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Given to the
YALE MEDICAL LIBRARY
in memory of
VERA SCHWEITZER
Front afund
for literature in thefield of
physical mediane
i
Ök%^0«Ov^3^0^^v^8.
Physikaliscli-medicmische
der bekannten
der vorzüglichsten Länder Europa's.
Nach den
von
Dr. E. Osann,
K. Geh. Med. Rath, ordentl. Professor der Medicin an der Universität
und der med. chirurg. Academie für das Militair zu Berlin , Director
des K. Poliklin. Instituts, Ritter des rothen Adler-Ordens dritter Klasse
mit der Schleife, Director der Hufeland. med. Chirurg. Gesellschaft und
Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften des In- und Auslandes,
hinterlassenen Materialien
bearbeitet
von
Dr. Fr. Zabel.
Dritter T h e i 1.
Zweite Abt h eilung.
Berlin,
bei Ferdinand D ü m m 1 e r,
1 S 4 3.
Digitized by the Internet Archive
in 2011 with funding from
Open Knowledge Commons and Yale University, Cushing/Whitney Medical Library
http://www.archive.org/details/physikalischmedi32unse
Vorrede.
Indem der unterzeichnete Herausgeber den dritten
Band von E. 0 sann's „Darstellung der bekannten
Heilquellen der vorzüglichsten Länder Europa's" der
Oeffentlichkeit übergiebt, hält er es für Pflicht, sein
Verhältnis zu diesem Werke und die Grundsätze,
nach denen er an die Bearbeitung der von dem ur-
sprünglichen Verfasser desselben hinterlassenen Ma-
terialien gegangen ist, darzulegen.
Der sehnlichst erwartete Schlufsband dieses bal-
neologischen Werkes war zwar schon lange vorbe-
reitet, aber die Ausarbeitung desselben durch die
unterdessen nöthig gewordene zweite Auflage des
ersten und zweiten Bandes, wie durch die mannig-
faltigen Berufsgeschäfte und die schwankende Ge-
sundheit des Verfassers verzögert worden. Am An-
fang des vorigen Jahres dachte der Letztere, von
IV
vielen Seiten privatim und öffentlich dazu aufgefor-
dert, ernstlicher als je an die Herausgabe desselben :
er sprach oft über den dabei zu befolgenden Plan
und begann die seit vielen Jahren gesammelten Ma-
terialien zu vervollständigen, als ihn ein plötzlicher
Tod der leidenden Menschheit, der er durch Werke
der Liebe, wie der Wissenschaft, der er durch Wort
und Schrift unablässig gedient, entrifs. Die Hinter-
bliebenen des edlen Todten vertrauten mir, dem
schon früher vergönnt war, an ähnlichen Arbeiten
des Verfassers, namentlich an der Uebcrarbeitung
der beiden ersten Bände bei ihrer Wiederanflegung
Theil zu nehmen, die Materialien dieses Werkes zur
Herausgabe an: ein Vermächtnifs , das mir um so
theurer war, als ich durch die darauf verwendete
Mühe und Arbeit auch öffentlich den Dank betäti-
gen konnte, den ich für den reichen Schatz von Wer-
ken der Liebe, die der Lebende an mir gethan, den
theuren Manen des Entschlafenen, so lange ich athme,
wissen werde.
Die hinterlassenen Materialien bestanden theils
in Notizen über ganze Gruppen von europäischen
Heilquellen, mehr aber noch in Bemerkungen über
einzelne Mineralwasser, die der Verstorbene theils
auf seinen Reisen selber gemacht, theils in einem
ausgebreiteten Briefwechsel mit Gelehrten in fast al-
len europäischen Ländern sich erworben, theils aus
v
einer anhaltenden auf dies Ziel hingerichteten Leetüre
gesammelt hatte. Zu einem Ganzen waren diesel-
ben aber noch nirgends verbunden, doch fanden sich
viele Heilquellen Spaniens auch bis ins Einzelnste ausr-
gearbeitet vor, wie denn auch die bis dahin erschie-
nenen Bände der Encyklopädie der medizinischen
Wissenschaften eine Menge von Artikeln über ein-
zelne europäische Mineralquellen von der Feder des
A^erewigten enthalten. Aufserdem stand dem Heraus-
geber die reiche Bibliothek von Brunnenschriften zu
Gebote, welche der Verfasser während seines Lebens
mit Eifer und Umsicht gesammelt und wie eine ähn-
liche wohl schwerlich noch existiren möchte: sie ist
durch testamentarische Verfügung in den Besitz der
Bibliothek der Königl. Friedrichs-AVilhelms-Universi-
tät zu Berlin übergegangen, ihre Benutzung aber
wurde mir mit dankenswerther Liberalität verstat-
tet. Bei so reichlichen Materialien, zu denen noch
die eigenen Collectaneen des Herausgebers, welche
derselbe besonders aus der neueren einschlägigen Li-
teratur für die künftige Herausgabe dieses dritten
Bandes seit einigen Jahren auf Antrieb und nach
Anleitung des Verfassers angelegt hatte, kamen, wäre
es gewissenlos gewesen, vor der Mühe des Verar-
beitens zurückzuschrecken: ich unterzog mich der-
selben mit derjenigen Pietät, die ich dem Andenken
meines unvcrgefslichen Wohlthäters und dem ehren-
VI
den Vertrauen der Hinterbliebenen desselben schul-
dig war. Und jetzt, da ich diesen letzten Schlufs
dem mit unausgesetzter Liebe gepflegten Werke an-
zufügen im Begriff bin, darf ich wohl versichern,
dal's, wenn auch die Bearbeitung gelehrteren Hän-
den hätte anvertraut werden können, die unzwei-
felhaft im Einzelnen besser gearbeitet haben wür-
den, als es nun geschehen, ich doch in Hinsicht auf
die Treue und Gewissenhaftigkeit, mit der ich gear-
beitet und mich ganz dem Sinn und dem Plane des
ursprünglichen Verfassers hingegeben, Niemandem
nachzustehen überzeugt bin»
Was nun die Bearbeitung selbst betrifft, so wird
der Plan derselben dem geneigten Leser aus dem
Werke selbst leicht entgegentreten, Im Allgemeinen
war sie durch den zweiten Band des Werkes schon
vorgebildet und der Verfasser hatte nach seinen
Aeufserungen zu dem Herausgeber von dem dort
befolgten Plane nicht abgehen wollen. Ich habe mir
daher auch keine Abänderungen erlauben dürfen,
aufser^ denjenigen, welche durch den Stoff selbst,
der in diesem Schlufsbande auf weniger bekannte
Gebiete führt, geboten wurden; auch wird man
leicht erkennen, dafs ich bei Gruppirung der Heil-
quellen der einzelnen Länder, gegen welche Ausstei-
lungen erhoben worden sind, möglichst bedacht ge-
wesen bin, die politische Eintheilung mit den na-
VIS
türlichen Bodenverhältnissen in Einklang zu bringen.
Die jeder Abtheilung als Einleitung vorangeschick-
ten geographischen Lebersichten wird man hoffentlich
nicht ungern sehen, da sie für die leichtere Orienti-
rung auf aufserdeutschen Gebieten nicht ganz über-
flüssig schienen und aufserdem wenig Raum einneh-
men. An sie schliefsen sich die Darstellung der geo-
gnostischen Verhältnisse mit besonderer Rücksicht
auf die etwa vorkommenden vulkanischen Erschei-
nungen, ferner Bemerkungen über die klimatischen
Bezüge, die Geschichte der Heilquellen und ihre
medizinische Benutzung, endlich die Literatur der-
selben an. Bei der Beschreibung der einzelnen Heil-
quellen bin ich ganz der im zweiten Bande vorge-
zeichneten Anordnung gefolgt und habe mich hier
der gröfstmöglichsten Vollständigkeit, die hoffentlich
nur wenig nachzutragen übrig gelassen haben wird,
befleifsigt: die Lage, die Geschichte und jetzige Ein-
richtung, die geognostischen und Ursprungsverhält-
nisse, die physikalischen und chemischen Eigenschaf-
ten, die Wirkung und Anwendungsart des Mineral-
wassers werden jedesmal erörtert und am Schlüsse
die über dasselbe erschienenen Schriften aufgeführt.
Letzteres war aufserdem auch Pßicht des Herausge-
bers, gleichsam um die Quellen anzugeben, aus de-
nen er geschöpft, da ein Werk, wie das vorliegende,
seiner Natur nach mehr die niedergelegten Erfahrun-
VIII
gen und Beobachtungen 'Anderer enthalten mufs;
der Herausgeber kann sich hierbei kaum ein anderes
Verdienst zuschreiben als das der Treue und Gewissen-
haftigkeit bis ins scheinbar Unbedeutende hinein, und
er will in Bezug hierauf nur bemerken, dafs er die
citirten Schriften gröfstentheils, die neueren aber und
diejenigen, auf welche er sich speziell bezogen, im-
mer im Originale vor sich gehabt und die bezügli-
chen Daten aus ihnen entlehnt hat. Durch dieses
Verfahren glaubt er einen grofsen Theil fortgepflanz-
ter Irrthümer beseitigt zu haben, was bei einer Ver-
gleichung dieses Werkes mit ähnlichen in den Par-
tieen, welche sie etwa gemeinsam behandeln, sich
leicht würde nachweisen lassen. Wenn trotz dem
Falsches stehen geblieben oder wohl gar erst gewor-
den, Wichtiges aber übersehen sein möchte, so wird
dies der billige Leser in Betracht der grofsen Schwie-
rigkeiten, wrelche eine so umfassende Arbeit, die ein
ungeheures Material zu bewältigen und es mit der
Literatur fast aller europäischen Sprachen zu thun
hatte, mit sich führt, gewifs gern entschuldigen; der
Herausgeber aber wird es stets dankbar anerkennen,
wenn er auf Irrthümer oder unzureichende Kennt-
nifs von Einzelnheiten aufmerksam gemacht wird,
Was endlich das Verhältnifs dieses Werkes zur
Wissenschaft und seinen Antheil an der Förderung
derselben betrifft, so scheint dem Unterzeichneten
IX
über das Bedürfnifs nach einer Bearbeitung der eu-
ropäischen Heilquellen noch etwas zu sagen, über-
flüssig. So ausgezeichnete Schriften wir auch über
die Heilquellen Deutschlands besitzen, so sind doch
die reichen Schätze namentlich der französischen,
englischen und italienischen Literatur über balneo-
logische Gegenstände bisher noch wenig benutzt
worden, und doch müfste es, da auch trotz des bis-
her Geleisteten immer noch ein ausgedehntes Feld
für weitere Untersuchungen offen steht, da noch
manches Dunkel aufzuhellen, mancher Streit zu
schlichten, mancher Zweifel zu lösen übrig ist, von
der äufsersten Wichtigkeit sein, mehr als bisher ge-
schehen, nicht allein die deutschen Heilquellen zur
Basis balneologischer Forschungen zu wählen, son-
dern so viel als möglich die Heilquellen anderer
Länder in den Kreis der Untersuchung zu ziehen.
Denn so sehr der Botaniker z. B. zu einem gründli-
chen Studium seiner Wissenschaft eines weitern Ge-
sichtskreises, als die beschränkten Grenzen seines Va-
terlandes, bedarf, eben so sehr würde es auch der
Heilquellenlehre förderlich sein , wenn die For-
schungen mehr und mehr auch über fremde Mine-
ralwasser nach ihren naturhistorischen, chemischen
und therapeutischen Beziehungen sich verbreiteten.
Dies nun geschieht zum ersten Male in verhältnifs-
mäfsig gröfster Vollständigkeit für die Mineralquellen
X
Europas in vorliegendem Werke, welches die Heil-
quellen der Schweiz, Frankreichs, Italiens, der Py-
renäischen Halbinsel, Grofsbritanniens , der Scandi-
navischen Halbinsel, Islands, Rufslands und Grie-
chenlands, so wie die europäischen Seebäder und
Strandkurorte umfafst und womit die „Darstellung
der bekannten Heilquellen der vorzüglichsten Län-
der Europa's" geschlossen ist. Möge diese Arbeit
als ein der Wissenschaft, die sie zu fördern bestimmt
ist, nicht unwillkommener und des ursprünglichen Ver-
fassers, der durch seine Forschungen diesen Zweig
der Hei [Wissenschaft zu einer höheren Entwickelung
führte, nicht unwerther Beitrag von billigen und mit
der Schwierigkeit einer solchen Aufgabe nicht unbe-
kannten Beurtheilern angesehen werden : dann würde
der Unterzeichnete für die Hingebung, mit welcher
er sich der mit einer so weitläufigen Arbeit ver-
bundenen Mühe und Anstrengung gern und aus in-
nerem Antriebe unterzogen hat, sich doppelt belohnt
erachten.
Berlin, den 25. Mai 1843.
Dr. Fr. Zabel
Inhal L
Dritter Theil. Darstellung der einzelnen be-
kannten Heilquellen (Fortsetzung)
Dritte Abtheilung. Die Heilquellen der Schweiz
I. Die Heilquellen im Canton Wallis .
II. Die Heilquellen im Canton Tessiu . .
III. Die Heilquellen im Canton Uri
IV. Die Heilquellen im Canton Graubündten
V. Die Heilquellen im Canton Unterwaiden
VI. Die Heilquellen im Canton Schwyz
VII. Die Heilquellen im Canton Glarus
VIII. Die Heilquellen im Canton Zug .
IX. Die Heilquellen im Canton St. Gallen .
X. Die Heilquellen im Canton Appenzell
XI. Die Heilquellen im Canton Thurgau
XII. Die Heilquellen im Canton Schaffhausen
XIII. Die Heilquellen im Waadtlande .
XIV. Die Heilquellen im Canton Freiburg .
XV. Die Heilquellen im Canton Bern .
XVI. Die Heilquellen im Canton Solothurn
XVII. Die Heilquellen im Canton Aargau .
XVIII. Die Heilquellen im Canton Luzern .
XIX Die Heilquellen im Canton Zürich
XX. Die Heilquellen im Canton Genf.
XXI. Die Heilquellen im Canton Neueuburg
XXII. Die Heilquellen im Canton Basel
Vierte Abtheilung. Die Heilquellen Frankreichs
I. Die Heilquellen des Gebiets der Alpen. .
A. Die Heilquellen der Provence
B. Die Heilquellen der Dauphiu6 . . .
Seite
3
33
40
52
55
83
S6
93
101
103
125
139
142
144
155
160
184
190
214
219
225
226
229
233
267
269
28 t
XI!
II. Die Heilquellen des Gebiets der Pjrenäen . , 293
A. Die östlichen Pyrenäenbäder . . . 306
B. Die westlichen Pyrenäenbäder . . . 347
III. Die Heilquellen des Gebiets von Hocbfrankreich
(Cevenncn mit ihren Verzweigungen) ... 413
A. Die Heilquellen von Vivarais, Velay und
Gevaudan . 420
B. Die Heilquellen von Lyonnais und Auvergne 43S
C. Die Heilquellen von Rouergne, Limousin,
Marche und Bourbonnais .... 486
D. Die Heilq. der Küstenterrasse von Languedoc 531
IV. Die Heilquellen des Verbindungsgliedes zwischen
der nördlichen und südlichen Hochmasse, und die
Heilquellen des Jura (Gebirge von Charolais, die
Cöte d'Or, das Plateau von Langres, — der Jura) 549
A. Die Heilquellen der ßourgogne . . . 551
B. Die Heilquellen der südlichen Francbe-Cornte 565
V. Die Heilquellen des Gebiets der Vogesen . . 570
A. Die Heilquellen des Elsafs .... 579
B. Die Heilquellen der nördlichen Franche-Comte
und Lothringens ...... 592
C. Die Heilquellen der Champagne . . . 636
VI. Die Heilquellen des Gebiets des französischen
Tieflandes ........ 650
A. Die Heilquellen des Garonne-Gebiets . . 653
B. Die Heilquellen des Loire-Gebiets . . 657
C. Die Heilquellen des Seine-Gebiets . . 676
VII. Die Heilquellen von Corsika .... 716
Fünfte Abtheilung. Die Heilquellen Italiens . 727
I. Die Heilquellen der italienischen Schweiz (Veltlin)
und des Lombardisch - Venetianischen Königreichs
(Alpen-Euganeen) 757
A. Die Heilquellen des Veltlins . ... 762
B. Die Heilquellen des Lombardisch-Venetiani*
sehen Königreichs 767
II. Die Heilquellen des Königreichs Sardinien . . 798
A. Die Heilquellen des Herzogthums Savoyen
(westlicher Abhang der Grajischen Alpen) . 808
B. Die Heilquellen des Fürstenthums Piemont
(Östlicher Abhang der Cottischen und Graji-
schen und südlicher Abhang der Pennini-
schen Alpen) 840
C. Die Heilquellen der Grafschaft Nizza und
des Herzogthums Genua oder Ligurien (See-
alpen und Apenninen) 874
D. Die Heilquellen der Insel Sardinien . . 880
XIII
III. Die Heilquellen der Herzogtümer Parma, Modcna
und Lucca (nördlicher — ligarischer und toskani-
scher — Apennin)
A. Die Heilquellen im Herzogthum Parma
B. Die Heilquellen im Herzogthum Modena
C. Die Heilquellen im Herzogthum Lucca
IV. Die Heilquellen des Grofsherzogthums Toscana .
A. Die Heilquellen im Compartimento von Pisa
B. Die Heilquellen im Compartimento von Flo-
renz und Arezzo ......
C. Die Heilquellen im Compartimento von Siena
und Grosseto
V. Die Heilquellend. Kirchenstaats (römischer Apennin)
VI. Die Heilquellen des Königreichs beider Sicilicn
(neapolitanischer Apennin) ....
A. Die Heilquellen Unter-Italiens und der Insel
Ischia .......
B. Die Heilquellen Siciliens und der Liparischen
Inseln
Sechste Abtheilung, Die Heilquellen der Pyre
näischen Halbinsel
A. Die Heilquellen des Königreichs Spanien
1. Die Pyrenäen und die Tiefebene des Ebro
(Catalonien, Aragon und Navarra)
2. Der Nordrand (baskische Provinzen, Asturien
und Galizien) ......
3. Die Hochfläche (Leon und Altkastilien -^
Estremadura und Neukastilien)
4. Die Tiefebene des Guadalquivir (Andalusien
5. Die Sierra Nevada (Grauada)
6. Die Küsten-Provinzen (Murcia und Valencia
B. Die Heilquellen des Königreichs Portugal
886
886
8S7
889
896
910
9G0
1006
1068
1081
1085
1140
1157
1179
1179
1189
1200
12-23
1231
1247
1253
Siebente Abtheilung. Die Heilq. Großbritanniens 1259
A. Die Heilquellen des Königreichs England . . 1272
B. Die Heilquellen des Königreichs Schottland . . 1315
C. Die Heilquellen der Insel Ireland .... 1322
Achte Abtheilung-. Die Heilquellen der Scandi-
navischen Halbinsel 1327
1. Die Heilquellen im eigentlichen Schweden . . 1336
2. Die Heilquellen in Gothland 1344
3. Die Heilquellen in Nordland 1354
XIV
Anhang: Heilquellen Dänemarks t t
Heifse Quellen und Gesundbrunnen der Insel Island
Neunte Abtheilung. Die Heilquellen des russi
sehen Reichs, Polens, der Moldau und Wallachei
A. Die Heilquellen im europäischen Rufsland
1. Heilquellen im Gebiet der Wolga . ,
2. Heilquellen im Gebiet des Dnjepr .
3. Heilquellen im Gebiet des Dnjestr
4. Heilquellen im Gebiet des Njeinen
5. Heilquellen im Gebiet der Diina .
6. Heilquellen im Gebiet der WolchoW
7. Heilquellen im Gebiet der Dwina .
8. Heilquellen im Gebiet des Uralgebirges
9. Heilquellen im Gebiet des Kaukasus
B. Die Heilquellen des Königreichs Polen .
C. Die Heilquellen der Moldau und Wallachei .
a. Die Heilquellen der Moldau .
b. Die Heilquellen der Wallachei
Zehnte Abtheilung. Die Heilquellen des König-
reichs Griechenland
Die Seebäder und Strand
Eilfte Abtheilung,
kurorte Europas ....
Oceanographie von Europa
Charakterisirung der europäischen Meere
I. Mittelländisches Meer
1. Seebäder und Strandkurorte an den Küsten
Italiens
2. Seebäder und Strandkurorte an den Küsten
Frankreichs
3. Seebäder an den Küsten Spaniens
II. Atlantisches Meer
1. Seeb.anden Küsten der Pyrenäischen Halbinsel
2. Seebäder an den Küsten Frankreichs
3 Seebäder und Strandkurorte au den Küsten
Grofsbritanniens ....
4. Seebäder an den Küsten Schwedens
III. Baltisches Meer . . . . .
Seebäder an den Küsten Rufslands .
IV. Schwarzes Meer
Seebäder bei Odessa . . .
1354
1355
1365
1377
1377
1388
1392
1392
1393
1401
1406
1407
1410
1434
1443
1443
1444
1449
1473
1475
1480
1491
1491
1506
1510
1511
1511
1511
1515
1524
1525
1525
1527
1527
Fünfte Abtheillink.
»■
Die Heilquellen Italiens.
III. The.l. A.-in
'ie Lage Italiens, um wiederum mit der geographi-
schen Ueb ersieht des Landes zu beginnen, ist eine
höchst merkwürdige. Indem es sich von dem europäischen
Abendlande dreizehn Längengrade weit nach Südosten aus-
dehnt und mit seinen beiden Südspitzen sich Griechenland anzu-
klammern scheint, hat es die Kultur des gebildeten Ostens
dem barbarischen Westen übertragen, wie es physisch den
europäischen Norden und den afrikanischen Süden vermit-
telt. Denn während vulkanisches Feuer und die Gluth-
windc Afrika's seine Luft in hohem Grade erhitzen, umzie-
hen die eisigen Alpen seine Nordgrenze, so dafs von der
Alpenrose und dem Alpenmoose bis zu den Agrumi, ja so-
gar bis zur Palme die Vegetation alle dazwischen liegen-
den Abstufungen durchläuft.
Von dem kurzen aber steilen Ostabfall der West-Al-
pen reicht die sardinische Provinz Piemont in die weiten
lombardischen Ebenen am Po hinein, ihren Namen also mit
Recht tragend, während das Stamuiland dieses Königreichs,
Savoyen, jenseit des Ilauptzuges liegt und die Mau-
rienne am Are, die Tarantaise an der lsere umschliefst
und im Montblanc zu 14800 F. Höhe aufsteigt, wogegen
das Bergland von Carouge um die Seen von Annecy und
Bourget niedriger zum Rhone, und jenseit des hohen Fau-
Aaa 2
730
cigny an der Arve mit dem niedrigeren Chablais an
der Dromse zum Gcnfer-Sce sich hinabsenkt.
In den Mittel-Alpen liegt das Thal von Aosta an der
Dora-Baltea parallel mit dem Wallis, nur nach entgegen
gesetzter Himmelsgegend gerichtet, bis bei Ivrea der Flufs
das Gebirge verläfst und südlich dem Po zueilt. Der
Tessin, durch den Lago maggiore, trennt das sardinische
und österreichische Mailand; in letzterm greift Italien am
Lago di Como und im Val Teilina oder dem Veltlin
an der Adda weit in die rhätischen Alpen hinein bis zum
Wormscr Joch, dessen Pafs nach dem Tyroler Vintschgau
anderEtsch hinüber führt. Darauf reichen weiter abwärts
an dem südwärts gewendeten Lauf dieses Flusses die wäl-
schen Confinien Tyrpls weit nach Süden und lassen am
Garda-See, so wie an den parallelen Küstenströmen des
Adria-Mecres Italien nur einen schmalen Abhang der Alpen
übrig, bis die julischen Alpen, jenseit des Isonzo auch auf
der Nordost-Seite Italien von den dahinterliegenden illyri-
schen Landschaften trennen und hier Aquileja zum Schlüs-
sel ihrer Pässe machen. Die zahlreichen Thal er, welche
von der Südseite her in diesen, grofsen Gebirgswall der
Kalk -Alpen einschneiden, sind gegen Norden geschützt,
den heifsen Winden und den Strahlen der Mittagssonne
ausgesetzt, welche die Temperatur oft auf sehr drückende
Weise erhöhen, dafür aber auch einen Pflanzenwuchs er-
zeugen, der mit dem süditalischen überein stimmt und sich
wesentlich von dein der weiten lombardischen Ebenen un-
terscheidet.
Vergeblich sehnt sich der Reisende in diesen Ebenen
nach italischem Himmel, nach italischer Luft. Der Duft,
der über die süditalischen Landschaften ausgegossen ist,
fehlt hier; der „a'er crassus" ruht schwer auf der Ebene.
Dafür aber durchwandert der Reisende einen weiten Gar-
ten, mit zahl- und volkreichen Ortschaften besä't, von Hek-
ken und hohen Baum- Alleen durchschnitten, an denen die
Weinrebe sich fortrankt und auf dem horizontalen Boden
731
die Aussieht nach reohts und links beschränkt. Denn all-
mählig senkt sich der Po von Turin (732 F. hoch) zum
Meere hinab (Padua 31 F. hoch), und nur die 1600 F. ho-
hen Euganeen und bericischen Berge zwischen Verona und
Padua unterbrechen diese Einförmigkeit. Der Po sowohl
wie seine alpinen und apenninisohen Zuflüsse gehören zu
den arbeitenden Strömen, und so viel Geröll und Schutt-
massen haben sie nach der Ebene hineingeführt, dafs der
Flufs besonders in seinem .unteren Laufe nur durch die
hohen Dämme von Ueberschwemmungen abgehalten wer-
den kann, da sein Spiegel höher liegt als das anliegende
Land. Weite Sumpfungen hat er in seinem Delta gebil-
det und dem Meere so viel Raum abgewonnen, dafs z. B.
die frühere Hafenstadt Ravenna jetzt fast eine Meile vom
Meere entfernt liegt.
An der Riviera di Ponente zwischen den Quellen des
Tanaro und der Bormida's zieht eine 10 — 1500 F. hohe
Gebirgsfläche fort , die steil zum schmalen Meeresstrande
abfällt und nördlich allmählig in die Ebenen Piemonts sich
verläuft. Sie ist das vermittelnde Glied zwischen den Al-
pen und dem Apennin. Denn der Pafs von Boochetla, eine
Tagereise nördlich von Genua, geht bereits über dieöen
letzteren, der von hier in einem girofsen Bogen 150 Meilen
weit Italien der ganzen Länge nach bis zur sicilischen
Meerenge durchschneidet. Ihm fehlen die Spitzen und
Zacken der Alpen; seine abgerundeten kahlen und rauhen
Gipfel gleichen den erstarrten Wogen eines sturmbeweg-
ten Meeres. An seinem Nord- wie an seinem Südende aus
Urgebirgen, namentlich Serpentin und Granit bestehend,
zeigt der übrige, weit gröfsere Theil dieses Zuges einen
ins Graue fallenden Kalkstein ohne Versteinerungen. Bis
zu 1200 F. Meereshöhe steigt am Gestade des Meeres die
Region des immergrünen Laubholzes empor, Eichen und
Kastanien bilden die Hauptbestandteile der Wälder an
seinen Gehängen bis zu 3000 F. Höhe; noch höher bis
5000 F., bis an die Grenze der Waldregion gedeiht die
732
Buche, die 1000 F. höher nur noch zwergr und strauchar-
tig- erscheint und den Alpenpflanzen Platz macht, die bis
7500 F. , ja 9000 F. hinaufsteigen , so dafs nur die höch-
sten Gipfel an die Schneeregion streifen. Als eine grofse
Wetterscheide steigert der Apennin die Regenmenge, wel-
che in Bologna nur 20 Zoll beträgt, an seinem Siidfufse
bis auf 40 Zoll, und sein westwärts geöffneter Bogen
zwingt die Wolkenzüge zu häufigeren Niederschlägen auf
der West- als auf der Ostseite.
Vier Abtheilungen sind es, in welche der Apennin ge-
wöhnlich zerlegt wird, der ligurische, etruskische, römische
und neapolitanische. Ersterer zieht von den Quellen der
Bonnida's an der Südseite von Parma und Mo den a und
auf der Nordseite von Lucca bis zum 6800 F. hohen
Monte Cimone. Sein Mannor-Reichthuni ist bekannt. An
seinem West -Anfange bildet er im Herzogthume Mont-
f er rat ein weites Bergland von untergeordneter Höhe,
das bis zum Po reicht und vom Tanaro nebst den Bormi-
da's durchflössen wird. Ceber den etruskischen Apennin,
der bis zu den Quellen des Arno und der Tiber geht, führt
bei Pietra mala die besuchte Strafse von Bologna nach
Florenz, welche den Haupteingang zur italischen Halbinsel
bildet. Im römischen Apennin, der durch den Kirchen-
staat bis zum 7000 F. hohen Monte Sibylla geht, nimmt
das Gebirge eine mehr südliche Richtung. Von seinem
steilen Ost-Abfall ergiefst sich eine zahlreiche Menge von
kurzen Küstenflüssen zum adriatischen Meere ; sie zerschnei-
den jedoch seinen Kamm nicht, der deshalb nur wenige
Pässe zählt, welche von dem schmaleren östlichen Küsten-
striche in die weiten Gelände an seinem West- Abhänge
führen. Langsamer ist dieser West Abfall, denn Thäler
von 1 — 2000 F. Höhe legen sich hier an und vermitteln den
Uebergang zu niedrigeren Stufen, zu denen ihr Westrand
steil abfällt. Es sind dies die Thäler, in welchen der obere
Lauf des Arno, der Tiber und des Garigliaiio liegen. Un-
ter rechten Winkeln durchbrechen diese Flüsse in den
733
Querthälern von Arezzo, Onvieto und bei Frosinone diesen
Gebirgsparallel und nehmen an dem Westfufse desselben
mit ihrem mittleren Laufe ein zweites Längcnthal ein, das
bei dem Arno nach Norden, bei den beiden andern Flüssen
nach Süden geöffnet ist. Das obere Thal des Garigliano
begleitet bereits den neapolitanischen Apennin, der in den
Abruzzen, im Königreich Neapel, durch das 2000 F.
hohe Thal des oberen Pescara in zwei Züge zerlegt wird,
von denen der westliche den 7700 F. hohen Monte Velino,
der östliche den 9200 F. hohen Gran Sasso und die 9000 F.
hohe Majella enthält. — Um die Quellen des Ofanto, Sele
und Brandano biegt das Gebirge nach Süden um und geht
an der Quelle des Küstenflüfschens Lao in die calabrische
Halbinsel, wo er zwei Plateaux bildet, welche durch den
tiefen Einschnitt bei Nieastro zwischen dem Golfe von
Eufemia und Squillace von einander getrennt sind. Das
nördliche gröfsere durchströmt der Crati in der Richtung
nach Norden, der hernach nach Osten umbiegt und den all-
mähligen Abfall der Hochfläche zum tarentinischen Golf
bezeichnet. Sein westlicher Rand ist wie der des südli-
chen Plateaus steil zum Meere gewendet, an welches das
letztere in den Promontorien dell'Armi und Spartivento so
nahe herantritt, dafs auch nicht einmal ein Küstenpfad
übrigbleibt. Diese Abfülle sind stark bewaldet und schwer
zugänglich; die inneren Flächen sind der Hcerd von Erd-
beben, welche wiederholt die Oberfläche auf eine merkwür-
dige Weise zum Theil gänzlich verändert haben.
Dadurch dafs der Apennin in seinem südlichen Theile
von der adriati sehen zur tyrrhenischeu Seite hinübertritt,
bildet sich vom Fortore an eine Ebene, welche ganz Apu-
lien erfüllt und in der apulischen Halbinsel bis zum Capo
di Leuca ihre Verlängeruug findet. Denn eine irrige An-
sicht ist es, eine südöstliche Verzweigung des Apennin hier
hinein zu leiten. Nur der 5000 F. hohe Monte Gargano in
dem s. g. Sporn Italiens, der sich plötzlich und inselartig
erhebt, unterbricht diese Ebene, welche in der Halbinsel
734
ein grofses Tufflager bildet, eine wellen- und einförmige
Oberfläche hat und zwar einen sterilen Anblick gewährt,
bei sorgfältigem Anbau sich jedoch äufserst fruchtbar zeigt,
selbst an dem sandigen Oststrande.
Ausgedehnter sind die Landschaften, welche den west-
wärts geöffneten Bogen des Apennin bis zum Meere aus-
füllen. Das fruchtbare Thal des Arno, der Garten Tos-
kana's, begrenzt diese Gegenden auf der Nordseite. Von
ihm aus südlich nimmt vulkanischer Boden den ganzen
Raum bis zum Sele ein; zwar ist es nur der Aetna, der
sich noch thätig zeigt, aber die kreisrunden Seen, von
Bergen umkränzt, die besonders zu beiden Seiten der unte-
ren Tiber liegen, erscheinen als erloschene, in sich zusam-
men gestürzte Krater, so wie die vielen kleinen Lagoni
in der toskanischen Küsten-Ebene durch ihre schädlichen
Ausdünstungen die Gegend unbewohnbar machen. Man be-
zeichnet diese kleineren Bergländer der Westseite Italiens
im Allgemeinen mit dem Namen des Subapennin. Der-
selbe beginnt bei dem oben erwähnten nordwärts gerichte-
ten Lauf des Arno, zieht an der sumpfigen Ebene fort,
durch welche ein Kanal vom Arno zur Chiana, einem Ne-
benflufs der Tiber, geleitet ist, folgt dann dieser Chiana
und dem mittleren Laufe der Tiber, welche in einem zwei-
ten rechten Winkel am San Oreste diese Kette durchbricht,
um in der Küstenebene ven Latium ihren unteren Lauf
anzutreten. Dieselbe Bergkette ist es, welche der Tove-
rone bei Tivoli in seinen reizenden Cascaden durchbricht,
und die, nachdem sie bei Terracina ans Meer gestofsen,
durch ein Querthal, das der Garigliano durchsetzt, aber-
mals zerschnitten wird, und endlich da ihr Ende findet, wo
der Volturno an der Einmündung des Calore genöthigt
wird, einen scharfen Winkel zu machen, um in die campa-
nische Ebene einzutreten. Die nördliche Hälfte dieses
dritten Gebirgs-Parallels bildet im Norden der unteren Ti-
ber den Ostrand des Plateau von Toskana, dessen Ebene
am obern Ombronc und seinen Nebenflüssen bis zu 1200 F.
735
sich erbebt, fruchtbar und meist wohl augebaut ist. Sanft
neigt sich diese Hochfläche zum Meere und zu den verru-
fenen Maremmen, deren Boden meist aus weifsein Thon
besteht, der reich mit Schwefel und andern vulkanischen
Erzeugnissen vermischt ist. Nur hin und wieder zeigt ein
Casale an, da fs wenigstens zu Zeiten diese Ebenen bewohnt
sind, denn kaum dafs die Erndte eingebracht, eilt Alles
aus diesen gefäbrlichen Gegenden nach den gesunderen
Höhen zurück, und selbst die Hirten der zahlreichen Büf-
felhcerden, ungeachtet sie in den Sommer-Monaten gesun-
dere Punkte unmittelbar an der Küste wählen, leiden doch
von dem ausmergelnden Malaria-Fieber.
Zum Theil von derselben Beschaffenheit ist die römi-
sche Campagna auf der Südseite der Tiber und an
dem Westfufse der sabinischen Bergketten. Aus ihrer
Nordhälfte erhebt sich fast kreisrund das Albaner Gebirge
im Monte cavo zu etwa 3000 F. Höhe, und zwei Seen, der
von Castel Gandolfo und der von Nemi, die kraterförmige
unergründliche Tiefen füllen, beweisen seine frühere Yul-
kanilät. Die Südhälfte dagegen ist von den pontinischen
Sümpfen ausgefüllt, die ihrer ganzen Länge nach von der
Via Appia, die Papst Paus VI. hier wieder herstellte, durch-
zogen wird. Hohe Ulmen und riesenartige Feigenbäume
beschatten die Strafse so wie die Kanäle, die zur Trok-
kenlegung dieser Sümpfe restaurirt sind, und nicht selten
rankt die Weinrebe von der einen zur andern Seite hinüber.
Doch umsonst entwickelt die Natur hicrselbst eine aufser-
ordentliche Ueppigkeit; die Aria cattiva vertreibt die Be-
völkerung; nur der Büffel weidet in dein hohen Grase,
und nicht selten lauert in dem dichten Gebüsch der Ban-
dit auf Beute.
So wie man den südlichsten Vorsprung der Montes
Lepini bei Terracina, im Osten des Vorgebirges Circello
umgangen hat5 scheint man in andere Regionen versetzt
zu sein. Hier finden sich die ersten Palmen, und statt der
Olive, welche die charakterisirende Frucht Mittel-Italiens
736
ist, bedecken schon in der Ebene von Fondi Orangen-
haine den Abhang der Gebirge. Eine laue Luft weht vom
Meere herüber; eine üppige Vegetation, wie man sie im
mittleren Italien gar nicht kennt, bedeckt den fruchtbaren
Boden, und je weiter nach Süden, desto auffallender wird
diese Veränderung. Den Mittelpunkt dieser- C am pagna
felice bildet die Gegend um den Golf von Neapel, dessen
herrliches Amphitheater eine aufserordentliche Bereicherung
durch die beiden Inseln Ischäa und Capri erhalten hat.
-An seinen Gestaden steigen zwei gröfsere isolirte Berg-
massen aus der Ebene empor, der 3500 F. hohe Vesuv
und das 4000 F. hohe Gebirge von Castellamare. Nur eine
zweite Ebene läfst sich gewissermaafsen diesem herrlichen
Panorama zur Seite stellen; es ist die von Catänia auf
Sicilien, die von der Giaretta durchflössen, auf der Nord-
seite von dein 10,000 F. hohen Monte Gibello oder Aetna
begrenzt Avird, und eine Vegetation zeigt, die schon der
tropischen ähnlich ist.
Ganz Italien ist in allen seinen Theilen, hier mehr
dort weniger, jeder Art von Aeufeerung der vulkanischen
Kräfte und des unter der oberen Erdrinde wirkenden che-
mischen Prozesses unterworfen, der in Trachyt- und Ba-
saltgebirgen , in warmen Quellen und in von Zeit zu Zeit
wenn auch nur schwach erfolgenden Erschütterungen des
Bodens zur Erscheinung kommt; aber der merkwürdigste
Schauplatz dieser Art in ganz Europa ist das südliche
Italien, das fast unaufhörlich bewegt ist und noch jetzt
thätige Vulkane enthält, so dafs dieser letztgenannte Theil
des Landes als der Mittelpunkt eines grofsen vom Caspi-
schen Meere mitten durch das mittelländische Meer hin-
durch bis in den Ocean reichenden Erschütterungskreises
anzusehen ist, in welchem die vulkanischen Erscheinungen
und Erdbeben sich am häufigsten und heftigsten zeigen,
während das nördliche Italien bis zu den Alpen hin mehr
wie jedes andre in derselben Mitleidenhcit stehende Land
im sichtbarsten Zusammenhange mit ihnen steht. Wir uu-
737
terwerfen daher Italien Ilinsichts seiner vulkanischen
Erscheinungen einer besondern zusammenhängenden
Betrachtung,*) womit wir zugleich eine Darstellung seiner
geognostischen Verhältnisse verbinden.
Um zuerst von Unter-Italien und insbesondere von
Campanien zu reden, so findet man auf einer von Bari
über Benevent und Capua bis nach den Ponza - Inseln ge-
zogenen Linie Schritt vor Schritt die Spuren von Erdbeben,
die sich dort fast in allen Zeiten wiederholt haben. Die
in diesen Gegenden aus Kalkstein bestehende Kette der
Apenninen selbst und im Ganzen zeigt zwar hier so wenig
als in ihrem übrigen Zuge Spuren ehemaliger Vulcanität;,
allein mehrere einzelne Punkte neben derselben zeigen sol-
che Spuren allerdings : dahin gehören auf der Ostseite dei*
Gebirgskette der Berg Vulture bei Melfi, .der ein wirkliche
Laven enthaltender, ausgebrannter oder ruhender Vulkan
ist, und auf der Westseite der Apenninen der Lacus Am-
sancti unweit Frigento, der aus mehreren kleinen theils von
Regenwasser erfüllten theils trocknen Kesseln besteht., an
denen mehr oder minder heftiges Aushauchen von Was-
serstoffgas und kohlensaurem Gase stattfindet. An der
Südwestseite der Apenninen aber, durch die ganze italieni-
sche Halbinsel finden sich diese Spuren noch weit häufiger
und zwar am häufigsten und entschiedensten im Süden der
vorhin bezeichneten Linie.
Der kleine Gebirgszug, der von den Apenninen &egen
das westliche Meer laufend sich mit dem wegen seines
Weines berühmten Berge Massicus endigt und da.s glück-
liche Campanien im Norden begrenzt, zeigt ebenfalls un-
verkennbare Ueberbleibsel altvulkanischer Wirkungen in
den hier vorhandenen Lavaströmen, ausgebrannten Vulka-
nen, Gasexhalationen und Schwefelwasserquellen, die in
einem grofsen Räume Kalktuff absetzen, — und südlich
*) v. Hoff, Geschichte der natürlichen Veräuderumj;en der Erd-
oberfläche. Tb. II. S. 180 ff., 221 ff., 319 ff.
738
vom Massicus, westlich von Nola und Salerno linden wir
mitten in der Ebene Campaniens die eigentlichen brennen-
den (Phlegräischen) Felder, einen Punkt, welcher in Hin-
sicht der vulkanischen Bewegung unter allen bekannten
der Erde einer der thätigsten seit vielen Jahrhunderten ist.
Der Vesuv , das Haupt dieser Gegend , hat sich seit dem
im J. 79 unserer Zeitrechnung erfolgten Ausbruch, wo
Plinius das Leben verlor, durch seine oft furchtbaren mit
Erdbeben verbundenen Eruptionen, von denen die Nachrich-
ten in dem Verhältnifs zunehmen, als die Zeit sich der
unsrigen nähert, ausgezeichnet ; aber von der vulkanischen
Thätigkeit anderer Punkte in seiner Nähe bestehen Ueber-
licferuugen aus noch älterer Zeit: wir erinnern nur an die
mit dem Namen der Phlegräischen Felder zusammenhän-
genden Mythen, an die seit den ältesten Zeiten bekannten
Thermen von Bajae und, in der Nähe von Neapel, an den
Averner See, den Lacus Acherusius, die Schwefelthermal-
quellen von Pozzuoli, und besonders an die seit undenkli-
chen Zeiten brennende Solfatara nahe bei dieser Stadt,
woran sich westlich von den Phlegräischen Feldern und
eigentlich als Fortsetzung derselben, die Inseln Procida
und Ischia (Pithecusae der Alten), die nach Plinius durch
vulkanische Ausbrüche im Meere entstanden und unzwei-
felhaft vulkanischer Natur sind, anschliefsen.
Das südlicher gelegene Calabrien ist oft wieder-
kehrenden Erdbeben unterworfen und hat dieselben fast
immer zugleich mit Sicilien empfunden, so dafs diese
beiden nur durch einen schmalen Meeresarm geschiedenen
Länder zusammen einen besondern untergeordneten Er-
schütterungsbezirk zu bilden scheinen, auf welchen der un-
terirdische Gährungsprozefs so stark wirkt, dafs er sich
daselbst in dem Aetna einen der gröfsten Ausführungska-
näle auf der Erde gebrochen und durch Jahrtausende er-
halten hat. Die eigentlich vulkanische Gegend Siciliens
ist der Calabrien zunächst und gegenüber liegende Theil
der Provinz Val-Demona,- das Urgebirgc der Insel besteht
739
aus Gebirgszügen verschiedener Formationen, unter denen
die Hauptkette als eine Fortsetzung der Apenninen anzu-
sehen ist und sich vom Capo grosso an durch die ganze
Insel zieht, bis an ihre südwestliche Seite westlich von
Sciacca; aber auch dieser Theil zeigt, seine nahe Verbin-
dung mit dem Sitze des vulkanischen Prozesses auf man-
nigfaltige Weise. Fast alle Quellwasser Slciliens enthalten
mehr oder weniger Kohlensäure, Kochsalz, Schwefelwas-
serstoffgas, Eisen und andere mineralische Theile, auch
Naphtha und Bergöl ; mehrere dieser Quellen haben eine
hohe Temperatur: es befinden sich deren, worunter meh-
rere von 40 — 59° R. Temperatur, bei Catania, ßiancavilla,
Milo, Aci Reale, Paterno, Belpasso, Termini, Sclofani süd-
lich von Termini im Val-di-Mazzara, beim Fort Cefalu, bei
Ali, um den Berg Calogero unweit Sciacca u. m. a.; auch
Calabricn enthält warme Quellen, z. B. bei Fcroleto und
Santa Eufemia. In der Gegend des Calogero dringen an
vielen Punkten, nebst warmen und mineralischen Quellen,
Wasserdämpfe und Schwefeldampf aus dem Boden hervor.
Bekannt ist auch die Erscheinung der sogenannten Maca-
lubi, fünf Miglien im Norden von Girgenti. Dort erhebt
sich eine in der Mitte wenig vertiefte und von einem fla-
chen Thale umgebene Fläche, die ungefähr eine halbe
italienische Meile im Umkreise hat. Der niedrige Fufs der
Kalksteinberge über Girgenti ist dort mit kleinen Erhöhun-
gen von Kreidemergel bedeckt, auf denen Quarzkiesel zer-
streut liegen, und welche dichten und krystallisirten Gyps
und eine Menge von Schwefelkies enthalten. Einige Quellen
dieser Gegend bringen etwas Naphtha und Bergöl mit
herauf. Nach anhaltendem Regen erhebt sich diese Fläche,
das Wasser weicht den Kreidemergel auf und es bildet
sich daselbst ein kleiner schlammiger See, auf dessen
Oberfläche überall Luftblasen aufsteigen, die Wasser und
Schlamm emporwerfen. Bei trocknem Wetter trocknet
dieser Schlamm ein und bekommt Risse nach allen Rich-
tungen. Dann erheben die kleinen Luftausströmungen auf
740
der ganzen Fläche, besonders aber in ihrer Mitte, die
trockne Erdrinde bis auf zwei bis drei Fufs Höhe; diese
spaltet sich, bricht in Stücke und man sieht runde Löcher
von etwa ein Fufs Durchmesser, aus denen die unterirdi-
schen Gasströme den frisch aufgeweichten Kreidemergel
hervorspritzen. Dies geschieht zuweilen mit ziemlichem
Geräusch und es bilden sich von dem emporgeworfenen
und nach allen Seiten abfliegenden Schlamme kleine ab-
gestumpfte-Kegel. Die ganze Fläche ist mit solchen klei-
nen Kegeln besetzt, die oft nur zwei bis drei Fufs von
einander entfernt stehen. Hier und da bleiben auch kleine
Wasser- und Schlamm-Tümpfel stehen, die immerfort Bla-
sen auswerfen, gleich als wenn sie kochten. Ist alles aus-
getrocknet, dann setzt sich auf dem erhärteten Schlamm
Salz ab, auch etwas Bergöl, welches dort immer auf der
Oberfläche des Wassers schwimmt.
Das Phänomen des Gasausblasens findet sich aber in
Sicilien nicht blos an diesem Orte, sondern auch noch an
einigen andern. Drei italienische Meilen weiter gegen Nor-
den und acht von Girgenti z. B. in der Campagna Bissana
sind unzählige kleine Hügel von Kreidemergel, jeder mit
einem Loche in der Mitte, welche durch Gasausblasen
gebildet worden sind ; einige solcher Hügel bei Terrapilata
unweit Caltanisetta sollen bei Erdbeben, die Sicilien treffen,
jederzeit Risse bekommen, die sich weit von ihnen ab er-
strecken. Von anderen Gasexhalationen, wie dem Lago
Naftia bei Palagonia, werden wir im Zusammenhange mit
den Heilquellen bei Sicilien reden.
Mit dem bisher betrachteten Mittelpunkte der mittel-
meerischen Vulkan-Linie steht nun auch das übrige Italien
seitwärts von jener Linie im sichtbarsten Zusammenhang,
der sich längs der ganzen apenninischen Halbinsel parallel
mit ihrer durch die Apenninenkette bestimmten Form, zeigt.
Es ist daher noch übrig, der Seitenrichtung der hierher
gehörenden Erscheinungen von dem Punkte an, wo wir
741
ausgingen, etwa in der Breite von Rom, bis zu dem Fufse
der Alpen nachzugehen.
Die Spuren von vulkanischem Boden ziehen sich ohne
Unterbrechung ;von den Pontinischen Sümpfen an durch
den ganzen Kirchenstaat. Das Albanergebirg besteht
bekannt erweise fast ganz aus altvulkanischen Substanzen,
ohne dafs von vulkanischer Thätigkeit in demselben wäh-
rend der historischen Zeit etwas bekannt wäre. Hinsichts
der physischen Beschaffenheit des Bodens der Stadt Rom
selbst und der nächsten Gegend um dieselbe, 'über welche
die Meinungen der Naturforscher eine Zeit lang getheilt
gewesen, scheint aufser Zweifel, dafs Niederlagen vulka-
nischer, in der Nähe von Rom ausgeworfener Substanzen
dort von dem alten Meere zusammengeführt und befestigt,
den Boden der Stadt zum grofsen Theil gebildet haben;
denn Spuren eigentlicher Lavaströme findet man dort in
der Nähe nicht, sondern allein weiter südlich bei Capo di
Bove nach dem Albaner- Gebirge zu: aber die vulkanischen
Tuffe liegen vom Cap Miseno bis Radicofani regelmässig
über die weitesten Flächen verbreitet. Von warmen Quel-
len im Umkreise von Rom bestehen zwar ältere Sagen,
doch sind die Quellen selbst verschwunden ; auch noch
östlich won Tivoli ziehen sich Niederlagen von vulkanischen
Substanzen bis tief in die Thäler der Apenninen.
Der Zug des basaltischen und altvulkanischen Gebir-
ges wird durch die Umgebungen des Sees von Bracciano,
der Stadt Viterbo, des Sees von Bolsena und durch die
Gegend von Radicofani bis in das Florentinische be-
zeichnet. Ihn begleiten zu beiden Seiten die, zum Theil
durch mächtige hepatische Gasausströmungen ausgezeich-
neten Schwefelquellen und warme Quellen des Lago di
Bagni oder Solfatara zwischen Rom und Tivoli, am See
von Bracciano, bei Civita-vecchia und Tolfa, dann näher
an dem Rücken der Apenninen die von Nocera und Gualdo;
im Florentinischen die warmen Quellen bei San Filippo un-
weit Radicofani, bei Massa di Marcmma, Castel nuovo di
742
Val ili Cecina, Monte Cervoli, Bagnia-Ripoli unweit Florenz,
Noce im Pisaniscben, die berühmten Bäder von Pisa, die
Erdfeuer bis Pietra Mala, ßarigazzo und an mehreren Or-
ten im Modenesischen, im Bolognesischen bei La Serra
de Grilli, im Pamesanischen bei Lesignano di Torre chiara
und bei Vclleja unweit Piacenza. Diese Erdfeuer, die ent-
weder permament brennen oder bei Annäherung von Luft
sich sogleich entzünden, finden sich gerade um den Punkt,
wo der Zug der vulkanischen Erscheinungen in seiner von
Südost nach Nordwest gehenden Hauptrichtung die dort
fast ganz von Osten nach Westen gebogene Apenninen-
kettc durchschneidet. Wir werden auf dieselben, welche
als spontane Kohlenwasserstoifgasquellen anzusehen sind,
am geeigneten Orte zurückkommen ; bis jetzt werden sie we-
der medizinisch noch technisch benutzt, aufser dafs die
Hirten sich und ihr Essen an denselben wärmen: nur die
Bewohner Barigazzo's, eines Dorfes in der Provinz Gar-
fagnana, verwenden nach Valentini*) die Gluth eines
solchen Erdfeuers seit langer Zeit sehr geschickt zum
Kalk- und Ziegelbrennen.
Noch eine andere Erscheinung begleitet diesen Zug,
welche ebenfalls dazu dient, seine Eigenthümlichkeit zu
bezeichnen, nämlich die der sogenannten Salse, auch Gor-
gogli, Bollitori, Luft- oder Schlammvulkane genannt, die
mit denen der vorhin erwähnten Macalubi in Sicilien über-
einkommt : von diesen finden sich mehrere auf einem mit
der Richtung der Apenninenkette parallel laufenden und.
zu dem nördlichen Fufse derselben gehörenden Striche,
von der Gegend von Imola an bis in die von Parma, wie
bei Imola, Sassuno (südwestlich von Bologna), Maina, Ni-
rano, Monte-Gibbio, Sassuolo bei Reggio, Querzuola, Ca-
sola im Modenesischen und Torrechiara im Parmesanischen.
In der Nähe einiger dieser Orte sind auch Erdoelcuiellen.
Nörd-
*) Vojii^e en Italic. 1826. p. -344.
743
Nördlich von den Apenninen unterbricht das g-rofse
Thal des Po mit seinen breiten Niederungen die Gebirgs-
züge aller Art ; aber jenseits desselben, sobald der Boden
wieder ansteigt, erheben sich wieder Basaltgebirge und mit
ihnen erscheinen auch die warmen Quellen von Neuem:
diese letzteren vorzüglich am östlichen Ende der Vorge-
birge der Alpenkette, bei St Michel und Caldiero im Ve-
ronesischen, und bei Abano am Fufse der Euganeen. Was
die auf der südlichen Seite der Alpen befindlichen Berge
betrifft, in denen eine vormals vulkanische Beschaffenheit
erkannt wird, so sind die Meinungen der Naturforscher
getheilt gewesen, und wenn auch mehre Punkte, die von
Einigen als eine vulkanische Einfassung des südlichen Fu-
fses der Alpen beweisend angeführt worden, unzweifelhaft
wenigstens Basalt- und Phonolithberge sind, so erwarten
doch andere noch eine nähere Untersuchung in dieser Hin-
sicht. Sie reihen sich von Osten nach Westen in folgen-
der Ordnung an einander: die östlichsten sind die bekann-
ten Euganeen bei Padua, über deren altvulkanische Natur
wohl kein Zweifel mehr obwaltet ; hierauf folgen die Monti
Berici und die Gegend von Ronca zwischen Verona und
"Vicenza; dann* der Basalt vom Monte Baldo zwischen
dem westlichen Ufer der Etsch und dem östlichen des
Gardasees : merkwürdig ist, dafs dieser See selbst an ei-
nem Theile seiner östlichen Seite Gasblasen aufwirft, in
welchen man kohlensaures Gas und Schwefelwasserstoff-
gas erkannt hat. Im Brescianischen will man ebenfalls
Spuren von altvulkanischen Gesteinen gefunden haben;
eben so in der Gegend von Albino in der Valle Seriana
und in einem Seitcnthale davon, Val Bondionc ; desgleichen
unweit Lugano, dann in den kleinen Bergen bei Grantola
und Cunardo zwischen dem Lago di Lugano und Lago
maggiore, und endlich auf der Westseite des Lago mag-
giore am Berge Simmolo bei Intra. — Uebrigens sind auf
dem ganzen bisher verfolgten Zuge und zu seinen bei-
den Seiten, in gröfserer oder geringerer Entfernung, Erd-
111. Theil. Bbb
744
erschütterungen eine nicht ungewöhnliche, auch nicht selten
mit ziemlicher Heftigkeit sich äufsernde, Erscheinung.
Der westliche und südliche Theil der Alpenkette er-
streckt sich durch Sa voyen und Piemont gegen Süden
fast in die mittehneerische Vulkanregion hinein und ver-
flacht sich mit seinem westlichen Abhänge in das ganz
vulkanische südliche Frankreich. Von den hier vorkom-
menden Thermen erwähnen wir nur die warmen Quellen
von Aix in Savoyen, die ab- und zunehmende mit unterir-
dischem Getöse zu Tage kommende Fontaine de merveil-
les zwei Meilen von Chambeiy, die warinen Bäder von
Vinadio in der Piemoutesischen Provinz Coni und die Bä-
der von Acqui in Montferrat. Auch von Erderschütteruri-
gen längs dieser Kette finden sich häufige Beispiele ; bei
dem Erdbeben vom 1. November 1755, welches in dieser
Gegend mitempfunden wurde, blieb die Salzquelle zu Sa-
lins im Tarantaise 48 Stunden lang aus und brach dann
mit einer grösseren Wassermasse als vorher wieder her-
vor, und bei demselben Erdbeben erkalteten die Thermen
von Aix plötzlich und erhielten erst nach Verlauf von vier
Tagen ihre gewöhnliche Wärme wieder.
Ueber die geognos tischen Verhältnisse der Alpen,
insofern sie zu Italien gehören, verweisen wir auf die Ein-
leitung zu den Schweizerischen Heilquellen, an die sich die
italienischen Oberitaliens zunächst anschläefsen; für die
geognostische Beschaffenheit der Apenninen - Kette hat
Hausmann*) folgende Sätze aufgestellt:
1. Urgebirge kommt nicht vor, als etwa am südlich-
sten Ende, wenn anders der Granit und Gneus der Ma-
remme und der Inseln Giglio und Elba nicht der Ueber-
gangszeit angehört.
2. Uebergangsgebirge setzt dagegen die Apenninen-
*) v. Leonhard's miueral. Taschenbuch. 1823. S. 6S4 — 702.
Vergl. Hausmann in: Göttinger gel. Anzeigen 1819. 233 ff. und
v. Leonhard's Taschenbuch. 1821. XV. S. 562. 563.
745
kette hauptsächlich zusammen: Grauwacke, Thonschiefer,
Kieselschiefer, Talkschiefer, Kalkstein, bald dicht, bald
krystalliuisck-körnig (Marmor), bald dicht und breccienar-
tig (Breccien- Marmor von Serravezza), endlich Gabbro
und Serpentin, nicht in bestimmter Lagerungsfolge, son-
dern mannigfach mit einander wechselnd.
3. Von altern Flötzgebirgen kommt nur ein dichter,
weifser Kalkstein (Apenninenkalk) vor, welcher dem Jura-
kalke am ehesten zu entsprechen scheint, aber weder durch
seine Ueberlagerungsverkältnisse, noch durch vorkommende
Versteinerungen hinreichend charakterisirt ist. Er ist von
Toscana bis Neapel fast allein herrschend.
4. Tertiäre Gebirge sind allverbreitet am Fufse der
Apenninen. Sie erscheinen als Mergel, Thon, Sandstein,
Sand und gröbres Conglomerat, wovon die ersteren zahl-
lose Konchylicnreste enthalten.
Italien birgt in seinem Schoofse eine grofse Anzahl
von Heilquellen, wovon wir bereits im Vorhergehenden ge-
legentlich mehrere, besonders heifse Quellen, erwähnt ha-
ben ; letztere , worunter mehrere von sehr hoher Tempera-
tur, entspringen in einem concentrischen Halbkreise mit den
Thermen Deutschlands vorzugsweise da, wo vulkanische
Kräfte noch jetzt thätig sind, oder unverkennbar thätig
waren, aus Lava- Gesteinen (Sicilien, Lipari, Volcano,
Neapel, Gegend von Rom), oder aus damit verwandten
Basaltgjbirgen (Euganeeu, Padua, Vicenza, Verona), ohne
dafs hierbei das Mitvorkommen ursprünglich kalter Mine-
ralquellen ausgeschlossen wäre. Zwar entspringen auch
in Savoyen und an andern Orten heifse Quellen aus
Urgebirgen , wo vulkanische Gesteine in der Nähe nicht
vorkommen; doch ist jene Erscheinung für die Cen-
tralgegend des Alpengebirges als eine sehr gewöhnliche
bereits früher nachgewiesen. Das Hervorkommen heifser
Quellen aufserhalb des Bereichs dieser Fälle ist seltener.
Nächst diesen sind am häufigsten Schwefelquellen und
schwefelhaltige Salzquellen, die zwar aus Gebirgsformatio-
Bbb2
746
nen jeden Alters und fast jeder Art zu Tage kommen,
aber vorzugsweise und mit Ausschlufs anderer den tertiären
Bildungen zustehen. Fast allerwärts in den Vorbergen
der Apenninen, so weit sich daran die Subapenninenfor-
mation erhebt, trifft man Quellen und Tümpel an, welche
durch ihren Schwefellebergeruch weithin ihr Dasein und
einen Theil ihrer Bestandteile verrathen$ nich selten sind
ihnen einige bituminöse Theäle beigemengt. Aber manche
vertrocknen im Sommer, andere sind so wenig wasserreich,
dafs sie schon um deswillen nicht benutzt werden können.
Ihres widerlichen Geruchs wegen erhalten sie von den
Landleuten die Namen: Puzzo, Puzzuolo u. s. w. Sonst
steht, vielleicht mit Ausnahme von kräftigen Säuerlingen,
deren verhältnifsmäfsig wenige in Italien vorkommen, das
schöne, mit allen Reizen der Natur und Kunst geschmückte
und sich eines milden und gesunden Klimas erfreuende
Land, das besonders für den Gebildeten durch grofse his-
torische Erinnerungen anziehend ist, keinem andern an
Menge und Wirksamkeit seiner Mineralquellen nach ; aber
viele derselben sind entweder gar nicht benutzt oder nur
mit dürftigen Einrichtungen zu ihrer Benutzung verse-
hen, obwohl es in letzterer Beziehung freilich im Alter-
thum, wo dieser Naturschatz gehegt und gepflegt und die
Umgebungen der Heilquellen zu freundlich heimischen Wohn-
sitzen eingerichtet waren, sich anders verhielt. Und wie
in praktischer, waren sie auch in wissenschaftlicher Hinsicht
lange vernachlässigt. Zwar hat Pietro Paganiniim J.1827
eine vollständige Aufzählung der italienischen Mineralquellen
versucht: er hat ihre äufseren Verhältnisse, ihre physischen
Eigenschaften, ihre chemische Zusammensetzung und ihre
therapeutische Anwendung nach den vorhandenen Materia-
lien nachgewiesen und seiner Schrift ein Verzeichnifs der
sehr zahlreichen literarischen Erscheinungen über die ein-
zelnen Quellen beigefügt. Aber man vermifst in dieser
Arbeit neuere Analysen, indem die mitgetheilten gröfsten-
theils aus einer Zeit herstammen, wo das chemische Wis-
747
seil noch weit unter seinem jetzigen Standpunkte sich be-
fand, weshalb auch manche dieser altern Ergebnisse durch
neuere Untersuchungen gänzlich widerlegt worden ; auch
mufs man bedauern, hier nur die qualitativen und selbst bei
den bessern neuern Analysen keine quantitative Angabe
der Bestandteile der Quellen zu finden. Diese Lücke ist
indessen in neuerer Zeit zum Theil und auf die würdigste
Weise ausgefüllt. Die frühere Vernachlässigung der Ge-
sundbrunnen und Seebäder der Halbinsel Seitens der Be-
hörden hat einer erfreulichen Theilnahme, die man ihnen
neuerdings zugewandt, Platz gemacht. Nach dieser Seite
hin hat die österreichische Regierung im Lombardisch-
Venetianischen Königreich in neuerer Zeit ein aufmuntern-
des Beispiel gegeben; seitdem hat Toscana diesen Weg-
eifrig verfolgt, und wenige Staaten dürften in Bezug auf
ihre Heilquellen so gute Werke besitzen, als der eben ge-
nannte, in welcher Beziehung wir nur an Giulj's vor-
treffliche Arbeit erinnern wollen; im Römischen haben
Manni, im Neapolitanischen Sementini, in Sicilien
Furitano schätzbare Arbeiten über Gesundbrunnen ver-
ötfentlicht. Dennoch fehlt noch viel, und es ist nicht zu
leugnen, dafs die italienischen Heilquellen im Allgemeinen
keinesweges eine so wirksame Theilnahme und Unterstüt-
zung von Seiten des Staats und Publikums finden, als dies
z. B. in Deutschland zu geschehen pflegt.
Wie in Deutschland, dient ein Theil der Bäder den
Kranken Italiens zur Heilung , ein anderer wird mehr als
Erholungsort besucht; aber in Ansehung der Lebensweise
an letzteren ist ein grofser Unterschied zwischen Deutsch-
land und Italien. So gehören z. B. Abano, Recoaro, Lucca
und Ischia zu den besuchtesten Bädern Italiens: aber nur
die beiden ersten sind ausschliesslich von Kranken besucht;
das anmutbige und gesunde Klima der zwei letztgenann-
ten Orte bestimmt viele italienische Familien, die keine
Landgüter haben, einen Theil des Sommers daselbst, wie
auf dem Lande , zuzubringen , daher man auch nur dort
748
einige Bequemlichkeiten und Gelegenheit zu Vergnügungen
findet. Die Bäder von Lucca namentlich sind für Italien
das, was die Pyrenäenbäder für Frankreich sind, und der
Italiener spricht mit Entzücken von ihrer schönen Lage
und Einrichtung. Gleichwohl darf man nicht glauben, dafs
es Orte des Wohllebens und der Schwelgerei seien, wie
so viele der deutschen Badeorte, aus denen mancher krank
zurückkehrt, der gesund dahin gegangen ist. Keine Bank,
kein Hazardspiel giebt Gelegenheit, die mühsame Erspar-
nis vieler Jahre in einem Abende zu verlieren, und zu-
gleich die durch lange Kuren wieder erlangter Ge-
sundheit in Folge psychischer Affection einzubüfsen. Auch
andere die Gesundheit wenigstens nicht fördernde Einrich-
tungen mancher grofsen Bäder fehlen hier. Ruhe, Sorgen-
freiheit, einige Abwechselung in der Unthätigkeit , eine
reine Luft, eine heitere natürliche Umgebung ist alles,
was der Italiener wünscht. Aber auch nicht leicht, wenige
Bäder ausgenommen, steigt die Anzahl der jährlich ein-
treffenden Fremden auf mehr als 400 — 600 Personen.
Am wenigsten sind die Schwefelquellen der Vorthäler
der Apenninen besucht, und darum entbehrt man daselbst
aller Bequemlichkeit, die indessen auch bei sehr besuchten
zuweilen vermifst wird. Bei der Beschreibung der einzel-
nen Bäder wird auch auf die äufsern Einrichtungen und
Verhältnisse derselben Rücksicht genommen werden.
In Beziehung auf die Erforschung der Wirksamkeit der
Heilquellen herrschen auch inItalien dieselben Uebelstände, wo-
rüber auch in andern Ländern häufig geklagt wird, dafs näm-
lich verhältnifsmäfsig nur wenige Kurgäste ärztlichen Rath
verlangen, sondern entweder von auswärtigen Aerzten in
die Bäder gesandt, des Raths der Badeärzte nicht zu be-
dürfen vermeinen, oder auch sehr häufig ohne alle Anwei-
sung sich dahin begeben. Dazu kommt, dafs die Badezeit
nur wenige Wochen dauert: die Badegäste reisen ab,
verlieren sich in die weite Welt, und der Badearzt hört
um so weniger etwas über dieselben, als sie sehr häufig
749
fremden, weit entfernten Nationen angehören, und nur in
den seltensten Fällen wieder zurückkehren, so dals der Arzt
sich von den Wirkungen der Heilquellen vergewissern
könnte. Und doch gehören die Uehel, gegen welche am
meisten italienische Heilquellen hcnutzt werden, zu den
hartnäckigsten chronischen Krankheiten !
Es ist hier der Ort, über das Klima Italiens, wodurch
der Erfolg einer Brunnenkur so wesentlich bedingt wird,
Einiges anzuführen. Zwar sind die Verhältnisse, unter de-
nen eine Oertlichkeit vor der andern für diese oder jene
Krankheitszustände sich heilbringender zeige, noch nicht
gehörig in ihren Gründen ermittelt; doch hat Brera neu-
erlich einen sehr schätzbaren Beitrag dazu geliefert, *) dem
wir daher auch im Wesentlichen folgen.
Das im Allgemeinen gemäfsigte und feuchte Klima
Italiens ist mehreren Abstufungen unterworfen, nach der
verschiedenen Lage der Orte an der einen oder andern
Seite der Apenninen und des nördlichen Auslaufens dieses
Gebirges gegen das mittelländische und adriatische Meer.
Rom steht gleich weit von den Bergen und dem Meere ent-
fernt; Neapel und Nizza erheben sich unmittelbar zwischen
den Bergen und dem Meere; Pisa ist drei Meilen weit
vom Meere entfernt, aber es hat die toskanischen Hügel,
einen Anfang der Apenninen in der Nähe; am Fufse der-
selben liegt Florenz , und Venedig erhebt sich , fern von
Bergen und Hügeln, einige Meilen rings vom adriatischen
Meere umgeben.
Diese, so wie Padua, sind die von den Fremden vor-
zugsweise wegen ihres Klimas begünstigten Städte. Brera
theilt die mittlere Wintert emperatur derselben, wie sie
Messungen in den Jahren 1830 und 1831 ergaben, in fol-
gender Uebersicht mit:
*) Val. Lud. Brera, lsclil und Venedig in ihrer heilkräftigen
Wirksamkeit dargestellt und verglichen etc. A. d. Ital. H. H. Beer.
Wien 183S. — Vergl. auch: A. W. F. Schultz, die Heilquellen bei
Neapel etc. Berlin 1837. Einleitung.
750
Novbr. : Dec: Jan.: Febr.: März: April: Mittelzahl
d. halben J. :
Rom . . 11,91 7,83 6,96 7,76 8,91 10,84 9,04
Neapel . 10,00 8,22 6,44 7,33 8,89 11,11 8,66
Nizza . 9,64 7,38 6,16 7,55 8,64 11,11 8,41
Pisa . . 9,02 6,67 5,33 7,16 8,68 10,80 7,94
Venedig 9,33 6,67 4,00 5,77 7,11 10,67 7,26
Florenz 6,83 4,32 2,07 4,18 6,73 10,32 5,74
Padua . 6,49 3,05 3,26 3,51 7,03 10,45 5,63
Indessen genügen einfache thermometrische Messungen
noch nicht, um den Einflurs eines Klimas auf die Gesund-
heit und verschiedene Krankheitszustände zu würdigen;
es müssen dabei noch andere Momente berücksichtigt wer-
den. Von Neapel, Nizza und Venedig wird in dieser Be-
ziehung später bei der den Seebadern gewidmeten Abthei-
lung, wo auch die Strandkuren erörtert werden sollen, von
Pisa bei der Darstellung seiner Mineralquellen (S. weiter
unten den IV. Abschnitt der gegenwärtigen Abtheilung:
Toseana) ausführlich die Rede sein: wir wollen daher hier
nur bei einer Prüfung der übrigen, der oben gegebenen
Temperatur-Skala folgend, eiuen Augenblick verweilen.
Rom, welches den ersten Platz auf der Temperatur-
Skala einnimmt, hat im Winter die beste Temperatur ; doch
friert es in manchem Winter und es fällt zuweilen viel
Schnee, wie es im J. 1833 geschah, Die Süd- und Nord-
winde, die daselbst wechselsweise wehen, bringen grofse
Veränderungen in der Temperatur selbst und in der phy-
sikalisch-chemischen Beschaffenheit der Atmosphäre hervor.
Die Südwinde, welche vom Meere her wehen, bestreichen
die ungesunden Sümpfe an der Tiber- Mündung, und die
Nordwinde, welche vom adriatischen Meere über die schnee-
bedeckte Apenninenkette wehen, schwängern die römische
Atmosphäre mit gefährlichen Miasmen und Wasserdämpfen;
daher schaden die dichten und sehr häufigen Nebel dieser
ausgezeichneten Stadt der Heilsamkeit ihres Klima's, und
machen sie oft zum lieerde sehr verderblicher Wechselfie-
751
i
ber. Im Allgemeinen fangt der Winter in Rom mit Nord-
imd vorzüglich Nordwestwinden an, welche eine empfindliche
Kälte mit sich Dringen. Stellen sich dann Süd- und vor-
züglich Südostwinde ein, so fühlt man eine sanfte Tempe-
ratur. Diese Winde wehen abwechselnd bis Anfangs
März, zu welcher Zeit wieder Nordwinde einzutreten pfle-
gen, die von neuem eine zwar kurzdauernde, aber sehr
empfindliche und gefährliche Kälte erzeugen. Da Rom auf
mehreren Hügeln gebciut ist, so ist das Gehen in den Stra-
fsen mühsam. Wenn man in Rom einen Palast, eine
Yilla oder eine Kirche besuchen will, so langt man ge-
wöhnlich in Schweifs gebadet an. Der Wind und die
Kälte unterdrücken die unsichtbare Hautausdünstung ge-
waltsam , veranlassen die Entwickelung von Entzündungs-
prozessen in gesunden, und verschlimmern die Krankheiten
der Athmungsorgane in schon erkrankten Individuen.
Man kann aus dem Gesagten mit Grund behaupten,
dafs das römische Klima im Winter milde, aber erschlaf-
fend und drückend sei. Die Temperatur Roms sieht Brera
als die erste Italiens an, die gleich auf die von englischen
Aerzten so sehr angerühmte Temperatur der Insel Ma-
deira folgt. Dennoch ist die Atmosphäre daselbst sehr
feucht und erschlaffend , so dafs sie entzündlichen Brust-
leiden vorzugsweise zusagt. Nur der im Winter zuweilen
herrschende Nordwind stört den günstigen Eindruck dieses
äufserst gemäfsigten Klima's. Auch die Südwinde, die zu-
weilen im Winter herrschen, verschlimmern jedes Brust-
leiden ; der Sirocco endlich erschlafft und schwächt die
Kranken, wenn sie nicht sehr reizbar und vollblütig sind,
in welchem Falle sie sich hierdurch bedeutend erleichtert
fühlen. Die Wirkungen dieses Windes auf den Organis-
mus sind denen durch den Nordwind erzeugten gerade
entgegengesetzt. Die verderblichen Wechselßebcr, die so
häufig in der heifsen Jahreszeit in Roms Umgebungen
herrschen, finden ihre vorzüglichste Ursache in einer ähn-
lichen Unregelmäfsigkcit der römischen Atmosphäre, und
752
der Römer hält sie auch wirklich für Wirkung der Mala-
ria. Im Winter zeigen sich dann Brustentzündungen von
raschem, oft tödtlichem Verlaufe, die häufig mit Unterleibs-
leiden complicirt sind. Die Lungenschwindsucht mit einer
erhöheten Reizbarkeit der Athmungsorgane findet in dem
römischen Klima eine bedeutende Linderung.
Die Stadt Florenz nimmt den vorletzten Platz auf
unserer Temperatür-Scala ein. Am südlichen Abhänge der
Apenninen gelegen, ist sie keineswegs vor den verschiede-
nen meteorologischen Veränderungen geschützt, die wäh-
rend des Winters die Atmosphäre bewegen; defshalb hält
zuweilen Kälte, Regen, Schnee und Winde fast ununter-
brochen an. Man hat dort häufigen Nebel, und die Floren-
tinischen Wolken gewähren dem Auge einen schönen An-
blick, indem sie die Höhen der Berge bekränzen, welche
die Stadt beherrschen. Florenz ist ohne Widerrede eine
der anmuthigsten Hauptstädte Italiens, aber ihr Klima ist
für alle Abzehruiigskrankheiten schädlich, und sie verlaufen
daselbst äufserst schnell und tödtlich. Ihre niedere Lage
im Arnothale, die von den hohen und unregelmäfsigen
Spitzen der Apenninen beherrscht wird, setzen sie während
des Winters oft plötzlichem Temperaturwechsel aus, und
es kommen häufig die traurigen Wirkungen des atmosphä-
rischen Druckes zum Vorschein. Wenn daher Down be-
hauptet, dafs der Winter in Florenz streng sei, und die
ßrustleiden verschlimmere*), so wird dies durch das häu-
fige Vorkommen der Peripneumonie , vorzüglich unter der
ärmeren Klasse, bestätigt, von welcher jährlich eine be-
deutende Anzahl hingerafft wird.
Padua endlich wird in unserer Temperatur -Tabelle
als die einzige Stadt des festen Landes in Ober- Italien
angegeben, in welcher das Klima im Winter gemäfsigter
zu sein pflegt. Seine Atmosphäre ist in dieser Jahreszeit
°) Observaüons 011 the nature and treatment of fevers and bowel
couiplaint in Grece, Italy etc. Soutluunpton 1828.
753
feucht und drückend, und nur im vorgerückten Frühling
kann man daselbst der schönen Tage geniefsen, die schon
Titus Livius zum Lobe dieses herrlichen Himmels be-
geisterten. Manche Krankheiten, die sich im Veneziani-
schen Klima verschlimmern würden, finden in Padua
bedeutende Linderung.
Wenn nun nach diesen kurzen Andeutungen, die wir
später in der Abtheilung von den Seebädern und an andern
geeigneten Orten weiter auszuführen gedenken, in dem
italienischen Klima auch mannigfache der Gesundheit schäd-
liche Momente, welche durch herrschende örtliche Verhält-
nisse oft noch vermehrt werden, berücksichtigt werden
müssen, so hat doch Italien unter den südlichen Ländern
Europas auch in diesem Punkte noch immer seinen alten
Ruf bewahrt: und sicher ist dies nicht Vorurtheil oder blos
durch einen romantischen Zauber, der über der glücklichen
Halbinsel ruht, sondern in jener Annäherung an das See-
klima begründet, das sogar im Innern des Landes nicht
zu verkennen ist und seinen Einflufs eben sowohl auf die
Temperirung der Hitze, so dafs es weder im Sommer zu
lieifs noch im Winter zu kalt ist, als auf die Reinheit und
Salubrität der Luft, die dadurch einen gröfsern Gehalt an
Salzsäure erhält, äufsert. Eine so ausgedehnte Landzunge
des südlichen Europas, wie Italien, ist auch überall diesem
Einflufs der nahen Meere, die es bespülen, unterworfen;
nur in den nördlichsten Strichen weht Gebirgsiuft, weil sie
am Fufs der Alpen liegen.
Es ist hier noch auf die Bedeutung der Mittelstufen
in der Reihe klimatischer Einflüsse, die von einem Aufent-
halt im Süden erwartet werden, aufmerksam zu machen.
Das transalpinische Klima nämlich äufsert sich in den schö-
nen Gegenden der Lombardei, in Verbindung mit dem
herrlichen Schatze seiner wirksamen Heilquellen, in den
meisten Fällen, namentlich für Deutsche, viel zuträglicher,
als das der heifsen südlichen Länder der Halbinsel, und
oft genug hat der unbedachtsame Eifer der Aerzte, schwa-
751
che und reizbare Kranke des Nordens sogleich und in ei-
nem Postenlaufe nach Florenz, Rom, Neapel oder Sicilien
zu schicken, gezeigt, wie verderblich es sei, die Mittelglie-
der der Reihe heilsamer Einflüsse der Natur auf den Kran-
ken zu überspringen. Der Aufenthalt an den paradiesischen
Ufern der Brenta, verbunden mit einfacher milder Nahrung
und dem Gebrauche der Acqua della Vergina (vergl. wei-
ter unten Monte-Ortone), erfüllen die ganze Kurvorschrift
für die schwächsten und reizbarsten fremden, an der
Auszehrung, der Lungensucht, an Krämpfen u. s. w. Lei-
denden. Bekommt diese Heilmethode dem Patienten, so nähert
er sich um eine Station mehr dem Süden, um wieder Halt
zu machen und sich vor dem Weiterreisen etwas zu akkli-
matisiren, welches Verfahren so oft wiederholt wird, als
es die Umstände erfordern. Je weiter der Kranke auf dem
Wege seiner Genesung und dem nach Rom auf diese Weise
vorgerückt ist, desto weniger hat er sich an die bisher
befolgten strengen Vorschriften in Hinsicht der Lebens-
ordnung ängstlich zu binden.
Kranke, bei welchen ein höherer Grad von Schwäche
und Reizbarkeit obwaltet und die ihr Heil in den klimati-
schen Einflüssen Italiens versuchen wollen, ohne dort die
Wintermonate zuzubringen, thun daher am besten, den
ersten Sommer ibrer Reise, ohne besondere Ursachen, kein
weiteres Ziel als Pisa oder Florenz zu setzen, oder auch
wohl gar dasselbe ganz auf das Venezianische zu be-
schränken. Um von Venedig zu schweigen, so ist der
Aufenthalt in den Umgebungen von Verona, Vicenza, bei
Padua, in Battaglia, an den Ufern der Brenta u. s. w. oft
für sich im Stande, dem Genesung Suchenden das weitere
Vorrücken nach dem Süden ganz entbehrlich zu machen.
Eine Uebersicht der wichtigsten Mineralquellen Italiens
nach ihrer pharmakologischen Bedeutung in Beziehung auf
ihre Mischungsverhältnisse ist bereits Tb. I. zweite Aufl.
S. 386 — 411 gegeben worden; hier sollen sie nach Ver-
schiedenheit ihrer Lage und der Gegend, welcher sie au-
755
gehören, zusammeugefafst werden, und wir stellen daher, uns
an die zu Anfang- S. 729 ff. gegebene geographische Ucber-
sicht des Landes anschliefsend, folgende Gruppen auf:
I. D ie Heilqucll sn der italieni sehen Schweiz
(Veltelin) und des Lombardisch - Ven etianischen
Königreichs (Alpen — Euganeen);
II. Die Heilquellen des Königreichs Sar-
dinien (Alpen und, in der Provinz Genua, ein Thcil des
nördlichen Apennin's) und der Insel Sardinien;
III. Die Heilquellen der Hcrzogthüm er Par-
ma, Modcna und Lucca (nördlicher, ligurischer und
toskanischcr, Apennin);
IV. Die Heilquellen des Grofsherzogthums
Toscana (toscanisches Gebirgsland mit der Insel Elba) ;
V. Die Heilquellen des Kirchenstaates
(römischer Apennin);
VI. Die Heilquellen des Königreichs beider
Sicilien (neapolitanischer Apennin).
Die Seebäder Italiens werden später mit denen des
übrigen Europas zusammen abgehandelt werden.
Lazzaro Spallanzani, viaggi alle (lue Sicilie ed in aleune
parti dell' Appenino. Pavia 1793.
L. v. IJu cli, geognostische Beobachtungen auf Reisen durch
Deutschland und Italien. 2 Bände. Berlin 1802. 1S09.
Odeleben, Beiträge zur mineralogischen Kenntnil's Italiens.
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oberfläche. Th. II. Gotha 1824. S. ISO ff. 221 ff. 252-263.
C Otto, Reise durch die Schweiz, Italien u. s. w. Bd. I. (Italien)
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H. G. Bronn, Ergebnisse meiner naturhistorisch-ü'konomischcn
Reisen. Th. II. (Italien). Heidelberg und Leipzig 1831.
W. Hörn, Reise durch Deutschland, Ungarn, Holland, Italien
etc. Bd. II. (Italien). Berlin 1831. S. 1—348.
H. Ab ich, geologische Beobachtungen über die vulkanischen
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Braunschweig 1842.
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M. Savonarola, de balneis et thermis naturalibus omnibus
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756
Igolino de Montecatini, de balneorum Italiae proprietatibus
ac virtutibus, in : de balneis omnia quae extant apud Graecos, Lati-
nos et Arabes , ubi aquarum ac thernnarum universi orbis , metallorum
item et reliquorum mineralium naturae, vires atque usus explicautur.
Venet. 1553.
Fallopii tractatus de medicatis aquis atque de fossilibus ab
Andrea Marcolino ejus discipulo collectus. Veuetiis 1564.
And. Baccii libri septem, opus in quo agitur de universa aqua-
rum natura. Venetiis 1571; — Romae 1622; — Patavii 1711.
Tabernaemontanus, Newer Wasserscbatz. Frankfurt 1581.
Lib. II. cap. 32. S. 359. cap. 39. S. 553, cap. 40. S. 558. cap. 62.
S. 593 ff. cap. 86. S. 630.
Nie. Andria, trattato delle acque minerali in generale ed in
particolare. 2 Vol. Napoli 1775; — 1783.
Trommsd orf f, tavole sinotticlie delle Farmacia etc., traduzione
da! Francese del signor A. S., coli' aggiunta delle tavole analitiche
delChimico Alemani intorno alle acque minerali d'Italia. Milano 1807.
Ed. Loder, Bemerkungen über ärztliche Verfassung in Italien.
Leipzig 1812; — 1815.
J. Fr an ceschi, Igea de' bagni. Lucca 1820.
Vermischte Abhandlungen aus dem Gebiete der Heilkunde von
einer Gesellschaft prakt. Aerzte zu St. Petersburg. Erste Sammlung.
St. Petersburg 1821. S. 143 ff.
Louis Valentin, voyage m^dical en Italie, fait en 1'anne- 1820,
precede d'une excursion au volcan du Mont-Vesuve et aux ruines
d'Herculanum et de Pompeji. Nancy 1822.
Pietro Paganini, notizia compendiata di tutte le ncque mine-
rali e bagni d'Italia con ricerclie analitiche sulla loro natura e sulla
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Cima, osservazioni critico analitiche sopra aleune acque mine-
rali d'Italia, in: Omodei Annali universali di medicina. Ann. 1827.
Oct. — Decbr. S. 427.
Brandes, Archiv. Bd. XXIX. S. 176 ff. Bd. XXX. S. 126 ff.
Bd. XXXIII. S. 94 ff.
Brunn er, medizinische B.eisebemerkungen über Italien, in: Ver-
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Jahrg. 1828 und 1829. Zürich 1829.
Bains d'Europe. Paris 18-11. S. 487 ff. 542 ff.
C. v. Graefe, die Gasquellen Deutschlands und Süd -Italiens.
Berlin 1842.
I. Die Heilquellen der italienischen Schweiz (Veltlin)
und des Lombardisch- Venetianischen Königreichs.
(Alpen — Euganeen.)
'ie Thallandschaft des Veltlin s, Val Teilina, zieht
sich unterhalb Bormio von der Schlucht la Serra von Nord-
osten nach Südwesten bis unterhalb Tirano und darauf fast
von Osten nach Westen an den Comer-See zwischen der
gletscherreichen Berninakette im Norden und der Legnone-
Kette im Süden, und ist von der Adda bewässert; ihre
gröfste Breite von Muretto bis zum Corno d' Ambria be-
trägt acht, auf der Thalsohle aber nur eine halbe Stunde**).
Vier grofse und mehrere kleine Thäler ziehen sich nach
Norden zur Bernina und acht Thäler in die Legnone-Kette:
über den ersten führen zwei Alpenpässe in's Engadin, einer
in's Bregell und über die Legnone-Kette durch sieben Thä-
ler, Strafsen und Bergpfade nach Bergamo und in die ehe-
maligen venetianischen Thäler Brembana, Seriana und Ca-
monica. Veltlin gehört zu den fruchtbarsten Thälern in
Europa, dessen Nord-, besonders aber die Südseite Kasta-
nienwälder überziehen und wo Mandel-, Feigen-, Granat-,
°) In Beziehung auf die in Italien vorkommenden Ortsentfernungen
ist zu bemerken, dafs, wenn man die Stundenzahl mit 2,9 multiplicirt,
man die Entfernung in Miglien, wovon 60=1 Grad des Accjuators,
erhält.
758
Oliven-, Lorbeer- und weifse Maulbeerbäume gedeihen; der
Weinstock bedeckt die nördliche Seite des Thals bis zu
einer bedeutenden Höhe und ist Hauptproduct ; auf den Alpen
weidet eine schöne Viehra^e, Milch und Molken sind von
trefflicher Beschaffenheit. So hat es die Producte des
südlichen Himmels und der Alpen und vereinigt die Reize
der italienischen und der Alpennatur.
Die geognostische Beschaffenheit des östreichischen
Veitlins, das früher zu Graubündten gehörte, ist die der
Alpen: auch die hier vorkommenden Thermen und Mine-
ralquellen gehören dem grofsen bei der Schweiz beschrie-
benen Umkreis von Mineralquellen an, welcher sich um
die Centralmasse der Alpen, nicht weit von ihren Füfsen
oder in tiefen Thalschluchten herumzieht, und schliefsen
sich in dieser Beziehung denen von Graubündten und Wal-
lis an, auf welche wir daher verweisen (vergl. S. 33 u. 55.)
