die  Wände  der 
Kabinette,  dafs  über  kurz  oder  lang  ein  totaler  Ruin  des  Gebäudes 
zu  befürchten  steht. 

Das  Thermalwasser,  das  im  Allgemeinen  sehr  auflö- 
send, eröffnend,  diuretisch,  expectorirend ,  eunnenagogisch 
wirkt,  zeichnet  sich  durch  grofse  Wirksamkeit  aus  und  hat 
sich  oft  da  noch  heilkräftig  erwiesen,  wo  alle  andere  Büt- 
tel bereits  fruchtlos  versucht  worden  waren.  Nicht  nur 
die  hohe  Temperatur  desselben ,  sondern  auch  seine  Be- 
standteile und  namentlich  die  Verschiedenheit,  welche  in 
dem  Wasser  der  Schwefel-  und  Alaunquelle  sich  darstellt, 
sich  aber  leicht  durch  gradweise  Vermischung  beider  mo- 
dificiren  und  dem  individuellen  Falle  anpassen  läfst,  mufs 
als  Ursache  seiner  verschiedenartigen  und  ausgezeichne- 
ten Wirksamkeit  angesehen  werden. 

Das  Thermalwasser  wird  in  den  mannigfaltigsten  For- 
men angewandt: 


817 

a.  Als  Getränk.  Hierzu  benutzt  man  vorzugsweise 
die  Alaunquelle,  weil  sie  wärmer,  dem  Riagen  weniger  lä- 
stig und  weniger  unangenehm  zu  trinken  ist  als  die  Schwe- 
felquelle;  mau  trinkt  sie  von  einem  Glase  zu  8 — 10  Unzen 
bis  zu  sechs,  acht,  zehn  und  selbst  zwölf  Gläsern  des  Ta- 
ges. Diese  Trinkkur,  welche  selten  allein  und  ohne  Ver- 
bindung mit  Douchcn  und  Bädern  gebraucht  wird,  dauert 
14—21  Tage. 

Das  Thennalwasser  mufs  nn  der  Quelle  früh  Morgens  nüchtern 
und  in  Zwischenräumen,  die  nach  der  Stärke  des  Verdauungsapparats 
variiren  (gewöhnlich  15 — 20  Minuten)  getrunken  «erden;  in  der  Zwi- 
schenzeit zwischen  den  einzelnen  Gläsern  mufs  der  Kranke  sich  Bewe- 
gung machen,  gehen  oder,  Avelches  sehr  empfohlen  wird,  reiten.  Auch 
■wird  nach  Umständen  das  Thermal  wasser  mit  Milch,  oder  Hühner - 
nud'lvalbsbriihe  vermischt.  Das  Frühstück  wird  ein  oder  zwei  Stun- 
den nach  dem  letzten  Glase  genommen. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  das  Thermalwasser  vor- 
zugsweise in  dieser  Form  angewandt  wird,  sind :  Chlorose, 
Leukorrhoe,  Blasenkatarrh,  Griesbeschwerden,  gewisse 
Neurosen  des  Digestionsapparats,  Dyspepsie  ohne  Local- 
Entzündung,  chronischer  Icterus,  Asthma,  Katarrh  der 
Greise,  anfangende  Lungenschwindsucht,  Dysmenorrhöe. 

b.  Als  Deuche.  Die  verschiedenen  Apparate  zur 
Anwendung  des  Thermalwasscrs  in  dieser  Form  sind  hier 
sehr  zahlreich,  da  die  günstige  Lage  ihre  Einrichtung  un- 
gemein erleichtert,  indem  die  Thermalquellen  30  F.  über 
dem  Niveau  der  Anstalt  entspringen  und  daher  kein  beson- 
deres Druckwerk  nothwendig  ist-.  Man  unterscheidet  nach 
ihrer  Temperatur:  kalte,  warme  und  gemässigte,  —  nach 
ihrer  Richtung:  verticale,  aufsteigende  und  schräge,  — 
nach  ihrer  Anwendung  auf  den  ganzen  oder  einzelne  Theile 
des  Körpers:  allgemeine  oder  locale,  —  nach  der  alleini- 
gen Anwendung  des  Wassers  der  Schwefel-  oder  Alaun- 
quelle oder  nach  der  gleichzeitigen  beider:  einfache  oder 
gemischte  Douchen.  In  allen  diesen  Fällen  kann  man  die 
Stärke  der  Douche  mildern  oder  durch  Zusammenpressen 
des  Wasserstrahls  verstärken;  im  letztern  Fall  erhält  sie 
den  Namen  der  Grande  Chütc. 


818 

Die  Einrichtungen  zu  dieser  wirksamen  Form  der  Anwenduii"-  des 
Tliermalwassers  sind  musterhaft.  Der  Kranke  wird  von  zwei  Dou- 
cheurs  (oder  Doucheuses)  bedient,  «ilereu  einer  das  Tliermalwasser  auf 
die  verschiedenen  Theile  des  Körpers  lenkt,  während  der  andere  den 
Körper  fleifsig  bürstet,  reibt  und  knetet.  Hat  man  sich  zugleich 
dem  in  dem  Kabinet  zurückgehaltenen  Wasserdampf,  der  eine  von 
der  des  Tliermalwassers  wenig  verschiedene  Temperatur  behält,  eine 
Zeitlang  ausgesetzt,  so  dafs  reichlicher  Schweifs  den  Körper  bedeckt, 
so  wird  der  in  Tüchern  gehüllte  Krauke  in  verschlossenen  Sänften 
in  sein  erwärmtes  Bett  gebracht,  wo  er  den  durch  die  Douche  und 
das  Dampfbad  hervorgerufenen  Fieber-Paroxysmus,  dem  ein  erquicken- 
der Schlaf  folgt,  beendigen  läfst.  In  der  Regel  dauert  dieser  Schweifs 
ein  bis  zwei  Stunden  und  man  begünstigt  seinen  Ausbruch  auch  wohl 
durch  das  Trinken  sehr  heifser  Bouillon  oder  eiuiger  Gläser  Ther- 
mal wassers. 

Die  allgemeine  Douche  wird  mit  aufserordentlicbem 
Erfolg  angewendet  bei :  Lähmungen,  chronischer  Rücken- 
inarksentzündung,  Stockungen  im  Unterleibe,  Drüsenan- 
schwellungen, rheumatischen  Affectionen,  Gelenkschmerzen, 
gichtischen,  menstruellen,  hämorrhoidalischen  oder  hepati- 
schen Metastasen,  in  der  Kyphosis  Pottii,  Gastritis  und 
chronischer  Enteritis,  Krankheiten  der  Augen  und  Ohren, 
welche  auf  Schwäche  beruhen,  und  im  Allgemeinen  bei 
Schwäche  der  Glieder  in  Folge  von  Luxationen,  Fractu- 
ren,  falschen  Ancbylosen  und  dergleichen;  —  die  aufstei- 
gende Douche  hei:  mehreren  Krankheiten  des  Rectums, 
in  der  Leukorrhoe,  symptomatischer  Chlorose,  unterdrück- 
tem Monats-  und  IlämorrhoidalfluPs,  Dysmenorrhöe  und 
besonders  Anschwellungen  des  Gebärmutterhalses;  —  die 
schottische  Douche,  wobei  man  auf  ein  kaltes.  Regen- 
bad schnell  ein  warmes  folgen  und  so  ununterbrochen  ab- 
wechseln läfst,  bei :  Schwäche  der  Haut  und  Nervenkrank- 
heiten. 

c.  Als  Wasserbad.  Man  unterscheidet  hier  kalte 
unter  15°  R. ,  laue  von  15 — 25°  R.  und  warme  Bäder  von 
25— 3QP  R.  und  darüber. 

Das  laue  Bad,  aus  dem  Wasser  der  Alaun-  oder  Schwefel- 
quelle, rein  oder  beide  vermischt,  bereitet,  läfst  man  entweder 
bis  auf  die  passende  Temperatur  sich  nach  und  nach  oder  durch  Zu- 
giefsen  kalten  Wassers  abkühlen. ;    letzteres  wirkt,  besonders   auf  die 


819 

Nerven-  und  Muskelthätigkeit  beruhigend.  Man  verweilt  gewöhnlich 
in  den  lauwarmen  Bädern,  die  man  in  allen  Gasthöfen  haben  kann, 
eine  Stunde,  doch  mufs  bei  der  Bestimmung  der  Dauer  eines  Bades 
das  Temperament,  die  Krankheit,  das  Geschlecht,  das  Alter  u.  s.  w. 
wohl  berücksichtigt  werden. 

Die  Pi  seine  (Thermes-Älbertins)  ist  ebenfalls  als  eine  Varietät 
des  lauen  Bades  zu  betrachten:  die  Temperatur  ist  darin  27 —  28°  R. 
Man  läfst  darin  vorzugsweise  junge  Mädchen1  mit  Rückgrathsverkrüm- 
mungeu  mit  Erfolg  baden  und  schwimmen;  für  Personen,  die  nicht 
schwimmen  können,  bestcheu  hier  Vorrichtungen,  die  sie  auf  der  Ober- 
fläche  des  Wassers  erhalten. 

Das  warme  Bad  wird  am  häufigsten  in  Verbindung  mit  der 
Douche  in  der  Abtheilung  des  Badegebändes,  welches  man  la  Bouil- 
lon nennt,  angewendet,  nnd  zwar  nur  von  der  Dauer  einiger  Minuten : 
gewöhnlich  besteht  das  Baden  nur  im  Hinein-  und  Herausgehen,  da- 
her man  ihm  den  Namen  Flongeon  gegeben  hat.  Nur  bei  veralteten 
Hautübeln  und  lange  Zeit  bestehenden  Hemiplegien  wird  die  Dauer 
des  Bades  verlängert.  —  Man  bat  die  Bemerkung  gemacht,  dafs  fremde, 
aus  fernen  Ländern  nach  Aix  gekommene  Kurgäste  selten  sehr 
warme  Bäder  vertrugen,  und  sich  immer  wohler  unter  dem  Gebrauche 
der  lauen  mit  ziemlich  niedriger  Temperatur  befanden. 

Sein*  wirksam  erweisen  sich  die  lauen  Bäder  der 
Piscine  bei:  scrophulösen  Leiden  aller  Art,  die  allen  an- 
dern Mitteln  widerstanden;  —  die  warmen  Bäder  in 
Verbindung  mit  der  Douche:  bei  unterdrücktem  Monats- 
und Häniorrhoidalfluls ,  inveterirter  Gicht  und  Rheuma- 
tismus. 

d.  Als  Dampfbad.  Allgemeine  (im  Vaporarium,  1'Enfer,  den 
Guerites  und  auf  der  grille  du  Bouillon)  und  partielle  Dampfbäder, 
wozu  zahlreiche  Vorrichtungen  vorhanden  sind,  mit  Hülfe  derer  hy- 
drothionsaure  Dämpfe  an  die  Oberfläche  des  Körpers  geleitet  werden, 
sind  hier  vielfältig  im  Gebrauche  und  haben  sich  namentlich  durch 
ihre  zertheilenden,  autlösenden  Kräfte  bewährt. 

e.  Als  Schlammbad.  Nachdem  die  frühern  Schlammbäder  in 
dem  Central-Bassin  des  Königlichen  Hauses  und  in  dem  Bassin  royal 
eine  andere  Bestimmung  erhalten  haben,  wird  jetzt  nur  noch  in  einem 
besondern  Local  der  Thermes-Albertins  der  Niederschlag  der  Ther- 
malquellen zu  diesem  Zwecke  gesammelt  und  benutzt.  Der  Schlamm 
besteht  aus  einer  Talkerde,  ist  aufserordeutlich  weich  und  fettig  an- 
zufühlen und  von  den  mineralischen  Bestandteilen  der  beiden  Ther- 
malquellen, besonders  der  Alaunquelle,  imprägnirt.  Man  braucht  ihn 
örtlich  bei  Schwäche  der  Muskeln  und  chronischen  Affectionen  des 
Hautsystems. 

Obgleich  die  eigentliche  Badesaison  hier  vom  Mai  bis 

September   dauert,    so  nimmt  doch  Despine   der   Sohn 


820 

dem  wir  eine  treffliche  Monographie  über  Aix  verdanken , 
keinen  Anstand,  sich  auf  seine  eigenen  und  die  seines  Vaters, 
der  hier  erster  Brunnenarzt  ist,  Erfahrungen  berufend,  in 
jeder  Jahreszeit  und  in  jedem  Monat  eine  Brunnenkur  zu  be- 
ginnen und  durchzuführen.  Die  meisten  Kurgäste  bleiben  hier 
nur  120 — 25  Tage,  welche  Zeit  indessen  selten  genügt. 
Soll  ein  reelles  Resultat  sich  ergeben,  so  räth  Despine, 
nach  dieser  Zeit  eine  Reise  in  die  benachbarte  Schweiz  zu 
machen  und  nach  8,  14  und  21  Tagen  die  Kur  abermals 
zu  beginnen  und  durchzuführen. 

Der  Gebrauch  des  Thermalwassers  bringt  häufig  wirk- 
liche Krisen  zu  Stande,  namentlich  ein  vollkominnes  Ther- 
malfic-ber  und  einen  Ausschlag,  den  Despine  als  Herpes 
phlyctaenodes  und  Erythema  vulg.  bezeichnet;  im  Ueber- 
maafse  genommen,  verursacht  es  selbst  ruhrartige  Diar- 
rhöen und  eine  vollkommene  Uebersättigung.  Damit  diese 
nicht  eintrete,  thun  zartgebaute  Personen  gut,  von  Zeit  zu 
Zeit  die  Kur  auf  einen  oder  einige  Tage  zu  unterbrechen. 
Brustkranke  jeder  Art  und  solche,  die  eine  besondere  Dis- 
position zur  Apoplexie  haben,  vertragen  weder  den  äufser- 
lichen  noch  den  innerlichen  Gebrauch  des  Thermalwassers. 
Nicht  selten  verbinden  die  Aerzte  die  Anwendung  anderer 
innerlicher  und  äufserlicher  Mittel  mit  einer  Trink-  und 
Badekur  zu  Aix;  namentlich  giebt  Despine  in  der  Skro- 
phulosis  noch  Jodine,  und  bei  der  Syphilis  einige  Mercu- 
rialia,  welches  Verfahren  durch  den  Erfolg  stets  gerecht- 
fertigt wurde:  niemals  trat  Ptyalismus  ein  und  die  Gene- 
sung erfolgte  auffallend  schnell.  Beim  halbseitigen  Kopf- 
weh, bei  dem  Fothergillschen  Gesichtsschmerz  und  reinen 
Nervenübeln  wendet  derselbe  neben  dem  Thermalwasser 
den  Galvanismus  und  die  Elektricität  an. 

Contraindicirt  sind  die  Thermalquellen  bei  activer  Ent- 
zündung, Plethora  und  heftigen  Congestionen,  bei  wirklich 
hektischem  Fieber,  und  nur  mit  grofser  Vorsicht  zu  ge- 
brauchen von  Personen  mit  magerer  und  trockener  Con- 
stitution, schwacher  und  delicater  Brust. 


821 

Dagegen  werden  als  die  Krankheiten,  gegen  welche 
das  Thermalwasser  in  den  genannten  Formen  am  häufig- 
sten in  Anwendung  gezogen  wird,  von  Despine  folgende 
aufgeführt : 

1.  Chronische  Phlegmasien  der  Haut,  —  veraltete 
Krätze,  chronischer  Pemphigus,  Rupia  simplex,  Acne,  Por- 
rigo,  Liehen  simplex,  Prurigo  mitis,  Psoriasis,  Pityriasis, 
Lupus,  tuberculöse,  vesiculöse,  papulöse,  squamöse  Syphilis. 

2.  Chronische  Phlegmasien  der  Schleimmembranen,  — 
chronische  Ophthalmie  und  Otitis,  Vesical-  imd  Bronchial- 
Katarrh,  Blennorrhagie,  Leukorrhoe. 

3.  Chronische  Phlegmasien  der  serösen  Membranen, 
—  Peritonitis  in  Folge'  von  Wochenbetten,  pleuretische 
Ergiefsung  in  Folge  von  Pleuritis. 

4.  Chronische  Phlegmasien  des  Muskulär-  und  Syno- 
väalgewebes,  —  Muskulär-  und  fibröser  Rheumatismus, 
Gicht,  Gelenkknoten. 

5.  Chronische  Phlegmasien  der  Drüsenorgane,  —  He- 
patitis, Maminitis,  Didymitis,  Orchitis,  Ovaritis,  Parotitis, 
Drüsenanschwellungen,  Anschwellungen  der  Milz  in  Folge 
von  Wechsel  fiebern. 

6.  Hämorrhagien ,  —  Hämorrhoiden,  Menorrhagie, 
Amenorrhoe,  Chlorose,  Hämoptysis  bedingt  durch  Unter- 
drückung des  Monatsflusses,  Verschwärung  des  Gebärmut- 
terhalses. 

7.  Neurosen,  —  Gesichtsschmerz,  Hüftweh,  Hypo- 
chondrie und  Hysterie,  Chorea,  Paraplegie,  Pararysen, 
Katalepsie,  Kälte  des  ganzen  Körpers  mit  Apyrcxie,  ner- 
vöses Zittern,  Asthma,  Dyspepsie,  Pyrosis  in  Folge  chro- 
nischer Gastritis,  krampfhaftes  Erbrechen,  Koliken. 

8.  Krankheiten  des  lymphatischen  und  Cellularsy- 
stems,  —  Geschwülste,  chronische  Geschwüre,  Koxalgie 
und  andere  Formen  der  Arthrokace,  Skropheln,  Rhachitis. 

9.  Verrenkungen,  falsche  Anchylosen,  Fracturcn, 
Schwäche  der  Muskeln  und  Verkürzung  der  Sehnen. 

10.  Unfruchtbarkeit,   Fisteln  in  Folge    von    Caries, 


822 

Schufswunden   oder    phlegmonöse  Ablagerungen,   Bettpis- 
sen der  Kinder,  Griesbeschwerden. 

Jean  Baptiste  Cabias,  les  vertus  merveilleuses  des  Bains 
d'Aix  en  Savoie.     Lyon  1523;  —  168S. 

Baccius,  de  tliermis.     Patavii  1711.  p.  175. 

Boy  er,  della  bonta  dei  bagni  di  Aix  in  Savoia.    Nizza  1650. 

L.  Panthot,  diss.  sur  l'usage  des  bains  chauds,  et  principale- 
ment  de  ceux  d'Aix  en  Savoie.  1700. 

Carcin,  lettres  a.  Ia  societe*  de  me"d.  deLondres,  sur  l'usage  des 
eaux  d'Aix  eti  Savoie,  pour  gueVir  les  rhumatismes.     1720. 

Joa.  Fan  toni  de  aquis  Gratianis  libellus.    Taurin.  1745. 

Jos.  Daquin,  analyse  des  eaux  thermales  d'Aix.  Chambery 
1773 .  _  1808. 

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Journ.  de  Pharmacie.  1828.  T..  XIV.  p.  340. 

Ferrero  Ponsiglione,  observations  upon  the  toWn  of  Aix  in 
Savoy  and  the  Springs  of  warm  water  there,  translated  from  French 
into  English,  to  which  is  added,  an  aecount  of  some  astonishing  eures 
in  diseases,  especiallv  the  gout.  Genes  1825. 

Harlefs,  Neue  Jahrb.  der  teutschen  Med.  und  Chirurg.  Bd.  XII. 
St.  2.  Hamm  1826.  S.  142. 

Alibert,  pr^cis  historique  a.  a.  O.   S.  470. 

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T.  III.  1828;  T.  V.  1831. 

Bruu- 


823 

Brunn  er  in:  Verbandlungen  etc.  a.  a.  0.  Jahrg.  1829.  Erste 
Hälfte.  S.  130. 

Le  dornte  Fortis,  Amelie,  voyage  a  Aix-  les-  Bains,  Lyon 
18-29.  2.  Voll. 

Forestier  in:  Journ.  cliuique  des  liöpitaux  de  Lyon.  T.  I. 
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Gu er sent  pere,  Dictiounaire  de  Medecine.  T.  XXI.  Art:  Eaux 
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Alexandre  Dumas  in:  revue  des  dcux  mondes.   Paris  1832. 

J.  Mlle  Bernard,  le  Luth  des  Alpes.  Essai  poetique,  histori- 
que  et  descriptif,  sur  les  eaux  d'Aix  en  Savoie :  ouvrage  couronue 
par  la  Royale  Acad.  de  Savoie.    Paris  1834. 

Guide  pittoresque  aux  eaux  d'Aix  en  Savoie.    Paris  1834. 

Consta nt  Despine,  manuel  de  I'etranger  aux  eaux  d'Aix  en 
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Patissier  et  Boutron-Charlard   a.  a.  0.  p.  190. 

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Savoie.     Chambery  1S38. 

J.  H.  Bon  je  an  in:  Journ.  de  ehem.  med.  2.  Serie.  T.  IV.  p.  116. 
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Despine.  Bulletin  des  eaux  dAix  en  Savoie.  Quatrißme  ann6e. 
Annecy  1838. 

A.  Vetter  a.  a.  0.  Th.  IL  S.  15. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa1«.  S.  6. 

Bains  d'Europe.  S.  487. 

2.  Die  Thermalquellen  von  Saint-G ervais 
liegen  mit  den  dazu  gehörigen  Badegebäuden  in  der  Pro- 
vinz Faucigny,  am  nördlichen  Fufse  des  Montblanc  auf  ei- 
ner Nebenstrafse  ins  Chamouny-Thal,  1830  F.  hoch,  am 
rechten  Ufer  des  Bonnant  und  an  der  OefFnung  des  Yal- 
Montjoie  in  das  Thal  der  Arve,  von  Sallenches  südöstlich 
zwei  Lieues ,  von  Chamouny  vier,  von  Genf  cilf  Lieues 
entfernt.  Diese  ganz  ausgezeichte  Lage  in  der  Nähe  des 
merkwürdigsten  Gletschers  von  Europa,  dem  Eismeere  des 
Montblanc,  verbunden  mit  den  trefflichsten  Badeeinrichtun- 
gen und  sonstigen  Bequemlichkeiten  einer  Heilanstalt,  si- 
chern dem  Kurort  einen  hohen  Rang  und  einen  stets  wach- 
senden Besuch. 

Die  Quellen   sind  seit  noch  nicht   langer  Zeit  (1506) 
entdeckt :  Hirten  fanden  sie  zwischen  den  kalten  Strömen 
der  Giefsbäche  auf  und  bald  entstand  ein  wichtiger  a  de- 
in.   Theil.  Ggg 


824 

ort,  der  von  seinem  ersten  Eigenthümer  Gonthard  be- 
gründet, sich  eine  Drittelstunde  südlich  von  dem  Dorfe 
gleiches  Namens,  das  2420  F.  hoch  liegt,  dicht  bei  dem 
schönen  Wasserfall  des  Bonnant  erhebt  und  aufser  zahl- 
reichen Wohnungen  für  Kurgäste  Kabinette  mit  Vorrich- 
tungen zu  Wannen-,  Dampf-  und  Doucheb ädern  enthält. 
Die  Saison  dauert  hier  vom  Mai  bis  zum  October. 

Das  Klima  des  Thaies,  worin  die  Bäder  liegen,  so  wie  das  der 
ganzen  an  den  erhabensten  Naturschönheiten  reichen  Gegend ,  über 
deren  geognostische  Beschaffenheit  wir  oben  S.  802  gesprochen,  ist 
aufserordentlich  gesund  und  wird  deshalb  auch  von  solchen,  die  keine 
Badekur  gehrauchen  wollen,  häufig  zum  Aufenthalt  gewählt :  nur  sind 
die  Morgen  und  Abende  frisch,  weil  die  Sonnenstrahlen  nur  während 
einiger  Stunden  des  Tages  in  die  Tiefen  der  Thäler  dringen  können 
und  die  reifsenden  Bergströine  stets  einen  frischen  Luftzug  bewirken ; 
die  Kranken  müssen  daher  besonders  von  der  Zeit  an,  wo  das  Thal 
sich  in  Schatten  senkt,  einige  Vorsicht  gebrauchen. 

Man  unterscheidet  hier  sieben  Quellen,  die  auf  der 
Verbindung  des  Glimmerschiefers  mit  dem  Kalkstein  ent- 
springen: die  Quelle  des  Bonnant,  die  Quelle  des  Bon- 
homme,  die  Quelle  Gonthard,  die  Quelle  des  Mont- 
blanc, die  Quelle  des  Mont-Joli,  die  Quelle  der  Bon- 
neville  und  die  Quelle  Bonnefoi. 

Unter  diesen  ist  die  in  drei  Hauptadern  strömende 
Quelle  Gonthard  die  ergiebigste,  welche  fast  allein  das 
Thermalwasser  für  die  Bäder  und  Douchen  des  Etablisse- 
ments liefert  und  zu  der  man  durch  eine  grofse  in  den 
Felsen  gehauene,  von  oben  erleuchtete  Gallone  gelangt, 
in  der  sich  auch  Vorrichtungen  zu  Wasser-,  Dampf-  und 
Douchebädern  finden.  Das  Thermalwasser  ist  klar,  von 
einem  schwachen  hepatischen  Geruch,  einem  bitterlich-sal- 
zigen Geschmack,  entwickelt  von  Zeit  zu  Zeit  Gasblasen, 
welche  einen  Geruch  nach  Sclrwefelwasserstoff  verbreiten, 
verursacht  dem  Badenden  ein  Gefühl  von  Weichheit  und 
Fettigkeit  der  äufsern  Haut  und  hat  die  Temperatur  von 
33°  Ft.  bei  6°  R.  der  Atmosphäre ;  sein  speeif.  Gewicht 
beträgt  1,0045 :  10000. 


825 

Die  erwähnte  Gallerie  ist  beständig  mit  einem  Dampfe  von  he- 
patischem Gerüche  erfüllt ;  ihre  Wände  sind  mit  weifslichen  kalkarti- 
a;en  Efflorescenzen  bedeckt,  die  mit  der  Zeit  eine  gewisse  Härte  er- 
halten ;  zahlreiche  Stalaktiten  hängen  von  der  Decke  des  Gewölbes 
herab. 

Nach  einer  von  Tingry,  Boissier,  de  la  Rive 
und  Pictet  im  J.  1806  an  der  Quelle  selbst  gemachten 
chemischen  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Ther- 
malwassers : 

Schwefelsaures  Natron        .        .        ...        .  17,580  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 7,435  — 

Chlornatrium 8,615  — 

Chlormagnesium 2,860  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .        .        ,        .  1,408  — 

Petreolum 0,032  — 

Kohlensäure  (gebunden) 0,697  — 

38,627  Gr.  " 

Kohlensaures  Gas .  1,200  Kub.  Z. 

Das  zu  den  kräftigsten  Glaubersalzthermen  gehörende 
Therm  alwasser  ist  in  seinen  Mischungsverhältnissen  dem 
von  Aix,  mit  Ausnahme  des  Eisens,  das  es  nicht  besitzt, 
fast  analog,  aber  bei  fast  gleicher  Temperatur  unendlich  rei- 
cher an  Bestandteilen,  und  wird  als  Wasser-,  Douche-  und 
Dampfbad,  so  wie  als  Getränk  benutzt.  Zu  drei  bis  vier 
Gläsern  getrunken,  wirkt  es,  nach  Matthey,  gelind  auf- 
lösend, diuretisch,  abführend  und  wird  in  der  Regel  leicht 
vertragen;  mindert  sich  beim  Fortgebrauch  die  Wirkung, 
so  steigt  man  entweder  mit  der  Gabe  oder  läfst  es  mit 
einem  Zusatz  von  Glaubersalz  nehmen. 

Man  empfiehlt  dasselbe  innerlich  und  äufserlich  bei: 
chronischen  Hautausschlägen,  Flechten,  hartnäckigen  Aus- 
schlägen des  Gesichts,  scrophulösen  Geschwüren,  —  chroni- 
schen Nervenleiden  von  rheumatischen  Ursachen,  Neural- 
gien, krampfhaften  Affectionen,  Lähmungen, — Stockungen  im 
Leber-,  Pfortader-  und  Uterinsystem,  Hämorrhoiden,  Bleich- 
sucht, Anschwellungen  und  Verhärtungen  des  Uterus,  Ano- 
malien der  Menstruation,  —  Leiden  des  Drüsen-  und 
Lymphsystems,  Skropheln,  Geschwülsten   mid  Verhärtun- 


826 

gen  in   Folge   von   Verwundungen    oder  andern  üufseren 
Verletzungen. 

Bibliotheque  brittannique.  Tom.  XXXIV.  sciences  et  arts.  1807. 
p.  378. 

Grillet,  dictionnaire  historique  a.  a.  0.  p.  247. 

Bouillon-L agrange,  essai  sur  les  eaux  min.  a.  a.  0.  p.  479. 

Alibert,  nouveaux  Clemens  de  tberapeutique  et  de  mat.  med. 
3.  6A.  Paris  1814.  T.  II.  p.  764. 

Dictionuaire  des  sciences  med.  T.  XI.  p.  82. 

And r 6  Matthey,  les  bains  de  Saiut-Gervais,  pres  du  Mont- 
blanc.   Paris  et  Gcneve  1818. 

Journal  de  Savoie,  an  1819.  No.  12   p.  5 ;  an  1820.  No.  13   p.  4. 

B.  Bertini,  Idrologia  minerale  a.  a.  0.  S.  256— 259. 

Bibliotheque  universelle.  Fevrier  1820.  p.  148;  Mai  1825    p.  59  ff. 

Alibert,  precis  historique  a.  a.  O.  p.   143. 

Bulletin  des  sciences  med.  1827.  T.  XII.  p.  88. 

Pati  ssier  et    Boutron-Charlard  a.  a.  0.    S.  469. 

A.  Vetter  a.  a.  0.  S.  16. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.   S.  84. 

Bains  d'Europe.  S.  509. 

3.  Die  Thermalquellen  von  La  Perriere 
entspringen  in  dem  Grunde  eines  reizenden  Beckens,  das 
den  Eingang  in  das  prächtige  Thal  von  Bozel  oder  Doron 
öffnet,  nordwestlich  von  letzterem,  eine  Stunde  südöstlich 
von  Moutiers,  der  Hauptstadt  von  Tarantaise,  zwölf  Lieues 
von  Chambery  entfernt,  zwischen  den  Dörfern  La  Perriere 
und  Bride,  nach  welchem  letzten  sie  auch  genannt  wer- 
den, am  linken  Ufer  des  Bergstroms  Doron  aus  Urgestein, 
in  einer  wild-romantischen,  auch  durch  den  Uebergang 
Hannibals  über  die  Alpen  historisch  merkwürdigen  Gegend. 
DasBade-Etablissement  liegt  487  Metres  über  dem  Niveau 
des  Meeres. 

Schon  in  alten  Erzählungen  Savoyens  wir'd  der  Thermen  von 
Brida  gedacht:  während  einer  plötzlichen  Ueberschwemmung  des 
Thals  jedoch  wurden  sie  überdeckt  und  blieben  viele  Jahre  verborgen, 
bis  sie  im  Sommer  1809  durch  eine  andere  Ueberschwemmung,  die 
durch  den  Herabsturz  eines  Theils  eines  Gletschers  verursacht  ward, 
wieder  zu  Tage  kamen  und  so  von  neuem  entdeckt  wurden.  Das  Ge- 
birge, woraus  sie  entspringen,  ist  ein  das  ganze  Thal-  durchsetzender, 
grünlicher  Talkschiefer,  der  in  Glimmerschiefer  übergeht  und  wo  sich 
der  Alpenkalkstein  auflagert. 


827 

In  der  Nähe  von  Moutiers  an  der  Isere,  wo  sich  drei  Thäler 
der  Provinz,  das  der  ohern  Tarantaise  nach  Osten,    das    der    untern 
nach  Westen  und  das  des  Doron,  worin  la  Perriere  liegt,  nach  Süden 
öffnen ,  sind  auch  die  berühmten  und  ausgedehnten  Salinen  merkwür- 
dig, welche    durch   die  ergiebigen   Kochsalzthermen    von    Sa- 
li us,  eine  halbe  Lieue  von  Moutiers  auf  dem  Woge  nach  den  Bädern 
von  La  Perriere,  gespeist  und  entweder  durch  Gradierwerke  oder  durch 
Evaporation  in  Moutiers  zu  Salz  versotten   werden.    Diese  Kochsalz- 
thermen, welche   am  Grunde  einer    fast   senkrechten  Kalksteinmasse, 
die  man  nach  ihrer  Lage  und  ihrer  Verbindung  mit  den  Gebirgen  auf 
dem  entgegengesetzten  Theile  des  Thaies ,  in   welchem  die  Thermen 
zu  Tage  kommen,  für  das  unterste    Kalklager  :in   diesem  Theile  der 
Alpen  halten  mufs,  entspringen,  sind  nach  Temperatur  und  Salzgehalt 
zu  allen  Jahreszeiten  gleich :  erstere  beträgt  29°  R.  und   letztere  be- 
trägt etwa  2  p.  C,  vorzüglich  an  Chlornatrium ;  doch  sind  die  Quellen 
so  ergiebig,  dafs  sie  leicht,  wenn  man  sie  ganz  zur  Salzbereitung  ver- 
wenden wollte,  in  24  Stunden  250  Centner  Salz  liefern  könnten;  man 
gewinnt  jetzt  nur  einen  Centner  täglich.    Im  J.  1775  hörten  die  Ther- 
men 48  Stunden  lang  zu  fliefsen  auf,  flössen  dann  mit  gröfserm  Was- 
serreichthum,  aber  mit  schwächerem  Salzgehalt. 

Die  Badegebäude  von  La  Perriere  stehen  auf  dem  linken  Ufer 
des  Doron  unmittelbar  bei  nud  über  den  Thermalquellen  und  sind 
mit  Vorrichtungen  zu  Wannen-  und  Douchebädern,  so  wie  mit  Ge- 
sellschaftssäleu  etc.  ausgestattet.  Sie  enthalten  26  Badekabinette,  je- 
des mit  Vorrichtungen  zur  Douche  versehen,  und  aufserdem  einige 
besondere  Douchekabinette,  auch  ein  Reservoir  zum  Baden  für  Ar- 
menkranke. Die  Saison  dauert  vom  15.  Mai  bis  zum  15.  October, 
während  welcher  Zeit  sich  auch  ein  Arzt  hier  aufhält. 

Der  mittlere  Thermometerstand  während  der  Monate  Juni  bis 
September  variirt  in  La  Perriere  zwischen  16  und  18°  R. :  sehr  selten 
sinkt  er  unter  12°  R.,  noch  seltener  steigt  er  über  21°  R. 

Die  zahlreichen  Thermalquellen  entspringen  jetzt  unter 
lehhafter  (>asentwickelung,  die  ihnen  ein  kochendes  Anse- 
hen giebt,  in  dem  Bette  des  Doron  selbst;  die  durch  ei- 
nen starken  gemauerten  Damm  abgesonderte  Hauptquelle 
ist  gefafst  in  einem  bedeckten  steinernen  Becken  und  speist 
die  Bade-  und  Douchekabinette  des  über  demselben  errich- 
teten Etablissements :  die  Badekabinette  sind  rings  um  das 
Becken  angelegt,  so  dafs  das  Thermalwasser  unmittelbar 
aus  demselben  in  die  Wannen  durch  Hähne  geleitet  wird. 

Socquet  macht  die  Bemerkung,  dafs  die  Thermen  von  La  Per- 
riere, Saint-Gervais,  Aixund  Eclihaillon  bei  St.  Jean  de  Maürienue,  welche 
nahe  bei  einander  liegen  und  fast  ganz  gleiche  Bestandteile  haben,  wahr- 
scheinlich einem  gemeinschaftlichen  Reservoir  ihren  Ursprung  verdanken 


828 


Das  Theraialwasser  ist,  unmittelbar  an  der  Quelle  ge- 
schöpft, vollkommen  klar,  bedeckt  sich  aber,  der  Einwirkung 
der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  mit  einem  irisirenden 
Häutchen,  perlt,  riecht  leicht  pikant  und  säuerlich,  wie  an 
Kohlensäure  reiche  Säuerlinge,  verbreitet  aber  in  den  Ba- 
dekabinetten auch  einen  Geruch  nach  Schwefelwasserstoff- 
gas, äufsert  sich  anfangs  dem  Gefühle  durch  Härte  und 
macht  die  Haut  rauh,  die  aber  nach  dem  Abtrocknen  eine 
angenehme  Weichheit  erhält;  schmeckt  stark  säuerlich, 
styptisch,  mit  einem  bitterlich-salzigen  Nachgeschmack  und 
hat  die  beständige  Temperatur  von  30°  R.  Die  Tempera- 
tur der  Douchen  beträgt  nur  23  —  24°  R.  In  den  Canälen 
und  auf  dem  Grunde  des  Bassins  setzt  es  einen  ocherartigen 
Niederschlag  ab  und  giebt  den  Körpern,  über  welche  es 
fliefst,  einen  rothbraunen  ocherartigen  Ueberzug.  Auch 
finden  sich  Tremellen  im  Thermalwasser. 

Nach  J*  M.  Socquet's  chemischer  Analyse  vom 
J.  1823  enthält  ein  Litre  desselben,  aufser  einer  sehr  ge- 
ringen Menge  Schwefelwasserstoffgas : 

Freie  Kohlensäure     . 
Chlormagnesium 


Kohlensaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Jodkalium  . 


0,60000  Gram. 
0,18854  — 
0,28346  — 
1,84200  — 
2,25133  — 
1,32992  — 
0,11256  — 
0,03070  — 
Spuren 
6,63851  Gram. 


Das  Thermalwasser,  welches  dem  von  Aix  und  Saint- 
Gervais  analog,  aber  reicher  an  schwefelsaurem  Natron 
als  diese  ist,  wird  als  Getränk  und  in  Form  von  Wasser- 
und  Douchebädern  eben  so  wie  diese  und  in  denselben 
Krankheiten  benutzt:  nur  hat  dasselbe  eben  wegen  seines 
gröfsern  Gehaltes  an  schwefelsaurem  Natron  eine  gröfsere 
Wirksamkeit  in  den  Krankheiten  der  Verdauungsorgane. 
Ch.  H.  A.  Despine,  essai  sur  la  topograpbie  a.  a.  O.  p.  113, 
J.  L.  Grillet,  dictionnaire  historique  a.  a.  O.  T.  II.  p.  250. 


829 

Hybord  in:  Journ.  de  Pharmacie  et  des  sciences  accessoires. 
T.  VII.  (1821).  p.  422. 

ß.  Bertini,  Idrologia  minerale  a.  a.  O.  p.  294. 

J.'M.  Socquet,  essai  analytique,  medical  et  topographiquc  sur 
]es  eaux  minerales  gazeuses-acidules  et  thermo-sulfureuses  de  la  Per- 
riere,  pres  Moutiers,  eu  Savoie.     Paris  et  Lyon  1824. 

R.  Bake  well  in:  Philosoph.  Magazin.  T.  III.  p.  14  ff. 

Brandes,  Archiv.  Bd.  XXV.  S.  335.  Bd.  XXX.  S.  221.  222. 


Hieran  schliefsen  sich: 
1.    In  der  Provinz  Carouge: 

Die  Mineralquelle  von  Etr embieres  (Bezirk  von  Anne- 
masse)  entspringt  etwa  7  Kilometres  südöstlich  von  Carouge  und  Genf, 
500  Metres  oberhalb  der  Brücke  von  Etrembieres  am  südöstlichen 
Abhänge  des  Saleve  und  nicht  weit  von  der  Arve,  (die  bei  grofsem 
Wasserstande  die  Quelle  überspült)  aus  Kalkfelsen,  Das  Wasser  ist 
klar  und  durchsichtig,  rieclit  sehr  stark  (selbst  in  einer  Entfernung 
von  30  —  40  Metres)  nach  Schwefelwasserstoffgas,  und  hat  einen 
gleichfalls  hepatischen  Geschmack.  Die  Temperatur  des  Mineralwas- 
sers ist  wenig  von  der  des  Wassers  von  Arve  verschieden.  Geschüt- 
telt, perlt  es  nicht;  selbst  in  genau  verschlossenen  Gefäfsen  wird  es 
allinählig  trübe,  verliert  gänzlich  seinen  Geschmack  und  Geruch  und 
läfst  seinen  Schwefelgehalt  in  Form  eines  sehr  feinen  grauen  Pulvers 
fallen;  alle  diese  Erscheinungen  gehen  mit  dein  Wasser  in  der  Quelle 
schon  zwei  Stunden  nach  seinem  Hervorkommen  aus  dem  Felsen  vor. 
Auiserdem  schwimmt  auf  demselben  eine  weifsliche  Substanz,  die 
Saussure  für  reinen  Schwefel  erkannte.  Das  Gestein  in  der  Nähe 
ist  gleichfalls  weifslich  iukrustirt. 

Nach  Saussure's  Analyse  v.  J.  1778  —  1779  enthalten  36  Un- 
zen Wasser  etwa  0,040  Gram,  fixen  Kalisalzes  und  0,106  Gram,  koh- 
lensaurer Talkerde,  nebst  Schwefel,  gröfsteutheils  in  der  Gestalt  von 
Schwefelwasserstoffgas,  in  unbestimmter  Menge;  —  nach  Beau- 
mont's  Analyse  enthält  das  Wasser  Schwefel,  Kali,  Baryt  und  Chlor- 
natrium in   geringen  Mengenverhältnissen. 

Das  Mineralwasser  wird  sehr  wenig  benutzt. 

Saussure,  voyages  a.  a.  O.  T.  1.  p.  292. 

B.  Bertini,  Idrologia  minerale  a.  a.  O.  p.  244. 

2.    In   der  Provinz  Chablais: 

Die  Mineralf/u  eilen  von  Evia?i,  einer  am  Genfer.  See 
und  auf  der  grofsen  Stralse  von  Genf  nach  dem  Wallis,  1310  F.  hoch 
gelegenen  Stadt.    Man  unterscheidet  zwei  eisenhaltige  Quellen : 


830. 


a.  Das  Mineralwasser  von  Amphion  entspringt  1  Kilometre 
nordöstlich  von  Publier  und  3  Kilometres  südöstlich  von  Evian  am 
Fufse  des  Hügelzuges,  auf  dem  dieser'  letztgenannte  Ort  liegt;  das 
Wasser  dieser  sehr  reichlich  fliefsenden  Quelle  ist,  frisch  geschöpft, 
äufserst  klar,  von  schwach  eisenhaftem  Geschmack,  uud  soll,  wie  Ei- 
nige behaupten,  ganz  leicht  nach  Schwefelwasserstoffgas  riechen;  alle 
diese  Eigenschaften  verliert  es  aber  in  ganz  kurzer  Zeit;  die  Tem- 
peratur ist  9°  R.  bei  13°  R.  der  Atmosphäre,  sein  spec.  Gewicht  = 
lVi.3824-    Es  setzt  einen  röthlichen  Niederschlag  in  grofser  Menge  ab. 

Nach  Tingry's  Analyse  enthalten  U23/4  Pfund0)  Wasser,  aufser 
252  Kub.  Zoll  eines  aus  2  Theilen  atmosphärischer  Luft  und  eiuem 
Theii  freier  Kohlensäure  bestehenden  Gases, 

Kohlensäure  (gebunden) 

Kohlensaure  Kalkerde 


Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Natron   . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorcalcium 
Eisen     .... 
Thonerde  (löslich) 
Thonerde  (unlöslich)    . 
Harzigen  Extractivstoff 


an  festen  Bestandtheilen: 
.      17,58101  Gram. 
8,07345    — 
0,79672    — 
0,53115    — 
2,96820    — 
0,63738    — 
0,79672    — 
0,42492    — 
0,63738    — 
.        0,05311    — 
32,50004  GramT 


Das  Wasser,  das  früher  einen  grofsen  Ruf  hatle,  wird  gegen 
Griesbeschwerden,  Atonie  der  Verdauungsorgane,  Stockungen  im  Un- 
terleibe, Hjpochondrie,  Hysterie,  krankhafte  Anomalien  der  Menstrua- 
tion und  ähnliche  Leiden  empfohlen. 

o.  Der  Eisensäuerling  von  la  Grande  Rive,  entspringt 
etwa  35  Hektometres  nordöstlich  von  Evian,  dicht  am  Genfer -See. 
Die  Quelle  spaltet  sich  in  mehrere  Arme,  von  denen  einer  nach  Evian 
hineintiiefst,  unter  dem  Namen  Eau  savonneuse,  oder  nach  sei- 
nem Eigcnthümer  Eau  de  M.  Cachat  bekannt  ist  und  550  Pfund 
Wasser  in  der  Stunde  liefert.  Das  Wasser  hat  dieselben  physikali- 
schen Eigenschaften,  wie  das  der  vorigen  Quelle,  und  eine  Tempera- 
tur von  10°  R.  bei  14°  R.  der  Atmosphäre.  Die  dabei  angelegten 
Bäder  sind  gut  eingerichtet  und  stark  besucht. 

Von  Evian  bis  Tour  ronde  bestehen  die  Hügel  aus  Sandstein,  von 
Tour  ronde  aber  die  steil  in  den  See  stürzenden  Felsen  aus  schwärz- 
lichem Kalkstein  mit  vielen  weifsen  Spathadern  durchzogen. 

Das  Wasser  der  Cachat-Bäder  in  Evian  ist  im  J.  1807  von  Tin- 
gry,  im  J.  1819  und  1825  von  Pe schier  chemisch  untersucht.  Hier- 


*)  Bei  den  Gewichtsangaben  der  Mineralquellen  Savoyens  ist  im- 
mer, wenn  nicht  das  Gegeutheil  bemerkt  ist,  Markgewicht  (peso  al 
marco)  zu  verstehen. 


831 


nach  enthalten  20  Pfund  desselben   (die   Salze   bei    Tingry  in  kry 
stallisirtem,  bei  Fe  schier  in  trockenem  Zustande): 

nach  Tingry:   nachPe 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Oeligte  Materie  . 
Thonerde    .        . 
Kieselerde   . 
Faserige  Substanz 
Verlust 

Kohlensaures  Gas 


25,40  Gr. 
6.85  — 
4,12  — 
0,90  — 
1,80  — 
0,45  — 
1,20  — 
1,20  — 


41,92  Gr. 
21,0  Kub.Z. 


sc  hier  (1825): 
31,00  Gr. 

1,50  — 

1,75  — 

0,10  — 

0,50  — 

0,75  — 

0,S5  — 

0,25  — 

0,75  — 

3,60  — 
41,05  Gr. 
17,5  Kub.Z. 


Das  Miner  alivasser  von  Larringes,  das  nahe  bei  diesem 
Orte  und  etwa  2'/,  Kiloinetres  von  Evian  sich  findet,  wird  von  Beau- 
mont  und  Grillet  erwähnt,  und  als  ein  Eisensäuerling  von  glei- 
chen Bestandteilen,  wie  das  Wasser  von  Amphion  bezeichnet. 

Die  Mineralquelle  von  Marclaz  entspringt  zwischen  Tho- 
non  und  Douvaine,  etwa  4  Kiloinetres  von  ersterem  Orte.  Das  Was- 
ser derselben  ist,  eben  geschöpft,  vollkommen  klar,  trübt  sich  aber 
bald,  ist  geruchlos,  von  eisenhaftem  Geschmack,  und  hat  die  Tempe- 
ratur von  9°  R..  bei  13°  R.  der  Atmosphäre.     Es  setzt  Ocher  ab. 

Nach  Tingry 's  Analyse  vom  J.  1774  enthalten  36  Unzen  des- 
selben : 

Eisen .        0,08180  Gram. 

Selenit 0.06639    — 

Gyps 0,41164    — 

0,55983  Gram. 
Das  jetzt  nicht  mehr   benutzte  Wasser  wurde   früher  gleich  dem 
von  Ampbion  angewandt. 

Es  finden  sich  in  diesem  Theile  von  Chablais  noch  mehrere  we- 
niger genau  untersuchte  Mineralquellen:  eine,  die  bei  Feter ne,  im 
Bezirk  von  Evian,  am  Ufer  der  Dranse,  entspringt,  wird  von  Beau- 
mont  und  Grillet  als  ein  starker  Säuerling  bezeichnet;  Grillet 
erwähnt  aufserdem  noeb  einige  Eisensäuerlinge,  die  in  der  Gebend 
von  Abondance  entspringen,  wo  sich  auch  eine  Steinölqnelle  findet. 

J.  Fan  toni  Comment.  de  quibusdam  aquis  med.  Aug.  Taur.  1747. 

Tingr}r,  analvse  des  eaux  de  Marclaz  pres  de  Thonon.  Ge- 
neve  1774. 

Histoire  et  Memoires  de  la  societe  des  sciences  physiques  de 
Lausanne  pour  les  anuees  1787  et  1788.  Lausanne  1790.  T.  HI. 
pag.  41  ff. 


832 

Sanssure,  voyages  dans  les  Alpes  a.  a.  0.  T.  I.  p.  255. 

Dana,  de  aquis  Amphionensibus.    Tbeses  ad  aunum  1793. 

Beaumont,  description  des  Alpes  a.  a.  0.  T.  II.  part.  1.  p.  295; 
part.  2.  p.  252. 

Despine,  essai  sur  Ia  topographie  a.  a.  0.  p.  116.  117. 

Grillet,  dictiounaire  historique  a.  a.  0.  T.  II.  p.  246. 

ß.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  247  —  254. 

Bulletin  des  sciences  m6d.  1825.  T.  VI.  p.  178. 

Notice  sur  Teau  alcaline  gazeuse  d'Evian,  dite  eau  savonneuse 
de  Cacbar,  accompaguße  de  l'analyse  chimique  faite  par  Mr.  Po- 
se b  i  e  r.   Geneve  1825. 


3.    In  der  Provinz  Faucigny: 

Das  Miner  alwasser  von  Malhoney  oder  Mathonex, 
von  einem  kleineu  Weiler  so  genannt,  entspringt,  etwa  1  Miriametre 
von  Samoens,  am  rechten  Ufer  des  Giffre,  und  nahe  am  linken  der 
Valentine,  welche  die  Grenze  zwischen  Cliablais  und  Faucigny  bildet. 
Die  Leute  der  Gegend  trinken  das  Wasser  gegen  Stockungen  im 
Unterleibe. 

Die  Schw efeltherme  von  Baifait  in  der  Gemeinde  Pe- 
tit-Born and,  wonach  sie  auch  genannt  wird,  Cantons  Bonneville, 
fünf  Lieues  von  Genf,  eine  kleine  Stunde  von  Bonneville  und  eben 
so  weit  von  Laroche  entfernt,  war  schon  in  alten  Zeiten  benutzt, 
als  ein  Bergsturz  im  17.  Jahrhundert  Dorf  und  Bäder  zerstörte.  Neuer- 
lich sind  jedoch  die  Einrichtungen  zu  Bädern  wieder  hergestellt  wor- 
den. Das  Thermalwasser  ist  klar,  von  stark  hepatischem  Geruch  und 
Geschmack  und  enthält  nach  Tissier's  fern  von  der  Quelle  im  J. 
1820  unternommeuer  Analyse  kohlensaures  Gas,  Schwefelwasserstoff- 
gas, schwefelsaure  Kalkerde,  ein  wenig  kohlensaure  Kalkerde,  ^und 
wahrscheinlich   auch  kohlensaures  Eisenoxydul. 

Die  Mineralquelle  von  Sixt,  die  etwa  1  Kilometre  von 
Nambride  dessus,  das  zu  der  genannten,  im  Bezirk  von  Samoens  lie- 
genden Commune  gehört,  nicht  weit  vom  linken  Ufer  des  Giffre,  ent- 
springt, wird  nur  namentlich  aufgeführt  von  Grület;  Tingry,  der 
sie  1805  untersuchte,  fand  in  ihr  kohlensaure  Kalkerde,  kohlensau- 
res Eisenoxydul  und  schwefelsaure  Kalk-  und  Talkerde. 

Die  Mineralquelle  im  Chamouny-  Thale,  wurde  erst  im 
J.  1821  entdeckt  und  ist  kürzlich  mit  Einrichtungen  zu  Bädern  verse- 
hen. Sie  entspringt  auf  der  Verbindung  des  Glimmerschiefers  mit 
den  untersten  Lagen  des  seeundairen  Kalksteins  (vergl.  S.  803),  ist 
ein  kaltes  Schwefelwasser  uud  enthält  nach  A.  Morin's  Aualyse 
vom  J.  1834  in  1000  Grammes: 


Trockene  Glairine 
Kieselerde       .         .         . 
Chlorkalium    . 
Chlornatrium  ... 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron  , 

Eisenoxyd      ..,,., 
Hydrothionsauren  Kalk 
Doppeltkohlensaures  Natron 


833 

0,0329  Gram. 

0,0037  — 

0,0047  — 

0,0076  — 

0,0503  — 

0,1064  — 

0,0040  — 

0,0421  — 

•        °'1435    — 
0,3943  Gram. 

Stickstoff 19,65  Kuh.Cent. 

Die  Miner alquelle  von  Arrache ,  Bezirks  Cluscs,  ist  ein 
von  Grillet  erwähnter,    aher  nicht  benutzter  Säuerling. 

F.  J.  M.j  Itin6raire  descriptif  de  la  vallee  de  Sixt,  province  de 
Faucigny  en  Savoie.    Geneve  1821. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  O.  S.  255 — 261. 

Froriep's  Notizen.    1824.  Nr.  163.  S.  138. 

Brandes,  Archiv  Bd.  XXX.    S.  220. 

Bulletin  de  sciences  m6d.  1830.  Juillet.  p.  149. 

Morin  in:  Journal  de  Phannacie.  Fevrier  1835. 

4.    In  der  Provinz  Genevois: 

Die  Mineralquelle  von  Albens  entspringt  in  der  Nähe  die- 
ses ungefähr  7  Kilometres  von  Aix  entfernten  Ortes,  in  dem  viele 
römische  Münzen,  Inschriften  und  Urnen  gefunden  werden  5  sie  ist 
von  Beauinont  beschrieben  worden,  und  ein  Säuerling,  der  den 
Wässern  von  Drize  (S.  225)  und  Planchamp  (S.  835)  analog  ist,  je 
doch  etwas  mehr  schwefelsaure  Kalkerde  und  Eisen  enthält. 

Die  Mineralquelle  von  Futeney  entspringt  etwa  4  Kilome- 
tres nördlich  von  Biolle  und  2  Kilometres  nordwestlich  von  Albens, 
in  einer  neben  einem  kleinen  Bache  gelegenen  Vertiefung,  von  einer 
reichlichen  Gaseutwickelung  begleitet.  Sie  hat  die  Temperatur  von 
9°  R.  bei  16°  R..  der  Atmosphäre.  Uas  Wasser  verliert  in  wenig 
Tagen  selbst  iu  hermetisch  verschlossenen  Flaschen  den  gröfsteti 
Theil  seiner  Eigenschaften,  wird  jedoch  gegen  Chlorose  nnd  Ato- 
nie  des  Magens  mit  grofsem  Erfolg  angewendet.  Despiue  sagt, 
dafs  er  es  mit  ausgezeichneter  Wirkung  bei  sehr  starken  Anschwel- 
lungen der  Milz  nach  Quartanfiebern  gebrauebt  habe ;  auch  bei  eini- 
gen chronischen  Ophthalmien  wird  es  gerühmt. 

Das  Miner  alw asser  von  La  Caille  oder  Lauben  ent- 
springt etwa  12'/»  Kilometres  nördlich  von  Annecy,  in  dem  Thale 
von  Lauben  oder  Lös  Bains,  in  der  Commune  Allonzier  und  in  der 
Nähe  der  Brücke  von  La  Caille  über  den  Torrent  des  Usses  Ucbcr- 
reste  eines  alten,  zum  Theil  in  den  Felsen  gehauenen  Bades  und  al- 


834 

tes  Mauerwerk  in  der  Nähe   deuten   darauf  Irin,   dafs  früher  hier  ein 
Bad  gestanden  hat. 

Man  unterscheidet,  aufser  mehreren  kleineren  Wasseradern,  zwei 
Quellen,  die  2,60  Metres  über  dem  Wasserspiegel  des  erwähnten  Ba- 
ches und  152,67  Metres  über  dem  des  Genfer-See7s  eutspringen.  Die 
erste,  reichlichere,  kommt  mit  einem  Wasserstrahl  von  3  Zoll  aus 
Kalkstein  und  ergiefst  sich  kaskadenartig  in  jenen  Bach;  die  andere 
entspringt  in  geringer  Entfernung  von  ihr  aus  aufgehäuften  Fclsstük- 
ken  gleicher  Natur  und  fliefst  ebenfalls  in  den  Bach.  Zugleich  mit  dem 
Wasser  steigen  viele  Gasblasen  empor,  die  ein  brennbares  Gas  ent» 
halten.  Das  Wasser  ist  anfangs  weifslich,  wird  aber  bald  klar  und 
vollkommen  durchsichtig,  riecht  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas, 
ein  Geruch,  der  selbst  in  gröfserer  Entfernung  bemerklich  ist,  schmeckt 
schweflig  und  etwas  salzig,  doch  verliert  sich  der  schweflige  Ge- 
schmack bald.  Die  Temperatur  ist  nach  Bonvicino  25°,  R,  uach 
Tingry  21,014°  R.,  nach  Beaumont  21°  R.  und  einige  Linien  in 
der  ersten,  18,15°  R.  in  der  zweiten  Quelle  bei  16°  R.  der  Atmo- 
sphäre. 

Nach  einer  von  Tingry  und  Pictet  im  J.  1801  angestellten 
Analyse  enthalten  67x/2  Pfund  Wasser  aufser  42  Kub.  Zoll  Gas,  das 
aus  0,72  »Stickgas,  0,08  Sauerstoff  und  0,20  kohlensauren  mit  Schwe- 
felwasserstoffcase  gemischten  Gases  zusammengesetzt  ist  : 


Schwefel 

Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorcalcium         .        . 
Thonerde  (löslich) 
Thonerde  (unlöslich)    . 
Harziiren  Extractivstoff 


0,15934  Gram. 

3,83702  — 
0,01540  — 
0,53114*  — 
0,47803  — 
0,63738  — 
0,10623  — 
5,76454  Gram. 


Das  Wasser  wird  seit  langer  Zeit  von  den  Umwohnern  mit  gros- 
sem Erfolge  gegen  lymphatische  Geschwülste,  Rheumatismen  und 
Hautausschläge  angewendet  und  würde  noch  weit  mehr  benutzt  wer- 
den, wenn  der  Zugang  zu  den  Quellen  nicht  einigermafsen  beschwer- 
lich wäre. 

Die  Mineralquelle  von  Menlhon  entspringt  etwa  1  Kilo- 
nietre  vom  östlichen  Ufer  des  Sees  von  Annecy,  */„  Kilometre  süd- 
lich von  Menthon  und  2  Kilometres  südwestlich  von  Talloires,  und 
nicht  weit  von  der  Straise,  die  von  Annecy  nach  Talloires  führt,  aus 
Kalkstein,  von  Schwefelwasserstoff  begleitet.  Das  Wasser  derselben, 
das  sich  in  einem  gemauerten  Bassin  von  ungefähr  65  Centimetres 
Durchmesser  sammelt,  ist  klar  und  durchsichtig,  riecht  und  schmeckt 
nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat  eine  niedrigere  Temperatur  als  die 
der  Atmosphäre  und  setzt  ein  schwefelhaltiges  Sediment  ab. 


835 

Das  Mineralwasser,  das  früher  gegen  Skroplieln,  Stockungen  in. 
der  Leber,  Chlorosis  u.  s.  w.  mit  Erfolg  angewandt  wurde,  wird  jetzt 
weiii"-  mehr  benutzt.  In  der  Nähe  finden  sich  Ueberbleibsel  von  Ge- 
bäuden, vielleicht  eines  alten  Bades. 

Eine  andere  schwefelhaltige  Mineralquelle  ist  die  von 
Br  omine,  die  3  Kilometres  östlich  von  Silliugy  und  6y2  Kilome- 
tres  nordwestlich  von  Annecy  entspringt.  Ibre  plrysikalischen  Eigen- 
schaften, chemischen  Bcstandtbeile  und  medizinischen  Wirkungen  sind 
denen  der  Quelle  von  Menthon  analog. 

Das  Mineralwasser  von  Planchamp  hat  seinen  Namen 
von  einem  kleinen  auf  dem  Territorium  von  Thnsy,  im  Bezirk  von 
Rurailly  gelegenen  Weiler.  Es  entspringt  auf  einem  unbebauten  Felde, 
1  Kilometre  westlich  von  Tlmsy  und  3y2  Kilometres  von  Clermont. 
Es  enthält  nach  Beaumoat's  Analyse  kohlensaures  Gas,  schwefel- 
saure Talkcrde,  salzsaures  Natron,  Kalkerde  und  etwas  Eisen.  Die 
Leute  der  Gegend  bedienen  sich  desselben  mit  Nutzen  gegen  Dys- 
pepsie und  ähnliche  atonische  Leiden  der  Verdauungsorgane. 

J.  Fantoni  comment.  de  quibusdam  aquis  med.    a.  a.  O.  p.  4. 

Bon  vi  ein  o,  aualyse  des  principales  eaux  min.  a.  a.  0.  p.  421. 

Beaumont,  decription  des  Alpes  a.  a.  0.  T.  II.  part.  1.  p.  294. 
296.  299.  303. 

Despine,  essai  sur  la  topographie  a.  a.  0.  p.  HO.  114.  115. 

Grillet,  dictionnaire  historique  a.  a.  0.  T.  II.   p.  248.  249. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  261  —  269. 

5.    In  der  Provinz  Savoyen: 

Die  Mineralquelle  von  Bois-Plan,  auch  du  Puisard 
genannt,  wurde  1S03  entdeckt.  Sie  entspringt  in  dem  kleinen  Thale 
von  S.  Badolph,  etwa  3y2  Kilometres  südöstlich  von  Chambery,  in 
der  Nähe  eines  kleinen  Sumpfes  und  am  Abhänge  des  aus  thonigem 
Kalk,  in  dem  sich  Stücke  von  Schwefeleisen  finden,  bestehenden  Ber- 
ges von  Bois-Plan,  aus  Sandboden.  Das  Gas,  welches  mit  dem  ei- 
nen Ceutimeter  im  Quadrat  starken  Wasserstrahl  dieser  Quelle  em- 
porsteigt, besteht  fast  aus  reinem  kohlensaurem  Gase,  eine  geringe 
Quantität  von  Schwefelwasserstoffgas  abgerechnet,  das  mehr  durch 
den  Geruch  als  durch  Reagentien  wahrnehmbar  ist.  Das  Wasser  ist 
sehr  klar,  stark  schäumend,  hat  einen  sehr  deutlichen  hepatischen 
Geruch,  einen  etwas  bittern,  pikanten,  angenehmen  Geschmack  und 
die  Temperatur  von  10°  R.  bei  26°  R.  der  Atmosphäre. 

Nach  Socquet's  Analyse  vom  J.  1S04  enthalien  zehn  Pfund 
Wasser  (Gewicht  von  Chambery) : 

Kohlensaure  Kalkerde 4.5C  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 2,00  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 3,00  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 1,50  — 

,11.00  Gr. 


836 

Es  wirkt  auflösend  und  tonisirend,  und  wird  auch  mit  Erfolg  ge- 
gen Hautkrankheiten  angewendet. 

Das  Mineralwasser  von  Coise,  Fontaine  de  la  Sauce 
genannt,  entspringt  etwa  8  Hektometres  südöstlich  von  dem  Dorfe 
Coise,  und  35  Hektometres  nordwestlich  von  Montmeillau,  an  einer 
sumpfigen  Steile  neben  einem  Bache,  der  die  Quelle  zuweilen  mit  sei- 
nem Wasser  überströmt.  Die  Quelle,  mit  der  eine  groi'se  Menge  brenn- 
baren Gases  emporsteigt,  das  viele,  mit  einem  kleinen  Knalle  plaz- 
zende  Blasen  bildet,  giebt  ein  Wasser,  das  säuerlich  schmeckend,  eine 
bedeutende  Quantität  von  kohlensaurer  Talkerde  enthalten  soll.  Eiue 
genaue  Analyse  ist  bis  jetzt  nicht  bekannt. 

Das  Wasser,  das  in  den  letzten  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts 
einen  grofsen  Zuspruch  hatte,  soll  gegen  Stockungen ,  lymphatische 
Geschwülste  und  Kropf  wirksam  sein.  Jetzt  ist  es  fast  ganz  in 
Vergessenheit  gekommen. 

Die  Mineralquelle  von  La  Croix,  etwa  l1/,  Kilometre 
nördlich  von  La  Rochette,  eigentlich  ein  Brunnen,  dessen  Wasser  die 
Bewohner  des  Dorfes  La -Croix  zum  gewöhnlichen  Hausgehrauche 
anwenden,  wird  von  Fantoni,  Despine,  Grillet  und  Bertini 
als  ein  eisenhaltiger  Säuerling  bezeichnet.  Das  Wasser  ist  nach  ih- 
nen sehr  klar,  geruchlos  und  von  ziemlich  deutlichem  Eisengeschmack. 

Das  Miner alw asser  von  La  F  erranche,  oder  auch  von 
Chäteau-neuf  genannt,  3  Hektometres  nordöstlich  von  Maltaverne 
(Bezirk  von  Chamoux),  entspringt  mitten  iu  einem  Sumpfe,  so  dafs  es 
schwer  ist,  dasselbe  rein  zu  bekommen.  Es  enthält  nach  Bonvi- 
cino  viel  koklensaures  Eisen  und  einige  Salze,  und  wird  auch  noch 
von  Fantoni,  Despine,  Beaumont,  Grillet  und  Bertini 
erwähnt. 

Das  Min  er  alw  asser  von  La-E  oisse  entspringt  3  Kilome- 
tres  nordwestlich  von  Chamber  am  Abhänge  eines  Hügels,  der  aus 
Schichten  von  Sandstein  besteht,  und  sammelt  sich  in  einem  geräumi- 
gen Behälter.  Es  ist  vollkommen  klar,  perlt  wenn  es  geschüttelt 
wird,  ist  geruchlos,  von  eisenhaftem  Geschmack  und  hat  die  Tempe- 
ratur von  9Ö  R.  bei  12°  R.  der  Atmosphäre  und  11—12°  R.  bei  25°  R. 
der  Atmosphäre.  Es  ist  vielseitig  beschrieben  worden,  wobei  die  Ei- 
nen es  äufserst  gasreich  und  eisenhaltig  uud  reich  an  Salzen  nennen, 
Andere  es  für  nicht  besser,  als  gewöhnliches  Trinkwasser  erklären.  Ge- 
nauere Untersuchungen  haben  Bon  vi  c  in  o  und  Socquet  angestellt: 
Letzterer  erklärt  es  dem  Eisensäuerling  von  S.  Simon  (s.  die  folgende 
Quelle)  analog.  Bei  den  verschiedenen  Schriftstellern  finden  sich  zahl- 
lose Erzählungen  von  ausgezeichneten  Erfolgen,  die  dieses  Wasser 
gehabt  hat,  das  in  allen  den  Fällen  indicirt  ist,  wo  eisenhaltige  Säuer- 
linge an  ihrer  Stelle  sind.  Auch  werden  die  hiesigen  Bäder  ziemlich 
häufig  als  Nachkur  nach  dem  Gebrauch  derer  von  Aix  benutzt. 


837 

Die  Mineralquelle  von  S.  Simon  oder 'S.  Sigismond 
entspingt  ungefähr  21/,  Kilomttres  nordöstlich  von  Aix  und  nicht 
fern  der  rechten  Seite  der  nach  Genf  führenden  Strafse  aus  Sandbo- 
den neben  einem  Bache,  und  sammelt  sich  in  einer  Art  von  Grube, 
auf  deren  Boden  sich  ein  weifsliches  ocherfarbiges  Sediment  absetzt. 
Das  Wasser  ist  klar,  perlt  beim  Schütteln,  hat  den  Geruch  der  Säuer- 
linge, einen  zusammenziehenden,  metallischen  Geschmack  und  die  Tem- 
peratur ist  nicht  über  10°  B,. 

Noch  ist  der  Source  des  merv eilles  genannten  Quelle  zu 
erwähnen,  welche  anderthalb  Stunden  nordwestlich  von  Aix,  bei  der 
Abtei  Haute-Combe  an  dem  schönen  See  Bourgel,  periodisch  fliefst. 
Der  genannte  See  liegt  76  Toisen  tiefer  als  der  Genfer-See  und  steht 
mit  dem  Rhone  durch  den  natürlichen  Kanal  von  Javiere  in  Verbin- 
dung; die  Wunderquelle  aber  oder  die  Source  intermittcnte  liegt  bei- 
nahe 4U0  F.  höher  als  der  Spiegel  'tles  Sees.  Das  Ausbleiben  des  ge- 
wöhnlich stark  herorströmenden  W'assers  dauert  von  20  Minuten 
bis  auf  3  Stunden  und  sein  Einströmen  in  den  von  der  Natur  gebil- 
deten Kanal  wird  immer  durch  ein  vorhergehendes  dumpfes  Geräusch 
verkündet. 

J.  Fantoni  comment.  de  quibusdam  aquis  a.  a.  0.  p.  4. 

Da  quin,  analyse  des  preteudues  eaux  ferrugineuses  de  la  Boisse. 
Chambery   1777. 

D  espin  e,  pere,  Lettre  au  Docteur  Daquin  sur  les  eaux  de  la 
Boisse.  Chambery  1777. 

Panisset,  Boessia  salutifera.   1778. 

Chastaignier,  Lettre  conteaant  l'analyse  des  eaux  de  la  Boisse 
et  quelques  rcflexions  sur  cette  analyse.  Lyon  1778. 

F  le  ury,  lettre  sur  les  vertus  des  eaux  ferrugineuses  de  la  Boisse. 
2.  ed.   Chambery  177S. 

Tingry,  Lettre  contenant  l'histoire  et  un  essai  d'analyse  des 
eaux  de  la  Boisse.    Turin  1779. 

Tissier,  analyse  des  eaux  de  la  Boisse.  Chambery  1779. 

Boisset,  fils,  Lettre  contenant  l'histoire  et  un  essai  d'analyse 
des  eaux  de  la  Boisse.    Turin  1779. 

Lyonne,  observatiuns  sur  la  nature  et  les  proprietes  des  eaux 
de  la  Boisse.  Chambery  1782. 

Bonvicino,  analyse  etc.  a.  a.  T.  VI.  p.  419. 

Mazzi,  traduzione  del  Manuale  di  chimica  de  Baume\  Milano 
1785.  T.  II.  p.  191. 

B,  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  283  —  293. 

Harlefs,  neue  Jahrbücher  1826.  Bd.  XII.  St.  2    S.  148.  149. 

Malten's  neueste  Weltenkunde.   Bd.  IX.  1S38.  S.  103.  107. 

6.    In  der  Provinz  Tarautaise: 

Die  schwefellialtige  Thermalquelle  von  Bonneval  ent- 
springt 4  Kilometres  von  Bourg  S.  Maurice  auf  dem  Territorium  die- 
ses im   Bezirk  von  Moütiera  liegenden  Orts^    am  Fufse  des  kleinen 


838 

St.  Bernhard  und  im  Bette  eines  Gewässers  von  gleichem  Namen, 
gerade  unter  einem  Felsen,  der  Le  Saut  de  Ia  Pucelle  beifst,  und 
nach  welchem  die  Quelle  auch  genannt  wird.  Die  Einwohner  von 
Bonneval  sagen,  das  Wasser  dieser  Therme  sei  früher  zu  Bädern  be- 
nutzt worden,  und  auch  in  dem  Annuaire  statistique  du  Departement 
du  Mont-B!anc  pour  Tan  XIV  wird  sie  genannt  als  ein  Mineralwas- 
ser,  das  einige  Heilungen  bewirkt  habe. 

Die  Mineralquelle  von  Les-Allues  entspringt  4  Ilektome- 
tres  südwestlich  von  diesem  im  Bezirk  von  Bozel  gelegenen  Orte  und 
etwa  eine  Stunde  westlich  von  La  Perriere.  Sie  wird  von  D  es  p  ine 
und  Grillet,  ohne  weitere  Angabe  ihrer  physikalischen  Eigenschaf- 
ten, chemischer  Bestandteile  und  medizinischer  Wirkung,  erwähnt, 
und  auch  von  Bertini   nur  als  eisenhaltig  bezeichnet. 

B.  Bertini,  Idrologia  minerftle  a.  a.  0.  p.  293.  296. 

Brandes,  Archiv.  Bd.  XXX.  S.  222. 


7.     In   der   Provinz  Maurienne: 

Die  Mineralquelle  des  Mont-Cenis  entspringt  am  östli- 
chen Ufer  des  Sees  des  Mont-Ceais,  zwischen  dem  See  und  dem  Ho- 
spital, ungefähr  7  Kilometres  von  Lans-le-Bourg.  Sie  wurde  1784 
von  Bonvicino  entdeckt,  der  sie  als  ein  viel  Kohlensäure  enthal- 
tendes Wasser  bezeichnet,  das  einen  ocherartigen  Niederschlag  ab- 
setzt und  die  sonstigen  physikalischen  Eigenschaften  der  Eisensäuer- 
linge hat. 

Das  Miner alic asser  von  Echaillon  oder  Echailles  ent- 
springt auf  dem  Territorium  von  S.  Gioanni,  etwa  1  Kilometre  von 
diesem  Orte,  auf  der  rechten  Seite  des  Are,  am  Abhänge  eines  ho- 
hen Berges  aus  Granit.  Es  ist  klar,  hat  die  Temperatur  von  32°  R., 
die  noch  höher  sein  würde,  wenn  sie  nicht  durch  das  Wasser,  das 
aus  dem  Are  zufliefst,  abgekühlt  würde  (vergl.  S.  827  unten  ) 

Fantoni  beschreibt  zwei  Quellen,  Fönte  Carolino  und  Fönte 
Vittorio,  und  meint,  dafs  früher  noch  mehrere  existirt  haben  müfs- 
ten,  die  wahrscheinlich  vom  Are  zugespült  worden,  und  dafs  Ruinen 
von  alten  Bädern  in  der  Nähe  gewesen  wären,  die  jetzt  nicht  mehr 
zu  sehen  sind. 

Giobert  erhielt  durch  Evaporation  eines  Kilogramms  Thermal- 
wasser  8,164  Gram,  eines  festen  Rückstandes,  der  aus  kohlensaurer 
Kalk-,  Talkerde  und  Eisenoxydul,  schwefelsaurer  Kalk-,  Talkerde 
und  Natron,  Chlornatrium  und  Chlormagnesium  bestand. 

Dies  Thermalwasser  wird  gegen  krankhafte  Affectionen  des  Drü- 
sensyütems,  Atonie  der  Verdauungsorgane  und  Stockungen  in  den 
Abdominal -Eingeweiden,  Hypochondrie,  Hysterie,  Chlorosis,  unter- 
drückte Menstruation  ,  katarrhalische  Brustaffectionen  ,  und  ganz  be- 
sonders gegen  Kropf  gerühmt. 

Das 


839 

Das  Mineralwasser  von  Villar-J arrier  entspringt  un- 
gefähr 1  Kilometre  von  Jarrier,  einem  im  Bezirk  von  S.  Gioanni  und 
etwa  1  Stunde  westlich  von  dieser  Stadt  gelegenen  Orte.  Bonvi- 
cino,  Despine  und  Beaumont  nenneu  diese  Quelle,  ohne  ihre 
physikalischen  Eigenschaften  und  chemischen  Bestandteile  weiter  an- 
zuführen. Beaumont  erwähnt  auch,  dafs  die  Bewohner  dieses 
Theils  von  Maurienne  und  die  aus  dem  angrenzenden  Hoch-Daupbiue" 
dieses  Wasser  häutig  benutzen,  aber  ohne  die  Krankheiten  zu  nen- 
nen, gegen  welche  sie  dasselbe  anwenden.  Bertini  bezeichnet  es 
auch  nur  als  eisenhaltig. 

J.  Fantoni  opuscula  medica  et  physiologica.  Genevae  1738. 
pag.  261. 

B  o  n  v  i  c  i  n  o ,    analyse  etc.  a.  a.  O.  p.  422.  423. 

Mazzi,  traduzione  del  Manuale  di  chimica  di  Baume\  Tom.  II. 
pag.  193. 

Beaumont,  description  des  Alpes  etc.    T.  II.  part.  1.  p.  299. 

Despine,   essai  sur  la  topographie  a.  a.  0.  p.  112. 

Grillet,  dictionnaire  historique  a.  a.  0.  T.  II.  p.  248. 

Journal  de  Savoie.  An  1821.  Nr.  36;  An  1822.  Nr.  12. 

Almanach  du  Duch6  de  Savoie  pour  l'annee  1S22.  ChambSry. 
p.  23.  46. 

B.  Bertiui,  Idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  270  —  274. 


IN.  Thcil.  Hhh 


B.    Die  Heilquellen  des  Fürsten thums  Piemont. 

(Ocsllicher  Abhang  der  Cottischcn    und  Grajischen    und  süd- 
licher Abhang  der  Penninischen  Alpen.) 


1.  JLßißMineralijuellen  von  Courmayeur  (Cor- 
major)  und  Pre  St.  Didier  entspringen  in  der  Provinz 
Aosta,  in  dem  herrlichen  Thale  der  Dora,  das  den  Namen 
Val  Entreves  führt,  an  der  östlichen  Seite  des  Montblanc 
unterhalb  der  Allee  blanche,  des  berühmten  südwestlichen 
Gletschers  des  Montblanc,  an  dem  Saumwege,  welcher  von 
Aosta  und  von  dem  kleinen  St.  Bernhard  in  das  Ferrex- 
thal,  aus  Piemont  nach  dem  Wallis  hinüberführt,  in  einer 
Gegend,  die  bereits  an  den  Vortheilen  einer  südlichen  Al- 
penlage Theil  nimmt. 

Von  Courmayeur  kann  man  die  Montblanc -Kette  auf  ihrer  Süd- 
seite genau  beobachten:  von  ihr  hängen  vom  Col  de  la  Seigne  bis 
zum  Col  Ferrex  zehn  Gletscher  herab,  wovon  einige  aufserordentlich 
grofs  und  prachtvoll  sind.  Die  schönste  Aussicht  auf  den  Montblanc 
selbst  gewinnt  man  jedoch  erst  auf  dem  Cramont  (8484  F.),  von  wo 
man  aufserdem  noch  im  Säden  zehn  Felsenreihen  übersieht,  welche 
alle  sehr  steil  unter  506  nach  Süden  senken,  und  im  Südwesten  den 
mit  Schnee  und  Gletschern  bedeckten  Granitfelsen  Nuitor  (10,270  F.). 

Das  Val  Entreves  bildet  mit  dem  Val  Veni,  der  Allee  blanche 
und  dem  Val  Ferrex  ein  Längenthal  der  Alpen.  Die  Montblanc-Kette 
besteht  aus  Urgebirge  (803),  die  Kette  im  Süden  ebenfalls  und  zwar 
aus  glimmerbaltigem  Kalkstein  und  Schiefer  und  hinter  diesem  nach 
Südosten  aus  Gneus.  Die  Schichten  sind  parallel  uuter  einander  und 
fast  senkrecht,  nur  ein  wenig  nach  Südosten  gesenkt;  daher  sieht 
man  nahe  bei  Courmayeur  Gneusschichten  auf  Kalkstein  und  beim 
Dorfe  Saxe  oberhalb  der  Schwefelquellen  Gneus  auf  Glimmerschiefer 
(mit  vielem  Quarzsande  gemengt)  und  diesen  auf  Thonschiefer  gelehnt. 


841 

Ungeachtet  der  hohen  Lage  des  Kurorts  ist  das  Klima  doch  ver- 
möge seiner  Lage  auf  der  Südseite  des  Montblanc  sehr  miid,  mil- 
der als  in  dem  auf  der  entgegengesetzten  Seite  liegenden  Chamou- 
nythale,  und  erfreut  sich  einer  reizenden  Vegetation. 

Die  liier  entspringenden  und  benutzten  Mineralquellen 
gehören  theils  zu  der  Klasse  der  Eisenquellen,  theils  zu  der 
der  Säuerlinge,  theils  zu  der  der  Schwefelquellen,  und  gewäh- 
ren eine  sehr  verschiedenartige  Verbindung  und  Benutzung 
nach  Verschiedenheit  der  einzelnen  Krankheitsfälle.  —  Man 
unterscheidet  folgende : 

a.  Die  T  hermalquelle  von  St.  Didier-,  ihr 
Wasser  ist  klar,  von  einem  zusammenziehenden  Geschmack, 
entwickelt  unaufhörlich  Gasblasen  und  bildet  längere  Zeit 
der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt  einen  ocher-kalkarti- 
gen  Niederschlag ;  seine  Temperatur  beträgt  28,5°  R. ;  — 
die  speeif.  Schwere  =  100  :  92. 

Die  Quelle  ist  unweit  ihres  Ursprungs  mit  einem  Etablissement 
versehen,  das  Vorrichtungen  zu  Wannenbädern  besitzt,  und  in  welcbes 
das  Thermalwasser  mittelst  hölzerner  Kanäle  geleitet  -wird.  —  Die  Kur- 
gäste wohnen  in  St.  Didier,  wo  für  bequeme  und  gut  meublirte  Woh- 
nungen gesorgt  ist. 

Nach  Ruf  finelli's  Untersuchung  enthält  das  Wasser 
kohlensaures  Gas,  salzsaures  Natron,  salzsaure  Talkerdc, 
schwefelsaure  Kalkerde,  Eisen  und  Alaun. 

In  Form  von  Wasserbädern  angewendet,  wirkt  das- 
selbe reizend,  stärkend  auf  das  Muskel-,  Gefäfs-  und  Ner- 
vensystem, die  äufsere  Haut  und  Schleimhäute  und  wird 
sehr  gerühmt  bei  Lähmungen,  Nervenschwäche,  Cachexien, 
Schleimflüssen,  Rheumatismen  und  atonischer  Gicht,  örtli- 
cher Schwäche  nach  schweren  Verwundungen,  Fracturen, 
oder  Contusionen,  —  endlich  in  allen  den  Fällen  wo  Ei- 
senbäder indicirt  sind. 

b.  Der  Sau  er  ling  von  la  Victoire.  Sein  Was- 
ser ist  klar,  von  einem  angenehmen  Geschmack,  perlt 
stark;  seine  speeif.  Schwere  beträgt  1,020,  seine  Tempera- 
tur 11°  R.  —  Nach  Ruffinclli  enthält  dasselbe  aufser 
vielem  kohlensaurem  Gase,  salzsaures  Natron,  kohlensaure 

Hhh  2 


842 

Kalk  erde,  schwefelsaure  Talk-  und  Kalkerde  und  nur  eine 
geringe  Menge  von  Eisen. 

Das  zu  dieser  Quelle  gehörige  Etablissement  befindet  sieb  eiue 
kleine  Lieue  nordwestlich  von  St.  Didier  am  rechten  Ufer  der  Dora 
fast  gerade  gegenüber  dem  Säuerling  Marguerite  auf  dem  linken  Ufer 
des  Baches.  Die  Kurgäste  wohnen  entweder  in  dem  dicht  an  das 
Etablissement  grenzenden  Dollone  oder  in  dem  eine  Viertelstunde  ent- 
fernten Courmayeur. 

In  geringer  Menge  getrunken  verstärkt  es  den  Appe- 
tit, —  in  grösserer  Menge  genossen  wirkt  es  eröffnend 
und  diuretiscb,  und  wird  als  Getränk  empfohlen  bei  hypo- 
chondrischen und  hysterischen  Affectionen ,  Stockungen  im 
Leber-  und  Pfortadersystem  und  chronischen  Krankheiten 
der  Harnwerkzeuge. 

c.  Der  Säuerling  von  La  ßlarguerite.  Das 
Wasser  desselben  ist  klar,  weich  anzufühlen,  von  einem 
angenehmen,  aber  mehr  metallischem  Geschmacke;  seine 
Temperatur  beträgt  17°  R.  Aufser  kohlensaurem  Gase  ent- 
hält dasselbe  salzsaures  Natron,  kohlensaure  Kalkerde, 
schwefelsaure  Talk-  und  Kalkerde,  Thonerde  und  eine 
gröfsere  Menge  Eisen,  als  die  beiden  vorigen  Mineralquellen. 
Gewöhnlich  wird  es  gleichzeitig  mit  den  Bädern  von  St. 
Didier  benutzt  bei  Krankheiten  der  Digestionsorgane  von 
Schwäche,  Schleimflüssen  der  Geschlechtswerkzeuge,  Wech- 
selfiebern, Wassersucht,  Bleichsucht,  Unfruchtbarkeit,  in 
so  fern   sie  von  Schwäche  atoniseker  Art  abhängen. 

d.  Die  Schivefelfjuellen  von  ha  Sasce^  eine 
Viertel-Lieue  nordwestlich  von  Courmayeur,  der  Zahl  nach 
drei,  von  welchen  jedoch  nur  zwei  zu  Bädern  benutzt  wer- 
den. Ihr  Wasser  ist  von  einem  süfslich  faden  Geschmack, 
einem  starken  Schwefelgeruch,  bildet,  der  Einwirkung  der 
Luft  ausgesetzt,  einen  schwefelhaltigen  Niederschlag;  ihr 
speeif.  Gewicht  beträgt  1005,  ihre  Temperatur  17°  R. 

Nach  Ruffinelli  enthält  das  Schwefelwasser  sehr 
viel  Schwefelwasserstoffgas,  —  an  festen  Bestandteilen: 
salzsaures  Natron,  salzsaure  Kalk-  und  Talkerde,  kohlen- 
saure und  schwefelsaure  Kalkerde. 


843 


Das  Etablissement,  welches  Vorrichtungen  zu  Wannenbädern  und 
Zimmer  zu  Wohnungen  für  Kurgäste  enthält,  befindet  sich,  25  Miuu- 
ten  von  Dollone  und  eine  Viertelstunde  von  Courmayeur,  dicht  bei 
dem  Dorfe  La  Saxe. 

In  Hinsicht  ihrer  Lage  folgen  sich  die  genannten  Quellen  so, 
dafs  La  Victoire  eine  halbe  Stunde  südwestlich  von  Courmayeur, 
la  Margueritc  näher  am  linken  Ufer  der  Dora,  die  Schwefelquellen 
la  Saxe  beim  Dorfe  gleiches  Namens  und  eine  Stunde  im  Süden  auf 
dem  andern  Ufer  die  vier  Quellen  Pr6  de  S.  Didier  im  Dorfe  gleiches 
Namens  liegen.  Letztere  entspringen  am  tiefsten  (3110  F.  hoch),  hö- 
her hinauf  finden  sich  die  Säuerlinge  la  Marguerite  uud  Victoire,  am 
höchsten  liegen  die  erdigen  Schwefelquellen  von  Courmayeur  oder 
la  Saxe  (3750  F.  hoch). 

Die  Mineralquellen  wurden  schon  1678  von  Ravetti 
und  Campeggio,  1728  von  Moll o,  1747  von  Fantoni? 
1779  von  Gioanetti,  1822  und  1823,  doch  ohne  quanti-* 
tative  Angabe  der  Bestandteile,  von  Ruffinelli  chemisch 
untersucht.  Nach  Gioanetti  enthalten  369  Grannni 
Wasser: 


a.  La  Victoire: 

b.  La  Margußrite: 

Kohlensaures  Gas 

0,60302  Gram. 

.      0,53560  Gram. 

Magnesia  vitriolata 

0,23917    — 

.      0,21465    — 

Chlornatrium 

0,13210    — 

.      0,10253    — 

Kalkerde 

0,62278    — 

.      0.3S094    — 

Selenit 

0,35578    — 

.      0,33175    — 

0,01655    — 

Eisen  .        . 

0,04379    — 
1,99664  Gram. 

.      0,01335    — 

1,59537    — 

c.  La  Saxe: 

d.  St.  Didier:      » 

Kohlensaures  Gas 

0,21994  Gram. 

.      0,10S59  Gram. 

Chlornatrium 

0,09986    — 

.      0,07579    — 

Chlorcalcium 

0,00267    — 

• 

Chlormaguesium 

0,00160    — 

.      0,00689    — 

Kalkerde     . 
Seleuit        .         . 

0,16053    — ) 
0,020S3    —  ] 

.      0,12237    — 

Eisen 

.... 

Spuren 

Flüchtigen  Schwefel 

unbestimmt 
0,50543  Gram. 

. 

0,31364  Gram. 

Ruffinelli  empfiehlt  das  Schwefehvasser  von  La 
Saxe  als  Bad,  aber  auch  als  Getränk  bei  rheumatischen 
und  gichtischen  Leiden,  chronischen  Hautausschlägen,  Mer- 
curialvergiftungen  und  Stockungen  der  Organe  des  Unter- 


844 

leibes.  Die  mit  Schwcfelwasserstoffgas  angefüllte  Atmo- 
sphäre in  den  Badekabinetten  ist  nach  Ruffinelli  von 
sehr  günstiger  Einwirkung  auf  Schwindsüchtige,  Asthmati- 
sche' und  Personen,  welche  an  rheumatischen  und  herpeti- 
schen Beschwerden  leiden. 

Ravetti  et  Campeggio,  analyse  des  eaux  de  Courmayeur 
1GS7. 

MoIIo,  tvait6  des  eaux  mitrales  de  Courmayeur.  Geueve  1728. 

G 3  oan  e  tti ,  analyse  des  eaux  de  St.  Vincent  et  de  Courmayeur 
Turin  1779. 

Memorie  dell'  Accademia  Reale  delle  Scienze  di  Torino.  T.  VI. 
pari  1.  p   229. 

Sa  us  s  ure,  voyages  a.  a.  0.  Geneve  1786.  T.  II,  p.  302. 

Ambr.  Verraz,  sur  les  eaux  de  Courmayeur,  situees  dans  la 
\alJee  d'Aosta.     Turin  1809. 

Gius.  Berno,  efficacia  ed  usu  medicaincntoso  delle  acque  sa- 
lino-solforate ,  delle  salino-ferro-acidole  di  Courmayeur,  delle  salino- 
termaii-stittiche  di  Pr6  St.  Didier  con    osservazioni.     Torino  1817. 

Salzburger  Med.  Chir.  Zeitung.  1819.  No.  64.  S.  106. 

B.  Bertini,  Idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  145  ff. 

Memoire  pbysico-m6dical  sur  les  eaux  min6rales  de  St.  Didier  et 
Courmayeur  par  Lau r.   Ruffinelli.     Turin  1K25. 

Brandes,  Arcbiv.  Bd.  XXIX.  S.  182.  Bd.  XXX.  p.  132.  222. 

Brunn  er  in:  Verhandlungen  der  Schweiz,  med.  Gesellschaften 
a.  a.  0.  Jahrg.  1829.  S.  140  ff. 

A.  Vetter  a.  a.  0.  S.  17. 

Bains  d'Europe.  S.  516. 

2.  Die  Thermalquellen  von  Acqui,  — Aquae 
Statiellae  hei  den  Römern,  —  einer  am  linken  Ufer  der 
Bormida  gelegenen  Stadt  von  7500  Einwohnern,  der  Haupt- 
stadt der  Provinz  gleiches  Namens,  die  eben  sowohl  durch 
ihre  reizende  Lage,  als  durch  die  Heilkraft  ihrer  von  Al- 
ters her  berühmten  Bäder  besondere  Aufmerksamkeit  ver- 
dient, entspringen  auf  beiden  Ufern  der  Bormida,  von  Genua 
dreifsig,  von  Alessandria  fünfzehn  italienische  Meilen 
entfernt. 

Die  eigentlichen  Bäder  von  Acqui  liegen  auf  dem  rech- 
ten Ufer  der  Bormida  etwa  ein  Kiiometre  südlich  von  der 
Stadt,  zu  der  man  mittelst  einer  Fähre  übersetzt,  da 
keine  Brücke  über  die  Bormida  führt,  am  Fufse  des  Stre- 
gone,  (eines   Berges   der  aus   Kalkstein    besteht,   dessen 


845 

Schichten  nach  Nordost  und  Südwest  geneigt  und  oben 
init  Schichten  von  Thonschiefer  bedeckt  sind),  in  der  Mitte 
einer  Ebene  von  200  Metres  Lauge  und  100  Metres  Breite, 
die  nach  Süden  und  Osten  von  Hügeln,  nach  Westen  und 
Norden  von  einer  4—5  Metres  hohen  und  160  Metres  lan- 
gen Mauer  umgeben  ist,  welche  zum  Schutze  gegen  das 
zuweilen  übertretende  Wasser  derBormida  und  des  Rava- 
naeco  errichtet  ist.  Letzterer  fliefst  von  Süden  nach  Nord- 
osten und  ergiefst  sich  auf  der  westlichen  Seite  des  Eta- 
blissements in  die  Bormida.  Yon  dem  gut  und  zweckmä- 
fsig  eiugerichteteten  Etablissement  hat  man  eine  reizende 
Aussicht  auf  die  Bormida  mit  den  Bogen  eines  grofsarti- 
gen  Aquaeducts,  der  früher  das  Quellwasser  vom  nördlichen 
Abhänge  des  auf  der  Seite  der  Bäder  liegenden  Rocca 
Sorda  durch  den  Flul's  nach  der  Stadt  leitete,  und  auf 
Acqui  selbst,  das  am  jenseitigen  Ufer  amphitheatralisch 
emporsteigend  im  Halbkreise  von  Bergen  umgeben  ist. 

Im  Juli  und  August  ist  die  Hitze  in  diesem  Tbale  sehr  grofs: 
sie  wird  vermehrt  theils  durch  die  heifsen  Schwefeldämpfe,  Avelche 
den  Quellen  entsteigen,  theils  durch  den  Umstand,  dafs  die  Umgebun- 
gen des  Badehauses  fast  alles  Schattens  beraubt  sind.  Es  ist  daher 
rathsam,  unter  Vermeidung  der  zu  grofsen  Hitze,  die  Bäder  entweder 
im  Mai  und  Juni  oder  im  Spätherbst  zu  gebrauchen. 

Auf  der  östlichen  Seite  des  Etablissements  finden  sich 
nun  sieben  Quellen,  die  dem  Berge  Stregone  entsprudeln 
und  bei  Lesne,  Mojon,  Biorci  und  Bertini  in  fol- 
gender Ordnung  und  unter  folgenden  Namen  angeführt  sind : 

1.  Das  obere  Bassin,  mit  einer  Temperatur  von  41°  R. ; 

2.  Das    mittlere    Bassin   mit    einer    Temperatur    von 
41°  R.; 

3.  Das  zwischen  diesem  und  dem  Fontanino  gelegene 
Bassin,  mit  der  Temperatur  von  40°  R. ; 

4.  Das  grofse  Schlammbassin,  von  35°  R.  Temperatur; 

5.  Die  kleine  Quelle  an  der  Mauer,  von  35°  R. ; 

6.  Sorgente  del  Fontanino    oder  Fontanino  tie- 
pido,  von  31°  R. ; 


846 

7.  Die  kleine  Quelle  neben  dem  grofsen  Schlaininbas-p 

sin,  deren  Temperatur  nicht  angegeben  ist. 
Das  Wasser  kommt  klar  aus  den  Quellen,  wird  aber 
in  den  Bassins  vom  Schlamme  getrübt,  und  ist  von  schwach 
hepatischem  Geruch,  der  am  schwächsten  im  Wasser  des 
Fontanino,  und  am  stärksten  in  dem  des  oberen  Bassins 
ist.  Der  Geschmack  ist  bei  weitem  stärker  hepatisch,  als 
der  Geruch,  er  gleicht  dem  einer  sehr  verdünnten  Auflö- 
sung von  Schwefelcalcium,  und  wenn  das  Wasser  erkaltet 
ist,  tritt  ein  salziger,  etwas  bitterer  Geschmack  hervor. 
Es  bleibt  sehr  lange  Zeit  unverändert  und  ohne  einen  Nie- 
derschlag zu  bilden.  Das  specif.  Gewicht  des  Wassers 
ist  =  1,0009. 

Aus  den  Quellen  entwickeln  sich  Sommer  und  Winter  unaufhör- 
lieh  weifse  heifse  Dämpfe  ,  welche  theils  die  Behälter  gleich  einem 
Nebel  erfüllen,  theils  sich  niederschlagen  und  die  benachbarten  Ge- 
wächse mit  einem  weifsen  Ueberzuge  von  schwefelartigem  Geruch 
und  Geschmack  bedecken.  An  den  Rand  der  Behälter  und  Kanäle, 
besonders  aber  an  die  Kalksteine  setzt  das  Wasser  der  Quellen  ein 
flockiges,  glänzendes  Salz  ab,  welches  aus  schwefelsaurem  und  koh- 
lensaurem Kalk  besteht;  fettig  anzufühlen,  wird  es,  der  Einwirkung 
der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  nach  20  Tagen  gelblich  gefärbt, 
während  das  der  Luft  nicht  ausgesetzte  weifs  bleibt :  Sckaafe,  Ziegen 
und  Rindvieh  sind  sehr  lüstern  danach. 

Auf  dem  Boden  der  Behälter  setzt  sich  aus  dem  Thermalwasser 
ein  zäher,  dicker,  weifsgrauer  Niederschlag  ab,  welcher  teppichartig 
den  Grund  auskleidet  und  nach  dem  Verhältnifs,  wie  er  sich  verdickt, 
zähe ,  faserig  wird  und  später  eine  bräunliche  Farbe  annimmt.  Im 
Monat  Juli  und  October  überzieht  die  Oberfläche  des  grofsen  Teichs 
eine  zähe,  sammetartige,  sehr  elastische  Haut,  welche  sich  in  grofse 
Stücke  getrennt,  an  die  Ränder  des  Behälters  festsetzt  und  dann  eine 
weifsliche ,  graue  oder  gelbe  Farbe  annimmt.  Auch  sie  besteht  aus 
schwefelsaurem  und  kohlensaurem  Kalk. 

Das  Wasser  sämmtlicher  Quellen  und  Bassins  fliefst 
in  dem  grofsen  Bassin,  auch  Lago  del  fango  genannt,  zu- 
sammen, aus  diesem  in  die  Bäder  und  zu  den  Douchen, 
und  in  einen  zum  Schwemmen  des  Viehs  benutzten  Teich. 
Die  Quellen  sind  ungemein  ergiebig:  Lesne  berechnet  die 
gesammte  von  ihnen  gelieferte  Wassermenge  zu  400 
Litrcs  in  der  Minute;  Menü  v.  Minutoli  giebt  den 
Betrag  des  täglichen  Zuflusses  auf  91,300  Kub.  Fufs  an. 


847 

Noch  ist  einer  andern  auf  dem  linken  Ufer  der  ßor- 
mida  befindlichen  Thermalquelle  zu  erwähnen,  welche  La 
Bollente  genannt,  auf  einem  kleinen  Platze,  der  ziemlich 
in  der  Mitte  der  Stadt  liegt,  entspringt.  Sie  kommt,  aus 
Kalkstein,  innerhalb  eines  viereckigen,  überwölbten  Gema- 
ches aus  zwei  in  einer  der  Blauern  desselben  und  nahe  bei 
einander  angebrachten  Bronze-Röhren  von  11  Centimetres 
Durchmesser  mit  grofser  Gewalt  und  Mächtigkeit  (420 
Litres  in  der  Minute  nach  Lesne)  hervor,  fliefst  in  zwei 
viereckige,  in  den  Felsen  gehauene  Behälter,  aus  diesen 
zur  Schöpfstcllc,  und  endlich  durch  einen  unterirdischen, 
gewölbten  Kanal  zur  Stadt  hinaus  in  den  Modrio.  Das 
Wasser  ist  äusserst  klar  und  durchsichtig,  hat  einen  ganz 
schwachen  hepatischen  Geruch,  der  sich  bald  verliert,  ei- 
nen salzigen,  etwas  hepatischen  Geschmack  und  die  Tem- 
peratur von  60°  R.,  die,  nach  den  Aeufserungen  der  älteren 
Schriftsteller,  namentlich  des  Savonarola  zu  schliefsen, 
ehemals  noch  höher  gewesen  zu  sein  scheint.  Das  speeif. 
Gewicht  ist  =  1,001.  Das  Wasser  bleibt,  in  verschlosse- 
nen Gefäfsen  aufbewahrt,  lange  Zeit  unverändert,  und  bil- 
det keinen  Niederschlag. 

Diefs  Thermalwasser  verwenden  die  Bewohner  Acqui's  hauptsäch- 
lich zu  mancherlei  Hausgehrauchs  zum  Waschen,  zum  Abbrühen  des 
Schlachtviehs,  ja  zum  Backen  und  Kochen,  wozu  es  namentlich  die 
ärmere  Klasse,  um  Salz  zu  ersparen,  benutzt,  da  es  seinen  hepatischen 
Geschmack  und  Geruch  beim  Sieden  gänzlich  verliert. 

Das  Thermalwasser  der  verschiedenen  Quellen  ist  in 
seinen  chemischen  Verhältnissen  analog;  nach  Mojon's 
Analyse  vom  J.  1808  enthält  ein  Miriagramm: 

a.  der  Bollente:    h.  des  Fontanino: 


Ifydrothionsaurcn  Kalk  . 

0,000303      . 

.      0,000447 

Chlornatrium     . 

0,001420      . 

.      0,000583 

Chlorcalcium     . 

0,000314      . 

.      0,000142 

Wasser 

0,997963      . 

.      0,998809 

1,000000  1,000000 


848 

oder  in  sechzehn  Unzen^berechnet  (Simon:) 

Hydrothionsauren  Kalk 2,299  Gr. 

Chlornatrium .        .        10,900  — 

Chlorcalcium 2,411  — 

15,610  Gr. 
Das   zu   den   salinischen    Schwefelthermen   .gehörende 
Thennalwasser  wird  innerlich  und  äufscrlich,  auf  letztere 
Weise  in  Form  von  Wasser-,  Douche-  und  Schlammbä- 
dern benutzt. 

In  dem  Souterrain  des  Badehauses  werden  die  Wasser-  und 
Schlammbäder,  so  wie  die  Douche  (letztere  in  einem  besondern  Ka- 
binet) gegeben.  Zu  Wasserhädern  findet  man  auch  zwei  Bassins,  das 
eine  für  Frauen,  das  andre  für  Männer,  Zur  Bedienung  der  Männer 
und  Frauen  bei  den  Bädern  sind  blos  Männer  bestimmt,  welches 
manche  Unannehmlichkeiten  für  Frauen  gewährt. 

Es  ist,  nach  den  Versicherungen  der  .Schriftsteller, 
die  in  grofser  Zahl  über  diese  Thermen  geschrieben  ha- 
ben, fast  kein  einziges  chronisches,  mit  andern  Mitteln 
erfolglos  bekämpftes  Leiden,  wogegen  man  sie  nicht  inner- 
lich und  äufserlich  mit  Nutzen  angewendet  hätte.  Man 
rühmt  sie  namentlich  gegen  Lähmungen,  Schwindel,  Schwä- 
che und  Zittern  der  Extremitäten,  krampfhaftes  Asthma 
und  fast  alle  Nervenleiden  dieser  Art,  —  gegen  Stockun- 
gen im  Unterleibe,  Verdauungsschwäche,  Blennorrhöcn, 
rheumatische  und  gichtische  Leiden,  Schwäche  und  Schmer- 
zen der  Glieder  nach  Verletzungen,  Caries,  Auftreibungen 
der  Knochen  und  Gelenke,  hartnäckige  und  bösartige 
Hautkrankheiten,  Kropf  und  andere  Drüsenanschwellungen, 
—  Malacarne  auch  gegen  Blasensteine.  Indessen  dürfte, 
aufser  ihrer  Wirksamkeit  gegen  diejenigen  Krankheitsfor- 
men, wo  salinische  Schwefelthermen  überhaupt  sich  heil- 
sam erweisen  (vergl.  Th.  I.  zweite  Aufl.  S.  258  ff.)  mit 
Rücksicht  auf  den  quantitativen  Reichtbuin  ihrer  Bestaml- 
theile  besonders  ihre  Wirkung  gegen  Haut-  und  Schleim- 
hautleiden, so  wie  gegen  scrophulöse  Pjskrasie  hervorzu- 
heben- sein. 

Von  dem  Mineralschlamm  und  seiner  Anwendung  ist 
bereits  gehandelt  werden,  vergl.  Th.  I.  zweite  Aufl.  S.  462  ff. 


'  849 

Leveroni,  trattato  dei  bagni  d'Acqui  in  Monferrato,  c  di  Vinay 
e  Valdieri  in   Picmontc.     Mondovi  1606. 

Aar.  Scassi,  breve  trattato  intorpp  all1  uso  delle  acque  e  dei 
fangin  d'Acqui      Tortona  1612. 

Franc.  Blesi,  Acqui  citta  antica  dcl  Monferrato.  Tortona  1614. 

Vi  ii  c.  M  a  1  aca  r  ue,  trattato  delle  Regie  terine  Acquesi.  To- 
rino  1778. 

—  —        —     corografia  georgica-jatrica  di  Acqui.    Torino 

17S8. 

Lesne,  notice  bistorique  et  statistique  sur  la  ville  d'Acqui  et 
ses  environs,  ses  eaux  thermales  et  ftitablissement  militaire  au  dela 
de  la  Bonnida.    Alexandrie  1807. 

Jos.  Mojou,  au'alyse  des  eaux  sulphureuses  et  thermales  d'Ac- 
quL     G&nes  18U8. 

Wid.  Mar.  Bolzoni,  de  thermarum  aquarum  Statiellarum  usu 
medico  Dissert.  iuaug.     Taurini  1810. 

Bouvicino  in:  Mem.  dell*  Accad.  di  Torino.  T.  XII.  p.  224. 

Biorgi,  autichitä  e  prerogative  d'Acqui  Staziella.  Tortona  lblS. 

Dictiounaire  des  sc.  med.  T.  XI.  p.  43. 

Dictiounaire  des  sc.  nat.  T.  XIV.  p.  106. 

Salzburger  Med.  Chir.  Zeituug.  1814.  S.  287. 

Menü  v.  Minutoli,  Abhandlungen  vermischten  Inhalts.  Berlin 
1816.  S.  132  ff. 

B.  Bertiui,  idrologia  minerale   a.  a.  0.  S.  104 — 123. 

Brandes,  Archiv.  Bd.  XXIX.  p.  177. 

Cinia  in :  Oinodei  Annali.  Ann.  1827.  p.  427. 

Patissier  et  Boutron-Charlard  a.  a.  O.  S.  188. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  4. 

Gioruale  delle  scieuze  mediche.     Torino  1840.  Jan.  p.  120. 

3.  Die  Thermalquellen  von  Valdieri^  die 
seit  langer  Zeit  berühmt  sind ,  liegen  in  einer  Lochst  ro- 
mantischen Gegend,  im  Gesso-Thale,  ungefähr  sechs  Stunden 
von  Cuneo  (Coni),  dem  Hauptorte  der  gleichnamigen  Pro- 
vinz, und  sind  mit  einem  gut  eingerichteten  Etablissement 
versehen,  das  in  einem  kleinen  Thale  am  Abhänge  des 
Matto  liegt.  Drei  der  Gebäude,  Alloggio  superiore,  Allog- 
gio  inferiore  und  Alloggio  dei  Paradiso  liegen  auf  dem 
linken  Ufer  des  Gesso,  ein  viertes  il  Baraccone,  auf  dem 
rechten,  am  Abhänge  des  Berges  la  Stella.  Die  schönen 
alten  Buchen  an  den  Abhängen  des  Matto ,  der  seine  wil- 
den, zackigen  Gipfel,  die  Zuflucht  des  Steinbocks,  bis  in 
die  Wolken  erhebt,  das  schäumende  Wasser  des  Gesso, 
der  dicht  bebüschte  Stella-Berg,  der  pyramidalische ,  jähe 


850 

Fels  S.  Gioanni ,  reizende  Spaziergänge  um  das  trefflich 
eingerichtete  Etablissement,  alles  vereinigt  sich,  um  den 
Aufenthalt  in  diesem  Bade  angenehm  zu  machen. 

Die  klimatischen  Verhältnisse  sind ,  trotz  der  hohen  Lage  der 
Bäder  —  1144  J/2  Metres  über  dem  Meere —  günstig:  in  den  heifse- 
sten  Tagen  steigt  das  Thermometer  nie  über  15°  R.,  und  fällt  selten 
unter  10°  R.,  das  Barometer  hält  sich  beständig  auf  24"  2"'.  — 

Auch  in  naturhistorischer  Hinsicht  ist  das  Gesso  -  Thal  interes- 
sant, da  es  eine  Menge  seltener  Pflanzen,  viele  Fossilien  und  Mi- 
neralien (Gold,  Silber,  Kupfer,  Bley,  kostbaren  Marmor  etc.)  darbie- 
tet. Auf  der  südlichen  Seite  der  Berge,  und  etwa  in  gleicher  Höhe 
mit  diesen  Bädern,  entspringen  die  Schwefelthermen  von  Roccabigliera 
in  der  Grafschaft  Nizza. 

Die  bedeutendsten  Quellen  der  Bäder  von  Valdieri 
entspringen,  in  geringer  Entfernung  von  einander  und  von 
dem  Etablissement,  an  dessen  südwestlicher  Seite  am  lin- 
ken Ufer  des  Gesso,  am  Fufse  des  Matto,  aus  einem  sehr 
harten,  klein  körnigen  granitischen  Gneus  und  werden  durch 
Röhren  nach  dem  Etablissement  geleitet.   Es  sind  folgende : 

1.  Sorgente  di  S.  Martino,  hat  die  Temp.  von  51°  R. 

2.  Sorgente  di  S.  Lorenzo       .        .        .        51    — 

3.  Sorgenti  dei  Polli  .        .        .         .        51    — 

4.  Sorgente  di  S.  Carlo    .        .        .        .        44    — 

5.  Sorgente  degli  antichi  fanghi  .        48     — 

6.  Sorgente  Vitriolata  .  *  .  19  — 
Aufser  dieser  Verschiedenheit  in  der  Temperatur,  ha- 
ben sämmtliche  bisher  genannte  Quellen  dieselben  physi- 
kalischen und  chemischen  Eigenschaften:  ihr  Wasser  ist 
sehr  klar,  trübt  sich  auch  beim  Erkalten  nicht,  und  bildet 
kein  Sediment;  in  Flaschen  aufbewahrt  wird  es  nach  eini- 
ger Zeit  etwas  dunkler,  und  setzt  sich  an  das  Glas,  dem 
Licht  ausgesetzt  bekommt  es  eine  gelbliche  Färbung;  der 
Geruch  ist  nach  Schwefelwasserstoffgas,  in  einiger  Entfer- 
nung schon  bemerklich,  schwindet  aber  beim  Erkalten; 
auch  der  Geschmack  ist  hepatisch.  Das  specif.  Gewicht 
ist  =  1,00084. 

Nach  G  i  o  b  e  r  t '  s  Analyse  enthalten  369  Grammi  Ther- 
malwassers : 


851 

Schwefelsaures  Natron      .        ;        ;        .        .  0,17250  Gram. 

Culornatrium       .        .        .        .        .        .        .  0,10655    — 

Chlorcalcium        .        .        .        .   *    .        .        .  0,02686    — 

Harzige  Substanz 0,00693    — 

Kieselerde         j unbestimmt 

Extractivstoff   ) 

0,31284  Gram. 

Kohlensaures  Gas 0,S48000  Kub.  Z. 

Schwefehvasserstoffgas 0,773333   —    — 

Aufser  diesen  Quellen  linden  sich  noch  6—7  von  ähnlicher  Natur, 
die,  weil  sie  an  dem  steilen,  zackigen  Rande  jjes  Gesso  entspringen, 
nicht  benutzt  werden;  zwei  von  ihnen,  die  gerade  unter  der  Vitrio- 
lata,  tief  im  Flufsbette  aus  einer  kleinen  Höhle  mit  grofser  Mächtig- 
keit hervorkommen ,  zeichnen  sich  durch  ihre  hohe  Temperatur 
(60°  R.)  aus. 

7.  Sorgente  Calda  purgante  oder  della  Mag- 
nesia, entspringt  mitten  unter  den  erwähnten  sechs  Quellen; 
ihr  Wasser  ist  durchsichtig,  bildet  keinen  Niederschlag-, 
riecht  wie  laues  Wasser,  schmeckt  etwas  bitterlich  und 
widerlich  und  hat  die  Temperatur  von  32°  R.  Das  speeif. 
Gewicht  ist  etwas  gröfser  als  das  des  reinen  Wassers.  Die 
Quelle  giebt  etwa  4  Litres  Wasser  in  der  Minute. 

Nach  Giobert  enthalten  369  Granuni  desselben: 

Schwefelsaures  Natron      .....        0,031S0  Gram. 

Chlornatrium       .......        0,02120    — 

Chlorcalcium       .        .        .        .        .      -.        .        0,00159    — 

0,05459  Gram. 

8.  Sorgente  di  S.  Lucia  verdankt  ihren  Namen  den 
ausgezeichneten  Wirkungen  ihres  Wassers  bei  Augen- 
krankheiten. Sie  ist  die  am  längsten  bekannte  Quelle ; 
die  ältesten  Schriftsteller  beschäftigen  sich  nur  mit  ihr, 
auch  hat  sie  zur  Entstehung  des  Etablissements  Veranlas- 
sung gegeben.  Sie  entspringt  auf  dem  rechten  Ufer  des 
Gesso,  am  Abhänge  der  Stella,  neben  dem  Baraccone, 
dem  ältesten  Theile  des  Etablissements,  das  schon  1755 
gebaut  wurde,  da  es  aber  nur  von  Holz  war,  1783  restau- 
rirt  werden  mufste;  als  es  im  Kriege  1794  ganz  zerfiel, 
wurde  es  nachher  neu,  schöner  und  gröfser  aufgebaut,  be- 
hielt aber  seinen  alten  Namen. 


852 

Das  Wasser  ist  weniger  klar,  als  das  der  jenseitigen 
Quellen,  hat  eine  gelbliehe  Farbe  und  fühlt  sich  fettig 
an  (beides  rührt,  nach  Giobert,  von  einem  gröfseren  Ge- 
halt an  bituminöser  Substanz  her) ;  es  riecht  und  schmeckt 
schwach  hepatisch  und  hat  die  Temperatur  von  28°  R. 

Die  chemischen  Bestandteile  dieses  Wassers  sind 
dieselben,  wie  die  der  sechs  ersten  Quellen. 

Da  das  Wasser  dieser  Quelle  für  diesen  Theil  des 
Etablissements  nicht  hinreichend  ist  (sie  giebt  nur  75 
Litres  Wasser  in  der  Stunde),  so  wird  vermittelst  einer 
hölzernen  Röhre  die  für  den  Baraccone  erforderliche  Quan- 
tität Thermalwasser  aus  den  jenseitigen  Quellen  quer  über 
den  Gesso  geleitet. 

Aufserdem  benutzt  man  den  Mineralschlamm,  gleich  dem 
von  Acqui,  und  den  Schimmel,  der  sich  auf  dein  Gestein  findet,  über 
das  die  Tiiermahvasser  biuflielsen.  Er  besteht  nach  Allion i  (Frora 
Pedemontana,  vol.  II.,  pag.  334.,  n.  2639)  aus  der  Ulva  labyrinthifor- 
mis  L. ;  seine  Farbe  ist  verschieden,  je  nach  dem  Alter  der  Pflanze 
und  der  Temperatur  des  Wassers;  anfangs  ist  sie  weifslich,  später 
wird  sie  schön  roth,  geht  dann  allmählig  in  gelb  und  zuletzt  in  schwarz 
über.  Unter  dem  Mikroskop  betrachtet,  zeigt  er  eine  zahllose  Menge 
von  Thierehen,  die  trotz  der  hohen  Temperatur  (44 —  51°  R.)  in  ihm 
leben.  Auf  Kohlen  geworfen  brennt  es  knisternd,  und  verbreitet  einen 
Geruch  nach  animalischen  Substanzen.  Die  Asche  desselben  enthält 
salzsaures  und  schwefelsaures  Natron  und  Kalkerde,  zuweilen  Eisen- 
oxyd ;  bei  der  Destillation  entwickelt  sich  kohlensaures  Ammoniak, 
dann  schwefelsaures  Gas,  kohlensaures,  und  Schwefelwasserstoffgas. 

Die  Mineralwässer  von  Valdieri  werden  innerlich  — 
namentlich  die  S.  Yitriolata  und  die  S.  Calda  purgante 
—  und  äufseiiich  angewendet.  Man  rühmt  sie  vorzüglich 
gegen  alle  Hautausschläge,  gegen  rheumatische  und  gich- 
tische Beschwerden,  Krämpfe,  Lähmungen,  Steifheit,  Auf- 
treibungen und  Deformitäten  der  Gelenke,  Knochenge- 
schwülste, Ophthalmien  mit  Exulcerationen;  ferner  gegen 
Stockungen  im  Unterleibe,  Gallen-  und  Blasensteine;  nach 
Giobert  sind  in  den  letzteren  Fällen  auch  Injectionen 
von  Nutzen  gewesen. 

Barth.  Viot  aClivolode  balueorum  naturalium  viribus  libri  IV. 
Lugduui  1552. 


853 

Franc.  Gallina,  tractatus  de  balncis  Vinadii  et  Valdieri  npud 
Pedemontanos.     1575. 

Audr.  Baccius,  de  thermis  omuibus.     Venct.  1588.  p.  230. 

Bianznlle,  della  natura  e  qualitä  de1  bagni    di  Vaudier  e   Vi- 
nadio.   Torino  1603 

S  i  m.  Ant.  L  e  v  e  r  o  n  i ,  trattato  de1   bagni  di  Acqui   in  Monfcr- 
rato,  e  di  Vinny  e  Valdieri  in  Piemonte.     Mandovi  1606. 

Carlo  Arpino,   trattato    de'    bagni    di    Veuadio    e   Valdieri   in 
Piemonte.     Torino  1613. 

—  —  Synopsis  regionis  Pedemontanae  et  Alpium  ambien- 
tium  etc.   (o,  J.) 

Caranta,  de  balneis  Vaudier.     1623. 

Franc.  Barisano,  la  Piscina  salufare  in    Piemonte   ne1  bagni 
di  Valdieri.     Torino  1674. 

Joan.    Fantoui    de    tbermis    Valderianis   Dissertationea    duac. 
Genevae  1725. 

J.  Ant.  Giobert,  des  eanx  sulfureuses    et   thermales    de  Vau- 
dier.    Turin  1793. 

Memorie  della  R.  Accad.  delle  Scienze  di  Torino.  T.  VI.  p.  191. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  S.  175 — 189. 

4.  Die  T 'her mal quellen  von  Vinadio  haben 
ihren  Namen  von  einem  im  Stura-Thale,  am  linken  Ufer 
der  Stura  und  vier  Miriam etres  südwestlich  von  Coni  und 
ein  Miriametre  westlich  von  Demonte  liegenden  Orte,  und 
sind  mit  einem  Etablissement  versehen,  das  sich  ungefähr 
drei  Stunden  Weges  oberhalb  von  Vinadio  in  einem  600  Me- 
tres  langen  und  350  Metres  breiten,  halbmondförmigen, 
nach  Süden  geneigten  Thale  befindet.  Dies  Thal  wird 
von  zwei  kleinen  Bächen,  Ischiator  und  Corborant  bewäs- 
sert, die  dem  Etablissement  gegenüber  mit  einem  dritten 
in  das  Thal  fliefsenden  den  Rivo  de'  Bagni  bilden. 

Die  Thermalquellen  entspringen  in  geringer  Entfer- 
nung von  einander  aus  Quarz  am  Fufse  eines  Berges,  Oliva 
genannt,  und  werden  vermittelst  Röhren  in  das  Etablisse- 
ment geleitet.  Es  sind  folgende  acht,  von  denen  die  sie- 
ben ersten  oberhalb  der  Bäder  entspringen,  die  achte  un- 
terhalb derselben  aus  einem  gemauerten  Gewölbe  her- 
vorkommt : 

1.  Sorgente  della  Cappella,  hat  dieTemp.  von    36°  R. 

2.  S.  della  stufa,  che  va  in  eucina      .        .        50    — 


854 


3.  S.  della  stufa  del  Quartiere 


54°  R. 


4.  S.  laterale  nella  rocca    ....        25     — 

5.  S.  superiore  nella  rocca  .         .         .         48     — 

6.  S.  del  fango    .  .         .         .        .         50     — 

7.  S.  inferiore  nella  rocca  ....         46    — 

8.  S.  della  Maddalena.  .  .  .  .  38  — 
Diese  Verschiedenheit  in  der  Temperatur  ausgenom- 
men haben  alle  diese  Quellen  dieselben  physikalischen  Ei- 
genschaften :  ihr  Wasser  ist  äufserst  klar,  perlt  stark  beim 
Schütteln,  setzt  in  Flaschen  aufbewahrt  und  der  Luft 
ausgesetzt,  an  und  wird  schleimig,  bildet  aber  in  genau 
verschlossenen  Gefäfsen  kein  Sediment;  es  fühlt  sich  kleb- 
rig und  fettig  an,  schmeckt  stark  nach  schwefelsaurem  Kali , 
und  riecht  wie  bebrütete  Eier.  An  den  Wänden  der  Kanäle 
und  Gewölbe  finden  sich  feste  Stalaktiten  aus  schwefel- 
saurer und  kohlensaurer  Kalkerde,  und  salinische  Efiflores- 
cenzen,  die  aus  Chlornatrium,  schwefelsaurem  Natron, 
schwefelsaurer  und  kohlensaurer  Kalkerde  bestehen.  Das 
speeif.  Gewicht  ist  =  1,0012. 

Die  chemischen  Bestandteile  in  dem  Wasser  dieser 
Quellen  sind  gleichfalls  dieselben.  Nach  Fontana's  Ana- 
lyse vom  J.  1786  enthalten  369  Grammi  desselben: 

Chlorkalium        .        .        .        .        .        .-       .  0,21969  Gram. 

Cblorcalcium       .        .        .        ,        .        .-  j,,.  0,13368    — 

Kohlensaures  Natron 0,02668    — 

Schwefel 0,05336    — 

Thonerde 0,01325    — 

0,44666  Gram. 
Schwefelwasserstoffgas 3,0  Kub.  Z. 

Das  Mineralwasser  wird  innerlich  —  besonders  das 
der  Quelle  della  Maddalena,  die  ungefähr  220  Litres  Was- 
ser in  der  Stunde  giebt,  —  und  äufserlich  angewendet. 
Man  empfiehlt  es  namentlich  gegen  spasmodische  Leiden, 
Hypochondrie,  Hysterie,  Stockungen  in  den  Unterleibsein- 
geweiden, Koliken,  Brustkatarrhe,  Diarrhöen,  Dysenterien, 
Leukorrhöen,  Gelbsucht,  Phthisis  in  verschiedenen  Sta- 
dien, verschleppte  und  hartnäckige  Wechselfieber,  Oph- 
thal- 


855 

thalmien,  Lähmungen,  gichtische  und  rheumatische  AfTec- 
tionen,  scorbutische  Geschwüre,  Flechten  und  Krätze. 

Auch  des  Mineralschlamms  und  des  Schimmels  bedient 
man  sich  mit  Erfolg. 

S  p  i  r.  Rain  au  do,  breve  racconte  delle  acque  mirabili  de1  bagni 
di  Venaglio.     Milano  16S1. 

J.  A  n  t.  Mar  in  i  tliermarum  Vinadensium  enclieircticae  sytitaxis 
specimen  priinum,  iu  :  Memorie  dell'  Accad.  R.  dellc  scienzo  di  Torino. 
T.  IV.  p.  81. 

Gio.  Ant.  Marino,  delle  acque  termali  di  Vinadio.  Torino  1775. 

Jean  Fontana,  analyse  des  eaux  thermales  de  Vinay.  Turin 
1786. 

Memorie  dell'  Accad.  R.  delle  scienze  di  Torino.  T.  VII.  p.  92. 

Destombes,  annuaire  statistique  du  D£p.  dr  la  Stura  pour  Tan 
1S06.  Coni.  p.  47.  165. 

B.  Bertini,  idrologia  mineralc  a.  a.  0.  S.  191  —  200. 


Hieran  schliefsen  sich '. 

1.     In  der  Poviuz  Aosta: 

Die  Mineralquelle  von  St.  Vincent  entspringt  733  Metres 
von  diesem  im  Bezirk  von  Chatillon,  41/,  Miriametrcs  von  Aosta  und 
3  Miriametres  von  Ivrea  an  der  Strafse  von  Ivrea  nach  Aosta,  2'/2 
Kilometres  von  Chatillon  und  am  Furse  eines  hohen  Berges  liegenden 
Dorfe,  in  der  Valle  di  Vagnod.  Das  sehr  reichlich  quellende  Was- 
ser sammelt  sich  in  einem  Behälter,  von  dessen  Grunde  viele  Gas- 
blaseu  aufsteigen,  und  röthet  das  Gestein,  über  welches  es  hinläuft. 
Es  ist  klar  und  durchsichtig,  bat  den  Geruch  der  kohlensauren  Ge- 
wässer, schmeckt  pikant  eisenhaft  und  salzig,  und  bat  die  Tempera- 
tur von  10°  R.  bei  17°  R.  der  Atmosphäre. 

Es  enthält  nach  der  Analyse  von  Gioannctti   in  369  Grammi: 

Kohlensaures  Gas 0,84452  Gram. 

Schwefelsaures  Natron        .        .        .        .    ■     .  1,40443     — 

Natron 0,43707     — 

Chlornatrium 0,18650    — 

Kalkerde 0,43124    — 

Thonerde 0,04980    — 

Eisen 0,00742     — 

3,3609S  GranV 

Es  wird  ge°;en  Stockungen   im  Unterleibe,    Hypochondrie,   Hj'ste- 
rie,    Chlorosis,   Wassersucht,    Lähmungen,   Zittern  und  Schwäche  der 
Glieder,  und  Hautkrankheiten  empfohlen,   gleich  den  Quellen  La  Vic- 
III.  Theil.  lü 


toi.ro.' und  La  Mar-gu erste  von  Courmayeur  (S.  841).  Gionnnetfi 
versichert,  ausgezeichnete  Wirkungen  von  tliesem  Mineralwasser  hei. 
Leukophlcgmasien ,  gichtischen  und  rheumatischen  Leiden ,  invete- 
rirten  periodischen  Fiebern-  und  den  gröfsten  Kröpfen  gesehen  zu 
liahen.  Gleichwohl  wird  es  jetzt  wenig  benutzt,  tlieils  weil  grotse 
Bergstürze  die  Quelle  zu  verschütten  drohen,  the.il  weil  das  arm- 
selige Dorf  St.  Vincent  für  Fremde  gar  wenig  Bequemlichkeiten  dar- 
bietet. 

Gioannetti,  analyse  des  eaus  de  St.  Vincent  et  de  Courma- 
yeur.  Turin  1779. 

B.  Bert  in  i,  idrologia  minerale  a.  a,  0.  p.  156. 

2.  In  der  Provinz  Ossola: 

Die  Thermal  quelle  von  Cr  av  egg  ia  entspringt  im  Vegezzo- 
Ttial,  Bezirks  voii  S.  Maria  Maggiore,  etwa  4  Stunden  südöstlich  von 
diesem  Orte  aus  Quarz,  und  fliefst  nach  kurzem  Laufe  in  den  Fiume 
del  acqua  calda,  auf  dessen  entgegengesetztem  Ufer,  und  dieser  Mi- 
neralquelle gerade  gegenüber  sich  eine  andere  in  Hinsicht  ihrer  phy- 
sikalischen Eigenschaften  wie  chemischen  Bestandteile  ganz  ana- 
loge Mineralquelle  findet.  Diese  mehrfach  erwähnte  Quelle  ist  zu- 
erst von  Ragazzoni  genauer  beschrieben  und  untersucht  worden. 
Sie  fliefst  in  ein  steinernes,  von  einer  armseligen  Hütte  überdecktes 
Becken,  mit  einer  Mächtigkeit  von  500  Litres  in   der  Stunde. 

Das  Wasser  ist  klar  und  durchsichtig,  geruchlos,  von  unangeneh- 
mem, ölartigem  Geschmack,  zeigt  keine  merkliche  Veränderung,  noch 
einen  Niederschlag,  wenn  es  in  offenen  ödor  verschlossenen  Gefäfseu 
aufbewahrt  wird  und  hat  die  Temperatur  von  22°  R.,  das  speeif.  Ge- 
wicht ist  dem  des  destillirten  Wassers  fast  gleich. 

Nach  Ragazzoni's  Analyse  enthalten  3,074  Kilogr.  dieses  Was- 
sers ungefähr  1,334  Gram,  schwefelsaure  Thonerde,  und  eine  geringe 
Quantität  schwefelsaure  Kalkerde. 

Das  Wasser  hat  sich  innerlich  und  üufserlich  wirksam  bewiesen, 
namentlich  wird  es  gegen  Atonie  der  Verdauungsorgane,  Skropheln, 
Rhachitis,  skrophulöse  Drüsenanschwellungen  und  Augenentzündungen, 
chronische  Rheumatismen  und  Gicht,  Lähmungen,  bösartige  Hautaus- 
schläge u.  s.  w.  empfohlen.  Die  ungünstige  Lage  und  der  äufserst 
beschwerliche  Weg  von  Craveggia  nach  der  Quelle  hindert  einen 
gröiseren  Zuspruch. 

Rocco  Ragazzoni,  Analisi  ed  osservazioni  sulle  acque  ter- 
mali  di  Craveggia.    Novara  1816. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  205. 

3.  In  d er  Provinz   Ivrea: 

Die  Mineralquelle  von  Ceresole  (Bezirks  von  Pont),  von 
den  Leuten  der  Gegend  Acqua  rossa,  auch  A.  brusca  genannt, 
entspringt  ungefähr  V/„  Kilometre  nördlich  von  diesem  Dorfe^    und 


857 

dicht  (1  Metre)  am  rechten  Ufer  der  Orba,  die  auch  die  Quelle  leicht 
Überfluther.  Das  Wasser  dieser  vou  einer  reichlichen  Gasentwicke- 
lung begleitenden  Quelle  ist  zuerst  1S20  vou  Bertini  uud  Cantu 
untersucht  worden:  es  ist  sehr  klar,  geruchlos,  peilt  stark,  und  hat 
einen  sehr  pikanten  und  salzigen  Geschmack;  die  Temperatur  ist  um 
einige  Grade  niedriger,  als  die  der  Atmosphäre,  das  spec.  Gewicht 
wenig  von  dem   des  gewöhnlichen  Wassers   unterschieden. 

Es  enthält  nach  Bertini  uud  Cantu  freie  Kohlensäure  in  gros- 
ser Menge,  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  kohlensaures  Natron, 
kohlensaures  Eisenox}  dul,  schwefelsaures  Natron,  Chlormagncsium 
uud  etwas  Kieselerde. 

Das  Wasser  wird  seit  langer  Zeit  von  den  Bewohnern  der  Um- 
gegend dei  Dyspepsie  und  Atoiiie  der  Verdauuugsorgane  mit  gutem 
Erfolge   getrunken. 

B.  Bertini,  idrologia  nimerale  a.  a.  0.  p.  201 


4.     In   der  Provinz  Casale: 

Die  Miner  alquelle  von  C alliano,  la  Pirenta,  auch  il 
Frofondo  genannt,  entspringt  2  Kilometres  südwestlich  von  diesem 
im  Bezirk  vou  Tonco  gelegenen  Orte  aus  einem  vou  Tuffboden  umge- 
benen, äufserst  tiefen  Sumpfe.  Sie  ist  von  einer  hölzernen  Einfas- 
sung umgeben,  aus  der  eine  Röhre  von  17  Cent.  Höhe  und  25  Cen- 
tim.  Breite  das  sehr  reichlich  fliefsende  Wasser  herausführt.  Die 
Wände  der  Rinne  sind  mit  einer  weifslichen,  schwefelhaltigen  Inkru- 
station überzogen,  der  Boden  mit  einem  schwärzlichen,  nach  Schwefel 
riechenden  Schlamme  bedeckt.  Das  Wasser  ist  sehr  klar,  riecht,  na- 
mentlich im  Sommer  und  Nachts  so  stark  nach  Schwefelwasserstoff- 
gas, dafs  man  es  selbst  in  Calliauo  und  Castel- Alfieri  (21/.,  Kilomet. 
entferut)  bemerkt,  hat  einen  süfslich-hepatischen  Geschmack  und  nach 
Giordano  die  Temperatur  von  12,5°  R.  bei  18°  R.  der  Atmosphäre, 
das  spec.  Gewicht  von  322: 314. 

Früher  von  Brez6,  neuerlich  (1834)  von  Giordano  analysirr, 
enthält  es  nach  Letzterem  in  füuf  Pfuud: 


Kohlensaure  Kalkerde 

Doppeltkohlensaure  Talkerde 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Thouerde 

Schwefelsaure  Talkerdc 

Chlormagnium 

Chloreisen 

Salpetersaures  Kali 

Kieselerde 

Organische  Materie 


lii 


2G,00  Gr. 
16,00  — 
69,00  — 

4,00  — 

6,00  — 
11,05  — 

4,19  — 
12,00  — 

6,00  — 
Spuren 
155,00  Gr. 
2 


858 

Schwefelwasscrstoffgas 13,00  Kub.Z, 

Kohlensaures  Gas 10,25    — 

Stickgas 10,60    — 

"33^85  Kub.Z. 

Das  Mineralwasser  hat  seit  langer  Zeit  den  Ruf,  gegen  Hautaus- 
schlage, namentlich  Flechten  und  Krätze  wirksam  zu  sein.  Es  wird 
gleichfalls  mit  Nutzen  sowohl  innerlich,  wie  als  Bad  gegen  Pellagra, 
Asthma,  Hysterie  und  manche  Kachexien  angewendet.  Der  Mineral- 
schlamm hat  sich  bei  Schwäche  und  Torpor  der  Extremitäten  nach 
Brüchen  und  Verrenkungen  bewährt. 

Die  Mineralquelle  ton  MuTiscngo  (Bezirk  von  Montiglio), 
auch  unter  dem  Namen  la  Pirenta  di  Murisengo  bekannt,  ent- 
springt etwa  ein  Kilometre  östlich  von  Murisengo  am  Fufse  des  Mon- 
telungo  aus  Kalkstein  mit  grofser  Mächtigkeit.  In  der  Nähe  der 
Quelle,  deren  Wasser  durch  eine  eiserne  Röhre  in  zwei  steinerne 
Bassins  fliefst  und  aus  diesen  in  einige  zum  Flachsrötheu  benutzte 
Gruben  geleitet  wird,  bemerkt  man  einen  schwärzlichen  Schlamm, 
ähnlich  dem  der  Mineralquelle  von  Calliano.  Das  Mineralwasser  ist 
Anfangs  klar,  wird  aber  bald  trübe,  fühlt  sich  fettig,  seifenartig  an, 
riecht  sehr  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat  einen  bald  mehr, 
bald  weniger  hepatischen,  bittern,  etwas  salzigen  Geschmack,  verliert 
in  kurzer  Zeit  Geruch  und  Geschmack,  selbst  in  genau  verschlosse- 
nen Gefäfsen,  und  hat  im  Sommer  eine  niedrigere  Temperatur,  als 
die  Atmosphäre;  das  speeif.  Gewicht  ist  etwas  grofser,  als  das  des 
gewöhnlichen  Wassers. 

Es  ist  zuerst  von  Fontana  1792,  und  dann  von  De  Levis 
analysirt  worden :  nach  Letzterem  enthält  es  kohlensaures  Gas, 
Schwefelsäure,  Schwefel,  Kalkerde,  Thouerde  und  alkalinische  Salze, 
unter  diesen  Salpeter  und  Magnesia. 

Das  Mineralwasser  wird  mit  günstigem  Erfolg  gegen  Flechten, 
Krätze  und  ähnliche  Hautausschläge,  Oedema,  so  wie  gegen  Stockun- 
gen im  Unterleibe,  Appetitlosigkeit,  Hypochondrie  verordnet.  Bajet 
hat  es  auch  gegen  mancherlei  Leiden  des  Drüsensystems  und  Krank- 
heiten nach  unterdrückten  Hautausschlägen  wirksam  gesehen.  —  Die 
Quelle  wird  sehr  häufig  besucht,  das  Wasser  theils  an  Ort  und  Stelle 
getrunken,  theils  nach  andern  Orten  geholt. 

Die  Mineralquelle  von  Vignale,  la  Fontana  dell' 
Arb  genannt,  entspringt  au  den  Abhängen  der  das  Grana-Thal  süd- 
lich begrenzenden  Höhen,  2*/2  Kilometres  südöstlich  von  Vignale,  mit 
grofser  Mächtigkeit.  Ihr  Wasser,  das  sich  in  einem  viereckigen,  um- 
mauerten Bassin  sammelt,  ist  undurchsichtig,  milcharfig,  und  in  Hin- 
sicht auf  Geruch,  Geschmack,  Temperatur  und  speeif.  Gewicht  den 
Wässern  von  Lu,  S.  Salvadore  und  Calliano  ähnlich ;  jedoch  ist  der 
Geruch  nur  an  der  Quelle  bemerklich  und  verliert  sich  bald. 


859 

Nach  einer  im  J.  1793  angestellten  Analyse  enthalten  738  Gram, 
dieses  Mineralwassers: 

Chlornatrium ,  7,73740  Gram. 

Chlormagnesium 0,32000    — 

Chlorcalcium 1,72776    — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,13350    — 

~979TS66  Gram. 

Kohlensaures  Gas 7,0Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas        .        ,        ,        .        .        1,0    — 

Es  wird,  wie  die  ähnlichen  kalten  Schwefelwasser,  angewandt. 
Nach  Gatti  soll  es  auch,  innerlich  genommen,  gegen  Hautausschläge 
wirksam  sein. 

Das  Mineralwasser  von  Villadeati  entspringt  ungefähr 
21/.,  Kiiometres  von  diesem  Orte,  am  Fufse  eines  jähen  Felsens,  der 
in  dem  engen  Thale  liegt,  welches  die  beiden,  5U0  Metres  von  der 
Quelle  entfernten  Weiler  Lussato  und  Cardona  trennt.  Die  Quelle, 
die  etwa  200  Litres  Wasser  in  24  Stunden  giebt,  ist  nur  von  Ber- 
ti ui  beschrieben:  nach  ihm  ist  sie  in  Hinsicht  ihrer  physikalischen 
Eigenschaften  den  übrigen  kalten  Schwefelquellen  der  Provinz  Casale 
analog,  nur  von  schwächerem  Geruch  und  Geschmack,  als  diese.  Eine 
Analyse  des  Mineralwassers  ist  nicht  bekannt,  auch  wird  es  nicht 
benutzt. 

Dana,    theses  ex  materie  medica  regni  mineralis  ad  annum  1787. 

De -Levis,    la  Pirenta  di  Murisengo  ec.  Carmagnola  1793. 

—  —  sulle  Pirenta  Murisenghina  nuove  osservazioni  ed  espe- 
rienze.  Torino  1794. 

B.  Bertiui,  idrologia  miuerale  a.  a.  O.  p.  164  — 174. 

De-Rolandis  in:  Repert.  med.  chirurg.  del  Piemonte.  Ottobr. 
1834. 

A.  Giordano  in:  Journ.  de  Cuiinie  med.  Paris  1835.  Jan.  p.  24. 

5.     In  der  Provinz  Turin: 

Die  Mineralquelle  von  Castiglione  (Bezirk  von  Gassino) 
entspringt  1  Kilometre  südöstlich  von  Castiglione  auf  der  rechten 
Seite,  und  etwa  ein  Metre  über  dem  Bette  des  Rio  di  Bardassano, 
vielleicht  40  Metres  von  der  Strafse,  die  von  Castiglione  nach  Bar- 
dassano führt.  Das  Wasser  dieser  Quelle  ist  vollkommen  klar  und 
durchsichtig,  riecht  selbst  auf  20  —  30  Metres  Entfernung  nach  Schwe- 
felwasserstoffgas, hat  einen  hepatischen,  leicht  säuerlichen  Geschmack, 
und  eine  niedrigere  Temperatur,  als  die  der  Atmosphäre.  Es  bildet  ein 
weifsliches  Sediment  auf  seinem  Laufe.  Nachßertini  und  Cantu, 
die  es  zuerst  (1S22)  untersuchten,  enthält  es  Schwefelwasserstoffgas, 
kohlensaures  Gas,  Chlornatrium,  Chlormagnesium,  Chlorcalcium,  schwe- 
felsaures Natron  und  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  und  ist  wie 
ähnliche  kalte  Schwefelquellen  iudicirt. 


Die  Mineralquelle  von  Lampiano  entspringt  im  westli- 
chen Tiieile  des  etwa  ein  Kilometre  südwestlich  vou  Rivalba,  im  Be- 
zirk von  Gassino  liegenden  kleinen  Lampiano -Thaies,  auf  der  lin- 
ken Seite  eines  Baches,  la  Papurella  genannt,  aus  Tuffgestein.  Das 
Wasser  ist  nach  Bertini  und  Cautü,  die  es  zuerst  untersucht  ha- 
ben (1820),  sehr  klar,  von  einem  sehr  intensiven  Schwcfelkalium-Ge- 
ruch,  der  namentlich  im  Sommer  schon  in  ziemlich  weiter  Entfer- 
nung bemerkbar  ist,  von  fauligem  Geschmack ;  es  perlt  nicht,  und  hat 
eine  Temperatur  von  8  — 10°  R.,  das  specif.  Gewicht  ist  etwas  grö- 
i'ser  als  das  des  destillirten  Wassers.  Es  enthält  nach  den  Obigen 
Wasserstoffgas,  Schwefel-  und  kohlensaures  Natron,  Chlormagnesium 
und  kohlensaure  Kalkerde  und  wird  wie  ähnliche  kalte  Schwefehvas- 
ser  empfohlen. 

Die  Acqua  della  Frera  entspringt  etwa  ein  Kilometre  von  Mez- 
zenile,  einem  im  Bezik  von  Ceres  gelegeneu  Orte,  46  Metres  über 
dem  rechten  Ufer  der  Stura  aus  thonigem  Kies,  mit  einem  Wasser- 
strahl von  1  Zoll  und  von  einer  starken  Gaseutwickelung  begleitet. 
Das  Wasser  ist  äufserst  klar,  geschmack-  und  geruchlos  und  von  einer 
um  einige  Grade  niedrigeren  Temperatur  als  die  der  Atmosphäre.  Ob- 
wohl sie  von  Einigen  als  schwefelwasserstoffgashaltig  u.  s.  w.  bezeich- 
net wird,  so  enthält  sie  nach  Bertini  doch  nur  viel  atmosphärische 
Luft,  und  durchaus  keine  saliuische  Substanzen.  Gleichwohl  soll  sie 
hei  Dyspepsie,  Chlorose  und  hartnäckigen  Quartanfiebern  nützlich  sein. 

Eine  andere  ebenfalls  als  schwefelhaltig  bezeichnete  Quelle,  Ac- 
qua del  Pianardo,  die  auf  dem  Territorium  von  Mondrone,  im 
Bezirk  von  Ceres,  entspringt,  ist  auch  nur  ein  sehr  reines  Trinkwas- 
ser nach  Bertini. 

Die  Acqua  di  Santa  Fe  de  entspringt  4  Kilometres  westlich 
von  Cavagnolo  (Bezirk  von  Brusasco)  in  dem  nach  einem  ehemaligen 
Kloster  so  genannten  Thale  von  S.  Fede,  aus  Schieferfelsen,  und 
sammelt  sich  in  einem  künstlichen  in  den  Felsen  gehauenen  Becken. 
Das  Wasser,  welches  die  gewöhnlichen  physikalischen  Eigenschaften 
der  schwefelhaltigen  Wasser  zeigt,  enthält  nach  einer  1815  von  La- 
vini angestellten  Analyse  eine  beträchtliche  Menge  Schwefelwasser- 
stoffgas, kohlensaures  Gas,  atmosphärische  Luft,  schwefelsaures  Na- 
tron, etwas  kohlensaures  Natron  und  Spuren  von  Kieselerde.  Eine 
medizinische  Anwendung  des  Mineralwassers  ist  nicht  bekannt. 

Die  Mineralquelle  von  S.  Genesio  entspringt  wenige 
Schritte  von  einer  alten  dem  Heiligen  dieses  Namens  geweihten  Kirche, 
225  Metres  nördlich  von  Castagneto ,  einem  im  Bezirk  von  Gassino, 
2l/2  Miriametres  östlich  von  Turin  auf  dem  Gipfel  eines  Berges  und 
am  rechten  Ufer  des  Po  gelegenen  Orte,  Sie  giebt  über  1  Kilogramm 
Wasser  in  der  Minute,  das  sich  in  zwei  runden  Becken  innerhalb  ei- 
nes kleinen  Gebäudes  sammelt,  aus  denen  es  vermittelst  eines  unter- 


861 


irdischen  Abzugs  in  eine  Grube  fliefst«  Es  ist  Anfangs  üufscrst  klar, 
bekommt  aber,  beim  Stehen  an  der  freien  Luft,  eine  Milchfarbe,  riecht 
sehr  intensiv  hepatisch  ,  hat  einen  salzigen  Schwefelgeschmack ,  und 
die  Temperatur  von  9 — 11°  R.  Das  spccif.  Gewicht  ist  =  3l5'/.j; 
313 '/..,.  Es  läfst  auf  seinem  Laufe  ein  weifsliches,  schwefelhaltiges 
Sediment  zurück. 

Nach  de  Breze  enthalten  1,475  Kilogramm  des   Wassers: 


Schwefel      .         .         . 
Kohlensaures  Natron 
Chloruatrium       .         . . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Kieselerde  . 

Schwefelwasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas 
Atmosphärische  Luft 


0,07950  Gram.  " 
2,3539!)  — 
3,21955  — 
0,06519  — 
0,05300  — 
0,01431  — 
5,78515  Gram. 

.14*0  Kuh.  Z. 

10,0    —   — 
0,2 


Cantu  fand  in  demselben  auch  Jodine,  und  später  Buniva 
und  Lavini,  aufser  den  von  Breze*  aufgefundenen  Bestandteilen, 
jodiusaures  Natron,  Sauerstoffgas,  Stickgas   und  Alaun. 

Das  Mineralwasser  von  S.  Genesio  hat  einen  hohen  Ruf  und 
wird  innerlich  und  äufserlich  mit  grofsem  Erfolge  angewandt;  na- 
mentlich rühmt  man  es  gegen  Asthma  und  ähnliche  krampfhafte  Brust- 
leiden,  Stockungen  der  Abdoiniual-Eiugeweide,  scrophulöse  und  an- 
dere Drüsenanschwellungen,  besonders  Kropf,  ferner  gegen  Hautaus- 
schläge und  alle  Krankheiten,  bei  denen  dergleichen  Schwefelwässer 
iadizirt  sind. 

Es  wird  nicht  nur  an  Ort  und  Stelle  gebraucht,  sondern  auch 
versandt. 

J.  Fantoni  de  aquis  ad  fauuin  S  Genesii  dissertatio.  Genevae 
1725;  —  173S 

G.  Mazzi,  traduzione  del  Manuale  di  Cliimica  di  Bäumt;.  Tom. 
II.  p.  224. 

De  Breze*  in:  Memcrie  dcll1  Accad.  R.  delle  scienze  di  Torino, 
T.  VIII.  p.  22. 

Dana,  thescs  ex  materie  med.   regui.'miu.  ad  auuum  1787. 

Annales  de  Chimie.  T.  IV.  p.  167. 

Opuscoli  scelti  sulle  scienze  e  sulle  arti.  T.  X.  p.  3S7. 

Brugnatelli,  Farmacopea  generale.     I'avia  1814.  T.  I    p.  73. 

Accum,  trattato  pratico  per  fuso  cd  upplicazioue  dci  reagcuti 
chimici.     Milano  1819.  T.  II.  p.  155. 

Dictionnaire  des  sc.  med.  T.  XLIX.  p.  391. 

Pozzi,  Dizionario  di  Fisica  e  Ckiimca.  Milano  1820.  T.  L 
p.  3S8. 

B    Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  O.  S.  216—225. 


862 

6.  In  der  Provinz  Pinerolo: 

Die  Mineralqu eile  von  Bibiana  (Bezirk  von  Cavour)  ent- 
springt ungefähr  750  Metres  von  diesem  Orte,  am  Fufse  des  Monter- 
sino  und  auf  der  rechten  Seite  der  nach  Bagnolo  und  Bärge  führen- 
den Strafse.  Diese  unter  dem  Nameu  Fontana  della  Sahitä  bc- 
kannte ,  zu  den  Eisenwassern  gehörende  Quelle  wurde  in  Folge  der 
günstigen  Wirkungen  ihres  Wassers,  die  König  Carl  Emanuel  III. 
liebst  seinen  Töchtern  von  dem  anhaltenden  Gebrauch  desselben  er- 
fuhr, zuerst  mit  einem  hölzernen  Etablissement,  später  mit  einem  stei- 
nernen Gebäude  versehen,  in  dem  sich  das  Mineralwasser  iu  zwei 
Marmor-Becken  sammelte.  Auch  dieses  zerfiel  während  des  letzten  Krie- 
ges und  die  Quelle  ist  fast  ganz  verschüttet.  Nach  Regis  ist  das 
Wasser  Anfangs  klar  und  durchsichtig,  bedeckt  sich  aber  nach  eini- 
ger Zeit  mit  einem  schillernden  Häufchen,  und  bildet  ein  ocherartiges 
Sediment;  es  perlt,  ist  geruchlos,  von  eisenhaftem  Geschmack.  Nach 
Bertini  enthält  es  nur  ein  wenig  Chlornatrium  und  eine  ganz  ge- 
ringe Quantität  Eisen.  Es  soll  sich  namentlich  gegen  Stockungen  im 
Unterleibe  und  daraus  folgende  Wassersucht,  Atonie  des  Magens,  Hy- 
pochondrie, Amenorrhoe  wirksam  bewiesen  haben. 

Die  Mineralquellen   von  Bricherasio'. 

a.  ha  Bassa  dcl  Vecchio  entspringt  am  Fufse  der  westlich 
von  Bricherasio  gelegenen  Höhen,  ungefähr  3  Kilometres  von  diesem 
Orte,  an  einer  sumpfigen  Stelle  mit  einem  Wasserstrahl  von  2  Zoll; 
ihr  Wasser  ist  klar,  geruchlos,  vou  eisenhaftem  Geschmack  und  bildet 
einen  ocherartigen  Niederschlag ;  Bonvicino  nennt  die  Quelle  einen 
Eisensäuerling  von  auflösender  Wirkung,  Dana  bezeichnet  sie  als 
eisenhaltig,  nach  Bertini  enthält  sie  nur  eine  ganz  geringe  Quan- 
tität kohlensaurer  Talkerde.  Sie  hatte  eine  Zeitlang  grofsen  Ruf, 
ist  aber  seit  1S05  ganz  vernachlässigt. 

b.  Fontana  di  Barte,  entspringt  ungefähr  2l/2  Kilometres 
vou  Bricherasio  am  Abhänge  derselbeu  Höhen,  und  bildet  einen  ähn- 
lichen Niederschlag  auf  ihrem  Laufe,  wie  die  vorige.  Das  Wasser 
ist  klar,  geruchlos,  vou  metallischem  Geschmack,  und  enthält  nach 
Bert  in  i  schwefelsaure  Kalkerde. 

o.  Fontana  di  Frasa,  entspringt  gleichfalls  am  Fufse  der 
erwähnten  Hügel,  21/,  Kilometres  von  Bricherasio,  nicht  weit  vou 
dem  Berggewässer  Chiamogna.  Sie  giebt  ein  klares,  geruchloses, 
süfslich  schmeckendes  Wasser,  das  nach  Bertini  eine  kleine  Quan- 
tität Chlormagnesium  enthält.  —  Auch  die  beiden  letzteren  Quellen 
werden  nicht  benutzt. 

J.  C.  Barth,  Regis,  de  aquis  medicatis  Bibiancnsibns  anno 
1736  detectis  dissertatio.     Taurini  1758. 

Fr.  Velasco,  theses  ad  cooptationem  in  amplissiinum  Collegium 
medicorum  Taurinensc.     Taurini  1760. 


863 

Dana,  de  aqtüs  martialibus  Bibianeusibus,  theses  etc.  ad  annum 
1789. 

ßonvicino  in:  Memorie  dell' Accad.  R.  dclle  scieuze  de  Torino. 
T.  XII.  p.  216. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  S.  211 — 215. 

7.    In  der  Provinz  Asti: 

Die  Mineralquelle  von  Castelnuovo ,  von  den  Bewoh- 
nern der  Umgegend  l'Acqua  di  solfo  genannt,  entspringt  etwa  2 
Kilometres  nördlich  von  diesem  Orte,  und  120  Metres  nordwestlich 
von  dem  kleinen  Weiler  Bardella,  30—35  Metres  links  von  der  Stra- 
fse,  die  von  Castelnuovo  nach  Moncucco,  Bersano  und  Ciuzauo  fährt, 
und  vom  linken  Ufer  des  Kio  di  Bardella,  der  von  Norden  nach  Sü- 
den das  Thal  gleiches  Namens  dnrchfliefst.  Dies  zuerst  im  März 
1822  vou  Bertini  und  Cantii  untersuchte  Mineralwasser  kommt 
aus  einem  thonigen  Kiesboden  hervor,  bildet  ein  weifsliches,  schwe- 
felhaltiges Sediment,  und  sammelt  sich  in  einem  natürlichen  Becken, 
auf  dessen  Boden  sich  ein  schwärzlicher  Schlamm  findet.  Das  Was- 
ser ist  klar  und  durchsichtig,  vou  einem  sehr  intensiven,  150  Metres 
weit  bemerklichen  hepatischen  Geruch ,  hat  einen  salzigen  Schwefel- 
geschmack  uud  die  Temperatur  von  10°  R.  bei  15°  R.  der  Atmosphäre. 
Es  enthält  nach  der  Analyse  von  Bertini  und  Cantii  (1822)  Schwe- 
felwasserstoff- und  kohlensaures  Gas,  Chlornatrium,  Chlonnaguesium, 
schwefelsaures  Natron,  kohlensaure  Kalkerde  und  kohlensaures  Eisen- 
oxydul; —  ein  Jahr  später  fand  Cantii  noch:  Stickstoffgas,  Sauer- 
stoffgas, schwefelsaure  Kalkerde,  kohlensaure  Talkerde,  vegetabilisch- 
animalischen  Extractivstoff,  Kieselerde,  uud  vermuthete  Chlorcalcium, 
—  spätem,  noch  in  demselben  Jahre  unternommenen  Untersuchungen 
zufolge  entdeckte  man  darin  auch  Jodine,  von  der  gewifs  ein  Theil 
ihrer  Heilkräfte  abgeleitet  werden  mufs. 

Das  Mineralwasser  wird  seit  etwa  70  Jahren  gegen  herpetische 
Hautausschläge  mit  Erfolg  angewendet.  In  Dosen  vou  25—30  Deci- 
gram.  wirkt  es  ziemlich  stark  diuretisch  und  abführend.  Der  Miue- 
ralschlamm  ist  gegen  Gelenkgeschwülste  wirksam. 

Das  Miner alw asser  von  Montafia^  auch  la  F  ontana 
del  solfo,  von  Andern  F ontana  di  S.  Dionisio  genannt,  ent- 
springt etwa  1  Kilometre  westlich  von  Montafia,  in  dem  Theile  des 
weiten  und  fruchtbaren  Thaies  gleiches  Namens,  der  Prati  di  S.  Mar- 
sano  genannt  wird,  aus  thouigem  Kiesboden,  nicht  weit  von  der 
Brücke,  die  auf  der  Strafse  von  Montafia  nach  Yillauova  d'Asti  über 
einen  Bach  (la  bealera  dt  Montafia)  führt. 

Dies  von  Dana  erwähnte  Mineralwasser  ist  von  Bertini  und 
Cantii  zuerst  untersucht  im  J.  1822:  es  kommt  mit  einer  Mächtigkeit 
von  500  Litres  in  der  Stunde  klar  und  durchsichtig  aus  der  Quelle 
hervor,  trübt  sich  aber  etwas  in  der  freien  Luft,  und  überzieht  sich 
mit  einem  weifslicheu  Iläutchen  ;  gleichzeitig   mit   dem  Wasser  stei- 


gen  viele  Gasblasen  empor;  es  ha|  einen  Schwefel-Geruch  und  Ge- 
schmack, die  sich  aber  bald  verlieren,  und  die  Temperatur  von  8  bis 
10°  11. ;  das  specif.  Gewicht  ist  wenig  von  dem  des  gewöhnlichen  Was- 
sers unterschieden.  In  dem  sumpfartigeu  Terrain,  wo  es  sich  sam- 
melt, findet  sich  ein  reichlicher  schwärzlicher  Bodensatz,  sonst  setzt 
es  auf  seinem  Laufe  eine  leichte  weifsliche  schwefelhaltige  Incrusta- 
tion  ab.  Nach  Bertini  und  C  an  tu  enthält  es  Schwefel  wasserstoff- 
gas und  kohlensaures  Gas,  kohlensaures  Natron,  kohlensaure  Talk- 
uud  Kalkerde,  schwefelsaures  Natron,  Chlornatrium,  kohlensaures  Ei- 
senoxydul und  Kieselerde. 

Die  Bewohner  der  Umgegend  benutzen  dies  Mineralwasser  häufig 
gegen  Hautausschläge  und  Leiden  der  Verdauungsorgane.  Auch  der 
Mineralschlamm  wird  in  den  Fällen  empfohlen,  wo  der  Schlamm 
ähnlicher  kalter  Schwefelquellen  angewendet  zu  werden  pflegt. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  S.  16U— 164. 

Repertorio  med.  Chirurg,  di  Torino.  1823. 

Journ.  de  chimie  med.  T.  I.  p.  160. 

8.     In  der  Provinz  Alessandria: 

Die  Mineralquelle  von  Lu,  im  Bezirk  von  S.  Salvadore, 
entspringt  ungefähr  2y2  Kilometres  von  diesem  Orte  in  dem  nordöst- 
lich liegenden  und  von  Kalk-  und  Sandhügeiu  gebildeten,  engen  Fi- 
rata-  oder  S.  Giovanni-Thal.  Das  Wasser  derselben  ist  Anfangs  krys- 
tallhell,  wird  aber  in  der  freien  Luft  ^iach  einiger  Zeit  trübe,  milch- 
artig,  perlt  nicht  beim  Schütteln,  riecht  stark  hepatisch  (auf  eine 
Entfernung  von  400  Metres  bemerkbar)  und  schmeckt  ähnlich,  dabei 
süfslich;  die  Temperatur  ist  10  —  11°  R.  bei  15  — 18°  R.  der  Atmo- 
sphäre; das  specif.  Gewicht  =315: 31372-  Das  Wasser  überzieht 
sich  mit  einem  gelblichen,  schwefelhaltigen  Häutchen,  färbt  die  Blätter 
der  in  der  Nähe  der  Quelle  wachsenden  Pflanzen  roth,  und  läfst  auf 
seinem  Laufe  ein  schwärzliches  Sediment  zurück,  das  getrocknet  gelb 
wird.     Es  enthält  nach  de  Brez6  in  1,475  Kilogramm: 

Schwefel      .        .   ■ 0,16214  Gram. 

Chlornatrium 1,95391     — 

Chlorcalcium       ..".....  0,49335    — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,54575     — 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,74860    — 

Kieselerde 0,03,228  ,  — 

3,91603  Gram. 

Schwefelwasserstoffes      .        .        .        .        .  24,0  Kub  Z. 

Kohlensaures  Gas      ......  4,0    —     - — 

Atmosphärische  Luft         .        .        .        .        .  2,0    —    — 

Es  wird  mit  Erfolg  gegen  skorbutischc  und  scrophulöse  Geschwüre, 
Flechteu,  Krätze  und  ähnliche  Hautausschläge  angewendet,  soll  auch 
gegen  Gelbsucht  wirksam  sein.  Der  IVtineralschfamm  wird,  erwärmt, 
mit  Nutzen  gegeu.  Schwäche  und  ähnliche  Leiden  der  Gelenke  gebraucht. 


865 

Die  Mineralquellen  von  S.  Salvadore  entspringen  un- 
gefähr 4  Kilomctres  von  diesem  Orte,  in  dem  engen  Saus  -  oder  Sal- 
cido-Thale,  zwei  an  der  Zalil,  75  Metres  von  einander  entfernt.  Ihr 
Wasser  riecht  seiir  stark  und  in  ziemlich  weiter  Entfernung  bemerk- 
bar nach  SchwefelwasserstorTgas,  schmeckt  süfslich-bepatisch  und  hat 
die  Temperatur  von  9°  li.  bei  11  —  2U°  11.  der  Atmosphäre.  Mit  der 
einen  im  Grunde  des  Thaies  entspringenden  Quelle  steigt  eine  be- 
trächtliche Menge  Gasblasen  empor.  Das  speeif.  Gewicht  ist  wenig 
von  dem  des  destillirten  Wassers  unterschieden.  Die  Bestandteile 
sind  fast  dieselben  und  in  denselben  Verhältnissen,  wie  in  dem  Was- 
ser der  Quelle  von  Lu.  ^ 
Das  Mineralwasser  wird  gegen  Skorbut  gerühmt. 

De  Breze,  analyse  de  Teau  de  Lu,  in:  Memorie  dellaR.  accad. 
delle  Scieuze  di  Torino.     Tom.  IX. 

Annales  de  chimie.  T.  X.  p.  44. 

Thomson,  Systeme  de  chimie,  traduit  de  TAnglais  pur  Rif- 
faalt.   Paris  1818.  T.  III.  p.  251-258. 

B.  Bertini,  Idrologia  a.  a.  0.  S.  141—145. 

9.    In  der  Provinz  Voghera: 

Das  Min  erat  ic  asser  von  Bobbio  entspringt  auf  dem  rech- 
ten Ufer  der  Trebbia,  ungefähr  1  Kilometre  von  Bobbio,  am  Abhänge 
des  Monte  delle  Saline  und  ungefähr  5  —  6  Metres  über  der  Strafse, 
die  zwischen  dem  erwähuten  Berge  und  der  Trebbia  hinläuft.  Das 
Wasser,  welches  das  Gestein  mit  einem  schwärzlichen  Sedimeut  über- 
zieht, ist  durchsichtig,  riecht  sehr  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas, 
hat  einen  salzigen,  bitteru,  scharfen  Geschmack,  und  beständig  eine 
höhere  Temperatur,  als  das  Wasser  der  Trebbia,  wefshalb  die  Quelle 
auch  bei  den  Bewohnern  von  Bobbio  Acqua  salata  calda  heilst. 
Das  speeif.  Gewicht  ist  dem  des  gewöhnlichen  Wassers  ziemlich  gleich. 

Nach  einer  im  Jahre  1791  vom  Kanonikus  Bossi  angestellten. 
Analj'se  enthält  es  Schwefelwasserstoffgas,  Kalkerde  und  „vielleicht 
ein  wenig  Thonerde  und  Schwefelsäure." 

Das  Mineralwasser  wird  vielfältig  und  mit  Erfolg  als  Bad  gegen 
Hautausschläge  benutzt.  Aufserdem  erzählt  man,  dafs,  als  während 
einer  grofsen  Salztheuerung  die  Bewohner  eines  nahegelegenen  Dor- 
fes sich  dieses  Mineralwassers  zur  Bereitung  der  Speisen  bedient  hät- 
ten, die  Kröpfe,  mit  denen  die  Meisten  dieser  Leute  behaftet  gewe- 
sen, hei  Eiuigeu  ganz  verschwunden,  bei  Anderen  merklich  kleiner 
geworden  wären. 

An  den  Abhängen  desselben  Berges  finden  sich  aufserdem,  süd- 
östlich von  Bobbio,  sowohl  nach  dem  Genuesischen,  als  nach  Piacenza 
zu,  ähnliche  Schwefelquellen  4u  grol'ser  Anzahl,  die  aber  nicht  medi- 
zinisch benutzt  werden. 

Die  Ac<jua  di  Ca  mark.  An  den  Abhängen  des  gröfstentheils 
aus   Kalkstein   besteheudeu  und  südöstlich    von   Castegi'jio    gelegenen 


866 

Colle  della  Camara  oder  Camaratte,  und  ungefähr  20  Metres  von  der 
Oeffnung  der  Grotta  di  Camara  finden  sich  zwei  Mineralquellen ,  die 
etwa  700  Litres  Wasser  in  24  Stunden  geben,  das  sich  in  den  Rio 
del  Buzzolate  ergiefst,  denselben  eine  lange  Strecke  gelb  färbend,  und 
auf  dem  Gestein  ein  schwärzliches  Sediment  zurücklassend.  Das 
Wasser  dieser  Quellen  ist  klar,  von  intensivem,  weithin  bemerklichem 
Schwefelwasserstoffgas  -  Geruch,  hat  einen  einfachen  Schwefelge- 
schmack und  die  Temperatur  von  11°  R.i  bei  17°  R.  der  Atmosphäre. 
Das  speeif.  Gewicht  ist  =  1.025. 

Nach  einer  1820  von  Romano  angestellten  Analyse  enthält 
dasselbe  Schwefelwasserstoffgas  und  schwefelsaure  Kalkerde  in  be- 
trächtlicher Menge,  und  ist  nach  ihm  das  schwefelhaltigste  aller  Mi- 
neralwässer in  der  Provinz  Voghera. 

Eine  dritte,  den  beiden  vorigen  ganz  analoge,  sehr  reichlich  flie- 
fsende  Quelle  findet  sich  gerade  am  Eingänge  der  erwähnten  Grotte. 

Diese  Mineralwässer  sind  sehr  wenig  bekannt,  und  fast  gar  nicht 
benutzt. 

Die  Mineralquellen  von  Garlazzolo-di-  sottp,  einem 
auf  dem  Territorium  von  Codevilla  (Bezirks  von  Casteggio),  7l/.2  Ki- 
lometres  südlich  von  Voghera  und  23/?  Kilometres  von  Retorbido  ge- 
legenen Vorwerk,  entspringen  nicht  weit  von  diesem,  aus  einem  Kalk- 
felsen. Ihr  Wasser  ist  klar,  bildet  schwefelhaltige  Inkrustationen,  hat 
einen  sehr  starken,  in  ziemlicher  Entfernung  bemerklichen  Schwefel- 
•wasserstofl'gas-Geruch  und  dje  Temperatur  von  11°  R.  bei  26°  R.  der 
Atmosphäre. 

Es  enthält  nach  Romano,  der  es  1820  untersuchte,  viel  Schwe- 
felwasserstoffgas,  überkohlensaure  Kalkerde,  etwas  schwefelsaure 
Kalkerde  und  Chlornatrium,  und  wird  medizinisch  nicht   angewendet. 

Ein  anderes  Mineralwasser  quillt  in  mehreren  kleinen  Adern  aus 
Kalkfelsen  in  der  Nähe  der  erwähnten  Quellen,  nach  Voghera  zu;  es 
enthält  uachRomano's  Analyse  überkohlensaure  Kalkerde,  kohlen- 
saures Eisenoxyd  und  etwas  schwefelsaure  Kalkerde,  und  läfst  auf  dem 
Gestein  ein  ocherartiges  Sediment  zurück.  Es  wird  nicht  medizinisch 
benutzt. 

Die  Miner alquelle  von  Lo nanna  hat  ihren  Namen  von  ei- 
ner Meierei,  die  auf  dem  Territorium  von  Mornico  (Bezirks  vou 
Montalto)  liegt.  Sie  entspringt  etwa  12  Metros  östlich  von  derselben, 
am  Abhänge  eines  Hügels,  Monta  del  Gesso  genannt,  dicht  an  der 
Strafse  und  nicht  weit  von  dem  Rio  del  Verzä  oder  Verzatte  mit  ei- 
ner Mächtigkeit  von  8— 10  Hektolitres  in  der  Stunde.  Ihr  Wasser,  das 
aus  einem  runden  Loche  von  einem  Metre  Durchmesser  hervorkommt, 
und  sich  in  eine  Art  von  natürlichem  Bassin  sammelt,  ist  durchsich- 
tig, von  einem  schwachen  Schwefel-Geruch,  noch  schwächerem  Schwe- 
fel-Geschmack und  hat  die  Temperatur  von  11°  R.  bei  20— 25ö  R.  der 
Atmosphäre. 


867 

Es  enthält  nach  Romane  dieselben  chemischen  Bestandteile 
wie  die  Schwefelquellen  von  Garlazzola-  di-  sotto,  uur  in  geringerer 
Menge,  und  wird  medizinisch  nicht  benutzt. 

Acqua  della  Molla  entspringt  330  Metres  von  Broni,  nicht 
fern  vom  linken  Ufer  des  Rio  del  Frate,  am  südlichen  Abhänge  eines 
ausThon  und  Kalk  bestellenden  Hügels.  Die  Quelle  giebt  in  einer  Stunde 
etwa  150  bis  200  Litres  Wasser 4  das  sich  in  einem  kleineu  Becken 
sammelt,  durchsichtig,  frischen,  etwas  pikanten,  siifslichen  Geschmacks 
ist  und  die  Temperatur  von  14°  R.  bei  22°  R.  der  Atmosphäre  hat. 

Nach  Brugnatelli  enthalten  369  Gramm,  dieses  Wassers: 

Kohlensaure  Kalkerde 0,26700  Gr. 

Eisenoxyd   .  O^OSOIO  — 

0,34710  Gr. 

Kohlensaures  Gas 4,5  Kub.  Z. 

Er  empfiehlt  es  gegen  Chlorose  und  Atonie  der  Verdauungswerk- 
zeuge. 

Eine  ähnliche  Quelle  findet  sich  etwa  130  Metres  von  der  eben 
beschriebenen;  ihr  Wasser,  das  sich  in  einem  bruuneuartigen ,  ge- 
mauerten Bassin  von  2  Metres  Breite  und  1  Metre  Tiefe  sammelt, 
wird  häufig  und  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  gegen  Chlorose  gebraucht. 

Eine  dritte  entspringt  50  Metres  von  dieser  in  der  Richtung  nach 
Südost,  und  30  Metres  höher,  als  die  Acqua  della  Molla;  ihr  Wasser 
sammelt  sich  in  einer  Art  von  Brunnen.  Die  physikalischen  Eigen- 
schaften beider  letztgenannten  Mineralwässer  sind  denen  der  ersten 
Quelle  gleich;  nach  Romano'«  Analyse  enthalten  sie,  und  zwar 
das  erstere  von  ihnen  in  bedeutender  Menge,  kohlensaures  Gas  und 
überkohlensaure  Kalkerde. 

Die  Mineralquelle  von  Port'  Albera,  welche  nördlich 
von  diesem  Orte  nicht  weit  von  Stradella  entspringt  und  von  Bossi, 
der  sie  als  salinische  Schwefelquelle  bezeichnet,  erwähnt  wird,  ist 
jetzt  vom  Po  überspült  und  nur  bei  sehr  niedrigem  Wasserstande 
desselben  bemerkbar. 

Einige  Brunnen  in  der  Gegend  von  Port'  Albera  geben  in  trock- 
nen ■  Sommern  ein  warmes,  salzig  -  schwefelhaltiges  Wasser  nach 
B  e  r  t  i  n  i. 

Die  Miner alquellen  von  Retorbido  (Bez.  von  Voghera) 
entspringen,  drei  an  der  Zahl,  225  Metres  von  dem  genannten  Orte, 
375  Metres  vom  rechten  Ufer  der  Staffora,  ziemlich  auf  dem  Gipfel 
eines  kleinen  Berges,  Colle  delle  Fontane  genannt,  aas  thonig-kalki- 
gein  Boden  in  geringer  Entfernung  (4  —  5  Metres)  von  einander.  Ihr 
Wasser  hat  eine  etwas  bläuliche  Farbe,  ist  fettig  anzufühlen,  von 
hepatischem  und  bituminösem  Geruch,  indem  das  Bituminöse  desto 
mehr  hervortritt,  je  mehr  das  Schwefelwasserstoffgas    entwichen    ist, 


von  gleichem    hepatischem  und  bituminösem  Geschmack  und   hat   die 
Temperatur  von  10— 13°  R.  bei  23°  R.  der  Atmosphäre.    Das   specifi 
Gewicht  ist  =  101 1/.2  :  100.     Das   Wasser   überzieht    sich    mit   einem 
weifslichen,  fettig  anzufühlenden  Häutchen.    Das  Wasser   der   beiden 
ersten  Quellen,  die  zusammen    etwa  21/,  Hektolitres    in   der  Stunde 
geben,  sammelt  sich  in  zwei  ovalen  Becken,  das  der  dritten,  die  eben- 
soviel Wasser  giebt,  fliefst  mittelst  eines  Kanals,  der  in   einer  Mauer 
angebracht  und  mit  einem  1/2  Metre  vorspringenden  Bogen   versehen 
ist,  in  ein  Gjpsbassin. 

Volta  fand  1788  in  dem  Mineralwasser  Schwefelwasserstoffgas, 
schwefelsaure  Kalkerde  und  Thonerde;  —  Romano  1820  Schwefel- 
wasserstoffgas, kohlensaure  und  salzsaure  Erden,  etwas  schwefelsaure 
Kalkerde    und   bituminöse   Substanz.      Nach    Giuseppe    Degiorgi 
(1S22)  enthält  ein  Piemontesisches  Pfund  (369  Gram.)  Wasser: 
Chlorcalcium        ......        0,11471  Gram. 

Chlornatrium        .         .         ,        .         .         .         0,22733     — 
Schwefelsaure  Thonerde    ...        .        ,        0,00640    — 

Kohlensaures  Natron  ....        0,06405    — 

Schwefel      .        .        .        .        .        .        .        0,00807    — 

"0,42156  Gram. 
Schwefelwasserstoffgas       ....  3,5Kub.Z. 

Das  Mineralwasser  von  Retorbido,  das  sich  eines  grofsen  Zuspruchs 
erfreut,  wird  innerlich  und  äufserlich  gebraucht;  man  rühmt  es  ganz 
ausnehmend  gegen  Leberverhärtungen  ,  Störungen  in  den  Functionen 
der  Verdauungswerkzeuge,  Obstructionen  der  Milz,  des  Pankreas,  der 
Mesenterial-Drüsen,  Steinbeschwerden,  gegen  Skropheln  und  hartnäk- 
kige  Hautausschläge,  Geleukleiden  und  Oedeme. 

Die  dritte  Quelle  wird  ,  theils  weil  sie  einen  bequemern  Zugang 
bietet,  theils  weil  ihr  Wasser  der  angebrachten  Vorrichtungen  wegen 
weniger  schnell  sein  Schwefelwasserstoffgas  verliert,  den  beiden  ersten 
vorgezogen. 

Auch  der  Miueralschlamm  dieser  Quellen  wird  empfohlen. 

Die  Mineralquelle  von  Sales  oder  della  Salice  ent- 
springt etwa  200  Metres  von  einem  kleinen  Orte  dieses  Namens  am 
Abhänge  eines  westlich  und  auf  dem  Territorium  von  Rivanazzano, 
(Bezirks  von  Voghera)  gelegenen  Berges,  la  Costa  di  Sales  genannt, 
auf  dem  linken  Ufer  der  Staffora  und  nicht  weit  von  der  Strafse  nach 
Godiasco,  aus  thonig'kalkigem  Boden.  Das  ziemlich  reichlich  quellende 
Wasser  sammelt  sich  in  einer  Art  von  Brunnen,  der  2  Metres  im 
Durchmesser  und  1/.i  Metre  Tiefe  hat,  und  aus  dessen  Grunde  viele 
mit  einem  nicht  brennbaren  Gase  gefüllte  Blasen  aufsteigen,  nament- 
lich wenn  man  den  Schlamm  aufrührt.  Das  Wasser  ist  undurchsich- 
tig, trübe,  von  gelblicher  Farbe,  hat  einen  sehr  intensivoiirinösen  Ge- 
ruch, gleich  der  Lauge  chlorsaurer  Salze,  und  einen  salzigen,  sehr 
scharfen  Geschmack.  Die  Temperatur  ist  der  der  Atmosphäre  ziem- 
lich gleich,   das  speeif.  Gewicht  =  105 1/2  :  100. 


8G9 

Volta,  der  dies  Mineralwasser  17S8  untersuchte,  fand  darin  1/, „ 
des  Gewichts  selir  reines  Chlornatrium,  und  „una  tintura  d'argilla 
mnrziale  ,  welche  nach  seiner  MeimiÄg  von  der  Zersetzung  der  Back- 
steine, aus  welchen  die  Wände  des  Behälters  bestellen,  herrührt. 
Nach  Romano's  1S20  angestellter  Analyse  enthält  das  Wasser 
Cliloruatrium,  eine  ganz  geringe  Quantität  Eisen ,  und  einige  chlor- 
saure Erden,  die  gegen  die  von  ihm  angewandten  Reagentien  sehr 
empfindlich  waren;  —  Angelini  fand  18*22  auch  Jodine  und  nach 
ihm  sind  freie  Kohlensäure,  salzsaures- Natron ,  Kalk,  Talk  und  Am- 
monium und  hydrothionsaures  Ammonium  die  vorwaltenden  Bestand- 
teile desselben. 

Das  Wasser  von  Sales  hat  einen  grofsen  Ruf  seihst  bis  in  das 
Mayländische  hinein  und  wird  mit.  ausgezeichnetem  Erfolge  gegen 
scrophuiöse  Drüsenanschwellungen  uud  Kröpfe  gebraucht. 

Das  Miner alw ässer  von  S.  Giulietta  entspringt  in  zwei 
100  Me-tres  von  einander  entfernten,  sehr  reichlich  fliefsenden  Quel- 
len 2'/2  Kilometres  nördlich  von  S,  Giulietta,  auf  der  rechten  Seil); 
der  beiden  nach  Barbianello  und  Robecco  führenden  Strafsen.  Es. 
ist  trübe,  von  gelblicher  Farbe  und  bkter- salzigem  Geschmack.  Die 
Temperatur  ist  nicht  genau  zu  bestimmen,  da  die  Quellen  mitten  in 
stagnirendem  Wasser  hervorkommen,  doch  ist  sie  höher,  als  die  der 
Atmosphäre,  auch  nennen  die  Umwohner  das  Wasser  VA  er/ na  sa- 
lina  calda.  Nach  Romano  enthält  es  viele  aufgelöste  Salze  und 
etwas  schwefelsaure  Kalkerde. 

Es  wird  nicht  medizinisch  angewandt,  vielmehr  haben  die  Leute 
der  Gegend  den  Glauben,  es  wirke  schädlich. 

Teod.  Guainerio,  trattato  delle  fontane  del  Re,  ed  acque  di 
Retorbido.     Lione  1557. 

Gabr.  Frascati,de  aquis  Returbii  Ticinensibus.    Ticini  1575. 

Const.  Lucas,  traetatus  de  Returbii  medicatis  aquis  sponte 
nascentibus    Paviae  1584. 

Garn.  Manarae  pharmaceutici  Litubiani  potus.     Ticini  1687. 

Cam.  Manarae,  la  viltä  del  fango  ne1  bagni  di  Retorbio  pre- 
tiosa.     Milano  1689. 

Mazzi,  traduzione  del  manuale  di  Clvimica  di  Baume.  T.  II. 
p.  226)— 235. 

Volta  und  Bossi  in:  Opuscoli  scelti  sulle  scienze  e  sulle  arti. 
Milano  1788.  T.  XI.  p    337;  T.  XIV.  p.  24. 

Bruguatelli,  Farmacopea  generale.     Pavia  1814. 

Pozzi,  Dizionario  di  Fisica  e  Chimica  applicata  alle  arti.  Mi- 
lano 1820.  T.  I.  p.  3bS. 

Repertorio  med.  chirurgico  di  Torino.  1SJ2.  Febbr.  e  Marzo. 
No.  26.  27. 

Bulletin  de  la  societe"  philomatique.  1823. 

Nouveau  Journ.  de  med.  1S22.  Oct.  p.  182.  1S3. 

B.  Bertini,  Iorologia  minerale  a.  a.  Q.  S.  225 — 242. 


870 

10.    In  der  Provinz  Acqui: 

La  Puzzolente,  eine  Mineralquelle,  die  am  linken  Ufer  des 
Ravanasco,  (daher  auch  Acqua  del  Ravanasco  genannt)  ungefähr 
250  Metres  von  den  Bädern  von  Acqui,  aus  einem  Sckieferfelsen  ent- 
springt, wurde  1787  entdeckt. 

Das  Wasser  derselben,  das  aus  einer  kleinen  Rühre  hervorkommt, 
ist  etwas  trübe,  von  gelblicher  Farbe,  von  einem  äufserst  starken 
Schwefelwasserstoffgas-Geruch,  einem  viel  deutlicheren  und  anhalten- 
deren hepatischen  Geschmack,  als  das  Miueralwasser  von  Acqui ,  und 
hat  die  Temperatur  von  14°  R.  bei  '24°  R.  der  Atmosphäre. 
Nach  Mo jon  enthält  ein  Miriagramm  desselben: 

Schwefelcalcium ,  0,000384 

Chlornatriura .        0.000Ü53 

Chlorcalcium 0,000009 

Wasser 0,999555 

1,000000 

Da  das  Mineralwasser  etwa  doppelt  so  viel  Schwefelwasserstoff- 
gas, als  die  Mineralwässer  von  Acqui  enthält,  so  könnte  es,  da  es 
sich  sehr  lange  hält,  nach  dem  Etablissement  von  Acqui  geleitet,  nütz- 
licher werden,  als  es  so  der  Fall  ist,  da  der  Ravanasco  bei  hohem 
Wasserstande  die  Quelle  bedeckt.  —  Es  wird  mit  Nutzen  in  allen 
Fällen  getrunken,  wo  kalte  Schwefelwasser  indicirt  sind. 

Die  Mineralquelle  von  Ca  ssinasc o  entspringt  auf  dem 
Territorium  dieses  im  Bezirk  von  Bubbio,  westlich  von  Acqui,  gele- 
genen Ortes,  in  der  Nähe  eines  kleinen  Weilers  Cauzini.  Das  Was- 
ser kommt  am  westlichen  Abhänge  des  San-Pe,  auf  der  linken  Seite 
des  Rio  delf  Arbrusan  oder  d'in-la-feja ,  und  etwa  4  Kilometres  von 
der  Stelle,  wo  dieser  in  die  Bormida  fliefst,  mit  einem  ungefähr  einen 
Zoll  starken  Strahl  hervor.  Eine  Analyse  von  diesem  noch  nicht 
lange  entdeckten  Mineralwasser  ist  noch  nicht  bekannt :  es  wird  von 
Bertini  als  kalt  und  schwefelhaltig  bezeichnet. 

Die  Mineralquelle  von  Grognardo  (Bezirks  von  Ponzone) 
entspringt  in  einem  etwa  400  Metres  südwestlich  von  diesem  Orte, 
am  linken  Ufer  des  Visone  gelegenen  Garten  ,  und  kommt  aus  einer 
hölzernen,  in  einer  Mauer  angebrachten  Röhre  (mit  einer  Wasser- 
menge von  37y2  Hektolitres  in  der  Stunde)  hervor.  Das  durchsichtige 
Wasser  derselben  ist  geruchlos,  von  keinem  bemerklichen  Geschmack 
und  niedrigerer  Temperatur  als  die  Atmosphäre;  das  speeif.  Gewicht 
ist  kaum  merklich  gröfser,  als  das  des  destillirten  Wassers.  Mala- 
carne  und  Bolzoni  bezeichnen  die  Quelle  als  einen  Eisensäuer- 
ling. Biorci  neunt  sie  schwefelhaltig;  nach  einer  im  Jahre  181S  von 
C  a  n  o  h  b  i  o  angestellten  Untersuchung  enthält  dies  Mineralwasser  sehr 
viel  kohlensaures  Gas,  etwas  kohlensaure  Talk-  und  Kalkcrde  und 
ein  wenig  schwefelsaure  Kalkerdc,  und  trotz  des  starken,  röthlicheu 

Nie- 


871 

Niederschlags,  den  das  Wasser  an  den  Stellen  absetzt,  wo  es  flicfst, 
und  welcher  dem   der  eisenhaltigen  Wässer   gleicht,  ist   doch    keine 
Spur  von  Eisen  in  dem  Wasser  zu  entdecken. 
Es  soll  diuretisch  und  tonisirend  wirken. 

Das  Miner  alw  asser  von  M or hello,  entspringt  in  der  Nähe 
dieses  im  Bezirk  von  Ponzone  gelegenen  Ortes ,  dicht  neben  dem  Vi- 
sone  aus  einem  serpentinartigen  Kalkschiefer-Felsen,  in  dem  sich  ei- 
senhaltige Pyriten  finden;  das  spärlich  fliefsende  und  wenig  bekannte 
Wasser  hat  frisch  geschöpft  eine  dunkle  orangerothe  Farbe,  die  es  in 
wohlverschlossenen  Gefäfseu  uud  in  einer  Temperatur  von  20°  IV.  be- 
hält; in  höheren  Temperaturen  setzt  es  einen  orangerothen  Nieder- 
schlag ab  und  wird  heller;  eine  gleichzeitige  Gasentwickelung  ist  nicht 
zu  bemerken.  Es  ist  fast  geruchlos,  aber  in  der  Hand  gerieben  ver- 
breitet es  einen  starken  Dinte-Geruch;  der  Geschmach  ist  Anfangs 
süfslich ,  nachher  zusammenziehend;  das  speeif.  Gewicht  =  1,405: 
1,292.  Es  enthält  nach  Canobbio  sehr  viel  Eisen,  besonders  schwe- 
felsaures: in  zwei  Pfund  (Genueser  Gewicht)  betrügt  der  gesammte 
Eisengehalt  11,36587  Gram. 

Es  wird  nicht  medizinisch  benutzt. 

Die  Miner  alquelle  von  Ponti  (Bezirks  von  Bistagno),  auch 
Acf/ua  marza  oder  marcia  genannt,  entspringt  in  der  Nähe  an« 
derer  kleinerer  Quellen  von  ähnlicher  Natur  21/2  Kilomctres  südlich 
von  diesem  Orte,  an  der  linken  Seite  der  längs  der  Bonnida  hinlau- 
fenden Strafse  nach  Savona,  mit  grofser  Mächtigkeit.  Das  Wasser 
derselben  ist  klar  und  durchsichtig,  riecht  sehr  stark  nach  Schwefel- 
wasserstoffgas, und  hat  einen  ekelhaften  Geschmack.  Es  setzt  einen 
weifslichen,  schwefelhaltigen  Niederschlag  ab.  Eine  Analj'se  ist  nicht 
bekannt;  es  wird  gegen  Atonie  des  Darmkanals  gerühmt.  Der  Rli- 
neralschlamm  dieser  Quelle  soll  gegen  chronische  Gelenkgeschwülste 
heilsam  sein. 

Das  Mineralwasser  von  Sessame  entspringt  auf  dem  Ter- 
ritorium dieses  gleichfalls  im  Bezirk  von  Bistagno  gelegenen  Ortes, 
aus  den  Spalten  einiger  hoher  Felsen  am  Ufer  des  Rio  dei  Merli, 
nicht  weit  von  dessen  Finflufs  in  die  Bormida.  Es  ist  klar  und  farb- 
los, riecht  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat  einen  hepatischen, 
ekelhaften  Geschmack  und  läfst  ein  weifsliches,  schwefelhaltiges  Se- 
diment zurück.  Eine  Analyse  des  Wassers  ist  nicht  bekannt,  auch 
wird  es  nicht  benutzt. 

Das  Miner  alw  asser  von  Visone  (Bezirks  von  Rivaita 
d'Acam) ,  la  Caldana  genannt,  entspringt  in  der  Nähe  des  Pfarr- 
gebäudes in  mehreren  Quellen,  die  sich  in  ein  gemauertes  Bassin  er- 
giefsen.  Es  hat  einen  schwach  hepatischen  Geruch,  einen  etwas  sal- 
zigen Geschmack  und  setzt  einen  gelblichen,  schwefelhaltigen  Nieder- 
er.  Theil.  Kkk 


872 

schlag  ab.  Baldissone  fand  die  Temperatur  1820  16°  R.  bei  3°  R. 
der  Atmosphäre;  einige  von  diesen  Quellen  sollen  eine  etwas  höhere 
Temperatur  hahen.  Die  Einwohner  von  Visone  benutzen  dies  Was- 
ser, von  dem  eine  Analyse  nicht  bekannt  ist,  gegen  Kropf,  und  wen- 
den den  Mineralschlamm  aus  dem  Becken  mit  Erfolg  gegen  schmerz- 
hafte Leiden  der  Extremitäten  an. 

Aufserdem  finden  sich  noch  auf  dem  Territorium  von  Visone : 

a.  La  Fontana  del  Quarello ,  die  östlich  von  Visone,  in 
dem  Bette  des  Rio  del  Quarello  entspringt.  Sie  hat  eine  Temperatur 
von  16°  R.  Die  Leute  der  Gegend  rühmen  dies  Mineralwasser  beson- 
ders gegen  Atonie  des  Darmkanals,  und  spärliche  oder  unterdrückte 
Menstruation. 

6.  Zwei  Quellen,  die  400  Metres  westlich  von  Visone  am 
rechten  Ufer  des  Rio  dei  Chiodi  in  einer  Entfernung  von  30  Metres 
von  einander  hervorkommen.  Sie  scheinen  eisenhaltig  zu  sein,  setzen 
einen  röthlichen  Niederschlag  ab  und  haben  eine  Temperatur  von 
14°  R.    Sie  werden  sehr  wenig  benutzt. 

c.  Eine  Quelle  auf  dem  linken  Ufer  des  Rio  dei  Chiodi ,  in 
geringer  Entfernung  von  den  vorigen  entspringend.  Sie  hat  eine 
Temperatur  von  17°  R. ,  ihre  übrigen  physikalischen  Eigenschaften 
sind  denen  der  Acqua  del  Ravanasco  analog.  Man  sagt,  dies  Mineral- 
wasser wirke  ganz  aufserordentlich  diuretisch,  und  wendet  es  auch 
demgemäfs  au. 

Malacarne  fuhrt  noch  die  Mineralquelle  von  Strevi  an,  die 
er  la  fontana  salata  del  Rodone  nennt ;  diese  ist  gegenwärtig 
von  der  Bormida  überspült.  Ferner  eine  fontana  purgativa  del 
Medrio,  die  er  für  schwefelhaltig  erklärt;  sie  ist  jedoch  nach  Ber- 
tini nur  eine  einfache  Salzquelle,  deren  Wasser  von  den  armen 
Leuten  zur  Bereitung  der  Speisen,  um  Salz  zu  sparen,  benutzt,  sonst 
aber  nicht  medizinisch  angewandt  wird. 

B.  Bertini,  Idroloda  minerale  a.  a.  0.  S.  125—138. 


11.    In  der  Provinz  Mondovi: 

La  Baissa,  eine  Quelle,  die  auf  dem  Territorium  von  Altare 
(Bezirks  von  Cairo)  aas  einem  Kalkstein-Hügel  entspringt,  wird  von 
Marino  unter  die  Heilquellen  gerechnet,  und  als  wirksam  bei  chro- 
nischen Lungeuleiden  bezeichnet.  Nach  Mojon's  Analyse  ist  es  nur 
ein  sehr  reines  und  leichtes  Wasser. 

Die  Mineralquelle  von  Mo?nbasiglio  (Bezirks  von  Ceva) 
entspringt  auf  einer  Wiese,    ungefähr  ein  Kilometre    südöstlich  von 


873 

Mombasiglio  am  Abhänge  eines  Hügels  von  Tuffstein.  Das  Wasser 
dieser  sehr  reichlich  fliefsenden  Quelle  ist  klar  und  durchsichtig,  von 
einem  sehr  intensiven,  selbst  in  gewisser  Entfernung  merklichen 
Schwefelwasserstoffgas  -  Geruch  ,  und  einem  salzigen  Schwefel -Ge- 
schmack. Die  Temperatur  ist  um  einige  Grade  niedriger,  als  die  der 
Atmosphäre.  Es  ist  so  wenig  eine  Analyse,  als  irgend  eine  medizi- 
nische Anwendung  dieses  Mineralwassers  bekannt. 

Salvadori,  del  morbo  fisico.     Torino  1789.  p.  30. 
B.  Bertini,  idrologia  miuerale  a.  a.  0.  S.  203  —  205. 


Kkk  2 


C.     Die  Heilquellen  der  Grafschaft  Nizza  und  des 

Herzogthums  Genua  oder  Ligwien. 

(Seealpen  und  Apennincn.) 

1.  In  der  Grafschaft  Nizza: 
a.     Provinz  Nizza: 

Das  schivefelhaltige  T7ier7nalw an  s er  von  Roccabi- 
gliera  entspringt  auf  dem  Territorium  dieses  im  Bezirk  von  S.  Mar- 
tino  di  Lantosca  und  12  Stunden  von  Nizza  gelegenen  Ortes,  ganz 
am  Ende  des  Thaies  von  Lancioures,  in  vier  Quellen,  von  denen  die 
eine,  die  heifseste,  von  Westen  nach  Osten  fliefsende  S.  Jean-Bap- 
tistc-Quelle  heifst,  und  von  dem  Berge  La  Gordalasca  herkommt. 
In  der  Nähe  finden  sich  Spuren  von  Bädern,  die  in  den  Felsen  ge- 
hauen waren,  Ueherreste  von  Gebäuden,  Kanälen  und  einer  Strafse,  die 
ehemals  zu  den  Bädern  führte.  Die  Temperatur  des  Wassers  ist 
22°  R.  bei  10°  R.  der  Atsmosphäre.  Fantoni  nennt  die  Quellen 
mäfsig  warm,  schwefelhaltig  und  schwach  salinisch,  und  erzählt,  in 
alten  Manuscripten  aus  dem  16.  Jahrhundert  gefunden  zu  haben,  dafs 
ihre  Temperatur  der  des  Blutes  im  menschlichen  Körper  gleich  ge- 
wesen sei,  und  sie  einen  grofsen  Ruf  gehabt  hätten.  Jetzt  sind  sie 
schon  seit  geraumer  Zeit  gänzlich  vernachläfsigt. 

Nach  Fodere's  Analyse  vom  J.  1803  enthalten  fünf  Hekto- 
gramme  des  Mineralwassers  zwei  Decigramme  Chlorkalium,  ein  De- 
cigram.  Kieselerde  und  einen  Litre  Schwefelwasserstoffgas. 

Die  Mineralquellen  von  S.Salvadore,  Bezirks  von  S.  Ste- 
fano. Es  werden  zwei  Mineralquellen  angeführt,  die  bei  Plan  sur 
Plan  auf  dem  Territorium  von  S.  Salvadorc  entspringen: 

a.  die  eine,  eine  Therme,  kommt  aus  einem  Granitfelsen,  La  Guez 
genannt,  riecht  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas  und  verliert  sich 
zwischen  Felsstücken.    Fode*re*  konnte  dies  Mineralwasser  nicht  un 


875 

tersuclien,  doch  hält  er  es  dem  von  Roccabigliera  für  analog.  Es  wird 
iiicbt  benutzt. 

b.  Eine  kalte  Quelle,  die  15  Metres  von  der  obigen,  am  Abhänge 
desselben  Felsens  aus  schwärzlichem  Sandboden,  mit  einem  Wasser- 
strahl von  einem  Decinittre  im  Quadrat  hervorkommt,  und  sehr  inten- 
siv nach  Schwcfelwasserstoffgas  riecht.  Fod6re"  fand  bei  der  Un- 
tersuchung dieselben  Resultate,  wie  bei  dem  Mineralwasser  von  Roc- 
cabigliera,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dafs  im  Verlauf  der  Destilla- 
tion Flocken  eines  dunkeln,  nicht  brennbaren  Körpers  präeipitirten, 
dessen  Natur  er  nicht  zu  entdecken  vermochte. 

Das  Wasser  wird  nicht  angewandt. 

Die  Mineralquelle  von  Daluys  entspringt  im  Thale  von 
Rio,  in  der  Nälie  von  Daluys,  Bezirks  von  Guillaumes,  und  ungefähr 
vier  Kilometres  von  der  Strafse,  die  nach  Guillaumes  führt.  Ber- 
tini bezeichnet  sie  als  kalt,  schwefelhaltig  und  sagt,  sie  sei  der  kal- 
ten Quelle  von  Plan  sur  Pian  analog.    Das  Wasser  wird  nicht  benutzt. 

Das  gasreiche  Wasser  von  Bartemont  entspringt  auf 
dem  Territorium  von  Roccabigliera.  Es  ist  sehr  kalt,  von  angeneh- 
mem Geschmack  und  sehr  geringem  spec.  Gewicht,  weil  es  viele  at- 
mosphärische Luft  mit  einem  gröfseren  Gehalt  von  Sauerstoff  enthal- 
ten soll.  Es  läfst  bei  der  Evaporation  kein  Sediment  zurück.  Es 
wird  als  diuretisch  gerühmt;  diese  Wirkung,  so  wie  den  frischen,  pi- 
kanten Geschmack  schreibt  Fodere.  .einzig  dem  in  dem  Wasser 
enthaltenen  Gase  zu. 

Das  Mineralwasser  von  Pog getto-Theniers  entspringt 
dicht  bei  einer  Kohlenmine,  hat  einen  äufserst  zusammenziehenden, 
metallischen  Geschmack  und  enthält  nach  Fodere  schwefelsaures 
Eisen,  Thonerde  und  schwefelsaure  Kalkerde.  Fod6re  meint,  es 
wäre  nicht  innerlich'  anzuwenden. 

B.  Bertini,  Idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  304  —  311. 

5.     Provinz  S.  Remo: 

Die  Mineralquelle  von  Isola  Bona  entspringt  etwa  zwei 
Kilometres  von  diesem  im  Bezirk  von  Dolce-Acqua  gelegenen  Orte, 
auf  einem  Terrain,  Gantet  genannt,  das  längs  der  Nervia  an  der 
Strafse  von  Pigua  liegt.  Das  Wasser  kommt  aus  10—12  Spalten  ei- 
nes Gneusfelsens  hervor,  ist  kalt,  von  sehr  geringem  spec.  Gewicht, 
wenig  empfindlich  gegen  Reagentien  und  setzt  einen  sehr  starken 
Niederschlag  von  Schwefel  ab  Es  enthält  nach  Fodere  Schwefel, 
Kieselerde,  kohlensaure  Kalkerde  und  Chlornatrium.  Es  ist  wenig 
hekanut,  wurde  aber  von  Fodere  mit  günstigem  Erfolge  gegen  Stok- 
kungeu  im  Unterleibe  und  Hautausschläge  angewendet. 


876 

Die  Thermalquelle  von  Pigna  kommt  etwa  ein  Kilome- 
tre  von  Pigna  (Bezirk  von  Dolce-Acqua)  mit  grofser  Gewalt  uud  Mäch- 
tigkeit aus  einem  Felsen  von  schwärzlichem  Kalkschiefer  neben  ei- 
ner am  Ufer  der  Nervia  gelegenen  Mühle  hervor,  mit  deren  Wasser 
sich  das  der  Quelle  vermischt.  Das  letztere  setzt  graue  Flocken  ab, 
die  getrocknet  und  auf  glühende  Kohlen  gelegt,  einen  Schwefelgeruch 
verbreiten  und  wie  Schwefel  verbrennen.  Fodere*  sagt,  die  physi- 
kalischen Eigenschaften  dieser  Quelle  (mit  Ausnahme  der  Tempera- 
tur) seien  denen  des  Mineralwassers  von  Isola-Bona  analog.  Genauere 
Untersuchungen  sind  nicht  bekannt. 

Abate  Amoretti  führt  (Lettera  quarta  d'osservazioni  di  elet- 
trometriaanimale  in  Memor.  delle  Societa  Ital.  delle  Scienze,  vol.  XVII. 
Verona  1815,  §.  21,  p.  116)  noch  eine  Mineralquelle  an,  die  bei  Os- 
pedaletto  (an  der  Strafse  von  Bordighera  nach  Nizza)  dicht  am 
Gestade  des  Meeres,  auf  einem  Terrain,  il  Giunchetto  genannt,  ne- 
ben einer  Palmen-Pflanzung  entspringt.  Er  bezeichnet  sie  als  schwe- 
felhaltig. 

Fr.  Em.  Fod6r6,  voyage  aux  Alpes  maritimes.  Paris  1821. 
T.  I.  chap.  2.  art.  VII.  p.  146—154. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  311  —  313. 

2.  Im  Fürstentum  Oneglia: 

Die  Mineralquelle  von  Borgo-Mar o  entspringt  ungefähr 
20  Metres  von  diesem  Orte  auf  einem  Kalkfelsen,  an  dessen  Fufse 
der  Impero  fliefst,  und  neben  der  Brücke  auf  der  Strafse  von  One- 
glia.  Sie  giebt  in  einer  Stunde  60  Litres  Wasser,  das  durchsichtig 
ist,  und  lange  Zeit  so  bleibt;  gegen  das  Licht  gehalten,  erscheint  es 
etwas  bläulich  gefärbt,  riecht  ziemlich  stark  nach  Schwefelwasser- 
stoffgas, verliert  aber  diesen  Geruch,  selbst  in  genau  verschlossenen 
Flaschen,  nach  wenigen  Tagen,  und  hat  einen  süfslichen  Schwefelge- 
schmack. Die  Temperatur  ist  wenig  von  der  der  Atmosphäre  unter- 
schieden; das  spec.  Gewicht  gleich  dem  gewöhnlichen  Wassers.  Nach 
Melissano  enthält  es  aufser  alkalischen  und  erdigen  Salzen  freie 
Kohlensäure   und  Schwefelwasserstoffgas. 

Es  wird  mit  Nutzen  gegen  skrophulöse  und  syphilitische  Augen- 
entzündungen,  Hautausschläge,  namentlich  gegen  Krätze  und  Flech- 
ten angewendet.  Innerlich  wirkt  es  in  Dosen  von  25  —  30  Decigram- 
men  leicht  abführend  und  stark  diuretisch. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  314. 

3.  Im  Herzogthum  Genua: 
«.    Provinz  Genua: 

Die  Acqua  Santa  entspringt  37*  Kilometres  nördlich  von  Vol- 
trij  aus  rauhem,  grünlichem  Serpentin,  der  überhaupt  in  allen  uralie- 


877 

genden  Bergen  vorherrscht,  bald  in  unförmlichen  Massen,  bald  wall- 
förmig  gelagert.  Dss  Wasser  kommt  in  grofser  Menge  aus  einer  me- 
tallenen Röhre  von  etwa  einem  Zoll  Durchmesser,  fast  am  Boden 
einer  kleinen  künstlichen  Grotte,  die  zwischen  dem  Zusammenfluß» 
zweier  Bäche  liegt,  und  fliefst  in  eine  Art  von  Becken,  aus  dem  es 
durch  eine  unterirdische  Abzugsrohre  in  ein  wenige  Schritte  entfern- 
tes Bassin  geleitet  wird,  von  dessen  Boden  beständig  eine  grofse  An- 
zahl Gasblasen  aufsteigen.  Aus  diesem  Bassin  fliefst  es  dann  in  deu 
links  gelegenen  Bach,  ein  weifsliches  Sediment  absetzend,  das  an 
der  Luft  hart  wird.  Die  Quelle  fliefst  zwar  beständig,  aber  nach 
starkem  Regen  und  im  Winter  reichlicher;  ihr  Wasser,  das  immer 
klar  hervorkommt,  hat  keinen  merklichen  Geruch,  aber  einen  sehr 
deutlichen  laugenhaften  und  schwefeligen  Geschmack.  Nach  einigem 
Stehen  wird  es  trübe,  verliert  seinen  Geschmack  gänzlich,  und  setzt 
nach  und  nach  das  erwähnte  Sediment  ab.  Gleich  nach  dem  Schö- 
pfen in  gut  verschlossene  Flaschen  gefüllt,  bleibt  es  einige  Tage 
lang  unverändert.  Die  Temperatur  ist  von  16 — 20°  R.,  das  specit. 
Gewicht  im  Vergleich  zu  gewöhnlichem  Wasser  =  1,008. 

Das  Mineralwasser,  das  seinem  hohen  und  seit  undenklichen  Zei- 
ten bestehenden  Ruf  auch  seinen  Namen  verdankt,  wird  gegen  Flech- 
ten, Krätze  und  ähnliche  Hautausschläge  ganz  ausnehmend  gerühmt» 

Die  Acqua  de  IIa  Penna  entspringt  nicht  ganz  zwei  Kilome- 
tres  südlich  von  der  vorigen  Quelle  aus  einer  Spalte,  die  sich  am 
Fufse  eines  aus  schiefrigem  Gestein  bestehenden  Berges  befindet  und 
in  gleicher  Höhe  mit  dem  Spiegel  eines  daneben  fliefsenden  Baches 
liegt,  mit  dessen  Wasser  sich  das  der  erwähnten  Quelle  vermischt 
und  eiue  Art  Teich  bildet,  an  dessen  Ufern  sich  eine  weifsliche,  meh- 
rere Zoll  starke  Inkrustation  zeigt.  Die  Mineralquelle  fliefst  reichli- 
cher, als  die  Acqua  Santa,  da  sie  einen  beständigen  Wasserstrahl 
von  zwei  Zoll  Durciimesser  bildet.  Ihr  Wasser  ist  vollkommen  durch- 
sichtig, geruchlos,  von  laugenhaftem  Geschmack,  der  dem  des  Kalk- 
wassers gleicht  und  zugleich  schwach  hepatisch  ist  5  die  Temperatur 
ist  16—20°  R. 

Nach  Deferrari's  uud  Mojon's  Analyse  enthält  in  31  Ge- 
nuesischen Pfund  (9,97850254  Kilogramm): 

c.  die  Acqua  Santa :    b.  die  Acqua  Penna: 
Kalk  ....        1,97070  Gram.    .      .      2,19985  Gram. 

Schwefel  ....  1,05409  —  .  .  0,82494  — 
Talkerde  ....  0,27498  —  .  .  0,45830  — 
Chlorcalcium    .        .        .        0,18333    —        .      .      0,13749    — 

3,48310  Gram.  3,62058  Gram. 

Die  Wirkung  dieses  Wassers  ist  derjenigen  der  Acqua  Santa  analog. 

Luigi  Deferrari  e  Giuseppe  Mojuu,  Analisi  deile  acque 
solforose  e  termali  di  Voltri.    Geuova  1804. 

Memorie  dell'  lnstituto  Ligure.   Genova  1806.  p.  162. 
B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  297—301. 


878 

b.    Provinz  Novi; 

Die  Mineralquelle  von  V oltag gio  entspringt  ungefähr  75 
Metres  südwestlich  von  Voltaggio,  einem  in  dem  Bezirk  von  Gavi 
liegenden  Orte,  auf  der  linken  Seite  der  grofsen  Strafse  (antica  Boo 
chetta)  nach  Novi.  Sie  kommt  etwa  40  Metres  vom  linken  Ufer  des 
Morcione  am  Abhänge  eines  Kalkberges  aus  einer  Felsspalte  in  drei 
Adern  herauf,  die  zusammen  etwa  einen  Wasserstrahl  von  4  Zoll  ge- 
ben. Die  Quelle  ist  von  alten  zum  Theü  verfallenen  Mauern  umge- 
ben, die  auf  ein  ehemaliges  Etablissement  deuten;  ihr  Wasser  ist 
klar,  riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  im  Winter  stärker  als  im 
Sommer,  hat  einen  hepatischen  Geschmack  und  setzt  einen  weifsli- 
chen,  fettig  anzufühlenden  Niederschlag  ab.  Nach  Mojon  enthält  es 
dieselben  Bestandteile,  wie  die  beiden  vorigen  Quellen  und  iu  glei- 
chen Verhältnissen. 

Die  Quelle  war  noch  bis  zur  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  stark 
von  Einheimischen  und  Fremden  besucht,  und  soll  gegen  chronische 
Lungenkatarrhe,  Chlorosen  «ad  Leukorrhöen,  Drüsenanschwellungen, 
Oedema,  chronische  Rheumatismen,  Krätze  und  bösartige  Flechten 
von  grofsem  Erfolge  gewesen  sein.    Jetzt  ist  sie  ganz  veruachläfsigt, 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  302. 

Die  Mineralquelle  von  Castelletto  d'Orba  entspringt 
ungefähr  einen  Kilometre  von  diesem,  auch  Castelletto  Adorno  ge- 
nannten Orte,  aus  Kalkstein.  Das  nicht  sehr  reichlich  fliefsende 
Wasser  ist  Anfangs  klar,  trübt  sich  aber,  der  Luft  ausgesetzt,  bald, 
und  bekommt  eine  bläuliche  Farbe;  geschüttelt,  lÜfst  es  viel  Gas? 
bläschen  aufsteigen,  die  sich  au  der  Flamme  entzünden;  es  hat  ei- 
nen in  ziemlicher  Entfernung  schon  bemerklicheu  hepatischen  Ger 
ruch,  einen  ähnlicheu,  nauseos-s'üfslichen  Schwefelgeschmack  und 
eine  Temperatur,  die  in  der  warmen  Jahreszeit  uiu  einen  Grad  niedrir 
ger  ist,  als  die  der  Atmosphäre.  Das  speeif.  Gewicht  ist  =  317  bis 
313 79 .  Es  wird  von  Malacarne  erwähnt  uu1  ist  von  de  Brez6 
1786  untersucht  worden ;  nach  Letzterem  enthalten  1,966948  Kilo? 
gramme  des  Mineralwassers: 

Schwefel      ........        0,03364  Gram. 


Chlorcalcium 
Ghlornatrium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kieselerde     .        .        , 
Thonerde 


4,76235 
15,64935 
2,68135 
1,82835 
0,03311 
0,03364 


25,02179  Gram, 


Schwefelwasserstoffgas 7,0Kub.Z. 

Kohlensaures  Gas 4,5    — 

Atmosphärische  Luft  .        .        .        .       .       .        1>5    — 


879 

Einige  ähnliche,  aber  schwächere  schwefelhaltige  Mineralquel- 
len, die  sich  im  Bette  der  Albara  bei  Castclletto  d'Orba  rinden,  wer- 
den nicht  benutzt. 

Das  Mineralwasser  genofs  früher  eines  grofsen  Rufs  in  der  Um- 
gegend; jetzt  wird  es  nur  selten  gegen  Leiden  der  Verdauungsorgane 
und  leichte  Fälle  von  chronischem  Rheumatimus  benutzt. 

De  Breze  in:  Mein,  delf  Accadem.  R.  delle  scieuze  di  Torino. 
Tom.  VIII. 

Annales  de  chimie.   Tom.   IV.  p.  166. 

B.  Bertini,  idrologia  miuerale  a.  a.  0.   p.  128  —  131. 


C.    Die  Heilquellen  der  Insel  Sardinien. 


Sardinien,  das  gewöhnlich  in  zwei  fast  gleiche  Hälften, 
die  nördliche,  Cap  Sassari  oder  Capo  di  sopra,  und  die 
südliche,  Cap  Cagliari  oder  Capo  di  sotto,  getheilt  wird, 
durchziehen  verschiedene  Bergketten  von  mehr  oder  min- 
der bedeutender  Höhe,  deren  man  fünf  Hauptzüge  unter- 
scheidet, die  durch  Thäler  getrennt  sind  und  sich  gegen 
das  Meer  verflachend  jene  Ebenen  bilden,  welche  man  mit 
dem  Namen  Campidano  belegt:  in  den  beiden  gröfsten 
und  fruchtbarsten  dieser  Ebenen  liegen  die  Städte  Cagliari 
und  Oristano.  Die  höchsten  Berge  der  Insel  sind  der 
Genargentu  (1830  Metres  über  d.  M.)  und  der  Gingantinu 
(1217  Metres). 

Was  die  geognostische  Beschaffenheit  des  Bodeps  be- 
trifft, so  gehört  der  Kern  des  Haupt gebirgszuges,  welcher 
ganz  Sardinien  der  Länge  nach  durchschneidet,  der  Urbil- 
dung  an  und  besteht  abwechselnd,  auch  wohl  gleichzeitig, 
aus  Granit  und  Glimmerschiefer ;  doch  findet  man  auch 
porphyrartige  Gesteine.  Die  Hauptzüge  der  Gebirge  sind 
stellenweise  von  grofsen  Marmormassen  überdeckt,  welche 
bald  auf  Granit,  bald  auf  Thonschiefer  lagern-,  auch  fin- 
den sich  in  der  Mitte  und  im  Westen  der  Insel  grofse 
Kalkmassen,  die  einer  viel  spätem  Formation  angehören. 


881 

Der  gröfste  Theil  der  Insel  fallt  in  den  mehr  erwähn- 
ten vulkanischen  Strich  des  mittelländischen  Erschütterungs- 
kreises: Beweise  dafür  sind,  aufser  der  oft  wahrgenommenen 
Mitleidenheit  von  Erdbeben,  die  Spuren  ausgebrannter  Vul- 
kane an  vielen  Stellen  der  Insel,  deren  man  22  zählt,  und 
als  sichere  Beweise  ihrer  ehemaligen  Ausbrüche,  alle  Ar- 
ten vulkanischer  Substanzen  in  grofsen  Massen.  Am  häu- 
figsten darunter  ist  hornsteinartiger  Porphyr,  grüner, 
schwarzer,  durchsichtiger,  perlartiger  Obsidian,  rother  und 
gelber  Jaspis,  Puzzolane,  graue  und  basaltartige  Lava. 

In  den  Gebirgen  und  überhaupt  in  dem  nördlichen 
Theil  der  Insel  giebt  es  sehr  viel  Quellen  mit  herrlichem 
süfsem  Wasser,  aber  in  den  Ebenen  und  besonders  in  der 
Gegend  von  Cagliari  findet  man  selten  Quellen  und  Brun- 
nen, deren  Wasser  trinkbar  und  von  allem  salzigem  Bei- 
geschmack frei  wäre;  die  Bewohner  dieser  Gegenden  sam- 
meln daher  jetzt,  wie  im  Alterthum,  in  sorgfältig  angeleg- 
ten Cisternen  das  Regenwasser  und  ziehen  es  als  das 
reinste  und  gesundeste  jedem  andern  vor.  Dagegen  ist 
die  Insel  überaus  reich  an  warmen  Bädern  und  Mineral- 
quellen, deren  die  Alten  schon  und  oft  erwähnen  und  ihre 
ausserordentliche  Wirksamkeit  preisen:  Solinus  erzählt 
sogar  von  einer  Wunderquelle,  zu  welcher  man  alle  des 
Diebstahls  Angeklagte  geführt  habe;  der  Verdächtige 
mufste  von  ihrem  Wasser  trinken  und  wurde  sogleich  blind, 
wenn  er  des  Vergehens  wirklich  schuldig  war.  Aber  die 
Sarden  sind  den  Römern  nicht  gefolgt,  welche  bei  mehre- 
ren derselben  prächtige  Einrichtungen  zur  Aufnahme  und 
Bequemlichkeit  der  Kranken  getroffen  hatten:  die  Pracht 
dieser  Anlagen  erkennt  man  noch  aus  den  dürftigen  Rui- 
nen, welche  sich  davon  unter  andern  zu  Fordongianus,  ehe- 
mals Forum  Trajani  oder  Aquae  Hypsitanae,  erhalten  ha- 
ben, wie  aus  den  Ueberresten  antiker  Bäder  zu  Bcnetutti 
und  Sardara.  Und  wie  von  diesen  Gebäuden  kaum  einige 
Trümmer  geblieben,  so  sind  auch  mehrere  Heilquellen  aus 
Mangel  an  Sorgfalt  verloren   gegangen.    Auch  hat  mau 


882 

sich  bis  jetzt  wenig  um  eine  genaue  Analyse  der  Mineral- 
wasser gekümmert,  obgleich  einige  Quellen  ziemlich  stark 
von  Kranken  der  Umgegend  besucht  werden,  die  aber  weit 
häufiger  Gerüchte  und  Erzählungen  von  glücklichen  Hei- 
lungen dahin  führen,  als  der  Rath  eines  Arztes.  Aber 
der  Gebrauch  dieser  Bäder  wird  sehr  erschwert  und  ihre 
wohlthätige  Wirkung  wieder  vernichtet  durch  den  Mangel 
aller  Pflege  und  Bequemlichkeit  nicht  allein,  sondern  selbst 
eines  schützenden  Obdachs  in  ihrer  Nähe.  Zur  Aufnahme 
von  einigen  hundert  Kranken,  die  man  zuweilen  in  Bcne- 
tutti  versammelt  sieht,  ist  nur  ein  Haus  und  eine  kleine 
nahe  gelegene  Kirche  bestimmt,  so  dafs  die  gröfsere  Zahl 
unter  freiem  Himmel  campiren  oder  sich  in  elenden,  aus 
Baumzweigen  geflochtenen  Hütten  behelfen  niuis.  Die 
Kranken  sind  also  jedem  Wechsel  der  Witterung  ausge- 
setzt, wenn  sie  aus  dem  natürlichen  Badebassin  steigen, 
dessen  Hitze  bis  32  °  R.  beträgt;  sie  sind  ohne  Schutz  ge- 
gen die  oft  empfindliche  Kälte  der  Nacht  nach  sehr  hei- 
fsen  Tagen,  und  so  verlassen  viele  das  Bad  mit  neuen 
Krankheiten  behaftet,  ohne  von  ihrem  alten  Uebel  befreit 
zu  sein. 

Gemelli,  rifiorimento  delia  Sardegna  proposto  nel  miglioramento 
di  sua  agricoltura.    Torino  1776. 

Dom.  Alb.  Azuni,  histoire  geographique,  politique  et  naturelle 
de  la  Sardaigne.     Paris  1802. 

v.  Hoff,  Geschichte  der  natürlichen  Veränderungen  etc.  a.  a.  0. 
Th.  II.  S.  267. 

Mimaut,  histoire  de  Sardaigne,  ou  la  Sardaigue  ancienne  et 
moderne,  cousiderije  dans  ses  lois,  sa  topographie,  ses  produetions  et 
ses  moeurs.     Paris  1825. 

Alb.  de  la  Marmora,  voyage  en  Sardaigne  de  1819  ä  1825, 
ou  description  statistique,  physique  et  politique  de  cette  ile,  avee  des 
rechercb.es  sur  ses  produetions  naturelles  et  ses  antiquites.  Paris 
1836. 

Ferd.  Hör  schelmau  n  ,  Geschichte,  Geographie  und  Statistik 
der  Insel  Sardinien,  nebst  Schilderung  ihrer  Altertliumer,  natürlichen 
Erzeugnisse  und  Bewohner.     Berlin  1828. 


883 

i.     ImCapCagliari: 

Die  salinischen  Thermalquellen  von  Sardara  (bei 
den  Alten  Aquae  Lesitanae)  entspringen  unweit  dieses  Dorfes  am 
Fufse  des  Berges  Monreale  in  der  Provinz  Arborea,  in  geringer 
Entfernung  nördlich  von  Cagliari.  Die  liier  befindlichen  im  Laude 
sehr  berühmten  warmen  Bäder  siud  die  einzigen  unter  allen  in 
Sardinien,  wo  man  mit  Nutzen  und  ohne  sich  der  Gefahr  noch  krär. 
ker  zu  werden  auszusetzen,  eine  Badekur  gebrauchen  kann.  Die 
Badegäste  finden  zwar  hier  keineswegs  die  Bequemlichkeiten,  welche 
ähnliche  Anstalten  in  andern  Ländern  aufzuweisen  haben:  aber  da- 
für entschädigt  die  Nähe  von  Cagliari  und  andrerseits  ist  das  Bade- 
baus wenigstens  so  eingerichtet,  dafs  es  seinem  Hauptzwecke  ent- 
spricht. Es  besteht  in  eiuem  leeren  Gemach,  in  dem  sich  zwei  läng- 
liche Bassins  befinden,  deren  eins  kaltes,  das  andere  Thermalwasser 
enthält  und  in  welchem  die  Krauken  gemeinschaftlich  baden.  Das 
aus  den  Bassins  abfliefsende  Wasser  bildet  noch  ein  in  manchen 
Krankheiten  sehr  wirksames  Schlammbad,  und  man  bringt  auch  die- 
sen Schlamm,  so  wie  das  Thermalwasser,  nach  Cagliari  zum  Ge- 
brauch der  Krauken,  die  es  vorziehen,  dort  zu  baden. 

Der  Boden,  aus  dem  die  Thermalquellen  entspringen,  bestellt  aus 
schieferigter  Lava  und  andern  vulkanischen  Substanzen.  Die  Tempe- 
ratur derselben  beträgt  35  —  40°  R.  und  ihr  Wasser  enthält  salzsau- 
res Natron  (uach  Rolando  in  jedem  Pfund  Wasser  6  Gr.)  und  salz- 
saure Erden.  Das  Wasser  ist  sehr  klar,  ohne  Geschmack  und  hält 
sich  mehrere  Monate  in  Flaschen  unverändert  und  ohne  ein  Sediment 
zu  bilden. 

Unter  den  vielen  Quellen  des  benachbarten  Cantons  Parte 
Valenza  in  einer  Gegend,  die  ebenfalls  mit  vulkanischem  Ge- 
stein angefüllt  ist,  ist  eine,  die  in  dem  Rufe  steht,  das  Fieber  zu 
heilen. 


Die  Thermalquellen  von  Fordongianus  im  Canton  Ba- 
rigadu,  Provinz  Arborea,  befinden  sich  mit  den  Ruinen  der  alten 
Stadt  und  den  dazu  gehörigen  Bädern,  welche  bei  den  Römern  der 
früheren  Zeiten  Aquae  ilypsitanae,  später  aber  Forum  Trajaui  hie- 
fsen,  unweit  Oristano.  Die  Berge  der  Umgegend  bestehen  aus  grün- 
lichem Sandstein,  Jaspis  und  einem  röthlichen  vulkanischen  Gestein, 
das  häufig  zum  Bauen  benutzt  wird.  Die  Quellen,  welche  mit  denen 
von  Sardara  gleiche  Salze,  nur  mehr  Kohlensäure  enthalten,  haben 
durch  den  gänzlichen  Mangel  an  Aufsicht  und  Sorgfalt  sehr  an  Stärke 
und  Wirksamkeit  verloren  und  enthalten  nur  noch  wenige  minerali- 
sche Bestandteile  (nach  Tabasso  und  Olive  ri  in  einem  Pfunde 
Wasser  4  Gr.  Chloruatrium  und  1  Gr.  Thonerde)  und  haben  die  Tem- 
peratur von  40°  R. 


884 

Die  Thermalquellen  von  Marrttbiu  im  Kanton  Simaxis, 
Provinz  Ärborea,  befinden  sich  südlich  von  Oristano  zwischen  den 
beiden  Seen  von  Santa  Giusta  und  Sassu.  Die  denen  von  Sardara 
ähnlichen  Thermen,  bei  denen  sich  noch  Spuren  römischer  Bäder  fin- 
den, sind  die  Aquae  Neapolitanae  der  Römer. 

Den  Quellen  von  Fordongianus  sind  aufserdem  noch  analog  die 
von  Villa-Cidro  oder  Acqua  cotta  im  Canton  Ippis;  die  von 
Fluminimaj  or,  im  Canton  Cixerro  und  auf  der  Insel  San- An. 
tiocho,  sämmtlich  in  der  Provinz  Cugliari.  Die  Berge  und  Felsen 
der  Insel  San-Antiocho,  gröfstentheils  aus  Lava,  Breccie,  Porphyr 
und  Puzzolana  gebildet,  beweisen,  dafs  auf  ihr  einst  ein  Vulcan  thä- 
tig  war.  An  dem  hier  befindlichen  See  Calaseta  hat  man  künst- 
liche Salinen  angelegt. 


2.    Im  Capo  Sassari: 

Die  Schioefellhermalquellen  von  Benetutti  im  Canton 
Gozeano  der  Provinz  Torres  oder  Logudoro,  in  geringer  Entfernung 
von  dem  Dorfe  gleiches  Namens,  auf  der  rechten  Seite  des  Tirsi- 
Flusses,  und  nördlich  von  Nuoro  gelegen,  mit  Ueberresten  altrömi- 
scher Bäder,  gehören  zu  den  besuchtesten  der  Insel  und  verdanken 
ihrer  wohlthätigen  Wirkung  in  den  verschiedensten  Krankheiten  ihren 
Namen.  Sie  haben  die  Temperatur  von  25  —  30°  R.,  und  sind  reich 
an  Schwefelwasserstoffgas  und  Salzen. 

Diesen  analog  sind  die  von  Cargiegue  oder  San-Martino, 
welche  aufserdem  kohlensaures  Gas  und  Eisenoxydul  enthalten  und 
abführend  wirken,  namentlich  in  Stockungen  der  Unterleibseingeweide 
nützlich  sein  sollen;  —  die  von  Castel  ä"  Oria,  auf  dem  Territo- 
rium von  Sedini,  wonach  sie  auch  genannt  werden,  am  Ufer  des 
Flusses  della  Scafa,  auf  dem  nordwestlichen  Theil  der  Insel,  welche 
eine  Temperatur  von  30°  R.  haben;  —  die  von  Orosei,  westlich  von 
Nuoro,  und  die  von  D or gali,  nördlich  von  Orosei,  von  derselben 
Temperatur  und  Reichthum  an  Schwefelwasserstoffgas,  auf  dem  nord- 
östlichen Theil  der  Insel. 

Endlich  sind  noch  zu  erwähnen  die  kalten  Mineralquellen  von 
Codrungianus,  in  geringer  Entfernung  südöstlich  von  Sassari, 
Sauerwasser,  welche  mit  denen  von  Selters  Aehnlichkeit  haben,  —  so 
wie  die  gleichfalls  kalte  Mineralquelle  von  Argentier a,  einer  Berg- 
kette in  dem  ehemaligen,  jetzt  verlassenen  Bergwerksdistrikt  Nurra, 
dessen  Minen  in  Taikschiefer  streichen  und  silberhaltigen  Bleiglanz 
liefern;  sie  enthält  besonders  schwefelsaure  Alaunerde  und  wird  na- 
mentlich gegen  Wechselfieber  benutzt. 

Die  Quelle  von  Fauzoni  im  Limbara-Gebirge  auf  dem  nörd- 
lichen Theil  der  Insel,  ist  eiskalt  und  deswegen  berühmt,  weil,  wenn 
man  eine  auch  noch  so  gut  verschlossene  Weinflasche  hi: '.sein legt,  der 


885 

Wein  nach  kurzer  Zeit  Farbe  und  Geschmack,  aber  nicht  seine  Stärke 
verliert. 

Andr.  Baccio,  de  thermis  omnibus.  Venetiis  1588.  p.  139. 

Memorie  dell1  Accademia  R.  delle  scienze  di  Torino.  T.  IX.  p.  145. 

Gemelli  a.  a.  O.  T.  IL  p.  92. 

Azunia.  a.  O.  T.  II.  p.  364. 

Despine,  essai  de  topographie  a.  a.  0.  p.  62. 

B.  Bertini,  idrologia  minerale  a.  a.  0.  p.  315  —  321. 

Paganini  a.  a.  0.  S.  59. 


III.    Die  Heilquellen  der  Herzogthümer  Parma,  Mo- 
dena  und  Lucca. 

(Nördlicher  —  ligurischer  und  toskanischer  —  Apennin.) 


"as  hierher  gehörige  Gebiet  ist  bereits  früher  beschrie- 
ben worden  und  verweisen  wir  daher  Hinsichts  der  Boden- 
beschaffenheit desselben  auf  S.  732  ff.  und  Hinsichts  der 
auf  demselben  vorkommenden  vulkanischen  Erzeugnisse 
und  Erscheinungen  auf  S.  742. 


A.    Heilquellen  im  Herzogthum  Parma: 

Die  salinische  Schwefelquelle  zu  Lesignano,  einem 
von  Parma  drei  Lieues  südlich  in  den  Apenninen  gelegenen  Dorfe,  be- 
sitzt ein  wenig  besuchtes  und  schlecht  unterhaltenes  Etablissement. 
Das  Mineralwasser,  das  aus  zwei  Brunnen  kommt,  ist  von  einer  nie- 
drigem als  der  Lufttemperatur,  riecht  stark  hepatisch,  ist  mit  einem 
grünlichen  Bergöl  bedeckt,  und  wird  beständig  von  einer  reichen  Ent- 
wicklung Kohlenwasserstoffgases  begleitet.  Es  enthält  Schwefelwas- 
serstoffgas, kohlensaures  Gas,  schwefelsaure  Kalkerde,  salzsaure  Kalk- 
und  Talkerde  und  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde.  Man  benutzt  es 
äufserlich  mit  Erfolg  bei  herpetischen  und  chronischen  rheumatischen 
Beschwerden. 

Valentin,  Voyage  med.  2.  ed.  Paris  1826.  p.  324. 
Paganiui  a.  a.  0.  S.  39. 

Die 


887 

Die  s alini  sehen  Schwefelquellen  zu  Tabbianö,  einem 
unweit  Borgo  Sau  Donino,  von  der  von  Parma  nach  Piacenza  füh- 
renden Strafte  zwei  Stunden  ab  in  einer  unwegsamen  und  öden  Gegend 
gelegenen  Dorfe,  besitzen  ein  mit  wenigen  Wannen  versehenes  ßade- 
haus  und  nothdiirftige  Anstalten  zur  Unterbringung  von  Kurgästen. 
Der  Quellen,  die  in  ihren  physischem  Eigenschaften,  chemischen  Ver- 
hältnissen und  therapeutischen  Wirkungen  ganz  mit  der  vorigen  über- 
einstimmen, sind  drei  vorhanden  ;  doch  nur  die  stärkste  davon,  wel- 
che ganz  unten  im  Thale  eine  halbe  Stunde  vom  Orte  entfernt 
und  bei  der  auch  das  Badehaus  erbaut  ist,  ist  gefafst:  sie  sprudelt 
armsdick  aus  den  blauen  Schichten  der  Subapeuninen-  Formation  her- 
vor. Der  Abflufs  des  Wassers  aus  den  Bädern  geht  durch  einen  Gra- 
ben, dessen  man  sich  nach  Gefallen  auch  zu  Schlammbädern  bedie- 
nen kann,  deren  Heilkräfte  sehr  gerühmt  werden.  Die  Entfernung 
des  Badehauses  von  dem  Wohnorte  der  Kurgäste  machen  dessen  Ge- 
brauch bei  dem  Mangel  guter  Wege  sehr  beschwerlich. 

Paganini   a.  a.  0.  p.  24. 

Bronn,  Ergebnisse  a.  a.  0.  S.  264.' 

Noch  ist  der  Saline  zu  Salso  zu  erwähnen,  welche  zwischen 
Fiorenzuola  und  Parma ,  eine  und  dreiviertel  Stunden  seitwärts  von 
Borgo  San  Donino  am  Fufse  der  Vorhügel  der  Apenninen  gelegen, 
die  einzige  in  Parma  ist,  aber  fähig  wäre,  den  ganzen  nÖthigen  Salz- 
bedarf zu  liefern,  was  indessen  nicht  geschieht.  Mit  der  Soole  wird 
hier  zugleich  eine  grofse  Menge  Erdöles  gewonnen,  womit  die  Stra- 
ften der  Stadt  Parma  das  Jahr  hindurch  erleuchtet  werden. 

Die  herrschende  Gebirgsart  ist  ein  grauer  Kalkstein,  dem  ein 
grauer  krystalliuischer  Gyps  mit  schwärzlichem  Salzthone  unterge- 
ordnet ist,  der  an  einigen  Stelleu  oberhalb  Salso  zu  Tage  geht.  Die 
Salzquellen  entspringen,  zwölf  bis  fünfzehn  an  Zahl,  in  ziemlicher 
Mächtigkeit,  und  mit  bedeutendem  Sättigungsgrad,  aus  denen  das  Salz 
in  sehr  unvollkommenen  Gradier-  und  Sudanstalten  gewonnen  wird. 
Das  in  den  Salzbrunnen  zufliefsende  und  mit  der  Soole  zugleich  her- 
aufgeförderte Erdöl  wird  von  derselben  getrennt,  indem  man  in  den 
Sammler  der  Soole  einige  Scbaafl'elle  legt,  durch  welche,  so  wie  durch 
einige  kleine  Löcher  im  Sammler  die  Soole  durchrinnen  mufs,  um  wie- 
der in  einem  gröfsern  Behälter  sich  zu  sammeln;  das  Erdöl  bleibt  dann 
in  der  Wolle  zurück  und  wird  von  Zeit  zu  Zeit  ausgedrückt.  Medi- 
zinisch wird  das  Soolwasser  nicht  benutzt. 

H.  G.  Bronn,  Ergebnisse  etc.  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  285—292. 


B.     Heilquellen  im  Hcrzogthiim  Modena: 

Die    'Eisenquelle   äella    Eiscia   enthält  nach   Vandelli's 
älterer  Analyse  freie  Schwefelsäure,  kohlensaure  Kalkerde,  schwcfel- 
III.  Tüeil.  LH 


888 


saures  Natron    und  Eisen,   nach   Valentin   aber   nur   kohlensaure 
Salze  und  Chlormagnesium. 

Die  Thermalquelle  von  Pieve  Fosciano,  21  Lieues  süd- 
lich von  Modena,  hat  die  Temperatur  von  24°  R.  und  enthält  nach 
V and  elli  kohlensaures  Gas,  Schwefelwasserstoff'gas,  Schwefelsäure, 
schwefelsaure  Kalkerde  und  Natron,  salzsaure  und  kohlensaure  Kalk- 
erde und  Eisen. 

Die  Thermalquelle  Turrita  dt  Farfagnano  ist  an 
Temperatur  und  Bestandteilen  der  vorigen  ganz  analog. 

Das  Bitterw asser  von  Sanla-Chiara  enthält  schwefel- 
saure Kalkerde  schwefelsaures  Natron  und  kohlensaure  Kalkerde. 

Die  Mineralquelle  von  M onte-  Zibio  enthält  nach  Me- 
rosi's Analyse,  aufser  Spuren  von  Erdharz  und  Bergöl ,  Chlorcal- 
cium,  Chlornatrium,  schwefelsaure  Kalk-  und  Talkerde  und  Alaun. 

Die  Mineralquelle  von  Monte- Scaglia  enthält  nach 
Merosi  Schwefelwasserstoffgas,  Chlorcalcium ,  Chlornatrium,  Chlor- 
maguesium  und  schwefelsaure  Kalk-  und  Talkerde. 

Die  Schwefelquelle  von  Jano  in  der  Nähe  von  Scandiano 
ist  kalt  und  enthält  nach  Merosi's  Analyse  in  100  Unzen,  aufser 
Schwefelwasserstoffgas  und  etwas  kohlensaurem  Gase : 

Chlorcalcium 40  Gr. 


Chlornatrium 
Chlormagnesium 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalk  erde 


15  — 

5  — 

15  — 

24  — 


99  Gr. 


Diese  bisher  genannten  Quellen  werden  nur  wenig  gebraucht  und 
besitzen  keine  Anstalten  zu  ihrer  Benutzuug;  mehr  Ruf  dagegen  hat: 

Die  Salzquelle  von  Querzola  in  den  Apenninen  mit 
Schlammbädern. 

Die  Acqua  salsa  di  Querzola  genannte  Quelle  ist  opalinisch..  zeigt 
Spuren  von  Bergöl  und  enthält  nach  Merosi's  Analyse  in  "'"'' 
Unzen : 

Chloruatrium 10  Gr. 


100 


Chlorcalcium  .  .  . 
Schwefelsaure  Kalkerde  ■ . 
Schwefelsaure  Talkerde  . 
Schwefelsaure  Alaunerde  . 

Schwefelwasserstoffgas      « 
Kohlensaures  Gas 


26  — 

31  — 

12  — 

3  — 


82  Gr. 
0,5  Kuh.  Z 
2,0 


889 

Der  Mineralschlamm ,  Sarsa  di  Querzola,  dessen  Uufsere  Anwen- 
dung Gailoni  bei  hartnäckigen  Geschwüren  rühmt,  hat  eine  graue 
Farbe,  einen  seifenartigen  Geschmack,  einen  Erdharz  und  Bergol  ana- 
logen Geruch  und  besteht  aus  Thonerde,  Kalk,  Talk,  Kieselerde,  Ei- 
sen und  Mangan. 

Fuganini  a.  a.  0.  S.  39  ff. 
Valentin,  vöyage  m6d.  2.  dd.  p.  342. 


C.     Heilquellen  im  Hersüogthum  Lucca: 

Die  Thermalquellen  von  Lucca.  Nach  dieser 
Ton  Florenz  siebzehn,  von  Pisa  vier  und  von  Livorno  acht 
Stunden  entfernten  Hauptstadt  des  gleichnamigen  Herzog- 
tums werden  die  berühmten  Bäder  genannt,  welche  sich 
fünfzehn  Miglien  von  der  Stadt  in  einer  der  schönsten  Ge- 
genden Italiens  nach  den  Apenninen  zu  befinden  und  schon 
seit  dein  Ende  des  zwölften  Jahrhunderts  bekannt  und  seit 
dem  vierzehnten  Jahrhundert  oft  beschrieben,  zu  den  best- 
eingerichteten und  besuchtesten  Thermal -Etablissements 
Italiens  gehören. 

Der  eigentliche  Badeort,  Ponte  Seraglio  genannt,  liegt  halbcirkel- 
förmig  an  dem  Fufse  des  niedrigen  Bergrückens,  welchem  die  Ther- 
malquellen entspringen,  und  der  rechts  von  dem  Hauptthal,  links  von  ei- 
nem Nebenthal  begrenzt  wird,  so  dafs  er  nur  hinten  mit  der  übrigen 
hohen  Gebirgsmasse  zusammenhängt,  die  bis  in  die  höchsten  Gipfel 
von  einem  ununterbrochenen  Kastanienwalde  bedeckt  ist.  Zu  ihm 
führt  aus  der  reizenden,  bergumkränzten  Ebene,  in  deren  Mitte  das 
regsame  Lucca  sich  ausbreitet,  eine  schöne  Strafse,  die  Anfangs  durch 
eine  üppige  und  fruchtbare  Ebene,  dann  aber,  sobald  man  die  Gebirgs- 
schlucht erreicht,  aus  welcher  der  oft  sehr  ungestüme  Serchio  hervor- 
dringt, durch  ein  pittoreskes,  von  hohen  steilen  aber  schön  bewach- 
senen Kalkfelsen  eng  begrenztes  Thal  führt.  Von  den  erwähnten, 
durch  den  Bergrücken  getrennten  Thälern,  gehört  eins  dem  Serchio 
an,  das  andere  fafst  die  Bagni  della  Villa  in  sich  ;  der  westliche  Ab- 
hang des  Hügels  ist  mit  übereinander  ragenden  Gebäuden  besetzt, 
den  Bagni  caldi ;  in  einem  östlich  gelegenen  Seitenthale  befindet  sich 
das  ansehnliche  Badedorf  Villa. 

Der  erwähnte  Hügel  besteht  aus  dem  unter  dem  Na- 
men Macigno  bekannten  Sandstein,  der  von  gleichem  Alter 

LH  2 


890 

mit  den  tiefer  herrschenden  Kalkstein  ist.  Rings  an  den 
Seiten  des  Hügels  und  an  seinem  Fufse  treten  die  Mine- 
ralquellen hervor,  die  hundert  an  der  Zahl  sich  bald  zu 
kleinen  Bächen  vereinigen.  Man  unterscheidet  folgende 
Quellen : 

1.  Die  Quelle  von  La  Villa  von  33°  R.  Temperatur; 

2.  Die  Quelle  von  Bcrnabö  oder  Bar  nahe,  von 
35°  R. ; 

3.  Die  Quelle  des  Bagno  rosso,  von  38°  R. ; 

4.  Die  Quelle  Trastullina  von  32°  R. ; 

5.  Die  Quelle  Disperata  von  36°  R.,  —  sie  hat 
ihren  Namen  davon,  weil  sie  in  den  verzweifeltsten  Fällen 
oft  noch  mit  Erfolg  angewendet  wird; 

6.  Die  Quelle  Corona le,  von  35°  R. ,  wird  als  be* 
sonders  heilsam  gegen  Kopfleiden  angesehen ; 

7.  Die  Quelle  della  Maria  oder  dell'  Inamo- 
rata,  von  35°  R. ,  wird  vorzüglich  bei  Krankheiten  des 
Uterinsystems  angewendet; 

8i  Die  Quelle  Doccione,  von  43°  R.,  die  ergiebig- 
ste und  heifseste,  versorgte  sonst  das  berühmte  Bad  di 
Corsena,  welches  jetzt  ein  leeres  Reservoir  ist,  und  speist 
gegenwärtig  die  Bagni  Caldi; 

ö.  Die  Quelle  del  Fontino,  von  37,5°  R.,  ziemlich 
ergiebig,  speist  vier  kleine  Bassins ; 

10.     Die  Quelle  von  San -Giovanni,  von  30,5°  R. 

Diese  Thermalquellen  speisen  die  verschiedenen  Ba- 
deanstalten, welche  theils  Privaten,  theils  dem  Staate  ge- 
hören und  von  denen  vier  sich  an  dem  erwähnten  Hügel, 
eins  immer  höher  als  das  andere,  erheben,  deren  Badege- 
mächer  hoch,  reinlich  und  mit  Wannen  von  Carrarischem 
Marmor  versehen,  doch  sonst  ohne  Luxus  sind.  Es  sind 
folgende : 

a.  Bagni  Caldi.  Es  ist  das  eleganteste,  mit  Ge* 
sellschaftssälen  verseben  und  enthält  zwei  Armenbäder, 
welche  nahe  am  grofsen  Bassin  der  Quelle  und  darum  am 
heifsesten  sind;  ferner  ein  Dampfbad,    zwei   Douchelabi- 


891 

nette  für  verschiedene  Geschlechter  und  einzelne  Badcka- 
binette,  in  denen  das  Thermalwasser  durch  Zumischung 
kalten  süfsen  Wassers  temperirt  wird. 

b.  Bagno  Bernaho,  etwas  tiefer  gelegen  als  das 
vorige,  mit  zehn  Badezimmern  für  Einzehihäder,  worunter 
aber  zwei  mit  grofsen  Wannen  für  mehrere  Personen,  und 
drei  Douchekabinetten. 

c.  Bagni  di  S.  Giovanni  mit  sieben  Badern,  die 
verschiedene  Restimmung  haben:  für  Cavaliere,  Damen, 
Männer,  Frauen,  Juden,  Jüdinnen 3  Domestiken,  und  mit 
Ankleidezimmern  verschen  sind. 

d.  Bagno  delle  Docce  basse. 

e.  Bagni  alla  Villa,  die  ältesten  auf  der  andern 
Seite  des  Berges  und  auch  tiefer  gelegen,  mit  neun  Zim- 
mern im  Erdgeschofs,  wovon  in  zwei  Rötenden  zwei  Ge- 
meinbäder und  sieben  Einzelnbäder  sind,  und  Douchekabi- 
netten. In  einem  Nebenhause  ist  noch  ein  Bad  für  zehn 
Arme.  —  Endlich  ist  noch  zu  erwähnen : 

f.  Del  uuoveSpedale  di  Bagni.  Dies  für  Arme 
errichtete  Spital  ist  erst  in  der  neuern  Zeit  theils  aus  der 
Staatskasse,  theils  aus  Beiträgen  reicher  Fremden,  beson- 
ders des  Grafen  Demi  do ff  erbaut.  Das  zweistöckige 
Gebäude  ist  sehr  elegant  im  Innern  und  Aeufsern,  mit  25 
Betten  für  jedes  Geschlecht  versehen.  Die  Bäder  sind  im 
untern  Stockwerk  und  enthalten  auch  ein  Zimmer  mit 
Douchen  der  verschiedensten  Art;  neben  den  Badezim- 
mern stehen  kleine  Feuerheerde  zur  Erwärmung  der  Ba- 
dewäsche. 

Die  Bedienung  in  diesen  Bade -Etablissements  geschieht  durch 
männliche  und  weibliche  Badewärter,  die  einem  Aufscher,  und  alle 
dem  Badearzte  untergeben  sind.  Letzterer  ist  Dr.  G.  Franceschi, 
der  nebst  einem  Chirurgen  von  der  Regierung  besoldet  und  von  Mai 
bis  September  hier  zu  wohnen  verbunden  ist.  Die  Kurgäste,  die 
wäbrend  der  Saison  vom  Juni  bis  September  hier  oft  so  zahlreich 
sind,  dafs  es  schwer  hält,  ein  Unterkommen  zu  finden,  wohnen  theils 
in  Ponte  Seraglio,  theils  in  dem  eine  Viertelstunde  davon  entfernten 
Villa,  an  welchen  beiden  Orten  aul'ser  Gasthöfen  auch  besondere  Land- 
häuser zu  ihrer  Aufnahme  eingerichtet  sind.    Aber  obgleich  auch  ein 


892 

> 

Casino,  Theater  und  andere  gesellige  Vereine  hier  bestehen,  und 
trotz  der  herrlichen  Umgebung  der  Bäder,  wird  ein  Aufenthalt  an 
denselben  auf  die  Länge  langweilig,  wozu  aufser  der  Entlegen- 
heit der  einzelnen  Bäder  von  einander,  deren  jedes  für  andere  Krank- 
heiten, oder  für  andere  Stadien  derselben  Krankheit  verordnet  wird, 
auch  die  Zerstreuung  der  Landhäuser,  welche  im  Laufe  des  Sommers 
von  gesunden,  ganzen  Familien  bewohnt  werden,  und  die  italienische 
Sitte  beitragen,  der  zufolge  jeder  Einzelne  oder  jede  Gesellschaft  für 
sich  auf  dein  Zimmer,  oder  wenn  auch  im  Gastzimmer,  doch  zu  ei- 
ner besndern  Zeit  und  an  einem  eigenen  Tische  speist,  so  dafs  diese 
Bäder  fast  ganz  eines  täglichen,  fröhlichen  Versammlungsortes  enU 
hehren. 

Analysirt  wurden  die  Quellen  früher  von  Fallope 
und  Donati,  später  von  Moscheni;  sie  unterscheiden 
sich  nur  durch  das  quantitative  Verhältnifs  ihrer  qualitativ 
gleichen  Bestandtheile,  woraus  man  cchliefsen  kann,  dafs 
sie  alle  aus  einem  und  demselben  Reservoir  herkommen, 
da  die  Verschiedenheit  ihrer  Temperatur  sich  hinlänglich 
aus  ihrer  gröfsern  oder  geringern  Entfernung  vom  Ursprung, 
erklärt.  Ihre  Ergiebigkeit  und  Temperatur  ist  zu  allen 
Jahreszeiten  dieselbe. 

Das  Thermalwasser  ist  farblos,  hell  und  geruchlos  und 
hat  einen  schwach  alkalischen  und  einen,  besonders  in  der 
heifsesten  Quelle,  metallischen  Nachgeschmack,  Sein 
speeif.  Gewicht  beträgt -42183:  42028.  —  Die  Quelle  La 
Villa,  so  wie  die  von  ßernabo  und  die  rothe  Quelle  bilden 
einen  hellröthlichen  ocherartigen  Niederschlag,  letztere 
auch  eine  grofse  Menge  salinisch-erdiger  Inkrustationen. 

Nach  Moscheni  enthält  in  einem  Litre  Thermal- 
wasser : 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Thonerde  und  Kali 
Chloruatrium         . 
Chlormagnesium  .... 
Kohlensaure  Kalkerde         .        . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kieselerde  und  Extractivstoff    . 


1.  La  Villa: 

2.  Trastullina 

1,00  Gram. 

0,85  Gram 

0,20    — 

0,38    — 

0,02    — 

0,09    — 

0,17    — 

0,23    — 

0,01    — 

0,03    — 

0,05    — 

0,05    — 

0,04    — 

0,02    — 

0,14    — 

0,05    — 

S93 


Alaunerde 
Eisen    . 

Kohlensaures  Gas 


Schwefelsaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Talkerde 

Schwefelsaure  Thonerde  und  Kali 

Chloruatrium 

Chlormagnesium  . 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Talkerde 

Kieselerde  und  Extractivstoff 

Alauuerde     . 

Eisen    .... 


Kohlensaures  Gas 

5.  Rothe  Quelle: 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  1,46 
Schwefelsaure  Talkerde  .  0,50 
Schwefelsaur.Thonerde  u.  Kali  0,03 
Chlornatrium  ,  .  .  0,47 
Chlormagnesium  .  .  0,02 
Kohlensaure  Kalkerde  .  0,02 
Kohlensaure  Talkerde  .  0,02 
Kieselerde  und  Extractivstoff  0,05 
Alaunerde  ....  0,04 
Eisen  ....        0,08 


Kohlensaures  Gas 


2,69 
0,146 


8.  Coronale : 
Schwefelsaure  Kalkerde     .        1,-R 
Schwefelsaure  TalUerde     .        0,30 
Schwefelsaure  Thonerde  u.Kali  0,06 


Chlornatrium 
Chlormagnesium  .        . 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kieselerde  und  Extractivstoff 
Alaunerde    .... 
Eisen    ..... 

Kohlensaures  Gas 


0,31 
0,04 
0,04 
0,04 
0,05 
0,04 

"27l6 
0,151 


0,05  Gram. 

0,02  Gram. 

0,14    — 

0,07     — 

1,82  Gram. 

1,79  Gram. 

0,162  L  it. 

0,146  Lit. 

3.  Maria: 

4.  Fontino : 

0,74  Gram. 

0.16  Gram. 

0,35    — 

0,33    — • 

0,08    — 

0,03    — 

0,25    — 

0,21    — 

0,08    — 

0,06    — 

0,13    — 

0,04    — 

0,08    — 

0,03    — 

0,10    — 

0,04    - 

0,10    — 

0,03    — 

0,10  — 

0,09    — 

2,01  Gram. 

2,02  Gram. 

0,146  Lit. 

0,137  Lit. 

:    6.  Doccione 

:    7.  Disperata : 

1,46 

1,16  Gram. 

0,38  . 

0,37    — 

0,03 

0,06    — 

0,36 

0,20    — 

0,13 

0,07    — 

0,07 

0,03    — 

0,05 

0,03    — 

0,02 

0,08    — 

0,04 

0,03    — 

0,09 

0,10    — 

2,63" 

2,13  Gram. 

0,151 

,       0,130  Lit. 

9.  S.Giovanni: 

10.  Bernabo : 

0,84 

1,06  Gram. 

0,37 

0,27    — 

.       0,05 

0,07    — 

0,23 

0,47    — 

0,03 

0,06    — 

0,02 

0,04    - 

0,01 

0,03    — 

0,03 

0,08    — 

0,02 

0,03    — 

0,08 

0,06    — 

1,68       . 

2,17  Gram. 

.       0,185      . 

0,185  Lit. 

894 

Das  Thermalwasser ,  welches  nach  Maafsgabe  seiner 
verschiedenen  Temperatur  mehr  oder  weniger  stark  wir- 
kende, erregende,  die  Thätigkeit  der  Capillargefäfse ,  der 
Haut,  des  Drüsen-  und  Lymphsystems  vermehrende,  Ab- 
und  Aussonderungen  befördernde ,  schweifs  -  und  urintrei- 
bende, abführende  Eigenschaften  besitzt,  wird  innerlich, 
als  Getränk,  und  äufserlick  als  Wasser-,  Dampf-  und  Dou- 
chebad  angewendet.  Innerlich  gebraucht  man  es,  zu  drei 
bis  vier  Gläsern  täglich,  an  der  Quelle  selbst  und  bedient 
sich  zur  Verstärkung  der  abführenden  Wirkung  auch  ei- 
nes aus  dem  Thermalwasser  gewonnenen  Salzes.  Indessen 
wird  es  verhältnifsmäfsig  nur  wenig  getrunken,  da  keine 
besondere  Einrichtung  dazu  existirt,  und  es  ist  daher  die 
häufigste  Benutzung  desselben  die  äusserliche,  wobei  man, 
gleichsam  als  Vorbereitung  zur  Kur,  mit  der  Trastulfina 
den  Anfang  zu  machen  und  dann  erst  zu  den  energischer 
wirkenden  Quellen  überzugehen  pflegt. 

Die  Dauer  des  Bades  pflegt  man  auf  eine  halbe  bis  ganze  Stunde 
zu  beschränken,  bei  hartnäckigen  Fällen  diese  Zeit  auch  zu  verlän- 
gern. Für  die  Zahl  der  Bäder  gilt  als  Mittelzahl  30.  So  wie  bei 
Anwendung  der  Bäder,  ist  auch  bei  den  Beuchen  nothwendig,  gelinde 
Abführungsmittel  vorauszuschicken,  vorzüglich  wenn  sie  bei  Obstruc- 
tionen  und  dergleichen  gebraucht  werden  sollen,  und  man  mul's  selbst 
solche  Abführungen  auch  während  des  Gebrauchs  der  Douchen  von 
Zeit  zu  Zeit  wiederholen. 

Man  bedient  sich  der  Bäder  mit  grofsera  Erfolge  in 
allen  asthenischen  Krankheiten,  namentlich  gegen  Läh- 
mungen, chronische  Rheumatismen,  Gicht,  Hautaffectionen, 
hartnäckige  Geschwüre,  Leukorrhoe,  Chlorose,  Scropheln, 
Schwäche  der  Digestionsorgane,  iutermittirende  und  andere 
Fieber,  durch  Aufenthalt  in  Sumpfluft  veranlagst,  Obstruc- 
tionen,  Blasenhämorrhoiden  und  andere  abnorme  Hämor- 
rkoidalbeschwerden,  so  wie  Krankheiten  des  Soxualsystems 
bei  beiden  Geschlechtern,  selbst  gegen  Unfruchtbarkeit, 
der  keine  organischen  Fehler  zu  Grunde  liegen.  —  Zur  Hei- 
lung hartnäckiger  Hautausschläge  benutzt  Franceschi 
ein  gelindes  Aetzmittel,  wodurch  er  die  kranke  Oberfläche 


895 

vorher  zerstört,  um  alsdann  mit   desto  gröfserem  Erfolge 
das  warme  Bad  gebrauchen  zu  können. 

Gen  tili  da  Foligno,    de  balueis  nos  circumstantibus.  1340. 

Ugolino  da  Montecatino,   de  balneis.  1420. 

Matth.  Bendinelli,  traetatus  de  balueis  Luccensibus  Villae 
et  Corseuuae.  14S3; —  1553. 

Lahr.  Bertolini  epistola  cum  traetatu  de  balnep  Corsenae.  1504. 

Franciotti,  traetatus  de  balueo  Villeusi.  1552. 

And.  Baccii  de  thermis  Libri  septein.  Patavii  1711.  p.  174.  361  ff. 

J.  B.  Donati,  de  aquis  Luccensibus.  Luccae  1580;  —  1590. 

Lud.  Martiui,  brevi  discorsi  della  natura  ed  effetti  dei  bagni 
di  Corseua.  1614. 

Fabr.  Ardizzone,  discorso  diinostrativo  sopra  Tessenza,  cosa 
ed  effetti  delle  acque  iainerali  singolarmeute  del  montc  di  Corseua. 
1680. 

Gins.  Duccini,  de'  bagui  di  Lucca  trattato  ehem.  med.  anatom. 
Lucca  1711;  —  1738. 

Zambeccari,  breve  trattato  de1  bagni  di  Pisa  e  di  Lucca.  Pa- 
dova  1712. 

Mat.  Regali,  lezione  intorno  all1  uso  dell'  acque  della  Villa.  1713. 

Seb.  Paoli,  rara  paralysis  usu  thermaruin  Lucceusium  plane 
sauata.  1772. 

Gius.Benvenuti,  de  Lucceusium  thermanim  sale.  Luccae  175S. 

D.  L.  Moscbeni,  trattato  de1  bagni  di  Lucca.   Lucca  1792. 

E.  Auber,  coup-d'oeil  rapide  sur  les  eaux  min.  et  therm,  de 
Lucques,  ou  Precis  historique,  chron.  et  bibliogr.  de  ces  eaux.  Luc- 
ques 1801. 

G.  Franceschi,  igea  de1  bagni,  e  piu  particolarmento  di  quelli 
di  Lucca.    Lucca  1820;  —  1832. 

Vermischte  Abhandlungen  u.  s.  w.  von  einer  Gesellschaft  prakt. 
Aerzte  zu  5Jetersburg.    1821.  S.  152  ff. 

L.  Valentiu,  voyage  med.  ea  Italie,  p.  102. 

Pagauini  a.  a.  O.  S.  32. 

Bruuner  in:  Verhandlungen  der  vereinigten  ärztlichen  Gesell- 
schaften der  Schweiz.  Jahrg.  1829.  Zürich  1829.  S.  111  ff. 

Bulletin  des  sciences  med.  1830.  Juillet   p.  148. 

H.  G.  Bronn,  Ergebnisse  meiner  uaturhist.  Reisen.  Th.  II.  Hei- 
delberg und  Leipzig  1831.  S.  267  ff. 

W.  Korn,  Reise  etc.  a.  a.  O.  Th.  II.  S    164  ff. 

Patissier  et  Boutron-Charlard  a.  a.  O.  S.  396. 


IV.    Die  Heilquellen  des  Grofsherzogthums  Toskana, 


'as  Grofsherzogthum  Toskana  wird  nicht  nur  in  seinen 
nördlichen,  vereinzelt  liegenden  und  von  Parma,  Sardinien, 
Lucca  und  Modena  umschlossenen  kleinen  Districten,  son- 
dern auch  im  nördlichen  und  nordöstlichen  Theile  seines 
Hauptgebietes  von  der  grofsen  Kette  der  Apenninen  theils 
begrenzt,  theils  durchschnitten,  aufserdem  aber  noch  von 
anderen  Höhen,  dem  toskanischen  Mittelgebirge,  das  nur 
zum  Theil  mit  den  Apenninen  zusammenhängt,  so  vielfach, 
obwohl  zumeist  in  paralleler  Richtung  mit  den  Apenninen 
durchzogen,  dafs  dadurch  zwischen  Arno  und  Tiber  eine 
Plateau-Landschaft  von  1000  Fufs  mittlerer  Höhe  entsteht, 
die  am  besten  nach  den  von  den  verschiedenen  Gebirgs^ 
zügen  eingeschlossenen  Thälern  betrachtet  wird. 

Die  Hauptkette  der  Apenninen  tritt  mit  dem  Monte 
Cimone  (6546  F.  über  d.  M.)  an  der  Südgrenze  von  Modena 
in  das  toskanische  Hauptgebiet,  zieht  sich  zuerst  östlich 
bis  zum  Sasso,  und  dann  in  der  Richtung  von  Nordwest 
nach  Südost  bis  zu  dein  Sasso  di  Simone  an  der  Grenze 
des  Kirchenstaates,  mit  welchem  die  römischen  Apenninen 
beginnen.  Von  den  toskanischen  Apenninen  streichen  eine 
Menge  von  Abzweigungen  theils  in  der  Richtung  nach 
Nordost,  wo  sie  in  der  toskanischen  Bomagna  die  rauhen 


897 

und  wilden  tr ans apenni  ni 9 dien  Thal  er  bilden,  in 
denen  bei  Pietramala  namentlich  die  unter  den  Namen 
Fuoco  del  legno  und  Teglio  bekannten  Stellen  mit  ihren 
Erdfeuern  merkwürdig  sind,  theils  nach  Süden  und  Süd- 
westen. Etwa  in  der  Mitte  des  toskanischcn  Hauptrückens 
der  Apenninen  liegt  der  AI.  Falterona,  auf  dessen  südwest- 
lichem Abhänge  Toskana's  Ilauptflufs,  der  Arno  in  drei 
Quellen  entspringt,  dessen  Thal,  nach  den  verschiedenen 
Richtungen  des  Flufslaufes  in  folgende  drei  Theile  zerfallt : 

1.  Val-d'-Arno  Casentinese  streicht  von  den 
Quellen  des  Arno  in  der  Richtung  von  Nordwest  nach  Südost 
bis  in  die  Gegend  von  Arezzo,  und  wird  nördlich  und  nord- 
östlich von  der  Hauptkette  der  Apenninen,  östlich  von  der 
Alpedi  Catenaja,  einem  nach  Südwesten  gehenden  Apennincn- 
Zweige,  nordwestlich  endlich  und  westlich  von  einer  an- 
dern Abzweigung  der  Apenninen  begrenzt,  die  von  dein 
M.  Falterona  kommend  nach  Westen  und  Süden  läuft,  und 
in  ihren  Fortsetzungen  unter  den  Namen  der  Gebirge  von 
Consuma,  Prato  magno  und  Anciolino  unterschieden  wird. 
Dies  ganze  von  diesem  Theile  des  Arno  bewässerte  Gebiet 
keifst  il  Casentino  5  der  Arno  tritt  aus  demselben  bei  dem 
Einflufs  der  Chiassa,  wendet  sich  erst  eine  Strecke  süd- 
westlich, und  fliefst  dann  in  einer  der  ersten  ganz  entge- 
gengesetzten Richtung  von  Südost  nach  Nordwest.  Dieser 
bei  Prato  antico  beginnende  Theil  des  Arno  heifst  Arno 
di  sopra  und  bildet 

2.  Das  obere  Arno-Thal,  das  östlich  durch  den 
erwähnten  vom  M.  Falterona  kommenden  Apenninenzweig 
von  dem  Tliale  des  Arno  Casentinese  geschieden,  bis  Incisa, 
einige  Miglien  südöstlich  von  Florenz,  reicht,  von  wo  an 
der  Arno  nach  einem  kurzen  Laufe  in  nördlicher  Richtung 
ganz  westlich  fliefst  und 

3.  das  untere  Arnothal  bildend,  sich  vier  Miglien 
westlich  von  Pisa  in  das  tyrrhenische  Meer  ergiefst. 

Während  das  untere  Arnothal  meist  eine  breite,  la- 
chende, fruchtbare  Ebene  bildet,  in  der  nur  hier  und   da 


898 

Höhenzüge  (wie  z.  B.  der  Monte  Pisano,  dessen  nördlicher 
Theil  zu  Lucca  gehört)  dicht  an  den  Flufs  treten,  hat  sich 
der  Arno  di  sopra  ein  enges,  wildes  Thal  (das  bei  Laterina 
deshalb  Valle  dell'  Inferno  heifst)  durch  Kalkstein  und 
Macigno  gerissen,  und  bis  zu  seinem  gewaltsamen  Burck- 
bru'che  bei  Incjsa  see-  oder  sumpfartig  die  Gegend  von 
Arezzo  bedeckt,  die  jetzt  eine  fruchtbare,  reich  bebaute 
Ebene  zeigt,  deren  Boden,  oben  aus  Dammerde  bestehend, 
unter  der  Flufskies,  Thon  und  endlich  Torf  liegt,  deutlich 
die  ehemalige  Beschaffenheit  zu  erkennen  giebt. 

An  Nebenflüssen  nimmt  der  Arno  rechts  die  Sieve  auf, 
die,  von  dem  Hauptzuge  der  Apenninen  kommend,  den 
Theil  von  Toscana  bewässert,  der  il  Mugello  heilst.  Das 
Sieve-Thal  wird  nördlich  von  dem  bei  Futa  abgehen- 
den Zweige  der  Apenninen  begrenzt,  die  sich  nordöstlich 
als  Alpe  di  Formicone  [und  di  Razsolo  fortsetzt,  östlich 
von  der  Alpe  di  Muochieto,  südlich  von  dem  M.  Falterona, 
und  dem  schon  erwähnten,  von  ihm  ausgehenden  Apenni- 
nenzweige,  der  es  von  dem  Thale  des  Arno  Casentincse 
scheidet  5  westlich  wird  es  von  dem  Monte  Piano,  ebenfalls 
einem  Apenninen-Zweige,  begrenzt,  der  sich  südlich  in  den 
Bergen  von  Carvana  fortsetzt,  mit  dem  Monte  Morello  und 
den  Gebirgen  von  Fiesole  zusammenhängt,  die  bei  dem 
Einflufs  der  Sieve  in  den  Arno  ziemlich  nahe  an  den  Flufs 
treten  und  das  Sieve-Thal  südlich  sehr  verengern. 

Ferner  den  Bitenzio  und .  Ombrone,  die  von  den 
Apenninen  kommen  und  kurze  südlich  streichende  Thäler 
bilden.  Dann,  mehr  nach  Westen,  die  Nievole,  deren 
reizendes  und  romantisches  Thal,  zum  Theil  von  wilden 
Kalksteinfelsen,  meist  aber  von  herrlichen,  mit  reichen 
Wein-  und  Oelbaum-Pflanzungen  bedeckten  Hügeln  einge- 
schlossen, als  das  schönste  von  ganz  Toskana  bekannt 
ist ;  früher  mufs  es  sumpfig  gewesen  sein,  da  sich  Torf  in 
demselben  findet. 

Auf  der  linken  Seite  steht  der  Arno  durch  den  Chi- 
ana-Kanal  mit  der  Tiber  in   Verbindung,    die,    auf  dem 


899 

M.  Fmnarolo,  dem  südlichen  Theilc  des  M.  Coronaro  ent- 
springend, zwei  Miglieu  südlich  von  Borgo  S.  Sepolcro  in 
den  Kirchenstaat  tritt.  Das  Tiberthal,  meist  von  hohen 
mit  ßuchenwaldungen  und  Alpenweiden  bedeckten  Bergen 
eingeschlossen,  wird  durch  die  Alpe  di  Catenaja  von  dem 
Thale  des  Arno  Casentinese  und  dem  der  Chiana  geschie- 
den. Alle  diese  mehr  oder  weniger  direct  mit  der  Haupt- 
kette der  Apenninen  zusammenhängenden  ßergziige,  zeigen 
im  Allgemeinen  dieselbe  Structur,  wie  diese,  in  denen  der 
Kalkstein,  bald  schiefrig,  bald  compact  vorherrscht,  der, 
wie  sonst  überall  in  ganz  Toskana,  wo  er  sich  findet, 
von  blauem  Macigno  bedeckt  ist.  Im  Tiberthale  findet 
sich  aufserdem  nordwestlich  noch  grüner  Serpentin  (Gabbro), 
der  hier  und  da  an  der  Oberfläche  gelblieh  und  verwit- 
tert erscheint.  Bedeutendere  Abweichungen  zeigen  sich  in 
den  folgenden  Thälern.  Das  Chiana-Thal  besteht  in 
seinem  nördlichen  Theile  aus  einer  sich  von  Westen  nach 
Osten  bis  Arezzo  senkenden  Ebene,  die  überall  Flufs- 
alluvium  zeigt.  Westlich  beginnt  bei  M.  S.  Savino  der 
gewöhnliche  Macigno,  der  sich  nach  Westen  an  den  gro- 
fsen  Höhenzug  an  schliefst,  welcher  von  Incisa  an  in  paral- 
leler Richtung  mit  der  Hauptkette  der  Apenninen  (von 
Nordwest  nach  Südost)  bis  nach  dem  Kirchenstaat  hinunter 
läuft,  und  auf  dieser  langen  Strecke  westlich  das  obere 
Arnothal  von  den  Thälern  der  Pesa  und  der  Arbia,  ferner 
das  Chiana-Thal  westlich  von  den  Thälern  des  Ombrone, 
der  Orcia  und  der  Paglia  scheidet,  und  bei  der  Schilde- 
rung dieser  einzelnen  Thäler  näher  zu  beschreiben  bleibt. 
Der  Theil,  der  zwischen  dem  Chiana-  und  Orcia-Thal  liegt, 
zieht  sich  von  Montepulciano,  der  Scheide  zwischen  beiden 
Thälern,  von  der  ein  Zweig  Avestlich  über  Pienza  bis  S. 
Quirico  geht,  südlich  bis  nach  S.  Casciano  dei  Bagni.  Mit 
dem  Poggio  alle  Forche  beginnt  der  gelbe  Macigno,  der 
von  den  Steinmetzen  in  Toskana  Pietra  morta  genannt 
wird.  Bei  Castelluccio  ist  wieder  der  Kalkstein  vorherr- 
schend, und  der  Kamm   des  Gebirges  hat  hier  einen  Ein- 


schnitt,  Foci  genannt,  in  dessen  Nähe  der  Astrone  ent- 
springt, auf  dessen  linker  Seite  grofse  und  weit  aus- 
gedehnte Massen  von  verschiedenfarbigem  Gyps  liegen. 
Kordwestlich  liegt  der  Monte  della  Maddalena,  der  ganz 
aus  Kalkstein,  auf  seinem  Gipfel  aus  rothem ,  weifsem  und 
schwarzem  Marmor  besteht.  Oestlich  von  ihm  beginnen 
die  Hügel  von  Chianciano,  die,  Travertin  und  Gyps  an 
einigen  Stellen  ausgenommen,  aus  Meeralluvium  entstanden 
sind,  und  eine  Menge  von  fossilen  Wallfisch-Knocheu  ent- 
halten. Der  Monte  della  Maddalena  fällt  gegen  Monte- 
puleiano  ab,  und  zieht  sich  hinter  den  Hügeln  von  Totona  fort 
bis  nach  Poggiano,  wo  sich  der  braune  Hornstein  in  Schich- 
ten findet,  der  sich  in  dieser  ganzen  Bergkette  von  S.  Cas- 
ciano  an  durch  die  Höhen  von  Cetona,  Sarteano  und  noch 
weiter  nördlich  bis  Rapolano  und  Monsummano  verfolgen 
läfst.  Die  Berge  von  Poggiano  fallen  nach  Monte  Folio- 
nico ab;  die  Höhe,  auf  der  M.  F.  liegt,  besteht  aus  com- 
pactem Kalk  und  Kalkschiefer,  der  sieh  bis  nach  Abba- 
dia  a  Sicille  erstreckt;  dieselbe  Structur  zeigt  sich  auch 
südlich,  nur  am  Fufse  findet  sich  Tufo  marino  abwechselnd 
mit  buntem  Thon,  wie  östlich  von  Montepulciano  bis  Tor- 
rita und  westlich  bis  Päenza,  der  zu  dem  grofsen  Gürtel 
von  Thonhügeln  gehört,  der  sich  durch  ganz  Mittel- Tos- 
kana zieht.  —  Das  Thal  der  Orcia,  eines  Nebenflusses 
des  Ombrone,  wird  nördlich  durch  die  Berge  von  S.  Qui- 
rico  und  Pienza  vom  Ombrone-Thal  geschieden.  Westlich 
von  S.  Quirico  findet  sich  Muschelkalk,  dessen  Farbe  man- 
cherlei Nüanciruogen  von  gelb  bis  roth  zeigt,  und  der  bei 
den  Marmisten  unter  dem  Namen  Lumachella  bekannt  ist; 
aufserdem  trifft  man  in  der  Nähe  des  Weges  von  S.  Qui- 
rico bis  Pienza  grofse  Lager  von  festem  Tufo  marino; 
südlich  von  dem  Dorfe  la  Ripa  den  gewöhnlichen  blauen 
Macigno  über  grauem  compactem  Kalkstein  liegend,  und 
bei  den  Bädern  von  Vignone  beginnt  der  Travertin,  der 
sich  nordöstlich  sehr  weit  erstreckt  und  an  manchen  Stel- 
len kleine  Alabasterstreifen  enthält,  und  der  mürbe,  poröse 


901 

Travertin,  Spugnone  in  Toskana  genannt.  Weiter  nach 
Nordosten  liegen  an  der  rechten  Seite  der  Strafse  von 
Siena  nach  Rom  Hügel  von  Mauern  Thonmergel,  der  hier 
Cretone,  an  andern  Orten  Toskana's  Mattajone  heilst,  in 
dem  sich  Selenit  und  viel  Schwefel  eisen  in  sehr  verschie- 
dener Gestalt  findet:  bald  wie  kleine,  schwarzgerostete 
Münzen  aussehend,  und  dann  von  den  Landleuten  Teufcls- 
münzen  genannt,  bald  in  rundlicher  Form  von  der  Gröfse 
eines  Schrotkorns  bis  zu  der  einer  Flintenkugel,  auch  zu- 
weilen in  kleinen  Stäbchen. 

An  andern  Stellen  enthält  er  eine  zahllose  Menge  von 
Fischzähnen  und  Testaceen,  die  mit  Bruchstücken  von 
schwarzem  Mangan  gemengt  sind,  zuweilen  auch  Achat, 
Chalcedon  und  Jaspis  von  mancherlei  Gestalt  und  Farbe. 
Endlich  trifft  man  auf  dem  rechten  Ufer  auch  einzelne 
Kalksteinfelsen  von  schillernder  Farbe,  mit  amorphem  und 
krystallisirtem  Quarz,'  unter  letzterem  viel  Amethyste ;  oder 
Felsen  von  leberrothem  Serpentin  mit  schönen,  perlfarbi- 
gen  Marmorstreifen,  oder  Streifen  von  Speckstein,  wie 
auf  dem  entgegengesetzten  Ufer  in  den  Bergen  von  Cas- 
tiglion  d'Orcia.  Nach  Süden  wird  das  Orcia-Thal  durch 
den  Montamiata  von  den  Thälern  der  Fiora  und  der  Paglia 
geschieden.  Der  Montamiata  oder  Montagno  di  S.  Fiora, 
nach  In ghirami's  Messung  5298  F.  über  d.  M.,  ist  ein  er- 
loschener Vulcan,  der  in  den  Kalkgebirgen,  von  denen  er 
rings  umgeben  ist,  einen  eigenen  Bezirk  bildet,  welcher 
die  Ortschaften  Vivo,  Abbadia  di  S.  Salvadore,  Pian  Cas- 
tagnajo,  S.  Fiora  und  Castel  del  Piano  umfafst,  bei  denen 
der  Trachyt  (Peperino),  aus  dem  der  Montamiata  besteht, 
seine  Grenze  hat.  Merkwürdiger  Weise  findet  sich  unter 
den  sieben  Mineralquellen  dieses  Bezirks  nur  eine,  und 
auch  blofs  laue  Therme.  —  Das  Thal  der  Paglia,  ei- 
nes Nebenflusses  der  Tiber,  der  nur  für  wenige  Miglien  dem 
toskanischen  Gebiete  angehört,  wird  östlich  durch  die  aus 
hellgrünem  Muschelkalk,  mit  braunem  liornstein  bestehen- 
den Berge  von  S.  Casciano  begrenzt,  südlich  finden    sich 


902 

Hügel  Tön  schönem,  buntem  Thon,  mit  regelmäfsigen  Schich- 
ten von  Schaalthieren;  westlich  wird  es  durch  die  Höhen 
von  Sorano  vom  Fiora-Thale  geschieden,  das  nach  Os- 
ten und  Süden  bis  in  den  Kirchenstaat  hinein  eine  von  tie- 
fen Schluchten  durchschnittene  Hochebene  bildet,  die  über- 
all von  losgerissenem  vulkanischem  Gestein,  das  die  vom 
Montamiata  kommende  Fiora  mit  sich  genommen  hat,  be- 
deckt ist,  während  das  rechte  Ufer  der  Fiora  von  Kalk- 
steinfelsen eingeschlossen  wird.  Die  Thäler  der  Al- 
be gna  und  Osa  zeigen  links  grauen  Kalkschiefer,  der 
mit  rothem  Thonschiefer  und  Braunstein  abwechselt,  rechts 
liegt,  namentlich  bei  Talamonaccio  gelber,  mürber  Macigno 
auf  Kalkstein  mit  Kalkspath.  Das  Thal  der  Arbia  und 
des  oberen  Ombrone  wird  westlich  und  östlich  von  Kalk- 
stein-Bergen gebildet.  Die  Arbia,  ein  Nebenflufs  des  Om- 
brone, entspringt  auf  dem  fast  vereinzelt  liegenden  Berge 
von  Castellina,  der  durch  den  kurzen  Höhenzug  von  Radda 
nach  Osten  mit  der  schon  erwähnten  Bergkette  in  Ver- 
bindung  steht,  die  sich  an  der  westlichen  Seite  des  obern 
Arno  südlich  über  Rapolano,  Asinalungo,  Trequanda,  Mon- 
tepulciano  bis  nach  S.  Casciano  erstreckt,  und  auch  hier 
dieselbe  Structur  —  Kalkstein,  Hornstein  und  Thonschiefer 
—  zeigt,  nur  dafs  der  Kalkstein  an  einigen  Stellen  nicht 
in  forllaufenden  Schichten,  sondern  in  einzelnen,  massen- 
haften Stücken  mit  abgestumpften  Ecken  dem  Hornstein 
aufliegt.  Am  südwestlichen  Abhänge  des  Montalceto,  des- 
sen Gipfel  aus  Kiesel-  und  Kalkbreccie  besteht,  befindet 
sich  ein  Steinbruch,  der  schönen  rothen  Marmor  von  gro- 
fser  Mächtigkeit  blofslegt.  Die  Base  bilden  Thonhügel 
aus  Meeralluvium,  unter  dem  alter  Travertin  liegt,  der  sich 
von  den  Bädern  von  Montalceto  bis  jenseits  Asciano  und 
nach  Serre  a  Rapolano  erstreckt.  Einige  dieser  Hügel,  in 
denen  sich  auch  kleine  Krystalle  von  schwefelsaurem  Ei- 
sen und  Selenit  finden,  haben  eine  konische  Gestalt,  sind 
ganz  kahl  und  überziehen  sich  nach  Regenwetter,  nament- 
lich bei  Nord-  oder  Nordostwind  mit  Incrustationen  eines 

Sal- 


903 

Salzes,  von  Baldassa'rri  Sal  cli  Crcta  genannt,  das  aus 
schwefelsaurem  und  kohlensaurem  Natron  besteht.  Man 
nennt  dergleichen  Terrain  in  Toskana  Biancane.  Bei  Serre 
a  Rapolano  enthalten  die  Kalkberge  Spiefsglanzkupfer  und 
Schichten  von  grünem  und  blauem  kohlensaurem  Kupfer, 
dessen  sich  die  Töpfer  zur  Glasirung  des  Geschirrs  bedie- 
nen; bei  Vagliagli  findet  sich  erdiger  Schwefel  in  unendli- 
chen Massen,  unter  dem  Schwefeleisen  in  grofsen  Schich- 
ten liegt.  Das  Thal  der  Merse,  die  unterhalb  Prata 
entspringt  und  sich  auf  der  rechten  Seite  in  den  Ombrone 
ergiefst,  zeigt  auf  beiden  Ufern  des  Flusses  blei  -  oder  sil- 
berfarbenen Thonschiefer,  auf  dem  Kieselbreccie  liegt,  und 
in  dem  sich  vielfach  Eisengänge  (meist  schwefelsaures 
Eisen)  finden,  die  früher  bergmännisch  ausgebeutet  worden 
sind.  Bei  Chinodino  treffen  wir  wieder  den  compacten 
grauen  Kalkstein,  östlich  nach  Siena  zu  Hügel  aus  Meer- 
alluvium (Thon,  Kies  und  Tuff),  endlich  die  Montagnola  di 
Siena,  die  durch  ihre  Marmorbrüche  bekannt  ist.  Der 
Marmor  erstreckt  sich  auch  weiter  nach  Norden ;  nach  Sü- 
den finden  sich  Gerolle  von  Kiesel,  Jaspis,  Kalkbreccie 
aufSchiefer  liegend.  Das  untere  Ombrone-Thai  wird 
zum  Theil  von  Kalkfelsen  eingeschlossen,  die  namentlich 
im  Bezirk  von  Pari  in  der  sogenannten  Vallaspra  sehr  rauhe, 
schroffe  Abhänge  bilden.  Im  Thale  der  Pecora  findet 
sich  bei  Gavorrano  traehytisches  Gestein  von  verschiede- 
ner Farbe,  auf  compactem  Tuff  mit  Feldspath,  Glimmer, 
Quarz  -  und  Turmalin-Krystallen  aufliegend,  bei  Massa  al- 
ter Travertin.  Das  Thal  der  Cornia  zeichnet  sich  na- 
mentlich auf  beiden  Seiten  des  Ursprungs  dieses  Flusses 
durch  eine  grofse  Menge  Lagunen  aus,  die  sich  bis  zu  de- 
nen des  Cecina -Thals  hinziehen,  sonst  besteht  das  Ge- 
stein, wie  in  dem  letzteren  Thale  aus  Kalkstein  mit  darü- 
berliegendem  Macigno.  Aufserdem  aber  liegt  auf  dem 
rechten  Ufer  der  Cecina  der  Höhenzug,  der  die  nördlichen 
und  südlichen  Gebirge  Toskana's  durchschneidet  und  von 
dessen  nördlichem  Abhang  einige  links  einfliefsende  Neben- 
III.  Theil.  Mmm 


904 

flüsse  des  Arno,  die  Era,  die  Erola  und  Elsa  entspringen. 
Hier  findet  sich  zwischen  Casole  und  S.  Gimiguano  bis 
östlich  nach  Poggibonsi  ein  eigentümlicher  Travertin,  der 
durch  sein  poröses  bimssteinähnliches  Ansehen  zu  dem 
Glauben  veranlafst  hat,  als  sei  hier  ein  erloschener  Vul- 
kan. Dies  Terrain  nun  ist  die  Scheide  zwischen  dem 
nördlichen  und  südlichen  Gebirgssystem  Toskana's.  Nach 
Osten  und  Süden  schliefst  sich  der  Travertin  an  Meerallu- 
vium und  die  Hügel  von  sienesischem  Thon,  die  Crete  Senesi 
genannt,  die  sich  nach  Westen  zu  in  den  Crete  Volterrane 
fortsetzen,  diese  an  die  Crete  Pisane,  oder  Colline,  wie  sie 
hier  heifsen,  und  endigen  sich  am  Ausflufs  der  Finc  in  das 
Meer  bei  Vada,  einer  Doinaine  des  Erzbischofs  von  Pisa. 
Die  Richtung  dieses  Thongürtels  ist  vom  Meere  aus  zuerst 
ganz  östlich  bis  einige  Miglien  über  Volterra  hinaus,  dann 
wendet  er  sich  südöstlich  und  durchzieht  nun  in  mannig- 
fachen Krümmungen  und  mit  vielen  seitlichen  Ausläufern 
ganz  Mittel -Toskana  und  erstreckt  sich  so,  nur  zuweilen 
von  Travertin  unterbrochen,  bis  einige  Miglien  über  Radi- 
cofani  hinaus  an  die  Grenze  des  Kirchenstaates.  Die  tos- 
kanische  Küste  endlich  besteht  in  ihrer  ganzen  Ausdeh- 
nung aus  einem  mehr  oder  minder  breiten  Streifen  von 
flachem,  sumpfigem  Moorlande,  oder  unfruchtbarem  kah- 
lem Thonboden,  und  heifst  die  Maremma. 

So  vereinigt  Toskana  auf  einem  verhältnifsmäfsig  klei- 
nen Areal  die  gröfste  Mannigfaltigkeit  in  Hinsicht  auf  Be- 
schaffenheit, Anbau  und  Bevölkerung  des  Bodens, -wie  in 
Hinsicht  auf  das  Klima:  es  hat  rauhe,  aber  gesunde  Ge- 
birgs-Gegenden,  Thaler  mit  einem  milden  Schweizer-Klima, 
andere  mit  einer  afrikanischen  Hitze  und  Maremmen,  deren 
elende  Bewohner  von  der  übrigen  Bevölkerung  Toskana's 
nur  die  „unglücklichen  Leute  in  den  Maremmen"  genannt 
werden.  Eben  so  reich  und  mannigfaltig  ist  Toskana  auch 
in  seinen  Produkten,  unter  denen  sich  besonders  seine  Mi- 
neralquellen auszeichnen.  Diese  besitzt  es  in  so  grofser 
Anzahl,  dafs  es  auf  noch  nicht  gana  400   Quadrat -Meilen 


905 

über  230  Heilquellen  hat,  während  sich  in  dem  gesummten 
österreichischen  Kaiserstaate  von  mehr  als  12000  Quadrat- 
Meilen  nur  600    derglichen  finden   und   allein    die    beiden 
Provinzen  Ober-  und  Unter-Siena  mehr  Mineralquellen  zäh- 
len, als  das  Königreich  Sardinien  mit  Einschlufs  der  Insel 
Sardinien.     Aufserdem  haben  aber   die  Heilquellen  Toska- 
na's   einen   so  ausgezeichneten  Bearbeiter  gefunden,   wie 
ihn  kein  Staat  für  die  seinigen  aufzuweisen  hat,  den  Pro- 
fessor Giuseppe    Giulj   in  Siena,   in   dessen  vortreffli- 
chem Werke  über   die  Mineralwässer  von  Toskana,   das 
mit  einer  wahrhaft  deutschen  Treue  und  Gründlichkeit  ge- 
schrieben  ist,    wir   ein   so    vollständiges  Verzeichnifs   und 
eine  so  genaue  Beschreibung  und  Analyse  jeder  einzelnen 
Quelle  besitzen,  dafs  diese  Arbeit  ganz  einzig  in  ihrer  Art 
ist.     Die   Vorzüge  der    Giulj 'sehen  Schrift,  welche   die 
Frucht  von  mehr  als  zehnjährigen  Studien,   Arbeiten,   be- 
schwerlichen Reisen  und  Mühen  aller  Art  ist,  stellen  sich 
um  so  lebendiger  heraus ,  wenn  man  sie  mit   irgend   einer 
ähnlichen,  so  mit  der  von  Bertini  über  die  Heilquellen 
des  Königreichs   Sardinien  vergleicht,   ein  Buch,    dessen 
ganzes  Verdienst  fast  darin  besteht,   dafs   es   das    einzige 
ist,  welches  die  bekannten  Heilquellen  Sardiniens   einiger- 
mafsen  zusammenstellt;  von   eigenen  Untersuchungen  ist 
darin  wenig  zu  finden,  während  Giulj  dagegen  jede  ein- 
zelne Quelle  seines  Vaterlandes,  znweilen  nicht  ohne  gro- 
fse    Beschwerlichkeiten,  viele  mehrmals   in  verschiedenen 
Zeiten,  z.  B.  die  von  Petrioli  sechsmal,  selbst  besucht  und 
sie  analysirt  hat.     Auf  diese   Weise  hat  er  mehr  als   50 
neue  Mineralquellen  entdeckt:  dennoch  gesteht  er  selber, 
dafs  es  unmöglich  sei,  zu  behaupten,   er  habe  alle  aufge. 
funden,  die  sich  in  Toskana  finden.     Denn  wie  durch  Erd- 
erschütterungen, Veränderungen  des  Laufs  der  Gewässer 
(wie  z.  B.  Bagno  del  Re  im  Bette  der  Cornia  bei  Madonne 
delle  Frassine  u.  a.)  alte  bekannte  Quellen  verschüttet  und 
überfluthet  werden,  so  kommen  durch  ähnliche  Erscheinun- 
gen auch  neue  zu  Tage.    Aui'ser  diesen  Quellen  finden  sich 

Miiidi  2 


906 

nun  in  Toskana  eine  sehr  grofse  Anzahl  von  Stillicidien 
(wie  z.  B.  im  Chiana-Thal  Bdie  eisenhaltigen  in  der  Nähe 
der  Acqa  Santa  u.  a.),  iiitermittirende  Quellen  und  Spal- 
ten, denen  kohlensaures  oder  Sclnvefelwasserstoffgas  ent- 
strömt (Pulizze  oder  Mofete),  und  in  denen  sich  in  der 
Regenzeit  ein  mineralisches  Wasser  sammelt,  wie  im  Chi- 
ana-Thal bei  Miciano,  bei  Volterra,  zwischen  der  Elva 
und  Pesa  und  an  vielen  andern  Stellen. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdienen  noch  die  schon 
früher  (S.  742  und  oben  S.  897)  erwähnten  E  r  d  f  e  u  e  r  ( F  u  o- 
chetto)  von  Pietra  mala,  an  der  von  Bologna  nach 
Florenz  führenden  Bergstrafse ,  am  Monte-Fo.  Letzterer, 
der  seinen  Namen  einem  bleichen  Lichte,  welches  ihn  bis- 
weilen zur  Nachtzeit  und  zwar  besonders  während  bevor- 
stehender Gewitter  von  mehreren  Stellen  aus  weit  überzie- 
hen soll,  verdankt,  ist  einer  der  umfangreichsten  und  höch- 
sten Berge  der  Apenninenkette,  und  besteht,  wie  gröfsten- 
theils  auch  diese,  aus  sehr  dichtem,  grauem,  hier  und  da  merg- 
lichtem Kalkstein.  An  seinen  Abhängen  befinden  sich  vier 
beständige  und  mehrere  nur  zu  manchen  Zeiten,  hier  oder 
dort  emporlodernde  Erdfeuer:  die  ersteren  widerstehen 
zwar  dem  Schnee  und  Regen,  erlöschen  aber  leicht  durch 
heftige  Windstöfse  und  entzünden  sich  bei  der  Annäherung 
eines  brennenden  Körpers  sogleich  von  neuem.  Unter  ihm 
nimmt  der  Vulca no  maggiore,  auchFuoco  di  legno 
genannt,  den  ersten  Platz  ein.  Die  Flammen  treten  aus 
einer  unregelmäfsig  ovalen  Fläche,  deren  grÖfster  Durch- 
messer 20  F.  beträgt,  hervor  und  brennen  in  einem  hellen 
nach  unten  himmelblauen,  nach  oben  gelben  und  an  den 
äufsersten  Spitzen  röthlichen  Lichte,  sind  ungleichförmig 
saturirt,  streifenweise  sehr  durchsichtig  und  erreichen  die 
Höhe  von  2 — 3  Fufs,  überschreiten  diese  aber  oft  um  das 
Doppelte.  Man  kann  rasch  hindurchschreiten,  ohne  die 
Kleider  zu  versengen.  Das  unangezündete ,  völlig  durch- 
sichtige Gas,  ist  geschmack-  und  geruchlos  und  kann 
ohne  Beschwerden  eingeathmet  werden.    Die  Steine,  zwi- 


907 

sehen  welchen  das  Feuer  hervordringt,  sind  merklich  er- 
hitzt und  theilweise  von  einem  dünnen  schwarzgraucn  Anflug 
überzogen,  der  nach  v.  Graefe  aus  dem  Gase  abge- 
schiedener Kohlenstoff  ist. 

Nach  dem  Vulcano  maggiore  ist  die  Acqua-buja  zu 
beachten,  eine  an  Umfang  der  erstem  weit  nachstehende 
Gasemanation,  die  ihren  aus  Acquu  che  bollc  corrumpirten 
Namen  dem  Umstände  verdankt,  dafs  die  Ausströmungs- 
fläche oft  von  scheinbar  kochendem,  mit  Flammen  überzo- 
genem Wasser  bedeckt  wird.  Sie  befindet  sich  eine 
kleine  Miglie  von  Pietra  mala  entfernt,  in  einer  der  er- 
stem Stelle  gerade  entgegengesetzten  Richtung,  auf  ei- 
ner aus  zertrümmertem  Kalkstein  bestehenden  Fläche, 
welche  in  einem  Umkreise,  dessen  Durchmesser  kaum 
drei  Klafter  beträgt,  von  lichten  einen  Fufs  hohen  Flam- 
men bedeckt  ist,  die  sich  in  jeder  Hinsicht  den  vorhin 
beschriebenen  gleich  verhalten.  Dasselbe  gilt  von  den 
andern  beiden  permanenten  Erdfeuern  des  Monte  -  Fo , 
von  denen  das  eine,  zwei  Miglien  von  Pietra  mala  ent- 
fernte, Le  calvane  genannte,  an  nackten,  aus  Kalkstein- 
trümmern bestehenden  Hügeln  hervorbricht,  das  andere, 
fast  drei  Miglien  von  Pietra  mala  entfernte,  den  Namen 
Fuoco  del  peglio  (della  paglia)  führt,  weil  seine  Flam- 
men mit  rasch  aufloderndem  Stroh  Aehulichkeit  haben.  Die 
divergenten  Richtungen  dieser  weit  von  einander  geschobe- 
nen und  dennoch  in  den  tiefern  Erdräumen  vermuthlich  zu- 
sammenhängenden Gasquelle  deuten  daraufhin,  dafs  das  Gas- 
reservoir des  Monte-Fo  einen  grofsen  Umfang  haben  müsse; 
auch  steht  dasselbe  wahrscheinlich  mit  gesenktem  Stein- 
kohlenlagern in  Verbindung,  wovon  mau  am  Fufse  des 
Monte-Fo  Spuren  findet  und  die  nach  Riuiini  hin  mit  er- 
heblicher Mächtigkeit  zu  Tage  kommen. 