Im Lombardisch- Venetiani sehen Königrei-
che, dessen Gebiet wir oben (S. 730 ff.) nach seinen physi-
schen und geognostischen Verhältnissen beschrieben haben,
sind für unsern Zweck hauptsächlich das Euganeen- Ge-
birge und die eigentliche lombardische Ebene hervorzuhe-
ben. Das Euganeische Massen- und Kegelgebirge steigt
zwischen den grofsen Niederungen des Pothales plötzlich
empor und rechtfertigt demzufolge die von den Einwohnern
gewählte Benennung der „Monti isolati" vollkommen. Seine
höchsten Punkte sind die Berge Venda und Rua, von de-
nen jener 1761 F. über dem Spiegel des adriatischen
Meere sich erhebt. Die nackten, nur stellenweise und meist
mit Beihülfe der Kunst bewachsenen Hügel nehmen einen
Quadratraum von ungefähr 144 Miglien ein; sie tragen
das Gepräge einer anmuthigen Landschaft und sind sehr
arm an wildströmenden Bächen, an schroffen Schluchten
und zerrissenen Abgründen, den geAvöhnlichen Zierden nor-
discher Bergketten. Der salzige See zu Arquä und des-
sen Bewohner nicht minder als die chemischen Bestand-
theile der zahlreich hier entspringenden Thermalquellen
lassen
759
lassen vermuthen, dafs sie rmteri im Schoofse der Erde,
wenigstens an gewissen Orten, dem adriatischen Meere
einen freien Zugang gestatten. Der Formation nach wer-
den sie vorzüglich aus einem horizontal und ungemein re-
gelmäfsig geschichteten Kalkstein , dem viel Thon und
Kiesel anhängt, zusammengesetzt: einerseits findet man
weiche^ braune Feuersteine, ja sogar Chalcedone, anderer-
seits wiederum die schönsten Dolomiten; granitischen Bil-
dungen kam Spallanzani*) in den Tiefen der Steinbrüche
des Monte Merlo auf die Spur. Der Monte Rua ist sei-
ner basaltförmigeh Structur wegen unter den Geologen
berühmt: äufserlich steil, ziemlich holzreich und von Wäs-
sern durchschnitten, die mechanisch eine ansehnliche Quan-
tität Schwefelkiese fortreifsen, enthält er, soweit man den
innern Bau verfolgen kann, lauter senkrecht und parallel
aneinandergereihte, prismatische Porphyrsäulen ; wo nicht
Alter und atmosphärische Einflüsse dieselben allmählig ver-
stümmelten und in eine pulverigte Masse umwandelten, ha-
ben sie einen sonoren Anklang und strotzen voll einge-
sprengter Krystalle, welche bald dem Schörl, bald dem
Feldspath, bald dem goldfarbigen, bald dem schwarzen
Glimmer angehören, — ■ dafs sich Olivin in denselben be-
linde, ist neuerlich ausgemittelt worden. Leichte, faserige
und poröse Bimssteine kommen nur höchst selten vor, da-
gegen eine Unzahl jener vulkanischen Mineralien, die bei
den Italienern den gemeinschaftlichen Namen der Pechla-
ven (lave picee, Resinite) führen und nach einer schon im
vorigen Jahrhundert bekannt gemachten Analyse**), nächst
73,5 Theilen Kieselerde, 14 Theile Thon, 8 Theile Kalk
und 3,333 Theile Eisen enthalten.
Die lombardische Ebene ist Eine schöne Flur, welche
hin und wieder, wie in der Nähe gröfserer Flüsse, von
sumpfigen Niederungen unterbrochen wird. Im Norden und
e) L. Spallanzani, viaggi alle due Sicilie ed in aleune parti
deir Appenino. Pavia 1793. L. III. p. 212.
**) L. Spallanzani, a. a, 0. S. 234.
III. Theil. Ccc
760
Südwesten von Hochgebirgen scharf begrenzt, liegt sie in
Form eines Dreiecks zwischen Mailand, Vicenza und Rimini,
welche in gerader Richtung 60, 50 und 100 Stunden von
einander entfernt sind, und erhebt sich westwärts und süd-
wärts, in Piemont, in mannigfach durchschnittenen frucht-
baren Hügeln bis ungefähr zu 2000 F. über dem Meeres-
spiegel, während sie sich ost- und nordostwärts ganz all-
mählig bis zum Niveau des adriatischen Meerbusens hinab-
senkt, so dafs sie vom Meere her schon in geringer Ent*
fernung, ihrer flachen Ufer wegen, nicht mehr gesehen wer-
den kann. Die Lombardei ist wegen ihrer Fruchtbarkeit
und ihres milden Klimas bewährt, doch hat in dieser Be-
ziehung der nördliche Theil derselben einen vom südlichen
verschiedenen Charakter: denn auiserdem dafs die Flüsse
und Bäche des ersteren ein stärkeres, die Anlage von Be-
wässerungsanstalten erleichterndes Gefalle besitzen, so
kommt auch diesem Theile der Lombardei die Nähe der
nördlichen Gebirgswand zu gut, welche alle kalte Winde
abhält, während der südlichere Theil desselben dieses Vor-
theils nicht nur geuiefst, sondern gerade darum mehr von
Nordwinden leidet, weil sich diese, über den eisbedeckten
Alpenkamm wegstreichend, in einem noch weit höheren
Grade erkälten, ehe sie sich über die Ebene herabstürzen.
AVir fassen nach Vorstehendem die Heilquellen dieses
Abschnitts in zwei Hauptgruppen zusammen :
A. Die Heilquellen des Veitlins;
B. Die Heilquellen des Lombardisch-
Venetiani sehen K Önigrei chs;
und werden bei letzterem, von seiner Östlichen Grenze an-
fangend und längs dem südlichen Fufse der Alpen fortge-
hend, zuerst die Euganei sehen Thermen und andere
Mineralquellen in der Provinz Padova, dann die mehr
zerstreute Gruppe von Mineralquellen in der Provinz Vi-
cenza, worunter Recoaro, nördlich von der Strafse nach
Venedig, am bekanntesten ist, dann die in der Provinz
V er o na und endlich die im B e r g a m e s i s c h e n abhandeln.
761
Nicolo Annes i, breve trattato della virtu, qualita, operazioni
e facolta dcgli bagni di Valtellina. Sondrio 1612.
Giovanni, Valle mappa del Padovan», dcl Polesine, di Rovigo,
del Dogado, della parte meridionale del Vicentiuo, del Trcvigialio e della
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Giandomenico Polcastro, dell' autico stato e condizione di
Padova. Milano 1811.
N. Th. Mühlibach in: Medizinische Jalirbücher des K. K.
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D escrizione della Valtellina D. A; M. M. dalla societa tipografica
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P. Maraschini, sulle formazioui delle rocce del Vicentino,
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V. Gräfe und v. Walther, Journal der Chirurgie und Augen-
heilkunde, Bd. XV. (1831.) S. 20. 550. Bd. XXIV. (1836 ) S< 284.
Tom. Ant. Catullo in: Nuovi saggi della imperiale reale Aca-
demia di scienze, Iettere ad arti. Padova 1838.
— — trattato sopra la coustituzione geognostico-fisica dei
terreni alluviali o postdiluviani delle Provincie Venete. Padova 1838.
v. Liech ten stern, Handbuch der neuesten Geographie des
Oesterreichischen Kaiserstaates. 3 Theile. Wien 1817.
A. A. Schmidt, das lombardisch - venetianische Königreich.
Stuttgart 1841.
Carta del Regno Lombardo-Veneto, compil. da G. Montice 11 i.
1827. 1. Blatt.
Ccc 2
A. Die Heilquellen des Veltlins.
1. JBJrie Thermalquelle von Masinö auch Ca%
de Bagni) Valmaserb ad genannt, entspringt in dem
seiner Eisenminen wegen bekannten, nach dem Bache
Masino benannten Thale, sechs Stunden nordlich von Mor-
begno und eben so weit östlich von Chiavenna, in einer
sehr malerischen Gegend, 3270 F. über d. M.
Die dazu gehörige Badeanstalt ist sehr alt, — sie wurde schon
1694 von Pafavicino beschrieben und früher auch viel besucht.
Gegenwärtig hat sie an Frequenz verloren, auch läfst ihre innere Ein-
richtung vieles zu wünschen übrig.
Das einem Felsen entspringende Thermalwasser ist
klar, ohne Geruch und Geschmack und hat die Temperatur
von 27,5° R. Nach einer von Demagri im October 1822
angestellten Analyse enthalten sechzehn Unzen desselben:
Chlornatrium 2,8 Gr.
Chlortalcium 4 0,7 —
Schwefelsaures Natron 1,6 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . . . . 1,2 —
6,3 Gr.
Gleich ähnlichen indifferenten Thermen hat man das-
selbe in Form von Bädern empfohlen bei gichtischen und
rheumatischen Leiden, chronischen Hautausschlägen, ver-
alteten Hautgeschwüren, Stockungen im Uterinsystem und
dadurch bedingten krankhaften Anomalien der Menstruation,
und Blennorrhoe!].
763
G. P. Paravicino, acque miuerali di Masiuo. 1694.
B. Vidali, le terme di Masino in Valteilina essaminatc. 1734.
J. M. Quadrio, osservazioni fisicho-mediche intoruo alle acque
termali di Masino. Milano 1745.
Paganini a. a. O.
G. Rüscb, Anleitung zum richtigen Gebrauch der Bade- und
Trinkkuren etc. Tli. II. Ebnat 1826. S. 28.
Cima in: Omodei annali universali di Medicina. 1827. Oct. bis
Dec. S. 427.
Beschreibung aller berühmten Bäder in der Schweiz. Aaraii
1830. S. 344.
A. Vetter, theoretisch-prakt, Handbuch der Hcilquellenlehre.
Berlin 183S. Th. 11. S. 41,
2. Die T hermalquelle von San Martino
oder Bagno di Borinio (Wormser Bad) liegt mit den
dazu gehörigen Badegebäuden eine kleine Stunde nördlich
vou Bormio (Worms) hinter einem Felsenthore, auf steiler
200 F. hohen Felsenwand über dem linken Ufer der Adda,
von sehr hohen Bergen umschlossen, zur Linken und dicht
an der erst neuerdings erbauten schönen Kunststrafse,
av eiche aus dem sudlichen Tyrol über das Stilfser- oder
Wormser- Joch in das Veltlin an der Ostseite des Orteies
hin führt. Diese Strafse, die höchste der bekannten, mit
Wagen bequem zu passirenden Gebirgsstrafsen, erhebt sich
zu einer Höhe von 8000 F. und gewährt einen herrlichen
Blick auf das Amphitheater der erhabensten, die Quel-
len der Adda umthürmenden , 9 — 13,000 F. hohen Fels-
spitzen, wie den Boerio (10780 F.), die Valazetta (10860 F.)
und den Monte Gavia im Süden, den Orteies (13930 F.)
im Osten, den Königsspitz (122S0 F.), den Umbrail (11740 F.)
u. v. a. im Norden. Bormio liegt 4180 F. hoch und die
Therme entsprängt in einer Höhe von 4940 F. Sie war
schon im dreizehnten Jahrhundert bekannt und wurde be-
reits im sechzehnten Jahrhundert beschrieben.
Das Gebirge im Süden der Landschaft besteht aus Granit, Gneus
uud Glimmerschiefer > im Norden aus Urkalksteiu , welcher vom
Val di Fieno (Bernina) von Westen nach Osten gerade durch
den Umbrail streicht; er ist weifsgelblich, eisenhaltig uud sehr
764
der Verwitterung unterworfen, mit schönen weifs-und schwarzgcader-
ten Marmorarten; dem Granit ist viel Hornblende beigemengt; silber-
haltiger Bleiglanz und Eisenerze brechen an mehreren Orten.
Die Luft ist rein und gesund. Wenn man behauptet,
dafs wegen der hohen Lage und der Nähe bedeutender
Gletscher die Temperatur im Sommer Morgens nur
+ 3—6° R., Mittags 15—18° R. und Abends 4-8° R. be-
trage : so läfst sich diese Angabe höchstens auf das alte
Bad beziehen, das fast tausend Fufs höher als Bormio liegt,
keinesweges aber auf das tiefer gelegene neue Bad, wo
es oft drückend heifs und die Hitze um so fühlbarer ist,
da die Umgebungen arm an schattenreichen Bäumen sind.
Man unterscheidet hier zwei Bade-Etablissements :
1. Das alte Bad (Bagno vecchio) oder Martins-
bad liegt am entferntesten von Bormio, 4600 F. über d.
M., in dem engen, von hohen Felsenwänden umschlossenen
Thale der Adda und besteht nur aus zwei alten, unregel-
mäfsigen, der Verbesserung bedürftigen Badehäusern, die
hoch über der Adda an einem steilen Felsenabhang hän-
gen. Man badet hier in gemeinschaftlichen, in den Felsen
gehauenen Bassins,
2, Das neue Bad (Stabilimento sanitario dei bagni
nuovi), weit tiefer, am Fufse des Gebirges und am Anfange
des breiteren Addathales , zwischen dem alten Bad und
Bormio gelegen, besteht aus einem sehr geschmackvollen,
erst kürzlich aufgeführten Badehause, in welchem sich nicht
Mos Badekabinette mit Wannen, Vorrichtungen zu Dou-
cher und Schlammbädern (Fanghä), sondern auch sehr
gute Wohnungen zur Aufnahme von Kurgästen befinden,
so wie andere versendete italienische Mineralwasser, na-
mentlich San-Catarina-Brunnen. — Die Badeanstalt ist vom
Juni bis Ende September geöffnet und ist stark besucht.
Die Thermalquelle, welche durch Röhren nach den
Bädern geleitet wird, entspringt aus dunkelgrauem Stink-
stein in der mittleren Temperatur von 32° R., die aber
nach Verschiedenheit der Witterung, bei Regenwetter oder
765
beiui Schmelzen des Schnees, zuweilen auf 28° R. fällt und
anderntheils auf 3S° R. sich erhebt. Das Thermalwasser
ist klar, geschmack- und geruchlos und beim Baden von
eigentümlicher, behaglicher Weichheit; das specif. Gewicht
desselben beträgt 1,0039. Nach Dem agri's chemischer
Analyse enthält dasselbe in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde 0,80 Gr.
Kohlensaure Talkerue ...... 0,40 —
Schwefelsaure Kalkerde ..... 1,50 —
Schwefelsaures Natron ...... 1,60 —
Kieselerde 0,08 —
4,38 Gr.
Das hiernach zu den indifferenten Thermalquellen ge-
hörende Thermalwasser wird vorzüglich in Form von Was-
serbädern, aber auch als Getränk benutzt; zur Unterstüt-
zung der Badekur trinkt man häufig das versendete Ei-
senwasser von San-Catarina.
Man empfiehlt die Thermalbäder in den verschieden-
artigsten Krankheiten, bei Blennorrhöen, hartnäckigen
Katarrhen, Stockungen im Uterin-, Leber- und Pfortader-
system, Magenschwäche und krampfhaften Affectionen der
Unterleibsorgane, gichtischen und syphilitischen Dyskrasien.
Petri de Sussignano üb. de balneis Burmi apud Volturenos.
1553.
P. P. Paravicino, de Massinensium et Burmiensium thermarum
situ, natura miraculisque. Mediolani 1545.
Caspari Sermundi de balneorum Burmiensium praestantia«
Mediolani 1590.
Paga n i u i a. a. O.
G. Rüsch, Anleitung etc. a. a. O. Th. II. S. 24.
Cima in: Omodei aniiali etc. a. a. 0. S. 427.
Beschreibung aller berühmten Bäder a. a. 0. S. 217.
A. Vetter a. a. 0. Th. II. S. 47.
Hieran schlielsen sich :
Die Mineralquelle von St. Calharina entspringt im Furba-
Thale, zwei Stunden südöstlich von Bormio, auf einer sumpfigen Wiese.
Das salinische Eisenwasser ist klar, geruchlos, von pikant-säuerlichem
Geschmack und bildet einen starkeu ocherartigen Niederschlag. Sech-
7ÖÖ
zehn Unzen desselben enthalten nach Demagri's Analyse vom
August 1822:
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Kohlensaure Talkcrde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen (?)
Kieselerde
Kohlensaures Gas
2,80 Gr.
3,00 —
1,30 —
3,70 —
4,00 —
0,08 —
13,88 Gr.
3,3 Kub. Z.
Dieser Gehalt ist übrigens sehr veränderlich, wegen Beimischung
von gemeinem Wasser bei regnichter Witterung oder beim Schmelzen
des Schnees. — Es wird häufig in San-Martino getrunken, obwohl
es durch den Transport seinen Gehalt an Kohlensäure verliert; auch
wird es in der Umgegend häufig benutzt.
G. Rüsch, Anleitung a. a. O. Th. II. S. 342.
A. Vetter, a. a. 0. S. 48.
Die Mineralquelle von M adesimo, am Splügen, sechs
Stunden von Chiaveuna, ein Sauerwasser, — die Aqua rossa im
San-Giacomo-Thale, im Distrikt Chiaveuna, fünf und eine halbe Stunde
von dieser Stadt, entspringt unbenutzt aus einem steilen Felsen am
südlichen Abhang des Splügen, 1110 F. über Isola und 4870 F. über
d. M. , ein Eisenwasser, welches das specif. Gewicht von 1,003, hat
und Eisen, kohlensaure Kalk» und Talkerde und Extractivstoff enthält.
G. Rüsch, Anleitung a. a. 0. Th. II. S. 364. 410. Th. III.
S. 255, 284.
Die Thermalquelle non Colletta am Corner- See enthält
nach Gatti Kohlensäure und Schwefelsäure, kohlensaure Kalkerde,
schwefelsaure Kalkerde, schwefelsaures Natron mit Eisen und Alaun,
und wird als stärkend zusammenziehendes Mittel in, chronischen
Profluvien benutzt.
Pai>;anini a. a. Q.
B. Die Heilquellen des LombanUsch-Venetiaiiischen
Königreichs.
1. JsLßie Euganeischen Thermen in der Provinz
Padova. — Am östlichen Abhänge des Euganeischen Mas-
sen- und Kegelgebirges, in jenen segensreichen Fluren,
welche die fruchtbare Niederung zwischen dem Bacchiglione
und dem Este'schen Canale bilden, brechen, auf den Um-
fang einiger Miglien verstreut, unzählige heifse Quellen
zu Tage, die das l<and mit einer weifsen Atmosphäre um-
hüllen und Massen von Zoogen niederschlagen, die nach
dem verschiedenen Boden und der verschiedenen Mischung
mit anderem Wasser verschiedene Conferven u. a. bilden
und in der gröfsten Hitze lebende Thiere beherbergen.
Gröfstentheils fliefseu sie unbenutzt davon, einige werden
jedoch auch vielfältig gebraucht und von mehreren Län-
dern aus stark besucht. Schon den Römern bekannt, san-
ken sie durch die Stürme der Völkerwanderung in Verges-
senheit, bis sie am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts durch
Savonarola wieder in grofsen Ruf kamen, den sie
sich fortdauernd erhalten haben. Sie befinden sich
seit geraumer Zeit in Besitz begüterter Privatperso-
nen und gehören zum Weichbilde der beiden Cominu-
nen von Abano und Battaglia, deren erste Mos die
Bäder gleiches Namens, die zweite aber fast alle übrigen,
768
und zwar San-Pietro-Montagnone, Monte-Grotto, San-Elena,
so wie auch die wegen ihrer schlechten Lage in Verfall
gerathenen und jetzt verlassenen zu San-Bartolomeo und
Casanuova umfafst; — Mont-Ortone, früher im Besitz ei-
nes Klosters, ist an die Municipalität der Stadt Padua
gekommen und wird gegen einen bestimmten jährlichen
Zins der ausschliefslichen Benutzung des oesterreichischen
Heeres überlassen. Abano als der nördlichste, Battaglia
als der südlichste Punkt der schlangenförniig verlaufenden
Quellenlinie haben ziemlich genau einen und denselben
Längengrad, während San-Pietro ostwärts und Mont-Ortone
westwärts abweichen.
Alle Heilquellen des Paduaner Gebietes entspringen
theils in der INähe, theils selbst auf den Gipfeln kleinerer
Anhöhen, die, obwohl von verschiedener Gestalt und Gröfse,
doch insgesammt das Eigenthümliche ihrer Erscheinung
darbieten, dafs sie sich vereinzelt erheben und mit den an-
dem durchaus keine ersichtliche Verbindung eingehen,
Dieses Vereinzeltsein, welches nach A. v. Humboldt's
Zeugnifs Europa's vulkanische Gegenden im Gegensatz zu
den amerikanischen scharf bezeichnet, erstreckt sich gleich-
falls auf eine Menge der übrigen Euganeen, ja auf die
Hauptmasse des Gebirges, das nur gegen Vicenza hin,
durch wellenförmiges Terrain sehr undeutlich die Bericer
Hügel erreicht. Aufser diesem Umstände aber treffen auch
noch andere ein, welche wir für die Annahme früherer
Eruptionen und eines noch fortwaltenden unterirdischen
Feuers zeugen, wobei wir uns nur auf dasjenige zu bezie-
hen brauchen, was oben (S. 758) über das Geognostische
der Euganeen berichtet ist.
Die Hügel, denen die Thermalwasser entsprudeln, ru-
hen fast durchgängig auf einem Lehmboden, der nur zu-
weilen von torfhaltigen oder sandreichen Flecken unter-
brochen ist. Es ist daher begreiflich, warum die unter einem
milden Himmelsstrich belegene und fortan mit vieler Feuch-
tigkeit geschwängerte Niederung gleichzeitig in sich die
769
Bedingungen der üppigsten Vegetation wie der hartnäckig-
sten Krankheiten vereinigt. Dafs indessen letzterer Ein-
flufs in derThat nicht so scharf hervortritt, verdankt man
zuverläfsig dem gemeinsamen Bestreben der Kunst und
Natur, welche beide das ihrige zur Abwendung des Uebels
beitragen: erstens ist die Gegend trefflich angebaut und
sorgfältig mit Kanälen durchzogen; zweitens herrschen
das ganze Jahr hindurch die wohlthätigsten Winde, der
Ost und der Nordost. Wenn nun auch zu Ende des Herb-
stes und im Winter der Nord und Nordwest, im Sommer
aber, bei drückender Hitze, der Süd, Südost und Südwest
die Oberhand behalten, so wird doch von allen nur der
nasse Sciricco (Südost) unerträglich, während selbst der
Libeccio (Südwest) hier lange nicht das quälende Gefühl
verursacht, als an den mittelländischen Küsten. Das
Klima ist überhaupt angenehm und läfst den Ankömmling
wohl empfinden, dafs die rauhen Alpen überschritten, dafs
die Grenzen des ewigen Lenzes betreten sind. Dafür
zeugen die Beobachtungen, welche auf der Sternwarte zu
Padua, 30 Meter oberhalb des adriatischen Meeresspie-
gels während der Jahre 1800 — 1809 von Santini an-
gestellt sind, die als Mittelzahl des ganzen Jahrzehnts
ergaben: Barom. 28. 1,72; Thermom. 10,32° R.; — Quan-
tität des Regens 37. 5,34 (in Zolltheilen des Pariser
Fufses).
Der General-Inspectorsämmtlicher Euganeischen Ther-
men, mit Ausnahme derer von Mont- Ortone, welche aus-
schliefslich für's Militair bestimmt sind, ist seit 1817 der
Professor zu Padua, Dr. Gio. Maria Zecchinelli.
Wir gehen nun zu den einzelnen Bädern über:
a. Die Thermalquellen von Abano^ nach die-
sem von Padua sechs italienische Meilen südlich entfernten
Dorfe, in welchem der Geschichtschreiber T. Livius und
der Satyriker A. Persius Flaccus das Licht der Welt er-
blickt hat, genannt, und schon den Römern unter den Na-
men Aquae Apoui oder Aquae Patavinac bekannt, sind uu-
770
ter den Euganeischen die berühmtesten und entspringen,
eine Viertelineile südwestlich vom Dorfe entfernt, 12 Meter
über dem Spiegel des adriatischen Meeres auf dem Gipfel
des Montiron. Dieser kleine, kaum 13 F. hohe, unregel-
mäfsige, höckrige Hügel hat ein ungefähr 200 F. im gröfs-
ten Durchmesser haltendes Plateau, das wegpn der vielen
daselbst hervorbrechenden Sprudel als der eigentliche Kes-
sel des Wasservulkans betrachtet werden kann. Dasselbe
ist beständig in dicke Dampfwolken gehüllt und verbrei-
tet ringsum einen sehr strengen und eigenthümliohen Ge-
ruch, während ein verworrenes und intensives, dem Rhythmus
der Pulsschläge ähnliches Geräusch auch das Ohr an die
Nähe der wunderbaren Naturwerkstätte mahnt.
Fast der ganze Montiron verdankt sein Entstehen einem, viel-
leicht seit Jahrtausenden thätig erhaltenen Versinterungsprozesse.
Die Schichtlagen des Tuffsteins sind gleich concaven Krusten über
gröfsere und kleinere Höhlen gespannt. Compacte kalkartige Massen,
yon schönen Pisoiitheu durchbrochen, trifft man blofs auf der mittä-
gigen Seite; die westliche bietet nichts als Tuffstein dar, welcher,
da das Wasser stets senkrecht herabträufelt, hier ein stalaktitisches
Ansehen gewinnt. Die östlichen und nördlichen Abhänge des Hügels
haben durch Zeit und Menschenhände nach und nach so wesentliche
Veränderungen erlitten, dafs die Urform nicht mehr zu bestimmen
ist; dagegen ist das Plateau ganz unberührt geblieben: ein kahler, un-
fruchtbarer, stellenweise ungemein dünner Fels, meist nur von schwar-
zen Moosen bewachsen, voll Risse und Oeffnungen, zeigt der Wie-
derhall der Fufstritte, deutlicher aber noch das aufgelegte Ohr, dafs
seine verhorgenen Theile mit unterirdischen Höhlen versehen sind,
in denen sich die heifsen Wasserdämpfe mit Geräusch herumwälzen.
Da nun diese Wasserdämpfe, welche immer von neuen , tiefer entste-
henden gedrängt werden, eine starke Spannung erlangen, so häufen
sie sich, wofern sie nicht unverzüglich einen Ausweg finden, in Menge
an und erhitzen entweder den Boden, wie dies z. B. in einer dem
Bademeister gehörigen Kammer geschieht, wo die Temperatur der
ziemlich trockneu Luft bis zu 30° R. steigt, oder sie veranlassen auch
wohl heftige Explosionen, deren letzte im J. 1817 statt hatte. Es
erfolgte nämlich am 7. September dieses Jahres plötzlich ein heftiger
Ausbruch von heifsem Wasser, und dabei verlor die eine der Quellen,
del Molino genannt, ihr Wasser ganz, nachdem man an derselben schon
seit zwanzig Jahren eine allmählige Verminderung wahrgenommen
hatte.
Zur Unterbringung und Verpflegung der Kurgäste in
den Bädern von Abano sind unmittelbar bei den Quellen
771
fünf abgesonderte Anstalten (Stabilimenti dei bagni) vor-
handen, wovon jede mit ihren eigenen Bädern nebst allen,
was zur Bequemlichkeit der Fremden dient, versehen ist;
sie sind Privateigenthum , können zusammen bequem 400
Personen aufnehmen und machen mit einigen Nebenge-
bäuden den ganze Badeort Abano aus. Die weitläufigste
unter diesen, die Bäder des Orologio oder die gro-
fsen Bäder (Bagni Orologio, detti grandi) genannt, liegt
etwas von den vier übrigen entfernt und dem Dorfe Abano
am nächsten: sie kann wohl die Hälfte der unterzubrin-
genden Fremden aufnehmen, und ist mit einem eigenen
grofsen Kaffeehause und mit schattenreichen Spazierwegen
umgeben. Die vorzüglichste ist die unter dem Namen
Bagni Tode seh ini bekannte Anstalt, am westlichen
Ende des Ortes und hart am Ursprung der Hauptquelle
gelegen ; beide sind, so wie die Hauptquelle selbst mit dem
grofsten Theil von Abano und dessen Umgebungen Eigen-
thum des Hrn. Moise Trieste und lassen neben grofser
Eleganz im Aeursern und Innern an Ordnung, Pünktlich-
keit und Reinlichkeit nichts zu wünschen übrig. Zwei an-
dere Anstalten führen die Namen: zu den zwei T hur-
ra e n (alle due torri) und C a s i n o ; die fünfte, einem Wund-
arzte gehörige stöfst an die Bagni Todeschini an.
Auch bestellt zu Abano ein kleines, von dem grofsen in Padua
abhängiges Krankenbaus , welches jährlich 52 unbemittelte Personen
zum Gebrauch der Badekur aufnimmt ; aufserdem werden durch die
Kliniken in Padua jährlich 20—30 Armenkranke hierhergeschickt: es
herrscht hierbei nur der Uebelstand, dafs diese sämmtlich in Folge
testamentarischer Verfügung jeuer Wohlthat nur binnen 15 Tagen
geniefsen und nach deren Verlauf geheilt oder ungeheilt aus dem In-
stitut scheiden müssen.
Die Heilquellen kommen in grofser Anzahl auf dem
erwähnten Plateau des Montiron zu Tage: die vorhin ge-
nannten Badeanstalten haben jede ihre eigenen Quellen,
andere werden zur Zubereitung der Schlammerde (Fanghi)
verwendet, noch andere treiben das Rad einer benachbar-
ten Mühle , yiele verfliefsen ganz unbenutzt ; alle sind un-
772
bedeckt, uneingefafst, allen Unbilden der Witterung preis-
gegeben. Einige entspringen vereinzelt, andere gemein-
schaftlich; einige sind beständig, andere haben eine sehr
temporäre Existenz und verschwinden über lang oder kurz.
Eine Benennung und Aufzählung der verschiedenen Spru-
del ist darum unsicher; doch lassen sie sich in zwei cha-
rakteristisch von einander abweichende Gruppen theilen:
die erste Gruppe nimmt genau den Mittelpunkt des Pla-
teaus ein und zeichnet sich namentlich durch drei ergiebige,
heifse, kraftvoll und permament strömende Quellen aus,
die zweite nördlichere Gruppe enthält kleine Brodel, die
sich langsam zwischen Tuffsteinmassen winden und ihren
Lauf häufig umändern, indem sie sich den Weg mit dem
kalkigen Absätze verstopfen. Von den zerstreut hervor-
kommenden Quellen werden einige am westlichen Fufse
des Hügels und eine bei der Mühle angetroffen. — Die
zusammenfliefsenden Wasser bilden theils Pfützen, theils
Reservoirs, theils Bäche: die letzten, welche man nach
allen Weltgegenden ableitet, speisen die Bäder, die Schlamm-
behälter und die Mühlen; sie verlieren sich darauf in grö-
fsere Gräben, die, vereinigt und durch Zutritt süfser Ge-
wässer vermehrt, erst den Namen des Riocaldo, dann des
Rioalto erhalten und endlich dicht vor Catajo unter einem
Flusse, vermittelst einer künstlichen Bettung, in den Ka-
nal von Bovolenta (eigentlich Canale di mezzo arco)
münden.
Die Temperatur des Mineralwassers ist je nach dem
Umstände, ob die Quellen unmittelbar und auf dem kürze-
sten Wege, oder fern von dein Heerde, nachdem sie schon
voluminösere Steinmassen durchdrungen, oder selbst in den
abfliel'senden Bächen zur Oberfläche gelangen, verschieden:
die meisten halten, nach v. Andrej ewskiy die Mitte
zwischen 58—69° R. Zwar erwähnt Mandruzzato einer
Sprudelthermalquelle, die er Getto laterale nennt, von
80° R. Temperatur: sie ist aber nicht mehr vorhanden;
nur eine einzige hat 69,5° R. bei 12° R. der Atmosphäre:
773
diese ist eine ihrer Ergiebigkeit nach nur geringe Neben-
strömung, von »lein schönsten Tuff umgeben und befindet
sich in der zweiten Gruppe. Die erste Gruppe hat fast
überall 66° R., die in der centralen kraterähnlichen Ver-
tiefung des Montiron brodelnde Hauptquelle, nach v. Grae-
fe's oft wiederholten Versuchen, 67° R. ; die Quellen am
Fufse des Hügels haben bei der Mühle 55° R. und auf der
westlichen Seite 58° R. Die kühlste besitzt, obschon völ-
lig isolirt und nicht im geringsten durch wildes Wasser
verunreinigt, nur 30° R.
Dafs die Verschiedenheit in der Temperatur der Quellen atmo-
sphärischen Einflüssen nicht zugeschrieben werden darf, haben ältere
und neuere Versuche dargethan. Dagegen ist die von Mühlibach
aufgestellte Behauptung, dafs das Thermalwasser langsamer als künst-
lich erwärmtes Wasser erkalte, durch die Versuche v. Andrejews kyi
als irrig nachgewiesen, indem das Thermalwasser mit seiner natürli-
chen Wärme in demselben Verhältnisse erkaltet als das künstlich
erwärmte Wasser.
Das Thermalwasser ist farblos, klar und durchsichtig
und behält diese Eigenschaften auch bei längerer Aufbe-
wahrung in gut verkorkten Flaschen, indem es weder mit
einem Häutchen sich überzieht, noch einen Niederschlag
bildet. Durch die sich aus demselben entwickelnden Gase
erhält es ein kochendes Ansehen, welches um so mehr
täuscht, als die luftförmige Flüssigkeit nicht in schlängelnd
emporsteigenden Perlen, sondern in dicken, ein bis zwei
Arme starken Strahlen periodisch hervorstöfst und an der
Oberfläche grofse Blasen erzeugt; nur in den Pfützen und
Schlammbehältern sieht man kleine Blasen aufwirbeln.
Es hat einen salzigen, bitterlichen Geschmack, einen
eigentümlichen Geruch und giebt sich dem Gefühl durch
eine gewisse Härte kund. Das specif. Gewicht desselben
beträgt nach v. Andr ej ewskiy , bei 10° R. und 27" 7,2"'
Barometer, 1,0057. Tremellen und Conferven findet man
in demselben in grofser Menge, und auf seinem Laufe setzt
es viel Tuff ab.
Die Thermalquellen der ersten Gruppe, welche sich in der Mitte des
Gipfels befinden, bieten zwar wegen ihres raschen Verlaufs keine Gele-
774
genhcit zur Tuffbildung dar, doch cfflorescirt längs den Ufern ein sa-
linisches, regelmäfsiges Gefüge, das aus übereinander geschichteten
Hemisphären bestehend, im frischen Zustande alkalisch, bei längerem
Zutritt der Luft neutral wird und vorherrschend kohlensaures Natron
enthält; in Bächen fortfliefsend, überziehen dieselben Quellen ihre
Kanäle auch mit reichlichem, wellenförmigem, graufarbenem, sehr
hartem Tuff. Die weniger kraftvoll hervorsprudelnden Quellen der
zweiten Gruppe erzeugen dagegen schon bei ihrem Ursprung viel Tuff,
der weifser und meist weicher als der vorhin erwähnte auch nicht
selten eingesprengten Schwefel enthält und aus kohlensaurem Kalk,
schwefelsaurem Kalk und Eisen besteht.
Das Thermal wasser ist früher/ unter andern von Van-
delli, Mandruzzato, neuerlich (1831) von v. Andre-
jewskiy chemisch analysirt worden. Hiernach enthält
dasselbe in zwölf Unzen:
nach Van d eil i: n. Mandruzzato:
18,833 Gr.
2,625 —
1,291 —
8,208 —
1,250 —
0,500 —
Chlornatrium . , »
25,714 Gr. . .
Chloraluminium
• ...
Schwefelsaure Kalkerde .
5,714 — . .
Erden überhaupt
5,000 — . .
36,428 Gr. . .
32,707 Gr
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlormaguesium . ,
Chloreisen ....
Jodcalcium .
Jod- und Brom-Magnesium
Schwefelsaure Kalkerde
Talkerde
Thon
Eisenoxydul
Kieselerde
Stickstoffhaltige organische Substanz
Eine andere organische Substanz
Verlust ......
nach Andrej ewskiy:
23,0725 Gr.
0,9000 —
0,7700 —
0,1563 —
Sparen
4,7SU —
0,7334 —
0,5000 —
0,1000 —
1,1230 —
0,6100 —
0,3270 —
0,0137 —
33,1000 Gr.
Kaum eine italienische Meile von Abano entfernt, steht
der Hügel S. Daniele, auf welchem der Eigenthümer
Bartolomeo Bonomi eine neue Quelle aufgefunden hat,
worin
775
worin nach der chemischen Analyse von Ragaz zini Schwe-
felwasserstoff- und kohlensaures Gas, salzsaures und
schwefelsaures Natron, Talk- und Kalkerde, kohlensaure
Talk- und Kalkerde, Atome von hrom- und jodsaurer Talk-
erde, von Eiseuoxyd, Kieselerde enthalten sind. Das Mi-
neralwasser hat eine Temperatur von 15 — 16° R., das
speeif. Gewicht == 1,0400, einen Geschmack wie gewäs-
serte und etwas gesalzene Milch, riecht nach faulen Eiern
und ist hell und klar. JNach den Versuchen, welche meh-
rere Aerzte zu Abano, Padua und Venedig mit diesem
Mineralwasser angestellt haben, ist es rücksichtläch der
Wirksamkeit demjenigen ziemlich gleich, welches mit er dem
Namen Acqua solforosa Raineriana Euganea bekannt ist.
(S. weiter unten S. 778 bei ßattaglia, wo auch das quantita-
tive Verhältnifs der Bestandteile mitgetheilt wird.)
Die gasförmigen Körper des Montiron unterscheidet v. An-
drej ewski}r in eigentlich und uneigentlich genannte Gase. Unter
den letztem begreift er die Dämpfe, welche sich wie Rauchwolken
aus allen Quellen des Montiron entwickelnd, den Hügel und die ganze
Umgegend in dicke Nebel einhüllen und neben der gespannten Flüs-
sigkeit auch mehrere fixe, mechanisch fortgerissene Bestandteile des
Wassers enthalten: sie bedecken den dürren Boden des Montiron, der
dadurcli ein weilsliches Ansehen erhält, mit einem leichten, salzigen,
theils pulverigem, theils kristallinischem Anfluge, der aus kohlensaurem
Natron, kohlensaurem Kalk, Chlornatrium, Chlorcalcium, Chlormagne-
sium, Chloreisen und schwefelsaurem Kalk besteht; aufserdem findet
sich auch eine gallertartige, braungraue, durchscheinende Materie
(Thciothermin). — Das sich aus dem Thermalwasser entwickelnde
Thermalgas befindet sich , obschon schwerer als die atmosphärische
Luft, nicht schichtweise über den Quellen, sondern es verflüchtigt sich
in dem nämlichen Moment, wo es emporgetrieben wird, und läfst sei-
neu sonst nicht zu verkennenden hepatischen Geruch fahren. Man-
druzzato bestimmtes als ein Gas eigener Art, bestehend aus 0,1
Kohlensäure, 0,04 Sauerstoff uud0,S0 Stickstoff; nach v. Andrej e ws-
kivs neuerenVersuchen dagegen ist dasselbe eine Zusammensetzung
von Stickstoff, Kohlen- und Schwefelwasserstoffsäure, ist klar und
hat bei 2S" 3" Barometer ein speeif. Gewicht von 1,24242, weshalb
man seine speeif. Extensivkraft auf 0,80485 schätzen kann. — v. An-
drej ewski}' erwähnt such zweier Zersetzungen, welche die Schwe-
fehvasserstoffsäure des Thermalgases erleidet, von denen die eine
oberhalb der Quellen geschieht, die andere im Wasser selbst vor
sich geht: erstere sind durch Zutritt atmosphärischer Luft gebildete
III. Theil. D d d
776
krystallinische Schwefelkrüsten, welche sich häufig au Gegenständen
über den Quellen ausscheiden; die zweite Decomposition ist die zuwei-
len beobachtete Erscheinung eines zarten, schwimmenden, bald schmä-
leren, bald breiteren Häutchens von metallischem Glänze (pellicola
iridata), welche v. Andrejewskiy für Schwefeleisen hält, das
der durchstreichende Schwefelwasserstoff aus den Quellen niederschlägt.
Hiernach ergeben sich als Erzeugnisse der gasigen Körper : Schwe-
fel und Schwefeleisen, — als Bestandteile derselben : Wasser, Theio-
tbermin, kohlensaures Natron, Chlornatrium, Chlorcalcium , schwefel-
saurer Kalk, Chlormagnesium, Stickstoff, Schwefelwasserstoffsäure
und Kohlensäure.
Nach Raggazini's Untersuchungen vom J. 1836 führt das Gas
der Thermen von Abano, das einen bituminösen Geruch hat, Naphtha-
dunst mit sich, welcher sich bei 10° R. als eine fette, perlartige, äa-
fserst flüchtige Substanz verdichtet; — in diesem Dunst befindet sich
Schwefelwasserstoff aufgelöst.
Von dein M i n e r a 1 s c h 1 a in in zu Abano ist bereits
früher gehandelt: vergleiche Theil I. zweite Auflage
S. 459 ff.
b. Die Bäder u?id M ineralf/uellsn von
Mo nte-Ortone^ welche ihren Namen von einem vorma-
ligen Mönchskloster haben , liegen eine Viertelstunde süd-
westlich von den Bädern von Abano unmittelbar an dem
Fufse des Gebirges, in einer reizenden Gegend.
Unter der Oberherrschaft Napoleon's wurde das Kloster aufgeho-
ben und in eine militairische Heilanstalt verwandelt, welche Bestim-
mung ihm verblieben ist: es befinden sich hier den ganzen Sommer
hindurch mehrere hundert Militair-Personen von jedem Range zum
Gebrauch der Badekur. Die gemeinschaftlichen Bäder, zu welchen
die Thermalquellen verwandt werden, sind auch ausschliefslich für
das Militair bestimmt; die Officiere haben ihr eigenes abgesondertes
Bad. Es giebt daher hier, aufser dem aus dem ganzen Lombardisch-
Venetianischen Königreiche hierher commandirten Militair, keine Kur-
gäste.
Man unterscheidet Thermalquellen und eine kalte sali-
nische Mineralquelle.
Die Thermalquellen entspringen an dem westli-
chen Ende des Klostergebäudes in dem vormaligen Mönchs-
garten reichhaltig auf mehreren Punkten. Sie haben nach
v. Andrejewskiy die Temperatur von 47° R., unterschei-
den sich aber in ihren physikalischen Eigenschaften nicht
777
von denen zu Abano, mit welchen sie auch Hinsichts der
therapeutischen Wirkungen übereinkommen. Dasselbe gilt
von den hier ebenfalls in Gebrauch gezogenen Fanghi.
Die unter dem Namen Acqua della Vergine be-
kannte Mineralquelle entspringt in einer Felsengrotte, in
welche einige Stufen hinabführen, an der linken Seiten-
maucr der Klosterkirche. Sie hat die Temperatur der ge-
wöhnlichen Quellwasser, ist farblos, ohne Geruch, von
leicht salzigem Geschmack und bildet, der atmosphärischen
Luft ausgesetzt, feine Bläschen, bringt aber in Verbindung
mit Säuren kein Aufbrausen hervor. Chlornatrium und
schwefelsaures Natron sind die vorwaltenden Bestandteile
dieses Mineralwassers , das eines grofsen Rufes geniefst.
Seiner milden Wirkung wegen wird es besonders bei reiz-
baren Frauen, Nervenschwachen, Kindern, Convalescenten
aus schweren, die Lebenskräfte unterdrückenden Krankhei-
ten empfohlen, und sehr oft, wenn eine Trinkkur indicirt
ist, mit diesem Wasser der Anfang gemacht und dann erst
zu einem stärkeren übergegangen.
Die Acqua della Vergine ist Eigentum« des Staats und wird in
Flaschen von ungefähr einem österreichischen Seidel in alle Städte des
Königreichs und auch über die Grenzen desselben versendet.
c. Bagni di S. Elena bei Battaglia. Das
Städtchen Battaglia, von Padua südwestlich drei geogra-
phische Meilen und fast eben so weit südlich von Abano
entfernt, liegt an einem schiffbaren, immer belebten Kanäle,
unter allen Euganeischen Thermen am reizendsten und
schönsten und ist am elegantesten eingerichtet; es wird
daher sowohl wegen seiner Heilquellen von Kranken, als
seiner Annehmlichkeit wegen von Gesunden zur Zerstreuung
und zum Vergnügen häufig besucht ; belebt durch die grofse
Strafse, welche von Padua über Ferrara nach dem Süden
führt, eignet es sich auch vornehmlich zu einem Mittelpunkt
für Ausflüge in die Euganeen, deren grünes Amphitheater
sich in reinen Wellenlinien hinter den Bädern erhebt, und
aus deren Mitte das buschige Haupt des Rua mit seinen
Ddd 2
778
Ruinen und der alle überragende Gipfel des Venda her-
niederblicken. Auch die Luft ist hier reiner als in Abano,
avo sie nicht selten zu sehr mit Wasserdünsten beladen ist.
Die Thermalquellen, obwohl schon von den Romern benutzt,
wurden später vernachliifsigt und vergessen, bis sie durch den Erz-
herzog Johann v. Oesterreich wieder in Aufnahme kamen. Für die
Aufnahme und Bequemlichkeit der Kurgäste ist hinlänglich gesorgt:
denn aufser jenen Anstalten, welche die sogenannten alten Bäder bil-
den und in verschiedenen Wohn - und Badegebäuden bestehen, ist
eine grofse, zweckmäfsig eingerichtete Badeanstalt — Stabilimeuto
dei bagni — neu erbaut worden, die mit schönen und eleganten Wohn-
zimmern, marmornen Wannenbädern mit Einrichtungen zu Douche-
und Tropfbädern, GesellschaftBsälen und einer geschmackvollen Pro-
menade, dem Vereinigungspunkt der Badegesellschaft, versehen ist.
Besitzer derselben ist Hr. Agostino Meneghiui.
Die Thermalquellen entspringen an mehreren Orten,
vorzüglich aber bei den alten Bädern und bei der neuen
Anstalt, in grofser Anzahl, am Berge della Stuffa, der
aus durch einander geworfenen Lavamassen besteht. Zec-
chinelli unterscheidet die Quelle Santa Elena von
54 — 57° R., die Quelle S. Bartolomeo von 40 — 48° R.
und die Quelle della Y alle Calaona von 28 — 32° R.
Temperatur, v. Andrej ewskiy giebt die Temperatur zu
57° R. an; im Uebrigen stimmen sie vollkommen in ihren
physikalischen, chemischen und therapeutischen Eigenschaf-
ten mit denen von Abano überein. Das Thermalwasser
wird hier in fünf Reservoirs abgekühlt.
Während seines Aufenthalts in den hiesigen Bädern
im Sommer 1827 entdeckte der Viceköuig Rainer eine neue
schwefelhaltige Mineralquelle, die nach ihrem Entdecker
Acqua Raineriana Euganea genannt wird. Sie ent-
springt an dem Ufer des Sees von Arqua aus Kalkge-
stein, das mit schwarzem Feuerstein untermengt ist, am
Fufse eines Hügels, La Colobrina genannt. Die sehr er-
giebigen , zahlreichen Adern dieser Quelle sammeln sich
in einem bedeckten Becken, aus dem sie durch angesetzte
Abflufsröhren strömen. Das Mineralwasser ist bei seinem
Ausflusse vollkommen klar und farblos, verbreitet einen
779
deutlichen Geruch nach Schwefel wasserst offgas , hat einen
ekelhaften, sehr flüchtigen Geschmack, eine beständige
Temperatur zwischen 15 — 16° R. und ein speeif. Gewicht
von 1,0011063. Der atmosphärischen Luft ausgesetzt, wird
es leicht milchigt und verliert durchs Kochen schon nach
kurzer Zeit Geruch und Geschmack. Wenn man es aber
vorsichtig schöpft und hermetisch in Flaschen verschliefst,
so erhält es sich einige Zeit unveränderlich, und mau hat
defshalb davon, se wie von dem oben erwähnten salinischen
Schwefelwasser von S. Daniele (S. Seite 774) Verkaufsde-
pots, namentlich zu Padua und Venedig-, errichtet.
Nach der chemischen Analyse enthalten in 1000 Centi*
metres oder 100 Denari Wasser:
a.
Die Acqua Raine-
b. Die Acqua di S. Da-
riana
niele
1!
ach M e 1 a n d r i :
nach Ragaz zini:
Chlornatriuin
0,6600 Denari .
2,2190 Denari
Chlorkalium .
0,0360 —
...
Chlormagnesiuui .
0,0540 —
0,2060 —
Chlorcalcium
0,0110 —
0,4200 —
Schwefelsaures Natron
• • • ■
0,0600 —
Schwefelsaure Talkerde
.
0,0100 —
0,1120 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,0320 —
. . 0,1910 —
Kohlensaure Talkerde
0,0040 —
0,1420 —
Kohlensaure Kalkerde
0,3115 —
0,2400 —
Kohlensaures Eisenproroxy
Brom- und Jod-Magnesia
JS
.
Spuren
Kieselerde
•
|o,0513 — - •
0,0200 —
Eisenoxyd
Organischen Extractivstoff
Spuren
0,0020 —
1,1698 Denari
3,6200 Denari
Schwefel wasserstofi'gas 10,6 Cent.od. 0,0164 Den. 5,4 Cent.od. 0,00S3Den.
Kohlensaures Gas 48,5 — od. 0,0646 — 17,4 — od. 0,0233 —
Beide Sclnvefclwasser lassen sich angenehm trinken
und erhalten sich namentlich in Venedig im Laufe der
rauhen Jahreszeit frisch und unverändert, daher sie daselbst
die durch die Orts Verhältnisse dargebotenen Heilmittel we-
sentlich vermehren. Man trinkt des Morgens zu einem,
zwei und drei Pfunden, oder vermischt sie mit dem Meer-
780
wasser zum Bade in dem Verhältnisse, dafs auf einen Theil
davon zwei Tkcile Soole kommen, um die Badekur für die
Behandlung gewisser Hautkrankheiten, besonders herpeti-
scher zu verstärken. Aulser bei chronischen Exanthemen,
haben sie sich vorzüglich nützlich bewiesen bei Skropheln,
Skorbut und Beschwerden der Verdauung.
d. Die Badeanstalt von Monte-Grotto liegt
westlich von Battaglia einsam und von schlechten Wegen
umgeben \ sie ist im Verhältnifs zu Battaglia und Abano
nur klein, aber reinlich und zweckmäfsig eingerichtet, ent-
hält aufser 39 Zimmern zu Wohnungen für Kurgäste fünf
schöne marmorne Bäder und eignet sich besonders für
Kranke, die mehr Ruhe und Zurückgezogenheit suchen.
Der Besitzer des Bades ist Dr. Antonio Mingoni.
Die Thermalquelle »bildet einen kleinen heifsen See von
62° R. nac|i v. Andrejewskiy; aufserdem fliefsen viele
starke Thermalquellen von derselben Temperatur auf dem
Wege von hier nach San Pietro ganz ungenutzt weg.
Hinsichts ihrer phjrsikalischen und therapeutischen Eigen-
schaften verhalten sie sich denen von Abano analog.
e. Die, Bädc?* von San-Pietro ßlontagnone
werden nach einem Dorfe benannt, das eine halbe Stunde
westlich von Monte-Grotto und eine deutsche Meile süd-
östlich von Abano auf einer weiten, an Schönheit und
Fruchtbarkeit ausgezeichneten Ebene liegt.
Dafs die Thermalquellen schon den alten Römern bekannt und
von ihnen benutzt wurden, ist nicht nur aus Inschriften und andern
Denkmälern, sondern aus mehrereu noch vorhandenen, und zum Theil
gut erhaltenen altrömischen Bädern von Marmor ersichtlich. Die ge-
genwärtige Einrichtung derselben steht aber der von Abano und Bat-
taglia nach. Besitzer derselben ist Hr. Gio. Bat tista Meggi orato.
Die Thermalquellen, die nach v. Andrej ewskiy eine
Temperatur von 56° R. haben, und am Fufse eines Berges
hervorströmen, in welchem man heftiges Getöse hört, stim-
men in ihren physikalischen und chemischen Verhältnissen
mit denen von Abano überein und die Indicationen für den
Gebrauch von Abano gelten auch für diesen Kurort.
781
Der Besuch aller dieser Bäder ist verhältnifsmäfsig
nicht sehr bedeutend: in Abano zählt man jährlich durch-
schnittlich 400, in Monte- Grotto und Battaglia 200 Kurgäste.
Die Wirkung- der Euganeischen Thernten ist vorzugs-
weise auf das reproduetive System gerichtst, — die Ex-
pansion befördernd, auflösend, zertheilcnd und zugleich im
Allgemeinen erregend, reizend und stärkend; der Grad die-
ser, sämmtlichen Thermalquellen dieser Gruppe gemeinsa-
men, Eigenschaften gründet sich bei dem Thermalwasser
auf das quantitative Verhältuifs der Salze und bei dem
Mineralschlamm auch auf die Gleichartigkeit der zusam-
mensetzenden Theile: so steht als Wasserbad Abano am
höchsten; ihm folgt Monte-Grotto, diesem S. Pietro Mon-
tagnone und endlich kommt S. Elena della Battaglia; —
umgekehrt behauptet der Mineralschlauim von S. Elena
vermöge seiner homogenen Mengung die erste Stelle, wäh-
rend Abano die letzte einnimmt und zwischen beide Monte-
Grotto und S. Pietro einzuschalten sind.
Diese allgemeine Wirkung erleidet je nach dem Alter, dem Tem-
peramente und dem Geburtskmde des Individuums, nach den atmo-
sphärischen Bediugungeu, nach dem Sitz und der Natur des Uebels,
nach dessen Entwickelungsstufe und Alter, so wie nach der verschie-
denen Auweuduugsart der Thermen mannigfaltige Modifikationen.
Die Formen, in welchen die Thermen benutzt werden,
sind nächst den Injectionen das Wasser-, Schlamm-, Dou-
che-, Regen- und Sturzbad: das Wasserbad in der Hegel
für allgemeine, das Schlamm- und Bouchebad für örtliche
Leiden und das Dampfbad für beide. Gleichzeitig nimmt
man gewöhnlich blos eine dieser Formen in Anspruch, nicht
so häutig mehrere zusammen; im letztern Falle kreuzen
sich die Wirkungen: das Wasser mildert die Heftigkeit
des Schlammes, der Schlamm verstärkt die Wirksamkeit
des Wassers, und die Douche untcrstüzt den Einflufs eines
und des andern.
Was die Temperatur anbetrifft, so gebraucht man das Wasser-
bad fast nie kalt, am häutigsten zu '2G° lt., seltener zu 29_30° R.}
— das Schlammbad äufserst selten lau, meist zu 32, 30 — 40° R.., —
782
das Dampfbad, den Kopf mit eingeschlossen, zu 30 — 32° R., den Kopf
ausgeschlossen, zu 30 — 36ö R., und wo nur ein Glied den Einwir-
kungen der Dumpfe ausgesetzt wird, selbst zu 40° R.
Jede der vorhandenen Badeanstalten (Stabilimenti) hat seine ei-
genen, im Wohngebäude selbst angebrachten Badeeinrichtungen: diese
Bäder, immer nur für eine Person bestimmt, sind nach dem Muster
der altrümischen erbaut, gröfstentheils von Marmor, und mit Tropf-,
Douchc- und Dampfbädern aller Art versehen. Die hohe Tempera-
tur der Thermen gestattet nicht, dieselben in ihrer natürlichen Wärme
als Bäder zu gebrauchen; sie müssen daher eine längere Zeit der
freien atmosphärischen Luft ausgesetzt werden, bis sie sich der iiber-
mäfsigcn Hitze entledigt haben; zu dem Ende werden vor den Bade-
anstalten im Freien grofse Wassersammler unterhalten, in weiche die
Thermalquellen geleitet und so lange zur Abkühlung aufbewahrt wer-
den, bis sie die Badetemperatur angenommen haben; durch eigene
Röhren werden sie dann in die Badehäuser geleitet. Um den Wärme-
grad nach den Bedürfnissen der einzelnen Badenden zu reguliren,
sind zwei solcher Reservoirs nüthig, in deren einem die Therme eine
Temperatur von kaum 20° R. besitzt, während sie in dem andern
die von 35° R. hat. Ein eigener Bademeister, Maestro, leitet alles,
was auf die Zubereitung der Bäder Bezug hat. Man pflegt in den
Frühstunden zu baden und zwar von der Dauer einer Stunde. — Mit
dem Gebrauch der Bäder verbindet man in Abano gewöhnlich auch
den des Trinkens eines andern Mineralbrunnens, deren während der
ganzen Kurzeit täglich zwei, nämlich von Monte-Ortone und von Re-
coaro, frisch an diesem Badeorte ankommen : man macht mit dem
Wasser von Monte-Ortone, das den Namen Acqua della Vergine führt,
den Anfang und geht dann zu dem stärkeren von Recoaro über. —
Ueber die Anwendung der Fangbi vergl. Tb. I. zweite Aufl. S. 461.
Nach Zecchinelli's vielj ährigen Erfahrungen sind
die Krankheiten, gegen welche die Thermen am häufigsten
angewandt werden, folgende:
1. Ap}retische Krankheiten der Haut.
Uuter diesen nehmen die Flechten die erste Stelle ein: am
hartnäckigsten widerstehen die aus inneren Bedingungen entstandenen
der Thermalkur, die in diesem Falle oft durch mehrere Sommer fort-
gesetzt weiden mufs ; örtliche Herpesarten, d. h. solche, die in Ur-
sach und Wirkung auf einen Punkt beschränkt sind, weichen schnel-
ler und sicherer. Unter den erstem werden die Hautausschläge, wel-
che ihren Ursprung in dem blutführenden Gefäfss3Tstem nehmen, rasch
und sicher gebeilt, nur mufs man die Behandlung gelind anfangen,
die warmen Bäder erst verdünnt, die kalten kurz und mit Ruhetagen
gebrauchen lassen, — daneben wird das Wasser della Vergine von
Monte-Ortone oder die schwefelicht -salzige A. Raiuerianä Euganea
getrunken ; — minder glücklich werden die Exanthemen behandelt,
welche vom lymphatischen Gefäi'ssystem unterhalten werden : hier
783
müssen die Bäder gleich lau, dann und wann -warm, über die übliche
Dauer eiuer Stunde verlängert und mit Dämpfen abwechselnd genom-
men werden; — selten gelingt die Heilung, wenn die Exantheme von
Unordnungen in der Leber, im Gekröse, im Darmcanal herrühren
und diesen Unordnuugen nicht vorher zweckinäfsig entgegengesteuert
wurde: hier wird das Wasser- und Dampfbad, so wie die Douche
auf den Unterleib, der Schlamm auf den Rücken angewandt, — zu-
gleich der Säuerling von Recoaro, der täglich frisch hierher gebracht
wird, getrunken und auch zur Nachkur empfohlen. — Aehnlich wer-
den auch chronische Exantheme behandelt, — Krätzige aber nicht
zugelassen.
2. Krankheiten des lymphatisch-drüsigen Sj^stems.
Die meisten werden momentan erleichtert, einige anhaltend ge-
bessert, die wenigsten völlig geheilt; für sämmtliche allgemeine lym-
phatische Krankheiten wird vorzugsweise das Wasserbad gebraucht
und dieses zu Zeiten mit dem Dampfbade vertauscht; örtlichen Lei-
den entspricht der Schlamm, — insofern dasselbe als einem allgemei-
nen Leiden untergeordnet betrachtet werden mufs, werden Wasser -
und Schlammbäder abwechselnd verordnet. Die letzteren erheischen
Vorsiebt : gelind fange man sie bei scrophulösen Geleukkuochen-Krauk-
heiten, bei scrophulösen Verbildungen der Eingeweide an und stei-
gere langsam. Noch häufiger heilt das Wasser-, Schlamm-, Douche -
und Dampfbad die durch Scropheln bedingte nervöse Empfindlichkeit
des Tofalorganismus oder einzelner Körperthcilc, scrophulöse Haut-
ausschläge, chronische Ophthalmien, Schleimflüsse der Ohren, der Au-
gen, der Nase, der Luftröhre, des Mastdarms, der Harnröhre und der
Aagina, so wie Stockungen und Geschwülste.
3. Krankheiten des Zellstoffs,
Stockungen, Wassergeschwülste und Verhärtungen, wenn sie mit-
telst einer Gewaltthätigkeit entstanden, oder die Nachwehen ehedem
bekämpfter Uebel, die Folgen erysipelatöser uud phlegmonöser Ent-
zündungen, geöffneter Abscesse und Tumores, die Folgen von Cou-
tusionen und Wunden sind, erweichen, schmelzen, vergehen, das Ge-
webe gewinnt an Energie und das Allgemeinbefinden bessert sich.
Der Schlamm (wo Gelenke leiden, auch zweimal des Tages) und die
Douche sind hier angezeigt.
4. Krankheiten der Membranen.
Die serösen Membranen vertragen in den Ueberresten entzündli-
cher Vorgänge trefflich die Thermen: es wird bei Wassersüchten die
Aufsaugung, bei Verwachsung die Ausdünstuug befördert, der Tonus
der Fibern wiederhergestellt u. s. w. ; wenn sie aber die serösen Ge-
lenkhäute, das Bauchfell und selbst die Arachnoidea des Rückcumar-
kes, wenn einmal das inflammatorische Stadium verstrichen, zur Norm
zurückzuführen im Stande sind, so schaden sie dagegen unbedingt bei
analogen Affectionen der Pleura, des Pcricardium und der Gehirn-
784
spinnewebehaut. Die fibrösen Membranen gestatten die Anwendung
der Thermen besser als alle übrigen Körpertheile, und es ist hier der
Schlamm und die Douche, welche die hartnäckigsten krankhaften
Veränderungen des Periosteum , der Apoueurosen, der Bänder, Seh-
nen und Gelenkkapseln beseitigen.
5. Krankheiten der Schleimhäute in den Respirations-,
Digestions- und Excretionswcgeu.
Unbedingt schädlich bei beginnender Luftröhren- und Brouchial-
phthisis, so wie bei profusen chronischen Schleimabsonderungen, brin-
gen doch bei chronischen, fieberlosen oder nur zu gewissen Jah-
reszeiten sich einfindenden Schleimsecretionen laue Bäder oft gro-
fse Erleichterung; — bei Leiden der Digesfiousorgane ist die Ther-
malkur nur allmühlig und sehr vorsichtig einzuleiten ; — bei Lei-
den der Schleimhaut des Mastdarms und der Harnblase , die im
Ganzen wenig für die Thermalkur geeignet sind, mufs jede Irritation
dieser Organe vermieden werden ; — bei Vaginal-Leukorrhöe lympha-
tischer und schlaffer Frauen sind Injectionen des Thermalwassers
sehr hülfreich.
6. Anschwellungen, Infiltrationen, Verhärtungen und
Verkürzungen der Muskeln und Sehnen.
Diese werden, selbst in den verzweifeltesten Fällen, durch die
Thermen, namentlich durch Schlamm- und Dampfbäder, mit dem
gröfsten Glücke bekämpft.
7. Chronischer Rheumatismus, Gelenkkrankheiten.
Gegen universellen Rheumatismus wendet man nur Wasser- und
Dampfbäder an; ist die Krankheit mehr local, auch Schlammbedek-
kungen ; — Gelenkkrankheiten werden bedeutend gebessert oder ge-
heilt: vorzugsweise bedient man sich dagegen des Schlammes, ab-
wechselnd mit Dampf- und Douchebädern, zuweilen auch mit Was-
serbädern. Bei Coxarthrocace erweisen sich die Thermen schädlich.
8. Krankheiten des Nervensystems, — Krämpfe, Hy-
pochondrie, Hysterie, Neuralgien, Paraljsen.
Hier ist eine scharf eingreifende Thermalkur in allen Formen
nothwendig, und äufsert grofse Wirksamkeit.
9. Krankheiten der Venen, — Variccs der XJnterex-
tremitäteu und Hämorrhoiden.
Sind diese Uebel activer Art, so sind die Thermen schädlich ;
findet jedoch eine rein venöse, passive, von der arteriellen Thätigkeit
unabhängige Blutstagnation in irgend einem Organ des Körpers statt,
so ist die Thermalkur von grofsem Nutzen: man beginnt dieselbe mit
ganzen Wcisserbädern, gebt sodann zur Douche über und bcschliefst
sie mit Schlammbcdeckungcn des Bauches und Kückens.
785
10. Chronische Krankkeiten der Unterleibsorgane.
Die Tliermalkur wird liier entweder als einfaches Bad oder mit
Schlammbedeckungen der Wirbelsäule angewandt, seltener als Dampf-
bad ; bei übermäfsiger Empfindlichkeit des Darmkanals liifst man zu glei-
cher Zeit das Wasser der sogenannten Rainerschen Euganeen trinken, — -
befindet sich derselbe aber in einem Zustand der Trägheit, so wendet man
innerlich das Wasser deüa Vcrgine di Monte-Ortone, oder abgekühl-
tes Thermalwasser, oder das noch wirksamere Mineralwasser von Re-
coaro an: in solchen Fällen ist es nothwendig, dafs man das Was-
ser früh Morgens trinken und erst 6 — 8 Stunden nachher die Ther-
' malkur gebrauchen liifst.
11. Mßrcurialkrankheiten.
Reine Mercurialaffectionen heilt die Tliermalkur fast ohne Aus-
nahme, — gegen Syphilis erweist sie sich aber erfolglos und selbst
schädlich; sie ist daher eiu sicheres Mittel zur Aufhellung der Dia-
gnose bei verborgener Syphilis.
12. Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane.
Gegen Dysmenorrhöe, Amenorrhoe und Chlorose erweisen sich
Thermalbäder sehr wirksam.
Als das Ergebnifs seiner Erfahrungen und Beobach-
tungen stellt Zecchinelli Folgendes auf:
Die Euganeischen Thermen sind von entschiede-
nem Nutzen in vielen chronischen Hautaffectionen, in vie-
len Krankheiten des Muskel-, Sehnen- und Bänder-Appa-
rats, in einigen Abnormitäten des lymphatisch-drüsigen S\r-
stems, des Zellgewebes und der Membranen, ferner in ei-
nigen der venösen Gefäfse, zumal der Pfortader, so wie bei
mehreren Unterleibsbeschwerden überhaupt; — desgleichen
in nervösen Allgemeinleiden, in den Productcn mancher
Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten, und endlich im
Mercurialismus. Verderblich erscheinen sie dagegen
bei herrschender Pyrexie, in allen Entzündungen activer
Art, in allen Krankheiten der arteriellen Central- und pe-
ripherischen Gefäfse, in allen der Athmungs Werkzeuge, in
sehr vielen anderer Organe, in fast sämmtlichen des Kno-
chengerüstes und in der Sjphilis.
Plinii hist. nat. II. 106, III. 103; — Cassiodori cpistol.
de baln. restituendis jussu Theodorici R. ad Aloysium Archil. scri-
pta; — Martial. epigr. 42; — Lucaii, VII. 192; — Glaudiaü.
epigr. 8.
786
Joa. de Dondis, de fontibus agri Patavini (138S), in: de
balneis omnia quae cxstant etc. Venetiis apud Juntas 1553.
J. Cornnrii de thermis Patayinis Carmen. Patavii 1553.
G. Morelli tract. de tliermis Patavini agri, aquis medicatis et
de causis qualitatum, quae iis insu n t. Patavii 1567.
Andr. Baccii üb. de thermis. Venetiis 1571. pag. 243. 284.
310. 311.
G. Faloppii opera omnia. Venet. 1606. T. I. tractat. VIII. c. 17.
pag. 312.
Vallisneri, opere fisiclio-mediclie. Vcnez. 1733. p. 433.
G. Bertozzi, delle terme Padovane dette bagni dAbano. Vene-
zia 1759.
Dom. V a n d e 1 1 i i tractatus de tbermis agri Patavini. Patavii 1761 .
Josephi Mignoni historia medica thermarum Patavinarum s.
observationum medico-practicarum circa morbos iisdem thermis tra-
ctatos. Ceuturia prima. Patavii 1775.
Antonio Carlo Dondi-Orologio, saggio di osservazioni
fisiche fatt.e alle terme Euganee. Padova 1782.
Salv. Mandpuzzato, tratt'ato dei bagni di Abano. Padova
1790 — 1804.
— — sulla imprevista sboccatura di un copioso getto di ac-
qua termale della collinetta detta il Montiron ai bagni di Abano, e
sullo zolfo cristallizato e polverato ritrovato d'iutoruo a quelle sorgenti
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Er d mann u. Schweigger, Journal. Bd. IV. S. 333.
Menu v. Minutoli iu : Ilufeland's Journ. der prakt. Heilk.
Bd. LV. St. 2. S. 94. ,
Valentin, voyage medical a. a. O. S. 118.
N. Tb. Müh Hb ach in: Med. Jahrb. des österr. Staates. Neue
Folge. Bd. I. (1822). S. 388 ff.
Heusinger in: Rust u. Casper, kritisches Kepertorium für
die gesammte Heilkunde. Bd. XV. (1827). S. 143 ff.
INotizie intorno all' acqua solforosa Raineriana Euganea. Pa-
dova 1830.
E.H. Andrejewskiy, de thermis Aponensibus in agro Pata-
vino. Bcrolini 1831.
E.v. Andrejewskiy iu : v. Graefe und v. Walther, Jour-
nal der Chir. und Augenheilk. Bd. XV. (1831). S. 550 ff.
W. Hörn, Reise a. a. O. Th. II. S. 31 ff.
Gio. Maria Zecchinelli in: v. Graefe und v. Walther,
Journal der Chir. und Augenheilk. Bd. XV (1831) S. 20 ff. Bd. XXIV.
(1836) S. 284 ff.
— — risposta cou documenti al Dottore S. Mandruzzato so-
pra tre fatti fisici relatsvi alle terme Padovane. Padova 1833;
— — saggio suirusomedico delle terme Padovane. Padova 1835.
F. Beggiato, delle terme Eugaucc. Padova 1833.
787
Cattan eo, Bibliotcca di Farm. 1834. Maggio-Giugno.
Ragazzini in: Gazette eclett. Giugno 1836. — Buchner's
Repertoiium. 2. Reilie. Bd. X. 1837. S. 254.
v. Vering, eigenthümliche Heilkraft verscliiedener Mineralwas-
ser. 2. Aufl. Wieu 1S36. S. 35.
Annunzio sopra L'Acqua solforoso-salina del colle di S. Daniele
di Abauo nelia provinzia di Padova. Padova 1837.
Brera, Isclil und Venedig a. a. 0. S. 102 if.
v. Graefe, die Gasquellen a. a. 0. S. 177.
2. Die M in era Iq u eile n von Recoaro entsprin-
gen mitten in einer Gebirgsgegend aniFufsc der Alpen, wel-
che Italien von Tyrol trennen, im Thale von Agno in der
Provinz A;icenza, fünf und eine halbe Miglie nördlich von
Vicenza, nach Verona zu, von dem es fünf und eine halbe,
•wie von Venedig zehn Posten entfernt ist, 463 Metres über
dem Niveau von Venedig. Der Kurort besitzt ein zwar
veränderliches, aber gesundes, gegen scharfe Winde ge-
schütztes Klima, eine reine, an Sauerstoff reiche , daher
für Lungensüchtige nicht geeignete Luft, und erfreut sich,
obwohl die Quellen erst im J. 1689 entdeckt und noch spä-
ter, 1752, nachdem die Republik Venedig zu ihrer bessern
Einrichtung einige Vorsorge getroffen, allgemeiner benutzt
wurden", eines zahlreichen, noch immer im Wachsen be-
griffenen Zuspruchs von Kurgästen aus allen Ländern
Europas, deren Zahl 1835 beinahe 4000 betrug.
Obgleich in Recoaro selbst die nöthigen Anstalten zur Benutzung
des Mineralwassers als Getränk und Kad und zur Unterbringung und
Verpflegung der Kurgäste vorhanden sind, so wohnt doch eine fast
nicht minder grofse Anzahl derselben wegen der nicht leicht zugäng-
lichen Lage dieses Dorfes in dem Städtchen Yaldagno, welches
eine Poststation von Recoaro entfernt, gerade am Eingange in die
Gebirge liegt und während der Sommermonate j;anz das Ansehen ei-
nes Kurorts gewährt. Bei her sorgfältigen Füllung und dem schnellen
Transport des Mineralwassers thut es der Wirkung keinen Eintrag, oh
es in Recoaro oder Valdagno getrunken wird ; auch wirkt hierzu der
empfehlenswerte Umstand vortheilhaft mit, dafs man in Recoaro
das Mineralwasser in Flaschen verschiedenen Gehalts, doch nie in
solche gröfserer Art füllt : die kleinsten Flaschen fassen nicht mehr
als sechs Unzen Wasser, die zweite und mittlere Gattung hält ein
Pfund, die gröfste zwei Pfund, durch welches Verfahren diejenigen,
welche das Mineralwasser entfernt von der Quelle trinken wollen, in
den Stand gesetzt werden, jedesmal die ihnen vorgeschriebene Quau-
788
tität auf einmal zu leeren, ohne zu gewärtigen, dafs die folgeuden
Portionen durch Verflüchtigung der Kohlensäure minder wirksam seien.
Die jährliche Versendung des Mineralwassers wird auf 400,000 Pfund
berechnet, wofür, da die Quellen Staatseigenthum sind, der Betrag
an das Staats- Aerarium gezahlt wird; für das an der Quelle getrun-
kene Mineralwasser wird nichts bezahlt. Auch befindet sich in Re-
coaro ein vom Staate angestellter Brunnenarzt.
Man unterscheidet hier vier Mineralquellen:
a. Die Fo nte Regia oder L e liav die Ilauptquelle,
am Fufse eines aus Kalkstein und Glimmerschiefer beste-
llenden Berges entspringend, 48 Metres höher als Rccoaro
gelegen, aber durch eine bequeme Strafse mit ihm verbun-
den, giebt in einer Stunde 960 med. Pfund eines reinen
und farblosen Wassers von pikant säuerlichem , tinten-
artigem Geschmack, einem eigentümlichen eisenhaften Ge-
ruch, das die Temperatur von 7 — 9° R., die speeif. Schwere
von 1,00339 hat, beim Schütteln viel kohlensaures Gas
entwickelt, sich leicht trübt und ein gelblich milchiges
Sediment absetzt.
b. Die Fönte Mariana del Capitello entspringt
in einer Entfernung von 500 Metres nördlich von der vori-
gen, aus Dolomit, welcher von Schiefer umgeben wird,
giebt in einer Stunde 150 med. Pfund eines klaren* und
durchsichtigen', im Glase perlenden Wassers, das eine
irisirende, zu Boden sinkende Haut und einen ocherartigen
Niederschlag bildet. Es hat einen angenehm prickelnden,
hintennach metallischen Geschmack, die Temperatur von
11,08° R., das speeif. Gewicht von 1,0025.
c. Die Fönte di Giausse entspringt an der Stra-
fse, die nach der Fönte Regia führt, ebenfalls aus Dolo-
mit. Ihr Wasser ist klar, trübt sich leicht an der Luft,
hat einen leicht säuerlich-erfrischenden Geschmack, einen nur
beim Schütteln bemerkbaren eigentümlichen Geruch und
die Temperatur von 10° R.
d. Die Fo nte F rat o di Cr ovole ist vollkommen
klar, trübt sich aber nach einiger Zeit unter fortwährender
789
Blasenentwickelung, hat einen anhaltend tintenartigen, pri-
ckelnden Geschmack ohne eigentümlichen Geruch.
Nach Beltrame erleiden die Mineralquellen durch
atmosphärische und tellurische Einflüsse mannigfache Ver-
änderungen, indem sie in verschiedenen Jahreszeiten nicht
nur eine verschiedene Wirksamkeit, sendern auch hei ver-
ändertem Barometerstande eine auffallende Veränderung
ihrer physischen Eigenschaften zeigen.
Brera bat die interessante Bemerkung gemacht, dafs das 3Iine-
ralwasser, wenn es längere Zeit hindurch in einem offenen, gläser-
nen Gefäfse den Sonnenstrahlen ausgesetzt wird (etwa 2 — 3 Stun-
den bei einer Temperatur von 26 — 30° R.), sich mit einem dünnen
Häutchen bedecke, das sich an alle Körper ansetzt, welche man in
das Wasser eintaucht und darauf wieder hervorzieht. Hat der ein-
getauchte Gegenstand eine glatte Oberfläche, so bildet sich ein sehr
feiner Ueberzug mit Metallglanz, welcher hier und da eine goldgelbe
Farbe zeigt; diejenigen Stellen aber, wo sich keine gelben Flecke zei-
gen, haben ganz das Ansehn von einer dünnen Lage Eisenoxyd, wie
es sich auf geglühetem Eisen befindet. Dieses Häutchen bemerkt man
aber nicht auf dem Wasser, wenn es in bedeckten Gefäfsen, also in
der Dunkelheit der Hitze ausgesetzt wird. Curti in Vicenza hat
durch chemische Untersuchungen dargethan, dafs dieser Stoff wirklich
aus höchst fein zertheiltem Eisen bestehe. Das Mineralwasser von
Recoaro zeigt also die auffallende Erscheinung, dafs durch die Wir-
kung der Sonnenstrahlen sich mineralisches Eisen in Gestalt eines
Häutchens auf dem Wasser, in welchem es aufgelöst ist, ansammelt,
während sich zu gleicher Zeit die gewöhnlichen reichlichen eisen-
haltigen Niederschläge durch die Zersetzung bilden, welche der Con-
tact mit der atmosphärischen Luft hervorruft. Da nun die Heilwir-
kungen der Quellen von Recoaro in gar keinem Verhältnifs stellen
zu der unbedeutenden Menge von Eisen, welche die chemische Ana-
Ivse darin nachweist, so meint Brera, dafs eine grofse Menge von
Eisen durch die Dünste entfernt werde, wenn man Behufs der che-
mischen Analyse das Wasser vorläufig verdunsten läfst.
In sechzehn Unzen Mineralwasser enthält.
a. Die Fönte Regia b. Die Fönte Mariana
nach Melandri nach Ce nedella
, (1830) : (1S34) :
Schwefelsaures Natron . . 0,239 Gr. . . 0,495 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . 5.332 — . . 2>303 —
Schwefelsaure Kalkerde . 10,120 — . . 0,239 —
Chlornatrium 0,039 —
Chlormagnesium 0,023 —
Kohlensaures Natron 0.039 —
790
Kohlensaure Talkerdo
0,506 Gr. .
0,391 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
5,491 —
4,238 —
Eisenprotoxyd ....
0,239 —
• . .
Kohlensaures Eisenoxydul
• . . •
0,991 —
Kohlensaures Eisen .
. ...
0,103 —
Kieselsäure ....
0,159 —
0,319 —
Extractivstoff ....
0,039 —
0,607 —
22,125 Gr.
9,787 Gr.
Kohlensaures Gas .
24,86 Kub.Z. .
. 17,99 Kub.Z.
c. DieFont. di Giausse
f.DieFont. diCrovo
na
zh C e n e d e 1 1 a :
nach Mazz oh i:
Schwefelsaure Talkerde . -j
2,719 Gr.
• . •
Schwefelsaure Kalkerde .
0,591 —
4,610 Gr.
Chlornatriurn ....
0,047 —
.
Chlormagnesium . . .
0,039)
1,144 —
Chlorcalcium ....
i
Kohlensaures Natron
0,031 —
6,143 —
Kohlensaure Talkerde
• . . .
9,210 —
Kohlensaure Kalkerde
3,524 —
. 15,350 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,351 —
...
Kieselsaures Eisen .
0,055 —
. . .
Kieselsäure . . . .
0,010 —
0,3S8 —
Extractivstoff ....
1,333 —
0,388 —
8,700 Gr.
37,233 Gr.
Kohlensaures Gas .
10,12Kub.Z. .
0,854 Kub.Z.
Nach Brera (1835) enthalten
100,000 Tbeile de
s. Mineralwassers :
Schwefelsaure Kalkerde
23,52 Tb.
Schwefelsaure Talkerde
13,24 —
Schwefelsaures Natron .
7,67 —
Kohlensaure Kalkerde
14,81 —
Kohlensaure Talkerde .
13,06 —
Kohlensaures Eisenoxydul
7,84 —
Silicine ....
2,61 —
Organisch - bituminösen Stoff, Spuren von Alaun,
Chlornatrium und Chlormagnesium . . . 4,35 —
Reines Wasser
87,10 Tb.
99912,90 —
100000,00 ThT
In 1000 Centimetcr Mineralwasser
Kohlensaures Gas
Stickgas . . •.'.•"'.
Sauerstoffcas
499,99 Cub.Cent.
184,34 — —
49,00 — —
733,33 Cub.Cent.
Das
791
Das Mineralwasser gehört, mit Ausnahme der Fönte
Prato di Crovole, zu den erdigen Eisensäuerlingen. Brera
bestimmt die Wirkung der Fönte Regia, die er dem Carls-
bader Wasser für analog hält, nur mit dem Unterschiede,
dafs sie nicht, wie jenes, den Kopf einnimmt, als autlösend
stärkend, die der Fönte Mariana als auflösend verdünnend,
und läfst mit der letzteren die Kur beginnen. Nach
v. V e r i n g wird die Fönte Regia „gegen alle jene Krankhei-
ten mit bestem Erfolge gebraucht, gegen die man die Karls-
baderquellen verordnet, wenn die letzteren ihrer erhitzenden,
reizenden, Blutandrang erregenden Wirkung wegen un-
passend sind. Vorzüglich wird dieses Wasser gegen krank-
hafte Umbildung der selbstständigen Wesenheit der Unter-
leibseingeweide, wo bei allgemeiner Schwäche, gesteigerter
Rcizempfänglichkeit und Neigung zum Schlagflul's Franzens-
brunn und Karlsbad sich nicht verordnen lassen, heilsa-
men Erfolg haben." Meistens werden zehn bis zwölf Be-
cher täglich und unter sehr geregelter Diät getrunken;
nach dem vierten oder sechsten Becher nimmt man eine
bis zwei Tassen schwarzen Kaifee. Wenn hierauf viel
wäfsriger Harn abgesetzt wird, ist das Wasser zuträglich
und der Kranke darf mehr davon nehmen ; treten Aufsto-
fsen, Ekel, Aufblähen des Unterleibes, Athmungsbeschwer-
den oder Kopfschmerz ein, so ist weniger Mineralwasser
zu trinken.
Die Beobachtung, dafs vermöge der revulsivisclien Wirkung der
üufserlichen Thernialraittel auch die innerliche Anwendung der Heil-
quellen besser ertragen wird, welche an und für sich uud allein als Ge-
tränk benutzt, oft zu sehr reizen uud daher nicht zuträglich sind, wird auch
häufig bei dem Wasser von Recoaro und dem ihm ähnlichen von
Staro gemacht, welche nur dann erst die erwünschte günstige Wir-
kung hervorbringen, wenn zu gleicher Zeit Mineralwasser-, Schlamm-
und Dampfbäder angewendet werden. In solchen Fällen ist es noth-
weudig, dafs man das Wasser früh Morgens trinken und erst 6 oder
S Stunden darauf die Thermalkur brauchen läfst. In Beziehung auf
die Schlammbäder ist jedoch zu bemerken, dafs mau hier weit
wirksamere haben könnte, wenn die Gast- und Badehausbesitzer den
Schlamm aus den Euganeischen Thermen und namentlich aus dein
zunächst gelegenen Abano holen lassen wollten, wo die Temperatur
III. Theil. Eec
792
desselben am -höchsten ist und von wo er gewifs noch ganz heifs
nach Recoaro kommen würde.
Man wendet das Mineralwasser gegen folgende Krank-
heiten an:
1) Das Wasser der Fönte Regia:
a. Gries- und Steinbeschwerden.
Es zerstört und zersprengt die Harnsteine in der Blase, deren
Basis aus Harn- und Blasensteinsäure besteht, und bewirkt eine förm-
liche Litbotripsie, bebt auch die Disposition zur Wiedererzeugung der
Steine auf. — Wichtig ist in dieser Beziehung der Gebrauch des
Mineralwassers in Venedig Mährend der Winterszeit, wo, wie Erfah-
rungen gezeigt haben, dasselbe so schnelle Fortschritte in der Hei-
lung bewirkt, wie man sie kaum erwartet haben würde, wenn es an
der Quelle selbst im Sommer getrunken worden wäre. Es kann aber
auch dorthin im Winter mit grofser Leichtigkeit gebracht werden und
kommt dort in derselben Beschaffenheit an, wie es sich an der Quelle
befindet, da es beim Transportiren keiner höhern Temperatur ausge-
setzt wird, als es selbst besitzt. '
b. Chronische Congestionen der Leber mit und ohne
Gallensteine, welche den gewöhnlichen Heilmitteln Trotz
bieten.
Das Minralw^sser darf hier jedoch erst nach vorheriger Beseiti-
gung des entzündlichen Processes angewandt werden.
c. Hämorrhoiden mit Congestionen und Exsudationen
im Mesenterium und nach dem gesammten Pfortader-
systeme.
d. Schwäche der Digestionsorgane, bedingt durch
Atonie des Magens und der Eingeweide.
e. Blennorrhöen der Blase und Blasengries.
f. Lymphatische Congestionen.
Hier leisten die Schlammbäder vorzügliche Dienste.
2) Das Wasser der Fönte Mariana:
a. Fehler der organischen Assimilation, welche in den
Fibern einen beständigen Reiz unterhalten, — dergleichen
Leiden, wie sie häufig durch Entzündungen der innersten
Membranen des Herzens und der Arterien, so wie der
Vena porta unterhalten werden, und die sich besonders
durch Anschwellungen der Leber, der Milz und des Me-
793
senteriums, so wie durch eine Reizung der Schleimhaut
des Magens und der Eingeweide kund geben.
b. Chlorose, fehlerhafte Menstruation aus Schwäche
des Uterinsystems, — Gefäfskrankheiten, welche sich durch
abnorme Vibrationen und Palpitationen des Herzens und
der grofsen Gefäfse darthun, — schleichende und hart-
näckige Neurosen, ähulich den hypochondrischen und hys-
terischen Leiden, — Unfruchtbarkeit und Abortus.
c. Schleichende entzündliche Reize der Bronchien,
sofern noch keine organischen Leiden in denselben vorhan-
den sind.
d. Bedeutende scrophulöse Affectionen, selbst scro-
phulöse Schwindsucht, besonders wenn das Wasser wäh-
rend des Winters in Venedig gebraucht wird.
P. F. Canneti, lllustrazioni sopra l'uso ed abuso delle acque
minerali di Recoaro. Roveredo 1735.
Deir acque di Recoaro e delle regole concernente' il lor uso, dis-
corso d'Orazio Ma. Pagani. Vicenza 1761.
Osservazioni medico-pratiche' iutorno alle facolta1 e virtu' delle
acque minerali die Recoaro, di Antonio Mastini. Vicenza 1781.
W. Hörn, Reise etc. Bd. II. Berlin 1831. S. 39.
Mühlibach in: Med. Jalirbb. des K. K. Oesterreich. Staates.
N. F. Bd. I. (18-22). S. 427.
Beltrame in: Med. Jabrbb. des K. K. Oesterr. Staates. Bd. XIV.
St. 2. S. 315. Bd. XVI. St. 1. S. 164. Bd. XIX. St. 1. S. 16^ Bd. XX.
St. 3. S. 491. Bd. XXIII. S. 467.
Brera, Antologia medica. Jan. 1834. S. 82.
V. Li. Brera, nuovi analisi delle acque medicinali di Recoaro.
Venezia 1835.
— — Cenni patologico-clinici, coli aggiunta di un caso di
Litotripsia operato dalle acque di Recoaro. Venezia 1836.
v. Vering, eigentli'ümliche Heilkratt verschiedener Mineralwäs-
ser. 2. Aufl. Wien 1836. S. 113.
v. Graefe u. v. Walther, Journ. für Chir. und Augenheilk.
Bd. XXIV, Heft 1, S. 146. Bd. XXV. Heft 4. S. 661 — 663.
V. L. Brera, Ischl und Venedig etc. Aus d. Ital. von Dr. H.
H. Beer. Wien 1838. S. 168 ff.
Giov. Blasi, Cenni sopra Recoaro e le sne acque acidulo-mar-
ziali. Verona 1S37.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 198.