Was  die  Sorgfalt,  die  man  auf  die  Heilquellen  ver- 
wendet, die  Bade-Etablissements  und  deren  Einrichtung- 
u.  s.  w.  betrifft,  so  steht  es  damit  in  Toskana  eben  so, 
wie  in  ganz  Italien  überhaupt:  bei  weitem  die  gröfste  Zahl 


908 

der  Mineralquellen  ist  sich  selbst  überlassen.  Trinkquellen, 
deren  sich  jährlich  viele  hundert  Kranke  mit  dem  besten 
Erfolge  bedienen,  und  die,  wie  z.  B.  die  Eisensäuerlinge 
in  den  Maremmen,  eine  unschätzbare  Wohlthat  für  die 
Umwohner  sind,  liegen  gänzlich  vernachlässigt,  ungeröhrt; 
kaum  dafs  man  sich  die  Mühe  nimmt,  sie  von  Zeit  zu  Zeit 
von  dem  sich  sammelnden  Schlamm  und  Schmutz  zu  rei- 
nigen. Andere  Quellen,  die  äufserlich  gebraucht  werden, 
werden  in  ein  Loch  geleitet,  welches  man  in  der  Nähe  ein- 
gräbt, und  so  wird  bald  ein  Bad  zu  Stande  gebracht;  be- 
linden sich  um  ein  künstliches  Bassin  einige  Reste  von  al- 
tem Mauerwerk,  in  die  man  Stangen  stecken,  und  diese  mit- 
telst Zweige  oder  Matten  verbinden  kann,  um  eine  Art 
Dach  zu  bekommen,  so  ist  man  vollkommen  befriedigt. 
Wenn  eine  Bade-Quelle  aber  gar  mit  Mauern  umgeben  ist, 
die  so  hoch  sind,  dafs  die  Vorübergehenden  nicht  in  das 
Bad  sehon  können,  hat  sie  wohl  noch  obenein  ein  Dach, 
so  wird  dies  als  ein  besonderer  Vorzug  gepriesen.  Der 
eigentlichen  Bade  -  Etablissements  in  unserm  Sinne  des 
Wortes  sind  wenige,  unter  ihnen  die  vorzüglichsten  die  von 
Pisa,  Montecatini,  Vignoni,  Morba,  Bagni  a  Acqua  u.  a. ; 
auch  diese  reichen  bei  aller  Eleganz  und  Zweckmäfsigkeit 
einzelner  von  ihnen  bei  weitem  nicht  an  die  Grofsartigkeit 
und  Pracht  der  von  den  Römern  oder  auch  im  Mittelalter 
ausgeführten  Badeanlagen,  die  noch  in  ihren  Trümmern 
und  zerfallenen  Resten  die  neuere  Zeit  beschämen. 

Wir  theilcn  die  hier  vorkommenden  Mineralquellen 
mit  Rücksicht  auf  die  statistische  Eintheilung  des  Grofs- 
herzogthums  und  auf  die  Eingangs  beschriebenen  physi- 
schen Verhältnisse  in: 

A.  Die  Heilquellen  des  Compartimento  von 
Pisa,  —  das  Arno-  mit  26,  Magra-  mit  6,  Seravezza- 
init  1,  Era-  mit  8,  Cecina-  mit  22,  Cornia-Thai  mit 
1  und  die  Insel  Elba  mit  2,  zusammen  66  Quellen; 

B.  Die  Heilquellen  des  Compartimento  von 
Florenz   mit   Arezzo,   —   das   Nievole-  mit  8, 


909 

Biscnzio-  und  Ombrone-  mit  2,  Sievc-  mit  4,  Arno- 
iii it  15,  Transapcmiincn  -  mit  16,  Teverina-  mit  3, 
CLiaua-  mit  15,  Era-  mit  3,   Elsa-  und   Pesa-Tbal 
mit  3,    zusammen   69  Quellen} 
C.     Die    Heilquellen    des    Compartimento    von 
Siena  mit  Grosscto,  —  das  Elsa-  mit  11,  Ce- 
cina-  mit  3,  Mersc-  mit   11,  Arbia-   und  Ombrone  - 
mit  18,  Orcia-   mit   12,  Montamiata-  mit   6,  Fiora- 
niit  6,  Paglia-  mit  12,  Albcgno-  und  Osa-Tlial  mit 
5,  Insel  Giglio  mit  1,  Ombrone-  mit  6,  Pecora-  mit 
2,  Cornia-Thal  mit  5,  zusammen  98  Quellen, 
umfassend. 

Ode  leben,  Beiträge  zur  mineralogischen  Keuutnifs  Italiens.  Bd.  I. 
S.  130  ff. 

Valentin,  voj'age  medical  en  Italie.   2.  e\l.  p.  190. 

Ottavio  Targioui  Tozzetti,  Lezioni  di  materia  medica. 
Firenze  1821. 

S.  Brunn  er,  Streifzug  durch  das  östliche  Ligurien,  Elba  etc. 
Wintertbur  1828: 

Inghirami,  Carta  geometrica  della  Toscana.     Firenze  1830. 

Gius.  Giulj,  Idrologia  medica  del  Seuese.    Siena  1834. 

—  —        Storia  naturale   di    tutte  l'acque   minerali   di  Tos- 

cana cd  uso  medico  delle  medesime.  Tom.  I.  Firenze  1S33;  Tom.  II. 
Siena  1833;  T  III.  Siena  1834;  T.  IV.  Siena  1834;  T.  V.  Siena  1834; 
T.  VI.  Siena  1835. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  Süd-Italiens.    S.  116  ff. 


A.  Die  Heilquellen  im  Compartimento  von  Pisa, 


1.    Unteres  Arnothal: 

a.  rechtes  Ufer  des  Arno: 


"ie  Thermalquellen  von  Pisa  oder  S.  Giu- 
liano,  Bagni  di  S.  Giuliano ,  —  bei  den  älteren 
Schriftstellern  Balnea  de  Monte  Pisano,  B.  Montis  Pisani, 
B.  Pisana  und  Balnea  S.  Juliani  Montis,  —  liegen  vier  Mi- 
glien  von  dieser  schöneu  Stadt  am  Fufse  des  Berges  San» 
Giuliano,  hart  an  dem  Gebirge,  welches  Lucca  von  Tos- 
kana trennt, 

Diese  berühmten  Thermen  sind  seit  vielen  Jahrhunderten  bekannt; 
Cocchi  meint  sogar,  die  Etrusker  hätten  sie  schon  im  8.  Jahrhun- 
dert vor  Chr.  benutzt.  Dafs  sie  den  Römern  bekannt  waren,  scheint 
nicht  nur  aus  einer  Stelle  des  Plinius  (Hist.  nat.  Lib.  III.  Cap.  103.) 
hervorzugehen,  sondern  läfst  sich  noch  mit  weit  gröfserer  Sicherheit 
aus  den  aufgefundenen  Inschriften,  Münzen,  Säulen  -  Bruchstücken 
u.  s.  w.  schliefsen,  deren  schöne  Arbeit  und  kostbarer  Marmor  über- 
dies darauf  hindeutet,  dafs  sich  prächtige  Bauwerke  hier  befunden  haben 
müssen.  Gewissere  Nachrichten  über  sie  haben  wir  aus  dem  zwölf- 
ten Jahrhunderte,  aus  denen  erhellt,  dafs  man  Sorgfalt  auf  die  Bäder 
verwandte  und  ein  Bade-Etablissement  bestand.  In  der  Sammlung  der 
Gesetze  der  Republik  Pisa  vom  Jahre  1161  ist  in  dem  Abschnitt: 
Breve  Pisani  communis  Lib.  1.  de  Juribus,  Cap.  94.  de  Capitano  Bal- 
llei Montis  Pisani,  von  den  Obliegenheiten  eines  Beamten  die  Rede, 
der  die  Ordnung  unter  den  Badegästen  zu  erhalten,  für  die  Reinlich- 
keit der  Bäder  und  den  guten  Zustand  der  zu  diesen  führenden  Stra- 
fsen  zu  sorgen  hatte.  Im  Juli  1312  wurden  die  Bäder  von  dem  Po- 
desta  Grafen  Feder, ig p  da  Monte fe Uro  restuurirt,  und  mit  einer 


911 

Mauer  zum  Schutz  für  die  Kurgäste  umgeben;  während  der  kriege- 
rischen Unruhen  erlitten  sie  jedoch  vielfache  Verwüstungen,  nament- 
lich wurden  sie  1405  von  den  Florentinern  erobert  und  gänzlich  ver- 
heert, gegen  die  Mitte  desselben  Jahrhunderts  aber  von  ihnen  restau- 
rirt.  Doch  verfielen  sie  wieder,  bis  endlich  1742  Kaiser  Franz» 
Grofsherzog  von  Toskana,  sie  wieder  herstellen  liefs.  Beschrieben 
sind  sie  namentlich  im  löten  und  ISten  Jahrhundert  von  sebr  vielen 
Schriftstellern,  die  unter  der  Literatur  angeführt  werden  sollen. 

Die  Lage  der  Bäder  und  ihr  gegenwärtiger  Zustand 
ist  folgender:  die  grofse  Strafse,  welche  von  Pisa  nach 
Lucca  führt,  läuft,  mit  prachtvollen  Platanen  bepflanzt, 
etwa  vier  Miglien  längs  des  Kanals  hin,  der  den  Serchio 
mit  dem  Arno  verbindet,  und  die  reiche  und  fruchtbare 
Ebene,  die  westlich  vom  Serchio,  südlich  vom  Arno  be- 
wässert wird,  durchschneidend,  bei  Pisa  in  den  Arno  geht. 
Dann  führt  eine  Brücke  rechts  über  diesen  Kanal  und  nach 
Bagni  di  S.  Giuliano,  einem  offenen  Flecken;  die  Strafse, 
die  von  der  Brücke  kommt,  ist  auf  beiden  Seiten  mit  ele- 
ganten Häusern  besetzt  und  mündet  auf  die  Piazza,  die 
rings  von  schönen  Gebäuden  umschlossen  ist,  unter  denen 
sich  namentlich  geradezu  drei  äufserst  grofsartige  auszeich- 
nen, die  zur  Aufnahme  von  Fremden  bestimmt  sind;  in 
dem  einen  befindet  sich  das  Casino.  Rechts  und  links 
stehen  die  zu  dem  Bade-Etablissement  gehörigen  Gebäude, 
welche  die  verschiedenen  Quellen  und  die  von  ihnen  ge- 
speisten Bäder  enthalten;  das  Etablissement  zerfällt  somit 
in  zwei  Abtheilungen:  die  östliche  und  die  westliche ;  ebenso 
theilen  sich  die  Quellen  in  eine  östliche  und  westliche 
Gruppe. 

Die  östliche  Abtheilung  des  Etablissements  ent- 
hält in  der  Mitte  die  Sorgente  del  Pozzetto,  vier 
grofse  gemeinschaftliche  Bäder,  Bagni  di  Giove,  di  Giunoue, 
Cerere  und  Nettuno  geuaunt,  von  denen  die  beiden  ersten 
und  das  letzte  für  Männer  bestimmt  sind ;  ferner  die  von 
einer  eigenen  Quelle  gespeisten  besondern  Bäder :  Bagni 
di  Apollo,  Diana,  Minerva  und  Mercurio ;  sechs  Badeka- 
binettc  mit  Wannen  (vier   sind  nutnerirt,  die  fünfte  die 


912 

neue  Wanne,  die  sechste  Tinozza  dei  Deputat!)  und  Dou- 
chen; ein  grofses  Zimmer  mit  zehn  durch  Vorhänge  ge- 
trennten Abtheilungen  und  ebensoviel  äufseren  Douchen; 
ein  anderes  ähnlich  eingerichtetes  Zimmer  mit  vier  äufse- 
ren Douchen;  zwei  Badekabinette  mit  Klystier-Douchen, 
zwei  mit  Douchen  zu  Injectionen  in  die  Vagina;  ein  Zim- 
mer mit  vier  äufseren  Douchen,  zwei  Kabinette  mit  zwei 
Douchen  zu  Klystieren  und  Vaginal- Injectionen;  die  drei 
letzten  Zimmer  sind  für  arme  Kurgäste ;  endlich  zwei  andere 
grofse  gemeinschaftliche  Bäder  für  die  Kranken  des  Hos- 
pitals^ die  nöthigen  Zimmer  zum  Ausruhen  nach  dem  Bade 
u.  s.  w.  Der  grofse  Behälter,  Conserva  maestra,  umgiebt 
die  ganze  Gruppe,  zu  der  noch  die  sogenannte  Acqua  del 
Rinfresco  gehört,  welche  von  den  Quellen  der  ehemali- 
gen Bäder  von  Caldascoli  kommt;  ein  Theil  derselben  dient 
zur  Abkühlung  der  Bäder  dieser  östlichen  Abtheilung,  ein 
anderer  versieht  die  öffentlichen  Brunnen. 

Die  westliche  Abtheilung,  auch  della  Regina 
genannt,  enthält  aufser  dem  Bagno  della  Regina,  das  für 
Damen  bestimmt  ist  und  von  zwei  getrennten  Quellen,  ei- 
ner heifsen  und  einer  lauen,  gespeist  wird,  neun  Badekabi- 
nette mit  Wannen,  von  denen  die  Wanne  No.  9.  eine  be- 
sondere Quelle  hat;  vier  Wannen  sind  mit  Douchen  ver- 
sehen, vier  nicht;  das  Wasser  dieser  acht  Wannen,  die 
unter  dem  Namen  Tinozze  gemelle  bekannt  sind,  kommt 
aus  einem  grofsen  Behälter,  über  dem  sich  ein  grofser 
Saal  befindet,  zum  Warten  und  Ausruhen  der  Badenden. 
Ferner  das  Bagno  di  Marte,  das  eine  besondere  Quelle 
hat,  und  für  Herren  bestimmt  ist;  die  Bagni  dei  Genovesi, 
wie  sie  früher  hiefsen,  jetzt  degli  Ebrei,  mit  einer  heifsen 
Quelle,  die  sieben  Wannen  versieht,  unter  denen  vier  Dou- 
chen haben.  Eine  Quelle  von  niedrigerer  Temperatur  füllt 
das  Bagno  temperato  degli  Ebrei.  Endlich  finden  sich 
Zimmer  mit  inneren  und  äufseren  Douchen,  wie  bei  der 
vorigen  Abtheilung.  —  Der  Ful'sboden,  so  wie  die  Wannen 
dieser  Zimmer  und  Kabinette  sind  in  beiden  Abtheilungen 


913 

meistentheils  von  Marmor,  wie  denn  die  Geräthschaften 
und  die  Einrichtung  überhaupt  in  dem  ganzen  Etablisse- 
ment die  gröfste  Eleganz  zeigen. 

Was  die  klimatischen  und  geognostiscb.cn  Verhältnisse 
betrifft,  so  ist  darüber  folgendes  zu  bemerken:  Bagni  di  S.  Giuliano 
liegt  in  einer  fruchtbaren,  reich  bebauten  Ebene  am  Fufse  des  Monte 
S.  Giuliano,  der  zu  der  Bergkette  gehört,  welche  sich  von  Buti  nach 
Ripafratta  zieht.  Der  Berg  fällt  sehr  steil,  fast  perpendikulär  ab, 
und  ist  nackt,  ganz  ohne  Vegetation ;  er  besteht  an  seinem  Fufse 
aus  Kalkstein,  namentlich  nach  der  östlichen  Seite  zu,  wo  er  sich 
an  den  Monte  del  Castellarc  anschliefst;  der  Kalkstein  nimmt  hier 
den  Charakter  des  unter  dem  Namen  Bardiglio  bekannten  grauen, 
weifs  geäderten  Marmors  au.  Nach  Caldaccoli  zu  ist  es  der  gewöhn- 
liche graue  feste  Kalkstein  oder  Alberese.  Weiter  hinauf  kommt 
weifser  Kalkstein,  der  *anz  marmorähnlich  ist,  aber  sich  nur  schwer 
verarbeiten  läfst,  da  er  viel  Kiesel  enthält;  sodann  Thonschiefer  und 
endlich  auf  dem  Gipfel  rother  Quarz  von  der  mannigfaltigsten  Nüan- 
cirung,  bald  in  regelinüi'sigeu  Krystallen  bald  amorph.  Die  tiefen 
Schluchten,  von  denen  das  Gestein  zerklüftet  ist,  heifsen  im  Munde 
des  Volkes  „buche  delle  Fate." 

Der  Aufenthalt  in  diesen  Bädern  ist  gesunder,  als  man  bei  ihrer 
Lage  in  einer  nur  wenig  über  dem  Meeresspiegel  erhabenen,  und 
von  zwei  grofsen  Flüssen  und  einem  Kanal  bewässerten  Ebene,  de- 
ren südlicher  Theil  aufserdem  sumpfig  ist,  vermuthet.  Die  Ausdün- 
stungen dieser  Sümpfe  beeinträchtigen  jedoch  den  Ort  wenig;  denn 
erstlich  ist  der  herrschende  Wind  während  des  Sommers  der  Nord- 
westwind, der  erst  über  die  Bäder  und  sodann  über  die  Sümpfe  hin- 
streicht,  mithin  deren  schädliche  Ausdünstungen  weit  von  den  erste- 
ren  hinwegführt.  Zweitens  ist  der  Südwind,  der  sie  ihnen  zuführen 
könnte,  seltener,  und  aufserdem  schützt  das  etwas  nach  Süden  aus- 
laufende Ende  des  M.  S.  Giuliano  in  Verbindung  mit  den  nach  die- 
ser Seite  liegenden  üppigen  Plantagen  von  Fruchtbäumen  die  Bäder 
vor  dem  Südwinde.  Der  Monte  San  Giuliano  gewährt  aufserdem 
den  Vortheil,  dafs  er  durch  die  Wärme,  die  er  während  der  Nacht 
ausstrahlt,  das  Niederschlagen  von  Feuchtigkeit  verhindert,  und  auch 
in  diesen  Stunden  die  Luft  trocken  erhält.  Zu  den  Annehmlichkei- 
ten des  Ortes  gehört  endlich  ein  schöner,  mit  Bäumen  besetzter  Spa- 
ziergang, Boboli  genannt,  au  der  linken  Seite  des  oben  erwähnten 
Kanals,  so  wie  überhaupt  alle  Wege  in  der  Nähe  mit  üppigen,  von 
Wein  umrankten  Fruchtbäumeu  eingefafst  sind.  Die  Wohnungen  sind 
trefflich  eingerichtet,  die  Gasthäuser  elegant ;  —  alles  dies,  so  wie  der 
alte  und  hohe  Buf  der  Bäder  und  die  Nähe  der  schönen  Stadt  Pisa 
vereinigt  sich,  um  eine  aufserordentliche  Menge  von  Badegästen  all- 
jährlich hierher  zu  ziehen. 

Pisa  selbst  wird  so  häufig  seines  milden  Klimans  wegen  Kran- 
ken zum  Aufenthalt  empfohlen,  dafs  einige  Bemerkungen  über  das- 
selbe hier  eine  Stelle  finden  mögen,  um  so  mehr,    da  Pisa's  Lage  ei- 


914 

inge  Eigenthümlicbkeiten  seiner  klimatischen  Verhältnisse  bedingt,  die 
wohl   zu  berücksichtigen  sind. 

Pisa  nimmt  in  der  Temperaturscala,  die  von  den  glücklichen  Kli- 
maten  Italiens  S.  750  entworfen  sind,  den  vierten  Platz  ein.  Vier 
Miglien  von  dem  Ausflufs  des  Arno  in's  Meer,  nur  51  F.  über  d.  M. 
erhaben,  in  einer  anmutbigen  und  fruchtbaren  Ebene  gelegen,  wird 
es  im  Süden  und  Westen  von  der  See,  im  Norden  von  den  Apenni- 
nen  begrenzt,  und  von  dem  Arno  in  zwei  Hälften  getheilt :  in  die 
südliche  oder  rechte,  Lung1  Arno  genannt,  und  in  die  linke  oder  nörd- 
liche. Die  vcrhältnifsmäfsig  tiefe  und  zum  Tlieil  geschützte  Lage 
an  den  Ufern  des  Flufses,  die  beträchtliche  Menge  Regen,  welche 
zwischen  Florenz  und  der  Mündung  des  Arno  in  das  tj'rrheniscbe 
Meer  jährlich  fällt  (sie  beträgt  nach  Piazzini's  Berechnung  45,66") 
und  bei  der  heifsen  Sonne  schnell  wieder  verdunstet,  gewähren  Pisa 
allerdings  ein  mildes,  aber  zugleich  auch  ein  feuchtes  Klima.  Dazu 
kommt,  dafs  die  Stadt  nicht  selten  von  plötzlich  sich  erhebenden 
rauhen  Winden  heimgesucht,  einem  oft  sehr  schnellen  und  empfindli- 
chen Wechsel  der  Temperatur  ausgesetzt,  und  durch  die  Lokalität 
selbst,  im  Winter,  zwischen  den  sonnig  oder  schattig  gelegeneu  Stra- 
fsen  und  Plätzen  eine  schroffe  Differenz  in  der  Lufttemperatur  be- 
dingt wird.  Es  kommt  nämlich  wohl  im  Winter  vor,  dafs  an  einem 
und  demselben  Tage  der  laue  Südwind  mehrere  Male  mit  rauhen 
Nordostwinden  wechselt  und  dadurch  Temperatur -Differenzen  von  10 
bis  15°  R.  veranlafst  werden.  Während  ferner  Lung'  Arno  der  Ein- 
wirkung der  Sonne  vorzugsweise  und  anhaltend  ausgesetzt,  zu  Woh- 
nungen für  Kranke  im  Winter  sehr  geeignet  und  hierzu  auch  haupt- 
sächlich benutzt  wird,  bietet  dagegen  das  linke  Ufer  des  Arno,  so 
wie  andere  weniger  der  Sonne  exponirte  Gegenden  der  Stadt  eine  ver- 
hältuifsmäfsig  kältere  Temperatur  der  Luft  dar.  Es  ergiebt  sich  hier- 
aus zugleich,  wie  leicht  auf  Spaziergängen,  wenn  man  längere  Zeit  au 
sonnigen  Stellen  der  concentrirten  Einwirkung  der  Sonne  sich  aus- 
gesetzt, dadurch  dafs  man  kältere  Theile  der  Stadt  passiren  mufs,  Ge> 
legenheit  zu  ernstlichen  Erkältungen  und  zu  entzündlichen  Affectionen 
der  Brustorgane  gegeben  wird. 

Andererseits  findet  das,  was  Lancisius  (de  noxiis  pallidum  ef- 
fluviis)  von  der  ungesunden  Lage  und  der  grofseu  Sterblichkeit  in 
Pisa  erzählt,  jetzt  keine  Anwendung  mehr,  seit  nah  gelegene  Moräste 
ausgetrocknet,  das  Land  besser  angebauet  und  das  Klima  dadurch  we- 
sentlich verbessert  worden  ist.  Die  früher  so  häufigen  Wechselfieber 
kommen  nach  Vacca  und  Valentin  (Voyage  medical  en  Italic  p. 95) 
nur  selten,  dagegen  häufig  Luugen-  und  Augenentzündungen,  Durch- 
fälle und  gastrische  Fieber,  wie  in  den  meisten  Gegenden  des  südli- 
chen Italiens,  häufig  vor.  Lugensucht  ist  selten,  häufiger  chronische 
Bronchialleiden;  —  Stein  so  selten,  dafs  Vacca  in  einigen  dreifsig 
Jahren  nicht  einmal  Gelegenheit  erhielt,  einen  Steinkranken  zu  operiren. 

Wenn  nun  trotz  der  günstigen  klimatischen  Verhältnisse  Pisa's, 
die  nur  durch  die  bezeichneten  atmosphärischen  Veränderungen,  be- 
sonders wenn  man  es  dabei  au  der  nöthigeu  Vorsicht  fehlen  läfst,  für 


915 

die  Gesundheit  nicht  so  vortheilhaft  wirken,  als  es  der  grofse  Ruf, 
dessen  die  Stadt  in  dieser  Hinsicht  geniefst,  erwarten  liefse,  sich  der 
bekannte  Ausspruch:  Pisa  6  il  campo  sauto  dei  foresticri  leider  häufig 
durch  traurige  Erfahrungen  bestätiget,  so  hat  dies  vornämlich  darin 
seinen  Grund,  dafs  unter  den  jedes  Spätjahr  in  Pisa  eintreffenden 
Nordländern  viele  sich  befinden,  denen  ein  anderes  Klima  mehr  zu- 
sagen würde,  oder  welche  erst  dann  in  Italien  Hülfe  suchen,  wenn 
ihnen  schon  nicht  mehr  zu  helfen  ist,  oder  deren  Zustand  in  Pisa 
sich  verschlimmert,  weil  die  bei  einem  längeren  Aufenthalt  zu  Pisa 
durch  die  Lokalverhältnisse  nothwendigen  Vorsichtsmafsregeln  nicht 
genug  berücksichtiget  werden.  In  letzterer  Beziehung  ist  Folgendes 
zu  berücksichtigen : 

Kranke,  welche  zur  Wiederherstellung  ihrer  Gesundheit  in  Pisa 
sich  längere  Zeit  aufzuhalten  beabsichtigen,  haben  zunächst  die  Lage 
ihrer  Wohnung  zu  beachten.  Es  ist  eine  allgemeine  und  bekannte 
Erfahrung,  dafs  hier,  so  wie  in  allen  Städten  Italiens,  selbst  ein  sehr 
gelinder  Winter  für  Fremde  in  den  Häusern  ungleich  fühlbarer  und 
empfindlicher  ist,  als  ein  weit  strengerer  in  den  Ländern  des  nörd- 
lichen Europa's,  wo  man  sich  besser  dagegen  zu  schützen  weifs.  Man 
empfiehlt  daher  vor  allen  eine  bequeme  und  warme  Wohnung,  am 
besten  im  zweiten  Stocke,  weil  die  im  ersten  oft  weniger  Sonne  ha- 
ben, im  Winter  kälter  und  nicht  selten  auch  feucht  sind;  auch  achte 
man  darauf,  dafs  Wohn-  und  Schlafzimmer  mit  Kaminen,  die  Fenster 
mit  Jalousien  versehen  sind,  um  sich  durch  letztere  nicht  blos  gegen 
zu  grellen  Sonnenschein,  sondern  auch  gegen  im  Winter  nicht  feh- 
lende rauhe  Winde  zu  schützen.  —  Eine  sorgsame  warme  Beklei- 
dung fordert  die  oft  schnell  wechselnde  Temperatur.  —  Nach  Spa- 
ziergängen auf  sonnig  gelegenen  Plätzen  vermeide  man  möglichst 
unmittelbar  darauf  schattige  Strafsen,  weil  dann  die  Erkältungen  nicht 
ausbleiben,  unterlasse  ferner  Spaziergänge  unmittelbar  nach  Sonnen- 
untergang, weil  die  Menge  feuchter  Dünste,  mit  welchen  die  Atmo- 
sphäre angefüllt  ist,  gerade  um  diese  Zeit  als  Thau,  der  nicht  selten 
auch  eine  sehr  dichte  Bekleidung  durchdringt,  sich  niederschlägt.  Will 
man  bei  milder  Witterung  die  in  Pisa  oft  so  schönen  Abende  genie- 
fsen,  so  ist  es  rathsam,  dies  erst  eine  Stunde  nach  Sonnenuntergang 
zu  thun,  wenn  der  Abendthau  gefallen  und  die  Luft  dann  weniger 
feucht  ist. 

Vor  allen  Dingen  mufs  der  Fremde  sich  einer  zweckmässigen 
und  geordneten  Diät  befleifsigen.  Aber  trotz  dieser  kommen  nicht 
selten  Störungen  der  Verdauungswerkzeuge  vor,  Mangel  an  Appetit, 
Hartleibigkeit  oder  Durchfall,  in  Folge  der  unvermeidlichen  nachtei- 
ligen Nebenwirkungen  des  KIima1s  in  südlichen  Ländern;  —  dagegen 
sind  zwei  wirksame  kochsalzhaltige  Mineralwässer  als  sehr  hülfreich 
zu  empfehlen  :  die  Acqua  del  Tettuccio  und  die  Acqua  della  Torretta, 
welche  bei  Montecatini  (siehe  weiter  unten)  entspringen  und  in  Pisa 
sehr  leicht  und  billig  zu  haben  sind. 

Endlich  bewähren  sich  lauwarme  Bäder,  einigemal  in  der  Woche 
genommen,  als  ein  vortreffliches  Mittel,  um  alle  Functionen  des  Kör- 


916 

pers  im  gehörigen  Gleichgewicht  zu  erhalten.  Pisa  besitzt  gegen- 
wärtig zwar  nur  zwei  öffentliche  Badeanstalten:  die  eine  in  einem 
auf  dem  Arno  liegenden  Badeschiff,  die  andere  unweit  der  Porta  delle 
Piaggie.  Letztere  ist  das  ganze  Jahr  hindurch  im  Gebrauch,  erstere, 
da  sie  hauptsächlich  zu  kalten  Flufsbädern  dient,  wird  nur  während 
der  wannen  Jahreszeit  besucht:  beide  lassen  allerdings  in  Bezug  auf 
Reinlichkeit,  Bedienung  und  Bequemlichkeit  noch  viel  zu  wünschen 
übrig;  aber  viele  der  gröfseren  Privatwohnungen  sind  auch  mit  Bade- 
einrichtungen  versehen  und  in  neueren  Zeiten  ist  die  Vorkehrung  ge- 
troffen worden,  dafs  der  Eigenthümer  des  Badeschiffes  in  jeder  Jah- 
reszeit warme  Bäder  in  kupfernen  Badewannen  gegen  Bestellung  in 
Privatwohnungen  bringen  läfst.  Derselbe  ist  zugleich  Unternehmer 
der,  nur  wenige  Stunden  von  Pisa  unweit  der  Mündung  des  Arno  an 
einer  wegen  des  sandigen  Grundes  sehr  geeigneten  Stelle  der  Meeres- 
küste (al  Gambo  genannt)  errichteten  Seebäder,  und  läfst  auch  den- 
jenigen, welche  Bäder  von  Seewasser  in  ihren  Wohnungen  zu  neh- 
men wünschen,  das  dazu  erforderliche  Seewasser  täglich  frisch  ge- 
schöpft verabfolgen. 

Die  Thermalquellen  Pisa's  zerfallen,  wie  oben 
bemerkt  wurde,  in  zwei  Gruppen,  von  denen  die  Östliche 
fünf,  nebst  der  Acqua  del  Rinfresco,  die  westliche  sieben 
enthält. 

1.  Die  östliche  Gruppe,  oder  Bagni  delPozzetto; 

a.  Acqua  del  Pozzetto,  ist  durchsichtig-,  ohne  Ge- 
ruch, von  ganz  schwach-salzigem  Geschmack,  hat 
die  Temperatur  von  33°  R.,  und  setzt  kohlensaure 
Kalk  erde  ab. 

b.  Die  Quelle  des  Bagno  di  Giunone  hat  die 
Temperatur  von  33,5°  R. ;  die  übrigen  physikalischen 
Eigenschaften  des  Wassers  sind  dieselben,  wie  bei 
der  vorigen  Quelle,  nur  zeigt  es  aufser  dem  er- 
wähnten Niederschlage  noch  ein  Häutchen  von  der- 
selben Substanz  bei  längerem  Stehen.  Das  mit 
dem  Thermal  w asser  hervorkommende  Gas  besteht 
in  hundert  Theilen  aus  40  Theilen  kohlensauren,  40 
Theilen  Stick-  um!  20  Theilen  Sauerstoff- Gases. 

c.  Das  Wasser  der  Conserva  maestra  istfarb- 
und  geruchlos,  von  schwach- salzigem  Geschmack, 
hat  die  Temperatur  von  33°  R.  und   setzt  ebenfalls 


917 

kohlensaure  Ivalkcrde  ab.  Das  zugleich  sich  ent- 
wickelnde Gas  ist  in  hundert  Theilcn  aus  36  Thei- 
lcn  kohlensauren,  44  Thcilen  Stick  -  und  20  Theilen 
Sauerstoff- Gases   zusammengesetzt. 

d.  Die  Quelle  der  Wanne  No.  4,  hat  die  Tem- 
peratur von  30°  R.  und  gleicht  im  Ucbrigen  den  vo- 
rigen Quellen. 

e.  Die  Polla  del  Soccorso,  von  35°  R.  Tempera- 
tur. Farbe,  Geruch  und  Geschmack  sind  wie  bei 
den  obigen. 

f.  AcquadelRinfresco  oder  di  Caldaccoli  hat 
nur  16°  R.  Temperatur  und  ist  in  Hinsicht  auf  die 
übrigen  physikalischen  Eigenschaften  gleich  ge- 
wöhnlichem Trinkwasser. 

2.  Die  westliche  Gruppe,   oder  Bagni  della  Re- 
gina: 

a.  Die  Quelle  des  Bagrto  caldo  della  Regina, 
von  32°  R.  Temperatur,  setzt  sehr  viel  kohlensaure 
Kalkerde  ab. 

b.  Die  laue  Quelle  desselben  Bades  hat  25°  R. 
Temperatur  und  setzt  noch  mehr  kohlensaure  Kalk- 
erde ab. 

c.  Die  Quelle  der  Wanne  No.  9.  hat  die  Tempe- 
ratur von  28°  R.  5  der  Niederschlag  ist  stärker,  als 
bei  der  vorigen. 

d.  Die  Quelle  des  Bagno  di  Marte,  von  30°  R. 
Temperatur,  zeigt  einen  fast  noch  reichlicheren  Nie- 
derschlag. 

e.  Die  Quelle  des  Bagno  dei  Nervi  hat  die  Tem- 
peratur von  2S°  R. 

f.  Die  Polla  calda  der  Bagni  degii  Ebrei  (frü- 
her dei  Genovesi)  hat  die  Temperatur  von  27°  R. ; 
Farbe,  Geruch  und  Geschmack  sind  bei  allen  die- 
sen Quellen  wie  oben. 


918 


g.  Die  Acqua  temperata  der  B  agni  degli  Ebrei 
(ehemals  dei  Genovesi)  von  23°  R.  Temperatur, 
ist  ohne  Farbe,  Geruch  und  Geschmack;  der  Nie- 
derschlag ist  der  gewöhnliche. 
Chemisch  analysirt  wurde    das  Thermalwasser  früher 
(1789)  vcn  Santi,  neuerlich  (1835)  von  Giulj. 

Nach  Santi's  Analyse  enthält  in  sechzehn  Unzen: 


Die  Acqua  del 

Die  A.  del  Bagno 

Pozzetto : 

della  Regina : 

Schwefelsaures  Natron 

2,030  Gr. 

1,860  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    . 

3.250  — 

•        •        • 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        . 

9,690  — 

9,050  — 

Chlornatrium       .... 

2,650  — 

2,600  — 

Chlormagnium 

1,990  — 

1,790  — 

Kohlensaures  Natron 

0,870  — 

0,440  — 

Kohlensaure  Talkerde       .        . 

2,810  — 

2,040  — 

Alaunerde   

0,460  — 

0,340  — 

Kieselerde  ..... 

0,120  — 

0,100  — 

23,870  Gr. 

18,220  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .... 

1,870  Kub.Z. 

Nach  Giulj's  Analyse  geben  sechzehn 

Unzen : 

i.  der  Acqua  del 

2.  des  Bagno  di 

Pozzetto : 

Giunone: 

Schwefelsaures  Natron     .        . 

0,533  Gr.       . 

2,666  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    . 

Spuren  . 

Spuren 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

2,133  — 

>        . 

Chlornatrium       ..... 

1,599  — 

3,732  — 

Chlormagnesium          .        .        . 

0,533  — 

0,533  — 

Kohlensaures  Natron          .        . 

0,133  — 

0,133  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,599  — 

1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,800  — 

8,528  — 

11,330  Gr. 

16,658  Gr. 

Kohlensaures  Gas      ... 

0,322  Kub.Z. 

0,528  Kub.Z. 

3.  der  Conserva 

4.  der  Wanne 

Maestra : 

Nr.  .4.: 

Schwefelsaures  Natron      . 

2,132  Gr. 

1,599  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde     .        . 

Spuren  . 

Spuren 

Chlornatrium       .... 

3,199  — 

2,666  — 

Chlormagnesium 

1,599  — 

0,533  — 

Kohlensaures  Natron 

0,133  — 

0,266  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,066  — 

2,133  — 

Koh- 

919 


Kohlensaure  Kalkerde 

9,066  Gr. 

.      10,133  Gr. 

Kohlensaure  Thoncrde 

,        Spuren  . 

Spuren 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,066  — 

0,088  — 

17,261  Gr. 

•  17,418  Gr. 

5.  der  Polla 

6.  der  Acq.  di  Caldac- 

del  Soccorso: 

coli  od. del  Rinfresco  : 

Schwefelsaures  Natron    . 

2,133  Gr. 

0,533  Gr. 

Chloruatrium     .        0 

3,733  — 

4,266  — 

Chlormaguesium 

.        .        1,066  — 

1,066  — 

Kohlensaures  Natron 

'    .  '     0,177  — 

'  Spuren 

Kohlensaore  Talkerde 

.   "     1,599  — 

:,        0,266  — 
1,333  —  ' 

Kohlensaure  Kalkerde      . 

.   '     9,599  — 

Kohlensaure  Tlionerde      < 

Spuren  . 

Spuren 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,088  — 

Spuren 

18,395  Gr. 

7,464  Gr. 

7.  der  warmen  Quelle   8.  der  lauen  Quelle  des 
des  B.  della  Regina :        B.  della  Regina : 


Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Talkcrde 
Chlornatrium  . 
Chlormagnesium 
Koblensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Thoncrde 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkcrde 
Chlornatrium 
Chlormagnesium 
Cklorcalciuin- 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Thoncrde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkcrde 
III.  Theil. 


0,533  Gr.       . 

•    1,599  Gr. 

1,599  — 

0,533  — 

3,199  — 

2,133-     . 

0,533  — 

0,533  — 

Spuren  . 

Spuren 

0,533  — 

0,266  —        .; 

6,930  — 

1,333  — 

Spuren  . 

Spuren 

13,327  Gr. 

6,397  Gr. 

i 

9.  der  Wann 

e     e  10.  des  B.  di , 

Nr.  IX, : 

Marte: 

1,599  Gr. 

;''.'       2,lä'3Gr. 

0,533  —   ■ 

--. ;-     0,533  — 

1,599  —  . 

3,199  — 
0,533  — 

1,066  — 

•        * 

Spuren 

Spuren 

0,533  — 

..'1,066  — 

4,800  — 

.        4,266  - 

Spuren 

Spuren 

.     ■  0,088  — 

' 

10,21S  Gr. 

11,730  Gr. 

j 
ei     12.  des  B.~  de- 

11.  des  B.  d 

Nervi : 

gli  Ebrei : 

.        2,666  Gr. 

.     :    1,599  Gr.   ' 

1,066  — 

.    U  0,533  — 

Nun 


3,199  Gr.       . 

0,533.  — 
0,266  — 
2,133  — 

8,528  — 

2,133  Gr. 

0,266  — 
1,066  — 
9,599  — 

18,391  Gr. 

15,729  Gr. 

920 

Chlornatrium      .        ..  '  l. 

Chlormagnesium 
Chlorcalcium       .        .        .        . 
Kohlensaures  Natron  ■.      . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kälkefde 

13.  der  Quelle  des  B.  temperato  degli  Ebrei: 
Schwefelsaures  Natron    .        .        .   "     .   '     .        .  •     2,133  Gr. 
Chloriiatrium    .        .        .        .'.'.'..        3,733  — 

Chlorcalcium     .        .        .        .        .   '     .        .        .        1,066  — 

Kohlensaures  Natron        .        .        .        .        .        .        Spuren 

Kohlensaure  Talkerde     .        .        .        ..."     .  .     .        0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde     .        .    '    .    '    .        .    '    .        4,800  — 

~12,%5GrT" 

Von  diesen  Tiiermalwässern,  die  im  Allgemeinen  ana- 
log den  kalkerdigen  Thermalquellen  wirken  (vergl.  Bd.  I. 
zweite  Aufl.  S.  272),  wird  nur  die  Acqua  del  Pozzetto  als 
Getränk  benutzt  und  namentlich  .gegen  Krankheiten,  der 
Harnwerkzeuge,  Gries-  und  Steinbeschwerden  und  Blasen- 
katarrh, ferner  gegen  Stockungen  im  Unterleibe  empfohlen, 
bei  denen  auch  zugleich  Klystiere  von  diesem  Thermal- 
wasser  sich  hülfreich  erweisen;  es  ist  in  dergleichen  Fäl- 
len seiner  die  Se-  und  Excretionen  auf  eine  milde  Weise 
bethätigenden  "Wirkung  wegen  besonders  für  zarte  und 
sensible  Constitutionen  passend.  Alle  übrigen  Thermal- 
wässer  werden  nur  in  Form  von  Bädern  und  Douchen  ange- 
wandt; die  Krankheiten,  bei  denen  sie  gerühmt  werden,  sind: 

Hartnäckige  rheumatische  und  gichtische  Leiden,  Läh- 
mungen (bei  denen  Giulj  auch  die  Anwendung  von  Mine- 
ralschlamm,  mit  dem  Wasser  der  Polla  del  Soccorso  be- 
reitet, anräth),  chronische  Hautausschläge  und  Nerven- 
leiden, Krämpfe,  hysterische  und  hypochondrische  Leiden 
(namentlich  das  Bagno  dei  Nervi),  Stockungen  im  Uterin- 
system (besonders  die  lauen  Quellen  della  Regina  und  degli 
Ebrei),  allgemeine  Schwäche  und  Oedema. 

Bei  dem  Reichthüm  an  kräftigen  Mineralquellen  im 
Grorsherzogthum  Toskana,  von  welchen  viele  versendet 
werden,  benutzt  man  letztere  nicht   selten,  während   des 


921 

Gebrauchs  der  Thermalbäder  zu  Pisa,  oder  auch  als  stär- 
kende Nachkur.  Besonders  ist  in  dieser  Beziehung-  die 
Acqua  acidula  di  Asciano  (s.  S.  925)  zu  erwähnen  und  zu 
empfehlen. 

Bartolom.  Viotti,  de  balneorum  naturalium  viribus    Libr.  IV. 
Lugd.  1552. 

Hugolinus  de  Montecatino,  de  balneorum  proprietatibus. 
Venet.  1553. 

Domen.  Bianchelli,  tract.  de  balneis.    Venet.  1552. 

Gabr.  Fallopii  op.  omnia  de  aquis  thermalibus.  Francof.  1700. 
pag.  227. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.  Venet.  1572,  p.  314;  —  Patav. 
1711,   p.  175. 

Hieronym.  Mercurialis  tract.  de  Balneis  Pisanis  in:  Prae- 
lectiones  Pisanae.   Venet.  1597. 

Joa.  Bau  hin  US,  Historia  Balnei  Bollensis.  Montisbeligardi  159S; 
u.  d.  T. :  de  aquis  mcdicatis  nova  metbodus.  1617. 

Fr.  Hoffmann,  de  aqua  medicina  uuiversali.   Halae  1712. 

Zambeccari,  Breve  trattato  dei ßagui  di  Pisa  e  Lucca.  Päd.  1712. 

Ant.  Co  cch  i,  Trattato  dei  Bagni  di  Pisa.  Firenze  1750. 

Giovanni  Bianchi,  Trattato  dei  Bagni  dt  Pisa  posti  a  pie 
dei  monte  di  S.  Giuliano.  Firenze  1757. 

Bar  toi.  Mesny,  Analisi  dell1  acque  termali  dei  Bagni  di  Pisa. 
Firenze  1758. 

Giorgio  Santi,  Analisi  chimica  delle  acque  dei  Bagni  Pisani 
e  dell'  acqua  acidula  d'Asciano.  Pisa  1789. 

JohnNott,  a  chemical  Dissertation  on  the  tbermal  Waters  of 
Pisa  and  on  the  neighbouring  aeidulous  spring  of  Asciano;  with  an 
historical  Sketch  of  Pisa  etc.    London  1793. 

Vermischte  Abhandlungen  u.  s.  w.    Petersburg  1821;  S.  147. 

Valentin,  voyage  m6d.  en  Italic  2.  6d.    Paris  1826.  p.  190. 

Verhandlungen  der  vereinigten  ärztlichen  Gesellschaften  der 
Schweiz.    Zürich  1S29.  S.  108. 

J.  Clarke,  the  influence  of  climate  in  the  prevention  and  eure 
of  chronic  diseases  more  particularly  of  the  ehest  and  digestive  Or- 
gans.  Loudon  1830.  p.  136. 

V.  L.  Brera,  Ischl  und  Venedig  a.  a.  O.  S.  47. 

F.  v.  Seehausen,  Notizen  über  Pisa,  besonders  für  diejeni- 
gen, ■welche  aus  Gesundheitsrücksichten  ihren  Aufenthalt  daselbst  neh- 
men.   Stuttgart  1841. 

Gius.  Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  (Firenze  1835)  p.  227  ff. 

Bagni  dello  Sprofondo,  ein  grofsartiges  von  der 
Herzogin  Beatrice  von  Massa  erbautes  Etablissement,  das 
auf  dem  Territorium  der  llerschaft  Agnano,  auf  der  linken 
Seite  der  Strafse  von  Asciano  nach  Bagni  di  S.  Giuliano 

Nun  2 


922 

liegt,  von  welchem  letztern  Orte  es  nur  §  Miglien  entfernt 
ist.  Yor  der  Erbauung  des  jetzigen  'Etablissements  befand 
sich  hier  ein  sehr  tiefer  Teich,  in  dem  sich  das  Thermal- 
wasser  sammelte,  und  den  das  Volk  Sprofondo  nannte, 
ein  Name,  der  auf  die  jetzigen  Bäder  übergegangen  ist. 
Innerhalb  des  Etablissements  befinden  sich  fünf  Quellen, 
die  wahrscheinlich  aus  Kalkstein  entspringen,  und  von 
Giulj  folgendermaßen  unterschieden  werden: 

1;  DicQuelledes  erstenBades  auf  der  rech- 
ten oder  westlichen  Seite:  ihr  Wasser  ist  durchsich- 
tig, ohne  Geruch  und  Geschmack  und  hat  die  Temperatur 
von  16°  R.  Es  ist  von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100 
Theilen  aus  36  Theilen  kohlensauren,  18  Theilen  Sauer- 
stoff- und  46  Theilen  Stickgases  besteht. 

2.  Die  Quelle  des  zweiten  Bades  auf  der 
westlichen  Seite  giebt  ein  durchsichtiges,  sumpfig  rie- 
chendes Wasser,  das  geschmacklos  ist,  und  die  Tempera- 
tur von  21,5°  R.  hat.  Das  zugleich  sich  entwickelnde  Gas 
ist  in  100  Theilen  aus  32  Theilen  kohlensauren,  24  Theilen 
Sauerstoff-  und  44  Theilen  Stickgases  zusammengesetzt.  — 
Im  Bassin  sammelt  sich  ein  nach  Schwefelwasserstoffgas 
riechender  Mineralschlamm. 

3.  Die  Sorgente  del  Pozzetto  hat  ein  klares 
Wasser,  das  ohne  Geruch  ist,  wie  gewöhnliches  warmes 
Wasser  schmeckt,  und  die  Temperatur  von  25°  R.  besitzt; 
sie  ist  zwar  von  einem  Gase  begleitet,  allein  Giulj  konnte 
es  nicht  sammeln. 

4.  Die  Quelle  des  ersten  Bades  auf  der  lin- 
ken, östlichen  Seite:  ihr  Wasser  ist  durchsichtig, 
riecht  ganz  schwach  hepatisch,  und  ähnlich  wie  Sumpf- 
wasser, hat  einen  dem  Geruch  entsprechenden,  fast  un- 
merklichen Geschmack  und  die  Temperatur  von  19°  R. 
Das  zugleich  mit  der  Quelle  emporsteigende  Gas  besteht 
in  100  Theilen  aus  46  Theilen  kohlensauren,  38  Theilen  Stick- 
und  16  Theilen  Sauerstoffgases*  -r-  Der  Mineralschlainm, 


923 


der  sich  im  Bassin  findet,  riecht  sehr  stark  nach  Schwe- 
felwasserstoffgas. 

5.  Das  Wasser  des  zweiten  Bades  links  ist 
vollkommen  durchsichtig-,  von  leicht  säuerlichem  Geschmack 
und  hat  die  Temperatur  von  18°  R.  Das  Gas,  von  dem 
es  begleitet  ist,  besteht  in  100  Theilen  aus  30  Theilen  koh- 
lensauren, 56  Theilen  Stick-  und  ,14  Theilen  Sauerstoff- 
gases. —  Im  Bade  sammelt  sich  ein  ähnlicher  Mineral- 
schlamm,  wie  der  vorige. 

Nach  Giulj  gehen  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

1.  der  ersten  Quelle    2.  der  zweiten  Q# 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlornatrium 
Cblormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaure  Kalkerde  . 

Kohlensaures  Gas 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium     . 
Chlormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 


Kohlensaures  Gas    . 
Schwefelwasserstoffgas 


rechts : 
0,799  Gr. 
0,533  — 
2,666  — 
0,266  — 
0,533  — 
5,333  — 


rechts 
0,799  Gr. 
0,266  — 
3,399  — 
0,266  — 
0,533  — 
4,266  — 


10,130  Gr. 

9,529  Gr. 

0,522  Kub.Z. 

0,522  Kub.Z. 

3.  der  Sorgente 

4.  der  ersten  Quelle 

delPozzetto: 

links : 

1,066  Gr. 

1,066  Gr. 

1,066  — 

0,533  — 

3,199  — 

2,666  — 

0,533  — 

0,533  — 

0,533  — 

0,533  — 

4,800  — 

4,266  — 

11,197  Gr. 


9,597  Gr. 


0,261  Kub.Z.  0,522  Kub.Z. 

ganz  schwache  Spur 


5.  der  zweiten  Quelle  links: 

Schwefelsaures  Natron 1,599  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 1,333  — 

Chlornatrium 3,199  — 

Chlormagnesium 0,799  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde 3,199  — 

10,662  Gr. 

Kohlensaures  Gas 0,261  Kub.Z. 


924 


Der  Mine  ral  seh  lamm,  der  sich  in  dem  ersten  Bade  rechts 
findet,  hat  eine  sehr  dunkelgrauc  Farbe,  gleich  angefeuchteter  Asche, 
und  enthält,  aufser  Fäden  von  vegetabilischer  Substanz,  Spuren  von 
einschaaligen  Muschelthiercn,  die  weifs  aussehen,  aber  nicht  calcinirt 
sind.  Geruch  und  Geschmack  sind  wie  bei  Sumpfschlamm,  in  dem 
sich  zersetzte  Cara  vulgaris  befindet.  Der  Mineralschlamm  des  er- 
sten Bades  links  enthält  keine  Schaalthiere,  hat  aber  sonst  dieselben 
Eigenschaften,  wie  der  eben  erwähnte,  nur  dafs  er  schwächer  nach 
Cara  vulgaris  riecht  und  schmeckt.  —  Nach  Giulj  enthalten,  24  Theile 

1.  des  ersten  Mineral-    2.  des  zweiten  Mineral- 
schlamms: Schlamms: 

Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde    . 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Thonerde,  Kieselerde,  Eisen 

und  Extractivstoff  . 
Vegetabilisch-animalische  Sub 

stanz 


3,0  Theile 

1,5  Theile 

4,0    -      .        . 

4,0    — 

3,0    —     . 

.        2,0    - 

1,0    -     .        . 

0,5    — 

Spur 

Spur 

5,0    —    . 

.        7,0    - 

4,0    —    . 

.        7,0    - 

4,0    -    .        . 

.        2,0    - 

24,0  Theile 

24,0  Theile, 

Was  die  Anwendung  dieser  Mineralwässer  betrifft, 
so  werden  die  unter  1.  2.  4.  5.  aufgeführten  nur  äufserlich 
gebraucht,  und  zwar  das  erste  Bad,  seiner  niedrigen  Tem- 
peratur wegen,  am  wenigsten,  doch  wird  es  gegen  krank- 
hafte Anomalien  der  Menstruation  empfohlen;  die  drei  an- 
deren Bäder  rühmt  man  gegen  chronische  Rheumatismen, 
Gicht,  Lähmungen,  Leukorrhoe,  Chlorosis,  ferner  gegen 
chronische  Hautausschläge,  wobei  man  zugleich  die  An- 
wendung des  Mineralschlammes  empfiehlt.  Die  dritte  Quelle 
endlich,  Sorgente  del  Pozzetto,  wird  nur  innerlich  ge- 
braucht; sie  wirkt  etwas  abführend,  auflösend  und  diure- 
tisch.  In  leichteren  Fällen  von  Stockungen  im  Unterleibe, 
Harngries,  Steinbeschwerden,  Blasenkatarrh  ist  sie  daher 
von  einigem  Nutzen ;  doch  sind  die  Mineralwässer  von  Vi- 
cascio  und  Asciano,  namentlich  das  erstere,  bei  weitem 
wirksamer,  und  da  sie  so  nahe  liegen,  vorzuziehen. 


Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  181  ff. 


925 

Die  Mineralquelle  von  Asciano,  im  Bezirk  vou  Bagni  di 
S.  Giuliano,  entspringt  etwa  zwei  Miglien  vom  Bagno  di  Vicus- 
cio ,  in  der  Nähe  des  Dorfes  Asciauo,  aus  grauem  Marmor  (bardi- 
glio)  Bild  ist  mit  einem  kleinen  eleganten  Etablissement  verseilen,  das 
vier  Bäder  enthält  und  vom  Grafen  Ricuecourt  in  der  Mitte  des 
vorigen  Jahrhunderts  erbaut  wurde.  Das  Miueralwusser  ist  klar,  vou 
angenehm-säuerlichem  Geschmack,  stechendem  Geruch,  hat  die  Tem- 
peratur von  15°  R.  und  das  spec.  Gewicht  =  1143:1000.  Es  wurde 
früher  von  M  es  u  y  (1737)  und  S  a  n  t  i ,  neuerlich  von  Gi  u  1  j  aualysirt. 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten : 

Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde    . 
Schwefelsaure  Kalkerde     . 
Schwefelsaure  Thonerde    .        . 
Chlornarrium       .... 
Chlormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde        . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kieselsäure  .... 

Kohlensaures  Gas      . 

Das  Mineralwasser  wird  seiner  niedrigen  Temperatur  wegen  jetzt 
nur  innerlich  angewandt  Man  rühmt  es  gegen  Gries-  und  Steinbeschwer- 
den, Blasenkatarjh,  hysterische  und  hypochondrische  Leiden,  mit  Schwä- 
che der  Verdauungsorgane;  in  Form  von  Klystieren  ist  es  auch  bei 
Diarrhöen  und  Dysenterien  von  guter  Wirkung.  Es  wird  aufserdem 
von  sehr  vielen  Leuten  theils  als  gewöhnliches  Trinkwasser,  theils 
unter  den  Wein  gemischt,  —  endlich  auch  als  stärkende  Nachkur  nach 
dem  Gebrauche  von  Lucca  und  Pisa  getrunken. 

Giovanni  Biauchi,  Trattato  dei  Bagni  di  Pisa  posti  a  pie 
del  Monte  di  S.  Giuliano.  Firenze  1757. 

Sauti,  Analisi  chimica  delle  acque  dei  Bagni  Pisaui  e  dell'  ac- 
qua  acidula  d'Asciano.  Pisa  1789. 

Vermischte  Abhandlungen  etc.     Petersburg  1S21.  S.  157. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  181  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa's.  S.  16. 

Hie  Mineralquelle  von  Vicascio ,  Bagnelto  di  Vica- 
scio  genannt,  entspringt  in  der  Nähe  dieses  Dorfes,  auf  dem  Terri- 
torium der  dem  Erzherzog  Ferdinand  von  Oesterreich  gehörigen  Herr- 
schaft Agnan  o  (wefshalb  sie  auch  bei  den  älteren  Schriftstellern  nach 
diesem  letztern  Orte  genannt  wird),  im  Bezirk  von  Bagni  di  S.  Giu- 
liano. Sie  kommt  aus  Kalkstein  mit  einem  ziemlich  starken  Geräusch 
hervor,  das  von  dem  zugleich  sich  entwickelnden  Gase  herrührt.  Das- 
selbe besteht  in  100  Theilen  aus  46  Th.  kohlensaurem,  38  Th.  Stick- 
uud  16  Th.  SauerstofJ'gas.    Das  Mineralwasser  ist  äuiserst  durchsich- 


nach  Santi: 

nach  Gi  ulj : 

3,120  Gr.       . 

1,599  Gr. 

.        ... 

Spuren 

6,540  — 

4,S00  — 

.        ... 

Spuren 

3,380  — 

2,133  — 

1,770  — 

1,066  — 

1,090  — 

0,533  — 

2,940  — 

2,133  — 

0,090  — 

18,930  Gr, 

12,264  Gr. 

4,447  Kub.Z. 

23,57  Kub.Z. 

926 

tig,  von  stark  säuerlichem  Geschmack,  steckendem  Geruch  nach  Koh- 
lensäure, und  hat  die  Temperatur  vou  20°  R.  Im  Grunde  der  Verr 
tiefung,  in  welcher  die  Quelle  hervorkommt,  wächst  eine  Orcillatoria 
von  sehr  schöner  grüner  Farbe. 

Nach  Giuij  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium     . 
Chlormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas     . 


1,066  Gr. 
Spuren 
1,599  — 
3,199  — 
2,133  -U 
1,066  — 
7,997  — 
17,050  Gr. 
26,18  Kub.Z. 


Dies  Mineralwasser  genofs  ehemals  eines  grofsen  Rufes  und  wurde 
noch  zu  Targioni's  Zeit  häufig  als  Bad  gegen  Hautausschläge  be- 
nutzt; gegenwärtig  ist  es  fast  ganz  vernachläfsigf,  obwohl  es  zu  den 
kräftigsten  kohlensauren  Wässern  von  Toskana  gehört,  und  in  allen 
Fällen,  wo  die  Mineralwässer  dieser  Gattung  indicirt  sind,  von  dep 
erfolgreichsten  Wirkung  sein  würde. 

Cocchi,  trattato  dei  Bagni  di  Pisa.  Firenze  1750. 
Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  181  ff. 


Bagno  delle  Cave  liegt  in  der  Nähe  der  Steinbrüche  von  Oll- 
vet;o,  eines  im  Bezirk  von  Vico  Pisano  gelegenen  Ortes.  Es  ist  ein 
kleines  ummauertes  Bassin,  in  das  einige  Stufen  hinabführen,  und 
das  zur  Badezeit  mit  Strohmatten  bedeckt  wird,  die  man  an  aufge- 
richteten Holzitangen  befestigt.  Der  Boden  umher  besteht  aus  Kalk- 
stein, der  mit  von  kohlensaurem  Eisen  gefärbten  Streifen  durchzogen 
ist.  Das  Mineralwasser  ist  durchsichtig,  geruchlos,  von  schwach 
säuerlichem  Geschmack  und  hat  die  Temperatur  von  24°  R.  Bei 
längerem  Stehen  überzieht  es  sich  mit  einem  weifsen  Häutchen  von 
kohlensaurer  Kalkerde.  Das  Gas,  was  sich  zugleich  entwickelt,  ist 
in  100  Theilen  aus  36  Th.  kohlensaurem,  44  Th.  Stick  -  und  20  Th. 
Sauerstoffgas  zusammengesetzt. 

Nach  Giulj 's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium     . 
Chlormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas    . 


0,533  Gr. 

1,865  — 
0,266  — 
0,533  — 

3,199    -r- 

6,396  Gr. 
1,570  Kub.Z. 


927 

Es  wird  innerlich  gegen  Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  Grios- 
und  Steinbescbwerden  und  Biasenkatarrh,  äufserlich;  gegen  chronische 
Rheumatismen,  Gicht  und  Hautausschläge  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  181  ff. 

Die  Miner  alquelle  von  Noee,  Bagno  antico  geuannt, 
entspringt  bei'  diesem  am  rechten  Ufer  des  Arno  und  im  Bezirk  von 
Vico  Pisano  an  der  Strafse  von  Pisa  nach  Pistoja  gelegeneu  Dorfe, 
etwa  1/A.  Miglie  von  den  Pisanischen  Bädern.  Der  Boden  ist  hier 
mit  Dammerde  bedeckt,  unter  der  sich  wahrscheinlich  derselbe  grau- 
Aveifse,  compacte,  marmorähnlicke  Kalkstein  befindet,  aus  dem  der 
Monte  Pisano  besteht,  an  dessen  südlichem  Abhänge  dies  Mineralwas- 
ser hervorkommt.  Es  ist  von  Mauern  umgeben,  die  ein  acht  Ellen 
langes,  drei  Ellen  breites,  durch  eine  Scheidewand  in  zwei  Bäder  ge- 
theiltes  Bassin  einschliefsen,  welches  früher  einmal  überdacht  war? 
jetzt  bedecken  es  die  Leute,  die  sich  desselben  bedienen,  mit  Stroh- 
matten, um  gegen  die  Einflüsse  der  Witterung  geschützt  zu  sein. 
Das  Mineralwasser  ist  trübe,  geruchlos,  von  säuerlichem  Geschmack 
und  hat  die  Temperatur  von  24°  R.  Das  mit  ihm  emporkommende 
Gas  besteht  in  100  Theilen  aus  30  TIi.  kohlensaurem,  18  Th.  Sauer- 
stoff- und  52  Th.  Stickgas.  Auf  dem  Wasser  schwimmt  ein  weifses 
Häutchen  von  kohlensaurer  Kalkerde. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Mineralwassers: 
Schwefelsaures  Natron  .  ,  .  .  .  2,133  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde  ....        1,066  — 

Chlornatrium     .  .  4,266  — 

Chlormagnesium        .        .        .        .        .        .        1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde      .        .        .        .        .        2,133  — 

Kohlensaure  Kalkerde     .....      10,660  — 

21,324  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ,        f        .        .        ;  3,758  Kub.Z. 

Das  Bad  wird  sehr  viel  und  mit  grofsem  Erfolge  gegen  rheuma- 
tische und  gichtische  Affectionen,  wie  gegen  chronische  Hautausschläge 
benutzt.  Auch  innerlich  wird  es  empfohlen  gegen  Harngrics,  Stein- 
bescbwerden und  Biasenkatarrh. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  181  ff. 

b.  linkes  Ufer  des  Arno: 

Die  Acqua  del  Casino  delle  Curigliane  äi  Ponledera 
entspringt  etwa  zwei  Miglien  südwestlich  von  Pontedera,  auf  dem  Ter- 
ritorium einer  ländlichen  Besitzung,  Casino  genannt,  in  einer  ganz 
ebenen  Gegend.  (Curigliane  nennt  man  diejenigen  unfruchtbaren  Ge- 
genden der  Ebene  von  Pisa,  die  einen  sehr  thouigen  Boden  haben, 
der  im  Winter  viel  Feuchtigkeit  einsaugt,  und  im  Sommer  so  hart, 
trocken  und   rissig   wird,    dafs    eine  Vegetation   auf  demselben    nicht 


928 

möglich  ist.)  Die  Quelle  wurde  zufällig  beim  Graben  eines  ^Brun- 
neus  in  Jabre  1793  blofs  gelegt,  und  befindet  sich  noch  jetzt  von  der 
ursprünglichen  Brunneneinfassung  umgeben.  Das  Mineralwasser  ent- 
springt aus  einem  Alluvionsboden,  in  einer  Tiefe  von  etwa  acht  El- 
len; es  ist  durchsichtig,  geruchlos,  von  salzigem  Geschmack,  hat  die 
Temperatur  von  10°  R.  bei  15°  R.  der  Atmosphäre  und  wurde  zu- 
erst von  Mori  (1793),  neuerlich  von  Giulj  untersucht. 

Nach  Giulj' s  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaure  Ealkerde  . 

0,533  Gr. 

Chlornatrium     .        .        .        .        . 

1,066  — 

Chlormagnesium        .        .        .        . 

4,800  — 

Cblorcalcium 

.      53,300  — 

Kohlensaures  Natron        .        . 

1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde      .        .        . 

2,133  — ' 

Kohlensaure  Kalkerde      .        . 

.     '  .        7,463  — 

Kohlensaures  Eisenoxjdul       .        . 

0,533  — 

Jodkalium          .        .        .  _    .  ' 

Spur 

70,894  Gr. 

Die  äufserst  drastische  Wirkung  dieses  Mineralwassers  erlaubt 
kaum  eine  innerliche  Anwendung  desselben,  obwohl  es  Einige,  nament- 
lich Vacca,  der  Acq.  del  Tettuccio  haben  gleich  stellen  wollen; 
äufserlich  wird  es  gegen  Kropf,  skrophulöse  Affectioneu,  Drüsenan- 
schwellungen, Knochenkrankheiten  u.  u.  w.  empfohlen. 

In  der  ganzen  Umgegend  stöfst  man,  sobald  man  8  — 10  Ellen 
tief  gräbt,  auf  ähnliche  salzige  Quellen,  so  dafs  die  Leute  ihr  Trink- 
wasser aus  sehr  weit  entlegenen  Brunnen  holen  müssen,  die  aber, 
wie  alle  Brunnen  in  der  Ebene  von  Pisa,  ein  sehr  hartes  Wasser  geben. 

Memoria  intorno  alla  natura  e  qualitä  salutare  di  un'  acqua 
salsa  scoperta  ultimamente  nella  vicinanze  di  Pontedera,  del  Dott. 
Fr.  Vacca  Berli  nghieri  pubblico  Professore  nella  Universitä  di 
Pisa.     Pisa  1794. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  39. 


Die  Acqua  Puzzolente  von  Livorno  entspringt  ungefähr 
vier  Miglien  östlich  von  dieser  Stadt  und  in  der  Nähe  der  dem  Grafen 
Demidoff  gehörigen  Herrschaft  Limone,  am  Fufse  eines  von  alten 
Meeralluvien  gebildeten  Hügels.  Das  äufserst  reichlich  hervorquellende 
Mineralwasser  (438  Tonnen  in  24  Stunden  während  der  trocknen  Jah- 
reszeit) ist  durchsichtig,  riecht  und  schmeckt  nach  Sckwefelwassersoffgas 
und  hat  eine  je  nach  der  Atmosphäre  wechselnde  Temperatur;  Giulj 
fand  dieselbe  im  November  9°  R.,  und  im  Anfange  des  Septembers 
15°  R.  Es  sammelt  sich  in  einem  20  Ellen  langen  und  6  Ellen  brei- 
ten Becken,  dessen  Wände  es  mit  Glairiue  überzieht.  Da  es  seitlich 
aus  dem  Boden  hervorkommt,  so  ist  eine  gleichzeitige  Gasentwicke- 
lung nicht  zu  beobachten. 


929 


Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Schwefelsaures  Natron 3,199  Gr. 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium     .        . 
Chlormagnesium 
Chlorcalcium     . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 


4,266  — 
11,728  — 
1,066  — 
0,533  — 
0,533  — 
0,533  - 
1,599  — 


23,457  Gr. 

Kohlensaures  Gas 0,261  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 3,758    — 

Es  wird  äufserlich  gegen  chronische  Hautausschläge,  namentlich 
Krätze  und  nälsende  Flechten,  und  erwärmt  gegen  rheumatische  und 
gichtische  Localaffectionen  empfohlen;  ebenso  der  Minerajschlamm 
dieser  Quelle. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  39  ff. 

Die  Acqua  di  S.  Rocco  ist  erst  kürzlich  in  Livorno  entdeckt 


•worden  und  enthält  nach  Tozzett 
Chlorcalcium 
Chlormagnesium 
Chlornatrium     . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaure  Kalk-  und  Kieselerde 


in  10,000  Theilen : 

7,446  Th. 

6,587  — 
.  89,448  — 
6,722  — 
5,064  — 
8,468  — 
3,255  — 


Kohlensaures  Gas  in  1000  Cub.  Cent. 


126.990  Th. 
9,977  Cub.  Cent. 


Arch.  della  sc.  med.  hs.  Tose.  1837.  p.  719  —  728. 

B agnolo  del  Giunco  Marino  ist  ein  kleines,  viereckiges 
Becken  von  drittehalb  Ellen  im  Quadrat  und  anderthalb  Ellen  Tiefe, 
das  in  dem  Bezirk  von  Lorenzona,  einem  14  Miglieu  südwestlich  von 
Pisa  gelegenen  Orte,  dicht  am  linken  Ufer  des  Giunco  Marino  liegt, 
eines  Bergbaches,  der  von  den  Abhängen  der  Berge  von  Gello  her- 
kommt und  sich  ungefähr  40  Ellen  von  diesem  Becken  in  die  Tora 
ergiefst.  Dasselbe  ist  etwa  zur  Hälfte  von  einem  Mineralwasser  ange- 
füllt, das  aus  einem  aus  abwechselnden  Schichten  von  Kies  und  Damm- 
erde bestehenden  Alluvium  hervorkommt,  etwas  trübe  ist,  keinen  Ge- 
ruch hat,  alkalinisch-salzig  schmeckt  und  die  Temperatur  von  13°  R. 
bei  16°  R.  der  Atmosphäre  besitzt. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 

Chlornatrium 2,666  Gr. 

Chlorcalcium 1,599  — 


930 


Kohlensaures  Natron        .        .  .        .        4,268  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        ...        1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,533  — 


10,132  Gr. 
Es  wird  gegen  Gries-  und  Steiuhesch werden  empfohlen. 

Targioni,  Viaggi  etc.  T.  III.  p.  275. 

Giulj  a.  a.  0'.  T.  I.  p.  1  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  86. 

DieMineralguelle  von  Parrana,  Acq.  di  S.  Mi  ekele  von 
den  Landleuten  genannt,  ist  durchsichtig,  geruch-  und  geschmacklos 
und  hat  die  Temperatur  von  16ö  R.  Das  Wasser  enthält  nur  etwas 
kohlen-  und  schwefelsaure  Kalkerde  und  leichte  Spuren  von  Chlor- 
natrium. 

Targioni  a.  a.  0.  T.  III. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  I.  p.  18. 

Aohnlich   ist   die  sogenannte  Fönte  secca,   die  zwischen  Par- 
rana und  Gastell'  Auselmo  liegt,  und  die  Temperatur  von  13°  R.  hat. 

Giulj  a.  a.  0.  TV  I.  p.  19. 

2.    Magra-Tkal: 

Acqua  di  Casiola  entspringt  in  der  Nähe  (  */„  Miglie)  von; 
Cavezzana  d'Antena,  einem  Dorfe,  das  auf  der  linken  Seite  der  von 
Parma  nach  Pontremoli  führenden  Strafse  liegt.  Die  Quelle  kommt 
aus  dem  Theile  der  Apenniuen  zu  Tage,  auf  dem  die  Magra  unter- 
halb der  Cisa  entspringt;  das  herrschende  Gestein  der  Gegend  ist 
bald  Serpentin,  bald  Kalkstein ;  zwischen  der  Quelle  und  der  erwähn- 
ten Militairstrafse  findet  sich  in  dem  Kalkstein  Schwefeleisen,  das 
Goldblättchen  enthält.  Die  Mineralquelle,  auf  die  man  einige  Sorg- 
falt verwendet  hat,  giebt  ein  durchsichtiges  Wasser,  das  hepatisch 
riecht  und  schmeckt,  die  Temperatur  von  9,5°  R.  besitzt  und  viel 
Glairine  auf  seinem  Laufe  absetzt. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwefelsaures  Natron Spur 


Chlornatrium     . 
Chlormagnesium        . 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 


2,666  Gr. 
1,599  — 
Spur 
1,066  — 


5,331  Gr. 
Kohlensaures  Gas    ...         ...        2,188  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 0,522    — 

Das   Mineralwasser    wird    innerlich    gegen    Harngries,     Steinbe- 
schwerden und  Blasenkatarrh  empfohlen;  erwärmt  und  in  Form  von 


931 


Bädern  hat  es  sich  gegen  chronische  Rheumatismen,  Gicht,  Lähmun- 
gen und  Hautausschlage  bewährt. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  275  ff. 

Acr/ua  del  Ponte  della  Nunziata  entspringt  ungefähr  eine 
Miglie  von  Pontremoli,  in  der  Nähe  einer  Kirche,  della  S.  Annim- 
ziata,  auf  der  rechten  Seite  der  Magra.  Die  kleiue  Ebene,  in  der  die 
Quelle  zu  Tage  kommt,  ist  mit  Dammerde  bedeckt,  unter  der  grofse 
Massen  derben  Kalksteins  liegen.  Das  Mineralwasser  ist  klar,  ge- 
ruchlos, von  schwach  salzigem  Geschmack,  hat  die  Temperatur  von 
10°  R.  und  Iäfst  keinen  Niederschlag  zurück. 

Giulj  fand  in  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwefelsaures  Natron 0,533  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  ....        0,533  — 

Cblornatrium '      .        5,332  — 

Chlorcalciura     .        .        .        .        .        .        .        1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde, 1,066  — 

8,530  Gr. 
In  grofsen  Dosen  genommen   wirkt  es  etwas  abführend ;    äufser- 
lich  wird  es  gegen  Skropheln  empfohlen. 
Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  275  ff. 


Die  Mineralquelle  von  Coloretta  entspringt  südlich  von 
diesem  im  Bezirk  von  Zeri  gelegenen  Orte,  auf  der  linken  Seite  der 
Teglia  aus  den  Kalksteinbergen,  welche  zwischen  Coloretta  und  Co- 
stolio  liegen.  Ihr  Wasser  ist  durchsichtig,  riecht  und  schmeckt  nach 
Schwefelwasserstoffgas,  hat  die  Temperatur  von  10°  R.  und  zeigt 
keinen  Niederschlag  auf  dem  Gestein.  ■ 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 

Schwefelsaures  Natron 1,066  Gr. 

Cblornatrium 1,599  — 

Chlormagnesium         .        .        .  .      .        .        .        0,533  — 

Chlorcalcium     .......        1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,799  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,266  — 

5,329  Gr. 

0,522  Kub.Z. 
Spur. 

Es  wird  innerlich  gegen  Obstructionen  der  Milz,  Magensch wache, 
Stockungen,  Unterdrückung  der  Menstruation  empfohlen. 
Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  275  ff. 


Kohlensaures  Gas     . 
Schwefelwasserstoff sas 


Acqua  del  C anal  grosso  entspringt  an  der  linken  Seite  die- 
ses Bergbaches,  der  sich  in  die  Freddana  ergiefst,  unterhalb  und 
etwa  anderthalb  Miglien  südwestlich  von  Calice,  aus  grauem  compac- 


932 


tem  Kalkstein.    Dies  Mineralwasser  ist  durchsichtig,  von  hepatischem 
Geruch   und   Geschmack,   hat   die  Temperatur  von  10°  R.    und   setzS 
auf  seinem  Laufe  Glairine  ab. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  desselben: 

Schwefelsaures  Natron    .        .        .        ...        1,066  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  ....        1,066  — 

Chlornatrium     .        .        .        .        .  .        1,599  — 

Chlorcalcium     .        .        .        .        .        .        .        Spur 

Kohlensaure  Kalkerde 1,599  — 

5,330  Gr. 

Kohlensaures  Gas 0,261  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 0,522      — 

Erwärmt,  zu  Bädern  benutzt,  empfiehlt  man  es  gegen  chronische 
Hautausschläge. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  275  ff. 

Die  Mineralquelle  von  Ponte  a  Monzone  entspringt  etwa 
300  Schritte  östlich  von  diesem  im  Bezirke  von  Fivizzano  gelegenen 
Dorfe,  auf  dem  linken  Ufer  des  Montone,  in  der  Nähe  einer  Mühle 
aus  grauem,  derbem  Kalkstein.  Ihr  Wasser  ist  durchsichtig,  geruch- 
los, von  schwach  salzigem  Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  10°  R. 
und  setzt  keinen  Niederschlag  ab. 

Nach  Giulj 's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwefelsaures  Natron 2,666  Gr. 


Chlornatrium     . 
Chlormagnesium 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde      . 

Es  wirkt  abführend. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.   p.  251  ff. 


15,992  — 
1,066  — 
4,798  — 
3,732  — 

28,254  Gr. 


Die  Mineralquelle  von  Equi,  Bagno  d'Equi  genannt, 
entspringt  in  der  Nähe  dieses  im  Bezirk  von  Fivizzano  gelegenen 
Ortes,  dicht  am  Ufer  der  Cadanella,  eines  Baches,  der  sich  in  den 
Lucido  ergiefst.  Ihr  Wasser  ist  durchsichtig,  von  deutlich  hepati- 
schem Geruch,  schwach  salzigem  Geschmack,  hat  die  Temperatur  von 
19ö  R.  und  zeigt  keinen  Niederschlag  auf  seinem  Laufe. 
Giulj  fand  in  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwefelsaures  Natron "   0,533  Gr. 

Chlornatrium     .        .        .        .        .        .        .        9,062  — 

Chlorcalcium     .        .        .        .        ...        1,599  — 

Kohlensaure  Kalkerde 3,732  — 


Kohlensaures  Gas     . 
Schwefelwasserstoffgas 


14,926  Gr. 
0,522  Kub.Z. 
Spur 


933 

Das  bei  innerlichem  Gebrauch  leicht  abführende  Mineralwasser 
wird  besonders  in  Form  von  Bädern  gegen  chronische  Rheumatis- 
men, Giclit,  Lähmungen,  Skrophein,  Hautausschläge,  namentlich  ge- 
gen Krätze,  mit  gutem  Erfolg  angewandt. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  251  ff. 

3.    Seravezza-Thal: 

Acqua  di  Pancola  entspringt  auf  dem  Berge  gleiches  Namens, 
auf  der  rechten  Seite  der  Serra,  ungefähr  1/3  Miglie  von  Seravezza, 
einem  hübschen,  in  dem  Vicariat  Pietrasantu  gelegenen  Städtchen. 
Der  Pancola,  der  sich  bis  an  die  Serra  erstreckt,  bestellt  aus  silber- 
weifsem  Glimmerschiefer;  auf  der  einen  Seite  des  Berges  befindet 
sich  eine  Hoble,  die  etwa  30  Ellen  tief  in  den  Berg  geht  und  an  de- 
ren Ende  eine  Art  von  kleinem  in  den  Fels  gehauenen  und  mit  ei- 
ner Tbür  versehenen  Gemache  ist.  In  diesem  Gemache  kommt  die 
Mineralquelle  hervor,  deren  Wasser  durchsichtig  und  geruchlos  ist, 
einen  sehr  entschiedenen  Eisengeschmack,  die  Temperatur  von  10°  R. 
hat  und  auf  seinem  Laufe  eine  röthlich-gelbe  Substanz  absetzt. 

Nach  Giulj's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 

Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium    . 

Chlormagnesium       .  J-  0,533  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul  ,  ;:^       .      [.rj     .        0,533  — 

1.066  Gr. 

Es  wird  in  Dosen  von  vier  bis  sechs  Gläsern  gegen  Magenschwä- 
che, Stockungen  im  Uuterleibe  und  Störungen  der  Menstruation  em- 
pfohlen, w 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  275  ff. 


4.     Era-Thal: 

a.  linke    Seite: 

Bagni  a  Acf/tta  (Balneum  de  Aquis  beiden  älteren 
Schriftstellern)  sind  sejt  sehr  langer,  Zeit  bekannt  und  ha- 
ben ihren  Namen  wahrscheinlich  von  einem  Orte,  Aqui, 
der  in  früheren  Jahrhunderten  hier  stand.  Sie  liegen,  im 
Bezirk  von  Lari,  etwa  16  Miglien  südöstlich  von  Pisa,  in 
einem  ziemlidh  engen,  von  Südwest  nach  Nordost  laufen- 
den und  von  zwei  Bergbächen,  dem  Botro  Beccajo,  der 
"weiterhin  B.  del  Botticino   heilst,  und  dem  Botricione  bc- 


934 

wässerten  Thale,    am  Abhänge  des  Berges,  auf   dessen 

Gipfel,  westlich  von  den  Bädern,  Pariascio  liegt. 

Der  genannte  Berg  besteht  bei  Pariascio  aus  Muschelkalk,  weiter 
unten  nach  den  Bädern  zu,  und  ehe  man  nach  Petraja  kommt,  be- 
ginnen Schichten  von  mürbem,  porösem  Travertiu,  hier  Spugnone  ge- 
nannt, die  mit  andern  von  compactem  Travertin,  hier  und  da  auch 
von  wirklichem  Alabaster  abwechseln,  und  sich,  an  Mächtigkeit  im- 
mer zunehmend,  bis  nach  der  Casciua  hinab  erstrecken.  Die  hohen 
Berge,  die  das  Thal  südlich  und  westlich  einsckliefsen,  machen  es 
allerdings  etwas  kühl  und  schattig,  dessenungeachtet  ist  aber  die  Lage 
gesunder,  als  sie  scheint. 

Das  Etablissement,  das  hübsch  und  zweckmäfsig  init 
grofsen  und  kleinen  Bädern,  marmornen  Wannen,  Dou- 
chen  aller  Art  und  bequeinen  und  anständigen  Wohnungen 
versehen,  auch  mehrmals  von  den  Grofsherzögen  von  Toskana 
besucht  worden  ist,  würde  unter  die  ersten  in  Toskana 
gerechnet  werden  kqnnen,  wenn  die  besondern  Bäder  durch 
zweckmäfsigere  Leitungsrohren  ihr  Wasser  nicht  aus  dem 
allgemeinen  grofsen  Bassin,  sondern  für  sich  unmittel- 
bar aus  den  Quellen  bekämen.  Das  Mineralwasser,  das 
aus  einem  sandigen  Boden ,  unter  .dem  in  geringer  Tiefe 
gelblicher  Travertin. liegt,  hervorkommt,  ist  durchsichtig, 
geruchlos,  von  etwas  zusammenziehendem  Geschmack,  und 
hat  an  der  Stelle,  wo  die  zählreichste  Gruppe  von  Quellen 
ist,  die  Temperatur  von  28,5°  R.  Das  Gas,  was  sich  hier 
zugleich  entwickelt,  besteht  in  100  Theilen  aus  20  Theilen 
kohlensauren,  10  Th.  Sauerstoff-  und  70  Th.  Stickgases. 
Das  Mineralwasser  setzt  einen  röthlichen  Niederschlag  von 
kohlensaurem  Kalk  und  Eisencarbonat  ab,  und  überzieht 
sich  beim  Stehen  mit  einem  blafsrothen  Häutchen  von  den- 
selben  Substanzen. 

Das  Thermalwasser,  das  'früher  von  Gazz er i1  unter- 
sucht worden  ist,  enthält  nach  Giulj  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron    '.        .        '.'.'.        2,133  Gr. 

i   ..    Schwefelsaure  Talkerde  .        .        .        .  ;   1,599  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    -       .    ,    ,.        .        •  12,799  — 

Chlornatrium 0,533  — - 

Chlormagnesium        .        .     '    .        .        •  •'      •        Spuren    ' 

Chlorcalcium     .       .        .        .        ..      Spuren 

Kohlen- 


935 


Kohlensaures  Natron       .        .       .        .       .  2,133  Gr. 

Koblensaure  Talkerde 1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,533  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....  0,533  — 


21,3-29  Gr. 
Kohlensaures  Gas     .        ....        .        0,261  Kub.Z. 

Die  Bäder  haben  einen  grofsen  und  wohlbegründeten 
Ruf  gegen  chronische  Rheumatismen  und  Gicht,  allgemeine 
und  partielle  Schwäche,  Lähmungen,  schmerzhafte  Affcc- 
tionen  nach  Verletzungen ;  auch  gegen  chronische  Hautaus- 
schläge, Oedeme  und  Schwäche  der  untern  Extremitäten 
werden  sie  empfohlen.  Eine  innerliche  Anwendung  des 
Mineralwassers  möchte  sein  bedeutender  Gehalt  an  schwe- 
felsaurer Kalkerde  nicht  gestatten. 

i 

Andrea  Cesalpino,    de  metallis  a.  a.  0.  pag.  22.  v 

Girolamo  Mercuriale,  praelectiones  Pisanae.    Venet.  1597. 
Cap.  IV.  p.  43. 

Silvio  Rustigalli,  Ars  medicinalis.  Venet.  1611.  Tom.  IT 
Cap.  VII.  pag.  495.  ' 

—  —  Trattato  del  Bagno  a  Acqua  nelle  colline  di  Pisa,  in : 
Giornale  dei  Letterati  d'Italia.   Venezia  1712.  I.  XI.  p.  192. 

Giuseppe  Zambeccari,  breve  trattato  dei  Bagni  di  Pisa  e 
di  Lucca.   Päd.  1712. 

Domenico  Belliucioni,  Qualita  e  virtii  del  Bagno  posto 
nelle  colline  di  Pisa.  2.  edit.    Pisa  1742. 

Luigi  Battini,  Trattato  dei  Bagni  delle  colline  di  Pisa  posti 
nel  Castello  del  Bagno  a  Acqua.   Pisa  1784. 

Giovanni  Mariti,  Odeporico,  o  Itinerario  nelle  Colline  Pi- 
sane.    Firenze  1799.  Tom.  II.  pag.  37  ff. 

Giulj  a.  a.  O.  Tom.  Vi.  pag.  39  ff. 

Bagno  di  Rostona  ist  ein  verfallenes,  von  Resten  alter 
Mauern  umgebenes,  und  ehemals  überdacht  gewesenes  Bad,  dessen 
Bassin  etwa  4*/2  Ellen  lang  und  3  Ellen  breit  ist.  Es  liegt  etwa 
3  Miglien  von  Chianni,  in  einem  engen  rauhen  Thale  zwischen  Fel- 
sen von  derbem  grauem  Kalkstein,  an  der  rechten  Seite  eines  Berg- 
baches, Carbouaja  genannt.  Die  nächste  Wohnung  ist  eine  ungefähr 
Y3  Miglie  unterhalb  gelegene  Mühle.  Das  Mineralwasser  ist  durch- 
sichtig, riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat  einen  schwach  säuer- 
lichen Geschmack  und  die  Temperatur  von  10°  R.  Es  setzt  etwas 
.   Glairine  ab. 

Aach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium 1,066  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde Spuren 

III.    Theil.  Ooo 


936 


Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


2,666  Gr. 
0,266  — 
0,799  — 
0,266  — 


Kohlensaures  Gas     . 
Schwefelwasserstoff s»;as 


5,063  Gr. 

.        1,570  Kub.Z. 
Spuren. 

Das  Bad  hat  einen  grofsen  Ruf  in  der  Umgegend  und  man  be- 
dient sich  seiner  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  gegen  chronische  Rheu- 
matismen und  Gicht.  Um  die  Temperatur  desselben  zu  erhöhen,  bre- 
chen die  Leute  Holz  aus  dem  das  Bad  umgebenden  Gebüsch,  zünden 
es  an,  legen  Kalksteine  darauf  und  werfen  diese,  wenn  sie  glühend 
sind,  in  das  Bassin.  Nun  steigen  sie  hinein  und  bleiben  eine  halbe 
bis  ganze  Stunde  im  Bade,  in  welchem  sie  in  einen  starken  Schweifs 
gerathen.  Giulj  empfiehlt  es  in  dieser  Weise  auch  gegen  chronische 
Hautausschläge;  innerlich  aufserdem  gegen  Gries-  und  Steinbeschwer- 
den und  Blasenkatarrh. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  39  ff. 

Die  Acqua  äi  Ä.  Leopoldo  entspringt  auf  der  linken  Seite  ei- 
nes Bergbaches,  R  i  gua  r  d  i  o  genannt,  der  etwa  zwei  Miglien  nördlich 
von  Colle  Montanino,  im  Bezirk  von  Lari,  fliefst.  Die  Quelle,  die  aus 
schiefrigem  Kalkstein  hervorkommt,  wurde  1805  entdeckt;  man  hat 
sie  mit  einer  Metallröhre  versehen  und  ein  kleines  Gemach  in  den 
Felsen  gehauen,  ausgemauert  und  überdacht,  zum  SchutZejregen  die 
Witterung.  Ihr  Wasser  ist  durchsichtig,  geruchlos,  von  säuerlichem, 
angenehm  salzigem  Geschmack,  und  hat  die  Temperatur  von  12°  R. 
Es  setzt  einen  gelblichen  Niederschlag  von  kohlensaurem  Kalk  und 
Eisenkarbonat  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 

Schwefelsaure  Kalkerde 1,599  Gr. 

Chlornatrium 18,133  — 

Chlorcalcium 1,599  — 

Kohlensaures  Natron 2,133  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde 9,599  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,533  — 

Jodkaliura Spuren 

34,129  Gr. 

Kohlensaures  Gas 4,177  Kub.Z. 

Es  wirkt  auflösend,  abführend  und  diuretisch,  und  wird  gegen 
hysterische  und  hypochondrische  Affectionen,  Stockungen  in  den  Un- 
terleibs-Organen, namentlich  der  Leber,  Gries-  und  Steinbeschwer- 
den, Blasenkatarrh  und  Unterdrückung  der  Menstruation  empfohlen. 

Eine  zweite  ähnliche,  aber  minder  reichlich  flie- 
fsendc  Quelle  entspringt,  der  eben  beschriebenen  fast  gerade  ge- 


937 


genübcr  auf  der  linken  Seite  des  Riguardio  ans  gleichem  Gestein. 
Temperatur  und  sonstige  physikalische  Eigenschaften  sind  dieselben, 
wie  bei  dem  vorigen  Mineralwasser. 

Nach  Giulj's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Chlornatrium     .        . 
Clilorcalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Jodkalinm  . 


Kohlensaures  Gas 


0,533  Gr. 
6,399  — 
1,066  — 
2,133  — 
0,533  — 
1,599  — 
0,533  — 
Spuren 
12^96  Gr.  "" 
2,618  Kub.Z. 


Es  wirkt  ähnlich,  wie  das  vorige,  doch  schwächer,  und  wird  des- 
halb zarteren  Constitutionen  bei  den  genannten  Fällen  empfohlen. 
Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  69. 

b.    rechte  Seite: 

DieAcgua  della  Cecinella  entspringt  im  Bette  und  am  Ufer 
der  Cecinella,  zwischen  Monte  Biccbieri  und  Palaja,  in  mehreren 
Quellen,  aus  einem  Seealluvium.  Das  Mineralwasser  ist  von  säuer- 
lich-zusammenziehendem  Geschmack,  hat  den  Geruch  der  Säuerlinge 
und  die  Temperatur  von  14°  R.  Das  mit  den  Quellen  emporsteigende 
Gas  besteht  in  100  Theilen  aus  36  Th.  kohlensaurem,  44  TJi.  Stick - 
und  20  Th.  Sauerstoffgas.  Das  Mineralwasser  setzt  auf  seinem  Laufe 
eine  röthlich-gelbe  Substanz  ab,  die  aus  kohlensaurem  Kalk  und  Ei- 
senkarbonat besteht.  In  der  Nähe  der  Quelle  finden  sich  in  dem 
Boden  Streifen  von  schwefel-  und  kohlensaurer  Kalkerde. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaure  Talkerde 
Clilornatrium 
Chlormagnesium 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas     . 
Scuwefelwasserstoffgas     . 


1,599  Gr. 
6,399  — 
1,599  — 
Spuren 
1,333  — 
3,733  — 
0,266  — 
14,929  Gr. 

15,70  Kub.Z. 
Spur. 


Es  wird  innerlich  gegen  Gries-  und  Steinbeschwerden,  Blasen- 
katarrh, Obstructionen  der  Milz  und  Leber  empfohlen.  Die  Leute 
der  Gegend,  die  sich  seit  undenklichen  Zeiten  desselben  mit  grofsem 
Erfolge  bedienen,  gebrauchen  es  auch  äufserlich  gegen  chronische 
Rheumatismen,    Gicht  und  Hautausschläge,    indem    sie  bei  recht  war- 

Ooo  2 


938 

mem  Wetter  eine  Grube  neben  den  Quellen  machen,  in  der  sieb  bald 
eine  hinreichende  Menge  Wasser  sammelt,  um  sich  darin  baden  zu 
können. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  135  ff. 

Die  Mineralquellen  von  Alica  entspringen  nordwestlich  von 
dieser  der    Familie    Corsini  gehörigen,    zwischen  Palaja   und  Partiuo 
gelegenen  Herrschaft,  auf  der  rechten  Seite  und  im  Bette  des  Rigone, 
aus   blauem  Thone  (mattajone  hier    genannt).    Es  sind  zwei,    in  ge- 
ringer  Entfernung  von    einander    hervorkommende   Quellen,    die  mit 
folgenden  Namen  unterschieden  werden : 

1.    Acqua    di  S.  Andrea  Corsini;    das   Wasser  hat    einen 
stark  säuerlichen,  eisenhaften  Geschmack,  so  dafs  man  glaubt,  es  müsse 
Eisenvitriol  enthalten,    allein   es  wird,   wenn  es    einige  Zeit  in  freier 
Luft  gestanden  hat,    gänzlich  geschmacklos;    ferner  hat  es  einen  ste- 
chenden Geruch    nach  Kohlensäure    und    die  Temperatur  von   13°  R. 
Das  zugleich  emporsteigende  Gas  besteht  in  100  Theilen  aus  28  Tit. 
kohlensaurem,  20  Th.   Sauerstoff-  und   52  Th.  Stickgas.     Der  röth- 
lich-gelbe  Niederschlag  des  Mineralwassers    besteht  aus  kohlensaurem 
Kalk  und  Eisenkarbonat. 

Nach  Giulj 's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Schwefelsaure  Talkerde  .        .        .        ;        1.599  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        i        .        .        1,599  — 

Schwefelsaure  Thonerde  ....        2,133  — 

Chlornatrium  i        .        .        *        4,266  — 

Chlormagnesium  »  0,533  — 

Chlorcalcium     .......        Spuren 

Kohlensaure  Talkerde      .....        0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde  4  2,666  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,799  — 


14,128  Gr. 
Kohlensaures  Gas 20,944  Kub.Z. 

Das  Mineralwasser,  das  zu  den  krältigsten  Eisensäuerlingen  von 
ganz  Toskana  gehört,  wird  gegen  Harngries,  Steinbeschwerden,  Sto- 
ckungen in  der  Milz  und  der  Leber,  Atonie  des  Magens,  Menorrha- 
gien, Blennorrhöen  sehr   empfohlen. 

2.  Acq  ua  di  S.  demente,  ist  durchsichtig,  riecht  nach  Schwe- 
felwasserstoffgas, hat  einen  säuerlichen,  eiseuhaften  zugleich  etwas 
hepatischen  Geschmack  und  die  Temperatur  von  13°  R.  Das  Gas, 
welches  sich  zu  gleicher  Zeit  entwickelt,  ist  in  100  Theilen  aus  32  Th. 
kohlensaurem,  50  Th.  Stick-  und  18  Th.  Sauerstoffgas  zusammenge- 
setzt. Der  Niederschlag,  den  die  Quelle  auf  ihrem  Laufe  absetzt, 
ist  wie  bei  der  vorigen. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwefelsaure  Talkerde  ....        0,533  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .   '     .        .        *        1,066  —    * 


939 


Schwefelsaure  Thonerde  .        ....  l,599Gr. 

Chlornatrium 3,199  — 

Chlormagnesium ,  0,533  — 

Clilorcalcium      .......  Spuren 

Kohlensaure  Talkerde 0,266  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        .        .  0,533  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       .        .  ■      .        .  1,066  — 

8,795  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .        .        .        .        .  7,S5K«b.Z. 

Schwefelwasserstoffgas Spuren 

Dies  innerlich  ebenfalls  auflösend,  diuretisch  und  tonisiirend  wir- 
kende Miueralw asser  wird  auch  erwärmt,  in  Form  von  Bädern  ange- 
wandt, gegen  chronische  Rheumatismen  und  Gicht,  hysterische  Lei- 
den und  allgemeine  Schwäche  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  133  ff. 


Bagno  a  Bac c anella  ist  ein  kleines  viereckiges  Bassin,  das 
auf  der  linken  Seite  der  von  Alita  nach  Pontedera  führeöden  Strafse 
uud  in  der  Nähe  einer  Kapelle,  Madonna  di  Baccanella  liegt,  von 
der  es  seinen  Namen  hat.  Es  enthält  ein  durchsichtiges,  mit  grofsem 
Geräusch  und  starker  Gas"entwickeiung  aus  granblauem  Thou  hervor- 
kommendes Mineralwasser,  das  nach  Schwefelwasserstoffgas  -riecht, 
einen  hepatischen,  dabei  zugleich  zusammenziehenden,  eisenhaften  Gö- 
schmack  und  die  Temperatur  von  13°  R.  'hat..  Rings  um  das  Bassin, 
liegt  weifser  Kieselsand,  der  leichte  Incrüstationen  Von  schwefelsau- 
rem Eisen  zeigt;  auf  dem  Grunde  des  Beckens  finden  sich -auch  feste 
Kalksteine.  ••  .  • 

Nach  Giulj's    Analyse   enthalten   sechzehn   Uuzeu  des  Mineral- 
wassers : 

Schwefelsaure  Talkerde  .        .        . 


Schwefelsaure  Knlkerde  . 
Schwefelsaure  Thonerde 
Schwefelsaures  Eisenoxydul 
Chlornatriutn      . 
Chlormagnesium 
Clilorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefelsäure  . 

Kohlensaures  Gas     . 
Schwefelwasserstoffgas    . 


0,533  Gr. 
3,199  — 

'  4,266  — 
Spuren 
4.800  — 
Spuren 
Spuren 
0,266  — 
0,266  —   • 
0,533  — 
Spuren 

13.S63  Gr. 

7,33Kub.Z. 
Spuren 


Die  Leute  der  Gegend  bedienen  sich  dieses  Bades  seit  undenk- 
lichen Zeiten  gegen  chronische  Gicht,  Rheumatismen  uud  Hautaus- 
schläge.   Es  wird  auch  innerlich  gegen  Atome  des  Magens,  Stockun- 


940 

gen   im  Unterleibe  und   krankhafte  Anomalien    der  Menstruation   em- 
pfohlen. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  135  ff. 

5.     Ceciria-Thal: 

Das  Miner alw asser  von  Salcetri  entspringt  etwa  zwei  Mi- 
glien  nördlich  von  Salcetri,  in  dem  Bezirk  v.in  S.  Luce,  aus  einem  fe- 
sten, grauen  Kalkstein.  Das  ziemlich  spärlich  rinnende  Wasser  hat 
eine  Temperatur  von  13°  R,  einen  ganz  schwachen  alkalisch -salzi- 
gen Geschmack,  und  ist  klar  und  geruchlos. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Kohlensaures  Natron        .        .        .        .        ,        1,599  Gr, 
Chlornatrium     .        .        .        .        .        t        .        0,533 — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        .        .        .        0,533  — 

2,665  Gr.     ! 
Es  wird  als  diuretisches  Mittel   bei  Gonorrhöe  angewandt. 
Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  I.  p.  17. 

Die  Mineralquellen  von  Miemo: 
1.  Bagno  della  Regina,  oder  di  Mieino.  Dies 
Mineralwasser  entspringt,  ungefähr  zwei  Miglien  von  Miemo, 
in  einer  engen,  tiefen  und  rauhen  Fels-Schlucht  an  den 
Abhängen  der  südöstlich  von  Miemo  gelegenen  Bergkette, 
die  meist  aus  grünem  Serpentin  besteht,  jn  dem  sich  aüCli 
etwas  Malachit  findet,  was  nicht  zu  verwundern  ist,  da  sie 
die  westliche  Fortsetzung  der  im  Gebiet  von  Monte  Catini 
liegenden  Berge  von  Caporciano.  bildet ,  in  welchen  Kup- 
ferminen sind.  Das  Mineralwasser,  das  sich  in  einem  na- 
türlichen Serpentinbecken  sammelt,  ist  durchsichtig,  ge- 
ruchlos, von  etwas  säuerlichem  Geschmack  und  hat  die 
Temperatur  von  25°  R. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  desselben: 

Chlornatrium 1,066  Gr. 

Chlorcalcium    .        .        .        .        .        .        .        .  Spuren 

Schwefelsaures  Natron Spuren 

Kohlensaures  Natron       ......  2,666  — 

Kohlensaure  Thonerde 0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde      ......  1,066  — 

5;331  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        .  i        .        .        .  1,305  Kuh.  Z. 


941 


Dies  Mineralwasser  wird  mit  grofsem  Erfolge  gegen 
chronische  Rheumatismen  und  Gicht,  auch  gegen  chroni- 
sche Hautausschläge  angewandt,  und  trotz  der  ungünstigen 
Lage  in  einer  so  wilden,  fast  unwegsamen  Schlucht  baden 
die  Leute  der  Umgegend  hier  sehr  häufig,  wobei  sie  das 
Bassin  mit  Zweigen  bedecken  müssen,  wenn  sie  sich  ge- 
gen die  Einflüsse  der  Witterung  schützen  wollen. 

2.  Acqua  delle  Caldanelle,  nach  einer  100 
Schritte  davon  liegenden  Besitzung  gleiches  Namens  so 
genannt,  entspringt,  ungefähr  \\  Miglien  von  der  vorigen 
Quelle  und  f  Miglie  von  Miemo,  am  Fufse  des  Monte  della 
Lecceta,  der  aus  rothem  und  grünem  Serpentin  besteht; 
in  dieser  Gegend  werden  die  Krystalle  von  kohlensaurer 
Kalk-  und  Talkerde  gefunden,  die  von  Thomson  Miemit 
genannt  worden  sind.  Die  Mineralquelle  kommt  aus  drei 
Oeffnungen,  von  denen  die  unterste  eine  Röhre  hat; 
ihr  Wasser  ist  durchsichtig ,  färb  -  und  geruchlos ,  von 
schwach  säuerlichem  Geschmack  und  hat  die  Tempe- 
ratur von  18°  R.  Es  setzt  keinen  Niederschlag  auf  dem 
Gestein  ab. 

Nach  Giulj's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des 
Wassers : 

Chlornatrium 2,133  Gr. 

Chlorcalcium Spureu 

Schwefelsaures  Natron Spnren 

Kohlensaures  Natron       .        .        .        .        .        .  1,599  — 

Kohlensaure  Thonerde 0,266  — 

Kohlensaure  Kalkerde     ......  0,799  — 

4,797  Gr. 

Kohlensaures  Gas  .        ......  1,044  Kub.Z. 

Sowohl  Giov.  Targioni,  der  vor  100  Jahren  diese 
Quelle  besuchte,  als  Giulj,  fand  die  Bewohner  der 
Meyerei  delle  Caldanelle  trotz  der  ungesunden,  feuchten, 
tiefen  Lage  dieses  Ortes,  gesund  und  frei  von  den  Fiebern 
und  andern  in  derMaremma  endemischen  Krankheiten,  und 
schreibt  dies  dem  beständigen  Gcnufs  dieses  Mincralwas- 


942 

sers  zu,  während  in  ganz  nahe  und  viel  günstiger  gelege- 
nen Ortschaften  die  Leute  an  diesen  Krankheiten  leiden, 
Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  5. 

Die  Mineralquellen   von  Volterra: 

1.  Acqua-diS.  Fedele  entspringt  dicht  vor  dem 
Thore  dieses  Namens  bei  Volterra,  einer  Stadt,  die  auf  einem 
Berge  von  291  Toisen  Höhe  liegt,  der  aus  hellblauem  Thone, 
auf  seinem  Gipfel  aber  aus  Schichten  von  einem  mehr  oder 
weniger  gelblichen  Meersand-Cpngloinerat  (hier  Tufo  ge-; 
nannt)  besteht,  welche  mit  Schichten  von  derbem  Muschel- 
kalk (panchiua)  abwechseln,  der  zu  Bausteinen  benutzt 
wird.  Das  Wasser  der  Mineralquelle,  tlas  aus  einer  Mc- 
tallröhre  hervorkommt,  ist  durchsichtig,  geruchlos,  vqii 
schwach  salzigem  Geschmack  und  hat  die  Temperatur  von 
12°  U.     Es  setzt  keinen  Niederschlag  ab. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers:  ; 

Chlornatrium  .        .        .        .        .        .        .        .        44,263  Gr.  -  ,' 

Chlorcalcium  .        .        .        .  ,  .        .        .  3,199  — 

Kohlensaures  Natron     .        .        .  •        •  1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde  .      DJ        .        .      ■■'»•        .  0,533  — 

Schwefelsaufe  Kalkerde         .....         Spuren 

49,061  Gr. 

Das  Mineralwasser,  das  von  den  Bewohnern  von  Vol- 
terra häufig  benutzt  wird,  wirkt  in  gröfsern  Dosen  abfüh- 
rend, in  kleinern  den  Stuhlgang  regulirend  und  wird  des- 
halb in  Diarrhöen  und  Dysenterien  empfohlen. 
Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  S.  5  ff. 

2.  Das  Wasser  der  Salinen  (le  Moje)  von 
Volterra.  Diese  Salinen,  ein  bedeutendes  Etablissement, 
liegen  sehr  tief,  etwa  vier  Miglien  (in  gerader  Linie)  von 
Volterra,  nicht  fern  von  der  Cecina,  deren  Thal  in  dieser 
Gegend  sehr  eng,  feucht  und  ungesund  ist,  so  dafs  hier 
die  periodischen  und  intermittirenden  Fieber  herrschen. 
Die  Oberfläche  des  Bodens  zeigt  grauen  Thon,  behn  Boh- 
ren nach  Trinkwasser  aber  ist  man  auf  Selenit  gestofsen, 
der  mit  Schichten  von  Steinsalz  abwechselt  (unter  andern 


943 

hat  man  eine  Schicht  Steinsalz  von  20  flor.  Ellen  Mächtig- 
keit gefunden).  Die  Salzquellen,  deren  eine  beträchtliche 
Anzahl  sind,  sammeln  sich  in  einem  grofsen  Behälter,  aus 
dem  die  Soole  zur  Bereitung  des  Kochsalzes  genommen 
■wird. 

Giulj  untersuchte: 

a.  Die  salzreichste  Quelle;  ihr  Wasser  ist 
durchsichtig,  von  einem  Seewasser- Geruch  und  schmeckt 
äufserst  salzig. 

b.  Das  Wasser  des  grofsen  Behälters  (il 
ConseiTone  genannt);  es  ist  durchsichtig,  riecht  wie  Seewas- 
ser und  hat  einen  fade-salzigen  (salato  dolee)   Geschmack. 

c.  Die  M uttcr lauge;  sie  ist  durchsichtig,  h;it 
einen  starken  Brom -Geruch  und  einen  äufserst  salzigen 
unangenehmen  Geschmack. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen 

a.  des  AVassers  der  b.  des  Wassers  im 

salzreichsten  Quelle:  Conservone: 

Schwefelsaure  Kalkerde     Spuren  .  .  Spuren 

Jodkalium    .        .        .        0,533  Gr.  .  .  0,533  Gr.  ' 

Brommagnesium  .        .        Spuren  .  .  Spuren 

Chlornatrium       .        .  2520,032  —  .  .  1714,128  — 

Chlormagnesium          .     153,530  —  .  .  243,049  — 

Kohlensaure  Thonerde        Spuren  .  .  Spuren 

Kohlensaure  Talkerde        0,533  —  .  .  0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde        1,066  —  .  .  1,066  — 


2675,694  Gr.  1959,309  Gr. 

c.  der  Mutterlauge : 

Jodkalium 2,133  Gr. 

Urommagnesium 1,066  — 

Chlornatrium 1607.528  — 

Chlormagnesium 979,666  — 


2590,393  Gr. 


Die  beiden  ersten  Wässer  gestatten  eine  innerliche 
Anwendung  nur  in  sehr  kleinen  Dosen  als  Wurmmitte), 
äufserlich  werden  sie  in  Form  von  Bädern  und  erwärmt, 
gleich  den  Seebädern  empfohlen.  Das  dritte  empfiehlt 
Giulj  in  Form  von  Bädern  und  Umschlägen  gegen  skro- 


944 

phulöse  und  andere  Drüsenanschwellungen,  Verhärtungen 
des  Uterus,  kalte  Geschwülste,  Caries  u.  s.  w. 
Giulj  a.  a.  0.  T,  VI.  p.  5  ff. 

Die  Thermalquellen  von  S.  Michele  delle 
Formiche  entspringen  in  einem  engen  und  tiefen  Thale, 
aus  Serpentin;  ihren  Namen  haben  sie  von  einem  alten 
Kloster  mit  einer  Kirche  gleiches  Namens,  deren  Ruinen 
auf  der  nördlichen  Spitze  des  steilen  Berges  liegen,  an 
dem  sich  dieses  Bad  befindet.  Man  unterscheidet  zwei 
Quellen : 

1.  Die  Badequelle;  ihr  durchsichtiges,  sehr  reich- 
lich fliefsendes  Wasser  riecht  stark  nach  Schwefelwasser- 
stoffgas, schmeckt  ekelhaft  schweflig,  und  hat  an  dem 
Orte,  wo  es  aus  dem  Boden  hervorkommt,  die  Temperatur 
von  37°  R.  Das  gleichzeitig  hervorströmende  Gas  ist  in 
100  Theilen  zusammengesetzt  aus:  16  Th.  Schwefelwas- 
serstoff-, 24  Th.  kohlensauren,  20  Th.  Sauerstoff-  und 
40  Th.  Stick-Gases.  Das  Wasser  setzt  einen  Niederschlag 
von  kohlensaurer  Kalkerde  ab  und  überzieht  sich  auch  mit 
einer  weifslichen,  dünnen  Haut  von  gleicher  Substanz. 

2.  Die  Trinkquelle  kommt  weniger  reichlich,  als 
die  vorige  aufserhalb  des  Bade -Etablissements  ebenfalls 
aus  Serpentin  hervor;  ihr  Wasser  ist  durchsichtig,  von 
ähnlichem,  doch  nicht  so  starkem  Geruch,  und  nicht  unan- 
genehmem Schwefelwasserstoffgeschmack,  und  hat  die  Tem- 
peratur von  30°  R. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


1 .  der  Badequelle :     2 
Schwefelsaure  Ealkerde      0,399  Gr. 
Chlornatrium        .        .        0,533  — 
Chlormagnesium  .        .        0,133  — 
Kohlensaure  Kalkerde          1,066  — 
Stinkharz      .        .        .        1,066  -         .      . 

der  Trinkquelle: 

.      1,332  Gr. 

0,533  — 

0,266  — 

1,066  — 

3,197  Gr. 

3,197  Gr. 

Schwefclwasserstoffgas       0,522  Kub.  Z. 
Kohlensaures  Gas 

0,522  Kub.  Z. 

1}044   —    — 

945 

Die  Badequelle  wird  mit  Erfolg  gegen  rheumatische 
und  gichtische  Leiden,  so  wie  gegen  chronische  Hautkrank- 
heiten benutzt;  die  Trinkquelle  wird  wohl  nur  defshalb  in- 
nerlich gebraucht,  weil  sonst  kein  anderes  trinkbares  Mine- 
ralwasser sich  hier  befindet,  die  Badequelle  aber  mehr  als 
hinreichendes  Wasser  zu  den  Bäder  liefert;  so  dafs  man 
also  des  Wassers  jener  zur  äufserlichen  Anwendung  nicht 
bedarf. 

Aufser  dem  Badehause  mit  besonderen  Bädern  befindet  sich  hier 
auch  ein  gut  eingerichtetes  Gebäude,  das  zur  Aufnahme  der  Kurgäste 
bestimmt  ist.  Besucht  wird  das  Bad  iu  der  Regel  nur  von  Ende  Mai 
bis  Ende  Juni,  und  dann  erst  wieder  im  Monat  September. 

Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  0.  T.  III.  S.  233  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa's  S.  160. 

Das  Miner alw asser  von  Casale  entspringt  etwa  eine  halbe 
Miglie  südwestlich  von  diesem  Orte,  der  auf  der  Hügelkette  liegt,  die, 
eine  Fortsetzung  des  Poggio  al  Pruno ,  nördlich  von  der  Cecina  be- 
grenzt ist,  östlich  bis  S.  Agata,  südlich  bis  Bibbona,  und  westlich  bis 
an  das  Meer  sich  hinzieht.  Der  thonige,  sumpfige  Boden  ist  ein  Al- 
luvium. Das  Wasser,  das  sich  in  einem  natürlichen  Becken  sammelt, 
ist  durchsichtig,  obwohl  es  im  Becken  trübe  aussieht,  von  salzig-bit- 
terem Geschmack,  hat  einen  Seewasser-Geruch  und  die  Temperatur 
von  12°  R.  Es  steigt  kein  Gas  mit  demselben  empor,  auch  läfst  es 
keinen  Niederschlag  zurück. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  Giulj: 


Schwefelsaure  Talkerde 

79,950  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

40,532  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

6,399  — 

Chlornatrium 

42,664  — 

2,133  — 

Jodkalium       .        .        .        .        . 

.        .          Spur 

191,943  Gr. 

Dies  sehr  drastisch  wirkende  Mineralwasser  ist  das  einzige  in 
Toskana,  welches  eine  besonders  grofse  Menge  von  schwefelsaurer 
Magnesia  enthält.  Es  quillt  zu  spärlich,  als  dafs  es  zu  Bädern  be- 
nutzt werden  könnte,  die  gegen  Skropheln,  skrophulöse  und  andere 
Drüsenanschwellungen  und  dergleichen  von  grofsem  Nutzen  sein 
würden. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  IV,  p.  306. 


Bäg?ii  a  Moria.  Diese  seit  Jahrhunderten  bekann- 
ten Bäder  liegen  zwischen  Poinarance  und  Castelnuovo  in 
dein  Thale  der  Possera,  einem  Seitenthale  der  Cecina  am 
westlichen  Abhänge  ( —  nach  Giulj's  Schätzung  etwa 
800  flor.  Ellen  über  d.  M.  — )  eines  hauptsächlich  aus 
compactem  grauem  Kalkstein  bestehenden  Bergfes,  der  als 
eine  Fortsetzung  der  südlich  liegenden,  mit  dem  Monte 
Rotondo  zusammenhangenden  Höhen  angesehen  werden  kann, 
und  nördlich  von  der  Cecina,  östlich  von  dem  Pavone, 
westlich  von  der  Possera  und  dem  Berge  begrenzt  isvifedtj 
auf  dem  früher  die  Pieve  a  Morba  stand.  Etwas  oberhalb 
der  Bäder  geht  die  neue  Fahrstrafse,  welche  V'ölt'erra  mit 
Massa  verbindet,  mittelst  einer  Brücke  über  die  Possera, 
auf  deren  rechter  Seite  die  Bäder  liegen.  Aus  einigen 
Urkunden  geht  hervor,  dafs  sie  im  Jahre  1389  von  der 
Republik  VoJterra  an  die  Florentiner  für  einen  jährlichen, 
Zins  von  zehn  Goklgülden  verpachtet  Würden,  1472  kamen 
sie  mit  dem  Gebiet  von  Volterra  an  Florenz;  sie -gerietheil 
nach  und  nach  in  Verfall,  obwohl  sie  noch  von  den  '«lei- 
sten Schriftstellern  des  fünfzehnten  und  sechzehnten  Jahiv: 
hunderts  erwähnt  werden.  Als  Targioni  sie  im  Jahre 
1742  besuchte,  waren  sie  in  einem  kläglichen  Zustande  und 
schon  seit  50  Jahren  gänzlich  zerfallen  und  unbenutzt  ge- 
blieben; erst  60  Jahre  später,  1802  fingen  die  damaligen 
Besitzer,  durch  Dr.  Domenico  Giovannelii  von  Cas- 
telnuovo veranlafst,  an5  sie  wiederherzustellen.  Gegen- 
wärtig sind  sie  Eigenthum  des  Herrn  Lamotte,  der  in 
der  Nähe  bei  dem  Flecken  Monte  Cei:boli  eine  Borax- 
Fabrik  besitzt,  zu  ideren  Territorium  die  Bäder  gehörten, 
welche  mit  einem  anständigen  und  zweckmäfsig  'eingerick- 
tetcn  Etablissement  jetzt  versehen  sind. 

Was  die  Einrichtung  des  Etablissements  betrifft,  so  ist  ■  sie  zu 
rühmen.  ^Es  befindet  sich  hier  ein  Badearzt,  den  die  Kranken  zu 
honoriien  haben,  und  ein  Badedircktor.  Douchen  sind  20 \  Wohnun- 
gen 17  vorhanden.  Die  Preise  sind  mäfsig:  zwei  Bäder  und  eine  Douche 
täglich  kosten  einen  Lire,  die  Armen  zahlen  einen  Lire  für  acht 
Tage.   Die  besteu  Quartiere  kosten  zwei  Lire,  die  geringsten  13  Sold. 


947 

täglich.  Der  Restaurant  bekommt  für  einen  Tag  Frühstück,  Mittag  und 
Abendessen  etwas  über  zwei  Lire.  Aufserdem  bietet  die  Nähe  vou 
Castelnuovo  und  Poinarancc  Alles,  was  zur  Bequemlichkeit  und  An- 
nehmlichkeit sonst  noch  verlangt  wird.  Die  Bäder  sind  geöffnet  vom 
1.  Mai  bis  Ende  October;  die  Badestunden  sind  in  den  langen  Som- 
mertagen  von  5  — 11  Uhr  Morgens,  und  2 —  61/.,  Uhr  Abends.  Die 
Hautkranken  baden  von  11— 12'/>  Uhr  Mittags  und  Abends  von  5  bis 
61/.,  Uhr.  —  Die  Lage  des  Etablissements  ist  gesund  ,  und  bei  der 
Höhe  derselben  ist  die  Temperatur  gelinde:  Giulj  fand  sie  im  Au- 
gust 1828  nicht  über  20°  R. ;  in  der  Mitte  des  Herbstes  14,5°  R.  in 
der  Sonne. 

"Wie  die  Gegend  von  Volterra ,  namentlich  der  östliche,  an  die 
Provinz  Ober-Siena  glänzende  Strich  durch  seinen  Reichtbum  an  Berg- 
werken, Salinen,  Mineralquellen,  edlen  Steinen  u.  s.  w.  der  in  geolo- 
gischer Hinsicht  interessanteste  Theil  von  ganz  Toskana  ist,  so  bie- 
tet diese  Seite  des  Cecina-Thales  noch  eiue  Eigentümlichkeit  durch 
die  sogenannten  Lagoni,  die  eine  grofse  Kette  von  Fosini,  über 
Monte  Rotondo,  Sasso  Volterrano  ,  Lustiguano ,  Serrazano  bis  Monte 
Cerboli  bilden.  Von  letzterem  Orte  zieht  sich  eiue  gleiche  Kette  die- 
ser an  eingesenkteren  Stellen  liegenden  Lagunen  über  den  Berg,  auf 
dem  sich  die  Bäder  befinden ,  bis  nach  dem  nordöstlichen  Abhänge 
nach  Castelnuovo.  Es  sind  meist  runde  Vertiefungen  vou  1—50  Ellen 
Umfang,  in  denen  aus  kraterförmigen  Oeffnungen  entweder  blofs  heifse 
Dämpfe  oder  Dämpfe  und  siedendesyschmutziges  Wasser  emporstei- 
gen ;  dergleichen  Lagunen  heifsen  Fumacchi  und  Soffioui.  Andere 
enthalten  blofs  einen  dunkelfarbigen,  kochenden  Schlamm,  und  wer- 
den Bulicami  genannt;  dieser  Schlamm  ist  so  heifs,  dafsz.B.  in  der 
Lagune  della  Terra,  welche  Giulj  untersuchte,  ein  20°  über  den 
Siedepunkt  gradirtes  Reaumur'sches  Thermometer  nicht  ausreichte, 
um  die  Temperatur  zu  bezeichnen.  Der  Boden  in  der  Nähe  der  La- 
gunen enthält  viel  Schwefeleisen  und  Alaun,  die  unter  dem  beständi- 
gen Einflufs  der  heifsen  Dämpfe  grolse  Mengen  von  Schwefelwasser- 
stoffgas entwickeln,  aufserdem  steigen  kohlensaures  und  hydrothion- 
saures  Gas  empor,  mit  Detonationen,  die  zuweilen  eine  Miglie  weit 
gehört  werden ,  und  in  der  Nähe  der  gröfsereu  Lagunen  erzittert  der 
Boden,  wie  von  einem  beständigen  Erdbeben. 

Der  Berg,  auf  dem  die  Bagni  a  Morba  liegen,  besteht,  wie  an- 
gegeben, hauptsächlich  aus  Kalkstein,  doch  wechselt  er  hier  und  da 
mit  Schichten  von  Macigno  und  dem  unter  dem  Namen  Tramezzuolo 
bekannten  Marmorschiefer,  der  grau,  gelblich,  auch  röthlich  aussieht, 
und  je  näher  am  Fufse  des  Berges  von  desto  feinerer  Structur  ist. 
Da  wo  der  Pavone  den  Berg  bespült,  bei  den  Lagunen  von  Castel- 
nuovo findet  man  in  diesen  Schichten,  die  meist  horizontal,  aber  auch 
schief,  und  sogar  perpendikular  sind,  kleine  bald  gelbe,  bald  weil'se 
Würfel  von  schwefelsaurem  Eisen  eingesprengt:  die  letzteren,  weni- 
ger häufigen,  geben  auf  brennende  Kohlen  gelegt  einen  Knoblauch- 
Geruch  von  sich.  Endlich  linden  sich  auch  Schichten  von  schiefrigein 
oder  festem  Hornsteiu  mit  amorphem  weifsem  Quarz. 


948 

Giulj  führt  zwölf  Quellen  an,  von  denen  sieben  inner- 
halb der  Ringmauern  des  Etablissements  und  fünf  aufser- 
halb  derselben  liegen ;  eine  dreizehnte ,  die  während  des 
Druckes  seines  Werkes  entdeckt  wurde,  ist  noch  nicht  un- 
tersucht. In  weiterer  Entfernung  von  dem  Etablissement 
befinden  sich  noch  zwei  Quellen,  so  dafs  also  im  Ganzen 
hier  vierzehn  Quellen  zur  Betrachtung  kommen. 

a.    Innerhalb  des  Etablissements: 

1.  Acqua  della  Cappella ,  kommt  aus  festem 
aschgrauem  Kalkstein  hervor,  ist  farblos,  hat  einen  etwas 
hepatischen,  dabei  stechenden  Geruch  nach  Kohlensäure, 
schmeckt,  frisch  geschöpft,  säuerlich,  verliert  diesen  Ge- 
schmack aber  nach  und  nach  an  der  Luft,  und  hat  die 
Temperatur  von  21°  R.  Beim  Stehen  überzieht  sich  das 
Mineralwasser  mit  einem  gelblich  -weifsen  Häutchen  von 
kohlensaurer  Kalkerde  und  Eisenkarbonat  5  es  setzt  au- 
fserdem  in  der  Ausflufsröhre  Glairine  ab.  Aus  dem  Grunde 
der  kleinen  Höhlung,  in  welcher  die  Quelle  mit  einem  Was- 
serstrahl von  einem  Daumen  Stärke  zu  Tage  kommt,  stei- 
gen viele  Blasen  empor,  die  mit  einem  Gase  gefüllt  sind, 
das  in  100  Theilen  aus  60  Th.  kohlensauren ,  10  Th.  Sauer- 
stoff- und  30  Theilen  Stickgases  besteht. 

2.  Die  Quelle  del  Cacio  cotto,  entspringt  aus 
gleichem  Gestein  dicht  neben  dem  Wege,  der  durch  das 
Etablissement  geht.  Ihr  Wasser  ist  äufserst  klar  und 
durchsichtig,  riecht  sehr  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas, 
woher  auch  wohl  ihr  Name,  schmeckt  aber  nur  schwach 
hepatisch,  und  hat  im  Krater  selber  die  Temperatur  von 
43°  R.,  an  der  Mündung  der  Leitungsröhre  aber,  die  es 
in  das  Badehaus  führt,  wo  es  zwei  Wannen  und  einige 
Douchen  speist,  nur  39°  R.  In  der  Abzugsrinne,  die  das 
Wasser  aus  den  Bädern  leitet,  findet  sich  aufser  kohlen- 
saurer Kalkerde  viel  Glairine  abgesetzt.  Auch  beim  Ste- 
hen zeigt  sich  kohlensaure  Kalkerde  in  Gestalt  eines  wei- 


949 

fsen  Häutchens  auf  dem  Wasser.    Der  Wasserstrahl   der 
Quelle  ist  etwa  zwei  Daumen  stark. 

3.  Die  Quelle  tlella  Scala,  giebt  ein  sehr  kla- 
res Wasser  ohne  Geruch  und  Geschmack,  das  an  der 
Mündung  der  30  Ellen  langen  Rohre,  welche  dasselbe  zu 
einigen  Badewannen  und  einem  Behälter  für  Douchen  lei- 
tet, die  Temperatur  von  31°  R.  hat.  Da  sie  unter  der 
Treppe  entspringt,  welche  nach  den  Wohnungen  der  Ba- 
degäste führt,  so  kann  weder  die  Temperatur  an  dem  Kra- 
ter selber,  noch  das  begleitende  Gas  untersucht  werden. 
Ihr  Wasserstrahl  ist  einen  Daumen  stark. 

4.  Acqua  di  S.  Francesco,  oder  del  Bag- 
netto,  entspringt  nur  wenige  Ellen  von  dem  Badehause, 
in  welchem  es  mittelst  einer  Röhre  eine  Wanne  füllt.  Das 
Wasser  ist  ohne  Farbe  und  Geruch,  schmeckt  sehr  deut- 
lich eisenhaft  zusammenziehend,  und  hat  in  der  erwähnten 
Röhre  die  Temperatur  von  32°  R.  Es  setzt  einen  gelblich 
gefärbten  Niederschlag  von  kohlensaurem  Kalk  und  Eisen- 
karbonat ab.  Das  zugleich  sich  entwickelnde  Gas  läfst 
sich  nicht  untersuchen,  da  die  Quelle  seitlich  aus  Spalten 
des  Kalksteins  hervorkommt.  Die  Stärke  des  Wasser- 
strahls beträgt  einen  Daumen. 

5.  S.  Adelaide,  das  Wasser  derselben  ist  durch- 
sichtig, riecht  nach  SchwefelwasserstofFgas ,  hat  einen  et- 
was süfslichen  Geschmack  und  die  Temperatur  von  24°  R. 
Die  Stärke  des  Wasserstrahls  ist  einen  Daumen. 

6.  S.  Desiderat a,  giebt  ein  äufserst  klares,  ge- 
ruch  -  und  geschmackloses  Wasser  von  24°  R.  Es  setzt 
etwas  kohlensaure  Kalkerde  auf  seinem  Laufe  ab.  Das 
Gas,  welches  mit  der  Quelle  hervorkommt,  besteht  nach 
Giulj  in  100  Theilen  aus  75  Th.  kohlensauren,  9  Th. 
Sauerstoff-  und  16  Th.  Stickgases. 

7.  S.  Cammill 0,  ein  äufserst  klares,  nach  Schwe- 
fel wasserstoffgas  riechendes  Wasser  von  säuerlichem  Ge- 
schmack, das  die  Temperatur  von  32°  R.  hat. 


950 

h.     Aufserhalb   der    Mauern    des   Etablis- 
sements: 

8.  Acf/ua  del  Piano  —  Balneum  planitiei  bei 
den  älteren  Schriftstellern  —  entspringt  anscheinend  aus 
einem  Alluvium,  doch  ist  zu  vermuthen,  dafs  auch  sie  aus 
demselben  Kalkstein,  wie  die  übrigen  Quellen,  hervorkommt. 
Das  Wasser  ist  farblos,  ohne  Geruch  und  Geschmack 
und  hat  an  der  Oeffnung,  wo  es  in  das  Bad  tritt,  die  Tem- 
peratur von  38°  R.  Es  setzt  kohlensaure  Kalkerde  ab, 
und  überzieht  sich  auch  beim  Stehen  mit  einem  Häutchen 
von  derselben  Substanz.  Die  Quelle  fliefst  so  reichlich, 
dafs  sie  in  wenigen  Stunden  zwei  grofse  Bäder  füllt,  von 
denen  das  eine  das  Frauen-,  das  andere  das  Männerbad 
ist,  und  die  viele  hundert  Tonnen  Wasser  fassen. 

9.  8.  Jjeopoldo,  entspringt  dicht  an  der  Mauer 
über  dem  Abzugskanal,  welcher  das  Thermalwasser  aus 
dem  Etablissement  hinaus  und  in  die  Possera  leitet,  in  ei- 
ner Vertiefung,  die  mit  Kies  angefüllt  ist,  auf  dem  das 
Mineralwasser  eine  röthliche  Incrustation  aus  kohlensaurer 
Kalkerde  und  Eisenkarbonat  gebildet  hat.  Das  Wasser 
dieser  Quelle  ist  vollkommen  durchsichtig,  schmeckt  säuer- 
lich-eisenhatt,  und  hat  frisch  geschöpft  einen  stechenden 
Geruch.  Seine  Temperatur  ist  16°  R.  Das  Gas,  welches 
mit  demselben  emporsteigt,  besteht  in  100  Theilen  aus 
70  Th.  kohlensauren,  20  Th.  Stick-  und  10  Th.  Sauer- 
stoff-Gases. 

10.  S.  Raimondo.  Das  Wasser  dieser  Quelle  ist 
farblos,  riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  schmeckt  et- 
was säuerlich  und  hat  die  Temperatur  von  24°  R. ;  es 
läfst  auf  seinem  Laufe  kohlensaure  Kalkerde  und  Glairine 
fallen. 

11.  S.  Caterina,  entspringt  aus  Kalkstein  und 
hat  ein  klares  Wasser,  von  säuerlichem  Geschmack,  das 
nach  Schwefelwasserstoffgas  riecht   und    die  Temperatur 

von 


951 


von  23°  R.  besitzt.     Es  setzt  kohlensaure  Kalkerde  und 
Glairine  ab. 

12.  S.  Giuseppe^  gleicht  an  Farbe,  Geruch  und 
Geschmack  gewöhnlichem  Wasser.  Die  Temperatur  der 
Quelle  ist  21°  R. 

c.  In  weiterer  Entfernung  von  den  Bädern: 

13.  Acf/ua  della  Perla,  entspringt  mit  einem 
Wasserstrahl  von  der  Stärke  eines  Daumens  aus  Kalk- 
stein, ■£  Miglie  von  den  Bädern,  auf  dem  jenseitigen  linken 
Ufer  der  Possera ,  und  hiefs  früher  Acqua  del  Bagnolo, 
weil  die  Quelle  ehemals  brunnenartig  überbaut  Avar,  wovon 
noch  Spuren  zu  sehen  sind.  Lorenz  von  Medici  schätzte 
das  Wasser  so  hoch,  dafs  er  das  Gebäude  verschliefsen 
und  den  Schlüssel  nach  Florenz  bringen  liefs,  damit  das 
Mineralwasser  nicht  verunreinigt  würde.  Es  ist  vollkom- 
men klar,  von  süfslichem,  hepatischem  Geschmack,  riecht 
nach  Schwefelwasserstoffgas  und  hat  die  Temperatur  von 
35°  R. 

14.  Acr/ua  della  Fossa  oder  di  Castelnuovo , 
entspringt  mit  einem  Wasserstrahl  von  zwei  Daumen  Stärke 
etwa  \  Miglie  von  diesem  Orte  und  an  der  rechten  Seite 
des  Weges,  der  nach  den  Bädern  führt,  in  der  Nähe  einer 
Lagune.  Das  Wasser  ist  ohne  Farbe,  Geruch  und  Ge- 
schmack, und  hat  die  Temperatur  von  35°  R.  Es  bildet 
keinen  Niederschlag  auf  seinem  Laufe. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser: 

1.  der  Acqua  della    2.  der  Acqua  d. 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Clilornatrium 
Chlorma^uesium 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 
Sclnvefehvasserstoffgas      , 
HI.  Theil. 


Cappella : 

Cacio  cotto  : 

1,332  Gr. 

1,066  Gr. 

0.799  — 

0,266  — 

0,533  — 

0,266  — 

0,533  — 

0,533  — 

0,266  — 

1,066  — 

0,533  — 

1,599  — 

0,799  — 

. 

4,795  Gr. 

4,796  Gr. 

3,140  Kuh.Z. 

.        . 

.                . 

.       1,570  Kuh.Z. 

Ppp 


952 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatriiim 
Chlormagnesium 
Clilorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlormagnesium 
Clilorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas 


Schwefelsaure  Kalkerde     . 
Clilornatrium       . 
Chlormagnesium 
Clilorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kehlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas     . 


3.  der  Acqua  d. 
Scala : 

1,066  Gr. 
0,266  — 

0,226  — 

0,799  — 
1,865  — 

4,222  Gr. 


4.  der  Acqua  di 
S.  Francesco : 

2,666  Gr. 
1,066  — 
0,266  — 
0,266  — 
0,533  — 
0,533  — 
1,066  — 
1,599  — 
7,995  Gr. 
1,576  Kub.Z.  0,522  Kub.Z. 

5.  der  Acqua  di     6.  der  Acqua  di  S. 
S.Adelaide:  Desiderata: 


1,599  Gr. 
1,599  — 

0,533  — 
1,066  — 
2,132  — 


1,066  Gr. 
1,066  — 
0,533  — 
0,533  — 
1,599  — 
2,132  — 


6,929  Gr. 

6,929  Gr. 

0,261  KubZ. 

0,522    — 

7.  der  Acqua  d.  S 

8.  der  Acqua  di 

Cammillo: 

Piano : 

1,066  Gr. 

1,599  Gr. 



0,533  — 

0,533  — 

0,533  — 

0,533  — 

1,066  — 

1,599  — 

0,533  — 

2,132  — 

1,066  — 



0,533  — 

5,863  Gr. 
0,522  Kub.Z. 

0,785    — 


5,863  Gr. 


9.  der  Acqua  d.      10.  der  Acqua  d. 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlormagnesium 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 


S.  Leopoldo: 

2,666  Gr. 
0,266  — 
0,266  — 
0,533  — 


S.  Raimondo: 
0,533  Gr. 
2,666  — 


1,599  — 


953 


Kohlensaure  Kalkerde        .        . 

0,533  Gr. 

2,666  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

1,599  — 
5,^03  Gr. 

. 

7,464  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

6,545  Kuh.Z. 

2,357  Kuh.Z. 

0,522  — 

11.  der  Acqua  d. 

12.  der  Acqua  d 

S.  Caterina: 

S.  Guiseppe: 

Schwefelsaure  Talkerde    . 

0,533  Gr. 

... 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

1,066  — 

1,599  Gr. 

Chlornatrium       .... 

0,533  — 

•       •        . 

Clilorcalcium        .... 

«... 

0,533  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,533  — 

1,599  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

2,132  - 

2,132  — 

4,797  Gr. 

5,863~Gr7~ 

Kohlensaures  Gas 

0,522  Kub.Z. 

0,522  Kub.Z. 

13.  der  Acqua 

14.  der  Acque 

dellePerla: 

dellaFossa: 

Schwefelsaure  Talkerde 

•        ... 

.      0,533  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,599  Gr. 

.      1,599  — 

Chlornatrium 

1,599  —        . 

.      . 

Chiorcalcium  . 

0,533  — 

. 

Kohlensaure  Talkerde    .        . 

0,533  — 

.      0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

0,533  — 

.      1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,533  — 
5,330  Gr. 

. 

3,731  Gr. 

Kohlensaures   Gas 

0,522  Kub.Z. 

Scbwefelwasserstoffgas 

1,044    — 

Die  Mineralwässer  werden  theils  als  Getränk,  theils 
in  Form  von  Bädern,  Douchen  und  Injectionen  angewandt. 
Innerlich  werden  die  diuretiscb,  auflösend  und  tonisirend 
-wirkenden  Quellen  S.  Leopoldo  und  della  Cappella  mit 
Nutzen  gegen  Gries-  und  Steinbeschwerden,  Stockungen 
im  Unterleibe  gebraucht,  auch  Injectionen  von  diesen 
Wässern  haben  sich  bei  Leukorrhoe,  Menorrhagie ,  Diar- 
rhöe und  Dysenterie  hülfreich  bewiesen.  Die  Wässer  S. 
Dcsiderata,  S.  Caterina  und  S.  Giuseppe  werden  äufserlich 
gegen  rheumatische  Affectionen  sensibler  Individuen,  klo- 
nische Krämpfe,  nervöse  Hemiplegie  ohne  Störungen  der 
Geisteskräfte  empfohlen.  Die  kräftigeren  Quellen  della 
Scala  und  S.  Francesco  rühmt  man  aufserdem  bei  Extra- 

PPP2 


954 

vasaten  nach  Verletzungen,  alten  Geschwüren,  Anasarka, 
Oedem,  Schwäche  der  Glieder,  Lähmungen,  spasmodischen 
Beschwerden,  chronischen  Koliken,  in  Form  von  Bädern 
und  Douchen.  Die  indifferenten  Thermen  del  Piano  und 
della  Fossa  werden  hei  Lähmungen,  hartnäckigen  rheuma- 
tischen Beschwerden  und  deren  Folgen,  —  die  Thermen  S. 
Adelaide,  S.  Raimondo,  S.  Cammillo,  del  Cacio  cotto  und 
della  Perla  hei  Hautausschlägen  mit  Erfolg  gehraucht. 

Giulj  hat  auch  den  Mineralschlamm  aus  den  Lagunen  von 
M  onte  Cerboli  untersucht,  der  zuerst  im  Jahre  1831  als  Heilmit- 
tel angewandt  worden  ist  (von  einem  österreichischen  Kriegskommis- 
sair' "egen  hartnäckigen  Rheumatismus,  der  allen  andern  Mitteln  wi- 
derstanden hatte).  Dieser  Mineralschlamm  sieht  in  feuchtem  Zustande 
sehr  dunkelgrau  aus,  getrocknet  gleicht  er  der  Asche.  Er  äst  fast 
geschmacklos,  riecht  aber  stark  nach  Schwefel,  namentlich  wenn  man 
ihn  zwischen  den  Fingern  reibt;  auf  Kohlen  brennt  er  mit  blauer 
Flamme,  verbreitet  einen  hustenerregeuden  Geruch  nach  schwefeliger 
Säure.    Giulj  fand  in  hundert  Theilen  desselben: 

Schwefel 36  Th. 

Kieselerde 20 

Schwefelsaure  Talkerde  ....  3  — 

Schwefelsaure  Kalkerde   .        .        .        .  12  — 
Kohlensaure  Kalkerde       ....  9  — 

Borsäure    ....•••  2 

Thonerde •  6  _ 

Eisenoxyd _  jj        , 

100  Th. 

Der  Schlamm  kann  seiner  hohen  Temperatur  wegen,  die  die 
des  siedenden  Wassers  hei  weitem  übersteigt,  nicht  so  angewandt! 
werden,  wie  er  sich  in  den  Lagunen  findet;  jener  österreichi- 
sche Beamte  liefs  ihn  sich  nach  den  Bädern  bringen,  legte  ihn,  so 
heifs  er  es  ertragen  konnte,  auf  die  leidenden  Theile,  badete 
dann  in  dem  Wasser  della  Scala  oder  del  Piano,  und  stellte  sich  auf 
diese  Weise  vollkommen  wieder  her.  Giulj  empfiehlt  diesen  Mine- 
ralschlamm, aufser  gegen  Rheumatismen,  in  Form  von  Umschlägen,! 
^Einreibungen  und  Bädern  gegen  Nierenkrankheiten,  Steinbeschwerden, 
Drüseuleiden,  hartnäckige  chronische  Hautausschläge,  und  allgemeine 
oder   partielle  Gliederschwäche. 

Giulj,  trattato  delle  acque  minerali  dei  Bagni  a  Morba  nel  Vol- 
terrano.   Sieiia  1809. 

—    -    Storia  naturale  a.  a.  O.   T.  I.  (Firenze  1833)  p.  21-133, 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  166. 


955 

Acqua  delV  Aitora,  nach  einer  in  der  Nähe  liegenden  Be- 
sitzung dieses  Namens  so  genannt,  entspringt  ungefähr  eine  Miglie 
westlich  von  Montecatiui  di  Val  di  Cecina,  aus  thonigem  Kalkschiefer 
(Galestro,  wie  die  Leute  ihn  hier  nennen).  Das  Mineralwasser  ist 
durchsichtig,  riecht  und  schmeckt  nach  SchwefelwasserstofTgas ,  und 
hat  die  Temperatur  von  14°  R.  hei  8°  R.  der  Atmosphäre.  Es  sam- 
melt sich  in  einem  natürlichen  Becken,  dessen  Ausflufsrinne  von  dem 
Mineralwasser  schwarz  gefärbt  erscheint. 

Nach  Giulj's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Mineralwassers: 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrinm    . 
Chlormagnesium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde     . 
Kohlensaure  Kalkerde     . 

Kohlensaures  Gas  . 
Schwefelwasserstoffiias  . 


0,533  Gr. 
1,599  — 
Spuren 
3,199  — 
0,533  — 
2,133  — 
7J997Gr. 
1,570  Kub.  Z. 
1,044    


Das  Wasser  wird  in  Form  von  Bädern  gegen  chronische  Rheu- 
matismen und  Gicht  mit  Erfolg  angewandt,  auch  gegen  Hautaus- 
schläge, sowie  inuerlich  gegen  Wnrmkrankheiten,  Harngries  und  Bla- 
senkatarrh empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  5. 


6.     Cornia-Thal: 

Bagno  delle  Caldane  di  Campiglia  liegt  auf  der  rech- 
ten  Seite  der  Cornia,  am  Fufse  der  Hügelkette,  auf  der  Campiglia 
gelegen  ist,  und  etwa  zwei  Miglien  von  diesem  Orte.  Dies  Bad,  von 
dem  es  ungewifs  ist,  ob  es  die  von  deu  älteren  Schriftstellern  er- 
wähnte Therme  von  Populonia  oder  die  von  Vetulonia  ist,  besteht 
in  einem  1821  errichteten  Gebäude,  das  zwei  grofse,  durch  eine  Mauer 
geschiedene,  gemeinschaftliche  Badebassins  enthält.  Der  Boden  um 
dasselbe  ist  mit  Dammerde  bedeckt,  unter  der  wahrscheinlich  Kalk- 
stein liegt,  mindestens  bestehen  die  erwähnten  nördlich  gelegeneu 
Hügel  aus  diesem  Gestein.  Das  Wasser  dieser  Therme  ist  durch- 
sichtig, ohue  Geruch  und  Geschmack,  und  hat  die  Temperatur  vou 
30°  R. 

Sechzehn  Unzen  desselben  euthalten  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Kalkerde 1,599  Gr. 

Chlornatrium 5,331  — 

Chlorcalcium 1,066  — 

Chlormagnesium 1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde      .         .  0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde 5,331  — 

14,926  Gr. 


Das  Bad  wird  gegen  rheumatische  und  gichtische  Beschwerden, 
schmerzhafte  Leiden,  die  nach  Verletzungen  zurückbleiben,  und  leich- 
tere Fälle  von  Lähmungen  mit  Frfolg  angewandt. 

Die  Therme,  die  sehr  reichlich  fliefst,  könnte  bei  besserer  Ein- 
richtung des  Bades  —  es  fehlt  an  Douchen ,  an  gehörigen  Leituugs- 
und  Abzugsröhren,  au  besondern  Baderäumen  u.  s.  w.,  —  für  die  Be- 
wohner der  Umgegend  noch  bei  weitem  nützlicher  werden,  da  die 
nächsten  Bade -Etablissements,  die  von  Roselle,  a  Morba  und  Cas- 
ciano,  alle  zwischen  40  —  50  Miglieu  entfernt  sind.  Trotzdem  ist 
das  Bad  während  der  in  der  Maremma  üblichen  Badezeit  (bis  zum 
20.  Juni)  häufig  besucht.  Unterkommen  gewährt  eine  nahe  gelegene 
Meierei,  la  Palledraja. 

G  i  u  I  j  ,  Storia  naturale  etc.  T.  IV.  S.  267  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  42. 

7.  Die  Mineralquellen  der  Insel  Elba. 
Bei  dem  Reichtimm  dieser  Insel  an  Metallen  und  an- 
dern Mineralien  sollte  man  vermutlien,  dafs  sie  auch  eine 
bedeutende  Anzahl  von  Mineralquellen  besäfse,  allein  es 
finden  sich  deren  nur  zwei,  obwohl  mehrere  andere  Quel- 
len, z.  B.  die  von  Calamita  bei  Lungone  u.  s.  w.  von 
den  Bewohnern  der  Umgegend  für  heilkräftig  gehalten 
werden. 

Elba  ist  nach  Thiebaud  de  Berneaud  nicht  vulkanischen 
Ursprungs,  sondern  besteht  theils  aus  einem  über  dem  Meere  hervor- 
ragenden Urfels,  theils  aus  Muschelkalk  und  eisenhaltiger  Ochererde; 
dennoch  soll  es  nach  demselben  wahrscheinlich  durch  Erdbeben  aus 
dem  Grunde  des  Meeres  hervorgetreten  sein.  —  Bekannt  sind  die 
grofsen  Eisengruben  von  Rio:  diese  finden  sich  au  dem  nordwestli- 
chen Theile  des  wesllich  von  Rio  liegenden  Berges  auf  einem  ziem- 
lich ausgedehnten  Terrain.  Die  Gänge  des  Metalls  sind  von  ver- 
schiedener Mächtigkeit,  von  5  — 14  Ellen,  und  nur  Von  Erde  be- 
deckt, so  dafs  zur  Ausbeutung  derselben  keine  eigentlichen  Bergwerks- 
Arbeiten,  Minen,  Stollen  u.  s.  w.  erforderlich  sind,  sondern  das  Metall 
wird  aus  ziemlich  einfachen  Gruben  gewonnen.  An  einigen  wenigen 
Stellen  ist  man  so  tief  mit  dem  Ausgraben  des  Metalls  gekommen, 
dafs  das  unter  demselben  liegende  Gestein ,  ein  schmutzig  weifser 
Kalkstein,  Marmoricio  genannt,  sichtbar  ist.  An  einer  dieser  Stelleu, 
und  an  dein  tiefsten  Theile  des  Berges  findet  sich  auf  einem  ebenen 
Terrain  in  der  .Nähe  eines  schönen  Landhauses,  Falazzina  genannt, 
acht  Miglieu  von  Forto-Ferrajo  entfernt,  das  bekannte 

1.  Mineralwasser  von  Rio,  von  den  Einwoh- 
nern   Rio's    Acqua     della     Palazzina    del    Piano 


957 

dclle  Fabbriche,  auf  dem  übrigen  Theile  der  Insel 
Acqua  forte  oder  ferrata,  in  Italien  Acqua  di  Rio 
genannt.  Die  Wände  der  ehemaligen  Gruben,  welche  auf 
der  nördlichen  Seite  in  die  Flanke  des  erwähnten  Berges 
gearbeitet  sind ,  zeigen  grofse  mit  Erdschichten  abwech- 
selnde Lagen  von  gelbem,  messingfarbigem  Schwefelcisen, 
das  bald  in  Würfeln  bald  in  unregelmäfsigen  Krystallen 
erscheint,  die  zuweilen  fest  an  einander  hangen,  zuweilen 
durch  Thon  und  Kieselerde  von  grauer  Farbe  getrennt 
sind.  Von  derselben  Structur  ist  der  Boden  an  der  Stelle, 
wo  sich  das  Mineralwasser  befindet,  das  nicht  eigentlich 
eine  Mineralquelle  zu  nennen  ist,  sondern  vielmehr  durch 
Infiltration  entsteht  und  sich  in  einem  kleinen  Becken  sam- 
melt. Das  Wasser  ist  durchsichtig,  geruchlos,  von  sau- 
rem und  zusammenziehendem  Eisenvitriol-Geschmack,  der 
im  Winter  schwächer  ist,  entwickelt,  weder  frisch  geschöpft, 
noch  geschüttelt  oder  erwärmt,  kein  Gas,  und  hat  die  Tem- 
peratur von  17°  R.,  das  specif.  Gewicht  =  1,009.  Die 
Stellen  des  Bodens,  über  die  das  Wasser  hinläuft,  zeigen 
namentlich  im  Sommer  grünliche,  zuweilen  noch  mit  einem 
weifsen  Ueberzuge  bedeckte,  an  andern  Orten  auch  röth- 
lich-gelbe  Incrustationen ,  die  freie  Schwefelsäure,  schwe- 
felsaures Eisen  und  schwefelsaure  Thonerde  enthalten. 

Das    Mineralwasser   wurde    1S28    von    Pandolfini 
Barb  e  ri ,  1S35  von  Giulj  untersucht.  Hiernach  enthält  es: 

nach  Pand.  Barberi  nach  Giulj  in 

in  100  Theilen:  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Eisenoxydul      0,092  Th.       .  .      17,059  Gr. 

Schwefelsaure  Thouerde    .        0,060  —        .  .      12/265  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        0,001  —        .  .        0,533  — 

Ueberschiissise  Schwefelsäure  0,114  —        .  .      20,266  — 


Chlornatrium       .        .        .        0,098  —  ) 

)4  -   ) 


0,533  — 


Chlorcalcium  u.  Chlortalcium      0,004 

Kohlensaure  Talkerde"\ 

Eisenoxyd     . 

Thonerde      .        .         f  °^2ü  "        .... 

Kieselsaures  Eisen       ) 

Wasser        ....      99,611  —        .        .        . 

100,000Tb.  50,666  Gr. 


958 

Dies  Mineralwasser,  das  zuerst  1746  von  Dr.  Mich. 
Riviera  medizinisch  angewandt  wurde,  hat,  wie  Giulj 
erzählt,  ehenso  begeisterte  Lobredner,  wie  entschiedene 
Gegner  gefunden.  Allerdings  hat  auch  Giulj  Yiele  ge- 
sehen, bei  denen  dies  Wasser  grofse  Magenbeschwerden 
verursachte,  während  Andere  nur  einen  guten  Erfolg  von 
demselben  erfuhren.  Aus  Dr.  Buzzegoli's  Beobachtun- 
gen geht  hervor,  dafs  es  in  den  meisten  Fällen  von  Ka- 
chexie in  der  Dose  von  einem  halben  bis  zu  einem  ganzen 
Becher  und  steigend,  ferner  gegen  Störungen  der  Uterinfunc- 
tionen  in  Dosen  von  zwei  Bechern  und  steigend  nützlich 
ist.  Auch  gegen  Stockungen  in  der  Milz  und  Leber  wird 
es  empfohlen.  Aeufserlich  rühmt  man  es  in  Form  von 
Umschlägen  gegen  Flechten,  als  Bad  und  erwärmt  gegen 
allgemeine  Schwäche  und  Oedeme  der  Extremitäten,  ob- 
wohl das  Mineralwasser  in  zu  spärlicher  Quantität  vor- 
handen ist,  als  dafs  sich  eine  solche  Anwendung  weit  aus-? 
dehnen  liefse. 

2.  Acqua  dl  Vigneria,  kommt  nordöstlich  von 
Rio,  dicht  am  Gestade  des  Meeres  aus  grofsen  Fragmen- 
ten von  Kalkstein,  der  die  Grenze  der  Eisengänge  bildet, 
hervor.  Das  Wasser,  dessen  specif.  Gewicht  =  1,006 
ist,  ist  klar,  geruchlos,  von  ähnlichem,  doch  weit  schwä- 
cherem Geschmack  und  gleicher  Temperatur,  wie  das  vorige, 
(Dieselbe  Temperatur  haben  übrigens  auch  die  Trinkwas- 
ser-Quellen auf  der  Insel). 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  [Unzen  dieses  Mineral- 
wassers: 


Freie  Schwefelsäure 

4,266  Gr. 

Schwefelsaures  Eisenoxydul  . 

3,199  — 

Schwefelsaure  Thonerde 

0,710  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,177  — 

Chlornatrium      1 

Chlormagnesium  >    . 

0,177  — 

Chlorcalcium      J 

8,529  Gr. 


959 

Es  wird  zarteren  Constitutionen,  die  das  Wasser  von 
Rio  nicht  vertragen ,  in  denselben  Fällen,  wie  dieses,  em- 
pfohlen und  ist  dem  verdünnten  Mineralwasser  von  Rio, 
das  man  dergleichen  Kranken  zu  verordnen  pflegt,  bei 
weitem  vorzuziehen. 

Buzzegoli,  della  acque  minerali  di  Rio.    Firenze  1777. 

ßergman,  Opuscoli  chimici  e  fisici  etc.     Napoli  1787. 

Thiebaud  de  Berneaud,  voyage  ä  Hie  d'Elbe.  Paris  1808; 
Deutsch  von  Sprengel  in:  Bibliothek  der  Reisebeschreibungen. 
Bd.  XXXIX.  p.  1—148. 

Giov.  Battista  Pandolfini  Barberi,  Storia  ed  analisi 
cliimica  delle  acque  acidule  marziali  di  Rio  neu'  Isola  dell1  Elba. 
Livorno  1828. 

S.  Brunner,  Streifzug  durch  das  östliche  Ligurien,  Elba  etc. 
Winterthur  1828.   S.  26—63. 

G.  Giulj  a.  a.  0.  T.  VI.  p.  115  ff. 


Die  Heilquellen  im  Compärtimento  von  Florenz 
und  Arezzo, 


1.     Nievole-Thal: 


He  Mineralwässer  von  Montecat ini. 

Diese  seit  uralter  Zeit  berühmten  und  zu  Salinen  wie  zuBä- 
dern benutzten  jodhaltigen  Kochsalzthermalquellen  entsprin- 
gen indem  reizenden  Nievole-Thale,  dem  lachendsten  Theile 
von  Toscana,  wie  Sismondi  es  mit  Recht  nennt,  zwischen 
Pistoja  und  Pescia,  nicht  fern  von  der  grofsen  Strafse, 
welche  von  Florenz  kommend  das  Nievole-Thal  durchschnei- 
det. Grade  dem  29sten  Migliensteine  (von  Florenz)  ge- 
genüber beginnen  auf  der  rechten  Seite  dieser  Strafse  die 
Anhöhen,  welche  nach  und  nach  aufsteigend  den  Fufs  der 
Höhe  bilden,  auf  welcher  Montecatini  liegt. 

Das  Nievole-Thal  wird,  wie  die  auf  der  rechten  Seite  des  Arno 
liegenden  Thäler  von  kleineren  Höhen  gebildet,  welche  für  Abzwei- 
gungen der  Apenninen  angesehen  werden  können,  und  hat,  wie  die 
meisten  dieser  Thäler,  eine  trianguläre  Gestalt.  Die  Berge  bestehen 
in  der  Regel  an  ihrer  Base  aus  festem  Kalkstein  von  verschiedener 
Farbe,  in  welchem  sich  hier  und  da  Ery  stalle  von  Schwefeleisen  fin- 
den ;  weiter  hinauf  zeigen  sie  den  harten  Stein ,  welcher  in  Toskana 
Macigno  heilst,  ein  Name,  den  in  neuerer  Zeit  auch  einige  französi- 
sche Geologen  angenommen  haben.  Auch  der  Berg,  auf  welchem 
Montecatini  liegt,  hat  im  Allgemeinen  diese  Structur;  ausserdem  aber 
findet  sich  noch  auf  der  westlichen  Seite  Ealkschiefer,  und  östlich, 
an  der  Strafse  von  Montecatini  nach  Pistoja,  röthlichcr  Thonschiefer, 


961 

und  Schichten  von  Braunstein.  Nach  der  grofsen  Strafse  zu  verlau- 
fen kleine  Hügel,  meist  aus  rüthlichem  Tuf  und  Travertin  bestellend  ; 
Bicchierai  hat  dieses  hügelige  Terrain  von  einer  Quadratiniglie, 
das  er  uördlich  mit  dem  Colle  di  Panteraja,  östlich  mit  dem  Graben 
von  Montecatini,  südlich  mit  der  grofsen  Strafse,  und  westlich  mit 
eiuer  Linie,  von  dem  Bagno  Mediceo  (jetzt  del  Riufresco)  nach  der 
Strafse  zur  Villa  Bravieri  gezogen,  begrenzt,  Campo  minerale  genannt, 
auf  Avclchem  viele  mehr  oder  minder  salinische  Quellen  entspringen, 
und  sich  Hornstein  und  ein  anderer  schwärzlicher  Stein  findet,  der 
aus  kohlensaurem  Eisenoxydul,  Braunstein  und  Jaspis  besteht. 

Die  Bäder  von  Montecatini  sind  nicht  nur  wegen  ihrer 
mannigfaltigen  und  zweckmäfsigen  Einrichtungen  zu  Was- 
ser-, Schwitz-,  Douche-  und  Schlammbädern,  sondern  auch 
wegen  ihrer  vorteilhaften  Lage  an  einer  Hauptstrafse, 
auf  welche  viele  andere  Nebenstrafsen  stofsen,  zahlreich 
besucht  und  werden  mit  Recht  zu  den  ersten  Italiens  ge- 
rechnet. Das  Etablissement  liegt  am  Ende  einer  schönen, 
schattigen  Allee,  die  von  der  grofsen  Strafse  zu  den  Bade- 
häusern führt,  deren  vier  sind,  nämlich  die  Terma  Leo- 
pol d i n a ,  das  Bagno  Regio,  das  Bad  der  Quelle  del 
Tettuccio,  und  eine  Viertel-Miglie  von  diesem  das  Bad 
del  Rinfresco;  die  Terma  Leopoldina  ist  ganz  beson- 
ders prächtig  eingerichtet,  mit  marmornen  Bädern,  zweck- 
mäfsigen Heizapparaten,  um  das  Wasser  immer  in  gehö- 
riger Temperatur  zu  erhalten,  was  nothwendig  ist,  da  die 
Temperatur  der  Atmosphäre  zu  Montecatini  grofsem  Wech- 
sel unterliegt,  und  somit  auch  die  der  Quellen  wechselt, 
u.  dergl.  m. 

Der  Medico  Direttore  (1835  war  es  Giulj)  hat  die  Oberleitung 
der  Grofsherzoglicben  Bäder  von  Montecatini :  unter  ihm  stehen  eiu 
Arzt,  ein  Chirurg  und  ein  Bademeister.  Die  Bäder  sind  vom  Juni  bis 
im  September  geöffnet;  der  Medico  Direttore  und  ein  Mitglied  der  Grofs- 
herzogl.  Deputation  befinden  sich  dort  während  des  Juli  und  August, 
welches  auch  die  beste  Zeit  zur  Badekur  ist,  da  in  diesen  Monaten 
die  äufsere  Temperatur  am  wärmsten  und  gleichmäfsigsten  zu  sein 
pflegt.  Der  Gebrauch  der  trinkbaren  Mineralwässer  au  der  Quelle 
ist  unentgeltlich. 

Zu  dem  Etablissement  der  Bäder  von  Montecatini  ge- 
hören folgende  sechs  Quellen,  die  an  verschiedenen  Punk- 
ten des  Campo   minerale   entspringen  und  nach   ihrer  Be- 


962 

nutzung,  mit  vielen  andern  vermischt,  in  den  sogenannten 
Salsero  zusauimenfliefsen,  aus  dem  ein  künstliches  Abzugs- 
bett sie  endlich  in  die  Nievole  führt: 

1.  Die  Quelle  der  Terma  Leopoldina  (hei 
den  älteren  Schriftstellern  Bagno  dei  Merli);  sie  kommt 
aus  einem  schmutzig  gelben  Travertin  zu  Tage,  in  sehr 
vielen,  äufserst  reichlich  fliefsenden  Wasseradern,  die  sich 
in  einer  Vertiefung  von  etwa  120  Ellen  Umfang  und  2|  Elle 
Tiefe  öffnen.  Das  Wasser  hat  eine  Temperatur  von  25 
bis  27°  R.,  ist  trübe  (von  zersetzter  Oscillatoria  labyrinthi- 
formis),  riecht  wie  Seewasser,  und  wenn  man  den  Boden- 
satz aufrührt,  nach  Schwefelwasserstoff.  Der  Geschmack 
ist  äufserst  salzig,  gleich  dem  des  Meerwassers,  und  er- 
regt bei  Einigen  Erbrechen,  wie  dieses.  Das  Gas,  wel- 
ches mit  ihm  emporsteigt,  besteht  nach  Giulj  aus  28  Tb. 
Kohlensäure,  14  Th.  Sauerstoff  und  58  Th.  Stickstoff;  —  der 
gelbliche  Bodensatz  aus  kohlensaurer  Kalkerde  und  koh- 
lensaurem Eisenoxydul.  —  Sämmtliche  Quellen  liefern  nach 
G  i  u  lj '  s  Berechnung  täglich  eine  Wassermenge  von  10428 
Tonnen. 

Das   Thermalwasser  wird  hauptsächlich   äufserlich   in 

Form  von  Bädern,  Douchen  und  Klystieren  angewandt. 

Der  grau-grüne,  salzige  Mineralschlamm  dieser  Quelle  riecht 
■wie  die  Oscillatoria  und  bei  anfangender  Fäulnifs  nach  Schwefel- 
wasserstoff. Getrocknet  erscheint  er  unter  dem  Mikroskop  als  äu- 
fserst feine,  vegetabilische  Fäden,  mit  einer  grünen  Substanz  vermischt, 
in  der  kleine  Fragmente  von  kohlensaurer  Kalkerde  sich  linden,  aus 
denen  sich  der  Travertin  bildet.  Criulj  fand  in  50  Theilen  dieses 
Schlammes :  7  Th.  Extractivstoff,  2/3  Th.  Chlorcalcium ,  1  Th.  Cblor- 
magnesium,  2  Th.  Chlornatrium,  aufserdem  Kohlensäure,  Schwefel- 
säure, Kali,  Natron,  Kalkerde,  Talkerde,  Eisen  und  Jod.  Er  wird, 
getrocknet,  gepulvert,  und  in  Salbenform  gebracht,  mit  Nutzen  gegen 
Hautkrankheiten  und  scrophulöse  Drüsengeschwülste  gebraucht. 

2.  Acqua  del  Tettuccio^  entspringt  aus  einem 
mit  etwas  Tbon  und  kohlensaurer  Kalkerde  gemischten 
Sandboden,  der  dem  des  oben  beschriebenen  Campo  minerale 
im  Allgemeinen  ähnlich  ist,  und  eine  graue  Farbe  hat  von 
dem   kohlensauren   Eisen,  das  er  enthält.     Das  Wasser 


963 

sammelt  sich  in  einem  etwa  4  Ellen  tiefen  Bassin,  dessen 
gröfster  Durchmesser  20  Ellen  ist,  steigt  aber  in  demsel- 
ben nicht  über  2|  Ellen.  Es  riecht  fast  wie  Seewasser, 
und  schmeckt  salzig,  jedoch  ohne  den  nauseösen  Beige- 
schmack der  Terma  Leopoldina  zu  haben.  Eben  geschöpft 
ist  es  von  kleinen  Körperchen  getrübt,  die  unter  dem  Mi- 
kroskop als  Gasbläsehen  erscheinen,  und  schmeckt  weni- 
ger salzig;  nach  dem  Verschwinden  dieser  Bläschen  wird 
es  vollkommen  durchsichtig  und  salziger.  An  heifsen  und 
trocknen  Tagen  bedeckt  es  sich  mit  einem  weifslichen 
Häutchen  von  kohlensaurer  Kalkerde  und  Chlornatrium; 
wenn  es  regnet,  löst  sich  letzteres  auf,  und  die  Kalkerde 
fällt  zu  Boden,  weshalb  nach  dem  Regen  das  Wasser  in 
dem  Bassin  immer  klar  und  durchsichtig  ist.  Die  sehr 
weifse  kohlensaure  Kalkerde,  womit  es  die  Röhren  incru- 
stirt,  enthält  Glairine.  Die  Temperatur  des  Wassers  ist 
22°  R.  bei  20°  R,  der  Atmosphäre;  die  Quelle  giebt  in  24 
Stunden  etwa  1328  Tonnen.  Das  Gas,  welches  mit  empor- 
steigt, besteht  nach  Giulj  in  100  Theilen  aus  20  Tb.  koh- 
lensauren-, 16  Tb.  Sauerstoff-  und  64  Tb.  Stickgases. 

Das  Wssser  dieser  Quelle,  das  auch  in  Flaschen  ge- 
füllt und  versandt  wird,  ohne  an  seiner  (abfuhrenden)  Wir- 
kung zu  verlieren,  wird  vorzugsweise  innerlich  als  Ge- 
tränk benutzt. 

Der  röthlich  graue  Schlamm  der  Quelle  schmeckt  etwas  salzig, 
riecht  wie  zersetzte  vegetabilische  Substanzen,  und  enthält  Eisen,  was 
in  dem  Wasser  nicht  enthalten  ist. 

3.  Bagno  Regio.  Diese  Quelle  kommt  aus  einem 
meistentheils  schmutzig-weifsen  Travertin,  doch  trifft  man 
auch  Schichten,  die  ganz  von  einer  schwarzen  Substanz 
bedeckt  sind,  welche  aus  kohlensaurem  Eisen  und  Man- 
gan besteht.  An  den  Seitenwandungen  und  auf  dem  Bo- 
den des  künstlicheu  Bassins  hat  sich  schwarzgelber  Tra- 
vertin abgelagert,  und  ihre  Flächen  ungleich  gemacht ;  die- 
selbe von  Eisen  gefärbte  Kalkerdc  schwimmt  auch  in  Ge- 
stalt eines   Iläutchens  auf  dem  Wasser,   und  zeigt  eine 


964 

schillernde  Farbe,  wenn  die  Sonnenstrahlen  darauf  fal- 
len. Das  Wasser  schmeckt  salzig  und  riecht  wie  See- 
wasser ,  dabei  dumpfig;  es  ist  farblos  und  hat  eine 
Temperatur  von  20°  R. ;  die  Quelle  giebt  etwa  900  Tonnen 
Wasser  in  24  Stunden ;  das  emporsteigende  Gas  besteht 
nach  Giulj  in  100  Theilen  aus  12  Th.  kohlensauren,  8  Th. 
Sauerstoff-  und  80  Th.  Stickgases. 

Es  wird  ausschliefslich  äufserlich  angewandt. 

Das  scböne  Gebäude,  womit  diese  Quelle  überbaut  ist,  geborte 
früber  zu  den  Bädern,  enthält  aber  jetzt  das  Spital.  Der  Assellus 
vulgaris,  der  sieb  hier  in  ungeheurer  Menge  findet,  belästigte  die  Ba- 
denden, so  dafs  man  sich  genötbigt  sah,  weiter  unten  ein  anderes 
Badehaus  zu  errichten ,  wohin  das  Wasser  in  Röhren  geleitet  wird, 
tun  die  verschiedenen  Bäder  und  Douchen  zn  unterhalten.  Das  über- 
flüssige "Wasser  wird  am  Fufse  des  Hügels  in  einem  ummauerten 
Bassin  gesammelt,  das  a!s  Bad  für  Pferde  benutzt  wird,  und  deshalb 
Bagno  dei  Cavalli  heifst. 

4.  Bagno  del  Rinfresco  oder  Bagno  Me- 
dice o.  Die  künstliche  Vertiefung,  in  welcher  sich  die 
Quellen  sammeln,  welche  dies  mit  Mauern  umgebene  Bad 
speisen,  befindet  sich  links  von  der  Quelle  del  Tettuccio, 
in  einem  Boden,  der,  nach  den  Spuren  von  Mollusken  und 
dem  harten  Kiese  zu  schliefsen,  vom  Meere  angespült  zu 
sein  scheint;  unten  finden  sich  die  gewöhnlichen  .Lagen 
von  Sand  und  Thon,  von  bald  rother  bald  gelber  Farbe. 

Das  Wasser  ist  durchsichtig,  von  leicht  salzigem,  und 
an  der  Quelle  gnschöpft,  auch  etwas  säuerlichem  Ge- 
schmack; es  riecht,  wie  Seewasser,  doch  fast  unmerklich 
und  hat  eine  Temperatur  von  22°  R.  Die  Oberfläche  des 
Wassers  ist  gänzlich  frei  von  Travertin,  allein  es  schwimmt 
Batrachospermum  vagum  auf  demselben.  —  Die  Quellen 
geben  etwa  19200  Tonnen  Wasser  täglich. 

Das  Thermalwasser  wird  innerlich  und  äufserlich 
benutzt. 

5.  Sorgente  di  Cipolto.  Sie  entspringt  auf 
der  rechten  Seite  des  Salsero  hinter  dem  Bade  del  Tet- 
tuccio aus  einem  ähnlichen  Boden,  wie  die  letztere  Quelle ; 


9Ö5 


da  sie  nicht  von  unten,  sondern  seitwärts  hervorkommt, 
so  ist  eine  Gasentwickelung  nicht  zu  bemerken.  Sie  hat 
eine  Temperatur  von  21°  R. ,  ist  durchsichtig,  Iäfst  keinen 
Bodensatz  zurück,  schmeckt  salzig  und  heinahe,  wie  die 
Quelle  del  Tettuccio.  Der  Geruch  ist,  wie  der  des  See- 
wassers, aber  nur  ganz  schwach.  Ihr  Wasserstrahl  ist 
etwa  vier  Daumen  dick. 

Dies  Wasser  wird  in  das  Bad  del  Tettuccio  geleitet 
und  hier  nur  äufserlieh  angewandt,  da  die  Quelle  del  Tet- 
tuccio so  reichlich  fliefst,  dafs  die  ihr  ganz  ähnliche  Ac- 
qua  di  Cipollo  nicht  weiter  zum  innerlichen  Gebrauche  ver- 
wendet zu  werden  braucht. 

6.  Acqua  di  Papo  ist  der  Name  der  bedeutend- 
sten unter  mehreren  Quellen,  welche  auf  der  linken  Seite 
des  Salsero  aus  einem  ähnlichen  Boden,  wie  die  vorige 
Quelle,  hervorbrechen;  sie  hat  eine  Temperatur  von  20,5°  R., 
einen  etwas  salzigen  Geschmack,  ist  durchsichtig  und  von 
einem  dumpfigen  Seewassergeruch,  ähnlich  dem  der  Quel- 
len des  Bagno  Regio.  Das  Gas,  das  mit  ihr  emporsteigt, 
besteht  nach  Giulj  aus  10  Th.  kohlensauren,  14  Th. 
Sauerstoff-  und  76  Th.  Stickgases. 

Dies  Wasser  wird  nicht  angewendet ;  man  hat  die 
Quelle  zugeworfen  und  ihr  einen  Abzugskanal  unter  der 
Erde  nach  dem  Salsero  gegeben. 

A.  Bicchierai  hat  in  seinem  im  J.  1788  über  diese 
Thermen  herausgegebenen  Werke  auch  eine  Analyse  der- 
selben mitgetheilt;  später  wurden  sie  von  M.  G.  Goury 
beschrieben  und  von  neuem  von  Barzellotti  und  Giulj 
analysirt.  —  Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  Wasser: 

1.  der  Tema      2.  der  Acqua  del 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlormagnesium 
Chlorcalcium 
Jodkalium  .        . 


Leopoldina: 

Tettuccio 

8,530  Gr. 

2,132  Gr. 

17,000  — 

.      10,660  — 

8,530  — 

,      11,190  — 

558,500  — 

16S,400  — 

13,320  — 

6,398  — 

17,000  — 

8,530  — 

3,199  — 

0,6b6  — 

966 


Kohlensaure  Talkerde        . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselsäure  .        .        . 

Kohlensaures  Gas 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlormagnesium 
Chlorcalcium 
Jodkalium    . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas      .       . 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlormagnium    . 
Chlorcalcium       .    '    . 
Jodkalium  . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas  . 


1,066  Gf. 

10,660  — 

0,266  — 

0,799  — 


0,533  Gf. 
7,463  — 


638,870  Gr. 

215,972  Gf. 

. 

3.440  Kub.Z. 

3.  des  Bagno 

4.  der  Acqua  di 

regio : 

Rinfresco: 

5,331  Gr. 

2,666  Gr. 

8,530  — 

8,796  — 

10,660  — 

8,796  — 

214,500  — 

.      73,550  — 

8,530  — 

4,268  — 

13,320  — 

8,530  — 

2,132  — 

>        •        . 

9,063  — 

0,799  — 

12,910  — 

.      -5,597  — 

0,533  — 

. 

285,509  Gr. 

113,002  Gr. 

1,570  Kub.Z. 

2,618  Kub.Z. 

5.  der  Acqua  di 

6.  der  Acqua  di 

Cipollo : 

Papo : 

2,132  Gr. 

5,597  Gr. 

12.520  — 

7,730  — 

4,534  — 

9,600  — 

166,300  — 

143,900  — 

8,263  — 

10,660  — 

6,398  — 

6,398  — 

0,799  — 

.        . 

3,732  — 

3,199  — 

4,268  — 

7,463  — 

208,946  Gr. 
unbestimmt 


194,547  Gr. 


Ferner  sind  noch  zwei  Quellen  hier  zu  erwähnen,  die  zwar  in 
der  Nähe  entspringen,  jedoch  nicht  zu  den  grofsherzoglichen  Bädern 
von  Montecatini  gehören: 


1.  Acqua  della  Torretta  o&er  del  Baldini;  sie  entspringt 
in  der  Nähe  des  Bades  del  Rinfresco  und  zwar  rechts  neben  dem 
kleinen  Graben,  in  welchen  das  Wasser  aus  jenem  Bade  abfliefst.  Das 
Wasser  ist  durchsichtig,  von  angenehmem  Chlornatrium  -  Geschmack 
und  einem  leichten  Seewasser-Geruche. 

Nach 


9G7 


Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Clilornatrium     . 
Chlormagnesium 
Brommagnesium 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 


1,S65  Gr. 
3,374  — 

1,730  — 
101,200  — 
2,266  — 
0,044  — 
6,664  — 
2,932  — 


119,900  Gr. 

Sie  steht  hiernach  in  Hinsicht  auf  ihren  Gehalt  an  abführenden 
Substanzen  in  der  Mitte  zwischen  der  Terma  Leopoldina  und  dem 
Bagno  Regio,  Das  Wasser  kommt  vielfach  in  den  Handel,  doch  ist 
hei  dem  innerlichen  Gebrauche,  seiner  drastischen  Wirkungen  wegen, 
Vorsicht  zu  empfehlen. 

2.  Die  Acqua  del  Farlanti  oder  di  Mossummauo,  eine 
spärlich  fliefsende  Quelle,  die  auf  der  linken  Seite  der  Strafse  von 
Montecatiui  nach  Mossummano,  eine  Viertel-Miglie  von  letzterem 
Orte  aus  einem  festen,  schmutzig  weifsen  Travertin  hervorkommt. 
Das  durchsichtige  Wasser  derselben  hat  eine  Temperatur  von  18°  R., 
und  einen  schwach  säuerlichen,  durchaus  nicht  salzigen  Geschmack. 
Die  Quelle  giebt  zu  wenig  Wasser,  als  dafs  sie  benutzt  werden 
könnte,  auch  enthalt  sie  eine  so  geringe  Quantität  an  Salzen,  dafs  sie 
wohl  nur   in   grofsen  Mengen  getrunken  wirksam  sein  möchte. 

Das  Thermalwasser  von  Montecatini  wird  vorzugsweise 
äufserlich  angewendet,  innerlich  gebraucht  wirkt  es  stark 
abführend.  Die  einzelnen  Quellen  unterscheiden  sich  hin- 
sichts  ihrer  Anwendung  und  Wirkung  wie  folgt: 

a.  Terma  Leopoldina.  Sie  wird  äufserlich  in 
Form  von  Bädern  und  Douchen  bei  veralteten  und  hart- 
näckigen Hautausschlägen,  —  Krätze,  Flechten,  —  Rheu- 
matismen, Gicht,  Ischias,  Lähmungen,  —  Oedem,  Scro- 
phcln,  Kropf,  —  Leukorrhoe,  krankhaften  Anomalien  der 
Menstruation  angewendet. 

Man  verweilt  in  deu  Bädern,  deren  man  höchstens  30  auf  eine 
Kur  rechnet,  zehn  Minuten  bis  eine  Stunde.  —  Der  innere  Gebrauch 
dieser  Quelle  beschränkt  sieb,  ihrer  übermäfsig  abführenden  Wirkung 
wegen,  nur  auf  sehr  wenige  Fälle,  obwohl  man  sie  früher  auch  in 
dieser  Form  anwaudto  :  Maluccelli  und  Giulj  sahen  davon  einen 
ausgezeichneten  Erfolg  in  Wurmkraukheiten,  doch  geben  sie  nur  sehr 
kleine  Dosen.  Barli  wandte  dies  Wasser  mit  Glück  als  Klystier 
bei  einer  Darmverschlingung  an. 

III.  Thcil.  Qqq 


968 

b.  Acqua  del  Tettuccio.     Sie  wird  innerlich  als 

Getränk  mit   trefflichem  Erfolge   gegen  Diarrhöen ,  Ruhr, 

Erbrechen,  Gelbsucht,  Obslructionen  der  Leber,  Milz,  — 

Scropheln,  Hypochondrie,  Hysterie,  Koliken,  auch  gegen 

manche  WechselSeber  und  Wurmkrankheiten  gebraucht. 

In  kurzen  Zwischenräumen  und  gröfseren  Dosen  getrunken,  führt 
dies  Wasser  ab.  Zartere  Personen,  welche  die  Terma  Leopoldina 
nicht  gut  vertragen ,  bedienen  sich  dieses  Wassers  auch  äufserlich 
mit  dem  gröfsten  Nutzen  gegen  Scropheln,  Flechten,  Kratze  und  an- 
dere Hautleiden. 

c.  Bagno  Regio.  Das  Wasser  dieser  Quelle  wird 
in  Form  von  Bädern,  Douchen  und  Injectionen  mit  Erfolg 
gegen  Flechten,  Rheumatismen,  Neurosen,  Vorfälle,  Läh-^ 
niungen,  podagrische  Leiden,  Oedem,  Varices,  Blennor- 
rhöen  und  krankhafte  Anomalien  der  Menstruation  an- 
gewendet. 

d.  Bagno  del  R i n f r  e  s  c o.  Dies  Thermalwasserj 
das  etwas  abführend  und  diuretisch  wirkt,  wird  innerlich 
gegen  Harngries  und  ähnliche  Leiden,  bei  Gonorrhöen,  — 
unter  den  Wein  gemischt,  gegen  Magensäure  u.  dgl. ;  — 
äufserlich  gegen  Chlorose,  —  in  Form  von  Fomentationen 
und  Injectionen  gegen  schmerzhafte  Hämorrhoiden,  —  als 
Gurgelwasser  gegen  Scorbut  und  andere  Leiden  der  Mund- 
höhle gebraucht.  Bicchierai  und  Barzellotti  empfeh- 
len es  aufserdem  gegen  Epilepsie,  Hysterie,  klonische 
Krämpfe  und  Wahnsinn. 

e.  Acqua  d  i  C  i  p  o  1 1  o  wird  äufserlich  angewandt 
und  hat  sich  vorzüglich  gegen  Scropheln  wirksam  bewiesen. 

f.  Der  K  oc h  s  alz  min cral  schlämm  wird  in  Ver- 
bindung mit  dem  Innern  Gebrauch  des  Thermalwassers  bei 
Hautkrankheiten,  Rheumatismen,  Gicht,  Ischias,  Paraly- 
sen, Oedem,  Drüsengeschwülsten  (Kropf)  mit  Erfolg 
benutzt. 

Michele  Savonarola,  tract.  de  balneis  et  thermis.  Venet. 
1553. 

II u  g o  I i  n  u s   de  M o  n  t e c  a  t i  n o ,    de  balneis.     Venet.  1 553. 


969 

Bartolom.  Viotti,  de  balncorum  naturalium  viribus.  Lugdun. 
1552. 

Domen.  Biancbelli  (  Mengo  Facntino  ),  tract.  de  balueis. 
Venet.  1553. 

Gabr.  Fallopii  de  aquis  thermalibus.  Venet.  1564;  —  1584 5 
—  1700 ;  Francof.  1700. 

An  d  r.  Bacci  us  ,   de  thermis.     Patav.  1711,    p.  159. 

J.  Lanzoni,  usus  aquae  Tettuciauae  in  d3'senteria.  in:  Miscell. 
acad.  nat.  curios  ,  Dec.  II,  a.  10.  1691,  p    221. 

Giovanni  Targioni  Tozzetti,  viaggi  per  la  Toscana. 
T.  III,  edit.  von  1751. 

Alessandro  Bicchierai,  trattato  su  i  bagni  di  Montecatini. 
1788. 

Silvestro  Maluceelli,  dell'  attivita,  e  dell'  uso  dei  Bagui 
di  Montecatini.     1S10. 

G.  Barzellotti,  Bagni  termali   e  minerali  di  Montecatini.  Pisa 

1823. 

Bulletin  des  sc.  m£d.  1824.  T.  I.  p.  157. 

Alib  e  rt,  precis  historique  a.  a.  O.  S.  153. 

M.  G.  Goury,  appeudice  des  Souvenirs  polytechuiques.  Paris 
182S. 

Valentin,  voyage    en  Italic    2.  edit.  pag.  192. 

Analisi  cbimica  delT  acqua  minerale  delia  nuova  sorgente  presso 
Montecatini;  detta  della  Torretta,  fatta  dal  cbemico  Mazzoni.  Fi- 
renze  1832. 

G.  Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  O.  T.  I.  Firenze  1833.  p.  139 
bis  309. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Eurona's.  S.  164. 

L.  v.  Seehausen,  Notizen  über  Pisa.  1841.  S.  33. 

2.    Bisenzio-  uiitl  Ombrone-Thal: 

Die  Acqua  del  Rio  meo  entspringt  auf  der  linken  Seite  die- 
ses Gewässers,  ungefähr  eine  Miglie  von  S.  Quirico,  im  Bezirk  von 
Vernio,  am  Abhänge  des  Hauptzuges  der  Apenuinen.  Das  vorberr- 
sebende  Gestein  dieser  Gegend  ist  grauer  sebiefriger  Macigno,  auf 
der  rechten  Seite  des  Bio  meo  findet  sich  aber  auch  vereinzelt  Serpen- 
tin. Das  Wasser  dieser  Mineralquelle  ist  durchsichtig,  von  säuerli- 
chem Geschmack,  riecht  etwas  nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat  die 
Temperatur  von  10°  B.    uud  setzt  etwas  kohlensauren  Kalk  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium 1,599  Gr. 

Chlorcalcium 0,533  — 

Kohlensaures  Natron 5,331  — 

Kohlensaure  Kalkerde 3,199  — : 

7Ö,66 2  Gr. 

Kohlensaures  Gas 7,85  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas Spuren 

Qqq2 


970 

Es  wird  innerlich  gegen  Griesbeschwerden  nnd  Blasenkatarrh, 
Uufserlich  gegen  chronische  Hautausschläge,  Rheumatismen  und  Gicht 
empfohlen. 

Giulj  a.  a,  O.  T.  V.  p.  320  ff. 

Die  Mineralquelle  von  Bronia,  auch  Acqua  delV  Alle- 
grezza  genannt,  entspringt  im  Bezirk  von  Moiitale  auf  einem  Hügel, 
der  aus  Alluvien  entstanden  zu  sein  scheint.  Das  AVasser,  das  in  ei- 
ner Art  von  Brunnen,  einem  Ueberreste  einer  älteren  Badeeinrich- 
tung, hervorkommt,  ist  durchsichtig,  riecht  nach  Schwefelwasserstoff- 
gas,  hat  einen  süfslich-hepatischen  Geschmack  und  die  Temperatur 
von  12°  R. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  desselben: 

Chloruatrium .        0,266  Gr. 

Kohlensaures  Natron        .....        0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde      ......        0,266  — 

1.065  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ......         1,044  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas    .....        Spuren 

Von  der  Anwendung  gilt  das  bei  der  vorigen  Mineralquelle  in 
dieser  Hinsicht  Gesagte. 

Antonio  Mutani,  Relazione  delle  produzioni  naturali  del 
Territorio  Pistojese.     Pistoja  1762.  cap.  VI. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  V.  p.  320  ff. 

4.     Das  Sieve-Thal: 

Die  Miner  Ölquellen  von  Madonna  dei  Ire  Fiumi,  einer 
Kirche,  die  von  dem  Zusammenflufs  dreier  Gewässer,  Farforaja,  Raz- 
zolo  und  Elsa  ihren  Namen  hat,  und  zwischen  Razzolo  und  Ronta 
an  der  von  Marradi  über  die  beiden  erwähnten  Ortschaften  nach 
Borgo  S.  Lorenzo  führenden  Strafse  liegt,  entspringen  zu  beiden 
Seiten  des  Fosso  di  Farforaja  aus  Macigno.  Es  sind  vier  Quellen, 
von  denen  die  eine  auf  der  rechten ,  die  andern  drei  auf  der  linken 
Seite  des  genannten  Gewässers  hervorkommen.  Alle  vier  Mineral- 
wässer sind  durchsichtig,  riechen  und  schmecken  nach  Schwefelwas- 
serstoffgas (das  auf  der  rechten  Seite  entspringende  am  stärksten), 
setzen  Glairine  ab  und  haben  die  Temperatur  von  13°  R.  bei  20°  R. 
der  Atmosphäre. 

Nach  Giulj 's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

a.  der  Quelle    b.  der  ersten  (am  mei- 
rechts  :        sten  oberhalb  liegen- 


den)  Quelle  links: 

Chlornatrium 

1,509  Gr. 

1,066  Gr. 

Chlorcalcium 

0,533  — 

0,533  — 

Schwefelsaures  Natron 

0,533  — 

Spuren 

971 


Kohlensaures  Natron  . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffoas 


Chlornatrium 
Chlorculcium 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron  . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas 


4,SÜ0Gr.       . 

4,268  Gr. 

0,533  — 

0,533  — 

2,666  — 

2,132  — 

10,664  Gr. 

8,532  Gr. 

4,176  Kuh.  Z. 

2,088  Kuh.  Z. 

,        .        0,261    — 

Spuren 

i\    der    zweiten 

d.  der    dritten 

Quelle  links : 

Quelle  links: 

1,599  Gr.       . 

1,066  Gr. 

0,533  — 

0,533  — 

Spuren 

Spuren 

4,800  — 

3,732  — 

.        .        .        .        .    • 

1,066  — 

1,066  - 

2,132  - 

7,998  Gr. 

8,529  Gr. 

1,570  Kuh.  Z. 

1,829  Kub.  Z. 

Spuren 

Spuren 

Von  diesen  Mineralwässern  wird  namentlich  das  erste ,  als  das 
gehaltreichste,  gegen  Harn  und  Griesbeschwerden ,  Blasenkatarrh, 
Atonie  des  Magens,  Blennorrhöen  u.  s.  w.  innerlich  empfohlen;  äu- 
fserlich,  nach  hinreichender  Erhöhung  der  Temperatur,  gegen  chroni- 
sche Hautausschläge,  Rheumatismen  und  Gicht. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  a.  a.  O.  T..  V.  p.  309  ff. 

F,  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  148. 


4.     Val-d'Arno  casentinese  und  tli  soprä: 

a.  Val-d'Arno  casentinese; 

Die  Mineralquelle  von  Moggiona  (Bezirk  von  Poppi), 
entspringt  in  der  Nähe  dieses  Dorfes  aus  Kalkstein.  Ihr  Wasser  ist 
etwas  trübe ,  von  hepatischem  Geruch  und  Geschmack,  hat  die  Tem- 
peratur von  21°  R.  und  setzt  auf  seinem  Laufe  Spuren  von  Glai- 
rine  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  dieses  Wassers: 


Chlornatrium     . 
Chlormaguesium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas 
SchwefelwasserstoUgas 


1,599  Gr. 
0,533  — 
1,599  — 
3,465  — 
7,196  Gr. 

2,618  Kub.Z. 
Spuren 


972 

Es  wird  innerlich  gegen  Harngries,  Stockungen  in  den  Abdomi- 
nal-Eingeweiden,  Wurmkrankheiten,  —  als  Bad  gegen  Hautausschläge 
empfohlen,  aber  wenig  benutzt. 

Ginlj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  269  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  160. 

Die  Mineralquelle  von  Ser avalle  entspringt  nicht  weit 
von  diesem  im  Bezirk  von  Bibbiena  gelegenen  Orte,  am  linken  Ufer 
eines  kleinen  Berggewässers,  la  Cliinarina,  aus  Macigno.  Ihr  Wasser 
ist  durchsichtig,  von  einem  säuerlichen,  eisenhaften  Geschmack,  der 
bei  concentrirtem  Zustande  des  Wassers  urinÖs  wird,  hat  den  Geruch 
der  Säuerlinge,  die  Temperatur  von  13°  R.  und  läfst  auf  dem  Gestein 
eine  röthlich-gelbe  Substanz  zurück,  die  aus  kohlensaurem  Kalk  uud 
kohlensaurem  Eisen  besteht. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium 1,599  Gr. 

Chlormagnesium 0,533  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .....  0,533  — 

Kohlensaures  Natron        .....  1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,799  — 

Kohlensaure  Kalkerde  ,  2,132  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....  0,266  — 

6,928  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        .     ■    .        .        .        .  4,176  Kub.Z. 

Dies  wenig  benutzte  Mineralwasser  wird  gegen  Gries  -  und  Stein- 
beschwerden, Blasenkatarrh,  Menorrhagie,  Diarrhöen,  Dysenterie  und 
Leukorrhoe,  so  wie  gegen  Stockungen  in  Unterleibsorganen ,  nament- 
lich Milz  und  Leber,  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  269  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  220. 

Die  Acqua  äel  Rio  di  Chitignano  entspringt  in  einem  tie- 
fen, von  diesem  Gewässer  gebildeten  Thale,  nicht  weit  von  dem  klei- 
nen Dorfe  Rosina,  das  im  Bezirk  von  Chitignano  liegt.  Die  Ufer  des 
•Rio,  an  dem  die  Quelle  entspringt,  bestehen  aus  lichtfahlem  Macigno, 
während  die  höheren  Theile  der  umliegenden  Berge,  namentlich  die 
Gegend  von  Rosina,  aus  nicht  sehr  festem  Kalkschiefer,  Giusciajo, 
wie  man  ihn  hier  nennt,  zusammengesetzt  sind. 

Das  Mineralwasser  ist  durchsichtig,  von  säuerlichem,  eisenhaftem 
Geschmack,  hat  den  Geruch  dieser  Klasse  von  Wässeui,  die  Tempe- 
ratur von  13°  R.  und  setzt  den  gewöhnlichen  Niederschlag  ab.  Es 
ist  mehrfach  untersucht  worden,  von  Hoefer,  Calamaudrci 
(1823),  von  Letzterem  und  P almi  auch  im  Jahre  1824  beschrieben 
worden. 


973 


Nach  Giulj's  Analyse  geben 
Clilornatrium 
Chlormagucsium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 


sechzehn  Unzen  des  Wassers : 
'2,666  Gr. 
0,533  — 

7,997  — 
1,066  — 
5,867  — 
0,533  — 


18,662  Gr. 
15,06  Kub.  Z. 


Das  Mineralwasser  wird  gegen  die  bei  der  vorigen  Quelle  an- 
geführten Krankheiten  empfohlen,  vor  der  es  sich  durch  einen  grö- 
fsern  Gehalt  an  Kohlensäure  auszeichnet.  Man  hat  einige  Sorgfalt 
auf  diese  Quelle  verwandt,  sie  ist  geröhrt  und  überbaut. 

Berg  man,  Opuscoli  Chimici  e  Fisici.  Napoli  1787. 

A.  Fabroui,  Storia  ed  analisi  delf  acqua  aeid.  miner.  di  Mou- 
tione  etc.  Firenze  1827. 

Giulj  a.  a.  0.  Tom.  V.  p.  269  IT. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  56. 


Das  Miner alw asser  von  Falciano  (auch  von  Catenaja, 
oder  Acq.  di  S.  Maria  a  Falciano  genannt,  weil  der  Grund  und 
Boden,  worauf  die  Quelle  sich  befindet,  der  Kirche  des  Namens  zu 
Falciano  gehört)  entspringt  eine  Miglie  östlich  von  diesem  im  Bezirk 
von  Subbiano  am  östlichen  Abhang  der  Alpe  di  Catenaja  gelegenen 
Dorfe  auf  dem  linken  Ufer  der  Ghiora  (darum  bei  Fabroni  auch 
Acq.  di  Ghiora)  aus  grofsen  Macigno-Massen.  Es  ist  durchsichtig, 
von  stark  säuerlichem,  eisenhaftem  Geschmack,  hat  den  Geruch  der 
Säuerlinge  und  die  Temperatur  von  13°  R.  Der  Niederschlag  ist  der 
gewöhnliche,  aus  kohlensaurem  Kalk  uud  kohlensaurem  Eisen  beste- 
hend. Das  Mineralwasser  sammelt  sich  in  einem  kleinen,  in  den  Fel- 
sen gehauenen  Becken. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Clilornatrium 1,599  Gr. 


Chlormagnesium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 


0,533  — 
6,397  — 
1,599  — 
8,530  — 
0,533  — 


19,191  Gr. 
16,65  Kub.  Z. 


Es  wird  gegen    Atonie    der    Verdauungswerkzeuge,   Gries-    uud 
Steinbeschwerden,  Diarrhöen,  Dysenterien  und  Lienterieu  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  V.   p.  2G9  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  150. 


074 


b.  Oberes  Arnothal:   a.  rechts: 


Das  Mineralwasser  von  Pelago  (auch  Acqna  del  Ba- 
gno  di  Pelago,  nach  einem  Landgute,  Podere  del  Bagno),  ei- 
nem östlich  von  Florenz  am  rechten  Arno-Ufer  gelegenen  Orte,  ent- 
springt an  der  linken  Seite  der  von  Ponte  a  Sieve  kommenden  Strat'se 
auf  einem  Hügel,  der  aus  Macigno,  in  dem  oberen  Tlieile  mit  Kalkstein 
abwechselnd,  besteht.  Es  findet  sich  hier  ein  Bassin,  das  sehr  alt 
zu  sein  scheint,  und  in  welches  aus  zwei  Bleiröhren  Wasser  fliefst. 
Die  eine  dieser  Röhren  giebt  siifses,  die  andere  dies  Mineralwasser; 
bei  Nachgrabungen,  die  in  der  Nähe  angestellt  wurden,  hat  man  aus- 
ser römischen  Münzen  auch  noch  andere  alte  Leitungsröhren  aus 
Blei  gefunden,  die  andeuten,  dafs  früher  mehrere  Quellen  gewesen 
und  das  Bad  häufig   benutzt  worden  sei. 

Das  Mineralwasser  ist  durchsichtig,  von  süfslichem  Geschmack, 
riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  und  hat  in  der  erwänten  Röhre 
die  Temperatur  von  14°  R.  Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen 
desselben: 

Chlornatrium 0,533  Gr. 


Chlorcalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 


Spuren 
1,599  — 
0,533  — 
1,599  — 


4,264  Gr. 

Kohlensaures  Gas     ......        0,522  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 0,522     — 

Es  wird  innerlich  gegen  Harngries  und  Blasenkatarrh,  als  Bad 
und  erwärmt  gegen  Flechten,  Krätze,  chronische  Rheumatismen  und 
Gicht  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  291. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  184. 

Die  Mineralquelle  von  Mercatale,  im  Bezirk  von  Castel- 
franco  di  sopra,  entspringt  etwa  neun  Miglien  südlich  von  der  vorigen 
Quelle  im  Fosso  di  Castelfrauco.  Der  in  dieser  Gegend  vorherr- 
schende blaue  Macigno  ist  in  der  Nähe  der  Quelle  von  Süfswasser- 
Alluvium  bedeckt.  Das  Mineralwasser  ist  durchsichtig,  von  hepati- 
schem Geruch  und  Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  12°  R.  und 
setzt  keinen  Niederschlag  auf  seinem  Lauf  ab.  Das  zugleich  empor- 
steigende Gas  besteht  in  100  Theilen  aus  34  Th.  kohlensaurem,  42  Th. 
Stick-  und  24  Th.  Sauerstoffgas. 

Nach  Giulj's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium .        0,533  Gr. 

Kohlensaures  Natron 1,599  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1,865  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,266  — 

4,263  Gr. 


975 

Kohlensaures  Gas 4,176  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 0,52-3    — 

Das  Wasser  dieser  übrigens  gänzlich  vernachläfsigten  Quelle  wird 
innerlich  gegen  Gries-  und  Steinbeschwerdeu,  Blasenkatarrh,  Atouie 
des  Magens,  Stockungen  im  Unterleibe,  Menorrhagien,  Dysenterie, 
Lienterie,  Diarrhöe,  in  den  letzteren  Fällen  mit  Injectioueu  verbunden, 
empfohlen.  Als  Bad  und  erwärmt  angewandt  empfiehlt  man  es  gegen 
chronische  Hautausschläge,  Rheumatismen  und  Gicht. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  291  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  158. 

Das  Min  er alia asser  von  Caprenne,  auch  Acqua  del 
Borro  di  Caprenne  genannt,  entspringt  ungefähr  sechs  Miglien 
von  der  vorigen  Quelle,  im  Bezirk  von  Castiglion  Ubertini,  am  Fufse 
des  Castellare,  etwa  100  Schritte  vom  Arno  und  au  der  linken  Seite 
des  genannten  Borro,  der  sich  in  den  la  Valle  dell'  Inferno  genannten 
Theil  des  Arno  und  der  Mineralquelle  della  Nave  delP  Inferno  ziemlich 
gerade  gegenüber,  ergiefst.  Das  herrschende  Gestein  ist  Macigno,  in 
den  sich  der  Borro  di  Caprenne  am  westlichen  Abhänge  des  Castellare 
ein  so  tiefes  Bett  gewühlt  hat,  dafs  man  dasselbe  hier  la  Cantina 
nennt;  gerade  an  dieser  Stelle  befindet  sich  die  Mineralquelle,  für 
die  man  ein  Bassin  in  den  Felsen  gehauen  hat.  Ihr  Wasser  ist  trübe, 
von  säuerlichem,  eisenhaftem  Geschmack  und  entsprechendem  Geruch, 
hat  die  Temperatur  von  12°  R.  und  setzt  auf  dem  Gestein  kohlen- 
sauren Kalk  und  kohlensaures  Eisen  ab. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Uuzen  des  Wassers: 

Schwefelsaure  Kalkerde 1,066  Gr. 

Chlornatrium 2,666  — 

Chlorcalcium     .        .        .        .        .        .        .        1,599  — 

Kohlensaures  Natron        .        .        .        .        .        8,530  — 

Kohlensaure  Talkerde 3,732  — 

Kohlensaure  Kalkerde 19,199  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,533  — 

37,325  Gr. 

Kohlensaures  Gas 6,019  Kub.Z. 

Mau  empfiehlt   es  gegen  Harngries,  Steinbeschwerden,  Blasenka- 
tarrh, Stockungen  in  den  Abdominal -Eingeweiden,   Atonie  der   Ver- 
dauungswerkzeuge, Menorrhagie,  Diarrhöe  und  Dysenterie. 
Giulj  a.  a.  0.  T.  V.   p.  291  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  44. 

Die  Acqua  del  Ponte  a  Romito  entspringt  im  Bezirk  von 
Laterina,  am  rechten  Lfer  des  Arno  und  wenige  Ellen  über  sei- 
nem Wasserspiegel,  ungefähr  3(J0  Schritte  unterhalb  der  Trümmer 
der  alten  Brücke  und  500  Schritte  oberhalb  der  neuen,  bei  welcher 
die  Valle  dell'  Inferno  anfängt.    Das  Bett  des  Arno  ist  hier  vielleicht 


976 

kaum  65  Ellen  breit  und  besteht  aus  Macigno,    der  an  der  Stelle,  wo 
die  Mineralquelle  hervorkommt,  schieferig  ist. 

Das  Mineralwasser,  für  welches  man  ein  kleines  viereckiges  Bas- 
sin in  den  Felsen  gehauen  hat,  ist  durchsichtig,  von  säuerlich  -eisen- 
haftem Geschmack,  entsprechendem  Geruch,  und  hat  die  Temperatur 
von  12°  R.  Das  Gas,  welches  zugleich  mit  der  Quelle  aus  den  Spal- 
ten des  Macigno  emporsteigt,  besteht  in  100  Theilen  aus  30  Th.  koh- 
lensaurem, 20  Th.  Stick-  und  50  Th.  Sauerstoffgas.  Bei  trocknein 
Wetter  bemerkt  man  weifse  Streifen  von  kohlensaurem  Natron  in  der 
Nähe  der  Quelle,  in  der  Ausflufsrinne  setzt  sich  ein  röthlich- gelber 
Niederschlag  von  kohlensaurem  Kalk  und  kohlensaurem  Eisen  ab. 
Nach  Giulj's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium 3,199  Gr. 

Chlorcalcium 1,066  — 

Kohlensaures  Natron 7,997  — 

Kohlensaure  Talkerde      .      .  .        .        .        .        2,132  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .    -     .        .      14,933  — 
Kohlensaures  Eisenoxj'dul       ....        0,533  — 

29,860  Gr. 
Kohlensaures  Gas     , '  10,47  Kub.Z. 

Es  wird  innerlich  gegen  Harngries,  Steinbeschwerden,  Blascnka- 
tarrh,  Atonie  des  Magens,  .und  mit  Injectioneu  verbunden  gegen  Me- 
norrhagien, Vorfälle  des  Uterus,  Diarrhöen  und  Dysenterien,  ferner 
gegen  Stockungen  im  Unterleibe,  äufserlich  gegen  hysterische  und  ähn- 
liche Nerveuaffectionen  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  V.  p.  291  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  136. 

b.     Oberes  Arnothal:     ß.    links: 

Bagnolo  della  Gagliana,  nach  einem  Baehe  gleiches  Na- 
mens genannt.  Diese  Mineralquelle  entspringt  ungefähr  eine  Miglie 
von  Figlinc,  das  an  der  grofsen  Strafse  von  Florenz  nach  Arezzo  liegt, 
und  etwa  "/s  Miglien  rechts  von  dieser  Strafse,  aus  einem  Süiswas- 
ser-Alluvium,  in  dem  der  Thon  vorherrscht.  Das  Wasser  derselben, 
das  sich  in  einem  kleinen  natürlichen  Becken  sammelt,  ist  durchsich- 
tig (sobald  es  lange  nicht  geregnet  hat,  nach  dem  Regen  aber  trübe), 
von  bitterlich-salzigem  Geschmack,  riecht  schwach  hepatisch,  und  hat 
die  Temperatur  von  12°  R.  Es  setzt  etwas  Glairine  ab  und  in 
der  Nähe  der  Quelle  finden  sich  leichte  Incrustatioucn  von  schwefel- 
saurem Eisen. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  Giulj: 

Schwefelsaures  Natron 0,533  Gr. 

Chlornatrium     .......         0,533  — 

Kohlensaures  Natron 5,331  — 

Kohlensaure  Talkerde     .....        1,066  — 


977 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eiseuoxydul 


4,268  Gr. 
0,533  — 


12,264  Gr. 

Kohlensaures  Gas 12,89  Kub.Z. 

Schwefehvas6erstoffgas     .....        Spuren 
Es  wirkt  auflösend,  abführend  und  diuretisch ;  auch  als  Bad  wird 
es  gegen  rheumatische  und  gichtische  Leiden  und  allgemeine  Schwä- 
che empfohleu. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  27. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  82. 


Bagnolino  dei  Rachitici  ist  der  Name  einer  Mineralquelle, 
die  etwa  drei  Miglien  von  Monte  Varchi  und  1/2  Miglie  von  Levane, 
am  Fuise  des  Poggio  asciutto  aus  Travcrtin  zu  Tage  kommt;  das 
Wasser  derselben  ist  durchsichtig,  von  säuerlichem,  cisenhaftem  Ge- 
schmack und  Geruch,  hat  die  Temperatur  von  12°  R.  und  setzt  koh- 
lensaure Kalkerde  und  Eiseukarbonat  ab. '  Das  Gas,  welches  mit  der 
Quelle  emporsteigt,  besteht  in  100  Theilen  aus  62  Th.  kohlens.,  30  Th. 
Stick-  und  8  Th.  Sauerstoffgas. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium     . 
Chlormaguesium 
Chlorcalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

14,126  Gr. 

Kohlensaures  Gas 8,428 Kub.Z. 

Die  Laudieute  der  Umgegend  kommen  im  Sommer  mit  ihren  an 
der  erwähnten  Krankheit,  von  welcher  die  Quelle  den  Namen  hat, 
leidenden  Kindern  hierher,  tauchen  diese  in  das  kleine  Bassin,  was  zu 
dem  Ende  hier  gemacht  ist,  trocknen  sie  ab,  hüllen  sie  in  wollene 
Tücher  uud  tragen  sie  dann  nach  Hause,  um  sie  ins  Bett  zu  legen. 
Das  Mineralwasser  hat  sich  in  dieser  Art  der  Anwendung  grofsen 
Ruf  erworben. 

Giulj  a.  a.  Q.  T.  V.  p   27. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.   S.  140. 


0,266  — 

. 

0,133  — 

. 

6,398  — 

. 

1,599  — 

•         . 

5,331  — 

• 

0,266  — 

Die  Acqua  Borra.  Es  entspriugen  in  geringer  Entfernung 
von  der  vorigen  zwei  Mineralquellen  dieses  Namens: 

a.  Die  erste  findet  sich  150  Schritte  von  dem  Bagnolino,  am 
Fufse  desselben  Hügels,  und  kommt  ebenfalls  aus  Travertin  hervor, 
von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100  Theilen  aus  54  Th.  kohlensau- 
rem, 36  Th.  Stick-  und  10  Th.  Sauerstoffgas  besteht. 


0,133  Gr.     . 

0,266  Gr. 

0,266  —      . 

0,266  — 

0,133  —      . 

Spuren 

5,864  —      . 

5,864  — 

2,133  —      . 

2,133  — 

9,066  —      . 

.      10,133  — 

0,266  —      . 

0,533  — 

17,861  Gr. 

19,195  Gr. 

11,52  Kub.Z. 

.      13,934  Kub.Z. 

978 

b.  Die  zweite  liegt  etwa  300  Schritte  nördlich  vou  der  eben 
erwähnten,  und  entspringt  gleichfalls  aus  Travertiu.  Das  zugleich 
emporsteigende  Gas  ist  in  100  Theilen  aus  70  Th.  kohlensaurem, 
24  Th.  Stick-  und  6  Th.  Sauers toffgas  zusammengesetzt.  Beide  Mi- 
neralwässer sind  durchsichtig,  von  säuerlich  -  eisenhaftem  Geschmack, 
der  bei  dem  der  zweiten  Quelle  stärker  ist,  haben  den  Geruch  der 
Säuerlinge,  die  Temperatur  von  12°  R. ,  und  setzen  etwas  kohlen- 
sauren Kalk  und  kohlensaures  Eisen  ab.  In  der  zweiten  Quelle  wächst 
eine  Oscillatoria. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

a.  der  ersten  Quelle  :    b.  der  zweiten  Q. : 
Chlornatrium 

Chlormagnesium    .        .        . 
Chlorcalcium 
Kohlensaures  Natron  . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul  . 

Kohlensaures  Gas 

Beide  alkaliuische  Eisensäuerlinge  werden  innerlich  gegen  Gries- 
und  Steinbeschwerden,  Blasenkatarrh,  Atonie  des  Magens,  Stockun- 
gen im  Unterleibe,  Menorrhagie,  Dysenterie,  Lienterie,  Diarrhöe,  in 
den  letzten  Fällen  mit  Injectionen  verbunden,  empfohlen,  auch  in 
Form  von  Bädern   gegen  hysterische  Leiden. 

A.  Fabroni,  Storia  ed  analisi  delP  acqua  aeidula  minerale  dt 
Montione  presso  Arezzo  etc.  Firenze  1827. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  Tom.  V.  p.  27  ff. 

Die  Acqua  della  Nave  delV  Inferno  hat  ihren  Namen 
von  der  Ueberfahrtstelle,  die  hier  am  Ende  des  sogenannten  Höllen- 
Thals  über  den  Arno  ist.  Diese  Mineralquelle  entspringt  etwa  600 
Schritte  von  der  vorigen  am  nördlichen  Fufse  desselben  Hügels,  zwi- 
schen diesem  und  dem  Arno,  aus  hellblauem  Macigno;  ihr  Wasser 
ist  durchsichtig,  geruchlos,  von  eisenhaftem,  säuerlichem  Geschmack 
und  hat  die  Temperatur  von  12°  R.  Bei  längerem  Stehen  überzieht 
es  sich  mit  einem  schillernden  Häutchen,  aus  kohlensaurem  Kalk  und 
Eisenkarbonat  bestehend,  und  setzt  einen  Niederschlag  von  diesen 
Substanzen  ab,  auch  etwas  Glairine.  Gas  steigt  nicht  mit  demselben 
empor. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium 0,133  Gr. 


Chlormagncsium 
Chlorcalcium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 


0,133  — 
0,266  — 
5,331  — 

2,132  ~ 


979 

Kohlensaure  Kalkerde 9,599  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,266  — 

17,860  Gr. 

Kohlensaures  Gas 11,52  Kuh. Z, 

Die  Quelle  ist  mit  einer  brnnnenartigen  Einfassung;  versehen,  die 
ohen  mit  einem  viereckigen  Stein  bedeckt  ist,  und  an  der  Seite  eine 
Ausflufsrühre  hat.  Von  der  Anwendung  dieses  Wassers  gilt  das  bei 
den   beiden  vorigen  Gesagte. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  27  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  142.  , 

Das  Mineralwasser  von  P ergine  entspringt  in  der  Nahe 
dieses  rechts  von  der  Strafse  von  Arezzo  gelegenen  Ortes,  in  einer 
Vertiefung  zwischen  den  Höhen  von  Pergine  und  dein  Poggio  Bagüoli, 
nach  dem  es  auch  Acqua  del  Poggio  ßagnoli  genannt  wird. 
In  diesem  Graben  öffnen  sich  eine  Menge  Quellen,  die  ein  bald  kla- 
res, bald  trübes  Wasser  geben,  mit  einem  starken  Geräusch,  das  von 
dem  gleichzeitig  emporsteigenden  Gase  herrührt,  welches  in  100  Theilen 
aus  2  Tii.  Schwefelwasserstoffgas,  64  Tb.  kohlensaurem,  26  Tb.  Stick- 
und  8  Th.  Sauerstoffgas  besteht.  Das  AVasser  ist  etwas  trübe,  von 
sauerm,  zusammenziehendem  Geschmack,  riecht  schwach  nach  Schwe- 
felwasserstoffgas, verliert  diesen  Geruch  in  der  freien  Luft,  und  hat 
die  Temperatur  von  12°  R.  Der  Tbouboden  zeigt  in  der  Nähe  der 
Quellen  leichte  Incrustationen  von  schwefelsaurem  Eisen,  wie  bei  der 
von  S.  Albino  bei  Montepulciano,  obwohl  beide  Mineralwässer  diese 
Verbindung  nicht  enthalten. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  dieses  Wassers: 

Chlornatrium       j Spurcn 

Chlormagnesiurn) 

Kohlensaures  Natron 3,199  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde      .....  1,332  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1,599  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul        ....  0,266  — 


6,396  Gr. 

Kohlensaures  Gas 13,09  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas Spuren 

Das  Mineralwasser  wird  gar  nicht,  oder  doch  nur  wenig  benutzt, 
und  zwar  soll  es,  wie  die  Leute  der  Gegend  versichern,  in  Wurm- 
krankheiten der  Kinder,  in  Dosen  von  einem  Becher,  von  guter  Wir- 
kung sein. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.   Tom.  V.  p.  27  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.   184. 

Der  Eisensäuerling  del  Burrone,  nach  einem  Landgute 
gleiches  Namens  genannt,  entspringt  in  der  Gegend  von  Castelnuovo 
Berardenga,  eine  halbe  Miglie  von  Montalto,  nicht  weit  von  der  Am- 


980 

bra  (die  von  Monte  Luco  kommend  bj'cIi  in  den  Arno  erliefst)  aus 
einem  Kiesboden.  Sein  Wasser  ist  durchsichtig,  hat  einen  säuerli- 
chen, eisensaften  Geschmack,  den  Geruch  der  Säuerlinge,  und  die 
Temperatur  von  14°  R. 

Es  enthält  nach  Giulj  in  sechzehn  Unzen: 
Chlorcalcium Spuren 


1,066  Gr. 
0,533  — 
1,066  — 
1,599  — 
0,266  — 
0,266  — 


Chlornatrium 

Chlormagnesium        .... 
Schwefelsaure  Kalkerde  .        . 

Kohlensaure  Kalkerde       .        .        . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxj'dul 

4,796  Gn 

Kohlensaures  Gas 6,280 Kub.Z. 

Die  Umwohnenden  gebrauchen  dieses  Wasser  häufig  gegen  Harn« 
gries,  Verdauungsschwäche,  Gelbsucht  u.  s.  w. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.    Tom.  III.  p.  143  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  40. 

5.     Transapenninen-Thäler: 

Die  Mineralquellen  von  Castro  Caro>  nach 
einem  auf  der  Strafse  von  Dovadola  nach  Terra  del  Sole 
liegenden  Orte  genannt,  der  von  Dovadola  ungefähr  vier 
Miglien  und  von  Terra  del  Sole  eine  Miglie  entfernt  ist, 
entspringen  auf  der  rechten  Seite  der  erwähnten  Strafse, 
längs  einem  Bache,  der  von  ihnen  den  Namen  Rio  Salso 
hat.  Sie  finden  sich  in  grofser  Zahl;  die  bedeutendsten 
unter  ihnen  sind  folgende  drei : 

a.  Die  erste  Quelle  kommt  in  einer  kleinen  Ver- 
tiefung aus  Thonboden  mit  einem  lebhaften,  gurgelnden 
Geräusch  hervor,  das  von  dem  gleichzeitig  emporsteigen- 
den Gase  herrührt,  welches  meist  aus  Schwefelwasserstoff- 
gas besteht.  Ihr  Wasser  ist,  eben  geschöpft,  trübe,  wird 
aber  bald  klar,  schmeckt  angenehm  salzig,  hat  einen  See- 
wasser-Geruch und  die  Temperatur  von  10°  R. 

b.  Die  zweite  Quelle  ist  die  bedeutendste  unter 
einer  andern  Gruppe  von  Mineralquellen,  die  aus  ähnlichem 
Boden  längs  dem  Rio  Salso  ohne  jenes  Geräusch  hervor- 
quellen.    Ihr  Wasser  ist   durchsichtig,  von  sehr  salzigem 


981 

Geschmach,  und  hat  den  Geruch  iiiul   die  Temperatur  der 
vorigen. 

c.  Die  dritte  Quelle  giebt  ein  durchsichtiges 
Wasser,  das  nach  Schwefelwasserstoffgas  riecht,  einen 
salzigen  und  dabei  dem  Gerüche  ähnlichen  Geschmack  und 
die  Temperatur  von  12°  R.  hat;  es  behält  schien  Geruch 
lange,  der  stärker  wird,  wenn  man  das  Wasser  in  einer 
halbgefüllten  Flasche  schüttelt,  und  setzt  keinen  Nieder- 
schlag ab;  es  zeigt  sich  nur  ein  weifser  Streifen  an  den  Wan- 
dungen rings  um  das  Becken,  der  aus  Kochsalz  besteht. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


a.  der  ersten 

b.  der  zweiten 

Quelle: 

Quelle: 

Jodkaliuui 

0,533  Gr. 

0,533  Gr. 

Brommagnesium 

Spuren 

>        •        • 

Chlornatrium    . 

.      52,290  —      . 

286,500  — 

Chldrmagnesium 

1,599  —      . 

12,800  — 

Chlorcalcium    . 

3,199  —      . 
57,621  Gr. 

22,380  — 

322,213  Gr. 

,    '  c.  der 

dritten  Quelle : 

0,533  Gr. 

Chlornatrium 

. 

759,100  — 

Chlormagnesium    . 

.... 

65,030  — 

Chlorcalcium 

• 

107,600  — 
932,263  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

• 

1,066  Kub.  Z. 

Das  Wasser  der  ersten  Quelle,  das  zugleich  organi- 
sche Substanzen  enthält,  verdirbt  leicht,  und  verträgt  da- 
her keinen  Transport.  Es  wird  innerlich  gegen  Dysenterie 
und  Diarrhoe,  Skropheln,  Hypochondriasis,  Hysterie,  äu- 
fserlich  gegen  Erysipclas  und  chronische  Hautausschläge 
empfohlen. —  Das  zweite  ist  seiner  drastischen  Wirkun- 
gen wegen  nicht  zum  innerlichen  Gebrauch  geeignet,  viel- 
leicht nur  als  Wurmmittel  in  Dosen  von  einen  halben  bis 
ganzen  Becher;  als  Bad  aber  könnte  es  gegen  rheuma- 
tische und  gichtische  Leiden,  Lähmungen,  Oedcm,  scro- 
phulöse  Drüsenanschwellungen,   Kropf,  auch  gegen  Leu- 


982 

korrhöen  und  ähnliche  Krankheiten  des  Uterus  und  der 
Vagiua  mit  Erfolg  benutzt  werden.  —  Die  dritte  wird 
äufserlich  gegen  Flechten,  Krätze  und  ähnliche  Hautaus- 
schläge empfohlen. 

Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  0.  T.  V.  S.  241  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa1»     S.  50. 

Die  Acr/ua  di  Casa  S  tr  onchino  entspringt  in  der  Nähe  von 
Modigliano,  nicht  weit  von  dem  Torrente  della  Valle  aus  thoni«-em 
Kalkschiefer,  der  mit  Macigno  abwechselt.  Das  Wasser  dieser  Quelle 
ist  trübe,  von  sehr  salzigem  Geschmack,  hat  einen  Seewasser-Geruch 
und  die  Temperatur  von  10°  R.  Eine  Gasentwickelung  ist  nicht  zu 
bemerken,  da  es  aus  horizontalen  Spalten  hervorquillt. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  dieses  Wassers: 


Jodkalium 

Brommagnesium 

Chlornatrium 

€h!ormagnesium 

Chlorcalcium 


0,799  Gr. 
0,266  — 
339,000  — 

25,5S0  — 

34,120  — 

399,765  Gr." 


Das  Mineralwasser,  das  innerlich  wohl  nur  als  Wurmmittel  (in  Do- 
sen von  einem  Becher  bei  Erwachseiten,  einem  drittel  Becher  bei  Kin- 
dern) Anwendung  finden  kann,  wird  äufserlich  gegen  Scropheln,  Rha- 
chitis,  Tumor  albus,  klonische  Krämpfe,  hypochondrische  und  hyste- 
rische Leiden,  nervöse  Lähmungen,  endlich  gegen  Störungen  der 
Menstruation  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  241  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  228. 

Die  Äcqua  della  Vialla  entspringt  aus  Kies  im  Bette  der 
Vialla  in  der  Nähe  von  Firenzuola;  das  vorherrschende  Gestein  in 
den  Bergeu  der  Gegend  ist  fester  Kalkstein.  Das  Wasser  ist  klar, 
wenn  es  lange  nicht  geregnet  hat,  von  sehr  merklichem  Schwefelwas- 
serstoffgas-Geruch und  Geschmack  und  hat  die  Temperatur  von  9°  R. 
Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Chlornatrium     .......        4,800  Gr. 

Chlorcalcium 1,066  — 

Kohlensaures  Natron 6,397  — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,533  — 

12,796  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .        .*  .        .        4,712  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas    .        .        .        .        .        0,522     — 

Es 


983 


Es  wird  innerlich   gegen  Hamgries,  üufserlich   gegen  chronische 
Hautausschläge  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  241  ff. 

■■ 
Die  Ac  q  ua  del  Fossino   entspringt    im  Bette  des   nordöstlich 

von  Marradi  fliefsenden  Valcouto,  aus  Schichten  von  Macigno }  das 
Wasser  ist  durclisichtig,  von  eisenhaftem,  schwach  säuerlichem  Ge- 
schmack und  Geruch  und  hat  die  Temperatur  von  10°  H. 

Es  setzt  den  gewöhnlichen  Niederschlag  von    kohlensaurer  Kalk 
erde  mit  Eisenkarbonat  ah. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  Giulj:  .     .' 


Schwefelsaures  Natron  . 
Chloruatrium    .        . 
Chlorcalcium    . 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas    . 


Spuren 
3,199  Gr. 
0,533  — 
2,133  — 
0,533  — 
0,533  — 
6,931  Gr. 
6,280  Kub.  Z. 
Es  wird  gegen  Gries-  und  Steinbeschwerden,  Blasenkatarrh,  Cblo- 

rosis ,  Leukorrhoe,  Menorrhagie,  Atonie    der    Verdauungsorganc    und 

Stockungen  in  Milz  und  Leber  empfohlen. 
Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  241  ff. 

Die  Miner alquellen  des  Taluro  entspringen  im  Bette  die- 
ses ungefähr  zwei  Miglien  von  Marradi  gelegenen  Baches  5  der  Boden 
umher  besteht  aus  schiefrigem  Macigno  und  Kalkschiefer  ; -wahrschein- 
lich liegt  das  gleiche  Gestein  unter  dem  Kies,  aus  welchem  die  Quel- 
len hervorkommen.     Man"  unterscheidet  zwei: 

a.  Die  erste,  entspringt  auf  der  linken  Seite  des  Bachbettes 
und  wird  nach  einer  in  der  Nahe  gelegenen  kleinen  Kapelle  auch 
Acqua  della  Capellina  genannt.  Ihr  Wasser  ist  durchsichti»- 
schmeckt  säuerlich ,  riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas  und  hat  die 
Temperatür  von  10°  R. 

b.  Die  zweite,  oder  rechte  Quelle  hat  dieselbe  Temperatur 
und  physikalischen  Eigenschaften,  wie  die  erste. 

Nach  Giulj  gehen  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

a.  der  linken  Q 
4,800  Gr. 


Chloruatrium 
Chlorcalcium 
Kohlensaures  Natron  . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 


HI.  Th 


1,599  — 
2,133  — 

2,G66  — 
ll,19SGr. 


b.  der  rechten  Q.: 
4,266  Gr. 
0,533  — 
2,133  — 

OKOO 

1,066  — 


8,531  Gr. 


Rrr 


984 

Kohlensaures  Gas        .        .        3,140  Kub.Z.  .        2,0S8Kub.Z. 
Schwefelwasserstoffgas        .        0,522       —       .        0,261       — 

Beide  Wässer  werden  als  Bad    gegen    chronische  Rheumatismen, 
Gicht  und  Hautausschläge,  innerlich  als  Wurmmittel  empfohlen. 
Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  241  ff. 

Die   Mineralquellen    von   Dovadola^    drei 
an  der  Zahl,  werden  folgendermafsen  unterschieden: 

et.  Acquäl  delPonte  della  Santissiina  Annun- 
ziata,  nach,  der  Brücke  dieses  Namens,  die  über  den 
Montone  führt.  Sie  entspringt  auf  der  linken,  Rupe  del 
Piano  genannten  Seite  eines  tiefen  Grabens,  Rio  Sordo, 
aus  Thonboden.  Die  sehr  reichlich  fliefsende  Quelle,  die 
auch  Acqua  della  Rupe  del  Piano  genannt  wird,  hat 
ein  etwas  trübes  Wasser,  von  sehr  salzigem  Geschmack, 
das  einen  Seewasser- Geruch  und  die  Temperatur  von  1.3°  R. 
besitzt.  Es  setzt  keinen  festen  Niederschlag  ab ;  doch  zei- 
gen sich  kleine  weifsliche  Streifen  von  Seesalz,:  wo  das 
Wasser  gestanden  hat. 

b.  Acqua  del  Rio  Sor  dp  %  entspringt  in  dem  Bette 
des  Rio  Sordo  aus  Thonboden.  Das  Wasser  ist  ebenfalls 
trübe,  von  einem  Seewasser-Gerüche,  schmeckt  sehr  s fil- 
zig, nach  Kochsalz,  und  hat  die  Temperatur  von  13°  R. 
Es  zeigen  sich  neben  dem  Wasser  ähnliche  Streifen,  wie 
bei  der  vorigen,  die  aus  Kochsalz  bestehen. 

c.  Acqua  del  Dottor  Barboni,  nach  einem  Arzte 
zu  Dovadola  genannt,  der  dies  Mineralwasser  seit  1826 
zuerst  anwandte.  Dasselbe  entspringt  aus  thonigem  Bo- 
den dicht  am  rechten  Ufer  des  Montone,  dessen  Wasser 
bei  hohem  Stande  die  Quelle,  überspült.  Das  Mineral- 
wasser ist  durchsichtig,  geruchlos,  hat  einen  säuerlichen 
Eisengeschmack  und  die  Temperatur  von  13°  R.  bei  17°  R. 
der  Atmosphäre.  Es  ist  von  einem  Gase  begleitet,  das  in 
100  Theilen  aus  50  Th.  kohlensauren,  30  Th.  Stick-  und 
20  Th.  Sauerstoffgases  besteht.  Es  setzt  kohlensauren 
Kalk  und  Eisenkarbonat  ab. 


985 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

a.  d.  Acq.  del  Ponte     b.  d.  Acq.  del 
del!'  Annunziata :       Rio  Sordo : 
1,066  Gr.       .  1,599  Gr. 


Schwefelsaure  Talkerde 

Jodkalium    . 

Chlornatrium 

Chlormagnesium 

Chlorcalcium 

Brommagnesium 

Organische  Substanz 


0,533  —  .  1,066  — 

479,700  —  .  447,719  — 

26,650  —  .        26,650  — 

31,986  —  .        21,332  — 

e  Spuren 

Spuren  .  r 


539,935  Gr.  498,366  Gr. 


c.  der  Acqua  del  Dr.  Barbon): 

Chlornatrium 4,266  Gr. 

Chlorcalcium 0,533  — 

Kohlensaures  Natrou         .        .        .        .        .  2,133  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....  0,533  — 

8,531  Gr. 

Kohlensaures  Gas 6,280  Kuh. Z. 

Die  beiden  ersten  Mineralwässer,  die  eine  innerliche 
Anwendung  nur  in  kleinen  Docen,  als  Wurmmittel  gestat- 
ten, werden  äufserlich  gegen  Scropheln,  Kropf,  Cäries, 
Atrophie  und  Rhachitis,  Tumor  albus,  wie  gegen  klonische 
Krämpfe,  Veitstanz,  Lähmungen,  hypochondrische,  lryste- 
rischc  und  ähnliche  nervöse  Affectionen,  allgemeine  Schwä- 
che und  krankhafte  Anomalien  der  Menstruation  empfoh- 
len. Das  dritte  Mineralwasser  wird  getrunken,  und  seiner 
diuretischen,  auflösenden  und  tonisirenden  Wirkungen  we- 
gen gerühmt. 

Giulj  a.  a.  O.  Tom.  V.  pag.  171  ff. 

Das  Mineralwasser  von  Monte  Colomho  entspringt  öst- 
lich von  Rocca  S.  Casciauo,  und  nahe  bei  diesem  auf  der  linken  Seite 
des  Montone  gelegenen  Orte,  aus  schieferigem  Macigno ;  es  ist  durch- 
sichtig, geruchlos,  von  schwach -säuerlichem  Geschmack  und  hat  die 
Temperatur  von  7°  R. 

Nach  Giulj  sind  in  sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten: 

Chlornatrium 0,533  Gr. 

Kohlensaures  Natron 2,133  — 

Rrr  2 


086 


Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        .        .        1,066  Gr. 
Kohlensaures  Eisenoxydul        ....        0,533  — 


4,265  Gr. 
Kohlensaures  Gas     .        .        .        .        .        .        3,140  Kub.Z. 

Das  Wasser,  das  iu  der  Umgegend  den  Ruf  hat,  die  Conceptions- 
fähigkeit  der  Frauen  zu  befördern,  wirkt  auflösend,  tonisirend  bei 
Stockungen  und  Atonie  der  Unterleibsorgane  und  Störungen  der  Men- 
struation. 

Giulj  a,  a.  0.  T.  V.  p.  171  ff. 

Die  Mineral  quellen  von  Bagri  o  oder  S.  Maria 
in  Bagno,  einein  auf  dein  linken  Ufer  des  Savio  in  der 
Toskanischen  Romagna  liegenden  Orte,  sind  seit  langer 
Zeit  bekannt,  und  mit  einem  Etablissement  versehen,  das 
Bagni  di  S.  Agnese  heifst,  mitten  im  Orte  liegt  und 
aufser  Wasserbädern  auch  Douche-  und  Sehwitzbäder 
enthält.  Man  unterscheidet  die  Quellen  des  groTsen  Bas- 
sins, die  sich  in  grofser  Anzahl  in  diesem  öffnen,  und  die 
eines  kleineren,  daneben  liegenden  Bades,  Bagnetto  del 
Trombone  genannt ;  das  vorherrschende  Gestein  dieser  Ge- 
gend ist  thoniger  Kalkschiefer  und  schiefriger  Macigno. 

1.  Acqua  della  Gran  Vasca.  Das  Wasser  ist, 
eben  geschöpft,  etwas  trübe,  was  aber  nur  von  den  zahl- 
losen Gasbläschen  herrührt,  die  es  enthält;  es  wird  bald 
klar,  und  ist  geruchlos,  obwohl  man  beim  Eintritt  in  das 
überwölbte  Bassin  einen  bituminösen  Geruch,  der  sich  ei- 
nigermarsen  dem  des  Steinöls  vergleichen  läfst,  verbunden 
mit  einem  schwachen  Schwefelwasserstoffgas-Geruch,  spürt; 
das  Wasser  hat,  frisch  geschöpft,  einen  süfslichen  Ge- 
schmack, der  nach  kurzer  Zeit  ein  klein  wenig  urinös  wird, 
und  die  Temperatur  von  32°  R. ,  —  nach  Tozzetti  von 
32—35°  R.,  das  specif.  Gewicht  1,0006.  Das  zugleich  sich 
entwickelnde  Gas,  das  mit  einer  gelblichen,  schillernden 
Farbe  brennt,  besteht  nach  Giulj  in  100  Theilen  aus 
6|  Th.  kohlensaurem  und  93|  Th.  Wasserstoffgas.  An  den 
Wänden  der  Gran  Vasca  findet  sich,  wenn  das  Mineral- 
wasser einige  Tage  darin  gestanden  hat,  eine  gallertartige 
Masse  von  grauer  Farbe  abgesetzt,  welche  anfänglich  ge- 


987 

ruchlos,  schlüpfrig,  später  grau-schwärzlich  gefärbt  wird, 
Schwefelwasserstoffgas  entwickelt,  und  dann  in  Fäulnifs 
übergeht.  —  Das  grofse  Bassin  ist  überdacht,  durch  eine 
Mauer  in  zwei  Abtheilungen  geschieden,  und  versieht  meh- 
rere einzelne  Bäder  mit  Wasser. 

2.  Bagno  del  Trombone,  mit  zwei  Quellen,  von 
denen  die  eine  die  Douchen  speiset.  Ihr  Wasser  perlt 
stark,  wird  aber  nach  einiger  Zeit  klar,  hat  einen  Schwe- 
fclwasserstoffgas-Geruch,  einen  süfslichen,  hepatischen  Ge- 
schmack, und  die  Temperatur  von  35°  R. 

Nach  Tozzetti   enthalten  1000  Th.  des  Wassers: 


Kohlensaures  Natron 


66,266  Th. 


Kohlensaure  Kalkerde 1,887  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,943  — 

Chloruatrium 15,093  — 

Schwefelsaures  Natron 8,049  — 

Kieselerde  und  organische  Materie         .        ,  1,651  — 

Wasser      ........  906,111  — 

1000,000  Th. 
Ein  Kub.  Fufs  Wasser  enthält: 

Kohlensaures  Gas} 

Sauerstoffgas  >         .....        36Kub.Z. 

Stickgas         .        J 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

1.  der  Gran     2.  des  B.  del  Trom- 


Vasca: 

bone: 

Schwefelsaures  Natron  . 

0,533  Gr. 

0,533  Gr. 

Chlornatrium   . 

1,066  — 

1,332  — 

Kohlensaures  Natron 

4,800  — 

5,597  — 

Kohlensaure  Talkerde    . 

0,175  — 

0,175  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

0,350  — 

0,350  — 

6,924  Gr. 

7,987  Gr. 

Kohlensaures  Gas           . 

. 

3,766  Kub.Z. 

3,228  Kub.Z. 

Sauerstoffgas  . 

. 

0,522    —      . 

0,785    — 

Stickgas 

. 

1,044    —      . 

1,305    — 

Schwefelwasserstoffgas  (fun 

[zehn 

Minu- 

ten nach  dem  Schöpfen  des 

Was 

sers) 

0,522    — 

Beide  Mineralwässer  sind  in  Form  von  Bädern  gegen 
chronische  Rheumatismen  und  Gicht  (Ischias,  Steifheit 
der  Gelenke)  äufserst  erfolgreich,   auch  bei   Lähmungen 


988 

wirksam,  wenn  man  sie  in  der  Temperatur  von  28°  R.  an- 
wendet; das  Wasser  des  Bagno  del  Trombone,  das  sich 
namentlich  auch  gegen  Hautausschläge  (Flechten,  Pella- 
gra) bewährt,  wird  auch  innerlich  gebraucht,  und  als  er- 
öffnend auflösendes,  diuretisches  Getränk  gegen  Gries- 
und  Steinbeschwerden,  Blasenkatarrh,  Stockungen,  An- 
schwellungen der  Leber,  chronische  Leiden  des  Drüsen  - 
und  Lymphsystems  empfohlen.  Den  Mineralschlamm  em- 
pfiehlt man  gegen  alte  Fufsgeschwüre  und  hartnäckige 
Hautausschläge. 

Savonarola,  de  Italiae  balneis  omuibus.  Venet.  1498;  — 
1502  etc. 

Hugolinus  de  Monte  Catino,  de  balneor.  proprietatibus. 
Venet.  1553. 

Barthol.  Viot  a  Clivolo,  de  balneor.  natural,  viribus  Li- 
bri  IV.  Lugd.  1552. 

Domen.  Bianehelli,  de  balneis.  Venet.  1553. 

Baccius,  de  Thermis  omnibus.    Patav.  1711.   p.  130. 

Antonio  Targioni  Tozzetti,  Storia  ed  analisi  cbimica 
delle  acque  termali  dette  di  S.  Agnese  nella  Terra  di  S.  Maria  in 
Bagno.   Firenze  1828. 

Bulletin  des  scienc.  m6d.  1830.  F6vrier  p.  258. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  171  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  4. 

Die  Acqua  di  Varlungo  entspringt  ungefähr  eine  Miglie  von 
S.  Maria  iu  Bagno,  in  dem  tiefen  Bette  des  Varlungo,  aus  Macigno. 
Das  Wasser  ist  durchsichtig,  riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat 
einen  süfslich'Säuerlichen  Geschmack,  die  Temperatur  von  10°  B.  bei 
17°  R.  der  Atmosphäre,  und  setzt  auf  seinem  Laufe  Spuren  von  Glai- 
rine  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium 0,266  Gr. 

Chlorcalcium 0,266  — 

Kohlensaures  Natron        .        .        .        .        .        3,733  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1,066  — 

5,331  Gr. 

Kohlensaures  Gas     ......        1,044  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas     .....        Spuren, 

Es  wird  gegen  Wurmkrankheiteu  empfohlen. 
Giulj  a.  a.  O.  T.  V.  p.  271  ff. 


989 

Die  Mineralquelle  von  Cassale  entspringt  in  geringer  Ent- 
fernung nordwestlich  von  diesem,  etwa  2'/.,  Miglie  von  Sestino  gele- 
genen Dorfe,  im  Bette  des  sogenannten  Fosso  della  Sclva  aus  einem 
Alluviousbodeu.  Ihr  Wasser  ist  durchsichtig,  von  einem  Seewasser- 
geruch, schmeckt  sehr  salzig  und  hat  die  Temperatur  von  13°  R.  Es 
setzt  keinen  Niederschlag  ab,  nur  bei  trocknem  Wetter  finden  sich 
Streifen  von  Chlornatrium,  wo  das  Wasser  gestanden  hat. 
Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Brommagnesium Spuren 

Chloreisen 0,533  Gr. 

Chloruatrium     .......    129,784  — 

Chlormagncsium 8,530  — 

Chlorcalcium      .        .        .        .        .        .        .       12,800  — 

Jodkalium 0,266  — 

Kieselerde  }.....        Spuren 

Organische  Substanz)  

.151,913  Gr. 
Dies  äufserst  drastisch  wirkende  Mineralwasser    wird  als  Wurm- 
mittel, in  Form  von  Klystieren  gegen  Volvulus,  und  auch  als  Bad  ge- 
gen allgemeine  Schwäche  und  Skrophelu  empfohlen. 
Giulj  a.  a.  O.  T.  V.  p.  271  ff, 

6.     Tcverina-Thal: 

Das  Mineral w asser  von  Siglia?io  (einem  in  der  Nähe 
von  Pieve  a  S.  Stefano  gelegenen  Dorfe)  entspringt  auf  der  rechten 
Seite  der  Tiber  aus  festem  Kalkstein,  von  einem  Gase  begleitet,  das 
in  100  Theilen  aus  24  Tb.  kohlensaurem,  68  Tb.  Stick-  und  8  Tb. 
Sauerstoffgas  zusammengesetzt  ist.  Das  Wasser  ist  durchsichtig,  von 
säuerlichem,  eisenhaftem  Geschmack,  hat  den  Geruch  dieser  Gattung 
von  Mineralwässern,  und  die  Temperatur  von  12°  R.  Es  setzt  eine 
gelbliche  Substanz  ab,  meist  aus  kohlensaurer  Kalkerdc,  mit  etwas 
Eiscnkarbonat,  bestehend.     Die  Quelle  ist  überbaut. 

Nach  Giulj 's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium 8,530  Gr. 

Kohlensaures  Natron         .  3,733  — 

Kohleusanre  Talkcrde 3,465  — 

Kohlensaure  Kalkerde 14,933  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       .....        0,266  — 

30,927  Ur. 
Kohlensaures  Gas 1 7,270  Kub.Z. 

Es  wird  innerlich  gegen  Harngries  und  Steiubcsch werden,  Blascn- 
katarrh,  Leukorrhoe,  Atouic  des  Magens,  und  mit  Injectioncn  verbun- 
den gegen  chronische  Diarrhöen  und  Dysenterien  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  139  ff. 


990 

Die  Acqua  de  IIa  Madonna  a  Papiano,  oder  Act/,  de  IIa 
Selva  Perugina  entspringt  in  der  Nähe  von  Caprese  (dem  Ge- 
burtsort von  Michelangelo  Buonarotti),  nicht  weit  von  der  Pfarrei 
Madonna  a  Papiano,  auf  einem  ziemlich  hohen  Kalksteinhügel,  wel- 
cher am  Abhänge  der  das  Tibcrthal  und  die  Ebene  von  Arezzo  schei- 
denden Berge  liegt.  Das  Wasser  ist  vollkommen  durchsichtig,  von 
deutlich  sauerem  und  zugleich  eisenhaftem  Geschmack,  hat  den  Ge- 
ruch der  Säuerlinge  und  die  Temperatur  von  12ö  R.-bei  17°  R.  der 
Atmosphäre.  Eine  Gasentwickelung  läfst  sich,  da  die  Quelle  geröhrt 
ist,  nicht  bemerken.  Das  "Wasser  setzt  den  gewöhnlichen  Nieder- 
schlag ab.  Die  Quelle  ist  1793,  durch  Dr.  Sarti's  Verwendung  bei 
dem  damaligen  Grofsherzog  Ferdinand  III.,  mit  einem  kleinen  ein- 
fachen aber  geschmackvollen  Gebäude  überbaut.  Das  Mineralwasser 
ist  von  Branchi,  Fabroni   und  Giulj  anatysirt. 

Nach  dem  Letzteren  geben  sechzehn  Unzen  desselben: 


Chlornatrium     . 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


1,066  Gr. 
9,599  — 
1,599  — 
4,800  — 
0,533  — 
17,597  Gr. 
Kohlensaures  Gas 12,04  Kub.Z. 

Das  Mineralwasser  hat  einen  grofsen  Ruf,  den  es  seiner  diureti- 
schen,  auflösenden  und  tonisirenden  Wirkung  verdankt.  Es  ist  na- 
mentlich durch  Sarti  in  Aufnahme  gekommen. 

Cristoforo  Sarti,  Avviso  al  popolo  per  profittare  delle  virtu 
mediche  deir  acqua  della  Selva  etc. 

Fabroni,  Storia  ed  analisi  dell"  acqua  acidula  min.  di  Mon- 
tione  etc. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  V.  p.  139  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  148. 

Das  Mineralwasser  von  Verrazzano,  hat  seinen  Namen 
von  diesem  etwa  3y2  Miglien  südlich  von  Anghiari  gelegenen  Orte. 
Diese  Quelle  kommt  aus  Macigno  hervor,  und  giebt  ein  durchsichti- 
ges Wasser  von  säuerlichem,  eisenhaftem  Geschmack  und  Geruch, 
das  die  Temperatur  von  12°  R.  hat.  Eine  gleichzeitige  Gasentwik- 
kelung  ist,  da  sie  transversal  aus  den  Schichten  des  erwähnten  Ge- 
steins zu  Tage  kommt,  nicht  zu  beobachten.  Der  Niederschlag  ist 
der  gewöhnliche. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  dieses  Wassers: 

Chlornatrium      .        .         .        .     ," .'       .        .        1,066  Gr. 

Kohlensaures  Natron 9,599  — 

Kohlensaure  Talkerdc 1,599  — 


991 


Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        .     '   .        4,800  Gr. 
Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,533  — 


17,597  Gr. 

Kohlensaures  Gas 12,04  Kub.Z. 

Die  Wirkung  des  Mineralwassers  ist  der  des  vorigen  analog. 
Giulj  a.  a.  0.  T.  V.  p.  139  ff. 

7.     Clnana-Thal: 

Das  Mitieralwass  er  von  M ontione^  das  auf 
der  rechten  Seite  des  Castro,  ungefähr  eine  Miglie  von 
Arezzo,  aus  grauem,  thonigem  Kalkschiefer  entspringt,  und 
auch  Acqua  oder  Bagno  del  Cesalpino  —  nach  dem 
bekannten  Leibarzte  Clemens  VIII.  —  genannt  wird ,  ist 
in  dem  Augenblicke,  wo  es  an  der  Ausflufsröhre  in  einem 
Glase  aufgefangen  wird,  undurchsichtig  von  einer  zahllosen 
Menge  von  Gasperlen,  wird  aber  bald  vollkommen  klar;  es 
hat  einen  sehr  deutlichen  sauern,  eisenhaften  Geschmack, 
den  Geruch  der  Säuerlinge  und  die  Temperatur  von  13°  R. 
Bei  der  Art  der  Röhrung  der  Quelle  ist  eine  etwaige  gleich- 
zeitige Gasentwickelung  nicht  zu  beobachten.  Giulj  sam- 
melte aber  bei  einer  ähnlichen,  am  andern  Ufer  des  Castro 
entspringenden  Quelle,  die  mit  starkem  Geräusch  ein  trü- 
bes und  sparsames  Wasser  giebt,  das  Gas,  und  fand  es 
in  lOOThcilen  aus  36  Th.  kohlensauren,  50  Th.  Stick- und 
14  Thcilen  Sauerstoffgases  zusammengesetzt.  Das  Was- 
ser von  Montione  setzt  dicht  an  der  Leitungsröhre  einen 
rothgelben  Niederschlag  ah ,  der  meist  aus  Eisenkarbonat 
mit  wenigem  kohlensaurem  Kalk  besteht,  weiter  hin  wird 
er  immer  heller,  bis  er  zuletzt  ganz  weifs  wird  und  kein 
Eisen  mehr  enthält. 

Das  Mineralwasser  ist  von  Fabroni  und  Giulj  un- 
tersucht: es  enthalten 

nach  Fabroni  nach  Giulj 

in  100  Thcilen  :  iu  sechzehn  Unzen  : 
Chlornatrium        ....        0,009  Th.      .      .        0,533  Gr. 
Kohlensaures  Natron  .        .        .        0,150  —      .       .        7,729  — 
Kohlensaure  Talkerde         .        .        0,140  —      .      .        4,266  — 


992 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .  •     0,080  Th.  .      .        7,196  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .        0,010  —  .      .      '  0,533  — 
Wasser  mit  Spuren  von  organischer 

Substanz  und  Kieselerde         .      99,315  — 


.    99,704  Th.  20,257  Gr. 

Kohlensaures  Gas        .        .        .        0,299  Th.     .      .      23,57  Kub.Z. 

Den  im  Mineralwasser  nachgewiesenen  Gehalt  an  organischen  Sub- 
stanzen sucht  Fabroni  von  Lagern  fossiler  Knochen  abzuleiten, 
durch  welche  es  hindurchstreichen  soll. 

Dies  Mineralwasser,  das  schon  lange  vor  Fabroni 's 
und  Giulj 's  Untersuchungen  über  dasselbe  von  den  Be- 
wohnern der  Umgegend  benutzt  wurde,  wird  innerlich  ge- 
gen Gries-  und  Steinbeschwerden,  Stockungen  in  den  Ab- 
dominal-Einge weiden ,  Atonie  des  Magens,  Chlorosis,  Me- 
norrhagie, hysterische  Leiden,  chronische  Dysenterien  und 
Diarrhöen,  in  beiden  Fällen  mit  Injectionen  verbunden, 
sehr  gerühmt.  Als  Bad  wird  es,  in  seiner  natürlichen 
Temperatur,  gegen  Rhachitis  empfohlen,  es  sind  aber  in 
dem  Bade-Etablissement  Bäder  eingerichtet,  wo  vermittelst 
eines  zweckinäfsigen  Heizapparats  die  Temperatur  bis  auf 
25°  R.  erhöht  ist;  hier  wird  es  gegen  chronische  Rheuma- 
tismen und  Gicht,  auch  bei  Hautausschlägen  angewandt. 

Andrea  Cesalpiuo,  de  Metalücis.  Rom  1596. 

Fabroni  und  Giulj,  Mem.  sulp  acqua  di  Montione  etc.    1808. 

Fabroni,  Storia  ed  analisi  dell'  acqua  acidula  minerale  di  Mon- 
tione presso  Arezzo.  Firenze  1827. 

Giornale  di  Fisica.  T.  X.  1827.  p.  213  ff. 

Esculapio.  T.  ¥111.  p.  34  und  Bulletin  des  sciences  niedic.  1829. 
T.  XVIII.  p.  92. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  V.  p.  71  ff. 

Ein  anderes  Mineralwasser  das  sich  in  einem  gewöhnlichen 
Brunnen  zu  Poggiorosso,  acht  Miglieu  von  Arezzo,  findet, 
wird  als  ein  salinisches  Eisenwasser  bezeichnet;  es  ist  das  einzige 
dieser  Gattung  in  dieser  ganzen  Gegend,  da  die  nächsten  Quellen  der 
Art  die  von  Cassale  (Vieariat  Sestiuo)  und  von  Nouia^  im  Kirchen- 
staate sind. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  V.  p.  122  ff. 

Die  Mineralquellen  der  Gegend  von  Arezzo  entsprin- 
gen in  sehr  grofser  Anzahl  längs  der  Chiana,  und  namentlich  in  dem- 
jenigen Theile  der  Ebene  von  Arezzo,  der  dicht  bei  dieser  Stadt  in- 


993 

selförmig  von  der  Chiana  westlich,  von  dem  Vingone  .südlich,  von 
dem  Burrone  della  Silice  Östlich  und  nördlich  von  dem  Castro  umge- 
hen ist.  Alle  Mineralwässer  dieser  Gegend  sind  alkalinische  Eisen- 
säuerlinge, nur  einige  sind  zugleich  etwas  schwefelhaltig;  die  mei- 
sten von  ihnen  fiiefsen  aber  entweder  so  sparsam,  oder  entspringen 
mitten  in  den  Betten  der  genannten  Gewässer,  mit  denen  sie  sich 
mischen,  dafs  nur  von  folgenden  Analjsen  bekannt  sind: 

a.  Acqua  della  Chiusa  dei  Monaci,  ein  alkalisch- eisen- 
haltiger Säuerling,  entspringt  etwa  60  Ellen  von  der  jetzt  von  der 
Chiana  verdeckten  Acqua  del  Palazzone,  die  Fabroni  angeführt  und 
untersucht  hat.  Diese  Mineralquelle  kommt  aus  scliiefrig^m  Macigno, 
in  dem  gelblicher  Glimmer  vorherrscht,  hervor,  von  einem  Gase  be- 
gleitet, das  in  100  Theilen  aus  40  Th.  kohlensaurem,  50  Tb.  Stick- 
und  10  Th.  Sauerstoffgas  zusammengesetzt  ist.  Das  "Wasser  der 
Quelle  ist  durchsichtig,  von  säuerlichem  Geschmack  und  Geruch,  der 
aber  weiterhin,  wo  es  stagnirt,  sumpfig  ist,  und  der  Temperatur  von 
13°  R.  Es  setzt  eine  rothgelbliche  Substanz  ab,  die  aus  kohlensau- 
rem Kalk  und  Eisen  besteht.  Es  wächst  eine  Oscillatoria  in  dem- 
selben. 

b.  Acqua  della  Chiusa  de  IT  Alliotti  entspringt,  [wie  die 
vorige,  auf  der  rechten  Seite  der  Chiana,  etwa  100  Schritte  von  der 
genannten  Mühle,  in  einem  kleinen  natürlichen  Becken,  ohne  Ge- 
räusch und  Gasentwickelung.  Sie  ist  vollkommen  klar,  von  sehr  deut- 
lichem säuerlich -eisenhaftem  Geschmack  und  (Geruch,  und  hat  die 
Temperatur  von  13°  R.  Das  Wasser  überzieht  sich  mit  einem  röth- 
lich-weifsen  Häutchen. 

c.  Acqua  del  Vingone  entspringt  aus  Kies  auf  dem  linken 
Ufer  des  V.,  und  etwa  iy.2  Ellen  über  dem  Wasserspiegel.  Da  der 
wohl  Y+  Elle  starke  Wasserstrahl  transversal  aus  den  Kiesschichten 
hervorkommt,  so  ist  eine  Gasentwickelung  nicht  zu  beobachten.  Das 
Wasser  ist  durchsichtig,  von  säuerlichem,  schwach  eisenhaftem  Ge- 
schmack, hat  den  Geruch  der  Säuerlinge  und  die  Temperatur  von 
13°  R.  Der  Kies  unterhalb  der  Quelle  ist  auf  die  gewöhnliche 
Weise   incrustirt. 

d.  Acqua  del  Casino  del  Falciaj,  ein  alkalischer  Eisen- 
säuerling, entspringt  in  der  Nähe  dieser  Besitzung;  das  Wasser  ist 
durchsichtig,  von  schwachem  säuerlich -eisenhaftem  Geschmack  und 
Geruch,  und  hat  die  Temperatur  von  13°  R.  Sie  kommt  in  einem 
gemauerten  Brunnen  zu  Tage,  aus  dem,  wenu  das  Wasser  reichlich 
darin  ist,  das  Vieh  getränkt  wird;  es  schmeckt  dann  auch  nur  un- 
merklich säuerlich,  ein  Beweis,  dafs  es  mit  durchgesickertem  Regen- 
wasser vermischt  ist.  Die  Gcfäfse,  mit  denen  es  herausgeschöpft 
wird,  überziehen  sich  mit  einer  röthlich- gelben  Masse,  namentlich) 
wenn  das  Wasser  längere  Zeit  darin  stehen  bleibt. 


994 


e.  Acqua  della  Villa  delle  Caselle,  ein  alkalisches  Schwe- 
felwasser,  liegt  wie  die  vorige,  zwischen  dem  Burroue  della  Silice- 
und  der  Stadtmauer  von  Arezzo;  ist  gleichfalls  brunnenartig  um- 
mauert, hat  die  Temperatur  und  die  übrigen  physikalischen  Eigen- 
schaften, wie  jene,  und  unterscheidet  sich  nur  von  ihr  durch  einen 
schwachen  Geruch  nach  Schwefelwasserstoffgas,  der  im  Sommer  am 
stärksten  ist. 

Dies  Wasser  ist  in  der  von  Giulj  und  Fabron  i  im  J.  1808 
herausgegebenen  Schrift  über  das  Mineralwasser  von  Moutione  (p.  39) 
erwähnt  und  von  Fabroni  untersucht. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

a.  der  Acq.  d.  Ch.    b.  der  Acq.  d.  Ch. 


Chlornatrium    . 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerdc 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eiseuoxydul 


dei  Mouaci : 
Spuren 
2,666  Gr. 
2,132  — 
0,533  — 
Spureu 


dell'  Alliotti 
0,533  Gr. 
5,331  — 
1,066  — 
3,732  — 
0,533  — 


5,331  Gr. 

11,195  Gr. 

Kohlensaures  Gas   . 

0,994  Kub.Z. 

7,512  Kub.Z. 

c.  der  Acqua  del 

d.  der  Acqua  del 

Vingone: 

Casino: 

Chlornatrium 

Spuren 

Spuren 

Kohlensaures  Natron 

3,732  Gr.' 

.      4,800  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

3,199  — 

.      3,732  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,066  — 

.      1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

Spuren 

.      0,533  — 

7,998  Gr. 

10,131  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

• 

5,235  Kub.Z. 

6,446  Kub.Z 

e.   der  Acqua 

della  Villa  delle  Casel 

le: 

Spuren 

Kohlensaures  Natron 

. 

.        .        •        . 

3,199  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 

. 

.       .        ._ 

2,133  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

. 



1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

. 

Spuren 

6,398  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .        ;  4,447  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas Spur. 

Alle  diese  Mineralwässer  wirken,  je  nach  ihrem  verschiedenen 
Gehalte  an  Natron,  Eisen  u.  s.  w.  mehr  oder  minder  diuretisch,  auf- 
lösend, tonisirend,  werden  aber  wenig  oder  gar  nicht  angewandt. 

Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  O.  T.  V.  p.  73  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  48.  58.  74. 


995 

Das  Mineralwasser  von  Asitialunga  oder 
de  IIa  Pietra^  ein  Eisensäuerling. 

Diese  im  Jahre  17S7  von  Jägern  entdeckte  Quelle 
entspringt  auf  einer  der  nieist  aus  Kalkstein  bestehenden 
Höhen,  welche  das  Chiana-  und  Orcia-Thal  scheiden.  Ihr 
Wasser  hat  eine  Temperatur  von  12°  R. ,  einen  deutlich 
säuerlichen,  zusammenziehenden  Geschmack,  den  Geruch 
der  kohlensauren  Wässer  und  ist  durchsichtig.  Das  mit 
demselben  emporsteigende  Gas  enthält  nach  Giulj  in  50 
Theilen:  38  Th.  kohlensaures,  5  Tb.  Sauerstoff-  und 
7  Th.  Stickgas.  Auf  dem  Wasser  bildet  sich,  nach  länge- 
rem Stehen  desselben,  ein  schillerndes  Häutchen,  das  aus 
kohlensaurer  Kalkerde,  von  kohlensaurem  Eisenoxydul  ge- 
färbt, besteht;  dieselben  Substanzen  werden  auch  nach 
unten  von  dem  Wasser  abgesetzt,  in  dem  nach  Giulj 's 
Analyse  in  sechzehn  Unzen  enthalten  sind: 

Schwefelsaure  Talkerde 3,199  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        ...  unbestimmbar 

Chlornatrium 2,132  — 

Chlormagnesium        .         •        .  .      „        .        .  1,066  — 

Chlorcalcium     . 0,533  — 

Kohlensaure  Talkerde 4,26S  — 

Kohlensaure  Kalkerde 14,930  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul       ....  2,132  — 

28,260  Gr. 

Kohlensaures  Gas 7,854  Kub.Z. 

Es  wird  mit  Nutzen  gegen  Krankheilen  der  Harnor- 
gane, Dyspepsie,  Verstopfungen,  Stockungen,  Anschwellun- 
gen der  Leber  und  besonders  der  Milz,  chronische  Koliken 
und  bei  Gonorrhoe  getrunken;  —  bei  Diarrhöen,  Dysente- 
rien und  Leukorrhöen  leistet  es,  in  Form  von  Iujectionen 
angewandt,  ebenfalls  gute  Dienste. 

Santi,  Viaggi  per  le  due  Provincie  Senese.  1798.  T.  II. 
Giulj,  Statistica  agraria  di  Val-di- Chiana.  Pisa  182S. 
—    —     Storia  naturale  a.  a.  O.  T.  II.  p.  91  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  186. 

Die  Acf/ua  del  P antano ,  ein  Eisensäuerling, 
entspringt  etwa  eine  drittel  Miglie  nördlich  von  Cetona, 


996 


in  einem  sumpfigen,  mit  Wein  bepflanzten  Graben,  aus  ei- 
nem Alluvionsboden.  Das  Wasser  hat  eine  Temperatur 
von  12°  R.,  ist  durchsichtig,  geruchlos,  und  von  einem 
schwach  säuerlichen  Eisengeschmack. 

Nach    Giulj's   Analyse    geben   sechzehn  Unzen    des 
Wassers : 


Schwefelsaures  Natron     .... 
Schwefelsaure  Talkerde  .... 

1,599  Gr. 
1,332  — 

Schwefelsaure  Kalkerde                   ,        . 

5,331  — 

Schwefelsaure  Alaunerde 

0,266  — 

Chlornatriuin     .        .        *        .        .        . 

0,266  — 

Chlormagnesium        .        .        .        y 
Chlorcalcium      ...... 

Kohlensaure  Talkerde      .... 

0,133  — 
0,133  — 
1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .... 

2,666  — 

Kohlensaures  Eisenoxjdul       .        .        .        . 

0,266  — 

13,058  Gr. 

3,766  Kub.Z 

Die  Quelle  ist  verlassen  und  unbenutzt;  Giulj  em- 
pfiehlt das  Wasser  gegen  Magenschwäche,  Cardialgie, 
Obstructionen  der  Milz  u.  a. 

Giulj,  Statistica  agraria  di  Val-di- Chiana.  Pisa  1828. 
—    —     Storia  naturale  a.  a.  O.    T.  II.  p.  47  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  52, 

Die  Aequo,  del  Ponticello^  ein  Eisensäuerling, 
entspringt  etwa  eine  Miglie  östlich  von  Sarteano,  in 
einem  kleinen  Thale,  das  an  dem  Wege  von  Sarteano  nach 
Cetona  liegt,  in  einem  tief  liegenden  Travertin. 

Das  Mineralwasser  hat  eine  Temperatur  von  12°  R., 
ist  durchsichtig,  von  säuerlichem  Eisengeschmack,  riecht 
wie  alle  dergleichen  Wässer,  setzt  einen  feste  Körper 
überziehenden  Niederschlag  von  der  Farbe  des  Eisenochers 
ab,  zeigt  Spuren  von  Glairine  und  fliefst  sehr  reichlich. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Schwefelsaures  Natron 2,132  Gr. 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaufe  Kalkerde 
Schwefelsaure  Alaunerde 
Chlornatrium     . 


2,666  — 
6,398  — 
0,533  — 
0,465  — 


997 

Chlormagnesium 0,133  Gr. 

Clilorcalcium 0,533  — 

Kohlensaure  Talkerde      .        .        .        .  1,599  — 

Kohlensaure  Kalkerde 8,530  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....  1,066  — 

24,055  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .        .        .        .        .  7,516  Kub.Z. 

Das  Wasser  dieser  Quelle,  die  der  Besitzer  mit  einem 
kleinen,  viereckigen  Gebäude  überbaut  hat,  wird  mit  aus- 
gezeichnetem Erfolge  gegen  Harngries  und  Steinbeschwer- 
den (sechs  bis  acht  Pfund  in  zehn  bis  zwölf  Tagen  getrun- 
ken, im  folgenden  Frühjahr  unter  weifsen  Wein  gemischt 
und  mit  dem  Trinkwasser  genommen)  gebraucht.  Ferner 
empfiehlt  es  Giulj  gegen  Blasenkatarrh,  Leukorrhoe  (bei 
letzterer  räth  er  auch  Waschungen  und  lnjectionen), 
krankhafte  Anomalien  der  Menstruation ,  Obstructionen 
der  Milz. 

Giulj,  Statistica  agraria  di  Val-di- Chiana.    Pisa  1S28. 
—     —    Storia  naturale  a.  a.  O.  T.  II.  p.  47  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.   S.  212. 

Die  Mineralwässer  von  C hianciano  in  der 
Gemeinde  Montepulciano. 

1.  Die  Acr/ua  di  S.  Agnese  entspringt  auf  ei- 
ner reizend  gelegenen  Höhe,  etwa  zwei  Miglien  von  Chian- 
ciano ;  die  Quelle  kommt  innerhalb  der  Mauern  des  alten 
Bades  aus  Travertin  hervor ;  die  neuen  Bäder  mit  zwei 
grofsen  Wasserbehältern^  einigen  Wannen  und  Douchen 
liegen  etwa  300  Ellen  davon.  Das  Wasser,  von  sehr  ver- 
schiedener Quantität  und  wechselnder  Temperatur  (29  bis 
31,5°  R.)  ist  durchsichtig,  riecht  schwach  nach  Schwefel, 
hat  einen  zusammenziehenden  Geschmack  und  setzt  eine 
gelblich  gefärbte  kohlensaure  Kalkerde  und  Glairine  ab. 
Das  Gas,  welches  in  grofser  Menge  mit  emporsteigt,  be- 
steht nach  Giulj  (50  Th.)  aus  34  Th.  kohlensauren,  10 
Th.  Stick-  und  6  Th.  Sauerstoffgases.  Es  wächst  eine 
Oscillatoria  im  Wasser. 


998 

Es  ist  Schade,  dafs  für  diese  Bäder,  die  Gi  ulj  in  Hinsiebt  ihrer 
Wirkung  und  schönen  Lage  denen  von  Lucca  an  die  Seite  setzt,  so 
wenig  getlian  ist;  das  Etablissement  ist  eng,  geschmacklos  und  un- 
bequem; die  Badegäste,  die  in  Cbianciauo  wohnen  müssen,  sind  da- 
her gezwungen,  täglich  zwei  Mal  einen  Weg  von  zwei  Miglien  zu 
machen. 

2.  Die  Acqua  Santa.  Die  Quelle  kommt  durch 
eine  Röhre  in  einem  Zimmer  des  Etablissements,  das  etwa 
eine  halbe  Miglie  von  dem  vorigen  liegt,  aus  Travertin  zu 
Tage ;  im  Innern  des  Berges  findet  sich  viel  Schwefeleisen. 
Das  Wasser  ist  durchsichtig,  von  säuerlichem,  schwach 
zusammenziehendem  Geschmack,  und  riecht  nach  Schwe- 
felwasserstoffgas. Die  Temperatur  desselben  ist  an  der 
Röhre  23°  R. 

3.  Die  Acqua  del  Bagno  Casuccini  kommt 
aus  Travertin,  etwa  170  Ellen  von  der  vorigen  hervor. 
Das  Bad  ist  ummauert  und  mit  Badewannen  versehen.  Das 
Wasser  hat  einen  schwach  säuerlichen  Geschmack,  eine 
Temperatur  von  24°  R.  und  ist  durchsichtig  und  geruchlos. 

4.  Die  Acaua  del  Palaxzo ,  eine  Eisenquelle, 
entspringt  auf  der  rechten  Seite  des  Weges  von  Chian- 
ciano  nach  den  bisher  beschriebenen  Bädern,  da  wo  die 
Strafse  von  Chianciano  nach  Montepulciano  diesen  Weg 
durchschneidet,  aus  einem  Kiesboden  ,  der  auf  Meerallu- 
vium  hindeutet. |  Das  Wasser  hat  eine  Temperatur  von 
12°  R. ,  einen  säuerlichen,  etwas  zusammenziehenden  Ge- 
schmack, und  ist  färb-  und  geruchlos. 

Sie  liegt  verlassen  und  unbenutzt ;  in  Hinsicht  auf  Wirkung  und 
Anwendung  möchte  das  gelten,  was  von  der  Acqua  Santa  und  di  Ce- 
tona  gesagt  ist. 

5.  Die  Acqua  di  S.  Albino ,  oder  di  Monte- 
pulciano. 

Diese  Quellen  entspringen  in  grofser  Anzahl  und  in 
drei  Gruppen  vertheilt,  auf  beiden  Seiten  der  Strafse  von 
Chianciano  nach  Montepulciano.  Die  auf  der  linken  Seite 
liegende  Gruppe  ist  die  gröfste,  ihr  Wasser  sieht  röthlich 

aus 


999 


aus,  und  überzieht  die  Steine  in  der  Nähe  mit  gelbrothero. 
Eisencarbonat.  Das  Wasser  in  den  beiden  rechts  liegen- 
den Gruppen  ist  bei  einigen  Quellen  klar,  bei  andern  trübe 
und  schwarz ;  mit  allen  diesen  Quellen  steigt  eine  sehr 
grofse  Menge  Gas  empor,  das  ein  Geräusch  hervorbringt, 
wie  wenn  Wasser  in  vielen  Kesseln  zu  gleicher  Zeit  siedet. 
Giulj  hat  nur  das  Wasser  der  ersten  Gruppe  auf  der 
rechten  Seite  untersucht:  es  hat  eiue  Temperatur  von 
12°  R. ,  einen  starken  und  anhaltenden  Schwefelgeruch, 
und  einen  sauern  Eisengeschmack ;  die  Farbe  ist  in  eini- 
gen Quellen  hell  und  durchsichtig,  bei  anderen  roth,  bei 
noch  anderen  erdig.  Das  Gas  enthält  in  100  Theilen  12  Th. 
Schwefelwasserstoffgas,  38  Th.  kohlensaures,  14  Th.  Sauer- 
stoff- und  36  Th.  Stickgas. 

Das  zu  den  schwach  schwefelhaltigen  Eisensäuerlingen  gehörende 
Mineralwasser  wird  nicht  benutzt. 

Analysirt  wurde  das  Mineralwasser  von  G.  Baldas- 
sari  (1756),  Galgano  Petrucci  (1776)  und  Battini 
(1793),  —  neuerlich  von  G.  Giulj.  Nach  Letzterem  ent- 
hält in  sechzehn  Unzen : 


1.  Acq.  di  S.  Agnese  : 

2.  Acq.  Santa 

Chlorcalcium 

0,266  Gr.       . 

0,175  Gr. 

Chlorniagnesium 

0,533  — 

0,350  ±- 

Chlornatrium 

0,399  — 

0,175  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

9,599  — 

9,599  — 

Schwefelsaure  Alaunerde 

0,533  — 

1,066  — 

Schwefelsaure  Talkerde     . 

1,332  — 

1,865  — 

Schwefelsaures  Natron 

4,667  — 

■2,666  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,350  —        .. 
5,331  — 

0,708  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

11,190  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,998  — 

2,132  — 

25,008  Gr. 

29,926  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

.     .   .        1,066  Kub.Z.   • 

7,512  Kub.Z 

Schwefelwasserstoffgas 

unbestimmbar. 

3.Acq  Casuccini :  4.Acq.  del  Palazzo 

Chlorcalcium 

0,133  Gr. 

0,133  Gr. 

Chlormagnesium 

0,133  — 

0,266  — 

Chlornatrium       . 

0,266  — 

0,133  — 

111.    Theil. 


Sss 


1000 


Schwefelsaure  Ealkerde    . 
Schwefelsaure  Alaunerde 
Schwefelsaure  Talkerde     . 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaure  KaTkerde 


7,196  Gr. 
0,883  — 
1,066  — 
1,332  — 
1,865  — 
0,175  — 
10,660  — 


6,397  Gr. 
0,350  — 
0,799  — 
1,066  — 
1,241  — 
1,332  — 
8,530  — 


Kohlensaures  Gas 


20,247  Gr. 
1,132  Kub.Z. 


Kohlensaures  Gas     . 
Schwefelwasserstoffcas 


23,709  Gr. 
0,269  Kub.Z. 

5.   Acqua  di   S.  Albino: 

Chlorcalcium     .        .        .        .        .        .        .  0,133  Gr. 

Chlormagnesium         .         .        .         .                  ,  0,266  — 

Chlornatrium 0,356  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .....  4,268  — 

Schwefelsaure  Talkerde  .        .        .        .        .  0,666  — 

Schwefelsaures  Natron     .        .        .        .        .  0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        .        .  3,732  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....  2,132  — 

Kohlensaure  Talkerde      .        .        .        .        .  0,533  — 

12,619  Gr. 

7,260  Kub.Z. 
.        .        ..        .        0,285    — 

Die  einzelnen  Quellen  werden  in  folgenden  Krankhei- 
ten mit  Erfolg  angewandt: 

a.  Die  Acqua  di  S.  Agnes  e,  eine  Schwefeltherme, 
in  Form  von  Bädern  gegen:  Rheumatismen,  anfangende 
Lähmungen,  Hautkrankheiten,  veraltete  Fufsgeschwüre; 
—  ferner  innerlich  gegen  Stockungen,  Anschwellungen  der 
Milz  und  Leber,  hartnäckige  Verstopfung,  Muttervorfall;  — 
auch  bei  Schwäche  und  anderen  Nachkrankheiten  nach  Frac- 
turen  und  Luxationen  wird  sie  mit  Erfolg  benutzt. 

b.  Die  Acqua  Santa,  ein  laues  Eisenwasser,  wirkt 
hauptsächlich  durch  die  freie  Kohlensäure  und  das  Eisen, 
welches  sie  enthält.  Contraindicirt  und  zu  widerrathen 
bei  Lungenschwindsucht,  Brust-  und  Bauchwassersucht, 
Scirrhus  und  Krebs  des  Magens,  Bhitbrechen,  —  wirft  sie 
als  Getränk  mit  Nutzen  in  Krankheiten  der  Harnorgane, 
gegen  Harngries,  Steinbeschwerden,  Blasenkatarrh,  —  fer- 
ner gegen  Atonie  des  Magens ,  Stockungen ,  Menorrhagie, 
Kardialgie,   Lienterie,    Diarrhöe  und   Dysenterie- •empfoh- 


1001 

]en;  —  in  Form  von  Bädern  und  Douchen  beweist  sie  sich 

beilsam  bei  Leukorrhoe  und  Muttervorfall. 

Bei  der  innerlichen  Anwendung  des  Wassers  ist  die  Vorsicht  zu 
beobachten,  es  erst  dann  zu  trinken,  wenn  die  Soune  schon  etwas 
hoch  steht,  weil  die  Luft  des  Morgens  in  der  Nähe  der  Quelle  kalt 
und,  von  einem  nahe  liegenden  Sumpfe,  feucht  ist.  Ferner  beginne 
man  mit  kleinen  Dosen  und  vermeide  schwere  Speisen  oder  zu  schla- 
fen, bevor  das  Wasser  durchgegangen  ist,  weil  es  bei  vollem  Magen 
berauschende  Wirkungen  hervorbringt 

c.  Die  Acqua  del  Bagno  Casuccini,  eine  sali- 
nische laue  Therme,  wird  in  Form  von  Bädern  in  densel- 
ben Krankheiten,  wie  die  vorige,  angewandt. 

Antonio  Magnero,  epitome  de  memorabilibus  in  urbe  Sena- 
rum.  Siena  1530. 

Paolo  Palei,  de  thermis  Claceani.    1674. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.  Patav.  1711.  p.  128. 

Galgan  o  Petrucci,  una  nuova  analisi  delle  acque  minerali 
di  Chianciano.   Siena  1775. 

Petrucci,  delle  cause  e  delle  sedi  delle  malattie  da  curarsj 
colle  acque  minerali  di  Chianciano.  Siena  1778. 

Battiui,  Ricercheintorno  alle  acq.  miner.  epatiche  etc.  Siena  1793. 

S  a  n  t  i ,  Viaggi  per  le  due   Proviueie  Senesi.  1798.   T.  II.  p.  378. 

Desiderio  Maggi,  Topografia  di  Chianciano. 

Franc.  Bruni,  Quadro  dell'  acque  minerali.  Firenze  1811. 

Filippo  Cignozzi,  sulP  utilita.  delle  acque  minerali  di  Chian- 
ciano.   18:25. 

Ginlj,  Statistica  agragria  di  Val  -  di  -  Chiana.   Pisa  1828. 

—    —    Storia  naturale  a.  a.  T.  II.  p.  45  —  87.. 

8.    Era-Thal: 

Bagno  di  S.  Gonda,  eine  Mineralquelle,    die  bei  dem  im  Be- 
zirk von  Samminiato,  auf  der  linken  Seite  der  Evola  nicht   weit  von 
der  grofsen  Strafse  von  Pisa  nach  Florenz  liegenden  Dorfe  Catena 
auf  einem  Alluvionsboden  entspringt    und   sich   in  einem  viereckigen, 
gemauerten  Bassin  sammelt,    auf  dessen  Grunde  sich  Aetzkalk  findet 
in  Form  eines    grauen    Gesteins,    das   inwendig    weif's   mit   verschie- 
denfarbigen Streifen  durchzogen  ist. 

Das  Mineralwasser  ist  durchsichtig,  ohne  Geschmack,  riecht  ganz 
schwach    hepatisch    und   hat   die  Temperatur  von  13°  R.    bei  17°  R. 
der  Atmosphäre. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium     .......        3,199  Gr. 

Chlormagnesium        .         .         .  .         .         1,066  — 

Chlorcalcium     .        .        .        .        .        .        .        0,533  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,175  — 

Sss2 


1002 


Kohlensaure  Kalkerde               .  0,175  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 0,175  — 


5,323  Gr. 
!         Kohlensaures  Gas     ......        2,088  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas     .....        Spuren 

Es  wird  als  Bad,  verbunden  mit  Einreibungen  von  dem  im  Bas- 
sin befindlichen  Mineralschlamm,  gegen  Hautausschläge,  und  erwärmt 
gegen  chronische  Rheumatismen  und  Gicht  empfohlen. 

Taddei,  notizia  sulla  salce  causica  ritrovata  nel  cosi  detto  ßa- 
gno    di    S.  Gonda  presso  il  Villaggio  della  Catena,    in :    Giornale   di 
Scienze  ed  Arti.  Tom.  I.  Firenze  1816. 
Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  S.  135  ff. 

Die   Ac qua    della  F ontaccia   entspringt  bei    Monte   Bic- 
chieri,    ungefähr  4  Miglien  von  Samminiato,    auf  einem  hohen  Hü- 
gel, der  durch  Seealluvium  entstanden  ist.     Die  Quelle    hat    ein  klei- 
nes,  5  Ellen  langes,    3  Ellen  breites,   überbautes  Bassin,  in  dem  eine 
Oscillatoria  wächst,  und  ist  von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100  Thei- 
len   aus  40  Th.  kohlensaurem,   18  Th.  Sauerstoff-   und  42  Th.  Stick- 
gas besteht.     Das  Mineralwasser  ist  trübe,  riecht  und  schmeckt  stark 
nach  Schw*felwasserstoffgas,  hat  die  Temperatur  von  17°  R.  bei  glei- 
cher Temperatur  der  Atmosphäre,  und  setzt  Glairine  ab. 

Nach  Giulj's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Schwefelsaure  Kalkerde  .     ,«,«        .        .        .        0,533  Gr. 
Chlornatrium     \        .        .        ...        .      10,133  — 

Chlorcalcium     ....        .        .        .        2,133  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde 4,268  — 

17,600  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .        *        .        .        .        1,066  Kub.Z, 
Schwefelwasserstoffgas 3,140     — 

Es  wird,  als  Bad  und  erwärmt,  gegen  Krätze  und  Flechten  em- 
pfohlen. 

G.  Giulj  a.  a.  O.  T.  VI.  p.  135  ff. 

,  Das  Minei-alwa s ser  von  M  ommialla  entspringt  im  Bezirk 
von  Montajone,  nicht  fern  von  der  Grenze  des  Bezirks  von  S.  Gi- 
mignauo,  etwa  500  Ellen  von  dem  linken  Ufer  der  Capriggine  aus 
weifslicbem  Travertin,  in  der  Nähe  von  Gipsbrüchen.  Das  Gas,  wel- 
ches mit  ihm  emporsteigt,  ist  in  100  Theilen  zusammengesetzt  aus 
28  Th.  kohlensaurem  und  72  Th.  Schwefel  wasserstoffgas.  Das  Was- 
ser ist  geruchlos,  trübe,  hat  einen  erdigen  Geschmack  und  die  Tem- 
peratur von  11°  R. 

Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Talkerde 2,666  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 4,268  — 

Chlornatrium     .        .        .        .       .  >     .        .        3,199  — 


1003 


Clilormaguesiuin 2,132  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 5,331  — 

Kohleusaure  Talkerde 2,132  — 


19,7-28  Gr. 

Trotz  des  starken  Geruchs  nach  Schwefelwasserstoffgas  in  der 
Nähe  der  Quelle  enthält  das  Wasser  selbst  doch  dieses  Gas  nicht. 
Das  reichlich  fliefsende  Wasser  wird  nur  gegen  Hautkrankheiten  des 
Viehes  benutzt.  ,     , 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T  III.  S.  173  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas,  S.  160., 

9.     Elsa-  und  Pesa-Thal: 

Die  Acqua  de  IIa  F  ogna  entspringt  auf  dem  Territorium  ei- 
nes Gutes,  il  Co  tone  genannt,  nicht  weit  von  Empoli ,  einem  sehr 
lebhaften  ,  an  der  Strafse  von  Florenz  nach  Pisa  und  Livoruo  gele- 
genen Orte.  Das  Mineralwasser,  das  aus  Schichten  grauen  Thones 
—  Mottajone  in  der  Gegend  genannt  —  ziemlich  reichlich  hervor 
kommt,  ist  durchsichtig,  von  schwach  salinischem  Geschmack,  geruch- 
los und  hat  die  Temperatur  von   13°  R. 

Nach  Giulj   enthalten  sechzehn  Unzen  desselben  : 

Schwefelsaures  Natron    .        .        .        1,599  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde 


■ 


Der  innerliche  Gebrauch  dieses  wenig  bekannten  ,  alkalisch-erdi- 
gen Mineralwassers  kann  demnach  nicht  von  bedeutender  Wirkung, 
vielleicht  nur  gegen  Gries  -  und  Steinbeschwerden  von  einigem  Erfolge 
sein.,  In  Form  von  Bädern  und  erwärmt  wird  es  gegen  chronischen 
Rheumatismus  empfohlen. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  V.  p.  5  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  78. 

■ 

Die  Acqua  dl  Pillo  entspringt  zwischen  Gamhassi 
und  Castel  Fiorentino  in  der  Nähe  der  dem  Marcliese  In- 
contri  gehörigen  Villa  di  Pillo  aus  einer  Höhlung  zwischen 
mächtigen  Massen  von  Macigno.  Das  Wasser  ist  klar, 
von  salzig-säuerlichem,  eisenhaftem  Geschmack,  hat  den 
Geruch  der   Säuerlinge   und  die  Temperatur  von    11°  II. 


Chlornatrium    . 

0,533  — 

Chlorcalcium    . 

0,266  — 

Kohlensaures  Natron 

0,799  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,199  — 

7,462  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

1,614  Kub.  Z. 

1004 

Es  überzieht  sich  mit  einem  röthlich-gelben  Häutchen,  das 
aus  kohlensaurer  Kalkerde  und  Eisenkarbonat  besteht,  und 
setzt  einen  ähnlichen  Niederschlag  ab.  —  Die  Quelle  giebt 
etwa  12  Tonnen  Wasser  in  24  Stunden. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 


Schwefelsaures  Natron  . 

10,660  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,066  — 

Chlornatrium 

70,900  — 

Chlormagnesium 

0,533  — 

Chlorcalcium 

.  v      0,533  — 

Kohlensaures  Natron 

.        .        23,450  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

6,930  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     . 

0,533  — 

11 4,605  Gr. 

Dies  zu  den  eisenhaltigen  salinischen  Säuerlingen  ge- 
hörende und  in  der  Umgegend  sehr  bekannte  Mineralwas- 
ser wird  sehr  viel  getrunken:  es  bewährt  sich  namentlich 
gegen  Gries-  und  Steinbeschwerden,  und  wirkt  in  gröfsern 
Quantitäten  genommen  (sechs  bis  acht  Becher)  bei  Stok- 
kungen  in  den  Abdominaleingeweiden,  Trägheit  des  Stuhl- 
ganges auflösend  und  abführend.  Auch  in  Form  von  Bä- 
dern wird  es  empfohlen  gegen  chronische  Rheumatismen, 
Gicht  und  allgemeine  Schwäche. 

Bergin  an,  opuscoli  chimici  e  fisici.   Napoli   1788.  T.  I.  p.  323. 
Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  V.  p.  5. 
lll(Fj  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  186. 

Die  Acqua  äei  Casciäni  entspringt  etwa  600  Ellen  von  dem 
Bache  gleiches  Namens,  nicht  weit  von  dem  Landgute  Luciano  im 
Bezirk  von  Montajone,  wo  dieser  an  den  von  S.  Gimignano  grenzt, 
aus  grauem  Kalkstein.  Das  reichlich  fliefsende  Wasser  ist  durchsich- 
tig, geruchlos,  hat  einen  säuerlich-salzigen,  etwas  urinösen  Geschmack 
und  die  Temperatur  von  12?  R. 

Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Talkerde  .        .        8,530  Gr. 

i   i     Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        9,599  — 

Chlornatrium    .....      31,980  — 

Chlorcalcium 1,599  — 

Chlormagnesium       .        .        .        .        0,533  — 
Kohlensaures  Natron       ...        1,599  — 


1005 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .      24,520  Gr.< 
Kohlensaures  Eisenoxydul       .        .        0,533  — 

78,893  Gr. 
Kohlensaures  Gas    ....        8,390  Kub.Z. 

Das  zu  den  salinisch- alkalischen  Säuerlingen  gehörende  Wasser, 
welches  stark  abführt,  wird  von  den  Bewohnern  der  Umgegend  häufig 
an  der  Quelle  getrunken ;  beim  Transportiren  zersetzt  es  sich  leicht, 
wird  trübe  und  bekommt  eine  röthliche  Farbe. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  III.  S.  179  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  46. 


-  in 

i 
I 

■     , 


■ 


■ 


C.    Die  Heilquellen  im  Cömpartimento  von   Siena 
und  Grosseto. 


1.    Elsa-Thal: 

He  Fönte  del  Bagnolo  entspringt  in  der  Gemeinde  Men- 
zano,  bei  der  Villa  di  Querceto,  die  etwa  fünf  Miglien  vom  linken 
Ufer  der  Elsa  liegt,  auf  einem  Hügel  aus  Kalkstein.  Das  nur  spär- 
lich rinnende  Wasser  ist  durchsichtig,  hat  einen  leichten  Schwefel- 
geruch, ähnlichen,  dabei  alUalinischen  Geschmack  und  die  Temperatur 
von  19°  R.    Es  setzt  keinen  Niederschlag  ab. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  geben  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Talkerde     .        .  3,199  Gr. 


Schwefelsaure  Kalkerde 

1,066  — 

Chlornatrium        .... 

6,397  — 

Chlorcalcium       .... 

1,066  — 

Chlormagnesium  .... 

1,599  — 

Kohlensaures  Natron 

15,464  — 

Kohlensaure  Kalkerde- 

1,599  — 

Kohlensaures  Eisenoxj'dul 

0,533  — 

30,923  Gr. 

Die  Quelle  scheint,  wie  ihr  Name  andeutet,  früher  als  Heilmittel 
angewandt   worden  zu   sein;  gegenwärtig  wird  sie  nicht  benutzt. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  III.  p.  261  ff. 

Die  Acqua  del  Palazzo  al  Piano  entspringt  in  der  Nähe 
einer  Besitzung  gleiches  Namens,  die  der  Familie  Saracini  zu  Siena 
gehört,  und  nicht  weit  von  Frosiui  liegt,  auf  der  linken  Seite  der 
Elsa,  aus  Kalkstein.  Das  Wasser  hat  eine  graue  Farbe ,  riecht  und 
schmeckt  schweflig,  und  im  Sommer>  wenn  es  nicht  mit  Regenwasser 


1007 


gemischt  ist,  eisenhaft,  und  hat  die  Temperatur  von   13°  R.     In   der 
Nähe  der  Quelle  finden  sich  Niederschläge  von  schwefelsaurem  Eisen. 
Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  Giulj: 


Schwefelsaure  Talkerde     . 
Schwefelsaure  Kajkcrde     . 
Schwefelsaures  Eisenoxydul 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoff»  as 


2,132  Gr. 
5,331  — 
Spuren 
2,132  — 
0.533  — 
0,533  — 
2,134  — 
7,997  — 
0,533  — 
21,325  Gr. 
5,236  Kub.Z. 
2,0S8 


Im  Sommer  steigt  die  Quantität  des  schwefelsauren  Eisenoxyduls 
bis  auf  4,268  Gr. 

Das  Wasser,  eine  Schwefel-  und  schwache  Vitriolquelle,  wird 
nur  gegen  Hautkrankheiten  des  Viehs  gebraucht. 

Giulj,  Storia  naturale  T.  III.  p.  261  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  180. 

Die  Mineralquelle  von  Staggia,  Acqua  delle  Scopa- 
relle  genannt,  entspringt  ungefähr  2  Miglien  nordöstlich  von  Staggia, 
einem  etwa  12  Miglien  nordwestlich  von  Siena  an  der  groi'seu  römi- 
schen Strafse  gelegenen  Orte,  aut  den  Tbonhügcln,  die  eine  Fortsez- 
zung  der  Berge  von  Castellina  del  Chianti  sind.  Ihr  durchsichtiges 
Wasser  ist  geruchlos,  hat  einen  leicht  salzigen  Geschmack  und  die 
Temperatur  von  12°  R. 

Es  enthält  nach  Giulj  in  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium 26,660  Gr. 

Chlorcalcium      .         .         .  •      .         .         .         .        1,066  — 

Chlormaguesium 0,533  — 

Schwefelsaure  Talkerde 15,990  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 6,398  — 

Kohlensaure  Talkerde 1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 5,331  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       .  Spuren 

57,044  Gr. 
Das  Mineralwasser  ist  bis  jetzt  noch  wenig  zur  medizinischen  Be- 
nutzung angewendet  worden ;  die  Leute  der  Gegend  gebrauchen  es 
als  Abführmittel.  Doch  würde  es  sich  wegen  seines  Salzgehaltes  da 
sehr  dienlich  zeigen,  wo  salinische  und  hittersalzrciche  Quellen  in- 
dicirt  sind. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  III.  p.  173. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  226. 


1008 


Das  Miner  alioasser  von  Poggibonsi  entspringt  aus  ei- 
nem thonigen  Meer-AIluvionsboden,  ungefähr  zwei  Miglien  von  der 
Villa  Strozzavolpe  an  der  linken  Seite  d-es  Weges,  der  nach  dem 
Dorfe  Talciona  führt,  wefshalb  es  auch  zu  Poggibonsi  wie  in  der 
Umgegend  Acqua  di  Talciona  genannt  wird.  Das  ziemlich  spär- 
lich rinnende  Wasser  ist  klar,  geruchlos,  hat  einen  schwach  salzigen 
Geschmack,  die  Temperatur  von  5°  R.,  und  setzt  etwas  gelbliches 
Eisenkarbouat  ab. 

Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj: 


Schwefelsaure  Talkerde 

.2,132  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.     ,    .        .        .        1,066  — 

Chlornatrium     . 

...        .        5,331  — 

Chlormagnesium 

0,266  — 

Chlorcalcium     . 

0,266  — 

Kohlensaure  Talkerde 

•    \        ...        0,533  - 

Kohlensaure  Kalkerde 

.        .     '   .        .        1,599  — 

Kohlensaures  Eisenbxydu 

1                . "      .        .        Spuren 

11,193  Gr. 

Man  gebraucht  es  als  Abführmittel  zu  acht  Bechern,  ferner  in 
gastrischen  Fiebern  zur  Entfernung  von  Unreinigkeiten  aus  dem  Ma- 
gen und  Darmkanal.  Auch  gegen  Blasenkatarrh  wird  es,  unter  den 
Wein  gemischt,  empfohlen. 

Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  O.    T.  III.  p.  173  ff. 

Neuerlich  ist  noch  ein  anderes  Mineralwasser  bei  Poggibonsi,  die 
Acqua  della  Lama,  entdeckt  und  von  Cozzi  analjsirt  worden. 
Fünfzig  Unzen    desselben  enthalten:  g 

Kieselerde  .        .        .        .        . 


Schwefelsaure' Kalkerde  . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron    . 
Schwefelsaure  Talkerde  . 
Chlornatrium     . 
Chlormaguesium 
Chlorcalcium 

Arch.  delle  Sc.  med.  fis.  Tose.  1837 


1,750  Gr. 

4,675  — 
5,360  — 
7,090  — 
10,750  5- 
13,260  — 
S5,875  —  - 
102,500  — 
i,         4,750  - 
236,010  Gr. 
Nov.  p.  728  ff. 


Der  Eisensäuerling  von  Cinciano  entspringt  21/,  Miglien 
nordöstlich  von  Poggibonsi,  '/,  Miglie  von  S.  Martino,  einem  Dorfe, 
das  an  der  grofsen  römischen  Strafse  zwischen  Poggibonsi  und  Bar- 
berino  liegt,  aus  einem  Meer-AIluvionsboden,  nicht  weit  vom  linken 
Ufer  der  Drove.  Das  sjellr  reichlich  fließende  Wasser  desselben  ist 
durchsichtig,  hat  den  Geruch  der  Säuerlinge,  einen  säuerlichen,  ei- 
senhaften, zusammenziehenden  Geschmack  und  die  Temperatur  von 
12°    R.      Die   Quelle,    in    der    Batrachospermum    wächst,    ist     von 


1009 

Gas  begleitet,   das  sich  wegen  des  hohen,    nach  Schwefelwasserstoff- 
es riechenden,  Schlammes  im  Grunde  derselben  nicht  untersuchen  lüfst. 
Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  nach  Giulj: 
Schwefelsaure  Talkerde  .        .        .        .        .        Spuren 
Schwefelsaure  Kalkerde  .....        1,066  Gr. 

Chlornatrium 2,132  — 

Chlorcalcium 0,533  — 

Chlormagnesium 0,533  — 

Kohlensaure  Talkerde 1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1,599  — 

Kohlensaures  Eiscnoxydul       ....        0,533  — 

7,462  Gr. 

Kohlensaures  Gas 7,512  Kub.Z. 

Es  wird  empfohlen  gegen  Blasenkatarrh,  Dyspepsie,  Chlorose; 
ferner  in  Form  von  Klystieren  und  Injectionen  gegen  chronische 
Diarrhöen  und  Dysenterien  und  Leukorrhoe.  Den  Schlamm  benutzen 
die  Leute  der  Gegend  gegen  Hautkrankheiten  des  Viehes. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  III.  p.  173  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas  S.  58. 

Die  Mineralwässer  von  S.  Marxiale  oder 
delle  Caldane  entspringen  nicht  Aveit  von  Celle  in  der 
Nähe  der  Mühle  delle  Caldane  aus  Travertin.  Es  sind 
fünf  Quellen,  die  in  einem  mit  Trümmern  alter  Mauern 
umschlossenen  Räume  von  30  Quadrat-Ellen  hervorkommen. 
Viele  hier  gefundene  Ueherreste  von  Mosaiken  und  Mar- 
morarbeiten deuten  darauf  hin,  dafs  diese  Bäder,  die  jetzt 
ganz  vernachlässigt  und  seit  Jahrhunderten  zerfallen  da- 
liegen, im  Alterthume  prächtig  eingerichtet  waren.  Dr.  Pas- 
scri,  von  1822  an  Arzt  zu  Colle,  hat  eine  Reihe  von  Jah- 
ren hindurch  weder  Mühe,  noch  Kosten  gescheut,  um  die 
Trümmer  hinweg  zu  räumen  und  die  einzelnen  Quellen  zu 
trennen  und  in  Bassins  zu  leiten;  aber  schon  zwei  Jahre 
nach  seiner  Uebersiedelung  nach  Orvieto  befanden  sich  die 
Bäder  in  eben  so  traurigem  Zustande  wieder,  wie  vorher. 
Wir  folgen  in  der  Bezeichnung  der  einzelnen  Quellen  dem 
Grundrisse,  der  dem  Werke,  was  er  über  diese  Bäder  her- 
ausgegeben hat,  beigefügt  ist. 

Erste  Quelle  (le);  ihr  Wasser  ist  durchsichtig, 
geruchlos,  von  eiuem  leicht  zusammenziehenden  Geschmack, 


1010 

und  hat  die  Temperatur  von  22°  R.  Das  Gas,  von  dem 
es  begleitet  ist,  besteht  nach  Giulj  in  60  Theilen  aus 
12  Th.  kohlensauren,  18  Th.  Sauerstoff-  und  30  Theilen 
Stickgases.  Der  Schlamm  des  Wassers  riecht,  wenn  er 
einige  Zeit  stehen  bleibt,  etwas  nach  Schwefelwasserstoffgas. 

Zweite  Quelle  (2c);  ihr  durchsichtiges,  geruchlo- 
ses Wasser  schmeckt  zusammenziehend  und  hat  ebenfalls 
die  Temperatur  von  22°  R.  Der  Schlamm  desselben  riecht 
nicht  nach  Schwefelwasserstoffgas.  Das  Gas,  welches  mit 
dieser  Quelle  hervorkommt,  ist  nach  Giulj  in  60  Theilen 
zusammengesetzt  aus  8  Th.  kohlensaurem,  21  Th.  Sauer- 
stoff- und  31  Th.  Stickgas. 

Dritte  Quelle  (Bassin  d.);  ihr  Wasser  ist  durch- 
sichtig, hat  einen  stärkeren- zusammenziehenden,  leicht 
säuerlichen  Geschmack  und  Geruch,  und  die  Temperatur 
von  18°  R.  Ihr  Gas  besteht  in  60  Th.  nach  Giulj  aus 
J4£Fh.  kohlensauren,  16  Th.  Sauerstoff-  und  30  Theilen 
Stickgases. 

Vierte  Quelle  (welche  die  Bassins  f.  f.  speist) 
giebt  ein  durchsichtiges  Wasser,  das  keinen  merklichen 
Geruch,  einen  zusammenziehenden  Geschmack  und  die 
Temperatur  von  22°  R.  hat.  Ihr  Gas  enthält  in  60  Theilen: 
10  Th.  kohlensaures,  18  Th.  Sauerstoff-  und  32  Theile 
Stickgas. 

Fünfte  Quelle  (der  Bassins  g.  g.)  hat  ein  durch- 
sichtiges, gcruch-  und  geschmackloses  Wasser  von  18°  R. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

der  Quelle  Nr.  I.  derQuelleNr.II. 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornafrium 
Chlorcalcium 
Chi  rmagnesium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Thonerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


Kohlensaures  Gas 


0,533  Gr. 

0,533  Gr. 

0,785  — 

1,066  — 

0,533  — 

0,533  — 

0,175  — 

. 

0,350  — 

0,350  — 

3,732  — 

3,199  — 

0,533  - 

0,533  — 

0,175  — 

6,641  Gr. 

6,389  Gr. 

1,044  Kub.Z. 

0,785  Kub.Z. 

1011 

der  Quelle  Nr.  III.  der  Quelle  Nr.  IV. 


Schwefelsaure  Talkerde 

0,399  Gr. 

0,533  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde        . 

0,533  — 

.      1,066  — 

Chlornatrium  .... 

0,533  — 

0,533  — 

Chlormagnesium 

0,133  —        .      . 

0,266  — 

Kohlensaure  Kalkerde    .        . 

4,268  — 

2,132  — 

Kohlensaure  Thonerdc 

0,399  — 

0,266  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,133  — 

Spuren 

6,398  Gr. 

4,796  Gr. 

Kohlensaures   Gas 

0,785  Kub.Z. 

der   Quelle  Nr.  V. 

Schwefelsaure  Kalkerde 1,599  Gr. 

Chlornatrium 0,533  — 

Chlormagnesium 0,266  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1.865  — 


4.263  Gr. 
Die  erste  der  Quellen  wird  in  Form  von  Bädern  mit 
gleichzeitiger  Anwendung  des  Schlammes  gegen  leichte 
Fälle  von  Flechten  und  Krätze  empfohlen  ;  die  zweite  eben- 
falls als  Bad  gegen  Angioitis;  die  dritte  innerlich  gegen 
Harngries ,  Blasenkatarrh  und  ähnliche  Krankheiten  der 
Harnwerkzeuge;  die  vierte  hat  Dr.  Passeri  mit  vielem 
Erfolge  äufserlich  gegen  klonische  Krämpfe,  Hysterie, 
auch  gegen  gightische  und  rheumatische  Leiden  und  Nach- 
krankheiten nach  Verletzungen  angewandt. 

Giuseppe  Passeri,    delle  acque  minerali  del  Bagno  delle  Cal- 
dane,  ovvero  di  S.  Marziale  presso  Colle  di  Val  d'Else.  Colle  1823. 
Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  III.  p.  205  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  154. 


2.     C  e  c  i  n  a  -  T  h  a  1 : 

Die  Mineralwässer  der  Bagni  delle  Gal- 
ler aje  finden  sich  an  den  Abhängen  eines  meist  aus 
grauem  festem  Kalkstein  bestehenden  Berges,  der  sich  um 
die  Quellen  der  Cecina  herumziehend  das  Thai  dieses 
Flusses  rechts  von  dem  der  Merse  trennt.  Man  unterschei- 
det drei  Quellen : 

1.  Die  Bade  quelle  entspringt  auf  der  rechten 
Seite  der  Cecina,  und  ungefähr  200  Schritte  vom  Ufer  der- 


1012 


selben  aus  den  Spalten  des  Travertins,  der  an  dieser 
Stelle  den  Kalkstein  durchsetzt.  Ihr  durchsichtiges,  sehr 
reichlich  fliefsendes  Wasser  ist  von  einem  säuerlichen,  zu- 
sammenziehenden Geschmack,  riecht  nach  Schwefelwasser- 
stoffgas und  hat  im  Bade  die  Temperatur  von  26°  R. ,  in 
der  Leitungsröhre  von  27°  R. ;  heim  Ausflufs  aus  den  Bä- 
dern läfst  es  Glairine  zurück ,  und  in  der  Nähe  des  Bas- 
sins bemerkt  man  einen  leichten  gelben  Niederschlag  von 
Eisenkarbonat;  bei  längerem  Stehen  überzieht  es  sich  mit 
einem  weifsen  Häutchen  von  kohlensaurer  Kalkerde. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaure  Talkerde          .      .  .        .        . 

3,199  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

3,199  — 

Chlornatrium 

2,132  — 

Chiorcalcium 

0,175  — 

Chlormagnesium 

0,350  — 

Kohlensaure  Talkerde      .        . 

1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde     ..... 

4,800  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       .        . 

0,533  — 

15,454  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        .        .        .        ... 

0,538  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas    ...... 

1,066     — 

)ie  Quelle,  welche   zu   den  Schwefelthc 

?rmen  gehö 

ist  mit  einem  sehr  rohen,  halbverfallenen  Gebäude  über- 
baut, das  zwei  gemeinschaftliche  Bäder  enthält,  in  denen 
die  Leitungsrohre  als  Douche  benutzt  wird.  Das  Bad 
wird  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  gegen  chronische  Haut- 
krankheiten, rheumatische  Lokalaffectionen,  Paralysen, 
Schwäche  der  untern  Extremitäten  nach  langen  Fieberlei- 
den etc.  angewandt.  —  Da  keine  fahrbare  Strafse  zu  den 
Bädern  fuhrt,  so  sind  die  Kranken,  die  nicht  im  Stande 
sind,  sich  zu  Pferde  oder  zu  Fufs  hieher  zu  begeben,  ge- 
zwungen, sich  auf  einer  Tragbahre  oder  in  einer  Sänfte  zu 
den  Bädern  schaffen  zu  lassen. 

2.  Acqna  forte  delle  Galleraje  entspringt  auf 
der  linken  Seite  der  Cecina,  etwa  400  Schritt  von  dem 
Bade  entfernt,  aus  Kalkstein,     Das  durchsichtige  Wasser 


1013 

hat  einen  säuern  zusammenziehenden  Geschmack,  den  Ge- 
ruch der  Säuerlinge  und  die  Temperatur   von  14°  R. 

3.  Acqua  rossa  delle  Galleraje,  so  genannt 
von  einer  röthlichen  Substanz,  die  sich  an  den  Stellen  fin- 
det, wo  das  Wasser  flielst.  Dasselbe  entspringt  ebenfalls 
auf  der  linken  Seite  der  Cecina  aus  Kalkstein,  ist  durch- 
sichtig, von  einem  sauern,  eisenhaften  Geschmack,  dem 
Geruch  der  Säuerlinge  und  hat  gleichfalls  die  Temperatur 
von  14°  R. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen: 

1 .  der  Acq.  forte :    2.  der  Acq.  rossa : 
Schwefelsaure  Talkerde    .        .        .        1,066  Gr.        .        4,800  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde    .        .        .        3,732  —        .        4,268  — 
Chlornatrium       ......        1,066  —         .        4,800  — 

Chlorcalcium 0,266  —        .        0,533  — 

Chlormagnesium  ....        0,266  —        .        0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  5,331  —  .  6,391  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  2,132  —  .  3,199  — 
Kohlensaures  Eisenoxj'dul         .        .        0,533  —        .        2,666  — 

14,392  Gr.  27,190  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .        .        .        .        8,602  Kub.Z.  4,264  Kub.Z. 

Diese  heiden  zu  den  Eisensäuerlingen  gehörende  Quel- 
len werden  von  den  Umwohnern  häufig  getrunken,  und  sind, 
der  Nähe  der  Maremma  wegen,  eine  grofse  Wohlthat  für 
dieselben.  Die  erste  ist  gegen  Harngries ,  Steinbeschwer- 
den, Blasenkatarrh,  Obstructionen  der  Abdominal-Einge- 
weide  u.  s.  w.  wirksam,  die  zweite  wird,  wegen  ihres  grö- 
fsern  Eisengehalts,  vorzüglich  gegen  Atonie  des  Magens, 
Menorrhagie,  Kardialgie,  Lienterie  empfohlen. 

Beide  Quellen  sind  ganz  ihrem  natürlichen  Zustande 
überlassen.  Man  besucht  sie  in  der  Regel  nur  von  Ende 
Mai  bis  Ende  Juni  und  dann  wieder  im  September.  Zwei 
Mühlen  in  der  Nähe  und  ein  etwa  eine  Miglie  entferntes 
Landgut  der  Familie  Bulgarini  von  Siena  gewähren  Un- 
terkommen. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  a.  a.  O.  T.  III.  p.  233  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  84. 


1014 

3.     Merse-Thal: 

Die  Mineralquellen  von  Bocc/ieggiano,  ei- 
nem auf  der  rechten  Seite  der  Merse  und  vier  bis  fünf 
Miglien  von  der  Quelle  dieses  Flusses,  auf  einem  1151 
flor.  Ellen  hohen  Berge  gelegenen  Orte,  in  dessen  Nähe 
sich  fünf  Mineralquellen  finden,  von  denen  zwei  in  den 
Kastanienpflanzungen  unterhalb  Boccheggiano  liegen. 

1.  Acqua  del  sgrott ato  del  seccatojo  della 
Signora  jPericcioli,  so  genannt,  weil  sie  in  einem 
Erdsturze  neben  diesem  Seccatojo  (Gebäude  wo  Kastanien 
gedörrt  werden)  entspringt.  Diese  Quelle  kommt  aus  Thon- 
schiefer  zu  Tage,  und  giebt  ein  durchsichtiges  Wasser, 
das  einen  zusammenziehenden,  eisenhaften  Geschmack  und 
Geruch ,  die  Temperatur  von  13°  R.  hat  und  Eisenoxyd 
absetzt. 

2.  Acqua  del  seccatojo  delV  olio  puzzolo 
entspringt  in  der  Nähe  eines  andern  ähnlichen  Gebäudes, 
in  dem  früher  Wachholderoel  aus  dem  Holze  dieses  Bau- 
mes destillirt  wurde,  woher  der  Name  dieser  Quelle,  die 
gleichfalls  aus  Thonschiefer  hervorkommt.  Ihr  Wasser  ist 
durchsichtig,  hat  einen  sauern,  eisenhaften  Geschmack  und 
Geruch,  die  Temperatur  von  13°  R.  und  setzt  einen  röth- 
lich  gelben  Niederschlag  ab.  Da  diese,  wie  die  vorige 
Quelle,  aus  Seitenspalten  des  Thonschiefers  hervorkommt, 
so  ist  keine  Gasentwickelung  wahrzunehmen. 

3.  Acaua  calda,  nach  einem  Graben  gleiches  Na- 
mens so  genannt,  auf  dessen  rechter  Seite  diese  Quelle 
aus  Quarz  entspringt.  In  der  Nähe  sieht  man  noch  Spu- 
ren von  ehemaligen  Minen,  aus  denen  früher  Bleikobalt 
geAvonnen  sein  soll.  Das  Wasser  dieser  Quelle  ist  durch- 
sichtig, geruch-  und  geschmacklos,  hat  eine  Temperatur 
von  13°  R.,  und  ist  nicht  von  Gas  begleitet. 

4.  Acr/ua    superiore  del   Botro   rosso    (der 
Botro  rosso  ist  ein  Graben,  der  auf  der  linken  Seite    der 
Merse,  nicht  weit  von  deren  zweitem  Arme  —  Savioli  ge- 
nannt 


1015 


nannt  —  liegt)  kommt  in  diesem  aus  silberweifsem  Thon- 
schiefer  hervor.  Ihr  Wasser  hat  einen  sauern,  tintenähn- 
lichen Geschmack,  riecht  nach  schwefelsaurem  Eisen. 

5.  Acqua  inferiore  delBotro  rosso  entspringt 
etwas  unterhalb  der  vorigen  aus  gleichem  Gestein.  Das 
Wasser  ist  oben  von  einer  röthlichen  Substanz  bedeckt, 
unter  dieser  aber  klar,  hat  einen  zusammenziehenden,  ei- 
senhaften Geschmack,  den  Geruch  der  Säuerlinge,  und  ist 
von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100  Theilen  aus  48  Th. 
kohlensauren,  12  Th.  Sauerstoff-  und  40  Th.  Stickgases 
zusammengesetzt  ist. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

1.  der  Acq.  del  sgrot-  2.  der  Acq  .d.  secca- 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Thonerde 
Chlornatrium    .        .  •     . 
Chlorcalcium    . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas   . 


Schwefelsaure  Talkerde     . 
Schwefelsaure  Kalkerde    . 
Schwefelsaure  Thonerde 
Schwefelsaures  Eisenosydul 
Chlornatriuni       .        , 
Chlorcalcium 

Chlormagnesium  .        . 

Freie  Schwefelsäure 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 

Kohlensaures  Gas 


tato  del  seccatojo 
0,266  Gr. 
0,175  — 
0,266  — 
0,533  — 
0,350  — 
2,132  — 


tojo  deH'ol.  puzz.: 
0,266  Gr. 
0,266  — 
0,266  — 
0,533  — 
0,266  — 
1,599  — 


3,722  Gr. 

3,196  Gr. 

3,990  Kuh.Z. 

1,710  Kub.Z. 

3.  der  Acqua    < 

i.  der  Acq.  super, 

calda : 

delBotro  rosso : 

. 

3,199  Gr. 

.          . 

5,381  — 

•           . 

2,132  — 

*         i 

4,268  — 

0,175  Gr.       . 

1,599  — 

0,175  — 

0,533  — 

0,175  — 

0,533  — 

.           , 

4,268  — 

0,533  — 

.        , 

Spuren           , 

• 

1,058  Gr. 
unbestimmbar. 


21,913  Gr. 


5.   der  Acqua  inferiore  del  ßotro  rosso: 
Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        .        1,066  Gr. 

3,199  — 


Kohlensaure  Talkerde 


Kohlensaure  Kalkerde 
IH.  Theil. 


3,732  — 

Ttt 


1016 


Kohlensaures  Eisenoxydul        .        .  4,268  Gr, 

Chlornatrium 3,199  — 

Chlorcalcium       .....  0,533  — 

Chlonnagnesium         ....  0,533  — 


16,530  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ....        7,410  Kuh.Z. 

Von  diesen,  gröfstentheils  zu  den  kräftigen  Eisen- 
säuerlingen gehörenden  Quellen,  die  alle  sich  selbst  über- 
lassen liegen,  werden  die  beiden  ersten  gegen  Schwäche 
des  Magens,  Djrspepsie,  Chlorosis,  Verstopfungen  der  Milz 
und  Leber  empfohlen ;  —  die  dritte  ist  nur  ein  etwas  hartes 
Wasser.  Die  vierte  jedoch,  Acqua  superiore  del  Botro 
rosso  stellt  Giulj  dem  berühmten  Wasser  von  Rio  ($.  956) 
an  die  Seite,  und  empfiehlt  sie  in  allen  Fällen  wo  das  Was- 
ser  von  S.  Fcdele  (S.  1024),  die  letzte  endlich  da,  wo  das 
von  Noceto  (S.  1034)  indicirt  ist. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  a.  a.  Ö.  T.  III.  p.  261  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  30. 

-Das  Mineralw  asser  von  Ciciano  ■,  eine  Miglie  von  Chius- 
dino,  auch  Acqua  delle  vene  di  Ciciano  genannt,  quillt  aus 
Kalkstein  hervor;  es  ist  ohne  Farbe,  ohne  Geruch  und  Geschmack, 
hat  die  Temperatur  von  13°  R.  und  setzt  viel '  grau  -  weifse  kohlen- 
saure Kalkerde  ab,  womit  die  hiueingelegten  Gegenstaude  incrustirt 
'  werden. 

Nach  Giulj   enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers! 
Kohlensaure  Talkerde      .        .        .        0,533  Gr. 
Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        5,867  — 
Chlornatrium      ....        .        2,666  — 
Chlormagnesium        .        .        .        .        0,533  — 

9,599  Gr. 
Es  wird  gegen  Harngries  und  Steinbeschwerden  empfohlen. 

Giulj  a.  a;  O   T.  III.  p.  261  ff." 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  58. 

Das  Mineralwasser  von  Castelletto  Mascagni  ent- 
springt in  der  Nähe  dieses  Dorfes  (Geburtsort' des  berühmten  Anato- 
men Mascagni,  das  noch  jetzt  der  Familie  desselben  gehört),  und 
nicht  weit  von  der  Cona  aus  Kalkstein;  rings  um  die  Quelle  befin- 
den sich  eine  Menge  „Soffioni"  und  der  Boden  ist  mit  schwefelsau- 
rem Eisen  und  erdigem  Schwefel  incrustirt.  Das  Wasser  ist  trübe, 
riecht  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas,   hat  einen   säuerlichen  und 


1017 

concentrirt,   einen  alkalinischen  Geschmack  und  die  Temperatur   von 
13°  R. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Talherde   .         .         .        6.397  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde 


4,268  — 

4,S0O  — 

1.599  — 

15,993  — 


Chloruatrium 
Chlormagnesitim 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Ammoniak  .        .       10,133  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul        .        .        1,599  — 

44,789  Gr. 

Kohlensaures  Gas      ....        7,260  Kub:Z. 
Schwefelwasserstoffgas      .        .         .         0,785     — 

Es  wird,  seines  trüben  Aussehens  wegen,  nicht  innerlich  gebraucht, 
äufserlich  aber  mit  Erfolg  gegen  chronische  Hautkrankheiten  angewandt. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  III.  p.  261  ff. 

Die  Sch-wefeltkerme'  von  Macareto ,  auch  Bagno  del 
doccio,  nach  einer  Osteria  dieses  Namens  genannt,  liegt  auf  der 
linken  Seite  der  Merse,  in  einer  Ebene.  Das  Wasser  kommt  aus 
j  Travertiu  hervor,  von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100  Theilen  aus 
32  Th.  kohleusaurem,  2  Th.  Schwefelwasserstoff-,  44  Th.  Stick-  und 
22  Th.  Sauerstoffgas  zusammengesetzt  ist.  Das  Wasser  ist  durch- 
sichtig, riecht  nach  Schwefel,  hat  einen  leicht  salzigen  Geschmack 
und  die  Temperatur  von  33°  R.,  beim  Stehen  überzieht  es  sich  mit 
einem  Häutchen  von  kohlensaurer  Kalkerde,  setzt  eben  diese  Sub- 
stanz   und  aufserdem  auch  Glairine    ab. 

Nach  Giulj's  Analyse  geben  sechzehn  Unzeu  des  Wassers: 
Schwefelsaures  Natron  .  .  .  4,268  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  .  2,132  — 
Chlornatriurn  .....  6,398  — 
Chlormagnesium  ....  1,066  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  1,066  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  "  .  9,599  — 
Kohlensaures  Eiseuoxydul        .        .        0,533  — 

25,U62Gr. 
Kohlensaures  Gas      .        .        .        .        0,522  Kub.Z.' 
Schwefelwasscrstoffgas     .        .        .        0,7S5    — 

Dies  Bad,  von  dessen  hohem  Allerthume  und  grofsem  Rufe  noch 
viele  schön  gearbeitete  Antiken,  Ruinen  von  Bauwerken  aus  Mar- 
mor, Inschriften  u.  dgl.  Zeuguifs  geben,  das  auch  noch  von  Kaiser 
Heinrich  VII.  besucht  wurde,  liegt  schon  seit  Jahrhunderten  vernach- 
hifsigt.  Es  findet  sich  nur  ein  Gebäude  jetzt  mit  zwei  gemeinschaft- 
lichen Bädern,  welche  die  Leute  der  Umgegend  und  arme  Kranke 
aus  der  Maremma,  zuweilen  auch  Bürger  von  Siena  im  Juni  und  Sep- 
tember gegen   rheumatische  und  gichtische  Leiden,   Paralysen,    Nach- 

Ttt  2 


1018 

kraukheiten  nach  Verletzungen  und  chronische  Hautausschläge  mit 
gutem  Erfolg  benutzen.  Es  könnte  für  Siena,  da  es  das  dieser  Stadt 
am  nächsten  gelegeue  Bad  ist,  wichtig  werden,  wenn  es  besser  ein- 
gerichtet und  Vergrölsert  würde. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.    T.  III.  p.  295.  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  148. 

Die  Schwefeltherme  von  Pretiolo,  nach  einem  verfalle- 
nen Schlosse  genannt,  von  dem  nur  die  Ringmauern,  drei  Thürine 
und  die  Kirche  noch  stehen ,  liegt  ungefähr  fünf  Miglien  von  dem 
vorigen  Bade,  auf  der  linken  Seite  der  Farma,  nicht  weit  von  dem 
Punkte,  wo  diese  in  die  Merse  mündet.  Der  Berg,  an  dessen  Ab- 
hänge diese  Quelle,  die  einzige,  die  von  vielen  anderen,  verschütteten 
«och  übrig  ist,  entspringt,  besteht  meist  aus  Serpentin.  Ihr  Was- 
ser ist  klar,  riecht  und  schmeckt  nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat  die 
Temperatur  von  36°  R.  und  setzt  Travertin  und  Glairine  ab. 

Nach  Giulj's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Schwefelsaures  Natron     .        .        .        5,331  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde   .        .        .        3,199  — 
Schwefelsaure  Kalkerde    .        .        .        2,132  — 

Chlornatrium 19,198  — 

Clilormagnesium  ....  7,463  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  1,599  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  2,133  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul        .        .        0,533  — 

Tl75S8Gr. 
Kohlensaures  Gas     .        .        .        .        0,522  Kub.Z. 
Schwefelwasserstoffgas     .        .       .        1,829     — 

Das  früher  in  grofsem  Rufe  stehende  und  von  den  höchsten  Perso- 
nen besuchte  Bad  ist  jetzt  ziemlich  zerfallen.  Das  Badehaus  euthält 
drei  Bäder,  die  gegen  rheumatische  und  gichtische  Leiden,  Ischias, 
Lähmungen  und  chronische  Hautausauschläge  mit  Nutzen  gebraucht 
werden. 

Die  Badezeit  ist  vom  März  bis  Mai  und  im  Herbste  wieder  im 
September  und  October.  Die  Kurgäste  finden  Unterkommen  entweder 
in  einem  naheliegenden,  gut  eingerichteten  Hause,  das  Herrn  Jaco- 
metti  in  Pari  gehört,  oder  in  Pari,  oder  in  Santo,  einem  Dorfe,  auf 
dessen  Territorium  das  Bad  liegt. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.    Tom.  III.  p.  295  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.   S.  184. 

Die  Acfjna  delle  Caldanelle.  Diese  Quelle  entspringt  in  ei- 
nem engen  Thale  neben  einem  Giefsbache  gleiches  Namens,  der  auf 
dem  M.  di  S.  Martino  entspringend,  sich  in  die  Farma,  nicht  weit 
von  der  Brücke  von  Petriolo  ergiefst.  Sie  kommt  aus  grauem 
Thonschiefer ,    unter  dem  fester  grauer  kohlensaurer  Kalk  liegt,    zu 


. 

1,066  Gr. 

•           . 

4,268  — 

.          . 

0.533  — 

.          . 

0,533  — 

,          . 

1,066  — 

,           . 

1,86*5  — 

1     .     . 

0,266  — 

9.597  Gr. 

•             • 

0,653  Kub.Z. 

•         . 

0,392     — 

• 

unbestimmbar 

1019 

Tage;  ihr  durchsichtiges  Wasser,  das  kohlensaures  Eisen  und  etwas 
Glairine  absetzt,  hat  einen  schwachen  Schwefelwasserstoffgas-Geruch, 
den  es  in  der  Luft  verliert,  einen  etwas  zusammenziehenden  Ge- 
schmack und  die  Temperatur  von  28°  R.  Eine  gleichzeitige  Gasent- 
wickelung ist,  weil  die  Quelle  horizontal  hervorkommt,  nicht  zu  be- 
obachten. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  geben  nach  G  i  u  1  j : 

Schwefelsaure  Kalkerde 

Chlornatrium 

Chlorcalcium      .        , 

Chlormagnesium 

Kohlensaure  Talkerde 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Eiscnoxvdul 

Sauerstoffgas 

Stickgas 

Schwefelwasserstoffgas 

Diese  Therme  wurde,  nach  den  älteren  Schriftstellern,  zur  Vor- 
und  Nachkur  von  denen  gebraucht,  welche  die  Bäder  von  Petriolo 
besuchten.  Trümmer  von  Badegebäuden  deuten  uuf  einen  früheren 
ausgedehnten  Gebrauch ;  jetzt  befindet  sich  nur  ein  kleines  Bassin 
unter  freiem  Himmel  hier,  in  dem  die  Leute  aus  der  Umgegeud  ba- 
den. Das  Bad  ist  wirksam  gegen  rheumatische  Leiden,  Lähmungen, 
Schwäche  der  unteren  Extremitäten,  hysterische  Nervenaffectionen  u.dgl. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  Tom.  IV.  p.  9  ff. 

Die  Ac  qua  del Mortaj one  oder  Acgua  Borla. 
Diese  merkwürdige  Quelle  hat  ihren  Namen  von  einer 
weifsen  Travertin- Säule  (il  mortajone  —  der  Mörser  — ), 
die  etwa  10  Ellen  hoch  ist,  einen  Durchmesser  von  7  und 
einen  Umfang  von  mehr  als  20  Ellen  hat.  Diese  Stalaktit- 
säule steht,  ungefähr  \  Miglie  von  Petriolo,  in  dem  Bette 
der  Farma,  dicht  an  deren  linkem  Ufer,  und  hat  oben  eine 
Höhlung  von  2  Ellen  Durchmesser  und  \  Elle  Tiefe,  aus 
der  die  obengenannte  Quelle,  wie  ein  artesischer  Brunnen, 
\  Elle  hoch  emporspringt,  von  einem  Gase  begleitet,  das 
in  100  Theilen  aus  92  Th.  kohlensauren,  2  Th.  Sauerstoff- 
und  6  Th.  Stickgases  zusammengesetzt  ist.  Ihr  Wasser 
ist  durchsichtig,  hat  einen  Seewassergeruch,  einen  säuerlich- 
salzigen  Geschmack  und  die  Temperatur  von  21°  R. ;  es 
überzieht  sich  beim  Stehen  mit  einem  gelblich-weifsen  Haut- 


1020 


chen  von  kohlensaurer  Kalkerde  und  kohlensaurem  Eisen- 
oxydul. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  G  i  u  1  j  : 


Schwefelsaure  Kalkerde  . 

Spuren 

Chlornatrium                               , 

.      21,332  Gr. 

Chlorcalcium      . 

1,599  r- 

Chlormagnesium        .        .        , 

1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde       .        » 

1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,268  — 

Kohlensaures  Eisenoxjdul 

1,066  — 

Jodkalium  .        . 

0,533  - 

30,930  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

6,802  Kub.Z. 

Das  Wasser  wird  innerlich  gegen  Obstructionen  der 
Milz  und  Leber,  Harngries  und  Steinbeschwerden,  Würm- 
krankheiten und  Scropheln  empfohlen,  mufs  aber  an  der 
Quelle  getrunken  werden,  weil  es  den  Transport  nicht  ver- 
trägt, sondern  leicht  verdirbt,  vielleicht  eine  Folge  der  in 
dem  Wasser  wachsenden  Oscillatoria.  Aeufserlich  soll 
es  gegen  scrophulöse  Anschwellungen,  trockne  Flechten, 
Hysterie  und  andere  Nervenleiden,  chronische  Fufsge- 
schwüre,  Oedem  und  Schwäche  der  untern  Extremitäten 
wirksam  sein. 

Aehnliche  Wässer  finden  sich  an  beiden  Ufern  der  Farma  in  der 
Nähe,  aber  sie  rinnen  nur  sehr  spärlich.  Mitten  in  dem  Fluisbette 
sogar  findet  sich  eine  Quelle  von  gleichen  chemischen  und  physikali- 
schen Eigenschaften. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  9  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  168. 

4.     Arbia- und  Ombrone-Thal: 

Die  Äcqua  horra  oder  di  Dofana  (von  dem 
latcin.  duo  fana,  —  in  der  Nähe  befanden  sich  zwei  Tempel 
des  Pan)  entspringt  etwa  sechs  Miglien  von  Siena  in  dem 
Bezirke  von  Castelnuovo,  eine  halbe  Miglie  von  der  Strafse 
von  Siena  nach  Arezzo  und  dicht  an  dem  Wege,  der  von 
dieser  nach  S.  Asano  führt. 

Der  Hügel,  auf  dem  sie  in  vielen  Quellen  hervorkommt,  gehört 
zu  den  Thonhügeln ,  die  zwischen  der  Malcna  und  Biena  liegen ,  ist 
aber  der  einzige,  der  oben  Schichten  von  schmutzig  vveifsem,  rothem 


1021 

uml  schwärzlichem  Travertin  zeigt,  die  offenhar  erst  durch  die  Quelle 
entstanden  sind.  In  dieser  ganzen  Gegend  siekern  an  vielen  Stellen 
salinische  Wässer  hervor,  die  den  Boden  bei  trocknen)  Wetter  mit 
Salz-Incrusiationen  überziehen. 

Das  jodhaltige  Wasser  dieser  Quelle,  das  mit  reichli- 
chen Mengen  reinen  kohlensauren  Gases  und  mit  einem 
Geräusch,  gleich  dem  siedenden  Wassers,  zu  Tage  kommt, 
hat  einen  schwach  säuerlichen,  datei  stark  bitter-salzigert, 
nachhaltigen  Geschmack,  einen  Scewcisscr-Geruch,  und  die 
Temperatur  vou  25°  R.  Es  ist  durchsichtig,  wird  aber 
nach  kurzem  Stehen  trübe  und  bekommt  eine  trübe  röth- 
lichc  Farbe. 

Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj: 


Schwefelsaures  Natron    . 

.      21,883  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

.'       4.268  — 

Kohlensaures  Natron 

0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

.        7,196  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

1,066  — 

S3,207Gr. 

Das  Wssser,  das  zur  Klasse  der  jodhaltigen  salini- 
schen Säuerlinge  gehört,  möchte  seiner  äufserst  drastischen 
Wirkungen  wegen,  abgesehen  von  seiner  leichten  Zersetz- 
harkeit,  wohl  nur  in  sehr  wenigen  Fällen  zum  innerlichen 
Gebrauch  verwandt  werden  können.  Aeufserlieh  wird  es 
gegen  scrophulöse  Drüsenanschwellungen,  Kropf,  Spina 
ventosa,  INecrosis  und  Caries,  so  wie  gegen  trockne  Flech- 
ten empfohlen;  auch  bei  nervösen  Paralysen,  bei  Leukor- 
rhöen  und  Störungen  in  der  Menstruation  soll  es  wirk- 
sam sein. 

Die  Hauptquelle,  die  etwa  drei  Tonnen  Wasser  in  der  Stunde 
giebt,  ist  von  dem  Besitzer  mit  einem  kleinen  Badehause  überbaut. 
Wenn  alle  kleinere  Quellen  gehörig  gesammelt  würden,  könnte  dieses 
Bad  für  Siena  äufserst  wchlthätig  werden  ,  da  Scropheln  und  Leu- 
korrhöen  hier  sehr  häufige  Krankbeiten  sind. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.  Patav.  1711.  p.  128. 

Baldasarri,  analisi  fisico  -  chimica  di  üb  acqua  mincrale,  che 


1022 

scaturisce  in  vicinanza  di  Siena,   chiamata  l'acqua   Borra,   in:   Atti 
deJP  accad.  fisiocrit.  di  Siena.     Siena  1763.  T.  II. 

Santi,  Viaggi  etc.  T.  III.     (Pisa  1806.)  p.  398. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  Bd.  III.  S.  107  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa's,    S.  62, 

Zwei  andere  Quellen ,  die  ungefähr  drei  Miglien  von  Siena  aus 
Tufo  marino  und  Kiesschichten  entspringen,  die  Aequa  del  Ser- 
raglio  und  die  Acqua  della  F ornac olla  (letztere  wird  von 
Battini  Acqua  del  Serraglio  genannt  und  auch  von  Santi  er- 
wähnt), sind  geschmack-  und  geruchlos,  klar  und  haben  eine  Temperatur 
von  12°  R.  Die  mineralischen  Bestandtheile  sind  in  beiden  Quel- 
len in  ganz  gleichen  Verhältnissen  und  zwar  nur  in  so  geringen  Men- 
gen vorhanden,  dafs  beide  Wässer  nur  für  ein  reines  Trinkwasser  gel- 
ten können:  sie    enthalten  nämlich  in  sechzehn  Unzen  nach  Giulj: 

Chlormagnesium     .......  0,175  Gr. 

Chlornatrium  .        .        .        .'  ♦        .  0,350  — 

Kohlensaure  Kalkerde  .        ....        .        .         0,799  — 

Kohlensaure  Talkerde    ,  ....  1,332  — 

2,656  Gr. 
Kohlensaures  Gas 0,523  Kuh.  Z. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  III.  p.  137. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  220,  , 

Ganz  nahe  an  den  Mauern  von  Siena  findet  sich  noch  eine  Quelle, 
Acqua  solfurea  fredda  di  Siena  von  Giulj  genannt.  Ihr 
klares  und  durchsichtiges  Wasser  hat  einen  Schwefelgeschmack  und 
Geruch,  setzt  etwas  Glairine  ab  und  zeigt  die  Temperatur  von  13°  R, 

Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj; 


Chlormagnesium        ,        ,        , 

0,175  — 

Chlorcalcium    .        .        . 

Spuren 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

,        ,        ,        Spuren 

Kohlensaures  Natron        .        , 

1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul       , 

0,266  — 

2,748  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas    .        , 

2,618  Kub.Z. 

Erwärmt  könnte  das  Wasser,  nach  Giulj,  äufserlich  gegen  Haut' 
krankheitcu  mit  Nutzen  gebraucht  werden. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  III.  p.  325. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  222. 


1023 


Die  Mineralwässer  von   Dievole. 


1.  Das  Mineralwasser  des  Bagno  di  Valli  entspringt  bei  Die- 
vole aus  festem  grauem  Kalkstein,  in  welchem  sich  viel  krystallisirter 
Schwefel  und  Schwefelerde  findet,  an  der  rechten  Seite  des  Valli, 
eiues  Baches,  der  sich  in  die  Arbia  ergiefst;  es  ist  trübe,  riecht  nach 
Schwefelwasserstoff,  hat  einen  sauern  eisenhaften  Geschmack,  und 
die  Temperatur  von  14°  R.  Das  Gas,  von  dem  es  begleitet  ist,  be- 
steht nach  Giulj  in  100  Theileu  aus  12  Th.  Schwefelwasserstoff-, 
44  Th.  kohlensaurem,  28  Th.  Stick-  und  16  Th.  Sauerstoffgas. 

Nach  Giulj 's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 
Chlormagnesium  ....  1,066  Gr. 
Chlornatrium  .....  1,599  — 
Schwefelsaure  Talkerde  .  .  .  1,599  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  .  3,199  — 
Schwefelsaure  Thouerde  .        .        0,533  — 

Schwefelsaures  Eisenoxydul     .        .        2,133  — 
Freie  Schwefelsäure         .        .        .        2,133  — 

12,262  Gr. 

Kohlensaures  Gas     ....        7,512  Kub.Z. 
Schwefelwasserstoffgas    .        .        .        Spuren 

Das  Wasser  wird  nicht  benutzt;  Giulj  empfiehlt  es  innerlich 
gegen  Schwäche  der  Verdauungsorgane,  Obstructionen  der  Milz  und 
Leber;  äufserlich  gegen  Hautkrankheiten  und  Oedem  der  untern  Ex- 
tremitäten. 

2.  Der  Eisensäuerling  von  Dievole  entspringtaus  gleichem  Gestein, 
wie  die  vorige  Quelle  und  auf  der  linken  Seite  des  Valli;  es  heilst 
deshalb  auch  Acqua  del  Bagno  di  Valli,  Sein  Wasser  schmeckt 
sauer,  hat  den  Geruch  der  Säuerlinge,  setzt  keinen  Niederschlag  ab, 
und  zeigt  die  Temperatur  von  14°  R.  Das  mit  ihm  hervorkommende 
Gas  ist  nach  Giulj  in  100  Theileu  zusammengesetzt  aus  50  Th. 
kohlensaurem,  24  Th.  Sauerstoff-  und  26  Th.  Stickgas. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  geben  nach  Giulj: 


Schwefelsaure  Talkerde   . 

0,533  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .       .        , 

1,066  — 

Chlornatrium 

0,533  — 

Chlorcalcium 

0,175  — 

Chlormagnosium 

0,889  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,266  — 

Kohlensaure  Kalkcrde 

1,599  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul        . 

0,266  — 

5,327  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        , 

8,428  Kub.Z 

Auch  dieses  Mineralwasser  wird  nicht  benutzt;  doch  könnte  es 
wie  die  Säuerlinge  von  Poggio  Piuci,  Noceto,  Rapolano,  Armajolo 
und  Burrone  irebraucht  werden. 


1024 

3.  Etwas  oberhalb  dieser  Quellen  findet  sich  ferner  die  Acqua 
delBagnaccio  del  Colombajo,  von  einem  Landgute  gleiches 
Namens  so  genannt,  das  eine  Miglic  von  Vagliagli,  unterhalb  Carpi- 
ueto,  gleichfalls  auf  dem  Gebiet  von  Dievole  liegt.  Die  Quelle  kommt 
aus  gleichem  Gestein ,  von  vielen  „Soffioni"  (Gasströmungen)  umge- 
ben, hervor;  ihr  trübes  Wasser  riecht  schwefelig,  hat  einen  sauern 
Geschmack  und  die  Temperatur  von  14°  R.  In  der  Nähe  der  Quelle 
ist  der  Bodeu  von  Incrustationen  von  schwefelsaurem  Eisen  bedeckt, 
so  wie  sich  auch  viel  krystalüsirter  Schwefel  und  Schwefelerde  hier 
findet. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  dieses  Wassers: 


Schwefelsaure  Kalkerde  . 

3,732  Gr. 

Schwefelsaure  Thonerde 

1,066  — 

Schwefelsaures  Natron     . 

1,599  — 

Schwefelsaures  Eisenoxydul    . 

1,865  — 

Chloruatrium      .... 

0,533  — 

Chlorealcium      .... 

0,266  — 

Chlormagnesium 

Spuren 

Freie  Schwefelsäure 

4,268  — 

13,329  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

4,264  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas    . 

Spuren. 

Noch  höher  hinauf  entspringt  das  Miner  alwaser  von  S.  Fedele 
(nach  einem  etwa  eine  Miglie  nordöstlich  gelegenen  Dorfe  genannt), 
auf  demselben  Höhenzuge  in  der  Nähe  grofser  Schwefelgruben  und  von 
vielen  Soffioni  umgeben.  Es  kommt,  von  reichlicher  Gasentwickelung 
begleitet  und  mit  ziemlichem  Geräusch  in  einer  etwa  sechs  Ellen  tie- 
fen Höhlung  hervor,  der  man  nicht  nahe  genug  kommen  kann,  um 
das  Gas  zu  untersuchen,  ist  durchsichtig,  riecht  nach  Schwefelwas- 
serstoffgas, und  hat  einen  sauern  eisenhaften  Geschmack.  Die  Tem- 
peratur läfst  sich  nicht  bestimmen,  da  man  das  "Wasser  nur  vermit- 
telst eines  an  einer  langen  Stange  befestigten  Gefäfscs  emporziehen  kann. 
Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj: 


Schwefelsaure  Talkerde  . 

1,066  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde   . 

1,599  — 

Schwefelsaure  Thonerde  . 

1,066  — 

Schwefelsaures  Eisenoxydul 

1,865  — 

Chloruatrium 

0,533  — 

Chlorcalcium 

0,266  — 

Freie  Schwefelsäure 

4,268  — 

10,663  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .        . 

4,264  Kub.  Z. 

Freies  Schwefelwasserstoffcas 


2,132     - 


Das  Wasser,    das  man  auf   die  angegebene  Weise    schöpft,    wird 
vielfach  in  Sieua    gegen  Harugries  und  Steiubeschwerdeu   angewandt. 


1025 

Wem   es  zu  sauer  schmeckt,    der  mischt  es  ßich   unter  gewöhnliches 
Trinkwasser. 

Ginlj  a.  a.  0.  T.  III.  p.  143  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  5S. 

Die  Mineralwässer  von  Rapolano  entsprin- 
gen etwa  zwölf  Miglien  von  Siena  und  ungefähr  eine  Miglie 
von  dem  Orte,  dem  es  seinen  Namen  verdankt,  und  kom- 
men aus  Travertin  zu  Tage. 

Die  Hügel  dieser  Gegend  hilden  den  westlichen  Anhang  des  Höhen- 
zuges, der,  wie  seine  Structur  (Kalkstein,  Hornsteiu  und  Thonschiefer) 
zeigt,  zu  der  Bergkette  gehört,  welche  wir  bei  S.  Casciano  dei  Bagni, 
Sarteano,  Poggiano,  Moutepulciauo  und  Montalceto  finden,  und  der  mit 
dem  Poggio  S.  Cecilia  sich  endet,  hier  die  Scheide  zwischen  der  Val- 
di-C'hiana  und  dem  Arbia-  und  Ombrone-Thale  bildend.  In  dem  Hü- 
gel, an  welchem  das  Bad  von  Rapolano  liegt,  befindet  sich  nördlich 
eine  Art  von  Krater  (Mofeta,  wie  man  dergleichen  Höhlungen  nennt), 
der  künstlich  gemacht  zu  sein  scheint  und  eine  Gröfse  von  1000 
Quadrat-Ellen  hat.  In  ihm  öffnen  sich  viele  heifse  Quellen,  begleitet 
von  grofsen  Quantitäten  kohlensauren  Gases  und  anderer  irrespirab- 
ler  Gasarten.  Diese  Höhlung,  obwohl  viel  gröfser  und  reicher  au  den 
erwähnten  Gasarteu,  ist  doch  bei  weitem  weniger  gekannt,  als  die 
berüchtigte  Hundsgrotte  bei  Neapel.  Aus  einer  andern  künstlichen 
Höhlung,  südlich  von  der  erstem,  sammeln  die  Leute  der  Umgegend 
die  Incrustationen  von  Schwefel,  mit  denen  ihre  Wände  bedeckt  sind. 

Die  nächste  Umgebung  des  Bades  ist  traurig  und  öde,  da  der  Hü- 
gel, an  welchem  das  Badehaus  liegt,  aus  kahlem,  blendend  weifsem 
Travertin  besteht.  Die  Kurgäste  wohnen  entweder  in  Rapolano  oder 
bei  dem  Müller  neben  dem  Bade,  dessen  Wohnhaus  zur  Aufnahme 
von  Badegästen  eingerichtet  ist. 

1.  Die  Schwefeltherme  der  Bäder  von  Ra- 
polano. Das  Wasser  ist  durchsichtig,  hat  einen  Schwe- 
felgeruch, einen  schwach  sauern  Geschmack  und  die  Tem- 
peratur von  31,5°  R.  Das  Gas,  von  welchem  es  hegleitet 
ist,  besteht  in  100  Theilen  aus  14  Th.  Schwefelwasserstoff- 
gas, 36  Th.  kohlensaurem,  12  Th.  Sauerstoff-  und  38  Th. 
Stickstoffgas.  Das  Wasser  flieist  so  reichlich,  dafs  es  zehn 
Mühlen  treibt.  Es  setzt  schwefelsaure  Kalkerde,  schwe- 
felsaures Eisen  und  etwas  Glairiue  ab ;  auch  wächst  eine 
Oscillatoria  in  demselben. 

2.  Der  Säuerling  von  Rapolano  entspringt 
in  der  INiihe  der  Bäder,  etwas  unterhalb,  auf  der  nordwest- 


1026 

liehen  Seite  derselben.  Sein  sehr  reichlich  fließendes  und 
von  grofsen  Mengen  eines  Gases,  das  in  100  Theilen  aus 
48  Th.  kohlensauren ,  16  Th.  Sauerstoff-  und  36  Th.  Stick- 
gases besteht,  begleitetes  Wasser  ist  klar,  hat  den  Geruch 
der  Säuerlinge,  einen  säuerlichen  Geschmack  und  die  Tem- 
peratur von  20°  R. 

3.  Das  T hermalwasser  der  Mofeta  von 
Rapolano  entspringt  in  der  oben  beschriebenen  Mofeta ; 
es  ist  durchsichtig  und  hat  keinen  eigentkümlichen  Geruch  j 
die  Temperatur  ist  31°  R. 


4.  Der  Säuerling  der  Mofeta  von  Rapo- 
lano entspringt  in  derselben  Höhlung,  wie  die  vorige 
Quelle.  Sein  Wasser  ist  durchsichtig,  hat  einen  säuerli- 
chen, zusammenziehenden,  schwefligen  Geschmack,  einen 
schwefligen  Geruch  und  die  Temperatur  von  22°  R. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen: 


a.  der  Schwefel- 

b. des  Säuer- 

therme : 

lings: 

Schwefelsaures  Natron 

0,533  Gr. 

1,066  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 

1,066  — 

1,066  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

3,799  — 

3,732  — 

Chlornatrium 

4,268  — 

4,800  — 

Chlormagnesium 

0,266  — 

0,533  — 

Chlorcalcium 

0,266  — 

0,533  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,332  — 

2,394  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

6,398  — 

5,331  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,266  — 

0,266  — 

18,194  Gr. 

19,721  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

1,570  Kub.Z. 

5,236  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas     . 

3,758    — 

c.  des  Thermalwas- 

d.  des  Säuerlings 

sers  der  Mofeta: 

der  Mofeta: 

Schwefelsaures  Natron 

3,732  Gr. 

0,175  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    . 

2,666  — 

0,175  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

2,666  - 

1,599  — 

Clilornatrium 

8,530  — 

8,530  — 

Chlormagncsium 

1,066  — 

0,175  — 

Kohlensaure  Talkerde 

...        . 

2,132  — 

1027 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kulilensaures  Eiseuoxydul 

Kohlensaures  Gas 
Schweielwasserstoffgas 


15,999  Gr. 

0,533  — 
35,192  Gr. 

1,570  Kub.Z. 


10,666  Gr. 

0,533  — 

23,985  Gr. 

7,516  Kub.Z. 
0,522    — 


Von  den  einzelnen  Quellen  macht  man  folgende  An- 
wendung : 

a.  Die  Schwefeltherme.  Dies  Wasser,  das  nur 
zu  Bädern  gebraucht  wird,  wird  schon  von  den  Schriftstel- 
lern des  sechzehnten  Jahrhunderts  gegen  Hautkrankheiten, 
rheumatische  Affectionen  und  Ischias  empfohlen;  auch 
Giulj  hat  treffliche  Wirkungnn  desselben  bei  nässenden 
Flechten  und  Krätze,  so  wie  bei  Elephantiasis  gesehen, 
—  nur  bei  Herpes  furfuracea  hat  es  sich  in  den  meisten 
Fällen  erfolglos  bewiesen. 

b.  Der  Säuerling  wird  von  Giulj  bei  Krankhei- 
ten der  Harnwerkzeuge,  wie  Gries-  und  Steinbeschwerden, 
ferner  gegen  Atonie  des  Magens,  Stockungen,  Anschwel- 
lungen der  Milz  und  Leber  empfohlen. 

c.  Das  Thermalwasser  der  Mofeta  wird  wie 
die  Schwefelthcrme  gebraucht,  nur,  wie  natürlich,  bei 
Krankheiten  der  Haut  mit  weit  geringem!  Erfolge. 

d.  Der  Säuerling  der  Mofeta  gleicht  in  seiner 
chemischen  Zusammensetzung  den  Säuerlingen  von  Chian- 
ciano  (vergl.  S.  997)  und  Noceto  (vergl.  S.  1034),  und  wird 
in  allen  den  Fällen  empfohlen,  wo  diese  indicirt  sind. 

Ant.  Mainero,  epitome  de  memorabilibus  in  urbe  Senarum. 
Sieua  1530.  Ven.  1555. 

Mich.  Savonarola,  de  balneis  et  Thermis.    Venet.  1553. 

Hugolinus  de  Moutecatino,  de  balneorum  proprietatibus. 
Venet.  1553. 

Dom.  Bianchelli,  traetat.  de  balneis.  Venet.  1553. 

Gentile  da  Fuliguo,  tract.  de  balneis.    Venet.  1553. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.    Venet.  1588.     Pat.  1711.  p.  128. 

Battini,  Ricerche  intorno  alle  acque  minerali  epatiche  ed  all1 
anal,  chimica  di  diverse  acque  minerali  dello  stato  di  Siena.    Siena  1793. 

Santi,  Viaggi  per  le  due  Proviucie  Seuese.  T.  III.  Pisa  1S06. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  a.  a.  O.  T.  III.  p.  65.  318  ff". 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  196. 


1028 


Die  Schipefeltherme  von  Rombole  entspringt  ungefähr 
eine  Miglie  von  den  Bädern  von  Rapolano  am  linken  Ufer  des  Oin- 
brone  in  einer  ziemlich  tiefen  Höhlung,  die  durch  den  Zusammen- 
sturz von  grauem  Thon  bedeckten  Travertins  entstanden  ist,  aus  wel- 
chem sie  mit  einem  starken  Geräusch  hervortritt,  das  durch  das  in 
grofser  Menge  sich  entwickelnde  Gas  verursacht  wird.  Ihr  Wasser 
ist  schmutzig  und  trübe,  schmeckt  säuerlich -zusammenziehend,  riecht 
schwefelig  und   hat  die  Temperatur  von  30°  II. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaures  Natron     . 
Schwefelsaure  Talkerde    . 
Schwefelsaure  Kalkerde    . 

0,533  Gr. 
0,799  — 
4,534  — 

Chlornatrium 
Chlonnagnesium 
Chlorealcium      .        .        . 
Kohlensaure  Talkerde 

4,266  — 

0,266  — 

. .      .        0,266  — 

0,799  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

5,331  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,266  — 

17,060  Gr. 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas 

2,618  Kub.Z 

3,758     — 

Das  Wasser  wird  noch  nicht  benutzt;  wenn  es  sich,  gleich  der 
ehemals  auch  trüben  Thermalquelle  von  Montalceto,  geklärt  haben 
wird,  würde  es  in  den  Fällen,  wo  diese  indicirt  ist,  gleichfalls  mit 
Erfolg  angewandt  werden  können. 

Giulj,   Storia  naturale  etc.  T.  III.  p.  65  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  204. 

Das  Mineralwasser  von  Armajolo,  Bagno 
del  Colle  genannt,  entspringt  in  der  Nähe  von  Araiajolo, 
zwei  Miglien  von  den  Bädern  von  Rapolano,  an  dem  lin- 
ken Ufer  eines  kleinen  Berggewässers,  das  von  dein  oben 
erwähnten  Poggio  di  S.  Ceeilia  herkommt,  in  mehreren 
Quellen.  Die  Hauptquelle,  welche  im  Jahre  1776  von 
Dr.  Mesny  entdeckt  wurde,  ist  von  einer  so  reichlichen 
Gasentwickelung  begleitet,  dais  ihr  Wasser  zu  sieden 
scheint,  wefshaib  auch  das  kleine,  nur  zwei  Personen  fas- 
sende Bad,  welches  sie  speist,  il  bollore  genannt  wird; 
das  Gas  besteht  nach  Giulj  in  100  Theilen  aus  62£  Th. 
kohlensauren,  30  Th.  Stick-  und  7|  Th.  Sauerstoffgases. 
Das  Wasser  ist  durchsichtig,  von  einem  sehr    sauern  Ge- 


1029 

schmack,  einem  schwefligen  Geruch,  und  hat  in  dem  Bol- 
lore  die  Temperatur  von  25°  R. 

Sechzehn  Unzen  desselhen  geben  nach  Giulj's  Analyse: 
Schwefelsaure  Talkerde   ....        1,066  Gr. 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium      .        .. 
Chlormaguesium 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Tvkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 


4,268  — 
0,533  — 
2,666  — 
0,350  — 
0,175  — 
1,865  — 
5,331  — 


Kohlensaures  Eisenoxydul        .        .         .        0,266  — 

16,520  Gr. 

Kohlensaures  Gas 8,89SKuhZ. 

Schwefelwasserstoffgas      ....        0,522     — 

Das  Wasser  hatte  vor  etwa  40  Jahren,  namentlich 
durch  Mas  cagni 's  und  S einen zi's  Besuch,  die  alljähr- 
lich von  Siena  hierher  kamen,  und  es,  jener  gegen  Harn- 
gries,  dieser  gegen  Magenleiden,  mit  Nutzen  gebrauchten, 
einen  so  hohen  Ruf,  dafs  dies  Bad,  das  jetzt  leider  sehr 
verfallen  ist,  das  besuchteste  der  ganzen  Provinz  Siena  war. 

Das  Wasser  wird,  getrunken,  gleich  den  Säuerlingen 
von  Poggio  Pinci,  Noceto  und  Rapolano  empfohlen.  Als 
Bad,  besonders  in  dem  Bollore,in  welchem  der  Badende 
nach  einem  anfänglichen  Gefühl  von  Kälte,  in  allgemei- 
nen Schweifs  geräth,  ist  es  gegen  nervöse  Hemiplegien 
und  Paralysen,  so  wie  bei  den  von  gestörten  Uterinfunctio- 
nen  herrührenden  Krankheiten  von  ausgezeichneter  Wirkung. 

Die  Badegäste  wohnen  meist  in  Armajolo  oder  Rapolano ;  in  dem 
bei  dem  halbverfallenen  Badehause  befindlichen  Gebäude  bleibt  mau 
nicht  gern,  weil  es  zu  feucht  liegt.  ■ 

Battini,  ricerche  intorno  alle  acque  minerali  epatiebe  etc. 
Siena  1793. 

Santi,  Viaggi  per  le  due  Provincie  Senese.    Tb.  III.  Pisa  1806. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  Tom.  III.  p.  69  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  16. 

Die  Ac qua  de  l  Bag7iaccio  —  früher  diPescille  —  kommt 
V*  Miglie  von  Castelnuovo  Berardenga  aus  Tuff  und  Meerkies  zu 
Tage.     Das  Wasser  ist  durchsichtig,  von  säuerlich -zusammenziehen- 


1030 


dem  Geschmack,  dem  Geruch  der  Säuerlinge,  hat  die  Temperatur  von 
12°  R.  uud  setzt  etwas  Travertiu  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  dieses  Wassers: 
Schwefelsaures  Natron     ....        0,533  Gr. 


Schwefelsaure  Kalkerde    . 
Chlornatrium      .        , 
Chlorcalcium       ..       ..       ,. 
Chlormagnesium  . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Freies  kohlensaures  Gas 


0,533  — 
1,599  — 
0/266  — 
0,266  — 
0,799  — 
4,268  — 
0,266  — 
8,530  Gr. 
7,516  Kub.Z. 


Die  Acqua  del  Ber gallo  entspringt  zwei  Miglien  östlich  von 
Casteluuovo  auf  einem  Weinberge,  der,  so  wie  die  Besitzung,  von 
der  Quelle  seinen  Namen  hat,  und  wie  das  zerstörte  Schlofs  Ripalta 
in  der  Nähe,  der  Familie  Saracini  zu  Siena  gehört,  auf  deren  Län- 
dereien sich  auch  die  vorige  Quelle  befindet,  mit  der  diese  dieselben 
chemischen  uud  physikalischen  Eigenschaften  hat. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  G  i  u,l  j  : 
Schwefelsaures  Natron      ....        0,133  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde   ....        1,066  — 

Chlornatrium 1,066  — 

Chlorcalcium      ......        0,133  — 

Chlormagnesium 0,997  —   . 

Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  .  1,332  — 
Kohlensaure  Kalkerde  ....  3,732  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul        .        .        .        0,266  — 

8,725  Gr.       - 
Kohlensaures  Gas 5,798  Kub.Z. 

Beide  Eisensäuerlinge  werden  in  den  Fällen  empfohlen,  wo  der 
von  Noceto  (S.  1034)  indicirt  ist. 


Ein  anderer,  etwas  schwefelhaltiger  Eisensäuerling  findet  sich 
ebenfalls  im  Bezirk  von  Castelnuovo  Berardenga,  östlich  von  Vaglia- 
gli.  Er  ist  unter  dem  Namen  Acqua  della  minier a  dello  zolfo 
del  Bottaccio  bekannt,  und  entspringt  aus  einem  Thonboden  an 
einem  Graben,  der  die  Grenze  der  Felder  von  Dievole  bildet.  In  der 
Nähe  der  Quelle  findet  sich  schwarzer  Eisenocker  und  Hornstein, 
der  von  dem  Gase,  das  sich  hier  reichlich  entwickelt,  in  weifsen  Thon, 
Schwefelblumen  und  schwefelsaures  Eisen  zersetzt  ist.  Das  Wasser 
ist  durchsichtig,  riecht  leicht  nach  Schwefclwasserstoffgas  und  hat 
sonst  die  übrigen  physikalischen  Eigenschaften  der  vorigen. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwe- 


1031 


Schwefelsaure  Talkerde  .  0,533  Gr. 

Schwefelsaure  Kulkerde    ....        0,266  — 

Cliloruatrium 1,599  — 

0,533  — 
0,266  - 
0,799  — 


Chlormagnesium 

Kohlensaure  Talkerde 

Kohlensaure   Kalkerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul        .        ,        .        0,266  — 

4,262  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .....        7,516  Kub.Z. 
Sclnvefelwasserstoffgas      ....        Spuren 

Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  O.  T.  III.  p.  320  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  26.  186. 

Das    Thermalwasser  von   Montalceto,  das 
seinen  Namen  von   einem  alten,  zerstörten  Flecken  glei- 
ches Namens  bat,  entspringt  20  Miglien  Von  Siena,  4  Mi- 
glien von  Aseiano,  \  Miglie   von  Poggio   Pinci  und    etwa 
1  Miglie  von  der  Poststrafse  nach  Siena,  auf  den  Hügeln, 
welche   den  westlichen  Abhang  des  Monte    Alceto  bilden, 
der  zu   den  Höhenzügen  gehört,    auf  welchen   die  Quellen 
von  S.  Casciano,  Bagnaccio,  Asinalunga  und  Vignoni  ih- 
ren Ursprung  "haben.     Jene  Hügel  bestehen  aus  Travertin, 
der  von  einem  grauen  Thon  bedeckt   ist  und   aus    dessen 
Spalten   kohlensaures  Gas   in  grofser  Menge  emporsteigt. 
Aus  einer  der  Höhlungen,  welche  auf  diesem  Terrain  durch 
das  Einstürzen  des  Travertins  entstehen  und  die   man  we- 
gen der  starken  Gasentwickelung  nicht  ohne  Lebensgefahr 
betreten  kann,  kommt  die  Quelle  hervor,  deren  Wasser  in 
der  Leitungsrohre  die  Temperatur  von  27°  R.,  in  den  Bä- 
dern aber  von  26°  R.  zeigt;  es  ist  etwas  trübe,  hat  einen 
schwachen  Schwefelgeruch,  und  einen   etwas  sauern  und 
zusammenziehenden  Geschmack,  wie  alle  Wässer,  die  freie 
Kohlensäure  und  Eisensalze  enthalten.     Das  weifse  Iläut- 
chen,  welches  sich  nach   längerem  Stehen   auf  demselben 
bildet,  besteht  nach  Giulj  in  100  Theilen  aus  90 Th.  koh- 
lensaurer Kalkerde,  8  Th.  kohlensaurer  Talkerde  und  2  Th. 
kohlensaurer  Kieselerde.     Die  Quelle  giebt  in  2i  Stunden 
etwa  3000  Tonnen  Wasser, 
m.  Theii.  Uhu 


1032 


Ras  zu  dieser  Quelle  gehörige  Etablissement  ist  Eigenthum  der 
Familie  Andreini  und  bat  zweckmässig  eingerichtete  besondere  und 
allgemeine  Bäder.  Von  den  Gebäuden,  die  zur  Aufnahme  der  Kur- 
gäste bestimmt  sind,  führt  ein  unterirdischer  Gang  unmittelbar  zu 
den  Badebäusern  hinab,  die  etwas  unterhalb  liegen. 

Sechzehn   Unzen    des    Thermalwassers    gehen    nach 

Giulj: 

Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium      .        . 
Chlormagnesium         . 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffgas 


0,266  Gr. 

5,797  — 
1,066  — 
0,533  — 
0,266  — 
0,266  — 
1,332  — 
7,997  — 
0,266  — 
17,789  Gr. 

4,176  Kub.Z. 
Spuren. 


Der  Mineralschlamm  dieser  Quelle,  dessen  Wirksamkeit  schon 
Baccio  erwähnt,  und  der  auch  vonBattini  untersucht  wurde,  ent- 
hält nach  Giulj  in  100  Theilen: 


^uiuiuauiuui   . 
Schwefelsaure  Talkerde 

i  in. 
2  — 

Schwefelsaures  Natron 

1  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

20  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

50  — 

Kohlensaure  Talkerde   . 

4  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

2  — 

Organische  Substanz 

16  — 

Kieselerde       . 

. 

4  — 

100  Th. 

Gebraucht  wird  das  zu  den  lauen  schwach  schwefeli- 
gen Eisensäuerlingen  gehörende  Thermalwasser  nur 
äufserlich,  in  Form  von  Bädern,  Douchen  und  Injectionen, 
und  hat  sich  in  diesen  Formen  besonders  wirksam  gegen 
hartnäckige  rheumatische  und  gichtische  Leiden,  Lähmun- 
gen, Nachkrankheiten  nach  Verletzungen,  chronische  Haut- 
ausschläge, Leukorrhoe,  Chlorosis  und  Oedem  bewiesen. 

Den  Mineral  seh  lamm  wendet  man  gegen  hart- 
näckige Lähmungen  und  gichtische  Leiden,  die  nach  dem 


1033 

Gebrauche  der  Bilder  nicht  weichen  wollen,  in  der  Art  an, 
dafs  man  die  leidenden  Theile,  nachdem  der  Kranke  ein 
Bad  von  10 — 15  Minuten  genommen,  mit  dem  Schlamme 
bedeckt  und  der  Sonne  aussetzt,  bis  der  teigartige  Um- 
schlag zu  trocknen  beginnt ;  wenn  er  ganz  tzocken  gewor- 
den ist,  wird  er  mit  einem  Tuche  abgerieben. 

Auch  die  auf  dem  Wasser  schwimmende  Substanz 
wird  mit  Erfolg  gegen  chronische  Geschwüre  benutzt;  man 
trocknet  dieselbe  und  streut  sie  zweimal  täglich,  nach  vor- 
hergenommeuem  Bade,  auf  die  kranken  Stellen. 

Ant.  Mainero,  Epitome  de  memorabilibus  in  urbe  Senarum. 
Sieua  1530.    Venet.  1555. 

Audr.  Baccius,  de  thermis.  Patav.  1711.  p.  128. 

Baldassarri,  osservazioni  ed  esperienze  intorno  al  bagno  di 
Montalceto.    Siena  1779. 

Battini,  Ricerebe  intonio  alle  acque  minerali  epatiche  ed  all" 
analisi  chimica  di  diverse  acque  miuerali  dello  Stato  di  Siena.  Siena 
1793. 

Atti  di  Sieua.  T.  VII.   p.  126. 

S  a  n  t  i ,  Viaggi  per  le  due  Provincie  Senese.  Pisa  1809.  T.  III. 
pag.  336. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  III.  p.  7  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa1«.  S.  162. 


Vor  etwa  30  Jahren  entdeckte  man  ungefähr  eine  fünftel  Miglie  von 
den  Badern  und  dicht  bei  Poggio  Pinci  einen  Eisensäuerling,  der  von 
letzterm  Orte  den  Namen  Äcqua  di  Poggio  Pinci  bekam.  Die 
Quelle  gab  eiu  durchsichtiges,  klares  Wasser  von  sehr  merklich  säuern» 
und  etwas  eisenhartem  Geschmack,  einem  leichten  Schwefelgeruch 
und  17°  R  Temperatur.  Sie  wurde  überbaut  und  gegen  Colica  nq- 
phritica,  Atonie  des  Magens  und  üarmkanals  und  ähnliche  Unterleibs- 
lniden  mit  Nutzen  gebraucht,  verschwand  aber  im  April  1834.  Giulj 
hatte  sie  noch  analysirt  und  in  sechzehn  Unzen  des  Mineralwassers 
gefunden  : 


Cblormagnesium         .  . 
Chlorcalcium 

Chlornatrium      .        .  . 

Schwefelsaure  Talkerde  . 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Eiselioxvdul 


0,266  Gr. 
0,266  — 
0,533  — 
2,132  — 
0,533  — 
0,266  — 
0,533  — 
Uuu  2 


1034 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .        .   .     .  3,732  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde       .        ...        .  1,332  — 

9,593  Gr\ 

Kohlensaures  Gas 7,512  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas     .        .        .        .  Spuren. 
Giulj  a.  a.  0.  T.  III.  p.  44.  326. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  162. 

Das  Miner alw asser  von  Noceto  entspringt  in  der  Nähe 
dieses  Ortes  nach  Südwesten  zu  und  ungefähr  li/2  Miglien  von  deu 
Bädern  von  Montalceto  aus  hartem  Tuff.  Das  Wasser,  das  etwas 
trübe  hervorkommt,  ist  an  der  vordem  Seite  der  Quellen -Mündung 
klar,  hat  einen  säuern  eisenhaften  Geschmack,  eine  Temperatur  von 
20°  R.  und  ist  ohne  Geruch.  Es  fliefst  reichlich  (ungefähr  sechs 
Tonnen  in  der  Stunde)  und  ist  von  starken  Strömungen  eines  Gases 
begleitet,  das  nach  Giulj  in  100  Theilen  aus  60  Th.  kohlensauren, 
12  Th.  Sauerstoff-  und  28  Th.  Stickgases  besteht. 

Das  Wasser  enthält  nach  Giulj  in  sechzehn  Unzen: 
Schwefelsaures  Natron     ....        0,266  Gr. 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlprmagnesium 
Chlorcalcium.       .        . 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 


1,066  — 
4,800  — 
0,666  — 
0,133  — 
0,266  — 
2,132  — 
2,132  — 


Kohlensaures  Eisenoxydul        .        .        .        0,266 


'  11,727  Gr. 

Kohleusaures  Gas      .       .        .        .        .        7,777  Kub.  Z. 

Das  Wasser  gehört  mit  der  Quelle  S.  Leopoldo  der  Bäder 
a  Morba,  den  trinkbaren  Mineralwässern  von  S.  Casciano,  der  Quelle 
del  Pantano  bei  Cetona,  del  Ponticello  bei  Sarteano,  der  Acqua  Santa 
und  del  Palazzo  von  Chianciano,  der  von  S.  Albino  di  Montepulciano, 
della  Pietra  (Asinalunga)  in  Eine  Klasse,  und  kann  somit  in  allen 
den  Fällen  Erfolg  versprechen,   wo  jene  Wässer  indicirt  sind. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  III.  p.  7  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  162. 

5.     Orcia-Thal: 

Das .  Mi  neralwasser  delBagnaccio  entspringt  vier  Miglien 
westlich  von  Pienza;  die  Quelle,  die  etwa  200  Ellen  von  der  Trove 
jus  Travertin  in   einem  Bassin   von    15  Ellen  Durchmesser  zu  Tage 

;ommt,  hat  ihren  Namen  von  einem  südlich  gelegenen  kleinen  Gute. 

hr  Wasserest  durchsichtig,  hat  eine  Temperatur  von  28°  R.,  einen 
.chwachen  Schwefelgeruch,  einen  säuerlichen,   scharf  zusammenzie- 


1035 

Iienden  Geschmack  und  setzt  nur  kohlensaure  Kalkerdc,  kein  Eisen- 
carbonat  ab.  Das  Gas,  welches  mit  demselben  emporsteigt,  kouute 
Giulj  nicht  untersuchen,  weil  das  Wasser  zu  hoch  in  dem  Bassin 
stand. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  geben  nach  Giulj' 8  Analyse: 

Chlornatrium 3,732  Gr. 

Chlormagnesium        .         .        .  •     .        .        .  1,066  — 

Chlorcalcium 0,533  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        .              .  .  2,132  — 

Kohlensaure  Talkerde 1,599  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        .        .  16,521  — 


,  25,583  Gr. 

Kohlensaures  Gas 3,75SKub.Z. 

Schwefel  wasserstoffgas unbestimmbar 

Diese  so  reichlich  fliefsende  Thermalquelle  liegt  leider  ganz  ver- 
nachlässigt; Giulj  empfiehlt  sie  gegen  Rheumatismen,  Ischias  und 
Gicht;  auch  bei  Lähmungen  und  Schwäche  der  untern  Extremitäten, 
Hautkrankheiten,  feuchten  Flechten  und  Krätze,  so  wie  bei  Instruc- 
tionen der  Abdominal-Eingeweide  könnte  sie  nach  ihm  in  Form  von 
Bädern  uud  Douchen  erspriefsliche  Dienste  leisten. 

Santi,  Viaggi  per  le  due  Provincie  Sencse.  1793.  T.  II. 

Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  O.  T.  II.  p.  94  ff. 

Die  Acqua  Puzzola  di  Vienza  (von  Bald  ass  arri  Höllen- 
see  —  Lago  d'Averno  — genannt)  entspringt  ungefähr  eine  Miglie 
von  Pienza  auf  einem  Hügel,  aus  einem  kreisförmigen  Krater,  dessen 
Ränder  aus  gelblichem  Thon  bestehen.  In  der  Nabe  der  Quelle  fin- 
det man  kleine  Krystalle  von  schwefelsaurem  Kalk  und  schwefelsau- 
rem Eisen.  Die  Quelle  hat  ihren  Namen  von  dem  stinkenden  Gerüche, 
den  ihr  Wasser  verbreitet,  das  von  dem  mit  ihm  emporströmenden 
Gase  zu  sieden  scheint,  obwohl  es  kalt  ist.  Dies  Gas  besteht  nach 
Giulj  in  SOTheilen  aus:  15  Th.  Schwefelwasserstoffgas,  25  Th.  koh- 
lensaurem, 4  Th.  Sauerstoff  r  uud  6  Th.  Stickgas.  Das  Wasser  ist 
trübe  und  hat  einen  äufserst  säuern,  zusammenziehenden,  unangeneh- 
men Geschmack. 

Nach  Giulj's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwefelsaure  Talkerde 2,132  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 3,199  — 

Schwefelsaures  Eisen 13,830  — 

Schwefelsaure  Thonerde  ....        8,530  — 

Freie  Schwefelsäure 7,463  — 

35,174  Gr. 
Kohlensaures  Gas    ......        3.758  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas unbestimmbar 

Giulj  hat  auch  die  Substanz  untersucht,  womit  die  Krater-Räu- 
der  iuerustirt  sind;  nach  ihm  sind  in  25  Theilen  enthalten: 


1036 


Schwefel 


2,00  Th. 


Schwefelsaures  Eisenoxydul      .        .        .  16,00  — 

Schwefelsaure  Alaunerde    .        .        .        ,  2,00  — 

Freie  Schwefelsäure  .....  0,25  — 

In  Wasser  unlösliche  Substanz         .        .  4,75  — 

.        .  25,00  Th.  ' 

Der  abscheuliche  Geruch  dieses  Wassers ,  so  wie  der  Schlamm, 
von  dem  es  getrübt  ist,  haben  bis  jetzt  von  der  inneren  Anwendung 
desselben  abgehalten ;  doch  wird  es  nach  dem  Filtrireh  klar  und  durch- 
sichtig und  verliert  auch  schon  während  dieser  Operation  den  Ge- 
stank, während  es  seinen  sauern  Eisengeschmack  lange  Zeit  behält. 
Giulj  glaubt  daher,  dai's  es  sehr  wohl  eben  so  wie  das  berühmte 
Wasser  von  Rio  auf  der  Insel  Elba  angewendet  werden  könnte ,  mit 
dem  er  es  in  eine  Kategorie  setzt.  Die  Erfolge,  welche  Dr.  Mala- 
crida  in  Pienza  bei  äufserlichem  Gebrauch  gegen  einfache  Flechten, 
Oedera,  veraltete  Fufsgeschwüre  etc.  gesehen  hat,  bestätigen  dies. 

Maincro,  Epitome  de  memorabilibus  in  urbe  Senarum.  Sien.  1530. 

Sauti,  Viaggi  per  le  due  Provincie  Senese.  1793.  Th.  II. 

Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  O.    T.  II.  p.  94  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  192. 

Die  Thermalquellen  von  Vignoni  —  Balnea 
de  Avignone  —  haben  ihren  Namen  von  einem  alten, 
jetzt  verfallenen  Schlosse,  das  auf  der  Spitze  des  Berges 
liegt,  an  dem  sich  die  Bäder  befinden,  die,  sowie  das  Schlofs 
und  der  nahe  liegende  Ort  S.  Quirico,  seit  1676  Eigen thum 
der  Familie  Chigi  sind.  $3}ie  Bäder,  von  deren,  hahpm  Al- 
terthum  römische  Inschriften,  Säulen  und  dergleichen  Zeug- 
nifs  geben,  liegen  20  Miglien  von  Siena  auf  der  rechten 
Seite  der  Orcia,  etwa  500  Ellen  vom  Flusse  und  \  Miglie 
unterhalb  der  Brücke  über  die  Orcia  und  der  grofsen  Post- 
strafse  nach  Rom. 

Die  zahlreichen  Quellen  der  Bäder  von  Vignoni  öffnen 
sich  in  drei  Bassins:  dem  grofsen  Bassin  (gran  vasca)  und 
zwei  kleineren,  della  stufa  und  di  S.  Giovanni.  Die  Oeff- 
nung  der  grofsen  Quelle  hat  einen  Durchmesser  von  einer 
halben  Elle:  aus  ihr  strömt  mit  grofser  Gewalt  eine  so 
reichliche  Menge  Wasser  (in  jeder  Minute  54  Tonnen,  die 
Tonne  zu  140  Pfund),  dafs  sie  allein  im  Stande  ist,  in  we- 
niger als  sechs  Stunden  das  grofse  Bassin  zu  füllen,  das 
eine  Länge  von  83  Ellen,  eine  Breite  von  46£  Elle    hat, 


1037 

und  19,136  Tonnen  Wasser  fassen  kann.  Der  Grund  der 
drei  Bassins  bestellt  aus  einem  röthlich  gelben  Travertin, 
aus  dessen  Spalten  groise  Quantitäten  Gas  hervordringen, 
das  nach  Giulj  in  lüü  Theilen  enthält: 

Gran  vasca:     S.  Giovanni: 


Kohlensaures  Gas 

34  Th. 

50  Th. 

Stickgas 

.        .        54  - 

36  — 

Sauerstoffgas 

12  — 

14  — 

1U0  Th.  lüü  Th. 

1.  Das  Wasser  des  grofsen  Bassins  (Gran 
Yasca  dei  Bagni  di  Vignoni)  ist  vollkommen  klar  unb  durch- 
sichtig, geruchlos,  hat  einen  säuerlichen,  scharfen  Ge- 
schmack und  eine  Temperatur  von  36°  R.  Nach  längerem 
Stehen  bildet  sich  auf  dem  Wasser  ein  schmutzig  weifses, 
hierund  da  auch  gelb  gefärbtes  Häutchen,  das  aus  koh- 
lensaurer Kalkerde  und  Eisenkarbonat  besteht,  gleich  dem 
Niederschlage,  den  es  in  den  Leitungsröhren  absetzt. 

Rings  um  das  grofse  Bassin  befinden  sich  die  zum  Theil  sehr  gut 
eingerichteten  Gebäude,  in  welchen  die  Badegäste  Aufnahme  finden. 
Auf  der  nördlichen  Seite  liegen  zwei  kleine  Gebäude,  die  früher  be- 
sondere Bäder  enthielten;  jetzt  wird  nur  das  eine,  Bagno  della 
s  t  u  f  a ,  noch  zuweilen  benutzt,  das  andere,  Bagno  diS.  Caterina, 
steht  verlassen,  weil  die  Quellenmündungen  verstopft  sind.  Neben 
dem  Bagno  della  stufa  sieht  mau  Ueberreste  von  andern  Bädern,  de- 
ren Quellen  versiegt  sind ,  aufserdem  ist  hier  noch  ein  altes  Bad 
S.  Giovanni  mit  einer  sehr  reichlich  fliefseuden  Quelle.  Auf  der 
südlichen  Seite  des  grofsen  Bassins  .liegt  das  Oratorium  di 
S.  Caterina,  das  früher  als  Kapelle  benutzt  wurde,  bevor  die  neue 
Kirche  (17S0  von  Marchese  Alessandro  Chigi)  gebaut  war.  Jetzt  ent- 
hält dies  Gebäude  zwei  Bassins,  das  eine  bekommt  sein  Wasser  un- 
mittelbar aus  dem  grofsen  Bassin,  das  andere  enthält  Wasser,  was 
schon  Abends  vorher  eingelassen  worden  ist,  und  dazu  dient,  die  Tem- 
peratur des  Wassers  in  dem  ersten  Bassin  nach  dem  Gefallen  der  Ba- 
denden abzukühlen.  Daneben  steht  ein  anderes  Gebäude,  mit  einer 
geräumigen  Gallerie  auf  der  Südseite,  die  zu  sechs  Badezimmern 
führt,  die  theils  zu  gemeinschaftlichen,  theils-  zu  besonderu  Bädern 
eingerichtet  sind  und  aufserdem  Douchen  aller  Art  enthalten.  Fer- 
ner wird  ein  Theil  des  Wassers  des  grofsen  Bassins  durch  einen  be- 
deckten Kanal  in  ein  etwa  200  Schritte  von  den  Bädern  liegendes 
Gebäude  geleitet,  in  dem  sich  noch  vier  Zimmer  mit  Douchen  uud 
Wannen  befinden. 


1038 


2.  Das  Wässer  desBades  S.  Giovanni  gleicht 
an  Farbe,  Geruch  und  Geschmack  dem  vorigen ;  die  Tem- 
peratur ist  aber  nur  28°  R.  Es  setzt  ebenfalls  kohlensaure 
Kalkerde  und  Eisenkarbonat  ab,  aufserdem  aber  zeigen 
die  inneren  Wände  des  Gebäudes  einen  Ueberzug  von 
kleinen  weifsen  nadeiförmigen  Prismen,  die  Giulj  für 
schwefelsaure  Talkerde  erkannte. 

3.  Das  Wasser  des  Bagno  della  stufa  ist 
klar,  durchsichtig,  ohne  Geruch  und  Geschmack  und  hat 
eine  Temperatur  von  24°  R, 

Nach  Giulj's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen: 

l.des  grofsen      2.  der    Acqua  di 


Bassins : 

S.  Giovanni; 

Chlormagnesium         ,       ,       ,       , 

0,266  Gr. 

0,266  Gr. 

Chlorcalcium       , 

0,266  — 

0,266  — 

Chlornatrium                ,        .        .        , 

0,533  — 

0,533  — 

Schwefelsaure  Talkerde    .        .        , 

0,533  — 

0,533  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

2,666  — 

2,132  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,533  — 

0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde        , 

17,600  — 

,      17,600  — 

Kohlensaure  Talkerde        ,        ,        -, 

2,132  — 

2,666  — 

24,529  Gr. 

24,529  Gr. 

Kohlensaures  Gas      ,        .        . 

3,140  Kub.Z. 

3,140  Kub.Z 

3.  der  Acqua 

della  stufa: 

Chlormagnesium 

•        •        •        ? 

0,266  Qr, 

Chlornatrium     . 

•                 9                 »                 « 

0,266  — 

Chlorcalcium      .        .        r 

t                 .                  •                 » 

0,533 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,533  -r- 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

2,132  ^ 

Kohlensaure  Talkerde 

2,666  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

f                 •                  •                  t 

17,600  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

•            »            •            r 

0,533  — 
24,529  Gr. 

3,140  Kub.Z. 

Diese  drei  Mineralwässer  zeigen  hiernach  dieselbea  Bestandteile 
in  fast  ganz  gleichen  Mischungsverhältnissen  und  unterscheiden  sich 
nur  durch  ihre  Temperatur. 

Das  Wasser  des  grofsen  Bassins  enthält  aufserdem  eine  organi- 
sche Substanz,  von  zersetztem  Batrachospermum  herrührend.  Diese 
.Pflanze,  die  in  grofser  Menge  in  dem  grofsen  Bassin  wächst,  verliert, 
losgelöst  von  dem  Grunde  des  Bassins,  ihre  lauchgriine  Farbe  nach 
und  nach,  die   endlich  nach   eingetretener  Zersetzung    in  Roth   über- 


1039 

gellt.  Sie  enthält  auf  dem  Wasser  schwimmend  und  vor  der  Zerset- 
zung in  ihrem  Gewebe  ein  Gas,  das  nach  Giulj  in  100  Theileu  aus 
30  Th.  Sauerstoffgas,  36  Th.  kohlensauren  und  34  Th.  Stickgases 
besteht.  Der  Schlamm  dieses  Bassins  besteht  aufser  dieser  organi- 
schen Substanz  nach  Giulj  aus  kohlensaurer  Kalkerde,  Eisenkarbo- 
nat und  schwefelsaurer  Kalk-  und  Talkerdc.  Dieser  Mincralschlamm 
könnte  nach  Giulj  leicht  auf  eine  ähnliche  Weise,  wie  der  von  Abauo 
verwendet  werden.  Das  neben  dem  grofsen  Bassin  liegende,  jetzt 
unbenutzte  Bad  S.  Caterina  bietet  hierzu,  wie  zur  Anlegung  eines 
Dampfbades  die  günstigste  Gelegenheit. 

Das  Mineralwasser  der  einzelnen  Quellen  wird  wie 
folgt  benutzt: 

a.  Das  Thermalwasser  des  grofsen  Bades 
wird  äufserlich  in  Form  von  Bädern  und  Douchen  ange- 
wandt. Vorzüglich  wirksam  bat  es  sich  in  dieser  Form 
gegen  Paralysen,  Rheumatismen,  Ischias,  Schwäche  und 
ähnliche  Nachkrankheiten  nach  Verletzungen,  bösartige 
Hautausschläge  und  veraltete  Fufsgeschwüre,  Harnfisteln, 
Obstructionen  der  Abdominal  -  Eingeweide ,  Blennorrhöen, 
Fluor  albus,  Chlorose,  —  ferner  gegen  Tumor  albus  und 
Oedem  bewiesen. 

Obwohl  zu  den  Zeiten  Lorenzo's  von  Medici  schon  zu 
Ende  des  Mai  hier  gebadet  wurde ,  so  möchte  es  doch  nicht  rathsam 
sein ,  vor  dem  20.  Juni  anzufangen ,  weil  die  Temperatur  der  Atmo- 
sphäre in  diesem  engen  Theile  des  Orcia-Thales  nur  von  dieser  Zeit 
an  bis  Anfang  Septembers  zum  Gebrauch  von  warmen  Bädern  ge- 
eignet ist. 

6i  Das  Wasser  der  Bäder  S.  Giovanni  und 
della  Stufa  wird  wenig  benutzt;  Giulj  glaubt,  dafs  es, 
Trenn  man  Badewannen  einrichtete,  wrorein  das  Wasser  ge- 
leitet würde,  bei  nervösen  Hemiplegien  und  hysterischen 
Leiden  von  Nutzen  sein  dürfte.  Auch  könnte  das  kohlen- 
saure Gas,  welches  das  S.  Giovanni -Bad  liefert,  zur  Be- 
reitung von  einfachen  und  zusammengesetzten  kohlensauern 
Wässern  mit  grofsem  Vortheii  verwandt  werden. 
Ferner  sind  hier  noch  zu  erwähnen : 

4,  Die  alkalini&che  Mineralquelle  von  Celamonti. 
Sie  entspringt  auf  den  zwischen  dem  Asso  und  der  Orcia  liegenden 
Hügeln,  die  aus  blauem  Thonmergel  bestehen,  der  in  einigen  Tlieilen 
Toscanas  Mattajonc  genannt  wird  und  sonst  unter  dem  Namen  Cre- 


1040 


tone  bekannt  ist,  und  in  welchem  sich  hier  und  da  Schwefeleisen  fin- 
det. Ihr  nicht  sehr  reichlich  fliefsendes  Wasser  ist  durchsichtig,  hat 
einen  schwachen  Seewasser  -  Geruch ,  einen  salzigen,  urinüsen  Ge- 
schmack und  eine  Temperatur  von  13°  R.  —  Sechzehn  Unzen  des- 
selben enthalten  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Kalkerde     .        .        .  3,199  Gr. 

Chlornatrium        .....  27,183  — 

Chlorcalcium 3,199  — 

Chlormagnesium 2,132  — 

Kohlensaures  Natron          .        .        .  34,087  — 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .        .  0,266  — 

Kohlensaure  Talkerde         .        .        .  .     0,266  — 

70,332  Gr. 

Giulj  empfiehlt  es  gegen  Harngries  und  Steinbeschwerden. 

5.  Die  j  o  dhaltige  salinische  Quelle  S.  Vittoria  (von 
Giulj  so  genannt  nach  dem  Vornamen  der  Marcbesa  Chigi.) 

Sie  liegt  etwa  eine  halbe  Miglie  von  den  Bädern  von  Vignoni  auf 
der  linken  Seite  der  römischen  Poststrafse  zwischen  S.  Quirico  und 
den  Bädern ,  und  entspringt  auf  dem  sogenannten  Salto  del  Pecore. 
Der  Travertin,  aus  dem  der  Boden  umher  meist  besteht,  zeigt  hier 
und  da  eine  zwei  Zoll  starke  Schicht  von  gelbem  oder  schmutzig 
weifsem  Alabaster. 

Die  Quelle  giebt  in  24  Stunden  etwa  48  Tonnen  Wasser.  Das- 
selbe ist  in  der  Regel  trübe,  sonst  klar,  hat  einen  Seewasser-Geruch, 
einen  unangenehm  salzigen  Geschmack  (gleich  dem  des  Wassers  der 
Acqua  del  Baldini  oder  della  Torretta  bei  Moutecatini),  und  die  Tem- 
peratur von  13°  R. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 

Jodniasniesium 7,997  Gr. 


Jodcalcium 
Jodnatrium 
Jodkalium 

Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 


6,397  — 
116,600  — 
0,799  — 
9,599  — 
0,266  — 
1,066  — 
5,331  — 


148,055  Gr. 


Giulj  glaubt,  dieses  Mineralwasser  könne,  künstlich  erwärmt,  in 
Form  von  Bädern  und  Fomeutationen  in  allen  den  Fällen  vorteilhaft 
wirken,  wo  das  Wasser  der  Terma  Leopoldina  von  Moutecatini  an- 
gewandt wird.  Da  es  in  Hinsicht  seiner  Bestandtheile  (mit  Ausnahme 
des  Jodkaliums)  der  Acqua  della  Torretta  analog  ist,  so  könnte  der 
vorsichtige  innere  Gebrauch  desselben  in  einzelnen  Fällen  (z.  B.  Wurm- 
krankheiten) von  Nutzen  sein.  Giulj  empfiehlt  Klystiere  davon  ge- 
ilen Volvulus. 


1041 

Etwa  300  Schritte  nördlich  von  den  Bädern  befindet  sich  eine 
sechste  Quelle,  die  früher  ein  Säuerling  war,  jetzt  aber  nur  noch 
ein  gewöhnliches  hartes  Wasser  ist,  das  etwas  schwefelsaure  Kalk- 
erde, und  kohlensaure  Talk-  und  Kalkerde  (im  Ganzen  9,599  Gr.  in 
sechzehn  Unzen)  enthält. 

Michele  Savonurola,  de  ßalneis  et  thermis.  Venet.  1553. 
Libr.  II.  cap.  XIII. 

Hugoliuus  de  Montecatiuo,  de  balncis.  Venet.  1553. 

Do  nie  nie.  Bianchclli,  tract.  de  balueis.     Venet.  1553. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.     Patav.  1711.  p.  218. 

Grisoni,  osservazioni  intorno  all1  acqna  di  Vignone ,  fatte  dal 
Dott.  Teasilo  Grisoni,  Nobile  Senense  Accademico  Introuato  e  Collega 
Fisiocratico.    Siena  1705. 

Torbern  Berg  man,   opuscoli  Chimici  e  Fisici.     Napoli    1787. 

Santi,  Viaggi  per  le  due  Provincie  Senese.     T.  II.  p.  281. 

M  o  n  tai  gne,  Journal  de  voyage  en  Italie.  T.  II.  p.  470. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  a.  a.  O.  T.  ll.  p.  149—319. 

Die  Miner al quelle 71  von  S.  Filippo^  einem 
Dorfe,  das  ungefähr  30  Miglien  südlich  von  Siena,  in  der 
Nähe  von  Radicofani,  zwischen  dem  Montamiata  und  dem 
Zuccolino,  am  Fufse  des  letzteren  liegt,  der,  obwohl  von 
anderer  Structur,  als  der  Montamiata,  für  eine  Fortset- 
zung dieses  Berges  gleich  den  übrigen  nördlich  von  dem- 
selben  sich  hinziehenden  Höhen  angesehen  werden  kann. 

De  Vegni,  der  Besitzer  der  ehemaligen  Bäder  und  eines  grofsen 
Theiles  von  S.  Filippo  war,  hat  die  meisten  der  hübschen  Wein- 
und  Obstbaumpflanzungen  angelegt,  die  mit  dem  weifsen  Travertin- 
boden  rings  umher  wunderbar  contrastiren:  die  ganze  Gegend  sieht 
aus,  wie  eine  Schueelaudschaft  mit  üppig  grünendem  Gebüsch. 

Man  unterscheidet  fünf  Quellen: 

1.  Die»nächste  Quelle  am  Bade,  die  keinen  be- 
sondern Namen  hat,  entspringt  etwa  50  Schritte  vom  Dorfe 
aus  Travertin ;  ihr  Wasser,  das  frisch  geschöpft,  durch- 
sichtig ist,  sich  aber  in  der  freien  Luft  trübt,  schmeckt 
säuerlich,  riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas  und  hat  die 
Temperatur  von  3S°  R.  Das  Wasser,  das  kohlensaure 
Kalkerde  und  etwas  Glairine  (von  einer  Oscillatoria  her- 
rührend) absetzt,  wird  durch  einen  offenen  Kanal  in  das 
Bade-Etablissement  geleitet. 


1042 

2.  Die  zweite  Quelle,  ebenfalls  ohne  eigenen  Na- 
men, entspringt  ungefähr  700  Schritte  jenseit  des  Dörf- 
chens, auch  aus  Travertin ;  ihr  Wasser  hat  dieselben  phy- 
sikalischen Eigenschaften,  wie  das  der  vorigen,  mit  Aus- 
nahme der  Temperatur,  die  40°  R.  ist ;  es  kühlt  sich  aber, 
da  es  in  einem  offenen  Kanal  von  wenig  Fall  in  die  Bä- 
der geleitet  wird,  bedeutend  ab,  ehe  es  dahin  gelangt. 

3.  Acqua  della  Madonnina  del  fosso  dell' 
acqua  bianca;  diese  Quelle  entspringt  neben  dem  Fosso 
bianco  aus  Travertin  und  giebt  ein  durchsichtiges  Wasser 
von  säuerlichem  Geschmack,  das  nach  Schwefelwasser- 
stoffgas schmeckt  und  die  Temperatur  von  26°  R.  hat.  Es 
setzt  kohlensaure  Kalkerde  und  etwas  Glaärine  ab. 

4.  Acqua  Santa  kommt  auf  der  rechten  Seite  des 
westlich  von  den  Bädern  gelegenen  Giefsbachs  Rondinaja 
in  einer  Art  von  Grotte ,  die  sich  in  dem  Travertin  gebik 
det  hat,  hervor.  Das  Wasser  der  Quelle  ist  durchsichtig, 
überzieht  sich  beim  Stehen  mit  einem  röthlich-weifsen  Häut- 
chen, riecht  leicht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  schmeckt 
ganz  schwach  säuerlich,  verliert  diesen  Geruch  und  Ge- 
schmack an  der  Luft  und  hat  die  Temperatur  von  26°  R. 

5.  Acqua  di  S.  Leopol do;  diese  Quelle  entspringt 
ungefähr  eine  Miglie  westlich  von  den  Bädern  und  ober- 
halb derselben,  in  einem  Eichen-  und  Weidengehölz,  aus 
röthlichem  Kalkschiefer.  Rings  umher  finden  sich  viele 
kleinere,  spärlich  rinnende  Quellen  mit  reichlicher  Entwicke- 
lung  irrespirabler  Gasarten.  Das  Wasser  dieser,  das  in 
einem  kleinen  Bassin  von  einer  Elle  Durchmesser  und  ei- 
ner halben  Elle  Tiefe  hervorkommt,  ist  klar,  hat  einen 
sehr  sauern  Geschmack,  riecht  etwas  nach  Schwefelwas- 
serstoffgas, ähnlich,  wie  die  Acqua  Santa  von  Chianciano, 
und  hat  die  Temperatur  von  15°  R.  Die  Quelle  giebt  etwa 
72  Tonnen  Wasser  in  24  Stunden. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


1043 


1.  der  nächsten  2. 

der  entfernteren 

Badequelle: 

Badequelle: 

Schwefelsaure  Tälkorde    . 

0,533  Gr. 

0,533  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

1,066  — 

1,599  — 

Chlornatrium 

0,533  — 

0,533  — 

Chlorcalcium       .... 

0,266  — 

0,175  — 

Chiormagnesium         .        .       < 

0,266  — 

0,356  — 

Kohlensaure  Talkerde       ,        . 

1,066  — 

1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

.      15,464  - 

.      13,860  — 

19,194  Gr. 

18,122  Gr. 

Kohlensaures  Gas      .        .        j 

0,53SKuh.Z. 

0,269  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

3,766     — 

3,766     — 

3.  Acq.  della  Madon- 

4. d  Acq. Santa: 

nina  del  fosso  bianco  : 

Chlorcalcium      .... 

0,266  Gr.       . 

0,175  Gr. 

Chlormagnesium 

0,566  — 

0,350  — 

Chlornatrium       ... 

1,066  — 

0,533  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

1,066 . — 

0,533  — 

Schwefelsaure  Talkerde    . 

3,732  — 

•        .        • 

Schwefelsaures  Natron 

•        •        •        • 

1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

.        .        .        •            . 

0,266  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,800  — 

5,331  — 

Kohlensaure  Talkerde 

1,066  — 
12,262  Gr. 

1,332  — 

9,586  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

0,209  Kub.Z. 

0,538  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas     . 

0,707      — 

Spuren 

5.  der  Acqua  dl  S.  Leopoldo : 

Schwefelsaure  Talkerde   .... 

3,732  Gr. 

1            Schwefelsaure  Kalken 

e     .        .       .        . 

1,599  — 

Clilornatrium 

.        •        •        • 

3,199  — 

Chiormagnesium 

.... 

0,533  — 

Chlorcalcium 

.... 

1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde 

.... 

1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

. 

4,8Ü0  — 

Kohlensaures  Eisenox 

ydul 

0,533  — 
16,528  Gr.  " 

Kohlensaures  Gas 

.... 

7,515  Kub.Z. 

Schwefelwasscrstoffgas     .... 

Spuren. 

Von  diesen  Quellen  geben  nur  die  beiden  ersten  ihr  Wasser  zu 
dem  Bade- Etablissement,  das  im  Jahre  1S16  von  dem  Eigenthiimer 
Dr.  Rempicci  Autolini  restaurirt  und  mit  besondern  Bädern  und 
Douchen  aller  Art  versehen  wurde.  Das  Wasser  der  zweiten  Therme 
dient  dazu,  die  hohe  Temperatur  der  ersten  abzukühlen. 


1044 

Das  Therinalwasser  hat  sich  besonders  "wirksam  gegen 
rheumatische  und  gichtische  Leiden,  Lähmungen,  Spina 
ventosa,  Knochenauftreibungen  nach  Syphilis,  chronische 
Hautausschläge  und  hysterische  Leiden  bewiesen.  —  Die 
Acqua  della  Madonnina  und  Acqua  Santa  werden  nicht 
benutzt;  die  Acqua  di  S.  Leopoldo  wird  noch  besonders 
gegen  Harngries  und  Steinbeschwerden,  Obstructionen  der 
Abdominal -Eingeweide,  und  in  Form  von  Klystieren  und 
Injectionen  auch  gegen  chronische  Diarrhöen  und  Dysen- 
terien, wie  gegen  Menorrhagie  und  andere  Profluvien  aus 
dem  Uterus  empfohlen. 

S.  Filippo  ist  übrigens,  aufser  seinen  sehr  alten  Bädern,  noch 
bekannt  durch  die  eigentümliche  Benutzung  des  Mineralwassers  zu 
künstlichen  Stalactiten,  Bit  denen  man  äufserst  glücklich  Skulptur- 
Arbeiten  nachahmt.  Der  Erfinder  dieser  Art  Arbeiten,  Leonardo 
de  Vegni,  hat  darüber  eine  Abhandlung  in  dem  neunten  Bande  der 
Atti  dell1  Accademia  dei  Fisiocratici  di  Siena  hinterlassen,  und  nennt 
diese  Kunst  Arte  della  Plastica  dei  Tartari. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.   Fat.  1711.  p.  136. 

Girol.  Gigli,  Diario  Senese.  Siena  1723.  T.  II.  p.  334. 

S  a  n  t  i ,  Viaggi  etc.  Pisa  1795. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.    T.  IV.  p.  33  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  76. 

6.     Montamiata:- 

Die  Mineralquellen  von  Montamiala.  Der  Montamiafa 
(5298  Fufs  hoch)  liegt  in  gerader  Linie  etwa  30  Miglien  süd-süd-west- 
lich  von  Siena;  seine  ganze  Structur  berechtigt  zu  der  Annahme, 
dafs  er  ein  erloschener  Vulkan  ist :  er  besteht  nämlich,  während  rings 
um  ihn  die  Kalksteinformation  herrscht,  aus  Trachyt  (Peperino  im 
Toskanischen  genannt),  aufserdern  finden  sich  auf  seinem  Gipfel  Fels- 
massen, welche  die  deutlichsten  Zeichen  an  sich  tragen,  dafs  sie  sich 
ehemals  in  geschmolzenem  Zustande  befanden,  da  sie  einer  Art  Lava 
gleichen.  Um  so  merkwürdiger  ist  es,  dafs  auf  diesem  vulkanischen 
Boden  nur  eine  einzige  laue  Therme  zu  finden  ist.  Die  Quellen  sind 
folgende : 

1.  Acqua  dei  Ripacci  oder  dei  Vivo,  ein  schwacher  Ei- 
sensäuerling, entspringt  in  einem  Buchenholze  oberhalb  des  letztge- 
nannten Ortes;  ihr  Wasser  ist  durchsichtig,  hat  den  Geruch  der 
Säuerlinge,  aber  nur  schwach,  schmeckt  leicht  säuerlich -zusammen- 
ziehend, hat  die  Temperatur  von  8°  R.  und  setzt  Eisenkarbonat  ab. 


1045 

2.  Acqua  pnss ante  oder  Acqun  Santa  von  Abbadia  S. 
Salvadore,  ein  Eisensäuerling,  entspringt,  wie  die  vorige,  aus  Tra- 
chyt; das  kleine  gemauerte,  aber  offene  Bassin,  in  dem  sie  hervor- 
kommt, liegt  auf  der  linken  Seite  des  Weges  von  Abb.  S.  Salvadore 
nach  den  benachbarten  Kastanicnplantagen.  Das  Gas,  welches  mit 
ihr  emporsteigt,  ist  in  100  Theilen  aus  60  Th.  kohlensaurem,  34  Th. 
Stick-  und  16  Th.  Sauerstoffgas  zusammengesetzt.  Das  Wasser,  das 
dieselben  physikalischen  Eigenschaften  mit  dem  vorigen  hat,  besitzt 
die  Temperatur  von  7°  R. 

3.  Acqua  Santa  delle  Lame  von  Abb.  S.  Salvadore, 
ein  Eisensäuerling,  quillt  in  den  erwähnten  Plantagen,  von  mehreren 
anderen,  aber  nur  spärlich  fliefsenden  Quellen  umgeben,  hervor.  Der 
Boden  ist  mit  fruchtbarer  Erde  bedeckt,  die,  wie  der  Niederschlag  die- 
ser Quelle,  gelblich  gefärbt  ist.  Temperatur  und  sonstige  physikali- 
sche Eigenschaften  dieses  Wassers  sind  wie  bei  dem  vorigen. 

4.  Acqua  forte  oder  Acq.  puzzola  von  Abb.  S.  Salva- 
dor e,  eine  Schwefelquelle,  entspringt  etwa  */,  Miglie  oberhalb  der 
vorigen.  Das  durchsichtige  Wasser  dieser  Quelle  hat  einen  deutli- 
chen Schwefelwasserstoffgas -Geruch,  einen  sauern  Geschmack,  die 
Temperatur  von  7°  R.  und  setzt  Glairine  ab. 

5.  Acqua  del  Bagnaccio  delle  Bagnora  entspringt  in 
der  Nähe  von  Arcidosso,  in  einer  sumpfigen  Lache  aus  Trachyt.  Das 
Gas,  welches  zugleich  mit  diesem  Wasser  hervorkommt,  besteht  iu 
100  Theilen  aus  54  Th.  kohlensaurem,  22  Th.  Stick-  und  24  Th. 
Sauerstoffgas.  Das  Wasser  ist  durchsichtig,  von  zusammenziehen- 
dem Geschmack,  riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas  und  hat  die  Tem- 
peratur von  13°  R. 

6.  Acqua  deiBagnoli  findet  sich  ebenfalls  auf  dem  Territo- 
rium von  Arcidosso,  */3  Miglie  von  diesem  Orte;  die  Quelle  entspringt 
auf  dem  aus  grauem  Trachyt  bestehenden  Hügel  Moria  Rossa  mit 
einem  AVasserstrahl  von  1  Q.Zoll.  Das  Wasser  ist  durchsichtig,  hat 
den  Geruch  der  Säuerlinge,  einen  schwach  eisenhaften  Geschmack 
und  die  Temperatur  von  18°  R.  Es  setzt  Eisenkarbonat  ab,  und 
färbt  damit  auch  die  in  dem  Bassin  wachsende  Oscillatoria. 

Nach  Giulj's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

1.  der  Acqua  del  2.  der  Acqua 
Vivo:  Passante: 

Chlornatrium 0,266  Gr.     .        1,066  Gr. 

Chlormagnesium  ....  0,'266  —  .  0,533  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  0.533  —  .  1,066  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul     .        .        0,533  —      .        1,599  — 

1,598  Gr.  ~~4~264~Gi\ 
Kohlensaures  Gas  ....        1,066  Kub.Z.        4,176Kub.Z 


1046 


3.  der  Acq.  Santa,  4.  d.  Acq.  Puzzola  deir 


delleLame:       AbbadiaS.Salvadore 

Chlornatriuin 

0,533  Gr.      .        .        1,599  Gr. 

Chlormagnesium  . 

0,533  —      .        .        0,533  — 

Kolilensaure  Talkerde 

15066  —      .        .        1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

1,066  —      .        .        0,533  — 

3,198  Gr.                      3,731  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

3.758*Kub.Z.                2,618  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

1,570     — 

5.  der  Acqua  del     6.  der  Acqua  de 

Bagnaccio:               Bagnoli: 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

Chloruatrium 

0,266  Gr.       .        0,266  — 

Clilormagnesium 

0,266  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

1,066  —        .        0,799  — 

2,131  Gr.                3,730  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

1,066  Kub.Z.         1,066  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas     .        .        Spuren. 

Alle  diese  Wässer  sind  nur  in  der  Umgegend  gekannt  und  wer- 
den nicht  beuutzt;  nur  die  schwefelhaltige  Acqua  del  Bagnaccio  wird 
bei  Hautkrankheiten  des  Viehes  von  den  Umwohnern  angewandt. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  97  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  16.  192. 


7.     Fiora-TIial: 

Die  Mineralquellen  des  Poggio  Curatale^ 
eines  Kalkstein -Hügels,  der,  eine  Fortsetzimg  der  Hö- 
hen, die  das  Orcia-Thal  von  dem  Fiora-Thale  trennen, 
auf  der  rechten  Seite  des  letzteren  Flusses  und  im  Ge- 
biete der  Stadt  S.  Fiora  liegt.  Man  unterscheidet  drei 
Quellen : 

1.  Die  obere  Quelle;  ihr  Wasser  ist  durchsichtig, 
schmeckt  säuerlich,  hat  den  Geruch  der  Säuerling,  die  Tem- 
peratur vonl2°  R.  und  setzt  kohlensaure  Kalkerde  ab. 

2.  Die  untere  Quelle  entspringt  tiefer,  als  die 
vorige,  und  hat  dieselbe  Temperatur  und  physikalischen 
Eigenschaften  mit  derselben. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

1.  der 


1047 


1.  der  obern 

2.  der  untern 

Quelle: 

Quelle : 

0,533  Gr. 

2,132  Gr. 

2,666  — 

1,599  — 

0,533  —      i 

1,066  — 

1,599  — 

0,533  — 

0,266  — 

0,266  — 

0,533  — 

0,533  — 

C,266  — 

0,799  — 

6,39b  Gr. 

6,928  Gr. 

3,140  Kub.Z. 

3,758  Kub.Z. 

Schwefelsaure  Kalkerde 
Clilomatriuci   . 
Chlorcalcium   .        .    . 
Chlormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaore  Kalkeide 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 


3.  Die  Acqua  forte  entspringt  auf  der  rechten 
Seite  eines  Baches,  der  an  dem  Fufse  des  Hügels  fliefst 
und  nachdem  er  das  Wasser  der  beiden  obenerwähnten 
Quellen  aufgenommen  hat,  sich  in  die  Fiora  ergiefst;  die 
Quelle  heifst  auch  nach  demselben  Acqua  del  Fosso 
degli  Ontani,  und  kommt  aus  Travertin  in  einem  klei- 
nen natürlichen  Becken  von  ]{  Quadrat -Ellen  Gröfse  und 
1  Elle  Tiefe  hervor.  Das  gleichzeitig  sich  entwickelnde 
Gas  besteht  in  100  Theilen  aus  68  Th.  kohlensauren,  20  Tb. 
Stick-  und  12  Th.  Sauerstoffgases.  Das  Wasser  ist 
durchsichtig,  von  säuerlichem  Geruch  und  Geschmack,  hat 
die  Temperatur  von  17°  R.  und  setzt  viel  kohlensaure  Kalk- 
erde ab. 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  nach  Giulj: 
Schwefelsaure  Kalkerdo         .        .        .        0*799  Gr. 


2,666  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

0,266  — 

Kohlensaure  Talkerde    .        . 

0,266  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul     . 

0,266  — 

6,395  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

4,460  Kub.Z. 

Diese  Eisensäuerlinge  werden  von  den  Leuten  aus  der 
nahen  Maremnia  getrunken,  ohne  dafs  man  weitere  Sorgfalt 
auf  die  Quellen  verwendet,  als  dafs  das  Bassin  der  letz- 
ten zuweilen  von  dem  Niederschlage  gereinigt  wird,  damit 
die  Quellen  sich  nicht  verstopfen.  Die  Wässer  werden  ge- 
rn.  Theil.  Xxx 


1048 

rühmt  gegen  Ilarngrics,  Atembeschwerden  3  Blascnkatarrh, 

unterdrückte  Menstruation,  Stockungen  der  Abdominalein- 

geweide,  besonders  in  der  Milz,  Magenschwäche,  Diarrhöen, 

Dysenterien  uiid  Leukorrhöen ;  bei  den  letztern  sollen  auch 

Injectionen  wirksam  sein. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  IV.  p.  123  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  188. 

Bagno  di  Filetta  oder  di  S.  Maria  delV  Aquila  ist  ein 
grofses  viereckiges  ummauertes  Bassin,  das  in  der  Nähe  von  Sorauo 
auf  der  linken  Seite  der  Fiora  liegt.  Der.  Boden  umher  besteht  zwar 
in  seinem  oberen  Theile  aus  regellosen  Massen  vulkanischen  Ge- 
steins, aber  die  regelmäßige  Schichtung  des  darunter  liegenden  Tra- 
vertins,  so  wie  ein  wenige  Schritte  vom  Bassin  sich  erhebender  Tra- 
vertin-Felsen  zeigen,  dafs  der, Boden  kein. eigentlich  vulkanischer  ist; 
man  kann  also  annehmen,  dafs  die  Quelle  aus  Travertin  zu  Tage 
kommt,  worauf  auch  das  weifse  Häutchen  deutet,  mit  dem  das  Was- 
ser sich  überzieht.  Das  Wasser  ist  sonst  durchsichtig,  von  dem  Ge- 
ruch und  Geschmack  der  Säuerlinge  und  hat  in  dem  Bassin  die  Tem- 
peratur von  26°  R.  Das  gleichzeitig  emporsteigende  Gas  ist  in  100 
Theiten  aus  50  Th.  kohlensaurem,  30  Th.  Stick-  und  20  Th.  Sauer- 
stoffgas zusammengesetzt.  Giulj,  der  nicht  zu  den  Quellen  selbst 
kommen  konnte,  weil  das  Bassin  gefüllt  war,  und  sie  inuerhalb  des- 
selben entspringen,  hat  das  Wasser  im  Bassin  aualysirt,  und  nach 
ihm  enthält  es  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Kalkerde         .        .        .        9,599  Gr. 

Chlornatrium 4,268  — 

Chlorcalcium ^3,199  — 

Chlormaguesium      .        .        .        .        .        1,066  — 
Kohlensaure  Kalkerde    .        .  .      .        .        2,132  — 

20,26 4  Gr. 
Kohlensaures  Gas  .        ...        .        1,066  Kub.Z. 
Das  Bassin  ist   etwas  zerfallen  und  scheint  mehr  zum  Flachsrö- 
then,  als  zum  Baden  benutzt  zu  werden,    doch  soll  das  Bad  wirksam 
gegen  Lähmungen,  hysterische  und  andere  nervöse  Affectionen  sein. 
Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  123  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  76. 

Die  Ac qua  della  Buca  dei  Fiori  kommt  etwa  1/.1  Miglie 
von  der  vorigen,  in  einem  natürlichen  Becken,  aus  Travertin  zu  Tage, 
von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100  Theilen  aus  60  Th.  kohlensau- 
rem, 30  Th.  Stick-  und  10  Th.  Sauerstoffgas  zusammengesetzt  ist. 
Das  Wasser  ist  durchsichtig,  geruchlos,  von  schwach -salzigem  Ge- 
schmack und  hat  die  Temperatur  von  29°  R.  Es  setzt  etwas  kohlen- 
sauren Kalk  ab. 


1049 


Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  nach  Giulj: 

Schwefelsaures  Natron     ....        3,732  Gr. 


Schwefelsaure  Kalkerde  ....        1,066  — 

Chlornatrium 9,036  — 

Chlorcalcium 1,599  — 

Chlormaguesium 2,132  — 

Kohlensaure  Talkerde       .        .        .        .        0,533  — 
Kohlensaure  Kalkerde        ....        2,666  — 

20,764  Gr. 
Kohlensaures  Gas 1,309  Kub.Z. 

Das  Wasser  wirkt  abführend  und  wird  gegen  Obslructionen  der 
Milz  empfohleu,  scheint  aber  wenig  benutzt  zu  werden. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  123  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  38. 

Bagno  del  Prochio  oder  di  Pitigliano  liegt  in  der  Nähe 
des  letztern  Ortes  und  */2  Miglie  von  den  beiden  vorigen  Quellen,  auf 
vulkanischem  Boden.  Es  ist  ein  ummauertes,  in  zwei  Theile  getheil- 
tes  Bassin,  das  man  zur  Badezeit  mit  Zweigen  bedeckt,  weil  ein  Dach 
fehlt.  Das  Mineralwasser  ist  färb-  und  geruchlos,  von  säuerlich-zu- 
sammenziehendem  Geschmack  und  hat  die  Temperatur  von  31°  B.  • 
es  ist  von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100  Theilen  aus  54  Th.  koh- 
lensaurem, 36  Th.  Stick-  und  10  Th.  Sauerstoffgas  besteht. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium      .        . 
Chlorcalcium      .         . 
Cblormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas      . 


1,066  Gr. 

1,066  — 

2,132  — 

0,533  — 

0,533  — 

2,666  — 
11,190  — 

0,533  — 
19,719  Gr. 

1,570  Kub.Z. 


Das  Bad  ist  gegen  rheumatische  und  gichtische  Leiden,  hei  ge- 
höriger Vorsicht  auch  gegen  Lähmungen,  ferner  gegen  allgemeine 
Körperschwäche,  Oedem  und  alte  herpetische  Fufsgcschwüre  von  aus- 
gezeichneter Wirkung.  Doch  fehlt  es,  das  erwähnte  Bassin  ausge- 
nommen, an  jeder  weiteren  Einrichtung. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  123  ff. 


8.    Paglia-Thal: 
Die  Mineralwässer    von    S.     C asciano    sind 
seit  Jahrhunderten  bekannt  —  balnea  Okisina  bei  den  Rö- 

Xxx  2 


1050 

mern  —  und  liegen  in  der  obcrn  Provinz  Siena,  nicht  weit 

von  der  Grenze  des  Kirchenstaats.    S.  Casciano  dei  Bagni 

ist  ein  kleiner  Ort,  auf  einem  Berge  gelegen,  der  von  drei 

Seiten  durch  tiefe  Abhänge  isolirt,  nur  nach  Osten  hin  mit 

den  Höhenzügen  in  Verbindung  steht,  welche  sich  mit  dem 

Gebirge  von  Cetona  vereinigen. 

Dieser  Berg  kann  als  der  Punkt  angesehen  werden,  in  welchem 
sich  die  aus  grauem,  rothem  und  gelbem  Thon  bestehenden  Seiten- 
berge des  südwestlich  liegenden  Paglia -Thaies  zusammenschliefsen. 
Er  besteht  meist  aus  einem  hellgrauen  Kalkschiefcr,  der  in  der  Re- 
gel parallel,  aber  hier  und  da  auch  wellenförmig  geschichtet  ist.  Da- 
zwischen finden  sich  auch  Schichten  von  braunem  Hofnstein  \  viele 
Spuren  von  Schaalthieren  deuten  daranf  hin,  dafs  dieser  Boden  durch 
Meer- Anspülungen  entstanden  ist.  Oberhalb  und  nördlich  von  S. 
Casciano  findet  man  grofse  Massen  von  altem  Travertin,  nach  dem 
Bagno  grande  zu  dendritischen  Kalkschiefer  ohne  Spuren  von  Schaal- 
thieren. 

Die  Quellen,  deren   11  sind,   liegen    etwas   unterhalb 
S.  Casciano    (die  Weitesten  Bilder  sind  f  Miglie   entfernt) 
und  zerfallen  in  drei  Gruppen. 
Erste  Gruppe: 

1.  Ac  qua  del  Bag?io  gründe^  eine  eisenhaltige 
Schwefeltherme,  ist  ummauert  und  überdacht,  und  hat  nach 
Süden  einen  bedeckten  Gang.  Das  Wasser  füllt  zwei 
grofse  Behälter  (eins  für  Männer  und  eins  für  Frauen)  und 
fliefst  so  reichlich,  dafs  es  eine  Mühle  treibt;  es  kommt 
aus  einem  Kalkboden  zu  Tage,  ist  durchsichtig,  von  etwas 
zusammenziehendem  Geschmack,  schwach  schwefligem  Ge- 
ruch, und  hat  eine  Temperatur  von  34°  R. 

2.  Bagno  Bossolo^  früher  Caldagna.  Diese 
Quelle,  eine  eisenhaltige  Therme,  entspringt  in  geringer 
Entfernung  von  der  vorigen,  aus  einem  Kalkschiefer,  zwi- 
schen dem  sich  Lagen  von  Hornstein  finden;  sie  giebt  ein 
durchsichtiges,  geruchloses  Wasser  von  schwach  zusam- 
menziehendem Geschmack  und  31°  R.  Temperatur,  und 
setzt  einen  kalkigen  Bodensatz  ab,  der  in  der  Nähe  der 
Quelle  von  kohlensaurem  Eisenoxydul  gelbrothlich  gefärbt 
ist,  und  Spuren  von  Glairine  enthält. 


1051 

3.  Acqua  di  S.  Lucia  entspringt  dicht  neben 
der  vorigen  aus  einem  ähnlichen  Boden.  Das  geruch-  und 
geschmacklose  Wasser  hat  nur  22°  R.  Temperatur, 

Zweite  Gruppe: 
Sie  findet  sich  etwa   eine  drittel  Miglie  rechts  von 
der  vorigen;  zu  ihr  gehören: 

4.  Die  Acqua  della  doccia  della  Testa, 
so  genannt,  weil  sie  früher  gegen  Kopfschmerzen  ange- 
wandt wurde;  sie  ist  eine  eisenhaltige  Therme,  entspringt 
aus  Kalkhoden,  ist  klar,  ohne  merklichen  Geruch  oder 
Geschmack,  hat  eine  Temperatur  von  36°  R.  und  läfst  den 
gewöhnlichen  Bodensatz  zurück. 

5.  Bagntni  nuovi',  diese  Quelle,  eine  Schwefel- 
therme, kommt  etwa  150  Schritt  weiter  aus  ähnlichem  Bo- 
den hervor,  und  giebt  ein  durchsichtiges  Wasser  von 
34°  R.  Temperatur  mit  schwach  zusammenziehendem  Ge- 
schmack und  Schwefelwasserstoffgas-Geruch,  der  sich  beim 
Zutritt  der  Luft  verliert. 

Dritte  Gruppe: 
Sie  liegt  auf  der  linken  Seite  des  Weges  nach  dem 
Bade  della  Ficoncella;  zu  ihr  gehören: 

6.  Bagno  di  S.  Antonio,  den  Bagnini  nuovi  gerade 
gegenüber.  Der  Theil  des  Berges,  welcher  über  dieser 
Quelle  liegt,  enthält  Hornstein,  der  unterhalb  gelegene  neuen 
Travertin.  Das  Wasser  in  diesem  Bade  hat  bis  zur  drit- 
ten Stufe  des  Bades  34°  R.,  von  da  bis  zum  Grunde  aber 
nur  31°  R.  Temperatur,  es  ist  durchsichtig  und  ohne  Ge- 
schmack und  Geruch. 

Ferner  die  fünf  Quellen  des  Bades  della  Ficon- 
cella, oder  delle  Logge,  so  genannt  von  der  präch- 
tigen Säulenhalle,  welche  Ferdinand  I.  von  Medici  1607 
bauen  liefs.    Dies  Bad  enthält : 

7.  Die  Acqua  del  bagno  di  S.  Maria ,  eine 
eisenhaltige  Therme  von  37°  R.  Temperatur;  das  Wasser 


1052 

ist  durchsichtig,  ohne  Geruch  und   hat  einen  ganz  schwa-r 
chen  zusammenziehenden  Geschmack. 

8.  B agno  di  S.  Giorgio,  eine  eisenhaltige  Schwe- 
feltherme. Das  Wasser  ist  geruchlos,  von  schwach  zusammen- 
ziehendem Geschmack,  und  hat  eine  Temperatur  von  33°  R, 

9.  Bagno  di  S.  Giovanni;  hat  eine  Tempera- 
tur von  30°  R.,  ist  durchsichtig,  geruchlos  und  von  ganz 
schwach  zusammenziehendem  Geschmack. 

10.  Die  Quelle  de  IIa  Ficoncella,  eine  Schwe- 
feltherme, kommt  in  dem  Saale,  der  sich  im  Innern  des 
Gebäudes  befindet,  aus  zwei  Röhren  hervor,  welche  das 
Wasser  in  einen  Behälter  ergiefsen,  aus  dem  das  Bad  glei- 
ches Namens  versorgt  wird.  Die  Temperatur  des  Wassers 
ist  an  der  Röhre  33°  R.,  im  Bade  31°  R. ;  es  riecht  etwas 
nach  Schwefelwasserstoffgas ,  hat  einen  ganz  schwach 
zusammenziehenden  Geschmack  und  ist  durchsichtig.  Der 
Niederschlag,  den  es  absetzt,  enthält  nach  Giulj  in  25 
Theilen  22  Th.  kohlensaure  Kalkerde,  2  Th.  schwefelsaure 
Kalkerde  und  1  Th.  kohlensaures  Eisenoxydul. 

11.  Bagno  öT Apollo.  Die  Quelle,  eine  eisenhal- 
tige Therme,  giebt  ein  durchsichtiges,  geruchloses,  etwas 
zusammenziehend  schmeckendes  Wasser  von  28°  R.  Tem- 
peratur; Bad  und  Quelle  sind  in  demselben  Theile  des 
Gebäudes,  wie  die  vorige.  Ihr  Gas  enthält  nach  Giulj 
in  100  Theilen  60  Th.  kohlensaures,  6  Th.  Sauerstoff-  und 
34  Theile  Stickgas.  —  Nach  Giulj's  Analyse  enthalten 
in  sechzehn  Unzen  Wasser : 


1.  Bagno  grande : 

2.  Bagno  Bossolo: 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

.        0,533  Gr. 

1,066  Gr. 

Chlomatriuua       . 

0,533  — 

1,066  — 

Chlormagnesium           , 

0,266  — 

0,266  — 

Chlorcalciuuo 

0,266  — 

0,799  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,465  — 

7,998  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

.        0,266  — 

0,533  — 

5,329  Gr. 

11,728  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        . 

1,047  K  üb. Z. 

1,570  Kub.Z. 

SchwefelwasserstoflVas 

unbestimmbar. 

1053 


3.  B.  di  S.  Lucia :    4.  B.  della  Testa ; 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Clilornatrium 
Chlormngnesiuui 
Clilorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eiseuoxydul 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Chloruatrium 
Chlormagnesium 
Clilorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eiseuoxydul 

Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffaas 


0,533  Gr. 

0,533  Gr. 

0,799  — 

1,066  — 

0,533  — 

0,266  — 

0,799  — 

0,266  — 

G,397  — 

5,331  — 

0,533  — 

0,061  Gr. 

7,995  Gr. 

5.  Baguonuovo:     6. 

Bagno  S.  Maria 

0,533  Gr. 

0,533  Gr. 

1,332  — 

1,066    -r- 

0,533  — 

0,266  — 

0,266  — 

0,266  — 

4,534  — 

5,867  — 

0,266  — 

0,533  — 

7,464  Gr. 

8,531  Gr. 

1,047  Kuh.Z. 

0,785  Kub.Z. 

.        unbestimmbar. 

7.  Bagno  di  S.  Antonio : 

«.  das  obere  Was-  b.  das  untereWas- 


ser: 

ser: 

Schwefelsaure  Kalkerde     . 

0,799  Gr. 

0,799  Gr. 

Cblornatrium        .        .        . 

1,066  — 

1,066  — 

Chlormagnesium 

0,799  — 

0,799  — 

Clilorcalcium         .        .        , 

0,533  — 

0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

4,534  — 

5,331  — 

Kohleusaures  Eisenoxydul 

0,266  — 

0,533  — 

7,997  Gr. 

9,061  Gr. 

8.  B.  di  S.Giorgio:   9.1 

i.  di  S.  Giovanni 

Schwefelsaure  Kaikorde 

.      . 

.      0,533  Gr. 

Clilornatrium 

1,066  Gr. 

.      2,398  — 

Chlormaguesium 

0,533  — 

.      1,066  — 

Clilorcalcium   . 

0,799  — 

.      0,799  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

3,732  — 

.      9,063  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul     . 

0,533  —        . 

.      0,533  — 

6,663  Gr. 

14,392  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

2,088  Kub.Z. 

0,785  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas          . 

Spuren. 

Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlormagnesium  . 


10.  della  Ficoncclla :  11.  ß.  d'Apollo ; 

0,799  Gr.       .  0,799  Gr. 

0,799  —        .  2,132  — 

0,533  —        .  1,066  - 


1054 


Chlorcalcium 

0,266  Gr.       . 

0,533  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 

3,732  — 

6,530  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

.        0,266  —        . 

0,266  — 

6,395  Gr. 

13,326  Gr. 

Kohlensaures  Gas      . 

1,570  Kub.Z. 

0,785  Kub.Z 

Diese  im  Alterthum  so  berühmten  Bäder,  von  deren 
ehemaligem  Glänze   noch    die   Bruchstücke    von    Säulen, 
Statuen  und  Mosaik-Fufsböden  zeugen,  welche  sich  in  der 
Nähe  finden,  haben  in    der   späteren  Zeit  viel  von  ihrem 
Rufe  verloren  und  sind  zum  Theil  in  Verfall  gekommen. 
Noch  der  ältere  Bastian!  preist  die  hiesigen  Mineralwäs- 
ser als  wahre  Universalmittel;  allein  sein  Sohn  macht  be- 
deutende Ausnahmen  in  ihrer  Anwendung.     In  der  neusten 
Zeit  ist  wenig  bekannt  gemacht  worden,  was   über    ihre 
Wirksamkeit  Auskunft  geben   könnte.     Die  meisten  wer- 
den in  Form  von  Bädern,  Douchen  und  Injectionen,  eins, 
die  Acqua   di  {§•  Lucia,  als  Augenwasser  angewendet,  nur 
einige,  della  Ficoncella  und   del  Bossolo,   werden  getrun- 
ken.    Giulj    empfiehlt  die  Acqua  della  Ficoncella  inner- 
lich und   ädfserlich  gegen    Obstructionen  der   Milz ,   auch 
bei  Leberaifectionen.     Mit  Vorsicht  gebraucht  soll  sie,  in 
Verbindung  mit  Douche -Bädern,   auch  bei  Schwäche  des 
Magens,  des  Darmkanals  und  leichten  Schmerzen   dieser 
Theile  nützlich  sein ;  ferner  gegen  Leukorrhoe,  hartnäckige 
und  veraltete  Diarrhöen  und  Dysenterien,  Krankheiten  der 
Harnwege,   Harngries,    Blasensteine    und    Blasenkatarrh. 
Die  Acqua  del  Bossolo  ist  noch  wirksamer  in   dergleichen 
Fällen,  und  soll  als  Bad  gegen  chronische  Angioitis  mit 
Störungen   in   der   Menstruation    heilsam   sein.     Mit   Aus- 
nahme dieser   letzten   Quelle  werden   sämmtliche   Wässer 
gegen  rheumatische  Lokalaffectionen ,  Ischias  und  Paraly- 
sen, die  Doccia  della  Testa  und  das  Bagno  grande  gegen 
Schwäche  der   untern  Extremitäten   empfohlen.     Schädlich 
ist,  wie  die  Erfahrung  gelehrt   hat,    der  innere  gebrauch 
des   Wassers   della    Ficoncella    bei    Lungenschwindsucht, 
Brustwassersucht,  Herzklopfen  von   organischen  Fehlern, 


1055 

Scirrhus  und  Krebs  des  Magens,  Blutbrechen,  wirklichen 
Anschwellungen  der  Leber,  Milz,  des  Pancreas,  Blasen- 
steinen, Bauchwassersucht,  Mutterkrebs ,  Desorganisatio- 
nen der  Harnröhre  etc. 

In  der  Entfernung  einer  Miglie  von  den  genannten  Bädern  findet 
sich  eine  Mineralquelle,  die  ein  schlammiges  Wasser  giebt  und  daher 
Baguo  del  loto  genannt  wird.  Nach  Giulj  enthalten  100  Theile 
des  Mineral-Schlammes  dieser  Quelle : 

Kohlensaure  Kalkerde         ....        30  Th. 

Schwefelsaure  Kalkerde       ....  5  — 

Kohlensaure  Alaunerde         .         .        .        .        51  — 

Kohlensaures  Eiseuoxjdul  ...  7  — 

Kieselerde     ........  7  — 

100  Th. 
Dieser  Mineralschlamm  wird  mit  Nutzen  gegen  kalte  Geschwülste, 
Muskelschwäche,  Anschwellungen  der  Füfse  und  Geschwüre  u.  s.  w. 
gebraucht.  Mau  macht  nämlich  aus  dem  Schlamme  im  Frühjahr  Ta- 
feln, die  mau  in  der  Sonne  trocknen  läfst;  nachher  lös't  man  ihn  in 
Mineralwasser  auf,  und  macht  daraus  Umschläge,  welche  man  auf 
die  leidenden  Theile  legt,  die  nun  der  Morgensonne  ausgesetzt  wer- 
den; den  folgenden  Tag  bekommt  der  Kranke  die  Douche  auf  die  lei- 
denden Theile  uud  wird  am  dritten  Tage  gebadet.  Giulj  glaubt,  dafs 
dieser  Schlamm,  in  dem  Wasser  der  Quelle  di  S.  Maria  aufgeweicht, 
gegen  rheumatische  Lokalaffectioneu,  Ischias,  Gicht  und  Lähmungen 
von  Nutzen  sein  würde. 

Die  Badegäste  wohnen  in  S.  Casciano,  von  wo  ein  angenehmer 
uud  bequemer  Weg  zu  den  Bädern  hinab  führt;  der  Aufenthalt  ist 
gesund,  die  Temperatur  der  Atmosphäre  fand  Giulj  auch  in  den 
heifsesten  Sommertagen  nicht  über  18°  R.  im  Schatten. 

Antonio  Mainero,  Epitome  de  memorabilihus  in  Urbe  Sena- 
rum.  Sieua  1530;  —  Venet.  1555. 

Hugolinus  de  Montecatino,  de  balneis.    Venet.  1553. 

Domen.  Biauchelli,  tract.  de  balueis.    Venet.  1553. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.   Patav.  1711.  p.  192. 

0 1 1  a  vi  o  Ne.ru  cci  und  Giuseppe  Neuci  iu:  Atti  dell'  acca- 
demia  Fisiocraiica  di  Siena.  1763.  T.  II. 

Santi,  Tiaggi  per  le  due  Provincie  Senesi.   1798.  T.  II. 

Franc.  Bruni,  Quadro  dell1  acque  rainerali.  1811, 

Alibert,  precis  historique  a.  a.  O.  p.  155. 

Giulj,  Storia  naturale  a.  a.  T.  II.  p.  1—4-2. 

F.  Sjmon,  die  Heilquellen  Europas,  S.  46. 

9.     Albegna-  und  Osa-Thal: 

Die  Acf/ua  della  Casa  Suova,  auf  dem  Territorium  von  Tri  an  a, 
einer  in  der  Nähe  von  llocca  Albegna  gelegenen,    der  Familie  l'icco- 


1056 


lomini  gehörigen  Herrschaft.  Die  Quelle  entspringt  in  einem  engen 
Thale  auf  der  rechten  Seite  des  Fosso  delle  Zolforate,  der,  nachdem 
er  eine  Miglie  weiter  oben  eine  Menge  schwefelhaltiger  Mineralquel- 
len in  sich  aufgenommen,  denen  man  sich  schwer  nähern  kann,  auch 
diese  aufnimmt  und  sich  links  in  die  Albegua  ergiefst.  Das  Wasser 
dieser  letzten  Quelle,  die  zwischen  Schichten  von  grauem  Kalkschie- 
fer und  rothem  Thonschiefer  hervorkommt,  ist  durchsichtig,  von  eisen- 
haftem  Geschmack,  säuerlichem  Geruch,  hat  die  Temperatur  von 
12e  R.  und  setzt  einen  röthlich-gelben  Niederschlag  von  kohlensaurem 
Kalk  und  Eisen  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Schwefelsaure  Kalkerde    . 

0,533  — 

Chlornatrium      .... 

1,589  — 

Chloicalcium      .... 

0,533  — 

Clilormagnesium         .        .- 

1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,533  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,066  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,533  — 

7,995  Gr. 

Kohlensaures  Gas      . 

5,263  Kub.Z. 

Das  Mineralwasser,  eiu  Eisensäuerling,  wird  sehr  gerühmt  bei 
Gries-  und  Steinbeschwerden,  Schwäche  des  Magens,  Stockungen  in 
den  Abdominal -Eingeweideu,  Leukorrhöen,  Menorrhagien,  Diarrhöen 
und  Dysenterien,  in  den  letzten  vier  Fällen  mit  Injectionen  dessel- 
ben verbunden. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  IV.  S.  157  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.   S.  46. 

Die  Miner alieä s ser  von  Salurnia.  Diese  alte,  fast  gänz- 
lich zerfallene  römische  Colonie  mit  Ruinen  antiker  Bäder,  liegt  auf 
einem  nackten  Travertinberge  an  der  Albegna.  Die  jetzigen  Bäder 
befinden  sich  unterhalb  der  Stadt  auf  der  südlichen  Seite  derselben; 
die  Quellen,  welche  sie  speisen,  kommen  in  einem  grofsen  Bassin  von 
50  Ellen  im  Quadrat  äufserst  reichlich  und  einige  mit  solcher  Gewalt 
au  Tage,  dafs  sie  Fontainen  gleichen ;  das  sie  begleitende  Gas  ist 
in  100  Theilen  zusammengesetzt  aus  56  Tb.  kohlensaurem,  20  Th. 
Stick-  und  24  Th.  Sauerstoffgas.  Das  Wasser  ist  durchsichtig,  riecht 
und  schmeckt  nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat  die  Temperatur  von 
30°  R.  und  setzt  kohlensauren  Kalk  und  Glairine  ab. 

Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Kalkerde  ....        1,066  Gr. 


Chlornatrium     . 
Chloicalcium 
Clilormagnesium 
Kohlensaure  Talkerdc 


4,800  — 
2,132  — 
1,066  — 
1,066  — 


1057 

Kohlensaure  Kalkerde 10,066  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul        ....        Spuren 

■20,796  Gr. 

Kohlensaures  Gas 0,527  Kuh.Z. 

Schwefehvasserstoffgas 2,357     — 

Diese  Schwefeltherme  wird  gegen  rheumatische  Lokalaffectionen, 
Lähmungen,  und  namentlich  gegen  chronische  Hautausschläge  gerühmt, 
wo  man  auch  den  Miueralschlamm,  getrocknet  und  mit  Oel  in  Salbeu- 
form  gebracht,   anwendet. 

Das  Bad  ist  sehr  besucht  von  Mitte  Mai  bis  Ende  Juni  (später- 
hin ist  der  Aufenthalt  ungesund),  besonders  von  Leuten,  die  an  Flech- 
ten und  Krätze  leiden.  Das  Etablissement  besteht  aus  einem  neben 
dem  Bassin  gelegenen  Badehause  mit  mehreren  getheilten  Bädern. 
Dicht  dabei  liegt  eine  Osteria,  wo  man  Unterkommen  findet. 

Die  Acqua  delle  Caldine  entspringt  auf  einem,  etwa  eine 
Miglie  nördlich  von  Saturn ia  liegenden  Hügel  aus  Travertin.  Das 
Wasser  ist  durchsichtig,  riecht  schwach  nach  Schwefelwasserstoffgas, 
hat  einen  leicht  zusammenziehenden  Geschmack  und  die  Temperatur 
von  27°  R.  Es  sammelt  sich  in  einem  natürlichen  Becken  und  setzt 
kohlensauren  Kalk  und  Eisen  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwefelsaure  Kalkerde 3,199  Gr. 

Chlornatrium \,  4,'268  — 

Chlorcalcium 0,533  — 

Chlormagnesium 0,533  — 

Kohlensaure  Talkerde      .....  2,132  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .....  8,530  — 

Kohlensaures  Eiseuoxydul       .  0,533  — 

19,728  Gr. 

Kohlensaures  Gas 0,522  Kub.Z. 

Schwefehvasserstoffgas Spuren. 

Diese  schwächere  Schwefeltherme  ist  gegen  Hautausschläge  weni- 
ger wirksam  als  die  vorige,  bei  rheumatischen  Leiden  und  Paraly- 
sen   aber  auch  von  Nutzen. 

Andr.  Baccius,  de  thermis.    Patav.  1711.  p.  140. 
Santi,  Viaggi  etc.  T.  II. 

Micali,  Storia  degli  antichi  popoli  d'Italia.  Firenze  1S32.  T.  I. 
Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  157  ff. 

Die  Mineralquellen  von  Talamonacoio  ent- 
springen Lei  Talamone  am  Fufae  der  Höhen,  welehe  das 
untere  Omhrone-Thal  von  dem  der  Osa  scheiden,  und  ha- 
ben ihren  Namen  von  den  nahen  Rainen  des  alten  Tala- 


1058 


mone,  die  das  Volk  auf  die  angegebene  Weise  nennt. 
Jene  Höhen  bestehen  auf  ihrem  Gipfel  aus  gelblichem, 
mürbem  Macigno,  weiter  unten  aus  grauem  Kalkstein  mit 
krystallisirtem  kohlensaurem  Kalk;  in  der  Nähe  der  Quel- 
len endlich  aus  gelblichem  Travertin,  in  welchem,  dicht  an 
der  Osa  und  etwa  100  Schritte  von  einander  entfernt,  sich 
zwei  teichartige  Bassins  von  50  Ellen  Länge  und  20  El- 
len Breite  befinden  mit  Ueberresten  antiker  Bäder. 

1.  Das  Wasser  des  oberen,  am  weitesten  von  der 
Mündung  der  Osa  ins  Meer  entfernten  Bassins  ist  von  ei- 
nem Gase  begleitet,  das  in  100  Theilen  aus  64  Th.  koh- 
lensauren, 12  Th.  Sauerstoff-  und  24  Th.  Stickgases  zu- 
sammengesetzt ist;  es  ist  durchsichtig,  von  salzigem  Ge- 
schmack, hepatischem  Geruch  und  hat  die  Temperatur  von 
26°  R. 

2.  Das  Wasser  des  unteren  näher  an  der  Osa  gele- 
genen Bassins  hat  dieselbe  Temperatur  und  die  übrigen 
physikalischen  Eigenschaften  mit  dem  vorigen  gemein ;  das 
zugleich  sich  entwickelnde  Gas  aber  besteht  in  100  Theilen 
aus  50  Th.  kohlensauren,  36  Th.  Stick-  und  14  Theilen 
Sauerstoffgases. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

1 .  des  obernBass. :  2.  des  unternßass.  5 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlormagnesium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas 
Scbwefelwasserstoffaas 


6,39S  Gr. 

6,930  Gr. 

4,268  — 

3,732  — 

66,099  — 

65,555  — 

1,599  — 

1,599  — 

3,199  — 

3,732  — 

2,666  — 

2,132  — 

3,199  — 

2,666  — 

21,320  — 

21,320  -r 

0,533  — 

0,533  — 

109,281  Gr. 

108,199  Gr. 

0,261  Kub.Z. 

0,261  Kub.Z 

1,570  — 

1,570  — 

13eide  Mineralwässer  werden  in  Form  von  Bädern  sein* 
gegen  Obstructionen,  allgemeine  Körperschwäche,  Scro- 
phelu,  rheumatische  Lokalaffectionen ,  Lähmungen,  trok- 


1059 

kene  Flechten,  u.  s.  w.  gerühmt;  doch  liegen  sie  in  so  un- 
gesunder Gegend,  dafs  sie  nur  von  Mitte  Mai  bis  Mitte 
Juni  besucht  werden  können,  auiserdem  bietet  nur  die 
ärmliche  Hütte  des  Fährmanns,  der  die  zwischen  Gros- 
seto  und  Orbetello  Reisenden  über  die  Osa  setzt,  ein  Obdach 
in  der  Nähe  dar.  Auch  Talamone  selbst  wird  von  den 
wohlhabendem  Einwohnern  nach  der  angegebenen  Zeit 
verlassen,  die  dann  nach  S.  Stefano  gehen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  IV.  S.  175  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  232. 

10.    Insel  Giglio: 

Auf  der  kleinen,  etwa  12  Miglien  vom  Toskanischen  Festlande 
liegenden  Insel  Giglio,  die  zum  Compartimento  von  Grosseto  gehört, 
findet  sich  eine  Mineralquelle,  bekannt  unter  dem  Namen  Acqua 
dell'  Allume.  Sie  kommt  aus  einem  Gestein  hervor,  das  auswech- 
selnden Lagen  von  schwefelsaurem  Eisen  und  festem  Kalksteiu  be- 
steht. Ihr  Wasser,  das  sich  in  einem  kleinen  Becken  sammelt,  ist 
durchsichtig,  geruchlos,  von  schwach  säuerlichem,  eisenhaftem  Ge- 
schmack und  hat  die  Temperatur  von  12°  R.  Es  setzt  auf  seinem 
Laufe  Eisenoxyd*  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  dieses  Wassers: 
Freie  Schwefelsäure 0,533  Gr. 


Schwefelsaures  Eisenox}'dul 
Schwefelsaure  Thonerde 
Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Chlornatrium     . 


4,800  — 
2,132  — 
1,066  — 
3,199  — 
11,730  Gr. 

Das  dem  Mineralwasser  von  Rio  analoge,  doch  etwas  schwä- 
chere Wasser  wird  innerlich  gegen  Stockungen  im  Unterleibe  und 
Trägheit  des  Stuhls,  äufserlich  gegen  Flechten  und  herpetische  Ge- 
schwüre empfohlen. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  189  ff. 
11,    Unteres  Ombrone-Thal: 

Die  Acqua  bolle  oder  del  Caprafico  di  V allaspra  ent- 
springt zwischen  Casale  und  der  Osteria  von  Fercole  auf  der  linken 
Seite  des  Lanzo,  der  sich  bei  Paganico  in  den  Ombrone  ergiefst,  in 
einer  öden  und  wilden  Gegend  an  den  Anhängen  der  rauhen  Kalk- 
steinberge, die  hier  die  Vallaspra  begrenzen.  Das  Gas,  welches  mit 
der  Quelle  hervorkommt,  und  dem  sie  ihren  ersteren  Namen  verdankt, 


1060 

besteht  in  100  Tlieilen  aus  56  Th.  kohlensaurem,  26  Th.  Stick-  und 
18  Th.  Sauerstoffgas.  Das  Wasser  ist  durchsichtig,  von  säuerlich-zu- 
sammenziehendem  Geschmack,  dem  Geruch  der  Säuerlinge  und  hat 
die  Temperatur  von  12°  R. 

Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj: 
Chlornatrium     . 
Chlorcalcium     . 


Chlormagnesium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Gas     . 


4,268  Gr. 

0,533  — 

1,066  — 

0,533  — 
12,530  — 

0,2(36  — 
19,196  Gr. 

4,714  Kub.Z. 


Dieses  Mineralwasser,  ein  kalter  Eisensäuerling,  ist  wirksam  ge- 
gen Harngries  und  Steiubeschvverden,  und  wird  von  den  Leuten  der 
Umgegend  häufig  und  mit  Nutzen  gegen  Obstructiouen  getrunken. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  IV.  S.  203  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  44. 


Die  Mineralquelle  von  Sasso  di  Maremma  entspringt 
aus  grauem  Kalkstein,  in  dem  sich  hier  und  da  ein  rötlilicher  Jaspis 
eingesprengt  findet,  auf  der  rechten  Seite  des  Ombrone,  am  Abhänge 
des  südlich  von  Paganico  gelegenen  Monte-Verdi,  und  hat  seinen  Na- 
men von  Sasso,  einem  gegenüber,  auf  der  linken  Seite  des  Ombrone 
liegenden  Orte.  Das  Thal  ist  hier  so  eng,  dafs  es  durch  einen  Durch- 
bruch des  Ombrone  entstanden  zu  sein  scheint;  die  Berge  von  Sasso 
und  der  Monte-Verdi  zeigen  auch  dieselbe  Structur.  Das  Wasser 
dieser  Quelle,  deren  Strahl  etwa  J/2  Zoll  stark  istj  ist  durchsichtig, 
von  entschieden  säuerlich- salinisch -bitterm  Geschmack,  hat  den  Ge- 
ruch der  Säuerlinge  und  die  Temperatur  von  12°  R.  Es  setzt  einen 
gelblichen  Niederschlag  von  kohlensaurem  Kalk  und  kohlensaurem 
Eisen  ab. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers; 


ociiweieisaure    AaiKerue  ... 
Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        . 

1,066  — 

Chlornatrium 

2,132  — 

Chlorcalcium 

0,533  — 

Chlormagnesium        .        .        .        » 

*        0,533  - 

Kohlensaures  Natron 

0,533  — 

Kohlensaure  Talkerde      .        .        , 

0,799  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

7,436  - 

Kohlensaures  Eisenoxydul       . 

0,266  — 

19,695  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        . 

.      13,09  Kub.Z. 

10Ö1 

Es  wird  geg^n  Harngrics,  Blasenkatarrh,  Obstruetionen,   Stockun- 
gen in  Milz  und  Leber  empfohlen. 
Santi  Viaggi  etc.    T.  II. 
Giulj  a.  a.  O.  T   IV.  p.  203  ff. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  150. 

Das  Mineralwasser  von  Roselle  — dem  alten 
in  Trümmern  liegenden  Ruscllae  —  entspringt  vier  Miglien 
von  Grosseto  an  der  rechten  Seite  der  grofsen  Strafse  nach 
Siena,  aus  Travertin  in  vielen  Quellen,  die  in  einem  vor  dem 
Bade-Etablissement  liegenden  Bassin  zu  Tage  kommen.  Das 
zugleich  sich  entwickelnde  Gas  besteht  in  100  Theilcn  aus 
10  Th.  kohlensauren,  6  Th.  Sauerstoff-  und  84  Th.  Stick- 
gases (?)  nach  Giulj  (doch  scheint  an  dieser  Stelle  des 
Giulj  sehen  Werkes  ein  Druckfehler  zu  sein).  Im  Bek- 
ken  wächst  eine  Oscillatoria,  die  der  in  den  Bädern  von 
Vignoni  sich  findenden  ganz  analog  ist.  Das  Tkermal- 
wasser  von  Roselle  ist  durchsichtig,  geruchlos,  von  schwach 
säuerlichem,  etwas  salinischem  Geschmack  und  hat  die  Tem- 
peratur von  31°  R.  Es  setzt  kohlensauren  Kalk  ab,  der 
von  Eisencarbonat  leicht  gefärbt  ist. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten 

nach  Giulj:     nach  Ucee II i : 
Schwefelsaures  Natron    . 
Schwefelsaure  Talkerde  . 
Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Chlornatrium     . 
Chlorcalcium 

Chlormagncsium         .        , 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxjdul 

~  19,460  Gr.        16,910  GrT 

Das  Thermalwasser  wird  in  Form  von  Bädern  und 
Douchen  gegen  rheumatische  und  gichtische  Lokalaffectio- 
nen,  Paralysen  und  allgemeine  Schwäche  mit  gutem  Erfolge 
angewandt,  auch  innerlich,  zu  8 — 12  Bechern  gegen  Krank- 
heiten der  Harnorgane  empfohlen. 

Das  jetzige  elegante  Bade-Ktablisscment  liegt  nicht  weit  von  den 
Ruinen  prächtiger,  antiker  Thermen,  ist  zweckmässig  eingerichtet  und 


2,666  Gr. 

0,425  Gr. 

1,066  — 

1,160  — 

2,666  — 

2,150  — 

0,533  — 

3,350  — 

0,266  — 

0,200  — 

0,266  — 

0,125  — 

1,599  — 

1,350  — 

10,132  — 

8,150  — 

0,266  — 

• 

1062 

mit  besondern  Bädern,  Douchen  u.  dgl.  versehen.  Gegenüber  liegt 
ein  Gasthaus,  wo  die  Kurgäste  ebenfalls  Aufnahme  finden.  Die  Bade- 
zeit ist  vom  Mai  bis  20.  Juni. 

A.  Baccius,  de  thermis.  Patav.  1711.  p.  195. 

Santi,  Viaggi  etc.  T.IH.  Pisa  1806. 

Bulletin  des  sc.  med.  1823.  T.  IV.  p.  197. 

Gualb.  Ucee II i,  saggio  sulle  terrae  Rosselane.     Firenze  1826. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  IV.  p.  203  ff. 

Bagno  del  V  esc  ovo  ist  ein  südlich  und  nicht  sehr  entfernt 
von  den  vorigen  Bädern  gelegenes  gewölbtes  Gebäude  von  Backsteinen, 
das  über  einer  Quelle  steht,  die  aus  gelblichem  Travertin  zu  Tage 
kommt.  Eine  gleichzeitige  Gasentwickelung  ist  nicht  zu  bemerken; 
das  Wasser  der  Quelle  ist  färb-  und  geruchlos,  von  einem  leicht  zu- 
sammenziehend-salzigem  Geschmack,  zeigt  keinen  Niederschlag  und 
hat  die  Temperatur  von  20°  R. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzeu  dieses  Wassers: 


Schwefelsaure  Talkerde   . 

3,732  Gr.  i 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

1,006  — 

Chlornatrium      .... 

2,132  — 

Chlorcalcium      .        . 

0,266  — 

Chlormagnesium 

0,266  — 

Kohlensaure  Talkerde 

2,132  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

5,331  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul        . 

Spuren 

14.925  Gr. 

Es  wird  gegen  nervöse  Rheumatismen,  hypochondrische  und  hy- 
sterische Leiden  äufserlich  empfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  IV.  p.  230  ff. 

Die  Acqua  dei  Pogg etil  oder  del  Calvello  liegt  etwa 
zwei  Miglien  nördlich  von  den  Bädern  von  Roselle  am  Fufse  eines 
grauweifsen  Travertin -Hügels,  in  der  Nähe  einiger  Strohhütteu,  die 
den  Hirten  zum  Obdach  dienen.  Das  Wasser  dieser  reichlich  flie- 
fsenden  Quelle  ist  durchsichtig,  geruchlos,  von  schwach -säuerlichem 
Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  26°  R.  und  setzt  etwas  kohlen- 
sauren Kalk  ab. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  geben  nach  Giulj: 

Chlornatrium 2,666  Gr. 


Chlorcalcium 
Chlormagnesium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxj'dul 

Kohlensaures  Gas 


1,066  — 
0,533  — 
1,066  — 
9,599  — 
0,533  — 
15,463  Gr. 
1,044  Kub.Z. 


Das 


I 

1063 

Das  Wasser  tvird,  aufser  den  bei  der  vorigen  Quelle  erwähnten 
Fällen,  auch  gegen  Lähmungen  empfohlen.  Als  Getränk  genommen 
rühmt  man  es  bei  Harngries  und  Steinbeschwerden,  so  wie  Obstructio- 
neu  der  Milz.  E>ie  Hirten  trinken  es,  nachdem  sie  es  sich  haben 
abkühlen  lassen,  als  gewöhnliches  Getränk,  und  schützen  sich  damit 
gegen  die  in  der  Maremma  endemischen  Leiden. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  IV.  p.  230  IT. 

Bagno  del  Calvello  oder  dei  Pog gelti  liegt  etwa  200 
Schritte  von  der  vorigen  Quelle  auf  ähnlichem  Boden,  hat  die 
Temperatur,  wie  die  übrigen  physikalischen  Eigenschaften  mit  der- 
selben gemein,  und  ist  auch  in  Hinsicht  auf  ihre  chemischen  Bestand- 
teile ihr  analog. 

Nach  Giulj's  Analyse  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Chlornatrium 2,132  Gr. 

Chlorcalcium     .  x.  1,066  — 

Chlormagnesium        ..       .        .        .        j  1,066  — 

Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  .  .  1,066  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  .  .  9,066  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul       .        . ,  .        0,533  — 

14,929  Gr. 

Kohlensaures  Gas 1,044  Kub.Z. 

Das  Wasser  sammelt  sich  in  einem  Becken  von  etwa  7  Ellen 
im  Quadrat,  das  mit  einer  einige  Ellen  hohen  Mauer  umgeben  ist. 
Die  Leute  der  Umgegend  baden  in  diesem  Bassin  im  Frühjahr  häufig; 
das  Bad  bewährt  sich  gegen  rheumatische  Lokalaü'ectiouen,  Hysterie 
und  leichte  Fälle  vou  chronischen  Hautkrankheiten.  Auch  innerlich 
■wird  das  Wasser  in  den  bei  der  vorigen  Quelle  angeführten  Fällen 
mit  Nutzen  gebraucht. 

Baccius,  de  thermis.  Patav.  1711.  p.  128. 
Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  230  ff. 

12.     Pccora-Thal: 

Die  Acqtia  delle  Venelle  entspringt  ungefähr  2/3  Miglien 
westlich  und  unterhalb  von  Massa  Marittima  aus  Travertin ;  das  Was- 
ser ist  durchsichtig,  geschmack-  und  geruchlos,  hat  die  Temperatur 
von  20°  K.,  und  ist  von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100  Theilen 
aus  48  Th.  kohlensaurem,  30  Tb.  Stick-  und  22  Tb.  SauerstolTgas 
besteht. 
*     Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  W^asscrs': 

Schwefelsaure  Talkerde  .  .  .  3,199  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  .  1^006  — 

Kohlensaure  Talkerde      .  .  .  1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde       .  .  .  1,599  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .  .  Spuren 

0,930  Gr. 
III.  Theil.  Yyy 


1064 

Es  setzt  kohlensaure  Kalkerde  von   etwas  gelblicher  Färbung  ab. 

Das  Mineralwasser,  das  sehr  reichlich  in  einem  natürlichen  Kec- 
ken hervorquillt ,  wird  in  Form  von  Bädern  gegen  rheumatische  Af- 
fectionen,  Paralysen,  Hysterie  von  unterdrückter  oder  zu  sparsamer 
Menstruation  empfohlen. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  IV.  p.  255  ff. 

Das  Mineralwasser  von  Gav  orrano  entspringt  etwa 
l1/?  Miglien  nördlich  von  dem  genannten  Orte,  der  am  westlichen 
Abhänge  eines  Berges  liegt,  welcher  auf  seinem  Gipfel  aus  Trachyt 
von  verschiedener  Farbe,  weiter  unten  aus  mürbem  Tuff  mit  einge- 
sprengtem Feldspath,  Glimmer,  Quarz  und  Turmaliukrystallen  besteht. 
Das  erwähnte  Mineralwasser  kommt  in  vielen  Quellen  aus  weifsem 
und  rotbem  Sandboden  zu  Tage,  von  einem  Gase  begleitet,  das  in 
100  Theilen  aus  56  Th.  kohlensaurem,  30  Th.  Sauerstoff-  und  14  Tb. 
Stickgas  zusammensetzt  ist.  Das  Wasser,  das  etwas  kohlensauren 
Kalk  absetzt,  ist  ohne  Farbe,  wie  ohne  Geruch  und  Geschmack  und 
hat  die  Temperatur  von  28°  R. 

Sechzehn  Unzen  desselben  geben  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Talkerde  .  .  .  2,132  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  •.  .  2,132  — 
Kohlensaure  Talkerde  .  .  .  0,266  — 
Kohlensaure  Kalkerde  .  .  .  1,599  — 
Kohlensaures  Eisenoxydul       .        .        1,332  — 

7,461  Gr. 

Das  Wasser  soll  gegen  rheumatische  und  gichtische  Beschwerden 
Hnd  Lähmungen  wirksam  sein.  Früher  wurde  es  auch  gegen  Krätze 
und  ähnliche  Hautausschläge  gebraucht,  verdankt  aber  seinen  Ruf  in 
dieser  Hinsicht  nur  den  Wirkungen,  die  überhaupt  warme  Bäder  in  der- 
gleichen Fällen  üben.  Ueberbleibsel  von  alten  Gebäuden  zeugen  von 
ehemaligem  häufigerem  Besuch ;  jetzt  finden  sich  hier  nur  zwei  von 
theilweis  zerfalleneu  Mauern  umgebene  Becken,  in  denen  die  Leute 
aus  der  Umgegend  baden. 

S  a  n  t  i ,  Viaggi  etc.  T.  III. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  IV.  p.  255  ff. 

13.     Cornia-Tkal: 

Das  fflinerali» asser  des  Bagno  della  Leccia  entspringt 
auf  dem  Territorium  von  Monte  Rotondo  an  der  rechten  Seite  der 
Cornia;  die  Bergkette,  an  deren  Fufse  die  erwähnte  Quelle  sich  be- 
findet, besteht  oben  aus  Macigno ,  weiter  unten  aus  Kalkstein,  zu- 
weilen auch  Hornstein.  Der  Boden  ist  da,  wo  die  Quelle  zu  Tage 
kommt,  zwar  mit  Dammerde  bedeckt,  unter  derselben  liegt  aber  wahr- 
scheinlich Kalkstein.  Das  Mineralwasser  quillt  innerhalb  der  Ruinen 
eines  alten  Bades  hervor,  ist  durchsichtig,  von  säuerlichem  Geschmack 


10G5 


i  riecbt    nach    Schwefelwasserstoffgas,    und    hat   die    Temperatur    von 
28°  R.     Es  setzt  etwas    kohlensaure  Kalkerde  ab. 

Nach  Giulj's   Analyse  enthalten    sechzehn  Unzen  des  Wassers 

(das  er,  wie  er  ausdrücklich  bemerkt,    nach  einem  kurz  vorhergegan- 
genen starken  Regengusse  geschöpft  hatte): 

Schwefelsaures  Natron     ....  0,533  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde   ....  1,066  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    ....  2,132  — 

Chlornatrium      ......  1,066  — 

Chlorcalcium       .        .        .  •  .        .  0,266  — 

Clilormagnesium 0,266  — 

Kohlensaure  Talkerde       ....  1,066  — 

Kohlensaure  Kalkerde       ....  5,331  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul        ...  0,533  — 


Kohlensaures  Gas 
Schwefelwasserstoffcas 


12,259  Gr. 

0,523  Kub.Z. 
Spuren 


.  Es  wird  in  Form  von  Bädern  gegen  rheumatische  und  gichtische 
Lokalaffectiouen,  Lähmungen  und  chronische  Hautausschläge  empfohlen. 


Tar: 


Viagfsi  etc. 


•gioni,   ,.^&&. 
Giulj,  Storia  naturale  T. 


IV.  p.  267  ff. 


Die  Ac qua  forte  von  Monte  Rolondo  entspringt  in  der 
Nähe  dieses  Orts,  auf  der  linken  Seite  der  Cornia,  oberhalb  der  La- 
gunen von  Monte  Rotondo,  bei  denen  sich  eine  Borax- Fabrik  befin- 
det, aus  Kalkstein.  Das  Wasser  ist  durchsichtig,  schmeckt  sauer  und 
zusammenziehend,  behält  den  eisenhaften  Geschmack  auch  nach 
langem  Stehen  in  der  Luft,  während  es  den  ersteren  verliert,  riecbt 
nach  Eisenvitriol,  und  hat  die  Temperatur  von  21°  R.  Das  zugleich 
sich  entwickelnde  Gas  besteht  in  100  Theilen  aus  50  Th.  kohlensau- 
rem, 14  Th.  Sauerstoff-  und  36  Th.  Stickgas. 

Nach  Giulj  geben  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 


Chlornatrium 

Chlorcalcium      .        .       ,. 
Chlormaguesium 
Schwefelsaure  Thonerde 
Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Schwefelsaures  Eisenoxydul 
Freie  Schwefelsäure 

Kohlensaures  Gas     . 


0,266  Gr. 
0,133  — 
0,133  — 
0,799  — 
1,599  — 
2,132  — 
0,266  — 
5,428  Gr. 
10,47  Kub.Z. 


Dies  Mineralwasser  wird  innerlich  in  vorsichtigen  Dosen  gegen 
Gries  -  und  Steinbeschwerden,  Magenschwäche,  Verstopfungen  und 
Stockungen  iu  Milz  und  Leber ;   äufserlich  in  Form  von  Waschungen 

Yyy  2 


1066 

und  Tnjectionen  gegen  chronische  D}rsentprion  und  Diarrhöen,  Leu- 
korrliöen  und  Menorrhagien  und  gegen  hysterische  Aflectionen  em- 
pfohlen. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  IV.  p.  267  ff. 

Die  Acqua  delle  Pelaghe  entspringt  ungefähr  zwei  Miglien 
von  Monte  Rotondo,  dicht  hei  der  Villa  di  Vecchienna  aus  Damui- 
erde,  von  einem  Gase  begleitet,  das  in  100  Theilcn  aus  60  Th.  koh- 
lensaurem, 16  Th.  Sauerstoff-  und  24  Th.  Stickgas  zusammengesetzt 
ist.  Das  Wasser,  das  in  einem  gemauerten  Bassin  zu  Tage  kommt, 
ist  durchsichtig,  ganz  geruchlos,  von  einem  schwach  zusammenziehen- 
den Geschmack,  zeigt  keinen  Niederschlag  uud  hat  die  Temperatur 
von  3.0°  R. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  enthalten  nach  Giulj: 

Schwefelsaure  Kalkerde   .        .        .        0,533  Gr. 


Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlormagnesium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydu 


2,132  — 
0,533  — 
0,533  — 
1,066  — 
0,266  — 
1,066  -- 
0,266  — 


6.395  Gr. 

Das  Thermalwasser  wird  gegen  Rheumatismus,  Gicht,  Lähmun- 
gen, Schwäche  der  Glieder,  besonders  nach  Verletzungen  gerühmt. 
Die  Landleute  der  Umgegend  benutzen  dieses  Bad  sehr  häufig. 

Giulj  a.  a.  O.  T.  IV.  p.  267  ff. 

Lago  del  Edifizio  del  V etriolo,  ein  See,  von  ungefähr  ei- 
ner Miglie  Umfang,  der  2  J/„  Miglien  westlich  von  Monte  Rotondo  liegt, 
uud  aus  welchem  der  Risecco  hervorkommt.  Der  Boden  rings  um. 
den  See  besteht  aus  grauem  Kalkstein;  in  der  Nahe  finden  sich  kleine 
Lagunen  uud  Fumacchi  (Oeffnungen,  aus  denen  Gas  strömt),  wie  sich 
denn  in  der  ganzen  Gegend  um  die  Quellen  der  Cornia  herum  eine 
unendliche  Menge  derselben,  von  Leccia,  über  Serrazano,  Lustignano, 
Sasso,  Monte -Rotondo  bis  Cerholi  hinziehen.  Die  Temperatur  der 
Quellen  dieses  Sees  läfst  sich  nicht  angeben,  da  sie  vom  Ufer  ent- 
fernt hervorkommen,  doch  hat  das  Wasser  an  den  Ufern  24°  R. :  es 
ist  etwas  trübe,  riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  und  schmeckt 
wie  Tinte. 

Giulj  fand  in  sechzehn  Unzen  desselben: 

Schwefelsaure  Talkerde    .        . »     j        2,666  Gr. 
Schwefelsaure  Kafkerde 


Schwefelsaure  Thonerde 
Schwefelsaures  Eisen 
Chlornatriuna 


3,199  — 
21,320  — 
53,310  — 

11,190  — 


10G7 


Chlorcalcium 
Chloriua",nesium 


4,268  Gr. 
1,599  — 


97,552  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas     .         .        .         1,066  Kub.Z. 
Giulj  empfiehlt    dieses  Thermal-  und  Vitriolwasser  zur  äufscr- 
liclieu  Anwendung-  gegen  Cedem,  chronische  Hautausschläge,  veraltete 
Fufsgeschwüre,  Lähmungen  und  allegemeine  und  partielle  Schwäche. 

Giulj  a.  a.  0.  T.  IV.   p.  267  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  66. 

Das  Mineralwasser  von  Montione  im  Fiirstenthum  Piom- 
bino  befindet  sich  ebenfalls  auf  der  linken  Seite  der  Cornia,  und 
entspringt  aus  alaunhaltigem  Gestein,  aus  dem  die  niedrigen  Hügel 
dieser  Gegend  überhaupt  bestehen,  wefshalb  auch  hier  eine  grofse 
Alaun-Fabrik  angelegt  ist.  Das  Wasser  ist  durchsichtig,  riecht  nach 
Scliwcfelwasscrstoffgas,  hat  den  dieser  Klasse  von  Wässern  eigen- 
tümlichen zusammenziehenden  Geschmack  und  die  Temperatur  von 
2SÖ-  R. 

Nach  Giulj  enthalten  sechzehn  Unzen  dieses  Wassers: 


Schwefelsaure  Kalkerde    . 

0,266  Gr. 

Schwefelsaure  Thonerde  . 

9,062  — 

Chlornatrium 

3,199  — 

Chlorcalcium      ... 

0,533  — 

Chlormaguesium 

0,533  — 

Kohlensaure  Talkerde 

'  .        .        1,332  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

7,732  — 

Kohlensaures  Eiseuoxjdul 

0,266  — 

22,923  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

1,570  Kub.Z. 

Das  Wasser  wird  in  Form  von  Bädern  gegen  rheumatische  und 
gichtische  Affectionen,  Lähmungen,  allgemeine  Schwäche,  chronische 
Hautausschläge,  Fufsgeschwüre  und  Oedem  empfohlen. 

Targioui  1.  c. 

Bulletin  de  pharmacie.  T.  I.  p.  377. 

Giulj,  Storia  naturale  etc.  T.  IV.  p.  267  ff. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  164. 


V.    Die  Heilquellen  des  Kirchenstaats. 

(Römischer  Apennin.) 


"as  hierher  gehörige  Gebiet,  das  sich  vom  Vorgebirge 
Circello  quer  durch  die  Halbinsel  bis  zum  Po  erstreckt  und 
sich  in  seinem  nordöstlichen  Theile  an  die  lombardische 
Ebene,  in  seinem  nordwestlichen  Theile  aber  an  das  tos- 
kanische  Gebirgsland  anschliefst,  hat  mit  diesen  genannten, 
früher  schon  beschriebenen  Landschaften  auch  die  glei- 
chen geognostischen  Verhältnisse.  Aufserdem  verweisen 
wir  noch  in  Beziehung  aut  letztere  auf  S.  732  und  734, 
in  Beziehung  auf  die  hier  vorkommenden  vulkanischen  Er- 
scheinungen auf  S.  741  und  in  Beziehung  auf  klimatische 
Verhältnisse  auf  S.  750.  Ueber  letztere  jedoch  mögen 
hier  noch  einige  Bemerkungen  Platz  finden. 

Die  Malaria  zu  Rom  wird  bekanntlich  gewöhnlich  den 
pontinischen  Sümpfen  zugeschrieben.  Diese  Annahme  ist 
neuerlich  verworfen  und  zwar  aus  dem  Grunde ,  weil  alle 
anderen  gefährlichen  Malariagegenden  Italiens  immer  sehr 
trocken  und  halb  vulkanisch  sind,  wie  Rom  selbst,  weil 
ferner  die  Malaria  erst  nach  dem  Absterben  der  Vegeta- 
tion erscheint,  und  weil  zwischen  Rom  und  den  pontini- 
schen Sümpfen  die  gesundesten  Orte,  wie  Velletri,  Frascati, 
Albano  u.  s.  w.  liegen,  wohin  die  Römer  vor  der  Malaria 


10G9 

fliehen,  und  weil  endlich  die  verdorbene  Luft  auf  dein 
Wege  bis  Rom  mehr  als  eine  Tagereise  weit  in  der  At- 
i  mosphäre  sich  assimiliren  würde,  wie  sie  sich  anderwärts 
in  einer  Entfernung  von  kaum  1000  Fufs  assimilirt.  Die 
pontinischen  Sümpfe  waren  im  Alterthume  ein  äufserst 
fruchtbarer  Erdstrich  mit  23  Städten  oder  Ortschaften  be- 
setzt. In  dem  Zeiträume  zwischen  Tarquinius  Superbus 
und  Cincinnatus  ging  das  Land  unter  und  gewifs  waren 
unterirdische  vulkanische  Prozesse  die  Veranlassung  dazu. 
A-ehnliche  Dinge  gingen  früher  in  der  Gegend  von  Rom 
vor,  was  die  vulkanischen  Schlammgebilde,  die  Zerstörun- 
gen und  die  ringsum  noch  thätigen  Solfatarcn  beweisen. 
Vergleicht  man  überhaupt  die  Malariagegenden,  deren  sich 
in  Italien  allein  wohl  über  hundert  finden,  in  geologischer 
Beziehung  uud  in  Bezug  auf  ihre  Erscheinungen  näher  mit 
einander,  so  kann  der  Schlufs  nicht  fern  liegen,  dafs  die 
Krankheit  einer  Luft  zuzuschreiben  sei,  welche  die  schwa- 
chen Athmungs-  und  Assimilationsorgane  in  ihren  Func- 
tionen stört,  ihre  normale  Thätigkeit  unterbricht,  und  eine 
verderbliche  Richtung  derselben  begründet.  Die  verdorbene 
Luft  aber  kann  nicht  einer  Ausdünstung  sumpfiger  Gegen- 
den zugeschrieben  werden,  welche  wohl  Wechselfieber  u. 
s.  w.,  aber  nicht  die  Erscheinungen  der  Malaria  vcranlafst. 
Entweder  absorbiren  die  Gebirgsarten  der  Malariagegen- 
den in  ihrer  fortwährenden  halbvulkanischen  Thätigkeit  den 
Sauerstoff  der  Atmosphäre,  oder  sie  athmen  verdorbene, 
vielleicht  in  irgend  einem  Verhältnisse  gekohlte  Gase  aus, 
welche  der  animalischen  Athmungs-  und  Assimilationsthä- 
tigkeit  eben  so  nachtheilig  sind,  als  durch  die  Entäufserung 
verdorbener  Luft.  So  lange  eine  reiche  Vegetation,  welche 
in  allen  Malariagegenden  so  aufserordentlich  gedeiht,  in 
voller  Lebensfunction  vorhanden  ist,  wird  die  verdorbene 
Luft  von  ihr  absorbirt ;  gekohlte  Gase,  welche  bekanntlich 
dem  animalischen  Leben  verderblich  sind,  begünstigen 
gerade  die  Functionen  des  vegetabilischen  Lebens.  Wird 
daher  die  reiche  Ermltc  eingebracht,  und  stirbt  die  Thä- 


1.  Die  salinischen  Sc  hw  efelthermen  von 
P orretta.  Auf  dem  Gebiete  dieser  südwestlich  von 
Bologna  32  Miglien  entfernten,  an  der  Strafse  von  Modena 
nach  Pistoja  gelegenen  Stadt  kommen  in  der  Nähe  von 
Bosco  longo  und  südlich  von  dem  kleinen  See  Saffajolo 
eine  Menge  Mineralquellen  aus  dem  Sasso-cardo  am  Monte 


1070 

tigkeit  der  übrigen  Vegetationen,  so  ist  die  Atmosphäre 
nicht  mehr  im  Stande,  die  verderblichen  Gase  gleich  bei 
ihrer  Geburt  zu  assimiliren;  sie  häufen  sich  in  der  näch- 
sten Umgebung  an,  und  werden  dem  thierischen  Leben  ver- 
derblich. Die  alten  Römer  kannten  die  Malaria  nicht,  weil 
die  Stadt  mit  mächtigen,  gewifs  nicht  obne  Grund  als  hei- 
lig und  unverletzlich  gehaltenen  Wäldern  umgeben  war. 
Hatten  später  die  Päpste  Mangel  an  Geld,  so  vernichte- 
ten sie  jene  Wälder,  und  führten  das  Holz  auf  der  Tiber 
ins  Ausland :  so  wurde  die  Gegend  von  Rom  zu  der  öde- 
sten der  Welt.  Soweit  das  Auge  reicht,  ist  weder  Baum 
noch  Wald,  noch  sonst  eine  bleibende  Vegetation,  die  nach 
eingebrachter  Ernte  die  gekohlten  Gase  zu  absorbären 
vermöchte.  Erst  mit  diesem  Zustande  trat  die  Malaria 
ein.  Gleich  öden  Charakter  tragen  alle  Malariagegenden. 
Im  Frühjahre  entsteht  eine  äufserst  kräftige  Vegetation, 
im  Sommer  aber  stirbt  sie  ab;  einen  Baum  oder  Wald 
findet  man  in  jenen  Gegenden  nicht.  Die  Malariagegen- 
den haben  somit  mehr  oder  weniger  Analogie  mit  der  Hunds- 
grotte bei  Neapel,  mit  den  Emanationen  von  Pictra  mala 
(S.  906)  u.  s.  w. 

Scip.  Brei  sink,  voyages  pkysiques  et  lithologiques  etc.  Paris 
1801.  T.  IL  p.  231  ff. 

L.  v.  Buch,  gepgnostische  Beobachtungen  auf  Reisen.  Bd.  II. 
S.  5-66. 

A.  W.  KepJialides,  Reise  durch  Italien  und  Sicilien.  Leipzig 
1818.  TI).  I.  S.  79  ff. 

G.  Brocchi,  dello  stato  fisico  del  suolo  di  Roma.    Roma  1820. 

P.  Paganini  a.  a.  O.  S.  31  ff. 

Das  Ausland.  1842.  März. 


1071 

Porrettano,  einem  Bergabhange  auf  der  östlichen  Seite 
des  Apennins,  zu  Tage,  die  mit  einem  Badehanse  verschen, 
vielfach  besucht  und  benutzt  werden. 

Man  unterscheidet  folgende  Quellen :  1)  il  Fönte  del 
Leone,  2)  il  Bagno  del  Bue,  3)  il  Fönte  delle 
Donzelle,  4)  il  Bagno  reale,  5)  il  Bagno  di 
M a r t e ,  6)  1  a  Doccianuova,  7)  1  a  Puzzuola,  8)  1  a 
Porretta  vecchia.  Diese  Quellen  sind  Hinsichts  ihrer 
mineralischen  Bestandteile  alle  ziemlich  gleich ,  obgleich 
der  chemische  Gehalt  in  einigen  gering,  in  anderen  beträcht- 
licher ist,  und  nur  Hinsichts  ihrer  Temperatur,  welche  21 
bis  32°  R.  beträgt,  verschieden.  Sie  enthalten  nach  Bassi 
Schwefelwasserstoffgas,  kohlensaures  Gas,  kohlensaure 
Kalkerde,  schwefelsaures  Natron  und  Eisen,  freies  Natron, 
Eisenoxyd  und  Erdharz;  —  die  Quelle  dclla  Porretta  vec- 
chia enthält  nach  demselben  dieselben  flüchtigen  Bestand- 
teile und  an  festen:  schwefelsaure  Kalkerde  und  schwe- 
felsaures Eisen,  kohlensaure  Kalkerde,  Eisenoxyd  und  rei- 
nen Kalk. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  das  mit  dem  Thermalwasser 
entweichende  Gas.  Es  ist  nach  v.  Gräfe,  Wasserstoff  gas,  das  aber, 
da  es  mit  gelblicher  Farbe  brennt,  wahrscheinlich  nicht  rein,  son- 
dern mit  Kohlenstoff  verbunden  zu  Tage  kommt.  Da,  wo  das  Mineral- 
wasser in  einzelnen  zolldicken  Strahlen  frei  herabfällt,  werden  diese, 
wenn  man  eine  angezündete  Kerze  in  die  Nähe  bringt,  ununterbrochen  von 
ciuem  Lichtscheine  rund  umgeben.  In  dem  Hofe  des  Badehauses  steigt 
das  Gas  oft  einen  halben  und  wechselnd  auch  mehrere  Fufs  hoch  und 
brennt,  einmal  entzündet,  in  lichten,  durchsichtigen  Flammen  fort,  bis 
diese  durch  starkes  Wehen  ausgelöscht  werden.  —  Die  von  dem  Ther- 
malwasser gesonderte  medizinische  Benutzung  des  Gases  ist  noch  nicht 
versucht. 

Das  Thermalwasser  wird  innerlich  und  äufserlich  ge- 
braucht: in  letzterer  Weise  als  Wasser-  und  vorzüglich 
als  Schlammbad,  wozu  besonders  das  Bagno  del  Bue  be- 
nutzt wird.  Die  Leiden,  gegen  welche  man  es  mit  dem  glück- 
lichsten Erfolge  anwendet,  sind  vorzugsweise  Krankheiten 
von  Schwäche. 

J.  Zecchi,  de  aquarum  Ponectanarum  usu  atijue  praestantia 
traetatus.    Bouoniae  1570. 


1072 

F.  Bassi,  delle  terme  Porretane.     Roma  1768. 

P.  Zecchini,  scelta  d'istorie  mediche  spettante  alle  terme  Por 
retane.    Bologua  1770.  1771. 

M.  A.  Laurentius  in:  Comment.  Bononienses.  I.  C.  p.  113. 

F.  Bassi  in;  Comment.  Bononienses.  VI.  C.  p.  37.  41.  0. 
p.  295.  308. 

G  Castiglioni  in:  Mem.  della  soc.  medica  di  Bologna.  1807. 
T.  I.  p-  49. 

Memorie  sulla  storia  naturale  del  Ab.  Molina.  Bologna  1820.- 

Lauzarini,  terapeia  speziale  delle  acqui  termaii  Porrettane. 
1824. 

P.  Paganini  a.  a.  O.  S.  31  ff. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  115. 

2.  Die  Mineralquelle  von  Novera  entspringt 
eine  halbe  Meile  von  diesem,  fünf  deutsche  Meilen  von 
Foligno  entfernten,  in  der  Delegation  von  Perugia  gelege- 
nen Städtchen  aus  einem  Berge  von  mittlerer  Höhe,  der 
einer  Verzweigung  der  Apenuinen  angehört,  und  auf  dem 
westlichen  Abhang  der  letzteren,  zwischen  den  Dörfern 
Stravignano  und  Capanne,  und  erfreut  sich  eines  grofsen 
Rufes  und  zahlreichen  Besuches. 

In  der  Mitte  zwischen  den  genannten  Dörfern  liegen  auch  grofs- 
artige  Badegebäude,  die  mit  allen  Einrichtungen  zum  Gebrauch  des 
Mineralwassers  versehen  sind  ;  durch  die  Aufführung  von  zwei  schö- 
nen ,  bedeckten  Säulengängen  haben  die  Kurgäste  den  Vortheil  auch 
bei  ungünstiger  Witterung  dagegen  geschützt  sich  ergehen  zu  können. 
Der  dortige  Gasthof  ist  gut  und  Wohuungen  aller  Art  sind  in  den 
beiden,  einige  hundert  Schritte  von  den  Badehäusern  entfernten  Dör- 
fern zu  haben.  —  Die  Luft  ist  hier  wegen  der  Nähe  der  Apennineu 
mitten  im  Sommer  gemäfsigt  und  angenehm ,  wie  im  Frühling ;  die 
umliegende  Gegend  ist  reizend,  die  Lebensbedürfnisse  gut  und  im  Ue- 
berflusse.     Die  Saison  »lauert  gewöhnlich  vom  Juni  bis  September. 

Das  Mineralwasser  von  Nocera,  ein  Säuerling,  ist 
schon  lange  in  Gebrauch :  die  ersten  Schriftsteller,  die  sich 
über  dasselbe  verbreiteten,  sind  Bernardino  da  Spo- 
leti  (1510)  und  Bernardo  Venanzio  da  Corinaldo 
(1591),  denen  1599  Ottaviano  Mariano  di  Assisi 
folgte.  Unter  den  neueren  Monographen  ist  Morichini 
besonders  zu  erwähnen. 

Das  Mineralwasser  übertrifft  an  Klarheit  und  Reinheit 
die   Gewässer   aller  berühmten   Wasserleitungen  in  Rom; 


1073 

es  ist  geruchlos,  und  bat,  an  der  Quelle  getrunken,  blos 
den  Geschmack  des  reinsten  und  kühlsten  Quellwassers, 
der  für  solche,  die  eine  empfindliche  Zunge  haben,  selbst 
piquant  wird;  seine  Temperatur  ist  unter  allen  Verände- 
rungen der  Atmosphäre  constant  9°  R. ;  —  das  specif.  Ge- 
wicht verhält  sich  zu  dem  des  destillirten  Wassers  wie 
9996  zu  10000. 

Chemisch  analysirt  wurde  das  Mineralwasser  vom  Pro- 
fessor Morichini.  Nach  ihm  enthält  ein  Pfund  (12  Un- 
zen) desselben  an  fixen  Bestandtheilen : 

Kohlensaure  Kalkerde  ....  1,15776  Gr. 

Chlorcalcium  und  Chlortalcium     .        .  0,069 12  — 

Thouerde 0,2764S  — 

Talkerde 0,13824  — 

Kieselerde 0,06912  — 

Eisen 0,01728  — 


1.72S00  Gr. 


Von  luftförmigen  Bestandtheilen  enthält  es  nach  dem- 
selben J5  Stickstoffgas,  -^  Sauerstoifgas  und  ^  kohlen- 
saures Gas,  im  Ganzen  in  zehn  Kubik-Zollen  dieses  Was- 
sers einen  Kubik-Zoll  dieser  verschiedenen  Gasarten. 

Am  häufigsten  wird  dieses  Mineralwasser  als*  Getränk 
benutzt,  und  nicht  selten  Bäder  von  erwärmtem  Mineral- 
wasser mit  gutem  Erfolge  damit  verbunden.  Dreifsig 
bis  vierzig  Bäder  und  eben  so  viele  Tage  zum  Trinken 
werden  zu  einer  Kur  als  hinreichend  betrachtet. 

Aufser  dem  kühlenden  und  erfrischenden  Geschmack ,  den  dies 
Sauerwasser  besitzt,  erzeugt  der  fortgesetzte  Genufs  desselben  eine 
eigenthüinliche  Reizung  der  innern  Theile  des  Mundes  und  des  Riik- 
keus  der  Zunge  und  erregt  die  Empfindung,  als  ob  man  sich  diese 
Theile  mit  einer  heifsen  Flüssigkeit  leicht  verbrannt  hätte.  Bei  man- 
chen Individuen  erstreckt  sich  dieses  Gefühl  durch  den  Oesophagus 
bis  in  den  Magen  und  den  Darmkaual  binab  und  soll  eine  ähnliche 
Empfindlichkeit  selbst  in  den  Harnwegen  veranlassen,  namentlich  wenn 
man  das  Mineralwasser  gleich  anfangs  in  zu  grofser  Menge  geniefst. 
Bei  andern  Personeu  soll  dagegen  der  zu  häufige  Genufs  Flatulenz, 
Störungen  der  Verdauung  und  Kopfweh  herbeiführen,  —  Zufälle,  wel- 
che sich  indessen  bei  einem  zwcckinäfsigen  und  nicht  zu  reichlichem 
Gebrauche  leicht  verhüten  lassen. 


1074 

Die  italienischen  Aerzte  "schreiben  diesem  an  festen 
Bestandteilen  armen  Mineralwasser  eine  reizende  und  be- 
lebende Kraft  zu,  und  empfehlen  es  in  einer  grofsen  Menge 
von  Krankheiten,  namentlich  bei  passiven  Schleimflüssen, 
Schwäche  der  Verdauungswerkzeuge,  Nervenleiden  von 
Schwäche  und  gichtischen  und  rheumatischen  Affectionen 
nervöser  Art.  —  Piombini  rühmt  den  innern  und  äufsern 
Gebrauch  desselben  gegen  Lues  venerea.  Einen  vorzügli- 
chen Ruf  hat  es  sich  ferner  in  der  Heilung  mancher  Ute- 
rinkrankheiten von  Schwäche  erworben,  wie  z.  ß.  bei  zu 
profuser  Menstruation,  Neigung  zu  Abortus  und  zur  Erzeu- 
gung von  polypösen  Concretionen  und  Molen.  —  Acufser- 
lich  angewendet  soll  es  endlich  bei  hartnäckigen  Geschwü- 
ren sehr  hülfreich  sich  erweisen. 

Florido  Piombini,  osservazioni  sopra  l'uso,  e  gli  effetti  delle 
acque  allora  gia  celebri  del  fönte  Noceriao.  1720;  —  1745. 

Lorenzo  Massini,  sull'  acqua  salubre  e  bagni  di  Nocera. 
Roma  1774. 

Casagrande,  Fisico  Anale  delle  acque  e  bagni  di  Nocera.  1793, 

Notificazioni  sopra  le  vitru  dell1  acqua  di  Nocera.  1793. 

Domenico  Morichini,  saggio  medico-chimico  sopra  l'acqua 
di  Nocera.     Roma  1807. 

C.  H.  Schmid  in:  Vermischte  Abbandlungen  etc.  Petersburg 
1821.  S.  159  ff. 

Froriep's  Notizen.  Bd.  VIII.  1824.  No.  169.  239  ff. 

P.  Paganiui  a.  a.  0.  S.  31. 


Hieran  schliefsen  sich : 

Die  Mineralquelle  von  Pertino  entspringt  bei  Civitella  aus 
Macigno;  ihr  Wasser  ist  etwas  trübe,  von  angenehm -salzigem  Ge- 
schmack, hat  einen  ganz  schwachen  Seewassergeruch  und  die  Tem- 
peratur von  12°  R. 

Giulj   fand  in  sechzehn  Unzen  desselben: 

Schwefelsaures  Natron 1,066  Gr. 

Chlornatrium 7,463  — 

Jodkalium Spuren 

Kohlensaures  Natron 5,331  — 

Kohlensaure  Talkerde     .....  2,132  — 


1075 


Kohlensaure  Kalkerde 3,199  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul        ....        0,533  — 


19,724  Gr. 
Kohlensaures  Gas 4,176  Kub.Z. 

Es  ist  ßirs  vielleicht  die  erste  jodhaltige  Mineralquelle,  die  in 
dem  Kirchenstaate  aufgefunden  ist,  obwohl  es  deren  gcAvifs  an  an- 
dern Orten  auch  geben  wird.  Das  Wasser  "wird  innerlich  gegen  chro- 
nische Leberleiden,  Gallensteine  und  Chlorosis  empfohlen;  wenn  es 
in  reichlicher  Quantität  vorhanden  wäre,  würde  es  mit  Vortheil  gegen 
trockene  Flechten,  skrophulöse  Affcctionen  und  andere  Drüseuleideu 
angewandt  werden  können. 

GiHlj,  Storia  ed  analisi  di  tutti  Iacque  minerali  di  Toscaua. 
Tom.  V.  Siena  1834.  p.  227. 

Die  Mineralquellen  l  ei  Civita-V ecchia.  Unter  den 
zahlreichen  Mineralquellen,  welche  nach  der  westlichen  Seeküste  hin 
in  dem  alten  Tuseien  zwischen  dem  tyrrhenischen  Meere  und  den 
Faliscer  Bergen  entspringen,  sind  diese  die  bekanntesten.  Nördlich 
von  dieser  Stadt,  in  einer  Entfernung  von  drei  bis  vier  Miglien  von 
derselben,  sind  nahe  bei  einander  drei  Thermalquellen  von  24°  R. 
Temperatur,  von  denen  die  eine  in  den  alten  Thermae  Tauränae 
liegt,  die  andere  Sferra  cavalli  und  die  dritte  della  Ficon- 
cella  genannt  wird.  Nach  Morichini  enthält  die  letztere  Chlor- 
natrium,  Chlorcalcium,  schwefelsaure  Kalk-  und  Talkerde,  schwefel- 
saures Natron,  kohlensaure  Kalkerde,  Kieselerde  und  Eisen,  —  die 
andern  beiden,  aufserden  genannten  Bestandteilen,  noch  Chlortalcium. 

Das  Mineralwasser  wirkt,  sehr  auflösend,  abführend,  und  wird 
daher  vorzugsweise  benutzt  bei  Stockungen,  Krankheiten  des  Lymph- 
und  Drüsensystems,  so  wie  als  ableitendes  Mittel  bei  starken  Cou- 
gestionen. 

P.  Paganini  a.  a.  0.  S.  13. 

Die    8  cliw  efeltliermal  quellen     von      M  on  te  fiascone 

entspringen  sechs  Miglien  von  dieser  Stadt  in  einer  grofsen  Ebene  und 

bilden  einen  kleinen  See.  Das  Thermalwasser  wird  als  Getränk  und  zu 

Bädern,  der  Mineralschlamm  besonders  gegen  Hautkrankheiten  benutzt. 

M  on  taign  e,  Journal    de  voyage  en  Italic.   T.  II,  p.  477. 

Die  Mineralquelle  von  Tolfa,  ein  Eisensäuerling,  kommt 
an  einem  Campaccio  genannten,  fünf  Miglien  westlich  von  Tolfa 
gelegenen,  Orte  zu  Tage  und  enthalt  nach  P.  Carpi's  chemischer 
Analyse  in  einem  Pfunde  Wasser: 

Chlornatrium 2,2004  Gr. 

Chlormagnesium 0,0234  — 

Schwefelsaure  Talkerde         ....        1,3300  — 
Kohlensaure  Kalkerde 7,2000  — 


1076 

Kohlensaures  Eisenoxydul      .        .        .        .        0,5254  Gr. 

Thonerde 0,2000  — 

Kieselsaures  Eisen  .....        00800  — 

i 1,5592  Gr. 

Kohlensaures  Gas 13,465  Kub.Z. 

P.  Carpi  in:  Giornale  Arcadico.  T.  XXXIX.  1828. 
Revue  des  Ann.  des  sc.  nafc    1829.  p.  133. 
Bulletin  des  sc.  med.  1830.   Fevr.  p.  264. 

Die  Mineralquellen  von  Viterbo.  In  der  Umgegend  dieser 
nordwestlich  von  Rom  fünfzehn  Stunden  entfernten  Stadt  entsprin- 
gen in  der  Ebene  eine  Menge  Mineralquellen,  die  gröfstentheils  schon 
von  den  Römern  zu  Bädern  benutzt  wurden.  Die  Bäder,  deren  neun 
sind,  heifsen  Termali  Caje,  befinden  sich  anderthalb  Miglien  von 
Viterbo  und  sind  auch  mit  Wohnzimmern  und  Douche- Einrichtungen 
versehen.  Die  Mineralquellen  sind  laue  Thermen,  geruchlos,  von  et- 
was pikantem  Geschmack  und  bilden  einen  sehr  weifsen  Schaum,  der 
sich  leicht  verdickt  und  als  Zahnreinigungsmittel  verkauft  wird;  auch 
das  Mineralwasser  wird  viel  versendet.  Es  enthält  nach  Martelli 
kohlensaures  und  Schwefelwasserstoffgas,  kohlensaure  Kalk-,  Talk- 
erde und  Eisen,  und  soll  besonders  günstig  in  Krankheiten  der  Nie- 
ren wirken. 

P.  Paganini  a.  a.  O.  S.  44. 

Montaigne,  Journal  de  voyage  en  Italie.  T.  IL  p.  479. 

Mineralquellen  bei  Rom.  Zwischen  dem  Rio  albano  und  dem 
Bache  Acqua  acetosa^  vier  und  eine  halbe  Stunde  von  der  Stadt  ent- 
fernt, entspringt  eine  andere  Quelle,  die  sich  in  den  genannten  Bach 
ergiefst  und  ihm  seine  sauren  Eigenschaften  mittheilt.  Sie  setzt  starke 
Kalk-Incrustationen  ab,  entwickelt  fortwährend  viel  kohlensaures  Gas 
und  enthält  nach  P.  Carpi 's  Analyse  in  einem  Pfunde  Wasser: 

Kohlensaures  Natron 7,704  Gr. 

Chloruatrium    ........        0,665  — 

Salpetersaure  und  salzsaure  Kalk-  und  Talkerde         2,279  — 

Schwefelsaures  Natron   . 

Schwefelsaure  Talkerde 


Kohlensaure  Kalkerde     , 
Eisenoxyd  und  Alaun 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kieselsaures  Eisen 


0,804  — 
0,895  — 
4,480  — 
0,300  — 
0,160  — 
0,120  — 


17,407  Gr. 

Kohlensaures  Gas    .        .        .        ,        .        .        .      12,309  Kub.  Z. 

Die  Acqua  acetosa  wird  von  den  Römern  viel  getrunken  und  in 
den  Strafsen  der  Stadt  verkauft.  Carpi  hat  auch  das  andere  Trink- 
wasser von  Rom  chemisch  analysirt,  und  zwar: 


1077 


1.  L'Acqua  Paola.  In  656  Cubik-Centimeter  dieses  Wassers 
sind  10  Kubik-Centimeter  Gas  enthalten,  bestehend  aus  einem  Theil 
Kohlensauren  Gases,  3  Theilen  Sauerstoffgases,  6  Theilen  Stickgases. 
Au  atmosphärischer  Luft  enthält  das  Wasser  33,33  Sauerstoffgas  und 
'66,67  Stickgas.    An  festen  Bestandteilen  enthalten  zehn  Pfund  Wasser: 


Kohlensaures  Natron 
Chloruatrium  . 
Schwefelsaures  Natron  . 
Eisenoxyd 

Kohlensaure  Kalkerde    . 
Schwefelsaure  Kalkcrde 
Kieselsaures  Eisen 
Verlust     . 


7.5767  Gr. 
3,4673  — 
2,9047  — 
0,2000  — 
2,9000  — 
2,2000  — 
0,5000  — 
0,7508  — 
20,5000  Gr. 

2.  L'Acqua  Vergine  detta  Oggidi  di  Trevi  enthält  fast 
dieselben  Bestandteile,  wie  die  vorige :  in  10  Pfunden  22,0000  Gr. 

3.  L'Acqua  Feiice  enthält  ebenfalls  dieselben  Bestandteile, 
nur  noch  Extractivstoff,  überhaupt  in  10  Pfunden  26,0000  Gr.  feste 
Bestandtheile. 

4.  L'Acqua  detta  delGrillo  enthält  in  10  Pfunden  22  Gr. 
feste  Bestandtheile  und  zwar  dieselben,  welche  die  vorigen  Quellen 
enthalten. 

5.  L'Acqua  di  St.  Feiice  enthält  in  10  Pfunden  30  Gr. 
feste  Bestandtheile,  uuter  diesen: 

Kohlensaures  Natron 6,3405  Gr. 

Chlornatrium 6,3236  — 

Schwefelsaures  Natron  ....        5,5312  — 

Kieselsaures  Eisen  .        .        .        .        .        0,6000  — 

lS,7953Gr. 

6.  L'Acqua  La ncisiana  enthält  in  10  Pfunden  41  Gr.  feste 
Bestandtheile,  unter  diesen: 

Chlornatrium 6,1197  Gr. 

5,1188  — 


Chlortalcium    .         .        . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde    . 
Eisenoxyd  mit  Spuren  von 
Kieselsaures  Eisen 


Alaun 


6,3633  — 

17,5000  — 

1,5000  — 

0,5000  — 

37,1018  Gr. 


7.    L'Acqua  della  Fontana  del    Porto  Leonino   enthält 
in  10  Pfunden  30  Gr.  feste  Bestandtheile,  unter  diesen: 

Eisenoxyd  mit  Alaun 1,0000  Gr. 

Kieselsaures  Eisen 0,8000  — 

IfiÖOO  Gr. 


8.  L'Acqua  Inocientiana  enthält  in  10  Pfunden  25  Gr. 
feste  Bestandteile. 

9.  L'AcquadiS.  Damaso  enthält  in  10  Pfunden  19  Gr.  feste 
Bestandteile. 

10.  L'Acqua  delle  Api  enthält  in  10  Pfunden  23  Gr.  feste  Be- 
standtbeile,  unter  diesen  : 

Eisenoxyd  mit  Alaun      .....        0,7000  Gr. 
Kieselsaures  Eisen  .        .        .        .        .        0,8000  — 

1,5000  Gr. 

Aufserdem  werden  noch  zwei  Mineralquellen  in  der  Nähe  Roms 
von  Berlocci  erwähnt,  die  mit  .einem  bedeutenden  Gehalt  an  koh- 
lensauren, salzsauren  und  schwefelsauren  Verbindungen,  von  günsti- 
ger Wirkung  gegen  Rheumatismus  und  Gicht  sein  sollen. 

Ricerche  fisico-chimiche  sul  Lago  sabatino  e  sulle  sorgenti  di  ac- 
que  mineraii,  che  scaturiscono  nei  savi  contorni.  Memoria  di  Seve- 
rio  Berlocci.    Roma  1816. 

P.  Carpi  in:  Giornale  Arcadico.   T.  XLI.  1829. 

Revue  des  ann.  des  sc.  nat.    1829.  p.  133. 

P.  Carpi,  Esame  fisico-chimico  delle  acque  potabüi  di  Roma. 
Roma  1831. 

Die  Solfatara-Seen  bei  Ro?n.  An  der  Strafse,  welche  von 
Rom  aus  dem  San  Lorenzo-Thor  nach  Tivoli  führt,  trifft  man  zwi. 
sehen  der  zwölften  und  dreizehnten  Miglie,  in  südöstlicher  Richtung, 
die  Gruppe  der  §olfatara-Seen ;  sie'  liegen  in  einer  platten,  mehrere 
Fufs  dicken,  weit  ausgedehnten,  mit  Gras  und  Gesträuch  überwach- 
senen, von  rasch  fliefsendem  Wasser  unterminirten  Kalksinterdecke, 
die  bei  festem  Auftreten  dumpfhällende  Töne  und  deutliches  Erbe- 
hen des  ganzen  Bodens  wahrnehmen  läfst.    Von  diesen  Seen  ist : 

1.  Der  Lago  dei  tartari  (Tuffstein-See)  am  wenigsten  was- 
serreich; sein  Becken  gewährt  nach  v.  Graefe's  Beobachtung,  da 
es  gröfstentheils  aus  überaus  verworrenen,  mit  weifsem  Kalksinter  über- 
zogenen Wurzeln,  Sträuchern,  abgebrochenen  Zweigen  und  Schilfhal- 
men zusammengesetzt  ist,  den  Anblick,  als  sei  hier  die  Pflanzenwelt 
versteinert.  Das  hier  und  da  von  Schwefelleberluftblasen,  welche 
aus  einzelnen  Spalten  hervordringen,  durchströmte  Wasser  ist  kühl, 
klar,  von  streng  salzigem,  widrig -bitterlichem  Geschmack,  und  ist  in 
dieser  Hinsicht,  wie  in  Beziehung  auf  seine  chemischen  Mischungs- 
verhältnisse nicht  nur  mit  dem  der  übrigen  Nachbar-Seen,  sondern 
auch  mit  jenem  der  Saiza,  eines  kleinen  Flusses,  analog,  welcher 
vor  dem  Südthore  PästunTs,  in  dem  Bette  einer  über  die  ganze  Ge- 
gend ausgebreiteten,  stellenweise  mit  Humus  bedeckten  Sinterdecke 
zum  nahen  Meere  hineilend,  die  Gewächse  ebenfalls,  vorzugsweise 
aber  sümmtliche  am  Ufer  wachsende,  in  steinigen  Kalkhüllen  er- 
starren läfst.  Die  Analysen  beider  Wasser  ergeben  eine  ungewöhn- 
lich 


1079 

lieh  grofse  Menge  Sulfate,  Carbonate  und  HydrochJorate  von  Kalk, 
Natron  und  Talkerde;  die  aus  jenen  Gewässern  abgeschiedenen  Tuffe, 
welche  nach  Mafsgabe  ihres  durch  höheres  Alter  zunehmenden  Ver- 
lustes an  Krystallisatiouswasser  mehr  und  mehr  an  Härte  gewin- 
nen, reagirten  als  beinahe  völlig  reiner,  nur  mit  geringen  Atomen 
Gvrps  und  Eisenoxyd  gemischter  kohlensaurer  Kalk. 

Charles  Moxon  (Froriep's  N.  Notizen  aus  dem  Gebiete 
der  Natur-  und  Heilkunde.  Nr.  186.  Februar  1S39.  S.  152)  macht  anf 
den  Unterschied  der  Zeit  aufmerksam,  in  welcher  in  den  verschiede- 
nen versteinernden  Quellen  der  kalkartige  Ueberzug  (Niederschlag) 
bewirkt  wird.  In  Karlsbad  ist  dazu  eine 'Woche  nüthig;  hier  dage- 
gen reichen  wenige  Tage  hin.  Moxon  tauchte  in  den  Tuffstein- 
See  einige  Weiutrauben,  wovon  die  kugelförmige  Gestalt  der  Beeren 
in  der  kalkartigen  Umschliefsuug  erhalten  wurde,  während  die  Bee- 
ren selbst  vollkommen  einschrumpften:  ein  Beweis  der  Schnelligkeit 
mit  welcher  der  Frocefs  statt  finden  mufs,  und  der  starken  Kaikhal- 
tigkeit  des  Wassers. 

2.  Die  übrigen  drei  Solfatara-Seen  sind  kaum  eine  halbe  Stunde 
von  dem  ersten  entfernt ;  zuerst  trifft  man  auf  den :  Laghetto  delle 
isolenatante.  Er  führt  diesen  Namen,  weil  einige,  ungefähr  zehn 
Fufs  im  Durchmesser  haltende  und  an  drei  Fufs  dicke,  aus  zusammen- 
gesinterten Blättern  und  Wurzelstücken  gebildete ,  mit  etwas  Hu- 
mus, Gras  uud  kleinem  Strauchwerke  bedeckte  Inseln  auf  demselben 
schwimmen.  In  geringer  Entfernung  von  seinem  nördlichen  Ufer  er- 
bebt sich  die  Ruine  der  ehemaligen  Bäder  Marc-Agrippa's.  Das  Bek- 
ken  des  Sees  hat  bei  einer  Tiefe  von  175  Fufs  kaum  4  —  500  Schritte 
in  Umfang;  das  geschöpfte  Wasser  erscheint  klar,  im  See  hingegen  hat 
es  eine  bläulich-weifse,  wie  durch  Milch  getrübte,  etwas  opalisirende 
Farbe.  Ueberall  steigen  bald  kleine,  bald  gröfsere  Luftblasen  empor; 
wirft  man  einen  gröfsern  Tuffstein  in  den  See,  so  entsteht  da,  wo 
er  niedersinkt,  nach  anderthalb  Minuten  ein  in  immer  gröfserem  Kreise 
bewegtes  Aufbrausen,  als  siede  das  Wasser  lebhaft;  zu  Ende  dieser 
fast  eine  halbe  Stunde  dauernden  Erscheinung  werden  grofse,'  von  vie- 
len weifsen  Flocken  begleitete  Luftblasen  emp'orgetrieben. 

3.  Der  Lago  della  collonelle  und  4.  Lago  S.  Giovanni 
kleiner  als  der  vorige,  hängen  durch  einen  kleinen  Bach  mit  ihm  zu- 
sammen. Da,  wo  das  Wasser  in  den  Verbiudungsbäcben  flacher 
fliefsl,  bemerkt  man  in  demselben  eine  Menge  lockerer,  leicht  zu  Bo- 
den sinkender,  oder  an  Stcinspitzeu  und  Grashalmen  sich  hängender 
weifser  Körperchen,  an  Gestalt  Schneeflocken  ähnlich.  Früh  gesam- 
melt sind  sie  zwischen  den  Fingern  leicht  zu  zerreiben  uud  schmek- 
ken,  noch  von  Wasser  durchdrungen,  widerlich  salzig-bittor;  getrock- 
net brennen  sie  mit  bläulicher  Flamme  und  erhalten  sich  als  reiner, 
nur  einen  geringen  erdigen  Rückstand  zurücklassender  Schwefel:  sie 
enthalten  etwas  Schwefelwasserstoffgas  und  nehmen,  wenn  dasselbe 
beim  Schmelzen  entweicht,   eine  hochgelbe  Farbe  an. 

Das  sich  aus  den  Seen  iu  solcher  Menge  entwickelnde  Gas,    dafs 
III.    Thcil.  Zzz 


1080 

man  in  dem  Umkreise  einiger  Miglien  einen  Geruch  nach  faulen  Eiern 
wahrnimmt,  der  um  so  intensiver  und  fast  ekelerregend  wird,  je 
mehr  man  sich  den  Ausströmungsorten  nähert,  ist  Schwefelwasserstoff- 
gas,  dem  nach  v.  Graefe  kohlensaures  Gas  beigemengt  ist:  unmit- 
telbar über  dem  Wasser  eingeathmet,  erregt  es  das  Gefühl  von  un- 
angenehmer Beengung  in  der  Brust,  dem  bei  fortgesetzter  Eiuath- 
mung  desselben  mit  Druck  in  der  Stirn  verbundene  Eingenommen- 
heit des  Kopfes  folgt.  Weder  das  Wasser  noch  das  Gas  werden  zu 
medizinischen  Zwecken  benutzt. 

A.  Denis  Fougeroux  de  Bondaroy,  sur  les  solfatares  des 
environs  de  Rome  in :  Hist.  de  TAcad.  des  sc,  de  Paris.  1770.  p.  1  ff. 

v.  Gräfe,  die  Gasquellen  Süd-Italiens  a.  a.  O.  S.  124  ff. 

Die  Mineralquellen  bei  Fa'e'nza  entspringen  vier  Miglien 
von  dieser  an  der  Strafse  nach  Rimini  gelegenen  Stadt,  auf  der  öst- 
lichen Seite  des  Apennin,  an  dem  Ufer  des  Flusses  Quartolo.  Man 
unterscheidet  besonders:  1.  l'Acqua  salsa,  2.  die  Quelle  S.  Chri- 
stof oro  und  3.  die  Quelle  de  11'  Olmatello,  welche  letztere 
in  einem  Ulmenwalde  zu  Tage  kommt.  Das  Mineralwasser  ist  kalt, 
hat  eine  Farbe  wie  weifser  Wein,  einen  schlammartigen  und  schwe- 
feligten  Geruch  und  soll  kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  Chlorna- 
trium und  Chlortalcium,  schwefelsaure  Kalkerde,  Alaun,  Eisen  und 
Extractivstoff  enthalten.  Man  benutzt  es  innerlich  und  äuiserlicb, 
ähnlich  den  Mineralquellen  von  Civita-Vecchia  (S.  1075). 

P.  Paganini  a.  a   0.  p.  18. 

Die  salinischen  Mineralquellen  bei  Ascoli,  welche  von 
Antonio  Egidi  erwähnt  werden. 

Giornale  di  Fisica.  Dec.  II.  T.  VIII.  p.  246. 


VI.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  beider  Sicilien. 
(Neapolitanischer  Apennin.) 

xJas  hier  zur  Betrachtung  kommende  Gebiet  umfafst  das 
untere  Italien  diesseits  der  Meerenge  und  die  Insel  Sicilien 
mit  den  dazu  gehörigen  kleineren  Inseln.  Von  der  Boden- 
beschaffenheit dieses  Gebiets  ist  bereits  gehandelt  worden ; 
wir  verweisen  in  Betreff  der  orographischen  Beschaffenheit 
desselben  aufS.  733  ff.  und  Hinsichts  der  vulkanischen  Er- 
scheinungen und  geognostischen  Verhältnisse  aufS.  736  ff. 
Grofs  ist  die  Zahl  der  hier  entspringenden  Mineral- 
quellen, woran  sich  auch  die  diesem  Gebiete  eigenthümli- 
chen  natürlichen  Gascpuellen  (Stufe)  anschliefsen.  Aber  je- 
dem Fremden  mufs  es  auffallen,  dafs  für  die  bequemere 
und  sichere  Benutzung  der  von  der  Natur  hier  so  ver- 
schwenderisch dargebotenen  Heilmittel  so  wenig  gethan  wird, 
was  sich  besonders  bei  den  später  zu  erwähnenden  Stufe 
und  Arenazionen  Ischia's  so  bemerklich  macht,  wo  entwe- 
der  ganz  im  Freien  gebadet  wird  ohne  alle  Sicherung  ge- 
gen Hitze  und  üble  Witterung,  oder  die  etwa  vorhande- 
nen kleinen  Ueberbaue  über  Thermen  und  Stufe  ein  eben 
so  ärmliches  als  unreinliches  Ansehen  darbieten.  Aber 
man  kann  gröfsere  Bauten  der  Art  wohl  auch  darum  nicht 
unternehmen ,  weil  sie  die  Fehler  der  schon  vorhandenen 
kleinern  thcilen,   namentlich   dumpfige  Luftansammlungen 

Zzz  2 


1082 

nur  unzulänglich  abwenden,  die  Reinigung  und  Anfrischung, 
welche  besonders  dein  Kiesstrande,  auf  dein  die  Arenazio- 
nen  genommen  werden,  bei  günstigen  Windstöfsen  durch 
momentane  Ueberschwetnmungen  widerfährt,  behindern 
würden,  und  wejl  endlich  die  grofsen  völlig  freien  Flächen 
die  beliebigste  Auswahl  noch  nicht  gebrauchter  Badestel- 
len uneingeschränkt  gestatten.  Auch  mag  hierbei  die  Ge- 
wohnheit des  italienischen  Volks,  das  offene  Himmelsge- 
wölbe als  die  eigentliche  Wohn-,  Speise-  und  Werkstube 
zu  betrachten,  mit  in  Anschlag  gebracht  werden  müssen. 
Jedenfalls  aber  würde  nach  v.  Gräfe' s  Vorschlag  dem 
viel  empfundenen  Bedürfhifs  von  Schutz  und  Schirm  beim 
An-  und  Auskleiden,  beim  Reinigen  und  Abtrocknen,  ohne 
in  die  vorhin  erwähnten  Uebelstände  zu  verfallen,  durch 
einige  vierrädrige,  in  den  besseren  Seebädern  Englands 
und  Deutschlands  längst  eingeführte,  auf  jeder  Stelle  die 
Bequemlichkeiten  eines  zierlichen  Kabinets  gewährende 
Badewagen  leicht  und  zweckmäfsig  abgeholfen  werden 
können. 

Wir  theilen  die    auf   diesem  Gebiete    vorkommenden 
Heilquellen  in : 

A.  Die  Heilquellen  des  Parthenopeischen 
Strandes  und  der  Insel Ischia,  woran  wir  die  übri- 
gen Mineralwasser  Unter-Italiens  ansckliefeen; 

B.  Die  Heilquellen  Siciliens,  woran  sich  die 
der  Liparisehen  Inseln  schliefsen. 

Hamilton,  observations  on  Mount  Vesuvius,  Mount  Etua  etc. 
2.  £dit.     London  1774. 

Gioeni,  Saggio  di  Litologia  Vesuväana.    Napoli  1790. 

Spallanzani,  viaggio  alle  due  Sicilie.  Pavia  1792.  5  Tom.;  — 
Deutsch  :  Leipzig  1795.  4  Theile ;  —  Französisch :  Bern  1795.  4  Tom. 

Giustiniani,  dizionario  geografico  del  reguo  di  Napoli,  10 
Voll.  1797. 

Scip.  Breislak,  Voyages  pbysiques  et  lithologiques  dans  la 
Campanie,  suivies  d'une  niem.  sur  la  Constitution  physique  de  Rome, 
trad.  du  Mnsc.  ital.  par  le  Gen.   Pommereuil.  Paris  1801. 

Pini,  Viaggio  geologico  per  diverse  parti  merid.  dell'  Italia.  Mi- 
lano  1802. 


1083 

H.  Fcnner«  Taschenbuch  für  Gesundbrunnen  und  Bäder.  Darm- 
stadt 1816.  S.  5  ff.  1817.  S.  46  ff. 

A.  W.  Kephalidcs,  Reise  durch  Italien  und  Sicilien.  2  Theilc. 
Leipzig  1S18. 

Tenore,  essay  sur  la  g^ographie  physique  et  botanitjuc  du  ro- 
yaume  de  Naples.    Naples  1827. 

S.  de  Renzi,  osservazioni  sulla  topografia  medica  del  regno  di 
Napoli.     Napoli  1828. 

C.  G.  Carus,  Analckteu  zur  Naturwissenschaft  und  Heilkunde. 
Gesammelt  auf  eiuer  Reise    durch  Italien  im  J.  1828.     Dresden  1829. 

Brandes  Archiv.  2.  Reihe.  Bd.  XVI.  S.  173. 

Pierre  de  Tcliiha  t  cho  f  f ,  Coup  d'oeil  sur  la  Constitution  ge"o- 
logupe  des  proviuecs  me'ridionaies  du  royaumc  de  Naples.  Berlin  1842. 


A.     Die  Heilquellen  des  Parthenopeischen  Strandes 
und  der  Insel  Ischia. 


Xleapels  schöner  Meerbusen  wird  in  weiter  Ausdehnung 
vom  Festlande  eingefafst  und  da,  wo  er  sich  südwestlich 
öffnet,  durch  reizende  Inseln  begrenzt:  die  gröfsten  der- 
selben, Ischia  und  Capri,  bilden  die  Seitenpfeiler  der  un- 
gefähr dreizehn  Miglien  weiten  Pforte.  Es  ist  wahrschein- 
lich, dafs  der  Meerbusen  in  vorgeschichtlichen  Zeiten  durch 
den  Einsturz  gigantischer  Vulkane  entstanden  ist,  so  dafs 
der  Halbmond  des  Strandlandes  und  die  einzelnen,  den 
Kranz  theilweise  ergänzenden  vulkanischen  Inseln  nur  als 
geringe  Ueberreste  vormaliger  peripherischer  Bergabfälle 
erscheinen.  Noch  immer  ist  daher  das  grofse  Wasserbek- 
ken  fast  allenthalben  mit  vesuvischer  grobkörniger  Asche 
ausgekleidet  und  dessen  Saum  auf  den  meisten  Punkten 
mit  verglasten  Felsblöcken  besäet.  Ueberhaupt  ist  der 
ganze  stellenweise  eingerissene  Erdgürtel  mit  Ausnahme 
der  seeundären  und  tertiären  Kalkfelsen  Campanella's  und 
Capri's,  durchgehends  vulkanisch  zusammengesetzt.  Alle 
seine  übrigen  Berge,  Thäler  und  Ebenen  bestehen  nur  aus 
Asche,  aus  festen  und  verwitterten  Laven,  aus  altern  und 
Jüngern  Tuffbil düngen,  aus  brennenden  oder  halb  erlosche- 
nen Auswurfskcgeln  und  aus  noch  emporragenden  oder  bc- 


10S5 

reits  in  die  Tiefe  finsterer  Landsecn   versunkenen  Kruter- 
niänteln. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Dufresnoy  über  die  Laven  in 
der  Umgegend  von  Neapel  sind  die  Laveu  der  Somma  und  die  des 
Vesuvs  wesentlich  verschieden:  die  der  Somma  werden  durch  Säuren 
fast  gar  nicht  angegriffen,  während  die  des  Vesuvs  zum  grofsen  Theil 
sich  darin  auflösen;  die  Laven  der  Somma  enthalten  eine  reichliche 
Menge  Kali,  in  denen  des  Vesuvs  ist  Natron  vorherrschend.  Auch 
das  Gestein  der  Somma  ist  von  dem  des  Vesuvs  verschieden:  der 
Pyroxen  der  Somma  ist  ein  Augit,  ein  Pyroxen  mit  einer  Basis  von 
Eisenoxyd;  der  des  Vesuvs  ist  ein  Stalactit,  ein  Pyroxen,  der  zu  den 
kalkhaltigen  Varietäten  gehört. 

Ueber  das  vielgepriesene  Klima  von  Neapel  wird  später  bei  der 
den  Seebädern  gewidmeten  Abtheilung  ausführlicher  gehandelt  werden; 
hier  nur  so  viel,  dafs,  so  gesund  die  ganze  Gegend  von  Neapel  dies- 
seits des  Pausilipp's  ist,  so  verschieden  dies  jenseits  sich  verhält. 
Gleich  einer  Scheidewand  zwischen  Leben  und  Tod  trennt  dieser 
mäfsige  Bergrückeu  beide  Gelände:  die  vielen  ausgebrannten,  nunmehr 
gröfstentheils  mit  stehendem  Gewässer  gefüllten  vulkanischen  Krater, 
welche  sämmtlich  jenseits  liegen  und  durch  keine  Kanäle  abfliefsen 
können,  erzeugen,  sobald  in  den  Sommermonaten  der  warme  Strahl 
einer  südlichen  Sonne  auf  sie  einwirkt,  miasmatische  Ausdünstungen 
von  der  verderblichsten  Natur  und  diese,  von  keinem  Baumwuchs 
weder  abgehalten  noch  zersetzt,  verbreiten  sich  über  die  ganze  Um- 
gegend, wo  sie  gefährliche  Fieber  erzeugen.  Mit  Anfang  Juli  wan- 
dern sämmtliche  Gutsbesitzer  des  reizenden  Golfes  von  Bajä  aus,  ent- 
weder nach  dem  meerumflossenen  Pozzuoli  oder  an  die  gesunde  Küste 
jenseits  des  Pausilipp ,  und  kein  Fremder  besucht  alsdann  ungestraft 
diese  Stellen.  Selbst  die  Eiogebornen  von  Pozzuoli  sollen  nervösen 
Wechselfiebern,  Gallenfiebern  und  Ruhren  ausgesetzt  sein  und  häufige 
Epidemien  einen  grofsen  Theil  der  Bevölkerung  wegraffen. 

Analisi  e  Facolta.  medicinali  delle  acque  minerali  di  Castellamare 
esposte  etc.  da1  Signori  Cavaliere  Luigi  Sementini,  Dr.  Beue- 
detto  Vulpes  e  Filippo  Cassola.     Napoli  1833. 

Analyse  et  propri6t£s  medicinales  des  eaux  min.  de  Castellamare 
publi6es  etc.  par  MM.  les  professeurs  Semeutini,  Vulpes  et  Cassola; 
traduites  de  Titalien  et  accompagn<*es  de  uotes  par  J.  E.  Chevallcy 
de  Rivaz.    Naples  1834. 

Description  des  Eaux  minßro- thermales  et  des  6tuves  de  I'ile 
d'Ischia  etc.,  par  le  docteur  Che  Valley  de  Rivaz.  2.  6dif. 
Naples  1835. 

Die  Heilquellen  bei  Neapel,  Castellamare,  Torre  del  Anuunziata, 
Ischia  etc  in  medizinischer  Beziehung.  Nach  den  neusten  Original- 
arbeiten mit  Anmerkungen  von  A.  W.  F.  Schultz.     Berlin  1837. 

C.  v.  Graefe,  die  Gasquellen  Süd- Italiens  und  Deutschlands. 
Berlin  1842.  ' 


1086 

1.  Die  Mineralquellen  in  Neapel.  — Ander 
Strafse  di  St.  Lucia,  welche  vom  Largo  di  Palazzo  am 
Meere  entlang  nach  der  Villa  reale  und  Riviera  di  Chiaja 
führt,  befinden  sich  dicht  am  Meere,  von  diesem  nur  durch 
eine  Mauer  geschieden,  und  dicht  neben  einander  zwei 
Quellen,  von  denen  die  eine  den  Namen  Acqua  culfurea  di 
St.  Lucia,  schlechtweg  Acqua  sulfurea,  und  die  andere 
den  Namen  Acqua  ferrata  führt. 

a.  Die  Acqua  sulfurea  ist  sehr  hell,  riecht  nach 
SchwcfelwasserstofFgas,  ist  leichter  als  destillirtes  Wasser 
und  hat  die  Temperatur  von  14,5°  R. 

Nach  Ricci  enthalten  sechs  Pfund  dieses  Wassers: 


Schwefelsaures  Natron 


0,08  Gr. 


Chiornatrium 0,31  — 

Unterkchlensaures  Natron  .        .        .  0,27  — 

Uuterkohlensaure  Kalkerde        .        .        .  0,38  — 

Kieselerde    . 0,02  — 

1,06  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .        .        .        .  32,81  Kub.Z. 
Scbwefehvasserstoffgas       ....  5,95  Gr. 

Das  Wasser  befördert  getrunken  (täglich  ein  bis  vier 
Pfund)  die  Verdauung,  führt  ab,  wirkt  harn-  und  schweifs- 
treibend  und  wird  mit  Nutzen  innerlich  angewendet  bei 
Dyspepsien,  hartnäckigen  Verstopfungen,  Leiden  der  Le- 
ber, besonders  bei  Gallensteinen,  chronischen  Hautkrank- 
heiten, Asthma  humidum,  chronischen  Katarrhen,  Stockun- 
gen im  Lyinph-  und  Drüsensystem,  Scropheln. 

Aeufserlich  empfiehlt  man  dasselbe  als  Einspritzung 
bei  Fluor  albus,  als  Waschungen  bei  chronischen  Ophthal- 
mien, bedingt  durch  psorische  Metastasen,  —  bei  unreinen 
Geschwüren  und  chronischen  Blennorrhöen. 

b.  Die  Acqua  ferrata  ist  sehr  klar,  von  einem 
sauern  adstringirenden  Geschmack,  schwerer  als  destillirtes 
Wasser  und  hat  die  Temperatur  von  16,8°  R. 

Nach  Ricci  enthalten  sechs  Pfund  dieses  Wassers: 

Chiornatrium        ......        0,47  Gr. 

Unterkohleusaures  Natron  ....        0,45  — 


1087 


Unterkolilensaure  Kalkerde 


0,33  Gr. 


Unterkolilensaure  Talkerde        .        .        .        0,07  — 
Unterkohlensaures  Eisen    ....        0,27  — 

Kieselerde 0,03  — 

Unbestimmte  Stoffe 0,01  — 

1,63  Gr. 

Kohleusaures  Gas 41,74  Kub.Z.    ' 

Lancellotti  fand  aufserdem  noch  bydriodsaures  Kali  in  dem- 
selben.  * 

Es  wirkt  eröffnend  uud  stärkend,  und  wird  daher  mit 
Nutzen  angewendet  bei  Dyspepsie  und  andern  Störungen 
der  Verdauung  von  torpider  oder  erethischer  Schwäche,  — 
bei  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  —  bei 
Chlorosis  und  andern  Kachexien,  besonders  bei  Rhachitis. 
Bei  letzterer  Krankheit  verbindet  man  sehr  zweckmäfsig 
einen  Theil  der  Acqua  ferrata  mit  zwei  Theilen  Meerwas- 
ser und  läfst  von  dieser  Mischung  Bäder  nehmen. 

Man  braucht  das  Wasser  sowohl  innerlich  als  äufser- 
lich  und  rechnet  für  den  innern  Gebrauch  ein  bis  sechs 
Unzen  pro  dosi  zu  verschiedenen  Malen  des  Tages.  Auch 
läfst  man  es  mit  Wein  vermischt  vor  dem  Essen   trinken. 

Beide  Wässer,  die  in  Neapel  sehr  beliebt  und  während 
der  schönen  Jahreszeit  viel  getrunken  werden,  kann  man 
in  den  verschiedensten  Stadttheilen  fast  zu  allen  Tages- 
zeiten, besonders  aber  Morgens  und  Abends  haben,  da  sich 
eine  grofse  Menge  von  Menschen  damit  nährt,  diese  Was- 
ser herumzutragen  oder  herumzufahren.  Während  man 
sie.  trinkt,  mufs  mau  sich  mäfsige  Bewegung  zu  Fufse 
oder  zu  Pferde  machen,  doch  macht  die  Lage  der  Quel- 
len, nicht  weit  von  der  Villa  reale,  die  Bewegung  zu 
Fufse  rathsamer. 

M.  Attumonellr,  memoires  sur  les  eaux  min6rales  de  Naples 
et  les  bains  de  vapeurs.    Paris  1804. 

—  —  —  delle  acque  minerali  di  Napoli,  dei  bagui  a  va- 
pori,  del  modo  di  i'arle  artiticialmente  e  del1  loro  «so  in  medicina. 
Napoli  1808. 

A.  W.  F.  Schultz,  die  Heilquellen  bei  Neapel,  etc.  S.  78. 


1088 

2.  Die  Mineralquellen  bei  Castellamare. 
Die  Stadt  dieses  Namens,  jetzt  der  Hauptort  des  dritten 
Districts  der  Provinz  Neapel,  mit  16,000  Einwohnern,  das 
alte  Stabiae,  auf  dessen  Trümmern  sie  gebaut  ist,  liegt  im 
östlichen  Theile  des  Golfes  von  Neapel,  14£  Miglie  von 
dieser  Hauptstadt,  dicht  am  Meere  und  am  Fufse  des 
Monte  St.  Angelo  oder  St.  Nicola  (über  4000  F.  über  d.  M.), 
eines  der  höchsten  Ausläufer  der  campanischen  Apenninen. 
Von  jeher  berühmt  durch  ihre  gesunde  Luft  und  ihre  Mi- 
neralquellen (Columella,  de  cultu  hortorum  lib.  X.: 
Fontfbus  et  Stabiae  celebres  et  Vesvia  rura),  so  wie  be- 
kannt durch  den  Tod  des  altern  Plinius,  welcher  daselbst 
im  J.  79  nach  Chr.  bei  dem  grofsen  Ausbruch  des  Vesuvs, 
durch  welchen  Pompeji  und  Herculanum  zerstört  wurden, 
sein  Leben  verlor,  bat  Stabiae  seinen  Namen  verändert 
zur  Zeit  Carls  I.,  welcher  es  im  J.  1226  mit  Mauern  um- 
gab und  zwei  feste  Schlösser  errichtete,  von  denen  die 
Stadt  ihren  jetzigen  Namen  Castellamare  erhielt. 

Von  den  verschiedenen  Punkten  der  Stadt  und  besonders  von  den 
zu  ihr  gehörigen  Landhäusern  (Casini)  geniefst  man  eine  schöne  Aus- 
sicht auf  das  Meer  mit  den  Inseln  Capri  und  Ischia,  auf  Neapel  und 
den  ganzen  Posilippo,  den  Vesuv  uud  die  an  seinem  Fufse  liegenden 
Städte  Portici,  Resina,  Torre  delT  Annunziata,  so  wie  auf  die  frucht- 
bare vom  Sarno  durchflossene  Ebene  zwischen  dem  Vesuv  und  den 
östlich  und  südlich  von  der  Stadt  gelegenen  höhern  Bergen  und  end- 
lich auf  letztere  selbst. 

Die  gesunde  Luft,  deren  sich  Castellamare  erfreut,  wird  beson- 
ders dadurch  bedingt,  dafs  es  vom  Meere  bespült  und  gegen  die  Süd- 
winde (Scisocco)  geschützt,  offen  gegen  die  Nordwinde  (Tramoutana) 
liegt.  Wenn  aber  Sementini,  Vulpes  und  Cassola  die  Luft 
für  nicht  feucht  erklären,  so  kann  dies  eigentlich  nur  für  die  heifseste 
Sommerzeit  gelten,  in  welcher  Castellamare  allerdings  einen  sehr  an- 
genehmen Aufenthaltsort  darbietet,  so  dafs  sich  die  königliche  Familie 
daselbst  ein  Lustschlofs  erbaute,  dem  der  Name  Quisisana  (hier  ge- 
neset man)  gegeben  wurde ,  —  während  es  Thatsache  ist ,  dafs  ein 
Theil  der  Villen,  besonders  die,  welche  dicht  am  Fufse  des  Gebirges  lie- 
gen, im  Winter  der  Feuchtigkeit  wegen  fast  gar  nicht  bewohnbar  sind, 
und  Jeder,  der  nicht  in  Castellamare  ansäfsigist,  zum  Winter  fortzieht. 

Der  Boden,  auf  welchem   Castellamare  ruht  und   wo 
die  Mineralquollen    entspringen,   besteht    im    Allgemeinen 


1089 

theils  aus  derbem  und  festem,  thcils  aus  schieferartigem 
Kalkstein,  über  welchem  vulkanischer  Tuff  lagert,  und  siod 
zum  grolsen  Theile  reich  bewaldet.  In  dem  Kalke  findet 
sich  Dolomit,  wie  schon  früher  angenommen  und  neuer- 
dings von  Ab  ich  bestätiget  wurde,  obgleich  derselbe 
Hoffmann's  Nachforschungen  entgangen  war ;  —  in  dem 
schieferartigen  Kalkstein  kommen  häufig  Versteinerungen 
von  Seefischen  (sparus  guarracinus)  vor. 

In  und  bei  der  Stadt  entspringen  acht  Quellen,  zum 
Theil  an  und  vor  dem  Westende  der  Stadt,  dem  zum  Werft 
führenden  Thore,  Porta  del  cantiere,  gegenüber,  am  Fufse 
des  Monte  Gauro  (nicht  zu  verwechseln  mit  dem  bei  Poz- 
zuoli  liegenden  und  auch  Monte  Barbaro  genannten)  ganz 
nahe  bei  einander.     Es  sind  folgende: 

a.  und  b.  Die  Acqua  media  entspringt  in  zwei  Quel- 
len, von  gleicher  Qualität,  Acqua  media  prima  und  se- 
conda,  welche  gegen  5£  Fufs  von  einander  entfernt  sich 
bald  mit  einander  vereinen,  und  hat  die  Temperatur  von 
13-14,5°  R.,  das  specif.  Gewicht  von  1,004822  (destillirtes 
Wasser  zu  1,000000  angenommen). 

Die  Quelle  bildete  früher  mit  den  unter  c.  und  d.  auf- 
geführten   bald    nach   ihrem    Hervorquellen    aus  der  Erde 
einen  ansehnlichen  Bach,  welcher  den  Namen  Acqua  fe- 
tente  führte.     Später  hat  man  die  verschiedenen  Quellen 
von   einander   gesondert  und  im   J.  1830  über  die  Acqua 
media  und  sulfureo-ferrata   einen  Säulengang  gebaut,    der 
sie  gegen  den  Regen  schützt.     Unter  diesem  Porticus  flie- 
fsen  die  beiden,  die  Acqua  media  bildenden  Bäche  vereinigt 
von  Westen  nach  Osten  in  einem  6  F.  breiten  und   3h  F. 
tiefen  Bette;  südlich  und  östlich»wird  das  Bachbett   unter 
dem  Porticus  begrenzt  durch  sehr  grofse  Felsen  von  eisen- 
haltigem kohlensaurem  Kalke,    —   die    Dördliche  Grenze 
des  Bettes  ist  von  Steinen  erbaut  und  die  Sohle  des  Bet- 
tes ist  lockerer  Boden. 

c.  Die  Acqua  solfurea  oder  solfureo-ferrata, 
von  13,5  —    14,75°  R.  Temperatur  und  1,004622   specif. 


1090 

Gewicht,  entspringt  einige  dreifsig  Fufs  von  der  Acqua 
media  prima  entfernt  an  der  Nordseite  des  Baches  unter 
dem  letzten  Pilaster  des  Porticus  aus  einer  viereckigen 
Höhlung  in  der  Richtung  von  Nord  nach  Süd  und  ergiefst 
sich  in  den  Bach  der  Acqua  media,  aus  dessen  Sohle  Bla- 
sen von  kohlensaurem  Gase  und  zwar  besonders  kurz  vor 
der  Vereinigung  mit  der  sulfurea  sich  entwickeln.  Nach 
ihrer  Vereinigung  wenden  sich  beide  Wasser  etwas  von 
Osten  nach  Süden  und  treten  unter  eine  steinerne  Brücke 
außerhalb  des  Säulenganges,  hinter  welcher  von  rechts 
und  links  her  andere  Quellen  sich  mit  dem  Hauptbache 
vereinigen,  die  noch  nicht  analysirt  sind.  Endlich  gelan- 
gen alle  diese  Wässer  zu  der: 

d.  Acqua  ferrata  del  Pozzillo  oder  antica, 
welche  einige  dreifsig  Fufs  von  der  Acqua  sulfurea  aus 
einem  viereckigen  Brunnen,  der  en  einem  Hügel  gelegen 
durch  seinen  Ueberbau  die  Gestalt  einer  Nische  gewährt, 
entspringt.  Das  überflüssige  Wasser  dieses  Brunnens  wird 
in  den  von  den  übrigen  Wässern  gebildeten  Bach  vermit- 
telst eines  Kanals  geleitet,  welcher  wenig  über  dem  Niveau 
des  Baches  erhaben  liegt3  so  dafs,  wenn  dieser  sehr  was- 
serreich ist,  das  Wasser  in  den  Brunnen  zurückströmt. 
Die  Temperatur  beträgt  13—14,75°  R.,  -r—  das  speeif.  Ge- 
wicht 1,004977. 

e.  Die  Acqua  ferrata  nuova  befindet  sich  unfern 
der  Acqua  media  an  dem  südlichen  Rande  einer  kleinen 
Insel,  welche  durch  den  gewundenen  Lauf  eines  kleinen, 
aus  dem  grofsen  Bach  entspringenden  Wassers  gebildet 
wird,  und  wurde  von  dem  Architekten  Catello  Trojano 
entdeckt.  Der  für  sie  gebaute  Brunnen  trägt  auf  drei  Sei- 
ten ein  Schutzdach  gegen  den  Regen;  von  der  vierten  ist 
er  offen  zum  Schöpfen.  Die  Temperatur  beträgt  13  bis 
14,75°  R.,  —  das  speeif.  Gewicht  1,004088. 

f.  Die  Acqua  acidola  oder  acetosella  befindet 
sich  in  der  Stadt  auf  dem  Territorium  eines  gewissen 
Gioacchino   Landolfo,  welches   an   dem  Largo    del 


1091 

Purgatorio  veccbio  einige  Palmen  tiefer  als  der  Boden  der 
Strafse  liegt.  Das  hier  in  einem  unbedeckten  Brunnen  ge- 
sammelte Wasser  wird  aus  demselben  vermittelst  einer  un- 
terirdischen Leitung  in  ein,  stets  verschlossen  gehaltenes 
Brunnenhäuseben  geführt,  woraus  es  in  zwei  nebenstehende 
Becken  tritt,  aus  denen  es  die  Einwohner  nicht  allein  zum 
medizinischen  Gebrauche,  sondern  auch  zum  gewöhnlichen 
Getränk  schöpfen.  Die  Temperatur  desselben  beträgt  11,15 
bis  14°  R.,  —  das  speeif.  Gewicht  1,001422. 

Dies  Wasser  scheint  dasjenige  zu  sein,  welches  P  linius  gegen 
Steinbeschwerden  unter  dem  Namen  Aqua  dimidia  empfiehlt.    Die- 
sen Namen  verdankt  es  dem  Umstände,    dafs  es  in  alten  Zeiten  zwi- 
schen zwei    rothen  Wassern,    von  denen  das  eine   verschwunden  ist, 
während  sich    das  andere   noch  findet,    entsprang.     Die  Identität   der 
Acqua  acidola  mit    der  Aqua    dimidia  des  Plinius  wird  auch  in  ei- 
ner über  jenem  erwähnten  Brunnenhäuschen  stehenden  Inschrift  aus- 
gesprochen, welche  lautet:   Aquae  aeidulae  cujus  vim  in    plures  mor- 
!  bos  Plinius  olim  commendavit    nunc   vero    Cotunnio  Vairoque  proban- 
di tibus  Stabienses  regis  ac  populi  commoditati  consulentes  p.  s.  aedicu- 
i;  lam  hanc  fac.  cur.  Anno  1787.;  —  doch  ist  dies  auch  bezweifelt  wor- 
\  den,  namentlich  von  Che  Valley  de  Rivaz,  der  vielmehr  der  Mei- 
(  nung  ist,  dafs  Plinius  von  der  jetzt  sogenannten  Acqua  media  rede, 
und  sich  bei  seinem  Zweifel   auf  die   geringen  Heilkräfte    der  Acqua 
aeidula  stützt,  da  von  der,  welche  Plinius  erwähnt,  stärkere  zu  er- 
warten wären. 

g.  Die  Acqua  sulfurea  del  muraglione  und 
h.  Die  Acqua  nuova  del  muraglione.  Letztere 
entspringt  unbedeckt  neben  dem  Wasserhäuschen  der  er- 
steren,  an  zweihundert  Schritte  vor  dem  Westende  der 
Stadt,  jenseits  der  vorher  genannten  Quellen,  unterhalb 
der  Mauer,  welche  die  neue  Strafse  nach  Pozzano  unter- 
slüzt,  einige  vierzig  Schritte  vom  Meeresufer  entfernt. 
Das  Wasser  beider  Quellen  wird  in  zwei  länglichen  Be- 
hältern aufgefangen,  in  welchen  ab  und  zu  Blasen  aufstei- 
gen. Seine  Temperatur  ist  14,15  —  15,75°  R.,  sein  speeif. 
Gewicht  1,006186. 

Das  speeifische  Gewicht  sämmtlicher  Quellen  ist  für 
die  Temperatur  von  8,8°  R.  und  den  Barometerstand  von 
28°  R.  berechnet  worden. 


1092 


Das  Wasser  aller  dieser  Quellen  ist  durchsichtig  und 
farblos,  nur  das  Wasser  der  Acqua  del  inuraglione  ist  et- 
was opalfarben  und  in  der  Acqua  media  und  der  Acquar 
sulfureo-ferrata  bemerkt  man  hier  und  da  einzelne  weifse 
Flocken  von  Sghwefelhydrat.  Die  Acqua  media  und  die 
beiden  Acque  ferrate  sind  geruchlos,  die  Acqua  sulfureo- 
ferrata  dagegen  und  die  beiden  Acque  sulfuree  riechen 
nach  Schwefelwasserstoffgas;  —  die  Acqua  acidola  hat 
weder  Farbe  noch  Geruch.  Der  Geschmack  der  einzelnen 
Mineralquellen  ist  sehr  verschieden:  nach  ihrem  wechseln- 
den stärkeren  und  schwächeren  Gehalt  an  Salzen,  Schwe- 
felwasserstoffgas und  kohlensaurem  Gas,  bald  salzig,  bald 
salzig -hepatisch,  —  oder  wie  bei  der  Acqua  acidola,  an- 
genehm säuerlich. 

Das  Mineralwasser  wurde  auf  Befehl  des  Minister- 
Staatssecretairs  im  J.  1833  durch  die  Professoren  Se- 
mentini, Vulpes  und  Cassola  einer  chemischen 
Untersuchung  unterworfen.  Hiernach  enthält  in  sechzehn 
Unzen  Wasser: 

1.  die  Acq.  media :  2.  die  Acq.  sulfurea : 
2,45970  Gr.       .        6,51920  Gr. 


Doppeltkohlensaures  Natron 
Doppeltkohlensaure  Talkerde  .  1,93750  — 
Doppeltkohlensaure  Kalkerde  .  1,12500  — 
Doppeltkohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefelsaures  Natron  .  .  6,75000  — 
Schwefelsaure  Talkerde  .  .  2,34375  — 
Chlornatrium  ....  18,14900  - 
Chlorcalcium  ....  7,56150  — 
Kieselsäure,  verbunden  mit  Cal- 
cium-, Magnesium- und  Eisenoxyd  1,16730  — 

41,49375  Gr. 

Kohlensaures  Gas       .        .        .        1,362  Knb.Z 
Stickstoff     ......        0,086    — 

Sauerstoff 0,064    — 

Schwefelwasserstoffaas 


1,50000  — 
2,86-250  — 
0,09140  — 
3,09370  — 
1,56250  — 
36,90120  — 
5,05350  — 

1,11625  — 
58*70025  Gr. 
8,515  Kub.Z. 
0,225    — 
0,159    — 
0,214    — 


Doppeltkohlensaures  Natron 
Doppeltkohlensaure  Talkcrde 
Doppeltkohlensaure  Kalkerde 


3.  die  Acq.  ferrata    4,  die  Acq.  ferrata 
delpozzillo:  nuova: 

6,5469  Gr.  .  6,0781  Gr. 
2,7500  —  .  2,7500  — 
1,2500  —        .        2,5912  — 


1093 

Doppeltkohlensaures  Eisenoxydul         0,1875  Gr.  .  0,0292  Gr. 

Schwefelsaures  Natron  .        .        .        3,2344  —  .  '  3,0937  — 

Schwefelsaure  Talkerde         .        .        4,6875  —  .  2,5781  — 

Chlornatrium  .....      16,0366  —  .  18,4504  — 

Chlorcalciura 5,0781  —  .  3,7924  — 

Kieselsäure,  verbunden  mit  Cal-' 

cium-,  Magnesium-  und  Eiseuoxyd    0,8594  —  .  0,8406  — 

40,6304  Gr.  "40^037  Gr. 

Kohlensaures  Gas          ...      10,380  Kub.Z.  .  9,894  Kub.Z. 

Stickstoff 0,113    —  .  0,113    — 

Sauerstoff 0,171    —  .  0,171    — 

5.  die  Acqua  aci-  6.  die  Acqua  del 

dola:  Muraglione: 

Doppeltkohlensaures  Natron          .        l,78l2Gr.  .  5,9375  Gr. 

0,5781  —  .  2,2500  — 


2,8125  —  .  2,8125  — 

3,0937  —  .  4,5000  — 

1,2031  —  .  1,8750  — 

4,0750  —  .  42,1730  — 

1,1112  —  .  5,9510  — 

.       .  .  3,0587  — 


Doppeltkohlensaure  Talkerde 
Doppeltkohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Talkerde  . 
Chlornatrium  .... 
Chlorcalcium  .... 
Chlortalcium  .... 
Kieselsäure,  verbunden  mit  Calcium-, 

Magnesium-  und  Eisenoxyd  0,6094  —        .        2,0000  — 

15,2642  Gr.  70,5377  Gr. 

Kohlensaures  Gas  ...        2,132  Kub.Z.    .        2,600  Kub.Z. 

Stickstoff 0,051    —         .        0,398    — 

Sauerstoff       .....        0,141    —         .        0,075    — 

Aufserdem  enthalten  die  Acq.  sulfurea,  Acq.  ferrata  del  Pozzillo 
und  Acq.  ferrata  nuova  noch  Spuren  von  hydrojodsaurcn,  die  Acq, 
media,  Acq.  sulfurea  und  Acq.  del  Muraglione  von  hydrobromsauren 
Salzen,  —  die  Acq.  media,  Acq.  ferrata  del  Pozzillo,  Acq.  del  Mu- 
raglione Spuren  von  Schwefelhydraten,  —  die  Acq.  ferrata  del  Poz- 
zillo Spuren  von  Manganesiumoxyd,  —  alle  aber  Spuren  von  Thon- 
erde,  Eisenoxyd  und  organischer  Materie. 

Innerlich  angewendet  wirken  die  Quellen  nach  Ver- 
schiedenheit ihres  stärkeren  oder  schwächeren  Gas-  und 
Salzgehaltes  die  Se-  und  Excretionen  bethätigend,  umän- 
dernd auf  das  Mischungsverhältnifs  der  Säfte,  auflösend, 
abführend.  Die  italienischen  Aerzte  unterscheiden  bei  den 
einzelnen  Mineralquellen  folgende  Eigenthüuilichkeiten  ihrer 
Wirkung  und  Anwendung: 

a.  Die  Acqua  media,  ein  kalter  salinischcr  Säuer- 
ling, wirkt  abführend  und  diuretisch,  speeifik  auf  die  Hä- 


1094 

morrhoidalgefafse.  Als  Getränk,  des  Morgens  nüchtern 
(in  der  mittlem .  Gabe  von  drei  Pfund,  welche  man  in  zwei 
Stunden  verbrauchen  mufs)  hat  sie  sich  heilsam  erwiesen 
bei  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  und  den 
Mesenterialdrüsen,  —  bei  Gallensteinen  und  Icterus,  blin- 
den Hämorrhoiden,  —  bei  Bauch-  und  Brustwassersucht, 
. —  bei  Stockungen  im  Uterinsystem,  Amenorrhoe,  —  bei 
Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  besonders  Nierensteinen, 
—  verschiedenen  Arten  von  Herpes,  besonders  wenn  sie  in 
Folge  von  bedeutenden  Störungen  der  Digestion  und  Assi- 
milation entstanden  sind,  —  bei  Polysarcia  und  bei  acuten 
und  chronischen  Ophthalmien. 

Die  in  diesem  Wasser  vorkommenden ,  oben  erwähnten  kreide- 
weifsen  Flocken,  welche  den  bei  den  Solfatara-Seen  bei  Rom  (S.  1079) 
erwähnten  ähnlich  sind,  werden  Fiori  d'aequa  genannt  und  zum 
ärztlichen  Gebrauche  für  diejenigen  Kranken  gesammelt,  bei  wel- 
chen das  Mineralwasser  unzulänglich  auf  Leibesöffnung  wirkt.  Auch 
pflegt  man ,  um  die  Darmausleerungen  zu  vermeinen ,  zu  Anfang 
der  Kur  der  ersten  Gabe  Wasser  zwei  Drachmen  Kali  tartaricum 
zuzusetzen,  und  mufs  überhaupt  darauf  achten,  dafs  der  Kranke  in- 
nerhalb vier  und  zwanzig  Stunden  drei  bis  vier  Stuhlentleerungen 
habe,  und  demgemäfs  die  Dose  des  Wassers  erhöhen  oder  vermin- 
dern. —  Bemerkenswerth  ist  die  Vorschrift,  Avelche  Sementini  und 
Yulpes  geben,  dafs  diejenigen ,  welche  bei  dem  innern  Gebrauch 
des  Mineralwassers  auch  Bäder,  sei  es  von  süfsem  oder  von  Seewas- 
ser, nehmen,  die  ihnen  vorgeschriebene  Dosis  Wasser  vor  dem  Bade 
trinken  sollen. 

h.  Die  Acqua  sulf ur eo-f err ata  hat  sich  hülf- 
reich gegen  folgende  Krankheiten  erwiesen :  chronische 
Hautausschläge,  Scropheln,  Drüsengeschwülste  und  Ver- 
härtungen, selbst  scirrhöse  des  Uterus,  Fluor  albus  und 
Blennorrhöen. 

Das  Wasser  wird  nur  als  Getränk  benutzt,  und  zwar  läfst  man 
des  Morgens  nüchtern  ein  Pfund  und  ein  zweites  Pfund  drei  Stunden 
nach  dem  Frühstück  (collazione)  oder  sechs  Stunden  nach  dem  Mit- 
tagsmahle trinken.  Man  kann  die  Dose  erhöhen  oder  vermindern,  je 
nachdem  das  Wasser  auf  die  Leibesöffnung  wirkt,  mufs  jedoch  mög- 
lichst vermeiden,  dafs  dasselbe  förmlich  laxire.  Sollen  gleichzeitig 
Bäder  gebraucht  werden,  so  müssen  diese  von  süfsem  Wasser  sein, 
—  nur  bei  Fluor  albus  und  Skropheln  sind  Seebäder  zu  empfehlen. 

c.  Die 


1095 

c.  Die  Acqua  ferrata  ilel  Pozzillo  und  die  Ac- 
qua  ferrata  nuova  werden  mit  günstigem  Erfolg  an- 
gewendet bei  Dyspepsie  und  Schwäche  der  Verdauungs- 
werkzeuge, —  Amenorrhoen  und  passiven  Metrorrhagien, 
Unfruchtbarkeit  und  Chlorosis. 

Man  trinkt  von  diesen  beiden  Wassern,  das  eine  oder  das  andere, 
viermal  des  Tages  zu  drei  Unzen,  und  zwar  die  erste  Dosis  nüch- 
tern, die  zweite  zum  Frühstück  mit  Wein  vermischt,  die  dritte  zwi- 
schen dem  Frühstück  und  dem  Mittagsessen  und  die  vierte  mit  Wein 
beim  Mittag. 

d.  Die  beiden  Acque  sulfuree  del  Muraglionc 
enthalten  fast  dieselben  Bestandtheile,  wie  die  Acqua  media, 
nur  in  grösserer  Menge.  Man  gebraucht  sie  daher  auch 
in  denselben  Krankheiten,  wie  jene,  wenn  schneller  und 
kräftiger  eingewirkt  werden  soll.  Besonders  werden  sie 
(in  derselben  Anwendungsart,  wie  bei  der  Acqua  media, 
nur,  wegen  ihrer  stärkeren  Wirkung,  zu  nicht  mehr  als 
zwei  Pfund  mittlerer  Dosis,  welche  auf  dreimal  in  Zwi- 
schenräumen von  je  einer  Stunde  genommen  werden)  em- 
pfohlen bei  Leiden  von  activen  Blutcongestionen  besonders 
nach  dem  Kopf. 

e.  Von  der  Acqua  acidola,  dem  leichtesten  unter 

diesen  Wassern,  rühmte  man   schon  in   alten  Zeiten  ihre 

ausgezeichnete  Wirksamkeit  gegen  Lithiasis,  gegen  welche 

man  sich  ihrer  auch  jetzt  noch  mit  grofsem  Nutzen  bedient. 

Aufserdem  dafs  sie  sehr  die  Diuresis  vermehrt,   wirkt  sie 

die  Verdauung  stärkend  und  kühlend. 

Man  liiist  sie  zu  allen  Tageszeiten,  aufserbalb  der  Zeit  der  Ver- 
dauung, in  so  grofser  Menge  trinken,  als  die  Kranken  vermögen,  in- 
dem man  sie  nicht  allein  zum  gewöhnlichen  Getränk  verordnet,  son- 
dern sogar  auch  die  Speisen  damit  bereiten  läfst. 

Morgenblatt.  1824.  Nr.  251—253. 

S.  M.  Ronchi  in:  Osservatore  medico.   Napoli  1827.  Nr.   13. 

Analisi  e  Facoltä  medicinali  delle  acque  minerali  di  Castellamare 
esposte  etc.  da'  Signori  Cavaliere  Luigi  Sementini,  Dr.  lienc- 
detto  Vulpes  e  Filippo  Cassola.    Napoli  1833. 

Sementini  in:  Osservatore  medico.    Napoli  1833.  1.  August. 

Aualyse  et  propri<3te"s  mädicinales  des  eaux  minerales  de  Castel- 
III.  Theil.  Aaaa 


1096 

lamare  publiees  etc.  par  MM.  les  professeurs  Sementini,  Vulpes 
et  Ca s sola;  traduites  de  ritalien  et  accompagnßes  de  notes  par 
J.  E.  Chevalley  de  Rivaz.  Naples  1834. 

A.  W.  F.  Schultz,  die  Heilquellen  bei  Neapel  a.  a.  0.  S.  1—21. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    St  48. 

Bains  d'Eufope.  p.  548. 

3.  Das  Miner  alwas  ser  bei  Torre  del  Annun- 
ziata ^  genannt  Acqua  Vesuviana  Nunxiante. 
Zwischen  Neapel  und  Castellamare,  etwa  vier  und  eine 
halbe  Miglie  von  letzterer  Stadt  und  zehn  Miglien  von 
Neapel  entfernt,  liegt  das  Städtchen  Torre  del  Annunziata 
am  Fufse  des  Vesuvs.  Die  grofse  Strafse  von  Neapel  nach 
Salerno  geht  durch  diesen  Ort  und  theilt  sich  hinter  dem- 
selben in  zwei  Hauptarme,  von  denen  der  östliche  nach  Sa- 
lerno über  la  Cava,  der  westliche  nach  Castellamare  führt. 
Von  dieser  Hauptstrafse  geht  in  Torre  del  Annunziata 
selbst  eine  andere  fahrbare  Strafse  nach  Westen  hinab 
zu  der  Brunnenanstalt,  Areiche,  Eigenthum  des  durch  die 
Hinrichtung  Murat's  bekannten  Marchese  Nunziante,  am 
Ufer  des  Meeres  liegt. 

Die  Quelle  wurde  am  18.  Juni  1831  entdeckt,  als  mau  unter  dem 
Vorgebirge  Uucino  einen  artesischen  Brunnen  zu  bohren  versuchte. 
Später  entdeckte  man  Reste  eines  antiken  Brunnens  und  antiker  Ge- 
bäude, so  dafs  sich  wohl  auf  eine  sehr  alte  Benutzung  der  Quelle 
schliefsen  läfst.  Das  Mineralwasser  kam  durch  seltene  Erfolge  bald 
nach  seiner  Entdeckung  so  in  Ruf,  dafs  im  J.  1833  in  den  vier  Nie- 
derlagen zu  Neapel  täglich  1400  — 1500  Flaschen  verbraucht  wurden 
und  die  Quelle  selbst  von  Kranken  gleichsam  belagert  war.  Der  Ei- 
genthümer  liefs  daher  über  der  Quelle  ein  Haus  erbauen,  so  dafs  jetzt 
dieselbe  in  der  Mitte  des  Gebäudes,  zu  ihren  beiden  Seiten  aber  eine 
doppelte  Reihe  von  Badekabinetten  sich  befindet.  Dieser  Badekabi- 
nette  giebt  es  24,  deren  jedes  eine  gemauerte,  mit  glasirteu  Fliesen  aus- 
gekleidete Wanne  in  seinem  Boden  hat.  Die  Wannen  sind  mit  Hähnen 
versehen,  um  das  Wasser  herein  und  hinaus  zu  lassen.  Zum  Her- 
einlassen des  Wassers  sind  zwei  Hähne  angebracht,  von  denen  der 
eine  das  Wasser  der  Quelle,  der  andere  Meerwasser  führt.  Aufscr- 
dem  finden  sich  in  jedem  Badekabinette  gekrümmte  metallene  Röh- 
ren,  die  das  Mineralwasser  aus  verschiedener  Höhe  zu  Doucheu  her- 
geben ;  —  durch  verschieden  anzuschraubende  Ansatzslücke  wird  die 
Douche  in  schwächeren  oder  stärkeren,  einfachen  oder  mehreren  Strah- 
len als  Regenbad  angewendet.  Der  in  der  Mitte  des  Hauses  in  einem 
weiten  Saale  gelegene,  wohl  verschlossene  und  gegen  Verunreinigungen 


1097 

geschützte  Centralbehälter  des  Mineralwassers  enthalt  mit  Häbuen 
versehene  Röhren,  welche  theils  zum  Füllen  der  Flaschen  und  He- 
cher benutzt  -werden  ,  theils  zur  Ausströmung  des  kohlensauren  Ga- 
ses, um  letzteres  bei  Leiden  der  Augen  zu  benutzen.  Im  oberen 
Geschosse  des  Badehauses  befinden  sich  Zimmer  mit  Betten  für  sol- 
che Kranke,  die  hier  selbst  wohnen  wollen,  oder  nach  jedem  Bade 
sich  zu  Bette  begehen  müssen. 

Das  eben  aus  der  Quelle  geschöpfte  Mineralwasser 
ist  klar  und  durchsichtig,  wird  aber  nach  einiger  Zeit  trübe, 
und  bildet  später  einen  rothbraunen  Niederschlag-,  welcher 
sich  auch  auf  dem  Boden  abgelagert  findet,  über  welchen 
das  Mineralwasser  fliefst. 

Ricci  fand  den  Geruch  des  Mineralwassers  etwas 
empyreumatisch,  ähnlich  dem  Stcinöl-,  den  Geschmack 
aber  säuerlich  eisenartäg,  jedoch  angenehm.  Die  Tempe- 
ratur desselben  variirt  zwischen  24 — 25,4°  R.,  hält  sich  je- 
doch in  diesen  Grenzen  constant  bei  jeglicher  atmosphäri- 
scher Veränderung.  Das  speeif.  Gewicht  beträgt  bei  einer 
Temperatur  von  9,6°  R. :  J, 004695.  —  Die  starke  schäu- 
mende und  sprudelnde  Bewegung  des  Wassers  wird  durch 
eine  sehr  reiche  Entwickelung  des  kohlensauren  Gases 
bedingt. 

Ricci  fand  in  sechzehn  Unzen  des  Mineralwassers: 


Freie  Kohlensäure 

10,1966  Gr. 

Doppeltkohlensaures  Natron 

8,906-2  — 

Doppeltkohlensaure  Talkerde 

.     4,5000  — 

Doppeltkohlensaures  Kali 

2,8750  — 

Schwefelsaures  Natron 

3 

0,9062  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,0467  — 

Schwefelsaures  Kali 

3,0937  — 

Chloicalcium   .... 

0,5078  — 

Chlortalcium    . 

2.2-265  — 

Kohlensaure  Kalkerdo    . 

2,3437  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,0412  — 

Chlorkalium     . 

5,5000  — 

Chloruatrium   . 

1,3750  — 

Phosphorsaure  Kalkerde 

0,0156  — 

Eisenperoxyd 

0,1224  — 

Kieselerde       . 

0,2969  — 

42,9535  Gr. 

A 

aaa  2 

1098 

Das  Mineralwasser  wirkt  sehr  mild,  eröffnend  und 
diuretisch,  ohne  dafs  excessive  Diarrhöe  und  Diurese  so 
leicht  zu  befürchten  wäre. 

Zum  innern  Gebrauch  läfst  man  von  demselben  gewöhnlich  des 
Morgens  nüchtern  ein  halbes  bis  ganzes  Pfund  trinken,  steigt  jedoch 
nach  Umständen  bis  auf  zwei  und  drei  Pfund,  und  läfst  im  Anfang 
der  Kur  der  Gabe  des  Wassers  zwei  bis  drei  Drachmen  Tartarus 
depuratus  oder  Kali  tartaricum  hinzusetzen,  um  die  Darinausleerung 
zu  bethätigen.    In  der  Regel  dauert  die  Trinkkur  16  bis  40  Tage. 

Aeufserlich   benutzt    man   das  Mineralwasser: 

c)  zu  Fomentationen,  von  der  natürlichen  Temperatur  des  Was- 
sers oder  künstlich  erwärmt.  Man  läfst  diese  Fomentationen  Morgens 
und  Abends  eine  Stunde  lang  und  länger  fortsetzen,  und  diese  Form 
15  bis  20  Tage  und  noch  längere  Zeit  hindurch  gebrauchen. 

b)  Zu  Douchebädern ,  in  Form  von  Regenbädern  oder  als  Was- 
serstrahl. 

e)  Zu  Bähungen  der  Augen,  feucht  oder  trocken,  entweder  von 
dem  Wasser,  oder  von  dem  aus  den  oben  erwähnten  Röhren  ausströ- 
menden kohlensauren  Gase.  Die  ersteren  wendet  man  besonders  an 
hei  chronischer  Ophthalmie,  Psorophthalmie  und  leichtem  Grade  von 
Pannus,  und  zwar  täglich  drei  -  bis  viermal ;  die  letzteren  in  densel- 
ben Fällen,  wenn  sie  hartnäckig  sind ;  nur  mufs  man  sich  hüten,  die 
Augen  gleich  Anfangs  zu  sehr  dem  Gasstrome  auszusetzen,  sondern 
mufs  dasselbe  erst  allmählich  nähern. 

d)  Zu  allgemeinen  Bädern  entweder  allein  von  Acqua  Vesuviana 
Nunziante,  oder  mit  Meer-  oder  Quellwasser  vermischt. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  die  Acqua  Vesuviana 
Nunziante  von  italienischen  Aerzten  namentlich  empfohlen 
wird,  sind  sehr  verschiedenartige  und  zwar  folgende:  Stok- 
kungen  im  Unterleibe,  —  veraltete  Blennorrhöen,  insbe- 
sondere weifser  Flufs,  —  Nierensteine,  —  beginnende  Was- 
sersucht, —  Nervenleiden  mit  oder  ohne  syphilitische  Com- 
plication,  —  Gicht  in  den  verschiedensten  Formen,  — 
veraltete  Wunden  und  Fisteln,  —  Knochcnfrafs,  —  Scro- 
pheln,  scrophulöse  Geschwülste,  —  chronische  Hautaus- 
schlage und  —  Kropf,  herpetische  Geschwüre,  Hämorrhoi- 
den, —  Hypochondrie  und  Hysterie,  —  Ophthalmieen. 

Mich.  A  t  tum  o  nelli,  delle  Acque  minerali  di  Napoli,  ,dei  ba- 
gni  a  vapori,  del  modo  di  farle  artificialmeute  e  del'  loro  uso  in  me- 
tlicina.   Napoli  1808. 

Osservatore  medico.   Napoli.  15.  Jul.  1833. 

Raccolta  di  osservazioni  cliniche  sulF  uso  dell'  acqua  termo-mi- 


1099 

I  nerule  vesuviana-nunztante  fattc  da  varii  Professori  del  1832,  fasc.  1. 

Napoli  1S33. 

Kaccolta    di  osservazioni    intorno   gli  effeti  tcrapcutici   e   Ie  eure 

per  l'acqua  termo-minerale  vesaviana- nunziante  corrente  l'auno    1833; 

preceduta  da  una  memoria   scritta  dal  Professore   Giuseppe  Ricci 

die  espone.     1)  Ua    cenno  storico    sul   ritrovamento    della  steos1  ac- 
.  qua.   2)  Una  descrizione  dello  stabilimento  cretto  per  le  rerme.  3)  Una 

nuova  analisi  ultimamento  eseguita  dell'  acqua  suddetta.  Fase.  II.  Na- 

poli  1834. 

A.  W.  F.  Schultz,  die  Heilquellen  bei  Neapel  u.  s.  w.  S.  21  ff- 

4.  Die  Mineralquellen  von  Pozzuoli.  In 
und  bei  diesem,  sieben  Miglieu  von  Neapel  auf  dem  soge- 
nannten Landwege  zwischen  Ischia  und  Neapel  gelegenen 
Städtchen  befinden  sich  mehrere  Mineralquellen,  die  schon 
im  Alterthuui  berühmt  und  von  dem  Arzt  Alcadinus  im 
zwölften  Jahrhundert  in  lateinischen  Versen  besungen,  nach 
Pliuius  (Hist.  Nat.  lib.  XXXI.  cap.  2.)  der  Stadt  den 
Namen  (Puteoli)  gegeben  haben  sollen,  gegenwärtig  aber 
uur  mit  unvollkommenen  Einrichtungen  zu  ihrer  Benutzung 
versehen  sind,  und  theils  aus  diesem  Grunde,  theils  weil 
die  Umgebung  von  Pozzuoli  in  dem  üblen  Rufe  steht,  zur 
Sommerzeit  von  der  Malaria  heimgesucht  zu  werden,  ver- 
hältnifsmäfsig  nur  gering  besucht  werden. 

Man  unterscheidet  folgende  Mineralquellen: 

a.   Die  Mineralquellen  des  Serapis-Tempels. 

—   In   der  Nähe   eines    alten   Serapis-Tempels,  der  noch 

jetzt  Zellen   für  Badegäste   darbietet,   die    aber    nicht  so 

prachtvoll  wie  die  antiken   eingerichtet  sind,   entspringen 

vier  Mineralquellen,  zwei  warme  und  zwei  kalte ;  zu  jenen 

gehören  die  Acqua  dell'  Antro  und  die  Acqua  della 

Machina;  zu   diesen   die    Acqua  media  Puteolana 

und  die  Acqua  de'  Lipposi. 

Die  Quellen  waren  schon  von  deu  Römern  benutzt,  wurden  aber 
durch  den  Bischof  Rosini  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts 
von  neuem  entdeckt.  Der  wegen  seiner  von  den  I'holaden  durchbohr- 
ten Säuleu  so  berühmte  Serapistempel  nämlich  war  ein  Raub  der  Mee- 
Tesfluth  geworden,  und  als  nun  der  Bischof  grol'se  Kanäle  zum  Aus- 
trocknen anlegen  liefe,  entdeckte  mau  das  Theruiahvasser  und  die 
Reste  alter  Bäder. 


1100 


Das  Wasser  der  beiden  warmen  Quellen  ist  durch- 
sichtig, geruchlos,  schmeckt  salzig  und  hat  die  Tempera- 
tur von  32  —  34°  R.;  das  specif.  Gewicht  desselben  wird 
auf  1,0083  angegeben.  Es  enthält  nach  Cassola  in  ei- 
nem Pfunde,  aufser  kohlensaurem  Gase,  folgende  feste 
Bestandtheile : 


Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eiseiioxydul 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlortalcium 
Chloraluminium  . 
Kieselerde  . 


8,00  Gr.. 
1,50  — 
1,20  — 
0,53  — 
4,60  — 
9,50  — 
1,33  — 
2,25  — 
1,60  — 
0,20  — 


30,71  Gr. 

Das  Thermalwasser  wird  nur  zu  Bädern  gebraucht, 
welche  sich  bei  chronischen  Hautkrankheiten,  Lendenweh, 
Gelenksteifigkeiten ,  halbseitigem  Kopfschmerz,  Epilepsie 
und  andern  Nervenkrankheiten  nützlich  bewährt  haben. 

Yon  den  beiden  kalten  Quellen  wird  die  Acqua  de' 
Lipposi,  ihrem  Namen  entsprechend,  zu  Kollyrien  bei  Au- 
genleiden benutzt ;  die  Acqua  media  ist  dem  gleichnamigen 
Wasser  von  Castellamare  (Vergl.  S.  1088)  ganz  analog 
und  wird  wegen  ihrer  abführenden  und  harntreibenden  Ei- 
genschaften bei  denselben  Leiden  gebraucht,  gegen  welche 
diese  empfohlen  wird ;  man  kann  sie  bis  zu  zwei  Pfund  täg- 
lich trinken. 

b.  DieAcqua  di  Zuppa  d'Uomini,  auch  Acqua 
Subvenihomini  genannt,  entspringt  am  Fufse  des  Monte 
Olibano  oder  de'  Sassi  am  Wege  von  Pozzuoli  nach  Neapel, 
jenseits  der  Posilippo's  Grotte  kaum  50  Schritte  vom 
Meere.  Das  Mineralwasser  besitzt  eine  Temperatur  von 
31°  R.  (v.  Graefe  fand  sie  jedoch  nur  23°  R.  bei  14°  R. 
der  Atmosphäre),  schmeckt  salzig  und  enthält  nach  Lan- 
cellotti,  aufser  kohlensaurem  Gase,  kohlensaure  Kälk- 
crde,  kohlensaure  Talkerde  und  kohlensaures  Eiseiioxydul, 


1101 

schwefelsaure  Kalkerde  und  schwefelsaures  Natron,  Chlor- 

calcium,  Chlortalcium,  Chlornatrium  und  Kieselerde. 

Das  Thermalwasser  wird  vorzugsweise  im  Naciisommer  gebraucht. 
Die  über  der  Therme  errichtete  einfache,  aus  kleinen  Badegemächern 
bestehende  Badeanstalt  bietet  keine  Wohnungen  dar:  begüterte,  iu 
Neapel  oder  Pozzuoli  wohnende  Kranke  begeben  sich  des  Morgens 
um  3  Uhr  zu  Wagen  nach  Subvenihomini,  nehmen  ein  halbstündiges 
Bad  und  kehren  dann  sogleich  zurück,  um  in  ihrem  Bette  den  ver- 
säumten Schlaf  uachzuholeu. 

In  Forin  von  Bädern  wird  das  Thennalwasser  gegen 
verschiedene  Nervenkrankheiten ,  besonders  gegen  Affec- 
tionen  des  Sexualsystems  gerühmt;  —  auch  hat  man  es 
gegen  chronische  Lungcnleiden,  Unterleibsanschoppungcn, 
männliches  Unvermögen  und  Gicht,  deren  Anfälle  es  er- 
leichtern soll,  empfohlen. 

c.  Die  sogenannten  Bagnoli,  etwa  auf  dem  halben 
Wege  von  Pozzuoli  nach  Neapel,  werden  nach  ihrer  che- 
mischen Zusammensetzung  und  ihrer  medizinischen  Wir- 
kung dem  Mineralwasser  des  Bagno  fresco  auf  Ischia  (S. 
weiter  unten)  sehr  ähnlich  erklärt  und  sollen,  wie  jenes, 
schwach  tonisch  und  ableitend  wirken.  Man  hatte  sie 
lange  nicht  mehr  benutzt,  und  erst  im  J.  1831  fing  man 
au,  sie  wieder  zu  gebrauchen.  Alan  wendet  sie  in  Form 
von  Bädern,  Douchen  und  Waschungen  au  gegen  Krank- 
heiten des  Nervensystems,  —  bei  Gicht  und  Rheumatis- 
mus, —  Amenorrhoe  und  Anschwellung  des  Mutterhalses, 
—  bei  chronischen  Ophthalmien,  —  Paralysen,  —  schlei- 
chenden Entzündungen  der  Leber  und  Gelbsucht,  —  bei 
Hautkrankheiten  syphilitischer  und  anderer  Natur. 

d.  Die  Acqua  dei  Pisciarelli  entspringt  am  öst- 
lichen Abhänge  des  Monte  Secco,  eines  blendend  weifsen, 
nackten,  aus  den  Leukogäischen  Höhen  hervorragenden 
Kreideberges,  welcher  mit  diesen  die  Scheidewand  zwischen 
dem  grofsen  Becken  des  Agnano-Sees  und  dem  der  rau- 
chenden Sölfatara  bildet,  und  befindet  sich  in  dam  vorderen 
gröfscren  Raum  eines  massiven  Ueberbaues,  von  dem  sie  be- 
deckt ist,  in  einem  Becken  des  kreidigen  mergeligen  Erdreichs. 


1102 

Die  berühmte  Solfatara  (Schwefelthal),  hei  den  Alten  unter  dem 
Namen  der  phlegräischen  Felder  bekannt,  ist  ein  rundes,  ebenes  Thal, 
von  ungefähr  1200  Fufs  Länge  und  1500  Fufs  Breite,  mit  vulkani- 
schen Felsen  von  gelblicher  Farbe  umgeben  und  mit  .einer  thonigen 
Erde  bedeckt,  reich  an  Rissen  und  prächtigen  Schwefelkrystallen,  aus 
welcher  beständig  ein  brauner  und  dicker  Schwefeldampf  emporsteigt; 
bei  heiterem  Wetter  erreicht  der  Dampf  wohl  eine  Höhe  von  100 
Fufs  und  giebt  im  Finstern  einen  matten  Schein  von  sich.  Aus  un- 
terirdischen Höhlen,  welche  mit  Schwefel  und  Alaun  angefüllt  sind, 
brechen  gleichfalls  Flammen  und  Schwefeldämpfe  mit  Geräusch  her- 
vor. Solfatara,  auch  Lago  di  Zolfo  wird  es  genannt  wegen  der  Menge 
von  Schwefel,  welcher  durch  die  Ritzen  und  Spalten  flammt,  von  dem 
man  täglich  drei  bis  vier  Centner  sammelt.  Das  dumpfe,  unterirdi- 
sche Echo,  das  am  stärksten  wiederhallt,  wenn  man  in  ein  ungefähr  in 
der  Mitte  des  Beckens  befindliches  Loch  einen  Stein  fallen  läfst,  be- 
weist hinlänglich,  dafs  der  Boden  hier  gänzlich  hohl  ist.  Aus  Strabo 
«nd  andern  Schriftstellern  geht  hervor,  dafs  dieser  halb  erloschene 
Krater  eines  alten  Vulkans  bereits  vor  der  christlichen  Zeitrechnung 
ziemlich  eben  so  beschaffen  war,  wie  er  jetzt  noch  ist.  Schon  da- 
mals stiegen  unaufhörlich  Wasserdämpfe,  mit  Schwefel  und  salzsau- 
rem Gas  gemischt,  aus  ihm  empor. 

Das  Thermalwasser,  welches  wegen  seiner  stark  bro- 
delnden, durch  ununterbrochene  Gasentwickelung  erzeugten, 
oft  weithin  hörbaren  Bewegung  auch  Acqua  che  bolle 
oder  la  Bolla  genannt  wird,  entspringt  als  ein  kleiner 
Bach,  worin  Eier  binnen  wenigen  Minuten  sieden,  und  der 
so  stark  mit  Alaun  und  Vitriol  geschwängert  ist,  dafs  sein 
Wasser  mit  Galläpfeln  vermischt,  sogleich  zur  Tinte  wird. 
Für  gewöhnlich  erscheint  es  trübe  und  völlig  milchweifs, 
riecht  hepatisch,  schmeckt  scharf  salzig,  widerlich,  ekeler- 
regend, stark  aluminös;  läfst  man  es  ruhig  stehen,  so  wird 
es,  nach  erfolgtem  Niederschlage  der  unlöslichen  Sulfate 
und  der  Kieselerde,  in  kurzer  Zeit  klar  und  dann  fast 
ganz  geschmacklos ;  —  seine  Temperatur  beträgt  nach 
v.  Graefe45°R.  bei  17°  R.  der  Atmosphäre,  —  Giudice 
giebt  sie  zu  55°  R.  an.  —  Es  enthält  nach  Guarini,  au- 
fser  Schwefelwasserstoffgas  und  freier  Kohlensäure,  über- 
schwefelsaure Alaunerde,  schwefelsaure  Kalkerde,  schwe- 
felsaures Eisen,  Kieselerde  und  gallertartige  Substanz. 

Eine  wannenartige  in  den  festen  Kreideboden  gehöhlte 
und  zwei  ähnliche,  mit  gebrannten  Steinen  bekleidete  Ver- 


1103 

tiefungen  machen  den  zu  Wasserbädern  bestimmten  Apparat 
aus.  Das  Thermalwasser  wird  daher  auch  an  Ort  und 
Stelle  nur  wenig,  dagegen  aber  in  gut  verschlossenen  Färs- 
chen nach  den  benachbarten  Städten  und  Villen  versendet, 
vielfältig  benutzt.  Es  wirkt  tonisch  und  adstringirend, 
und  wird  innerlich  und  äufserlich  gebraucht. 

Innerlich  benutzt  man  es,  in  einer  Dose  von  vier  Un- 
zen mehreremale  des  Tages,  entweder  rein  oder  mit  Milch 
vermischt,  gegen  hartnäckige  Diarrhöen,  chronische  Dy- 
senterien, Schleimflüsse,  Fluor  albus,  passive  Metrorrhagien, 
Hämorrhoidalflüsse ;  man  hat  es  selbst  bei  Blutspeien  und 
Phthisis  tuberculosa,  so  wie  gegen  die  HarnrUhr  empfoh- 
len; doch  darf  man  es  nicht  anwenden,  wenn  ein  Zustand 
allgemeiner  oder  lokaler  Gereiztheit  vorhanden  ist. 

Aeufserlich  wendet  man  es  an:  zum  Ausspülen  des 
Mundes  bei  Stomacace;  —  als  Gurgelwasser  bei  Wunden 
des  Gaumens  und  des  Rachens;  —  als  Injection  bei 
Schleimflüssen  der  Harnröhre  und  Mutterscheide,  bei  Fi- 
steln; —  als  ganzes  Bad  endlich  bei  chronischen  Haut- 
krankheiten, besonders  Krätze. 

Libcllus  de  mirabilibus  civitatis  Puteolorum  et  locorum  vicinorum 
et  de  nominibus  virtutibusque  balneorum  ibidem  existentium.  Neapoli 
1507. 

J.  F.  Lombardi,  Sj'nopsis  auetorum  omuium,  qui  de  balneis 
aliisque  miraculis  Puteolanis  scripseruut  cum  seboliis.  Neapoli  1547; 
—  1559;  —  1566. 

G.  Pbaedronis  de  Gellejonen  über  de  balneis  Puteolanis, 
ßasileae  1571. 

F.  Accoltio  (Aretini)  Lib.  de  thermis  Puteolorum  et  vicinis 
in  Italia.  Neapoli  1575. 

De  balneis  Puteolorum,  Bajarum  et  Pitbecusarum.  Neapoli  1591. 

S.  ßartolo,  de  bagui  di  Pozzuolo.  Napoli  1667. 

(Balduini)  Cauoni  prattion  intoruo  all  uso  de  bagni  minerali  delle 
Stufe  sudatorie  e  delle  areue  di  Pozzuoli.  Napoli  17S5. 

Attumonelli,  M6m.  sur  les  eaux  minerales  de  Naplcs.  Paris  1804. 

D.  Andr.  de  Jorio,  ricerche  sul  Tempio  di  Serapide  in  Poz- 
zuoli. Napoli  1S20. 

Giudice,  viaggio  med.  ad  Pozzuoli.   Napoli  1823. 

Vermischte  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete  der  Heilkunde  von 
einer  Gesellschaft  praktischer  Aerzte  zu  St.  Petersburg.  Erste  Samm- 
lung.  St.  Petarsburg  1821.  S.  165. 


1104 

Saggio  di  gpecimenti  sulle  proprieta  chimicbe  e  medicanientose 
delle  acque  tcrmo-miuerali  del  tempio  di  Serapide  in  Pozzuoli.  Na- 
poli  1826. 

Bulletin  des  sciences  medicales  de  Fer.  Tom.  XIII.  (1828)  p.  83; 
—  Tom.  XVII.  (1829)  p.  94. 

J.  D.  Forbes  in:  Edinburgh  Journal  of  sciences.  1829.  p.  260. 

S.  M.  Ron chi  in:  Osservatore  medico.  1827. 

A.  W.  F.  Schultz,  die  Heilquellen  bei  Neapel  u.  s.  w.  S.  75. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  u.  s.  w.  S.  58.  211. 

5.  Die  G as quellen  des  P  arthenop  eis  c  hen 
Strandes. 

Im  Allgemeinen  nennt  man  in  Italien  alle  Orte,  aus 
welchen  unterirdische,  dem  Thierleben  gefahrbringende 
Luftarten  aufstofsen,  ,,luoghi  averni";  Gelehrte  vom 
Fache  nehmen  zwei  Gattungen  solcher  Ausströmungen  an, 
nämlich  F um mete  oder  Fummarole  und  Mofete:  un- 
ter den  ersteren  begreifen  sie  sichtbare,  mit  Wasserdäm- 
pfen geeinigte,  unter  den  letzteren  dem  Gesichtssinne  nicht 
wahrnehmhare  Quellen.  Wo  jene,  wie  diese,  so  warm  strö» 
inen,  dafs  sie  die  Temperatur  der  nächsten  Erdschichten 
oder  künstlich  angelegter  Gewölbe  beträchtlich  erhöhen, 
pflegt  man  ihnen  den  Namen  Stufe  beizulegen.  In  ihnen 
kommen  alle  sonst  in  weiteren  Räumen  getrennte  Gase 
der  Mineralquellen  oft  vereinigt  vor.  Die  meisten  dersel- 
ben sind  sehe«  von  Strabo,  Plinius  und  Celsus  be- 
schrieben, mehrere  auch,  wie  die  Ruinen  früherer  mit  den- 
selben zu  ärztlichen  Zwecken  verbundener  Gebäude  be- 
weisen, auch  medizinisch  benutzt,  und  noch  jetzt  sind  die 
Traditionen  ihrer  Heilkräfte  im  Volke  lebendig.  Dennoch 
sind  viele  von  ihnen  bis  jetzt  ganz  unbeachtet  geblieben ; 
mehrere,  zum  engern  Gebiet  der  Solfataren  gehörige,  60 
bis  70°  R.  heifse,  konnten,  da  sie  neben  Schwefel  auch 
verflüchtigten,  an  den  kühlen  Felswänden  in  schönen  Orange- 
krjstallen  anschiefsenden  Arsenik  mit  sich  führen,  zu 
medizinischen  Zwecken  nicht  benutzt  werden,  andere  blie- 
ben, wenn  auch  durch  bestimmte  Namen  bezeichnet,  so  ge- 
ring geschätzt,  dafs  man  sie  niemals  einer  genaueren  Prü- 


1105 

fung  unterwarf:  zu  den  letzteren  gehören  die  Fummarolcn 
von  Penata,  von  Finocchio  aui  Vorgebirge  von  Mi- 
sene  und  von  Monterillo  bei  Fusaro.  Wir  führen  diese 
nur  namentlich  an  und  wenden  uns  zu  den : 

a.  Stufe  di  San  Ger  man  o  oder  Stufe  di  San 
Giacomo.  Sie  liegen  mit  der  Hundsgrotte,  kaum  100 
Schritte  von  derselben  entfernt,  ganz  nahe  am  Kratersee 
Agnano,  dessen  Ufer  aus  Trachyt,  versintertcr  Asche  und 
Tuffmassen  bestehen,  und  werden  von  Neapel  aus  auf  ei- 
nem bequemen  Fahrwege  in  einer  Stunde  erreicht. 

Ungeachtet  dieselben  viel  besucht  werden,  sind  sie 
doch,  gleich  den  meisten  analogen  Anstalten  Neapels,  fahr- 
lässig eingerichtet  und  unsauber  gehalten.  Ihr  massiver, 
roher,  mehrere  Gemächer  enthaltender,  eine  hörbar  bro- 
delnde Thermalquelle  abschliefsender  Ueberbau  ruht  auf 
den  Substructionsresten  eines  antiken,  dem  Lucullus  zu- 
geschriebenem Laconicum ;  in  einigen  Kabinetten  sind  am 
Fufsboden  muldenförmige,  aus  porösem  Gestein  gehauene 
Vertiefungen  angebracht.  Durch  vier  grofse,  in  den  Sei- 
tenwänden befindliche  Oeffnungen  dringen  besonders  con- 
centrirte  Gasausströmungen  hervor,  die  nahe  an  den  Aus- 
strömungsmündungen eine  Temperatur  von  50°  R. ,  einite 
Zoll  tiefer  75°  R.  haben.  In  der  Mitte  der  kleineren  Ka- 
binette ist  die  Temperatur  19°  R.,  in  dem  gröfsern,  das 
den  Namen  Camera  dei  Cavalieri  führt,  25°  II.,  bei  12°  R. 
der  Atmosphäre.  Während  lebhafterer  Ausbrüche  des 
Vesuvs  mehrt  sich  die  Wärme  der  Dämpfe,  die  dann  je- 
desmal neblichtcr  und  undurchsichtiger  werden,  um  2  —  3 
Grade. 

Angewandten  Reagentien  zufolge  enthält  die  Luft  sämmt- 
licher  Kabinette  neben  vielen  Wasserdämpfen  zugleich  einen 
nicht  ganz  unbeträchtlichen,  die  Respirationsorgane  iudefs 
nicht  belästigenden  Antheil  von  freier,  mit  Schwefelwasser- 
stoff gemengter  Kohlensäure.  An  den  Ausströmungsmün- 
dungen und  an  mehreren  höheren  Stellen  des  Gemäuers 
sind  Schichten   leicht  zerreiblicher,  weifs-grauer ,   oft  mit 


1100 

strohgelben  Punkten  durchströmter ,  von  den  Stufajuolis 
(Dampfbäder  besorgenden  Wärtern)  Nitro  di  stufa  genann- 
ter, Sublimationen  der  Dämpfe  bemerkbar,  welche  aus  vor- 
waltenden Sulfaten  von  Kalk-  und  Thonerde,  aus  weni- 
gen Carbonaten  von  Soda,  einer  auffallenden  Menge  Eisen- 
oxydul, etwas  Kieselerde  und  kleinen  spitzen  Schwefel- 
krystallen  zusammengesetzt  sind;  —  B  lach  et  und  Le- 
canu  fanden  darin  Kali-  und  Ammoniak  -  Alaun. 

Bald  nach  dem  Eintritt  in  die  Dampfgemächer  ver 
breitet  sich  über  den  ganzen  Körper  ein  behagliches  War 
megefühl,  welches  selbst  nach  einem  mehrstündigen  Au 
fenthalte  weder  Respirationsbeschwerden,  noch  Schwindel- 
zufälle  erzeugt,  dem  aber  unausbleiblich  copiöse  Schweifs- 
ausbrüche folgen.  —  Um  allgemeine  Gasdampfbäder  zu 
nehmen,  legen  sich  die  entkleideten,  mit  einem  Leinentuche 
umhüllten  Kranken  in  die  am  Fufsboden  befindlichen  wan- 
nenförmigen  Aushöhlungen,  über  welche  dann  bis  an  den 
Hals  Wolldecken  ausgespannt  Averden,  damit  das  sich  mehr 
und  mehr  ansammelnde  Gasgemisch  desto  intensiver  auf 
die  ganze  Körperfläche  einwirke.  Anfänglich  badet  man 
kürzere,  später  längere  Zeit,  doch  in  der  Regel  nie  über 
eine  halbe  Stunde.  An  örtlichen  Uebeln  Leidende  entblö- 
fsen  den  kranken  Theil  und  nähern  denselben  einer  der 
vier  Hauptausströmungsmündungen  mehr  oder  weniger,  je 
nachdem  sie  ihn  einem  gröfsern  oder  geringern  Wärme- 
grade aussetzen  wollen.  Bei  Gehörkrankheiten  werden  die 
Dämpfe  mittelst  auf  die  Ausströmungsmündungen  gesetzter 
Röhren  in  die  Ohren  geleitet. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  sich  diese  Stufe  be- 
währt haben,  sind:  chronische  Lungenkatarrhe,  Rheuma- 
tismen, tief  wurzelnde  Gichtbeschwerden,  veraltete  syphili- 
tische Att'ectionen ,  insbesondere  dadurch  bedingte  Haut- 
ausschläge und  nächtliche  Knochenschmerzen,  —  Neural- 
gien, Paresen,  Gliedersteingkeit  und  Verstopfungen  sowohl 
als  Abstumpfungen  der  Gehörorgane. 

b.  Die  Stufa  di  Pisciarelli,  kaum  eine  Miglie  in 


i 


1107 

westlicher  Richtung  von  den  vorigen  entfernt,  liegt  am 
östlichen  Abhang  des  Monte  seeco,  und  ist  unter  mehreren 
Fu'mmarolen  dieses  Berges  die  wichtigste.  Sie  ist  mit  der 
gleichnamigen  Therme  (vergl.  S.  1101)  durch  einen  mas- 
siven, hüttenartigen  Uchcrbau  gedeckt :  der  andere  gröfsere 
Raum  enthält  die  Mineralquelle,  den  zurückgelegenen  klei- 
nern, nur  durch  halb  verfallenes  Mauerwerk  abgeschiede- 
nen füllt  warme  aus  Felsspalten  hervordringende  Luft,  die 
schon  nach  wenigen  Minuten  Aufenthalt  allgemeine  Schweifs- 
ausbrüche hervorlockt.  Besondere  Vorrichtungen  zum  Ge- 
brauch des  Gasbades  fehlen. 

Die  Temperatur  in  dem  Dampfgemache  beträgt  29°  R., 
an  den  Ausströmungsmündungen  38°  R. ,  bei  17°  R.  der 
Atmosphäre.  Das  mit  Wasserdünsten  geschwängerte,  viel 
atmosphärische  Luft  mit  sich  führende  Gasgemisch  scheint 
der  sinnlichen  Wahrnehmung  nach  von  dem  aus  der  Ther- 
malquelle in  Blasen  aufsteigenden  nicht  abzuweichen.  Ver- 
glichen mit  jenem  von  San-Germano,  scheint  dasselbe  mehr 
Kohlensäure  zu  verrathen  und  zeigt  zugleich,  was  schon 
der  intensive  hepatische  Geruch  bekundet,  einen  weit  grö- 
fsern  Gehalt  an  Schwefelwasserstoffgas.  Auch  kommen  hier, 
ganz  wie  zu  San-Germano,  jedoch  offenbar  schwefelreichere 
Sublimationen  fester,  aus  den  gasigen  Dämpfen  abgesetz- 
ter Stoffe  vor. 

c.  Die  Stufa  degli  Astruni,  ungefähr  eine  Miglie 
von  San-Germano  in  nordwestlicher  Richtung  entfernt,  in 
dem  unheimlichen,  finsteren,  wilden  Astruni-Thal,  das  als 
der  Krater  eines  erloschenen  Vulkans  zu  betrachten  ist, 
wofür  nicht  nur  seine  trichterförmige  Gestalt,  sondern  auch 
die  Beschaffenheit  der  aus  Laven,  Bimsstein  und  Schlacken 
zusammengesetzten  Wände  spricht.  An  den  tiefsten  Punk- 
ten des  jetzt  waldbewachsenen  Grundes  trifft  man  vier  lau- 
warme kleine,  aber  sehr  tiefe  Seen,  in  deren  Nähe  sich 
aus  mehreren  Stellen  gasige  Dämpfe  durch  Spalten  des 
Trümmergesteins  hervordrängen,  —  die  einzigen  Ueber- 
bleibsel    der    ehemaligen    viel   gepriesenen   Thermen    und 


1108 

Stufe.  Ihre  physikalisch -chemische  Beschaffenheit  ist  der 
von  Pisciarelli  im  Allgemeinen  analog,  sie  stehen  diesen 
aber  an  Wärme  und.Stoffreichthum  bei  weitem  nach,  und 
sind  jetzt  ganz  vernachlässigt. 

d.  Die  Stufa  di  Nerone  befindet  sich  westlieh  bei 
der  alten  Stadt  Pozzuoli,  nahe  bei  den  vormals  berühmten 
Bädern  von  Tritoli,  in  der  Neronischen  Grotte.  Dem  Ein- 
tretenden zur  Rechten  liegt  das  geräumige,  in  braunem 
Tuffstein  gehöhlte,  zum  An-  und  Auskleiden  bestimmte, 
mit  lockern  Thürhrettern,  trüben  Fensterscheiben  und  zer- 
brechlichen Holzbänken  versehene  Gemach.  Der  stollen- 
artige, die  unterirdischen  Dämpfe  hinanleitende,  finstere 
Hauptgang,  der  7  F.  hoch  und  3  —  4  F.  breit  ist,  senkt 
sich  50  Schritte  lang  kaum  merklich,  dann  fällt  er  75  Schritt 
immer  schräger  ab,  so  dafs  die  an  seinem  äufsersten  Ende 
beßndliche,  einige  Klafter  lange  und  breite  Quelle,  die 
durch  eindringendes,  von  einem  fortglühenden  Heerde  er- 
hitztes Meerwasser  entstehen  mag  und  einer  concentrirten 
Kochsalzlauge  ähnlich  ist,  entweder  im  oder  unter  dem 
Niveau  des  nahen  Meeres  liegen  dürfte.  Die  hier  fast 
unerträgliche  Hitze  wird  auf  60°  R.  angegeben:  ein  in  das 
krystallhelle  Wasser  gesenktes  Ei  wird  in  wenig  Minuten 
weich  gar  gekocht. 

Man  hält  die  Dünste  für  einfach  verflüchtigtes  che- 
misch reines  Wasser,  v.  Graefe's  Prüfung  derselben 
scheint  aber  auf  Beimischungen  von  muriatischer  Säure 
hinzudeuten.  Ihre  Wirkungen  variiren  nach  der  Intensität, 
in  welcher  sie  angewendet  werden :  wer  bis  zum  Quellen- 
becken vordringt,  was  sich  jedoch  Kranke  nie  erlauben, 
kommt  keuchend,  mit  heftigem  Schlage  aller  Pulse,  von 
Schweifs  triefend,  am  ganzen  Körper  purpurroth,  mit  stark 
aufgetriebenen  Blutgefäfsen  der  Bindehaut,  lichtscheu,  über 
schmerzhaftes  Jucken  der  Augen  klagend,  zurück,  und  er- 
holt sich  nur  langsam.  Diese  Wirkung  wird  dadurch  be- 
liebig modificirt,  dafs  man  mehr  oder  weniger  tief  in  den 
Hauptgang  eintritt  und  länger  oder  kürzer  in  demselben 


1109 

verweilt ;  in  dem  richtig  gewählten  Anwendungsgrade  folgt 
nach  haldigem  Verschwinden  der  durch  die  Aufregung  des 
Gefafssysteins  bedingten  Erscheinungen  ein  angenehmes 
Gefühl  von  Leichtigkeit  und  Frische. 

In  frühern  Jahrhunderten  wurden  diese,  damals  präch- 
tig ausgestatteten  Stufe,  welche  namentlich  zu  Kaiser  Nero's 
Zeiten  der  Wohnsitz  der  raffinirtesten  Schwelgcrei  und  des 
höchsten  Luxus  waren,  vielfältig  benutzt.  Ein  gewölbter 
Gang,  von  dem  noch  jetzt  ein  Stück  erhalten  ist,  führte 
von  der  Therme  durch  den  Felsen  bis  Bajae;  durch  ihn 
wandelten  die  Badenden  aus  und  nach  ihren  dortigen  Woh- 
nungen, ungesehen  und  ohne  Gefahr  vor  Erkältungen. 
Ovid  und  Horaz  zählten  die  benachbarten  Cumanischen, 
von  schattigen  Mjrthen wäldern  umgebenen  Bäder  zuBajä's 
vorzüglichsten  Ergötzlichkeiten,  Celsus*)  rühmte  die  Heil- 
kräfte der  Dämpfe  gegen  zurückgehaltene  scharfe  Säfte 
und  gegen  mannigfache  Nervenleiden.  Auch  jetzt  noch 
werden  sie,  ungeachtet  ihrer  isolirten  Lage  in  verödeter, 
von  der  Aria  cattiva  oft  heimgesuchter  Gegend  und  bei 
allem  Mangel  zweckmäfsiger  Einrichtungen,  oft  von  Land- 
leuten gegen  hartnäckige  Rheumatismen,  Gliedersteifigkcit 
und  chronische  Hautübel  mit  Nutzen  gebraucht. 

e.  Die  gasigen  Quellen  von  Torre  del  Greco 
auf  der  südöstlichen  Seite  Neapels  entstanden  mit  dem 
gewaltigen  Lavaergusse  des  Jahres  1794  und  sind  bezüg- 
lich ihrer  physikalisch-chemischen  Beschaffenheit,  so  wie 
rücksichtlich  ihres  therapeutischen  Werthes  mit  der  Stufa 
di  Nerone  analog.  Sie  sind  mit  angemessenen  Einrichtun- 
gen versehen  und  werden  besonders  von  den  Kranken  des 
anstofsenden  Hospitals  benutzt. 