3. Die Mineralquelle von Civillina in der
Provinz Vicenza hat ihren Namen von dem Berge gleiches
Eee 2
794
Namens, aus welchem, dem höchsten im Vicentinischen,
sie entspringt; sie wird nach ihrem Entdecker Catullo auch
Acqua Catulliana genannt. 706 Metres über der Mee-
resfläche wird das Mineralwasser in Gallerien, welche in
den Felsen gehauen worden, in Kübeln gesammelt. Das-
selbe ist von gelblicher Farbe, von einem Geruch nach
Eisenvitriol und einem sehr herben, sauren, tintenartigen
Geschmack; die specif. Schwere beträgt 1,0069 bei 10° R.,
seine Temperatur im Wasserbehälter 14,5° R., während
das Thermometer in der Vorhalle des Badegebäudes
30° R. zeigte.
Schwefelsaure Salze bilden die vorwaltenden festen
Bestandtheile des Mineralwassers, deren quantitatives Ver-
hältnifs jedoch zu wechseln scheint; gleichwohl gehört das-
selbe zu den stärksten Eisenvitriolwassern, die wir ken-
nen. Dasselbe enthält nach der Analyse von Melandri
Contessi vom J. 1834:
in 1000 Theilen : in
sechzehn Unzen
Schwefelsaure Talkerde
0,3830 Th.
2,941 Gr.
Schwefelsaures Eisenoxydul .
3,0717 —
23,660 —
Schwefelsaures Eisenoxyd
. : 2,4880 —
19,100 —
Schwefelsaure Kalkerde .
1,6640 —
12,770 —
Kieselerde .
0,0030 —
0,023 —
Wasser . . . ' .
. 992,3905 —
. 1000,0000 Th.
.
58,494 Gr.
Das Mineralwasser wird innerlieh und äufserlich ge-
braucht, doch kann es wegen seines grofsen Gehalts an
Eisensalzen als Getränk nur sehr bedingt angewendet
werden. Auch benutzt man hier einen Mineralschlamm.
Man hat es als kräftiges Toni cum in vielen chronischen
Krankheiten, welehe auf torpider Schwäche beruhen, na-
mentlich bei hartnäckigen Diarrhöen und im Scorbut, so
wie in der Leukorrhoe und, im Pellagra empfohlen.
Storia dei niaiattie sanate con le acque del monte Civilline sco-
perte dal Signor Giovanni Catullo in aggiunta alle altre storie stam-
pate negli anni 1819 — 20. Venezia 1823.
Mein, scient. e letter. dell' Ateneo di Treviso. T. III. 1824.
P. Pagan i ni, notizia compendiata a. a. O. S. 27.
795
Girolamo Melandri Contessi, osservazioni chimicLo cd
aualisi dell1 acqua minerale di Civillina. Treviso 1834.
F. Simon, die Heilquellen Europa1« a. a. 0. S. 58.
Hieran scbliefsen sich :
Im Venezianischen:
Die Mineralquelle zu Cormons, ein saihiisches kaltes Mi-
neralwasser in der Nähe von Venedig.
Bulletin des sc. m6d. 1820. Fevr. p. 256.
Aualisi dell' acqua minerale di Cormons di 0. Taglialegni.
Udine 1829.
Das Bad zu Piano im District Paluzza der Provinz Friaul,
war schon den Römern bekannt und von ihnen benutzt.
Im Paduanischen:
\
Die Mineralquelle von Ceneda, im Kreise von Treviso,
ein Schwefelwasser.
Illustrazioni ed analisi delle fönte medicinali di Ceneda del Dr.
Mandruzzato. 2. ed. 1834.
Im Vicentini seh eu :
Die Miner alquelle von Staro, so genannt nach dem Thale
gleiches Namens, ein Eisensäuerling, enthält weniger schwefelsaure
Kalkerde als der von Recoaro (S. 791), dem er analog ist, dagegen
weit mehr Kieselerde, Talkerde und schwefelsaures Natron.
Andere, und zwar warme Mineralquellen kommen noch zu Bar-
barano uad Albetone im Bericischen Gebirge vor.
Paganini a. a. 0. S. 32.
Im Verouesi sehen:
Die Bäder von Caldiero befinden sich eine Viertelstunde von
diesem Orte, nur wenige Miglien von Verona entfernt, rechts von der
Strafse, welche nach Vicenza führt, am Col di S. Mattia und sind
alt und berühmt. Die Mineralquelle bildet mitten im flachen Lande
einen kleinen tiefen See, den man mit Mauern umgeben hat. Das
Mineralwasser, in dem sich eine lebhafte Gaseutwickelung zeigt, hat
einen leicht salzigen Geschmack, die Temperatur von 21° R. und ent-
hält nach Volta in 100 Pfuud : kohlensaures Gas (75 p. C), schwe-
felsaure Kalkerde (25 Gr.), kohlensaure Kalkerde (74 Gr.), kohlen-
saure Talkerde (16 Gr.), Thonerde (52 Gr.), Magnesia (71 Gr.), Chlor-
talcium (119 Gr.), Chlornatrium (50 Gr.) und Kieselerde (9 Gr.), —
während die neueren Analysen von Bongioanni und Barbieri
796
Schwefelwasserstoffgas, kohlensaure Kalk-, Talk- und Thonerde, Chlor-
calcium, Cblornatrium, schwefelsaure Kalkerde und schwefelsaures
Natron, Kieselerde, Alaun und Eisen als die Bestandteile desselben
nachgewiesen haben.
Das neben der Quelle stehende Haus des Bademeisters ist klein
und schmutzig, die Badegäste müssen daher im Orte wohnen. Die
meisten baden unmittelbar in der Quelle, und da diese sehr tief ist,
müssen sie sich durch Korkringe und dergleichen sichern.
Annales de Chimie. T. XVI. p. 218.
Paganini a. a. 0. S. 42.
Heusinger in: Rust und Casper's krit. Repertor. Bd. XV.
(1827). S. 147.
Die Thermalquellen von Sa n-Ambrogio in der Nähe der
vorigen und ihnen analog, haben die Temperatur von 30° R.
Der Säuerling von Lazise enthält nach Fontana kohlen-
saures Gas, kohlensaure Kalkerde, Talkerde und Eisen, Cblornatrium,
schwefelsaure Kalkerde, Alaun und Kieselerde, nebst einer gallert-
artigen Materie.
Der Eisensäuerling von Roveredi Velo, im Bezirke
der 15 Gebirgsgemeiuden, in den sich die besiegten Cimberu geflüch-
tet und erhalten haben, enthält nach Bozza kohlensaures Eisenoxy-
dul, schwefel- und kohlensaure Kalkerde und kohlensaures Gas.
Paganini a. a. 0. S. 42.
Im Br es dänischen:
Die Mineralquelle bei Rovegro ist ein kaltes, zu den sa-
linisch-eisenhaltigen Säuerlingen gehörendes Mineralwasser, das in
seinen Wirkungen dem Säuerling von Recoaro ähnlich, von ungemein
erfrischendem Geschmack und> nach Grandoni's Analyse, ziemlich
reich an Kohlensäure (in einem Pfunde beinahe 10 Gr.) ist; es ent-
hält aufserdem überkohlensaures Eisenoxyd (J/4 Gr. im Pfunde), Bit-
tersalz, schwefel- und kohlensaure Kalkerde, sehr wenig kohlensaures
Kali und ziemlich viel Kieselerde (über 3/n €rr- im Pfunde). — Die-
sem ähnlich ist
Der Eisensäuerling von San-Colombano im Thale
Trampia, ebenfalls von Grandoni untersucht.
Roncalli Parolino, examen cbymico-medicum de aquis Bri-
xianis. Brescia 1722.
Volta in: Opuscoli scelti sulle scienze e sulle arti. Milauo 178S.
T. XL p. 337
Stefano Grandoni, esperienze fisico-chemiche ed aualisi dell'
acqua minerale di Rovegro. Brescia 1832.
Omodei, annali uni versah di Mcdicina. Ann. 1833. August.
797
Im Bergamesiachen:
Die Min er alque 1 1 en von Trescore sind mit einem beque-
men Etablissement versehen, mit Vorrichtungen zu Wasser- und
Schlammbädern. Die Abflüsse der zu den kalten salinisclien Schwe-
felwassern gehörenden Quellen, so wie das Schlämmreservoir sind
von Conferven, namentlich C1 miliaris, bedeckt; die festen Hauptbe-
standteile des Schlammes sind : schwefelsaure Kalk- uud Thonerde,
wodurch er eine grofse Weichbeit erhält. Das Mineralwasser enthält
nach Brugnatelli, aufser Schwefelwasserstoffgas und kohlensau-
rem Gase, kohlensaure Kalkerde und Chlornatrium.
Nach Pasta's und anderer Aerzte Erfahrungen hat sich das
Mineralwasser in Form von Getränk, Wasser- und Schlammbädern
sehr hülfreich bewiesen in rheumatischen Krankheiten, gichtischen
D3skrasien und solchen Stockungen, in welchen Schwefelquellen vor-
zugsweise indicirt sind.
Die Mineralquelle von S an-Pe llegrino in der Nähe von
Bergamo, enthält nach Brugnatelli in einem Pfunde kohlensaure
Kalkerde ('/4 Gr.), schwefelsaures Natron (8/15 Gr.) und kohlensau-
res Gas (2 Kub.Z.) und hat sich eiueu besondern Ruf in Krankheiten
der Urinwege und chronischen Hautkrankheiten erworben.
Die Mineralquelle im Val d'Imagna ist der vorigen
analog und enthält dieselben Salze, aber aufserdem noch eine Bei-
mischung von Schwefelwasserstoffgas.
G. Luigi Carrara, saggio della acque semitermali di S. Pel-
legrino. Milano 1820; — seconde edizione, accresciuta di una lettera
del Prof. G. Franck a del trattato sulla medesima del protofisico
G. Pasta, pon che di una lettera dell' autore si tutte le altre acque
del Bergamasco. Milano 1829.
P a g a n i u i a. a. 0 S. 39.
Gio. Volpi, delle acque miuerale di S. Pellegrino. Pavia 1837.
IL Die Heilquellen des Königreichs Sardinien.
as hierhergehorige Gebiet, das wir bereits, so weit es
der Apenninischen Halbinsel selbst angehört, bei der geo-
graphischen Uebersicht Italiens in seinem Hauptcharakter
beschrieben haben (vergl. S. 729 ff. und 744), schliefst die
westlichen und mittlem Alpen bis zum St. Gotthard, die
Apenninen und den westlichen Theil der Tiefebene bis zum
Ticino in sich, und zwar liegt das Herzogthum Savoyen
auf dem westlichen Abhänge der Grajischen öder Savoyer-
Alpen und hat darum mit den französischen Provinzen
Provence und Dauphine*, die mit ihm auf derselben Seite
der West-Alpen liegen, gleiche Beschaffenheit, — das Für-
stenthum Piemont, mit dem Herzogthum Montferrat
(vergl. S. 732) und dem sardinischen Antheil des Herzog-
thums Mailand, auf dem östlichen Abhang der West - (Cot-
tischen und Grajischen) Alpen und dem südlichen Fufse der
Penninischen Alpen, so dafs es in seinem südlichen Theil von
den Seealpen und den Apenninen begrenzt wird, mit seinem
östlichen Theil aber in die lombardische Tiefebene reicht,
— die kleine Grafschaft Nizza auf den Seealpen und das
Herzogthum Genua oder Ligurien auf den Apenninen.
Wenn wir hiernach, um lästige Wiederholungen zu ver-
meiden, uns auf Früheres beziehen müssen, und zwar für
Savoyen auf S. 235 und 267, für Piemont, insofern es sich
799
an die westlichen Alpen anlehnt, ebenfalls auf S. 235 und
267, insofern es sich aber an die Penninischen Alpen au-
schlielst, auf S. 33, und insofern es in die lombardische
Tiefebene hineinreicht, auf S. 730; so haben wir hier nur
noch einzelne hierher gehörige Punkte hervorzuheben und
dann insbesondere von den früher noch gar nicht erwähn-
ten Seealpen zu reden.
Piemont. Ueber die Penninischen oder Walliser
Alpen führt der Pafs des Simplon oder Sempione (6200 F.
hoch) vom Rhone zum Lago maggiore. Dieser zwischen
der Schweiz, dem Sardinischen und dem Lombardisch- Ve-
netianischen Königreiche am Südfufse der Alpen, 636 F.
nach Saussure hoch gelegene See, welcher die Wildheit
der hohen Alpen mit der Milde und Schönheit des italieni-
schen Bodens und Klimas vereinigt, liegt gröfstentheils
in Urfels, der untere Theil in den Kaikaipen ; die Kalkfel-
sen des westlichen Ufers ruhen auf Thonschiefer. An die-
sem Ufer, am Fufse des Monte Simolo und Farione bei
Intra sind die Urtrapp-Schichten merkwürdig : sie stehen
fast senkrecht und streichen zwischen Urthonschiefer von
Süd-Süd-West nach Nord-Nord-Ost, von grofser Aehnlich-
keit mit den sogenannten Lavalagern von Padua, Verona
und Vicenza; unmittelbar streichen daran hier und da
breite Quarzschichten mit Schwefelkies. Im Val Intrasca
bei Cambiasca und im Val Canobbio unter Spoccia ist Ur-
trapp und im Hintergrunde des letzteren Thals, am Berge
Finero, weifser Urkalkstein. Alle Gneusberge des Sees
sind mit Granittrümmern bedeckt; auf dem Margozzolo,
einem Gneusberge bei Baveno, liegt unter der Wiesendecke
ein Lager von Gneus- und Granitgeröll und unter dem-
selben einen Fufs tief Torf, der wieder auf feinem Quarz-
sande von lichter Ockerfarbe ruht. Die in einer westlichen
Bucht des Lago maggiore sich erhebenden berühmten
Borromäischen Inseln bestehen aus Gneus, Glimmer- und
Urthonschiefer, mit eisenhaltigen Trappadern und Quarz-
nieren durchzogen, und aus körnigem Kalkstein, mit Quarz
800
und Glimmer gemengt; die Schichten senken nach Südost.
Unter den Thälern Piemonts sind besonders hervorzu-
heben dasOssola- oder Eschen Thal und das Aosta- oder
Augst-Thal. Das obere Ossola-Thal zieht sich von Domo
d'Ossola (942 F. hoch) nach Norden bis zum Gries-Glet-
scher, 9£ Stunden lang, längs der Toccia und wird bis
kurz unterhalb Premia Yal-Antigorio und in seinem ho-
hem Theile Val-Formazza genannt; unterhalb Domo d'Os-
sola dehnt sich das untere Ossola-Thal mit beträchtlicher
Breite nach Süden bis zur Oeffnung des Anzasca-Thals,
ein und dreiviertel Stunden, und darauf nach Südosten
bis zum Lago maggiore sechs und eine halbe, im Ganzen
acht und eine Viertelstunde lang aus. Es hat mehrere
bedeutende Seitenthäler auf dem rechten Ufer der Toccia :
Val Vedro, Bugnanco, Antrona, Anzasca, auf dem linken
Ufer: Yal Vegezza. Die Berge des Thaies bestehen aus
Urfelsen, der Monte Calvario bei Domo d'Ossola und auf
der andern Seite der Monte di Tronlano aus senkrechten
Schichten Glimmerschiefers ; im untern Ossola-Thale bricht
auf beiden Seiten der Gneus in dünnen Blättern; von Vo-
gogna abwärts sind Gneusfelsen und beim Dorfe Candoglia
streicht eine mächtige Schicht weifsen Urkalksteins zwi-
schen Gneus. — Das vorhin erwähnte Seitenthal Vegezzo
zieht zwischen dem schweizerischen Kanton Tessin und
dem Val d'Ossola von Osten nach Westen, auf dem kür-
zesten Wege von Domo d'Ossola nach Locarno : Glimmer-
schiefer, Granit, Urkalkstein, Topfstein streichen durch
das Thal, in dem, vier Stunden von Craveggio und ober-
halb Malesco zwei Schwefelquellen entspringen; bei Buseno
ist der Glimmerschiefer von Schichten eines weifslichen
Thons durchzogen, oberhalb Malesco bricht schwarzer und
weifser Marmor. Das oben erwähnte, ebenfalls von der
(Toccia) Tosa bewässerte, Pommat- und Formazza-Thal
zieht sich vom Griespasse bis unterhalb Premia von Nor-
den nach Süden, dessen Hintergrund vom Gries ab-
wärts vier Stufenabfälle bilden: Bettehnatt (5950 F.), Mo-
801
rast (4760 F.), auf der Frutt (4330 F.) und Frutval, worin
Formazza (3888 F.). Der Gries besteht an der nördlichen
Seite aus Gneus, adrigem Granit mit Glimmerschiefer und
Granaten, auf der südlichen Seite zeigt sich Schiefer mit
Quarznieren und tiefer Glimmerschiefer. Von den sich
in's Ossola-Tbal öffnenden Seitenthälern zieht sich Val-
Antrona, fünf Stunden lang, mit mehreren Seitenthälern
vom Monte Moro und dem Piz Parahianco (9560 F.) fast
von Westen nach Osten: es öffnet sich bei Villa in's untere
Thal von Domo d'Ossola, wird von der Ovesca bewässert
und ist in seinem Hintergrunde ebene Thalfläche; — Val-
Anzasca , ein von der Anza bewässertes Thal , zieht sich
acht und dreiviertel Stunden lang vom Monte Rosa von
Westen nach Osten zum Ossola-Thale 5 der Hauptort des-
selben, Vanzone, liegt 2142 F. hoch. Es hat keine Thal-
sohle : die Berge erheben sich unmittelbar von den Ufern
der Anza; von seiner Oeffnung bis gegen Vanzone strei-
chen Felsschichten von Feldspath und Glimmer, Hornblende-
schiefer, schwärzlichem Urkalkstein; oberhalb Vanzone
adriger Granit mit Feldspathkörnern. — Vom Monte Rosa
geht noch das Sesia-Thal, durchströmt von der Sesia, aus :
es zieht sich anfänglich vom Monte Rosa nach Südost,
wendet sich bei Failungo nach Nordost, zwischen Val-
Sermenta und Val-Mastalone nach Osten und von der
Oeffnung des letzteren fast nach Süden, wo es in die
Piemontische Ebene ausläuft. Es besteht aus dem Val-
Sesia graude, Val-Sesia piccolo, Val-Dobbia, Val-Sermenta,
Val-Mastalone , Val-Duggia, Val-Sessera. Gneus, Glim-
merschiefer und Porphyr streichen durch dasselbe, an vie-
len Stellen brechen goldhaltige Schwefelkiese und gold-
und silberhaltige Kupferkiese, wie denn der Reichthum an
Erzen in diesem Thale sehr grofs ist.
Das Aosta-Thal zieht sich längs der Dora-ßaltca in
der obern Hälfte von Westen nach Osten und in der un-
tern nach Südosten, wo es am Monte stretto in die Ebene
Piemonts ausläuft. Es hat sehr viele bedeutende Seiten-
802
thäler, ungeheure Gletscher liegen in den Seitenästen des
Thaies, vom Ruitor (10270 F. hoch) in den Grajischen
Alpen längs den Penninischen Alpen bis zum Monte Rosa.
Es hat einen grofsen Reichthum an Erzen: silber- und gold.
haltige Bleierze, Eisenerz, Kupfer, Braunstein u. a. bre-
chen an verschiedenen Stellen. In geognostischer Bezie-
hung schliefst es sich an den grofsen St. Bernhard an;
abwärts von Aosta wechseln Felsen von Urkalkstein und
grünem Hornstein; vor Chatillon Glimmerschiefer und un-
terhalb Urkalkstein; am Mont Jovet zwischen Chatillon
und Berrex zeigt sich Topfstein, Strahlstein, Kalkstein
mit Glimmer und Quarz, Hornsteinschiefer u. s. w. in über-
einander liegenden Schichten, welche nach Nordwesten
senken, obgleich manche Schichten auch ganz senkrecht
stehen.
Savoyen. Aus diesem minen- und quellreichen Ge-
birgslande gelangt man über den Col de Bahne (7086 F.)
auf der Grenze von Savoyen gegen Wallis aus dem Cha-
mouny-in's Rhonethal: er besteht aus grauem, glänzendem
Urthonschiefer, von parallelen Quarzadern durchzogen,
und aus Urkalkstein ; innerhalb des Landes bildet der Col
de Bonhomme (7530 F.) den Pafs zwischen den Provinzen
Tarantaise und Ober -Savoyen: an seinem Fufse zeigen
sich Gneus und Quarz, Glimmer aus grünem Hornstein in
senkrechten Schichten, — schwarzer Glimmerschiefer, —
Urkalkstein, — Sandstein, — Kalkbreccie, — reiner grauer
und blauer Urkalkstein, — Schiefer, auf der Höhe des
Passes dünne Schieferschichten mit parallelen Quarzblät-
tern. In der Nähe im Osten ist der Col des Fours, 8376 F.
hoch, und der Col de la Seigne, 757S F. hoch, auf der
Grenze der Provinzen Tarantaise und Aosta, mit der aufser-
ordentlichsten Ansicht des Montblane und seiner Felsnadeln.
Dieser, der höchste Berg in Europa, von dem 17 Gletscher
in die benachbarten Thäler ausgehen, besteht aus fast senk-
rechten, nur wenig gegen Südost gesenkten Schichten, wel-
che unter einander parallel von Nordost nach Südwest
SOS
streichen. Unter den Thälern des Montblanc ist das von
der Arve durchflossene Cbamouny-TIial auszuzeichnen, das
im Norden von der Kette des Mont Brevent (7840 F. hoch),
in Nordosten vom Col de Baline, im Süden vom Montblanc
und seinen Aiguilles, von denen vier ungeheure Gletscher
in's Thal hinabhängen, und im Südwesten vom Monte de
Lacha und Vaudagne geschlossen ist. Es ist von Urfelsen
eingeschlossen; der Kalkstein streicht wie der Schiefer,
Gneus und Granit von Nordost nach Südwest mit fast senk-
rechten Schichten; die Felsenkette des Brevent besteht
aus Gneus- und Glimmerschiefer mit Quarz, Feldspath,
Glimmer und etwas Eisen gemengt; die Pyramidalfelsen
in der Kette des Montblanc bestehen aus Gneus und
Granit.
Die Meeralpen. Längs der Ligurischen Küste
ziehen sich die Meeralpen hin, die bei Marseille im Süden
Frankreichs beginnend, sich östlich nach dem Var und
von da bis Savona erstrecken, wo sie sich an den Liguri-
schen Apennin (S. 732) anschliefsen; sie heifsen auch Li-
gurische ode? Uferalpen, weil sie sicli am Ufer des Ligu-
rischen Meeres erheben. Diese Bergkette, welche den be-
rühmten Col de Tenda in sich fafst, steigt in verschiede-
nen Abstufungen, eine Reihe von Thälern bildend, nach
der Meeresküste nieder und läuft endlich in der Nähe der-
selben in viele kleinere Berge und Hügel aus, welche das
Ufer bald enger, bald weiter umchliefsen. Diesen Cha-
rakter eines schmalen Uferlandes, welches im Rücken von
hohen Bergen begrenzt und nur nach dem Meere hin offen
ist, trägt die ganze Küste von Nizza bis Genua an sich,
w eiche wegen der zahlreichen , sich bis ans Ufer erstrek-
kenden Vorberge und Abdachungen der Meeralpen durch-
aus gebirgig ist und nur wenige geringe Flächen und Ebenen
in sich schliefst. Er ist der ganzen ligurischen Küste
(Ligurien) aufgedrückt, welche den von den Meeralpen
und dem ligurischen Apennin eingeschlossenen Küstenstrich
von Nizza bis an die Grenzen von Toscana oder von der
804
Mündung des Var bis zur Mündung des Magra begreift
und die Provinzen: Nizza, $t. Reino, Oneglia, Albenga,
Savona, Genua, Chiavari und Spezia enthält.
Ehe wir zur Beschreibung der einzelnen Heilquellen
des Sardinischen Staates übergehen, geben wir noch eine
kurze Uebersicht der Verbreitung derselben, wobei wir uns
nur auf die wichtigeren beschränkend, unsern Weg durch
Savoyen die Alpen entlang durch Pieinont nach Nizza und
Genua nehmen.
In Savoyen ist vor Allem hervorzuheben Aix, einge-
richtet auf den Trümmern der alten Aquae Gratianae , in
einem Thalkessel am Bourgel-See, sodann Evian in Chab-
lais auf dem südlichen Ufer des Genfer-Sees, ferner meh-
rere Mineralquellen in der Maurienne und Tarantaise, und
endlich in Faucigny eine Gruppe von Heilquellen in der
Nähe des Montblanc und des kleinen St. Bernhard, welche
auf einer Fläche von sechs Miglien im Quadrate in gro-
fser Menge um Courmayeur entspringen. Die vielen sali-
nischen Quellen dieses Landes können wir, da sie nur zu
ökonomischen und technischen Zwecken verwandt werden,
übergehen.
In Piemont findet man gleich beim Eintritt von den
Alpen her in der Nähe der Simplonstrafse und in der des
Lago maggiore die künstlichen Bäder von Oleggio, ein
Institut Paganini 's, vorzüglich begünstigt durch schöne
Lage und Reinheit der Luft : von denselben ist bereits
Th. I. zweite Aufl. S. 147 gehandelt worden. In der Pro-
vinz Ossola hegt, ebenfalls nicht weit von der Simplon-
strafse, Craveggio im Vegezzothale , weiter nach Westen
unweit der Grenze Savoyens die Gruppe von Mineralquel-
len im Aostathale. In der Provinz Turin entquillt dem Ge-
biete von Castagneto eine Quelle bei der alten Kirche San
Genesio und in einer andern Richtung liegen in geringer
Entfernung von einander die drei Quellen von Castiglione,
Rivalba und Santa Fede bei Cavagnolo. In der Provinz
Alessandria, unfern Lu, kommt eine Quelle aus einem
805
Sand- und Kalkhügel hervor; eben so zwei andere bei
San-Salvadore. Die Provinz Yoghera ist überaus reich an
Mineralquellen: drei Quellen entspringen auf dem aus
Thon und Kalk bestehenden Berge Colle delle Fontane
bei Eetorbido, tiefer in den Apenninen liegen die von man-
cherlei Kranken besuchten Quellen von Camaratte, Gar-
lazzolo di sotto, Losanna und Port' Albera, eine andere
liegt bei Bobbio; üäher gegen Pavia entspringen die zwei
Quellen von Navazza und Miradolo, zu Broni ist die eisen-
haltige Salzquelle della Molla, zu Riva Mazzano die Sool-
quelle Salice ; alle sind kalt, reich an Alkali- und Erd-
salzen, zuweilen mit freier Kohlensäure, — nur zu Santa
Giulietta ist eine Thermalquelle. In der Provinz Acqui
sind aufser den berühmten Schlammbädern zu Acqui noch
die Mineralquellen von Crogniardo und Morbello, in der
Provinz Mondovi die von Mombasilio und delia Baissa zu
erwähnen. Die Provinz Coni oder Cuneo hat bei Valdieri
acht warme Quellen nebst zwei Sauerwassern; bei Yinadio
im Stura-Thale entspringen aus der Seite des Olivaberges
ebenfalls viele warme Quellen, wovon acht zum Behufe der
Bäder verwendet werden.
Die Mineralquellen der Grafschaft Nizza sind inei-
stentheils schwefelhaltig und entspringen in der Regel an
den Abhängen von Granitbergen, auf deren Oberfläche sich
Pyriten in grofser Anzahl finden und deren Gipfel Spuren
zeigen, die auf ehemalige Vulkane deuten. Dahin gehören
die Schwefeltherme von Roccabiglieri, wo vormals Bäder
angelegt waren, die aber längst verlassen sind, und die
kalte Schwefelquelle bei Isola bona in der Provinz San
Remo am Nervia-Flusse; in derselben Provinz sind zwei
ähnliche Quellen bei Pigna und bei Bordighera, am Wege
nach Nizza. An einigen Punkten, namentlich da, wo Gyps-
schichten sind, finden sich auch Quellen, die Chlornatrium
enthalten, und aufserdem einfache warme Quellen, von de-
nen einige milchig aussehen, fettig anzufühlen sind und
Alaunerde enthalten: die Einwohner nennen dergleichen
806
Quellen Chaudons oder Chaudans und bedienen sich ihres
Wassers hier und da zum Bleichen der Leinwand. Unter
diesen heifsen Quellen zeichnet sich die sehr ergiebige von
Daluys, Bezirk von Gillauines, aus, die sich in den Var,
ergiefst und in die sich, wie man bemerkt hat, die Forel-
len vorzugsweise zum Laichen begeben. — Noch sind
Quellen dieses Landes zu erwähnen, die auf ganz isolirten
Felsspitzen fontainenartig im Winter ein sehr heifses, im
Sommer ein äufserst kaltes Wasser emporwerfen: hierher
gehören Font de l'Oulo, zu Beuil, Bezirk von Guillaumes,
und andere.
Auch im Herzogthum Genua fehlt es nicht an Mine-
ralquellen: es finden sich längs der beiden Riviera, na-
mentlich längs der Riviera di Levante einige schwefelhal-
tige Quellen; allein im Allgemeinen sind sie entweder nur
schwach, oder sie entspringen an so wilden, rauhen, ja
fast gänzlich unzugänglichen Orten, dafs sie in medizini-
scher Beziehung wenig in Betracht kommen können. Von
den wichtigeren sind zu nennen die kalte ergiebige Schwe-
felquelle bei Voltaggio in der Provinz Novi, die aus den
Seiten eines Kalkberges entspringt, und die warme Schwe-
felquelle Acqua Santa, drei Miglien von Voltri. Auch
dem östlichen Rande des Golfes von Spezia entspringen
aus einem thonig-sandigen Tuffgesteine die Schwefelquel-
len, welche Pitelli genannt werden: die Luft daselbst ist
aber zu ungesund, um Bäder anzulegen. Säuerlinge und
eisenhaltige Wasser hat Mojon trotz der genauesten Un-
tersuchungen im ganzen Herzogthum nicht entdecken können.
Wir fassen die auf diesem Gebiete vorkommenden
Heilquellen in folgende Gruppen zusammen:
A. Die Heilquellen des Herzogthums Sa-
voyen (westlicher Abhang der Grajischen Alpen);
B. Die Heilquellen des Für stenthuins Pie-
m ont (östlicher Abhang der Cottischen uud Grajischen
und südlicher Abhang der Penninischen Alpen) ;
C. Die Heilquellen der Grafschaft Nizza
(See-
807
(Seealpen) und des Hcrzogthuins Genua oder Ligu-
rien (Apenninen);
D. Die Heilquellen der Insel Sardinien.
Guichenon, bistoire g6uealogiquc de la Royale Maisoii de Sa-
voie. Lyon 1660.
Joa. Fantoni Comment. de quibusdam aquis medicatis. Au-
gustue Taurin. 1747.
H. B. de Saussure, voyagcs dans les Alpes. Vol. III. Neucba-
tel 1776. 1779. 1796.
P. E. Herbin, statisque g6u. et part. de la France et de ses
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J, F. Albanis Beaumont, description des Alpes Grecques et
Cottiennes ou tableau bist, et statistique de la Savoie etc. 2 Voll.
Paris an XI. (1S03).
Verneilb, statistique du De"part. du Mout-BIanc. Paris 1807.
Palluel, annuaire statistique du Dep. du Montblanc. Cbambery
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Nizza und die Meeralpen. Von einem Schweizer. Züricb 1842.
III. Theil. Fff
A. Die Heilquellen des Herzogthums Savoyen.
(Westlicher Abhang der Grajischen Alpen.)
1. MWie Thermalquellen von Aix en Savoie
oder Aix-les- Bains, entspringen im obern Theile die-
ser 2000 Einwohner zählenden [Stadt, in einem der nie-
drigsten, aber reizendsten Thäler Savoyens, das , 360 F.
tiefer als der Genfer-See, sich nur 792 F. über d. M. er-
hebt, und in der Richtung von Norden nach Süden durch
zwei Bergketten begrenzt wird , am südlichen Fufse des
Montblanc, unweit des Sees Bourgel , von Chambery zwei
und eine halbe, von Genf zwölf, von Lyon zwanzig, von.
Grenoble vierzehn und von Turin vierzig Lieues entfernt,
waren schon den Römern unter den Namen Aquae Ällo-
brpgum, Aquae Gratianae oder Dömitianae bekannt und
zeichnen sich durch die vortrefflichen Anstalten zu ihrer
Benutzung aus.
Die günstige Lage dieses Kurorts zwischen der Schweiz, Frank-
reich und Italien an der grcfsen Poststrafse nach diesen Ländern,
verbunden mit der Milde und Salubrität des Klimas, und den zur Un-
terhaltung und Bequemlichkeit der Kurgäste getroffenen Einrichtungen,
sichern demselben eine grofse Frequenz, die sich im J. 1830 auf 3000
Kurgäste erhob und seitdem fortwährend im Steigen begriffen ist.
Das Klima ist im Allgemeinen sehr milde und wenig veränderlich:
der herrschende Wind ist die Bise, ein Nordost, der die Atmosphäre
reinigt und ihr eine angenehme, weder zu trockene noch zu feuchte
Temperatur verleiht; der mittlere Barometerstand 27" 2". Man be-
809
nutzt die Bäder vom Mai bis Ende Septembers, doch sind die Monate
Juli und August die günstigsten; ßrunnenarzt (Medecin -Directeur de
rEtablissement Royal des bains) ist Dr. Des p ine, welcher aueli das
liier befindlicbe Militair- Hospital, das nur vier Monate wahrend der
Brunnenzeit geöffnet ist, leitet. Den ökonomischen Einrichtungen des
Kurorts steht eine Commission administrative vor, der das ganze
(uniformirte) Personal der Anstalt unterworfen ist. Die Ordnung ist
musterhaft; die Preise sind mäfsig und für Ortsbewohner, Unbemit-
telte und fremde 4erzte noch besonders ermäfsigt.
Obgleich die Römer hier kostbare Vorrichtungen zu
Bädern hatten, von denen das Vaporarium noch am besten
erhalten ist, so bestand doch das Thermal - Etablissement
bis zum J. 1783 nur in der an der Schwefelquelle vorhan-
denen Grotte, die zur Trennung beider Geschlechter durch
eine Mauer in zwei Abteilungen gesondert war. In dem
genannten Jahre liefs König- Victor Amadeus 111. auf den
Trümmern römischer Thermen das grofse, unter dem Na-
men Königliches Haus bekannte Badegebäude auffüh-
ren, das zwei Abtheilungen, eine für das männliche, die
andere für das weibliche Geschlecht, deren jede zwei Dou-
chekabinette und ein Dampfbad, das Bouillon genannt wird
und aus einer von allen Seiten fest verschlossenen Umhe-
gung besteht, in der das Thermalwasser aus der Tiefe in
seiner natürlichen Wärme emporsteigt, — aufserdem in
den Souterrains zwei Kabinette für Arme und eine beson-
dere Abtheilung für die König!. Familie enthielt. Im Jahre
1787 wurde der erste Badearzt Joseph Despine hier an-
gestellt. Die bis zum Ausbruch der französischen Revolu-
tion auf 5 — 600 Kurgäste gestiegene Frequenz, erhob sich
während der französischen Besitzergreifung Savoyens, na-
mentlich unter dein Kaiserreich, das für diese Bäder eine
besondere Vorliebe zeigte, auf 1200. Unter der Restaura-
tion wurden die Bade- Anlagen sehr erweitert und das Ganze
neu organisirt, so dafs man jetzt zwei Etablissements un-
terscheidet: das königliche Etablissement oder
grofse Gebäude und die nach dem Chemiker B ert ho 1-
let genannten Thermen.
a. Das Königliche Etablissement, das von den
Fff 2
810
beiden Hauptquellen gespeist wird, ist an dem Orte, wo
die Schwefelquelle zu Tage kommt, in einem grofsartigen
und prächtigen Style erbaut und enthält 36 gröfsere oder
kleinere Badezimmer mit Schlamm -, Dampf- und Dunst-
bädern, mehrere gröfsere Badebassins, um darin schwim-
men zu können und Douchen aller Art. Es besteht aus
Tier Abtheilungen: 1) die C entr al-Abtheilung enthält,
aufser Wohnungen für die Beamten, Badekabinette mit
Wannen von Zink, die aus drei Hähnen mit Thermalwasser
aus der Schwefel» und Alaunquelle und mit gewöhnlichem
kalten Quellwasser versehen werden können, Säle mit Vor-
richtungen zum Trinkgebrauch, so wie Einrichtungen zu
allen Arten vonDouche- und Dampfbädern ; 2) die Prin-
zen-Abtheilung besteht aus drei Douche- Kabinetten,
den bequemsten und mannigfaltigsten dieses Etablissements,
die theils durch das Thermalwasser der Alaun- oder Schwe-
felquelle , oder durch kaltes Wasser gespeist werden ;
3) die Höllen ab thcilung (de PEnfer), welche ihren Na-
men von ihrer Lage im Souterrain und von ihrer hohen
Temperatur hat, schliefst Kabinette zu Dampfdouchen und
andern Douchen ein; 4) die Albert's- Thermen enthal-
ten aufser Douchen, welche, wenn gleich kleiner, doch
reinlicher als die des alten Gebäudes sind, ein Vaporarium
in einem kreisrunden Saal mit kleinen isolirten Dampf- und
Schwitzkabinetten und eine Piscine.
b. Die Thermen Bert ho 11 et werden ausschliefs-
lich von der Alaunquelle gespeist und bestehen aus drei
Abtheilungen : einem grofsen gewölbten, im J. 1678 erbau-
ten Kabinet, das für Locaklouchen und unentgeltliche
Dampfbäder bestimmt ist; einer Reihe von Kabinetten für
locale und allgemeine Dampfdouchen , und einein grofsen
Bassin, Bain Royal, das in mehrere Abtheilungen geson-
dert ist, wovon die eine zum Pferdebad, die andern zu
Bädern für Arme und Hospitaliten dienen. Es ist im
Werke, den ganzen Raum des Königlichen Bades zu be-
8U
decken und zu einer öffentlichen Piscine und zu Bädern
für Anne und Soldaten einzurichten.
Noch ist eines, von einem Engländer, Namens Hai d im an n , gestif-
teten Hospitals zu erwähnen, in welchem arme fremde, keine ein-
heimische, Kranke •während der Badezeit für eine sehr geringe Summe
aufgenommen, verpflegt, beköstigt, gebadet und ärztlich behandelt
•werden, und in welchem Nonnen, die Schwestern des li. Joseph, die
Krankenpflege besorgen.
Man unterscheidet zwei Hauptquellen: die Schwefel-
und die Alaun- oder St. Pauls-Quelle, welche letz-
tere aucli Bert hollet's-T her ine genannt Avird: beide
kommen in einer Entfernung- von 60 Metrcs aus einem ho-
hen Kalkfelsen und nahe am Grunde der grofsen Kai Infor-
mation, welche die äufsere Seite der Alpen bildet, zu Tage.
Der Weg, auf welchem diese Thermalquellen herbeikom-
men, läl'st sieb, mit* einiger Wahrscheinlichkeit aus dem
Dampfe erkennen, welcher in verschiedenen Entfernungen
von ihrem Ursprung aus mehreren Oeffnungen des Bodens
(Puits de l'Eufer) aufsteigt; die Alaunquelle kann man auf
eine ziemliche Strecke durch die nach dem Aufenthalte
vieler unschädlicher Schlangen Grotte des serpons genannte
Höhle verfolgen : sie fällt, so wie sie aus dem Felsen kommt,
in ein Bassin, um das sich ein hoher und weiter Mauer-
bogeu zieht; aus diesem fliefst sie in ein anderes, viel
gvöfseres und tieferes, das römischen Lirsprungs ist und
von dem das Thermalwasser in die Bade- und Douchcka-
biuette vertheilt wird. Zwischen beiden Behältern springt
ein starker Strahl gemeinen kalten und klaren Wassers
in die Höhe. Das Wasser der Schwefelquelle wird bei
seinem Ursprünge unmittelbar durch, bleierne Röhren in
die verschiedenen Badeabtheiluugen geleitet.
Es giebt aufserdem noch drei andere Mineralquellen, welche, ob-
gleich analysirt, noch nicht benutzt werden, nämlich: eine Thermal-
quelle in dem Garten des Dr. Fleur}', eine kalte „savon ue use1'
genannte, auf dem Grund und Uodeu des Hrn. Chevillard, und
eine „Eau ferrugineuse de Saint- Simon" genannte, ein Kilo-
metre nordöstlich von Aix auf dem Wege nach Genf. Letztere hat
8° II. Temperatur und wird seit kurzem als Getränk benutzt.
812
Das Wasser «1er Alaunquelle ist bei seinem Ursprung
von grünlicher Farbe, in den Bädern aber, wie das der
Schwefelquelle, krystallhell ; letzteres entwickelt auch viel
Gasblasen; beide Quellen, die Alaunquelle jedoch weniger,
riechen nach faulen Eiern, aber erst nachdem ihr Wasser
eine Zeit lang der atmosphärischen Luft ausgesetzt war,
— nach 24 Stunden ist es geruchlos; der Geschmack nach
(Schwefelwasserstoffgas ist in beiden Quellen permanent, und
besonders stark kurz vor und nach einem Gewitter, — im
Uebrigen ist der Geschmack süfslicb, erdig, der der Alaun-
quelle weniger erdig, mehr bitterlich, styptisch; die specif.
Schwere ist wenig von dem des destiilirten Wassers ver-
schieden: nach Bonjean hat die Schwefelquelle 100,010,
— die Alaunquelle 100,025, — die Quelle St. Simon
100,027 specif. Gewicht; der Wasserreiclithmn der Schwe-
felquelle beträgt in der Secunde 20 Litres, der der Alaun-
quelle nur halb so viel. Die Temperatur der Alaunquelle
beträgt 35— 37,5° R., die der Schwefelquelle 33 — 35° R.;
sie ist verschieden, je nachdem man sie in den äufsern
Reservoirs oder in den unterirdischen Höhlen untersucht:
in der Grotte des serpens heiv'ägt sie 40° R., in den Bouil-
lons und den Cabinets de l'Enfer 34 — 35° R. , im neuen
Vaporarium 27° R. , in der Central- Abtheilung 34° R. , in
der Prinzen-Abtheilung 33° R. Die Temperatur der Schwe-
felquelle, Avelche überhaupt weniger dem Einflufs atmosphä-
rischer Veränderungen in Beziehung auf Wasserreichthum,
Farbe und Temperatur unterworfen- ist, als die Alaunquelle,
variirt im Winter fast gar nicht und sinkt nur nach an-
haltendem Regenwetter um einige Grade; die der Alaun-
quelle dagegen sinkt im Winter und bei anhaltendem Re-
gen um 4—5° R.
Im J. 1755 nach dem Erdbeben in Lissabon und 1783 nach dem
Erdbeben in Calabrien wurde das Wasser der Schwefelquelle trübe
und um Vieles kälter, indefs die Alaunquelle nichts Aehnliches
erfuhr ; 1826 ward in Folge vieler anhaltender Regengüsse dasselbe,
besonders an der Alaunquelle beobachtet; 1822 nach einem Erdbeben,
das ganz Savoyen verspürte, ward die Schwefelquelle während sechs
813
Stunden ganz kalt und aschfarbig, während die Alaunquelle keine
Veränderung zeigte, (vergl. auch S. 744.)
Chemisch analysirt wurde das Thcnnalwasser früher
von Da quin (1773), Bonvoisin (17S4), Socquet (1803),
neuerlich \ on Thibaud, S. Martin und Bonj ean (1S3S).
In einem Litre enthält:
1. Die .
Schwefelquelle
nach Socquet: nach Thibaud
Kohlensaure Kalkerde .
0,12232 Gram.
0,086 Gram.
Kohlensaure Talkerde .
0,06683
0,025 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
• . .
0,003 —
Chlorcalcium . . .
• . . . ■
0,028 —
Chloruatrium
0,01019
.
Chlormaguesium .
0,03511
.
Schwefelsaure Kalkerde
0,08155
0,064 —
Schwefelsaure Talkerde
0,03285
0,036 —
Schwefelsaures Kali
• .
0,060 —
Schwefelsaures Natron
0,03738
0,062 —
Kieselerde ....
. ...»
0,016 —
Animalischen Extractivstoff
0,00227
0,012 —
Verlust
0,00458
0,020 —
0,39308 Gram.
0,412 Gram.
Kohlensaures Gas
0,012 Litre .
. 0,067 Litre
Schwefelwasserstoff gas
0,006 ...
. 0,006 —
2. Die
Alaunquelle
nach Socquet: n
ach Thibaud
Kohlensaure Kalkerde . 4
0,11666 Gram. .
0,0780 Gram.
Kohlensaure Talkerde
0,06683
0,0160 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
Spuren
Chlorcalcium
0,0232 —
Chlornatrium .
0,02039
.
Chlormagnesium .
0.02605
. .
Schwefelsaure Kalkerde
0,08382
O,0S62 —
Schwefelsaure Talkerde _ .
0,0407S
0,0200 —
Spuren
Schwefelsaures Natron
0,04191
0,1068 —
0,0200 —
Animalischen Extractivstoff
0,00227 )
0,00396 5 '
0,40267 Gram. .
0,0638 —
Verlust
0,4140 Gram.
Kohlensaures Gas
0,019 Litre .
0,042 Litre
Schwefelwasserstoffgas
0,002 . .
0,002 —
814
3. Quelle Fleury : 4. Quelle Chevillard: / 5. Quelle S. .Simon:
nach Thibaud:
nach S. Martin
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Kieselerde .
Bituminösen Extractivstoff
Verlust . ,
Quellsatzsäure .
Kohlensaures Gas
0,023
0,019
0,020
0,070
0,014
0,115
0,008
0,034
0,303
0,011
0,0440
0,0120
0,0360
0,0132
0,004S
0,0720
0,0060
0,0360
0,2240
0,011
0,00592 Gram.
0,00169 —
0,00127 —
0,00127 —
In sechzehn Unzen enthält
die
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkcrde
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Eisen
Schwefelsaures Natron
Kieselerde .
Animalischen Extractivstoff
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas
nach Thibaud
Schwefelquelle :
0,660 Gr.
0,192 —
0,023 —
0,215 —
0,491 —
0,276 —
0,600 —
0,476 —
0,123 —
0,098 —
3,154 Gr.
3,081 Kub.Z.
0,279 —
unbestimmt
0,01015 Gram.
0,00338 Litre
(Simon):
die Alaunquelle;
0,599 Gr.
0,123 -
Spuren
1,078 —
0,646 —
0,153 —
Spur
0,820 —
0,153 —
0,494 —
4,066 Gr.
1,909 Kub.Z.
0,100 —
In 1000 Gramm.es
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Thonerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Clilornatrium
Chlormagnesium
Kieselerde .
Kohlensauren Strontian
Schwefelsaures Eisen
enthält nach Bon jean
die Schwefelquelle
0,14850 Gram.
0,02587 —
0,00886 —
0,09602 —
0,05480 —
0,03527 —
0,01600 —
0,00798 —
0,01721 —
0,00500 —
Spuren
Spuren
(1838) :
die Alaunquelle:
0,18100 Gram.
; 0,01980 —
0,00936 —
0,04240 —
0,06200 —
0,03100 iL
0,01500 —
0,01400 —
0,02200 —
0,00430 —
Spuren
Spuren
815
Pliospliorsaure Thonerde
Phosphorsaure Kalkerde
Fluorcalciuin
Jodkalium . .
Glairine .
Verlust . .
Stickstoff .
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas
Sauerstoff .
}
°>00249J Gram.
Spureu
unbestimmt
0,01-200 —
0,43000 Gram.
0,03204 Litre
0,02578 —
0,04140 —
0,00260 Gram.
Spuren
unbestimmt
0,00724 —
0,41070 Gram.
0,08010 Litre
0,01334 —
0,01840 —
£Jach Bonjean's Analyse enthält das Schwefelwasser auch
Jodkalium; wenn aber nach vorstehenden Analysen in demselben
Schwefeleisen und Schwefelcalcium angenommen wird, so versichert
Bonjean, dafs in diesem "Wasser nur freier, gar kein gebundener
Schwefelwasserstoff vorkomme. Das von der Quelle entwickelte Gas,
welches Socquet für atmosphärische Luft hielt, ist Schwefelwasser-
stoffgas mit Stickgas. Die Alaunquelle, welche, beiläufig gesagt, keine
Spur von Alaun zeigt, enthält nach Bon je an auch keine Spur
von Schwefelwasserstoff, und kann also nicht, wie es in dem Eta-
blissement ankommt, als ein Schwefelwasser betrachtet werden; doch
glaubt derselbe, dafs die Abwesenheit dieses Stoffes nur Folge der
Zersetzung an der Luft sei, da man das AVasscr an dem Orte, wo
es eigentlich hervorquillt, der Localität wegen, gar nicht erlangen
kann; es ist im Gegentheil die Gegenwart von Schwefel in den Höh-
len, aus welchen das Wasser herkommt, anzunehmen, da gewisse
Theile der Kalkfelsen mit Gypsstalaktiten bedeckt und in der
Höhle oft Tröpfchen von Schwefelsäure wahrgenommen sind. Bon-
jean fügt zur Erklärung dieser anscheinend sich widersprechenden
Thatsachen hinzu: man könne annehmen, das Alaunwasser wäre nicht
schweflicht, sondern würde hier und da von Gasquellen begleitet,
oder von Schwcfclwasserstoffströmeu, die in den Oertern circuliren,
wo es vorkommt; oder es wäre schweflicht, aber nur am Ursprung
der Quelle, wohin man bis jetzt nicht vordringen kann, und käme in
den Höhlungen von St. Paul mit atmosphärischer Luft in Berührung,
wo das Gas zugleich zersetzt würde und schwefeliclite Dünste und
die erwähnten Gypsbildungeu bewirkte, so dafs es bei seinem Eintre-
ten in das Etablissement keine Spur von Schwefelwasserstoff mehr
enthält. Eisen enthalten beide Quellen, uach demselben, in doppelter
Gestalt: als kohlensaures (durch Kohleusäure gelöstes) und als schwe-
felsaures Eisenoxjdul. In den bleiernen Leitungsröhren setzt das
Schwefelwasser Concremente von kohlensaurem Kalk, etwas kohlen-
saurer Talkerde, Eisenoxyd und einer Spur von Kieselerde ab. In den
gebildeten Absätzen beider Wasser ist auch Fluorcalciuin unzweifel-
haft vorhauden, verbunden mit phosphorsaurem Kalk und basisch-
nhosphorsaurer Thonerde.
816
Die Schwefelquelle setzt in dem Grunde und an den Wänden der
Grotte, der sie entströmt, einen mehrere Linien dicken, milchweifsen,
porösen Ueberzug ab, in dem man einzelne krystallinische Nadeln
von saurem, stark adstringirendem Geschmack und auf der Oberflä-
che einen gelblichen Anflug bemerkt. Letzterer ist von Socquet,
Merat und de Leus für Schwefel gehalten worden. Er ist dies
aber nicht, sondern verdankt seine Farbe, die an der Luft in llost-
farbe übergeht, einem Eisengehalte. Die ganze Masse ist in Wasser
löslich und ein dem Federalaun analoges Tripelsalz, welches enthält:
neutral, schwefelsaure Alaunerde 33,3 Tli., schwefelsaure Talkerde
11,7 Th., schwefelsaures Eisenoxydul 8,5 Th. und krystall. Wasser
46,5 Th. Der Felsen, auf welchem sich die Masse absetzt, besteht
aus 46 Th. kohlensaurem Kalk, 3 Th. kohlensaurer Talkerde, 8 Th.
kohlensaurer Tbouerde und 43 Th. eingesprengtem Schwefelkies: aus
der Zusammensetzung dieses Felsens sieht man sehr gut, wie das er-
wähnte Salz aus demselben sich bilden kann. Indessen bemerkt man
nicht nur auf den in den Bassins der Quelle wachsenden Algen ei-
nen wahren mikroskopischen Schwefeianflug, sondern auch an den blei-
ernen Leitungsrohren überall, wo das Blei ununterbrochen mit einer
nicht zu dicken Schicht Wassers bedeckt ist", Absatz von Schwefel,
als gelblichen, etwa 1"' dicken Ueberzug. Wenn man das Wasser
auf eine Platte in einem fortwährenden Strome wirken läfst, kann
man diesen Schwefelabsatz beliebig hervorrufen. — Noch ist einer Säure
zu erwähnen, die sich durch Condensation der Dämpfe in den Badeka-
binetten bildet, durch welche der Strom des Thermalwassers hindurch-
geht. Diese Säure übt eine solche Zerstörung auf die Wände der
Kabinette, dafs über kurz oder lang ein totaler Ruin des Gebäudes
zu befürchten steht.
Das Thermalwasser, das im Allgemeinen sehr auflö-
send, eröffnend, diuretisch, expectorirend , eunnenagogisch
wirkt, zeichnet sich durch grofse Wirksamkeit aus und hat
sich oft da noch heilkräftig erwiesen, wo alle andere Büt-
tel bereits fruchtlos versucht worden waren. Nicht nur
die hohe Temperatur desselben , sondern auch seine Be-
standteile und namentlich die Verschiedenheit, welche in
dem Wasser der Schwefel- und Alaunquelle sich darstellt,
sich aber leicht durch gradweise Vermischung beider mo-
dificiren und dem individuellen Falle anpassen läfst, mufs
als Ursache seiner verschiedenartigen und ausgezeichne-
ten Wirksamkeit angesehen werden.
Das Thermalwasser wird in den mannigfaltigsten For-
men angewandt:
817
a. Als Getränk. Hierzu benutzt man vorzugsweise
die Alaunquelle, weil sie wärmer, dem Riagen weniger lä-
stig und weniger unangenehm zu trinken ist als die Schwe-
felquelle; mau trinkt sie von einem Glase zu 8 — 10 Unzen
bis zu sechs, acht, zehn und selbst zwölf Gläsern des Ta-
ges. Diese Trinkkur, welche selten allein und ohne Ver-
bindung mit Douchcn und Bädern gebraucht wird, dauert
14—21 Tage.
Das Thennalwasser mufs nn der Quelle früh Morgens nüchtern
und in Zwischenräumen, die nach der Stärke des Verdauungsapparats
variiren (gewöhnlich 15 — 20 Minuten) getrunken «erden; in der Zwi-
schenzeit zwischen den einzelnen Gläsern mufs der Kranke sich Bewe-
gung machen, gehen oder, Avelches sehr empfohlen wird, reiten. Auch
■wird nach Umständen das Thermal wasser mit Milch, oder Hühner -
nud'lvalbsbriihe vermischt. Das Frühstück wird ein oder zwei Stun-
den nach dem letzten Glase genommen.
Die Krankheiten, in welchen das Thermalwasser vor-
zugsweise in dieser Form angewandt wird, sind : Chlorose,
Leukorrhoe, Blasenkatarrh, Griesbeschwerden, gewisse
Neurosen des Digestionsapparats, Dyspepsie ohne Local-
Entzündung, chronischer Icterus, Asthma, Katarrh der
Greise, anfangende Lungenschwindsucht, Dysmenorrhöe.
b. Als Deuche. Die verschiedenen Apparate zur
Anwendung des Thermalwasscrs in dieser Form sind hier
sehr zahlreich, da die günstige Lage ihre Einrichtung un-
gemein erleichtert, indem die Thermalquellen 30 F. über
dem Niveau der Anstalt entspringen und daher kein beson-
deres Druckwerk nothwendig ist-. Man unterscheidet nach
ihrer Temperatur: kalte, warme und gemässigte, — nach
ihrer Richtung: verticale, aufsteigende und schräge, —
nach ihrer Anwendung auf den ganzen oder einzelne Theile
des Körpers: allgemeine oder locale, — nach der alleini-
gen Anwendung des Wassers der Schwefel- oder Alaun-
quelle oder nach der gleichzeitigen beider: einfache oder
gemischte Douchen. In allen diesen Fällen kann man die
Stärke der Douche mildern oder durch Zusammenpressen
des Wasserstrahls verstärken; im letztern Fall erhält sie
den Namen der Grande Chütc.
818
Die Einrichtungen zu dieser wirksamen Form der Anwenduii"- des
Tliermalwassers sind musterhaft. Der Kranke wird von zwei Dou-
cheurs (oder Doucheuses) bedient, «ilereu einer das Tliermalwasser auf
die verschiedenen Theile des Körpers lenkt, während der andere den
Körper fleifsig bürstet, reibt und knetet. Hat man sich zugleich
dem in dem Kabinet zurückgehaltenen Wasserdampf, der eine von
der des Tliermalwassers wenig verschiedene Temperatur behält, eine
Zeitlang ausgesetzt, so dafs reichlicher Schweifs den Körper bedeckt,
so wird der in Tüchern gehüllte Krauke in verschlossenen Sänften
in sein erwärmtes Bett gebracht, wo er den durch die Douche und
das Dampfbad hervorgerufenen Fieber-Paroxysmus, dem ein erquicken-
der Schlaf folgt, beendigen läfst. In der Regel dauert dieser Schweifs
ein bis zwei Stunden und man begünstigt seinen Ausbruch auch wohl
durch das Trinken sehr heifser Bouillon oder eiuiger Gläser Ther-
mal wassers.
Die allgemeine Douche wird mit aufserordentlicbem
Erfolg angewendet bei : Lähmungen, chronischer Rücken-
inarksentzündung, Stockungen im Unterleibe, Drüsenan-
schwellungen, rheumatischen Affectionen, Gelenkschmerzen,
gichtischen, menstruellen, hämorrhoidalischen oder hepati-
schen Metastasen, in der Kyphosis Pottii, Gastritis und
chronischer Enteritis, Krankheiten der Augen und Ohren,
welche auf Schwäche beruhen, und im Allgemeinen bei
Schwäche der Glieder in Folge von Luxationen, Fractu-
ren, falschen Ancbylosen und dergleichen; — die aufstei-
gende Douche hei: mehreren Krankheiten des Rectums,
in der Leukorrhoe, symptomatischer Chlorose, unterdrück-
tem Monats- und IlämorrhoidalfluPs, Dysmenorrhöe und
besonders Anschwellungen des Gebärmutterhalses; — die
schottische Douche, wobei man auf ein kaltes. Regen-
bad schnell ein warmes folgen und so ununterbrochen ab-
wechseln läfst, bei : Schwäche der Haut und Nervenkrank-
heiten.
c. Als Wasserbad. Man unterscheidet hier kalte
unter 15° R. , laue von 15 — 25° R. und warme Bäder von
25— 3QP R. und darüber.
Das laue Bad, aus dem Wasser der Alaun- oder Schwefel-
quelle, rein oder beide vermischt, bereitet, läfst man entweder
bis auf die passende Temperatur sich nach und nach oder durch Zu-
giefsen kalten Wassers abkühlen. ; letzteres wirkt, besonders auf die
819
Nerven- und Muskelthätigkeit beruhigend. Man verweilt gewöhnlich
in den lauwarmen Bädern, die man in allen Gasthöfen haben kann,
eine Stunde, doch mufs bei der Bestimmung der Dauer eines Bades
das Temperament, die Krankheit, das Geschlecht, das Alter u. s. w.
wohl berücksichtigt werden.
Die Pi seine (Thermes-Älbertins) ist ebenfalls als eine Varietät
des lauen Bades zu betrachten: die Temperatur ist darin 27 — 28° R.
Man läfst darin vorzugsweise junge Mädchen1 mit Rückgrathsverkrüm-
mungeu mit Erfolg baden und schwimmen; für Personen, die nicht
schwimmen können, bestcheu hier Vorrichtungen, die sie auf der Ober-
fläche des Wassers erhalten.
Das warme Bad wird am häufigsten in Verbindung mit der
Douche in der Abtheilung des Badegebändes, welches man la Bouil-
lon nennt, angewendet, nnd zwar nur von der Dauer einiger Minuten :
gewöhnlich besteht das Baden nur im Hinein- und Herausgehen, da-
her man ihm den Namen Flongeon gegeben hat. Nur bei veralteten
Hautübeln und lange Zeit bestehenden Hemiplegien wird die Dauer
des Bades verlängert. — Man bat die Bemerkung gemacht, dafs fremde,
aus fernen Ländern nach Aix gekommene Kurgäste selten sehr
warme Bäder vertrugen, und sich immer wohler unter dem Gebrauche
der lauen mit ziemlich niedriger Temperatur befanden.
Sein* wirksam erweisen sich die lauen Bäder der
Piscine bei: scrophulösen Leiden aller Art, die allen an-
dern Mitteln widerstanden; — die warmen Bäder in
Verbindung mit der Douche: bei unterdrücktem Monats-
und Häniorrhoidalfluls , inveterirter Gicht und Rheuma-
tismus.
d. Als Dampfbad. Allgemeine (im Vaporarium, 1'Enfer, den
Guerites und auf der grille du Bouillon) und partielle Dampfbäder,
wozu zahlreiche Vorrichtungen vorhanden sind, mit Hülfe derer hy-
drothionsaure Dämpfe an die Oberfläche des Körpers geleitet werden,
sind hier vielfältig im Gebrauche und haben sich namentlich durch
ihre zertheilenden, autlösenden Kräfte bewährt.
e. Als Schlammbad. Nachdem die frühern Schlammbäder in
dem Central-Bassin des Königlichen Hauses und in dem Bassin royal
eine andere Bestimmung erhalten haben, wird jetzt nur noch in einem
besondern Local der Thermes-Albertins der Niederschlag der Ther-
malquellen zu diesem Zwecke gesammelt und benutzt. Der Schlamm
besteht aus einer Talkerde, ist aufserordeutlich weich und fettig an-
zufühlen und von den mineralischen Bestandteilen der beiden Ther-
malquellen, besonders der Alaunquelle, imprägnirt. Man braucht ihn
örtlich bei Schwäche der Muskeln und chronischen Affectionen des
Hautsystems.
Obgleich die eigentliche Badesaison hier vom Mai bis
September dauert, so nimmt doch Despine der Sohn
820
dem wir eine treffliche Monographie über Aix verdanken ,
keinen Anstand, sich auf seine eigenen und die seines Vaters,
der hier erster Brunnenarzt ist, Erfahrungen berufend, in
jeder Jahreszeit und in jedem Monat eine Brunnenkur zu be-
ginnen und durchzuführen. Die meisten Kurgäste bleiben hier
nur 120 — 25 Tage, welche Zeit indessen selten genügt.
Soll ein reelles Resultat sich ergeben, so räth Despine,
nach dieser Zeit eine Reise in die benachbarte Schweiz zu
machen und nach 8, 14 und 21 Tagen die Kur abermals
zu beginnen und durchzuführen.
Der Gebrauch des Thermalwassers bringt häufig wirk-
liche Krisen zu Stande, namentlich ein vollkominnes Ther-
malfic-ber und einen Ausschlag, den Despine als Herpes
phlyctaenodes und Erythema vulg. bezeichnet; im Ueber-
maafse genommen, verursacht es selbst ruhrartige Diar-
rhöen und eine vollkommene Uebersättigung. Damit diese
nicht eintrete, thun zartgebaute Personen gut, von Zeit zu
Zeit die Kur auf einen oder einige Tage zu unterbrechen.
Brustkranke jeder Art und solche, die eine besondere Dis-
position zur Apoplexie haben, vertragen weder den äufser-
lichen noch den innerlichen Gebrauch des Thermalwassers.
Nicht selten verbinden die Aerzte die Anwendung anderer
innerlicher und äufserlicher Mittel mit einer Trink- und
Badekur zu Aix; namentlich giebt Despine in der Skro-
phulosis noch Jodine, und bei der Syphilis einige Mercu-
rialia, welches Verfahren durch den Erfolg stets gerecht-
fertigt wurde: niemals trat Ptyalismus ein und die Gene-
sung erfolgte auffallend schnell. Beim halbseitigen Kopf-
weh, bei dem Fothergillschen Gesichtsschmerz und reinen
Nervenübeln wendet derselbe neben dem Thermalwasser
den Galvanismus und die Elektricität an.
Contraindicirt sind die Thermalquellen bei activer Ent-
zündung, Plethora und heftigen Congestionen, bei wirklich
hektischem Fieber, und nur mit grofser Vorsicht zu ge-
brauchen von Personen mit magerer und trockener Con-
stitution, schwacher und delicater Brust.
821
Dagegen werden als die Krankheiten, gegen welche
das Thermalwasser in den genannten Formen am häufig-
sten in Anwendung gezogen wird, von Despine folgende
aufgeführt :
1. Chronische Phlegmasien der Haut, — veraltete
Krätze, chronischer Pemphigus, Rupia simplex, Acne, Por-
rigo, Liehen simplex, Prurigo mitis, Psoriasis, Pityriasis,
Lupus, tuberculöse, vesiculöse, papulöse, squamöse Syphilis.
2. Chronische Phlegmasien der Schleimmembranen, —
chronische Ophthalmie und Otitis, Vesical- imd Bronchial-
Katarrh, Blennorrhagie, Leukorrhoe.
3. Chronische Phlegmasien der serösen Membranen,
— Peritonitis in Folge' von Wochenbetten, pleuretische
Ergiefsung in Folge von Pleuritis.
4. Chronische Phlegmasien des Muskulär- und Syno-
väalgewebes, — Muskulär- und fibröser Rheumatismus,
Gicht, Gelenkknoten.
5. Chronische Phlegmasien der Drüsenorgane, — He-
patitis, Maminitis, Didymitis, Orchitis, Ovaritis, Parotitis,
Drüsenanschwellungen, Anschwellungen der Milz in Folge
von Wechsel fiebern.
6. Hämorrhagien , — Hämorrhoiden, Menorrhagie,
Amenorrhoe, Chlorose, Hämoptysis bedingt durch Unter-
drückung des Monatsflusses, Verschwärung des Gebärmut-
terhalses.
7. Neurosen, — Gesichtsschmerz, Hüftweh, Hypo-
chondrie und Hysterie, Chorea, Paraplegie, Pararysen,
Katalepsie, Kälte des ganzen Körpers mit Apyrcxie, ner-
vöses Zittern, Asthma, Dyspepsie, Pyrosis in Folge chro-
nischer Gastritis, krampfhaftes Erbrechen, Koliken.
8. Krankheiten des lymphatischen und Cellularsy-
stems, — Geschwülste, chronische Geschwüre, Koxalgie
und andere Formen der Arthrokace, Skropheln, Rhachitis.
9. Verrenkungen, falsche Anchylosen, Fracturcn,
Schwäche der Muskeln und Verkürzung der Sehnen.
10. Unfruchtbarkeit, Fisteln in Folge von Caries,
822
Schufswunden oder phlegmonöse Ablagerungen, Bettpis-
sen der Kinder, Griesbeschwerden.
Jean Baptiste Cabias, les vertus merveilleuses des Bains
d'Aix en Savoie. Lyon 1523; — 168S.
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F. Simon, die Heilquellen Europa1«. S. 6.
Bains d'Europe. S. 487.
2. Die Thermalquellen von Saint-G ervais
liegen mit den dazu gehörigen Badegebäuden in der Pro-
vinz Faucigny, am nördlichen Fufse des Montblanc auf ei-
ner Nebenstrafse ins Chamouny-Thal, 1830 F. hoch, am
rechten Ufer des Bonnant und an der OefFnung des Yal-
Montjoie in das Thal der Arve, von Sallenches südöstlich
zwei Lieues , von Chamouny vier, von Genf cilf Lieues
entfernt. Diese ganz ausgezeichte Lage in der Nähe des
merkwürdigsten Gletschers von Europa, dem Eismeere des
Montblanc, verbunden mit den trefflichsten Badeeinrichtun-
gen und sonstigen Bequemlichkeiten einer Heilanstalt, si-
chern dem Kurort einen hohen Rang und einen stets wach-
senden Besuch.
Die Quellen sind seit noch nicht langer Zeit (1506)
entdeckt : Hirten fanden sie zwischen den kalten Strömen
der Giefsbäche auf und bald entstand ein wichtiger a de-
in. Theil. Ggg
824
ort, der von seinem ersten Eigenthümer Gonthard be-
gründet, sich eine Drittelstunde südlich von dem Dorfe
gleiches Namens, das 2420 F. hoch liegt, dicht bei dem
schönen Wasserfall des Bonnant erhebt und aufser zahl-
reichen Wohnungen für Kurgäste Kabinette mit Vorrich-
tungen zu Wannen-, Dampf- und Doucheb ädern enthält.
Die Saison dauert hier vom Mai bis zum October.
Das Klima des Thaies, worin die Bäder liegen, so wie das der
ganzen an den erhabensten Naturschönheiten reichen Gegend , über
deren geognostische Beschaffenheit wir oben S. 802 gesprochen, ist
aufserordentlich gesund und wird deshalb auch von solchen, die keine
Badekur gehrauchen wollen, häufig zum Aufenthalt gewählt : nur sind
die Morgen und Abende frisch, weil die Sonnenstrahlen nur während
einiger Stunden des Tages in die Tiefen der Thäler dringen können
und die reifsenden Bergströine stets einen frischen Luftzug bewirken ;
die Kranken müssen daher besonders von der Zeit an, wo das Thal
sich in Schatten senkt, einige Vorsicht gebrauchen.
Man unterscheidet hier sieben Quellen, die auf der
Verbindung des Glimmerschiefers mit dem Kalkstein ent-
springen: die Quelle des Bonnant, die Quelle des Bon-
homme, die Quelle Gonthard, die Quelle des Mont-
blanc, die Quelle des Mont-Joli, die Quelle der Bon-
neville und die Quelle Bonnefoi.
Unter diesen ist die in drei Hauptadern strömende
Quelle Gonthard die ergiebigste, welche fast allein das
Thermalwasser für die Bäder und Douchen des Etablisse-
ments liefert und zu der man durch eine grofse in den
Felsen gehauene, von oben erleuchtete Gallone gelangt,
in der sich auch Vorrichtungen zu Wasser-, Dampf- und
Douchebädern finden. Das Thermalwasser ist klar, von
einem schwachen hepatischen Geruch, einem bitterlich-sal-
zigen Geschmack, entwickelt von Zeit zu Zeit Gasblasen,
welche einen Geruch nach Sclrwefelwasserstoff verbreiten,
verursacht dem Badenden ein Gefühl von Weichheit und
Fettigkeit der äufsern Haut und hat die Temperatur von
33° Ft. bei 6° R. der Atmosphäre ; sein speeif. Gewicht
beträgt 1,0045 : 10000.
825
Die erwähnte Gallerie ist beständig mit einem Dampfe von he-
patischem Gerüche erfüllt ; ihre Wände sind mit weifslichen kalkarti-
a;en Efflorescenzen bedeckt, die mit der Zeit eine gewisse Härte er-
halten ; zahlreiche Stalaktiten hängen von der Decke des Gewölbes
herab.
Nach einer von Tingry, Boissier, de la Rive
und Pictet im J. 1806 an der Quelle selbst gemachten
chemischen Analyse enthalten sechzehn Unzen des Ther-
malwassers :
Schwefelsaures Natron . . ... . 17,580 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde 7,435 —
Chlornatrium 8,615 —
Chlormagnesium 2,860 —
Kohlensaure Kalkerde . . . , . 1,408 —
Petreolum 0,032 —
Kohlensäure (gebunden) 0,697 —
38,627 Gr. "
Kohlensaures Gas . 1,200 Kub. Z.
Das zu den kräftigsten Glaubersalzthermen gehörende
Therm alwasser ist in seinen Mischungsverhältnissen dem
von Aix, mit Ausnahme des Eisens, das es nicht besitzt,
fast analog, aber bei fast gleicher Temperatur unendlich rei-
cher an Bestandteilen, und wird als Wasser-, Douche- und
Dampfbad, so wie als Getränk benutzt. Zu drei bis vier
Gläsern getrunken, wirkt es, nach Matthey, gelind auf-
lösend, diuretisch, abführend und wird in der Regel leicht
vertragen; mindert sich beim Fortgebrauch die Wirkung,
so steigt man entweder mit der Gabe oder läfst es mit
einem Zusatz von Glaubersalz nehmen.
Man empfiehlt dasselbe innerlich und äufserlich bei:
chronischen Hautausschlägen, Flechten, hartnäckigen Aus-
schlägen des Gesichts, scrophulösen Geschwüren, — chroni-
schen Nervenleiden von rheumatischen Ursachen, Neural-
gien, krampfhaften Affectionen, Lähmungen, — Stockungen im
Leber-, Pfortader- und Uterinsystem, Hämorrhoiden, Bleich-
sucht, Anschwellungen und Verhärtungen des Uterus, Ano-
malien der Menstruation, — Leiden des Drüsen- und
Lymphsystems, Skropheln, Geschwülsten mid Verhärtun-
826
gen in Folge von Verwundungen oder andern üufseren
Verletzungen.
Bibliotheque brittannique. Tom. XXXIV. sciences et arts. 1807.
p. 378.
Grillet, dictionnaire historique a. a. 0. p. 247.
Bouillon-L agrange, essai sur les eaux min. a. a. 0. p. 479.
Alibert, nouveaux Clemens de tberapeutique et de mat. med.
3. 6A. Paris 1814. T. II. p. 764.
Dictionuaire des sciences med. T. XI. p. 82.
And r 6 Matthey, les bains de Saiut-Gervais, pres du Mont-
blanc. Paris et Gcneve 1818.
Journal de Savoie, an 1819. No. 12 p. 5 ; an 1820. No. 13 p. 4.
B. Bertini, Idrologia minerale a. a. 0. S. 256— 259.
Bibliotheque universelle. Fevrier 1820. p. 148; Mai 1825 p. 59 ff.
Alibert, precis historique a. a. O. p. 143.
Bulletin des sciences med. 1827. T. XII. p. 88.
Pati ssier et Boutron-Charlard a. a. 0. S. 469.
A. Vetter a. a. 0. S. 16.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 84.
Bains d'Europe. S. 509.
3. Die Thermalquellen von La Perriere
entspringen in dem Grunde eines reizenden Beckens, das
den Eingang in das prächtige Thal von Bozel oder Doron
öffnet, nordwestlich von letzterem, eine Stunde südöstlich
von Moutiers, der Hauptstadt von Tarantaise, zwölf Lieues
von Chambery entfernt, zwischen den Dörfern La Perriere
und Bride, nach welchem letzten sie auch genannt wer-
den, am linken Ufer des Bergstroms Doron aus Urgestein,
in einer wild-romantischen, auch durch den Uebergang
Hannibals über die Alpen historisch merkwürdigen Gegend.
DasBade-Etablissement liegt 487 Metres über dem Niveau
des Meeres.
Schon in alten Erzählungen Savoyens wir'd der Thermen von
Brida gedacht: während einer plötzlichen Ueberschwemmung des
Thals jedoch wurden sie überdeckt und blieben viele Jahre verborgen,
bis sie im Sommer 1809 durch eine andere Ueberschwemmung, die
durch den Herabsturz eines Theils eines Gletschers verursacht ward,
wieder zu Tage kamen und so von neuem entdeckt wurden. Das Ge-
birge, woraus sie entspringen, ist ein das ganze Thal- durchsetzender,
grünlicher Talkschiefer, der in Glimmerschiefer übergeht und wo sich
der Alpenkalkstein auflagert.
827
In der Nähe von Moutiers an der Isere, wo sich drei Thäler
der Provinz, das der ohern Tarantaise nach Osten, das der untern
nach Westen und das des Doron, worin la Perriere liegt, nach Süden
öffnen , sind auch die berühmten und ausgedehnten Salinen merkwür-
dig, welche durch die ergiebigen Kochsalzthermen von Sa-
li us, eine halbe Lieue von Moutiers auf dem Woge nach den Bädern
von La Perriere, gespeist und entweder durch Gradierwerke oder durch
Evaporation in Moutiers zu Salz versotten werden. Diese Kochsalz-
thermen, welche am Grunde einer fast senkrechten Kalksteinmasse,
die man nach ihrer Lage und ihrer Verbindung mit den Gebirgen auf
dem entgegengesetzten Theile des Thaies , in welchem die Thermen
zu Tage kommen, für das unterste Kalklager :in diesem Theile der
Alpen halten mufs, entspringen, sind nach Temperatur und Salzgehalt
zu allen Jahreszeiten gleich : erstere beträgt 29° R. und letztere be-
trägt etwa 2 p. C, vorzüglich an Chlornatrium ; doch sind die Quellen
so ergiebig, dafs sie leicht, wenn man sie ganz zur Salzbereitung ver-
wenden wollte, in 24 Stunden 250 Centner Salz liefern könnten; man
gewinnt jetzt nur einen Centner täglich. Im J. 1775 hörten die Ther-
men 48 Stunden lang zu fliefsen auf, flössen dann mit gröfserm Was-
serreichthum, aber mit schwächerem Salzgehalt.
Die Badegebäude von La Perriere stehen auf dem linken Ufer
des Doron unmittelbar bei nud über den Thermalquellen und sind
mit Vorrichtungen zu Wannen- und Douchebädern, so wie mit Ge-
sellschaftssäleu etc. ausgestattet. Sie enthalten 26 Badekabinette, je-
des mit Vorrichtungen zur Douche versehen, und aufserdem einige
besondere Douchekabinette, auch ein Reservoir zum Baden für Ar-
menkranke. Die Saison dauert vom 15. Mai bis zum 15. October,
während welcher Zeit sich auch ein Arzt hier aufhält.
Der mittlere Thermometerstand während der Monate Juni bis
September variirt in La Perriere zwischen 16 und 18° R. : sehr selten
sinkt er unter 12° R., noch seltener steigt er über 21° R.
Die zahlreichen Thermalquellen entspringen jetzt unter
lehhafter (>asentwickelung, die ihnen ein kochendes Anse-
hen giebt, in dem Bette des Doron selbst; die durch ei-
nen starken gemauerten Damm abgesonderte Hauptquelle
ist gefafst in einem bedeckten steinernen Becken und speist
die Bade- und Douchekabinette des über demselben errich-
teten Etablissements : die Badekabinette sind rings um das
Becken angelegt, so dafs das Thermalwasser unmittelbar
aus demselben in die Wannen durch Hähne geleitet wird.
Socquet macht die Bemerkung, dafs die Thermen von La Per-
riere, Saint-Gervais, Aixund Eclihaillon bei St. Jean de Maürienue, welche
nahe bei einander liegen und fast ganz gleiche Bestandteile haben, wahr-
scheinlich einem gemeinschaftlichen Reservoir ihren Ursprung verdanken
828
Das Theraialwasser ist, unmittelbar an der Quelle ge-
schöpft, vollkommen klar, bedeckt sich aber, der Einwirkung
der atmosphärischen Luft ausgesetzt, mit einem irisirenden
Häutchen, perlt, riecht leicht pikant und säuerlich, wie an
Kohlensäure reiche Säuerlinge, verbreitet aber in den Ba-
dekabinetten auch einen Geruch nach Schwefelwasserstoff-
gas, äufsert sich anfangs dem Gefühle durch Härte und
macht die Haut rauh, die aber nach dem Abtrocknen eine
angenehme Weichheit erhält; schmeckt stark säuerlich,
styptisch, mit einem bitterlich-salzigen Nachgeschmack und
hat die beständige Temperatur von 30° R. Die Tempera-
tur der Douchen beträgt nur 23 — 24° R. In den Canälen
und auf dem Grunde des Bassins setzt es einen ocherartigen
Niederschlag ab und giebt den Körpern, über welche es
fliefst, einen rothbraunen ocherartigen Ueberzug. Auch
finden sich Tremellen im Thermalwasser.
Nach J* M. Socquet's chemischer Analyse vom
J. 1823 enthält ein Litre desselben, aufser einer sehr ge-
ringen Menge Schwefelwasserstoffgas :
Freie Kohlensäure .
Chlormagnesium
Kohlensaure Kalkerde
Chlornatrium
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Jodkalium .
0,60000 Gram.
0,18854 —
0,28346 —
1,84200 —
2,25133 —
1,32992 —
0,11256 —
0,03070 —
Spuren
6,63851 Gram.
Das Thermalwasser, welches dem von Aix und Saint-
Gervais analog, aber reicher an schwefelsaurem Natron
als diese ist, wird als Getränk und in Form von Wasser-
und Douchebädern eben so wie diese und in denselben
Krankheiten benutzt: nur hat dasselbe eben wegen seines
gröfsern Gehaltes an schwefelsaurem Natron eine gröfsere
Wirksamkeit in den Krankheiten der Verdauungsorgane.
Ch. H. A. Despine, essai sur la topograpbie a. a. O. p. 113,
J. L. Grillet, dictionnaire historique a. a. O. T. II. p. 250.
829
Hybord in: Journ. de Pharmacie et des sciences accessoires.
T. VII. (1821). p. 422.
ß. Bertini, Idrologia minerale a. a. O. p. 294.
J.'M. Socquet, essai analytique, medical et topographiquc sur
]es eaux minerales gazeuses-acidules et thermo-sulfureuses de la Per-
riere, pres Moutiers, eu Savoie. Paris et Lyon 1824.
R. Bake well in: Philosoph. Magazin. T. III. p. 14 ff.
Brandes, Archiv. Bd. XXV. S. 335. Bd. XXX. S. 221. 222.
Hieran schliefsen sich:
1. In der Provinz Carouge:
Die Mineralquelle von Etr embieres (Bezirk von Anne-
masse) entspringt etwa 7 Kilometres südöstlich von Carouge und Genf,
500 Metres oberhalb der Brücke von Etrembieres am südöstlichen
Abhänge des Saleve und nicht weit von der Arve, (die bei grofsem
Wasserstande die Quelle überspült) aus Kalkfelsen, Das Wasser ist
klar und durchsichtig, rieclit sehr stark (selbst in einer Entfernung
von 30 — 40 Metres) nach Schwefelwasserstoffgas, und hat einen
gleichfalls hepatischen Geschmack. Die Temperatur des Mineralwas-
sers ist wenig von der des Wassers von Arve verschieden. Geschüt-
telt, perlt es nicht; selbst in genau verschlossenen Gefäfsen wird es
allinählig trübe, verliert gänzlich seinen Geschmack und Geruch und
läfst seinen Schwefelgehalt in Form eines sehr feinen grauen Pulvers
fallen; alle diese Erscheinungen gehen mit dein Wasser in der Quelle
schon zwei Stunden nach seinem Hervorkommen aus dem Felsen vor.
Auiserdem schwimmt auf demselben eine weifsliche Substanz, die
Saussure für reinen Schwefel erkannte. Das Gestein in der Nähe
ist gleichfalls weifslich iukrustirt.
Nach Saussure's Analyse v. J. 1778 — 1779 enthalten 36 Un-
zen Wasser etwa 0,040 Gram, fixen Kalisalzes und 0,106 Gram, koh-
lensaurer Talkerde, nebst Schwefel, gröfsteutheils in der Gestalt von
Schwefelwasserstoffgas, in unbestimmter Menge; — nach Beau-
mont's Analyse enthält das Wasser Schwefel, Kali, Baryt und Chlor-
natrium in geringen Mengenverhältnissen.
Das Mineralwasser wird sehr wenig benutzt.
Saussure, voyages a. a. O. T. 1. p. 292.
B. Bertini, Idrologia minerale a. a. O. p. 244.
2. In der Provinz Chablais:
Die Mineralf/u eilen von Evia?i, einer am Genfer. See
und auf der grofsen Stralse von Genf nach dem Wallis, 1310 F. hoch
gelegenen Stadt. Man unterscheidet zwei eisenhaltige Quellen :
830.
a. Das Mineralwasser von Amphion entspringt 1 Kilometre
nordöstlich von Publier und 3 Kilometres südöstlich von Evian am
Fufse des Hügelzuges, auf dem dieser' letztgenannte Ort liegt; das
Wasser dieser sehr reichlich fliefsenden Quelle ist, frisch geschöpft,
äufserst klar, von schwach eisenhaftem Geschmack, uud soll, wie Ei-
nige behaupten, ganz leicht nach Schwefelwasserstoffgas riechen; alle
diese Eigenschaften verliert es aber in ganz kurzer Zeit; die Tem-
peratur ist 9° R. bei 13° R. der Atmosphäre, sein spec. Gewicht =
lVi.3824- Es setzt einen röthlichen Niederschlag in grofser Menge ab.
Nach Tingry's Analyse enthalten U23/4 Pfund0) Wasser, aufser
252 Kub. Zoll eines aus 2 Theilen atmosphärischer Luft und eiuem
Theii freier Kohlensäure bestehenden Gases,
Kohlensäure (gebunden)
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorcalcium
Eisen ....
Thonerde (löslich)
Thonerde (unlöslich) .
Harzigen Extractivstoff
an festen Bestandtheilen:
. 17,58101 Gram.
8,07345 —
0,79672 —
0,53115 —
2,96820 —
0,63738 —
0,79672 —
0,42492 —
0,63738 —
. 0,05311 —
32,50004 GramT
Das Wasser, das früher einen grofsen Ruf hatle, wird gegen
Griesbeschwerden, Atonie der Verdauungsorgane, Stockungen im Un-
terleibe, Hjpochondrie, Hysterie, krankhafte Anomalien der Menstrua-
tion und ähnliche Leiden empfohlen.
o. Der Eisensäuerling von la Grande Rive, entspringt
etwa 35 Hektometres nordöstlich von Evian, dicht am Genfer -See.
Die Quelle spaltet sich in mehrere Arme, von denen einer nach Evian
hineintiiefst, unter dem Namen Eau savonneuse, oder nach sei-
nem Eigcnthümer Eau de M. Cachat bekannt ist und 550 Pfund
Wasser in der Stunde liefert. Das Wasser hat dieselben physikali-
schen Eigenschaften, wie das der vorigen Quelle, und eine Tempera-
tur von 10° R. bei 14° R. der Atmosphäre. Die dabei angelegten
Bäder sind gut eingerichtet und stark besucht.
Von Evian bis Tour ronde bestehen die Hügel aus Sandstein, von
Tour ronde aber die steil in den See stürzenden Felsen aus schwärz-
lichem Kalkstein mit vielen weifsen Spathadern durchzogen.
Das Wasser der Cachat-Bäder in Evian ist im J. 1807 von Tin-
gry, im J. 1819 und 1825 von Pe schier chemisch untersucht. Hier-
*) Bei den Gewichtsangaben der Mineralquellen Savoyens ist im-
mer, wenn nicht das Gegeutheil bemerkt ist, Markgewicht (peso al
marco) zu verstehen.
831
nach enthalten 20 Pfund desselben (die Salze bei Tingry in kry
stallisirtem, bei Fe schier in trockenem Zustande):
nach Tingry: nachPe
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Natron
Chlornatrium
Schwefelsaure Kalkerde
Oeligte Materie .
Thonerde . .
Kieselerde .
Faserige Substanz
Verlust
Kohlensaures Gas
25,40 Gr.
6.85 —
4,12 —
0,90 —
1,80 —
0,45 —
1,20 —
1,20 —
41,92 Gr.
21,0 Kub.Z.
sc hier (1825):
31,00 Gr.
1,50 —
1,75 —
0,10 —
0,50 —
0,75 —
0,S5 —
0,25 —
0,75 —
3,60 —
41,05 Gr.
17,5 Kub.Z.
Das Miner alivasser von Larringes, das nahe bei diesem
Orte und etwa 2'/, Kiloinetres von Evian sich findet, wird von Beau-
mont und Grillet erwähnt, und als ein Eisensäuerling von glei-
chen Bestandteilen, wie das Wasser von Amphion bezeichnet.
Die Mineralquelle von Marclaz entspringt zwischen Tho-
non und Douvaine, etwa 4 Kiloinetres von ersterem Orte. Das Was-
ser derselben ist, eben geschöpft, vollkommen klar, trübt sich aber
bald, ist geruchlos, von eisenhaftem Geschmack, und hat die Tempe-
ratur von 9° R.. bei 13° R. der Atmosphäre. Es setzt Ocher ab.
Nach Tingry 's Analyse vom J. 1774 enthalten 36 Unzen des-
selben :
Eisen . 0,08180 Gram.
Selenit 0.06639 —
Gyps 0,41164 —
0,55983 Gram.
Das jetzt nicht mehr benutzte Wasser wurde früher gleich dem
von Ampbion angewandt.
Es finden sich in diesem Theile von Chablais noch mehrere we-
niger genau untersuchte Mineralquellen: eine, die bei Feter ne, im
Bezirk von Evian, am Ufer der Dranse, entspringt, wird von Beau-
mont und Grillet als ein starker Säuerling bezeichnet; Grillet
erwähnt aufserdem noeb einige Eisensäuerlinge, die in der Gebend
von Abondance entspringen, wo sich auch eine Steinölqnelle findet.