Endlich  mögen  hier  nocli  die  E  xhal  a  t  i  011  en  der  Hunds- 
grotte  erwähnt  werden,  obwohl  sie  zu  ihrem  arzlichen  Bchufe  nicht 
und  um  so  weniger  in  Gebrauch  gezogen  werden,  als  die  fieberhafte  Ma- 


°)  Vergl.  Horatii  Epistol.  Lih.  1.  Epist.  XV.  ad  Numouium  Va- 
lam ;  —  Ovidii  de  arte  anandi  Lib.  I.  255;  —  Cor«.  Celsus,  de 
uicd.  ed.  Kiause.  Lips.  1766.  Lib.  II.  cap.  XVII.  p.  93. 


1110 

laria  des  Agnano  -  Thaies  jeden  langem  Aufenthalt  daselbst  verbietet. 
Diese  Exhalationen,  die  ihrer  Grundmischung  nach  ans  Kohlensäure, 
mit  10  Procent  Azot  vermischt,  bestehen,  quellen,  durch  Vulcanität 
erzeugt,  unfern  der  Schwefeltherme  San  Germano's  aus  noch  lauem, 
lockerm  Tuff  mit  einer  Wärme  hervor,  die  bei  12°  R.  der  Atmosphäre 
22°  R.  beträgt.  Das  früher  höchst  gefahrvolle,  oft  mit  dem  Tod»  be- 
strafte Betreten  der  Höhle  ist  jetzt  weniger  gefährlich. 

Aufserdem  brechen  in  dieser  Gegend  noch  viele  andere 
Gasquellen  hervor,  von  denen  aber  verhaltnifsmäfsig  nur 
■wenige  ärztlichen  Zwecken  entsprechen,  weil  sie,  gröfsten- 
theils  vom  nahen  Vesuv  in  höherem  Grade  als  die  vorhin 
erwähnten  abhängig1,  zu  häufigen  Veränderungen  unterliegen. 
—  lieber  die  Anwendung  des  kohlensauren  Gases  der  Ac- 
qua  Vesuviana  nunziante  vergl.  S.  1097. 

Loder's  Bemerkungen  über  ärztliche  Verfassung  in  Italien.  Leip- 
zig 1812;  —  1815.  S.  218. 

Assalini,  de'  Bagni  a  vapori  thermali.    Napoli  1819. 

Brunner  in:  Verhandlungen  der  ärztl.  Gesellschaften  der  Schweiz. 
1828.  S.  318  ff. 

Kastner's  Archiv.  Bd.  X.  S.  419. 

G.  Goury  aine,  Appendice  des  Souvenirs  polytechniques.  Paris 
1828.  p.  133. 

Valentin,  voyage  m6d.  2.  e*d.  p.  83. 

Andrejewskiy  in:  v.  Graefe  und  v.  Walther,  Journal  für 
Chir.   und  Augenheilk.  Bd.  XV.  S.  105  ff. 

A.  S.  Taylor  in:  London  med.  and  physicaljournal.  1S32.  Oct. 
(Salzb.  med.  chir.  Zeitung.  1836.  Nr.  999.  S.  239.) 

C.  F.  v.  Graefe,  die  Gasquellen  Süd-Italiens  und  Deutschlands. 
Berlin  1842.  S.  49  —  66. 

6.  Die  Thermal-  und  Gasquellen  der  Insel 
I  schia. 

Die  von  den  Alten  Arimi,  Inarinn,  Pithecusa,  auch, 
Aenaria  genannte,  durch  Homer 's,  Pindar's,  Ovid's 
und  Virgil's  Dichtungen*)  verherrlichte  Insel  Ischia  liegt 
an  der  Westseite  des  Parthenopeischen  Meerbusens,  von 
Neapel  siebzehn  Miglien  entfernt,  und  nimmt  einen  Flä- 
chenraum von  etwa  zwei  Quadratmeilen  ein.    Aufser  Ischia, 

der 


c)  Homer,    Iliad.  II.   781;    —  Pindar  in:    Boeckh,   fragm. 
Skolior.  T.  II.  p.  018;  —  Virgil.  Aen.  IX.  718. 


1111 

der  Hauptstadt  der  Insel,  sind  wegen  nahe  dabei  liegen- 
der Heilquellen  und  Bäder  die  bemerkenswertbesten  Orte: 
Monte,  Casamicciola  und  Lacco  auf  der  Nordküste,  — 
Foria  auf  der  Westküste,  —  Moropano  und  Testaccio 
auf  der  Südseite. 

Die  besuchtesten  Orte  sind  Monte  und  Casamicciola,  wo  fast 
alle  Häuser  für  die  Aufnahme  von  Badegästen  eingerichtet  sind:  be- 
sonders bieten  an  letzterm  Orte ,  den  man  überhaupt,  obwohl  er  eine 
Viertelstunde  von  der  Badeanstalt  in  Monte  entfernt  ist,  zum  Aufent- 
halt vorzieht,  die  beiden  Logierhäuser  zur  grofsen  und  kleinen  Seu- 
tinella  ein  gutes  Unterkommen. 

Das  gröfstentheils  aus  primitiv  vulkanischem  Tuffe, 
aus  Laven  und  Basaltkuppen  bestebende  Eiland  scheint 
durch  die  angrenzenden  ähnlichen  Inseln,  Vivoro  und  Pro- 
cida,  ehemals  mit  dem  gleich  beschaffenen  Vorgebirge  des 
Continents,  mit  dem  Monte  Prccida  auch  über  dem  Mee- 
resspiegel zusammengehangen  zu  haben,  und  nach  v.  Hoff  s 
Ansicht  sind  alle  diese  Eilande  als  Fortsetzung  der  Phle- 
gräischen  Felder  zu  betrachten;  überhaupt  trägt  die  ganze 
Insel  unverkennbar  einen  vulkanischen  Charakter.  Aufser 
den  früher  hier  erfolgten  vulkanischen  Ausbrüchen  ( P li- 
tt ius  gedenkt  deren  Histor.  nat.  II.  99.,  —  der  letzte 
Flammen-  uud  Lavenausbruch  ereignete  sich  im  J.  1302, 
das  jüngste  Erdbeben  im  J.  1828),  sprechen  dafür  die 
Formation  und  Natur  des  Gesteins  und  die  noch  fortdauern- 
den vulkanischen  Prozesse  im  Schoofse  der  Insel,  durch 
welche  nicht  blofs  die  Hitze  der  Thermen,  die  ununter- 
brochene Ausströmung  von  heifsen  Dämpfen,  sondern  auch 
an  vielen  Stellen  der  Insel  eine  ungemein  erhöhte  Tem- 
peratur des  Bodens  bedingt  zu  sein  scheint:  bei  Castiglione, 
in  der  Nähe  von  Capitello  steigt  die  Hitze  des  Bodens  bis 
zu  62°  R.,  bei  S.  Angelo  zeigt  das  Meer  am  Ufer  eine 
Hitze  von  70°  R.,  und  nach  Abich  ist  der  Grund  der  See 
dicht  bei  Ischia  theilweise  so  heifs,  dafs  man  daselbst  ein 
warmes  Seebad  nehmen  kann. 

Die  erwähnten  gewaltsamen  Erdprozesse  haben   auch 
der  Oberfläche  der  Insel  einen  eigcnthümlichen  Charakter 
III.  Theil.  Bbbb 


1112 

aufgedrückt:  besonder^  ist  es  die  schroffe,  zerrissene,  fast 
ganz  in  vulkanischen  Tuff  und  Lavatrümmer  verwandelte 
mittägige  Seite  derselben,  welche  dadurch  sehr  intensive 
Veränderungen  erlitten  hat  und  ein  ödes,  wildes  Ansehen 
gewährt,  wodurch  sie  sich  von  der  nördlichen  merklich 
unterscheidet,  dejren  sanfter  auslaufender  Abfall  gröfsten- 
theils  mit  reichlichem  Humus  gedeckt  und  anmuthig  be- 
baut ist.  Mitten  aus  der  Insel  ragt  der  2356  F.  über  d. 
M,  erhabene  Epomeo  empor  und  gewährt  eine  herrliche 
Aussicht  auf  den  Golf  von  Neapel. 

Nach  Chevalley  de  Rivaz  ist  die  Luft  auf  Ischia 
sehr  gesund,  durch  Seewinde  fast  immer  temperirt,  selbst 
in  den  heifsesten  Sommermonaten ;  Wenzl  vergleicht  sie 
der  „Reinheit  der  Alpenluft,  von  der  südlichen  Sonne  im 
täglichen  Gleichmafse  erwärmt" ;  und  auch  v.  Graefe  hält 
den  erheiternden  Aufenthalt  auf  diesem  reizenden  Eilande, 
so  wie  das  Athmen  der  ungemein  erquickenden  und  den- 
noch milden  Höhenluft  äufserst  günstig  für  das  Gelingen 
von  Badekuren.  Nur  Schultz  ist  damit  nicht  ganz  ein- 
verstanden und  erinnert,  dafs  die  Badegäste  wegen  der 
bergigen  Natur  der  Insel  oft  der  Zugluft  ausgesetzt  wer- 
den und  dafs  aus  demselben  Grunde  in  engen  Thalschluch- 
ten und  auf  den  höher  gelegenen  Theilen  eine  sehr  wesent- 
liche Temperaturverschiedenheit  statt  findet. 

Wir  handeln  zuerst  von  den  Mineralwässern, 
dann  von  den  natürlichen  Gasquellen  und  endlich  von 
den  A  r  e  n  a  z  i  o  n  e  n  der  Insel. 

A.     Die  Thermalquellen. 

Das  Wasser  sämmtlicher  Thermen  scheint  sich  nur 
durch  die  Temperatur  und  die  quantitativen  Verhältnisse 
der  festen  Bestandteile  zu  unterscheiden.  Frisch  ge- 
schöpft ist  dasselbe  klar,  durchsichtig,  nur  bei  grofser 
Menge  ins  Gelbliche  spielend,  gröfstentheils  weich  und  fet- 
tig anzufühlen,  meist  von  einem  schwachen,  faden  Geruch, 
einem  schwach  salzigen  Geschmack,  welcher  nach  Verschie- 
denheit der  einzelnen  Thermalquellen  bald  mehr  fade,  ahn- 


1113 

lieh  schwacher  Fleischbrühe,  bald  stärker  salzig,  oder  bitter- 
lich salzig  ist,  und  meist  von  einer  Entwicklung  kohlen- 
sauren Gases  begleitet.  Die  Temperatur  der  Thermalquel- 
len beträgt  nicht  unter  24°  R.,  bei  mehreren  56— 60°  R,  bei 
einigen,  nicht  zu  medizinischem  Gebrauch  benutzten,  79°  R. 

Für  die  Brunnen  in  den  Gemüsegärten,  die  sich  in  der  Nähe  der 
Acqua  delln  S.  Restituta  befinden,  ist  anzuführen,  dafs  ihr  Wasser 
klar  und  durchsichtig,  aber  statt  salzig  zu  schmecken  vielmehr  säuer- 
lich ist  und  ziemlich  stark  nach  Theer  riecht. 

Die  früher  fast  allgemein  verbreitete  Aunalime,  dafs  das  Ther- 
mahvasser  Schwefel  enthalte,  wird  durch  die  neuesten  Analysen  wi- 
derlegt. Diesen  zufolge  enthält  es  an  festen  Bestandteilen  als  vor- 
waltend :  Chlornatrium,  nächst  diesem  kohlensaures  und  schwefelsau- 
res Natron,  —  aufser  diesen  in  geringer  Menge  kohlensaure  Talk- 
und  Kalkerde,  Kali,  Eisen  und  Mangan,  schwefelsaure  Kalk-  und 
Talkerde,  Eisen,  Alaun,  Kieselerde,  hydriodsaure  Verbindungen  und 
organische  Materie. 

Man  unterscheidet  folgende  Thermalquellen : 
a.  Acqua  del  Gurgitello,  in  dem  kleinen  Orte 
Monte,  die  berühmteste  und  am  meisten  besuchte,  aus  meh- 
reren Thermalquellen  gebildet,  welche  am  westlichen  Ab- 
hang des  Epomeo,  im  malerischen,  durch  offenbare  Zer- 
klüftung entstandenen  Ombrasco-Thale  hervorbrechen  und 
mit  den  Abflüssen  von  Tamburo  uud  Sinigalo,  die  aus  Ne- 
bengründen kommen,  vereinigt,  einen  Bach  bilden,  welcher 
viel  gewunden  dem  kaum  eineMiglie  entfernten  Meere  zueilt. 

Aufser  einem,  wenige  Schritte  von  den  Quellen  sich  am  linken 
Ufer  des  erwähnten  Baches  erhebenden  Hospitale,  Monte  di  miseri- 
cordia  (mit  76  Badewannen),  in  welchem  jährlich  gegen  400  Kranke 
unentgeltlich  aufgenommen  werden,  und  nach  welchem  der  ganze  Ort 
benannt  wurde,  befindet  sich  daselbst  eine  Reihe  kleiner  Gebäude, 
in  welchen  Bäder  für  Fremde  eingerichtet  sind;  sie  enthalten  Bade- 
wannen, Vorrichtungen  zur  Douche  uud  einen  Behälter  für  Mineral- 
schlamm zum  Behuf  von  Schlammbädern.  —  Der  Ruf  dieser  Quel- 
len liefs  auch  den  nahen  Flecken  Casamicciola  mit  allen  sei- 
nen zur  Aufnahme  von  Badegästen  dienenden  Villen  entstehen ;  aus- 
serdem bieten  mehrere  angrenzende  kleinere  Ansiedelungen  vermö- 
genden Kurgästen  Gelegenheit  zum  bequemen  Aufenthalte  dar.  Die 
entfernt  von  den  Quellen  wohnenden  Kurgäste  lassen  sich,  nm  in 
ihren  Wohnungen  zu  baden,  das  Thermulwasser  in  hölzernen  Fäs- 
sern (Barilis)  dahinbringen;  auf  dieselbe  Weise  wird  auch  viel  Ther- 
niahvasscr  nach  Neapel  verfahren. 

B  b  b  b  2 


1114 


Die  Temperatur  des  Thermalwassers  beträgt  nach 
v.  Graefe  43— 55°  R.  bei  20°  R.  der  Atmosphäre,  doch 
soll  sie  bei  anhaltend  heifser  und  trockener  Witterung 
sich  bis  zu  60°  R.  erheben.  Nach  Giudice  beträgt  sie 
45,0— 56,0°  R. ,  —  im  Hospitale  50,5°  R.,  —  die  des  Mi- 
neralschlamms in  seinem  Behälter  44,0°  R.,  —  das  specif. 
Gewicht  des  Thermalwassers  1,00376. 

Nach  der  Analyse  von  Lancellotti  vom  Jahr  1S31 
enthält  dieses  Thermalwasser  in  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 
Doppeltkohlensaure  Talkerde 
Doppeltkohlensaures  Kali 
Doppeltkohlensaures  Natron 
Schwefelsaures  Natron     . 
Schwefelsaure  Kalkerde  . 
Schwefelsaures  Eisen       , 
Chlornatrium     .        .        . 


Chloreisen 
Jodkalium 
Kieselerde 
Alaunerde,  Eisen,   Manganox 

saure  Kalkerde 
Organische  Materie  . 


yd 


d  phospor 


Kohlensaures  Gas 

Nach  Wenzl  ist  das  kohlensaure  Gas  noch 
Wasser  gebunden,  entweicht  zur  Hälfte  bei  50° 
bei  60°  R. 


0,752  Gr. 

0,460  — 

0,071  — 
18,130  — 

4,201  — 

0,885  — 

Spuren 
19,600  — 

Spuren 

0,283  — 

0,275  — 

0,047  — 
Spuren 
44,704  Gr. 
2,350  Kub.Z. 

bei  40°  R.  au  das 
R.    und  ganz   erst 


b.  Acqua  di  Cappone,  einige  Schritte  westwärts 
von  der  Acqua  del  Gurgitello  entfernt,  so  genannt  wegen 
der  Aehnlichkeit  ihres  Geschmackes  mit  Hühnerbrühe,  frü- 
her bekannt  unter  dem  Namen  Acqua  dello  stomaco 
wegen  ihrer  guten  Wirkungen  auf  den  Magen;  ihre  Tem- 
peratur beträgt  28,0°  R.,  ihr  specif.  Gewicht  1,00424. 

Nach  Guarini's  Analyse  vom  Jahre  1832  enthalten 

sechzehn  Unzen  Wasser: 

Doppeltkkohlensaure  Kalkerde        .        .        .  0,479  Gr. 

Doppeltkohlensaure  Talkerde           .        .        .  0,426  — 

Doppeltkohlensaures  Natron    ....  10,550  — 

Chlornatrium 25,760  — 


1115 


Schwefelsaures  Natron     . 
Jod-  und  Brom-Kaliuui    . 
Kieselsaures  Natron 
Alauuerde  und  Eisenoxydul 
Kieselerde  und  schwefelsaure  Kalkerde 

Kohlensaures  Gas    .        ,        .        ,        , 


2,307  Gr. 
Spuren 

0,092  — 
0,729  — 
40,343  Gr. 
1,403  Kub.Z. 


c.  Acqua  de  1  Bagno,  auch  Bagni  d'Ischia 
genannt,  bei  dem  kleinen  Orte  Bagno,  am  Ufer  eines  klei- 
nen Sees  gleiches  Namens,  eine  Miglie  von  der  Stadt  Ischia, 
—  zwei  starke  Thermalquellen  (Acqua  del  Fornello 
und  di  Fontana)  von  der  Temperatur  von  44  —  47,0°  R. 
und  dem  speeif.  Gewicht  1,00589. 

Die  Einrichtungen  an  beiden  Quellen  sind  sehr  mangelhaft :  sie 
bestehen  aus  drei  kleinen,  schlecht  gebauten  Häuschen,  in  welchen 
sich  gemauerte  Wasserbehälter,  worin  die  Kranken  gemeinschaftlich 
bailen,  befinden. 

Sechzehn  Unzen   Wasser    enthalten   nach   Lancel- 


1  o  1 1  i '  s  neuester  Untersuchun 

$' 

Doppeltkohlensaures  Natron    ....        5,715  Gr. 

Doppeltkohlensaure  Kalkerde 

.        . 

0,173  — 

Doppeltkohlensaure  Talkerde 

•        . 

1,759  — 

Doppeltkohlensaures  Eisen 

0,055  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  , 

. 

0,124  — 

Schwefelsaure  Talkerde  , 

, 

1,332  — 

Schwefelsaures  Natron    . 

. 

4,231  — 

28,010  — 

0,030  — 

0,369  — 

0,006  — 

Spuren 

0,107  — 
42,511  Gr. 

Kohlensaures  Gas 


unbestimmte  Menge. 


d,  Acqua  del  Bagno  fresco,  so  genannt  wegen 
ihrer  verhältnifsmäfsig  niedrigen  Temperatur,  früher  bekannt 
unter  den  Namen  Acqua  del  Cotto  und  del  Occhio, 
wegen  ihrer  heilsamen  Wirkimg  bei  Verbrennungen  und 
Augenkrankheiten,  gegen  60  Schritte  von  der  Acqua  di 
Cappoue  entfernt,  an  dem  linken  Ufer  eines  Baches,  wel- 


1116 


eher  bei  den  Bädern  von  Gurgitello   vorbeifliefst ,  hat  die 

Temperatur  von   30  —  31,5°  R.   und    das    speeif.    Gewicht 

1,00589. 

Ein  kleines  über  der  Quelle  errichtetes  Häuschen  enthält  zwei 
Gemächer,  das  eine  für  Männer,  das  andere  für  Fraueu  bestimmt, 
und  in  jedem  derselben  fünf  Badewannen  mit  Douchevorrichtungen. 

Nach  Lancellotti's  Analyse   vom   Jahr   1 832  ent- 
halten sechzehn  Unzen: 


Doppeltkohlensaure  Kalkerde  .        .        . 

0,067  Gr. 

Doppeltkohlensaure  Talkerde  .        ... 

0,024  — 

Doppeltkohlensaures  Kali         .... 

0,003  — 

Doppeltkohlensaures  Natron    .... 

10,590  — 

Doppeltkohlensaures  Eisen-  und  Manganoxydul 

0,038  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  ..... 

0,326  — 

Schwefelsaures  Natron    .<,... 

3,319  — 

4,303  — 

Salpetersaures  Natron 

0,144  — 

0,052  — 

Kieselerde          ....... 

0,016  — 

Organische  Materie 

Spuren 

18,882  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

1,446  Kub.Z. 

e.  Acqua  della  Rita,  etwa  fünf  Minuten  westlich 
von  Casamicciola,  unweit  des  Weges  nach  Lacco,  entspringt 
aus  mehreren  Thermalquellen  und  wird  wenig  benutzt;  das 
Wasser  der  Hauptquelle  sammelt  sich  in  einem  natürli- 
chen Becken,  worin  sich  die  armen  Leute  baden.  Die 
Temperatur  beträgt  52  —  56,0°  R. , 
1,00337. 

Nach    Covelli    und    Guarini 

Unzen : 

Schwefelsaures  Natron     . 

Doppeltkohlensaure  Kalkerde 

Doppeltkohlensaures  Natron 

Doppeltkohlensaure  Talkerde 

Doppelkohlensaures  Kali 

Chlornatrium 

Alaunerde  und  Eisenox37d 


Kohlensaures  Gas 


das    speeif.    Gewicht 

enthalten     sechzehn 

3,717  Gr. 
3,042  — 
7,536  — 
0,765  — 
Spuren 
8,418  — 
0,689  — 
24,167  Gr. 
unbestimmbare  Menge. 


1117 

f.  Acqua  de  IIa  Sta.  Restituta,  nach  einer  be- 
nachbart en  Kapelle  benannt,  am  Ostende  des  Städtchens 
Lacco,  am  Fui'sc  des  Monte  Vico  auf  der  Nordküste  der 
Insel.  Man  unterscheidet  sechs  verschiedene  Thermalquel- 
len: eine  Acqua  de  IIa  reg  in  a  Isabella  (33°  R.), 
einen  Brunnen  nahe  dem  Meere  ( 32°  R. ) ,  einen  im  Gar- 
ten des  Karmeliterklosters  (32°  R.),  einen  diesem  Klo- 
ster gegenüber  ( 2S°  R.  ),"•  einen  dicht  neben  diesem 
(26°  R.)  und  einen  an  der  andern  Seite  des  Weges  nach 
S.  Lorenzo  (38°  R.). 

Das  "Wasser  'wird  in  einem  viereckigen  Behälter,  welcher  sich 
in  einem  elenden  Häuschen  mit  einer  Badewanne  befindet,  gesammelt. 

Die  Temperatur  des  Thermalwassers  beträgt  an  sei- 
nem Ursprung  40°  R.,  —  in  den  einzelnen  Thermalquellen 
26—38°  R.,  ihr  spccif.  Gewicht  1,01380. 

Nach  Lancellotti  enthalten  sechzehn  Unzen  der 
Acqua  della  Regina  Isabella: 

Doppeltkohlensaure  Kalkerde .        .        .        .  1,926  Gr. 

Doppeltkohlensaure  Talkerde  ....  0,3S7  — 

Doppeltkohlensaures  Eisen-  und  Manganoxydul  0,037  — 

Doppeltkohlensaures  Natron    ....  7,007  — 

Doppeltkohlensaures  Kali         ....  0,055  — 

Schwefelsaures  Natron 4,425  — 

Schwefelsaures  Kali 0,055  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .....  0,738  — 

Schwefelsaures  Eisen  und  Mangan         .        .  Spuren 

Chlornatrium 15,160  — 

Kieselerde 0,094  — 

Alaunerde  , 0,073  — 

Jodkalium  .  : 0,151  — 

Organische  Materie 0,175  — 

30,883  Gr. 

Kohlensaures  Gas ,  4,190  Kub.Z. 

g.     Acqua  di  Nitroli  auf  der  Südseite   der  Insel, 

in  einiger  Entfernung  von  dem  Städtchen  Moropano  unter 

Lavablöcken   hervorbrechend,    in    einem    grofsen   Becken 

gesammelt,  hat  die  Temperatur  von  24,0°  11. ,   ihr  spccif. 

ewicht  beträgt  1,00433. 

Nach  Lancellotti  enthalten  sechzehn  Unzen: 


1118 


Doppeltkohlensaure  Kalkerde  . 

0,885  Gr. 

Doppelkohlensaures  Eisenoxydul 

1,444  — 

Doppeltkohlensaure  Talkerde 

Spuren 

Doppeltkohlensaures  Natron    . 

Spuren 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

0,056  — 

Schwefelsaures  Nairou    . 

0,386  — 

Chlornatrium     .        .        . 

1,555  — 

Kieselerde         .... 

0,533  — 

Alaunerde          . 

0,039  — 

Organische  Materie  . 

Spuren 

4,898  Gr. 

h.     Acqua  di  Francesco  primo,  in  dem  kleinen 

Orte  Ceriglio ,  in    dem  Hause    eines    gewissen    Raphaele 

Calise,  genannt  Paolone,  etwa  zehn  Minuten  von  der  Stadt 

Foria  entfernt;  ihre  Temperatur  beträgt  26 —  36°  R.,  ihr 

specif.  Gewicht  1,00316. 

Man  sammelt  das  "Wasser  in  einem  etwa  50  Fufs  tiefen  Brunnen, 
zur  linken  Hand  im  Hausflur,  und  hat  zu  seiner  Benutzung  einige 
steinerne  Badewannen  erbaut. 

Nach  Guarini    enthalten    50   Kubik-Zoll    Wasser 
bei  20°  R.: 


Doppeltkohlensaures  Natron 

Doppeltkohlensaure  Kalkerde 

Doppeltkohlensaure  Talkerde 

Chlornatrium     . 

Chlorcalcium     . 

Schwefelsaures  Natron 

Jodkalium 

Alaun  -  und  Eisenoxyd 

Kieselerde  und  schwefelsaure  Kalkerde 


0,151  Gr. 
0,039  — 
0,018  — 
2,604  — 
Spuren 
1,305  — 
Spuren 
0,025  — 
0,006  — 


4,148  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ....     eine  unbestimmbare  Menge. 

i.  Acqua  di  Pontano,  unfern  der  Stadt  Ischia 
in  einem  Garten,  der  links  von  der  grofsen  Strafse  gegen 
den  Arso  —  einen  Lavastrom,  welcher  im  J.  1301  unfern 
des  Monte  Rotaro  hervorbrach  —  hin  gelegen  ist,  wird 
auch  oft  Acqua  di  Capone  genannt,  jetzt  aber  nur  sel- 
ten zum  medizinischen  Gebraugh  benutzt.  Ihre  Tempera- 
tur beträgt  27°  R.;  ihr  specif.  Gewicht  1,00136. 

Nach  Cassola    enthält    sie  aufser   freier   Kohlensäure,  doppelt- 
kohlensaure Kalk-  und  Talkerde  und  Natron,  schwefelsaure  Talkerde 


1119 

und  schwefelsaures  Natrou,  Clilornatrium,  Eisenoxyd  und  Spuren  von 
kieselsaurem  Eisen,  Alaun  -  und  Kalkerde. 

k.  AcquadiCastiglione  entspringt  am  Ufer  des 
Meeres  zwischen  der  Stadt  Iscliia  und  Casamicciola,  am 
Fufse  eines  kleinen  schroffen,  eine  reizende  Aussicht  ge- 
währenden Vorgebirges,  dessen  poröses  dunkles  Gestein 
das  volle  Gepräge  eines  erloschenen  Vulkans  an  sich  trägt, 
und  wird  in  einem  Bässin  aufgesammelt.  Ihre  Temperatur 
beträgt  30— 32,0°  R.  (nach  v.  Graefe  nur  26°  R.),  —  in 
der  Tiefe  60°  R.,  —  ihr  specif.  Gewicht  1,00463. 

Man  findet  hier  zwei  Gemächer,  deren  eines  das  Bassin  der 
Quelle  deckt,  während  das  aridere  den  Kranken,  welche  dieses  Was- 
ser trinken,  zum  Ausruheu  dient.  Iu  beiden  Gemächern  bemerkt  man 
eine  ansehnliche  Temperaturerhöhung,  indem  das  Thermometer  26°  R. 
in  denselben  zeigte,  während  es  vor  denselben  nur  auf  20°  R.  stand. 
Ueberbaupt  ist  die  erhöhte  Temperatur  des  Bodens  in  den  Umgebun- 
gen der  Thermalquelle  und  der  Küste  entlang  von  Puuta  di  Casti- 
glione  bis  zur  Marina  von  Casamicciola  bemerkenswerth ;  in  der  Nähe 
der  Thermalquelle  hat  der  Sand  in  der  Tiefe  vou  einem  halben  Fufs 
fast  die  Temperatur  des  siedenden  Wassers.  —  Neben  der  Therme 
hat  man  für  eine  Ziegelfabrik  einen  Brunnen  gegraben,  dessen  Was- 
ser ebenfalls  warm  und  salzig  ist ;  doch  steigt  seine  Temperatur  nicht 
so  hoch  als  die  der  Hauptquelle. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Guarini  und  Covelli  finden 
sich  in  diesem  Thermalwasser  aufser  kohlensaurem  Gase:  salz-  und 
schwefelsaures  Natron,  Bikarbonat  von  Natron,  Kalk,  Talk  und  Kali, 
Alaunerde,  Eisenoxyd,  Spuren  von  hydriod-  und  hydrobromsauren 
Salzen. 

/.  Acfjua  de  11'  Olmitello  auf  der  Südseite  der 
Insel  in  einer  traurigen  Gegend,  iu  welcher  wegen  der 
vulkanischen  Natur  des  Bodens  sich  nur  eine  sehr  dürf- 
tige Vegetation  findet.  Sie  ist  unbedeckt.  Man  gelangt 
zu  ihr,  wenn  man  von  dem  Städtchen  Testaccio  nach  der 
Marina  degli  Maronti  hinabsteigt  und  von  dieser  in  einem 
kleinen  Bachbette  etwa  zehn  Minuten  weit  aufwärts  geht. 
Neben  dem  Brunnen  befinden  sich  zwei  gemauerte  Wannen 
zum  Badegebrauche.  —  Etwa  60  Schritte  westwärts  von 
der  Mündung  des  Baches,  der  von  der  Acqua  del  Olmitello 
herkommt,  findet  sich  ein  anderes  Bachbett,  welches  den 
Namen  Cavascuia  führt  und  in  dessen  Grunde  die  Acqua 


1120 

cl  ei  Petrelli  quillt,  deren  Temperatur  bis  auf  76°  R. 
steigt.  Noch  mehr  nach  Westen  gegen  die  Halbinsel  S. 
Angelo  bin  steigert  sich  die  Temperatur  des  Bodens  bis 
auf  80°  R.  und  das  Meer  selber  zeigt  hier  am  Ufer  eine 
Hitze  von  70°  R.  Die  Acqua  dell'  Olmitello  hat  die  Tem- 
peratur von  35— 38°  R.  und  enthält  nach  Covelli's  und 
Lancellotti's  Analyse  in  einem  Pfund  Wasser  an  fes- 
ten Bestandtheilen : 

Chlornatrium 6,025  Gr. 

Chlormagnesium        ...        .        .        .        0,650  — 

Schwefelsaures  Kali 4,075  — 

Schwefelsaures  Natron     .  5,060  — 

Kieselerde 0,045  — 

15,855  Gr. 
Nach  Guarini's  Untersuchung  enthält  dasselbe  freie  Kohlen- 
säure, kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde,  kohlensaures  Natron,  schwe- 
felsaures Natron  und  Kalkerde,  Chlornatrium,  Kieselerde  und  Eisen- 
oxv<>;  der  Niederschlag  des  Thermalwassers  vorzüglich  Chlornatrium 
und   kohlensaures  Natron. 

m.  Acqua  di  St.  IVfontano,  am  Nordrande,  des 
Thaies  gleiches  Namens  hervorquillend ,  ist  nur  durch  ei- 
nen kleinen  steinernen  Ueberbau  gegen  den  Regen  ge- 
schützt und  hat  die  Temperatur  von  36  — 44,0°  R.,  das 
specif.  Gewicht  beträgt  1,0164. 

Das  Thermal wasser  enthält:  kohlensaures  Gas,  Ciilornatrium, 
Bicarhonat  von  Kalk,  Natron  und  Talkerde,  schwefelsaure  Kalkerde, 
Natron  und  Talkerde,  Spuren  von  Jod-  und  Bromkalium,  kieselsaure 
Salze,  Eiseuoxyd  und  organische  Materie. 

n.    Acqua  di  Citara  entspringt  am  Westende  der 

Insel   in  geringer   Entfernung  vom    Meere  bei   der  Punta 

dell'  Imperatore,  unfern  Foria,  in  einer  sandigen  Ebene. 

Die  Quelle  ist  nicht  bedeckt  und  nachlässig  gefafst,  aber  mit  ei- 
nem massiven  einstöckigen,  viel  besuchten  Badehäuschen  versehen; 
die  im  Innern  desselben  befindlichen,  vier  ausgemauerten,  muldenför- 
migen Vertiefungen  werden  mittelst  eines  Wandloches  Eimerweise 
mit  Thermalwasser  zum  Baden  versehen. 

Das  Thermalwasser  hat  nach  v.  Gracfe  die  Tempe- 
ratur von  35°  11.  bei  17°  11.  der  Atmosphäre,  —  Rivaz 
giebt  sie  zu  37  —  42,5°  R.  bei  20—22°  R.  Lufttemperatur 


1121 

an;  —  das  specif.  Gewicht  betrügt  1,00526.  Die  aus  dem- 
selben aufsteigenden  Dämpfe  bilden  an  den  Umfangswäii- 
den  Anflüge  von  schwefelsaurer  Kalkerdc.  —  Zwei  andere 
in  derselben  Niederung  ungefähr  hundert  Schritte  nördli- 
cher gelegene  Thermen  haben  die  Temperatur  von  50°  R. 

Ein  Pfund  des  Thermalwasscrs  enthält   an  festen  Be- 
standteilen : 

Chlornatrium 10,575  Gr. 

Cblormngnesium 5,000  — 

Chlorcalcium 2,220  — 

Schwefelsaures  Natron 12,063  — 

Schwefelsaure  Talkeide 6,023  — 

35,b8l  Gr. 

Nach  Lancellotti  enthält  es  aufser  freier  Kohlensäure,  schwe- 
felsaures Natron  und  Eisen,  schwefelsaure  Kalkerde,  Bicarbonat  von 
Natron,  Eisen  und  Kalkerde,  Chlornatrium  und  Chloreisen,  und  Spu- 
ren von  hydriodsaurem  Kali,  Kieselerde,  Alaunerde  und  organische 
Materie. 

Aufser  diesen  Thermalquellen  finden  sich  noch  mehrere  andere, 
sehr  beifse  Quellen,  in  der  Umgegend  von  Monte  von  50  —  79°  R, 
welche  aber  nicht  zu  medizinischem  Gebrauche  benutzt  werden.  Un- 
ter diesen  verdient  die  Buhu-Quelle  einer  besondern  Erwähnung. 
Dieselbe  liegt  in  einer  vom  Ombrasco-Thale  abgezweigten,  Yalle  del 
Tambaro  genannten,  engen  Bergschlucht.  Sie  fliefst  hier  nach  v. Gräfe 
52°  R.  heifs  (bei  einer  Lufttemperatur  von  22°  R.)  aus  der  schwie- 
rig zu  erklimmenden  Spalte  eiuer  senkrechten  Felswand  mit  nie  aus- 
bleibendem, fast  rhythmischem  Geräusch,  welches  zu  ihrem  ähnlich 
klingenden  Volksnamen  Anlafs  gab,  in  nicht  beträchtlicher  Ergiebig- 
keit hervor.  Jener  Felsöffnung  nahe  genug,  hört  mau  sehr  genau  die 
durch  regelmüfsiges  Bersten  von  Gasmassen  erzeugten,  einander  in 
fest  getrennten  Absatzen  folgenden,  aus  der  Tiefe  hervortönenden 
Stöfse,  deren  v.  Gräfe  zu  wiederholten  Malen  binnen  jeder  Minute 
durchschnittlich  an  60  zählen  konnte.  Das  Thermalwasser  ist  in  sei- 
nen chemischen  Verhältnissen  noch  unbekannt.  Vorläufigen  Versu- 
chen gemäfs  ist  es  dem  von  Gurgitello  analog;  Rivaz  vergleicht  sie 
mit  der  ähnlichen,  jedoch  um  Vieles  wasserreicheren  Fontaine  du 
Tambour  in  der  Auvcrgne   (vergl.  S.  478). 

Was  nun  die  Wirkung  und  Anwendung  der  ge- 
nannten Thermalquellen  betrifft,  so  wirken  sie,  innerlich 
und  äufserlich  angewendet,  analog  ähnlichen  kochsalzhal- 
tigen Thermalquellen,  vorzugsweise  reizend  auf  die  Organe 
des  reproduetiven  Systems,  die  Sc-  und  Excretioncn  kräf- 


1122 

tig  betbätigend,  umändernd  auf  das  Mischungsverhältnifs 
der  Säfte,  die  Resorption  befördernd;  ihre  erhitzende  und 
reizend  belebende  Wirkung  auf  das  Nerven-  und  Blut- 
system scheint  bedingt  durch  die  Verschiedenheit  ihrer 
Temperatur,  so  wie  den  verschiedenen  Gehalt  an  Eisen 
und  kohlensaurem  Gase. 

Zu  widerrathen  in  allen  den  Fällen,  wo  leicht  durch 
stärkere  Aufregung  des  Gefäfssystemc  Nachtheile  für 
Kranke  entstehen  können,  namentlich  bei  acuten  und  fieber- 
haften Beschwerden,  sind  die  Thermalquellen  zu  Ischia 
dagegen  angezeigt  und  innerlich  und  äufserlich  zu  empfeh- 
len: bei  vorwaltender  Schwäche  atonischer  Art,  —  bei 
Leiden  der  häutigen  Gebilde,  der  Organe  der  Digestion 
und  Assimilation,  des  Uterin-  und  uropoetischen  Systems 
und  der  vegetativen  Seite  des  Nervensj'steins,  ferner  bei 
Störungen  der  Ab-  und  Aussonderungen,  krankhaften  Me- 
tamorphosen und  Ablagerungen,  Dyskrasien,  und  zwar  na- 
mentlich in  folgenden  besondern  Krankheiten: 

a)  Dyspepsien,  hartnäckigen  Verschleimungen,  Infarc- 
ten,  Hypertrophien  der  Milz,  Stockungen  im  Leber-  und 
Pfortadersystem  mit  Trägheit  des  Darmkanals,  congesti- 
ven  und  chronisch  -  entzündlichen  Affectionen  der  Leber, 
Hämorrhoiden,  Hypochondrie,  veralteten  Wechselfiebern 
in  Folge  tiefer  Störungen  der  Organe  der  Digestion  und 
Assimilation. 

b)  Dyskrasien  und  Kachexien,  —  Gicht,  hartnäckigen 
gichtischen  Localaffectionen,  Auftreibungen ,  Steifheit  der 
Gelenke,  Ischias,  —  Scorbut  und  inveterirter  oder  larvir- 
ter  Syphilis,  —  Cachexia  hydropica,  —  Scropheln,  scro- 
phulösen  Geschwülsten,  Verhärtungen  der  Mesenterialdrü- 
sen,  Tumor  albus,  —  chronischen  Ophthalmien,  —  Rhachi- 
tis  der  Kinder. 

c)  Schwäche  des  Nerven-  und  Muskelsystems,  örtli- 
cher Atonie,  Erschlaffung,  Lähmungen,  Hysterie. 

d)  Blennorrhöen,  —  veralteten  Brustkatarrhen,  Asthma, 
Vcrschleimungen  der  Haruwerkzeuge. 


1123 

e)  Chronischen  Leiden  der  äufsern  Haut,  —  rheuma- 
tischen Affectionen,  —  Hautausschlägen,  insbesondere 
gichtischer  und  syphilitischer  Art ,  —  schlaffen ,  unreinen 
und  cariösen  Geschwüren. 

f)  Veralteten  Wunden,  Fisteln,  inveterirten  Leiden 
der  Knochen,  besonders  der  Gelenke  in  Folge  von  mecha- 
nischen Verletzungen,  Fracturen  und  Contusionen. 

g)  Krankhaften  Anomalien  der  Menstruation  und  Stok- 
kungen  im  Uterinsystem,  —  Amenorrhoe,  Slippression, 
Chlorosis,  —  Fluor  albus,  —  Auflockerungen  und  Anschwel- 
lung des  Uterus. 

h)  Leiden  der  Harnwerkzeuge  von  Schwäche. 

In  ihrer  Wirkung  unterscheiden  sich  die  einzelnen 
Thermalquellen  wesentlich  dadurch,  dafs  einige  mehr  die 
Se-  und  Excretionen  bethätigen,  und  zugleich  weniger  er- 
regend, andere  dagegen  ungleich  reizender  und  erhitzen- 
der wirken ;  erstere  werden  daher  namentlich  in  allen  den 
Fällen  benutzt,  wo  letztere  contraindicirt  sind,  und  letztere 
dagegen  vorzugsweise  hei  vorwaltender  Schwäche  torpider 
Art.  Nach  Che  Valley  de  Rivaz  und  Andern  besteht 
in  dieser  Beziehung  folgende  Verschiedenheit: 

a.  Die  Acqua  del  Gurgitello,  von  einer  reizend 
tonischen,  die  Resorption,  aber  weniger  die  Stuhlauslee- 
rungen befördernden  Wirkung,  ist  contraindicirt,  wo  durch 
ihre  sehr  erregende  Wirkung  nachtheilig  auf  das  Nerven  - 
und  Blutsjstem  oder  auf  krankhafte  Metamorphosen  tuber- 
culöser  Art  eingewirkt  werden  könnte,  —  wird  dagegen 
aber  besonders  gerühmt  bei  Krankheiten  von  vorwaltender 
Erschlaffung  und  Schwäche  torpider  Art,  namentlich  bei 
Lähmungen,  hartnäckigen,  gichtischen  und  rheumatischen 
Localaffectionen,  scrophulösen  Geschwülsten  und  Ver- 
härtungen, Anchylosen,  inveterirten  syphilitischen  Dyskra- 
sien  und  Uterinleiden. 

Der  Miueralschlamm  dieses  Thermalwassers  wird  bei 
örtlicher  Schwäche,  Steifheit  der  Gelenke  und  rheumati- 
schen Localaffectionen  angewendet. 


1124 

Benutzt  wird  die  Acqua  del  Gurgitello  innerlich  und  üufserlich; 
leicht  verursacht  sie  fieberhafte  Beschwerden,  welche  sehr  zu  be- 
achten, nach  Umständen  bei  stärkerem  Auftreten  Unterbrechung  der 
Kur  erfordern,  in  gelinderer  Form  dagegen  oft  als  eine  sehr  heil- 
same Rcaction  der  Natur  zu  betrachten  sind.  Des  Morgens  nüch- 
tern, hinreichend  abgekühlt  zu  einem  bis  vier  Gläsern  mit  Milch  ge- 
trunken, wirkt  das  Thermalwasser  diaphoretisch,  expectorirend,  die 
Circulation  beschleunigend,  und  wird  in  kleinen  Gaben  mit  Ziegen- 
milch bei  hartnäckigen  Brustkatarrheu  namentlich  empfohlen.  —  Häu- 
figer wird  dasselbe  dagegen  äufserlich  benutzt  als  Wasserbad  in  der 
Badeanstalt,  oder  in  den  Privatwohnungen  der  Kranken,  zu  Doucliea 
und  Waschungen.  Bei  Personen,  für  welche  eine  zu  starke  Aufre- 
gung zu  fürchten  ist,  läfst  mau  die  Thermalbäder  mit  süfsem  Was- 
ser verdünnt  nehmen,  oder  als  Vorkur  Bäder  von  süfsem  Wasser 
oder  Seewasser  gebrauchen.  Früh  läfst  man  Wasserbäder  nehmen, 
Abends  Schlammbäder.  Nachdem  fünf  oder  zwölf  Bäder  von  Ther- 
malwasser genommen,  entsteht  häufig  ein  Gefühl  von  grofser  Abspan- 
nung und  Schwäche,  Mangel  an  Appetit  und  Schlaf,  —  Beschwer- 
den, welche  sich  jedoch  bald  wieder  verlieren;  —  bei  anderen  Kran- 
ken fehlen  sie  jedoch  und  die  Wirkungen  des  Thermalwassers  treten 
erst  später  nach  beendigter  Kur  ein.  —  Zu  Einspritzungen  bedient 
man  sich  desselben  bei  Leiden  des  Uterinsystems,  so  wie  bei  fistu- 
lösen und  cariösen  Geschwüren. 

b.  Die  Acqua  di  Cappone  wirkt  mehr  auflösend 
und  eröffnend,  bekömmt  insbesondere  zarten  Constitutionen, 
und  empfiehlt  sich  statt  der  reizenderen  Thermalquellen 
vorzüglich  als  Getränk  in  allen  den  Fällen,  wo  die  Func- 
tionen der  Schleimhäute,  des  Leber-,  Pfortader-  und 
Uterinsystems ,  so  wie  der  Harnwerkzeuge  bethätiget  wer- 
den sollen. 

Aeufserlich  wird  sie  zu  Waschungen,  Einspritzungen  und  zum 
Gurgeln  beuutzt.  Wenn  sie  als  ganzes  Bad  gebraucht  werden  soll, 
so  darf  dasselbe  nicht  unmittelbar,  nachdem  Wasser  getrunken  wor- 
den, genommen  werden. 

Nüchtern  läfst  man  früh  in  Zwischenräumen  von  einer  halben 
Stunde  ein  Glas  trinken  und  dabei  mäfsige  Bewegung  machen,  bis 
Stuhl-  und  Harnentleerung  erfolgt.  Die  Menge  des  täglich  zu  trin- 
kenden Thermalwassers.  wird  bestimmt  nach  der  Individualität  des 
Kranken  und  der  Form  der  Krankheit;  gewöhnlich  läfst  man  am  er- 
sten Tage  der  Kur  dem  ersten  Glase  Thermalwasser  eine  halbe  bis 
ganze  U»ze  Tartar.  boraxat.  beimischen,  um  reichlichere  Darmauslee- 
rungen zu  bewirken,  bei  fieberhaften  Beschwerden  andere  Arzneien 
oder  Milch;  bei  manchen  Krauken  wird  die  Verdauung  sehr  beför- 
dert, wenn  man  das  Thermalwasser  bei  dem  Mittagsessen  mit  Wein 
vermischt  trinken  läfst. 


1125 

e.  Die  Acqua  del  Fornello  und  della  Fontana 
(Bagni  d'Ischia)  wirken  getrunken  reizender  und  abführen- 
der, und  werden  auch  äufserlich  in  Form  von  Wasscrbä- 
dern,  Douchen  und  Waschungen  angewendet.  Empfohlen 
hat  man  den  Mineralschlamm  dieser  Thermalquellen  na- 
mentlich bei  Leiden  der  Gelenke,  Anschwellungen  und 
Steifheit  derselben. 

d.  Die  A  c  q  u  a  d  c  1  B  a  g n  o  f  r  e  s  c  o  von  einer  we- 
niger reizenden,  mehr  die  Resorption  bethätigenden  Wir- 
kung, wird  gewöhnlich  benutzt  als  Vorbereitungskur  zu 
dem  spateren  Gebrauch  der  Acqua  di  Gurgitello,  oder  in 
allen  den  Fällen,  wo  letztere  zu  reizend  wirkt,  oder  eine 
krankhaft  erhöhte  Reizbarkeit  herabgestimmt  werden  soll, 
namentlich  bei  Nervenkrankheiten  erethischer  Art,  chro- 
nisch-entzündlichen Affectionen ,  rheumatischen  und  gichti- 
schen Beschwerden,  Leiden  des  Uterinsysteins  und  der 
äufsern  Haut. 

Aufser  der  Form  der  Wasserbauer,  Doucben  und  Waschungen 
bedient  man  sieb  des  Mineralscblammes  aus  den  Behältern,  insbeson- 
dere bei  chronischen  Hautkrankheiten. 

e.  Die  Acqua    della    Rita,    in    ihren  Wirkungen 

ähnlich  der  des  Bagno   fresco,    wird  nur   äufserlich  gleich 

der  letzteren,    und    insbesondere   empfohlen    bei    conges- 

tiven ,    oder    chronisch  -  entzündlichen    Leiden    der   Unter- 

leibsorganc,  namentlich  der  Harnwerkzeuge,  so  wie  gegen 

die  Folgen    äufserer    mechanischer   Verletzungen,  Brüche, 

Verrenkungen  und  Contusionen. 

Zur  Bereitung  der  Speisen  wird  sie  häufig  von  den  Bewohnern 
der  Umgegend  benutzt,  und  aus  diesem  Gebrauch  angeblich  der  Um- 
stand erklärt,  dafs  die  Krankheiten  der  Blase  und  Niereu  in  dieser 
Gegend  nicht  vorkommen  sollen. 

f.  Die  Acqua  della  Sta.  Restituta  gehört  zu 
den  am  meisten  aufregenden  Thermalquellen,  wirkt  ähnlich 
der  Acqua  di  Gurgitello,  ist  mit  derselben  Vorsicht,  wie 
letztere  zu  gebrauchen,  und  wird  vorzüglich  äufserlich  an- 
gewendet.   Innerlich  ist  sie  nur  in  den  Gaben  von  einem  bis 


1126 

zwei  Gläsern  mit  schleimigen  Getränken  vermischt  zu  em- 
pfehlen. 

g.  Die  Acqua  di  Nitroli  wirkt  tempenrend,  be- 
ruhigend, diuretisch  und  wird  nur  als  Getränk  benutzt,  täg- 
lich Morgens  nüchtern  zu  zwei  bis  drei  Pfund,  häufig  auch 
als  gewöhnliches  Getränk  mit  Wein. 

h.  Die  Acqua  di  Franceseo  primo  wirkt  ge- 
trunken die  Verdauung  stärkend,  nur  gelinde  die  Darm- 
ausleerungen bethätigend.  Benutzt  wird  dieselbe  als  Ge- 
tränk und  in  Form  von  "Wasserbädern  und  Doucnen;  sehr 
erhöht  wird  die  Wirksamkeit  der  "Wasserbäder  durch  den 
gleichzeitigen  innerlichen  Gebrauch  derselben  Thermal- 
quelle. 

Mau  läfst  täglich  früh  nüchtern  ein  bis  vier  Pfund  Thermalwas- 
ecr  allein  oder  mit  Milch  trinken  (ein  Glas  alle  halbe  Stunden). 

i.  Die  Acqua  di  Pontano  wirkt  bei  ihrer  niedri- 
gen Temperatur  weniger  reizend  und  erhitzend ,  dagegen 
teinperirend,  auflösend,  wird  jetzt  nur  als  Getränk  benutzt, 
täglich  Morgens  nüchtern  zu  zwei  Pfund,  alle  Viertelstun- 
den zu  einem  Glase  und  namentlich  empfohlen  bei  Leiden 
der  Schleimhäute,  Hypochondrie  und  hysterischen  Be- 
schwerden. 

k.  Die  Acqua  di  Castiglione,  von  einer  erre- 
gend stärkenden  und  zugleich  die  Stuhlausleerungen  bethä- 
tigenden  Wirkung,  ist  namentlich  empfohlen  worden  bei 
chronischen  Verschleimungen  und  Stockungen,  Hämorrhoi- 
dalbeschwerden,  Trägheit  des  Darmkanals,  hartnäckiger 
Verstopfung,  Hjpochondrie,  —  Hysterie,  Schwindel  und 
Cephalalgie,  —  Leiden  des  Uterinsystems,  krankhaften 
Störungen  der  Menstruation,  Fluor  albus. 

Dieselbe  wird,  täglich  zu  einigen  Pfunden  getrunken,  häufig  als 
Vorkur  benutzt.  Wirkt  sie  nicht  hinreichend  auf  den  Stuhlgang,  so 
läfst  man  eine  halbe  bis  ganze  Unze  Magnesia  sulphurica  in  einem 
halben  bis  dreiviertel  Quart  Thermalwasser  auflösen  und  des  Mor- 
gens glasweise  trinken.  Soll  sie  als  Hauptmittel  getrunken  werden, 
so  läfst  mau  täglich  zwei  bis  drei  Pfund  gebrauchen,  in  der  Art,  dafs 

alle 


1127 

alle  halbe  Stunden  ein  Glas  getrunken,  dabei  und  dazwischen  aber 
viel  Bewegung  gemacht  wird.  In  gut  verschlossenen  Flaschen  hat 
man  sie  auch  versandt  und  entfernt  von  der  Quelle  als  Getränk  benutzt. 

/.  Die  Acqua  dell'  Olmitello,  besonders  gerühmt 
als  auflösendes  und  diuretisches  Mittel,  wird  gewöhnlich 
als  Getränk  benutzt,  früh  nüchtern  zu  zwei  bis  drei  Gla- 
sern bis  zu  drei  und  vier  Pfund,  allein  oder  mit  Milch,  — 
auch  wohl  mit  Wein  während  der  Mahlzeit;  —  überdies 
noch  in  Form  von  Wasserbädern ,  Douchen  und  Einsprit- 
zungen in  allen  den  Fällen ,  in  welchen  das  Wasser  von 
Bagno  fresco  empfohlen  wird,  insbesondere  bei  chronischen 
Hautausschlägen. 

m.  Die  Acqua  di  St.  Montano  wirkt  sehr  erre- 
gend, wird  innerlich  fast  nie,  nur  äufserlich  gebraucht  in 
Form  von  Wasserbädern,  Douchen,  Waschungen  und  Ein- 
spritzungen, —  von  Klystieren  mit  günstigem  Erfolg  bei 
ilartleibigkeit. 

/*.  Die  Acqua  diCitara  wirkt  getrunken  reizend 
und  zugleich  abführend:  nüchtern  zu  drei  bis  fünf  Bechern 
getrunken ,  bringt  sie  leicht  übermäfsige  LeibesöfFnungen 
hervor,  und  sie  ist  in  dieser  Form  daher  nur  da  angezeigt, 
wo  habituelle  Obstructionen  stattfinden.  Aeufserlich  be- 
nutzt man  sie  in  Form  von  Bädern,  Douchen  und  Einsprit- 
zungen, letztere  besonders  bei  Leiden  des  Uterinsystems, 
jedoch  nie  wärmer  als  höchstens  28°  R.,  —  als  Waschun- 
gen bei  chronischen  Hautausschlägen,  namentlich  herpeti- 
schen Geschwüren. 

Das  Thermalwasser  wird  an  der  Quelle,  wie  auch  in  Tonnen  ver- 
sendet, viel  und  zwar  hauptsächlich  gegen  Unfruchtbarkeit  von  Atonie 
benutzt:  der  altbegründete  Ruf  der  Quelle  ist  in  dieser  Beziehung  in 
den  letzten  Deceunien  noch  durch  die  Thatsache  gesteigert  worden, 
dafs  die  Königin  Maria  Carolina,  die  an  zehn  Jahre  kinderlos  blieb, 
nach  dem  Gebrauch  dieses  Wassers  ihrem  Gemahl  Ferdinand  IV.  von 
Neapel  in  rascher  Aufeinanderfolge  neun  Kinder  gebar. 

B.    Die  Dampfbäder  oder  Stufe   (etuves)  der 
Ins  el  Ischia. 

ct.  Die  Stufe  di  Castiglione  kommen  unfern  Casa- 
micciola  auf  der  Höhe   des    kleinen  Berges   zu  Tage ,    an 

I".  Theil.  C  C  C  C 


1128 

dessen  Fufse  die  Thermalquelle  gleichen  Namens  entspringt, 
und  sind  von  einem  zweistöckigen  kleinen  Gebäude  ge- 
schirmt, worin  sich  das  untere  und  obere  Dampfbad  be- 
finden. 

Ersteres,  im  Erdgeschosse,  besteht  in  einer  wannenförmigen  Grube 
von  sechs  Fufs  Tiefe,  deren  natürlichen  Spalten  warme  Dampfe  ent- 
strömen, und  in  welche  sich  die  Kranken  legen,  ein  allgemeines 
Dampfbad  zu  nehmen;  sie  wird  dabei  mit  Tüchern  ausgelegt  und  so 
bedeckt,  dafs  nur  der  Kopf  des  Kranken  frei  bleibt.  Die  hier  aus 
anderen  Spalten  hervorströmenden  Dämpfe  werden  in  Röhren  von 
gebranntem  Thon,  die  in  die  Seitenwände  eingemauert  sind,  gesam- 
melt, um  sie  örtlich  anzuwenden.  Das  obere  Dampfbad  besteht  aus 
einem  in  den  Felsen  gehauenen  Gemach  von  ungefähr  sieben  Fufs 
Höhe  und  Breite  und  sechs  Fufs  Länge,  welches  keine  Grube  hat, 
nur  mit  einer  kleinen  Oeffnung  und  Thüre  und  einer  kreisförmigen 
Bank  versehen  äst,  hinter  welcher  aus  zahlreichen  Oeffnungen  wanne 
Dämpfe  sich  entwickeln,  die  entweder  zu  örtlichen  Bädern  oder  zu 
Einathmungskuren  benutzt  werden.  —  Zum  Ausruhen  der  Kranken 
dienen  zwei  andere  Gemächer,    welche  an  diese  Dampfbäder  stofsen. 

Rivaz  giebt  die  Gas-Temperatur  bei  21°  R.  der  at- 
mosphärischen Luft  zu  40°  R.  an  und  versichert,  dafs  die- 
selbe im  obern  Dampfbade,  unter  gehörigem  Verschlusse, 
binnen  kurzer  Zeit  auf  45°  II.  gesteigert  werden  könne ; 
—  v.  Graefe  fand  sie  bei  18°  R.  Luft-Temperatur  in  den 
Mündungen  der  untern  Kanäle  zu  43°  R. ,  in  denen  der 
obern  zu  41°  R.  Nach  demselben  bestehen  die  Ausströ- 
mungen, welche  Rivaz  für  reine  Wasserdämpfe  hält, 
hauptsächlich  aus  atmosphärischer  Luft,  ferner  aus  einer 
zwar  sehr  geringen,  jedoch  augenscheinlich  'überschüssigen 
Beimischung  von  kohlensaurem  Gase,  und  enthalten  nur 
wenig  Wasser. 

b.  Die  Stufa  di  Cacciuto,  auf  der  Nordseite  der 
Insel  in  geringer  Entfernung  von  Punta  di  Perone,  an  dem 
südlichen  Abhänge  eines  von  Lavablöcken  gebildeten  Hü- 
gels, dem  Monte  Tabor,  dem  Product  eines  Vulcans,  von 
welchem  man  noch  die  Spuren  eines  Kraters  sieht. 

Sie  sind  mit  einem  ärmlichen,  den  Einsturz  drohenden  Ueberbau 
verschen,  der  vier  schlecht  eingerichtete  Gemächer  enthält,  von  wel- 
chen zwei  zu  Dampfbädern,  zwei  zum  Ausruhen  der  Kranken  dienen. 


1129 

Der  Weg   dahin    führt    an  Felsspalten  vorüber,  welchen   unaufhörlich 
heifse  Dämpfe  entströmen,  die  jedoch  nicht  benutzt  werden. 

Die  hier  in   gröfserer   Menge  mit  grofsem   Geräusch 

entströmenden  Dämpfe    sind    in    physikalisch  -  chemischer 

Beziehung-  denen   von  Castiglione   gleich   und   haben  nach 

RIvaz  die  Temperatur  von  57°  R.,  nach  v.  Graefe  nur 

51°  R.  bei  17°  R.  der  Atmosphäre. 

c.  Die  Stufe  di  Gurgitello.  Um  mit  den  grofs- 
artigen  Anstalten  zum  Gebrauche  der  gleichnamigen  Ther- 
malquellen (S.  1113)  auch  die  Vortheile  warmer  Gasdampf- 
bäder  zu  verbinden,  errichtete  man  den  ausschliefslich  zu 
Wasserbädern  bestimmten  Gebäuden  gegenüber,  am  rech- 
ten Ufer  des  Gurgitello-Baches,  das  mit  dem  Namen  der 
Rotonda  bezeichnete  Badehaus,  in  welchem  die  qualmen- 
den Aushauchungen  der  überwölbten  Quellenspiegel  mittelst 
Röhren  sowohl  zu  den  Dampfapparaten,  als  zu  den  Are- 
nazionen  (wovon  weiter  unten  S.  1132)  gelangen. 

Vorrichtungen  zu  gewöhnlichen  Thermaldampfbädern  enthält  theils 
ein  gröfserer  runder  Saal,  theils  ein,  mit  demselben  in  unmittelbarer 
Verbindung  stehendes  Cabinet.  An  den  Seitenwänden  sind  hier  16 
mit  Sitzen  versehene  Nischen  eingelassen,  in  welchen  mehrere  ver- 
schliefsbare  Leitungsrohren  auf  verschiedenen  Höhepunkten  mün- 
den, aus  denen  Thermaldämpfe,  sowohl  zu  freiem  allgemeinen,  als 
auch  zu  doucheförmigem  Gebrauche  hervordringen.  Geschlossene 
Localbäder  werden  in  einem  mitten  im  Hauptgemache  aufgestellten 
Condensationskasten  genommen,  aus  welchem  ein  absperrbares  Blech- 
rohr durch  die  Decke  des  Zimmers  nach  aufsen  geführt  ist,  um  durch 
das  Oeffnen  oder  Schliefsen  desselben  die  Temperatur  der  Dämpfe 
dem  jedesmaligen  Bedürfnisse  genau  anpassen  zu  können. 

Die  Gasausströmungen  hält  man  für  einfache  Was- 
serdämpfe, v.  Graefe  fand  indessen  bei  angestellter  Prü- 
fung, dafs  sie  atmosphärische  Luft,  Wassergas  und  eine 
nicht  unbeträchtliche  Menge  Kohlensäure  enthalten.  Ihre 
Temperatur  giebt  derselbe,  übereinstimmend  mit  Rivaz, 
zu  32 — 36°  R.,  im  Condensator  zu  45°  R.  an. 

d.  Die  Stufe  di  S.  Lorenzo,  die  besuchtesten 
auf  Ischia,  ebenfalls  auf  der  Nordseite  der  Insel,  nur  zehn 
Miuuten  von  dem  Städrchen  Lacco  di  sopra  entfernt,  an 
dem  östlichen  Abhänge   eines  von   Bimsstein-  und  Lava- 

Cccc  2 


1130 

trüminern  gebildeten  Berges,  welcher  das  Thal  von  S.  Mon- 

tano  von  dein  Monte  Vico  trennt. 

) 

Dieselben  umfassen  vier  an  einander  stofsende  Gemächer;  in  den 
ersteren  ist  eine  überwölbte  Grube  mit  vier  Röhreu,  mittelst  welcher 
die  ausströmenden  Dämpfe  örtlich  angewendet  werden  können,  die 
zwei  folgenden  Gemächer  enthalten  ähnliche  Einrichtungen  wie  die 
Dampfbäder  von  Castiglione  und  Cacciuto,  das  vierte  dient  zum  Aus- 
ruhen der  Krauken. 

Nach  v.  Graefe's  Untersuchungen  haben  die  Gas- 
ausströmungen einen  beträchtlichen  Gehalt  von  atmosphä- 
rischer Luft  und  Wasser  dämpfen,  nebst  deutlichen  Spuren 
von  freier  Kohlensäure  und  unsichern  von  Schwefelwasser- 
stoffgas, ohne  Andeutungen  reinen  Schwefels,  und  in  den 
Leitungsrohren  eine  Temperatur  von  32°  R.,  in  den  Con- 
densations-Kästen  von  38°  R.  bei  19°  R.  der  Atmosphäre. 
Gi  udi  c  e  giebt  ihre  Temperatur  zn  47°  R.  bei  23°  R.  Luft- 
wärme und  Rivaz  zu  46°  R.  bei  21°  R.  Luftwärme  an. 

e.  Die  Stufa  di  Töstaccio  befindet  sich  in  der 
Nähe  der  auf  schlackigen  Höhen  zerstreuten  Abitazioni 
di  Testaccio,  zu  denen  man  auf  einem  längern  Wege  von 
San  Lorenzo  über  Panza  und  die  Marina  degli  Maronti 
und  auf  einem  kürzern  von  dem  Städtchen  Ischia  aus  süd- 
westwärts  in  der  Richtung  gegen  Barano  gelangt,  auf  der 
Südseite  der  Insel  und  war,  nach  den  in  ihrer  Nähe  aus- 
gegrabenen Alterthiimern  zu  schliefsen,  ehemals  prachtvoll 
ausgestattet;  jetzt  ist  in  derselben,  die  nur  kümmerlich  be- 
kleidet ist,  eine  zum  Sitzen  und  Liegen  eingerichtete  Ver- 
tiefung, welche  aus  mehreren  kleinen  Felsspalten  warme 
Luft  aufnimmt,  die  sich  besonders  dadurch  unterscheidet, 
dafs  sie  durchaus  kein  Atom  von  Wassergas  enthält, 
weshalb  denn  auch  die  Wände  und  der  Fufsboden  des 
Badehäuschens  nicht,  wie  sonst  in  ähnlichen,  ein  feuchtes, 
sondern  eher  staubiges  Ansehen  haben. 

Nach  v.  Graefe's  Untersuchungen  ist  die  Tempera- 
tur der  in  chemischer  Beziehung  der  reinen  atmosphärischen 
Luft  gleich  zu  stellenden  Gasausströmung  30—32°  R.  bei 


1131 

18°  R.  der  Atmosphäre;  Rivaz  giebt  sie  um  3°  höher  an 
und  versichert,  dafs  sie  auf  75°  R.  gebracht  werden  könne. 

f.  Die  Stufe  di  Citara.  Unweit  Furio,  einem 
Städtchen  auf  der  Westküste  der  Insel,befindet  sich  eine 
seewärts  vom  Meere  begrenzte  Ebene,  welche  landeinwärts 
von  einen  Halbkreis  von  Bergen  umschlossen  wird,  auf 
der  mehrere  Luftquellen  aus  Tuff-  und  Lavatrümmern 
hervorströmen.  Diese  sind  die  letzten  Leberreste  vormals 
vielgebrauchter  Stufe.  Das,  bei  warmer  Witterung  un- 
sichtbare, durch  Entgegenhalten  der  Hand  leicht  zu  ent- 
deckende laue,  den  Felsspalten  entweichende  Gasgemisch 
ist  gröfstentheils  aus  atmosphärischer  Luft,  aus  wenig  freier 
Kohlensäure  und  einer  geringen  Menge  Wasserdämpfen 
zusammengesetzt. 

Was  die  Wirkung  und  Anwendung  der  Dampf- 
bäder betrifft,  so  wirken  sie,  mit  Ausnahme  derer  von  Tes- 
taccio,  welche  seit  Jahrhunderten  mit  ausgezeichnetem  Er- 
folge gegen  Leukophlegmasien  sowohl,  als  gegen  verschie- 
dene Formen  der  Hautwassersucht  gebraucht  werden,  ganz 
analog  den  in  Deutschland  künstlich  durch  Wasserdämpfe 
bereiteten,  örtlichen  und  allgemeinen  Dampfbädern,  und 
werden  daher  auch  gleich  letztern  in  ähnlichen  Krankheits- 
fällen empfohlen. 

Ganz  zu  widerrathen  bei  Aneurysmen,  Neigung  zu 
Bluthusten  und  Schlagflufs,  nur  sehr  bedingt  anzuwenden 
bei  wahrer  Vollblütigkeit,  activen  Blutcongestioncn,  Dis- 
position zu  Blutflüssen  (namentlich  die  Dampfbäder  von 
Castiglione  und  del  Gurgitello),  werden  sie  insbesondere 
gerühmt  bei  hartnäckigen  rheumatischen  und  gichtischen 
Affectionen,  Contracturen,  Anchylosen  und  inveterirten 
syphilitischen  Dyskrasien,  —  der  Mehrzahl  chronischer 
Hautausschläge,  besonders  Flechten,  —  Nervenleiden,  na- 
mentlich Paralysen  in  Folge  von  Metastasen,  -«  chroni- 
schen entzündlichen  Leiden  der  Schleimhäute,  Blennorrhöen, 
—  Kachexien,  Scropheln,  sbrophulösen  Geschwülsten  und 


im 

Verhärtungen,  Tumor  albus,  fieberlosen  hydropischen  Lei- 
den, Rhachitis. 

Die  günstigste  Zeit  für  den  Gebrauch  der  Heilquellen  und  Dampf- 
bäder zu  Ischia  ist  von  Anfang  Juni  bis  Mitte  September. 

Auf  Ischia  angekommen  thut  der  Kranke  wohl,  noch  einige  Tage 
zu  warten,  bevor  die  Kur  begonnen  wird.  Ob  vor  dem  Beginn  der 
eigentlichen  Kur  eine  Vorbereitungskur  erforderlich  ist,  hängt  le- 
diglich von  dem  Zustand  des  Kranken  und  der  Krankheit  ab;  jeden- 
falls erleidet  der  herkömmliche  Gebrauch,  jede  Kur  mit  Aderlässen 
und  Abführungen  anzufangen,   grofso  Beschränkung. 

Wie  in  anderen  Kurorten,  läfst  man  auch  hier  die  Thermalquel- 
len des  Morgens  nüchtern  trinken,  den  Kranken  dabei  sich  auch  viel 
Bewegung  im  Freien  machen,  mit  der  zu  trinkenden  Menge  Wasser 
bis  zu  einer  gewissen  Höhe  steigen  und  dann  allmählig  diese  Gabe 
vermindern. 

Die  Wasserbäder  empfiehlt  man  auch  des  Morgens  zu  nehmen. 
Die  Temperatur  des  Wassers  darf  nicht  28  —  30°  R.  übersteigen; 
während  des  Bades  wird  gerathen,  das  Gesicht  öfters  mit  kühlem 
Wasser  zu  waschen.  Anfänglich  verweilt  man  in  einem  Bade  zwanzig 
Minuten  und  steigt  damit  allmählig  bis  zu  drei  Viertelstunden,  selbst  ei- 
ner ganzen  Stunde.  Unmittelbar  nach  dem  Bade  legt  man  sich  eine 
halbe  Stunde  lang  zu  Bette,  doch  ohne  zu  schlafen,  da  sonst  leicht 
hierdurch,  wie  in  andern  Thermalbädern  starke  Congestionen  nach 
dem  Kopfe  veranlafst  werden  können,  und  geniefst  erst  nach  Verlauf 
einer  halben  Stunde  Nahrungsmittel.  Nach  dem  Gebrauch  von  fünf- 
zehn bis  zwanzig  Bädern  ist  es  rathsam,  ganz  aufzuhören,  oder, 
wenn  es  erforderlich  ist,  nach  der  Unterbrechung  von  einigen  Bädern, 
von  neuem  wieder  die  Badekur  anzufangen. 

Zu  der  Anwendung  der  Douche,  welche  theils  vor,  oder  wäh- 
rend der  Bäder  genommen  wird,  schreitet  man  erst,  nachdem  einige 
Wasserbäder  gebraucht  worden  sind ;  ihre  Wiederholung,  Dauer  und 
Temperatur  wird  bestimmt  nach  dem  Zustand  des  Kranken. 

Die  Dampfbäder  werden  in  der  Regel  auch  nicht  eher  in  An- 
wendung gezogen,  als  bis  die  Kranken  durch  mehrere  Wasserbäder 
hierzu  vorbereitet  sind.  Man  braucht  sie  bis  zu  36°  R.  Durch  OelT- 
nen  und  Schliefsen  der  Dampfröhren  läfst  sich  willkührlich  die'  Tem- 
peratur dieser  Bäder  erhöhen  oder  vermindern. 

Stellen  sich  bei  dem  Gebrauch  der  Wasser-  und  Dampfbäder 
fieberhafte  Beschwerden  ein,  so  sind  dieses  meist  wohlthätige  kriti- 
sche Reactionen,  die  wohl  zu  beachten  sind;  nach  Umständen  wird 
hier  der  innere  und  äufsere  Gebrauch  der  Heilquellen,  so  wie  die 
Anwendung  der  Dampfbäder  auf  einige  Zeit  ganz  ausgesetzt,  oder  in 
diesem  Zeiträume  kühlere  Wasserbäder  genommen. 

Endlich  sind  noch  zu  erwähnen: 

C.     Die  Arenazionen  der  Insel  Ischia. 
a.    Die  Arenazionen    von  Gurgitello,     Hierzu 


1133 

sind  in  dem  Gebäude  der  Rotonda  von  Gurgitello  zwei  an 
die  oben  (S.  1129)  beschriebenen  Badezimmer  anstoisende 
Gemächer  eingerichtet.  Ihr  Fufsbodcu,  welcher  die  Ther- 
maldämpfe  an  mehreren  Punkten  hindurchläfst,  ist  mit 
grobkörnigem  kiesigem  Grand  an  zwei  Fufs  hoch  bedeckt. 
Oberflächlich  fühlen  sich  diese  von  Gas-  und  Wasser- 
dämpfen durchdrungenen  Sandlagen  lau  an,  sie  nehmen 
aber  in  gleichem  Verhältnifs  als  man  tiefer  eindringt  an 
Wärme  zu.  In  dieselben  werden  entweder  einzelne  Theile, 
oder  auch  der  ganze  Körper  des  Krauken  bis  an  den  Hals 
eingegraben,  und  dies  Verfahren  gegen  dieselben  Krank- 
heiten angewandt,  gegen  welche  die  Stufe  gebraucht  wer- 
den; besonders  pflegt  man  dazu  dann  überzugehen,  wenn 
jene  keine  hinlängliche  Hülfe  geben,  namentlich  bei  hart- 
näckigen, veralteten,  allen  sonstigen  Heilmethoden  wider- 
stehenden Hautübeln. 

b.  Die  Arenazionen  von  Santa  Restituta  und 
Sant-Angelo  liegen  zwar  an  ganz  entgegengesetzten 
Strandseiten  der  Insel,  sind  aber  in  ihren  Haupteigen- 
schaften so  gleich,  dafs  sie  besser*  zusammengefafst  wer- 
den. Ihr  wesentliches  Agens  bilden  gasige,  mit  Kohlen- 
säure und  salinischen  Theilen  getränkte,  vulkanisch  er- 
hitzte, grofsen  Seekieslagen  inhärirende  Wasserdämpfe. 

a.  Santa  Restituta.  In  der  Nähe  der  oben  (S.  1117) 
erwähnten  gleichnamigen  warmen  Quellen  am  östlichen 
Abhänge  des  Vorgebirges  Vico  entwickeln  sich  aus  einem 
verschütteten  Krater  warme,  denen  von  Citara  ähnliche, 
Luftströmungen.  Von  dem  bereits  erwähnten  Badebäus- 
cheu  eine  kurze  Strecke  ostwärts  entfernt,  ist  dem  Mec- 
ressaume  ganz  nahe  ein  massives,  kellerartiges,  zwei  Ab- 
theilungen enthaltendes  Gewölbe  errichtet,  in  dessen  vor- 
derem Räume  Arenazionen  genommen  werden,  während  in 
dem  zurückgelegcnern  eine  Grube  ausgehöhlt  ist,  deren  aus 
dem  Boden  aufsteigendes  laues  Wasser  zum  Abspülen 
dient.  Gewöhnlicher  aber  werden  die  Arenazionen  unter  freiem 
Himmel,  längs  dem  ebenen,  sauft  abfallenden,  den  Meeres- 


1134 

spiegel  kaum  überragenden,  allenthalben  lau  anzufühlen-  I 
den  Kiesstrand,  genommen,  welcher  sich  fast  bis  Capi- 
tello  erstreckend,  die  Marina  von  Lacco  bildet  und  aus 
dem  auf  allen  Punkten,  besonders  aber  näher  gegen 
Monte  Vico,  wenn  man  einige  Fufs  tief  gräbt,  heifses  Mi- 
neralwasser hervorquillt. 

f).  Sant-Angolo.  An  der  Südküste  Ischias  bietet 
eine  flache,  ungefähr  100  Schritt  lange  und  9  Schritt  breite 
Erdzunge,  welche  das  Festland  mit  dem  vulkanischen,  der 
Sage  nach  den  Meereswogen  entstiegenen,  schroffen  Hü- 
gel Sant-Angelo  verbindet,  ganz  dieselben  Erscheinungen 
dar,  und  zwar  soll  man  sich  hier  zuerst  der  wegen  ihrer 
Heilkräfte  viel  gerühmten  Arenazionen  bedient  haben,  ohne 
dafs  man  zu  einer  bequemern  Anwendungsart  irgend  wie 
besondere  Anstalten  getroffen  hätte;  —  neuerdings  sind 
sie  durch  die  zugänglicheren  und  freundlicher  gelegenen 
von  Santa  Restituta  fast  ganz  verdrängt  worden. 

Das  Aggregat  der  erwähnten  Strandflächen,  deren 
Mineralisation  gleichzeitig  von  eindringendem  Seewasser 
und  von  fortdauernder  vulkanischer  Thätigkeit  bedingt 
wird,  besteht  aus  ganz  eigenthümlichen,  abgerundeten,  lin- 
sengrofsen,  durchscheinenden,  farblosen  Quarzkörnern. 
Ihre  oberste  der  Luft  ausgesetzte  Schicht  ist  von  einem 
ziemlich  trockenen,  salzigen  Anfluge  beschlagen,  der  aus 
Sulfaten  und  Muriaten  von  Natron,  Talk-  und  Kalkerde, 
so  wie  etwas  Thon-  und  Kieselerde  besteht  und  als  Er- 
zeugnifs  der  festen,  von  den  Thermaldämpfen  emporgetra- 
genen und  aus  diesen  an  der  Luft  wieder  abgeschiedenen 
Stoffen  zu  betrachten  ist.  Die  tieferen,  von  den  Dämpfen 
feucht  erhaltenen  Lagen  haben  dagegen  gröfstentheils  eine 
der  des  Bergkrystalls  wenig  nachgebende  Durchsichtigkeit. 
Die  Temperatur  dieser  Lager  wächst  mit  der  Tiefe:  sie 
betrug  nach  v.  Graefe's  Beobachtung  bei  17°  R.  der 
Atmosphäre,  und  unerachtet  sich  die  obern  Lagen  nur  lau 
anfühlten,  am  Boden  einer  frisch  bereiteten,  zwei  Fufs 
tiefen  Aushöhlung  34°  R.,  und  als  das  Graben  weiter  fort. 


1135 

gesetzt  wurde,  quoll  salzig  und  bitter  schmeckendes  Was- 
ser hervor,  welches  in  der  bis  zu  vier  Fufs  ausgehöhlten 
Vertiefung  das  Thermometer  auf  45°  R.  steigen  liefs. 

Ueber  die  beste  Anwendungsart  der  Arenazionen 
sind  die  Meinungen  getheilt:  Manche  wollen  die  völlig  ent- 
kleideten Kranken  unter  freiem  Himmel  bis  an  den  Hals  in 
das  warme  Kieslager  einscharren  und  sie  hernach  Behufs 
der  Reinigung  mit  lauem,  leicht  aus  jeder  Arenengrube 
gewonnenen  Thermalwasser  übergiefsen ,  indem  sie  einen 
grolsen  Werth  darauf  legen,  dafs  die  Haut  im  Bade  un- 
mittelbar von  den  Quarzkörnern  berührt  werde ;  Andere 
ziehen  es  vor,  den  Körper  in  ein  grofses  einfaches  Tuch 
zu  wickeln,  um  das  spätere  Abspülen  zu  ersparen,  von 
welchem  sie  eine  Verringerung  des  heilsamen  Einflusses 
befürchten.  Jedenfalls  mufs  die  tiefe  Grube,  womit  €lie 
einheimischen  Stufajuoli  recht  gut  umzugehen  wissen, 
nach  dem  jedesmaligen  Empfänglichkeitsgrade  des  Lei- 
denden berechnet  und  nie  so  eingerichtet  werden,  dafs  am 
Boden  Thermalwasser  zusammenfliefst.  Anfänglich  legt 
sich  der  Kranke  nur  in  flache,  höchstens  ein  Fufs  tiefe 
Aushöhlungen,  wobei  man  den  Körper  mit  einer  8 — 10  Zoll 
hohen,  lauen  Kieslage  bedeckt,  späterhin  werden,  den 
Umständen  nach,  beträchtlichere  Versenkungen  unternom- 
men. Zu  tiefes  Eingraben  erhitzt  übermäfsig  und  kann 
sogar  Blasenerzeugung  veranlassen.  Bei  angemessenem 
Gebrauche  aber  fühlen  sich  die,  von  lauen,  glatt  gerun- 
deten, säubern  Krystallkügelchen  umhüllten,  die  reinste 
Seeluft  athmenden  Kranken  sehr  behaglich.  Schwächere 
Individuen  bleiben  nur  eine  Viertel  -,  kräftigere  gewöhnlich 
eine  halbe,  höchstens  dreiviertel  Stunden  in  der  Arena. 

Die  schon  von  Celsus  im  Allgemeinen  gerühmten, 
von  spätem  Balncographen  viel  gepriesenen  Arenazionen 
Ischias  gewähren  namentlich  bei  Scropheln,  GichtafFectio- 
nen,  localen  Atrophien,  Paresen,  Oedemen,  Gliedersteifig- 
keit  und  hartnäckigen  Ausschlägen  grofsen  Nutzen. 


1136 

Lombardus,  de  balneis  Aenariorum.   Francof.  1600. 

De  Quintiis  Camilli,  de  balneis  Pitliecusarum  libr.  VI.  Na- 
pol.  1726. 

Jasolino,  dei  rimedi  naturali  che  eono  neu'  isola  Pitbecusa 
oggi  detta  Ischia,  Lib.  II.  Napoli  1769. 

Andria,  delle  acque  minerali  dlschia.    Napoli  1785. 

M.  Auttumonelli,  memoires  sur  les  eaux  minerales  de  Na- 
ples  et  sur  les  bains  de  vapeur.    Paris  1804. 

Fr.  Lancellotti,  saggi  analitici  sulle  acque  minerali  del  ter- 
ritorio  di  Puzzuoli,  precedenti  del  saggio  analitico  dell'  acqua  medi- 
cinale  del  Gurgitello  dlschia.    Napoli  1819. 

Viaggio  medico  instituto  dal  Professore  di  Clinica  Giov.  Nicol. 
del  Giudice  ad  Ischia,  ad  ogetto  di  ricouoscere  ed  analizzare  le 
acque  minerali  e  le  Stufe.  Napoli  1822. 

Tableau  topographique  et  historique  des  tles  dlschia,  de  Ponza, 
Procida  et  Nisida;  du  cap  Misene  et  du  mont  Pausilippe.  Naples  1822. 

Paganini,  notizia  compendiata  a.  a.  0.  p.  34. 

S.  M.  Ron  chi  in:  Osservatore  medico,  giornale  di  medicina,  com- 
pilato  da  una  societä  di  medici.    Napoli  1828.  No.  13. 

Förster  in:  Rust's  Magazin.    Bd.  XXII.  St.  3.  S.  442. 

Wenzl  in:  Salzb.  Med.  Chir.  Zeitung.  1830.   Bd.  III.  S.  321. 

Description  des  eaux  minero-thermales  et  des  eluves  de  llle  d'I- 
schia  par  le  Dr.  Che  Valley  de  Rivaz.  Naples  1833;  —  1835. 

Die  Heilquellen  bei  Neapel  etc.  von  A.  W.  F.  Schultz.  Ber- 
lin 1837.  S.  2S  ff. 

L.  v.  B  u  oh  in:  v.  Moll,  Neue  Jahrb.  der  Berg-  und  Hütten- 
kunde, Bd.  I.  S.  343  ff. 

Froriep's  Notizen.  Nr.  26.  April  1837.  S.  54. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  a.  a.  O.  S.  66  —  92. 


Hieran  schliefsen  sich  die  weniger  besuchten  Mineralquellen  Un- 
ter-Italiens: 

Die  Mineralquellen  von  Conlursi  entspringen  auf  dem 
linken  und  rechten  Ufer  des  Velo  zwischen  der  Brücke  von  Oliveto 
und  Contursi  in  der  Campania  felice.  Man  unterscheidet  kalte  und 
warme  Quellen:  zu  den  erstem  zählt  man  die  Quellen  delPetrone, 
del  Mulino  and  l'Acetosella;  zu  den  letzteren  die  Quelle  von 
Oliveto,  della  Tufara  und  die  zu  Bädern  benutzte  von  S.  An- 
tonio. Die  kalten  Quellen  sind  von  niedrigerer  Temperatur  als  die 
der  atmosphärischen  Luft,  die  warmen  haben  die  Temperatur  von 
23- 28,5°  R. 

Alle  diese  Quellen  enthalten  nach  Macri  Schwefelwasserstoff- 
gas, freie  Kohlensäure,  schwefel-  und  kohlensaure  Kalkerde,  Thon- 
erde  und  wahrscheinlich  noch  etwas  Eisen.  —  Die  Quelle  dell'  Ace- 
toaella    dagegen    nur   kohlensaures   Gas   und  schwefelsaure  Kalkerde. 


1137 

Letztere   wird    innerlich,    vorzugsweise   bei    chronischen  Krankheiten 
der  Urinwerkzeuge   benutzt; —  die  andern,  zu  den  saünischeu  Schwe- 
felquellen gehörend,  wo  auflösende,  abführende  Mittel  indicirt  sind. 
Pagauini,  uotizia  compendiata  etc.   p.  14. 

Das  Mineralwasser  von  Catafari  am  Ufer  des  Garigliano 
(Liris)  in  der  Campagna  felice  ist  fast  eiuzig  in  seiner  Art  wegen 
der  übergrofsen  Menge  kohlensauren  Gases  und  vollkommen  aufgelö- 
sten Eisens.  Sehr  klar,  geruchlos,  ohne  andere  mineralische  Bestand- 
teile wird  dies  Mineralwasser  wegen  seiner  eröffnenden  und  stär- 
kenden Wirkung  sehr  häufig  gegen  Dyspnoe,  Obstructionen,  verschie- 
dene Kachexien  und  namentlich  in  der  Chloroso  mit  grofsem  Erfolg- 
angewandt. 

Ron chi  in:  Bulletin  des  sc.  m6d.  T.  XVII.  p.  102. 

Die  Acqua  del  Mulin  o  Salomone  am  Garigliano  bei  Sujo 
in  der  Campagna  felice  ist  ein  reichlich  fliefsender  Säuerling,  von  ad- 
stringirendem  Geschmack,  der  nach  Ron  chi  so  reich  au  Kohlen- 
säure ist,  wie  vielleicht  keiner  in  der  Welt,  sonst  aber  fast  gar  keine 
mineralischen  Bestandtheile  enthält. 

Aufser  diesem  Säuerling  befinden  sich  hier  noch  zwei  andere 
Quellen:  eine  kalte  Schwefelquelle,  die  Schwefelwasserstoffgas,  koh- 
lensaures Gas  und  kohlensaure  Talk-  und  Kalkerde,  —  und  eine  al- 
kalische Thermalquelle,  welche  schwefelsaure  Alaunerde  und  Eisen 
enthält. 

Die  Mineralquelle  von  Riardo  bei  Piedimonte  unfern 
des  Volturno  ist  ein  kaltes  salinisches  Mineralwasser,  das  klar  und 
geruchlos,  viel  schwefelsaure  Talkerde,  ein  wenig  schwefelsaures  Na- 
tron und  sehr  wenig  schwefelsaure  Kalkerde  enthalten  soll  und  mit 
Erfolg 

Das  Mineralwasser  von  Trifisico  in  der  Nähe  von  Ca- 
pua  unfern  des  Volturno,  ist  eine  kalte  salinische  und  medizinisch, 
benutzte  Quelle,  welche  einige  erdige  Salze,  ein  wenig  kohlensaures 
Gas  und  Eisen,  in  jährlich  wechselnden  Verhältnissen,  enthalten  solL 

Die  Mineralquelle  von  Salerno  im  Principato  citeriore  ist 
ein  Säuerling  von  18°  R,  nach  Andern  von  24°  R.,  welcher  nach 
Ferra ti  in  32  Unzen,  aufser  kohlensaurem  Gase,  4  Gr.  kohlensau- 
res Eisenoxydul,  15  Gr.  schwefelsaure  Talkerde,  3  Gr.  schwefelsaure 
Kalkerde  und  3  Gr.  kohlensaure  Kalkerde  enthält.  Nach  A.  Macri 
hingegen  sind  die  Bestandtheile  desselbcu:  kohlensaures  Gas,  kohlen- 
saures Eisenoxydul,  kohlensaure  Talk-  und  Alauuerde,  Chlorcalcium, 
schwefelsaures  Natron   und  Talkerde. 

A.  Macri  in:  Giornale  med.  Nap.  T.  III.  3.  p,  262,  und  Bulle- 
tin des  sc.  m^d.  1829.  T.  XVII.  Avril.  p.  92. 


1138 


Die  Bäder  von  Seit  na  in  der  Provinz  Abruzzo  ulteriore,  bei 
den  Römern  unter  dem  Namen  Ventina  undVirium  bekannt,  sind  neuer- 
dings durch  den  Bischof  Ricciardone  wieder  hergestellt  worden 
und  haben  bereits  in  Toskana  und  Dalmatien  grofsen  Ruf  erworben. 
Sie  enthalten  (iu  welcher  Menge  ist  nicht  angegeben)  nach  Cove<lli 
und  Lancellotti: 


Doppeltkohlensaure  Kalkerde 


0,7980 


Doppeltkohlensaure  Talkerde         .        ,        .        0,1692 

Kohlensaures  Eisen 0,0178 

Chlornatrium 0,4800 

Chlormagnesium      ......        0,0396 

Schwefelsaure  Talkerde         ....        0,1692 

Kieselerde       ........        0,0060 

Orgauische  Substanz       .....        Spuren 

1^6798 
Gentili  in:  Esculapio.  T.  III.  1.  p.  1.   und  Bulletin  des  scienc. 
m6d.  1829.  T.  XVI.  p.  477. 

Die  Mineralquellen  von  Introdoco  d'  Acqua  in  dersel- 
ben Provinz,  zwischen  der  Villa  Falocrina  und  den  Ruinen  von  Co- 
tilia,  wo  Titus  und  Vespasian  begraben  liegen,  ergiefsen  sich  heut 
zu  Tage,  nicht  mehr  zu  Bädern  benutzt,  in  den  nahen  Velino. 

Bulletin  des  sc.  m6d.  1829.  Avril.  p.  99. 

Die  Mineralquelle  von  Senise  in  der  Provinz  Basilicata 
enthält  nach  Bruni  als  vorwaltenden  Bestandtheil  Clilornatrium  und 
wird  gegen  Kropf  benutzt. 

Bruni  in:   Giornale  med.  Nap.  T.  IX.  p.  270, 

Bulletin  des  sc.  m6d.  1830.  Juillet.  p.  149, 

Die  Schwefeltlierme  von  Pizzo  falcone  enthalt  nach  An- 
dria  Schwefelwasserstoffgas,  kohlensaure  Kalk-,  Talk-  und  Thon- 
erde  und  kohlensaures  Natron. 

Paganini,  notizia  compendiata.    p.  30, 

Aufserdem  werben  noch  von  Ronchi  und  Andern  erwähnt:  das 
Mineralwasser  von  Mariglione,  eine  kalte  salinische  Quelle,  die 
Schwefelwasserstoffgas,  kohlensaures  Gas,  Chlorcalcium,  Chlormagne- 
sium und  ein  wenig  Chlornatrium  enthalten  soll;  —  die  Schwefel- 
wässer von  Olival  bei  Canturu  im  Thale  von  Anserato,  die  von 
Telese  und  die  von  Acerra;  —  ferner  die  Säuerlinge  bei  Capua: 
Acqua  della  Cantar ella,  in  einem  benachbarten  Thale  nach 
Abruzzo  hin,  der  viel  kohlensaures  Gas  und  Eisen  enthält,  und  der 
bei  Francolisi  (im  Alterthum  Cales)  in  Campanien  nahe  der 
Via  Latina,  von  dessen  berauschender  Kraft  schon  Plinius  spricht, 
dessen  Valerius  Maximus  und  Vitruv  gedenken,  —  und  zuletzt 


1139 

der  Thermen  von  Sinuessa,  welche  bei  den  Alten  wegen  ihrer 
Wirksamkeit  in  Heilung  der  Melancholie  und  der  Unfruchtbarkeit  ei- 
nes grofsen  Rufes  genossen.    (Plinius,  Hist.  nat.  XXXI.  c.  4.) 

Endlich  mag  noch  des  Flusses  Kratis  in  Calabrien  Erwähnung 
geschehen,  dessen  Wasser  nach  Plinius,  wenn  man  sich  mit  dem- 
selben wäscht,  die  Haare  kraus  machen  und  den  Haarwuchs  beför- 
dern, —  nach  Strabo  viele  Krankheiten  heilen  soll. 

Ronchi  in:  Osservatore  med.  Nap.  1827.  No.  13. 

Bulletin  des  sc.  möd.  1829.  Avril.  p.  101. 

Baumann,  Fufsreise  durch  Italien  und  Sicilien.  Th.  I.  S.  162. 


■:. 


B.    Die  Mineral-  und  Gasquellen  Siciliens  und  der 
Liparischen  Inseln. 


'iese  durch  weit  zurückgehende  historische  Erinnerun- 
gen, durch  die  Gröfse  und  Mannigfaltigkeit  der  Naturwun- 
der, durch  den  schönsten  Himmel,  wie  durch  üppige  Frucht- 
barkeit des  Bodens  das  höchste  Interesse  erregende  Insel 
ist  die  gröfste  des  Mittelmeeres.  Die  eigentlich  vulkani- 
sche Gegend  derselben  nimmt  vorzugsweise  den  Theil  der 
Provinz  Val-Demona  ein,  welche  der  nahen  Küste  Kala- 
briens  gegenüberliegt;  das  Uebrige  besteht  aus  mehreren 
deutlich  von  der  mächtigen  Apenninenkette  abstammenden 
Gebirgszügen  mannigfacher  Formation.  Aber  auch  hier  of- 
fenbart sich  eine  innige  Verbindung  mit  dem  Hauptsitze 
des  vulkanischen  Prozesses  auf  mannigfache  Weise.  Steiii- 
salzfiötze  und  unter  ganzen  Landstrecken  sich  hinziehende 
mächtige  Lager  reinen  Schwefels  kommen  vielfach  vor; 
Luftvulkane  verschiedener  Art,  Aushauchungen  gasiger 
"Wasserdämpfe ,  laue  und  heifse  Thermen  sind  häufig. 
Viele  Mineralquellen  enthalten  Bergöl  und  Schwefelwasser- 
stoffgas, einige  Azot,  fast  alle  mehr  oder  weniger  Koh- 
lensäure, Kochsalz,  Eisen  und  andere  mineralische  Be- 
standtheile. 

Zu  den  schon  früher  bei  der  allgemeinen  Uebersicht  der  vulkani. 
sehen  Verhältnisse  Italiens  auch  von  Sicilien  angegebenen  Erscheinun- 
gen dieser  Art  (vergl.  S.  738  ff.),  wollen  wir  noch  des  aufserordent- 


1141 

liehen  Phänomens  gedenken,  das  sich  am  18  März  1790  bei  Santa 
Maria  di  Nisccmi  auf  einer  liolieu  Flache,  einige  Meilen  von  der  süd- 
lichen Meeresküste,  wo  Terranova  liegt,  ereignete.  Zuerst  hörte  man 
unter  dem  genannten  Dorfe  ein  unterirdisches  starkes  Getöse.  Ta- 
ges darauf  erfolgten  Erschütterungen;  dann  sank  der  Boden  drei  ita- 
lienische Meilen  im  Umkreise  nach  und  nach  au  einer  Stelle  bis  auf 
dreifsig  Fufs  tief  nieder.  Dieses  allmählige  Einsinken  dauerte  bis 
zum  Ende  des  Monats.  In  der  Mitte  dieses  Zeitraums  brach  in  dem 
gesunkenen  Boden  eine  Oeffuuag  auf,  von  ungefähr  drei  Fufs  im 
Durchmesser,  durch  welche  drei  Stunden  lang  mit  grofser  Gewalt 
ein  Strom  von  Schlamm  hervordrang,  der  einen  Kaum  von  60  Fufs 
Länge  und  30  Fufs  Breite  bedeckte.  Der  Schlamm  war  salzig,  bestand 
aus  Kreidemergel  und  einem  zäheu  Tone  mit  krystallinischen  Kalk- 
steinstückchen  gemengt;  er  roch  nach  Schwefel  und  Erdöl;  in  einigen 
Spalten  spürte  mau  Wärme,  auch  stieg  Dampf  daraus  empor.  —  Die 
dortige  Gegend  ist  übrigens  geognostiseh  ganz  so  beschaffen, 
wie  der  gröfste  Theil  des  südlichen  Siciliens,  nämlich  die  niedrigen 
Striche  bestehen  aus  Lagen  von  Mergel,  der  von  einem  blauen  Thon 
gangartig  durchsetzt  wird,  und  Gyps,  Schwefelkies,  natürlichen  Schwe- 
fel und  Salz  einschliefst.  Ueber  diese  Mergellagen  ragt  die  Kalk- 
steinkette empor,  welche  das  Innere  der  Insel  bis  zum  Meere  durch- 
zieht uud  im  Westen  von  einer  ungefähr  von  Taormiua  nach  Me- 
lazzo  gezogenen  Linie  anfängt.  Die  östlichste  Spitze  Siciliens  vom 
Cap  Peloro  an  bis  gegen  den  Aetna  ist  Granit,  wie  Calabrien,  so 
dafs  dieser  grofse  Vulkan,  der  nach  der  neuesten  Messung  (nach 
Ab  ich)  10,210  Fufs  über  dem  Meere  emporragt,  an  der  Grenze  des 
Urgebirges  steht. 

Vulkanische  Producte  sind  übrigens  häufig  in  Sicilien.  Das  Bergöl 
(Petroleum),  welches,  so  wie  Napbtha.  hier  häufig  vorkommt,  findet 
man,  aufser  in  den  schon  früher  erwähnten  Quellen  und  Wasserbe- 
hältern (S.  739),  bei  dem  Dorfe  Petralie ,  auf  Wasserquellen  bei  Mi- 
stretto,  Lionforte,  Bivona;  des  aus  der  Gegend  von  Agrigent  erwäh- 
nen schon  Dicscorides  und  Plinius.  Erdpech  findet  sich  bei 
Ragusa  im  Val-di  Noto  am  Fufse  eines  mächtigen  Lagers  von  Stink- 
steiu;  —  bei  JNissoria,  zwischen  Gugliauo  und  Nicosia,  findet  sich 
Asphalt.  —  An  Schwefel  ist,  wie  bekannt,  Sicilien  sehr  reich;  die 
Niederlagen  davon  nehmen  grofse  Strecken  Landes  ein.  Um  Rad- 
dusa  bei  Aidoue,  am  Fiume  salso,  bei  dem  alten  Immera  sind  weit 
verbreitete  Lager  davon  vorhanden,  uud  in  dem  weiten  Gebiete  von 
Girgenti  herrscht  der  Glaube,  dafs,  wo  man  auch  graben  möge,  man 
eine  Schwefelmine  finden  werde.  Die  am  längsten  bekannten  Nieder- 
lagen findet  man  in  dem  Theile  der  Insel,  der  sich  von  ihrer  Mitte 
bis  an  die  südliche  3Ieeresküste  erstreckt  und  zu  beiden  Seiten  von 
Linien  eingeschlossen  wird,  die  man  von  einer  Seite  nach  Sciacca 
zu  und  von  der  andern  in  Schlangenzügeu  um  das  Gebiet  von  Rad- 
dusa  her  nach  dem  Meere  zieht:  in  diesem  Bezirk  besteht,  kann  man 
sagen,  ein  grofser  Theil  des  Bodens  aus  Schwefel  und  dieser  füllt 
hier  und  da  ganze  Gänge  aus. 


1142 

In  Beziehung  auf  das  Klima  Siciliens  wollen  wir  nur 
bemerken,  dafs  sich  die  Malaria-Gegenden  auf  dieser  Irisel 
in  grofser  Menge  finden:  die  Polizeibehörden  in  der  Nähe 
pflegen  auch  die  Reisenden  vor  ihnen  zu  warnen.  Die  in- 
teressanteste Malaria-Gegend  ist  unstreitig  Fiorida.  Sie 
besteht  aus  einem  sehr  flach,  aber  mächtig  weit  ausge- 
dehnten kuppeiförmigen  Hügel,  der  sich  durch  aufserbr- 
dentliche  Fruchtbarkeit,  vorzüglich  für  das  Getreide  aus- 
zeichnet. Er  besteht  von  seinem  untern  Fufse  an  bis  über 
die  Gegend  des  untern  Ortes  aus  regelmäfsig  geschichte- 
tem dolomitischen  Kalke;  auf  der  Höhe  des  Hügels  dage- 
gen finden  sich  zertrümmerte,  wild  über  einander  gethürmte 
Felsenfragmente,  Spuren  von  Lava  und  vulkanischen 
Schlammgebilden ;  —  und  dies  ist  mehr  oder  weniger  der 
Charakter  aller  Malaria-Gegenden. 

Die  Yorliebe  der  frühern  Bewohner  Siciliens  für  Bä- 
der geht  daraus  hervor,  dafs  ungeachtet  des  unendlichen 
Reichthums  an  Thermen,  dennoch  zahllose  Ueberreste  von 
Bauanlagen  angetroffen  werden,  welche  vormals  zur  An- 
fertigung künstlich  erwärmter  Luft-,  Wasser-  und  Dampf- 
bäder dienten.  Im  Wesentlichen  kommt  die  Construction 
solcher  Gebäude,  welche  vom  hohl  liegenden  Fufsboden, 
wie  von  ihren  Doppelwänden  aus  leicht  erwärmt  werden 
konnten,  mit  den  zur  Zeit  noch  wohlerhaltenen  Pompeji's 
überein:  einige  bildeten  überwölbte  viereckige  Säle,  andere 
regelmäfsige  aus  Quadersteinen  errichtete  Kuppeln.  Als 
besonders  sehenswerth  sind  die  drei  Miglien  von  Catanea 
nahe  am  Dorfe  Mister  Bianco,  ferner  die  bei  Aderno  und 
Caucana  liegenden,  so  wie  jene  zu  S.  Lucia  bei  Palazzolo 
in  Stein  gehauenen  zu  nennen. 

Leider  fehlt  es  noch  an  gründlichen,  dem  heutigen 
Standpunkte  der  Naturwissenschaften  angemessenen  Arbei- 
ten über  die  Mineralquellen  Siciliens,  was  bei  dem  Cultur- 
Zustande  dieser  Insel  nicht  Wunder  nehmen  kann.  So 
hatte  z.  B.  Parthey  bei  seinen  Wanderungen  durch  die- 
selbe grofse  Noth,  ein  Barometer  aufzutreiben  5   selbst  in 

Pa- 


1143 

Palermo  war  keines  käuflich   zu   erhalten.    Aus  der  gro- 
fsen  Reihe  der  in  allen  Gegenden  ausbrechenden,  zu  Trink - 
und  Badekuren   benutzten   Mineralquellen  hat   Borch   in 
seiner  noch    am    meisten    ausführlichen   Minerohydrologie 
Siciliens  31  ihm  bekannt  gewordene  aufgezählt,  welche  bei 
Messina,  Noto,  Palermo,  Corleone,  Castro  Giovanni,  Cani- 
piglieri,  Livari,  Petralia,  Mazzara,  Milicia,  La  Piana  de 
Greci,  S.  Giuliano,  Nicosia,  Girgcnti,  Polizzi,  Capo  d'Arso, 
Ali,  Cefalu  und  Sclafani  zu  Tage  kommen.     Unter  diesen 
befinden  sich  nach  der  Eintheiluug  desselben  Schriftstellers : 
fünf  seifenartige,  leicht  hepatische  und  Bolarerden  enthaltende, 
deren  man  sich  als  sanft  eröffnender  und   lithöntriptischer 
Mittel    bedient;    eine    vorzugsweise   kochsalzhaltige 5    drei 
vitriolisch  martiale;  zwei  besonders  eisenreiche;  eine  kup- 
ferhaltige,  grünen  Kalk  absetzende,    von  Arsenik    nicht 
freie,  giftig  wirkende ;  eine  stark  selenitische ;   eine  alkali- 
l:  sehe  mit  Säuren  aufbrausende;  drei  kathartische,  von  Luft- 
j  blasen  durchströmte ,   wahrscheinlich    Kohlensäure    enthal- 
!  tende,  glaubersalzige,  die  Leibesöffnung  kräftig  fördernde; 
1  sieben  bituminöse,  Bergöl  und  Erdpech  führende,  zum  Theil 
■leicht  entzündbare,  Hydrogen  aushauchende;   fünf   sulfuri- 
sche,  meistens  heifse,  Schwefelblumen   und  Schwefelleber 
!  absetzende,  mehr  zu  Bädern  als  zum  Trinken  verwendete 
und  eine  sulfurisch  martiale  heifse,  besonders  gegen  Krank- 
heiten der  Schwäche  angezeigte. 

Wir  schliefsen  hieran  die  Aufzählung  der  Mineral- 
quellen Siciliens  nach  Alf.  Ferrara.  Er  theilt  sie  in 
kalte  und  Thermalquellen.  Die  erstem  sind:  Säuerlinge 
(Palagonia,  Zafarana,  Paterno  u.  a.);  salinische  (Paerno, 
Raddusa,  Nicosia,  Mazzara);  bittersalzhaltige  (Termini, 
Bagaria,  Paterno,  Noto,  San  Giuliano,  Sciacca,  Mazzara 
u.  a.) ;  alaunhaltige  (Aetna,  Catania,  Ali,  Rocca  Alluiniera) ; 
eisenhaltige  (Castroreale,  Naco,  Paterno,  Canalotto) ;  schwe- 
felhaltige (Pozzo  di  San  Vennera,  Raddusa,  Buccheri, 
Mazzerino,  Capizzi,  Castrogiovanni  u.  a.);  bituminöse  (Pe- 
tralia, Mistretta,  Savoca,  Nicosia,  Ragusa,  Bivcua,  Gir- 
III.    Theil.  Dddd 


1144 

genti  u.  a.).  Die  Thermalquellen  sind:  an  Kohlensäure 
reiche  Schwefelwasser  (Ali);  salinische  Schwefelwasser 
(Sclafani);  bittersalzhaltige  Wasser  (Cifalu);  hepatische 
/Alcamo);  Schwefelthermen  (Sciacca). 

Mineralogie  Sicilienne  et  metallurgique  ou  connaissance  de  tou- 
tes  min£raux  que  produit  fisle  de  Sicile  avec  les  details,  des  mines 
et  des  carrieres  et  fhistoire  des  travaux  anciens  et  actuels  de  ce 
pa3^s  suivie  de  la  minerohydrologie  Sicilienne  par  Tauteur  de  la  litho- 
logie  Sicilienne.  Turin  1780.  (enthält  p.  231  —  256.  Description  des 
caux  minerales  de  Sicile  par  de  B  o  r  c  b.) 

J.  Houel,  voyage  pittoresque  des  iles  de  Sicile,  de  Malte  et  de 
Lipari.  T.  I  — IV.  Paris  1782;  —  1787  —  deutsch  von  J.  H.  Keerl. 
Gotha  1797  —  1809.   Th.  I— VI. 

M.  Fr.  Munter,  Nachrichten  von  Neapel  jatid  Sicilien  auf  einer 
Reise  in  den  J.  1785  und  1786.     Kopenhagen  1790. 

M.  An  t.  Fich  er  a,  delle  acque  mineralie  potabili  di  Palermo.  1792. 

VincenzoRiolo,  delle  acque  minerali  di  Sicilia.  Palermo  1794. 

Franc.  Ferrara,  campi  flegrei  della  Sicilia  e  delle  Isole  che 
le  sono  intorno,  o  descrizione  fisica  e  mineralogica  di  queste  Isole. 
Messina  1810. 

Alf.  Ferrara,  memoria  söpra  le  acque  della  Sicilia,  loro  na- 
tura, analisi  ed  usi.  London  1811. 

J.  Tommasini,  Briefe  aus  Sicilien.  Berlin  1825. 

(Parthey),  Wanderungen  durch  Sicilien  und  die  Levante.  Th. I. 
Berlin  1834. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  Süditaliens.    S,  97  ff. 


Die  Thermalquellen  und  Stufe  von  Sciacca^ 
bei  den  Alten  Aquae  Selinuntinae,  Aquae  labrodes  genannt, 
befinden  sich  unweit  der  Ruinen  des  alten  Selinus ,  auf 
dem  dem  heiligen'  Calogerus  geweihten,  an  1100  F.  über 
d.  M.  emporragenden,  am  südwestlichen  Strande  der  Insel 
drei  Miglien  ostwärts  von  der  Stadt  Sciacca  gelegenen  Berges. 
a.  Die  Thermalquellen  brechen  am  Fufse  des 
erwähnten  Berges  mit  grofser  Ergiebigkeit  hervor.  A.  Fer- 
rara unterscheidet  deren  drei:  1)  Salsa  di  Strabone, 
eine  Schwefeltherme  von  45°  R.,  2)  eine  in  geringer  Ent- 
fernung von  der  vorigen,  aber  weniger  heifse  als  diese, 
entspringende  salinisch -eisenhaltige  Therme,  3)  Acqua 
santa,  von  noch  geringerer  Temperatur  als  die  vorige. 
Alle  setzen  einen  gelblichen,  schwefelichten  Bodensatz  ab. 


1145 

Die  Thermen  werden  viel  besucht  und  sind  mit  Anlagen  zu  Bä- 
dern ausgestattet.  Auf  dem  Gipfel  des  Berges  befindet  sich  das  mit 
Wohnungen   für  Badegäste  versehene  Kloster  des  heiligen  Calogerus. 

A.  Ferrara  fand  in  zwei  Pfund  Wasser  (jedes  zu 
5760  Gr.)  der  zweiten  Therme : 

Kohlensaure  Kalkerde 13,000  Gr* 

Chlorcalcium 3,666  — 

Chlomatrium •  6,600  — 

Schwefelsaures  Eisen       .....        2,3S4  — 

25,650  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 21Kuh.Z. 

Die  dritte  Quelle  enthält  besonders  Talksalze,  namentlich  schwe- 
felsaure Talkerde,  als  vorwaltenden  Bestandtheil. 

Das  Thennalwasser  wird  in  Form  von  Bädern  beson- 
ders gegen  Hautkrankheiten,  Lähmungen  und  Rheumatis- 
men benutzt ;  —  die  dritte  Quelle  soll  aufserordentlich  heil- 
sam gegen  Geschwüre  und  Wunden,  namentlich  der  Füfse, 
sein. 

b.  Die  Stufe  befinden  sich  hoch  über  den  Thermen 
in  mehreren  Höhlen,  von  welchen  vorzugsweise  eine  un- 
unterbrochen heiise  Dämpfe  ausstofst;  —  nach  Diodor 
fand  König  Minos  von  Kreta  hier  den  Erstickungstod. 

Diese  Höhlen  sind  mit  Einrichtungen  zum  Gebrauch  der  Dämpfe 
versehen,  welche  zu  den  ältesten  dieser  Art  gehören.  Der  vordere, 
geordnete,  regelmäfsige  Theil  der  erwähnten  Höhle  bildet  die  eigent- 
liche Badegrotte:  in  ihrer  Mitte  ist  eine  wauuenförmige  Aushöhlung 
in  den  Boden  aus  dem  Felsen  gehauen,  an  ihren  Seitenwäuden  zie- 
hen sich  baukartige  Erhöhungen  hin ;  im  Hintergründe  derselben  strö- 
men warme  Dämpfe  aus  einer  Felsöffnung  hervor,  aufserdem  dringt 
noch  durch  eine  geringe  Felsspalte  der  Seiteuwand  ein  warmer  Hauch 
mit  grofser  Lebhaftigkeit  hervor,  dessen  sich  die  Kranken  zu  mehr 
örtlichen  Einwirkungen  bedienen.  Von  dieser  Grotte  kann  man  nach 
den  zuriickgelcgeneu  rohen  Nebenhöhlen  gelangen ,  welche  in  einen 
wilden,  15  Fufs  lang  abschüssigen  Gang  auslaufen,  an  dessen  Ende 
sich  eine  brunuenartige,  mit  erhitztem  Wasser  gefüllte  Vertiefung  50 
Fufs  tief   hinabsenkt. 

Die  Temperatur  der  Ausströmungen  beträgt  nach 
v.  Graefe  47°  R.,  sie  nimmt  aber  in  gleichem  Grade  ab, 
als  man  sich  von  der  grofsen  Ausströmungsmündung  ent- 
fernt.    Nach   Borch  sollen  die  Dämpfe  schwefelwasser- 

Dddd  2 


1146 

stoffartig  sein;  Smyth  schreibt  ihnen  einen  besondern  Ge- 
ruch bei.  Wahrscheinlich  stehen  sie  mit  den  tiefer  am  Berge 
zu  Tage  kommenden  Schwefelthermen  in  naher  Verbindung. 
Zur  Sommerszeit  werden  diese  Stufe  von  fern  und 
nah  häufig  besucht  und  gegen  verschiedene  Krankheiten, 
besonders  aber  gegen  Gicht,  Rheumatismus,  Hautaus- 
schläge, so  wie  gegen  paralytische  Affectionen  und  Schwer- 
hörigkeit mit  Nutzen  angewendet.  Um  das  letztere  Ge- 
brechen zu  heilen,  bedient  man  sich  besonders  des  erwähn- 
ten, aus  einer  seitlichen  Felsspalte  lebhaft  vordringenden 
Dainpfstrahls. 

De  Borch  a.  a.  O.  p.  254. 

Ant.    Bellitti,  delle  Stufe  e  de1  Bagni  di  Sciacca.  Palermo  1783. 

Munter,  Nachrichten  a.  a.  0.  S.  256. 

Parthey's  Wanderungen  a.  a.  0.  Th.  I.    S.  91. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.    S.  102. 

Die  Dampf-  und    JVasserb'äder  von    Ther» 

mini.     Die  am  Nordstrande  der  Insel,  auf  der  Stelle  des 

alten  Himera  zwölf  Stunden  von  Palermo   gelegene  Stadt 

dieses  Namens  ist  amphitheatralisch  von  Bergen  umgeben, 

aus  denen  der  des  heiligen  Calogerus,  nach  welchem  die 

Bäder  vom  Volke  gewöhnlich  genannt  werden,  der  höchste 

nach  dem  Aetna  stolz  emporragt  -,  an  dessen  Abhänge  die 

berühmte  Therme  entspringt. 

Die  schon  von  den  Römern  benutzten  alten  Badeanstalten  sind 
im  J.  1818  prachtvoll  restaurirt  worden.  Die  Therme  fliefst  jetzt  in 
ein  grofses  wohlbedecktes  Reservoir  zusammen  und  wird  aus  diesem, 
nach  zwei  Seiten  bin,  durch  verschliefsbare  Kanäle  in  die  Bäder,  so 
wie  durch  eine  grofse  Wandöffnung  in  den  anstofsenden  unteren 
Raum  des  Dampfgemaches  in  der  Art  geleitet,  dafs  die  abfliefsende 
Wassermenge  ununterbrochen  durch  frisch  hinzukommendes  ersetzt 
wird.  In  der  Vorzeit  bildete  das  Gebäude  eine  Rotunde;  durch  den 
heiligen  Cai  oger  us  wurde  dieser  Rundbau  zur  Hälfte  hergestellt, 
so  dafs  die  vordere  Hauptwand  gradlinigt,  die  hintere  halbkreisförmig 
verläuft.  Im  Untergeschofs  befinden  sich  aufser  den  Bädern  zwei 
Ankleidekabinette  und  das  gemeinschaftliche  Versammlungszimmer, 
im  obern  mehrere  Wohnungen  für  öffentlich  besoldete  Wärter.  Con- 
centrisch  mit  der  Bogenwand  sind  grofsartige,  schön  und  hochge- 
wölbte Gallerien  angebracht,  an  deren  Boden  bequeme  Stufen  zu  den 
tiefem,  mit  Tbermalwasser  gefüllten  Abtbeilungen   hinabfüliren.    Da, 


I 


1147 


wo  die  beiden  Seitenhälfreu  dieser  Gallerte  nach  der  Mitte  zusam- 
men kommen  würden,  sind  sie  durch  das  zwischenlicgende  Dampfge- 
nmcli  getrennt,  in  welches  die  Ausbauchungen  des  Thermalwassers 
vermöge  hiulänglicli  grofser,  im  steinernen  Fufsboden  angebrachter 
OefTuungeu   emnordringe*. 

Das  Tbermalwasser  ist  klar,  überaus  durchsichtig,  von 


und     hat ,    nach 
—  A.  Ferrara 


leicht  salinisch-alkalischein  Geschmack 
v.  Graefe,  die  Temperatur  von  37°  R., 
giebt  sie  zu  45°  R.  an. 

Hinsichts  der  ebemiseben  Bascbaffenbeit  der  Therme 
sind  die  Nachrichten  sehr  abweichend:  Borch  und  Pa- 
ganini  erklären  sie  für  schweflicht,  Smyth  für  sehwef- 
licbt-martialiscb.  Nach  Luciano  geben  2|  Pfund  des 
Thermalwassers  durch  Abdampfung  einen  salzigen  Rück- 
stand von  \h  Unze;  A.  Garzotta  erhielt  nach  dem  Erd- 
beben von  1823  von  acht  Pfund  Wasser  436  Gr.,  A.  Fu- 
ritano  im  J.  1818:  600  Gr.  und  im  J.  1825:  617  Gr. 
Rückstand.  Wir  stellen  die  Analyse  von  Furitano  vom 
J.  1S25  und  die  von  Alf.  Ferrara  mitgetheilte  zusammen. 
Hiernach  enthält  das  Tbermalwasser: 


nach  Furi- 

nach Ferrara 

tano 

[in  2  Pfd.  jedes  zu 

(in  8  Pfund) : 

5760  Gr.) : 

Kohlensaure  Kalkerde 

o      22,000  Gr.     . 

3,333  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

.      33,344  —      . 

.      2,200  — 

Chlorcalcium    . 

5,600  —      . 

. 

Chlormagnesium 

.      80,400  —      . 

. 

Scbwefelsaure  Talkerde 

7,500  —      .      . 

1,250  — 

Schwefelsaures  Natron  . 

.    447,271  —      . 

.        , 

Chloiuatrium,    .        .        . 

.      11,000  —      . 

0                    » 

0,200  — 

0,286  — 

Freie  Kohlensäure  . 

.           17,000    ~r          . 

624,115  Gr. 

i 

7,269  Gr. 

Die  unentgeltlich  dargereichten  Wasser-  und  Dampf- 
bäder, deren  Gebrauch  von  den  Ortsärzten  mit  Sorgfalt 
geleitet  wird,  werden  gegen  Lähmungszufälle,  Gliederrei- 
fsen  und  chronische  Hautkrankheiten  sehr  gerühmt.  P.  Por- 
tal, der  hier  im  Sommer  1823  200  Militair- Kranke  be- 
handelte, gab  das  abführend  wirkende   Tbermalwasser  in 


1148 


Form  von  Wasser-,  Dampf-,  Douchebädern  und  Fomen- 
tationen  mit  Erfolg  gegen  chronische  Geschwüre,  syphili- 
tische Exantheme,  Anchylosen,  Rheumatismen  und  anfan- 
gende Sarkocele.  • 

In  der  Nähe  befindet  sich  noch  die  kalte  Quelle  von  Bivuto 
di  Termini,  welche  nach  Furitaiio's  Analyse  vom  J.  1825  in 
sechs  Pfund  Wasser  96  Gr.  Rückstand  gegeben  hat,  nämlich: 


Freie  Kohlensäure    . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlormagnesium 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium     . 
Organische  Substanz 


13,16  Gr. 

4,80  — 

6,00  — 

14,80  — 

19,50  — 

28,50  — 

9,20  — 

7,80  — 

103,76  Gr. 


DeBorcha.  a.  O.  S.  253. 

Saggio   breve   sui   bagni    minerali    di    Termini.    Palermo  1818. 

Paganini,  notizia  compendiata.  p.  53. 

A.  Furitano,  analisi  delle  acque  termali  di  Sclafani,  di  Cefala 
Diana,    di  Termini  e  della  acqua  minerale  del  Bivuto.  Palermo  1825. 

Portal  in:  Giornale  med.  Nap.  T.  III.  3.    p.  256 

Bulletin  des  scienc.  med.  T.  XII.  p.  247  5  —  T.  XVII.  1819.  Avril 
p.  98.   1830  Fevrier  p.  257. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  etc.  S.  100. 

Die  Schwefelthermalquelle  von  $ clafani , 
einer  auf  einem  Felsen  im  Thale  von  Mazzara  auf  der 
Nordseite  der  Insel  gelegenen  Stadt,  ist  sehr  ergiebig,  hat 
nach  A.  Ferrara  die  Temperatur  von  49 — 50°  R.  (A.  Fu- 
ritano giebt  dieselbe  nur  zu  26,3°  R.  an),  einen  salzigen, 
etwas  süfslichen  Geschmack,  ist  klar,  aber  wegen  des 
schwef elichten  Bodensatzes  etwas  ins  Gelbliche  spielend. 
Die  über  die  chemischen  Bestandtheile  des  Thermalwassers 
mitgetheilten  Analysen  sind  sehr  abweichend ;  hiernach  ent- 
hält dasselbe: 


Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Ch  I01  calci  um 


nach  Ferrara 

(in  2  Pfd  jedes  zu 

5760  Gr.) : 

7,083  Gr. 

.      13,000  — 


nach  F  uri- 

tan  0 
(in  10  Pfund): 
25,00  Gr. 

133,50  — 


1149 

Chlornatriuin 17,000  Gr.       .  7,96  Gr. 

Chlormagnesium 12,55  — 

37,083  Gr.  179,01  Gr. 

Freie  Kohlensäure 23,8  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas     .        .        .      38,333  Kub.Z.  62,864Kub.Z. 

Das  Thermalwasser  wird  besonders  in  Form  von 
Bädern  gegen  Hautkrankheiteü  und  Rheumatismus  ge- 
braucht. 

A.  Furitano,  analisi  delle  acque  termali  di  Sclafaui  etc.  Pa- 
lermo 1825. 

Bulletin  des  scienc.  w6d.  1827.  T.  XII.  p.  245. 

Nicola  Cacciatore,  viaggio  ai  bagni  minerali  di  Sclafaui.  Pa- 
lermo 1828. 

Die  Mineralquellen  von  Paterno,  einer  im 
Val-di-  Demona  auf  der  Ostseite  der  Insel  gelegenen  Stadt, 
sind  kalt.  A.  Ferrara  unterscheidet  drei:  1)  eine  Eisen- 
quelle, 2)  eine  Salzquelle,  welche  den  Namen  Acqua 
delle  salinellc  führt,  und  3)  einen  Säuerling.  In  zwei 
Pfund  Wasser  (jedes  zu  5760  Gr. )  enthält  nach  demselben: 

1.  die  Eisenquelle :    2.  die  Salzquelle : 

Chlornatrium 0,450  Gr.         .        40,5  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde        .        .        .        5,286  —  .        17,0  — 

Kohlensaure  Talkerde       .        .         .        9,466  —  ... 

Kohlensaures  Eisenoxj'dul         .        .        5,666  —  ... 

Eisenhaltige  Thonerde       .        .        .        7,500  —  .        12,5  — 

28,368  Gr.  70,0  Gr. 

Kohlensaures  Gas       ....       19,0 Kub.Z.       .        29,000 KZ. 
Sauerstoffgas 9,846  — 

3.  der  Säuerling: 

Schwefelsaures  Natron 23,333  Gr. 

Kohlensaures  Natron 11,000  — 

Kohleusaure  Kalkerde 11,400  — 

Chlorcalcium 5,222  — 

Chlornatrium 13,500  — 

Kohlensaure  Talkerde 11,000  — 

Alaunerde        .        , 1,666  — 

Eisen 0,286  — 

77,407  Gr. 

Kohlensaures  Gas 31,7  Kub.Z. 

Die  ganze  Gegend  hat  viel  Aehnliclikeit  mit  der,  wo  die  Luft- 
vulkaue  von  Mäcaluba  (vergl.  S.  739)  sich  befindeu,   sowohl  was  die 


1150 

starken  Ausströmungen  von  kohlensaurem  Gase  betrifft,  als  auch  Hin- 
sichts  der  Ausbrüche  von  mergelartigem  Schlamme,  welche  nach  an- 
haltendem Regen  hier  erfolgen. 

A.  Ferrara,  mem.  sopra  le  acque  della  Sicilia.  Lond.  1811, 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  etc.  S.  114, 


Hieran  schliefsen  sich: 

Die  Schtoefelthermälquellen  von  Älcamo,  einer  kleinen, 
zehn  Stunden  von  Palermo  gelegenen  Stadt,  haben  nach  A.  Ferrara 
die  Temperatur  von  59°  li.  und  enthalten  in  zehn  Pfund  Wasser: 


Schwefel    . 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Chlornatrium     . 

Schwefelwasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas     . 


8,000  Gr. 
5,500  — 
2,333  — 
3,400  — 
19,233  Gr. 

41,333  Kub.Z. 
9,666     — 


Die  Acqua  »anta  in  der  Gegend  von  Palermo  ist  kalt  und 
soll  der  in  ihr  als  vorwaltenden  Bestandtheil  vorhandenen  schwefel- 
sauren Talkerde  ihre,  in  der  Dose  von  einigen  Pfunden  getrunken,  ab- 
führende Wirkung  verdanken. 


Die  Eisenquelle  von  Canalotto  enthält  nach  A.  Ferrara 
in  zehn  Pfund  Wasser: 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        .        ,        ,        9,400  Gr. 


Eisen , 

6,133  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

5,200  — 

Schwefelsaures  Eisen       ...... 

3,143  — 

Kohlensaure  Kaikerde 

3,866  — 

Kieselerde         .        .        .        .        .        .        . 

0,666  — 

28,408  Gr. 

Kohlensaures  Gas     .        .        .        .        .        . 

17,5Kub.Z. 

Die  Thermalquelle   von   Cefala  Diana 

hat    die  Tempe- 

ratur  von  31°  R.   und  enthält   nach   A.  Furitano 

in   zehn   Pfund 

Wasser : 

Freie  Kohlensäure    ...,,. 

13,78  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde      ..... 

10,00  — 

Kohlensaure  Talkerde 

3,00  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        . 

2,00  — 

Harzige  Substanz     .        .        .        . 

0,05  — 

Chlornatrium     ....... 

5.00  — 

33,83  Gr. 


1151 

Die  Thermalquelle  von  Cifalu  entspringt  am  Fufs  des 
gleichnamigen  Schlosses  einige  Miglien  von  Sclafaui,  hat  die  Tem- 
peratur von  42  —  44°  R.  und  enthalt  nach  A.  Ferrara  in  zehn  Pfund 
Wasser : 


Schwefelsaure  Talkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Eisen 
Alaunerde 


8,500  Gr. 
3,000  — 
5,666  — 
1,500  — 
0,125  — 
0,500  — 
19,291  Gr. 


Die  Thermalquellen  von  Ali  entspringen  an  der  Meeres- 
küste, sind  von  säuerlichem  Geschmack,  haben  die  Temperatur  von 
3S  —  40°  R.  und  enthalten  nach  A.  Ferrara  in  zehn  Pfund  Wasser: 

Kohlensaure  Kalkerde 5,200  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        0,375  — 
Schwefelsaure  Kalkerde 13,300  — 


Kohlensaures  Gas     . 
Schwefelwasserstoffgas 


18,S75  Gr. 
14,333  Kub.Z. 
21,500    — 


Aufserdem  giebt  A.  Ferrara  noch  7,333  Gr.  Chlornatrium  und 
Chlorcalcium  als  Bestandtheile  an,  welche  aus  der,  durch  ihre  Lage 
bedingten  Vermischung  des  Thermalwassers  mit  dem  Seewasser  her- 
vorgehen. 

Die   Miner  alquelle  von   Leontini   oder  Lentini   ist  kalt 
und  enthält  nach  A.  Ferrara  in  zwei  Pfund  (zu  5760  Gr.)  Wasser: 
Schwefelsaure  Kalkerde.        ....        35,50  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde 24,00  — 

Kohlensaure  Talkerde 11,33  — 

Eisenhaltige  Erde 9,09  — 

""79,92  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ......  7,0  Kub.Z. 

Plinius  (bist.  nat.  XXXI,  2)  erzählt  von  einer  Quelle  bei  Leon- 
tini, welche  denen,  die  davon  trinken,  nach  drei  Tagen  den  Tod  brin- 
gen soll. 


Die  Mineralquelle  von  Palag onia,  einem  Dörfchen,  wel- 
ches unfern  von  Cattagirone  in  Val-di-ISoto  liegt,  ist  ein  Säuerling, 
der  nach  A.  Ferrara  in  zwei  Pfund   (zu  5760  Gr.)  Wasser  enthält: 

Kohlensaure  Kalkerde 9,500  Gr. 

Alauerde    3,400  — 


1152 


Kieselerde         .        .        .        ...        .       0,666  Gr. 

Eisen 3,133  — 


16,699  Gr. 
Kohlensaures  Gas     ......      15,666  Kub.Z. 

Merkwürdig  sind  aufserdem  die  hier  befindlichen  Kohlenwasser- 
stoffgasquellen (vergl.  S.  740)  in  dem  Lago  di  Naftia  oder  Lago 
di  Palici  genannten,  im  Sommer  zuweilen  austrocknenden  See,  der 
nach  starkem  Regen  ungefähr  450  Fufs  im  Umfange  und  gegen  die 
Mitte  hin  eine  Tiefe  von  fünf  Klaftern  hat.  Aus  seinem  Becken 
steigen  unter  lebhaftem  Geräusch  fortwährend  zwei  starke  und  neben 
diesen  viele  schwächere  Luftströme  hervor,  welche  dem  darüber 
stehenden,  stets  kühl  bleibenden  Wasser  ein  kochendes  Ansehn  ge- 
ben. Der  Geruch  des  Gases  ist  leicht  bituminös,  naphthaartig,  wes- 
halb auch  manche  Naturforscher  dasselbe  für  gewaltsam  verflüchtig-» 
tes,  im  dasigen  Erdreich  häufig  abgelagertes  Asphalt  erklären.  Nähert 
man  dem  Wasserspiegel  eine  Flamme,  so  scheint  derselbe  unverzüglich 
in  lichtem  Feuer  aufzulodern.  Wenn  der  See  ausgetrocknet  ist,  ent- 
wickelt sich  dasselbe  Phänomen  an  seinem  mergeligen  Boden  :  die 
Entzündung  geht  jedesmal  mit  einer  bald  geringeren,  bald  stärkeren, 
bei  der  freien  Ausdehnung  des  Gases  jedoch  nie  heftigen  und  eben  so 
wenig  Gefahr  bringenden  Explosion  vor  sich.  Unfern  des  Sees  be- 
finden sich  an  mehreren  Stellen  ähnliche,  jedoch  wahrscheinlich  mit 
vorherrschendem  kohlensaurem  Gase  gemischte  Ausströmungen :  denn 
Tbiere,  welche  ihnen  beim  Weiden  zu  nahe  kommen,  stürzen  nicht 
selten  aspbyktisch  zusammen.  Die  ganze  Gegend  ist,  nach  dem 
Schalle,  welche  die  Fufstritte  erregen,   zu  urtheilen,    untermiuirt. 

Carlo  Frisani  hält  die  Ausströmungen  des  Sees  mit  Recht 
für,  aus  bedeutender  Tiefe  hervortretendes  Kohlenwasserstoffgas,  wel- 
ches in  ganz  ähnlicher  Art  auch  die  Luftvulkane  bei  Velleja  und 
Macaluba   bildet. 

Die  Mineralquelle  des  Aetna,  am  Fufse  dieses  Vulkans 
entspringend,  führt  den  Namen  Acqua  di  Zafarana,  ist  ein  Säuer- 
ling und  enthält  in  zwei  Pfund  (zu  5760  Gr.)  seines  Wassers: 

Alaunerde 4,286  Gr. 

Kieselerde  .        .  .        .        .        j        3,400  — 

Eisen         , 5,333  — 

l3,019Gr. 
Kohlensaures  Gas     .        ..       .        .        .        .       16,5  Kub.Z. 

Das  Min  er  aliv  asser  von  Pedagaggi.  A.  Ferrara  un- 
terscheidet zwei  Mineralquellen  :  eine  zu  Pedagaggi  selbst,  deren  Was- 
ser hart  und  schwer  verdaulich  ist,  und  eine  in  der  Nähe  des  Orts. 
Zwei  Pfund  (zu  5760  Gr.)  Wasser  enthalten  nach  demselben: 

der  ersten  Quelle:  der  zweiten  Quelle: 
Schwefelsaure  Kalkerde       *  .        ,        41,50  Gr. 
Chloniatrium     .       .       ,       .        .       .        ...       32,000  Gr. 


Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .  9,20  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde'     .        .        .        17,05  — 

Kohlensaures  Natron 

Eisen 5,11  — 

Schwefelsaure  Talkerde  .        .        .  8,20  — 


1153 

10,182  Gr. 
7,666  — 


81,06  Gr.  49,848  Gr. 

Kohlensaures  Gas    ....        10,33  Kuh.Z.  0,444  Kub.Z. 

Sauerstoffes 11,00    —      .         0,398    — 


Die  Miner alguellen  zu  Raddusa,  zwei  an  der  Zahl,  de- 
ren erste  ein  Schwefel-,  die  andere  ein  salinisches  Wasser  ist.  Nach 
A.  Ferrara  enthält  in  zwei  Pfund  (zu  5760  Gr.): 

die  Schwefelquelle:   die  Salzquelle  : 
Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        15,666  Gr.        .        6,100  Gr. 
Schwefelhaltige  Alaunerde       .        .        20,000  — 
Schwefel    .        .        •        .  "     .        •        24,000  — 

Chlornatrium 13,000  —        .      51,333  — 

Schwefelsaure  Kalkerde   .        .        .        17,500  — 
Kohlensaures  Natron        .        .        .        .  .      10,666  — 

90,166  Gr.  "68,099  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas    .        .        .        12,0  Kub.Z.     . 

Kohlensaures  Gas 13,0  Kub.Z. 

Sauerstoffgas 11,1     — 

Die  Mineralquellen  von  Bruca,  einer  in  der  Nähe  von 
Catania  gelegenen  Stadt,  zwei  an  der  Zahl,  sind  kalte  Schwefelwas- 
ser, welche  nach  A.  Ferrara  iu  zehn  Pfund  Wasser  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 13,333  Gr. 

Kohlensaures  Natron 4,500  — 

Geschwefelte  Alaunerde         ....         20,500  — 
Schwefelsaure  Kalkerde'        ....  3,000  — 

41,333  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas  ....        1S,23  Kub.Z. 

Die  Miner alquelle  von  Buccheri  ist  kalt  und  enthält  nach 
A.  Ferrara  in  zehn  Pfund  Wasser: 

Kohlensaure  Kalkerde        .....        3,25  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 5,00  — 

Chlormagnesium 9,23  — 

Schwefelsaure  Talkerde 5,50  — 

Eisen 2,33  — 

25,31  Gr. 

Kohlensaures  Gas 0,40  Kub.Z. 

Sauerstoffgas 0,26     — 


Das  Miner alw asser  v on  Bujuto.    Es  entspringen  hier  meh- 
rere kalte  salinische  Quellen,    welche  von  bitterm    und  ein  wenig  ad- 
stringirendem  Geschmack    sind,    purgirend   wirken    und    für  sehr  heil- 
kräftig gehalten  werden,   daher  sie  auch    den  Namen  Acque  sante 
führen.     Die  Bestandteile  variiren   in    den  verschiedenen  Quellen  in 
folgenden,  auf  zehn  Pfund  Wasser  berechneten  Verhältnissen : 
Kohlensaure  Kalkerde  .        ...        7,00  >—       25,00  Gr. 
Schwefelsaure  Talkerde        .        .        .      13,00  —       32,00  — 
Kohlensaure  Talkerde   ....      15,50  —       21,00  — 

Eisen 0,14  —         0,14  — 

Schwefelsaure  Kalkerde        .        .        .        5,00  —        11,00  — 
Chlorcalcium  ......        0,33  —         3,Ü0  — 

Chlormagnesium 3,00  —         8,10  — 

43J97  —     100,24  Gr. 
Kohlensaures  Gas 13  —       34,0Kub.Z. 

Die  Sor  g  ente  de  Saccha  in  der  Nähe  des  mit  Palmen  be- 
tleckten Berges  delie  Gemme,  aus  dessen  Felsenspalten  Schwefel- 
dämpfe sich  entwickeln,  welche  in  Form  von  Gasbädern  benutzt  werden. 

Gins.  Mirone,  mem.  sopra  un  acqua  minerale  nelle  vicinanze 
di  Catania.    Catania  1786. 

A.  Ferrarä,  memoria  sopra  le  acque  della  Sicilia,  loro  natura, 
analisi  ed  usi.  London  1811. 

Frisani  in:  Giornale  di  Fisica.   Pavia  1824.  T.  VII.  p.  334. 

v.  Gräfe,  die  Gasquellen  etc.  S.  114. 


Endlich  sind  noch  zu  erwähnen : 

Die   Thermal-  tind  Gasquellen  der  Liparen. 

Die  eilf  Liparischen  oder  Aeolischen,  gruppenförmig  zusammenlie- 
genden Inseln  sind  alle  vulkanisch;  sie  bestehen  gröfstentheils  aus  Tra- 
chyt,  aus  angehäuften  Laven,  aus  mehr  oder  weniger  zusammenge- 
sinterter Asche  und  einige,  besonders  die  Lisca  bianca,  aus  durch 
Glut  verändertem  Granit.  Aus  den  grofsen  Bimssteinvorräthen  dieser 
kleinen  Inseln  bezog  von  jeher  die  halbe  Erde  ihren  Bedarf.  Ueber 
die  frühesten  Feuerausbrüche  derselben  haben  wir  von  Aristoteles, 
Plinius  und  Strabo  nähere  Nachrichten;  zwei  von  ihnen  zeugen 
noch  immer  von  beträchtlicher  unterirdischer  Thätigkeit:  die,  aus  de- 
ren Mitte  sich  der  im  Alterthume  träge  Stromboli  (ursprünglich  Stron- 
gyle  genannt)  2775  Fufs  über  dem  Meeresspiegel  erhebt,  wirft 
seit  mehreren  Jahrhunderten  ununterbrochen  Feuer  aus;  die  des  nie- 
drigeren Vulcano,  auf  welcher  in  grauer  Vorzeit  die  heftigsten,  mit 
weithin  verbreiteten  Erderschütteningen  verbundenen  Eruptionen  statt 
hatten,  stöfst  jetzt  nur  dicke  Rauchmassen  empor.  Fast  auf  allen  In- 
seln kommen    warme  Luft"  ui;d  Wasserquelleu   zu  Tage;    die  wich- 


1155 

tigsten  auf  Lipara,   der  gröfsten,  welche   an  20  Miglieti    im  Umfange 
hält  uud  seit  der  liistorisclien  Zeit  nicht  niebr  Feuer  auswarf. 

1.  Die  Orgel  des  Aeolus.  Sie  liegt  zwei  Miglien  südwest- 
lich vom  Hauptstiidtchcn  Lipara  in  einer  Ebene,  mitten  unter  gehäuf- 
ten Trümmern  ehemaliger  grofser  Gebäude,  die  ihrer  Construction 
und  innern  Einrichtung  nach  zu  Dampfbädern  bestimml  waren.  Der 
noch  theilweise  erhaltene,  aus  platten  Steineu  bestehende  Fufsboden 
ruht  auf  einer  beträchtlichen  Zahl  kurzer,  dicker  Säulen,  zwischen 
welchen  der  Luftzug  bisweilen  besondere  Töne  hervorbringt,  welche 
zu  der  Benennung  des  Orts  Veranlassung  gegeben  haben  mögen. 
Unterirdisch  hervordringende  Dämpfe  konnte  man  in  neuerer  Zeit 
nirgends  auffinden. 

^.  Die  Thermalquelle  und  dieThermaldampfbäder  des 
heiligen  Calogero.  Diese  trifft  man  am  westlichen  Abhänge 
des  ansehnlichen,  aus  zusammengesinterter  vulkanischer  Asche  und 
mächtigen  Lavaschichten  bestehenden,  laugst  erloschenen  Vulkans  Monte 
S.  Angelo.  An  der  Emanationsstelle  ist  die  Therme  massiv,  und  zum 
Theil  offeubar  antik  überwölbt.  Der  innere  Raum  ist  in  zwei  Säle 
getrennt:  'in  dem  gröfsern,  viereckigen  dringt  das  alkalische,  nur 
schwach  hepatisch  riechende,  34°  R.  warme  Mineralwasser  aus  dem 
natürlichen  Fnfsboden  zwischen  einzelnen  Lavablöckeu  hervor.  Die 
Kranken  setzen  sich  auf  diese,  um  den  Körper  mehr  den  Einwirkun- 
gen der  Dämpfe  Preis  zu  geben,  oder  legen  sich  in  die  Zwischen- 
räume der  vorragenden  Felsstücke,  wenn  der  Gebrauch  ganzer  Was- 
serbäder den  Vorzug  verdient.  Nahe  der  Hauptausströmungsstelle  ist 
die  Temperatur  beträchtlicher  als  in  einiger  Entfernung,  so  dafs  man 
sich  hiernach  verschiedene,  dem  Krankheitszustande  angemessene 
Temperaturgrade  wählen  kann.  Aus  diesem  natürlichen  Bassin  fliefst 
das  Thermalwasser  durch  eine  beträchtliche  Seitenöffnung  in  den  an- 
stofseuden  runden  Saal,  dessen  viereckiges,  sorgfältig  ausgemauertes 
Becken  mit  einer  erhöhten  Gallerie  umgeben  ist,  auf  welcher  Lei- 
dende Platz  nehmen,  denen  die  Anwendung  gasiger  Dämpfe  vorzugs- 
weise entspricht,  während  Andere  in  dem  Wasserbecken  Ganzbäder 
von  Thermalwasser  gebrauchen.  Die  Temperatur  des  Wassers  uud 
der  Thermaldünste  ist  hier  geringer  als  in  dem  ersten  Saale.  Die 
Wasser-,  wie  die  Dampfbäder  werden  besonders  gegen  Paralysis, 
Rheumatismus  uud  chronische  Hautausschläge  mit  Erfolg  benutzt.  In 
der  Nähe  der  Anstait  sh)d  mehrere,  von  den  Badewärtern  bewohnte, 
zur  Aufnahme  von  Badegästen  bestimmte  Gebäude  aufgeführt. 

3.  Die  Stufa  di  San  Calogero,  auch  ßagno  seeco  di 
San  Calogero  genannt,  liegt  an  demselben  Bergabhange,  wie  die- 
vorigen,  und  von  ihnen  in  nördlicher  Richtung  ungefähr  2U00  Schritte 
eutferut.  Eine  Reihe  kleiner  Hütten  bedeckt  au  dieser,  mit  hinläng- 
lichen Wohnungen  zur  Aufnahme  von  Badegästen  versehenen,  Stelle 
mehrere  Felsspalten,  aus  welchen  warme  Dünste  aufsteigen,  die  die 
Temperatur  von   4i°  R.  haben,    an   den   Wunden  Schwefehheile   ab- 


1156 

setzen  und  einen  hepatischen  Geruch  verbreiten.  Je  nachdem  die 
einzelnen  Cabinette  entfernter  von  der  Hauptausströmung  liegen,  ist 
die  Temperatur  der  Dünste  gemässigter;  letzere  werden  wahrscheinlich 
von  einem  im  Innern  des  Berges  befindlichen  Reservoir  Thermalwassers 
ausgeschieden,  welches  eine  halbe  Migüe  tiefer  als  die  Dünste  einen 
heifsen  Mühlbach  bildet.  Merkwürdig  ist  es,  dafs  ganz  in  der  Nähe 
jener  heifsen  Strömungen  ergiebige  kalte  Quellen  des  wohlschmek- 
kendsten  Trinkwassers  zu  Tage  kommen.  —  Die  luftförmigen  Ema- 
nationen werden  gegen  mancherlei,  durch  starke  Diaphorese  zu  hei- 
lende Krankheiten  mit  Erfolg  angewendet. 

Dßodat  de  Dolomieu,  voyage  aux  iles  de  Lipari.  Paris  1783; 
deutsch  von  L.  C  Lichtenberg.    Leipzig  1783. 

Spallauzani  a.  a.  0.   T.  III.  p.  33. 

v.  Hoff  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  252-263. 

Bulletin  de  Pharmacie.    T.  IV.  p.  88. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  Süd-Italiens.  S.  93  —  97. 


Sechste  Abtheiluns;. 


&' 


Die     Heilquellen    der    Pyrenäischen 
Halbinsel. 


VXeographische  Ueb  ersieht.  Durch  den  etwa  50 
Meilen  breiten  Isthmus  zwischen  dem  Meerbusen  von  Lyon 
und  Biscaya  ist  die  iberische  Halbinsel  von  dem  Stamme 
Europa's  mehr  getrennt  als  mit  demselben  verbunden ,  da 
hier  die  schwer  durchgehbare  Gebirgswand  der  Pyrenäen 
sich  quer  hinüber  lagert,  deren  Abfall  nach  Norden  wir 
schon  bei  Frankreich  kennen  gelernt  haben.  Ihr  Süd-Ab- 
fall ist  zu  den  Landschaften  Cataluria,  Aragon  und 
Navarra  gerichtet  und  besteht  vorherrschend  aus  Kalk- 
steinbildung, die  von  mächtigen  Lagern  von  Nagelfluh  über- 
schüttet ist  und  deshalb  Einöden  und  die  fruchtbarsten 
Gelände  oft  dicht  neben  einander  zeigt,  je  nachdem  der 
Kalkstein  blofs  gelegt  oder  von  der  zu  einer  dicken  Erd- 
schicht verwitterten  Nagelfluh  bedeckt  ist.  Terrassenweis 
steigt  man  an  den  linken  Nebenflüssen  des  Ebro ,  unter 
denen  der  Aragon  und  Segre  die  wichtigsten  sind,  zu  die- 
sem Hauptstrome  hinab,  der  durch  die  vielen,  zum  Theil 
künstlichen  Spaltungen  in  seinen  fruchtbaren  Niederungen 
(Riojas)  immer  mehr  versandet,  und  in  wilden  Stromschnel- 
len durch  die  catalonische  Küstenkette  zur  Huerta  von 
Tortosa  hindurchbricht,  in  der  Nähe  der  Küste  aber  durch 
ein  trauriges  Sandfeld  matt  zum  Meere  schleicht. 

Gehen  wir  von  Zaragoza  über  Daroca  oder  Calatayud 
am  Xalon  auf  der  Hauptstrafse  nach  Guadalaxara,  so  ha- 
IM.  Theil.  Eeee 


1160 

ben  wir  aufs  neue  Gebirgshöhen  zu  besteigen,  auf  deren 
Ost-Terrassen  sehr  bald  Oliven,  Feigen,  Wein,  Obst  und 
Korn  verschwinden,  und  auf  deren  Pafshöhe  nur  Wach- 
holdergesträuch  die  kalte,  kable,  öde  Bergfläche  bedeckt, 
auf  welcher  wir  kein  Haus,  keinen  Baum  erblicken.  Wir 
haben  damit  die  weite  horizontale  Fläche  von  Castilla  be- 
treten, die  im  weiteren  Sinne  die  ganze  Mitte  der  Halbin- 
sel ausfüllt  und  2 — 3000  Fufs  hoch  über  dem  Meere  steht. 
Die  eben  überstiegene  Bergkette  wendet  sich,  immer  weite 
Bergebenen  bildend,  unter  einer  Menge  von  Specialnamen, 
die  man  wohl  öfters  fälschlich  als  iberische  Bergkette  zu- 
sammengefafst  hat,  nach  Südosten  uud  erreicht  im  Vorge- 
birge Oropesa,  südlich  von  Peniscola  das  Meer.  Nach 
der  andern  Seite  hin  zieht  sie  anfänglich  schmal  als  Samo- 
sierra  und  Sierra  de  Guadarama,  7 — 8000  F.  hoch,  west- 
lich, ist  meist  mit  Schnee  bedeckt  und  sendet  im  Winter 
rauhe  Stürme  über  die  anliegenden  Flächen,  so  dafs  die 
Winterkälte  Madrids  wohl  bis  auf  7°  R.  gesteigert  wird, 
gegen  welche  die  Madrilejos  sich  vergeblich  durch  den 
Brasero  zu  schützen  suchen;  im  Sommer  dagegen  halten 
diese  luftigen  Höhen  den  Solano  ab  und  mit  ihrem  Schnee 
kühlen  die  Bewohner  der  Ebene  ihr  Trinkwasser.  Weiter 
nach  Westen  verläuft  die  Kette  in  flache,  kuppenlose 
Berghaiden,  erreicht  aber  in  der  portugiesischen  Provinz 
Beira  als  Sierra  Estrella  wieder  7000  F.,  läuft  nördlich 
in  die  3000  F.  hohen  Ebenen  von  "Vizeu  und  Guarda  aus 
und  nimmt  bedeutend  in  der  Sierra  de  Cintra  an  Höhe  ab, 
die  in  dem  portugiesischen  Estremadura  bei  Lissabon 
mit  dem  Cap  Rocca  das  Meer  erreicht. 

Diese  Bergkette,  welche  aus  Gneus  und  Granit  be- 
steht, und  an  deren  beide  Seiten  sich  Flotzgebirge  anle- 
gen, durchzieht  die  ganze  Breite  der  Halbinsel  und  zerlegt 
die  castilische  Hochfläche  in  zwei  Theile.  Nördlich  fällt 
sie  meistens  langsam  ab  zu  den  Ebenen  von  Castilla  la 
vieja  und  Leon,  südlich  steil  zu  Castilla  la  nueva 
und  Estremadura.     Die  erstere  Stufe,  etwa  1000  Fufs 


1161 

höher  als  die  zweite  (Burgos  2700  F.,  Madrid  etwa  2000 
Fufs  hoch),  ist  vom  Duero,  die  letztere  vom  Tajo  und 
Guadiana  durchflössen ;  alle  drei  sind  Plateauströine  mit 
felsigem  Bette,  weniger  zur  Schiffahrt  als  zur  Bewäs- 
serung geeignet.  Der  Anblick  dieser  weiten  Flächen,  die 
vorzugsweise  aus  rothem  Sandstein  bestehen,  ist  ein  höchst 
einförmiger.  Die  grofse  Dürre  (die  jährliche  Regenmenge 
Madrids  beträgt  nur  10  Zoll)  bedingt  eine  aufserordentli- 
che  Armuth.  Die  nordischen  Waldungen  fehlen  ganz,  nur 
spärlich  gedeiht  die  Kork-  und  Kermes- Eiche;  die  nicht 
eultivirten  Flächen  sind  mit  Ilaidekräutern  bewachsen,  mit 
Cistusarten  und  mit  einigen  dem  Ginster  ähnlichen  Sträu- 
chern. Nur  sporadisch  liegen  Ortschaften  an  wasserrei- 
cheren Stellen,  und  das  Torrecht  der  Mesta,  das  Land 
abzuweiden,  verhindert  den  Anbau,  der  sich  meist  nur  auf 
Getreide,  Garbanzos  (Kichererbse)  und  Safran  beschränkt» 
Den  Nordrand  dieser  Hochflächen  bilden  die  Gebirge, 
welche  sich  den  Pyrenäen  anschliefsend  den  Nordsaum  der 
Halbinsel  bis  zu  den  Vorgebirgen  Ortegal  und  Finisterre 
durchlaufen.  Ihr  äufserster  Ostflügel  von  den  Quellen  des 
Ebro  bis  zu  den  Pyrenäen  wird  gewöhnlich  mit  dem  Na- 
men des  „cantabrischen  Gebirges"  bezeichnet  und  durch- 
zieht die  baskischen  Provinzen  so,  dafs  Alava  auf 
der  Südseite  zum  Ebro,  Guipuzcoa  und  Biscaya  auf 
der  Nordseite  zum  Meere  hin  liegt.  Es  besteht  aus  mäch- 
tigen eisenreichen  Kalkflötzlagern,  bildet  ein  Labyrinth 
von  Höhen  und  Thälern  und  auf  der  Südseite  Hochflächen 
von  geringerem  Umfange,  die  2000,  ja  4000  F.  Höhe  er- 
reichen. Die  Thäler  sind  stark  bevölkert  und  weit  an  ih- 
ren Wänden  hinauf  sorgfältig  angebaut.  —  Weiter  west- 
lich verlängert  sich  dieser  Kalkgebirgsrücken,  der  reich 
an  Steinkohlenflötzen  ist,  durch  die  Landschaften  San- 
tander  und  Asturien,  und  zeichnet  sich  bei  seiner  rei- 
chen Bewässerung  durch  Fruchtbarkeit,  namentlich  durch 
vortreffliche  Weine  aus.  —  Der  Westflügcl  in  dem  spani- 
schen  Galicien   und   in   den    portugiesischen    Provinzen 

Eeee  2 


1162 

Entre  Minho  e  Döurö  und  Tras  os  Monteö  besteht 
aus  Granit,  mit  kristallinischen  Schiefergebirgsarten  be- 
gleitet. Zwischen  seinen  einzelnen,  nicht  unbedeutenden 
Gebirgsketten  breiten  sich  kahle,  öde,  weite  Hochebenen 
aus,  die  zum  Theil  von  dem  Küstenflusse  Minho  durch- 
schnitten werden,  und  nur  in  den  Südabfällen,  besonders 
nach  dem  Meere  hin  gröfsere  Fruchtbarkeit  zeigen,  wäh- 
rend im  Allgemeinen  die  Armuth  des  Bodens  die  ziemlich 
zahlreichen  Bewohner  (Galegos)  zwingt,  in  andern  Provin- 
zen des  Reiches  ihren  Unterhalt  zu  suchen. 

Den  Südrand  der  inneren  Hochflächen  bildet  die  Sierra 
Morena,  die  nur  wenige  hundert  Fufs  hoch  von  der  Ebene 
her  ansteigt,  und  steil  zur  Tiefebene  des  Guadalquivir  ab- 
fällt.    Sie  besteht  vorzüglich  aus  Uebergangsthonschiefer 
(die  Quecksilbergruben  von  Almaden   liegen    in  solchem) ; 
Granit  tritt  am  Südfufse  hervor.     Die  Abhänge  sind  stark 
mit  Wäldern  bewachsen;  für  die  Cultur  bleibt  jedoch  we- 
nig Raum,  da  der   Boden  sehr   steinig  ist ;  wo   sich  aber 
Gartenerde  vorfindet,  wird  sorgfältiger  Anbau  mit  Erfolg 
getrieben.     Der  Guadiana  durchbricht  diese  Kette  in  dem 
Salto  de   Lobo,  und  jenseit  dieses  Flusses    erreicht    ihr 
Westende   als  Sierra  Monchique  im   Cap  St.  Vincent   das 
Meer,  südlich  zu  dem  schmalen,  heil'sen,    sandigen,    doch 
besonders    an  Feigen,  Rosinen  und  Mandeln  reichen  Al- 
garve abfallend.     Nach  Norden  hin  fliefst  von  hier  der 
Sadao  ab,  der  die  nördliche  Senkung  der  nackten,    step- 
penartigen Haideflächen  Alentejo's  (Baldios)  bezeichnet, 
welche  wie  die  benachbarten  hügligen  Ebenen   der  spani- 
schen Provinz  Estremadura  vorzugsweise   als    Weideland 
benutzt  werden* 

Der  südlichste  Theil  von  Spanien  (Ober-  und  Nie- 
der-Andalusien)  zeigt  die  gröfste  Abwechselung  von 
hoch  und  niedrig  nahe  bei  einander.  Im  Cap  de  Gata  er- 
heben sich  die  Höhen,  welche  als  Sierra  de  Filabres, 
Sierra  Nevada,  Sierra  de  Malaga  und  als  Serratia  de 
Ronda  nach  Westen  ziehen,  und  Im  Mulhaccn  zu  11000  F. 


1163 

aufsteigen.  Dieser  Hauptzug  besteht  aus  Glimmerschiefer, 
die  vorgelagerten  Ketten  aus  Thonschiefer  mit  Kalkstein 
und  Serpentin,  und  die  an  der  Südküste  zeigen  neben  die- 
sem alteren  Schiefergebirge  Uebergangsthon-  und  Grau- 
wackenschiefer.  In  den  Südabfällen  liegen  die  romanti- 
schen und  reichen  Alpujaras  und  die  üppige  Vega  von 
Malaga;  der  isolirte  Felsen  von  Gibraltar  bildet  die  Süd- 
spitze. An  der  Nordseite  durchfliefst  der  Xenil  die  reiche, 
überaus  schöne  Vega  von  Granada,  die  etwa  2000  F.  hoch 
liegt,  und  durchbricht  die  vorliegenden  Flötzgebirge  von 
Jaen  zur  andalusischeu  Tiefebene,  die  nur  unmittelbar  am 
Guadalquivir  die  Reste  der  früheren,  ausgezeichneten  Cul- 
tur  zeigt,  übrigens  aber  aus  öden,  nackten  Hügeln  und 
Flächen  voll  Gebüsch  besteht.  Mit  Ausnahme  in  den  hö- 
heren Gebirgsgegenden  dieses  südlichen  Spaniens  behalten 
die  Bäume  ihr  Laub,  und  neben  dem  Weinstock,  den 
Agrumi  u-  s.  w.  gedeiht  die  Baumwollenstaude,  (las  Zuk- 
kerrohr,  Cactus-  und  Aloe -Arten  und  selbst  die  Palme 
(Zwerg-  und  Dattelpalme),  Doch  der  Spanien  überhaupt 
eigenthümliche  Mangel  an  Wasser  giebt  auch  dieser  Ge- 
gend ein  eigentümliches  Gepräge.  Rasen  und  Waldun- 
gen fehlen ,  und  statt  der  letztern  bedecken  nur  strauchar- 
tige Gewächse  die  Gebirge,  in  deren  höheren  Regionen 
selbst  die  ärmliche  Vegetation  der  Moose  und  Flechten  fehlt. 

Die  oben  erwähnten  weiten  Bergflächen,  welche  die 
neucastilische  Hochebene  auf  der  Ostseite  begrenzen,  sind 
grorsentheils  öde,  kahl  und  wasserarm  (Dehesa  heifsen 
solche  wüste  Hochflächen).  Nach  Süden  hin  füllen  sie  die 
Provinz  Murcia,  die  den  heftigsten  Erdbeben  ausgesetzt 
ist,  nach  Osten  fallen  sie  steil  zur  Küste  von  Valencia 
ab,  die  sich  durch  ihre  üppige  Tropen- Vegetation  auszeich- 
net, und  durch  die  vorgelagerten  Inselgruppen  der  Balearen 
und  Pityusen  eine  Bereicherung  erhalten  hat,  wie  sie  kei- 
ner andern  Provinz  der  grofsen  Halbinsel  zu  Theil  ge- 
worden ist. 

Fassen  wir  die  im  Vorstehenden  zerstreuten  Bemer- 


1164 

kungen  über  diegeognostischen  Verhältnisse  Spa- 
niens, wie  sie  zuletzt  durch  Hausmann's  Mittheilung 
bekannt  geworden  sind,  übersichtlich  zusammen,  so  haben 
die  verschiedenen  Hauptgebirgsketten  zwar  das  mit  einan- 
der gemein,  dufs  ihr  Kern  ganz  oder  zum  Theil  aus  pri- 
mären und  sogenannten  Uebergangsgebirgsarten  besteht; 
aber  sowohl  der  Art,  als  auch  den  gegenseitigen  Verhält- 
nissen nach,  sind  diese  abweichend.  Die  eigentlichen  Py- 
renäen werden  von  einer  nur  selten  die  höchsten  Punkte 
einnehmenden  Granitmasse  durchlängt,  welche  untergeord- 
nete Lager  ton  Gneus  und  andern  primären  Gebirgsarten 
enthält  und  von  einer  sehr  überwiegenden  Masse  krystak 
linischer  Schiefer  und  eigentlich  sogenannter  Uebergangs- 
gebirgsarten, unter  denen  Thonschiefer  und  Kalkstein  vor- 
herrschen ,  umgeben  ist.  In  der  westlichen  Fortsetzung, 
dem  baskischen  Gebirge,  sind  dagegen  die  altern  Gebirgs- 
arten nicht  weit  verbreitet  und  erst  in  Galizien,  am  west- 
lichen Ende  der  nördlichen  Gebirgskette,  kommt  nach 
v.Humboldt,  Granit,  von  krystallinischen  Scbieferge- 
birgsarten  begleitet,  in  gröfserer  Ausdehnung  wieder  zum 
Vorschein.  Aus  Gneus  und  Granit  besteht  die  Hauptmasse 
der  Gebirgskette,  welche  Alt-  und  Neu-Castilien  scheidet. 
In  dem  Gebirgszuge,  der  zwischen  dem  Tajo  und  dem 
Guadiana  sich  ausbreitet,  scheint,  nach  Link,  Granit  vor- 
zuherrschen.  Der  lange  Rücken  der  Sierra  Morena  ent- 
hält vornehmlich  Uebergangsschiefer;  Granit  breitet  sich 
am  südlichen  Fufse  derselben  gegen  den  Guadalquivir  aus. 
Diese,  in  der  iberischen  Halbinsel  sehr  häufige  Gebirgsart 
scheint  der  höchsten,  südlichen  Kette  zu  fehlen.  Der  mitt- 
lere Gebirgsrücken  besteht  aus  Granaten  führendem  Glim- 
merschiefer, der  in  den  vorliegenden  Rücken  in  weniger 
krystallinischen  Glimmerschiefer,  Talk-,  Chlorit-  und  Thon- 
schiefer übergeht,  welche  Gebirgsarten  mächtige,  zum  Theil 
zu  Stückgebirgsmassen  erweiterte  Einlagerungen  von  dich- 
tem Kalkstein,  Marmor,  Dolomit  und  Serpentin  einschlie- 
fsen.     An    der  Südküste   liegt  dem   altern  Schiefergebirge 


1165 

hin  und  wieder  neuerer  Uebergangsthon-  und  Grauwacken- 
schiefer,  mit  Kieselschiefereinlagerungen  vor.  Daraus  be- 
steht auch  die  Grundlage  des  Felsens  von  Gibraltar» 

Auch  Flötzgebirgsarten  nehmen  an  der  Bildung  der 
Hauptgebirgsketten  Spaniens  Theil ,  aber  auf  verschiedene 
Weise.  An  der  spanischen  Seite  der  eigentlichen  Pyrenäen 
ziehen  sie  sich  hoch  hinan;  ja  es  bilden  hier  sogar  Flötz- 
massen  einige  der  höchsten  Gipfel.  Die  westliche  Fort- 
setzung der  Pyrenäenkette  in  den  baskischen  Provinzen 
besteht  zum  gröfsten  Theile  aus  Flötzgebirgsarten  und  es 
ist  sehr  wahrscheinlich,  dafs  der  hohe  Kalkgebirgsrückeu, 
welcher  Asturien  von  Leon  scheidet,  die  Fortsetzung  der 
baskischen  Flötzformation  ist.  Zu  beiden  Seiten  der  Samo- 
sierra  ziehen  sich  auf  den  primären  Gebirgsmassen  Flötze 
hinan;  sie  halten  sich  aber  fern  von  der  mittleren  und  hö- 
hern Hauptmasse  des  Gebirges.  Auf  Flötzen  gelangt  man, 
wenn  man  von  Madrid  der  Strafse  nach  Andalusien  folgt, 
gegen  den  Uebergangsthonschiefer  des  Passes  der  Sierra 
Morena;  aber  weit  inufs  man  an  der  Südseite  hinabsteigen, 
um  ähnliche  Flötze  wieder  zu  finden.  Das  hohe  Gebirge 
von  Jaen  besteht  ganz  aus  Flötzmassen.  In  den  nördlichen 
Vorbergen  der  Sierra  Nevada,  zwischen  Granada  und 
Guadiz,  erheben  sich  Flötze,  ohne  jedoch  an  dem  Baue  der 
höheren  Rücken  Theil  zu  nehmen.  Auch  in  der  Gegend 
von  Malaga  decken  junge  Flötzlagen  den  Fufs  älterer 
Gebirgsmassen,  und  von  den  Bergen  von  Ronda  aus  zie- 
hen sich  Flötzrücken  bis  gegen  die  Südspitze  von  Spanien. 
Der  wunderbare,  isolirte  Fels  von  Gibraltar  besteht  gleich' 
falls  gröfstentheils  aus  jüngerm  Flötzgestein,  und  die  Ver- 
breitung desselben  beschränkt  sich  nicht  auf  die  Nähe  der 
höhern  Gebirgsrücken,  sondern  es  erstreckt  sich  von  dem 
einen  zum  andern,  erhebt  oder  verflächt  sich  in  den  Zwi- 
schenräumen und  bildet  auf  diese  Weise  die  weit  ausge- 
dehnten Hochebenen. 

Unter   den  Flötzgebirgen  Spaniens   sind   von  grö'fster  Bedeutung: 
die  Formation  des  bunten  Saudsteins  und  Mergels,  der  Gryphitenkalk 


1166 

und  der  weifse  Kalkstein  oder  eigentlich  sogenannte  Jwrakalk.  Die 
Saudstein  -  und  Mergelformation  ist  hier  reich  an  Gyps  und  Steinsalz- 
stöcken. Auf  ihr  ruhet  zu  Vallecas  unweit  Madrid  und  an  einigen 
andern  Orten  in  einzelnen  Lagermassen  das  seltene,  Nieren  und  Knol- 
len von  Kieselfossilien  einschliefsende  Meerschaumgebilde.  Jene  For- 
mation ist  es,  welche  in  gröfster  Ausbreitung  in  den  Hochebenen  von 
Alt-  und  Neu-Castilien  sich  findet  und  die  ermüdende  Einförmigkeit 
dieser  Provinzen,  so  wie  die  rothbraune  Färbung  des  Bodens  dersel- 
ben bewirkt.  Die  Formation  des  Gryphitenkalks  ist  besonders  im 
nördlichen  Spanien  von  grofsem  Belange:  an  der  spanischen  Seite  der 
eigentlichen  Pyrenäen  scheint  sie  sich  zu  bedeutenden  Höhen  heran- 
zuziehen ;  in  mannigfaltigen  Gliedern  breitet  sie  sich  im  baskischen 
Gebirge  so  sehr  aus,  dafs  die  älteren  Formationen  gröfstentheils  da- 
durch verdeckt  werden.  Hier  ist  sie  aufserordeutlich  reich  an  dem 
vortrefflichsten  Eisenstein:  die  ungeheure  Masse  von  zersetztem,  in 
Braun  -  und  Rotheisenstein  umgewandelten  Spatheisenstein  von  So- 
morostro  unweit  Bilbao  gehört  jener  Formation  an ;  vielleicht  sind 
auch  die  mächtigen  Steinkohlenflötze  von  Asturien  derselben  unter- 
geordnet. Der  weifse  Jurakalk  deckt  die  Formation  des  bunteu  Sand- 
steins und  Mergels  in  den  mehrsten  Gegenden  unmittelbar  und  bil- 
det im  Norden,  wie  im  Süden  und  Osten  von  Spanien,  einzelne  Rük- 
ken  und  gröfsere  Gebirgsmassen.  Auch  von  der  Kreideformation 
kommen  in  Spauien  einige  Glieder  vor. 

An  tertiären  Formationen  scheint  Spanien  nicht  be- 
sonders  reich  zu  sein.  Im  Süden,  vorzüglich  in  der  Nähe 
der  Küste,  ist  ein  mit  Resten  von  Meergeschöpfen  erfüll- 
tes Gebilde  verbreitet,  in  welchem  kalkiger  Sand  und  Ge- 
schiebe, theils  in  einem  lockern  Haufwerke  sich  befinden, 
theils  durch  ein  Kalkcäment  mehr  oder  weniger  fest  ver- 
bunden sind.  Das  Gebilde,  auf  welchem  Cadix  steht,  und 
welches  sich  in  einigen  Gegenden  zu  Hügeln  und  niedrigen 
Bergen  erhebt,  scheint  zur  obern,  tertiären  Meerwasser- 
Formation  zu  gehören.  Vielleicht  stimmt  damit  die  ter- 
tiäre Ablagerung  überein,  welche  in  der  Gegend  von  Bar- 
cellona  sich  findet.  Süfswasserkalk  findet  sich  in  mehre- 
ren Gegenden,  im  Innern  wie  an  der  Küste,  in  verschiede- 
nen Höhen.  Zu  den  letzten  Erzeugnissen  der  antedi- 
luvianischen  Zeit  gehört  eine  Kalkbreccie,  mit  gemeiniglich 
eisenschüssigem  Bindemittel,  die  besonders  in  den  Gegen- 
den der  Südküste  sehr  verbreitet  ist.  Sie  bildet  sowohl 
krustenförmige  Massen  an  Kalk  bergen  verschiedener  For- 


1167 

mation,  als  auch  Ausfüllungen  von  Klüften,  die  besonders 
ausgezeichnet  am  Kalkfelsen  von  Gibraltar  sind. 

Aehnlich  sind  die  geognostischen  Verhältnisse  in  Por- 
tugal. Die  höchsten  Gebirge  bestehen  nach  Link  aus 
Granit:  die  ganze  Provinz  Miuho  und  der  nördliche  Theil 
von  Traz  os  Montes  bestehen  aus  dieser  primären  Ge- 
birgsart;  dann  bildet  sie  die  Serra  de  Estrella,  den  höch- 
sten Gipfel  im  Lande,  und  hierauf  bricht  sie  plötzlich  bei 
Cintra  wieder  hervor.  Auf  der  Südseite  des  Tejo  erstrek- 
ken  sich  die  Granitberge  über  Portalegre,  Elvas  bis  Beja, 
und  die  höchste  Kuppe  in  diesen  Gegenden,  die  Serra  da 
Foia  ist  Granit.  Andere  primäre  Gebirgsarten  aber  sind 
selten ;  der  Granit  wird  da,  wo  der  Grauwackenschiefer  an  ihm 
liegt,  geschichtet  und  geht  in  diesen  oft  durch  ein  Gemenge 
über,  welches  dem  Gneus  oder  Glimmerschiefer  ähnlich  ist. 

Eine  ungeheure  Masse  von  schiefrigem  Sandstein  deckt 
einen  grofsen  Theil  des  Landes,  der,  wiewohl  an  Farbe 
verschieden,  zu  den  Uebergangsgebirgsarten  und  zwar  zum 
Grauwackenschiefer  gehört.  Er  deckt  den  Granit  und  oft 
die  gueusähnlichen  Steinarten.  Das  ganze  Grenzgebirge  von 
Algarvien,  alle  Berge  von  mittlerer  Höhe  in  Alemtejo,  das 
Gebirge  im  Winkel  von  Beira  um  Castello  branco  und 
der  Bergzug,  welcher  den  Douro  begleitet,  bestehen  daraus. 

Der  Flötzkalkstein  bildet  eine  Reihe  von  Gebirgen 
zwischen  Lissabon  und  Coimbra,  ferner  die  Serra  da 
Arrabida  und  den  Bergzug,  welcher  das  höhere  Grenzge- 
birge in  Algarvien  begleitet.  Im  Flötzkalkstein  liegen  die 
Steinkohlen  bei  Buarcos.  Ihn  deckt  der  Quadersandstein, 
doch  selten:  am  Cabo  Espichel  mit  Spuren  von  Steinkoh- 
len, ohne  diese  auf  der  Serra  de  Acjor,  bei  Caldas  da 
Raynha  und  an  einigen  andern  Orten. 

Auch  auf  der  pyrenäischen  Halbinsel  treten  die  Er- 
scheinungen des  vulkanischen  Prozesses  hervor  und 
zwar  fallen  die  südlichen  Theile  derselben  ganz  in  den  oft, 
besonders  bei  Italien  (S.  736)  erwähnten  Hauptzug  der 
Vulkane  und  Erdbeben.     Die  denselben  sonst  begleitenden 


11G8 

Erscheinungen,  vulkanische  Gesteine  und  Spuren  erlosche- 
ner Vulkane,  warme  Quellen  und  Erdbeben  fehlen  auch 
hier  nicht.  Zwar  ist  der  Basalt  selten  in  Spanien  und 
Portugal;  doch  kommt  er  entschieden  in  Catalonien  vor, 
das  Cap  de  Gata  besteht  aus  basaltischen  Gesteinen,  das 
Cap  St.  Vincent  desgleichen  und  die  Gegend  von  Sevilla 
zeigt  Spuren  ehemaliger  Vulkanität.  Dieselben  Spuren  er-> 
kennt  man  auf  den  Grenzen  von  Valencia  und  Cuenca, 
zwischen  den  Flüssen  Cabriel  und  Guadalcpiivir  oder  Turia, 
in  einer  sehr  zerstörten  Gebirgskette,  in  welcher  noch 
sieben  alte  Krater  sichtbar  sind;  auch  oberhalb  der  Mün- 
dung des  Jabalon  in  das  linke  Ufer  des  Guadiana  und 
zwar  auf  dem  rechten  Ufer  des  Jabalon  sind  ausgebrannte 
Vulkane  auf  einem  ziemlich  hohen  Plateau  deutlich  wahr- 
zunehmen. Die  berühmten  Steinsalzgruben  zu  Poza  bei 
Burgos  befinden  sich  in  dem  Mittelpunkt  eines  grofsen 
Kraters ,  in  welchem  Garicas  Fernandez  Basalte, 
Olivine,  Bimssteine,  Puzzolane  etc.  sammelte.  Die  Land- 
strafse  von  Madrid  nach  Cadix  führt  in  der  dortigen  Ge- 
gend über  ein  Basaltband ,  das  von  einem  kleinen  Hügel 
herabkommt,  auf  welchem  man  wahre  Lava  findet,  die  das 
Ansehn  hat,  als  ob  sie  kaum  erkaltet  wäre.  Die  Berg- 
kette, welche  Algarve  von  Portugal  scheidet,  und  deren 
östliche  Hälfte  den  Namen  Serra  de  Calderas ,  die  west- 
liche aber  den  Namen  Serra  Monchique  führt,  besteht 
in  der  erstem  aus  Sandstein  an  mehreren  Punkten  von  al- 
ten Vulkanen  durchbrochen,  deren  noch  kenntliche  Krater 
ihr  den  Namen  gegeben  haben;  die  zweite  Hälfte  endigt 
sich  am  Meere  mit  dem  basaltischen  und  den  Erdbeben 
unterworfenen  Vorgebirge  St.  Vincent.  Die  Gegend  um 
Lissabon  besteht  auf  dem  nördlichen  Ufer  des  Tejo,  von 
Beiein  an  bis  zu  der  Cabega  de  Montachique,  etwa  drei 
Leguas  weit  aus  Kalksteinlagern  mit  Kuppen  und  Lagen 
von  Basalt,  und  etwas  weiter  gegen  Osten,  zwischen  dem 
Ervedal  (einem  Nebenflusse  des  Tejo)  und  dem  südlichen 
Ufer  des  Tejo,  östlich  von  Santarem,  ist  eine    Gegend, 


1169 

Cennas  de  Ourem  genannt,  voll  von  Lagunen  ohne  Abtlufs, 
die  das  Regenwasser    füllt,    eine    Gegend,   die  ganz  ein 
vulkanisches  Ansehen  hat  und  deren  mineralische  Producte 
denen  von  den  vulcanisirten  Inseln  des  Atlantischen  Oceans 
sehr  ähnlich  sind.    Diese  basaltischen  und  ähnlichen  Massen 
hegleiten  sämmtlich  die  Spanien  und  Portugal  in  verschie- 
denen Richtungen  durchsetzenden   Züge   von   Urgebirgen. 
Der  Rcichthum  der  Halbinsel  an  warmen  und  minera- 
lischen Quellen  wird  aus  der   folgenden  Beschreibung   er- 
sichtlich  werden.      Am   häußgsten  sind   dieselben  in   dem 
südlichen,   in   die  vulkanischen   Striche   fallenden  Theilcn, 
und  es  ist  dabei  zu  bemerken,  dafs  die  heifseren  darunter 
durchgängig  im  Granit  entspringen  und   die   den  jüngeren 
Gebirgsarteu   entquellenden  niedrigere  Temperatur  haben. 
In  Granada  sind  mehrere  Thermen,  wie  Alhama,  Graena, 
nicht   weniger  in  Murcia   die    bei  Alhama    und  Archena; 
eine  Mineralquelle   von    niedriger   Temperatur    entspringt 
bei  Ardales  unweit  Malaga,  eine  andere,  Amarga,  entquillt 
dem  Berge  St.  Anna  bei  Cadix,  unweit  der  Schwefelgru- 
ben von  Conil;  in  Mancha  ist    die  Quelle   von  Puertollano 
zwischen  Almaden  und  Ciudad  Real  bekannt;  Cuenca  ent- 
hält die    berühmten  Bäder   von   Sacedon  und  von   Trillo; 
die  nördlichsten  sind   die  Thermalquellen  von  Araedillo  in 
der  Provinz  Soria.  —  Portugal  ist,  nach  Verhältnifs  seines 
geringen    Flächenraumes,  noch  reicher   an  Mineralquellen 
als  Spanien.     Das  Grenzgebirge   von  Algarve   enthält  de- 
ren mehrere ;  darin  sind  die  von  Monchique  vorzüglich  be- 
rühmt und  besucht-,  in  der  Nähe   von  Lissabon   und  San- 
tarem  sind  mehrere  Thermen,  in  Estremadura  sind  die  von 
Caldas  da  Raynha  unweit  Oviedo  und   die   bei  Torres  ve- 
dras  bekannt,  in  Beira  die  von  S.  Pedro  de  Sal  u.  a. 

Thätige  Yulkane  enthält  die  pyrenäische  Halbinsel 
nicht.  Die  gewaltige  Masse  von  Urgebirgen,  die  dort  auf 
der  Erdrinde  lastet,  ohne  Durchgänge  für  die  elastischen 
Erzeugnisse  des  vulkanischen  Prozesses  offen  gelassen  zu 
haben,  scheint  aber  dennoch  einen  Theil  der  grofsen  Werk- 


1170 

statte  dieses  Prozesses  unmittelbar  zu  bedecken:  denn  sie 
wird  immerfort,  bald  nach  längern,  bald  nach  kürzern  Zeit- 
räumen, durch  denselben  bewegt  und  erschüttert,  und  die 
immer  wiederkehrenden  Versuche  der  unter  ihr  sich  ent- 
wickelnden Gasarten,  sich  Auswege  zu  bahnen,  haben  dort 
wiederhohlte,  oft  äufserst  heftige  Erdbeben  hervorgebracht, 
die  ebenfalls  vornehmlich  die  südlichem  Theile  der  Halb- 
insel, selten  und  nur  in  geringer  Stärke  die  nördlichem 
trafen.  Wir  erinnern  nur  an  das  grofse  Erdbeben,  das  am 
1.  November  1755  Lissabon  zerstörte,  und  noch  vor  weni- 
gen Jahren  erlitten  mehrere  Provinzen  Spaniens,  unter 
diesen  besonders  Murcia,  durch  überaus  stürmische,  mit 
weit  ausgebreiteten  Erderschütterungen  verbundene  Schlamm- 
ergüsse die  traurigsten  Verheerungen. 

Die  aufserordentlich  grofse  Anzahl  von  Mineral- 
quellen in  Spanien  hat  ihren  Gebrauch  seit  den  ältesten 
Zeiten  zur  Volkssache  gemacht.  Vielleicht  giebt  es  kein 
Land,  selbst  Deutschland  nicht  ausgenommen,  welches  in 
gleichem  Maafse  von  der  Natur  mit  Heilquellen  gesegnet 
wäre;  denn  bereits  Pater  Kirchner  wufste,  dafs  sich  im 
ganzen  Königreiche  keine  Stelle  von  zehn  Quadratleguas 
finden  lasse,  welche  nicht  irgend  eine  Heilquelle  besäfse, 
und  das  Namensverzeichnifs  allein  würde  einen  starken 
Band  füllen.  Nach  neueren  Nachrichten  zählt  man  deren 
gegen  1500:  Schwefelquellen  findet  man  in  fast  allen  Tb  ei- 
len des  Landes,  Sauerbrunnen  überall.  Die  wunderbaren 
Schicksale,  denen  die  pyrenäische  Halbinsel  unterlegen, 
geben  zugleich  diesen  Producten  der  Erde  eine  oft  grofse 
historische  Bedeutung.  Mit  den  Nationen,  welche  die 
Halbinsel  der  Pyrenäen  inne  hatten,  blühten  und  verfielen 
jene  Werke,  die  Dankbarkeit  und  Industrie,  Einzel-  oder 
Gemeinwille  dem  Wohle  der  leidenden  Menschheit  errich- 
tet hatten,  Von  den  ältesten  Zeiten  phönicisch-carthagi- 
scher  Handelsgewalt  bis  zu  den  jüngsten  Tagen  des  gänz- 
lichen Verlustes  einer  halben  Welt  finden  wir  die  Spuren 
ailer  Perioden  des  blühendsten  Wohlstandes  und   der  be- 


1171 

klagenswerthesten  Zerstörung;  an  den  Stätten  der  Najaden 
in  Denkmalen  und  Trümmern  wieder. 

An  den  Quellen  von  Alange,  Archena,  Bafios  de  Es- 
tremadura,  Bonar,  Caldas  de  Reyes  und  de  Malarelle,  bei 
Corcoles,  Fuente  de  Piedra,  Ledesma,  IMarmolejo  (dem 
alten  Utica)  und  hundert  anderen  Orten  finden  sich  Trüm- 
mer römischer  Bauten,  welche  von  der  Kraft  und  Blüthe 
eines  Volkes  zeugen ,  das,  allein  auf  der  iberischen  Halb- 
insel, über  dreil'sig  Millionen  Menschen  herrschte.  Wie 
Buda  (Ofen)  in  der  pannonischen,  wie  Aquae  Sextiae  in 
der  gallischen  Provinz  durch  die  Wunderkraft  ihrer  Quel- 
len zu  Sitzen  gewaltiger  Könige  erhoben  wurden,  so  wa- 
ren auch  die  Bäder  von  Alhama,  in  der  Nähe  der  prächti- 
gen Alhambra  von  Granada,  bereits  den  Römern  bekannt, 
von  unschätzbarem  Werthe  und  in  höchstem  Ansehn  bei 
den  badliebenden,  hochgebildeten  Saracenen,  so  erhob  sich 
neben  den  Thermen  von  Jaen  eine  blühende  Hauptstadt, 
so  ward,  in  späteren  Zeiten,  Aranjuez  der  Lieblingssitz 
der  Dynastie  Carls  des  Fünften;  denn  überall,  wo  die  Erde 
in  wohlthätigen  Quellen  das  Geschenk  der  Gesundheit  ver- 
spricht, sammeln  sich  Reiche  uud  Arme  um  die  Gabe  der 
liebenden  Mutter. 

Aber  die  Tage  des  Verfalls  treten  an  den  Stätten 
des  lebendigsten  Treibens  eben  auch  am  trübsten  hervor. 
Wo  sind  jene  herrlichen  Denkmäler  römischer  und  arabi- 
scher Baukunst,  jene  reichen  Tempel  und  collossalcn  Ge- 
wölbe, welche  einst,  die  Quellstätten  zierten?  In  jenem 
Lande,  welchem  das  Glück  zu  drei  verschiedenen  Malen 
die  höchste  Blüthe  gewährte,  hat  die  Hand  der  Zerstörung 
drei  schreckliche  Ernten  gehalten.  Nichts  kann  elender 
sein,  als  der  Zustand  der  Bäder  in  Spanien.  Alles  Men- 
schenwerk ist  veraltet  uud  versunken,  indefs  die  Natur  ihre 
milden  Geschenke  mit  unerschöpflicher  Freigebigkeit  jetzt 
unter  Ruinen  und  Elend  fortspendet,  wie  sie  dieselben  einst 
unter  Palästen  und  Ueppigkeit  gewährte. 

Es  liefs  sich,  bis  auf  die  neueste  Zeit,   fast   behaup- 


1172 

teil,  dafs  auch  die  Wissenschaft  in  Spanien  unter  den 
Ueherresten  der  Vorzeit  eben  so  kümmerlich  ihr  Dasein 
fristet,  als  das  Lehen.  Der  Zustand  der  Heilkunde  in 
diesem  Lande  ist  in  der  That  so  beklagenswerth ,  dafs 
unter  den  europäischen  Staaten  nur  der  osmanische  eine 
noch  gröfsere  Fülle  von  Vorurtheilen,  Unkenntnis  und 
Aberglauben  vereint.  Es  scheint  fast,  als  habe  die  Ge- 
sellschaft auf  allen  Nutzen,  den  die  fortschreitende  Cultur 
der  Heilwissenschaft  gewähren  uiufs,  verzichtet ;  denn  wäh- 
rend andere  Gebiete  der  menschlichen  Erkenntnifs  minde- 
stens von  Zeit  zu  Zeit  neue  Antriebe  erfuhren,  blieben  die 
Werke  des  Galen,  durch  arabische  Spitzfindigkeiten  ver- 
unstaltet, immer  noch  die  allgemeine  Quelle  medizinischer 
Studien. 

Die  gewaltigen  Aufregungen  der  neuesten  Zeit  und 
namentlich  der  wohlthätige  Verlust  der  amerikanischen 
Kolonien  beschwören  eine  neue  Sonne  über  die  Nacht  der 
pyrenäischen  Halbinsel  herauf.  Aber  die  Früchte  dieses 
Tages  zu  pflücken  darf  die  Gegenwart  nicht  erwarten ;  und 
auf  das  Nächste  und  Vorhandene  angewiesen,  können  wir 
auch  für  unsern  Gegenstand  nichts,  den  Anforderungen 
einer  höhern  Ausbildung  vollkommen  Entsprechendes  wie- 
dergeben. 

Die  Literatur  der  Heilquellen  Spaniens  ist  keineswe- 
ges  arm,  aber  außerordentlich  unfruchtbar.  Es  existirt 
eine  beträchtliche  Anzahl  von  Monographien,  Dissertatio- 
nen und  gröfseren  Werken  über  viele  Quellen  Spaniens ; 
aber  es  giebt  wenig  und  gar  keine  durchaus  zuverlässige 
Analysen,  die  Fälle  waren  bis  vor  wenigen  Jahren  sehr  sel- 
ten, dafs  ein  Bad  überhaupt  einen  Arzt  besafs,  noch  sel- 
tener der,  dafs  ein  solcher  mit  Talent  und  Kenntnifs  an- 
gestellte Beobachtungen  bekannt  zu  machen  vermochte. 

Die  älteste  umfassende  Arbeit  über  Spaniens  Heilquel- 
len ist  der  Espejo  cristalino  de  las  aguas  de  Espana 
(Crystallspiegel  der  Wasser  von  Spanien)  von  Dr.  Li- 
nien de   Montero;   ein   Werk,   das,   obgleich   mit  sehr 


1173 

grofseui  Fleifse  ausgearbeitet,  dennoch  heutzutage  kaum 
noch  im  Entferntesten  als  ein  Hülfsmittel  für  neuere  Un- 
tersuchungen zu  betrachten  sein  dürfte.  Wichtiger  sind 
die  Beinübungen  des  Don  Rodrigo  de  Quin on es,  wel- 
cher im  Jahre  1750  mit  unermüdlicher  Anstrengung  eine 
vollständige  Uebersicht  alles  bekannten  Wissenswertben 
über  die  Heilquellen  Spaniens  zu  versammeln  unternahm 
und  ausführte.  Dieser  gelehrte  Arzt  veraulafste  und  er- 
suchte nicht  allein  alle  Aerzte,  Wundärzte  und  Apotheker 
des  Reiches  Berichte,  Analysen  und  Proben  der  ihnen  zu- 
gänglichen Mineralquellen  einzusenden,  sondern  er  ging 
selbst  an  chemische  Untersuchungen  und  liefs  auf  eigene 
Kosten  geschickte  Aerzte  nach  einigen  Provinzen  Spaniens 
zur  Einsammlung  genauerer  Nacbrichten  reisen.  Auf  diese 
Weise  sammelte  Quinones  die  Materialien,  welche  spä- 
ter in  die  Hände  des  Dr.  Bedoya  fielen  und  aus  denen 
die  zwei  Bände  der  historia  universal  de  las  aguas  minera- 
les  geschöpft  sind.  Sind  nun  auch  die  in  diesem  Werke 
enthaltenen  chemischen  Analysen  bei  den  Forlschritten  der 
Wissenschaft  als  veraltet  und  unbrauchbar  zu  betrachten, 
so  verdienen  dagegen  die  Bemerkungen  über  die  Heilkräfte 
der  Mineralwässer  die  gröfste  Beachtung  und  Bedoya' s 
Werk  kann  mit  Recht  als  Quelle  für  unser  Studium  ange- 
sehen werden. 

Nicht  weniger  hat  der  gelehrte  Don  Juan  de  Dios 
Ayuda  zur  Kemitnifs  der  Heilquellen  Spaniens  durch  das 
im  J.  1798  bekannt  gemachte:  ,,examen  de  las  aguas  mi- 
nerales  de  mas  nombre  que  hay  en  las  Andalusias"  beige- 
tragen. Weniger  zuverlässig  sind  die  Angaben,  Avelche 
von  den  Uebersetzern  des  Dictionnaire  universel  des  scien- 
ces  medicales  der  spanischen  Ausgabe  beigefügt  worden 
sind.  Der  Uebersetzung  von  Alib  ert'  s  nouveaux  elements 
de  la  therapie  et  de  la  matiere  medicale  (Madrid  1826)  ist 
als  Anhang  eine:  Analisis  abreviado  de  las  aguas  medicina- 
les  mas  conoeidas  de  Espana  beigefügt,  welche  meist  aus 
jenen  Quellen  entnommen,  jedoch  hier  und  da  durch  neuere 


1174 

Beobachtungen  bereichert  ist.  Im  J.  1817  wurde  endlich 
auf  den  Vorschlag  der  Königlichen  Junta  der  Medizin,  in 
Betracht  des  Verfalls,  worin  fast  alle  Mineralquellen  nie- 
derlägen, und  der  Hülfslosigkeit ,  worin  die  sie  benutzen- 
den Kranken  sich  gewöhnlich  an  Ort  und  Stelle  befänden, 
vom  Könige  die  Errichtung  einer  Anzahl  von  Badearzt- 
stellen genehmigt  und  anbefohlen,  dafs  Aerzte  mit  einem 
jährlichen  Gahalte  von  8000  Realen  (etwa  500  Thlr.)  als 
Directoren  der  Wasser  von  Molar  (Provinz  Madrid),  de 
Trillo  (Guadalajara),  Novalpino  (Toledo)j  Sacedon,  Solan 
de  Cabras  und  Alcantud  (Cuenca),  Bussot  und  Villavieja 
(Valencia),  Archena  und  Fortuna  (Murcia),  Caldas  de 
Mombuy,  Olcsa  und  Esparraguera  (Catalonien),  Panticosa, 
Tiermas,  Alhama  und  Quinto  (Aragonien),  Marmolejo 
(Jaen),  Ardales  oder  Carratraca  (Malaga),  Alhama,  Graena 
und  Lanjaron  (Granada),  Arnedillo  (Rioja),  Alange  (Estre- 
madura),  Ledesma  und  Banos  de  Bejar  (Salamanca),  Cal- 
das de  Oviedo  (Asturien),  Caldas  de  Reyes,  de  Cuntis  und 
de  Tuy,  Carballo  und  Carballino  mit  Partovia  (Galicien) 
und  endlich  von  Puerto-llano  und  de  los  Hervidores  (Man- 
cha)  angestellt  würden. 

Auch  diese  Einrichtung  hat  unter  den  gegenwärtigen 
Umständen  noch  keine  Früchte  getragen,  vielmehr  ist  es 
zweifelhaft,  ob  sie  jemals  in  ihrem  ganzen  Umfange  zur 
Ausführung  gekommen  sein  mag.  Indessen  ist  sie  auf  je- 
den Fall  geeignet,  nach  Beruhigung  des  Landes  die  Kennt- 
nifs  seiner  Mineralwasser  bald  umfassender  und  sicherer 
zu  machen. 

Die  Gaceta  de  Madrid  vom  15.  Mai  1832  No.  58.  giebt  eine  Be- 
kanntmachung der  Real  Junta  superior  guberuativa  de  Medicina  y 
Cirurgia  über  die  Eröffnungszeit  der  verschiedenen  Bäder  des  König- 
reichs, mit  Angabe  der  dabei  angestellten  Aerzte,  welche  wir  hier 
folgen  lassen : 

Andalusien: 
Alhama.     D.  Diego  Rodenas  Garcia,  in  Alhama.    Erste 
Badezeit,  vom  15.  April  bis  15.  Juni  5  —  zweite  Badezeit  vom  15.  Au- 
gust bis  15.  October. 

Cur- 


1175 

Carratraca.  D.  Eduardo  Henares  in  Granada.  Vom  25. 
Juni  bis  15.  September. 

Graena.  D.  Francisco  G  a  r  c  i  a  M  a  I  o  de  Mol  i  ü  b  in  Gra- 
nada. Erste  Badezeit  vom  1.  Juni  bis  30.  Juni  5  —  zweite  Badezeit 
vom  15.  August    bis  30.  September. 

Lanjaron.  D.  Migu  el  Bald  0  vi  in  Granada.  Vom  1.  Juni 
bis  30.  September. 

M  armolej  o.  D.  Vicen  t  e  Orti  yCriado  in  Marmolejo.  Erste 
Badezeit  vom  15.  April  bis  15.  Juni;  —  zweite  Badezeit  vom  20. 
September  bis  20.  November. 

Arragonien: 

Alk  am  11.  D.  Ramon  Marc  on  eil  in  Calatayud.  Vom  15.  Juni 
bis  15.  September. 

Segura.  D.  Antonio  Tu rbica  in  Calatayud.  Vom  24.  Juni 
bis  4.  September. 

Tiermas.  D.  Joaquin  Cifuentes  in  Madrid.  Vom  1.  Juli 
bis  30.  September. 

Pantic osa.  D.  Juan  de  la  Monja  in  Ardales.  Vom  1.  Juli 
bis  Anfang  September. 

Asturien: 
Caldas   de  Oviedo-     D.    Cayetano  Blanco   Casariego 
in  Oviedo.     Vom  15.  Mai  bis  15.  October. 

Neu-Castilien: 

El  Molar.  D.  Josef  Menchero  in  Madrid.  Vom  15.  Juni 
bis  15.  September. 

HervideroB.  D.  Josef  Torres  in  Tomelloso.  Vom  10.  Juni 
bis  15.  September. 

Puertollano.  D.  Carlos  Mestre  in  Puertollano.  Vom  8.  Juni 
bis  8.  September.  f 

Saelices.  D.  Nicolas  Sanchez  de  lasMatas  in  Sala- 
manca.  Vom  15.  Juni  bis  16.  September. 

Saced  on.  D.  Angel  Sanz  y  Munoz  in  dem  Königl.  Lust- 
sitz Isabella.  Vom  1.  Juni  bis  31.  October;  —  obgleich  sie  mit  Nut- 
zen zu  jeder  Jahreszeit  zu  gebrauchen  sind. 

Solan  de  Cabras.  D.  Atanasio  Herrainz  in  Cuenca. 
Vom  15.  Juni  bis  15.  September. 

Trillo  D.  Mariano  Josef  Gonzalez  in  Madrid.  Vom 
15.  Juni  bis  15.  September. 

Alt -Gast  ilien: 

Arnedillo.  D.  Lorenzo  Saenz  de  la  Camara  in  Arne- 
dillo.    Vom  1.  Mai  bis  31.  October. 

Banos  de  Bej  ar.  D.  Francisco  M  arti  n  ez  in  Madrid.  Vom 
1.  Juni  bis  30.  September. 

Le  desma.     D.  Josef  Alegre  Galan  in  Cantalapiedra.  Vom 
1.  Juui  bis  30.  September. 
III.  Theil.  Ff  ff 


1176 

Catalonieti: 

Caldäs  de  Momluy.  D.  Ignäcio  Graells  in  Barcelona. 
Erste  Badezeit  vom  1.  Mai  bis  15.  Juli;  —  zweite  Badezeit  vom  1. 
September  bis  15.  October. 

Olesa  oder  Esparra guera.  D.  Antonio  Coca  in  Bar- 
celona.    Vom  15.  Juni   bis  30.  September, 

Estremadura: 
Alange.    D.Josef  Benito   y  Lentijo   in  Valladolid.    Vom 
15.  Juni  bis  15.  September. 

G  a  1  i  z  i  e  n : 

Caldas  de  Reyes  y  de  Cuntis.  D.  Manuel  Jaxobo  Fer- 
nande z  in   Santiago.     Vom    1.  Juli  bis  30.  September. 

Caldelas  de  Tuy.  D.  Victor  Gonzalez  in  Vigo.  Vom 
1.  Juli  bis  30.  September. 

Car  ballin  o  und  Portovia»  D.  Bernardo  Sanjurjo  Mos- 
quera  in  Orense.    Vom  15,  Juli  bis  30.  September. 

Valencia     und     M  u  r  c  i  a : 

Archen a.  D.  Sebastian  Gomez  in  Ocana.  Erste  Badezeit 
vom  t.  April  bis  23.  Juni;.—  zweite  Badezeit  vom  1.  September  bis 
31.  October. 

Busot.B.  JoaquinPtUiz  deLopein  Albatera.  Erste  Badezeit 
T.  1.  Mai  bis  30.  Juni;  —  zweite  Badezeit  v.  1.  Septbr.  bis  31.  October. 

Fortuna.  I).  Francisco  Samartin  in  Oribuela.  Erste 
Badezeit  vom  1.  Mai  bis  20.  Juni;  —  zweite  Badezeit  vom  22.  Sep- 
tember bis  30.  October. 

Villavieja.  D.  Cristobal  Rodrigucz  Solano  in  Sala- 
manca.    Vom  15.  Juni  bis  Ende  October. 

Wir  wollen  nur  noch  einige  Worte  zum  Verständnisse 
der  angegebenen  Krankheitsfonnen  und  Heilkräfte  hinzu* 
fügen.  Die  allgemeinste  Krankheitsbenennung  in  Spanien 
—  Calcntura  —  uinfafst  alle  fiieberhafte  Formen,  deren 
Charakter  vorherrschend  intermittirend  oder  rheumatisch 
ist.  Die  Tertianen  und  Quartanen  des  Landes  sind,  thcils 
durch  epidemische  Einflüsse,  theils  durch  Yernachlässi- 
gung,  die  gröfste  Plage  der  Einwohner;  dieser  Ursache 
ist  der  gröfste  Theil  der  Infarcten  und  Destructionen  der 
Unterleibsorgane  zuzuschreiben ,  die  im  Folgenden  so  oft 
erwähnt  werden.  Hierzu  kömmt  das  melancholische  Tem- 
perament, welches  dem  grolsten  Theile  der  Landesbewoh- 
ner eigenthümlich,  die  Quelle  der  Hypochondrie ,  Hysterie 
und  so  vieler  reinen  Nervenleiden   und  Krampf krankkeiten 


1177 

abgiebt.  Die  rheumatische  Constitution  der  Plateaus  von 
Neucastilien,  Granada,  Estremadura  u.  s.  w.  wird  die  Ur- 
sache vieler  Neurosen  und  Paralysen,  deren  so  häufig  Er- 
wähnung geschieht.  Hautkrankheiten  sind  eine  wahre 
Geisel  dieses  Landes,  von  den  schwersten  leprösen  For- 
men und  der  asturischen  Rose  bis  zur  Krätze  und  den 
syphilitischen  Exanthemen.  Bei  den  grofsen  Heilkräften 
der  Bäder  gegen  solche  Leiden  darf  man  sich  nicht  wun- 
dern, dieselben  überall  aufgeführt  zu  finden.  Endlich  wer- 
den Scrophcln,  Tuberkeln  und  Lungenleiden  durch  viele 
Localitäten  des  Landes  begünstigt  und  daher  rühren  die 
zahlreichen  Formen  von  lymphatischen  und  Zehrkrankhei-J 
ten,  deren  unsere  Autoren  Erwähnung  thun.  So  erscheint 
Spanien  recht  eigentlich  als  Land  der  Badkrankheiten. 


Wir  theilen  die  Heilquellen  der  pyrenäischeii  Halbin- 
sel, gestützt  auf  die  voranstellende  geographische  Ueber- 
sicht  des  Landes,  in: 

A.  Die  Heilquellen  des  Königreichs  Spanien. 

1.  Die  Pyrenäen  und  die  Tiefebene  des 
Ebro,  —  die  Provinzen  Catalonien,  Aragon, 
Navarra; 

2.  Der  Nordrand  (Cantabrisches,  Austurisches 
und  Galizisches  Gebirge),  —  die  baskischen  Pro- 
vinzen, Asturien  und  Galizien ;  *) 

3.  Die  Hochfläche)  —  in  ihrem  nördlichen 
Theile :  Leon  und  Altcastilien,  —  in  ihrem  südli- 
chen Theile:  Estremadura  und  Neucastilien; 

4.  Die  Tiefebene  des  Guadalquivir,  —  An- 
dalusien; 

5.  Die  Sierra  Nevada,  —  Ober-Andalusien  oder 
Granadaj 


c)  Der  hierher  gehörige  Theil  von  Alt  -  Castilien  (Santander)  ist, 
des  Zusammenhanges  wegen,  mit  zu  den  Heilquellen  der  Hochfläche 
gezogen  worden. 

Ffff  2 


1178 

6.    Die  Küsten-Provinzen,  —  Murcia  und  Va- 
lencia 
umfassend. 

B.     Die  Heilquellen  Portugals. 

1.  Das  Gali zische  Gebirge,  —  die  Provinzen 
Minho  und  Traz  os  Montes; 

2.  Die  Sierra  Estrella,  —  Beira; 

3.  Das  Mündungsland  desTejo,  — Estrema- 
dura; 

4.  Die  Sierra  Estremadura,  —  Alentejo; 

5.  Die  Sierra  Monchique,  —  Algarvien 
umfassend. 

A.  Limon  de  Montero,  espejo  cristalliiio  de  las  Aguas  de 
Espana  hermosondo  y  quarmerido  coü  el  Marco  de  varietad  de  Fuen- 
tes  y  Bannos.     Alcala  1697. 

Juan  de  Dios  Ayuda,  examen  de  las  aguas  medicinales  de 
mas  nombre  que  hay  en  las  Andalucias.  3  Voll.  Baeza  1793;  —  Ma- 
drid 1794  —  1798;  —  Madrid  1832. 

Cavanilles,  observations  sur  Fhistoire  naturelle  du  royaume 
de  Valence.    Madrid  1795. 

H.  F.  Link,  Bemerkungen  auf  einer  Reise  durch  Frankreich, 
Spanien  und  vorzüglich  durch  Portugal.  Tu.  1  —  3.    Kiel  1801  —  1804. 

—  —  geologische  und  mineralogische  Bemerkungen  auf  ei- 
ner Reise  durch  das  südwestliche  Europa,  besonders  Portugal.  Leip- 
zig 1801. 

Ballano,  Diccionn.  de  Medicina  y  Cirurgia.    Madrid  1815. 

v.  Hoff,  Geschichte  der  natürlichen  Veränderungen  der  Erdober- 
fläche. Bd   II.  S.  267  ff.- 

Bory  de  St.  Vincent,  guide  des  voyageurs  en  Espagne.  Pa- 
ris 1823. 

J.  L.  Alibert,  precis  historique  sur  les  eaux  minerales  les  plus 
usitees  en  medecine.    Paris  1826.   p.  596  ff. 

Hausmann,  de  Hispaniae  constitutione  geognostica  in:  Göt- 
tingische  gelehrte  Anzeigen.  1829.  S.  1961  —  1978. 

Josef  Benito  y  Leslijo,  nuevo  Manual  de  hidrologia  qui- 
mico-medica,  o  tratado  analitico  de  las  aguas  minerales,  consideradas 
segna  sus  diversas  espeices  y  aplicaciones  a  los  artes,  ä  la  econo- 
mia  domestica  y  a  la  Medicina.    Secunda  Edicion.     Madrid  1833. 

J.  Fr.  Hoffmann,  specimen  geographico-medicum  de  Hispania 
et  insulis  quibusdam  mediterraneis.   Lugduni  Batav.  1838. 


A.     Die  Heilquellen  des  Königreichs  Spanien. 


1.    Die  Pyrenäen  und  die  Tiefebene  des  Ebro 
(Catalonien,  Aragon  und  Navarra), 
a.     Catalonien: 

JLJie  Thermalquellen  von  Caldas  de  Malavella  entsprin- 
gen theils  in,  theils  in  der  Nähe  dieser,  drei  Leguas  von  Gerona  ge- 
legenen, wenig  bevölkerten  Stadt,  welche,  wie  die  vorhandenen  Trüm- 
mer alter  Bäder  beweisen,  schon  zu  der  Römer  Zeiten  berühmt,  den 
Bädern   selbst  ihren  Namen   verdankt. 

In  der  Mitte  der  Stadt  ist  die  Therme,  welche  durch  die  alten 
Wasserleitungen  aufserhalb  der  Stadt  bis  zum  Fufse  der  Mauern  ge- 
führt wird;  andere,  ebeu  so  wanne,  sind  nahe  bei  dieser  in  Mitten 
des  Abhanges  eines  Hügels,  deren  Wasser  durch  eine  Leitung  an 
einem  andern  Theile  der  Mauer  ausmündet  und  von  Alters  her  ei- 
nige Bäder  versah,  die,  wie  die  übrigen,  jetzt  zerstört  sind.  Ob- 
gleich das  Wasser  beider  Quellen  gleich  scheint,  so  haben  doch  die 
letzteren  Quelleu  niemals  so  viel  Ruf  genossen  als  die  erstere.  — 
Endlich  befinden  sich,  200  Schritte  von  der  Stadt,  auf  dem  Gipfel 
eines  kleineu  Hügels  noch  verschiedene  ähnliche  Thermen,  in  deren 
Mitte  ein  kalter  Sauerbrunnen  emporquillt,  der  den  Boden,  über  wel- 
chen er  fliel'stj  roth  färbt. 

Das  Wasser  der  Hauptquelle  quillt  sehr  reichlich  und  zeigt  den 
Grund  im  grünen,  lebhaftem  Lichte.  Es  ist  krystallhell,  fast  ge- 
schmacklos, weich  und  von  so  hoher  Temperatur,  dafs  es  zum  Ba- 
den mehrere  Stunden  abkühlen  mufs.  —  Das  kalte  Wasser  hat  ei- 
nen säuerlich  bittern  Geschmack,  wie  Epsomsalz. 

Das  Thermahvasser,  dessen  chemische  Eigenschaften  noch  nicht 
hinreichend  untersucht  sind,  ist,  in  der  Menge  von  zwei  Pfund  ge- 
trunken, sehr  nützlich  bei  allen  Verstopfungen  der  Unterlcibsorgane, 
Dyspepsie  und  andern  Magenleiden,  gewissen  Brustkraukheiten,  Asthma, 
Oedem  und  Wassersucht.     In   gröfscrcr  Menge  getrunken,   purgirt  es 


1180 

stark  und  sicher.  —  Früher  war  ein  Dampfgemach  hier,  jetzt  kann 
mau  nur  noch  in  Privatwohnungen  in  Wannen  baden,  was  man  mit 
Erfolg  bei  Hemiplegie,  Ischias,  Steifigkeit  und  Hautleideu  thut. 

Die  kalte  Quelle  wird  von  den  Einwohnern  viel  benutzt  und  er- 
regt, zu  neun  Maafs  in  drei  Thcilen  getrunken,  stets  viel  Urin, 
Schweifs,  Auswurf  und  Ausleerungen. 

Die  T hermalquellen  von  Caldetas  oder  CaL 

das  de  Estrac  entspringen  nahe  bei  diesem,  an  der  Küste 

des  Mittelmeeres  sechs  Leguas  östlich  von  Barccllona  im 

Bezirke  von   Matarö,   in  einem  ThaSe  gelegenen  Flecken. 

Die  Badeeinrichtungen  sind  gut.  Die  Badewannen  sind  in  den 
Boden  eingesenkt,  daher  man  auf  Treppen  zu  ihnen  hinabsteigt.  Für 
Ruhezimmer  nach  dem  Bade  und  für  Wohnungen  der  Kurgäste,  die 
sich  sehr  zahlreich  einfinden,  ist  gesorgt. 

Das  Thermalwasser  ist  klar  und  krystallhell ,  riecht 
und  schmeckt  nach  Schwefel,  behält  stets  die  gleiche  Tem- 
peratur von  32 — 33°  R.  und  sein  Gewicht  ist  schwerer  als 
destillirtes  Wasser.  —  In  einem  Pfunde  desselben  sind 
nach  Capdevila  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        ,  0,913  Gr. 

Ckloruatrium     .......        3,174  — 

Chlorcalcium     .        .        .        .        .        .        .        0,391  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .         .        .        ,        .        1,652  — 

6,130  Gr. 
Auch  soll  es  Chlortalcium  und  Talkerdecarbonat  enthalten. 

Das  als  Getränk  und  Bad  benutzte  Thermalwasser 
wird  gegen  Nervenleiden  und  Muskelcontracturen,  Lähmun- 
gen, Zittern,  Rheumatismen,  Hüftweh  und  Gliedergo- 
schwülste, so  wie  gegen  allerlei  Hautkrankheiten  gerühmt. 

Die  Mineralquellen  von  Esparraguera  und 
Olesa  entspringen  sechs  Leguas  nordwestlich  von  Bar- 
ccllona in  dem  Bezirke  del  Valles ,  dicht  am  Flusse  Lo- 
bregat,  der  die  Grenze  der  beiden  genannten  Städte  schei- 
det, fünf  an  der  Zahl  und  führen  den  gemeinsamen  Namen 
Font  de  la  Puda  (Stinkbrunnen).  Die  erste  entspringt 
nördlich  auf  der  Heerstrafse  selbst,  die  zweite  von  einem 
nahen  Felsen,  die  dritte,  reichere,  und  die  vierte,  schwache, 


1181 

von  einem  und  demselben  Felsen  aus  einer  grofsen  Spalte; 
die  fünfte  ist  nicht  mineralisch.  Das  Wasser  der  dritten 
Quelle,  in  eine  Grube  gesammelt,  dient  als  Bad. 

Das  Mineralwasser  ist  krystallhell,  nach  faulen  Eiern 
riechend,  welcher  Geruch  beim  Aufbewahren  bald  vergeht; 
es  schmeckt  unangenehm,  läfst  einen  grünlichen  Nieder- 
schlag fallen,  ist  kalt  sehr  schwer,  aber  bei  seiner  natür- 
lichen Temperatur  von  22°  R.  sehr  leicht  verdaulich.  Nach 
Capdevila  enthält  es  Hydrothiongas,  etwas  Kohlensäure 
und  im  Pfunde: 

Kohlensaure  Kalkerde        .....  1,55  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde        .        .        .        .        .  0,33  — 

Chlorcalcium ,        .  1,35  — 

Chlornatrium      .......  3,82  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     .....  0,1)7  — 


7,12  Gr. 
Dasselbe  wird  in  allen  Fällen,  wo  Schwefelwasser  in- 
dicirt  sind,  mit  Erfolg  gebraucht.    Die  Badezeit  währt  vom 
15.  Juni  bis  30.  September, 

Die  T hermalfjuellen  von  Caldas  de  ßlotn* 
huy  entspringen  in  und  bei  diesem,  vier  Leguas  von  Bar- 
celona entfernten  Orte,  drei  an  der  Zahl,  worunter  eine 
kalte,  und  waren  schon  den  Römern  bekannt. 

Die  Hauptquelle  befindet  sich  in  der  Stadt,  wo  sie  aus  dem  Ra- 
chen eines  steinernen  Löwen  in  der  Dicke  einer  halben  Faust  her- 
vorströmt und  durch  bedeckte  Leitungen  in  fünf  Gebäude,  deren  jedes 
10—15  steinerne  Bäder  enthält,  so  wie  in  das  Hospital  mit  6  treff- 
lich eingerichteten  Bädern  geführt  wird.  —  Die  Bäder,  werden  sehr 
besucht.  Die  erste  Badezeit  dauert  vom  1.  Mai  bis  15.  Juli,  die 
zweite  vom  1.  September  bis  15.  October. 

Das  Thermalwasser  ist  klar,  geruch-  und  geschmack- 
los und  hat  die  Temperatur  von  54 — 56°  R. ,  in  den  Bä- 
dern jedoch  nur  von  33 — 49°  R.  Analysirt  wurde  dasselbe 
bereits  1784  durch  J.  und  Fr.  Broquetas,  später  1823 
durch  Ignazio  Graells.  Letzterer  fand  in  zwei  Kubik- 
Fui's  Wasser: 

Schwefelsaures  Natron      .....        58,0  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde 24,5  — 


1182 


Chlornatrium                        ^  811,0  Gr. 

Chlorcalcium       .        .        ,        .        ,        .        ,  42,5  — 

Kieselerde           f        .....        .  65,0  — 

Alaunerde 11,0  — 

Organische  Materie    ......  7,0  — * 

Verlust ...       .  4,0  — 


1023,0  Gr. 
Atmosphärische  Luft  .        .        .        .        .      85,00  Kub.  Z. 

Kohlensaures  Gas 240,28 

Der  Pharmacien-major  der  französischen  Armeen  Bordes  fand 
im  J.  1824  in  dem  Wasser  auch  kohlensaures  Natron  und  Chlortalcium. 

Man  gebraucht  es  als  Bad  gegen  Rheumatismus   und 

Hüftweh ;  als  Dampfbad  bei  Kranken,  deren  Leiden  durch 

das  Bad  nicht   gemindert  worden  sind.     Sehr  nützlich  ist 

es  bei  alten  Wunden,  wo  es  die  Schmerzen  stillt  und  den 

freien  Gebrauch  der  geschwächten  Glieder  wiedergiebt. 

E.  L.  Jourdain  von  Phalsbourg,  welcher  im  J.  1829  über  diese 
Bäder  der  Societe  de  m^decine  de  Paris  eine  Abhandlung  einreichte, 
hat  das  Thermalwasser  in  Form  von  Bädern  z,u  23  —  29°  R.  bei  85 
Militairpersonen ,  wovon  41  mit  Hautkrankheiten,  36  mit  chronischen 
Rheumatismen  und  8  mit  traumatischen  Affectionen  behaftet  waren, 
angewandt.  Er  fand  es  gegen  die  ersteren  wenig  wirksam,  aber  sehr 
heilsam  bei  den  zweiten,  und  auch  gegen  Gelenkschmerzen  ,  in  Folge 
von  Verrenkungen,  nützlich.  Derselbe  sah  nach  dem  Gebrauch  der 
Bäder  gewöhnlich  einen  furunculösen  Badeausschlag  entstehen,  und 
warnt  vor  der  unvorsichtigen  Benutzung  des  Thermalwassers  als  Ge- 
tränk, da  es  leicht  Magenbeschwerden  und  Congestionen  nach  dem 
Gehirn  hervorruft, 

Der  Eisensäuerling  von  Gava  enthält  nach  Sampont's 
Analyse  in  einem  Pfund  des  häufig  gegen  Magenschwäche  angewand- 
ten Wassers: 

Kohlensaures  Eisenoxydul 
Chlorcalcium 
Chlormagnesium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde     . 
Schwefelsaure  Kalkerde    , 

~4,68  Gr. 
Kohlensaures  Gas 1,18  Kub  Z. 

Endlich  sind  noch  in  dieser  Provinz  zu  erwähnen  die  salim'schen 
Mineralquellen  von  Puerto  de  losBaiios  in  Ober-  Catalonien,  die 
in  einem  engen  Passe  in  dem  Flufs  Rivas  entspringen,  und  zu  Bä- 
dern in  demselben  benutzt  werden;  —   die  Schwefelquellen  Bagno- 


XyHtU    Uli. 

1,01  — 

• 

0,58  — 

■ 

0,49  — 

... 

0,80  — 

, 

0,40  — 

1183 

las  in  der  Nähe  von  Gerona  von  28°  R.  Temperatur,  die  man  zu 
Bädern  und  Getränk  häufig  benutzt;  —  die  Schwefelquelle  von  JUo- 
nistral;  —  der  Eisensäuerling  Espluga  de  Francoli  in  der 
Nähe  von  Tarragona,  der  als  Getränk  gegen  Chlorosis  und  übstruc- 
tionen  des  Uterus  sehr  gerühmt  wird;  —  so  wie  die  als  Getränk  be- 
nutzten Säuerlinge  von  Algre,    Bai  debron,  San-  Hilario    u.a. 

Franc.  Samponts,  analisis  de  las  aguas  miuerales  de  Gavii 
en  el  Principado   de  Cataluua.     Barcellona. 

—  —  Analisis  de  las  aguas  minerales  de  Moncada  en  el 
Principato  de  Cataluöa.    Barcellona  1792. 

Alibert,  prßcis  historique  a,  a,  0.  p.  597. 

b,     Aragon  ien: 

Die  Mineralquellen  von  P antico s  a  entsprin- 
gen zwei  Stunden  vou  diesem  in  den  aragonischen  Pyre- 
näen, Bezirks  Jaca,  gelegenen  Flecken,  vier  an  der  Zahl, 
drei  zur  Rechten  und  eine  zur  Linken,  welche  als  Flech- 
ten-, Leber-,  Magen-  und  Sumpfquelle  unterschieden 
werden. 

Die  an  den  Quellen  errichteten  Bäder  sind  neuerdings  sehr  ver- 
bessert und  zahlreich  besucht  worden.  Das  alte  Gebäude  ist  nieder- 
gerissen und  au  seiner  Stelle  ein  gröfseres  und  bequemeres  von  drei 
Stockwerken  uud  einem  Obergeschofs  aufgeführt,  das  einige  zwanzig 
getrennte  mit  allen  Bequemlichkeiten,  eigener  Kapelle  u.  s.  w.  verse- 
bene Wohnungen  enthält.  Auch  gewähren  einige  andere  neue  Ge- 
bäude Kurgästen  einen  bequemen  Aufenthalt,  so  dafs  hier  wenigstens 
200  Personen  zu  gleicher  Zeit  die  Kur  gebrauchen  können.  Zweck, 
mäfsig  eingerichtete,  abgesonderte  Bäder  sind  über  der  Flechten-  uud 
Magenquelle  erbaut;  bei  ersterer  findet  sich  auch  eine  auf  Arkaden 
ruhende  Halle,  welche  den  Badenden  bei  schlechtem  Wetter  zum 
Spazierengehen  dient.  Für  eine  gute  Restauration  während  der  Bade- 
saison, die  vom  1.  Juli  bis  Anfang  Septembers  dauert,  ist  ebenfalls 
gesorgt. 

Die  Flechtenquelle  ist  klar,  entwickelt  Blasen,  riecht 
nicht,  schmeckt  streng,  läfst  sich  aber  trinken,  setzt  einen 
dunkelen  Bodensatz  ah  und  hat  die  Temperatur  von  22 
bis  24°  R.  Die  Leberquelle  ist  ebenfalls  hell,  schmeckt 
widerlich,  entwickelt  Blasen,  setzt  einen  röthlichen  Schlamm 
ab  und  hat  gleiche  Temperatur.  Die  Magenquelle  riecht 
nach  Schwefel,  schmeckt  widerlich,  etwas  bitter,  schwärzt 
das  Silber  und  schlägt  weilse,  fettige  Fäden  nieder;  sie 


1184 

wirft  sehr  viele  Blasen,  verliert  alluiählig  Geruch  und  Ge^ 
schmack  und  ist  etwas  kühler.  Das  Siunpfwasser  ist  hell, 
geruchlos,  bitterlich,  von  einer  weniger  reichen  ßlasenent- 
wickelung  und  von  etwas  geringerer  Temperatur  als  die 
Flechten  quelle. 

Nach  Capdevila  enthalten  die  beiden  ersteren  Quel- 
len vornehmlich  Kohlensäure  und  kohlensaures  Eisen,  die 
Magenquelle  ebenfalls  Kohlensäure,  einige  Salze  und  Hy- 
drothiongas  als  vornehmsten  Bestandteil;  die  Sumpfquelle 
scheint  niuriatisch  zu  sein. 

Die  Heilkräfte  entsprechen  der  Mischung  der  Quel- 
len, und  werden  als  aufserordentlich  gerühmt. 

Memoria  acerca  del  establecimiento  de  aguas  minerales  y  termi- 
nales de  Panticosa  en  el  altro  Aragon.    Madrid  1832. 

Die  Thermalquellen  von  Tiermas  oder  Ba- 
nos  de  Tiermas  entspringen  eine  Viertel -Legua  von 
diesem  an  der  Grenze  von  Navarra,  im  Bezirke  der  fünf 
Städte  und  sechs  Leguas  von  der  Stadt  Jaca  entfernten 
Orte,  am  Fufse  des  Berges  Petrillon  etwa  180  Schritte 
vom  Flusse  Aragon.  Man  unterscheidet  die  mit  grofsem 
Wasserreichthum  fliefsende  Badequelle,  eine  zweite,  400 
Schritte  von  der  vorigen  befindliche,  welche  früher  Teja, 
jetzt  Chorro  genannt  wird,  mehrere  kleine  ringsumher 
und  am  rechten  Ufer  des  Flusses  noch  die  Fuente  de 
la  ripa. 

Die  Einrichtungen    an    der  Badequelle    sind   bequem    und   zweeji- 
mäfsig.    Die  Badezeit  dauert  vom  1.  Juli  bis  30.  September. 

Das  Wasser  der  beiden  ersten  Quellen  entspringt  mit 
Blasen  und  Geräusch,  riecht  nach  faulen  Eiern,  fühlt  sich 
weich  und  fettig  an  und  bildet  weifse,  weiche,  schlüpfrige 
Fäden.  Die  Badequelle  bat  die  Temperatur  von  33°  R., 
die  Strandquelle  (chorro)  34°  R.  und  die  übrigen,  mit  Ein- 
schlufs  der  Uferquelle,  30—32,5°  R. 

Capdevila  sagt,  dafs  alle  diese  Quellen  viel  Hjr- 
droihiongas ,   etwas  Kohlensäure  und  Sulphate  von  Kuli 


11S5 

und  Kalk,  Chlorete  von  Natrium  und  Talcium  und  Carbo- 
nate  von  Eisen  und  Kalk  enthielten. 

Innerlich  und  äul'serlich  gebraucht  ist  das  Schwefel- 
thermalwasser  ein  nützliches  Mittel  bei  Lähmungen,  Be- 
täubung, Zittern  und  Zuckungen,  bei  vvässrigen  Geschwül- 
sten, z.  B.  der  Gelenke  und  anderer  Theile,  bei  Wasser- 
sucht, Infarcten,  Leukophlegmasie,  Dyspepsie,  Hypochon- 
drie, Hautkrankheiten,  veralteten  Geschwüren,  Rheumatis- 
men, Gicht  und  Harnleiden. 

Die  Mineralquelle  von  Quinlo  entspringt  dicht  bei  dieser, 
am  Abhänge  eines  Berges  rechts  vom  Kauale  des  Ebro  gelegenen 
Stadt  am  Wege  nach  Zaragoza. 

Das  Mineralwasser  ist  klar,  geruch  -  und  geschmacklos,  nimmt 
aber  bei  längerem  Stehen  einen  uuangenehmeu  Uringeruch  an;  es 
fühlt  sich  fettig  an,  schlägt  eine  sehr  feine  Erde  nieder  und  hat  die 
Temperatur  von  15—17°  R. 

Es  enthält  nach  Capdevila  aufser  einer  unbekannten  Gasart 
jn  sechzehn  Unzen : 

Schwefelsaure  Talkerde 18,0  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 1,0  — 

Chlorcatrium       . 4,0  — 

Chlorcalcium 6,0  — 

Unlöslichen  Rückstand      .        .        .        .        .  2,0  — 

31,0  Gr. 
Die  Heilkräfte  sind  diejenigen  der   muriatischen  Brunnen. 
Blas  Beaumont,    sobre  las  virtudes   de   las  agnas  de  Quintos. 
Madrid   1737. 

Die  T hermalquelle  von  Alhama  de  Aragon 
entspringt  nahe  bei  dieser,  gegen  fünf  Leguas  von  Calata- 
yud  am  Ufer  des  Flusses  Jalon  gelegenen  Stadt  zwischen 
einigen  Felsen  mit  grofser  Mächtigkeit. 

Das  Mineralwasser  sammelt  sich  in  einigen  Brunnen,  die  zum  Ba- 
den dienen.  Auch  ein  Haus  findet  sich  hier,  welches  dem  Anscheine 
nach  ein  Krankenhaus  war,  wie  denn  zugleich  der  Name  Alliama, 
den  die  Mauren  der  Stadt  gaben,  das  Alter  und  den  vielen  Gebrauch 
dieser  Bäder  bezeigt,  die  ob  sie  gleich  nichts  von  ihrer  frühern  Kraft 
verloren  haben,  doch  jetzt  nicht  mehr  so  häufig  besucht  sind.  Die 
Saison  dauert  hier  vom  15.  Juni  bis  15.  September. 

Das  Thermalwasser  ist   krystallhell   und    klar,    ohne 
Farbe  oder  Geruch,  von  angenehm  säuerlichem  und  etwas 


1186 

zusammenziehendem  Geschmack  und  der  Temperatur  von 
29°  K.  Es  bildet  an  der  Oberfläche  weder  Schaum  noch 
ein  Häutchen,  und  läfst  viel  Gas  entweichen.  Der  Schlamm 
am  Ursprungsorte  ist  grün  und  schwefelgelb  und  der  Bo- 
den, worüber  das  Wasser  fliefst,  nimmt  dieselbe  Farbe  an. 

Es  ist  nicht  ganz  genau,  wenn  die  Uebersetzer  des  Wörterbuchs 
der  medizinischen  Wissenschaften  behaupten,  es  gebe  gar  keine  Aua- 
lyse  dieses  Wassers;  denn  wenn  auch  keine  genaue  vorhanden  ist, 
so  haben  doch  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  der  Dr.  Don 
Jose  Jordan,  Arzt  zu  Calatayud,  der  Pater  Jose  Ciavera,  Apo- 
theker des  ehemaligen  Jesuiteucollegiums  und  der  Dr.  Don  Diego 
Gaviria,  Kammerarzt  und  Protomedicus  von  Castilien,  eine  solche 
unternommen.  Es  ist  wahr,  dafs  die  Unvollkommenheit  der  Metho- 
den und  die  Mangelhaftigkeit  der  Chemie  zu  dieser  Zeit  ihnen  nicht 
erlaubten,  die  constitutiven  Bestandteile  dieses  Wassers  mit  Ge- 
nauigkeit aufzufinden;  jedoch  kamen  Alle  überein,  dafs  es  Nitrum, 
Schwefel  und  Eisen  enthielte.  Später  ward  gefunden,  dafs  Kohlen- 
säure, Chlornatrium  und  Chlortalcium,  Kalk-  und  Eisen -Sulphat  dar- 
in sei. 

Die  Bewohner  von  Alhama,  sagt  Dr.  Bedoya  in  sei- 
ner Geschichte  der  Heilquellen  Spaniens,  und  die  der  be- 
nachbarten Oerter  nennen  diese  Wasser  göttlich  und  was 
wichtiger  ist,  es  stimmen  alle  Aerzte  dieser  Gegend  da- 
rin überein,  dafs  sie  vortrefflich  wirken  zur  Heilung  des 
Asthmas,  selbst  des  convulsivischen ,  der  Lähmungen, 
Wassersuchten,  Schwäche  der  Nieren  und  Blase,  Hypo- 
chondrie, scirrhösen  Geschwülste  der  Eingeweide,  veralte- 
ten Hüftweh's,  Verhaltung  des  Menstrual  -  und  Hämorrhoi- 
dalblutes  und  bei  Hautaffectionen ,  wie  Krätze,  Flechten 
u.  s.  w.  Nach  demselben  Verfasser  sind  sie  auch  nützlich 
in  den  entzündlichen  Rheumatismen,  den  Nervenconvulsio- 
nen3  in  der  festen  und  wandernden  Arthritis  und  jeder  Art 
von  Gicht. 

Die  Bäder  von  Segura  de  Aragon  liegen  nahe 
bei  diesem  Orte  auf  einem  Abhänge  im  Norden  am  Fufse 
eines  hohen  Berges.  Das  Mineralwasser  entspringt  zwi- 
schen zwei  Felsen,  20  Varas  vom  Brunnen  und  geht  zum 
Theilc  zu  diesem,   zum  Theile  zu  den  Bädern. 


11S7 

Die  Bäder  sind  zweckmlifsig  eingerichtet  und  viele  dazu  gehö- 
rige Wohnungen  gewähren  den  Kurgästen  auch  die  nöthigen  Bequem- 
lichkeiten.    Die  Saison  dauert  hier  vom  24.  Juni  bis  4.  September. 

Das  Mineralwasser  ist  hell,  geruch-  und  geschmack- 
los, geschüttelt  erzeugt  es  Blasen  an  der  Oberfläche,  hat 
19,3°  R.  Temperatur  und  gleiche  Dichtigkeit  mit  destillir- 
tem  Wasser. 

In  einem  Pfunde  desselben  sind  enthalten: 


Kohlensäure 


1,237  Gr. 


Chlortalcium 0,930  — 

Chlorüatriuni 0.750  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 1,270  — 

Schwefelsaure  Talkerde 0,610  — 

Schwefelsaures  Natron     .   ,     .        .        .        .  0,450  — 

Kieselsäure Spuren 

5,247  Gr. 

Das    salinische  Sauerwasser   ist  heilsam   gegen  Hart- 
leibigkeit,  Verhaltung  der  Menses,   Indigestionen,   Stein, 
'  Strangurie  und  Rheumatismus. 

Die  Mineralquellen  von  Teruel  entspringen  eine  halbe 
Legua  von  dieser  sehr  berühmten  und  alten  Stadt,  am  Ufer  des  Al- 
hama  auf  einer  augenehmen  Wiese,  drei  an  der  Zahl,  aus  drei  ver- 
I  schiedenen  Bergen,  die  etwa  eine  halbe  Legua  von  einander  entfernt 
|  sind.  Das  sehr  klare  und  helle  Mineralwasser  riecht  nur  im  Sommer 
ein  wenig  nach  Schwefel  und  schmeckt  wie  das  reiuste  Wasser,  läfst 
jedoch  ein  Gefühl  der  Zusammenziehung  auf  Zunge  und  Gaumen  zu- 
rück.   Seine  Temperatur  wird  zu  22°  R.  angegeben. 

Es  bildet  gar  keinen  Niederschlag  und  scheint  Kalksulphat,  sal- 
petersaures Kali  und  etwas  Aluminsulphat  zu  enthalten,  und  ist  nütz- 
lich hei  Katarrhen  chronischer  Art,  Migraine,  Indigestionen,  Kolik- 
schmerzen, chronischem  Rheumatismus,  Gelenkgeschwülsten  und  Skro- 
'  pheln,  vornehmlich  aber  bei  Nieren-  und  Blaseusteinen,  die  sehr  oft 
durch   einige  Bäder  mit  Abgang  von  Gries  beseitigt  werden. 

Die  Mineralquelle  von  Par acuellos  entspringt  in  einer 
Scheune  dieses  Fleckens,  auf  einer  nach  Südwesten  geueigten  Ebene 
in  einem  armsdicken  Strahle,  und  wird  Paracuellos  deGiloca 
genannt.       . 

Das  helle  Wasser  riecht  so  stark  nach  Schlamm,  dafs  man  es 
weithin  empfindet.  Es  schmeckt  schweflig,  bildet  einen  grauweifsen 
Niederschlag  und  ist  nicht  wärmer,  als  die  Luft.  Seine  chemischen 
Eigenschaften  sind  nicht  genau  bekannt,  aber  es  befördert  Leibesöff- 
nung und  Harnabgang,  ist  sehr  nützlich  gegen  Astbma  und  Uuterleibs- 


1188 

Stockungen  dagegen  sehr  schädlich  Lei  Syphilis.    Genaueres  ist  nicht  ! 
bekannt. 

Noch  erwähnt  man  der  Mineralquelle  von  Celda  in  der  Nähe 
von  Fernel,  welche  durch  ihren  Wasserreichtum  merkwürdig,  zu  je- 
der Jahreszeit  als  Bad  benutzt  wird,  und  die  Eigenschaft  haben  soll, 
im  Winter  sehr  warm,  im  Sommer  aber  kühl  zu  sein;  —  ferner  der 
von  Ar  cos  in  der  Nähe  der  Stadt  Arminda,  welche  als  Getränk  und 
Bad  benutzt  wird;  —  endlich  der  in  dem  Dorfe  Laino,  welche 
schlammig  und  in  der  Behandlung  von  Hautausschlägen  nützlich  ist, 
indem  man  das  Wasser  in  Form  von  Kataplasmen  auf  die  leidenden 
Tbeile  anwendet  und  nachher  ein  einfaches  "Wässerbad  nimmt. 

Limon  de  Montero,  espejo  cristalino  a.  a.  0.  p.  166. 

Ballano,  Diccionario  de  med.  y  cirurgia.  Madrid  1815. 

c.  Navarra: 
Die  Mineralquelle  von  Fit  er  o  entspringt  eine 
halbe  Legua  von  diesem,  sieben  Leguas  von  Tafalla,  eine 
Legua  von  Igea  und  eine  halbe  Legua  Von  Cervera  gele- 
genen Orte  bei  dem  Flusse  Alhama  zwischen  einigen  Fels- 
bergen, die  indem  sie  eine  kleine  Schlucht  bilden,  die 
Quelle,  welche  sich  nachher  in  den  Flufs  Alhama  ergiefst, 
rings  umgeben. 

Die  Zeit  der  Entdeckung  der  Quelle  ist  unbekannt*  steigt  aber  in 
die  ältesten  Zeiten  hinauf.  Ein  auf  dem  niedrigsten  der  die  Quelle  um- 
gebenden Berge  gelegenes  Gebäude  scheint  mehr  von  maurischer  als 
römischer  Bauart.  Im  J.  1152  schenkte  der  Kaiser  Alphons  die  Bä- 
der an  San  Raymundo,  Damals  hiefsen  dieselben  „die  Bäder  von. 
Turugen",  einer  Stadt  mit  Schlofs,  dessen  Trümmer  man  noch 
sieht.  Das  Badehaus  ist  geräumig  und  bequem  und  mit  Vorrichtun- 
gen zu  Wasser-,  Dampf-  und  Schlammbädern  versehen.  Auch  ist 
ärztlicher  und  wundärztlicher  Beistand  von  Seiten  des  Klosters  San 
Bernardo  de  Fitero  hier  zu  finden.  Nicht  minder  ist  für  die  gute 
Aufnahme  der  Kurgäste  durch  bequeme  Wohnungen  gesorgt. 

Das  Mineralwasser  ist  rein  und  krystallhell  mit  schwa- 
chem Schwefeigeruche  und  schmeckt  nach  Eisenvitriol. 
Seine  Temperatur  ist  nicht  genau  bekannt,  doch  so,  dafs 
das  Wasser  den  Badenden  unleidlich  heifs  erscheint,  aber 
bequem  getrunken  wird  (also  etwa  zwischen  30  und  35°  R.). 

Nach  Capdevila  enthält  dasselbe  etwas  Eisenvitriol, 
schwefelsauren  Kalk,  Chlortalcium  und  Chlornatrium. 

Es  wird  innerlich  und   äufserlich,   auch    als   Dampf- 


1189 

und  Schlammbad  benutzt.  Getrunken  erregt  es  reichlichen 
Schweifs,  Leib  es  Öffnung  und  Harnabsonderung,  ist  bei  Ver- 
stopfungen,  Hypochondrie,  Lähmung,  Nervencontracturcn 
und  allen  Krankheiten  mit  Schwäche  der  Faser  sehr  nütz- 
lich. Als  Bad  dient  es  Gelähmten,  Gliederschwachen,  löst 
innere  und  äufsere  Geschwülste  auf,  heilt  Hautkrankheiten, 
Ischias,  alte  Geschwüre,  ist  wirksam  gegen  Hysterie,  Un- 
fruchtbarkeit aus  zu  grofscr  Säftefülle  des  Uterus,  Wurm- 
krankheiten,  nützt  aber  hitzigen  Temperamenten  nichts. 

Die  Mineralquelle  von  Isaba  entspringt  in  der  Nähe  die- 
ser Stadt  im  Tliale  von  Roncal  am  Abhang  der  Pyrenäen.  Das  kalte 
Schwefelwasser  geuiei'st  eines  grofsen  Rufes  gegen  Hautkrankheiten, 
besonders  Krätze;  auch  pflegen  die  Schäfer  ihre  von  ähnlichen  Lei- 
den befallene  Thiere  hierher  zu  führen.  Von  den  einheimischen  Aerz- 
ten  wird  es  aufserdem,  als  erwärmtes  Bad  angewandt,  gegen  Leukor- 
rhoe und  veraltete  Geschwüre  für  nützlich  gehalten. 

Die  Fu ente  Fria  von  Rone  esv a  11  e s  wird  als  Getränk  be- 
nutzt. 

Limon  de  Montero,   espejo  cristalino  a.  a.  0.  p.  137. 
Bai  lau  o,  Dicc.  de  med.  y  cir.  Madrid  1815.  T.  I. 


2.     Nordränd   (Cantabrische,   Asturische  und  Gali- 
zische  Gebirge). 

a.     Baskische  Provinzen: 

Die  Mineralquelle  von   Cestona  oder  Santa 

Cru%   de   Cestona   entspringt   eine  Viertel- Lcgua   von 

diesem  Orte,  in  der  Provinz  Guipuzcoa  am  westlichen  Ufer 

des  Flusses  Urola  oder  Zumaya,  in  einer  durch  Natur  und 

Kunst  gebildeten   Vertiefung   am   Fufse  des    Berges    Aya- 

queluz  und   führt    den    Namen   Guesalega,  was   in   der 

Sprache  der  Basken   so   viel    als   „Ort   des  Salzwassers" 

bezeichnet. 

Diese  Quelle  war  lange  verlassen,  bis  im  J.  1806  das  jetzt  ste- 
hende Badehaus  errichtet  wurde,  das  sich  guter  Einrichtungen  und 
zahlreichen  Besuchs    erfreut. 

Das  Mineralwasser    bildet,    in   ein    Gefäfs    gebracht, 
viele  Blasen,  die   eine  grofse   Menge  von  Gas  entlassen, 


1190 

riecht  an  der  Quelle  nicht,  aber  in  wohlverstopften  und  ver- 
pichten Flaschen  bekommt  es  einen  Geruch  von  faulen 
Eiern,  den  es,  wenn  man  es  nicht  erwärmt,  lange  behält. 
Frisch  geschöpft  ist  es  klar  und  durchsichtig,  bald  aber 
zeigen  sich  kleine,  im  Gefäfse  schwimmende  Theilchen,  die 
in  dem  Maafse,  als  es  sich  abkühlt,  undurchsichtig  wer- 
den. Warm  getrunken  schmeckt  es  molkenartig,  wenig 
salzig,  abgekühlt  aber  wie  eine  sehr  gesättigte  Soole. 
Die  Temperatur  innen  an  der  Quelle  wechselt  zwischen 
28 — 30°  R.,  aufserhalb  ist  es  selten  über  27°  R.j  —  das 
Gewicht  beträgt  1°  unter  0.  —  *Bei  vielem  Regen  wird  das 
Wasser  trüb  und  kühler,  besonders  das  aufsen  gelegene, 
was  vor  den  neuen  Einrichtungen  am  Berge  beim  Baue 
von  1806  nicht  statt  fand. 

Das  Mineralwasser  ist  mehrmals  untersucht  worden ; 
es  enthält  nach  Zearotte  atmosphärische  Luft,  Hydro- 
gen,  etwas  Kohlensäure  und  in  einem  Medicinalpfunde  (von 
zwölf  Unzen)  an  festen  Bestandtheilen: 

Chlornatrium 36,66G  Gr. 

Chlorcalciura     .......  2.666  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 2,500  — 

Schwefelsaures  Natron 9,666  — 

Kohlensaure  Kalkerde  (ungefähr)    .        .         .  /    0,500  — 

Kieselsäure  (wahrscheinlich)  ....  0,666  — 

52,664  Gr. 

Aeufserlich  und  innerlich  gebraucht,  empfiehlt  man  die 
salinische  Quelle  laxen,  lymphatischen  Individuen  von,  trä- 
ger Lebenskraft,  wogegen  sie  sensiblen  und  irritabeln, 
galligten  und  reizbaren  Personen,  Schwangern  und  Säuge- 
rinnen nicht  zusagt.  Man  wendet  sie  mit  günstigem  Erfolge 
bei  chronischen  Katarrhen  und  Rheumatismen,  lymphati- 
schen Congestionen,  Scropheln,  Augeneutzündungen,  Wür- 
mern, Asthma  humidum,  Unterdrückimg  des  Monatsflusses 
und  der  Hämorrhoiden,  hartnäckigen  Wechselfiebern,  Was- 
sersuchten, Verstopfungen  und  Verengerungeu  der  Einge- 
weide und  der  Scheide,  Gelbsucht,  Muskel-  und  Sehnen- 
verkürzungen, Anchylosen  und  Lähmungen  an. 

Pa- 


1191 

Pätriciö  Zearotte,  Investigaciönes  analiticas  y  öbservacio- 
fles  medicas  sobre  las  Aguas  de  Guesalega,  Lauiadas  comuiimente 
de  Cesloua.    Bilbao  1822. 

Bulletin  des  sc.  med.  de  Ferussac.  1824.  T.  I.  p.  156. 

Die  Bäder  von  Guesalivar  oder  Santa 
Agueda  de  Mondragon  liefen  drei  Viertelstunden 
von  Mondragon,  durch  welche  Stadt  die  grofse  Heerstrafse 
von  Madrid  nach  Frankreich  geht,  fünf  Leguas  nordnord- 
östlich  von  Vittoria,  66  Leguas  von  Madrid  und  neun  Le- 
guas von  Bilbao,  in  der  Provinz  Guipuscoa,  in  einer  sehr 
schönen,  hügcligten  Gegend. 

Zu  alten  Zeiten  war  hier  ein  Hospiz  bei  der  Parochialkirche  zum 
Besten  der  Armen  errichtet,  die  Wohlhabenden  wohnten  in  den  ver- 
schiedeneu Häusern;  später  ward  ein  eigenes  gröfseres  Gebäude  er- 
richtet, das  neuerlich  sehr  zweckmäfsig  erweitert  uud  verbessert,  zu 
den  besteingerichteten  Etablissements  Spaniens  gehört  und  aufserordent- 
lich  zahlreich  besucht  wird.  Es  befinden  sich  hier,  aufser  Gesellschafts- 
sälen u.  s.w.,  zwölf  Schwefelbäder  und  zwei  gemeine,  die  von  oben  erhellt 
werden,  mit  marmornen  Wannen ;  ferner  Dampfbäder  nach  dem  Mu- 
ster der  Tryairescheu  und  Jurinescbcn  im  Pariser  Tivoli,  so  wie 
verticale  und  horizontale  Douchen,  die  in  jeder  beliebigen  Tempera- 
tur genommen  werden  können.  Da  sich  aufserdem  hier  eine  Eisen- 
quelle und  eine  Niederlage  der  Salzquellen  von  Cestona  befindet,  so 
bietet  diese  Vereinigung  Von  Schwefel-,  Eisen-  und  Salzquellen  ne- 
ben den  vielen  Annehmlichkeiten  und  Bequemlichkeiten  der  Bäder, 
welche  durch  Wagen  in  beständiger  Verbindung  mit  Mondragon  ste- 
hen, die  günstigsten  Bedingungen  zum  Gelingen  von  Heilzwecken. 

Das  Wasser  der  am  Fufse  eines  Kalkfelsens  entsprin- 
genden und  in  einer  Minute  56  Quart  Wasser  gehenden 
Schwefelquelle  ist  krystallhell,  riecht  nach  faulen  Eiern, 
schmeckt  im  Anfange  süfs,  dann  aber  etwas  salzig,  hat 
die  Temperatur  von  11,2°  R.  und  das  speeif.  Gewicht  von 
1,005.  Es  setzt  einen  weifsen  Niederschlag  ab  und  bildet,  wo 
es  steht,  einen  oberflächlichen  Schleim,  gleich  einerlrishaut. 

Nahe  bei  den  Bädern  entspringt  auch  eine  Quelle,  reich  an  Ei- 
sensubcarbonat,  das  im  Ueberschusse  von  Kohlensäure  gelöst  ist,  mit 
sehr  wenig  Kalksulphat  und  Talkcarbonat,  so  dafs  es  ein  sehr  rei- 
nes Eisenwasser  ist. 

Nach  G  a  1  i  e  a  s  [enthält  ein  Pfund  des  Schwcfelwassers : 
Kohlensaure  Kalkerde  ....        3,27443  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde  ....        0,U4b41  — 

HI.  Theil.  Gggg 


1192 


Schwefelsaure  Kalkerde        .        .        .        .  4,29651  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde       .         .         .         .  2,18417  — 

Schwefelsaures  Natron         ....  2,83689  — 

Chlortalcium 1,66136  — 

Clilornatrium          .        .        .        .    *   .        .  5,03782  — 

Kohlehaltigen  Rückstand    ....  0,15690  — 


19,49449  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas  (bei  10°  R.  und  18"  Druck)  0,93Kub.Z. 
Kohlensaures  Gas 3,20    — 

Das  S  ch  wefel  wass  er  dient  nach  zahlreichen  Beobach- 
tungen zur  Heilung-  von  Flechten,  Krätze,  Papillen  und 
anderen  veralteten  Hautkrankheiten,  so  wie  den  Folgen 
ihres  Zuriicktretens ,  bei  chronischen  Rheumatismen  und 
Gliederschmerzen,  örtlichen  Lähmungen  und  nach  apoplek- 
tischen  Anfällen,  hartnäckigem  Husten  mit  reichlichem 
Auswurfe >  mit  Abmagerung,  schwerem  Athem,  trockener 
Haut  und  leisem  Fieber ;  ferner  bei  Reizung  der  Unterleibs- 
organe, Magenschmerzen,  Kolik,  serösen  Diarrhöen,  Gelb- 
suchten und  chronischen  Anschoppungen  der  Leber  und 
Milz,  Schmerzen  von  Quecksilbernrifsbrauch  und  andern 
Formen. 

Das  Eisenwasser  wird  mit  Nutzen  bei  Atonien  des 
Darmkanals,  Schwäche  nach  Blutverlusten,  Leukorrhoe, 
chronischem  Blasenkatarrh  und  Diarrhöe  ohne  Entzündli- 
ches ,  bei  Chlorosis  und  andern  asthenischen  Leiden  ange- 
wendet. 

Gerson  und  Julius,    Magazin  der  ausländischen  Literatur  der 
gesammten  Heilkunde.  182S.  Bd.  XIX.  S.  343.   1831.  Bd.  XXII.  S.  557. 

Die  Schwefelquelle  von  Elorrio  in  der  Herr- 
schaft Biscaya.  In  dem  Isasi  Hevezar  genannten  Viertel 
dieser  in  der  neuern  Zeitgeschichte  als  Hauptquartier  des 
Don  Carlos  so  bekannten,  zwei  Leguas  von  Vergara,  zwei 
von  Mondragon,  sieben  von  Bilbao  und  eben  so  viel  von 
Vittoria  in  einem  angenehmen  Thale  gelegenen  Stadt  von 
3000  Einwohnern  entspringt  eine  Mineralquelle,  die  mit  gu- 
ten Einrichtungen  zu  ihrer  Benutzung-  versehen,  sich  eines 
zahlreichen  Zuspruchs  erfreut. 


1193 

Nachdem  zuerst  provisorisch  ein  Gebäude  mit  vier  Bädern  er- 
richtet worden,  wurde  später  ein  prächtiges,  bequemes  Haus,  mit 
Alleen,  Spaziergängen  und  Gallerieen  für  die  Krauken  gebaut.  Man 
hat  drei  Klassen  von  Bädern,  worin  sicli  marmorne  und  sandsteineine 
"Wannen,  Dampfbäder,  Sturz-  und  Schlammbäder  mit  zweckmäßigen 
Vorrichtungen  befinden.  Alle  sind  mit  mineralischem  und  gemeinem 
Wasser  versehen,  und  können  warm,  lau  oder  kalt  genommen  wer- 
den. Das  Haus  geniefst  einer  schöneu  Aussicht  nach  der  Strafse  von 
Moudragon. 

Die  Mineralquelle  liefert  in  der  Minute  63  Quart  Was- 
ser, das  hell  und  durchsichtig,  sehr  stark  nach  faulen  Eieru 
riecht,  0°  schwer  ist  und  gleiche  Temperatur  mit  der  At- 
mosphäre hat. 

Nach  der  Analyse  von  Sanchez  enthält  jedes  Quart 
(cuartillo)  des  Wassers: 

Schwefelsaure  Kalkerde      .....        3,0  Gr. 
Schwefelsaures  Natron        .  .        .        .       11,0  — 

Schwefelsaure  Talkerde 6,0  — 

Chloruatrium 3,5  — 

23,5  Gr. 
Kohlensäure  etwa  die  Hälfte  seines  Volumeus, 
Hydrothiongas  etwa  das  Doppelte  seines  Volumens. 

Nach  Don  Juan  Higinio  de  Arenazo  dagegen 
enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Schwefelsaures  Natron 6,00  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 3,98  — 

Chlorcalcium 0,50  — 

Kobleusaure  Talkerde        .         .         ...         .         2,00  — 

Kohlensaure   Kalkerde 2,00  — 

Kohlensaures  Eisen  im  minimo         .         .         .         1,06  — 

Harz 0,41  — 

Kieselsäure 0,05  — 

16,04  Gr. 

Hydrothiongas '        .        .  24,63  Kuh. Z. 

Kohlensaures  Gas 0,36     — 

Man  bedient  sich  des  Wassers  innerlich  und  äniser- 
lich  hei  chronischen  Lungcnkalarrhen,  Scrophclu,  chroni- 
schem Rheumatismus,  Hautkrankheiten  und  den  Folgen  ih- 
res Zurücktretens. 

Aufserdem  werdeu  noch  in  Viseaya  erwähnt:  die  Mineralquellen 
von  Antig l e sia  in  dem  Dorfe  Ceaumirc,    als  Bad   und  Getränk 

Gggg2 


1194 

benutzt;  —  'von  Atcoytia,  als  Getränk  benutzt;  —  von  Berroeal 
iu  der  Nähe  des  Dorfes  Piedrahita,  ein  als  Getränk  benutztes 
Thermalwasser ;  —  von  Burgos,  als  Getränk  gegen  Magenleiden 
gebraucht. 

Ballaho,  Dicc.  de  med.  y  cir.    Madrid  1815.  T.  h 

b.     Asturien: 

Die  Thermalquelle  von  Caldas  de  Ovieäo  entspringt  eiile 
Legua  unterhalb  Oviedo  in  dem  Orte  Cos  i  eil  es  am  Fulse  eines! 
niedrigen  Hügels,  wo  die  Natur  eine  Höhle  von  10  —  12  Varas  Länge 
und  4— -5  Varas  Breite  hervorgebracht  hat,  in  deren  Mitte  das  Was- 
ser aus  verschiedenen  Mündungen  hervorbricht.  Ueber  der  Quelle  ist 
ein  Dampfbad  zum  Gebrauche  der  Kranken. 

Das  helle  Wasser  ist  geruchlos,  ein  zarter  Gaumen  entdeckt  dar-  I 
in  etwas  Styptisches,  das  jedoch  am  Ausflüsse  weniger  bemerklich  ist; 
die  Kranken  trinken  das  Wasser  gern  und  ohne  Empfindungen  des 
Ekels.  Unzählige  Blasen  steigen  nach  der  Oberfläche  empor.  Auf 
dem  Böden  liegt  sehr  viel  schlammige,  bräunliche,  gallertartige  Ma- 
terie; auch  bildet  das  Wasser  in  den  Kanälen  einen  reichlichen  Nie- 
derschlag und  hat,  nach  D  el u c,' 30  —  34°  R.  Temperatur  an  der 
Quelle,  30  —  33ö  R.  in  den  Leitungsröhren  und  30  —  32°  R.  im  Bade. 
Das  Dämpfgemach  hat  '28  —  29°  R.  —  Mit  Kalkwasser  wird  es  sogleich 
getrübt  und  giebt  einen  reichlichen  Niederschlag,  —  eine  Erscheinung, 
die  am  stärksten  bei  frisch  geschöpftem  Wasser  ist.  Es  enthält  dem- 
nach viele  freie  Kohlensäure,  aufserdem  kohlensaures  Eisen. 

Nach  der  Meinung  der  Gelehrten  von  Oviedo  beruhigt  das  Was- 
ser die  Krämpfe  der  ersten  Wege,  Magenleiden  aus  Schwäche  und 
Säure,  Hamreizuugen>  bewegt  die  Menses  und  heilt  viele  aus  Un- 
ordnung derselben  entstehende  functionelle  Krankheitem 

ü.     Galizien: 

Im  Königreiche  Galizien  sindj  nach  dem  Ausspruch 
des  Dr.  Bedoya,  allein  mehr  Heilquellen  als  im  ganzen 
übrigen  Spanien ;  aber  sie  sind  wenig  benutzt  und  geschätzt^ 
weil  die  Gebäude  durch  die  Sorglosigkeit  der  Inländer  ver- 
fallen und  die  Heilwirkungen  der  Quellen  nicht  gehörig  un- 
tersucht sind. 

Die  Mineralquellen  von  Caldas  de  Heyes 
entspringen  bei  der  Pfarrkirche  dieses  sehr  angenehm  ge- 
legenen, von  200  Menschen  bewohnten,  sechs  Leguas  von 
Santiagp,  drei  von  Pontevedra  entfernten  Fleckens.  Man 
unterscheidet  zwei  nur  wenige  Schritte   von   einander   eilt- 


1195 

ferrite  Quellen,  davon  die  eine  wann  und  die  andorc  kalt 
ist.  Letztere  ,  welche  eisenhaltig-  zu  sein  scheint,  versieht 
den  Flecken  mit  Wasser  und  die  Einwohner  schreiben  ihr 
eröffnende  Kraft  zu,  wie  sie  auch  versichern,  dai's  im  Orte 
Barn-  und  Steinbeschwerden,  Verstopfung-  und  ähnliche 
Leiden  niemals  vorkamen.  Die  zweite  Quelle,  das  Bad 
genannt,  ist  eine  Schwefeltherme  und  bildet  ein  Becken 
von  32  Fufs  Länge  und  22  F.  Breite,  aus  cementirten  Stei- 
nen, mit  Mauern  umgeben,  nach  denen  in  alten  Zeiten  hier 
ein  schönes  Gebäude  gestanden  haben  mufs. 

Die  Einwohner  behaupten,  der  Name  Caldas  de  Heyes  käme  da- 
von her,  dafs  die  Könige  des  Landes  ehemals  die  Heilkraft  dieser 
Wasser  bei  ihren  Krankheiten  stets  versucht  hätten.  Aber  im  Jahre 
1765  waren  sie  ganz  verödet,  verunreinigt  und  ohne  die  geringste 
Bequemlichkeit.  Doch  ist  in  späterer  Zeit  ein  Badehaus  gebaut  wor- 
den, das  sehr  besucht  wird.  Die  Saison  dauert  vom  1.  Juli  bis  30. 
September, 

Das  Thermalwasser  strömt  mit  Blasen  in  ziemlicher 
Menge  yom  Grunde  des  Beckens  empor,  ist  krystallhell 
und  riecht  nach  faulen  Eiern.  Am  Morgen,  besonders  im 
Winter,  ist  es  mit  einem  dichten  Dampfe  ganz  bedeckt, 
der  auf  der  Oberfläche  ein  hellbraunes  Bauteilen  zurück- 
läfst.  Seine  Temperatur  beträgt  39°  R.  Die  vorwaltenden 
Bestandteile  sind,  aufser  vielem  Hydrothiongas,  schwefel- 
saure Talkerde  und  Chlortalcium. 

Nach  Dr.  Quiiiones,  der  dieses  Wasser  drei  Jahre 
hindurch  selbst  gebrauchte,  kann  man  es  als  Getränk  und 
Bad,  jedoch  nicht  beides  zu  gleicher  Zeit,  anwenden  und 
es  ist  sehr  heilsam  in  allen  Krankheiten  von  kalten  und 
zähen  Säften,  wie  Taubheiten  und  Lähmungen,  Wasser- 
sucht, Asthma,  ödematöse  und  Windgeschwülste,  Leber- 
und Magenschmerzen,  Nierenleiden,  Gries,  Stein,  Verstop- 
fungen, Amenorrhoe,  weifser  Flufs  und  andere  Unreinig- 
keiten  des  Uterus,  welche  die  Empfängnifs  verhindern,  Hy- 
pochondrie, Gicht  und  andere  Schinerzen  aus  solchen  Ur- 
sachen. 

Schädlich  ist  es  allen  Leuten  von  hitzigem  Tempera- 


1196 

mente  und  trockener  Faser  und  bei  Leiden  aus  solchen 
Ursachen;  die  fettige  Haut,  welche  das  Wasser  nieder- 
schlägt, ist  sehr  wirksam  bei  Nervenschwäche,  Gliedcrcon- 
tracturen  oder  Unbeweglichkeit,  so  wie  zur  Heilung  veral- 
teter Verrenkungen  und  Geschwüre,  zu  welchem  Zwecke 
die  kranken  Theile  nach  dem  Bade  eingesalbt  und  wohl 
bedeckt  gehalten  Wertteil  müssen. 

Die   Thermalquellen  von  Caldas   de  Cunlis 

entspringen  in  grofser  Anzahl  bei  diesem,  fünfLeguas  von 

Santiago  und    anderthalb   Leguas    von   Caldas    de   Reyes 

entfernten  Dorfe  von  40  Einwohnern. 

Unter  den  hier  befindlichen  Thermen  sind  die  für  das  Bad  be* 
nutzten  etwa  40  Sehritte  vom  Orte,  in  einer  viereckigen  Hütte  und  wie 
alle  galizische  Bilder  ohne  weiteren  Schutz,  die  berühmtesten.  Die 
Bäder  von  Caldas  de  Cuntis  sind  viereckig,  von  Quadern  und  mit 
Treppeu  zur  Bequemlichkeit  der  Kranken  erbaut.  Es  giebt  Raum 
für  10  —  12  Personen,  und  das  Wasser  quillt  durch  eine  Holzleitung 
in  Faustdicke  hervor,  während  andere  Leitungen  zur  Abkühlung  des 
Wassers  nach  dem  Bedürfnisse  der  Kranken  dienen.  Diese  Bäder 
würden  ohne  Zweifel  besuchter  sein,  wenn  der  Ort  mehr  Bequemlich- 
keiten darböte;  aber  er  ist  so  entblöfst  von  Allem,  dafs  man  das 
INothdürftige  aus  Santiago  oder  Caldas  de  llejes  beziehen  mufs.  Die 
Saison  währt  hier  vom  1.  Juli  bis  30.  September. 

Das  Thermalwasser  quillt  mit  Blasen  empor,  ist  kry- 
stallhell,  von  starkem  Schwefeigeruche ,  den  man  in  ziemli- 
cher Entfernung  bemerkt,  von  dem  Geschmacke  fauler  Eier 
und  hat  die  Temperatur  von  39°  R. 

In  chemischer  Beziehung  soll  es  Ifydrothiongas  in  gro- 
fser Menge  und  verschiedene,  nicht  näher  bestimmte  sali- 
nische und  erdige  Bestandtheile  enthalten. 

Das  bis  jetzt  nur  als  Bad  gebrauchte  Thermalwasser 
war  nützlich  in  rheumatischen  und  gichtischen  Schmerzen, 
bei  Lähmungen,  Convulsionen,  Asthma,  Oedemen  und  Was- 
sersuchten, Verstopfungen  der  Unterleibseingeweide,  Scor- 
but,  Scropheln  und  allen  Hautkrankheiten,  sobald  alle  der- 
gleichen Leiden  von  kalten  und  zähen  Säften  entstehen. 

Liraon  de  Monte ro,  espejo  cristalino  a.  a.  0.  Lib.  2.  trat.  3. 
cap.   XIV.  p.  325. 


1197 

Die  Thermalquellen  von  Carballo  oder  Car  ballin  o  ent- 
springen bei  diesem  in  der  Provinz  Santiago  gelegenen  Flecken,  wer- 
den auch  nach  dem  Flecken  Part o via  genannt  und  .sind  mit  vier  Ha- 
dern ausgestattet,  die  vom  15.  Juli  bis  Ende  September  besucht  werden. 

Das  Thermal«  asser  ist  hell,  schmeckt  nach  faulen  Eiern  und 
riecht  nach  Schwefel.  Die  Temperatur  variirt  nach  den  Bädern  mit 
14,  18,  20  und  24°  R.  (nach  Capdevila  24,  25,  29  und  30°  R.) 
Das  Wasser  entlftilt  nach  Capdevila  Hvdrothiongas,  etwas  Kohlen- 
säure, Chlorcalcium  und  Chlortalcium,  kohlensaure  Kalk-  und  schwe- 
felsaure Bittererde  und  schwefelsaure  Kalkerde. 

Seine  Heilkräfte  sind  erregend,  steigern  die  Reizbarkeit  des  Ma- 
gens, mildern  seine  Atonie  und  bringen  eine  heilsame  Erschütterung  her- 
vor. Aeufserlich  augewendet,  sind  die  Bäder  bei  Krätze,  Aussatz,  Flech- 
ten, Elephantiasis  und  allen  juckenden  Hautkrankheiten  sehr  nützlich. 

Die  Mineralquellen  von  Cortegada  entspringen  dicht  bei 
diesem  51/.,  Leguas  von  Orense  in  einem  schattigen  Thale  gelegenen 
und  zum  Pfarrbezirk  von  Sau  ßeuito  de  Rabino  gehörigen  Flecken 
von  40  Einwohnern.  Es  sind  hier  fünf  Quellen,  doch  hat  Dr.  Be- 
il o  v  a  nur  von  dreien  derselben  Nachricht  gegeben,  der  Stein-, 
Feld-  und  Bergquelle.  Der  Strahl  der  ersteren  ist  am  stärk- 
sten uud  tritt  aus  Thonfelsen  hervor;  die  zweite  entspringt  mit  Bla- 
sen, die  dritte  geht  mit  einem  geringen  Strahle  in  ein  gemauertes 
Becken. 

Die  Steiuquelle  ist  durchsichtig,  von  stinkendem  Gerüche,  unan- 
genehmem Geschmacke,  Aveifslichem,  fadenförmigem  Niederschlage  und 
der  Temperatur  von  20°  R,,  welche  bisweilen  auf  24°  steigt;  —  die 
Feldquelle,  mit  denselben  Eigenschaften,  besitzt  eine  Temperatur  von 
24°  R.  und  wird  im  Sommer  vom  Minho  überschwemmt;  —  die  Bcrg- 
quclle  hat  26°  R.  Temperatur,  vor  dem  Erdbeben  von  1755  war  das 
Wasser  kühler. 

Das  Mineralwasser  enthält  schwefelsaures  Natron,  kohlensauren 
Kalk   und  Hydrothiongas. 

Das  Wasser  der  Steinquelle  dient  meist  zum  Baden  und  selten 
als  Getränk.  In  ersterer  Art  ist  es  nützlich  bei  Hautkrankheiten, 
Rheumatismen,  Gliederkrämpfen  uud  Contracturen ,  Ischias,  Versto- 
pfungen, Hysterie,  Harnleiden,  und  allen  Arten  von  Tertiancn  und 
Quartanen.  Die  andern  beiden  Quellen  dienen  getrunken  bei  Ver- 
stopfungen, Lähmungen,  Nervenschwäche,  Infarcten,  allen  Leiden  von 
dicken  Säften  ;  —  als  Bad  bei  Hautkrankheiten,  Anschwellungen  der 
Eingeweide,  Stein,  alten  Geschwüren,  Gicht,  Zehrficber,  veralteten 
Tertianen    und  Quartanen. 

Die  Mineralquellen  von  Bande,  einem  kleinen  Orte  am 
Ufer  der  Limia  im  Lande  Xivero  (Flufslande),  in  dessen  Mitte  ein 
ehemals  gewölbtes  und  bedecktes,  nun  verfallenes  Gebäude  steht, 
worin  die  Th  rmalquellen  entspringen  uud  in  einem  mit  Treppen  ver- 
sehenen Becken  zusammeutliefseu. 


1198 

Das  Thermal wasser  entspringt  mit  Blasen,  die  vom  Grunde  auf- 
steigen, ist  klar  und  krystallhell,  ohne  Geruch  und  Geschmack.  Seine 
Temperatur  ist  nicht  genau  bekannt,  aber  sie  ist  so  hoch,  dafs  die 
Krauken  vor  dem  Baden  kaltes  Wasser  aus  einer  nahen  Leitung  zu? 
lassen  müssen.  Chemisch  analysirt  ist  dasselbe  nicht;  mau  vermu- 
thet,  dafs  die  Quellen  Schwefel  enthalten. 

Das  Wasser  wird  nur  zum  Baden  benutzt  und  von  den  Umwoh? 
nern  und  den  Aerzten  der  Gegend  als  ein  sehr  wirl&ames  Mittel  bei 
Schmerzen  von  kalten  Säften,  Wassersuchten,  veralteten  Wunden, 
Zittern,  Verstopfungen  der  Leber,  Lähmung,  Epilepsie  und  Hysterie 
betrachtet.  Es  heilt,  sagt  Dr.  Bedoya,  den  weifsen  Flufs  der  Wei- 
ber und  die  stärksten  Kröpfe,  auch  giebt  es  kein  Beispiel,  dafs  es 
einen  Krätzigen  ungeheilt  gelassen  hätte,  oder  auch  einen  Flechten; 
kranken. 

Die  Thermal  quellen  von  Ca  Idelas  de  Tuy  entspringen 
eine  Viertel- Legua  von  diesem,  eine  Legua  von  der  Stadt  Tuy  in  ei- 
ner fruchtbaren  Ebene  am  Minho  gelegenen  Flecken  und  sind  eben  so 
vernachläfsigt  wie  alle  übrigen  Quellen  Galiziens,  nur  mit  einem  klei? 
neu  Becken  von  zwanzig  Fufs  im  Umkreise  und  etwas  über  eine 
Laibe  Vara  Tiefe  versehen.  Die  Badezeit  dauert  hier  vom  1.  Juli 
bis  Ende  September. 

Das  Wasser  ist  klar,  mit  vielen  Blasen,  Schlammgeruch  und  ste- 
chendem, Ekel  erregendem  Geschmacke.  Es  setzt  einen  weifslichen, 
fadenförmigen  Niederschlag  ab  und  hat  oben  eine  schwärzliche  Haut. 
Die  Temperatur  beträgt  37,5°  R.  und  wenn  es  bis  auf  15°  R.  abge- 
kühlt ist,  verliert  es  gänzlich   seinen   schlechten  Geschmack. 

In  Beziehung  auf  seine  chemischen  Eigenschaften,  läfst  sich,  nach 
den  unzureichenden  Analysen,  nur  sagen,  dafs  das  Wasser  Schwefel- 
wasserstoffgas, Kohlensäure,  Kochsalz,  kohlensaures  Natron,  Kiesel? 
erde  und  etwas  kohlensaures  Eisen  enthält. 

Das  Thermalwasser  ist  trefflich  bei  allen  chronischen  Leiden,  nur 
veraltete  Brustleiden,  Phthisis  und  Zehrfieber  ausgenommen;  vor  Al- 
lem wirkt  es  wunderbar  bei  Rheumatismen,  hartnäckigen  Verstopfun- 
gen und  Infarcten,  Geschwülsten,  beginnenden  Scirrhositäten,  Läh? 
mungen,  Schwinden  der  Glieder,  Wassersuchten,  Hypochondrie,  Schar- 
bock, Hautleiden,  weifsem  Flufse,  unterdrückter  Periode,  veralteten 
Wunden  und  Geschwüren.  Bei  letzteren  ist  auch  der  an  der  Quelle 
abgesetzte  Schlamm  äufserlich  anzuwenden. 

Noch  ist  in  der  Nähe  von  Tuy  die  Thermalquelle  von  He- 
ran, welche  als  tonisches  Mittel  gegen  Magenschwäche  gebraucht 
wird,  so  wie  die  als  Getränk  benutzte  Mineralquelle  von  Bucarin 
anzuführen 

Die  Mineralquelle  von  Artejo  entspringt  bei  diesem  ändert? 
halb  Leguas  von  Coruna  gelegenen  Flecken. 

Das  Wasser  ist  klar,  schmeckt  laugenhaft,  riecht  unangenehm} 
doch  nicht  stark.     Mau  hat  drei  Bäder,  von  18,  20  und  30°  R. 


1199 

In  chemischer  Beziehung  scheint  es  Ciiiomatrium,  Chlortalcium 
und  Schwefelwasserstoffgas  zu  enthalten. 

Man  trinkt  und  badet.  Die  Quelle  wirkt  stärkend,  ableitend,  auf- 
lösend, eröffnend,  fäulnitswidrig  und  abführend:  man  empfiehlt  sie 
gegen  Skropheln,  Gichtknoten,  Gicht,  Rheumatismen,  Congcstionen 
nach  dem  Kopfe  und  dalier  rührenden  Leiden,  bei  Geschwüren  mit 
und  ohne  Garies,  bei  Rothlaufformen  und  anderen,  der  Mischung  des 
AVassers  analogen  Krankheiten. 

Die  Thermalquellen  von  Bertua,  einem  kleinen,  sechs 
Leguas  von  Corufia  gelegenen  Orte,  zwei  an  der  Zahl,  die  in  gerin- 
ger Entfernung  von  einander,  eiue  Acbtel  Legua  von  dem  Orte  bei 
der  Einsiedelei  St.  Miguel  entspringen.  Nur  die  erste,  reichlicher 
fliefsende  wird  benutzt.  Lange  Zeit  ganz  offen,  waren  die  Badenden 
ebne  Schutz  gegen  die  Witterung,  bis  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts eine  bedeckte  Ummauerung  hergestellt  wurde;  aui'serdem 
liefs  Don  Bernardino  de  Lago  aus  Dankbarkeit  für  seine  Genesung 
durch  dieses  Bad  hier  ein  Haus  für  Kranke  errichten,  das  doch  we- 
nigstens einige  Bequemlichkeiten  für  die  Besucher  eines  so  wüsten 
Ortes  gewährt. 

Das  Thermalwasser  ist  klar,  etwas  bläulich,  nach  Schwefel  rie- 
chend und  von  unangenehmem  Geschmack.  Ueber  Temperatur  und 
chemische  Eigenschaften  der  gänzlich  verlassenen  Thermen  ist  nichts 
bekannt. 

Die  Bewohner  von  Bertua  und  der  Nachbarschaft  haben  so  viel 
Vertrauen  zu  dem  Thermalwasser,  dafs  sie  der  ersten  Quelle  den 
Namen  der  „Heiligen"  beigelegt  haben.  Sie  wird  nur  zum  Baden  be- 
nutzt nnd  dient  bei  rheumatischen  Schmerzen,  Hüftweh,  Hypochon- 
drie, Oedem,  Flechten,  Krätze,  Kröpfen,  Lähmungen,  Leber-  und 
Milzanschwellungen,  Varices,  Koliken  und  Harnbeschwerden. 

Die  Bäder  von  Pr e xigaer o  sind  eiue  Achtel  Legua  von 
diesem  kleinen  am  Flusse  Cerres,  am  Abhänge  eines  Hügels  gelege- 
nen Flecken  entfernt  und  zwar  wohlberufen,  aber  es  mangeln  ge- 
naue neuere  Nachrichten  über  dieselben.  Man  badet  und  trinkt  bei 
Nervenleiden,  allerlei  Verhärtungen,  Rheumatismen,  Gicht,  Infarc- 
ten ,  Chlorose,  Menstrualleiden ,  Haut-  und  Harnkrankheiten  und 
veralteten  Geschwüren. 

Aufserdem  sind  noch  zu  erwähnen  die  Mineralquelle  von  Via  na 
in  der  Nähe  von  Puebla  de  Sanabria,  als  Getränk  benutzt,  — 
von  Santa  Cristina,  welche  kalt  und  als  Getränk  bei  Kardialgien, 
Euteralgien,  so  wie  als  Iujectiou  bei  Otalgie  nützlich  ist,  —  von 
Lugo,  eine  Therme,  die  nur  als  Bad  gebraucht,  schweifstreibend 
wirkt  und  in  Gliederkrankheiten  für  sehr  heilsam  gehalten  wird. 

Limon  de  Mo  utero,  Aguas  de  Espana.  Madrid  1697.  p.  325. 


1200 

3.    Die  Hochfläche  (Leon,  Altkastilien,  —  Estre- 
madura,  Neukastilien). 

a.     Leon: 

Die  Mineralquelle  von  Boiiar  entspringt  auf  "der  Hälfte 
des  Weges  zwischen  diesem  im  rauhesten  Theile  der  Gebirge  von 
Leon,  sechs  Leguas  von  dieser  Hauptstadt  gelegenen  Flecken  und 
Cercedo,  20  Fufs  von  einem  Felsen  am  Abhänge  des  Berges  Salon. 
Eine  römische  Inschrift  auf  einem  benachbarten  Gesteine  bezeugt 
ihr  Altertbum.  Wie  alle  übrigen  vernachläfsigt,  befindet  sie  sich  in 
einem  Becken  von  9  Quadrat-Varas  und  quillt  reichlich  mit  Geräusch 
hervor.  Damit  bewässerte  Wiesen  vertrocknen  und  die  Pflanzen  wer- 
den durch  das  Wasser  welk. 

Das  Wasser  ist  klar  und  fast  ohne  Geschmack;  Silber  bleibt 
darin  weiis,  aber  die  Kieseln  im  Bette  des  Abflusses  und  der  Schaum 
auf  der  Oberfläche  sind  grün.  Das  Wasser  ist  kaum  lau  und  gefriert 
leicht.  Aus  den  unvollkommenen  Analysen  von  Quinoues  geht 
doch  hervor,    dal's  es  ein  muriatisches  Eiseuwasser  ist. 

Die  Heilkräfte  desselben  sind  bekannter:  das  Wasser  wird  inner- 
lich und  äufserlich  mit  gröfstem  Nutzen  bei  allen  Krankheiten  von 
Verstopfung",  wie  Hypochondrie,  hartnäckige  Tertianen  und  Quarta- 
len, Gelbsucht  und  Zehrfieber  aus  diesen  Ursachen  gehraucht.  Auch 
zur  Heilung  von  Rheumatismen,  Gicht,  Convulsionen  aller  Art,  Koli- 
ken, Nieren-  und  Harnleiden,  Chlorose,  Amenorrhoe  u.  s.  w.  ist  es 
dienlich. 

Die  Thermalquelle  von  Almeida  entspringt  eine  halbe  Meile 
von  diesem  mäfsig  bewohnten,  sieben  Leguas  von  Zamora  gelegenen 
Flecken,  zwischen  zwei  Felsen  am  Fufse  eines  mit  Steineichen  be- 
wachsenen Berges  in  Armsdicke,  und  wird  „los  Hervidores  de 
San  Vincente"  genannt  von  dem  Geräusch,  das  sie  hervorbringt, 
und  vou  einer  benachbarten  Einsiedelei. 

Das  Wasser  ist  sehr  klar  und  übelriechend.  Es  ist  nicht  bekannt, 
dafs  es  jemals  vertrocknet  oder  durch  Regenzuflüsse  gewachsen  wäre; 
das  im  Becken  der  Quelle  enthaltene  Wasser  hewegt  sich  von  Zeit 
zu  Zeit  mit  solcher  Heftigkeit,  als  ob  es  kochte.  Am  Ursprungsorte 
und  den  Ufern  seiner  Strömung  sammelt  man  eine  öligte  Materie  oder 
ein  gallertiges,  schwarzes,  weich  anzufühlendes  Erdpech,  das  im 
Feuer  mit  Schwefelgeruch  verbrennt.  Die  Temperatur  ist  ziemlich 
heii's,  aber  unheständig,  und  das  Gewicht  mit  gemeinem  Wasser  ver- 
glichen, um  zwei  Scrupel  auf  die  Uuze  schwerer.  Hineingehaltenes 
Eisen  wird  goldfarben  und  behält  lange  diese  Farbe. 

Eine  chemische  Untersuchung  ist  nur  von  Giron  (1752)  vorhan- 
den. Er  fand  nach  Verdunstung  einer  halben  Arobe  des  Wassers 
die  iy2  Drachmen  Residuum  aus  2  Scrupeln  Salz  und  das  Uebrige 
aus  Erde  bestehend.  Das  Salz  war  von  dunkelrother  Farbe,  etwas 
durschsiebtig  und  vou  stechendem,    bitterlichem,    ziemlich  saurem  Ge- 


1201 

schmucke;  mit  Säuren  brauste  es  auf  uud  schlug  sich  sehr  rotli  nie- 
der, die  Yeilchentinctur  färbte  es  blafsgriiu,  am  Feuer  schmolz  es  et- 
was und  entwickelte  einen  leichten  Geruch.  Es  schwärzte  die  Gallus- 
infusion,  schlug  den  Liquor  tartari  rotli  und  coagulirend  nieder,  und 
ward,  mit  Weingeist  gemischt,  hochroth.  Die  Erde  war  schmutzig- 
grau und  sehr  porös,  von  widrigem  ekelhaftem  Geschmacke,  mit 
Säuren  ohne  Färbung  aufbrausend.  Hiernach  schlofs  Giron  auf  et- 
was Vitriol,  einen  geringen  Theil  Schwefel,  Alkalisalz  uud  Thouerde. 
Die  Einwohner  von  Almeida  und  den  Umgebungen  benutzen  das 
Wasser  bei  allen  ihren  Krankheiten  ohne  Unterschied  und  ohne  au- 
dere  Jlegel  für  den  Gebrauch  als  ihren  Appetit.  Es  scheint  aber,  dai's 
die  Krankheiten,  worin  es  wirklichen  Nutzen  stiftet,  Wassersüchten, 
Lähmungen,  Rheumatismen,  Hypochondrie,  Coliken,  Niererfk-,  Magen  - 
Leber-  und  Milzleiden  nicht  entzündlicher  Art,  allerlei  Hautkrankheiten, 
veraltete  Wunden,  Krämpfe  uud  andere  Nerveuzufälle   sind. 

Die  Schwefelt  hermalcjuellen  von  Ledesma 
entspringen  eine  Legua  von  dieser  sehr  alten  und  berühm- 
ten, vier  Leguas  von  Salamanca  gelegenen  Stadt  in  gerin- 
ger Entfernung  von  einander  am  Ufer  des  Tormes,  rings- 
umher von  römischen  uud  maurischen  Bautrümmern  um- 
geben, in  einer  herrlichen  Gegend. 

Die  hier  errichteten  Bäder  gehören,  trotz  ihrer  schlechten  Ein- 
richtung, zu  den  berühmtesten  und  besuchtesten  Spaniens.  Ein  Maure, 
Namens  Cufa,  soll  ihre  Heilkraft  entdeckt  und  hier  ein  Haus  mit 
einem  Bassin  zum  Ansammeln  einer  hinreichenden  Wassermenge  er- 
baut haben.  Das  Bad  besteht  jetzt  nur  in  einem  geräumigen  Becken, 
worin   man  vom  1.  Juni  bis  30.  September  badet. 

Das  helle,  klare  Wasser  riecht  und  schmeckt  stark 
nach  Schwefel,  bevor  es  erkaltet;  im  letzteren  Zustande 
besitzt  es  weder  Geruch  noch  Geschmack,  noch  Farbe. 
Es  hat  die  Temperatur  von  40°  R.,  schäumt  etwas  im  Bas- 
sin und  stärker  im  Kanal,  wo  einige  Binsen  wachsen,  die 
mit  einem  seifenartigen  Schlamm  überzogen  werden. 

Eine  genaue  Analyse  ist  nicht  vorhanden.  Nach  Cap- 
devila  enthält  es  Schwefelwasscrstoffgus,  schwefelsaures 
Natron,  etwas  Kohlensäure,  Natroncarbonat,  Chlornatrium 
und  Eiseusulphat. 

Man  badet,  trinkt  und  benutzt  den  Schlamm,  auch  be- 
dient man  sich  der  Dämpfe.  Die  Quelle  ist  heilsam  bei 
Lähmungen,  Neurosen,    Wassersuchten,   besonders   Ana- 


1202 

sarca,  Nierenschmerzen  und  Koliken,  so  wie   allerlei  Nie- 
ren- und  Harnkrankheiten. 

Die  Bader  von  Bejar,  Banos  de  Bejar  genannt,  liegen 
zwei  Leguas  von  der  Stadt  Bejar  im  Gebiete  von  Salamanca  und 
40  Schritte  nord- nordöstlich  davon  ist  der  Heilbrunnen  in  einein  mit 
wenig  Bequemlichkeiten  versehenen  Hause. 

Das  Thermalvvasser  gehört  zu  den  Schwefelquellen,  ist  nicht  sehr 
durchsichtig,  azurgrün,  nach  faulen  Eiern  riechend,  welcher  Geruch 
jedoch  in  freier  Luft  verschwindet,  von  scharfem  Geschmack.  Es 
entwickelt  zuweilen  Blasen,  ist  von  einem  schmutzig-  weifsen  Haut- 
chen bedenkt  und  schwärzt  das  Silber.  Die  Temperatur  desselben 
betragt  30°  R.  Es  enthält  Scbwefelwasserstoffgas  \  Chlornatriuma 
kohlensaure  Kalkerde,  Thouerde  und  etwas  Kieselsäure. 

Wie  alle  Schwefelwasser  befördert  dasselbe  den  Blutumlauf,  den 
Appetit  und  die  Hautausdünstung,  erregt  das  lymphatische  und  Haut- 
sys'tem  und  ist  heilsam  bei  Scrophelanlage,  Leberverstopfungen,  ato- 
nischer Anorexie  und  Dyspepsie,  Husten  und  Asthma,  hartnäckigen 
Wechselnebern,  atonisch -rheumatischen  und  gichtischen  Schmerzen, 
hartnäckigen  Exanthemen,  wie  Flechten,  Krätze,  Griud  u.  a.  —  Li- 
mon  de  Montero  empfiehlt  es  auch  als  Getränk  und  bemerkt  aus-? 
serdem3  dafs  diese  Bäder  bei  chronisch-syphilitischen  Schmerzen,  wo- 
gegen doch  sonst  Schwefelwasser  für  heilsam  gehalten  werden,  durch- 
aus schädlich  sind.  —  Man  badet  vom  1.  Juni  bis  30.  September. 

Die  Thermalquellen  van  Puerto  de  Banos  liegen  etwa, 
acht  Leguas  von  Plasencia  in  einer  hochromantischen  Gegend.  Sie 
sind  sehr  berühmt,  sind  aber  wahrscheinlich  identisch  mit  Banos  de  Bejar. 

Badrock,  rough  leaves  of  Journal  kept  in  Spain  and  Port,  du^ 
ring  t.  y.  1832  — 1834.  London  1835. 

b.  Alt-Castilien: 
Die  salinische  Therme  von  Arnedillo.  ent- 
springt 1020  Schritte  vom  gleichnamigen  Orte  in  einer  an 
Mineralquellen  reichen  Gegend,  in  der  Provinz  Soria,  fünf 
Leguas  von  der  Stadt  Calahorra  und  zwei  Leguas  von 
Arnedo ,  am  Fufse  des  Berges  Encineta  zwischen  rauhen 
Felsen  in  einer  geräumigen,  künstlich  ausgearbeiteten  Höhle, 

Das  neue  Badegebäude  ist  viereckig,  hat  einen  Hof  in  der  Mitte 
und  ein  grofses  Becken,  um  das  Wasser  eines  der  Zweige,  welcher 
durch  das  Dampfgemach  geht,  zu  sammeln,  viele  gute  Wohnungen  für 
Reiche  und  Arme,  auch  gemeinsame  Wohnungen  für  Männer,  eben 
solche  für  Frauen  und  eine  hinreichende  Zahl  bequemer  Bäder.  Jedes 
derselben  hat  zwei  Röhren  zum  Zuflufse:  eine  derselben  kommt  un- 
mittelbar von  der  42°  R.  heifseu  Quelle,  die  andere  enthält  das  in  dem 


1203 

genannten  Bassin  abgekühlte  Wasser,  so  dafs  man  demselben  eine 
beliebige  Temperatur  geben  kann.  —  Dicht  daneben  sind  andere  Ge- 
bäude mit  einer  Leitung,  worein  das  Wasser  zu  Douchebädern  geführt 
wird,  die  durch  abgekühltes  Wasser  ebenfalls  teuiperirt  werden.  — 
Der  andere  Zweig  des  Wassers  geht  in  ein  entfernteres  Gebäude  in 
vier  Röhren  zum  Trinken  aus.  Dort  ist  auch  eine  Quelle  mit  ge- 
wöhnlichem Trinkwasser.  —  Das  Dampfgemach  ist  eine  Hohle  im 
Schachte  des  Ursprungs:  es  ist  2  Varas  hoch,  5  breit  und  30  tief. 
Die  Kranken  bedecken  sich  beim  Eintrifft  mit  einem  Mantel  und  der 
Boden  ist  mit  Dielen  belegt,  unter  denen  das  Wasser  hindurchgeht. 
—  Die.  Badesaison  beginnt  mit  dem  i.  Mai  und  dauert  bis  Ende 
October. 

Das  Thermalwasser  ist  so  durchsichtig,  als  dcstillirtcs. 
Wenn  es  warm  ist,  merkt  man  kaum  einen  antlern  Ge- 
schmack, als  den  von  angebrannter  Brühe,  aber  beim  Kalt- 
werden schmeckt  man  das  Chlortalcium  deutlich.  Die 
Temperatur  in  den  Quellen,  Dämpfen  und  Trinkröhren  ist 
42°  R.  Es  läfst  keinen  Niederschlag  fallen,  noch  verän- 
dert es  sich  selbst  bei  längerer  Aufbewahrung. 

Nach  der  1806  angestellten  Analyse  des  ungenannten 
Verfassers  des  „Versuchs  über  das  Wasser  von  A."  ent- 
hält ein  Pfund  desselben : 

Chlornatrium .        ;  50  Gn 

Chlortalcium 2  — 

Kohlensaure  Talkerde 2  — - 

Schwefelsaures  Natron         .        .         i                 .  14  — 

Schwefelsaure  Kalkerde       .        .        k        .        .  16  ->- 


84  Gr. 

Nach  demselben  Verfasser  enthält  das  Wasser  durchaus  kein  Gas, 
kein  Metalloxyd,  noch  auch  irgend  ein  Phosphat,  wie  man  früher  an- 
genommen hatte;  jedoch  ist  zu  bemerken,  dafs  seine  Untersuchung 
nicht  an  der  Quelle  selbst  angestellt  wurde  und  dafs  der  Dr.  Don 
Casimiro  Gomez  de  Cirtega,  dessen  Kenntnisse  Niemand  in 
Zweifel  ziehen  kann,  aus  demselben  Grunde  das  Eisen  und  Oxygen 
in  den  Wassern  von  Solan  de  Cabras,  welches  Don  Domingo  Gar- 
cia Fernandez   später  fand,  nicht  entdeckte. 

Nach  den  Uebersetzern  des  Wörterbuchs  der  medizi- 
nischen Wissenschaften  sind  diese  Wasser,  die  noch  mehr 
durch  ihre  hohe  Temperatur,  als  durch  ihre  Bestandtheile 
wirken,  nützlich  bei  Verstopfungen  der  Leber,  Milz,  des 
Mesenteriums ,  Pankreas  und  der  Därme.     Auch  sind   sie 


1204 

von  grofser  Wirksamkeit  bei  den  häufigen  Verstopfungen 
der  Frauen,  Harnverhaltung  aus  materiellen  Ursachen, 
von  Steinen  und  Schleim ,  hei  hartnäckigen  Kolikscbmcr- 
zen,  veralteten  Rheumatismen,  weifsem  Flufse,  Unfrucht- 
barkeit und  Lähmung.  Ebenso  können  sie  in  syphilitischen 
Krankheiten  durch  Erregung  von  Leihesöffnung  und  Harnab- 
gang nützen,  so  wie  durch  den  Schweifs  im  Dampfbade;  doch 
möchten  sie  bei  höheren  Schwächegraden  nachtheilig  werden. 

Dr.  Bedoya  sagt  dagegen:  ich  glaube  nicht,  dafs  das  Wasser 
alle  ihm  zugeschriebenen  guten  Wirkungen  hervorbringt,  sondern  dafs 
die  reine  und  dünne  Luft  viel  dazu  beiträgt,  so  wie  Reise,  Nahrung, 
Diät  und  Vertrauen. 

Vor  dem  Gebrauche  müssen  die  Kranken  bei  Plethora  Aderlas- 
sen, bei  Cruditäten  purgiren,  es  sei  denn  in  unbedeutenderen  Fällen, 
wo  das  Wasser  dies  bewirkt.  Man  trinkt  am  Morgen  4 —  6  Gläser 
und  steigt  bis  zu  20  und  30;  die  Badenden  trinken  zuerst  3  —  4  Tage 
lang,  um  die  ersten  Wege  zu  reinigen ;  das  Bad  wird  in  regelmäfsig 
gleicher  Wärme  erhalten.  Das  Dampfbad  wird  früh  zwischen  6  und 
9  Uhr  genommen  oder  um  6  Uhr  Nachmittag.  Alle  Krankheiten,  wo 
die  Transpirationsbeförderung  indicirt  ist,  werden  durch  letzteres  ge- 
heilt, indem  der  Kranke  sich  vor  den  Eingang  der  Höhle  begiebt.  Es 
wird  die  nöthige  Vorsicht  heobachtet,  um  die  Respiration  frei  zu  be- 
halten :  der  Arzt  ist  gegenwärtig  und  regulirr,  die  Uhr  in  der  Hand, 
wie  lange  der  Kranke  daselbst  bleiben  darf.  Gewöhnlich  stellt  sich 
nach  zwei  Minuten  schon  Schweifs  ein  und  wird  so  stark,  dafs  man 
sich  vor  dem  Uebermafs  in  Acht  nehmen  mufs.  Ein  Bett  nimmt  den 
Kranken  auf,  so  wie  er  die  Mündung  der  Grotte  verläfst.  Ueber  die 
Dauer  deV  Kur  entscheidet  die  Beschaffenheit  des  Uebels  und  das 
Befinden  des  Kranken;  doch  hebt  oft  der  drei-  bis  viermalige  Ge- 
brauch dieses  Dampfbades  die  hartnäckigsten  Krankheiten. 

J.  Martinez  di  Zalduendo,  de  los  Bannos  ,di  Arnedillo. 
Pomplona  1699. 

Ensayo  sobre  las  Aguas  de  Arnedillo.  Madrid  1806;  —  1832. 

Die  Mineralquelle  von  Gi'avalos,  die  „stinkende"  genannt, 
bricht  südlich  bei  diesem  in  der  Provinz  Soria,  zwei  Leguas  von  der 
Stadt  Arnedo  gelegenen  Flecken,  am  Fufse  eines  Hügels  in  mäfsiger 
Menge  mit  Blasen  hervor. 

Das  Wasser  ist  klar  und  hell,  schmeckt  sehr  unangenehm  und 
ekelkaft  und  riecht  nach  stinkendem  Schlamme,  besonders  in  heifsen 
Tagen,  sehr  slark.  Es  fühlt  sich  fettig  an  und  hat  die  Temperatur 
der  übrigen  Trinkquellen    des  Ortes. 

Es  giebt  nur  eine  alte  chemische  Untersuchung  von  1696,  aus 
der  Capdevila  schliefst,  dafs  das  Wasser  Hydrothiongas,  Chlorna- 
trium, kohlensauren  Kalk,  etwas  Thon-  uud  Kieselerde  enthalte. 


1205 

Aus  den  veralteten  Angaben  Iüfst  sich,  bei  dem  Mangel  einer 
Analyse,  nichts  Genaues  über  die  Heilkräfte  des  Wassers  schliefsen. 
Es  soll  bei  Leber-  und  Magenschmerzen,  Bläbungsbeschwerden,  Stein 
und  Gries,  Verstopfungen  und  Infarcten  nützlich  sein,  auch  den  Ap- 
petit befördern. 

Die  Mineralquelle  von  Alcaraz  oder  Alaraz  entspringt 
eiue  Viertel  Legua  nordöstlich  von  diesem  in  der  Provinz  Avil;»,  drei 
Leguas  von  der  Stadt  Penaranda  de  ßracamonte,  am  Abhänge  eines 
kleinen  Hügels  gelegenen  und  nur  etwa  achtzig  Einwohner  zählen- 
den Flecken,  nahe  bei  einer  Einsiedelei:  Christus  vom  Wasser  ge- 
nannt,  auf  der  Höhe  eines  Berges  und  führt  den  Namen  Fuente 
del  regajal  (Seebrunnen). 

Sie  strömt  in  solcher  Menge  hervor,  dafs  sie  einen  Bach  bildet, 
an  dessen  Ufern  sieb  schweflige  Fäden  absetzen.  Im  Winter  ist 
das  Wasser  warm,  im  Sommer  kalt,  es  wallt  stets  mit  Geräusch, 
wie  kochendes  Wasser,  ist  klar  und  durchsichtig,  riecht  nach  faulen 
Eiern  und  schmeckt  nach  Schwefel. 

Die  Nachrichten  über  die  chemischen  Eigenschaften  des  Wassers 
sind  sehr  ungenau.  Zwar  liefs,  aufser  den  über  dieses  Wasser  dein 
Dr.  Quifiones  von  Don  Juan  Antonio  Picardo,  Apotheker  der 
Stadt  Alba  de  Toraes,  Don  Joaquin  Maldonado,  Apotheker  zu 
Baneza,  Don  Juau  Gonzalez  de  laPena,  Wundarzt  zu  Alaraz, 
Don  Pedro  HernandezMoreno,  Apotheker  zu  Villafranca  und 
Don  Juan  Franc  es  de  la  Pe£a,  Wundarzt  zu  St.  Jago  de  la 
Puebla,  zugeschickten  Berichten  oder  Denkschriften,  Dr.  Don  Fran- 
cisco Alonso  Esteban  y  Lee  ha,  Titulararzt  von  Avila,  im 
J.  1752  zu  Salamanca  eine  ziemlich  ausführliche  Abhandlung  drucken; 
doch  zeigt  sich  der  Mangel  chemischer  Kenntnisse  jener  Zeit,  wenn 
dieser  Gelehrte  sagt,  nachdem  er  die  Versuche  zur  Entdeckung  der 
Bestandteile  des  Wassers  erzählt  hat,  dafs  es  Schwefel,  Alkali  und 
wenig  oder  gar  kein  Vitriol  enthalte;  dann  fügt  er  hinzu,  dafs  alle 
seine  Versuche  wenig  besagten,  in  Rücksicht  darauf,  dafs  die  Beob- 
achtungen die  Tugenden  dieses  Wassers  bestätigten.  Es  ist  zu  be- 
merken, dafs  der  genannte  Don  Pedro  Hernaudez  Moreno,  nach 
der  Versicherung  Bedoya's  zu  gleicher  Zeit  an  Dr.  Quinones 
schrieb,  dais  das  Wasser  von  Alaraz  nichts  als  ein  schwarzes  Erd- 
pech oder  Bernstein  enthalte. 

Trotzdem,  dais  die  genannten  Gelehrten  über  die  Bestandteile 
des  besprocheneu  Wassers  wegen  mangelnder  chemischer  Kenntnisse 
uneinig  waren,  kommen  sie  doch  in  Betracht  seiner  Heilkräfte  und 
Gebrauchsart  ganz  überein  und  empfehlen  es  bei  veralteten  Kopf- 
schmerzen, Epilepsie,  Lähmung,  Vapeurs,  Convulsionen,  Wahnsinn, 
Taubheit,  Herzklopfen,  Magenschmerz  uud  Magenschwäche,  Hartleibig- 
keit,  Verstopfungen  der  Leber,  allen  Arten  Wassersucht,  Hysterismus,  Un- 
terdrückung der  Regeln  und  Hautkrankheiten,  wie  Krätze,  Flechten  u.s.w. 

Die  Mineralquelle  von  Solares  entspringt  in  dem  nörd- 
lichsten Theile  von  Altkustilien   in   der  Provinz  Sautauder,   siebenzig 


1206 

Leguas  Ton  Madrid,  In  ziemlicher  Mächtigkeit,  so  dafs  sie  in  einer 
Stunde  10,710  Pfund  Wasser  liefert.  Im  J.  1826  wurde  hier  ein 
Bade-Etablissement  gegründet. 

Nach  Dr.  Delgras  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Kohlensaure  Kalkerde 0,598  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde      ,         .         .        i    .     i         0,204  — 
Schwefelsaures  Natron  ,        t        t        0,276  — 

Chlornätrium     .        .        ;         .         .        i        ;        2,319  — 
Chlorcalcium  t        t  0,186  — 

Chlormagnesium        ;..»..         0,149  — 

Kieselsäure  ; 0,066  — 

3,798  Gr. 
Man  wendet  es  als  Getränk    (zu  acht  bis   zehn  Gläsern  täglich) 
als  Bad  und  als  Douche  mit  Erfolg  gegen   chronische  Affec'tionen  des 
Verdauungsapparats,  so  wie  gegen  Rheumatismus  und  Gicht  an.   Auch 
wird  der  Mineralschlamm  sehr  gerühmt. 

Del  g  ras  ,  Memoria  sobre  el  agua  mineral  de  Solares.  Madrid  1828. 

c.    Estremadura: 

Die  Thermalquelle  von  Banos  (Baden)  entspringt  dicht 
bei  diesem  Flecken  von  250  Einwohnern,  am  Fufse  des  Berges  Ma- 
tägätos.  Sie  ist  sehr  lange"  benutzt,  es  finden  sich  hier  Spuren 
romischer  Bauten,  unter  denen  eine  Art  von  Halle  mit  Nischen  be- 
merklich ist,  die  durch  die  Zeit  in  einen  grofsen  und  geräumigen  Teich 
verwandelt  wurde,  der  zum  Waschen  diente,  bis  im  J  1761  der  Bi- 
schof von  Coria,  Don  Juan  de  Porras  y  Atiehza,  dessen  Kapellan 
durch  das  Wasser  von  einer  Lähmung  geheilt  Worden,  wogegen  die 
Quellen  von  Ledesma  und  Tamanes  nichts  ausgerichtet  hatten,  das 
Wässer  in  einem  Brunnen  zu  sammeln  und  ein  Bässin  zum  Wa- 
schen, so  wie  ein  Geländer  mit  Treppen   zu  erbauen  befahl. 

Das  Wasser  entspringt  in  gleichmäfsiger  Stärke  armsdick  und 
bildet  weifse,  sehr  weiche  und  fettige  Fäden,  die  gesammelt,  getrock- 
net und  dem  Feuer  ausgesetzt  mit  einer  Flamme  verbrennen  und 
nach  Schwefel  riechen.  Es  ist  hell  und  durchsichtig  mit  einem  Schwe- 
felgeruch, der  sich  beim  Erkalten  verliert.  Silber  wird  darin  gefärbt 
und  Kupfer  weils.  Seine  Temperatur  ist  mäfsig.  Der  Dampf  soll 
sich,  wenn  man  den  Brünnen  dicht  verschliefst,  bis  zur  Erzeugung 
von  Flämmchen  Arerdichten. 

Nach  Don  Christobal  Velez  giebt  eine  halbe  Arobe  2  Scru- 
pel  Residuum,  worunter  30  Gran  von  fixem  Alkalisalze  Und  der  Rest 
graue  Erde  mit  glänzenden  Theilchen,  geruchlos,  von  adstringirendem 
Geschmack  und  im  Feuer  unveränderlich. 

Die  Heilkräfte  desselben  sind  fast  wunderbar   gegen    hartnäckige 
Krankheiten,  besonders  Lähmungen,   Schwächen   und   Nervencontrac- 
turen,    Krämpfe,   Krätze,   Aussatz    und  Gliederschmerzen;    selbst   bei 
Lähmungen  syphilitischer  Dyskiasie,   beim  feuchten  Asthma,   Magen- 
schmerz, 


1207 

schmerz,  Verstopfung,  Hj'pochondrie,  chronischem  Husten,  Leber- 
und Milzanschwellungen,  wie  hei  allen  Krankheiten  von  zähen,  dik- 
ken  Säften. 

Man  badet  blos,  gewöhnlich  nur  8  —  9  Minuten  lang,  nach  pas- 
senden  Vorkuren. 

Die  3Iineralquelle  von  Alange^  einem  drei 
Leguas  von  Merida  gelegenen  Dorfe  mit  150  Einwohnern, 
entspringt  östlich  davon,  am  Fufse  einiger  Felsen. 

Das  Mineralwasser,  unmittelbar  in  ein  Becken  gesammelt,  geht  in 
ein  altes,  eiförmiges  Badgebäude  über,  welches  durch  die  Armuth  der 
Bevölkerung  und  den  Mangel  an  Besuchern  in  Schmutz  und  IJnrein- 
lichkeit  versunken  ist.  In  den  vier  Ecken  finden  sich  eben  so  viel 
Abtheilungen  oder  Nischen  mit  Treppenstufen,  die  zum  bequemeren 
Gebrauche  des  Bades  in  alten  Zeiten  dienten.  Bei  diesem  Gebäude 
ist  eine  Einsiedelei,  dem  heiligen  Bartoloinäus  geweiht,  worin  sich  ein 
authentisches  Zeugnifs  über  die  Tugenden  dieses  Wassers  und  das 
Alter  der  Bäder  befindet,  auf  einem  Steine  über  einem  Altare  in  der 
Wand  des  Portikus,  der  mit  vielen  andern  von  den  Ruinen  des  alten 
Gebäudes  zum  Bau  der  Einsiedelei  benutzt  worden  ist:  die  auf  dem- 
selben enthaltene  Inschrift  ward  der  Göttin  Juno  von  den  Ael- 
tern  der  Varinia  Serena  wegen  der  Herstellung  ihres  Kindes  durch 
diese  Bäder  geweiht. 

Die  Quelle  entspringt  mit  Geräusch  und  macht  an  der 
Oherfläche  grofse  Blasen,  die  in  der  Sonne  funkeln,  wie 
elektrisirt;  sie  setzt  einen  Schlamm  ab,  aus  welchem  beim 
Aufrühren  wieder  Blasen  hervorsteigeu.  Das  Wasser  ist 
klar  und  durchsichtig,  sein  Geschmack  macht  die  Zähne 
stumpf,  er  ist  stechend  und  ziemlich  erfrischend.  Es  fühlt 
sich  fettig  an  und  hat  die  Temperatur  von  22°  R.  Nach 
älteren  Schriftstellern  sollte  es  Schwefel,  Nitrum  und  Vi- 
triol enthalten.  Die  spätere  Analyse  ergab  eine  ziemliche 
Menge  Kohlensäure  und  in  einem  Pfunde  folgende  Be- 
standtheile: 

Chlornatrium     .        .        .  *     .        .        .        .  4,266  Gr. 

Kohlensaures  Natron 0,200  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,400  — 

Schwefelsaures  Natron 0,533  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,133  — 

Kieselerde 0,066  — 


5,598  Gr. 
HI.  Theil.  Uhhh 


1208 

Nach  den  von  verschiedenen  Sachverständigen  dem 
Dr.  Bedoya  abgestatteten  Berichten  ist  das  Wasser  vor- 
zugsweise heilsam  bei  venerischen  Krankheiten,  ferner  bei 
Lähmungen,  Rheumatismen,  Kachexien,  Leibesverstopfung, 
Hypochondrie  und  andern  Uebeln  dieser  Art. 

Merkwürdig  ist  die  Versicherung,  dafs  es  für  die  Heilung  der 
Syphilis  ein  höchst  wirksames  Mittel  sei,  was  den  Glaubeu  veran- 
lasste, dafs  es  Merkur  enthielte.  Es  werden  verschiedene  Beobach- 
tungen zu  Gunsten  jener  Aussage  mitgetlieilt  und  i)r.  Aisin  et  ver- 
sichert, dafs  er  zur  Zeit,  wo  er  seine  Abhandlung  schrieb,  47  Beob- 
achtungen über  von  jenem  Uebel  durch  das  Bad  befreite  Kranke  be- 
sessen. Das  Vorurtheil  geht  so  weit,  dafs  die  Wäscherinnen  des 
Orts  diese  Quelle  den  Bäheren  zur  Wüsche  vorziehen,  indem  sie  ver- 
sichern, dafs  die  in  diesem  Wasser  gewaschenen  Hemden,  so  lange 
man  sie  trüge,  die  Läuse  abhielten.  Jedenfalls  gehört  das  Wasser 
von  Alange  zu  den  wirksamsten  in  Spanien  und  verdient  alle  Auf- 
merksamkeit. —  Die  Saison  dauert  hier  vom  15.  Juni  bis  15.  September. 

Die  Mineral f/uelle  von  Castaii ar  de  Jbor  führt  ihren 
Namen  von  dem  gleichnamigen,  fünf  Leguas  von  dem  Kloster  Unse- 
rer Lieben  Frauen  von  Guadelupe  gelegenen  Orte  und  entspringt  zwei 
Stunden   davon  entfernt  in  einem  Thale. 

Das  Wasser  ist  wenig  durchsicbtig,  amaryllgriin  gefärbt,  und 
theilt  den  Körpern  im  Grunde  und  den  Gefäfsen  die  gleiche  Farbe 
mit.  Es  bedeckt  sich  mit  einer  schillernden  Haut,  riecht  widerlich 
und  flüchtig,  schmeckt  dintenartig,  und  hat  eine  gleichmäfsige  Tempe- 
ratur yon  14°  R. 

Dasselbe  enthält  nach  Capdevila  Kohlen-  und  schwefelichte 
Säure  iu  geringer  Menge,  schwefelsaures  Eisen,  Talk-  und  Thonerde 
uud  etwas  salzsaures  Kupfer. 

Es  wirkt  wie  andere  Eisenquellen,  doch  mufs  man  bei  der  An- 
wendung auf  den  Kupfergehalt  besondere   Rücksicht   nehmen. 

Noch  sind  in  derselben  Provinz  zu  erwähnen:  das  Mineralwas- 
ser von  Almoharin,  das  als  Getränk  benutzt,  und  das  von  Cor- 
cho  in  der  Nähe  von  Xeres  de  los  Caballeros,  das  seit  alter  Zeit 
gegen  Stockungen  der  Eingeweide,  namentlich  des  Unterleibes,  ge- 
rühmt, auch  gegeu  Wassersucht  und  Nierenkrankheiten  empfohlen  wird. 

Lim on  de  Montero,  espejo  cristalino  a.  a.  0.  Lih.  I.  trat.  2. 
cap.  XXIV.  p.  174. 

Franc.  Forner,  disertacion  de  las  virtudes  medicinales  de  la 
fuente  de  Loro  nuevamente  descubierta  eö  las  Sierras  de  Guadelupe 
(en  la  Provincia  de  Estremadura).    Madrid   1780. 

d.     Neu-Castili  en: 
Die  Mi neralr/uellevon  Molar  oder  die  Fu ente 
del  Toro  entspringt  eine  Viertel-Legua  von  dieser  an  der 


1209 

Heerstrafse  von  Madrid  nach  Burgos  sieben  Leguas   von 

der  Hauptstadt  gelegenen  Stadt. 

Einrichtungen  zu  Bädern  sind  hier  nicht  vorhanden,  da  die  Mine- 
ralquelle nur  spärlich  fliefst.  Man  braucht  hier  die  Brunnenkur  vom 
15.  Juni  bis  zum    15.  September. 

Das  Mineralwasser  ist  sehr  liell,  doch  sieht  es  im 
Gefäfsc  blaugrünlich  aus,  mit  einem  Häutchen  und  Blasen, 
die  das  Ansehn  wie  Quecksilberkügelchcn  haben.  Es  fühlt 
sich  fettig  an,  riecht  nach  faulen  Eiern  so  stark,  dafs  es 
Erbrechen  erregt  und  so  anhaltend,  dafs  dieser  Geruch 
lange  in  den  Gefäfsen  haftet.  Der  Geschmack  ist  schwe- 
felhaft,   die  Temperatur  15°  R. 

Ein  Pfund  des  Wassers  enthält: 

Schwefel    (der   im  Wasserstoffe    aufgelöst   die  Menge   des  Hy- 

drothiongases  vermehrt)         ....  0,84  Gr. 

Chlorcalcium 0,16  — 

Chlornatrium 0,12  — 

Kohleusaure  Kalkerde 0,12  — 

Kohlensaure  Talkerde        .....  0,08  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        .        .        .        .  0,92  — 

Schwefelsaure  Talkerde     .         .        .         .         .  0,88  — 

3,12  Gr. 

Atmosphärische  Luft 0,24Kub.Z. 

Hydrothiongas 7,40    — 

Das  Mineralwasser  wirkt  reizend  und  wird  bei  Dyspep- 
sien, Magenweh,  Diarrhöe  und  chronischen  Katarrhen,  bei 
YY  urmkrankheiten  und  anderen  Leiden  des  Darmkanals 
angewendet;  auch  bedient  man  sich  seiner  gegen  Chloro- 
sis,  Hautleiden,  Scropheln,  Scorbut,  bei  anomaler  Gicbt, 
Amblyopie,  Taubheit,  Kopfweh,  Wahnsinn,  Lähmung,  Epi- 
lepsie, Hysterismus,  Krämpfen,  Veitstanz,  Leberleiden  und 
Milzverstopfungen,  Unterdrückung  der  Regeln,  Blutflüssen, 
allgemeiner  oder  örtlicher  Wassersucht,  Unordnungen  der 
Lymphorgane,  atonischeu  Geschwüren  und  aufseren  scirrhö- 
sen  Knoten,  Leukorrhoe,  Blcnnorrböc,  Schleimkrankheiten, 
Unfruchtbarkeit,  Steinkrankhcit.  Bei  grofser  Aufregung  der 
Lebensthätigkeit ,  hoher  Reizung  und  Entzündungszustän- 
den  ist  es  gegenangezeigt. 

Hhhh  2 


1210 

Die   Thermalquellen  von   Trillo   entspringen 

eine  Viertel- Legua  von   dieser   am   Ufer   des   Tajo,   zwei 

Leguas  von  Cifuentes  in  der  Mcarria  gelegenen  Stadt  auf 

einer  weiten,  angenehmen  Ebene. 

Die  liier  errichtete  Badeanstalt  gehört  zu  den  besten  Spaniens 
und  ist  daher  sehr  besucht.  Sie  besitzt  drei  grofsc  Badebecken  mit 
den  dazu  gehörigen  Einrichtungen,  Badern  und  Bequemlichkeiten:  das 
Königs-,  Prinzessin-  und  Gräfin-Bad;  aufserdem  eine  Piscina.  Die  Bä- 
der sind  vom  15.  Juni  bis  15.  September  geöffnet. 

Das  Thermalwasser  ist  klar  und  hell,  riecht  unange- 
nehm, einigem lafsen  schlammig ,  wie  Kohlenstoffgas  und 
hat  die  beständige  Temperatur  von  33°  R. ;  doch  ist  das 
Prinzessinnenbad  um  3°,  das  Gräfinnenbad  um  lö  und  die 
Königsbäder  um  2°  R.  wärmer,  als  die  Piscina. 

Die  chemischen  Eigenschaften  sind  nicht  hinlänglich 
bekannt.  Nach  Brulls  keineswegs  hinlänglich  sichern 
Analyse  enthält  es  atmosphärische  Luft  uud  in  einem  Pfunde: 

Chlortalcium 8,0  Gr. 

Chlorcalcium 1,4  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,6  — 

10,0  Gr.  ~ 

Aeufserlich  und  innerlich  bedient  man  sich  des  Ther- 
malwassers  bei  Rheumatismen,  Verstopfungen  der  Unter- 
leibseingeweide, Chlorosis,  Dyspepsie,  Harnleiden,  Läh- 
mungen, Flechten,  hartnäckigen  Wechselnebern ,  Asthma, 
Blähungen,  Anchylosen.  —  Wegen  seiner  sehr  kräftigen 
Wirkungen  soll  sein  Gebrauch  Vorsicht  erheischen. 

J.  M.  Brüll,  observaziones  sobre  la  naturalcza  y  virtudes  de  las 
aguas  minerales  de  Triilo.   Madrid  181S. 

Die  Bäder  von  $acedo?i.  Die  sehr  berühmten 
Thermen  dieses  Ortes  liegen  drei  Leguas  von  Huetc  in 
einem  Thale  am  linken  Ufer  des  Guadiela,  nahe  bei  den 
Ruinen  der  alten  Stadt  Contebria  oder  Tiberia  und  bei  ei- 
nem kleinen  Flecken,  Namens  Santaber. 

Bei  den  Arabern  hiefsen  sie  Salam-Bir,  auch  bauten  diese  die 
zerstörten  römischen  Gebäude  im  J.  971  wieder  auf,  der  Zulauf  der 
Kranken    war  unermefslich   und  der   arabische   Arzt   Ayincr-Ben- 


1211 

Ab  da  11  alt  zu  Toledo  schrieb  auf  Befehl  des  Chalifen  Abu-Amer- 
Ben  -  el  *  Ferach  -  zu  el  Ussartcin,  Gouverneurs  von  Cuenca  im  J.  1054 
eine  Abhandlung  über  das  Bad  (wahrscheinlich  die  älteste  aller  Brun- 
nen-Monographien). Die  wieder  verfalleneu  Bäder  wurden  darauf  vom 
Marques  von  Moutealegre  aufs  Neue  sehr  schön  und  bequem  herge- 
stellt, im  .T.  1S01  durch  ein  grofses  Badehaus  vergröfsert  und  seit 
1817  der  ktfnigl.  Lustsitz  La  Isahella  auf  den  Hügeln,  nördlich  vom 
Bade  angelegt.  —  Die  officielle  ErÖffnungszeit  der  zu  den  bestausge- 
statteten Europas  gehörenden  Bäder  ist  vom  1.  Juni  bis  Ende  Octo- 
ber,  —  doch  kanu  man  hier  zu  jeder  Jahreszeit  baden. 

Die  Thermalquelle  bildet  ein  Becken,  aus  dem  sie  mit 
Blasen  und  Zischen  hervortritt  und  in  der  Stunde  88  Ku- 
bik-Fufs  Wasser  liefert.  Dasselbe  ist  hell  und  durchsich- 
tig, geruch-  und  geschmacklos,  hat  die  beständige  Tempe- 
ratur von  22°  R.  und  ist  so  schwer  als  destillirtes  Was- 
ser. Nach  der  von  dem  Infanten  Don  Antonio  ange- 
stellten Analyse  enthält  dasselbe  in  jedem  Pfunde: 

Chlorcaleium  .        .        .        .        .  .        0,7  Gr. 

Chlortalcium  .......        4,0  — 

Schwefelsaure  Kalkerde       ,        ,        .        ,        .        0,3  — 

5,0  Gr. 

Atmosphärische  Luft 26,0Kub.Z. 

Man  badet  und  trinkt  bei  Hautkrankheiten,  serösen 
Anschoppungen,  Hemiplegie,  Betäubung  und  Lähmung, 
Kachexien,  Schwäche,  Unterdrückung  der  Regeln,  Kräm- 
pfen, weifseui  Flusse  und  beginnender  Wassersucht.  Die 
Quelle  stärkt  die  geschwächte  Faser,  ist  heilsam  bei  Nie- 
ren- und  Blasenschmerzen,  Incontinentia  urinae,  Gonorrhoe, 
Gelbsucht,  H)'sterismus,  Rheumatismus,  Gicht,  Ischias, 
Hemicranie,  scirrhösen  Geschwülsten,  bei  Oedem,  Scropheln 
und  alten  Geschwüren.  Dagegen  ist  sie  nachtheilig  für 
Personen,  die  an  Rothlauf,  periodischer  Kolik,  Asthma 
und  Entzündungszuständen  leiden.  —  Auch  bedient  man 
sich  des  Badeschlamms. 

Die  Mineralquelle  von  Cor coles  entspringt  eine  halbe 
Legua  von  diesem  im  Mittelpuncte  der  Alcarria,  eine  Legua  von  Sa- 
cedou,  eine  halbe  Legua  von  Alcazar  an  einem  Hügel  gelegenen  Orte 
etwa  30  Schritte  vom  Flusse  Guadicht,  in  dem  an  Mineralwässern 
reichen  Nordgebiete  der  Provinz  Cuenca,  uud  führt  den  Kamen  „Au- 
rorabruuu  cn." 


1212 

Das  Wasser  strömt  mit  Blasen  in  ein  von  den  Einwohnern  er- 
bautes Becken.  Denkmale  zeigen,  dafs  die  Quelle  zur  Römerzeit  ent- 
deckt ward  und  man  glaubt,  dafs  ein  Tempel  der  Diana  hier  gestan- 
den  habe. 

Es  ist  klar  und  geschmacklos,  nach  Einigen  etwas  eisenartig 
schmeckend,  Temperatur,  Gewicht  und  chemische  Bestaudtheile  sind 
unbekannt,  wahrscheinlich   ist  es  ein  Kohlensäuerling. 

Don  Juan  de  Gay  au  y  Santoyo  schreibt  der  Quelle  die  Hei- 
lung von  Lähmungen,  Wassersuchten,  Unfruchtbarkeit,  Syphilis,  Hüft- 
weh, Rheumatismen,  Wurmkrankheiten,  Hypochondrie,  Coiik  und  ei- 
ner grofseu  Zahl  anderer  Leiden  zu.  Man  trinkt,  badet  und  gebraucht 
den  Schlamm.  Bei  Syphilitischen  ist  das  Wasser  schädlich,  wo  grofse 
Brustbeklemmungen,  allgemeine  Auftreibungen,  Schmerzen  bei  Tage 
und  Nacht  und  anhaltendes  Fieber  vorhanden  ist.  So  auch  bei  He- 
miplegie. Der  Schlamm  wird  bei  Lähmungen,  Wassersucht,  Convul- 
sioneu,  Gicht,  kalten  Geschwülsten,  Uterin-  und  Mastdarmblutflüssen, 
starken  Durchfällen  und  Schweifsen  benutzt.  Es  ist  am  besten,  ihn 
zwischen  10  und  11  Uhr  aufzulegen  und  mit  Baden  und  Trinken  ab- 
zuwechseln. Die  Haut  soll  nur  eben  au  dem  kranken  Theile  bedeckt 
und  das  Glied  vor  Auflegen  des  Schlammes  gerieben  werden,  wor- 
auf man  dasselbe  mit  dem  Mineralwasser  abwäscht  und  die  Opera- 
tion dreimal  wiederholt,  sodann  aber  ein  balsamisches  Mittel  einreibt. 
Don  Juan  Gayau  y  Santoyo,  Mapa  historica  y  discursos  ana- 
liticos  de  los  banos  de  Sacedon,  Corcoles,  Trillo  y  Buendia.   1760. 

Die  Bäder  von  A Ic an tud  liegen  etwas  über  eine 
Legua  südlich  von  dieser  am  Ende  der  Alcarria  und  am 
Fufse  der  Bergreihe  von  Cuenca  gelegenen,  jetzt  fast  ent- 
völkerten Stadt,  am  Ufer  des  Guadiela  und  am  Abhänge 
eines  Hügels.  Die  Quelle  entspringt  an  dem  Flufsufer  am 
Fufse  einer  Fichte  und  bildet  einen  kleinen  Tümpel  oder 
Brunnen. 

Die  Kranken  baden  in  einigen  offenen  Brunnen,  deren  Zahl  vier 
ist  und  worin  je  zwei  Personen  Platz  haben;  diese  liegen  anf  einer 
Wiese  am  Flufse  nach  der  Seite  von  Alcantud  und  die  Kranken  ha- 
ben kein  anderes  Unterkommen  als  die  Hütten  in  den  Holen  des  Fel- 
sens au  beiden  Seiten  des  Flusses,  die  aus  den  Zweigen  der  zahl- 
reichen sich  hier  findenden  Fichten  gemacht  werden,  oder  auch  ei- 
nige mehr  oder  weniger  entfernt  gelegene  Häuschen:  was  um  so  un- 
angenehmer ist,  als  die  Bremsen  und  Mücken  hier  sehr  unbequem 
sind.  Die  Kranken  baden  meist  im  Sonnenbrände  ohne  irgend  einen 
Schutz.  In  Mitten  des  Flusses  und  einiger  kleineu  und  niedrigen  Vor- 
spränge der  nächsten  Felsen  brechen  an  verschiedenen  vom  Wasser 
bedeckten  Punkten  überall,  wo  nur  irgend  etwas  wächst,  Quellen  oder 
Ausgänge  des  Mineralwassers  hervor. 


1213 

Das  Mineralwasser  bricht  mit  einer  der  Sommerwärme 
gleichen  Temperatur,  jedoch  in  geringer  Menge,  hervor. 
Es  ist  hell  und  durchsichtig,  sehr  rein  und  von  gewöhn- 
lichem Geschmacke,  und  entwickelt  Blasen.  Bis  jetzt  giebt 
es  noch  keine  Analyse  desselben,  welche  den  heutigen  An- 
sprüchen der  Wissenschaft  entspräche ,  obgleich  bereits 
Banares  es  zuerst  untersuchte,  wobei  er  eine  ziemliche 
Menge  salinischer  Bestandteile  und  unter  ihnen  Kalksul- 
phat  erhielt. 

Besser  bekannt  sind  die  Heilkräfte  5  man  ist  einstim- 
mig darüber,  dafs  das  Wasser  die  Verstopfungen  hebt, 
und  die  Stoffe,  welche  sie  hervorbringen ,  mit  Leichtigkeit 
und  ohne  Schwächung  der  Kräfte  ausleert.  In  der  Läh- 
mung und  allen  nervösen  Affectionen  thut  es  Wunder,  wie 
auch  bei  Unterleibsentzündungen,  denen  der  Leber  und 
Milz,  Magenschmerzen  und  Hüftweh.  Es  heilt  Augcnent- 
zündungen,  entfernt  schwammiges  Fleisch  u.  s.  w.  Man 
bedient  sich  des  Wassers  auf  drei  Arten,  als  Getränk,  Bad 
und  durch  Amvendung  des  Schlammes,  worein  man  die 
gelähmten  Glieder  hüllt,  mit  ausgezeichnetem  Erfolge. 

Die  Mineralquelle  von  Solan  de  Cabras 
entspringt  am  Ende  des  Fleckens  Beteta  im  Gebirge 
von  Cucnca,  mitten  im  tiefen  Thale  von  Solan  de  Cabras, 
das,  von  gewaltigen  Felsen  umgeben,  nur  einen  engen  Weg 
für  den  Flufs  Cuerva  darbietet,  aus  einem  Berge,  el  l«e- 
bollar  genannt,  zwischen  bunten  Marmorfelsen  aus  grauem 
Thon  und  Muschelkalk.  Ein  dumpfer  Knall,  der  puls- 
ähnlich Aviederkehrt,  und  die  Heftigkeit,  womit  der  Strahl 
hervorbricht,  zeigen  die  Schnelligkeit,  womit  er  aus  dem 
Innern  aufsteigt.  Er  ergiefst  sich  in  den  Cuerva,  indem 
er  unterweges  ein  Steinconcrement,  vou  den  Einwohnern 
,,Toba"  genannt,  absetzt.  Die  Menge  des  Wassers  reicht 
hin,  zwei  fünfzöllige  Röhren  und  vier  viereckige  Leitun- 
gen von  7  Zoll  Höhe  und  Breite  stets  im  Flufse  zu  erhal- 
ten, wobei  noch  Wasser  unbenutzt  in  den  Cuerva  aufliefst. 


1214 


Seit  1775  sind  hier  bequeme  Eiurichtungen  getroffen  und  die  Bä- 
der von  St.  Joachim,  Unserer  Lieben  Frau  von  der  Empfängnifs,  von 
St.  Peter,  St.  Mateo  und  St.  Lorenz  erbaut.  Die  Quelle  erhielt  den 
Namen  San  Francisco.  Die  Saison  dauert  vom  15.  Juni  bis  15. 
September. 

Das  Mineralwasser  vermindert  sich  niemals ,  ist  klar 
und  durchsichtig,  entläfst  elastische  Blasen,  schmeckt  sehr 
angenehm,  etwas  scharf  und  bitterlich  ,  hat  15°  R.  Tempe- 
ratur und  schlägt  in  Berührung  mit  der  Luft  ein  Sediment 
von  Schwefel-  oder  Ocherfarbe  nieder. 

Nach  Fernanden  enthält  ein  Pfund  des  Mineral- 
wassers : 

Chlornatrium     , 
Chlortalcium 
Chlorkalium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisen  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Kali 
Salpetersaure  Talkerde 
Alaun         .        .        , 
Kieselerde 

Kohlensaures  Gas     . 
Atmosphärische  Luft 

Nach  einer  andern  in  Madrid  angestellten  Analyse  enthielt  ein 
Pfund  Wasser: 

Basisch  kohlensaure  Kalkerdc        .        .        .        0,833  Gr. 
Basisch  kohlensaures  Natron  ,        .        .        0,333  — 

Schwefelsaures  Natron    .        .  .        .        0,333  — 

Schwefelsaure  Talkerde  .....        0,250  — 

Chlornatrium 0,250  — 

Chlortalcium  etwas  unter        ....        0,250  — 

2,249  Gr. 

Schwefelsäure  (Hydrotbiongas?)      .        .        .      0,5Kub.Z. 
Das   Eisen  scheint  hierbei  auf  dem  Transport    niedergeschlagen 
zu  sein. 

Der  ausgebreitete  Gebrauch  dieses  Eisenwassers  in 
fast   allen   chronischen    hartnäckigen  Krankheiten,  Hypo- 


t         t 

0,069  Gr. 

.          , 

0,108  — 

, 

0,068  — 

0,200  — 

0,166  — 

1,139  — 

0,042  — 

0,306  — 

0,068  — 

0,094  — 

*             ? 

0,010  — 

. 

0,023  — 

2,293  Gr. 

t          • 

0,96  Kub.Z. 

. 

0,15    — 

1215 

chondrie,  Gicht,  Lähmung,  Krämpfen,  Schwindel,  allen 
Arten  von  Obstructionen,  Intermittenten,  schleichenden 
Fiebern,  Tabes,  Atrophie,  Marasmus  und  Serophcln,  ist 
auch  selten  erfolglos.  Man  wendet  das  Wasser  ferner 
an  bei  Scirrhen,  Krebs,  Amenorrhoe,  Hämorrhoiden,  Scor- 
but,  Hautkrankheiten,  Rose  und  chronischen  Ophthalmien, 
Oetlem,  Wassersuchten,  unterdrückter  Harnabsonderung, 
allgemeiner  und  örtlicher  Atonie,  Wurmkrankheiten,  kurz 
wo  man  einschneiden,  eröffnen,  lösen  und  stärken  will. 

Die  Fuente  del  Rosal  genannte  Mineralquelle  entspringt  eine 
Achtel  Legua  von  Beteta  im  Bisthum  Cuenca,  am  Flusse  Guadiela 
und  bei  dem  berühmten  Heiligthum  Unserer  Lieben  Frau  del  Rosal,  am 
Fufse  hoher  Berge,  die  Castillejos  genannt,  und  verzweigt  sich  in  ei- 
nem Laudstriche  von  einer  halben  Legua  Länge  und  einer  Viertel 
Legua  Breite  bei  den  berühmten  Lagunen   von  Tobar. 

Die  Quelle  bricht  mit  Blasen  hervor,  von  denen  sich  ein  Gas  in 
runden  Kugeln  entwickelt.  Die  Steine  und  der  Boden  sind  von  einer 
Ocberrinde  bedeckt,  die  sich  an  der  Ursprungsstelle  auf  sechs  Fufs 
weit  nicht  zeigt.  Das  Wasser  ist  sehr  durchsichtig  und  voll  von 
Bläschen,  schmeckt  unangenehm  und  zuletzt  bitter-adstringirend,  riecht 
nach  Dinte  und  hat  beständig  17°  R.  Temperatur.  Der  Schlamm  ist 
grau,  aschfarben;  der  Wasserstrahl  bleibt  sich  im  Sommer  und  Win- 
ter gleich. 

Nach  Don  GarciaFernandez  enthält  das  Wasser  aufser  Sauer- 
stoffgas und  atmosphärischer  Luft,  an  festen  Bestandteilen,  in  ei- 
nem Pfunde : 

Chlortalcium 0,3250  Gr. 

Chlornatrium 0,1723  — 

Schwefelsaure  Talkerde         ....        2,0169  — 

Schwefelsaures  Natron 3,06S3  — 

Schwefelsaure  Kalkerde         ....       10,0040  — 
Salpetersaure  Talkerdc  .....        0,1675  — 

Salpetersaures  Natron 4,0750  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,3775  — 

Kohlensaures  Eisen 0;10S2  — 

Tbonerde 0,1500  — 

Kieselsäure 0,0650  — 

20,52'WGr. 

Nach  Bedoya  erregt  die  Quelle  Darm-  und  Urinexcretion,  wirkt 
trefflich  bei  scirrhösen  Leiden,  Leber-  und  Milz-Anschwellungen,  hypo- 
chondrischen Verstopfungen,  hartnäckigen  drei-  und  viertägigen  Fie- 
bern, Scorbut ,  unterdrückten  Hämorrhoiden  und  Menstruis,  so  wie 
bei  Vcrgiftungskraukhciteu. 


1216 

Noch  ist  in  der  Nähe  von  Beteta  die  Mineralquelle  del 
Canalon  zu  erwähnen,  welche  in  dem  Dorfe  Duron  entspringt,  kalt 
ist  und  eine  aufserordentlich  corrosive  Wirkung  hahen  soll.  Sie  wird 
in  der  Behandlung  von  wiederaufbrechendeu  Wunden  und  bösartigen 
Geschwüren  sehr  gerühmt. 

L  i  in  o  ii  de  Montero,  espejo  cristalino  a.  a.  0.  Lib.  I.  trat  2. 
cap.  XVI.  p.  150. 

Die  Mineralquelle  von  Sumasaguas  wird  nach  einer  an- 
derthalb Leguas  von  Madrid  nahe  bei  Pozuelo  de  Aravaca  und  am 
Ende  des  Ortes  Humera  gelegenen  Meierei  genannt.  Das  helle,  durch- 
sichtige Mineralwasser  entwickelt  Blasen,  ist  fast  geruchlos,  schmeckt 
etwas  scharf,  welche  Eigenschaft  jedoch  bald  verschwindet,  und  hat 
15  —  19°  R.  Temperatur. 

Es  enthält  nach  Capd  e  vila  Kohlensäure,  Karbonate  von  Magne- 
sia, Thonerde,  Kalk  und  Eisen,  Chlorete  von  Talcium,  Natrium,  Calcium, 
Sulphate  von  Talk-,  Kalk-  und  Kieselerde,  und  wirkt  als  Eisenwasser. 

Die  Mineralquelle  von  Aranjuex.  Dieser  sie- 
ben Leguas  von  Madrid  und  acht  Leguas  von  Toledo  am 
Tajo  gelegene  königliche  Lustsitz,  einer  der  angenehmsten 
und  herrlichsten  in  Europa,  besitzt  auch  eine  Bittersalz- 
quelle, welche  in  einem  der  Thälcr  des  Gebirges  Salinilla  de 
Alpages,  welches  seine  Gipfel  im  Süden  erhebt,  entspringt. 

Das  klare,  helle  Wasser  bleibt  in  verschlossenen  Ge- 
fäfsen  lange  unverändert;  es  ist  ohne  Farbe  und  merkli- 
chen Geruch,  bitter,  weich  und  etwas  salzig  von  Geschmack, 
dem  Gaumen  nicht  ganz  unangenehm.  Schwere  und  Tem- 
peratur sind  nicht  genau  bekannt. 

Don  Juan  Gamez  analysirte  das  Wasser  im  J.  1770  auf  Be- 
fehl der  Regierung  uud  sagt,  dafs  es  zu  den  abführenden  Bitter- 
wassern gehöre,  Neutralsalze,  dem  Glaubersalze  ähnlich,  enthalte  und 
zwar  im  Verhältnisse  von  51/,  Theilen  auf  96  und  etwas  kalinische 
Erde  im  Verhältnisse  von  5  auf  6912,  so  flafs  jedes  Pfund  von  12  Un- 
zen 5 V2  Drachme  Purgirsalz  und  5  Gran  Erde  enthielte,  also  mehr 
als  das  Sedlitzer  Wasser  und  weniger  als  das  von  Vacia- Madrid; 
•weshalb  es  denn  auch  wirksamer  als  ersteres  uud  weniger  widerlich 
als  das  letztere  sei;  dafs  es  ferner  keine  metallischen,  schwefligen 
oder  aluminösen  Bestandfheile  enthielte,  sich  lange  aufbewahren  lasse, 
dafs  die  Erde  zum  Theil  aus  Kali  mit  einem  Theile  Kalkerde  bestehe 
und  ein  sehr  wirksames  Absorbens  bilde,  dafs  endlich  das  Salz  aus 
Schwefelsäure  mit   einer  alkalisch-mineralischen  Kalkbase  bestehe. 

Das  Bitterwasser  wird  nur  getrunken  und  dient   nach 

Gamez  in  allen  Fehlern  der  ersten  Wege,  bei  dem  Vor- 


1217 

walten  roher,  zäher  und  ciweifsstoffiger  Säfte,  den  Entar- 
tungen der  Galle  und  des  Magensaftes,  den  chronischen 
Krankheiten  der  Leber,  des  Mesenteriums,  der  Milz,  der 
Nieren  und  in  allen  Fällen  einer  entarteten  Digestion,  wie 
bei  Wechsel-  und  Intestinalfiebern ,  Schleim-  und  Gallen- 
Koliken,  Nierenschinerzen  von  Gries  und  Stein,  bei  lym- 
phatischer Gicht  von  sitzender  Lebensweise,  fetter  und 
dicker  Constitution,  materiellen  hypochondrischen  und  hys- 
terischen Leiden,  bei  Borborygmen  von  Luftentwickelung-, 
Tympanitis,  bei  hartnäckigen  Gallennebern  von  Verstop- 
fung der  Gallenwege,  bei  neuen  Wassersuchten  ohne  Feh- 
ler der  Eingeweide,  dem  Asthma  humidum,  lymphatischen 
Geschwülsten,  Lungenhydatiden,  verhärteten  Geschwülsten 
und  Brustwassersucht  aus  kachektischer  Anlage,  bei  dem  sym- 
pathischen Schwindel  aus  Fehlern  der  ersten  Wege,  den  serö- 
!  sen  Diarrhöen  aus  dieser  Ursache  oder  verhaltener  Tran- 
spiration, der  Unterdrückung  des  Monatsflusses  aus  kachek- 
tischer Ursache  und  sclüechter  Digestion,  die  zumeist  Un- 
fruchtbarkeit hervorbringt ,  bei  einfachen  serösen  oder  lym- 
phatischen Ophthalmieen,  Würmern  und  allen  kachekti- 
schen  Leiden  von  Verschleimuug. 

Die  gewöhnliche  Dosis  dieser  Wässer  ist,  dafs  man  von  dem 
Salze  als  Aperitivum,  Diureticum,  Digestivum  u.  s.  w.  */3  Drachme, 
als  leichtes  Laxans  bis  zu  6  Drachmen  nimmt ;  und  mau  kann  bei 
Erwachsenen  vou  15  —  50  Jahren  bis  zu  einer  Unze  steigen;  Kinder 
von  7 —  15  Jahren  werden  mit  1/2  Drachma  purgirt  uud  15  Gran  bis 
zu  einem  Scrupel  reichen  in  diesem  Alter  als  Aperitivum  hin ;  das  Was- 
ser ist  demgemäfs  zu  reichen,  indem  man  stets  auf  jedes  Pfund  zu 
zwölf  Unzen  51/.,  Drachme  Salz  rechnet;  wobei  jedoch  nicht  wie 
bei  andern  Wasseru  gestiegen  werden  darf.  Die  Quelle  vou  Aranjuez 
wird  als  Aperitiv  so  gebraucht,  dafs  man  mit  der  kleinen  l'urgir- 
dosis  anfängt  und  dieselbe  nach  uud  nach  vermindert.  Vou  dem  Ge- 
brauche bat  mau  nach  den  Umständen  Ader  zu  lassen,  zu  purgireu 
oder  alterirende  Mittel  anzuwenden. 

J.  Garn  e  z ,  ensayo  sobre  las  aguas  mediciuales  de  Aranjuez  escrito 
de  ordre  da  Sa  Majestad.    Madrid  1771. 

Die  Mineralquellen  von  Almagro,  auch  de  la  Nava  ge- 
nannt, entspringen  zwei  Leguas  von  A.,  der  beträchtlichsten  Stadt 
der  Mancha  uud  Hauptstadt  des  Feldes  vou  Calatrava,  welche  drei 
Leguas  von  (Jiudad-Real  in  einer  reichen  Ebene  liegt,    auf  der  Höhe 


1218 

eines  niedrigen  Bergzuges  am  Ufer  des  Flusses  Javaion,  aus  der  Höhle 
eines  Felsens  in  der  Dicke  eines  Armes.  Sie  werden  nur  als  Ge- 
tränk, nicht  zu  Bädern  benutzt. 

Das  sehr  klare  Mineralwasser  verursacht  zu  Anfange  und  Ende 
des  Trinkens  einen  scharfen  Geschmack  im  Munde,  der  sich,  wenn 
das  Wasser  steht,  bald  verliert.  In  Flaschen  oder  verglasten  Kru- 
ken verdirbt  es  nicht,  sondern  setzt  nur  auf  dem  Boden  einen  wei- 
fsen  Niederschlag  ab,  der  abgeseiht  und  getrocknet  mit  dem  Wasser 
gleichen  Geschmack  hat.  Das  ausgehauchte  Gas  ist  von  solcher 
Wirkung,  dafs  Thiere,  die  es  eine  Zeitlang  einathmen,  darin  ersticken. 
Versuche  über  seine  speeifische  Schwere  und  Temperatur  sind  noch 
nicht  angestellt  worden. 

Nach  Don  Manuel  Giron  geben  zwölf  Pfund  des  Wassers 
7  Scrupel  Residuum,  davon  3  von  weifsem  krystallisirtem  Salze  und 
der  Rest  ziemlich  weifse  Erde.  Das  Salz  schmeckte  salpeterartig  und 
etwas  bitter  und  brauste  mit  Säuren  nicht  auf  noch  veränderte  es 
ihre  Farbe.  Ueber  dem  Feuer  ward  kein  Schwefelgeruch  davon  be- 
merkt, aber  es  schmolz  und  entzündete  sich  und  zeigte  verschiedene 
Explosionen  oder  Verpuffungen.  Mit  Veilchen-  oder  Rosentinctur  ver-' 
mischt,  veränderte  es  deren  Farbe  nicht;  die  Gallusauflösung  trübte 
sich  etwas  und  nahm  eine  leicht  dunkele  Färbung  an;  mit  EisensaU 
miaktinetur  ward  es  trüb  und  sodann  durch  die  helle  Auflösung  des 
Merkurs  wieder  etwas  milchig.  Die  Erde  hatte  einen  scharfen,  durch- 
dringenden Geschmack,  veränderte  sich  über  dem  Feuer  nicht  und 
brauste  mit  Säuren,  ohne  ihre  Farbe  umzuwandeln,  leicht  auf.  Hier- 
nach scheint  das  Salz  gröfstenthcils  salpctersauer  zu  sein,  mit  einem 
kleinen  Antheile  Küchensalz 

Die  Heilkräfte  desselben  sind  grofs  in  allen  Leiden  von  Magen- 
schwäche, hartnäckigen  Verstopfungen,  Kachexien,  Oedemen,  der  Dys- 
pepsie, allen  Arten  Wassersuchten,  bei  Hautkrankheiten,  unterdrück- 
ten oder  übermäfsigen  Regeln ,  Bauchflüssen,  Diarrhöen  und  Ruhren. 
Viele  behaupten,  dafs  das  Wasser  auch  die  Gicht  heile;  unbestreit- 
bar sind  seine  Wirkungen  bei  Rheumatismen,  Gelenkgichtschmeizen, 
Coliken,  Nierenschmerzen.  Mehr  Zweifel  wird  gegen  die  Hülfe  er- 
hoben ,  die  es  bei  der  Unfruchtbarkeit  gewähren  soll.  Die  Ein- 
wohner halten  La  Nava  für  sehr  heilsam  bei  drei-  und  viertägigen 
Fiebern  und  Dr.  Bedoya  fügt  hinzu,  dafs  ihre  Wirksamkeit  gegen 
Lähmungen,  Krämpfe  und  Zittern  allbekannt  sei.  Genauere  Analy- 
sen und  Beobachtungen  sind  demnach  sehr  wünschenswerth. 

Die  Mineralquelle  Fuensanta.  In  dem 
Weidegebiete  von  Villafrantja,  zwei  und  eine  halbe  Lcguas 
von  Almagro  und  eine  Lcgua  von  Pozuelo  de  Calatrava 
liegt  der  Brunnen  „Hervidorcs  de  Fuensanta",  so 
genannt  zum  Unterschiede  von  anderen,  weniger  berühm- 
ten Quellen,  die  ebenfalls  Fuensanta  heifsen.     Sein  Strahl 


1219 

steigt  senkrecht  aus  der  Mitte  eines  Kalkfelsens  in  dem 
zum  Baden  erbauten  Bassin  auf.  In  der  Mitte  des  Bas- 
sins sieht  man  einen  Strudel  von  £  Varas  im  Durchmesser 
und  der  Wasserstrahl  hat  die  Gröfse  eines  Tlmlerstückes. 
Neben  dein  Bassin  sind  viele  kleinere  sprudelnde  Trink- 
quellen. 

Nach  den  Ruinen  von  Wasserleitungen,  Bogen  u.  s.  w.  läfst  sich 
schliefsen,  dafs  die  Kraft  dieses  Wassers  seit  Alters  bekannt  war, 
aber  die  Einwohner  behaupten;  dafs  man  sich  seiner  nur  erst  seit 
hundert  Jahren  bediene.  Gegenwärtig  bat  der  Infant  Don  Carlos  im 
J.  1818  dort  ein  vollkommen  bequem  und  trefflich  eingerichtetes  Ge- 
bäude aufgeführt,  das  1821  vollendet  ward  und  eine  angemessene 
Zahl  von  Bädern,  so  wie  ein  schönes  Gasthaus  enthält.  Die  Zahl 
der  Kurgäste  beträgt  jährlich  an  6000;  —  die  Saison  dauert  vom 
10.  Juni  bis  13.  September. 

Das  Mineralwasser  entspringt  mit  vielen  Blasen  ;  frisch 
in  ein  Glas  geschöpft,  erscheint  es  hell,  jedoch  voll  unend- 
lich vieler  röthlicher,  darin  schwimmender  Theilchen,  die 
sich  bald  niederschlagen.  Mit  demselben  Stoffe  sind  die 
Steine  der  Gallericn  bedeckt  und  auch  die  Mäntel  der  Ba- 
denden werden  davon  so  gefärbt,  dafs  sie  nie  wieder  ganz 
weifs  werden.  In  einer  wohlverschlossenen  Flasche  ge- 
schüttelt schäumt  es  stark,  braust  und  entwickelt  Blasen. 
In  freier  Luft  bildet  es  binnen  24  Stunden  ein  silberarti- 
ges Häuf  eben,  das  in  der  Sonne  schillert.  Man  bemerkt 
einen  feinen,  stechenden  Geruch,  besonders  zu  den  Tages- 
stunden, wo  die  Luft  ruhig  ist.  Frisch  getrunken  schmeckt 
es  sehr  scharf  und  stechend,  fast  wie  schwaches  Bier, 
nach  dem  Kochen  aber  verliert  es  alle  diese  Eigenschaften 
und  wird  fade.  Es  hat  die  Temperatur  von  17°  R.  und 
in  dem  kleineren  Brunnen  16°  l\.  Sechzehn  Unzen  des 
Wassers  wiegen  68  Gran  mehr  als  das  gleiche  Volumen 
destillirteu  Wassers. 

Nach  Capdevila  enthält  es  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaures  Eisenprotoxvd      ....  1,5  Gr. 

Chlornatrium 13,0  — 

Schwefelsaures  Natron 1,5  — 


1220 


Unterkohlensaure  Talkerde       ....        11,0  Gr. 
Unterkohlensaure  Kalkerde       .        .        .        .  1,0  — 


30,0  Gr. 
Kohlensaures  Gas       .  , 147,0  Kub.Z. 

Innerlich,  äufserlich  oder  auf  beide  Weisen  zugleich 
gebraucht,  wirkt  dieser  ungemein  gasreiche  Eisensäuerling 
trefflich  gegen  Flechten,  Hautkrankheiten,  Gallen -,  Krampf  - 
und  Hämorrhoidal-Koliken,  Nieren-  und  Blasensteine,  In- 
farcten,  Scropheln,  harte  und  scirrhöse  Anschwellungen, 
chronischen  Magenkrampf,  hartnäckige  Augeublennorrhoe, 
Hydropisie,  Chlorose,  Menorrhagie,  Leukorrhoe.  Nach 
Murillo  wirkt  es  auch  noch  in  der  veralteten  Syphilis, 
Rheumatismus,  Hysterismus,  Krämpfen,  Epilepsie,  Veits- 
tanz, Rhachitis,  Zahn-  und  hektischen  Fiebern. 

Nach  Capdevila  soll  man  während  des  Sonnenscheins  we- 
gen der  starken  Kohlensäureentwickclung  nicht  baden  dürfen,  weil 
mau  leicht  Schwindel  und  andere  Zufälle  bekommen  könnte. 

Jos.  Torres,  memoria  analitica  sobre  las  aguas  de  Fuen-Santa 
en  la  Mancha.  Madrid  1822. 


Die  Min  er  al  quellen  von  Puertollano,  einem  im  Felde 
von  Calatrava,  sechs  Leguas  von  Almagro  gelegenen  Flecken  mit 
500  Einwohnern.  Hier  sind  drei  warme  Säuerlinge:  der  erste  am 
Abhänge  des  St.  Anuenberges,  auf  einer  Wiese,  bildet  ein  stehendes 
Wasser  und  quillt  mit  solchem  Geräusche  auf,  dafs  man  es  dreifsig 
Schritte  weit  hört.  Es  wird  in  einem  Holzbecken  gesammelt,  von 
wo  aus  es  in  Kalksteinbecken  übergeht.  Die  zweite  Quelle  ent- 
springt in  der  Nähe  der  vorigen  aus  einer  mäfsigen  Röhre,  wird  nur 
in  eine  Grube  gesammelt,  worin  man  auch  badet,  und  aus  deren  Bo- 
den das  Wasser  mit  grofser  Gewalt  aufquillt.  Die  dritte  Quelle 
liegt  auf  dem  Anger  von  Alcudia,   geht  aber  unbenutzt  verloren. 

Das  Wasser  der  ersten  Quelle,  die  in  24  Stunden  10000  Maafs 
Wasser  liefert,  ist  klar  und  durchsichtig,  aber  der  Luft  eine  Zeitlang 
ausgesetzt,  wird  es  trübe  und  schlägt  einen  orangefarbenen  Schleim 
nieder.  Der  Geschmack  ist  scharf,  zuletzt  zusammenziehend.  Es 
entwickelt  viel  Gas,  kocht  leicht,  hat  13°  R.  Temperatur  und  ist  so 
schwer  als  das  beste  Trinkwasser  zu  sein  pflegt.  Die  zweite  Quelle 
ist  etwas  schwächer  und  wird  trübe,  weil  sie  sich  mit  dem  süfsen 
Wasser  in  der  Grube  mischt.  Sie  hat,  je  nach  der  Luftwärme  die 
Temperatur  von  13  —  16ö  R. 

Nach  Capdevila  enthalten  sechzehn  Unzen: 


1221 


Kohlensaures  Eisenoxydul 1,5  Gr. 

Uhlortalcium •    .        4,5  — 

Kieselsäure l?,r>  — 


7,5  Gr. 
Kohlensaures  Gas 29,0  Kub.Z. 

Das  Mineralwasser  ist  heilsam  bei  Wassersüchten,  Unterleibsiu- 
fareten,  Seirrben,  Stein,  Dyspepsie,  chronischen  Magenschmerzen 
uud  veralteten  Wunden.  —  Man  gebraucht  es  vom  8.  Juni  bis  zum 
8.  September. 

Die  Mi  7i  er  alquelle  Fuenfe  del  Fresno.  Am  Abhänge 
der  Berge  von  San  Juan,  auf  einer  der  Höhen,  die  in  das  Feld  von 
Calatrava  herabseben,  liegt  dieser  Ort,  24  Leguas  von  Madrid.  In 
einem  Tbale  in  Mitten  des  Fleckens  entspringt  die  „Sumpfquelle," 
die  merkwürdigste  unter  den  vielen  hier  aufsteigenden  Mineralwäs- 
sern. Das  Wasser  steht  zwei  Palmen  hoch,  man  sieht  es  aus  dem 
Sande  des  Grundes  stark  hervorquellen,  in  einem  faustdicken  Strahle, 
der  sich  in  regniebten  wie  in  trocknen  Jahren  gleich  bleibt. 

Das  Wasser  ist  im  Winter  warm,  im  Sommer  kalt,  stets  sehr 
hell  und  klar,  geschmacklos  oder  wie  Regenwasser  schmeckend,  leich- 
ter als  letzteres. 

Bedoya  erzählt,  sechs  geschickte  Pharmaceuten  hätten  das  Was- 
ser analysirt,  ohne  beim  Verdampfen  irgend  eine  Substanz  zu  ent- 
decken oder  ein  Residuum  zu  erhalten,  mit  Ausnahme  eines  sehr 
weifsen,  weichen,  geruch-  und  geschmacklosen  Gewebes,  das  sich 
im  Feuer  kaum  durch  Alkali  oder  Säureu  veränderte  und  dessen  feine 
Fäden  auch  vom  Alkohol  nicht  angegriffen  wurden.  Dies  Alles 
scheint  an  der  Unvollkommenheit  der  Analyse  zu  liegen. 

Das  Mineralwasser  eröffnet  den  Leib  kräftig,  erregt  Schweifs 
und  Urin,  ist  heilsam  bei  alleu  Arten  von  Obstructiouen,  Wassersucht, 
inneren  Anschwellungen,  Rheumatismen  und  Hautkrankheiten;  es 
scheint  also  zur  Klasse  der  Säuerlinge  zu  gehören. 

Die  Thermalquelle  von  F  uenc  alient  e  (Warmbrunn)  ent- 
springt zwei  Fufs  von  der  Kirche  dieser,  in  der  Provinz  Man- 
cha,  am  Eingänge  der  Sierra  Morena  und  an  der  wüstesten  ihrer  un- 
bebauten Einöden  gelegenen,  ehemals  Fuencalda  genannten  Stadt,  und 
läuft  in  Röhren  bis  vor  den  Hochaltar,  wo  auch  das  Hudbecken  für 
die  Kranken  sich  iindet.  Mitten  im  Tempel  ist  ein  Gewölbe,  gleich 
einer  Gruft,  durch  welches  hindurchgehend  das  Wasser  ein  mit  einem 
Gitter  bedecktes  Reservoir  bildet  und  hier  findet  man  den  Schlamm, 
den  das  Wasser  auf  der  Oberfläche  bildet  und  der  mehr  noch  aus 
Frömmigkeit  als  wegen  seiner  Heilkraft  benutzt  wird.  Zwanzig 
Schritte  vom  Ursprünge  dieser  Quelle  entstehen  drei  kleine  kalte 
Quellen  und  es  ist  merkwürdig,  dafs  eine  andere  ebenfalls  sehr  kalte 
nahe  bei  der  Bassinröhre  entspringt. 


1222 

Das  helle  Wassea  ist  etwas  säuerlich,  wie  der  Rost  adstringiren- 
der  Metalle,  und  riecht  gelind  nach  Schwefel.  Die  Quelltemperatur 
ist  unbekannt,  aber  das  Bassin  hat  32,5  —  28°  R.  Temperatur.  Das 
Tliermalwasser  scheint  ein  wenig  Kohlensäure,  Eisencarbonat,  Chlor- 
natrium  und  Thon  -  und  Kieselerde  zu  enthalten. 

Man  badet  und  benutzt  den  Schlamm.  Dem  Bade  werden  beson- 
dere Kräfte  gegen  Lähmung,  Betäubung,  Oedem,  Wassersucht,  Magen- 
krampf, Kolik,  Gelenk  -  Geschwülste  und  Erschlaffung,  Verrenkungen, 
Verstopfungen,  unterdrückte  Regeln,  weifsen  FIul's,  Amenorrhoe,  Nie- 
ren- und  Blasenleiden ,  Stein  und  Gries,  veraltete  übel  beschaffene 
Wunden  und  allerlei  Hautkrankheiten  zugeschrieben.  Der  Schlamm 
dient  als  erweichendes  und  stärkendes  Mittel  und  wird  bei  Nerven  - 
und  Gelenkleideu  benutzt.  —  Die  Kranken  finden  indessen  hier  nicht 
die  geringste  Bequemlichkeit  oder  ärztliche  Hülfe. 

Endlich  sind  noch  zu  erwähnen:  die  Mineralquellen  von  Alcalu 
del  Rey,  als  Getränk  benutzt,  —  von  H o gazas,  in  der  Nähe  von 
Alcala,  sieben  Leguas  von  Madrid,  gegen  Magenschwäche  gebraucht, 

—  von  Isidro,  eine  halbe  Legua  von  Madrid,  —  von  Corpa,  zwei 
Leguas  von  Alcala  in  der  Nähe  von  Madrid,  welche  seit  der  Regie- 
rung Philipp's  II.  den  Königen  von  Spanien  und  den  Grofsen  ihres 
Hofes  zum  gewöhnlichen  Getränk  dienen  und  für  laxirend  und  ein 
wenig  diuretisch  gelten,  —  von  Colmenar  Viejo,  sechs  Leguas 
von  Madrid,  —  von  Caballo,  eine  halbe  Legua  von  Talavera,  wel- 
che zu  den  salinischeu  Schwefelwassern  gehörig,  gegen  Affectionen 
des   Unterleibes,   Wassersucht ,  Nierenleiden    u.    a.    gerühmt    werden, 

—  von  Novalbino  bei  Toledo,  ein  Eisenwasser  von  20ö  R.  Tem- 
peratur, —  das  Mineralwasser  de  los  J acintos  in  der  Nähe  von 
Toledo,  das  in  einem  Bemhardinerkloster  entspringt  und  von  den 
Mönchen  au  die  Einwohner  der  Stadt  vertheilt,  auch  nach  Madrid 
für  den  Gebrauch  des  Königs  geschickt  wird;  es  ist  kalt,  sehr  leicht 
und  wird  sehr  gerühmt  gegen  Fieberanfälle,  auch  gegen  Chlorose  und 
Unregelmäfsigkeiten  der  Menstruation  empfohlen,  —  die  Mineralquelle 
von  Caramanchel ,  einem  Dorfe  der  Sierra  Morena,  von  den  Ein- 
wohnern gegen  Djsenterie  gebraucht,  —  von  Bolanos,  als  Getränk 
benutzt, —  von  Cevica,  ein  laues  Schwefelwasser,  das  in  einem 
Kloster  in  der  Nähe  von  Brihuega  entspringt  und  als  Getränk  gegen 
Magenschwäche  empfohlen  wird,  —  von  Grabatula,  ebenfalls  als 
Getränk  benutzt,  —  von  Liier  gane,  gegen  Hautkrankheiten  ge- 
braucht, —  von  Nav amorales,  gegen  Leukorrhoe  und  andere  ato- 
nische Affectionen  gerühmt,  —  vou  S aelices,  kalte  Schwefelquellen. 

Limon  de  Mo  utero,  Espejo  cristalino  a.  a.  O.  p.  165.  158. 
140.  167.  145.  132. 


4.  Die 


1223 
4.    Die  Tiefebene  tles  Guadalquivir. 

Andalusien: 

Die  Mineralquelle  von  Alis eda,  so  genannt 
von  dem  Steinkraute  (Alyssum),  welches  hier  ringsum 
häufig  wächst,  entspringt  anderthalb  Leguas  von  Carolina, 
der  Hauptstadt  der  neuen  Colonien  der  Sierra  Morena,  eine 
Viertel-Legua  von  dem  neuen  Wege  von  Madrid  nach 
Cadix,  eine  halbe  Legua  von  dem  berühmten  Schlosse  las 
Navas  de  Tolosa,  wo  Alphons  VIII.  im  J.  1212  die  Mau- 
ren besiegte,  eine  Legua  von  Puerto  Muradel  und  drei 
YTiertel-Leguas  von  Sta.  Elena  y  Mesa  del  Rey,  am  Fufse 
einer  Esche  und  an  der  Südseite  eines  Saumpfades;  ein 
wenig  am  Saumpfade  aufwärts  entsprängt  eine  zweite, 
schwächere  Eisenquelle,  die  nach  Entdeckung  der  erstem 
wenig  mehr  benutzt  wird. 

Nach  der  Entdeckung  der  Quelle  im  J.  1755  erlangte  sie  erst 
1777  einen  Namen,  als  die  neuen  Colonien  errichtet  wurden;  denn, 
nur  auf  solche  Art  konnte  die  Einsamkeit  und  Hülflosigkeit  in  dieser 
Wüste  aufgehoben  werden,  die  weit  entfernt,  Menschen  anzulocken, 
alles  mit  Schreck  erfüllte  und  nur  Räubern  und  Verbrechern  Schutz  gab. 
Obgleich  nun  der  Marquis  de  la  Rambla  schon  im  J.  1730,  wo  die 
ältere  Quelle  bekannt  ward,  dort  ein  Haus  mit  grofsen  Oliven-  und 
Kastanienpflanzuügen  anlegte,  waren  doch  die  Mittel,  welche  dieser 
Ort  darbot,  zu  beschränkt,  um  Besucher  nach  einer  so  abgelegenen 
und  entbehrungsvollen  Gegend  zu  locken.  Jetzt  werden  dieselben 
herrschaftlich  aufgenommen,  aber  leider  scheint  das  Etablissement  zu 
sinken,  während  es  dem  Publikum,  wie  dem  Eigenthümer  höchst  nütz- 
lich sein  würde,  es  zu  erhalten  und  umzugestalten. 

Die  Quelle  entspringt  in  einem  Brunnen  von  einer  Vara 
Tiefe  und  eben  so  viel  Breite,  mit  gleichsam  streifenartig 
aufsteigenden  Bläschen,  die  an  der  Oberfläche  wie  Silber 
erscheinen  und  sich  theils  mit  Geräusch  frei  machen,  theils 
Blasen  bilden,  die  beim  Zerspringen  sehr  kleine  Perlchen 
bis  zur  Höhe  von  3  —  4  Fingern  spritzen.  Das  Wasser 
ist  ocherfarbig  und  mit  einem  bunten  Häutchen  bedeckt. 
Frisch  geschöpft  ist  es  sehr  klar,  im  Lichte  sieht  man 
viele  Blasen  aufsteigen ,  die  sich  zugleich  an  der  Ober- 
fläche frei  machen;  ist  es  aber  eine  Zeitlang  erwärmt  oder 

111.  Theü.  liü 


1224 

der  Luft  ausgesetzt,  so  nimmt  es  eine  lichte  Orangefarbe 
und  einen  etwas  salzigen  Geschmack  an,  während  es  das 
Stechende  und  Eisenartige  verliert.  In  einer  Flasche  ge- 
schüttelt, verwandelt  es  sich  fast  ganz  in  Schaum,  indem 
es  heiin  Aufkorken  mit  Lärm  und  Gewalt  einen  Dampf  aus- 
stöfst,  der  dem  Geruchssinn  noch  in  einiger  Entfernung 
bemerklich  wird,  ohne  doch  mehr  als  dintenärtig  zu  rie- 
chen. Seine  Temperatur  ist  beständig  13,5°  R.  und  es 
wiegt  frisch  geschöpft  im  Beaumeschen  Hydrometer  einen 
Grad  weniger  als  destillirtes  Wasser.  Läfst  man  es  bis 
zur  völligen  Entweichung  der  flüchtigen  Theile  stehen,  so 
nimmt  es  bedeutend  an  Umfang  ab  und  wiegt  dann  etwas 
schwerer  als  destillirtes  Wasser,  ohne  seine  Durchsichtig- 
keit zu  verlieren. 

Wir  verdanken  dem  Seiior  Ayuda  eine  Analyse. 
Nach  ihm  gehört  das  Wasser  zur  Reihe  der  Eisensäuer- 
linge und  enthält  viel  Kohlensäure,  Chlortalcium  und  Talk- 
sulphat,  Kalksulphat,  Kalk-  und  Talkcarbonat,  Thonerde, 
Eisen-  und  Kieselerde  und  zwar  in  einem  Pfunde: 


0,08  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    .        . 

0,32  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

0,16  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,08  — 

Kohlensaure  Talkerde        .         « 

0,16  — 

Kohlensaure  Thonerde   (?) 

0304  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,28  — 

1,14  Gr. 

Ayuda  bemerkt  in  Beziehung  auf  die  Heilkräfte 
des  Wassers,  dafs  es  nach  den  Eigenschaften  und  der 
Menge  der  Bestandtheile  für  ausgetrocknete,  straife,  hit- 
zige, geschwächte  Personen  von  zarten  Eingeweiden  und 
scharfen  Säften  vor  stärkeren  den  Vorzug  verdiene. 

Es  wird  benutzt  gegen  Verdauungsbeschwerden,  Fla- 
tulenz, Erbrechen,  Diarrhöe  und  Spulwürmer,  Verstopfun- 
gen, Kachexien,  Gelbsuchten,  Aphthen  und  Excoriationen 
des  Mundes  und  anderer  Theile.     Eben   so  heilsam  ist   es 


1225 

bei  hypochondrischen  Affectionen  und  Nierenleiden,  bei  Me- 
senterial-Fiebern,  hartnäckigen  Tertianen  und  Quartancn 
und  selbst  bei  schleichenden  Fiebern,  wenn  sie  von  Ver- 
stopfung- herrühren. 

Gleiche  und  bessere  Wirkungen  hat  es  noch  bei 
Unterdrückung-  oder  Uebermaafs  der  Menstruation,  fehler- 
haftem Appetite,  Chlorose,  weifsem  Flusse,  und  überall  wo 
Schwäche,  Schlaffheit  und  Trägheit  der  Organe  zu  be- 
kämpfen ist;  nicht  weniger  auch  gegen  Migraine,  Schwin- 
del, Epilepsie,  Herzklopfen  und  andere  Krampfkrankheiten. 

Die    Mineralquellen    von    Jaen    entspringen, 

zwei  an  der  Zahl,  eine  halbe  Legua  von  dieser  Hauptstadt 

der  gleichnamigen  Provinz,    am  Anfange    einer    Schlucht 

und  am  Fufse  eines  sehr  hohen  und  steilen  Abhanges  aus 

einer   Spalte  von   schwarzem  Gesteine.     Sie  werden  auch 

nach  dem  Berge,  woraus  sie   entstehen,   die  Bäder  von 

J ab a ler uz  genannt. 

Diese  waren  schon  den  Mauren  bekannt;  doch  sind  die  Anlagen 

schlecht  uud  vernachlässigt.  Seit  17S0  ist  ein  zweites  Bassin  erbaut; 

auch  giebt  es  noch  kleinere  Becken,  die  zum  Theil  als  Schwitzbäder 
dienen. 

Das  frisch  geschöpfte  Wasser  ist  krystallhell,  treibt 
Bläschen,  schäumt  beim  Schütteln,  riecht  aber  nicht,  schmeckt 
etwas  styptisch  und  hat  die  Temperatur  von  23,5°  R.,  ver- 
ändert auch  seine  Schwere  beim  Erkalten  nicht. 

Es  enthält  nach  Ayuda  etwas  Kohlensäure  und  in 
einem  Pfunde  an  festen  Theilen: 

Chlorcalcium 0,12  Gr. 

Chlornatrium       .' 0,32  — 

Schwefelsaure  Talkcrde 2,S0  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 19,56  — 

Thonerde 0,28  — 

Kieselsäure 0,48  — 

23,56  Gr. 

Das  Mineralwasser  ist  schwächlichen  Personen  vor- 
zugsweise vor  Alhama  und  Baza  (vergi.  S.  1237  u.  1231)  zu 
empfehlen,  wenn  sie  an  Nervenkrankheiten,  Krämpfen,  Läh- 

Iiii  2 


1226 

mungen,  Taubheit,  Zittern  und  ähnlichen  Uebeln  leiden. 
So  ist  es  auch  nützlich  bei  Rheumatismus,  Gicht,  Hüftweh, 
scharfen  und  jauchenden  Absonderungen  bei  Chlorosis, 
Harnleiden,  Infarcten,  Magenschmerzen  und  Leberflecken. 

Die  Mineralquelle  von  Marmolejo  entspringt 

eine  Viertel-Legua  von  dieser  im  Königreiche  Jaen ,  eine 

Legua  von  Andujar  gelegenen  Stadt  von  400  Einwohnern, 

(nach  Einigen  das  alte  Utica)  nahe  am  Ufer  des    Guadal- 

quivir. 

In  der  hier  neben  der  Quelle  errichteten  neuen  Brunnenanstalt 
werden  zwei  Brunnensaisons  gehalten  :  die  erste  -währt  vom  15  April 
bis  15.  Juni,  —  die  zweite  vom  20.  September  bis  20.  November. 

Das  Mineralwasser  entsteht  mit  vielen,  aufsteigenden, 
stark  riechenden  Blasen.  Es  ist  klar  und  sieht  aus  als  ob  es 
kochte.  Verstopft  man  eine  halbgefüllte  Flasche,  so  steigt 
das  Wasser  unaufhörlich  zum  Halse  empor,  verwandelt 
sich  beim  Schütteln  in  Schaum,  springt  beim  Entkorken 
hoch  auf  und  verbreitet  einen  starken  Hydrothiongeruch. 
Beim  Kochen  verliert  es  seinen  stechenden  Dintengeschmack 
und  bleibt  nur  etwas  adstrmgirend,  aber  ebenfalls  klarj 
dann  aber  setzt  es  einen  grünlichen  Niederschlag  ab,  ähn- 
lich dem,  welchen  es  in  seinem  Bette  fallen  läfst,  wo  es 
auch  eine  schillernde  Haut  zeigt.  Die  Temperatur  ist  be- 
ständig 17°  R.,  es  wiegt  frisch  1°  weniger,  nach  dem  Ent- 
weichen der  Gase  aber  1°  mehr  als  destillirtes  Wasser. 

Nach  Ayuda  enthält  das  Mineralwasser  viele  Koh- 
lensäure, ein  wenig  Hydrotkiongas  und  in  einem  Pfunde : 

Salpetersaure  Kalkerde 0,08  Gr. 

Chlortalcium        .        .        .        .      ♦ .        .        .        0,24  — 

Schwefelsaure  Talkerde 19,48  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,80  — 

Kohlensaure  Talkerde        .        .        .        .        .      19>28  — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,64  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  ....        0,50  — 

Kieselsäure 0;24  — 

41,26  Gr. 

Das  Mineralwasser  dient  hei  jeder    galligten  Entmi- 
schung, Hypochondrie,  Melancholie,    Gelbsucht,  Verstop- 


1227 

fangen  von  Leber,  Milz,  Fancreas  u.  s.  w. ,  so  wie  des 
Unterleibes  und  Darmkanals a  cbroniscben  Koliken  und 
Cardialgien,  Erbrecben  und  Blähungen,  Verdauungsbe- 
schwerden, Appetitlosigkeit,  Anorexie  und  Malacie  (?),  bei 
"Wecbselfiebern  und  hartnäckigen  periodiscben  Faulfiebern, 
Hemikranie,  Aphthen  und  Excoriationen  des  Mundes,  Go- 
norrhoe, Gicht,  Podagra,  Scorbut,  noch  nicht  veralteter 
Lähmung  und  Epilepsie,  Abzehrung,  die  nicht  von  den 
Lungen  ausgeht,  so  wie  bei  herpetischen,  scabiösen  und 
ähnlichen  Leiden.  Auch  wird  es  bei  Stein,  Gries,  sexuel- 
len Krankheiten,  Chlorosis,  Unterdrückung  und  Uebermaafs 
der  Menses,  weifsem  Flufsc  benutzt,  wogegen  es  bei 
Brustleiden,  allen  Arten  von  Wassersucht  und  Oedem,  Lun- 
genschwindsucht und  Verschleimungen  so  wie  überall,  wo 
viel  Durst  und  Fieber  vorhanden,  nicht  anwendbar  ist. 

Die  Mineralquellen  von  M archena  entspringen  bei  dieser, 
neun  Leguas  von  Sevilla  gelegenen  Stadt  mit  13,000  Einwohnern  und 
sind  im  J.  1829  mit  einem  Badehause  versehen  worden,  das  diesen 
bereits  von  den  Römern,  wie  alte  Bauwerke  zeigen,  gebrauchten  Quel- 
len  zahlreiche  Besucher  zuführen  wird. 

Das  Mineralwasser,  welches  etwas  schwerer  als  destillirtes  Wasser 
befunden  wurde,  ist  geruchlos.  Die  nördliche  Quelle  von  14°  R.  Tem- 
peratur, hat  einen  etwas  styptischen  Geschmack,  was  vielleicht  ihrem 
beträchtlichen  Gehalt  an  kohlensaurer  Talk-  und  Kalkerde,  an  schwe- 
felsaurem Alaun,  an  Chlortalcium  und  andern  Salzen  beigemessen  wer- 
den mufs.  Die  südliche  Quelle  hat  die  Temperatur  von  15°  K.  und 
schmeckt,  da  sie  weniger  von  jenen  Salzen  enthält,  minder  styptisch. 

Das  Mineralwasser  hat  sich  bei  allen  Hautausschlägen,  alten  Ge- 
schwüren mit  mancherlei,  besonders  syphilitischen  Complicationen, 
bei  Unordnungen  oder  Unterdrückung  der  Menstruation,  Bleichsucht 
und  hysterischen  Leiden,  halbseitigem  Kopfweh,  periodischen  Koliken, 
Ischias,  Hämorrhoidalübeln  und  Steinbeschwerden,  kurz  bei  allen  Lei- 
den ohne  organische  Veränderungen,  sehr  heilsam  bewährt. 

Gaceta  de  Madrid.  21.  Juli  1829. 

Die  Mineralquellen  von  Cuervo.  In  einer  wüsten  Ge- 
gend, fünf  Leguas  von  Medina  Sidonia,  wo  nur  ein  Carmeliterkloster 
liegt,  entspringen  gegen  50  Quellen,  die  zusammen  ein  Flüfschcn  bil- 
den, das  eine  eingängige  Mühle  treibt.  Nur  sieben  dieser  Quellen 
siud  besonders  benannt  und  benutzt:  die  von  der  heiligsten  Maria, 
St.  Joseph,  St.  Augustin,  St.  Elias,  Sta.  Theresia,  St.  Johannes  vom 
Kreuze  und    den  heiligen  Märtyrern. 


1228 

Sie  sind  alle  hell  und  durchsichtig,  nur  von  einem  feinen  Wölk- 
chen bedeckt,  das  im  Sonnenschein  verschwindet.  In  Beziehung  auf 
ihre  chemischen  Eigenschaften  läfst  sich  aus  dem  Vorhandenen  nur 
schliefsen,  dafs  sie  schwefelsaures  Eisen  in  verschiedenen  Verhält- 
nissen enthalten. 

Das  Mineralwasser  wird  nur  getrunken  und  dient  nach  Mira- 
vete  bei  Unterdrückung  der  Periode,  Chlorosis,  Mysterisnius,  Ver- 
stopfungen, Kachexien,  Gelbsucht,  Diarrhöen  von  Schwäche  des  Dann- 
kanals, Appetitlosigkeit,  Cruditäten,  Flatulenz,  beginnenden  Hydrop- 
sien,  Leiden  der  Harnwege,  Wurmkrankheiten,  weifsem  Flulse,  Blut- 
flüssen aus  Schwäche  der  Veneu  und  Arterien,  Hjpochondrie,  Scor- 
but,  serösen  und  ödematöseu  Geschwülsten,  Betäubung,  Zittern,  rheu- 
matischen Schmerzen,  Schwindel,  Hautausschlägen,  hartnäckigen  drei-, 
viertägigen  und  andern  Fiebern.  Leuten  von  straffer  Faser  ist  es 
schädlich. 

Die  Mineralquellen  von  C hiclana  dela  Fron* 
tera,  einem  vier  Leguas  von  Cadix  am  Abhänge  eines 
kleinen  Hügels  und  an  den  Ufern  eines  Flüfschens  gelege- 
nen Orte,  der,  früher  unbedeutend,  durch  den  Besuch  der 
wohlhabenden  Einwohner  von  Cadix ,  welche  hier  einige 
Zeit  des  Frühlings  und  Herbstes  zuzubringen  pflegen,  zu 
einem  der  schönsten  Spaniens  sich  erhoben  hat. 

Die  merkwürdigsten  Quellen  sind :  die  des  Ortes  selbst  unmittel- 
bar am  St.  Petersflusse. ;  ferner  die  Silberquelle  am  andern  Ufer  und 
die  Brunneuquelle,  eine  halbe  Legua  weiter  nach  Medina-Sidonia  zu 
gelegen.  Viele  andere,  unbedeutendere  Brunnen  von  trefflichem, 
meist  etwas  mineralischem  Wasser  finden  sich  noch.  Aber  von  den 
eigentlichen  Mineralquellen,  vier  an  der  Zahl,  sind  zwei  eisenhaltig, 
nämlich  die  R  au  chfaf  squel  le  und  die  Eich  wal  d  q  u  e  11  e,  und 
zwei  schwefelhaltig,  die  Bitterquelle  uud  der  Brunnen  von 
Braque.  Die  beiden  letzteren,  obgleich  in  vielen  Krankheiten  sehr 
heilsam,  waren  zur  Zeit  des  Dr.  Bedoya  noch  wenig  gekannt,  da 
er  ihrer  kaum  Erwähnung  thut. 

1.  Die  Bitter  quelle  entspringt  eine   halbe  Stunde 

vom  Orte  am  Fufse    einer  Höhe,   aus    Geröll  und  liefert 

stündlich  etwa  zehn  Arroben  Wasser. 

Vor  wenigen  Jahren  war  noch  keine  Art  von  Anstalt  zum  Sam- 
meln des  Wassers  vorhanden,  noch  auch  zum  Schutze  der  dort  ba- 
denden Personen,  jetzt  aber  ist  die  Quelle  gefafst  und  ein  Gebäude 
mit  24  Bädern  und  ziemlicher  Bequemlichkeit  für  die  Kranken  errichtet. 

2.  Der    Brunnen    von    Braque    liegt    bei    einem 
Hause   gleiches  Namens  an  einem  Ende  des  Fleckens  und 


1229 

entspringt  an  einer  Stelle,  die  früher  der  Garten  dieses 
Hauses  war.  Die  Wassermenge  beträgt  4  (Cubik)  Ruthen 
(brazas);  während  des  Tages  vermindert  sie  sich  durch 
Verdampfung  bis  auf  eine  Kuthe,  aber  in  der  Nacht  ver- 
mehrt sich  der  Zuflufs  bis  zu  jener  Menge. 

Die  Bäder  befinden  sich  in  kleinen  Häuschen  unmittelbar  beim 
Brunnen,  auch  in  den  Wohnungen  und  dem  Hofe  des  Hauses. 

Das  Wasser  der  Bitter  quelle  ist  hell  und  klar, 
nach  faulen  Eiern  riechend,  schmeckt  unangenehm,  etwas 
salzig,  Jiat  die  Temperatur  von  7,55  bis  10,22°  R.  und 
wiegt  1,0016.  Die  Wände  des  Bassins  sind  mit  Schwefel 
bedeckt,  beim  Oeffhen  der  Flaschen  wird  ein  sehr  starker 
übeler  Geruch  ausgestofsen  und  das  Wasser  behält  einen 
weifslichen,  dicken  Schaum.  Beim  Kochen  geben  zwei 
Maars  Wasser  55|  Cub.  Zoll  Schwefelwasserstoffgas,  ohne 
dafs  es  seine  Durchsichtigkeit  verliert.  Der  Brunnen 
von  Braque  mag  wohl  ein  Zweig  der  Bitterquelle  sein, 
aber  geschwächt  durch  irgend  einen  andern  Zuflufs,  wo- 
durch es  einen  Theil  seines  Gases  und  seiner  Eigenschaf- 
ten verliert.  Bei  der  Quelle  sieht  er  etwas  getrübt  aus, 
und  bald  darauf  wird  er  milchig  und  bläulich  schimmernd, 
der  Geruch  gleicht  dem  der  Bitterquelle,  nur  dafs  er  schwä- 
cher ist. 

Garcias  Versuche  über  die  Bitterquelle  sind  von 
Dr.  Laso  mitgetheilt  und  stimmen  mit  Yauquelin's 
Analyse  ziemlich  überein.  Nach  Letzterem  enthält  in  ei- 
nem halben  Maafse: 

1.  die  Bitter-  2.  derBrunnen  vou 

quelle:  Braque: 

Chlortalcium 0,0S0Gr.  .  0,600  Gr. 

Clilomatrium 0,700  —  .  2,500  — 

Schwefelsaures  Natron        .        .        .        0,500  —  .  1,0U0  — 
Kohlensaure  Kalkerde,  mit  kohlensaurer 

Talkerde 0,750  —  .  0,700  — 

Schwefelsaure  Kalkerde       .        .        .        0,40t)  —  .  1,750  — 

:2,4JOGr.  0,550  Gr. 

Die    Bittertjuelle    enthält   aufserdem    etwa    '/n    des    Volumens    au 
Hydrothiongas,  der  Brunnen  vou  Braque  ist  ärmer  daran. 


1230 

Die  Heilkräfte   sind   von  Laso    nach    den    genauen 
Beobachtungen  des  Dr.  Don   Francisco   Morin  darge- 
stellt,   so  wie  nach    den  Registern  der   Charite   (casa   de 
misericordia)  von  Cadix.     Aus    diesen  und  andern   Nach- 
richten erhellet,  dafs  die  Bitter  quelle  als  Brunnen,  Bad 
und  Schlammbad  sich  nützlich  erweist  gegen  Grind  (tinea), 
obgleich  sie    diese  Krankheit  nicht   radical  heilt,    sondern 
nur  beträchtlich  erleichtert  und  als  Vorbereituugskur  dient; 
eben  so  gegen  Leberflecken,    feuchte    oder    geschwürige 
Flechten,  nicht  so  gegen  die  kleienartigen  und  schuppigen, 
und  dafs  es  die  Krätze  vollkommen  heile.     Auch  bei  her- 
petischen oder  scrophulösen  Augenentzündungen,  bei  chro- 
nischem Lungenkatarrh,  ehe  wahre  Phthisis  oder  chronische 
Peripneumonie  eingetreten  ist,  bei  Leukorrhoe,  Menorrha- 
gien, wenn  sie  nicht  in  Folge  des  kritischen  Alters   activ 
auftreten,  bei  Scropheln  und  Rhachitis,  Fisteln  und  weifsen 
Gelenkgeschwülsten    und    Knochenfrafs    ist    sie     heilsam. 
Getrunken    nützt    sie    bei   Amenorrhoe   und   Scorbut,  der 
Schlamm  wirkt  örtlich  sehr  vortheilhaft  auf  atonische  Ge- 
schwüre.—  Das  Wasser  von  Braque  besitzt  dieselben 
Eigenschaften,  nur  in  Betracht  der  Hydrothionwirlumg   in 
minderem,    und  für  die   fixen  Salze  in   stärkcrem  Grade, 
Man  empfiehlt  dasselbe  oft  zur  Vorbereitung  für  den  Bit- 
terquell. 

Die  Schwefelbäder  von  Chiclana  werden  gewöhnlich  von  Mitte 
Juli  bis  Anfang  September  benutzt.  Man  nimmt  täglich  eins  bis  zwei, 
nach  dem  Zustande  des  Kranken  und  badet  J/4  —  i/li  Stunden  lang, 
gemeiniglich  aber  8,  15  und  20  Minuten.  Gewöhnlich  sind  drei  Ba- 
dekuren, jede  zu  etwa  30  Bädern,  zu  vollkommenen  Heilungen  erfor- 
derlich. Der  innerliche  Gebrauch  besteht  ju  dem  Triuken  von  4  —  8 
Unzen  reinen  oder  verdünnten  Mineralwassers.  Er  erregt  starke 
Darm-  und  Harnausleerungen  und  bisweilen  Erbrechen,  jedoch,  wie 
es  scheint,    nur  wegen  der  Widerlichkeit  des  Getränks. 

F.  X.  Laso  in:  Journ.  de  la  Soc.  medieo-chir.  de  Cadix.  III.  1822. 

Bulletin  des  sc  med.  1825.  T.  VI.  p.  64. 

Noch  sind  zu  erwähnen  die  Mineralquellen  von  C onzalvillo, 
einige  Leguas  von  Cordova,  als  Getränk  benutzt,  —  von  Fuente 
Corona  da  in  der  Grafschaft  Niebla,   ebenfalls  als  Getränk  benutzt, 


1231 

—  von  Bornos,  zwei  Leguas  von  Arcos,  eine  Thermalquelle,  die 
als  Bad  und  Getränk  gegen  Hautkrankheiten  gerühmt  wird,  —  von 
Medina  Sidonia  auf  dem  Wege  nach  Paterna,  eine  seit  einigen 
Jahren  mit  Erfolg  als  Bad  gegen  chronische  Rheumatismen  benutzte 
Schwefeltherme. 

Don  Juan  Ayuda,  Examen    de   las  Aguas  mediciuales    de  las 
Audalucias.  Madrid  1798. 


5.    Die  Sierra  nevada. 

Ober-Andalusien  oder  Granada: 
Die  Thermalquellen  von  Baza.  Zwei  Leguas 
yon  dieser  sehr  alten,  nahe  am  Flufse  Gualentin  gelege- 
nen, im  J.  14S9  den  Mauren  entrissenen  Stadt  von  jetzt 
2000  Einwohnern,  und  8  Leguas  von  Guadix  sind  die,  auch 
unter  dem  Namen  Benzale ma  bekannten  Bäder,  mit  den 
Ruinen  eines  Schlosses  gleiches  Namens,  welche  auch 
Bäder  von  Zujar  heifsen,  da  sie  im  Bezirke  dieser 
Stadt  liegen.  Das  Thermalwasser  entspringt  am  Fufse 
des  Nordabhanges  des  Berges  Jabal-cohol  oder  Jabalcon, 
einen  Flintenschufs  vom  alten  Flufse  Gua daliton,  jetzt  Rio 
graude  genannt. 

Man  benutzte  die  Gestaltung  des  Bodens,  um  die  Anlage  recht 
bequem  zu  machen.  Das  Gebäude  mit  seinen  Badstuben  ist  regel- 
mäfsig  und  wenn  man  es  eben  so  zierlich  als  stark  gebaut  hätte, 
wärde  nichts  zu  wünschen  übrig  geblieben  sein;  aber  trotz  dem,  dafs 
es  mehrere  Jahrhuuderte  alt  ist,  ist  es  doch  nur  durch  Vernachläfsi- 
gang  uud  Barbarei  verfallen,  wie  bereits  Ayuda  im  J.  1793  klagte. 

Der  Thermalquellen  sind  vier,  doch  nur  die  Haupt- 
quelle ist  bedeckt  und  entspringt  in  grofser  Fülle  und  Ge- 
walt, unter  Kochen  und  Geräusch  Blasen  hervortreibend. 
Sie  ist  hell  und  durchsichtig,  ohne  Bodensatz,  von  ziemlich 
unangenehmem  Geschmacke  und  einem  Gerüche,  wie 
schwelender  Schwefel,  doch  verliert  sie,  in  Flaschen  auf- 
bewahrt ,  beide  Eigenschaften  und  behält  nur  einen  Salpe- 
tergeschmack. Auch  die  Dämpfe  riechen  nach  Schwefel. 
Schaum  oder  Fettigkeit  zeigt  sich  nicht  auf  ihr,  blofs  sehr 
kleine,  weifsliche    Fädchen   hängen   sich    im  Becken    an 


1232 

fremde  Körper  an.  Die  Temperatur  ist  beständig  30°  R., 
das  Gewicht  des  frischen  Wassers  dem  des  destillirten 
gleich,  beim  Erkalten  aber  2£°  (Beaume)  schwerer. 

Ayuda  hat  eine  Analyse,  nach  der  diese  Schwefel- 
thermen Hydrothiongas,  Kohlensäure  und  in  sechzehn  Un- 
zen 20  Gr.  fester  Bestandteile  in  folgendem  Verhält- 
nisse enthalten: 


Chlortalcium      . 
Chlornatrium              . 
Schwefelsaures  Natron     .        .        . 

0,045  Gr. 
0,947  — 
4,695  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .         . 

.      14,044  — 

Ko'-lensaures  Natron 

. .       .        0,247  — 

Kohlensaure  Kalkerde      . 
Kieselsäure        ...... 

0,019  — 
0,005  — 

20,002  Gr. 

Nach  Limon  und  Bedoya  hält  Ayuda  diese  Was- 
ser für  sehr  heilsam  bei  Lähmungen,  unvollkommener  Epi- 
lepsie, Geschwülsten  und  Verhärtungen  der  Lungen,  Leber 
und  Milz,  bei  Hysterie,  Amenorrhoe,  Asthma,  Anasarka, 
Krätze,  Flechten  u.  s.  w. ,  so  wie  bei  Gliederschmerzen, 
Hüftweh  und  selbst  Gicht;  auch  in  der  Taubheit,  Ver- 
gefslichkeät,  bei  Augenleiden,  schwarzem  Staar,  Schleim - 
und  Gelbsucht,  jauchenden  Schäden  und  Nachkrankheiten 
der  Lues,  bei  Scrophelgeschwülsten ,  Anchylosen  und 
Exostosen,  allen  Krankheiten  von  Zähigkeit  der  Säfte, 
Epilepsie,  Asthma,  Hysterie,  Nierenschmerzen  5  —  doch  mufs 
man  nicht  vergessen,  dafs  diese  Thermen  leicht  erhitzen  und 
also  bei  warmen  Temperamenten,  brennenden  Leberkranken, 
atrabilarischen  Subjecten  u.  s.  w.  nicht  anwendbar  sind. 

Sie  werden  als  Bäder,  Dampfbäder,  Brunnen  und  Douchen  ge- 
braucht, doch  sollen  sich  die  Kranken  nicht  über  20  —  30  Minuten 
darin  aufhalten.  Das  Trinken  wird  besonders  Asthmatischen  und  Cho- 
lerischen empfohlen. 

Die  Bäder  von  Alicun  befinden  sich  vier  starke  Leguas  im 
Norden  von  der  Stadt  Guadix,  so  genannt  von  einigen  Thürmeu,  de- 
ren Iluinen  die  Bäder  umgeben,  oder  nach  dem  zwei  Leguas  entfern- 
ten gleichnamigen  Flecken.  Die  Quellen  entspringen  an  einem  Ab- 
hänge nahe  dem  Südufer  des  Flusses  Fardes  in  solcher  Menge,  dafs 
man  die  ganze  Basis  dieses  erweiterten  Felsens  für  eine  einzige  Queii- 


1233 

statte  ansehen  kann,  jedoch  sind  die  drei  höchsten  Quellen  die  stärk- 
sten nnd  kommen  in  der  Dicke  eines  Schenkels  hervor.  In  der  nie- 
drigsten von  diesen  baden  sich  die  Ankommenden;  es  ist  dasselbe 
Wasser,  das  einst  ein  Badbeckeu  füllte,  dessen  Ruinen  noch  sichtbar 
sind.  Am  Merkwürdigsten  erscheinen  hier  die  Stalactiten,  die  das 
Wasser  überall  absetzt,  und  die  Steinmasse,  die  es  in  seinem  Lanfe 
niederschlägt,  ist  so  reichlich,  dafs  die  Canäle,  in  die  es  zum  Be- 
wässern gelassen  wird,  an  einigen  Stellen  um  8  — 10  Varas  erhöht 
sind  und  es  noch  mehr  sein  würden,  weun  man  sie  nicht  jährlich 
aushicbe- 

Dicse  Bäder  gehören  zu  den  vielen,  die  bald  ganz  verlassen  seiu 
werden,  denn  schon  werden  sie  wenig  mehr  besucht,  was  früher  nicht 
der  Fall  war,  wie  ältere  Notizen  besagen  uud  wie  es  nicht  allein  ei- 
nige noch  sichtbare  Gewölbe,  sondern  auch  die  liuiueu  des  erwähn- 
ten Badebeckens  erweisen. 

Sowohl  das  Wasser  der  jetzt  zum  Bade  benutzten  Quellen,  als 
das  aller  übrigen  steigt  mit  Geräusch  hervor  und  treibt  viele  Luft- 
blasen aus,  die  sich  auch  beim  Schütteln  in  einer  Flasche  bilden,  ist 
krystallhell  und  bleibt  auch  beim  Erkalten  so.  Es  behält  seine  Wärme, 
die  gleichmäfsig  27°  R:  beträgt,  ziemlich  lange  und  läfst  beim  Er- 
kalten keinen  Niederschlag  fallen.  Einen  besonderen  Geruch  hat  es 
nicht,  der  Geschmack  ist  etwas  styptisch.  Frisch  ist  es  um  3/4  Gran 
leichter  als  destillirtes  Wasser,  aber  nachdem  es  24  Stunden  frei  ge- 
standen hat,  wird  es  um  einen  Gran  schwerer. 

Don  Juan  de  Dios  Ayuda  lieferte  eine  Analyse,  welche  er- 
giebt,  dafs  diese  Thermen  kohlensaures  Gas,  Chlortalcium,  schwefel- 
saure Talk-,  Kalk-  und  Kieselerde  enthalten  uud  zwar  in  einem 
Pfunde  in  folgendem  Verhältnisse : 

Chlortalcium 0,177  Gr. 

Schwefelsaure   Talkerde  ....         2,960  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  ....        9,086  — 

Kalkerde    .        . 0,059  — 

Kieselerde 0,084  — 

12,366  Gr. 

Nach  den  Bestandteilen  des  Wassers  schliefst  Ayuda,  dafs  es 
in  allen  Leiden,  die  von  Schwäche  und  Atonie  herrühren  oder  beglei- 
tet sind,  heilsam  sein  müsse,  wie  in  Taubheiten,  Zittern,  Hemiple- 
gien und  anderen  Formen  dieser  Art;  nicht  weniger  bei  Schärfen, 
Ophthalmien,  Rheumatismen,  Hautkrankheiten,  wie  Krätze,  Flechten, 
Ausschläge  u.  s.  w.  Auch  kann  es  als  nützliches  Mittel  bei  scrophu- 
lösen  Geschwülsten  dienen,  indem  es  für  junge,  starke  und  hitzige 
Personen  den  Wassern  vorzuziehen  ist,  die  bei  gleichen  Bestandtei- 
len wärmer  sind,  da  die  Milde  der  Wässer  von  Alicuu  sie  für  Indi- 
viduen solcher  Constitution  weniger  gefährlich  macht. 

Die  Mineralquellen  von  Portubus  entspringen,  zwei  an 
der  Zahl,  nahe  bei  diesem,   am  weitesten  nach  Westen    in  den  Alna- 


1234 

farren,  zehn  bis  eilf  Leguas  von  Granada  gelegenen  Flecken  mit 
160  Einwohnern,  an  einem  kleinen  Abhänge.  Etwas  von  ihnen  ent- 
fernt sind  drei  Erdspalten,  denen  sich  zu  nahern  ein  erstickender 
Dampf  verhindert. 

Beide  Mineralquellen  entwickeln  sehr  viele  Blasen,  die  zischend 
entweichen.  Das  helle  Wasser  riecht  nach  Dinte,  schmeckt  stechend 
eisenhaft  und  verliert  diese  Eigenschaften  durch  Kochen,  wobei  es 
sich  orangegelb  färbt.  Die  Bewohner  färben  hier  ihre  Zeuge  schwarz, 
nachdem  sie  dieselben  vorher  in  eine  Gerbstofflauge  eingelegt  haben. 
Die  Temperatur  des  Wassers  ist  sets  13°  R.,  es  ist  frisch  geschöpft 
1  Grad  leichter  als  destillirtes  Wasser. 

Nach  Ayuda  enthält  das  Wasser  nur  Kohlensäure  und  in  ei- 
nem Pfunde: 


Chlortalcium        .... 

0,20  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    .        . 

0,24  — 

Schwefelsaure  Kalkerde     ,        ., 

0,20  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,14  — 

Kohlensaure  Kalkerde        . 

0,10  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul 

0,35  — 

Kieselsäure         . 

0,24  — 

1,47  Gr. 

Das  Wasser  wird  mit  glücklichem  Erfolge  benutzt  bei  Brustlei- 
den ,  Asthma  humidum ,  Verschleimungen,  Herzklopfen,  Epilepsie, 
Wassersucht,  habituellen  Schmerzen,  Verstopfungen,  Gelbsucht,  Ap- 
petitlosigkeit, Cruditäten,  Windsucht,  Wurmleiden  und  Diarrhöen,  in- 
termittirenden  Fiebern  und  daherrührenden  Verstopfungen  und  bei  Hy- 
sterie. Weniger  nützt  es  bei  Geschwüren,  Schwäche  der  Faser, 
Schärfe  und  Viscosität  der  Säfte. 

Die  Mineralquelle  von  Paterna  entspringt  eine  Viertel- 
stunde von  diesem,  drei  Leguas  von  Ujigar,  der  Hauptstadt  der  Al- 
pujarren,  und  sechs  Leguas  von  Guadix  entlegenen  Flecken,  am  Ufer 
eines  Flüfschens,  aus  einer  Felsspalte  und  liefert  6'*/ 2  Quart  Was- 
ser in  der  Minute. 

In  dem  hellen  Wasser  schwimmen  Ochertheilchen  und  Perlen 
von  Gas.  In  Berührung  mit  der  Luft  setzt  .sich  ein  weifser  Nieder- 
schlag ab,  der  in  wohl  verstopften  Flaschen  nicht  entsteht.  Diese 
aber  springen,  wenn  sie  nicht  klein,  stark  und  nicht  ganz  gefüllt  sind. 
Das  Wasser  schäumt  beim  Schütteln,  unter  Hydrothiongeruch.  Es 
schmeckt  scharf  und  stecheud  und  stark  nach  Dinte,  wird  aber  beim 
Kochen  fade,  orangefarben  und  schlägt  Ocher  nieder.  Es  hat  die 
Temperatur  von  11°  R,  und  ist  einen  halben  Grad  leichter  als  destil- 
lirtes Wasser. 

Ein  Pfuud  des  Mineralwassers  enthält  nach  Ayuda  viel  Kohlen- 
säure, entwas  Schwefelwasserstoffgas  und  au  festen  Bestandteilen : 
Chlortalcium        .......        0,20  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 0,38  — 


1235 


Schwefelsaure  Kalkerde    .....  0,52  Gr. 

Kohlensaures  Eisen 0,32  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,40  — 

Kieselerde 0,24  — 


2,€6Gr. 

Das  Mineralwasser  ist  schwächer  als  das  von  Marmolejo  (vergl. 
S.  1226)  und  Portubus  (vergl;  S.  1233)  und  nicht  so  mild  als  das  Von 
Ferreira  (vergl.  weiter  unten),  daher  überall  vorzuziehen,  wo  man  die 
Extreme  vermeiden  will ;  heilsam  bei  schechter  Verdauung,  Leibesver- 
stopfung, Diarrhöe  und  anderen  hypochondrischen  Leiden,  Schwäche 
und  Schlaffheit  der  Faser,  Verschleimung  und  Schärfe  der  Säfte, 
Nieren-  und  Blasenleiden,  Migraine,  Schwindel,  Ophthalmien  und 
Excoriatiouen,  Verstopfungen  der  Brust,  Herzklopfen,  Epilepsie,  Gelb- 
sucht, Kachexie,  Wassersucht  ohne  organische  Ursachen  und  ohne 
grofsen  Durst;  ferner  bei  Wechselfiebern,  mesenterischeu  Fiebern 
und  Verstopfungen  daher;    so  wie  vorzüglich  bei  Weiberkrankheiten. 

Die  Bäder  von  Almeria  werden  entweder  nach 
dieser  schonen,  am  Meeresufer,  23  Leguas  von  Granada, 
15  Leguas  von  Guadix  gelegenen  Stadt  mit  2900  Einwoh- 
nern, von  der  sie  zwei  Leguas  entfernt  liegen,  oder  Alha- 
milla,  nach  dem  Namen  des  Gehirges,  wo  sie  entspringen, 
oder  auch  Pechina  nach  dem  ihnen  am  nächsten  liegen- 
den Städtchen  genannt. 

Die  Quelle  entspringt  am  Fufse  eines  Quarzfelsens,  aus  welchem 
früher  Eisen  gebrochen  ward,  und  an  den  Ruinen  von  Bassins  und 
mancherlei  Gewölben  erkennt  man,  dafs  die  Mauren  diese  Bäder  be- 
nutzten und  hochschätzten.  Sie  sind  später  nicht  weniger  geschätzt 
worden,  trotz  der  Unbequemlichkeiten,  welche  man  dort  in  Ermange- 
lung von  Gasthäusern  ausstehen  mufs;  denn  obgleich  diese  zunahmen 
und  ein  Bethaus  gebaut  wurde,  waren  sie  doch  nicht  hinreichend  und 
wurden  später  nicht  unterhalten,  weshalb  der  Bischof  von  Almeria, 
Don  Claudio  Sanz  dasjenige,  welches  jetzt  benutzt  wird,  in  Be- 
tracht des  grofsen  Zudranges,  auf  seine  Kosten  erbauen   liefs. 

Es  sind  zwei  Baderäumc  vorhanden,  eines  für  Männer,  das  zweite 
für  die  Frauen,  beide  gleich  hoch,  geräumig  und  überwölbt.  In  Mit- 
ten jedes  Raumes  sind  zwei  Becken  und  ringsum  Gemächer  mit  Bän- 
ken, so  dafs  die  Badenden  sich  getrennt  mit  Decenz  und  Bequemlich- 
keit an-  und  auskleiden  können.  Hätte  man,  wie  es  leicht  war  und 
noch  zu  machen  geht,  rings  um  die  Becken  Wannen  angebracht, 
so  dafs  Jedermann  sich  besonders  baden  könnte  und  das  benutzte 
Wasser  sogleich  abflösse,  so  bliebe  in  Betreff  der  Bequemlichkeit  und 
Wohlauständigkeit  nichts  zu  wünschen  übrig,  noch  würden  die  ge- 
rechten Klagen  über  die  Nachlufsigkeit  in  dieser  Hinsicht  sich  wie- 
derholen. 


1236 

Wohnungen  und  Quartiere  giebt  es  viele,  sehr  kostbare,  geräu- 
mige und  hohe,  jedes  wenigstens  mit  einer  Alkove,  Heerd,  Aparte- 
meiit  und  grofsen  luftigen  Fenstern.  Auch  giebt  es  gröfsere  und 
auch  Wohnungen  für  die  Armen,  so  dafs  weder  ihnen  noch  den  Rei- 
chen etwas  zum  Baden  mangelt;  bei  allen  diesen  Vortlieilen  kann 
die  Einrichtung  leicht  die  erforderliche  Vollkommenheit  erlangen,  wel- 
che die  Heilkraft  seiner  Wasser  verdient. 

Der  Wasserquell  bildet  einen  ununterbrochenen  Strom, 
welchen  weder  Regengüsse  noch  Trockenheit  verändern. 
Er  ist  hell  und  durchsichtig,  ohne  Geruch,  Geschmack, 
Farbe,  und  schmeckt  nach  dem  Erkalten  angenehm.  So- 
bald die  Quelle  in  die  Becken  tritt,  bemerkt  man  einen  so 
reichlichen  Dampf,  dafs  er  für  die  Umstehenden  noch  in 
der  Entfernung  eines  Flintenschusses  unerträglich  wird. 
Man  kann  jedoch  athmen  und  sehen,  und  der  Geruch  ist 
nicht  stärker  als  an  jedem  anderen  feuchten  Orte.  Das 
Wasser  entspringt  dem  Reservoir  gegenüber  und  erscheint 
wegen  der  Menge  von  Blasen  und  des  Geräusches  wie  ko- 
chend. In  der  Luft  schlägt  es  ein  orangefarbenes  Sedi- 
ment nieder,  ohne  jedoch  ein  Häutchen  zu  bilden.  Frisch 
geschöpft  ist  es  3  Grade  leichter  als  kaltes  destillirtes 
Wasser  und  etwa  |  Grad  schwerer  nach  dem  Erkalten ; 
seine  Temperatur  ist  beständig  42°  R. 

Vor  Ayuda  ist  keine  Analyse  bekannt;  diese,  im  J. 
1798  angestellt,  ergab  viele  Kohlensäure,  Chlorcalcium, 
Chlortalcäum  und  Chlornatrium,  Sulphate  von  Talk-  und 
Kalkerde,  Talkerde  und  Kieselsäure  und  zwar  in  einem 
Pfunde  die  folgenden  Mengen: 

Chlorcalcium 0,16  Gr. 


Chlortalcium 
Chlornatrium 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kieselsäure 


0,12  — 

0,76  — 
1,36  — 
0,20  — 
0,12  — 
0,08  — 


2,80  Gr. 
Bedoya  sagt,  dafs  nach  dem  Werke  des  Don  Pedro 
Soriano    dieses  Wasser    bei    Lähmungen    und    anderen 
Nervenleiden  heilsam  sei.     Nach    Avellan   und    Ayuda 


1237 

gebraucht  man  diese  Bäder  innerlich  und  äufserlich  in 
allen  chronischen  Affectionen,  Paralysen,  Betäubungen, 
ödematösen  Congestionen,  Rheumatismen  und  Gichtschmer- 
zen mit  Nutzen.  Bei  Convulsionen,  verschiedenen  Geschwü- 
ren und  Hautefflorescenzen  werden  sie  eben  so  sehr  als 
in  der  Amenorrhoe,  Leukorrhoe,  Hypochondrie,  bei  Kolik, 
Cardialgie,  chronischem  Erbrechen  und  Diarrhoe,  Dyspep- 
sie und  verschiedenen  Krankheiten  der  Harnwege  gerühmt 

Die  Kranken  müssen  sich  nach  A  y  u  d  a  durch  Aderlässe,  leichte 
Pnrganzen,  reichlichen  Gebrauch  von  Milch,  Molken,  dünner  Hühner- 
brühe (agua  de  pollo) ,  temperirenden  Getränken  und  einfachen  Bä- 
dern, je  nach  den  Umständen  und  der  Anordnung  des  Arztes  vor- 
bereiten. 

Die  Mineralquellen  von  Lanj aron  befinden  sich  bei  die- 
sem, sieben  Leguas  im  Westen  von  Granada  in  den  Alpujarren  ge- 
legenen Ort  in  einer  an  Mineralquellen  sehr  reichen  Gegend :  die 
Hauptquelle,  la  Capuchina,  die  Kapuzinerquelle,  nach  ihrem  Ent- 
decker so  genannt,  */4  Legua  davon  ;  */8  Stunde  im  Osten  die  Quelle 
de  1  a  C a  p i  I  a  und  J/+  Legua  im  Ost-Nord-Ost  die  Quelle  d  e l  S  a  1  a  d  o. 
Auch  kleinere,  doch  noch  nicht  untersuchte,  Sauerbrunnen  giebt  es  hier. 

Die  Kapuzinerqnelle  ist  durchsichtig,  scharf,  salzig,  bitter  schmek- 
kend,  Blasen  werfend  und  Ocher  niederschlagend.  In  freier  Luft  be- 
deckt sie  sich  mit  einem  bläulichen  Häutchen,  ihre  Temperatur  be- 
trägt 17,5°  R.  Die  Quelle  de  la  Capila  schmeckt  noch  schärfer,  et- 
was salzig  und  säuerlich,  entläfst  Bläschen,  schlägt  Ocher  nieder,  be- 
deckt sich  mit  einer  schillernden  Haut  und  hat  die  Temperatur  von 
16°  R.  Die  Soolquelle  verhält  sich  ganz  ähnlich,  hat  aber  22°  R. 
Temperatur. 

Die  erste  Quelle  enthält  etwas  Kohlensäure  und  kohlensaures  Ei- 
sen, so  wie  ziemlich  viel  Salze  mit  Basen  von  Natron  und  Talcium ; 
die  andern  beiden  sind  reicher  an  Eisencarbonat. 

Das  Mineralwasser  hat  die  Wirkung  der  Eisenwasser,  und  wird 
innerlich  in  der  Dosis  von  15,  20,  ja  30  Gläsern  des  Tages  ange- 
wandt, ohne  die  geringsten  Beschwerden  zu  verursachen,  im  Gegen- 
theil  die  gestörten  Verdauungsfunctionen  wieder  herstellend.  Auch 
soll  es  von  grofser  Wirksamkeit  gegen  Unfruchtbarkeit  und  besonders 
gegen  Chlorose  sein.  —  Die  Saison  dauert  hier  vom  1.  Juni  bis  30. 
September. 

Die  Thermalquellen  von  Graena  entspringen 
eine  Viertel-Legua  von  der  Stadt  Purullena,  neun  Leguas 
von  Granada,  aus  einem  kleinen  Hügel  nahe  bei  einem 
kleinen,  Rambla  genannten  Flüfschen. 


1238 

Die  altbekannten  Bäder  hiefsen  sonst  Banos  de  Alhama.  Das 
Gebäude  ist  sehr  schlecht  und  eben  so  die  Bassins  aus  der  Mauren 
Zeiten  verfallen.  Um  die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  wurde,  um 
die  Zahl  der  Bäder  zu  vermehren,  ein  Bassin  in  vier  abgetheilt>  die 
man  als  das  gemäfsigte,  laue,  warme  und  starke  unterscheidet;  an- 
dere später  eingerichtete  heifsen  nun  überstarke  —  alle  aber  sind 
sehr  schlecht  eingerichtet. 

Der  starke  Brunnen  entspringt  zwei  Faust  dick  in  sei- 
nem Bassin  und  ergiefst  sein  Wasser  in  die  übrigen.  Der 
Strahl  bleibt  sich  stets  gleich  und  die  Dämpfe  steigen  in 
solcher  Masse  auf,  dafs  sie  sich  viele  Varas  hoch  erheben, 
ohne  doch  zu  riechen  oder  das  Athmen  zu  erschweren. 
Das  Thermalwasser  sieht  in  den  Becken  aschgrau,  im 
Glase  aber  hell  aus,  mit  vielen  kleinen  Theiiclsen,  die  sich 
grau-grünlich  niederschlagen.  Es  schmeckt  nicht  scharf, 
der  Geruch  ist  dintenartig,  die  darin  gewaschenen  Hände 
aber  riechen  etwas  nach  Pulver.  Die  Temperatur  der  drei 
lauen  Brunnen  steigt  im  Juni  von  28  auf  30°  R.  und  nimmt 
im  October  ab,  in  der  starken  Quelle  ist  sie  stets  32°  R. 
Das  Gewicht  ist  überall  gleich,  1°  leichter  als  destillirtes 
Wasser. 

Nahe  dabei  entspringt  auch  aus  einem  Thonbügel  in  der  Dicke 
einer  Schreibfeder  eine  Eisenquelle,  welche  ebenfalls  benutzt 
wird.  Ihr  Wasser  ist  frisch  geschöpft  hell  und  klar,  stark  perlend, 
wird  aber  bald  trübe  und  giebt  einen  ocherartigen  Niederschlag,  be- 
deckt sich  auch  mit  einem  schillernden  Häutchen.  Es  ist  geruchlös 
und  schmeckt  dintenartig,  etwas  scharf  lind  adstriugirend,  hat  die 
Temperatur  von  10  — 11°  R.  und  ist  einen  halben  Grad  schwerer  als 
destillirtes  Wasser. 

Das  Thermalwasser  des  starken  Bades  enthält 
aufser  Kohlensäure  und  Schwefelwasserstoffgas  in  einem 
Pfunde : 


Chlortalcium 

.-       .       .        0,040  Gr.; 

Schwefelsaure  Talkerde 

.       ".        .        .        2,400  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

13,600  — ■ 

Kohlensaures  Eisen  . 

0,465  — 

Kalkerde                              , 

1,415  — 

18,820  Gr. 

Die 

1239 

Die  Eisenquelle  enthält  im  schweren  Pfunde: 

Kohlensäure 2,00  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  .....  3,50  — 
Schwefelsaure  Kalkerde  .....  9,75  — 
Kohlensaures  Eiseuoxydul         ....        1,00  — 

Kohlensaure  Kalkerde 2,00  — 

Kohlensaure  Talkerde 6,00  — 

Kieselsäure 0,75  — 

25,00  Gr. 
Die  Thermen  sind  ein  treffliches  Mittel  bei  Zittern, 
Taubheit  und  Schwäche  der  Glieder,  Hemikranie,  Verges- 
senheit, Taubheit,  Amaurose  und  Ophthalmie,  bei  Schleira- 
flüssen,  Verstopfungen  und  Infarcten  aus  Wechselfiebern, 
Kachexie,  Oedem  und  Anasarca,  Chlorosis,  Mangel  und 
Uebermaafs  der  Periode,  Muttervorfall  und  weifsem  Flufs. 
Auch  nützen  sie  in  Hautkrankheiten,  bei  Scropheln,  An- 
chylosis,  Gelenkleiden,  Exostosen  und  Hyperostosen  aus 
syphilitischer  Dyskrasie,  bei  veralteten  Geschwüren,  selbst 
von  jener  Ursache,  specifisch  bei  Rheumatismen  und  ihren 
Zurücktreibungen,  wie  Nierenschinerzen  u.  s.  w.  Bei  allen 
fieberhaften  Krankheiten,  mit  Ausnahme  der  Wechselfieber, 
bei  Kardialgien,  chronischen  Leberleiden  und  ähnlichen  For- 
men sind  sie  schädlich;  eben  so  bei  Hämoptysis,  Asthma, 
Herzklopfen,  Verdacht  der  Tuberkeln,  Athmungsbeschwer- 
den,  Schwäche  der  Lungen  und  Eingeweide,  Diarrhöen, 
Bauchwassersucht  und  anderen  Fehlern  von  Verstopfung 
oder  Erweichung  der  Eingeweide,  so  wie  nach  erlittenen 
Knochenbrüchen. 

Die  Bäder  werden  hier  bis  zu  zehn  Minuten  verlängert  und  25 
bis  40  Tage  hinter  einander  genommen.  Man  hält  hier  zwei  Bade- 
saisons: die  erste  vom  1.  bis  30.  Juni, —  die  zweite  vom  15.  August 
bis  30.  September. 

Das  Eisen w asser  wirkt  stärkend,  verdünnend,  eröffnend,  Stuhl 
und  Urin  gelind  befördernd,  besonders  günstig  bei  Verstopfungen  von 
langwierigen  Tertianen  und  Quartauen,  wo  weder  Scirrhositäten,  über- 
mäfsiger  Durst  noch  Zehrzustand  vorhandeu  ist;  ferner  bei  Magen- 
schwäche, Hypochondrie,  Appetitlosigkeit,  hartnäckigem  Aufstofsen 
und  Erbrechen,  Schwindel,  Gelbsucht,  Oedem,  Amenorrhoe  und  Hy- 
permenorrhoe, Unfruchtbarkeit,  Gries  und  undereu  Krankheiten,  wo 
Harnausleerung  nützlich  ist. 

Meudal  y  Villalba,  sobre  las  aguas  de  Graena.  Madrid  1793. 
III.  Tlieil.    "  Kkkk 


1240 

Die  Bäder  von  Alhama  de  Grenada.  Sieben 
Leguas  von  Granada,  vier  von-  Loja  und  sechs  von  Velcz- 
Malaga  liegt  die  Stadt  Alhama  auf  einem  erhöhten  Ge- 
biete am  Ufer  des  sie  umströmenden  Flusses  Maichan. 
Am  entgegengesetzten  Ufer  befinden  sich ,  eine  Viertel- 
meile  von  der  Stadt,  die  Bäder  am  Fufse  eines  steilen 
Felsens,  welchen  der  Flufs  durchbricht,  auf  einem  engen, 
oft  überschwemmten  Räume;  wo  sie  schon  oft  zerstört 
worden  wären,  wenn  nicht  der  Bau  fest  wäre  und  gut  im 
Stande  gehalten  würde. 

Diese  Bäder  sind  sehr  alt,  und  ob  man  gleich  den  Aussagen  ver- 
schiedener Schriftsteller  nicht  ganz  trauen  darf,  welche  erzählen,  dafs 
jene  den  Saraceneu  500000  Dukaten  Pacht  eintrugen,  so  ist  es  doch 
aufser  Zweifel,  dafs  sie  bereits  vor  Einbruch  der  Mauren  sehr  be- 
kannt und  hochgeschätzt  waren,  wie  es  noch  der  Name  Alhama  oder 
Bad  anzeigt,  welchen  diese  der  Stadt  bei  ihrer  Wiedererbauung  ge- 
gen den  früheren  Namen  Artigi  gaben.  Gevvifs  ist  es,  dafs  diese 
Bäder  zu  den  ältesten  und  bequemsten  Spaniens  gehören,  wegen  der 
alten  und  neuen,  dort  errichteteu  Bauten. 

Die  Quelle  der  Bäder  entspringt  an  der  dem  Thore 
des  Gebäudes  gegenüberstehenden  Seite.  Ihr  Strahl  hat 
die  Dicke  eines  Menschenkörpers  und  bricht  mit  starkem 
Geräusche  hervor,  wobei  sich  zugleich  eine  grofse  Menge 
Blasen  zeigt,  die  sich  nach  der  Oberfläche  des  Wassers 
aufsteigend  entwickeln,  aber  ohne  dafs  man  irgend  eini 
Häutchen  noch  auch  jene  ölichte  Fettigkeit  bemerkt,  wo- 
von Dr.  Bedoya  spricht.  Auch  ist  es  nicht  schmutzig-, 
sondern  durchsichtig  und  krystallhell.  Sein  Geruch  nach 
hepatischem  Gase  verliert  sich  so  schnell,  dafs  man  ihn, 
beim  Aussetzen  an  der  Luft  oder  Schütteln  des  Wassers 
in  einer  Flasche  kaum  bemerkt,  ohne  dafs  doch  Schaum  i 
oder  eine  Explosion  beim  Aufpfropfen  entsteht.  Sein  Ge- 
schmack ist  etwas  adstringirend,  selbst  nach  dem  Erkalten, 
es  stöfst  vielen  sehr  übelriechenden  Dampf  aus,-  der  zu- 
gleich mit  dem  hohen  Wärmegrade  die  im  Bassin  befindli- 
chen Personen  sehr  belästigt,  doch  leiden  Lungen  und 
Augen  nicht  davon.  Die  Temperatür  des  grofsen  Beckens 
scheint  nicht  über  35,5°  K.  zu  steigen  und    die  des  Koni- 


1241 

ginnbadcs  ist  stets  34°  R.  Bei  cl.cti  letzten  mit  Beaumes 
Aräometer  angestellten  Versuchen  zeigte  sich  ein  Unter- 
schied von  1|  Grad  Gewicht  zwischen  dem  frisch  am  Mor- 
gen geschöpften  und  demjenigen  Wasser,  das  «man  hatte 
erkalten  lassen. 

Bei  dem  grofsen  Erdbeben,  das  Lissabon  im  J.  1775  zerstörte, 
verschwand  die  Quelle  während  eiuiger  Tage  und  als  sie  wieder  er- 
schien, flofs  sie  mit  zwei  mal  gröfserem  Wasserreichtum  als  vorher. 

Die  früheren  chemischen  Versuche  des  Dr.  Don  Juan 
de  Soto  vom  J.  1622  und  Bedoya's,  der  sich  auf  die 
ihm  von  dem  Dr.  Don  Francisco  A  Ion  so  Ortiz,  Arzt 
zu  Granada,  und  Don  Juan  de  Olivares,  Apotheker 
daselbst,  besorgten  Berichte  stützte,  sind  unzureichend; 
genauer  ist  Don  Juan  de  Dios  Ayuda,  welcher  im  J. 
179S  in  sechzehn  Unzen  Thermalwasser,  aufser  kohlen- 
saurem Gase  und  einer  bedeutenden  Menge  Schwefelwas- 
serstoffgas, folgende  feste  Bestandteile  ermittelte : 

Chlortalcium 0,133  Gr. 

Chlornatrium 1,000  — 

Schwefelsaure  Talkerde 0,666  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .         .  '      .         .        .  0,333  — 

Talkerde  (kohlensaure?)           ....  0,500  — 

Kieselerde 0,100  — 

~2~732Gr. 

Da  das  Thermalwasser  stärkend  und  eröffnend  wirkt, 
so  nützt  es  sowohl  in  den  Affectionen  von  Schwäche  und 
Laxität  der  festen  Theile,  als  in  denen  von  Schärfe,  zu 
grofser  Dickheit  und  Zähigkeit  der  flüssigen;  auch  kom- 
men alle  Schriftsteller  über  diese  Bäder  darin  überein, 
dafs  sie  gegen  Nervenschwäche,  verschiedene  Lähmungen, 
Anschoppungen  der  Unterleibseingeweide,  Oedeme  und 
Hautwassersucht,  harte  und  scirrhöse  Geschwülste  der 
Milz  und  Leber,  Chlorosis  u.  s.  w.  nützen.  Auch  heilen 
und  verbessern  sie  alte  Wunden  und  Geschwüre  und  brin- 
gen bei  rheumatischen  und  gichtischen  Leiden,  so  wie  bei 
allen  Hautaffectionen  herrliche  Wirkungen  hervor. 

Don  Juan  de  Dios  Ayuda  schreibt,  nachdem  er  in  seiner  Ana- 
lyse die  Krankheiten,  in  welchen  dieses  Wasser  als  Getränk  odör  Bad 

Kkkk2 


1242 

heilsam  ist,  angegeben  hat,  einige  Regeln  über  die  Art  seines  Ge- 
brauchs vor.  Er  empfiehlt  dort  den  au  Infarcten  Leidenden ,  das 
frisch  von  der  Quelle  geschöpfte  Wasser  nüchtern  oder  eine  Stunde 
nach  dem  Genufse  einiger  Tassen  Bouillon  zu  trinken,  wenn  die 
Schwäche  d%s  Magens  dies  verlangt.  Man  soll  in  den  ersten  Tagen 
2—3  halbe  Qartiere  trinken  und  diese  Gabe  aufsteigend  bis  zu  Fünf 
oder  sechs  erhöhen,  indem  man  zwischen  jedem  Becher  eine  Zeitlang 
auf-  und  abgeht.  Nach  fünf  bis  sechs  Tagen  fange  man  an,  die  Bä- 
der der  Königin  zu  gebrauchen,  indem  man  sich  hütet,  in  die  Wanne  zu 
steigen,  ehe  die  Wärme  nicht  bis  auf  26  oder  2S  Grad  gesunken  ist; 
nach  fünf  bis  sechs  Bädern  dieser  Art  soll  man  dann  zum  grofsen 
Bade  übergehen.  —  Man  hält  hier  zwei  Badesaisons:  die  erste  vom 
15.  April  bis  15.  Juni,  —  die  zweite  vom  15.  August  bis  15.  October. 

Die  Mineralquelle  von  Fuente  de  Piedra,  einem  zwei 
Leguas  von  Antequera,  drei  Leguas  von  Estepona  gelegenen,  durch 
die  Besucher  der  Quelle  im  J.  1547  angelegten  und  jetzt  150  Ein- 
wohner zählenden  Orte. 

Fuente  de  piedra  (Steinquelle)  heifst  die  hier  befindliche  Quelle 
wegen  ihrer  Heilkraft  gegen  den  Blasenstein ;  sie  entspringt  an  ei- 
nem anmuthigen  Orte  zwischen  zwei  grofsen  Granitbänken,  die  sie 
im  Süden  bedecken  und  sich  allmälig  erheben,  ohne  doch  Berge  oder 
Hügel  zu  bilden.  Der  Quellen  sind  mehre,  doch  wird  die  östlichste 
am  meisten  gerühmt.  Zu  Philipps  II.  Zeiten  wurde  sie  gefafst,  wie 
es  noch  eine  Inschrift  bezeugt.  Auch  war  sie  bereits  den  Römern 
bekannt,  was  sich  aus  einem  in  Antequera  aufbewahrten  Denkmale 
ersehen  läfst. 

Das  Wasser  ist  klar,  geruch-  und  geschmacklos  und  wird  nnr 
durch  Kochen  etwas  styptisch ;  es  hat  beständig  14°  R.  Temperatur, 
zersetzt  weder  die  Seife,  noch  färbt  es  das  Silber.  Eine  Gasentwik- 
kelung  ist  nicht  bemerkbar. 

Nach  Ayuda  enthalten  sechzehn  Unzen  Wasser: 


Chlorcalcium 
Chlornatrium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Talkerde  (kohlensaure?) 
Sand  (Arena) 


1.20  Gr. 


Seit  Jahrhunderten  schreibt  man  dem  Wasser  die  Kraft  zu,  die 
Steinkraukheit  zu  heilen,  eine  Meinung,  der  Ayuda  keinen  hohen 
Werth  beilegt,  obgleich  er  nicht  ganz  an  dem  Nutzen  zweifelt,  den 
die  Quelle  bei  diesem  und  anderen  Leiden,  wogegen  sie  gebraucht 
wird,  bei  Hypochondrie,  Anasarca,  Leber-  und  Milz- Anschoppungen, 
drei-  und  viertägigen  hartnäckigen  Fiebern,  Kachexien  und  Versto- 
pfungen der  Weiber  leisten  könne. 


1243 

Die  Bäder  von  Carratraca  befinden  sich  eine 
Laibe  Legua  von  der  Stadt  Ardales  oder  Hardeles, 
wonach  sie  auch  genannt  werden,  welche  fünf  und  eine 
halbe  Legua  von  Antequera,  sieben  Leguas  von  Malaga 
liegt. 

Die  Bäder  wurden  erst  1460  bekannt,  kamen  aber  wieder  in  Ver- 
gessenheit, bis  1656  das  Bassin  erbaut  wurde,  desseu  Spuren  man 
noch  sieht.  Vierzig  Jahre  später  waren  sie  zahlreicher,  als  die  von 
Alhama  besucht.  Dann  verfielen  sie  und  bestanden  nur  noch  aus  ei- 
nem schlechten  Hof  mit  zwei  Becken,  dem  einen  für  Älänner,  dem 
andern  für  Frauen.  Einige  Verbesserungen  verschafften  ihnen  wie- 
der neuen  Ruf  und  zahlreiche  Kurgäste,  besonders  weibliche,  welche 
hier  vom  '25.  Juni  bis  15.  September  baden. 

Die  Hauptquelle  entspringt  am  Fufse  eines  nach  Wes- 
ten liegenden  Felsens,  der  eine  Art  Dolomit  zu  sein  scheint 
und  mit  Gyps  untermischt  ist,  mit  einem  beiusdicken  Strahle, 
vielem  Geräusche  und  Blasen,  gleich  weifslichcn  Fäden 
oder  Flocken.  Im  Becken  ist  es  blaugrünlich  und  seSir 
durchsichtig  und  man  sieht  nur  jene  Flocken  darin  schwim- 
men, die  wenn  sie  keinen  Körper  finden,  sich  daran  zu 
hängen,  zur  Oberfläche  aufsteigen  und  dort  einen  an  der 
Lichtseite  amaryllfarbenen  Schaum  bilden;  wo  das  Was- 
ser abfliefst,  schlägt  es  überall  ein  so  reichliches  weifses 
Sediment  nieder,  dafs  man  beim  ersten  Blicke  oder  wenn 
man  es  in  einem  Gefäfse  auffängt,  leicht  glauben  könnte, 
es  habe  seine  Durchsichtigkeit  verloren  und  sei  milchig  ge- 
worden; aber  es  ist  ganz  klar  und  zeigt  nur  viele  jener 
erwähnten  Flocken,  so  wie  Luftblasen,  die  nach  der  Ober- 
fläche aufsteigen;  wenn  man  die  Flasche  bis  zu  starkem 
Schäumen  schüttelt,  wird  sie  mit  einem  Knalle  entkorkt. 
Der  Geruch  nach  Schlamm  oder  faulen  Eiern  ist  so  inten- 
siv? dafs  er  selbst  in  ziemlicher  Entfernung  von  der  Quelle 
Ekel  verursacht ;  Silber  wird  sogleich  goldgelb,  und  schnell 
schwarz  gefärbt.  Das  frische  Wasser  schmeckt  stark 
nach  Schwefel  und  etwas  adstringirend  und  bewahrt  die- 
sen Geschmack,  wie  seine  Durchsichtigkeit,  selbst  nach 
dem  Kochen.    Es  hat  14°  R.  Temperatur  (nach  Alibert 


1244 

15,5°  R.)  unil  ist  einen  Grad  schwerer  als  destillirtes  Was- 
ser: nach  Alihert  wie  10,014:  10,000. 

Die  mitgetheilten  Analysen  weichen  sehr  von  einander 
ab.    In  einem  Pfunde  Wasser  sind  enthalten: 

nach  Ayuda     nach  Capde- 
(1798):  vila: 

Chlortalcium         .....        0,30  Gr.       .        0,333  Gr. 


Schwefelsaure  Talkerde      .        .        .        0,50  ~ 
Schwefelsaure  Kalkerde      .        .         .        0,80  — 
Talkerde  (kohlensaure?)      .        .        .        0,80  — 
Alaunerde      .        .        .        .        .        .... 

Kieselsäure 0,10  — 


1,333  — 
1,000  — 

0,500  — 


2,50  Gr.  3,16b  Gr. 

Hydrothiongas sehr  viel  9,0Kub.Z. 

Kohlensaures  Gas        ....        unbestimmt  3,5     — 

Eine  von  Alibert  mitgetheilte  und  von  F.  Simon  auf  sech- 
zehn Unzen  berechnete  Analyse  ergab: 

Schwefelsaure  Talkerde  .  .  .  .  .  0,872  Gr. 
Schwefelsaure  Kalkerde  .  .  .  .  .  0,654  — 
Chlortalcium  )  ^  ^ic  _ 

Chlorcalcium) 

Kohlensaures  Eisenoxydul  ....  0,545  — 
Alaunerde  mit  einer  geringen  Menge  Talkerde    0,763  — 

~3,052  Gr. 

Kohlensaures  Gas 2,802  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 22,470    — 

Die  Flocken  sind  nach  Capdevila  weich  anzufühlen,  zähe, 
zwischen  den  Fingern  schlüpfrig  und  so  lange  sie  feucht  sind,  stin- 
kend, trocken  aber  geruchlos,  wenn  man  sie  nicht  reibt,  in  welchem 
Falle  sie  zerspringen  und  nach  Schwefel  riechen.  Fünfzig  Grau  der- 
selben ergeben : 

Reinen  Schwefel 23,0  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 11,0  — 

Kohlensaure  Kalkerde 10,5  — 

Thonerde     .        .        .        ...        .        .  4,0  — 

Der  innere  und  äufsere  Gebrauch  ist  nach  Ayuda 
Ton  Nutzen  in  der  Hemikranie,  Ophthalmien,  Mund-  und 
Schlundgescliwüren ,  Husten ,  Heiserkeit  und  Blutspucken3 
wenn  weder  Fieber  noch  Gefäfsdurchbrechungen  vorhanden, 
und  die  festen  Theile  nicht  erschlafft  sind,  bei  Schwäche 
der  Sinnesorgane,  Zittern,  Taubheit  und  Lähmung,  Wahn- 
sinn, Hypochondrie,  Rhachitis,  Dyspepsie,  chronischer  Gar- 


1245 

dialgic  und  schlechter  Verdauung-,  Verstopfungen  der  Ein- 
geweide, Scropheln,  Anchylosen,  Oedeme,  Anasarca,  Asthma, 
Scharbok  und  Harnleiden,  Bleichsucht,  Amenorrhoe  und 
Mutterblutflufs,  Vorfall  der  Gebärmutter,  weifscm  Flufse 
und  ähnlichen' Ausflüssen  von  Schwäche  der  Faser,  Laxi- 
tät  und  Wärme,  chronischem- Rheumatismus,  Gicht  und 
anderen  Schmerzen,  so  wie  bei  allen  Hautleideu. 

Zu  meiden  sind  die  Bäder  bei  starkem  Habitus,  Plethora  der  Ge- 
fäfse,  Erschöpfung  aus  allerlei  Ursachen,  besonders  mit  Fieber;  von 
Personen,  die  an  Gefäfszerreifsuugen  und  ihren  Folgen  leiden  oder  ge- 
litten haben,  oder  wo  aus  Entzündungen,  Coutusiouen,  Eiterungen  und 
Knochenbrüchen  Geschwüre,  Knoten  und  Verhärtungen  entstandeu 
sind  oder  irgend  ein  Gefühl  von  Schwere  oder  Schwäche  eines  Ein- 
geweides der  Brust,  so  wie  von  denen,  welche  durch  Gefäfszerreifsung 
in  der  Brusthöhle  einen  Blutsturz  gehabt  haben  und  in  Folge  dessen  au 
Aulage  zu  oder  an  bereits  ausgebildeter  Phthisis  leiden,  oder  wo  wegen 
Athmungsbeschwerdcn  auf  Lungenschwäche  oder  Tuberkeln  zu  schlic- 
i'sen  ist;  die  an  Polypen  oder  an  Ohnmächten  leiden,  Geschwüre  in 
den  Harnwegen,  Wassersucht,  Bauchwassersucht  und  Windsucht  ha- 
ben oder  sich  endlich  im  Zustande  der  höchsten  örtlichen  oder  all- 
gemeinen Schwäche  oder  Kraft  befinden. 

o 

Alibert,  precis  historique  a.  a.  0.  p.  598. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  46. 

Die  Bäder  von  Cäsar  es  befinden  sich  zwei  Leguas  von  die- 
ser im  Bezirke  von  Malaga,  zwischen  hohen  Abhängen,  7  Leguas  von 
Gibraltar  und  6  Leguas  von  Ronda  gelegeneu  Stadt  und  werden  auch 
Fueutesauta  oder  Fuente  del  Duque  (heilige  oder  Herzogs- 
quelle) genannt,  weil  sie  dem  Herzoge  von  Osuna  gehören  oder  weil 
der  Herzog  von  Arcos  hier  ein  Hospitium  errichtet  hat.  Die  Quelle 
entspringt  am  FuTse  eines  steilen  Thoufelsens,  am  Ostrande  eines 
Flüfschens,  das  vom  höchsten  Theile  des  rothen  Gebirges  kommt. 
Der  Strahl  des  Wassers  ist  faustdick  und  wird  in  ein  Becken  gesam- 
melt, von  wo  dasselbe  in  ein  zweites  übergeht;  beide  Räume  aber 
sind  klein,  schmutzig  und  mit  Kork  bedeckt. 

Das  Hospiz  steht  abgelegen  von  den  Bädern  auf  dem  andern 
Ufer  des  Flüfschens,  die  darin  befindlichen  Krankenwohnnngen  sind 
leider  sehr  unbequem  und  schlecht  eingerichtet.  Auch  ein  Einsiedler 
für  die  Jungfrau  de  los  Dolores  lebt  liier.  Aus  der  wüsten  Gegeud 
giebt  es  nur  den  schlechten  Weg  nach  Casares,  um  Bedürfnisse  her- 
beizuschaffen. 

Das  Mineralwasser  ist  klar,  kn\stallhell.  riecht  nach  verfaulten 
Eiern,  welcher  Geruch  sich  bei  Zusatz  von  Essigsäure  noch  sehr  ver- 
stärkt, schäumet  beim  Schütteln  in  einer  Flasche,  doch  ohne  Knall 
beim  Aufpfropfen,  schmeckt  nach  Schwefel,  etwas  udstriugircud ;   er- 


1246 

bitzt  verliert  es  Geruch  und  Geschmack,  aber  nicht  die  Durchsichtig- 
keit. Silber  wird  im  Quellwasser  bald  schwarz,  im  erhitzten  aber 
nicht.  Das  Gewicht  gleicht  dem  von  kaltem  destillirtem  Wasser,  die 
Temperatur  ist  beständig  13,5°  R. 

Es  enthält  nach  Ayuda  viel  Hydrothiongas,  etwas  Kohlensäure 
und  in  einem  med.  Pfunde  an  festen  Bestandtheilen : 

Chlorcalcium       .        .        .        ,        .        .        .  0,16  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    .....  0,28  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    .        .        .    -     .        .  0,40  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .        ,        .        .        .  0,08  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,20  — 

Kieselerde 0,08  — 


1,20  Gr. 

Der  innerliche  und  äufserliche  Gebrauch  dient  bei  chronischen 
Rheumatismen,  beim  Zurücktreten  derselben,  Iufarcten,  Rhachitis, 
Skorbut,  Scropheln,  Anchylosen,  Oedemen,  Wunden  und  Hautkrankhei- 
ten venerischen  und  andern  Ursprungs,  mit  Ausnahme  der  Lepra. 
Auch  wird  die  Wirkung  gerühmt  bei  Kachexien,  Icterus,  veralteten 
Magenschmerzen,  übler  Verdauung,  Husten,  Hysterismus,  Mutterblut- 
flui's,  Vorfall  und  Abortus,  weifsem  Flusse  und  anderen  Säfteverlu- 
sten, sowie  bei  den  Fluxionen  der  Augen  und  Brust,  Schwäche  der 
Sinne,  Betäubung,  Zittern  und  selbst  Lähmung. 

Nach  Ayuda  pafst  die  Heilquelle  nicht  für  sehr  geschwächte  Sub- 
jeete  von  laxer  Faser,  und  für  die  Art  ihres  Gebrauchs  ist  es  gut, 
nicht  allein  zu  baden,  sondern  auch  zu  trinken,  womit  diejenigen  an- 
fangen sollen,  die  an  Säftefülle  oder  Iufarcten  bei  Laxität  der  festen 
Faser  leiden. 

Da  Casares  sehr  hoch  liegt,  so  sind  die  Veränderungen  des  Wet- 
ters sehr  häufig,  wonach  man  sich  zu  richten  hat.  Die  Zahl  der  Bä- 
der läfst  sich  nicht  bestimmen,  doch  wird  es  gut  sein,  nicht  über  20 
bis  30  hinauszugehen,  noch  auch  länger  als  eine  Viertelstunde  zu  ba- 
den; sind  aber  mehr  Bäder  nöthig,  so  unterbreche  man  den  Gebrauch 
mindestens  auf  einige  Tage. 

Die  Bäder  von  Vilo  befinden  sich  drei  Leguas  von  Velez- 
Malaga,  sie  wurden  vor  einem  Jahrhundert  entdeckt,  und  kürzlich  wie- 
der erneuert.  Die  hier  entspringenden  Schwefelquellen  wurden  schon 
lange,  trotz  des  Mangels  an  aller  Bequemlichkeit,  von  den  Umwoh- 
nern mit  grofsem  Nutzen  gegen  Hautübcl  angewendet.  Seitdem  sie 
nun  gehörig  eingerichtet  sind,  hat  man  sie  nicht  allein  in  der  erwähn- 
ten Art  von  Krankheiten  nützlich  befunden,  sondern  auch  bei  lang- 
samen Lähmungen  und  deren  Folgen,  bei  Schwäche  des  Muskel-  und 
Nervensystems,  bei  passiven  Blutflüssen,  Anschoppungen  der  Bauch- 
eingeweide, Geschwülsten,  veralteten  Geschwüren  und  andern  Uebeln. 

Gazeta  de  Madrid.   21.  Juli  1829. 


1247 

Noch  sind  zu  erwähnen  die  Mineralquellen  von  Aldeyre  in  der 
Nähe  von  Granada  und  die  von  Calahorr ay  14  Leguas  vou  Gra- 
nada, welche  beide  als  Getränk  benutzt  werden. 

Don  Juan  Ayuda,  Examen  de  las  Aguas  medicinales  de  las 
Andalucias.  3  Voll.  Madrid  1798. 

Ponce  de  Leon,  Eusayo  sobre  las  aguas  de  la  Andalucia  alta. 
Malaga  1813. 


6.    Die  Küsten-Provinzen: 
a.     Murcia: 

Die  Schwefelthermalquelle  von  Archena^ 
einem  Flecken  von  300  Einwohnern,  am  rechten  Ufer  der 
Segura,  vier  Leguas  von  Murcia.  Sie  entspringt  auf  dem- 
selben Ufer,  \  Meile  entfernt,  am  Fufse  eines  Berges  der 
Sierra  de  Ricote ,  genannt  der  Hirschsprung,  in  einem  2 
Knb.  Zoll  dicken  Strahle.  In  der  Nahe  und  in  gleicher 
Höhe  giebt  es  noch  einige  kleinere  Quellen. 

Verschiedene  Denkmale  zeugen  dafür,  dafs  schon  die  Römer  und 
Araber  diese  Quellen  hochschätzten.  Vor  1778  waren  sie  ganz  ver- 
lassen, in  diesem  Jahre  liefs  der  Orden  von  St  Juan  die  meisten  der 
im  J.  1815  vorhandenen  Gebäude  errichten,  welche  der  Generallieu- 
tenant Don  Carlos  Guillermo  Doyle  erweiterte,  indem  er,  durch  diese 
Bäder  hergestellt,  von  der  Regierung  die  Mittel  erbat,  sie  in  besseren 
Zustand  zu  versetzen,  worauf  sie  zum  Theil  in  ihrem  alten  Glänze 
hergestellt  wurden.  Sie  haben  einen  grofsen  Ruf  durch  ganz  Spanien 
und  werden  zahlreich  besucht.  Die  erste  Badesaison  dauert  vom 
1.  April  bis  23.  Juni,  die  zweite  vom  1.  September  bis  Ende  October. 

Das  Wasser  ist  klar,  hell  und  durchsichtig,  und  er- 
hält sich  so  in  wohlverschlossenen  Flaschen,  wogegen  es 
in  den  Bassins  sich  schnell  zersetzt  und  durch  den  Nieder- 
schlag einer  kalkigen  Substanz  mit  einem  Theile  Schwefel 
milchigt  wird ;  auch  steigen  Luftblasen  vom  Grunde  auf, 
die  an  der  Oberfläche  zerplatzen.  Es  ist  vollkommen  ge- 
ruchlos am  Qnellorte;  sein  Geschmack  gleicht  faulen  Eiern, 
ist  aber  zugleich  etwas  styptisch,  wie  von  Säuren,  seine 
Temperatur  ist  41,6°  R. ,  nach  Andern  45°  Ft.,  —  sein 
speeif.  Gewicht  bei  gleicher  Wärme  mit  der  Luft  verhält 
sich  zum  destillirten  Wasser  gleich  1,0000 :  1,0018. 


1248 

Die  Analyse,  welche  Don  Augustin  Juan  im  J.  1815 
anstellte,  ward  von  Don  Juan  Alix  1818  bekannt  ge- 
macht.    Das  Wasser  enthält  in  jedem  Pfunde: 

Wärmestoff  nach  der  80  th.  Scala  .        v        .        .        42°. 
Schwefelwasserstoffgas,  wahrscheinlich  durch  den  Kalk    neutrali- 
sirt   und   eine  Kalk-Leber    bildend,    deren  Gesammtgehalt    unbekannt 

ist 25  Kub.  Z. 

Kohlensaures  Gas,  über  dasjenige,  welches  zur  Sättigung  der 
durch  Ausbauchung  von  Schwefelwasserstoffgas  freiwerdenden  Kalk- 
erde  dient  .         .         .         .         .        ....        86  Kub.  Z. 

Clilomatrium .        14  Gr. 

Kohlensauren  Kalk,  aufser  demjenigen,  der  sich 
vielleicht  bei  Entweichung  des  Hydrothionga- 

ses  erzeugt .         10  — 

Schwefelsaure  Talkerde 4  — 

Alix  giebt  eine  analytische  Darstellung  der  Krank- 
heiten, wo  das  Tliermalwasser  heilsam  ist,  und  unterschei- 
det zehn  Abtheilungen: 

1.  Fieber-  und  schmerzlose  Muskelschwäche;  vollkom- 
mene und  unvollkommene  Hemiplegie  und  theiiweise  Läh- 
mung. 

Hiergegen  werden  allgemeine  und  örtliche  Bäder  in  steigender 
Wärme  von  20—30°  R.  angewendet  und  das  ßad  ist  von  schneller 
und  erwünschter  Wirkung. 

2.  Fieberlose  Muskelschwäche  mit  Schmerzen;  all- 
gemeiner und  örtlicher  chronischer  Rheumatismus. 

Hiergegen  werden  warme  Bäder  von  16 — 24°  R.  angewendet  und 
sehr  heilsam  befunden. 

3.  Schwäche  der  Digestion,  wohin  Magenschwäche, 
"Würmer,  Cardäalgie,  chronisches  Magenweh  mit  und  ohne 
Erbrechen,  chronische  Kolik  und  andere  unbedeutendere 
Leiden  gehören. 

Hiergegen  trinkt  man  das  Wasser. 

4.  Uterinschwäche,  Chlorose,  Amenorrhoe,  Menstrual- 

Verhaltung  und  Abweichung,  chronisch- atonische  Uteriu- 

schmerzen,  Leukorrhoe  und  passive  Menorrhagie. 

Hiergegen  wendet  man  Bäder  von  22—26°  R.  an,  deren  Wirkun- 
gen zwar  nicht  rasch,  aber  günstig  sind. 


1249 

5.  Gefäfssch wache,  passive  Hümoptysis,  Ilümor- 
rlioiden. 

6.  Fieberlose  Nervenschwäche,  vollkommene  oder 
unvollkommene  Amaurosis,  Taubheit,  Harnsteine,  Hysteris- 
inus, Hypochondrie,  Krämpfe,  Zahn-  und  Ohrenschmerzen, 
krampfhafte  chronische  Muskelzuckungen,  Veitstanz,  Epi- 
lepsie,  Asthma. 

Hiergegen  wirken  allgemeine  und  örtliche  Bäder  von  30  —  35°  R. 
günstig. 

7.  Hautschwäche;  Krätze,  Flechten  und  Grind. 

Hiergegen  wird  das  Wasser  als  Getränk  und  Bad  vou  1'2— 28°  II. 
mit  hockst  günstigein  Erfolge  benutzt. 

8.  Lymphatische   Schwäche;   Syphilis,   Scrophulosis, 

Wassersucht,   lymphatische   Verstopfungen,    chronischer, 

fieberioser  Lungenkatarrh  geringeren  Grades,  Anchylosen, 

Bauchwassersucht,  ßrustwassersucht  und  Wasserbruch. 

Das  Wasser  wirkt  als  Getränk  und  Bad  von  28—30°  R.  langsam, 
aber  günstig. 

9.  Fieberhafte  Schwäche;  drei-  und  viertägige  Wcch- 
selfieber,  Zehrfieber  von  innerer  Eiterung  ohne  syphiliti- 
sches oder  scrophulöses  Grundleiden. 

Hier  braucht  mau  das  Wasser  als  Getränk  und  Bad  von  20  bis 
30°  R.  steigend. 

10.  Oertliche  unbestimmte  Schwäche  ohne  Verletzung 
eines  allgemeinen  Systems;  veraltete  Geschwüre  der  Ex- 
tremitäten ohne  innere  Ursache,  chronische  Entzündungen 
des  Mundes  von  Merkur  und  anderen  nicht  syphilitischen 
oder  scrophulösen  Ursachen,  chronische  Ophthalmien  glei- 
cher Art,  chronische  Rose  ohne  speeifische  Ursache,  chro- 
nische Furunkelbildung  nicht  specitischer  Art,  Unterleibs- 
verstopfungen, Gelb-  und  Schwarzsucht. 

Hier  mufs  das  Wasser  nach  der  Natur  des  Leidens  verschieden 
angewendet  werden. 

Ign.  Agula,  Tiiermae  Archeniacae.  Murcia  1750. 

J.  Alix,  memoria  sobre  las  aguas  mediciuales  de  Archunu. 
Murcia  1818. 


1250 


Die  Mineralquelle  von  Fortuna  springt  eine  halbe  Le- 
gna  von  dieser  mäfsig  bevölkerten,  4  Leguas  von  Archena  gelegenen 
Stadt   aus  einer  Felsenspalte  armsdick  hervor. 

Das  klare,  etwas  fade  schmeckende  und  geruchlose  Wasser 
schäumt  nicht,  hat  die  Temperatur  von  32°  R.  und  soll  Thonerde, 
Salze,  Harz  und  Eisen  enthalten. 

Man  badet  und  trinkt  mit  Erfolg  bei  Lähmung,  Taubheit  der  Glie- 
der, Asthma,  Dyspepsie,  Krämpfen,  Schmerzen,  Blähungen,  Schwäche 
und  Geschwülste  der  Gelenke,  Oedem,  Mageuschwäche  und  Unfrucht- 
barkeit aus  Schlaffheit. 

Die  erste  Saison  dauert  hier  vom  1.  Mai  bis  20.  Juni,  die  zweite 
vom  22.  September  bis  30.  October. 

Die  Miner alquelle  von  Ferreira  entspringt  eine  Achtel 
Legua  von  diesem  im  Markisate  von  Zeneta  gelegenen  und  260  Ein- 
wohner zählenden  Flecken,  am  Abhänge  des  Gebirges  in  einem  Strahle, 
nicht  dicker  als  eine  Schreibfeder. 

Das  frischgeschb'pfte  Wasser  ist  sehr  klar,  mit  einigen  aufstei- 
genden Bläschen ;  in  der  Flasche  geschüttelt  schäumt  es,  explodirt 
aber  beim  Aufpfropfen  nicht  und  riecht  nur  etwas  dintenartig.  Sein 
Geschmack  ist  ebenfalls  wie  Dinte  und  etwas  scharf.  Gekocht  wird 
es  geschmacklos,  trüb,  fad  und  pomeranzenfarben,  auch  bildet  sich  ein 
gleichfarbiger  Niederschlag  im  Quellbette.  Die  Temperatur  ist  stets 
12°  R.  und  die  Schwere  ein  Grad  (Beaume)  über  destillirtes  Wasser. 

Das  Mineralwasser  ist  nach  Ayuda  ein  einfaches  Eisenwasser 
und  enthält  in  einem  Pfunde: 


Chlortalcium        ...        , 

0,64  Gr. 

Chlornatrium 

0,60  — 

Schwefelsaure  Talkerde    .        .        .        . 

0,92  r- 

Schwefelsaure  Kalkerde    .... 

2,40  — 

Kohlensaure  Talkerde 

0,32  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .... 

0,24  — 

Kohlensaures  Eisen 

0,46  — 

Kieselsäure 

0,44  — 

6,02  Gr. 

Da  dieses  Eisenwasser  keine  sehr  reizenden  und  heftig  wirkenden 
Bestandtheile  enthält,  so  dient  es  in  allen  Fällen,  wo  dergleichen  mil- 
dere Mittel  angezeigt  sind,  vermag  aber  auch  deswegen  in  hartnäk- 
kigeren  Formen  nicht  viel.  Man  kann  es  bei  Hypochondrischen  an- 
wenden, wenn  ihre  Magenschmerzen,  Appetitlosigkeit  und  Unverdau- 
lichkeit,  Erbrechen,  Windsucht  und  Verstopfung  frisch  und  leicht  sind 
und  selbst  bei  höheren  und  veralteteren  Leidenszuständen,  sobald  all- 
gemeine Schwäche  und  Trockenheit  vor  der  Anwendung  stärkerer 
Mittel  warnt.  Dasselbe  gilt  von  Hysterischen  bei  Kachexie,  Appetit- 
mangel, Unterdrückung,  Uebermafs  oder  Unordnung  der  Regeln,  Nie- 
ren- und  Blasenleiden  und  überall  wo  es  gilt,  die  testen  Theile  zu 
stärken  und  einzuschneiden  uud  die  flüssigen  gelind  zu  verdünnen 
und  abzuleiten. 


1251 

Zur  Vorkur  tliut  man  wohl,  verdünnende  und  temperirende  Mittel 
anzuwenden.  Man  fange  mit  zwei  bis  drei  halben  Gläsern  au  und 
steige  innerhalb  einiger  Tage  bis  auf  sechs  oder  acht. 

Noch  werden  in  dieser  Provinz  angeführt:  das  Thermal wasscr 
von  Alhaina  oder  Aljama  in  der  Nähe  von  Mtircia,  das  als  Ge- 
tränk benutzt  wird,  so  wie  das  von  Mula,  welches  in  einer  male- 
rischen Gegend  gelegen,  schon  von  den  Mauren  benutzt  wurde,  für 
aufserordentlich  tonisirend  gilt,  die  Temperatur  von  ^i0  R.  hat  und 
mit  Erfolg  in  scrophulösen  Krankheiten  und  gegen  alte  Geschwüre 
angewendet  wird. 

Ballauo,  diccionn.  de  med.  y  cir.   Madrid  1815.  T.  I. 


6.    Valencia: 

Die  Mineralquelle  von  Busot  entspringt  bei  diesem  klei- 
nen, im  Gerichtsbezirke  von  Valencia  gelegenen  Flecken  und  ist  eine 
Quelle  von  ausgezeichneten  Heilkräften. 

Das  Mineralwasser  ist  hell,  von  stinkendem  Gerüche,  wie  Schlamm, 
und  von  unangenehmem  Geschmacke.  Weder  seine  ziemlich  hohe 
Temperatur  noch  sein  speeifisches  Gewicht  sind  hinreichend  bestimmt. 
Doch  machte  Serior  Alcon  im  J.  1815  auf  Befehl  und  Kosten  der 
Municipal-Junta  von  Alicante  eine  Analyse  desselben  bekannt,  wor- 
aus hervorgeht,  dafs  in  jedem  Pfunde  Wasser  3  Kubikzoll  atmosphä- 
rische Luft  und  etwa  30  Gran  von  jedem  der  folgenden  Salze:  Kalk- 
und  Talk-Sulphat  und  Chlortalcium  enthalten  sind. 

Es  wird  nur  als  Bad  gebraucht,  ist  sehr  wirksam  gegen  Versto- 
pfungen, skirrhöse  Lebergeschwülste,  Milz-  und  Mesenterial-Anschwel- 
luugen,  Gliederschmerzen,  befördert  zurückgehaltene  Ausleerungen, 
vermehrt  die  Blutbewegung,  den  Appetit  und  die  Hautthätigkeit  und 
wirkt  bei  Harnverhaltungen  trefflich.  —  Es  werden  hier  zwei  Bade- 
saisons gehalten:  die  erste  vom  1.  Mai  bis  30.  Juni,  —  die  zweite 
vom  1.  September  bis  Ende  October. 

Die  Thermalquellen  von  Villaviej a,  einem  am  Ostab- 
hange  eines  ausgedehnten  Bergzuges,  6'/2  Leguas  nordöstlich  von 
Valencia,  4  Leguas  von  Castellan  de  la  Plana  und  3  Leguas  vom  al- 
ten Sagunt  gelegenen  Orte. 

Hier  sind  zwei  Arten  von  Thermen,  die  Caldas,  die  im  untern 
Theile  der  Stadt  aus  drei  Röhren  in  stets  gleicher  Stärke  entsprin- 
gen, und  die  Brun  n  en  quellen,  welche  die  Einwohner  in  ihren 
Häusern  eingerichtet  haben.  Die  letzteren  werden  zu  Dampfbädern 
uud  nach  dem  Ahkühlen  von  den  Einwohnern  als  Getränk  benutzt, 
die  oberen  aber  werden  in  einen  geräumigen,  aber  unangenehmen 
Behälter  eingelassen,  der  seit  den  ältesten  Zeiten  zum  Baden  gedient 
hat,  und  in  zwei  andere  Buder  von  schönem  schwarzem  Steine,  die  neu 


1252 

und  bequem  erbaut  sind.  Zuletzt  sammelt  sich  das  gauze  Wasser  in 
ein  Bassin  zum  Waschen  der  Wäsche  und  lagert  hier  einen  frucht- 
baren Schlamm  ab.  —  Mau  badet  vom  15.  Juni  bis  Ende  October. 

Das  Thermalwasser  ist  hell,  so  schwer  als  destillirtes,  mit  ei- 
ner Wärme  von  24°  R.  im  Frühjahre,  doch  im  Winter  etwas  wär- 
mer als  die  Atmosphäre.  Die  Brunnenquellen  steigen  bis  34°  R.  an 
der  Oberfläche. 

Das  Wasser  enthält  Kohlensäure  und  Schwefel,  in  den  Brunnen 
auch  schwefelsauren  Kalk. 

Die  Caldas  sind  hochberühmt,  erregen  Schweifse,  Urin,  Leibes- 
öffnung, sind  auflösend,  antihypochondrisch,  stärkend  und  Appetit  er- 
regend. Man  bedient  sich  ihrer  mit  Nutzen  yt  diesen  Zwecken  als 
Getränk  und  braucht  die  Bäder  gegen  Lähmung,  Nervenschwäche 
und  Hautkrankheiten.  Bei  Lähmungen  mit  Steifigkeit  ist  das  Wasser 
der  Brunnen  vorzuziehen. 

Noch  sind  zu  erwähnen  die  Mineralquellen  von  EnsegureS) 
in  der  Nähe  von  Villa-Franca,  die  klar,  im  Sommer  kalt,  im  Winter 
lauwarm  sind  und  als  die  Diuresis  beförderndes  Mittel  besonders  ge- 
gen Harnverhaltung  angewendet  werden;  —  die  Fuente  Santa 
genannte  Quelle,  die  einzige  auf  der  Insel  Mallorca,  welche  nach 
Ballard  Schwefelwasserstoff-  und  kohlensaures  Gas,  Stickstoff^ 
Schwefelnatrium,  schwefelsaures  Natron,  Chlornatrium,  Chlortalcium 
und  Spuren  von  kohlensaurem  Natron,  so  wie  eines  an  Kali  gebun- 
denen Salzes  enthält;  —  endlich  viele  So  Ölquellen,  die  zu  Sali* 
nen  benutzt  werden,  wie  die  Salines  de  Manuel  in  der  Nähe  von 
San  Felipe,  und  die  dem  Salzfelsen  von  Pinoso,  drei  Leguas 
von  Monovar,  entquellenden  Salzquellen. 

Cavanilles,  observ.  sur  Thist.  nat«  du  roy.  de  Valence.  Ma- 
drid 1745.  T.  I.  p.  80. 

Annales  des  Sciens.  nat.  T.  X.  p.  426. 


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B.    Die  Heilquellen  Portugals. 


1.     Galizisches  Gebirge: 
a.     Entre  Mino  e  Douro: 

JL-sie  Thermalquellen  von  Caldas  de  Gerez  entspringen 
bei  diesem  sich  immer  mehr  vergröfsernden  Orte,  in  einem  äufserst 
romantischen,  von  vielen  Flüssen  bewässerten  Thale  in  dein  Gebirge 
von  Gerez. 

Da  die  Gegend  sehr  rauh  ist,  so  wohnen  die  Einwohner  im  Win- 
ter in  Tillar  de  Veiga  und  kommen  im  Mai  wieder,  wo  sich  die  Bade- 
gäste einzu6nden  anfangen.  Letztere  finden  indessen  hier  nichts  als 
leere  Wände :  für  Tische,  Stühle  und  alles  Uebrige  müssen  sie  selbst 
sorgen. 

Die  Thermen  entspringen  an  der  Ostseite  des  Ortes  aus  Granit- 
felsen. Man  unterscheidet  vier  Hauptquellen,  über  deren  jeder  ein 
Haus  errichtet  ist,  in  dessen  Mitte  eine  ausgemauerte  Vertiefung  zum 
Baden  sich  befindet.  Nur  eine  Person  badet  auf  einmal;  statt  der 
Thür  dient  ein  Vorhang:  ist  dieser  niedergelassen,  so  ist  das  Bad 
besetzt.  —  Das  zum  Trinken  bestimmte  Thermahvasser  wird  unmit- 
telbar am  Ursprung  der  Quelle  geschöpft. 

Das  Thermalw asser  ist  sehr  gasreich,  scheint  aber  wenig  fremde 
Bestandteile  zu  enthalten.  Nach  Tavares  soll  es  sich  von  allen 
in  Portugal  und  anderwärts  bekannten  auf  höchst  eigenthümlicbe 
Weise  unterscheiden.  Die  Temperatur  wird  von  Ali  her  t  zu  50°  R  , 
von  Link  nur  zu  40°  R.  angegeben. 

Man  badet  vom  Juni  bis  August,  während  welcher  Zeit  die  Hitze 
im  Thale  sehr  grofs  ist.  Man  trinkt  das  Tliermalwasser  nüchtern, 
geht  dann  spazieren  und  badet  später;  —  gegen  Abend  wird  noch 
einmal  gebadet  oder  noch  einmal  Thermahvasser  getrunken. 

Link,  Reise  a.  a.  0.  Tb.  II.  'S.  82. 


1254 

In  dieser  Provinz  werden  von  Tavarfes  und  nach  ihm  von  Ali- 
bert noch  folgende  Mineralquellen  aufgeführt:  die  von  Moncao 
bei  Ucana,  eine  gasreiche  Therme  von  34,5°  R.,  —  die  von  Pa- 
dreiro  bei  Ucana,  ein  kaltes  Schwefelwasser,  —  Caldellas  de 
Renduse  bei  Ucana,  eine  sehr  besuchte,  eisenhaltige  Schwefeltherme 
von  25,2°  R.,  —  die  von  Braga,  ein  kaltes  eisenhaltiges  Schwefel- 
wasser, —  San  Antonio  da»  Taipas  oder  Caldas  das  Tai- 
pas  bei  Guimaraens,  eine  Schwefeltherme  von  26,2°  R,  —  Cal- 
das bei  Guimaraens,  ein  Schwefelwasser,  —  Canavere s  bei  Gui- 
maraens, eine  Schwefeltherme  von  27,2°  R.,  —  die  von  Guima- 
raens, eine  Schwefeltherme  von  47°  R,,  —  die  von  Enire  Rio 8 
bei  Penafiel,  ein  kaltes  an  Schwefelwasserstoffgas  reiches  Schwefel- 
wasser, —  so  wie  die  schwachen  Eiseuwasser  von  Guimaraens 
und  Amarante. 

6.    Traz  os  Montes: 

Die  Thermalquellen  von  Chaves,  welche  schon  zu  der 
Römer  Zeiten  benutzt  wurden,  die  Temperatur  von  49°  R.  haben  und 
an  Gasen,  Chlornatrium  und  kohlensaurem  Natron  reich  sind,  —  die 
von  Carlao  oder  Caldas  de  Favaios,  C.  de  Porr ae s,  C.  de 
Murca  bei  Villa- Real,  an  Schwefelwasserstoffgas  und  Eisen  reiche 
Thermen  von  27°  R.,  —  von  Ponte  de  Cavez  bei  Villa- Real,  ein 
Schwefelwasser  von  19°  R.,  von  Rede  de  Corvaceir a,  Moledo, 
Pana  guiäo,  bei  Villa-Real,  Schwefelwasser  von  29,5°  R.3  —  von 
Pedros  Salgadas  bei  Villa-Real,  eine  kalte  Soolquelle. 


2.     Sierra  Estrella. 
Beira: 

In  der  Nähe  von  Lamego  die  Mineralquelle  von  Aregos,  eine 
schwach  hepatische  Therme  von  49°  R.,  —  in  der  Nähe  von  Pinhcl: 
die  Fönte  Santa,  ein  kaltes  Schwefelwasser,  die  von  Almafala, 
eine  kalte  Soolquelle,  die  von  Ranhados,  eine  Schwefeltherme  von 
33,5°  R.,  —  die  von  San-Jorga  bei  Feira,  eine  kalte  Schwefel- 
quelle, —  die  von  Prunto,  auch  Azenha  oder  Vinha  da  Rainha 
genannt,  bei  Coimbra,  ein  Schwefelwasser  von  25,5°  R,  —  von  Un- 
haes  da  Sarra  bei  Guarda,  ein  Schwefelwasser  von  24,8°  R,  — 
in  der  INähe  von  Viseu:  die  von  Ale a  fache ,  viel  besucht,  eine 
Schwefeltherme  von  29,5°  R.,  —  von  Canas  de  Senhorim,  ein 
salinisches  Schwefelwasser  von  27,2°  R.,  —  von  Carvalhal,  ein 
Schwefelwasser  von  29,5°  R.,  —  von  Santa-  Ge mil  oder  Lagio  sa, 
eine  Schwefeltherme  von  39,2°  R.,  —  von  San  Pedro  Dosul,  eine 
Schwefeltherme  von  54°  R., —  die  von  Santa  Cambadäo  bei  Ar- 
ganil,  ein  kaltes  saliuisches  gasreiches  Schwefelwasser,  —  in  der 
Nähe  von  Castel  Branco:  die  von  Alpreada,  eine  kalte  Schwefel- 
quelle,   von  Penagareia   oder  Caldas   de  M onsortinho,    ein 

indif- 


1255 

indifferentes  Wasser  von  16°  It.,  von  Pcnamacor,  ein  Schwefrl- 
wasser  von  16°  R.,  von  Rapoila  de  Coa,  eine  salinisclie  Schwe- 
feltherme von  29,5°  R. 


3.    Mündungsland  des  T  a j  o. 

Estremadura: 

Die  Räder  von  Caldas  da  Rain /ia.  Dieser  zwi- 
schen Leyria  und  Lissabon  gelegene,  von  letzterer  Stadt 
fünfzehn  Leguas,  von  Obidos  eine  Legua  und  nur  zwei  Leguas 
von  der  See  entfernte  Marktflecken  ist  das  vorzüglichste 
und  am  häufigsten  gebrauchte  Bad  Portugals. 

Man  hadet  hier  gemeinschaftlich,  meist  zu  zwölf  Personen.  Die 
Bäder  werden  des  Morgens  in  einem  grofsen  unterirdischen  Bassin 
genommen,  wohin  nur  ein  spärliches  Licht  von  oben  dringt.  Es  exi- 
stiren  zwei  solcher  Bassins  für  das  weihliche  und  andere  abgeson- 
derte für  das  männliche  Geschlecht.  Das  warme  Wasser  quillt  in 
den  Bassins  aller  Orten  aus  einem  schönen  klaren  Sande  hervor, 
und  reicht  einer  erwachsenen  Person  bis  unter  die  Arme,  wenn  man 
darin  sitzt.  Neben  dem  Bade  ist  ein  kleines  Zimmer  zum  Aus-  und 
Ankleiden,  auch  sind  Badewärter  und  Wärterinnen  vorhanden.  Ist 
das  Bad  von  Badenden  leer,  so  läfst  mau  es  bis  auf  den  Grund  ab, 
und  in  wenigen  Minuten    ist  es  wieder  angefüllt. 

Ursprünglich  war  dieses  Bad  nur  für  die  Kranken  eines  Hospi- 
tals bestimmt,  und  die  Chronik  sagt  darüber  folgendes :  Die  Königin 
Donna  Lconora,  Gemahlin  des  Königs  Joao  II.,  kam  1495  auf  einer 
Reise  von  Obidos  nach  Batalha  an  den  Ort,  wo  jetzt  das  Brunnen- 
haus steht,  und  sah  daselbst  eiuige  kranke  Personen,  die  sich  in  ei- 
nem Sumpfe  badeten ;   sie  erkundigte  sich,  weshalb    sie  hier  badeten, 

I  und   erfuhr,    dafs    das    Wasser   gegen   verschiedene  Krankheiten  Heil- 
kraft habe.     Die  Königin,    welche  damals    an  eiuer   bösen  Brust   litt, 

:  liefs  sich  sogleich  von  dem  Wasser  bringen,  und  wusch  die  Brust 
damit,  was  ihr  aufserordentlich  wohl  that.  Sie  benachrichtigte  da- 
von den  König,  und  dieser  befahl  die  Errichtung  eines  Monumentes 
daselbst,  was  noch  existirt.  Die  Königin  wurde  darauf  durch  meh- 
rere Bäder  von  ihrem  Uebel  befreit,  und  liefs  später  an  dieser  Stelle 
ein  Hospital  für  Arme  errichten  ;  auch  bewog  sie  den  König  Don  Ma- 
nuel hier  eine  kleine  Ansiedelung  von  30  Häusern  zu  bauen  mit  der 
Befreiung  der  Einwohner  von  allen  Abgaben.  —  Mit  dem  Tode  der 
Königin  wurde  nun  nichts  mehr  auf  dieses  Etablissement  verwandt. 
Erst  als  König  Don  Joao  V.  hier  Bäder  nahm  und  Alles  im  gröfsten 
Verfall  fand,  liefs  derselbe  grofse  Verbesserungen  machen,  und  im 
Jahre  1747  Alles  so  einrichten,  wie  man  es  heut  zu  Tage  findet.  In 
der  Brunnenhalle  führt  links  eine  Thüre  in  die  Apotheke,  rechts  der 
Gang  zu  den  zwei  Bädern  der  Männer;  in  der  Halle  selbst  sind  die 
111.  Theil.  Llll 


1256 

verschiedenen  Eingänge  zu  dehn  Hospital  der  Männer  und  der  Frauen, 
so  wie  auch  zu  den  zwei  Bädern  der  Frauen,  in  der  Mitte  die  Hos- 
pitalkirche. Ein  Jahr  ins  andere  werden  in  beiden  Hospitälern  2000 
Kranke  aufgenommen,  welche  in  sechs  grofsen  Sälen  vertheilt  sind  ; 
die  Reconvalescenten  wohnen  in  einem  andern  Gebäude,  welches  im 
Jahr  1706  von  einem  gewissen  Mattos  e  Souza  fürs  allgemeine  Beste 
gebaut  wurde.  Jeder  Krankensaal  hat  seine  eigenen  Wärter  und  Wär- 
terinnen, und  es  werden  hier  nur  solche  Kranke  aufgenommen,  für 
welche  das  Wasser  heilsam  sein  kann. 

Die  Badezeit  beginnt  mit  dem  15.  Mai  und  endigt  mit  dem  30. 
Oct  Da  es  Ton  geworden  ist,  die  heifsen  Tage  des  Jahres  in  Cintra 
zuzubringen,  und  von  da  nach  Caldas  zu  gehen,  so  ist  die  Gesellschaft 
im  Herbste  hier  am  glänzendsten.  Während  der  Saison  mufs  der  Brun- 
nenarzt, der  gewöhnlich  in  Lissabon  wohnt,  hier  sein. 

In  der  Instruction  des  Arztes  ist  vorgeschrieben,  dafs  er  sein 
medizinisches  Journal  in  einem  dazu  bestimmten  Buche  in  lateinischer 
und  portugiesischer  Sprache  führen,  und  keine  Bezahlung  erhalten 
soll,  wenn  er  diesem  nicht  gewissenhaft  nachkommt. 

Die  Mineralquellen,  deren  man  eine  Trinkquelle  und 
drei  andere,  welche  das  Wasser  zu  den  Bädern  liefern, 
unterscheidet,  entspringen  nach  Link  aus  rotheui  Sand- 
stein, der  auf  Steinkohlen  lagert.  Nach  neuern  Nachrich- 
ten ist  das  Gestein  der  nächsten  Umgehung*  Urkalk  und 
Uebergangskalk :  der  erstere„ist  sehr  krystallinischer  Struc- 
tur  und  giebt  beim  Reiben  einen  stinkenden  schwefelarti- 
gen Geruch  von  sich,  wie  der  Pentelische  Marmor;  der  letz- 
tere ist  Lucullit.  Das  Thermalwasser  hat  26 — 27°  R.  Tem- 
peratur, das  speeifische  Gewicht  ist  1,005. 

Die    chemische    Analyse    des    Wassers    ergab    nacl 
Withering  in  sechzehn  Unzen: 

Kalkerde    . 1,500  Gr. 

Bittererde          .        .        .        .        .        .        .  0,437  — 

Hepatisirtes  Eisen 0,250  — 

Thonerde  .        .        .        ...        .        .  0,132  — 

Kieselerde 0,094  — 

Chlortalcium 8,000  — 

Selenit 5,500  — 

Glaubersalz 8,000  — 

Chlornatrium .  18,500  — 

42,413  Gr. 

Kohlensaures  Gas 0,031  Unzen- 

Schwefelwasserstoffgas    .        .        .        .  0,781  maafs. 


1257 

Nach  einer  von  F.  Simon  mitgeteilten  Analyse  von  Ren  nie 
enthalten  sechzehn  Unzen : 

Schwefelsaures  Natron 4,5S5  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 1,417  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        ...      .        .        .        3,417  — 

Chlornatrium 8,904  — 

"18,323  Gr. 
Nach  einer  Untersuchung,  welche  neuerdings  Murray  angestellt 
hat,    enthält   es  Schwefelwasserstoffgas,  schwefelsauren  Kalk,  Chlor- 
natrium, Chlormagnesium,  mit  sehr  viel  Jodine  und  etwas  Brom. 

Das  Thermalwasser  wird  innerlich  und  äufserlich  ge- 
braucht: als  Getränk  als  tonisches  Büttel,  als  Bad  gegen 
Rheumatismus,  Syphilis  und  Scropheln.  —  Gut  verkorkt 
in  undurchsichtigen  Flaschen  wird  es  auch  stark  nach  Bra- 
silien verführt. 

Joaq.  Ign.  de  Seixas  Brando,  memorias  dos  annos  de  1775 
a  17S0  parca  sevirem  de  historia  a  analysi  e  virtudes  das  agoas  ther- 
maes  da  villa  das  Caldas  da  Rainha.    Lisboa  1781. 

Fr.  Tavares,  Advertencias  sobre  os  abusos  e  legitimo  uso  das 
agoas  mineraes  das  Caldas  da  Rainha.    Lisboa  1791. 

Guilh.  Wit bering,  analysi  chimica  da  agoa  das  Caldas  da 
Rainha.  Lisboa  1795.  (Auch  Englisch.) 

Annales  de  chemic.  T.  XXV.  p.  180. 

Link,  Reise  a.  a.  0    Th.  II.  S.  4. 

Froriep's  Notizen.  Bd.  XXVIII.  S.  21C. 

Das   Ausland.  1837.  7.  Mai  Nr.  1'27. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  196. 

Ferner  werden  in  dieser  Provinz  namhaft  gemacht:  in  der  Nähe 
von  Leyria:  die  Mineralquellen  von  Leyria,  ein  indifferentes  Tlier- 
malwasser  von  20°  R.,  von  Monte  Real,  ein  salinisches  Schwefel- 
wasser von  15,2Ö  R.,  —  in  der  Nähe  von  Alcobaga :  die  von  Miorga^ 
eine  salinische  Therme  von  22,5°  R.,  von  Povea  de  Coz,  eine  in- 
differente Therme  von  20°  R.,  —  in  der  Nähe  von  Torres  Vedras  : 
die  von  Cascaes  oder  Esloril,  einem  Lustschlosse  an  der  Mün- 
dung des  Tajo,  ein  salzhaltiger  Gesundbrunnen  von  23°  R.,  von  Tor- 
res Vedras,  sieben  Leguas  von  Lissabon,  eine  saliuisch  -  eisenhal- 
tige Therme,  welche  am  Fufse  von  Kalkhügeln  entspringt,  von  35°  R., 
von  Agua  Santa  de  Vimeiro,  ein  schwach  salinisches  Wasser 
von  21°  R.,  —  in  der  Nähe  von  Alemquer:  die  von  G  aieiras, 
eine  Schwefeltherme  von  26,5°  R.,  von  Ri  o-Real,  ein  Schwefel- 
wasser  von  19°  R.,  —  die  von  Lissabon  oder  Banos  do  Du- 
que,  acht  gasreiche  Schwefelquellen  von  24  —  14,5°  R,,  von  denen 
die  wärmste  do  Duque,  die  kühlste  Bica  de  Capato  heifst,  —  von  Bei" 
las    oder    Agoas  Bellas,    unweit  Lissabon  nach  Cintra  zu,   nieh- 

Llll  2 


1258 

rere  starke,  aber  gasatme  Vitriolquellen,  mit  dürftigen  Einrichtungen 
zu  ihrem  Gebrauche,  —  von  Alhandra,  bei  Riba-Tejo,  eine  kalte 
Salinische  Schwefelquelle. 

4.  Sierra  Estremadura. 

Alentejo : 

In  der  Nähe  von  Portalegre:  die  Mineralquellen  von  Aaez,  Ga- 
fete  oder  T olosa,  von  Maria-  Vieg as  und  von  Portat egr e, 
sämmtlich  kalte  gasreiche  Schwefelwasser,  —  in  der  Nähe  von  Crato : 
die  von  Gaviao,  ein  au  Schwefelwasserstoffgas  reiches  kaltes  Ei- 
senwasser, von  Monte  de  Pedra,  ein  kaltes  gasreiches  Schwefel-' 
wasser,  —  die  von  Önguella  bei  Elvas,  ein  kaltes  gasreiches  Koch- 
salzwasser, —  von  Cabeco  de  Vide  in  der  Nähe  von  Avir,  ein 
schon  im  Alterthum  bekanntes,  gasreiches  Schwefelwasser  von  21,5°  R., 
das  am  westlichen  Abhang  eines  aus  Marmorbänken  und  Kalkstein  zu- 
sammengesetzten Berges  entspringt  und  nach  von  Almeida  Pinto 
im  J.  1821  angestellten  Versuchen  Schwefelwasserstoffgas,  kohlensaures 
Natron  und  kohlensaure  Talkerde  enthält,  —  in  der  Nähe  von  Ourique  : 
die  von  Alsustrel,  ein  kaltes  Kochsalzwasser,  und  von  Mertola 
oder  Agua  do  Pego  de  San  Damingos,  ein  kaltes  Eisenwasser. 

5.  Siera  Monchique» 
Algarve: 

Die  Bäder  von  Monchique  befinden  sich  in  einer  geringen 
Entfernung  von  dieser  kleinen  Gebirgsstadt  in  der  Sierra  Monchique, 
in  einer  wilden,  gebirgigen,  wenig  angebauten  Gegend.  Ein  steiner- 
nes Badehaus  dient  zu  Bädern  und  Wohnungen  für  Kurgäste:  es 
enthält  vier  dunkle  Badezimmer,  jedes  für  zwei  Personen  eingerichtet. 

Die  Quellen,  weiche  aus  grau-weifsem  Granit  entspringen,  sind 
geruch  -  und  geschmacklos,  sind  reich  an  Schwefelwasserstoffgas  und 
haben  die  Temperatur  von  27°  R. 

Die  Min  er  a  lau  eile  von  Tavira,  den  vorigen  sehr  ähnlich, 
hat  die  Temperatur  von  20,5°  R. 

Bulletin  des  sc.  m6d.  1824.  T.  I.  p.  156.  T.  III.  p.  184.  1829. 
F6vlier  p.  330. 

Mem.  da  acad.  real  das  scienc.  de  Lisboa.    T.  VIII.  Part.  2. 

Alibert,  precis  historique  a.  a.  0.  p   590  ff. 

Jos.  Pinto  Rebello3  las  agoas  mineraes  de  Longroiva,  Coim- 
bra  1821. 


Siebente  Abtheiluim*. 


&• 


Die   Heilquellen    Grofsbritanniens. 


G, 


eo graphische  Uebersicht.  Die  Lage  der  bri- 
tischen Inseln  ist  eine  höchst  ausgezeichnete  und  vortheil- 
hafte.  Nur  durch  einen  schmalen  Meeresarin  vom  Fest- 
lande getrennt,  tragen  sie  einerseits  mehr  den  Charakter 
einer  Halbinsel,  während  sie  andrerseits  durch  ihre  isolirte 
Stellung  so  wie  durch  die  ungemeine  Ausbildung  ihrer  Be- 
wohner das  natürlichste  Verbindungsglied  Europa's  mit 
den  übrigen  Erdtheilen  geworden  sind.  Zugleich  gewährte 
die  grofse  Ausdehnung  der  Inseln  Raum  genug  mehr  als 
ein  zahlreiches  Volk  zu  beherbergen,  und  die  günstige 
Gestaltung  des  Bodens  so  wie  ihre  natürlichen  Reichthü- 
mer  gaben  Mittel  in  Menge,  Gewerbfleifs  und  Handel  zu 
begünstigen,  ja  sie  auf  eine  Weise,  einzig  in  ihrer  Art  zu 
erweitern. 

Denn  nirgend  zeigen  sich  überhohe  Gebirge ;  an  leicht 
durchgehbare,  nur  niedere  oder  mittelhohe  Berghöhen  leh- 
nen sich  weite  fruchtbare  Ebenen,  von  zwar  kurzen,  aber 
tiefen,  wasserreichen  Flüssen  durchzogen,  die  an  ihren 
Mündungen  bequeme  Führten  bilden.  Nur  der  Westen  von 
England  zeigt  Bildungen  von  Gebirgsland,  namentlich  im 
Süden  und  Norden  des  Bristoler  Kanals.  Dort  sind  es 
die  breiten,  öden  Granitrücken  von  Cornwallis,  die 
höchstens  bis  1600  F.  aufsteigen,  an  ihren  Nordabfällen 
stark  angebaut  sind  und  deren  reiche  Zinngruben  zuerst 
die  Aufmerksamkeit  der  Fremden  auf  England  zogen ;  hier 
sind    es    die   Granitrücken    von  Wales,   der   englischen 


1262 

Schweiz,  dje  im  Snowdon  3500  F.  Höhe  erreichen,  deren 
Gehänge  jetzt  kahl  und  baumlos  erscheinen,  und  die  sich 
nach  einer  breiten  Senkung  von  neuem  in  Westmore- 
land  und  Cumberland  südlich  von  der  Solway-Bay  zu 
einem  seenreichen  pittoresken,  vielbesuchten  Berglande  er- 
heben. Dieser  letzten  Gruppe  gegenüber  steigen  jenseit 
des  Eden  schroff  und  steil  in  2000  F.  hohen  Wänden  die 
Kalksteinketten  des  Peakgebirges  oder  der  pennini- 
schen  Kette  auf,  die  südlich  in  dem  an  Naturschönhei- 
ten reichen  Derbyshire  zum  Trent  allmäläg  in  die  Ebene 
sich  verlaufen  und  durch  ihre  zahlreichen  Quellen,  Schluch- 
ten und  Höhlen  ausgezeichnet  sind. 

Der  ganze  übrige,  ungleich  gröfsere  Theil  von  Eng- 
land gehört  der  Form  des  Tieflandes  an,  das  durch  Hö- 
henzüge von  nur  untergeordneter  Art,  die  dem  Kalkstein- 
gebilde angehören  und  nicht  viel  über  ein  halbes  Tausend 
Fufs  aus  der  Ebene  sich  erheben,  in  verschiedene  Reviere 
getheilt  ist.  Den  Hauptzug  der  Art  sehen  wir  von  der 
Mündung  der  Severn  quer  hinüberreichen  zur  Mündung  des 
Huinber,  dessen  steiler  Westabfall  zur  Severn,  den  bei- 
den Avon  und  zum  Trent  gerichtet  ist,  und  der  sein  Nord- 
ende erst  jenseit  des  Humber  in  Yorkshire  erreicht.  Zwi- 
schen ihm  und  dem  vorhin  erwähnten  Gebirgslande  liegt 
eine  5 — 10  Meilen  breite,  2 — 400  F.  hohe,  fruchtbare  Sand- 
stein-Ebene, in  welcher  die  reichen  Kohlenlager  beginnen, 
welche  den  Abhang  des  höheren  Gebirgszuges  begleiten, 
und  die  dadurch  noch  an  Wichtigkeit  gewinnen,  dafs  in 
ihnen  überaus  reiche  Eisenwerke  sich  vorfinden.  —  Nach 
Osten  hin  flacht  jener  Zug  sich  allmälig  zum  Meere  ab, 
an  dessen  Küsten,  namentlich  um  den  Wash  das  sumpfige 
Land  (Fenns,  Nord-  und  Süd-Holland  genannt)  kaum  das 
Meer  überragt  und  nur  durch  hohe  Dämme  gegen  die 
Wogen  geschützt  wird.  An  der  Südküste  wird  diese  Ebene 
durch  einen  ebenfalls  nur  niedrigen  Zug,  der  Kreideforma- 
tion angehörig,  (Downs  genannt)  eingeschlossen,  der  hier 
eine  ganze  Reihe  von  vortrefflichen  Häfen  bildet,  und  des- 


1263 

sen  Rücken  zwar  meist  nackt  und  trocken  sind,  aber  hin- 
reichende Weide  für  zahlreiche  Schafheerden  gewähren. 
Ein  zweiter  etwas  nördlicher  liegender  Zug  von  derselben 
Bildung  zweigt  sich  bei  Bath  von  den  Hochflächen  Corn- 
wallis'  ab,  und  wird  auf  seinem  Streichen  nach  Nordost 
von  der  Themse  durchsetzt  5  er  endet  in  dem  Vorsprunge 
von  Norfolk  an  der  Ostseite  der  vorhin  erwähnten  Fenns 
um  den  Wash. 

Die  penninische  Kette  erhebt  sich  je  weiter  nach  Nor- 
den immer  höher  und  schliefst  sich  dann  meist  öden  Schicfer- 
gebirgs-Hochflächen  an,  von  denen  nach  Osten  der  Grenz- 
flufs  zwischen  England  und  Schottland,  der  Tweed,  herau- 
fliefst, und  die  wir  hier  mit  dem  einen  Namen  „Cheviot- 
Gebirge"  zusammenfassen.    Nach  Schottland  hinein  zer- 
spalten sie  sich   in  einzelne  Züge,  aus    denen  Basaltkegcl 
sich  erheben  und  die  in  die  schottischen  Lowlands   abfal- 
len, die  sich  weit  nach  Nordost  verlängern,  etwa  nur  150 
Fufs  Höhe  haben  und   in  denen  der  Glasgower  Kanal  die 
Meerbusen  des  Forth   und  Clyde  verbindet.     Weiter  nach 
Norden    steigen    schroff    und    steil    die    Urgebirgsmassen 
der  schottischen  Highlands  auf,  die  bis   zum  Cap  Wrath 
reichen,  und  durch  die  merkwürdigen  langgestreckten  Seen 
(Lochs),  so  wie  durch  die  auffallende  Zerschnittenheit  der 
Westküsten  sich  auszeichnen.     Das   kahle,  felsige  ßerg- 
land  bildet  ein  wildes  Gewirr  von  Höhen,  in  deren  Laby- 
rinth man  sich  schwer  orientiren  kann,  ist  selten  mit  Wal- 
dung, meist  mit  Moor  und  Gestrüpp  bedeckt  und  zeigt  nu? 
spärlichen  Anbau.     Ein   schmales  lang  gestrecktes   Thal, 
in  welchem  der  Loch  Nefs  liegt,  und  durch  das  der  cale- 
donische  Kanal   vom   Murray   zum  Liunch-  Busen    hinaus- 
führt (an  letzterem  meilenweite  Strecken  mit  Puddingstonc 
bedeckt) ,  trennt  die   nördliche   von   der    südlichen  Hälfte, 
welche  letztere  mit  dem  Namen  des  „  Grampian-Gebir- 
ires"  bezeichnet  wird. 

Noch  schärfer  als  in  England  ist  in  Irland   der  Cha- 
rakter   der   Tiefebene   ausgeprägt.      Der    ganze    mittlere, 


1264 

gröfsere  Theil  dieser  Insel  erreicht  nur  300  F.  Höhe  und 
ist  an  der  Nord-  und  Südküste  von  kleineren  Bergrevieren 
umsäumt,  welche  durch  Flufsthäler  von  einander  getrennt 
sind,  und  die  namentlich  an  der  INordostecke  Basaltbildun- 
gen  zeigen.     (Der  Riesendainm,  giants  causeway). 

Ganz  vom  Meere  umgeben ,  bei  bedeutender  Länge 
nur  schmal,  haben  die  britischen  Inseln  vollkommen  oceani- 
sches  Klima.  Die  Winter  bringen  nicht  die  Kälte,  die 
Sommer  nicht  den  Wärmegrad,  den  die  unter  gleichem 
Parallel  liegenden  Länder  des  Continents  haben.  Daher 
so  wie  wegen  der  häufigen  dicken  Nebel  das  saftige,  kräf- 
tige Grün  des  Bodens  und  das  schon  im  Alterthum  auffäl- 
lig bemerkte  frühe  Keimen  und  späte  Reifen;  daher  die 
auffallende  Erscheinung,  dafs  im  südlichen  England  die 
Myrthe  gedeiht  und  selbst  die  Orangen  bei  einiger  Für- 
sorge im  Freien  grünen,  während  der  Wein  und  viele  Obst- 
arten nicht  zeitigen.  Auffallend  von  einander  verschieden 
ist  der  Osten  und  Westen.  Beide  haben  zwar  häufig  Re- 
gen, (die  Regenmenge  beträgt  30 — 60  Zoll),  doch  vorzugs- 
weise die  Westseite,  die  auch  weit  weniger  dem  Kornbau 
günstig  ist,  so  dafs  die  Ostseite  von  ihrem  reichen  Ertrage 
an  Weizen  der  Westseite  abgeben  mufs ,  ein  Verhältnifs, 
das  in  Schottland  noch  schärfer  hervortritt,  weil  hier  neben 
der  nördlicheren  Lage  die  Beschaffenheit  des  Hochlandes  ein 
wesentlich  rauheres  Klima  hervorbringen  mufs.  Die  Wäl- 
der Englands  und  Irlands  bestehen  aus  Eichen  und  Buchen, 
die  im  nördlichen  Schottland  den  Kiefern  und  Birken  wei- 
chen müssen. 

Auch  auf  diesem  Gebiete  fehlt  es  nicht  an  den  Phä- 
nomenen eines  im  Innern  der  Erde  thätigen  vulkanischen 
Prozesses,  und  zwar  hängen  dieselben,  nach  v.  Ho  ff 's*) 
Yermuthung,  von  einem  besonderen  Erschütterungskreise 
ab,  der  seinen  Mittelpunkt  in  Island  hat  und  sich  von  hier 
aus  ziemlich  weit  erstreckt,  wie  die  Spuren  altvulkanischer 


»)  v.  Hoff  a.  a.  0.  Tb.  II.  S.  394. 


1265 

Bildungen,  die  auf  einer  Linie  von  Island  über  die  Faröer, 
Schottland  und  die  Hebriden ,  nach  Irland  und  bis  in  die 
Urgebirge  von  England,  selbst  bis  in  die  Bretagne  (vergl. 
S.  650)  wahrzunehmen  sind :  eine  Ansicht,  die  nicht  we- 
nig dadurch  unterstützt  wird,  dafs  unter  den  Erderschütte- 
rungen, die  man  in  Schottland,  England  und  Nordfrank- 
reich bisweilen  empfunden  hat,  eine  verhältnifsmäfsig  nicht 
kleine  Zahl  mit  den  Erdbeben  und  vulkanischen  Ausbrü- 
chen auf  Island  der  Zeit  nach  wirklich  zusammenfällt. 

Werfen  wir  in  Beziehung  hierauf  einen  kurzen  Blick 
auf  die  Beschaffenheit  der  Gebirge  Grofsbritanniens  und  auf 
die  Erscheinungen  in  denselben,  welche  zur  Klasse  der 
vulkanischen  gehören,  so  sind  die  Faröer  Inseln  ganz  ba- 
saltisch, und  wenn  auch  die  Shetländischen  Inseln,  welche  aus 
einer  Kette  von  Urgebirge  bestehen  —  Glimmerschiefer, 
Granit  und  Gneus,  an  den  niedrigen  Punkten  vornehmlich  \on 
einer  mächtigen  Ablagerung  alten  Sandsteins  bedeckt,  wo- 
bei aber  auch  Basalt  und  Wacke,  selbst  Bimsstein  vor- 
kommt —  nicht  geeignet  sein  sollten,  die  Kette  des  vul- 
kanischen Bodens  zwischen  den  Faröer  und  Grofsbritannien 
zu  ergänzen,  so  treten  doch  ihre  Glieder  in  Grofsbritannien 
selbst  genugsam  hervor.  Diese  grofse  Insel  nämlich  ent- 
hält Züge  von  Urgebirge  und  die  Basaltformation  in  gro- 
fsem  Maafsstabe  und  mit  den  interessantesten  Erscheinun- 
gen, unter  denen  für  unsern  Zweck  besonders  die  warmen 
Quellen  und  mineralischen  Wasser  hervorzuheben  sind. 

Schottland  besteht  in  seinem  nördlichen  Theile  zur  grö- 
fsern  Hälfte  aus  Urgebirge;  eben  so  die  westliche  Reihe 
der  Hebriden.  Zwischen  diesem  doppelten  Zuge  von  Urgebir- 
gen  liegt  in  gleicher  von  Norden  nach  Süden  sich  erstrecken- 
der Richtung  eine  Reihe  von  zum  Theil  grofsen  Inseln,  in 
denen  die  ßasaltformation  mächtig  und  mit  merkwürdigen 
Erscheinungen  hervortritt.  Die  Reihe  fängt  mit  einigen 
kleinen  Inseln  nördlich  von  Sky  an  und  geht  durch  die  In- 
sel Rathlin  auf  die  nordöstliche  Spitze  von  Irland  über,  wo 
sie  den  berühmten  Giants-Causeway  bildet.    An  einigeu  an- 


1266 

dern  Puncten  Schottlands  und  in  mehreren  Theilen  Eng- 
lands zeigt  sich  die  Basaltformation  in  minder  grofsen 
Massen,  aber  in  der  merkwürdigen  Art,  dafs  sie,  Gängen 
gleich,  andere  Gebirgsschichten  zerreifst  und  durchsetzt. 
Das  Urgebirge  bildet  eine  grofse  Masse  mitten  in  Irland, 
und  durchsetzt  England  in  einem  mehr  oder  weniger  zu- 
sammenhängenden Zuge  von  Whitby  auf  der  Küste  von 
York  an  bis  zu  der  granitischen  Südwestspitze  L;andsend. 

Von  den  in  Grofsbritannien  vorkommenden  Mineralquel- 
len, die  übrigens  in  diesem  Lande  weniger  häufig  sind  als 
in  andern  europäischen  Gebirgsländern,  gehören  nur  wenige 
dem  Urgebirge  an,  die  meisten  entspringen  in  dem  mit 
basaltischen  Gebirgsarten  in  einer  eigenthümlichen  Verbin- 
dung stehenden  englischen  Steinkohlengebirge. 

Hierher  ist  auch  zu  rechnen  die  Entwicklung  einer  beträchtli- 
chen, ununterbrochen  fortströmenden  Menge  entzündbarer,  mit  gelber 
Farbe  brennenden  Luft,  welche  bei  Bedlay,  sieben  Meilen  nordöst- 
lich von  Glasgow,  längs  dem  Ufer  eines  kleinen  Baches,  so  wie  aus 
mehreren  Kalkgruben,  iu  deren  Nachbarschaft  Steinkohlenlager  einge^ 
streut  sind,  wahrgenommen  wird.  Nach  Thomson' s  Versuchen 
(Edinburgh  Journ.  of  Sciences.  Juli  1829.)  besteht  diese  Luft  aus 
87,5  Vol.  Kohlenwasserstoffgas  und  12,5  Vol.  atmosphärischer  Luft. 
Er  empfiehlt  dies  Gemisch,  insofern  dessen  specif.  Schwere  nur  0,6109 
beträgt,  zur  Füllung  von  Luftballons  und  nicht  minder  zur  Strafsen- 
beleuchtung,  bemerkt  indessen,  dafs  es  nicht  ganz  so  hell  wie  ölbilden- 
des  Gas  brennt,  indem  des  letzteren  Lichtglanz  durch  den  ihm  bei- 
wohnenden Autheil  von  Naphthadunst  erheblich  verstärkt  werde. 

Die  Mineralquellen  Grofsbritanniens  zeichnen  sich  im 
Allgemeinen  durch  ihren  Reichthum  an  festen  Bestandthei- 
len  aus  5  die  Mehrzahl  derselben  gehört  der  Klasse  der 
Eisen-  und  Schwefelwasscr  an,  auch  finden  sich  einige 
bedeutende  Kochsalzquellen,  so  wie  Bitterwasser ;  dagegen 
von  alkalischen  Mineralwassern  nur  Malvern  und  von 
Glaubersalzwassern  nur  Bath  hierher  gerechnet  werden 
kann.  An  eigentlichen  Säuerlingen  scheint  es  ganz  zu 
fehlen :  die  sonst  mit  den  deutschen  berühmten  Quellen  die- 
ser Klasse  verglichenen  schottischen  Mineralwasser  müssen 
eher  andern  Klassen  zugezählt  werden  ,  da  sie,  vielleicht 
mit  Ausnahme  von  St.  Ronan's   Well,  nicht   die  überwie- 


1267 

gcnde  Menge  von  kohlensaurem  Gase  besitzen,  welche 
den  Charakter  der  Säuerlinge  bedingt. 

Bei  der  auffallend  beschränkten  Zahl  der  englischen 
Thermen,  unter  denen  Bath  die  heifseste  ist,  ist  doch  die 
diesem  Lande  eigenthümliche  Gruppe  von  Warmquellen- 
bildungen hervorzuheben,  welche  in  dem  Wasser  von  Bath 
eine  Wärme  von  37°  R.  erreicht,  in  dem  von  Buxton  schon 
auf  22°  R.  und  in  Bristol  bereits  auf  den  lauen  Wärmegrad 
von  18°  R.  herabgesunken  ist,  während  zugleich  auch  der 
Gehalt  an  festen  Bestandtheilen ,  der  in  dem  Wasser  von 
Bath  15  Gr.  im  Pfunde  betrug,  sich  in  dem  von  Bristol 
um  zwei  Drittheile  (bis  auf  5£  Gr.)  vermindert  hat. 

Lieber  das  Vorkommen  von  Jod  und  Brom  sei  hier 
nur  erwähnt,  dafs  Daubeny  in  mehreren  Quellen  und 
verschiedenen  Mineralwässern  Englands,  welche  abführende 
Salze  enthalten,  auch  Jod  gefunden  hat,  wie  in  dem  Mi- 
neralwasser von  Cheltenham,  Leamington,  Gloucester, 
Tewkesbury,  während  nach  demselben  Brom  sich  in  allen 
Wassern  findet,  welche  Chlornatrium  enthalten,  mit  Aus- 
nahme von  Droit -Wich  in  Worcestershire.  Auch  verdient 
hervorgehoben  zu  werden,  dafs  nach  demselben  Chemiker 
die  kalten  Mineralquellen  von  Malion  (Grafschaft  Cork) 
und  St.  Batrin  (bei  Clonmell)  ein  Gas  entwickeln,  welches 
aus  94  pr.  C.  Stickstoff  und  6  pr.  C.  Sauerstoff  zusammen- 
gesetzt ist. 

Trotz  der  zahlreichen  in  englischer  Sprache  über  die 
Wirkung  und  Anwendung  der  Mineralwässer  erschienenen 
Schriften,  hat  doch  dieser  Gegenstand  verhältnifsmäfsig 
noch  nicht  die  Aufmerksamkeit  gefunden,  welche  er  ver- 
dient. Das  Institut  der  Brunneninspectoren,  die  in  Frank- 
reich für  die  Feststellung  der  einzelnen  Mineralwasser  von 
so  grofscr  Bedeutung  sind,  und  der  auf  gleiche  Weise  wir- 
kende Umstand,  dafs  dort,  wie  in  Deutschland,  an  vielen 
ßrunnenorten  zugleich  Krankenhäuser  errichtet  sind,  in 
denen  eine  sorgfältige  ärztliche  Beobachtung  die  schätz- 
barsten Materialien  für  die  Indication  der  Heilquellen   lie- 


12ß8 

fert,  fehlt  in  England;   nur  an  zwei  oder   drei  Badeorten 
bestehen  Krankenhäuser,  in  denen  die   Wirkung  des  Mi- 
neralwassers   genauer    beobachtet    werden    kann.      Dazu 
kommt  die  Gewohnheit  der  englischen  Aerzte,  ihre  Kran- 
ken an  den  Brunnenorten  häufig  auch  stark  wirkende  andere 
Arzneimittel  neben  der  Anwendung  des  Mineralwassers  ge- 
brauchen zu  lassen,  wodurch  die   Wirkung   des  letzteren 
alterirt  und   der  ärztlichen  Beobachtung  in  vielen  Fällen 
entzogen  wird.     Auch    werden    gerade    die    berühmtesten 
Badeorte  mehr  des  Vergnügens  wegen  als  zu  Heilzwecken 
benutzt,  und  es  ist  nicht  zu  läugnen,  dafs  dieselben   ihren 
Ruhm  und  die  im  Verhältnifs  zu  den  besuchtesten  Kurorten 
des  (Kontinents    äufserst   zahlreichen   Kurgäste    sicherlich 
nicht  immer  der  Kraft  des  Mineralwassers  verdanken,  son- 
dern  öfter   der    freundlichen    Umgebung,    dem    Schmucke 
von  Garten-  und  Blumenzucht,  der  trefflichen  Lage,    den 
schönen  dadurch  gebotenen  Spaziergängen  und  vor  Allem, 
dem  grofsen  Comfort,  der  über  das  Ganze  wie  über  jedes 
Einzelne  ausgebreitet  ist.     In  dieser  Beziehung  stehen  die 
Einrichtungen   mehrerer  englischen   Kurorte   in  der  That 
einzig  da,  und  man  möchte  wünschen,  dafs   dieselben  viel 
von  den  Vorstehern  der  Badeanstalten  des  Continents  be- 
sucht würden,  um  dem  Comfort  und  dem  Geschmack,   die 
hier  herrschen,  manches  Erspriefsliche  zu  entlehnen.    Wir 
verweisen  in  letzterer  Hinsicht  z.  B.    auf  die  angenehmen 
und  trefflichen  Einrichtungen  in  Bath,  die  wir  eben  darum, 
weil  sie  Alles  übertreffen,  was  auf  dem  Continente   dieser 
Art  besteht,  an  ihrem  Orte  ausführlicher  beschrieben  haben. 

Von  den  neuern  englischen  Schriftstellern,  die  sich  um 
die  Erforschung  der  britischen  Heilquellen  in  chemischer 
und  medizinischer  Hinsicht  verdient  gemacht  haben,  sind 
besonders  W.  Saunders,  Ch.  Scudamore,  Gaird- 
ner,Edw.  Lee  und  Ch.  Daubeny  hervorzuheben,  —  über 
die  schottischen  Mineralquellen  hat  T  h  om.  T  h  oms  o  n,  über 
die  irischen  M.  Ryan  schätzbare  Mittheilungen  gegeben. 

Die   Heilquellen   Grofsbritanniens   sind   bereits   Th.  I. 


12G9 

zweite  Aufl.  S.  412  ff.  nach  ihrer  pharmakologischen  Be- 
deutung und  nach  den  einzelnen  Klassen  geordnet  aufge- 
führt worden.  Wir  verweisen  auf  diese  Ucbersicht  für 
unsere  Darstellung,  in  die  Avir,  um  Wiederholungen  zu  ver- 
meiden, diejenigen  Mineralquellen,  über  welche  wegen  Man- 
gel an  Nachrichten  nichts  Aveiter  hinzuzufügen  war,  nicht 
aufgenommen  haben.  Für  unsere  Anordnung  sei  bemerkt, 
dafs  wir  uns  genau  an  die  oben  S.  1261  ff.  gegebene  geogra- 
phische Uebersicht  des  Landes  haltend ,  von  Wales  aus- 
gegangen sind,  den  Gebirgszug  des  westlichen  Englands 
bis  zur  schottischen  Grenze  und  von  da  zurück  die  penni- 
niscbe  Kette  herunter  bis  Derbyshire  verfolgt,  sodann  deu 
Gebirgszug,  der  von  der  Mündung  der  Severn  quer  durch 
England  bis  zu  der  Mündung  des  Humber  reicht,  von  So- 
mersetshire  im  Südwesten  beginnend  bis  Yorkshire  hinauf 
begleitet  und  zuletzt  die  Mineralquellen  des  südlichen 
Theils  von  England  von  Dorsetshire  durch  Kent  und  Sus- 
sex bis  Hertfordshire  beschrieben  haben.  Hieran  schliefst 
sich  die  Darstellung  der  schottischen  Heilquellen,  die  eben- 
falls nach  dem  Streichen  der  Gebirge  und  in  der  Richtung 
von  Süden  nach  Norden  geordnet  sind. 

Histoire  naturelle  dlrland,  trad.  de  l'Anglois.    Paris  1666. 

J.  Berken  li  out,  Synopsis  or  outliues  of  the  natural  History 
of  great  ßritain.  London  1772;  —  1789. 

S.  H.  Spiker,  Reise  durch  England,  Wales  und  Schottland  im 
J.  1816.  Leipzig  1818. 

Conybeare  und  Phillips,  outliues  of  the  Geology  of  England 
and  Wales.    London  18'22. 

Mich.  Ryan,  a  treatise  on  the  most  celebrated  Mineral  Wa- 
ters of  Ireland.     Kilkenny  1824. 

Oeynhausen  und  Declien  in:  Pliilos.  Magaz.  and  Annais  of 
Philos.  Mart.  1829.  p.  161.  und  Karsten,  Archiv  für  Mineralogie, 
Gecuosie,  Bergbau  und  Hüttenkunde.  Th.  XVII.  Heft  1.  S  1.  Ib29. 
Th.  I.  Heft  1.   S.  56. 

J.  Macculloch  in:  Quaterly  Journ.  cf.  Science.  April  1S30.  p.40. 

G.  Varren  trapp,  Tagebuch  einer  medizinischen  Reise  nach 
England,  Holland  und  Belgien.     Frankfurt  a.  M.  1839. 

Burr,  elemeuts  of  practical  Geology ;  with  a  comprehensive  view 
of  the  Geological  Structure  of  Great  Britaiu.  Secoud  edition.  Lon- 
don  1843. 


1270 

M.  List  er,  de  fontibus  medicatis  Angliae.  Exercitatio  I.  Lon- 
dini  1682.  Exercit.  II.  1684. 

—  —  Exercitationes  et  Descriptiones  thermarum  et  fontium 
medicatorum  Angliae.  Lugd.  Bat.  1686. 

—  —  Novae  ac  curiosae  exercitationes  et  descriptiones  ther- 
marum ac  fontium  medicatorum  Angliae,  eorum  originem,  salubrem 
usum  et  potationis  modum  tradentes.  Exercitatio  altera.  Lond.  1686. 

Guidolti,  de  thermis  Britanniae  cum  observationibus  bydrosta- 
ticis.  Londini  1691. 

B.  Allen,  the  natural  bistory  of  the  chalybeat  and  pur^ing  wa- 
ters of  England,  with  their  particular  Essays  and  uses,  ammy  «hieb 
are  treated  at  large  the  Apoplexy  and  Hypochondriasy  to  which  are 
added  some  Observations  on  tbe  Bath-waters  in  Somersetsbire  Lon- 
don 1699—1700. 

William  Falconer's  Versuch  über  die  mineralischen  Wasser 
und  warmen  Bäder.  Aus  dem  Engl,  von  C.  F.  S.  Hahne  mann 
2  Tbeile.   Leipzig  1777.  1778. 

J.  Elliot,  tableau  de  la  nature  et  des  vertus  m6dicinales  des 
principales  eaux  min.  de  la  Grande  Bretagne  et  de  Tlrlande.   1781. 

William  Sauuders,  a  treatise  on  tbe  chemical  history  and 
medical  Powers  of  some  of  the  most  celebrated  Mineral- Waters; 
with  practical  remarks  on  the  aqueous  regimen.  2.  edit.  London  1805. 
Patrick  Mackenzie,  Practical  observations  on  the  medical 
powers  of  the  most  celebrated  Mineral  Waters  and  of  the  various 
modes  of  Batbiug.    London  1819. 

Charles  Scudamore,  a  chemical  and  medical  Report  of  the 
Properties  of  the  Mineral  Waters  of  Buxton,  Matlock,  Tunbridge  Wells, 
Harrogate,  Bath,  Cheltenham,  Leamington,  Mähern,  and  the  Isle  of 
Wight.    London  1820. 

James  Miller,  practical  observations  on  cold  and  warm  Ba- 
thing aud  descriptive  notices  of  Watering  Places  in  Britain.  Lon- 
don  1821. 

A.  Guide  to  all  tbe  Wateriug  and  Sea  Bathing  Places.  Lon- 
don, (o.  J.) 

Delemetrous,   historical,   topographical  and  descriptive  of  the  wa- 
teriug and  sea  bathing  Places  of  Scotlaud,  by  W.  M.  Wade.  (o.  J.) 
London  Med.  Repository.  1822.  Novbr.  p.  365. 
Bulletin  des  sciences  medicales.  1823.  III.  p.  99.  1824.  II    p    300. 
1829.  Novbr.  p.  319  ff. 

Glasgow  Medical  Journal.  1828. 

Daubeny  in:  Philos.  Magaz.  and  Annais  of  Pbilos.  Sept.  1829. 
p.  235.  und  in:  Pbilosophical  Transactions.    1831.  1833 

Abr.  Booth,  treatise  on  tbe  natural  and  chemical  Properties 
of  Water  and  on  various  British  Mineral- Waters.  London  1830. 

Turner,  Elements  of  Chemistry.  3.  edit.  London  1831.  p.  878  ff. 
John  Bell,  on  Batbs  and  Mineral   Waters.  Philadelphia  1831. 
Gairdner,    Essay    on  the    natural   bistory,   origin,    composition 
and  medicinal  effects  of  miuera!  and  thermal  Springs.  Edinburgh  1832.    ' 

Edwin 


1271 

Edwin  Lee,  an  account  of  the  most  frequented  Wathering  Pla- 
ces  on  the  Continent,  and  of  tbe  medical  application  of  their  Mineral 
Springs;  with  tables  of  Analysis,  and  au  appeudix  on  Englisb  Mine- 
ral Waters.  London  1836. 

—  —  Additional  remarks  on  the  use  of  Ehglisfa  mineral 
Springs,  especially  those  of  Bath,  Cheltenham  and  Leauiington.  With 
the  most  recent  analyses.    London  1837. 

—  —  the  Mineral  Springs  of  England,  and  their  curative 
efficacy:  with  remavks  on  Bathing,  and  on  artificial  Mineral  Waters. 
London  1841. 

Charles  Daubeny,  report  on  tbe  present  State  of  our  Know- 
ledge with  respect  to  mineral  and  thermal  waters.   London  1837. 

Bains  d'Europe.    p.  549  ff. 

J.  Pickford,  a  letter  on  the  efficacy  of  mineral  Waters  in  the 
treatment  of  chronic  disorders.   Brighton  1840. 

Jos.  A.  Gallup,  observations  made  during  a  visit  to  tbe  Chlo- 
rendon  Springs  in  relation  to  their  cbaracter  and  properties,  with  an 
Analysis  of  the  Waters.  Wiudsor  1840. 

"W.Alexander,  the  Horley  Green  mineral  Water;  its  new 
cbemical  Analysis  and  medicir.al  uses.  Loudon  1840. 

S.  C.  Augustus  Franz,  on  mineral  Waters;  with  particular 
reference  to  those  prepared  at  the  Royal  German  Spa,  Brighton.  Lon- 
don 1S42. 

Edwin  Lankester,  an  Account  of  Askern  and  its  Mineral 
Springs.  London  1842. 


»I.  Theii.  Min  mm 


A.    Die  Heilquellen  des  Königreichs  England. 


Di 


He  Mineralquellen  von  Llandrindo d  Wells  entspringen 
etwa  35  engl.  Meilen  von  Hereford  in  Radnorshire  (Süd -Wales)  und 
sind  seit  lange  im  Gebrauch.  Man  unterscheidet  drei:  eine  Eisen-, 
eine  Kochsalz-  und  eine  Schwefelquelle,  die  mit  zweckmäfsigen  Ein- 
richtungen zu  ihrer  Benutzung  versehen  sind.  Der  Chalybeate 
Well,  auch  Rock  Water  genannt,  befindet  sich  in  der  Nähe  von 
Rock-House,  —  das  Saline  Pump-Water  im  Pump-Room,  und 
das  Sulphureous  Pump-Water  etwa  100  Yards  vom  vorigen 
entfernt.  Aufser  diesen  befindet  sich  hier  noch  das  sogenannte  Au- 
genwasser (Eye  Water),  welches  aus  demselben  Felsen,  aus  dem 
die  Eisenquelle  entspringt,  zu  Tage  kommt. 

Nach  Richard  Williams  Analyse  enthält  in  einer  Wein- 
Gallone: 


1.  Rock- 

2.  Saline  Pump- 

Water : 

Water: 

Chlorcalcium  . 

57,00  Gr. 

67,0  Gr. 

Chlormagnesium 

48,75  — 

25,0  — 

Chlornatrium  .... 

.      239,00  — 

.      244,2  — 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

3,40  — 

.        . 

Kohlensaure  Talkerde  . 

•*■••''• 

6,0  — 

Kieselerde      .... 

1,33  -      . 

.        . 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

6,17  —      . 

. 

Vegetabilische  Materie 

. 

5,2- 

355,65  Gr. 

347,4  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

6,2  Kub.Z. 

4,0  Kub.Z. 

Stickstoff       .... 

.        .          4,8     -      . 

5,0    — 

3.  Sulphureous  Pum] 

)-     4.  Eye- Wa- 

' 

Water  : 

ter : 

Chlorcalcium 

54,0  Gr. 

.      21,0  Gr. 

Chlormagnesium 

31,4  _ 

.      52,8  — 

1273 

17S,0  Gr. 


Chlorratrium  ;  216,3  Gr. 

Schwefelsaures  Natron     .... 

Vegetabilische  Materie      .         .    l  fifl  —  *  ^'**  — 

Spuren  von  Eisen  und  Talkerde)    '  .... 

Kohlensaure  Kalkerde  mit  Spuren  von 

Eisen 1,5  — 


307,7  Gr.  250,8  Gr. 

Kohlensaures  Gas     ....  l,0Kub.Z.  .         1,0 Kuh. Z. 

Stickstoff 5,0     —      ...        . 

Atmosphärische   Luft .        6,0  — 

Die  Wirkung  und  Anwendung  entspricht  den  chemischen  Mi- 
schungsverhältnissen der  einzelneu  Quellen.  Das  Eisenwasser  wird 
als  ein  sehr  tonisches  Mittel,  das  Kochsalzwasser  als  eröffnend  und 
sehr  wirksam  hei  fehlerhafter  Gallenabsonderung  und  Störungen  der 
Functioneu  der  Verdauungswerkzeuge,  das  Schwefelwasser  vorzüglich 
geu;en  Hautaffectionen,  das  Augenwasser  zu  Collyrien  oder  Waschun- 
gen bei  schwachen  oder  entzündeten  Augen   empfohlen. 

W essel  linden,  a  treatise  on  the  med.  Water  at  Llandrindod. 
London  1755. 

Richard  Williams,  an  analvsis  of  the  medical  Waters  of 
Llandrindod,  in  Radnorshire,  South  Wales.    London  1317. 

Das  ScJiw e felw asser  von  Llanwyrtyd  Wells  entspringt 
an  der  westlichen  Grenze  von  Brecknockshire  (Süd -Wales)  am  lr- 
vouflufs,  ist  seit  langer  Zeit  bekannt  und  gegen  Hautaffectionen  be- 
nutzt. Für  die  nöthigen  Bequemlichkeiten  und  Wohnungen  in  dieser 
wilden,  romantischen  und  schwer  zugänglichen  Gegend  ist  gesorgt. 

A  Guide  to  all  the  Watering-Places.  p.  421. 

Die  Eis  enquelle  bei  Ab  ery  stwytli  in  Cardiganshire  fSüd- 
Wales),  enthält  nach  W.  Williams  Analyse  eine  beträchtliche  Menge 
Eisen  in  Kohlensäure  aufgelöst.  Sie  wird  in  "Verbindung  mit  den 
Seebädern,  wozu  hier  treffliche  Einrichtungen  sind,  häutig  getrunken. 

Das  Vitriolwasser  von  Vicaris  Bridge  bei  Dollar  in 
Clackmanshire,  entspringt  aus  Thoneisenstein  und  bituminösem  Alaau- 
schiefer,  hat  das  specif.  Gewicht  von  1,04S  und  enthält  nach  Ar- 
thur Counel's  Analyse  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Talkerde         ....        28,300  Gr. 
Schwefelsaure   Kalkerde  ....  4,476  — 

Chlornatrium   und  Chlorkalium       .        .        ,  0,245  — 

Schwefelsaures  Eisenoxydul  und  Gyps        .      297,800  — 
Schwefelsaure  Alaunerde       ....        59,720  — 

390,541  Gr.' 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa"s.  S.  244. 

M  in  in  m  2 


1274 

Das  Miner alwasser  von  Holywell  entspringt  bei  Cartmel, 
nach  dem  es  auch  benannt  wird,  in  dem  östlich  an  Westinöreland 
grenzenden  Theil  von  Lancasbire  aus  einem  Felsen,  der  sich  bis 
zur  Bay  von  Morecamb  erstreckt.  Das  Wasser  ist  klar  und  von  sal- 
zigem Geschmack,  wurde  früher  von  R.  Charnock,  neuerlich  von 
Woolnooth  und  Lentz  analysirt  und  enthält  nach  Letzteren  in 
sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron    .....        2,891  Gr. 

Chlornatrium 17,320  — 

Chlormagnesium 7,S8l  — 

Kohlensaure  Talkerde      .....        0,234  — 
Eisenöxyd  .        .         .        *     ~  .        .        .        1,533  — 

Organische  Materie  .        .        .        .        .        2,629  — 

32^48SGr; 

Kohlensaures  Gas 0,825  Kub.Z. 

Das  in  grofsen  Dosen  getrunkene  Mineralwasser  wirkt  stark  pur- 
girend,  in  kleinen  Dosen  nur  eröffuend,  und  wird  schon  lauge  gegen 
Obstructionen,  Hautaffectionen,  Würmern  und  Hydropsien  gerühmt. 
Man  betrachtet  es  als  eine  Panacee  gegen  die  Krankheiten  der  Ar- 
beiter in  den   Zinn-  und   Kohlengruben. 

C.  Leigh,  tentamen  philosophicum  de  aquis  min.  in  Comitatu 
Lancastrensi  observatis.    Londih.  1682. 

S.  Fothergill,  med.  and  pliys.  Journal.    T.  XXXVII.  Nr.  218. 

Philosoph  Magaz.  1824.  p.  392;  —  Ferussac,  Bulletin  des  sc. 
meM.  T.  III.  p.  196. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  106. 


Die  Mineralquellen  von  Gils  land,  einem  18  engl.  Mei- 
len nordöstlich  von  Caflisle  in  Cumberland  gelegenen  Badeorte,  ver- 
sammeln in  der  Herbst-Saison  während  sechs  bis  acht  Wochen  eine 
grofse  Zahl  Kurgäste,  die  hier  allen  Comfort  des  Lebens  finden. 

Man  unterscheidet  hier  zwei  Mineralquellen:  eine  Schwefel-  und 
Eisenquelle;  erstere,  obgleich  reich  an  Schwefelwasserstoffgas*  ist 
doch  nicht  unangenehm  zu  trinken  und  wird  besonders  gegen  Haut- 
affectionen benutzt.  Nach  Garnett's  Aualyse  enthält  eine  Wein- 
Gallone  : 

des  Schwefelwas-     des  Eisenwas- 


Chlornatrium 
Eisenoxyd 


sers: 
4,0  Gr. 


4,0  Gr. 

17  Kub.Z. 
4    — 


sers : 
3.0  Gr. 
2,5  — 
5,5  Gr. 

14  Kub.Z. 
5    — 


Schwefelwasserstoffgas  . 
Kohlensaures  Gas  . 
Stickstoff         .        ,        .        . 

Eine  später    von  Clanny   vorgenommene  Analyse    ergab    ähnli- 
che  Resultate. 

A  Guide  to  all  the  Watering  Places.    p.  197. 


1275 

Die  Mineralquelle  voji  Tynemouth.  In  den  Dünen  zwi- 
schen Tynemouth  uud  Cullercoats  (Northumberland)  hat  man  eine 
Quelle  entdeckt,  die,  wenn  sie  bekannter  wird,  wahrscheinlich  die 
Zahl  der  Besucher  der  Seebäder  von  Tynemouth  vermehren  dürfte. 
Es  ist  eiue  salinische  Schwefelquelle,  deren  Wasser  im  Geschmack 
dem  von  Harrowgate  sehr  nahe  kommt  und  vielleicht,  wie  dieses, 
Schwefel  wasserstoffgas  und  Chlornatrium  enthält.  Silber  wird  durch 
dasselbe  in  wenigen  Minuten  geschwärzt. 

The  Weekly  Register.  10.  Oct.  1824. 

Die  Mineralquellen  von  Butterby  entspringen  zwei  engl. 
Meilen  von  Durham  zu  beiden  Seiten  des  Wear-  oder  Ware-Flusses 
in  einer  sehr  pittoresken  Landschaft,  die  sich  eines  angenehmen  hei- 
tern Klimas  erfreut,  sind  schon  seit  langer  Zeit  bekannt  und  wurden 
schon  U>84  von  Hugh  Todd  beschrieben. 

Man  unterscheidet  folgende  Quellen  : 
c.  Sweet  Well,  so  genannt  von  ihrem  milden  und  angeneh- 
men Geschmack,  entspringt  in  einem  abgesonderten,  schönen  Thale 
aus  Thoneisenstein.  Ihr  Wasser  ist  sehr  einfach  in  seiner  Zusam- 
mensetzung, indem  es  eigentlich  nur  aus  einer  geringen  Menge  Kalk, 
der  durch  kohlensaures  Gas  in  Suspension  erhalten  wird,  besteht. 
Es  wird  äufserlich  gegen  scrophulöse  Geschwüre,  scrophulöse  Augen- 
entzündungen und  Hautaffectionen,  —  innerlich  in  Niereu-  und  Bla- 
senleiden, bei  Harnsteinen,  und  bei  hektischem  Fieber  beuutzt. 

h.  Sulp hureous  Well  entspringt  etwa  100  Yards  von  der 
vorigen  und  in  gleicher  Entfernung  von  dem  Wareflusse  in  beträcht- 
licher Tiefe  aus  gleichem  Terrain.  Ihr  Wasser  ist  an  der  Quelle 
frisch  geschöpft  klar  und  farblos,  nur  beim  Schütteln  in  einem  Ge- 
fäfse  Luftblasen  entwickelnd,  von  sehr  angenehmem,  weder  salzigem, 
bitterm  noch  eisenhaftem  Geschmack,  von  hepatischem  Geruch,  hat, 
wie  auch  in  Sweet  Well,  die  Temperatur  von  50°  F.  bei  63°  F.  der 
Atmosphäre  und  einen  Wasserreichtum  von  30  Gallonen  in  der 
Stunde,  der  aber  bei  besserer  Fassung  sehr  vermehrt  werden  würde. 
C 1  au  n  y  fand  in  einer  Wein-Gallone  des  Wassers : 

Chlornatrium 56,5  Gr. 

Chlorcalciuin       . 5,0  — 

Chlormagnesium 4,5  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .         .        .         .         .  8,5  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 3,5  — 

78,0  Gr. 

Kohlensaures  Gas 8,0  Kub.Z. 

Stickstoff 3,0    — 

Schwefelwasserstoffgas       .....        11,5    — 
Das  Schwefelwasser  zeigt  in    seiner  AVirkung  viel  Analogie   mit 
den  ähnlichen  Schwefelwassern  von  Harrowgate  und  Moffat,  und  wird, 
innerlich  uud  äufserlich   angewendet,    gerühmt  gegeu  llautaffectiouen, 


1276 

Scropheln,    biliöse    und    dyspeptische    Affectionen ,    Schwäche    des 
Darmkanals,  Harnsteine,   anfangende  Wassersucht. 

c.  Salt  Spring  entspringt  ungefähr  120  Yards  von  der  Schwer 
felquelle  mitten  im  Bette  des  Wearflusses  aus  einem  fast  immer  vom 
Wasser  bedeckten  Felsen,  welcher  der  Trappformation  angehört  und 
mit  Eisenoxyd  überzogen  ist.  Diese  Lage  der  Quelle  macht  ihre 
Untersuchung  schwierig.  Das  Mineralwasser  entwickelt,  geschüttelt, 
Blasen,  ist  von  stark  salzigem  Geschmack  und  enthält  als  vorwalten- 
den Bestandteil  Chlornatrium,  ferner  Eisenoxyd,  das  von  kohlensau- 
rem Gase  in  Auflösung  erhalten  wird,  schwefelsaure  und  kohlensaure 
Kalkerde. 

H.  Todd  in:  Philos.  Transact.  1684.    p.  726. 
W.  R.  Clauny,   a  history  aud  analysis    of  the  Mineral  Waters 
situated  at  Butterby  near  Durham.   Durham  1807. 

Das  Eisenwasser  von  Harlleyo  o  l  entspringt  bei  dieser 
Seestadt  |der  Grafschaft  Durham,  ist  aber  zuweilen  vom  Seewasser 
bedeckt.  Eine  Gallone  desselben  enthält  120  Gr.  eines  Sediments, 
das  aus  zwei  Theilen  salpetersaurer,  das  übrige  aus  Kalksalzen  besteht. 

H.  Todd  in:  Philos.  Transact.  1084.  p.  726. 

Die  Mineralquellen  von  Bnxton  entspringen 
bei  diesem  schön  gebauten,  in  dem  nordwestlichen,  zwar 
unfruchtbaren,  aber  an  romantischen  Gegenden  reichen 
Gebirgsdistrict  von  Derbyshire,  welchen  man  Lower  Peak 
nennt,  an  der  Grenze  von  Cheshire  und  159  engl.  Meilen 
Von  London  entfernt  gelegenen  Dorfe,  aus  zahlreichen 
Spalten  von  Kalkfelsen ;  —  das  den  Kurort  umgebende 
Gebirge  besteht  aus  Sand-  und  an  Höhlen  reichem  Kalk-? 
stein.  Als  die  Hauptquelle  ist  St.  Anna's  Well  anzu- 
sehen. 

Die  Mineralquellen  haben  unter  allen  englischen  den  ältesten  Ruf. 
Aufgefundene  Ueberreste  römischer  Alterthümer  deuten  auf  eine  Be- 
nutzung derselben  schon  zu  der  Römer  Zeiten.  Im  J.  1572  wurden 
sie  von  Dr.  Jones  von  Derby  beschrieben  und  zogen  schon  damals 
eine  grofse  Zahl  Kranker  herbei.  Gegenwärtig,  wo  sie  vom  Juni  bis 
Anfang  October  viel  besucht  werden  und  zwar  hauptsächlich  nur  von 
Kranken,  nicht  blofs  des  Vergnügens  wegen,  sind  sie  mit  trefflichen 
Einrichtungen  und  eleganten  Wohnungen  für  Kurgäste,  unter  welchen 
der  vom  verstorbenen  Herzog  von  Devonshire  nach  dem  Plan  des 
Architekten  Carr  erbaute  Crescent  besonders  hervorzuheben  ist,  aus- 
gestattet. 

Das  sehr  reichlich  (eine  Gallone   in   der  Minute)  flie- 


1277 

fsende  Wasser  von  St.  Anna 's  Well  wird  in  steiner- 
nen Kanälen  zum  Etablissement  geführt  und  füllt  dann  ein 
grofses  Marmorbassin,  das  überbaut  und  mit  offenen  Gal- 
lerien  umgeben  ausscbliefslich  zum  Trinkgebrauch  dient. 
Seine  Temperatur  beträgt  am  Ursprung  22,22°  R.,  im  Bas- 
sin nur  20°  R.,  auch  verliert  es  durch  die  Leitung  einen 
Theil  seines  Stickstoffgehalts.  Das  Mineralwasser  ist  voll- 
kommen klar  und  durchsichtig,  ohne  Blasenentwickelung, 
geruch-  und  geschmacklos.  Das  speeif.  Gewicht  beträgt 
am  Ursprung  999,  im  Bassin  1,0006. 

Aufser  den  lauen  Mineralquellen  befindet  sich  hier  noch  eine 
schwache  kalte  Eisenquelle,  die  aus  Sandstein  hinter  Georgs 
Inn  entspringt.  Ihr  Wasser  ist  von  angenehmem,  leicht  eisenhaftem 
Geschmack,  hat  die  Temperatur  von  9,77°  R.,  das  speeif.  Gewicht 
=  1,01)03  und  enthält  nach  Scudamore  aufser  einer  bedeutenden 
Menge  von  Kohlensaure,  schwefel-  und  salzsauren  Salzen  in  einer 
Gallone  nur  eineu  halben  Gr.  Eiseu. 

Das  laue  Mineralwasser  wurde  früher  (1784)  von  Pear- 
son,  später  von  Scudamore  und  Gardner  untersucht. 
Nach  Letzterem  enthält  eine  Gallone: 

Schwefelsaures  Natron       .....        0,76  Gr. 

Chlorcalcium 0,62  — 

Chlornatrium 2,16  — 

Chlormagnesium 0,70  — 

Kohlensaure  Kalkerde        .....  12,4S  — 

Extractivstoff .        1,44  — 

18,16  Gr. 
Kohlensaures  Gas       ......        l,S0Kub.Z. 

Stickstoff 5,57    — 

Higgins  will  auch  eine  unbedeutende  Menge  Eisen  darin  ge- 
funden habeu. 

Das  Hinsichts  seiner  Temperatur  und  seines  geringen 
mineralischen  Gehalts  mit  dem  von  Bristol  zu  verglei- 
chende Mineralwasser  wird  als  Getränk  und  in  Form  von 
Bädern  benutzt. 

Zum  Getränk  dient  ansschliefslich  St.  Anna's  Well  mit  den  oben 
beschriebenen  Vorrichtungen.  —  Zu  Bädern  dienen,  aufser  einem  gro- 
fsen  Armenbade,  drei  besondere  Bäder  für  Gentlcmen  und  zwei  für 
Ladies,  mit  Vorrichtungen  zu  Warm-,  Dampf-  und  Douchebädern,  fer- 
ner Allgemeiubäder  und    unweit  des  Dorfes  ein    kaltes   Schwimmbad 


1278 

von  15°  R.  Die  Bäder  sind  nacb  englischer  Sitte  sehr  geräumig  und 
fünf  Fufs  tief,  so  tlafs  man  ganz  untertauchen  und  bequem  sich  darin 
bewegen  kann  ;  sie  können  in  Zeit  von  zehn  Minuten  entleert  werden, 
füllen  sich  in  weniger  als  einer  halben  Stunde  (die  kleinern  Bäder 
in  geringerer  Zeit)  uud  haben    die  Temperatur  vpn  22,22°  R. 

Man  trinkt  das  .Wasser  Morgens  nach  dem  Bade  etwa  eine  Stunde 
nach  dem  Frühstück  und  wiederholt  dies  zwischen  12  und  1  Uhr, 
jedesmal  eine  halbe  Finte,  die  man  in  viertelstündigen  Zwischenräu- 
men, während  deren  man  sich  Bewegung  macht,  zu  sich  nimmt.  Nach 
8 — 10  Tagen  pflegt  man  die  Dosis  auf  eine  bis  anderthalb  Pinten 
zu  erhöhen.  Sollte  es  zu  erregend  wirken,  so  kann  man  es,  statt 
früh  Morgens,  zwischen  dem  Frühstück  und  der  Mittagsmahlzeit  trin- 
ken, oder  das  Wasser  im  Glase  eine  Viertelstunde  stehen  lassen,  wo* 
durch  es  etwas  an  seiner  Temperatur  und  seinen  flüchtigen  Bestand- 
teilen verliert.  —  Vor  dem  Gebrauch  der  Bäder  wird  nach  Umstän- 
den eine  Vorbereitungskur  durch  Blutentziehungen  und  Abführungen 
für  nothwendig  gehalten.  Man  pflegt  hier  nicht  nach  und  nach  in  die 
Bäder  zu  gehen,  sondern  stürzt  sich  mit  dem  Kopf  voran  hinein. 
Diejenigen,  welche  nicht  schwimmen  oder  sieht  nicht  bewegen  kön- 
nen, verweilen  nur  einige  Minuten  darin. 

Das  Mineralwasser,  bei  Vollblütigkeit,  Neigung  zu  ac- 
tiven  Congestionen  und  Schwindel  contraindicirt,  wird  in 
den  genannten  Formen  bei  chronischen  rheumatischen  und 
gichtischen  Beschwerden,  so  wie  bei  {Schwäche  der  Ver- 
dauung und  Dyspepsie  empfohlen. 

T.  Short,  tlie  natural  experimental  and  medicinal  history  of  the 
mineral  waters  of  Derbysbirc,  Lincolnshireand  Yorkshire.  London  1737, 

T.  Percival  in:  Philos.  Transactions.  1772.  p.  455. 

G.  Pearson,  observations  and  experiments  for  investigating  the 
chymical  history  of  the  tepid  Springs  of  Buxton.    London   1784. 

J.  A.  Aikin,  a  description  of  the  country  from  thirty  tP  forty 
miles  round  Manchester.   London  1795. 

W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  0,    p.  131. 

Ch.  Scudamore,  chemical  and  med.  report.  a.  a.  0.  p.  S. 

—  —  treatise  on  the  composition  and  medical  propeities 
of  the  mineral  Waters  of  Buxton,  Mallock.   London  1833. 

—  —  the  Analysis  and  medical  Account  of  the  tepid  Springs, 
of  Buxton.    London  1833. 

W.  H.  Robertson,    Buxton  and  its  Waters;    an  analytical  ac- 
couut  of  their  medical  propeities  and  general  effects.  London  1838, 
Bains  d'Europe.  p.  549. 
Ed.  Lee,  the  mineral  Springs  a.  a.  0.  p.  31. 

Die  Bäder  von  Matlack  werden  nach  diesem  zwei  engl  Mei7 
len    davon  gelegenen  Dorfe  in  Dcrbyshhe  genannt  und   befinden  sich 


1279 

in  einer  malerischen  Felsgegend    am   Ufer  des  Flusses  Derwent,    22 
engl.  Meilen  südöstlich  von  Buxton,  17  von  Derby,    143  von  London. 

Die  Mineralquellen  sind  schon  seit  1698  bekannt;  bald  nach  ih- 
rer Entdeckung  wurde  hier  ein  Badehaus  mit  einem  Logirhause  für 
die  Kurgäste  erbaut;  seitdem  haben  sich  zahlreiche  elegante  Wohnun- 
gen erhoben,  so  dafs  man  allen  Comfort  an  diesem  ehemals  unbewohn- 
ten Orte  antrifft.  Zwei  Etablissements,  Old  und  New  Baths  genannt, 
dienen  zum  Badegebrauch:  sie  haben  jedes  eine  Länge  von  22  Fufs 
und  eine  Breite  von  15  Fufs.  Neben  dem  mit  dem  Triukbrunnen  und 
der  neuen  Promenade  geschmückten  Museum  steht  noch  eiu  gröfse- 
res,  30  Fufs  langes  und  IS  Fufs  breites  Bad.  In  diesen  Bädern  hat 
das  Wasser  die  natürliche  Temperatur  von  16°  R.,  doch  giebt  es 
auch  Vorrichtungen  zu  warmen  Bädern  und  Douchen,  so  dafs  man 
stufenweise  von  den  wärmeren  zu  den  kühleren  Bädern  übergehen  kann. 

Die  Mineralquellen  entspringen  in  zahlreichen  Wasseradern  aus 
Kalkfelsen;  einige  von  ihnen  sind  kühler  als  die  Quellwasscr  der  Ge- 
gend, andere  lau.  Letztere  kommen  15  —  30  Yards  über  dem  Ni- 
veau des  Derwent  und  zwar  zwischen  den  kühleren  Quellen,  welche 
den  oberen  und  unteren  Theil  des  Bergabhangs  einnehmen,  mit  grofser 
Mächtigkeit  zu  Tage:  ein  Theil  derselben  fliefst  in  die  Etablissemeuts, 
die  übrigen  in  den  Derwent.  Das  zur  TrinkijueMe  benutzte  Mineral- 
wasser wird  in  einem  marmorneu  Bassin  gesammelt,  aus  dem  es  leicht 
sprudelnd  emporquillt. 

Das  Mineralwasser  ist  vollkommen  klar  und  durchsichtig,  hat  die 
Temperatur  von  16°  R.,  das  speeif.  Gewicht  von  1,0003  und  zeich- 
net sich  durch  seinen  geringen  Gehalt  an  festen  und  flüchtigen  Be- 
standteilen aus.  Es  enthält  nach  Scudamore  kohlensaures  Gas 
nebst  salz-  und  schwefelsauren  Salzen,  die  an  Talk-,  Kalkerde  und 
wahrscheinlich  auch  an  Natron  gebunden  sind,  und  hat  die  Eigen- 
schaft, nicht  nur  alle  Gegenstände,  die  man  hineinlegt,  sondern  auch 
die  Ufer  uud  Pflanzen,  die  au  demselben  wachsen,  mit  eiuer  kaikarr 
tigen  Kruste  zu  überziehen,  daher  es  den  Namen  „petrifving  wells1' 
erhalten   hat. 

Es  wird  in  Form  von  Getränk  und  Bad  benutzt.  In  ersterer  Form 
bekommt  es  in  allen  den  Fällen,  welche  den  Gebrauch  eines  stimuli- 
renden  Getränks  erfordern,  namentlich  in  der  Dyspepsie  und  Stein- 
hranUheiten  ;  —  als  Bad  angewendet  bekommt  es  besonders  schwa- 
1  eben  Subjecten,  namentlich  bei  Muskelschwäche  in  Folge  von  acutem 
Rheumatismus.  Die  Bäder  werden  vor  dem  Frühstück  oder  in  der 
Mitte  des  Tages  genommen,  je  nach  dem  Grade  der  Krankheit;  schwa- 
che Personen  baden  des  Mittags,  aber  immer  mufs  man  das  Bad  vor 
dem  Gebrauch  des  Mineralwassers  als  Getränk  nehmen. 

T.  Percival  in:   Philos.  Transactions.  1772.  p.  455. 

W.  Sa  anders,  a  treatise  a.  a.  O.  p.  127. 

Cli.  Scudamore,    a  chemical  and  med.  rapport  a.  a.  0.  p.  30. 

Bnins  d'Europe.    p.  555. 

Edw.  Lee,  tue  miaeral  Springs  a.  a.  0.  p    45. 


1280 

Noch  ist  des  Schwefelw assers  von  Kedleston  zu  erwäh- 
nen, das  drei  Meilen  von  Derby  in  einem  Park  entspringt  und  zu 
Bädern  benutzt  wird,  wozu  Einrichtungen  vorhanden  sind. 

A  Guide  to  all  the  Watering  Flaces.  p.  228. 

Endlich  sind  in  dem  quellenreichen  Bezirk  von  Derbyshire  zu  er- 
wähnen : 

Der  Eisensäuerling  von  Quare  oder  Quarnden,  welcher  im 
Sommer  fleifsig  besucht  und  als  Getränk  benutzt  wird. 

Die  am  Fufse  eines  hohen  Kalkfelsens  entspringende  sogenannte 
ebbende  (Ebbing  and  Flowing  Well)  oder  bald  fliefsende,  bald  still- 
stehende Quelle  von  Tideswall.  Sie  hat  die  Eigentümlichkeit, 
dafs  wenn  das  Wasser  durch  das  beständige  Ablaufen  etwa  einen  hal- 
ben Fufs  gefallen  ist,  wozu  zehn  Minuten  Zeit  gehören,  es  an  dem 
gegenseitigen  Ufer  aus  verschiedenen  Oeffnungen  mit  solcher  Gewalt 
hervorbricht,  dafs  es  die  Quelle  in  fünf  Miauten  wieder  zu  der  vori- 
gen Höhe  anfüllt.  So  bleibt  sie  etwa  noch  fünf  Minuten,  so  dafs  die 
Zeit  des  Steigens  und  Füllens  genau  dieselbe  ist.  Muthmafslich  sind 
im  Innern  des  Berges,  woraus  diese  Quelle  hervorquillt,  Höhlen,  worin 
das  Wasser  sich  sammelt  |und,  wenn  es  in  hinlänglicher  Menge  zu- 
sammengelaufen, durch  CompressiQn  der  Luft  gewaltsam  herausgesto? 
i'sen  wird. 

J.  J.  Ferber,  Versuch  einer  Oryktograpbie  von  Derbyshire  in 
England.   Mitau  1776.  S.  34. 

A    Guide  to  all  the  Watering  Places.    p.  214. 

Die  Mineralquelle  von  Bristol  oder  von 
Clifton ,  auch  Hot-  Well  genannt,  entspringt  zwi- 
schen Bristol  and  Clifton  ganz  nahe  bei  dem  Flusse  Avon 
in  einer  überaus  malerischen  Gegend  in  Sommersetshire. 

Die  Gegend  um  Bristol,  welches  in  einem  tiefen  Thale  an  der 
Mündung  des  Avon  in  die  Saverne  liegt,  steht  an  Reichthum,  Uep- 
pigkeit  der  Vegetation  und  Fruchtbarkeit,  so  wie  an  malerischen  Schön- 
heiten nur  wenigen  nach.  Sehr  merkwürdig  sind  die  Felsen  von  Vin- 
cent, eine  majestätische,  zu  beiden  Seiten  des  Avon  hinziehende  und 
ihn  verengende  Felsenreihe,  welche  durch  eine  gewaltsame  Revolu- 
tion auseinander  gerissen  zu  sein  scheint  und  aufser  einem  vortreffli- 
chen Kalk  auch  jene  feinen  Krystalle  liefert,  welche  unter  dem  Na- 
men der  Bristoler  Diamanten  (Bristol  stone)  bekannt  sind.  Die  loth- 
recht  abgerissenen  Felsen  sind  ungefähr  200  Fufs  hoch  und  bestehen 
aus  einem  rothgrauen,  Kohle  führenden  Kalkgestein.  Der  Boden  um 
die  Quelle  ist  eine  rothe  Thonerde,  mit  Kieseln,  Quarz  und  BergUry- 
stall  vermischt. 

Die  Kurgäste  wohnen  meist  in  dem  kaum  eine  englische  Meile  von 
Bristol  gelegenen  Clifton,  das  eigentlich  als  ein  Theil  von  Bristol 
anzusehen  ist  und  sich  einer  besonders  günstigen  Lage  erfreut.    Wegen 


12S1 

der  paradiesich  freundlichen  Gegend,  wegen  der  trefflich  milden  Luft, 
wegen  der  nach  allen  Seiten  durch  Hügel  geschützten  Lage  und  der 
Nähe  der  See,  deren  heftigste  Winde  schon  durch  den  langen,  hohen 
Dundry-Hügelrüeken,  welcher  das  Bristoler  Thal  schliefst,  gebrochen 
werden,  dient  dieser  jetzt  15000  Einwohner  zählende  Ort  immer  vie- 
len Kranken  aus  England,  namentlich  Brustkranken  zu  einem  längern 
Aufenthalt,  besonders  während  des  Winters.  In  der  letzten  Zeit  schicken 
viele  Aerzte,  namentlich  auch  Dr.  J.  Clark,  ihre  Kranken  nicht 
mehr  nach  dem  Undercliff  auf  der  Insel  Wight,  sondern  hierher,  weil 
sich  dort  nur  wenige  und  zwar  leicht  und  dünn  gebaute  Wohnungen 
zur  Autuahme  von  Patienten  vorfinden,  hier  aher  alle  häuslichen  Ein- 
richtungen trefflich  sind.  Die  Häuser,  welche  alle  nach  vorn  mit  20 
bis  30  Fufs  breiten  Terrassen  mit  der  Aussicht  auf  das  Thal,  nach 
hinten  mit  Gärten  verseheu  sind,  sind  in  gröfseru  Massen,  entweder 
als  gerade  Terrassen  oder  als  Kreisabschnitte  (Cresceuts)  sehr  gut 
uud  solid  gebaut.  Je  weiter  am  Hügel  herab  sich  der  Patient  eine 
Wohnung  sucht,  desto  geschützter  wird  er  leben,  oben  aber  eine  um 
so  unbeschränktere  Aussicht  geniefsen.  Faet  überall  hat  er  vor  seiiiem 
Hause  eine  viele  huudert  Schritte  lange,  angenehme  und  breite  Pro- 
menade, die  fünf  Minuten  nach  dem  Regen  schon  wieder  trocken  ist 
und  mit  welcher  auf  gleicher  Höhe  sein  Eiszimmer  liegt.  Selbst  der 
kränkste  Brustleideude  findet  hier  also  die  vollständigste  Befriedigung 
aller  Bedürfnisse. 

Das  Wasser  der  am  Fufs  der  Vincent- Felsen  etwas 
tiefer  als  der  Avon  entspringenden  und  in  der  Minute  über 
40  Gallons  Wasser  gebenden  Mineralquelle  wird  durch 
eine  Dampfmaschine  in  das  neue  elegante  Brunnengebäude, 
Hotwell-House ,  gehoben,  wo  sich  die  mannigfaltigsten  und 
kostbarsten  Einrichtungen  zu  seiner  innern  und  äufsern  Be- 
nutzung, ein  Pump-room,  warme  und  kalte  Bäder,  befin- 
den. Es  hat  die  Temperatur  von  18°  R.,  das  speeif.  Ge- 
wicht =  1,00077  und  enthält  nach  Carrick's  Analyse 
vom  J.  1797  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron l,L237Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .....  1,291  — 

Chlornatrium 0,438  — 

Chlormagnesium 0,793  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1 ,482  — 

5,241  Gr. 

Kohlensaures  Gas 3,402  Kub.Z. 

Das  zu  den  erdigen  Glaubcrsalzrjuellen  gehörende  Mi- 
neralwasser wird   innerlich    und   äufserlicb,    doch   als   Ge- 


1282 

tränk  häufiger,  angewendet,  namentlich  empfohlen  hei  chro- 
nischen Brustleiden  und  Anlage  zur  Phthisis,  Lymph-  und 
Drüsenkrankheiten,    Stockungen    und   Hämorrhoidalleiden, 

Dyspepsie  mit  Säure,  chronischen  Nervenkrankheiten 
krampfhafter  Art,  rheumatischen  und  gichtischen  Ueheln, 
Steinbeschwerden,  Durchfällen  und  Anomalien  der  Men- 
struation. 

Das  Mineralwasser  wird  auch  viel  versendet  und  sogar  nach  bei- 
den Indien  verführt,  ohne  sich  zu  verändern. 

J  Keir,  inquiry  into  the  nature  and  virtues  of  the  medicinal 
waters  of  Bristol.    London  1759. 

Nott,  of  the  Hotwell  Waters  near  Bristol.  London  1795, 

A.  Carrick,  Dissertation  on  the  chemical  and  medical  proper- 
ties  of  the  Bristol  Hotwell  Water.  To  which  are  added  practical 
obseryations  on  the  prevention  and  treatment  of  pulmonary  consump- 
tion.   Bristol  1797. 

G.  Heberden,  commentar.  de  morborum  historia  et  curatione, 
cd.  So  m  nie  ring.    Fraucof.  1804.  p.  63. 

W.  Saunders  treatise  a.  a.  0.  p.  412. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  36. 

G.  Varren trapp,   Tagebuch  a.  a.  0.  S.  379. 
Edw.  Lee,  the  mineral  Springs  a.  a.  0,   p.  37. 

Die  Thermalquellen  von  Bath.  Diese  grofse, 
durch  ihre  Lage  wie  durch  die  Schönheit  ihrer  Bauart 
ausgezeichnete  Stadt  von  50,000  Einwohnern,  liegt  an  der 
Westküste  Englands  in  Sommersetshire  am  schiffharen 
Avon,  fünf  Stunden  oberhalb  Bristol,  etwa  20  Meilen  west- 
lich von  London,  in  einem  reizenden,  von  Hügeln  amphi- 
theatralisch  umschlossenen  Thale,  und  verdankt  den  hier 
entspringenden  heifsen  Quellen,  den  einzigen  Englands, 
seine  Geschichte,  sein  Gedeihen  und  seine  heutige  Blüthe, 
worin  es  leicht  die  angesehensten  Badeorte  des  Festlan- 
des übertreffen  dürfte.  . 

Schon  die  Römer  kannten  die  von  ihnen  Aquae  calidae,  Aquae 
solis,  Thermae  sudatae  genannten  Quellen;  die  altbritische  Bevölke- 
rung rühmte  sie  unter  dem  Namen  Caer-Batien  (Stadt  des  Bades), 
die  Angelsachsen  nannten  sie  bot  Bathlen  und  Achamanuum  (Krau- 
kenstadt) •,  Spuren  römischer  Tempel-  und  JBadegebäude  sind  heut 
noch  vorhanden. 


1283 

Gegenwärtig  besitzt  Bath  fünf  öffentliche  Bäder:  das 
Kings-  and  Queens-Bath,  Crofs-Bath,  Üot-Bath, 
das  Neue  Privat-Bad,  welche  der  Stadt  gehören,  und 
das  Kingston*  oder  Abbey-Bath,  Eigenthum  des  Gra- 
fen Manvers. 

Das  Königsbad  (Kings  batli)  ist  das  älteste,  schon  von  den 
Römern  benutzte:  es  enthält  ein  grofses  Gü  Fafa  langes  und  40  Fufs 
breites,  gehörig  tiefes  Gemeinbad.  Da  alle  Gemeinbader  in  Bath  nur 
von  den  Seiten  her  mit  hohen  Mauern  umgeben,  nach  oben  aber  offen 
sind,  so  läuft  hier  an  der  einen  Seite  eine  dorische  Colonnade  hin 
zum  Schutz  gegen  schlechtes  Wetter,  auf  der  andern  Seite  führen 
Treppen  in  das  Bad,  welche  wiederum  in  kleine  Bassins  eingeschlos- 
sen sind,  so  dafs  der  Badende  auch  nach  Wunsch  allein  bleiben  kann. 
Anstofsend  belinden  sich  Zimmer  für  Douche-  und  Dampfbäder  und 
innerlichen  Gebrauch.  —  Das  dicht  daran  stofsende  K  ö  n  ig  i  n  u  -  Bad 
(Queens  bath)  enthält  ein  kleineres  Gemeinbad.  Mit  dem  Kings - 
und  Queens-Bade  steht  das  New-Pumproom  in  Verbindung:  ein  herr- 
licher, mit  einer  prachtvollen  Gallerie  versehener  Saal,  in  welchem 
den  Kurgästen  das  Wasser  zum  Trinken  gereicht  wird  uud  der,  durch 
eine  3Iusikbande  belebt,  zum  Auf-  und  Abgehen  dient.  Kleinere  Säle, 
i  worin  das  Wasser  getrunken  wird,  haben  aufserdem  auch  andere  Bä- 
der, wie  Crofs-bath.  —  Das  Hot-bath  enthält  ein  kleines  offe- 
nes Bad,  Einzelnbäder  mit  Ankleidezimmeru,  Dampfbäder  u.  s.  w.  Auch 
die  Ki  n  gs  to  n  -  Bäder  sind  Einzelnbäder.  Die  meisten  Eiuzelubä- 
der  jedoch  (etwa  20)  enthalten  die  Tepid  s  Wim  min  g  oder  Plun- 
ging  baths,  welche  nebst  denen  in  den  Hot  baths  auch  die  schön- 
sten sind.  Ihre  augenehme  und  treffliche  Einrichtung  steht  weit  über 
allen  deutschen  Bädern  uud  zeigt,  was  englischer  Com  fort  ist.  Sie 
bestehen  jedes  aus  einem  Ankleide-  und  eiuem  Badezimmer;  das 
letzte  enthält  ein  beinahe  10  Fufs  im  Gevierte  grofses,  sehr  tiefes 
ovales  Bad,  in  welches  man  auf  einer  schönen  breiten,  marmornen 
Treppe  hinabsteigt,  und  welches  mit  Vorrichtungen  zum  Zulassen 
warmen  uud  kalten  Wassers  versehen  ist.  Nach  geiiommeflem  Bade 
tritt  man  in  das  Ankleidezimmer  zurück  über  einen  besondern  Tep- 
pich, der  über  dem  eigentlichen  Zimraerteppich  ausgebreitet  ist,  zu 
dem  Kamin  hin,  um  den  herum  auf  eleganten  Gestellen  die  nöthigen 
Tücher  hängen,  in  welche  gehüllt,  man  sich  am  Kaminfeuer  trock- 
net. Die  übrige  Einrichtung  des  Zimmers  ist  entsprechend.  Es  feh- 
len daher  weder  kostbare  seidene  Vorhänge  an  den  Fenstern,  noch 
schone  Stühle  und  bequeme  Sopha's,  ja  ein  eigenes  Waterclosct  für 
jedes  Bad  ist  nicht  vergessen.  —  Die  Preise  für  die  Einzelnbäder  sind 
von  54  kr.  bis  1  fl.  30  kr  ;  —  die  Gemeinbäder  in  den  Hot  baths 
kosten  IS  kr.,  in  den  uhrigen  36  kr.,  sie  sind  von  6  —  11  Uhr  zum 
Gebrauch  geöffnet  und  drei  Tage  in  der  Woche  für  die  Damen,  die 
andern  drei  Tage  für  die  Herren  bestimmt.  Das  Wassertrinken  für  eine 
Woche  kostet  1  fl.  30  kr.,  für  drei  Monate  13  fl.,  für  ein  Jahr  27  ff. 


1284 

Noch  einer  Bequemlichkeit  mag  hier  erwähnt  werden,  die  soge- 
nannten Bath-chairs,  welche  anfangs  vorzüglich  zum  Gebrauch 
der  Badegäste  entstanden,  ihrer  Leichtigkeit  und  Bequemlichkeit  we- 
gen von  Patienten  und  auch  von  gesunden  Damen  hier  viel  benutzt 
werden  und  von  hier  nun  sich  in  einen  grofsen  Theil  der  Welt  ver- 
breitet haben.  Es  sind  Sessel  in  Form  eines  kleinen  Wagens  hinten 
mit  zwei,  vorn  mit  einem  leichten  eisernen  Rade;  an  dieses  ist  eine 
kleine  eiserne  Deichsel  befestigt,  die  entweder  zum  Ziehen  benutzt 
wird,  oder  rückwärts  gekehrt  in  der  Hand  des  Gefahrenen  als  Steuer 
dient,  während  das  Wägelchen  von  hinten  gedrückt  wird. 

Wie  in  Allem  für  die  Bequemlichkeit,  so  ist  auch  nicht  minder 
für  das  Vergnügen  der  Besuchenden  gesorgt.  Am  glänzendsten  sind 
diese  Vergnügungen  in  der  Saison,  die  sich  von  Weibnachten  bis 
April  d.  h.  bis  zum  Anfange  der  Londoner  Saison  erstreckt.  Man  rech- 
net dann  5 — 6000  fashionable  Leute  in  Bath,  von  denen  aber  nur  die 
wenigsten  wirklich  krank  sind.  Die  Saison  für  Kranke,  welche  das 
Bad  als  Heilmittel  gebrauchen,  dauert,  zum  grofsen  Unterschiede  von 
deutschen  Bädern,  das  ganze  Jahr  hindurch,  und  die  Aerzte  wollen 
keinen  nach  der  Jahreszeit  verschiedenen  Grad  der  Wirksamkeit  der 
Bäder  beobachtet  haben.  Dazu  mag  allerdings  das  milde  und  sanfte 
Klima  mitwirken,   welches  diesen  Küstengegenden  eigen  ist. 

Die  Thermalquellen,  welche  aus  Liaskalk  in  der  un- 
tern Stadt  am  Avon  entspringen,  scheinen  einen  gemein- 
schaftlichen Ursprung  zu  haben  und  unterscheiden  sich 
daher  fast  gar  nicht  von  einander.  Das  Thermalwasser 
ist  frisch  geschöpft  klar  und  farblos,  trübt  sich  aber,  der 
Luft  ausgesetzt,  und  schlägt  einen  hellgelben  Bodensatz 
nieder,  schmeckt  etwas  salzig,  bitterlich,  gelind  zusammen- 
ziehend, und  riecht  nach  einigen  Wochen  in  einem  gerin- 
gen Grade  nach  Schwefelwasserstoffgas.  Die  Tempera- 
tur variirt  von  34—37°  R.,  die  speeif.  Schwere  beträgt 
1002  :  1000. 

Die  Temperatur  des  Thermalwassers  beträgt  in  Hot  bath  37,77°  R., 
in  Kings  bath  36,44°  R.  und  in  Crofs  bath  34,22°  R.  Der  Wasser- 
reichthum  ist  so  grofs  (im  Kings  bath  126  Gallons  in  der  Minute), 
dafs  das  Wasser  in  den  Bädern  immer  frisch  erhalten,  aber  täglich 
des  Abends  ganz  abgelassen  und  die  Bäder  gereinigt  werden  :  das  Hot 
bath  füllt  sich  während  der  Nacht  in  8—9,  das  Kings  und  Queens 
bath  in  11  und  das  Crofs  bath  in  10  Stunden.  Nach  seinem  Gebrauch 
in  den  Bädern  fliefst  das  Wasser  in  den  Avon  ab ;  in  den  Leitungs- 
röhren setzt  es  einen  eisenhaltigen  Niederschlag  ab.  Auch  findet 
man  in  dem  Wasser  eine  Conferva  thermalis. 


1285 


Die  mitgetheilten  Analysen    des  Wassers    sind   zum 
Theil  sehr  abweichend.    Dasselbe  enthält  in  einer  Pinte: 

nach  Phillips:  nach  Scudamore: 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlortalcium 
Kieselerde 
Eisenoxyd 
Verlust  mit  Spuren  von  kohlensau- 
rem Natron  ..*..» 


9,3  Gr. 
1,4- 
0,8  — 
3,4- 


9,50000  Gr. 
0,90000  — 


0,2- 
Spuren 


15,1  Gr. 


1,20000  — 
1,60000  — 
0,20000  — 
0,01985  — 

0,58015  — 
14,00000  Gr. 


Kohlensaures  Gas.        .        .        .        .        .         .  l,2Kub.Z. 


nach  Wal  cker    nach  Wille  ins  on 


Chlörnatrium  . 
Chlortalcium  . 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Alaunerde 
Kieselerde 

Extractivstoff  .        . 

Verlust    .... 


Kohlensaures  Gas  in  einer  Pinte 
Atmosphärische  Luft     . 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorcalcium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Eisenoxyd 
Kieselerde 

15.54-2  Gr. 
Kohlensaures  Gas 1,099  Kub.Z. 

Die  aus  dem  Thermalwasser  aufsteigenden  Luftblasen  bestehen 
nach  Phillips  aus  95  Th.  Stickgas  und  5  Th.  kohlensaurem  Gas; 
—  nach  Daubeny's  im  J.  1833  angestellten  Beobachtungen  entwik- 


in  1000  Th.:         in 

400  festen  Th. 

0,21560 

84,0 

0,19018 

, 

0,0417S 

. 

0,27618 

45,0 

0,16371 

231,0 

0,15208 

22,0 

0,00347 

5,6 

0,00215 

.        . 

0,04610 

5,0 

Spuren 

2,5 

. 

4,9 

1,09125 

400,0 

0,95  Kub.Z. 

0,74    — 

sehn  Unzen: 

.... 

5,775  Gr. 

.... 

5,450  — 

.... 

3,256  — 

. 

0,839  — 

•        .        •        . 

0,015  — 

. 

.  0,207  — 

kfe'lt  das  Kings  bath  innerhalb  24  Stunden  durchschnittlich  384,442 
Kub.  Z.  Gas.  —  Daubeny  hat  auch  Jod  im  Therinalwasser  nachge- 
wiesen. 

Innerlich  und  äufserlich  angewandt  wirkt  das  zu  der 
Klasse  der  erdigen  Glaubersalzquellen  gehörende  Ther- 
malwasser reizend- belebend  auf  Nerven-  und  Gefäfssy- 
system,  —  alle  Se-  und  Excretionen  befördernd,  eröff- 
nend, diaphoretisch,  diuretisch;  es  ist  daher  bei  fieberhaf- 
ten Beschwerden,  activen  Congestionen,  Disposition  zu 
Schlag-  und  Blutflüssen  entweder  gar  nicht  oder  nur  sehr 
bedingt  zu  gestatten,  und  wird  als  Getränk,  so  wie  in 
Form  von  Wasser-,  Dampf-  und  Douchebädern  benutzt. 

Zum  Getränk  benutzt  man  vorzugsweise  das  Wasser  des  Kings- 
hatbs.  Die  Quantität  d"es  täglich  zu  trinkenden  Wassers  richtet  sich 
nach  den  besondern  Krankheitsumständen  und  der  Individualität  des 
Organismus.  Gewöhlich  fängt  man  mit  3  bis  4  Bechern  an  und 
steigt  damit  allmählig  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  (i1/2  Finte  täg- 
lich); am  Ende  der  Kur  wird  die  Gabe  wieder  vermindert.  Die 
Temperatur  und  Dauer  der  Bäder  richtet  sich  ebenfalls  nach  dem 
besondern  Zwecke  und  eigentümlichen  Reizbarkeit  des  Körpers. 

Aufser  den  oben  aufgeführten  Einrichtungen  zur  Benutzung  des 
Thermalwassers  ist  noch  des  Gebrauchs  desselben  in  dem  General 
Hospital  zu  erwähnen,  welches  vor  100  Jähren  zur  Aufnahme  sol- 
cher Kranken  gegründet,  denen  das  Bather  Wasser  von  Nutzen  sein 
kann,  allmählig  auf  133  Betten  vermehrt  und  vor  einigen  Jahren  ei- 
ner durchgreifenden  Reform  unterworfen  und  äufserst  zweckmafsig 
eingerichtet  wurde.  Da  früher  die  Kranken,  um  ein  Bad  zu  nehmen, 
in  die  einige  hundert  Schritte  vom  Hospital  entfernt  gelegenen  öf- 
fentlichen Bäder  gehen  oder  in  Portchaisen  getragen  werden  mufsten, 
was  natürlich  viele  Uebelstände,  namentlich  häufige  Erkältungen  ver- 
ursachte, so  wurden  in  jedem  Stockwerke  des  Hospitals  Bäder  einge- 
richtet, die  zweckmafsig,  grofs,  tief  und  geräumig,  mit  einer  breiten 
schönen  Treppe  zum  Hineinsteigen  versehen  sind.  Für  diejenigen  Perso- 
nen, die  wegen  Steifigkeit,  Contracturen  oder  dergleichen  ihren  Stuhl 
gar  nicht  verlassen  können,  ist  neben  der  grofsen  Badewanne  ein 
Krahnen  angebracht,  an  welchem  der  Krankenstubl  befestigt,  dann 
über  das  Bad  gedreht  und  langsam  hineingelassen  wird.  Dicht  da- 
neben sind  Anstalten  zu  Douchebädern  aller  Art.  Gewöhnlich  baden 
die  Kranken  nicht  mehr  als  zweimal  wöchentlich  und  verbleiben  nur 
5 — 10  Minuten  im  Bade.  —  Eine  kleine  Dampfmaschine  pumpt  das 
Wasser  aus  den  öffentlichen  Bädern   in   die  Bäder  des  Hauses. 

Der  medizinische  Rapport  des  Jahres  vom  1.  Mai  1837  —  1838 
ist  zugleich  als  eine  Angabe  der  Krankheiten,  worin  sich  das  Ther- 
malwasser nützlich  beweiset,   interessant: 

Von 


12S7 


Von  599  während  des  Jahres  Aufgenommenen  wurden  491  entlas 
seil ;    unter  diesen   waren  : 

unheilbar    üntaug- 
ge-    vielgc-   od.ungc-   lieh  od. 


heilt:  bessert: 
Rheumatische  62        82 

Paralytische      ...         10        56 
—     durch  Bleivergiftung  20         18 
Lepröse  und  sonstige  Haut- 
kranke ....        42        13 
Lähmung  und  Schwäche  der 
Glieder  von  Geschwülsten, 
Rheumatismus,     Contusio- 


bessert; 
15 

27 
5 

7 


hektisch :  ben : 
15  — 

14  2 

2  — 

4  — 


star-  Sum- 
ma: 


174 

109 

45 

CG 


nen  u.  s    w. 

4 

5 

3 

4 

— 

16 

Ischias  oder  Hüftweh    . 

29 

36 

6 

5 

— 

76 

Chorea    .... 

1 

1 

— 

— 

— 

2 

Unterleibsstoekungen     . 

1 

— 

1 

— 

— 

2 

Contracturen  . 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

r 


169      211  65  44  2        491 

Die  Krankheiten,  in  welchen  das  Thermalwasser  be- 
sonders empfohlen  wird,  sind  folgende: 

a.  Hartnäckige  rheumatische  und  gichtische  Beschwer- 
den, —  besonders  bei  anomaler  Gicht,  bei  gleichzeitig  vor- 
handener allgemeiner  Schwäche,  um  die  Gicht  in  den  äu- 
fsern  Theilen  zu  fixiren  und  dadurch  von  innen  abzuleiten. 
—  Bei  Beschwerden  von  mehr  acuter,  entzündlicher  Form 
sind  die  Thermen  contraindäcirt. 

b.  Oertliche  oder  allgemeine  Schwäche  in  Forin  von 
anfangenden  oder  schon  ausgebildeten  Lähmungen,  beson- 
ders von  gichtischen  oder  rheumatischen  Ursachen. 

c.  Störungen  der  Menstruation,  durch  Stockungen  und 
Schwäche  bedingt,   namentlich  Bleichsucht. 

d.  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem,  —  Gelb- 
sucht, Geschwulst  und  Auftreibung  der  Leber,  verbunden 
mit  Dyspepsie,  —  Malerkolik. 

e.  Skrophulöse  Geschwülste  und  Verhärtungen. 

f.  Chronische  Hautkrankheiten,  besonders  Flechten. 

R.  Pough,  Bathonicnsium  et  Aquisgranensarum  thermarum  com- 
paratio.  Londinii  1676. 

R.  Feirce,    Memoirs  or    observations   in  three    os    forty   years 
practice  at  the  Bath.  Bristol  1697. 
III.  Theil.  Nnnn 


1288 

W.  Oliver,  on  Bath  Water.  London  1707. 

G.  Chej'ne,  an  accouut  of  the  nature  and  qualities  of  the  Bath- 
Waters -Logether  with  observations  Coucerhing  the  nature  and  true 
method  of  treating  the  Gout  for  the  use  of  R.  Tennis  on.  London  1720. 

Eyre,  account  of  the  holt -Waters  (near  Bath)  in  Waltshire. 
London  1731. 

M.  Chandler,  the  descriptiou  of  Bath.  A  poem.   London  1737. 

W.  Baylies,  practical  retlexions  on  the  uses  and  ahuses  on  tlie 
Bath-Waters.   London  1757. 

W.  Falconer,  essay  on  the  Bath-Waters  in  four  parts,  con- 
taiuing  an  prefatory  introduction  on  the  study  of  mineral  waters  in 
general.    London  1770. 

Narration  of  the  efficacy  of  Bath  in  various  kiuds  of  Paralytic 
disorders  admoted  into  the  Bath  Hospital  from  the  end  of  1775  to 
the  end  17S6,  with  particular  relation  of  52  cases.  Bath  1787. 

S.  Shaw,  a  tour  to  the  West  of  England.     London  1789. 

W.  Falconer,  a  practical  dissertation  on  the  medicinal  effects 
of  the  Bath-Waters.  Batli  1790. 

W.  Saunders,  a  treatise  etc.  2.  6d.  a.  a.  0.  p.  150. 

Richard  Phillips  in:  Philos.  Magaz.  T.  XXIV.  (1806).  p.  342. 

The  improved  Bath  Guide.  Bath  1813. 

S.  H.  Spiker,  Reise  etc.  a.  a    O.  Th.  II.  S.  152. 

Ch.  Scudamore,  a  chemical  and  medical  report  a.  a  O.  p.  127. 

E.  Barlow,  essai  on  the  medicinal  efficacy  and  employment 
of  the  Bath-Waters.  Bath  1822. 

Bulletin  des  sc.  med.  1823.  III.  p.  99.  1830.  Fe>r.  p   260. 

Walcker  und  Gibbes  in:  Philosophical  Mag.  and  Annais  of 
Philosophy.  Jan.  1830. 

A.  Walcker  in:  Quaterly  Journal  of  Science.  London  1829. 
I.  Jan.  —  Mart.  p.  78. 

Ch.  Daube ny,  on  the  quantity  and  quality  of  the  gases  di- 
sengaged  from  tlie  thermal  spring  which  supplies  the  Kiug's  Bath  in 
tlie  Cithy  of  Bath.  London  1834. 

Edw.  Lee,  additional  remarks  a.  a.  O.  p.  9. 

—        —     the  mineral  Springs  of  England  a.  a.  0.  p.  14. 

Varren  trapp,  Tagebuch  a.  a.  0.  S.  364. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  24. 
ßains  d'Europe.  p.  567. 


Die  Mineralquellen  von  Cheltenham.  Die- 
ser in  einem  reizenden  Thale  am  kleinen  Flusse  Chelte 
in  Gloucestershire  gelegene,  von  Gloucester  sechs,  von 
Bath  und  Bristol  44i  und  von  London  9i%  engl.  Bleuen 
entfernte  Badeort  wird  gegenwärtig  für  den  fashionabelsten 
in  ganz  England  angesehen,  und  seine  bleibende  Bevölke" 


12S9 

rung  hat  sich  in  Folge  des  •wachsenden  Ruhmes  seiner 
Quellen  binnen  wenigen  Jahren  von  8  —  9000  auf  30,000 
Einwohner  erhohen. 

Die  Zahl  der  jährlich  den  Badeort  besuchenden  Fremden  beträgt 
über  12000.  Dats  bei  einem  so  fashionablen  Bade  Alles,  was  zum 
Nutzen,  zur  Bequemlichkeit  und  zum  Vergnügen  der  Trinkenden  und 
Badenden  dienen  kann,  hier  in  einem,  continentale  Begriffe  fast 
übersteigenden  Grade  des  Luxus  angetroffen  wird,  braucht  kaum  be- 
merkt zu  werden. 

Die  Zahl  der  hier  in  der  Liasformation  entspringen- 
den und  benutzten  Quellen  ist  sehr  beträchtlich.  Man  un- 
terscheidet drei  elegant  eingerichtete  Kurorte,  deren  jeder 
mehrere  Quellen  besitzt: 

1.  Original  Spa  oder  Old  Well,  der  in  einiger 
Entfernung  von  der  Stadt  an  einer  Ulmen-Allee  liegt,  und 
dessen  Hauptquelle  unter  allen  am  längsten  bekannt  und 
benutzt  ist.  Zu  ihm  gehören  vier  Quellen,  von  denen  Nr.  1. 
das  salinische  Stahlwasser,  Nr.  2.  das  salinische  Schwe- 
felwasser, Nr.  3.  das  salinische  Magnesiawasser  und  Nr.  4. 
das  salinische  Mineralwasser  genannt  wird. 

2.  Thomp  son's  Well  oder  Montpellier  Spa,  zu 
dem  sechs  Quellen,  welche  erst  im  J.  1806  entdeckt  wur- 
den, gehören,  nämlich:  No.  1.  das  salinische  Stahlwasser, 
No.  2.  das  salinische  Schwefelwasser,  No.  3.  das  salinische 
Schwefelwasser,  No.  4.  das  salinische  Mineralwasser,  No.  5. 
das  salinische  Bitterwasser,  No.  6.  das  salinische  Stahl- 
wasser. 

3.  Sherbone  Spa,  zwischen  den  beiden  vorigen 
gelegen,  besitzt  vier  Quellen,  nämlich:  No.  1.  das  Stahl- 
wasser, No.  2.  das  salinische  Mineralwasser,  No.  3.  das 
Magnesiawasser,  No.  4.  das  salinische  Wasser. 

Aufserdem  besitzt  Cheltenham  noch  zwei  Eisenwasser: 
dieFowler-  oder  C  ambray-Quelle  und  die  Borreth- 
Quelle,  welche  ihre  Namen  von  ihren  Eigenthümern 
haben. 

Das  Mineralwasser  hat  in  sämmtlichen  Quellen  die 
Temperatur  von   5  —  9°  R.   und  nach  ihrem  verschiedenen 

N  n  n  n  2 


1290 

chemischen    Gehalt    einen    vorwiegend    salzigen,    bittern 
oder  eisenhaften  Geschmack. 

Chemisch  untersucht  wurde  das  Mineralwasser  von 
Rutty,  Senkenberg,  Baird,  Greville,  Lucas, 
Fothergill  (1788),  Accum  (1808),  Brande  und  Par- 
kes (1817),  Scudamore  (1810  —  1820),  zuletzt  von 
C  oo  per. 

Hiernach  enthält  das  Mineralwasser  von  i 
1.    Old-Well: 
nach  Scudamore  in  sechzehn  Unzen: 


Nr.I. 

Nr.  II. 

Nr.  III. 

Nr.  IV. 

Schwefelsaures  Natron  12,750 

45,840 

37,850 

51j860  Gr. 

Chlornatrium  .        .        51,000 

19,800 

15,430 

41,880  — 

Chlormagnesium      .          2,225 

4,5-22 

2,891 

6,396  — 

Chlorcalcium  ;        .          5,621 

1,235 

2,699 

3,758  — 

Eisenoxyd      »        geringe  Menge 

geringe  Menge 

0,170 

Spuren 

71,596 

71,397 

59,040 

103,894  Gr. 

Specif.  Gewicht      .          1,0091 

1,0089 

1,0083 

1,0122 

Eine  andere  Quelle  Wurde  im   J.  1823  entdeckt  und   von  Fara- 
day  untersucht.     Derselbe  fand  in  einer  Pinte  Wasser: 

Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde       4 
Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium        .        .        . 


1,6  Gr. 

14,5  — 

12,4  — 

3,7- 

97>0  — 

129,2  Gr. 

2.     Thompsön's  Well: 
nach  Scudamore   in  sechzehn  Unzen: 


Nr.I. 

Nr  II. 

Nr.  III. 

Schwefelsaures  Natron 

.       .19,090 

19,060 

18,970  Gr. 

Chlornatrium 

48*660 

22,150 

27,160  — 

Chlormagncsium   . 

1,839 

1,340 

1,795  — 

Chlorcalcium 

2,900 

2,900 

1,524  — 

Eisenoxyd     . 

geringe  Menge 

geringe  Menge 

Spuren 

72,489 

45,450 

49,449  Gr. 

Specif.  Gewicht  . 

1,0085 

1,0065 

1,0067 

Nr.  IV. 

Nr.  V. 

Nr.  VI. 

Schwefelsaures  Natron 

25,160 

34,000 

10,190  Gr. 

Chlornatrium 

40,750 

20,850 

66,820  — 

1291 


Chlormagnesiuin     . 

1,769 

3,173 

2,646  Gr. 

Chlorcalcium  .... 

3,690 

4,310 

3,690  — 

Eisenoxyd       ..... 

geringe  Menge 

geringe  Meuge 

70,369 

62,333 

82,346  Gr. 

Specif.  Gewicht     .        .        .        1,0077 

1,0Ü65 

1,0098 

Nach  W.  T.  Brande  und  S.  Parkes 

enthält  in 

einer  Pinte : 

Nr.  I. 

Nr.  II. 

Nr.  III. 

Clilornatrium    . 

41,3 

35,0 

15,0  Gr. 

Schwefelsaures  Natron    . 

22,7 

23,5 

14,0  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

6,0 

5,0 

5,0  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

2,5 

M 

^5~ 

Kohlensaures  Natron 

1,5 

. 

65,0 

0,5  — 

74,Q 

36,0  Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

2,5 

1,5 

l,5Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas   . 

. 

2,5 

2,5    - 

Specif.  Gewicht       .        .        . 

1,0092 

1,0085 

1,0063 

Nr.  IV. 

Nr.V. 

Nr.  VI. 

Chlornatrium    .... 

50,0 

9,5 

22,0  Gr. 

Schwefelsaures  Natron   , 

15,0 

.          . 

10,0  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

11,0 

36,5 

. 

Chlormagnesiuni       .         .        . 

,        , 

9,0 

•        » 

Schwefelsaure  Kalkerde 

4,5 

3,5 

.        . 

Eisenoxj'd       .... 

«        . 

3,5 

.     1,5  — 

Verlust 

. 

130 

.     0,5  — 

80,5 

63,0 

34,0  Gr. 

Kohlensaures  Gas          .        . 

. 

. 

10,0  Kuh.  Z. 

Specif.  Gewicht     .        .  .    .. 

1,010 

1,008 

1,004 

Nach  Cooper's  neuester  A 

mlyse  enthält  in  einer 

Pinte: 

Nr.  I. 

Nr.  II. 

Nr.  HI. 

Chlornatrium    .... 

27,0 

35,30 

32,30  Gr. 

Schwefelsaures  Natron    . 

14,7 

2S,40 

26,50  — 

Schwefelsaure  Talkerde          , 

4,0 

7,20 

6,10  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 

1,3 

3,10 

3,30  — 

Doppeltkohlensaures  Natron 

1,1 

•        .       . 

. 

Eisenoxid 

0,3 

0,42 

0,41  — 

Joduatrium 

Spuren 

48,4 

0,15 

0,15  — 

74,57 

68,76  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

2,5 

0,4 

0,4Kub.Z. 

Schwefelwasserstofi'gas 

. 

1,6 

0,7     - 

1292 


Nr.  IV. 

Nr.4.A. 

Nr.V. 

Nr.  VI. 

Chlornatrium     .        , 

52,4 

51,40 

9,70 

58,7  Gr. 

Schwefelsaures  Natron    . 

17,2 

14,00 

# 

12,3  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

14,2 

17,10 

47,00 

. 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

2,7 

2,10 

3,10 

2,0- 

Doppeltkohlensaures  Natron 

1,2 

2,40 

1,70 

1,8- 

0,40 

. 

Jodnatrium 

Spur 

0,25 

0,35 

0,2  — 

Chlorcalcium     .        .        . 

•       .     -  . 

8,30 

13,10 

9.3  — 

Chlormagnesium.        , 

. 

7,50 

10,50 

4,5- 

Kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde     1,1 

3,20 

. 

. 

88,8 

1Ö6,25~ 

"85,85" 

88£Gr. 

Kohlensaures  Gas    . 

1,4 

1,16 

1,2 

0,7  K.Z. 

Schwefelwasserstoffgas    . 

. 

Spur 

3.     Sherborne  Spa: 
nach  Scudamore    in  sechzehn  Unzen: 


Nr.  I. 
3,829 
2,900 
Spur 
1,077 
0,054  . 

Nr.  II. 

6,0-25 

63,790 

0,516 

3,759 

Nr.  III. 
2,128  Gr. 
1,473  — 
Spur 
1,619  — 

7,860 
1,0011 

74,090 
1,009 

5,220  Gr. 
1,0012 

Schwefelsaures  Natron 

Chlornatrium 

Chlormagnesium 

Chlorcalcium 

Eisenoxyd 

Specif.  Gewicht        . 


Auferdem  werden  die  Analysen  des  Stronger  Pittville 
Spring  von  Daniell  und  die  des  Cambray-Sp  r ing,  eines  Ei- 
senwassers, mitgetheilt.     Hiernach  enthält: 

Pittville  Spring     Cambray  Spring 

Chlornatrium 

Schwefelsaures  Natron  .        .        . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlorcalcium  und  Chlormagnesium 
Doppeltkohlensaures  Natron   .        . 
Kohlensaure  Talkerde     . 
Kohlensaure  Kalkerde     . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Brom 

Kohlensaures  Gas  .        .        .       . 

Dr.  Murray  hat  aufser  Jod  und  Brom  auch  Spuren  von  salzsau- 
rem Ammoniak  in  dem  Mineralwasser  von  Cheltenham  gefunden. 


in  einer  Piute: 

in  einerGallone 

48,6  Gr.        ) 
.20,2  -        5 

.      24,00  Gr. 

.         .          . 

9,00  — 

5,5  — 

•      •        . 

•     -   •            • 

.      15,50  — 

5,6  — 

. 

'  1,0-1      ' 

8,95  — 

•        •          • 

7,05  — 

Spuren         , 

. 

80,9  Gr. 

64,50  Gr. 

l,0Kub.Z. 

24,0Kub.Z. 

1293 

Die  Wirkung  des  innerlich  und  äufserlich  angewandten 
Mineralwassers  Längt  von  der  Verschiedenheit  seines  Ge- 
halts ab,  nach  welchem  hier  Schwefelwasser,  Salzquellen 
und  salinische  Eisenquellen  zu  unterscheiden  sind.  Da 
aufserdem  fast  alle  Quellen  Eisen  enthalten,  so  ist  die 
Wirkung,  je  nach  dem  Gehalt  an  Eisen,  stärkend,  eröff- 
nend oder  auflösend,  abführend,  schwächend,  und  der  Kur- 
ort vereinigt  somit  die  Mittel  zur  kräftigen  Bekämpfung 
der  venösen,  wie  der  lymphatischen  Dyskrasie,  bei  gleich- 
zeitiger Stärkung  und  Belebung  des  Gefäfs-  und  Nerven- 
systems. 

Gewöhnlich  beginnt  man  die  Trinkkur  mit  den  auflösend,  abfüh- 
rend wirkenden  Salzquellen,  verstärkt  auch  zuweilen  ihre  Wirkung, 
wenn  der  Stuhlgang  nicht  hinreichend  durch  sie  vermehrt  wird,  durch 
auflösende  Pillen,  und  geht  dann  erst  zu  den  stärkeuden  Eisenquel- 
len über,  wobei  jedoch  alle  bekannten  Contraindicationen,  welche  den 
Gebrauch  der  Eisenwasser  verbieten,  zu  berücksichtigen  sind.  -  Mit 
dem  innern  Gebrauch  wird  der  der  Bäder  verbunden,  die  zu  27  bis 
29°  R.  genommen  werden,  und  in  denen  mau  nicht  weniger  als  10, 
und  nicht  länger  als  20  Minuten  verweilt;  man  nimmt  wöchentlich 
nicht  mehr  als  2  —  3  Bäder. 

Die  Krankheiten  gegen  welche  sich  das  Mineralwas- 
ser einen  besondern  Ruf  erworben  hat,  sind  folgende: 

a.  Gichtische  Beschwerden,  namentlich  wenn  gleich- 
zeitig beträchtliche  Anomalien  der  Verdauungswerkzeuge 
vorhanden  sind. 

b.  Verschleimungen  und  Stockungen  im  Unterleibe, 
mit  Trägheit  des  Darmkanals  verbunden,  —  Stockungen 
im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Hämorrhoidalleiden,  Gelb- 
sucht und  ähnliche  durch  einen  langem  Aufenthalt  in  den 
Tropenländern  veranlasste  Krankheiten. 

c.  Gries  -  und  Steinbeschwerden. 

d.  Disposition  zu  Erysipelas,  Urticaria  und  ähnlichen 
Hautkrankheiten,  vorzüglich  wenn  gleichzeitig  krankhafte 
Störungen  der  Verdauungswerkzeuge  vorhanden  sind. 

Man  bereitet  hier  auch  ein  unten  dem  Namen  des  Cheltcnham 
Salt  bekanntes  und  in  England  viel  benutztes  Salz,  das  nach  Brande 
und  Parkes   aus   salz-  und  schwefelsaurer  Talkerde  und  Eisen,    — 


1294 

nach  Planche  und  Caventou  aus  120  Gr.  schwefelsaurem  Na- 
tron, 66  Gr.  schwefelsaurer  Talkerde,  10  Gr.  Chlornatrium  und  ?/„  Gr. 
schwefelsaurem  Eisen  besteht. 

Short,    history  of  the  principles  of  Mineral-waters.  1740.  Vol.  II. 

C.  H.  Senkenberg  in:  Phüos.  Transact.    1741.  Nr.  461. 

J.  Bark  er,  treatise  on  Chelteuham  waters  and  its  great  use, 
London  1786. 

Fothergill,  experimental  inquirj  on  Cheltenham  waters. 
2.  ed.  1788. 

J.  Smith,  observations  on  the  use  and  abuse  of  the  Cheltenham 
waters.  Lond,  1787;  —  1801.  Franz.  vonM.  F.  Le  Breton.  Par.  1789, 

Th.  Jameson,  treatise  on  Cheltenham  waters  and  bilious  di- 
seases.  London  1803. 

W.  Saunders,  treatise  etc.   London  1805.  p.  286, 

The  improved  Cheltenham  Guide,  comprising  a  methodical  State- 
ment of  the  virtues   aud  qualities  of  the  Cheltenham  waters.  Bath. 

Fr.  Accum,  Analysis  of  the  Mineral  waters  lately  discovered 
at  Cheltenham.  London  1808;  —  1810. 

T.  Jameson,  on  Cheltenham  waters.    London  1814. 

Ch.  Scudamore,  a   chemical  and  med.  raport.   a.  a.  O.  p.  170, 

Journal  general  de  M6d.  1820.  Nr.  288. 

John  M'Cabe,  observations  on  the  Cheltenham  Waters,  on 
the  Diseases,  in  which  they  are  recommanded,  to  which  is  annexed 
an  Analysis  of  the  Salt  and  Waters.    Cheltenham  1820. 

John  M'Cabe,  directions  for  drinking  the  Cheltenham  Waters. 
London  1824, 

—  —    a  Treatise  on  the  Cheltenham  Waters.  London  1824. 
Bulletin  des  sc.  med.  1824.  II.  p.  300. 

The  visitors  Handbook  for  Cheltenham,  contaiuing  brief  notices 
of  the  Spas  etc.  Cheltenham  1840. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  54. 

Bains  d'Europe.   p.  572. 

E.  Lee,  additioual  remarks  a.  a.  O.  p.  12. 

—  —    the  mineral  Springs  a.  a.  O.  p.  59. 

Die  Mineralquelle  von  Oloucester  entspringt  bei  dieser 
zehn  engl.  Meilen  von  Cheltenham  gelegenen  Stadt  in  Gloucestershire. 
Das  salinische  Eisenwasser  ist  mit  sehr  zweckmässigen  Vorrichtun- 
gen zu  seiner  Benutzung  ausgestattet  und  wird  daher  auch  ziemlich 
besucht.  Man  findet  hier  ein  Pump-Room,  kalte  und  warme,  so  wie 
Dampfbäder  und  Douchen. 

Hemming,  the  history  and  chemical  analyse  of  the  mineral 
water  lately  discovered  in  the  city  of  Gloucester   etc.    London  1789. 

A  Guide  to  all  the  watering  Places.  p.  332. 

Die  Mineralquellen  von  Malvem.  Es  giebt 
zwei,  drei  englische  Meilen  von  einander  entfernte,  Dörfer 


1295 

dieses  Namens  in  Worcestershire ,  Grofs-  und  Klein-Mal- 
vern,  von  denen  das  erste  von  Worcester  acht,  von  Chel- 
tenhain  22,  von  London  120  englische  Meilen  entfernt,  auf 
der  Ostseite  einer  sich  neun  Meilen  in  der  Richtung-  von 
Norden  nach  Süden  hinziehenden  Bergkette  liegt,  die  Mal- 
vern-Hills  genannt,  die  sich  im  Herefordshire  Beacon  1444 
Fufs  über  d.  M.  erhebt  und  hauptsächlich  aus  Granit, 
Syenit  und  Grünstein  besteht. 

Man  unterscheidet  zwei  Mineralquellen:  St.  Anne's 
Well,  welche  in  einiger  Entfernung  auf  dem  Gröfs-Mal- 
vern  überragenden  Hügel  entspringt,  und  Holy  Well 
Water,  welches  auf  einem  zwischen  Grofs-  und  Klein- 
Malvern  gelegenen,  von  ersterem  Dorfe  zwei,  von  letzterem 
nur  eine  Meile  entfernten  Hügel  zu  Tage  kommt.  Erstere 
wird  hauptsächlich  zu  Trinkkuren,  die  andere  zu  Bädern 
benutzt. 