J. Fan toni Comment. de quibusdam aquis med. Aug. Taur. 1747.
Tingr}r, analvse des eaux de Marclaz pres de Thonon. Ge-
neve 1774.
Histoire et Memoires de la societe des sciences physiques de
Lausanne pour les anuees 1787 et 1788. Lausanne 1790. T. HI.
pag. 41 ff.
832
Sanssure, voyages dans les Alpes a. a. 0. T. I. p. 255.
Dana, de aquis Amphionensibus. Tbeses ad aunum 1793.
Beaumont, description des Alpes a. a. 0. T. II. part. 1. p. 295;
part. 2. p. 252.
Despine, essai sur Ia topographie a. a. 0. p. 116. 117.
Grillet, dictiounaire historique a. a. 0. T. II. p. 246.
ß. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 247 — 254.
Bulletin des sciences m6d. 1825. T. VI. p. 178.
Notice sur Teau alcaline gazeuse d'Evian, dite eau savonneuse
de Cacbar, accompaguße de l'analyse chimique faite par Mr. Po-
se b i e r. Geneve 1825.
3. In der Provinz Faucigny:
Das Miner alwasser von Malhoney oder Mathonex,
von einem kleineu Weiler so genannt, entspringt, etwa 1 Miriametre
von Samoens, am rechten Ufer des Giffre, und nahe am linken der
Valentine, welche die Grenze zwischen Cliablais und Faucigny bildet.
Die Leute der Gegend trinken das Wasser gegen Stockungen im
Unterleibe.
Die Schw efeltherme von Baifait in der Gemeinde Pe-
tit-Born and, wonach sie auch genannt wird, Cantons Bonneville,
fünf Lieues von Genf, eine kleine Stunde von Bonneville und eben
so weit von Laroche entfernt, war schon in alten Zeiten benutzt,
als ein Bergsturz im 17. Jahrhundert Dorf und Bäder zerstörte. Neuer-
lich sind jedoch die Einrichtungen zu Bädern wieder hergestellt wor-
den. Das Thermalwasser ist klar, von stark hepatischem Geruch und
Geschmack und enthält nach Tissier's fern von der Quelle im J.
1820 unternommeuer Analyse kohlensaures Gas, Schwefelwasserstoff-
gas, schwefelsaure Kalkerde, ein wenig kohlensaure Kalkerde, ^und
wahrscheinlich auch kohlensaures Eisenoxydul.
Die Mineralquelle von Sixt, die etwa 1 Kilometre von
Nambride dessus, das zu der genannten, im Bezirk von Samoens lie-
genden Commune gehört, nicht weit vom linken Ufer des Giffre, ent-
springt, wird nur namentlich aufgeführt von Grület; Tingry, der
sie 1805 untersuchte, fand in ihr kohlensaure Kalkerde, kohlensau-
res Eisenoxydul und schwefelsaure Kalk- und Talkerde.
Die Mineralquelle im Chamouny- Thale, wurde erst im
J. 1821 entdeckt und ist kürzlich mit Einrichtungen zu Bädern verse-
hen. Sie entspringt auf der Verbindung des Glimmerschiefers mit
den untersten Lagen des seeundairen Kalksteins (vergl. S. 803), ist
ein kaltes Schwefelwasser uud enthält nach A. Morin's Aualyse
vom J. 1834 in 1000 Grammes:
Trockene Glairine
Kieselerde . . .
Chlorkalium .
Chlornatrium ...
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron ,
Eisenoxyd ..,,.,
Hydrothionsauren Kalk
Doppeltkohlensaures Natron
833
0,0329 Gram.
0,0037 —
0,0047 —
0,0076 —
0,0503 —
0,1064 —
0,0040 —
0,0421 —
• °'1435 —
0,3943 Gram.
Stickstoff 19,65 Kuh.Cent.
Die Miner alquelle von Arrache , Bezirks Cluscs, ist ein
von Grillet erwähnter, aher nicht benutzter Säuerling.
F. J. M.j Itin6raire descriptif de la vallee de Sixt, province de
Faucigny en Savoie. Geneve 1821.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. O. S. 255 — 261.
Froriep's Notizen. 1824. Nr. 163. S. 138.
Brandes, Archiv Bd. XXX. S. 220.
Bulletin de sciences m6d. 1830. Juillet. p. 149.
Morin in: Journal de Phannacie. Fevrier 1835.
4. In der Provinz Genevois:
Die Mineralquelle von Albens entspringt in der Nähe die-
ses ungefähr 7 Kilometres von Aix entfernten Ortes, in dem viele
römische Münzen, Inschriften und Urnen gefunden werden 5 sie ist
von Beauinont beschrieben worden, und ein Säuerling, der den
Wässern von Drize (S. 225) und Planchamp (S. 835) analog ist, je
doch etwas mehr schwefelsaure Kalkerde und Eisen enthält.
Die Mineralquelle von Futeney entspringt etwa 4 Kilome-
tres nördlich von Biolle und 2 Kilometres nordwestlich von Albens,
in einer neben einem kleinen Bache gelegenen Vertiefung, von einer
reichlichen Gaseutwickelung begleitet. Sie hat die Temperatur von
9° R. bei 16° R.. der Atmosphäre. Uas Wasser verliert in wenig
Tagen selbst iu hermetisch verschlossenen Flaschen den gröfsteti
Theil seiner Eigenschaften, wird jedoch gegen Chlorose nnd Ato-
nie des Magens mit grofsem Erfolg angewendet. Despiue sagt,
dafs er es mit ausgezeichneter Wirkung bei sehr starken Anschwel-
lungen der Milz nach Quartanfiebern gebrauebt habe ; auch bei eini-
gen chronischen Ophthalmien wird es gerühmt.
Das Miner alw asser von La Caille oder Lauben ent-
springt etwa 12'/» Kilometres nördlich von Annecy, in dem Thale
von Lauben oder Lös Bains, in der Commune Allonzier und in der
Nähe der Brücke von La Caille über den Torrent des Usses Ucbcr-
reste eines alten, zum Theil in den Felsen gehauenen Bades und al-
834
tes Mauerwerk in der Nähe deuten darauf Irin, dafs früher hier ein
Bad gestanden hat.
Man unterscheidet, aufser mehreren kleineren Wasseradern, zwei
Quellen, die 2,60 Metres über dem Wasserspiegel des erwähnten Ba-
ches und 152,67 Metres über dem des Genfer-See7s eutspringen. Die
erste, reichlichere, kommt mit einem Wasserstrahl von 3 Zoll aus
Kalkstein und ergiefst sich kaskadenartig in jenen Bach; die andere
entspringt in geringer Entfernung von ihr aus aufgehäuften Fclsstük-
ken gleicher Natur und fliefst ebenfalls in den Bach. Zugleich mit dem
Wasser steigen viele Gasblasen empor, die ein brennbares Gas ent»
halten. Das Wasser ist anfangs weifslich, wird aber bald klar und
vollkommen durchsichtig, riecht stark nach Schwefelwasserstoffgas,
ein Geruch, der selbst in gröfserer Entfernung bemerklich ist, schmeckt
schweflig und etwas salzig, doch verliert sich der schweflige Ge-
schmack bald. Die Temperatur ist nach Bonvicino 25°, R, uach
Tingry 21,014° R., nach Beaumont 21° R. und einige Linien in
der ersten, 18,15° R. in der zweiten Quelle bei 16° R. der Atmo-
sphäre.
Nach einer von Tingry und Pictet im J. 1801 angestellten
Analyse enthalten 67x/2 Pfund Wasser aufser 42 Kub. Zoll Gas, das
aus 0,72 »Stickgas, 0,08 Sauerstoff und 0,20 kohlensauren mit Schwe-
felwasserstoffcase gemischten Gases zusammengesetzt ist :
Schwefel
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorcalcium . .
Thonerde (löslich)
Thonerde (unlöslich) .
Harziiren Extractivstoff
0,15934 Gram.
3,83702 —
0,01540 —
0,53114* —
0,47803 —
0,63738 —
0,10623 —
5,76454 Gram.
Das Wasser wird seit langer Zeit von den Umwohnern mit gros-
sem Erfolge gegen lymphatische Geschwülste, Rheumatismen und
Hautausschläge angewendet und würde noch weit mehr benutzt wer-
den, wenn der Zugang zu den Quellen nicht einigermafsen beschwer-
lich wäre.
Die Mineralquelle von Menlhon entspringt etwa 1 Kilo-
nietre vom östlichen Ufer des Sees von Annecy, */„ Kilometre süd-
lich von Menthon und 2 Kilometres südwestlich von Talloires, und
nicht weit von der Straise, die von Annecy nach Talloires führt, aus
Kalkstein, von Schwefelwasserstoff begleitet. Das Wasser derselben,
das sich in einem gemauerten Bassin von ungefähr 65 Centimetres
Durchmesser sammelt, ist klar und durchsichtig, riecht und schmeckt
nach Schwefelwasserstoffgas, hat eine niedrigere Temperatur als die
der Atmosphäre und setzt ein schwefelhaltiges Sediment ab.
835
Das Mineralwasser, das früher gegen Skroplieln, Stockungen in.
der Leber, Chlorosis u. s. w. mit Erfolg angewandt wurde, wird jetzt
weiii"- mehr benutzt. In der Nähe finden sich Ueberbleibsel von Ge-
bäuden, vielleicht eines alten Bades.
Eine andere schwefelhaltige Mineralquelle ist die von
Br omine, die 3 Kilometres östlich von Silliugy und 6y2 Kilome-
tres nordwestlich von Annecy entspringt. Ibre plrysikalischen Eigen-
schaften, chemischen Bcstandtbeile und medizinischen Wirkungen sind
denen der Quelle von Menthon analog.
Das Mineralwasser von Planchamp hat seinen Namen
von einem kleinen auf dem Territorium von Thnsy, im Bezirk von
Rurailly gelegenen Weiler. Es entspringt auf einem unbebauten Felde,
1 Kilometre westlich von Tlmsy und 3y2 Kilometres von Clermont.
Es enthält nach Beaumoat's Analyse kohlensaures Gas, schwefel-
saure Talkcrde, salzsaures Natron, Kalkerde und etwas Eisen. Die
Leute der Gegend bedienen sich desselben mit Nutzen gegen Dys-
pepsie und ähnliche atonische Leiden der Verdauungsorgane.
J. Fantoni comment. de quibusdam aquis med. a. a. O. p. 4.
Bon vi ein o, aualyse des principales eaux min. a. a. 0. p. 421.
Beaumont, decription des Alpes a. a. 0. T. II. part. 1. p. 294.
296. 299. 303.
Despine, essai sur la topographie a. a. 0. p. HO. 114. 115.
Grillet, dictionnaire historique a. a. 0. T. II. p. 248. 249.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 261 — 269.
5. In der Provinz Savoyen:
Die Mineralquelle von Bois-Plan, auch du Puisard
genannt, wurde 1S03 entdeckt. Sie entspringt in dem kleinen Thale
von S. Badolph, etwa 3y2 Kilometres südöstlich von Chambery, in
der Nähe eines kleinen Sumpfes und am Abhänge des aus thonigem
Kalk, in dem sich Stücke von Schwefeleisen finden, bestehenden Ber-
ges von Bois-Plan, aus Sandboden. Das Gas, welches mit dem ei-
nen Ceutimeter im Quadrat starken Wasserstrahl dieser Quelle em-
porsteigt, besteht fast aus reinem kohlensaurem Gase, eine geringe
Quantität von Schwefelwasserstoffgas abgerechnet, das mehr durch
den Geruch als durch Reagentien wahrnehmbar ist. Das Wasser ist
sehr klar, stark schäumend, hat einen sehr deutlichen hepatischen
Geruch, einen etwas bittern, pikanten, angenehmen Geschmack und
die Temperatur von 10° R. bei 26° R. der Atmosphäre.
Nach Socquet's Analyse vom J. 1S04 enthalien zehn Pfund
Wasser (Gewicht von Chambery) :
Kohlensaure Kalkerde 4.5C Gr.
Kohlensaure Talkerde 2,00 —
Kohlensaures Eisenoxydul 3,00 —
Schwefelsaure Kalkerde 1,50 —
,11.00 Gr.
836
Es wirkt auflösend und tonisirend, und wird auch mit Erfolg ge-
gen Hautkrankheiten angewendet.
Das Mineralwasser von Coise, Fontaine de la Sauce
genannt, entspringt etwa 8 Hektometres südöstlich von dem Dorfe
Coise, und 35 Hektometres nordwestlich von Montmeillau, an einer
sumpfigen Steile neben einem Bache, der die Quelle zuweilen mit sei-
nem Wasser überströmt. Die Quelle, mit der eine groi'se Menge brenn-
baren Gases emporsteigt, das viele, mit einem kleinen Knalle plaz-
zende Blasen bildet, giebt ein Wasser, das säuerlich schmeckend, eine
bedeutende Quantität von kohlensaurer Talkerde enthalten soll. Eiue
genaue Analyse ist bis jetzt nicht bekannt.
Das Wasser, das in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts
einen grofsen Zuspruch hatte, soll gegen Stockungen , lymphatische
Geschwülste und Kropf wirksam sein. Jetzt ist es fast ganz in
Vergessenheit gekommen.
Die Mineralquelle von La Croix, etwa l1/, Kilometre
nördlich von La Rochette, eigentlich ein Brunnen, dessen Wasser die
Bewohner des Dorfes La -Croix zum gewöhnlichen Hausgehrauche
anwenden, wird von Fantoni, Despine, Grillet und Bertini
als ein eisenhaltiger Säuerling bezeichnet. Das Wasser ist nach ih-
nen sehr klar, geruchlos und von ziemlich deutlichem Eisengeschmack.
Das Miner alw asser von La F erranche, oder auch von
Chäteau-neuf genannt, 3 Hektometres nordöstlich von Maltaverne
(Bezirk von Chamoux), entspringt mitten iu einem Sumpfe, so dafs es
schwer ist, dasselbe rein zu bekommen. Es enthält nach Bonvi-
cino viel koklensaures Eisen und einige Salze, und wird auch noch
von Fantoni, Despine, Beaumont, Grillet und Bertini
erwähnt.
Das Min er alw asser von La-E oisse entspringt 3 Kilome-
tres nordwestlich von Chamber am Abhänge eines Hügels, der aus
Schichten von Sandstein besteht, und sammelt sich in einem geräumi-
gen Behälter. Es ist vollkommen klar, perlt wenn es geschüttelt
wird, ist geruchlos, von eisenhaftem Geschmack und hat die Tempe-
ratur von 9Ö R. bei 12° R. der Atmosphäre und 11—12° R. bei 25° R.
der Atmosphäre. Es ist vielseitig beschrieben worden, wobei die Ei-
nen es äufserst gasreich und eisenhaltig uud reich an Salzen nennen,
Andere es für nicht besser, als gewöhnliches Trinkwasser erklären. Ge-
nauere Untersuchungen haben Bon vi c in o und Socquet angestellt:
Letzterer erklärt es dem Eisensäuerling von S. Simon (s. die folgende
Quelle) analog. Bei den verschiedenen Schriftstellern finden sich zahl-
lose Erzählungen von ausgezeichneten Erfolgen, die dieses Wasser
gehabt hat, das in allen den Fällen indicirt ist, wo eisenhaltige Säuer-
linge an ihrer Stelle sind. Auch werden die hiesigen Bäder ziemlich
häufig als Nachkur nach dem Gebrauch derer von Aix benutzt.
837
Die Mineralquelle von S. Simon oder 'S. Sigismond
entspingt ungefähr 21/, Kilomttres nordöstlich von Aix und nicht
fern der rechten Seite der nach Genf führenden Strafse aus Sandbo-
den neben einem Bache, und sammelt sich in einer Art von Grube,
auf deren Boden sich ein weifsliches ocherfarbiges Sediment absetzt.
Das Wasser ist klar, perlt beim Schütteln, hat den Geruch der Säuer-
linge, einen zusammenziehenden, metallischen Geschmack und die Tem-
peratur ist nicht über 10° B,.
Noch ist der Source des merv eilles genannten Quelle zu
erwähnen, welche anderthalb Stunden nordwestlich von Aix, bei der
Abtei Haute-Combe an dem schönen See Bourgel, periodisch fliefst.
Der genannte See liegt 76 Toisen tiefer als der Genfer-See und steht
mit dem Rhone durch den natürlichen Kanal von Javiere in Verbin-
dung; die Wunderquelle aber oder die Source intermittcnte liegt bei-
nahe 4U0 F. höher als der Spiegel 'tles Sees. Das Ausbleiben des ge-
wöhnlich stark herorströmenden W'assers dauert von 20 Minuten
bis auf 3 Stunden und sein Einströmen in den von der Natur gebil-
deten Kanal wird immer durch ein vorhergehendes dumpfes Geräusch
verkündet.
J. Fantoni comment. de quibusdam aquis a. a. 0. p. 4.
Da quin, analyse des preteudues eaux ferrugineuses de la Boisse.
Chambery 1777.
D espin e, pere, Lettre au Docteur Daquin sur les eaux de la
Boisse. Chambery 1777.
Panisset, Boessia salutifera. 1778.
Chastaignier, Lettre conteaant l'analyse des eaux de la Boisse
et quelques rcflexions sur cette analyse. Lyon 1778.
F le ury, lettre sur les vertus des eaux ferrugineuses de la Boisse.
2. ed. Chambery 177S.
Tingry, Lettre contenant l'histoire et un essai d'analyse des
eaux de la Boisse. Turin 1779.
Tissier, analyse des eaux de la Boisse. Chambery 1779.
Boisset, fils, Lettre contenant l'histoire et un essai d'analyse
des eaux de la Boisse. Turin 1779.
Lyonne, observatiuns sur la nature et les proprietes des eaux
de la Boisse. Chambery 1782.
Bonvicino, analyse etc. a. a. T. VI. p. 419.
Mazzi, traduzione del Manuale di chimica de Baume\ Milano
1785. T. II. p. 191.
B, Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 283 — 293.
Harlefs, neue Jahrbücher 1826. Bd. XII. St. 2 S. 148. 149.
Malten's neueste Weltenkunde. Bd. IX. 1S38. S. 103. 107.
6. In der Provinz Tarautaise:
Die schwefellialtige Thermalquelle von Bonneval ent-
springt 4 Kilometres von Bourg S. Maurice auf dem Territorium die-
ses im Bezirk von Moütiera liegenden Orts^ am Fufse des kleinen
838
St. Bernhard und im Bette eines Gewässers von gleichem Namen,
gerade unter einem Felsen, der Le Saut de Ia Pucelle beifst, und
nach welchem die Quelle auch genannt wird. Die Einwohner von
Bonneval sagen, das Wasser dieser Therme sei früher zu Bädern be-
nutzt worden, und auch in dem Annuaire statistique du Departement
du Mont-B!anc pour Tan XIV wird sie genannt als ein Mineralwas-
ser, das einige Heilungen bewirkt habe.
Die Mineralquelle von Les-Allues entspringt 4 Ilektome-
tres südwestlich von diesem im Bezirk von Bozel gelegenen Orte und
etwa eine Stunde westlich von La Perriere. Sie wird von D es p ine
und Grillet, ohne weitere Angabe ihrer physikalischen Eigenschaf-
ten, chemischer Bestandteile und medizinischer Wirkung, erwähnt,
und auch von Bertini nur als eisenhaltig bezeichnet.
B. Bertini, Idrologia minerftle a. a. 0. p. 293. 296.
Brandes, Archiv. Bd. XXX. S. 222.
7. In der Provinz Maurienne:
Die Mineralquelle des Mont-Cenis entspringt am östli-
chen Ufer des Sees des Mont-Ceais, zwischen dem See und dem Ho-
spital, ungefähr 7 Kilometres von Lans-le-Bourg. Sie wurde 1784
von Bonvicino entdeckt, der sie als ein viel Kohlensäure enthal-
tendes Wasser bezeichnet, das einen ocherartigen Niederschlag ab-
setzt und die sonstigen physikalischen Eigenschaften der Eisensäuer-
linge hat.
Das Miner alic asser von Echaillon oder Echailles ent-
springt auf dem Territorium von S. Gioanni, etwa 1 Kilometre von
diesem Orte, auf der rechten Seite des Are, am Abhänge eines ho-
hen Berges aus Granit. Es ist klar, hat die Temperatur von 32° R.,
die noch höher sein würde, wenn sie nicht durch das Wasser, das
aus dem Are zufliefst, abgekühlt würde (vergl. S. 827 unten )
Fantoni beschreibt zwei Quellen, Fönte Carolino und Fönte
Vittorio, und meint, dafs früher noch mehrere existirt haben müfs-
ten, die wahrscheinlich vom Are zugespült worden, und dafs Ruinen
von alten Bädern in der Nähe gewesen wären, die jetzt nicht mehr
zu sehen sind.
Giobert erhielt durch Evaporation eines Kilogramms Thermal-
wasser 8,164 Gram, eines festen Rückstandes, der aus kohlensaurer
Kalk-, Talkerde und Eisenoxydul, schwefelsaurer Kalk-, Talkerde
und Natron, Chlornatrium und Chlormagnesium bestand.
Dies Thermalwasser wird gegen krankhafte Affectionen des Drü-
sensyütems, Atonie der Verdauungsorgane und Stockungen in den
Abdominal -Eingeweiden, Hypochondrie, Hysterie, Chlorosis, unter-
drückte Menstruation , katarrhalische Brustaffectionen , und ganz be-
sonders gegen Kropf gerühmt.
Das
839
Das Mineralwasser von Villar-J arrier entspringt un-
gefähr 1 Kilometre von Jarrier, einem im Bezirk von S. Gioanni und
etwa 1 Stunde westlich von dieser Stadt gelegenen Orte. Bonvi-
cino, Despine und Beaumont nenneu diese Quelle, ohne ihre
physikalischen Eigenschaften und chemischen Bestandteile weiter an-
zuführen. Beaumont erwähnt auch, dafs die Bewohner dieses
Theils von Maurienne und die aus dem angrenzenden Hoch-Daupbiue"
dieses Wasser häutig benutzen, aber ohne die Krankheiten zu nen-
nen, gegen welche sie dasselbe anwenden. Bertini bezeichnet es
auch nur als eisenhaltig.
J. Fantoni opuscula medica et physiologica. Genevae 1738.
pag. 261.
B o n v i c i n o , analyse etc. a. a. O. p. 422. 423.
Mazzi, traduzione del Manuale di chimica di Baume\ Tom. II.
pag. 193.
Beaumont, description des Alpes etc. T. II. part. 1. p. 299.
Despine, essai sur la topographie a. a. 0. p. 112.
Grillet, dictionnaire historique a. a. 0. T. II. p. 248.
Journal de Savoie. An 1821. Nr. 36; An 1822. Nr. 12.
Almanach du Duch6 de Savoie pour l'annee 1S22. ChambSry.
p. 23. 46.
B. Bertiui, Idrologia minerale a. a. 0. p. 270 — 274.
IN. Thcil. Hhh
B. Die Heilquellen des Fürsten thums Piemont.
(Ocsllicher Abhang der Cottischcn und Grajischen und süd-
licher Abhang der Penninischen Alpen.)
1. JLßißMineralijuellen von Courmayeur (Cor-
major) und Pre St. Didier entspringen in der Provinz
Aosta, in dem herrlichen Thale der Dora, das den Namen
Val Entreves führt, an der östlichen Seite des Montblanc
unterhalb der Allee blanche, des berühmten südwestlichen
Gletschers des Montblanc, an dem Saumwege, welcher von
Aosta und von dem kleinen St. Bernhard in das Ferrex-
thal, aus Piemont nach dem Wallis hinüberführt, in einer
Gegend, die bereits an den Vortheilen einer südlichen Al-
penlage Theil nimmt.
Von Courmayeur kann man die Montblanc -Kette auf ihrer Süd-
seite genau beobachten: von ihr hängen vom Col de la Seigne bis
zum Col Ferrex zehn Gletscher herab, wovon einige aufserordentlich
grofs und prachtvoll sind. Die schönste Aussicht auf den Montblanc
selbst gewinnt man jedoch erst auf dem Cramont (8484 F.), von wo
man aufserdem noch im Säden zehn Felsenreihen übersieht, welche
alle sehr steil unter 506 nach Süden senken, und im Südwesten den
mit Schnee und Gletschern bedeckten Granitfelsen Nuitor (10,270 F.).
Das Val Entreves bildet mit dem Val Veni, der Allee blanche
und dem Val Ferrex ein Längenthal der Alpen. Die Montblanc-Kette
besteht aus Urgebirge (803), die Kette im Süden ebenfalls und zwar
aus glimmerbaltigem Kalkstein und Schiefer und hinter diesem nach
Südosten aus Gneus. Die Schichten sind parallel uuter einander und
fast senkrecht, nur ein wenig nach Südosten gesenkt; daher sieht
man nahe bei Courmayeur Gneusschichten auf Kalkstein und beim
Dorfe Saxe oberhalb der Schwefelquellen Gneus auf Glimmerschiefer
(mit vielem Quarzsande gemengt) und diesen auf Thonschiefer gelehnt.
841
Ungeachtet der hohen Lage des Kurorts ist das Klima doch ver-
möge seiner Lage auf der Südseite des Montblanc sehr miid, mil-
der als in dem auf der entgegengesetzten Seite liegenden Chamou-
nythale, und erfreut sich einer reizenden Vegetation.
Die liier entspringenden und benutzten Mineralquellen
gehören theils zu der Klasse der Eisenquellen, theils zu der
der Säuerlinge, theils zu der der Schwefelquellen, und gewäh-
ren eine sehr verschiedenartige Verbindung und Benutzung
nach Verschiedenheit der einzelnen Krankheitsfälle. — Man
unterscheidet folgende :
a. Die T hermalquelle von St. Didier-, ihr
Wasser ist klar, von einem zusammenziehenden Geschmack,
entwickelt unaufhörlich Gasblasen und bildet längere Zeit
der Einwirkung der Luft ausgesetzt einen ocher-kalkarti-
gen Niederschlag ; seine Temperatur beträgt 28,5° R. ; —
die speeif. Schwere = 100 : 92.
Die Quelle ist unweit ihres Ursprungs mit einem Etablissement
versehen, das Vorrichtungen zu Wannenbädern besitzt, und in welcbes
das Thermalwasser mittelst hölzerner Kanäle geleitet -wird. — Die Kur-
gäste wohnen in St. Didier, wo für bequeme und gut meublirte Woh-
nungen gesorgt ist.
Nach Ruf finelli's Untersuchung enthält das Wasser
kohlensaures Gas, salzsaures Natron, salzsaure Talkerdc,
schwefelsaure Kalkerde, Eisen und Alaun.
In Form von Wasserbädern angewendet, wirkt das-
selbe reizend, stärkend auf das Muskel-, Gefäfs- und Ner-
vensystem, die äufsere Haut und Schleimhäute und wird
sehr gerühmt bei Lähmungen, Nervenschwäche, Cachexien,
Schleimflüssen, Rheumatismen und atonischer Gicht, örtli-
cher Schwäche nach schweren Verwundungen, Fracturen,
oder Contusionen, — endlich in allen den Fällen wo Ei-
senbäder indicirt sind.
b. Der Sau er ling von la Victoire. Sein Was-
ser ist klar, von einem angenehmen Geschmack, perlt
stark; seine speeif. Schwere beträgt 1,020, seine Tempera-
tur 11° R. — Nach Ruffinclli enthält dasselbe aufser
vielem kohlensaurem Gase, salzsaures Natron, kohlensaure
Hhh 2
842
Kalk erde, schwefelsaure Talk- und Kalkerde und nur eine
geringe Menge von Eisen.
Das zu dieser Quelle gehörige Etablissement befindet sieb eiue
kleine Lieue nordwestlich von St. Didier am rechten Ufer der Dora
fast gerade gegenüber dem Säuerling Marguerite auf dem linken Ufer
des Baches. Die Kurgäste wohnen entweder in dem dicht an das
Etablissement grenzenden Dollone oder in dem eine Viertelstunde ent-
fernten Courmayeur.
In geringer Menge getrunken verstärkt es den Appe-
tit, — in grösserer Menge genossen wirkt es eröffnend
und diuretiscb, und wird als Getränk empfohlen bei hypo-
chondrischen und hysterischen Affectionen , Stockungen im
Leber- und Pfortadersystem und chronischen Krankheiten
der Harnwerkzeuge.
c. Der Säuerling von La ßlarguerite. Das
Wasser desselben ist klar, weich anzufühlen, von einem
angenehmen, aber mehr metallischem Geschmacke; seine
Temperatur beträgt 17° R. Aufser kohlensaurem Gase ent-
hält dasselbe salzsaures Natron, kohlensaure Kalkerde,
schwefelsaure Talk- und Kalkerde, Thonerde und eine
gröfsere Menge Eisen, als die beiden vorigen Mineralquellen.
Gewöhnlich wird es gleichzeitig mit den Bädern von St.
Didier benutzt bei Krankheiten der Digestionsorgane von
Schwäche, Schleimflüssen der Geschlechtswerkzeuge, Wech-
selfiebern, Wassersucht, Bleichsucht, Unfruchtbarkeit, in
so fern sie von Schwäche atoniseker Art abhängen.
d. Die Schivefelfjuellen von ha Sasce^ eine
Viertel-Lieue nordwestlich von Courmayeur, der Zahl nach
drei, von welchen jedoch nur zwei zu Bädern benutzt wer-
den. Ihr Wasser ist von einem süfslich faden Geschmack,
einem starken Schwefelgeruch, bildet, der Einwirkung der
Luft ausgesetzt, einen schwefelhaltigen Niederschlag; ihr
speeif. Gewicht beträgt 1005, ihre Temperatur 17° R.
Nach Ruffinelli enthält das Schwefelwasser sehr
viel Schwefelwasserstoffgas, — an festen Bestandteilen:
salzsaures Natron, salzsaure Kalk- und Talkerde, kohlen-
saure und schwefelsaure Kalkerde.
843
Das Etablissement, welches Vorrichtungen zu Wannenbädern und
Zimmer zu Wohnungen für Kurgäste enthält, befindet sich, 25 Miuu-
ten von Dollone und eine Viertelstunde von Courmayeur, dicht bei
dem Dorfe La Saxe.
In Hinsicht ihrer Lage folgen sich die genannten Quellen so,
dafs La Victoire eine halbe Stunde südwestlich von Courmayeur,
la Margueritc näher am linken Ufer der Dora, die Schwefelquellen
la Saxe beim Dorfe gleiches Namens und eine Stunde im Süden auf
dem andern Ufer die vier Quellen Pr6 de S. Didier im Dorfe gleiches
Namens liegen. Letztere entspringen am tiefsten (3110 F. hoch), hö-
her hinauf finden sich die Säuerlinge la Marguerite uud Victoire, am
höchsten liegen die erdigen Schwefelquellen von Courmayeur oder
la Saxe (3750 F. hoch).
Die Mineralquellen wurden schon 1678 von Ravetti
und Campeggio, 1728 von Moll o, 1747 von Fantoni?
1779 von Gioanetti, 1822 und 1823, doch ohne quanti-*
tative Angabe der Bestandteile, von Ruffinelli chemisch
untersucht. Nach Gioanetti enthalten 369 Grannni
Wasser:
a. La Victoire:
b. La Margußrite:
Kohlensaures Gas
0,60302 Gram.
. 0,53560 Gram.
Magnesia vitriolata
0,23917 —
. 0,21465 —
Chlornatrium
0,13210 —
. 0,10253 —
Kalkerde
0,62278 —
. 0.3S094 —
Selenit
0,35578 —
. 0,33175 —
0,01655 —
Eisen . .
0,04379 —
1,99664 Gram.
. 0,01335 —
1,59537 —
c. La Saxe:
d. St. Didier: »
Kohlensaures Gas
0,21994 Gram.
. 0,10S59 Gram.
Chlornatrium
0,09986 —
. 0,07579 —
Chlorcalcium
0,00267 —
•
Chlormaguesium
0,00160 —
. 0,00689 —
Kalkerde .
Seleuit . .
0,16053 — )
0,020S3 — ]
. 0,12237 —
Eisen
....
Spuren
Flüchtigen Schwefel
unbestimmt
0,50543 Gram.
.
0,31364 Gram.
Ruffinelli empfiehlt das Schwefehvasser von La
Saxe als Bad, aber auch als Getränk bei rheumatischen
und gichtischen Leiden, chronischen Hautausschlägen, Mer-
curialvergiftungen und Stockungen der Organe des Unter-
844
leibes. Die mit Schwcfelwasserstoffgas angefüllte Atmo-
sphäre in den Badekabinetten ist nach Ruffinelli von
sehr günstiger Einwirkung auf Schwindsüchtige, Asthmati-
sche' und Personen, welche an rheumatischen und herpeti-
schen Beschwerden leiden.
Ravetti et Campeggio, analyse des eaux de Courmayeur
1GS7.
MoIIo, tvait6 des eaux mitrales de Courmayeur. Geueve 1728.
G 3 oan e tti , analyse des eaux de St. Vincent et de Courmayeur
Turin 1779.
Memorie dell' Accademia Reale delle Scienze di Torino. T. VI.
pari 1. p 229.
Sa us s ure, voyages a. a. 0. Geneve 1786. T. II, p. 302.
Ambr. Verraz, sur les eaux de Courmayeur, situees dans la
\alJee d'Aosta. Turin 1809.
Gius. Berno, efficacia ed usu medicaincntoso delle acque sa-
lino-solforate , delle salino-ferro-acidole di Courmayeur, delle salino-
termaii-stittiche di Pr6 St. Didier con osservazioni. Torino 1817.
Salzburger Med. Chir. Zeitung. 1819. No. 64. S. 106.
B. Bertini, Idrologia minerale a. a. 0. p. 145 ff.
Memoire pbysico-m6dical sur les eaux min6rales de St. Didier et
Courmayeur par Lau r. Ruffinelli. Turin 1K25.
Brandes, Arcbiv. Bd. XXIX. S. 182. Bd. XXX. p. 132. 222.
Brunn er in: Verhandlungen der Schweiz, med. Gesellschaften
a. a. 0. Jahrg. 1829. S. 140 ff.
A. Vetter a. a. 0. S. 17.
Bains d'Europe. S. 516.
2. Die Thermalquellen von Acqui, — Aquae
Statiellae hei den Römern, — einer am linken Ufer der
Bormida gelegenen Stadt von 7500 Einwohnern, der Haupt-
stadt der Provinz gleiches Namens, die eben sowohl durch
ihre reizende Lage, als durch die Heilkraft ihrer von Al-
ters her berühmten Bäder besondere Aufmerksamkeit ver-
dient, entspringen auf beiden Ufern der Bormida, von Genua
dreifsig, von Alessandria fünfzehn italienische Meilen
entfernt.
Die eigentlichen Bäder von Acqui liegen auf dem rech-
ten Ufer der Bormida etwa ein Kiiometre südlich von der
Stadt, zu der man mittelst einer Fähre übersetzt, da
keine Brücke über die Bormida führt, am Fufse des Stre-
gone, (eines Berges der aus Kalkstein besteht, dessen
845
Schichten nach Nordost und Südwest geneigt und oben
init Schichten von Thonschiefer bedeckt sind), in der Mitte
einer Ebene von 200 Metres Lauge und 100 Metres Breite,
die nach Süden und Osten von Hügeln, nach Westen und
Norden von einer 4—5 Metres hohen und 160 Metres lan-
gen Mauer umgeben ist, welche zum Schutze gegen das
zuweilen übertretende Wasser derBormida und des Rava-
naeco errichtet ist. Letzterer fliefst von Süden nach Nord-
osten und ergiefst sich auf der westlichen Seite des Eta-
blissements in die Bormida. Yon dem gut und zweckmä-
fsig eiugerichteteten Etablissement hat man eine reizende
Aussicht auf die Bormida mit den Bogen eines grofsarti-
gen Aquaeducts, der früher das Quellwasser vom nördlichen
Abhänge des auf der Seite der Bäder liegenden Rocca
Sorda durch den Flul's nach der Stadt leitete, und auf
Acqui selbst, das am jenseitigen Ufer amphitheatralisch
emporsteigend im Halbkreise von Bergen umgeben ist.
Im Juli und August ist die Hitze in diesem Tbale sehr grofs:
sie wird vermehrt theils durch die heifsen Schwefeldämpfe, Avelche
den Quellen entsteigen, theils durch den Umstand, dafs die Umgebun-
gen des Badehauses fast alles Schattens beraubt sind. Es ist daher
rathsam, unter Vermeidung der zu grofsen Hitze, die Bäder entweder
im Mai und Juni oder im Spätherbst zu gebrauchen.
Auf der östlichen Seite des Etablissements finden sich
nun sieben Quellen, die dem Berge Stregone entsprudeln
und bei Lesne, Mojon, Biorci und Bertini in fol-
gender Ordnung und unter folgenden Namen angeführt sind :
1. Das obere Bassin, mit einer Temperatur von 41° R. ;
2. Das mittlere Bassin mit einer Temperatur von
41° R.;
3. Das zwischen diesem und dem Fontanino gelegene
Bassin, mit der Temperatur von 40° R. ;
4. Das grofse Schlammbassin, von 35° R. Temperatur;
5. Die kleine Quelle an der Mauer, von 35° R. ;
6. Sorgente del Fontanino oder Fontanino tie-
pido, von 31° R. ;
846
7. Die kleine Quelle neben dem grofsen Schlaininbas-p
sin, deren Temperatur nicht angegeben ist.
Das Wasser kommt klar aus den Quellen, wird aber
in den Bassins vom Schlamme getrübt, und ist von schwach
hepatischem Geruch, der am schwächsten im Wasser des
Fontanino, und am stärksten in dem des oberen Bassins
ist. Der Geschmack ist bei weitem stärker hepatisch, als
der Geruch, er gleicht dem einer sehr verdünnten Auflö-
sung von Schwefelcalcium, und wenn das Wasser erkaltet
ist, tritt ein salziger, etwas bitterer Geschmack hervor.
Es bleibt sehr lange Zeit unverändert und ohne einen Nie-
derschlag zu bilden. Das specif. Gewicht des Wassers
ist = 1,0009.
Aus den Quellen entwickeln sich Sommer und Winter unaufhör-
lieh weifse heifse Dämpfe , welche theils die Behälter gleich einem
Nebel erfüllen, theils sich niederschlagen und die benachbarten Ge-
wächse mit einem weifsen Ueberzuge von schwefelartigem Geruch
und Geschmack bedecken. An den Rand der Behälter und Kanäle,
besonders aber an die Kalksteine setzt das Wasser der Quellen ein
flockiges, glänzendes Salz ab, welches aus schwefelsaurem und koh-
lensaurem Kalk besteht; fettig anzufühlen, wird es, der Einwirkung
der atmosphärischen Luft ausgesetzt, nach 20 Tagen gelblich gefärbt,
während das der Luft nicht ausgesetzte weifs bleibt : Sckaafe, Ziegen
und Rindvieh sind sehr lüstern danach.
Auf dem Boden der Behälter setzt sich aus dem Thermalwasser
ein zäher, dicker, weifsgrauer Niederschlag ab, welcher teppichartig
den Grund auskleidet und nach dem Verhältnifs, wie er sich verdickt,
zähe , faserig wird und später eine bräunliche Farbe annimmt. Im
Monat Juli und October überzieht die Oberfläche des grofsen Teichs
eine zähe, sammetartige, sehr elastische Haut, welche sich in grofse
Stücke getrennt, an die Ränder des Behälters festsetzt und dann eine
weifsliche , graue oder gelbe Farbe annimmt. Auch sie besteht aus
schwefelsaurem und kohlensaurem Kalk.
Das Wasser sämmtlicher Quellen und Bassins fliefst
in dem grofsen Bassin, auch Lago del fango genannt, zu-
sammen, aus diesem in die Bäder und zu den Douchen,
und in einen zum Schwemmen des Viehs benutzten Teich.
Die Quellen sind ungemein ergiebig: Lesne berechnet die
gesammte von ihnen gelieferte Wassermenge zu 400
Litrcs in der Minute; Menü v. Minutoli giebt den
Betrag des täglichen Zuflusses auf 91,300 Kub. Fufs an.
847
Noch ist einer andern auf dem linken Ufer der ßor-
mida befindlichen Thermalquelle zu erwähnen, welche La
Bollente genannt, auf einem kleinen Platze, der ziemlich
in der Mitte der Stadt liegt, entspringt. Sie kommt, aus
Kalkstein, innerhalb eines viereckigen, überwölbten Gema-
ches aus zwei in einer der Blauern desselben und nahe bei
einander angebrachten Bronze-Röhren von 11 Centimetres
Durchmesser mit grofser Gewalt und Mächtigkeit (420
Litres in der Minute nach Lesne) hervor, fliefst in zwei
viereckige, in den Felsen gehauene Behälter, aus diesen
zur Schöpfstcllc, und endlich durch einen unterirdischen,
gewölbten Kanal zur Stadt hinaus in den Modrio. Das
Wasser ist äusserst klar und durchsichtig, hat einen ganz
schwachen hepatischen Geruch, der sich bald verliert, ei-
nen salzigen, etwas hepatischen Geschmack und die Tem-
peratur von 60° R., die, nach den Aeufserungen der älteren
Schriftsteller, namentlich des Savonarola zu schliefsen,
ehemals noch höher gewesen zu sein scheint. Das speeif.
Gewicht ist = 1,001. Das Wasser bleibt, in verschlosse-
nen Gefäfsen aufbewahrt, lange Zeit unverändert, und bil-
det keinen Niederschlag.
Diefs Thermalwasser verwenden die Bewohner Acqui's hauptsäch-
lich zu mancherlei Hausgehrauchs zum Waschen, zum Abbrühen des
Schlachtviehs, ja zum Backen und Kochen, wozu es namentlich die
ärmere Klasse, um Salz zu ersparen, benutzt, da es seinen hepatischen
Geschmack und Geruch beim Sieden gänzlich verliert.
Das Thermalwasser der verschiedenen Quellen ist in
seinen chemischen Verhältnissen analog; nach Mojon's
Analyse vom J. 1808 enthält ein Miriagramm:
a. der Bollente: h. des Fontanino:
Ifydrothionsaurcn Kalk .
0,000303 .
. 0,000447
Chlornatrium .
0,001420 .
. 0,000583
Chlorcalcium .
0,000314 .
. 0,000142
Wasser
0,997963 .
. 0,998809
1,000000 1,000000
848
oder in sechzehn Unzen^berechnet (Simon:)
Hydrothionsauren Kalk 2,299 Gr.
Chlornatrium . . 10,900 —
Chlorcalcium 2,411 —
15,610 Gr.
Das zu den salinischen Schwefelthermen .gehörende
Thennalwasser wird innerlich und äufscrlich, auf letztere
Weise in Form von Wasser-, Douche- und Schlammbä-
dern benutzt.
In dem Souterrain des Badehauses werden die Wasser- und
Schlammbäder, so wie die Douche (letztere in einem besondern Ka-
binet) gegeben. Zu Wasserhädern findet man auch zwei Bassins, das
eine für Frauen, das andre für Männer, Zur Bedienung der Männer
und Frauen bei den Bädern sind blos Männer bestimmt, welches
manche Unannehmlichkeiten für Frauen gewährt.
Es ist, nach den Versicherungen der .Schriftsteller,
die in grofser Zahl über diese Thermen geschrieben ha-
ben, fast kein einziges chronisches, mit andern Mitteln
erfolglos bekämpftes Leiden, wogegen man sie nicht inner-
lich und äufserlich mit Nutzen angewendet hätte. Man
rühmt sie namentlich gegen Lähmungen, Schwindel, Schwä-
che und Zittern der Extremitäten, krampfhaftes Asthma
und fast alle Nervenleiden dieser Art, — gegen Stockun-
gen im Unterleibe, Verdauungsschwäche, Blennorrhöcn,
rheumatische und gichtische Leiden, Schwäche und Schmer-
zen der Glieder nach Verletzungen, Caries, Auftreibungen
der Knochen und Gelenke, hartnäckige und bösartige
Hautkrankheiten, Kropf und andere Drüsenanschwellungen,
— Malacarne auch gegen Blasensteine. Indessen dürfte,
aufser ihrer Wirksamkeit gegen diejenigen Krankheitsfor-
men, wo salinische Schwefelthermen überhaupt sich heil-
sam erweisen (vergl. Th. I. zweite Aufl. S. 258 ff.) mit
Rücksicht auf den quantitativen Reichtbuin ihrer Bestaml-
theile besonders ihre Wirkung gegen Haut- und Schleim-
hautleiden, so wie gegen scrophulöse Pjskrasie hervorzu-
heben- sein.
Von dem Mineralschlamm und seiner Anwendung ist
bereits gehandelt werden, vergl. Th. I. zweite Aufl. S. 462 ff.
' 849
Leveroni, trattato dei bagni d'Acqui in Monferrato, c di Vinay
e Valdieri in Picmontc. Mondovi 1606.
Aar. Scassi, breve trattato intorpp all1 uso delle acque e dei
fangin d'Acqui Tortona 1612.
Franc. Blesi, Acqui citta antica dcl Monferrato. Tortona 1614.
Vi ii c. M a 1 aca r ue, trattato delle Regie terine Acquesi. To-
rino 1778.
— — — corografia georgica-jatrica di Acqui. Torino
17S8.
Lesne, notice bistorique et statistique sur la ville d'Acqui et
ses environs, ses eaux thermales et ftitablissement militaire au dela
de la Bonnida. Alexandrie 1807.
Jos. Mojou, au'alyse des eaux sulphureuses et thermales d'Ac-
quL G&nes 18U8.
Wid. Mar. Bolzoni, de thermarum aquarum Statiellarum usu
medico Dissert. iuaug. Taurini 1810.
Bouvicino in: Mem. dell* Accad. di Torino. T. XII. p. 224.
Biorgi, autichitä e prerogative d'Acqui Staziella. Tortona lblS.
Dictiounaire des sc. med. T. XI. p. 43.
Dictiounaire des sc. nat. T. XIV. p. 106.
Salzburger Med. Chir. Zeituug. 1814. S. 287.
Menü v. Minutoli, Abhandlungen vermischten Inhalts. Berlin
1816. S. 132 ff.
B. Bertiui, idrologia minerale a. a. 0. S. 104 — 123.
Brandes, Archiv. Bd. XXIX. p. 177.
Cinia in : Oinodei Annali. Ann. 1827. p. 427.
Patissier et Boutron-Charlard a. a. O. S. 188.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 4.
Gioruale delle scieuze mediche. Torino 1840. Jan. p. 120.
3. Die Thermalquellen von Valdieri^ die
seit langer Zeit berühmt sind , liegen in einer Lochst ro-
mantischen Gegend, im Gesso-Thale, ungefähr sechs Stunden
von Cuneo (Coni), dem Hauptorte der gleichnamigen Pro-
vinz, und sind mit einem gut eingerichteten Etablissement
versehen, das in einem kleinen Thale am Abhänge des
Matto liegt. Drei der Gebäude, Alloggio superiore, Allog-
gio inferiore und Alloggio dei Paradiso liegen auf dem
linken Ufer des Gesso, ein viertes il Baraccone, auf dem
rechten, am Abhänge des Berges la Stella. Die schönen
alten Buchen an den Abhängen des Matto , der seine wil-
den, zackigen Gipfel, die Zuflucht des Steinbocks, bis in
die Wolken erhebt, das schäumende Wasser des Gesso,
der dicht bebüschte Stella-Berg, der pyramidalische , jähe
850
Fels S. Gioanni , reizende Spaziergänge um das trefflich
eingerichtete Etablissement, alles vereinigt sich, um den
Aufenthalt in diesem Bade angenehm zu machen.
Die klimatischen Verhältnisse sind , trotz der hohen Lage der
Bäder — 1144 J/2 Metres über dem Meere — günstig: in den heifse-
sten Tagen steigt das Thermometer nie über 15° R., und fällt selten
unter 10° R., das Barometer hält sich beständig auf 24" 2"'. —
Auch in naturhistorischer Hinsicht ist das Gesso - Thal interes-
sant, da es eine Menge seltener Pflanzen, viele Fossilien und Mi-
neralien (Gold, Silber, Kupfer, Bley, kostbaren Marmor etc.) darbie-
tet. Auf der südlichen Seite der Berge, und etwa in gleicher Höhe
mit diesen Bädern, entspringen die Schwefelthermen von Roccabigliera
in der Grafschaft Nizza.
Die bedeutendsten Quellen der Bäder von Valdieri
entspringen, in geringer Entfernung von einander und von
dem Etablissement, an dessen südwestlicher Seite am lin-
ken Ufer des Gesso, am Fufse des Matto, aus einem sehr
harten, klein körnigen granitischen Gneus und werden durch
Röhren nach dem Etablissement geleitet. Es sind folgende :
1. Sorgente di S. Martino, hat die Temp. von 51° R.
2. Sorgente di S. Lorenzo . . . 51 —
3. Sorgenti dei Polli . . . . 51 —
4. Sorgente di S. Carlo . . . . 44 —
5. Sorgente degli antichi fanghi . 48 —
6. Sorgente Vitriolata . * . 19 —
Aufser dieser Verschiedenheit in der Temperatur, ha-
ben sämmtliche bisher genannte Quellen dieselben physi-
kalischen und chemischen Eigenschaften: ihr Wasser ist
sehr klar, trübt sich auch beim Erkalten nicht, und bildet
kein Sediment; in Flaschen aufbewahrt wird es nach eini-
ger Zeit etwas dunkler, und setzt sich an das Glas, dem
Licht ausgesetzt bekommt es eine gelbliche Färbung; der
Geruch ist nach Schwefelwasserstoffgas, in einiger Entfer-
nung schon bemerklich, schwindet aber beim Erkalten;
auch der Geschmack ist hepatisch. Das specif. Gewicht
ist = 1,00084.
Nach G i o b e r t ' s Analyse enthalten 369 Grammi Ther-
malwassers :
851
Schwefelsaures Natron . ; ; . . 0,17250 Gram.
Culornatrium . . . . . . . 0,10655 —
Chlorcalcium . . . . * . . . 0,02686 —
Harzige Substanz 0,00693 —
Kieselerde j unbestimmt
Extractivstoff )
0,31284 Gram.
Kohlensaures Gas 0,S48000 Kub. Z.
Schwefehvasserstoffgas 0,773333 — —
Aufser diesen Quellen linden sich noch 6—7 von ähnlicher Natur,
die, weil sie an dem steilen, zackigen Rande jjes Gesso entspringen,
nicht benutzt werden; zwei von ihnen, die gerade unter der Vitrio-
lata, tief im Flufsbette aus einer kleinen Höhle mit grofser Mächtig-
keit hervorkommen , zeichnen sich durch ihre hohe Temperatur
(60° R.) aus.
7. Sorgente Calda purgante oder della Mag-
nesia, entspringt mitten unter den erwähnten sechs Quellen;
ihr Wasser ist durchsichtig, bildet keinen Niederschlag-,
riecht wie laues Wasser, schmeckt etwas bitterlich und
widerlich und hat die Temperatur von 32° R. Das speeif.
Gewicht ist etwas gröfser als das des reinen Wassers. Die
Quelle giebt etwa 4 Litres Wasser in der Minute.
Nach Giobert enthalten 369 Granuni desselben:
Schwefelsaures Natron ..... 0,031S0 Gram.
Chlornatrium ....... 0,02120 —
Chlorcalcium . . . . . -. . 0,00159 —
0,05459 Gram.
8. Sorgente di S. Lucia verdankt ihren Namen den
ausgezeichneten Wirkungen ihres Wassers bei Augen-
krankheiten. Sie ist die am längsten bekannte Quelle ;
die ältesten Schriftsteller beschäftigen sich nur mit ihr,
auch hat sie zur Entstehung des Etablissements Veranlas-
sung gegeben. Sie entspringt auf dem rechten Ufer des
Gesso, am Abhänge der Stella, neben dem Baraccone,
dem ältesten Theile des Etablissements, das schon 1755
gebaut wurde, da es aber nur von Holz war, 1783 restau-
rirt werden mufste; als es im Kriege 1794 ganz zerfiel,
wurde es nachher neu, schöner und gröfser aufgebaut, be-
hielt aber seinen alten Namen.
852
Das Wasser ist weniger klar, als das der jenseitigen
Quellen, hat eine gelbliehe Farbe und fühlt sich fettig
an (beides rührt, nach Giobert, von einem gröfseren Ge-
halt an bituminöser Substanz her) ; es riecht und schmeckt
schwach hepatisch und hat die Temperatur von 28° R.
Die chemischen Bestandteile dieses Wassers sind
dieselben, wie die der sechs ersten Quellen.
Da das Wasser dieser Quelle für diesen Theil des
Etablissements nicht hinreichend ist (sie giebt nur 75
Litres Wasser in der Stunde), so wird vermittelst einer
hölzernen Röhre die für den Baraccone erforderliche Quan-
tität Thermalwasser aus den jenseitigen Quellen quer über
den Gesso geleitet.
Aufserdem benutzt man den Mineralschlamm, gleich dem
von Acqui, und den Schimmel, der sich auf dein Gestein findet, über
das die Tiiermahvasser biuflielsen. Er besteht nach Allion i (Frora
Pedemontana, vol. II., pag. 334., n. 2639) aus der Ulva labyrinthifor-
mis L. ; seine Farbe ist verschieden, je nach dem Alter der Pflanze
und der Temperatur des Wassers; anfangs ist sie weifslich, später
wird sie schön roth, geht dann allmählig in gelb und zuletzt in schwarz
über. Unter dem Mikroskop betrachtet, zeigt er eine zahllose Menge
von Thierehen, die trotz der hohen Temperatur (44 — 51° R.) in ihm
leben. Auf Kohlen geworfen brennt es knisternd, und verbreitet einen
Geruch nach animalischen Substanzen. Die Asche desselben enthält
salzsaures und schwefelsaures Natron und Kalkerde, zuweilen Eisen-
oxyd ; bei der Destillation entwickelt sich kohlensaures Ammoniak,
dann schwefelsaures Gas, kohlensaures, und Schwefelwasserstoffgas.
Die Mineralwässer von Valdieri werden innerlich —
namentlich die S. Yitriolata und die S. Calda purgante
— und äufseiiich angewendet. Man rühmt sie vorzüglich
gegen alle Hautausschläge, gegen rheumatische und gich-
tische Beschwerden, Krämpfe, Lähmungen, Steifheit, Auf-
treibungen und Deformitäten der Gelenke, Knochenge-
schwülste, Ophthalmien mit Exulcerationen; ferner gegen
Stockungen im Unterleibe, Gallen- und Blasensteine; nach
Giobert sind in den letzteren Fällen auch Injectionen
von Nutzen gewesen.
Barth. Viot aClivolode balueorum naturalium viribus libri IV.
Lugduui 1552.
853
Franc. Gallina, tractatus de balncis Vinadii et Valdieri npud
Pedemontanos. 1575.
Audr. Baccius, de thermis omuibus. Venct. 1588. p. 230.
Bianznlle, della natura e qualitä de1 bagni di Vaudier e Vi-
nadio. Torino 1603
S i m. Ant. L e v e r o n i , trattato de1 bagni di Acqui in Monfcr-
rato, e di Vinny e Valdieri in Piemonte. Mandovi 1606.
Carlo Arpino, trattato de' bagni di Veuadio e Valdieri in
Piemonte. Torino 1613.
— — Synopsis regionis Pedemontanae et Alpium ambien-
tium etc. (o, J.)
Caranta, de balneis Vaudier. 1623.
Franc. Barisano, la Piscina salufare in Piemonte ne1 bagni
di Valdieri. Torino 1674.
Joan. Fantoui de tbermis Valderianis Dissertationea duac.
Genevae 1725.
J. Ant. Giobert, des eanx sulfureuses et thermales de Vau-
dier. Turin 1793.
Memorie della R. Accad. delle Scienze di Torino. T. VI. p. 191.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. S. 175 — 189.
4. Die T 'her mal quellen von Vinadio haben
ihren Namen von einem im Stura-Thale, am linken Ufer
der Stura und vier Miriam etres südwestlich von Coni und
ein Miriametre westlich von Demonte liegenden Orte, und
sind mit einem Etablissement versehen, das sich ungefähr
drei Stunden Weges oberhalb von Vinadio in einem 600 Me-
tres langen und 350 Metres breiten, halbmondförmigen,
nach Süden geneigten Thale befindet. Dies Thal wird
von zwei kleinen Bächen, Ischiator und Corborant bewäs-
sert, die dem Etablissement gegenüber mit einem dritten
in das Thal fliefsenden den Rivo de' Bagni bilden.
Die Thermalquellen entspringen in geringer Entfer-
nung von einander aus Quarz am Fufse eines Berges, Oliva
genannt, und werden vermittelst Röhren in das Etablisse-
ment geleitet. Es sind folgende acht, von denen die sie-
ben ersten oberhalb der Bäder entspringen, die achte un-
terhalb derselben aus einem gemauerten Gewölbe her-
vorkommt :
1. Sorgente della Cappella, hat dieTemp. von 36° R.
2. S. della stufa, che va in eucina . . 50 —
854
3. S. della stufa del Quartiere
54° R.
4. S. laterale nella rocca .... 25 —
5. S. superiore nella rocca . . . 48 —
6. S. del fango . . . . . 50 —
7. S. inferiore nella rocca .... 46 —
8. S. della Maddalena. . . . . 38 —
Diese Verschiedenheit in der Temperatur ausgenom-
men haben alle diese Quellen dieselben physikalischen Ei-
genschaften : ihr Wasser ist äufserst klar, perlt stark beim
Schütteln, setzt in Flaschen aufbewahrt und der Luft
ausgesetzt, an und wird schleimig, bildet aber in genau
verschlossenen Gefäfsen kein Sediment; es fühlt sich kleb-
rig und fettig an, schmeckt stark nach schwefelsaurem Kali ,
und riecht wie bebrütete Eier. An den Wänden der Kanäle
und Gewölbe finden sich feste Stalaktiten aus schwefel-
saurer und kohlensaurer Kalkerde, und salinische Efiflores-
cenzen, die aus Chlornatrium, schwefelsaurem Natron,
schwefelsaurer und kohlensaurer Kalkerde bestehen. Das
speeif. Gewicht ist = 1,0012.
Die chemischen Bestandteile in dem Wasser dieser
Quellen sind gleichfalls dieselben. Nach Fontana's Ana-
lyse vom J. 1786 enthalten 369 Grammi desselben:
Chlorkalium . . . . . .- . 0,21969 Gram.
Cblorcalcium . . . , . .- j,,. 0,13368 —
Kohlensaures Natron 0,02668 —
Schwefel 0,05336 —
Thonerde 0,01325 —
0,44666 Gram.
Schwefelwasserstoffgas 3,0 Kub. Z.
Das Mineralwasser wird innerlich — besonders das
der Quelle della Maddalena, die ungefähr 220 Litres Was-
ser in der Stunde giebt, — und äufserlich angewendet.
Man empfiehlt es namentlich gegen spasmodische Leiden,
Hypochondrie, Hysterie, Stockungen in den Unterleibsein-
geweiden, Koliken, Brustkatarrhe, Diarrhöen, Dysenterien,
Leukorrhöen, Gelbsucht, Phthisis in verschiedenen Sta-
dien, verschleppte und hartnäckige Wechselfieber, Oph-
thal-
855
thalmien, Lähmungen, gichtische und rheumatische AfTec-
tionen, scorbutische Geschwüre, Flechten und Krätze.
Auch des Mineralschlamms und des Schimmels bedient
man sich mit Erfolg.
S p i r. Rain au do, breve racconte delle acque mirabili de1 bagni
di Venaglio. Milano 16S1.
J. A n t. Mar in i tliermarum Vinadensium enclieircticae sytitaxis
specimen priinum, iu : Memorie dell' Accad. R. dellc scienzo di Torino.
T. IV. p. 81.
Gio. Ant. Marino, delle acque termali di Vinadio. Torino 1775.
Jean Fontana, analyse des eaux thermales de Vinay. Turin
1786.
Memorie dell' Accad. R. delle scienze di Torino. T. VII. p. 92.
Destombes, annuaire statistique du D£p. dr la Stura pour Tan
1S06. Coni. p. 47. 165.
B. Bertini, idrologia mineralc a. a. 0. S. 191 — 200.
Hieran schliefsen sich '.
1. In der Poviuz Aosta:
Die Mineralquelle von St. Vincent entspringt 733 Metres
von diesem im Bezirk von Chatillon, 41/, Miriametrcs von Aosta und
3 Miriametres von Ivrea an der Strafse von Ivrea nach Aosta, 2'/2
Kilometres von Chatillon und am Furse eines hohen Berges liegenden
Dorfe, in der Valle di Vagnod. Das sehr reichlich quellende Was-
ser sammelt sich in einem Behälter, von dessen Grunde viele Gas-
blaseu aufsteigen, und röthet das Gestein, über welches es hinläuft.
Es ist klar und durchsichtig, bat den Geruch der kohlensauren Ge-
wässer, schmeckt pikant eisenhaft und salzig, und bat die Tempera-
tur von 10° R. bei 17° R. der Atmosphäre.
Es enthält nach der Analyse von Gioannctti in 369 Grammi:
Kohlensaures Gas 0,84452 Gram.
Schwefelsaures Natron . . . . ■ . 1,40443 —
Natron 0,43707 —
Chlornatrium 0,18650 —
Kalkerde 0,43124 —
Thonerde 0,04980 —
Eisen 0,00742 —
3,3609S GranV
Es wird ge°;en Stockungen im Unterleibe, Hypochondrie, Hj'ste-
rie, Chlorosis, Wassersucht, Lähmungen, Zittern und Schwäche der
Glieder, und Hautkrankheiten empfohlen, gleich den Quellen La Vic-
III. Theil. lü
toi.ro.' und La Mar-gu erste von Courmayeur (S. 841). Gionnnetfi
versichert, ausgezeichnete Wirkungen von tliesem Mineralwasser hei.
Leukophlcgmasien , gichtischen und rheumatischen Leiden , invete-
rirten periodischen Fiebern- und den gröfsten Kröpfen gesehen zu
liahen. Gleichwohl wird es jetzt wenig benutzt, tlieils weil grotse
Bergstürze die Quelle zu verschütten drohen, the.il weil das arm-
selige Dorf St. Vincent für Fremde gar wenig Bequemlichkeiten dar-
bietet.
Gioannetti, analyse des eaus de St. Vincent et de Courma-
yeur. Turin 1779.
B. Bert in i, idrologia minerale a. a, 0. p. 156.
2. In der Provinz Ossola:
Die Thermal quelle von Cr av egg ia entspringt im Vegezzo-
Ttial, Bezirks voii S. Maria Maggiore, etwa 4 Stunden südöstlich von
diesem Orte aus Quarz, und fliefst nach kurzem Laufe in den Fiume
del acqua calda, auf dessen entgegengesetztem Ufer, und dieser Mi-
neralquelle gerade gegenüber sich eine andere in Hinsicht ihrer phy-
sikalischen Eigenschaften wie chemischen Bestandteile ganz ana-
loge Mineralquelle findet. Diese mehrfach erwähnte Quelle ist zu-
erst von Ragazzoni genauer beschrieben und untersucht worden.
Sie fliefst in ein steinernes, von einer armseligen Hütte überdecktes
Becken, mit einer Mächtigkeit von 500 Litres in der Stunde.
Das Wasser ist klar und durchsichtig, geruchlos, von unangeneh-
mem, ölartigem Geschmack, zeigt keine merkliche Veränderung, noch
einen Niederschlag, wenn es in offenen ödor verschlossenen Gefäfseu
aufbewahrt wird und hat die Temperatur von 22° R., das speeif. Ge-
wicht ist dem des destillirten Wassers fast gleich.
Nach Ragazzoni's Analyse enthalten 3,074 Kilogr. dieses Was-
sers ungefähr 1,334 Gram, schwefelsaure Thonerde, und eine geringe
Quantität schwefelsaure Kalkerde.
Das Wasser hat sich innerlich und üufserlich wirksam bewiesen,
namentlich wird es gegen Atonie der Verdauungsorgane, Skropheln,
Rhachitis, skrophulöse Drüsenanschwellungen und Augenentzündungen,
chronische Rheumatismen und Gicht, Lähmungen, bösartige Hautaus-
schläge u. s. w. empfohlen. Die ungünstige Lage und der äufserst
beschwerliche Weg von Craveggia nach der Quelle hindert einen
gröiseren Zuspruch.
Rocco Ragazzoni, Analisi ed osservazioni sulle acque ter-
mali di Craveggia. Novara 1816.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 205.
3. In d er Provinz Ivrea:
Die Mineralquelle von Ceresole (Bezirks von Pont), von
den Leuten der Gegend Acqua rossa, auch A. brusca genannt,
entspringt ungefähr V/„ Kilometre nördlich von diesem Dorfe^ und
857
dicht (1 Metre) am rechten Ufer der Orba, die auch die Quelle leicht
Überfluther. Das Wasser dieser vou einer reichlichen Gasentwicke-
lung begleitenden Quelle ist zuerst 1S20 vou Bertini uud Cantu
untersucht worden: es ist sehr klar, geruchlos, peilt stark, und hat
einen sehr pikanten und salzigen Geschmack; die Temperatur ist um
einige Grade niedriger, als die der Atmosphäre, das spec. Gewicht
wenig von dem des gewöhnlichen Wassers unterschieden.
Es enthält nach Bertini uud Cantu freie Kohlensäure in gros-
ser Menge, kohlensaure Kalk- und Talkerde, kohlensaures Natron,
kohlensaures Eisenox} dul, schwefelsaures Natron, Chlormagncsium
uud etwas Kieselerde.
Das Wasser wird seit langer Zeit von den Bewohnern der Um-
gegend dei Dyspepsie und Atoiiie der Verdauuugsorgane mit gutem
Erfolge getrunken.
B. Bertini, idrologia nimerale a. a. 0. p. 201
4. In der Provinz Casale:
Die Miner alquelle von C alliano, la Pirenta, auch il
Frofondo genannt, entspringt 2 Kilometres südwestlich von diesem
im Bezirk vou Tonco gelegenen Orte aus einem vou Tuffboden umge-
benen, äufserst tiefen Sumpfe. Sie ist von einer hölzernen Einfas-
sung umgeben, aus der eine Röhre von 17 Cent. Höhe und 25 Cen-
tim. Breite das sehr reichlich fliefsende Wasser herausführt. Die
Wände der Rinne sind mit einer weifslichen, schwefelhaltigen Inkru-
station überzogen, der Boden mit einem schwärzlichen, nach Schwefel
riechenden Schlamme bedeckt. Das Wasser ist sehr klar, riecht, na-
mentlich im Sommer und Nachts so stark nach Schwefelwasserstoff-
gas, dafs man es selbst in Calliauo und Castel- Alfieri (21/., Kilomet.
entferut) bemerkt, hat einen süfslich-hepatischen Geschmack und nach
Giordano die Temperatur von 12,5° R. bei 18° R. der Atmosphäre,
das spec. Gewicht von 322: 314.
Früher von Brez6, neuerlich (1834) von Giordano analysirr,
enthält es nach Letzterem in füuf Pfuud:
Kohlensaure Kalkerde
Doppeltkohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Thouerde
Schwefelsaure Talkerdc
Chlormagnium
Chloreisen
Salpetersaures Kali
Kieselerde
Organische Materie
lii
2G,00 Gr.
16,00 —
69,00 —
4,00 —
6,00 —
11,05 —
4,19 —
12,00 —
6,00 —
Spuren
155,00 Gr.
2
858
Schwefelwasscrstoffgas 13,00 Kub.Z,
Kohlensaures Gas 10,25 —
Stickgas 10,60 —
"33^85 Kub.Z.
Das Mineralwasser hat seit langer Zeit den Ruf, gegen Hautaus-
schlage, namentlich Flechten und Krätze wirksam zu sein. Es wird
gleichfalls mit Nutzen sowohl innerlich, wie als Bad gegen Pellagra,
Asthma, Hysterie und manche Kachexien angewendet. Der Mineral-
schlamm hat sich bei Schwäche und Torpor der Extremitäten nach
Brüchen und Verrenkungen bewährt.
Die Mineralquelle ton MuTiscngo (Bezirk von Montiglio),
auch unter dem Namen la Pirenta di Murisengo bekannt, ent-
springt etwa ein Kilometre östlich von Murisengo am Fufse des Mon-
telungo aus Kalkstein mit grofser Mächtigkeit. In der Nähe der
Quelle, deren Wasser durch eine eiserne Röhre in zwei steinerne
Bassins fliefst und aus diesen in einige zum Flachsrötheu benutzte
Gruben geleitet wird, bemerkt man einen schwärzlichen Schlamm,
ähnlich dem der Mineralquelle von Calliano. Das Mineralwasser ist
Anfangs klar, wird aber bald trübe, fühlt sich fettig, seifenartig an,
riecht sehr stark nach Schwefelwasserstoffgas, hat einen bald mehr,
bald weniger hepatischen, bittern, etwas salzigen Geschmack, verliert
in kurzer Zeit Geruch und Geschmack, selbst in genau verschlosse-
nen Gefäfsen, und hat im Sommer eine niedrigere Temperatur, als
die Atmosphäre; das speeif. Gewicht ist etwas grofser, als das des
gewöhnlichen Wassers.
Es ist zuerst von Fontana 1792, und dann von De Levis
analysirt worden : nach Letzterem enthält es kohlensaures Gas,
Schwefelsäure, Schwefel, Kalkerde, Thouerde und alkalinische Salze,
unter diesen Salpeter und Magnesia.
Das Mineralwasser wird mit günstigem Erfolg gegen Flechten,
Krätze und ähnliche Hautausschläge, Oedema, so wie gegen Stockun-
gen im Unterleibe, Appetitlosigkeit, Hypochondrie verordnet. Bajet
hat es auch gegen mancherlei Leiden des Drüsensystems und Krank-
heiten nach unterdrückten Hautausschlägen wirksam gesehen. — Die
Quelle wird sehr häufig besucht, das Wasser theils an Ort und Stelle
getrunken, theils nach andern Orten geholt.
Die Mineralquelle von Vignale, la Fontana dell'
Arb genannt, entspringt au den Abhängen der das Grana-Thal süd-
lich begrenzenden Höhen, 2*/2 Kilometres südöstlich von Vignale, mit
grofser Mächtigkeit. Ihr Wasser, das sich in einem viereckigen, um-
mauerten Bassin sammelt, ist undurchsichtig, milcharfig, und in Hin-
sicht auf Geruch, Geschmack, Temperatur und speeif. Gewicht den
Wässern von Lu, S. Salvadore und Calliano ähnlich ; jedoch ist der
Geruch nur an der Quelle bemerklich und verliert sich bald.
859
Nach einer im J. 1793 angestellten Analyse enthalten 738 Gram,
dieses Mineralwassers:
Chlornatrium , 7,73740 Gram.
Chlormagnesium 0,32000 —
Chlorcalcium 1,72776 —
Kohlensaure Kalkerde 0,13350 —
~979TS66 Gram.
Kohlensaures Gas 7,0Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . , , . . 1,0 —
Es wird, wie die ähnlichen kalten Schwefelwasser, angewandt.
Nach Gatti soll es auch, innerlich genommen, gegen Hautausschläge
wirksam sein.
Das Mineralwasser von Villadeati entspringt ungefähr
21/., Kiiometres von diesem Orte, am Fufse eines jähen Felsens, der
in dem engen Thale liegt, welches die beiden, 5U0 Metres von der
Quelle entfernten Weiler Lussato und Cardona trennt. Die Quelle,
die etwa 200 Litres Wasser in 24 Stunden giebt, ist nur von Ber-
ti ui beschrieben: nach ihm ist sie in Hinsicht ihrer physikalischen
Eigenschaften den übrigen kalten Schwefelquellen der Provinz Casale
analog, nur von schwächerem Geruch und Geschmack, als diese. Eine
Analyse des Mineralwassers ist nicht bekannt, auch wird es nicht
benutzt.
Dana, theses ex materie medica regni mineralis ad annum 1787.
De -Levis, la Pirenta di Murisengo ec. Carmagnola 1793.
— — sulle Pirenta Murisenghina nuove osservazioni ed espe-
rienze. Torino 1794.
B. Bertiui, idrologia miuerale a. a. O. p. 164 — 174.
De-Rolandis in: Repert. med. chirurg. del Piemonte. Ottobr.
1834.
A. Giordano in: Journ. de Cuiinie med. Paris 1835. Jan. p. 24.
5. In der Provinz Turin:
Die Mineralquelle von Castiglione (Bezirk von Gassino)
entspringt 1 Kilometre südöstlich von Castiglione auf der rechten
Seite, und etwa ein Metre über dem Bette des Rio di Bardassano,
vielleicht 40 Metres von der Strafse, die von Castiglione nach Bar-
dassano führt. Das Wasser dieser Quelle ist vollkommen klar und
durchsichtig, riecht selbst auf 20 — 30 Metres Entfernung nach Schwe-
felwasserstoffgas, hat einen hepatischen, leicht säuerlichen Geschmack,
und eine niedrigere Temperatur, als die der Atmosphäre. Es bildet ein
weifsliches Sediment auf seinem Laufe. Nachßertini und Cantu,
die es zuerst (1S22) untersuchten, enthält es Schwefelwasserstoffgas,
kohlensaures Gas, Chlornatrium, Chlormagnesium, Chlorcalcium, schwe-
felsaures Natron und kohlensaure Kalk- und Talkerde, und ist wie
ähnliche kalte Schwefelquellen iudicirt.
Die Mineralquelle von Lampiano entspringt im westli-
chen Tiieile des etwa ein Kilometre südwestlich vou Rivalba, im Be-
zirk von Gassino liegenden kleinen Lampiano -Thaies, auf der lin-
ken Seite eines Baches, la Papurella genannt, aus Tuffgestein. Das
Wasser ist nach Bertini und Cautü, die es zuerst untersucht ha-
ben (1820), sehr klar, von einem sehr intensiven Schwcfelkalium-Ge-
ruch, der namentlich im Sommer schon in ziemlich weiter Entfer-
nung bemerkbar ist, von fauligem Geschmack ; es perlt nicht, und hat
eine Temperatur von 8 — 10° R., das specif. Gewicht ist etwas grö-
i'ser als das des destillirten Wassers. Es enthält nach den Obigen
Wasserstoffgas, Schwefel- und kohlensaures Natron, Chlormagnesium
und kohlensaure Kalkerde und wird wie ähnliche kalte Schwefehvas-
ser empfohlen.
Die Acqua della Frera entspringt etwa ein Kilometre von Mez-
zenile, einem im Bezik von Ceres gelegeneu Orte, 46 Metres über
dem rechten Ufer der Stura aus thonigem Kies, mit einem Wasser-
strahl von 1 Zoll und von einer starken Gaseutwickelung begleitet.
Das Wasser ist äufserst klar, geschmack- und geruchlos und von einer
um einige Grade niedrigeren Temperatur als die der Atmosphäre. Ob-
wohl sie von Einigen als schwefelwasserstoffgashaltig u. s. w. bezeich-
net wird, so enthält sie nach Bertini doch nur viel atmosphärische
Luft, und durchaus keine saliuische Substanzen. Gleichwohl soll sie
hei Dyspepsie, Chlorose und hartnäckigen Quartanfiebern nützlich sein.
Eine andere ebenfalls als schwefelhaltig bezeichnete Quelle, Ac-
qua del Pianardo, die auf dem Territorium von Mondrone, im
Bezirk von Ceres, entspringt, ist auch nur ein sehr reines Trinkwas-
ser nach Bertini.
Die Acqua di Santa Fe de entspringt 4 Kilometres westlich
von Cavagnolo (Bezirk von Brusasco) in dem nach einem ehemaligen
Kloster so genannten Thale von S. Fede, aus Schieferfelsen, und
sammelt sich in einem künstlichen in den Felsen gehauenen Becken.
Das Wasser, welches die gewöhnlichen physikalischen Eigenschaften
der schwefelhaltigen Wasser zeigt, enthält nach einer 1815 von La-
vini angestellten Analyse eine beträchtliche Menge Schwefelwasser-
stoffgas, kohlensaures Gas, atmosphärische Luft, schwefelsaures Na-
tron, etwas kohlensaures Natron und Spuren von Kieselerde. Eine
medizinische Anwendung des Mineralwassers ist nicht bekannt.
Die Mineralquelle von S. Genesio entspringt wenige
Schritte von einer alten dem Heiligen dieses Namens geweihten Kirche,
225 Metres nördlich von Castagneto , einem im Bezirk von Gassino,
2l/2 Miriametres östlich von Turin auf dem Gipfel eines Berges und
am rechten Ufer des Po gelegenen Orte, Sie giebt über 1 Kilogramm
Wasser in der Minute, das sich in zwei runden Becken innerhalb ei-
nes kleinen Gebäudes sammelt, aus denen es vermittelst eines unter-
861
irdischen Abzugs in eine Grube fliefst« Es ist Anfangs üufscrst klar,
bekommt aber, beim Stehen an der freien Luft, eine Milchfarbe, riecht
sehr intensiv hepatisch , hat einen salzigen Schwefelgeschmack , und
die Temperatur von 9 — 11° R. Das spccif. Gewicht ist = 3l5'/.j;
313 '/..,. Es läfst auf seinem Laufe ein weifsliches, schwefelhaltiges
Sediment zurück.
Nach de Breze enthalten 1,475 Kilogramm des Wassers:
Schwefel . . .
Kohlensaures Natron
Chloruatrium . . .
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron
Kieselerde .
Schwefelwasserstoffgas
Kohlensaures Gas
Atmosphärische Luft
0,07950 Gram. "
2,3539!) —
3,21955 —
0,06519 —
0,05300 —
0,01431 —
5,78515 Gram.
.14*0 Kuh. Z.
10,0 — —
0,2
Cantu fand in demselben auch Jodine, und später Buniva
und Lavini, aufser den von Breze* aufgefundenen Bestandteilen,
jodiusaures Natron, Sauerstoffgas, Stickgas und Alaun.
Das Mineralwasser von S. Genesio hat einen hohen Ruf und
wird innerlich und äufserlich mit grofsem Erfolge angewandt; na-
mentlich rühmt man es gegen Asthma und ähnliche krampfhafte Brust-
leiden, Stockungen der Abdoiniual-Eiugeweide, scrophulöse und an-
dere Drüsenanschwellungen, besonders Kropf, ferner gegen Hautaus-
schläge und alle Krankheiten, bei denen dergleichen Schwefelwässer
iadizirt sind.
Es wird nicht nur an Ort und Stelle gebraucht, sondern auch
versandt.
J. Fantoni de aquis ad fauuin S Genesii dissertatio. Genevae
1725; — 173S
G. Mazzi, traduzione del Manuale di Cliimica di Bäumt;. Tom.
II. p. 224.
De Breze* in: Memcrie dcll1 Accad. R. delle scienze di Torino,
T. VIII. p. 22.
Dana, thescs ex materie med. regui.'miu. ad auuum 1787.
Annales de Chimie. T. IV. p. 167.
Opuscoli scelti sulle scienze e sulle arti. T. X. p. 3S7.
Brugnatelli, Farmacopea generale. I'avia 1814. T. I p. 73.
Accum, trattato pratico per fuso cd upplicazioue dci reagcuti
chimici. Milano 1819. T. II. p. 155.
Dictionnaire des sc. med. T. XLIX. p. 391.
Pozzi, Dizionario di Fisica e Ckiimca. Milano 1820. T. L
p. 3S8.
B Bertini, idrologia minerale a. a. O. S. 216—225.
862
6. In der Provinz Pinerolo:
Die Mineralqu eile von Bibiana (Bezirk von Cavour) ent-
springt ungefähr 750 Metres von diesem Orte, am Fufse des Monter-
sino und auf der rechten Seite der nach Bagnolo und Bärge führen-
den Strafse. Diese unter dem Nameu Fontana della Sahitä bc-
kannte , zu den Eisenwassern gehörende Quelle wurde in Folge der
günstigen Wirkungen ihres Wassers, die König Carl Emanuel III.
liebst seinen Töchtern von dem anhaltenden Gebrauch desselben er-
fuhr, zuerst mit einem hölzernen Etablissement, später mit einem stei-
nernen Gebäude versehen, in dem sich das Mineralwasser iu zwei
Marmor-Becken sammelte. Auch dieses zerfiel während des letzten Krie-
ges und die Quelle ist fast ganz verschüttet. Nach Regis ist das
Wasser Anfangs klar und durchsichtig, bedeckt sich aber nach eini-
ger Zeit mit einem schillernden Häufchen, und bildet ein ocherartiges
Sediment; es perlt, ist geruchlos, von eisenhaftem Geschmack. Nach
Bertini enthält es nur ein wenig Chlornatrium und eine ganz ge-
ringe Quantität Eisen. Es soll sich namentlich gegen Stockungen im
Unterleibe und daraus folgende Wassersucht, Atonie des Magens, Hy-
pochondrie, Amenorrhoe wirksam bewiesen haben.
Die Mineralquellen von Bricherasio'.
a. ha Bassa dcl Vecchio entspringt am Fufse der westlich
von Bricherasio gelegenen Höhen, ungefähr 3 Kilometres von diesem
Orte, an einer sumpfigen Stelle mit einem Wasserstrahl von 2 Zoll;
ihr Wasser ist klar, geruchlos, vou eisenhaftem Geschmack und bildet
einen ocherartigen Niederschlag ; Bonvicino nennt die Quelle einen
Eisensäuerling von auflösender Wirkung, Dana bezeichnet sie als
eisenhaltig, nach Bertini enthält sie nur eine ganz geringe Quan-
tität kohlensaurer Talkerde. Sie hatte eine Zeitlang grofsen Ruf,
ist aber seit 1S05 ganz vernachlässigt.
b. Fontana di Barte, entspringt ungefähr 2l/2 Kilometres
vou Bricherasio am Abhänge derselbeu Höhen, und bildet einen ähn-
lichen Niederschlag auf ihrem Laufe, wie die vorige. Das Wasser
ist klar, geruchlos, vou metallischem Geschmack, und enthält nach
Bert in i schwefelsaure Kalkerde.
o. Fontana di Frasa, entspringt gleichfalls am Fufse der
erwähnten Hügel, 21/, Kilometres von Bricherasio, nicht weit vou
dem Berggewässer Chiamogna. Sie giebt ein klares, geruchloses,
süfslich schmeckendes Wasser, das nach Bertini eine kleine Quan-
tität Chlormagnesium enthält. — Auch die beiden letzteren Quellen
werden nicht benutzt.
J. C. Barth, Regis, de aquis medicatis Bibiancnsibns anno
1736 detectis dissertatio. Taurini 1758.
Fr. Velasco, theses ad cooptationem in amplissiinum Collegium
medicorum Taurinensc. Taurini 1760.
863
Dana, de aqtüs martialibus Bibianeusibus, theses etc. ad annum
1789.
ßonvicino in: Memorie dell' Accad. R. dclle scieuze de Torino.
T. XII. p. 216.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. S. 211 — 215.
7. In der Provinz Asti:
Die Mineralquelle von Castelnuovo , von den Bewoh-
nern der Umgegend l'Acqua di solfo genannt, entspringt etwa 2
Kilometres nördlich von diesem Orte, und 120 Metres nordwestlich
von dem kleinen Weiler Bardella, 30—35 Metres links von der Stra-
fse, die von Castelnuovo nach Moncucco, Bersano und Ciuzauo fährt,
und vom linken Ufer des Kio di Bardella, der von Norden nach Sü-
den das Thal gleiches Namens dnrchfliefst. Dies zuerst im März
1822 vou Bertini und Cantii untersuchte Mineralwasser kommt
aus einem thonigen Kiesboden hervor, bildet ein weifsliches, schwe-
felhaltiges Sediment, und sammelt sich in einem natürlichen Becken,
auf dessen Boden sich ein schwärzlicher Schlamm findet. Das Was-
ser ist klar und durchsichtig, vou einem sehr intensiven, 150 Metres
weit bemerklichen hepatischen Geruch , hat einen salzigen Schwefel-
geschmack uud die Temperatur von 10° R. bei 15° R. der Atmosphäre.
Es enthält nach der Analyse von Bertini und Cantii (1822) Schwe-
felwasserstoff- und kohlensaures Gas, Chlornatrium, Chlonnaguesium,
schwefelsaures Natron, kohlensaure Kalkerde und kohlensaures Eisen-
oxydul; — ein Jahr später fand Cantii noch: Stickstoffgas, Sauer-
stoffgas, schwefelsaure Kalkerde, kohlensaure Talkerde, vegetabilisch-
animalischen Extractivstoff, Kieselerde, uud vermuthete Chlorcalcium,
— spätem, noch in demselben Jahre unternommenen Untersuchungen
zufolge entdeckte man darin auch Jodine, von der gewifs ein Theil
ihrer Heilkräfte abgeleitet werden mufs.
Das Mineralwasser wird seit etwa 70 Jahren gegen herpetische
Hautausschläge mit Erfolg angewendet. In Dosen vou 25—30 Deci-
gram. wirkt es ziemlich stark diuretisch und abführend. Der Miue-
ralschlamm ist gegen Gelenkgeschwülste wirksam.
Das Miner alw asser von Montafia^ auch la F ontana
del solfo, von Andern F ontana di S. Dionisio genannt, ent-
springt etwa 1 Kilometre westlich von Montafia, in dem Theile des
weiten und fruchtbaren Thaies gleiches Namens, der Prati di S. Mar-
sano genannt wird, aus thouigem Kiesboden, nicht weit von der
Brücke, die auf der Strafse von Montafia nach Yillauova d'Asti über
einen Bach (la bealera dt Montafia) führt.
Dies von Dana erwähnte Mineralwasser ist von Bertini und
Cantii zuerst untersucht im J. 1822: es kommt mit einer Mächtigkeit
von 500 Litres in der Stunde klar und durchsichtig aus der Quelle
hervor, trübt sich aber etwas in der freien Luft, und überzieht sich
mit einem weifslicheu Iläutchen ; gleichzeitig mit dem Wasser stei-
gen viele Gasblasen empor; es ha| einen Schwefel-Geruch und Ge-
schmack, die sich aber bald verlieren, und die Temperatur von 8 bis
10° 11. ; das specif. Gewicht ist wenig von dem des gewöhnlichen Was-
sers unterschieden. In dem sumpfartigeu Terrain, wo es sich sam-
melt, findet sich ein reichlicher schwärzlicher Bodensatz, sonst setzt
es auf seinem Laufe eine leichte weifsliche schwefelhaltige Incrusta-
tion ab. Nach Bertini und C an tu enthält es Schwefel wasserstoff-
gas und kohlensaures Gas, kohlensaures Natron, kohlensaure Talk-
uud Kalkerde, schwefelsaures Natron, Chlornatrium, kohlensaures Ei-
senoxydul und Kieselerde.
Die Bewohner der Umgegend benutzen dies Mineralwasser häufig
gegen Hautausschläge und Leiden der Verdauungsorgane. Auch der
Mineralschlamm wird in den Fällen empfohlen, wo der Schlamm
ähnlicher kalter Schwefelquellen angewendet zu werden pflegt.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. S. 16U— 164.
Repertorio med. Chirurg, di Torino. 1823.
Journ. de chimie med. T. I. p. 160.
8. In der Provinz Alessandria:
Die Mineralquelle von Lu, im Bezirk von S. Salvadore,
entspringt ungefähr 2y2 Kilometres von diesem Orte in dem nordöst-
lich liegenden und von Kalk- und Sandhügeiu gebildeten, engen Fi-
rata- oder S. Giovanni-Thal. Das Wasser derselben ist Anfangs krys-
tallhell, wird aber in der freien Luft ^iach einiger Zeit trübe, milch-
artig, perlt nicht beim Schütteln, riecht stark hepatisch (auf eine
Entfernung von 400 Metres bemerkbar) und schmeckt ähnlich, dabei
süfslich; die Temperatur ist 10 — 11° R. bei 15 — 18° R. der Atmo-
sphäre; das specif. Gewicht =315: 31372- Das Wasser überzieht
sich mit einem gelblichen, schwefelhaltigen Häutchen, färbt die Blätter
der in der Nähe der Quelle wachsenden Pflanzen roth, und läfst auf
seinem Laufe ein schwärzliches Sediment zurück, das getrocknet gelb
wird. Es enthält nach de Brez6 in 1,475 Kilogramm:
Schwefel . . ■ 0,16214 Gram.
Chlornatrium 1,95391 —
Chlorcalcium .."..... 0,49335 —
Kohlensaure Kalkerde 0,54575 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,74860 —
Kieselerde 0,03,228 , —
3,91603 Gram.