Die  Bäder  befinden  sich  an  der  Quelle  selbst,  wo  auch  Woh- 
nungen vorhanden  sind  für  die,  welche  in  den  Dörfern,  wo  sich  eben- 
falls schöne,  von  Gärten  umgebene  Häuser  zur  Aufnahme  von  Kur- 
gästen, nebst  Hotels  und  allem  Comfort  des  Lebens,  der  über  das  Ganze 
wie  über  jedes  Einzelne  ausgebreitet  ist,  finden,  nicht  wohnen  wol- 
len. Die  schöne  Lage  mit  der  genufsreichen  Aussicht  auf  Worce- 
stershire, G'oucestershire  und  einen  Theil  von  Wales,  so  wie  die 
Reinheit  und  Klarheit  der  Luft  ziehen  in  der  Sommersaisou  viele 
Fremde  hierher. 

Das  Mineralwasser  ist  klar  und  durchsichtig,  ge- 
ruchlos und  von  angenehm  erfrischendem  Geschmack,  hat 
die  Temperatur  von  8,44°  R.  und  das  specif.  Gewicht  von 
1,0002.  Früher  von  Wall  aus  Oxford  (1756)  und  von 
W.  Philip  aus  Worcester  (1805)  untersucht,  ist  es  zu- 
letzt von  Scudam  ore  und  Addison  analysirt  worden. 
Hiernach  enthalten  sechzehn  Unzen  desselben: 

nach  W. Philip:    nach  Scudamore: 
Schwefelsaures  Natron        .        .        0,tGl  Gr.       .        .      0,255  Gr. 
Chlornatrium        ....        0,104  —        .... 

Chlorcalcium 0,213  — 

Kohlensaures  Natron   .         .         .        0,388  —         .... 
Kohlensaure  Tulkerde         .        .        1,028  —        .        .      Spuren 


1296 

Kohlensaure  Kalkerde         .        .        0,038;Gr.       .        .      0,221  Gr. 
Kohlensaures  Eisenoxydul  .        .        0,035  — 


0,754  Gr.  0,719  Gr. 

Nach  der  von  Addison  mitgetheilten  Analyse  enthält  eine  Gal- 
lone des  Mineralwassers: 

Chlormagnesium 5  Gr. 

Chlornatrium       .......  6  — 

Schwefelsaure  Talkerde 576  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 5  — 

Kieselerde 5  — 

Unlöslichen  Rückstand  und  Verlust  .        .        .        324  — 

921  Gr. 
Hiernach  zeichnet  sich    das  Mineralwasser    vor   den  meisten  an- 
dern dureh  seine  aufserordentliche  Reinheit  aus;    dafs    es  Eisen  ent- 
halte,   scheint  Scudamore  mit  Recht  zu  läugnen. 

Das  Mineralwasser  geniefst  eines  grofsen  Rufes,  wirkt 
auflösend,  eröffnend,  gelind  stärkend,  vorzugsweise  diure- 
tisch  und  wird  innerlich  und  äufserlich ,  in  Form  von  Bä- 
dern und  Kataplasmen,  benutzt. 

Getrunken  soll  es  im  Anfang  zuweilen  leichte  Uebelkeiten  und 
selbst  Schwindel  verursachen;  doch  verlieren  sich  diese  Symptome 
bald  und  an  ihre  Stelle  treten  vermehrter  Appetit,  vermehrte  Harn- 
secretion,  allgemeines  Wohlbefinden,  als  Zeichen  der  beginnenden  Hei- 
lung. —  Der  Form  von  Kataplasmen  bedienen  sich  die  Einwohner 
des  Landes  häufig,  indem  sie  mit  dem  Mineralwasser  befeuchtete  Tiii 
eher  auf  die  leidenden  Glieder  legen. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  das  Mineralwasser  in 
den  genannten  Formen  empfohlen  wird,  sind:  Hautkrank- 
heiten, Krankheiten  der  Harnwerkzeuge,  namentlich  Stein - 
und  Griesbeschwerden,  scrophulöse  Geschwüre,  vernach- 
lässigte Fisteln ;  —  in  allen  diesen  Leiden  giebt  der  dortige 
Aufenthalt  bei  der  hier  herrschenden  Reinheit  der  Luft  und 
dem  milden  Klima  ein  mächtiges  Agens  zur  Heilung  ab. 

Observations  and  Inquiry  on  the  med,  Waters  at  Malvern  in 
Worcestershire.  Med.  Tract.  the  late  J.Wall,  collect,  and  published 
by  M.  Wall.    Oxford  1780. 

W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  O.  p.  100. 

L.  Hörn  er,  Transactions  of  the  Geology  Soc.  T.  I.  p.  281. 

A.  W.  Philip  Wilson,  on  analysis  of  the  Malvern  Waters. 
Edinburgh  1806. 

Malvern  Waters,  being  a  republioation  of  Cases  formerly  collec- 


1297 

ted  by  John  Wall,  M.  I).  and  since  illustrated  with  notes  by  bis 
sou  Martin  Wall.    Londou   1806. 

Pbilip  und  Scudamore  iu:  Medical  Repository.  1820.  Decbr. 
p.  465.  1821.  März. 

Ch.  Scudamore,  a  cbemical  and  med.  report  a.  a.  0.    p.  236. 

Addison  in:  Tbe  Atbeuaeum.  4.  Juny  1828;  —  Bulletin  des 
sc.  m6d.  1830.   F6vr.  p.  262. 

Varrentrapp,  Tagebuch  a.  a.  O.    S.  300. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas  S.  150. 

Bains  d'Europe.  p.  576. 

Edw.  Lee,  tbe  miueral  Springs  a.  a.  O.  p.  42. 

Die  Mineralquellen  von  Leamington  oder 
Ijeamington  Priors  entspringen  in  dieser  in  War- 
wickshire,  zwei  englische  Meilen  östlich  von  Warwick, 
90  Meilen  von  London  entfernten,  in  der  Nähe  von  Birming- 
ham gelegenen  Stadt,  und  erfreuen  sich  eines  grofsen  Zu- 
spruchs von  Kurgästen. 

Der  Mineralquellen  gedenken  schon  Camden  im  J.  1586,  Speed 
im  J.  1596,  Dugdale  im  J.  1656.  Diejenige,  welche  die  alten  Bä- 
der versorgt,  wurde  im  J.  1786,  die  der  neuen  Bäder  im  J.  1790  ent- 
deckt, und  1791  die  neuen  Bäder  selbst  errichtet.  Damals  war  Lea- 
miugton  ein  unbedeutendes  Dorf,  aus  dem  es  sich  im  Laufe  des  ge- 
genwärtigen Jahrhunderts  zu  einer  reichen  und  prächtigen  Badestadt 
erboben  hat,  die  vielleicht  an  Pracht  und  Eleganz  der  Bäder  allen 
Badeorten  voransteht.  Aufser  zahlreichen  palastartigen  Gasthöfen  zur 
Aufnahme  der  Kurgäste  und  den  mannigfaltigsten  zum  Vergnügen  der- 
selben bestimmten  Etablissements  befinden  sich  hier  vier  grofse  Bade- 
häuser mit  Säulengängen  und  Gärten,  Säle  und  Hallen  im  prächtig- 
sten Style,  der  dem  Luxus  der  Bäder  selbst  entspricht.  Diese,  sehr 
geräumig  und  in  dem  Boden  eingelassen,  sind  mit  Eisenplatten  um- 
legt und  durchaus  mit  Porzellantafeln  ausgefüttert;  an  den  Seiten  ha- 
ben sie  noch  besondere  Sitze.  Die  Abflufsröhren  und  die  Hähne, 
welche  das  Wasser  in  die  Badebecken  ausgiefsen,  sind  von  massivem 
Silber.  Auch  befindet  sich  hier  eine  elegante  und  sehr  bequem  zu 
applicirende  Doucbe,  nebst  einer  nützlichen  Maschine,  um  unbehülf- 
liche  Kranke  auf  ihrem  Stuhle  mit  leichter  Mühe  in  ihren  Bereich 
zu  bringen.  Die  Trinkanstalt  befindet  sich  in  einem  ungemein  gro- 
fsen und  prächtigen  Saale. 

Die  angenehme  Lage  der  Stadt  fast  im  Mittelpunkte  des  Landes 
und  in  der  Nähe  mehrerer,  historisch  interessanter  Orte  bietet  zu 
mannigfachen  Ausflügen  Anlafs.  Dahin  gehören  Wurwick-Castle,  die 
Ruinen  von  Kenilwo-rth -Castle,  Guy-ClifT,  die  sämmtlich  nur  2 — 5 
englische  Meilen  von  Leainingtou  entfernt  liegen,  und  endlich  das 
10  engl.  Meilen  entfernte  Stratfort  upon  Avon,  der  Geburtsort  Wil- 
liam Sbakespeare's. 


1298 

Die  Mineralquellen  entspringen  aus  Liasj  man  unter- 
scheidet folgende: 

1.  Royal  Pump  Room: 

a.  Saline  Water,  durchsichtig,  von  sehr  bitterlich- 
salzigem Geschmack  und  dem  specif.  Gewicht  =  1^0119. 
Die  Temperatur  ist  wechselnd:  sie  betrug  im  November 
1819:  6°R.,  im  Juli  1820:  10°  R. 

b.  Sulp  hur  Water,  von  hepatisch-salzigem  Ge- 
schmack, hepatischem  Gerüche,  enthält  Schwefelwasser- 
stoffgas, dessen  Menge  jedoch  nicht  näher  bestimmt  ist, 
und  hat  das  specif.  Gewicht  =  1,0042. 

2.  Lor d  Ay lesford's  Spring,  von  angeneh- 
mem salinisch-eisenhaftem  Geschmack,  hat  das  specifische 
Gewicht  =  1,0093. 

3.  Mr.  Robbin's  Spring,  von  angenehm  salini- 
schem Geschmack  und  dem  specif.  Gewichte  =  1,0118. 

4.  Mr.  Wise's  Spring,  von  angenehm  salini- 
schem Geschmack  und  dem  specif.  Gewicht  =  1,010. 

5.  Mrs.  Smith's  Spring,  von  angenehm  sali- 
nischem Geschmack  und  dem  specif.  Gewicht  ==  1,0085. 

6.  Marble  ßaths  Pump  Room: 

a.  Rechter  Brunnen  (RightUrn)  riecht  und  schmeckt 
nach  Schwefelwasserstoffgas,  ist  dabei  reich  an  Kochsalz 
und  Glaubersalz  und  hat  das  specif.  Gewicht  =  1,011. 

#.  Linker  Brunnen  (Left  Um),  von  eisenhaftem 
Geschmack  und  dem  specif.  Gewicht  =  1,0067. 

c.  Mittlerer  Brunnen  (Middle  Urn),  von  salinisch- 
eisenhaftem  Geschmack  und  dem  specif.  Gewicht  =  1,0054. 

Das  Mineralwasser  ist  von  Lambe,  Weatherhead, 
Loudon  und  Scudamore  analysirt.  Nach  Letzterem 
enthält  in  sechzehn  Unzen: 


1.  Royal  Pump  Room: 

2.  AylesforcTs 

«.Saline      b.  Sulphur 

SpriDg: 

Water:        Water: 

Schwefelsaures  Natron  . 

8,24            12,260 

34,670  Gr. 

Clilornatrium    . 

.      56,55            15,780 

12,890  — 

Cliloniagnesium 

.      21505             3,492 

5,493  — 

1299 

Chlorcalcium    ....      30,14  8,367  30,720  Gr. 

Eisenoxyd        ....      Spur  Spur         geringe  Menge 

115,98  39,899  83,773  Gr. 

3.Robbins  4.  Wise's  ö.Smith's 

Spring:  Spritig:  Spring: 

Schwefelsaures  Natron          .        32,83  35,190  29,633  Gr. 

Cliiornatrium  ....        49,20  31,880  23,992  — 

Chlormagnesium, 5,493  5,493  — 

Chlorcalcium  ....        18,14  22,640  21,295  — 

Eisenoxyd      .        .        .       geringe  Menge  geringe  Menge   Spur 

"100,17  "95,203  80,413  Gr. 

6.    Marble  Baths  Pump  Room : 

«.RightUrn:     i.Leftürn:  c.MiddleÜrn: 

Schwefelsaures  Natron      .        2S,030              11,780  8,672  Gr. 

Chlornatrium      .        .        .        47,990                7,766  9,719  — 

Chlormagnesium          ,        ,          7,682                3,293  7,124  — 

Chlorcalcium       .         .        .        27,190                9,582  3,230  — 

Kohlensaures  Eisenoxydul  geringe  Menge         0,340  0,191  — 

110,892           "32,761  28,936  Gr. 

Nach  Loüdon's  Analyse  enthält  Aylesford's  Spring  in  einer 
Pinte  Wasser: 

Schwefelsaures  Natron  i        i        40,398  Gr. 

Cliiornatrium 40,770  — 

Chlorcalcium 20,561  — 

Chlormagnesium  t  3,266  — 

104,995  Gr. 

Kohlensaures  Gas  ...*..  2,103  Kub.Z. 

Stickgas  *        *        .  0,537     — 

Sauerstoffgas 0,075    — 

2,715  Kub.Z. 

In  dem  salinischen  Mineralwasser  von  Rojal  Pump  fand  Dau- 
heny  auch  Spuren  von  Jod  und  Brom,  die  sich  unzweifelhaft  auch 
in  den  andern  Quellen  vorfinden  werden. 

Nach  vorstehenden  Analysen  gehören  die  Schwefel- 
quellen von  Royal  Pump  und  der  rechte  Brunnen  des  Mar- 
morbades zu  den  schwefelreichen  Salz-  und  Glaubersalz- 
quellen; die  Chlorsalze  in  den  übrigen  Brunnen  sind  un- 
gleich vertheilt,  so  dafs  bald  das  Kochsalz,  bald  die  Chlor- 
magnesia, bald  der  Chlorkalk  mehr  vorherrscht;  auch  fehlt 
es  nicht  an  einem  wechselnden  Antheil  von  Eisen.   Bei  der 


1300 

grofsen  und  umfassenden  Wirksamkeit  des  Mineralwassers, 
die  sich  nicht  allein  auf  chronische  Unterleibsleiden,  son- 
dern auch  auf  das  ganze  Gebiet  der  Scrophulosis  erstreckt, 
welche  hier  sowohl  in  ihren  anfänglichen,  als  in  ihren  fer- 
nem Entwickelungsformen  kräftig  bekämpft  werden  kann, 
sind  daher  für  letztere  Krankheitsformen  diejenigen  Salz- 
quellen, in  welchen  die  Chlorverbindungen  vorherrschen, 
indicirt,  während  Unterleibskranke  die  Schwefelwasser- 
stoffgas  und  mehr  Glaubersalz  enthaltenden  Wasser  vor- 
zuziehen haben. 

Innerlich  und  äußerlich  angewendet,  werden  die  Mi- 
neralquellen namentlich  empfohlen  gegen  Gicht,  chronische 
Rheumatismen,  Lähmungen,  —  chronische  Unterleibsleiden, 
Stockungen  und  Ueberfüllungen  in  der  Leber  und  im  Pfort- 
adersystem, —  Leiden  der  Harnwerkzeuge,  —  chronische 
Hautkrankheiten,  Scropheln,  insbesondere  wenn  gleichzei- 
tig grofse  Unthätigkeit  und  atonische  Schwäche  der  Or- 
gane der  Digestion  und  Assimilation  und  in  Folge  dieser 
Hartleibigkeit  vorhanden  sind. 

Derham,  Hydrologia  philosophica  or  an  account  of  Leamington 
Waters  in  Warwickshire  with  directions  for  the  driuking  of  the 
same.  Oxford  1685. 

Lambe  in:  Manchester  Memoirs.   Vol.  V.  P.  I. 

Ch.  Scudamore,  chemical  and  medical  report  a.  a.  0,  p.  215. 

Ch.  Weatherhead,  analysis  of  the  Leamington  Spa,  with  re- 
marks  on  its  use  and  medicinal  qualities.    London  1820. 

Oh.  Loudon,  a  practica!  Dissertation  on  the  Waters  of  Lea- 
mington Spa;  including  the  History  of  the  Springs,  a  new  Analysis 
of  their  Gaseous  Contents.     Third  Edit.    London  1830. 

Briefe  eines  Verstorbenen.    Bd.  III.  S.  240. 

Gairdner,  essay  a    a.  O.  p.  415. 

Ch.  Daubeny,  report  on  the  present  State  a.  a.  O.  p.  17. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Enropas.  S.  138. 

E  d  w.  Lee,  an  account  a.  a.  0.  p.  228. 

—        —        the  mineral  Springs  a.  a.  O.  p.  69. 

Die    So  Ölquelle    von   Asliby    in    der    Grafschaft    Leicester 
enthält  nach  Ure's  Analyse   in  sechzehn  Unzen  Wasser: 

Natrium- und  Maguesiumbromür     .        .        .        0,886  Gr. 
Chlornatrium     .......    911,000  — 

Chlormagnesium 1,772  — 


1301 

Chlorcalcium 94,500  Gr. 

Kohlensaures  Eisenoxydul       ....        Spur 

100S,15SGr.~ 
Schwefelsaure  Kalkerde,  welche  früher  Accum  und  Thomson 
in  sehr  abweichenden  Quantitäten  darin  nachgewiesen  hatten,  konnte 
Ure  nicht  finden.  —  Die  Soole  wird  als  Bad  benutzt. 
Philos.  Magaz.  T.  VI.   p.  5S.  322. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  16. 

Die  Mineralquellen  von  Harrowgate,  einem 
berühmten  und  besuchten  Badeorte  von  5000  Einwohnern, 
entspringen  in  einer  aumuthigen,  gesunden  Gegend  bei  dem 
Dorfe  High-  und  Low -Harrogate1,  im  West-Riding  von 
Yorkshire,  drei  englische  Meilen  von  Knaresborough,  sech- 
zehn von  Leeds  und  zwanzig  von  York  entfernt. 

Die  Quellen  sind  schon  lange  benutzt  und  wurden  schon  im  J. 
1632  vom  Dr.  Stanhope  beschrieben.  Die  zu  ihrem  Gebrauch  ge- 
troffenen Einrichtungen  sind  nach  englischer  Weise  musterhaft  und 
lassen  kaum  etwas  zu  wünschen  übrig;  die  bedeutendsten  Etablisse- 
ments sind  das  Starbeck-,  das  Victoria-  und  das  Montpellier  - 
Etablishment,  welche  mit  Gartenanlagen,  Badern  für  beiderlei 
Geschlechter  und  Vorrichtungen  zu  Douche-,  Dampf-  und  Gasbädern 
versehen  sind.  Auch  fehlt  es  nicht  an  grofsen  Versammlungssälen, 
Theatern,  Lesegesellschaften,  hohen  und  niedern  Spielen  und  allen  an- 
dern Arten  von  Zerstreuungen.  Die  Zahl  der  Kurgäste  wäbrend  der  vom 
Juni  bis  Ende  October  dauernden  Saison  beträgt  durchschnittlich  12,000, 
welche  in  ungefähr  200  Lodging-Houses  geräumig  und  bequem  woh- 
nen. Ein  Hospital  mit  50  Betten  nimmt  solche  Armenkranke  auf, 
welche  für  eine  Bade-  und  Trinkkur  geeignet  sind. 

Die  Mineralquellen  entspringen  aus  einem  Sumpfboden, 

der   auf  Thou  und  Kies  ruhet,   in  grofser  Anzahl.     Man 

unterscheidet : 

1.  Schwefelquellen,  reich  an  Schwefelwasser- 
stoffgas und  salinischen  Bestandtheilen ;  zu  ihnen  gehören : 
Old  sulphur  W  eil,  Thackwray's  garden  spring, 
Crescent  new  spring,  Starbeck  oder  Knares- 
borough sulphur-spring  und  Hospital-well. 

2.  Salinishe  Eisenquellen;  zu  ihnen  gehört: 
William's  (ehemals  Oddy's)  saline  chalybeate 
Well  oder  Cheltenham. 

3.  Reine  Eisenquellen)  zu  ihnen  gehören:   Od- 


1302 

dy's  pure  chalybeate  spring,  Old  Spa,  Tewit's 
Spring,  St.  George 's  Spring  und  Starb  eck  Spring. 

4.  Erdig-salinische  Quellen,  welche  erdige 
Salze  mit  wenig  Eisen,  aber  kein  Schwefelwasserstoffgas 
enthalten;  zu  ihnen  gehören:  Crescent  old  Well, 
Crescent Hotel  saline  spring  und  Knaresborough 
dr  opp  ing-well  im  Bilton  Park,  —  letzterer  berühmt 
wegen  seiner  petrificirenden ,  alle  hineingelegten  Gegen- 
stände mit  Kalkincrustationen  überziehenden  Eigenschaften. 

Alle  Schwefelquellen,  mit  Ausnahme  des  Star- 
beck Spring,  welcher  eine  Meile  östlich  von  High-Harrow- 
gate  zu  Tage  kommt,  entspringen  in  Low  Harrowgate. 
Die  wichtigste  darunter,  der  Old  sulphur  Well,  sam- 
melt sich  in  einem  steinernen  Becken  und  ist  von  einer 
Kuppel  überwölbt:  er  dient  vornehmlich  als  Getränk.  Sein 
Wasser  ist  durchsichtig  und  klar,  stark  perlend,  von  stark 
hepatischem  Geruch,  sehr  salinischem  und  wegen  des 
Schwefelwasserstoffgases,  womit  es  hnprägnirt  ist,  unange- 
nehmem Geschmack,  an  den  man  sich  indessen  nach  eini- 
gen Tagen  gewöhnt,  verliert,  der  Luft  ausgesetzt,  seine 
Durchsichtigkeit,  so  wie  nach  und  nach  auch  seinen  Schwe- 
felgeschmack und  behält  dann  blos  den  einer  starken  Salz- 
auflösung. Die  Temperatur  beträgt  9,77°  R.  Thack- 
wray's  garden-sprine;  kommt  ungefähr  200  Yards  von 
Old  sulphur  zu  Tage  und  ist  von  Gartenanlagen  vor  dem 
Crown-Hotel  umgeben:  er  hat  weniger  salinische  Be- 
standtheile  als  der  vorige,  ist  aber  sehr  reich  an  Schwefel- 
wrasserstoffgas.  Der  Crescentnewspring  wird  vornehm- 
lich zu  Bädern  benutzt.  Der  Starb  eck  spring  ist  am 
schwächsten  Hinsichts  seiner  salinischen  und  gasigen  Be* 
standtheile,  wird  aber  viel  gebraucht;  er  entspringt  in  glei- 
cher Entfernung  von  Knaresborough  und  Harrowgate  und 
bildet  mit  Wohngebäuden,  Gartenanlagen,  Bädern  und  ei- 
nem schwachen  Eisenwasser  zusammen  das  Starbeck- 
Etablissement. 

Unter  den  Eisenquellen,  welche  in  High  Harro w- 

catc 


1303 

gate  zu  Tage  kommen,  ist  tlei»  wichtigste  Oddy's  saline 
chalybeate  spring:  er  wird  mittelst  eines  Pumpwer- 
kes nach  dem  Etablissement  Behufs  seiner  Benutzung  als 
Getränk  geführt,  wodurch  der  Uebelstand  entsteht,  dafs  er 
schwächer  als  an  dem  Ursprung  selbst  dorthin  kommt,  da 
er  in  den  Leitungsrohren  einen  Theil  seines  Eisengehalts 
niederschlägt.  Sein  Wasser  ist  von  stark  eisenhaftem, 
salinischem,  aber  angenehmem  Geschmack  und  hat  die  Tempe- 
ratur von  9,77°  H.  Oddy's  pure  chalybeate  spring, 
erst  neuerlich  entdeckt  in  der  Nähe  der  Pumpe,  welche  das 
l  salinische  Eisenwasser  des  vorigen  liefert,  ist  von  sehr 
i  deutlichem  Eisengeschmack,  hat  die  Temperatur  von  10,22°  11. 
und  enthält,  nebst  vielem  kohlensaurem  Gase,  mehr  als  die 
Hälfte  des  Eisengehalts  im  Ol d  Spa,  welcher  letztere,  bei 
Granby  Hotel  gelegen  und  in  einem  kleinen  Gebäude  ein- 
■  geschlossen,  vornehmlich  kohlensaure  Kalkerde  enthält, 
und  von  sehr  angenehmem  Geschmack  ist.  T  e  w i  t  spring, 
schon  im  J.  1571  entdeckt  und  lange  Zeit  die  einzige  be- 
kannte Mineralquelle  der  Gegend,  entspringt  in  dem  Walde 
von  Knaresborough,  in  geringer  Entfernimg  von  High  Har- 
rowgate:  er  enthält  beinahe  eben  so  viel  Eisen  als  Old 
Spa,  ist  aber  jetzt  nur  wenig  in  Gebrauch.  Starbeck 
chalybeate  spring  enthält  f  Gr.  Eisen  in  einer  Gallone 
Wasser. 

Yon  den  salinischen  Quellen  enthält  der  Cres- 
cent  saline  spring  in  einer  Gallone  Wasser:  680  Gr. 
Chlornatrium,  53  Gr.  kohlensaures  Natron,  44  Gr.  Chlor- 
calcium  und  etwa  eben  so  viel  Chlormagnesium.  Der 
Crescent  old  well  ist  viel  weniger  reich  an  Bestand- 
teilen. 

Das  speeifische  Gewicht  der  einzelnen  Quellen,    wie  es  Scuda- 
more  gefunden  hat,  ergiebt  folgende  Uebersicht : 

Old  sulpbur  Well 1,0103 

Crescent  Water  .....        1,0008 

Oddy's  Saline  chalybeate  ....        1,0053 

'    Oddy's  pure  chalybeate      ....        1,0003 

0!d"Spti     ., 1,0014 

III.  Thcil.  O  o  o  o 


1304 


Anatysirt  wurde  das  Mineralwasser  von 
(1794),  Scudamore,  West  und  Hunter. 
enthält  in  sechzehn  Unzen: 

nach   Scudamore: 

1.  Old  sulphur 
Well : 
Schwefelsaure  Kalkerde    .        .        .        1,052  Gr. 
Chlornatrium       .... 
Chlormagnesium 
Chlorcalcium       .... 
Kohlensaure  Talkerde        .        . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisen  .        .        . 
Kieselerde 


Garnett 
Hiernach 


100,100  — 
3,682  — 
4,223  — 
0,422  — 
1,579  — 


2.  Oddys  saline 
chaljbeate: 
0,244  Gr. 
39,600  — 
1,303  — 
2,893  — 
0,105  — 
0,884  — 
0,460  — 
0,052  — 


111,058  Gr. 

45,541  Gr. 

Kohlensaures  Gas 

1,180  Kuh.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 

1,698    — 

Stickstoff  mit  Kohlenwasserstoff     . 

0,718    — 

Nach  H  u  n  t  e  r  enthält  in  einei 

Imperial-Gallone  Wasser: 

1.  Old  sulphur 

2   Saline  chaly- 

Well  : 

beate: 

Chlornatrium       .... 

867,2  Gr. 

576,50  Gr. 

Chlorcalcium       .... 

87,2  — 

43,50  — 

Chlormagnesium          .        . 

42,4  — 

9,65  - 

Doppeltkohlensaures  Natron 

20,0  — 

i        . 

5,30  — 

1016,8  Gr. 

634,95  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

15,64  Kub.Z 

r 

Kohlensaures  Gas      . 

2,72    — 

5,675  KubZ. 

Kohlenwasserstoff      . 

6,80    — 

■        •        . 

8,84    — 

7,675    — 

Nach  West's  Untersuchung  < 

es  Schwefelwas 

sers  enthält  in  ei- 

ner  Wein-Gallone: 

1.  Old  sulphur 

2.NewWellatthe 

Well: 

Crown  Inn : 

Chlornatrium     .        .        .        . 

752,00  Gr. 

.      785,00  Gr. 

Chlorcalcium 

65,75  — 

71,50  — 

Chlormaguesium        .... 

29,20  — 

43,00  — 

Doppeltkohlensaures  Natron     . 

12,80  — 

14,75  — 

Schwefelwasserstoffgas 
Kohlensaures  Gas    . 
Stickstoff  . 

Kohlenwasserstoff    . 


859,75  Gr. 
14,00  Kub.Z. 
4,25    — 
8,00    — 
4,15    — 


914,25  Gr. 

6,40  Kub.Z. 

2,25  — 
6,50  — 
4,65    — 


1305 

Bei  der  Anwendung-  und  Wirkung  des  Mineralwassers 
ist  besonders  nach  den  beiden  Hauptklassen  der  bier  vor- 
handenen Quellen,  Schwefel-  und  Eisenquellen,  zu  unter- 
scheiden. 

a.  Die  Schwefelquellen.  Das  Harro wg-ater Schwe- 
felwasser kommt  mit  keinem  der  bekannten  Schwefelquel- 
len auf  dem  Continente  überein.  Reicher  an  salinischen 
Bestandteilen  als  die  Thermen  von  Aachen,  enthält  es 
doch  weniger  Schwefel  als  diese.  Auch  ist  seine  Wirkung, 
wegen  der  geringern  Temperatur,  minder  energisch  und 
eingreifend  und  scheint  überhaupt  mehr  Aehnlichkeit  mit 
den  schwächern  Pyrenäischen  Heilquellen  zu  haben.  Es 
wirkt  vorzüglich  auf  die  äufsere  Haut,  das  Leber-  und 
Pfortadersystem,  umändernd  auf  das  Mischungsverhältnifs 
der  Säfte,  die  Se-  und  Excretionen  bethätigend,  —  nach 
Scudamore  auch  diuretisch. 

Früher  nur  in  Form  von  Bädern  gebraucht,  hat  man  es  neuer- 
lich auch  als  Getränk  angewendet,  namentlich  wird  Old  sulphur  Well 
zum  Trinken  benutzt  und  auch  nach  den  verschiedenen  Theileu  Eng- 
lands versendet;  die  andern,  an  salinischen  und  flüchtigen  Bestand- 
teilen ärmeren  Quellen  werden  mehr  äufserlich  angewendet.  Die 
Auswahl  der  Quellen,  sowohl  der  Schwefel-  als  der  Eisenquellen,  wird 
nach  ärztlichem  Rathe  unternommen.  Man  trinkt  von  2  bis  6  Be- 
chern steigend  am  frühen  Morgen  und  badet  einige  Zeit  nach  dem 
Frühstück.  Bei  plethorischen  und  zu  Congestionen  geneigten  Subjec- 
ten  ist  vor  dem  Gebrauch  eine  Vorbereitungskur  erforderlich:  Blut- 
entziehungen, auflösende,  abführende  Mittel;  —  während  des  Ge- 
brauchs mufs  für  tägliche  Stuhlentleerung,  wenn  das  Wasser  nicht 
aushilft,  durch  den  Gebrauch  von  abfübrenden  Mitteln  gesorgt  werden. 
Eine  volle  Kur  dauert  vier  bis   sechs  Wochen. 

Empfohlen  hat  man  das  Schwefelwasser  namentlich  bei 
chronischen  Hautausschlügen,  Psoriasis,  Acne,  Gutta  rosa- 
cea,  —  Stockungen  im  Leber-  und  Pfortadersystem, 
Hämorrhoidalbeschwerden,  —  Krankheiten  der  Harnwerk- 
zeuge, besonders  Steinbeschwerden,  —  Armstrong  auch 
gegen  chronische  Entzündungen,  Phthisis. 

b.  Die  Eisenquellen.  Diese  zu  den  kräftigsten 
Stahlwassern  gehörenden  Mineralquellen  besitzen  aufser  ih- 
ren tonischeil,  stimulirenden,   das  Nerven-,   Gcfäfs-    und 

Oooo  2 


1.306 

Muskel  System  erhebenden ,  die  Functionen  der  Rcproduc- 
tion  und  Assimilation  befördernden  Wirkungen  noch  stark 
auflösende,  Sc-  und  Excrctionen  vermehrende,  vornehmlich 
die  Darmausleerung  und  Urinabsonderung  betätigende 
Eigenschaften  und  können  vorzugsweise  in  allen  denjenigen 
Fällen  mit  Vortheil  benutzt  werden,  wo  die  rein  eisenhalti- 
gen Wasser  zu  adstringirend  und  anhaltend  wirken ,  und 
man  aufser  der  tonisirenden  Wirkung  zugleich  auf  Ver- 
mehrung der  Darmausscheidungen  Rücksicht  nehmen  mute. 
Durch  den  reichen  Gehalt  an  salinischen  Bestandteilen, 
welche  in  diesem  Mineralwasser  zugleich  vorkommen,  wird 
also  die  dynamische  Wirkung  des  Eisens  auf  keine  Weise 
beeinträchtigt,  sondern  nur  modificirt  und  gemildert  und 
auch  für  diejenigen  geeignet,  welche  aufserdem  in  den  er- 
hitzenden, Congestionen  erregenden  und  constipirenden  Bei- 
wirkungen  des  Eisens  eine  Contraindication  für  ihre  An- 
wendung finden  dürften.     Ihre  Anwendung  findet  statt : 

a.  Bei  chronischen,  auf  Atonie  beruhenden  Krankhei- 
ten der  Digestionsorgane,  Unverd&ulichkeit  aus  Magen- 
schwäche und  daher  rührender  Neigung  zu  Verschleimung, 
Säure,  Sodbrennen,  Magendrücken,  hysterischen  und  hy- 
pochondrischen Beschwerden. 

b.  Bei  Trägheit  der  Circulation  des  Bluts  in  den  Un- 
terleibseingeweiden, venösen  Anschoppungen,  Stockungen 
im  Leber-  und  Pfortadersystem,  Hämorrhoidalbeschwerden. 

c.  Bei  Störung  und  Verhaltung  der  Menstruation  und 
Krampfzufällen,  Bleichsucht,  habituellen  Schleim-  und 
Blutflüssen,  Unfruchtbarkeit. 

d.  Bei  allgemeiner  Muskel-  und  Nervenschwäche, 
Zittern  der  Glieder,  langsamer  Wiedergenesung  nach  er- 
schöpfenden Krankheiten  mit  Substanz-  und  Säfteverlust. 

e.  Bei  atonisch-rheumatäschen  und  gichtischen  Be- 
schwerden, chronischen  Hautkrankheiten,  wenn  Torpor  und 
Reizlosigkeit  des  Haut-  und  Drüsensystems  zum  Grunde  liegt. 

Stanhope,    eures  without  care,    or  a  su.nmons  to  all  such   as 
find  little  or  no  help  by  the  use  of  pbysic,  to  repair  to  the  Northern 


1307 

Spaws,  wherein,  by  many  precedents  of  a  few  late  years,  h  is  pro- 
ved  to  the  world  that  infirmities,  of  tlieir  own  nature  desperate  and 
of  long  continuance,  have  recejvcd  a  porfect  eure  by  virtue  of  the 
mincral  waters  near  Knaresborough.  1032. 

J.  D,  "Walker,  de  aqua  sulpliurea  Harrowgatensi.    Edinb.  1770. 

Philos.  Transactions  of  tbe  Royal  Society  of  London.  T.  LXXVI. 
Part.  I.  Nr.  4. 

Essay  on  the  waters  of  Harrowgate.    London  17S4. 

T.  Gaructt,  treatise  of  the  mincral  waters  of  Harrogate.  Lon- 
don 1792. 

W.  Simpson,  observatious  on  cold  Bathiug.  London  1793. 

W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  0.  p.  405. 

J.  Armstrong,  practical  illustrations  of  the  on  Scarlet-Fever, 
Measles,  Pulmonary  consumption  and  chronic  diseases  witjj  Remarks 
on  sulphureous  Waters.  London  1818. 

Scudamore,  a  chemical  and  medical  report  a.  a.  O.  p.  90. 

Ediuburgh  med.  and  surg.  Journal  Nr.  CVII.    April.  1831.  p.  394. 

Adam  Hunter,  a  treatise  on  the  miueral  waters  of  Harrogate 
and  its  vicinity.  London  1830;  —  fifth  edit.   1838. 

Edw.  Lee,  aecount  a.  a.  0.  p.  216. 

—        —     the  mineral  Springs  a.  a.  0.  p.  47. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  98. 

Bains  d'Europe.  p.  561. 

Die  Mineralquelle  von  Holbeck  in  der  Nähe  von  Leeds, 
im  nördlichen  Theile  von  Yorkshire  Coalfield,  gehört  zu  den  mildern 
alkalischen,  kalten  Schwefelwassern  und  enthält  nach  der  Analyse 
von  George  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 

Schwefelsaures  Natron 0,596  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .....  0,049  — 
Chlornatrium  .  .  .  .  .  ,  »  0,505  — 
Kohlensaures  Natron 3,268  — 


4,418  Gr. 

Kohlensaures  Gas 0,242  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 0,296    — 

Stickstoff 0,4-23    — 

Sauerstoff 0,060     — 

Kohlenwasserstoffgas 0,322    — 

The  London  med.  Reppsitory.  Septbr.  1816. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  104. 

Die  Mineralquellen  von  Scarbor ough.  Diese  an  der  Bay 
gleiches  Namens  in  Yorkshire  gelegene  Seestadt,  welche  im  Sommer 
wegen  der  hier  angelegten  Seebäder  viel  besucht  wird,  besitzt  auch 
zwei  schwache  salinische  Eisenquellen:  North  uud  South  Wells 
genannt,  welche  nach  Thompson' s  Analyse  in  einer  Gallone  Was- 


isos 

ser,  aufser  einer  geringen  Menge  Eisen  und  kohlensaurem  Gase  ent» 
halten: 

South  Well:  North  Well: 

Schwefelsaure  Talkerde  .        .        .        22,41  Gr.  .        105,94  Gr, 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        .      147,12  —  .  47,64  —r 

Chloniatrium     .  2i,36  —  ,  7,23  -» 

Clilorcalcium     .        .        .        ,        „        .        ...  38,00  — 

Chlormagnesiuin  ,        ,  3,88  —  ... 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .  ,       9,97  —  , 

208,74  Gr.  198,81  Gr. 

Hinsichts  seiner  salinisciien  Bestandtheile  hat  das  Mineralwasser 
hiernach  viel  Aehnlichkeit  mit  Cheltenham,  obgleich  die  quantitati- 
ven Verhältnisse  viel  geringer  sind.  Der  South  Well  ist  weniger 
eröffnend  und  mehr  tonisch  als  der  North  Well,  beide  enthalten  mehr 
Eisen  und  eine  viel  geringere  Quantität  schwefelsaurer  Talkerde  — 
Mau  pflegt  den  Gebrauch  dieser  Eisenwasser  mit  dem  der  Seebäder 
zu  verbinden. 

J.  Atkins,  of  Scarborough  Waters.  London. 

R.  Wittie  und  Lighmore  in :  „Philos.  Transactions.  1669. 
p.  1038  und  1128. 

R.  Wittie,  Föns  Scarburgensis  s.  tractatus  de  omnis  aquarum 
generis  origine  ac  usu  particulariter  de  foEte  minerali  Scarborough  in 
Comitatu  Eboracensi  Angliae.    London  1678. 

W.  Simpson,  Hydrologia  chj'mica  or  the  chymfcal  Anatomy 
of  Scarborougb  and  other  Spaws  in  Yorkshire.  London  1699. 

P.  Shaw,  Inquiry  into  the  nature,  virtues  and  use  of  the  mine- 
ral  Waters  of  Scarborough.  London  1743;  —  franz.  par  (Doste.  Pa-r 
ris  1767. 

W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  O.  p.  304. 

E  d  w.  Lee,  the  mineral  Springs  a.  a.  O.  p.  79. 

Die  Mineralquelle  von  Filey  entspringt  eine  engl.  Meile 
nördlich  von  dieser  sieben  und  eine  halbe  Meile  südlich  von  Scarbo- 
rough gelegenen  Stadt,  wo  auch  Anstalten  zum  Gebrauch  der  See- 
bäder sind.  Es  ist  ein  Kochsalzwasser,  das  ein  wenig  Eisen,  eine 
beträchtliche  Menge  Chlornatrium,  einen  geringen  Antheil  schwefel- 
saurer Talkerde  und  etwas  Kalkerde  enthält. 


A  Guide  to  all  the  watering  a.  a.  0.  p.  184. 


Die  Mineralquelle  von  Nottington  entspringt  in  diesem 
anderthalb  engl.  Meilen  von  dem  Seebade  Weymouth  in  Dorsetshire 
gelegenen  Dörfchen.  Das  Mineralwasser,  zu  den  Schwefelquellen  ge- 
hörend, ist  vollkommen  klar,  von  sehr  hepatischem  Geruch  und  Ge- 
schmack und  gleicht  sehr  in  seinen  physischen  und  chemischen  Ei- 
genschaften, wie  in  seiner  WirkuDg,  dem  Mineralwasser   von  Moß'at 


1309 

in  Schottland.     In  Verbindung   mit  Seebädern    hat  es    sich  besonders 
gegen  Haut-  und  scorbutische  Affectioneu    bewährt. 
A  Guide  to  all  the  wateriug  Places.  p.  361 

Die  Mineralquelle  von  Brighton  oder  Brighlhelm- 
stone.  Diese  in  Sussex  gelegene,  durch  die  grofsartigsten  Anstalten 
zum  Gebrauche  von  Seebädern  berühmte  und  während  der  Saison  oft 
von  30,000  Fremden  besuchte  Stadt,  die  ausserdem  als  Ueberfahrtsort 
nach  Dieppe  bekannt  ist,  früher  der  Lieblingsaufenthalt  König  Georgs  111. 
war,  und  auch  von  der  jetzt  regierenden  Königin  Victoria  besucht 
wird,  besitzt  auch  etwa  in  der  Entfernung  einer  englischen  Meile  zu 
Wich  eine  Eisenquelle,  welche  von  Tierne}',  Hall  in  A.  als  Ge- 
tränk empfohlen,  und  vielfach  von  den  Badegästen  zu  Brighton  ge- 
trunken wird.  Das  Wasser  derselben  hat  das  spec.  Gewicht  =  1,001U8 
und  enthält  in  einer  Piute: 

nach  Marcet:    nach  Daniel): 

1,80  Gr.       .        1,66  Gr. 


4,09  —  .  1,78  — 
1,71  — 
0,75  —  .  0,44  — 
1,53  —  .  1,36  — 
0,14  — 
0,19  —        .        .        . 


Schwefelsaures  Eisen    .        , 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorcalcium 
Chlormagnesium     . 
Chlornatrium  ,        .        , 
Kieselerde       .... 

Verlust 

'8,50  Gr.  6,95  Gr. 

Kohlensaures  Gas  ....        2,5  Kub.Z.  2,0  Kuh. Z. 

W.  Saunders,  Treatise  a.  a.   O.  p.  331. 

Edw.  Lee,  the  mineral  Springs  a.  a.  O.  p.  81. 

Die  Mineralquelle  von  Easl  Bourne^  einem  22  englische 
Meilen  östlich  von  Brighton  und  64  von  London  gelegenen  Dorfe  der 
Grafschaft  Sussex,  ist  ein  Eisenwasser,  das  eine  Meile  westwärts  vom 
Strande  auf  einem  Holywell  genannten  Platte  entspringt  und  in  allen 
den  Fällen  empfohlen  wird,  wo  das  Bristoler  Mineralwasser  angezeigt  ist. 

Die  Bittersalzquelle  von  Epsom  entspringt  eine  halbe 
Meile  von  diesem  in  der  Grafschaft  Surrey,  sechzehn  Meilen  von  Lon- 
don gelegenen  Marktflecken  aus  Kalksteinbergen,  die  mit  einer  sehr 
feinen  Torferde  bedeckt  sind.  Das  Mineralwasser  ist  durchsichtig 
und  farblos,  von  salzig -bitterm  Geschmack,  und  enthält  als  Hauptbc- 
standtheil  schwefelsaure  Talkerde,  welche  in  dem  Verhältnifs  von  un- 
gefähr einer  halben  Unze  auf  das  Pfund  sich  darin  findet  und  unter 
dem  Namen  Epsom-Salz  vielfältig  in  den  Handel  kommt.  An  der 
Quelle  wird  das  Wasser,  das  in  der  Dosis  von  zwei  bis  drei  Gläsern 
leicht  abführend  wirkt,  wenig  getrunken. 

N.  Grew,  de  salis  cataretici  amari  in  aquis  Ebeshumensibus  et 
hujusmodi  aliis  content!  natura  et  usu.  London  1676;  —   1695. 
W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  O.  p.  218. 


Das  salinische  Eisenw  asser  zu  Norwood  in  der  Graf- 
schaft Surrey,  Beulah  Spa  genannt,  ist  neuerlich  sehr  in  Aufnahme 
gekommen  und  wird  besonders  gegen  Störungen  der  Verdauungsor- 
gane gerühmt. 

A.  Maxfiel  d,  practical  observations  011  the  medicinal  virtues 
ol'  the  Keulah  Spa,  Norwood  etc.    London  1832. 

Cb.  We.atherhead,  an  aecount  of  the  Beulah  Saline  Spa  at 
Korwood,  Surre}'.  London  1832. 

Das  Mineralwasser  von    Tunbridge- Wells 

entspringt  in  dem  Üie  WeaM    genannten  Theile    der  Grat 

schaft  Kent5  von  Tunbridge  6,  von  London  36   englische 

Meilen  entfernt  und  ist  mit  freundlichen  Einrichtungen  zur 

Aufnahme   von  Kurgästen,    so    wie  mit   Vorrichtungen  zu 

Bädern  ausgestattet. 

Die  Felsart  der  umgebenden  Gebirgsmasse  besteht  aus  Sandstein 
mit  eisenhaltigem  Bindemittel,  der  hier  nicht,  wie  sonst,  von  Kreider 
formation  bedeckt  ist.  Das  Eisen  wurde  vor  Entdeckung  der  reichen 
Eisenminen  Englands  ehemals  bergmännisch  gefördert,  und  wechselt; 
mit  dichten  Schichten  Thonerde  ab,  die  einen  grofsen  Theil  des  Bor 
dens  der  Umgegend  bildet. 

Es  entspringen  hier  mehrere  Mineralquellen,  von  denen 
die  jetzt  allein  medizinisch  benutzte  in  einem  grofsen  Marr 
morbassin  entspringt,  aus  dem  sie  durch  einen  steinernen 
Kanal  zu  den  Bädern  geleitet  wird.  Das  Mineralwasser, 
das  einen  rothbraunen  Niederschlag  bildet,  ist  vollkommen 
durchsichtig,  entwickelt,  wie  es  zu  Tage  kommt,  keine 
Gasblasen ,  hat  den  Geruch  der  Eisenwasser ,  einen  ange- 
nehmen, gelind  adsträngirenden  Geschmack,  die  Tempera- 
tur von  8°  R.  und  das  speeif.  Gewicht  vo  1,0007. 

Früher  (1792)  von  Babington,  später  von  Phil- 
lips und  Scudamore  analysirt,  enthält  das  Mineralwas- 
ser nach  Letzterem  in  sechzehn  Unzen : 

Schwefelsaure  Kalkerde    ....        0,185Gr. 

Chlornatrium 0,323  — 

Chlormagnesium         .....        0,038  — 

Chlorcalcium 0,051  — 

Kohlensaure  Kalkerde       ....        0,035  — 

Eisenoxyd 0,391  — 

Spuren  von  Mangan,  vegetabilische  Faser 

und  Kieselsäure      .....        0,058  — 

1,061  Gr, 


1311 

Kohlensaures  Gas 1.059  Kub.Z. 

Sauerstoff 0,062     — 

Stickstoff       .......        0,625    — 

Nach  Scudamore's  mit  dem  Wasser  der  übrigen  nicht  benutz- 
ten Quellen  angestellten  Versuchen,  scheint  der  Eisengehalt  zu  wech- 
seln: er  betrug  im  Parade  Spriug  nach  der  Analyse  von  1792  in  ei- 
ner Gallone  Wasser:  1  Gr.,  im  August  und  November  1815:  2,29  Gr , 
im  März  1S16:  1,63  Gr.,  —  bei  Sussex  Spring  im  September  1815; 
1,1  Gr.,  —  bei  Tile  House  Spring  im  November  1815:  1,77  Gr. 

Die  stärkende ,  adstringirende  Wirkung  dieses  Eisen- 
wassers ist  bedingt  durch  seinen  Eisen-  und  Gasgehalt;  es 
wird  innerlich  und  äufserlich  angewendet. 

Mau  trinkt  es  steigend  von  einer  halben  bis  zwei  Pinten  täglich 
unter  Bewegung  in  freier  Luft,  kalt  oder  erwärmt.  Die  anfangs  seinen 
Gebrauch  begleitenden  Beschwerden,  wie  Congestionen  und  Schwere 
im  Kopf  und  Magen,  verschwinden  bald  und  machen  einem  vermehr- 
ten Appetit  und  allgemeinem  Wohlbefinden  Platz.  Mit  dem  inneru 
Gebrauch  verbindet  man  die  Anwendung  von  kalten  oder  erwärmten 
Bädern.  Die  günstigste  Jahreszeit  zur  Kur  ist  vom  Mai  bis  Novem- 
ber, weil  dann  das  Mineralwasser  am  meisten  von  mineralischen  Sub- 
stanzen imprägnirt  ist  und  die  schöne  Jahreszeit  die  Bewegung  im 
Freien  und  deu  heilsamen  Einflufs  des  sehr  gesunden  Klimas  gestattet. 

Die  Krankheiten,  in  welchen  das  Mineralwasser  in  den 
genannten  Formen  mit  Erfolg  angewendet  wird,  sind :  reine 
Schwäche  der  Verdauungsorgane,  Dyspepsie,  von  allge- 
meiner Atonie  begleitet,  —  Krankheiten  von  Schwäche  des 
Uterinsysteuis,  passive  Profluvien,  Chlorose,  —  Hautkrank- 
heiten und  Leiden  der  Harnwerkzeuge,  besonders  wenn  sie 
von  Sehwäche  des  Magens  begleitet  sind. 

An  analysis  of  the  mediciual  Waters  of  Tunbridge  Well.  Lon- 
don   1792. 

W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  0.  p.  246. 

Ch.  Scudamore,  an  analysis  the  Mineral  Waters  of  Tunbridge 
Wells,  with  some  aecount  of  its  medical  properties.  London  1816. 

—        —        a  ehem.  and  med.  report  a.  a.  0.  p.  48. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  24Ö» 

Bains  d'Europe.   p.  557. 

Edw.  Lee,  the  mineral  Springs  a.  a.  0.  p.  73. 

Das  alaunhaltige  Eisen  ic  asser  von  Sandrocks  ent- 
springt auf  der  südwestlichen  Seite  der  Insel  Wight    im  Kirchspiele 


1312 

Cliale,  etwa  zwei  engl.  Meilen  westwärts  von  Niton,  130  F.  über  dem 
M.,  und  etwa  150  F.  von  der  Seeküste  entfernt. 

Die  Mineralquelle  entspringt  aus  eisenhaltigem  Sandstein  in  einer 
Gegend,  wo  mehrere  ähnliche  Eisenquellen  zu  Tage  kommen.  Sie 
giebt  zwei  bis  drei  Oxhoft  Wasser  täglich,  das  von  der  Temperatur 
der  übrigen  Quellwasser  auf  der  Insel  (8°  EL),  vollkommen  durchsich- 
tig, aber  der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt  einen 
Niederschlag  bildet,  von  adstringirendem  und  herbem  Geschmack  ist 
und  das  specif.  Gewicht  von  1007,5  hat.  Sechzehn  Unzen  dessel- 
ben geben  nach  Marcet's  Analyse: 


Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Thonerde 
Krystallisirten  Eisenvitriol 
Chlornatrium   . 


14,040  Gr. 

3,160  — 

,         8,866  — 

27,740  — 

36,340  — 

3,519  — 

Kieselsäure ,  0,614  — 


94,279  Gr. 


Die  Salze  sind  bei  dieser  Analyse  im  krystallisirten  Zustande  be- 
rechnet. Berzelius  fand,  dafs  das  Wasser  nur  Natron-Alaun,  aber 
kein  Kali  oder  Ammoniak  enthielt. 

In  ihrer  Wirkung  den  stärksten  Vitriolwassern  analog  (vergl, 
Tb.  I.  zweite  Aufl.  S.  252  ff.)  hat  sich  diese  Mineralquelle,  in  Form 
von  Getränk  benutzt  und  verbunden  mit  dem  heilsamen  Einflufs  des 
glücklichen  Klimas  dieser  schönen  Insel,  die  den  Namen  des  Gar- 
den of  England  mit  Recht  verdient,  in  den  Krankheiten,  wo  ähn- 
liche Eiseuwasser  indicirt  sind,  namentlich  bei  hartnäckigen  Wechsel- 
fiebern, Krankheiten  der  Respirationsorgane,  chronischen  Dysente- 
rien, Rheumatismen,  Affectionen  der  Unterleibseingeweide,  bereits 
vielfach  bewährt. 

Marc  et  in:  Transactions  of  the  geological  Society.  T.  I.  p.  213. 

Ch.  Scudamore,  a  chemical  and  medical  report  a.  a.  O.  p.  246. 

Report  on  the  medicinal  effects  of  an  aluminous  chalybeate  spring 
lately  discovered  at  Sand-Rocks,  in  the  Parish  of  Chale,  in  the  Isle 
of  Wight.   London  1820. 

Berzelius,  Jahresbericht.  1829.  S.  238. 

Brandes,  Archiv.  Bd.  XXVI.  (1828).  S.  133. 

T.  L.  Waterworth,  on  the  nature  and  properties  of  the  alu- 
minous chalybeate  water  at  Sandrocks  in  the  Isle  of  Wight.  New- 
port  1838. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  210. 

Das  Mineralwasser  in  Windsor  Forest  (Berkshire).  Die 
hier  erst  neuerlich  vom  Capitaiu  Forbes  entdeckten  Bittersulzquel- 
lcu  enthalten  nach  Wa  Ick  er 's  Analyse    in  sechzehn  Unzen: 


1313 


Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Kalkcrde 
Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Salpetersaure  Talkerde 
Chlormaguesium  . 

Kieselerde  .         , 

Alauuerde    .         ,         . 
Extractivstoff     . 

Kohlensaures  Gas 
Atmosphärische  Luft 


die  erste  Quelle: 
5,313  Gr. 

8,663  — 
1,355  — 

13,620  — 

18,200  — 
2,325  — 

17,240  — 
0,440  — 
0,501  — 
Spur 

67,657  Gr. 

1,801  Kub.Z. 

0,508    — 


die  zweite  Quelle: 

7,227  Gr. 

7,276  — 

0,996  — 

15,040  — 

18,560  — 
Spuren 

23,030  — 
0,254  — 
0,344  — 
Spur 

72,727  Gr. 

2,725  Kub.Z. 
0,542    — 


Eine  andere  Quelle  wurde  um  dieselbe  Zeit  etwa  eine  Meile  von 
Wind  so  r  auf  dem  Territorium  des  Herrn  Limer  entdeckt  auf  dem 
Wege,  der  nach  Wingfield  und  Ascot-Heath  fuhrt.  Das  Mineralwas- 
ser enthält  in  einer  Gallone: 

Chlormagnesium 16,0  Gr. 

Kalkerde 56,0  — 

Schwefelsaures  Natron 152,0  — 

Kohlensaure  Kalkerde 28,0  — 

~252,0  Gr. 
Gallign.  Messenger.  Paris  18.  Mars.  182S;  —    Bulletin  des  scienc. 
med.  T.  XIX  (1829).   p.  329. 

A.  Walcker  in:  Quaterly  Journal  of  Science.  1829.  I.  Jan.  — 
Mart.  p.  89. 

Bulletin  des  sciences  m6d.  1830.  Fövrier.  p.  261. 

Die  Mineralquelle  von  Kilburn  entspringt  unweit  Lon- 
don, an  der  südwestlichen  Grenze  des  Kirchspiels  Hampstead  (Hert- 
fordshire),  etwa  zwei  Meilen  vom  Tyburn-Schlagbaum  auf  der  llaupt- 
strafse  von  hier  nach  Edgware.  Früher  von  J.  G.  Schmeifser,  spä- 
ter von  Blifs  aualysirt,  enthält  das  Mineralwasser: 

nach  Schm  eifser         nachBlifs 
in  138240  Gr. :       in  einer  Wein-Pin te : 


Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chloruatrium 
Chlorcalcium 
Chlormasnesium     . 


2,40  Gr. 
1,25  — 

0,33  — 

18,20  — 

13,00  — 

91,00  — 

6,00  — 

0,60  — 

2,80  — 


8,40  Gr. 

10,75  — 

unbestimmbar 

117,50  — 

42,00  — 

265,00  — 

1S,00  — 

14,75  — 

33,00  — 


1314 


Harzigen  Extractivstoff 
Unlösliche  Materie 


6,00  Gr. 


3,00  Gr. 
1,50  — 


141.58  Gr.  513,90  Gr. 

Kohlensaures  Gas          .        .        .      84,0Knb.Z.  .        18,0Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas           .         .      36,0     —  ... 

Atmosphärische  Luft .  5,5    — 

Philos.  Transactions.  Vol.  LXXXII.  Part.  I.  Nr.  7. 

Mediciual  Facts  and  Observations.  London  1793.  Vol.  IV.  Nr.  12. 

W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  O.  p.  223. 

Ure,  Diction.  of  Chemistry.  Ed.  2.  1823.  p.  782. 


■MMHSaBBBaBaanBSB»- 


B.    Die  Heilquellen  des  Königreichs  Schottland. 


D, 


Ue  Wliner  alquelle  von  Moffat  entspringt  anderthalb  Meilen 
von  dieser  in  Dumfriesshire,  von  Edinburgh  53,  von  Glasgow  56  engl. 
Meilen  südwestlich    gelegenen  Stadt,  wird  schon  lange  benutzt,  und 
hat  sich  wegen  ihrer  Wirksamkeit  den  Namen  „Scottish  Cheltenham" 
erworben.     Die  nächste  Umgebung  von  Moffat  ist  waldig,  bergig    und 
angeuebm,  die  entferntere  flach  und  uninteressant.     Die  zunächst  ge- 
legenen Hügel  bestehen   aus  Grauwackenschiefer  und  Uebergangsgriin- 
stein,  und  obgleich  Thomson  keinen  Alaunschiefer  entdecken  konnte, 
so  scheint  doch  die  Entstehung  der  zu  den  kalten  salinischen  Schwe- 
felwassern gehörenden  Quelle  durch  ihn  bedingt  zu  sein.    Das  früher 
schon  1659,  später  vonMilligin,  Wundarzt  zu  Moffat,    1746,    und 
im  J.  1799  von  Garnett  untersuchte  Mineralwasser  ist  zuletzt  von 
Thomson  analysirt  worden.     Nach  ihm  hat  es  das  specif.  Gewicht 
von  1,00255  und  enthält  in  einer  Imperial-Gallone : 

Chlornatrium  ......        176,569  Gr. 

Schwefelsaures  Natron         ....  16,562  — 

Schwefelsaure  Kalkerde       ....  11,579  — 

Schwefelsaure  Talkerde    •  .        .        .        .  5,474  — 

210,184  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas         .        .        .        .  21,290  Kub.Z. 

Jod,  worauf  das  Wasser  von  Tucker  besonders  geprüft  wurde, 
ward  nicht  darin  gefunden-. 

Das  Schwefelwasser  wird  als  Getränk  und  Bad  gebraucht ;  be- 
sonders rühmt  man  es  gegen  Hautkrankheiten  und  scrophulöse  Leiden. 

G.  Mil ligin  und  A.  Plummer  in:  Edinburgh  Medical  Essays 
and  Transactions.  Vol.  I.  1747.  p.  62.  82. 

J.  Walker  in:  Philos.  Trans.  1757.  p.  117. 

W.  Horseburgh  iu:  Essaj's  and  observ.  pbys.  and  litterary. 
T.  L  p.  341. 


1316 

Garnett,  observations  on  Moffat  and  its  Mineral-Waters.  1800. 
W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  0.  p.  419. 

Thomson  in:  Glasgow  Medical  Journ.  May  1828;  —  Edinburgh 
Medical  and  Surgical  Journal.  October  1828.   p.  446. 

Die   Mineralquellen  von   Hartfell   entspringen  etwa  fünf 
engl.  Meilen  von  Moffat  in  Dumfriesshire,  amFufse  des  Hartfell  Rock» 
der  hauptsächlich    aus  Thoneisenstein    und    zersetztem   Alaunschiefer 
besteht.     Man    unterscheidet    zwei    Quellen ,   von   denen   der  Hartfell 
Spa  zu  den  stärksten  Stahlquellen  gehört,  die  England  besitzt,  da  er 
sechsmal   mehr    Eisenoxyd    als     die    Quellen     von     Tunbridge   (vergl. 
S.  1310)    enthält;    —    die   andere    Quelle,    welche  an    einem   andern 
Theile  desselben  Berges  wahrscheinlich  aus   einem  zersetzten  Alaun- 
lager entspringt,  da  ihre  Zusammensetzung  sehr  ähnlich   der  Flüssig- 
keit ist,  aus  welcher  in  Fabriken  Alaun  bereitet  wird,  hat  noch  kei- 
nen besondern  Namen.    Das  Mineralwasser  von  Hartfell  Spa  ist  voll- 
kommen durchsichtig,  färb  -  und  geruchlos,  von  einem  angenehm   zu- 
sammenziehenden Geschmack  und  hat  das  specif.  Gewicht  von  1,0007; 
das  der  andern  Quelle  ist  röthlich,  von  einem  herben,  dintenartigen 
Geschmack,  röthet  Lackmuspapier  und   hat  das    specif.  Gewicht   von 
1,00965. 

Früher  von  Garn  et t   (1799),  zuletzt   von  Thomson   analysirt 
enthält  eine  lmperial-Gallone : 

des  Hartfell      der  zweiten 
Spa :  Quelle : 

Schwefelsaures  Eisenprotoxyd        .        36,747  Gr.       591,025  Gr. 
Chlorcalcium     .        ...        .        .        33,098  — 

Schwefelsaure  Alaunerde         .        .        Spur  112,726  — 

Ueberschufs  von  Schwefeleisen     .        .        .        .  5,202  — 


Kohlensaure  Kalkerde          .        .        . 

8  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde      .        . 

5  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

30  — 

Chlormagnesium           .... 

.,       .          27  — 

40  — 

110  — 

220  Gr. 

Die   Miner alquellen   von   Inverleithing  oder   St.    Ro~ 
nan' s  Well  entspringen  in  der  Nähe  des  Tweed  in  einem  sehr  pi- 


69,845  Gr.       708,953  Gr. 
W.  Saunders,  a  treatise  a.  a.  O.  p.  324. 
Thomson  in:  Glasgow  Medical  Journ.  May  1828. 

Das  Mineralwasser  von  Candren  Well  entspringt  zwei 
engl.  Meilen  von  Paisley  (Benfrew)  und  wird  häufig  besucht.  Es  ist 
salinisch  und  enthält  iu  einer  Gallone: 


1317 

toresken  Theil  des  Landes ,  und  sind  seit  alter  Zeit  sehr  besucht. 
Nach  der  Analyse  von  Fyfe  enthält  eine  (Imperial)  Gallone  Mineral- 
wasser, aufser  freier  Kohlensäure,  an  festen  Bestandteilen : 

in  der  stärk-      in  der  schwäch- 
sten Quelle:        sten  Quelle: 
Chlornatrium    ....        150,712  Gr.  101,787  Gr. 

Chlorcalcium   ....  91,320  —  45,612  — 

Kohlensaure  Talkerde    .        .  49,107  —  25,447  — 

291,139  Gr.  172,846  Gr. 

Thomson,  der  in  der  ersten  Quelle  noch  55,2  Kuh.  Z.  und  in 
der  zweiten  Quelle  28,6  Kub.  Z.  kohlensaures  Gas  vermuthet,  unab- 
hängig von  dem,  das  sich  in  der  kohlensauren  Talkerde  findet,  hält 
dies  Mineralwasser  für  ein  Sauerwasser,  wie  es  in  Grofsbritannien 
kein  anderes  ähnliches  gebe. 

Die  Mineralquellen  von  Airthrey  entspringen  in  der  Nähe 
von  Stirling,  in  einer  schönen  und  reichen  Landschaft  und  haben  se  t 
dem  J.  1821,  wo  sie  zuerst  die  Aufmerksamkeit  auf  sich  zogen,  von 
Jahr  zu  Jahr  an  Ruf  und  Zahl  der  Besucher  zugenommen. 

Thomson  hat  sechs  dieser  Quellen  untersucht;  er  fand  in  einer 
Gallone  (ungefähr  5  Pinten)  von  277,274  Kub.  Z.  Mineralwasser : 

der  ersten  Q. :  der  zweiten  Q. :  der  dritten  Q. : 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlormagnesium 


Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlormagnesium      .        , 


Die  Miner  al quelle  von  Dumblane,  welche  ungefähr  acht 
Miles  von  der  vorigen,  in  einem  rauhen  Hügellande  entspringt,  hatte 
sonst  viele  Besucher,  wird  aber  seit  dem  Emporkommen  von  Airthrey, 
dessen  Mineralwasser  wirksamer  und  angenehmer  gelegen  sind,  weni- 
ger besucht.  Das  Mineralwasser  ist  in  seiner  chemischen  Zusammen- 
setzung den  vorigen  analog,  hat  das  specif.  Gewicht  von  1,00475  uud 
enthält  nach  Thomson  in  einer  Gallone: 

Chlornatrium 320,961  Gr. 

Chlorcalcium  .        ...        .        .        174,366  — 

Schwefelsaure  Kalkerde       ....  48,551  — 

Chlormagnesium 2,405  — 

546,283  Gr. 


423,843 
411,511 

50,578 

6,075 

350,616 

329,566 

18,341 

4,168 

263,948  Gr. 

185,655  — 

29,776  — 

1,597  — 

892,047 

der  vierten  Q.: 
135.792 
122,280 

9,798 
9,546 

711,685 . 

derfüuftenQ. 

513,060 

253,349 

28,134 

13,713 

808,256 

480,976  Gr. 

der  sechsten  Q.: 
537,567  Gr. 

282,769  — 

26,084  — 

2,438  — 

277,416 

848,85S  Gr. 

1318 

Die  Mineralquellen  von  Pithcailhly  entspringen  an  den 
Ufern  des  Earne-Flusses,  zwei  Miles  vou  Perth,  in  einem  reichen,  gut 
angebauten  Thale,  wurden  seit  langer  Zeit  von  Kurgästen  zahlreich 
besucht  und  führten  den  Namen  des  „Scottish  Harrowgatc."  Man 
unterscheidet  East  Well,  West  Well,  Spout  Well,  Dumbarny  Well 
und  Parkwell;  als  die  Hauptquelle  wird  .  Spout  Well  angesehen,  die 
auch  mit  Einrichtungen  zum  Gebrauch  des  Mineralwassers  versehen 
ist.  Dasselbe  ist  in  seiner  chemischen  Zusammensetzung  im  Ganzen 
den  Mineralquellen  von  Airthrej  und  Dumblane  analog,  aber  schwä- 
cher als  sie.  Früher  von  Monro  (1772),  dann  von  Stoddart  und 
Mitchell,  zuletzt  von  J.  Murray  analjsirt,  enthält  es  nach  ihm 
in  einer  Gallone  aufser  kohlensaurem  Gase,  an  festen  Bestandtheilen: 


Chlornatrium  .     .   . 

Chlorcalcium 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 


128,674  Gr. 

187,150  — 
8,641  — 
4,801  — 

329,266  Gr. 


Jod,  worauf  das  Wasser    von    Tucker    besonders    untersucht 
wurde,  ward  nicht  darin  gefunden. 

Monro  in:  Philos.  Trans.  1772.  p.  15. 

Transactions  of  the  Soc.  of  Edinburgh.  T.,VII.  Part.  2.  p.  462. 

Thomas  Thomson  in :  Glasgow  medical  Jouri».  Febr.  1828, 
—  Edinburgh  medical  and  surgical  Journ.  April  1828,  —  The  Athe- 
naeum.  21.  Mai  1828,  —  F^russac,  Bulletin  des  sc.  med.  1829.  T. 
XIX.  p.  319  ff. 


Das    Miner atw asser   von  Fordel  bei  Inverkeithing    (Fife) 
enthält  nach  W.  Robertsou's  Analyse  in  sechzehn  Unzen: 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Chlorkalium       .        . 
Chlormagnesium        .        . 
Chlorcalcium      .        .        , 
Chloreisen 
Schwefelsaure  Talkerde  . 

Kohlensaures  Gas   ;.        . 
Sauerstoff  .         . 

Stickstoff    .      '  .      '  . 


0,837  Gr. 
0j398  — 
0,091  — 
0,023  — 
0,134  - 
0,018  — 
Spuren 
1,430  — 
2,931  Gr. 
0,376  Kub.  Z. 
0,160  —    — 
0,720  —    — 


Diese  schwache  Bittersalzquell'e  entspringt  aus  dem  Steiukohlen- 
gehilde,  welches  in  dieser  Gegeud '  auf  dem  jungen  Uebergangskalk- 
stein  liegt.     Es  steigt  ein  Gas  darin  auf,  welches   aus  0,9  Stickstoff, 

0,085 


1319 

0,085  Sauerstoff  und  0,015  Kohlenwasserstoff  besteht,  aber  keine  Koh- 
lensäure enthält. 

Jameson's  Edinb.  pliil.  Journ.  Apr.  to  Octbr,  1829.  p.  104. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  78. 

Die  Milier al quelle  von  Bonnington.  Unmittelbar  in  der 
Nähe  von  Edinburgh,  bei  Leitb,  wurde  diese  Eisenquelle  entdeckt,  die, 
wenig  benutzt,  mehr  Glück  gemacht  haben  würde,  wenn  sie  entfern- 
ter und  romantischer  gelegen  wäre.  Dr.  Tucker,  der  sie  analysirte, 
fand,  dafs  das  Eisen  im  Wasser  durch  kohlensaures  Gas  gelöst  war, 
dafs  das  Wasser  ferner  Schwefel-  und  Salzsäure  an  Kalk,  Talk,  und 
vorzüglich  au  Natron  gebunden  enthielt,  und  endlich  dafs  sich  in  dem- 
selben eine  geringe  Menge  von  hjdrojodsaurem  Kali  findet.  Die  Ge- 
genwart dieses  Salzes  wurde  dadurch  ermittelt,  dafs  mau  eine  Pinte 
Wasser  abdampfte,  den  löslichen  Theil  des  trockuen  Salzrückstandes 
in  einer  oder  zwei  Drachmen  einer  schwachen  Solution  von  Amylum 
auflöste,  einige  Tropfen  concentrirter  Schwefelsäure  zusetzte  und 
dann  die  für  die  Jodine  charakteristische  blaue  Färbung  bemerkte. 

Edinburgh  New  Phil.  Journal.  T.  I.  p.  159;  —  Annais  of  Philo- 
soph. No.  LXXI.  p.  390;  —  Kästner1  s  Arehiv.  Bd.  X.  p.  118. 

In  der  Nähe  von  Edinburgh  befinden  sich  auch  mehrere  schwache 
Schwefelquellen,  welche  aus  einem  Gestein  von  Kohlenformation  ent- 
springen. Keine  von  ihnen  ist  indessen  stark  genug  und  geeignet 
zum  iunern  Gebrauch.  St.  Beruards  Well,  ou  the  Water  of 
Leith,  ist  neuerdings  in  beträchtlichen  Ruf  gekommen  und  wurde 
I  von  den  Bewohnern  Edinburghs  häufig  besucht.  Seit  indessen  die 
I  Stadt  sich  dieser  Quelle  mehr  näherte  und  anfing  dieselbe  zu  umge- 
ben, so  dafs  sie  von  ihrer  romantischeu  Umgebung  verlor,  fing  auch 
Lord  Gardenstone's  Tempel  und  Statue,  zu  Ehren  der  Göttin  Hvgiea 
errichtet,  an,  ihre  Anziehungskraft,  die  Quelle  ihre  Wirksamkeit  zu 
verlieren. 

Glasgow  Med.  Journ.  May.  182S. 

Das  Mineralwasser  von  Pannanich  Wells  entspringt 
39  engl.  Meilen  westlich  von  Aberdeeu  und  wird  als  ein  salinisches 
Eisenwasser  bezeichnet,  das  besonders  gegen  scrophulö'se  und  scorbu- 
tische  Affectiouen  wirksam  ist.  Es  befinden  sich  hier  ein  öffentliches 
und  Privatbad,  nebst  bequemen  Wohnungen  zur  Anfnahme  von  Kur- 
gästen. 

Die  Mineralquellen  von  Strathpfeffer,  zwei  an  der  Zahl, 
entspringen  in  einem  Thale  desselben  Namens  unfern  Dingwall  in 
Rofsshire.  G.  Mack  en  zi  e,  dessen  Besitztlium  unfern  Strathpfeffer 
liegt,  theilt  hierüber  folgende,  von  denen  Thomsons  zum  Theil  ab- 
weichende Nachrichten  mit. 

Das  Thal,  in  welchem  die  Quellen  entspringen,  liegt  ungefähr  25 
Meilen  von  dem  Ocean  entfernt.  Die  Gegend  um  die  Quelleu  ist  sehr 
111.  Theil.  Pppp 


1320 

reich  und  romantisch,  und  nicht  weit  von  den  höchsten  Bergen  des 
Hochlandes,  von  welchen  der  Ben  Wewis  der  vorzüglichste  ist.  Die 
Strafsen  sind  vortrefflich ;  das  Klima  ist  fast  dasselbe  wie  von  Edin- 
burgh, doch  frei  von  den  unangenehmen  Ostwinden.  Vorwaltendes  Ge- 
stein in  der  Gegend  ist  junger  rother  Saudstein  (new  red  Sandrock); 
doch  dieser  ist  nicht  das  Gestein,  aus  welchen  nach  Thomson  die 
Quellen  entspringen.  Es  gleicht  einem  dunkeln  bituminösen  Kalkstein, 
welcher  frisch  den  Geruch  von  Stinkstein  verbreitet,  aber  durch  den 
Einflufs  der  Witterung  zerfällt  und  schnell  in  einen  lockeren  Thon 
verwittert.  Noch  ist  .er  nicht  genau  aualysirt  worden,  scheint 
aber  eine  beträchtliche  Menge  von  kohlensaurer  Talkerde  zu  enthalten. 
Thomson  bestimmt  fälschlich  die  Temperatur  des  Mineralwassers 
auf  39 — 393/4°  F.,  nach  G.  Mackenzie's  Beobachtungen  betrug  sie 
in  beiden  bedeckten  Quellen  44ö  F.  bei  55°  F.  der  Atmosphäre. 

Schon  lange  kannte  man  in  dem  nördlichen  Schottrand  die  Heil- 
kräfte der  Quellen  von  Strathpfeffer,  und  schon  1772  theilte  Dr.  Monro 
eine  unvollkommene  Analyse  von  denselben  mit.  Sie  blieben  indefs  nur 
wenig  beachtet,  bis  sie  Dr.  Morrison,  Arzt  in  Aberdeenshire,  em- 
pfahl. Derselbe,  welcher  sie  selbst  mit  grofsem  Erfolg  gebraucht 
hatte,  empfahl  sie  ernstlich  allen  seinen  Freunden,  vermochte  den  Ei- 
genthümer,  bei  einer  der  Quellen  einen  Pump  room  zu  errichten,  baute 
selbst  ein  kleines  Haus  unfern  der  Quelle,  schlug  daselbst  seinen  Wohn- 
sitz auf  und  fuhr  fort  reichlich  den  Brunnen  bis  an  sein  Ende  zu 
trinken.  Strathpfeffer  ist  seit  dieser  Zeit  weniger  besucht  worden, 
da  es  später  daselbst  an  einem  Arzt  fehlte,  welcher  die  Kurgäste 
hätte  berathen  können. 

Die  benachbarte  Gegend  ist  reich  an  ähnlichen  Quellen.  Es  finden 
sich  dergleichen  beim  Dorf  Muirtown,  zwei  Meilen  südwestlich 
von  Strathpfeffer,  und  G.  Mackenzie  entdeckte  vor  einigen  Jahren 
eine  andere  ohngefähr  15  Meilen  nordwestlich  in  einer  Gegend  von 
rothein  Sandstein. 

Das  Mineralwasser  von  Strathpfeffer  wurde  im  Sommer  1824  von 
Thomson  untersucht.  Eine  Imperial-Gallone  enthält  dieser  Analyse 
zufolge : 

Upper  Well :  Pump-room  Well : 

Schwefelsaures  Natron        .        67,770  Gr.  .      52,710  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde       .        39,454  —  .      30,686  — 

Chlornatrium         .        .        .        24,728  —  .      19,233  — 

Schwefelsaure  Talkerde      .  6,242  —  .        4,855  — 

138,194  Gr.  107^484  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas         .        26,167  Kub.  Z.     13,659  Kub.  Z. 
Specifisches  Gewicht    .        .      1,00193  1,00091 

Der  Pump-room  befindet  sich  bei  der  schwachem  Quelle.  Seit 
Thomson  die  Quelle  aualysirt  hat,  wurden  beide  von  neuem  von 
Mr.  Rainy,  Wundarzt  zu  Glasgow,  untersucht.  Letzterer  fand  mehr 
Schwefclwasserstoffgas,  nämlich    30,791  Kub.-Z.  in   der   erstem,   und 


1321 

18.Q3!  Kuh.  Z.  in  der  zweiten,  —  ein  grÖfseres  speeifisches  Gewicht, 
nämlich  1,0022  und  1,6015,  —  nicht  über  die  Hälfte  der  Menge  des 
Gehaltes  an  Salzen,  kein  salzsaures  Natron,  aber  salzsaures  Kali. 
Er  meint  ferner,  dafs  bei  der  ersten  Auafyse  wahrscheinlich  ein  Irr- 
thum  obwaltete  und  das  angebliche  Kochsalz  höchst  wahrscheinlich 
salzsaures  Kali  war,  dessen  Quantität  aufserdem  in  der  Analyse  von 
Thomson  mit  31,32  und  24,36  Gr.  zu  berichtigen  sei. 

Das  Wasser  wirkt  ungemein  diuretisch  und  eröffnend  und  ist  in 
einer  Reihe  von  Krankheiten  gebraucht  worden,  unter  welchen  Dys- 
pepsie und  Scrophcln  zu  nennen  sind.  Besonders  wirksam  soll  es 
sich  gegen  Rheumatismen  beweisen.  G.  Macke  nzie  versichert, 
mehrere  Individuen  gekannt  zu  haben,  welche  ganz  steif  in  Strath- 
pfeffer  ankamen,  und  nach  wenig  Wochen  schon  gebessert  es  verlie- 
fsen.  Dr.  Morrison  beging  einen  Fehler,  indem  er  rieth ,  das 
Wasser  heifs  trinken  zu  lassen ,  und  dieser  Fehler  ist  von  Vielen 
begangen  worden.  Gründet  sich  die  Wirksamkeit  des  Wassers  auf 
seineu  Gehalt  an  Schwefelwasserstoffgas,  so  wird  durch  die  Hitze, 
wenn  auch  nicht  ganz,  doch  ein  grofser  Theil  dieses  Gases  ver- 
flüchtigt. 

Edinburgh  med.  and  surg.  Journ.  October  1828.  p.  446. 


Pppp  2 


C.    Die  Heilquellen  der  Insel  Ireland. 


£fc 


1.     Provinz  Leinster: 

Grafschaft  Kilkenny. 


'ie  Mineralquelle  von  To7i7is-towni  vormals  Bally spel- 
lan  Spa,  auch  die  Irische  Quelle  (Irish  Spa)  genannt,  kommt 
aus  einem  Felsen  von  brüchigem  Schiefer,  der  aus  eisenhaltigem 
Thon  besteht  5  der  Hügel  über  demselben  ist  von  gleicher  Beschaffen- 
heit, gegen  Norden  von  Kieselschiefer  begleitet;  die  Hügel  gegen  Süd- 
ost sind  Kalkstein.  Das  auf  der  Höhe  gesammelte  Wasser  wird 
durch  die  oberen  Schichten  filtrirt  und  geht  dann  in  den  eisenhalti- 
gen Schiefer,  an  dessen  vorderem  Ende  es  die  Quelle  zu  Ballyspellan 
bildet. 

Das  Mineralwasser  ist  klar,  kalt,  durchsichtig,  angenehm  von  Ge- 
schmack, geruchlos,  und  scheint,  frisch  geschöpft,  einige  Luftblasen 
zu  enthalten,  die  sich  erheben  and  plötzlich  verschwinden;  die  Tem- 
peratur wechselt  ein  wenig,  und  die  Quelle  bleibt  niemals  aus.  Es 
enthält  Eisen  in  Kohlensäure  aufgelöst,  und  nach  Dr.  M  u  n  r  o  auch 
Chlornatrium. 

Das  seit  dem  J.  1724  bekannte,  zu  den  besten  irischen  Stahl- 
wässern gehörende  und  mit  Islington  und  Hampshead  in  England  ver- 
glichene, auch  mit  einem  Brunnenhause  und  bequemen  Wohnungen 
für  Kurgäste  versehene  und  daher  viel  besuchte  Mineralwasser  wirkt 
besonders  heilsam  bei  Wassersucht,  Gelbsucht,  chronischem  Leber- 
leiden, Hautkrankheiten,  in  nervösen,  galligen,  hysterischen  und  ge- 
wissen weiblichen  Beschwerden. 

Taafe,  on  the  Jrish  Spa.  1724. 

Jobn  Burges,  essay  on  the  AVater  and  Air  of  Ballyspellan.  1725. 

M.  Ryan,  a  treatise  a.  a.  0.  p.   14. 

Kilkenny  College  Spa  entspringt  an  den  Ufern  des  Flus- 
ses Nore  in  einem  Marmorbruch  aus  blauem  Thon  und  ist  ein  Stahl- 
wasser. Durch  Dr.  Thomas  Hewetson  wurde  es  1734  gefafst 
und  mit  Ausnahme  der  Fluthzeit  vor  Ueberschwemmung  gesichert. 
Es  enthält  Eisen,  schwefelsaure  Kalkerde  und  Chlornatrium. 


1323 

Kilkenny  Canal  Spa  wurde  wegen  des  lieblichen  Spazier- 
ganges von  mehr  als  l1/,  Meilen  in  der  Länge  dorthin  längs  den  be- 
pflanzten Ufern  des  Canals  lange  Zeit  von  den  Einwohnern  Kilken- 
nys  begünstigt  und  besucht,  wird  jedoch  jetzt  vernachläfsigt. 

Das  Mineralwasser  enthält  nach  einer  in  Dublin  angestellten  Prü- 
fung kohlensaures  Eisenoxydul,  Chlorcalcium  und  Thouerde.  —  Es 
giebt  hier  noch  eine  andere  niedrigere  Quelle  unterhalb  des  Canals 
in  der  Nähe  von  Millmount,  dem  Laudhause  des  Herrn  C  olles, 
von  schwefeliger  Natur. 

John' s-W eil  Spa,  vier  Meilen  von  dieser  Stadt,  ist  ein  kal- 
tes, klares  und  durchsichtiges  Eisenwasser,  mit  einem  styptischen  Ge- 
schmack, das  nach  Dr.  Garnet  Schwefel  enthalten  soll;  Ryan 
konnte  jedoch  bei  der  genauesten  Prüfung  das  Vorhandensein  von 
geschwefeltem  Wasserstoffgas  oder  Schwefel  nicht  entdecken. 

Das  Castlec omer  Mineralwasser  ist  neun  Meilen  von  die- 
ser Stadt  auf  einem  schönen  Gute  der  verwittweten  Gräfin  v.  Or- 
moude  gelegen.    Es  enthält  Eisen,  kohlensaures  Gas  und  Chlornatriun. 

Noch  sind  hier  zu  erwähnen  die  Schwefelquelle  in  der  Nähe  der 
Abtei  von  Jerpoint,  und  die  Eisenwasser  zu  Coolcullen,  Bai* 
lytarseny,    Kilcullen,  List  erlin  und  Cullohill. 

M.  Ryan,  trea,tise  a.  a.  0.  p.  15  —  17. 

Browns  toten  Spa  liegt  in  einer  fruchtbaren  Ebene,  in  dem 
Bezirk  der  Stadt  Kilkenny.  Die  Quelle  strömt  reichlich  aus  einem 
sandigen  bläulichen  Boden,  und  bricht  an  verschiedenen  Punkten 
durch  die  Oberfläche  desselben  hervor. 

Das  Mineralwasser  ist  durchsichtig,  färb-  und  geruchlos,  schmeckt 
stvptisch,  salzig,  leicht  eiseuartig  und  nicht  unangenehm.  Der  Ein- 
wirkung der  Luft  ausgesetzt,  erleidet  es  eine  geringe  Veränderung 
und  verliert  fast  unmerklich  seine  Durchsichtigkeit;  auch  kann  es 
vielleicht  nicht  weit  verführt  werden,  ohne  eine  Auflösung  zu  erfahren. 
Die  Quelle  ist  gefafst,  hat  die  Temperatur  und  das  speeif.  Gewicht 
des  Quellwassers  und  schlägt  einen  ocherartigen,  aus  kohlensaurem 
Eisen   und  Thonerde  bestehenden,  reichlichen  Bodensatz  nieder. 

Nach  Ryau's,  vom  Prof.  Bark  er  bestätigten  Untersuchungen 
enthält  das  Mineralwasser  keine  reinen  Gase,  Alkalien  und  Säuren, 
mit  Ausnahme  der  Kohlensäure,  deren  es  aufser  dem  Antheil,  welcher 
die  grofse  Menge  des  Eisens  in  Auflösung  erhält,  eine  sehr  grufse 
Quantität  besitzt;  seine  ferneren  Bestandtheile  sind  kohlen-  und 
schwefelsaure  Kalkerde,  kohlen-  und  schwefelsaure  Talkerde,  Chlor- 
Datrium  und  etwas  Thonerde. 

Das  in  seinen  physischen  und  medizinischen  Eigenschafton  dem 
Cheltenhamer  vollkommen  ähnliche  Mineralwasser  verursacht  nach 
Ryan's  vielfachen  Erfahrungen  im  Anfange  des  Gebrauchs  ein  Ge- 
fühl  von  Schläfrigkeit   und  Eingenommenheit  des  Kopfes,  das   indes- 


;" 

1324 

sen  nach  ein  bis  zwei  Tagen  wieder  verschwindet.  Es  vermehrt  den 
Appetit,  wirkt  vorzugsweise  diuretiscli,  häufig  abführend,  selten  ad- 
striugirend.  Mau  trinkt  täglich  1  —  l1/.,  Finten  in  kleinen  Zwischen- 
räumen unter  mäfsiger  Bewegung.  Merkwürdig  ist,  dafs  sich  seine 
abführende  Wirkung  verstärkt,  wenn  es,  auch  nur  in  geringe  Entfer- 
nung, versandt  wird,  obwohl  es  durch   den  Transport  zersetzt  wird. 

Die  Krankheiten,  in  denen  es  sich  besonders  heilsam  erwiesen 
hat,  sind:  Magen-,  nervöse  oder  Galleu-Leiden,  sei  es  in  Folge  von 
Schwäche,  Unmäfsigkeit  oder  vom  Aufenthalt  in  tropischen  Clima- 
ten;  —  Stein-  und  andere  Beschwerden  der  Nieren  und  Blase;  — 
(Milorosis  und  andere  weibliche  Leiden;  —  Scropheln  und  einige  Haut- 
krankheiten, wo  zugleich  ein  warmes  Bad  angewendet  werden  sollte; 
—  die  ersten  Stadien  der  Wassersucht  und  Auasarca,  wenn  sie  durch 
Leber -Obstructionen  herbeigeführt  ist;  —  Wurmkrankheiten,  na- 
mentlich bei  Taenia  und  Lumbricus. 

Dagegen  ist  sein  Gebrauch  contraindicirt  bei  schwächlichen  Lun- 
gen, fixem  Brustschmerz,  Blutspucken,  sehr  trockenem  oder  chroni- 
schem Husten;  —  bei  heftigem  Herzklopfen  oder  organischen  Krank- 
heiten des  Herzens;  —  in  allen  akuten  Localleiden,  sei  es  des  Ko- 
pfes, der  Lungen,  Leber,  Magen,  Milz,  Nieren,  Uterus  etc.,  oder  bei 
plethorischen,  besonders  bejahrten  und  zur  Apoplexie  geneigten  Sub- 
jeeten. 

In  Brownstown  ist  ein  Brunnenhaus  und  ein  Ball-Room  errich- 
tet. Wohnungen  finden  die  zahlreichen  Kurgäste  in  Kilkenny,  wel- 
ches als  eine  der  elegantesten  Städte  des  Königreichs  angesehen  wird 
und  mit  jeder  Bequemlichkeit  reichlich  versehen,  auch  durch  seine 
centrale  Lage  wie  durch  seiu  gesundes  und  gleichmäfsiges  Clima  zur 
Aufnahme  von  Kranken  wohl  geeignet   ist. 

M.  Ryan,  treatise  a.  a.  0.  p.  17  ff. 

In  der  Grafschaft  Carlo w  befindet  sich  Garryhill  Spa, 
ein  schwaches  Eisenwasser;  —  in  der  Grafschaft  Dublin  sind 
die  Mineralwässer  von  Lucan  und  G  olden-  Bridge  starke  Schwe- 
felwasser und  werden  viel  besucht,  während  die  Brunnen  in  Phenix- 
Park,  zu  Kilmainham  und  Dunnar  d  eisenhaltig  und  die  von 
Fr  ancis-  Stre  et  und  H  an  o  vertane  stark  salinisch  sind,  und  To- 
ber Bony  den  alkalinischen  Quellen  angehört;  —  die  Queen' s 
Coun  ty  besitzt  Killeshan  Spa,  ein  starkes  EJsenwasser;  —  die 
Grafschaft  Wexford  den  Wexford  Spa,  ein  sehr  berühm- 
tes und  viel  besuchtes  Eisenwasser;  —  die  Grafschaft  Meath 
die  Nobber  und  Kilhrew  Waters,  die  schwefelsaures  Eisen  ent- 
halten, aber  nicht  benutzt  werden. 

M.  Ryan,  treatise  a.  a.  0.  p.  21. 

2.    Provinz  Munster: 

Die  Grafschaft  Limerick  besitzt  das  berühmte,  viel  be- 
suchte, mit  guten  und  bequemen  Einrichtungen  versehene,  sehr  starke 
Stahhvasser  zu  Castle c  onnel. 


1325 

Die  Grafschaft  Cork: 

Mallow  Spa,  auch  Irish  Balh  genannt;  ist  an  der  Südseite 
Jer  gleichnamigen  Stadt,  nördlich  vom  Black- Wasser  gelegen,  seit 
1689  bekannt  und  eiuer  der  besuchtesten  Badeorte  Irelamls.  Das 
ivlima  ist  warm,  die  Wohnungen  bequem  uud  gesund,  die  Einrichtun- 
gen zweckmässig.  Die  Quelle,  eiu  Säuerling,  entspringt  senkrecht 
aus  einem  hoben  Kalksteinhagel  uud  liefert  unter  Gasentwickelung  in 
einer  Minute  20  Gallonen  eines  warmen,  klaren  und  augenehm  schmek- 
keuden  Wassers,  das  zu  allen  Jahreszeiten  die  constante  Tempera- 
tur von  69°  F.  besitzt,  während  die  des  benachbarten  Baches  50°  F- 
beträgt. 

Das  Mineralwasser,  welches  Kalkerde,  salz-  und  schwefelsaures 
Natron,  schwefelsaure  Talkerde  und  Sclenit  enthält,  wird  besonders 
gerühmt  bei  anfangender  Lungensucht,  indem  es  den  Appetit  wieder  her- 
stellt, hektische  Symptome,  wie  fliegende  Ilö'the,  brennende  Hitze  in 
den  Häudeu  und  Füfsen,  partielle  Nachtschweifse  und  Husten  lindert. 
—  Es  ist  ferner  von  Nutzen  bei  Chlorosis,  Hämorrhoiden   uud  Diabetes. 

Eine  andere  Quelle  befindet  sich  auf  der  Ostseite  des  Mallow- 
Spa,  die  auch  warm  ist  und  bei  welcher  ein  Etablissement  nach  dem 
Muster  derer  zu  Bath  errichtet  wird;  —  ferner  zwei  Eiseuwasser : 
das  eine  zu  Quar  terstown,  eine  Meile  östlich,  und  das  andere  zu 
Beare's  Forest,  eine  Meile  südlich  von  Mallow.  Von  geringerer 
Bedeutung  sind  die  Eisenwasser  von  Dr  umr  a  stel,  Glanag  arin, 
Ro  still  an,  M  onyb  oholane  zwischen  Castle  Townshend  und  Skib- 
bereen,  wo  auch  ein  Schwcfehvasser  ist,  und  die  starke  Eisenquelle 
zu  Ballynphelic  k  zwischen  Cork  und  Kiusale.  Kanturh  Spa 
enthält  Eisen  uud  Schwefel  und  wird  sehr  gerühmt  in  nephritischen, 
Mageu  -,  Haut-,  scrophulösen  Leiden  uud  Wassersucht.  Bandon, 
Garretstown,  Timoleague,  Cronacre  in  der  Nähe  von  Done- 
raile,  Ballyv  o  urney,  Carricgnacurra,  Killin  donncl  in  der 
Nähe  von  Cork,  Shippo  ol,  Dundaniere  ,  Mourne-  A  b  be  y ,  Dru- 
more~woo  d,  Kilpaddc s ,  Maccromp,  Ardarick,  21/,  Mei- 
len von  Cork,  und  St.  Bartholomew' s-  Well  sind  sämmtlich  Ei- 
seuwasser. Cape  Clear  Water  ist  salinisch  und  wirkt  eröffnend, 
diuretisch  uud   schweifstreibend. 

In  der  Grafschaft  Kerry  ist  die  Mineralquelle  von  Casllc- 
maiti  ein  Eisen-,  die  von  Tralee  ein  Schwefel-  und  die  von  Mä- 
her ab  eg  ein  salinisches,  eröffnend  wirkendes,  Wasser. 

Inder  Grafschaft  Waterford  enthält  Crosstown  Spa 
schwefelsaures  Eisen  und  das  ihm  ähnliche  Mineralwasser  von  Cla- 
shmore  wirkt  oft  brechenerregend,  zuweilen  eröffnend  und  diuretisch. 

In  der  Grafschaft  Tipperary  wird  Cloumcl  Spa  beson- 
ders gegeu  Scropheln  gerühmt,  ist  aber  jetzt  verlassen;  —  Ann- 
fiel d  in  der  Nähe  von  Burrisoleigh,  B allin lough  iu  der  Nähe  von 
Toomivara,  C  orvill  e  in  der  Nähe  von  Koscrea  und  Ballinahough, 
in  der  Nähe  von  Thurlcs  sind  sämmtlich  Eisenwasser. 


1326 

In  der  Grafschaft  Cläre  sind  die  Mineralquellen  von  KU- 
cor  an.,  Liss-  douv  arna,  Scool,  Cloneen  in  der  Nähe  von 
Castle  Lemenagh,  Kilk essen,  Cassino  in  der  Nähe  von  Mill- 
town  Malbay  —  eisenhaltig,  —  Montpellier  zu  O'Brien's- 
Bridge  ist  ein  Schwefelwasser. 

M.  Ryan,  treatise  a.  a.  0.  p.  22  ff.   .. 

3.  Provinz  Connaught: 

Die  Grafschaft  Galway  besitzt  Galway  Spa,  der  dem 
Mineralwasser  von  Tunbridge  ähnlich  sein  und  Eisen,  Chlornatrium, 
Kalkerde  und  Selenit  enthalten  soll; —  die  Grafschaft  Roscom- 
mon:  das  Athlone  Water,  ein  einfaches  und  schwaches  Eisen- 
wasser; —  die  Grafschaft  Leitrim:  die  starken  Schwefelquel- 
len von  Anaduff,  Drumasnave,  Dronisnamullock  und 
Athimonus,  so  wie  die  Eisenwasser    von  Ca  van  und  O  akfield> 

M.  Ryan,  treatise  a.  a.  0.   p.  24. 

4.  Provinz  Ulster: 

In  der  Grafschaft  Cavan  sind  zu  erwähnen:  die  Mineral- 
quelle von  S  w  adlinbar ,  ein  durchsichtiges,  farbloses  Wasser,  das 
Schwefelwasserstoffgas,  kohlen-  und  salzsaures  Natron,  schwefelsaure 
Talkerde  enthält,  zu  den  stärksten  Schwefelwassern  Irelands  gehört 
und  mit  guten  »Einrichtungen  zu  ihrer  Benutzung  versehen,  daher 
auch  zahlreich  besucht  ist;  —  die  der  vorigen  ähnlichen  D  erryle- 
sler  und  Derrindaff  Spas,  welche  innerlich  und  äufserlich  in 
Hautkrankheiten  angewendet  werden;  —  das  Schwefelwasser  zu 
Owen  Bruen,  das  salinische  Wasser  zu  Carrickmore,  das  Ei- 
senwasser zu  Mont  Pallas,  und  der  See  Healing ,  dessen  Was- 
ser gegen  scorbutische  Geschwüre  in  grofsem  Ansehn  steht. 

In  der  Grafschaft  Fermanagh  sind  die  Mineralquellen  von 
Ashwood  und  Drumgoon  salinische  Schwefel wasser,  —  die  von 
Killasher ,  Li  sb  e  ak ,  Mich  an  und  D  er  ry  ine  h  einfache  Schwe- 
felwasser; —  in  der  Grafschaft  Tyrone  die  von  Aghaloo  ein 
salinisches  Schwefelwasser,  —  die  von  Netcto n  Stewart  ein  sa- 
linisches Eisenwasser;  —  in  der  Grafschaft  Donegal  die  von 
Pe  ttigree  ein  starkes  Schwefelwasser,  während  die  von  Kilroot 
und  Antrim  Spa  Chlornatrium  und  kohlensaure  Kalkerde  enthalten; 

—  die  Mineralquelle  von  Bally Castle  ist  ein  eisenhaltiges  Schwe- 
felwasser,—  die  von  Carrickfergus  ist.  von  bläulicher  Farbe,  soll 
Kupfer  enthalten  und  eröffnend  wirken;  —  in  der  Grafsch  aft  Down 
befindet  sich  der  Gesundbrunnen  zu  Ballynahinch,  ein  eisenhalti- 
ges Schwefelwasser,    und  in  seiner  Nähe  ein  einfaches  Eisenwasserj 

—  in  der  Grafschaft  Granshaw  endlich  die  Eisenquellen  Kil- 
lagee  und  Sc  ordin'  s  -  Well,  das  salinische  Schwefelwasser  von 
Dromore  und  das  Mineralwasser  von  L  ough-Neagh,  welches 
gegen  eiternde  Geschwüre  von  grofser  Wirksamkeit  sein  soll, 

M.  Ryan,  treatise  a.  a.  0.  p.  25. 


Achte  Abtheilung. 


Die  Heilquellen  der  Skandinavischen 

Halbinsel  (Schweden,  Dänemark  und 

Island). 


\_jeo  graphische  TJebersicht.  Die  gröfste  unter  al- 
len europäischen  Halbinseln  ist  die  scandinavischc,  die  vom 
Cap  Falsterbo  bis  zum  Nordcap  und  Nord  Kyn,  vom  55  bis 
71°  etwa  16  Breitengrade,  also  in  gerader  Richtung  fast 
drittehalbhundert  Meilen  oder  die  Hälfte  der  ganzen  Brei- 
ten-Ausdehnung Europa's  durchläuft  und  noch  einige  und 
sechzig  Meilen  in  die  nördlichkalte  Zone  hineinreicht.  Die 
Trennung  des  Hoch-  und  Tieflandes  tritt  hier  noch  schär- 
fer als  in  Grofsbritannien  hervor.  Ersteres  ist  so  ganz 
nach  der  Westseite  hinüber  gedrängt,  dafs  es  nördlich  vom 
Polarkreise  auf  den  Loffoden  zu  gröfserer  Höhe  als  auf 
dem  gegenüberliegenden  Festlande  aufsteigt,  während  letz- 
teres die  Küsten  des  bothnischen  Meerbusens  und  der  Ost- 
see umsäumt. 

Fünf  bis  sechs  Meilen  nördlich  vom  Cap  Lindesnäs 
beginnt  das  Hochland  aufzusteigen.  Denkt  man  sich  von 
den  Alpen  die  Gipfel-Erhebungen  scharf  abgeschnitten  und 
die  an  ihrem  Fufse  liegenden  Ebenen  vom  Meere  bedeckt, 
so  hat  man  etwa  eine  Vorstellung  von  den  norwegischen 
Gebirgen.  Es  sind  lange  ßergzüge,  die  auf  ihrem  oft  10 
bis  12  Meilen  breiten,  etwa  4000  F,  hohen  Kücken  felsige, 
hüglichte  Ebenen  bilden,  die  von  aller  Vegetation  entblölst 
sind  und  mit  dem  Namen  der  Fjällen  bezeichnet  werden. 
Nur  einzelne  Spitzen  oder  Tinde  d.  h.  Nadeln  erheben  sich 
über  diese  Flächen  zu  7 — 8000  F.  Meereshöhe,  und  da  die 
Schncelinic  im  südlichen  Norwegen  5600  F.  hoch  liegt,  so 


1330 

sind  diese  Spitzen  stets  mit  Eis  und  Schnee  bedeckt  und 
bilden  an  ihren  Gehängen  Jökuls  oder  Gletscher. 

Diese  wilden,  öden,  aus  Urgebirge  bestehenden  Hoch- 
flächen reichen  bis  etwa  62°  nach  Norden,  und  wenden 
dann  nach  Osten  um,  so  dafs  sie  bis  nach  Schweden  sich 
hinein  erstrecken.  Ihr  West -Abhang  stürzt  steil  zum 
Meere  ab,  dessen  Küstcnbildung  nicht  eigenthümlicher  an- 
getroffen werden  kann,  als  sie  sich  hier  vorfindet.  In  den 
mannigfachsten  Winkeln  und  Krümmungen  setzen  Meeres- 
arme, Fjorde  genannt,  schmal  und  weit  ins  Land  hinein, 
die  schmalen  Thalsohlen  so  vollständig  ausfüllend,  dafs  nur 
bier  und  da  kleine  Räume  für  einzelne  Höfe  (denn  Dörfer 
gieht  es  in  diesem  Theile  von  Norwegen  nicht)  übrig  blei- 
ben, deren  Bewohner  ihre  gegenseitige  Verbindung  beque- 
mer zur  See  als  über  die  steilen  Abhänge  fort  unterhalten. 
Die  kurzen  reifsenden  Flüsse  stürzen  oft  500 — 1000  Fufs 
hoch  die  steilen  Felswände  zu  diesen  schmalen  Meeresar- 
men hinab  und  erhöhen  dadurch  nicht  wenig  das  Roman- 
tische der  Landschaft.  Nach  dem  Innern  des  Landes  be- 
zeichnet eine  ganze  Reihe  von  parallelen  Flufsläufen  den 
Abfall  dieser  Fj allen,  unter  denen  wir  hier  nur  die  Ljusna 
in  Herjedalen,  die  Oster-  und  Wester-Dal-Elf  in  Dalarne, 
Klara  und  Glommen  in  Hedemarken,  den  Longen  in  Gul- 
brandsdalen,  den  Dronnen  mit  Reina  in  Valdersdalen  na- 
mentlich hervorheben  wollen.  Nur  an  jenen  Fjorden  und 
in  diesen  langgestreckten  Thälern  oder  Dalen  finden  sich 
Wohnungen,  von  denen  aus  Anbau  die  Abhänge  hinauf  oft 
bis  nahe  an  die  Schneefelder  getrieben  wird. 

Der  eben  genannte  Longen,  ein  Nebenflufs  des  Glom- 
men, fliefst  aus  dem  Lessöewerk-Vand  (d.  h.  See)  durch 
Gulbrandsdalen  nach  Südsüdost  ab,  während  nach  entge- 
gengesetzter Seite  der  Raumaflufs  aus  eben  demselben  See 
in  den  Romsdal-Fjord  sich  ergiefst.  Durch  diese  ununter- 
brochene Wasserverbindung,  die  in  ihren  höchsten  Punc- 
tcn  etwa  2000  F.  hoch  liegt,  wird  der  nordöstliche  Theil 
dieser  Hochflächen,  das  Dovrefjeld,  von  dem  übrigen 


1331 

Gebirge  getrennt.  Auf  demselben  liegt  in  kabler,  unfrucht- 
barer Gegend  Röraas  mit  seinen  reichen  Kupfer-Berg- 
werken, und  über  dasselbe  erhebt  sich  der  Snöthättan 
zu  7400  F.  abs.  Höhe.  Westlich  von  jenem  Wasserpasse 
bis  zu  dem  ähnlichen  der  Reina-Elf  liegt  aufser  andern  das 
Sognefjeld,  auf  dem  der  Skages töltind  noch  hö- 
her, zu  etwa  8000  F.  aufsteigt.  Auf  dem  Südost-Gehänge 
der  dritten  Abtheilung  befinden  sich  reiche  Silber-Berg- 
werke zu  Kongsberg  und  Eisengruben  zu  Arendal. 

Eine  Folge  der  vielfach  zerschnittenen  Küsten  ist  die 
mildere  Temperatur  der  Westseite  und  ihre  gröfsere  Feuch- 
tigkeit (die  Regenmenge  in  Bergen  beträgt  80  Zoll),  wel- 
che einen  überaus  grofsen  Einflufs  auf  die  Vegetation  ha- 
ben müssen.  So  kommt  z.  B.  Waizen  noch  bis  znm  64° 
vor,  der  in  Schweden  schon  bei  62°  aufhört,  die  Eiche 
bis  zum  63°,  die  in  Schweden  nördlich  vom  61°  nicht  m ein- 
gefunden wird.  Die  Abfälle  zu  den  Fjorden  sind  in  die- 
sem Theile  Norwegens  1 — 2000  F.  hinauf  zum  Ackerbau 
benutzt,  bis  3000  F.  reichen  Nadelhölzer  und  noch  600  F. 
höher  die  Birke  hinauf.  Jenseit  dieser  Region  werden  nur 
Sätereien  (Sennhütten)  angetroffen,  und  auf  den  kahlen 
Hochflächen  nur  einzelne  Fjeldstuer,  d.  h.  Häuser,  die  den 
Reisenden  zu  Haltepunkten  dienen. 

An  das  Dovrefjeld  setzt  unter  rechtem  Winkel  das 
Gebirge  an,  das  den  Namen  Kjölen  führt  und  je  wei- 
ter nach  Norden  desto  höher  sich  erhebt  (im  Sulitelma 
unter  67°  NBr.  zu  einer  Höhe  von  fast  6000  F.)  Auf  der 
Insel  Mageröe  bilden  drei  einzelne  Felsen,  die  Mutter  mit 
ihren  beiden  Töchtern  genannt,  die  Nordspitze  dieses  Ge- 
birges und  Europa's  in  einer  furchtbaren  Einöde,  die  keine 
Spur  von  Vegetation  zeigt.  Südöstlich  um  den  Enara-See 
breitet  sich  bereits  sumpfiges  Tiefland,  das  nur  von  Bir- 
ken, Fichten  und  Tannen  bewachsen  ist.  Wie  grofs  auch 
in  diesen  nördlichen  Gegenden  der  Einflufs  der  Meeresluft 
ist,  davon  zeugt  am  auffallendsten,  dafs  in  Altengaard  un- 
ter 70°  noch  Gerste,  und  in  günstigen  Jahren  in  Hammer- 


1332 . 

fest,  fast  unter  71°,  Erbsen  gedeihen,  mit  Erfolg  wenigstens 
Kohl,  Rüben,  Salat  u.  s.  w.  gebaut  werden  können,  ob- 
gleich die  mittlere  Temperatur  des  Jahres  unter  0  steht. 

Nach  Schweden  hinein  stuft  sich  dies  Hochland  in  meh- 
reren Terrassen  zur  Tiefebene  ab,  die  ebenfalls  an  den 
Küsten  die  zerschnittene  Scheerenbildung  zeigt.  Eine  zahl- 
reiche Reihe  von  Seen,  welche  durch  die  parallelen  Küs- 
tenströ'me  gebildet  werden,  die  zum  bothnischen  Meerbu- 
sen abfliefsen,  bezeichnet  diesen  Abfall.  Von  grofserem 
Umfange  ist  die  Tiefebene  um  die  grofsen  Seen,  den  Wet- 
tern, Weilern,  Hjelmar  und  Mälarne,  nur  von  Hügeln  von 
3 — 900  F.  Höhe  unterbrochen,  die  dem  Flötzgebilde  ange- 
hören und  Steinkohlenlager  enthalten ,  bis  das  Land  in 
Schonen  in  vollkommne  Ebene  übergeht.  Die  Regenmenge 
ist  gegen  die  der  Westseite  nur  gering;  sie  beträgt  18 
bis  22  Zoll;  die  mittlere  Temperatur  in  Stockholm  4,5°, 
in  Lund  6°.  Daher  ist  diese  Gegend  mehr  für  den  Ge- 
treidebau geeignet  als  andre  Gegenden  der  Halbinsel.  Die 
Ortschaften  liegen  meist  an  der  Küste ,  sind  im  Innern 
spärlich,  da  etwa  -j%  des  Areals  mit  Waldungen  bedeckt 
sind,  in  denen  neben  der  Kiefer,  Fichte  und  Birke  im  süd- 
lichen Theile  die  Eiche  und  Buche  sich  vorfindet. 

Obgleich  etwa  150  Meilen  von  Skandinavien  entfernt, 
erscheint  Island  gleichsam  als  eine  Zugabe  dieser  Halb- 
insel, sowohl  was  seine  physikalischen  als  auch  seine  eth- 
nographischen Verhältnisse  betrifft.  Auf  der  Grenze  der 
östlichen  und  westlichen  Halbkugel  gelegen,  bildet  es  ein 
schräg  liegendes  Viereck,  an  dessen  Nordwestecke  eine 
lange  Halbinsel  im  Nordcap  bis  zum  Polarkreise  vorspringt* 
Namentlich  die  Westhälfte  der  Insel  ist  wie  Norwegen  von 
zahlreichen  Fjorden  zerschnitten,  das  ganze  Innere  mit  einem 
öden,  grausigen  Gebirgslande  ausgefüllt,  dessen  Gipfel  — 
sie  steigen  bis  etwa  6000  F.  auf  —  mit  ewigem  Eise  und 
Schnee  bedeckt  sind.  Deshalb  ist  auch  hier  die  Bevölke- 
rung mit  wenigen  Ausnahmen  auf  die  Küsten  beschränkt, 
deren  mittlere  Temperatur  im  Süden  3,5°  beträgt.     Doch 


1333 

ungeachtet  unter  derselben  Isotherme  in  Norwegen  noch 
Getreidebau  statt  findet,  reift  hier  das  Korn  nicht  mehr 
wegen  der  unbeständigen  Sommer,  und  die  Birke  und 
Weide  —  fast  die  einzigen  Baumarten  der  Insel  —  bleiben 
wegen  der  neblichten,  feuchten  Seeluft  und  der  furchtbaren 
Orkane  meist  zwergartig.  Treibholz,  Torf  und  Sutarbrand 
(verkohlte  Baumstämme  zwischen  Steinlagcrn)  dienen  als 
Brennmaterial.  Die  ganze  Insel  ist  ein  vulkanisches  Pro- 
duet.  Der  nordwestliche  Theil  so  wie  ein  bedeutender 
Theil  der  Ostküste  ist  aus  Basalt  aufgebaut,  während  der 
übrige  Theil  aus  Traclvyt  besteht,  in  welchem  ein  grofses 
Längenthal  die  Iusel  von  Südwest  nach  Nordost  schräg 
durchsetzt,  vom  Hekla  bis  zum  Krabla  hinüber,  welche 
unter  den  dortigen  zahlreichen  Vulkanen  die  bekanntesten 
sind.  Erhärtete  Ströme  von  Lava  (Hraun)  bedecken  weite 
Strecken,  und  sind  Beweise  von  der  überaus  grofsen  Thä- 
tigkeit  des  unterirdischen  Feuers,  das  aufserdem  zahlreiche 
heifse  Quellen  (Hverar),  zum  Theil  mit  gewaltiger  Kraft 
ausstöfst. 

Die  Zahl  der  Heilquellen  Schwedens  ist  sehr  be- 
deutend :  fast  jede  Stadt  hat  ihren  eigenen  Gesundbrunnen, 
gröfstentheils  Sauerbrunnen,  wo  gebadet  wird,  ohne  dafs 
man  dem  Gebrauch  des  Mineralwassers  einen  andern  Nut- 
zen zuschreiben  könnte,  als  den,  welchen  das  Baden  über- 
haupt gewährt.  Ueberhaupt  werden  die  schwedischen 
Brunnen  sehr  besucht,  sowohl  von  Reichen  wie  von  Ar- 
men :  die  bedeutendsten  und  besuchtesten  Heilquellen ,  bei 
denen  das  Mineralwasser  auch  getrunken  wird,  sind  Porla, 
Medewi,  Satra,  St.  Ragnild,  Ramlösa,  Loka  und  Ronneby 
die  mit  guten  Einrichtungen  zu  ihrem  Gebrauch  versehen 
sind;  in  Loka,  Medewi  und  Porla  wird  auch  die  Schlamm- 
erde zu  Bädern  benutzt:  die  besten  Einrichtungen  zu 
Schlammbädern  befinden  sich  in  Loka.  Brunnenärzte, 
welche  unter  Brunnen- Intendanten  stehen,  leiten  die  Kur 
an  den  meisten  Badeorten  und  erstatten  dem  Gesundheits- 
Collegium   in  Stockholm  jährlichen   Bericht.     Dergleichen 


1334 

Berichte  werden  aber  nicht  von  den  Vorstehern  der  künst- 
lichen, den  Struveschen  nachgebildeten,  Mineralwasseran- 
stalten, welche  in  mehreren  Städten  und  Badeorten  beste- 
hen, erstattet,  obgleich  die  Zahl  ihrer  Besucher  sehr  bedeutend 
ist.  Solcher  Anstalten  giebt  es  in  Stockholm  fünf,  aufser- 
dem  sind  dergleichen  in  Götheborg,  Uddewalla,  Warberg, 
Rainlösa,  Malmö,  Carlshamn,  Lund,  Norrköping,  Medewi, 
Loka,  Alingsäs  und  Lidköping  vorhanden.  Versendet  wird 
keins  der  natürlichen  Mineralwasser,  mit  Ausnahme  allen- 
falls der  Wunderquelle  zu  Jonköping. 

Die  schwedischen  Heilquellen  sind  sich  auffallend  ähn- 
lich in  ihren  chemischen  Verhältnissen  und  zeichnen  sich 
durch  Einfachheit  ihrer  Bestandtheile  aus.  Wo  eisenhal- 
tige Wasser  indicirt  sind,  da  finden  in  der  Regel  die  schwe- 
dischen ihre  Anwendung:  denn  Eisen  ist  der  Hauptbe- 
standteil derselben  und  ihre  Wirkung  beruht  vorzugs- 
weise darauf.  Nebst  dem  Eisen  kommen  alkalische  Salze 
in  den  Mineralwässern  vor,  aber  als  rein  alkalisch  ist 
keins  zu  betrachten  und  der  Gehalt  der  Kohlensäure  und 
anderer  Gasarten  ist  mit  Ausnahme  der  Porlaquelle,  der 
einzigen  nach  Berzelius  von  allen  schwedischen  Mi- 
neralquellen, die  ihm  vorgekommen,  worin  freie  Koh- 
lensäure enthalten  ist,  d.  h.  worin  man  mehr  Kohlen- 
säure als  zur  Auflösung  der  Erd-  und  Metallsalze  nöthig 
ist,  findet,  so  gering,  dafs  derselbe  bei  der  Wirkung  des 
Wassers  nicht  in  Anschlag  gebracht  werden  kann.  Auch 
eigentliche  Schwefelquellen  kommen  fast  gar  nicht  vor,  da- 
gegen giebt  es  häufig  Thonlager,  welche  Schwefelwasser- 
stoffgas enthalten  und  damit  die  aus  denselben  hervorkom- 
menden Quellen  imprägniren.  Salzquellen  sind  in  Schwe- 
den wie  in  Norwegen  selten  und  heifse  Quellen  sind  gar 
nicht  vorhanden,  was  um  so  merkwürdiger,  da  Urge- 
birge,  woraus  sonst  heifse  Quellen  entspringen,  in  Schwe- 
den so  häufig  ist:  die  einzigen,  doch  unbenutzten,  warmen 
Quellen,  auf  der  Insel  Oeland,  kommen  nicht  aus  Urge- 
birge,  sondern  aus  Kalk. 

Die 


1335 

Die  Litteratur  über  die  schwedischen  Mineralquellen 
ist  ziemlich  reich:  schon  Hiärne  machte  eine  Anzahl  von 
Versuchen  über  dieselben  bekannt,  die  ,  so  unvollkommen 
und  ungenau  sie  waren,  doch  zur  Kenutuifs  mehrerer  That- 
sachen  hinsichtlich  der  Mineralwasser  führten,  welche  die 
Chemiker  damaliger  Zeit  zu  erklären  nicht  im  Stande  wa- 
ren. Später  theilte  Bergmann  mehrere  Analysen  mit, 
und  neuerlich  hat  J.  Berzelius  seine  ausgezeichnete Thä- 
tigkeit  auch  einigen  Mineralquellen  seines  Vaterlandes  ge- 
widmet; Aber  die  Nachrichten  über  schwedische  Mineral- 
quellen sind  meistens  in  akademischen  Dissertationen,  in 
den  Jahresberichten  der  medizinischen  Gesellschaft  in  Stock- 
holm und  einigen  andern  Zeitschriften,  wie:  der  Arzt  und 
Naturforscher  (Läkaren  och  Naturforskaren)  zerstreut  und 
schwer  zu  erhalten.  In  besondern  Werken  handeln  von 
ihnen  Abr.  Hülphers  (1770)  und  S.  Hedin  (1803). 

o  o  o 

Samuel  Skragge,  ett  kort  samtal  om  the  for  nagre  Alir  se- 
dam  upfundne  Surbrunuar  wid  Wyks-Berg  i  Uplaud  och  Salem  Sochn. 
Stockholm  1708. 

Linne,  Versuch  einer  Natur-,  Kunst-  und  Oekonomie- Historie 
von  einigen  schwedischen  Provinzen.   Leipzig  1752. 

—  —    Reisen  durch  Westgothland.    Halle  1763. 

—  —  Reisen  durch  einige  schwedische  Provinzen.  Aus  dem 
Schwed.  Halle  1767. 

Eric.  Vigelius,  Diss.  de  diaeta  aeidulari.    Upsal.  1761. 

Abr.  Hülphers,  Kort  Berättelse,  med  Förteckniug  uppä  de 
wid  uärwarande  tid  i  Swerige  uptagne,  och  m'ast  bekaute  Miueral- 
ßruuuar,  Landsskaps  wis  anforde.   Wästeräs  1770. 

Joh.  Petr.  Scharenbug,  diss.  chim«  de  analysi  aquarum  fri- 
gidarum.   Upsal.  1778. 

Joh.  Lor.  Westberg,  chemisk  undersö'kning,  om  Kalla  arti- 
ficiela  Mineral-Vattens  tilredning  och  Nytta.    Abo  1780. 

Peter  Jonas  Bergius,  von  dem  Nutzen  der  kalten  Bäder. 
Aus  dem  Schwed.  von  Joachim  Jacob  Rhades.  Neue  Ausgabe.  Mar- 
burg 1793. 

S.  Hedin,  utkast  til  en  Handbok  für  Brunnsgäster,  jämte  Be- 
skrifning  öfver  de  mäht  godkände  Mineral-brunnar  och  Bad-Inrättuin- 
gar  i  Sverige.  Stockholm  1803. 

Otto  Frederic  Meijer,  de.  aeidularum  post  diuturuiorem  Hy- 
drargyri  usum  efficacia.    Upsal.  1810. 

Joh.  Fr.  Lud.  Hausmann,  Reise  durch  Scandivien  in  deu  Jah- 
ren 1S06  und  1807.    5  Thle.  Göttiugen  1811  —  1818. 

in.  Theii.  Qqqq 


1336 

o 

Ars-Berättelse  om  Svenska  Läkare-Sällskapets  Arbcten.  Stock- 
holm 1812.  ff. 

W.  af  Hi  singer,  Anteckningar  i  physik  och  geognosie  under 
resor  i  Sverige  och  Norrige.    Stockholm. 

J.  Berzelius,  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  pbysis. 
Wissenschaften.  A.  d.  Schwed.  von  F.  Wöhler.  Tübingen  IX.  Jahrg. 
183Ü.  S.  2S3.  XI.  Jahrg.  1832.  S.  341.  XIII.  Jahrg.  1834.  S.  397.  398. 
XIV.  Jahrg.  1835.  S.386.  394.  XVI.  Jahrg.  1837.  S. 392. 403.  XVII.  Jahrg. 
1838.  S.  399.  414.  426. 

G.  Garlieb,  Island  rücksichtlich  seiner  Vulcane,  heil'sen  Quel- 
len, Gesundbrunnen,  Schwefelminen  und  Braunkohlen,  nebst  Litera- 
tur hierüber.   Freyberg  1819. 

Danmarks  geognostiske  forhold,  forsaa  vidt  som  de  ärc  afhaen- 
gige  af  Dannelser,  der  äre  sluttede,  fremstillede  in  et  Inbydelseskrift 
tili  Reformationsfesten  d.  14.  Nov.  1835.  af  Dr.  Georg  Forchham- 
mer. Kjöbeuhavn. 


1.    Das  eigentliche  Schweden. 
a.    Upland: 

Die  G esundbrunnen  bei  Stockholm.  In  und  bei  dieser 
Hauptstadt  befinden  sich  vier  Quellen,  die  zwar  nur  gewöhnliche 
Springquellen  sind,  aber  doch  auch  vom  Volke  medizinisch  angewen- 
det werden  :  Djurgards-Brunn  im  Thiergarteu  von  Stockholm, 
—  Sabb  a  ts  bergs,  —  Norrmalms  und  Uggleviken.  Letztere 
ist  etwas  hepatisch,  die  anderen  schwach  alkalisch  eisenhaltig,  alle 
aber  werden  als  Getränk,  letztere  besonders  von  der  niedern  Volks- 
klasse, benutzt  gegen  Schwächezustände.  Am  besuchtesten  ist  die 
Quelle  im  Thiergarten  und  am  Sabbathsberge,  wo  auch  die  Einrich- 
tungen am  besten  sind. 

A.  Hülphers,  Kort  Berättelse  a.  a.  0.  p.  5. 

Läkaren  och  Naturforskaren.  T.  VII.  p.  70.   T.  VIII.  p.  230. 

Das  D anemarker  Sauerwasser  oder  Wallby- Brunn  ent 
springt  im  Kirchspiel  Danemark,  dreiviertel  Meilen  südlich  von  Up 
sala,  in  mehreren  Quellen,  wovon  vier  nicht  weit  von  einander  auf  j 
dem  Wallbyer  Wiesengrunde  unter  Thon  hervorquellende  die  gebräuch- 
lichsten sind.  Obgleich  schon  1733  entdeckt,  wurden  sie  doch  erst 
seit  1779,  wo  sie  bedeckt  und  mit  Einrichtungen  zu  ihrer  Benutzung 
versehen  wurden,  mehr  bekannt.  Sie  geben  zusammen  in  einer 
Stunde  über  100  Kannen  eines  klaren  Wassers,  das  beim  Stehen  mit 
einem  schillernden  Häutchen  sich  bedeckt  und  einen  gelben  ocher- 
artigen  Bodensatz  niederschlägt,  in  Gefäfsen  verschlossen  einen  he- 
patischen Geruch  wahrnehmen  läfst,  dintenartig,  aber  nicht  stechend- 
säuerlich  schmeckt,  die  Temperatur  von  9°  R.  und  das  specif.  Ge- 
wicht von  1,026  hat.  Nach  Bergmann  enthält  eine  Kanne  (=  100 
geometr.  Zoll  =  132  franz.  Cub.  Z)  desselben: 


1337 


Luftsaures  Eiseu 
Eisenvitriol 

Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatriuui 
Kieselerde  .        . 


0/25  Gr. 
14,00  — 
3,50  — 
14,00  — 
0,75  — 
0,25  — 
32,75  Gr. 
Atmosphärische  Luft        .        ...        .  7,0Kub.Z. 

J.  G.  Wallerius,  cogitationes  de  fönte  soterio  Danemarkensi 
prope  Upsaliam   sito.  Holiniae  1737. 

C.  H.  Wertmüller,  de  fönte  acidulari  Dannemarkensi.  Upsa- 
liae   1773. 

Bergmann,  pbys.  ehem.  Werke,  übersetzt  von  Tabor.  Bd.  I. 
S.  240  —  260. 

Nur  namentlich  zu  erwähnen  sind  in  der  Gegend  von  Upsala  die 
Gesund-  und  Sauerbrunnen:  Up  sala  Brunn,  Eninge  im  Kirch- 
spiel Staby,  Harwiks  in  Dannemora,  Libbar bo  Brunn  in  Tel- 
gesmora,  Lösens,  Bj  Örklinge,  Wattholma  Brunn  im  Kirch- 
spiel Lena,  Breängs  im  Kirchspiel  Tierps,  die  Arsta-Quelle, 
Hummelsta  Brunn  im  Kirchspiel  Liflena  u.  a. 

A.  Hülphers  a.  a.  O.  p.  6.  7. 

b.  Söderinanland: 

In  Stockholms  Län  sind  aufzuzählen  die  Heilquellen:  Wiks- 
bergs  im  Kirchspiel  Salem,  3'/»  Meile  von  Stockholm,  mit  drei  Mi- 
neralquellen, Glasberga  Brunn  im  Kirchspiel  Telje,  rfA  Meile 
von  Södertelje,    W  ärby  Brunn,  l1/*  Meile  von  Stockholm  u.  a. 

Läkaren  och  Naturforskaren.  T.  VII.  p.  83. 

In  Nyköpings  Län:  Norrby  Brunn  im  Kirchspiel  Bostad,  zwei 
Meilen  von  Nyköping,  die  Ingmunsta-Quelle  in  Lästringe,  Siii- 
holms  in  Wingaker,  Dunkers,  Nässetsta  in  Gryt,  Fiholms 
in  Jeder,  die  Tjula-  und  Sunby-  Quellen,  Wallby-  Brunn , 
3/4  Meile  von  Thorshellaj  Husby  Rekarne,  zwei  Meilen  von  Es- 
kilstuna,  Ekeby  Brunn  u.  a. 

A.  Hülphers  a.  a.  O.  p.  7  — 11. 

c.  Nerike: 

Der  Gesundbrunnen  zu  Adolphsberg,  auch  Himmel- 
stadlund  genannt,  befindet  sich  eine  Viertel  Meile  südlich  von  Oe- 
rebro  in  einer  der  schönsten  Gegenden  Schwedens,  ist  seit  dem  An- 
fang des  vorigen  Jahrhunderts  bekannt,  mit  Einrichtungen  zu  seiner 
Benutzung  versehen  und  wird  ziemlich  besucht,  besonders  aber  von 
den  Einwohnern  Oerebro's  benutzt. 

Das  Miueralwasaer  ist  vollkommen  hell  und  farblos   uud  hat  die 

Qqqq2 


1338 

Temperatur  von  7°  R.  bei  15°  R.  der  Atmosphäre.  In  einem  Trink- 
glase  oder  einer  Flasche  geschüttelt,  giebt  es  gar  keinen  Geruch  zu 
erkennen  und  entbindet  nichts  Gasförmiges.  Der  Geschmack  ist 
etwas  bitter,  wie  gewöhnlich  bei  eisenhaltigem  Wasser. 

Nach  Berzelius'  Analyse  enthält  dasselbe  in  einer  Kanne: 

Schwefelsaures  Kali 0,169  Gr. 

Chlornatrium 0,169  — 

Kohlensaures  Kali    .•.'.•.        .        .  0,480  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .        .        .        .        .  2,730  — 

Eisenoxyd         .        .        .        .        .        .        .  0,427  — 

Manganoxyd      .        .        .  .        .        .  0,077  — 

Kieselerde 1,307  — 

Extractivstoff   .        .        .        .        .        .        «  0,963  — 

Verlust 0,218  — 

6,540  Gr. 

Kohlensaures  Gas l,25Kub.Z, 

Stickstoff 2,25    — 

Das  mehr  alkalische  als  eisenhaltige  Mineralwasser  wird  in  Form 
von  Getränk  und  als  Bad  vorzüglich  gegen  Gicht,  Schwäche  und 
Rheumatismen  gerühmt. 

J.  Berzelius,  Afhandlingar  i  Fysik,  Kemi  och  Mineralog.  Bd.  I. 
p.  143. 

Journal  der  Chemie  und  Physik,  herausgegeben  von  Gehlen. 
Bd.  I.  Berlin  1806.  St.  1.  S.  1. 

Ars  Berättelse  a.  a.  O.  1818.  p.  44.  1827. 

Läkaren   och  Naturforskaren.  T.  III.  p.  111. 

Nur  namentlich  zu  erwähnen  sind:  die  Finntorps~  und  VI- 
lawi-  Quellen  in  Kil,  l1/^  Meilen  nordwestlich  von  Oerebro,  die 
Hofsta-  Quelle,  L'dnnes  -  Brunn,  Fermo,  */4  Meile  von 
Ekeby  Kyrka,  Askersund  mit  zwei  Quellen,  Oxoga  im  Kirchspiel 
Kumbba,  Hardemo  Brunn,  vier  Meilen  von  Oerebro,  die  Pulle- 
Quelle  in  Skagershult,  fünf  Meilen  südwestlich  von  Oerebro  u.  a. 

A.  Hülphers  a.  a.  O.  p.  11.  12. 

d.     Westmanland: 

Die  Mineralquellen  von  Loka  liegen  in  der 
Oerebroscken  Landeshauptinannschaft,  sechs  Meilen  von 
der  Stadt  Nora,  fünf  Meilen  von  Philippstadt,  im  Kirch- 
spiele und  Erzgebirge  Grythytte,  in  einer  der  schönsten 
und  romantischsten  Gegenden  Schwedens.  Das  Thal,  wel- 
chem sie  entspringen,  wird  theils  von  hohen  Gebirgen,  theils 
von  zwei  Seen,  den  Lockarseen,  in  welche  der  Flufs  Trösa 


1339 

sich  ergiefst,  umschlossen.  Der  Boden  um  die  Quellen  ist 
granitiscb,  die  Stelle  selbst,  wo  sie  entspringen,  sumpfig. 

Als  Heilmittel  benutzt  man  die  Quellen  seit  1720.  Seitdem  sind 
sie  durch  Einrichtungen  zu  ihrer  Benutzung  als  Wasser-,  Douche- 
und  Schlammbad,  so  wie  durch  mannigfache  Verschönerungsanlagen 
zu  einem  angenehmen  Aufenthalt  für  Kurgäste  geworden.  Der  erste 
Bade-  Brunnentermin    fängt  am  22.  Juni    an  und  dauert  bis   17.  Juli, 

—  der  zweite  Termin  beginnt  den  19.  Juli  und  währt  bis  13.  August. 
Gewöhnlich  beträgt  die  Zahl  der  Kurgäste  100.  Die  Brunnengäste 
haben  zu  zahlen  (in  Schwed.  Banco):  Abgabe  an  die  Brunnen -Casse 
3  Kthlr.  16  Seh.,  dem  Rechnungsführer  1  Rthlr.,  dem  Brunnenmei- 
ster 1  Rthlr.  Der  Tischpreis  für  eine  Person  beträgt  für  Mittagstisch 
mit  fünf  und  Abendtisch  mit  vier  Gerichten  1  Rthlr.  8  Seh,  —  Auch 
sind  hier  die  natürlichen  Mineralwasser  von  Selters,  Pyrmont  (Salz- 
und  Stahlquelle)  und  Spaa  zu  erhalten. 

Man  unterscheidet  drei  Mineralquellen,  die  nahe  bei 
einander  liegen:  die  alte  Quelle,  welche  früher  viel  be- 
nutzt, dann  lange  vernachlässigt  und  erst  seit  1760  neu 
aufgegraben  und  gefafst  wurde,  giebt  in  der  Stunde  465 
Kannen  Wasser,  und  ist  jetzt  vorzugsweise  in  Gebrauch, 

—  die  neue  Quelle,  1767  ausgegraben,  und  jetzt  von 
einem  besondern  Gebäude  nebst  Gasthofe  umgeben,  giebt 
in  der  Stunde  142i  Kannen  Wasser,  —  die  Badequelle 
giebt  in  der  Stunde  517^  Kannen  Wasser.  Das  Mineral- 
wasser ist  krystallhell ,  frisch  geschöpft  geruchlos ,  stark 
geschüttelt  einen  schwachen  hepatischen  Geruch  entwik- 
kelnd,  und  hat  in  der  alten  Quelle  die  Temperatur  von 
6,25°  R.  bei  13°  R.  der  Atmosphäre,  in  der  Badequelle  von 
7°  R. 

Zuerst  von  B  rom  eil  (1725)  im  Auftrage  Königs  Fried- 
rich I,  später  von  Bergius,  Bergmann,  Knut  von 
Lenaeus  und  zuletzt  (1800)  von  Berzelius  untersucht, 
enthält  das  Mineralwasser  nach  Letzterem  in  einer  Kanne: 

Kohlensaure  Kalkerde 0,0042  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde 0,0035  — 

Kieselsäure 0,0107  — 

Schwefelsaure  Kalkerde         ....        0,0023  — 

Chlornatrium  ........        0,0055  — 

Extractivstoff  .......        .        0,0014  — 

Harz Spur 

0,0276  Gr. 


1340 

Kohlensaures  und  hepatisches  Gas      .        ;        .        2,0Kub.Z. 
Sauerstoff       .        .        .  .        .        .        .        0,5    — 

Stickstoff        . 3,0    — 

Auch  Bergmann  hätte  früher  in  einer  Kanne  Wasser  2 —  3 
Kub  Z.  kohlensaures  und  1  Kub.Z.  hepatisches  Gas,  und  an  festen 
Bestandtheilen  nur  2,28  Gr.  Rückstand,  aus  salz-  und  luftsauren  Er- 
den und  Schwefelsäure  bestehend,  gefunden. 

Das  sich  durch  die  geringe  Menge  an  fixen  Bestand- 
theilen auszeichnende  Wasser  wird  innerlich  und  äufser- 
lich  gehraucht,  am  häufigsten  jedoch  in  Verbindung  mit  dem 
hier  gegrabenen  berühmten  Eisen  mineralschlamme, 
über  "welchen  bereits  Th.  I.  zweite  Aufl.  S.  494  ff.  gehan- 
delt ist. 

Erik  Victorin,  En  kort  Bcrättelse  om  den  i  Wärmeland  etc. 
belägna,  och  för  nägra  aehr  sedan  upfumna  Looka  Hälso-Brun.  Stock- 
holm 1727;  —  Continuation  of  Kort  Berättelse  om  de  eurer,  som 
wid  Looka  Hälso-Brun  etc.  Stockholm  1729. 

Bergius,  von  den  kalten  Bädern.  Aus  d.  Schwed.  übersetzt  von 
Georgi,  mit  Anmerk.  von  J.  J.  Rh  a des.  Stettin  1766.  S.  82  ff. 

Lenaeus  in:  Vekoskrift  for  Läkare  och  Naturforskare.  Bd.  VII, 
Stockholm  1787. 

J.  ßerzelius,  analysis  aquarum  Medeviensinm.  Upsalae  1800. 
p.  14. 

Die  S'dtr a-Quellen  im  Kirchspiel  Kila  bei  Westraes,  1700 
entdeckt,  sind  mit  guten  Einrichtungen  versehen  und  werden  häufig 
benutzt.  Brunnenarzt  ist  der  jedesmalige  Professor  der  practischen 
Medizin  in  Upsala. 

Die  Quellen  entspringen  in  grofser  Anzahl  aus  einem  ebenen,  Bo- 
den; doch  werden  medizinisch  hauptsächlich  nur  die  Dreifaltig- 
keits-  (Trefaldighets)  und  Braus-Quelle  (Brudkäll)  benutzt, 
welche  sich  in  chemischer  und  physikalischer  Hinsicht  fast  gar  nicht 
von  einander  unterscheiden. 

Die  Dreifaltigkeitsquelle  bricht  ungefähr  3  Fufs  unter  der  Ober- 
fläche aus  Sand  hervor  und  giebt  in  jeder  Minute  39  i/6  Kannen  Was- 
ser, das  krystallkell,  farblos,  einen  angenehmen,  leicht  adstringiren- 
den  Geschmack,  und  beim  Schütteln  einen  leicht  hepatischen  Geruch 
hat.  In  einem  offenen  Gefäfse  der  Einwirkung  der  Luft  ausgesetzt, 
opalescirt  es  nach  24  Stunden  uud  schlägt  erst  nach  längerer  Zeit 
ein  Sediment  nieder;  im  verschlossenen  Gefäfse  schlägt  es  kein  Ei- 
senoxyd nieder.  Die  Temperatur  beträgt  6,5°  R.,  das  spec.  Gewicht 
i  1,001.  Nach  Böcker's  chemischen  Untersuchungen  enthält  das  Mi- 
neralwasser, aufser  einer  geringen  Menge  freien  kohlensauren  Gases, 
fixes   Alkali,   kohlensaure  Kalk-  und   Talkerde,  kohlensaure«  Eisen- 


1341 

oxydul,  ein  schwefelsaures  Salz  in  geringer  MeDge    uiid  Salzsäure  an 
alkalinische  Basis  gebunden. 

Hugo  Herrm,  Bock  er,  analysis  aquaruin  Saetrae'nsium.  Up- 
saliae  1806. 

Die  Porlaquelle,  Porla-IIelsovatten,  der  Sprudel- 
Gesundbrunnen.  Diese,  durch  ihre  Heilwirkungen  und  ihre 
Ungleichheit  mit  andern  Quellen  schon  längst  merkwürdig 
gewesene,  neuerlich  aber  durch  zwei  vonBerzclius  in 
derselben  aufgefundene,  bis  dahin  unbekannte  organische 
Säuren  berühmt  gewordene  Mineralquelle  entspringt  auf 
der  Grenze  der  Kirchspiele  Skagerhult,  Wiby  und  Bodarne, 
im  Oerebro-Län,  am  Rande  eines  grofsen  Moors,  welcher 
au  drei  Ellen  tief,  zumeist  aus  Sphagnum  palustre  besteht 
und  auf  einem  festen  Boden  von  Kies    und  Sand   aufliegt. 

Das  Mineralwasser  ist  klar,  hat  umgeschüttelt  einen 
schwachen  Geruch  nach  Schwefelwasserstoff  und  entwik- 
kelt  fortwährend  Luftblasen,  woher  der  Brunnen  seinen 
Namen  hat;  auch  strömt  aus  der  Erde  in  der  Nähe  des 
Brunnens  fortwährend  viel  kohlensaures  und  Stickgas  her- 
vor. Die  Temperatur  beträgt  5,6°  B.,  der  Wasserreich- 
tum in  einer  Stunde  etwas  über  700  Kannen. 

Die  dem  Mineralwasser  eigenthüinliche  gelbe  Farbe  rührt  von  den 
in  ihm  von  Berzelius  entdeckten  neuen  Säuren,  der  Quellsäure  und 
Qucllsatzsäure,  her,  welche  derselbe  später  auch  in  andern  Mineral- 
wässern gefunden  hat  und  die  er  als  ein  gewöhnliches  Product  der 
organischen  Zerstörung  ansieht,  welche  von  dem  Meteorwasser  in 
die  Wasseransammlung  der  Erde  geführt  wird,  von  wo  die  Quellen 
entstehen,  weshalb  sie  auch  fast  in  allen  Mineralquellen  gefunden 
werden;  merkwürdig  ist  es  aber,  dafs  sie  in  dem  Porla-Helsovatten 
so  aufserordentlich  prädominiren.  Die  Quellsäure  bildet  mit  dem  Ei- 
senoxydul  lösliche  Salze,  aber  mit  dem  Eisenoxyd  sehr  schwer  auf- 
lösliche; weshalb  das  Eisenoxyd  aus  dem  Quellwasser  als  Oxyd  ge- 
fällt wird,  so  dafs  nun  dieser  Niederschlag  ein  basisches  quellsaures 
Üxydsalz  ist;  kocht  man  diesen  Ocker  mit  kaustischem  Kali,  so  kann 
man  diese  Säure  ausziehen.  Berzelius  sieht  diese  Säure,  im  Was- 
ser nach  und  nach  zenheilt,   als  den  Ursprung  des  Ammoniums  an. 

Das  Mineralwasser,  von  dem  und  seiner  nächsten  Um- 
gebung Hofmcdicus  Givelius  eine  medizinisch -topogra- 
phische Beschreibung  geliefert  hat,  wurde  1806  und  1832 


1342 


von  Berzelius,  1838  von  J.  A.  Huss  und  Lynchneil 
chemisch  untersucht.  Merkwürdig  ist  die  Uebereinstim- 
mung  beider  Analysen.  100,000  Theile  des  Mineralwassers 
enthalten  nämlich: 

Clilorkalium         .... 
Clilornatrium        .... 
Quellsaures  Natron     . 
Quellsaures  und  kohlensaures  Ammoniak 
Doppeltkohlensaure  Kalkerde     . 
Doppeltkohlensaure  Talkerde     . 
Doppeltkohlensaures  Manganoxydul 
Doppeltkohlensaures  Eisenoxydul 
Phosphorsaure  Thonerde    . 

Kieselerde    

Quellsäure  und  Quellsatzsäure  . 


ich  Berze-     nach  Huss  und 

lius:              Lynch  neu: 

0,3398        .      . 

0.339 

0,7937 

0,641 

0,6413        .      . 

0,641 

:   0,8608        .      . 

0,860 

9,0578        .      . 

9,058 

1,9103 

1,910 

0,0307 

0,031 

6,6109 

6,611 

0,0110 

.      0,011 

3,8960 

.      3,806 

5,2535 

.      5,254 

29,3058 


29,162 


Die  Analyse  von  Berzelius   ergiebt  von  F.  Simon    auf  sech- 
zehn Unzen  reducirt: 

Chlorkalium 0,0250  Gr. 

Chlornatrium   .......  0,0600  — 

Quellsaures  Natron 0,0490  — 

Quellsaures  und  kohlensaures  Ammoniak     .  0,0660  — 

Doppeltkohlensaure  Kalkerde         .        .        .  0,6950  — 

Doppeltkohlensaure  Talkerde         .        .        .  0,1460  — 

Doppeltkohlensaures  Manganoxydul       .        .  0,0020  — 

Doppeltkohlensaures  Eisenoxydul          .        .  0,5070  — 

Phosphorsaure  Thonerde        ....  0,0007  — 

Kieselerde 0,2990  — 

Quellsäure  und  Quellsatzsäure       .        .        .  0,4030  — 

2,2527  Gr. 

Das  aus  dem  Grunde  aufsteigende  Gas  besteht  nach  Berzelius 
aus  6  Theilen  Stickstoffgas  und  1  Theil  Kohlensäure. 

Das  Mineralwasser  gehört  hiernach  zu  den  !  stärksten 
Eisenwässern,  die  wir  besitzen,  und  würde,  was  jedoch  nicht 
geschieht,  sich  auch  sehr  gut  in  Krügen  versenden  lassen, 
Weil  es  weit  weniger  von  seinem  Eisengehalt  niederschlägt, 
als  die  übrigen  Eisenwässer,  welches  wahrscheinlich  von  der 
grofsen  Oxydabilität  der  Quellsäure  herrührt,  wie  denn 
überhaupt  die  Verbindung  dieser  Säure  mit  dem  Eisen  der 
Wirkung  dieses  Mineralwassers  einen  fixeren  und  eindring- 


1343 

lieberen  Charakter  zu  verleihen  scheint,  als  die  flüchtigere 
kohlensaure  Verbindung-  besitzt. 

Die  sehr  zahlreich  besuchte  Quelle  wird  als  Getränk 
und  Bad  benutzt.  Die  hier  angewendeten  Schlammbä- 
der werden  aus  einen  Schlamm  bereitet,  welcher  in  der 
JNähe  der  Quelle  aus  der  Tiefe  eines  grofsen  Mooses  auf- 
gehoben wird. 

Seit  dem  J.  1S07  sind  liier  verschiedene  Gebäude  zur  Bequem- 
lichkeit derBrunnengäste  aufgeführt  worden,  neuerlich  auch  ein  Kaum 
für  arme  Kranke.  Seit  1809  hat  der  Prediger  in  Skagerhull  J.  Sta. 
relius  den  Brunnengästen  mit  ärztlichem  Rath  heigestanden  uud 
zugleich  die  Oekonomie  an  Ort  und  Stelle  besorgt;  seine  an  das  Ge- 
sundheits  -.  Collegium  in  Stockholm  alljährlich  eingeschickten  Journale 
bezeugen  seine  Geschicklichkeit  und   seinen  Eifer. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  das  Mineralwasser 
sich  wirksam  bewiesen  hat,  sind:  scrophulöse  und  rheuma- 
tische Leiden,  Lähmungen  und  Taubheit  aus  diesen  Ursa- 
chen, Hämorrhoiden,  langwierige  Wechselfieber  u.  s.  w. 

Journal  der  Chemie  und  Physik,  herausgeg.  von  Gehlen.  Bd.  I. 
Berlin  1806.  St.  1.  S.  13. 

Berzelius  och  Hisingers  afhandlingar  i  Fysik,  Kemi  och 
Mineralogie.  Th.  I.  p.  145. 

Ars-Berättelse  om  Svenska  Läkare  -  Sällskapets  Arbeten.  1815. 
p.  58.  ISIS.  p.  44. 

Tidscrift  för  Läkare  och  Pharmaceuter.  Forste  Bändel.  Stock- 
holm 1832.   März. 

Annalen  der  Pharmacie.  Bd.  VI.  Heft  3.  1S33.  S.  241. 

J.  Berzelius,  Jahresbericht.  Dreizehnter  Jahrgang.  Tübingen 
1834.   S.  181. 

Hufeland  und  Osann's  Journal  der  prakt.  Heilkunde.  1836. 
Bd.  LXXXII.  St.  2.  S.  123. 

Ars-Berättelse  om  Svenska  Läkare-Sällskapets  Arbeten,  of  Son- 
den. 183S. 

Die  Mineralquelle  zu  Köping  giebt  in  der  Stunde  192  Kan- 
nen Wasser,  das  nach  Ringensson's  Analyse  freie  Kohlensäure, 
Eisenoxyd,  an  Kalk  gebundene  kohlensaure  uud  salzsaure  Salze,  aber 
keiue  schwefelsauren  Salze  enthält.  Es  wird  nur  an  der  Quelle  ge- 
trunken. 

Ars-Berättelse.    1821.  p.  29. 

Nur  namentlich  mögen  erwähnt  werden  die  Mineralquellen  von: 
Nora  mit  zwei  Brunnen,  Linde  mit  zwei  Brunnen,  wovon  der  eine 


1344 

Sbdra  heifst  und  '/4  Meile  von  der  Stadt  entfernt  liegt,  der  andere 
Norra-Brunn  genannt  wird,  Gammelbo- Brunn  in  Ramtshy- 
tan,  Fellsbro ,  —  ferner  in  der  Umgegend  von  Westeräs  :  Arboga- 
Brunn,  schon  im  J.  1348  erwähnt,  die  Quellen  bei  Westeräs, 
Sahla  mit  zwei  Quellen,  Kungsörs-Brunn,  Malma-Brunn, 
Gunnilb  o-Brunn,  Malmkärra  in  Norberg,  Kar  bo-  Brunn 
in  Fernbo ,  Gr  all sta  in  Kila,  Solinge  in  Romfertuna,  Boda  in 
Baraker,  zwei  Meilen  von  Sätra,  —  in  der  Umgegend  von  Upsala: 
die  S'äby-  Quelle  in  Hwittinge,  die  Tible-  Quelle  in  Torstuna, 
und  andere. 

A.  Hülphers  a.  a.  0.  p.  12—17, 

e.     Dalarne: 

Die  Sauerbrunnen  von  Nors  bei  Fahlun,  der  Lafsb  o  -Brunn, 
*/4  Meile  von  der  Stadt  Hedemora,  die  Cäcilia-  Quelle  beiLjuster> 
Ya  Meile  nördlich  von  der  Stadt,  der  Frost-Brunn  bei  Stora.Tuna, 
die  beiden  Mineralquellen  zu  S  k  edwi,  HerGrytnäs  oder  Klintbo- 
Brunn  bei  Dalelfweu ,  3/*  Meilen  von  Awestad,  mehrere  Mineral- 
quellen im  Kirchspiel  F  olkärna,  darunter  die  AI  sb  o  -  Quelle , 
der  Brunnen  Koberga  in  Husby,  der  Gerbo -Brunn  in  Norrbärke 
u.  v.  a. 

A.  Hülphers  a.  a.  0.  p.  17-21. 


2.  Gothland. 
a.  Ostergöthland: 
Die  Mineralquellen  von  Medewi  entspringen 
eine  Viertelmeile  von  diesem,  in  dem  Lande  Baggebye  ge- 
legenen und  zu  dem  Kirchspiele  Nykyrke  gehörigen  Dorfe, 
unweit  Linköping,  und  gehören  zu  den  besuchtesten,  kräf- 
tigsten Eisenquellen  Schwedens. 

Die  Quellen  wurden  1677  von  dem  Reichsgrafen  Soop  entdeckt 
und  auf  dessen  Veranlassung  von  Hiärne  untersucht.  Linne  und 
Bergmann  glauben,  dafs  sie,  besonders  die  rothe  Quelle,  schon  viel 
früher  in  den  heidnischen  Zeiten  gekannt  und  benutzt  worden  seien. 
Man  unterschied  bei  ihrer  Wiederentdeckung  drei  Quellen;  die  hohe 
Quelle,  die  Thalquelle  und  die  rothe  Quelle,  —  fast  alle 
von  gleichem  Gehalt.  Die  hohe  Quelle  wurde  gefafst,  mit  einem  Ge- 
bäude umgeben  und  seit  1678  fleifsig  besucht;  —  die  beiden  andern 
Quellen  sind  verschwunden.  Hedin  hat  dagegen  zwei  andere  gefun- 
den, sie  fassen,  mit  kleinen  Häusern  umgeben  und  zum  Kurgebrauch 
einrichten  lassen.  Die  Badeanstalt,  in  einer  schönen  Gegend  gelegen, 
sl  zweckmäfsig  eingerichtet  und  wird  jährlich  von  etwa  400  Kurgä- 
sten besucht. 


1345 

Man  unterscheidet  jetzt  die  alte  oder  untere,  die 
mittlere  und  die  obere  Quelle,  welche  in  geringer 
Entfernung  von  einander  entspringen.  Das  Mineralwasser 
besitzt  einen  eisenhaften,  nicht  unangenehmen,  etwas  ste- 
chenden Geschmack,  einen  schwachen  hepatischen  Geruch 
und  läfst,  der  Einwirkung  der  atmosphärischen  Luft  aus- 
gesetzt, das  in  demselben  enthaltene  Eisen  leicht  zu  Bo- 
den fallen.  Die  Temperatur,  welche  nach  Verschiedenheit 
der  Jahreszeit  zwischen  2 — 3°  wechselt,  beträgt  in  der  al- 
ten Quelle  6,5°  R.  auf  der  Oberfläche,  6°  R.  in  der  Tiefe, 
in  der  mittleren  7°  R,  in  der  Tiefe,  7,5°  R.  auf  der  Ober- 
fläche, und  in  der  obern  Quelle  6,5°  R.  in  der  Tiefe,  7°  R. 
auf  der  Oberfläche.  Die  Wassermenge  der  alten  Quelle 
beträgt  etwa  60  Kannen  in  der  Stunde. 

Aufser  von  Hiärne  wurde  das  Mineralwasser  auch 
von  Bergmann  (1783),  in  neuern  Zeiten  von  Berzelius 
(1800)  und  zuletzt  (1838)  von  J.  A.  Huss  uud  Lynchnell 
untersucht.   Die  alte  Quelle  enthält  in  einer  Kanne  Wasser: 

nach  Bergmann:    nach  Berzelius: 
Clilornatrium        .        .        0,005  Gr.       .'      .        0,026  Gr. 
Eisenoxyd     .        .        .        0,056  —        .        .        0,020  — 
Schleimigen  Extractivstoff  0,019  —        .        .        0,003  — 

Schwefelsaures  Natron 0,001  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,037  — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,025  — 

Chlorcalcium         .         .        0,009  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,010  — 

Harz      ....  .      .       .        .        0,001  — 

0,089  Gr.  0,123  Gr. 

Kohlensaures    Gas    mit 

Schwcfelwasserstoffgas      14,0  Kub.  Z.        .        6,0  Kub.  Z. 
Atmosphärische  Luft       .  ....        0,5  —    — 

Die  mittlere  Quelle  enthält  .mehr  flüchtige  Theile,  hat  einen 
stärkern  hepatischen  Geruch,  weniger  kohlensaures  Gas,  von  Eisen- 
oxyd nur  0,015  Gr.,  von  kohlensaurer  Kalkerde  dagegen  0,080  Gr.  — 
Die  obere  Quelle  ist  an  Geschmack  der  alten  Quelle  ähnlich,  an  Ei- 
sengehalt ihr  gleich;  an  schwefelsaurer  Kalkerde  ist  sie  reicher 
(0,045  Gr.),  an  kohlensaurer  Kalk-  und  Talkerde  dagegen  ärmer,  — 
die  übrigen  Salze  sind  gleich. 


1346 

Nach  der  Analyse  von  Huss  und  Lyn  ebne II  dage- 
gen enthalten  100,000  Theile  des  Wassers: 

Chlorkalium 2,160  Th. 

Doppeltkohlensaures  Kali  ....        2,095  — 

Doppeltkohlensaure  Kalkerde  ....        3.579  — 
Doppeltkohlensaures  Manganoxj'dul        .         .         Spuren 
Doppeltkohlensaures  Eisenoxydul    .        .        .        4,881  — 

Kieselsäure 1,075  — 

Quellsäure Spur 

13,790  Th. 

Das  Mineralwasser  aller  drei  Quellen  wird  als  Getränk, 
mehr  aber  noch  als  Bad  gebraucht  gegen  alle  Krankhei- 
ten, in  welchen  Eisenwasser  indicirt  sind,  besonders  gegen 
Schwächekrankheiten.  —  Ueber  den  sehr  wirksamen  Mi- 
neralschlamm von  Medewi  ist  bereits  Th.  I.  zweite 
Aufl.  S.  496  gehandelt  worden. 

U.  Hiärne,  Berättelse  on  the  nyys  opfundne  Suurbrunnar  wid 
Medewy  uthi  Ostergöthland.     Stockholm  16S0. 

Underrättelse  hurn  Mineral  Watnet  wid  Medewi  ulli  Ostergöth- 
land.    Stockholm  1708. 

L  i  nn  € ,  Reisen  durch  einige  schwedische  Provinzen.  A.  d.  Schwed. 
Halle  1768.  Th.  I.  S.  360. 

Bergmann,  de  acidulis  Medeviensibus,  in:Opuscula  phys.  ehem. 
T.  IV.  No.  8;  —  phys.,  ehem.  Werke  übers,  von  Tabor.  Bd.  IV. 
p.  445-460 ;  —  Act.  Reg.  Acad.  Scient.  Holmiae  1783.  T.  IV.  p.  218. 

J.  Cnatting,  Djss.  exhibens  bist,  acidularum  Medeviensium. 
Beskrifning  om  Medewi  Surbrunnar,  Sectio  prior.  Ejusdem  sectio  pos- 
terior propon.  Job.  Ramstedt.    Upsal.  1785. 

Wuhlius  in:  Neko  skrift  för  Läkare  och  Naturforskare.  Stock- 
holm 1787.  Bd.  VII. 

J.  B  e  r  z  e  1  i  u  s  j  nova  analysis  aquarum  Medeviensium.  Up- 
saliae  1800. 

H  e  d  i  n  ,  Handbok  för  Brunnsgäster.  p.  69  ff. 

Robsahm  und  Gadelius  in:  Svenska  Läkare  Sällskapets 
handliugar.  Andra  Bandet,  andra  och  terdje  Haftet.  Stockholm  1815. 

Ars  Berättelse.  1818.  p.  48. 

Hufs  und  Lynchnell  in:  Ars  berättelse  om  Svenska  Läkare 
Sällskapets  Arbeten,  of  Sonden.  1838. 

Die  St.  Ragnilds-Quelle  bei  Söderköping  entspringt  zwi- 
schen Norköping  und  Westerwik  an  der  Ostsee  und  ist  nach  Ber- 
zelius  beinahe  nur  reines  Quellwasser  mit  einer  geringen  Spur  von 
Eisen ,  wird  aber  ziemlich  zahlreich ,  im  Durchschnitt  jährlich  von 
300  Kurgästen,  besucht  und  innerlich  gebraucht.  Seine  von  Andern, 
die    es  für   ein   alkalisch-hepatisches  Wasser  ausgeben,  gegen  Gicht 


3317 

gerühmte  Wirksamkeit  ist  wohl  mehr  der  durch  eine  Kette  von  Ber- 
gen gegen  kalte  Winde  geschützten  Lage  des  Ortes ,  die  ihm  eine 
ungewöhnliche  Wärme  giebt,  zuzuschreiben. 

Nur  namentlich  zu  erwähnen  sind:  Himmelsta  l?und  in  Eneby, 
unweit  Norrköping,  Flidstad  Brunn,  t1/,  Meile  von  Lipdköpjmg, 
die  Lagmansber  g  a-  Quelle  im  Kirchspiel  Helgoua,  */4  Meile  Von 
Skeniuge,  die  Eh- Quellen  unweit  Linköpiug,  die  Oer-Quellen 
in  Slaka  u.  a. 

A.  Hülpkers  a.  a.  0.  p.  21-23. 

b.     Smäland: 

Die  Mineralquelle  von  Sodra  Wii  entspringt  eine  kleine 
Meile  von  Wimmerby  in  Calmar-Läu.  Der  Brunnen  ist  schon  seit 
1759  von  Kranken  besucht  wordeu,  aber  erst  1790  wurde  eine  be- 
stimmte Abgabe  von  deu  Brunnengästen  für  den  Brunnen  und  die 
Armen  entrichtet  und  ein  ordentliches  Journal  geführt.  Die  groise 
Anzahl  von  16  Grundherren,  welche  alle  ihren  Antheil  an  den  Ein- 
künften hatten  ,  hinderte  lange  die  Einrichtung  verschiedener  zur  Be- 
quemlichkeit und  für  die  Benutzung  der  Quelle  nothwendiger  Anstal- 
ten. Indessen  ist  durch  die  eifrige  Mitwirkung  des  Feldcomm. 
G.  Nordström  ein  Badehaus  mit  zwei  Badestellen,  einem  Kochraum, 
Flur  und  Boden  aufgeführt  worden  und  das  Landhauptmannsamt  hat 
auf  Anlafs  des  Köuigl.  Gesundheits-Collegium  für  andere  Bedürfnisse 
Sorge  getragen. 

Die  Quelle  liegt  in  einem  Sumpfe,  ist  auf  einer  Seite  von  Sand- 
h'ügeln  umkränzt  und  das  Wasser  rinnt  in  vollem  Strahle  au^  dem 
Mittelpunkt  einer  zwei  Ellen  hohen  Klippe  hervor.  Das  Wasser  ist 
klar,  farblos  uns  riecht,  ohne  geschüttelt  zu  werden,  hepatisch;  ge- 
schüttelt hat  es  einen  starken  aber  fauligen  Geruch  von  Schwefelwas- 
serstoffgas. Es  hat  einen  starken  Tintengeschmack  und  setzt  nach 
halbstündigem  Kochen  einen  brauuen  schleimigen  Bodensatz  in  bedeu- 
tender Menge  ab.  Aus  der  Reactionsprobe,  die  Herr  Hamström 
angestellt  hat,  um  die  qualitativen  Eigenschaften  des  Wassers  auszu- 
mitteln,  schliefst  er,  dafs  es  kohlensaures  Eisenoxydul,  Schwefelwas- 
serstoff in  einiger  Menge,  aber  in  geringerem  Verhältnifs  Alkalien 
und  Erdarten,  reichlichen  Extractivstoff  und  keinen  Kalk  enthält.  Das 
Wasser  hat  sich  besonders  wirksam  erwiesen  gegen  chronische 
Rheumatismen  und  gichtische  Krankheiten,  partielle  Lähmung  der 
Extremitäten,  hysterische  Krämpfe,  Wurmleiden  und  schleimige  und 
blutige  Hämorrhoiden. 

In  dem  Sumpfboden  unter  der  Quelle  ist  ein  Schlamm  gefunden 
worden,  stahlgrau  von  Farbe,  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas  rie- 
chend, weich,  sandfrei  und  wie  Seife  beim  Einreiben  auf  der  Haut 
sich  verlierend.  Er  hat  sich  sehr  wirksam  bewiesen  bei  Rheumatis- 
men, Contracturen  und  partiellen  Lähmungen. 

Ars-Berättelse  1815.  S.  57. 


1348 

Auf  der  Insel  Oeland  (Calmar  gegenüber)  sind  mehrere  heifse 
Quellen,  die  einzigen  Thermen  Schwedens,  welche  aber  aus  Kalkbo- 
den entspringen  und  nicht  benutzt  werden;  —  auch  mehrere  Sauer- 
brunnen, wie  bei  Längelotskirch  u.  a. 

Li  n  n  e ,  Reisen  durch  einige  schwedische  Provinzen.  Th.  I.  Halle 
1767.  S.  117. 

Im  Calmar-Län  sind  noch  namentlich  zu  erwähnen:  Christ' 
walla,  2'/2  Meile  von  Calmar,  Norrby  Brunn  im  Kirchspiel 
Döderhult,  9  Meilen  von  Calmar,  Beatebergs  Brunn  im  Kirch- 
spiel Odenswi,  4  Meilen  von  Westerwik  und  Wimmerby,  Wafsb'dcks 
Brunn  in  Westerum,  */4  Meile  vou  der  Stadt,  Källsaker s 
Brunn  im  Kirchspiel  Törnsfalla,  die  B'ölier ums-  Quelle  in  Glad- 
hammar,  V/4  Meile  von  Westerwik,  Lannaskede  u.  a. ,  meisten- 
theils  Eiseuwasser. 

A.  Hülphers  a.  a.  0.  p.  23. 

Im  Cron  obe  rg-Län:  der  Sauerbrunnen  von  Fällorne,  l/z 
Meile  von  Wexiö,  Hägnalöfs  Brunn,  21/.i  Meile  von  Wexiö,  die 
Last a-  Quelle  in  Allbo  Härad  u.  a. 

A.  Hülphers  a.  a.  0.  p.  25. 

Im  Jonköpings-Län:  Lind  als  oder  Strömsbergs  Brunn, 
tL  Meile  südlich  von  Jonköping,  M ar edals-Brunn,  1/8  Meile 
östlich  von  Jonköping,  mehrere  Gesundbrunnen  in  Tweta  H'drad 
in  W'dslra  Härad  {Almisakra},  in  W  efsb  o  -Härad  (Will- 
sta-Quelle),  Rüttele  Brunn,  */4  Meile  südwestlich  von  Grenna 
in  W^sta  Härad,  die  Sauerbrunnen  von  Norra  Wedbo,  Ekesiö 
Brunn,  1/8  Meile  südlich  von  der  Stadt,  Torpa  Brunn,  51/2  Meile 
südlich  von  Ekesiö,  Tjutaryds  Brunn  im  Kirchspiel  Wernamo. 

Die  Wunderquelle  zu  J  onkb'ping,  welche  nach  Berze- 
lius  keine  wirksamen  mineralischen  ßestandtheile  besitzt,  sondern 
nur  ein  vorzügliches  Trinkwasser  ist,  ist  daher  auch  wieder  vergessen, 
obgleich  sie  früher  weit  und  breit  in  Schweden  herumgeschickt  wurde, 
weil  eine  Schwärmerin,  die  eine  Stimme  vom  Himmel  zu  hören  ge- 
glaubt hatte,  auf  diese  Quelle  als  ein  gegen  alle  Krankheiten  wirksa- 
mes Wasser  hingewiesen  hatte. 

A.  Hülphers  a.  a.  0.  p.  25-28. 

c.    Westergöthland  und  Hailand: 

Die  Heilquelle  bei  Strom  st  ad,  in  Götheborgs-Län.  Nach 
der  vom  Leibmedikus  Lei  jonmark  und  Prof.  B  e  rgm  ann  im  Jahre 
1780  angestellten  Untersuchung  enthält  dieses  Wasser  Kochsalz  mit 
sehr  wenig  Glaubersalz  gemischt,  ferner  Eisen  in  Luftsäure  aufge- 
löst, so  dafa  es  als  ein  kräftiges   Eisenwasser  anzusehen  ist.    Den- 


1349 

selben  Bestand  entdeckte  Hr.  Landeberg  bei   seiner  Untersuchung 
im  J.  181  2. 

Ars-Berättelse  ISIS.  S.  46. 

Das  Schlammbad  bei  Stromstad.  Während  seines  Aufent- 
haltes in  Stromstad  traf  Dr.  Marin  nicht  weit  vom  Brunnenhause 
daselbst  in  einem  Meerbusen,  5  —  6  Viertelelien  unter  der  Meeresfläche 
einen eigenthümlichen  seltsamen  Schlamm,  der  herausgenommen  sich  sehr 
fein  und  seifenartig  zeigte,  schwarz  von  Farbe  war  und  einen  sehr  star- 
ken hepatischen  Geruch  verbreitete.  —  Er  fing  sogleich  an,  ihn  beim 
Bade  zu  gebrauchen,  besonders  gegen  Gicht,  Hämorrhoiden,  verstopfte 
Eingeweide  und  Scropbeln,  und  da  der  Nutzan  davon  ganz  offen- 
bar war,  hat  er  ihn  seit  seinem  Aufenthalte  zu  Uddevalla  alle  Jahr 
dahin  kommen  lassen.  Wenn  der  Kranke  in  einem  mäfsig  erwärmten 
Kaum  sich  entkleidet  hat,  wird  der  Schlamm  über  den  ganzen  Körper 
so  schnell  als  möglich  eingerieben,  so  lange  bis  er  trocken  zu  wer- 
den anfängt;  darauf  geht  das  Baden  auf  gewöhnliche  Weise  vor  sich. 

Ars-Berättelse  181-i  S.  35. 

Die  Mineralquelle  zu  Gustavsberg  ist  mit  einer  grofsen 
und  bequemen  Badeanstalt  versehen,  welche  die  dortige  Waisenhaus- 
Direction  hat  erbauen  lassen.  Das  Badehaus  liegt  auf  der  Seeseite, 
eine  Viertelmeile  von  Uddevalla,  Distrikts  Gothenburg,  und  besteht 
aus  6  verschiedenen  Baderäumen,  die  mit  Feuerstellen  und  den  nöthi- 
gen  Bequemlichkeiten  versehen  sind.  In  dem  Baderaume  kann  man 
nach  Belieben  warmes  und  kaltes  Wasser  abzapfen. 

Die  Heilquelle  ist  auf  dem  Gebiete  des  Waisenhauses,  200  Schritte 
vom  Badehause,  mit  einem  schönen  Salon  überbaut.  Das  Wasser  ist 
klar,  kalt  und  hat  einen  guten  Geschmack.  Es  schwärzt  die  Galliip- 
feltinktur,  röthet  das  Lakmuspapier,  sprengt  die  Flaschen  bei  gelinde- 
rer Wärme,  als  anderes  Wasser,  verbreitet,  wenn  es  gut  umgeschüt- 
telt wird,  einen  ziemlich  starken  hepatischen  Geruch  und  enthält  et- 
was Glaubersalz,  so  dafs  es  geliud  abführt,  wenn  es  zu  4  —  6  Quart 
getrunken  wird;  sein  starker  Strom  setzt  viel  Ocher  in  der  Bohre 
ab.  Dr.  Marin,  Provinzial -Medicus,  hat  beobachtet,  dafs  dieses 
Wasser,  welches  sehr  wohlthätig  bei  einer  guten  Diät  in  chronischen 
und  Obstructious-Krankheiten  wirkt,  den  Gebrauch  der  ausländischen 
Mineralwässer  für  Badegäste  ganz  entbehrlich  macht. 

Ars  Berättelse  om  Svenska  Läkare-Sällskapets  Arbeten.  1814. 
S.  37.  181S.  p.  45. 

Der  Warberger  Brunnen  in  Halland,  Derselbe  hat  nach 
den  vom  Leibmedikus  Leijonmark  und  Apotheker  N  oll  ero  t  h  an- 
gestellten Versuchen  folgende  Eigenschaften:  Geruch,  beim  Umschüt- 
teln  hepatisch  ,  Geschmack  tintenartig,  Lakmuspapier  wird  violett 
gefärbt,  Fernambukpapier  wurde  dunkler,  Galläpfeltinctur  dunkel  violett, 
mit  Schwefelsäure  setzten  sich  einige  Luftblasen  um  das  Glas  u.  s.  w. 

Ars-Berättelse.  ISIS.  S.  46. 


1350 

Die  Miner al quellen  von  Sperling sholm  in  Hailand,  eine 
Viertelmeile  von  Halmstad,  zwei  an  tief  Zahl ,  von  denen  die  ältere 
schon  seit  vielen  Jahren  bekannt,  die  neuere  aber  erst  1814  entdeckt 
und  seit  1816  medizinisch  benutzt  wird.  Man  rühmt  sie  gegen  Hys- 
terie, Hypochondrie,  Harnleiden,  Scropheln ,  Rheumatismus,  Gicht, 
Coutracturen  u.  a. 

Ars-Berättelse  1818.  p.  47. 

In  Halland  sind  noch  namentlich  zu  erwähnen:  die  Gesundbrun- 
nen von  Bala  im  Kirchspiel  Tönnesiö,  2  Meilen  von  Halmstad,  und 
von   Winber  g,  1/2  Meile  von  Falkenberg. 

Der  G  esundbrunnen  Baggetofta  liegt  eine  Viertelmeile 
südlich  von  Uddewalla  in  der  Landeshauptmannschaft  Gb'theborg  am 
Meerbusen,  in  einer  angenehmen  Gegend  und  ist  seit  1728  bekannt. 
Das  Mineralwasser,  das  in  einer  Thongrube  entspringt,  färbt  den  Thee- 
aufgufs  braun,  purpurfarben,  —  die  Cochenille  schwarzpurpurfarben, 
—  den  Veilchensaft  graugrün,  —  die  Sonnenblumentinctur  veilchen- 
blau; Salmiakgeist  machte  keine  Veränderung,  Sublimat  gab  einen 
gelbkörnigen  Niederschlag. 

Linne,  Reisen  durch  Westgothlaud.  S.  235. 

Der  Sauerbrunnen  von  Boras  liegt  eine  Achtel  Meile  west- 
lich von  der  Stadt  in  der  Landeshauptmannschaft  Elfsborg,  an  der 
westlichen  Seite  eines  abhängigen  ziemlich  hohen  Feldes ,  wo  das 
Wasser  aus  einem  festen,  nicht  mit  Thon  vermischten  Saude  entspringt. 
Gegen  Reagentien  verhielt  er  sich  wie  der  vorige. 

Linn6,  Reisen  durch  Westgothland.  S.  130. 

Aehnliche  Mineralquellen  finden  sich  in  der  Landeshauptmann- 
schaft Gb'theborg:  die  Lottenbergs-  Quelle ,  Sil f  wer  Brunn 
genannt,  \lU  Meile  von  Uddewalla,  Christine dals-  oder  Lune- 
br äcks-Quelle,  1/s  Meile  von  der  Stadt,  u.  m.  a.;  —  in  der  Lan- 
deshauptmanuschaft  Elfsborg:  W ener  sb  or  gs  Brunn,  Aling- 
säs  Brunn,  1734  entdeckt,  u.  a. ;  —  iu  Skaraborgs-Län:  die. 
Sk ara-  Quell e ,  nordöstlich  von  der  Stadt,  mehrere  Quellen  bei  M«. 
riestad,  bei  Torsbn  am  Wenern-See,  Lunds  Brunn  im  Kirch- 
spiel Skälfwum,  Lundby  Brunn  und  mehrere  kalkerdige  Quellen 
bei  Kinne  Kulle. 

Eine  besondere  Erwähnung  verdient  noch  das  Bad  im  Garten  zu 
Lind  hol  m,  das  eine  prächtige  Einrichtung  ganz  nach  dem  Muster 
römischer  Bäder  hat  und,  wie  diese,  in  drei  Abtheilungen:  in  ein 
Frigidarium,  Caldarium  und  Tepidarium  getheilt  ist. 

Linne\  Reisen  durch  Westgothland.  S.  182.  236.  60. 

A.  Hülphers  a.  a.  0.  p.  28—32. 

d.     Wermeland: 
Hier  sind  nur  namentlich  zu  erwähnen  die  Gesundbrunnen:  Carl- 
stads  Brunn,  im  District   von  Kils:  Ex enäs-Quelle,    ein  Vi- 
triol- 


im 

triolwasser,  die  Ructs-  oder  Rufs- Quellen,  '/„  Meile  von  Carls- 
stad ,  eia  kalkerdiges  Wasser,  die  W  o  xn'ds-  Que  11  e  u.  a.,  — 
Lönnhults  Brunn  im  Kirchspiel  Segersta,  Skuga  Brunn  im 
Kirchspiel  Ekhärads,  JS üshärads-  oder  O  elseruds  Brunn,  die 
Christinen- Quelle,  südlich  von  Christinehamn,  und  mehrere 
andere  in  derselhen  Gegend,  Herwegs  Torps  Brunn,  J/8  Weile 
von  Philipstad,  die  Mineralquellen  von  Carlskoga,  Gylleby 
Brunn,  Gillber ga  Brunn,  5!/.2Meile  von  Carlstad,  —  fastsümmt- 
lich  Eisenwasser. 

A.  Hülphers  a.  a.  0.  S.  32  —  35. 

e.    In  Sc  hone  ht 

Die  Mineralquellen  ton  Ramtüsa.  Dieser  durch  eine  viel- 
besuchte Seebadeanstalt  bekannte,  nahe  am  Sunde,  eine  halbe  Meile 
östlich  von  Helsingör,  eben  so  weit  von  Helsingborg,  fünf  Meilen  von 
Malmö  in  der  Provinz  Schonen  reizend  gelegene  Ort  besitzt  auch 
zwei  kalte  Mineralquellen,  die  nach  Engst rtim's  und  Rosens* 
ki  old's -Untersuchungen  zu  den  bepatisch-alkaliscb-eisenhaltigen  ge- 
hören, aber  keine  erdigen  Salze  enthalten  sollen,  und  mit  guten  Ein- 
richtungen zu  ihrer  kurmäfsigen  Benutzung  ausgestattet  sind.  Die 
eine  derselben  entspringt  in  einem  horizontalen  Strahle  aus  einer  stei- 
len Sandsteinfelswand,  welche  eine  Wand  des  Bädehauses  bildet.  Das 
Wasser  besitzt  einen  wiewohl  schwachen,  aber  doch  tintenartigen  Ge- 
schmack, setzt  einen  gelben  Eisenocher  ab  und  enthalt  sein  Eisen 
durch  Kohlensäure  in  Auflösung.  Der  Gesundbrunnen ,  von  dem  aus 
man  der  schönen  Aussicht  auf  den  mit  Schiffen  bedeckten  Sund  geniefsr, 
wird  viel  besucht  und  mit  ausgezeichnetem  Erfolge ,  meistenteils  in- 
nerlich, gegen  Magenschwäche,  Gicht,  Rheumatismen,  Hämorrhoiden, 
selbst  völlige  Lähmung  gebraucht. 

C.  Linnaei  Reisen  durch  das  Königreich  Schweden.  Tb.  I. 
Leipzig  1756.  S.  269. 

Hausmann  ,  Reise  a.  a.  0.  Th.  I.  S.  100. 

J  o  h.  Barfotb,  morborum  casus  ex  diärio  ad  aeidulas  Ramlü- 
senses  habito  selecti.     Londini  Gothorum  1812. 

Die  Mineralquelle  bei  Lund,  einer  befestigten  Stadt  in  der  Lan- 
deshauptmaunschaft  Malmoe,  enthält  nach  einer  neuern  Analyse  von 
J.  A.  Hufs  und  Lynchuell  (1838)  in  100,000  Theilen  Wasser: 

Schwefelsaures  Kali 0,412  Tb. 

Chlorkalium 0,437  — 

Chlornatrium 0,818  — 

Doppeltkohlensaures  Natron  »  4,001  — 

Doppeltkohlensaures  Lithion  ....  0.871  — 
Doppeltkohlensaure  Kalkerde  ....  5,437  — 
Doppeltkohlensaure  Talkerde  ....  1,907  — 
Doppeltkohlensaures  Manganoxydul  .  .  0,060  — 
III.  Theil.  Rrrr 


1352 


Doppeltkohlensaures  Eisenoxydul   »        .        .        3,394  Th. 

Kieselsäure 1,532  — 

Quellsäure  .......         Spur 


18,869  Th. 
Ars  berättelse  om  Svenska  Läkare  Sällskapets  Arteten ,  of  Son- 
den. 1838. 

In  der  Landeshauptmannschaft  Malmö  ist  noch  zu  erwähnen: 
der  Fr  edrihsberg  er  G  e  sundbrunnen  bei  Ystad,  der  Wester 
W emmenhö g s  Gesundbrunnen  bei  Malmö,  die  Mineralquelle 
von  Arendala,  Topp  elag  ard,  Klager  up  ,  Heckeber  ga  , 
u.  a.  Sauerbrunnen;  —  in  der  Landeshauptmannschaft  Christian  - 
stad:  der  Sauerbrunnen  bei  Aby,  eine  Meile  von  Christianstad  und 
eine  Viertelmeile  von  Tossebio,  in  einer  reizenden  Gegend  aus  einem 
mit  Sand  und  Lehm  vermischten  Erdreich ;  er  hat  ein  klares  "Wasser, 
von  angenehm  dintenartigem  Geschmack,  das  sich  mit  einem  blauen 
Häutchen  bedeckt  und  Ochererde  niederschlägt;  —  die  Ark  eltorps- 
Quelle,  eine  Meile  von  der  Stadt,  die  Bj Örk eberga-  Quelle  im 
Kirchspiel  Werum  u.  a. 

A.  Hülphers  a.  a.  0.  p.  35—37. 

f.    InBlekingen: 

Der  Gesundbrunnen  zu  Ronnebt/  gehört  zu  den 
besuchtesten  in  Schweden.  Er  liegt  beinahe  eine  Viertel- 
meile von  dem  Flecken  dieses  Namens,  am  östlichen  Ufer 
des  Flusses,  durch  welchen  der  Rotnen-See  in  die  Ostsee 
abliefst,  unweit  Carlscrona,  in  Blekingen  auf  einem  sehr 
ebenen  Terrain,  in  dessen  Norden  nur  sich  ein  Berg  von 
primitiver  Formation  erhebt. 

Die  Brunnengäste  wohnen  in  Ronneby  und  fahren  alle 
Tage  zu  Wasser  nach  dem  Brunnen.  Dieser  scheint  ge- 
graben zu  sein,  ist  ungefähr  zwei  Fufs  tief,  hat  keinen 
sichtbaren  Abflufs ,  füllt  sich  aber  nach  dem  Auspumpen 
schnell  wieder  an.  Das  Wasser  ist  klar,  farblos,  schmeckt 
unangenehm  nach  Eisenvitriol  und  Alaun,'  wird,  der  Luft 
ausgesetzt,  trübe  und  bedeckt  sich  schon  im  Brunnen  mit 
einer  Haut  von  schwefelsaurem  Eisenoxyd ;  das  speeifische 
Gewicht  ist  =  1002,  508  —  1002,  550. 

Wahrscheinlich  bildet  sich  das  Mineralwasser  auf  eine  ganz  ähn- 
liche Art,  wie  die  Bittersalzwasser  in  Böhmen,  durch  Zersetzen   und 


1353 

Auslaugen  der  mineralischen  Bestandteile  einer  Erdschicht  mittelst 
eindringenden  Tagewassers,  so  dafs  ein  in  der  Nähe  des  Brunnens 
sich  befindender  schwefelkieshaltiger  Alaunschiefer  der  wahre  Heerd 
der  Mineralwasserbildung  ist.  Nach  G.  Bruun's  Untersuchung  des 
Bodens  bei  dem  Gesundbrunnen  liegt  unter  der  Grasdecke  ein  pul- 
verförmiger  Brenntorf,  der  mit  Torfgeruch  verbrennt  und  dabei  viel 
und  eisenhaltige  Asche  zurückläfst;  er  ruht  auf  einer  Schicht  feinen 
Kieselmehls,  welche  allmählig  in  Schlamm  von  zerstörten  Pflanzen- 
resten übergeht.  Dann  folgt  ein  2  Fufs  mächtiges  Lager  von  Sphag- 
«um,  das  obenauf  im  frischen  Zustande  hellgelb,  an  der  Luft  schwarz 
wird,  hepatisch  riecht,  und  in  seinem  untern  Theile  mit  uuzerstörten 
Blättern  von  Wasserpflanzen  durch  webt  ist;  hierauf  kommt,  einige 
Fufs  mächtig,  ein  sehr  feiner  Schlamm,  der  zum  Baden  gebraucht 
wird.  Dieser  ruht  ungefähr  8  F.  tief  unter  der  Oberfläche  auf  fei- 
nem weifsem  Sande.  Hiernach  ist  es  wahrscheinlich,  dafs  das  Was- 
ser durch  die  Adern  der  Quelle  in  den  erwähnten  lockern  Boden  ein- 
siekert  und  aus  diesem  unbemerkt  in  den  Flufs  abfliefst. 

Nach  Berzelius'  Analyse  vom  J.  1827   enthält  der 
Gesundbrunnen 


in 

10,000  Th. : 

in  sechzehn  Unzen 
(Simon): 

Schwefelsaures  Eisenoxydul 

1,0686      . 

8,206  Gr. 

Schwefelsaures  Zinkoxyd 

0,0133      . 

0,102  — 

Schwefelsaures  Manganoxydul  0,0260 

0,199  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

0.3705      . 

2,841  — 

Schwefelsaure  Talkerde    . 

0,1716      . 

1,317  — 

Ammoniak- Alaun 

0,2126      . 

1,632  — 

Natron-Alaun 

0,4790      . 

3,678  — 

Kali-Alaun 

0,0433      . 

0,332  — 

Chloraluminium 

0,0230      . 

0,176  — 

Kieselerde 

0,1151      . 

0,S83  — 

2,5230 

19,366  Gr. 

Aufserdem  fand  Berzelius  noch  Extractivstoff,  der  sich  gröfs- 
tentheils  mit  dem  Eisenoxyd  während  der  Analyse  präcipitirte.  Die 
Menge  des  schwefelsauren  Eiseuoxyduls  ist  hinreichend,  um  aus  dem 
Wasser  durch  Galläpfelaufgufs  eine  schwache  Tinte  zu  machen. 

Das  Mineralwasser  wird  als  ein  stark  adstringirendes, 
die  Haut  kräftigendes  Mittel  innerlich  und  äufserlich  be- 
nutzt und  in  allen  Krankheiten  von  Schwäche  empfohlen. 

Ars-Berättelse.  1818.  p.  45. 

J.  Berzelius  in:  Kongl.  Vetenskaps-Akadem.  Handlingar.  1827. 
p.  29;  —  Poggendo  rf  f  s  Annaleu  der  Physik  und  Chemie.  Bd.  XII. 
S.  49;  -  Brandes,  Archiv.  Bd.  XXVI.  (1828).  S.  126;  —  Bulletin 
des  sc.  m6d.  1829    FeVrier  p.  336.  1830.  Juillet.  p.  128. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  206. 

Rrrr  2 


1354 

Hieran  schliefsen  sich  der  Gesundbrunnen  von  Carlshamn 
und  mehrere  andere  in  der  Nähe  dieser  Stadt  entspringende  Sauer- 
brunnen. 

A»  Hülphers  a.  a,  0.  p.  37.  38. 

3.    Nordland. 

a.  YVester  Norrland: 

In  Gestrikland  sind  nur  namentlich  zu  erwähnen:  die  Gesund- 
brunnen von  Steneberg  bei  Gefle,  von  Hille,  iy.2  Meile  von  Gefle, 
die  Tor fsakers-  Quelle  bei  Torsakers-wall  u.  m.  a  ;  —  in  Hel- 
singland  und  Herjedale  n:  die  Gesundbrunnen  von  So  der 
Hamm,  die  Mineralquelle  bei  Maräkers,  die  Norr  AI a-  Quelle , 
die  von  Asbo  in  Ljusdal,  von  Wäga  in  Jerfsiö  u.  v.  a. ;  —  in 
Sundswall -Län:  det  Gesundbrunnen  von  Sundswall,  von 
Lögdü,  nördlich  von  Masugnen,  von  Indal,  von  Timerä  und 
Biile,  a.  m.  a. 

b.  Jemtland: 

Die  Mineralquelle  von  Hornsiblerg  im  Kirchspiel  Brunflo,  die 
Gesundbrunnen  von  Lith  und  von  Ytterä  im  Kirchspiel  Näskott 
u.  m.  a. 

e.    Angermanland: 

Die  Mineralquelle  von  HernÖsand,  in  Süd- Angermanland  na- 
mentlich die  zu  Högsiö,  Hägdanger,  Bj  erträ ,  Nordingrä, 
Solle  ftefi,  Sänga  Brunn  u.  a.,  —  in  Nord-Angermanlaud  :  die 
zu  Nordmaling,  Grundsunda,  Arn  äs,  Sidensiö,  Sj'dlewad, 
N  ederhörnäs  u.  a. 

d.     Westerbotten: 

Die  zu  Torneä,  Luleä,  Pitefi,   Vinea  u.  a. 
A.  Hülphers  a,  a.  0.  p.  3S  ff. 


Unter  den  wenigen  Mineralquellen  Dänemarks  führen  wir  na- 
mentlich nur  an:  die  Kirsten  Puls-  Quelle  im  Thiergarteu  bei 
Kopenhagen,  von  der  Hauptstadt  anderthalb  Meilen  entfernt,  die  zwar 
fast  ganz  ohue  alle  mineralische  Bestandtheile,  doch,  besonders  in 
der  Johannisnacht,  stark  besucht  und  vorzüglich  gegen  Lähmungen, 
Augenkrankheiten,  Rheumatismen  gebraucht  wird. 

Die  Salzquelle  zu  Gammelholm  nahe  bei  Kopenhagen, 
wird,  obgleich  Seeland  kein  Salz  hatj  nicht  benutzt.     Man  sagt,    ein 


1355 

Mann,  welcher  am  Ufer  Docken  anlegen  sollte,  leitete,   von  Hollän- 
dern bestochen,  die  Quelle  ins  Meer. 

Der  Säuerling  von  Helenehilde  bei  Frederiksburg  im  nörd- 
lichen Theile  von  Seeland,  —  und  die  Eisenwasser  bei  Ringsted 
auf  Seeland,  wo  die  Hiilfte  aller  Quellen   eisenhaltig  sein  soll. 

Callisen's  med.  plrys.  Bemerkungen  über  Kopenhagen.  (Dänisch). 

1807.  1808. 


Die    heifsen    Quellen    und    Gesundbrunnen    der 
Insel  Island. 

Island,  welches  als  der  Centralsitz  eines  eignen  Erschütterungs- 
kreises anzuseilen,  ist  seit  dem  neunten  Jahrhundert  unserer  Zeit- 
rechnung als  eine  durchaus  vulkanische  Insel  bekannt.  Ihr  Boden 
ist  überall  und  so  hoch  mit  Laven  und  andern  vulkanischen  Auswür- 
fen bedeckt  und  ihre  gröfseren  Höhen  sind  so  tief  unter  immerwähren- 
dem Eise  und  Schnee  begraben,  dafs  man  nur  wenige  Angaben  darü- 
ber besitzt,  c-b  auch  andere  nicht  vulkanische  Gebirgsarten  au  den 
Bestandteilen  ihres  Innern  gehören.  Doch  scheint  es  allerdings,  dafs 
sich  einige  neuere  Niederschläge  von  Gewässern  daselbst  finden ;  denn 
anfser  den  bekannten  grofsen  Niederlagen  von  Braunkohle  oder  bitu- 
minösem Holze  (Surturbrand)  scheinen  auch  Sandstein-  und  kalkstein- 
artige Schichten  an  einigen  Functen  gefunden  worden  zu  sein.  Die  Spu- 
ren des  Vulkanismus  aber  sind  über  die  ganze  Insel  verbreitet.  Schwe- 
fel findet  sich  an  mehreren  Puncten,  besonders  im  südwestlichen 
Guldbringe  Syssel  und  im  nordöstlichen  Thyngorc  Syssel ;  auch  Erdöl 
bringen  einige  Quellen  herauf.  Der  Schwefel  wird  an  den  beiden 
genannten  Orten  durch  steten  inuern  Brand  sublimirt,  wie  in  den 
Soltataren  Italiens.  Die  Solfataren  nehmen  aber  hier  beträchtliche 
Strecken  und  ganze  Berge  ein,  und  wirken  in  unterirdischen  Gewöl- 
ben, deren  aus  Thou  bestehende  Decke  ganz  damit  durchdrungen  ist. 
Auch  an  andern  Orten  der  Insel,  wo  die  Thätigkeit  nicht  so  stark 
ist,  finden  sich  von  Schwefel  durchdrungene  ThonlageB. 

Unter  den  vulkanischen  Erzeugnissen  nehmen  nun  die  heifsen 
Quellen,  welche  sich  in  fast  allen  Theilen  der  Insel  finden,  unsere 
Aufmerksamkeit  vorzugsweise  in  Anspruch :  darunter  sind  die  berühm- 
ten Geyser,  die  Reykium- Quellen  im  Distriet  Olves,  die  Schwefel- 
quellen von  Krisuwik  im  südwestlichen  Theile,  die  von  Reykiadal 
daselbst,  die  von  Reykiawcrf  daselbst,  von  Hyeraveller  im  Iuncrn, 
und  beim  Krabla,  auch  im  Myvatn-See  im  Norden,  die  ausgezeichnet- 
sten. Mehrere  unter  diesen  Quellen  treiben  seit  den  ältesten  Zeiten 
das  heifse  Wasser  in  einem  starken  Strahl  5-— 6  Minuten  lang  zu 
nicht  unbeträchtlicher  Höhe,  verschwinden  dann  und  erscheinen  nach 
einer  Pause  von  neuem  5  alle  aber  überstrahlen  die  Geyser,  die  ihr 
Wasser  in  gewaltsamer  Eruption  zu  einer  Höhe  von  70—90  Fufs  ein- 


1356 

portreiben.     Die  lieifsen  Quellen  Islands  werden  in  zwei  Klassen  ge» 
theilt:   Hver   (Kessel),   kochende,    hoch    aufsprudelnde   Quelle,    uud 
Laug  (Bad),  ruhige,  heifse  Quelle.     Beiderlei  Arten    finden    sich    in 
den  vier  Obergerichtsbezirken  (Fiordungr),  in  welche    die  Insel  nach 
den   Himmelsgegenden   zerfällt:    im    Sunnleudinga-Fiordungr,   wo    die 
mehrsten  Spuren  ehemaliger  und  noch  thätiger  Vulkane,    unter    letz- 
tem der  Hekla,  sind,  kommen  sie  sowohl  in  der  Nähe,  wie  entfernt 
von  den  Vulkanen  vor,  —  im  Vestfirdiuga-Eiordungr,  dem  nordwestli- 
chen Theilder  Insel,  sind  sie  besonders  häufig  und  unter  ihnen  die  war- 
men Meeresbäder  merkwürdig,  da  unter  dem  Meere  in  einer  Tiefe  von 
1 — 10    Fufs   heifse  Quellen    zum  Theil   mit  salzigem,    zum  Theil  mit 
süfsem  Wasser  hervorsprudeln    und    das  Meer   ringsumher   erwärmen, 
—  im    Nordlendiiiga-Fiordungr ,    wo    die   Vulkane   um   so    zahlreicher 
werden,  je  weiter  man  von  Westen  nach  Osten  kommt,  wächst  auch 
die  Zahl  der  heifsen  Quellen:   in  Thingöes  Syssel    sind    die   meisten, 
unter  denen  sich  der  Oxebver  so  im  Norden  durch  seine  Gröfse   aus- 
zeichnet, wie  der  Geyser  im  Süden,  —  in  Austfirdinga-Fiordungr,  dem 
gebirgigsten  und  rauhsten  Theil  der  Insel,  aus  deren  Vulkanen  unun- 
terbrochen Säulen   von  Wasserdampf  und  sehr   oft  Ströme    siedenden 
Wassers  hervorstürzen,  kommen  die  heifsen  Quellen  jedoch    in  gerin- 
gerer Menge  und  Sauerbrunnen  fast  gar  nicht  vor;  letztere   scheinen 
dem  Sneefiälds    Syssel    in  Westfirdinga-Fiordungr    und  den   zunächst 
liegenden  Bezirken  fast  allein  anzugehören. 

a.     Sunnlendinga-Fiordungr: 

In  Ranga  a  valle-S  yssel  findet  man  bei  hau  garaas  ein 
warmes  Bad,  das,  wie  in  Island  häufig,  aufgemauert  ist,  um  es  be- 
quemer gebrauchen  zu  können.  Unweit  davon ,  an  der  Thiorsaa  bei 
dem  Bauernhofe  Thior saarhalt ,  ist  in  weichem  Lehmgrunde  ein 
trocknes  Bad:  es  ist  ein  in  der  Erde  aufgemauertes  Viereck,  8  F. 
hoch,  6  F.  im  Quadrat,  aus  dessen  Boden  ununterbrochen  eine  Wärme 
von  150°  F.  hervorströmt,  die  ohne  Geruch  uud  durchaus  nicht  mit 
Dämpfen  verbunden  ist.  Weiter  nördlich  in  der  Landschaft  Hreppar 
befindet  sich  die  heifse  Sprudelquelle  Grafarhver,  die  ihr  Wasser 
jedoch  nicht  hoch  spritzt;  dagegen  steigt  Reickhotshv  er ,  eine 
Meile  nördlich  von  Skalholt,  12—18  F.  hoch:  das  siedende  Wasser 
iucrustirt  stark. 

Aarness-Syssel.  Ungefähr  eine  Meile  nordwestlich  von  dem 
ehemaligen  Bischofssitze  Skalholt  dehnt  sich  ein  Thal  von  beinahe 
zwei  Meilen  im  Umkreise  aus,  in  welchem  40  —  50  heifse  Sprudel- 
quellen, worunter  der  bekannte  Geyser,  sind.  Die  das  Thal  ein- 
scbliefsenden  Berge  sind  zum  Theil  neptunischer,  zum  Theil  vulkani- 
scher Bildung;  auf  einigen  sind  grofse  Massen  Sinter  abgelagert.  Das 
Wasser  der  heifsen  Sprudelquellen  ,  die  alle  einen  gemeinschaftlichen 
Ursprung  zu  haben  scheinen,  ist  bei  einigen  milchweifs,  bei  andern 
röthlich,  bläulich  oder  ganz  klar,  je  nachdem  es  verschiedentlich  ge- 
färbte   Thoulagen    durchdringt.     Der  Geyser  liegt   fast  in   der  Mitte 


1357 

dieser  Quellen.   Er  entsteigt  einem  kreisförmigen,  durch  Niederschläge 
des  Mineralwassers  gebildeten  Hügel.     Mitten   auf  dieser  Anhöhe   be- 
findet  sich   ein   trichterförmiges ,  8  F.    tiefes,  56  F.   im  Durchmesser 
haltendes,  mit  Kieselsinter  glatt  überzogenes  Becken,  dessen  8 — 10  F. 
weiten,  senkrecht  abfallenden  Kanal  man  78    F.    tief   verfolgen  kann- 
Nicht  immer  erheben  sich  die  schäumenden  Wasser  in  die  Luft,  son- 
dern gewöhnlich  nur  in  Intervallen  von  6  zu  6  Stundeu,  wo  dann  je- 
desmal  mehrere  Wasserauswürfe  auf  einander  folgen,  von  denen  jeder 
6 — 10  Minuten  anzuhalten    pflegt.    Vor    dem   Eintritt  jeder  Explosion 
überströmt  der  erwähnte  Behälter  von  siedendem,  80°  R.  (nach  Stan- 
ley 74,b°  R.)  heilsem  Wasser;  um  diese  Zeit  nahet  ein  unterirdisches, 
wiederholten    Kanonenschüssen   ähnliches   Donnern   immer    mehr,    bis 
sich  mit  einem  Male   aus  qualmenden   Dampfmassen   eine  riesige,  von 
emporgeschleuderteu  Steinen  begleitete,    100,  ja  oft    an    200  F.  hohe 
Wassersäule  majestätisch   erhebt.     Auch  sie  erscheint  nur  kurze  Zeit 
und  stürzt  dann   mit  krachendem  Getöse  in  die  Tiefe  zurück,   um  nach 
einem  Zwischenraum  scheinbar  vollkommener  Ruhe  von    Neuem  wie- 
derzukehren. 

Die  Beobachtungen  über  die  Höhe  des  Wasserstrahls  und  die 
Temperatur  des  AVassers  stimmen  nicht  genau  übereiu.  Nach  neuern 
Nachrichten  (vom  20.  Juli  1836),  mitgetheilt  von  dem  Schiffsarzt  der 
französischen  Cörvette  Recherche,  sprudelte  der  Gej'ser  niemals  über 
50  Fufs  Höhe;  sein  Becken  hatte  5  Metres  im  Durchmesser  und  23 
Metres  Tiefe;  die  Temperatur  betrug,  */,  Metre  über  dem  Boden  des 
Beckens,  zwischen  123  und  124°,  bei  der  Tiefe  von  10  Metres  104°, 
an  der  Oberfläche  88°, 

Nach  Black's  Analyse  enthält  der  alte  Geyser  in  sechzehn 
Unzen  Wasser: 

Schwefelsaures  Natron 1,031  Gr. 

Chlornatrium     .        .        .        «        ,        .        ,        1,8S9  -r- 

Kaustisches  Natron 0,714  — 

Alaunerde  .......         0,36S  — 

Kieselsäure        .......        4,147  — 

8,149  Gr. 

Etwa  120  Ellen  vom  alten  Geyser  befindet  sich  der  brüllende 
Geyser  oder  alte  Slrockr,  der  bis  zu  dem  Erdbeben  im  .).  1789 
neben  dem  alten  Geyser  die  gröfste  Sprudelquelle  dieses  Thaies  war, 
seitdem  aber  versiegt  ist.  Er  warf  sein  Wasser  mit  grofser  Stärke 
in  die  Luft,  so  dafs  es  sich  hier  in  Staub  auflöste.  Die  Fontaine, 
welche  ein  beständiges  Getöse  verursachte,  aber  nur  in  regclmäfsigen 
Intervallen  von  4 — 5  Minuten  aufsprudelte,  erreichte  gewöhnlich  eine 
Höhe  von  30—40  Fufs  und  war  mit  dicken  Dampfwolkeu  umgeben. 

Eine  dritte  Sprudelquelle,  der  neue  Gey  s  er  oder  nette  Strockr, 
welche  vor  dem  Erdbeben  von  1789  höchst  unbedeutend  war,  seit- 
dem aber  so  zugeuommen  hat,  dafs  sie  jetzt  die  wichtigste  dieses 
Thals  nach  dem  alten  Geyser  geworden  ist,  liegt  von   letzterem  195 


1358 

Ellen  südlich  entfernt.  Sie  tritt  aus  einem  44  F.  tiefen,  an  der  Mün- 
dung 8  F.,  14  F.  tiefer  nur  S'/j  F.  im  Durchmesser  haltenden  verti- 
kalen Kanäle  zwar  nicht  zu  bestimmten  Zeiten  aus,  aber  jede  Erup- 
tion kündigt  sich  durch  ein  heftiges  unterirdisches  Getöse  an,  so  dafs 
die  Erde  rund  umher  davon  erbebt,  und  plötzlich  springt  dann  der 
siedende  Wasserstrahl  150—200  F.  in  die  Höhe.  Olafsen  sah,  dafs 
der  Strockr  ohne  Unterbrecliung  2  Stunden  und  10  .Minuten  sein 
Wasser  auswarf,  Henderson  beobachtete  eine  Eruption,  die  3/4  Stun- 
den anhielt.  Grofse  Steine,  welche  man  in  den  Kanal  wirft,  werden 
augenblicklich  zermalmt  und  iu  die  Luft  geschleudert,  oft  beträchtlich 
höher  als  die  Wassersäule  selbst. 

Aufser  diesen  verdient  noch  erwähnt  zu  werden:  der  kleine 
Ge'yfer,  der  ein  Bassin  von  12  Fufs  Durchmesser  und  einen  gewun- 
denen  Kanal  von  38  F.  Tiefe  hat,  und  sein  Wasser  ungefähr  zwölf- 
mal in  24  Stunden  18  —  20  F.  hoch  auswirft;  unweit  desselbeu  ist 
eine  grofse  Dampfhöhle ,  die  während  der  Eruptionen  des  Hvers  ein 
heftiges  Getöse  verbreitet,  sonst  aber  ruhig  ist.  Weiterhin  befindet 
sich  der  kleine  Str ockr,  der  sein  AVasser  in  regelmäfsigen  Zwi- 
schenräumen von  15  Minuten  in  vielen  diagonalen  Säulen  auswirft. 

Neben  diesen  Sprudelquellen  findet  man  in  dem  Ge3*serthale  viele 
Bassins  voll  kochenden  AVassers,  welches  so  klar  ist,  dafs  man  den 
Boden  deutlich  sehen  kann,  obgleich  diese  Bassins  nicht  selten  bis 
50  F.  tief  sind;  —  auf  dem  Gipfel  des  Hügels,  welcher  an  der  west- 
lichen Seite  das  Geyserthal  begrenzt,  und  sich  200  F.  über  dem  Bek- 
ken  des  Geysers  erhebt,  befinden  sich  mehrere  Kessel  mit  kochendem 
Schlamm,  deren  einige  Schwefel,  andere  Alaun  erzeugen;  —  endlich 
sind  noch  auf  der  entgegengesetzten  Seite  dieses  Hügels  mehr  als 
20  heifse  Quellen.  —  Während  des  Erdbebens  im  J.  17S4  waren  nicht 
allein  alle  gröfseru  Sprudelquellen  des  Gej'serthales  iu  einer  fast  un- 
unterbrochenen Thätigkeit,  sondern  es  zeigten  sich  in  demselben  auch 
noch  35  kleinere  Springquellen,  wovon  jedoch  ein  grofser  Theil  spä- 
ter wieder  verschwunden  ist. 

Alle  diese  Quellen  lagern  Kieselsinter  ab,  der  nach  Klaproth's 
Analyse  iu  100  Theilen  enthält: 

Kieselerde       ......        98,0  Th. 

Alaunerde 1,5  — 

Eisenoxyd        ,        ,        ,        .        .        .  0,5  — 

100,0  Th. 

Der  See  Laugarvatn,  der  westlich  vom  Geyser  hei  Haukadal 
liegt,  hat  ungefähr  eine  Meile  im  Umkreis ;  aus  seinem  lauwarmen 
Wasser  steigen  an  fünf  Stellen  Wassersäulen  von  16-24  Fufs  Höhe 
und  6—8  F.  Dicke  unter  starker  Dampfentwickelung  empor,  die  eine 
Temperatur  von  212°  F.  haben. 

Bei  Reykum,  7  Meilen  südwestlich  vom  Geyserthale ,  befindet 
sich  eine  andere  bedeutende  Gruppe  von  Sprudelquellen,  die  den  ge- 
meinschaftlichen  Namen   Reikiumshver ar  führen.     Unter  diesen 


1359 

zeichnet  sich  der  s.  g.  kleine  Geyser  vorzüglich  aus:  seine  Was- 
sersäule erreicht  mehr  als  30  F.  Höhe  und  hat  eine  Temperatur  von 
182°  F.;  er  wirft  in  jeder  Minute  etwa  789b  Kub.  F.  Wasser  aus. 
Eine  andere  dieser  Quellen  heifst:  B  adsto  fuhv  er]  sie  hat  dieselbe 
Temperatur  -wie  die  vorige  und  steigt  nur  12  F.  hoch,  wirft  ihr  Was- 
ser auch  oft  schräg,  fast  horizontal  aus.  Die  Siutermasse,  welche 
von  dieser  Quelle  abgesetzt  wird,  ist  kalkigt. 

Aufser  diesen  Sprndelquellen  findet  man  hier  auch  eine  Menge 
Dam  pfh  v  er  ars,  Wasserdämpfe  ,  die  eine  Temperatur  von  90°  F. 
haben:  unter  ihnen  ist  der  Sej'der,  unweit  des  kleinen  Geysers, 
der  bedeutendste.  Endlich  siud  noch  auf  der  gegenüber  liegenden  süd- 
lichen Seite  die  beiden  grofsen,  unter  dem  Namen  Akrahverar 
bekannten,  Quellen  zu  erwähnen. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  von  Reykum  -Hver,  das,  wenn  es 
aus  der  Erde  kommt,  eine  Temperatur  von  80°  R.  hat,  enthalten  nach 
Black' 8  Analj'se : 

Schwefelsaures  Natron  ,        .        .        0,9S2Gr. 

Chloruatrium      .,,,.,.         2,227  — 
Kaustisches  Natron  .        ,  .        ,        0,391  — 

Alaunerde  .,,...,        0,03S  — 

Kieselsäure       ..,.,,,        2,8G1  — 

6,499  Gr. 

Gul  dbri  nge-Sy  s  sei.  In  diesem  Bezirke,  als  dem  Hauptsitze 
älterer  Lavaströme,  finden  sicli  auch  die  meisten  heifsen  Quellen. 
Im  Thale  nördlich  von  Krisevig,  wo  die  Schwefelmineu  sind,  findet 
man  eine  unzählige  Menge  kleiner  Sprudelquellen,  deren  Wasser  ge- 
wöhnlich schmutzig  gelb  oder  milchweifs  gefärbt  uud  von  durchdrin- 
gendem hydrothionsaurem  Geruch  ist.  Mehr  nördlich  von  diesem 
Thale  siud  4  bedeutend  grofse  Hver,  von  denen  die  eine  erst  nach 
dem  Erdbeben  von  1754  und  1755  zum  Vorschein  kam.  Weiter 
hin  nach  Westen  sieht  man  bei  Laugarnaes  mitten  in  einem  Hache 
eine  heifse  Quelle  hervorsprudeln,  noch  weiter  hin  und  zwar  3  Meilen 
von  Reikiawik  nach  der  Mitte  der  Erdzunge  kommen  auch  heifse 
Quellen  aus  einem  Bache  hervor,  deren  Wasser  einen  unverkennbar 
ren  Schwefelgeruch  und  Geschmack  hat.  Endlich  besitzt  die  westliche 
Spitze  dieses  Syssels,  Reikiauaes,  viele  und  zum  Theil  bedeutende 
Sprudelquellen,  unter  deuen  sich  besonders  Hverar  Eine  auszeich- 
net, die  ein  Bassin  von  74  F.  Durchmesser  und  8  F.  Tiefe  hat  und 
deren  Wasser  wegen  des  beigemischten  fein  zertheilten  Thons  voll- 
kommen milchweifs  ist,  Alle  heifsen  Quellen  dieses  Bezirks  setzen 
theils  kalkigen,  theils  thonigen,  aber  keinen  Kiesel-Sinter  ab. 

Kiöse-Syssel  hat  ebenfalls  viele  Hver  und  Lauge,  unter  de- 
nen Reikialaug  in  der  östlichen  Bucht  von  Mosfell  Sveiter  hervor- 
gehoben zu  werden  verdient,  weil  sie,  wie  der  Geyser,  Kieselsinter 
absetzt. 

Borgafiords-Syssel  ist  sehr  reich  an   heifsen  Sprudclquel- 


1360 

len  und  warmen  Bädern.    Die    vorzüglichsten  sind :    Bei  dem  Flusse 
Leyraa,  am  Fufse  des  Skardsheide-Fiäld,  in  einem  Tliale  eine  Menge 
Hver  und  Laug,  deren  erstere  ihr  Wasser  in  keiner  bedeutenden  Höhe 
auswerfen,  aber  alle  stark  mit  einem  kalkigen  Sinter  incrustiren  ;  auch 
ist  hier  ein  aufgemauertes  Bad  mit  Sitzen  furo— 10  Personen,  dessen 
Wasser  temperirt  und  sehr  heilkräftig  ist.    KrÖslaug  wird  als  Bad 
noch  mehr  gerühmt,  und  steht  in  um  so  gröfserem  Ansehn,  als  in  der 
Quelle  desselben    die  Westländer  im  J.    1000    zuerst   bei  Einführung 
des  Christenthums   getauft  wurden.     Im  Lundareikiadal  ist  eine 
warme  Quelle  bei  dem  Bauern  hofe  Varmaläkur.    Im  Nydri-Reikia- 
dalur  sind  überall  warme  Quellen  und  kleine  warme  Bäche,  die  un- 
zählige Dampfsäulen  bilden;  die  berühmtesten  sind  die    Tunguhver 
am  westlichen  Eingange    des   Thals.     Mit  diesem    Namen   bezeichnet 
man  16  Quellen,   welche  dicht    neben    einander  aus    einem    schmalen 
Felsen  kochend  und  unter  grofser  Dumpfentwickelung  hervorsprudeln, 
sich    zuweilen    in    eine   einzige   Fontaine   vereinigen   und  ihr  Wasser 
etwa  8  F.  hoch  spritzen.    Weiterhin  sprudelt  der  Aahver  mitten  im 
Flusse  Reykholtsaa;  er  hat  durch  seinen  Sinter    nach    und   nach    ein 
Becken  um  sich  her  gebildet,  welches    das  Niveau    des  Flusses    um 
5  F.   überragt.  —  Unter   den    Bädern   zeichnet    sich   hier    vorzüglich 
Snorr olaug  aus:  es  ist  das  älteste  bekannte  Bad,  das  schon  960 
erwähnt  wird,  und  hat  seinen  Namen  von  dem  berühmten  Historiker 
Snorro  Sturleson.    Es  hat  15  F.  im  Durchmesser,   ist    so    grofs, 
dafs  50  Personen    auf   einmal   darin   baden    können,  kreisförmig  von 
Gestalt  und  aus  behaueuen    Feldsteinen    und    Sinter   aufgebaut.    Der 
Fufsboden    ist  mit  derselben  Art  Tuffstein    gepflastert,   aus   welchem 
die  Mauer  besteht,  und  eine  Steinbank,  welche  mehr  als  dreilsig  Per- 
sonen fassen  kann,  läuft  rund  um  die  Innenseite  des  Bades  herum.    Das 
Wasser  liefert  eine   212°  F.  'heifse   Springquelle,   Scribla   genannt, 
welche  in  einer  Entfernung  von  ungefähr  500  F.  in  einer    nördlichen 
Richtung,  in  einem  heifsen  Sumpf  liegt,  wo  nech  mehrere  andere  sie- 
dende Quellen  vorhanden  sind.     Es  wird   vermittelst   einer   unterirdi- 
schen   steinernen    Wasserleitung  herbeigeschafft.      Wenn    das    heifse 
Wasser  das  Becken  erreicht  hat,  wird  es  durch  eine  kleine  Oeffnung 
eingelassen,  deren  Mündung,  sobald  die   gehörige  Quantität    eingeflos- 
sen ist,  mit  einem  Stein  wieder  geschlossen  wird,  worauf  das  Was- 
ser   durch    den    gewöhnlichen    Kanal   nach    dem  Thale    hin   abfliefst. 
Eine  andere  Oeffnung  befindet  sich  auf  dem  Boden  des  Beckens,  durch 
welche  man  das  in  letzterem  befindliche  Wasser  ausfliefsen  läfst,  so 
dafs  auf  diese  Weise  das  Bad   vollkommen   gereinigt  wird.    Da  sich 
in  der  ganzen  Nachbarschaft  kein    kaltes  Wasser  findet,  so   müssen 
diejenigen,  welche  sich  des  Bades  bedienen  wollen,  so  lange  warten, 
bis  sich  das  Wasser  im  Becken  abgekühlt  hat,   worauf  sie  dann  auf 
eiuer  Treppe  hinabsteigen,  und  jede  beliebige  Tiefe  des  Wassers    er- 
halten können,  welche  nicht  vier  Fufs  überschreitet.   In  dem  Maafse, 
wie  der  Fufsboden  sich  vom  Mittelpunkt  des  Bades  entfernt,  wird  die- 
ses seichter,  und  dicht  an  der  oben  erwähnten  Bank  ist  es  nur  gerade 
so  tief,  um  stehende  Kinder  aufzunehmen.    In  früheren  Zeiten  war  es 


1361 

Sitte,  dafs  die  ganze  Familie,  ohne  Uuterschied  des  Alters  oder  des 
Geschlechtes,  sich  in  Gesellschaft  ins  Bad  begab,  und  in  manchen 
Gegenden  der  Insel  herrscht  dieser  Gebrauch  noch  bis  auf  den  heu- 
tigen Tag. 

Endlich  sind  in  diesem  Syssel  zwischen  der  Hvitaa  und  Norderaa 
sehr  viele  warme  Bäder,  unter  denen  sich  Veggialaug  durch  seine 
Gröfse  auszeichnet. 

b.     Vest  firdin  ga-Fiordungr: 

Hnappadal-  und  Sn  eefiäl  ds -Syssel.  Heifse  Quellen  findet 
man  in  diesen  Bezirken  jetzt  fast  gar  nicht  mehr,  obwohl  die  bedeu- 
tenden Tuffahlageruugen  auf  ihr  früheres  Vorhandensein  schliel'sen 
lassen.  Dagegen  kommea  hier  viel  Sauerbrunnen,  in  der  Laudes- 
sprache Oelkilder  genaunt,  vor.  Eine  derselben  liegt  unweit  Stade- 
stad  nach  der  Bergseite  hin:  ihr  Wasser  schmeckt  säuerlich  und 
bitter,  soll  Vitriolsäure  enthalten  und  wird  wenig  benutzt.  Fordaar- 
heides  Oelkilde  liegt  auf  dein  Berge  gleiches  Namens  unweit  Bu- 
dum;  ihr  Wasser  ist  von  angenehm  erfrischendem  Geschmack  und 
ist  reich  an  kohlensaurem  Gase;  4  Pfund  Wasser  gaben  durch  Ab- 
dampfung 66  Gr.  Rückstand,  der  aus  52  Gr.  eines  reinen  mineralischen 
Alkali  und  aus  14  Gr.  alkalischer  Erde  bestand.  Oesekats  KU  de, 
östlich  von  Budar  -  Os  auf  einer  Ebene ,  hat  milchweifses  Wasser, 
schmeckt  augenehm,  ist  klar  und  sehr  kalt  und  kommt  mit  starkem 
Geräusch  aus  der  Erde  hervor.  O lu fsvig s  Kilde,  ostsüdostlich 
von  dem  Berge  Enne,  ist  unbedeutend  und  wird  nicht  gebraucht;  zwei 
noch  kleinere  Sauerbrunnen  liegen  in  derselben  Gegeud :  der  eine 
"westlich  von  Bulandshöfde,  der  andere  in  Oeresveit,  zwischen  Hella- 
fell und  Graf.  Eides  Sauerbrunnen,  in  Oeresveiten  bei  dem 
Bauerhofe  Eide,  ist  an  mineralischen  Bestandteilen  reich  und  von 
angeuehm-adstringirendem  Geschmack.  Raudamel  Oelkilde ,  der 
bekannteste  von  allen  Sauerbrunnen  auf  Island,  entspringt  '//.  Meile 
von  der  Kirche  Raudamel,  mitten  iu  einem  Bache,  hat  die  Temperatur 
von  45°  F.  und  bei  60°  F.  das  speeif.  Gew.  von  1,0001 ;  auch  die  Yttre 
Skagarnaes  Oelkilde  in  Hnappadals- Syssel  hat  grofseu  Ruf: 
ihr  Wasser  enthält  flüchtige  Vitriolsäure,  viel  Eisen,  Kalkerde,  etwas 
Glaubersalz  und  Kochsalz  und  ist  von  säuerlich-eiseuhaftem  Geschmack. 
Alle  Gesundbrunnen  dieses  Syssels  schlagen  einen  starken  Bodensatz 
nieder  und  enthalten  Eisen.  Mackenzie  theilt  die  Analyse  von  ei- 
nigen solchen  Gesundbrunnen  mit,  welche  Thomson  angestellt: 

Der  Gesundbrunnen  bei  Stadarhaun  hat  ein  säuerlich- ange- 
nehm schmeckendes  Wasser,  dessen  speeif.  Gewicht  bei  60°  F.  1,0025 
beträgt  und  das  in  100  Theilen  3,5  feste  Theile  giebt.  In  lü  Kub.-Z. 
=  2533,32  Gr.  waren  2,5  Kub.-Z.  kohlensaures  Gas  und  3,5  Gr.  koh- 
lensaure Kalkerde,  ferner  etwas  Kochsalz 

Der  Gesundbrunnen  bei  Lysiehouls  hat  die  Temperatur  von 
96°  F.  uud  das  speeif.  Gewicht  von  1,0006  bei  60°  F.  In  10  Kub.-Z. 
sind  enthalten: 


1362 

Kohlensaure  Kalkerde         .        ,        ,        .        .        0,9  Gr. 

Kohlensaures  Natron 1,7  — 

Clilornatrium 1,0  — 

3,6  Gr.    " 
Kohlensaures  Gas  mit  Spuren  von  Scbwcfel- 

wasserstotfgas    , ,        3,7  Kub.  Z. 

Der  Gesundbrunnen  bei  ßudarstad  bat  einen  säuerlich  -  ange- 
nehmen Geschmack,  die  Temperatur  von  96°  F.  und  das  specif.  Ge- 
wicht von  1,00217  bei  60°  F.     In  10  Kub.-Z.  sind  enthalten: 

Kohlensaures  Natron  ,        ,        ,  0,40  Gr, 

Kohlensaure  Kalkerde        .....        0,80  — 
Alaunerde  mit  Spuren  von  Kochsalz        .        .        0,33  — 

1,53  Gr. 
Kohlensaures  Gas  mit  Spuren  von  Schwefel« 

wasserstoffgas  .         .        .         .        .         .  3,8  Kub.  Z. 

Dale-,  Bardestrand-,  Isafiord-  und  Stran  d  e-Sy  ss  e  I. 
An  heifsen  Quellen  ist  diese  westliche  Erdzunge  Islands  wieder  sehr 
reich.  In  Dale-Syssel  ist  Saelingsdal  Laug  ein  schon  seit  den 
ältesten  Zeiten  bekanntes  und  viel  benutztes  Bad.  Die  Reihhol e-> 
Hverar  in  Bardestrand-Syssel  sind  die  bedeutendsten  Springquellen 
des  westlichen  Islands:  Krablande,  die  gröiste  von  ihnen,  ent- 
springt einem  Felsen  aus  einer  kleinen  Oeffnung  und  treibt  ihr  Was- 
ser, das  im  Bassin  212  —  218°  F.  Temperatur  hat,  nur  4  —  6  F.  hoch. 
Zwei  andere  heifse  Quellen  in  der  Nähe  von  Krablande  haben  nur 
180°  F.  Temperatur.  Eine  andere  dieser  Gegend  giebt  ein  wohl- 
schmeckendes, von  den  Einwohnern  fast  bei  allen  Krankheiten  ge- 
trunkenes Wasser,  von  einer  so  mäfsigen  Temperatur,  dafs  man  es, 
so  wie  es  geschöpft  wird,  trinken  kann.  Diese  Quellen  incrustiren 
sehr  stark.  —  Am  Talkafiord  sind  auch  zwei  warme  Bäder,  die  sehr 
klar  und  heilkräftig  sind:  man  nennt  sie  Gv'ön darlaug.  Ferner 
heifse  Quellen  am  Rcykiarfiord  und  Arnafiord,  —  sh'mmtlich  in  Barde- 
strand-Syssel, eben  so  am  Re3'kiaford  in  Isafiord-Syssel,  die  eine  Tem- 
peratur von  180Ö  F.  haben.  Auch  ein  aufgemauertes  Bad  ist  in  die- 
ser Gegend.  Das  vorzüglichste  warme  Bad  in  Strande-Sj'ssel  liegt 
am  Biarnarfiord  und  heifst  Klunhe  Laug:  es  ist  aofgemauert,  hat 
rund  umher  Sitze  und  kann  nach  Belieben  abgelassen  und  gefüllt  wer- 
den. Bei  dem  Bauernhöfe  Svansbalt  unweit  Klunke  befinden  sich  viele 
heifse  Quellen  und  Bäder,  die  gewöhnlich  die  Temperatur  von  165°  F. 
besitzen.  —  Endlich  sind  noch  die  warmen  Meeresbäder  zu 
erwähnen,  welche  dem  Breide-Fiördtir  ausscbliefslich  eigen  sind :  sie 
sprudeln  da  hervor,  wo  das  Meer  1—10  Fi  tief  ist;  ihr  Wasser  ist 
theils  salzig,  theils  süfs  und  erwärmt  das  Meer  rund  umber  bis  zu 
einem  bedeutenden  Grade.  Solcher  Quellen ,  die  aus  dem  aufsteigen- 
den Dampfe  kenntlich  sind,  findet  man  bei  den  Inseln  und  Riffen  des 
Breide-Fiördur,  wie  Oddbiörns-Skiaer,  Draapskiär,  Saudöe, 
Urdholm  und  Reykey  oder  Rögöe. 


1363 


c.    Nordlendinga-Fiordungi* 


Hu  n  avatn  s-Sygsel.  Hier  sind  zwei  seit  den  ältesten  Zeiten 
bekannte  heifse  Quellen  :  ü  eykehver  am  Rutefiord,  welche  die  Tem- 
peratur von  20i°  F.  hat,  und  Reykelaug  am  Midfiord,  welche  die 
Temperatur  von  326°  F.  besitzt.  Im  Süden  dieses  Distrikts  an  der 
Nordostseite  des  Kiölgebirges  und  unweit  der  beiden  isolirten  Berge 
Dufufell  und  Grufufell,  im  Thale  Hveravellir  befinden  sich  7  grofse 
Sprudelquellen,  deren  mittelste  die  gröfste  ist,  und  ihr  Wasser  6  F. 
in  die  Hohe  wirft,  die  aber  alle  in  Verbindung  mit  einander  stehen  : 
denn  während  die  eine  am  heftigsten  aufsprudelt,  sind  die  andern  still. 
Nicht  weit  von  ihnen  liegen  3  andere  Sprudelquellen,  welche  in  ihren 
kleinen  ovalen  Bassins  klares,  hellblaues,  siedend  heifses  Wasser  ha- 
ben. In  demselben  Thale  findet  man  überhaupt  viele  Spuren  ehe- 
maliger heifser  Quellen,  besonders  viel  abgesetzten  kieseligen  Sinter; 
auch  ist  der  kleine  Berg  Auserbolinn,  brausender  Berg,  zu 
erwähnen,  der  4  F.  hoch  und  eine  weifse  Aufseuseite  bat:  aus  drei 
schmalen  gewundenen  Oeffnungen  desselben  dringen  Wasserdampf« 
säulen  mit  Ungestüm  und  starkem  Brausen  hervor:  hineingeworfene 
Steine  werden  gleich  mit  dem  Dampfe  wieder  in  die  Luft  geschleu- 
dert. Aehnliche  Dampf-Exhalationeu  sind  in  der  Nähe  an  Spalten 
uud  Rissen  alter  Laven  bemerkbar. 

Hegranaes-Syssel.  An  Skagafiördur  kommen  verschiedene 
beifse  Quellen  vor,  wie  Vallnalaug  auf  der  kleinen  Insel  Hegra- 
naes,  Rey  kiarhall  im  Kirchspiel  Holum,  Reykium  bei  der  Annex- 
kirebe  gleiches  Namens,  Reykelaug  im  Hialtedal  mit  3  heifsen  Quel- 
len, deren  Temperatur  124,114  und  104°  F.  beträgt  und  die  gar  keinen 
Sinter  absetzen,  Reykiarhall  im  Slettehlid,  östlich  von  Höfestrand, 
eine  Klippe  mit  einem  warmen  Bade  und  mehreren  heifsen  Quellen, 
Reykiarhall  in  Oesterfloih,  ebenfalls  eine  Klippe,  aus  der  bestän- 
dig beifse  Wasserdämpfe  aufsteigen  und  auf  deren  Oberfläche  eine 
Quelle  mit  sehr  klarem,  mäfsig  warmem  Wasser  entspringt. 

Vadle-Syssel.  Hier  sind  zu  erwähnen:  ein  Bad  östlich  am 
Olafsfiord,  wovon  die  Bergstrafse  Reykeheide  ihren  Namen  erhalten 
hat,  —  ein  sehr  gut  eingerichtetes  Bad  auf  dem  Predigerhof  Hraf- 
negil,  —  die  heifsen  Quellen  Laugaalaud,  Hör gaa-D al  und 
Kristnaes  im  Oefiord. 

Thingöe-Syssel.  Aufser  mehreren  heifsen  Quellen  bei  den 
Schwefelminen  östlich  und  nördlich  vom  See  Myrvatn  verdienen  die 
Reykedal»  Hverer  erwähnt  zu  werden:  sie  liegen,  drei  an  der 
Zahl,  in  einer  Reihe  von  Norden  nach  Süden,  eine  Meile  östlich  von 
Reykiadal  in  einer  moorigen  Gegend  und  sind  nach  dem  Geyser  die 
grölsten  aller  Sprudelquellen  Islands.  Die  südlichste  derselben  hat 
zwei  Oeffnungen,  aus  denen  das  Wasser  wechselweise  2  —  4  F.  hoch 
und  in  Intervallen  von  1  —  2  Minuten  springt,  und  ein  Bassin  von  15 
Fufs  Tiefe;  die  mittlere,  Oxehver  genannt,  20  Schritte  von  der 
vorigen  entfernt,  bat  ein,  einer  umgekehrten  Glocke  ähnliches  Bassin, 


1364 

dessen  untere  Oeffnung  12  F.  beträgt,  und  sprudelt  ihr  Wasser  in  re- 
gelmäfsigen  Zwischenräumen  von  einer  Minute  hervor  5  die  nördlich- 
ste, Bads  tue  hver  genannt,  und  10  Schritte  von  der  vorigen  entfernt, 
hat  ein  rundes  Bassin  von  34  F.  Durchmesser  und  wirft  ihr  heifses 
Wasser  aus  einer  30  F.  im  Umkreise  haltenden,  nicht  tiefen  Röhre 
nur  bei  heftigem  Unwetter,  dann  aber  12—16  F.  empor.  Südlich  von 
dieser  ist  noch  eine  kleine  Sprudelquelle,  deren  Rohre  15  F.  tief  ist. 
Alle  diese  Quellen  haben  195°  F.  Temperatur,  incrustiren  stark  und 
setzen  einen  so  losen  Kieselsinter  ab ,  dafs  er  bei  dem  leisesten  Be- 
rühren in  Staub  zerfällt.  Noch  ist  das  J/4  Meile  davon  entfernte 
warme  Bad  in  dem  Flusse  Reikaa  zu  erwähnen. 


d.     Austfirdinga-Fior  dungr: 

Mule-Syssel.  Hier  sind  zu  erwähnen:  ein  Bad  von  geringer 
Wärme  im  Sellardal,  2  warme,  aber  wegen  ihrer  Entlegenheit  wenig 
besuchte  Bäder  im  Laugarvalladal,  ein  warmes,  vorzügliches,  aber 
auch  nicht  mehr  benutztes  Bad  im  Rafnkelsdal,  2  warme  Bäder  im 
Fliotsdal  und  ein  Gesundbrunnen  auf  der  kleinen  Insel  Shrudr,  welcher 
ein  angenehm-säuerlich  schmeckendes  Wasser  hat. 

Sk  aptefells-Syssel.  In  diesem  Bezirk,  wo  am  häufigsten 
Wasserausströmungen  aus  den  Vulkanen  vorkommen,  sind  die  heifsen 
Quellen  weniger  häufig ;  die  einzigen  jetzt  thätigen  sind  die  auf  dem 
Törfa-Jökul,  welche  sich  durch  heifse  Wasserdämpfe,  die  seinem  Gip- 
fel entsteigen,  ankündigen,  und  die  in  Jökeldal.  Ein  Sauerbrunnen 
dagegen  kommt  hier  vor  am  Hornefiord,  unweit  des  Predigerhofes 
Biarnenaes. 

Olafs  en's  und  Povelsen's  Reise  durch  Island.  Teutsche 
Uebers.  Kopenhagen  1774. 

G.  Stewart  Mackenzie,  Travels  in  the  island  of  Iceland. 
Edinburgh  1812. 

G.  Garlieb.  Island  a.  a.  0.  S.  77—102. 

v.  Hoff,  a.  a.  0.  Th.  II.  S.  378  ff. 

J.  T.  Stanley  in:  Transact.  of  the  Soc.  of  Edinburgh.  T.  III. 
p.  127. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  86.  208. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  a.' a.  0.  S.  42. 


Neunte  Abtheilung. 

Die  Heil  quellen  des  russischen  Reichs, 
Polens,  der  Moldau  und  Wallachei. 


G 


eographische  Uebersicht.  Die  vorberrsclieiulc 
I  Form  unsers  Erdtheils,  das  Tiefland,  tritt  nirgend  auf  so 
I  entschiedene  Weise  hervor,  als  in  der  breiten  Wurzel,  mit 
;  welcher  sich  Europa  an  Asien  anschließt.  In  den  weit 
i  ausgedehnten  Landschaften  Rufslands  vom  nördlichen  Eis- 
I  meere  bis  zum  schwarzen  und  caspischen  Meere ,  so  wie 
ivon  der  Weichsel  bis  zum  Uralgebirge,  etwa  3 — 400  Mei- 
ßen nach  Länge  und  Breite  findet  kaum  eine  Abwechse- 
lung in  der  Einförmigkeit  des  Bodens  statt.  Ueberall  auf- 
geschwemmtes Land,  loser  Sand  mit  Thon  und  Morast- 
boden abwechselnd,  welcher  letztere  namentlich  am  Pripjät 
ein  Gebiet  von  vielleicht  1500  Quadrat-Meilen  bedeckt,  ein 
Land,  das  für  den  Anbau  des  Waizens  bis  zum  60°,  des 
[Hafers  bis  zum  63°,  des  Roggens  bis  zum  65°,  der  Gerste 
ibis  zum  67°  geeignet  ist.  Von  dem  mittleren  Theäle  die- 
iser  Ebene  hebt  sich  nach  Norden  und  Süden  das  Land 
zu  den  Höhen,  welche  die  Russen  mit  dem  Namen  ,,  U  wa  11  i " 
id.  h.  Hügel  bezeichnen.  Der  südliche  Hügelzug  bildet  in 
Volhynien  und  Podolien  Flächen  von  etwa  1000  F.  Höhe, 
schliefst  sich  in  ansehnlicher  Breite  den  Karpathen  an,  und 
zieht  in  einem  grofsen  Bogen  bis  zur  Wolga,  an  deren 
Westufer  er  zu  der  bucharischen  Tiebebene  hinabsinkt,  in 
welcher  der  caspische  See  die  tiefste  Stelle  einnimmt,  da 
das  Niveau  desselben  94  F.  tiefer  liegt  als  das  des  Oceans. 
Der  Boden  dieses  Landrückens  besteht  aus  Granit  mit 
jüngeren  Gebirgsarten  und  einer  schwarzen  Dammerde  be- 
lli. Theil.  Ssss 


1368 

deckt  und  Seichnet  sich  im  Westen  durch  seine  Frucht- 
barkeit und  Lieblichkeit  aus.  In  seinem  östlichen  Theile 
jedoch  ist  er  wie  die  südlich  anliegende  Ebene  am  schwar- 
zen Meere  baumloser  Steppenboden  mit  Gras  bedeckt  und 
deshalb  zur  Viehzucht  geeignet.  Die  furchtbarsten  Wir- 
belstürme richten  oft  die  gröfsten  Verheerungen  hierselbst 
an.  Die  parallelen  Flufsläufe  des  Dnjestr,  Dnjepr  und 
Don,  die  beiden  letztern  mit  ihren  Nebenflüssen,  dem  Bug 
und  Donecz,  durchbrechen  diese  Granitplatten  in  Wasser- 
fällen (Porogen),  unter  denen  die  dreizehn  des  Dnjepr  bei 
Jekatherinoslaw  sich  besonders  auszeichnen. 

Der  nördliche  Uwalli  schliefst  sich  dem  breiten  Land- 
rücken an,  der  in  einem  grofsen  Bogen  die  Südseite  der 
Ostsee  umzieht  und  eine  zahlreiche  Menge  von  Seen  trägt; 
jenseit  des  Njemen-Durchbruches  werden  die  Höhen  bedeu- 
tender und  bilden  um  die  Quellen  der  Wolga,  des  Dnjepr, 
der  Diina  und  des  Wolchow  die  Kalkstein -Flötzmassen 
der  Wolgahöhe,  die  mit  zahlreichen  Granitgeschieben 
in  oft  grofsen  Blöcken  übersät  sind,  in  ihren  höchsten 
Punkten  1000  F.  nicht  viel  übersteigen  und  grofsen  Holz- 
und  Wasserreichthum  zeigen.  Die  Wolga  spaltet  in  ih- 
rem anfänglich  nach  Nordost  gerichteten  Laufe  die  östli-  ! 
che  stark  bewaldete  Fortsetzung  des  Uwalli  in  zwei  Ab- 
theilungen und  durchbricht  die  südliche  bei  Nowgorod,  be- 
vor sich  beide  dem  Uralgebirge  nähern,  das  sie  jedoch 
nicht  erreichen.  Im  Allgemeinen  reicht  nur  bis  zu  diesem 
Uwalli  der  Obst-  und  meist  auch  der  Landbau.  Jenseit 
desselben  verschwinden  auch  die  Nadelwälder  und  machen 
den  grofsen  Sumpflandschaften  Platz,  die  auf  Granit  auf-  I 
liegen  und  bis  ans  Eismeer  reichen;  eine  Bildung,  die  sich 
auch  in  dem  westlicher  liegenden  Finnland  zeigt,  von  dem 
der  gröfsere  Theil  mit  Seen  und  Sümpfen  bedeckt  ist, 
über  welche  die  kahlen  Felsklippen  einige  hundert  Fufs  in 
den  wunderbarsten  Verzweigungen  sich  erheben. 

An  ihrer  Westseite  steht  diese  russische  Tiefebene  mit 
der  schwedischen  und  deutschen  in  Verbindung  und  greift 


1369 

nach  Südwest  meerbusenartig'  in  die  Türkei  hinein;  dort 
ist  zAvischen  den  Karpatlien  im  Norden  und  den  Gehängen 
des  Balkan  im  Süden  die  wallachische  Tiefebene  an  der 
untern  Donau  als  ein  Appendix  von  ihr  anzusehen,  von 
der  sie  aber  selbst  an  Fruchtbarkeit  weit  übertroffen  wird, 
und  der  nur  sorgfaltiger  Anbau  fehlt,  um  bei  der  wahrhaft 
tropischen  Ueppigkeit  der  Vegetation  eins  der  reichsten 
Länder  Europa's  zu  werden.  Im  Osten  ist  sie  gegen  das 
asiatische  Tiefland  meist  vom  Uralgebirge  begrenzt  und 
eben  so  finden  sich  an  ihrer  Südseite  der  Kaukasus  und 
das  krimsche  Gebirge  als  gewaltige  Grenzsteine,  derer  wir 
hier  noch  kurz  erwähnen  wollen. 

Der  Ural  beginnt  am  nördlichen  Eismeere  und  zieht 
bis  zum  Uralflusse  hinab.  Der  nördliche  Theil  reicht  bis 
zur  Quelle  der  Petsora  und  führt  wegen  seiner  eisigen  oder 
nackten  Höhen  und  seiner  sumpfigen  Thäler  den  Namen 
„der  wüste  Ural."  Der  mittlere  weiter  südlich  bis  zur 
Quelle  der  Ufa,  einem  Zuflufs  der  Kaum,  steigt  im  PaAv- 
dinskoi-Kamen  zu  6400  F.  auf,  verengt  und  verflacht  sich 
auf  der  Strafse,  die  ihn  von  Perm  nach  Katharinenburg 
überschreitet,  und  führt  wegen  seines  Metall-Reichthums 
den  Namen  „ura  lisch  es  Erzgebirge."  Der  südliche 
Theil,  der  Orenburger  Ural,  spaltet  sich  in  drei  Ket- 
ten. Der  Uralflufs  trennt  die  östliche,  das  Ilmengebirge, 
von  der  mittleren,  dem  eigentlichen  Ural,  der  nach  Süden 
hin  in  das  1800  F.  hohe  Plateau  der  Sakmara  sich  erwei- 
tert und  mit  den  Höhen  des  Guberlinskischen  Ural  zum 
Uralflusse  abfällt.  Jenseit  des  Längenthaies  von  Slatoust, 
in  welchem  die  Ufa  und  der  Ai  nach  Norden,  die  Bjelaja 
und  Sakmara  nach  Süden  abfliefsen,  erhebt  sich  eine  dritte 
Kette,  von  welcher  der  Obstschei  Syrt  zur  Wolga 
zieht,  die  ihn  zwischen  Saratow  und  Kaniyschin  abschnei- 
det und  von  der  gegenüberliegenden  Wolga-Höhe  trennt, 
welche  weiter  nach  Süden  als  lrgeni  Berge  an  der 
Sarpa  entlang  die  natürliche  Grenze  zwischen  Europa  und 
Asien  bilden  hilft. 

Ssss  2 


1370 

Der  ganze  mittlere  Zug  des  Ural  hat  sanft  abgerun- 
dete Bergkuppen,  besteht  aus  Granit,  bildet  eine  grofse 
Wetterscheide  und  ist  quell-  und  holzreich»  Zu  beiden 
Seiten  dieses  inneren  Kernes  lagert  sich  Schiefergebirge 
an,  auf  der  Ostseite  meistens  Hornschiefer,  auf  der  west- 
lichen glimmrichter  Sandstein  und  Thons chiefer.  Darauf 
folgt  zu  beiden  Seiten  Kalkstein -Formation,  aus  welcher 
im  Westen  Kuppen  von  Granit  und  Schiefer  hervorragen. 
Die  Abfälle  der  Schiefer-  und  Kalkstein -Ketten  auf  der 
Ostseite  sind  kurz,  steil  und  vorzugsweise  metallhaltig;  die 
sanfteren  Westgehänge  sind  besonders  reich  an  Salzquellen. 

Der  Kaukasus  zieht  von  der  vulkanischen  Halbinsel 
Apscheron  im  Südosten  am  caspischen  Meere  bis  zur  ähn- 
lichen Taman  im  Nordwesten  an  der  Mündung  des  Kuban, 
150  Meilen  weit  und  hat  eine  Breite  von  15 — 30  Meilen, 
so  dafs  er  den  Alpen  an  Ausdehnung  fast  gleichkommt, 
an  Gröfse  dieselben  jedoch  übertrifft,  da  seine  höchste 
Spitze,  der  Elborus,  sich  zu  16S00  F.  erhebt.  Drei 
parallele  Ketten  sind  es,  aus  welchen  das  Gebirge  aufge- 
baut ist ;  davon  hat  die  centrale  10000,  die  beiden  äufse- 
ren  8000  F.  mittlere  Höhe.  Ihr  geognostischer  Bau  ist 
derselbe  wie  beim  Ural.  Die  Centralkette  besteht  aus 
Granit  und  Porphyr  und  zeichnet  sich  durch  ihre  schneebe- 
deckten Gipfel,  durch  ihre  unabsehbaren  Gletscher  und  Eis- 
felder aus.  Wie  die  Enden  so  zeigt  auch  der  mittlere 
Theil  vulkanischen  Ursprung.  So  hat  namentlich  der  El- 
borus die  Form  eines  Vulkans  und  am  Kasbeck  reichen 
lange  Ströme  schwarzer  Lava  die  Gehänge  hinab.  Die 
Thäler  des  Gebirges  haben  die  Form  von  Tafellandschaf- 
ten, von  tiefen  Spalten  durchschnitten,  in  denen  Gebirgs- 
bäche  hinabrauschen  und  die  das  Gebirge  so  unwegsam 
machen.  Die  quellreichen  Gehänge  der  nördlichen  und 
südlichen  Schiefer-  und  Kalksteinketten  sind  mit  dichten 
Waldungen  bedeckt.  Sie  fallen  auf  der  Nordseite  zum 
mittleren  Terek  und  Kuban  in  ein  hüglichtes,  bewaldetes, 
von   felsigen    Schluchten   durchschnittenes   1000   F.    hohe 


1371 

Land  ab,  das  am  Terek  die  kleine,  am  Kuban  die  gro- 
fse  Kaharda  heifst,  und  in  welchem  zwischen  den  bei- 
den genannten  Flüssen  sich  der  Boden  noch  einmal  zu 
dem  isolirt  liegenden  felsigen  und  steilen,  4000  F.  hohen 
Beschtau  erhebt,  ehe  er  in  die  weiten  Salzsteppen  am 
caspischen  Meere  übergeht. 

Das  kri nasche  Gebirge  zieht  an  der  Südost-Küste 
der  taurischen  Halbinsel  entlang  und  erreicht  im  Tschatür- 
dagh  4000  F.  Höhe.  Reifsende  Bäche  stürzen  mit  vielen 
Wasserfallen  den  jähen  Abhang  zum  Meere  hinab,  der 
oben  mit  Nadelholz,  unten  mit  Buchen  und  Eichen  bewach-. 
sen  ist.  Nirgend  zeigt  sich  Urgebirge,  sondern  überall 
die  Kalkstein-Formation;  dabei  Spuren  von  Erdbeben  und 
vulkanischem  Feuer,  im  Westen  sogar  Bimsstein  und  Lava. 
Nach  Nordosten  hin  endigt  die  Kette  in  der  Halbinsel 
Kertsch,  in  der  sich  an  der  Strafse  von  Kaffa  kleine  Thon- 
hügel  als  letzte  Ausläufer  erheben. 

Das  grofse  Reich  des  Ostens,  das  innerhalb  seiner 
weiten  Grenzen  von  der  Natur  so  bedeutende  Schätze  ein- 
pfangen  hat,  entbehrt  auch  nicht  jener  heilenden  Kräfte, 
welche  die  Erde  aus  ihrem  Schoofse  hervorquellen  läfst. 
Aber  bis  zu  Peter  des  Grofsen  Zeiten  waren  noch  keine  Mi- 
neralquellen in  Rufsland  bekannt.  Im  Anfange  des  acht- 
zehnten Jahrhunderts,  wo  Peter  der  Grofse  seine  heilsamen 
Reformen  verbreitete  und  Anstalten  aller  Art  gründete, 
wurde  man  auch  auf  die  Heilquellen  aufmerksam.  Peter 
der  Grofse  selbst  bezeigte  die  gröfste  Vorliebe  für  die  Mi- 
neralwasser: er  hatte  auf  seinen  Reisen  im  J.  1698  das 
nahe  bei  Wien  gelegene  Baden,  ferner  1716  Pyrmont,  im 
Mai  1717  Spaa  und  im  Juli  desselben  Jahres  Aachen  be- 
sucht und  sich  von  der  Nützlichkeit  dieser  Wasser  über- 
zeugt. Ihm  war  daher  das  Auffinden  von  Mineralquellen 
in  seinem  eigenen  Reiche  sehr  erwünscht.  Sein  Arzt 
Schober  hatte  die  warmen  Quellen  am  Terek  untersucht, 
sie  in  vielen  Krankheiten  heilsam  befunden  und  sie  ihm 
zu  Ehren  mit  seinem  Namen  belegt.    Peter  der  Grofse  uir 


1372 

terliefs  es  daher  nicht,  während  seines  persischen  Feldzugs 
im  J.  1722  von  ihnen  Gebrauch  zu  machen.  Allgemein 
bekannt  ist  es  auch,  dafs  er  den  Lipetzker  Brunnen  be- 
suchte. Aber  seine  gröfste  Aufmerksamkeit  erregten  die 
seiner  neuen  Residenz  so  nahe  gelegenen  Wasser  von 
Olonetz,  welche,  so  wie  die  von  Lipetzk  als  ein  Denkmal 
dieses  Mannes  in  Rufsland's  Geschichte  stets  merkwürdig 
bleiben  werden.  Gegenwärtig  zählt  man  weit  über  hun- 
dert russische  Mineralquellen,  unter  denen  die  Bäder  am 
Kaukasus  in  der  grofsen  Kabarda  den  ersten  Rang  ein- 
nehmen;  aber  sie  werden  mit  Ausnahme  der  letzteren  ver- 
hältnifsmäfsig  wenig  besucht,  da  der  Geschmack  an  Mi- 
neralbädern in  Rufsland  noch  mehr  als  anderswo  auf  Per, 
sonen  der  höheren  Stände  beschränkt  ist  und  diese  eine 
Badereise  aus  begreiflichen  Ursachen  vorziehen,  während 
dem  Nationalrussen  sein  Schwitzbad  über  Alles  geht.  Wenn 
bei  dem  Russen  nicht  jene  unbezwingliche  Lust  vorherrschte, 
das  Ausland  zu  besuchen,  so  würden  auch  diese  seinem 
Vaterlande  angehörigen  Schätze  mehrfaltig  benutzt,  in  ih- 
ren Wirkungen  sich  bekannter  und  vielleicht  kräftiger 
herausstellen,  als  ähnliche  in  der  Ferne  aufgesuchte  Heil, 
quellen.  Denn  Rufsland  besitzt  deren  von  den  mannigfaltig- 
sten Zusammensetzungen;  besonders  aber  sind  Salzquel- 
len, deren  es  eine  ungemeine  Menge  hat,  obwohl  sie  noch 
nicht  genau  genug  analysirt  sind,  um  eine  Charakterisirung 
der  einzelnen  aufzustellen,  viele  derselben  auch  wohl  nicht 
zu  den  Heilquellen  gezählt  werden  können,  —  ferner  eisen- 
haltige und  Schwefelquellen  häufig;  auch  fehlt  es  nicht  an 
einigen  bedeutenden  Sauerbrunnen.  Die  Eisenwasser  sind 
gröfstentheils  so  arm  an  Kohlensäure,  dafs  sich  in  ihnen 
kein  bedeutender  Antheil  Eisenoxyds  aufzulösen  vermag, 
und  daher  zu  einer  Trinkkur  nicht  geeignet. 

Eine  genauere  Kenntnifs  der  russischen  Mineralquel- 
len ist  mit  nicht  geringen  Schwierigkeiten  verbunden,  da 
man  der  chemischen  und  medizinischen  Untersuchung  der- 
selben früher  wenig  Aufmerksamkeit  schenkte,   ein  Uebel- 


1373 

stand ,  der  indessen  seit  der  Errichtung  des  Ministeriums 
des  Innern,  wo  man  diesen  vernachlässigten  Gegenstand 
mehr  ins  Auge  fal'ste,  in  den  letzten  Jahrzehnten  immer 
mehr  heseitigt  wird.  A.  N.  Scher  er  gab  im  J.  1820 
eine  systematische  Uebersicht  der  Heilquellen  des  russischen 
Reichs  heraus,  in  der  mit  grofsem  Fleifs  und  vieler  Um- 
sicht die  bis  dahin  veröffentlichten  Nachrichten  über  einzelne 
Quellen,  mit  Hinzufiigung  der  betreffenden  Litteratur,  ge- 
sammelt sind ;  später  sind  dann  noch  Monographien  über 
verschiedene  Quellen  erschienen,  das  Meiste  aber  ist,  mit 
Ausnahme  dessen  über  die  Kaukasus -Quellen,  über  die 
wir  mehrere  Monographien  und  die  ihnen  besonders  gewid- 
meten medicinischen  Annalen  von  Conradi  besitzen,  in 
zahlreichen  Reisebeschreibungen  zerstreut. 

Für  die  chemische  Zusammensetzung  der  im  euro- 
päischen Rufsland  befindlichen  Mineralquellen  ist  der  Hö- 
henzug von  Bedeutung,  welcher  von  Nordost  nach  Südwest 
sich  erstreckend,  die  gröfste  Erhebung  dieses  Landes  uin- 
fafst,  so  dafs  die  auf  ihm  entspringenden  Flüsse  nach  bei- 
den Abdachungen  fliefsen.  Theils  auf  diesem  Höhenzuge, 
theils  auf  der  nördlichen  Abdachung  desselben  entspringen 
zahlreiche  Mineralquellen.  Abwechselnde  Lager  von  Kalk 
und  Thonerde  bilden  den  Boden,  aus  dem  die  Berge,  wel- 
che meistentheils  aus  lockerem  Sand  mit  zertrümmertem 
Granit  bestehen,  sich  erheben.  Von  dem  erwähnten  Hö- 
henzuge an  bis  zum  südlichen  Theile  des  Peipus-Sees  und 
dem  nördlichen  Theile  des  llmen-Sees  besteht  alles  Land 
aus  der  jüngsten  Formation:  vom  Peipus-See  längs  den 
Ufern  des  Flusses  Welika  fast  bis  zu  seinem  612  F.  über 
dem  Peipus-See  gelegenen  Quellen  ist  fortwährend  Kalk- 
boden, der  sich  auch  an  den  Ufern  der  Diina,  651  F.  hoch 
findet,  eben  so  auch  in  den  niedern  Gegenden  nach  Süd- 
west in  jener  grofsen  Ebene,  in  der  der  Urnen- See  liegt, 
wo  Kalk-  mit  Thonlagern  in  horizontalen  Schichten  ab- 
wechseln.  Die  Thonerde,  welche  hier  mit  Kalk  vorkommt, 


1374 

enthält  Chlornatrium,  weshalb  dasselbe  fast  in  allen  Quel- 
len dieser  Gegend  ein  vorwaltender  Bestandteil  ist. 

Was  die  nach  Osten  zum  schwarzen  Meere  hingelager- 
ten Länder  betrifft,  so  bildet  der  ganze  Strich  von  der 
Waldaischen  Wasserscheide  bis  nach  Georgiefsk,  wo 
die  Kaukasischen  Vorberge  beginnen,  eine  fast  ununter- 
brochene Ebene,  die  an  diesen  beiden  Extremen  ungefähr 
eine  Höhe  von  1000  F.  über  d.  M.  erreichen  mag.  Sie 
senkt  sich  von  beiden  Punkten  nach  den  Niederungen  herab, 
die  der  Don  bei  Asow  durchströmt  und  die  sich  kaum  über 
den  Spiegel  des  schwarzen  Meers  erheben.  Selten  ist  diese 
Fläche  durch  Hügelketten  unterbrochen,  die  sich  in  der 
Regel  an  den  Ufern  der  Flüsse  hinziehen  und  die  ihre  Um- 
gebungen höchstens  um  300  F.  überragen.  Der  Boden  die- 
ser weiten  Ebene  wird  fast  durchgängig  durch  Anschwem- 
mungen überdeckt,  die  der  Bildungszeit  der  Kreide  ange- 
hören, und  die  der  Altersfolge  nach  aus  Sandstein,  Kreide, 
Zusaramenschwemmungen  von  Terebratuliten  mit  Enkrini- 
ten,  seltener  mit  Orthoceratiten ,  Lehm  mit  Spuren  von 
Kreide,  Mergel  mit  Terebratuliten  und  Sand  zusammenge- 
setzt sind. 

Hiervon  machen  nur  das  Plateau  der  Gouvernements 
von  Moskau,  Twer  u.  s.  w.  und  die  Niederungen  zwischen 
Nowo-Tscherkask  und  Stawrepol  Ausnahmen. 

Jenes  Plateau,  welches  sich  von  den  nördlichen  Gren- 
zen des  Gouvernements  von  Tula  bis  zur  Waldaischen 
Wasserscheide  hinaufzieht,  wird  durch  ein,  mehrere  hun- 
dert Fufs  mächtiges  Sandlager  gebildet,  welches  auf  dem 
oben  erwähnten  Kreide  -  Terrain  ruht,  und  das  Korallen- 
bänke, auch  Flötze  zusammgeschwemmter  Muschelschaalen, 
Plänerkalk  und  Mergel  umschliefst.  Hin  und  wieder  trifft 
man  in  demselben  Sande  Lager  von  Töpferthon  und  Ne- 
ster von  Gyps  an.  Die  organischen  Reste,  welche  dieses 
Terrain  umschliefst,  gehören  ihrer  Hauptmasse  nach  Zoo- 
phyten  un ;  die  Niederungen  dagegen  zwischen  Nowo-Tscher- 
kask und  Stawrepol  werden  durch  ein  Terrain  erfüllt,  das 


1375 


sich  durch  die  Neuheit  der  Thierformen,  die  es  umschliefst, 
auszeichnet.  Dieses  ist  das  Terrain,  das  Eichwald  Kü- 
stenformation  nennt.  Als  charakteristisch  für  dasselbe  ist 
zu  bemerken,  dafs  es  aus  Zusainmenschwemmungen  von 
noch  gegenwärtig"  im  schwarzen  oder  caspischen  Meere 
lebend  vorkommenden  Muschelresten,  welche  mit  Sand  und 
Saudstein  wechseln,  zusammengesetzt  ist  und  dafs  es  sich 
in  horizontalen  Schichten,  nicht  über  300  F.  über  das  ge- 
genwärtige Niveau  unsers  Weltmeers  erhebt:  es  bildete 
sich  wahrscheinlicb,  als  das  Niveau  des  Oceans  der  Flötz- 
zeit  das  unsers  jetzigen  Oceans  nur  noch  ungefähr  um 
2U0-300  F.  überragte. 

Ueber  die  klimatischen  Verhältnisse  Rufslands  et- 
was zu  sagen,  würde  bei  der  grofsen  Ausdehnung  dieses 
Landes  für  unsern  Hauptzweck  zu  weit  führen.  Doch  wol- 
len wir  in  nachfolgender  Tabelle  eine  Uebersicht  der  mitt- 
leren Temperaturen  und  einiger  anderen  meteorologisshen 
Erscheinungen  im  europäischen  Rufsland  nach  A.  T.  Kupf- 
fer's  vieljährigen  und  sorgfältigen  Beobachtungen  mit- 
theilen, aus  denen  folgende  Jahresmittel  resultiren: 


Dauer 

i 

Breite : 

Länge   1 
östlich 

Höhe: 

Mitteltemperatur 

der  Be- 

am 

obacht. 

von 

Toisen: 

Meere       beob. : 

Jahre : 

Paris: 

R. 

Archangelsk 

18 

64°  32' 

38°  13' 

0 

+0=,7 

+0°,7 

Petersburg' 

13 

59    57 

27    59 

0 

3  ,3 

3  ,3 

Moskau 

17 

55    45 

35    17 

60 

4,2 

3  ,6 

Tambow    . 

12 

52    43 

39      9 

— 

4  ,0 

PJikolajew 

10 

46    58 

29    40 

0 

7~,5 

7  ,5 

Cherson 

5 

46    38 

30    17 

0 

7,9 

7  ,9 

Sympheropol 

14 

44    57 

31    46 

130 

9  ,8 

8  ,4 

Sewastopol 

10 

44    36 

31    11 

0 

9,4 

9,4 

Mittlere 

Sommert.  1  Regen- 

Richtung      Intens. 

— 

menge 

des  Windes: 

Wintert. 
R. 

2ü°,3 

Par.  Zoll: 

Archangelsk 

S.  47°,5  W. 

0,065 



Petersburg 

S.  27°,0  W. 

0,239 

15  ,0 

1S,61 

Moskau 

— 

— 

20  ,7 

— 

Tambow    . 

S.  68°, 0  W. 

0.162 

21  ,7 

— 

>ikolajew 

N.  23°,6  0. 

0,lb5 

19  ,8 

— 

Cherson     . 

— 

— 

19  ,2 

—  - 

Sympheropol 

S.  70ö,6  0. 

0,2-27 

15  ,2 

13,90 

Sewas 

itopol 

— 

— 

15  ,5 

— 

1376 

Was  nun  bei  der  folgenden  Darstellung  der  einzelnen 
russischen  Mineralquellen  unser  Eintheilungsprincip  be- 
trifft, so  sind  wir,  gestützt  auf  unsere  S.  1367  gegebene 
geographische  Uebersicht,  einer  sich  aus  der  natürlichen 
Beschaffenheit  des  Bodens,  auf  welchem  sie  vorkommen, 
selbst  ergebenden  Anordnung  gefolgt.  Wir  haben  nämlich 
von  dem  Waldaischen  Scheidegebirge  ausgehend  zuerst 
die  Mineralquellen,  welche  in  dem  Gebiete  der  Flüsse,  wel- 
che von  da  zum  schwarzen  Meere  gehen  (Wolga,  Dnjepr, 
Dnjestr),  dann  die,  welche  in  dem  Gebiete  der  Flüsse,  wel- 
che zur  Ostsee  fliefsen  (Njemen,  Düna,  Wolchow),  sodann 
die  Mineralquellen,  welche  im  Gebiete  der  Dwina,  welche 
zum  Eismeere  geht,  endlich  die  Mineralquellen,  welche  in 
den  Gouvernements  des  Uralgebirges  vorkommen,  abge 
handelt,  woran  sich  zuletzt  die  Mineralquellen  des  Kaukasus 
anschliefscn.  Am  Schlüsse  der  Darstellung  der  russischen 
Mineralquellen  haben  wir  die  der  Heilquellen  des  König- 
reichs Polen,  so  wie  die  der  Moldau  und  Wallachei  fol- 
gen lassen. 

P.  S.  Pallas,    Reise   durch  verschiedene   Provinzen  des   russi 
sehen  Reichs.  St.  Petersburg  1771  —  1776;  —    zweite  Aufl.  1801. 

J.  G.  Georgi's  geographisch-physikalische    und  naturhistorische 
Beschreibung  des  russischen  Reichs.  Königsberg  1797  —  1S02. 

J.  A.  Güldenstädt,  Reisen  nach  Georgien  und  Imerethi,   her 
ausgegeben  von  J.  v.  Klaproth.    Berlin  1815. 

Alex.  Nie.  Scherer,  Versuch  einer  systematischen  Uebersicht 
der  Heilquellen  des  russischen  Reichs.   St.  Petersburg  1820. 

Joh.  Fried.  Erdmann,  Beiträge  zur  Kenntnifs  des  Innern  von 
Rufsland.  Tb.  II.  Erste  Hälfte.  Leipzig  1825. 

Herrn.  Henr.  Hess,   nonuulla   de  fontibus  medicatis,   praeser- 
tim  in  Ruthenia  obviis.    Durpati  1825. 

Joach.  Woina-  Kuri  ns  ky,    de    balneis    in    genere  et  de  bal 
neis  Rossicis  in  specie.    Moscoviae  1829. 

Poggen  dor  f  f's    Anualen    der    Physik   und   Chemie.     Bd.   XV. 
1829.  S.  159  ff. 

Fr.  Göbel,    Reise  durch    die  Steppen    des  südlichen  Rufslauds. 
Th.  I.  II.  Dorpat  1837.  1838. 

Ernst  Hoffmanu,  geognostische  Betrachtungen  auf  eiuer  Reise 
von  Dorpat  bis  Abo.    Dorpat  1837. 

Archiv  für  wissenschaftliche    Kuude    von  Rufslaud.    Bd.  I.    Ber- 
lin 1841. 


A.  Die  Heilquellen  des  europäischen  Rufslands. 


1.    Das  Gebiet  der  Wolga. 


JLJas  Mineralwas  8 er  von  Twer.  Unmittelbar  an  dem  bei  die- 
ser Stadt  des  Gouvernements  Twer  in  die  Wolga  sich  ergiefsenden 
Flusse  Tmak  befinden  sich  einige  Eisenquellen;  von  denen  besonders 
zwei  herauszuheben  sind:  die  sogenannte  ältere,  im  J.  1811  ent- 
deckte, am  Ausflufs  am  westlichen  Ufer  des  Tmak,  von  6°  R.  Tem- 
peratur, und  die  neuere,  am  östlichen  Ufer  etwa  300  Schritte  von 
der  ersteren  entfernt,  von  4°  R.  Temperatur.  Erstere  wurde  von 
Reufs  und  Kalk  an,  letztere  von  Hübenthal  chemisch  analysirt; 
hiernach  enthält  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 

«.die ältere  Quelle: 


Kohlensaures  Eisenoxydul 

Kohlensaures  Kali 

Kohlensaures  Natron 

Kohlensaure  Kalkerde 

Kohlensaure  Talkerde 

Chlornatrium 

Chlorkalium 

Kieselerde    . 

Thonerde     . 

Extractivstoff 

Verlust 


Kohlensaures  Gas 

Stickgas 

Schwefelwasserstoffgas 

A.  N.   Scher  er,  Versuch  a.  a.  0.  S.  93. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa's.  S.  240. 


0,579  Gr. 
2,310  — 
0,390  — 
3,080  — 
0,230  — 
1,880  — 
0,400  — 
0,310  — 
0,020  — 
0,850  — 
0,110  — 
10,159  Gr. 

10,66  Kub.Z. 
1,34    — 


b.  die  neuere  Q. : 
1,345  Gr. 

2.810  - 
0,400  — 
3,080  — 
0,240  — 
1,900  — 
0,400  — 
0,540  — 

0,820  — 

11,535  Gr. 
unbestimmt 

Spuren 


Die  Mineralquelle  von  Wuissoko  entspringt  in  der  Nähe 
dieses  im  Kaschinskischen  Kreise  des  Gouvernements  Twer  gelege. 
neu  und    von  Twer    120,   von  Besckezk  39,  von  Kaschiu  40  Wcrste 


1378 


entfernten  Dorfes,  ist  schon  längst  unter  dem  Namen  des  „heili- 
gen Brunnen"  bekannt  und  wurde  nach  einander  von  Zeeh,  Bra- 
ker, Smelowskiund  (1811)  Reufs  untersucht.  Nach  Letzterem 
hat  das  Eisenwasser  die  Temperatur  von  5°  R.,  das  specif.  Gewicht 
1,0059  und  enthält  in  sechzehn  Unzen : 
Eisen  -  und  Manganoxyd 


Kohlensaures  Kali 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaures  Kali 
Chlorcalcium 
Kieselerde  . 
Thonerde    . 
Extractivstoff 
Verlust 


Kohlensaures  Gas      . 
Stickgas      .        .        . 
Sauerstoffgas 
Schwefelwasserstoffgas 

A.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  0.  S 


0,09  Gr. 
0,23  — 
2,00  — 
0,05  — 
0,05  — 
0,23  — 
0,01  — 
0,11  — 
0,08  — 
2,85  Gr. 

2,25  KukZ. 
0,66    — 
0,04    — 
Spur 


96. 


Das  Kaschin'  sehe  Mineralwasser  entspringt  ia  mehreren 
Quellen,  wovon  sich  drei  nur  einen  Faden  von  einander  entfernte  auf 
dem  rechten  Ufer  des  Flusses  Masletka,  der  am  Ende  der  von  Mos- 
kau 176,  von  Twer  198  Werste  entfernten  Kreisstadt  Kaschin  (Gou- 
vernement Twer)  in  den  Flufs  Kaschin.  fällt,  zwei  andere  eine  Werst 
weiter  in  der  Nähe  des  Klabukowskischen  Klosters  sich  befinden.  Schon 
lange  vom  Volke  benutzt,  wurde  1808  die  beste  der  Quellen  gefafst. 
Das  Eisenwasser,  welches  dem  vorigen  analog  ist,  hat  die  Tempera- 
tur von  4°  R.  und  enthält  nach  Reufs  kohlensaures  Eisenoxydul, 
kohlensaure  Kalkerde  und  wahrscheinlich  auch  kohlen-  und  salzsau- 
res Kali,  letzteres  aber  in  geringerer  Menge  als  das  vorige  Mineral- 
wasser. ... 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  0.  S.  105. 


Das  Miner altvasser  von  Nowosselja  entspringt  2  Werste 
von  diesem  im  Gouvernement  Twer  an  dem  Ufer  der  Wolga  gelege- 
nen und  von  Kortschewa  6  Werste  entfernten  Dorfe,  hat  die  Tempe- 
ratur von  3°  R.  und  gehört  nach  Reufs  zu  den  eisenhaltigen 
Wassern,  das  in  Hinsicht  auf  seinen  Gehalt  an  Eisen,  kohlensaurer 
Kalkerde,  Mangan,  schwefel-  und  salzsauren  Salzen  mit  dem  von 
Wuissoko  übereinstimmt.  Nach  Richter' s  Untersuchung  enthal- 
ten sechzehn  Unzen  desselben: 

Schwefelsaure  Talkerde 0,733  Gr. 

Chlornatrium 0,383  — 

Schwefelsaures  Natron 0,460  — 


1379 


Kohlensaures  Natron 0,340  Gr. 

Kohlensaures  Eiscnoxyd  ....  0,022  — 

Kohlensaure  Kalkerde      ......  1,310  — 

Thonerde 0,070  — 

Kieselerde  ...        .        .        .        .        .  0,400  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,333  — 


3,751  Gr. 

Kohlensaures  Gas     ......        l,50Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas Spur. 

Eine  diesem  vollkommen  ähnliche  Eisenquelle,  das  Kortschews 
ki'sche  Mineralwasser ,  befindet  sich  unterhalb  des  Gutes 
Umutei,  ungefähr  7  Werste  von  Kortschewa,  eine  balbe  Werst  vom 
linken  Ufer  der  Wolga,  fast  Nowosselja  gegenüber.  Dagegen  soll  die 
Mineralquelle  des  Dorfes  Mutnä  nach  Hübeuthal  von  denen  in 
Wuissoko  und  Nowosselja  den  Vorzug  verdienen. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  0.  S.  107. 

Die  Mineralquellen  von  Andrej  apol  entspringen  in  die- 
sem an  der  Grenze  des  Ostaschkowschen  und  Toropezkischen  Kreises 
im  Ostaschkowschen  Kreise  (Gouvernement  Twer),  95  Werste  von  der 
Kreisstadt  gelegenen  Dorfe  unfern  des  linkeu  Ufers  der  Dana  in  ei- 
ner au  Thonerde  und  Schwefeleisen  reichen  Gegend,  in  der  Nähe  ei- 
nes grofsen,  eine  Menge  Eisenocher  enthaltenen  Sumpfes. 

Das  Mineralwasser,  das  schon  vorher  bekannt  war,  wurde  1S00 
durcb  Sewergiu  und  Buttatz  untersucht  und  im  J.  1810  Einrich- 
tungen zu  seinem  öffentlichen  Gebrauche  getroffen;  darauf  untersuchte 
es  1815  Reufs  und  1824  Hefs.  Die  Temperatur  desselben  beträgt 
nach  Se wergin  4  —  6°  R.,  nach  Reufs  4°  R.,  nach  Hefs  6,5°  R. 
Eben  so  abweichend  ist  das  Resultat  der  verschiedenen  Analysen, 
was  vielleicht  darin  seinen  Grund  hat,  dafs  von  verschiedenen  Che- 
mikern auch  verschiedene  Quellen  untersucht  wurden.  Denu  von  den 
Quellen,  welche  der  Gegenstand  der  ersten  Untersuchung  waren,  sind 
zwei,  da  sie  sämmtlich  in  Rücksicht  ihres  chemischen  Gebalts  über- 
einstimmten, verschüttet  worden ;  Reufs  untersuchte  eine  von  den 
ersteren  etwa  l/A  Werst  entfernte  und  dem  Ufer  der  Dana  näher  lie- 
gende, in  deren  Nähe  noch  mehrere  ähnliche  Quellen  sich  finden,  von 
denen  sich  eine,  durch  eiuen  besonders  starken  Geruch  nach  Schwe- 
felwasserstoffgas  sich  auszeichnende  verloren  hat;  die  von  Hefs 
untersuchte  Quelle  ist  die,  welche  vorzugsweise  im  Gebrauche  ist. 

Sechzehn  Unzen  des  Mineralwassers  enthalten: 

nach  Sewergiu:  nach  Reufs:  nachHefs: 

Kohlensaures  Eisenoxyd        .        2,00  Gr.         (      c\c\<zrr'      0,610  Gr. 
Kohlensaures  Manganoxyd    ....('  ... 

Kohlensaure  Kalkerde    .        .        1,00  —  .      .      1,87  — 
Kohlensaure  Talkerde    .......  .      0,110  — 


1380 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Kali . 
Chlorcalcium   . 
Chlormagnesium 
Chlorkalium     .        , 
Chlornatrium  . 
Extractivstoff . 
Kieselerde  .     . 

Thonerde 
Phosphorsaure  Thonerde 


Kohlensaures  Gas 
Atmosphärische  Luft 
Schwefelwasserstoffgas 
Stickgas  .        . 

Eben  so  wenig  sind  die 


0,50  Gr. 


0,25  — 


1,25  — 


5,00  Gr. 
>5,0Ku 


0,06  Gr. 


0,03  — 


0,17  — 
0,22  — 
0,01  — 


0,420  Gr. 
0,200  — 

6,120  — 


0,556  — 


2,44  Gr.      8,016  Gr. 
0,0915  Kub.Z. 


"Kub.Z. 

Spuren 
0,0238  — 
Ansichten  der  Aerzte  über  die  Wirkun- 
gen des  Eisenwassers  übereinstimmend.  Nach  Einigen  beschwert  es 
anfänglich  leicht  den  Magen,  nach  Anderen  wirkt  es  hauptsächlich 
diuretisch,  die  Thätigkeit  des  Hautsystems  befördernd,  mäfsig  eröff- 
nend auf  den  Darmkanal,  das  Nervensystem  stärkend.  —  Angewandt 
wurde  es  von  Ellisen  u.  A.  bei  Dyspepsie,  Säure  der  ersten  Wege, 
gestörter  Assimilation,  Wassersucht,  —  chronischen  Nervenkrankhei- 
ten, welche  gleichzeitig  mit  Störungen  der  Unterleibseingeweide  com- 
plicirt  sind,  Hypochondrie,  Hysterie,  Schwindel,  Melancholie,  Herz- 
klopfen, Kolik  und  Magenkrampf,  —  Schwäche  der  Zeugungsorgane, 
Menstrua  nimia,  Scropheln,  Blasenhämorrhoiden,  chronischen  Haut- 
ausschlägen. 

In  der  Entfernung  von  einigen  Wersten  von  diesen  befinden  sich 
noch  einige  Eisenquellen  an  einem  dem  Dorfe  Roschinka  vorbei- 
strömenden Waldflüfschen. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.    S.  109. 

H.  H.  Hefs,  nonnulla  de  fontibus  a.  a.  O.  p.  35. 

Die  Mineralf/u  eilen  von  Vndary  entspringen  bei  diesem 
Dorfe  des  Simbirskischen  Gouvernements  und  Kreises,  30  Werste 
von  Simbirsk,  auf  den  Undarskischen  Bergen  und  wurden  erst  1818 
entdeckt.  Sie  sind  eisenhaltig  und  enthalten  nach  einem  Berichte  in 
der  Kasanschen  Zeitung  vom  J.  1S20.  Nr.  44  —  46.  in  einem  Pfund 
Wasser: 

Chlormagnesium 1,575  Gr. 


Chlornatrium     .         . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Eisenoxydul 
Thonerde  . 

Kohlensaures  Gas    . 


1,200  — 
0,250  — 
1,600  — 
0,375  — 
0,225  — 
5,225  Gr. 
7,00  Kub.Z. 


1381 

Noch  sind  liier  die  in  dem  Samarasclien  Kreise  desselben  Gou- 
vernements am  Fufse  der  Falkenberge  entspringenden  Kochsalzquellen 
von  Usolka  zu  erwähnen,  welche  nach  einem  in  die  Wolga  flies- 
senden Bache  benannt  sind. 

J.  F.  Erdmann,  Beiträge  a.  a.  0.  T.  II.  Erste  Hälfte.  S.  48.53. 

Das  Sarepla' sehe  Bitterwasser  im  Zarizyn- 
schen  Kreise  des  Saratowschen  Gouvernements.  In  einem 
Bezirke  von  200  Wersten  befinden  sich  gegen  32  Quellen, 
von  denen  die  gröfste,  9  Werst  von  Sarepta  unfern  der 
nach  dem  IS  Werst  davon  entfernten  Zarizyn  führenden 
Strafse,  3  Werst  von  der  Wolga  da,  wo  die  Kumansche 
Steppe  beginnt,  in  einer  mit  hohem  Grase  bewachsenen 
und  von  Bäumen  beschatteten  Schlucht  der  Wolgagebirge 
entspringende  und  den  Kalmücken  ehemals  unter  dem  Na- 
men des  „heiligen  Brunnens"  bekannte,  im  J.  1770  von 
Dr.  Wier  gefafst  und  zu  Ehren  der  Kaiserin  Catharinalf. 
der  Katharinen-Br  unnen  genannt  wurde. 

Dieser  Brunnen,  früher  der  berühmteste  im  russischen  Reiche, 
wird  nicht  allein  von  IUI)  —  300  Kranken  jährlich  besucht,  die  in  dem 
freundlichen  Sarepta  ein  bequemes  Unterkommen  finden,  sondern  auch 
in  andere  Gouvernements  versendet  und  medizinisch  benutzt. 

Nach  Goebel's  barometrischen  Messungen  liegt  die 
Quelle  47  F.  über  dem  Wasserspiegel  der  Wolga  und 
entspringt  in  einer  festen  Thonlage.  Sie  hat  an  mehreren 
Stellen  Oeffnungen  gebohrt,  aus  welchen  ihr  Wasser  her- 
vorsprudelt. Einige  dieser  Oeffnungen  sind  in  ein  unter 
Dach  stehendes  hölzernes  Bassin  gefafst,  in  welchem  sich 
das  Wasser  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  ansammelt  und 
zum  Trinken  benutzt  wird;  andere  vereinigen  ihr  Wasser 
zu  einem  kleinen  Bache,  der  nach  einem  Badehause  ge- 
leitet wird,  in  welchem  sich  zweckmäfsige  Vorrichtungen 
zu  kalten  und  warmen  Bädern  befinden.  Das  im  Bassin 
befindliche  Wasser  ist  krystallhell,  färb-  und  geruchlos, 
von  schwach  salzigem,  prickelndem,  den  kohlensäurehalti- 
gen Wassern  ähnlichem  Geschmack;  seine  Temperatur 
betrug  10°  R.  bei  21°  R.  der  Atmosphäre,  das  speeif.  Ge- 
wicht bei  15°  R.  1,00276. 


1382 


Die  früher  von  Pallas,  Güldenstädt,  Wier, 
Georgi,  Seydel,  Laxmann  und  Ekbom,  Boltin, 
Herrmann,  Schetschekatow  u.  A.  angestellten  Ana- 
lysen weichen  bedeutend  von  einander  ab.  Nach  Goebel's 
neuester  Untersuchung  enthält  der  Katharinenbrunnen  in 
sechzehn  Unzen: 


Doppeltkohlensaure  Kalkerde 
Doppeltkohlensaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlornatrium   .        .        . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorkalium  und  Kieselerde 

Kohlensaures  Gas  . 


3,4476  Gr. 

0,0834  — 
12,3838  — 

4,5411  — 
13,8449  — 

3,4000  — 

Spuren 
37,7008  Gr.  . 

0,79  Kub.Z. 


Hiernach  gehörte  diese  Quelle  zu  den  wirksamsten  Mi- 
neralwassern;  es  ist  aber  schwer,  ihr  einen  passenden 
Platz  in  den  für  dieselben  aufgestellten  Klassen  anzuwei- 
sen. Sie  kann  weder  zu  den  Kochsalz-  noch  zu  den  Bit- 
ter- oder  Glaubersalzwassern  gerechnet  werden,  sondern 
steht  offenbar  zwischen  Kochsalz-  und  Glaubersalzwassern 
mitten  inne.  Das  Mineralwasser,  das  sich,  ohne  Zerset- 
zung zu  erleiden,  versenden  läfst,  hat  sich  nach  vielfälti- 
gen Erfahrungen  vorzugsweise  in  Krankheiten  als  heilsam 
bewährt,  die  von  Obstructionen  herrühren. 

Das  Sareptaische  Salz,  welches  gröfstentheils  aus  Glauber- 
salz besteht,  wird  in  mehreren,  acht  Werst  von  Sarepta  entfernten 
offenen  Brunnen  aufgelöst  gefunden.  Diese  Brunnen  sind  zum  Gebrauch 
für  Kranke  eingerichtet,  werden  aber  wenig  mehr  besucht. 

St.  Petersburger  Journal,  ßd.  II.  (Oct.  1776.)  S.  18;  Bd.  VI. 
(Oct.  1778.)  S.  271. 

Pallas,  Reise.  Th.  III.  Bd.  2.  S.  577. 

Georgi,  naturhist.  Beschreibung.    Th.  III.  S.  71. 

J.  Rieht  er 's  russ.  Miscellen.  Bd.  III.  Nr.  9.    (1804.)  S.  129. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.    S.   62. 

Göbel,  Reise  in  die  Steppen  des  siidl.  Rufslands.  Th.  II.  S.  147. 

Noch  werden  im  Saratowschen  Gouvernement  erwähnt  die  Eisen- 
quellen: dicht  bei  der  Stadt  Zarizyn  an  der  Zariza,  die  getrunken 
leicht  ertragen  wird  und  innerlich  stark  diuretis«h  wirkt,  —  eine  ähn- 
liche bei  der  Festung  Zarizyn   unten  am  Ufer   der  Wolga,    welche 

hau- 


1383 

häufig  von  den  Einwohnern  getrunken  wird,  —  eine  andere  an  den 
Bergen,  15  Werste  von  Zarizyn,  —  so  wie  mehrere  andere,  von  de- 
nen eine,  eine  Werst  oberhalb  Zarizyn,  an  dem  in  die  Wolga  fallen- 
den G  lubok  oi  B  uj  er  ak  und  eine  an  der  noch  etwas  höher  in  die 
Wolga  fliefsenden  Bannaja  hervorzuheben  sind. 

Ä.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  0.   S.  202. 


Die  S  alz  seen   im  Saratow  sehen  G  ouvernement. 

1.  Der  Elton-See  liegt  127  Werste  südöstlich  von  Kamyschin 
und  274  Werste  von  Saratow  entfernt,  und  hat  einen  Umfang  von 
47  Wersten.  Seine  Ufer  sind  zum  Theil  flach,  zum  Theil  hoch  und 
abschüssig:  da,  wo  das  Ufer  flach  ist,  besteht  es  aus  thonigem  Bo- 
den; da,  wo  es  hoch  ist,  geht  Kalkstein  mit  Spuren  von  Schaalthie- 
ren  zu  Tage  aus;  das  Bassin  des  Sees  scheinen  mächtige  Thoulager 
zu  bilden,  die  auch  den  Grund  der  Steppe  umher  ausmachen. 

Die  Snole  des  Sees  stellt  eine  concentrirte  Salzlauge  dar,  die  et- 
was getrübt  und  gelblich,  von  scharf  salzigem  und  bitterlichem  Ge- 
schmack ist,  eine  mit  der  der  Luft  übereinstimmende  Temperatur 
und  das  speeif.  Gewicht  =  1,208  hat.  Auf  die  Haut  gebracht,  er- 
regt sie  die  Empfinduug,    als  ob  man  Oel  darauf  brächte. 

2.  Der  Bo  skun  t  s  ch  a  t  zkische  oder  Bogdinskische  Salz- 
see am  Berge  Bogda  hat  eine  Länge  von  16  und  eine  Breite  von 
9  Wersten  ;  der  Rand  seines  Bassins  ist  steil,  aber  nicht  hoch.  Er 
besteht  aus  sandigem  Lehm,  unter  welchem  Gypslager  zu  Tage  aus- 
gehen, die  auch   den  Grund  der  Steppe  umher  bilden. 

Das  Wasser  ist  vollkommen  klar,  von  rein  salzigem  Geschmack, 
ohne  Geruch,  von  1,208  speeif.  Schwere  und  nicht  klebrig,  wie  das 
Eltonsche,  sondern  eine  wahre  Kochsalzlauge.  Die  Temperatur  des- 
selben beträgt  20°  R.  bei  21°  R.  der  Luftwärme. 

Nach  Erdmann's  Analyse  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Sool- 
wassers  im: 


Kohlensaure  Talkerde  . 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlornatrium 
Chlorcalcium  . 
Chlormagnesium 
Vegetabilischen  Extractivstoff 


Elton-See: 
2,94  Gr. 

29,52  — 

2,80  — 
142,68  — 
548,00  — 

1270,18  — 
38,80  — 


Bogda-See: 


5,70  Gr. 

79,12  — 

1657,00  — 

68,00  — 

373,48  — 


2034,92  Gr.  2183,30  Gr. 


H.  Rose   faud  das    speeif.    Gewicht    des  (versendeten)  Wassers 
vom  Elton-See  bei  12°C.  1,27288  und  in  100  Vol.    Wasser: 


Chlorkalium 
Chlornatrium 
III.  Theil. 


0,23 
3,83 

Tttt 


1384 


Chlormagnesium   .:..*..  19,75 

Schwefelsaure  Talkerde 5,32 

Wasser  und  eine  höchst  geringe  Menge  orga- 
nischer Substanz 70,87 


100,00 

Dagegen  fand  GÖbel  (1834)  in  dem  Wasser  des  Elton -Sees  an 
Chlormagnesium  101/.,  Proc.  und  13,1  Proc.  Chlornatrium. 

Der  Elton-See  wird  zur  Salzgewinnung  benutzt.  Dasselbe  ist  grob- 
körnig, von  bräunlich-grauer  Farbe  und  mit  Bittersalz,  das  nadeiförmig 
auf  den  Kochsalzwiirfeln  anschielst,  auch  wohl  mit  Glaubersalz  ver- 
mengt. Das  Salz  des  Elton-Sees  reicht  hin,  gegen  zehn  Gouverne- 
ments von  Rufsland  mit  bedeutendem  Gewinn  für  die  Krone  damit 
zu  versorgen;  so  z.  B.  wurden  im  J.  1824:  3,842,162  Pud  Salz  aus 
diesem  See  gebrochen,  und  im  zehnjährigen  Durchschnitt  liefert  der- 
selbe alljährlich  nicht  weniger  als  1  Mill.  855,000  Pud ,  und  warf 
der  Krone  einen  jährlichen  Gewinn  vom  Verkaufe  von  2,195,000  Ru- 
beln ab.  —  Das  Wasser  des  Bogda-Sees  wird  nicht  mehr,  wie  früher, 
zur  Salzgewinnung  benutzt ;  es  liefert  ein  blendend  weifses  Salz. 

Aufserdem  giebt  es  in  dieser  Gegend  viele  Bitter-  nnd  Kochsalz- 
haltige Seen  und  zwischen  Sarepta  und  Zarizyu  zahlreiche,  vorzüg- 
lich mit  Bittersalz    geschwängerte  Mineralquellen. 

J.  F.  Erdmann,  Beiträge  zur  Kenntnifs  des  Innern  von  Rufs- 
land. Th.  IL  Erste  Hälfte.  Leipzig  1825.  S.  252. 

H.  Rose  in:  Poggendorff's  Annalen  der  Physik  u.  Chemie. 
Bd.  XXXV.  (1835.)  S.  169  ff. 

Die  Semenoivsk'ischen  Eisenquellen  entspringen,  vier  an 
der  Zahl,  in  dem  dem  Geh.  Rathe  Naschtschokin  gehörigen  Dorfe 
Semenowskaja  und  den  damit  verbundenen  Gütern  Woroninsk  und 
Jasikowsk,  im  Serpuchowskischen  Kreise  des  Moskauschen  Gou- 
vernements, 80  Werste  von  Moskau. 

Das  Mineralwasser  hat  die  Temperatur  von  5  —  6°  R.  und  ent- 
hält nach  der  Untersuchung  von  Reufs  in  sechzehn  Unzen: 

1.  Quelle  neben  der  2.  Quelle  neben  der 


Kohlensaures  Eisenoxydul    . 
Kohlensaures  Manganoxydul 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  .        . 
Extractivstoff 
Chlorkalium    „ 
Thouerde        .        .        . 
Kieselerde      . 


Kirche  Nr.  1. 
0,212  Gr. 

0,006  — 
0,324  — 
0,012  — 
0,224  — 
0,025  — 
0,040  - 
0,264  — 
1,107  Gr. 


Kirche  Nr.  2.: 
0,287  Gr. 
0,012  — 
0,245  — 
0,012  — 
0,256  — 
0,025  — 
0,050  — 
0,303  — 
1,190  Gr. 


13S5 

3.  Woroninskisclie     4.  Jasikowskiscke 


Quelle: 

Quelle: 

Kohlensaures  Eisenoxydul    . 

0,125  Gr. 

.      .      0,008  Gr. 

Kohlensaures  Manganoxydul 

.... 

.      .      0,060  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,581  — 

•            •                •                • 

Kohlensaure  Talkerde 

0,167  — 

•            •                .                • 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,211  — 

.      .      0,030  — 

Schwefelsaure  Talkerde   }    . 
Extractivstoff    .        .         )    . 

0,138  — 

1 ' 

• 

.      0,057  — 

Harzstoff  und  Chlorkalium   . 

0,029  — 

>      •        •        . 

0,102  — 
1,353  Gr. 

. 

0,293  Gr. 

Kohlensaures  Gas     . 

0,775  Kub.Z. 

A.  N.  Scherer,  Versuch 

a.  a.  O.  S.  86. 

334. 

Das  Kotscheno  w  a'  sehe  Miner  alw  asser  oder  die  Apra- 
xin's  Quelle,  wie  sie  auch  nach  ihrem  Eigenthümer  genannt  wird, 
befindet  sich  in  dem  Dorfe  Kotschenowa  im  Dimitrowschen  Kreise 
des  Gouvernements  Moskau,  am  Flusse  Wolguscha,  48  Werste  von 
Moskau  entfernt,  ist  schon  lange  bekannt,  gefafst  und  von  Wo- 
robiewsky  und  Müller  chemisch  untersucht  worden.  Hiernach 
hat  das  Eisenwasser  die  Temperatur  von  3°  R.,  das  speeif.  Gewicht 
10005  :  10000  und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

Kohlensaure  Kalkerde 

Schwefelsaure  Kalkerde 


Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde  . 
Extractivstoff 


Kohlensaures  Gas 
Atmosphärische  Luft 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a 


1,78  Gr. 
0,08  — 
0,25  — 
0,10  — 
0,20  — 
2,41  Gr. 

2,0  Kub.Z. 
0,5    — 


a.  O.  S.  89. 


Die  D  emido  ws- Quelle  quillt  mächtig  und  kalt  aus  einem 
Berge  in  Demidowa  Petrowski  (Gouvernement  Moskau),  25  Werste 
von  Moskau,  hervor  und  enthält  nach  He  Im 's  Untersuchung  in  sech- 
zehn Unzen: 


Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kohlensaure  Kalkerde 


Kohlensaures  Gas         .... 
A.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  O.  S.  91. 


0,5  Gr. 

0,7- 


1,2  Gr. 

2,0  Kub.Z. 


Tttt  2 


1386 


Die  Mineral  quelle  zu  NtshutseJmoie  befindet  sich  in  dem 
dem  Fürsten  Lew  Alexandrowitsch  Sachowskoi  gehörigen  Garten  von 
Neskutschnoie,  am  Fufse  eines  auf  der  südwestlichen  Seite  von  Mos- 
kau, auf  dem  rechten  Moskwa-Ufer  unweit  des  Kalugaschen  Schlag- 
baumes gelegenen  Sandhügels,  der  zu  den  sogenannten  Sperlingsber- 
gen hinaufführt.  Zwischen  dessen  Sandlagern  finden  sich  Schlamm- 
adern und  darunter  an  vielen  Stellen  Lagen  von  einer  dunklen  Eisen- 
erde, von  der  wohl  hauptsächlich  die  mineralischen  Eigenschaften  des 
Wassers  stammen.  Das  in  einem  hölzernen  Bassin  gefafste,  reich- 
lich zufliefsende  Wasser  ist  klar  und  durchsichtig,  seine  Oberfläche 
aber  bald  mit  einem  Häutchen  von  Ocher  überzogen,  der  sich  auch 
an  den  Seiten  des  Bassins  niederschlägt.  Die  Temperatur  beträgt 
im  Sommer  5°  R.  Beim  Trinken  des  Wassers  bemerkt  man  einen 
Geruch  nach  Schwefehvasserstoffgas ;  sein  Geschmack  ist  der  von 
Eisenwassern,  ohne  alle  Härte  und  adstringirende  Wirkung;  —  em- 
pfindliche Zungen  schmecken  auch  die  Kohlensäure.  Man  kann  meh- 
rere Becher  davon  trinken,  ohne  dafs  es  den  Mageu  belästigt. 

Nach  der  von  Reufs  im  J.  1823  angestellten  chemischen  Unter- 
suchung der  zu  den  erdigen  Eisenwassern  gehörenden  Quelle  enthalten 
sechzehn  Unzen : 


Chlnrnatrium     .        .        » 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselsäure        .         .         . 
Kohlensaures  Kali    . 
Alaunerde 
Extractivstoff 


Kohlensaures  Gas 
Stickstoff     "      . 


0,660  Gr. 
0,080  — 
1,370  — 
0,660  — 
0,110  — 
0,550  — 
0,050  — 
Spuren 
3,480  Gr. 

0,380  Kub.Z. 
0,068    — 


Nicht  leicht  dürfte  die  neue  Einrichtung  eines  Brunnens  durcl: 
die  Localität  mehr  als  hier  begünstigt  werden.  An  der  südwestli- 
chen Begrenzung  von  Moskau,  unweit  der  Stelle,  wo  sich  die  Erlöser- 
Kirche  erhebt,  in  der  Nähe  der  reizenden  Besitzung  der  Gräfin  Or- 
loff,  breitet  sich  auf  bergigem  Grunde  am  Rande  der  Moskwa  der 
anmuthige  Park  von  Neskutschnoie  aus,  der  von  einem  gegen  den  Flufs 
hinauflaufenden  Vorgebirge  einen  zauberischen  Anblick  auf  die  alte 
Czaarcnstadt  gewährt.  Von  diesem  bergigen  Vorsprunge  führen  Pfade 
zu  der  Stelle  herab,  die  das  Brunnen-,  Trink-  und  Bade -Etablisse- 
ment in  sich  schliefst.  Die  innere  Einrichtung  desselben  läfst  an 
Zweckmäfsigkeit  und  Bequemlichkeit  wenig  zu  wünschen  übrig:  nächst 
dem  Eisenwasser  sind  zu  einer  Menge  künstlicher  Bäder  eigens  präparirte 
Ingredienzien  vorhanden  und  Anstalten  zu  geselligen  Unterhaltungen 
getroffen.  Dennoch  war  der  Besuch  immer  sehr  gering,  und  seitdem 
im  J.  1826  die  Besitzung  von  Neskutschnoie  von  dem  Kaiser  gekauft 


13S7 

und  der  Kaiserin  Alexandra  Feodorowna  geschenkt  worden  war,  Latte 
es  hier  mit  den  öffentlichen  Bädern  ein  Ende. 

Reufs  in:  Commentationes  physico-medicae  apud  Universitäten! 
lit.  Caesaream  Mosquensem  institutae.  Vol.  III.  Pars  II.  Mosquae  1825. 
p.  266—271. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  16S. 

^ufserdem  finden  sich  in  dem  Gouvernement  Moskau  noch  die  Ei- 
senquellen: bei  IV er e ja,  einer  9S  Werste  von  Moskau  entfernten 
Kreisstadt,  welche  nach  Helm's  Analyse  Eisen  in  einer  hinlängli- 
chen Quantität  Kohlensäure  aufgelöst  enthält,  um  sie  zum  innerlichen 
Gebrauch  zu  empfehlen,  —  die  von  Nympkodora  an  der  Kusa, 
welche  nach  Helm  etwas  Eisen,  wenig  Kohlensäure  und  Chlorna- 
trium enthält,  —  die  Rumänz  ows-  Quellen  iu  Kainardschi, 
welche  sich  durch  Eisengehalt  auszeichnen,  —  die  Quelle  hei  Lija 
an  der  Rusa,  die  nur  Eisen  und  sehr  wenig  Kohlensäure  enthält,  — 
die  Iwaschew' s-Quell e  im  Garten  des  Generals  Iwaschew  in 
Moskau,  welche  in  sechzehn  Unzen  einen  halben  Gran  Eisen,  Kohlen- 
säure und  etwas  kohlensaure  Kalkerde  enthält;  —  eine  Eisenquelle 
bei  der  Eisenhütte  Istia,  90  Werste  von  Moskau,  deren  sich  Peter 
der  Grofse  bediente,  —  eine  ähnliche  bei  der  Str  o  g  anowis  chen 
Mühle,  10  Werste  südöstlich  von  Moskau  zwischen  der  Räsanschen 
und  Sibirischen  Landstrafse,  —  eine  stark  martialische  Quelle  am 
Fufse  der  sogenannten  Sperling sb  er ge  bei  dem  Andrejewschen 
Kloster,  —  eine  Eisen  und  schwefelsaures  Natron  enthaltende  Quelle 
neben  der  Walkmühle  auf  dem  40  Werste  von  Moskau  entfernten 
Dorfe  Pawloivsk. 

A.N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  0.  S.  91.  197, 

Die  Eisenquellen  zu  Lipezk  entspringen  im  untern  Thcile 
dieser,  von  Tambow  149  Werste  entfernten  Kreistadt  des  Tambow- 
schen  Gouvernements,  am  rechten  Ufer  der  Lipowka,  dreizehn  an 
der  Zahl,  zu  beiden  Seiten  des  Flusses. 

Die  Mineralquellen  wurden  bei  ihrer  Entdeckung  durch  einen  ei- 
genen Ukas  Peters  des  Grofsen  bekannt  gemacht,  dann  aber  wieder 
vergessen.  Wander  machte  im  J.  1SÜ0  vou  Neuem  darauf  aufmerk- 
sam, in  Folge  dessen  die  Einrichtungen  zum  Gebrauche  des  Brunnens 
erneuert  wurden  und  seitdem  das  Mineralwasser  zu  wiederholten  Malen 
untersucht  ward.  Die  von  Peter  dem  Grofsen  entdeckte  Quelle  exi- 
stirt  nicht  mehr,  dagegen  sind  in  einiger  Entfernung  von  derselben 
zwei  neue  Quellen   gefunden  worden. 

Nach  Scb wen 8 ob's  Untersuchung  (180 1)  hat  das  Mineralwas- 
ser die  Temperatur  von  5°  R.,  das  speeif.  Gewicht  10,022  und  ent- 
hält in  sechzehn  Uuzen: 

in  der  ersten  Quelle :  in  der  zweiten  Q. : 
Chlormagnesium     ....        0,308SGr.       .        0,1288  Gr. 
Culornatrium 0,6813  —        .        0,0673  — 


1388 


Eisenoxyd        .... 

1,2166  Gr. 

1,1333  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,3566  — 

0,7266  — 

Kohlensaure  Kalkerde    . 

2,2800  — 

2,0666  — 

Schwefelsaures  Natron  . 

0,4400  — 

0,0794  — 

Harzstoff         .... 

0,0583  — 

0,0200  — 

Extractivstoff 

0,0740  — 

0,0200  — 

5,4156  Gr. 

4,2420  Gr. 

Kohlensaures  Gas  . 

3,875  Kub.Z. 

3,437  Kub.Z. 

Albini,  über  das  Stahl wasser  zu  Lipetzk.  Dorpat.  1805. 
A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a   O.  S.  77. 

Die  Eisenquelle  am  östlichen  Ufer  des  Baches  Gräsnaja,  40 
Werste  von  Tambow,  schlägt  einen  ocherartigen  Bodensatz  nieder. 
Güldcnstüdt  erhielt  aus  6  Pfund  Wasser  durch  Verdunsten  6  Gr. 
Rückstand. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.  S.  201, 


2.    D.'as  Gebiet  des  Dnjepr: 

Das  Orel'  sehe  Miner alw asser  entspringt  unweit  des  Flus- 
ses Orel  auf  dem  Gute  der  Frau  v.  Kowalewkoi  im  Konstantino- 
gradschen  Kreise  des  Poltawischen  Gouvernements  in  vier  Quellen, 
wovon  sich  zwei  durch  ihren  Gehalt  an  Bittersalz  auszeichnen,  die 
andern  beiden  zu  den  Glaubersalzwassern  gehören.  Der  grofse  sich 
von  der  Wirksamkeit  derselben  verbreitende  Ruf  veranlafste  ihre  che- 
mische Untersuchung  Seitens  der  Professoren  der  Universität  zu  Char- 
kow Giese  und  Schumlänsky  im  J.  1806,  der  zufolge  in  seel 
zehn  Unzen  enthält: 


1*  das  starke 

2.  das  schwach 

Bitte 

"Wasser: 

Schwefelsaure  Talkerde      . 

.      12,000  Gr.    ;, 

7,500  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde 

5,250  —      . 

3,250  — 

Chlornatrium        .        .        , 

.      16,500  —      . 

10,000  — 

Chlormagnesium  .        .        , 

3,500  —      . 

2,000  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

1,250  — 

0,375  — 

Thonerde      .... 

0,500  —      , 

0,125  — 

Harzstoff                     ,        , 

0,125  —      . 

0,250  — 

39,125  Gr. 

23,500  Gr. 

3.  Glaubersalz- 

4. Glaubersalz 

wasser  Nr.  1. : 

wasser  Nr.  2.: 

Schwefelsaures  Natron 

3,250  Gr. 

13,750  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde    . 

0,750  — 

1,500  — 

Schwefelsaure  Kalkerde    . 

1,000  u. 

4,375  — 

Chlornatrium      .         , 

1,500  — 

5,500  — 

Chlorcalcium       .        . 

0,125  — 

1,125  — 

Chlormagnesium 

0,375  — 

0,875  — 

1389 


Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Harzstoff  .  .  . 
Extractivstoff     . 


0,500  Gr. 
0,250  — 
0,250  — 


8,000  Gr. 
A.  N.  Scherer,  Versuch   a.  a.  0.  S.  70.  74. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  180. 


1,700  Gr. 
0,750  — 
0,250  — 
0,125  — 
29,950  Gr. 


Das  Dubogr'ddsk'ischeMineralwasser  entspringt  in  dem- 
selben Kreise  gleichen  Gouvernements  in  der  Nähe  des  dem  Staats? 
rathe  Kotsckubey  gehörigen  Gutes  Dubowic  Grädni,  ebenfalls  in  vier 
Quellen,  von  denen  zwei  zu  den  Bitterwassern  und  zwei  zu  den  Glau- 
bersalzwassern gehören,  und  wurden  im  J.  1807  durch  die  Professor 
ren  Giese  und  Schumlänsky  au  den  Quellen  selbst  chemisch 
untersucht.     Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  im : 

a.  Bitterwasser 

Quelle  Nr.  1.: 
Schwefelsaures  Natron         .        .        .        8,00  Gr. 


Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlorcalcium  . 

Chlormagnesium     . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Harzstoff 


21,00  — 
2,00  — 
0,75  — 
1,50  — 
0,50  — 
2,75  — 
0,50  — 
1,00  — 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlrrmagnesium     . 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Harzstoff         .        . 


38,00  Gr. 
b.  Glaubersalzwasser 

Quelle  Nr.  1. 

14,00  Gr. 
7,00  — 
2,50  — 
0,50  — 
1,25  — 
1,00  — 
1,75  — 
1,75  — 
0,75  — 


A.  N.  Scherer. 


30,50  Gr. 
Versuch  a.  a.  O.   S.  71.  74. 


Quelle  Nr.  2.: 
9,00  Gr. 
17,00  — 
2,75  — 
1,00  — 
1,75  — 
0,75  — 
2,50  — 
1,00  — 
0,25  — 
36,00  Gr. 

Quelle  Nr.  2. : 
12,00  Gr. 
6,50  — 
1,75  — 
0,75  — 
1,00  — 
0,50  — 
2,00  — 
1,00  — 
0,50  — 
26,00  Gr. 


Das  Byk  o  wische  Glaub  er  Salzwasser,  auch  HeAlexan- 
drinische  Quelle  genannt,  entspringt  im  Isumschen  Kreise  des 
Charkow-Ukrainischen  Gouverneineuts  auf  einem  vier  Werste  von  dem 
Gute  Bykowa  gelegenen  Landsitze  des  Rittmeister  Denissenkow  am 
Donez,   wurde  1S0S  cutdeckt  und  1809  auf  Veranlassung  der  Uuiver- 


31,0  Gr. 

10,5  — 

5,0  — 

4,5- 

2,5- 

2,0- 

55,5  Gr. 

3,5  Kub.Z. 

1390 

sität  zu  Charkow  von  Giese  und  Schumi änsky  untersucht.  Es 
hat  die  Temperatur  von  8°  R.,  das  specif.  Gewicht  1,016 : 1,000  und 
enthält  in  sechzehn  Unzen : 

Schwefelsaures  Natron      .        . 

Schwefelsaure  Talkerde    , 

Schwefelsaure  Ealkerde    .        . 

Chlornatrium      .     ^. 

Chlorcalcium  und  Chlormagnesium   . 

Kohlensaure  Kalk-  und  Talkerde     . 

Kohlensaures  Gas      .... 
A.  N.  Scher  er,  Versuch  a.  a.  O.  S.  75. 

Das  Kastanowka'sche  Miner alw asser.  Auf  dem  im  Swe- 
nigorodschen  Kreise  des  Kiewschen  Gouvernements,  25  Werste 
von  dem  Städtchen  Schpoli  gelegenen  Gute  Kastanowka  wurden  1816 
zwei  fast  nebeneinander  in  einen  See  fliefsende  Quellen  entdeckt,  de- 
ren Wasser  die  Temperatur  von  8°  R.  hat  und  nach  der  von  Dr» 
Tezner  mit  Reagentien  angestellten  Untersuchung  Schwefelwasser- 
stoffgas enthält. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.  S.  182. 

In  demselben  Gouvernement  ist  im  J,  1827  eine  Mineralquelle  zu 
Lisianka  bei  Kiew  entdeckt  worden. 

Der  Sacker  Mineralschlamm  im  Tauriscben  Gouvernement. 
Von  demselben  ist  bereits  Th.  I.  zweite  Aufl.  S.  497.  gehandelt  wor- 
den ;  dem  dort  Gesagten  fügen  wir  hier  noch  eine  seitdem  mitgetheilte 
neue  Analyse  von  Goebel  hinzu,  der  zufolge  der  Schlamm  in  100 
Gewichtstheilen  folgende  Bestandtheile  enthält: 

Wasser  und  Gasarten 28,00  Th. 

Beim  Ausschlüsse  der  Luft  durch  Feuer  zer- 
störbare und  flüchtige  Substanzen  (Was- 
ser, Schwefel,  Kohlensäure,  Schwefelhy- 

drogen,  Ammoniaksalze)       .        .        .        .  10,76  — 

Organische  Stoffe  (Quellsäure  u.  Quellsatzsäure)  2,70  — 

Chlornatrium 6,90  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  .....  3,91  — 

Schwefelsaure  Talkerde  ...'..  0,69  — 

Schwefelsaures  Natron 3,73  — 

Schwefelsaures  Kali 0,25  — 

Kohlensaure  Kalkerde 3,37  — 

Scbwefelcalcium  (mit  Schwefelhydrogen  ver- 
bunden)            0,57  — 

Phosphorsaure  Kalkerde           ....  0,06  — 

Schlammharz 0,32  — 

Quell-  und  quellsatzsaures  Eisenoxyd   .        .  Spuren 


1391 

Eisenoxydhaltigen  Sand,  bestehend  aus : 

Kieselerde 22,25  Th. 

Eisenoxyd 7,24  — 

Thonerde ,  4,25  — 

Talkerde i,  0,25  — 

Freies  Schwefelhydrogen  und   freie  Kohlen- 
säure  und   wahrscheinlich   auch   Chlor-    und 
Broinmagnesium        ......... 

95,25  Th. 

Fr.  G  o  e  b  e  1 ,  Reise  in  die  Steppen  des  südlichen  Rufslauds. 
Th.  II.     Dorpat  1838.  S.  67  ff. 

Hier  mag  noch  der  ScJilammvulhane  auf  der  Insel  Taman 
erwähnt  werden.  Die  Insel  Taman  ist  flach ,  wie  der  Boden  der 
Halbinsel  Kertsch :  man  sieht  auf  ihrer  Oberfläche  nichts  als  Lagen 
von  Lehm  und  Sand  gemischt,  Mergelschichten  und  Seemuschelschau- 
len  in  ein  Sumpfeisenerz  eingeknetet  und  zuweilen  inwendig  mit  ro- 
tben  Seleniten  augefüllt.  Nächstdem  finden  sich  starke  Napbthaquel- 
len  und  mehr  oder  weniger  beträchtliche  Schlünde  oder  Strudel,  welche 
einen  salzigen  und  mit  vielem  elastischen  Gase  gemischten  Schlamm 
aussiofscn.  Pallas  zählt  solcher  Schlünde,  die  sich  sowohl  in 
der  Ebene  als  auf  den  Gipfeln  der  Hügel  eröffnet  haben ,  auf  der 
Halbinsel  Kertsch  3  und  auf  der  Insel  Taman  7  —  8,  theils  vei- 
trocknet ,  theils  in  voller  Thätigkeit.  Der  Schlammvulkan  auf 
der  Insel  Taman,  welche  am  27.  Februar  1793  unter  Brausen  uud 
donnerähnlichem  Getöse  plötzlich  eine  mehrere  hundert  Fufs  hohe, 
von  schwarzem  Rauche  begleitete  Feuersäulc  ausspie,  der  Steine  und 
Schlammwasser  über  eine  Werst  weit  umher  schleuderte  und  später, 
ruhiger  geworden,  bedeutende  Schlammmassen  eines  graugelben  Thons, 
mit  etwas  Bergtheer  vermischt,  ausgab,  war  bei  Goebel's  Be- 
such im  August  1834  nur  noch  mit  einer  eiuzigen  Oeffuuug,  12  F. 
vom  obern  Gipfel  abwärts,  versehen.  In  dieser  Oeffnung  vernahm 
man  ein  dem  Kochen  einer  dicken  Flüssigkeit  ähnliches  Geräusch. 
Von  Zeit  zu  Zeit  hob  sich  die  wallende  Masse  bis  zur  Mündung 
des  Kraters  und  flofs  über  dessen  Rand  den  Berg  hinab.  Meh- 
rere Stellen  dieses  Berges  zeigten  noch  vor  Kurzem  thätig  gewesene 
Krateröffuungeu.  —  Das  aus  Schlammvulkanen  eingesammelte  Gas 
war  färb-  und  geruchlos  und  brannte,  bei  Annäherung  eines  Lichtes, 
mit  einer  ruhigen ,  ins  Bläuliche  spielenden  Flamme.  Hundert  Vol. 
Theile  desselben  ergaben  folgende  Zusammensetzung: 

Kohlenoxydgas 5,0SVol. 

Proto-Kohleuhydrogengas  ....  13.76  — 
Deuto-Kohlenhydrogengas  ....  79,16  — 
Atmosphärische  Luft        .....  2,00  — 

100,00  Vol. 

F.  Goebel,  Reise  in  die  Steppen  a.  a.  O.  Tb.  II.  S.  13S— 145. 


1392 

3.     Das  Gebiet  des  Dnjestr: 

Die  Mineralquelle   von    Kaminietz   Podolsk   in    dem 
gleichnamigen    Gouvernement   ist  ein   Schwefelwasser,   das  innerlich 
angewandt  wird  und  in  einem  Pfunde  enthält: 
Eisenoxyd     . 
Chlornatrium 


Schwefelsaures  Natroi 
Natron  . 
Kalk      . 
Schwefelkali 
Thonerde      . 


0,5  Gr. 
2,0  — 
1,0- 
0,5  — 
2,0  — 
1,5- 
0,5  — 


8,0  Gr. 
Eine  ähnliche  Quelle  findet  sich  in  dem  Jesuitergebäude  daselbst. 
A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.  S.  326. 


4.    Das  Gebiet  des  Nj  einen: 

Das  Schtvefelwasser  zu  Schmor dan  entspringt  eine  Meile 
von  Birsen ,  einem  im  Apitschen  Kreise  in  Lithauen  gelegenen  Flek- 
ken  und  eine  halbe  Meile  von  Podaizen.  Es  wurde  schon  1789  von 
Blum  er,  später  (1816)  von  Th.  v.  Grotthufs  chemisch  analysirt. 
Nach  Letzterem  hat  dasselbe  eine  Temperatur  von  4°  R.,  das  speeif. 
Gewicht  1,002  und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaure  Talkerde  . 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

Chlormagnesium  nebst  Spuren 

Kohlensaure  Talkerde 

Kohlensaure  Kalkerde 

Extractivstoff  und  Verlust 

Kohlensaures  Gas     . 
Schwefelwasserstoffgas    . 

Schiemann  bestimmt  den  Gehalt  an  Schwefelwasserstoffgas  in 
100  Kub.  Z.  zu  0,75  Kub.  Z. 

G.  T.  Blum  er,  Diss.  de  diversa  indole  aquarum  et  praeeipue  de 
fönte  Smordoniano  in  Magno  Ducatu  Lithuaniae.     Regiomont.  1789. 

A.  N.  Scherer,  Nordische  Annaleu  für  die  Chemie.  Bd.  I. 
S.  235;  Bd.  IL  S.  11.  132. 

_  _    Versuch  a.  a.  O.  S.  i77. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa's.  S.  214. 

Das  Schwefelwasser  zu  Onikschti  im  Wilkomirskischen 
Kreise  des  Wilnaischen  Gouvernements  enthält  nach  einer  im  J.  1815 


.    •    •    • 

1,429  Gr. 

. 

11,140  — 

a  von  Salmiak  . 

0,259  — 

•   •   •   • 

0,623  — 

•   •   .   • 

1,610  — 

•   • 

0,146  — 

15,207  Gr. 

.   •   .   . 

2,619  Kub.  Z. 

•   •   •   • 

0,104  — 

1393 

von  Weiz  mit  Reagentien   angestellten  Untersuchung  Schwefclwas- 
serstoffgas  und  Chlormagnesium. 

Die  Eisenquelle  bei  Widsi  entspringt  drei  Werste  von  die- 
ser im  Brafslawskischen  Kreise  des  Wilnaischen  Gouvernements  ge- 
legenen Stadt. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  0.  S.  ISO.  270. 

Noch  sind  in  Lithauen  die  Schwefelquellen  von  J  anischeh  und 
Parrawicz  und  die  Drufskenich' sehen  Mineralwässer  zu  er- 
wähnen. 

Biosfeld,  das  Kemmernsche   Schwefelbad.  S.  7. 

Bulletin  de  la  soc.  des  naturalistes  de  Moscou.  JLS3S.  No.  5. 


5.    Das  Gebiet  der  Düna: 

Das  Pattenho  f  sehe  Bitterwasser  quillt  im  Pernauischen 
Kreise  in  Livland,  unmittelbar  an  der  von  Lemsal  nach  Pernau  füh- 
renden Landstrafse  und  nur  wenige  Schritte  von  dem  zum  Gute  Pat- 
tenhof  gehörigen  Wirthshause,  in  einer  Niederung  hervor.  Es  hat 
die  Temperatur  von  11°  R.,  das  speeif.  Gewicht  1049  :  1000  und  ent- 
hält nach  einer  im  J.  1806  angestellten  Analyse   in  sechzehn  Unzen: 


Chlormagnesium        .        . 

3,300  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde      . 

0,700  — 

Kohlensaures  Natron 

0,150  — 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,900  — 

6,700  Gr. 

Das  Mineralwasser  enthält  fast  gar  kein  kohlensaures,  wohl  aber 
etwas  SchwefelwasserstofFgas :  von  letzterem  in  27  Kub.  Z.  Wasser: 
1475  Kub.  Linien. 

A.  N.  Sc  her  er,  Versuch  a.  a.  O.  S.  72. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  182. 

Das  Kemmem''  sehe  Schwefelbad  oder  die 
Schlocfr er  Schwefelquellen  befinden  sich, von  Riga 
und  Mitau  6  Meilen  entfernt,  in  der  zwischen  Schlock  und 
Tuckum  liegenden  waldigen  und  morastigen  Ebene  nahe 
an  der  Grenze  von  Livland  und  Kurland,  an  einem  klei- 
nen Bache,  Wehrsche-Uppe  genannt,  der  durch  mehrere 


1394 


Seen   mit   dem    5    Werst    entfernten    Meere    in    Verbin- 
dung steht. 

Die  ganze  Gegend  ist  eine  öde  Wildnjfs  und  trägt  alle  Spuren 
eines  ehemaligen  Meergrundes  an  sich,  der  in  der  Tiefe  Flötzkalk 
enthält  Nachdem  das  Mineralwasser  schon  seit  längerer  Zeit  von  den 
Umwohnern  in  verschiedenen  äufsern  und  vorzüglich  Augenübeln  benutzt 
worden  war,  zog  es  seit  1818  auch  die  Aufmerksamkeit  der  Aerzte 
auf  sich;  im  J.  1825  wurde  eine  Anstalt  zum  Baden  eingerichtet,  meh- 
rere Wohnhäuser  für  die  Kurgäste  erbaut  und  mit  der  steigenden 
Frequenz  von  Jahr  zu  Jahr  die  Anstalt  erweitert  und  verbessert.  Die 
Zahl  der  Kranken,  welche  sich  während  des  Zeitraums  von  1818—1827 
nur  auf  37  belief,  nahm  seitdem  zu  und  betrug  bereits  im  Jahre 
1835:  126. 

Die  zum  Gebrauche  der  Badegäste  dienende  Haupt- 
quelle ist  nur  nothdürftig  gefafst  und  daher  nicht  hinrei- 
chend gegen  den  Zudrang  des  wilden  Wassers  geschützt. 
Sie  fliefst  mit  grofser  Reichhaltigkeit,  ihr  Wasser,  das  ei- 
nen starken  Geruch  nach  Schwefelwasserstoffgas  verbrei- 
tetjist  geschöpft  hell  und  farblos,  hat  aber  in  der  Quelle 
ein  opalisirendes  Ansehen;  der  Geschmack  ist,  obgleich 
stark  nach  faulen  Eiern,  doch  wegen  seiner  Kühle  sehr 
erfrischend.  Der  Schwefelabsatz  in  der  Quelle  ist  so  grofs, 
dafs  die  Bauern  sich  ihre  Schwefelhölzer  von  demselben 
bereiten. 

Früher  von  Grindel  und  Bidder  untersucht,  wurde 
dasselbe  neuerlich  (1836)  durch  Professor  Goebel  analy- 
sirt,  der  die  Temperatur  des  Wassers  zu  6°  R.  bei  16°  R. 
Luftwärme  und  das  specif.  Gewicht  bei  15°  R.  =  1,0017 
angiebt.  Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  nach  Goebel: 


Schwefelsaures  Natron  .         .        , 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorcalcium    ..... 
Schwefelcalcium      .... 
Kohlensaure    Talkerde     nebst    Spuren     von 
kohlensaurer  Kalkerde        .... 


Schwefelwasserstoffgas  . 
Kohlensaures  Gas    . 


0,3401  Gr. 
0,4124  — 
11,8100  — 
0,0796  — 
0,150S  — 

0,4441  — 
13,2370  Gr. 

0,73  Kub.Z. 
0,35     — 


1395 

Das  hiernach  zu  den  kalten  salinischen  Schwefelquel- 
len gehörende  Mineralwasser  ist,  den  fast  dreimal  gröfsern 
Gehalt  an  Schwelelwasserstoffgas  abgerechnet,  hinsichtlich 
seiner  fixen  Bestandteile  dem  Baldohnschen  Gesundbrun- 
nen (S.  1396)  am  verwandtesten  und  wird  in  Form  von  Ge- 
tränk und  Bad  angewandt. 

Aufser  einem  gewöhnlich  erfolgenden  Badeausschlage,  einer  ge- 
wissen Sprüdigkeit  und  dunkeln  Färbung  der  Haut  und  einer  vermehr- 
ten Harnabsouderung  stellen  sich  bei  seinem  Gebrauche  keine  auffal- 
lenden Wirkungen  ein;  oft  tritt  Besserung  und  Herstellung  erst  einige 
Wochen  nach  beendigter  Kur  ein. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  dasselbe  vorzugsweise 

gebraucht  wird ,    sind:   chronische  Hautausschläge,    Gicht, 

Rheumatismus,  Blennorrhöen,  Verschleimungen,  Brust-  und 

Blasenkatarrhe,  Hämorrhoiden,  Fluor   albus,  Stockungen 

im   Leber-,  Pfortader-    und   Uterinsystem,  Hypochondrie 

und  Anomalien  der  Menstruation. 

Aufser  der  Hauptquelle  giebt  es  hier  in  der  Nähe  noch  mehrere 
ähnliche,  welche  jedoch  theils  wegen  ihres  geringern  Gehaltes,  tbeils 
wegen  unzugänglicher  Lage  im  Moraste  nicht  benutzt  werden. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  0.  S.  175.  267. 

G.  J.  Blosfeld,  Nachricht  über  das  Kemmernsche  Schwefelbad 
in  Livland,  in  der  Nähe  von  Riga  und  Mitau.     Riga  1836. 

A.  v.  Magnus,  kurze  Darstellung  des  Badeortes  Kemmern  in 
Livland.     Riga  1838. 

Die  Schwefelquelle  bei  Riga  entspringt  acht  Werste  von 
dieser  Stadt  bei  dem  Gute  Kl  ein-  Jun  gf  ernh  of,  wurde  18 16  ent- 
deckt und  1817  von  Grindel  chemisch  untersucht.  Sie  hat  die  Tem- 
peratur von  4—5°  R.,  das  specif.  Gewicht  von  1,0015  und  enthält  in 
sechzehn  Unzen  Wasser: 

Schwefelsaures  Natron 0,562  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  .....         0,265  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,514  — 

Chlornatrium 0,2b5  — 

Kalkerde 0,750  — 

Harz 0,125  — 

Kieselerde 0,297  — 

Extractivstoff 0,140  — 

2,918  Gr. 

Der  Schwefelwasserstoffgasgehalt  ist  nicht  bestimmt. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.  S.  176. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  202. 


1396 

Die  Mineralquelle  von  Pallamois,  einem  unterhalb  des 
Dorfes  Vira  gelegenen  Gute,  am  Flusse  Wob  in  Livland,  entspringt 
aus  Sandstein,  ohne  bemerkbare  Gasentwickelung,  ist  von  diutenarti- 
gem  Geschmack,  klar,  hat  die  Temperatur  von  6,5°  R.  und  setzt  viel 
Eisenocher  ab.  Nach  der  von  Hefs  mit  Reagentien  angestellten  Un- 
tersuchung enthält  das  Wasser  eine  ziemlich  bedeutende  Menge  Ei- 
sen und  Chlornatrium. 

H.  Hefs,  nonnulla  de  fontibus  a.  a.  0.  p.  33. 

Das  Schwefelwasser  zu  Baldohn  entspringt 
bei  diesem  in  dein  südöstlichen  Theäle  des  Gouvernements 
Kurland  in  dem  Mitauischen  Kreise,  an  der  Düna,  4  Mei- 
len von  Riga  und  7  Meilen  von  Mitau  gelegenen  Dorfe, 
das  der  besuchteste  Kurort  des  Landes  ist. 

Das  Mineralwasser,  das  seit  einem  Jahrhundert  bekannt  und  be- 
nutzt ist,  wurde  erst  seit  1795  auch  von  auswärtigen  Kurgästen  zahl- 
reicher besucht,  und  seitdem  mit  zweckmäfsigen  Einrichtungen  zu 
seiner  Benutzung  versehen.  Die  Saison  dauert  hier  gewöhnlich  von 
Anfang  Juni  bis  Mitte  August :  in  der  von  1828  bedienten  sich  des 
Bades  114,  im  J.  1836:  141  Kurgäste.  Auch  arme  Kurgäste  finden 
hier  Verpflegung  und  Aufnahme,  seitdem  eine  Kasse  zu  diesem  Zwecke 
gestiftet  ist,  welche  von  dem  Badearzte,  dem  Eigenthümer  der  Quelle 
und  dem  Prediger  der  Parochie  verwaltet  wird.  —  In  der  Saison  vom 
10.  Juni  bis  5.  August  1828  war  hier  der  mittlere  Thermometerstand 
des  Morgens  13°  R.,  Mittags  18°  R.,  Abends  14°  R.  im  Schatten ;  von 
55  Tagen  waren  aber  nur  22  heiter. 

Die  Entstehung  des  Schwefelwassers  wird  wahrschein- 
lich durch  Gypslager  bedingt.  Der  Boden  der  Umgegend 
besteht  aus  dichtem  Kalkstein,  zwischen  welchem  Gyps 
in  mächtigen  Lagen  angetroffen  wird,  und  der  mit  ansehn- 
lichen horizontalen  Schichten  von  Thon  und  Sand  bedeckt 
ist.  Das  Mineralwasser  ist  durchsichtig,  schmeckt  und 
riecht  nach  Schwefelwasserstoffgas,  hat  die  Temperatur 
von  5°  R.  und  das  specif.  Gewicht  1,003. 

Früher  von  Eckhoff,  dann  von  Schieinann  und 
Lowitz  (1801),  später  von  Groschke  analysirt,  enthal- 
ten nach  der  neuesten  Analyse  von  Seine  mann  im  Jahre 
1816  und  1817  sechzehn  Unzen  des  Wassers: 

Harzstoff  .  0,050  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        .        .        .      14,575  — 
Kohlensaure  Kalkerde      .....        1,425  — 


1397 

Kohlensaure  Talkerde 0,250  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde 0,387  — 

Schwefelsaures  Natron     .....        1,025  — 

Chlornatrium 0,200  — 

Chlorcalcium  ; 0,075  — 

Kieselerde 0,100  — 

Verlust 0,200  — 

18,287  Gr. 

Schwefel  wasserstoffgas  in  100  Kub.  Z.  .        .  2,63S4Kub.Z. 

Kohleusaures  Gas 2,50      — 

Eine  frühere  Analyse  hatte  Schiern  an n  einen  weit  gröfsern 
Gehalt  an  Schwefelwasserstoffgas  ergeben;  Groschke  giebt  deu 
Schwefelwasserstoffgas-Gehalt  in  12  Unzen  Wasser  zu  5  Kub.  Z.  und 
den  Gehalt  an  kohlensaurem  Gase  zu  2,75  Kub.  Z.  an.  Die  von  Lo- 
witz  angestellte  Analyse  weicht  von  der  Schiemann's  c  he  n  nur 
unbedeutend  ab. 

Die  allgemeinen  Wirkungen  des  Schwefelwassers  sind 

flüchtig  und   durchdringend   auf    den    Gesainmtorganisuius 

einwirkend,  die  Thätigkeit  des  Haut-,  Gefäfs-  und  Lyinph- 

systems  vermehrend,  Ab-  und  Aussonderungen  befördernd, 

die  Mischung  umändernd,  schweifs-  und  urintreibend. 

Vorzugsweise  dient  es  zum  äufsern  Gebrauch;  aufser  den  allgemei- 
nen Wasserbädem,  die  mit  Vorsicht  erwärmt  werden  müssen,  damit  die 
flüchtigen  Bestandtheile  nicht  verloren  gehen,  empfiehlt  Sc  hiemann 
dasselbe  auch  als  Douche-  und  Dampfbad,  so  wie  den  Schwefelmine- 
ralschlamm zu  Umschlägen  bei  topischen  Affectionen.  Manche  Aerzte 
lassen  dem  Bade  noch  künstliche  Schwefelleber  zur  Erhöhung  der 
Wirksamkeit  zusetzen. 

Man  empfiehlt  es  in  diesen  Formen  namentlich  bei 
chronischen  Krankheiten  der  dermatischen  Gebilde,  lang- 
wierigen Hautausschlägen,  Flechten,  Krätze,  atonischer 
Gicht  und  Rheumatismus,  Nachkrankheiten  von  Syphi- 
lis, Krankheiten  des  Uterinsystems,  Stockungen  in  den 
Eingeweiden,  Hämorrhoiden,  Lähmungen.  —  Auch  dürfte 
es  sich  getrunken  vorzüglich  bei  Schwäche  der  Verdauungs- 
werkzeuge aus  Ueberreizung  wohlthätig  erweisen. 

Es  ist  zu  bemerken,  dafs  der  ganze  Strich  Kurlands  und  des  be- 
nachbarten Lithaueus ,  in  welchem  die  bekannten  Bäder  Baldohn, 
Barbern  und  Schmordan  liegen,  ähnliches  Wasser  in  allen  Brunnen 
hat,  etwas,  das  deu  Bewohnern  dieser  Gegend,  die  es  zu  gewöhn- 
lichem Trinkwasser  benutzen  müssen ,  wegen  des  unangenehmen  Ge- 
schmacks sehr  lästig  ist. 


1398 


Job.  Hcinr.  Eckhoff,  Beschreibung  des  Baldohnschen  und 
Barbcrnschen  Mineralwassers,  nebst  einer  Anweisung  zum  innerlichen 
und  äufserlicben  Gebrauch  desselben.     Mitau  1795. 

Carl  Christ.  S  chiemann  ,  Baldohn.     Mitau  1799. 

A.  N.  Scherer's  nordische  Aunalen  der  Chemie.  Bd.  II.  S.  11. 
310;  Bd.  V.  S.  19. 

A.  N.  Scherer's  Versuch  a.  a.  0.  S.  162.  266.  327. 

Burzi  in:  Journ.  de  St.  Petersbourg.  2— 14.  Fßvrier.  1829.  p.  57. 

Blosfeld,  Nachricht  über  das  Kemmernsche  Schwefelbad.  Riga 
1836.  S.  15. 

Das  Bad  zu  Barbern  befindet  sich  am  Flusse  Eckau  im  Mi- 
tauischen  Kreise  (Kurland),  10  Meilen  von  Riga,  9  von  Mitau  und  3 
von  Bauske  entfernt. 

Der  hier  entspringenden  Schwefelquelle  wurde  schon  früh  viel 
Aufmerksamkeit  gewidmet.  Herzog  Ernst  Johann  liefs  bereits  ein  Ge- 
bäude für  Badegäste  aufführen  und  in  den  letzten  Jahren  ihrer  Re- 
gierung befahl  die  Kaiserin  Anna  Joannowna  hier  zwei  grofse  steinerne 
Gebäude  für  100  Soldaten  zu  erbauen.  Als  die  Kaiserin  1740  starb, 
noch  ehe  dieselben  vollendet  waren,  wurde  statt  ihrer  nur  neben 
dem  Wasserbehälter  ein  steinernes  viereckiges  Gebäude  zur  Küche, 
zum  Bade  etc.  eingerichtet  und  bestimmt,  dafs  die  kranken  Soldaten 
im  Juni  undJuli  in  gut  bedeckten  Zelten  ihre  Wohnung  erhalten  sollten. 

Früher  (1739)  von  Graff,  zuletzt  (1795)    von  Eckhoff  analy- 
sirt,  enthält  das  Mineralwasser  in  sechzehn  Unzen: 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 


Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium     . 
Bittererde .        .        . 
Kalkerde   . 


1,400  Gr. 
2,700  — 
1,200  — 
1,600  — 

2,200  — 
3,400  — 


Schwefelwasserstoffgas 


12,500  Gr. 
10,5  Kub.  Z. 


S  chiemann,  der  diese  Analyse  überhaupt  für  unrichtig  hält,  da 
das  Wasser  wohl  schwefelsaure  Kalkerde  als  vorwaltenden  Bestandteil, 
aber  keine  so  grofse  Menge  an  schwefelsaurem  Natron,  Chlornatrium 
und  schwefelsaurer  Talkerde  besitze,  giebt  den  Gehalt  an  Schwefel- 
wasserstoffgas in  100  Kub.  Z.  auf  0,132  Gr.  und  den  an  kohlensaurem 
Gase  zu  5,85  Kub.  Z.  an. 

A.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  O.  S.  170.  336. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.    S.  20. 

Bas  Schwefelwasser  bei  Liebau  entspringt  1500  Schritte  von 
dieser  im  Goldingenschen  Kreise  (Kurland)  gelegenen  Stadt  in  der  Nähe 
des  Hafens.  Das  Mineralwasser  ist  klar,  wird  aber,  der  Einwirkung 
der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  milchig,  sondert  an  der  Einfas- 


1399 

sung  der  Quelle  ein  weifslicb  gelbes  stark  nach  Scliwefelleber  rie- 
chendes Pulver  ab  und  riecht  stark  nach  Schwefelwasserstoffes. 
Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  nach  Zigra's  im  J.  1800  an- 
gestellter Analyse: 

Chlormagnesium 0,166  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde   -* 

Chlornatrium      .                  i     .        .        .        .  1,583  — 

Extractivstoff     . 

Kohlensaure  Kalkerde 1.258  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 10,180  — 

Unreiuigkeiten 0,125  — 

13,312  Gr. 

Der  Gehalt  an  Schwefelwasserstoff  ist.  analytisch  nicht  bestimmt, 
ist  aber  bedeutend. 

A.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  O.  S.  173. 
F.  Simon,  die  Heilquellen  Europas.  S.  142. 

In  Livland  und  Kurland  sind  noch  folgende  Mineralquellen  anzu- 
führen : 

a.  In  Livland:  die  Schwefelquellen  hei  der  Forstei  von 
Pabbasch,  —  bei  dem  Gute  Durenhof  im  Wolmarschen  Kreise, 
— bei  Schw arzhof  im  Walkschen  Kreise,  —  bei  dem  Gute  Tieg- 
nitz  im  Peruauischen  Kreise,  —  bei  dem  Gute  Korkül  (Kirchspiel 
Helmetj  im  Peruanischen  Kreise,  —  bei  dem  Gute  Lemburg;  — 
die  Ei  sen  q  u  el  1  en  :  zu  Großs-Cam.bi  im  Oörptschen,  —  zu  Klei- 
s  tenh  o  f  bei  Riga,  —  auf  dem  Brachmannschen  Höfchen  bei 
Riga,  —  im  Schukajewschen  Hause  in  der  Moskauischen  Vorstadt  zu 
Riga,  —  auf  dem  Gute  Spurnal  im  Päpendorfschen  Kirchspiel  und 
Wolmarschen  Kreise,  —  zu  Rantzen  im  ßurtneckschen  Kirchspiele 
und  Wolmarschen  Kreise,  -welche  versteinernde  Eigenschaften  hat, 
—  zu  Sefsicegen  im  Windauschen,  —  zu  Mahlenhof  im  Tirseu- 
schen   Kirchspiele. 

Ueber  das  Mineralschlammbad  zu  Rozzekul  auf  der  Insel  Oesel 
ist  bereits  Th.  I.  zweite  Auflage  S.  476  gehandelt  worden. 

b.  In  Kurland:  die  Schwefelquellen  bei  Tal  sen,  —  der 
s.  g.  heilige  Brunnen  auf  dem  adlichen  Gute  Podaizen,  eine  halbe 
Meile  von  Birsen,  —  bei  Gräfenthal,  —  bei  dem  Hofe  Garrofen, 
3  Meilen  von  Mitau,  —  bei  Salg  allen ,  —  bei  Schönberg ,  — 
bei  dem  Gute  Neue?iburg,  7  Meilen  von  Mitau;  —  die  Eisen- 
quelle zu  Buschhof  bei  Jacobstadt,  —  endlich  das  salinisch  -  eisen- 
haltige Mineralwasser  bei  Dondangen,  in  welchem  Biosfeld  nuch 
einer  vorläufigen  Untersuchung  kohlensauren  Kalk,  Chlorcalcium  und 
Chlornatrium,  nach  einer  genauem  Untersuchung  im  Medizinul-Pfundu 
auch  noch   über  1  Gr.  reines  Eisen  entdeckte. 

A.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  O.  S.  211. 
Biosfeld,  das  Kemmerusche  Schwefelbad  a.  a.  0    S.  5. 
III.  Theil.  ÜU11U 


1400 


Die  Mineralquelle  zu  Toropet'z  entspringt  unfern  dieser 
im  Gouvernement  Pleskow  gelegenen  Stadt  neben  der  Saboria-Kirclie, 
aus  rothem  Sande,  der  auf  Mergel  ruht  und  mit  Tbonlagern  wechselt. 
Sie  ergiefst  sich  in  einen  grofsen  Sumpf,  in  dem  viel  Eisenocher  an- 
getroffen Wird.  Aus  der  in  Holz  gefafsten  Quelle  steigen  Gasblasen 
auf,  welche  aus  Stickstoff  mit  etwas  kohlensaurem  Gase  verbunden 
bestehen.  Die  Temperatur  des  Wassers  beträgt  7°  R.  Dasselbe  ent- 
hält nach  Hefs  in  einem  Pfunde: 

Chlornatrium     .        .  .        .        .        .        .  2^013  Gr. 

Kohlensaures  Eisen  .        .        .        .        .  0,900  — 

Kohlensaure  Kalkerde 0,450  — 

Chlorcalcium     .        .  .        .        ...  0,302  — 

Chloraluminium         .  .        .        .        .        .  0,530  — 

Kieselerde          .        .  s        .        .        .  '      .  0,005  — 


4,200  Gr. 


H.  Hefs,  nonnulla  de  fontibus  a.  a.  O.  p.  34. 


Die  Schtvefelquelle  von  Spag  entspringt  am  Ufer  der  Diina 
an  der  Grenze  der  Gouvernemönts  Pleskow,  Witepsk  und  Smolensk. 
Das  Wasser  verbreitet  einen  starken  Schwefelgeruch  und  bildet  auf 
dem  Boden  der  Quelle  einen  röthlicheu  Niederschlag,  welcher  getrock'- 
net  und  verbrannt ;  ebenfalls  nach  Schwefel  riecht.  Nach  Hefs'' 
Analyse  enthält  ein  Pfund  des  Wassers: 

Schwefelsaure  Talkerde  k        *  1,800  Gr. 

Kohlensaure  Talkerde     .        .        ,        .        .        1,575  — 

~3~375  Gr. 
Schwefelwasserstoffgas    i  3,075  Kub.  Z. 

H.  Hefs,  nonnulla  de  fontibus  a.  a.  O.  p.  49. 

Die  Mineralquelle  von  Kunda  entspringt  im  Strandwier- 
ländischen  Kreise  des  Gouvernements  Esthland,  im  Maholmscheu 
Kirchspiele,  100  Werst  von  Reval.  Sie  wurde  1798  entdeckt  und  lSüi 
vom  Apotheker  Fick  in  Reval  chemisch  analysirt.  Dieser  fand  in 
sechzehn  Unzen  Wasser : 


Chlornatrium 
Schwefelharz    . 
Chlormagnesium 
Extractivstoff    . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Thonerde  . 


Schwefelwasserstoffgas  in  100  Kub.  Z. 
Kohlensaures  Gas     .... 


0,040  Gr. 
0,120  — 
0,05S  — 
0,408  — 
0,451  — 
0,323  — 
0,949  — 
1,464  — 
0,061  — 
0,027  — 
3,901  Gr.. 

3,56  Kub. 

9,4S      — 


1401 

Das  Kalte  Schwefelwasser  wird  durch  den  Zuflufs  mehrerer  an- 
derer Quellen,  worunter  sich  auch  eine  Eisenquelle  befindet,  verunrei- 
nigt. Ein  schwarzer  Schlamm,  der  sich  in  dem  Bassin  befindet,  und 
eine  andere  weifse  flockige  Substanz,  die  sich  an  die  hineingefalle- 
nen Zweige  und  Blatter  absetzt,  ist  nicht  analysirt  worden. 

A.  N.  Sc  her  er,  Versuch  a.  a.  0.  S.  268.  32S. 

Aufserdem  sind  noch  in  Esthland  zu  erwähnen  die  eisenhaltigen 
Quellen  bei  Loire  nruh  e,  bei  Toal,  bei  Kurna  und  bei  Wiems, 
—  so  wie  die  Salzquellen  bei  Küppo  und  bei  Em  via  st,  beide  auf 
der  Insel  Dagen. 

Biosfeld,  das  Kemmern&che  Schwefelbad.  S.  6. 


6.     Das  Gebiet  der  Wolchow: 

Diejod-  und  br  o?nh  altig en  Salzquellen  xu 
Staraja-Russa  befinden  sich  in  dieser  zwischen  dem 
57  und  58°nördlicher  Breite  südlich  vom  Ilmen-See  gelege- 
nen Kreisstadt  des  Gouvernements  Nowgorod,  welche  der 
bedeutendste  Kurort  des  nördlichen  Rufslands  ist. 

Obgleich  die  Heilkräfte  der  Quellen  den  Einwohnern  schon  lange 
bekannt  waren,  so  wurden  doch  erst  seit  dem  Jahre  1837  Einrich- 
tungen für  ihre  kurmäl'sige  Benutzung  getroffen  ,  unter  denen  neben 
den  sonst  gewöhnlichen  auch  eiu  Bassin  von  hinlänglicher  Gröfse,  um 
darin  schwimmen  zu  können,  hervorzuheben  ist.  Die  Zahl  der  Bade- 
gäste belief  sich  in  der  Saison  des  J.  1837,  welche  vom  1.  Mai  bis 
Mitte  September  dauerte,  bereits  auf  360.  Das  Klima  gereicht  aber 
dem  Kurort  nicht  zur  Empfehlung,  da  Wecbselfieber  daselbst  ende- 
misch sind;  wenn  dagegen  bemerkt  wird,  dafs  daselbst  cariöse  Zähne, 
veraulafst  durch  Chlor,  das  sich  in  bedeutender  Menge  durch  die  Salz- 
siedereien erzeuge  und  durch  den  Wind  in  die  Stadt  gebracht  werde, 
nicnt  selten  seien  ,  so  dürfte  der  Grund  hiervon  eher  in  einem  Lei- 
den des  Verdauungssystems  zu  suchen  sein,  worauf  auch  die  zu- 
gleich stattfindende  Häufigkeit  von  Helminthiasis  deutlich  hinweist.  — 
Es  befindet  sich  hier  auch  ein  Militairhospital,  dessen  Kranke  mit  dem 
Mineralwasser  behandelt  werden.  Als  Brunnenarzt  ist  Dr.  v.  Welz 
angestellt. 

Der  Boden,  aus  dem  die  Salzquellen  emporquillen,  ist 
rother  Thon,  zwischen  welchem  Kalk,  der  auf  blauem  Thon 
ruht,  vorkommt.  Sie  strömen  mit  grofser  Mächtigkeit  her- 
vor und  verbreiten  einen  Schwefelwasserstoffgas-Geruch, 
auch  findet  man  an  den  Ufern  hin  und  wieder  Schwele! 
abgelagert.     Zu   Heilzwecken    wird    besonders    die    neue 

Uiiiiu  2 


1402 

Quelle,  em  artesischer  Brunnen,  benutzt,  welche  von  dem 
Akademiker  Nely  üb  in  analysirt  worden  ist;  eine  Analyse 
der  alten  Quelle  theilt  II eis  mit.     Es  enthält: 

1.  die  alte  Quelle  2.  die  neue  Quelle 

in   1Ü0  Gr.;  in  12  Unzen: 

Chlornatrium    ....        2,4167  Gr.       .  86,82000  Gr. 

Chlorcalciüm    .        .       ;.       '.        0,1293  —        .  9,00000  — 

Chlormagnesium       .        .                          .        .      .  5,00000  — 
Chloraluniinium        .        .        .        0,2686  —        . 

Kohlensaure  Kalkerde 0,70000  — 

Kohlensaure  Tälkerde 0,16000  — 

Schwefelsaure  Kalkerde          .        0,2121  —        .  10,00000  — 

Eisenoxyd .  0,10000  — 

Kieselerde         ........  0,25000  — 

Bronicalciuua     .        .        .        .        .        .        .      .  0,01307  - 

Joduatriuin        ....      \ .        .      .  0,00109  — 

~3lÖ267"GrT'  112,04416  Gr. 

Sauerstoffgas .  0,042  Kuh.  Z. 

Stickstoffgas     . 0,158     — 

Hinsichtlich  des  Jods  und  Broms  wird  bemerkt,  dafs  die  Aus- 
scheiduug  dieser  Stoffe  aus  der  Mutterlauge  vorgenommen  sei,  die 
nach  dem  Aussieden  und  Krystallisiren  des  Kochsalzes  zurückbleibt; 
es  sei  deshalb  anzunehmen,  dafs  der  Jod-  und  Brom-Gehalt  bedeu- 
tender sei,  als  er  in  der  Analyse  angegeben  worden,  indem  er  beim 
Abdampfen  theilweise  entweiche. 

Das  Mineralwasser  wirkt  sehr  reizend,  namentlich  beim 
innern  Gebrauch  die  Schleimhaut  heftig  ergreifend,  so  dafs 
es  bei  empfindlichen  Personen  nicht  selten  Uebelkeit  und 
Erbrechen  erzeugt;  nach  einiger  Gewöhnung  wird  es  je- 
doch leicht  ertragen.  Man  gebraucht  es  noch  häufiger 
äul'serlich  in  allen  Formen,  zu  Wannenbädern,  Bähungen 
und  Umschlägen,  Begiefsungen,  Sturzbädern,  Dampfbä- 
dern und  Douchen. 

Als  Bad  wird  es  als  allgemeines  oder  örtliches,  kaltes  oder  war- 
mes Bad,  unverdünnt  oder  auch  mit  auderm  Wasser  gemischt,  mit 
Zusatz  von  Salziacke  oder  aromatischen  Kräutern,  Jod,  Schwefelleber, 
kohlensaurem  Eisen  angewandt.  Die  Temperatur  der  Wannenbäder 
wird  gewöhnlich  zu  27°  R.  bestimmt.  Umschläge  bereitet  man  aus 
Salzschlanmi,  mit  oder  ohne  Salziacke,  und  zuweilen  auch  in  Verbin- 
dung mit  Jod. 

Nicht  immer  verkünden  kritische  Ausleerungen  den  günstigen 
Ausgang  der  Krankheiten ;  da  wo  sie  sich  äul'serteu ,  erfolgten  sie  in 


um 

Form  von  Durchfall,  vermehrter  Harnsccretion,  Schweifs  niul  erleichter- 
tem schleimigem  Auswurf.     Häufig  zeigt  sich  auch  ein  Badeausschlag. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  es  am  häufigsten  be- 
nutzt wird,  sind:  Scrophcln  in  den  mannigfaltigsten  For- 
men ,  als  Drüsengeschwülste  und  Geschwüre  an  verschie- 
denen Orten  des  Körpers,  Augenentzündungen,  Ohrenflüsse, 
englische  Krankheit  und  knollige  Schwindsucht  •>  —  Gicht, 
chronische  Rheumatismen,  Gelenkschmerzen  und  Steifigkeit 
der  Glieder;  —  Nervenleiden,  besonders  Lähmungen, 
Krämpfe,  Hysterie,  Kopf-  und  Gesichtsschmerz;  —  au- 
fserdem  Verstopfungen  der  Unterleibseingewcide,  Hämor- 
rhoiden, Unordnungen  der  Menstruation,  Bleichsucht,  wei- 
fser  Flufs ,  Scorbut  und  verschiedene  Arten  chronischer 
Hautausschläge. 

H.  Hefs,  nonnulla  de  fontibus  a.  a.  0.  p.  46. 

Kurze  medic.  topographische  Uebersicht  der  Salzquellen  zu.  Sta- 
raja-Russa.  A.  d.  Russ.  St.  Petersburg  1837.  (Auch  Fronzösisch  ) 

Kasiloff  in:  Wajenno  -  meditsinskii  Journal.  St.  Petersburg 
1S3S.  Heft  5. 

Beobachtungen  über  die  Heilkräfte  der  Salzquellen  zu  Staraja- 
Russa.  A.  d.  Russ.  St.  Petersburg  1838. 

Die  Mineralquellen  bei  St  Peter  shur  g  befinden  sich  auf 
dem  Landgute  des  Grafen  Kuscheleff  Besborodko,  nicht  weit  von  der 
grofsen  Ochta.  Früher  als  Bad  gegen  Nervenschwäche  gebraucht, 
dann  fast  vergessen,  wurden  sie  1810  neu  gefast  und  neuerlich  Avieder 
die  Aufmerksamkeit  auf  sie  hingelenkt,  nachdem  sie  im  Mai  und  Juni 
1S26  durch  den  Professor  Nelyübin  einer  neuen  Untersuchung  un- 
terworfen worden  waren.  Die  früheren  Analysen  durch  Model 
(1738),  welcher  in  einem  Pfunde  Wasser:  1  Gr.  Eisenoxyd,  2  Gr. 
Clilornatrium  und  etwas  Kohlensäure  fand,  und  durch  Sacharow 
(1816),  der  aus  einer  gleichen  Quantität  AVasser  einen  aus  Eisenoxyd 
und  schwefelsaurer  Kalkerde  bestehenden  Rückstand  von  i/2  Gr.  und 
gegen  5  Kub.-Z  kohlensaures  Gas  erhielt,  waren  ungenügend.  Nel- 
yübin  unterscheidet  drei  Eisenwasser: 

1.  eine  Quelle  am  Ende  der  Nordostseite  des  Behälters,  von  5°  R. 
Temperatur  und  dem  speeif.  Gewicht  1,00086; 

•2.  eine  Quelle  auf  der  Nordseite  des  Behälters,  von  5°  R.  Tem- 
peratur und  dem  speeif.  Gewicht  1,00096; 

3.  das  Eiseuwasser  aus  den  Kanal,  welches  aus  dem  Behälter 
fliefst,  von  llö  R.  Temperatur  uud  dem  speeif.  Gewicht  1,00008.  — 
—  lu  20  Pfund  Wassers  Med.  Gewicht  enthält: 


1,00 

0,75  — 

0,50 

0,20  — 

3,50 

1,40  — 

lb,00 

6,60  Gr. 

2,0        . 

6,0  Kub.  Z. 

2,0        . 

6,0      — 

2,0        . 

6,0      — 

1404 

Quelle  No.  I. :  Quelle  No.  II; :  Quelle  No.  III. : 
Kohlensaures  Eisen     .        1,75  .  2,50        .        1,00 Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde  2,45  .  3,50        ,         1,00  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  3,50  .  4,00        .        1,50  — 

Chlonnagnesium    und 

Chlorcalcium    .        .  0,75  .  1,00        .        0,75  — 

Chlornatrium  und  Ex- 

tractivstoff        .        .        0,75 

Thonerde     .        .        .  0,35 
Kieselerde    .        .        .        2,45 

"~T2,"0Ö~~ 

Kohlensaures  Gas       .  1,20 

Sauerstoffgas       .        .  16,00 

Stickstoffgas        .        .  8,00 

Aehnliche  Quellen  finden  sich  in  der  Nähe  von  St.  Petersburg 
mehrere;  unter  diesen  ergab  die  zu  Seh  lii  s  s  el  b  u  rg  in  12  Pfund 
Wasser  nach  dein  Verdunsten  nur  6,5  Gr.  Rückstaud,  der  aus  5  Gr. 
kohlensaurer  Kalkerde,  1,25  Gr.  schwefelsaurer  Kalkerde,  etwas  Ex- 
tractivstoff  nebst  einer  Spur  von  Eisenoxyd  bestand. 

A.  N.  Seherer,  Versuch  a.  a.  O.  S.  123.  183. 

Die  Olanez'er  Miner al quelle,  auch  St.  Petersbrunnen 
genannt,  befindet  sich  in  dem  Bergwerke  bei  Olonez  (Gouv.  Olonez) 
in  der  Nähe  des  Gutes  Buigowa,  55  Werste  von  Petrosawodsk,  und 
wurde  1714  entdeckt.  Obgleich  Peter  der  Grofse  den  Brunnen  im  J.  1716  für 
das  Publikum  einrichten  und  die  auf  seiuen  Befehl  verfafste  Ger 
brauchsauleitung  1719  in  Form  eines  Ukases  verbreiten  liefs,  ihn  auch 
selber,  den  er  Hinsichts  seiner  Wirkung  mit  Pyrmont  und  Spa  ver- 
glich, mehreremale  in  medizinischer  Absicht  in  den  Jahren  1719,  1720 
und  1722  besuchte,  kam  er  doch  bald  darauf  ganz  aufser  Gebrauch. 

Das  Mineralwasser  enthält  nach  Remus'  Untersuchung  in  einem 
Pfunde  2—3  Gr.  Eiserioxyd,  4—5  Gr.  Eisenvitriol  und  etwas  Kohlen- 
säure, —  nach  Model  in  derselben  Menge  Wasser:  3/*  Gr.  Eisen- 
oxyd,  2  Gr.  schwefelsaures  Natron,  aber  keine  Kohlensäure,  —  nach 
Bucholz  dagegen  auf  mit  Reagentien  angestellte  Versuche:  schwer 
feisaures  und  kohlensaures  Eisen,  schwefelsaure  Talkerde  und  etwas 
schwefelsaure  Kalkerde.  Spätere  Versuche  ergaben  ihm  aus  25  Pfund 
Wasser  durch  Abrauchen  25,5  Gr.  Rückstand,  der  aus  schwefelsaurer 
Talkerde  als  Hauptbestandteil,  wenig  schwefelsaurem  Natron  und 
Eisenvitriol  bestand.  Seine  Temperatur  wechselt  von  5  —  9°  R.  bei 
19°  R.  der  Atmosphäre.  Bucholz  führt  übrigens  dieses  Wasser 
unter  dem  Namen  der  Eisenquelle  Dworezki  bei  Kontsehefera  auf 
und  erwähnt  ebenfalls,  dafs  dieselbe  ganz  in  Verfall  gerathen  sei. 

A.  Dt.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  O.  S.  116.  261.  326.  335. 

Die  Mineralquelle  zu  Kuppis,  einem  ehemaligen  Dorfe  in 
Finnlaud,  entspringt  ungefähr  6000  Schritte  von  Abo  östlich,  ist  schon 


1405 

lange  bekannt  und  wird  auch  die  „Quelle  des  heiligen  Hein- 
rich" genannt,  weil  der  Bischof  dieses  Namens  unter  Erich  1%.  die 
Finnen  in  derselben  taufte.  Die  erste  medizinische  Anwendung  von 
derselben  machte  Elias  Till  and  3,  Professor  zu  Abo,  im  J.  1670, 
der  sie  auch  fassen  liefs. 

Das  Eisenwasser  hat  die  Temperatur  von  5°  R.,  das  speeif  Ge- 
wicht =  1,000095,  wurde  früher  (1772)  von  Gadolin,  neuerlichst 
(ISIS)  von  ßaeck  untersucht  und  enthält  nach  Letzterem,  aufser 
etwas  kohlensaurem  Gase,  in  12  schwedischen  Kannen  (1  schwed. 
Kanne  =  132  franz.  Kub.Z.) : 


Kieselerde  • 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Mangan 
Chlornatrium 
Chlormagnesium 
Kohlensaure   Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisen 
Kohlensaures  Mangan 
Extractivstoff  und  Verlust 


0,740  Gr. 
0,231  — 
0,300  — 
0,076  — 
0,031  — 
0,331  — 
0,069  — 
0,670  — 
0,160  — 
0,359  — 
0,041  — 
0,653  — 


3,661  Gr. 

Joa.  Ekelund,  examen  chymico-medicura  fontis  soterii  Kup- 
pisensis.  Aboae  1741. 

Math.  Baeck  et  J.  Ad.  Pah  Im  an,  Diss.  de  aqua  medicata 
Kuppisensi.   Aboae  1818. 

A.  N.  S  c  h  e  r  e  r ,  Versuch  a.  a.  O.  S.  264. 


Die  Mineralquelle  bei  Serdopol  entspringt  sechs  Wergte 
von  dieser  Kreisstadt  Finnlands  neben  dem  Dorfe  Rautakangas,  ist 
gefafst,  hat  die  Temperatur  von  6°   R,    das  spec.  Gewicht  =  1,0345 


und  enthält  nach  S  ch  e r  er' s  Analyse  vom 

Kohlensaure  Kalkcrde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisen  . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kieselerde  .  .  . 
Chlornatrium 


J. 1S09  in  sechzehn  Unzen: 

0,24  Gr. 
0,1S  — 
0,24  — 
1,26  — 
0,18  — 
0,12  — 


Kohlensaures  Gas 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.  S.  114. 


2,22  Gr. 
2,5  Kub  Z. 


Die  eisenhaltige  Miner alquelle  von  Lovi&a  in  der  Nähe 
dieser  Stadt  Neu-Fiuulands  enthält  nach  einer  1S16  angestellten  Un- 
tersuchung in  sechzehn  Unzen  Wasser: 


1406 


Kohlensaures  Eisen 
Chlornatrium 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlorcalcium 
Extractivstoff    . 


0,200  Gr. 
0,030  — 
0,050  — 
0,012  — 
0,010  — 
0,006  — 


0,308  Gr. 
Die  Bestimmung  der  Kohlensäure  war  ungenügend  ausgefallen. 
A.  N,  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.  S.  115. 

Die  Willm  anstrands  dien  Schwefelquellen  liegen  unge- 
fähr fünf  Werste  Ton  der  Stadt  entfernt  in  einer  reizenden,  durch 
den  berühmten  Wasserfall  Immatra  ausgezeichneten  Gegend.  Bereits 
zu  Anfange  dieses  Jahrhunderts  entdeckt,  aber  erst  seit  fünf  Jahren 
zur  Benutzung  eingerichtet,  haben  sie  sich  besonders  bei  Heilung  der 
Gicht,  Hysterie  und  Hämorrhoidalbeschwerden  nützlich  bewiesen. 

Aufserdem  befinden  sich  noch  in  Finnland:  in  Osterbotten: 
die  Mineralquelle  zu  Ule  ab  örg,  der  Gustavsbrunnen  bei  W asa 
u.  m.  a,,  —  in  Abo-Län:  der  Gesundbrunnen  Nädendals,  —  in 
Biör  neb  o  rgs  -Län:  die  Mineralquelle  bei  Oritväsi,  die  bei 
Raumo,  der  Gesundbrünnen  bei  Biörneb  or g ,  die  Mineralquelle 
bei  Ljuxala,  Tatea  st  Kyr  o  sk  og ,  Kümo  und  Turse?ipär  ä, 
—  in  Ny  I  ands- Landesh  au  p  tman  ns  chaf  t :  der  Gesundbrunnen 
Tulo  bei  Helsingfors,  die  Mineralquelle  zuEsbo,  die  Ing as-Quelle 
im  Kirchspiel  Ingo,  die  Gesundbrunnen  Ekenäs  und  Borgo,  die 
Michelsb  öle-  Quelle  unweit  Borgo,  —  in  Tawasteh  us-Lan- 
des  hauptmannschaft:  die  Limnisby- Quelle  bei  Sexmähi, 
die  Wir  lala -Qu  eile  im  Kirchspiel  Hollola, —  in  Lowisa-Län: 
der  St.  Michels  Kirchbrunnen,  die  Mineralquelle  zu  Idensal- 
mi,  —  meistentheils  Sauerbrunnen. 

Endlich  erwähnt  noch  Scherer  der  Eisenquellen :  bei  dem  Dorfe 
Minola  unweit  Jokim-Wara,  —  auf  der  Heimath  Lukola  unweit 
Willmanstrand,  —  bei  Sippola  in  der  Nähe  von  Friedrichsham,  — 
in  der  Merniokischen  Heimath  unweit  Wiburg,  —  auf  dem  Lun- 
dulow  sk'  ischen  Meierhofe  und  auf  dem  Gute  Lembola  auf  der 
St.  Petersburgischen  Strafse. 

A.  Hülphers,  Kort  Berättelse  a.  a.,0.  p.  45  ff. 

A,  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  O.  S.  200. 


7.    Das  Gebiet  der  Dwina: 

Im  Wologda'schen  Gouvernement  finden  sich:  die  Eisenquellen 
bei  der  Stadt  U stfsifsolsk ,  —  die  bei  dem  Gute  Kunib,  unweit 
Wologda,    welche    die  Sirjänen    Snitam  nennen,  —    drei   andere  in 


1407 

der  Nähe   des  Klosters  Korniljeic ,  47   Werste  von  Wologda,   am 
Ufer  des  Flusses  Nurma. 

A.  N.  Scherer,  Versuch  a.  a.  0.  S.  270. 


8.     Das  Gebiet  des  Ural-Gebirges: 

Das  Klutschew sk' ische  Schwefelwasser,  das  sich  am 
rechten  Ufer  des  Irgina,  einem  Nebenflusse  der  Sylva,  bei  Klutschoje 
Sjelo,  auf  dem  Wege  von  Kungur  nach  Katharinenburg  im  Permsclien 
Gouvernement  befindet,  enthält  nach  Georgi  in  56  Unzen  Wasser: 
15  Gr.  Kalkerde  und  25  Gr.  Schwefel. 

In  demselben  Gouvernement  befindet  sich  auch  ein  Sauerwasser, 
das  sich  in  den  Flufs  Lobwu  ergiefst,  —  so  wie  die  Eisenwasser 
bei  Ka  tharinen  bürg,  zwei  Werste  von  der  Stadt,  mitten  in  der 
Eisenhütte  Werchnei-lsetsk,  und  auf  dem  Eisenhüttenwerke 
Kuschwinsk;  —  ferner  die  Schwefelwasser  bei  dem  Flüfschen 
Sira  im  Kraisnoufimscben  Kreise,  —  bei  dem  Gute  Sirinsk,  zehn 
Werste  von  demselben  entfernt,  in  demselben  Kreise,  —  bei  dem 
Gute  Potama,  fünf  Werste  davon  entfernt,  unweit  des  Flüfschens 
Sargi,  welches  sich  in  den  Ut  ergiefst,  in  demselben  Kreise,  —  in 
der  Nähe  des  Dorfes  Kljutschiz. 

A.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  0.  S.  181.  192.  204.  213. 

Die  Schw efel quellen  bei  Sergiewsk  entsprin- 
gen 7  Werste  von  diesem  im  Buguruslanischen  Kreise  des 
Gouvernements  Orenburg  gelegenen  Flecken,  von  Kasan 
südöstlicb  261,  von  Simbirsk  120  Werste  entfernt,  aus  dem 
Fufse  eines  Hügels  an  dem  Bacbe  Surgut,  der  sieb  in  ei- 
niger Entfernung  mit  dem  Sok  vereinigt  und  sieb  mit  die- 
sem dureb  die  Samara  in  die  Wolga  ergiefst. 

Die  Quellen  sind  schon  lange  bekannt  und  im  Gebrauch,  und 
wurden  18l)S  von  Neuem  zur  Benutzung  eingerichtet,  worauf  mau 
auch  anfing  einige  Häuser  zu  erbauen.  Dennoch  würde,  wer  mit  dem 
Bilde  eines  deutschen  Badeortes  hieherkäme,  sich  sehr  getäuscht  se- 
hen, denn  er  findet  nur  eine  temporäre  Kolonie,  die  ein  nomadisches 
Leben  führt.  Auf  einer  hüglichten,  grasigen  Ebene,  die  ehemals  zu 
der  benachbarten  Kalmücken -Steppe  gehörte,  liegen  die  Wohnungen 
der  Badegäste  zerstreut :  sie  bestehen  theils  ans  Hütten  von  Baum- 
zweigen geflochten,  theils  aus  kalmückischen  und  kirgisischen  Filz- 
gurten, theils  aus  Zelten,  nur  hin  und  wieder  mit  kleinen  schnell 
aufgesetzten  Häusern  von  Baumstämmen  vermischt,  weil  die  meisten 
Kurgäste  zu  ihrem  Aufenthalte  in  dieser  wüsten  Gegend,  aufser  den 
übrigen  Bedürfnissen,  auch  ihre  Wohnungen  mitbringen  müssen,  wozu 


1408 

sich  jeder  den  bequemsten  Platz  selbst  wühlt.  Die  Nahrungsmittel, 
kleine  Viehheerden,  selbst  Badewannen  und  Kessel  werden,  so  wie 
Koch  -  und  Tafelgeschirr,  aus  der  Ferne  herbeigeführt.  Dennoch  ist 
das  gesellige  Badeleben  hier  angenehm,  schon  durch  die  Notwendig- 
keit gegenseitiger  Annäherung,  und  neuerdings  sind  auch  manche  Ein- 
richtungen zur  Bequemlichkeit  der  Kurgäste  getroffen,  Niederlagen 
von  Lebensmitteln  und  Gerätschaften,  so  wie  eine  Feldapotheke,  er? 
richtet.  Auch  fehlt  es  nicht  an  ärztlichem  Beistande.  Ein  Com- 
mando  Kosaken  wacht  über  äufsere  Ordnung  und  führt  ein  Register 
über  die  ankommenden  und  abgehenden  Fremden,  deren  Zahl  oft  sehr 
bedeutend  ist. 

Die  Gegend,  in  welcher  sich  die  Mineralquellen  befinden,  bildet 
ein  breites  Thal,  das  von  Südost  nach  Nordost  zwischen  sanft  an- 
steigenden Flötzhügeln,  die  zu  einer  vom  Ural  auslaufenden  Gebirgs- 
kette gehören,  hinstreicht..  Die  Basis  dieser  Hügel  sind  Gypsflötze 
von  verschiedenem  Bruche,  auf  welchen  in  den  Gründen  theils  Thon, 
theils  Mergel  mit  einer  Decke  von  schwarzer  Gartenerde  gelagert  ist. 

Die  Zahl  der  Mineralquellen  ist  unbestimmt,  da  das. 
Wasser  an  sehr  vielen  Stellen  bald  in  grösserer,  bald  in 
geringerer  Menge  aus  dem  Boden  dringt;  indessen  lassen 
sich  doch  acht  Hauptquellen  unterscheiden,  die  sich,  einige 
Faden  von  ihrem  Ursprung,  in  einen  kleinen  See  ergiefsen. 
Das  Mineralwasser  ist  bei  seinem  Ursprung  vollkommen 
farblos  und  krystallhell ,  hat  den  Geschmack  und  Geruch 
nach  faulen  Eiern,  nach  Er  d mann  7,5Q  R.,  nach  Andern 
nur  5°  R.  Temperatur,  und  das  specif.  Gewicht  =  1,003. 

Bei  dem  Herabströmeu  bezeichnet  das  Miueralwasser  seine  Bahn 
durch  einen  gelblicht-weifsen  Ueberzug;  in  dem  See  bringt  es  eine  Trü- 
bung von  ähnlicher  Farbe  hervor,  und  auf  dem  schwarzen  Grunde 
desselben  erscheint  ein  gleichartiger  Niederschlag.  Langsam  und  im- 
mer noch  trübe  fliefst  endlich  das  Wasser  durch  einen  natürlichen 
Kanal  aus  dem  See  in  den  benachbarten  Surgut.  Zugleich  verbreitet 
sich  von  hier  aus  ein  so  starker  Schwefelgeruch,  dafs  er  auf  eine  Ent- 
fernung von  drei  Wersten  bemerkt  wird;  wird  das  Wasser  erhitzt, 
so  wird  dieser  Geruch  noch  bedeutend  verstärkt  und  die  meisten 
dem  Dampfe  ausgesetzten  Metalle  werden  geschwärzt.  Während  des 
Kochens  scheidet  sich  übrigens  ein  weifses  erdiges  Pulver  ab,  das 
sich  theils  auf  der  Oberfläche  des  Wassers,  theils  an  den  Wänden 
des  Gefäfses  absetzt. 

Das  Mineralwasser  wurde  bereits  1718  von  Schober, 
1810  von  Jänisch  und  1811  von  Erdmann  chemisch 
untersucht.    Hiernach  enthält  ein  Medizinal-Pfund  desselben: 


1409 


nacli  J  ä  n  i  s  c  h : 

nach  E  rdmann 

Clilorcalcium    . 

0,032  Gr. 

•      •        • 

Chlormagnesium       .         , 

0,172  — 

.      0,60  Gr. 

Chloniatriura    . 

0,630  — 

•      •        • 

Schwefelsaure  Talkerde 

0,572  — 

.      0,84  — 

Schwefelsaures  Natron    , 

2,122  — 

.      0,58  — 

Schwefelsaure   Kalkerde          , 

.      10,815  — 

.      9,52  — 

Kohleusaure  Kalkerde     . 

0,851  — 

.      .      1,16  — 

Kohlensaure  Talkerde 

. 

.      4,00  — 

Thonerde           .        . 

0,755  — 

l            •            •                • 

Kieselerde 

0,214  — 

•            •                • 

Schweflichten  Harzstoff  . 

0,143  — 

.      .      0,10  — 

Extractivstoff  . 

0,357  — 
16,663  Gr. 

. 

16,80  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas    . 

3,36Kub.Z.   . 

.      2,ÜKub.Z. 

Kohlensaures  Gas    .        , 

0,92     — 

.      1,0    - 

Die  Wirkung  des  mit  dem  Nenndorfer  verglichenen 
Sehwefelwassers  ist  nach  der  Individualität  des  Kranken 
und  nach  der  Anwendungsart  verschieden.  Zweckmäfsig 
angewandt,  verbessert  es  nach  Erdmann  die  Assimilation 
und  Vegetation,  so  dafs,  bei  vermehrtem  Appetite,  freiem 
Ausleerungen,  zunehmendem  Kraftgefühle  das  Ansehn  blü- 
hender und  der  Körper  besser  genährt  wird.  Dagegen 
entsteht  bei  zweckwidriger  Anwendung  Verminderung  des 
Appetits,  Ekel,  selbst  Erbrechen,  Leibesverstopfung  oder 
Durchfall,  bisweilen  mit  Kolikschmerzen  und  Blutabgaug, 
während  der  Kranke  sichtlich  elender  wird. 

Innerlich  und  äufserlich  angewandt,  hat  sich  das  Mi- 
neralwasser sehr  heilsam  bewährt  bei :  Gicht  und  Rheuma- 
tismen, Scropheln  und  Rhachitis,  Hautausschlägen,  beson- 
ders Krätze,  Mercurial- Krankheiten,  Würmern,  Hämor- 
rhoiden, Lähmungen. 

Aehnliche  Mineralquellen  fiuden  sich  30  Werste  in  südlicher  Rich- 
tung von  der  vorigen  uuweit  einer  Mühle,  unter  deueu  man  den 
Milch  b  ach,  der  sich  durch  einen  Schwefellebergeruch  und  einen 
weifslichen  Bodensatz  auszeichnet,  und  eine  undere,  im  Frühjahr  et- 
Ava.s  Bergtheer  auf  ihre  Oberfläche  führende  Quelle  unterscheidet. 
Eine  dritte  Quelle  findet  sich  zehn  Werste  östlich  von  dem  an  der 
Mühle  gelegenen  See,  die  man  die  >ap  h  t  h  aq  u  e  1  le  nennt:  sie  ent- 
springt in  einem  Thale  auf  feuchtem  Wiesengrund  und  schlängelt 
sich  durch  denselben   bis   zu   einem  Teiche,   dessen  Wasser   unrein, 


14J0 

mit  Conferven  bedeckt  und  von  fadem  Geschmack  ist;  auf  seiner 
Oberfläche  schwimmt  Erdöl,  das  besonders  im  Frühjahr,  wo  das  Was- 
ser gröfser  ist,  sich  in  bedeutender  Menge  darauf  findet,  so  dafs  es 
von  den  benachbarten  Tschuwaschen  statt  des  Theers  zum  Schmie- 
ren der  Wagenräder  benutzt  wird.  Das  Wasser  selber  zeigte  bei  der 
Prüfung  mit  einigen  Reagentien  keine  Spur  von  Schwefelwasserstoff» 
wohl  aber  einen  starken  Gehalt  an  schwefelsaurer  Kalkerde. 

J.  F.  Erdmann  in:  Scherer's  Nordische  Blätter  für  die  Che- 
mie. Bd.  I.  S.  9  ff.      . 

—  —  .Beiträge  zur  Kenntnifs  des  Innern  von  Rufsland.  Th.II. 
Erste  Hälfte.  Leipzig  1825.  S.  1—16. 

A.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  0.  S.  147.  333. 


9.     Das  Gebiet  des  Kaukasus. 

Die  am  nördlichen  A.bhange  des  Kaukasus  entspringen- 
den zahlreichen  Mineralquellen,  gewöhnlich  unter  dein  Na» 
inen  der  Mineralquellen  am  Kaukasus^  der 
Alexander s quellen,  der  Mineralquellen  der 
grofsen  und  kleinen  Kabardah  zusammengestellt, 
entspringen  in  der  grofsen  und  kleinen  Kabardah,  5  bis  6 
Meilen  südlich  von  der  Hauptstadt  des  Kaukasischen  Gou- 
vernements Georgiefsk  an  den  Vorbergen  des  nördlichen 
Kaukasus,  hinter  welchen  sich  die  mit  Schnee  bedeckten 
Gipfel  im  Westen  des  Elborus,  im  Osten  des  Kasibek,  die 
höchsten  Puncte  dieser  Gebirgskette,  erheben,  in  jener  Ge- 
gend des  äufsersten  Südostens  von  Europa,  wo  im  unzu- 
gänglichen Gebirge  die  Tscherkessen,  stammverwandte 
Völker  der  Deutschen,  ihre  seit  Urzeiten  innegehabten 
Sitze  gegen  die  Gewalt  einer  fortschreitenden  Weltmacht 
mühsam  vertheidigen. 

Die  Russen  lernten  diese  Mineralquellen  zuerst  im 
J.  1744  nach  der  Besitznahme  der  Kabardah  kennen.  Die 
ersten  genaueren  Nachrichten  über  sie  verdanken  wir  Pal- 
las und  Güldenstädt;  an  sie  reihen  sich  die  neueren 
Mittheilungen  von  Julius  v.  Klaproth,  v.  Parrot  und 
v.  Engelhardt;  die  erste,  im  J.  1811  erschienene  Mo- 
nographie derselben,  von  J.  F.   v.  Haas,   welcher   sie  in 


1411 

den  Jahren  1S09  und  1810  besuchte,  wurde  weniger  in  dein 
westlichen  Europa  bekannt,  da  ein  groi'ser  Theil  der  Auf- 
lage dieser  Schrift  zu  Moskau  im  J.  1812  mit  der  Stadt 
verbrannte.  —  Schon  Pallas  prüfte  sie  mit  chemischen 
Reagentien,  später  wurden  sie  untersucht  von  Schwen- 
son,  Reufs,  Haas  und  Soboleff.  Eine  ausführliche 
Darstellung  und  Analyse  der  Kaukasischen  Mineralquellen 
lieferte  Neljubin  in  einer  besondern  Monographie  in  rus- 
sischer Sprache ;  die  neueste  und  vollständigste  Schilderung 
dergeognostischen  Verhältnisse  der  Umgegend  und  die  gründ- 
lichste Untersuchung  der  Mischungsverhältnisse  dieser  Mi- 
neralquellen verdanken  wir  indessen  R.  Herr  mann,  wel- 
cher sie  in  Begleitung  des  Dr.  v.  Jänichen  besuchte. 
Die  von  Herr  mann  mitgetheilten  Ergebnisse  seiner  Prü- 
fung liefern  wesentliche  Abweichungen  von  den  frühern 
Untersuchungen,  nicht  blos  in  Bezug  auf  das  quantitative 
und  qualitative  Verhältnifs  der  Besfandtheile  dieser  Mine- 
ralquellen, sondern  auch  hinsichtlich  ihrer  Temperatur.  — 
Ueber  die  Wirkung  und  Benutzung  derselben  hat  sich  Con- 
radi,  seit  1822  Oberarzt  an  den  Kaukasischen  Heilquellen, 
durch  vieljährige  Erfahrung  mit  ihren  Heilkräften  vertraut, 
in  einer  besondern  Monographie  ausgesprochen. 

Nach  Conradi  ist  die  Gegend  theilweise  sehr  schön,  der  Bo- 
den fruchtbar,  die  Vegetation  üppig,  —  das  Klima  vermöge  der  ho- 
hen Lage  der  Gegend  und  der  reinen  Gebirgsluft  gesund;  —  doch  er- 
leiden diese  Bestimmungen  durch  die  Localität  der  einzelnen  Mineral- 
quellen wesentliche  Modifikationen. 

Von  Seiten  der  Regierung  ist  viel  geschehen  und  geschieht  fort- 
während, um  diese  Miueralquellen  zweckmäisiger  zu  benutzen  und 
heilbringende  Kuranstalten  zu  begründen.  Sehr  störend  für  die  Kur- 
gäste ist  indefs  die  Nachbarschaft  räuberischer  Bergbewohner.  Zum 
Schutz  gegen  diese  findet  sich  in  den  Kurorteu  Infanterie  und  Kosa- 
Jien  ;  auf  den  Höhen  sind  sie  stets  aufgestellt,  damit  der  Feind  sich 
nicht  durchschleichen  kann,  und  die  Kurgäste,  welche  nach  Beendi- 
gung der  Kur  von  einer  Mineralquelle  sich  zu  einer  andern  begeben  wol- 
len, werden  von  Soldaten-Detaschements  eskortirt.  Trotzdem  ist  die 
Anzahl  der  Badegäste  im  steten  Steigen  begriffen:  sie  betrug  1821 
nur  69S  Personen,  1823  schon  953,  1837  aber  1057  Personen.  Sie 
beginnen  in  der  Kesel    die  Kur  im  Mai  und  Juni  mit    den  Schwefel- 


1412 

thermen,  und  begaben   sich   dann  zu  den   andern  Mineralquellen,    um 
sie  als  stärkende  Nachkur  zu  benutzen. 

Die  für  Kurgäste  errichteten  Wohnhäuser  sind  in  der  Regel  nur  fiir 
den  Sommeraufenthalt  berechnet,  aber  bequem.  Jetzt,  da  jeder,  welr 
eher  ein  Haus  bauen  will,  deshalb  bei  der  Regierung  einkommen  und 
die  Facade  beilegen  mufs,  haben  besonders  die  Wohnungen  am  Ma- 
schuka  ein  regelmäßigeres  und  besseres  Ansehu  gewonnen  als  früher, 
und  die  Regierung  ist  bemüht,  durch  Anpflanzungen  Bauten  u.  s.  w. 
dem  Kurort  immer  mehr  Comfort  zu  verschaffen.  —  Das  Personale 
der  Brunnenanstalten  besteht  a,us  einem  Aufseher,  welcher  auf  die 
Ordnung  des  Ganzen  achten  mufs,  dem  Arzte,  welcher  unter  dem  Ti- 
tel einas  Oberarztes  unter  dem  Minister  des  Innern  und  dem  General- 
Staabsarzt  zu  Petersburg  steht  und  sich  während  der  Sommermonate 
hier  aufhalten  mufs.  Zur  Besorgung  der  Apotheke  ist  ein  Provisor 
fiir  die  Kurzeit  angestellt,  welcher  die  nöthigen  Medicamente  aus 
der  Kronapotheke  zu  Georgiefsk  bezieht,  nach  der  Taxe  verkauft  und 
die  Einnahme  mit  dem  Rest  der  Arzneimittel  in  jene  Apotheke  zu- 
rückliefert. Alles  was  Einrichtungen  und  Bauten  betrifft,  hängt  von 
dem  General-Gouverneur  der  Provinz  ab. 

Was  die  geognostischen  Verhältnisse  des  Terrains  der  Kaukasi- 
schen Mineralquellen  hetrifft,  so  verliert  sich,  so  wie  man  die  Schnee- 
gipfel des  Kaukasus  über  den  Horizont  der  S.  1374  beschriebenen 
Steppe  hervorragen  sieht,  auch  das  Kreide  -Terrain :  denu  es  wird 
nunmehr  durch  aufgeschwemmtes  Land  überdeckt,  welches  vom  Ge- 
birge herabgeschwemmt  in  der  Ebene  zwischen  Georgiefsk  und  den 
Vorbergen  des  Kaukasus  mannigfaltig  gemischt  erscheint.  Die  Ex- 
treme dieser  Mischung  sind  Gerolle  aus  Kalk  und  geschmolzenen  Ge- 
steinen, vorzüglich  Trachyt.  Diese  Gerolle  sind  entweder  unverwit- 
tert und  finden  sich  theils  lose,  theils  mit  einem  kalkigen  Bindemit- 
tel zu  Nagelflüh  und  Conglomeraten  vereinigt,  oder  sie  sind  verwittert 
und  erzeugen  nun,  je  nachdem  die  Trachyt-  oder  Kalksteinresteyvor- 
walten,  Thon  oder  sehr  kalkreichen  Mergel;  Thon  und  Mergel  sind 
wiederum  in  mannigfaltigen  Verhältnissen  unter  einander  gemischt 
und  diese  neuen  Gemenge,  die  im  Allgemeinen  eine  grofse  Neigung 
zu  schiefriger  Textur  zeigen,  treten  als  schiefriger  Kalkstein,  als  Mer- 
gelscliiefcr  und  als  Schieferthon  mit  zahlreichen  Zwischengliedern 
auf.*)       Dieses   aus    dem   Gebirge    herabgeschwemmte   Terrain    setzt 


*)  Diese  Thon-  und  Kalkgemenge  sind  in  der  Regel  sehr  salz- 
reich: sie  enthalten  nämlich  Gyps  und  Natron  —  und  Magnesia-Sili- 
cate,  die  nun,  ganz  so  wie  in  den  Mergeln  von  Saj'dschitz  und  Püllna 
in  Böhmen,  Glauber-  und  Bittersalz  erzeugen,  indem  sich  der  Gyps 
zu  Kalksilikat  umbildet  und  seine  Schwefelsäure  an  das  Natron  und 
die  Magnesia  abtritt.  So  findet  man  auf  dem  Wege  von  Georgiefsk 
nach  Piätigorsk  zwei  kleine  Seen,  die  sich  in  einem  solchen  Mergel- 
lager gebildet  habeu,  deren  im  Winter  und  Frühjahr  sich  ansammeln- 


1413 

sich  bis  ungefähr  CO  Werste  südlich  von  Georgiefsk  fort,  aber  hier 
20  Werste  südlich  von  Piäfigorsk  erheben  sich  die  Vorgebirge  des 
Kaukasus.  Sie  bestehen  aus  einem  Kalkstein  vom  Alter  des  Jura- 
kalks, der  mit  einer  Kreideschicht  überlagert  ist:  beide  Gesteine,  so- 
wohl der  Kalkstein  als  die  Kreide,  sind  ansteigend  geschichtet  und 
lehnen  sich  an  die  altern  Kalksteine  und  Schiefer  des  Hochgebirges 
und  diese  wieder  au  die  Trachyte  der  12  — 15,000  F.  hohen,  schnee- 
bedeckten Kegel  und  Dome  des  Kaukasus  an.  Bei  Kislawodsk  findet 
mau  in  einer  Höbe  von  2500  F.  über  d.  M.  über  dem  Jurakalk  und 
einem  Sandsteine  vom  Alter  der  Kreide  ein  gegen  500  F.  mächtiges 
tertiaires  Sandlager,  welches  sich  weithin  bis  zu  einer  Höhe  von 
3000  F.  über  d.  M.  erbebt. 

In  jener  mit  aufgeschwemmtem  Lande  überdeckten  Ebene,  die 
sich  zwischen  Georgiefsk  und  dem  Fufse  der  Kaukasischen  Vorge- 
birge hinzieht,  erhebt  sich  eine  Gruppe  von  Kegelbergen,  von  denen 
der  ßescbtau,  zwischen  dem  Podkumok  und  dem  Kuma,  der  höchste 
ist,  welcher  sich  4124  Par.  F.  über  das  Meer  und  gegen  3000  F.  über 
seine  Umgebungen  erhebt.  Das  Gestein  des  Beschtau  ist  ein  grauer 
Tracl^-t,  dessen  feldspathähnlicher  Teig  Krystalle  von  Feldspath  und 
als  untergeordnete  Einmengungen  Glimmer,  Hornblende  und  graue 
Quarzkörner  umschliefst.  Der  Fufs  des  Berges  besteht  aus  schiefrig 
thonigem  Kalkstein,  der  um  den  Trachyt  herum  wallförmig  aufge- 
worfen ist  und  dadurch  beweist,  dafs  letzterer  bei  seinem  Hervor- 
strömen eine  Kalkschicht  durchbrach  und  sie  dabei  in  die  Höhe  hob. 
Die  vielen  um  deu  Beschtau  herum  sich  gruppirendeu  Kegelberge,  von 
denen  sechs  fast  die  Höhe  von  3000  F.  über  d.  M.  erreichen,  beste- 
hen fast  alle  aus  Trachyt,  der  durch  aufgeworfenen  schiefrigen  Kalk- 
stein mehr  oder  weniger  überdeckt  wird.  Nur  zwei  Berge  fand  Herr- 
mann, mo  der  schiefrige  Kalkstein  nicht  vom  Trachyt  durchbrochen 
worden  ist:  den  Lissia  Gora  (kahle  Berg)  und  den  Maschuka.  Letz- 
terer, durch  die  heifsen,  später  zu  erwähnenden  Schwefelquellen,  wel- 
che seinem  Abhänge  entströmen,  berühmt  geworden,  erhebt  sich  2S54  F. 
über  d.  M. ;  die  Schichten  seines  schiefrigen  und  thonigen  Kalksteins 
sind  an  seinem  Abhänge  steil  abgestürzt,  auf  dem  Gipfel  liegen  sie 
aber  horizontal,  an  seiner  Südostseite  findet  sich  ein  tiefer  Erdfall, 
aus  dem,  wie  auch  aus  andern  Spalten  des  Felsens,  namentlich  auf 
der  dem  Maschuka  parallel  laufenden  Felswand,  unaufhörlich  Schwe- 
felwasserstoffgas hervordringt. 

Fafst  man  nun  das  hier  Gesagte  mit  dem  früher  S.  1374  Erwähn- 
ten zusammen,  so  ist  die  geognostische  Beschaffenheit  des  Striches 
von  Moskau  bis  an  die  kaukasische  Wasserscheide  ziemlich  einfach. 
Denkt  man  sich  nämlich  jene  ungeheure  Fläche  mit  Kreide- Terrain 
bedeckt,  und  dieses  von  Tula  bis  Moskau  und  nördlicher  mit  dem 
Moskauischen  Terrain,    von   Nowotscherkask  bis    Stawropol   mit    dem 


des  Wasser  die  Mergelschichten  auslaugt  und  wenn  es  im  Sommer 
verdunstet,  eine  oft  mehrere  Zoll  dicke  Salzkruste  hinterlälst,  die  aus 
Glauber-  und  Bittersalz  besteht. 


1414 

Eichwalschen  Küsten  -  Terrain,  von  Georgiefsk  aber  bis  zu  den  Punc- 
ten,  wo  sich  die  kaukasischen  Vorgebirge  steiler  über  den  Horizont 
erheben,  mit  von  dem  Gebirge  herabgeschwemmtem  Lande  überlagert, 
an  letzteren  Puncten  endlich  das  Kreide- Terrain  wieder  über  das 
Schuttlaud  emporsteigend  und  durch  die  Formation  des  Kaukasus  ge- 
tragen :  so  hat  man  einen  zwar  oberflächlichen,  aber  richtigen  Begriff 
von  der  geognostiseben  Beschaffenheit  dieser  Gegenden. 

Die  Mineralquellen,  welche  dein  Fufse  des  nördlichen 
Abhanges  des  Kaukasus  entströmen,  kann  man  in  zwei 
Gruppen  vertheilen.  Die  eine  dieser  Gruppen,  die  Besch- 
tau-Gruppe,  findet  man  in  der  mit  aufgeschwemmtem 
Lande  überdeckten  und  von  Trachytkegeln  durchbrochenen 
Ebene  zwischen  Georgiefsk  und  den  Vorgebirgen  des  Kau- 
kasus; —  die  andere,  die  Terek-Gruppe,  liegt  in  dem 
Küsten-Terrain  zwischen  dem  Terek  und  dem  Gebirge. 

1.  Die  Mineralquellen  der  Beschtau-  Gruppe 
liegen  alle  in  der  Nähe  einer  graden  Linie,  welche  sich 
von  Norden  nach  Süden  in  einer  Ausdehnung  von  ungefähr 
60  Wersten  von  den  Ufern  des  Kuma,  vom  Kumgara  aus, 
über  den  Beschtau  nach  Kislawodsk  ziehen  läfst,  und  ein 
Terrain  durchschneidet,  das  gröfstentheils  aus  aufge- 
schwemmtem Lande,  durchbrochen  von  Trachytkegeln  be- 
steht, an  welches  sich  nur  südlich  bei  Kislawodsk  mit 
Kreide  überdeckter  Jurakalk  anschliefst. 

Ueber  die  Quellen  dieser  Gruppe  ist  eine  reiche  Literatur  vorhan- 
den, die  wir  am  Schlüsse  mit  der  über  die  zweite  Gruppe  zusammen- 
stellen werden  ■  auch  chemisch  wurden  sie  zu  verschiedenen  Malen  auf 
Veranlassung  der  russischen  Regierung  untersucht.  Mit  qualitativen  che- 
mischen Prüfungen  durch  Reagentieu  beschäftigten  sich  Pallas,  Haas 
und  Soboleff,  quantitative  Bestimmungen  lieferten  Schwensou, 
Reufs  und  Neljubin  (1823).  Doch  flbTsen  Seh  wen  s  on's  Unter- 
suchungen, da  ihre  Resultate  zu  sehr  von  der  wirklichen  Beschaffen- 
heit des  Wassers  abweichen,  kein  Vertrauen  ein,  während  Reufs 
Untersuchungen,  die  nicht  an  den  Quellen  angestellt  wurden,  die  gas- 
förmigeu  Bestandteile  nicht  umfassen,  und  Neljubin's  Angaben 
wohl  rücksichtlich  der  Quantitäten  der  festen  Bestandtheile  der  Wahr- 
heit sehr  nahe  kommen,  aber  Hinsichts  der  Bestimmungen  der  Quan- 
titäten der  Hydrothionsäure  fehlerhaft  siud.  Erst  durch  Herr- 
Diann's  im  J.  1829  vorgenommene  Analysen  sind  wir  über  die 
wahren  chemischen  Mischungsverhältnisse  dieser  Heilquellen  unter- 
richtet worden. 

Zu 


1415 

Zu  dieser  Gruppe  gehören: 

a.  Die  Schwefelt  her  mal  quellen  von  Piäti- 
gorsk  am  M aschuka  (von  den  Tsclierkessen  Psichwaba 
genannt)  werden  unter  allen  am  häufigsten  gebraucht  und 
nach  dein  Ort  Piätigorsk  benannt,  welcher  sich  in  der 
Nähe  derselben  am  Ful'se  des  Maschuka,  1400  Puls  über 
dem  Meere,  einige  Werst  von  Konstantinogorsk  und  40 
Werst  südwestlich  von  Georgiefsk  entfernt,  gebildet  hat. 

Der  südliche  Abhang  des  Maschuka  ist  bis  zu  einer  Höhe  von 
400  F.  mit  faserigem  Kalksinter  bedeckt,  der  nocli  aufserdem  als  ein 
■ballförmiges  Joch  vom  Berge  abspringt  und  ein  kleines  buchtenför- 
miges  Thal  umschliefst,  in  dem  die  wohleingerichteten  Kur-  und  Bade- 
anstalten liegen.  Am  südlichsten  Vorsprunge  und  auf  dem  Rücken 
jenes  Sinterjochs  entspringt  in  einer  Entfernung  von  einer  Werst  eine 
grofse  Anzahl  wanner  Quellen,  von  welchen  die  Alexanderquelle 
nach  dem  Kaiser  Alexander  benannt,  die  Hauptquelle  ist,  welche  mit 
den  beiden  Warwazischen  Quellen  (auch  Marienquellen  genannt)  und 
der  Kalniückenquelle  vorzugsweise  zu  Bädern,  —  die  Nicolai-,  Seba- 
näeffsche-j   Elisabeth-  und  Michaeliquellen  als  Getränk  benutzt  werden. 

Das  speeifische  Gewicht  fand  Herr  mann  in  allen 
Quellen  gleich,  hei  14,5°  R.  zu  1,0040,  Die  Temperatur 
der  verschiedenen  Quellen  ergiebt  folgende  Uebersicht : 

Die  Alexanderquelle  hatte 38,5°  R. 

(Nach  Pallas  57° R.) 

Die  Nikolaiquelle  .     ■    ,         .         .  .         35.5     

Die  erste  Warwazische  Quelle  (nach  einem  Grie- 
chen Warwazi  benannt)        .        ,        .  24.5    

Die  zweite  Warwazische  Quelle         .         .         .         31,0     

Die  Sebanäeffsche  Quelle    .        .      "   .      '  ,      '  .      '32  0     

Die  Elisabethquelle       .         .         ....         25  0     

Die  Michaeliquelle        .        .        .     '  .     '  .        .        33,0    

Das  W asser  der  Alexanderquelle,  die  nach  Conradi 
in  jeder  Minute  600  Pfund  Wasser  liefern  soll,  so  wie  fiter 
übrigen  Mineralquellen  dieser  Gruppe  ist  hell  und  klar,  in 
Wannen  fast  meergrün,  von  einem  starken  Schwefeigeruche 
und  einem  schwefelig-salzigen  Geschmack. . 

Mit  dem  Wasser  dieser  Quellen  strömt  zugleich  Gas  hervor,  des- 
sen  Quantität  besonders    in   den  Warwazischen  Quellen  .so  bedeutend 
ist,   dafs  das   Wasser  fortwährend    ;;u    kochen  .scheint.     10U  Volumen 
dieses  Gases  sind  nach   Herrmaun  zusammengesetzt  aus: 
III.  Theil.  Xxxx 


1416 


zweite  Warwazischc 

5     Elisabeth- 

u.  Michaeli-Quelle: 

Quelle: 

99,544  Vol.      . 

99,126  Vol. 

0,248  — 

0,250  — 

0,187  — 

0,561  — 

0,021  — 

0,063  — 

100,000  Vol. 

100,000  Vol. 

Kohlen  saurein  Gase 
Schwefelwasserstoffgas 
Stickgas     . 
Sauerstoffgas    . 


Die  Alexander- Quelle  verschwand  im  J.  1839  (23.  Febr.)  plötz- 
lich mit  einem  donnerähnlichen  Knalle.  —  Dieses  Ereignifs  ist  schon 
früher  mehrmals  (namentlich  1823  und  19.  August  1S30)  beobachtet 
worden,  wo  aber  das  ausbleibende  Wasser  sich  durch  die  Kraft  sei- 
ner Gase  einen  andern  Ausweg  gebahnt  hatte,  und  später  an  seiner 
alten  Ursprüngsstätte  wieder  erschien.  Es  steht  zu  erwarten,  dafs 
es  auch  jetzt  nicht  von  wesentlichem  Einfiufs  auf  die  Bedeutung  die- 
ser Quellen  sein  werde,  um  so  mebr,  da  die  grofse  Anzahl  derselben 
stets   hinreichenden  Wasservorrath  sichert. 

Uebrigens  scheinen  die  Quellen  von  Maschuka  einen  gemeinschaft- 
lichen Heerd  ihrer  Entstehung  zu  haben  und  nur  verschiedene  Aus- 
strömungen eines  und  desselben  Wassers  zu  sein.  Dafür  spricht, 
aufser  der  Gleichheit  des  spec.  Gewichts  und  der  übrigen  physischen 
und  chemischen  Eigenschaften  derselben,  auch  der  Umstaud,  dafs  im 
Herbst,  wenn  sich  wegen  vorhergegangener  Sommerdürre  der  Was- 
serzuflufs  vermindert,  die  am  höchsten  gelegenen  Quellen,  namentlich 
die  Sebanäeffsche  und  Warwazischen,  regelmäfsig  versiegen,  im  Früh- 
jahr aber  von  neuem  wieder  hervorsprudeln. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthält  nach  Herrin ann: 

1.  die  Alexan-  2.  die  Elisa-  3.  die  Michaeli- 


derquelle: 

betbquelle 

quelle: 

Schwefelsaures  Kali 

0,6896 

0,6896 

0,6896  Gr. 

Chlormagnesium 

0,4324 

0,5345 

0,3847  — 

Unterschwefeligsaures  Natron 

0,0269 

0,0269 

0,0269  — 

Jodnatrium       ... 

0,0407 

0,0407 

0,04ü7  — 

Chlornatrium    .... 

11,0469 

10,8856 

11,5250  — 

Schwefelsaures  Natron  . 

'  8,8819 

9,2513 

8,8919  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

0.1874 

0,1874 

0,1874  — 

Kieselerde        .... 

0,5391 

0,4608 

0,5222  — 

Phosphorsaure  Thonerde 

0,0184 

0,0184 

0,0184  — 

Kohlensaures  Manganoxydul  , 

0,0080 

0,0080 

O.00S0  — 

Kohlensaure  Kalkerde     . 

7,9196 

7,1823 

7,9273  — 

Kohlensaure  Talkerde     . 

0,8924 

0,8632 

1,0308  — 

Eisenoxj'd   (mechanisch   beige- 

mengt)   

0,0092 

0,0092 

0,0092  — 

30,6815 

30,1579 

31,2621  Gr. 

Kohlensäure     .... 

2,136 

3,408 

2,807  Kub.Z. 

Hydrothionsäure 

0,019 

0,011 

0,007    — 

Stickgas 

0,005 

0,005 

0,005    — 

• 


1417 

Neljubin  hat  von  den  Quellen  am  Maschuka  acht 
analysirt,  unter  denen  in  sechzehn  Unzen  Wasser  nach  ihm 
enthält : 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Clilornatrium 
Chlormaguesium    . 
Kohlensaures  Natron    . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde      .        .        . 
Extractivstoff 
Stinkendes  Schwefelharz 

Kohlensäure  . 
Scbwefelwasserstoffgas 

Das  von  Neljubin  gefundene  sogenannte  stinkende  Schwefel- 
harz schmeckt  nach  ihm  dem  Guajac  ähnlich  und  schweflicht,  riecht 
uuangenehm  nach  gebratenen  Zwiebeln,  ist  gelbgrün,  in  Alkohol  leicht 
löslich,  in  Wasser  wenig,  ätherhaltiger  Weingeist  löst  es  leicht  auf. 


dieWarwazische 

dieWarwazisch 

e  dieKalmü- 

Quelle  Nr.  1.: 

Quelle  Nr.  2.: 

ckenquelle: 

9/245 

7,460 

7,730  Gr. 

0,4S8 

0.366 

.        . 

.      12,380 

13,260 

14,600  — 

0,-253 

0,266 

0,280  — 

0,336 

2,000 

0,2t)6  — 

2,400 

0,733 

1,066  — 

6,820 

8,133 

6,466  — 

0,044 

0,066 

0,066  — 

0,SÜ0 

1,000 

0,800  — 

. 

0,066 

0,066  — 

o,oso 

0,166 
33,546 

0,120  — 

32,846 

31,460  Gr. 

7,426 

6,666 

5,706  K.Z. 

4,000 

3,600 

2,297  — 

b.  Die  Eisenquellen  am  Eisenberge  (Sche- 
lesnaja  Gora)  entspringen,  sechs  an  der  Zahl,  ganz  in  der 
Nähe  des  Bade -Etablissements  Schelesnawodsk,  welches 
1S00  F.  über  d.  M. ,  in  einem  Thalkessel  am  Fufse  eines 
steilen  bis  zu  3000  F.  sich  erhebenden  Trachytkegels,  dem 
sogenannten  Eisenberg,  welcher  durch  ein  von  dem  westli- 
chen Abhang  des  Beschtau  herablaufendes  Joch  mit  dem- 
selben zusammenhängt,  zwölf  Werst  nördlich  von  Piätigorsk 
gelegen  ist,  und  in  mehreren  schönen  und  geräumigen  Ge- 
bäuden nicht  blos  Bäder,  sondern  auch  "Wohnungen  zur 
Aufnahme  von  Fremden  enthält. 

Die  sechs  hier  entspringenden  warmen  Mineralquellen 
werden  mit  den  Nummern:  1,  2,  3,  11,  12  und  13  be- 
zeichnet und  nur  zum  Baden  benutzt ;  einige  Werst  von 
diesen  entfernt  entspringen  noch  sieben  andere,  von  küh- 
lerer Temperatur,  unterschieden  durch  die  Nummern:  4,  5, 

Xxxx  2 


1418 

6,  7,  8,  9  und  10,  welche  aber,  mit  Ausnahme  von  No.  8, 
welche  man  trinkt,  nicht  benutzt  werden. 

Sämmtliche  Mineralquellen  scheinen  sich  nur  durch  ihre  Tempe- 
ratur und  durch  ihren  bald  grösseren,  bald  geringeren  Gasgehalt  zu 
unterscheiden  ;  sie  entspringen  aus  Trachjt,  enthalten  daher  kohlen- 
saures Natron,  aber  weniger  Kohlensäure,  als  die  vorigen  Mineral- 
quellen. 

Ihr  Wasser  ist  hell  und  durchsichtig-,  von  einem  zu- 
sammenziehenden, eisenhaften,  wenig-  salzigen  Geschmack. 
Die  Mineralquelle  No.  2,  welche  einen  von  Eisenoxjd  gelb- 
gefärbten  Kalksinter  absetzt,  hat  31°  R.  Temperatur, 
1,0025  specif.  Gewicht  bei  14,5°  R. ,  —  die  Mineralquelle 
No.  8,  welche  am  weitesten  von  dem  Etablissement  ent- 
fernt liegt,  ist  von  nicht  sehr  bedeutendem  Zuflufs,  aber 
es  steigen  aus  dem  gemauerten  Bassin  der  Quelle  von  Zeit 
zu  Zeit  einzelne  Blasen  von  Kohlensäure  auf;  ihre  Tem- 
peratur beträgt  12°  R.  und  das  specif.  Gewicht  bei  14,5°  R. 
1,0027. 

In  sechzehn  Unzen  Wasser  enthält  nach  Herrmann: 

Quelle  Nr.  2.:      Quelle  Nr.  8.: 


0,3786  Gr.  .  0,2166  Gr. 

8,5294  —  .  9,2452  — 

1,5260  —  .  i,3647  — 

2,5805  —  .  2,9791  — 

0,4224  —  .  0,2112  — 

4,1011  —  .  6,2469  — 

0,0338  —  .  0,0829  - 

1,0153  —  .  1,1036  — 


Schwefelsaures  Kali 
Schwefelsaures  Natron 
Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium   .        * 
Kieselerde 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eiseuoxydul 
Kohlensaure  Talkerde    . 

18,5871  Gr.  21,4502  Gr. 

Kohlensäure 1,156 Kub.Z.  2,570  Kub.Z. 

Stickgas 0,019    —        .         0,023    — 

Sauerstoffgas 0,003    —        .         0,004    — 

Neljubin  hat  von  den  alkalisch-salinischen  Thermen 
des  Eisenberges  No.  1 — 10  analysirt;  von  diesen  hat  nach 
ihm  No.  I.  33°  R.,  No.  III.  31°  R.,  No.  IY.  12°  R.,  No.  V. 
26°  R.,  No.  YI.  29°  R.  und  in  sechzehn  Unzen  enthält: 

Nr.I.         Nr.  III.         Nr.  IV. 
Schwefelsaures  Natron         .        .        7,066  6,533  1,333  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde        ....         0,133  0,133  — 

Chlornatrium  ....        4,000  3,600  1,600  — 


1419 


Kohlensaures  Natron    . 
Kohlensaure  Talkerde  , 
Kohlensaure  Kalkerde,. 
Kohlensaures  Eiseuoxydul 
Kieselerde 
Extractivstoff 


2,133 

0,773 
4,333 
0,223 
0,666 


1,SC6 
0,400 
5.666 
0,223 
0,333 


Kohlensaures  Gas 

Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure   Kalkerde     . 
Chlornatrium 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde  . 


19,194        1,8754 
11,00  16,66 

Nr.V. 
8,533  Gr. 
0,666  — 
3,333  — 
1,066  — 
0,533  — 
4,466  — 
0,264  — 
1.333  — 


l,CO0Gr. 
0,533  — 
1.200  — 
0,133  — 
0,666  — 
0,666  - 
7,264  Gr. 
7,466  Kub.Z. 

Nr.  VI. 

4,533  Gr. 
0,S00  — 
5,333  — 
1,600  — 
1,066  — 
5,466  — 
0,264  — 
1,200  — 
20,194  Gr.  20,262  Gr. 

Kohlensaures*  Gas       ....       13,33  Kub.Z.  15,00  Kub.Z. 

Die  kühleren  Quellen  am  Eisenberge  sind  nach  Herr- 
mann's  Analyse  den,  geringe  Menge  Ersen  und  Natron 
enthaltenden  Sauerwässern  beizuzählen,  —  während  sich 
die  wärmeren  dagegen  ihrer  chemischen  Beschaffenheit 
nach  am  passendsten  mit  den  Töplitzer  Thermen  verglei- 
chen lassen, 

c.  Die  Mineralquellen  am  Kumgara,  einem 
isolirten  Trachytkegel,  welcher,  der  nördlichste  und  niedrig* 
ste  unter  den,  den  Beschtau  umringenden  Kegelhergen,  sich 
zwanzig  Werst  von  Schelesnawodsk  aus  der  Steppe  er- 
hebt, entspringen  in  der  Nähe  desselben  am  Abhänge  ei- 
ner niedrigen  Hügelkette  aus  verhärtetem  Schieferthon. 

Ueber  die  Hauptquelle  bat  man  ein  Schilfhäuschen  gebaut  und 
in  das  Gestein,  aus  dem  sie  entspringt,  eine  wannenförmige  Vertie- 
fung eingehauen,  so  dals  man  sie  zum  Baden  beuutzen  könnte,  wenn 
die  Umgebungen  in  der  von  Nagayen  und  Tscherkessen  bewohnten 
Einöde  nicht  so  unsicher  wären,  dafs  man  es  nicht  wagen  darf,  ohne 
grofse  Bedeckung  sich  über  INacht  bei  der  Quelle  aufzuhalten. 

Das  Mineralwasser  ist  geschöpft  vollkommen  klar,  im 
Bassin  erscheint  es  grünlich,  hat  die  seifenartige  Beschaf- 
fenheit der   Lösungen  des    einfach    kohlensauren  Natrons 


1420 

und  einen  starken  Geruch  nach  Schwefelwasserstoffgas.  Es 
setzt  keinen  Sinter,  aber  sehr  viel  Glairine  (Anglad a's) 
ah,  auch  entwickeln  sich  in  dem  Bassin  der  Hauptquelle 
viele,  gröfstentheils  aus  Stickstoff  bestehende  Gasblasen. 
Dieselbe  hat  die  Temperatur  von  24,5°  R. ,  ihr  specif.  Ge- 
wicht beträgt  1,00125  bei  14,5°  R.  —  In  sechzehn  Unzen 
fand  Herrmann: 

Schwefelsaures  Natron 0,7010  Gr. 

Chlornatrium 5,0860  — 

Schwefelnatrium 1.3290  — 

Kohlensaures  Natron 3,9510  — 

Kieselerde ,     0,2400  — 

Kohlensaure  Kalkerde    .  .        .        .  0,2412  — 

Kohlensaure  Talkerde 0,0427  — 

Kali geringe  Menge 

Glairine geriuge  Menge 

Brom Spuren 

11,5909  Gr. 

Freie  Kohlensäure 0,069  Kub.Z. 

Stickgas 1,236     — 

Das  Mineralwasser  gehört  mithin  zu  den  seltneren,  die  einfach  kohlen- 
saures Natron  in  ihrer  Mischung  enthalten.  Sein  Gehalt  an  hydrothionsau- 
rem  Natron  ist  sehr  beträchtlich  und  übertrifft  den  aller  übrigen  Schwe- 
felquellen am  Kaukasus;  auch  zeichnet  es  sich  durch  einen  geringen 
Bromgehalt  aus.  Alle  diese  Eigenschaften  versprechen  grofse  medi- 
zinische Wirkungen.  Die  Tscherkessen  und  Nagayen  der  Umgegend 
benutzen  die  Quellen  wegen  ihrer  seifenartigen  Beschaffenheit  zum 
Reinigen  der  Wäsche. 

d.  Die  Mineralquelle  zu  Kislawodsk  oder 
die  Narzanquelle.  Der  Badeort  dieses  Namens  liegt 
schon  in  dem  Jurakalk  des  Kaukasus  2374  F.  über  d.  M., 
südlich  vierzig  Werst  von  Piätigorsk  in  einem  baumleeren 
Thale,  welches  von  schroffen,  eigenthümlich  gestalteten 
Felswänden  und  Bergabhängen  umschlossen  wird.  Die  ein- 
zige Mineralquelle,  welche  hier  entspringt,  ist  nicht  blos 
sehr  reich  an  Gas,  sondern  auch  so  mächtig,  dafs  ihr  Ab- 
flufs  einen  Bach  bildet,  —  die  Tscherkessen  und  Abäsen 
nennen  sie  Narzan  („Heldengeist,"  oder  nach  J.  v.  K 1  a  p  - 
roth  „Göttertrank").    Man  hat  sie  in  einem  sechsseitigen 


1421 


hölzernen  Bebälter  gefafst,  an  dessen  Wänden  sich  mit  der 
Zeit  eine  geringe  Menge  Eisenoxyds,  aber  kein  Kalksin- 
ter  absetzt.  Sie  entspringt  aus  Kalksteingerölle ,  mit 
dem  das  Thal  angefüllt  ist,  und  unter  welchem  Jurakalk 
liegt,  und  scheint  viel  weifsen  Kalksintcr  abgesetzt  zu  ha- 
ben;  Herr  mann  vermuthet,  dafs  die  Mineralquelle  früher 
heifs  gewesen  sei. 

Das  Wasser  ist  von  angenehm  säuerlichem  Geschmack, 
hat  die  Temperatur  von  11°  R.,  das  specif.  Gewicht  1,0030 
bei  14,5°  R.  und  wird  als   Getränk  und  Bad  benutzt. 

In  sechzehn  Unzen  fand  Herrmann: 


Schwefelsaures  Kali 
Chlormagnesium     .        .        , 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaures  Natron 
Kieselerde  . 

Phosphorsaure  Thonerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul    . 
Kohlensaure  Talkerde  . 

Kohlensaures  Manganoxydul 


Kohlensäure   , 

Stickgas 

SauerstofTgas 


0,09216  Gr. 
1,98120  — 
0,71268  — 
4,41446  — 
0,11673  — 
0,00461  — 
8,41728  — 
0,02688  — 
0,31104  — 
0,04915  — 
16,12619  Gr. 
5,036  Kub.Z. 
0,008  — 
0,002    — 


Die  an  Kohlensäure  reiche  Mineralquelle  gehört  zu  den  glauber- 
salzhaltig-erdigen Wassern  und  zeichnet  sich  besonders  auch  durch 
das  aufserordentliche  Vorherrschen  des  kohlensauren  Kalkes  aus,  wel- 
cher 8,4  Gr.  aus  der  Gesammtsumme  der  festen  Bestandtheile  von 
16  Gr.  bildet.  Da  ein  an  kohlensaurem  Kalke  so  reiches  Wasser  un- 
ter den  bekannten  Quellen  Westeuropas  nicht  gefunden  wird,  veran- 
lafste  Dr.  Vetter  die  Nachbildung  desselben  in  den  Struveschen 
Trinkanstalten  zu  Berlin  und  stellte  Beobachtungen  über  seine  Wirk- 
samkeit an.  Als  auffallendstes  Phänomen  bei  dem  Gebrauche  die- 
ses künstlichen  Narzans  trat  eine  ungemeine  Erregung  der  Nieren- 
thäti^keit  hervor;  in  einigen  Fällen  nahm  der  Urin  einen  wahrhaft 
penetranten  ammoniakalischen  Geruch  an,  stets  wurde  er  in  bedeu- 
tender Menge  abgesondert  und  enthielt  die  Kalksalze  in  seinen  Nie- 
derschlägen. In  richtig  gewählten  Fällen  bewies  er  sich  bei  Gries- 
und  Blasenleiden  sehr  heilsam;  aber  sein  Gebrauch  erfordert  grofse 
Umsicht  wegen  der  starken  Reizung  der  Nieren  und  der  Folgen, 
welche  diese  bei  hoher  Reizbarkeit  der  Blase  haben  kann.  —  Bei  der 
in    der  Nähe   des    Gebirges    in   einer   grofsartigen  Landschaft,   deren 


1422 

Hintergrund  die  Schneekette  des  Hochgebirges,  aus  der  sich  der  Elr 
borus  hervorhebt,  bildet,  während  nach  Norden  zu  der  Blick  über  die 
Berggruppen  des  Beschtau  in  die  unendlichen  Fernen  der  Steppen  sich 
verliert  und  die  in  Westen  und  Osten  lagernden  neblichten  Dünste 
die  Nähe  des  Schwarzen  und  Kaspischen  Meeres  verrathen,  gelegene 
Quelle  wird  das  Wasser  zugleich  zum  B^dcn  benutzt,  wozu  Vorrich- 
tungen nebst  Douche-  Einrichtungen  in  zwei  Badehäusern  vorhanden 
sind;  wöchentlich  geleitet  ein  Detaschement  Soldaten  die  ankommen- 
den  und   abgehenden  Badegäste. 

Aufser  den  bisher  abgehandelten  Mineralquellen  dieser  Gruppe 
kennt  man  mehrere,  weniger  wichtige,     Dahin  gehören  : 

a.  Ein  Eisenw  asser  am  rechten  Ufer  des  Flüfscbens  Bere'r 
sowa,  15  Werste.  von  Kislawodsk  entfernt,  das  nach  Neljubin's 
Untersuchung  (1823)  die  Temperatur  von  12°  R.,  das  specif.  Gewicht 
von  1,0073  hat  und  in  sechzehn  Unzen    enthält: 

Kohlensaures  Natron       ' 0,466  Gr. 

Kohlensaure  Tälkerde       .'.,..         8,396  — 
Kohlensaure  Kälkerde       ,         .         .        ,        ,        0,670  -*• 
Chlornatrium      .......        2,000  -r- 

Chlormagnesium        ......        0,533  — 

Schwefelsaures"  Natron     .....         2,000  — 

Schwefelsaure  Talkerde 1,200  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  ,  0,133  — 

Extractivstoff    .......        0,066  — 

Kieselerde  .......        3,733  — 

19,197  Gr. 

Kohlensaures  Gas  '.        ,        .        .  22,40  Kub.Z. 

ß.  Die  alkalischen  Quellen  am  Laugenberge  (Schtsche-? 
lotschnaja  Gora)  in  der  Nähe  des  Flusses  Bugunta,  deren  Nelju- 
b  i  n  23  analysirt,  C  o  n  r  a  d  i  später  aber  nur  18  aufgefunden  hat. 
Der  Ort,  wo  sie  entspringen,  liegt  zwischen  dem  Piquet  Sorducofsky 
und  dem  Beschtau  und  hat  das  Ansehn  eines  ausgetreteneu  Sees. 
Der  Boden  dieses  Kessels  ist  mit  gröfsern  und  kleineu  Steinen  ber 
legt,  welche  auf  einer  schwarzen  Schlammerde  liegen;  in  der  Nähe, 
der  Quellen  findet  sich  Kalkmergel,  Gneus,  lockerer  und  verwittej> 
ter  Kalk. 

Wir  zeichnen  unter  diesen  Quellen  aus:  Nr.  I.,  eine  alkalisch- 
salinische  von  der  Temperatur  von  16°  R.  und  1,031  specif.  Gewicht, 
—  Nr.  VI.,  ein  alkalischer  Säuerling  von  14ö  R.  Temperatur  und 
1,027  specif  Gewicht,  —  Nr.  XIV.,  eine  alkalische  Eisenquelle  von 
17°  R.  Temperatur  und  1,022  specif.  Gewicht,  und  Nr.  XXIII.,  ein 
Schwefelwasser  von  14°  R.  und  1,0031  specif.  Gewicht.  In  sechzehn 
Unzen  Wasser  enthält ; 

Nr.I  :  Nr.  VI.: 

Schwefelsaures  Natron    .        .        .        17,060  Gr.       .        . 
Chlornatrium     .....        20,930  —        .        2,000  Gr. 


1423 


Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde  .         .        , 

Extractivstoff    .        .        . 

Kohlensaures  Gas     .        , 


Schwefelsaures  Natron 
Chlornatrium       .         . 
Kohlensaures  Natron 
Kohlensaure  Talkerdc 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Eiseuoxydul 
Kieselerde  , 

Extractivstoff 
Stinkhaiz     .         .        .        . 

Kohlensaures  Gas       .        . 
Schwefelwasserstoffgas 

Unter  diesen  23  Quellen  verdient  hauptsächlich  Nr.  XXIIL ,  welr 
che  am  Padkumok,  nicht  weit  von  seiner  Vereinigung  mit  dem  Flüfs- 
chen  Baykund  sich  findet  und  zuerst  von  Haas  erwähnt  wurde,  Auf- 
merksamkeit. Herrmann  untersuchte  sie  nicht,  weil  sie  nicht  ge- 
fafst  und  von  wildem  Wasser  überströmt  war.  Die  übrigen  Quellen 
kommen  um  so  weniger  in  Betracht,  da  ihr  Zuflufs  so  unbedeutend 
ist,  dafs  er  keine  Benutzung  derselben  erlaubt :  bei  den  meisten  von 
ihnen  verdunstet  in  warmen  Tagen  eben  so  viel  Wasser  als  zufliefst, 
so  dafs  kaum  feuchte  Stellen  zurückbleiben. 

y.    Das  Bitteriv asser  aus  dem  Flüfschen  G  ork  aj  a  liets  chka 

(Bitterflufs)   auf   dem  Wege  nach  Georgiefsk,  hat    nach  Neljubin's 

Analyse  die  specif.  Schwere  von  1,040  und  enthält  in  sechzehn  Unzen: 

Chlornatrium      . 


8,000  Gr. '      „ 

26,660  Grf 

f                  1,333    -r- 

1,600  — 

11,200    -r- 

2,600  — 

0,266  -rr, 

0,066  — 

0,533  — 

1,066  — 

1,333  — 

. 

66,655  Gr. 

33,992  Gr. 

.          3,428  Kub.Z. 

17,06  KubrZ, 

Nr.  XIV. 

Nr.  XXIII, 

,        .        8,133  Gr. 

1,466  Gr. 

.      16,860  — 

10,130  — 

9,066  — 

10,660  — 

2,666  — 

1,034  — 

6,400  — 

1,866  — 

1,333  — 

0,031  — 

1,533  — 

0,800  — 

0,533  — 

•         .         . 

•        ,        .        .      . 

1,332  — 

46,524  Gr. 

27,319  Gr.  ' 

4,560  Kub.Z. 

11,420  Kub.Z 

..... 

.      9,133     - 

Uhlormaguesium 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Extractivstoff    . 


20,30  Gr. 
12,00  — 
49,33  — 
24,00  — 
13,33  — 
1,33  — 
120,29  Gr. 


Endlich  führt  Neljuhin  noch  als  von  ihm  entdeckt  an:  an  den 
Grenzen  Abasieus  am  rechten  Ufer  des  Elkoschu  eine  kohleusauer- 
eisenhaltige-  und  zwischen  dem  Flusse  Euola  und  dem  Ausflusse  des 
Narsau    in    die    Podkuma    eine    Schwefelquelle,    so    wie   auf  einer 


1424 

Strecke  von  70  Wersten,  d.  h.  von  Baralik  bis  zum  Flusse  Enoka  zu 
beiden  Seiten  der  Podkuma  gegen  70  Mineralquellen,  die  aber  we- 
gen des  geringen  Gehalts  an  Wasser  und  der  minder  wirksamen  Be- 
standteile den  Hauptquellen  des  Kaukasus  nicht  gleich  kommen  und 
daher  auch  nicht  von  ihm  untersucht  wurden. 

2.  Die  Mineralquellen  der  Terekgruppe 
waren  früher  bekannt  als  die  der  Beschtaugruppe :  die  Pe- 
tersquellen wurden  von  Peter  dem  Grolsen  entdeckt  und 
besucht,  und  schon  Güldenstädt  führt  in  seiner  Reise- 
beschreibung noch  drei  andere  Quellen  au,  welche  er  Ma- 
rienbad, Katharinenbad  und  Paulsbad  nennt.  Chemische 
Untersuchungen  hatte  man  bisher  nur  von  den  Petersquel- 
len, die  auf  Befehl  Peters  des  Grofsen  von  Dr.  Schober 
und  später,  nämlich  1771  von  Güldenstädt  und  1772 
von  Falk  untersucht  wurden;  Herrmann  analysirte  1829 
die  Katharinen-,  Pauls-  und  Petersquellen. 

Alle  Quellen  in  der  Nähe  des  Terek  entspringen  dem  Abhänge 
einer  Hügelkette,  die  aus  einem  Sandsteine  besteht,  der  zu  dem 
Eichwald'sclien  Küstenterrain  gehört  und  ungefähr  eine  Höhe  von 
600  F.  über  dem  Wasserspiegel  des  Terek  erreicht.  Diese  Hügel- 
kette erhebt  sich  in  der  Nähe  der  Vereinigung  der  Malka  mit  dem 
Terek  und  läuft  in  einiger  Entfernung  an  dem  rechten  Ufer  des  letz- 
tern hin,  wurde  aber  durch  die  Sunscha,  in  der  Nähe  ihrer  Vereini- 
gung mit  dem  Terek,  durchbrochen  und  zieht  sich  von  hier  aus  nach 
Süden,  iudem  sie  das  rechte  Ufer  des  Assai  begleitet.  —  In  der  Nähe 
der  Tschetschensischen  und  Kumikischen  Ortschaften  Dewletgereih- 
jnrt,  Mamakai' -jurt,  ßragun  und  Assai  entströmen  dieser  Hügelkette 
Quellen  fast  kochenden  Wassers. 

a.  Das  Katharinenbad^  von  Güldenstädt  zu 
Ehren  der  Kaiserin  Katharina  so  genannt,  richtiger  wohl 
Katharinenquellen,  da  nach  Herrmann  ihnen  die  er- 
forderlichen Einrichtungen  zu  Bädern  fehlen.  In  einer  Ent- 
fernung von  zwölf  Werst  bei  Soldatskaja-Staniza  sieht 
man  schon  den  Dampf  derselben;  einige  Werst  von  ihnen 
befindet  sich  die  Redoute  Staraja-jurt  und  der  Tschetschen- 
sische Ort  Dewlet-gereih-jurt. 

Am  nördlichen  Abhänge  der  erwähnten  Sandstein-Hü- 
gelkette entspringen   ohngefähr  200  F.   über  dein  Spiegel 


14^5 

des  Terek  zwei  Thermalquellen  aus  Sandsteinbruchstücken, 
und  vereinigen  sich  in  einen  Bach,  welcher  sich  später  in 
den  Terek  ergiefst.  Das  Wasser  scheint  jetzt  keinen 
Kalksinter  mehr  abzusetzen,  dagegen  findet  sich  in  dem 
Abflüsse  des  Wassers  eine  eigenthüinliche  pseudo-organi- 
sche,  der  Glairine  ähnliche  Substanz,  welche  durch  die, 
durch  die  atmosphärische  Luft  veranlafste,  höhere  Oxyda- 
tion niedergeschlagen  wird. 

In  einem  Umkreis  von  einigen  hundert  Schritten  kom- 
men eine  Menge  von  Thermalquellen  zu  Tage,  nach  Herr- 
in an n  hatten  neun  der  westlicheren  Gruppe  die  Tempera- 
tur von  45 — 71°  R.,  —  acht  der  östlicheren  43  —  64°  11. 

Eine  dieser  Quellen  stürzt  sich  als  50  hohe  Cascade  über  einen 
Kalksinterfelsen,  viele  der  kleinen  Tschetschensischeu  Mühlen  mit  ho- 
rizontalen Wasserrädern  treibend,  während  in  einiger  Entfernung,  wo 
das  Wasser  etwas  abgekühlter  ist,  zahlreiche  Gruppen  kahlköpfiger 
Muselmänner  zu  baden  pflegen. 

Das  Wasser  ist  in  allen  Quellen  von  gleichem  Gc- 
schmacke,  dem  einer  schwachen  Auflösung  hydrothionsau- 
rer  Alkalien  ähnlich;  ihr  specif.  Gewicht  beträgt  1,0010 
bei  14,5°  R.  Hinsichtlich  ihres  chemischen  Gehaltes  schei- 
nen sie  nur  in  Bezug  auf  ihre  gröfsere  oder  geringere  Menge 
Hydrothionsäure  zu  variireu. 

Die  Hauptquelle  der  westlicheren  Gruppe,  welche   die 

Temperatur  von  65°  R.  hatte,  enthielt  nach  Herr  mann  in 

sechzehn  Unzen: 

Schwefelsaures  Natron  . 
Phosphorsaures  Natron  . 
Kohlensaures  Natron 
Chloruatrium   . 
Schwefelnatrium 
Kieselerde 

Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Kali  .... 

Schleimige  Substanz 


Kohlensaures  Gas 
Stickstoff 


3,2450  Gr. 
0,0660  — 
2,5720  — 
1,0590  — 
0,0650  — 
0,16S0  — 
0,2101  — 
0,0908  — 
geringe  Menge 
geringe  Menge 


7,4819  Gr. 
0,066  Kub.Z. 
0,013     — 


1426 


b.  Die  Paulst/uelten^  von  Güldenstädt  Pauls- 
bdd  genannt.  Man  gelangt  zu  ihnen,  wenn  man  von  der 
Festung  Grosnaja  an  der  Sunscba  bei  ruhigen  Zeiten  un- 
ter Bedeckung  von  einigen  Compagnien  Infanterie  nord- 
westlich über  Bergtheerquellen  reist,  von  denen  noch  sechs 
Werste  nördlich  entfernt  die  Paulsquellen  dem  südlichen 
Abhänge  der  Terek-Sandsteän-Hügelkette ,  bei  der  Tschet- 
schensischen  Ortschaft  Mamaka'i-jurt  unmittelbar  aus  Sand- 
stein entströmen  und  einen  Bach  bilden,  welcher  in  den 
lockern  Mergel,  der  den  Fufs  der  Sandsteinkette  überla- 
gert, eine  steile  Schlucht  gegraben  hat  und  sich  später  in 
die  Sunscha  ergiefst. 

Die  Quellen  sind  zahlreich  und  in  zwei  Gruppen  ver- 
theilt,  die  in  einem  Umkreise  von  einigen  hundert  Schritt 
ten  liegen.  Die  Temperatur  der  wasserreichsten  variirt 
zwischen  32,75  —  59°  R. ;  mit  dem  Wasser  strömen,  eben 
so  wie  bei  den  Katharinen-  und  Peters -Quellen,  Spuren 
von  Steinöl  und  wenig  Gas  hervor;  in  dem  Abflufs  des 
Wassers  bemerkt  man  fasrige  Glairine,  aber  keine  Spur 
von  Sinter. 

Die  am  westlichsten  gelegene  Hauptquelle  hat  nach 
Herrmann  die  Temperatur  von  59°  R. ,  das  specif.  Ge- 
wicht von  1,0015  bei  14,5°  Ft.,  entwickelt  beim  Kochen 
wenig  Gas  und  enthält  in  sechzehn  Unzen  Wasser: 


Schwefelsaures  Natron 
Phosphorsaures  Natron 
Chlprnatrium    . 
Schwefelnatrium      . 
Kohlensaures  Natron 
Kieselerde 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kali 
Glairine 


4,6160  Gr. 
0,0710  — 
1,0930  — 
0,1216  — 
4,1180  — 
0,1083  — 
0,1424  — 
0,0572  — 

geringe  Menge 


10,3275  Gr. 
0,062  Kub.Z. 
0,027     — 

Die  oben  erwähnten  Bergtheerquellen  liegen  in  einem  buchi 
tcuartigen  Thale  einer  niedrigen  Mergel- Hügelkette,    die  sich  in  den 


Kohlensaures  Gas 
Stickstoff 


1427 

Umgebungen  von  Gros  na  ja  erhebt  und  von  da  aus,  nach  Westen 
zu,  mit  der  mehrerwähnten  Sandstein -Hügelkette  des  rechten  Terek- 
ut'ers  parallel  läuft.  Der  Bergtheer  quillt,  von  wenig,  Eisenvitriol  ent- 
haltendem, Wasser,  aber  ziemlich  lebhafter  Gasentwickelung  beglei- 
tet, aus  einem  zerreiblichen  Mergelschiefer  in  6,  mehrere  Arschinen 
tiefen,  Gruben  hervor:  die  Hauptquelle  liefert  täglich  4S  Wedro  Theer. 
Die  Temperatur  des  Theers  wechselt  in  den  verschiedenen  Gru- 
ben zwischen  7,5  und  8,5°  R.  Das  Gas,  welches  mit  dem  Theer 
der  Erde  entströmt,  besteht  in  100  Vol.  aus  17  Vol.  Kohlensäure  und 
83  Vol.  Kohlenwasserstoffgas.  Bei  der  Destillation  liefert  der  Theer 
Steiuöl,  als  Residuum  bleibt  Bergpech. 

c.  Die  P "et ers  quellen,  welche  von  dem  Tschct- 
schensischen  Orte  Bragun,  der  zwischen  dein  Terek  und 
der  Sunscha  nahe  bei  der  Vereinigung  beider  Flüsse 
liegt,  in  südwestlicher  Richtung  sechs  W erste  entfernt  sind, 
entspringen  auf  dem  linken  Ufer  des  Terek  am  nördlichen 
Abbang  der  viel  erwähnten  Sandstein -Hügelkette,  welche 
sich  von  den  Pauls-  und  Katharinen-Quellen  aus  ununter- 
brochen bis  hierher  erstreckt,  und  bilden  einen  Bach,  der 
sich  nach  einem  Lauf  von  zwei  "Werst  in  den  Terek  ergiefst. 
Sie  sind  die  heifsesten  am  Kaukasus :  die  Hauptquelle  bat 
die  Temperatur  von  7*2,5°  R.,  die  andern  sind  kühler,  und 
das  speeif,   Gewicht  von  1,0010  bei  14,5°  R. 

Der  Sinter,  welchen  das  Wasser  absetzt,  ist  locker  und 
von  einer  pseudo-organischen  Substanz  gelb  gefärbt,  wel- 
che Farbe  mit  der  Zeit  in  Roth  übergeht ;  mit  dem  Wasser 
strömt  wenig  Gas  und  von  Zeit  zu  Zeit  Spuren  von  Steinöl 
hervor. 

Sechzehn  Unzen  des  Wassers  der  Hauptquelle  enthalten 
nach  Herr  mann: 

Schwefelsaures  Natron 4,7220  Gr. 


Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium   . 
Schwefelnatrium 
Kieselerde 

Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kali 


2,9310  — 

2,13S0  — 
0,3890  — 
0,übS5  — 
0,4759  — 
0,0343  — 


.                geringe  Menge 
Pseudo- organische   Substanz)  ' 

10J5S7  Gr. 


1428 

Kohlensaures  Gas 0,070  Kub.Z. 

Stickstoff        ........        0,013     — 

d.  Die  Marienquellen  entströmen  in  der  Gegend 
von  Assai  derselben  Sandstein-Hügelkette,  als  die  Peters- 
quellen, und  kommen  mit  diesen  auch  hinsichtlich  ihrer 
physischen  und  chemischen  Eigenschaften  überein. 

Die  Quellen  der  Terek-Gruppe  zeigen  mithin  grofse 
Uehereinstämmung.  Sie  sind  durchgängig  sehr  heifs,  ent- 
halten sehr  wenig  feste,  noch  weniger  gasförmige  Bestand- 
theile  und  werden  am  meisten  durch  geringe  Mengen  von 
Schwefelnatrium  und  eigentümliche  pseudo-organische  Sub- 
stanzen charakterisirt.  Diese  Armuth  an  Bestandtheilen 
und  der  Umstand,  dafs  der  wirksamste  unter  diesen,  das 
Schwefelnatrium,  noch  aufserdem  zersetzt  wird,  ehe  das 
Wasser  zum  Gebrauch  dienen  kann,  da  die  Quellen  zu 
heifs  sind,  um  in  dem  aus  der  Erde  strömenden  Zustande 
gebraucht  werden  zu  können,  läfst  im  Allgemeinen  keine 
grofse  medizinische  Wirksamkeit  von  den  Quellen  dieser 
Gruppe  erwarten. 

In  Bezug  auf  die  chemische  Constitution  der  Mineral- 
quellen des  Kaukasus  sind  nach  Conradi  vier  Klassen 
zu  unterscheiden : 

1.  Die  Schwefelthermen,  welche  in  allenden  Fäl- 
len angewendet  werden,  in  welchen  alkalisch-muriatische 
Schwefelthermen  indicirt  sind ;  namentlich  werden  sie  em- 
pfohlen bei:  hartnäckigen  Hautkrankheiten,  —  Scropheln, 
Rhachitis,  —  Gliederschwamm,  —  Lähmungen,  Contrac- 
turen,  Steifigkeit  der  Glieder,  —  alten  Geschwüren  und 
Fisteln,  —  Rheumatismus  und  Gicht,  —  Hämorrhoidal- 
krankheiten  und  Unordnungen  der  Menstruation,  —  Stok- 
kungen  in  den  Eingeweiden,  —  venerischen  und  Mercurial- 
krankheiten,  —  chronischen  Nervenkrankheiten  von  Stok- 
kungcn,  rheumatischen ,  gichtischen  oder  psorischen  Ursa- 
chen entstanden,  —  Blei-  und  Arsenik-Vergiftungen. 

2.  Die  Eisenquellen,  am  häufigsten  als  stärkende 
Nachkur  benutzt,  werden  auch  empfohlen  bei:   allen  Ner- 


1429 

venkrankheiten  von  reiner  Schwäche,  —  Bleichsucht, 
Amenorrhoe,  —  Folgen  der  Onanie,  —  Scropheln  und 
Rhachitis,  —  Wassersucht  von  reiner  Schwäche,  —  chro- 
nischem Durchfall,  Windsucht,  schwacher  Verdauung-,  — 
Schleimflüssen,  Fluor  albus,  Tripper,  —  Unfruchtbarkeit, 
Abortus  aus  reiner  Schwäche,  —  Krankheiten  der  Harn- 
blase und  männlichen  Geschlechtstheile  aus  reiner  Schwä- 
che, —  Folgen  von  äufsern  Verletzungen. 

3.  Die  Narzanquelle,  welche  nicht  blos  als  Nach- 
kur empfohlen,  sondern  auch  sehr  gerühmt  wird  bei  Krank- 
heiten der  Verdauungswerkzeuge  von  Schwäche,  Verschlei- 
mungen, Hypochondrie,  Stockungen  im  Leber-  und  Pfort- 
adersystem,  Hämorrhoiden,  —  Leiden  des  Uterinsystems, 
Anomalien  der  Menstruation,  Fluor  albus,  —  chronischen 
Krankheiten  der  Nieren  und  Harnblase ,  namentlich  Harn- 
gries  und  Schwäche  der  Blase  atonischer  Art  (vergl. 
S.  1421). 

4.  Die  alkalischen  Quellen  werden  vonConradi 
für  passend  erachtet  bei:  Atrophie  der  Kinder,  — Neigung 
zu  Säurebildung,  Sodbrennen,  —  schleimiger  und  scrophu- 
löser  Lungensucht,  —  Hysterie  und  Hjpochondrie  mit  Ver- 
schleimung und  Stockung  der  Eingeweide  des  Unterleibes, 
—  Gelbsucht,  fehlerhafter  Beschaffenheit  der  Galle,  Gal- 
lensteinen, —  Schwindel,  Brausen  vor  den  Ohren,  bedingt 
durch  Stockungen  im  Unterlcäbe,  —  Plethora  des  Unterlei- 
bes, Stockungen  im  Pfortadersystem,  —  Milchversetzungen. 

J.  A.  G  ül  d  ens  täd  t's  Reisen  durch  Rufsland  und  die  Kauka- 
sischen Gebirge;  herausgegeben  von  P.  S.  Pallas.  St.  Petersburg. 
Bd.  I.  1787.  S.  198.  456.   Bd.  II.  1791.  S.  17. 

Pallas,  Bemerkungen  auf  einer  Reise  in  die  südl.  Statthalter- 
schaften des  russ.  Reichs  in  den  Jahren  1793  u.  1794.  Leipzig  Bd.  I. 
1799.  Bd.  II.  1801. 

Schober  in  Sammlung  russ.  Gesch.  Bd.  IV.  S.  157. 

J.  Reiuegg's  allgemeine  historisch- topographische  Beschrei- 
bung des  Kaukasus,  herausgeg.  von  F.  E.  Schröder.  Gotha  u.  St. 
Petersburg.  Bd.  I.  1796.   Bd.  II.    1797. 

On  the  Caucasian  Waters  in:  Till  och,  philosophical  Magazine. 
Vol.  XXVII.  Nr.  106.    March.  1807.  p.  127. 


1430 

Fr.  Jos.  de  Haas,  ina  visite  aux  eaux  d' Alexandra  en  1(309 
et  1810.   Moscou  1811. 

Jul.  Klaproth's  Reise  in  den  Kaukasus  und  nach  Georgien. 
Halle  und  Berlin  1812.   Bd.  I.  S.  487. 

—  —  geographisch -historische  Beschreibung  des  östlichen 
Kaukasus.   1814.  S.  19. 

Kimme!,  lettres  (jcrites  dans  un  voyage  de  Moscou  au  Citu- 
case.  Moscou  1812. 

M.  v.  Engelhardt  und  Fr.  Parrot,  Reise  in  die  Krim  und 
den  Kaukasus.  Berlin  1815.  Th.  I.  S    112. 

W.  Freygang's  Briefe  über  den  Kaukasus,  übers,  von  Struve. 
Hamburg  1817.    S.  186. 

G.  Körner  in:  Russ.  Sammlung  für  Natur  und  Heilk.,  heräusg- 
von  Crichton  etc    1816.  Bd.  I.  St.  1,  S.  61.  St.  3.  S.  481. 

A.  N.  Seh  er  er,  Versuch  a.  a.  0.  S.  43  —  54.  58  —  61.  127—147. 
192.  206.  208. 

Fr.  Conradi,  medizinische  Annaleu  der  Kaukasischen  Heilquel- 
len. Erster  Jahrgang.  Moskau  1824. 

A.  Neljubiiij  vollständige  historische,  medico- topographische, 
physico -chemische  und  medizinische  Beschreibung  der  Kaukäsischen 
Mineralwasser.  St.   Petersburg  1825.   (in  russ.  Sprache  ) 

—  —  in:  Kastner's  Archiv  für  die  gesammte  Naturlehre. 
1828.  Bd.  XIII.  S.  455  ff.  Bd.  XIV.  S.  1  ff.  59  ff. 

FSrussac,  Bulletin  des  sc.  med.  T.  VIII.  p<  378;—  T.  XI. 
p.  168;  —  T.  XIII.  p.  280;  —  T.  XXII.  (1830)    p.  121.  125. 

R.  Herrmann  in  Poggen  dorff's  Annalen  der  Physik  u.  Che- 
mie. 1831.  Bd.  XXII.  S.  344  ff. 

A.Vetter  in:  Hufeland's  Journal  der  prakt.  Heilk.  1837. 
Bd.  LXXXV.  St.  1.  S.  82. 

F.  Simon,  die  Heilquellen  Europa^s.  S.  116. 

Karl  Koch,  Reise  durch  Rufsland  nach  dem  kaukasischen  Isth- 
mus in  den  Jahren  1836 — 1838.    Stuttgart  und  Tübingen  1842. 


Hieran  schliefscn  sich  in  Dagestan: 

Das  Schwefelbad  bei  Tarki,  15  Werste  südlich  von  dieser 
am  Westufer  des  Kaspischen  Meeres,  südlich  von  der  Mündung  des 
Terek  gelegenen  Stadt,  liegt  in  einem  grofsen  Thale  und  kündigt  sich 
durch  seinen  Schwefelgeruch  schon  aus  der  Ferne  an  Das  Was- 
ser, welches  aus  Tertiärkalk  hervorquillt,  fliefst  in  ein  grofses,  aber 
nur  einen  Fufs  tiefes  Bassin,  hat  die  Temperatur  von  10°  R.,  schmeckt 
nach  faulen  Eiern  und  zugleich  etwas  salzig.  Eichwald  empfand  nach 
dem  Baden  auf  der  Haut  ein  unangenehmes  Jucken  und  Prickeln,  wie 
sonst  nie  so  heftig  nach  andern  Schwefelbädern;  er  hält  es  daher 
für  sehr  wirksam,  doch  fehlt  es,  aufser  an  Sicherheit  vor  Ueberfäl- 
len  der  Lesghinen,  auch  an  alleu  Vorkehrungen  zu  seiner  Benutzung. 

Das 


1431 

Das  Schwefelbad  bei  Derbend,  einer  etwas  südlicher  als 
Tarki  am  Meere  gelegenen  Stadt,  liegt  nordwärts  auf  dein  Wege 
nach  Tarki  hin  zwischen  dem  mittleren  und  grofsen  Usmeika-Flusse, 
auf  ebenem  Boden,  umgeben  von  grofsen  salzigen  Morästen.  Es  ist 
mittelmäfsig  warm,  nicht  sehr  schweflicht  und  wird  von  den  russischen 
Beamten  und  Officieren  Derbends  weit  mehr  als  das  vorige,  beson- 
ders gegen  Hautkrankheiten  und  Gicht  benutzt.  Eine  fast  schon  zer- 
fallene steinerne  Mauer  um  das  Bad  ist  erneuert  und  verschönert 
worden. 

Endlich  mag  hier  noch  des  einigen  Feuers,  der  Schlamm- 
vulkane, der  N 'ophtha quellen  und  der  Salzseen  bei  Baku 
erwähnt  werden. 

Das  ewige  Feuer  oder  das  grofse  Feuer,  bei  den  Eingebor- 
nen  Atescligah,  d.  i.  Feuerorte,  genannt,  befindet  sich  15  Wcrste 
ostnordöstlich  von  der  Stadt  auf  der  Abscheronschen  Halbinsel,  l'/t 
Werst  von  den  weifsen  Naphthagruben  zwischen  den  Dörfern  Ssara- 
chani  und  Emir  Hadschan,  in  einem  Kloster  feueranbetender  Hindus, 
in  dessen  Hof  sich  eine  viereckige  Halle  mit  vier  Röhrenpfeüern  er- 
hebt, aus  denen  grofse  weithin  die  nächtliche  Gegend  erhellende  Flam- 
men hervorbrechen;  am  Boden  brennen  eine  Menge  ähnlicher  Flam- 
men aus  Kalksteinbodeu,  eben  so  in  den  Zellen  der  hier  lebenden  in- 
dischen Mönche  und  aufser  dem  Kloster.  Es  wird  durch  ein  brenn- 
bares Gas  hervorgebracht  und  unterhalten,  das  ein  (vielleicht  gekohl- 
tes) Wasserstoffgas  ist,  welches  in  der  Tiefe  ausgeschieden,  durch 
allerlei  Spalten  und  Oeffnungen  des  kalkigen  Bodens  emporsteigt  und 
bei  Annäherung  einer  Flamme  sich  gleich  entzündet  und  unaufhörlich 
fortbrennt.  Es  ist  geruchlos,  wenn  es  aus  dem  Felsen  hervordringt, 
zeigt  keine  fühlbare  Wärme,  erregt  keine  besonders  merklichen  Be- 
schwerden beim  Einathmen,  ist  leichter  als  die  atmosphärische  Luft, 
denn  es  sammelt  sich  an  der  Decke  des  Zimmers  an,  und  mischt 
sich  nicht  mit  Wasser,  wie  etwa  Schwefelwasserstoffgas,  sondern 
kann  unter  Wasser  aufgefangen  werden,  und  zeigt  bei  seinem  Her- 
vordringen aus  den  Erdritzen  durchaus  keine  höhere  Temperatur  als 
die  das  Gas  umgebende  atmosphärische  Luft;  seine  Flamme  ist  gelb- 
lich-weils,  beim  Auslöschen  derselben  bemerkt  man  keine  Rauchwolke, 
und,  mit  atmosphärischer  Luft  entzündet,  bildet  es  Knall -Luft. 

Aufser  diesem  Hauptfeuer  giebt  es  auch  kleine,  westlich  von 
Baku,  die  aber  in  jedem  Jahre  durch  Regen  oder  Schnee  ausgelöscht 
werden.     Die  Temperatur  des  hier  ausströmenden  Gases  beträgt  12°  C, 

Die  Bestimmung  des  Alters,  in  der  man  das  ewige  Feuer  zuerst 
bemerkt  hat,  ist  schwierig :  wahrscheinlich  brannte  die  Flamme  schon 
im  grauen  Alterthum,  mit  Gewifsheit  ist  anzunehmen,  dafs  sie  schon 
vor  900  Jahren  brannte. 

Die  Schlammvulkane  in  der  Gegend  von  Baku  befinden 
sich  theils  auf  dem  festen  Lande,  theils  auf  einigen  Inseln  an  der 
Küste,  unter  denen  die  Schweinsinselu  (Sswinoi)  hervorzuheben  sind, 
III.  Theil.  Yvyy 


1432 

welche  ganz  und  gar  mit  Schlammvulkanen  bedeckt  sind.  Dies  sind 
kleine  Lehmhügelchen,  die  allmählich  von  unten  nach  oben  empor- 
steigen und  sich  bis  auf  2  —  5  Fufs  erhöhen,  dann  aber  zusammen- 
fallen oder  platzen  und  nach  den  Seiten  herabfallen.  Wenn  sich  ein 
HÜgelchen  bildet,  entsteht  ein  eigentümliches  Geräusch,  vielleicht 
durch  das  Verdampfen  des  Wassers  durch  einen  dem  Sieden  ähnli- 
chen Procefs  erzeugt.  Naphtha  hat  sich  überall  Kanäle  oder  Rinnen 
ausgewaschen,  durch  die  sie  hervorquillt;  sobald  ein  Hügelchen  platzt 
und  umfällt,  fliefst  gleich  die  Naphtha  hervor,  so  dafs  sie  wahrschein- 
lich eine  Hauptrolle  dabei  spielt  und  man  diese  sogenannten  Schlamm- 
vulkane eher  Naphtha  Vulkane  nennen  könnte. 

Andere  Schlammvulkane  finden  sich  beim  Dorfe  Jokmali,  14 
Werste  westlich  von  Baku,  wo  sich  am  27.  Nov.  1827  ein  Ausbruch 
thonigen  Schlamms  ereignete,  —  ferner  eine  wirkliche  Salse  süd-süd- 
westlich  von  Baku,  15  Werste  vom  Meere,  auf  einem  Berge  von 
runder  Gestalt,  der  ganz  mit  vulkanischem  Schlamm  und  einer  gro- 
fsen  Anzahl  kleiner  Thonkegel  von  etwa  20  F.  Höhe  bedeckt  ist,  — 
die  Salsen,  welche  flüssigen  Schlamm  auswerfen,  auf  einem  Hügel 
beim  Dorfe  Balkhany,  12  Werste  westlich  von  Ateschgah,  im  Ge- 
biet der  schwarzen  Naphthabrunnen.  Das  sich  aus  ihnen  entwik- 
kelnde  Gas  brennt,  wenn  es  angezündet  wird,  mit  derselben  Flamme, 
wie  die  grofsen  Feuer. 

Merkwürdig  ist  es,  dafs,  sowie  hier  an  dem  südöstlichen  End- 
puncte  des  kaukasischen  Alpenkammes  auf  der  Halbinsel  Abscheroa 
und  an  der  ganzen  Meeresküste  von  Baku  nach  Ssallian  und  auf  den 
Inseln  des  Meeres  sich  Schlammvulkane  und  Naphthaquelren  in  unend- 
licher Menge  finden,  dieselben  Erscheinungen  an  dem  nordwestlichen 
Endpuncte  desselben  Alpenkammes,  hier  wie  dort  an  der  flachen  Mee- 
resküste, wo  das  ältere  Gebirge  aufhört  und  nur  neuere  Formationen 
die  Niederungen  einnehmen,  auf  der  Halbinsel  Kertsch  und  der  Insel 
Taman  (vergl.  S.  13H1)  vorkommen. 

Der  Boden  um  den  Ort  herum,   dem    das  ewige  Feuer  entströmt, 
besteht    aus    einem  Muschelkalkstein    der  Tertianzeit,   je    weiter  man 
nordwärts  zu  den  Naphthaquellen  kommt,  desto  mehr  verschwin- 
det der  Kalkstein    und  mau   sieht    eine   schwärzliche  Thonerde    herr- 
schen,   welche  ganz  von  der  Naphtha   durchzogen    ist.     Die  Naphtha- 
gruben  sind  hier  sehr   zahlreich    und   von    verschiedener  Tiefe.     Die 
schwarze  Naphtha  findet  sich  in   weit  gröfserer  Menge  als  die  weifse 
auf  der  Halbinsel  Abscheron    und  den   nahegelegenen  Inseln;    ist   sie 
dünn,    so    erscheint    sie   grüner   von    Farbe   als   die   dickere,    welche 
schwärzer  ist:  die   beste  dünne  Naphtha  zeigte  am  Aräometer  185/3Ö, 
die  schlechte  und  dabei  dickste  11°;  die  grüne  dünnere  findet  sich  zwi- 
schen den  Dörfern  Balachani  und  Armanibulochi  oder  Ssapuntschi,  auf 
deraiittlern  Schachschen  Landzunge  und  in  der  Nähe  des  ewigen  Feuers, 
und  endlich  in  der  Umgebung  des  Dorfes  Binogadi:  109  Brunnen  sind  in 
jenen    Gegenden  erbaut,  um  sie  zu  gewinnen.     Die  schwarze  dickere 
Naphtha   findet  sich    vorzugsweise     bei    den    Dörfern   Bachtsche  und 
Schubani,  aber  nur  in  unbedeutenden  Tiefen  ;    die  weifse  nur  an  cfr 


1433 

nem  Orte,  etwa  t*/.,  Werst  vom  Dnrfe  Ssaraclian  entfernt,  wo  16 
Brunnen,  um  sie  zu  gewinnen,  errichtet  sind.  Ans  allen  Brunnen 
werden  jährlich  243,600  Pud  schwarzer,  aher  nur  8U0  Pud  weifser 
Naphtha  gewonnen. 

Das  Wasser,  welches  mit  der  Naphtha  erhalten  wird,  ist  von 
brauner  Farbe  und  bitterem  Geschmack,  mitunter  enthält  es  aber  auch 
eine  so  grofse  Menge  Salz,  dafs  dies  während  der  Sommerhitze  dar- 
aus niedergeschlagen  wird.  In  andern  Brunnen  dringt  mit  der  Naph- 
tha mit  grofser  Heftigkeit  ein  Gas  hervor,  Kohlenwasserstoffgas  oder 
Kohlengas,  oder  selbst  reines  Wasserstoffgas,  wie  am  ewigen  Feuer, 
das  sie  in   eine  kochende  Bewegung  versetzt. 

Andere  Naphthagruben  finden  sich  auf  der  südwestlichen  Seite 
von  Baku,  vorzüglich  auf  der  mittlem  Scheikhschen  Landzunge,  etwa 
4'/2  Werste  von  Baku  auf  einem  Boden,  der  aus  gelblichem  Kalk- 
stein mit  Muschelschaalen  besteht.  In  22  Brunnen  wird  hier  eine 
schwarze  Naphtha  gewonnen.  Viele  Naphthaquellen  befinden  sich 
auch  im  Meere  und   auf  den  Inseln. 

Endlich  finden  sich  auf  der  Halbinsel  Abscheron  viele  Salzseen, 
welche  eine  so  grofse  Menge  Salz  liefern,  dafs  man  dies  nicht  nur 
in  die  benachbarten  Provinzen  Schirvan,  Dagestan,  Tabisch,  sondern 
auch  weit  nach  Persien  verführt.  Alle  Salzseen  könnten  jährlich 
566,000  Pud  Salz  liefern,  aber  man  gewinnt  wegen  geringen  Absatzes 
jährlich  nur  160,000  Pfund,  und  auch  diese  nur  aus  den  beiden  Haupt- 
seen, dem  Massasir  und  Suh.  Alle  Salzseen  verbreiten  nach  Eich- 
wald  einen  Veilchengeruch;  in  einigen  zeigt  das  Wasser  vor  dem 
Niederschlage  des  Salzes  eine  röthliche  Farbe  und  enthält  eine  grofse 
Menge  Eisenoxyd,  das  sich  an  niedern  Stellen  zusammt  dem  Salze 
niederschlägt  und  ihm  eine  röthliche  Farbe  giebt. 

Poggendorff's  Annalen.  Bd.  XXIII.  (1831)  S.  297  ff. 

Ed.  Eichwald,  Reise  auf  dem  Caspischen  Meere  und  in  den 
Caucasus.  Bd.  I.  Stuttgart  und  Tübingen.  1834.  S.  85.  139.  184.  195. 
224.  232. 


Yyyy  2 


B.    Die  Heilquellen  des  Königreichs  Polen. 


ie  Mineralquellen  von  Busk  oder  Busko 
liegen  mit  der  dazu  gehörigen  Brunnen-  und  Badeanstalt 
2  Werst  südlich  von  diesem  in  der  Krakauer  Woiewod- 
schaftim  Stopnicer  Kreise  gelegenen  und  von  Warschau  33, 
von  Krakau  10,  von  Kielce  6  Postmeilen  entfernten  Städt- 
chen auf  einer  heitern,  gesunden  Hochfläche,  welche  in 
geringerer,  und  gröfserer  Entfernung  von  Bergen,  selbst 
bedeutenden  Gebirgsketten,  besonders  nach  der  südwestli- 
chen Seite,  umgeben  ist. 

In  geognostischer  Beziehung  ist  bemerkenswerth,  dafs 
in  der  Umgegend  unweit  Wislica  östlich  Gypsberge,  eine 
halbe  Meile  südöstlich  von  Wislica  in  Czarkowo  (2|  Meile 
von  Busko)  eine  Schwefelgrube  und  in  einer  Entfernung 
von  \\  Meile  von  Busko  südwestlich  bei  dem  Dorfe  Sko- 
rocice  krystallinische  Gypsgebirge  sich  befinden ,  welche 
schöne,  an  mehreren  Stellen  mit  Wasser  angefüllte  Grot- 
ten und  Höhlen  enthalten. 

Die  Nachsuchungen,  welche  man  früher  im  Königreiche  Polen, 
um  Kochsalz  aufzufinden,  anstellte,  leiteten  die  Aufmerksamkeit  der 
Regierung  auch  auf  diese  reichlich  fliefsendeu  Quellen,  welche  in- 
dessen bei  ihrer  geringen  Ausbeute  an  Kochsalz  wieder  vernachläs- 
sigt wurden.  Erst  seit  dem  Jahre  1824,  nachdem  mehrere  auftauende 
Kuren  mit  diesem  Mineralwasser  bekannt  geworden,  fing  man  an,  die 
Heilkräfte  desselben  mehr  zu  würdigen,   und  seitdem   ist  durch  Bau- 


1435 

ten  und  andere  Einrichtungen  zur  Benutzung  des  Wassers  und  zur  Be- 
quemlichkeit der  Kurgäste  so  viel  geschehen,  dafs  sich  hier  ein  viel  be- 
suchter, auch  mannigfaltiger  geselliger  Zerstreuungen  und  Annehm- 
lichkeiten keineswegs  entbehrender,  eleganter  Kurort  erhoheu  hat, 
der  bereits  im  J.  1833  von  mehr  als  300  Familien,  im  J.  1834  aber 
'  von  1000  Kurgästen  besucht  wurde.  Die  Gesellschuft,  welche  Busko 
vorläufig  auf  '25  Jahre  gepachtet  hat,  ist  unausgesetzt  bemüht,  dieses 
junge  Etablissement  ähnlichen  Instituten  des  Auslandes  an  die  Seite 
zu  stellen.  Auch  ist  eine  Armen -Austalt  für  unbemittelte  Kurgäste 
unter  dem  Namen  des  „heiligen  Nikolaus"  gegründet. 

Die  drei  hier  entspringenden  Quellen  sind  an  Wasser 
überaus  reichhaltig-  und  scheinen  unter  einander  in  genauer 
Verbindung  zu  stehen.  Die  Hauptquelle  ist  12  Ellen  tief 
und  liefert  in  einer  Stunde  725  Garniec  (1  Garniec  j=  2.89 
Kub.  Z.)  Wasser.  Dasselbe  perlt,,  ist  durchaus  klar,  hat 
einen  starken  hepatischen  Geruch  und  einen  salzig-bitter- 
lichen, unangenehmen  Geschmack,  die  Temperatur  von 
ll9  R.  (nach  W  ern  er  9—9,5°  R.)  und  das  speqif.  Gewicht 
bei  mittlerer  Temperatur  von  1013,780. 

Dem  Einflufs  der  atmosphärischen  Luft  ausgesetzt,  trübt  es  sich 
schon  nach  Verlauf  einer  halben  Stunde;  sein  Geschmack  wird  äu- 
fserst  unangenehm  und  es  verbreitet  einen  durchdringenden  Geruch 
nach  faulen  Eiern.  Dieser  Geruch  verliert  sich  nach  48  Stunden  ganz 
und  das  Wasser  erhält  seine  ursprüngliche  Klarheit  wieder.  Durch 
das  stufenmäfsige  Wärmen  werden  die  in  dem  Mineralwasser  enthal- 
tenen Gasarten  zwar  verflüchtigt,  aber  bei  einer  Erhöhung  der  Tem- 
peratur bis  selbst  auf  74°  R.  reagirt  das  Schwefelwasserstoffgas 
noch,  wenn  gleich  in  geringer  Menge. 

Die  Hauptquelle  ist  mit  einer  viereckigen  Einfassung  vou  eiche- 
nen Bohlen  versehen  und  mit  einer  geschmackvollen,  auf  dorischen 
Säulen  ruhenden,  oben  mit  einer  Kuppel  versehenen  Rotunde  um- 
mauert. Die  vordere  Abtheilung  der  Rotunde  ist  zur  Füllung  der 
Trinkbecher  der  Kurgäste  bestimmt,  in  der,  hintern  befindet  sich  eine 
Vorrichtung  zur  Eutuehmung  des  Wassers  zu  Bädern.  Die  Trinkbe- 
cher werden  aus  einer  hölzernen,  mit  einem  Krahne  versehenen  Röhre 
gefüllt,  das  überfliefsende  Wasser  fällt  in  eine  unter  jener  Röhre 
augebrachte  Marmorschaale. 

Nachdem  in  dem  Mineralwasser  bereits  vom  Professor 
Sawiczewski  Jod  nachgewiesen  war,  wurde  dasselbe 
1830  von  Werner  und  1831  von  Heinrich  chemisch  un- 
tersucht.    Hiernach  enthält  dasselbe: 


1436 

nach  Werner  nach  Heinrich 

in  22452  Gr.  Med.    in  9  Pfd.  l4*/« ,  Lth.  Polu. 

Gewicht:  Gewicht: 

Jodmagnesium      t        ,        .            1,35  Gr.  ,        .  2,950  Gr, 

Chlormagnesium           .        .            8,?7  —  ,        ,  41,250  — 

Schwefelsaure  Talkerde     .          29,30  —  .        ,  172,720  — 

Kohlensaure  Talkerde         .        .        .        .  .        .  2,480  — 

Chlornatrium       .        .        .        154,26—  ,        .  692,500  4- 

Kohlensaure  Kalkerde         .            3,81  —  ,        .  3,520^. 

Schwefelsaure  Kalkerde  "•.          26,94-^  ,        ,  82,500  4r 

Huinusartigen  gxtractiVstoflF      .        .        ,               ,  2,080  — ? 
Verlust         .        .        .        .           0,09  —                , 

224,52  Gr.  1000,000  Gr. 

in  einem  Litre :     in  1000  Cub.  (Zentimeter : 
Schwefelwasserstoffgas  .        2,715  Kub.Z,  .        ,        38,00  Cub.Cent, 

Kohlensaures  Gas  .        ,        1,330    —        ,     ■  ,        20,00  —    — 

Stickgas         .        .        ,        .        0,926    -^       .        ,         6,25  —    — 
Atmosphärische  Luft     .        .        0,791     —        ,        .  1,75  —    — 

Hiernach  würden  auf  ein  Bad  (30  Garniec)  3'/4  Pfund  Salze  und 
darunter  allein  23/4  Pfund  Chlornatrium  und  über  eine  Drachme  Jod- 
niagnesium  kommen. 

Das  Mineralwasser  wirkt  im  Allgemeinen  stark  auflö- 
send und  durchdringend,  vorzüglich  auf  das  Drüsen-  und 
Lymphsystem  einwirkend,  die  Thätigkeit  der  aufsaugen- 
den Gefäfse  befördernd,  den  Rückbildungsprocefs  begün- 
stigend, umändernd,  Se-  und  Excretionen  vermehrend,  er-r 
öffnend,  abführend,  schweifs-  und  urintreibend,  und  wird 
sowohl  innerlich  als  äufserlich  angewendet, 

Den  bisherigen  Erfahrungen  zufolge  wird  dasselbe  selbst  von  zar- 
ten Kindern  gut  ertragen:  an  der  Quelle  getrunken,  gewöhnt  man  sich 
auch  bald  an  den  unangenehmen  Geschmack.  In  der  Quantität  von 
5  —  10  Bechern  (zu  5  —  6  Unzen)  bei  Erwachsenen  und  1  —  2  Be- 
chern bei  Kindern  innerlich  angewandt,  empfindet  man,  aufser  ei- 
ner behaglichen  Wärme  im  Unterleibe,  weder  im  Magen  noch  in  dem 
Darmkanal  irgend  eine  Beschwerde  und  das  Wasser  wird  sehr  gut 
verdaut.  Gewöhnlich  erfolgen  2,  5  bis  10,  keineswegs  ermattende, 
Stuhlausleerungen ;  wirkt  es  nicht  auf  den  Stuhlgang,  so  ist  ein  Kly- 
stier  nöthig.  Wo  die  Stuhlausleerung  vermindert  ist,  wird  dagegen 
die  Urinsecretion  vermehrt,  wobei  sich  der  Appetit,  zuweilen  auch 
der  Durst  steigert.  —  Dieselben  Wirkungen  erfolgen  auch  nach  der 
äufsern  Anwendung  in  Form  von  Bädern,  die  in  der  Temperatur 
von  23  —  29°  R.  in  den  Vormittagsstunden  und  immer  l'/2  — 2  Stun- 
den vor  dem  Mittagsessen  genommen  werden.  Während  des  Ger 
brauchs  derselben  entsteht  eine  Röthe  auf  der  ganzen  Oberfläche  des 


1437 

Körpers,  Ameisenkriechen  uud  Stechen,  unter  vermehrter  Hautaus- 
dünstung. Oft  schuppt  sicli  während  der  Kur  die  Haut  ab  und  es 
tritt  ein  Badeausschlag  ein;  arthritische  und  rheumatische  Schmerzen 
werden  zuweilen  vermehrt,  was  als  ein  Zeichen  glücklichen  Erfolges 
angesehen   wird. 

Das  Mineralwasser  ist  contraindicirt  bei :  allen  durch 
Plethora  bedingten  oder  mit  Plethora  verbundenen  Krank- 
heiten, Entzündungen  und  fieberhaften  Zuständen,  Nei- 
gung- zu  Blutflüssen,  innern  Vereiterungen  oder  bei  Nei- 
gung dazu,  idiopathischen  Brustleiden,  Krankheiten  rein 
nervösen  Ursprungs,  Schwäche  der  Verdauungsorgane  und 
Neigung  zu  Durchfall,  Erschöpfung  der  Kräfte  durch 
Blut-  und  Säfteverlust  und  endlich  bei  allen  Formen  der 
Syphilis ,  deren  Zufälle  durch  den  Gebrauch  dieses  Was- 
sers entlarvt  und  verschlimmert  werden. 

Dagegen  hat  es  sich  vorzüglich  heilsam  bewährt  bei: 
Scropheln  in  allen  Formen  (Scrofula  florida  ausgenom- 
inen),  verjährten  scrophulös,en  Geschwüren,  Beinfrafs,  Kno- 
chcnauftreibung,  Geschwülsten,  Verkrümmungen,  —  chro- 
nischem Rheumatismus  und  Gicht,  letztere  besonders  wenn 
sie  von  Stockungen  und  Anschoppungen  in  den  Organen 
des  Unterleibes  begleitet  wird,  —  Krankheiten  von  krank- 
haft erhöhter  Venosität  in  den  der  Reproduction  vorste- 
henden Organen,  wie  Störungen  der  Verdauungs-  und  Assi- 
milationsverrichtungcn ,  Verschleimungen,  Hämorrhoidal- 
krankheiten,  materieller  Hypochondrie  und  Hysterie,  Phys- 
konien  und  Stockungen  in  den  Eingeweiden  des  Unter- 
leibes, namentlich  der  Leber,  der  Milz,  des  Uterus,  der 
Drüsen,  —  Weichselzopf,  —  chronischen  Hautausschlä- 
gen, besonders  Krätze  und  Flechten,  —  Krankheiten  von 
Mifsbrauch  metallischer  Mittel,  namentlich  des  Mercurs 
und  Bleis,  —  veralteten  rheumatischen,  gichtischen,  impe- 
tiginösen  Fufsgeschwüren. 

F.  Werner,  chemische  Anah-se  der  bei  Busk  befindlichen  Mi- 
neralquelle. (In  polnischer  Sprache  )  Warschau  1832. 

Franc.  Bcned  Bulikowski,  de  aquis  iiaturalibus  mcdicatis 
provinciarum  antiquae  Poloniae  etc.    Cracoviae  1834. 


The  od.  Hein  rieb,  Darstellung  der  chemischen  Anatyse  der 
Heilquellen  bei  Busko  in  der  Woiewodschaft  Krakau.  Warschau  1835. 

Hirszel  in:  Hufeland's  Journal  der  praktischen  Heilkunde. 
Bd.  LXXXH.  (1836.)  St.  3.  S.  119. 

ßerends  in:  Hufeland's  Journ.  der  praktischen  Heilkunde. 
Bd.  LXXXIII.  (1836.)  St.  6.  S.  92. 

Tchetirkin,  über  die  Buskischen  Wasser  im  Königreich  Po- 
len im  Gouvernement  Krakau.  (In  russ.  Sprache.)    Warschau  1838, 

Die  Schicefelguelle  zu  Solec,  in  der  Krakauer  Woiewod- 
schaft und  im  Stopnicer  Kreise,  von  Busko  2'/4  und  von  Krakau 
8  Meilen  entfernt,  ist  schon  lange  bekannt.  Das  Mineralwasser  hat 
die  Temperatur  von  12°  R.  und  enthält: 

nach  0  I  e  ar  i  u  s  nach  Sawiczewski 


inlOOTheilen: 

in  100  Unzen  : 

Chlornatrium 

1,9350  Th.       . 

.      750  Gr. 

Schwefelsaures  Natron 

0,0495  -*i 

,      ,        , 

Chlormagnesium  . 

0,1777  — 

o                   ,                         • 

Schwefelsaure  Talkerde     . 

0,1319  — 

.        18  — 

Kohlensaure,  Talkerde 

0,0161  — 

•           •           *               • 

Schwefelsaure  Kalkerde 

0,29-20  — 

,      .        60  -=■ 

Kohlensaure  Kalkerde 

0,0119  — 

19  — 

Chlorcalcium        .        , 

.... 

30  — 

Kieselerde    .... 

,        ,        ,        ,      , 

Spur 

Verlust         .        .        , 

, 

.      .        23  — 

2,6141  Th. 

900  Gr. 

Schwefelwasserstoffgas 

. .      6,691  Kub.Z. 

Kohlensaures  Gas 

2,803    — 

Das  Mineralwasser  hat    sich  in  Gicht,  Rheumatismus   und  Skro- 
pheln  als  sehr  heilsam  bewährt. 
Bulikowski  a.  a.  O.  p.  39. 

In  derselben  Gegend  sind  noch  zu  erwähnen  das  Schwefelwas- 
ser bei  Zbdroxo,  das  gegen  Gicht  und  Skropheln  sehr  gerühmt  wird, 
—  die  eisenhaltigen  Schwefelquellen  bei  Wislica,  21/.i  Meilen  von 
Busko  u.  a. 

Bulikowski  a.  a.  0.  p.  41. 

Die  Eisenquelle  zu  Gözdzihöw  in  der  Woiewodschaft  San- 
domir,  16  Meilen  von  Warschau. 

Das  Mineralwasser  ist  farblos,  durchsichtig,  geruchlos,  von  ei- 
nem angenehmen,  kaum  adstringirenden  Geschmack  und  der  Tempe- 
ratur von  6  —  9°  R.  Geschüttelt  entwickelt  es  Blasen  und  trübt  sich; 
dasselbe  geschieht,  wenn  es  der  Einwirkung  der  atmosphärischen 
Luft  ausgesetzt  wird,  und  überzieht  sich  mit  einem  schillernden  Häut- 
chen. Von  Rudnicki  und  Ad.  Kitajewski  chemisch  untersuch^ 
enthält  es  nach  Letzterem  in  100,000  Theilen: 


1439 

Kohlensaures  Eiseuoxjdul      ....        3,9240  Gr. 

Kieselerde 2,4213  — 

Kohlensaure  Kalkerde  ,  0,1876  < — 

Kohlensaures  Natron  mit  organischer  Substanz  1,5351  — 
Chlorcalcium  mit  Spuren  von  Chloruatrium         0,3837  — 

8,4517  Gr. 

Kohlensaures  Gas  in  100,000  Kub.Z.    .        .        4,520  Kub.Z. 

Stickstoff ;.  3,320    — 

Sauerstoff 0,410    — 

Man  wendet  es  mit  Nutzen  an  gegen  Nervenkrankheiten  von 
Schwäche,  Hypochondrie,  Hysterie,  Krämpfe,  unvollständige  Paraly- 
sis,  passive  Hämorrhagie,  Trägheit  der  Verdauungs-  und  Assimila- 
tionsorgane, chronische  Diarrhöe,  schleimige  Hämorrhoiden,  Würmer, 
Skropheln,  Rbacbitis, —  Schwäche  des-Uterins3stems,  Unfruchtbar- 
keit, männliches  Unvermögen,  Fluor  albus,  Erbrechen,  anfangende 
Schleimschwiudsucht  ohne  Entzündung,  . —  Scorbut,  —  Harn-  und 
Griesbeschwerden,  —  brandige  und  carciuomatöse  Geschwüre. 

Magazin  für  Heilk.  und  Naturwissenschaft,  herausg.  von  L.  Leo. 
Warschau  1S29.    St.  4. 

Bulikowski  a,  a.  O.  p.  61. 

Die  Schwefelquelle  bei  Bronoicice  in  der  Lubliner  Woie- 
wodschaft,  ist  noch  nicht  untersucht,  wird  aber  in  der  Umgend,  als 
gegen  Skropheln,  impetiginöse  Wunden  und  Geschwüre,  Obstructio- 
nen  der  Eingeweide  ü.  a.  wirksam,  sehr  gerühmt. 

Bulikovvski  a.  a.  O.  p.  41.     • 

Das  Eisenwasser  vph  Pfaleczow  in  der  Lubliner  Woiewod- 
schaft  ist  fast  farblos,,  durchscheinend,  von  styptischem  Geschmack 
und  der  Temperatur  von  8°  R.  bei  14°  R.  der  Atmosphäre.  Der  Ein- 
wirkung der  Luft  ausgesetzt  trübt  es  sich  und  schlägt  eiuen  gelben 
Bodensatz  nieder,  bedeckt  sich  auch  mit  einem  schillernden  Häutchen. 
Nach  Jos.  Celins'ki's  Analyse  enthalten  88,000  Gr.  des  Wassers: 

Kohlensaure  Kalkerde 46,000  Gr. 

Eisenoxyd        .        .        .        .        ...        17,435  — 

Chlorkalium  mit  Extractivstoff      .        .        .  9,000  — 

Kieselerde        .        .        .        ....        .        13,000  — 

A'erlust 2,565  — 

~8S~Ü00Gr.  " 
Kohlensaures  Gas ,        71,0  Kub.Z. 

Es  wird  in   denselben  Krankheiten,  wie    das  von  Gdzdzikow,  mit 
Nutzen  angewendet. 

Bei  dem  Dorfe  Slawin  ek,    eine   halbe  Meile  von  Lublin,   ent- 


1440 

springt  ein  Eisenwasser,   das  .von   den  Umwohnern   vielfach  benutzt, 
noch  einer  Analyse  entbehrt. 

B  u  1  i  k  o  w  s  k  i  a.  a.  0.  p.  63,  65. 


Das  Mineralwasser  zu  Warschau  wurde  im  J.  1792  bei 
Legung  eines  neuen  Strafsenpflasters  entdeckt,  hat  die  Temperatur  von 
8°  R.  bei  16°  R.  der  Atmosphäre  und  enthält  nach  der  Analyse  von 
Celinski  in  32,000  Gr.: 

Eisenoxyd      ..,*,..'.,  5  Gr. 

Kohlensaure  Kalkerde  ......  28  — 

Schwefelsaure  Kalkerde       *        ,        .        ,        ,  10  — 

Kieselerde  , 7  — 

Chlornntrium  .-,,,,.  22  — 

Cblorcalcium         ,        .        ,.       ,        ...  24  — 

~9b  Gr. 

Kohlensaures  Gas      -  .        .        ,        .        ,        .  30,0  Kub.Z. 

Atmosphärische  Luft    ......  2,0    — 

Es  wird  meistens  in  Form  von  Bädern  angewandt. 
Bulikowski  a.  a.  0.  p.  64. 


Die  Mineralquelle  von  Siekierki  auf  dem  Gebiet  der  Stadt 
Warschau,  an  der  Weichsel,  hat  ein  durchsichtiges  Wasser  von  schlam- 
migem Geruch,  dinteuartigem  Geschmack  und  der  Temperatur  von 
6  —  8°  R.,  das  nach  Jos.  Celinski's  Analyse  in  143,486  Gr.  enthält: 


Eisenoxyd    .        ,        .        , 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kieselerde    .        .        .        , 
Salpetersaure  Kalkerde       , 

Kohlensaures  Gas  .  . 
Sauerstoff  .... 
Stickstoff     .        ,        .        . 

Bulikowski  ä.  a.  0.  p.'  65. 


122  Gr. 
14  — 

12  — 

26  — 

4  — 

178  Gr. 

120  Kub.Z. 

3    — 
12    — 


Das  So  olbad  und  die  Salinen  von  Slonsk  an  der  Weich- 
sel liegt  bei  Ciechoczynek  in. der  Woiewodschaft  Masoviep,  in  einer 
sandigen,  nur  von  einförmiger  Fichteuwaldung  umgebenen  Gegend. 
Die  Salinen  bestehen  aus  zwei  grofsartigen  Gradirwerken,  auf  wel- 
che die  Soole  mittelst  zweier  Dampfmaschinen  geleitet  wird,  um  von 
hier  unter  der  Erde  nach  den  entfernt  und  tiefer  liegenden  Siedhäu- 
sern zu  fliefsen.  Weniger  vortheilhaft  ist  die  noch  in  der  Kindheit 
und  Entwickelung  begriffene  Badeanstalt  eingerichtet.  Sie  wurde  von 
der  Polnischen  Bank   begründet  und  au  einen  Privatmann  verpachtet, 


1441 


welcher  die  Oekonomie   wieder  anderweitig  vergeben,   zur  Besorgung 
der  Bäder  aber  einen  Bademeister  angestellt  bat. 

Auf  dem  Hofe  des  Etablissements  befindet  sich  der  Brunnen,  aus 
dem  die  Wannen  mit  Soole  gefüllt  werden,  und  in  einem  Seitenge- 
bäude die  Badeanstalt,  welche  aus  vier  Zimmern,  jedes  mit  zwei  Wan- 
nen, besteht.  Die  Badegäste  wohnen  entweder  im  Etablissement  oder 
in  den  für  die  bei  der  Saline  beschäftigten  Arbeiter  gebauten  Häusern 
in  einiger  Entfernung  von  der  Badeanstalt.  Der  Arzt  eines  nahe  ge- 
legenen Städtchens  kommt  wöchentlich  einige  Male  zur  Berathuug 
aer  Kurgäste  hierher. 

Nach  Heyer's,  Apothekers  in  Inowraclaw,  Analyse  enthalten 
24  Unzen  des  Soolwassers  eine  Unze  Salz,  welche  ungefähr  be- 
steht aus; 

Chlornatrium         .        .        ,        .        .        ,     .  .      350  Gr. 
Chlorcalcium  .        .        .        ,        .        ,        ,        10  — 

Chlormaguesium    .......        25  — 

Schwefelsaurem  Natron 70  — 

Schwefelsaurer  Kalkerde      .....  5  — 

Schwefelsaurer  Talkerde      .....        20  — 
Eisen      .........        Spuren 


480  Gr, 

Es  wird  besonders  gerühmt  gegen  hartnäckige   hepatische  Uebel, 

Römhild    in;   Med.  Zeitung  von   dem  Verein  für  Heilk.    1838. 
S.  102. 


Ein  anderes  Soolwasser  in  dem  Territorium  von  Ciechoczynek 
enthält  nach  des  Prof.  Adam  Kitajewski  Analyse  in  10,000  Th. : 


Schwefelsaures  Natron 

... 

373  — 

Chlormagnesium 

•         •        •        « 

223  — 

Kohlensaure  Talkerde 

.        • 

62  — 

Organische  Materie    . 

. 

Spur 

Schwefelsaure  Kalk-  uc 

d  Kieselerde 

274  — 

Bulikowski  a.  a.  O.  p.  53. 


8847  Th. 


Die  Mineralquelle  von  Mysliwczow  in  der  Woijewod- 
schaft  Kaiisch  wurde  1797  entdeckt  und  später  mit  den  nöthigen 
Bade -Einrichtungen  zu  ihrem  Gebrauch  versehen.  Nach  einer  von 
den  Aerzten  Morgenstern  und  Kramski  und  den  Apothekern 
Piotrowski  und  Nowierski  auf  Veranlassung  der  Regierung  au- 
gestellten Analyse  wurden  in  12  Unzen  Wasser  gefunden: 


1442 


Chlorcalcium 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde 
Extractivstoff       .        , 


Kohlensaures  Gas 


,        .        ,        3,5  Gr. 

3,5     -rr 

.        .        ,        1,5  - 

•  ,       .        1,0- 

•  ,  i       ■,       Spur 
9,5  Gr. 

.  .        3,643  Knb.Z. 

Obgleich  das  Mineralwasser  in  allen  Krankheiten,  welche  auf 
wahrer  Schwäche  beruhen,  namentlich  in  AVurmkrankheiten ,  Scro- 
pheln,  Chlorose,  Rhachitis,  Atrophie  der  Kinder,  Torpor  der  weibli- 
chen Gescblech^stheile,  Amenorrhoe,  Blennorrhoe  u.  a.  mit  dem  besten 
Erfolge  angewendet  worden,  ist  es  doch  seit  einem  Decennium  fast 
ganz  verlassen. 

Bulikowski  a.  a.  0.  p.  65. 

G.  G-  Pusch,  geognostische  Beschreibung  von  Polen  so  wie  der 
übrigen  Karpathen-Länder.   Tübingen  1837. 


C.    Die  Heilquellen  der  Moldau  und  Wallachei. 


a.    Die  Mineralquellen  der  Moldau: 

vrliue  Zweifel  ist  die  moldauisch-wallachische  Seite  der  Karpathen, 
■wenn  man  aus  der  Menge  von  Sauerbrunnen  auf  der  siebenbürgischen 
Seite  so  schliefsen  darf,  an  Mineralquellen  sehr  reich,  auch  haben 
Sulzer,  Hacquet  und  Wo  1  f  schon  früher,  neuerlich  auch  v.  We  r- 
nau  darüber  einzelne  Nachrichten  mitgetheilt.  Indessen  sind  sie  äu- 
fserst  vernachlässigt  und  kommen  theils  auf  hohen  Gebirgen,  theils 
in  dichten  Waldungen  vor.  An  Einrichtungen  zur  Aufnahme  der  Ba- 
degäste ist  daher  uicht  zu  denken  und  wo  man  Vorrichtungen  zu  Bä- 
dern trifft,  sind  sie  höchst  dürftig;  dennoch  sieht  mau  von  dem  Ge- 
brauch dieser  Wasser  bei  krätzigen,  herpetischen,  rheumatischen,  scro- 
phulösen  und  arthritischen  Leiden  sehr  häufig  die  heilsamsten  Folgen. 

Hacquet  führt  an,  dafs  hinter  der  Stadt  B  otoschany  oder 
Po  tu  seit,  an  gegen  Südwesten  kleine  Anhöhen  mit  weitschichtiger 
Waldung,  mit  fast  undurchdringlichen  Sümpfen  angefüllt,  sich  finden, 
in  welchen  viele  kalte  Schwefelwasser  zu  Tage  kommen. 

W'olf  berichtet:  Wenn  man  vor  der  siebenbürgischen  Oitoser 
Contumaz  bei  dem  ersten  moldauischen  Gebirgsdorfe  Herrschet  vor- 
bei bis  nach  dem  nächsten  Dorfe  Gr  oss  eseht  kommt,  so  empfindet 
man  schon  von  weitem  einen  starken  Schwefelgeruch  und  sieht  bald 
einige  schwefelhaltige  Wasserquellen,  die  sich  in  den  Flufs  Oitos  er- 
ergiefsen.  Wendet  man  sielt  wieder  gegen  die  Okna  zu,  so  trifft 
man  einige  nicht  unbeträchtliche  Quellen  mit  Bergtheer,  welchen  die 
Moldauer  Pekura,  die  Siebenbürger  aber  Duhot  nennen,  und  dessen 
sie  sich  zum  Schmieren  ihrer  Wagen  und  des  Pferdegeschirrs  bedie- 
nen; auch  pflegen  sie  ihn  bei  Wunden  des  Viehes  anzuwenden,  be- 
sonders in  der  Sommerhitze,  um  die  Insecten  davon  abzuhalten.  Ver- 
folgt man  aber  den  gradeu  Weg  nach  Grosseseht  über  Bakeu  und 
Roman  bis  an  deu  Sereth  flufs,  so  trifft  man  gleich  rechter  Hand, 
noch  ehe  mau  über  diesen  Flufs  setzt,  in  den  nahe  gelegenen  Wal- 
dungen eine  starke  schwefelhaltige  Wasserquelle,  die  eben  so  ver- 
nachlässigt ist,  als  die  sich  im  Rianzer  Gebiete  an  der  Grenze  der 
Karpathen,  gegen  Siebenbürgen  hiu,  findet. 

Nach  v.  Wernau  kommen  zu  Bor  ha  im  Sutschanener  Districte 


1444 

in  den  Wäldern  Mineralwässer  von  ausgezeichneter  Wirkung  vor,  de- 
ren wirksame  Bestandteile  man  aber  noch  nich  kennt ;  —  ferner  zu 
Strunga  in  der  Nähe  von  Jassy  kalte  schwefel-  und  eisenhaltige 
Quellen,  —  und  zu  Slanik  in  den  Karpathen  im  District  Bakeu 
ähnliche  Quellen. 

Sulzerj  Geschichte  des  transalpinischen  Daciens.   Wien  1781. 

Hacquet,  neueste  physicalisch-polit.  Reisen  in  den  Jahren  1788 
und  1789  durch  die  dacischen  und  sarmatischen  oder  nördlichen  Kar- 
pathen.   Nürnberg  1798. 

Wolf,  Beiträge  zu  einer  stat.  bist.  Beschreibung  des  Fürsten- 
thums  Moldau.    Herrmannstadt  1808. 

Buchner's  Repertorium.  1833.  Heft  3. 

Constantin  Edler  v.  Wernau,  rudimentum  pbysiographiae 
Moldaviae.  Diss.  ßudae  1836. 

Brände  S)  Archiv  der  Pharmacie.  2.  Reihe  Bd.  XXII.  1840. 
S.  215. 


b.    Die  Mineralquellen  der  Wallachei: 

Die  einzigen  Nachrichten  über  diesen  Gegenstand  verdanken  wir 
dem  Dr.  Silier^  Welcher  nach  Beendigung  des  Krieges  der  Russen 
gegen  die  Türken  im  J.  1830  von  seineu  Obern  den  Auftrag  erhielt, 
den  nördlichen  Theil  der  Wallachei  zu  bereisen  und  die  daselbst  be- 
findlichen Mineralquellen  einer  chemischen  Analyse  zu  unterwerfen. 
Es  stellte  sich  dabei  heraus ,  dafs  jene  ganze  Gegend  keinen  Sauer- 
brunnen besitzt,  während  doch  das  benachbarte  Siebenbürgen  deren 
sehr  viele  hat.  Schwefel  und  Kochsalz  sind  die  Bestandtheile,  auf 
welche  fast  überall  der  Fufs  in  der  nördlichen  Wallachei  tritt;  man 
findet  daher  auch  Schwefelwasserstoff  und  Kochsalz  fast  in  jeder 
Quelle  jener  Gegend  in  verschiedenen  Verhältnissen  vereinigt. 

1.  Die  Schwefelquelle  bei  dem  Dorfe  Bobotsch.  Das 
Wasser  derselben  ist  farblos,  fast  klar,  mit  wenigen  darin  schwim- 
menden Schwefelflöckchen,  besitzt  einen  merklich  schwefeligen  Ge- 
ruch, einen  Geschmack  nach  Schwefelleber  und  Kochsalz,  eine  Tem- 
peratur von  9,5°  R.  und  bei  12°  R.  ein  specif.  Gewicht  von  1,004. 
Seinen  Schwefelwasserstoffgehalt  verliert  es  beim  Kochen  gänzlich. 
Ein  Pfund  des  Wassers  enthält: 

Chlornatrium 19,127  Gr. 

Schwefelsaure  Kalkerde  .        .        .        .  3,206  — 

Schwefelwasserstoffes  ....  0,791  — 

Kohlensaures  Gas  .        *        .        .        .        .  Spuren 

23,124  Gr. 

2.  Die  Schwefelquelle  bei  dem  Dorfe  Finceschti.  Das 
Wasser  dsrselben  ist  vollkommen  klar  und  farblos,  wird  jedoch  bei 
längerem  Stehen  unter  Zutritt  der  Luft  etwas  opalisirend,  besitzt  ei- 


1445 

hen  hepatischen  Geruch,  ehen  solchen,  etwas  salzig-bittern  Geschmack, 
die  Temperatur  von  10°  R.  und  hei  12°  R.  das  specif.  Gewicht  von 
1,005.  Die  Quelle  liefert  in  2  Minuten  71/,  Pfuud  Wasser,  das  durch 
Kochen  seinen  Schwefelwasserstoffgehalt  völlig  verliert.  Ein  Pfund 
des  Wassers  enthält: 

Schwefelsaures  Natron  .        9,773  Gr. 

Chlornatrium     ..*».**        9,9l4  — 
Schwefelsaure  Talkerde  *  7,204  — 

Kohlensaure  Kalkerde      .         .         *         .         .        1,753  — 
Schwefelwasserstoffgas    . .  .    »    .     .        4        .        1,078  — 

29,722Gt. 
3.  Die  Mineral  quellen  h  ei  dem  D  orfe  Sibitschiudi  Suz: 
a.  Die  Eisenquelle  liefert  in  jeder  Minute  drei  Pfund  eines 
vollkommen  farblosen,   krystallhellen,  geruchlosen  Wassers  von  stark 
styptischem ,    eisenhaftem  Geschmack ,  9°  R    Temperatur  uud    einem 
specif.  Gewichte  bei  12°  R.  von  1,006    Ein  Pfund  dieses  Wassers  enthält: 
Eisenvitriol      .        .  '      *        .        .        *        .  6,610  Gr4 

Saure  schwefelsaure  Thonerde      .        .        .        21,714  — 

28,324  Gr. "" 

Mehrere  in  den  Bestandteilen  gleiche,  nur  schwächere,  in  der 
Gegend  vorkommende  Eisenquellen  sind  als  Mischungen  dieser  mit 
gewöhnlichem  Wasser  zu  betrachten,  da  sie  die  angeführten  Bestand- 
teile in  viel  geringerer  Menge  enthalten. 

b.  Die  alkalische  Schwefelquelle  liefert  ein  grünlich  trü- 
bes Wasser,  das  aber  durchs  Filtriren  vollkommen  klar  uud  farblos 
wird,  unter  Zurücklassung  eines  grünlich  schwarzen  Pulvers.  Es  riecht 
wie  frische  Schwefelleber,  schmeckt  alkalisch-schwefelleberartig,  hat 
die  Temperatur  von  12,5°  R.  und  bei  dieser  das  specif.  Gewicht  von 
1,006.  Der  Schwefelwasserstoff  ist  in  diesem  Wasser  nicht  frei, 
sondern  locker  an  Basen  gebunden  und  wird  daher  auch  nur  durch 
Glühen  des  nach  dem  Abdampfen  hinterbliebenen  Rückstandes  gänz- 
lich entfernt.     Ein  Pfund  des  Wassers  enthält: 

Schwefelwasserstoff 2,999Gr. 

Chlornatrium 1,000  — 

Schwefelsaures  Natron     .....        2,400  — 

Kohlensaures  Natron 19,900  — 

Kohlensaure  Talkerde      .....        6,969  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1,468  — 

Schwefeleisen,  schwebend       ....        0,750  — 


35,486  Gr. 

Aufser  dieser  Quelle  giebt  es  in  der  Nähe  derselben  noch  eine 
Menge  ähnlicher,  in  ihren  Bestandteilen  derselben  völlig  gleicher 
Quellen,  in  denen  nur  die  Menge  des  darin  schwebenden  Schwefelei- 
seus  variirt  (bis  zu  4  Gr.  im  Pfunde).  Ihre  Ergiebigkeit  ist  so  grofs, 
dafs  im  Falle  einer  Badeeinrichtung  an  Wasser  immer  reichlich  Vor- 


1446 

rath  sein  würde.    Die  Bewohner  der  Umgegend  bedienen  sich  dessel- 
ben zu  Bädern  mit  Vortlieil  gegen  Gicht  und  andere  Krankheiton. 

c.  Die  Kochsalzquelle,  etwa  drei  Werste  vom  Dorre  ent- 
fernt, überzieht  an  ihrem  Ursprünge  alle  Gegenstände  mit  einer  star- 
ken Salzkruste.  Ihr  Wasser  ist  farblos  und  klar,  läfst  jedoch  nach 
einigem  Stehen  einen  geringen  gelblichen  Bodensatz  fallen,  von  stark 
salzigem  Geschmack,  geruchlos,  hat  eine  Temperatur  von  11°  R.  und 
besitzt  die  specif. Schwere  von  1,307.  EinPfund  dieser Salzsoole  enthält: 
Chlornatrium    ..*.-.•.        .        .    1557,875  Gr. 


Schwefelsaures  Natron  .    • 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlormagnesium 
Kohlensaures  Eisenoxydul 


39,927  *- 

10,106  — 

10,795  — 

0,263  — • 

1618,96b  tir. 


Der  Umstand,  dafs  diese  Salzsoole  mit  Kochsalz  vollkommen  ge- 
sättigt ist,  läfst  vermuthen  ,  dafs  in  der  Nähe  des  Ortes,  wo  sie  zu 
Tage  kommt,  ein  Kochsalzlager  vorhanden  ist. 

Ferner  befindet  sich  in  dem  Dorfe  Poseschte  ein  Schwefelwas- 
ser, das  aber  arm  au  Schwefelwasserstoff  ist  und  aufserdem  geringe  Men- 
gen von  schwefelsaurem  und  kohlensaurem  Kalk,  sehr  wenig  Chlorna- 
trium und  eine  Spur  von  Talkerde  enthält,  —  in  dem  Dorfe  Slun 
nahe  bei  dem  Städtchen  Walein  ein  noch  schwächeres  Schwefelwas- 
ser, —  und  in  dem  Dorfe  Boikoi  eine  Exhalation  von  Kohlenwas- 
serstoffgas :  auf  einem  lehmigen  Boden  ist  hier  eine  Stelle,  welche, 
wenn  sie  trocken  ist,  einen  schwachen  Geruch  nach  Steinö'I  besitzt 
und,  wenn  man  Feuer  darauf  anlegt,  in  einem  Umkreise  von  15  Schrit- 
ten mit  Flammen  brennt;  wenn  es  regnet,  so  geräth  das  sich  hier 
aufsammelnde  Wasser  in  eine  dem  Sieden  ähnliche  Bewegung.  Bei- 
des, das  Brennen  des  Erdreichs  ,  wie  das  Aufwallen  des  Wassers  ist 
dem,  sich  mit  dem  Bergöl  zugleich  bildenden  Kohlenwasserstoffgase 
zuzuschreiben,  welches,  wenn  der  Ort  trocken  ist,  uubemerkbar  ent- 
weicht, durch  das  sich  ansammelnde  Wasser  aber  mit  Geräusch  durch- 
streicht. 

4<  Die  Schwefelquelle  bei  dem  Dorfe  Bräsa  liefert  ein 
vollkommen  klares,  farbloses  Wasser,  das  nach  Schwefelwasserstoff 
riecht,  eben  danach  und  etwas  salzig  schmeckt,  eine  Temperatur  von 
8°  R. ,  bei  12°  R.  ein  speciL  Gewicht,  von  1,0024  besitzt  und  durchs 
Kochen  seinen  Schwefelwasserstoff  gänzlich  verliert.  Es  enthält  in 
einem  Pfunde :       .... 

Schwefelwasserstoff    -      .  •     .'  '  \        .        .        1,510  Gr. 

Chlornatrium 0,608  — 

Schwefelsaures  Natron 0,742  — 

Kohlensaure  Kalkerde 2,624  — 

5,484  Gr. 

5.  Die  Schiv  e  fei  eisen  quelle  zu  Otschin  bei  Bräsa  giebt 
ein  Wasser  von  schwärzlich  trübem  Ansehn,  das  sich    durch    ruhiges 

Ste- 


1447 

Stehen  unter  Absetzung  eines  grünlich-schwarzen  Bodensatzes  klärt,  ei- 
nen scbwefelleberartigen  eisenbafteu  Geruch  und  einen  eben  solchen, 
bitterlich-salzigen,  höchst  widerlichen  Geschmack,  eine  Temperatur 
von  10°  R.,  bei  12°  R.  ein  specif.  Gewicht  von  1,00S  hat  uud  durch 
Abdampfen  und  mäfsiges  Glühen  des  Rückstandes  seinen  Schwefel- 
wasserstoffgehalt  verliert.    Ein  Pfund  desselben  enthält: 

Schwefelwasserstoff,  zum  Theil  an  INatron  gebunden  2,65SGr. 

Chlornatrium 5,ül5  — 

Schwefelsaures  Natron 14,111  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 7,457  — 

Schwefelsaure  Talkerde  ;  5,043  — 

Schwefeleisen,  im  Wasser  schwebend  .        .        .        3,755  — 

38,039  Gr. 

6.  Die  Schwefelquelle  in  dem  Flecken  PutscJios  bei 
dem  Dorfe  Serbon  e  sehte.  Das  Wasser  derselben,  das  sich  in  ei- 
nem offenen  hölzernen  Behälter  ansammelt,  ist  etwas  schwärzlich- 
trübe,  wird  aber  nach  einiger  Ruhe,  Unter  Ablagerung  eines  schwärz- 
lichen Pulvers,  wasserhell,  schmeckt  nach  Schwefelwasserstoff  und 
widerlich  salzig,  hat  eine  nach  der  Luft  wechselnde  Temperatur,  bei 
12°  R.  das  specif.  Gewicht  von  1,0056  und  verliert  durch  längeres  Ko- 
chen seinen  Schwefelwasserstoff  gänzlich.  Ein  Pfund  desselben  enthält: 

Schwefelwasserstoff          .....  1,760  Gr. 

Chlornatrium 3,965  — 

Schwefelsaures  Natron 15,942  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 4,403  — 

Schwefelsaure  Talkerde 32,651  — 

Kohlensaure  Talkerde 3,746  — 

•  Schwefeleisen,  schwebend        ....  0,666  — 

63,133  Gr. 

7.  Die  Sehw  efelquelle  bei  dem  Städtchen  Kimp alungi 
giebt  ein  Wasser  von  einer  in's  Grünliche  schillernden  Farbe,  das  sich 
aber  durch  Filtriren  vollkommen  klar  darstellen  läfst;  es  riecht  und 
schmeckt  nach  Schwefelwasserstoff,  aufserdem  salzig,  hat ,  da  es  sich 
in  einem  offenen  hölzernen  Behälter  ansammelt,  eine  von  Luft  und 
Sonnenschein  abhängige  Temperatur  und  bei  12°  R.  das  specif.  Gew. 
von  1,003  Durch  Kochen  verliert  sich  der  Schwefelwasserstoff  gänz- 
lich.    Ein  Pfund  des  Wassers  enthält: 

Schwefelwasserstoff  .        .        .        .        .        0,S26  Gr. 

Chlornatrium     .        . 12,857  — 

Chlorcalcium 4,077  — 

Schwefeleisen 0,166  — 

T7,926Gr7~ 

Zwei    andere,   150   Klaffer   von  dieser    entfernte    Quellen    h::brn 
dieselben  Bestandteile  und  Mischungsverhältnisse,  nur  mit    dem  Un- 
terschiede, dafs  in  beiden  kein  Schwefeleisen  vorhanden  war. 
III.  Theil.  Zzzz 


1448 

8.  Die  geschwefelte  Salzquelle  bei  dem  Städtchen 
Kalimane  ste  liefert  ein  farbloses  und  kristallklares  Wasser  von 
einem  starken  Geruch  nach  Schwefelwasserstoffgas,  einem  eben  sol- 
chen stark  salzigem  Geschmack,  8°  R.  Temperatur,  bei  12°  R.  1,016 
specif  Gewicht,  und  verliert  durch  Kochen  seinen  Schwefelwasser- 
stoff vollkommen.     Ein  Pfund  desselben  enthält: 

Schwefelwasserstoff  .....        2,695  Gr. 

Chlornatrium 104,384  — 

Chlormagnesium 14,634  — 

Chlorcalcium  .       ' 10,061  — 

Kohlensaure  Kalkerde 1,660  — 

133,434  Gr. 

9.  Die  g  eschwe  f  elte  Salzquelle  bei  dem  Klo  ster  Kosia 
besitzt  die  nämlichen  physischen  Eigenschaften,  wie  die  vorige,  nur 
hat  ihr  Wasser  ein  geringeres  specif.  Gewicht,  nämlich  bei  12°  R. 
1,0064.     Ein  Pfund  desselben  enthält: 

Schwefelwasserstoff 1,039  Gr. 


Chlornatrium 
Chlorcalcium 
Chlormagnesium 
Kohlensaure  Kalkerde 


39,495  — 
3,753  — 
5,625  — 
0,631  — 


50,543  Gr. 

10.  Die  ScJitv  e  f  el  quelle  nahe  bei  demDorfeOloneschti 
verhält  sich  in  ihren  physischen  Eigenschaften  wie  die  beiden  vori- 
geu,  hat  die  Temperatur  von  9°  R.  und  bei  12°  R.  1,008  specif.  Ge- 
wicht.    Ein  Pfund  des  Wassers  enthält: 

Schwefelwasserstoff  .  •      .         .         .      ,  .         1,673  Gr. 

Chlornatrium     ........      50,233  — 

Chlorcalcium 11,427  — 

Chlormagnesium 9,093  — 

72,426  Gr. 

11.  Die  Schwefelquelle  bei  dem  Dorfe  Glogowa  hat 
dieselben  physischen  Eigenschaften  wie  die  vorigen,  nur  einen  gerin- 
gern Salzgehalt,  10°  R.  Temperatur  uud  ein  von  dem  des  gemeinen 
Wassers  fast  gar  nicht  verschiedenes  specif.  Gewicht.  In  einem 
Pfunde  des  Wassers  sind  enthalten: 

Schwefelwasserstoff         .... 

Chlornatrium 

Chlorcalcium     ...  .        . 


2,178  Gr. 
2,082  — 
1,531  — 
5,791  Gr. 


C.  F.  Ed.  Silier  in:  Brandes,  Archiv  der  Pharmacie.  2.  Reihe. 
Bd.  XXII.  1840.  S.  3U9— 332. 


Zehnte  Abtheilung. 

Die    Heilquellen   des   Königreichs 
Griechenland. 


Zzzz  2 


Ijeographische  Uebersicht.  Das  Häinusgebirge, 
das  vom  Adriatischen  bis  zum  Schwarzen  Meere  quer  von 
West  nach  Ost  zieht,  schneidet  die  türkisch-griechische 
Halbinsel  von  dem  Festlande  ab.  Fast  unter  rechtem  Win- 
kel schliefst  sich  daran  der  Gebirgszug,  der  von  Norden 
nach  Süden  die  Halbinsel  durchläuft  und  das  Gerippe  der 
vorspringenden  Halbinsel  bildet;  auf  dem  Wege  von  Jan- 
nina nach  Thessalien  wird  derselbe  bei  dem  Orte  Mezzovo, 
der  diesem  alten  Pindus  seinen  neueren  Namen  giebt,  über- 
schritten. Da ,  wo  zwischen  dem  ambracischen  und  lami- 
schen  Golf  jetzt  die  Grenze  zwischen  der  Türkei  und  Grie- 
chenland hinläuft,  biegt  das  Gebirge  nach  Südost  um  und 
sendet  den  Oeta  bis  an  den  Euripus,  der  Euböa  xom  Fest- 
lande trennt.  An  ihm  entläng  und  über  ihn  fort  führt  die 
alte  berühmte  Strafse  der  Thermopylen  nach  Budonitza 
hinüber  zu  dem  tiefen  Kessel  in  Böotien,  in  welchem  der 
Cephissus  zum  Kopais-See  abfliefst,  und  weloher  auf  sei- 
ner Südseite  von  den  vielfach  besungenen  Bergen  des  Par- 
nassus,  Helikon  und  Cithäron  begrenzt  wird.  Die  Fort- 
setzung dieses  Zuges  erreicht  in  Attika  im  Vorgebirge 
Sunium,  wo  der  Tempel  der  Minerva  noch  jetzt  das  Meer 
überschaut,  sein  Ende. 

Dieser  ganze  Gebirgszug  besteht  aus  grauem  Kalk- 
stein mit  steilen  und  vielfach  zerrissenen  Abfällen,  die 
Gipfel  einen  grofsen  Theil  des  Jahres  mit  Schnee  bedeckt, 


1452 

dazwischen  die  lachendsten  Thäler,   aus  denen  sich  Wal- 
dungen weit  hinaufziehen. 

Auf  dem  Isthmus  zwischen  dem  korinthischen  und  sa- 
ronisehen  Golfe  fällt  das  Gebirge  so  bedeutend  ab,  dafe 
schon  im  Alterthum  der  Plan  gefafst  wurde,  beide  Meer- 
busen mit  einander  zu  verbinden.  Morca  umfafst  das 
2000  F.  hohe  rauhe  arkadische  Hochland  in  seiner  Mitte, 
das  der  Alpheus  durchfliefst,  der  unterhalb  Olympia's  sich 
ins  Meör  stürzt,  um  sich  nach  der  Sage  mit  der  syrakusi- 
echen  süfsen  Quelle  der  Nymphe  Arethusa  zu  vereinigen. 
Von  allen  Seiten  ist  es  von  7000  F.  hohen,  zum  Theil  stark 
angebauten  und  noch  auf  ihren  Gipfeln  mit  einem  bunten 
Blumenteppich  bedeckten  Gebirgen  eingeschlossen,  von  de- 
nen der  Taygetus  bis  zum  Cap  Matapan  hinabreicht,  vor 
dessen  Westseite  das  kleine  isolirte  Hochland  Messeniens 
liegt. 

Eine  bedeutende  Bereicherung  hat  Griechenland  durch 
die  zahlreichen  Inseln  im  Westen  und  Osten  erhalten ;  dort 
sind  es  die  ionischen,  hier  die  griechischen,  unter  denen 
die  Cycladen  als  eine  Fortsetzung  von  Negroponte  ring- 
förmig bei  einander  liegen,  meist  aus  Schiefer  und  Granit 
bestehen,  auf  denen  Kalk  und  weifser  Marmor  aufliegt  und 
die  zum  Theil  vulkanische  Erscheinungen  zeigen. 

Auch  auf  diesem  Gebiete  fehlt  es  nicht  an  näheren 
oder  entfernteren  Andeutungen  einer  Verbindung  nament- 
lich des  mittäglichen  Griechenlands  mit  dem  grolsen  mit- 
telmeerischen  Vulcanzuge;  doch  ist  von  der  innern  Be- 
schaffenheit der  Gebirge  Griechenlands  noch  nicht  genug 
bekannt,  um  mit  Genauigkeit  angeben  zu  können,  welche 
Theile  mit  dem  meisten  Rechte  als  altvulkanische  Gegen- 
den zu  betrachten  sind.  Indessen  scheint  sich  die  Grenze 
zwischen  den  südlicher  liegenden  vulkanischen  Theilen  und 
den  nördlichem  und  nordöstlichem  Kalkstein-  und  Thon- 
schiefergebirgen  ungefähr  von  den  nördlicheren  Cykladen 
Tino,  Andro  u.  s.  w.  in  nordwestlicher  Richtung  durch 
Griechenland  bis  in  die  nördlich  von  Korfu  liegenden  Kü- 


1453 


stengegenden  zu  erstrecken.  Die  Gebirgszüge  in  den  von 
dieser  Linie  nördlich  liegenden  Gegenden  und  auch  die 
Anne  derselben,  welche  sie  durch  Livadien  nach  dem  Meer- 
busen von  Patras  zu  strecken ,  bestehen  aus  Kalkstein, 
welchem  die  Erdbeben  vorzüglich  eigen  zu  sein  scheinen. 

Zu  den  vulkanischen  Erscheinungen  dieses  Landes  gehören,  au- 
fser  den  Thermalquellen,  deren  sich  hier  viele  finden,  auch  die  sehr 
merkwürdigen,  schon  von  den  Alten  gekannten  (vergl.  S  tr  aho  L.  VII. 
T.  II.  p.  425;  Plinius,  H.  N.,  L.  II.  c.  106;  Plutarch  im  Sulla 
c.  51,  Dio  Cassius,  Hist.  L.  XLI.  fin.),  Asphalt-Lager  und 
brennenden  Felder,  wie  wir  ähnliche  schon  bei  Baku  (vergl.  S.  1431) 
und  Pietra  Mala  (vergl  S.  906)  beschrieben  haben,  und  die  sich  hier 
an  dem  nordwestlichen  Eude  der  eben  erwähnten  Grenzlinie,  bei 
dem  alten  Apollonia,  jetzt  Polina,  zunächst  bei  dem  Orte  Se- 
lenitza  am  Flufs  Viosa  befinden.  Die  Asphalt- Lager  stehen  iu 
einem  Bezirke  von  vier  engl.  Meilen  im  Umkreise  theilweise  zu  Tage 
aus  und  werden  benutzt.  Nur  eine  leichte  Decke  von  kalkigem  Ge- 
stein und  schiefrigem  Thone  liegt  über  ihnen,  und  sie  sind  weit  über 
40  Fufs  mächtig.  Daselbst  steigt  an  mehreren  Stellen  entzündliches 
Gas  aus  dem  Boden  auf,  welcher  erwärmt  zu  sein  scheint,  und  meh- 
rere dieser  Stellen  sind  von  Vegetation  entblöfst.  Holland  fand 
daselbst  eine  Wasserquelle,  die  einen  Tümpfe!  bildete,  aus  welchem 
unaufhörlich  Blasen  aufstiegen :  das  Gas  in  demselben  wurde  bei  der 
Untersuchung  für  Schwefelwasserstoffgas  erkannt  und  entzündete  sich 
am  Lichte  sogleich ;  auf  dem  Boden  entzündet,  verbreitete  sich  die 
Flamme  umher,  und  diese  Flammen  sollen  sich  dort  oft  mehrere  Wo- 
chen, besonders  nach  starkem  Regen,  zeigen. 

Ueber  die  Temperatur  der  Quellen  Griechenlands 
hat  Puillon-Boblaye  im  J.  1830  interessante  Beobach- 
tungen angestellt,*)  die  wir  in  nachfolgenden  Tabellen  mit- 
theilen: 

1.     Grofse  Quellen,  Kephalovri&y,  nahe  am  Meere,  am  Ostabhange 
des  Peloponnes: 

I    Geogr.    I  Höhe  üb.  I        Temperatur 
Quelle:  Breite:      d.  Meere  der  Luft:  d.  Quelle: 

Metre:  C°  C° 


des  Erasiuus  bei  Argos     . 

37°  36' 

15  -  20 

i7%5 

von  Lerna 

37     33 

3-4 

17  ,0 

von  Mousto  bei  Astros 

37    24 

einige 

14° 

18  ,0 

dito  (nach  Virlet) 

dito 

17  ,5 

von  Lenidi  (nach  Viilet)  . 

36°  58' 

einige 

16  ,5 

°)  Coinpte  rendue.  1837.  I.  p.  337-,  —  Poggeudorff 's  Aunalen. 
1837.  Nr.  3.  p.  405. 


1454 


Quelle: 


Geogr.    I  Höhe  üb.  I         Temperatur 
Breite:       d.  Meere   der  Luft : Id.  Quelle  j 
I    Metre:  C°  C° 


Scala  in  Helos 

dito       .         . 
Trinissa 

Maratlionisi         . 
Vouilla 

Pigadia   (Brunnen) 
Port    Hagios    Georgios    oder 
Veloiiidia  bei  Cap  Malna 


36°  50' 

10  etwa 

23° 

dito 

36°  47' 

2 

36  46 

2  -r  3 

22 

36  44 

*4,5 

36  32 

36  28 

25  —  39 

2.     Höher  liegende  Quellen : 


Hayani         .... 
Giorgitsj      .... 
Tenecs,  Ebene  Orchomenos 
Ghiotsa,  am  See  Phonia    . 
Parnes  .... 

am  Meere  .... 


37°  02' 
37  12 
37    45 

37  48 

38  10 
37    31 


250 
350 
643 
825 
900—1000 
0 


17°,5 

17  ,9 

18  ,0 
17  ,5 

17  ,0 

18  ,5 

19  ,0 


15°,22 
15  ,25 
13  ,00 
11  ,50 
11  ,00 
17  ,41 


Die  letztere  Angabe  ist  das  Mittel  aus  den  drei  ersten  Quellen? 
Beobachtungen  der  Tafel  1.  Aus  den  Resultaten  der  Tafel  2.  be- 
rechnet Pouillon- Bob  laye  die  Höhe,  welche  1°  C.  Temperatur-Abr 
nähme  entspricht,  der  Reihe  nach  zu:  114,  162,  146,  139  und  150  (bis 
167)  Metres,  während  Saussure  in  den  Alpen  154  Metres  fand ,  die 
jährlichen  Mittel  der  Beobachtungen  auf  dem  grofsen  St.  Bernhard  200 
Metres  ergeben  und  v.  Humboldt  über  demAequator  200 Metres  erhält. 

Nach  den  Nachrichten,  die  uns  die  Schriftsteller  des 
Alterthums  hinterlassen  haben,  und  solchen,  die  wir  neuern 
Reisenden  verdanken,  zu  schliefsen,  birgt  Griechenland 
einen  reichen  Schatz  von  Heilwässern,  namentlich  von 
Thermalquellen,  deren  mehrere  schon  im  Alterthum  benutzt 
wurden ;  aber  die  Nacht  der  Barbarei,  welche  während  der 
Jahrhunderte  langen  Herrschaft  der  Türken  auf  diesem 
schönen  Lande  lag-,  hinderte  auch  das  Emporkommen  von 
Anstalten  zu  ihrer  zweckmäfsigen  Benutzung.  Das  nun 
wieder  erstandene  Land  bietet  zwar  auch  gegenwärtig  noch 
keine  Badeanstalten  dar,  wie  sie  das  moderne  Europa  be? 
sitzt;  doch  widmet  die  neue  Regierung  fortwährend  die- 
sem Schatze  an  kräftigen  Heilquellen  ihre  Aufmerksamkeit, 
und  es  ist  mit  Sicherheit  vorauszusehen,  dafs  Griechenland 
sich  später  ebenfalls  einer  Anzahl  Bäder  von  europäischem 
Rufe  zu  erfreuen  haben  wird.  Bereits  sind  mehrere  der 
Avirksamsten  Mineralquellen  chemisch  untersucht,   bei  einU 


1455 

gen  auch  Einrichtungen  zu  einer  kurmäfsigcn  Benutzung 
getroffen;  in  ersterer  Beziehung  hat  sich  besonders  Xav. 
Land  er  er,  Professor  der  Chemie  an  der  Universität 
Athen,  durch  den  wir  mehrere  der  von  ihm  untersuchten 
Thermen  näher  kennen  gelernt  haben,  Verdienste  erworben. 

H.  Holland,  Travels  in  tue  Joniau  Islands,  Albaina,  Thes? 
saly  etc.   London  1S15. 

Legb,  Narrative  of  a  journey  in  Egypt.  Londou  1817.  2.  edit. 
p.  7  ff. 

v.  Hoff,  Geschichte  der  Veränderungen  etc.  a.  a.  0.  Th.  II. 
S.  148  ff. 

Hallische  Literatur-Zeitung.  1836.  Nr.  39.  40. 

Dr.  Landerer,  die  Heilquellen  in  Griechenland.  Beschreibung 
der  Heilquellen  von  Patradgik,  Aidipso  und  der  Thermopylen.  Bam- 
berg 1837. 

A.  Grisebach,  Reise  durch  Rumelien  und  nach  Brussa  im 
J.  1839.  2  Bände.  Göttingen  1841. 


Die  Schw efe Itherme  von  Patradgik  entspringt 
auf  dem  Wege  von  Lamia  (Zeitun)  nach  Patradgik  (Hy- 
pate),  ungefähr  eine  halbe  Stunde  von  letzterem  entfernt, 
einem  sich  sanft  aus  der  Mitte  eines  Platanenhains  erhe- 
benden, mit  kalkhaltigen  Incrustationen  ganz  überdeckten 
Hügel. 

Ausgezeichnet  ist  die  Lage  dieser,  durch  den  Reichthum  ihrer 
Bestandteile  künftig  gewifs  einen  ausgezeichneten  Rang  unter  den 
Heilquellen  einzunehmen  bestimmten  Therme:  im  Süden  der  Oeta, 
südwestlich  das  an  steilen  Gebirgswänden  romantisch  gelegene  Pa- 
tradgik, im  Westen  der  Pindus  und  im  Norden  die  Ausläufer  dessel- 
ben gegen  Zeitun,  bietet  sich  im  Osten  die  prachtvolle  Aussicht  auf 
das  nahe  Meer  dar.  Aufserdem  wird  durch  die  Nähe  der  Städte  Pa? 
tradgik  und  Zeitun  die  künftige  Benutzung  der  Therme,  die  jetzt  noch 
der  nöthigen  Einrichtungen  für  die  Bequemlichkeit  der  Badenden  und 
zum  Schutz  gegen  atmosphärische  Einwirkungen  entbehrt,  sehr  er- 
leichtert werden.  Vorhandeue  Spuren  weisen  nach  Lander  er  auch 
auf  das  ehemalige  Vorhandensein  eines  aus  Steinen  gemauerten  Ba- 
des hin. 

Das  Thermalwasser  ergiefst  sich  beinahe  aus  dem  Mit- 
telpunkt des  erwähnten,  durch  vulkanische  Erhebung  ent- 
standenen Hügels,  kochend  und  schäumend  unter  lebhafter 
Gasentwickelungj  einem  Strome  gleich,  in  ein  kraterförnü- 


1456 

ges  Bassin,  das  von  den  Badenden  zugleich  als  Cisterne 
oder  Badeplatz  benutzt  wird  und  eine  Tiefe  von  4—10  F., 
eine  Breite  von  30—40  F.  hat.  Die  Menge  des  Wassers 
ist  so  bedeutend,  dafs  damit  60 — 70  Bäder  gefüllt  werden 
könnten. 

Das  Thermalwasser  zeigt  sich  gleich  nach  dem  Schöp- 
fen etwas  grünlich  und  trübe  und  läfst  nach  dem  gänzli- 
chen Erkalten  einen  gelblichen  Niederschlag  fallen,  riecht 
und  schmeckt  stark  nach  Schwefelwasserstoffgas  und  be- 
sitzt einen  sehr  angenehmen,  säuerlich-prickelnden,  leicht 
salzigen  Geschmack,  und  soll  nach  Landerer  sich  auch 
zum  Versenden  in  guten  steinernen  Krügen  eignen.  Seine 
Temperatur  variirt  nach  der  Tiefe  des  Wassers :  sie  be- 
trägt an  der  Oberfläche  23°  B.,  im  Mittelpunkt  38-40°  R. 
und  hält  im  Durchschnitt  das  Mittel  von  29°  R. 

Auf  dem  Grunde  des  erwähnten  Wasserbeckens  findet  sich  eine 
dicke,  schlammartige,  stark  nach  Schwefelwasserstoff  riechende,  thon- 
haltige,  fettig  und  schlüpfrig  anzufühlende  Masse,  von  schwarzgrauer 
Farbe,  als  deren  nähere  Bestandteile  sich  kohlen-  und  schwefelsaure 
Kalkerde,  Sand,  Thon-  und  Kieselerde,  Schwefel,  Spuren  von  Eisen- 
oxyd,  Extractivstoff,  kohlensaures  und  SchwefelwasserstofTgas  erga- 
beu.  Dieselbe  wird  als  S  chwef  elmin  eralschlamm  in  Form 
von  Umschlägen  allgemein  oder  örtlich  angewendet;  doch  besitzt  der- 
selbe einen  solchen  Grad  von  Hitze,  dafs  er  vor  seiner  Benutzung 
erst  einiger  Abkühlung  bedarf. 

Die  Oberfläche  des  Thermalwassers  ist  vorzüglich  an  seichten 
Stellen  und  da,  wo  das  ausfliefsende  Wasser  kleine  sich  laugsam  fort- 
schlängelnde Bäche  bildet,  mit  einem  weifsen,  an  andern  Orten  gel- 
ben und  schön  azurblauen,  auch  grünen,  dicken  und  blasigen 
Schaume  bedeckt.  Derselbe  erwies  sich  durch  die  Analyse  als  Schwe. 
fei;  an  den  Ausflufsinündungen  findet  sich  ein  anderer  gelblicher  Mi- 
neralschlamm, welcher  aufser  kalkerdigeu  Sätzen  eine  eigentümliche 
fettartige  Materie  von  lebhaft  azurblauer  Farbe  (Theiothermine)  und 
animalische  Stoffe  in  Form  von  Tremellen  und  Infusorien  (Uiva 
thermalis)  enthält.  Ohue  Zweifel  wird  sich  derselbe  auch  medizi- 
nisch benutzen  lassen;  es  ist  dies  dieselbe  Art  Mineralschlamm,  von 
der  Plinius  sagt:  mucus,  qui  in  aqua  fuerit,  podagris  illitus  prodest. 

Nach  Landerer  enthalten  sechzehn  Unzen  des  Ther- 
malwassers : 

Chlornatrium     «..,...        48,00  Gr. 
Chlorcalcium 3,54  — 


1457 


Schwefelsaure  Talkerde 12,80  Gr. 

Kohlensaure   Kalkerde 5,2t)  — 

Schwefelsaure  Kalkerde 2,43  — 

Hydrojodsaure     ^Verbindungen       .        .        .  1,90- 
Hydrobromsaure) 

Kieselerde 2,00  — 

Extractivstoff 
Theiothermii 

75,87  Gr. 


vstoff     \ unbestimmte  Menge 

ermine    ) 


Kohlensaures  Gas 14,0  Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 21,0    — 

33,0  Kub.Z. 

Bei  der  Wirkung  des   Tbermalwassers  ist   aufser 
seinem  beträchtlichen  Gehalt  an  Schwefel  auch  seine  nicht 
unbeträchtliche   Menge  von  kohlensaurem    Gase    sehr    zu 
beachten.     In  dieser  Beziehung  ist  dasselbe  daher  indicirt: 
bei  allgemeinen  Dyskrasieen,  namentlich  psorischen,  gich- 
tischen und  entarteten  venerischen,  —  chronischen  Metall- 
vergiftungen,   namentlich    mit    bedeutenden   Abnormitäten 
der  Bildung  und  Structur  einzelner  Theile,  wie  Anchylosen, 
Geschwülste,  Verhärtungen,  wo  ein   specifischer,   in   dem 
Körper  fixirter   Stoff  verflüchtigt  und  ausgeleert    werden 
sol^  —  chronischen  Krankheiten  der  Haut,  Störungen  und 
Unterdrückung  der  Hautthätigkeit ,  perversen  Absonderun- 
gen oder  fehlerhaften  Metamorphosen  derselben,  rheumati- 
schen Affectionen,  chronischen  Hautausschlägen,  Flechten, 
Krätze,   —   Krankheiten    der    Schleimmembranen,    durch 
Schwäche,  profuse  und  perverse  Absonderung  bedingt,  wie 
Blennorrhöen   des   Uterinsystems,    der    Respirationsorgane 
und  der  Urinwerkzeuge,  —  Stockungen  im  Unterleibe  ato- 
nischer  Art,  welche  entweder   im  Leber-   oder  Pfortader- 
system als  Hämorrhoidalbeschwerden,  grofsc  Trägheit  des 
Stuhlgangs  oder    durch    Anomalien  der   Menstruation   sich 
aussprechen,  —  fehlerhaften   Metamorpliosen   im  Drüsen  - 
und  Lymphsystem,  Stockungen   und    Verhärtungen   paren- 
chymatöser Eingeweide,  Scropheln   und   scrophulösen    Ge- 
schwülsten  zur   Bethätigung    des    Lymphsystems  und    zur 
Vermehrung  der  Urinabsonderung,  —  Steiubeschw  erden. 


1458 

Die  Erscheinungen,  welche  sich  jedem  Badenden  gleich  nach 
dem  Gebrauch  des  ersten  Bades  zeigen,  sind :  ein  eigentümliches 
angenehmes,  stechendes  Gefühl,  verbunden  mit  leichter  Röthung  der 
Haut,  vermehrte  Hautthätigkeit,  ein  leichter,  angenehmer,  wohlthäti- 
ger  Schweifs. 

Der  Mineralschlamin  wirkt  ungemein  auflösend, 
reizend,  zunächst  zwar  auf  die  äufsere  Haut  und  die  der- 
selben zunächst  gelegenen  Theile,  zugleich  aber  auch  auf 
die  Mischungsverhältnisse  der  Säfte,  und  wird  besonders 
empfohlen:  bei  hartnäckigen  Hautausschlägen,  Flechten, 
Geschwüren,  —  eingewurzelten  rheumatischen  und  gichti- 
schen Leiden  mit  beträchtlichen  organischen  Destructionen, 
Anchylosen,  Contracturen ,  Gichtknoten,  —  hartnäckigen 
syphilitischen  Affectionen,  namentlich  Arthritis  syphilitica, 
verhärteten  Drüsen,  Bubonen,  Knochenauftreibungen,  — 
scrophulösen  Drüsenanschwellungen,  Caries,  freiwilligem 
Hinken  serophulöser  Art,  —  Lähmungen,  vorzüglich  als 
Folge  gichtischer  oder  psorischer  Metastasen» 

Die  Thermalquellen  von  Aidipso  sprudeln 
auf  der  rechten  Seite  des  Einganges  in  den  Hafen  von 
Lipso  (Aidipso)  auf  der  Insel  Euböa,  eine  Stunde  von  der 
nördlich  und  schön  gelegenen  Ortschaft  Lipso  entfernt, 
auf  einem  ungefähr  100  F.  über  d,  M,  sich  erhebenden  Hü- 
gel an  vielen  Stellen  hervor. 

Auf  dem  Gipfel  des  erwähnten,  zur  Kalkforroation  gehörenden 
und  mit  weifsen  Salzefflorescenzen  bedeckten  Hügels  zeigen  sich  hun- 
derte von  kleinen,  Vulkanen  ähnlicben  Erhöhungen,  die  sich  nach  und 
nach  aus  den  im  Wasser  enthaltenen  kalk-  und  kieselhaltigen  Be- 
standtheilen  gebildet  haben,  und  aus  deren  kraterähnlichen  Vertiefun- 
gen heifses  Wasser  hervorquillt,  wobei  ein  lebhaftes  Sprudeln  und 
Schäumen  und  die  Entvvickeluung  von  Dampfwolken  die  Thätigkeit 
des  im  Innern  glühenden  Vulkans  ankündigt.  Incrustate  von  kalk- 
haltigen Verbindungen  bedecken  eine  Fläche  von  einer  halben  Stunde 
im  Umkreise,  zwischen  denen  das  Thermalwasser  schäumend  und 
dampfend  sich  durchschlängelt. 

Eine  der  wasserreichsten  Quellen  sprudelt  einer  Fon- 
taine gleich  am  südlichen  Abhänge  in  einer  Höhe  von  10  F. 
über  d.  M.  und  ungefähr  15  Schritte  vom  Meere  entfernt, 


1459 

in  das  sie  sich  über  einen  ganz  mit  Incrustaten  bedeckten  und 
davon  in  allen  Farben  spiegelnden  Felsen  stürzt  und  ihm  auf 
30  —  40  Schritte  eine  erhöhete  Temperatur  mittheilt.  Sie 
hat  die  Temperatur  von  68°  R.,  entwickelt  Schwefelwasser- 
stoffgas in  reichlicher  Menge,  und  besitzt  einen  so  grofsen 
Wasserreichthum,  dafs  es  zum  Füllen  von  30 — 40  Cisternen 
hinreichen  würde.  Die  erwähnten  Incrustationen  haben  sich 
von  oben  her  so  angehäuft,  dafs  sie  an  diesem  steilen, 
dem  Meer  zugewendeten  Abhänge  des  Berges  ein  Gewölbe 
bilden,  unter  dem  sich  das  durchsickernde  und  abträu- 
felnde Thermalwasser  gleichwie  in  einem  Bassin  sammelt, 
und  dessen  Seitenwände  und  Decke  die  schönsten  und 
mannigfaltigsten  Gruppirungen  der  Tropfsteinbildungen 
zeigen. 

Dafs  die  Bäder  schon  im  Alterthume  angewendet  wurden,  bewei- 
sen aufser  den  directen  Nachrichten  in  alten  Schriftstellern  (wie  z.  B. 
Plutarch,  Snlla.  c.  16.)  und  den  Spuren  alter  Mauern  auch  die  in 
der  Nähe  der  Quellen  ungefähr  50  Schritte  von  der  Anhöhe  nach  dem 
Meere  zu  befindliche  ziemlich  wohl  erhaltene,  aus  Bruch-  und  Back- 
steinen gebaute  Grotte.  Sie  besteht  aus  fünf  Abtheilungen,  deren 
jede  einen  besondern  Eingang  hat  und  die  mit  einem  in  der  Mitte 
befindlichen  Hofe  in  Verbindung  stehen.  Warscheinlich  wurde  früher 
die  auf  der  Anhöhe  befindliche  Therme  durch  eine  in  ihren  Ueberre- 
sten  noch  zu  erkennende  Wasserleitung  in  diese  Höhle  Behufs  der 
Bäder  geleitet;  heut  zu  Tage  ist  dieselbe  nebst  ihren  Separatgewöl- 
ben zu  einem  Dampfschwitzbade  umgewandelt,  dessen  starke,  vom 
Boden  ausströmende  Hitze  in  wenigen  Augenblicken  heftigen  Schweifs 
hervorruft. 

Das  Thermalwasser  ist  klar,  frisch  geschöpft  keinen 
Niederschlag  bildend,  von  leicht  salzig-bitterem,  nebenbei 
etwas  hepatischem  Geschmack,  hepatischem  Geruch,  aber 
nicht  unangenehm  zu  trinken.  Die  Temperatur  beträgt  an 
einigen  Stellen  38°  R.,  an  andern  40°  R.  und  an  einer  so- 
gar 72°  R. ;  die  speeif.  Schwere  1,016. 

Sechzehn  Unzen  desselben  enthalten  nach  Lande- 
rer's  Analyse: 

Chlornatrium 68,500  Gr. 

Chlormagnesium 3,500  — 

Chlorcalcium 2,000  — 

Kohlensaure  Kalkerde 4,432  — 


} 


1,500  — 


1460 

Kohlensaures  Natron 4,200  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde         ....  11,240  — 

Schwefelsaure  Kalkerde         ....  3,000  — 
Jod-  und  Bromsalze 
Extractivstoif  .... 
Kieselerde  mit  Spuren  von  Eisenoxyd-J 

98,372  Gr. 

Kohlensaures  Gas 8,0Kub.Z. 

Schwefelwasserstoffgas 3,5    — 

Hiernach  müssen  die  Thermen  zur  Klasse  der  heifsen 
muriatisch-alkalischen  Mineralwasser  gezählt  und  demnach 
die  Indicalion  zu  ihrer  Anwendung  bestimmt  werden  (vergl. 
Th.  I.  zweite  Aufl.  S.  262  ff.). 

Noch  ist  eines  eigenthümlichen  eisenhaltigen  Mine- 
ralschlamms zu  erwähnen,  der  sich  auf  dem  Boden  der 
auf  der  Anhöhe  befindlichen  Therme  in  bedeutender  Menge 
findet  und  nach  Landerer  aus  Kieselerde,  Thon,  Kalk 
und  Kalk  Verbindungen,  kohlenstoffhaltigem  Extractivstoff, 
Eisenoxyd  und  Spuren  von  Mangan  besteht;  derselbe  wird 
in  Form  von  Umschlägen  sich  in  den  Leiden  wirksam 
beweisen,  wo  dergleichen  indicirt  sind  (vergl.  Th.  I.  zweite 
Aufl.  S.  493). 

Auch  in  der  Ebene  von  Lelanthus  unweit  Chalcis  auf  Eu- 
böa  finden  sich  wanne  Quellen,  die  mit  denen  von  Aidipso  und  bei 
den  Thermopylen  bei  einem  Erdbeben  drei  Tage  lang  ausgeblieben 
und  dann  an  andern  als  ihren  vorigen  Stellen  wieder  hervorgebrochen 
sein  sollen. 

Die  Thermopylen -Quellen  entspringen  in  den  berühmten 
Pässen  dieses  Namens  ungefähr  auf  dem  halben  Wege  zwischen  Bu- 
duniza  und  Zeitun  (Lamia)  unter  häufiger  Dampfentwickelung. 

Der  Pafs  der  Thermopylen  bildet  eine  Spalte  zwischen  den  senk- 
recht abgeschnittenen  mehrere  hundert  Fufs  hohen  Kalkfclsen  des 
Oeta,  an  deren  Fufs  die  Thermen  hervorsprudeln.  Der  Hauptausflufs 
ist  aus  zwei  kraterförmigen  Vertiefungen,  worauf  sich  die  Thermen 
in  Form  kleiner  Ströme  in  das  ungefähr  eine  Meile  entfernte  Meer 
ergiefsen.  Auch  bemerkt  mau  an  andern  Stellen  in  den  Kalkfelsen 
Spaltungen,  die  mit  stagnirendem  Wasser  angefüllt  sind,  das  zwar  keine 
erhö'liete  Temperatur,  aber  eine  durch  den  Geruch  deutlich  wahr- 
nehmbare Entwickelung  von  Schwefelwasserstoffgas  zeigt.  Die  ganze 
Strecke  vom  Ursprung  der  Quellen  bis  zu  ihrem  Ausflufs  ins  Meer 
ist  mit  kalk  -  und  kieselhaltigen  Incrustationen  reichlich  überdeckt, 
wobei  jedoch  zu  bemerken,  dafs  die  letzteren  im  Verhältnifs  mit  der 


14GJ 

Entfernung  von  der  Quelle  abnehmen  und  an  ihre  Stelle  kalkhaltige 
Incrustate  treten. 

Das  Thermalwasser  ist  sehr  klar,  von  unangenehm  bitterem,  sehr 
salzigem  Geschmack  und  stark  hepatischem  Gerüche;  seine  Tempe- 
ratur beträgt  52°  R.,  an  andern  Stellen  und  zwar  in  gröfserer  Tiefe 
6S°  Ft.,  das  specif.  Gewicht  1,014.  Nach  Landerer's  Analyse  ent- 
hält dasselbe:  schwefelsaure  Talk-  und  Kalkerde,  schwefelsaures  Na- 
tron, kohlensaure  Kalkerde,  Chlormagnesium,  Chlornatrium,  Kiesel- 
erde, Extractivstoff,  kohlensaures  und  Schwefelwasserstoffgas. 

Dafs  die  im  Alterthum  dem  Hercules  geweihten  Quellen  auch  zu 
Bädern  benutzt  wurden,  scheint  unzweifelhaft:  die  ersten  Bäder  sol- 
len hier  von  Herodes  Atticus  erbaut  sein,  Gewifs  würden  sie 
auch  jetzt  die  wohlthätigsten  Wirkungen  äufsern,  wenn  nicht  ihre  un- 
gesunde Lage  unter  Sümpfen  andererseits  von  nachtheiligem  EinHufs  für 
die  Badenden  sein  müfste.  Dennoch  werden  sie  von  den  Bewohnern  der 
näher  gelegenen  Ortschaften  mit  gutem  Erfolge  angewendet,  indem  das 
6  F.  tiefe  Becken  an  der  Stelle,  wo  das  Thermalwasser  hervorsprudelt, 
zum  Reservoir  benutzt  wird.  Es  herrscht  dort  die  Gewohnheit,  die 
Quellen  zuerst  im  Mai  zu  besuchen  und  von  dem  Thermalwasser  zu 
trinken,  ohne  zu  baden,  und  dann  im  August  die  Bäder  selbst  zu  ge- 
brauchen. 

Land  er  er,  die  Heilquellen  in  Griechenland.    Bamberg  1837. 

Noch  sind  zu  erwähnen:  die  Thermalquellen  beim  Vorgebirge 
Ckimeron  in  Albanien,  bei  Thermon  in  Aetolien,  bei  Dirce 
unweit  Theben,  die  Castalische  Quelle  bei  Delphi,  so  wie  die 
Höhle  oder  Gebirgsspalte  daselbst,  aus  welcher  ehemals  ein  eigen- 
thümlicher  Dunst  emporstieg,  welcher  die  Pythia  begeisterte,  dessen 
Abnahme  aber  schon  in  früherer  Zeit  wahrgenommen  wurde  und  wo- 
von neuere  Reisende  keine  Spur  mehr  haben  finden  können,  —  das 
Mineralwasser  zu  Kardamyle  (Skarda  Mula),  —  das  Schwefelwas- 
ser  zu  Mothone  und  die  Schefelquelle  auf  der  Kaki-  Skala  zwi- 
schen Messolongi  und  Lepanto,  am  Fufse  des  Taphiassos,  bei  altem 
Gemäuer. 

v.  Pückler's  südöstlicher  Bildersaal.    Bd.  III.  S.  312.  328 
Brandis,  Mittheilungen  über  Griechenland.  Leipzig  1842.  Th.  I 
S.  75. 

Die  Thermalquelle  auf  Aegina.  An  der  nordwestlichen 
Seite  dieser  Insel,  ungefähr  zwei  Stunden  von  der  heutigen  und  eine 
halbe  Stunde  von  der  alten  Stadt  Aegina,  in  der  Nähe  eines  von  den 
Alten  betriebenen  Steinbruchs,  30  Schritte  vom  Meere  entfernt,  sin- 
tert ein  salzig  schmeckendes  Wasser  aus  Kalk-  und  Thoulagern,  das 
22°  R.  Temperatur  hat.  Landerer  vermuthete  hier  eiue  Therme 
und  liefs  nachschürfen;  der  Versuch  wurde  mit  glücklichem  Erfolge 
gekrönt  und  es  sprudelt  jetzt  eine  reichliche  lauwarme  Quelle  her- 
vor, die  bereits  mit  einer  Badeanstalt  versehen  ist.  Die  Bestand- 
theile  des  Wassers  iu  sechzehn  Unzen  sind : 


1462 


Bromnatfium         . 
Clilornatrium 
Chlorcalciura 
Chlormagnesium    . 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensäure  Kalkerde  . 
Kieselerde 


Kohlensaures  Gas  in  unbestimmer  Menge. 
Brandes,   Archiv    der  Pharmacie.    Zweite  Reihe. 

1840.  S.  81, 


Bd.  XXIV. 


Die  Thermalquellen  der  Insel  Thermia 
oder  Kythnos. 

Die  älteste  Benennung  der  Insel  war  Ophiusä,  we- 
gen der  grofsen  Menge  dort  befindlicher  Schlangen,  spä- 
ter wurde  sie  Dryopis,  auch  Kythnos  genannt;  den 
heutigen  Namen  Thermia  verdankt  sie  ihren  heifsen  Mi- 
neralquellen. Sie  liegt  im  Aegeischen  Meere,  auf  dem 
Seewege  von  Athen  nach  Syra,  8  Meilen  südöstlich  vom 
Cap  Colonne  (dem  alten  Sünium),  2  Meilen  südsüdöstlich 
von  Zea,  westlich  von  Syra,  nordwestlich  von  Serphopoulo, 
nordnordwestlich  von  Serpho  und  ostsüdöstlich  von  S.  Georg 
von  Arbora,  und  gehört  somit  zum  nordwestlichen  Theil 
der  Cykladen. 

Die  Insel  ist  weniger  steil  und  nicht  so  gebirgig  als  die  benach- 
barten Inseln  des  Archipelagus;  sie  zeigt,  wie  der  gröfste  Theil  der 
Cykladen,  Spuren  vulkanischen  Ursprungs  und  umfai'st  eine  Gebirgs- 
kette, welche  aus  drei  verschiedenen,  meist  in  schiefer  Richtung  über- 
einander geschichteten,  Lagern  von  Steinmassen  besteht:  die  obere 
Lage  ist  Schiefer,  die  mittlere  Glimmer,  die  untere  Kalkstein.  —  Die 
gröfsten  und  schönsten  Thaler  der  Insel  sind  die  Ebene  der  heiligen 
Helena,  von  der  Hauptstadt  Messaria  bis  zum  Hafen  Irini,  die  Ebene 
Apoceros,  von  Silaca  zum  Hafen  Stephano,  die  Ebene  Episcopy,  die 
Ebene  Marca  und  die  Ebene  der  heifsen  Mineralquellen  an  der  nord- 
östlichen Küste  der  Insel.  Die  Insel  hat  keinen  Mangel  an  gutem 
Trinkwasser  und  ein  beneidenswerthes  Klima:  der  Winter  ist  höchst 
gemäfsigt  und  nur  selten  sinkt  das  Thermometer  bis  zum  Gefrier- 
punkte; dagegen  herrscht  ein  fast  ewiger  Sommer,  dessen  Hitze  nit 
drückend  ist,  da  die  freie  Lage  der  Insel  im  Meere  zur  Milderung 
derselben  beiträgt  und  täglich  regelmäfsig  sich  einstellende  Winde  vot 

Nor. 


14C3 

Nordost  und  Südost  die  durch  die  Strahlen  der  Mittagssonne  erhitz- 
ten Felsen  und  Berghohen  in  gleichem  Mafse  wieder  abkühlen;  das 
Thermometer  zeigt  im  Sommer  gewöhnlich  '20  —  25°  R.,  nur  selten, 
namentlich  im  Juli,  steigt  es  bis  28°  R.  Frühling  und  Herbst  sind 
besouders  kurz  und  werden  nur  durch  einen  im  Februar  und  Septem- 
ber sich  einstellenden  drei  bis  vier  Wochen  laug  anhaltenden  Regen 
angedeutet.  Die  Thäler  sind  äufserst  fruchtbar:  jede  Art  von  edlen 
Südfrüchten  gedeihet  hier.  Scorpionen  und  Schlangen  sind  nicht 
mehr  so  häufig,  eine  Art  grofser  Eidechsen  ist  unschädlich.  Endemi- 
sche, wie  epidemische  und  contagiöse  Krankheiten  giebt  es  fast  hier 
eben  so  wenig  wie  zur  Zeit  noch  Apotheken. 

Die  Thermalquellen,  von  den  Thermioten  ib.  ftepfia  oder 
auch  schlechthin  ia  Xöotp'a  genannt,  entspringen,  drei  an 
der  Zahl,  in  dem  südwestlichen  Theil  des  an  der  nordöst- 
lichen Küste  der  Insel,  an  einer  der  Buchten  rechts  am 
Eingange  des  Hafens  S.  Irini  belegenen,  gegen  Norden, 
Westen,  Südwest  und  Südost  von  ziemlich  bedeutenden 
Bergen  und  gegen  Osten  von  einem  kleinen,  zu  Seebä- 
dern sehr  passenden  Hafen  begrenzten  Thaies.  Die  erste 
oder  die  höhere  Thermalquelle,  welche  gewöhnlich  zu  den 
Badekuren  benutzt  wird,  quillt  340  Schritte  vom  Meere 
entfernt,  aus  einer  Masse  von  Kalksteinlagen  am  Fufse 
eines  die  Ebene  gegen  Westen  begrenzenden  Berges  her- 
vor und  versorgt  gleich  bei  ihrem  Ursprung  den  zum  ge- 
meinsamen Baden  bestimmten  Wasserbehälter  des  Bade- 
hauses; die  zweite  oder  die  mittlere  und  die  dritte  oder 
die  untere  Thermalquelle  entspringen  60  Schritte  südöst- 
lich vom  Ursprung  der  ersten,  am  Abhänge  eines  kleinen 
Hügels  in  der  Ebene:  das  Wasser  der  zweiten  sammelt 
sich  in  einem  von  der  Natur  selbst  gebildeten  Becken,  das 
2  F.  tief  und  4  F.  breit  ist,  fliefst  dann  zur  dritten  ab, 
worauf  der  ganze  Wasserstrom  in  Form  eines  kleinen 
Flüfschens  von  Westen  nach  Osten  bis  in  die  Ebene  sich 
erstreckt. 

Obwohl  man  in  der  Nähe  der  Quellen  die  Ueberreste  einer  alten 
Badeanstalt  antrifft,  so  ist  es  doch  zweifelhaft,  ob  die  Alten  mit  der 
heilsamen  Wirkung  dieser  Wasser  vertraut  gewesen.  Das  Badehaus, 
in  welchem  gegenwärtig  die  Mineralbäder  genommen  werden,  befindet 
sich  beim  Ursprung  der  ersten  Quelle  und  wurde  1782  au  derselben 
III.  Theil.  Aaaaa 


Stelle,  wo  schon  Tournefort  im  J.  1703  ein  zum  Waschen  der 
Wäsche  und  von  den  Kranken  zum  Schwitzen  benutztes  Häuschen  vor- 
fand, errichtet  Es  besteht  in  einem  länglich  viereckigen  gewölbten 
Gebäude,  in  dessen  Mitte  sich  ein  vierseitiger  Wasserbehälter  von 
14  F.  Länge,  9  F.  Breite  und  3  F.  Tiefe  befindet,  der  im  Ganzen 
378  Kub.  F.  Wasser  fafst  und  also  so  geräumig  ist,  dafs  zu  gleicher 
Zeit  mehrere  Kranke  in  demselben  baden  können.  Der  Grund  die- 
ses Dassins  ist  mit  weifsem  Sande  ausgelegt;  aus  flachen  Kalkstei- 
nen und  Schieferplatten  stellen  sich  die  Badenden  nach  Belieben  hö- 
here oder  niedere  Sitze  zusammen.  Die  heifse  Quelle  ergiefst  sich 
in  dasselbe  am  untern  Theile  seiner  östlichen  Seitenwand  und  fliefst 
bei  gefülltem  Wasserbehälter  gerade  gegenüber  aus  einer  Rinne  wie- 
der ab.  Das  Bassin  kann  nach  Belieben  abgelassen  werden  und  es 
bedarf  zu  seiner  Wiederanfüllung  eine  volle  Stunde:  in  jeder  Minute 
fliefsen  also  nur  gegen  61/.,  Kub.  F.  Thermalwasser  zu.  —  Seit  der 
Wiederherstellung  Griechenlands  strömen,  wie  früher,  eine  Menge 
von  Kranken  aus  allen  Theilen  Griechenlands  und  Kleinasiens  herbei. 
Die  Regierung,  welche  sich  mit  der  Erweiterung  und  Vervollkomm- 
nung der  Badeanstalten  beschäftigt,  hat  ein  geräumiges  Badehaus  und 
Wohngebäude  für  die  Badegäste  herstellen  lassen,  und  das  Bad  ge- 
winnt bei  der  befestigten  Ruhe  des  Landes  und  dem  häufigen  Dampf- 
boot- und  Schiffsverkehr  für  Reiselustige  durch  seine  geographische 
Lage,  die  Schönheit  seines  Bodens,  seines  Himmels  und  Meeres  eine 
stets  wachsende  Bedeutung.  Wohnungen  findet  man  in  der  Nähe  des 
Badehauses,  in  einigen  Klöstern  und  in  den  beiden  Städten  Mescaria, 
unweit  des  Hafens  S.  Irini,  und  Silaca,  unweit  des  Hafens  S.  Stephano. 

Das  Thermalwasser  ist  farblos,  hell  und  durchsichtig, 
geruchlos,  von  durchdringend  salzigem  und  zugleich  tinten- 
haftem  Geschmack ;  das  specif.  Gewicht  beträgt  1,0328 
(nach  L  anderer  2,015,  was  wahrscheinlich  1,00215  hei- 
fsen  soll),  die  Temperatur  in  der  zweiten  und  dritten  Quelle 
45,5°  R.  bei  25°  R.  der  Atmosphäre;  —  die  erste  Quelle 
hat  zufolge  der  Zumischung  einer  kalten  Quelle  nur  31°  R. 

Aus  allen  drei  Thermalquellen  entwickeln  sich  beständig  Was- 
serdämpfe, welche  an  der  ersten  das  Badehaus  erfüllen  und  aus  der 
zweiten  und  dritten,  so  wie  aus  dem  Strom  ihres  gemeinsamen  Ab- 
flusses, in  dicken  Wolken  aufsteigen.  Während  dieses  Phänomen 
im  Sommer  nur  in  den  Morgen-  und  Abendstunden,  so  wie  in  mond- 
hellen Nächten  statt  findet,  erscheint  in  den  kalten  Tagen  des  Win- 
ters, wo  die  niedrige  Temperatur  der  Luft  die  Dämpfe  sichtbarer 
macht,  das  Thal  der  heifsen  Quellen  in  seiner  ganzen  Ausdehnung 
zu  jeder  Tageszeit  von  ihnen  erfüllt;  die  Dämpfe  entwickeln  sich 
dann  zugleich  von  der  ganzen  Wasserfläche,  in  welche  sich  die  hei- 
fsen Quellen  auf  ihrem  Wege    zum  Meere  in    der  Ebene   ausbreiten, 


14Ö5 

und  sind  so  dicht,  dafs  sie  selbst  Gegenstände,  die  nur  wenig  entfernt 
sind,   der  Beobachtung  entziehen. 

An  der  Landseitc  ist  das  Thal  der  heifsen  Quellen  von  vielen 
übereinander  liegenden  Sinterschichten  bedeckt,  welche  sich  seit  Jahr- 
tausenden gebildet  haben  :  diese  Concreineute  von  verschiedener  Form 
und  Farbe  bestehen  aus  kohlen-,  salz-  und  schwefelsaurem  Kalk 
und  Eisenoxv'd. 

Gegen  Südwest  wird  dieses  Thal  von  einer  Ebene  begrenzt,  auf 
welcher  sich  auch  zwei  Moräste  finden,,  die  wegen  ihrer  geringen 
Erhebung  über  die  Meeresfläche  vom  Mineralwasser  stets  durchdrun- 
gen sind;  sowohl  der  Boden  dieser  Moräste,  als  auch  ein  Theil  der 
Ebene  selbst,  ist  bei  Sonnenschein  und  trockenem  Wetter  in  einem 
Umfange  von  5.00  Schritten  mit  einer  dünnen  schneeweifsen  Salzlage 
bedeckt,  "welche  von  den  aus  dem  braunschwarzen  Thongrunde  elflo- 
rescirendeu  auflöslicheu  Salzen  des  Mineralwassers  gebildet  wird. 
Diese  Efflorescenz  ist  aber  an  Masse  so  gering,  dafs  sie  schou  beim 
unbedeutendsten  Regen  wieder   verschwindet. 

In  diesen  Morästen  trifft  man  auch  noch  drei  kältere  Quel- 
len an,  von  denen  die  erste  in  der  Mitte  zwischen  beiden  Morästen 
entspringt  und  ein  salziges,  wenig  bitteres,  geruchloses,  klares  Was- 
ser von  der  Temperatur  von  20°  R.  hat;  die  zweite  ist  einige  Schritte 
nach  Südost  von  der  ersten  entfernt,  hat  helles  und  klares,  nicht 
salziges,  ein  gutes  Trinkwasser  darbietendes  Wasser  von  16°  R.  Tem- 
peratur; das  Wasser  der  dritten  Quelle,  die  etwa  80  Schritte  süd- 
westlich von  der  vorigen  entfernt  ist,  hat  28°  R.  und  bietet  ebenfalls 
eiu  schönes  Trinkwasser  dar. 

Dss  Wasser  dieser  drei  süfsen  Quellen  wird  von  einem  kleinen 
Flufs  aufgenommen,  der  zwischen  der  Ebene  und  den  hier  gegen  Süd- 
ost begrenzenden  Bergen  noch  mehrere  Quelien  von  22  —  27°  R. 
aufnimmt.  Die  Zahl  dieser  Quellen  läfst  sich  nicht  genau  angeben, 
da  sie  nicht  beständig  sind  und  oft  an  einzelnen  Stellen  verschwin- 
den, während  an  andern  neue  zum  Vorschein  kommen.  Ihr  Wasser 
schmeckt  salzig -bitterlich,  ist  klar,  geruchlos  und  enthält  viel  freie 
Kohlensäure. 

Die  ganze  Masse  dieses  Wassergemisches  von  süfsen  und  salzi- 
gen, von  kalten,  warmen  und  heifsen  Quellen  bahnt  sich  endlich  am 
östlichen  Winkel  der  Ebene  einen  Weg  durch  den  tiefen  Ufersand 
ins   Meer. 

Marco  Boschini  gedenkt  der  heifsen  Mineralquellen,  welche 
zu  den  eisenhaltigen  Kochsalzthermen  gehören,  zuerst  (L'Archipelago*. 
Venezia  165S.  pag.  84);  später  behauptete  Francisco  Pincenza 
(Egeo  redivivo.  Modena  lb88.  p.  303),  sie  seien  schwefelhaltig;  die 
erste  vollständige  Mittheilung  über  Thermia  lieferte  1706  Pitton  de 
Tournefort  (Relation  d'un  voyage  du  Levaute  fait  par  ordre  du 
Roi.  Amsterdam  1718;  —  deutsch:  1777.  Bd.  II.  p.  10).  Im  J.  1830 
erstattete  auf  Veranlassung  des  Präsidenten  Capodistrias  eine  Commis- 
sion,  die  aus  dem  Dr.  Zuccarini  und  dem  Apotheker  M  a  h  n  im  Ver- 
ein mit  dem  Dr.  K}'  her,    Oberarzt  der  russischen  Station  im  Mittel- 

A  a  a  a  a  2 


1466 


meere,  und  Dr.  Cabissol,  Arzt  des  französischen  Schiffes  Ie  ConquS- 
rant,  bestand,  einen  Bericht  über  die  Quellen  ab,  welcher  in  der  Zeitung: 
le  Courier  de  la  Grece.  E'gina.  1.  Juillet  1830  erschien.  Darauf  gab 
Dr.  Landerer  seine  Analysen  über  die  Quellen  1835  heraus  und 
endlich  tbeilte  Dr.  Alex.  Goedechen,  russischer  Hofrath,  der 
sich  mehrere  Jahre  in  Griechenland  aufhielt  und  1833  auf  dieser  In- 
sel während  der  Badezeit  zubrachte,  eine  ausführliche  Abhandlung 
über  Thermia  mit. 


Nach  Landerer's 
zen  des  Thermalwassers: 

Kohlensaures  Eisen 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaures  Natron     . 
Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Sehwefelsaure  Talkerde 
Chlormagnesium     . 
Chlorcalcium  . 
Chlornatrium  .        . 
Jodnatrium 
Bromnatrium 
Quellsaures  Eisen  mit  Spuren 

Kieselerde  . 
Wasser  . 


Analyse   enthalten    sechzehn  Un- 


der  zweiten  Quelle:  der  dritten  Quelle: 


2,684  Gr. 

12,486  - 
4,200  — 
3,043  — 
7,946  — 

23,390  — 

30,402  — 
8,064  — 

91,300  — 

>  unbestimmt 

200.000  — 


3,436  Gr. 

12,840  — 

5,462  — 

9,480  - 
21,040  — 
32,301  — 
12,402  — 
64,939  — 

unbestimmt 
i  206,000  — 


383,515  Gr. 

367,900  Gr. 

Der  ersten  Quelle : 

Chlornatrium   .        .                .        . 

42,096  Gr. 

Chlorcalcium    .        .        »        .        .        . 

.  4,320  — 

Chlormagnesium      .        .        „        , 

2,402  —     . 

Kohlensaure  Kalkerde     .... 

3,614  — 

Kohlensaures  Natron      .... 

2,942  — 

Schwefelsaure  Talkerde 

6,634  — 

Schwefelsaure  Kalkerde         . 

2,004  — 

Jodnatrium     ) 
Bromnatrium ) 

unbestimmt 

Kieselerde        .        .  ■      . 

Spuren 

Wasser . 

53,000  — 

Kohlensaures  Gas 


117,012  Gr. 

2,0Kub.Z. 

Die  zweite  Quelle  enthält  noch  kohlensaures  und  Scliwefelwasser- 
stoffgas,  die  dritte  kohlensaures  Gas,  doch  ist  die  Quantität  dessel- 
ben nicht  bestimmt;  —  überhaupt  dürften  die  Analysen  der  nöthigen 
Schärfe  entbehren  und  die  Quantität  des  kohlensauren  Eisens  jeden- 
falls zu  hoch  angegeben  sein. 


1467 

Bei  der  amtlichen  Untersuchung  der  Quellen  durch  die  oben  er- 
wähnte Commission  wurde  nur  die  zweite  und  dritte  Quelle  von  Mahn 
analysirt,  welcher  in  sechzehn  Unzen  Wasser  fand : 


Kohlensaures  Eisen 
Kohlensaure  Kalkerde 
Kohlensaures  Natron 
Chlornatrium     .        . 
Chlormagnesium        . 
Chlorkalium 

Schwefelsaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 


2,666  Gr. 
10,666  — 

2,666  — 
34,000  — 
21,333  — 
12,000  — 

5,333  — 

2,666  — 


Chlorcalcium  mit  Spuren  von  Silicium  .        .        8,000  — 


99,330  Gr. 


In  seiner  Wirkung  auf  den  menschlichen  Organismus 
kommt  dieses  Mineralwasser  im  Allgemeinen  mit  den  deut- 
schen Kochsalzthermen,  namentlich  mit  denen  von  Wies- 
baden, Baden- Baden  und  Burtscheid  überein;  nur  erhält 
die  erste  der  Quellen  zu  Thermia  durch  ihren  gröfsern  Ge- 
halt an  Kohlensäure,  so  wie  die  zweite  und  dritte  durch 
ihren  gröfsern  Gehalt  an  Eisen  einige  Nebenwirkungen. 
Aufserdem  verdienen  die  geographische  Lage  der  Insel, 
das  Klima  und  die  örtliche  Beschaffenheit  der  nächsten 
Umgebungen  der  Mineralquellen  selbst  j  so  wie  die  Höhe 
ihres  Ursprungs,  bei  Erwägung  ihrer  Wirksamkeit  eine 
besondere  Würdigung. 

In  letzterer  Beziehung  ist  hervorzuheben ,  dafs  Thermia  fast  un- 
ter gleichem  Breitegrade  mit  dem  Vorgebirge  St.  Vincent,  folglich 
südlicher  als  alle  Mineralquellen  Deutschlands,  Frankreichs  und  selbst 
Italiens  liegt;  nicht  minder  wird  das  Mineralwasser  in  seiner  heilsa- 
men Wirkung  durch  die  Vorzüge  des  Klimas  unterstützt,  und  auch  die 
geringe  Erhebuug  der  Quellen  über  die  Meeresfläche  —  die  erste  Quelle 
entspringt  17,  und  die  beiden  übrigen  nur  14  F.  über  d.  M.  —  so 
wie  die  Heilsamkeit  der  Seeluft  tragen  zur  günstigen  Wirksamkeit  bei. 

Das  Mineralwasser  wird  innerlich  und  äufserlich  an- 
gewandt. Aufser  der  ihm  beiwohnenden  natürlichen  Wärme 
wird  die  Wirkung  desselben  vorzugsweise  durch  das  in 
seinen  Mischungsverhältnissen  vorwaltende  Chlornatrium 
bestimmt.  Beim  innern  Gebrauche  ist  demnach  seine 
Hauptwirkung  auf  die  Schleimhäute  des  Magens,  der  Re- 
spirationsorgane,  der  Urinwerkzeuge  und   des   Uteriusys- 


tems,  sodann  auf  die  Drüsen  und  das  Lymphsystem  ge- 
richtet; es  wirkt  mehr  gelinde  lösend,  als  abführend;  in 
den  Kreislauf  aufgenommen,  verändert  es  die  Mischung 
der  Säfte  theils  chemisch  durch  seinen  Zutritt,  theils  dy- 
namisch, indem  es  die  Absonderungsorgane  reizt  und  um- 
stimmt, wodurch  sogleich  eine  Einwirkung  auf  die  festen 
Theile  hervorgebracht  wird.  Aeufserlich  angewandt, 
wirkt  es  zunächst  auf  die  Haut,  von  welcher  aus  seine 
auflösenden,  zersetzenden  und  reizenden  Kräfte  sich  dann 
auf  die  Schleimhäute,  das  Drüsen-  und  Lymphsystem,  auf 
die  parenchymatösen  Eingeweide  des  Unterleibes  und  end- 
lich auf  die  fasrigen  Gewebe  der  Muskeln  und  des  Kno- 
chensystems fortpflanzen.  Durch  den  Reichthum  an  Koh- 
lensäure und  in  der  zweiten  und  dritten  Quelle  durch  den 
Zusatz  von  Eisen  wird  die  schwächende,  erschlaffende  und 
zersetzende  Kraft  des  Mineralwassers  vermindert;  die  ge- 
lind reizende,  belebende  Beimischung  macht  dasselbe  flüch- 
tiger und  assimilirbarer  j  es  wird  dadurch  auch  bei  schwäch- 
lichen Personen  anwendbar  und  besonders  in  jenen  schwie- 
rigen Complicationen  wohlthätig,  wo  Nervenschwäche  mit 
Verstopfung  und  Dyskrasie  der  Säfte  verbunden  ist. 

Obgleich  das  Mineralwasser  eine  beträchtliche  Menge  von  festen, 
an  sich  leicht  den  Magen  beschwerenden  Salzen  enthält,  so  wird  es 
dennoch  beim  innerlichen  Gebrauche,  wegen  seiner  erhöhten  Tempe- 
ratur, bei  der  ersten  Quelle  auch  wegen  des  Reichthums  an  Kohlen- 
säure, bei  den  beiden  andern  aber  wegen  des  Eisengehaltes,  gut  ver- 
tragen. Zum  äufserlichen  Gebrauche  bedient  man  sich  vorzugsweise 
der  ersten  Quelle,  welche  das  Bassin  des  Badehauses  füllt.  Der  Ba- 
dende empfindet  im  Augenblicke,  wo  er  in  das  Bassin  hinabsteigt, 
ein  eigenthümliches  Gucken  und  Brennen  auf  der  Haut,  welches  zum 
Theil  den  flüchtigen  und  festen  Bestandtheilen  des  Mineralwassers, 
besonders  aber  der  die  Blutwärme  übersteigenden  Temperatur  dessel- 
ben zuzuschreiben  ist.  Dieses  Gefühl,  welches  sich  unter  Röthung 
der  Haut,  Zunahme  des  Körpexumfangs ,  Beschleunigung  des  Blutes 
und  sichtbar  gesteigerter  Thätigkeit  des  Blut-  und  Capillargefäfs- 
systems  einstellt ,  und  vorzüglich  an  den  Geschlechtstheilen  und  den 
Brüsten  wahrgenommen  wird,  macht  jedoch  sehr  bald,  unter  Ausbruch 
von  reichlichen  Schweifsen  auf  dem  Gesicht,  der  Brust  und  dem  Rük- 
ken,  einer  angenehmen  Empfindung  von  Wohlsein  Platz,  welche  zu 
freien  Bewegungen  im  Bade  auffordert.  Erst  nach  einer  Viertel  -  bis 
halben  Stunde,  je  nachdem  der  Badende  mehr   oder   weniger  reizbar 


14G9 

oder  sanguinisch  ist,  fängt  das  Bad  an  lästig  zu  werden:  es  stellt 
sich,  unter  Aufregung  des  ganzen  Körpers,  ein  beäugstigendes  Gefühl 
von  Druck  auf  der  Brust  ein,  welches  von  Herzklopfen  und  Athmungs- 
besch werden  begleitet  zu  sein  pflegt;  verläfst  mau  jetzt  das  Bad,  so  int 
Ohnmacht,  zuweilen  selbst  Schlagtlufs  zu  befürchten.  Beim  Aussteigen 
aus  dem  Bade  pflegt  man  Schwäche  iu  den  untern  Extremitäten  und 
Zittern  der  Kniee  wahrzunehmen.  Geht  mau  nun  sogleich  zu  Bett, 
so  stellt  sich  ein  allgemeiner  Schweifs  ein,  während  dessen,  der  oft 
mehrere  Stunden  anhält,  man  Trockenheit  des  Mundes,  starken  Durst, 
innere  Hitze,  vollen,  beschleunigten  Puls,  Unbehagen  und  bei  allzu- 
warmer Bedeckung  wohl  selbst  Beängstigung  und  Athmungsbeschwer- 
den  beobachtet. 

Zu  den  gewöhnlichen  Erscheinungen,  von  welchen  der  anhaltende 
Gebrauch  dieser  Bäder  begleitet  ist,  gehören:  der  Badefriesel  (in  Form 
von  rothen  Hautknötchen  oder  Papeln ,  hauptsächlich  auf  der  Brust 
und  dem  Rücken,  seltener  im  Gesicht  und  den  Extremitäten)  und  das 
Brunuenfieber,  welches  oft  schon  iu  den  ersten  Tagen  eintritt  und 
Aussetzung  der  Bäder  verlaugt.  Erscheint  es  erst  gegen  die  dritte 
oder  vierte  Woche,  dann  ist  es  kritisch  und  endigt  mit  Schwcifsen, 
reichlichen  Stuhlausleerungen,  trübem  Urine,  öfters  mit  Nasenbluten 
oder  Hämorrhoidaltlüssen ,  unter  sichtbarer  Erleichterung  der  Krank- 
heit. Jetzt  mufs  die  Badekur  beendigt  werden,  wenn  sie  nicht  scha- 
den soll.  Gelangte  der  Kranke  während  des  Gebrauchs  der  Bäder 
selbst  nicht  zur  völligen  Genesung,  so  erscheinen  nach  Beendigung 
der  Kur,  bald  früher,  bald  später,  noch  kritische  Ausscheidungen,  die 
sich  durch  Morgenschweifse,  Bodensatz  im  Urine,  Hautausschläge, 
gelinde  Fieberanfälle  oder  Diarrhöe  zu  erkennen  geben  und  den  Kran- 
ken noch  herstellen.  Noch  lange  bleibt  eine  gesteigerte  Reizbarkeit 
der  Haut  und  grofse  Neigung  zu  Schweifsen. 

Bei  Anwendung  des  Thermalwassers  sind  die  durch  die  Länge 
der  Zeit  in  Thermia  bewährt  gefundenen  Baderegeln  wohl  zn  beach- 
ten :  am  besten  ist  es,  wenn  täglich  nur  ein  Bad  und  zwar  früh  um 
G  Uhr  genommen  wird;  der  Frühling  ist  die  beste  Zeit  zum  Gebrauch 
dieses  Bades. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  sich  die  Thermalbä- 
der von  Thermia  von  jeher  am  wirksamsten  zeigten,  sind: 
chronische  Hautausschläge,  Flechten,  Krätze,  Salzflüsse, 
Geschwüre  und  fehlerhafte  Absonderungen,  besonders  wenn 
sie  von  abnormer  Mischung  der  Säfte  und  Stockungen  der 
Eingeweide  herrühren;  —  Scropheln,  wenn  sie  unter  der 
Form  von  Drüsenanschwellungen,  Geschwülsten,  Knoten 
und  Afterbildungen  auftreten  und  auf  einer  gewissen  Träg- 
heit der  Circulation  beruhen  ,•  —  chronische  Rheumatismen 
uml  hartnäckige  Gichtbeschwerden,  wenn  die  Kranken  von 


1470 

torpider  Constitution,  das  Leiden  sehr  inveterirt  ist,  mit 
örtlichen  Verbildungen,  Knochenauftreibungen,  Gelenkge- 
schwülsten und  Contracturen  verbunden  ist,  ihm  Mercurial- 
dyskrasie  oder  unterdrückte  Hautausschläge  zum  Grunde 
liegen  und  die  festsitzenden  rheumatisch-gichtischen  Reize 
auf  dem  Wege  erhöhter  Hautausdünstung  aus  dem  Körper 
zu  schaffen  sind;  —  nach  Verwundungen  oder  Verbren- 
nungen entstandene  unvollkommene  oder  unförmliche  Nar- 
ben, Anschwellung,  Knochenauftreibung  und  Steifheit 
der  Gelenke,  Anchylose  und  Verkrümmung  der  Glie- 
der; —  eingewurzelte  syphilitische  Beschwerden;  — 
Stockungen  im  Pfortadersystem:  Hämorrhoidalbeschwer- 
den  ,  Hypochondrie ,  hartnäckige  Wechselfieber ,  An- 
schwellungen der  Leber  und  Milz;  —  Krankheiten  der 
Schleimhäute,  namentlich  in  den  Geschlechtstheilen  und 
Urinwerkzeugen,  wenn  sie  auf  Trägheit  der  Circulation, 
Stockungen}  anfangender  Verhärtung,  Reizlosigkeit  und 
Schwäche  beruhen,  daherrührende  unregelmäfsige  oder  zu 
geringe  Menstruation,  Unfruchtbarkeit,  Fluor  albus,  Bla- 
senhämorrhoiden,  Impotenz,  Nachtripper  und  Anschwellung- 
der  Prostata;  —  chronische  Krankheiten  des  Nervensystems 
von  rheumatischen,  gichtischen,  psorischen  und  scrophulö- 
sen  Ursachen:  Neuralgien  und  Lähmungen,  namentlich 
Kopfweh,  Gesichtsschmerz,  Hüft-  und  Lendenweh,  Läh- 
mung der  untern  Extremitäten;  —  torpide  Schwäche  mit 
Neigung  zu  lymphatischen  Ablagerungen  und  Fettsucht. 
Contraindicirt  dagegen  sind  die  Bäder,  wenn  sie  zu 
sehr  angreifen,  ermatten  oder  erhitzen,  wenn  sie  örtliche, 
innere  Leiden  anregen,  welche  Gefahr  drohen  könnten,  bei 
Idiosynkrasie  gegen  Bäder  überhaupt.  Insbesondere  ist 
ihre  Anwendung  nicht  zulässig :  in  zarter  Kindheit,  hohem 
Alter,  bei  sehr  reizbaren  Damen,  schwächlicher  Constitu- 
tion, phthisischem  und  apoplektischem  Habitus,  sanguini- 
schem Temperamente;  —  bei  excessiver  Thätigkeit  des 
Blutgefäfssystems,  Hemmung  der  Blutcirculation  und  da- 
durch bedingter  Neigung  zu  Congestionen  nach  edlen  Thei- 


len;  —  bei  gesunkener  Vitalität  mit  grofser  Erschlaffung 
und  Schwäche,  Anlage  zu  Erschöpfung  und  Tabes,  bei 
hektischen  Schweifsen,  Durchfällen  und  Zehrfieber;  —  bei 
scorbutischer  Dyskrasie;  —  bei  geheimer  schleichender 
Entzündung  innerer  Organe  mit  drohender  Vereiterung, 
lymphatischer  Ausspritzung  oder  serösem  Ergüsse  in  Brust 
und  Unterleib ;  —  bei  Brustkrankheiten,  namentlich  bei  wah- 
rer Schwäche  der  Lungen,  Anlage  zur  Lungensucht,  idio- 
pathischen Herzkrankheiten ;  —  bei  organischen  Fehlern, 
die  keiner  Rückbildung  mehr  fähig  sind,  namentlich  des 
Gehirns  und  anderer  edlen  Eingeweide,  daher  rührenden 
Nervenkrankheiten. 

Aufserdem  sind  noch  die  Thermalquellen  der  Inseln  Melos, 
Thera  (Santorin),  Lemnos  (bei  dem  Dorfe  Livade  Chorio, 
■welche  auch  einige  Einrichtungen  zu  ihrer  Benutzung  besitzt,  indem 
sich  in  dem  Bassin  ein  bis  zwei  Personen  zugleich  baden  können  und 
ohne  dais  das  Wasser  zuvor  abgekühlt  zu  werden  braucht,  und  au- 
fserdem ein  Zimmer  und  eine  gewölbte  Grotte  zur  Bequemlichkeit  der 
Badenden  vorhanden  ist),  Lesbos  (wo  am  Ufer  des  Meeres  eine 
Therme  sich  befindet,  welche  für  diuretisch  gehalten  und  von  den 
Einwohnern  von  Mytilene  gegen  die  hartnäckigsten  Krankheiten  ge- 
braucht wird;  auch  ist  ein  gemeinschaftliches  Bade- Bassin  und  ein 
grofses  Gebäude  zur  Aufnahme  von  Kurgästen  vorhanden)  und  M  i  I  o 
zu  erwähnen.  Auf  letzterer  Insel  sind  mehrere  Thermalquellen,  die 
auch  schon  von  den  Alten  gehraucht  wurden  und  unter  denen  sich 
die  Thermen  von  Castro,  die  von  Pr  ot  o  thal  ass  a  und  die  zwi- 
schen S.  Constantin  und  Castro  entspringende  Purgirquelle  aus- 
zeichen: letztere  ist  fast  lauwarm,  von  fadem  Geschmack  und  wird 
von  den  Griechen  gewöhnlich  im  Mai  als  Purgans  getrunken  ;  —  die 
öffentlichen,  Loutra  genannten  Bäder  dieser  Insel  werden  durch 
Kochsalzthermen  gespeist  und  gegen  Lepra  und  Paralyse  benutzt: 
sie  befinden  sich  unweit  der  Stadt  in  einer  Grotte  am  Fufse  eines 
kleinen  Hügels,  welche  zugleich  zu  einem  Dampfbade  dient. 

Alibert,  precis  historique  a.  a.  0.  p.   587. 

Adolph  Alex.  Goedechen  in:  Rust's  Magazin  für  die  ge- 
saminte  Heilkunde.  Bd.  L.  1837.  St.  I.  S.  3-86. 

liepl  Tüiv  £v  K69vu)  Ö£fi|j.(Lv  üoa-iov,  Ttapa  Eaßepiou  Aavoepsp. 
Ev  A&-/jvais  1835. 


Hat  Miner alw asser  in  Zante.  Auf  dieser  Jonischen  Insel 
findet  sich  ein  kochsalzreiches,  Harz  enthaltendes  Wasser,  das  nach 
Schmiener's  Untersuchung  in  sechzehn  Unzen  enthält: 


1472 


Schwefelsaures  Natron    . 

17,00  Gr. 

Schwefelsaure  Talkerde  . 

38,20  — 

Schwefelsaure  Kalkerde  . 

4,25  — 

Chlornatrium      .... 

73,10  — 

Chlormagnesium 

10,20  — 

Chlorcalcium     .... 

11.90  — 

Harz          ..... 

3,40  — 

158,05  Gr. 

Von  dem  in  demselben  enthaltenden  Harze  gaben  8  Unzen  bei  der 
Destillation  2  Unzen  Steinöl  und  es  blieben  6  Unzen  einer  pecharti- 
gen Masse  zurück. 

Die  Erdoel -Quellen  dieser  Insel,  seit  Herodot's  Zeiten 
berühmt,  sind  neuerdings  von  Strickland  untersucht  worden.  Sie 
entspringen  auf  der  Südseite  der  Insel  in  einer  von  jeher  dem  Erd- 
beben ausgesetzten  Gegend,  mitten  in  der  morastigen  Ebene  vin  Port 
Cheri  und  geben  jährlich  etwa  40  Fässer  Erdoel  Dasselbe  ist  zähe 
und  quillt  aus  der  Tiefe  hervor  und  über  demselben  sind  die  Quellen 
mit  klarem,  kaltem,  fast  geschmacklosem  Wasser  angefüllt;  auch  die 
Ränder  der  Wassertümpfel  sind  dick  mit  Erdöl  überzogen.  Da  diese 
und  die  übrigen  Erdölquellen  in  der  Nähe  der  s.  g.  Verwerfungen 
(Faults)  zu  Tage  kommen  und  in  der  Zusammensetzung  der  Tertiär- 
und  Secundärgebilde  nichts  liegt,  das  auf  ihren  Ursprung  hindeutete, 
so  glaubt  Strickland,  dafs  sie  aus  der  Region  der  vulkanischen 
Thätigkeit,  welche  offenbar  unterhalb  der  Jonischen  Inseln  hinstreicht, 
entspringen. 

F.  Simon,  die  Heilqullen  Europas.  S,  254. 


Eilfte  Abtheilung. 

Die    Seebäder     und    Strand-Kurorte 
Europa's. 


vJceanographie  von  Europa.  Europa  bildet  eine 
grofse  Halbinsel  von  Asien,  die  weit  nach  Westen  in  den 
Atlantischen  Ocean  vorspringt,  so  dafs  derselbe  diesen  Erd- 
theil  mit  Ausnahme  der  JNordküsten  umschliefst,  welche 
letztere  vom  nördlichen  Eismeere  bespült  werden.  Durch 
die  eigentkümliche  Küsten  *Configuration  dieses  Erdtheils 
sind  von  dem  Ocean  eine  grofse  Anzahl  von  Gliedern  ge- 
trennt, die  durch  die  einschliefsenden  Land-Vorsprünge  zu 
völligen  Binnen-JYIeeren  werden.  Als  das  erste  in  dieser 
langen  Kette  sehen  wir  die  Ostsee,  im  Westen  und  zum 
Theil  im  Osten  von  klippigen  Gestaden,  im  Süden  dage- 
gen von  Flachküsten  umschlossen ;  es  nimmt  eine  so  zahl- 
reiche Menge  von  Strömen  auf,  dafs  seine  Gewässer  zwi- 
schen den  dänischen  Inseln  hindurch  sich  einen  Abflufs  ver- 
schaffen, obgleich  durch  anhaltende  Winde  oft  eine  rück- 
laufende Strömung  entsteht,  die  bei  Stürmen  und  auffallen- 
der Verschiedenheit  des  Barometerstandes  an  den  entge- 
gen gesetzten  Küsten  zu  höchst  gefährlichen  Sturmfluthen 
anwachsen  kann.  Seine  Tiefe  wechselt  zwischen  200 — 900 
Fufs;  die  Gezeiten  (Ebbe  und  Fluth)  dringen  hier  nicht  ein; 
seine  Beschaffung  ist  wegen  des  hohen,  kurzen  Wellen- 
schlages und  der  unregelmäfsigen  Strömungen  gefährlicher 
als  die  des  freien  Oceans. 

Die  britischen  Inseln  sind  die  trocken  gelegten  Theilc 
eines  grofsen  unterseeischen  Hochlandes,   das   namentlich 


1476 

auch  den  Boden  der  Nordsee  bildet  und  hier  in  einer 
grofsen  Menge  von  Sandbänken  sich  dem  Niveau  bis  etwa 
100  F.  nähert,  ja  zum  Theil  nur  schmales  Fahrwasser  übrig 
läfst.  In  steilen  Abfällen  sinkt  es  zur  norwegischen  Küste 
hinab,  so  dafs  eine  12 — 1500  F.  tiefe  Rinne  um  das  Cap 
Lindesnäs,  die  Südspitze  von  Norwegen  herum  zieht,  wäh- 
rend die  Nordküsten  von  Jütland  sehr  seicht  sind ,  ein 
Grund,  warum  bei  Stürmen  alle  Schiffe  die  dänischen  Kü- 
sten vermeiden.  Die  offenere  Lage  der  Nordsee  setzt  sie 
mehr  den  Einwirkungen  des  Oceans  aus  als  bei  der  Ostsee 
der  Fall  ist.  Durch  den  schmalen  Pas  de  Calais  drängt 
sich  eine  Strömung  hinein,  die  an  den  Küsten  Hollands 
vorübergeht  und  sich  bis  zum  Yorgebirge  Skagen,  der 
Nordspitze  Jütlands,  hinzieht  bei  einer  Geschwindigkeit  von 
2—3  Meilen  in  der  Stunde.  Von  dort  wirft  sie  sich  nach 
der  norwegischen  Küste  hinüber.  Eine  zweite  Strömung 
geht  an  der  Ostküste  Grofsbritanniens  nach  Süden  und  trifft 
zuletzt  mit  jener  Ostströmung  zusammen.  Eine  gleiche 
doppelte  Richtung  nimmt  die  Fluth,  welche  weit  in  die  gro- 
fsen  Landströme  eintritt  und  einen  Rücklauf  des  abfliefsen- 
den  Flufswassers  veranlafst,  der  in  der  Weser  bei  Vege- 
sack  noch  3£  F. ,  in  der  Elbe  bis  oberhalb  Hamburg  noch 
7  F.  hoch  sichtbar  ist.  Die  Sturm-  oder  Springflutben, 
die  z.  B.  bei  Helgoland  die  Brandung  bis  100  F.  hoch  trei- 
ben, haben  die  flachen  Küsten  Hollands,  Deutschlands  und 
Jütlands  auf  die  mannichfachste  Weise  zerrissen  und  na- 
mentlich in  der  neuesten  Zeit  durch  den  Durchbruch  zum 
Lymfjord  das  nördliche  Jütland  zur  Insel  gemacht. 

Eine  merkwürdige  Bewegung  zeigt  das  Meer  an  den 
Westküsten  Europa's.  Eine  ziemlich  heftige  Strömung, 
die  anfänglich  eine,  später  drei  Meilen  in  der  Stunde  läuft, 
setzt  an  der  hafenreichen  spanisehen  Nordküste  in  den  in- 
nersten Winkel  des  Biscayiscken  Meerbusens  hinein 
und  treibt  dort  so  viel  Sand  an  die  Gestade  zwischen  der 
Adour-  und  Gironde-Mündung,  dafs  es  erst  in  neuerer  Zeit 
der  Kunst  gelungen  ist,    diese   immer  weiter  laudeindrin- 


1477 

genden  Sandmassen  zum  Stehen  zu  bringen.  Mit  grofser 
Heftigkeit  wird  hier  die  Strömung  nach  Norden  herumge- 
worfen und  setzt  quer  an  dem  Canal  la  Manche  vorüber, 
wo  seine  Schnelligkeit,  verbunden  mit  den  hier  häufigen 
Nebeln,  schon  vielen  Schiffen  im  Angesichte  des  heimischen 
Bodens  nach  .oft  weiten,  glücklichen  Fahrten  den  Unter- 
gang gebracht  hat.  Ihrem  Entdecker  zu  Ehren  heilst  sie 
die  „Rennellströmung"  oder  nach  der  klippenreichen  Gruppe 
der  Scilly-Inseln,  gegen  welche  sie  die  Schiffe  zerschellt, 
,,SciIIy-Strom".  An  der  Südspitze  Irlands,  dem  Cap  Clear, 
spaltet  sie  sich,  immer  breiter  werdend ;  der  westliche  Theil 
kehrt  in  den  Ocean  zurück,  der  östliche  durchzieht  die 
irische  See,  die  im  mittleren  Theile  150,  im  Nordcanal 
600  F.  Tiefe  hat.  In  letzterem  treffen  die  Fluthwellen 
von  Süden  und  Norden  her  zusammen,  die  im  Allgemeinen 
dieser  Strömung  folgen  und  vor  der  Strafse  von  Gibraltar 
10  F.,  am  Cap  Finisterrä  12  F.,  an  der  Mündung  der  Ga- 
ronne  15  F.,  an  der  Südküste  der  Bretagne  18  F.,  bei 
St.  Malo  20 — 25  F. ,  in  der  Mündung  der  Saverne  50  bis 
54  F.,  ja  in  dem  Wyeflufs  sogar  63  F.,  im  irländischen 
Canal  24  F.,  an  der  Westküste  Schottlands  18  F.,  im 
Canal  la  Manche  15 — 24  F.  aufsteigen. 

Die  Küsten  Frankreichs  und  Englands  an  diesem 
Canal  bestehen  aus  Mergel  und  Kreidearten,  mit  zuge- 
rundeten Feuersteinen  durchschossen.  Dieser  verwittert 
besonders  leicht  an  der  französischen  Küste,  die  der  Wet- 
terseite zugewendet  ist,  und  verschüttet  mit  seinem  Grus 
die  Häfen.  Eine  günstigere  Stellung  haben  die  englischen 
Häfen,  welche  sogar  durch  die  Strömung  von  diesen  Schutt- 
massen gereinigt  werden.  In  dem  Pas  de  Calais  liegen 
Sandbänke  dem  Niveau  bis  9  F.  nahe. 

Durch  die  schmale  Strafse  von  Gibraltar  gelangen 
wir  zwischen  den  Promontorien  Calpe  und  Abyla,  den  frü- 
heren Säulen  des  Hercules,  in  das  weite  Becken  des  Mit- 
tel-Meeres, das  von  hier  bis  zu  den  sjrrischen  Küsten 
Asiens  sich   500   Meilen   ausdehnt.     Seine    gröfste   Breite 


1478 

von  der  Nordspitze  des  Golfes  von  Triest  bis  zum  Südende 
der  grofsen  Syrte  oder  des  Meerbusens  von  Sidra  beträgt 
etwa  halb  so  viel.  Schon  die  äufsere  Umsäumung  dieses 
Meeres  läfst  zwei  Theile  erkennen,  die  auch  hinsichtlich 
der  Tiefe  sich  wesentlich  von  einander  unterscheiden.  Das 
östliche  gröfsere  und  höhere  Becken  ist  von  dem  westli- 
chen kleineren  und  tieferen  durch  die  weit  nach  Südost 
reichende  italische  Halbinsel  getrennt,  deren  submarine 
Verbindung  mit  dem  afrikanischen  Cap  Bon  bei  Tunis  durch 
die  Seebrücke  Skerki  bezeichnet  wird,  deren  Tiefe  zwi- 
schen 42 —  540  F.  wechselt,  und  bei  der  in  neuerer  Zeit 
vulkanische  Kräfte  die  Ferdinandea-  oder  Graham's-Insel 
gehoben  hatten,  die  aber  bald  wieder  in  die  Tiefe  versank. 
Oestlich  von  dieser  Bank  sinkt  das  östliche  Becken  an- 
fänglich zu  500  F.,  weiter  nach  Osten  zu  etwa  1 — 2000  F. 
Tiefe,  während  man  in  dem  westlichen  sehr  bald  bei  3  bis 
6000  F.  Tiefe  noch  keinen  Grund  findet.  Gerade  dieses 
westliche  Becken  ist  es,  das  den  Gluthwinden  Afrika's  am 
meisten  ausgesetzt  ist  und  eine  um  2 — 3°  höhere  Tempe- 
ratur zeigt  als  der  Ocean  unter  entsprechenden  Breiten, 
woher  es  auch  kommt,  dafs  ihm  etwa  dreimal  so  viel  Was- 
ser durch  Verdunstung  entzogen  werden  soll,  als  es  dursh 
die  einmündenden  Landströme  empfängt.  Daher  liefse  sich 
auch  erklären,  dafs  das  Niveau  desselben  an  der  Südküste 
Frankreichs  2—5  F.  tiefer  steht  als  an  dessen  Nordküste, 
ein  Verkältnifs,  das  durch  das  Einströmen  der  oceanischen 
Gewässer  nicht  gehoben  wird.  Diese  Strömung  durchläuft 
etwa  eine  Meile  in  der  Stunde  und  selbst  an  den  syrischen 
Küsten  beträgt  ihre  Geschwindigkeit  noch  6  — 10  Meilen 
in  24  Stunden. 

Am  höchsten  unter  den  Theilen  des  Mittelmeeres  liegt 
das  nur  18 — 24  F.  tiefe  Asowsche  Meer,  das  daher  im 
Alterthum  mit  Recht  den  Namen  der  Palus  Maeotis 
führte.  Aus  ihm  (liefst  das  Wasser  in  den  insellosen  Spie- 
gel des  Schwarzen  Meeres,  das  zu  mehr  als  3000  F. 
Tiefe  hinabsinkt  und  mit  einer   Geschwindigkeit  von  drei 

Mei- 


1479 

Meilen  in  der  Stunde  durch  den  schmalen  Bosporus  und 
Hellespont  sein  Wasser  ins  Aegeische  Meer  sendet,  außer- 
dem sich  laber  durch  seinen  geringen  Salzgehalt  aus- 
zeichnet. 

Während  die  afrikanischen  Gestade  des  Mittelmeeres 
hafenarm  erscheinen,  die  asiatischen  versanden,  findet  sich 
ein  desto  gröfserer  Reichthum  von  Landungsplätzen  an 
den  europäischen  Küsten,  die  durch  ihre  höchst  vorteil- 
hafte Bildung  sich  auszeichnen.  Bei  Griechenland  sind  es 
tief  eindringende  Meerbusen,  bei  den  weiter  westlich  lie- 
genden Ländern  nur  flache  Bogenschnitte,  die  wir  vorzugs- 
weise mit  dem  Namen  der  Golfe  bezeichnen.  Wir  finden 
letztere  namentlich  an  der  adriatischen  und  t}rrrheni sehen 
Küste  Italiens,  und  unter  ihnen  zeichnen  sich  die  von  Gaeta, 
Neapel,  Salerno  und  Tareut  durch  ihre  gröfsere  Tiefe  aus. 
In  noch  gröfserem  Maal'ssfabe  wiederholt  sich  diese  Bil- 
dung im  Golfe  von  Genua  und  Lyon,  zwischen  denen  die 
Iberischen  Inseln  liegen,  die,  wie  das  gegenüberliegende 
Festland,  durch  ihren  beständigen  Frühling  und  ihre  tropi- 
sche Vegetation  berühmt  sind. 

Die  Fluth  verändert  in  dem  Mittelmeere  nur  wenig-  das 
Niveau;  nur  in  den  innersten  Winkeln  der  Golfe  wird  sie 
merkbar,  bei  Neapel  1 — 2  F.,  bei  Venedig  höchstens  3  bis 
5  F.,  doch  bei  dem  Aufstau  des  Wassers  durch  Winde 
bedeckt  sich  dort  selbst  der  Markusplatz  mit  Wasser. 


Die  Geschichte  der  Seebäder  ist  eine  noch  junge. 
Die  erste  Anregung  dazu  ging  von  England  aus,  an  dessen 
Küsten  nach  und  nach  sehr  zahlreiche  Seebadeanstalten 
entstanden  sind.  Etwas  später  findet  sich  in  Frankreich 
(1767  und  1776,  wo  zu  Dieppe  ein  Krankenhaus  mit  An- 
wendung des  Seebades  eingerichtet  wurde)  der  Gebrauch 
der  Seebäder,  besonders  aber  erst  seit  den  letzten  Decen- 
nien.  In  Deutschland  kommen  Uebersetzungen  englischer 
und  französischer  Schriften  über  diesen  Gegenstand  zwar 
IH.  Theil.  B  b  b  b  b 


1480 

schon  1760  und  und  1777  vor,  doch  wurde  bekanntlich  die 
Idee  erst  von  Lichtenberg  (1793)  lebhafter  angeregt 
und  von  S.  G.  Vogel  (1794)  praktisch  in  Dobberan  aus- 
geführt. Seitdem  hat  die  Zahl  der  namhaften  Seebäder 
an  den  deutschen  Küsten  sich  sehr  vermehrt ;  Rufsland 
besitzt  deren  an  mehreren  Punkten  der  Ostsee  und  am 
Schwarzen  Meere,  die  Niederlande  folgten  seit  1818,  und 
auch  Spanien,  Portugal  und  Italien  sind  nicht  zurückge- 
blieben. 