Schwefelwasserstoffes . . . . . 24,0 Kub Z.
Kohlensaures Gas ...... 4,0 — - —
Atmosphärische Luft . . . . . 2,0 — —
Es wird mit Erfolg gegen skorbutischc und scrophulöse Geschwüre,
Flechteu, Krätze und ähnliche Hautausschläge angewendet, soll auch
gegen Gelbsucht wirksam sein. Der IVtineralschfamm wird, erwärmt,
mit Nutzen gegeu. Schwäche und ähnliche Leiden der Gelenke gebraucht.
865
Die Mineralquellen von S. Salvadore entspringen un-
gefähr 4 Kilomctres von diesem Orte, in dem engen Saus - oder Sal-
cido-Thale, zwei an der Zalil, 75 Metres von einander entfernt. Ihr
Wasser riecht seiir stark und in ziemlich weiter Entfernung bemerk-
bar nach SchwefelwasserstorTgas, schmeckt süfslich-bepatisch und hat
die Temperatur von 9° li. bei 11 — 2U° 11. der Atmosphäre. Mit der
einen im Grunde des Thaies entspringenden Quelle steigt eine be-
trächtliche Menge Gasblasen empor. Das speeif. Gewicht ist wenig
von dem des destillirten Wassers unterschieden. Die Bestandteile
sind fast dieselben und in denselben Verhältnissen, wie in dem Was-
ser der Quelle von Lu. ^
Das Mineralwasser wird gegen Skorbut gerühmt.
De Breze, analyse de Teau de Lu, in: Memorie dellaR. accad.
delle Scieuze di Torino. Tom. IX.
Annales de chimie. T. X. p. 44.
Thomson, Systeme de chimie, traduit de TAnglais pur Rif-
faalt. Paris 1818. T. III. p. 251-258.
B. Bertini, Idrologia a. a. 0. S. 141—145.
9. In der Provinz Voghera:
Das Min erat ic asser von Bobbio entspringt auf dem rech-
ten Ufer der Trebbia, ungefähr 1 Kilometre von Bobbio, am Abhänge
des Monte delle Saline und ungefähr 5 — 6 Metres über der Strafse,
die zwischen dem erwähuten Berge und der Trebbia hinläuft. Das
Wasser, welches das Gestein mit einem schwärzlichen Sedimeut über-
zieht, ist durchsichtig, riecht sehr stark nach Schwefelwasserstoffgas,
hat einen salzigen, bitteru, scharfen Geschmack, und beständig eine
höhere Temperatur, als das Wasser der Trebbia, wefshalb die Quelle
auch bei den Bewohnern von Bobbio Acqua salata calda heilst.
Das speeif. Gewicht ist dem des gewöhnlichen Wassers ziemlich gleich.
Nach einer im Jahre 1791 vom Kanonikus Bossi angestellten.
Analj'se enthält es Schwefelwasserstoffgas, Kalkerde und „vielleicht
ein wenig Thonerde und Schwefelsäure."
Das Mineralwasser wird vielfältig und mit Erfolg als Bad gegen
Hautausschläge benutzt. Aufserdem erzählt man, dafs, als während
einer grofsen Salztheuerung die Bewohner eines nahegelegenen Dor-
fes sich dieses Mineralwassers zur Bereitung der Speisen bedient hät-
ten, die Kröpfe, mit denen die Meisten dieser Leute behaftet gewe-
sen, hei Eiuigeu ganz verschwunden, bei Anderen merklich kleiner
geworden wären.
An den Abhängen desselben Berges finden sich aufserdem, süd-
östlich von Bobbio, sowohl nach dem Genuesischen, als nach Piacenza
zu, ähnliche Schwefelquellen 4u grol'ser Anzahl, die aber nicht medi-
zinisch benutzt werden.
Die Ac<jua di Ca mark. An den Abhängen des gröfstentheils
aus Kalkstein besteheudeu und südöstlich von Castegi'jio gelegenen
866
Colle della Camara oder Camaratte, und ungefähr 20 Metres von der
Oeffnung der Grotta di Camara finden sich zwei Mineralquellen , die
etwa 700 Litres Wasser in 24 Stunden geben, das sich in den Rio
del Buzzolate ergiefst, denselben eine lange Strecke gelb färbend, und
auf dem Gestein ein schwärzliches Sediment zurücklassend. Das
Wasser dieser Quellen ist klar, von intensivem, weithin bemerklichem
Schwefelwasserstoffgas - Geruch, hat einen einfachen Schwefelge-
schmack und die Temperatur von 11° R.i bei 17° R. der Atmosphäre.
Das speeif. Gewicht ist = 1.025.
Nach einer 1820 von Romano angestellten Analyse enthält
dasselbe Schwefelwasserstoffgas und schwefelsaure Kalkerde in be-
trächtlicher Menge, und ist nach ihm das schwefelhaltigste aller Mi-
neralwässer in der Provinz Voghera.
Eine dritte, den beiden vorigen ganz analoge, sehr reichlich flie-
fsende Quelle findet sich gerade am Eingänge der erwähnten Grotte.
Diese Mineralwässer sind sehr wenig bekannt, und fast gar nicht
benutzt.
Die Mineralquellen von Garlazzolo-di- sottp, einem
auf dem Territorium von Codevilla (Bezirks von Casteggio), 7l/.2 Ki-
lometres südlich von Voghera und 23/? Kilometres von Retorbido ge-
legenen Vorwerk, entspringen nicht weit von diesem, aus einem Kalk-
felsen. Ihr Wasser ist klar, bildet schwefelhaltige Inkrustationen, hat
einen sehr starken, in ziemlicher Entfernung bemerklichen Schwefel-
•wasserstofl'gas-Geruch und dje Temperatur von 11° R. bei 26° R. der
Atmosphäre.
Es enthält nach Romano, der es 1820 untersuchte, viel Schwe-
felwasserstoffgas, überkohlensaure Kalkerde, etwas schwefelsaure
Kalkerde und Chlornatrium, und wird medizinisch nicht angewendet.
Ein anderes Mineralwasser quillt in mehreren kleinen Adern aus
Kalkfelsen in der Nähe der erwähnten Quellen, nach Voghera zu; es
enthält uachRomano's Analyse überkohlensaure Kalkerde, kohlen-
saures Eisenoxyd und etwas schwefelsaure Kalkerde, und läfst auf dem
Gestein ein ocherartiges Sediment zurück. Es wird nicht medizinisch
benutzt.
Die Miner alquelle von Lo nanna hat ihren Namen von ei-
ner Meierei, die auf dem Territorium von Mornico (Bezirks vou
Montalto) liegt. Sie entspringt etwa 12 Metros östlich von derselben,
am Abhänge eines Hügels, Monta del Gesso genannt, dicht an der
Strafse und nicht weit von dem Rio del Verzä oder Verzatte mit ei-
ner Mächtigkeit von 8— 10 Hektolitres in der Stunde. Ihr Wasser, das
aus einem runden Loche von einem Metre Durchmesser hervorkommt,
und sich in eine Art von natürlichem Bassin sammelt, ist durchsich-
tig, von einem schwachen Schwefel-Geruch, noch schwächerem Schwe-
fel-Geschmack und hat die Temperatur von 11° R. bei 20— 25ö R. der
Atmosphäre.
867
Es enthält nach Romane dieselben chemischen Bestandteile
wie die Schwefelquellen von Garlazzola- di- sotto, uur in geringerer
Menge, und wird medizinisch nicht benutzt.
Acqua della Molla entspringt 330 Metres von Broni, nicht
fern vom linken Ufer des Rio del Frate, am südlichen Abhänge eines
ausThon und Kalk bestellenden Hügels. Die Quelle giebt in einer Stunde
etwa 150 bis 200 Litres Wasser 4 das sich in einem kleineu Becken
sammelt, durchsichtig, frischen, etwas pikanten, siifslichen Geschmacks
ist und die Temperatur von 14° R. bei 22° R. der Atmosphäre hat.
Nach Brugnatelli enthalten 369 Gramm, dieses Wassers:
Kohlensaure Kalkerde 0,26700 Gr.
Eisenoxyd . O^OSOIO —
0,34710 Gr.
Kohlensaures Gas 4,5 Kub. Z.
Er empfiehlt es gegen Chlorose und Atonie der Verdauungswerk-
zeuge.
Eine ähnliche Quelle findet sich etwa 130 Metres von der eben
beschriebenen; ihr Wasser, das sich in einem bruuneuartigen , ge-
mauerten Bassin von 2 Metres Breite und 1 Metre Tiefe sammelt,
wird häufig und mit ausgezeichnetem Erfolge gegen Chlorose gebraucht.
Eine dritte entspringt 50 Metres von dieser in der Richtung nach
Südost, und 30 Metres höher, als die Acqua della Molla; ihr Wasser
sammelt sich in einer Art von Brunnen. Die physikalischen Eigen-
schaften beider letztgenannten Mineralwässer sind denen der ersten
Quelle gleich; nach Romano'« Analyse enthalten sie, und zwar
das erstere von ihnen in bedeutender Menge, kohlensaures Gas und
überkohlensaure Kalkerde.
Die Mineralquelle von Port' Albera, welche nördlich
von diesem Orte nicht weit von Stradella entspringt und von Bossi,
der sie als salinische Schwefelquelle bezeichnet, erwähnt wird, ist
jetzt vom Po überspült und nur bei sehr niedrigem Wasserstande
desselben bemerkbar.
Einige Brunnen in der Gegend von Port' Albera geben in trock-
nen ■ Sommern ein warmes, salzig - schwefelhaltiges Wasser nach
B e r t i n i.
Die Miner alquellen von Retorbido (Bez. von Voghera)
entspringen, drei an der Zahl, 225 Metres von dem genannten Orte,
375 Metres vom rechten Ufer der Staffora, ziemlich auf dem Gipfel
eines kleinen Berges, Colle delle Fontane genannt, aas thonig-kalki-
gein Boden in geringer Entfernung (4 — 5 Metres) von einander. Ihr
Wasser hat eine etwas bläuliche Farbe, ist fettig anzufühlen, von
hepatischem und bituminösem Geruch, indem das Bituminöse desto
mehr hervortritt, je mehr das Schwefelwasserstoffgas entwichen ist,
von gleichem hepatischem und bituminösem Geschmack und hat die
Temperatur von 10— 13° R. bei 23° R. der Atmosphäre. Das specifi
Gewicht ist = 101 1/.2 : 100. Das Wasser überzieht sich mit einem
weifslichen, fettig anzufühlenden Häutchen. Das Wasser der beiden
ersten Quellen, die zusammen etwa 21/, Hektolitres in der Stunde
geben, sammelt sich in zwei ovalen Becken, das der dritten, die eben-
soviel Wasser giebt, fliefst mittelst eines Kanals, der in einer Mauer
angebracht und mit einem 1/2 Metre vorspringenden Bogen versehen
ist, in ein Gjpsbassin.
Volta fand 1788 in dem Mineralwasser Schwefelwasserstoffgas,
schwefelsaure Kalkerde und Thonerde; — Romano 1820 Schwefel-
wasserstoffgas, kohlensaure und salzsaure Erden, etwas schwefelsaure
Kalkerde und bituminöse Substanz. Nach Giuseppe Degiorgi
(1S22) enthält ein Piemontesisches Pfund (369 Gram.) Wasser:
Chlorcalcium ...... 0,11471 Gram.
Chlornatrium . . , . . . 0,22733 —
Schwefelsaure Thonerde ... . , 0,00640 —
Kohlensaures Natron .... 0,06405 —
Schwefel . . . . . . . 0,00807 —
"0,42156 Gram.
Schwefelwasserstoffgas .... 3,5Kub.Z.
Das Mineralwasser von Retorbido, das sich eines grofsen Zuspruchs
erfreut, wird innerlich und äufserlich gebraucht; man rühmt es ganz
ausnehmend gegen Leberverhärtungen , Störungen in den Functionen
der Verdauungswerkzeuge, Obstructionen der Milz, des Pankreas, der
Mesenterial-Drüsen, Steinbeschwerden, gegen Skropheln und hartnäk-
kige Hautausschläge, Geleukleiden und Oedeme.
Die dritte Quelle wird , theils weil sie einen bequemern Zugang
bietet, theils weil ihr Wasser der angebrachten Vorrichtungen wegen
weniger schnell sein Schwefelwasserstoffgas verliert, den beiden ersten
vorgezogen.
Auch der Miueralschlamm dieser Quellen wird empfohlen.
Die Mineralquelle von Sales oder della Salice ent-
springt etwa 200 Metres von einem kleinen Orte dieses Namens am
Abhänge eines westlich und auf dem Territorium von Rivanazzano,
(Bezirks von Voghera) gelegenen Berges, la Costa di Sales genannt,
auf dem linken Ufer der Staffora und nicht weit von der Strafse nach
Godiasco, aus thonig'kalkigem Boden. Das ziemlich reichlich quellende
Wasser sammelt sich in einer Art von Brunnen, der 2 Metres im
Durchmesser und 1/.i Metre Tiefe hat, und aus dessen Grunde viele
mit einem nicht brennbaren Gase gefüllte Blasen aufsteigen, nament-
lich wenn man den Schlamm aufrührt. Das Wasser ist undurchsich-
tig, trübe, von gelblicher Farbe, hat einen sehr intensivoiirinösen Ge-
ruch, gleich der Lauge chlorsaurer Salze, und einen salzigen, sehr
scharfen Geschmack. Die Temperatur ist der der Atmosphäre ziem-
lich gleich, das speeif. Gewicht = 105 1/2 : 100.
8G9
Volta, der dies Mineralwasser 17S8 untersuchte, fand darin 1/, „
des Gewichts selir reines Chlornatrium, und „una tintura d'argilla
mnrziale , welche nach seiner MeimiÄg von der Zersetzung der Back-
steine, aus welchen die Wände des Behälters bestellen, herrührt.
Nach Romano's 1S20 angestellter Analyse enthält das Wasser
Cliloruatrium, eine ganz geringe Quantität Eisen , und einige chlor-
saure Erden, die gegen die von ihm angewandten Reagentien sehr
empfindlich waren; — Angelini fand 18*22 auch Jodine und nach
ihm sind freie Kohlensäure, salzsaures- Natron , Kalk, Talk und Am-
monium und hydrothionsaures Ammonium die vorwaltenden Bestand-
teile desselben.
Das Wasser von Sales hat einen grofsen Ruf seihst bis in das
Mayländische hinein und wird mit. ausgezeichnetem Erfolge gegen
scrophuiöse Drüsenanschwellungen uud Kröpfe gebraucht.
Das Miner alw ässer von S. Giulietta entspringt in zwei
100 Me-tres von einander entfernten, sehr reichlich fliefsenden Quel-
len 2'/2 Kilometres nördlich von S, Giulietta, auf der rechten Seil);
der beiden nach Barbianello und Robecco führenden Strafsen. Es.
ist trübe, von gelblicher Farbe und bkter- salzigem Geschmack. Die
Temperatur ist nicht genau zu bestimmen, da die Quellen mitten in
stagnirendem Wasser hervorkommen, doch ist sie höher, als die der
Atmosphäre, auch nennen die Umwohner das Wasser VA er/ na sa-
lina calda. Nach Romano enthält es viele aufgelöste Salze und
etwas schwefelsaure Kalkerde.
Es wird nicht medizinisch angewandt, vielmehr haben die Leute
der Gegend den Glauben, es wirke schädlich.
Teod. Guainerio, trattato delle fontane del Re, ed acque di
Retorbido. Lione 1557.
Gabr. Frascati,de aquis Returbii Ticinensibus. Ticini 1575.
Const. Lucas, traetatus de Returbii medicatis aquis sponte
nascentibus Paviae 1584.
Garn. Manarae pharmaceutici Litubiani potus. Ticini 1687.
Cam. Manarae, la viltä del fango ne1 bagni di Retorbio pre-
tiosa. Milano 1689.
Mazzi, traduzione del manuale di Clvimica di Baume. T. II.
p. 226)— 235.
Volta und Bossi in: Opuscoli scelti sulle scienze e sulle arti.
Milano 1788. T. XI. p 337; T. XIV. p. 24.
Bruguatelli, Farmacopea generale. Pavia 1814.
Pozzi, Dizionario di Fisica e Chimica applicata alle arti. Mi-
lano 1820. T. I. p. 3bS.
Repertorio med. chirurgico di Torino. 1SJ2. Febbr. e Marzo.
No. 26. 27.
Bulletin de la societe" philomatique. 1823.
Nouveau Journ. de med. 1S22. Oct. p. 182. 1S3.
B. Bertini, Iorologia minerale a. a. Q. S. 225 — 242.
870
10. In der Provinz Acqui:
La Puzzolente, eine Mineralquelle, die am linken Ufer des
Ravanasco, (daher auch Acqua del Ravanasco genannt) ungefähr
250 Metres von den Bädern von Acqui, aus einem Sckieferfelsen ent-
springt, wurde 1787 entdeckt.
Das Wasser derselben, das aus einer kleinen Rühre hervorkommt,
ist etwas trübe, von gelblicher Farbe, von einem äufserst starken
Schwefelwasserstoffgas-Geruch, einem viel deutlicheren und anhalten-
deren hepatischen Geschmack, als das Miueralwasser von Acqui , und
hat die Temperatur von 14° R. bei '24° R. der Atmosphäre.
Nach Mo jon enthält ein Miriagramm desselben:
Schwefelcalcium , 0,000384
Chlornatriura . 0.000Ü53
Chlorcalcium 0,000009
Wasser 0,999555
1,000000
Da das Mineralwasser etwa doppelt so viel Schwefelwasserstoff-
gas, als die Mineralwässer von Acqui enthält, so könnte es, da es
sich sehr lange hält, nach dem Etablissement von Acqui geleitet, nütz-
licher werden, als es so der Fall ist, da der Ravanasco bei hohem
Wasserstande die Quelle bedeckt. — Es wird mit Nutzen in allen
Fällen getrunken, wo kalte Schwefelwasser indicirt sind.
Die Mineralquelle von Ca ssinasc o entspringt auf dem
Territorium dieses im Bezirk von Bubbio, westlich von Acqui, gele-
genen Ortes, in der Nähe eines kleinen Weilers Cauzini. Das Was-
ser kommt am westlichen Abhänge des San-Pe, auf der linken Seite
des Rio delf Arbrusan oder d'in-la-feja , und etwa 4 Kilometres von
der Stelle, wo dieser in die Bormida fliefst, mit einem ungefähr einen
Zoll starken Strahl hervor. Eine Analyse von diesem noch nicht
lange entdeckten Mineralwasser ist noch nicht bekannt : es wird von
Bertini als kalt und schwefelhaltig bezeichnet.
Die Mineralquelle von Grognardo (Bezirks von Ponzone)
entspringt in einem etwa 400 Metres südwestlich von diesem Orte,
am linken Ufer des Visone gelegenen Garten , und kommt aus einer
hölzernen, in einer Mauer angebrachten Röhre (mit einer Wasser-
menge von 37y2 Hektolitres in der Stunde) hervor. Das durchsichtige
Wasser derselben ist geruchlos, von keinem bemerklichen Geschmack
und niedrigerer Temperatur als die Atmosphäre; das speeif. Gewicht
ist kaum merklich gröfser, als das des destillirten Wassers. Mala-
carne und Bolzoni bezeichnen die Quelle als einen Eisensäuer-
ling. Biorci neunt sie schwefelhaltig; nach einer im Jahre 181S von
C a n o h b i o angestellten Untersuchung enthält dies Mineralwasser sehr
viel kohlensaures Gas, etwas kohlensaure Talk- und Kalkcrde und
ein wenig schwefelsaure Kalkerdc, und trotz des starken, röthlicheu
Nie-
871
Niederschlags, den das Wasser an den Stellen absetzt, wo es flicfst,
und welcher dem der eisenhaltigen Wässer gleicht, ist doch keine
Spur von Eisen in dem Wasser zu entdecken.
Es soll diuretisch und tonisirend wirken.
Das Miner alw asser von M or hello, entspringt in der Nähe
dieses im Bezirk von Ponzone gelegenen Ortes , dicht neben dem Vi-
sone aus einem serpentinartigen Kalkschiefer-Felsen, in dem sich ei-
senhaltige Pyriten finden; das spärlich fliefsende und wenig bekannte
Wasser hat frisch geschöpft eine dunkle orangerothe Farbe, die es in
wohlverschlossenen Gefäfseu uud in einer Temperatur von 20° IV. be-
hält; in höheren Temperaturen setzt es einen orangerothen Nieder-
schlag ab und wird heller; eine gleichzeitige Gasentwickelung ist nicht
zu bemerken. Es ist fast geruchlos, aber in der Hand gerieben ver-
breitet es einen starken Dinte-Geruch; der Geschmach ist Anfangs
süfslich , nachher zusammenziehend; das speeif. Gewicht = 1,405:
1,292. Es enthält nach Canobbio sehr viel Eisen, besonders schwe-
felsaures: in zwei Pfund (Genueser Gewicht) betrügt der gesammte
Eisengehalt 11,36587 Gram.
Es wird nicht medizinisch benutzt.
Die Miner alquelle von Ponti (Bezirks von Bistagno), auch
Acf/ua marza oder marcia genannt, entspringt in der Nähe an«
derer kleinerer Quellen von ähnlicher Natur 21/2 Kilomctres südlich
von diesem Orte, an der linken Seite der längs der Bonnida hinlau-
fenden Strafse nach Savona, mit grofser Mächtigkeit. Das Wasser
derselben ist klar und durchsichtig, riecht sehr stark nach Schwefel-
wasserstoffgas, und hat einen ekelhaften Geschmack. Es setzt einen
weifslichen, schwefelhaltigen Niederschlag ab. Eine Analj'se ist nicht
bekannt; es wird gegen Atonie des Darmkanals gerühmt. Der Rli-
neralschlamm dieser Quelle soll gegen chronische Gelenkgeschwülste
heilsam sein.
Das Mineralwasser von Sessame entspringt auf dem Ter-
ritorium dieses gleichfalls im Bezirk von Bistagno gelegenen Ortes,
aus den Spalten einiger hoher Felsen am Ufer des Rio dei Merli,
nicht weit von dessen Finflufs in die Bormida. Es ist klar und farb-
los, riecht stark nach Schwefelwasserstoffgas, hat einen hepatischen,
ekelhaften Geschmack und läfst ein weifsliches, schwefelhaltiges Se-
diment zurück. Eine Analyse des Wassers ist nicht bekannt, auch
wird es nicht benutzt.
Das Miner alw asser von Visone (Bezirks von Rivaita
d'Acam) , la Caldana genannt, entspringt in der Nähe des Pfarr-
gebäudes in mehreren Quellen, die sich in ein gemauertes Bassin er-
giefsen. Es hat einen schwach hepatischen Geruch, einen etwas sal-
zigen Geschmack und setzt einen gelblichen, schwefelhaltigen Nieder-
er. Theil. Kkk
872
schlag ab. Baldissone fand die Temperatur 1820 16° R. bei 3° R.
der Atmosphäre; einige von diesen Quellen sollen eine etwas höhere
Temperatur hahen. Die Einwohner von Visone benutzen dies Was-
ser, von dem eine Analyse nicht bekannt ist, gegen Kropf, und wen-
den den Mineralschlamm aus dem Becken mit Erfolg gegen schmerz-
hafte Leiden der Extremitäten an.
Aufserdem finden sich noch auf dem Territorium von Visone :
a. La Fontana del Quarello , die östlich von Visone, in
dem Bette des Rio del Quarello entspringt. Sie hat eine Temperatur
von 16° R. Die Leute der Gegend rühmen dies Mineralwasser beson-
ders gegen Atonie des Darmkanals, und spärliche oder unterdrückte
Menstruation.
6. Zwei Quellen, die 400 Metres westlich von Visone am
rechten Ufer des Rio dei Chiodi in einer Entfernung von 30 Metres
von einander hervorkommen. Sie scheinen eisenhaltig zu sein, setzen
einen röthlichen Niederschlag ab und haben eine Temperatur von
14° R. Sie werden sehr wenig benutzt.
c. Eine Quelle auf dem linken Ufer des Rio dei Chiodi , in
geringer Entfernung von den vorigen entspringend. Sie hat eine
Temperatur von 17° R. , ihre übrigen physikalischen Eigenschaften
sind denen der Acqua del Ravanasco analog. Man sagt, dies Mineral-
wasser wirke ganz aufserordentlich diuretisch, und wendet es auch
demgemäfs au.
Malacarne fuhrt noch die Mineralquelle von Strevi an, die
er la fontana salata del Rodone nennt ; diese ist gegenwärtig
von der Bormida überspült. Ferner eine fontana purgativa del
Medrio, die er für schwefelhaltig erklärt; sie ist jedoch nach Ber-
tini nur eine einfache Salzquelle, deren Wasser von den armen
Leuten zur Bereitung der Speisen, um Salz zu sparen, benutzt, sonst
aber nicht medizinisch angewandt wird.
B. Bertini, Idroloda minerale a. a. 0. S. 125—138.
11. In der Provinz Mondovi:
La Baissa, eine Quelle, die auf dem Territorium von Altare
(Bezirks von Cairo) aas einem Kalkstein-Hügel entspringt, wird von
Marino unter die Heilquellen gerechnet, und als wirksam bei chro-
nischen Lungeuleiden bezeichnet. Nach Mojon's Analyse ist es nur
ein sehr reines und leichtes Wasser.
Die Mineralquelle von Mo?nbasiglio (Bezirks von Ceva)
entspringt auf einer Wiese, ungefähr ein Kilometre südöstlich von
873
Mombasiglio am Abhänge eines Hügels von Tuffstein. Das Wasser
dieser sehr reichlich fliefsenden Quelle ist klar und durchsichtig, von
einem sehr intensiven, selbst in gewisser Entfernung merklichen
Schwefelwasserstoffgas - Geruch , und einem salzigen Schwefel -Ge-
schmack. Die Temperatur ist um einige Grade niedriger, als die der
Atmosphäre. Es ist so wenig eine Analyse, als irgend eine medizi-
nische Anwendung dieses Mineralwassers bekannt.
Salvadori, del morbo fisico. Torino 1789. p. 30.
B. Bertini, idrologia miuerale a. a. 0. S. 203 — 205.
Kkk 2
C. Die Heilquellen der Grafschaft Nizza und des
Herzogthums Genua oder Ligwien.
(Seealpen und Apennincn.)
1. In der Grafschaft Nizza:
a. Provinz Nizza:
Das schivefelhaltige T7ier7nalw an s er von Roccabi-
gliera entspringt auf dem Territorium dieses im Bezirk von S. Mar-
tino di Lantosca und 12 Stunden von Nizza gelegenen Ortes, ganz
am Ende des Thaies von Lancioures, in vier Quellen, von denen die
eine, die heifseste, von Westen nach Osten fliefsende S. Jean-Bap-
tistc-Quelle heifst, und von dem Berge La Gordalasca herkommt.
In der Nähe finden sich Spuren von Bädern, die in den Felsen ge-
hauen waren, Ueherreste von Gebäuden, Kanälen und einer Strafse, die
ehemals zu den Bädern führte. Die Temperatur des Wassers ist
22° R. bei 10° R. der Atsmosphäre. Fantoni nennt die Quellen
mäfsig warm, schwefelhaltig und schwach salinisch, und erzählt, in
alten Manuscripten aus dem 16. Jahrhundert gefunden zu haben, dafs
ihre Temperatur der des Blutes im menschlichen Körper gleich ge-
wesen sei, und sie einen grofsen Ruf gehabt hätten. Jetzt sind sie
schon seit geraumer Zeit gänzlich vernachläfsigt.
Nach Fodere's Analyse vom J. 1803 enthalten fünf Hekto-
gramme des Mineralwassers zwei Decigramme Chlorkalium, ein De-
cigram. Kieselerde und einen Litre Schwefelwasserstoffgas.
Die Mineralquellen von S.Salvadore, Bezirks von S. Ste-
fano. Es werden zwei Mineralquellen angeführt, die bei Plan sur
Plan auf dem Territorium von S. Salvadorc entspringen:
a. die eine, eine Therme, kommt aus einem Granitfelsen, La Guez
genannt, riecht stark nach Schwefelwasserstoffgas und verliert sich
zwischen Felsstücken. Fode*re* konnte dies Mineralwasser nicht un
875
tersuclien, doch hält er es dem von Roccabigliera für analog. Es wird
iiicbt benutzt.
b. Eine kalte Quelle, die 15 Metres von der obigen, am Abhänge
desselben Felsens aus schwärzlichem Sandboden, mit einem Wasser-
strahl von einem Decinittre im Quadrat hervorkommt, und sehr inten-
siv nach Schwcfelwasserstoffgas riecht. Fod6re" fand bei der Un-
tersuchung dieselben Resultate, wie bei dem Mineralwasser von Roc-
cabigliera, nur mit dem Unterschiede, dafs im Verlauf der Destilla-
tion Flocken eines dunkeln, nicht brennbaren Körpers präeipitirten,
dessen Natur er nicht zu entdecken vermochte.
Das Wasser wird nicht angewandt.
Die Mineralquelle von Daluys entspringt im Thale von
Rio, in der Nälie von Daluys, Bezirks von Guillaumes, und ungefähr
vier Kilometres von der Strafse, die nach Guillaumes führt. Ber-
tini bezeichnet sie als kalt, schwefelhaltig und sagt, sie sei der kal-
ten Quelle von Plan sur Pian analog. Das Wasser wird nicht benutzt.
Das gasreiche Wasser von Bartemont entspringt auf
dem Territorium von Roccabigliera. Es ist sehr kalt, von angeneh-
mem Geschmack und sehr geringem spec. Gewicht, weil es viele at-
mosphärische Luft mit einem gröfseren Gehalt von Sauerstoff enthal-
ten soll. Es läfst bei der Evaporation kein Sediment zurück. Es
wird als diuretisch gerühmt; diese Wirkung, so wie den frischen, pi-
kanten Geschmack schreibt Fodere. .einzig dem in dem Wasser
enthaltenen Gase zu.
Das Mineralwasser von Pog getto-Theniers entspringt
dicht bei einer Kohlenmine, hat einen äufserst zusammenziehenden,
metallischen Geschmack und enthält nach Fodere schwefelsaures
Eisen, Thonerde und schwefelsaure Kalkerde. Fod6re meint, es
wäre nicht innerlich' anzuwenden.
B. Bertini, Idrologia minerale a. a. 0. p. 304 — 311.
5. Provinz S. Remo:
Die Mineralquelle von Isola Bona entspringt etwa zwei
Kilometres von diesem im Bezirk von Dolce-Acqua gelegenen Orte,
auf einem Terrain, Gantet genannt, das längs der Nervia an der
Strafse von Pigua liegt. Das Wasser kommt aus 10—12 Spalten ei-
nes Gneusfelsens hervor, ist kalt, von sehr geringem spec. Gewicht,
wenig empfindlich gegen Reagentien und setzt einen sehr starken
Niederschlag von Schwefel ab Es enthält nach Fodere Schwefel,
Kieselerde, kohlensaure Kalkerde und Chlornatrium. Es ist wenig
hekanut, wurde aber von Fodere mit günstigem Erfolge gegen Stok-
kungeu im Unterleibe und Hautausschläge angewendet.
876
Die Thermalquelle von Pigna kommt etwa ein Kilome-
tre von Pigna (Bezirk von Dolce-Acqua) mit grofser Gewalt uud Mäch-
tigkeit aus einem Felsen von schwärzlichem Kalkschiefer neben ei-
ner am Ufer der Nervia gelegenen Mühle hervor, mit deren Wasser
sich das der Quelle vermischt. Das letztere setzt graue Flocken ab,
die getrocknet und auf glühende Kohlen gelegt, einen Schwefelgeruch
verbreiten und wie Schwefel verbrennen. Fodere* sagt, die physi-
kalischen Eigenschaften dieser Quelle (mit Ausnahme der Tempera-
tur) seien denen des Mineralwassers von Isola-Bona analog. Genauere
Untersuchungen sind nicht bekannt.
Abate Amoretti führt (Lettera quarta d'osservazioni di elet-
trometriaanimale in Memor. delle Societa Ital. delle Scienze, vol. XVII.
Verona 1815, §. 21, p. 116) noch eine Mineralquelle an, die bei Os-
pedaletto (an der Strafse von Bordighera nach Nizza) dicht am
Gestade des Meeres, auf einem Terrain, il Giunchetto genannt, ne-
ben einer Palmen-Pflanzung entspringt. Er bezeichnet sie als schwe-
felhaltig.
Fr. Em. Fod6r6, voyage aux Alpes maritimes. Paris 1821.
T. I. chap. 2. art. VII. p. 146—154.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 311 — 313.
2. Im Fürstentum Oneglia:
Die Mineralquelle von Borgo-Mar o entspringt ungefähr
20 Metres von diesem Orte auf einem Kalkfelsen, an dessen Fufse
der Impero fliefst, und neben der Brücke auf der Strafse von One-
glia. Sie giebt in einer Stunde 60 Litres Wasser, das durchsichtig
ist, und lange Zeit so bleibt; gegen das Licht gehalten, erscheint es
etwas bläulich gefärbt, riecht ziemlich stark nach Schwefelwasser-
stoffgas, verliert aber diesen Geruch, selbst in genau verschlossenen
Flaschen, nach wenigen Tagen, und hat einen süfslichen Schwefelge-
schmack. Die Temperatur ist wenig von der der Atmosphäre unter-
schieden; das spec. Gewicht gleich dem gewöhnlichen Wassers. Nach
Melissano enthält es aufser alkalischen und erdigen Salzen freie
Kohlensäure und Schwefelwasserstoffgas.
Es wird mit Nutzen gegen skrophulöse und syphilitische Augen-
entzündungen, Hautausschläge, namentlich gegen Krätze und Flech-
ten angewendet. Innerlich wirkt es in Dosen von 25 — 30 Decigram-
men leicht abführend und stark diuretisch.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 314.
3. Im Herzogthum Genua:
«. Provinz Genua:
Die Acqua Santa entspringt 37* Kilometres nördlich von Vol-
trij aus rauhem, grünlichem Serpentin, der überhaupt in allen uralie-
877
genden Bergen vorherrscht, bald in unförmlichen Massen, bald wall-
förmig gelagert. Dss Wasser kommt in grofser Menge aus einer me-
tallenen Röhre von etwa einem Zoll Durchmesser, fast am Boden
einer kleinen künstlichen Grotte, die zwischen dem Zusammenfluß»
zweier Bäche liegt, und fliefst in eine Art von Becken, aus dem es
durch eine unterirdische Abzugsrohre in ein wenige Schritte entfern-
tes Bassin geleitet wird, von dessen Boden beständig eine grofse An-
zahl Gasblasen aufsteigen. Aus diesem Bassin fliefst es dann in deu
links gelegenen Bach, ein weifsliches Sediment absetzend, das an
der Luft hart wird. Die Quelle fliefst zwar beständig, aber nach
starkem Regen und im Winter reichlicher; ihr Wasser, das immer
klar hervorkommt, hat keinen merklichen Geruch, aber einen sehr
deutlichen laugenhaften und schwefeligen Geschmack. Nach einigem
Stehen wird es trübe, verliert seinen Geschmack gänzlich, und setzt
nach und nach das erwähnte Sediment ab. Gleich nach dem Schö-
pfen in gut verschlossene Flaschen gefüllt, bleibt es einige Tage
lang unverändert. Die Temperatur ist von 16 — 20° R., das specit.
Gewicht im Vergleich zu gewöhnlichem Wasser = 1,008.
Das Mineralwasser, das seinem hohen und seit undenklichen Zei-
ten bestehenden Ruf auch seinen Namen verdankt, wird gegen Flech-
ten, Krätze und ähnliche Hautausschläge ganz ausnehmend gerühmt»
Die Acqua de IIa Penna entspringt nicht ganz zwei Kilome-
tres südlich von der vorigen Quelle aus einer Spalte, die sich am
Fufse eines aus schiefrigem Gestein bestehenden Berges befindet und
in gleicher Höhe mit dem Spiegel eines daneben fliefsenden Baches
liegt, mit dessen Wasser sich das der erwähnten Quelle vermischt
und eiue Art Teich bildet, an dessen Ufern sich eine weifsliche, meh-
rere Zoll starke Inkrustation zeigt. Die Mineralquelle fliefst reichli-
cher, als die Acqua Santa, da sie einen beständigen Wasserstrahl
von zwei Zoll Durciimesser bildet. Ihr Wasser ist vollkommen durch-
sichtig, geruchlos, von laugenhaftem Geschmack, der dem des Kalk-
wassers gleicht und zugleich schwach hepatisch ist 5 die Temperatur
ist 16—20° R.
Nach Deferrari's uud Mojon's Analyse enthält in 31 Ge-
nuesischen Pfund (9,97850254 Kilogramm):
c. die Acqua Santa : b. die Acqua Penna:
Kalk .... 1,97070 Gram. . . 2,19985 Gram.
Schwefel .... 1,05409 — . . 0,82494 —
Talkerde .... 0,27498 — . . 0,45830 —
Chlorcalcium . . . 0,18333 — . . 0,13749 —
3,48310 Gram. 3,62058 Gram.
Die Wirkung dieses Wassers ist derjenigen der Acqua Santa analog.
Luigi Deferrari e Giuseppe Mojuu, Analisi deile acque
solforose e termali di Voltri. Geuova 1804.
Memorie dell' lnstituto Ligure. Genova 1806. p. 162.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 297—301.
878
b. Provinz Novi;
Die Mineralquelle von V oltag gio entspringt ungefähr 75
Metres südwestlich von Voltaggio, einem in dem Bezirk von Gavi
liegenden Orte, auf der linken Seite der grofsen Strafse (antica Boo
chetta) nach Novi. Sie kommt etwa 40 Metres vom linken Ufer des
Morcione am Abhänge eines Kalkberges aus einer Felsspalte in drei
Adern herauf, die zusammen etwa einen Wasserstrahl von 4 Zoll ge-
ben. Die Quelle ist von alten zum Theü verfallenen Mauern umge-
ben, die auf ein ehemaliges Etablissement deuten; ihr Wasser ist
klar, riecht nach Schwefelwasserstoffgas, im Winter stärker als im
Sommer, hat einen hepatischen Geschmack und setzt einen weifsli-
chen, fettig anzufühlenden Niederschlag ab. Nach Mojon enthält es
dieselben Bestandteile, wie die beiden vorigen Quellen und iu glei-
chen Verhältnissen.
Die Quelle war noch bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts stark
von Einheimischen und Fremden besucht, und soll gegen chronische
Lungenkatarrhe, Chlorosen «ad Leukorrhöen, Drüsenanschwellungen,
Oedema, chronische Rheumatismen, Krätze und bösartige Flechten
von grofsem Erfolge gewesen sein. Jetzt ist sie ganz veruachläfsigt,
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 302.
Die Mineralquelle von Castelletto d'Orba entspringt
ungefähr einen Kilometre von diesem, auch Castelletto Adorno ge-
nannten Orte, aus Kalkstein. Das nicht sehr reichlich fliefsende
Wasser ist Anfangs klar, trübt sich aber, der Luft ausgesetzt, bald,
und bekommt eine bläuliche Farbe; geschüttelt, lÜfst es viel Gas?
bläschen aufsteigen, die sich au der Flamme entzünden; es hat ei-
nen in ziemlicher Entfernung schon bemerklicheu hepatischen Ger
ruch, einen ähnlicheu, nauseos-s'üfslichen Schwefelgeschmack und
eine Temperatur, die in der warmen Jahreszeit uiu einen Grad niedrir
ger ist, als die der Atmosphäre. Das speeif. Gewicht ist = 317 bis
313 79 . Es wird von Malacarne erwähnt uu1 ist von de Brez6
1786 untersucht worden ; nach Letzterem enthalten 1,966948 Kilo?
gramme des Mineralwassers:
Schwefel ........ 0,03364 Gram.
Chlorcalcium
Ghlornatrium
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kieselerde . . ,
Thonerde
4,76235
15,64935
2,68135
1,82835
0,03311
0,03364
25,02179 Gram,
Schwefelwasserstoffgas 7,0Kub.Z.
Kohlensaures Gas 4,5 —
Atmosphärische Luft . . . . . . 1>5 —
879
Einige ähnliche, aber schwächere schwefelhaltige Mineralquel-
len, die sich im Bette der Albara bei Castclletto d'Orba rinden, wer-
den nicht benutzt.
Das Mineralwasser genofs früher eines grofsen Rufs in der Um-
gegend; jetzt wird es nur selten gegen Leiden der Verdauungsorgane
und leichte Fälle von chronischem Rheumatimus benutzt.
De Breze in: Mein, delf Accadem. R. delle scieuze di Torino.
Tom. VIII.
Annales de chimie. Tom. IV. p. 166.
B. Bertini, idrologia miuerale a. a. 0. p. 128 — 131.
C. Die Heilquellen der Insel Sardinien.
Sardinien, das gewöhnlich in zwei fast gleiche Hälften,
die nördliche, Cap Sassari oder Capo di sopra, und die
südliche, Cap Cagliari oder Capo di sotto, getheilt wird,
durchziehen verschiedene Bergketten von mehr oder min-
der bedeutender Höhe, deren man fünf Hauptzüge unter-
scheidet, die durch Thäler getrennt sind und sich gegen
das Meer verflachend jene Ebenen bilden, welche man mit
dem Namen Campidano belegt: in den beiden gröfsten
und fruchtbarsten dieser Ebenen liegen die Städte Cagliari
und Oristano. Die höchsten Berge der Insel sind der
Genargentu (1830 Metres über d. M.) und der Gingantinu
(1217 Metres).
Was die geognostische Beschaffenheit des Bodeps be-
trifft, so gehört der Kern des Haupt gebirgszuges, welcher
ganz Sardinien der Länge nach durchschneidet, der Urbil-
dung an und besteht abwechselnd, auch wohl gleichzeitig,
aus Granit und Glimmerschiefer ; doch findet man auch
porphyrartige Gesteine. Die Hauptzüge der Gebirge sind
stellenweise von grofsen Marmormassen überdeckt, welche
bald auf Granit, bald auf Thonschiefer lagern-, auch fin-
den sich in der Mitte und im Westen der Insel grofse
Kalkmassen, die einer viel spätem Formation angehören.
881
Der gröfste Theil der Insel fallt in den mehr erwähn-
ten vulkanischen Strich des mittelländischen Erschütterungs-
kreises: Beweise dafür sind, aufser der oft wahrgenommenen
Mitleidenheit von Erdbeben, die Spuren ausgebrannter Vul-
kane an vielen Stellen der Insel, deren man 22 zählt, und
als sichere Beweise ihrer ehemaligen Ausbrüche, alle Ar-
ten vulkanischer Substanzen in grofsen Massen. Am häu-
figsten darunter ist hornsteinartiger Porphyr, grüner,
schwarzer, durchsichtiger, perlartiger Obsidian, rother und
gelber Jaspis, Puzzolane, graue und basaltartige Lava.
In den Gebirgen und überhaupt in dem nördlichen
Theil der Insel giebt es sehr viel Quellen mit herrlichem
süfsem Wasser, aber in den Ebenen und besonders in der
Gegend von Cagliari findet man selten Quellen und Brun-
nen, deren Wasser trinkbar und von allem salzigem Bei-
geschmack frei wäre; die Bewohner dieser Gegenden sam-
meln daher jetzt, wie im Alterthum, in sorgfältig angeleg-
ten Cisternen das Regenwasser und ziehen es als das
reinste und gesundeste jedem andern vor. Dagegen ist
die Insel überaus reich an warmen Bädern und Mineral-
quellen, deren die Alten schon und oft erwähnen und ihre
ausserordentliche Wirksamkeit preisen: Solinus erzählt
sogar von einer Wunderquelle, zu welcher man alle des
Diebstahls Angeklagte geführt habe; der Verdächtige
mufste von ihrem Wasser trinken und wurde sogleich blind,
wenn er des Vergehens wirklich schuldig war. Aber die
Sarden sind den Römern nicht gefolgt, welche bei mehre-
ren derselben prächtige Einrichtungen zur Aufnahme und
Bequemlichkeit der Kranken getroffen hatten: die Pracht
dieser Anlagen erkennt man noch aus den dürftigen Rui-
nen, welche sich davon unter andern zu Fordongianus, ehe-
mals Forum Trajani oder Aquae Hypsitanae, erhalten ha-
ben, wie aus den Ueberresten antiker Bäder zu Bcnetutti
und Sardara. Und wie von diesen Gebäuden kaum einige
Trümmer geblieben, so sind auch mehrere Heilquellen aus
Mangel an Sorgfalt verloren gegangen. Auch hat mau
882
sich bis jetzt wenig um eine genaue Analyse der Mineral-
wasser gekümmert, obgleich einige Quellen ziemlich stark
von Kranken der Umgegend besucht werden, die aber weit
häufiger Gerüchte und Erzählungen von glücklichen Hei-
lungen dahin führen, als der Rath eines Arztes. Aber
der Gebrauch dieser Bäder wird sehr erschwert und ihre
wohlthätige Wirkung wieder vernichtet durch den Mangel
aller Pflege und Bequemlichkeit nicht allein, sondern selbst
eines schützenden Obdachs in ihrer Nähe. Zur Aufnahme
von einigen hundert Kranken, die man zuweilen in Bcne-
tutti versammelt sieht, ist nur ein Haus und eine kleine
nahe gelegene Kirche bestimmt, so dafs die gröfsere Zahl
unter freiem Himmel campiren oder sich in elenden, aus
Baumzweigen geflochtenen Hütten behelfen niuis. Die
Kranken sind also jedem Wechsel der Witterung ausge-
setzt, wenn sie aus dem natürlichen Badebassin steigen,
dessen Hitze bis 32 ° R. beträgt; sie sind ohne Schutz ge-
gen die oft empfindliche Kälte der Nacht nach sehr hei-
fsen Tagen, und so verlassen viele das Bad mit neuen
Krankheiten behaftet, ohne von ihrem alten Uebel befreit
zu sein.
Gemelli, rifiorimento delia Sardegna proposto nel miglioramento
di sua agricoltura. Torino 1776.
Dom. Alb. Azuni, histoire geographique, politique et naturelle
de la Sardaigne. Paris 1802.
v. Hoff, Geschichte der natürlichen Veränderungen etc. a. a. 0.
Th. II. S. 267.
Mimaut, histoire de Sardaigne, ou la Sardaigue ancienne et
moderne, cousiderije dans ses lois, sa topographie, ses produetions et
ses moeurs. Paris 1825.
Alb. de la Marmora, voyage en Sardaigne de 1819 ä 1825,
ou description statistique, physique et politique de cette ile, avee des
rechercb.es sur ses produetions naturelles et ses antiquites. Paris
1836.
Ferd. Hör schelmau n , Geschichte, Geographie und Statistik
der Insel Sardinien, nebst Schilderung ihrer Altertliumer, natürlichen
Erzeugnisse und Bewohner. Berlin 1828.
883
i. ImCapCagliari:
Die salinischen Thermalquellen von Sardara (bei
den Alten Aquae Lesitanae) entspringen unweit dieses Dorfes am
Fufse des Berges Monreale in der Provinz Arborea, in geringer
Entfernung nördlich von Cagliari. Die liier befindlichen im Laude
sehr berühmten warmen Bäder siud die einzigen unter allen in
Sardinien, wo man mit Nutzen und ohne sich der Gefahr noch krär.
ker zu werden auszusetzen, eine Badekur gebrauchen kann. Die
Badegäste finden zwar hier keineswegs die Bequemlichkeiten, welche
ähnliche Anstalten in andern Ländern aufzuweisen haben: aber da-
für entschädigt die Nähe von Cagliari und andrerseits ist das Bade-
baus wenigstens so eingerichtet, dafs es seinem Hauptzwecke ent-
spricht. Es besteht in eiuem leeren Gemach, in dem sich zwei läng-
liche Bassins befinden, deren eins kaltes, das andere Thermalwasser
enthält und in welchem die Krauken gemeinschaftlich baden. Das
aus den Bassins abfliefsende Wasser bildet noch ein in manchen
Krankheiten sehr wirksames Schlammbad, und man bringt auch die-
sen Schlamm, so wie das Thermalwasser, nach Cagliari zum Ge-
brauch der Krauken, die es vorziehen, dort zu baden.
Der Boden, aus dem die Thermalquellen entspringen, bestellt aus
schieferigter Lava und andern vulkanischen Substanzen. Die Tempe-
ratur derselben beträgt 35 — 40° R. und ihr Wasser enthält salzsau-
res Natron (uach Rolando in jedem Pfund Wasser 6 Gr.) und salz-
saure Erden. Das Wasser ist sehr klar, ohne Geschmack und hält
sich mehrere Monate in Flaschen unverändert und ohne ein Sediment
zu bilden.
Unter den vielen Quellen des benachbarten Cantons Parte
Valenza in einer Gegend, die ebenfalls mit vulkanischem Ge-
stein angefüllt ist, ist eine, die in dem Rufe steht, das Fieber zu
heilen.
Die Thermalquellen von Fordongianus im Canton Ba-
rigadu, Provinz Arborea, befinden sich mit den Ruinen der alten
Stadt und den dazu gehörigen Bädern, welche bei den Römern der
früheren Zeiten Aquae ilypsitanae, später aber Forum Trajaui hie-
fsen, unweit Oristano. Die Berge der Umgegend bestehen aus grün-
lichem Sandstein, Jaspis und einem röthlichen vulkanischen Gestein,
das häufig zum Bauen benutzt wird. Die Quellen, welche mit denen
von Sardara gleiche Salze, nur mehr Kohlensäure enthalten, haben
durch den gänzlichen Mangel an Aufsicht und Sorgfalt sehr an Stärke
und Wirksamkeit verloren und enthalten nur noch wenige minerali-
sche Bestandteile (nach Tabasso und Olive ri in einem Pfunde
Wasser 4 Gr. Chloruatrium und 1 Gr. Thonerde) und haben die Tem-
peratur von 40° R.
884
Die Thermalquellen von Marrttbiu im Kanton Simaxis,
Provinz Ärborea, befinden sich südlich von Oristano zwischen den
beiden Seen von Santa Giusta und Sassu. Die denen von Sardara
ähnlichen Thermen, bei denen sich noch Spuren römischer Bäder fin-
den, sind die Aquae Neapolitanae der Römer.
Den Quellen von Fordongianus sind aufserdem noch analog die
von Villa-Cidro oder Acqua cotta im Canton Ippis; die von
Fluminimaj or, im Canton Cixerro und auf der Insel San- An.
tiocho, sämmtlich in der Provinz Cugliari. Die Berge und Felsen
der Insel San-Antiocho, gröfstentheils aus Lava, Breccie, Porphyr
und Puzzolana gebildet, beweisen, dafs auf ihr einst ein Vulcan thä-
tig war. An dem hier befindlichen See Calaseta hat man künst-
liche Salinen angelegt.
2. Im Capo Sassari:
Die Schioefellhermalquellen von Benetutti im Canton
Gozeano der Provinz Torres oder Logudoro, in geringer Entfernung
von dem Dorfe gleiches Namens, auf der rechten Seite des Tirsi-
Flusses, und nördlich von Nuoro gelegen, mit Ueberresten altrömi-
scher Bäder, gehören zu den besuchtesten der Insel und verdanken
ihrer wohlthätigen Wirkung in den verschiedensten Krankheiten ihren
Namen. Sie haben die Temperatur von 25 — 30° R., und sind reich
an Schwefelwasserstoffgas und Salzen.
Diesen analog sind die von Cargiegue oder San-Martino,
welche aufserdem kohlensaures Gas und Eisenoxydul enthalten und
abführend wirken, namentlich in Stockungen der Unterleibseingeweide
nützlich sein sollen; — die von Castel ä" Oria, auf dem Territo-
rium von Sedini, wonach sie auch genannt werden, am Ufer des
Flusses della Scafa, auf dem nordwestlichen Theil der Insel, welche
eine Temperatur von 30° R. haben; — die von Orosei, westlich von
Nuoro, und die von D or gali, nördlich von Orosei, von derselben
Temperatur und Reichthum an Schwefelwasserstoffgas, auf dem nord-
östlichen Theil der Insel.
Endlich sind noch zu erwähnen die kalten Mineralquellen von
Codrungianus, in geringer Entfernung südöstlich von Sassari,
Sauerwasser, welche mit denen von Selters Aehnlichkeit haben, — so
wie die gleichfalls kalte Mineralquelle von Argentier a, einer Berg-
kette in dem ehemaligen, jetzt verlassenen Bergwerksdistrikt Nurra,
dessen Minen in Taikschiefer streichen und silberhaltigen Bleiglanz
liefern; sie enthält besonders schwefelsaure Alaunerde und wird na-
mentlich gegen Wechselfieber benutzt.
Die Quelle von Fauzoni im Limbara-Gebirge auf dem nörd-
lichen Theil der Insel, ist eiskalt und deswegen berühmt, weil, wenn
man eine auch noch so gut verschlossene Weinflasche hi: '.sein legt, der
885
Wein nach kurzer Zeit Farbe und Geschmack, aber nicht seine Stärke
verliert.
Andr. Baccio, de thermis omnibus. Venetiis 1588. p. 139.
Memorie dell1 Accademia R. delle scienze di Torino. T. IX. p. 145.
Gemelli a. a. O. T. IL p. 92.
Azunia. a. O. T. II. p. 364.
Despine, essai de topographie a. a. 0. p. 62.
B. Bertini, idrologia minerale a. a. 0. p. 315 — 321.
Paganini a. a. 0. S. 59.
III. Die Heilquellen der Herzogthümer Parma, Mo-
dena und Lucca.
(Nördlicher — ligurischer und toskanischer — Apennin.)
"as hierher gehörige Gebiet ist bereits früher beschrie-
ben worden und verweisen wir daher Hinsichts der Boden-
beschaffenheit desselben auf S. 732 ff. und Hinsichts der
auf demselben vorkommenden vulkanischen Erzeugnisse
und Erscheinungen auf S. 742.
A. Heilquellen im Herzogthum Parma:
Die salinische Schwefelquelle zu Lesignano, einem
von Parma drei Lieues südlich in den Apenninen gelegenen Dorfe, be-
sitzt ein wenig besuchtes und schlecht unterhaltenes Etablissement.
Das Mineralwasser, das aus zwei Brunnen kommt, ist von einer nie-
drigem als der Lufttemperatur, riecht stark hepatisch, ist mit einem
grünlichen Bergöl bedeckt, und wird beständig von einer reichen Ent-
wicklung Kohlenwasserstoffgases begleitet. Es enthält Schwefelwas-
serstoffgas, kohlensaures Gas, schwefelsaure Kalkerde, salzsaure Kalk-
und Talkerde und kohlensaure Kalk- und Talkerde. Man benutzt es
äufserlich mit Erfolg bei herpetischen und chronischen rheumatischen
Beschwerden.
Valentin, Voyage med. 2. ed. Paris 1826. p. 324.
Paganiui a. a. 0. S. 39.
Die
887
Die s alini sehen Schwefelquellen zu Tabbianö, einem
unweit Borgo Sau Donino, von der von Parma nach Piacenza füh-
renden Strafte zwei Stunden ab in einer unwegsamen und öden Gegend
gelegenen Dorfe, besitzen ein mit wenigen Wannen versehenes ßade-
haus und nothdiirftige Anstalten zur Unterbringung von Kurgästen.
Der Quellen, die in ihren physischem Eigenschaften, chemischen Ver-
hältnissen und therapeutischen Wirkungen ganz mit der vorigen über-
einstimmen, sind drei vorhanden ; doch nur die stärkste davon, wel-
che ganz unten im Thale eine halbe Stunde vom Orte entfernt
und bei der auch das Badehaus erbaut ist, ist gefafst: sie sprudelt
armsdick aus den blauen Schichten der Subapeuninen- Formation her-
vor. Der Abflufs des Wassers aus den Bädern geht durch einen Gra-
ben, dessen man sich nach Gefallen auch zu Schlammbädern bedie-
nen kann, deren Heilkräfte sehr gerühmt werden. Die Entfernung
des Badehauses von dem Wohnorte der Kurgäste machen dessen Ge-
brauch bei dem Mangel guter Wege sehr beschwerlich.
Paganini a. a. 0. p. 24.
Bronn, Ergebnisse a. a. 0. S. 264.'
Noch ist der Saline zu Salso zu erwähnen, welche zwischen
Fiorenzuola und Parma , eine und dreiviertel Stunden seitwärts von
Borgo San Donino am Fufse der Vorhügel der Apenninen gelegen,
die einzige in Parma ist, aber fähig wäre, den ganzen nÖthigen Salz-
bedarf zu liefern, was indessen nicht geschieht. Mit der Soole wird
hier zugleich eine grofse Menge Erdöles gewonnen, womit die Stra-
ften der Stadt Parma das Jahr hindurch erleuchtet werden.
Die herrschende Gebirgsart ist ein grauer Kalkstein, dem ein
grauer krystalliuischer Gyps mit schwärzlichem Salzthone unterge-
ordnet ist, der an einigen Stelleu oberhalb Salso zu Tage geht. Die
Salzquellen entspringen, zwölf bis fünfzehn an Zahl, in ziemlicher
Mächtigkeit, und mit bedeutendem Sättigungsgrad, aus denen das Salz
in sehr unvollkommenen Gradier- und Sudanstalten gewonnen wird.
Das in den Salzbrunnen zufliefsende und mit der Soole zugleich her-
aufgeförderte Erdöl wird von derselben getrennt, indem man in den
Sammler der Soole einige Scbaafl'elle legt, durch welche, so wie durch
einige kleine Löcher im Sammler die Soole durchrinnen mufs, um wie-
der in einem gröfsern Behälter sich zu sammeln; das Erdöl bleibt dann
in der Wolle zurück und wird von Zeit zu Zeit ausgedrückt. Medi-
zinisch wird das Soolwasser nicht benutzt.
H. G. Bronn, Ergebnisse etc. a. a. 0. Th. II. S. 285—292.
B. Heilquellen im Hcrzogthiim Modena:
Die 'Eisenquelle äella Eiscia enthält nach Vandelli's
älterer Analyse freie Schwefelsäure, kohlensaure Kalkerde, schwcfel-
III. Tüeil. LH
888
saures Natron und Eisen, nach Valentin aber nur kohlensaure
Salze und Chlormagnesium.
Die Thermalquelle von Pieve Fosciano, 21 Lieues süd-
lich von Modena, hat die Temperatur von 24° R. und enthält nach
V and elli kohlensaures Gas, Schwefelwasserstoff'gas, Schwefelsäure,
schwefelsaure Kalkerde und Natron, salzsaure und kohlensaure Kalk-
erde und Eisen.
Die Thermalquelle Turrita dt Farfagnano ist an
Temperatur und Bestandteilen der vorigen ganz analog.
Das Bitterw asser von Sanla-Chiara enthält schwefel-
saure Kalkerde schwefelsaures Natron und kohlensaure Kalkerde.
Die Mineralquelle von M onte- Zibio enthält nach Me-
rosi's Analyse, aufser Spuren von Erdharz und Bergöl , Chlorcal-
cium, Chlornatrium, schwefelsaure Kalk- und Talkerde und Alaun.
Die Mineralquelle von Monte- Scaglia enthält nach
Merosi Schwefelwasserstoffgas, Chlorcalcium , Chlornatrium, Chlor-
maguesium und schwefelsaure Kalk- und Talkerde.
Die Schwefelquelle von Jano in der Nähe von Scandiano
ist kalt und enthält nach Merosi's Analyse in 100 Unzen, aufser
Schwefelwasserstoffgas und etwas kohlensaurem Gase :
Chlorcalcium 40 Gr.
Chlornatrium
Chlormagnesium
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalk erde
15 —
5 —
15 —
24 —
99 Gr.
Diese bisher genannten Quellen werden nur wenig gebraucht und
besitzen keine Anstalten zu ihrer Benutzuug; mehr Ruf dagegen hat:
Die Salzquelle von Querzola in den Apenninen mit
Schlammbädern.
Die Acqua salsa di Querzola genannte Quelle ist opalinisch.. zeigt
Spuren von Bergöl und enthält nach Merosi's Analyse in "'"''
Unzen :
Chloruatrium 10 Gr.
100
Chlorcalcium . . .
Schwefelsaure Kalkerde ■ .
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Alaunerde .
Schwefelwasserstoffgas «
Kohlensaures Gas
26 —
31 —
12 —
3 —
82 Gr.
0,5 Kuh. Z
2,0
889
Der Mineralschlamm , Sarsa di Querzola, dessen Uufsere Anwen-
dung Gailoni bei hartnäckigen Geschwüren rühmt, hat eine graue
Farbe, einen seifenartigen Geschmack, einen Erdharz und Bergol ana-
logen Geruch und besteht aus Thonerde, Kalk, Talk, Kieselerde, Ei-
sen und Mangan.
Fuganini a. a. 0. S. 39 ff.
Valentin, vöyage m6d. 2. dd. p. 342.
C. Heilquellen im Hersüogthum Lucca:
Die Thermalquellen von Lucca. Nach dieser
Ton Florenz siebzehn, von Pisa vier und von Livorno acht
Stunden entfernten Hauptstadt des gleichnamigen Herzog-
tums werden die berühmten Bäder genannt, welche sich
fünfzehn Miglien von der Stadt in einer der schönsten Ge-
genden Italiens nach den Apenninen zu befinden und schon
seit dein Ende des zwölften Jahrhunderts bekannt und seit
dem vierzehnten Jahrhundert oft beschrieben, zu den best-
eingerichteten und besuchtesten Thermal -Etablissements
Italiens gehören.
Der eigentliche Badeort, Ponte Seraglio genannt, liegt halbcirkel-
förmig an dem Fufse des niedrigen Bergrückens, welchem die Ther-
malquellen entspringen, und der rechts von dem Hauptthal, links von ei-
nem Nebenthal begrenzt wird, so dafs er nur hinten mit der übrigen
hohen Gebirgsmasse zusammenhängt, die bis in die höchsten Gipfel
von einem ununterbrochenen Kastanienwalde bedeckt ist. Zu ihm
führt aus der reizenden, bergumkränzten Ebene, in deren Mitte das
regsame Lucca sich ausbreitet, eine schöne Strafse, die Anfangs durch
eine üppige und fruchtbare Ebene, dann aber, sobald man die Gebirgs-
schlucht erreicht, aus welcher der oft sehr ungestüme Serchio hervor-
dringt, durch ein pittoreskes, von hohen steilen aber schön bewach-
senen Kalkfelsen eng begrenztes Thal führt. Von den erwähnten,
durch den Bergrücken getrennten Thälern, gehört eins dem Serchio
an, das andere fafst die Bagni della Villa in sich ; der westliche Ab-
hang des Hügels ist mit übereinander ragenden Gebäuden besetzt,
den Bagni caldi ; in einem östlich gelegenen Seitenthale befindet sich
das ansehnliche Badedorf Villa.
Der erwähnte Hügel besteht aus dem unter dem Na-
men Macigno bekannten Sandstein, der von gleichem Alter
LH 2
890
mit den tiefer herrschenden Kalkstein ist. Rings an den
Seiten des Hügels und an seinem Fufse treten die Mine-
ralquellen hervor, die hundert an der Zahl sich bald zu
kleinen Bächen vereinigen. Man unterscheidet folgende
Quellen :
1. Die Quelle von La Villa von 33° R. Temperatur;
2. Die Quelle von Bcrnabö oder Bar nahe, von
35° R. ;
3. Die Quelle des Bagno rosso, von 38° R. ;
4. Die Quelle Trastullina von 32° R. ;
5. Die Quelle Disperata von 36° R., — sie hat
ihren Namen davon, weil sie in den verzweifeltsten Fällen
oft noch mit Erfolg angewendet wird;
6. Die Quelle Corona le, von 35° R. , wird als be*
sonders heilsam gegen Kopfleiden angesehen ;
7. Die Quelle della Maria oder dell' Inamo-
rata, von 35° R. , wird vorzüglich bei Krankheiten des
Uterinsystems angewendet;
8i Die Quelle Doccione, von 43° R., die ergiebig-
ste und heifseste, versorgte sonst das berühmte Bad di
Corsena, welches jetzt ein leeres Reservoir ist, und speist
gegenwärtig die Bagni Caldi;
ö. Die Quelle del Fontino, von 37,5° R., ziemlich
ergiebig, speist vier kleine Bassins ;
10. Die Quelle von San -Giovanni, von 30,5° R.
Diese Thermalquellen speisen die verschiedenen Ba-
deanstalten, welche theils Privaten, theils dem Staate ge-
hören und von denen vier sich an dem erwähnten Hügel,
eins immer höher als das andere, erheben, deren Badege-
mächer hoch, reinlich und mit Wannen von Carrarischem
Marmor versehen, doch sonst ohne Luxus sind. Es sind
folgende :
a. Bagni Caldi. Es ist das eleganteste, mit Ge*
sellschaftssälen verseben und enthält zwei Armenbäder,
welche nahe am grofsen Bassin der Quelle und darum am
heifsesten sind; ferner ein Dampfbad, zwei Douchelabi-
891
nette für verschiedene Geschlechter und einzelne Badcka-
binette, in denen das Thermalwasser durch Zumischung
kalten süfsen Wassers temperirt wird.
b. Bagno Bernaho, etwas tiefer gelegen als das
vorige, mit zehn Badezimmern für Einzehihäder, worunter
aber zwei mit grofsen Wannen für mehrere Personen, und
drei Douchekabinetten.
c. Bagni di S. Giovanni mit sieben Badern, die
verschiedene Restimmung haben: für Cavaliere, Damen,
Männer, Frauen, Juden, Jüdinnen 3 Domestiken, und mit
Ankleidezimmern verschen sind.
d. Bagno delle Docce basse.
e. Bagni alla Villa, die ältesten auf der andern
Seite des Berges und auch tiefer gelegen, mit neun Zim-
mern im Erdgeschofs, wovon in zwei Rötenden zwei Ge-
meinbäder und sieben Einzelnbäder sind, und Douchekabi-
netten. In einem Nebenhause ist noch ein Bad für zehn
Arme. — Endlich ist noch zu erwähnen :
f. Del uuoveSpedale di Bagni. Dies für Arme
errichtete Spital ist erst in der neuern Zeit theils aus der
Staatskasse, theils aus Beiträgen reicher Fremden, beson-
ders des Grafen Demi do ff erbaut. Das zweistöckige
Gebäude ist sehr elegant im Innern und Aeufsern, mit 25
Betten für jedes Geschlecht versehen. Die Bäder sind im
untern Stockwerk und enthalten auch ein Zimmer mit
Douchen der verschiedensten Art; neben den Badezim-
mern stehen kleine Feuerheerde zur Erwärmung der Ba-
dewäsche.
Die Bedienung in diesen Bade -Etablissements geschieht durch
männliche und weibliche Badewärter, die einem Aufscher, und alle
dem Badearzte untergeben sind. Letzterer ist Dr. G. Franceschi,
der nebst einem Chirurgen von der Regierung besoldet und von Mai
bis September hier zu wohnen verbunden ist. Die Kurgäste, die
wäbrend der Saison vom Juni bis September hier oft so zahlreich
sind, dafs es schwer hält, ein Unterkommen zu finden, wohnen theils
in Ponte Seraglio, theils in dem eine Viertelstunde davon entfernten
Villa, an welchen beiden Orten aul'ser Gasthöfen auch besondere Land-
häuser zu ihrer Aufnahme eingerichtet sind. Aber obgleich auch ein
892
>
Casino, Theater und andere gesellige Vereine hier bestehen, und
trotz der herrlichen Umgebung der Bäder, wird ein Aufenthalt an
denselben auf die Länge langweilig, wozu aufser der Entlegen-
heit der einzelnen Bäder von einander, deren jedes für andere Krank-
heiten, oder für andere Stadien derselben Krankheit verordnet wird,
auch die Zerstreuung der Landhäuser, welche im Laufe des Sommers
von gesunden, ganzen Familien bewohnt werden, und die italienische
Sitte beitragen, der zufolge jeder Einzelne oder jede Gesellschaft für
sich auf dein Zimmer, oder wenn auch im Gastzimmer, doch zu ei-
ner besndern Zeit und an einem eigenen Tische speist, so dafs diese
Bäder fast ganz eines täglichen, fröhlichen Versammlungsortes enU
hehren.
Analysirt wurden die Quellen früher von Fallope
und Donati, später von Moscheni; sie unterscheiden
sich nur durch das quantitative Verhältnifs ihrer qualitativ
gleichen Bestandtheile, woraus man cchliefsen kann, dafs
sie alle aus einem und demselben Reservoir herkommen,
da die Verschiedenheit ihrer Temperatur sich hinlänglich
aus ihrer gröfsern oder geringern Entfernung vom Ursprung,
erklärt. Ihre Ergiebigkeit und Temperatur ist zu allen
Jahreszeiten dieselbe.
Das Thermalwasser ist farblos, hell und geruchlos und
hat einen schwach alkalischen und einen, besonders in der
heifsesten Quelle, metallischen Nachgeschmack, Sein
speeif. Gewicht beträgt -42183: 42028. — Die Quelle La
Villa, so wie die von ßernabo und die rothe Quelle bilden
einen hellröthlichen ocherartigen Niederschlag, letztere
auch eine grofse Menge salinisch-erdiger Inkrustationen.
Nach Moscheni enthält in einem Litre Thermal-
wasser :
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Thonerde und Kali
Chloruatrium .
Chlormagnesium ....
Kohlensaure Kalkerde . .
Kohlensaure Talkerde
Kieselerde und Extractivstoff .
1. La Villa:
2. Trastullina
1,00 Gram.
0,85 Gram
0,20 —
0,38 —
0,02 —
0,09 —
0,17 —
0,23 —
0,01 —
0,03 —
0,05 —
0,05 —
0,04 —
0,02 —
0,14 —
0,05 —
S93
Alaunerde
Eisen .
Kohlensaures Gas
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Thonerde und Kali
Chloruatrium
Chlormagnesium .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kieselerde und Extractivstoff
Alauuerde .
Eisen ....
Kohlensaures Gas
5. Rothe Quelle:
Schwefelsaure Kalkerde . 1,46
Schwefelsaure Talkerde . 0,50
Schwefelsaur.Thonerde u. Kali 0,03
Chlornatrium , . . 0,47
Chlormagnesium . . 0,02
Kohlensaure Kalkerde . 0,02
Kohlensaure Talkerde . 0,02
Kieselerde und Extractivstoff 0,05
Alaunerde .... 0,04
Eisen .... 0,08
Kohlensaures Gas
2,69
0,146
8. Coronale :
Schwefelsaure Kalkerde . 1,-R
Schwefelsaure TalUerde . 0,30
Schwefelsaure Thonerde u.Kali 0,06
Chlornatrium
Chlormagnesium . .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kieselerde und Extractivstoff
Alaunerde ....
Eisen .....
Kohlensaures Gas
0,31
0,04
0,04
0,04
0,05
0,04
"27l6
0,151
0,05 Gram.
0,02 Gram.
0,14 —
0,07 —
1,82 Gram.
1,79 Gram.
0,162 L it.
0,146 Lit.
3. Maria:
4. Fontino :
0,74 Gram.
0.16 Gram.
0,35 —
0,33 — •
0,08 —
0,03 —
0,25 —
0,21 —
0,08 —
0,06 —
0,13 —
0,04 —
0,08 —
0,03 —
0,10 —
0,04 -
0,10 —
0,03 —
0,10 —
0,09 —
2,01 Gram.
2,02 Gram.
0,146 Lit.
0,137 Lit.
: 6. Doccione
: 7. Disperata :
1,46
1,16 Gram.
0,38 .
0,37 —
0,03
0,06 —
0,36
0,20 —
0,13
0,07 —
0,07
0,03 —
0,05
0,03 —
0,02
0,08 —
0,04
0,03 —
0,09
0,10 —
2,63"
2,13 Gram.
0,151
, 0,130 Lit.
9. S.Giovanni:
10. Bernabo :
0,84
1,06 Gram.
0,37
0,27 —
. 0,05
0,07 —
0,23
0,47 —
0,03
0,06 —
0,02
0,04 -
0,01
0,03 —
0,03
0,08 —
0,02
0,03 —
0,08
0,06 —
1,68 .
2,17 Gram.
. 0,185 .
0,185 Lit.
894
Das Thermalwasser , welches nach Maafsgabe seiner
verschiedenen Temperatur mehr oder weniger stark wir-
kende, erregende, die Thätigkeit der Capillargefäfse , der
Haut, des Drüsen- und Lymphsystems vermehrende, Ab-
und Aussonderungen befördernde , schweifs - und urintrei-
bende, abführende Eigenschaften besitzt, wird innerlich,
als Getränk, und äufserlick als Wasser-, Dampf- und Dou-
chebad angewendet. Innerlich gebraucht man es, zu drei
bis vier Gläsern täglich, an der Quelle selbst und bedient
sich zur Verstärkung der abführenden Wirkung auch ei-
nes aus dem Thermalwasser gewonnenen Salzes. Indessen
wird es verhältnifsmäfsig nur wenig getrunken, da keine
besondere Einrichtung dazu existirt, und es ist daher die
häufigste Benutzung desselben die äusserliche, wobei man,
gleichsam als Vorbereitung zur Kur, mit der Trastulfina
den Anfang zu machen und dann erst zu den energischer
wirkenden Quellen überzugehen pflegt.
Die Dauer des Bades pflegt man auf eine halbe bis ganze Stunde
zu beschränken, bei hartnäckigen Fällen diese Zeit auch zu verlän-
gern. Für die Zahl der Bäder gilt als Mittelzahl 30. So wie bei
Anwendung der Bäder, ist auch bei den Beuchen nothwendig, gelinde
Abführungsmittel vorauszuschicken, vorzüglich wenn sie bei Obstruc-
tionen und dergleichen gebraucht werden sollen, und man mul's selbst
solche Abführungen auch während des Gebrauchs der Douchen von
Zeit zu Zeit wiederholen.
Man bedient sich der Bäder mit grofsera Erfolge in
allen asthenischen Krankheiten, namentlich gegen Läh-
mungen, chronische Rheumatismen, Gicht, Hautaffectionen,
hartnäckige Geschwüre, Leukorrhoe, Chlorose, Scropheln,
Schwäche der Digestionsorgane, iutermittirende und andere
Fieber, durch Aufenthalt in Sumpfluft veranlagst, Obstruc-
tionen, Blasenhämorrhoiden und andere abnorme Hämor-
rkoidalbeschwerden, so wie Krankheiten des Soxualsystems
bei beiden Geschlechtern, selbst gegen Unfruchtbarkeit,
der keine organischen Fehler zu Grunde liegen. — Zur Hei-
lung hartnäckiger Hautausschläge benutzt Franceschi
ein gelindes Aetzmittel, wodurch er die kranke Oberfläche
895
vorher zerstört, um alsdann mit desto gröfserem Erfolge
das warme Bad gebrauchen zu können.
Gen tili da Foligno, de balueis nos circumstantibus. 1340.
Ugolino da Montecatino, de balneis. 1420.
Matth. Bendinelli, traetatus de balueis Luccensibus Villae
et Corseuuae. 14S3; — 1553.
Lahr. Bertolini epistola cum traetatu de balnep Corsenae. 1504.
Franciotti, traetatus de balueo Villeusi. 1552.
And. Baccii de thermis Libri septein. Patavii 1711. p. 174. 361 ff.
J. B. Donati, de aquis Luccensibus. Luccae 1580; — 1590.
Lud. Martiui, brevi discorsi della natura ed effetti dei bagni
di Corseua. 1614.
Fabr. Ardizzone, discorso diinostrativo sopra Tessenza, cosa
ed effetti delle acque iainerali singolarmeute del montc di Corseua.
1680.
Gins. Duccini, de' bagui di Lucca trattato ehem. med. anatom.
Lucca 1711; — 1738.
Zambeccari, breve trattato de1 bagni di Pisa e di Lucca. Pa-
dova 1712.
Mat. Regali, lezione intorno all1 uso dell' acque della Villa. 1713.
Seb. Paoli, rara paralysis usu thermaruin Lucceusium plane
sauata. 1772.
Gius.Benvenuti, de Lucceusium thermanim sale. Luccae 175S.
D. L. Moscbeni, trattato de1 bagni di Lucca. Lucca 1792.
E. Auber, coup-d'oeil rapide sur les eaux min. et therm, de
Lucques, ou Precis historique, chron. et bibliogr. de ces eaux. Luc-
ques 1801.
G. Franceschi, igea de1 bagni, e piu particolarmento di quelli
di Lucca. Lucca 1820; — 1832.
Vermischte Abhandlungen u. s. w. von einer Gesellschaft prakt.
Aerzte zu 5Jetersburg. 1821. S. 152 ff.
L. Valentiu, voyage med. ea Italie, p. 102.
Pagauini a. a. O. S. 32.
Bruuner in: Verhandlungen der vereinigten ärztlichen Gesell-
schaften der Schweiz. Jahrg. 1829. Zürich 1829. S. 111 ff.
Bulletin des sciences med. 1830. Juillet p. 148.
H. G. Bronn, Ergebnisse meiner uaturhist. Reisen. Th. II. Hei-
delberg und Leipzig 1831. S. 267 ff.
W. Korn, Reise etc. a. a. O. Th. II. S 164 ff.
Patissier et Boutron-Charlard a. a. O. S. 396.
IV. Die Heilquellen des Grofsherzogthums Toskana,
'as Grofsherzogthum Toskana wird nicht nur in seinen
nördlichen, vereinzelt liegenden und von Parma, Sardinien,
Lucca und Modena umschlossenen kleinen Districten, son-
dern auch im nördlichen und nordöstlichen Theile seines
Hauptgebietes von der grofsen Kette der Apenninen theils
begrenzt, theils durchschnitten, aufserdem aber noch von
anderen Höhen, dem toskanischen Mittelgebirge, das nur
zum Theil mit den Apenninen zusammenhängt, so vielfach,
obwohl zumeist in paralleler Richtung mit den Apenninen
durchzogen, dafs dadurch zwischen Arno und Tiber eine
Plateau-Landschaft von 1000 Fufs mittlerer Höhe entsteht,
die am besten nach den von den verschiedenen Gebirgs^
zügen eingeschlossenen Thälern betrachtet wird.
Die Hauptkette der Apenninen tritt mit dem Monte
Cimone (6546 F. über d. M.) an der Südgrenze von Modena
in das toskanische Hauptgebiet, zieht sich zuerst östlich
bis zum Sasso, und dann in der Richtung von Nordwest
nach Südost bis zu dein Sasso di Simone an der Grenze
des Kirchenstaates, mit welchem die römischen Apenninen
beginnen. Von den toskanischen Apenninen streichen eine
Menge von Abzweigungen theils in der Richtung nach
Nordost, wo sie in der toskanischen Bomagna die rauhen
897
und wilden tr ans apenni ni 9 dien Thal er bilden, in
denen bei Pietramala namentlich die unter den Namen
Fuoco del legno und Teglio bekannten Stellen mit ihren
Erdfeuern merkwürdig sind, theils nach Süden und Süd-
westen. Etwa in der Mitte des toskanischcn Hauptrückens
der Apenninen liegt der AI. Falterona, auf dessen südwest-
lichem Abhänge Toskana's Ilauptflufs, der Arno in drei
Quellen entspringt, dessen Thal, nach den verschiedenen
Richtungen des Flufslaufes in folgende drei Theile zerfallt :
1. Val-d'-Arno Casentinese streicht von den
Quellen des Arno in der Richtung von Nordwest nach Südost
bis in die Gegend von Arezzo, und wird nördlich und nord-
östlich von der Hauptkette der Apenninen, östlich von der
Alpedi Catenaja, einem nach Südwesten gehenden Apennincn-
Zweige, nordwestlich endlich und westlich von einer an-
dern Abzweigung der Apenninen begrenzt, die von dein
M. Falterona kommend nach Westen und Süden läuft, und
in ihren Fortsetzungen unter den Namen der Gebirge von
Consuma, Prato magno und Anciolino unterschieden wird.
Dies ganze von diesem Theile des Arno bewässerte Gebiet
keifst il Casentino 5 der Arno tritt aus demselben bei dem
Einflufs der Chiassa, wendet sich erst eine Strecke süd-
westlich, und fliefst dann in einer der ersten ganz entge-
gengesetzten Richtung von Südost nach Nordwest. Dieser
bei Prato antico beginnende Theil des Arno heifst Arno
di sopra und bildet
2. Das obere Arno-Thal, das östlich durch den
erwähnten vom M. Falterona kommenden Apenninenzweig
von dem Tliale des Arno Casentinese geschieden, bis Incisa,
einige Miglien südöstlich von Florenz, reicht, von wo an
der Arno nach einem kurzen Laufe in nördlicher Richtung
ganz westlich fliefst und
3. das untere Arnothal bildend, sich vier Miglien
westlich von Pisa in das tyrrhenische Meer ergiefst.
Während das untere Arnothal meist eine breite, la-
chende, fruchtbare Ebene bildet, in der nur hier und da
898
Höhenzüge (wie z. B. der Monte Pisano, dessen nördlicher
Theil zu Lucca gehört) dicht an den Flufs treten, hat sich
der Arno di sopra ein enges, wildes Thal (das bei Laterina
deshalb Valle dell' Inferno heifst) durch Kalkstein und
Macigno gerissen, und bis zu seinem gewaltsamen Burck-
bru'che bei Incjsa see- oder sumpfartig die Gegend von
Arezzo bedeckt, die jetzt eine fruchtbare, reich bebaute
Ebene zeigt, deren Boden, oben aus Dammerde bestehend,
unter der Flufskies, Thon und endlich Torf liegt, deutlich
die ehemalige Beschaffenheit zu erkennen giebt.
An Nebenflüssen nimmt der Arno rechts die Sieve auf,
die, von dem Hauptzuge der Apenninen kommend, den
Theil von Toscana bewässert, der il Mugello heilst. Das
Sieve-Thal wird nördlich von dem bei Futa abgehen-
den Zweige der Apenninen begrenzt, die sich nordöstlich
als Alpe di Formicone [und di Razsolo fortsetzt, östlich
von der Alpe di Muochieto, südlich von dem M. Falterona,
und dem schon erwähnten, von ihm ausgehenden Apenni-
nenzweige, der es von dem Thale des Arno Casentincse
scheidet 5 westlich wird es von dem Monte Piano, ebenfalls
einem Apenninen-Zweige, begrenzt, der sich südlich in den
Bergen von Carvana fortsetzt, mit dem Monte Morello und
den Gebirgen von Fiesole zusammenhängt, die bei dem
Einflufs der Sieve in den Arno ziemlich nahe an den Flufs
treten und das Sieve-Thal südlich sehr verengern.
Ferner den Bitenzio und . Ombrone, die von den
Apenninen kommen und kurze südlich streichende Thäler
bilden. Dann, mehr nach Westen, die Nievole, deren
reizendes und romantisches Thal, zum Theil von wilden
Kalksteinfelsen, meist aber von herrlichen, mit reichen
Wein- und Oelbaum-Pflanzungen bedeckten Hügeln einge-
schlossen, als das schönste von ganz Toskana bekannt
ist ; früher mufs es sumpfig gewesen sein, da sich Torf in
demselben findet.
Auf der linken Seite steht der Arno durch den Chi-
ana-Kanal mit der Tiber in Verbindung, die, auf dem
899
M. Fmnarolo, dem südlichen Theilc des M. Coronaro ent-
springend, zwei Miglieu südlich von Borgo S. Sepolcro in
den Kirchenstaat tritt. Das Tiberthal, meist von hohen
mit ßuchenwaldungen und Alpenweiden bedeckten Bergen
eingeschlossen, wird durch die Alpe di Catenaja von dem
Thale des Arno Casentinese und dem der Chiana geschie-
den. Alle diese mehr oder weniger direct mit der Haupt-
kette der Apenninen zusammenhängenden ßergziige, zeigen
im Allgemeinen dieselbe Structur, wie diese, in denen der
Kalkstein, bald schiefrig, bald compact vorherrscht, der,
wie sonst überall in ganz Toskana, wo er sich findet,
von blauem Macigno bedeckt ist. Im Tiberthale findet
sich aufserdem nordwestlich noch grüner Serpentin (Gabbro),
der hier und da an der Oberfläche gelblieh und verwit-
tert erscheint. Bedeutendere Abweichungen zeigen sich in
den folgenden Thälern. Das Chiana-Thal besteht in
seinem nördlichen Theile aus einer sich von Westen nach
Osten bis Arezzo senkenden Ebene, die überall Flufs-
alluvium zeigt. Westlich beginnt bei M. S. Savino der
gewöhnliche Macigno, der sich nach Westen an den gro-
fsen Höhenzug an schliefst, welcher von Incisa an in paral-
leler Richtung mit der Hauptkette der Apenninen (von
Nordwest nach Südost) bis nach dem Kirchenstaat hinunter
läuft, und auf dieser langen Strecke westlich das obere
Arnothal von den Thälern der Pesa und der Arbia, ferner
das Chiana-Thal westlich von den Thälern des Ombrone,
der Orcia und der Paglia scheidet, und bei der Schilde-
rung dieser einzelnen Thäler näher zu beschreiben bleibt.
Der Theil, der zwischen dem Chiana- und Orcia-Thal liegt,
zieht sich von Montepulciano, der Scheide zwischen beiden
Thälern, von der ein Zweig Avestlich über Pienza bis S.
Quirico geht, südlich bis nach S. Casciano dei Bagni. Mit
dem Poggio alle Forche beginnt der gelbe Macigno, der
von den Steinmetzen in Toskana Pietra morta genannt
wird. Bei Castelluccio ist wieder der Kalkstein vorherr-
schend, und der Kamm des Gebirges hat hier einen Ein-
schnitt, Foci genannt, in dessen Nähe der Astrone ent-
springt, auf dessen linker Seite grofse und weit aus-
gedehnte Massen von verschiedenfarbigem Gyps liegen.
Kordwestlich liegt der Monte della Maddalena, der ganz
aus Kalkstein, auf seinem Gipfel aus rothem , weifsem und
schwarzem Marmor besteht. Oestlich von ihm beginnen
die Hügel von Chianciano, die, Travertin und Gyps an
einigen Stellen ausgenommen, aus Meeralluvium entstanden
sind, und eine Menge von fossilen Wallfisch-Knocheu ent-
halten. Der Monte della Maddalena fällt gegen Monte-
puleiano ab, und zieht sich hinter den Hügeln von Totona fort
bis nach Poggiano, wo sich der braune Hornstein in Schich-
ten findet, der sich in dieser ganzen Bergkette von S. Cas-
ciano an durch die Höhen von Cetona, Sarteano und noch
weiter nördlich bis Rapolano und Monsummano verfolgen
läfst. Die Berge von Poggiano fallen nach Monte Folio-
nico ab; die Höhe, auf der M. F. liegt, besteht aus com-
pactem Kalk und Kalkschiefer, der sieh bis nach Abba-
dia a Sicille erstreckt; dieselbe Structur zeigt sich auch
südlich, nur am Fufse findet sich Tufo marino abwechselnd
mit buntem Thon, wie östlich von Montepulciano bis Tor-
rita und westlich bis Päenza, der zu dem grofsen Gürtel
von Thonhügeln gehört, der sich durch ganz Mittel- Tos-
kana zieht. — Das Thal der Orcia, eines Nebenflusses
des Ombrone, wird nördlich durch die Berge von S. Qui-
rico und Pienza vom Ombrone-Thal geschieden. Westlich
von S. Quirico findet sich Muschelkalk, dessen Farbe man-
cherlei Nüanciruogen von gelb bis roth zeigt, und der bei
den Marmisten unter dem Namen Lumachella bekannt ist;
aufserdem trifft man in der Nähe des Weges von S. Qui-
rico bis Pienza grofse Lager von festem Tufo marino;
südlich von dem Dorfe la Ripa den gewöhnlichen blauen
Macigno über grauem compactem Kalkstein liegend, und
bei den Bädern von Vignone beginnt der Travertin, der
sich nordöstlich sehr weit erstreckt und an manchen Stel-
len kleine Alabasterstreifen enthält, und der mürbe, poröse
901
Travertin, Spugnone in Toskana genannt. Weiter nach
Nordosten liegen an der rechten Seite der Strafse von
Siena nach Rom Hügel von Mauern Thonmergel, der hier
Cretone, an andern Orten Toskana's Mattajone heilst, in
dem sich Selenit und viel Schwefel eisen in sehr verschie-
dener Gestalt findet: bald wie kleine, schwarzgerostete
Münzen aussehend, und dann von den Landleuten Teufcls-
münzen genannt, bald in rundlicher Form von der Gröfse
eines Schrotkorns bis zu der einer Flintenkugel, auch zu-
weilen in kleinen Stäbchen.
An andern Stellen enthält er eine zahllose Menge von
Fischzähnen und Testaceen, die mit Bruchstücken von
schwarzem Mangan gemengt sind, zuweilen auch Achat,
Chalcedon und Jaspis von mancherlei Gestalt und Farbe.
Endlich trifft man auf dem rechten Ufer auch einzelne
Kalksteinfelsen von schillernder Farbe, mit amorphem und
krystallisirtem Quarz,' unter letzterem viel Amethyste ; oder
Felsen von leberrothem Serpentin mit schönen, perlfarbi-
gen Marmorstreifen, oder Streifen von Speckstein, wie
auf dem entgegengesetzten Ufer in den Bergen von Cas-
tiglion d'Orcia. Nach Süden wird das Orcia-Thal durch
den Montamiata von den Thälern der Fiora und der Paglia
geschieden. Der Montamiata oder Montagno di S. Fiora,
nach In ghirami's Messung 5298 F. über d. M., ist ein er-
loschener Vulcan, der in den Kalkgebirgen, von denen er
rings umgeben ist, einen eigenen Bezirk bildet, welcher
die Ortschaften Vivo, Abbadia di S. Salvadore, Pian Cas-
tagnajo, S. Fiora und Castel del Piano umfafst, bei denen
der Trachyt (Peperino), aus dem der Montamiata besteht,
seine Grenze hat. Merkwürdiger Weise findet sich unter
den sieben Mineralquellen dieses Bezirks nur eine, und
auch blofs laue Therme. — Das Thal der Paglia, ei-
nes Nebenflusses der Tiber, der nur für wenige Miglien dem
toskanischen Gebiete angehört, wird östlich durch die aus
hellgrünem Muschelkalk, mit braunem liornstein bestehen-
den Berge von S. Casciano begrenzt, südlich finden sich
902
Hügel Tön schönem, buntem Thon, mit regelmäfsigen Schich-
ten von Schaalthieren; westlich wird es durch die Höhen
von Sorano vom Fiora-Thale geschieden, das nach Os-
ten und Süden bis in den Kirchenstaat hinein eine von tie-
fen Schluchten durchschnittene Hochebene bildet, die über-
all von losgerissenem vulkanischem Gestein, das die vom
Montamiata kommende Fiora mit sich genommen hat, be-
deckt ist, während das rechte Ufer der Fiora von Kalk-
steinfelsen eingeschlossen wird. Die Thäler der Al-
be gna und Osa zeigen links grauen Kalkschiefer, der
mit rothem Thonschiefer und Braunstein abwechselt, rechts
liegt, namentlich bei Talamonaccio gelber, mürber Macigno
auf Kalkstein mit Kalkspath. Das Thal der Arbia und
des oberen Ombrone wird westlich und östlich von Kalk-
stein-Bergen gebildet. Die Arbia, ein Nebenflufs des Om-
brone, entspringt auf dem fast vereinzelt liegenden Berge
von Castellina, der durch den kurzen Höhenzug von Radda
nach Osten mit der schon erwähnten Bergkette in Ver-
bindung steht, die sich an der westlichen Seite des obern
Arno südlich über Rapolano, Asinalungo, Trequanda, Mon-
tepulciano bis nach S. Casciano erstreckt, und auch hier
dieselbe Structur — Kalkstein, Hornstein und Thonschiefer
— zeigt, nur dafs der Kalkstein an einigen Stellen nicht
in forllaufenden Schichten, sondern in einzelnen, massen-
haften Stücken mit abgestumpften Ecken dem Hornstein
aufliegt. Am südwestlichen Abhänge des Montalceto, des-
sen Gipfel aus Kiesel- und Kalkbreccie besteht, befindet
sich ein Steinbruch, der schönen rothen Marmor von gro-
fser Mächtigkeit blofslegt. Die Base bilden Thonhügel
aus Meeralluvium, unter dem alter Travertin liegt, der sich
von den Bädern von Montalceto bis jenseits Asciano und
nach Serre a Rapolano erstreckt. Einige dieser Hügel, in
denen sich auch kleine Krystalle von schwefelsaurem Ei-
sen und Selenit finden, haben eine konische Gestalt, sind
ganz kahl und überziehen sich nach Regenwetter, nament-
lich bei Nord- oder Nordostwind mit Incrustationen eines
Sal-
903
Salzes, von Baldassa'rri Sal cli Crcta genannt, das aus
schwefelsaurem und kohlensaurem Natron besteht. Man
nennt dergleichen Terrain in Toskana Biancane. Bei Serre
a Rapolano enthalten die Kalkberge Spiefsglanzkupfer und
Schichten von grünem und blauem kohlensaurem Kupfer,
dessen sich die Töpfer zur Glasirung des Geschirrs bedie-
nen; bei Vagliagli findet sich erdiger Schwefel in unendli-
chen Massen, unter dem Schwefeleisen in grofsen Schich-
ten liegt. Das Thal der Merse, die unterhalb Prata
entspringt und sich auf der rechten Seite in den Ombrone
ergiefst, zeigt auf beiden Ufern des Flusses blei - oder sil-
berfarbenen Thonschiefer, auf dem Kieselbreccie liegt, und
in dem sich vielfach Eisengänge (meist schwefelsaures
Eisen) finden, die früher bergmännisch ausgebeutet worden
sind. Bei Chinodino treffen wir wieder den compacten
grauen Kalkstein, östlich nach Siena zu Hügel aus Meer-
alluvium (Thon, Kies und Tuff), endlich die Montagnola di
Siena, die durch ihre Marmorbrüche bekannt ist. Der
Marmor erstreckt sich auch weiter nach Norden ; nach Sü-
den finden sich Gerolle von Kiesel, Jaspis, Kalkbreccie
aufSchiefer liegend. Das untere Ombrone-Thai wird
zum Theil von Kalkfelsen eingeschlossen, die namentlich
im Bezirk von Pari in der sogenannten Vallaspra sehr rauhe,
schroffe Abhänge bilden. Im Thale der Pecora findet
sich bei Gavorrano traehytisches Gestein von verschiede-
ner Farbe, auf compactem Tuff mit Feldspath, Glimmer,
Quarz - und Turmalin-Krystallen aufliegend, bei Massa al-
ter Travertin. Das Thal der Cornia zeichnet sich na-
mentlich auf beiden Seiten des Ursprungs dieses Flusses
durch eine grofse Menge Lagunen aus, die sich bis zu de-
nen des Cecina -Thals hinziehen, sonst besteht das Ge-
stein, wie in dem letzteren Thale aus Kalkstein mit darü-
berliegendem Macigno. Aufserdem aber liegt auf dem
rechten Ufer der Cecina der Höhenzug, der die nördlichen
und südlichen Gebirge Toskana's durchschneidet und von
dessen nördlichem Abhang einige links einfliefsende Neben-
III. Theil. Mmm
904
flüsse des Arno, die Era, die Erola und Elsa entspringen.
Hier findet sich zwischen Casole und S. Gimiguano bis
östlich nach Poggibonsi ein eigentümlicher Travertin, der
durch sein poröses bimssteinähnliches Ansehen zu dem
Glauben veranlafst hat, als sei hier ein erloschener Vul-
kan. Dies Terrain nun ist die Scheide zwischen dem
nördlichen und südlichen Gebirgssystem Toskana's. Nach
Osten und Süden schliefst sich der Travertin an Meerallu-
vium und die Hügel von sienesischem Thon, die Crete Senesi
genannt, die sich nach Westen zu in den Crete Volterrane
fortsetzen, diese an die Crete Pisane, oder Colline, wie sie
hier heifsen, und endigen sich am Ausflufs der Finc in das
Meer bei Vada, einer Doinaine des Erzbischofs von Pisa.
Die Richtung dieses Thongürtels ist vom Meere aus zuerst
ganz östlich bis einige Miglien über Volterra hinaus, dann
wendet er sich südöstlich und durchzieht nun in mannig-
fachen Krümmungen und mit vielen seitlichen Ausläufern
ganz Mittel -Toskana und erstreckt sich so, nur zuweilen
von Travertin unterbrochen, bis einige Miglien über Radi-
cofani hinaus an die Grenze des Kirchenstaates. Die tos-
kanische Küste endlich besteht in ihrer ganzen Ausdeh-
nung aus einem mehr oder minder breiten Streifen von
flachem, sumpfigem Moorlande, oder unfruchtbarem kah-
lem Thonboden, und heifst die Maremma.
So vereinigt Toskana auf einem verhältnifsmäfsig klei-
nen Areal die gröfste Mannigfaltigkeit in Hinsicht auf Be-
schaffenheit, Anbau und Bevölkerung des Bodens, -wie in
Hinsicht auf das Klima: es hat rauhe, aber gesunde Ge-
birgs-Gegenden, Thaler mit einem milden Schweizer-Klima,
andere mit einer afrikanischen Hitze und Maremmen, deren
elende Bewohner von der übrigen Bevölkerung Toskana's
nur die „unglücklichen Leute in den Maremmen" genannt
werden. Eben so reich und mannigfaltig ist Toskana auch
in seinen Produkten, unter denen sich besonders seine Mi-
neralquellen auszeichnen. Diese besitzt es in so grofser
Anzahl, dafs es auf noch nicht gana 400 Quadrat -Meilen
905
über 230 Heilquellen hat, während sich in dem gesummten
österreichischen Kaiserstaate von mehr als 12000 Quadrat-
Meilen nur 600 derglichen finden und allein die beiden
Provinzen Ober- und Unter-Siena mehr Mineralquellen zäh-
len, als das Königreich Sardinien mit Einschlufs der Insel
Sardinien. Aufserdem haben aber die Heilquellen Toska-
na's einen so ausgezeichneten Bearbeiter gefunden, wie
ihn kein Staat für die seinigen aufzuweisen hat, den Pro-
fessor Giuseppe Giulj in Siena, in dessen vortreffli-
chem Werke über die Mineralwässer von Toskana, das
mit einer wahrhaft deutschen Treue und Gründlichkeit ge-
schrieben ist, wir ein so vollständiges Verzeichnifs und
eine so genaue Beschreibung und Analyse jeder einzelnen
Quelle besitzen, dafs diese Arbeit ganz einzig in ihrer Art
ist. Die Vorzüge der Giulj 'sehen Schrift, welche die
Frucht von mehr als zehnjährigen Studien, Arbeiten, be-
schwerlichen Reisen und Mühen aller Art ist, stellen sich
um so lebendiger heraus , wenn man sie mit irgend einer
ähnlichen, so mit der von Bertini über die Heilquellen
des Königreichs Sardinien vergleicht, ein Buch, dessen
ganzes Verdienst fast darin besteht, dafs es das einzige
ist, welches die bekannten Heilquellen Sardiniens einiger-
mafsen zusammenstellt; von eigenen Untersuchungen ist
darin wenig zu finden, während Giulj dagegen jede ein-
zelne Quelle seines Vaterlandes, znweilen nicht ohne gro-
fse Beschwerlichkeiten, viele mehrmals in verschiedenen
Zeiten, z. B. die von Petrioli sechsmal, selbst besucht und
sie analysirt hat. Auf diese Weise hat er mehr als 50
neue Mineralquellen entdeckt: dennoch gesteht er selber,
dafs es unmöglich sei, zu behaupten, er habe alle aufge.
funden, die sich in Toskana finden. Denn wie durch Erd-
erschütterungen, Veränderungen des Laufs der Gewässer
(wie z. B. Bagno del Re im Bette der Cornia bei Madonne
delle Frassine u. a.) alte bekannte Quellen verschüttet und
überfluthet werden, so kommen durch ähnliche Erscheinun-
gen auch neue zu Tage. Aui'ser diesen Quellen finden sich
Miiidi 2
906
nun in Toskana eine sehr grofse Anzahl von Stillicidien
(wie z. B. im Chiana-Thal Bdie eisenhaltigen in der Nähe
der Acqa Santa u. a.), iiitermittirende Quellen und Spal-
ten, denen kohlensaures oder Sclnvefelwasserstoffgas ent-
strömt (Pulizze oder Mofete), und in denen sich in der
Regenzeit ein mineralisches Wasser sammelt, wie im Chi-
ana-Thal bei Miciano, bei Volterra, zwischen der Elva
und Pesa und an vielen andern Stellen.
Eine besondere Erwähnung verdienen noch die schon
früher (S. 742 und oben S. 897) erwähnten E r d f e u e r ( F u o-
chetto) von Pietra mala, an der von Bologna nach
Florenz führenden Bergstrafse , am Monte-Fo. Letzterer,
der seinen Namen einem bleichen Lichte, welches ihn bis-
weilen zur Nachtzeit und zwar besonders während bevor-
stehender Gewitter von mehreren Stellen aus weit überzie-
hen soll, verdankt, ist einer der umfangreichsten und höch-
sten Berge der Apenninenkette, und besteht, wie gröfsten-
theils auch diese, aus sehr dichtem, grauem, hier und da merg-
lichtem Kalkstein. An seinen Abhängen befinden sich vier
beständige und mehrere nur zu manchen Zeiten, hier oder
dort emporlodernde Erdfeuer: die ersteren widerstehen
zwar dem Schnee und Regen, erlöschen aber leicht durch
heftige Windstöfse und entzünden sich bei der Annäherung
eines brennenden Körpers sogleich von neuem. Unter ihm
nimmt der Vulca no maggiore, auchFuoco di legno
genannt, den ersten Platz ein. Die Flammen treten aus
einer unregelmäfsig ovalen Fläche, deren grÖfster Durch-
messer 20 F. beträgt, hervor und brennen in einem hellen
nach unten himmelblauen, nach oben gelben und an den
äufsersten Spitzen röthlichen Lichte, sind ungleichförmig
saturirt, streifenweise sehr durchsichtig und erreichen die
Höhe von 2 — 3 Fufs, überschreiten diese aber oft um das
Doppelte. Man kann rasch hindurchschreiten, ohne die
Kleider zu versengen. Das unangezündete , völlig durch-
sichtige Gas, ist geschmack- und geruchlos und kann
ohne Beschwerden eingeathmet werden. Die Steine, zwi-
907
sehen welchen das Feuer hervordringt, sind merklich er-
hitzt und theilweise von einem dünnen schwarzgraucn Anflug
überzogen, der nach v. Graefe aus dem Gase abge-
schiedener Kohlenstoff ist.
Nach dem Vulcano maggiore ist die Acqua-buja zu
beachten, eine an Umfang der erstem weit nachstehende
Gasemanation, die ihren aus Acquu che bollc corrumpirten
Namen dem Umstände verdankt, dafs die Ausströmungs-
fläche oft von scheinbar kochendem, mit Flammen überzo-
genem Wasser bedeckt wird. Sie befindet sich eine
kleine Miglie von Pietra mala entfernt, in einer der er-
stem Stelle gerade entgegengesetzten Richtung, auf ei-
ner aus zertrümmertem Kalkstein bestehenden Fläche,
welche in einem Umkreise, dessen Durchmesser kaum
drei Klafter beträgt, von lichten einen Fufs hohen Flam-
men bedeckt ist, die sich in jeder Hinsicht den vorhin
beschriebenen gleich verhalten. Dasselbe gilt von den
andern beiden permanenten Erdfeuern des Monte - Fo ,
von denen das eine, zwei Miglien von Pietra mala ent-
fernte, Le calvane genannte, an nackten, aus Kalkstein-
trümmern bestehenden Hügeln hervorbricht, das andere,
fast drei Miglien von Pietra mala entfernte, den Namen
Fuoco del peglio (della paglia) führt, weil seine Flam-
men mit rasch aufloderndem Stroh Aehulichkeit haben. Die
divergenten Richtungen dieser weit von einander geschobe-
nen und dennoch in den tiefern Erdräumen vermuthlich zu-
sammenhängenden Gasquelle deuten daraufhin, dafs das Gas-
reservoir des Monte-Fo einen grofsen Umfang haben müsse;
auch steht dasselbe wahrscheinlich mit gesenktem Stein-
kohlenlagern in Verbindung, wovon mau am Fufse des
Monte-Fo Spuren findet und die nach Riuiini hin mit er-
heblicher Mächtigkeit zu Tage kommen.
Was die Sorgfalt, die man auf die Heilquellen ver-
wendet, die Bade-Etablissements und deren Einrichtung-
u. s. w. betrifft, so steht es damit in Toskana eben so,
wie in ganz Italien überhaupt: bei weitem die gröfste Zahl
908
der Mineralquellen ist sich selbst überlassen. Trinkquellen,
deren sich jährlich viele hundert Kranke mit dem besten
Erfolge bedienen, und die, wie z. B. die Eisensäuerlinge
in den Maremmen, eine unschätzbare Wohlthat für die
Umwohner sind, liegen gänzlich vernachlässigt, ungeröhrt;
kaum dafs man sich die Mühe nimmt, sie von Zeit zu Zeit
von dem sich sammelnden Schlamm und Schmutz zu rei-
nigen. Andere Quellen, die äufserlich gebraucht werden,
werden in ein Loch geleitet, welches man in der Nähe ein-
gräbt, und so wird bald ein Bad zu Stande gebracht; be-
linden sich um ein künstliches Bassin einige Reste von al-
tem Mauerwerk, in die man Stangen stecken, und diese mit-
telst Zweige oder Matten verbinden kann, um eine Art
Dach zu bekommen, so ist man vollkommen befriedigt.
Wenn eine Bade-Quelle aber gar mit Mauern umgeben ist,
die so hoch sind, dafs die Vorübergehenden nicht in das
Bad sehon können, hat sie wohl noch obenein ein Dach,
so wird dies als ein besonderer Vorzug gepriesen. Der
eigentlichen Bade - Etablissements in unserm Sinne des
Wortes sind wenige, unter ihnen die vorzüglichsten die von
Pisa, Montecatini, Vignoni, Morba, Bagni a Acqua u. a. ;
auch diese reichen bei aller Eleganz und Zweckmäfsigkeit
einzelner von ihnen bei weitem nicht an die Grofsartigkeit
und Pracht der von den Römern oder auch im Mittelalter
ausgeführten Badeanlagen, die noch in ihren Trümmern
und zerfallenen Resten die neuere Zeit beschämen.
Wir theilcn die hier vorkommenden Mineralquellen
mit Rücksicht auf die statistische Eintheilung des Grofs-
herzogthums und auf die Eingangs beschriebenen physi-
schen Verhältnisse in:
A. Die Heilquellen des Compartimento von
Pisa, — das Arno- mit 26, Magra- mit 6, Seravezza-
init 1, Era- mit 8, Cecina- mit 22, Cornia-Thai mit
1 und die Insel Elba mit 2, zusammen 66 Quellen;
B. Die Heilquellen des Compartimento von
Florenz mit Arezzo, — das Nievole- mit 8,
909
Biscnzio- und Ombrone- mit 2, Sievc- mit 4, Arno-
iii it 15, Transapcmiincn - mit 16, Teverina- mit 3,
CLiaua- mit 15, Era- mit 3, Elsa- und Pesa-Tbal
mit 3, zusammen 69 Quellen}
C. Die Heilquellen des Compartimento von
Siena mit Grosscto, — das Elsa- mit 11, Ce-
cina- mit 3, Mersc- mit 11, Arbia- und Ombrone -
mit 18, Orcia- mit 12, Montamiata- mit 6, Fiora-
niit 6, Paglia- mit 12, Albcgno- und Osa-Tlial mit
5, Insel Giglio mit 1, Ombrone- mit 6, Pecora- mit
2, Cornia-Thal mit 5, zusammen 98 Quellen,
umfassend.
Ode leben, Beiträge zur mineralogischen Keuutnifs Italiens. Bd. I.
S. 130 ff.
Valentin, voj'age medical en Italie. 2. e\l. p. 190.
Ottavio Targioui Tozzetti, Lezioni di materia medica.
Firenze 1821.
S. Brunn er, Streifzug durch das östliche Ligurien, Elba etc.
Wintertbur 1828:
Inghirami, Carta geometrica della Toscana. Firenze 1830.
Gius. Giulj, Idrologia medica del Seuese. Siena 1834.
— — Storia naturale di tutte l'acque minerali di Tos-
cana cd uso medico delle medesime. Tom. I. Firenze 1S33; Tom. II.
Siena 1833; T III. Siena 1834; T. IV. Siena 1834; T. V. Siena 1834;
T. VI. Siena 1835.
v. Graefe, die Gasquellen Süd-Italiens. S. 116 ff.
A. Die Heilquellen im Compartimento von Pisa,
1. Unteres Arnothal:
a. rechtes Ufer des Arno:
"ie Thermalquellen von Pisa oder S. Giu-
liano, Bagni di S. Giuliano , — bei den älteren
Schriftstellern Balnea de Monte Pisano, B. Montis Pisani,
B. Pisana und Balnea S. Juliani Montis, — liegen vier Mi-
glien von dieser schöneu Stadt am Fufse des Berges San»
Giuliano, hart an dem Gebirge, welches Lucca von Tos-
kana trennt,
Diese berühmten Thermen sind seit vielen Jahrhunderten bekannt;
Cocchi meint sogar, die Etrusker hätten sie schon im 8. Jahrhun-
dert vor Chr. benutzt. Dafs sie den Römern bekannt waren, scheint
nicht nur aus einer Stelle des Plinius (Hist. nat. Lib. III. Cap. 103.)
hervorzugehen, sondern läfst sich noch mit weit gröfserer Sicherheit
aus den aufgefundenen Inschriften, Münzen, Säulen - Bruchstücken
u. s. w. schliefsen, deren schöne Arbeit und kostbarer Marmor über-
dies darauf hindeutet, dafs sich prächtige Bauwerke hier befunden haben
müssen. Gewissere Nachrichten über sie haben wir aus dem zwölf-
ten Jahrhunderte, aus denen erhellt, dafs man Sorgfalt auf die Bäder
verwandte und ein Bade-Etablissement bestand. In der Sammlung der
Gesetze der Republik Pisa vom Jahre 1161 ist in dem Abschnitt:
Breve Pisani communis Lib. 1. de Juribus, Cap. 94. de Capitano Bal-
llei Montis Pisani, von den Obliegenheiten eines Beamten die Rede,
der die Ordnung unter den Badegästen zu erhalten, für die Reinlich-
keit der Bäder und den guten Zustand der zu diesen führenden Stra-
fsen zu sorgen hatte. Im Juli 1312 wurden die Bäder von dem Po-
desta Grafen Feder, ig p da Monte fe Uro restuurirt, und mit einer
911
Mauer zum Schutz für die Kurgäste umgeben; während der kriege-
rischen Unruhen erlitten sie jedoch vielfache Verwüstungen, nament-
lich wurden sie 1405 von den Florentinern erobert und gänzlich ver-
heert, gegen die Mitte desselben Jahrhunderts aber von ihnen restau-
rirt. Doch verfielen sie wieder, bis endlich 1742 Kaiser Franz»
Grofsherzog von Toskana, sie wieder herstellen liefs. Beschrieben
sind sie namentlich im löten und ISten Jahrhundert von sebr vielen
Schriftstellern, die unter der Literatur angeführt werden sollen.
Die Lage der Bäder und ihr gegenwärtiger Zustand
ist folgender: die grofse Strafse, welche von Pisa nach
Lucca führt, läuft, mit prachtvollen Platanen bepflanzt,
etwa vier Miglien längs des Kanals hin, der den Serchio
mit dem Arno verbindet, und die reiche und fruchtbare
Ebene, die westlich vom Serchio, südlich vom Arno be-
wässert wird, durchschneidend, bei Pisa in den Arno geht.
Dann führt eine Brücke rechts über diesen Kanal und nach
Bagni di S. Giuliano, einem offenen Flecken; die Strafse,
die von der Brücke kommt, ist auf beiden Seiten mit ele-
ganten Häusern besetzt und mündet auf die Piazza, die
rings von schönen Gebäuden umschlossen ist, unter denen
sich namentlich geradezu drei äufserst grofsartige auszeich-
nen, die zur Aufnahme von Fremden bestimmt sind; in
dem einen befindet sich das Casino. Rechts und links
stehen die zu dem Bade-Etablissement gehörigen Gebäude,
welche die verschiedenen Quellen und die von ihnen ge-
speisten Bäder enthalten; das Etablissement zerfällt somit
in zwei Abtheilungen: die östliche und die westliche ; ebenso
theilen sich die Quellen in eine östliche und westliche
Gruppe.
Die östliche Abtheilung des Etablissements ent-
hält in der Mitte die Sorgente del Pozzetto, vier
grofse gemeinschaftliche Bäder, Bagni di Giove, di Giunoue,
Cerere und Nettuno geuaunt, von denen die beiden ersten
und das letzte für Männer bestimmt sind ; ferner die von
einer eigenen Quelle gespeisten besondern Bäder : Bagni
di Apollo, Diana, Minerva und Mercurio ; sechs Badeka-
binettc mit Wannen (vier sind nutnerirt, die fünfte die
912
neue Wanne, die sechste Tinozza dei Deputat!) und Dou-
chen; ein grofses Zimmer mit zehn durch Vorhänge ge-
trennten Abtheilungen und ebensoviel äufseren Douchen;
ein anderes ähnlich eingerichtetes Zimmer mit vier äufse-
ren Douchen; zwei Badekabinette mit Klystier-Douchen,
zwei mit Douchen zu Injectionen in die Vagina; ein Zim-
mer mit vier äufseren Douchen, zwei Kabinette mit zwei
Douchen zu Klystieren und Vaginal- Injectionen; die drei
letzten Zimmer sind für arme Kurgäste ; endlich zwei andere
grofse gemeinschaftliche Bäder für die Kranken des Hos-
pitals^ die nöthigen Zimmer zum Ausruhen nach dem Bade
u. s. w. Der grofse Behälter, Conserva maestra, umgiebt
die ganze Gruppe, zu der noch die sogenannte Acqua del
Rinfresco gehört, welche von den Quellen der ehemali-
gen Bäder von Caldascoli kommt; ein Theil derselben dient
zur Abkühlung der Bäder dieser östlichen Abtheilung, ein
anderer versieht die öffentlichen Brunnen.
Die westliche Abtheilung, auch della Regina
genannt, enthält aufser dem Bagno della Regina, das für
Damen bestimmt ist und von zwei getrennten Quellen, ei-
ner heifsen und einer lauen, gespeist wird, neun Badekabi-
nette mit Wannen, von denen die Wanne No. 9. eine be-
sondere Quelle hat; vier Wannen sind mit Douchen ver-
sehen, vier nicht; das Wasser dieser acht Wannen, die
unter dem Namen Tinozze gemelle bekannt sind, kommt
aus einem grofsen Behälter, über dem sich ein grofser
Saal befindet, zum Warten und Ausruhen der Badenden.
Ferner das Bagno di Marte, das eine besondere Quelle
hat, und für Herren bestimmt ist; die Bagni dei Genovesi,
wie sie früher hiefsen, jetzt degli Ebrei, mit einer heifsen
Quelle, die sieben Wannen versieht, unter denen vier Dou-
chen haben. Eine Quelle von niedrigerer Temperatur füllt
das Bagno temperato degli Ebrei. Endlich finden sich
Zimmer mit inneren und äufseren Douchen, wie bei der
vorigen Abtheilung. — Der Ful'sboden, so wie die Wannen
dieser Zimmer und Kabinette sind in beiden Abtheilungen
913
meistentheils von Marmor, wie denn die Geräthschaften
und die Einrichtung überhaupt in dem ganzen Etablisse-
ment die gröfste Eleganz zeigen.
Was die klimatischen und geognostiscb.cn Verhältnisse
betrifft, so ist darüber folgendes zu bemerken: Bagni di S. Giuliano
liegt in einer fruchtbaren, reich bebauten Ebene am Fufse des Monte
S. Giuliano, der zu der Bergkette gehört, welche sich von Buti nach
Ripafratta zieht. Der Berg fällt sehr steil, fast perpendikulär ab,
und ist nackt, ganz ohne Vegetation ; er besteht an seinem Fufse
aus Kalkstein, namentlich nach der östlichen Seite zu, wo er sich
an den Monte del Castellarc anschliefst; der Kalkstein nimmt hier
den Charakter des unter dem Namen Bardiglio bekannten grauen,
weifs geäderten Marmors au. Nach Caldaccoli zu ist es der gewöhn-
liche graue feste Kalkstein oder Alberese. Weiter hinauf kommt
weifser Kalkstein, der *anz marmorähnlich ist, aber sich nur schwer
verarbeiten läfst, da er viel Kiesel enthält; sodann Thonschiefer und
endlich auf dem Gipfel rother Quarz von der mannigfaltigsten Nüan-
cirung, bald in regelinüi'sigeu Krystallen bald amorph. Die tiefen
Schluchten, von denen das Gestein zerklüftet ist, heifsen im Munde
des Volkes „buche delle Fate."
Der Aufenthalt in diesen Bädern ist gesunder, als man bei ihrer
Lage in einer nur wenig über dem Meeresspiegel erhabenen, und
von zwei grofsen Flüssen und einem Kanal bewässerten Ebene, de-
ren südlicher Theil aufserdem sumpfig ist, vermuthet. Die Ausdün-
stungen dieser Sümpfe beeinträchtigen jedoch den Ort wenig; denn
erstlich ist der herrschende Wind während des Sommers der Nord-
westwind, der erst über die Bäder und sodann über die Sümpfe hin-
streicht, mithin deren schädliche Ausdünstungen weit von den erste-
ren hinwegführt. Zweitens ist der Südwind, der sie ihnen zuführen
könnte, seltener, und aufserdem schützt das etwas nach Süden aus-
laufende Ende des M. S. Giuliano in Verbindung mit den nach die-
ser Seite liegenden üppigen Plantagen von Fruchtbäumen die Bäder
vor dem Südwinde. Der Monte San Giuliano gewährt aufserdem
den Vortheil, dafs er durch die Wärme, die er während der Nacht
ausstrahlt, das Niederschlagen von Feuchtigkeit verhindert, und auch
in diesen Stunden die Luft trocken erhält. Zu den Annehmlichkei-
ten des Ortes gehört endlich ein schöner, mit Bäumen besetzter Spa-
ziergang, Boboli genannt, au der linken Seite des oben erwähnten
Kanals, so wie überhaupt alle Wege in der Nähe mit üppigen, von
Wein umrankten Fruchtbäumeu eingefafst sind. Die Wohnungen sind
trefflich eingerichtet, die Gasthäuser elegant ; — alles dies, so wie der
alte und hohe Buf der Bäder und die Nähe der schönen Stadt Pisa
vereinigt sich, um eine aufserordentliche Menge von Badegästen all-
jährlich hierher zu ziehen.
Pisa selbst wird so häufig seines milden Klimans wegen Kran-
ken zum Aufenthalt empfohlen, dafs einige Bemerkungen über das-
selbe hier eine Stelle finden mögen, um so mehr, da Pisa's Lage ei-
914
inge Eigenthümlicbkeiten seiner klimatischen Verhältnisse bedingt, die
wohl zu berücksichtigen sind.
Pisa nimmt in der Temperaturscala, die von den glücklichen Kli-
maten Italiens S. 750 entworfen sind, den vierten Platz ein. Vier
Miglien von dem Ausflufs des Arno in's Meer, nur 51 F. über d. M.
erhaben, in einer anmutbigen und fruchtbaren Ebene gelegen, wird
es im Süden und Westen von der See, im Norden von den Apenni-
nen begrenzt, und von dem Arno in zwei Hälften getheilt : in die
südliche oder rechte, Lung1 Arno genannt, und in die linke oder nörd-
liche. Die vcrhältnifsmäfsig tiefe und zum Tlieil geschützte Lage
an den Ufern des Flufses, die beträchtliche Menge Regen, welche
zwischen Florenz und der Mündung des Arno in das tj'rrheniscbe
Meer jährlich fällt (sie beträgt nach Piazzini's Berechnung 45,66")
und bei der heifsen Sonne schnell wieder verdunstet, gewähren Pisa
allerdings ein mildes, aber zugleich auch ein feuchtes Klima. Dazu
kommt, dafs die Stadt nicht selten von plötzlich sich erhebenden
rauhen Winden heimgesucht, einem oft sehr schnellen und empfindli-
chen Wechsel der Temperatur ausgesetzt, und durch die Lokalität
selbst, im Winter, zwischen den sonnig oder schattig gelegeneu Stra-
fsen und Plätzen eine schroffe Differenz in der Lufttemperatur be-
dingt wird. Es kommt nämlich wohl im Winter vor, dafs an einem
und demselben Tage der laue Südwind mehrere Male mit rauhen
Nordostwinden wechselt und dadurch Temperatur -Differenzen von 10
bis 15° R. veranlafst werden. Während ferner Lung' Arno der Ein-
wirkung der Sonne vorzugsweise und anhaltend ausgesetzt, zu Woh-
nungen für Kranke im Winter sehr geeignet und hierzu auch haupt-
sächlich benutzt wird, bietet dagegen das linke Ufer des Arno, so
wie andere weniger der Sonne exponirte Gegenden der Stadt eine ver-
hältuifsmäfsig kältere Temperatur der Luft dar. Es ergiebt sich hier-
aus zugleich, wie leicht auf Spaziergängen, wenn man längere Zeit au
sonnigen Stellen der concentrirten Einwirkung der Sonne sich aus-
gesetzt, dadurch dafs man kältere Theile der Stadt passiren mufs, Ge>
legenheit zu ernstlichen Erkältungen und zu entzündlichen Affectionen
der Brustorgane gegeben wird.
Andererseits findet das, was Lancisius (de noxiis pallidum ef-
fluviis) von der ungesunden Lage und der grofseu Sterblichkeit in
Pisa erzählt, jetzt keine Anwendung mehr, seit nah gelegene Moräste
ausgetrocknet, das Land besser angebauet und das Klima dadurch we-
sentlich verbessert worden ist. Die früher so häufigen Wechselfieber
kommen nach Vacca und Valentin (Voyage medical en Italic p. 95)
nur selten, dagegen häufig Luugen- und Augenentzündungen, Durch-
fälle und gastrische Fieber, wie in den meisten Gegenden des südli-
chen Italiens, häufig vor. Lugensucht ist selten, häufiger chronische
Bronchialleiden; — Stein so selten, dafs Vacca in einigen dreifsig
Jahren nicht einmal Gelegenheit erhielt, einen Steinkranken zu operiren.
Wenn nun trotz der günstigen klimatischen Verhältnisse Pisa's,
die nur durch die bezeichneten atmosphärischen Veränderungen, be-
sonders wenn man es dabei au der nöthigeu Vorsicht fehlen läfst, für
915
die Gesundheit nicht so vortheilhaft wirken, als es der grofse Ruf,
dessen die Stadt in dieser Hinsicht geniefst, erwarten liefse, sich der
bekannte Ausspruch: Pisa 6 il campo sauto dei foresticri leider häufig
durch traurige Erfahrungen bestätiget, so hat dies vornämlich darin
seinen Grund, dafs unter den jedes Spätjahr in Pisa eintreffenden
Nordländern viele sich befinden, denen ein anderes Klima mehr zu-
sagen würde, oder welche erst dann in Italien Hülfe suchen, wenn
ihnen schon nicht mehr zu helfen ist, oder deren Zustand in Pisa
sich verschlimmert, weil die bei einem längeren Aufenthalt zu Pisa
durch die Lokalverhältnisse nothwendigen Vorsichtsmafsregeln nicht
genug berücksichtiget werden. In letzterer Beziehung ist Folgendes
zu berücksichtigen :
Kranke, welche zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit in Pisa
sich längere Zeit aufzuhalten beabsichtigen, haben zunächst die Lage
ihrer Wohnung zu beachten. Es ist eine allgemeine und bekannte
Erfahrung, dafs hier, so wie in allen Städten Italiens, selbst ein sehr
gelinder Winter für Fremde in den Häusern ungleich fühlbarer und
empfindlicher ist, als ein weit strengerer in den Ländern des nörd-
lichen Europa's, wo man sich besser dagegen zu schützen weifs. Man
empfiehlt daher vor allen eine bequeme und warme Wohnung, am
besten im zweiten Stocke, weil die im ersten oft weniger Sonne ha-
ben, im Winter kälter und nicht selten auch feucht sind; auch achte
man darauf, dafs Wohn- und Schlafzimmer mit Kaminen, die Fenster
mit Jalousien versehen sind, um sich durch letztere nicht blos gegen
zu grellen Sonnenschein, sondern auch gegen im Winter nicht feh-
lende rauhe Winde zu schützen. — Eine sorgsame warme Beklei-
dung fordert die oft schnell wechselnde Temperatur. — Nach Spa-
ziergängen auf sonnig gelegenen Plätzen vermeide man möglichst
unmittelbar darauf schattige Strafsen, weil dann die Erkältungen nicht
ausbleiben, unterlasse ferner Spaziergänge unmittelbar nach Sonnen-
untergang, weil die Menge feuchter Dünste, mit welchen die Atmo-
sphäre angefüllt ist, gerade um diese Zeit als Thau, der nicht selten
auch eine sehr dichte Bekleidung durchdringt, sich niederschlägt. Will
man bei milder Witterung die in Pisa oft so schönen Abende genie-
fsen, so ist es rathsam, dies erst eine Stunde nach Sonnenuntergang
zu thun, wenn der Abendthau gefallen und die Luft dann weniger
feucht ist.
Vor allen Dingen mufs der Fremde sich einer zweckmässigen
und geordneten Diät befleifsigen. Aber trotz dieser kommen nicht
selten Störungen der Verdauungswerkzeuge vor, Mangel an Appetit,
Hartleibigkeit oder Durchfall, in Folge der unvermeidlichen nachtei-
ligen Nebenwirkungen des KIima1s in südlichen Ländern; — dagegen
sind zwei wirksame kochsalzhaltige Mineralwässer als sehr hülfreich
zu empfehlen : die Acqua del Tettuccio und die Acqua della Torretta,
welche bei Montecatini (siehe weiter unten) entspringen und in Pisa
sehr leicht und billig zu haben sind.
Endlich bewähren sich lauwarme Bäder, einigemal in der Woche
genommen, als ein vortreffliches Mittel, um alle Functionen des Kör-
916
pers im gehörigen Gleichgewicht zu erhalten. Pisa besitzt gegen-
wärtig zwar nur zwei öffentliche Badeanstalten: die eine in einem
auf dem Arno liegenden Badeschiff, die andere unweit der Porta delle
Piaggie. Letztere ist das ganze Jahr hindurch im Gebrauch, erstere,
da sie hauptsächlich zu kalten Flufsbädern dient, wird nur während
der wannen Jahreszeit besucht: beide lassen allerdings in Bezug auf
Reinlichkeit, Bedienung und Bequemlichkeit noch viel zu wünschen
übrig; aber viele der gröfseren Privatwohnungen sind auch mit Bade-
einrichtungen versehen und in neueren Zeiten ist die Vorkehrung ge-
troffen worden, dafs der Eigenthümer des Badeschiffes in jeder Jah-
reszeit warme Bäder in kupfernen Badewannen gegen Bestellung in
Privatwohnungen bringen läfst. Derselbe ist zugleich Unternehmer
der, nur wenige Stunden von Pisa unweit der Mündung des Arno an
einer wegen des sandigen Grundes sehr geeigneten Stelle der Meeres-
küste (al Gambo genannt) errichteten Seebäder, und läfst auch den-
jenigen, welche Bäder von Seewasser in ihren Wohnungen zu neh-
men wünschen, das dazu erforderliche Seewasser täglich frisch ge-
schöpft verabfolgen.
Die Thermalquellen Pisa's zerfallen, wie oben
bemerkt wurde, in zwei Gruppen, von denen die Östliche
fünf, nebst der Acqua del Rinfresco, die westliche sieben
enthält.
1. Die östliche Gruppe, oder Bagni delPozzetto;
a. Acqua del Pozzetto, ist durchsichtig-, ohne Ge-
ruch, von ganz schwach-salzigem Geschmack, hat
die Temperatur von 33° R., und setzt kohlensaure
Kalk erde ab.
b. Die Quelle des Bagno di Giunone hat die
Temperatur von 33,5° R. ; die übrigen physikalischen
Eigenschaften des Wassers sind dieselben, wie bei
der vorigen Quelle, nur zeigt es aufser dem er-
wähnten Niederschlage noch ein Häutchen von der-
selben Substanz bei längerem Stehen. Das mit
dem Thermal w asser hervorkommende Gas besteht
in hundert Theilen aus 40 Theilen kohlensauren, 40
Theilen Stick- um! 20 Theilen Sauerstoff- Gases.
c. Das Wasser der Conserva maestra istfarb-
und geruchlos, von schwach- salzigem Geschmack,
hat die Temperatur von 33° R. und setzt ebenfalls
917
kohlensaure Ivalkcrde ab. Das zugleich sich ent-
wickelnde Gas ist in hundert Theilcn aus 36 Thei-
lcn kohlensauren, 44 Thcilen Stick - und 20 Theilen
Sauerstoff- Gases zusammengesetzt.
d. Die Quelle der Wanne No. 4, hat die Tem-
peratur von 30° R. und gleicht im Ucbrigen den vo-
rigen Quellen.
e. Die Polla del Soccorso, von 35° R. Tempera-
tur. Farbe, Geruch und Geschmack sind wie bei
den obigen.
f. AcquadelRinfresco oder di Caldaccoli hat
nur 16° R. Temperatur und ist in Hinsicht auf die
übrigen physikalischen Eigenschaften gleich ge-
wöhnlichem Trinkwasser.
2. Die westliche Gruppe, oder Bagni della Re-
gina:
a. Die Quelle des Bagrto caldo della Regina,
von 32° R. Temperatur, setzt sehr viel kohlensaure
Kalkerde ab.
b. Die laue Quelle desselben Bades hat 25° R.
Temperatur und setzt noch mehr kohlensaure Kalk-
erde ab.
c. Die Quelle der Wanne No. 9. hat die Tempe-
ratur von 28° R. 5 der Niederschlag ist stärker, als
bei der vorigen.
d. Die Quelle des Bagno di Marte, von 30° R.
Temperatur, zeigt einen fast noch reichlicheren Nie-
derschlag.
e. Die Quelle des Bagno dei Nervi hat die Tem-
peratur von 2S° R.
f. Die Polla calda der Bagni degii Ebrei (frü-
her dei Genovesi) hat die Temperatur von 27° R. ;
Farbe, Geruch und Geschmack sind bei allen die-
sen Quellen wie oben.
918
g. Die Acqua temperata der B agni degli Ebrei
(ehemals dei Genovesi) von 23° R. Temperatur,
ist ohne Farbe, Geruch und Geschmack; der Nie-
derschlag ist der gewöhnliche.
Chemisch analysirt wurde das Thermalwasser früher
(1789) vcn Santi, neuerlich (1835) von Giulj.
Nach Santi's Analyse enthält in sechzehn Unzen:
Die Acqua del
Die A. del Bagno
Pozzetto :
della Regina :
Schwefelsaures Natron
2,030 Gr.
1,860 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .
3.250 —
• • •
Schwefelsaure Kalkerde . .
9,690 —
9,050 —
Chlornatrium ....
2,650 —
2,600 —
Chlormagnium
1,990 —
1,790 —
Kohlensaures Natron
0,870 —
0,440 —
Kohlensaure Talkerde . .
2,810 —
2,040 —
Alaunerde
0,460 —
0,340 —
Kieselerde .....
0,120 —
0,100 —
23,870 Gr.
18,220 Gr.
Kohlensaures Gas ....
1,870 Kub.Z.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn
Unzen :
i. der Acqua del
2. des Bagno di
Pozzetto :
Giunone:
Schwefelsaures Natron . .
0,533 Gr. .
2,666 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .
Spuren .
Spuren
Schwefelsaure Kalkerde .
2,133 —
> .
Chlornatrium .....
1,599 —
3,732 —
Chlormagnesium . . .
0,533 —
0,533 —
Kohlensaures Natron . .
0,133 —
0,133 —
Kohlensaure Talkerde
1,599 —
1,066 —
Kohlensaure Kalkerde
4,800 —
8,528 —
11,330 Gr.
16,658 Gr.
Kohlensaures Gas ...
0,322 Kub.Z.
0,528 Kub.Z.
3. der Conserva
4. der Wanne
Maestra :
Nr. .4.:
Schwefelsaures Natron .
2,132 Gr.
1,599 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . .
Spuren .
Spuren
Chlornatrium ....
3,199 —
2,666 —
Chlormagnesium
1,599 —
0,533 —
Kohlensaures Natron
0,133 —
0,266 —
Kohlensaure Talkerde
1,066 —
2,133 —
Koh-
919
Kohlensaure Kalkerde
9,066 Gr.
. 10,133 Gr.
Kohlensaure Thoncrde
, Spuren .
Spuren
Kohlensaures Eisenoxydul
0,066 —
0,088 —
17,261 Gr.
• 17,418 Gr.
5. der Polla
6. der Acq. di Caldac-
del Soccorso:
coli od. del Rinfresco :
Schwefelsaures Natron .
2,133 Gr.
0,533 Gr.
Chloruatrium . 0
3,733 —
4,266 —
Chlormaguesium
. . 1,066 —
1,066 —
Kohlensaures Natron
' . ' 0,177 —
' Spuren
Kohlensaore Talkerde
. " 1,599 —
:, 0,266 —
1,333 — '
Kohlensaure Kalkerde .
. ' 9,599 —
Kohlensaure Tlionerde <
Spuren .
Spuren
Kohlensaures Eisenoxydul
0,088 —
Spuren
18,395 Gr.
7,464 Gr.
7. der warmen Quelle 8. der lauen Quelle des
des B. della Regina : B. della Regina :
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkcrde
Chlornatrium .
Chlormagnesium
Koblensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Thoncrde
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkcrde
Chlornatrium
Chlormagnesium
Cklorcalciuin-
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Thoncrde
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkcrde
III. Theil.
0,533 Gr. .
• 1,599 Gr.
1,599 —
0,533 —
3,199 —
2,133- .
0,533 —
0,533 —
Spuren .
Spuren
0,533 —
0,266 — .;
6,930 —
1,333 —
Spuren .
Spuren
13,327 Gr.
6,397 Gr.
i
9. der Wann
e e 10. des B. di ,
Nr. IX, :
Marte:
1,599 Gr.
;''.' 2,lä'3Gr.
0,533 — ■
--. ;- 0,533 —
1,599 — .
3,199 —
0,533 —
1,066 —
• *
Spuren
Spuren
0,533 —
..'1,066 —
4,800 —
. 4,266 -
Spuren
Spuren
. ■ 0,088 —
'
10,21S Gr.
11,730 Gr.
j
ei 12. des B.~ de-
11. des B. d
Nervi :
gli Ebrei :
. 2,666 Gr.
. : 1,599 Gr. '
1,066 —
. U 0,533 —
Nun
3,199 Gr. .
0,533. —
0,266 —
2,133 —
8,528 —
2,133 Gr.
0,266 —
1,066 —
9,599 —
18,391 Gr.
15,729 Gr.
920
Chlornatrium . .. ' l.
Chlormagnesium
Chlorcalcium . . . .
Kohlensaures Natron ■. .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kälkefde
13. der Quelle des B. temperato degli Ebrei:
Schwefelsaures Natron . . . " . ' . . • 2,133 Gr.
Chloriiatrium . . . .'.'.'.. 3,733 —
Chlorcalcium . . . . . ' . . . 1,066 —
Kohlensaures Natron . . . . . . Spuren
Kohlensaure Talkerde . . . ..." . . . 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde . . ' . ' . . ' . 4,800 —
~12,%5GrT"
Von diesen Tiiermalwässern, die im Allgemeinen ana-
log den kalkerdigen Thermalquellen wirken (vergl. Bd. I.
zweite Aufl. S. 272), wird nur die Acqua del Pozzetto als
Getränk benutzt und namentlich .gegen Krankheiten, der
Harnwerkzeuge, Gries- und Steinbeschwerden und Blasen-
katarrh, ferner gegen Stockungen im Unterleibe empfohlen,
bei denen auch zugleich Klystiere von diesem Thermal-
wasser sich hülfreich erweisen; es ist in dergleichen Fäl-
len seiner die Se- und Excretionen auf eine milde Weise
bethätigenden "Wirkung wegen besonders für zarte und
sensible Constitutionen passend. Alle übrigen Thermal-
wässer werden nur in Form von Bädern und Douchen ange-
wandt; die Krankheiten, bei denen sie gerühmt werden, sind:
Hartnäckige rheumatische und gichtische Leiden, Läh-
mungen (bei denen Giulj auch die Anwendung von Mine-
ralschlamm, mit dem Wasser der Polla del Soccorso be-
reitet, anräth), chronische Hautausschläge und Nerven-
leiden, Krämpfe, hysterische und hypochondrische Leiden
(namentlich das Bagno dei Nervi), Stockungen im Uterin-
system (besonders die lauen Quellen della Regina und degli
Ebrei), allgemeine Schwäche und Oedema.
Bei dem Reichthüm an kräftigen Mineralquellen im
Grorsherzogthum Toskana, von welchen viele versendet
werden, benutzt man letztere nicht selten, während des
921
Gebrauchs der Thermalbäder zu Pisa, oder auch als stär-
kende Nachkur. Besonders ist in dieser Beziehung- die
Acqua acidula di Asciano (s. S. 925) zu erwähnen und zu
empfehlen.
Bartolom. Viotti, de balneorum naturalium viribus Libr. IV.
Lugd. 1552.
Hugolinus de Montecatino, de balneorum proprietatibus.
Venet. 1553.
Domen. Bianchelli, tract. de balneis. Venet. 1552.
Gabr. Fallopii op. omnia de aquis thermalibus. Francof. 1700.
pag. 227.
Andr. Baccius, de thermis. Venet. 1572, p. 314; — Patav.
1711, p. 175.
Hieronym. Mercurialis tract. de Balneis Pisanis in: Prae-
lectiones Pisanae. Venet. 1597.
Joa. Bau hin US, Historia Balnei Bollensis. Montisbeligardi 159S;
u. d. T. : de aquis mcdicatis nova metbodus. 1617.
Fr. Hoffmann, de aqua medicina uuiversali. Halae 1712.
Zambeccari, Breve trattato dei ßagui di Pisa e Lucca. Päd. 1712.
Ant. Co cch i, Trattato dei Bagni di Pisa. Firenze 1750.
Giovanni Bianchi, Trattato dei Bagni dt Pisa posti a pie
dei monte di S. Giuliano. Firenze 1757.
Bar toi. Mesny, Analisi dell1 acque termali dei Bagni di Pisa.
Firenze 1758.
Giorgio Santi, Analisi chimica delle acque dei Bagni Pisani
e dell' acqua acidula d'Asciano. Pisa 1789.
JohnNott, a chemical Dissertation on the tbermal Waters of
Pisa and on the neighbouring aeidulous spring of Asciano; with an
historical Sketch of Pisa etc. London 1793.
Vermischte Abhandlungen u. s. w. Petersburg 1821; S. 147.
Valentin, voyage m6d. en Italic 2. 6d. Paris 1826. p. 190.
Verhandlungen der vereinigten ärztlichen Gesellschaften der
Schweiz. Zürich 1S29. S. 108.
J. Clarke, the influence of climate in the prevention and eure
of chronic diseases more particularly of the ehest and digestive Or-
gans. Loudon 1830. p. 136.
V. L. Brera, Ischl und Venedig a. a. O. S. 47.
F. v. Seehausen, Notizen über Pisa, besonders für diejeni-
gen, ■welche aus Gesundheitsrücksichten ihren Aufenthalt daselbst neh-
men. Stuttgart 1841.
Gius. Giulj a. a. O. T. VI. (Firenze 1835) p. 227 ff.
Bagni dello Sprofondo, ein grofsartiges von der
Herzogin Beatrice von Massa erbautes Etablissement, das
auf dem Territorium der llerschaft Agnano, auf der linken
Seite der Strafse von Asciano nach Bagni di S. Giuliano
Nun 2
922
liegt, von welchem letztern Orte es nur § Miglien entfernt
ist. Yor der Erbauung des jetzigen 'Etablissements befand
sich hier ein sehr tiefer Teich, in dem sich das Thermal-
wasser sammelte, und den das Volk Sprofondo nannte,
ein Name, der auf die jetzigen Bäder übergegangen ist.
Innerhalb des Etablissements befinden sich fünf Quellen,
die wahrscheinlich aus Kalkstein entspringen, und von
Giulj folgendermaßen unterschieden werden:
1; DicQuelledes erstenBades auf der rech-
ten oder westlichen Seite: ihr Wasser ist durchsich-
tig, ohne Geruch und Geschmack und hat die Temperatur
von 16° R. Es ist von einem Gase begleitet, das in 100
Theilen aus 36 Theilen kohlensauren, 18 Theilen Sauer-
stoff- und 46 Theilen Stickgases besteht.
2. Die Quelle des zweiten Bades auf der
westlichen Seite giebt ein durchsichtiges, sumpfig rie-
chendes Wasser, das geschmacklos ist, und die Tempera-
tur von 21,5° R. hat. Das zugleich sich entwickelnde Gas
ist in 100 Theilen aus 32 Theilen kohlensauren, 24 Theilen
Sauerstoff- und 44 Theilen Stickgases zusammengesetzt. —
Im Bassin sammelt sich ein nach Schwefelwasserstoffgas
riechender Mineralschlamm.
3. Die Sorgente del Pozzetto hat ein klares
Wasser, das ohne Geruch ist, wie gewöhnliches warmes
Wasser schmeckt, und die Temperatur von 25° R. besitzt;
sie ist zwar von einem Gase begleitet, allein Giulj konnte
es nicht sammeln.
4. Die Quelle des ersten Bades auf der lin-
ken, östlichen Seite: ihr Wasser ist durchsichtig,
riecht ganz schwach hepatisch, und ähnlich wie Sumpf-
wasser, hat einen dem Geruch entsprechenden, fast un-
merklichen Geschmack und die Temperatur von 19° R.
Das zugleich mit der Quelle emporsteigende Gas besteht
in 100 Theilen aus 46 Theilen kohlensauren, 38 Theilen Stick-
und 16 Theilen Sauerstoffgases* -r- Der Mineralschlainm,
923
der sich im Bassin findet, riecht sehr stark nach Schwe-
felwasserstoffgas.
5. Das Wasser des zweiten Bades links ist
vollkommen durchsichtig-, von leicht säuerlichem Geschmack
und hat die Temperatur von 18° R. Das Gas, von dem
es begleitet ist, besteht in 100 Theilen aus 30 Theilen koh-
lensauren, 56 Theilen Stick- und ,14 Theilen Sauerstoff-
gases. — Im Bade sammelt sich ein ähnlicher Mineral-
schlamm, wie der vorige.
Nach Giulj gehen sechzehn Unzen des Wassers:
1. der ersten Quelle 2. der zweiten Q#
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Chlornatrium
Cblormagnesium
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Gas
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium .
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffgas
rechts :
0,799 Gr.
0,533 —
2,666 —
0,266 —
0,533 —
5,333 —
rechts
0,799 Gr.
0,266 —
3,399 —
0,266 —
0,533 —
4,266 —
10,130 Gr.
9,529 Gr.
0,522 Kub.Z.
0,522 Kub.Z.
3. der Sorgente
4. der ersten Quelle
delPozzetto:
links :
1,066 Gr.
1,066 Gr.
1,066 —
0,533 —
3,199 —
2,666 —
0,533 —
0,533 —
0,533 —
0,533 —
4,800 —
4,266 —
11,197 Gr.
9,597 Gr.
0,261 Kub.Z. 0,522 Kub.Z.
ganz schwache Spur
5. der zweiten Quelle links:
Schwefelsaures Natron 1,599 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde 1,333 —
Chlornatrium 3,199 —
Chlormagnesium 0,799 —
Kohlensaure Talkerde 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde 3,199 —
10,662 Gr.
Kohlensaures Gas 0,261 Kub.Z.
924
Der Mine ral seh lamm, der sich in dem ersten Bade rechts
findet, hat eine sehr dunkelgrauc Farbe, gleich angefeuchteter Asche,
und enthält, aufser Fäden von vegetabilischer Substanz, Spuren von
einschaaligen Muschelthiercn, die weifs aussehen, aber nicht calcinirt
sind. Geruch und Geschmack sind wie bei Sumpfschlamm, in dem
sich zersetzte Cara vulgaris befindet. Der Mineralschlamm des er-
sten Bades links enthält keine Schaalthiere, hat aber sonst dieselben
Eigenschaften, wie der eben erwähnte, nur dafs er schwächer nach
Cara vulgaris riecht und schmeckt. — Nach Giulj enthalten, 24 Theile
1. des ersten Mineral- 2. des zweiten Mineral-
schlamms: Schlamms:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlornatrium
Chlorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Thonerde, Kieselerde, Eisen
und Extractivstoff .
Vegetabilisch-animalische Sub
stanz
3,0 Theile
1,5 Theile
4,0 - . .
4,0 —
3,0 — .
. 2,0 -
1,0 - . .
0,5 —
Spur
Spur
5,0 — .
. 7,0 -
4,0 — .
. 7,0 -
4,0 - . .
. 2,0 -
24,0 Theile
24,0 Theile,
Was die Anwendung dieser Mineralwässer betrifft,
so werden die unter 1. 2. 4. 5. aufgeführten nur äufserlich
gebraucht, und zwar das erste Bad, seiner niedrigen Tem-
peratur wegen, am wenigsten, doch wird es gegen krank-
hafte Anomalien der Menstruation empfohlen; die drei an-
deren Bäder rühmt man gegen chronische Rheumatismen,
Gicht, Lähmungen, Leukorrhoe, Chlorosis, ferner gegen
chronische Hautausschläge, wobei man zugleich die An-
wendung des Mineralschlammes empfiehlt. Die dritte Quelle
endlich, Sorgente del Pozzetto, wird nur innerlich ge-
braucht; sie wirkt etwas abführend, auflösend und diure-
tisch. In leichteren Fällen von Stockungen im Unterleibe,
Harngries, Steinbeschwerden, Blasenkatarrh ist sie daher
von einigem Nutzen ; doch sind die Mineralwässer von Vi-
cascio und Asciano, namentlich das erstere, bei weitem
wirksamer, und da sie so nahe liegen, vorzuziehen.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 181 ff.
925
Die Mineralquelle von Asciano, im Bezirk vou Bagni di
S. Giuliano, entspringt etwa zwei Miglien vom Bagno di Vicus-
cio , in der Nähe des Dorfes Asciauo, aus grauem Marmor (bardi-
glio) Bild ist mit einem kleinen eleganten Etablissement verseilen, das
vier Bäder enthält und vom Grafen Ricuecourt in der Mitte des
vorigen Jahrhunderts erbaut wurde. Das Miueralwusser ist klar, vou
angenehm-säuerlichem Geschmack, stechendem Geruch, hat die Tem-
peratur von 15° R. und das spec. Gewicht = 1143:1000. Es wurde
früher von M es u y (1737) und S a n t i , neuerlich von Gi u 1 j aualysirt.
Sechzehn Unzen desselben enthalten :
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaure Thonerde . .
Chlornarrium ....
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Kieselsäure ....
Kohlensaures Gas .
Das Mineralwasser wird seiner niedrigen Temperatur wegen jetzt
nur innerlich angewandt Man rühmt es gegen Gries- und Steinbeschwer-
den, Blasenkatarjh, hysterische und hypochondrische Leiden, mit Schwä-
che der Verdauungsorgane; in Form von Klystieren ist es auch bei
Diarrhöen und Dysenterien von guter Wirkung. Es wird aufserdem
von sehr vielen Leuten theils als gewöhnliches Trinkwasser, theils
unter den Wein gemischt, — endlich auch als stärkende Nachkur nach
dem Gebrauche von Lucca und Pisa getrunken.
Giovanni Biauchi, Trattato dei Bagni di Pisa posti a pie
del Monte di S. Giuliano. Firenze 1757.
Sauti, Analisi chimica delle acque dei Bagni Pisaui e dell' ac-
qua acidula d'Asciano. Pisa 1789.
Vermischte Abhandlungen etc. Petersburg 1S21. S. 157.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 181 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europa's. S. 16.
Hie Mineralquelle von Vicascio , Bagnelto di Vica-
scio genannt, entspringt in der Nähe dieses Dorfes, auf dem Terri-
torium der dem Erzherzog Ferdinand von Oesterreich gehörigen Herr-
schaft Agnan o (wefshalb sie auch bei den älteren Schriftstellern nach
diesem letztern Orte genannt wird), im Bezirk von Bagni di S. Giu-
liano. Sie kommt aus Kalkstein mit einem ziemlich starken Geräusch
hervor, das von dem zugleich sich entwickelnden Gase herrührt. Das-
selbe besteht in 100 Theilen aus 46 Th. kohlensaurem, 38 Th. Stick-
uud 16 Th. SauerstofJ'gas. Das Mineralwasser ist äuiserst durchsich-
nach Santi:
nach Gi ulj :
3,120 Gr. .
1,599 Gr.
. ...
Spuren
6,540 —
4,S00 —
. ...
Spuren
3,380 —
2,133 —
1,770 —
1,066 —
1,090 —
0,533 —
2,940 —
2,133 —
0,090 —
18,930 Gr,
12,264 Gr.
4,447 Kub.Z.
23,57 Kub.Z.
926
tig, von stark säuerlichem Geschmack, steckendem Geruch nach Koh-
lensäure, und hat die Temperatur vou 20° R. Im Grunde der Verr
tiefung, in welcher die Quelle hervorkommt, wächst eine Orcillatoria
von sehr schöner grüner Farbe.
Nach Giuij enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium .
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas .
1,066 Gr.
Spuren
1,599 —
3,199 —
2,133 -U
1,066 —
7,997 —
17,050 Gr.
26,18 Kub.Z.
Dies Mineralwasser genofs ehemals eines grofsen Rufes und wurde
noch zu Targioni's Zeit häufig als Bad gegen Hautausschläge be-
nutzt; gegenwärtig ist es fast ganz vernachläfsigf, obwohl es zu den
kräftigsten kohlensauren Wässern von Toskana gehört, und in allen
Fällen, wo die Mineralwässer dieser Gattung indicirt sind, von dep
erfolgreichsten Wirkung sein würde.
Cocchi, trattato dei Bagni di Pisa. Firenze 1750.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 181 ff.
Bagno delle Cave liegt in der Nähe der Steinbrüche von Oll-
vet;o, eines im Bezirk von Vico Pisano gelegenen Ortes. Es ist ein
kleines ummauertes Bassin, in das einige Stufen hinabführen, und
das zur Badezeit mit Strohmatten bedeckt wird, die man an aufge-
richteten Holzitangen befestigt. Der Boden umher besteht aus Kalk-
stein, der mit von kohlensaurem Eisen gefärbten Streifen durchzogen
ist. Das Mineralwasser ist durchsichtig, geruchlos, von schwach
säuerlichem Geschmack und hat die Temperatur von 24° R. Bei
längerem Stehen überzieht es sich mit einem weifsen Häutchen von
kohlensaurer Kalkerde. Das Gas, was sich zugleich entwickelt, ist
in 100 Theilen aus 36 Th. kohlensaurem, 44 Th. Stick - und 20 Th.
Sauerstoffgas zusammengesetzt.
Nach Giulj 's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas .
0,533 Gr.
1,865 —
0,266 —
0,533 —
3,199 -r-
6,396 Gr.
1,570 Kub.Z.
927
Es wird innerlich gegen Krankheiten der Harnwerkzeuge, Grios-
und Steinbescbwerden und Biasenkatarrh, äufserlich; gegen chronische
Rheumatismen, Gicht und Hautausschläge empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 181 ff.
Die Miner alquelle von Noee, Bagno antico geuannt,
entspringt bei' diesem am rechten Ufer des Arno und im Bezirk von
Vico Pisano an der Strafse von Pisa nach Pistoja gelegeneu Dorfe,
etwa 1/A. Miglie von den Pisanischen Bädern. Der Boden ist hier
mit Dammerde bedeckt, unter der sich wahrscheinlich derselbe grau-
Aveifse, compacte, marmorähnlicke Kalkstein befindet, aus dem der
Monte Pisano besteht, an dessen südlichem Abhänge dies Mineralwas-
ser hervorkommt. Es ist von Mauern umgeben, die ein acht Ellen
langes, drei Ellen breites, durch eine Scheidewand in zwei Bäder ge-
theiltes Bassin einschliefsen, welches früher einmal überdacht war?
jetzt bedecken es die Leute, die sich desselben bedienen, mit Stroh-
matten, um gegen die Einflüsse der Witterung geschützt zu sein.
Das Mineralwasser ist trübe, geruchlos, von säuerlichem Geschmack
und hat die Temperatur von 24° R. Das mit ihm emporkommende
Gas besteht in 100 Theilen aus 30 TIi. kohlensaurem, 18 Th. Sauer-
stoff- und 52 Th. Stickgas. Auf dem Wasser schwimmt ein weifses
Häutchen von kohlensaurer Kalkerde.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Mineralwassers:
Schwefelsaures Natron . , . . . 2,133 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .... 1,066 —
Chlornatrium . . 4,266 —
Chlormagnesium . . . . . . 1,066 —
Kohlensaure Talkerde . . . . . 2,133 —
Kohlensaure Kalkerde ..... 10,660 —
21,324 Gr.
Kohlensaures Gas , f . . ; 3,758 Kub.Z.
Das Bad wird sehr viel und mit grofsem Erfolge gegen rheuma-
tische und gichtische Affectionen, wie gegen chronische Hautausschläge
benutzt. Auch innerlich wird es empfohlen gegen Harngrics, Stein-
bescbwerden und Biasenkatarrh.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 181 ff.
b. linkes Ufer des Arno:
Die Acqua del Casino delle Curigliane äi Ponledera
entspringt etwa zwei Miglien südwestlich von Pontedera, auf dem Ter-
ritorium einer ländlichen Besitzung, Casino genannt, in einer ganz
ebenen Gegend. (Curigliane nennt man diejenigen unfruchtbaren Ge-
genden der Ebene von Pisa, die einen sehr thouigen Boden haben,
der im Winter viel Feuchtigkeit einsaugt, und im Sommer so hart,
trocken und rissig wird, dafs eine Vegetation auf demselben nicht
928
möglich ist.) Die Quelle wurde zufällig beim Graben eines ^Brun-
neus in Jabre 1793 blofs gelegt, und befindet sich noch jetzt von der
ursprünglichen Brunneneinfassung umgeben. Das Mineralwasser ent-
springt aus einem Alluvionsboden, in einer Tiefe von etwa acht El-
len; es ist durchsichtig, geruchlos, von salzigem Geschmack, hat die
Temperatur von 10° R. bei 15° R. der Atmosphäre und wurde zu-
erst von Mori (1793), neuerlich von Giulj untersucht.
Nach Giulj' s Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Ealkerde .
0,533 Gr.
Chlornatrium . . . . .
1,066 —
Chlormagnesium . . . .
4,800 —
Cblorcalcium
. 53,300 —
Kohlensaures Natron . .
1,066 —
Kohlensaure Talkerde . . .
2,133 — '
Kohlensaure Kalkerde . .
. ' . 7,463 —
Kohlensaures Eisenoxjdul . .
0,533 —
Jodkalium . . . _ . '
Spur
70,894 Gr.
Die äufserst drastische Wirkung dieses Mineralwassers erlaubt
kaum eine innerliche Anwendung desselben, obwohl es Einige, nament-
lich Vacca, der Acq. del Tettuccio haben gleich stellen wollen;
äufserlich wird es gegen Kropf, skrophulöse Affectioneu, Drüsenan-
schwellungen, Knochenkrankheiten u. u. w. empfohlen.
In der ganzen Umgegend stöfst man, sobald man 8 — 10 Ellen
tief gräbt, auf ähnliche salzige Quellen, so dafs die Leute ihr Trink-
wasser aus sehr weit entlegenen Brunnen holen müssen, die aber,
wie alle Brunnen in der Ebene von Pisa, ein sehr hartes Wasser geben.
Memoria intorno alla natura e qualitä salutare di un' acqua
salsa scoperta ultimamente nella vicinanze di Pontedera, del Dott.
Fr. Vacca Berli nghieri pubblico Professore nella Universitä di
Pisa. Pisa 1794.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 39.
Die Acqua Puzzolente von Livorno entspringt ungefähr
vier Miglien östlich von dieser Stadt und in der Nähe der dem Grafen
Demidoff gehörigen Herrschaft Limone, am Fufse eines von alten
Meeralluvien gebildeten Hügels. Das äufserst reichlich hervorquellende
Mineralwasser (438 Tonnen in 24 Stunden während der trocknen Jah-
reszeit) ist durchsichtig, riecht und schmeckt nach Sckwefelwassersoffgas
und hat eine je nach der Atmosphäre wechselnde Temperatur; Giulj
fand dieselbe im November 9° R., und im Anfange des Septembers
15° R. Es sammelt sich in einem 20 Ellen langen und 6 Ellen brei-
ten Becken, dessen Wände es mit Glairiue überzieht. Da es seitlich
aus dem Boden hervorkommt, so ist eine gleichzeitige Gasentwicke-
lung nicht zu beobachten.
929
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron 3,199 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium . .
Chlormagnesium
Chlorcalcium .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
4,266 —
11,728 —
1,066 —
0,533 —
0,533 —
0,533 -
1,599 —
23,457 Gr.
Kohlensaures Gas 0,261 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 3,758 —
Es wird äufserlich gegen chronische Hautausschläge, namentlich
Krätze und nälsende Flechten, und erwärmt gegen rheumatische und
gichtische Localaffectionen empfohlen; ebenso der Minerajschlamm
dieser Quelle.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 39 ff.
Die Acqua di S. Rocco ist erst kürzlich in Livorno entdeckt
•worden und enthält nach Tozzett
Chlorcalcium
Chlormagnesium
Chlornatrium .
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Kohlensaure Kalk- und Kieselerde
in 10,000 Theilen :
7,446 Th.
6,587 —
. 89,448 —
6,722 —
5,064 —
8,468 —
3,255 —
Kohlensaures Gas in 1000 Cub. Cent.
126.990 Th.
9,977 Cub. Cent.
Arch. della sc. med. hs. Tose. 1837. p. 719 — 728.
B agnolo del Giunco Marino ist ein kleines, viereckiges
Becken von drittehalb Ellen im Quadrat und anderthalb Ellen Tiefe,
das in dem Bezirk von Lorenzona, einem 14 Miglieu südwestlich von
Pisa gelegenen Orte, dicht am linken Ufer des Giunco Marino liegt,
eines Bergbaches, der von den Abhängen der Berge von Gello her-
kommt und sich ungefähr 40 Ellen von diesem Becken in die Tora
ergiefst. Dasselbe ist etwa zur Hälfte von einem Mineralwasser ange-
füllt, das aus einem aus abwechselnden Schichten von Kies und Damm-
erde bestehenden Alluvium hervorkommt, etwas trübe ist, keinen Ge-
ruch hat, alkalinisch-salzig schmeckt und die Temperatur von 13° R.
bei 16° R. der Atmosphäre besitzt.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen desselben:
Chlornatrium 2,666 Gr.
Chlorcalcium 1,599 —
930
Kohlensaures Natron . . . . 4,268 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . . ... 1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,533 —
10,132 Gr.
Es wird gegen Gries- und Steiuhesch werden empfohlen.
Targioni, Viaggi etc. T. III. p. 275.
Giulj a. a. 0'. T. I. p. 1 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 86.
DieMineralguelle von Parrana, Acq. di S. Mi ekele von
den Landleuten genannt, ist durchsichtig, geruch- und geschmacklos
und hat die Temperatur von 16ö R. Das Wasser enthält nur etwas
kohlen- und schwefelsaure Kalkerde und leichte Spuren von Chlor-
natrium.
Targioni a. a. 0. T. III.
Giulj a. a. 0. T. I. p. 18.
Aohnlich ist die sogenannte Fönte secca, die zwischen Par-
rana und Gastell' Auselmo liegt, und die Temperatur von 13° R. hat.
Giulj a. a. 0. TV I. p. 19.
2. Magra-Tkal:
Acqua di Casiola entspringt in der Nähe ( */„ Miglie) von;
Cavezzana d'Antena, einem Dorfe, das auf der linken Seite der von
Parma nach Pontremoli führenden Strafse liegt. Die Quelle kommt
aus dem Theile der Apenniuen zu Tage, auf dem die Magra unter-
halb der Cisa entspringt; das herrschende Gestein der Gegend ist
bald Serpentin, bald Kalkstein ; zwischen der Quelle und der erwähn-
ten Militairstrafse findet sich in dem Kalkstein Schwefeleisen, das
Goldblättchen enthält. Die Mineralquelle, auf die man einige Sorg-
falt verwendet hat, giebt ein durchsichtiges Wasser, das hepatisch
riecht und schmeckt, die Temperatur von 9,5° R. besitzt und viel
Glairine auf seinem Laufe absetzt.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron Spur
Chlornatrium .
Chlormagnesium .
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
2,666 Gr.
1,599 —
Spur
1,066 —
5,331 Gr.
Kohlensaures Gas ... ... 2,188 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 0,522 —
Das Mineralwasser wird innerlich gegen Harngries, Steinbe-
schwerden und Blasenkatarrh empfohlen; erwärmt und in Form von
931
Bädern hat es sich gegen chronische Rheumatismen, Gicht, Lähmun-
gen und Hautausschlage bewährt.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 275 ff.
Acr/ua del Ponte della Nunziata entspringt ungefähr eine
Miglie von Pontremoli, in der Nähe einer Kirche, della S. Annim-
ziata, auf der rechten Seite der Magra. Die kleiue Ebene, in der die
Quelle zu Tage kommt, ist mit Dammerde bedeckt, unter der grofse
Massen derben Kalksteins liegen. Das Mineralwasser ist klar, ge-
ruchlos, von schwach salzigem Geschmack, hat die Temperatur von
10° R. und Iäfst keinen Niederschlag zurück.
Giulj fand in sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron 0,533 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .... 0,533 —
Cblornatrium ' . 5,332 —
Chlorcalciura . . . . . . . 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde, 1,066 —
8,530 Gr.
In grofsen Dosen genommen wirkt es etwas abführend ; äufser-
lich wird es gegen Skropheln empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 275 ff.
Die Mineralquelle von Coloretta entspringt südlich von
diesem im Bezirk von Zeri gelegenen Orte, auf der linken Seite der
Teglia aus den Kalksteinbergen, welche zwischen Coloretta und Co-
stolio liegen. Ihr Wasser ist durchsichtig, riecht und schmeckt nach
Schwefelwasserstoffgas, hat die Temperatur von 10° R. und zeigt
keinen Niederschlag auf dem Gestein. ■
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaures Natron 1,066 Gr.
Cblornatrium 1,599 —
Chlormagnesium . . . . . . . 0,533 —
Chlorcalcium ....... 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde 0,799 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,266 —
5,329 Gr.
0,522 Kub.Z.
Spur.
Es wird innerlich gegen Obstructionen der Milz, Magensch wache,
Stockungen, Unterdrückung der Menstruation empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 275 ff.
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoff sas
Acqua del C anal grosso entspringt an der linken Seite die-
ses Bergbaches, der sich in die Freddana ergiefst, unterhalb und
etwa anderthalb Miglien südwestlich von Calice, aus grauem compac-
932
tem Kalkstein. Dies Mineralwasser ist durchsichtig, von hepatischem
Geruch und Geschmack, hat die Temperatur von 10° R. und setzS
auf seinem Laufe Glairine ab.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaures Natron . . . ... 1,066 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .... 1,066 —
Chlornatrium . . . . . . 1,599 —
Chlorcalcium . . . . . . . Spur
Kohlensaure Kalkerde 1,599 —
5,330 Gr.
Kohlensaures Gas 0,261 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 0,522 —
Erwärmt, zu Bädern benutzt, empfiehlt man es gegen chronische
Hautausschläge.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 275 ff.
Die Mineralquelle von Ponte a Monzone entspringt etwa
300 Schritte östlich von diesem im Bezirke von Fivizzano gelegenen
Dorfe, auf dem linken Ufer des Montone, in der Nähe einer Mühle
aus grauem, derbem Kalkstein. Ihr Wasser ist durchsichtig, geruch-
los, von schwach salzigem Geschmack, hat die Temperatur von 10° R.
und setzt keinen Niederschlag ab.
Nach Giulj 's Analyse enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron 2,666 Gr.
Chlornatrium .
Chlormagnesium
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde .
Es wirkt abführend.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 251 ff.
15,992 —
1,066 —
4,798 —
3,732 —
28,254 Gr.
Die Mineralquelle von Equi, Bagno d'Equi genannt,
entspringt in der Nähe dieses im Bezirk von Fivizzano gelegenen
Ortes, dicht am Ufer der Cadanella, eines Baches, der sich in den
Lucido ergiefst. Ihr Wasser ist durchsichtig, von deutlich hepati-
schem Geruch, schwach salzigem Geschmack, hat die Temperatur von
19ö R. und zeigt keinen Niederschlag auf seinem Laufe.
Giulj fand in sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron " 0,533 Gr.
Chlornatrium . . . . . . . 9,062 —
Chlorcalcium . . . . ... 1,599 —
Kohlensaure Kalkerde 3,732 —
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffgas
14,926 Gr.
0,522 Kub.Z.
Spur
933
Das bei innerlichem Gebrauch leicht abführende Mineralwasser
wird besonders in Form von Bädern gegen chronische Rheumatis-
men, Giclit, Lähmungen, Skrophein, Hautausschläge, namentlich ge-
gen Krätze, mit gutem Erfolg angewandt.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 251 ff.
3. Seravezza-Thal:
Acqua di Pancola entspringt auf dem Berge gleiches Namens,
auf der rechten Seite der Serra, ungefähr 1/3 Miglie von Seravezza,
einem hübschen, in dem Vicariat Pietrasantu gelegenen Städtchen.
Der Pancola, der sich bis an die Serra erstreckt, bestellt aus silber-
weifsem Glimmerschiefer; auf der einen Seite des Berges befindet
sich eine Hoble, die etwa 30 Ellen tief in den Berg geht und an de-
ren Ende eine Art von kleinem in den Fels gehauenen und mit ei-
ner Tbür versehenen Gemache ist. In diesem Gemache kommt die
Mineralquelle hervor, deren Wasser durchsichtig und geruchlos ist,
einen sehr entschiedenen Eisengeschmack, die Temperatur von 10° R.
hat und auf seinem Laufe eine röthlich-gelbe Substanz absetzt.
Nach Giulj's Analyse enthalten sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
Chlormagnesium . J- 0,533 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul , ;:^ . [.rj . 0,533 —
1.066 Gr.
Es wird in Dosen von vier bis sechs Gläsern gegen Magenschwä-
che, Stockungen im Uuterleibe und Störungen der Menstruation em-
pfohlen, w
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 275 ff.
4. Era-Thal:
a. linke Seite:
Bagni a Acf/tta (Balneum de Aquis beiden älteren
Schriftstellern) sind sejt sehr langer, Zeit bekannt und ha-
ben ihren Namen wahrscheinlich von einem Orte, Aqui,
der in früheren Jahrhunderten hier stand. Sie liegen, im
Bezirk von Lari, etwa 16 Miglien südöstlich von Pisa, in
einem ziemlidh engen, von Südwest nach Nordost laufen-
den und von zwei Bergbächen, dem Botro Beccajo, der
"weiterhin B. del Botticino heilst, und dem Botricione bc-
934
wässerten Thale, am Abhänge des Berges, auf dessen
Gipfel, westlich von den Bädern, Pariascio liegt.
Der genannte Berg besteht bei Pariascio aus Muschelkalk, weiter
unten nach den Bädern zu, und ehe man nach Petraja kommt, be-
ginnen Schichten von mürbem, porösem Travertiu, hier Spugnone ge-
nannt, die mit andern von compactem Travertin, hier und da auch
von wirklichem Alabaster abwechseln, und sich, an Mächtigkeit im-
mer zunehmend, bis nach der Casciua hinab erstrecken. Die hohen
Berge, die das Thal südlich und westlich einsckliefsen, machen es
allerdings etwas kühl und schattig, dessenungeachtet ist aber die Lage
gesunder, als sie scheint.
Das Etablissement, das hübsch und zweckmäfsig init
grofsen und kleinen Bädern, marmornen Wannen, Dou-
chen aller Art und bequeinen und anständigen Wohnungen
versehen, auch mehrmals von den Grofsherzögen von Toskana
besucht worden ist, würde unter die ersten in Toskana
gerechnet werden kqnnen, wenn die besondern Bäder durch
zweckmäfsigere Leitungsrohren ihr Wasser nicht aus dem
allgemeinen grofsen Bassin, sondern für sich unmittel-
bar aus den Quellen bekämen. Das Mineralwasser, das
aus einem sandigen Boden , unter .dem in geringer Tiefe
gelblicher Travertin. liegt, hervorkommt, ist durchsichtig,
geruchlos, von etwas zusammenziehendem Geschmack, und
hat an der Stelle, wo die zählreichste Gruppe von Quellen
ist, die Temperatur von 28,5° R. Das Gas, was sich hier
zugleich entwickelt, besteht in 100 Theilen aus 20 Theilen
kohlensauren, 10 Th. Sauerstoff- und 70 Th. Stickgases.
Das Mineralwasser setzt einen röthlichen Niederschlag von
kohlensaurem Kalk und Eisencarbonat ab, und überzieht
sich beim Stehen mit einem blafsrothen Häutchen von den-
selben Substanzen.
Das Thermalwasser, das 'früher von Gazz er i1 unter-
sucht worden ist, enthält nach Giulj in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron '. . '.'.'. 2,133 Gr.
i .. Schwefelsaure Talkerde . . . . ; 1,599 —
Schwefelsaure Kalkerde - . , ,. . • 12,799 —
Chlornatrium 0,533 — -
Chlormagnesium . . ' . . • •' • Spuren '
Chlorcalcium . . . . .. Spuren
Kohlen-
935
Kohlensaures Natron . . . . . 2,133 Gr.
Koblensaure Talkerde 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde 0,533 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,533 —
21,3-29 Gr.
Kohlensaures Gas . .... . 0,261 Kub.Z.
Die Bäder haben einen grofsen und wohlbegründeten
Ruf gegen chronische Rheumatismen und Gicht, allgemeine
und partielle Schwäche, Lähmungen, schmerzhafte Affcc-
tionen nach Verletzungen ; auch gegen chronische Hautaus-
schläge, Oedeme und Schwäche der untern Extremitäten
werden sie empfohlen. Eine innerliche Anwendung des
Mineralwassers möchte sein bedeutender Gehalt an schwe-
felsaurer Kalkerde nicht gestatten.
i
Andrea Cesalpino, de metallis a. a. 0. pag. 22. v
Girolamo Mercuriale, praelectiones Pisanae. Venet. 1597.
Cap. IV. p. 43.
Silvio Rustigalli, Ars medicinalis. Venet. 1611. Tom. IT
Cap. VII. pag. 495. '
— — Trattato del Bagno a Acqua nelle colline di Pisa, in :
Giornale dei Letterati d'Italia. Venezia 1712. I. XI. p. 192.
Giuseppe Zambeccari, breve trattato dei Bagni di Pisa e
di Lucca. Päd. 1712.
Domenico Belliucioni, Qualita e virtii del Bagno posto
nelle colline di Pisa. 2. edit. Pisa 1742.
Luigi Battini, Trattato dei Bagni delle colline di Pisa posti
nel Castello del Bagno a Acqua. Pisa 1784.
Giovanni Mariti, Odeporico, o Itinerario nelle Colline Pi-
sane. Firenze 1799. Tom. II. pag. 37 ff.
Giulj a. a. O. Tom. Vi. pag. 39 ff.
Bagno di Rostona ist ein verfallenes, von Resten alter
Mauern umgebenes, und ehemals überdacht gewesenes Bad, dessen
Bassin etwa 4*/2 Ellen lang und 3 Ellen breit ist. Es liegt etwa
3 Miglien von Chianni, in einem engen rauhen Thale zwischen Fel-
sen von derbem grauem Kalkstein, an der rechten Seite eines Berg-
baches, Carbouaja genannt. Die nächste Wohnung ist eine ungefähr
Y3 Miglie unterhalb gelegene Mühle. Das Mineralwasser ist durch-
sichtig, riecht nach Schwefelwasserstoffgas, hat einen schwach säuer-
lichen Geschmack und die Temperatur von 10° R. Es setzt etwas
. Glairine ab.
Aach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium 1,066 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde Spuren
III. Theil. Ooo
936
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
2,666 Gr.
0,266 —
0,799 —
0,266 —
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoff s»;as
5,063 Gr.
. 1,570 Kub.Z.
Spuren.
Das Bad hat einen grofsen Ruf in der Umgegend und man be-
dient sich seiner mit ausgezeichnetem Erfolge gegen chronische Rheu-
matismen und Gicht. Um die Temperatur desselben zu erhöhen, bre-
chen die Leute Holz aus dem das Bad umgebenden Gebüsch, zünden
es an, legen Kalksteine darauf und werfen diese, wenn sie glühend
sind, in das Bassin. Nun steigen sie hinein und bleiben eine halbe
bis ganze Stunde im Bade, in welchem sie in einen starken Schweifs
gerathen. Giulj empfiehlt es in dieser Weise auch gegen chronische
Hautausschläge; innerlich aufserdem gegen Gries- und Steinbeschwer-
den und Blasenkatarrh.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 39 ff.
Die Acqua äi Ä. Leopoldo entspringt auf der linken Seite ei-
nes Bergbaches, R i gua r d i o genannt, der etwa zwei Miglien nördlich
von Colle Montanino, im Bezirk von Lari, fliefst. Die Quelle, die aus
schiefrigem Kalkstein hervorkommt, wurde 1805 entdeckt; man hat
sie mit einer Metallröhre versehen und ein kleines Gemach in den
Felsen gehauen, ausgemauert und überdacht, zum SchutZejregen die
Witterung. Ihr Wasser ist durchsichtig, geruchlos, von säuerlichem,
angenehm salzigem Geschmack, und hat die Temperatur von 12° R.
Es setzt einen gelblichen Niederschlag von kohlensaurem Kalk und
Eisenkarbonat ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaure Kalkerde 1,599 Gr.
Chlornatrium 18,133 —
Chlorcalcium 1,599 —
Kohlensaures Natron 2,133 —
Kohlensaure Talkerde 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde 9,599 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,533 —
Jodkaliura Spuren
34,129 Gr.
Kohlensaures Gas 4,177 Kub.Z.
Es wirkt auflösend, abführend und diuretisch, und wird gegen
hysterische und hypochondrische Affectionen, Stockungen in den Un-
terleibs-Organen, namentlich der Leber, Gries- und Steinbeschwer-
den, Blasenkatarrh und Unterdrückung der Menstruation empfohlen.
Eine zweite ähnliche, aber minder reichlich flie-
fsendc Quelle entspringt, der eben beschriebenen fast gerade ge-
937
genübcr auf der linken Seite des Riguardio ans gleichem Gestein.
Temperatur und sonstige physikalische Eigenschaften sind dieselben,
wie bei dem vorigen Mineralwasser.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlornatrium . .
Clilorcalcium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Jodkalinm .
Kohlensaures Gas
0,533 Gr.
6,399 —
1,066 —
2,133 —
0,533 —
1,599 —
0,533 —
Spuren
12^96 Gr. ""
2,618 Kub.Z.
Es wirkt ähnlich, wie das vorige, doch schwächer, und wird des-
halb zarteren Constitutionen bei den genannten Fällen empfohlen.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 69.
b. rechte Seite:
DieAcgua della Cecinella entspringt im Bette und am Ufer
der Cecinella, zwischen Monte Biccbieri und Palaja, in mehreren
Quellen, aus einem Seealluvium. Das Mineralwasser ist von säuer-
lich-zusammenziehendem Geschmack, hat den Geruch der Säuerlinge
und die Temperatur von 14° R. Das mit den Quellen emporsteigende
Gas besteht in 100 Theilen aus 36 Th. kohlensaurem, 44 TJi. Stick -
und 20 Th. Sauerstoffgas. Das Mineralwasser setzt auf seinem Laufe
eine röthlich-gelbe Substanz ab, die aus kohlensaurem Kalk und Ei-
senkarbonat besteht. In der Nähe der Quelle finden sich in dem
Boden Streifen von schwefel- und kohlensaurer Kalkerde.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Talkerde
Clilornatrium
Chlormagnesium
Chlorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas .
Scuwefelwasserstoffgas .
1,599 Gr.
6,399 —
1,599 —
Spuren
1,333 —
3,733 —
0,266 —
14,929 Gr.
15,70 Kub.Z.
Spur.
Es wird innerlich gegen Gries- und Steinbeschwerden, Blasen-
katarrh, Obstructionen der Milz und Leber empfohlen. Die Leute
der Gegend, die sich seit undenklichen Zeiten desselben mit grofsem
Erfolge bedienen, gebrauchen es auch äufserlich gegen chronische
Rheumatismen, Gicht und Hautausschläge, indem sie bei recht war-
Ooo 2
938
mem Wetter eine Grube neben den Quellen machen, in der sieb bald
eine hinreichende Menge Wasser sammelt, um sich darin baden zu
können.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 135 ff.
Die Mineralquellen von Alica entspringen nordwestlich von
dieser der Familie Corsini gehörigen, zwischen Palaja und Partiuo
gelegenen Herrschaft, auf der rechten Seite und im Bette des Rigone,
aus blauem Thone (mattajone hier genannt). Es sind zwei, in ge-
ringer Entfernung von einander hervorkommende Quellen, die mit
folgenden Namen unterschieden werden :
1. Acqua di S. Andrea Corsini; das Wasser hat einen
stark säuerlichen, eisenhaften Geschmack, so dafs man glaubt, es müsse
Eisenvitriol enthalten, allein es wird, wenn es einige Zeit in freier
Luft gestanden hat, gänzlich geschmacklos; ferner hat es einen ste-
chenden Geruch nach Kohlensäure und die Temperatur von 13° R.
Das zugleich emporsteigende Gas besteht in 100 Theilen aus 28 Tit.
kohlensaurem, 20 Th. Sauerstoff- und 52 Th. Stickgas. Der röth-
lich-gelbe Niederschlag des Mineralwassers besteht aus kohlensaurem
Kalk und Eisenkarbonat.
Nach Giulj 's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Talkerde . . . ; 1.599 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . i . . 1,599 —
Schwefelsaure Thonerde .... 2,133 —
Chlornatrium i . . * 4,266 —
Chlormagnesium » 0,533 —
Chlorcalcium ....... Spuren
Kohlensaure Talkerde ..... 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde 4 2,666 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,799 —
14,128 Gr.
Kohlensaures Gas 20,944 Kub.Z.
Das Mineralwasser, das zu den krältigsten Eisensäuerlingen von
ganz Toskana gehört, wird gegen Harngries, Steinbeschwerden, Sto-
ckungen in der Milz und der Leber, Atonie des Magens, Menorrha-
gien, Blennorrhöen sehr empfohlen.
2. Acq ua di S. demente, ist durchsichtig, riecht nach Schwe-
felwasserstoffgas, hat einen säuerlichen, eiseuhaften zugleich etwas
hepatischen Geschmack und die Temperatur von 13° R. Das Gas,
welches sich zu gleicher Zeit entwickelt, ist in 100 Theilen aus 32 Th.
kohlensaurem, 50 Th. Stick- und 18 Th. Sauerstoffgas zusammenge-
setzt. Der Niederschlag, den die Quelle auf ihrem Laufe absetzt,
ist wie bei der vorigen.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Talkerde .... 0,533 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . ' . . * 1,066 — *
939
Schwefelsaure Thonerde . .... l,599Gr.
Chlornatrium 3,199 —
Chlormagnesium , 0,533 —
Clilorcalcium ....... Spuren
Kohlensaure Talkerde 0,266 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 0,533 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . ■ . . 1,066 —
8,795 Gr.
Kohlensaures Gas . . . . . . 7,S5K«b.Z.
Schwefelwasserstoffgas Spuren
Dies innerlich ebenfalls auflösend, diuretisch und tonisiirend wir-
kende Miueralw asser wird auch erwärmt, in Form von Bädern ange-
wandt, gegen chronische Rheumatismen und Gicht, hysterische Lei-
den und allgemeine Schwäche empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 133 ff.
Bagno a Bac c anella ist ein kleines viereckiges Bassin, das
auf der linken Seite der von Alita nach Pontedera führeöden Strafse
uud in der Nähe einer Kapelle, Madonna di Baccanella liegt, von
der es seinen Namen hat. Es enthält ein durchsichtiges, mit grofsem
Geräusch und starker Gas"entwickeiung aus granblauem Thou hervor-
kommendes Mineralwasser, das nach Schwefelwasserstoffgas -riecht,
einen hepatischen, dabei zugleich zusammenziehenden, eisenhaften Gö-
schmack und die Temperatur von 13° R. 'hat.. Rings um das Bassin,
liegt weifser Kieselsand, der leichte Incrüstationen Von schwefelsau-
rem Eisen zeigt; auf dem Grunde des Beckens finden sich -auch feste
Kalksteine. •• . •
Nach Giulj's Analyse enthalten sechzehn Uuzeu des Mineral-
wassers :
Schwefelsaure Talkerde . . .
Schwefelsaure Knlkerde .
Schwefelsaure Thonerde
Schwefelsaures Eisenoxydul
Chlornatriutn .
Chlormagnesium
Clilorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefelsäure .
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffgas .
0,533 Gr.
3,199 —
' 4,266 —
Spuren
4.800 —
Spuren
Spuren
0,266 —
0,266 — •
0,533 —
Spuren
13.S63 Gr.
7,33Kub.Z.
Spuren
Die Leute der Gegend bedienen sich dieses Bades seit undenk-
lichen Zeiten gegen chronische Gicht, Rheumatismen uud Hautaus-
schläge. Es wird auch innerlich gegen Atome des Magens, Stockun-
940
gen im Unterleibe und krankhafte Anomalien der Menstruation em-
pfohlen.
Giulj a. a. O. T. VI. p. 135 ff.
5. Ceciria-Thal:
Das Miner alw asser von Salcetri entspringt etwa zwei Mi-
glien nördlich von Salcetri, in dem Bezirk v.in S. Luce, aus einem fe-
sten, grauen Kalkstein. Das ziemlich spärlich rinnende Wasser hat
eine Temperatur von 13° R, einen ganz schwachen alkalisch -salzi-
gen Geschmack, und ist klar und geruchlos.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Kohlensaures Natron . . . . , 1,599 Gr,
Chlornatrium . . . . . t . 0,533 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . . . 0,533 —
2,665 Gr. !
Es wird als diuretisches Mittel bei Gonorrhöe angewandt.
Giulj, Storia naturale etc. T. I. p. 17.
Die Mineralquellen von Miemo:
1. Bagno della Regina, oder di Mieino. Dies
Mineralwasser entspringt, ungefähr zwei Miglien von Miemo,
in einer engen, tiefen und rauhen Fels-Schlucht an den
Abhängen der südöstlich von Miemo gelegenen Bergkette,
die meist aus grünem Serpentin besteht, jn dem sich aüCli
etwas Malachit findet, was nicht zu verwundern ist, da sie
die westliche Fortsetzung der im Gebiet von Monte Catini
liegenden Berge von Caporciano. bildet , in welchen Kup-
ferminen sind. Das Mineralwasser, das sich in einem na-
türlichen Serpentinbecken sammelt, ist durchsichtig, ge-
ruchlos, von etwas säuerlichem Geschmack und hat die
Temperatur von 25° R.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen desselben:
Chlornatrium 1,066 Gr.
Chlorcalcium . . . . . . . . Spuren
Schwefelsaures Natron Spuren
Kohlensaures Natron ...... 2,666 —
Kohlensaure Thonerde 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde ...... 1,066 —
5;331 Gr.
Kohlensaures Gas . . i . . . 1,305 Kuh. Z.
941
Dies Mineralwasser wird mit grofsem Erfolge gegen
chronische Rheumatismen und Gicht, auch gegen chroni-
sche Hautausschläge angewandt, und trotz der ungünstigen
Lage in einer so wilden, fast unwegsamen Schlucht baden
die Leute der Umgegend hier sehr häufig, wobei sie das
Bassin mit Zweigen bedecken müssen, wenn sie sich ge-
gen die Einflüsse der Witterung schützen wollen.
2. Acqua delle Caldanelle, nach einer 100
Schritte davon liegenden Besitzung gleiches Namens so
genannt, entspringt, ungefähr \\ Miglien von der vorigen
Quelle und f Miglie von Miemo, am Fufse des Monte della
Lecceta, der aus rothem und grünem Serpentin besteht;
in dieser Gegend werden die Krystalle von kohlensaurer
Kalk- und Talkerde gefunden, die von Thomson Miemit
genannt worden sind. Die Mineralquelle kommt aus drei
Oeffnungen, von denen die unterste eine Röhre hat;
ihr Wasser ist durchsichtig , färb - und geruchlos , von
schwach säuerlichem Geschmack und hat die Tempe-
ratur von 18° R. Es setzt keinen Niederschlag auf dem
Gestein ab.
Nach Giulj's Analyse enthalten sechzehn Unzen des
Wassers :
Chlornatrium 2,133 Gr.
Chlorcalcium Spureu
Schwefelsaures Natron Spnren
Kohlensaures Natron . . . . . . 1,599 —
Kohlensaure Thonerde 0,266 —
Kohlensaure Kalkerde ...... 0,799 —
4,797 Gr.
Kohlensaures Gas . ...... 1,044 Kub.Z.
Sowohl Giov. Targioni, der vor 100 Jahren diese
Quelle besuchte, als Giulj, fand die Bewohner der
Meyerei delle Caldanelle trotz der ungesunden, feuchten,
tiefen Lage dieses Ortes, gesund und frei von den Fiebern
und andern in derMaremma endemischen Krankheiten, und
schreibt dies dem beständigen Gcnufs dieses Mincralwas-
942
sers zu, während in ganz nahe und viel günstiger gelege-
nen Ortschaften die Leute an diesen Krankheiten leiden,
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 5.
Die Mineralquellen von Volterra:
1. Acqua-diS. Fedele entspringt dicht vor dem
Thore dieses Namens bei Volterra, einer Stadt, die auf einem
Berge von 291 Toisen Höhe liegt, der aus hellblauem Thone,
auf seinem Gipfel aber aus Schichten von einem mehr oder
weniger gelblichen Meersand-Cpngloinerat (hier Tufo ge-;
nannt) besteht, welche mit Schichten von derbem Muschel-
kalk (panchiua) abwechseln, der zu Bausteinen benutzt
wird. Das Wasser der Mineralquelle, tlas aus einer Mc-
tallröhre hervorkommt, ist durchsichtig, geruchlos, vqii
schwach salzigem Geschmack und hat die Temperatur von
12° U. Es setzt keinen Niederschlag ab.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers: ;
Chlornatrium . . . . . . . . 44,263 Gr. - ,'
Chlorcalcium . . . . , . . . 3,199 —
Kohlensaures Natron . . . • • 1,066 —
Kohlensaure Talkerde . DJ . . ■■'»• . 0,533 —
Schwefelsaufe Kalkerde ..... Spuren
49,061 Gr.
Das Mineralwasser, das von den Bewohnern von Vol-
terra häufig benutzt wird, wirkt in gröfsern Dosen abfüh-
rend, in kleinern den Stuhlgang regulirend und wird des-
halb in Diarrhöen und Dysenterien empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. VI. S. 5 ff.
2. Das Wasser der Salinen (le Moje) von
Volterra. Diese Salinen, ein bedeutendes Etablissement,
liegen sehr tief, etwa vier Miglien (in gerader Linie) von
Volterra, nicht fern von der Cecina, deren Thal in dieser
Gegend sehr eng, feucht und ungesund ist, so dafs hier
die periodischen und intermittirenden Fieber herrschen.
Die Oberfläche des Bodens zeigt grauen Thon, behn Boh-
ren nach Trinkwasser aber ist man auf Selenit gestofsen,
der mit Schichten von Steinsalz abwechselt (unter andern
943
hat man eine Schicht Steinsalz von 20 flor. Ellen Mächtig-
keit gefunden). Die Salzquellen, deren eine beträchtliche
Anzahl sind, sammeln sich in einem grofsen Behälter, aus
dem die Soole zur Bereitung des Kochsalzes genommen
■wird.
Giulj untersuchte:
a. Die salzreichste Quelle; ihr Wasser ist
durchsichtig, von einem Seewasser- Geruch und schmeckt
äufserst salzig.
b. Das Wasser des grofsen Behälters (il
ConseiTone genannt); es ist durchsichtig, riecht wie Seewas-
ser und hat einen fade-salzigen (salato dolee) Geschmack.
c. Die M uttcr lauge; sie ist durchsichtig, h;it
einen starken Brom -Geruch und einen äufserst salzigen
unangenehmen Geschmack.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen
a. des AVassers der b. des Wassers im
salzreichsten Quelle: Conservone:
Schwefelsaure Kalkerde Spuren . . Spuren
Jodkalium . . . 0,533 Gr. . . 0,533 Gr. '
Brommagnesium . . Spuren . . Spuren
Chlornatrium . . 2520,032 — . . 1714,128 —
Chlormagnesium . 153,530 — . . 243,049 —
Kohlensaure Thonerde Spuren . . Spuren
Kohlensaure Talkerde 0,533 — . . 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde 1,066 — . . 1,066 —
2675,694 Gr. 1959,309 Gr.
c. der Mutterlauge :
Jodkalium 2,133 Gr.
Urommagnesium 1,066 —
Chlornatrium 1607.528 —
Chlormagnesium 979,666 —
2590,393 Gr.
Die beiden ersten Wässer gestatten eine innerliche
Anwendung nur in sehr kleinen Dosen als Wurmmitte),
äufserlich werden sie in Form von Bädern und erwärmt,
gleich den Seebädern empfohlen. Das dritte empfiehlt
Giulj in Form von Bädern und Umschlägen gegen skro-
944
phulöse und andere Drüsenanschwellungen, Verhärtungen
des Uterus, kalte Geschwülste, Caries u. s. w.
Giulj a. a. 0. T, VI. p. 5 ff.
Die Thermalquellen von S. Michele delle
Formiche entspringen in einem engen und tiefen Thale,
aus Serpentin; ihren Namen haben sie von einem alten
Kloster mit einer Kirche gleiches Namens, deren Ruinen
auf der nördlichen Spitze des steilen Berges liegen, an
dem sich dieses Bad befindet. Man unterscheidet zwei
Quellen :
1. Die Badequelle; ihr durchsichtiges, sehr reich-
lich fliefsendes Wasser riecht stark nach Schwefelwasser-
stoffgas, schmeckt ekelhaft schweflig, und hat an dem
Orte, wo es aus dem Boden hervorkommt, die Temperatur
von 37° R. Das gleichzeitig hervorströmende Gas ist in
100 Theilen zusammengesetzt aus: 16 Th. Schwefelwas-
serstoff-, 24 Th. kohlensauren, 20 Th. Sauerstoff- und
40 Th. Stick-Gases. Das Wasser setzt einen Niederschlag
von kohlensaurer Kalkerde ab und überzieht sich auch mit
einer weifslichen, dünnen Haut von gleicher Substanz.
2. Die Trinkquelle kommt weniger reichlich, als
die vorige aufserhalb des Bade -Etablissements ebenfalls
aus Serpentin hervor; ihr Wasser ist durchsichtig, von
ähnlichem, doch nicht so starkem Geruch, und nicht unan-
genehmem Schwefelwasserstoffgeschmack, und hat die Tem-
peratur von 30° R.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
1 . der Badequelle : 2
Schwefelsaure Ealkerde 0,399 Gr.
Chlornatrium . . 0,533 —
Chlormagnesium . . 0,133 —
Kohlensaure Kalkerde 1,066 —
Stinkharz . . . 1,066 - . .
der Trinkquelle:
. 1,332 Gr.
0,533 —
0,266 —
1,066 —
3,197 Gr.
3,197 Gr.
Schwefclwasserstoffgas 0,522 Kub. Z.
Kohlensaures Gas
0,522 Kub. Z.
1}044 — —
945
Die Badequelle wird mit Erfolg gegen rheumatische
und gichtische Leiden, so wie gegen chronische Hautkrank-
heiten benutzt; die Trinkquelle wird wohl nur defshalb in-
nerlich gebraucht, weil sonst kein anderes trinkbares Mine-
ralwasser sich hier befindet, die Badequelle aber mehr als
hinreichendes Wasser zu den Bäder liefert; so dafs man
also des Wassers jener zur äufserlichen Anwendung nicht
bedarf.
Aufser dem Badehause mit besonderen Bädern befindet sich hier
auch ein gut eingerichtetes Gebäude, das zur Aufnahme der Kurgäste
bestimmt ist. Besucht wird das Bad iu der Regel nur von Ende Mai
bis Ende Juni, und dann erst wieder im Monat September.
Giulj, Storia naturale a. a. 0. T. III. S. 233 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europa's S. 160.
Das Miner alw asser von Casale entspringt etwa eine halbe
Miglie südwestlich von diesem Orte, der auf der Hügelkette liegt, die,
eine Fortsetzung des Poggio al Pruno , nördlich von der Cecina be-
grenzt ist, östlich bis S. Agata, südlich bis Bibbona, und westlich bis
an das Meer sich hinzieht. Der thonige, sumpfige Boden ist ein Al-
luvium. Das Wasser, das sich in einem natürlichen Becken sammelt,
ist durchsichtig, obwohl es im Becken trübe aussieht, von salzig-bit-
terem Geschmack, hat einen Seewasser-Geruch und die Temperatur
von 12° R. Es steigt kein Gas mit demselben empor, auch läfst es
keinen Niederschlag zurück.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde
79,950 Gr.
Schwefelsaures Natron
40,532 —
Schwefelsaure Kalkerde
6,399 —
Chlornatrium
42,664 —
2,133 —
Jodkalium . . . . .
. . Spur
191,943 Gr.
Dies sehr drastisch wirkende Mineralwasser ist das einzige in
Toskana, welches eine besonders grofse Menge von schwefelsaurer
Magnesia enthält. Es quillt zu spärlich, als dafs es zu Bädern be-
nutzt werden könnte, die gegen Skropheln, skrophulöse und andere
Drüsenanschwellungen und dergleichen von grofsem Nutzen sein
würden.
Giulj, Storia naturale etc. T. IV, p. 306.
Bäg?ii a Moria. Diese seit Jahrhunderten bekann-
ten Bäder liegen zwischen Poinarance und Castelnuovo in
dein Thale der Possera, einem Seitenthale der Cecina am
westlichen Abhänge ( — nach Giulj's Schätzung etwa
800 flor. Ellen über d. M. — ) eines hauptsächlich aus
compactem grauem Kalkstein bestehenden Bergfes, der als
eine Fortsetzung der südlich liegenden, mit dem Monte
Rotondo zusammenhangenden Höhen angesehen werden kann,
und nördlich von der Cecina, östlich von dem Pavone,
westlich von der Possera und dem Berge begrenzt isvifedtj
auf dem früher die Pieve a Morba stand. Etwas oberhalb
der Bäder geht die neue Fahrstrafse, welche V'ölt'erra mit
Massa verbindet, mittelst einer Brücke über die Possera,
auf deren rechter Seite die Bäder liegen. Aus einigen
Urkunden geht hervor, dafs sie im Jahre 1389 von der
Republik VoJterra an die Florentiner für einen jährlichen,
Zins von zehn Goklgülden verpachtet Würden, 1472 kamen
sie mit dem Gebiet von Volterra an Florenz; sie -gerietheil
nach und nach in Verfall, obwohl sie noch von den '«lei-
sten Schriftstellern des fünfzehnten und sechzehnten Jahiv:
hunderts erwähnt werden. Als Targioni sie im Jahre
1742 besuchte, waren sie in einem kläglichen Zustande und
schon seit 50 Jahren gänzlich zerfallen und unbenutzt ge-
blieben; erst 60 Jahre später, 1802 fingen die damaligen
Besitzer, durch Dr. Domenico Giovannelii von Cas-
telnuovo veranlafst, an5 sie wiederherzustellen. Gegen-
wärtig sind sie Eigenthum des Herrn Lamotte, der in
der Nähe bei dem Flecken Monte Cei:boli eine Borax-
Fabrik besitzt, zu ideren Territorium die Bäder gehörten,
welche mit einem anständigen und zweckmäfsig 'eingerick-
tetcn Etablissement jetzt versehen sind.
Was die Einrichtung des Etablissements betrifft, so ist ■ sie zu
rühmen. ^Es befindet sich hier ein Badearzt, den die Kranken zu
honoriien haben, und ein Badedircktor. Douchen sind 20 \ Wohnun-
gen 17 vorhanden. Die Preise sind mäfsig: zwei Bäder und eine Douche
täglich kosten einen Lire, die Armen zahlen einen Lire für acht
Tage. Die besteu Quartiere kosten zwei Lire, die geringsten 13 Sold.
947
täglich. Der Restaurant bekommt für einen Tag Frühstück, Mittag und
Abendessen etwas über zwei Lire. Aufserdem bietet die Nähe vou
Castelnuovo und Poinarancc Alles, was zur Bequemlichkeit und An-
nehmlichkeit sonst noch verlangt wird. Die Bäder sind geöffnet vom
1. Mai bis Ende October; die Badestunden sind in den langen Som-
mertagen von 5 — 11 Uhr Morgens, und 2 — 61/., Uhr Abends. Die
Hautkranken baden von 11— 12'/> Uhr Mittags und Abends von 5 bis
61/., Uhr. — Die Lage des Etablissements ist gesund , und bei der
Höhe derselben ist die Temperatur gelinde: Giulj fand sie im Au-
gust 1828 nicht über 20° R. ; in der Mitte des Herbstes 14,5° R. in
der Sonne.
"Wie die Gegend von Volterra , namentlich der östliche, an die
Provinz Ober-Siena glänzende Strich durch seinen Reichtbum an Berg-
werken, Salinen, Mineralquellen, edlen Steinen u. s. w. der in geolo-
gischer Hinsicht interessanteste Theil von ganz Toskana ist, so bie-
tet diese Seite des Cecina-Thales noch eiue Eigentümlichkeit durch
die sogenannten Lagoni, die eine grofse Kette von Fosini, über
Monte Rotondo, Sasso Volterrano , Lustiguano , Serrazano bis Monte
Cerboli bilden. Von letzterem Orte zieht sich eiue gleiche Kette die-
ser an eingesenkteren Stellen liegenden Lagunen über den Berg, auf
dem sich die Bäder befinden , bis nach dem nordöstlichen Abhänge
nach Castelnuovo. Es sind meist runde Vertiefungen vou 1—50 Ellen
Umfang, in denen aus kraterförmigen Oeffnungen entweder blofs heifse
Dämpfe oder Dämpfe und siedendesyschmutziges Wasser emporstei-
gen ; dergleichen Lagunen heifsen Fumacchi und Soffioui. Andere
enthalten blofs einen dunkelfarbigen, kochenden Schlamm, und wer-
den Bulicami genannt; dieser Schlamm ist so heifs, dafsz.B. in der
Lagune della Terra, welche Giulj untersuchte, ein 20° über den
Siedepunkt gradirtes Reaumur'sches Thermometer nicht ausreichte,
um die Temperatur zu bezeichnen. Der Boden in der Nähe der La-
gunen enthält viel Schwefeleisen und Alaun, die unter dem beständi-
gen Einflufs der heifsen Dämpfe grolse Mengen von Schwefelwasser-
stoffgas entwickeln, aufserdem steigen kohlensaures und hydrothion-
saures Gas empor, mit Detonationen, die zuweilen eine Miglie weit
gehört werden , und in der Nähe der gröfsereu Lagunen erzittert der
Boden, wie von einem beständigen Erdbeben.
Der Berg, auf dem die Bagni a Morba liegen, besteht, wie an-
gegeben, hauptsächlich aus Kalkstein, doch wechselt er hier und da
mit Schichten von Macigno und dem unter dem Namen Tramezzuolo
bekannten Marmorschiefer, der grau, gelblich, auch röthlich aussieht,
und je näher am Fufse des Berges von desto feinerer Structur ist.
Da wo der Pavone den Berg bespült, bei den Lagunen von Castel-
nuovo findet man in diesen Schichten, die meist horizontal, aber auch
schief, und sogar perpendikular sind, kleine bald gelbe, bald weil'se
Würfel von schwefelsaurem Eisen eingesprengt: die letzteren, weni-
ger häufigen, geben auf brennende Kohlen gelegt einen Knoblauch-
Geruch von sich. Endlich linden sich auch Schichten von schiefrigein
oder festem Hornsteiu mit amorphem weifsem Quarz.
948
Giulj führt zwölf Quellen an, von denen sieben inner-
halb der Ringmauern des Etablissements und fünf aufser-
halb derselben liegen ; eine dreizehnte , die während des
Druckes seines Werkes entdeckt wurde, ist noch nicht un-
tersucht. In weiterer Entfernung von dem Etablissement
befinden sich noch zwei Quellen, so dafs also im Ganzen
hier vierzehn Quellen zur Betrachtung kommen.
a. Innerhalb des Etablissements:
1. Acqua della Cappella , kommt aus festem
aschgrauem Kalkstein hervor, ist farblos, hat einen etwas
hepatischen, dabei stechenden Geruch nach Kohlensäure,
schmeckt, frisch geschöpft, säuerlich, verliert diesen Ge-
schmack aber nach und nach an der Luft, und hat die
Temperatur von 21° R. Beim Stehen überzieht sich das
Mineralwasser mit einem gelblich -weifsen Häutchen von
kohlensaurer Kalkerde und Eisenkarbonat 5 es setzt au-
fserdem in der Ausflufsröhre Glairine ab. Aus dem Grunde
der kleinen Höhlung, in welcher die Quelle mit einem Was-
serstrahl von einem Daumen Stärke zu Tage kommt, stei-
gen viele Blasen empor, die mit einem Gase gefüllt sind,
das in 100 Theilen aus 60 Th. kohlensauren , 10 Th. Sauer-
stoff- und 30 Theilen Stickgases besteht.
2. Die Quelle del Cacio cotto, entspringt aus
gleichem Gestein dicht neben dem Wege, der durch das
Etablissement geht. Ihr Wasser ist äufserst klar und
durchsichtig, riecht sehr stark nach Schwefelwasserstoffgas,
woher auch wohl ihr Name, schmeckt aber nur schwach
hepatisch, und hat im Krater selber die Temperatur von
43° R., an der Mündung der Leitungsröhre aber, die es
in das Badehaus führt, wo es zwei Wannen und einige
Douchen speist, nur 39° R. In der Abzugsrinne, die das
Wasser aus den Bädern leitet, findet sich aufser kohlen-
saurer Kalkerde viel Glairine abgesetzt. Auch beim Ste-
hen zeigt sich kohlensaure Kalkerde in Gestalt eines wei-
949
fsen Häutchens auf dem Wasser. Der Wasserstrahl der
Quelle ist etwa zwei Daumen stark.
3. Die Quelle tlella Scala, giebt ein sehr kla-
res Wasser ohne Geruch und Geschmack, das an der
Mündung der 30 Ellen langen Rohre, welche dasselbe zu
einigen Badewannen und einem Behälter für Douchen lei-
tet, die Temperatur von 31° R. hat. Da sie unter der
Treppe entspringt, welche nach den Wohnungen der Ba-
degäste führt, so kann weder die Temperatur an dem Kra-
ter selber, noch das begleitende Gas untersucht werden.
Ihr Wasserstrahl ist einen Daumen stark.
4. Acqua di S. Francesco, oder del Bag-
netto, entspringt nur wenige Ellen von dem Badehause,
in welchem es mittelst einer Röhre eine Wanne füllt. Das
Wasser ist ohne Farbe und Geruch, schmeckt sehr deut-
lich eisenhaft zusammenziehend, und hat in der erwähnten
Röhre die Temperatur von 32° R. Es setzt einen gelblich
gefärbten Niederschlag von kohlensaurem Kalk und Eisen-
karbonat ab. Das zugleich sich entwickelnde Gas läfst
sich nicht untersuchen, da die Quelle seitlich aus Spalten
des Kalksteins hervorkommt. Die Stärke des Wasser-
strahls beträgt einen Daumen.
5. S. Adelaide, das Wasser derselben ist durch-
sichtig, riecht nach SchwefelwasserstofFgas , hat einen et-
was süfslichen Geschmack und die Temperatur von 24° R.
Die Stärke des Wasserstrahls ist einen Daumen.
6. S. Desiderat a, giebt ein äufserst klares, ge-
ruch - und geschmackloses Wasser von 24° R. Es setzt
etwas kohlensaure Kalkerde auf seinem Laufe ab. Das
Gas, welches mit der Quelle hervorkommt, besteht nach
Giulj in 100 Theilen aus 75 Th. kohlensauren, 9 Th.
Sauerstoff- und 16 Th. Stickgases.
7. S. Cammill 0, ein äufserst klares, nach Schwe-
fel wasserstoffgas riechendes Wasser von säuerlichem Ge-
schmack, das die Temperatur von 32° R. hat.
950
h. Aufserhalb der Mauern des Etablis-
sements:
8. Acf/ua del Piano — Balneum planitiei bei
den älteren Schriftstellern — entspringt anscheinend aus
einem Alluvium, doch ist zu vermuthen, dafs auch sie aus
demselben Kalkstein, wie die übrigen Quellen, hervorkommt.
Das Wasser ist farblos, ohne Geruch und Geschmack
und hat an der Oeffnung, wo es in das Bad tritt, die Tem-
peratur von 38° R. Es setzt kohlensaure Kalkerde ab,
und überzieht sich auch beim Stehen mit einem Häutchen
von derselben Substanz. Die Quelle fliefst so reichlich,
dafs sie in wenigen Stunden zwei grofse Bäder füllt, von
denen das eine das Frauen-, das andere das Männerbad
ist, und die viele hundert Tonnen Wasser fassen.
9. 8. Jjeopoldo, entspringt dicht an der Mauer
über dem Abzugskanal, welcher das Thermalwasser aus
dem Etablissement hinaus und in die Possera leitet, in ei-
ner Vertiefung, die mit Kies angefüllt ist, auf dem das
Mineralwasser eine röthliche Incrustation aus kohlensaurer
Kalkerde und Eisenkarbonat gebildet hat. Das Wasser
dieser Quelle ist vollkommen durchsichtig, schmeckt säuer-
lich-eisenhatt, und hat frisch geschöpft einen stechenden
Geruch. Seine Temperatur ist 16° R. Das Gas, welches
mit demselben emporsteigt, besteht in 100 Theilen aus
70 Th. kohlensauren, 20 Th. Stick- und 10 Th. Sauer-
stoff-Gases.
10. S. Raimondo. Das Wasser dieser Quelle ist
farblos, riecht nach Schwefelwasserstoffgas, schmeckt et-
was säuerlich und hat die Temperatur von 24° R. ; es
läfst auf seinem Laufe kohlensaure Kalkerde und Glairine
fallen.
11. S. Caterina, entspringt aus Kalkstein und
hat ein klares Wasser, von säuerlichem Geschmack, das
nach Schwefelwasserstoffgas riecht und die Temperatur
von
951
von 23° R. besitzt. Es setzt kohlensaure Kalkerde und
Glairine ab.
12. S. Giuseppe^ gleicht an Farbe, Geruch und
Geschmack gewöhnlichem Wasser. Die Temperatur der
Quelle ist 21° R.
c. In weiterer Entfernung von den Bädern:
13. Acf/ua della Perla, entspringt mit einem
Wasserstrahl von der Stärke eines Daumens aus Kalk-
stein, ■£ Miglie von den Bädern, auf dem jenseitigen linken
Ufer der Possera , und hiefs früher Acqua del Bagnolo,
weil die Quelle ehemals brunnenartig überbaut Avar, wovon
noch Spuren zu sehen sind. Lorenz von Medici schätzte
das Wasser so hoch, dafs er das Gebäude verschliefsen
und den Schlüssel nach Florenz bringen liefs, damit das
Mineralwasser nicht verunreinigt würde. Es ist vollkom-
men klar, von süfslichem, hepatischem Geschmack, riecht
nach Schwefelwasserstoffgas und hat die Temperatur von
35° R.
14. Acr/ua della Fossa oder di Castelnuovo ,
entspringt mit einem Wasserstrahl von zwei Daumen Stärke
etwa \ Miglie von diesem Orte und an der rechten Seite
des Weges, der nach den Bädern führt, in der Nähe einer
Lagune. Das Wasser ist ohne Farbe, Geruch und Ge-
schmack, und hat die Temperatur von 35° R. Es bildet
keinen Niederschlag auf seinem Laufe.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen Wasser:
1. der Acqua della 2. der Acqua d.
Schwefelsaure Kalkerde
Clilornatrium
Chlorma^uesium
Chlorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Sclnvefehvasserstoffgas ,
HI. Theil.
Cappella :
Cacio cotto :
1,332 Gr.
1,066 Gr.
0.799 —
0,266 —
0,533 —
0,266 —
0,533 —
0,533 —
0,266 —
1,066 —
0,533 —
1,599 —
0,799 —
.
4,795 Gr.
4,796 Gr.
3,140 Kuh.Z.
. .
. .
. 1,570 Kuh.Z.
Ppp
952
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatriiim
Chlormagnesium
Clilorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlormagnesium
Clilorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas
Schwefelsaure Kalkerde .
Clilornatrium .
Chlormagnesium
Clilorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kehlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas .
3. der Acqua d.
Scala :
1,066 Gr.
0,266 —
0,226 —
0,799 —
1,865 —
4,222 Gr.
4. der Acqua di
S. Francesco :
2,666 Gr.
1,066 —
0,266 —
0,266 —
0,533 —
0,533 —
1,066 —
1,599 —
7,995 Gr.
1,576 Kub.Z. 0,522 Kub.Z.
5. der Acqua di 6. der Acqua di S.
S.Adelaide: Desiderata:
1,599 Gr.
1,599 —
0,533 —
1,066 —
2,132 —
1,066 Gr.
1,066 —
0,533 —
0,533 —
1,599 —
2,132 —
6,929 Gr.
6,929 Gr.
0,261 KubZ.
0,522 —
7. der Acqua d. S
8. der Acqua di
Cammillo:
Piano :
1,066 Gr.
1,599 Gr.
0,533 —
0,533 —
0,533 —
0,533 —
1,066 —
1,599 —
0,533 —
2,132 —
1,066 —
0,533 —
5,863 Gr.
0,522 Kub.Z.
0,785 —
5,863 Gr.
9. der Acqua d. 10. der Acqua d.
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlormagnesium
Chlorcalcium
Kohlensaure Talkerde
S. Leopoldo:
2,666 Gr.
0,266 —
0,266 —
0,533 —
S. Raimondo:
0,533 Gr.
2,666 —
1,599 —
953
Kohlensaure Kalkerde . .
0,533 Gr.
2,666 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul
1,599 —
5,^03 Gr.
.
7,464 Gr.
Kohlensaures Gas
6,545 Kuh.Z.
2,357 Kuh.Z.
0,522 —
11. der Acqua d.
12. der Acqua d
S. Caterina:
S. Guiseppe:
Schwefelsaure Talkerde .
0,533 Gr.
...
Schwefelsaure Kalkerde .
1,066 —
1,599 Gr.
Chlornatrium ....
0,533 —
• • .
Clilorcalcium ....
«...
0,533 —
Kohlensaure Talkerde
0,533 —
1,599 —
Kohlensaure Kalkerde
2,132 -
2,132 —
4,797 Gr.
5,863~Gr7~
Kohlensaures Gas
0,522 Kub.Z.
0,522 Kub.Z.
13. der Acqua
14. der Acque
dellePerla:
dellaFossa:
Schwefelsaure Talkerde
• ...
. 0,533 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
1,599 Gr.
. 1,599 —
Chlornatrium
1,599 — .
. .
Chiorcalcium .
0,533 —
.
Kohlensaure Talkerde . .
0,533 —
. 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,533 —
. 1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,533 —
5,330 Gr.
.
3,731 Gr.
Kohlensaures Gas
0,522 Kub.Z.
Scbwefelwasserstoffgas
1,044 —
Die Mineralwässer werden theils als Getränk, theils
in Form von Bädern, Douchen und Injectionen angewandt.
Innerlich werden die diuretiscb, auflösend und tonisirend
-wirkenden Quellen S. Leopoldo und della Cappella mit
Nutzen gegen Gries- und Steinbeschwerden, Stockungen
im Unterleibe gebraucht, auch Injectionen von diesen
Wässern haben sich bei Leukorrhoe, Menorrhagie , Diar-
rhöe und Dysenterie hülfreich bewiesen. Die Wässer S.
Dcsiderata, S. Caterina und S. Giuseppe werden äufserlich
gegen rheumatische Affectionen sensibler Individuen, klo-
nische Krämpfe, nervöse Hemiplegie ohne Störungen der
Geisteskräfte empfohlen. Die kräftigeren Quellen della
Scala und S. Francesco rühmt man aufserdem bei Extra-
PPP2
954
vasaten nach Verletzungen, alten Geschwüren, Anasarka,
Oedem, Schwäche der Glieder, Lähmungen, spasmodischen
Beschwerden, chronischen Koliken, in Form von Bädern
und Douchen. Die indifferenten Thermen del Piano und
della Fossa werden hei Lähmungen, hartnäckigen rheuma-
tischen Beschwerden und deren Folgen, — die Thermen S.
Adelaide, S. Raimondo, S. Cammillo, del Cacio cotto und
della Perla hei Hautausschlägen mit Erfolg gehraucht.
Giulj hat auch den Mineralschlamm aus den Lagunen von
M onte Cerboli untersucht, der zuerst im Jahre 1831 als Heilmit-
tel angewandt worden ist (von einem österreichischen Kriegskommis-
sair' "egen hartnäckigen Rheumatismus, der allen andern Mitteln wi-
derstanden hatte). Dieser Mineralschlamm sieht in feuchtem Zustande
sehr dunkelgrau aus, getrocknet gleicht er der Asche. Er äst fast
geschmacklos, riecht aber stark nach Schwefel, namentlich wenn man
ihn zwischen den Fingern reibt; auf Kohlen brennt er mit blauer
Flamme, verbreitet einen hustenerregeuden Geruch nach schwefeliger
Säure. Giulj fand in hundert Theilen desselben:
Schwefel 36 Th.
Kieselerde 20
Schwefelsaure Talkerde .... 3 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . . 12 —
Kohlensaure Kalkerde .... 9 —
Borsäure ....••• 2
Thonerde • 6 _
Eisenoxyd _ jj ,
100 Th.
Der Schlamm kann seiner hohen Temperatur wegen, die die
des siedenden Wassers hei weitem übersteigt, nicht so angewandt!
werden, wie er sich in den Lagunen findet; jener österreichi-
sche Beamte liefs ihn sich nach den Bädern bringen, legte ihn, so
heifs er es ertragen konnte, auf die leidenden Theile, badete
dann in dem Wasser della Scala oder del Piano, und stellte sich auf
diese Weise vollkommen wieder her. Giulj empfiehlt diesen Mine-
ralschlamm, aufser gegen Rheumatismen, in Form von Umschlägen,!
^Einreibungen und Bädern gegen Nierenkrankheiten, Steinbeschwerden,
Drüseuleiden, hartnäckige chronische Hautausschläge, und allgemeine
oder partielle Gliederschwäche.
Giulj, trattato delle acque minerali dei Bagni a Morba nel Vol-
terrano. Sieiia 1809.
— - Storia naturale a. a. O. T. I. (Firenze 1833) p. 21-133,
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 166.
955
Acqua delV Aitora, nach einer in der Nähe liegenden Be-
sitzung dieses Namens so genannt, entspringt ungefähr eine Miglie
westlich von Montecatiui di Val di Cecina, aus thonigem Kalkschiefer
(Galestro, wie die Leute ihn hier nennen). Das Mineralwasser ist
durchsichtig, riecht und schmeckt nach SchwefelwasserstofTgas , und
hat die Temperatur von 14° R. hei 8° R. der Atmosphäre. Es sam-
melt sich in einem natürlichen Becken, dessen Ausflufsrinne von dem
Mineralwasser schwarz gefärbt erscheint.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn Unzen des Mineralwassers:
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrinm .
Chlormagnesium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffiias .
0,533 Gr.
1,599 —
Spuren
3,199 —
0,533 —
2,133 —
7J997Gr.
1,570 Kub. Z.
1,044
Das Wasser wird in Form von Bädern gegen chronische Rheu-
matismen und Gicht mit Erfolg angewandt, auch gegen Hautaus-
schläge, sowie inuerlich gegen Wnrmkrankheiten, Harngries und Bla-
senkatarrh empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. VI. p. 5.
6. Cornia-Thal:
Bagno delle Caldane di Campiglia liegt auf der rech-
ten Seite der Cornia, am Fufse der Hügelkette, auf der Campiglia
gelegen ist, und etwa zwei Miglien von diesem Orte. Dies Bad, von
dem es ungewifs ist, ob es die von deu älteren Schriftstellern er-
wähnte Therme von Populonia oder die von Vetulonia ist, besteht
in einem 1821 errichteten Gebäude, das zwei grofse, durch eine Mauer
geschiedene, gemeinschaftliche Badebassins enthält. Der Boden um
dasselbe ist mit Dammerde bedeckt, unter der wahrscheinlich Kalk-
stein liegt, mindestens bestehen die erwähnten nördlich gelegeneu
Hügel aus diesem Gestein. Das Wasser dieser Therme ist durch-
sichtig, ohue Geruch und Geschmack, und hat die Temperatur vou
30° R.
Sechzehn Unzen desselben euthalten nach Giulj:
Schwefelsaure Kalkerde 1,599 Gr.
Chlornatrium 5,331 —
Chlorcalcium 1,066 —
Chlormagnesium 1,066 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde 5,331 —
14,926 Gr.
Das Bad wird gegen rheumatische und gichtische Beschwerden,
schmerzhafte Leiden, die nach Verletzungen zurückbleiben, und leich-
tere Fälle von Lähmungen mit Frfolg angewandt.
Die Therme, die sehr reichlich fliefst, könnte bei besserer Ein-
richtung des Bades — es fehlt an Douchen , an gehörigen Leituugs-
und Abzugsröhren, au besondern Baderäumen u. s. w., — für die Be-
wohner der Umgegend noch bei weitem nützlicher werden, da die
nächsten Bade -Etablissements, die von Roselle, a Morba und Cas-
ciano, alle zwischen 40 — 50 Miglieu entfernt sind. Trotzdem ist
das Bad während der in der Maremma üblichen Badezeit (bis zum
20. Juni) häufig besucht. Unterkommen gewährt eine nahe gelegene
Meierei, la Palledraja.
G i u I j , Storia naturale etc. T. IV. S. 267 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 42.
7. Die Mineralquellen der Insel Elba.
Bei dem Reichtimm dieser Insel an Metallen und an-
dern Mineralien sollte man vermutlien, dafs sie auch eine
bedeutende Anzahl von Mineralquellen besäfse, allein es
finden sich deren nur zwei, obwohl mehrere andere Quel-
len, z. B. die von Calamita bei Lungone u. s. w. von
den Bewohnern der Umgegend für heilkräftig gehalten
werden.
Elba ist nach Thiebaud de Berneaud nicht vulkanischen
Ursprungs, sondern besteht theils aus einem über dem Meere hervor-
ragenden Urfels, theils aus Muschelkalk und eisenhaltiger Ochererde;
dennoch soll es nach demselben wahrscheinlich durch Erdbeben aus
dem Grunde des Meeres hervorgetreten sein. — Bekannt sind die
grofsen Eisengruben von Rio: diese finden sich au dem nordwestli-
chen Theile des wesllich von Rio liegenden Berges auf einem ziem-
lich ausgedehnten Terrain. Die Gänge des Metalls sind von ver-
schiedener Mächtigkeit, von 5 — 14 Ellen, und nur Von Erde be-
deckt, so dafs zur Ausbeutung derselben keine eigentlichen Bergwerks-
Arbeiten, Minen, Stollen u. s. w. erforderlich sind, sondern das Metall
wird aus ziemlich einfachen Gruben gewonnen. An einigen wenigen
Stellen ist man so tief mit dem Ausgraben des Metalls gekommen,
dafs das unter demselben liegende Gestein , ein schmutzig weifser
Kalkstein, Marmoricio genannt, sichtbar ist. An einer dieser Stelleu,
und an dein tiefsten Theile des Berges findet sich auf einem ebenen
Terrain in der .Nähe eines schönen Landhauses, Falazzina genannt,
acht Miglieu von Forto-Ferrajo entfernt, das bekannte
1. Mineralwasser von Rio, von den Einwoh-
nern Rio's Acqua della Palazzina del Piano
957
dclle Fabbriche, auf dem übrigen Theile der Insel
Acqua forte oder ferrata, in Italien Acqua di Rio
genannt. Die Wände der ehemaligen Gruben, welche auf
der nördlichen Seite in die Flanke des erwähnten Berges
gearbeitet sind , zeigen grofse mit Erdschichten abwech-
selnde Lagen von gelbem, messingfarbigem Schwefelcisen,
das bald in Würfeln bald in unregelmäfsigen Krystallen
erscheint, die zuweilen fest an einander hangen, zuweilen
durch Thon und Kieselerde von grauer Farbe getrennt
sind. Von derselben Structur ist der Boden an der Stelle,
wo sich das Mineralwasser befindet, das nicht eigentlich
eine Mineralquelle zu nennen ist, sondern vielmehr durch
Infiltration entsteht und sich in einem kleinen Becken sam-
melt. Das Wasser ist durchsichtig, geruchlos, von sau-
rem und zusammenziehendem Eisenvitriol-Geschmack, der
im Winter schwächer ist, entwickelt, weder frisch geschöpft,
noch geschüttelt oder erwärmt, kein Gas, und hat die Tem-
peratur von 17° R., das specif. Gewicht = 1,009. Die
Stellen des Bodens, über die das Wasser hinläuft, zeigen
namentlich im Sommer grünliche, zuweilen noch mit einem
weifsen Ueberzuge bedeckte, an andern Orten auch röth-
lich-gelbe Incrustationen , die freie Schwefelsäure, schwe-
felsaures Eisen und schwefelsaure Thonerde enthalten.
Das Mineralwasser wurde 1S28 von Pandolfini
Barb e ri , 1S35 von Giulj untersucht. Hiernach enthält es:
nach Pand. Barberi nach Giulj in
in 100 Theilen: sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Eisenoxydul 0,092 Th. . . 17,059 Gr.
Schwefelsaure Thouerde . 0,060 — . . 12/265 —
Schwefelsaure Kalkerde . 0,001 — . . 0,533 —
Ueberschiissise Schwefelsäure 0,114 — . . 20,266 —
Chlornatrium . . . 0,098 — )
)4 - )
0,533 —
Chlorcalcium u. Chlortalcium 0,004
Kohlensaure Talkerde"\
Eisenoxyd .
Thonerde . . f °^2ü " ....
Kieselsaures Eisen )
Wasser .... 99,611 — . . .
100,000Tb. 50,666 Gr.
958
Dies Mineralwasser, das zuerst 1746 von Dr. Mich.
Riviera medizinisch angewandt wurde, hat, wie Giulj
erzählt, ehenso begeisterte Lobredner, wie entschiedene
Gegner gefunden. Allerdings hat auch Giulj Yiele ge-
sehen, bei denen dies Wasser grofse Magenbeschwerden
verursachte, während Andere nur einen guten Erfolg von
demselben erfuhren. Aus Dr. Buzzegoli's Beobachtun-
gen geht hervor, dafs es in den meisten Fällen von Ka-
chexie in der Dose von einem halben bis zu einem ganzen
Becher und steigend, ferner gegen Störungen der Uterinfunc-
tionen in Dosen von zwei Bechern und steigend nützlich
ist. Auch gegen Stockungen in der Milz und Leber wird
es empfohlen. Aeufserlich rühmt man es in Form von
Umschlägen gegen Flechten, als Bad und erwärmt gegen
allgemeine Schwäche und Oedeme der Extremitäten, ob-
wohl das Mineralwasser in zu spärlicher Quantität vor-
handen ist, als dafs sich eine solche Anwendung weit aus-?
dehnen liefse.
2. Acqua dl Vigneria, kommt nordöstlich von
Rio, dicht am Gestade des Meeres aus grofsen Fragmen-
ten von Kalkstein, der die Grenze der Eisengänge bildet,
hervor. Das Wasser, dessen specif. Gewicht = 1,006
ist, ist klar, geruchlos, von ähnlichem, doch weit schwä-
cherem Geschmack und gleicher Temperatur, wie das vorige,
(Dieselbe Temperatur haben übrigens auch die Trinkwas-
ser-Quellen auf der Insel).
Nach Giulj geben sechzehn [Unzen dieses Mineral-
wassers:
Freie Schwefelsäure
4,266 Gr.
Schwefelsaures Eisenoxydul .
3,199 —
Schwefelsaure Thonerde
0,710 —
Schwefelsaure Kalkerde
0,177 —
Chlornatrium 1
Chlormagnesium > .
0,177 —
Chlorcalcium J
8,529 Gr.
959
Es wird zarteren Constitutionen, die das Wasser von
Rio nicht vertragen , in denselben Fällen, wie dieses, em-
pfohlen und ist dem verdünnten Mineralwasser von Rio,
das man dergleichen Kranken zu verordnen pflegt, bei
weitem vorzuziehen.
Buzzegoli, della acque minerali di Rio. Firenze 1777.
ßergman, Opuscoli chimici e fisici etc. Napoli 1787.
Thiebaud de Berneaud, voyage ä Hie d'Elbe. Paris 1808;
Deutsch von Sprengel in: Bibliothek der Reisebeschreibungen.
Bd. XXXIX. p. 1—148.
Giov. Battista Pandolfini Barberi, Storia ed analisi
cliimica delle acque acidule marziali di Rio neu' Isola dell1 Elba.
Livorno 1828.
S. Brunner, Streifzug durch das östliche Ligurien, Elba etc.
Winterthur 1828. S. 26—63.
G. Giulj a. a. 0. T. VI. p. 115 ff.
Die Heilquellen im Compärtimento von Florenz
und Arezzo,
1. Nievole-Thal:
He Mineralwässer von Montecat ini.
Diese seit uralter Zeit berühmten und zu Salinen wie zuBä-
dern benutzten jodhaltigen Kochsalzthermalquellen entsprin-
gen indem reizenden Nievole-Thale, dem lachendsten Theile
von Toscana, wie Sismondi es mit Recht nennt, zwischen
Pistoja und Pescia, nicht fern von der grofsen Strafse,
welche von Florenz kommend das Nievole-Thal durchschnei-
det. Grade dem 29sten Migliensteine (von Florenz) ge-
genüber beginnen auf der rechten Seite dieser Strafse die
Anhöhen, welche nach und nach aufsteigend den Fufs der
Höhe bilden, auf welcher Montecatini liegt.
Das Nievole-Thal wird, wie die auf der rechten Seite des Arno
liegenden Thäler von kleineren Höhen gebildet, welche für Abzwei-
gungen der Apenninen angesehen werden können, und hat, wie die
meisten dieser Thäler, eine trianguläre Gestalt. Die Berge bestehen
in der Regel an ihrer Base aus festem Kalkstein von verschiedener
Farbe, in welchem sich hier und da Ery stalle von Schwefeleisen fin-
den ; weiter hinauf zeigen sie den harten Stein , welcher in Toskana
Macigno heilst, ein Name, den in neuerer Zeit auch einige französi-
sche Geologen angenommen haben. Auch der Berg, auf welchem
Montecatini liegt, hat im Allgemeinen diese Structur; ausserdem aber
findet sich noch auf der westlichen Seite Ealkschiefer, und östlich,
an der Strafse von Montecatini nach Pistoja, röthlichcr Thonschiefer,
961
und Schichten von Braunstein. Nach der grofsen Strafse zu verlau-
fen kleine Hügel, meist aus rüthlichem Tuf und Travertin bestellend ;
Bicchierai hat dieses hügelige Terrain von einer Quadratiniglie,
das er uördlich mit dem Colle di Panteraja, östlich mit dem Graben
von Montecatini, südlich mit der grofsen Strafse, und westlich mit
eiuer Linie, von dem Bagno Mediceo (jetzt del Riufresco) nach der
Strafse zur Villa Bravieri gezogen, begrenzt, Campo minerale genannt,
auf Avclchem viele mehr oder minder salinische Quellen entspringen,
und sich Hornstein und ein anderer schwärzlicher Stein findet, der
aus kohlensaurem Eisenoxydul, Braunstein und Jaspis besteht.
Die Bäder von Montecatini sind nicht nur wegen ihrer
mannigfaltigen und zweckmäfsigen Einrichtungen zu Was-
ser-, Schwitz-, Douche- und Schlammbädern, sondern auch
wegen ihrer vorteilhaften Lage an einer Hauptstrafse,
auf welche viele andere Nebenstrafsen stofsen, zahlreich
besucht und werden mit Recht zu den ersten Italiens ge-
rechnet. Das Etablissement liegt am Ende einer schönen,
schattigen Allee, die von der grofsen Strafse zu den Bade-
häusern führt, deren vier sind, nämlich die Terma Leo-
pol d i n a , das Bagno Regio, das Bad der Quelle del
Tettuccio, und eine Viertel-Miglie von diesem das Bad
del Rinfresco; die Terma Leopoldina ist ganz beson-
ders prächtig eingerichtet, mit marmornen Bädern, zweck-
mäfsigen Heizapparaten, um das Wasser immer in gehö-
riger Temperatur zu erhalten, was nothwendig ist, da die
Temperatur der Atmosphäre zu Montecatini grofsem Wech-
sel unterliegt, und somit auch die der Quellen wechselt,
u. dergl. m.
Der Medico Direttore (1835 war es Giulj) hat die Oberleitung
der Grofsherzoglicben Bäder von Montecatini : unter ihm stehen eiu
Arzt, ein Chirurg und ein Bademeister. Die Bäder sind vom Juni bis
im September geöffnet; der Medico Direttore und ein Mitglied der Grofs-
herzogl. Deputation befinden sich dort während des Juli und August,
welches auch die beste Zeit zur Badekur ist, da in diesen Monaten
die äufsere Temperatur am wärmsten und gleichmäfsigsten zu sein
pflegt. Der Gebrauch der trinkbaren Mineralwässer au der Quelle
ist unentgeltlich.
Zu dem Etablissement der Bäder von Montecatini ge-
hören folgende sechs Quellen, die an verschiedenen Punk-
ten des Campo minerale entspringen und nach ihrer Be-
962
nutzung, mit vielen andern vermischt, in den sogenannten
Salsero zusauimenfliefsen, aus dem ein künstliches Abzugs-
bett sie endlich in die Nievole führt:
1. Die Quelle der Terma Leopoldina (hei
den älteren Schriftstellern Bagno dei Merli); sie kommt
aus einem schmutzig gelben Travertin zu Tage, in sehr
vielen, äufserst reichlich fliefsenden Wasseradern, die sich
in einer Vertiefung von etwa 120 Ellen Umfang und 2| Elle
Tiefe öffnen. Das Wasser hat eine Temperatur von 25
bis 27° R., ist trübe (von zersetzter Oscillatoria labyrinthi-
formis), riecht wie Seewasser, und wenn man den Boden-
satz aufrührt, nach Schwefelwasserstoff. Der Geschmack
ist äufserst salzig, gleich dem des Meerwassers, und er-
regt bei Einigen Erbrechen, wie dieses. Das Gas, wel-
ches mit ihm emporsteigt, besteht nach Giulj aus 28 Tb.
Kohlensäure, 14 Th. Sauerstoff und 58 Th. Stickstoff; — der
gelbliche Bodensatz aus kohlensaurer Kalkerde und koh-
lensaurem Eisenoxydul. — Sämmtliche Quellen liefern nach
G i u lj ' s Berechnung täglich eine Wassermenge von 10428
Tonnen.
Das Thermalwasser wird hauptsächlich äufserlich in
Form von Bädern, Douchen und Klystieren angewandt.
Der grau-grüne, salzige Mineralschlamm dieser Quelle riecht
■wie die Oscillatoria und bei anfangender Fäulnifs nach Schwefel-
wasserstoff. Getrocknet erscheint er unter dem Mikroskop als äu-
fserst feine, vegetabilische Fäden, mit einer grünen Substanz vermischt,
in der kleine Fragmente von kohlensaurer Kalkerde sich linden, aus
denen sich der Travertin bildet. Criulj fand in 50 Theilen dieses
Schlammes : 7 Th. Extractivstoff, 2/3 Th. Chlorcalcium , 1 Th. Cblor-
magnesium, 2 Th. Chlornatrium, aufserdem Kohlensäure, Schwefel-
säure, Kali, Natron, Kalkerde, Talkerde, Eisen und Jod. Er wird,
getrocknet, gepulvert, und in Salbenform gebracht, mit Nutzen gegen
Hautkrankheiten und scrophulöse Drüsengeschwülste gebraucht.
2. Acqua del Tettuccio^ entspringt aus einem
mit etwas Tbon und kohlensaurer Kalkerde gemischten
Sandboden, der dem des oben beschriebenen Campo minerale
im Allgemeinen ähnlich ist, und eine graue Farbe hat von
dem kohlensauren Eisen, das er enthält. Das Wasser
963
sammelt sich in einem etwa 4 Ellen tiefen Bassin, dessen
gröfster Durchmesser 20 Ellen ist, steigt aber in demsel-
ben nicht über 2| Ellen. Es riecht fast wie Seewasser,
und schmeckt salzig, jedoch ohne den nauseösen Beige-
schmack der Terma Leopoldina zu haben. Eben geschöpft
ist es von kleinen Körperchen getrübt, die unter dem Mi-
kroskop als Gasbläsehen erscheinen, und schmeckt weni-
ger salzig; nach dem Verschwinden dieser Bläschen wird
es vollkommen durchsichtig und salziger. An heifsen und
trocknen Tagen bedeckt es sich mit einem weifslichen
Häutchen von kohlensaurer Kalkerde und Chlornatrium;
wenn es regnet, löst sich letzteres auf, und die Kalkerde
fällt zu Boden, weshalb nach dem Regen das Wasser in
dem Bassin immer klar und durchsichtig ist. Die sehr
weifse kohlensaure Kalkerde, womit es die Röhren incru-
stirt, enthält Glairine. Die Temperatur des Wassers ist
22° R. bei 20° R, der Atmosphäre; die Quelle giebt in 24
Stunden etwa 1328 Tonnen. Das Gas, welches mit empor-
steigt, besteht nach Giulj in 100 Theilen aus 20 Tb. koh-
lensauren-, 16 Tb. Sauerstoff- und 64 Tb. Stickgases.
Das Wssser dieser Quelle, das auch in Flaschen ge-
füllt und versandt wird, ohne an seiner (abfuhrenden) Wir-
kung zu verlieren, wird vorzugsweise innerlich als Ge-
tränk benutzt.
Der röthlich graue Schlamm der Quelle schmeckt etwas salzig,
riecht wie zersetzte vegetabilische Substanzen, und enthält Eisen, was
in dem Wasser nicht enthalten ist.
3. Bagno Regio. Diese Quelle kommt aus einem
meistentheils schmutzig-weifsen Travertin, doch trifft man
auch Schichten, die ganz von einer schwarzen Substanz
bedeckt sind, welche aus kohlensaurem Eisen und Man-
gan besteht. An den Seitenwandungen und auf dem Bo-
den des künstlicheu Bassins hat sich schwarzgelber Tra-
vertin abgelagert, und ihre Flächen ungleich gemacht ; die-
selbe von Eisen gefärbte Kalkerdc schwimmt auch in Ge-
stalt eines Iläutchens auf dem Wasser, und zeigt eine
964
schillernde Farbe, wenn die Sonnenstrahlen darauf fal-
len. Das Wasser schmeckt salzig und riecht wie See-
wasser , dabei dumpfig; es ist farblos und hat eine
Temperatur von 20° R. ; die Quelle giebt etwa 900 Tonnen
Wasser in 24 Stunden ; das emporsteigende Gas besteht
nach Giulj in 100 Theilen aus 12 Th. kohlensauren, 8 Th.
Sauerstoff- und 80 Th. Stickgases.
Es wird ausschliefslich äufserlich angewandt.
Das scböne Gebäude, womit diese Quelle überbaut ist, geborte
früber zu den Bädern, enthält aber jetzt das Spital. Der Assellus
vulgaris, der sieb hier in ungeheurer Menge findet, belästigte die Ba-
denden, so dafs man sich genötbigt sah, weiter unten ein anderes
Badehaus zu errichten , wohin das Wasser in Röhren geleitet wird,
tun die verschiedenen Bäder und Douchen zn unterhalten. Das über-
flüssige "Wasser wird am Fufse des Hügels in einem ummauerten
Bassin gesammelt, das a!s Bad für Pferde benutzt wird, und deshalb
Bagno dei Cavalli heifst.
4. Bagno del Rinfresco oder Bagno Me-
dice o. Die künstliche Vertiefung, in welcher sich die
Quellen sammeln, welche dies mit Mauern umgebene Bad
speisen, befindet sich links von der Quelle del Tettuccio,
in einem Boden, der, nach den Spuren von Mollusken und
dem harten Kiese zu schliefsen, vom Meere angespült zu
sein scheint; unten finden sich die gewöhnlichen .Lagen
von Sand und Thon, von bald rother bald gelber Farbe.
Das Wasser ist durchsichtig, von leicht salzigem, und
an der Quelle gnschöpft, auch etwas säuerlichem Ge-
schmack; es riecht, wie Seewasser, doch fast unmerklich
und hat eine Temperatur von 22° R. Die Oberfläche des
Wassers ist gänzlich frei von Travertin, allein es schwimmt
Batrachospermum vagum auf demselben. — Die Quellen
geben etwa 19200 Tonnen Wasser täglich.
Das Thermalwasser wird innerlich und äufserlich
benutzt.
5. Sorgente di Cipolto. Sie entspringt auf
der rechten Seite des Salsero hinter dem Bade del Tet-
tuccio aus einem ähnlichen Boden, wie die letztere Quelle ;
9Ö5
da sie nicht von unten, sondern seitwärts hervorkommt,
so ist eine Gasentwickelung nicht zu bemerken. Sie hat
eine Temperatur von 21° R. , ist durchsichtig, Iäfst keinen
Bodensatz zurück, schmeckt salzig und heinahe, wie die
Quelle del Tettuccio. Der Geruch ist, wie der des See-
wassers, aber nur ganz schwach. Ihr Wasserstrahl ist
etwa vier Daumen dick.
Dies Wasser wird in das Bad del Tettuccio geleitet
und hier nur äufserlieh angewandt, da die Quelle del Tet-
tuccio so reichlich fliefst, dafs die ihr ganz ähnliche Ac-
qua di Cipollo nicht weiter zum innerlichen Gebrauche ver-
wendet zu werden braucht.
6. Acqua di Papo ist der Name der bedeutend-
sten unter mehreren Quellen, welche auf der linken Seite
des Salsero aus einem ähnlichen Boden, wie die vorige
Quelle, hervorbrechen; sie hat eine Temperatur von 20,5° R.,
einen etwas salzigen Geschmack, ist durchsichtig und von
einem dumpfigen Seewassergeruch, ähnlich dem der Quel-
len des Bagno Regio. Das Gas, das mit ihr emporsteigt,
besteht nach Giulj aus 10 Th. kohlensauren, 14 Th.
Sauerstoff- und 76 Th. Stickgases.
Dies Wasser wird nicht angewendet ; man hat die
Quelle zugeworfen und ihr einen Abzugskanal unter der
Erde nach dem Salsero gegeben.
A. Bicchierai hat in seinem im J. 1788 über diese
Thermen herausgegebenen Werke auch eine Analyse der-
selben mitgetheilt; später wurden sie von M. G. Goury
beschrieben und von neuem von Barzellotti und Giulj
analysirt. — Nach Giulj geben sechzehn Unzen Wasser:
1. der Tema 2. der Acqua del
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlormagnesium
Chlorcalcium
Jodkalium . .
Leopoldina:
Tettuccio
8,530 Gr.
2,132 Gr.
17,000 —
. 10,660 —
8,530 —
, 11,190 —
558,500 —
16S,400 —
13,320 —
6,398 —
17,000 —
8,530 —
3,199 —
0,6b6 —
966
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselsäure . . .
Kohlensaures Gas
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlormagnesium
Chlorcalcium
Jodkalium .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas . .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlormagnium .
Chlorcalcium . ' .
Jodkalium .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas .
1,066 Gf.
10,660 —
0,266 —
0,799 —
0,533 Gf.
7,463 —
638,870 Gr.
215,972 Gf.
.
3.440 Kub.Z.
3. des Bagno
4. der Acqua di
regio :
Rinfresco:
5,331 Gr.
2,666 Gr.
8,530 —
8,796 —
10,660 —
8,796 —
214,500 —
. 73,550 —
8,530 —
4,268 —
13,320 —
8,530 —
2,132 —
> • .
9,063 —
0,799 —
12,910 —
. -5,597 —
0,533 —
.
285,509 Gr.
113,002 Gr.
1,570 Kub.Z.
2,618 Kub.Z.
5. der Acqua di
6. der Acqua di
Cipollo :
Papo :
2,132 Gr.
5,597 Gr.
12.520 —
7,730 —
4,534 —
9,600 —
166,300 —
143,900 —
8,263 —
10,660 —
6,398 —
6,398 —
0,799 —
. .
3,732 —
3,199 —
4,268 —
7,463 —
208,946 Gr.
unbestimmt
194,547 Gr.
Ferner sind noch zwei Quellen hier zu erwähnen, die zwar in
der Nähe entspringen, jedoch nicht zu den grofsherzoglichen Bädern
von Montecatini gehören:
1. Acqua della Torretta o&er del Baldini; sie entspringt
in der Nähe des Bades del Rinfresco und zwar rechts neben dem
kleinen Graben, in welchen das Wasser aus jenem Bade abfliefst. Das
Wasser ist durchsichtig, von angenehmem Chlornatrium - Geschmack
und einem leichten Seewasser-Geruche.
Nach
9G7
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Clilornatrium .
Chlormagnesium
Brommagnesium
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
1,S65 Gr.
3,374 —
1,730 —
101,200 —
2,266 —
0,044 —
6,664 —
2,932 —
119,900 Gr.
Sie steht hiernach in Hinsicht auf ihren Gehalt an abführenden
Substanzen in der Mitte zwischen der Terma Leopoldina und dem
Bagno Regio, Das Wasser kommt vielfach in den Handel, doch ist
hei dem innerlichen Gebrauche, seiner drastischen Wirkungen wegen,
Vorsicht zu empfehlen.
2. Die Acqua del Farlanti oder di Mossummauo, eine
spärlich fliefsende Quelle, die auf der linken Seite der Strafse von
Montecatiui nach Mossummano, eine Viertel-Miglie von letzterem
Orte aus einem festen, schmutzig weifsen Travertin hervorkommt.
Das durchsichtige Wasser derselben hat eine Temperatur von 18° R.,
und einen schwach säuerlichen, durchaus nicht salzigen Geschmack.
Die Quelle giebt zu wenig Wasser, als dafs sie benutzt werden
könnte, auch enthalt sie eine so geringe Quantität an Salzen, dafs sie
wohl nur in grofsen Mengen getrunken wirksam sein möchte.
Das Thermalwasser von Montecatini wird vorzugsweise
äufserlich angewendet, innerlich gebraucht wirkt es stark
abführend. Die einzelnen Quellen unterscheiden sich hin-
sichts ihrer Anwendung und Wirkung wie folgt:
a. Terma Leopoldina. Sie wird äufserlich in
Form von Bädern und Douchen bei veralteten und hart-
näckigen Hautausschlägen, — Krätze, Flechten, — Rheu-
matismen, Gicht, Ischias, Lähmungen, — Oedem, Scro-
phcln, Kropf, — Leukorrhoe, krankhaften Anomalien der
Menstruation angewendet.
Man verweilt in deu Bädern, deren man höchstens 30 auf eine
Kur rechnet, zehn Minuten bis eine Stunde. — Der innere Gebrauch
dieser Quelle beschränkt sieb, ihrer übermäfsig abführenden Wirkung
wegen, nur auf sehr wenige Fälle, obwohl man sie früher auch in
dieser Form anwaudto : Maluccelli und Giulj sahen davon einen
ausgezeichneten Erfolg in Wurmkraukheiten, doch geben sie nur sehr
kleine Dosen. Barli wandte dies Wasser mit Glück als Klystier
bei einer Darmverschlingung an.
III. Thcil. Qqq
968
b. Acqua del Tettuccio. Sie wird innerlich als
Getränk mit trefflichem Erfolge gegen Diarrhöen , Ruhr,
Erbrechen, Gelbsucht, Obslructionen der Leber, Milz, —
Scropheln, Hypochondrie, Hysterie, Koliken, auch gegen
manche WechselSeber und Wurmkrankheiten gebraucht.
In kurzen Zwischenräumen und gröfseren Dosen getrunken, führt
dies Wasser ab. Zartere Personen, welche die Terma Leopoldina
nicht gut vertragen , bedienen sich dieses Wassers auch äufserlich
mit dem gröfsten Nutzen gegen Scropheln, Flechten, Kratze und an-
dere Hautleiden.
c. Bagno Regio. Das Wasser dieser Quelle wird
in Form von Bädern, Douchen und Injectionen mit Erfolg
gegen Flechten, Rheumatismen, Neurosen, Vorfälle, Läh-^
niungen, podagrische Leiden, Oedem, Varices, Blennor-
rhöen und krankhafte Anomalien der Menstruation an-
gewendet.
d. Bagno del R i n f r e s c o. Dies Thermalwasserj
das etwas abführend und diuretisch wirkt, wird innerlich
gegen Harngries und ähnliche Leiden, bei Gonorrhöen, —
unter den Wein gemischt, gegen Magensäure u. dgl. ; —
äufserlich gegen Chlorose, — in Form von Fomentationen
und Injectionen gegen schmerzhafte Hämorrhoiden, — als
Gurgelwasser gegen Scorbut und andere Leiden der Mund-
höhle gebraucht. Bicchierai und Barzellotti empfeh-
len es aufserdem gegen Epilepsie, Hysterie, klonische
Krämpfe und Wahnsinn.
e. Acqua d i C i p o 1 1 o wird äufserlich angewandt
und hat sich vorzüglich gegen Scropheln wirksam bewiesen.
f. Der K oc h s alz min cral schlämm wird in Ver-
bindung mit dem Innern Gebrauch des Thermalwassers bei
Hautkrankheiten, Rheumatismen, Gicht, Ischias, Paraly-
sen, Oedem, Drüsengeschwülsten (Kropf) mit Erfolg
benutzt.
Michele Savonarola, tract. de balneis et thermis. Venet.
1553.
II u g o I i n u s de M o n t e c a t i n o , de balneis. Venet. 1 553.
969
Bartolom. Viotti, de balncorum naturalium viribus. Lugdun.
1552.
Domen. Biancbelli ( Mengo Facntino ), tract. de balueis.
Venet. 1553.
Gabr. Fallopii de aquis thermalibus. Venet. 1564; — 1584 5
— 1700 ; Francof. 1700.
An d r. Bacci us , de thermis. Patav. 1711, p. 159.
J. Lanzoni, usus aquae Tettuciauae in d3'senteria. in: Miscell.
acad. nat. curios , Dec. II, a. 10. 1691, p 221.
Giovanni Targioni Tozzetti, viaggi per la Toscana.
T. III, edit. von 1751.
Alessandro Bicchierai, trattato su i bagni di Montecatini.
1788.
Silvestro Maluceelli, dell' attivita, e dell' uso dei Bagui
di Montecatini. 1S10.
G. Barzellotti, Bagni termali e minerali di Montecatini. Pisa
1823.
Bulletin des sc. m£d. 1824. T. I. p. 157.
Alib e rt, precis historique a. a. O. S. 153.
M. G. Goury, appeudice des Souvenirs polytechuiques. Paris
182S.
Valentin, voyage en Italic 2. edit. pag. 192.
Analisi cbimica delT acqua minerale delia nuova sorgente presso
Montecatini; detta della Torretta, fatta dal cbemico Mazzoni. Fi-
renze 1832.
G. Giulj, Storia naturale a. a. O. T. I. Firenze 1833. p. 139
bis 309.
F. Simon, die Heilquellen Eurona's. S. 164.
L. v. Seehausen, Notizen über Pisa. 1841. S. 33.
2. Bisenzio- uiitl Ombrone-Thal:
Die Acqua del Rio meo entspringt auf der linken Seite die-
ses Gewässers, ungefähr eine Miglie von S. Quirico, im Bezirk von
Vernio, am Abhänge des Hauptzuges der Apenuinen. Das vorberr-
sebende Gestein dieser Gegend ist grauer sebiefriger Macigno, auf
der rechten Seite des Bio meo findet sich aber auch vereinzelt Serpen-
tin. Das Wasser dieser Mineralquelle ist durchsichtig, von säuerli-
chem Geschmack, riecht etwas nach Schwefelwasserstoffgas, hat die
Temperatur von 10° B. uud setzt etwas kohlensauren Kalk ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium 1,599 Gr.
Chlorcalcium 0,533 —
Kohlensaures Natron 5,331 —
Kohlensaure Kalkerde 3,199 — :
7Ö,66 2 Gr.
Kohlensaures Gas 7,85 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas Spuren
Qqq2
970
Es wird innerlich gegen Griesbeschwerden nnd Blasenkatarrh,
Uufserlich gegen chronische Hautausschläge, Rheumatismen und Gicht
empfohlen.
Giulj a. a, O. T. V. p. 320 ff.
Die Mineralquelle von Bronia, auch Acqua delV Alle-
grezza genannt, entspringt im Bezirk von Moiitale auf einem Hügel,
der aus Alluvien entstanden zu sein scheint. Das AVasser, das in ei-
ner Art von Brunnen, einem Ueberreste einer älteren Badeeinrich-
tung, hervorkommt, ist durchsichtig, riecht nach Schwefelwasserstoff-
gas, hat einen süfslich-hepatischen Geschmack und die Temperatur
von 12° R.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen desselben:
Chloruatrium . 0,266 Gr.
Kohlensaures Natron ..... 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde ...... 0,266 —
1.065 Gr.
Kohlensaures Gas ...... 1,044 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas ..... Spuren
Von der Anwendung gilt das bei der vorigen Mineralquelle in
dieser Hinsicht Gesagte.
Antonio Mutani, Relazione delle produzioni naturali del
Territorio Pistojese. Pistoja 1762. cap. VI.
Giulj a. a. O. T. V. p. 320 ff.
4. Das Sieve-Thal:
Die Miner Ölquellen von Madonna dei Ire Fiumi, einer
Kirche, die von dem Zusammenflufs dreier Gewässer, Farforaja, Raz-
zolo und Elsa ihren Namen hat, und zwischen Razzolo und Ronta
an der von Marradi über die beiden erwähnten Ortschaften nach
Borgo S. Lorenzo führenden Strafse liegt, entspringen zu beiden
Seiten des Fosso di Farforaja aus Macigno. Es sind vier Quellen,
von denen die eine auf der rechten , die andern drei auf der linken
Seite des genannten Gewässers hervorkommen. Alle vier Mineral-
wässer sind durchsichtig, riechen und schmecken nach Schwefelwas-
serstoffgas (das auf der rechten Seite entspringende am stärksten),
setzen Glairine ab und haben die Temperatur von 13° R. bei 20° R.
der Atmosphäre.
Nach Giulj 's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
a. der Quelle b. der ersten (am mei-
rechts : sten oberhalb liegen-
den) Quelle links:
Chlornatrium
1,509 Gr.
1,066 Gr.
Chlorcalcium
0,533 —
0,533 —
Schwefelsaures Natron
0,533 —
Spuren
971
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffoas
Chlornatrium
Chlorculcium
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas
4,SÜ0Gr. .
4,268 Gr.
0,533 —
0,533 —
2,666 —
2,132 —
10,664 Gr.
8,532 Gr.
4,176 Kuh. Z.
2,088 Kuh. Z.
, . 0,261 —
Spuren
i\ der zweiten
d. der dritten
Quelle links :
Quelle links:
1,599 Gr. .
1,066 Gr.
0,533 —
0,533 —
Spuren
Spuren
4,800 —
3,732 —
. . . . . •
1,066 —
1,066 -
2,132 -
7,998 Gr.
8,529 Gr.
1,570 Kuh. Z.
1,829 Kub. Z.
Spuren
Spuren
Von diesen Mineralwässern wird namentlich das erste , als das
gehaltreichste, gegen Harn und Griesbeschwerden , Blasenkatarrh,
Atonie des Magens, Blennorrhöen u. s. w. innerlich empfohlen; äu-
fserlich, nach hinreichender Erhöhung der Temperatur, gegen chroni-
sche Hautausschläge, Rheumatismen und Gicht.
Giulj, Storia naturale etc. a. a. O. T.. V. p. 309 ff.
F, Simon, die Heilquellen Europas. S. 148.
4. Val-d'Arno casentinese und tli soprä:
a. Val-d'Arno casentinese;
Die Mineralquelle von Moggiona (Bezirk von Poppi),
entspringt in der Nähe dieses Dorfes aus Kalkstein. Ihr Wasser ist
etwas trübe , von hepatischem Geruch und Geschmack, hat die Tem-
peratur von 21° R. und setzt auf seinem Laufe Spuren von Glai-
rine ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen dieses Wassers:
Chlornatrium .
Chlormaguesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas
SchwefelwasserstoUgas
1,599 Gr.
0,533 —
1,599 —
3,465 —
7,196 Gr.
2,618 Kub.Z.
Spuren
972
Es wird innerlich gegen Harngries, Stockungen in den Abdomi-
nal-Eingeweiden, Wurmkrankheiten, — als Bad gegen Hautausschläge
empfohlen, aber wenig benutzt.
Ginlj a. a. 0. T. V. p. 269 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 160.
Die Mineralquelle von Ser avalle entspringt nicht weit
von diesem im Bezirk von Bibbiena gelegenen Orte, am linken Ufer
eines kleinen Berggewässers, la Cliinarina, aus Macigno. Ihr Wasser
ist durchsichtig, von einem säuerlichen, eisenhaften Geschmack, der
bei concentrirtem Zustande des Wassers urinÖs wird, hat den Geruch
der Säuerlinge, die Temperatur von 13° R. und läfst auf dem Gestein
eine röthlich-gelbe Substanz zurück, die aus kohlensaurem Kalk uud
kohlensaurem Eisen besteht.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium 1,599 Gr.
Chlormagnesium 0,533 —
Schwefelsaure Kalkerde ..... 0,533 —
Kohlensaures Natron ..... 1,066 —
Kohlensaure Talkerde 0,799 —
Kohlensaure Kalkerde , 2,132 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,266 —
6,928 Gr.
Kohlensaures Gas . . ■ . . . . 4,176 Kub.Z.
Dies wenig benutzte Mineralwasser wird gegen Gries - und Stein-
beschwerden, Blasenkatarrh, Menorrhagie, Diarrhöen, Dysenterie und
Leukorrhoe, so wie gegen Stockungen in Unterleibsorganen , nament-
lich Milz und Leber, empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 269 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 220.
Die Acqua äel Rio di Chitignano entspringt in einem tie-
fen, von diesem Gewässer gebildeten Thale, nicht weit von dem klei-
nen Dorfe Rosina, das im Bezirk von Chitignano liegt. Die Ufer des
•Rio, an dem die Quelle entspringt, bestehen aus lichtfahlem Macigno,
während die höheren Theile der umliegenden Berge, namentlich die
Gegend von Rosina, aus nicht sehr festem Kalkschiefer, Giusciajo,
wie man ihn hier nennt, zusammengesetzt sind.
Das Mineralwasser ist durchsichtig, von säuerlichem, eisenhaftem
Geschmack, hat den Geruch dieser Klasse von Wässeui, die Tempe-
ratur von 13° R. und setzt den gewöhnlichen Niederschlag ab. Es
ist mehrfach untersucht worden, von Hoefer, Calamaudrci
(1823), von Letzterem und P almi auch im Jahre 1824 beschrieben
worden.
973
Nach Giulj's Analyse geben
Clilornatrium
Chlormagucsium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
sechzehn Unzen des Wassers :
'2,666 Gr.
0,533 —
7,997 —
1,066 —
5,867 —
0,533 —
18,662 Gr.
15,06 Kub. Z.
Das Mineralwasser wird gegen die bei der vorigen Quelle an-
geführten Krankheiten empfohlen, vor der es sich durch einen grö-
fsern Gehalt an Kohlensäure auszeichnet. Man hat einige Sorgfalt
auf diese Quelle verwandt, sie ist geröhrt und überbaut.
Berg man, Opuscoli Chimici e Fisici. Napoli 1787.
A. Fabroui, Storia ed analisi delf acqua aeid. miner. di Mou-
tione etc. Firenze 1827.
Giulj a. a. 0. Tom. V. p. 269 IT.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 56.
Das Miner alw asser von Falciano (auch von Catenaja,
oder Acq. di S. Maria a Falciano genannt, weil der Grund und
Boden, worauf die Quelle sich befindet, der Kirche des Namens zu
Falciano gehört) entspringt eine Miglie östlich von diesem im Bezirk
von Subbiano am östlichen Abhang der Alpe di Catenaja gelegenen
Dorfe auf dem linken Ufer der Ghiora (darum bei Fabroni auch
Acq. di Ghiora) aus grofsen Macigno-Massen. Es ist durchsichtig,
von stark säuerlichem, eisenhaftem Geschmack, hat den Geruch der
Säuerlinge und die Temperatur von 13° R. Der Niederschlag ist der
gewöhnliche, aus kohlensaurem Kalk uud kohlensaurem Eisen beste-
hend. Das Mineralwasser sammelt sich in einem kleinen, in den Fel-
sen gehauenen Becken.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Clilornatrium 1,599 Gr.
Chlormagnesium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
0,533 —
6,397 —
1,599 —
8,530 —
0,533 —
19,191 Gr.
16,65 Kub. Z.
Es wird gegen Atonie der Verdauungswerkzeuge, Gries- uud
Steinbeschwerden, Diarrhöen, Dysenterien und Lienterieu empfohlen.
Giulj a. a. O. T. V. p. 2G9 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 150.
074
b. Oberes Arnothal: a. rechts:
Das Mineralwasser von Pelago (auch Acqna del Ba-
gno di Pelago, nach einem Landgute, Podere del Bagno), ei-
nem östlich von Florenz am rechten Arno-Ufer gelegenen Orte, ent-
springt an der linken Seite der von Ponte a Sieve kommenden Strat'se
auf einem Hügel, der aus Macigno, in dem oberen Tlieile mit Kalkstein
abwechselnd, besteht. Es findet sich hier ein Bassin, das sehr alt
zu sein scheint, und in welches aus zwei Bleiröhren Wasser fliefst.
Die eine dieser Röhren giebt siifses, die andere dies Mineralwasser;
bei Nachgrabungen, die in der Nähe angestellt wurden, hat man aus-
ser römischen Münzen auch noch andere alte Leitungsröhren aus
Blei gefunden, die andeuten, dafs früher mehrere Quellen gewesen
und das Bad häufig benutzt worden sei.
Das Mineralwasser ist durchsichtig, von süfslichem Geschmack,
riecht nach Schwefelwasserstoffgas, und hat in der erwänten Röhre
die Temperatur von 14° R. Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen
desselben:
Chlornatrium 0,533 Gr.
Chlorcalcium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Spuren
1,599 —
0,533 —
1,599 —
4,264 Gr.
Kohlensaures Gas ...... 0,522 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 0,522 —
Es wird innerlich gegen Harngries und Blasenkatarrh, als Bad
und erwärmt gegen Flechten, Krätze, chronische Rheumatismen und
Gicht empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 291.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 184.
Die Mineralquelle von Mercatale, im Bezirk von Castel-
franco di sopra, entspringt etwa neun Miglien südlich von der vorigen
Quelle im Fosso di Castelfrauco. Der in dieser Gegend vorherr-
schende blaue Macigno ist in der Nähe der Quelle von Süfswasser-
Alluvium bedeckt. Das Mineralwasser ist durchsichtig, von hepati-
schem Geruch und Geschmack, hat die Temperatur von 12° R. und
setzt keinen Niederschlag auf seinem Lauf ab. Das zugleich empor-
steigende Gas besteht in 100 Theilen aus 34 Th. kohlensaurem, 42 Th.
Stick- und 24 Th. Sauerstoffgas.
Nach Giulj's Analyse enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium . 0,533 Gr.
Kohlensaures Natron 1,599 —
Kohlensaure Kalkerde 1,865 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,266 —
4,263 Gr.
975
Kohlensaures Gas 4,176 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 0,52-3 —
Das Wasser dieser übrigens gänzlich vernachläfsigten Quelle wird
innerlich gegen Gries- und Steinbeschwerdeu, Blasenkatarrh, Atouie
des Magens, Stockungen im Unterleibe, Menorrhagien, Dysenterie,
Lienterie, Diarrhöe, in den letzteren Fällen mit Injectioueu verbunden,
empfohlen. Als Bad und erwärmt angewandt empfiehlt man es gegen
chronische Hautausschläge, Rheumatismen und Gicht.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 291 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 158.
Das Min er alia asser von Caprenne, auch Acqua del
Borro di Caprenne genannt, entspringt ungefähr sechs Miglien
von der vorigen Quelle, im Bezirk von Castiglion Ubertini, am Fufse
des Castellare, etwa 100 Schritte vom Arno und au der linken Seite
des genannten Borro, der sich in den la Valle dell' Inferno genannten
Theil des Arno und der Mineralquelle della Nave delP Inferno ziemlich
gerade gegenüber, ergiefst. Das herrschende Gestein ist Macigno, in
den sich der Borro di Caprenne am westlichen Abhänge des Castellare
ein so tiefes Bett gewühlt hat, dafs man dasselbe hier la Cantina
nennt; gerade an dieser Stelle befindet sich die Mineralquelle, für
die man ein Bassin in den Felsen gehauen hat. Ihr Wasser ist trübe,
von säuerlichem, eisenhaftem Geschmack und entsprechendem Geruch,
hat die Temperatur von 12° R. und setzt auf dem Gestein kohlen-
sauren Kalk und kohlensaures Eisen ab.
Nach Giulj geben sechzehn Uuzen des Wassers:
Schwefelsaure Kalkerde 1,066 Gr.
Chlornatrium 2,666 —
Chlorcalcium . . . . . . . 1,599 —
Kohlensaures Natron . . . . . 8,530 —
Kohlensaure Talkerde 3,732 —
Kohlensaure Kalkerde 19,199 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,533 —
37,325 Gr.
Kohlensaures Gas 6,019 Kub.Z.
Mau empfiehlt es gegen Harngries, Steinbeschwerden, Blasenka-
tarrh, Stockungen in den Abdominal -Eingeweiden, Atonie der Ver-
dauungswerkzeuge, Menorrhagie, Diarrhöe und Dysenterie.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 291 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 44.
Die Acqua del Ponte a Romito entspringt im Bezirk von
Laterina, am rechten Lfer des Arno und wenige Ellen über sei-
nem Wasserspiegel, ungefähr 3(J0 Schritte unterhalb der Trümmer
der alten Brücke und 500 Schritte oberhalb der neuen, bei welcher
die Valle dell' Inferno anfängt. Das Bett des Arno ist hier vielleicht
976
kaum 65 Ellen breit und besteht aus Macigno, der an der Stelle, wo
die Mineralquelle hervorkommt, schieferig ist.
Das Mineralwasser, für welches man ein kleines viereckiges Bas-
sin in den Felsen gehauen hat, ist durchsichtig, von säuerlich -eisen-
haftem Geschmack, entsprechendem Geruch, und hat die Temperatur
von 12° R. Das Gas, welches zugleich mit der Quelle aus den Spal-
ten des Macigno emporsteigt, besteht in 100 Theilen aus 30 Th. koh-
lensaurem, 20 Th. Stick- und 50 Th. Sauerstoffgas. Bei trocknein
Wetter bemerkt man weifse Streifen von kohlensaurem Natron in der
Nähe der Quelle, in der Ausflufsrinne setzt sich ein röthlich- gelber
Niederschlag von kohlensaurem Kalk und kohlensaurem Eisen ab.
Nach Giulj's Analyse enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium 3,199 Gr.
Chlorcalcium 1,066 —
Kohlensaures Natron 7,997 —
Kohlensaure Talkerde . . . . . . 2,132 —
Kohlensaure Kalkerde . . . - . . 14,933 —
Kohlensaures Eisenoxj'dul .... 0,533 —
29,860 Gr.