Betrachtet  man  nun  den  jetzigen  Stand  dieser  Ange- 
legenheit, so  ergeben  sich  mancherlei  Verschiedenheiten 
in  ihrer  dermaligen  Entwickelung,  welche  theils  in  den  na- 
türlichen Eigenschaften  der  verschiedenen  Meere  beruhen, 
theils  aus  den  medizinischen  Ansichten,  Erfahrungen  und 
Gebrauchsweisen  in  verschiedenen  Ländern  und  Orten  her- 
vorgehen. Letzteres  werden  wir  bei  Darstellung  der  ein- 
zelnen Seebadeanstalten  nachzuweisen  suchen,  in  ersterer 
Hinsicht  aber  lassen  sich  in  Europa: 

1.  das  Atlanti  sehe  Meer  und  die  Nordsee, 
da  beide  keine  wesentliche  Abweichung  in  den 
Eigenschaften  ergeben, 

2.  das  Baltische  Meer  oder  die  Ostsee, 

3.  das  Mittelländische  Meer, 

4.  das  Schwarze  Meer 

unterscheiden,  —  eine  Unterscheidung,  welche  auch  bei 
der  Betrachtung  der  natürlichen  Eigenschaften  der  euro- 
päischen Meere  festzuhalten  ist,  wobei  wir  aber  in  Bezie- 
hung auf  die  bereits  abgehandelten  deutschen  Bäder  der 
Ost-  und  Nordsee  auf  Th.  II.  zweite  Aufl.  S.  1043  ff.  und 
in  Hinsicht  auf  die  niederländischen  der  Nordsee  eben- 
daselbst S.  1087  ff.  verweisen. 

Es  kommen  aber  bei  Betrachtung  der  natürlichen  Ei- 
genschaften des  Meeres  in  Betracht: 

1.  Die  Temperatur  des  Meeres.  Dieselbe  stimmt 
zwar  im  Allgemeinen  mit  der  der  Atmosphäre  zusammen, 
doch  behält  das  Meer  die  Wärme    länger  und  nimmt  sie 


1481 

langsamer  auf,  hier  und  tla  scheinen  auch  einige  selbst- 
ständige Temperaturänderungen  im  Meere  unabhängig  von 
der  Atmosphäre  vorzukommen.  Die  höhern  Temperatur- 
grade, welche  die  Luft  erreichen  kann,  nimmt  das  Meer 
nie  an  (nirgends  über  24°  R.  nach  Arago):  unter  den 
Tropen  ist  die  mittlere  Temperatur  der  See  18  —  2la  R., 
unter  dem  40 — 52.  Breitengrade,  wo  die  europäischen  See- 
bäder liegen,  rechnet  man  sie  zu  6°  R.  Für  unsern  Zweck 
indessen,  wo  die  warme  Jahreszeit  als  die  Zeit  des  Ge- 
brauchs zum  Baden,  vom  Juli  bis  October,  und  die  Tempe- 
ratur des  Wassers  am  Strande,  wo  sie  durch  die  Erwär- 
mung des  flachen  Erdbodens  häufig  höher  wird,  vorzugs- 
weise in  Betracht  kommt,  mögen  folgende  Angaben  dienen: 

Im  Atlantischen  Meere,  an  der  englischen  Küste  betrug 
die  Temperatur  im  Jahre  1831  vom  Juli  bis  Ende  October  zu  Bagnor 
14^-17°  R,#J  zu  Brighton  ist  sie  gewöhnlich  11,56  —  13,33°  R.,  —  an 
der  französischen  Küste  zu  Dieppe  in  den  Jahren  1834-^1835 
hafte  das  Meer  9  —  16°  R. 

Im  Mittelländischen  Meere,  wo  anerkannt  im  Durchschnitt 
die  Temperatur  um  3,5°  F.  höher  ist,  als  die  des  westlich  davon  ge- 
legenen Theils  des  Atlantischen  Oceans,  kann  sie  bis  zu  23°  R.  stei- 
gen, häufiger  beträgt  sie  16  —  19°  R. 

Hiernach  ist,  aufser  den  von  der  mehr  südlichen  oder 
nördlichen  Lage  abhängigen  Verhältnissen,  keinem  der 
verschiedenen  Meere  Europas  in  Hinsicht  auf  die  Temperatur 
des  Wassers  im  Sommer  eine  besondere  Eigenthümlichkeit 
zuzuschreiben.  Denn  wenn  auch  das  Mittelländische  Meer 
das  wärmste  ist,  so  übersteigt  seine  Temperatur  für  die 
Sommermonate  die  der  nördlicheren  Seebäder  doch  nur  um 
einige  Grade,  und  wegen  ihrer  mittlem  Temperatur  sind 
sämmtliche  Seebäder  für  kalte  Bäder  anzusehen. 

2.  Die  Ebbe  und  Fluth.  Diese  regelmäßige  Fluc- 
tuation  des  Oceans  ist  eine  tellurische  Erscheinung  der 
e;rofsen  Wassermasse  und  hört  auf,  wo  umschliefsende 
Landtheile  den  Zusammenhang  von  Meerestheilen  damit 
beeinträchtigen.  Sie  fehlt  daher  dem  Mittelländischen, 
dem  Baltischen  und  dem  Schwarzen  Meere   und  bleibt  an 

Bbbbb2 


1482 

den  europäischen  Küsten  nur  den  vom  Atlantischen  Meere 

umgebenen. 

Die  Fluth,  welche  mitten  im  Meere  nur  auf  wenige  Fufs  steigt, 
kann  an  den  verschiedenen  Küsten  50  bis  80  Fufs  hoch  steigen.  Im 
Atlantischen  Meere  nimmt  sie  vom  Aequator  bis  etwa  zum  49. 
Grade  N.  B.  fortwährend  an  Höhe  zu,  von  hier  aber  aUmählig  ab: 
an  den  niederländischen  und  deutschen  Küsten  ist  diese  Abnahme 
schon  sehr  bedeutend.  In  der  Gegend  der  Eibmündung  beträgt  die 
Höhe  10  — 12  Fufs  gewöhnlich,  an  den  Westküsten  Jütlands  6  — 7  F. 
Zwischen  deu  Ufern  der  Themse  erlangt  die  Fluth  noch  bei  London 
18  Fufs,  zu  Dover  fand  sie  v.  Graefe  20  Fufs,  bei  Bristol  soll  das 
Meer  zur  Fluthzeit  40,  bei  St.  Malo  50,  bei  Cheptow  am  Wye  bis 
72  Fufs,  überhaupt  aber  im  Atlantischen  Meere  zwischen  dem  40.  und 
50.  Breitengrade  am  meisten  steigen.  —  Auch  im  Mittelländischen 
Meere,  dem  viele  Naturforscher  jegliche  derartige  Strömung  abspre- 
chen, ist  doch  iu  Folge  des  Einströmens  des  Atlantischen  Meeres 
durch  die  Meerenge  von  Gibraltar  Ebbe  und  Fluth  bemerkbar,  aber 
au  den  meisten  Stellen  ohne  merklichen  Einflufs  auf  Steigen  und  Fal- 
len, am  deutlichsten  noch  östlich  von  Malta,  besonders  im  Adriati- 
schen  Meere,  wo  der  Unterschied  jedoch  nur  1  —  2  Fufs  beträgt.  Nach 
v.  Graefe  kommt  sie  zwar  nur  gering,  aber  doch  mit  voller  Regel- 
mäfsigkeit  zu  Stande,  und  beträgt  zu  Venedig  an  2,  bei  Livorno  nur 
1  und  in  der  Meerenge  von  Messina  2*/2  bis  3  Fufs. 

Von  der  Flutb  ist  zugleich  der  Wellenschlag,  be- 
wirkt durch  das  alle  zwölf  Stunden  sich  wiederholende 
Heranfluthen  der  von  Westen  nach  Osten  zurückschwan- 
kenden Wassermasse,  abhängig,  der  zwar  durch  das  We- 
hen der  Winde  verstärkt,  aber  durch  die  Unruhe,  in  wel- 
che letztere  auch  ein  fluthloses  Meer  zu  bringen  pflegen, 
nicht  ersetzt  werden  kann. 

3.  Die  Seeluft,  welche  reiner  von  Zumischungen 
mancher  Art  und  auch  feuchter  als  die  Landluft  ist,  ent- 
hält mechanisch  fortgerissene  Salztheile  und  ist,  wie  respi- 
rabler,  so  auch  im  Allgemeinen  gesunder.  Wo  Land-  und 
Seeluft  sich  mischen,  dringen  gegenseitig  die  Eigenthüm- 
lichkeäten  beider  ein :  dadurch  erhalten  Inseln  ein  eigenes, 
im  Allgemeinen  gleichmäfsigeres  Klima,  und  auch  die  Kü; 
sten  des  Festlandes  erfahren  diesen  Einflufs. 

Für  die  Verschiedenheiten  der  Seeatmosphäre  der  einzelnen  Meere 
lassen  sich  nur  Vermuthungen  ziehen  aus  dem  allgemeinen  Charak- 
ter derselben :    für   das  Mittelländische  Meer    ist    nachgewiesen,   dafs 


1483 


in  Betreff  des  Feuchtigkeitsgehaltes  der  Luft  die  mittlere  Quantität 
von  Feuchtigkeit  der  Luft  dort  nur  halb  so  grofs  ist  als  in  England. 
Vermuthlich  werden  die  vom  Festlande  umschlossenen  Meere  weni- 
ger Feuchtigkeit  ergeben. 

4.  Chemische  Zusammensetzung  des  Meer- 
wasser s.  In  den  europäischen  Meeren  ergeben  sich  in 
dieser  Hinsicht  bei  denen,  welche  unter  dem  überwiegen- 
den Einflüsse  des  Festlandes  und  seiner  süfsen  Wasser 
stehen,  zwar  nicht  für  die  qualitative  Mischung,  aber  für 
die  Quantität  des  Salzgehaltes  bedeutende  Unterschiede. 

In  den  mittleren  Breiten  der  nördlichen  Hemisphäre  des  Atlanti- 
schen Meeres  fand  Marcet  den  Salzgehalt  nach  Äbrauchen  4,26  p.  C. 
Diese  als  Normalbestimmung  angenommen,  stellen  sich  die  Unter- 
schiede in  den  europäischen  Meeren  folgendermafsen : 

Im  Mittelländischen  Meere: 
bei  Gibraltar  .... 
hei  Marseille   .        . 


4,38  nach  Marcet 
3,94    —  — 


Im  Atlantischen  Meere: 
an  der  englischen  Westküste 

Im  Schwarzen  Meere 


3,18  nach  Clemm 
2,07. 


An  den  Küsten  pflegt  in  der  Nähe  von  Flufsmündungen  der  Salz- 
gehalt zur  Zeit  der  Ebbe  etwas  gemindert  zu  werden,  in  den  abge- 
schlossenen, fluthlosen  Meeren  nimmt  der  Salzgehalt  noch  mehr  ab 
mit  der  zunehmenden  Entfernung  vom  Ocean. 

In  qualitativer  Hinsicht  fand  Marcet  den  oben  angegebenen 
Salzgehalt  von  4,26  p.  C.  im  Atlantischen  Meere  zusammen- 
gesetzt aus : 

Chlornatrium        .#....        „  2,6600 

Chlorcalcium         .  0,1232 

Chlormagnesium 0,5154 

Schwefelsaurem  Natron       ......        0,4660 

Verlast  an  Feuchtigkeit 0,4954 

4,2600 
In  100  Theilen  des  bei  Barmouth  an  der  Küste  von  Nord-Wales 
(2.  December  1839)  geschöpften  Wassers  fand  Clemm: 

Schwefelsaure  Kalkerde 0,120 

Schwefelsaure  Talkerde         ...  .        0,206 

Chlormagnesium     .......        0,242 

Chlorkalium 0,135 

Chlornatrium 2,484 


3,187 
Aufserdem  in  geringer,  nicht  bestimmbarer  Menge :   kohlensaures 


1484 


Eisen-   und    Mapganoxydul,  kohlensaure    Kalk-   und  Talkerde,    phos- 
phorsaure   Kalkerde,    Brom  -    und    Jodverbiudung,    freie    Kohlensäure 
und  organische  Materie.  —  Lithion  konnte  nicht  aufgefunden  werden. 
Sechzehn  Unzen  des  Meerwassers  enthalten  im: 

Canal  la  Manche       Meerbusen  Forth 
nach  ß  o  uill  on-        nachJ.Mur- 


Schwefelsaures  Natron 
Schwefelsaure  Talkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Chlornatrium 
Chlormagnesium  . 
Kohlensaure  Talkerde  ) 
Kohlensaure  Kalkerde  ) 

Kohlensaures  Gas 


Lag  ränge: 


49,570  Gr. 
1,152  — 

204,600  — 
45,950  — 

1,536  — 

302,808  Gr. 
2,479  Kub.Z. 


ray: 
12,930  Gr. 
5,990  — 
6,336  — 

185,700  -» 

25,340  — 

1,144  -,- 

0,6-29  — 

238,069  Gr. 


In  100  Theilen  Wasser  des  Mittelländischen  Meeres  sind 


enthalten: 


Chlornatrium 
Chlormagnesium  . 
Schwefelsaure  Talkerde 
Kohlensaure  Talkerde 
Kohlensaure  Kalkerde 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kali      .... 


nach  Lau 
rens ; 

2,722 
0,614 
0,702 
0,019 
0,001 
0,015 
0,001 


nach  Vogel  u.  Boui 

lon-Lagran  ge: 

2.510 

0,525 

0,625 

0,015 
0,015 


4,074 


3,690 


Aufserdem  Kohlensäure,  Spuren  von  Extractivstoff,  Jod  und  Brom, 
—  Wollaston  fand  bei  der  Untersuchung  des  Wassers  im  Mittel- 
ländischen Meere  dasselbe  in  der  Tiefe  weit  reicher  au  Salz  als  auf 
der  Oberfläche :  in  der  Tiefe  von  400  Fufs  hatte  dasselbe  4  p.  C.  Salzr 
gehalt  und  das  speeif.  Gewicht  1,0295,  —  in  der  Tiefe  von  670  Fufs: 
17,3  p.  C.  Salzgehalt  und  das  speeif.  Gewicht  1,1288. 

Hinsichts  des  speeif.  Gewichts  des  Meerwassers  sind  die  An? 
gaben  verschieden.  Es  beträgt  an  den  Polarkreisen  1,0259,  in  der 
Ausdehnung  des  Atlantischen  Oceans  1,0280,  so  wie  zwischen  dem 
Aequator  und  dem  35.  Breitengrade  1,0272.  Allgemein  nimmt  das- 
selbe in  hoher  See  zu  und  in  der  Küstennähe,  da  besonders,  wo 
grofse  Ströme  einfallen,  verhältnifsmäfsig  ab.  Marcet  stellt  sein 
mittleres  Verhältnifs  auf  1,0277  fest. 

Goebel  fand  hei  seiner  Untersuchung  des  Schwarzen  und 
Asow  sehen  Meeres  (welches  letztere  nur  ein  verdünntes  Wasser 
des  erstem  ist)  das  speeif.  Gewicht  des  erstem  bei  14°  R.  1,01365, 
das  des  letztern  1,00970  und  100  Gewichtstheile  enthielten: 


1485 

S  c  b  w  a  r  z  e  8  M  o  e  r :  Asowsches  Meer; 


Chlornatrium      . 
Clilorkalium  .         .         . 

Chlormagnesium 
Brommagnesium 
Schwefelsaure   Kalkerde 
Schwefelsaure  Talkerde 
Doppeltkohlensaure  Kalkerde  . 
Doppeltkohlensaure  Talkerde  . 
Organische  Substanzen     . 


14.011)5      . 

9,6583 

0,1892      . 

0,1279 

1,3035      . 

0,SS70 

0,0052      . 

0,0035 

0,1047      . 

0,2879 

1/(700      . 

0,7642 

0,35S6      . 

0,0221 

0,2086      . 

0,1286 

Spuren     . 

.  .         Spuren 

17,6593  11,8795 


Das  aus  dem  Meerwasser  abgeschiedene  Salz,  Bay-,  Boy-  oder 
Meer  salz  genannt,  wird  besonders  in  südlichen  Küstengegenden, 
namentlich  in  Frankreich  gewonnen.  Man  leitet  zu  diesem  Zwecke 
das  Meerwasser  vermittelst  Schleusen  in  grofse,  flache,  mit  Thon 
und  Bretterwerk  ausgeschlagene  Gruben  (Salzsümpfe),  läfst  die  Lauge 
darin  durch  die  Sonnenwärme  verduusten,  krystallisiren  und  zieht 
durch  Pumpen  die  Mutterlauge  ab.  Das  angeschossene  Salz  wird  iu 
Pyramiden  oder  Haufen  aufgethürmr,  mit  Stroh  bedeckt  und  der  Ein- 
wirkung der  Luft  ausgesetzt.  Dadurch  werden  die  zerfliefslichen  und 
bittern  Geschmack  bewirkenden  Salze,  z.  B.  Chlorcalcium  und  Chlor* 
magnesium,  oder  leicht  auflösliche,  schwefelsaure  Salze,  welche  dio 
Feuchtigkeit  der  Luft  anziehen,  abgeschieden,  indem  sie  durch  Rin- 
nen abfliefsen.  Die  Mutterlauge  ist  auf  Bittersalz,  Glaubersalz,  Bit- 
tererde etc.  zu  benutzen.  Im  nördlichen  Frankreich  lauget  mau  den 
mit  Seesalz  durchdrungenen  Sand  aus. 

Dieses  Seesalz  kann  theils  zur  verstärkten  Wirksamkeit  des  er- 
wärmten Seewassers,  theils  als  Surrogat  desselben  benutzt  werden: 
mir  mufs  die  Quantität  nicht  zu  gering,  d.  b.  auf  ein  Bad  wenigstens 
ein  bis  zwei  Pfund  gerechnet  werden. 

Fassen  wir  das  bisher  Gesagte  über  die  natürlichen 
Eigenschaften  der  verschiedenen  europäischen  Meere  zu- 
sammen, so  hat  das  Atlantische  Meer  den  allgemei- 
nen oceanischeu  Charakter  in  Salzgehalt,  Ebbe  und  Fluth, 
Seeluft  und  Temperatur, —  das  Baltische  Meer  hat 
um  die  Hälfte  geringern  Salzgehalt,  keine  Ebbe  und  Fluth, 
—  das  Mittelländische  Meer,  dessen  Wasserspiegel 
niedriger  als  der  des  Atlantischen  und  des  Schwarzen  Mee- 
res ist,  daher  ein  Einströmen  von  beiden  Seiten  stattfin- 
det, hat  etwas  mehr  Salzgehalt  als  das  Atlantische  Meer, 
eine  um  einige  Grade  höhere  mittlere  Temperatur,  fast  keine 


1486 

Ebbe  und  Fluth,*)  trockenere  Seeluft,  —  das  Schwarze 
Meer  hat  geringem  Salzgehalt,  keine  Ebbe  und  Fluth. 

Mit  Bezug  auf  das ,  was  schon  früher  Th.  I.  zweite 
Aufl.  S.  281  und  Th.  II.  zweite  Aufl.  S.  1050  über  die 
Wirkung  des  Meerwassers  gesagt  worden  ist,  mag  hier 
noch  der  Umstände  gedacht  werden,  welche  man  bei  der 
Wahl  eines  Seebades  vorzüglich  zu  berücksichtigen  hat. 
Zuerst  ist  auf- das  Klima  und  die  Lage  des  Ortes  zu  se- 
hen. Diejenigen,  welche  wegen  scrophulöser  Leiden,  Brust- 
krankheiten und  grofser  Schwäche  das  Seebad  besuchen, 
wählen  besonders  die  südlichen  Klimate,  einen  milderen 
Himmel  und  ein  wärmeres  Wasser:  ihnen  sind  die  Seebä» 
der  des  Mittelländischen  Meeres,  namentlich  der  italieni-? 
sehen  und  südfranzösischen  Küsten  vorzugsweise  anzura-r 
then;  sie  erlangen  dadurch  den -Vortheil,  gleichzeitig  durch 
Luft  und  Wasser  die  gewünschte  Belebung  und  Herstel- 
lung der  Nervenkraft  zu  erreichen.  Jedoch  mufs  man  dje 
Orte  vermeiden ,  wo  die  Hochgebirge  des  Continents  dich-? 
ter  an  das  Meer  treten  und  die  kalten  Winde  von  den 
Höhen  mit  der  warmen  Luft  von  der  See  her  in  ste- 
tem Kampfe  und  Wechsel  liegen  ;  auch  dürfen  sehr  nervöse 
Personen  nicht  einen  zu  grofsen  Wechsel  des  gewohnten 
Klimas  veranlassen  und  müssen  die  heifseste  Jahreszeit 
vermeiden. 

Unterleibskranke  geniefsen  mehr  Vortheil  von  einem 
kalten  Klima  und  weniger  warmen  Wasser;  auch  diejenü 
gen,  deren  Nervensystem  mehr  trag  als  schwach  oder 
zwar  sehr  reizbar,  zugleich  aber  noch  hinreichend  kräftig 
ist,  baden  besser  in  nördlichem  Seebädern,  wie  sie  sich 
von  Boulogne  bis  nach  Helsingfors  und  Riga  zo  zahlreich 
und  unter  sehr  verschiedenen  Umständen  vorfinden. 

Hier  bleibt  jedoch   der  Wahl  wiederum  viel  Spielraum.    Das  Was-r 
ser  der  Ostsee    ist  zwar  beträchtlich  schwächer   au  Salzen,    dagegen. 


°)  Die  Ebbe  uud  Fluth  des  Mittelmeeres  ist  wenigstens  so  ge- 
ring, dai's  sie  bei  der  Wirkung  des  Seebades  kaum  in  Betracht  kom?« 
meu  kann. 


1487 

in  seinem  westlichen  Theile  im  Sommer  verhältnifsmäfsig  wärmer  als 
im  Winter,  und  diese  höhere  Sommerwärme  erstreckt  siel»  auch  auf 
das  Küstenland.  Aber  indem  sich  diese  Gegenden  so  in  ihrem  Klima 
mehr  den  Verhältnissen  des  Continents,  als  der  Meere  nähern,  wer- 
den hierdurch  die  Wechsel  der  Witterung  stärker.  Die  mildesten 
Seebäder  dieser  nördlichen  Abtheilung  in  Beziehung  auf  das  wechsel- 
lose Klima  des  Landes  und  die  gleichmäfsige  Wärme  des  Wassers 
sind  offenbar  diejenigen  der  West-  und  Südwestküsten  Irclands  und 
Englands,  wo  die  grofse  Strömung  des  Golfes  von  den  Antillen  her  im- 
mer eine  wärmere  Fluth  gegeu  die  Ufer  liinspült. 

Dann  ist  ferner  bei  der  Wahl  eines  Seebadeorts  die 
ganze  Oertlicbkeit  des  Badeplatzes,  Strand,  Wellenschlag 
etc.,  —  und  endlich  der  Salzgehalt  des  Seewassers  zu  be- 
rücksichtigen. 

Die  Beschaffenheit  des  Strandes  betreffend,  so  ist  es  ein  allge- 
meines Gesetz  der  geographischen  Bildung  Europas,  dafs  der  Strand, 
welcher  sein  Meer  im  Norden  hat,  gegen  dieses  sehr  gleichmäfsig, 
langsam  und  allmählig  abfällt,  so  dafs  man  über  weite  Dünen  hinaus 
beträchtliche  Strecken  in  die  See  hineinfahren  mufs,  um  eine  hinrei- 
chende Wassertiefe  zu  gewinnen.  Die  Küsten  dagegen,  welche  nach 
Süden  ausgehen,  fallen  steil  in  das  Meer  hinein,  daher  man  hier  keine 
so  langen  Dünen,  wohl  aber  starke  Brandungen  und  einen  wilden  und 
gewaltsamen  Wellenschlag  findet.  Je  nachdem  man  letzteren  suchen 
oder  vermeiden  mufs,  wird  man  das  Seebad  zu  wählen  haben. —  Eben 
so  ist  es  mit  dem  Salzgehalt  des  Wassers:  für  manche  Personen  sind 
die  salzreicheren  Bäder,  besonders  in  wärmern  Breiten,  wo  das 
Wasser  im  Sommer  lauwarm  wird,  viel  zu  reizend  und  erregend; 
andere  gerade  bedürfen  dieser  kräftigeren  Eiuwirkuug  auf  die  Haut. 

Ein  bedeutendes  Moment  bei  der  Wirksamkeit  eines 
Seebades  bildet  endlich  noch  die  gleichzeitige  Benutzung 
der  Seeluft,  die  auch  unabhängig  von  den  Seebädern 
allein  zu  Strand kuren  verwandt  werden  kann.  Inso- 
fern nämlich  die  muriatische  Luft  auf  gesunde  Individuen 
sanft  erregend  einflielst,  die  Oxygenirung  des  Thierstoffs 
bedeutender  unterstützt,  als  dies  vom  gewöhnlichen  Atmo- 
sphärengemisch  anzunehmen  ist,  sämmtliche  Ausscheidungs- 
processe  fördert  und  zugleich  offenbar  resolutorische  Wir- 
kungen hervorruft,  ergiebt  es  sich  von  selbst,  dafs  sie  all- 
gemeinhin  jenen  Krankheiten  entsprechen  mufs,  welche 
auf  Torpidität,  Atonie,  Mangel  an  colorirteni  Blute,  auf 
unregelmäfsigen  Se-  und  Excretionsvorgängen  oder  Stasen 


1488 

beruhen.  Diese  allgemeinen  Wirkungen  werden  jedoch 
durch  die  an  verschiedenen  Orten  mehr  oder  weniger  von 
einander  abweichenden  Mischungs-,  Feuchtigkeits-,  Wärme- 
und  Dilutions-Verhältnisse  der  Seeluft  modificirt. 

Bei  der  ärztlichen  Anwendung  der  Seeluft  kommt  aufser  den 
mannigfaltigen  psychischen  Momenten  besonders  die  für  Brustkranke 
so  wichtige,  überaus  leichte  Respirabilität  der  Seeatmosphäre  in  Be- 
tracht. Sie  bekundet  sich  durch  die  beim  Einatbmen  innerhalb  der 
Brust  entstehende  behagliche  Empfindung,  durch  instinktmäfsige  Nei- 
gung zu  immer  tieferen  Inhalationen,  so  wie  durch  die  bald  nachfol- 
gende angenehme  Stimmung  des  Gemeingefühls,  und  ist  theils  der 
gänzlichen  Staublosigkeit  des  Seeduuslkreises  zuzuschreiben,  wird 
aber  vornehmlich  dadurch  veranlafst,  dafa  die  betreffende,  aus  uner- 
mefslichen  Räumen  beständig  erneuete  Luftart  ohne  irgend  erhebli- 
che, mittelst  vorangegangener  Respirationen  erlittene  Zersetzung  in 
voller  Integrität  noch  frisch  und  unverändert  die  tiefsten  Lungenzel- 
len erfüllt.  Zwar  bieten  die  Straudkuren  nur  ein  Gemenge  aus  See- 
und  Landluft  dar,  aber  sie  gewähren  die  Möglichkeit,  dafs  der  Hei- 
lungsprocefs  durch  Mitanwendung  jeder  andern  denkbaren  Hülfe  un- 
eingeschränkt gefördert  werden  kann,  und  dafs  insbesondere  Schwäch- 
lichen ein  zweckmäfsiges,  ruhiges  Unterkommen  gesichert  bleibt. 

Zu  den  Krankheitsformen,  gegen  welche  sich  die  See- 
luft bisher  am  meisten  bewährt  hat,  sind  zu  nennen:  von 
Brustübeln  vornehmlich  langwierige,  torpide  Katarrhe  des 
Kehlkopfs,  der  Luftröhre  und  der  Lungenzellen,  —  Ver- 
zärtelungen des  Hautorgans,  —  Nervenaffectionen  verschie- 
dener Art,  —  Krankheiten,  bei  welchen  es  dem  Blute  an 
colorirenden  Bestandtheilen  fehlt,  bei  welchen  seröse  Flüs- 
sigkeiten vorwalten  und  eiweifsstoffige  Ansammlungen  über- 
hand nehmen,  Gicht  und  Rheumatismen  torpiden  Charakters. 

In  Rücksicht  auf  die  Beschaffenheit  einer  zu  Strandkuren  geeig- 
neten Gegend  ist  zu  erwähnen,  dafs  alle  nachtheiligen  Ortsverhält- 
nisse, die  eine  Gegend  überhaupt  ungesund  machen  können,  auch  hier 
vermieden  werden  müssen.  Nur  dann,  wenn  das  aus  nacktem  Sande, 
aus  grobem  Kieslagern,  aus  Geröll  oder  aus  zusammenhängenderem  Ge- 
stein bestehende,  reine,  hinlänglich  und  gleichförmig  abgedachte 
Meeresufer  durch  seine  allgemeine  Configuration  gegen  die  Gewalt 
der  Seestürme  geschützt,  dabei  mehr  südwestlich  geöffnet,  durch  Ge- 
birgszüge gegen  Nordostwinde  gedeckt  ist,  und  wenn  an  demselben 
bequeme,  trockene,  mit  Abkühlungs-  und  Erwärmungs  -  Einrichtungen 
versehene  Gebäude  aufgeführt  sind,  eignet  sich  die  Gegend  im  All- 
gemeinen zum  bleibenden  Aufenthalte  für  Leidende. 


1489 

Von  derartigen  Kurorten  bestimmt  v.  Graefe  die  nördlicheren, 
und  von  stark  flufhenden  Wogen  bespülten,  mit  dichteren,  salzigeren, 
reizenderen  Luftmassen  'überzogeneu,  für  weniger  erregbare,  so  wie 
die  südlicheren  und  von  gering  fluthenden  Seegewässern  berührten, 
mit  verdünnteren,  weniger  salzigen,  mildereu  Atmosphärenschichteii 
gedeckten  in  der  Regel  für  empfindlichere  Kranke.  Besonders  ist 
noch  Hinsichts  jener  Individuen,  welche  durchgehends  nur  gemäfsigte 
Luftwärme  gut  vertrageu,  und  namentlich  für  Lungenkranke,  die  von 
beständigem  Reizhusten  beunruhigt  werden,  die  Ortswahl  auch  nach 
dem  Wechsel  der  Jahreszeiten  zu  treffen  :  Kranke  dieser  Kategorie 
läfst  mau  im  Winter  wärmere,  von  lauer  Luft  umwehte,  und  im  Som- 
mer kühlere,  erfrischendere,  feuchtere  Gestade  besuchen. 

Im  Allgemeinen  kommen  von  Kiistengegenden  hier  in 
Betracht:  die  Küsten  Frankreichs,  Italiens  und  Süd-Eng- 
lands, und  wir  werden  bei  der  nachfolgenden  Darstellung 
der  europäischen  Seebäder  auch  zugleich  Rücksicht  auf 
die  klimatischen  Verhältnisse  der  betreffenden  Küstenge- 
genden und  ihre  Qualifikation  zu  Strandkuren  Rücksicht 
nehmen, 

A.  P.  Buchan,  practical  observations  concerning  Sea  Bathing. 
To  wbich  äre  added  Remarks  on  the  use  of  warm  Batb.  London 
1804. 

Observations  pratiques  sur  les  bains  d'eau  de  Mer  et  sur  les 
bains  chauds,  par  A.  P.  Buchan,  traduit  de  l'anglais  par  Rouxel. 
Paris  1812;  —  1835. 

J.  Gibney,  practical  observations  on  the  use  and  abuse  of  cold 
and  warm  Sea-Bathing,  in  various  diseases,  particularly  in  scrofulous 
aud  gouty  cases.    London  1813. 

J.  Clark,  on  inflaence  of  Climate  in  the  prevention  and  eure 
of  chronic  diseases  more  particulary  of  the  ehest  and  digestive  Or- 
gans comprising  au  aecount  of  the  priucipal  places  resorted  to  by  in- 
valids  in  England,  the  south  of  Europe  etc.  London  1820;  —  1830; 
—  1843. 

J.  Clark,  über  Südeuropa  in  klimatischer  Hinsicht.  Frei  nach 
dem  Engl,  von  Chr.  A.  Fischer,  nebst  Bemerkungen  über  Climate 
und  chmatische  Einflüsse  aus  dem  Gesichtspunkte  der  Gesundheits- 
erhaltung  und  der  Heilkunde  von  Harlefs.    Hamm  1826. 

F.  Blot,  manuel  des  bains  de  Mer,  leurs  avautages  et  leurs  iu- 
convenients.  Caen   1828. 

Ch.  L.  Mourgu6,  consid6rations  g6n6rales  sur  les  bains  de  Mer 
dans  le  traitement  des  difformites  du  tronc  et  des  membres.  Paris  1S2S. 

Alibert,  precis  historique  a.  a.  0.  p.  181  ff. 

Poggendorffs  Annaleu.    Bd,   XVI.    S.  622;  —    1837.   Nr.  7. 


1490 

S.  498;  —  Journal  de  Pharmacie.  T.  XXI.  p,  93;  —  Büchner'» 
Repertoriuna.  2te  Reihe.   Bd.  X.  1837.  S.  272. 

P.  Foissac,  de  l'influence  des  climats  sur  Thomme.  Paris  1837. 

Patissier  et  Boutron-Charlard,  manuel  des  eaux  min.  Bat. 
Paris  1837.  p.  498  ff. 

A.  Vetter,  allgemeines  Brunnen-  und  Badebuch.  Berlin  1840. 
S.  343  ff. 

C.  Mühry,  medizinische  Fragmente.  Hannover  1841.  S.  3  — 109. 

C.  F.  v.  Gräfe,  die  Gasquellen  Süd-Italiens  und  Deutschlands. 
Berlin  1842.  S.  447  ff. 

Dr.  Eck  hoff,  das  Seebaden 4  oder;  das  Meerwasser  und  seine 
Heilkräfte.    Kiel  1843. 


I.    Das  Mittelländische  Meer. 


1.     Die  Küsten  Italiens: 


I 


n  Italien  finden  sich  fast  in  allen  grofsern  Küstenstädten 
Seebäder:  vorzugsweise  werden  genannt  an  der  Ostküste 
diejenigen  von  Tri  est,  Venedig  und  Ancona,  —  an 
der  Westküste  die  von  Neapel  und  Ischia,  Civita 
Vecchia,  Livorno,  Viareggio,  Genua  undNizza. 
Gleichzeitig  bietet  es,  vorzüglich  an  seinem  südwestlichen 
Litorale,  mehrere  in  ärztlicher  Beziehung  günstig  gelegene 
Küstenstrecken  dar,  die  theils  im  Allgemeinen  den  Beding- 
nissen der  Strandkuren  entsprechen,  theils  sich  vor- 
zugsweise zu  diesem  Zwecke  eignen:  unter  den  ersteren 
sind  der  Parthenopeisch  e  Strand,  die  Villa  Cicerone 
zu  Molo  di  Gaeta  und  ihre  Umgebung,  Massa  und 
La  Spezia,  zwei  kleinere  am  südwestlichen  Abhang  der 
Apenninenkette  überaus  freundlich  gelegene,  dem  Tyrrbeni- 
schen  Meere  zugewendete  Seestädte,  die  sich  einer  sehr 
gleichförmigen  und  milden  Temperatur  erfreuen,  Genua, 
—  unter  den  letzt ern  vornehmlich  Venedig,  Messina 
und  Nizza  zu   erwähnen. 

Tliouvenel,  trait£  sur  les  climats  d'Italie.  Verone  1798. 
Koreff   in:   Hufeland's   Journal   der    prakt.  Heilkunde.     1817. 
St.  3.  S.  79  -  92. 

t.  Gräfe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  553  ff. 


1492 

Triest.  Die  liier  befindliche  Seebadeanstalt,  die  einzige 
deutsche  am  Ufer  des  Mitfelmeeres,  weicht  von  der  gewöhnlichen 
Einrichtung  ähnlicher  Austallen  ab.  Sie  besteht  nämlich  aus  einem 
flachen  Fahrzeuge,  welches  mitten  in  der  See  vor  Anker  liegt  und 
in  zwei  Reihen  mehrere  Gemächer  darbietet,  die  so  eingerichtet  sind, 
dafs  in  einigen  3  —  4  Personen  bequem  in  stets  reinem  Seewasser 
baden,  in  andern  warme  mineralische  Douche-  und  Fufsbäder  ge- 
nommen werden  können.  Der  Boden  der  Vollbäder  kann,  nach  Be* 
darf,  höher  und  niedriger  geschraubt  werden;  sie  können  daher  je- 
dem Alter  und  den  verschiedenen  Verhältnissen  der  Kranken  leicht 
angepafst  werden ;  ihre  Wände  bestehen  aus  Gittern  und  gewähren 
so  dem  Seewasscr  einen  ununterbrochenen  Zurlufs.  Letzteres  ist 
spiegelhell,  durchsichtig  auf  grofse  Tiefe,  von  herrlich  blau-grüner 
Färbung  und  sehr  reich  an  gallertartigen  Thieren. 

Die  Temperatur  des  Seewassers  im  Hafen  von  Triest  fand  v.  G  r  ä  f  e 
am  13.  Mai  1830  zur  Mittagszeit  bei  176  R.  der  Atmosphäre  16°  R. ; 
—  Biasoletto  giebt  die  mittlere  Temperatur  während  der  Monate 
December,  Januar,  Februar  für  die  Luft  Triest's  zu  -{-4—5°.  für  das 
Seewasser  ebenfalls  zu  4  —  5°  R.,  und  während  der  Monate  Juni, 
Juli,  August  für  jene  zu  12 — 21°  R.  und  für  das  letztere  zu  20  bis 
22°  R.  an. 

Venedig.  Diese  an  einer  seichten  Ausbuchtung  des  Adriati* 
sehen  Meeres  gelegene  merkwürdige  Meerstadt  von  100,000  Einwoh- 
nern ist  zum  Gebrauch  der  Seebäder  und  wegen  ihrer  milden  See- 
atmosphäre als  Strandkurort  zum  Aufenthalt  für  Kranke  neuer- 
dings dringend  empfohlen  worden. 

a.  Klima.  Venedigs  Lage  mitten  in  der  zwar  flachen,  aber 
grofsen  Meeresbucht,  das  freie  Strömen  des  Seewassers  durch  147, 
in  allen  Richtungen  sich  kreuzende,  die  Strafsen  vertretende  Kanäle, 
bringt  es  mit  sich,  dafs  sein  Dunstkreis  mit  Meerwasseratomen  be- 
trächtlich imprägnirt  ist:  am  freiesten  und  angenehmsten  athmet  man 
während  der  Fluth,  welche  in  sechsstündigem,  regelmäfsigem  Wech- 
sel mit  der  Ebbe  den  Wasserspiegel  jedesmal  um  1  —  3  Fufs  steigen 
läfst,  weniger  erquickend  zur  Zeit  der  Ebbe,  wo  aus  engen,  flachen, 
nicht  hinlänglich  gereinigten  Kanälen  oder  in  der  Nähe  völlig  ent- 
blöfster  Lagunen-Inseln  sumpfige  und  schwefelwasserstoffige  Gase  oft 
einen  süfslich  widrigen  Geruch  verbreiten. 

In  Betreff  der  Temperatur  zeichnet  sich  das  Klima  durch  Milde 
vortheilhaft  aus:  nach  Traversi's  Untersuchungen  beträgt  die  mitt- 
lere Wärme  für  das  Winterhalbjahr  7,-26°  R.;  Brera  fand  die  At- 
mosphäre in  den  kühlsten  Monaten,  zur  Mittagszeit  auf  15—16°  R. 
erwärmt  und  noch  am  Abend,  ja  selbst  bis  Mitternacht  behaglich, 
nach  Weiglein  soll  die  Temperatur- Differenz  binnen  24  Stunden 
durchschnittlich  1  —  3°  nicht  übersteigen;  Federigo  berechnete  die 
mittlere  Wärme  für  das  ganze  Jahr  auf  11  —  19°  R.  —  Zwar  ist  Ve- 
nedig den  Einwirkungen  der  Winde  nach  allen  Seiten  hin  ausgesetzt, 


1493 


doch  welicn  sie  hier,  an  den  Hochgebirgen,  welche  fast  das  ganze 
Adriatische  Meer  umschliefsen,  gebrochen,  selten  mit  grofser  Heftig- 
keit: Westwinde  bringen  im  Winter  am  meisten  ein  rasches  Sinken 
des  Thermometers  hervor,  der  Sirocco  belästigt  hier  weniger  als  an- 
derswo und  in  heii'sen  Tagen  wird  die  Atmosphäre  um  die  Mittags, 
stunden  fast  ohne  Ausnahme  durch  leichte  Seebrisen  erfrischt.  —  Den 
mittleren  Feuchtigkeitsgrad  berechnet    Saussure  zu  87°. 

Dennoch  besitzt  Venedig  keinen  völlig  reiuen  Seedunstkreis,  son- 
dern er  gehört  in  Folge  mannigfaltiger  Beimischungen,  die  durch  seine 
Lage  und  das  Zusammenwohnen  so  vieler  Menschen  bedingt  sind,  zu 
den  herabgesetzten  Seeatmosphären;  der  Aufenthalt  in  demselben  ist 
daher  auch  nur  solchen  Krauken,  die  für  intensive  Einflüsse  muriati- 
scher  Verdunstungen  noch  zu  erregbar  sind,  keineswegs  aber  jenen 
zu  verordnen,  welche  bei  vorhandener  hoher  Torpidität  einer  mehr 
kräftigenden  Atmosphäre  bedürfen.  Die  Krankheiten,  gegen  welche  sich 
ein  Winteraufenthalt  in  Venedig  bisher  bewährt  hat,  sind:  Brustkrank- 
heiten und  Lungenleiden,  chronischer  Bluthusten,  langwierige,  schlei- 
chende Entzündungen  der  Respirationsorgane,  tuberculöse  Kachexien 
und  selbst  schon  entwickelte  Lungensucht,  so  wie  hartnäckige  rheu- 
matisch-katarrhalische  Affectionen.  Dagegen  zeigte  sich  der  hiesige 
Aufenthalt  indifferent  und  selbst  schädlich  bei  Blennorrhöen  des  Kehl- 
kopfes und  der  Bronchen,  Schleimschwiudsucht,  Heiserkeit  und  Eng- 
brüstigkeit, sobald   diesen  Anomalien  reine  Atonie  zum  Grunde  lag. 

Die  beste  Jahreszeit  zum  Aufenthalt  für  Kranke  sind  die  kühlen 
Monate;  an  gut  eingerichteten  Wohnungen,  unter  denen  die  Gebäude 
des  Canale  della  Giudecca  und  der  Riva  dei  Schiavoni  den  Vorzug 
verdienen,  fehlt  es  nicht. 

h.  Seebäder.  Nach  Cenedella's  Analyse  enthalten  50  Wie- 
ner Unzen  (=-2333,30  Grammen)  des  Venezianischen,  auch  nach  aus- 
wärts verführten,  Meerwassers: 

Chlornatrium        .         .         . 

Chlorcalcium        .         . 

Chlormagnesium  . 

Chlorkalium 

Schwefelsaures   Natron 

Schwefelsaure  Talkerde 

Kohlensaure  Kalkerde  . 

Kieselsäure  .... 

Organischen  Extractivstoff 

Jod-   und   Brom  Verbindungen 


59,23189  Gram. 
1, 60706  — 
3,99189  — 
0,S50G8  — 
3,23892  — 
1,82532  — 
0,19444  — 
0,38888  — 
8,87S22  — 
Spuren 

80,20730  Gram. 

Der  Wärmestand  des  Meerwassers  zu  Venedig  scheint  nach 
v.  Gräfe's  Beobachtungen  ganz  von  jenem  der  Luft  abzuhängen: 
er  betrug  für  beide  in  der  Zeit  vom  26.  September  bis  2.  October  1829 
zur  Mittagszeit  17 — 18°  R.  Der  Grund  für  diese  Temperatur-Ueber- 
einstimmung  ist  in  der  dortigen  geringen,  allgemeinen  Tiefe  des  Meeres 
zu  suchen;    da,    wo  die  Lagunen  stellenweise  tiefer  gesenkt  sind,    so 


1494 

wie  näher  den  seewärts  aufgeworfenen  Murazzi's,  an  welchen  der 
Boden  nach  dem  offenen  Adriatischen  Meere  abfällt,  zeigt  sich  die 
Temperatur  um  0,5°  kühler  als  jene  der  Atmosphäre. 

Die  Krankheiten,  gegen  welche  die  Seebäder  von  Venedig  sich 
nützlich  bewährt  haben,  sind  nach  Dr.  Trois:  1)  spasmodische  Af- 
fectionen,  —  wobei  nur  die  Bäder  eine  niedrige  Temperatür  haben 
und  von  kurzer  Dauer  sein  müssen ;  —  2)  Congestionen  nach  innern 
Organen,  Wenn  kein  fieberhafter  Zustand  zugegen  ist,  —  Congestio- 
nen nach  äüfsern  Organen,  —  Contusionen,  Ecckymosen,  Tumor  al- 
bus der  Gelenke  oder  wo  irgend  ein  Theil  durch  eine  örtliche  Krank- 
heit oder  durch  eine  Operation  geschwächt  wurde :  bei  Congestionen 
nach  innern  Organen  mufs  die  Temperatur  des  Bades  etwas  erhöht 
sein  und  der  Kranke  Hingere  Zeit  im  Bade  bleiben,  während  bei  Con- 
gestionen nach  äufsern  Organen  die  Temperatur  niedrig  sein  und  der 
Kranke  nur  kurze  Zeit  im  Bade  verweilen,  dasselbe  aber  öfter  wie- 
derholen mufs;  —  3)  krankhafte  Diathese  der  Kinder,  die  sich  be- 
sonders durch  grofse  Schwächlichkeit  kund  giebtj  wobei  die  möglichst 
kalten  Büder  mehrere  Male  des  Tages  wiederholt  werden  müssen;  — 
4)  Krankheitsformen,  denen  scrophulöse  Dyskrasie  zum  Grunde  liegt; 
gegen  letztere  Leiden  besitzt  das  Wasser  der  Lagunen  eine  specifi- 
sche  Kraft  vermöge  seines  Gehaltes  an  Stoffen,  welche  durch  die  vie- 
len Vegetabiüen  und  besonders  durch  die  vielen  Fucusarten,  an  de- 
nen die  Lagunen  so  überreich  sind,  demselben  mitgetheilt  werden. 

Endlich  ist  hier  noch  ein  Meerschlamm  zu  erwähnen,  der 
von  dunkelaschgrauer  Farbe,  ziemlich  dicht,  Von  einem  ekelhaften 
Meergeruch  und  einem  schleimig  salzigen  Geschmack,  dieselben  Be- 
standtheile  wie  der  Mineralschlamm  zu  Ischl  zeigt  und  nach  Bre- 
ra's  Beobachtungen  vollkommen  denselben  zu  ersetzen  geeignet  ist. 

Med.  Jahrb.  des  k.  k.  Oesterr.  Staates.  Neue  Folge.  Bd.  I.  (1822) 
S.  439;  —  Bd.  XXI.  St.  3.  (1837)  S.  438. 

v.  Gräfe  und  v.  Walt  her,  Journal  für  Chir.  und  Augenheilk. 
Bd.  XXV.  (1837)   S.  659. 

Ischl  e  Venezia  per  Ia  cura  delle  Affezioni  rachitiche  e  scrofo- 
lose,  e  specialmente  delle  Tisi  e  Consunzioni  polmonari  di  tal  indole 
e  d'altre  gravissime  malattie.  Noticie  pubblicate  dal  Val.  Luigi 
Brera.    Venezia  1837. 

V.  L.  Brera,  Ischl  und  Venedig.  A.  d.  Italienisch,  von  Beer. 
Wien   1838 

Trois  in:  Giornale  per  servire  ai  progressi  della  patologia.  Jan. 
1842. 

v.  Gräfe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.   S.  561  ff. 

M essin a.  Diese  an  der  gleichnamigen  Meerenge  gelegene,  präch- 
tig gebaute,  zweite  Stadt  Siciliens  von  80,000  Einwohnern,  vereint 
durch  die  Salubrität  ihres  Luffgemisches,  durch  grofse  Gleichförmig- 
keit der  Temperatur,  durch  angemessene  Wohngebäude  und  durch  den 
Reiz  paradisischer  Umgebungen  alles,  was  dazu  mitwirken  kann,    um 

den 


1495 

den  Kranken,  für  welche  eine  laue  Strandatmosphäre  indicirt  ist,  die 
verlorene  Gesundheit  wiederzugeben. 

a.  Klima.  Obgleich  Messina  unter  dem  38.  Breitengrade  liegt, 
so  trägt  doch  seine  an  einem  stark  eingeschnittenen  küstenraude  land- 
einwärts allseitig  von  mächtigen  Bergwänden  geschützte  und  nur  ge- 
gen Osten  geöffnete  Lage,  von  wo  aus  rege  Meeresströmungen  küh- 
lend auf  das  angrenzende  Festland  wirken,  dazu  bei,  dafs  die  Hitze 
hier  nie  so  hoch  steigt  als  z.  B.  am  Parthenopeischen  Strande.  Das 
Thermometer  überschreitet  im  Allgemeinen  im  Sommer  '26°  R.  nicht 
und  fällt  im  Winter  beinahe  nie  unter  16°  R.,  und  auch  gegen  Stürme 
ist  die  Gegend  nach  allen  Seiten  geschützt.  Die  Atmosphäre  zeich- 
net sich  aufserdem  durch  ihre  beträchtliche  Imprägnirung  mit  Mee- 
resbestaudtheilen  (das  die  Küsten  bespülende  Seewasser  enthält  «ach 
v.  Gräfe  in  sechzehn  Unzen  316  Gr.  Salz),  durch  grol'se  Klarheit 
und  überaus  leichte  Respirabilität  aus. 

Zu  Strandkuren  ist  deshalb  Messina's  Gebiet  zu  jeder  Jahreszeit 
besonders  nervösen,  zarten,  schwächlichen,  lebenserschü'pften  Indivi- 
duen und  jenen  Lungenkranken  zu  empfehlen,  die  bei  nur  gering  er- 
höhter Reizbarkeit  ein   laues   Klima    besser  als  ein  kühles  ertragen. 

Regelmäfsig  von  Neapel,  Livorno,  Genua  und  Marseille  abge- 
hende Dampfschiffe  legen  den  Seeweg  in  einem  bis  drei  Ta^en  zu- 
rück. Unter  den  öffentlichen  und  Privatwohuungen,  welche  vielfäl- 
tig zu  Gebote  stehen,  eignen  sich  für  Leidende  vorzüglich  die  längs 
der  Küste  fortlaufenden  Häuser  und  mehrere  eben  so  reizend  als  ge- 
sund gelegene,    von  üppigen  Orangenpflanzungen  umgebene  Villen. 

b.  Seebäder.  Das  an  dem  Badeplatz  am  26.  August  1831  ge- 
schöpfte Seewasser  gab  dem  Prof.  Arrosto  in  einem  Pfunde  von 
7200  ital.  Granen  durch  Abdampfung  305  Gr.  fester  Bestandteile, 
die  sich  in  247,637  Gr.  Chlornatrium,  28,754  Gr.  Chlormagnesium,  9,771 
Gr.  Chlorcalcium,  18,126  Gr.  Glaubersalz  und  in  mehrere  Tausend- 
theilchen  eines  Grans  Jod  und  Brom  trennen  liefsen.  Nach  Dr.  Pu- 
gliati's  Beobachtungen  war  die  See  im  August  1831  an  der  dem 
Hafen  nahen  Badestelle,  bei  einem  Barometerstande  von  27/'6"/  Mit- 
tags und  während  einer  Lufttemperatur  von  24°  R„  auf  20°,  um  3  Uhr 
während  einer  Lufttemperatur  von  22,50°  auf  20,50°  und  Abends  wäh- 
rend einer  Lufttemperatur  von  22°  auf  20,50°  erwärmt.  Zur  Zeit  der 
Fluth,  welche  im  Hafen  selten  höher  als  einen  Fufs  steigt,  siukt  die 
Temperatur  des  Meeres  jedesmal   ungefähr  um  1  —  2  Grade. 

v.  Gräfe,  die  Gasquellen  a.  a.  O.  S.  567  ff. 

Neapel,  a.  Klima.  Neapel  hat  in  der  Meinung  der  Aerzte 
unter  den  zu  Strandkuren  geeigneten  Orten  von  jeher  einen  vorzüg- 
lichen Platz  eingenommen,  und  ist  deshalb  häufig  von  Brustkranken 
als  Winteraufenthalt  und  zum  Schutz  vor  den  nachtheiligen  Einwir- 
kungen des  nördlichen  Klimas  benutzt  worden.  Und  wenn  dies  in 
der  That  gerechtfertiget  zu  sein  scheint  durch  die  so  reizenden  Um- 
III.  Theil.  Ccccc 


1496 

gebungen  dieser  Stadt,  von  welchen  der  Ausspruch  bekannt  ist:  Na- 
poli  vedere  e  poi  morire,  und  durch  die  Milde  eines  Klimas,  bei  wel- 
chem der  Weinstock  und  Oelbaum,  die  Myrthe,  Orange,  Feige  und 
andere  edle  Früchte  des  Südens  im  Freien  ausdauern,  und  dessen 
Hitze  gleichwohl  durch  die  Nähe  des  Meeres  so  gemäfsigt  wird,  dafs 
es  weder  im  Sommer  zu  heifs,  noch  im  Winter  zu  kalt  ist :  so  haben 
sich  doch  in  neuern  Zeiten  gewichtige  Stimmen  in  anderm  Sinne  ver- 
nehmen lassen  und  namentlich  ist  Brustkranken  der  dortige  Winter- 
aufenthalt widerrathen  worden. 

Nach  Brera  machen  die  Unbeständigkeit  der  Südwinde  und  die 
Nähe  des  Meeres  den  Winter  zu  Neapel  zu  einer  sehr  veränderli- 
chen Jahreszeit:  zuweilen  wehen  vierzehn  Tage  lang  sehr  rauhe  Winde. 
Die  Neapolitaner  halten  zwar  die  Nord-  und  Südwinde  für  äufserst 
wohlthätig,  in  sofern  sie  die  Luft  reinigen  ;  gleichwohl  sind  sie  nicht 
ohne  nachtheilige  Rückwirkungen  auf  Brustkranke.  Selbst  J.  Clark, 
der  im  Allgemeinen  eine  günstige  Meinung  von  dem  Klima  zu  Nea- 
pel hat,  widerräth  den  Aufenthalt  daselbst  im  Frühjahr  wegen  der 
zu  starken  Ostwinde,  welche  diese  Jahreszeit  rauh  machen,  —  uud 
die  Einwohner  selbst  sagen,  dafs  Neapel  von  ganz  Italien  im  Winter 
der  wärmste,  im  Frühjahr  aber  der  kälteste  Ort  sei.  Aber  auch  wenn 
die  Atmosphäre  nicht  von  Winden  bewegt  wird,  ist  ihre  Tempera- 
tur nicht  selten  wechselnd  und  darum  nachtheilig.  Die  Morgen  und 
und  Abende  im  Winter  sind  in  Neapel  kalt,  während  in  den  Mittags- 
stunden die  Wärme  sehr  bedeutend  ist;  oft  bemerkt  man  zwischen 
der  Temperatur  des  Tages  und  der  Nacht  eine  Differenz  von  18°  R. 
—  Eben  so  bedeutend  ist  die  Verschiedenheit  der  Temperatur  in  der« 
Sonne  und  im  Schatten,  besonders  zur  Winterszeit;  sie  steigt  auf  9 
bis  10°  R.,  ja  selbst  auf  14  — 15°  R.  und  darüber.  So  beobachtete 
A.  W.  F.  Schultz  am  19.  Februar  1837  in  der  Sonne  eine  Wärme 
von  22°  R.,  während  das  Thermometer  im  Schatten  nur  12—13°  R. 
zeigte.  Noch  stärker  war  die  Differenz  am  28.  Februar  Nachmittags 
um  ein  und  ein  halb  Uhr:  das  Thermometer  in  der  Sonne  stand  auf 
+  21,6°  R.,  ein  anderes  im  Schatten  zeigte  nur  +7,6°  R.,  und  das 
feuchte  Psychrometer -Thermometer  stand  nur  auf  +4,3°  R.  Die 
gröfste  Differenz  beobachtete  Schultz  indessen  an  dem  eben  ange- 
gebenen Tage  Morgens  neun  und  ein  halb  Uhr:  in  der  Sonne  zeigte 
das  Thermometer  +18°  R.,  im  Schatten  nur  +3,4°  R.  und  der  feuchte 
Psychrometer-Thermometer  gar  nur  +  1,6°  R. 

Die  Durchschnittstabelle  des  Thermometerstaudes  in  Neapel  wäh- 
rend des  Jahres  1838,  nach  R6aumur,  2  Uhr  Nachmittags,  giebt  fol- 
gende Verhältnisse:  Januar  9°,  Februar  9°,  März  11°,  April  13°, 
Mai  18°,  Juni  20°,  Juli  22°,  August  21°,  September  20°,  October  16°, 
November  9°,  December  S° ;  —  höchster  Stand  am  18.  und  19.  Juli: 
25°,  —  niedrigster  Stand  am  17.  und  24.  December:  1°  über  0. 

Diesen  Thatsachen  gegenüber  kann  es  nicht  Wunder  nehmen, 
wenn  die  dortigen  Atmosphärenbeziehungen  auf  Brustkranke  nachthei- 
lig wirken.  Daher  kommen  katarrhalische  Affectionen  hier  oft  vor» 
und  wenu  auch  die  hektischen  Krankheiten  nicht  häufig  sind,  so  neh- 


1497 

men  sie  doch,  einmal  entwickelt,  einen  schnellen  Verlauf,  vorzüglich 
zur  Zeit  des  Ueberganges  vom  Herbst  in  den  Winter,  v.  Gräfe  be- 
richtet übrigens,  dafs  die  Lungensucht  unter  den  Einwohnern  nicht 
selten  sei  nnd  dafs  blos  im  Spedale  degli  Incurabili  Tag  für  Tag  ei- 
nige Schwindsüchtige  den  Geist  aufgeben.  Sehr  häufig  vorkommende 
Krankheiten  sind  ferner  rheumatische  und  nervöse  Leiden,  nächst 
diesen  Unterleibsleiden  und  Augenentzündungen  ;  —  letztere  schreibt 
Wilh.  Hörn  (Reise  durch  Deutschland,  Ungarn,  Holland,  Italien  etc. 
Bd.  IL  Berlin  1831.  S.  273)  der  Hitze  und  dem  Lavastaub  im  Som- 
mer, und  der  feuchteu  Witterung  und  den  schlechten  Häusern  im 
Winter  zu. 

Hiernach  möchte  es  wohl  entschieden  sein,  dafs  sich  Neapels 
Luftmiscbung  nur  für  Individuen  eignet,  welche  an  einfacher,  allge- 
meiner, von  keinem  hervorstechenden  Localübel  begleiteter  Schwä- 
che leiden,  dafs  sie  aber  allen  reizbareren  und  vornehmlich  den  zu 
Phthisis  florida  geneigten  Subjecten  schadet.  Entschieden  zuträglich 
ist  der  Aufenthalt  am  Partheuopeischen  Gestade  durch  die  überra- 
schende Schönheit  der  Lage,  durch  die  Klarheit  des  Himmels  und 
durch  höchst  interessante  Umgebungen  eigentlich  nur  jenen  Indivi- 
duen, welche  blos  der  geistigen  Erholung,  der  Zerstreuung  und  Auf- 
heiterung, nicht  aber  der  ärztlichen,  gegen  irgend  eine  besondere  Krank- 
heit zu  richtenden  Behandlung  bedürfen. 

Was  die  Wohnungen  betrifft,  so  haben  Patienten,  denen  eine 
warme,  etwas  schwüle  Seeluft  zusagt,  dieselben  an  den  nach  Süden 
geöffneten,  gegen  Norden  aber  geschützten  Plätzen  Vittoria,  Chiata- 
mone  und  vorzugsweise  an  der  Chiaja,  einer  langen  Häuserreihe,  wel- 
che parallel  mit  dem  Garten  der  Villa  reale  längs  dem  Strande  fort- 
läuft, zu  wählen.  Nervenschwache  und  torpide  Subjecte  müssen  den 
höher  gelegenen,  mehr  von  erfrischender  Luft  umwehten  Gebäuden 
der  Santa  Lucia,  des  Largo  del  Castello,  del  Vasto  und  Pizzo  Fal- 
cone  den  Vorzug  geben.  Erregbare  Leidende,  denen  eine  reine  und 
feuchte  Seeluft  zusagt,  mögen  entferntere  Puncte  aufsuchen  und  das 
orangenreiche  Sorrento,  die  heitern  Villen  von  Amalfi,  so  wie 
die  zu  Castellamare  gehörigen,  am  Abhänge  des  Monte  S.  Au- 
gelo  zerstreuten,  wohleingerichteten  Landhäuser  beziehen. 

b.  Seebäder.  Bei  Neapel  und  auf  Ischia  (vergl.  S.  1110  ff.) 
giebt  es  an  verschiedenen  Stellen  des  Strandes,  namentlich  zu  Castel- 
lamare, Vorrichtungen  zu  Seebädern,  v.  Gräfe  fand  im  J.  1830 
während  der  schönsten  zur  Mittagszeit  an  20°  R.  warmen  Apriltage, 
dafs  die  Temperatur  des  Seewassers  am  Strande  der  Villa  reale,  so 
wie  an  jenem  von  Baja,  Portici  und  Castellamare  bereits  bis  auf  19°  R. 
gestiegen  war.  Es  ist  daher  nicht  zu  verwundern,  wenn  nach  einem 
Seebade  in  diesen  Gegenden  der  Körper  in  Transpiration  geräth  und 
Schultz  warnt  die  Fremden  daher  vor  der  hier  üblichen  Gewohn- 
heit, gerade  in  der  heifsesten  Jahreszeit,  von  Mitte  Juli  bis  Mitte  Au- 
gust, Seebäder  in  Neapel  zu  gebrauchen,  weil  dadurch  die  nachthei- 
ligen Wirkungen  der  Hitze  in  warmen  Klimaten,  die  den  Körper  und 

Ccccc  2 


1498 

das  Hautorgan  insbesondere  erschlafft,  noch  befördert  werden.  Es  ist. 
daher,  im  Gegensatz  mit  der  erwähnten  Gewohnheit,  Seebäder  in  der 
heifsen  Jahreszeit  zu  nehmen,  vielmehr  den  Fremden  zu  rathen,  schon 
im  März,  soweit  es  Stürme  erlauben,  in  der  See  zu  baden  und  dies 
bis  spät  in  den  October  und  November  fortzusetzen,  sofern  nicht 
die  Stürme  auch  hier  ein  Ziel  setzen. 

Unter  den  Badestellen  auf  der  Insel  I  sc  Allmacht  Schultz  als 
eine  dazu  besonders  geeignete,  auf  die  kleine  Bucht  aufmerksam,  an 
deren  Rande  die  Acqua  di  St.  Montano  (vergl.  S.  1120)  entspringt. 
Der  Boden  derselben  ist,  mit  Ausnahme  eines  schmalen  Streifens  am 
Ufer,  der  feinste  Sand,  welcher  jedoch  nicht  locker  liegt,  wie  Trieb- 
sand, sondern  einen  sichern  Tritt  gestattet.  Vom  Ufer  ab  bis  gegen 
die  Mündung  der  Bucht  hin  senkt  sich  der  Boden  sanft,  so  dafs  man 
innerhalb  der  Bucht  selber  nach  Belieben  einen  Wasserstand  von  3 — 6 
Fufs  haben  kann.  Da  die  Bucht  überdies  nur  gegen  Westen  dem 
Winde  geöffnet  liegt,  so  ist  das  Wasser  in  derselben  in  der  Regel 
ganz  ruhig  und  still.  Sonst  hat  Schultz  bequeme  Badestellen  auf 
Ischia  wenig  gefunden;  der  Meeresboden  ist  fast  überall  mit  grofsen 
Steinmassen  und  Felsen  besäet  oder  zeigt  eine  erhöhte  Temperatur, 
und  die  Stellen,  wo  derselbe  aus  Sand  besteht,  liegen  fast  ohne  Aus- 
nahme sehr  ausgesetzt.  Zwischen  den  Felsen  zu  baden,  ist  aber  selbst 
Schwimmern  kaum  anzurathen  :  denn  abgesehen  davon,  dafs  diesel- 
ben in  verschiedener  Tiefe  unter  dem  Wasserspiegel  liegen,  und  der 
Schwimmende  sich  hierüber,  wegen  der  grofsen  Klarheit  und  Durch- 
sichtigkeit des  Wassers,  sehr  leicht  tauschen  und  so  sich  an  hohen 
Felsstücken  beschädigen  kann;  so  hausen  auch  an  diesen  Felsen 
mancherlei  Seethiere,  wie  Octopus- Arten  und  Aktiuien,  die  den  Ba- 
denden selbst  gefährlich  werden  konneu. 

J.  Clark,  on  infJuence  of  climate    a.  a.  0.  p.  78. 
A.W.  F.    Schultz,    die  Heilquellen   bei  Neapel.     Berlin  1837. 
S.  XI.  36. 

V.  L.  Brera,  Ischl  und  Venedig  a.  a.  0    S.  53. 

J.  C.  Cox,  hints  forinvalids  about  to  visit  Naples.  London  1841. 

v.  Gräfe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  554. 

Das  Seebad  zu  Livorno.     Das  in  offener  See,  einige,  tausend 
Schritte  vom  Strande  auf  Pfahl  werk  gebaute  Bad,  nach  welchem  man 
sich  gewöhnlich    von    Darsena  aus  übersetzen  läfst,    gewährt  die  Be- 
quemlichkeit, dafs  der  Badegast  aus    zierlichen   Kabinetten  durch  eine 
Treppe  unmittelbar  in  das,    auf  einen  weiten  Umfang  hin  nur  4  Fufs 
tiefe,  freie  Meer    hinabsteigen,   oder  nach    seinem  Belieben  innerhalb 
des  grofsen,  hofähnlichen  Raumes  jenes  im  Quadrat  ausgeführten  Ge- 
bäudes  umherschwimmen  kann.    Der  sechsstündige  Wechsel   der  Ebbe 
und  Fluth  läfst  sich    an   den    betreffenden  Hauptpfeilern    genau  wahr- 
nehmen:   er  tritt  bei  sturmlosem  Meere  regelmälsig  ein,  überschreitet 
jedoch   beinahe    nie    die  Grenzen  von    1  —  2  Palmen.     Nach  Giulj's 
Analyse  sind  in  100  Unzen  des  Meerwassers  bei  Livorno  enthalten: 


1499 


Chlornatrium         , 

.        , 

2  Unzen 

17  Den.   S     Gr. 

Chlormagnesium    . 

, 

—     — 

22    -    8  Vj  - 

Chlorealcium 

. 

—     — 

3    -  21'/,  - 

Brommagnesium     . 

. 

—     — 

—    —    9       — 

Schwefelsaure  Talk 

?rde 

—     — 

23—13       — 

Schwefelsaure  Kalk 

?rde 

.       —     — 

1     —     4       — 

4  Unzen  20  Den.  15  Gr. 
Die  beliebteste  Badezeit  fällt  in  die  mittleren  Sommermonate, 
wo  die  Temperatur  des  Seewassers  durchschnittlich  18°  R.  bei  der 
zu  18°  R.  berechneten  mittleren  Lufttemperatur  beträgt; —  v.  Gräfe 
fand  die  Temperatur  des  Meerwassers  noch  am  27,  Dccembcr  1829 
-f-l4°R.  bei  15°  R.  der  Atmosphäre* 

Neuerlich  ist  auch  hier  ein  Aeolusbad  augelegt  worden.  In  den 
Badegemächeru  befinden  sich  Rohren,  aus  denen  durch  Dampfblase- 
bälge heifser,  lauer,  frischer  und  Eiswind,  je  nachdem  es  der  Zustand 
des  zu  Heilenden  erfordert,  auf  den  ganzen  oder  nur  einen  Tlieil  des 
entblöfsten  Körpers  getrieben  wird.  An  der  Spitze  dieser  Austalt 
steht  der  englische  Arzt  William  Smitson. 

Gouigou,  m£m.  sur  la  topographie  de  Livorne  et  ses  bains  de 
mer.  1814. 

t.  Gräfe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  497. 

Das  Seebad  zu  Viar  eggio-  Diese  kleine  zwischen  Lucca 
und  Pisa  im  Herzogthum  Lucca  gelegene  Stadt  war  früher  höchst 
ungesund,  ist  aber  jetzt  durch  vollständig  gelungene  Luftverbesserungs- 
versuche  mittelst  Abzugsgräben  und  Ventilschlcusen,  welche  Gior- 
gini  (Annales  de  Physique  et  Chemie.  1825.  Juli.  p.  225.  T.  XXIX.) 
bekannt  gemacht,  nicht  nur  von  allen  schädlichen  Ausdünstungen  frei, 
sondern  wird  seit  einigen  Jahren  zur  Sommerszeit  von  sehr  vielen 
Bewohnern  umliegender  Städte  fleifsig  besucht,  um  die  Meeresluft  zu 
athuicn  und  Seebäder  zu  nehmen. 

Gius.  Gianelli,  manuale  per  i  bagni  dl  marc.    Lucca  1833. 

Genua.  Diese  durch  einen  Halbkreis  naher  Apenninenhohen 
gegen  Norden  zwar  geschützte,  aber  durch  die  Bergabhänge  ganz  an 
das  Meer  gedrängte  und  nach  demselben  hin  völlig  offene  Stadt  ist 
mit  ihrer  nächsten  Umgegend  doch  den  Winden  so  ausgesetzt,  dafs 
die  Atmosphäre  einem  häufigen^  den  RespiFationswerkzeugen  nachtei- 
ligen Temperaturwechsel  unterliegt*  weshalb  auch  Schwindsuchten 
fast  den  gröfsteu  Theil  vorkommender  Sterbefälle  veranlassen;  zu- 
gleich herrschen  bösartige  Ruhreu  während  des  Hochsommers.  Brust, 
kranke  und  zu  Diarrhöen  geneigte  Individuen  müssen  Genua  daher 
meiden;  aber  gegen  reine  atonische  Zustände  wirkt  sein  Klima  im 
Allgemeinen  durch  den  heitern  Himmel  und  durch  erfrischende  Strö- 
mungen der  Seeluft  vorteilhaft.  Für  dio  gesundesten  Monate  hält 
Clark  den  April,  Mai,  Juni,  September  und  October,  so  wie  für  die 
ungesundesten  den  Deccuiber,  Januar,  Februar  uud  August.    Zu  Wöu- 


1500 

Düngen  bieten  die  anmuthigen,    über  dem  Meeresspiegel  in    verschie- 
dener Erhebung  angelegten  Villen  eine  zweckmässige  Auswahl. 

J.  Clark,  011  influence  of  climate  a.  a.  0.  p.  72. 
v.  Gräfe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  553. 

Nizza.  Unter  den  wegen  der  Milde  des  Klima1  s  als  besonders 
zum  Winteraufenthalt  für  Kranke  geeigneten  und  empfohlenen  Orten 
des  südlichen  Europa  nimmt  Nizza  seit  lange  schon  einen  der  ersten 
Plätze  ein.  Im  Norden  und  Osten  von  einer  Kette  hoher  Gebirge 
(den  Seealpen)  umschlossen,  nur  gegen  Süden  gegen  die  See  gcöff. 
net,  scheint  es  von  der  Natur  zum  Asyl  für  diejenigen  ausersehen  zu 
sein,  welche  wegen  allgemeiner  oder  örtlicher  Schwäche  oder  ernste 
Krankheiten  der  Brust  den  Wechsel  der  Winde,  des  Wetters  und  der 
Jahreszeiten  zu  fürchten  haben,  —  Vorzüge,  welche  durch  gute  Anstal- 
ten zur  Aufnahme  und  zum  längern  Aufenthalt  von  Kranken  erhöht 
werden,  so  dafs  es  sich  eines  zahlreichen  Zuspruchs  von  Kranken 
aus  fast  allen  Ländern  Europas  erfreut,  welche  hier  sich  gegen  die 
nachtheiligen  Einflüsse  nordischer  Klimate  und  rauher  Winter  schüz- 
zen  wollen. 

Die  eigentliche  Stadt  Nizza,  zu  der  zwei  Hauptstrafsen  am  Strande 
des  Mittelmeeres  von  Marseille  über  Antibes,  und  von  Genua  über 
Oueglia,  so  wie  eine  dritte  von  Turin  über  den  hohen  Col  di  Tenda 
führen,  liegt  fast  amphitheatralisch  in  südwestlicher  Exposition  auf  ei- 
ner mehr  oder  weniger  geneigten  Fläche,  welche  sich  vom  Schlofs- 
berge  nach  dem  Ufer  des  Meeres  und  des  Paillon,  eines  reifsenden 
Bergflusses,  herabsenkend,  ungefähr  l'/2  bis  2  Stunden  breit  und  lang 
ist  und  durch  vielfache,  immer  mehr  emporsteigende,  im  Hintergrunde 
mit  den  höchsten  Alpen  zusammenstofsende  Bergreihen  gegen  Nord- 
winde geschirmt,  nur  von  südlichen  Luftströmen  bestrichen  wird. 

Von  der  mit  Inbegriff  des  Thaies  25,000  Einwohner  zählenden 
Stadt,  welche  in  die  alte  und  neue  eingetheilt  wird,  wird  nur  die  letz- 
tere mit  ihren  Vorstädten  (östlich  die  des  Thaies  Lympia,  westlich 
die  Croix  de  Marbre  oder  die  Englische  Vorstadt  genannt  wegen  der 
vielen  Engländer,  welche  den  Winter  über  hier  zu  wohnen  pflegen), 
von  Fremden  und  Kranken  bewohnt.  Dieselbe  nimmt  die  südöstliche 
Gegend  ein  und  endet  an  der  Meeresküste  in  einer  langen  Reihe  pa- 
lastartiger Häuser ,  an  welchen  sich  die  von  Lustwandelnden  nie 
leere,  mit  Ruhebanken  versehene,  und  die  schönsten  Aussichten  auf 
den  Meerbusen  darbietende  Terrasse  ausdehnt.  Sie  ist  erst  seit  den 
letzten  60  bis  70  Jahren,  zum  Theil  noch  in  der  allerneuesten  Zeit 
erbaut:  die  Strafsen  sind  breit  und  gerade,  die  im  modernen  italienischen 
Geschmack  erbauten  Häuser  geniefsen  den  vollen  Einflufs  des  Lichts 
und  der  Sonnenstrahlen  ;  die  Luft  ist  hier  rein  und  gut,  und  die  Woh- 
nungen selbst  bequem,  sogar  mit  holzgetäfelten  Fufsböden  und  Kami- 
nen oder  Oefen  versehen.  Diejenigen  Plätze  und  Strafsen  der  neuen 
Stadt,  welche  vorzugsweise  von  den  Kranken  zu  Wohnungen  gewählt 
zu  werden    verdienen,   sind   nach  Erusts;    der  (Jorso,   die  Kue  du 


1501 

Poutneuf,  Rue  du  grande  Place,  Rue  des  Ponchettes,  der  Place  Vic- 
tor und  die  beiden  Vorstädte,  deren  Häuser  fast  alle  zur  Aufnahme 
von  Kranken  eingerichtet  sind,  und  in  Mitten  der  schönsten  Orangen- 
und  Citronengarten  gelegen,  die  freieste  Aussicht  nach  allen  Rich- 
tungen hin  darbieten.  Clark  rühmt  noch  besonders  den  Platz  hin- 
ter der  Croix  de  Marbre  etwas  nördlich  von  der  grofsen  Hecrstrafsc 
mitten  unter  den  Orangengärten  als  den  passendsten  Aufenthaltsort 
für  Kranke,  da  er  vor  den  besten  Gegenden  der  Stadt  noch  den  Vor- 
zug darbietet,  dafs  die  Krauken  hier  nichts  von  dem  Luftzuge  ge- 
wahr werden,  den  man  in  der  Stadt,  wenn  man  über  die  Stralse 
geht,  nicht  vermeiden  kann.  Ueberdies  weht  der  Wind  viel  stärker 
in  der  Stadt  als  im  Thale.  —  Für  sichere  und  bequeme  Fahr-,  Saum- 
und Fufswege  ist  auf  das  umsichtigste  gesorgt.  Sie  begleiten  die  Kü- 
ste, sowohl  ganz  unmittelbar,  als  in  gröfserer  Ferne,  sind  dem  Ein- 
flufs  des  Lichts  und  der  Seeluft  theils  völlig  frei  gegeben,  theils  ge- 
gen denselben,  im  Schatten  dicht  belaubter  Bäume  oder  sanfter  Thal- 
senkungen,  hinlänglich  geschützt,  und  eröffnen  auf  nahen  sowohl,  als 
entlegenen  Höhepuncten  die  entzückendsten  Aussichten  nach  den 
mit  Wein,  Oliven-  und  Fruchtbäumen  besetzten  Hügeln,  nach  beträcht- 
lichen waldbedeckten  Bergen,  nach  bläulich  schimmernden  oder  von 
blendendem  Schnee  erglänzenden  Alpenkuppen,  so  wie  nach  dem  eud- 
loseu,  von  Schiffen  bedecktem  Meere. 

Was  die  Lufttemperatur  der  Stadt  und  ihrer  nächsten  Umgebun- 
gen betrifft,  so  folgt  sie  zwar  eben  so  regelmälsig,  wie  der  Gang 
der  Jahreszeiten,  deren  Temperatur  hier  sehr  gleichmäl'sig  vertheijt 
ist,  und  zeigt  jeden  Tag  ein  progressives  Steigen  des  Quecksilbers; 
dennoch  ist  sie  zuweilen  plötzlichen  Wechseln  unterworfen,  welche 
von  Windstöfsen  herrühren,  die  sich  nicht  selten  während  der  ruhig- 
sten Tage  erheben.  Nordwinden  jedoch  ist  Nizza's  Gebiet  nicht  aus- 
gesetzt, nur  während  des  Winters  und  fast  noch  mehr  im  Frühjahr 
äufsern  die  kalten  nordwestlichen  und  nordöstlichen  Winde  hier  kurze 
Zeit  einige  Wirkung;  selbst  der  Mistral,  diese  Geissei  der  nahen 
Provence,  scheint  seine  Kraft  an  den  Estrellen,  einer  Bergkette  zwi- 
schen Frejus  und  Cannes,  zu  brechen  und  wird,  auch  wenn  er  herrscht, 
nur  wenig  empfunden  ,  und  der  Scirocco  ist  gröfstentheils  milde  und 
den  meisteu  Individuen  nicht  unangenehm.  Daher  hat  die  Tempera- 
tur Nizza's  das  ganze  Jahr  hindurch  einen  sehr  geringen  Umfang. 
Das  Thermometer  steigt  langsam  von  Sonnenaufgang  an  bis  zwei  Uhr 
Nachmittags.  Wählend  des  Sommers  ist  es  selten  höher  als  25°  R.; 
im  Winter  sinkt  es  noch  seltener  unter  den  Gefrierpunct  herab,  steigt 
aber,  sobald  sich  nur  die  Sonne  am  Himmel  zeigt.  Der  höchste  Stand 
des  Quecksilbers  oder  der  höchste  Wärmegrad,  den  die  Atmosphäre 
hier  erreicht,  ist  gegen  zwei  Uhr  Nachmittags.  Die  Wärme  nimmt 
dann  allmählig  bis  zum  Sonnenaufgang  ab,  wenn  heftige  Luftstöfse 
oder  die  Südwinde  sich  nicht  erheben  und  so  den  Stand  verändern. 
In  der  kalten  Jahreszeit  ist  der  tiefste  Stand  gegen  6 — 7  Uhr  Morgens. 
Für  Nizza  beginnt  die  kalte  Jahreszeit,  wenn  in  den  unter  dem 
46.  Grade  nördlicher  Breite  gelegenen  Ländern  der  Frühling  wieder- 


1502 

kehrt.  Dann  ist  das  Klima  veränderlich  und  an  demselben  Tage  «ei- 
gen sich  in  unerwartetem  und  plötzlichem  Wechsel  von  Wärme 
und  Kälte  verschiedene  Jahreszeiten.  Nach  Risso's  Beobachtun- 
gen sind  die  Veränderungen  der  Temperatur  im  Winter  stärker  als 
im  Sommer;  man  bemerkt  sie  mehr  zu  den  Zeiten  der  Aeqninoctien, 
als  zu  den  der  Solstitien.  Im  Frühling  und  Herbst  sind  sie  Mittags 
bedeutender,  als  Morgens  und  Abends,  während  das  Gegentheil  in 
den  andern  Jahreszeiten  statt  findet.  Diese  Schwankungen  des  Ther- 
mometers erklären  hinlänglich,  warum  man  iu  Nizza  so  empfindlich 
für  die  Kälte  ist.  Die  Bewohner  von  Nizza  klagen  über  die  Wärme, 
wenn  das  Thermometer  mehr  als  18°  R.  zeigt;  sie  fürchten  eine  Kälte 
von  -f-  6  bis  8°  R.  Die  höchste  Kälte,  die  man  in  Nizza  seit  dem 
strengen  Winter  von  1709  bemerkt  hat,  fand  am  11.  Januar  1820 
statt,  an  welchem  Tage  das  Thermometer  während  einer  halben 
Stunde'bis  zu  —  7°,7  R.  herabsank.  Die  höchste  Wärme  während 
der  zwanzigjährigen  Beobachtungen  Ri  sso 's  war  +26°,7R.  Für  das 
ganze  Jahr  berechnen  Risso  und  Riebe  Imi,  in  beinahe  völliger 
Uebereinstimmung,  die  mittlere  Temperatur  auf  13°, 3  R.  Durchschnitt- 
lich herrscht  die  meiste  Kühle  am  Morgen.  Der  häufigste  Wechsel 
des  Wärmestandes  findet  im  Frühling    statt. 

Bezüglich  des  Atmosphärendruckes  scheint  Nizza  uud  dessen  näch- 
ste Umgegend,  obgleich  nur  wenig  über  dem  Meeresspiegel  erhoben, 
alle  Vortheile  der  tieferen  und  höheren  Orte  zu  vereinen,  ohne  den 
Nachtheil  der  ersteren  oder  letzteren  an  sich  zu  tragen.  Zufolge 
Risso's  Angaben  ist  der  Barometerstand  von  28"9/"  als  der  höch- 
ste, von  26"11'"  als  der  niedrigste  und  27//ll///  als  der  mittlere  zu 
betrachten,  wobei  der  höhere  in  der  Regel  auf  die  Morgen-  und  der 
niedrigere  auf  die  Abendzeit  fällt.  Richelmi's  hygroinetrische 
Beobachtungen  ergeben  79  —  0  als  den  höchsten,  57  —  11  als  den 
mittleren  und  47  —  0  als  den  niedrigsten  Stand  der  atmosphärischen 
Feuchtigkeit.  Regentage  sind  selten  und  erreichen  der  Zahl  nach 
kaum  die  Hälfte  der  in  andern  Gegenden  vorkommenden.  Wie  durch- 
sichtig die  umgebende  Luft  ist,  zeigt  der  Umstand,  dafs  man  bei  hei- 
terem Himmel  gegen  Südost  noch  die  Umrisse  Corsika's  in  der  Ferne 
von  100  Seemeilen  deutlich  zu  unterscheiden  vermag. 

Diese  Beobachtungen  werden  bestätigt  durch  Schubert. 's  Mit- 
theilungen, nach  welchen  in  den  zwölf  Monaten  vom  October  1823 
bis  September  1824  das  Verhältnifs  der  Tage,  an  denen  wirklich  Re- 
gen fiel  oder  an  denen  sich  Wolken  am  Himmel  zeigten,  zu  den  voll- 
kommen heiteren  folgendes  war:  Im  October  1823  gab  es  15  voll- 
kommen klare  und  5  getrübte  Tage,  11  aber,  an  denen  etwas  Regen 
fiel ;  im  November  21  vollkommen  schöue,  7  mehr  oder  minder  ge- 
trübte Tage,  2  an  denen  Regen  fiel;  im  December  26  vollkommen 
heitere  Tage,  3  etwas  bewölkte,  2  regnichte.  Im  Januar  1824  gab 
es  ebenfalls  an  2  Tagen  starke  Stürme  aus  Nordwest  mit  Ungewit- 
ter,  5  Tage  waren  wolkicht,  24  aber  vollkommen  klar  und  schön;  im 
Februar  dagegen  fiel  an  7  Tagen  Regen,  an  10  erschienen  Wolken, 
nur  12   waren  vollkommen  schön.    Auch   der  März  hatte  5  Tage,  an 


1503 

denen  es  regnete,  5  an  denen  es  Wolken  gab,  21  waren  schön  ;  der 
April,  wie  dies  hier  öfter  der  Fall  ist,  hatte  ziemlich  rauhes  Wet- 
ter: denn  an  einem  seiner  3  Regentage  sähe  man  Schneeflocken,  S  wa- 
reu  getrübt,  19  jedoch  vollkommen  schön;  im  Mai  regnete  es  an  6 
Tagen  und  an  einem  dieser  Tage  war  heftiger  Sturm,  9  Tage  wa- 
ren bewölkt,  16  vollkommen  schön;  im  Juni  regnete  es  an  12  Ta- 
gen, 5  waren  wolkicht,  13  schön;  im  Juli  gab  es  nur  11  ganz  hei- 
tere und  schöne,  17  getrübte,  3  Tage  mit  heftigem  Sturm;  im  August 
waren  24  Tage  ganz  heiter,  5  trübe,  2  regnicht;  dagegen  gab  es  im 
September  7  regnichte,  10  etwas  getrübte  und  nur  13  vollkommen 
schöne  Tage.  —  Die  mittlere  Temperatur  war  hierbei  im  October 
4-  1376°  R.;  im  November  +  IOV46  R-'i  im  December  -f  8'/3°  R.S 
im  Januar  -f  71/,0  R. ;  im  Februar  +  9°  R.;  im  März  +  873°  R.;  im 
April  -r-U72°  R.;  im  Mai  +  147, °  R-5  im  Juni  +15,AÖR-.;  im 
Juli  -r-1872°  R-5  im  August  -f-  19°  R.;  im  September  -f  17°  R.  — 
Der  kälteste  Tag  fiel  in  den  Januar,  wo  an  einem  Morgen  vor  Son- 
nenaufgang der  Thermometer  -f-  2°  R.  zeigte,  während  im  November 
und  December  der  tiefste  Thermometerstaud  -+•  4°  R.,  im  Februar  und 
März  +  3°  R.  betrug. 

Mehr  als  alle  diese  Beobachtungen  zeugt  jedoch  für  die  Milde 
des  Klimas  von  Nizza  seine  herrliche  Vegetation.  Die  Palme,  selbst 
in  dem  südlicher  gelegenen  Rom  noch  zu  den  exotischen  Pflanzen, 
gehörend,  ist  hier  eingebürgert,  ferner  die  Olive,  meistens  iu  100  bis 
300jährigen  Bäumen,  —  ein  Beweis,  dafs  wenigstens  in  einem  Zeit- 
raum von  100  Jahren  in  der  Region  der  Oliven  das  Thermometer 
nicht  unter  — 9  bis  10°  herabsank;  eben  so  wenig  haben  der  Oran- 
gen- und  Citronenbaum  je  aufgehört,  die  Campagnen  von  Nizza  zu 
schmücken.  Aufserdem  findet  man  hier  eine  Menge  Pflanzen  der  afri- 
kanischen Küste,  in  den  kältesten  Wintermonaten  alle  Gärten  mit 
unsern  Sommergemüsen  bedeckt,  und  auf  den  Fluren  im  Januar  die- 
selben Blumen,  denen  der  Botaniker  in  unsern  Breitengraden  erst  im 
Mai  und  Juni  begegnet. 

Fassen  wir  alle  die  verschiedenartigen  Mittheilungen  zusammen, 
so  möchte  sich  als  das  Endresultat,  worin  alle  übereinstimmen,  ergeben, 
dafs  die  Wintermonate  in  Nizza  am  meisten  unserm  März  und  April 
ähneln,  November  und  December  aber  gewöhnlich  die  heitersten  und 
mildesteu  des  ganzen  Winters  sind.  Januar  und  Februar  dagegen  sind 
kälter;  März,  April  und  selbst  der  Anfang  des  Mai  werdeu  leicht 
durch  Stürme  und  ein  sehr  veränderliches,  oft  rauhes  Wetter  heim- 
gesucht; die  Sommerhitze  übersteigt  die  uusrige  wenig  oder  gar  nicht, 
obschon  sie  wegen  grofsen  Staubes  unerträglicher  wird.  Die  letzten 
vier  bis  fünf  Monate  des  Jahres  sind  daher  die  schönsten  Nizzas, 
am  reizendsten  aber  ist  der  Aufenthalt  daselbst  vom  October  bis  über 
November,  weil  nachher  schon  die  Winde  zuweilen  anfangen  sich  zu 
erheben,  die  dann  im  März  und  April  vorherrschen.  So  lange  diese 
Winde  aber  herrscheu,  ist  der  Unterschied  der  Temperatur  im  Schat- 
ten und  in  der  Sonne  sehr  beträchtlich  und  kann  daher  den  Kranken 
nur    schädlich  werdeu.      Auch  veranlassen    diese  Winde  gewöhnlich 


1504 

Bluthusten  bei  den  Phthisischen,  und  selbst  die  Acrzte  Nizza's,  die 
diesen  Ort  den  Kranken  im  Monat  November,  Dezember  und  Januar 
mit  Recht  empfehlen ,  stimmen  doch  darin  überein ,  dafs  die  kalten 
Winde  der  darauf  folgenden  Monate  Nizza  dann  für  dergleichen 
Kranke  weniger  empfehlenswert!)  machen. 

Was  nun  die  Wirkungen  dieses  milden  und  gegen  feindliche  Stö- 
rungen geschützten  Klimas  auf  den  menschlichen  Organismus  betrifft, 
so  ist  dasselbe  nach  Brera  seiner  Natur  nach  erwärmend,  erhei- 
ternd und  aufregend,  und  die  Wirkungen,  die  es  bei  den  Kranken 
oder  kränklichen  Fremden,  die  in  Nizza  überwintern,  hervorbringt, 
müssen  nothwendig  auch  verschieden  und  abhängig  sein  von  der  Art 
ihrer  Kraukheit  und  ihrer  individuellen  Constitution.  Obschon  ein  sol- 
ches Klima  unter  gewissen  Verhältnissen  äufserst  vorteilhaft  wirkt, 
so  giebt  es  doch  Umstände,  unter  welchen  es  durchaus  nicht  zusagt. 
Im  Allgemeinen  wird  der  Winteraufenthalt  in  Nizza  den  Individuen 
besonders  zusagen ,  bei  welchen  überhaupt  eine  Schwäche  atoni- 
scher Art  vorwaltet  und  die  Reactiouen  des  Organismus  bethätiget 
werden  müssen,  namentlich  torpiden,  schlaffen,  zu  übermäfsiger 
Schleimabsonderung  u.  s.  w.  geneigten  Constitutionen ,  wo  eine  trok- 
kene  Luft  und  viele  Bewegung  im  Freien  angezeigt  ist.  Wo  hinge- 
gen krankhaft  erhöhte  Reizbarkeit,  oder  phlogistiscbe  Diathese  vor- 
handen ist,  wie  bei  floriden,  sehr  leicht  erregbaren,  zu  activeu  Blut- 
flüssen und  Entzündungen  geneigten  Constitutionen  und  bei  Krank- 
heiten, welche  einen  solchen  Charakter  haben,  wird  nicht  nur  kein 
Nutzen  zu  erwarten,  sondern  sogar  Nachtheil  vou  dem  Aufenthalt  in 
N.,  besonders  im  Frühjahr,  zu  besorgen  sein.  In  der  That  sind  auch 
entzündliche,  gastrische  Fieber,  dann  Entzündungen  der  Brust-  und 
Baucheingeweide,  die  diesem  Himmelsstriche  eigentümlichen  Krank- 
heiten. Entzündliche  Hautleiden  und  Augenentzündungen  kommen 
nicht  selten  vor:  letztere  mufs  man  vorzüglich  dem  intensiven  Lichte 
zuschreiben,  dem  die  Einwohner  unter  dem  reinen  Himmel  Nizzas 
fast  beständig  ausgesetzt  sind.  —  In  der  Lungenschwindsucht  mit  wirk- 
licher Verschwärung  des  Lungenparenchyms  kann  man  keinen  Erfolg 
von  diesem  Klima  erwarten,  im  Gegentheil  durchläuft  hier  die  Krank- 
heit ihr  letztes  Stadium  mit  reifsender  Schnelligkeit.  Von  den  in 
Nizza's  Hospitälern  Gestorbenen  soll  der  siebente  Theil  an  Lungen- 
schwindsucht gelitten  haben,  und  die  Aerzte  von  Nizza  schicken  ihre 
Schwindsüchtigen  meist  nach  Rom  oder  Pisa,  wo  ein  feuchteres 
Klima  vorwaltet. 

Wenn  hingegen  die  Erscheinungen  der  Schwindsucht  durch  jenen 
kachektischen  Zustand  der  Lungen  unterhalten  werden ,  welchen 
Clark  so  vortrefflich  beschreibt,  und  der  sehr  oft  wirkliche  Lungen- 
verschwärung  herbeiführt,  so  hat  man  schon  ausgezeichnete  Erfolge 
von  einer  mit  kluger  Vorsicht  eingeleiteten  Kur  in  dem  Klima  von 
Nizza  gesehen.  Unter  allen  Bruätleiden  findet  hier  der  chronische 
Katarrh  (Bronchitis  lenta,  auch  Asthma  humidum  genannt),  am  sicher- 
sten seine  Heilung,  wenn  er  mit  reichlichem  Auswurfe  und  geringem 
Erethismus  verbunden  ist.    Ist  die  Brustaffection  hingegen  von   trok- 


1505 

kenem  Husten  und  einem  sehr  gereizten  Zustande  der  Bronchial- 
Schleimhaut  begleitet,  so  hat  man  keinen  günstigen  Erfolg  zu  erwar- 
ten. Alle  Leiden,  die  durch  einen  chronischen  Rheumatismus  bedingt 
sind,  so  wie  jene,  die  den  Eindrücken  eiuer  gemäfsigten  trockenen 
Atmosphäre  weichen,  finden  hier  merkliche  Linderung.  Diese  Atmo- 
sphäre ist  daher  vorzüglich  für  schwache  und  zartgebaute  scrophulöse 
Kinder  geeignet,  da  sie  sich  in  allen  atouischen  Zuständen  als  vor- 
trefflich bewährte,  vorzüglich  aber  bei  Frauen,  die  durch  häufigen 
Abortus,  durch  den  langen  Aufenthalt  in  einem  sehr  heifsen  Klima 
oder  durch  den  Mifsbrauch  des  Merkurs  geschwächt  sind.  Vorzüglich 
hat  sich  dieses  Klima  in  jenen  anomalen  Nervenstörungen  bewährt, 
denen  besonders  die  Frauen  unter  der  Form  der  Hysterie  unterwor- 
fen sind  und  die  ihren  Grund  sehr  oft  in  einer  anomalen  Menstruation 
haben. 

Bezüglich  der  Wahl  der  Wohnungon  ist  im  Allgemeinen  ange- 
nommen, dafs  sich  für  Kranke,  deren  Zustand  ganz  entschieden  den 
Charakter  von  Schwäche  und  Schlaffheit  an  sich  trägt,  die  zur  Vor- 
stadt Lympia  gehörigen,  am  Abhänge  des  Montboron  und  Montalban 
aufgeführten  Gebäude  vorzugsweise  eigenen ,  indem  man  hier  eine 
reine  und  wegen  des  festen  felsigen  Bodens  mehr  trockene  als  feuchte 
Seeluft  athmet.  Die  übrigen,  in  demselben  anmuthigen  Thale  befind- 
lichen, schon  von  feuchteren  Atmosphärenschichten  umgebenen,  sind 
reizbaren  und  zu  entzündlichen  Affectionen  geneigten  Subjecten  er- 
spriefslicher.  Zufolge  der  Resultate  einer  fünfzigjährigen  Praxis  em- 
pfiehlt Richelmi  Lungenkranken  insbesondere  jene  Häuser  der 
Vorstadt  Croix  de  marbre,  der  Rue  de  Ponchettes,  der  Terrasse  und 
des  Corso,  welche  dem  Meeressaume  am  nächsten  liegeu.  Als  der 
günstigste  Jahresabschnitt  zur  Eröffnung  der  Kur  wird  der  Herbst 
betrachtet.  Individuen,  für  welche  Strandkuren  augezeigt  sind  ,  thun 
daher  wohl,  sich  so  einzurichten,  dafs  sie  Ende  Septembers  ihren  Be- 
stimmungsort erreichen  und  wenigstens  bis  zum  Monat  Mai  hier  ver- 
weilen. Erheischt  ihr  Zustand  einen  längern  Aufenthalt,  so  können 
sie  sich,  zurückgezogen  lebend,  gegen  die  allerdings  der  Gesundheit 
nicht  vortheilhafteu  nordöstlichen  Frühlingswinde,  bei  der  mannigfa- 
chen Exposition  der  Räumlichkeiten  hinlänglich  schützen,  um  nicht 
durch  weite  Reisen  die  günstige  Einwirkung  der  Luft  auf  längere 
Zeit  zu  unterbrechen. 

J.  B.  Davis,  de  coeli  Nicaeensis  utilitate  in  phthisi  pulmo nari. 
Nizza  1803. 

Miliin,  Voyage  dans  les  d6partements  du  Midi  de  Ia  France. 
Paris  1807.     (Uebersetzt  von  Mylius.  Bd.  IV.  S.  181). 

Saussure,  Voyages    Vol.  III.  p.  231. 

G.  H.  Schubert,  Reise  durch  das  südliche  Frankreich  und  durch 
Italien.     Bd.  II.  Erlangen   1831.  S.  1—101. 

J.  Clark,  Praktische  Bemerkungen  über  das  Klima,  die  Krank- 
heiten, Hospitäler  und  medizinischen  Unterrichtsaustalten  in  Frank- 
reich, Italien  und  der  Schweiz,   nebst  einer  Untersuchung   über  den 


1506 

besten  Aufenthalt  der  Schwindsüchtigen  im  mittäglichen  Frankreich. 
London  1820. 

J.  Clark,  on  influence  of  climate  a.  a.  0.  p.  61  ff» 

F ödere,  voyage  aux  Alpes  maritimes.     Paris  1821. 

Risso,  Histoire  naturelle  de  priucipales  productions  de  l'Europe 
mendionale  etc.    Nice  1826. 

Val.  Lud.  Brera,  Ischl  und  Venedig  a.  a.  0.  S.  54. 

A.  Ernsts,  Nizza  und  Hyeres  in  medizinisch  -  topographischer 
Hinsicht.     Bonn  J839. 

E.  Weber,  Handbuch  für  Fremde  in  Nizza,  einem  seines  milden 
Klimas  wegen  berühmten  Aufenthaltsorte  in  Oberitalien.  Heidelberg, 
Frankfurt  und  Leipzig  1839. 

J.  A.  Goracuchi,  Kranichzüge  nach  dem  südlichen  Frankreich, 
der  ligurischen  und  tyrrbenischen  Küste ,  mit  vorzüglicher  Rücksicht 
auf  Montpellier,  Hyeres,  Nizza  und  Pisa.     Wien  1839. 

Nizza  und  die  Meeralpen.  Geschildert  von  einem  Schweizer. 
Zürich  1842. 

v.  Gräfe}  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  556  ff. 

2.     Die  Küsten  Frankreichs: 

Hier  finden  sich  die  Seebäder  zu  Hyeres  im  Dep. 
du  Var,  zu  Marseille  im  Dep.  der  Rkonemündungen 
und  zu  Cette  im  Dep.  de  l'Herault,  die  sich  säuimtlich 
durch  gute  Anstalten  zur  Anwendung  des  Meerwassers  in 
allen  Formen ,  salzreiches  Wasser  und  zum  Theil  auch 
durch  mildes  Klima  auszeichnen.  In  letzterer  Beziehung 
jedoch  ist  zu  bemerken,  dafs  an  diesem  südöstlich  gewen- 
deten Gestade  des  mittelländischen  Meeres  nicht  nur  häu- 
fig scharfe,  trockene  Ostwinde  wehen,  sondern  auch  der 
Mistral,  ein  lebhafter  Nordwestwind,  hier  täglich  wech- 
selnde, schroffe  Temperaturabstände  hervorbringt.  Na- 
mentlich sind  die  Hinsichts  der  Salubrität  ihres  Klimas 
gepriesenen,  von  fremden  Kranken  viel  besuchten  See- 
städte Marseille  und  Toulon  jenen  Einflüssen  in  so 
hohem  Grade  ausgesetzt,  dafs  man  in  denselben  den  Haupt- 
grund der  an  beiden  Orten  unter  dem  Volke  ungemein 
verbreiteten  Schwindsucht  suchen  muls.  Eher  eignen  sich 
Antibes  und  Frejus  zu  Strandkurorten,  und  verhältnifs- 
mäfsig  ist  dies  vorzugsweise  Hinsichts  der  Ebene  von 
Hyeres  der  Fall, 


1507 

In  den  französischen  Seebädern  sind  von  der  Regie- 
rung- ernannte  Medecins-Inspecteurs.  Die  Saison  dauert 
hier  gewöhnlich  vom  15.  Juli  bis  1.  September,  und  mau 
nimmt  20—25  Bäder  während  der  Saison. 

A.  Assegond,  manuel  des  bains  de  Mcr  contcnant  l'expos^  des 
pr€cautions  qu'on  doit  preudre  avant,  pendant  et  apres  Fusage  de  ces 
bains  etc. ,  suivi  d'un  appercu  g^neral  sur  les  proprißtes  physiques, 
chymiques  et  m£d.  des  eaux  min.  naturelles  de  la  France.  Paris  1825; 
—  Deutsch  :  Hildburgliausen  1S2S. 

Ph  Pati  ssier,  rapport  sur  les  eaux  min.  naturelles.  Paris 
1841.  p.  57  ff. 

Hyeres.  Diese  vier  Lieues  von  Toulon  und  eine  Stunde  vom 
Strande  gelegene  Stadt  von  10,000  Einwohnern,  nimmt  den  Hintergrund 
einer  seewärts  weit  geöffneten,  von  der  Küste  l1/..  Stunde  lang  sanft 
aufsteigenden  Ebene  ein,  die  in  ihrem  Rücken  durch  einen  Halbkreis 
miifsig  hoher  Gebirge  gegen  Ost-,  Nord-  und  Westwinde  ziem- 
lich geschützt,  nur  allein  dem  Nordwestwinde  durch  ein  breites  Thal 
völlig  freien  Zugang  gestattet.  Nur  in  dem  unteren  neueren  Stadt- 
theil,  und  zwar  meistens  aufserhalb  der  Ringmauern,  sind  mehrere 
wohnliche,  jedoch  zur  Aufnahme  von  Fremden  blos  dürftig  ausgestat- 
tete Gebäude  aufgeführt,  und  neuerlich  hat  man  auch  zu  Carqueranne, 
einem  nahen  Flecken,  einige  Wohnungen  zu  diesem  Zwecke  einge- 
richtet. Die  fruchtbare,  nur  nach  der  See  hin  saudig  auslaufende 
Campagna  wird  in  drei  Zonen  getlreilt:  die  erste,  die  der  Orangen, 
die  sich  24 — 30  Metres  über  den  Meeresspiegel  erhebt  und  gegen  Nord- 
winde am  meisten  geschützt  und  die  wärmste  ist,  beschränkt  sich  auf 
die  Stadt,  ihre  Gärten  und  nächsten  Umgebungen,  wo  Orangenarten, 
derOel-  und  Erdbeerbaum,  Rosmarin,  Lavendel,  Thymian  und  andere 
aromatische,  oft  noch  zu  Anfang  Dezember  bühende  Pflanzen  gedei- 
hen; die  zweite  Region,  die  Littoralfläche,  ist  weniger  warm,  sandig, 
unfruchtbar  und  des  Pflanzenschmuckes  beraubt;  die  dritte  und  kühl- 
ste ist  die  der  Thalgründe  und  der  gegen  Norden  aufsteigenden,  mit 
immer  grünem  Gesträuch  bestandenen  Hügel.  Die  Temperaturdifferenz 
zwischen  der  ersten  und  zweiten  Zone  soll  durchschnittlich  l1/,  bis 
2  und  zwischen  der  zweiten  und  dritten  2 — 4°  R.  betragen.  Vollstän- 
dige Nachforschungen  über  den  Wärmestand  fehlen  bis  jetzt;  aus  der 
von  Ernsts  mitgetheilten  Tabelle  folgt  nur,  dafs  das  Thermometer 
im  Winter  binuen  23  Jahren  nur  einmal  — 9°,  llmal  —  1  bis  4°  an- 
gezeigt und  6mal  den  Gefrierpunkt  erreicht  hat.  Schnee  fällt  selten, 
durchschnittlich  alle  drei  Jahre  nur  einmal  und  bleibt  dann  nie  län- 
ger als  12  —  24  Stundeu  liegen.  Im  Allgemeinen  nähert  sich  das 
Klima  von  Hyeres  dem  von  Nizza  (vergl.  S.  1500),  doch  scheint, 
wenn  man  das  Verhalten  der  Vegetation  berücksichtigt,  der  mittlere 
Wärmestand  von  Nizza's  Küstengegend,  ungeachtet  sie  über  i/i  Breite- 
grad nördlicher  liegt,  jenen  der  erstem  um  einige  Tlierniomctcrgrade 
zu  übertreffen,  —  eiue  Differenz,  welche  wohl  dadurch  bedingt  wird, 


1508 

dafs  die  im  Rücken  von  Hyeres  emporragenden  Berge  nicht  Loch  ge- 
nug sind,  um  Nordwinde  hinlänglich  abzuhalten,  und  dafs  zugleich  die 
■weite,  gegen  Toulon  gerichtete  Thalöffnung  dem  heftigen,  kalten, 
trockenen,  fast  immer  starke  Staubwolken  vor  sich  hertreibenden 
Mistral  einen  freien  Zutritt  gestattet,  wobei  die  Temperatur  oft  plötz- 
lich auf  8 — 10°  R.  sinkt.  Dieser  gefürchtete,  scharfe,  selbst  auf  Ge- 
sunde sehr  reizend  einwirkende  Wind  überzieht  nach  Beauregard's 
Beobachtungen  vom  October  bis  April  durchschnittlich  33mal  die  Cam- 
pagna  und  dauert  bisweilen  an  24  Stunden. 

Einige  Lieues  vom  Strande  liegen  die  schön  gruppirten ,  oft  mit 
der  beschriebenen  Ebene  verwechselten  Hyerischen  Inseln,  die 
von  Mehreren  zum  Aufenthalte  für  Kranke  empfohlen  werden,  aber 
dazu,  ungeachtet  ihrer  reizenden  Lage,  sich  schon  darum  nicht  eignen, 
weil  sie  dem  Einflüsse  aller  Winde  preisgegeben  und  zur  Aufnahme 
für  Kurgäste  auch  gar  nicht  eingerichtet  sind. 

Der  Gesundheitszustand  der  Hyeresen  ist  im  Ganzen  günstig: 
endemische  Krankheiten  sind  unbekannt  und  Epidemien  sind  seit  Jahr- 
hunderten entfernt  geblieben  ;  Schwindsucht  kommt  verhältnifsmäfsig 
selten  vor,  am  meisten  zeigen  sich  Hauteruptionen,  Diarrhöen  und 
Dysenterien.  Gewöhnlich  nehmen  die  Krankheiten  den  entzündlichen 
oder  gastrischen  Charakter,  jenen  mehr  im  Winter,  diesen  mehr  im 
Sommer  an. 

Ungeachtet  des  von  Zeit  zu  Zeit  wehenden  Mistrals  und  der  nicht 
unerheblichen  Entfernung  des  bewohnten  Gebietes  vom  Meere  zeich- 
net sich  die  Hyerische  Ebene  nicht  nur  unbedingt  vor  allen  Küsten- 
strecken der  Provence,  sondern  auch  vor  vielen,  selbst  in  weit  ge- 
ringeren Breitegraden  gelegenen  in  sofern  aus,  als  sie  mit  seltenen 
Unterbrechungen  den  schönsten  Himmel,  beständiges  Frühlingswetter 
und  eine  gesunde,  laue.,  gemildetere  Seeluft  darbietet.  Ein  neuerer 
Berichterstatter  sagt  in  dieser  Beziehung  (Augsburger  A.  Zeitung 
10.  September  1842.  No.  253.):  „Auf  der  engen  Markung  findet  man 
allen  Schmelz  und  alle  Fülle  des  Südens.  In  der  That  vermengen 
Myrthe  und  Lorbeer,  Lorbeerrosen  und  Orangen,  Mandel-  und  Maul- 
beerbäume hier  Blüthen,  Laub  und  Früchte  im  üppigen  Wachsthum  ; 
auch  die  Citrone  erscheint,  doch  nur  vereinzelt.  Cypressenwände 
dienen  als  Hecken  und  schützen  die  zarteren  reizbareren  Kleinodien 
des  Südens  gegen  die  Streifen  Nordwind,  welche  die  Wache  der 
Hyeres  umgebenden  Berge  etwa  täuschen  könnten.  Datteln,  Palmen 
und  Gewächse,  die  am  Aequator  heimisch  sind,  und  dennoch  liier 
ein  Asyl  in  freier  Erde  finden,  machen  Hjreres  zu  dem  Treibhause 
Frankreichs.  Der  Unterschied  zwischen  Hyeres  und  Toulon,  die  doch 
nur  eine  so  kurze  Strecke  trennt,  ist  so  grofs,  dafs  wenn  zu  Toulon 
von  nächtlichen  Stürmen  entzündet,  Meer  und  Gebirg  in  Flammen 
steht,  der  Donner  sich  schwer  und  furchtbar  durch  die  Wolken  win- 
det und  der  Regen  in  Strömen  niederfällt,  in  Hyeres  oft  nur  eine 
wohlthuende  Abkühlung  der  Luft  und  eine  lebendigere  Wallung  des 
Meeres,  welche  die  Lust  der  Badenden  erhöht,  von  diesem  Aufruhr 
Kunde  gicbt.    Auch  die  Strenge  des  Winters  ist  hier  minder  fühlbar: 


1509 

mir  die  Kürze  der  Tage  erinnert  an  die  strengere  Jahreszeit;  in  al- 
lem Uebrigem  dauert  ein  sanfter  Herbst  bis  zu  den  Grenzen  des 
Frühlings,"  Wie  bedeutend  eiu  längerer  Aufenthalt  daselbst  zur  Ge- 
nesuDg  oder  wenigstens  zur  Besserung  solcher  Leidenden  beiträgt, 
denen  südlichere  Seeatmosphären  überhaupt  zusagen,  hat  die  Erfah- 
rung bereits  vielfältig  erwiesen;  um  so  mehr  ist  zu  bedauern,  dafs 
im  Allgemeinen  für  ein  zweckmüfsiges  Unterkommen  noch  so  wenig 
gesorgt  ist,  und  dafs  Kranken,  welche  der  Bewegung  bedürfen,  keine 
einzige  öffentliche  Promenade,  ja  nicht  einmal  sichere  Saum-  oder 
Fahrwege  zu  Gebote  stehen. 

Die  Errichtung  eines  Etablissements  für  Seebäder,  die  hier 
während  der  schönen  Jahreszeit  vielfach  genommen  werden,  steht  in 
Aussicht. 

J.  Clark,  on  influence  of  climate  a.  a.  0.  p.  59  ff. 

Armand  Honnoraty,  lettre  ä  un  m£decin  de  Paris  surHyeres, 
son  climat  el  son  influence  dans  les  maladies  de  poitrine  etc. 
Toulon    1S34. 

A.  Ernsts,  Nizza  und  Hyeres  a.  a.  0.  S.  309  ff. 

Nizza  und  die  Meeralpen  a.  a.  0.  S.  20. 

v.  Graefe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  549. 


Die  S  e  ebade  anstalt  zu  Marseille.  Diese  berühmte  Hafen- 
stadt und  Hauptstadt  des  D6p.  des  Bouches  du  Rhone  von  100,000  Ein- 
wohnern liegt  in  einer  Bucht  des  Meerbusens  von  Lyon,  in  einer  frucht- 
baren und  reizenden  Ebene,  die  rund  umlier  von  Bergen  eingeschlossen 
und  nur  auf  der  Westseite  gegen  das  Meer  geöffnet  ist.  Das  Klima 
ist  daher  äufserst  mild  und  angenehm  :  es  giebt  hier  keine  Nebel, 
höchstens  alle  5  Jahr  eine  Spur  von  Schnee,  45  Regentage  im  Jahre, 
selten  Gewitter,  die  höchste  Barometerhöhe  ist  im  Winter  28"  1.'"  bis 
28"  11'",  der  tiefste  Thermometerstand  3—4°  der  höchste  22—25°  R. 
Man  zählt  am  Meeresufer  1100  Pflauzenspecies.  Die  ganze  Umgegend 
ist  mit  Bastiden  (schönen  Landhäusern  und  Oel  -  und  Mandelpflanzun- 
gen)  angebaut.  Aus  den  am  Wege  liegenden  Wiesen  steigt  unaufhör- 
lich ein  balsamischer  Wohlgeruch  in  die  Luft:  Lavendel,  Salbei,  Me- 
lisse und  Rosmarin  wachsen  hier  als  wildes  Gesträuch ,  immer  blü- 
hende Rosen  schmücken  den  Rand  der  Heerstrafse ,  kleine  Myrthen- 
und  Lorbeerwäldchen  laden  den  Wanderer  unter  ihre  Zweige  zur 
Ruhe  ein. 

Die  hiesigen  Seebäder  suchen  an  Luxus  und  zweckmäfsigen 
Einrichtungen  ihres  Gleichen.  Die  Badesaison  beginnt  im  Mai  und 
endigt  im  October.     Medecin-inspecteur  ist  Hr.  Robert. 

Das  Meerwasser  bei  Marseille,  das  sich  ungewöhnlich  schnell 
zersetzt,  hat  einen  sehr  bittern  und  salzigen  Geschmack  (im  Pfunde 
Wasser  beinahe  eine  Unze  Salz),  das  specif.  Gewicht  von  1,0289,  die 
Temperatur  im  Juli  und  August  von  16—19°  R.,  überhaupt  um  5°  R. 


1510 


geringer  als  die  der  Atmosphäre,  im  Winter  10°  R.,  und  enthält  nach 
einer  im  Sommer  1827  vorgenommenen  Analyse  in  5  Pfund  Wasser: 


Chlornatrium 
Schwefelsaure  Talkerde 
Chlormagnesium  . 
Schwefelsaure  Kalkerde 
Kohlensaure  Kalkerde  . 
Kohlensaure  Talkerde  . 
Jodverbindung 


1944  Gr. 

315  — 

256  — 

40  — 

30  — 

20  — 

Spuren 

2605  Gr. 


Bei  der  Wirkung  der  Bäder  des  Mittelländischen  Meeres  ist  zu 
berücksichtigen,  dafs  sie  zwar  durch  klimatische  und  atmosphäri- 
sche Einflüsse  aufserordentlich  begünstigt  sind  und  an  Gehalt  der 
Bestandteile,  namentlich  an  Reichthum  von  Salzen  allen  übrigen  vor- 
anstehen, dafs  ihnen  jedoch  das  die  Nordseebäder  Charakterisirende, 
Ebbe  und  Fluth  und  die  damit  in  Verbindung  stehenden  Veränderun- 
gen, welche  das  Seewasser  dadurch  erleidet,  fehlt.  Durch  diese  Mo- 
mente sind  die  Indicationen  zu  ihrem  Gcbraueh  bedingt. 

Robert  empfiehlt  die  mit  Seewasser  bereiteten  warmen  Bä- 
der: bei  Flechten  ohne  bestimmten  Charakter  und  bei  Lepra,  —  die 
gewöhnlichen  Seebäder  bei  der  Krätze,  Kopfgrind,  Scrophulosis, 
—  gegen  Lungentuberkeln  lauwarme  Seebäder,  desgleichen  zur 
Nachkur  der  Syphilis,  Scirrhus,  Krebs,  Rhachitis,  Tumor  albus,  Hy- 
pochondrie, Hysterie,  Melancholie  und  andere  Gemüthskrankheiten, 
Hydrophobie,  Lähmungen,  Starrkrampf;  —  ferner  rühmt  er  dieselben 
gegen  Asthma,  Herzklopfen  bei  Mädchen  während  und  kurz  vor  der 
Pubertät,  Nyktalopie  und  Hemeralopie,  Krämpfe,  Epilepsie,  Katalep- 
sie und  andere  Nervenübel ;  —  endlich  gegen  Impotenz,  Pollutio  diurna 
et  nocturna  nimia,  Bleichsucht,  Amenorrhoe,  Menses  nimii,  Leukor- 
rhoe, chronischen  Lungenkatarrh,  chronischen  Rheumatismus. 

Manuel  des  bains  de  Mer  sur  le  littoral  de  Marseille,  par 
L.  J.  M.  Robert,  Prof.    Marseille  1827. 

M6rat,  rapport  sur  les  eaux  min.  de  France.    Paris  1838.  p.  41. 

3.    Die  Küsten  Spaniens: 

Ueber  die  Seebäder  der  pyrenäischen  Halbinsel  fehlt 
es  uns  leider  an  zuverlässigen  Nachrichten ;  wir  können 
nur  berichten,  dafs  es  in  der  Nähe  der  gröfsern  Seestädte 
dergleichen  Anstalten  allerdings  giebt,  und  dafs  deren  na- 
mentlich zu  Barcellona,  Valencia  und  Malaga  er- 
wähnt werden.  Bei  Valencia  wird  besonders  der  Hafen- 
flecken Grao  und  ein  anderer,  f  Stunden   von  der  Stadt 

ent- 


1511 

entfernter  Ort,  el  Cabagnal  genannt,  Behufs  der  See- 
bäder benutzt,  wo  viel  Luxus  herrscht,  indem  der  Gebrauch 
dieser  ßäder  hier  durchaus  Sache  der  Vornehmen  ist. 


IL     Das  Atlantische  Meer. 

1.  Die    Küsten    der  Pyrenäischen    Halb- 
insel: 

Was  vorhin  von  den  spanischen  Küsten  des  Mittel- 
ländischen Meers  gesagt  war,  gilt  auch  von  diesen.  Wir 
können  hier  nur  Cadiz,  Lissabon  und  Oporto  aufüh- 
ren,  wo  Anstalten  zum  Gebrauch  der  Seebäder  getroffen 
sind;  bei  Lissabon  bedient  man  sich  besonders  des  Seeba- 
des bei  Junqueiro,  weil  hier  der  Grund  sehr  seicht  ist. 

2.  Die  Küsten  Frankreichs: 

Hier  befinden  sich  zahlreiche  Anstalten  zum  Gebrauch 
der  Seebäder:  aufser  den  nur  für  locale  Bedürfnisse  ein- 
gerichteten sind  die  Seebäder  von  Biariz  in  der  Nähe 
von  Bayonne,  das  südlichste  atlantische  Seebad  Frank- 
reichs, —  von  la  Teste- de-Buch,  einem  im  Dep.  des 
Landes  südlich  von  der  Gironde  gelegenen  Dorfe,  dessen 
weit  berühmte  Seebäder  vortrefflich  eingerichtet  sind  und 
besonders  von  der  zahlreichen  Bevölkerung  Bordeaux's 
aus  besucht  werden,  —  von  Roy  an  im  Dep.  de  la  Cha- 
rente-inferieure,  ebenfalls  besonders  von  Bordeaux  aus  viel 
besucht,  —  von  laRochelle,  —  von  Havre  de  Grace, 
die  vermittelst  Dampfboote  auf  der  Seine  über  Rouen  mit 
Paris  in  naher  Verbindung  stehen  und  darum  für  diese  Haupt- 
stadt bedeutend  sind, —  von  Dieppe,  —  von  Boulogne 
sur  Mer  und  von  Calais  in  dem  Dep.  du  Pas  de  Ca- 
lais, —  von  Dünkirc  hen  im  Dep.  du  IVord  hervorzuheben. 
C.  Miihry,  med.  Fragmente  a.  a.  0.  S.  55  ff. 

Die   Seebadeanstalt   zu    la  Rochelle,    Bains   Marie- 
Tb£ce&e  genannt,  wurde   erat  im  Jahre  1827  gegründet  und  befindet 

in.  Theii.  Ddddd 


1512 

sich  400  Metres  Von  der  Strtdt  auf  der  Südseite  der  schonen,  mit 
Alleen  geschmückten  Strandpromenade  le  Mail.  Das  elegante  5  Me- 
tres  über  den  Meeresspiegel  sich  erhebende  Gebäude  enthält  aufser 
Gesellschaftssälen  etc.  auch  8  Badekabinette  und  ein  Douchenkabinet, 
in  denen  man  warme  Badet  von  Seewasser  nehmen  kann;  am  Strande 
sind  80  für  beide  Geschlechter  gesonderte  Zelte  zum  Gebrauch  derer 
errichtet,  welche  unmittelbar  in  der  See  baden.  Das  sehr  besuchte 
Etablissement  ist  vom  Mai  bis  Ende  October  eröffnet. 

Die  Gegend  um  la  Rochelle,  so  wie  überhaupt  die  westliche 
am  Atlantischen  Meere  liegenden  Seeküste  Frankreichs,  wird  von 
streichenden,  mit  raschem  Temperaturwechsel  sehr  oft  verbundenen 
Nordwinden  getroffen.  Doch  ist  das  Meerwasser  hier  nicht  vermischt 
mit  süfsem  Wasser  j  sondern  äufserst  rein  und  klar  und  der  Grund 
durch  Kunst  geebnet  und  sanft  abgeneigt. 

L.  F.  Gast<5,  essai  sur  les  bains  Marie-Therese,  ou  considera- 
tions  historiques  et  medicales  sur  les  bains.     La  Rochelle  1829. 

Die  Seebadeanstalt  zu  Uavre  de  Grace,  Bains  de 
Frascati  genannt,  ist  erst  ganz  kürzlich  gegründet  und  grofsartig 
eingerichtet:  sie  hat  gegen  70  Badezelte,  deren  man  sich  häufig  in 
den  französischen  Seebädern  statt  der  in  den  englischen  und  mehre- 
ren deutschen  gebräuchlichen  Badekutschen  bedient;  sie  sind  leicht 
portativ,  dienen  zum  An-  und  Auskleiden,  enthalten  einen  Spiegel, 
zwei  Bänke  und  einen  hölzernen  Fufsboden  .  und  können  nach  der 
Höhe  des  Wassers  vor-  und  rückwärts  gesetzt  werden.  Der  Strand- 
boden ist  hier  schlecht  und  mit  Kieseln  besäet,  daher  die  Badenden 
Schuhe  anziehen  müssen  (chaussons),  um  sich  nicht  zu  verletzen; 
auch  badet  man  hier  in  Kleidern.  —  Die  Temperatur  des  Meeres, 
wie  die  der  Luft,  fand  Mühry  hier  am  17.  October  1839  -f  11°  R. 

C.  Mühry,  med.  Fragmente  a.  a.  0.  S.  59. 

Die  See badeanstalt  zu  Dieppe.  Diese  im  D6p.  de  la  Seine- 
Införieure  in  einer  Ausbucht  des  Canals,  welche  eine  flache  Abda- 
chung des  Strandes  hat,  während  zu  beiden  Seiten  das  Ufer  schroff 
wie  eine  Mauer  von  Thonschiefer  aufsteigt ,  gelegene  Stadt  von 
20,000  Einwohnern  ist  von  Paris  40,  von  Rouen  12,  von  Havre 
20  Lieues  entfernt,  und  mit  Anstalten  zum  Gebrauch  der  Seebäder 
ausgestattet,  die  mit  den  grofsartigsten  englischen  rivalisiren  können. 
Es  ist  gegenwärtig  das  belebteste  Seebad  Frankreichs. 

Nachdem  die  frühern  alten  Bäder  zu  Dieppe  als  ungenügend  er- 
kannt waren,  wurden  die  jetzt  seit  18  Jahren  bestehenden  errichtet. 
Ein  grofses  und  prächtiges  Hotel  in  der  Stadt  und  nahe  am  Meere 
vereinigt  alle  Bequemlichkeiten  für  diejenigen,  welche  das  Seewasser 
in  Wannenbädern,  erwärmt  oder  kalt,  so  wie  in  Form  von  Douchen 
und  Regenbad  gebrauchen  wollen.  Für  die  Seebäder  unmittelbar  im 
Meere,  von  den  Franzosen  Bains  a  la  lame  genannt,  wurden  ebenfalls 
treffliche  Einrichtungen  getroffen      Das    dazu    gehörige    Gebäude    be- 


151  :* 

stehtaus  einer  bedeckten  Gallerie,  die  in  der  Mitte  von  einem  Triumpf- 
bogen  durchbrochen  und  an  jedem  Ende  durch  einen  viereckigen  Pa- 
villon begrenzt  ist.  Jeder  dieser  Pavillons,  deren  einer  für  die  Damen, 
der  andere  für  die  Herren  bestimmt  ist,  enthält  die  beiden  Geschlech- 
tern angemessenen  Bequemlichkeiten  und  bietet  nach  allen  Seiten 
Aussichten  auf  das  weite  Meer  und  einen  zur  Promeuade  bestimmten 
Garten.  Beide  Pavillons  sind  durch  die  Gallerie  mit  einander  ver- 
bunden, welche  sich  in  einer  parallelen  Linie  zwischen  dem  Meere 
und  der  Stadtmauer  hinzieht  uud  durch  Statuen  etc.  geschmackvoll 
verziert  ist.  Das  Gewölbe  des  Triumpfbogens  oder  des  mittleren 
Pavillons  enthält  Lese-,  Conversations  -  und  Consultationszimmer. 
Von  allen  drei  Pavillons  gehen  drei  sichere  Brücken  nach  dem  Meere 
herunter,  an  dessen  Ufer  eine  Reihe  Badezelte  stehen,  welche  wie 
die  bei  Havre  de  Grace  (vergl.  1512)  eingerichtet  sind  und  nach  dem 
Stande  des  Wassers  bis  au  den  Rand  des  Meeres  entweder  zurück  - 
oder  vorwärts  getragen  werden.  Zur  Erhaltung  des  Anstandes  ist 
allen  Fremden,  selbst  Begleitungen,  der  Zugang  verboten  und  von  der 
Obrigkeit  bestellte  vereidigte  Männer  (Guides)  von  geprüfter  Sittlich- 
keit und  geübte  Schwimmer  gehen  mit  den  Badenden  in's  Bad  uud 
tragen  sie  entweder  auf  den  Armen  oder  führen  sie  bei  der  Hand  in's 
Wasser.  Der  zum  Theil  mit  Kieseln  bedeckte  Strand  nöthigt  aber  die 
Badenden  Schuhe  anzuziehen  (chaussons),  auch  badet  man  hier  ganz 
bekleidet  uud  die  Damen  tragen  nicht  sowohl  Mäntel,  als  lange  Röcke 
und  Beinkleider  von  Merino,  etwas,  das  der  Wirkung  des  Wassers 
gewifs  hinderlich  ist.  —  Diese  Seebäder  sind  für  110,000  Francs  jähr- 
lich  verpachtet.    Badearzt  ist  Dr.  G  a  u  d  e  t. 

Der  Strand  bei  Dieppe  vereinigt  sonst  alle  zum  Seebade  wünsebens- 
werthe  Eigenschaften :  das  Meer  ist  nahe  vor  der  Stadt  nicht  tief, 
sein  Grund  besteht  aus  kohlensaurem  Kalk,  hier  und  da  kleinen  Kie- 
selfelsen, in  einer  weiten  Ausdehnung  aus  reinem  Sande,  welcher 
während  der  Ebbe  von  der  Sonne  dergestalt  erhitzt  wird,  dafs  das 
mit  der  Fluth  rückkehrende  Wasser  eine  fast  warme  Temperatur 
erhält. 

Die  Temperatur  des  Meerwassers  zu  Dieppe,  welche  während  der 
Saison  13  — 14°  R.  beträgt,  sein  Reichthum  an  Salzen,  und  der  von 
Ebbe  und  Fluth  abhängige  starke  Wellenschlag  bedingen  die  Indica- 
tionen  zur  Anwendung  der  hiesigen  Seebäder. 

Dieppe,  ou  recherches  et  observations  sur  Fusage  hygi^nique  et 
therapeutique  de  Teau  de  mer.     Paris  et  Dieppe   1823. 

Journal  compl^mentaire.    Juiu  1823.  p.  376. 

Alibert,  pr6cis  historique  a.  a.   0.  p.  193. 

Guerin,  memoire  sur  Tetablissement  des  bains  de  mer  de  Dieppe. 
Paris  1833. 

Gaudet,  nouvelles  recherches  sur  l'usage  et  les  effets  des  bains 
de  mer,  comprenant  l'histoire  abr6gee  des  faits  prineipaux  qui  out  6t6 
observ6s  ä  Dieppe  pendant  les  ann6es  1834  et  1835.  2.  edit- 
Paris  1836. 

D  (1  (1  (1  d  2 


1514 

Gaudet,  notice  me'dicäle    sur  Pelablissement   des  bains   de    mer 
de  Dicppe,  suivie  du  rapport  fait  ä  l'acad.  roy.  de  m€d.  etc.  Paris  1837. 
C.  Mühry,  med.  Fragmente  a.  a.  0.  S.  58. 

Die  Seeb adeanstalt  zu  Boulogne  sur  Mer.  Diese  im 
Dep.  du  Pas  de  Calais  schön  gelegene,  mit  einem  bedeutenden  Hafen 
ausgestattete  Seestadt  von  25,000  Einwohnern,  worunter  sich  4—5000 
Engländer  befinden,  besitztauch  eine  der  grofsarfigstcn  Seebadean- 
stalten, die  sich  einer  zahlreichen  Frequenz  erfreut,  welche  im  Jahre 
1842  40,000  Personen  betrug. 

Das  Etablissement,  welches  jetzt  etwa  20  Jahre  besteht,  und  in 
welchem  treffliche  Vorrichtungen  zum  Gebrauch  des  Seewassers  in 
Wannen,  Douchen  etc.  vorhanden  sind,  ist  ein  schönes,  156  F.  langes, 
nach  der  Meerseite  mit  einer  dorischen  Colonnade  geschmücktes  Ge- 
bäude, von  Welcher  ab  Treppen  zu  dem  hart  darunter  liegenden  recht 
guten,  nur  zu  steinigem  Badestrande  führen,  wo  70  grofse  vierrädrige 
Badekutschen  und  32  auf  niedrigen  Rädern  befindliche  kleine  Häus- 
chen in  stetem  Gebrauch  sind.  Hier  ist  ein  grofsartiges  Badeleben  : 
der  bei  weitem  gröfste  Theil  der  Gäste  sind  Engländer,  wie  denn 
überhaupt  das  Ganze  einen  mehr  englischen  Anstrich  hat.  Die  Bade- 
einrichtungen  sind  musterhaft,  eben  so  die  Aufsicht  wegen  Lebensge- 
fahr. Aufser  den  36  Badekutschen  des  Etablissements  selbst,  welches 
die  Abonnenten  unentgeltlich  in  Omnibus  aus  der  Stadt  zum  Baden 
abholen  läfst,  haben  auch  mehrere  Privatunternehmer  Badekutschen, 
die  noch  billiger  als  die  des  Etablissements  vermiethet  werden.  Letz- 
tere kosten  mit  Wäsche,  Badewärter  und  Abholen  im  Omnibus  15  Sous 
und  nur  5  Sous,  weun  man  der  kleinen  Häuschen  sich  bedient;  ein 
Bad  in  den  Anstalten  des  Etablissements  kostet  1  Fr.,  welcher  Preis 
im  Abonnement  verringert  wird.  Im  Jahre  1835  wurden  im  Etablis- 
sement über  35,000  Bäder  gegeben.  —  Man  badet  hier  ein  balbes  Jahr 
hindurch,  von  Anfang  Mai  bis  Anfang  November:  Mühry  fand  am 
11.  October  1839,  wo  die  Temperatur  des  Seewassers  14°  R.  bei 
16,5°  R.  der  Atmosphäre  betrug,  das  Baden  noch  im  vollen  Gange. 
Badearzt  ist  Hr.  Rouxel;  aufserdem  sind  noch  14  französische  und 
6  englische  Aerzte  hier  ansäfsig. 

Die  hiesigen  Seebäder  zeichnen  sich  auch  durch  starken  Wellen- 
schlag aus. 

Notice  sur  les  baius  de  Mer  de  Boulogne.     Boulogne  1825. 

Alibert,  precis  historique  a.  a.  O.  p.  198. 

M6rat,  rapport  a.  a.  0.  p.  54. 

C.  Mühry,  med.  Fragmente  a.  a^  0.  S.  56. 

Die  Seeb adeanstalt  zu  Calais,  Eigenthum  einer  Actienge- 
sellschaft,  besteht  seit  6  Jahren  und  ist  elegant  und  geräumig.  Das 
Badehaus  liegt  auf  einer  Düne  hart  am  Strande,  so  dafs  man  die  Ba- 
denden dicht  vor  Augen  hat.  Es  sind  hier  6  Badekutschen  vorhan- 
den, die  mit  Pferden  hinein  und  herausgezogen  werden.     Herren  und 


1515 

Damen  baden  neben  einander:  diese  in  Bademänteln  und  meist  mit 
Kappen,  jene  in  Badegürteln,  —  eine  auch  in  Dünkircheu  und  Bou- 
logne  übliche  ßadetracht,  worüber  polizeiliche  Vorschriften  bestehen. 
Der  Strand  ist  gut. 

C.  Mührj,  med.  Fragmente  a.  a.  0.  S.  56. 

Die  Seebadeanstalt  zu  Diinkirchen,  seit  vier  Jahren  er- 
richtet, ist  ebenfalls  Eigenthum  einer  Actiengesellschaft  und  besteht 
aus  einem  auf  der  äufsersten  Spitze  des  Meerufers  am  Eingänge  des 
Hafens  gelegenen  geschmackvollen  Gebäude  mit  flachem  Dache,  von 
Gartenanlagen  umgeben  und  mit  herrlicher  Aussicht  auf  das  Meer.  Es 
sind  hier  10  Badekutschen  vorhanden;  die  Badeweise,  Kutschen,  Ba- 
detracht sind  hier  dieselben  wie  in  Calais.  Die  Badezeit  währt  vom 
1.  Juni  bis  15.  October,  während  welcher  Zeit  im  J.  1839  in  der  An- 
stalt 8000  Bäder  genommen  wurden,  deren  jedes  1  Fr.,  im  Abonne- 
ment weniger,  kostet.  Der  Spaziergang  auf  dem  in  das  Meer  hinaus- 
laufenden, am  Ende  mit  einem  Leuchtturme  versehenen  Hafeodamme 
ist  reizend  und  zum  Genufs  der  Seeluft  vortrefflich.  Der  Strand  ist 
nicht  so  gut  wie  in  Calais,  sondern  weich  und  schlickig,  die  Gren- 
zen des  Badeplatzes  sind  durch  Stangen  mii  Flaggen  bezeichnet. 
Warme  Seebäder  werden  in  der  Stadt  gegeben;  aber  es  fehlt  an  Vor- 
richtungen zu  Douchen  und  Regenbädern,  wie  an  ärztlicher  Aufsicht. 

C.  M'uhry,  med.  Fragmente  a.  a.  O.  S,  55. 

3.     Die.  Küsten  Großbritanniens: 

Die  an  diesen  Küsten  sich  stark  äufsernde  Ebbe  und 
Fluth  hat  natürlich  auch  Einflufs  auf  die  Zeit  des  Badens, 
die  sich  danach  richten  niufs ;  dennoch  kann  man  an  den 
meisten  Badeplätzen  in  England  mit  Hülfe  der  Badema- 
schinen  zu  allen  Zeiten  des  Tages  baden.  Aber  die  Tem- 
peratur der  See  ist  in  den  verschiedenen  Perioden  der  Ebbe 
und  Fluth  sehr  verschieden;  Buch  an  hat  oft  gefunden, 
dafs  bei  hohem  Wasser  gegen  2 —  3  Uhr  Nachmittags  das. 
Thermometer  10—12°  F.  höher  stand  als  des  Morgens  ge* 
gen  8  Uhr  an  demselben  Tage  bei  niedrigem  Wasser,  und 
erklärt  dies  dadurch,  dafs  die  frühe  Ebbe  den  Sand  meh- 
rere Stunden  unbedeckt  lasse,  so  dafs  die  Sonnenstrahlen 
ihn  in  dieser  Zeit  beträchtlich  erhitzen  können:  das  erste 
zuströmende  Wasser  der  Fluth  werde  erwärmt,  ausgedehnt 
und  steige  auf  die  Oberfläche;  speeifisch  leichter  erreicht 
endlich  der  Zufluls  des  Wassers  die  Grenzen  der  höchsten 


1516 

Fluth  und  der  äufserste  Rand  desselben  mufs  also  noth- 
wendig  wärmer  sein,  als  die  grofse  Masse  des  Oceans, 
durch  alle  die  Hitze,  die  es  während  des  Zufliel'sens  über 
die  langen  Strecken  des  heifsen  Sandes  erhalten  hat. 

In  englischen  Seebadeplätzen  wird  durchgehends  mit 
den  auch  in  den  deutschen  zum  Theil  eingeführten  vierrädri- 
gen Badewagen  gebadet,  die  von  Benjamin  Beale,  ei- 
nem Quäker  in  Margate,  ursprünglich  erfunden,  theils  durch 
Menschen,  theils  durch  Pferde,  theils  durch  am  Ufer  ste- 
hende Winden  hinein  und  herausgezogen  werden.  In  die- 
sen englischen  Bademaschinen  baden  oft  mehrere  Perso- 
nen mit  und  ohne  Begleitung,  auch  mehrere  Kinder  mit 
ihren  Wärtern,  wonach  sich  die  Preise  richten.  An  den 
meisten  Badeorten  sind  zugleich  warme  Seebäder  zu  ha- 
ben, so  wie  Sturz-  und  Regenbäder,  und  an  mehreren  See- 
badeorten finden  sich  auch  Mineralquellen. 

Die  Temperatur  der  See  an  der  Küste  Englands  ist 
im  Juli  und  August  nach  Hunter's  Beobachtungen  ein 
wenig  über  63°  F.,  obgleich  er  sie  auch  bis  71°  F.  hat  stei- 
gen gesehen.  Man  hält  jedoch  in  England  den  Herbst  für 
die  beste  Zeit  zum  Seebaden. 

Im  Allgemeinen  aber  treibt  man  in  England  den  Ge- 
brauch der  Seebäder  anders  als  etwa  in  Deutschland  oder 
Frankreich.  Es  giebt  hier  eine  grofse  Menge  wohlhaben- 
der Menschen,  die  nichts  zu  thun  haben.  Im  Frühjahr 
und  Sommer,  während  das  Parlament  sitzt  und  die  Season 
dauert,  leben  sie  in  London  und  im  Herbst  und  Winter 
verlassen  sie  es,  besuchen  die  Landsitze  oder  die  Brun- 
nenörter  im  Lande  oder  die  zahlreichen  Seebadeorte  ihrer 
Küsten,  wo  sie  mehr  die  Seeluft  geniefsen  als  das  Wellen- 
bad. Nächst  der  Seeluft  werden  dann  warme  Seebäder 
am  meisten  gebraucht,  aber  die  eigentlichen  kalten  See- 
bäder selbst  im  Sommer  im  Ganzen  wenig  und  dann  sel- 
ten in  so  regelmäfsiger ,  ernstlicher,  von  einem  Arzte  ge- 
leiteter Kur,  wie  in  andern  Ländern,  wobei  selbst  das 
wirksame  Agens,  der  \V  ellenschlag,  nicht  gehörig  benutzt, 


1517 

sondern  durch  Bademäntel  in  seiner  Wirkung  beschränkt 
wird.  Das  Seebaden  ist  überhaupt,  wiewohl  in  England 
zuerst  in  Gebrauch  gekommen  und  wegeu  der  Insellage 
in  sehr  verbreiteter  Anwendung,  doch  in  medizinischer  Hin- 
sicht weit  weniger  entwickelt,  als  in  Deutschland,  wäh- 
rend dagegen  der  wohlthätigeEinflufs  der  Seeluft  dort  bes- 
ser verstanden  und  benutzt  wird  als  irgend  wo  anders. 

J.  W.  Williams,  essay  on  the  Utility  of  Sea-Bathing.  London 
1821. 

Green  how  in:  Med.  Gaz.  1839.  Juni. 

Orlando  Whistlecra  ft,  the  Climate  of  England.  London 
1S40. 

A  Guide  to  all  the  Watering  and  Sea-Bathing  Place«.  Lon- 
don (o.  J.) 

C.  Mühry,  med.  Fragmente  a.  a.  0.  S.  60  ff. 

a.     Englische  Küsten, 

a)  Südküste: 

Die,  zwischen  dem  50.  und  52°  N.  B.  und  dem  12.  und 
19°  0.  L.  ausgedehnte  Südküste  Englands  geniefst  eines 
grofsen  Rufes  hinsichtlich  ihrer  Salubrität  und  wird  des- 
halb zahlreich  von  Kranken  zum  Winteraufenthalt  erwählt. 
Wir  finden  hier  in  der  That  mehrere  in  ihren  topographi- 
schen Verhältnissen  genau  bestimmte  Strand  orte,  welche 
dem  Arzte  die  Möglichkeit  gewähren,  auf  das  genaueste 
eine  jedem  individuellen  Erfordernisse  entsprechende  Aus- 
wahl zu  treffen,  die  hier  um  so  leichter  wird,  als  den  Be- 
suchenden zugleich  allenthalben  überaus  saubere  und  mit 
dem  durebdachtesten  Comfort  ausgestattete  Wohnungen 
zu  Gebote  stehen. 

R  amsga  t  e,  Do  w  er,  Hy  th  e  sind  in  östlicher  Exposition,  den 
Uferu  Frankreichs  gegenüber  liegend,  während  der  Summermonate 
kühlen  Ostwinden  unterworfen;  auch  werden  diese  Ortschaften  um 
,ene  Zeit  von  einer  verhältuifsmäfsig  trockenen  Atmosphäre  umgeben. 
Sie  eignen  sich  daher  besonders  für  Kranke,  welche  an  rein  torpiden, 
nervösen  Abspannungen,  oder  an  völlig  passiven  Schleimflüsseu  der 
Respirationswerkzeuge  leiden. 

Brighton,  Portland,  Sidmouth,  Dawlish  und  Teign- 
mouth  liegen  au  dem  südlich  gewendeten  Strande,  gestatten  aber  du- 


1518 

bei  den  Ostwinden  freien  Zutritt  und  halten  demzufolge  in  der  Tem- 
peratur der  Atmosphäre  zwischen  den  zuerst  genannten  und  den  noch 
anzuführenden  Küstenorten  die  Mitte;  unter  ihnen  empfiehlt  sich 
Sidmouth  am  wenigsten,  weil  es  zu  oft  von  dichten  Seenebeln  um- 
flossen ist. 

Hast  in  gs,  Penzance,  Torquay  und  das  Dörfchen  Upton 
dagegen  sind  bei  gleicher  Richtung  mit  den  vorigen  von  vorspringen- 
den Felsen  gegen  Norden  und  Osten  in  dem  Grade  geschützt,  dafs  die 
nächsten  Uferstrecken  selbst  im  Winter  von  immer  grünen  Sträuchern 
prangen,  die  Myrthe  im  Freien  gedeiht  und  vortreffliche  Gartengemüse 
fast  das  ganze  Jahr  hindurch  gezogen  werden.  An  beiden  letzten 
Orten  und  namentlich  in  Upton,  dessen  Klima  mit  jenem  Madeiras 
verglichen  zu  werden  pflegt,  nimmt  die  Atmosphäre  einen  dermafseu 
südlichen  Charakter  an,  dafs  Agaven  und  Orangen  nicht  mehr  des 
Glashauses  bedürfen  und  der  Oelbaum  gedeiht.  Wegen  der  behagli- 
chen Temperatur  und  gröfseren  Feuchtigkeit  der  diese  Gegend  umge- 
benden Atmosphäre  ist  dieselbe  vorzugsweise  für  sensiblere,  reizbarere, 
der  milderen  und  feuchteren  Seeluft  bedürftige  Kranke  angezeigt. 

Forbes,  on  the  Climate  of  Penzance  and  of  the  Landsend. 
London  1821. 

Harwood,  on  the  curative  influence  of  the  Southern  Coast  of 
England.    London  1828. 

J.  Clark,  on  the  influence  of  climate  a.  a.  0.  p.  16  ff. 

James  Macknefs,  Hastings  considered  as  a  resort  for  Inva- 
lids.    London  1842. 

Shapter,  the  Climate  of  the  South  of  Devon,  and  its  influence 
upon  Health.     London  1842. 

v.  Gräfe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  575. 

Hier  finden  sich  in  der  Richtung  von  Westen  nach 
Osten  folgende  Seebäder:  in  Cornwall :  F  o  w  e  y ,  — 
in  Dcvonshire:  Devonport,  Plymouth,  Torquay, 
Teignuiouth,  Shaldon,  Dawlish,  Topsham,  Ex- 
mouth,  Lympstone,  Sidmouth,  —  in  Dorsetshire : 
LymeRegis,  C  h  a  r  in  o  u  t  h ,  W  ey m  o  u  t h ,  —  in  Hamp- 
shire: Lymington,  S  out  hampton,  Mudiford, 
Bourne  Cliff  und  die  Seebäder  auf  der  Insel  Wight: 
Cowes,  Yarmouth,  Ryde,  —  inSnssex:  Worthing, 
Brighton,  Rottingdean,  EastBourne,  Hastings, 
Bognor  oder  Hothampton,  Little  Hampton. 

Diese  Seebäder  gleichen  sich  hinsichtlich  ihrer  Einrichtungen  und 
ihrer  natürlichen  Verhältnisse  fast  alle  so  ziemlich ;  wir  heben  daher 
nur  einzelne  heraus: 


1519 

Plymouth  hat  eine  sehr  gute  Seebadeanstalt  in  den  Union- 
baths  für  warme  und  für  kalte  Schwimmbäder;  Bäder  im  offenen. 
Meere  zu  nehmen  gestattet  jedoch  das  schroffe  felsige  Ufer  nicht. 

Torquay  und  Teignmouth,  an  das  ganz  nahe  Shaldon 
angrenzt,  liegen  reizend  und  sind  sehr  besucht.  M  ü  h  ry  fand  die 
Lufttemperatur  noch  am  18.  Decemher  1839  Morgens  um  10  Uhr 
+  10°  R.  und  l'/2  Uhr  Mittags  11°  R.  und  zwar  an  einem  unfreund- 
lichen Regentage.  Die  Badeanstalten  sind  in  Teignmouth  besser  und 
in  gröfserem  Maafsstabe,  als  in  Torquay,  wo  nur  2  Badekutschen, 
3  warme  Seebäder  und  ein  Schauerbad,  das  aber  sehr  beliebt  als  Win- 
teraufeuthalt  ist;  —  Teignmouth  hat  einen  schönen  und  grofsen  Ba- 
destrand, sehr  schöne  public  rooms,  warme  Seebäder,  mehr  als  ein 
Dutzend  guter  Badekutschen  und  treffliche  Wohnungen. 

Dawlisli)  wenige  Meilen  von  den  vorigen,  hat  10  gute  ßade- 
kutschen  and  einen  guten  Strand. 

Weyinoulh  oder  richtiger  Melcombe  Regis,  welches  ei- 
gentlich den  Badeort  ausmacht  und  längs  der  Ba}'  halbkreisförmig  ge- 
baut mit  der  Stadt  Weyuiouth  durch  eine  Brücke  verbunden  ist,  wird 
viel  besucht,  hat  eine  höchst  reizende  Lage  und  auf  dem  Quai  eine 
schöne  Promenade  hart  an  der  See  hin.  Der  Strand  ist  ausgezeich- 
net wegen  seiner  Festigkeit,  Ebenheit  und  Mangels  an  Muscheln  und 
Steinen ;  auch  der  Wellenschlag  stark  genug.  Einrichtungen  zu  war- 
men Seebädern  uud  einem  Regenbade  sind  vorhanden  (ein  warmes  Bad 
kostet  hier  3'/?  Schilling  =  1  Rthl.  4  ggr.),  ebenso  24  Badekutschen, 
die  von  Pferden  zur  gehörigen  Tiefe  gezogen  und  von  einem  Wärter 
begleitet  werden.  Das  Mineralwasser  einer  in  der  Nähe  befindlichen, 
schwachen  Schwefelquelle  (vergl.  S.  13U8)  wird  nach  Erfordern  un- 
ter  die    warmen  Seebader  gemischt. 

Die  Insel  WigJil,  von  der  Südküste  Englands  nur  durch  einen 
engen  Kanal  getrennt,  hat  9  engl.  Quadratmeilen  Flächeninhalt  und 
wird,  da  sie  sich  durch  Reinheit  und  Salubrität  der  Seeluft  ungemein 
auszeichnet,  vorzugsweise  von  Kranken  besucht.  Indem  verwitterter 
Sandstein  und  Kreide  die  Hauptgrundlagen  des  Bodens  ausmachen, 
bedingen  sie  eine  verhältnifsmäfsig  weniger  feuchte  Atmosphäre.  Die 
vielen  theils  geringern.  theils  bis  auf  900  F.  sich  erhebenden,  sich 
bald  in  jähen,  bald  in  sanften  Abhängen  nach  üppig  grünen  Thülcrn 
hinabsenkenden  Berge  gestatten  eine  freie  Wahl  verschiedener  Hö- 
lienpunkte.  Vermöge  des  mannigfach  eingeschnittenen,  durch  Felsen- 
vorsprünge  hier  nach  der  einen ,  dort  nach  der  andern  Weltgegend 
gedeckten  Küstenlands,  bietet  die  Insel  für  Kranke,  welchen  die  See- 
luft heilsam  ist,  zu  jeder  Zeit  des  Jahres  angemessene,  nahe  zusam- 
menliegende Aufenthaltsorte  dar.  Vom  September  ab  bis  zum  Früh- 
jahr verweilt  man  vornehmlich  in  der  wärmern  Gegend  des  Under- 
cliffs,  dessen  meilenweit  hingedehnte,  an  00  F.  hohe,  breite,  senk- 
recht in  das  Meer  abfallende  Terrasse  weder  von  schneidendeu  Nord- 


1520 

stes  bestrichen  wird.  Immer  noch  milde,  jedoch  schon  merklich  küh 
lere  und  manchen  Krauken  besonders  im  Sommer  zusagende  Küsten 
luft  umweht  Mi  ton,  Cowes,  Schankliu  und  San  down;  am 
kühlsten  und  erfrischendsten  bleibt  dieselbe,  selbst  während  der  hei- 
fsen  Monate,  in  der  Umgegend  von  Ryde:  letzteres  Städtchen  liegt 
au  der  Nordseite  eines  trockenen  Kiesberges,  Englands  Coutineiit 
gerade  gegenüber,  und  von  demselben  nur  durch  die  mit  zahllosen 
Schiffen  bedeckte  Southampton-ßay  getrenut.  Hieher  ziehen  beson- 
ders jene  Leidende,  welche  entweder  blos  die  beträchtlichere,  auf  ih- 
ren Zustand  nachtheilig  wirkende  Luftwärme  des  Hochsommers  ver- 
meiden müssen,  oder  denen  überhaupt  nur  kühlere  Meeresluft  zusagt. 

Wie  sehr  diese  Insel .  ungeachtet  sie  vom  Aequator  an  10  Brei- 
tengrade entfernter  als  Mittelitalien  ist,  dennoch  durch  ihre  westli- 
chere Lage ,  durch  den  Schutz  einzelner  Uferhöheu  und  durch  die 
warmen,  ihr  von  Südamerika  zufliefsenden  Meeresströme  der  Beschaf- 
fenheit südlicher  Klimate  näher  tritt,  bestätigt  auch  der  Umstand, 
dafs  ihre  mittlere  Jahrestemperatur  (  -f-  8°  K. )  von  der  Italiens 
(-f  1'2°  R.)  nur  um  4°  R.  abweicht. 

Unter  den  Seebädern  der  Insel,  wohin  man  sechs-  bis  achtmal 
täglich  Gelegenheit  hat,  mit  einem  Dampfschiff  in  weniger  als  einer 
Stunde  vom  Festlande  zu  fahren,  ist  besonders  Ryde  hervorzuheben, 
das  sich  zu  einem  blühenden  fashionableu  Seebadeort  erhoben  hat.  Den- 
noch hat  es  als  Bad  manchen  Fehler,  namentlich  ist  der  Fall  des 
Ufers  so  unbedeutend,  dafs  bei  der  Ebbe  nur  eine  seichte  Wasser- 
fläche weithin  von  derselben  Tiefe  übrig  bleibt;  diese  wird  daher  bei 
ruhigem  AVetter  und  an  heilsen  Tagen  so  sehr  in  warmes  Wasser 
umgewandelt,  dafs  es  nicht  mehr  als  ein  stärkendes  Seebad  dienen  kann. 

G.  Varrentrapp,  Tagebuch  a.  a.  0.  S.  355, 
v.  Gräfe,  die  Gasquellen  a.  a.  0.  S.  576. 

Brighton  oder  Brighthelmstonc,  eine  prächtige,  grofse 
und  schöne  Stadt,  die  Krone  aller  Seebäder,  vielleicht  die  groisartig- 
ste  aller  Anstalten  dieser  Art,  wird  oft  vou  20— 30,000  Personen  be- 
sucht. Dennoch  werden  nur  wenig  Seebäder  im  offenen  Meere  ge- 
nommen, auch  siud  nur  9  Badekutschen  vorhanden;  mehr  werden  die 
trefflich  eingerichteten  warmen  Seebäder  benutzt,  und  am  meisten  das 
aus  einem  grol'scn  runden  Bassin  bestehende  Schwimmbad  von  kaltem 
Seewasser,  53  F.  im  Durchmesser,  an  einer  Seite  31/2  F.,  an  einer 
andern  Seite  5'/2  F.  tief,  in  dem  das  Wasser  beständig  frisch  ab - 
und  zuläuft.  Auch  eine  Struvesche  künstliche  Mineralwasseranstalt, 
German  Spa,  wird  ziemlich  benutzt.  Eine  besondere  Erwähnung  ver- 
dienen die  hier  bestehenden  in  di ä nis  che h  Bäder,  s.  g.  Shampoo ing 
oder  Mahomedun  Baths,  die  von  einem  gebornen  Didier  mit  orientali- 
schem Luxus  unweit  der  grofsen  Kettenbrücke,  welche  1000  F.  in  die 
See  hineingeht,  errichtet,  uiit  Knoten  und  Reiben  verbunden  und  be- 
sonders bei  den  Damen  sehr  beliebt  siud.  Die  Behandlung  gleicht 
der  in  den  russischen  Dampfbädern:  mau  sitzt  in  einer  kühlen  Stube 


1521 

auf  einem  erhöhten  Sessel,  den  eine  Art  Palankin  von  Flanell  um- 
hiebt, in  welchen  Kaum  aus  dein  Boden  aufsteigende  lieifse  Kräuter- 
dampfe hineindringen.  Die  Flanellwand  hat  mehrere  Aermel,  die  nach 
aufseu  herabhängen  ,  und  in  welche  der  Masseur  seine  Arme  steckt 
und  mit  deu  Händen  den  Körper  des  Badenden  sanft  knetet:  er  fährt 
dann  mit  festem  und  stetem  Drucke  des  Daumes  an  den  Gliedern, 
am  Rückgrat,  den  Rippen  und  über  den  Magen  vielmal  herab.  Wäh- 
rend dem  transpirirt  man  so  lange  und  so  stark,  als  mau  wünscht, 
und  wird  zuletzt,  bei  abgenommenem  Deckel  des  Flanellzeltes,  mit 
lauem  Wasser  übergössen.  —  Die  liier  übliche  Weise,  die  Wäsche  zum 
Abtrocknen  zu  wärmen,  ist  nachahmungswerth:  sie  liegt  in  einer 
Commode,  deren  Fächer  mit  Messing  gefüttert  sind  und  durch  Dampf- 
heizung deu  ganzen  Tag  eine  stets  gleiche  Wärme  behalten. 

Der  Badestrand  hat  erst  nach  einer  gegen  20  Fufs  breiten  Lage 
von  kleinen  Kieseln  schönen  Sandboden.  Medizinisch  wird  überhaupt 
Brighton  hauptsächlich  seiner  Seeluft  und  seiner  milden  Tempera- 
tur wegen  zu  dem  beliebten  Change  of  air  benutzt:  nur  aufserordeut- 
lich  selten  sollen  dort  sich  aufhaltende  Engländer  von  Husten  oder 
Brustleidcn  betroffen  werden,  während  die  Luft  für  Ausländer,  die  zu 
solchen  Leideu  disponiren,  hier  zu  scharf  erachtet  wird. 

Awsiters,  thougts  ou  Brighthelmstone,  coucerning  Sea-Bathing 
and  drinking  Seawater.  London  1769. 

Lake  Dean  Mahomed's  Shampooing  or  benefits  resulting  from 
the  use  of  the  indian  medicated  vapour  bath  as  introduced  in  this 
country  by  L.  D.  Mahomed,  containing  a  brief  but  comprehensive 
view  of  the  effects  produced  b}'  the  use  of  the  warm  bath,  in  com- 
parisou   with   the  steain  or  vapour  bath.    Brighton   1823. 

J.  Gibney  in:  London  liter.  Gazette.  20.  Aug    1S25.  p.  537. 

Briefe  eines  Verstorbenen.  Bd.  III.   Stuttgart  1881.  S.  34S. 

Hastings  ist  wie  die  meisten  englischen  Seebäder  der  Süd- 
küste gegen  Norden  durch  eine  Hügelkette  geschützt.  Die  Zahl 
der  Badekutschen  beträgt  gegen  30,  der  Strand  ist  ganz  frei  von 
Steinen.  Einrichtungen  zu  warmen  See-  und  Schauerbäderu  sind 
vorhauden. 


ß)  Ostküste: 
Hier  finden  sich  in  der  Richtung  von  Süden  nach  Nor- 
den folgende  Seebäder:  in  Kent,  südlich  von  der  Themse 
und  am  Pas  de  Calais:  Hythe,  Dover,  Deal,  Sand- 
gate, Ramsgate,  Margate,  Broadstairs  (die  drei 
letzteren  auf  der  Insel  Thanet),  Gravesend,  —  inEssex: 
Soüthend,  Harwich,  —  in  Suffolk :  Aldborough, 
—  in  Norfolk;  Lowestoff,   Yarmoutb,  Cromer,  — 


1522 

in  Yorkshire:   Bridlington,  Filey,    Scarborough, 
Redcar  und  Coatham,  —  in  Durham:  Hartlepool. 

Dover  besitzt  eine  schöne  Seebadeanstalt  mit  Einrichtungen  zu 
warmen  Seebädern  und  17  grofsen  und  schönen  Badekutschen.  Der 
Strand  ist  aber  nicht  frei  von  Steinen.  Die  andern  Seebäder  dieser 
Küste  sehen  sich  alle  einander  gleich,  sind  zum  Theil  vortrefflich 
und  mit  Einrichtungen  zu  warmen  Seebädern  versehen.  Die  berühm- 
testen sind  die  von  M argate  und  Gravesend. 

Y)  Westküste: 
Hier  finden  sich  in  der  Richtung  von  Norden  nach  Sü- 
den die  Seebäder:  in  Cumberland:  Allonby,  —  in 
Lancashire:  Blackpool,  Southport,  Runcore  (letz- 
teres am  meisten  von  Liverpool  aus  besucht),  —  in  Wa- 
les: B an  gor  und  Caernarvon  (Carnarvonshirc),  Bar- 
mouth  und  Towyn  (Merionetshire),  AberysAvith  (Car- 
diganshire),  Tenby  (Pembrokeshire),  Swansea  (Glamor- 
ganshire),  —  im  Süden  des  Canals  von  Bristol  in  Glou- 
cestershire:  Bristol,  -**■  in  Somersetsbire:  Minehead, 
—  in  Devonshire:  Ilfracombe,  Barnstaple,  ßide- 
ford,  Appledore  und  In  stow. 

Barmouth,  ein  in  einer  schönen  Bay  am  Abbange  eines  hohen 
felsigen  Berges,  terrassenförmig  aufgebauter  Flecken,  hat  auch  eine 
kleine  Badeanstalt  mit  sechs  Badekutschen  und  Vorrichtungen  zu  war- 
men Seebädern.  Der  Strand  ist  ziemlich,  der  Wellenschlag  recht  gut. 
Mühry  fand  am  2.  December  1839  die  Temperatur  der  Luft  und  des 
Meeres  bei  Ostwind  9  Uhr  Morgens  +  4°  R.  Die  S.  1483  mitgeteilte 
Analyse  von  Clemm  ist  mit  hier  geschöpftem  Seewasser  unter- 
nommen. 

Abery swith,  eine  in  einem  Halbkreise  unmittelbar  am  Meere 
reizend  gelegene  Stadt,  ist  jetzt,  das  besuchteste  Seebad  in  Wales. 
Männer  und  Frauen  baden  an  verschiedenen  Plätzen,  Badekutscjien 
sind  23  vorhanden,  auch  Einrichtungen  zu  warmen  See-,  Schauer- 
und Dampfbädern.  Der  Strand  ist  schlecht,  steinig,  aber  der  Wel- 
lenschlag gut.  Mühry  fand  die  Temperatur  des  Meeres  bei  6°  R. 
der  Atmosphäre  und  Ostwind  -f  5°  R.  am  2.  December  1839. 

Das  Seebad  zu  Tenby,  in  einer  Bucht  am  Eingang  des  Bri- 
stol-Canals  höchst  romantisch  gelegen,  hält  Mühry  für  das  beste  See- 
bad Englands.     Ein  schöner  fester,  ebener  Sandstrand  von   braungel- 


1523 

ber  Farbe,  auf  dem  auch  nicht  ein  einziger  Stein  oder  Muschel  zu 
finden  ist,  und  der  kräftigste  schönste  Wellenschlag  zeichnen  den  am 
Fufse  von  über  100  Fufs  hohen  schroffen  Felsen,  auf  denen  ein  Tlieil 
der  Stadt  und  die  Reste  des  alten  Schlosses  liegen,  befindlichen  Bade- 
platz aus.  Durch  diese  Lage  ist  er  gegen  Nord-  und  Ostwind  völlig 
geschützt,  während  er  nach  Süd  und  West  vom  Meere  hespült  wird. 
Eine  auf  der  am  weitesten  ins  Meer  hinausragenden  Spitze  befind- 
liche isolirte  grofse  Felsenklippe  theilt  den  Strand  in  zwei  ungleiche 
Hälften,  und  gewährt  den  Vortheil,  das  Bad  auf  der  einen  oder  an- 
dern Seite  dieser  Klippe  wählen  zu  können,  je  nachdem  der  Wellen- 
schlag stärker  ist.  Dabei  besteht  ein  sehr  gut  eingerichtetes  Bade- 
haus für  warme  See-  und  Schauerbäder,  und  sechs  gute  Badekutschen. 
C.  Mühry,  med.  Fragmente  a.  a.  0.  S.  G4  ff. 

b.  Schottische  Küsten: 

Schottland  ist  ebenfalls  reich  an  Seebädern,  unter  de- 
nen wegen  guter  Einrichtungen,  trefflichen  Wellenschlages 
und  geschützter  Lage  hervorzuheben  sind  auf  der  Ost- 
küste in  der  Richtung  von  Süden  nach  Norden:  Porto- 
bell o  in  der  Nähe  von  Edinburgh,  Elie  an  der  Nordseite 
des  Frith  of  Fürth,  St.  Andrews  in  der  Grafschaft  Fife, 
Broughty  Ferry  an  der  Nordseite  des  Frith  of  Tay, 
—  auf  der  Westküste  in  der  Richtung  von  Norden  nach 
Süden:  Campbeiton  am  südlichen  Ende  der  Halbinsel 
Kentire,  Rothsay  auf  der  Insel  Bäte  im  Frith  of  Cly.fe, 
Helens  burgh  am  nördlichen  Ufer  des  Clyde,  8  englische 
Meilen  von  Dunbarton,  Gourock,  am  südlichen  Ufer  des 
Clyde,  3  engl.  Meilen  von  Grenock,  Innerkip,  6  engl. 
Meilen  von  Grenock,  Largs,  Androssan,  Salcoaths, 
29  engl.  Meilen  von  Glasgow,  —  die  vier  letzteren  sämmt- 
lich  im  Frith  of  Clyde. 

c.  Irländische  Küsten: 

In  Irland  fehlen  fast  keinem  der  zahlreichen  und  stark 
bevölkerten,  grofsen  Küstenstädte  Seebadeanstalten;  wir 
heben  aus  Mangel  an  speciellcn  Nachrichten  nur  folgende 
heraus:  zuhöchst  im  Norden  in  der  Grafschaft  London, 
derry  und  in  der  Nähe  von  Colerain :  Port  Rush  und 
Port  Steewart,   beides  berühmte  Scebadeorte ,  von  de- 


1524 

nen  besonders  der  letztere  sehr  wohl  eingerichtet  ist:  das 
Vorgebirge,  an  und  unter  -welchem  der  Ort  liegt,  gewährt 
eine  prächtige  Promenade  und  eine  herrliche  Aussicht  über 
die  Nordküste  von  Irland;  in  geringer  Entfernung  von  hier 
befindet  sich  auch  der  berühmte  Riesendamm  (Giants  cause- 
way) ;  —  an  der  Ostküste  giebt  es  viele  Badeanstalten 
für  das  Bedürfnifs  der  grofsen  Städte  Belfast,  Drog- 
heda,  Dublin,  Waterford  und  Cork,  den  ausge- 
zeichnetesten Rang  durch  Lage  und  Besuch  behauptet 
Warrenpoint  bei  Newry  in  der  Grafschaft  Downpatrik, 
ein  in  jeder  Hinsicht  empfehlenswerther  Badeort  an  einer 
Küste,  wo  die  Myrthe  im  Freien  blüht  und  der  Lorbeer 
in  vollen  Stämmen  emporwächst;  —  auf  der  Südseite 
sind  Tramore  und  Dunmore  in  der  Grafschaft  Water- 
ford am  bedeutendsten,  und  im  Westen  verdient  Kil- 
rush  in  der  Grafschaft  Cläre,  in  nicht  bedeutender  Ent- 
fernung von  Limerik,  an  der  Mündung  des  Shannon,  vor- 
zügliche Erwähnung. 

4.     Die  Schwedische  Küste: 

Die  Westküste  Schwedens  am  Kattegat  und  am  Sund 
besitzt  mehrere  Seebäder,  unter  denen  wir  in  der  Rich- 
tung von  Norden  nach  Süden  hervorheben  :  am  Kattegat : 
Strömstadt,  Uddewalla,  Gothenburg,  Warb  er  g, 
Hai  in  stadt,  —  am  Sund:  Ramlös  a,  Lands  krona. 
In  allen  diesen  Seebädern  wird  in  Wagen  gebadet,  die  von 
Pferden  gezogen  werden. 

Das  Seebad  zu  Strömstadt  in  Göteborg  hat  ein  Badelians, 
das  aber  nur  die  Bewohner  der  nächsten  Umgegend  gebrauchen.  Das 
Seewasser  ist  salzreich,  der  Wellenschlag  stark,  das  Ufer  felsig,  die 
umgebenden  Berge   nackt. 

Das  Seebad  zu  Uddewalla  in  Göteborg  hat  ein  grofses, 
sehr  gut  eingerichtetes  und  viel  besuchtes,  auf  Pfählen  ruhendes  Ba- 
dehaus in  der  See,  die  aber  hier  nicht  sehr  salzreich  ist,  da  mau  in 
einer  Bucht  badet,  wo  das  Seewasser  durch  Zumischung  vielen  süs- 
sen Wassers  verdünnt  ist. 

Das  Seebad  zu  Halmstadt  in  Halland  hat.  vielleicht  die  bril- 
lantesten Einrichtungen    unter  den    schwedischen  Seebädern.     In  dem 


1525 

Badehause  befindet  sich  ein  grofses  Bassin,  in  dem  man  das  Seewns- 
ser  zum  Theil  verdunsten  läfst,  damit  es  salziger  werde,  worauf  es 
erst  zu  Einzelnbüderii  verwandt  wird. 

Das  Seebad  zu  Ramlösa  bei  Helsingborg  in  Schonen  ist  das 
besuchteste  in  Schweden,  liegt  am  Sunde  nahe  am  Einlaufe  des  Kat- 
tegat,  eine  halbe  Meile  von  Helsingör,  eben  so  weit  von  Helsingborg, 
vier  Meilen  von  Kopenhagen,  fünf  Meilen  von  Malmö,  und  gewährt 
den  Badegästen,  die  liier  bequeme  Wohnungen  finden,  die  herrliche 
Aussicht  auf  die  nahe  vorbei  segelnden  Schifte,  die  oft  in  Flotten  von 
mehreren  Hunderten  den  eine  halbe  Meile  breiten  Sund  bedecken 
und  während  der  schiffbaren  Jahreszeit  an  14000  Segel  fast  aller 
Nationen  vorbeiführen.  Das  Seewasser  enthält  weit  mehr  Salztheile 
und  hat  stärkeren  Wellenschlag  als  das  der  Ostsee;  man  badet  in 
grofsen,  nach  englischer  Art  mit  zwei  Abfheilungeii  versehenen  Bade- 
wagen, die  mit  zwei  Pferdeu  ins  Meer  gefahren  werden,  so  wie  in 
einem  aus  zehn  Zimmern  bestehenden  Bade-Prahm.  Zu  den  warmen 
Seebädern  bedient  man  sich  des  am  Strande  erbauten  Badehauses. 
Jedes  Seebad  kostet  3,  jedes  warme  Bad  8  Gr.  Preufs.  Courant.  Eine 
regelmäßige  Verbindung  mittelst  Dampfboote  mit  Dänemark  und 
Deutschland  erleichtert  den  Besuch  dieses  Seebades,  das  mit  dem 
24.  Juni  seine  mit  dem  August  endigende  Saison  beginnt  und  während 
dieser  Zeit  eines  gesellig-heiteren  Badelebens  sich  erfreut. 

Hier  mag  auch  noch  Kopenhagens  gedacht  werden,  welches 
die  Annehmlichkeiten  einer  grofsen  und  schönen  Hauptstadt  mit  vor- 
züglichen Badeanstalten  verbindet. 


III.     Die  Ostsee. 

Am  Strande  der  russischen  Ostseeprovinzen,  na- 
mentlich in  Kurland  und  Esthland  wimmelt  es  von  Seebä- 
dern:  in  Kurland  beginnen  diese  schon  bei  Li  bau  und 
Wind  au,  wo  besonders  bei  ersterer  Stadt  der  Strand 
sehr  zahlreich  benutzt  wird ,  was  in  einem  noch  gröfserii 
Maafsstabe  in  Li  vi  and  auf  dem  Strande  nördlich  von 
Riga  zwischen  der  Aa  und  der  Ostsee  geschieht.  Die  hier 
zerstreuten  Dörfer  und  Badehäuser  führen  die  Namen: 
Bullen,  Bilderlingshof,  Majorenhof,  Dublteln, 
Karlsbad,  Assern,  Reksting,  K  augern  undLap- 
pemesch;  auch  auf  der  Insel  Oesel  befinden  sich  An- 
stalten dieser  Art,  das  nördlichste  Seebad  von  Kurland 
befindet  sich   zu   Pernau,    das    stark    besucht    wird.      In 


1526 


Est  hl  and  sind  das  südlichere  Habsal  und  das  am  finni- 
schen Meerbusen  gelegene  Reval  besonders  von  Peters- 
burg aus  stark  besucht.  An  der  im  Norden  gegenüber 
liegenden  Küste,  von  Finnland  sind  Lowisa  in  Neufinnland 
und  Helsingfors  hervorzuheben. 

Die  Länge  des  Strandes  der  Ostseeprovinzen  von  Narva  bis  Li- 
bau  betrügt -ungefähr  150  Meilen:  hier  wird  in  fast  allen  Küstenstäd- 
ten gebadet,  ebenso  sind  auch  alle  Gutswohnungen ,  die  an  der 
See  liegen,  zu  diesem  Zwecke  verpachtet.  Man  badet  vom  Juli 
bis  Anfangs  August  und  pflegt  eine  kleine  und  grofse  Kur  zu  unter- 
scheiden: die  erstere  besteht  aus  50,  die  letztere  aus  60 — 70  Bädern. 
Als  den  Centralpunct  der  nördlich  von  Riga  liegenden  zahlreichen 
Badeplätze  ist  D  üb  b  ein  zu  betrachten,  das  drei  Meilen  von  Riga 
und  fünf  Meilen  von  Mi  tau  zwischen  der  Ostsee  und  dem  Flusse  Aa 
auf  einer  vier  Meilen  langen  und  eine  Viertel  bis  eine  halbe  Meile 
breiten  Landzunge  liegt,  wo  seit  etwa  20  Jahren  Seebäder  genom- 
men werden,  in  neueren  Zeiten  aber  auch  für  bequemere  Wohnun- 
gen und  Einrichtungen  zum  Gebrauch  des  Seewassers  gesorgt  ist. 
Der  Wellenschlag  ist  kräftig,  doch  nicht  übermäfsig  stark,  der  Meeres- 
grund besteht  aus  feinem  gelbem  Sande  und  flacht  sich  so  allmählig 
ab,  dafs  der  Badende  erst  120  Schritte  vom  Ufer  entfernt  5  Fufs 
Wassertiefe  findet.  Das  Seewasser  erscheint  daher  hart  am  Ufer  in 
warmen  Tagen  wie  gewärmt,  während  es  an  den  tieferen  Badestel- 
len nur  12 — 14°  R.  Wärme  hat:  an  26  Tagen  des  Jahres  1838  war 
ausnahmsweise  sowohl  Vor-  als  Nachmittags  die  Luft  1  —  2°  R.  käl- 
ter als  das  Seewasser  der  Badestelle.  Letzeres  hat  die  spec.  Schwere 
von  1,0043  und  enthält  in  sechzehn  Unzen  nach  der  Analyse  von 
F.  L.  Seezen: 

Schwefelsaures  Kali 

Schwefelsaures  Natron 


Chloruatrium     .        , 
Chlormagnesium 
Chlorcalcium      .        . 
Chloraluminium 
Kohlensaure   Kalkerde 
Kohlensaures  Eisenoxydul 
Kieselerde  .        .        . 


0,629  Gr. 
4,843  — 

29,396  — 
6,585  -r 
1,856  — 
0,051  — 
0,011  — 
0,056  — 
0,108  — 

43,535  Gr. 


Freie  Kohlensäure  in  unbestimmbarer  Menge. 


Dies  Seewasser  war  im  August  1838  geschöpft;  das  im  Winter 
geschöpfte  Wasser  enthielt  in  sechzehn  Unzen  nur  10,97  Gr.,  also 
nicht  mehr  als  1/7  p.  C.  fester  Bestandteile,  worunter  sich,  aufser 
den  Chlorsalzen,  eine  nicht  unbeträchtliche  Menge  kohlensaurer  Talk- 
und  kohlen-  und  schwefelsaurer  Kalkerde  befand. 

Zi 


1527 

Zu  den  Vorzügen  dieses  Bades  gehört  die  Wolilfeilhcit  aller  Be- 
dürfnisse und  des  ganzen  Aufenthalts  daselbst:  so  giebt  der  einzelne 
Badegast  in  einem  Gasthause  für  Zimmer  mit  Bett  und  Meubeln, 
doppeltes  Frühstück,  Mittags-  und  Abendtisch  und  Bad  l'/4  Rthlr. 
Preufs.  Cour.  Gewöhnlich  wird  in  erwärmtem  Seewasser  gebadet 
und  jede  Familie  hat  in  der  Nähe  des  Ufers  eine  Strohhütte,  iu  wel- 
cher eine  Badewanne  steht;  vor  der  Hütte  wird  das  Seewasser  er- 
wärmt. Badearzt  ist  Dr.  Sodoffsky.  Im  J.  1838  badeten  in  Dub- 
beln  620  Personen,  und  auf  der  ganzen  Landzunge  zwischen  Bullen 
und  Lappemesch  1682  Personen,  die  etwa  33640  Bäder  nahmen. 

Das  von  Dubbeln  Gesagte  findet  auch  auf  die  übrigen  Badeorte 
der  erwähnten  Landzunge  Auweudung,  wenn  man  folgende  Eigen- 
thümlichkeiten  berücksichtigt:  Bullen  liegt  zu  nahe  am  Atisflufs  der 
Aa  und  der  Düna,  Majorenhof  und  Bilderlingshof  zu  weit 
vom  Strande,  Karlsbad  ist  zu  sehr  von  Morästen  umgeben,  As- 
sern und  Reksting  liegen  gut,  nur  sind  sie  3/+  Meilen  weiter  von 
Riga  als  Dubbeln,  Kaugern  hat  viel  Sand,  wenig  Vegetation,  flache 
Ufer,  daher  wenig  Schutz  gegen  die  Seewinde,  Lappemesch  hat 
wenig  Wald  und  wenig  Spaziergänge. 

J.  J.  Illisch,  über  das  Seebad.     Reval  1826. 

F.  C.  Strahsen,  über  den  Nutzen  und  Gebrauch  des  Seeba- 
des.    Riga  1826. 

W.  Sodoffsky,  das  Seebad  zu  Dubbeln.    Riga  undMitau  1S39. 

J.  G.  Kohl,  die  deutsch-russischen  Ostseeprovinzen  oder  Natur - 
und  Völkerleben  in  Kur-,  Liv-  und  Esthland.  Tb.  I.  Dresden  und 
Leipzig  1S41.  S.  46  ff.  289. 

Das  Seebad  zu  Helsingfors,  welches  man  mit  dem  Dampf- 
boot von  Kronstadt  aus  in  24,  von  Reval  aus  in  5  Stunden  erreicht, 
verspricht  mit  der  Zeit  alle  zu  ähnlichen  Zwecken  errichtete  Eta- 
blissements zu  übertreffen:  die  Anlagen,  von  einer  Actiengesellschaft 
gefördert,  befiuden  sich  auf  einem  ursprünglich  nackten  Granithügel, 
gegenüber  der  Festung  und  höher  als  diese  gehoben ,  etwa  100  F. 
über  d.  M. ;  das  nackte  Gestein  ist  durch  aufgefahrene  Erde  in  Gär- 
ten und  Promenaden  verwandelt  und  mit  netten  Häusern  besetzt. 
Die  Badeanstalten  selbst  sind  sauber,  bequem  und  elegant  eingerich- 
tet; der  Wellenschlag  fehlt  selten  oder  nie.  Auch  befindet  sich  hier 
eine  Brunnenanstalt  künstlicher  Mineralwasser,    von  Dr.  Hartwall 


IV.     Das  Schwarze  Meer. 

Hier  sind  die  Seebäder  bei   Odessa  im  südlichen 
Rufsland  zu  erwähnen,  über  welche  Hepites  nähere  Mit- 
theilungen gemacht  hat. 
III.  Theii.  Eeeee 


1528 

Aufser  den  Seebädern,  welche  man  während  des  Sommers  im 
Schwarzen  Meere  selbst  nimmt,  sind  hier  noch  zwei  Seen  (Limans) 
zu  erwähnen,  welche  7  Werst  nordwestlich  von  Odessa  und  5  Werst 
vom  Meere  in  einem  von  Kalkhügeln  gebildeten  Thale  liegen  und  of- 
fenbar früher  mit  dem  Schwarzen  Meere  zusammengehangen  haben. 
Sie  sind  aber  reicher  au  salzigen  ßestandtheilen  als  letzteres;  die 
specif.  Schwere  des  Meerwassers  beträgt  1000  :  1011,  die  des  Liman- 
wassers  1010:  1015,  und  es  enthalten  10,000 Tlieile  des  Wassers  vom: 


Schwarzen  Meere 

von 

den  Liman 

bei 

Odessa : 

Chlornatrium 

.         . 

35  Th. 

. 

260  Th. 

Chlormagnesium 

•         • 

. 

10  — 

Chlorcalcium 

3  — 

10  — 

Schwefelsaure  T 

alkerde    . 

10  — 

c 

15  — 

Schwefelsaure  K 

llkerde    , 

2  — 

Vegetabilisch-animalische 

Materie   . 

. 

8  — 

Jod      . 

.         . 

7  — 

Verlust 

• 

geringe 

M 

jnge 

15  — 

65  Th.  310  Th. 

Hepites  theilt  auch  eine  Analyse  des  Sandes  aus  den  Limans, 
den  er  zu  Arenazionen  benutzt,  mit,  wonach  derselbe  in  100  Theilen 
besteht  aus: 


Kohlensaurer  Kalkerde   . 

Phosphorsaurer  Kalkerde 

Kieselerde         . 

Albumine  . 

Andern  animalischen  Stoffen 

Verlust     . 


72  Th. 
6  — 

8  — 

4  _ 

5  — 
5  — 


100  Th. 


Hepites  hat  über  die  Wirkung  der  Seebäder  im  Schwarzen 
Meere  und  in  den  Limans, "so  wie  über  die  Arenazionen  mannigfache 
Beobachtungen  angestellt:  er  wendet  kalte  Seebäder  (von  der 
Temperatur  von  10— 15°  R.)  mit  Erfolg  an  in  der  Melancholie,  Manie, 
Hysterie,  Scrophelsucht:  hierbei  werden  die  Kranken  nur  mehrere- 
male  untergetaucht  und  verweilen  nur  einige  Minuten  im  Bade;  — 
laue  Seebäder  bei:  chronischen  Entzündungen,  Nierenkrankheiten, 
sowohl  nervösen,  als  calculöseu,  phlegmonösen  Geschwülsten,  Kno- 
chenschmerzen und  Mercurialkrankheiten,  und  sah  auch  Erleichterung 
von  letzteren  in  Koliken  und  jeder  Art  von  nervöser  Reizung,  Kräm- 
pfen etc.:  die  Bäder  werden  hier  von  der  Dauer  einer  halben  bis 
ganzen  Stunde  genommen;  —  das  Wasser  des  Limans  in  erhöhte- 
rer  Temperatur  und  seinen  noch  heifseren  Sand  wendet  er  an  bei 
Gicht,  veralteten  Rheumatismen,  allgemeiner  oder  partieller  Paralyse, 


1529 

Blasenkrampf,  Schwäche  nach  Wunden,  Fracturen,  Quetschungen  etc., 
Zittern  der  Glieder,  Disposition  zu  Fehlgeburten,  bedingt  durch  Schwä- 
che des  Uterinsystems,  Leukorrhoe,  Gonorrhöe,  rheumatischen  oder 
adynamischen  Affectionen  des  Gesichts  und  Gehörs,  Flechten  und  au- 
dern  eingewurzelten  Hautkrankheiten;  —  Arcuazionen  alleiu  vom 
heifseu  Sande  bei  wassersüchtigen  Beschwerden,  lymphatischen  oder 
serösen  Anschwellungen,  Koliken,  Steifheit  der  Gelenke,  Polysarkie, 
atonischen  Scropheln. 

P.  C.  Hcpites,    notice    sur  les  baius  de  Mer  et    de  Limans  ou 
Lacs  d'  Odessa.     Odessa  1S'29. 


. 


. 


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Eeeee  2 


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Verzeichnis 

der  in  diesem  Bande  aufgeführten  Mineralquellen,  Bäder, 
Strandkurorte  und  Seebäder. 


- 

1.     Schw 

eiz : 

Seite 

Seite 

Seite 

Aarzihlebad   . 

175 

Bagni  di  Cran 

a        50 

Bubendorfer-Bad 

230 

Aigle 
Airolo 

145 

Balzach    . 

121 

Buntschibad 

166 

50 

Bauen 

54 

Burgisweiherbad 

183 

Allerheiligenbad 

186 

Beauvernier 

47 

Burglauenen     . 

181 

Allmendbad 

183 

Bellerive  . 

177 

Biitz 

211 

Alpnach    . 

85 

ßelvedere 

75 

Altnau 

140 

Bergüun   . 

81 

Cernier    . 

228 

Alvaneu   . 

64 

Bex  . 

145 

Champ-Noe 

158 

Ammauscgg 

189 

Bibersteiu 

212 

Champ-Olivier 

158 

Audeer     . 

77 

Biel  . 

183 

Champoz          . 

183 

Antonienthal    . 

76 

Birmenstorf 

209 

Ciernes    . 

159 

Appenzell 
Aqua  rossa 
Arbon 

135 

Birweil     . 

213 

Comballaz 

154 

50 

Bischofzeil 

140 

Combe-Girard  . 

226 

140 

Bissau 

138 

Combiolaz 

46 

Arisdorf  . 

231 

Bizibad     . 

140 

Conters    .        , 

81 

Ariesheim 

231 

Blegno-Thal 

50 

Coulovrinerc    . 

225 

Ami 

224 

Bleichebad 

120 

Arp  . 
Aschuel    . 

47 

Blumenstein 

170 

Dardagny 

225 

77 

Bonn 

158 

Darstätten 

181 

Attisholz  . 

187 

Bourg 

183 

Dätlingen 

181 

Au,  Quelle  in  der 

130 

Braunwalderba 

d        95 

Dettligerbad     . 

183 

Augstholzbad  . 
Augstportquelle 

218 

Brenl 

154 

Diemtigen 

1S2 

47 

Brestenberg 

213 

Dorfbad  bei  Ap- 

Azmoos   . 

124 

La  Brevine 

227 

penzell 

135 

Brieger-Bad     „ 

44 

Drathschmidlibad 

223 

Bachschweife  . 

85 

Brot 

227 

Drize 

225 

Bachtelenbad  . 

186 

Brüglingen 

231 

Diirrfluh  . 

159 

Baden  in  Aargau 

190 

Brunnenbachba 

d      182 

Baden  in  Wallis 

34 

Brunnenthal 

188 

Ehrlosen  . 

223 

Badried  in  dcrRifei 

li  77 

Brünni      .        . 

92 

Ellabria    . 

124 

Bagne-Bad 

45 

Brüttelen 

180 

Emdthalerbad  . 

182 

1531 


Seite 

Enatbiihl  .        .  119 

Engistein          .  173 

Eptingen           .  228 

Erlenbach         .  181 
Ermetscliwylerbad  122 

Etivaz       ,         .  154 

Ettiugen  .        .  231 

Etuves      .        .  154 

Evolena   .         .  48 

Farnbiililerbad  217 

Fideris      .        ,  66 
Fin  de  dorn  Hugon  159 

Fiäsch      .        .  80 

Fleurier    .         .  227 

Flofsbrunncn    .  46 

Flüe          .        .  188 

Flums       .         .  123 

Foule  di  S.  Carlo  50 

Forstegg  .        .  123 

Fosen        .        .  123 

Frafsnaclit       .  140 

Freiburg  .        .  159 

Freiwis     .         .  82 

Frontenex        .  225 

Frutigen  .        .  181 

Gailenbad         ,  77 

Gais          .        .  129 

Ganey      .         .  80 

Garmiswyl       .  158 

Gegcnloch         .  100 

Gelterkinden    .  231 

Gempelenbad   .  123 

Ghirone   .         .  5t 

Gisi           .         .  85 

Gliiser-Bad      .  44 

Glütschbad       .  183 

La  Golaise       .  231 

Goldbruunen     .  133 

Gontenerbad    .  133 

Grabser  Bad    .  123 

G rauchen          .  47 

Grandcour        .  15.4 

Gräniclienbad  .  212 

Grenclieubad    .  18') 

Greplang          .  123 

Griudelwald     .  isl 

Grobe        .         .  92 

Grubenwald     .  181 

Grünen,  M.q.  im  179 

Grütibad  .         .  130 

Guggerloch       .  138 

Gundelfingen    .  231 

Gurn'.gel  .        .  161 

Gutenburg        .  181 


Güttingen 
Gyrenbad 
Gyswil     . 

Häbernbad 

Habkerca 

Habkerenthal 

Habsburgerbad 

Haldenstein 

Heiden,   Bad  z 

Heinricbsbad 

Henniez    . 

Herznaeh 

Hirsclienkopf 

Hofstätten 

Hofstätterbad 

Hofwyl     . 

Hohen-RboneH 

Hörn 

Hub,  Bad  zu 

Hu  ml  in  gen 

Ibenmoosbad 

Iberg 

Jenatzer  Bad 

Iferten 

Interlacken 

Juckibrünneli 

Junkerbrunnen 

Junkbolzbad 


Seite 

140 

22t.  222 

85 

180 
183 
182 

202 

81 

137 

126 

154 

212 

92 

182 

183 

183 

102 

232 

140 

85 

218 
91 
68 
151 
183 
182 
189 
141 


Knlchmatt 

Kaltebad  am 

Kaltbad     . 

Kappelen 

Kastenloch 

Kästris 

Kilchberg 

Kipberg    . 

Kirehleerau 

Klosters   . 

Knopfbrunn 

Knutwyl  . 

Kobelwies" 

Kragenthälchi 

Kräftigen 

Krätzebad 

Kran cht hal 

Kressau    . 

Kublis 

Kublisbad 

Kunzenbad 

Koreggeo 

Küfsnacht 

Kuttleubad 


123. 


183 
Rigi  216 

84 
183 
136 

82 
22 1 
189 
210 

81 
123 
215 
120 
217 
181 
217 
100 
13S 

81 
182 
213 

85 
224 
182 


bad217 


Lachen     . 

Lalliaz 

Lämmlibad 

Lampo 

Langeneybad   . 

Langcnthalerbad 

Laufen,  Bad  im 

Lausanne 

Lauterbacbbad 

Lavey       .        .  • 

Leensingen 

Lehmern 

Leissigen 

Lengnaucrbad 

Lenk 

Leuk 

Leukelbacherbad 

Licbtensteig     . 

Limpbach 

Lisigliaius 

Loclibachbad   . 

Löchlibad 

Lochseitenbad 

Lopperberg 

Lorzenbad 

Losdorf    . 

Lucens      .         . 

Luchsingen 

Limgenbriinneli 

Lungeru  . 

Lussi 

Lüterswyl 

Lnthernbad 

Lützelau 

Luxburg  . 

Mädchenbad     . 

Rfagernbad 

Marbach  . 

Marcililebad 

iVtiiscIianzerTobelq. 

Mattlauerbad    . 

iMeltingen 

Milden 

Mittelsulz 

Moiielsbergcrbad 

Monis 

Möncbnltorf     . 
Me'ntbarrj 

Moosbad  in   Uri 

Moosbad  in  Bern 

Moosbergerbad 

Moosleerau 

Morges     . 

Morsee 

Les  Moses 


Seits 

91 
150 
122 

51 
182 
181 
182 
153 
213 
148 
171 
181 
171 
18t 
181 

34 
100 
123 
169 
122 
174 
182 
100 

85 
102 
184 
154 

99 
182 

85 
154 
189 
218 
217 
139 

212 
183 

121 
175 
182 
100 
187 
154 
212 
122 
100 
222 
157 
53 
183 
126 
210 
154 
154 
154 


1532 


Seite 

Seite 

S 

eite 

Mühlheim 

141 

Prangins  . 

154 

Schlagberg 

91 

Miihlidorf     . 

18.9 

Pusehlaff 

81 

Schletlangbad  . 

182 

Mülchi  .  . 

183 

• 

Schmerikon      . 

119 

Mülinen    . 

182 

Ramsachbad     . 

231 

Schnittweiherbad 

181 

Mümlischwylerbad  189 

Ransbad  . 

123 

Schnottwyl      .    . 

189 

Müiisterthal.^rt 

•81 

Rauch-Eptingen 

229 

Scbönenbühlerbad 

137 

Murosried 

181 

Razüns     . 

81 

Schöngauerbad 

212 

Reichenburger 

Schuols    . 

72 

Naters-Bad 

4i 

Rieth    . 

100 

Schüssenmiihlerbad  130 

Neckerbad 

122 

Reuchenette     . 

183 

Schwarzbrünnli 

162 

Nendatz    . 

47 

Rhonequellen  . 

47 

Schwarzeubach 

218 

Nefslau  .  . 

123 

Richterschwyl 

224 

Schwarzenberg 

208 

Neubad     . 

231 

Riedbad   .        119 

182 

Schwarzseebad 

156 

Neuhausbad 

182 

Riedern    .. 

85 

Schwefelbädli  . 

122 

Neuhaus.brünulein    182 
Neukirch          .        141 

Riggisperg 
Rohr,  Bad  im 

181 

182 

Schwefelbergerbad  176 
Schweiz,  geogra- 

Niederurdorf 

224 

Rohr,  Quelle  im 

130 

phische       Lieber 

- 

Niederurnerba( 

98 

Rohrmoos 

183 

sieht.  5:   —  geo- 

Niederwyl 

210 

Rolle 

153 

gnostisch  -hydro 

- 

Nugon 

159 

Römerbad 

210 

chemische        Be 

- 

Nuoieubad 

89 

Rorbas     . 

224 

schaffenheit,    13 

i 

Nydelbad 

220 

Rorigmos 

217 

—  Höhenverhäll 

Rorschach 

123 

nisse.  17;  —  Ei 

- 

Oberburgbad 

183 

Rosenlauibad  . 

178 

thümlichkeiten  ( 

. 

Oberdorferbad 

231 

Röslibad  . 

223 

M. quellen.  19;  - 

Obereck    . 

138 

Röisli       .       ,. 

123 

Badekuren.  26;  - 

- 

Oberhauseu 

224 

Rothe  Brunn  . 

182 

Literatur 

30 

Oberurdorf 

224 

Rothen,  Bad  im 

217 

Seh  wen  di 

84 

Oberwylerbad 

179 

Röthenbad 

182 

Schwesterborn 

216 

Oerlikon  . 

224 

Rothenbrunn    . 

78 

Scuols 

72 

Olivone     . 

51 

Rotzloch  . 

84 

Secken,  Bad  im 

95 

Oltingen  . 

230 

Riiffi 

100 

Seengen    . 

213 

Onsernone 

50 

Ruschein 

81 

Seewen    . 

S7 

Orbe 

154 

Rüschlikon 

224 

Seisapels 

154 

Orsieres   . 

■     48 

Rufswyl  . 

217 

Serneuser  Bad 

79 

Osterringen 

142 

Rütihiibeleinbad 

174 

Sertig 

78 

Otteleuebad      . 

182 

Rütschgrabenhad 

183 

Silvaplana 

81 

Ouchy 

154 

Sommerhausbad 

182 

Saas          .         48. 

81 

Speicher  . 

138 

Säbli 

92 

Spiez 

181 

Paradies  . 

141 

Sackgraben 

181 

Spine,  Bad  in  der 

78 

Peiden 

73 

Saillon 

48 

St.  Antoni 

85 

Peterzeli  . 

122 

Saletz 

124 

St.  Blaise  <      . 

228 

Petitmont 

159 

Salwyden 

217 

St.  Branchier  . 

48 

Pfäfers     .        j 

104 

Salzflue    . 

181 

St,  Gallen 

122 

Pfeffers    . 

104 

Samaden  . 

81 

St.  Georgen 

122 

Pfeffikon 

218 

Samerz     . 

81 

St.  Jacobsbrunnen 

138 

Philippenloch 

92 

San  Bernardino 

62 

St.  Loup  . 

153 

Pignieu    . 

77 

San  Morizzo    . 

57 

St.  Margaretha 

124 

Pignol 

77 

Sargans    . 

124 

St.  Moritz 

57 

Piudoux    . 

154 

Schauenburger 

St.  Peter. 

74 

Pizokel     . 

82 

Bäder    . 

231 

St.  Prex  . 

154 

Pleif 

81 

Scheidecke 

181 

St.  Ulrichen     . 

47 

Pompigny 
les  Ponts 

154 

Schellon  . 

48 

Stabio 

51 

228 

Scheri 

77 

Stachelbergbad 

95 

Praberg    . 

154 

Schinznacherbad 

202 

Stafleira  . 

81 

1533 


Seite 

Seite 

Seite 

Stein 

138 

Unteraa    . 

S5 

Wässeren 

138 

Stein  bei  Rhealt 

Uuterbad  bei  < 

\p- 

AVattwyl 

122 

Stockwasser 

162 

penzell 

135 

Weifsbad 

130 

Süllens     . 

154 

Unter-Entfelden       212 

Weifsenburgerbad   166 

Sulztlialquellei 

211 

ITnterhallau 

143 

Wcifsenstein 

188 

Sunglauenenba 

d       1S2 

Unterholzbad 

182 

Wengibad 

223 

Surrheim 

80 

Unterrechstein 

137 

Wichler  M.que 

len     99 

Unterschächen 

53 

WicUartswyl 

174 

Tanneubad 

18-2 

Unterseen 

183 

Wiedlisbacherl 

ad    182 

Tarasp 

70 

Untervillier 

182 

Wildegg  . 

207 

Teda 

8-2 

Urnäschen 

135 

AVildeneybad    . 

182 

Te«;lio       . 

82 

Valac 

Vallorbe  . 

Vals 

Vartuschia 

Vauvrier  . 

A'epehioberg 

Vex 

Villeneuve 

Visibachbad 

Vüissens 

81 

154 

74 
S2 

Wildenschwaud        182 

Teufen     . 
Thal,  Bad  zu 

138 
124 

AVildhausbad    . 
Wilhclmsbad    . 

122 

79 

Thalgut    . 
Thurbachthal  . 

176 

85 

Willigenbad   -  . 
Willisbad 

183 
92 

Thusis      . 
Tiefenkasten    . 

76 
79 

48 

82 

47 

154 

211 

159 

Windisch 
Winterthur 

212 

224 

Tiefsbach 

Tinzen 

Tobelbad 

183 

81 
136 

AVolfsberg 
AVorben    . 
AVyl          .        . 
AVylenbad 

141 

174 
224 

Tobelmühle 

82 

84 

Tomils      . 

8t 

Waidhaldenba( 

230 

Trammein 

182 

AValdegg  . 

189 

Yverduu   . 

151 

Trimmis  . 

82 

Waldkirch 

123 

Tropen     . 

136 

Waldkirchlein 

138 

ZätzNvylerbad  . 

182 

Trois-Torrens 

46 

Waldstatt 

134 

Zizers       .         . 

82 

Tromebad 

181 

AVallenberg 

100 

Zofingen  . 

213 

Trudelingen 

54 

Walleustadt 

123 

Zollikovv  bei  Stein    143 

Turbachbad 

181 

Walterschwyl 

101 

Zürich 

222 

2.     Frankreich  (in 

lit  Korsika) : 

Seite 

Seite 

Seite 

Abböcourt 

700 

Angers 

666 

Availles    . 

653 

Abbeville 

713 

Antibes,  Klima 

;     1506 

Avene 

531 

Absac 

053 

Aouste 

291 

Avenheim 

587 

Accous 

406 

Apougny  . 

564 

Avesue 

531 

Agincourt 

632 

Archingeay 

655 

Avranches 

712 

Aguessac 

525 

Arcueil 

702 

Ax    . 

325 

Aigue-Pcrse 

484 

Argensou 

287 

Aysac 

436 

Aigues-Bonnes 

343. 384 

Arles 

279.  306 

Azerat 

435 

Aigues  l'audes 

387 

Arlant 

484 

Aix  en  Provei 

ce    269 

Armeudiou 

407 

Alais 

546 

Arteisheim 

5b8 

Bagneres-Adou 

r       371 

Albignac  . 

525 

Ascain 

408 

BagneresdeBi;» 

orre37l 

Aleth 

344 

Aspach 

591 

Bagneres  deLu 

:hon347 

Allevard  . 

288 

Attancourt 

645 

Bagneres  Saiu 

t- 

TAllier      . 

705 

Audiuac    . 

331 

Felix     . 

526 

Ambert     . 

484 

Aulus 

346 

Bagneux  . 

703 

Ambonay 

647 

Aumale     . 

709 

Bagnoles  . 

692 

Arnims     . 

713 

Aurel 

291 

Bagno'.s    . 

420 

Anctoville 

710 

Aurillac    . 

477 

ßain  d'Enn 

338 

Andabre   . 

492 

Auteuil     . 

703.  704 

Bains 

616 

les  Andelys 

7U6 

Auzon 

435.  547 

Bains  prea  Ar! 

es     306 

1534 


Seite 
Bains  de  Frascati, 

Seebad  .      1512 

Bains  de  Joauuiu  411 
Bains  Llupia  .  316 
Bains  Marie  -Tli6- 

rese,  Seebad       1511 


Bains  Mainot 

316 

Bains  sur  Tee 

i       306 

Baisnes  ,         l 

on- 

taine    de 

712 

Balaruc    . 

536 

Bar  . 

483 

Barbazan 

402 

Barbeiinge 

670 

la  Barberie 

672 

Barbotan  . 

398 

Bardges    . 

353 

Baretous 

407 

Barjac 

547 

Barrthal  . 

586 

Bas-en-Basset 

435 

Basiniere 

710 

Bastennes 

410 

Baudricourt 

632 

Baj'eux     . 

711 

Be.a.uclair 

483 

Beaugeucy 

664 

Beaulieu  . 

529 

Beaurepaire 

473 

Beaurin    . 

703 

Beauvais 

704 

]e  Bec 

705 

la  B6cherie 

484 

Bßchetiere 

710 

Bedoux     . 

407 

Beiguecourt 

630 

Beiami 

679 

Belleme    . 

709 

Belley       . 

569 

Beru 

647 

Besancon 

567 

Besse 

482 

Braille    . 

528 

Beuvrigny 

712 

Bezange  . 

632 

Biariz,  Seebad 

1511 

Bierville  . 

699 

Bilazay    .  ' 

659 

Bio   . 

526 

Bladolzheim 

591 

Blaru 

700 

Bleville     . 

708 

Blotzheim 

591 

Boete 

461 

Boisse 

669 

Bois-Yvon 

712 

Seite 
Bolbec  .  .  708 
Bologna  .  .  725 
Bonite  .  .  674 
Bonne  -  Fon- 

taiue  .  634.  665 
Bonnes  .  .  384 
Bonnes-Aigues  343 
Boraci  .  .  725 
Bordeaux  .  .  635 
Börse  .  .  406 
les  Bouillens  .  547 
Boulogne  sur  Mer  714 
Boulogne    sur  Mer, 

Seebad  1511.  1514 
Boulou  .  .  338 
Bourberouge  .  712 
Bourbon,  Fon- 
taine de  .  704 
Bourbon    l'Archam- 

bault  .  .  520 
Bourbon-Lancy  551 
la  Bourbonne  .  709 
Bourboniie-les- 

Bains  .  .  636 
la  Bourboule  .  458 
Bourges  .  .  530 
Bournan  .  .  668 
Boursault  .        647 

Braine  .  .  703 
la  Bres6que  .  525 
Breteuil  .  .  705 
ßreuil,  Fontaine  du  710 
Briquebec  .  712 
Broca  .  .  407 
la  Brossardiere  669 
Brucourt  .  .  711 
Brugeirou  .  434 
Brumath  .  .  5S7 
Bruyeres  .  629.  703 
Bucquieron  .  409 
Bulgneville  .  631 
Bure  .  .  699 
Busignargues  .  542 
Bussang   .        .        625 

CadSac  .  .  405 
Caen  .  .  711 
Calais,  See- 
bad .  1511.  1514 
Caldaniccia  .  724 
Camares  .  .  492 
Cambo  .  391 
Cambon  .  .  525 
Cambon  es  .  528 
Camosiers  .  279 
Campagnc        .  320 


Seite 

Camplong     .   . 

542 

Canaveilles 

337 

Cande       .        . 

668 

Capvern  .     .    . 

381 

Carcaniere 

344 

la  Carriere   de 

Bouillon 

666 

Carrole     . 

407 

Casalta     . 

726 

Cassel  d'Acqua       726 

Casteljaloux 

655 

Casteluau,  Fauxde  545 

Castira-Verduzan    400 

Castera-Vivenl 

400 

Caudicz    . 

343 

Caunay     . 

668 

Caupenne 

411 

Cauteräts 

363 

Cerisy 

712 

Cernay     . 

668 

Cernieres 

705 

Cctte,  Seebad 

1506 

Ceyzeriat 

569 

la  Clialdette 

423 

Clialier     . 

477 

Chalindrey 

645 

Chaneac  . 

436 

Cliauiat    . 

436 

Chanonnat 

483 

Chautejal 

435 

Chantesac 

435 

Chantrigne" 

667 

la    Cliapelle-G 

)de- 

froy       . 

649 

Chapelle  eil  Ve 

zie"    477 

Cliarlionnieres 

474 

Chartres  . 

704 

Cliateaut'ort 

481 

Cliäteau-Gonti 

3r      667 

Chuteau-Landu 

n      698 

Cliäfeau-Lin 

675 

Ciiäteauneuf 

466.  664 

Chäteau-Tliier 

ry     703 

Chateau-la-Val 

Iiere665 

Cliäteldou 

470 

Chatel-Guyon 

479 

Chatenois 

5S6 

Chatillon 

290 

Cliaude-Aigue 

561 

Chaudebourg 

635 

Chaudefont 

666 

Chaude  fontaii 

e      567 

Chandes-Aigue 

s       442 

Chaulieu  . 

712 

Chaulois  . 

563 

Cliaumont 

666 

1535 


Seite 

Seite 

Seite 

Chemille  . 

, 

666 

Eaux  de  Baure 

408 

Fon8rouilIeusc.        666 

Chenay     • 

6 18. 

675 

Eaux-Bonnes    . 

38  i 

Fontadan           .         6b8 

Cherbourg 

, 

71-2 

Eaux-Chaudes 

387 

Fontagre           .        339 

Cbeylard 

n 

437 

Eaux     de     Saint  - 

Fontaine     empoi- 

Cliorancbes 

. 

290 

Cristan 

396 

sonn6e  .        ,        4S5 

Clermout-Ferrand 

471 

TEbeaupin 

670 

Fontaine  ronde        567 

Clinchamps 

„ 

710 

Eucanssc 

352 

Fontaine  vineuse     287 

Collioure  . 

i 

3-40 

Engbieu-les-Bains    684 

Fontaine     d'Angou- 

Combraud 

# 

668 

Enn .     •    .     •    . 

338 

leme       .        .        374 

Conciies   . 

. 

705 

Entraigues 

436 

Fontaine  d'Aranon  374 

Coude-Ia-Ferte" 

698 

PEpiuay    . 

708 

Fontaine  duCambon  478 

Conti,  Fontaine  de 

704 

Epine,  Fontaine 

del1 710 

Fontaine  de  laCrau  279 

Contrexcville   . 

621 

Epoigny    . 

564 

Fontaine  de  David  647 

Corneilla  de 

la  Ri 

Ermitage,  Eau  i 

e  r  6b5 

Fontaine      de      la 

viere 

, 

341 

Err    . 

334 

Foret    .        .        477 

Dornet 

# 

478 

Escaldas  . 

312 

Fontaine  de  la  Fou  842 

Cöte  de  Chatillon 

569 

Escaut  •    . 

407 

Fontaine  du   Four 

Couarde    . 

. 

673 

Eschalles          . 

564 

de   la  Brique         334 

Couciious 

9 

341 

Escliarlis       •    . 

564 

Fontaine    de    Jou- 

Cours     de 

Saint- 

Eschelles 

564 

vence    .         .        706 

Gervais 

, 

543 

Escot 

4ü7 

Fontaine  deLaverne341 

Coutauces 

. 

712 

Escouloubre     . 

343 

Fontaine  du  Pafey  478 

Cramillon,Sourced 

e709 

l'Escourjade-    . 

436 

Fontaine    des    Pi- 

Cransac    . 

. 

486 

Essey 

645 

cberottes       .         341 

Cremeaux 

,  v 

476 

Estober    . 

335 

Fontaine  du  Pradet  478 

Cresseilles 

. 

436 

Eulmont  .     •    . 

632 

FoutaineKouge345. 633 

Creuzot    . 

560 

Euzet        .         . 

545 

Fontaine  de   Saint- 

Cugan 

. 

670 

Evaux 

495 

Pierre  .        .287 

Cure,  Fontaine  du 

709 

Fontaine  de  Sainte- 

la  Fayole 

4S4 

Marguerite    .         478 

Feas 

407 

Fontaine  de  Salies  374 

Dauphin   . 

2S0 

la  Feiniere 

710 

Fontaine    des    Sar- 

Davave    . 

561 

F6lines     . 

435 

razins    .         .         646 

Dax/       . 

395 

Feron 

715 

Fontaine  desTues  635 

Dcrval 

673 

Ferouse    . 

528 

Fontane   .         .         477 

Desvres    . 

714 

Ferrierc-Beche 

t       710 

Font-Caouada  .         540 

Deux  Louts 

s 

o-.it 

Ferneres 

664 

Font  d'al  sofre        318 

ce  de    - 

409 

la    Ferte  -  sur 

. 

Font  de  TAram       340 

Deyraucou 

66S 

Amance 

645 

Font-Forte       .        475 

Die   . 

290 

Fervacques 

711 

les  Fontenelles        669 

Dicppe.  Seebad 

1512 

Feurs    •    . 

476 

Foradade           .        342 

Dieu-le-Filt 

29  t 

Fiumorbo 

725 

Forbach    .        .        633 

Diges 

564 

Fixin 

563 

Forceral  .        .        341 

Digne 

274 

Fletrivc    . 

564 

Forges      .         .         672 

Dinan 

662 

Fleur  de    Ws, 

Eau 

Forges-en-Bray       688 

Dives 

711 

de  la     . 

703 

Forges-les-Eaux       688 

Dol  . 

673 

Florac 

433 

Fort-Real         .        341 

Domevre  . 

632 

Fodray 

6-28 

Fougeres  .         .        673 

Donsacq  . 

410 

Foil  . 

674 

Fourtou    .        .        344 

Dorres 

333 

la  Fomford 

530 

Frankreich, 

Douai 

715 

Foncaude 

540 

gcograpbischeUe- 

Drage 

712 

Foncirgue 

345 

bersiebt   235 ;  — 

Dnfey       . 

709 

Fonsainte 

478 

Charakteristik    d. 

Dünkirchen 

See 

Fonsalada 

4S4 

Heilquellen  in  F. 

bad       . 

1511. 

1515 

Fonsancbe 

546 

242 ;   —     Abnah- 

Durctal    . 

667 

Fonsange 

546 

me     ihrer    Tem- 

1536 


Seite 

Seite 

Seite 

peratur   244 

Haute-Seille 

632 

Leyne 

561 

Geschichte 

der 

Havre    de   Grace 

■ 

Lille 

715 

franz.  Heilq. 

245: 

Seebad      15 

11. 

1512 

Lisieux     . 

711 

—       Ordonnance 

la  Haye-d'Ectot 

712 

Littry 

711 

royale    in   B 

ezug 

Hebecevron 

712 

Lixheim  .        . 

632 

auf  die  M.wasser 

Hennebou 

674 

L!o  . 

334 

246;  —  Indicatio- 

Herbier    . 

436 

Lodeve     . 

544 

nen  zur    Anwen- 

Hermonville 

648 

Lombrigny 

.632 

dung    franz. 

Mi- 

la  Herse  . 

709 

Losten 

(.75 

neralwasser 

252; 

Heucheloup 

630 

Louise      .         w 

673 

—    Statistik 

der 

Holzbad    . 

586 

Lourdes   . 

406 

franz.Kurorte256;  »' 

Hondouville 

705 

Lous  Castels   . 

410 

—  Eintheiiur 

Ä  d. 

Houcheloup 

630 

Loyat 

674 

franz.     M.wasser 

Hj'eres,  Klima 

im 

d 

Lucey,  Fontaine  6 

e713 

260;    —    Litera- 

Seebad     1506. 

1507 

Luchou     . 

347 

tur 

263 

Lurde 

406 

Frejus,  Klima 

1506 

Jaleyrac  . 

478 

Luxeuil    . 

592 

Fresne 

633 

Jaude 

473 

Frizon 

630 

Jaujac 

436 

le  Magdelaine 

629 

Fruges 

714 

Jaulnac    . 

436 

Magnac     .        .    . 

477 

Javelle,  Sourct 

s  de 

481 

Maisoncelles  -  la 

. 

Gabian 

543 

Jayols 

434 

Jourdan 

710 

Gabriac    .  , 

525 

Javoule     . 

434 

Maison-Neuve  . 

435 

Gamarde 

409 

Ides       .    . 

477 

Malnry    en    Gouc 

. 

Gan 

407 

Joannette 

666 

malon    . 

671 

Gauchin   . 

714 

Job  . 

484 

la  Malon  . 

709 

Gauderic     Germa , 

Jouhe 

566 

La  Malou 

533 

Fontaine  de . 

340 

Joyeuse   . 

435 

Mandailles 

477 

Gauville   . 

710 

Irau 

710 

Manosque 

280 

Gazots 

306 

Ispagnac  . 

433 

Mard 

699 

Gemare ,      Fon 

Ispanhac  . 

433 

Marequerie 

7ü6 

taine    de 

707 

Mareuil     . 

704 

Genestelle 

436 

Kastenbolzer  1 

Jad 

586 

Maria  del  Poggio 

726 

Genevrieres 

645 

Koualle    . 

675 

Marnesse          , 

646 

Gignoles  . 

344 

Kiittolsheim 

587 

Marseille,  Klima 

u. 

Gigondas 

272 

Seebad      1506. 

1509 

Ginolles   . 

344 

Labarthe-Rivii 

re 

403 

Martainville 

706 

Glenac      .         . 

477 

Labassere         . 

374 

406 

Martign6-Briant 

666 

Glorianes     -     . 

334 

Laberouat 

4U6 

Marti  gny 

632 

Gournay  .  n     . 

706 

Lagarde   . 

5-26 

Martres-de-Veyre 

483 

Goussainville  . 

701 

Laitour    . 

648 

Masaguet 

528 

Grammat      .    . 

527 

Laissac    .        , 

525 

Mas-(le-Boac    . 

548 

Grasville .    .     . 

70S 

Lamballe 

674 

Maureilhan 

545 

Grateloup 

655 

Lamotte  St.  Ma 

rtin 

2S3 

la  Maurepas     . 

667 

Grazaj>-     . 

667 

Langeac  . 

434 

Majores     .    .     .  i 

436 

Gr^oulx    . 

276 

Langon     .         . 

655 

Mazamet  . 

528 

Guebersweyer 

591 

Laragne  . 

288 

Mazel        .... 

434 

la  Gueroulde   . 

705 

Larminac,      F 

011- 

la  Mazoyer 

436 

Gueviere  . 

674 

taine  de 

629 

Medague  .    .     . 

484 

Guillon     .     ,    . 

565 

Larr6 

710 

M6dicis,Fontained 

e665 

Guitera     . 

723 

Lasserre  . 

654 

Mediere    . 

633 

Launay-Quinar 

673 

Menitoue 

712 

Halloville 

632 

Laval 

629 

Mens 

290 

Hamel 

710 

Lavardens 

412 

Merindol 

292 

la  Haquenievc . 

699 

Laville"     . 

407 

Merlange  . 

698 

Hauten  ve 

529 

Lescuu     . 

406 

Metz 

634 

1537 


Seite 

Meynes    .        .  547 

Mezieres  .        .  648 

Midelbourg       .  713 

Miers        .        .  494 

Milhaud    .         .  525 

Millau       .        .  525 

Millery     .        .  632 

Mirebeau          .  668 

Moütg       .        .  315 
Moucet,      Fontai- 

nes   de  .        .  64S 

Moncontour      .  674 

Moueins   .         .  40S 
le     Monestier     de 

Briancon  .  2S1 
Monfrin  .  .  547 
Monhigni  .  632 
Moutaigu  .  712 
Montaubers,  Fon- 
taine, de  .  673 
Montbrisoa  .  438 
Montbrun  .  292 
Mont  Cornador  461 
Mont-Dauphin  .  2S6 
Mont  de  Marsan  411 
Mont  dOr  .  450 
Montelimart  .  291 
Montendre  .  655 
Montferrand  .  321 
Montigne.  .  666 
Montiral  .  .  528 
Mont-Lignon  .  701 
Mont-Louis  .  334 
Montmirail  .  272 
Montmorency  .  684 
Montner  .  .  341 
Montpezat  .  436 
Montricliard  .  633 
Montsiquet  .  712 
Mortagne  .  669 
Mortain  .  .  712 
Mouliguon  .  701 
Moulin-le-Comte  647 
Moulins  .  .  529 
Moulins-la-Marche  710 
Moyen-Moutier  629 
Murdebarres     .  525 

Nancy      .        .  632 

Nant         .        •  436 

Nebouzet          .  484 

Nef  flach  .        .  343 

Neris        .        .  5t4 

Neuilly     .        .  564 
Neuville  snr  Saöuc  475 

Ncuwcycr        .  588 


Seite 
Niederbronn  .  579 
Noliedes  .  .  335 
Nointot,  Eaux  de  70S 
Nonancourt  .  705 
Nossa  .  .  31S 
Notre  Dame  de  Con- 

solation         .        340 
Noyers     .        .        664 


Nyer 

Octavie 

Ogeu 

Ogerville 

Ogeu 

Oherville 

Oleron 

Olette 

Orezza 

Orleans 

Orlienas 

Orthez 

Ouilly 

Paimpol 

Pa  miers 

Fandraux 

Paris 

Passy 

Penes 

Percy 

Perpignan 

Petey 

Petit-Bois 

Petit-Pr6s 

Piazzola  . 

Pierreclos 

Pietra-Pola 


Gourd 


337 

710 

407 
708 
407 
70S 
407 
337 
717 
665 
474 
40S 
475 

675 
346 

434 
702 
678 
290 
712 
340 
704 
667 
704 
726 
561 
719 


la  Haine 

Plan   de  Pliazi 

Planclie-Minier 

Plombieres 

Pomaret   . 

Pons 

Pont-Audemer 

Pont  de  Baret 

Pontde  Beauvoisin  290 

Pont-de-Camares     492 

Pont-Chäteau  . 

Pont-Gibaud     . 

Pontgoiu  .         . 

Poutivy     . 

Pont-a-Mousson 

Pont-Neuf 

Pont-Normand 

Pont  cp  Royans 


Seite 
Pont-de-Veyle  568 

Porcieux  .  .  632 
Pornic  .  .  670 
Pougues  .  .  556 
Pou£ues,Fontainede067 
Pouillon  .  .  393 
Pourchenoux  .  437 
Pourrain  .  .  564 
Poutrou  .  .  406 
Pouzauger  .  669 
Prades  .  .  434 
Praules  .  .  436 
Pr6chac  .  .  4i)9 
Prele  .  .  710 
Premeaux  .  561 
Presle  .  .  710 
la  Preste  .        309 

Prey,  Fontaine  du  707 
Privas      ,.        .        436 
Propiac     .         .        279 
Provins    .        .        676 
Prugnes    .         .         492 
Puisards,     Fon- 
taine des       .        701 
Puits  intarrissable  5S7 
Paits  de  la  Muyre  566 
Pnscla      .        .        279 
Puzzicbello      .         725 
Pyrenäenbäder  293 ; 
—  Höhenverhält- 
nisse    294 ;      — 
geognost        Ver- 
hältnisse 296;  — 
Schwer'elq.       der 
Pyreuäen  299 ;  — 
Temperatur- Ver- 
hältnisse       .         303 


Pissarot,  Sources  de  526 


671 

2S6 
655 
603 
546 
655 
705 
291 


673 
481 
7U5 
b74 
633 
338 
712 
290 


Quessac  . 
Queyras  . 
(|uez 

Ojiievrecourt 
Quillio 
Q,uinci6     „ 


433 

28S 
333 
709 
674 
475 


Raincy  .  .  700 
Rambervillers  .  629 
Ram6e  .  .  070 
la  Kamee  .  669 
Rancon  .  .  708 
Rcaumur  .  .  669 
Remiremont  .  630 
Rempart,  Fontai- 
ne du  .  .  707 
Renncs-les-Bains  321 
Rcpes,  Eau  de  628 


1538 


Reques     . 
Reyncz    . 

Rhenus     . 

Rieti-Majou 

Riviere     . 

Ja  Riviere 

Roanne     . 

Robien,  Source  de  674 

Roche ,     Fontaine 

de  la     .        .        710 
]a  Rochelle,  Seeb.  1511 
la  Roche-Pozav 
Rolleville 
Roncevaux 
Rönes 
la  Roque 
Roque-Baignant 
Roquccourbe    . 
Roques     . 
Roqnetaiüade  . 
Rosheim  . 
Rosnai      .         . 
Roubine  .        . 
Rouen  •    . 
Roujan 
Rouillac   . 
Rouillasse 
Royan,  Seebad 
Roye 


Seite  Seite 

714   Saint-Cirgue    .        477 
338   Saint  -  Corneille , 


647 
541 

526 
645 

476 


657 
708 
56  t 
710 

•mo 

711 
528 
711 
526 
583 
647 
545 
706 
543 
477 
656  - 


les 


sur 


Ruille 
Rupt 


1511 
713 

667 
630.  633 


Sahija      .        .        335 
Sail-les  -  Cbäfceau- 

Morand  ,  .  476 
Sail-sous-Cousau  439 
Sailly  .  .  561 
Saint-Affrique .  526 
Saint-Alban  .  441 
Saint-Amand    434.  484 

666.  695. 
Saint-Amand  -  la - 

Roche-Favine  484 
Saint-Andtiol  .  437 
Saint  Andre -d'Ap- 

chon  .  .  477 
Saint  -  Antoine     äe 

Guagno  .  721 
Saint-Armand  .  666 
Saint-Avold  .  634 
Saint-Barthelemy  709 
Saint-Bonnet  .  288 
Saint-Brieux  .  674 
Saint-Cernin  .  478 
Saint-Chef  .  290 
Saiot-Christ     .        713 


Eaux  de 
Saint  -  Denis 

Bois 
Saint  -  Denis 

Loire    . 
Saint-Didier     . 
Saint-Die* 
Saint-Diez 
Saint  -  Eloy,  Fon- 
taine de 
Saint  -  Etienne  en 

Devoluy  .  . 
Saint-Evroiilt  . 
Saint-Firmin  287. 
Samt-Galmier . 
Saiut-George  . 
Saint  -  George 

Bievre  . 
Saint-Germain 
Saint-  Germain 

Laye 
Saint-Gondora 
Saint-Honore   . 
Saint -Jean,   Fon 

taine  de 


du 


704 

665 

665 
435 
665 
629 

706 

287 

710 

530 

475 

437 

i 

705 

666 


en 


de 


sur 


de 


les 


sur 


Saint  -  Jean   -  du 

Brueil   . 
Saint    -    Jean 

Glaines 
Saint  -  Jean 

Maine  . 
Saint   -    Jean 

Seirargues    . 
Saint-Jouan 
Saint-Laon 
Saint  -  Laurent 

ßains    . 
Saint -Laurent 

Sevre    . 
Saint   -  L6ger 

Peyre"    . 
Saint-Lö  . 
Saint-Loubouer 
Saint -Louisj  Fon^ 

taine  de 
Saint-Mandou  . 
Saint  -  Marcel    de 

Crussol 
Saint-Mard  de  Cou 

logne    . 
Saint  -  Mard  -  les- 

Roie 
Saint-Mars 
Saint-Mart 


700 
664 
554 

56S 

526 

484 

667 

546 
673 
668 

424 


de 


669 

434 
712 
411 

564 
461 

437 

709 

713 

479 

479 


Seite 
Saint-Martiu  .  703 
Saiut-Martin  de  Fe- 

uouilla  .        338 

Saint-Martin  deVa- 

lamas  .  .  436 
Saint-Martin  deVal- 


des 


meroux 
Saint  -  Maur 

Bois 
Saint-Mejean   . 
Saint-Myon 
Saint-N.ectaire 
Saint-Pardoux . 
Saiut-Parise 
Saint- Paul 
Saint -Paul   de  Fe 

nouilbedes     . 
Saint  -   Pierre 

Vieux    . 
Saint-Pol 
Saint-Q.uirin     . 
Saint-Quiterie 


478 

712 
544 
480 
46t 
529 
563 
707 

342 


le 


434 
713 
632 
345 


Saint -Remy-  l'Ho- 

nore  .  .  699 
Saint-Santin  .  710 
Saint-Sauveur  360 

Saint-Servan  .  673 
Saint-Sever  .  710 
Saint-Snliac  .  673 
Saiut-Thibault,Fon- 

taine  de  .  632 
Saint-Thomas  .  336 
Saint- Vaillier  .  631 
Sainte-Allyre  .  472 
Sainte-Fontaine291  665 
Sainte-Madelaine  544 
Sainte-Madeleine  de 

Flourens  .  404 
Sainte-Maigu6rite  708 
Sainte-Marie  383.  447 
Sainte-Reine 
Salces 


Salies 

Salins 

Sallenave 

Salmade   . 

Samhlancey 

Sanct-Ulricb 

Sauhetas  . 

Sanroy 

Santenay 

Sarrances 

Sarrebourg 

Saubuse   . 

Sault 

Saurieres 


405, 


562 
341 
408 
568 
393 
630 
665 
586 
484 
708 
562 
407 
632 
411 
280 
483 


1539 


Seite 

Seite 

Seite. 

la  Sa vary 

709 

Tallano    . 

725 

Vaugirard 

702 

Savonniere       . 

635 

Tambour  . 

478 

Vaujours  . 

665 

Schöubruuu 

588 

Tarascon 

345 

Vaupereux 

699 

Scot          .        . 

407 

Tautavel  . 

342 

Veaugarni 

673 

Segray      . 

663 

Tercis 

397 

Veigne" 

665 

Seiles 

430 

Tertre  Cruclioi 

673 

Velotte     . 

631 

Seueuil     .        . 

52S 

Tessiere-la-Boulie  477 

Veudres   . 

545 

Seiilisses  .        . 

699 

la  Teste -de -Buch, 

Verberie  . 

704 

Senoiies    .         . 

6-29 

Seebad          , 

1511 

Vergese    . 

547 

Sentinet   . 

668 

Thioche   . 

630 

Vernet 

313.  483 

Sermaise  . 

646 

la  Thomasse   . 

525 

Verneuil  . 

705 

Servas 

547 

Thoy        .         . 

509 

des  Versets 

525 

Severac-le-Chatel 

526 

Tbuez       .        , 

335 

Veson 

629 

Siain 

568 

Tiezac 

477 

Vesoul 

628 

Sillery      . 

647 

Tintry      . 

706 

Vezius 

525 

Siloe" 

528 

Tisseu,  Eau  de        667 

Yic-sur-AlIier 

478 

Soncelles 

666 

Tortaigue 

667 

Vic-en-Carlade 

z       448 

Sorede 

339 

Toucy      . 

564 

Vic-sur-Cere 

448 

Sort 

410 

Touffreville 

711 

Vic-Ie-Comte 

478 

Soubise     . 

656 

Toul 

632 

Vichy       . 

499 

la  Soucheyre  . 

435 

Toulon,  Klima 

1506 

Vignement 

408 

Soultz-les-ßaius 

5«4 

Tournon  . 

437 

Villefranche 

408 

Soultzmatt 

589 

Tr6bas      . 

527 

Villeguihen 

675 

Source  de  Buivon 

476 

Treint 

436 

Villeneuve-  de 

-Ma- 

Source  des  Cornets 

484 

Treise-Vens     . 

669 

guelonne 

544 

Source   de   la  Cou 

- 

Trois-Moutiers 

668 

Villequier 

708 

riere 

666 

Trye-Ie-Chäteau      704 

la  Villetour 

482 

Source    de     la   Ju 

- 

Vinca 

318 

Haue 

343 

Uriage 

2S4 

Vire 

710 

Source    du    pr6    d 

u 

Ussat 

329 

Viscos 

406 

marecluil 

436 

Uzes 

547 

Vitro 

673 

Source     des      trois 

Vitry-le-Franc: 

tis     646 

Lotos    . 

666 

Vabres 

525 

Viviers 

437 

Soyons     .         . 

437 

Vacqueyras 

272 

Vogesenquellei 

i        570 

Strafsburg; 

588 

Vailhausy,     Source 

Vrigny     . 

710 

Suberlacbe 

407 

des 

526 

Sultzbach 

590 

Val 

701 

Walsbroun 

634 

Sultzbad  . 

584 

Vallere     . 

665 

Wattweiler 

589 

Suy  sur  Saöne 

628 

Vallet       . 

670 

Widensol 

59  t 

Sylvanes . 

490 

Valmont  . 

708 

Wiere  aux  ßo 

is      714 

Syradau    . 

405 

Vals 

426 

Vannecourt 

632 

Yeuzet 

545 

la  Taille  . 

712 

Varangeville    . 

708 

3.     Italien  (mit  Sardinien  und  Sicilien) : 


Seite  Seite 

Abano     .        .          769  Acqua  Borra  977.  1020 

Abbadia     S.     Sal-  Acqua-buja     .           907 

vadore         .         1045  Acqua  Feiice          1077 

Abondance      .          831  Acqua  ferrata         10S6 

Acerra    .         .        1138  Acqua  forte   957.  1065 

Acetosella       .        1136  Acqua  Paola  .         1077 

Acqua.  ßagui  a      933  Acqua Puzzolente     928 

Acqua  bolle   .         1059  Acqua   Raioeriaua 

Acqua  Borla  .         1019  Eugauea      .          778 


Seite 
Acqua  Santa  876.  998 
1042.  1045.  1150 
Acqua       Subveni- 

bomiui  .  1100 
Acqua  sulfurea  1086 
Acqua   della    Ver- 

giue    .         .  777 

Acqua  Vergincdet- 

taÜKRidi"diTrevil077 


1540 


Seite 
Acqua    Vesuviana 

Nuuziante  .  1096 

Acqui  .  .  844 
Aeolus, Orgel  desA.l  145 

Aeolusbad       .  1499 

Aetna      .         .  1152 

Aitora     .        .  955 

Aix  les  Bains  8ü8 

Aix  en  Savoie  8ü8 

Albens    .        .  833 

Albetone         .  795 

Alcamo  .        .  1150 

Ali  .        .        .  1151 

Alica      .        .  938 

Allegrezza      .  970 

Allume    .        .  1059 

Ampliion         .  830 

Ancona,  Seebad  1491 

Api         .        .  1078 

Apollo,  Bagno  d1  1052 

Aqua  rossa     ,  766 

Arezzo    .         .  992 

Argentiera      .  884 

Armajolo        .  1028 

Arracbe .        ;"  833 

Asciano  .        .  925 

Ascoli     .        .  1080 

Asinaiunga  .  995 
Astruni,Stufa  deglillOT 

Baccanella     .  939 

ßagnaccio  1029.  1034 
Bagnaccio        delle 

ßagnora  .  1045 
ßagnaccio  del  Co- 

lombajo  .  1024 
Bagnetto     di     Vi- 

cascio  .  925 

Bagni  a  Acqua  933 
Bagnidi  S.  Agnese  986 
Bagni  di  S.  Elena  777 
Bagni    di  S.    Giu- 

liano    .        .  910 

Bagni  d'Ischia  1115 
Bagni  a  Morba  946 
Bagni  Todescbini  771 
Bagnini  nuovi  1051 
Bagno     .        .  986 

Bagno,  Acqua  del  1115 
Bagno  antico  927 

Bagno  a  Baccanella  939 
Bagno  di  Bormio  763 
Bagno  Bossolo  1050 
Bagno  delle  Cave  926 
Bagno  del  Celle  1028 
Bagno  del  doccio  1017 


Seite 
Bagno  fresco  1115 
Bagno  del  loto  1055 
Bagno  Mediceo  964 
Bagno  dei  Merli  962 
Bagno  di  Mieuno  940 
Bagno  Regio  963 

Bagno  seeco  di  S. 

Calogero  .  1155 
Bagno  di  Valli  1023 
Bagnoli  1101.  1045 
Bagnolino  dei  Ra- 

chitici  .  977 

ßagnolo  .        1006 

Baifait    .        •.  832 

la  Baissa       •.  872 

Baldini,  Acqua  del  966 
BalneadeAvignonel037 
Barbarano       .  795 

Barboni  .        .  984 

Barie,  Fontana  di  862 
Bartemont      .  875 

laBassadelVeccbio  862 
Battaglia        ■„  777 

Benetutti        .  884 

Bergallo  .        1030 

BertholletV  Ther- 
men .  .  810 
Bibiaua  .  .  862 
Biscia  .  •.  887 
Bivuto  di  Tennini  1148 
Bobbio  •.  .  865 
1014 
835 

la  Bolla  .        1102 

Bonhomme    '.  824 

Bonnant  .  824 

Bonnefoi        -.  824 

Bonneval        \  837 

Bouneville      .  824 

Borgo-Maro    .  896 

Borla  .  .  1019 
Borra      .        .  977 

Borro  di  Caprenne  975 
Botro  rosso  .  1014 
Bottaccio  .  1030 
Bricherasio     .  862 

Bromine         .  835 

Brouia    .        .  970 

Brusa  .  !!.  1153 
Bubu-Quelle  .  1121 
Buca  dei  Fiori  1048 
Buccheri  .  1153 
Bajuto  .  .  1154 
Burrone .        .  979 

Cacciuto,  Stufadi  1128 


Cacio  cotto 

la  Caille, 

Calaseta 

Caldagna 

la  Caldana 

Caldane 

Caldane  di  Campi- 


Seite 

948 
833 
884 

1050 
871 

1009 


glia 

Caldauelle 

Caldiero 

Caldine 

Cales 

Calliano 

Calogero , 
men    des 
gen  C. 

Calvello 


955 

941.  1018 

795 

1057 

1138 

857 

Ther- 

heili- 

1155 
1062.  1063 


Camaraj  Acqua  di  865 
Campaccio  .  1075 
Campiglia       .  955 

Canal  grosso,  Ac- 


qua del 
Canalotto 
Cantarella 
Canturu 
Capellina. 

della  . 


Acqua 


931 
1150 
1138 
1138 

9S3 


Boccbeggiano 
Bois-Plau 


Cappella,     Acqua 

della    .        .  9-48 

Cappone  I  .  1114 
Caprafico    di  Val- 

laspra  .        1059 

Caprenne        .  975 

Capua  .  .  1138 
Cargiegue        .  884 

Casale     .        .  945 

Casamicciola  1113 

Casa  Nuova  .  1055 
Casa  Stronchino  982 
Casciani  .         1004 

Casino  delle  Cu- 
rigliane  di  Pou- 
tedera         •.  927 

Casino  del  Falciaj  993 
Casiola  .        .  930 

Cassale  .        .  989 

Cassinasco      .  870 

Castel  d'Oria  884 

Castellamare .        1088 
Castellamare,  See- 
bad     .        .        1497 
Castelletto      Mas- 

cagni  .  .  1016 
Castelletto  d'Orba  S78 
Castelnuovo  863.  951 
Castiglione     859.  1119 


1541 


Seite 
Castiglione.Stufedill27 
Castro  Caro  .  980 

Casucciui        .  99S 

Catafari  .        1137 

Catena  .  .  10ÜI 
Catcnaja         .  973 

Cave,  Bagno  delle  926 
Caz  de  Bagni  762 

Cecinella         .  937 

Cefala  Diana  1150 

Celamouti  .  1039 
Ceneda   .        .  795 

Ceresole  .  856 

Cesalpino        .  991 

Cetona    .        .  995 

Cbamouny      .  832 

Cliatean-neuf  836 

Chianciano     .  997 

Cbitignano      .  972 

Chiusa  dei  Monaci  993 
Ciciauo  .  .  1016 
Cifala  .  .  1151 
Cinciano  .         1U08 

Cipollo, Sorgentedi  964 
Citara  .  '  .  1120 
Citara,  Stufe  di  1131 
Civillina         .  793 

Civita-Vecchia  1075 
Civita       Vecchia , 

Seebad        .        1491 
Codiungianus  884 

Coise      .        .  836 

Colletta .  .766 
Coioretta        .  931 

Contursi  .  1136 
Cormons         .  7H5 

Cototte  .  .  1003 
Cotto,  Acqua  del  1115 
Courmaveur   .  810 

Craveggia       .  856 

la  Croix         .  836 


Dalujs    . 

875 

Dievole  . 

1023 

Dot'ana  . 

1020 

Dorgali  . 

884 

Dovadola 

984 

Echailles 

83 

Ecliaillou 

838 

Elba 

956 

Equi 

932 

Etrembieres    . 

829 

Eugaueische  Ther.  767 
Evian      .        .         829 


Seite 
Faenza  .  .  1080 
Falciano  .  973 

Fauzoni  .         .  8S4 

la  Ferrauche  .  836 

Feterne  .        .  831 

Fioncella       1051.  1052 
1075 
Filetta    .         .         1048 
Fiorida,      Boden- 

cbarakter  vou  1142 
Florenz,  Klima  752 
Fluminimajor  8S4 

Fogna  .  .  1003 
Fontaccia  .  1002 
Fontana.  .  1115 
Foutana  dell'  Aro  858 
Fönte  Regia  .  78S 

Fönte  secca  .  930 

Fordongianus  883 

Fornacella  .  1022 
Fornello  .         1115 

Fossa,  Acqua  della  951 
Fossino  .        .  983 

Fosso  degli  Ontani  1047 
Francesco  primo  1118 
Franeolisi  .  1138 
Frasa,  Fontana  di  862 
Frera,  Acquadella  860 
Futeney  .  833 

Gagliana         .  976 

Gaileraje  .  1011 
Garlazzolo  disotto  866 
Gavorrano  .  1064 
Genua,  Seebad   u. 

Klima  1491.  1499 
Gbiora   .        .  973 

Giausse,  Fönte  di  788 
Giglio  .  .  1059 
Giunco       Marino, 

Bagnolo  del  929 
Gontbard        .  824 

Gran  Vasca,  Ac- 
qua della  .  9S6 
la  Grande  Rive  830 
Grillo  .  .  1077 
Grognardo  .  870 
Gurgitello  .  1113 
Gurgitello,  Arena- 

zionen  von  1132 

Gurgitello,Stufedill29 

Hundsgrotte   .        1109 

Jano        .        .  8S8 

Inocientiana  .         1078 


„  Seite 

Introdocod  Acqua  1138 
Iscbia  .  .  im) 
lscbia,Seeb.  1491.  14^)8 
Isola  Bona     .  875 

Italien,  geogra- 
pbisebe  Ueber- 
siebt  729;  —  vul- 
kan.  Erscheinun- 
gen 736;  —  goog- 
nostisebe  Vcr- 
hältnisse  der 
Apenninen  744; 
— Charakteristik 
der  Heilquellen 
745 ;  —  Klima 
Italiens  749;  — 
Literatur  der 
Heilquellen  755 

Italienische  Seeb.  1491 


Kratis    . 


1139 


La  Boisse      .  836 

Laghettodeüeisole 

natante  .  1079 
Lago  d'Averno  1035 
Lago  dei  tartari  1078 
Lago  del   Ediiizio 

del  Vetriolo  106S 
Lago     della     col- 

lonelle  .  1079 
Lago  S.  Giovanni  1079 
Lago  di  Naftia  1152 
Lago  di  Falici  1152 
Lama  .  .  1008 
Lampiano       .  860 

Lancisiana  .  1077 
Larringes        .  831 

Lateriua         .  975 

Lauben  .        .  833 

Lazise    .        .  796 

Leccia, Bagno  dellal064 
Lelia       .         .  788 

Lentini  .  .  1151 
Leoutini  .  1151 
Les-Allues      .  838 

Lesignano      .  886 

Levane  .        .  977 

Lipareu  .  .  1154 
Livoruo  .        .  92S 

Livomo,      See- 
bad     .      1491.  1498 
Logge     .        .        1051 
Lombardisch  -  Ve- 
netianisebes  Kö- 
nigreich      .  767 


1542 


Seite 
866 
864 

889 

730 

1017 

766 


Losanna 
Lu  . 
Lucca     . 

Macalubi 
Macereto 
Madesimo 
Madonna    dei    tre 

Fiumi  .  970 

-Madonna  aPapiauo  990 

Marclaz .        .  831 

la  Margußrite  842 

Mariana  del  Capi- 

tello    .        .  788 

Mariglione      .        1138 
Marrubiu        .  884 

Masino    .        .  762 

Massa,  Klima         1491 
Malhonex       .  832 

Mathoney       .  832 

Medrio    .        .  872 

Meeralpea      .  803 

Menthon         .  834 

Mercatale       .  974 

Messina,  Klima  u. 

Seebad      1491.  1494 


Miemo    .         . 
Modena  . 
Moggiona 
Molla      . 
Molo     di     Gaeta 

Klima 
Mombasiglio  . 
Mommialla 
Mohtafia 
Montajone 
Montalceto 
Montamiata    . 
Montblanc 
Mout-Cenis     . 
Monte  ßicchieri 
Montecatini    . 
Monte  Cerboli 
Monte  Colombo 
Montefiascone 
Monte  Grotto 
Monte  Ortone 
Montepulciauo. 
Monte  Kotondo 
Monte  Scaglia 
Monte  Zibio  . 
Mont-Joli 
Montioue 
Morba     . 
Morbello 
Mortajone 


991. 


940 
887 
971 

867 

'l491 

872 

1002 

863 

1002 

1031 

1044 

824 

838 

1002 

960 

954 

985 

1075 

780 

776 

99S 

1065 

88S 

S8S 

824 

1067 

946 

871 

1019 


Seite 
Mossummano,  Ac- 

qua  di         .  967 

Moutiers         .  827 

Muliuo  .  .  Ii36 
Mulino  Salomone  1137 
Murisengo       .  858 

Nave  dell'  Inferno  978 
Neapel,    Heilquel- 
len   des    König- 
reichs.        .        1081 
Neapel,     Mineral- 
quellen in  1086 
Neapel,Klima  1491 1495 
Neapel,  Seebad      1497 
Nerone,  Stufa  di  1108 
Nitroli     .        .        1117 
Nizza,  Heilquellen 

der  Grafschaft  875 
Nizza,  Klima  1491. 1500 
Noce       .        .  927 

Nocera  .  .  1072 
Noceto    .        .        1034 

Occhio,  Acquadel  1115 
Olival  .  .  1138 
Oliveto  .  .  1136 
Olmatello  .  1080 
Olmitello  .  1119 
Orgel  des  Aeolus  1155 
Orosei     .        .  884 

Ospedaletto    .  876 


Padua,  Klima  752 

Palagonia        .         1151 
Palazzina  delPiano 
delle  Fabbriche, 
Acqua  della  956 

Palazzo  .  998 

Palazzo  al  Piano  1006 
Pancola .        .  933 

Pantano  .  995 

Papo,  Acqua  di  965 
Parlanti,  Acqua  del  967 
Parma    .        .  886 

Parrana .        .  930 

Parte  Valenza  883 
Parthenopeischer 

Strand,  s.  Neapel 
Paterno  .        .        1149 
Pedagaggi       .         1152 
Pelaghe  .        .        1066 
Pelago     .         .  974 

Penna,  Acqua  della  877 
Pergin  e     .        .        979 


Seite 
Periccioli  .  1014 
Perla,  Acqua  della  951 
la  Perriere     .  826 

Pertiuo  .  .  1074 
Pescille  .  ..  1029 
Petrelli  .  .  H(j2 
Petrone  .  .  1136 
Pianardo,Acquadel  860 
Piano      .         .  795 

Piano,  Acqua  del     950 
Piemont,     geogno- 
stische  Verhält- 
nisse    799;     — 
Heilquellen  840 

Pietra     .        .  995 

Pietra  mala,  Erd- 

feuer  von  .  906 

Pieve  Fosciauo  888 
Pigna      .        .  876 

Pillo  .  .  1003 
la  Pirenta      .  857 

Pirenta  di  Muri- 
sengo .  .  858 
Pisa  .  .  910 
Pisa,  Klima  .  913 
Pisciarelli  .  1101 
Pisciarelli,Stufedill06 
Pitigliano  .  1049 
Pizzofalcone  .  1138 
Planchamp  .  835 
Plan  sur  Plan  S74 
Podere  del  Bagno  974 
Poggetti  1062.  1063 
Poggetto-Tbeniers  875 
Poggibonsi  .  1008 
Poggio  Bagnoli  979 
Poggio  Curatale  1046 
Poggio  Pinci  .  1033 
Poggiorosso  .  992 
Poutano  .  1118 
Ponte  a  Monzone  932 
Ponte  a  Romito  975 
Ponte   della    Nun- 

ziata   .  931 

Ponte  della  Santis- 
sima  Annunziata  984 


Pontedera 

Ponti 

Ponticello 

Porretta 

Port1  Albera  . 

Porto  Leonino 

Pozzuoli 

Prato  di  Crovole 

Pre  St.  Didier 

Pretiolo 


927 

871 

996 

1070 

867 

1077 

1099 

789 

840 

1018 

Pro- 


1543 


Seite 
Proebio,Bagno  del  1049 
il  Profoudo     .  857 

Puisard  .         .  835 

Puzzola  diPienzu  1035 
Puzzolente     .  870 


Quarello 

872 

Querzola 

8S8 

Raddusa         . 

1153 

Rnpolano 

1025 

Havanasco      t 

S70 

Kccoaro          . 

787 

Retorbido        » 

867 

Riardo    . 

1137 

Riguardio 

937 

Rinfresco,Bagnodel964 
Rio         .         .  956 

Rio  di  Chitignano  972 
Rio  meo         .  969 

Rio  Sordo      .  984 

Ripacci  .  .  1044 
Rita  ,  ,  1116 
Roccnbigliera  874 

Rom, M. quellen  bei  1076 
Rom,  Malaria  in  1U6S 
Rom,  Klima  .  750 

Rom,     Solfataren. 

Seen  bei  R.  1078 
Rombole  .  1028 
Roselle  .  .  1061 
Rostona  .  935 

Rovegro         ,  796 

Rovere  di  Velo  796 
Rupe  del  Piano       985 

Sacclia  .        .  1154 

Saint-Didier  .  841 

Saint-Gervais  S23 
Saint-Pauls-Quelle  8U 

Saint-Sigismond  837 

Saiut-Simon  .  837 
Saint -Simon,  Eau 

ferrigineuse  de  811 

Saint-Vincent  855 

Salcetri  .         .  940 

Salerno  .        .  1137 

Sales       .        .  868 

Salice     ,        .  868 

Salins     .        <  827 

Salso      .        .  887 

San-Ambrogio  796 

San-Antioc'ho  ^884 

San-Bartolomeo  778 

San  Calogero  1155 

San  Cammillo  949 

San  Casciano  1049 

III.  TheiK 


Seite 
San  demente  938 

San  Colombano  796 
SanCristoforo  1080 
San  Damaso  1078 

San  Daniele  .  774 

San  Dionisio,  Fon- 
tana di        .  863 
San  Fedele    942.  1024 
San  Feiice     .        1077 
San  Filippo    .        1041 
San  Francesco           949 
San   Genesio            860 
San  Germano,  Stu- 
fe di  .         .  .      1105 
San  Giacomo,  Stu- 
fe di    .        .        1105 
San  Giorgio  ■        1052 
San  Giovanni         1052 
San  Giuiiano           910 
San  Giuseppe           951 
San  Gonda    .         1001 
San  Leopoldo  936.  950 
1042 
San          Lorenzo« 

Stufe  di  .  1129 
SanMnrtino  763.  884 
San  Marziale  '  1009 
SanMicbele,Acq.di  930 
San   Michele  delle 

Formicbe    .  944 

San  Monfano  1120 
San  Pellegrino  797 
San    Pietro    Mon* 

tagnone       ;  780 

SanQuirico   .  969 

San  Raimondo  950 
San  Rncco,  Acq.di  929 
SanSalvadore865.  874 
Santa  Agnese  997 

Santa  Caterina  950 
Santa  Catbarina  765 
Santa  Chiara  888 

Sant1  Adelaide  949 
Santa  Desiderata  949 
Santa  Elena  .  778 

SantaFede, Acq.di  860 
Santa  Giutietta  869 
Sant'  Albino  .  998 

Santa  Lucia  .  1051 
Santa  Maria  .  1051 
Santa   Maria    dell1 

Aquila  .  1048 
Santa     Maria     in 

Bagno  .  986 

Santa      Maria      a 

Falciano  973 


Seite 
Sant'  Andrea  Cor* 

sini      .        .  938 

Sauf  Angelo,  Are- 

nazionen  von  1133 
Saut'AntoniolOöl.  1136 
Santa  Restituta  1117 
Santa      Restituta, 

Arenazionen  v.  i  1 33 
Santa  Vittoria  10 40 
Sardara  .        .  8S3 

Sardinien,      Heil- 
quellen   im    {vo- 
ll igreieb  798;  — 
auf  der  Insel  S,     880 
Sarteano         .  996 

Sasso  diMaremma  1060 
Saturnia  .  1056 
Sauce ,     Fontaine 

de  la  .         .  836 

Saut  de  la  Pucelie    838 
Savoyen,    geogno- 
stisebe  Verhält-« 
nisse     802;     — 
Heilquellen  808 

la  Saxe  .        .  842 

Scala      .        ,  949 

Sciacca  .  .  1144 
Sclafani  t        1148 

Scoparelle  .  1007 
Sedini     .         .  884 

Selva  Perugina  990 
Senise  .  ;  113S 
Senna  .  .  1138 
Serapis-Tempel  1099 
Seravalle        .  972 

Serraglio  .  1022 
Sessame  .  871 

Sferra  cavälli  1075 
Sicilien  .  .  1140 
Siena  »  .  1022 
Sigliano  .  989 

Sinuessa  .  1139 
Sixt        .        .  832 

Solfatara-Seen  bei 

Rom  .  .  1078 
Source    des     mer- 

veilles  .  837 

la  Spezia,  Klima  1491 
Sprofondo,     Bagni 

dello  .  .  '  921 
Staggia  .  .  1UU7 
Staro      .        .  795 

Strevi      .        .  872 

Stufa  degliAstruni  11 1>7 
Stufa  di  Cacciuto  1128 
Stufa  di  Neroue     1108 

Fffff 


1544 


Seite 
Stufa    di  Sah  Ca- 

logero  .  1155 
StufadiTestaccio'1130 
Stufe  diCastiglione  1127 
Stufe  di  Citara  1131 
Stufe    di    S.    Ger- 

mano  .  .  1105 
Stufe  diS.Giacomo  1 105 
Stufedi  Gurgitello  1129 
Stufe  diS.  Lorenz»)  11-29 
Stufe  diPisciareüi  1106 


Tabbiano 
Talamonaccio 
Talcioua        . 
Tal  uro    . 
Telese    . 


887 
1057 
1008 

983 
113$ 


Terma  Leopoldina   962 
Termali  Caje  1076 

Testa  .  .  1051 
Testaccio,Stufadi  1130 
Tettuccio,Acq.del  962 
Tliermini  .  1146 
Tolfa  .  .  1075 
Torre  del  An- 
nunziata      .        1096 


Seite 
Torre  del  Greco  1109 
Torretta ,     Acqua 

della   .        .  966 

Toskana,  geogno- 
stische  Verhält- 
nisse 896 ;  — 
Heilquellen  904 

Trescore         .  797 

Triest,  Seebad       1492 
Trifisico  .        1137 

Trombone,  Bagno 

del       .        .  987 

Tufara    .        .        1136 
Turrifa     di     Far- 
fagnano       .  888 

Valdagno        .  787 

A^aldieri  .  849 

Val  d'Imagna  797 

Valle  Calaona  778 

Valuriaserbad  .  762 

Varlungo         .  988 

Veltlin,    Heilquel- 
len des        .  757 
Venedig  ,         See- 
bad      .     1491.  1493 


See- 
1491. 


Venedig,  Klima 
Venelle  .         t 
Verrazzano    . 
Vescovo  . 

Vialla     . 
Viareggio, 

bad 
Vicascio 
la  Victoire     . 
Vignale 
Vigneria 
Vignoni 
Villa-Cidro     . 
Villadeati 
Villa  delle  Caselle 
Villar-Jarrier 
Vinadio  . 
Vingone 
Visone    .        4 
Viterbo  .         * 
Vivo        . 
Voltaggio 
Volterra         * 


Seite 
1492 
1063 

990 
1062 

982 

1499 
925 
841 
85S 
958 

1036 
884 
859 
994 
839 
653 
9:« 
87  t 

1076 

1044 
b78 
942 


Zafarana,  Acq  di  1152 
Zuppa  d'Uomini     1100 


4.     Pyrenäische  Halbinsel: 


Seite  Seite 
Aaez  .  .  1-258  Almoharin  .  1208 
Agoas  Bellas  1257  Alpreada  .  1254 
Agua  do  Pego  de  Alsustrel  .  1258 
San  Damingos  1258  Amarante  .  1254 
Agua  Santa  de  .  Antiglesia  .  1193 
Vimeiro  .  1257  Aranjuez  ,  1217 
Alange  .  1207  Archena  .  1247 
Alaraz  .  .  12U5  Arcos  .  .  1168 
Alcafache       .        1254   Ardales  .        .        1243 

Alcala  del  Hey     1222  Aregos    .        .  1254 

Alcantud         .         1212   Arnedillo         .  1202 
Alcaraz           ,         1205    Artejo     .         .         1198 

Aldeyre  .        1247  Azcoytia         .  1194 

Algre      .        .         1183  Azenha  .        .  1254 
Alhama  .       1238.  1251 

Alhama  de  Aragon  11S5   Banos     .        .  1206 
AlhamadeGrenadal240  Banos  de  Alhama  1238 

Alliamilla        .        1235    Banos  de  Bejar  1202 

Alhandra        .        1258   Banos  do  Duque  1257 
Aljama   .        .        1251   Banos  de  Tiermas  1184 

Alicun    .        .        1232   Bagnolas         .  1182 

Aliseda  .        .        1223   Batdebron       .  1183 

Almafala         .        1254   Bande     .        .  1197 

Almagro         .        1217   Barcellona,  Seeb.  1510 

Almeida  .        1200  Baza       .        .  1231 

Almeria  .        1235  Bejar      .        .  1202 


Bellas     . 
Benzalema 
Beran 
Berrocal 
Bertua    . 
Beteta    . 
Bolanos  . 
Bonar     . 
Boruos    . 
Braga 
Braque    . 
Bucarin  . 
Burgos    . 
Busot 


Cabagnal,  Seebad 

Caballo  . 

Cabeco  de  Vide 

Cadiz,  Seebad 

Calahorra 

Caldas     . 
Caldas  de  Cuntis 
Caldas  de  Estrac 
Caldas  de  Favaios 
Caldas  de  Gerez 
CaldasdeMalavella 


Seite 
12.'>7 
1231 
1198 
1194 
1199 
1213 
1222 
1200 
1231 
1254 
122S 
1198 
1194 
1251 

1511 
1222 

1258 
1511 
1247 
1254 
1196 
1180 
1254 
1253 
1179 


1545 


Seite 
Caldas  de  Mombuy  11S1 
Caldas     de     Mou- 

sortinho  .  1254 
Caldas  de  Murca  1254 
Caldas  de  Oviedo  1194 
Caldas  de  Porraes  1254 
Caldas  da  Kaiuha  1255 
Caldas  de  Keyes  1194 
Caldasdas  Taipas  1254 
Caldclas  de  Tuy  1198 
Caldellas  de  Reu- 

duse  .  .  1254 
Caldetas  .         1180 

Canalon .  .  1216 
Cau  as  deSenhorim  1254 
Canaveres  .  1254 
Caramanchel  1222 

Carballioo  .  1197 
Carballo  .        1197 

Carlao  .  .  1254 
Cairatraca  .  1243 
Carvallial.  .  1254 
Cäsar  es  .  .  1245 
Cascaes .  .  1257 
Castnnar  de  Ibor  1208 
Ccaumire.  .  1193 
Celda  .  .  1188 
Cestona.  .  1189 
Cevica  .  .  1222 
Chaves  .  .  1254 
Cliiclana      de      la 

Frontera  .  122S 
Colmenar  Viejo  1222 
Conzalvillo  .  1230 
Corcbo  .  .  1208 
Corcoles  .  1211 
Corpa  .  .  1222 
Cortegada  .  1197 
Cosielles  .  1194 
Cuervo    .        .        1227 

Elorrio  .  .  1192 
Ensegures  .  1252 
Entre  Rios  .  12 34 
Esparraguera  11S0 
Espluga  de  Fran- 
cali .  .  US3 
Estoril    .  .  1257 

Ferreira  .  1250 

Fitero     .        .  1188 

Font  de  la  Puda  II  SO 

Fönte  Sauta  .  1254 

Fortuna  .         .  1250 

Fresno    .         .  1221 

Fuencaliente  .  1221 


Seite 

Fuensanta 

1218 

Fuente  Coronada 

1230 

Fuente  del  Duquc 

1245 

Fuente  del  Fresno 

1221 

Fuente  Fria  . 

1189 

Fuente  de  Piedra 

1242 

Fuente  del  regaja! 

1205 

Fuente  del  Rosal  1215 

Fuente  del  Toro 

1208 

Fueutesautal245. 

1252 

Gafete     . 

1258 

Gaieiras          . 

1257 

Gava       , 

1182 

Gaviao   . 

1258 

Grabatula 

1222 

Graena  . 

1237 

Grao,  Seebad 

1510 

Gravaios 

1204 

Guesalega 

1189 

Guesalivar 

1191 

Guimaraeus    . 

1254 

Hardeles  .  1243 
Hervidores      de 

Fuensanta  .  1218 
los   Hervidores  de 

San  Vincente  1200 
Hogazas  .        1222 


Jacintos 
Jaea 
Isaba 
Isidro 


1222 
1225 
1189 
1222 


Junqueiro,Seebad  1511 


Lagiosa  .  .  1254 

Laino     .  ,  1188 

Lanjaron  .  1237 

Ledesma  .  1201 

Leyria    .  .  1257 

Liergane  .  1222 

Lissabon  .  1257 

Lissabon,  Seebad  1511 

Lugo       .  .  1199    Quinto 


Seite 

Moledo   .        .  1254 

Moneao  .        .  1254 

Moncbique      .  1258 

Monistral        .  1183 

Monte  de  Pedra  1258 

Monte  Real   .  1257 

Mula       .        .  1251 

Nava  .  .  1217 
Navamorales  .  1222 
Novalbiuo       .        1222 

Olesa  .  .  1180 
Onguella  .  1258 
Oporto,  Seebad      1511 

Padreiro  .  1254 
Panaguiao  .  1254 
Pauticosa  .  1183 
Paracuellos  .  1187 
Partovia  .         1197 

Paterua .  .  1234 
Pecbina  .  .  1235 
Pedras  Salgadas  1254 
Penagareia  .  1254 
Penamacor  .  1255 
Piedrabita  .'  1194 
Pinoso  .  .  1252 
Ponte  de  Cavez  1254 
Portalegre  .  1258 
Portubus  .  1233 
Portugal,  geo- 
guostiscbe  Ver- 
hältnisse 1  167; — 
Heilquellen  in  P.  1253 
Povea  de  Coz  1257 
Prexiguero  .  1199 
Pruuto  .  .  1254 
PuebladeSanabriaU99 
Puerto  de  Banos  1202 
Puerto       de       los 

Banos  '       .        1182 
Puertollano     .        1220 


1185 


Malaga,  Seebad 

Mallorca 

Marchena 

Maria-Viegas 

Marmolpgo 

Matagatos 

Medina   Sidon 

Mertola  . 

Miorga    . 

Molar 


ia 


1510 
1252 
1227 
125S 
1226 
12U6 
1231 
1258 
1257 
1208 


Ranbados  .  1254 
Kapoilu  de  Coa  1255 
Rede  deCorvaceiral254 
Rio  Real  .  1257 
Roncesvalles  1189 

Rosal      .        .        1215 


Sacedon 
Saelices 
Salam-Bir 

Ff  ff  f  2 


1210 
1222 
1210 


1546 


Seite 
Salines  de  Manuel  1252 
San    Antonio    das 

Taipas  .  1254 
San  Damingos  1258 
San  Felipe  .  1252 
San  Hilario  .  1183 
San-Jorga  .  1254 
Sau  Pedro  Dosul  1254 
Santa   Agueda    de 

Mondragon  1191 

Santa  Cambadao  1254 
Sauta  Cristina  1199 
Santa      Cruz  '   de 

Cestona  .  1189 
Sanra-Gemil  .  1254 
Segura  de  Aragoa  1186 
Solap  deCabras   1213 


Seite 
Solares  .        .        1205 
Span  i  en,geogra* 
pliische     Ueber- 
siebt   1159;     — 
geognost.     Ver-. 
ltältnisse    1164; 
—  Geschichte  u. 
Charakteristik  d. 
spanischen     Mi- 
neralquellen       1170 
Spanien,      Seebä- 
der in    ■     1510.  15.11 
Sumasairuas    .        1216 


Tavira  . 
Teruel  . 
Tiermas 


1258 
1187 
1184 


Aberyswyth  . 
Aberyswith,  Seeb. 
Aghaloo 
Airthrey 

Aldborough,Seeb. 
Allonby,  Seebad 
Anaduif. 
Androssan,  Seeb. 
Annfichl  . 

Antrim  Spa  . 
Appledore,  Seeb. 
Ardarick  , 
Ashby  .  . 
Ashwood  . 
Athimonus 
Athloue  Water 

Ballinahough 
ßallinlough     . 
Ballycastle     . 
Ballyuahinch 
Ballynphelick 
Ballyspellan  Spa 
Ballytarseuy  .' 
Ballyvourney 
Bandon  . 
Bangor,  Seebad 
Barmouth,  Seebad 
Barnstaple,  Seeb. 
Bath 

ßeare's  Forest 
Bedlay,      GasauS' 
Strömungen  bei 
Belfast,  Seebad 
Bideford,  Seebad 


Seite 
1273 

,  1522 
1326 
1317 
1521 
1522 
1326 
1523 
1325 
1326 
1522 
1325 
1300 
1326 
1326 
1326 

1325 
1325 
1326 
1326 
1325 
1322 
13-23 
1325 
1325 
1522 
1522 
1522 
1282 
1325 

1266 
1524 
1522 


Caernarvon,Seeb, 
Cambray-Quelle 
Campbeiton,  Seeb. 
Candren  Well 
Cape  Clear  Water 
Carricgnacurra 
Carrickfe-rgus 
Carrickmore  . 
Cassino  . 
Castlecomer 

neralwasser 
Castlcconnel  . 


Mi- 


1522 
12S9 
1523 
1316 
1325 
1325 
1326 
1326 
1326 

1323 

1324 


Seite 

Tolosa    . 

1258 

Torres  Vedras 

1257 

Trillo     . 

1-210 

Turugen 

1188 

Tuy         .        . 

1198 

Uuhaes  da  Sarra  1254 

Valencia,  Seebad  1510 
Viana  .  .  1199 
Villavieja  .  1251 
Vilo  .  ..  1246 
Vimeiro  .        1257 

Vinha  da  Rainha  1254 
Yiseu      .        .        1254 


5,     Großbritannien  5 

Seite 
Blackpool,  Seebad  1522 
Bognor,  Seebad  1518 
Bonnington  .  1319 
Borreth-Quelle  1289 
Bourne  Cliff,  See- 
bad .  .  1518 
Bridlington,  Seeb.  1522 
Brighthelmstone  13ü9 
Brighthelmstone, 

Seebad-  .  1520 
Brighton  .  1309 
Brighton,  Klima  1517 
Brighton ,  See- 
bad .  1518.  1520 
Bristol  .  .  1280 
Bristol,  Seebad  1522 
Broadstaire,  Seeb.  1521 
Broughtj'      Ferry, 

Seebad  .  1523 
Brownstown  Spa  1323 
Bntterby  .  1275 
Buxton    .        .        1276 


Zujar 


Castlemaio     . 
Cavan     . 
Charmouth,  Seeb, 
Cheltenhain    . 
Clashmore      . 
Clifton    . 
Cloneen 
Jlonmel  Spa 


1231 


Seite 
1325 
1326 
1518 

1288 
1325 
1280 
1326 
1325 


Coatham,  Seebad  1522 


Coolcullen 
Cork,  Seebad 
Corville  . 
Cowes,  Seebad 
Cromer,  Seebad 
Cronacre 
Crosstown  Spa 
Cullohill 

Dawliah,  Klima 
Dawlish ,     See- 
bad     .      1518. 
Deal,  Seebad 
Derrindaff  Spa 
Derryinch 
Derrylester  Spa 
Devonport,  Seeb. 
Dower,  Klima 
Dpwer,  Seeb.  1521 
Drogheda,  Seebad 
Dromore 
Dronisnamullock 
Drumasnave  . 
Drumgoou 
Drumorewood 
Druinrastel     . 


1323 
1524 
1325 
1518 
1521 
1325 
1325 
1323 

1517 

1519 
1521 
1326 
1326 
1326 
1518 
1517 
1522 
1524 
1326 
1326 
1326 
1326 
1325 
1325 


1547 


Seite  Seite 

Dublin,  Seebad      1524   Hothampton,  See-  Maherabeg 

Dumblane       .        1317       bad      .        . 
Dundaniere     .        1325   Hot-Well 
Dunmore,  Seebad  1524    Hythe,  Klima 
Duuuard         ,        1324   Hythe,  Seebad 


1521 


EastBourne  1309.  1518   Jerpoint 

Elie,  Seebad  .         1523   Ilfracombe,  Seeb.  1522 


1323 


England,  Heilq.  in  1272   Innerkip, 
England,  Seebäder  lustow,  S 


Seebad 
in  15 1 5  5  —  KU-  Inverleitliing  . 

ina  von    Süd-  Johnstown 

England      .        1517  Johu's  Well  Spa 
Epson»    .        .        1309   Irish  Bath      . 
Exinouth,  Seebad  1518  Irish  Spa 


Filey       . 
Filey,  Seebad 
Forilel    . 
Fowey,  Seebad 
Fowler-Quelle 
Fraucis-Street 


Seite 

1325 

151S    MnhomedauBaths  1520 

1280    Mallow  Spa    .        1325 

1517    Malvern  .         1294 

Margate,  Seebad    1522 

Mut  lock  .        .        1278 

Melcombe  Regia    1519 

chan  .        .        1326 

1323 

1522 

1315 

132Ö 

1326 

12S9 

1325 

1325 


Seebad  1523    Millmount 


1522  Minehead,  Seeb 

1316  Moftat     . 

1322  Mont  Pallas  . 

1323  Montpellier     . 
1325  Montpellier  Spa 
1322  Monyboholane 

Irland,   Heilq.  in    1322  Mourne-Abbey 

1308  lrlaud,Seebäderinl523  Mudii'ord,  Seebad  1518 
1522 

1318   Kanturk  Spa  1325  Newton  Stewart    1326 

1518   Kedleston       .        1281  Nobber  Water       1324 

1289    Kilbrew  Water      1324  Nottington      . .       1308 


1324  Kilburn 
Kilcoran 

Galway-Spa  .         1326  Kilcullen 

Garretstown  .        1325  Kilkenny       Canal 
(iarryliill-Spa          1324       Spa      . 

Gilsland  .        1274  Kilkenny    Collej 

Glanagarin     .        1325       Spa 

Gloucester      .        1294  Kilkessen 

(Dolden-Bridge        1324  Killagee 

Gourock,  Seebad  1523  Killasher 

Graveseud,  Seeb.  1522  Killeshan  Spa 


1313 

1326    Oakfield 

1323    O'ßrien's-Bridge 


1323 


1322 
1326 
1326 
1326 


Old  Well 
Original-Spa  . 
Owen  Bruen  . 


1326 
1326 
12S9 
1289 
1326 


Pannanich  Wells  1319 
Penzance,  Klima  1517 
Pettigree         .         1326 

1324  Phenix-Park  '.        1324 

1325  Pithcaithly     .        1318 

1324  Plymouth  ,       See- 

1325  bad      .       15 18.  1519 

1326  Portland,  Klima     1517 
1524    Portobello,  Seeb.   1523 

Port  Bush,  Seeb.  1523 
Port        Steewart, 


Seebad 


1523 

1280 
1280 
1325 


Grofsbritan-  Killindonnel 

nien,     geogra-  Kilmainhani   . 

phische     Ueber-  Kilpaddes 

sieht  von,  1261;  Kilroot   . 

—     vulkanische  Kilrush,  Seebad 

Erscheinungen 

1264;    —     Cha-  Largs,  Seebad 

rakteristik      der  Leamington    . 

Mineralquellen    1266   Leith 

Lisbeak  . 
Hanoverlane  .        1324   Liss-douvarna 
Harrowgate    .         1301    Listerliu 
Hartfell.         .        1316   Little      Hampton, 
Hartlepool      .         1276        Seebad  1518    Ramsgate,  Klima  1517 

Hartlepool,  Seeb.  1522  Llandrindod Wells  1272  Ramsgate,  Seeb.  1521 
Harwich,  Seebad  1521  Llanwyrtyd  Wells  1273  Redcar,  Seebad  1522 
Hastings,  Klima     1518   Lough-Neagh  1326    Rostillan         .        1325 

Hastings  ,       See-  Lowestoff,  Seeb.  1521    Rothsay,  Seebad   1523 

bad  .  1516.  1521  Lucan  .  .  1324  Rottingdean, Seeb.  1518 
Healing  .  .  1326  Lyme  Regis, Seeb.  1518  Rnncore,  Seebad  1522 
Helensburgb, Seeb.  1523  Lymingtoo,  Seeb.  1518  Ryde,  Stcb.  1518.  1520 
Holbeck  .        1307   Lympstone,  Seeb.  1518 

Holywell         .         1274  Salcoaths,  Seebad  1523 

lioly  Well  Water  1295  Maccromp 


1523 

1297 

1319 

1326    Quare      . 

1326    Uuarnden- 

1323    (^uarterstown 


1325    Sandjrate,  Seebad  1521 


1548 


Seite 
Sandrocks  .  1311 
Scarborough  .  1307 
ScarboroughySeeb.  1522 
Schottland .  Heil- 
quellen in  .  1315 
Schottland.  Seebä- 
der in  .  1523 
Scool  .  .  1326 
Scordin's  Well  1326 
Shaldon,Seeb.l518l519 
Sherborne  Spa  1289 
Shippool  .  1325 
Sidmoutli,  Klima  1517 
Sidmouth,  Seebad  1518 
Southampton,Seeb.  1 518 
Southend,  Seebad  1521 
Southport,  Seebad  1522 
St.  Andrews,  Seeb.  1521 
St.  Annes  Well  1295 
St.  Bartholomew's 
Well   .        .        1325 


Seite 

Seite 

St.Bernard'sWeimig 

Tynemouth     , 

1275 

St.  Roimn's  AVell    1316 

Strathpfeffer  .         1319 

Uptou,  Klima 

1518 

Swadlinbar     .         1.(26 

Swansea,  Seebad  1522 

Vicaris  Bridge 

1273 

Teignmouth.Klimal517 
Teignmouth,  See- 
bad .  1518.  1519 
Tenby,  Seebad  1522 
Thompsons  Well  1289 
Tideswall  .  1280 
Timoleague  .  1325 
Tober  Bony  .  1324 
Topsbam,  Seebad  1518 
Torqtiay,  Klima  1518 
Torquay,  Seebad  1519 
Towyn,  Seebad  1522 
Tralee  .  .  1325 
Tramore,  Seebad  1524 
Tuubridire-Wells    1310 


Warrenpoint,  See- 
bad .  .  1524 
Waterford,  Seeb.  1524 
Wexford  Spa  1324 
Weymoutb,  See- 
bad .  1518.  1519 
Wight  .  .  1311 
Wigbt,  Klima  1518 
Wight,     Seebäder 

auf  .  1518.  1519 
Windsor  Forest  1312 
Worthing,  Seebad  1518 

Yarmouth ,      See- 
bad     .      1518.  1521 


6.     Schweden,  Dänemark  und  Island; 


Seite 

Seite 

Seite 

Aahvcr  .         .        1360 

Bölierums-Quelle 

1348 

Fällorue          . 

1348 

Aarness-Syssel       1356 

Boras 

1350 

Fellsbro 

1344 

Aby         .        .        1352 

Borgafiords-Syssel  1359 

Fermo     . 

1338 

Adolphsberg  .         13>7 

Breängs 

13i7 

Fiholms 

1337 

Aiingsäs  Brunn      1350 

Budarstad 

1362 

Finntorps-Quelle 

1338 

Almisakra       .         1348 

Flidstad  Brunn 

1347 

Alsbo-Quelle  .         1344 

Cäcilia-Quelle 

1344 

Fliotsdal 

1364 

Angermanland        1354 

Carlshamu      . 

1354 

Folkärna 

1344 

Arboga-Bruun         1344 

Carlskoga 

1351 

Fordaarheides  Oe 

- 

Arendala         .         1352 

Carlstads  Brunn 

1350 

kilde    . 

1361 

Arkeltorps-Quelle  1352 

Chiistinedals-Q. 

1350 

Frederiksberger 

Arnäs      .        ,        1354 

Christinen-Quelle 

135  L 

Gesundbrunnen 

1352 

Arsta-Quelle  .        1337 

Christwalla    . 

1348 

Frost-Brunn   . 

1344 

Asbo       .        .        1354 

Askersund      ,        1338 

Dalarne  . 

1344 

Auserholinn   .        1363 

Dale-Syssel    . 

1362 

Gammelbo-Brunn 

1344 

Danemark 

1336 

Gammclholm. 

1354 

Badstofuh.ver.        1359 

Dänemark ,     Hei 

- 

Gerbo-Brunn 

1344 

Badstuehver  ,        1364 

quellen  in  . 

1354 

Geyser          1356. 

1357 

Baggetofta      .        1350 

Djurgards-Brunn 

1336 

1358. 

1359 

Bala        .        .        1350 

Draapskiaer  . 

1362 

Gillberga  Brunn 

135  L 

Bardestrand  -  Sys- 

Dunkers          , 

1337 

Glasberga  Brunn 

1337 

sel       .        .        1362 

Gotheubur";,    See 

. 

Beatebergs  Brunn  1348 

bad      .        . 

1524 

Biarnenaes     .         1364 

Eide        .        , 

13G1 

Grafarhver     . 

1356 

Bjertra   .         .         1354 

Eine 

1359 

Grällsta 

1344 

Björkeberga-Quel.  1352 

Ek-Quellen     . 

1347 

Grundsunda    . 

1354 

Björklinge      .        1337 

Ekeby  Brunn 

1337 

Grytnäs 

1344 

Blekingen       .         1352 

Ekesiö-Brunu 

1348 

Guldbringe-Syssel  1359 

Boda       .        .        1344 

Eninge    , 

1337 

Gunuilbo-Brunn 

1344 

Böle        .        .        1354 

Exeuäs-Quelle 

1350 

Gustavsberg  . 

1349 

1549 


Gvön darlaug  . 
Gylleby-ßrunn 


Seite  Seite 

1362  Kröslaug        .        1360 
1351   Kungsörs-Brunn     1344 


Hägdanger  .  1354 
Hügnalöt's  Brunn  134S 
Ha'lland  .  .  1348 
Halmstadt.  Seebad  1524 
Hardeino  Brunn  1338 
Harwiks  .  1337 
Heckeberga  .  1352 
Hegranaes-Syssel  1363 
Helenekilde  .  1355 
Hernösand  .  1354 
Herwegs        Torps 

Bruuu  .         1351 

Hille  .  .  1354 
Himmelstadlund  1337 
Himmelsta  Lund  1347 
Hnappadal-S3rssel  1361 
Hot'sta-Quelle  1338 
Högsiö  .  .  1354 
Hörgaa-Dal  .  1363 
Hornetiord  .  1364 
Hornsiöberg  .  1354 
Hrafnegil  '  .  1363 
Huuiinelsta-Brunn  1337 
Hunavatns-Syssel  1363 
Husby  Bekäme  1337 
Hvcravellir    .        1363 

Jemtland  .  1354 
Indal  .  .  1354 
Iiiirmunsta-Quelle  1337 
Jökelda!  .        1364 

Jonküping  .  1348 
lsatiord-Syssel  1362 
Island  ,  geographi- 

sclie  Üebersicht  1332 
Island,     Heilquel- 
len auf        .         1355 


Lagmansberga-Q.  1347 
Landskrona,  Seeb.  1524 

Längelotskircb  1318 

Lannaskede    .  1348 

Lännes-Brunu  1338 

Lafsbo-Brunn  1344 

Lästa-Quelle  .  134S 

Laugaalaud     .  1363 

Laugaraas       .  1356 

Laugarnaes     .  1359 

Laugarvalladal  1364 

Laugarvatn     .  1358 

Lejraa   .         .  13öü 

Libbarbo  Brunn  1337 

Liudalsbrunu  134S 

Linde      .        .  1343 

Lindholm        .  13~>ü 

Lith        .        .  1354 

LÖgdö     .        .  1354 

Loka       .         .  1338 

Lö'nnhults  Brunn  1351 

Lösens   .        .  1337 

Lottenbergs-Q.  1350 

Lulea      .         .  1354 

Lund       .        .  1351 

Luudby  Brunn  1350 
Lnnebräcks-Quellel350 

Lunds  Brunn  1350 

Lysiehouls     .  1361 


Malma-Brunn  1344 

Malmkärra      .  1344 

Marakers         .  1354 

Maredals  Brunn  1348 

Mariestad       .  1350 

Medewi  .  1344 

Mule-Syssel   .  1364 


K'ällsakers  Brunn 

134S 

Karbo-Brunn 

1344 

Näshärads-ßrunn 

1351 

Kinne  Kulle   . 

1350 

Nässelsta 

1337 

Kiöse-Syssel . 

1359 

Nederhörnäs  . 

1354 

Kirsten-Püls-Q. 

1354 

]\erike    . 

1337 

Klagerup 

1352 

Nora       .         . 

1343 

Kliiitbo-Brunn 

1344 

Nordingra 

1354 

Klunke-Laug 

1362 

Nordinaliug    . 

1354 

Koberga 

1344 

Nocra-Brann  . 

1344 

Kopenhagen,   See 

. 

]Norr  Ala-Quelle 

1354 

bad      . 

1525 

Norra  Wedbo 

1348 

Köping   . 

1343 

NorrbyBrunnl337. 13  i8 

Krablande 

1362 

Norrmalras 

1336 

Kristnaes 

1303 

Nors 

1344 

Seite 

Oddbiörns-Skiaer 

136-2 

Oeland   . 

1  48 

Uelseruds-Brunn 

1351 

Oer-Quellen    . 

1347 

Oesekats  Kilde 

1361 

Olut'svigs    Kilde 

136  t 

Ostergöthlaud 

1344 

Oxehver          , 

1363 

Oxüga     .         . 

1338 

Pitea  .  .  1354 
Porla-Quelle  .  1341 
Pulle-Quelle   .        133S 

Rafnkelsdal    .  1364 
Ramlö'sa         .  1351 
Ramlüsa,     See- 
bad     .       1524.  1525 
Raugaavalle  -Sys- 

sel       .        .  1356 
RaudamelOelkilde  1361 

Reickhotshver  1356 

Reikaa    .        .  1364 

Reikhole-Hverar  1362 

Reikialaug      .  1359 

Reikianaes     .  1359 

Reikiumshverar  135S 
ReykedalsHverar  1363 

Reykeheide    .  1363 

Rey  keiner      .  1363 

Reykelaug      .  1363 

Reykev  .  .  1362 

Reykiarhall    .  1363 

Reykium         .  1363 

Ringsted         .  1355 

Rögöe    .         .  1362 

Ronneby         .  1.152 

Röttele-Brunn  1348 

Ruds-Quelle   .  1351 

Rufs-Qtielle    .  1351 

Sabbatsbergs  .  1336 
Säby-Quelfe  .  13  ii 
Saeliugsdal  Laug  1362 
Sahla  .  .  1344 
Sandüe  .  .  1362 
Sanga  Brunn  1354 

Sätra-Quellen  1340 

Scandinavicn, 
geographische 
Üebersicht  .         1329 
Schonen  .         1351 

Schweden, Charak- 
teristik der  Mi- 
neralquellen    in 


!33o 


Heil- 


1550 


Seite 

Seite 

quellen  in  1336;           Strande-Syssel 

1362 

— Seebäder 

in    1524  StrömsbergsBrunnl348 

Scribla    . 

1360   Strömstad     1348 

.  1349 

Sellardal 

1364   Strömstad,  Seebad  1524 

Seyder   . 

1359    Sunby-Quelle 

1337 

Shrudr    . 

1364  Sundswall 

1354 

Själewad 

1354 

Sidensiö 

1354  Thingöe-Syssel 

1363 

Silfwer  Brum 

l        1350   Thiorsaarhalt 

1356 

Siöholms 

1337   Tible-Quelle  . 

1344 

Skaptefells.Sysse11364   Timera   . 

1354 

Skara-Quelle 

1350  Tjula-Quelle  . 

1337 

Skedwi  .        t 

1344   Tjutaryds  Brunn 

1348 

Skoga  Brunn 

1351    ToppeIa»;ard  . 

1352 

Smäland          * 

1347  Törfa-Jökul   . 

1364 

Sneefiälds-Sysscl  1361   Tornea  . 

1354 

Snorrolaug     . 

1360  Torpa  Brunn 

1348 

Söder  Hamm 

1354  Torsön  . 

1350 

Södermanland 

1337   Torfsakers-Quell 

el354 

SÖdra 

1344   Tungubver     , 

1360 

SÖdra  Wii 

1347   Tweta  Härad 

1348 

Solinge  .         . 

1344 

Sollei'tra 

1354  UddewalIa,Seebad  1524 

Sperlingsholm 

1350  Uggleviken     ; 

1336 

Stadarhaun     . 

1301   Ullawi-Quelle 

1338 

Stadestad 

1361   Umea      * 

1354 

Steneberg 

1354   Upland   . 

1336 

St.  Ragnilds-( 

[.     1346   Upsala  Brunn 

1337 

Stockholm 

1336  Urdholm 

1362 

7.  Rufsland 

,  Polen,  Moldau,  Wallachei 

Seite 

Seite 

Abscheren      . 

1431   Bobotsch 

1444 

Aegina    . 

1461   Bogda-See      * 

1383 

Aidipso  . 

1458  Botfdinskische 

Alexandersquellen  1410       Salzsee 

1383 

AlexandriniscL 

e               Boikoi    . 

1446 

Quelle 

1389   Borgo     . 

1406 

Audrejapol     . 

1379   Borka     . 

1443 

Apollonia 

1453  Boskuntschatzki- 

Apraxin's  Que 

lle  1385       sehe  Salzsee 

1383 

Assern, Seeb.  1525. 1527   Botoschany    . 

1443 

Atescbgak 

1431  Brachmannscb.es 

Seite 
Vadle-Syssel  .  1363 
Vallnalaug  .  1363 
Veggialaug     .         1361 

Waga  .  .  1354 
WallbyBrunn  1336 1337 
Warberg  .  1349 
AVarberg,  Seebad  1524 
Wärby-ßruira  1337 
Wafsbäeks  Brunn  1348 
Wästra  Härad  1348 
Wattholma  Brunn  1337 
Wenersborgs  Bru.  1350 
Wermeland  .  1350 
Wefsbo-Härad  1348 
Westeras  .  1344 
Westerbotten  1354 

Westergötbland  1348 
Wester  Norrland  1354 
Wester  Wemmen- 

högs  Brunn  1352 
Westmanland  1338 
Wiksbergs  .  13.17 
Willsta^Quelle  1348 
Winberg  .  1350 
Woxnäs- Quelle      1351 

Yttera     .        .        1334 
Yttre    Skagarnaes 
Oelkilde      .         1361 


Seite 
Chimeron  .  1461 
Ciecboczynek         1441 


Baku,  ewigesFeuer 
Schlammtulka- 
ne,Naphthaquel- 
len     und     Salz- 
seen bei      .        1431 
Barbern  .        .         1398 
Beresowa       .        1422 
Beschtau-Quellen  1414 
Bilderlingshof, 

Seebad      1525.  1527 
Biörueborg     .        1406 


Höfchen 
Bräsa     *        . 
Bronowice 
Bullen,Seeb.l525. 
Buschhof        . 
Busk 
Busko 
BykowischesGlau 

bersalzwasser 


1399 
1446 
1439 
1527 
1399 
1434 
1434 

1389 


Dagen     . 
Dagestan        , 
Delphi    . 
Demidows-Quelle 
Derbend 
Dirce      .        . 
Dondangen     . 
Drufskenich    . 
Dubbeln ,     See- 
bad     .      1525. 
Dubogrädsk    . 
Durenhof        . 
Dworezki       , 


1401 

1430 
1461 
13S5 
1431 
1461 
1399 
1393 

1526 
1389 
1399 

1404 


Castalische  Quelle  1461 
Castro    ,        .        1471 


Eisenberg 

Ekenäs    . 

Elkoschu 

Elton-See 

Emmast 

Esbo 


1417 

1406 
1423 
13S3 
1401 
1406 
Esth- 


1551 


Esthland , 
der  iu 

Finnland 
Finnland, 

der  in 
Finceschti 


Seite 
Seebä- 

1526 


Seebä- 


1406 

1526 

1444 


Garrofen         .         1399 
Glogowo         .        1448 
Glubokoi  Bujerak  1 3S3 
GorkajaRetschka  1423 
Gozdzikuw     .        143S 
Gräfenthal     ,        1399 
Gräsnaja         .        13S8 
Griechenland, 
geographische 
Uebersicht  1450; 
—  Heilquellenin  1453 
Grosnaja         .         1427 
Grofs-Cambi  .        1399 
Grosseseht     .         1443 
Gustavsbrunneu      1406 

Habsal,  Seebad      1526 
Helsingfors,     See- 
bad "  .       1526.  1527 
Hcrrscha        .        1443 


.lanischek 

Jasikowsk 

Idensaimi 

Ingas-Quelle 

Istia 


1393 

1384 
1406 
14U6 

13S7 


Iwascke\v1s-Quel!el387 


Kabardah 

Kainardschi    . 

Kaki-Skala     . 

Kalimaneste   . 

KaminietzPodolsk 

Kardumyle 

Karlsbad  ,  See- 
bad     .      1525. 

Kaschin  . 

Kastanowka  . 

Katharinenbad 

Katharinen  -Brun- 
nen 

Katharineuburg 

Kaugern  ,  See- 
bad     .      1525. 

Kaukasus- Quellen 

Kemmern 

Kiinpalungi     . 

Kislawodsk    . 

Klein- Jungfernhof 
III.  Theil. 


1410 
1387 
1461 
1448 
139-2 
1461 

1527 

1378 
1390 
1424 

13S1 

1407 

15-27 
1410 
1393 
1447 
1420 
1395 


Kleistenliof  . 
Kljutschiz  . 
Klutschewsk  . 
Kpppo  . 
Korkiil  .  . 
Korniljew 
Kortschewski 
Kosia 

Koischenowa 
Kumgara 
Kümo      .         . 
Kunda    . 
Kunib 
Kuppis    . 
Kurland,  Seeb. 
Kurna     .         . 
Kuschwiusk   . 
Kytbuos  . 

Lappemesch,  See- 
bad     .      1525. 
Laugenberg    . 
LelantSius 
Lembola  . 

Lemburg         . 
Lemnos  . 
Lesbos    . 
Liebau    . 
Liebau,  Seebad 
Lija 

Limnisby-Quelle 
Lipezk    . 
Lisianka         . 
Ljukala  . 
Livade  Chorio 
Livland,  Seeb.  in 
Lobwu    . 
Loutra    .         . 
Löwenruhe     . 
Lowisa  . 
Lowisa,   Seebad 
Lundulowsk   . 
Lukola   . 


Seite 

1399 
1407 
1407 
1401 
1399 
1407 
1379 
144S 
13S5 
1419 
1406 
1400 
1406 
1404 
1525 
1401 
1407 
146-2 


1527 
1422 
1460 
1406 
1399 
1471 
1471 
139S 
1525 
13S7 
1406 
1387 
1390 
1406 
1471 
1525 
1407 
1471 
1401 
1405 
1526 
1406 
1406 


Mahlenhof  .  ^  1399 
Majorenhof,  See- 
bad .  1525.  1527 
Marienquellen  1428 
Maschuka  .  4415 
Massasir  .  1433 
Melos  .  .  1471 
Merniokische  Q.  1406 
MichelsböleQuellel406 
Milo  .  .  1471 
Minola    .        .        1406 


Seite 
Moldau,      Heil- 
quellen in  der    1443 
Moskau  .        ,        1386 
Mothone  .         1461 

Mutnä     .        t        1379 
Mysliwczow  j        1441 


Nadendais       . 

Naleczow 

Narzanquclle 

Neskutschnoie 

Neuenbürg 

Nowosselja    . 

Nymphodora  . 

Odessa,  Seebad 

Oesel 

Oesel,  Seebad 

Okna       . 

Oloneschti 

Olonez    .        , 

Onikschti        . 

Orel 

Oriwäsi  . 

Otschin  .        . 

Pabbasch         4 

Paliamois 

Parrawicz 

Patradgik 

Pattenliof        , 

Paulsquelleü  . 

Pawlowsk 

Pernau,  Seebad 

Petersquellen 

Piütigorsk 

Podaizen         , 

Podkuma 

Polen,  Heüq.  in 

Polina     . 

Poseschte 

Potama  . 

Potuschan 

Profothalassa 

Putschos 

Rantzen 

Raumo    . 

Reksting  ,  See- 
bad     .      1525. 

Reval,  Seebad 

Rianzer  Gebiet 

Riga       .      1395. 

Rozzekül 

Rumänzo  ws-Quel- 
len 


1406 
1439 
1420 

1386 
1399 
1378 
1387 

1527 
1399 
1525 
1443 
1448 
1404 
1392 
13SS 
1406 
1446 

1399 
1396 
1393 
1455 
1393 
1426 
1387 
1525 
1427 
1415 
1399 
1423 
1434 
1453 
1446 
1407 
1443 
1471 
1447 

1399 

14U6 

1527 
1526 
1413 
1399 
1399 

1387 


1552 


Seite 

Seite 

Seite 

Rufs!  and,    geo- 

Siekierki 

1440 

Tiegnitz 

1399 

graphisch.  Ueber- 

Sippola  . 

1406 

ToaL       . 

1401 

sicht  von,  1367  ; 

Sira 

1407 

Tölo 

1406 

—      Geschichte 

Sirinsk   . 

1407 

Toropetz 

1400 

der    Heilquellen 

Slanik     . 

1444 

Tursenpärä    . 

1406 

von, 1371;  —  geo- 

Slawiuek 

1439 

Twer      . 

1377 

gnostische    Ver- 

Slonsk   . 

1440 

hältnisse    1373; 

Slun 

1446 

Uleaborg 

1406 

klimatische  Ver- 

Suitam   . 

1406 

Undary  . 

1380 

hältnisse     ;         1375 

Solec 

1438 

Usolka   .         . 

1381 

Rufsland,       Heil- 

Spag      . 

1400 

Ustfsifsolsk    . 

1406 

quellen  in,  1377; 

Sperlingsberg 

1387 

Seebäder  in        1525 

Spurnal  . 
Staraja-Russa 

1399 
1401 

Viosa 

1453 

Sacker  M.scblamml390 

St.  Michels  Kirch- 

\V a  1 1  a  c  h  e  i  ,Hei 

1- 

Salgallen         .        1399 

brunnen 

1406 

quellen  in  der 

1444 

Sarepta  .        .         1381 

St.  Petersbruunen  1404 

Warschau 

1440 

Schelesnaja  Gora  14 17 

St.  Petersburg        1403 

Wasa 

1406 

Schlock  .        .        1393 

Strogauow 

1387 

Werchnei-Isetsk 

1407 

Schlüsselburg         1404 

Strunga  . 

1444 

Wereja  . 

1387 

Schmordan     .        1392 

Suh 

1433 

Widsi     . 

1393 

Schönberg      .        1399 

Wiems   . 

1401 

Schtschelotschna- 

Talsen    . 

1399 

Willmanstrand 

1406 

ja  Gora      .        1422 

Taman,  Schlamm- 

WTindau, Seebad 

1525 

Schwarzhof  .         1399 

vulkane 

1391 

Wirtala-Quelle 

1406 

Selenitza        .        1453 

Tarki      . 

1430 

Wislica  .         . 

1438 

Semenowski  .        1384 

Tawast  Kyroskog  1406 

Woroninsk 

13H4 

Serboneschte          1447 

Terek-Qaellen       1424 

Wuissoko 

1377 

Serdopol         .        1405 

Thera     » 

1471 

Serethflufs      .         1443 

Thermia 

1462 

Zante 

1471 

Ser^iewsk      .        1407 

Thermon 

1461 

Zarizyn 

1382 

Sefswegen      .        1399 

Tbermopyleu- 

Zbtfrow  . 

1438 

Sibitschiudi  Suz    1445 

Quellen 

1460 

Berichtigung: 
Man  bittet  auf  S.  406  Z.  15  von  oben  die  dort  angegebenen  Zah- 
len in :  374.  375.  378.  380  zu  verbessern. 


Berlin,   gedruckt  bei  Johann  Friedrich  Starcke. 


Date  Due 

"J       ief      \i 

| 

Demco  293-5 

Accession  no. 

Author  Csann: 
Physika! . 

cinische  Darstel- 
lt j  ...  1829-[U3] 

Call  no.         • . .  2  .