Kohlensaures Gas , ' 10,47 Kub.Z.
Es wird innerlich gegen Harngries, Steinbeschwerden, Blascnka-
tarrh, Atonie des Magens, .und mit Injectioneu verbunden gegen Me-
norrhagien, Vorfälle des Uterus, Diarrhöen und Dysenterien, ferner
gegen Stockungen im Unterleibe, äufserlich gegen hysterische und ähn-
liche Nerveuaffectionen empfohlen.
Giulj a. a. O. T. V. p. 291 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 136.
b. Oberes Arnothal: ß. links:
Bagnolo della Gagliana, nach einem Baehe gleiches Na-
mens genannt. Diese Mineralquelle entspringt ungefähr eine Miglie
von Figlinc, das an der grofsen Strafse von Florenz nach Arezzo liegt,
und etwa "/s Miglien rechts von dieser Strafse, aus einem Süiswas-
ser-Alluvium, in dem der Thon vorherrscht. Das Wasser derselben,
das sich in einem kleinen natürlichen Becken sammelt, ist durchsich-
tig (sobald es lange nicht geregnet hat, nach dem Regen aber trübe),
von bitterlich-salzigem Geschmack, riecht schwach hepatisch, und hat
die Temperatur von 12° R. Es setzt etwas Glairine ab und in
der Nähe der Quelle finden sich leichte Incrustatioucn von schwefel-
saurem Eisen.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach Giulj:
Schwefelsaures Natron 0,533 Gr.
Chlornatrium ....... 0,533 —
Kohlensaures Natron 5,331 —
Kohlensaure Talkerde ..... 1,066 —
977
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eiseuoxydul
4,268 Gr.
0,533 —
12,264 Gr.
Kohlensaures Gas 12,89 Kub.Z.
Schwefehvas6erstoffgas ..... Spuren
Es wirkt auflösend, abführend und diuretisch ; auch als Bad wird
es gegen rheumatische und gichtische Leiden und allgemeine Schwä-
che empfohleu.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 27.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 82.
Bagnolino dei Rachitici ist der Name einer Mineralquelle,
die etwa drei Miglien von Monte Varchi und 1/2 Miglie von Levane,
am Fuise des Poggio asciutto aus Travcrtin zu Tage kommt; das
Wasser derselben ist durchsichtig, von säuerlichem, cisenhaftem Ge-
schmack und Geruch, hat die Temperatur von 12° R. und setzt koh-
lensaure Kalkerde und Eiseukarbonat ab. ' Das Gas, welches mit der
Quelle emporsteigt, besteht in 100 Theilen aus 62 Th. kohlens., 30 Th.
Stick- und 8 Th. Sauerstoffgas.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium .
Chlormaguesium
Chlorcalcium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
14,126 Gr.
Kohlensaures Gas 8,428 Kub.Z.
Die Laudieute der Umgegend kommen im Sommer mit ihren an
der erwähnten Krankheit, von welcher die Quelle den Namen hat,
leidenden Kindern hierher, tauchen diese in das kleine Bassin, was zu
dem Ende hier gemacht ist, trocknen sie ab, hüllen sie in wollene
Tücher uud tragen sie dann nach Hause, um sie ins Bett zu legen.
Das Mineralwasser hat sich in dieser Art der Anwendung grofsen
Ruf erworben.
Giulj a. a. Q. T. V. p 27.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 140.
0,266 —
.
0,133 —
.
6,398 —
.
1,599 —
• .
5,331 —
•
0,266 —
Die Acqua Borra. Es entspriugen in geringer Entfernung
von der vorigen zwei Mineralquellen dieses Namens:
a. Die erste findet sich 150 Schritte von dem Bagnolino, am
Fufse desselben Hügels, und kommt ebenfalls aus Travertin hervor,
von einem Gase begleitet, das in 100 Theilen aus 54 Th. kohlensau-
rem, 36 Th. Stick- und 10 Th. Sauerstoffgas besteht.
0,133 Gr. .
0,266 Gr.
0,266 — .
0,266 —
0,133 — .
Spuren
5,864 — .
5,864 —
2,133 — .
2,133 —
9,066 — .
. 10,133 —
0,266 — .
0,533 —
17,861 Gr.
19,195 Gr.
11,52 Kub.Z.
. 13,934 Kub.Z.
978
b. Die zweite liegt etwa 300 Schritte nördlich vou der eben
erwähnten, und entspringt gleichfalls aus Travertiu. Das zugleich
emporsteigende Gas ist in 100 Theilen aus 70 Th. kohlensaurem,
24 Th. Stick- und 6 Th. Sauers toffgas zusammengesetzt. Beide Mi-
neralwässer sind durchsichtig, von säuerlich - eisenhaftem Geschmack,
der bei dem der zweiten Quelle stärker ist, haben den Geruch der
Säuerlinge, die Temperatur von 12° R. , und setzen etwas kohlen-
sauren Kalk und kohlensaures Eisen ab. In der zweiten Quelle wächst
eine Oscillatoria.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
a. der ersten Quelle : b. der zweiten Q. :
Chlornatrium
Chlormagnesium . . .
Chlorcalcium
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kohlensaures Gas
Beide alkaliuische Eisensäuerlinge werden innerlich gegen Gries-
und Steinbeschwerden, Blasenkatarrh, Atonie des Magens, Stockun-
gen im Unterleibe, Menorrhagie, Dysenterie, Lienterie, Diarrhöe, in
den letzten Fällen mit Injectionen verbunden, empfohlen, auch in
Form von Bädern gegen hysterische Leiden.
A. Fabroni, Storia ed analisi delP acqua aeidula minerale dt
Montione presso Arezzo etc. Firenze 1827.
Giulj, Storia naturale etc. Tom. V. p. 27 ff.
Die Acqua della Nave delV Inferno hat ihren Namen
von der Ueberfahrtstelle, die hier am Ende des sogenannten Höllen-
Thals über den Arno ist. Diese Mineralquelle entspringt etwa 600
Schritte von der vorigen am nördlichen Fufse desselben Hügels, zwi-
schen diesem und dem Arno, aus hellblauem Macigno; ihr Wasser
ist durchsichtig, geruchlos, von eisenhaftem, säuerlichem Geschmack
und hat die Temperatur von 12° R. Bei längerem Stehen überzieht
es sich mit einem schillernden Häutchen, aus kohlensaurem Kalk und
Eisenkarbonat bestehend, und setzt einen Niederschlag von diesen
Substanzen ab, auch etwas Glairine. Gas steigt nicht mit demselben
empor.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium 0,133 Gr.
Chlormagncsium
Chlorcalcium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
0,133 —
0,266 —
5,331 —
2,132 ~
979
Kohlensaure Kalkerde 9,599 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,266 —
17,860 Gr.
Kohlensaures Gas 11,52 Kuh. Z,
Die Quelle ist mit einer brnnnenartigen Einfassung; versehen, die
ohen mit einem viereckigen Stein bedeckt ist, und an der Seite eine
Ausflufsrühre hat. Von der Anwendung dieses Wassers gilt das bei
den beiden vorigen Gesagte.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 27 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 142. ,
Das Mineralwasser von P ergine entspringt in der Nahe
dieses rechts von der Strafse von Arezzo gelegenen Ortes, in einer
Vertiefung zwischen den Höhen von Pergine und dein Poggio Bagüoli,
nach dem es auch Acqua del Poggio ßagnoli genannt wird.
In diesem Graben öffnen sich eine Menge Quellen, die ein bald kla-
res, bald trübes Wasser geben, mit einem starken Geräusch, das von
dem gleichzeitig emporsteigenden Gase herrührt, welches in 100 Theilen
aus 2 Tii. Schwefelwasserstoffgas, 64 Tb. kohlensaurem, 26 Tb. Stick-
und 8 Th. Sauerstoffgas besteht. Das AVasser ist etwas trübe, von
sauerm, zusammenziehendem Geschmack, riecht schwach nach Schwe-
felwasserstoffgas, verliert diesen Geruch in der freien Luft, und hat
die Temperatur von 12° R. Der Tbouboden zeigt in der Nähe der
Quellen leichte Incrustationen von schwefelsaurem Eisen, wie bei der
von S. Albino bei Montepulciano, obwohl beide Mineralwässer diese
Verbindung nicht enthalten.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen dieses Wassers:
Chlornatrium j Spurcn
Chlormagnesiurn)
Kohlensaures Natron 3,199 Gr.
Kohlensaure Talkerde ..... 1,332 —
Kohlensaure Kalkerde 1,599 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,266 —
6,396 Gr.
Kohlensaures Gas 13,09 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas Spuren
Das Mineralwasser wird gar nicht, oder doch nur wenig benutzt,
und zwar soll es, wie die Leute der Gegend versichern, in Wurm-
krankheiten der Kinder, in Dosen von einem Becher, von guter Wir-
kung sein.
Giulj, Storia naturale etc. Tom. V. p. 27 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 184.
Der Eisensäuerling del Burrone, nach einem Landgute
gleiches Namens genannt, entspringt in der Gegend von Castelnuovo
Berardenga, eine halbe Miglie von Montalto, nicht weit von der Am-
980
bra (die von Monte Luco kommend bj'cIi in den Arno erliefst) aus
einem Kiesboden. Sein Wasser ist durchsichtig, hat einen säuerli-
chen, eisensaften Geschmack, den Geruch der Säuerlinge, und die
Temperatur von 14° R.
Es enthält nach Giulj in sechzehn Unzen:
Chlorcalcium Spuren
1,066 Gr.
0,533 —
1,066 —
1,599 —
0,266 —
0,266 —
Chlornatrium
Chlormagnesium ....
Schwefelsaure Kalkerde . .
Kohlensaure Kalkerde . . .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxj'dul
4,796 Gn
Kohlensaures Gas 6,280 Kub.Z.
Die Umwohnenden gebrauchen dieses Wasser häufig gegen Harn«
gries, Verdauungsschwäche, Gelbsucht u. s. w.
Giulj, Storia naturale etc. Tom. III. p. 143 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 40.
5. Transapenninen-Thäler:
Die Mineralquellen von Castro Caro> nach
einem auf der Strafse von Dovadola nach Terra del Sole
liegenden Orte genannt, der von Dovadola ungefähr vier
Miglien und von Terra del Sole eine Miglie entfernt ist,
entspringen auf der rechten Seite der erwähnten Strafse,
längs einem Bache, der von ihnen den Namen Rio Salso
hat. Sie finden sich in grofser Zahl; die bedeutendsten
unter ihnen sind folgende drei :
a. Die erste Quelle kommt in einer kleinen Ver-
tiefung aus Thonboden mit einem lebhaften, gurgelnden
Geräusch hervor, das von dem gleichzeitig emporsteigen-
den Gase herrührt, welches meist aus Schwefelwasserstoff-
gas besteht. Ihr Wasser ist, eben geschöpft, trübe, wird
aber bald klar, schmeckt angenehm salzig, hat einen See-
wasser-Geruch und die Temperatur von 10° R.
b. Die zweite Quelle ist die bedeutendste unter
einer andern Gruppe von Mineralquellen, die aus ähnlichem
Boden längs dem Rio Salso ohne jenes Geräusch hervor-
quellen. Ihr Wasser ist durchsichtig, von sehr salzigem
981
Geschmach, und hat den Geruch iiiul die Temperatur der
vorigen.
c. Die dritte Quelle giebt ein durchsichtiges
Wasser, das nach Schwefelwasserstoffgas riecht, einen
salzigen und dabei dem Gerüche ähnlichen Geschmack und
die Temperatur von 12° R. hat; es behält schien Geruch
lange, der stärker wird, wenn man das Wasser in einer
halbgefüllten Flasche schüttelt, und setzt keinen Nieder-
schlag ab; es zeigt sich nur ein weifser Streifen an den Wan-
dungen rings um das Becken, der aus Kochsalz besteht.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
a. der ersten
b. der zweiten
Quelle:
Quelle:
Jodkaliuui
0,533 Gr.
0,533 Gr.
Brommagnesium
Spuren
> • •
Chlornatrium .
. 52,290 — .
286,500 —
Chldrmagnesium
1,599 — .
12,800 —
Chlorcalcium .
3,199 — .
57,621 Gr.
22,380 —
322,213 Gr.
, ' c. der
dritten Quelle :
0,533 Gr.
Chlornatrium
.
759,100 —
Chlormagnesium .
....
65,030 —
Chlorcalcium
•
107,600 —
932,263 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
•
1,066 Kub. Z.
Das Wasser der ersten Quelle, das zugleich organi-
sche Substanzen enthält, verdirbt leicht, und verträgt da-
her keinen Transport. Es wird innerlich gegen Dysenterie
und Diarrhoe, Skropheln, Hypochondriasis, Hysterie, äu-
fserlich gegen Erysipclas und chronische Hautausschläge
empfohlen. — Das zweite ist seiner drastischen Wirkun-
gen wegen nicht zum innerlichen Gebrauch geeignet, viel-
leicht nur als Wurmmittel in Dosen von einen halben bis
ganzen Becher; als Bad aber könnte es gegen rheuma-
tische und gichtische Leiden, Lähmungen, Oedcm, scro-
phulöse Drüsenanschwellungen, Kropf, auch gegen Leu-
982
korrhöen und ähnliche Krankheiten des Uterus und der
Vagiua mit Erfolg benutzt werden. — Die dritte wird
äufserlich gegen Flechten, Krätze und ähnliche Hautaus-
schläge empfohlen.
Giulj, Storia naturale a. a. 0. T. V. S. 241 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europa1» S. 50.
Die Acr/ua di Casa S tr onchino entspringt in der Nähe von
Modigliano, nicht weit von dem Torrente della Valle aus thoni«-em
Kalkschiefer, der mit Macigno abwechselt. Das Wasser dieser Quelle
ist trübe, von sehr salzigem Geschmack, hat einen Seewasser-Geruch
und die Temperatur von 10° R. Eine Gasentwickelung ist nicht zu
bemerken, da es aus horizontalen Spalten hervorquillt.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen dieses Wassers:
Jodkalium
Brommagnesium
Chlornatrium
€h!ormagnesium
Chlorcalcium
0,799 Gr.
0,266 —
339,000 —
25,5S0 —
34,120 —
399,765 Gr."
Das Mineralwasser, das innerlich wohl nur als Wurmmittel (in Do-
sen von einem Becher bei Erwachseiten, einem drittel Becher bei Kin-
dern) Anwendung finden kann, wird äufserlich gegen Scropheln, Rha-
chitis, Tumor albus, klonische Krämpfe, hypochondrische und hyste-
rische Leiden, nervöse Lähmungen, endlich gegen Störungen der
Menstruation empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 241 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 228.
Die Äcqua della Vialla entspringt aus Kies im Bette der
Vialla in der Nähe von Firenzuola; das vorherrschende Gestein in
den Bergeu der Gegend ist fester Kalkstein. Das Wasser ist klar,
wenn es lange nicht geregnet hat, von sehr merklichem Schwefelwas-
serstoffgas-Geruch und Geschmack und hat die Temperatur von 9° R.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium ....... 4,800 Gr.
Chlorcalcium 1,066 —
Kohlensaures Natron 6,397 —
Kohlensaure Kalkerde 0,533 —
12,796 Gr.
Kohlensaures Gas . . .* . . 4,712 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . . . . . 0,522 —
Es
983
Es wird innerlich gegen Hamgries, üufserlich gegen chronische
Hautausschläge empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 241 ff.
■■
Die Ac q ua del Fossino entspringt im Bette des nordöstlich
von Marradi fliefsenden Valcouto, aus Schichten von Macigno } das
Wasser ist durclisichtig, von eisenhaftem, schwach säuerlichem Ge-
schmack und Geruch und hat die Temperatur von 10° H.
Es setzt den gewöhnlichen Niederschlag von kohlensaurer Kalk
erde mit Eisenkarbonat ah.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach Giulj: . .'
Schwefelsaures Natron .
Chloruatrium . .
Chlorcalcium .
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas .
Spuren
3,199 Gr.
0,533 —
2,133 —
0,533 —
0,533 —
6,931 Gr.
6,280 Kub. Z.
Es wird gegen Gries- und Steinbeschwerden, Blasenkatarrh, Cblo-
rosis , Leukorrhoe, Menorrhagie, Atonie der Verdauungsorganc und
Stockungen in Milz und Leber empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 241 ff.
Die Miner alquellen des Taluro entspringen im Bette die-
ses ungefähr zwei Miglien von Marradi gelegenen Baches 5 der Boden
umher besteht aus schiefrigem Macigno und Kalkschiefer ; -wahrschein-
lich liegt das gleiche Gestein unter dem Kies, aus welchem die Quel-
len hervorkommen. Man" unterscheidet zwei:
a. Die erste, entspringt auf der linken Seite des Bachbettes
und wird nach einer in der Nahe gelegenen kleinen Kapelle auch
Acqua della Capellina genannt. Ihr Wasser ist durchsichti»-
schmeckt säuerlich , riecht nach Schwefelwasserstoffgas und hat die
Temperatür von 10° R.
b. Die zweite, oder rechte Quelle hat dieselbe Temperatur
und physikalischen Eigenschaften, wie die erste.
Nach Giulj gehen sechzehn Unzen des Wassers:
a. der linken Q
4,800 Gr.
Chloruatrium
Chlorcalcium
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
HI. Th
1,599 —
2,133 —
2,G66 —
ll,19SGr.
b. der rechten Q.:
4,266 Gr.
0,533 —
2,133 —
OKOO
1,066 —
8,531 Gr.
Rrr
984
Kohlensaures Gas . . 3,140 Kub.Z. . 2,0S8Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . 0,522 — . 0,261 —
Beide Wässer werden als Bad gegen chronische Rheumatismen,
Gicht und Hautausschläge, innerlich als Wurmmittel empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 241 ff.
Die Mineralquellen von Dovadola^ drei
an der Zahl, werden folgendermafsen unterschieden:
et. Acquäl delPonte della Santissiina Annun-
ziata, nach, der Brücke dieses Namens, die über den
Montone führt. Sie entspringt auf der linken, Rupe del
Piano genannten Seite eines tiefen Grabens, Rio Sordo,
aus Thonboden. Die sehr reichlich fliefsende Quelle, die
auch Acqua della Rupe del Piano genannt wird, hat
ein etwas trübes Wasser, von sehr salzigem Geschmack,
das einen Seewasser- Geruch und die Temperatur von 1.3° R.
besitzt. Es setzt keinen festen Niederschlag ab ; doch zei-
gen sich kleine weifsliche Streifen von Seesalz,: wo das
Wasser gestanden hat.
b. Acqua del Rio Sor dp % entspringt in dem Bette
des Rio Sordo aus Thonboden. Das Wasser ist ebenfalls
trübe, von einem Seewasser-Gerüche, schmeckt sehr s fil-
zig, nach Kochsalz, und hat die Temperatur von 13° R.
Es zeigen sich neben dem Wasser ähnliche Streifen, wie
bei der vorigen, die aus Kochsalz bestehen.
c. Acqua del Dottor Barboni, nach einem Arzte
zu Dovadola genannt, der dies Mineralwasser seit 1826
zuerst anwandte. Dasselbe entspringt aus thonigem Bo-
den dicht am rechten Ufer des Montone, dessen Wasser
bei hohem Stande die Quelle, überspült. Das Mineral-
wasser ist durchsichtig, geruchlos, hat einen säuerlichen
Eisengeschmack und die Temperatur von 13° R. bei 17° R.
der Atmosphäre. Es ist von einem Gase begleitet, das in
100 Theilen aus 50 Th. kohlensauren, 30 Th. Stick- und
20 Th. Sauerstoffgases besteht. Es setzt kohlensauren
Kalk und Eisenkarbonat ab.
985
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
a. d. Acq. del Ponte b. d. Acq. del
del!' Annunziata : Rio Sordo :
1,066 Gr. . 1,599 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
Jodkalium .
Chlornatrium
Chlormagnesium
Chlorcalcium
Brommagnesium
Organische Substanz
0,533 — . 1,066 —
479,700 — . 447,719 —
26,650 — . 26,650 —
31,986 — . 21,332 —
e Spuren
Spuren . r
539,935 Gr. 498,366 Gr.
c. der Acqua del Dr. Barbon):
Chlornatrium 4,266 Gr.
Chlorcalcium 0,533 —
Kohlensaures Natrou . . . . . 2,133 —
Kohlensaure Kalkerde 1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,533 —
8,531 Gr.
Kohlensaures Gas 6,280 Kuh. Z.
Die beiden ersten Mineralwässer, die eine innerliche
Anwendung nur in kleinen Docen, als Wurmmittel gestat-
ten, werden äufserlich gegen Scropheln, Kropf, Cäries,
Atrophie und Rhachitis, Tumor albus, wie gegen klonische
Krämpfe, Veitstanz, Lähmungen, hypochondrische, lryste-
rischc und ähnliche nervöse Affectionen, allgemeine Schwä-
che und krankhafte Anomalien der Menstruation empfoh-
len. Das dritte Mineralwasser wird getrunken, und seiner
diuretischen, auflösenden und tonisirenden Wirkungen we-
gen gerühmt.
Giulj a. a. O. Tom. V. pag. 171 ff.
Das Mineralwasser von Monte Colomho entspringt öst-
lich von Rocca S. Casciauo, und nahe bei diesem auf der linken Seite
des Montone gelegenen Orte, aus schieferigem Macigno ; es ist durch-
sichtig, geruchlos, von schwach -säuerlichem Geschmack und hat die
Temperatur von 7° R.
Nach Giulj sind in sechzehn Unzen des Wassers enthalten:
Chlornatrium 0,533 Gr.
Kohlensaures Natron 2,133 —
Rrr 2
086
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 1,066 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,533 —
4,265 Gr.
Kohlensaures Gas . . . . . . 3,140 Kub.Z.
Das Wasser, das iu der Umgegend den Ruf hat, die Conceptions-
fähigkeit der Frauen zu befördern, wirkt auflösend, tonisirend bei
Stockungen und Atonie der Unterleibsorgane und Störungen der Men-
struation.
Giulj a, a. 0. T. V. p. 171 ff.
Die Mineral quellen von Bagri o oder S. Maria
in Bagno, einein auf dein linken Ufer des Savio in der
Toskanischen Romagna liegenden Orte, sind seit langer
Zeit bekannt, und mit einem Etablissement versehen, das
Bagni di S. Agnese heifst, mitten im Orte liegt und
aufser Wasserbädern auch Douche- und Sehwitzbäder
enthält. Man unterscheidet die Quellen des groTsen Bas-
sins, die sich in grofser Anzahl in diesem öffnen, und die
eines kleineren, daneben liegenden Bades, Bagnetto del
Trombone genannt ; das vorherrschende Gestein dieser Ge-
gend ist thoniger Kalkschiefer und schiefriger Macigno.
1. Acqua della Gran Vasca. Das Wasser ist,
eben geschöpft, etwas trübe, was aber nur von den zahl-
losen Gasbläschen herrührt, die es enthält; es wird bald
klar, und ist geruchlos, obwohl man beim Eintritt in das
überwölbte Bassin einen bituminösen Geruch, der sich ei-
nigermarsen dem des Steinöls vergleichen läfst, verbunden
mit einem schwachen Schwefelwasserstoffgas-Geruch, spürt;
das Wasser hat, frisch geschöpft, einen süfslichen Ge-
schmack, der nach kurzer Zeit ein klein wenig urinös wird,
und die Temperatur von 32° R. , — nach Tozzetti von
32—35° R., das specif. Gewicht 1,0006. Das zugleich sich
entwickelnde Gas, das mit einer gelblichen, schillernden
Farbe brennt, besteht nach Giulj in 100 Theilen aus
6| Th. kohlensaurem und 93| Th. Wasserstoffgas. An den
Wänden der Gran Vasca findet sich, wenn das Mineral-
wasser einige Tage darin gestanden hat, eine gallertartige
Masse von grauer Farbe abgesetzt, welche anfänglich ge-
987
ruchlos, schlüpfrig, später grau-schwärzlich gefärbt wird,
Schwefelwasserstoffgas entwickelt, und dann in Fäulnifs
übergeht. — Das grofse Bassin ist überdacht, durch eine
Mauer in zwei Abtheilungen geschieden, und versieht meh-
rere einzelne Bäder mit Wasser.
2. Bagno del Trombone, mit zwei Quellen, von
denen die eine die Douchen speiset. Ihr Wasser perlt
stark, wird aber nach einiger Zeit klar, hat einen Schwe-
fclwasserstoffgas-Geruch, einen süfslichen, hepatischen Ge-
schmack, und die Temperatur von 35° R.
Nach Tozzetti enthalten 1000 Th. des Wassers:
Kohlensaures Natron
66,266 Th.
Kohlensaure Kalkerde 1,887 —
Kohlensaure Talkerde 0,943 —
Chloruatrium 15,093 —
Schwefelsaures Natron 8,049 —
Kieselerde und organische Materie . , 1,651 —
Wasser ........ 906,111 —
1000,000 Th.
Ein Kub. Fufs Wasser enthält:
Kohlensaures Gas}
Sauerstoffgas > ..... 36Kub.Z.
Stickgas . J
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
1. der Gran 2. des B. del Trom-
Vasca:
bone:
Schwefelsaures Natron .
0,533 Gr.
0,533 Gr.
Chlornatrium .
1,066 —
1,332 —
Kohlensaures Natron
4,800 —
5,597 —
Kohlensaure Talkerde .
0,175 —
0,175 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,350 —
0,350 —
6,924 Gr.
7,987 Gr.
Kohlensaures Gas .
.
3,766 Kub.Z.
3,228 Kub.Z.
Sauerstoffgas .
.
0,522 — .
0,785 —
Stickgas
.
1,044 — .
1,305 —
Schwefelwasserstoffgas (fun
[zehn
Minu-
ten nach dem Schöpfen des
Was
sers)
0,522 —
Beide Mineralwässer sind in Form von Bädern gegen
chronische Rheumatismen und Gicht (Ischias, Steifheit
der Gelenke) äufserst erfolgreich, auch bei Lähmungen
988
wirksam, wenn man sie in der Temperatur von 28° R. an-
wendet; das Wasser des Bagno del Trombone, das sich
namentlich auch gegen Hautausschläge (Flechten, Pella-
gra) bewährt, wird auch innerlich gebraucht, und als er-
öffnend auflösendes, diuretisches Getränk gegen Gries-
und Steinbeschwerden, Blasenkatarrh, Stockungen, An-
schwellungen der Leber, chronische Leiden des Drüsen -
und Lymphsystems empfohlen. Den Mineralschlamm em-
pfiehlt man gegen alte Fufsgeschwüre und hartnäckige
Hautausschläge.
Savonarola, de Italiae balneis omuibus. Venet. 1498; —
1502 etc.
Hugolinus de Monte Catino, de balneor. proprietatibus.
Venet. 1553.
Barthol. Viot a Clivolo, de balneor. natural, viribus Li-
bri IV. Lugd. 1552.
Domen. Bianehelli, de balneis. Venet. 1553.
Baccius, de Thermis omnibus. Patav. 1711. p. 130.
Antonio Targioni Tozzetti, Storia ed analisi cbimica
delle acque termali dette di S. Agnese nella Terra di S. Maria in
Bagno. Firenze 1828.
Bulletin des scienc. m6d. 1830. F6vrier p. 258.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 171 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 4.
Die Acqua di Varlungo entspringt ungefähr eine Miglie von
S. Maria iu Bagno, in dem tiefen Bette des Varlungo, aus Macigno.
Das Wasser ist durchsichtig, riecht nach Schwefelwasserstoffgas, hat
einen süfslich'Säuerlichen Geschmack, die Temperatur von 10° B. bei
17° R. der Atmosphäre, und setzt auf seinem Laufe Spuren von Glai-
rine ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium 0,266 Gr.
Chlorcalcium 0,266 —
Kohlensaures Natron . . . . . 3,733 —
Kohlensaure Kalkerde 1,066 —
5,331 Gr.
Kohlensaures Gas ...... 1,044 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas ..... Spuren,
Es wird gegen Wurmkrankheiteu empfohlen.
Giulj a. a. O. T. V. p. 271 ff.
989
Die Mineralquelle von Cassale entspringt in geringer Ent-
fernung nordwestlich von diesem, etwa 2'/., Miglie von Sestino gele-
genen Dorfe, im Bette des sogenannten Fosso della Sclva aus einem
Alluviousbodeu. Ihr Wasser ist durchsichtig, von einem Seewasser-
geruch, schmeckt sehr salzig und hat die Temperatur von 13° R. Es
setzt keinen Niederschlag ab, nur bei trocknem Wetter finden sich
Streifen von Chlornatrium, wo das Wasser gestanden hat.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Brommagnesium Spuren
Chloreisen 0,533 Gr.
Chloruatrium ....... 129,784 —
Chlormagncsium 8,530 —
Chlorcalcium . . . . . . . 12,800 —
Jodkalium 0,266 —
Kieselerde }..... Spuren
Organische Substanz)
.151,913 Gr.
Dies äufserst drastisch wirkende Mineralwasser wird als Wurm-
mittel, in Form von Klystieren gegen Volvulus, und auch als Bad ge-
gen allgemeine Schwäche und Skrophelu empfohlen.
Giulj a. a. O. T. V. p. 271 ff,
6. Tcverina-Thal:
Das Mineral w asser von Siglia?io (einem in der Nähe
von Pieve a S. Stefano gelegenen Dorfe) entspringt auf der rechten
Seite der Tiber aus festem Kalkstein, von einem Gase begleitet, das
in 100 Theilen aus 24 Tb. kohlensaurem, 68 Tb. Stick- und 8 Tb.
Sauerstoffgas zusammengesetzt ist. Das Wasser ist durchsichtig, von
säuerlichem, eisenhaftem Geschmack, hat den Geruch dieser Gattung
von Mineralwässern, und die Temperatur von 12° R. Es setzt eine
gelbliche Substanz ab, meist aus kohlensaurer Kalkerdc, mit etwas
Eiscnkarbonat, bestehend. Die Quelle ist überbaut.
Nach Giulj 's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium 8,530 Gr.
Kohlensaures Natron . 3,733 —
Kohleusanre Talkcrde 3,465 —
Kohlensaure Kalkerde 14,933 —
Kohlensaures Eisenoxydul ..... 0,266 —
30,927 Ur.
Kohlensaures Gas 1 7,270 Kub.Z.
Es wird innerlich gegen Harngries und Steiubcsch werden, Blascn-
katarrh, Leukorrhoe, Atouic des Magens, und mit Injectioncn verbun-
den gegen chronische Diarrhöen und Dysenterien empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 139 ff.
990
Die Acqua de IIa Madonna a Papiano, oder Act/, de IIa
Selva Perugina entspringt in der Nähe von Caprese (dem Ge-
burtsort von Michelangelo Buonarotti), nicht weit von der Pfarrei
Madonna a Papiano, auf einem ziemlich hohen Kalksteinhügel, wel-
cher am Abhänge der das Tibcrthal und die Ebene von Arezzo schei-
denden Berge liegt. Das Wasser ist vollkommen durchsichtig, von
deutlich sauerem und zugleich eisenhaftem Geschmack, hat den Ge-
ruch der Säuerlinge und die Temperatur von 12ö R.-bei 17° R. der
Atmosphäre. Eine Gasentwickelung läfst sich, da die Quelle geröhrt
ist, nicht bemerken. Das "Wasser setzt den gewöhnlichen Nieder-
schlag ab. Die Quelle ist 1793, durch Dr. Sarti's Verwendung bei
dem damaligen Grofsherzog Ferdinand III., mit einem kleinen ein-
fachen aber geschmackvollen Gebäude überbaut. Das Mineralwasser
ist von Branchi, Fabroni und Giulj anatysirt.
Nach dem Letzteren geben sechzehn Unzen desselben:
Chlornatrium .
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
1,066 Gr.
9,599 —
1,599 —
4,800 —
0,533 —
17,597 Gr.
Kohlensaures Gas 12,04 Kub.Z.
Das Mineralwasser hat einen grofsen Ruf, den es seiner diureti-
schen, auflösenden und tonisirenden Wirkung verdankt. Es ist na-
mentlich durch Sarti in Aufnahme gekommen.
Cristoforo Sarti, Avviso al popolo per profittare delle virtu
mediche deir acqua della Selva etc.
Fabroni, Storia ed analisi dell" acqua acidula min. di Mon-
tione etc.
Giulj a. a. O. T. V. p. 139 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 148.
Das Mineralwasser von Verrazzano, hat seinen Namen
von diesem etwa 3y2 Miglien südlich von Anghiari gelegenen Orte.
Diese Quelle kommt aus Macigno hervor, und giebt ein durchsichti-
ges Wasser von säuerlichem, eisenhaftem Geschmack und Geruch,
das die Temperatur von 12° R. hat. Eine gleichzeitige Gasentwik-
kelung ist, da sie transversal aus den Schichten des erwähnten Ge-
steins zu Tage kommt, nicht zu beobachten. Der Niederschlag ist
der gewöhnliche.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen dieses Wassers:
Chlornatrium . . . . ," .' . . 1,066 Gr.
Kohlensaures Natron 9,599 —
Kohlensaure Talkerdc 1,599 —
991
Kohlensaure Kalkerde . . . . ' . 4,800 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,533 —
17,597 Gr.
Kohlensaures Gas 12,04 Kub.Z.
Die Wirkung des Mineralwassers ist der des vorigen analog.
Giulj a. a. 0. T. V. p. 139 ff.
7. Clnana-Thal:
Das Mitieralwass er von M ontione^ das auf
der rechten Seite des Castro, ungefähr eine Miglie von
Arezzo, aus grauem, thonigem Kalkschiefer entspringt, und
auch Acqua oder Bagno del Cesalpino — nach dem
bekannten Leibarzte Clemens VIII. — genannt wird , ist
in dem Augenblicke, wo es an der Ausflufsröhre in einem
Glase aufgefangen wird, undurchsichtig von einer zahllosen
Menge von Gasperlen, wird aber bald vollkommen klar; es
hat einen sehr deutlichen sauern, eisenhaften Geschmack,
den Geruch der Säuerlinge und die Temperatur von 13° R.
Bei der Art der Röhrung der Quelle ist eine etwaige gleich-
zeitige Gasentwickelung nicht zu beobachten. Giulj sam-
melte aber bei einer ähnlichen, am andern Ufer des Castro
entspringenden Quelle, die mit starkem Geräusch ein trü-
bes und sparsames Wasser giebt, das Gas, und fand es
in lOOThcilen aus 36 Th. kohlensauren, 50 Th. Stick- und
14 Thcilen Sauerstoffgases zusammengesetzt. Das Was-
ser von Montione setzt dicht an der Leitungsröhre einen
rothgelben Niederschlag ah , der meist aus Eisenkarbonat
mit wenigem kohlensaurem Kalk besteht, weiter hin wird
er immer heller, bis er zuletzt ganz weifs wird und kein
Eisen mehr enthält.
Das Mineralwasser ist von Fabroni und Giulj un-
tersucht: es enthalten
nach Fabroni nach Giulj
in 100 Thcilen : iu sechzehn Unzen :
Chlornatrium .... 0,009 Th. . . 0,533 Gr.
Kohlensaures Natron . . . 0,150 — . . 7,729 —
Kohlensaure Talkerde . . 0,140 — . . 4,266 —
992
Kohlensaure Kalkerde . . • 0,080 Th. . . 7,196 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,010 — . . ' 0,533 —
Wasser mit Spuren von organischer
Substanz und Kieselerde . 99,315 —
. 99,704 Th. 20,257 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 0,299 Th. . . 23,57 Kub.Z.
Den im Mineralwasser nachgewiesenen Gehalt an organischen Sub-
stanzen sucht Fabroni von Lagern fossiler Knochen abzuleiten,
durch welche es hindurchstreichen soll.
Dies Mineralwasser, das schon lange vor Fabroni 's
und Giulj 's Untersuchungen über dasselbe von den Be-
wohnern der Umgegend benutzt wurde, wird innerlich ge-
gen Gries- und Steinbeschwerden, Stockungen in den Ab-
dominal-Einge weiden , Atonie des Magens, Chlorosis, Me-
norrhagie, hysterische Leiden, chronische Dysenterien und
Diarrhöen, in beiden Fällen mit Injectionen verbunden,
sehr gerühmt. Als Bad wird es, in seiner natürlichen
Temperatur, gegen Rhachitis empfohlen, es sind aber in
dem Bade-Etablissement Bäder eingerichtet, wo vermittelst
eines zweckinäfsigen Heizapparats die Temperatur bis auf
25° R. erhöht ist; hier wird es gegen chronische Rheuma-
tismen und Gicht, auch bei Hautausschlägen angewandt.
Andrea Cesalpiuo, de Metalücis. Rom 1596.
Fabroni und Giulj, Mem. sulp acqua di Montione etc. 1808.
Fabroni, Storia ed analisi dell' acqua acidula minerale di Mon-
tione presso Arezzo. Firenze 1827.
Giornale di Fisica. T. X. 1827. p. 213 ff.
Esculapio. T. ¥111. p. 34 und Bulletin des sciences niedic. 1829.
T. XVIII. p. 92.
Giulj a. a. O. T. V. p. 71 ff.
Ein anderes Mineralwasser das sich in einem gewöhnlichen
Brunnen zu Poggiorosso, acht Miglieu von Arezzo, findet,
wird als ein salinisches Eisenwasser bezeichnet; es ist das einzige
dieser Gattung in dieser ganzen Gegend, da die nächsten Quellen der
Art die von Cassale (Vieariat Sestiuo) und von Nouia^ im Kirchen-
staate sind.
Giulj a. a. O. T. V. p. 122 ff.
Die Mineralquellen der Gegend von Arezzo entsprin-
gen in sehr grofser Anzahl längs der Chiana, und namentlich in dem-
jenigen Theile der Ebene von Arezzo, der dicht bei dieser Stadt in-
993
selförmig von der Chiana westlich, von dem Vingone .südlich, von
dem Burrone della Silice Östlich und nördlich von dem Castro umge-
hen ist. Alle Mineralwässer dieser Gegend sind alkalinische Eisen-
säuerlinge, nur einige sind zugleich etwas schwefelhaltig; die mei-
sten von ihnen fiiefsen aber entweder so sparsam, oder entspringen
mitten in den Betten der genannten Gewässer, mit denen sie sich
mischen, dafs nur von folgenden Analjsen bekannt sind:
a. Acqua della Chiusa dei Monaci, ein alkalisch- eisen-
haltiger Säuerling, entspringt etwa 60 Ellen von der jetzt von der
Chiana verdeckten Acqua del Palazzone, die Fabroni angeführt und
untersucht hat. Diese Mineralquelle kommt aus scliiefrig^m Macigno,
in dem gelblicher Glimmer vorherrscht, hervor, von einem Gase be-
gleitet, das in 100 Theilen aus 40 Th. kohlensaurem, 50 Tb. Stick-
und 10 Th. Sauerstoffgas zusammengesetzt ist. Das "Wasser der
Quelle ist durchsichtig, von säuerlichem Geschmack und Geruch, der
aber weiterhin, wo es stagnirt, sumpfig ist, und der Temperatur von
13° R. Es setzt eine rothgelbliche Substanz ab, die aus kohlensau-
rem Kalk und Eisen besteht. Es wächst eine Oscillatoria in dem-
selben.
b. Acqua della Chiusa de IT Alliotti entspringt, [wie die
vorige, auf der rechten Seite der Chiana, etwa 100 Schritte von der
genannten Mühle, in einem kleinen natürlichen Becken, ohne Ge-
räusch und Gasentwickelung. Sie ist vollkommen klar, von sehr deut-
lichem säuerlich -eisenhaftem Geschmack und (Geruch, und hat die
Temperatur von 13° R. Das Wasser überzieht sich mit einem röth-
lich-weifsen Häutchen.
c. Acqua del Vingone entspringt aus Kies auf dem linken
Ufer des V., und etwa iy.2 Ellen über dem Wasserspiegel. Da der
wohl Y+ Elle starke Wasserstrahl transversal aus den Kiesschichten
hervorkommt, so ist eine Gasentwickelung nicht zu beobachten. Das
Wasser ist durchsichtig, von säuerlichem, schwach eisenhaftem Ge-
schmack, hat den Geruch der Säuerlinge und die Temperatur von
13° R. Der Kies unterhalb der Quelle ist auf die gewöhnliche
Weise incrustirt.
d. Acqua del Casino del Falciaj, ein alkalischer Eisen-
säuerling, entspringt in der Nähe dieser Besitzung; das Wasser ist
durchsichtig, von schwachem säuerlich -eisenhaftem Geschmack und
Geruch, und hat die Temperatur von 13° R. Sie kommt in einem
gemauerten Brunnen zu Tage, aus dem, wenu das Wasser reichlich
darin ist, das Vieh getränkt wird; es schmeckt dann auch nur un-
merklich säuerlich, ein Beweis, dafs es mit durchgesickertem Regen-
wasser vermischt ist. Die Gcfäfse, mit denen es herausgeschöpft
wird, überziehen sich mit einer röthlich- gelben Masse, namentlich)
wenn das Wasser längere Zeit darin stehen bleibt.
994
e. Acqua della Villa delle Caselle, ein alkalisches Schwe-
felwasser, liegt wie die vorige, zwischen dem Burroue della Silice-
und der Stadtmauer von Arezzo; ist gleichfalls brunnenartig um-
mauert, hat die Temperatur und die übrigen physikalischen Eigen-
schaften, wie jene, und unterscheidet sich nur von ihr durch einen
schwachen Geruch nach Schwefelwasserstoffgas, der im Sommer am
stärksten ist.
Dies Wasser ist in der von Giulj und Fabron i im J. 1808
herausgegebenen Schrift über das Mineralwasser von Moutione (p. 39)
erwähnt und von Fabroni untersucht.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
a. der Acq. d. Ch. b. der Acq. d. Ch.
Chlornatrium .
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerdc
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eiseuoxydul
dei Mouaci :
Spuren
2,666 Gr.
2,132 —
0,533 —
Spureu
dell' Alliotti
0,533 Gr.
5,331 —
1,066 —
3,732 —
0,533 —
5,331 Gr.
11,195 Gr.
Kohlensaures Gas .
0,994 Kub.Z.
7,512 Kub.Z.
c. der Acqua del
d. der Acqua del
Vingone:
Casino:
Chlornatrium
Spuren
Spuren
Kohlensaures Natron
3,732 Gr.'
. 4,800 Gr.
Kohlensaure Talkerde
3,199 —
. 3,732 —
Kohlensaure Kalkerde
1,066 —
. 1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul
Spuren
. 0,533 —
7,998 Gr.
10,131 Gr.
Kohlensaures Gas .
•
5,235 Kub.Z.
6,446 Kub.Z
e. der Acqua
della Villa delle Casel
le:
Spuren
Kohlensaures Natron
.
. . • .
3,199 Gr.
Kohlensaure Talkerde
.
. . ._
2,133 —
Kohlensaure Kalkerde
.
1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul
.
Spuren
6,398 Gr.
Kohlensaures Gas . . ; 4,447 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas Spur.
Alle diese Mineralwässer wirken, je nach ihrem verschiedenen
Gehalte an Natron, Eisen u. s. w. mehr oder minder diuretisch, auf-
lösend, tonisirend, werden aber wenig oder gar nicht angewandt.
Giulj, Storia naturale a. a. O. T. V. p. 73 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 48. 58. 74.
995
Das Mineralwasser von Asitialunga oder
de IIa Pietra^ ein Eisensäuerling.
Diese im Jahre 17S7 von Jägern entdeckte Quelle
entspringt auf einer der nieist aus Kalkstein bestehenden
Höhen, welche das Chiana- und Orcia-Thal scheiden. Ihr
Wasser hat eine Temperatur von 12° R. , einen deutlich
säuerlichen, zusammenziehenden Geschmack, den Geruch
der kohlensauren Wässer und ist durchsichtig. Das mit
demselben emporsteigende Gas enthält nach Giulj in 50
Theilen: 38 Th. kohlensaures, 5 Tb. Sauerstoff- und
7 Th. Stickgas. Auf dem Wasser bildet sich, nach länge-
rem Stehen desselben, ein schillerndes Häutchen, das aus
kohlensaurer Kalkerde, von kohlensaurem Eisenoxydul ge-
färbt, besteht; dieselben Substanzen werden auch nach
unten von dem Wasser abgesetzt, in dem nach Giulj 's
Analyse in sechzehn Unzen enthalten sind:
Schwefelsaure Talkerde 3,199 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . ... unbestimmbar
Chlornatrium 2,132 —
Chlormagnesium . • . . „ . . 1,066 —
Chlorcalcium . 0,533 —
Kohlensaure Talkerde 4,26S —
Kohlensaure Kalkerde 14,930 —
Kohlensaures Eiseuoxydul .... 2,132 —
28,260 Gr.
Kohlensaures Gas 7,854 Kub.Z.
Es wird mit Nutzen gegen Krankheilen der Harnor-
gane, Dyspepsie, Verstopfungen, Stockungen, Anschwellun-
gen der Leber und besonders der Milz, chronische Koliken
und bei Gonorrhoe getrunken; — bei Diarrhöen, Dysente-
rien und Leukorrhöen leistet es, in Form von Iujectionen
angewandt, ebenfalls gute Dienste.
Santi, Viaggi per le due Provincie Senese. 1798. T. II.
Giulj, Statistica agraria di Val-di- Chiana. Pisa 182S.
— — Storia naturale a. a. O. T. II. p. 91 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 186.
Die Acf/ua del P antano , ein Eisensäuerling,
entspringt etwa eine drittel Miglie nördlich von Cetona,
996
in einem sumpfigen, mit Wein bepflanzten Graben, aus ei-
nem Alluvionsboden. Das Wasser hat eine Temperatur
von 12° R., ist durchsichtig, geruchlos, und von einem
schwach säuerlichen Eisengeschmack.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn Unzen des
Wassers :
Schwefelsaures Natron ....
Schwefelsaure Talkerde ....
1,599 Gr.
1,332 —
Schwefelsaure Kalkerde , .
5,331 —
Schwefelsaure Alaunerde
0,266 —
Chlornatriuin . . * . . .
0,266 —
Chlormagnesium . . . y
Chlorcalcium ......
Kohlensaure Talkerde ....
0,133 —
0,133 —
1,066 —
Kohlensaure Kalkerde ....
2,666 —
Kohlensaures Eisenoxjdul . . . .
0,266 —
13,058 Gr.
3,766 Kub.Z
Die Quelle ist verlassen und unbenutzt; Giulj em-
pfiehlt das Wasser gegen Magenschwäche, Cardialgie,
Obstructionen der Milz u. a.
Giulj, Statistica agraria di Val-di- Chiana. Pisa 1828.
— — Storia naturale a. a. O. T. II. p. 47 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 52,
Die Aequo, del Ponticello^ ein Eisensäuerling,
entspringt etwa eine Miglie östlich von Sarteano, in
einem kleinen Thale, das an dem Wege von Sarteano nach
Cetona liegt, in einem tief liegenden Travertin.
Das Mineralwasser hat eine Temperatur von 12° R.,
ist durchsichtig, von säuerlichem Eisengeschmack, riecht
wie alle dergleichen Wässer, setzt einen feste Körper
überziehenden Niederschlag von der Farbe des Eisenochers
ab, zeigt Spuren von Glairine und fliefst sehr reichlich.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron 2,132 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaufe Kalkerde
Schwefelsaure Alaunerde
Chlornatrium .
2,666 —
6,398 —
0,533 —
0,465 —
997
Chlormagnesium 0,133 Gr.
Clilorcalcium 0,533 —
Kohlensaure Talkerde . . . . 1,599 —
Kohlensaure Kalkerde 8,530 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 1,066 —
24,055 Gr.
Kohlensaures Gas . . . . . . 7,516 Kub.Z.
Das Wasser dieser Quelle, die der Besitzer mit einem
kleinen, viereckigen Gebäude überbaut hat, wird mit aus-
gezeichnetem Erfolge gegen Harngries und Steinbeschwer-
den (sechs bis acht Pfund in zehn bis zwölf Tagen getrun-
ken, im folgenden Frühjahr unter weifsen Wein gemischt
und mit dem Trinkwasser genommen) gebraucht. Ferner
empfiehlt es Giulj gegen Blasenkatarrh, Leukorrhoe (bei
letzterer räth er auch Waschungen und lnjectionen),
krankhafte Anomalien der Menstruation , Obstructionen
der Milz.
Giulj, Statistica agraria di Val-di- Chiana. Pisa 1S28.
— — Storia naturale a. a. O. T. II. p. 47 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 212.
Die Mineralwässer von C hianciano in der
Gemeinde Montepulciano.
1. Die Acr/ua di S. Agnese entspringt auf ei-
ner reizend gelegenen Höhe, etwa zwei Miglien von Chian-
ciano ; die Quelle kommt innerhalb der Mauern des alten
Bades aus Travertin hervor ; die neuen Bäder mit zwei
grofsen Wasserbehältern^ einigen Wannen und Douchen
liegen etwa 300 Ellen davon. Das Wasser, von sehr ver-
schiedener Quantität und wechselnder Temperatur (29 bis
31,5° R.) ist durchsichtig, riecht schwach nach Schwefel,
hat einen zusammenziehenden Geschmack und setzt eine
gelblich gefärbte kohlensaure Kalkerde und Glairine ab.
Das Gas, welches in grofser Menge mit emporsteigt, be-
steht nach Giulj (50 Th.) aus 34 Th. kohlensauren, 10
Th. Stick- und 6 Th. Sauerstoffgases. Es wächst eine
Oscillatoria im Wasser.
998
Es ist Schade, dafs für diese Bäder, die Gi ulj in Hinsiebt ihrer
Wirkung und schönen Lage denen von Lucca an die Seite setzt, so
wenig getlian ist; das Etablissement ist eng, geschmacklos und un-
bequem; die Badegäste, die in Cbianciauo wohnen müssen, sind da-
her gezwungen, täglich zwei Mal einen Weg von zwei Miglien zu
machen.
2. Die Acqua Santa. Die Quelle kommt durch
eine Röhre in einem Zimmer des Etablissements, das etwa
eine halbe Miglie von dem vorigen liegt, aus Travertin zu
Tage ; im Innern des Berges findet sich viel Schwefeleisen.
Das Wasser ist durchsichtig, von säuerlichem, schwach
zusammenziehendem Geschmack, und riecht nach Schwe-
felwasserstoffgas. Die Temperatur desselben ist an der
Röhre 23° R.
3. Die Acqua del Bagno Casuccini kommt
aus Travertin, etwa 170 Ellen von der vorigen hervor.
Das Bad ist ummauert und mit Badewannen versehen. Das
Wasser hat einen schwach säuerlichen Geschmack, eine
Temperatur von 24° R. und ist durchsichtig und geruchlos.
4. Die Acaua del Palaxzo , eine Eisenquelle,
entspringt auf der rechten Seite des Weges von Chian-
ciano nach den bisher beschriebenen Bädern, da wo die
Strafse von Chianciano nach Montepulciano diesen Weg
durchschneidet, aus einem Kiesboden , der auf Meerallu-
vium hindeutet. | Das Wasser hat eine Temperatur von
12° R. , einen säuerlichen, etwas zusammenziehenden Ge-
schmack, und ist färb- und geruchlos.
Sie liegt verlassen und unbenutzt ; in Hinsicht auf Wirkung und
Anwendung möchte das gelten, was von der Acqua Santa und di Ce-
tona gesagt ist.
5. Die Acqua di S. Albino , oder di Monte-
pulciano.
Diese Quellen entspringen in grofser Anzahl und in
drei Gruppen vertheilt, auf beiden Seiten der Strafse von
Chianciano nach Montepulciano. Die auf der linken Seite
liegende Gruppe ist die gröfste, ihr Wasser sieht röthlich
aus
999
aus, und überzieht die Steine in der Nähe mit gelbrothero.
Eisencarbonat. Das Wasser in den beiden rechts liegen-
den Gruppen ist bei einigen Quellen klar, bei andern trübe
und schwarz ; mit allen diesen Quellen steigt eine sehr
grofse Menge Gas empor, das ein Geräusch hervorbringt,
wie wenn Wasser in vielen Kesseln zu gleicher Zeit siedet.
Giulj hat nur das Wasser der ersten Gruppe auf der
rechten Seite untersucht: es hat eiue Temperatur von
12° R. , einen starken und anhaltenden Schwefelgeruch,
und einen sauern Eisengeschmack ; die Farbe ist in eini-
gen Quellen hell und durchsichtig, bei anderen roth, bei
noch anderen erdig. Das Gas enthält in 100 Theilen 12 Th.
Schwefelwasserstoffgas, 38 Th. kohlensaures, 14 Th. Sauer-
stoff- und 36 Th. Stickgas.
Das zu den schwach schwefelhaltigen Eisensäuerlingen gehörende
Mineralwasser wird nicht benutzt.
Analysirt wurde das Mineralwasser von G. Baldas-
sari (1756), Galgano Petrucci (1776) und Battini
(1793), — neuerlich von G. Giulj. Nach Letzterem ent-
hält in sechzehn Unzen :
1. Acq. di S. Agnese :
2. Acq. Santa
Chlorcalcium
0,266 Gr. .
0,175 Gr.
Chlorniagnesium
0,533 —
0,350 ±-
Chlornatrium
0,399 —
0,175 —
Schwefelsaure Kalkerde .
9,599 —
9,599 —
Schwefelsaure Alaunerde
0,533 —
1,066 —
Schwefelsaure Talkerde .
1,332 —
1,865 —
Schwefelsaures Natron
4,667 —
■2,666 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,350 — ..
5,331 —
0,708 —
Kohlensaure Kalkerde
11,190 —
Kohlensaure Talkerde
1,998 —
2,132 —
25,008 Gr.
29,926 Gr.
Kohlensaures Gas
. . . 1,066 Kub.Z. •
7,512 Kub.Z
Schwefelwasserstoffgas
unbestimmbar.
3.Acq Casuccini : 4.Acq. del Palazzo
Chlorcalcium
0,133 Gr.
0,133 Gr.
Chlormagnesium
0,133 —
0,266 —
Chlornatrium .
0,266 —
0,133 —
111. Theil.
Sss
1000
Schwefelsaure Ealkerde .
Schwefelsaure Alaunerde
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure KaTkerde
7,196 Gr.
0,883 —
1,066 —
1,332 —
1,865 —
0,175 —
10,660 —
6,397 Gr.
0,350 —
0,799 —
1,066 —
1,241 —
1,332 —
8,530 —
Kohlensaures Gas
20,247 Gr.
1,132 Kub.Z.
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffcas
23,709 Gr.
0,269 Kub.Z.
5. Acqua di S. Albino:
Chlorcalcium . . . . . . . 0,133 Gr.
Chlormagnesium . . . . , 0,266 —
Chlornatrium 0,356 —
Schwefelsaure Kalkerde ..... 4,268 —
Schwefelsaure Talkerde . . . . . 0,666 —
Schwefelsaures Natron . . . . . 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 3,732 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 2,132 —
Kohlensaure Talkerde . . . . . 0,533 —
12,619 Gr.
7,260 Kub.Z.
. . .. . 0,285 —
Die einzelnen Quellen werden in folgenden Krankhei-
ten mit Erfolg angewandt:
a. Die Acqua di S. Agnes e, eine Schwefeltherme,
in Form von Bädern gegen: Rheumatismen, anfangende
Lähmungen, Hautkrankheiten, veraltete Fufsgeschwüre;
— ferner innerlich gegen Stockungen, Anschwellungen der
Milz und Leber, hartnäckige Verstopfung, Muttervorfall; —
auch bei Schwäche und anderen Nachkrankheiten nach Frac-
turen und Luxationen wird sie mit Erfolg benutzt.
b. Die Acqua Santa, ein laues Eisenwasser, wirkt
hauptsächlich durch die freie Kohlensäure und das Eisen,
welches sie enthält. Contraindicirt und zu widerrathen
bei Lungenschwindsucht, Brust- und Bauchwassersucht,
Scirrhus und Krebs des Magens, Bhitbrechen, — wirft sie
als Getränk mit Nutzen in Krankheiten der Harnorgane,
gegen Harngries, Steinbeschwerden, Blasenkatarrh, — fer-
ner gegen Atonie des Magens , Stockungen , Menorrhagie,
Kardialgie, Lienterie, Diarrhöe und Dysenterie- •empfoh-
1001
]en; — in Form von Bädern und Douchen beweist sie sich
beilsam bei Leukorrhoe und Muttervorfall.
Bei der innerlichen Anwendung des Wassers ist die Vorsicht zu
beobachten, es erst dann zu trinken, wenn die Soune schon etwas
hoch steht, weil die Luft des Morgens in der Nähe der Quelle kalt
und, von einem nahe liegenden Sumpfe, feucht ist. Ferner beginne
man mit kleinen Dosen und vermeide schwere Speisen oder zu schla-
fen, bevor das Wasser durchgegangen ist, weil es bei vollem Magen
berauschende Wirkungen hervorbringt
c. Die Acqua del Bagno Casuccini, eine sali-
nische laue Therme, wird in Form von Bädern in densel-
ben Krankheiten, wie die vorige, angewandt.
Antonio Magnero, epitome de memorabilibus in urbe Sena-
rum. Siena 1530.
Paolo Palei, de thermis Claceani. 1674.
Andr. Baccius, de thermis. Patav. 1711. p. 128.
Galgan o Petrucci, una nuova analisi delle acque minerali
di Chianciano. Siena 1775.
Petrucci, delle cause e delle sedi delle malattie da curarsj
colle acque minerali di Chianciano. Siena 1778.
Battiui, Ricercheintorno alle acq. miner. epatiche etc. Siena 1793.
S a n t i , Viaggi per le due Proviueie Senesi. 1798. T. II. p. 378.
Desiderio Maggi, Topografia di Chianciano.
Franc. Bruni, Quadro dell' acque minerali. Firenze 1811.
Filippo Cignozzi, sulP utilita. delle acque minerali di Chian-
ciano. 18:25.
Ginlj, Statistica agragria di Val - di - Chiana. Pisa 1828.
— — Storia naturale a. a. T. II. p. 45 — 87..
8. Era-Thal:
Bagno di S. Gonda, eine Mineralquelle, die bei dem im Be-
zirk von Samminiato, auf der linken Seite der Evola nicht weit von
der grofsen Strafse von Pisa nach Florenz liegenden Dorfe Catena
auf einem Alluvionsboden entspringt und sich in einem viereckigen,
gemauerten Bassin sammelt, auf dessen Grunde sich Aetzkalk findet
in Form eines grauen Gesteins, das inwendig weif's mit verschie-
denfarbigen Streifen durchzogen ist.
Das Mineralwasser ist durchsichtig, ohne Geschmack, riecht ganz
schwach hepatisch und hat die Temperatur von 13° R. bei 17° R.
der Atmosphäre.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium ....... 3,199 Gr.
Chlormagnesium . . . . . 1,066 —
Chlorcalcium . . . . . . . 0,533 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,175 —
Sss2
1002
Kohlensaure Kalkerde . 0,175 Gr.
Kohlensaure Talkerde 0,175 —
5,323 Gr.
! Kohlensaures Gas ...... 2,088 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas ..... Spuren
Es wird als Bad, verbunden mit Einreibungen von dem im Bas-
sin befindlichen Mineralschlamm, gegen Hautausschläge, und erwärmt
gegen chronische Rheumatismen und Gicht empfohlen.
Taddei, notizia sulla salce causica ritrovata nel cosi detto ßa-
gno di S. Gonda presso il Villaggio della Catena, in : Giornale di
Scienze ed Arti. Tom. I. Firenze 1816.
Giulj a. a. O. T. VI. S. 135 ff.
Die Ac qua della F ontaccia entspringt bei Monte Bic-
chieri, ungefähr 4 Miglien von Samminiato, auf einem hohen Hü-
gel, der durch Seealluvium entstanden ist. Die Quelle hat ein klei-
nes, 5 Ellen langes, 3 Ellen breites, überbautes Bassin, in dem eine
Oscillatoria wächst, und ist von einem Gase begleitet, das in 100 Thei-
len aus 40 Th. kohlensaurem, 18 Th. Sauerstoff- und 42 Th. Stick-
gas besteht. Das Mineralwasser ist trübe, riecht und schmeckt stark
nach Schw*felwasserstoffgas, hat die Temperatur von 17° R. bei glei-
cher Temperatur der Atmosphäre, und setzt Glairine ab.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Kalkerde . ,«,« . . . 0,533 Gr.
Chlornatrium \ . . ... . 10,133 —
Chlorcalcium .... . . . 2,133 —
Kohlensaure Talkerde 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde 4,268 —
17,600 Gr.
Kohlensaures Gas . . * . . . 1,066 Kub.Z,
Schwefelwasserstoffgas 3,140 —
Es wird, als Bad und erwärmt, gegen Krätze und Flechten em-
pfohlen.
G. Giulj a. a. O. T. VI. p. 135 ff.
, Das Minei-alwa s ser von M ommialla entspringt im Bezirk
von Montajone, nicht fern von der Grenze des Bezirks von S. Gi-
mignauo, etwa 500 Ellen von dem linken Ufer der Capriggine aus
weifslicbem Travertin, in der Nähe von Gipsbrüchen. Das Gas, wel-
ches mit ihm emporsteigt, ist in 100 Theilen zusammengesetzt aus
28 Th. kohlensaurem und 72 Th. Schwefel wasserstoffgas. Das Was-
ser ist geruchlos, trübe, hat einen erdigen Geschmack und die Tem-
peratur von 11° R.
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde 2,666 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde 4,268 —
Chlornatrium . . . . . > . . 3,199 —
1003
Clilormaguesiuin 2,132 Gr.
Kohlensaure Kalkerde 5,331 —
Kohleusaure Talkerde 2,132 —
19,7-28 Gr.
Trotz des starken Geruchs nach Schwefelwasserstoffgas in der
Nähe der Quelle enthält das Wasser selbst doch dieses Gas nicht.
Das reichlich fliefsende Wasser wird nur gegen Hautkrankheiten des
Viehes benutzt. , ,
Giulj, Storia naturale etc. T III. S. 173 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas, S. 160.,
9. Elsa- und Pesa-Thal:
Die Acqua de IIa F ogna entspringt auf dem Territorium ei-
nes Gutes, il Co tone genannt, nicht weit von Empoli , einem sehr
lebhaften , an der Strafse von Florenz nach Pisa und Livoruo gele-
genen Orte. Das Mineralwasser, das aus Schichten grauen Thones
— Mottajone in der Gegend genannt — ziemlich reichlich hervor
kommt, ist durchsichtig, von schwach salinischem Geschmack, geruch-
los und hat die Temperatur von 13° R.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen desselben :
Schwefelsaures Natron . . . 1,599 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
■
Der innerliche Gebrauch dieses wenig bekannten , alkalisch-erdi-
gen Mineralwassers kann demnach nicht von bedeutender Wirkung,
vielleicht nur gegen Gries - und Steinbeschwerden von einigem Erfolge
sein., In Form von Bädern und erwärmt wird es gegen chronischen
Rheumatismus empfohlen.
Giulj, Storia naturale etc. T. V. p. 5 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 78.
■
Die Acqua dl Pillo entspringt zwischen Gamhassi
und Castel Fiorentino in der Nähe der dem Marcliese In-
contri gehörigen Villa di Pillo aus einer Höhlung zwischen
mächtigen Massen von Macigno. Das Wasser ist klar,
von salzig-säuerlichem, eisenhaftem Geschmack, hat den
Geruch der Säuerlinge und die Temperatur von 11° II.
Chlornatrium .
0,533 —
Chlorcalcium .
0,266 —
Kohlensaures Natron
0,799 —
Kohlensaure Kalkerde
3,199 —
7,462 Gr.
Kohlensaures Gas .
1,614 Kub. Z.
1004
Es überzieht sich mit einem röthlich-gelben Häutchen, das
aus kohlensaurer Kalkerde und Eisenkarbonat besteht, und
setzt einen ähnlichen Niederschlag ab. — Die Quelle giebt
etwa 12 Tonnen Wasser in 24 Stunden.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaures Natron .
10,660 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
1,066 —
Chlornatrium
70,900 —
Chlormagnesium
0,533 —
Chlorcalcium
. v 0,533 —
Kohlensaures Natron
. . 23,450 —
Kohlensaure Kalkerde .
6,930 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,533 —
11 4,605 Gr.
Dies zu den eisenhaltigen salinischen Säuerlingen ge-
hörende und in der Umgegend sehr bekannte Mineralwas-
ser wird sehr viel getrunken: es bewährt sich namentlich
gegen Gries- und Steinbeschwerden, und wirkt in gröfsern
Quantitäten genommen (sechs bis acht Becher) bei Stok-
kungen in den Abdominaleingeweiden, Trägheit des Stuhl-
ganges auflösend und abführend. Auch in Form von Bä-
dern wird es empfohlen gegen chronische Rheumatismen,
Gicht und allgemeine Schwäche.
Bergin an, opuscoli chimici e fisici. Napoli 1788. T. I. p. 323.
Giulj, Storia naturale etc. T. V. p. 5.
lll(Fj Simon, die Heilquellen Europas. S. 186.
Die Acqua äei Casciäni entspringt etwa 600 Ellen von dem
Bache gleiches Namens, nicht weit von dem Landgute Luciano im
Bezirk von Montajone, wo dieser an den von S. Gimignano grenzt,
aus grauem Kalkstein. Das reichlich fliefsende Wasser ist durchsich-
tig, geruchlos, hat einen säuerlich-salzigen, etwas urinösen Geschmack
und die Temperatur von 12? R.
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde . . 8,530 Gr.
i i Schwefelsaure Kalkerde . . 9,599 —
Chlornatrium ..... 31,980 —
Chlorcalcium 1,599 —
Chlormagnesium . . . . 0,533 —
Kohlensaures Natron ... 1,599 —
1005
Kohlensaure Kalkerde . . . 24,520 Gr.<
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,533 —
78,893 Gr.
Kohlensaures Gas .... 8,390 Kub.Z.
Das zu den salinisch- alkalischen Säuerlingen gehörende Wasser,
welches stark abführt, wird von den Bewohnern der Umgegend häufig
an der Quelle getrunken ; beim Transportiren zersetzt es sich leicht,
wird trübe und bekommt eine röthliche Farbe.
Giulj, Storia naturale etc. T. III. S. 179 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 46.
- in
i
I
■ ,
■
■
C. Die Heilquellen im Cömpartimento von Siena
und Grosseto.
1. Elsa-Thal:
He Fönte del Bagnolo entspringt in der Gemeinde Men-
zano, bei der Villa di Querceto, die etwa fünf Miglien vom linken
Ufer der Elsa liegt, auf einem Hügel aus Kalkstein. Das nur spär-
lich rinnende Wasser ist durchsichtig, hat einen leichten Schwefel-
geruch, ähnlichen, dabei alUalinischen Geschmack und die Temperatur
von 19° R. Es setzt keinen Niederschlag ab.
Sechzehn Unzen des Wassers geben nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde . . 3,199 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
1,066 —
Chlornatrium ....
6,397 —
Chlorcalcium ....
1,066 —
Chlormagnesium ....
1,599 —
Kohlensaures Natron
15,464 —
Kohlensaure Kalkerde-
1,599 —
Kohlensaures Eisenoxj'dul
0,533 —
30,923 Gr.
Die Quelle scheint, wie ihr Name andeutet, früher als Heilmittel
angewandt worden zu sein; gegenwärtig wird sie nicht benutzt.
Giulj a. a. O. T. III. p. 261 ff.
Die Acqua del Palazzo al Piano entspringt in der Nähe
einer Besitzung gleiches Namens, die der Familie Saracini zu Siena
gehört, und nicht weit von Frosiui liegt, auf der linken Seite der
Elsa, aus Kalkstein. Das Wasser hat eine graue Farbe , riecht und
schmeckt schweflig, und im Sommer> wenn es nicht mit Regenwasser
1007
gemischt ist, eisenhaft, und hat die Temperatur von 13° R. In der
Nähe der Quelle finden sich Niederschläge von schwefelsaurem Eisen.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kajkcrde .
Schwefelsaures Eisenoxydul
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoff» as
2,132 Gr.
5,331 —
Spuren
2,132 —
0.533 —
0,533 —
2,134 —
7,997 —
0,533 —
21,325 Gr.
5,236 Kub.Z.
2,0S8
Im Sommer steigt die Quantität des schwefelsauren Eisenoxyduls
bis auf 4,268 Gr.
Das Wasser, eine Schwefel- und schwache Vitriolquelle, wird
nur gegen Hautkrankheiten des Viehs gebraucht.
Giulj, Storia naturale T. III. p. 261 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 180.
Die Mineralquelle von Staggia, Acqua delle Scopa-
relle genannt, entspringt ungefähr 2 Miglien nordöstlich von Staggia,
einem etwa 12 Miglien nordwestlich von Siena an der groi'seu römi-
schen Strafse gelegenen Orte, aut den Tbonhügcln, die eine Fortsez-
zung der Berge von Castellina del Chianti sind. Ihr durchsichtiges
Wasser ist geruchlos, hat einen leicht salzigen Geschmack und die
Temperatur von 12° R.
Es enthält nach Giulj in sechzehn Unzen:
Chlornatrium 26,660 Gr.
Chlorcalcium . . . • . . . . 1,066 —
Chlormaguesium 0,533 —
Schwefelsaure Talkerde 15,990 —
Schwefelsaure Kalkerde 6,398 —
Kohlensaure Talkerde 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde 5,331 —
Kohlensaures Eisenoxydul . Spuren
57,044 Gr.
Das Mineralwasser ist bis jetzt noch wenig zur medizinischen Be-
nutzung angewendet worden ; die Leute der Gegend gebrauchen es
als Abführmittel. Doch würde es sich wegen seines Salzgehaltes da
sehr dienlich zeigen, wo salinische und hittersalzrciche Quellen in-
dicirt sind.
Giulj, Storia naturale etc. T. III. p. 173.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 226.
1008
Das Miner alioasser von Poggibonsi entspringt aus ei-
nem thonigen Meer-AIluvionsboden, ungefähr zwei Miglien von der
Villa Strozzavolpe an der linken Seite d-es Weges, der nach dem
Dorfe Talciona führt, wefshalb es auch zu Poggibonsi wie in der
Umgegend Acqua di Talciona genannt wird. Das ziemlich spär-
lich rinnende Wasser ist klar, geruchlos, hat einen schwach salzigen
Geschmack, die Temperatur von 5° R., und setzt etwas gelbliches
Eisenkarbouat ab.
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde
.2,132 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
. , . . . 1,066 —
Chlornatrium .
... . 5,331 —
Chlormagnesium
0,266 —
Chlorcalcium .
0,266 —
Kohlensaure Talkerde
• \ ... 0,533 -
Kohlensaure Kalkerde
. . ' . . 1,599 —
Kohlensaures Eisenbxydu
1 . " . . Spuren
11,193 Gr.
Man gebraucht es als Abführmittel zu acht Bechern, ferner in
gastrischen Fiebern zur Entfernung von Unreinigkeiten aus dem Ma-
gen und Darmkanal. Auch gegen Blasenkatarrh wird es, unter den
Wein gemischt, empfohlen.
Giulj, Storia naturale a. a. O. T. III. p. 173 ff.
Neuerlich ist noch ein anderes Mineralwasser bei Poggibonsi, die
Acqua della Lama, entdeckt und von Cozzi analjsirt worden.
Fünfzig Unzen desselben enthalten: g
Kieselerde . . . . .
Schwefelsaure' Kalkerde .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde .
Chlornatrium .
Chlormaguesium
Chlorcalcium
Arch. delle Sc. med. fis. Tose. 1837
1,750 Gr.
4,675 —
5,360 —
7,090 —
10,750 5-
13,260 —
S5,875 — -
102,500 —
i, 4,750 -
236,010 Gr.
Nov. p. 728 ff.
Der Eisensäuerling von Cinciano entspringt 21/, Miglien
nordöstlich von Poggibonsi, '/, Miglie von S. Martino, einem Dorfe,
das an der grofsen römischen Strafse zwischen Poggibonsi und Bar-
berino liegt, aus einem Meer-AIluvionsboden, nicht weit vom linken
Ufer der Drove. Das sjellr reichlich fließende Wasser desselben ist
durchsichtig, hat den Geruch der Säuerlinge, einen säuerlichen, ei-
senhaften, zusammenziehenden Geschmack und die Temperatur von
12° R. Die Quelle, in der Batrachospermum wächst, ist von
1009
Gas begleitet, das sich wegen des hohen, nach Schwefelwasserstoff-
es riechenden, Schlammes im Grunde derselben nicht untersuchen lüfst.
Sechzehn Unzen desselben enthalten nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde . . . . . Spuren
Schwefelsaure Kalkerde ..... 1,066 Gr.
Chlornatrium 2,132 —
Chlorcalcium 0,533 —
Chlormagnesium 0,533 —
Kohlensaure Talkerde 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde 1,599 —
Kohlensaures Eiscnoxydul .... 0,533 —
7,462 Gr.
Kohlensaures Gas 7,512 Kub.Z.
Es wird empfohlen gegen Blasenkatarrh, Dyspepsie, Chlorose;
ferner in Form von Klystieren und Injectionen gegen chronische
Diarrhöen und Dysenterien und Leukorrhoe. Den Schlamm benutzen
die Leute der Gegend gegen Hautkrankheiten des Viehes.
Giulj a. a. O. T. III. p. 173 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas S. 58.
Die Mineralwässer von S. Marxiale oder
delle Caldane entspringen nicht Aveit von Celle in der
Nähe der Mühle delle Caldane aus Travertin. Es sind
fünf Quellen, die in einem mit Trümmern alter Mauern
umschlossenen Räume von 30 Quadrat-Ellen hervorkommen.
Viele hier gefundene Ueherreste von Mosaiken und Mar-
morarbeiten deuten darauf hin, dafs diese Bäder, die jetzt
ganz vernachlässigt und seit Jahrhunderten zerfallen da-
liegen, im Alterthume prächtig eingerichtet waren. Dr. Pas-
scri, von 1822 an Arzt zu Colle, hat eine Reihe von Jah-
ren hindurch weder Mühe, noch Kosten gescheut, um die
Trümmer hinweg zu räumen und die einzelnen Quellen zu
trennen und in Bassins zu leiten; aber schon zwei Jahre
nach seiner Uebersiedelung nach Orvieto befanden sich die
Bäder in eben so traurigem Zustande wieder, wie vorher.
Wir folgen in der Bezeichnung der einzelnen Quellen dem
Grundrisse, der dem Werke, was er über diese Bäder her-
ausgegeben hat, beigefügt ist.
Erste Quelle (le); ihr Wasser ist durchsichtig,
geruchlos, von eiuem leicht zusammenziehenden Geschmack,
1010
und hat die Temperatur von 22° R. Das Gas, von dem
es begleitet ist, besteht nach Giulj in 60 Theilen aus
12 Th. kohlensauren, 18 Th. Sauerstoff- und 30 Theilen
Stickgases. Der Schlamm des Wassers riecht, wenn er
einige Zeit stehen bleibt, etwas nach Schwefelwasserstoffgas.
Zweite Quelle (2c); ihr durchsichtiges, geruchlo-
ses Wasser schmeckt zusammenziehend und hat ebenfalls
die Temperatur von 22° R. Der Schlamm desselben riecht
nicht nach Schwefelwasserstoffgas. Das Gas, welches mit
dieser Quelle hervorkommt, ist nach Giulj in 60 Theilen
zusammengesetzt aus 8 Th. kohlensaurem, 21 Th. Sauer-
stoff- und 31 Th. Stickgas.
Dritte Quelle (Bassin d.); ihr Wasser ist durch-
sichtig, hat einen stärkeren- zusammenziehenden, leicht
säuerlichen Geschmack und Geruch, und die Temperatur
von 18° R. Ihr Gas besteht in 60 Th. nach Giulj aus
J4£Fh. kohlensauren, 16 Th. Sauerstoff- und 30 Theilen
Stickgases.
Vierte Quelle (welche die Bassins f. f. speist)
giebt ein durchsichtiges Wasser, das keinen merklichen
Geruch, einen zusammenziehenden Geschmack und die
Temperatur von 22° R. hat. Ihr Gas enthält in 60 Theilen:
10 Th. kohlensaures, 18 Th. Sauerstoff- und 32 Theile
Stickgas.
Fünfte Quelle (der Bassins g. g.) hat ein durch-
sichtiges, gcruch- und geschmackloses Wasser von 18° R.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
der Quelle Nr. I. derQuelleNr.II.
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornafrium
Chlorcalcium
Chi rmagnesium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Thonerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
0,533 Gr.
0,533 Gr.
0,785 —
1,066 —
0,533 —
0,533 —
0,175 —
.
0,350 —
0,350 —
3,732 —
3,199 —
0,533 -
0,533 —
0,175 —
6,641 Gr.
6,389 Gr.
1,044 Kub.Z.
0,785 Kub.Z.
1011
der Quelle Nr. III. der Quelle Nr. IV.
Schwefelsaure Talkerde
0,399 Gr.
0,533 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .
0,533 —
. 1,066 —
Chlornatrium ....
0,533 —
0,533 —
Chlormagnesium
0,133 — . .
0,266 —
Kohlensaure Kalkerde . .
4,268 —
2,132 —
Kohlensaure Thonerdc
0,399 —
0,266 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,133 —
Spuren
6,398 Gr.
4,796 Gr.
Kohlensaures Gas
0,785 Kub.Z.
der Quelle Nr. V.
Schwefelsaure Kalkerde 1,599 Gr.
Chlornatrium 0,533 —
Chlormagnesium 0,266 —
Kohlensaure Kalkerde 1.865 —
4.263 Gr.
Die erste der Quellen wird in Form von Bädern mit
gleichzeitiger Anwendung des Schlammes gegen leichte
Fälle von Flechten und Krätze empfohlen ; die zweite eben-
falls als Bad gegen Angioitis; die dritte innerlich gegen
Harngries , Blasenkatarrh und ähnliche Krankheiten der
Harnwerkzeuge; die vierte hat Dr. Passeri mit vielem
Erfolge äufserlich gegen klonische Krämpfe, Hysterie,
auch gegen gightische und rheumatische Leiden und Nach-
krankheiten nach Verletzungen angewandt.
Giuseppe Passeri, delle acque minerali del Bagno delle Cal-
dane, ovvero di S. Marziale presso Colle di Val d'Else. Colle 1823.
Giulj, Storia naturale etc. T. III. p. 205 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 154.
2. C e c i n a - T h a 1 :
Die Mineralwässer der Bagni delle Gal-
ler aje finden sich an den Abhängen eines meist aus
grauem festem Kalkstein bestehenden Berges, der sich um
die Quellen der Cecina herumziehend das Thai dieses
Flusses rechts von dem der Merse trennt. Man unterschei-
det drei Quellen :
1. Die Bade quelle entspringt auf der rechten
Seite der Cecina, und ungefähr 200 Schritte vom Ufer der-
1012
selben aus den Spalten des Travertins, der an dieser
Stelle den Kalkstein durchsetzt. Ihr durchsichtiges, sehr
reichlich fliefsendes Wasser ist von einem säuerlichen, zu-
sammenziehenden Geschmack, riecht nach Schwefelwasser-
stoffgas und hat im Bade die Temperatur von 26° R. , in
der Leitungsröhre von 27° R. ; heim Ausflufs aus den Bä-
dern läfst es Glairine zurück , und in der Nähe des Bas-
sins bemerkt man einen leichten gelben Niederschlag von
Eisenkarbonat; bei längerem Stehen überzieht es sich mit
einem weifsen Häutchen von kohlensaurer Kalkerde.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Talkerde . . . . .
3,199 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
3,199 —
Chlornatrium
2,132 —
Chiorcalcium
0,175 —
Chlormagnesium
0,350 —
Kohlensaure Talkerde . .
1,066 —
Kohlensaure Kalkerde .....
4,800 —
Kohlensaures Eisenoxydul . .
0,533 —
15,454 Gr.
Kohlensaures Gas . . . . ...
0,538 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas ......
1,066 —
)ie Quelle, welche zu den Schwefelthc
?rmen gehö
ist mit einem sehr rohen, halbverfallenen Gebäude über-
baut, das zwei gemeinschaftliche Bäder enthält, in denen
die Leitungsrohre als Douche benutzt wird. Das Bad
wird mit ausgezeichnetem Erfolge gegen chronische Haut-
krankheiten, rheumatische Lokalaffectionen, Paralysen,
Schwäche der untern Extremitäten nach langen Fieberlei-
den etc. angewandt. — Da keine fahrbare Strafse zu den
Bädern fuhrt, so sind die Kranken, die nicht im Stande
sind, sich zu Pferde oder zu Fufs hieher zu begeben, ge-
zwungen, sich auf einer Tragbahre oder in einer Sänfte zu
den Bädern schaffen zu lassen.
2. Acqna forte delle Galleraje entspringt auf
der linken Seite der Cecina, etwa 400 Schritt von dem
Bade entfernt, aus Kalkstein, Das durchsichtige Wasser
1013
hat einen säuern zusammenziehenden Geschmack, den Ge-
ruch der Säuerlinge und die Temperatur von 14° R.
3. Acqua rossa delle Galleraje, so genannt
von einer röthlichen Substanz, die sich an den Stellen fin-
det, wo das Wasser flielst. Dasselbe entspringt ebenfalls
auf der linken Seite der Cecina aus Kalkstein, ist durch-
sichtig, von einem sauern, eisenhaften Geschmack, dem
Geruch der Säuerlinge und hat gleichfalls die Temperatur
von 14° R.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen:
1 . der Acq. forte : 2. der Acq. rossa :
Schwefelsaure Talkerde . . . 1,066 Gr. . 4,800 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . . 3,732 — . 4,268 —
Chlornatrium ...... 1,066 — . 4,800 —
Chlorcalcium 0,266 — . 0,533 —
Chlormagnesium .... 0,266 — . 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 5,331 — . 6,391 —
Kohlensaure Talkerde . . . 2,132 — . 3,199 —
Kohlensaures Eisenoxj'dul . . 0,533 — . 2,666 —
14,392 Gr. 27,190 Gr.
Kohlensaures Gas . . . . 8,602 Kub.Z. 4,264 Kub.Z.
Diese heiden zu den Eisensäuerlingen gehörende Quel-
len werden von den Umwohnern häufig getrunken, und sind,
der Nähe der Maremma wegen, eine grofse Wohlthat für
dieselben. Die erste ist gegen Harngries , Steinbeschwer-
den, Blasenkatarrh, Obstructionen der Abdominal-Einge-
weide u. s. w. wirksam, die zweite wird, wegen ihres grö-
fsern Eisengehalts, vorzüglich gegen Atonie des Magens,
Menorrhagie, Kardialgie, Lienterie empfohlen.
Beide Quellen sind ganz ihrem natürlichen Zustande
überlassen. Man besucht sie in der Regel nur von Ende
Mai bis Ende Juni und dann wieder im September. Zwei
Mühlen in der Nähe und ein etwa eine Miglie entferntes
Landgut der Familie Bulgarini von Siena gewähren Un-
terkommen.
Giulj, Storia naturale etc. a. a. O. T. III. p. 233 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 84.
1014
3. Merse-Thal:
Die Mineralquellen von Bocc/ieggiano, ei-
nem auf der rechten Seite der Merse und vier bis fünf
Miglien von der Quelle dieses Flusses, auf einem 1151
flor. Ellen hohen Berge gelegenen Orte, in dessen Nähe
sich fünf Mineralquellen finden, von denen zwei in den
Kastanienpflanzungen unterhalb Boccheggiano liegen.
1. Acqua del sgrott ato del seccatojo della
Signora jPericcioli, so genannt, weil sie in einem
Erdsturze neben diesem Seccatojo (Gebäude wo Kastanien
gedörrt werden) entspringt. Diese Quelle kommt aus Thon-
schiefer zu Tage, und giebt ein durchsichtiges Wasser,
das einen zusammenziehenden, eisenhaften Geschmack und
Geruch , die Temperatur von 13° R. hat und Eisenoxyd
absetzt.
2. Acqua del seccatojo delV olio puzzolo
entspringt in der Nähe eines andern ähnlichen Gebäudes,
in dem früher Wachholderoel aus dem Holze dieses Bau-
mes destillirt wurde, woher der Name dieser Quelle, die
gleichfalls aus Thonschiefer hervorkommt. Ihr Wasser ist
durchsichtig, hat einen sauern, eisenhaften Geschmack und
Geruch, die Temperatur von 13° R. und setzt einen röth-
lich gelben Niederschlag ab. Da diese, wie die vorige
Quelle, aus Seitenspalten des Thonschiefers hervorkommt,
so ist keine Gasentwickelung wahrzunehmen.
3. Acaua calda, nach einem Graben gleiches Na-
mens so genannt, auf dessen rechter Seite diese Quelle
aus Quarz entspringt. In der Nähe sieht man noch Spu-
ren von ehemaligen Minen, aus denen früher Bleikobalt
geAvonnen sein soll. Das Wasser dieser Quelle ist durch-
sichtig, geruch- und geschmacklos, hat eine Temperatur
von 13° R., und ist nicht von Gas begleitet.
4. Acr/ua superiore del Botro rosso (der
Botro rosso ist ein Graben, der auf der linken Seite der
Merse, nicht weit von deren zweitem Arme — Savioli ge-
nannt
1015
nannt — liegt) kommt in diesem aus silberweifsem Thon-
schiefer hervor. Ihr Wasser hat einen sauern, tintenähn-
lichen Geschmack, riecht nach schwefelsaurem Eisen.
5. Acqua inferiore delBotro rosso entspringt
etwas unterhalb der vorigen aus gleichem Gestein. Das
Wasser ist oben von einer röthlichen Substanz bedeckt,
unter dieser aber klar, hat einen zusammenziehenden, ei-
senhaften Geschmack, den Geruch der Säuerlinge, und ist
von einem Gase begleitet, das in 100 Theilen aus 48 Th.
kohlensauren, 12 Th. Sauerstoff- und 40 Th. Stickgases
zusammengesetzt ist.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
1. der Acq. del sgrot- 2. der Acq .d. secca-
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Thonerde
Chlornatrium . . • .
Chlorcalcium .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas .
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaure Thonerde
Schwefelsaures Eisenosydul
Chlornatriuni . ,
Chlorcalcium
Chlormagnesium . .
Freie Schwefelsäure
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Gas
tato del seccatojo
0,266 Gr.
0,175 —
0,266 —
0,533 —
0,350 —
2,132 —
tojo deH'ol. puzz.:
0,266 Gr.
0,266 —
0,266 —
0,533 —
0,266 —
1,599 —
3,722 Gr.
3,196 Gr.
3,990 Kuh.Z.
1,710 Kub.Z.
3. der Acqua <
i. der Acq. super,
calda :
delBotro rosso :
.
3,199 Gr.
. .
5,381 —
• .
2,132 —
* i
4,268 —
0,175 Gr. .
1,599 —
0,175 —
0,533 —
0,175 —
0,533 —
. ,
4,268 —
0,533 —
. ,
Spuren ,
•
1,058 Gr.
unbestimmbar.
21,913 Gr.
5. der Acqua inferiore del ßotro rosso:
Schwefelsaure Kalkerde . . . 1,066 Gr.
3,199 —
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
IH. Theil.
3,732 —
Ttt
1016
Kohlensaures Eisenoxydul . . 4,268 Gr,
Chlornatrium 3,199 —
Chlorcalcium ..... 0,533 —
Chlonnagnesium .... 0,533 —
16,530 Gr.
Kohlensaures Gas .... 7,410 Kuh.Z.
Von diesen, gröfstentheils zu den kräftigen Eisen-
säuerlingen gehörenden Quellen, die alle sich selbst über-
lassen liegen, werden die beiden ersten gegen Schwäche
des Magens, Djrspepsie, Chlorosis, Verstopfungen der Milz
und Leber empfohlen ; — die dritte ist nur ein etwas hartes
Wasser. Die vierte jedoch, Acqua superiore del Botro
rosso stellt Giulj dem berühmten Wasser von Rio ($. 956)
an die Seite, und empfiehlt sie in allen Fällen wo das Was-
ser von S. Fcdele (S. 1024), die letzte endlich da, wo das
von Noceto (S. 1034) indicirt ist.
Giulj, Storia naturale etc. a. a. Ö. T. III. p. 261 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 30.
-Das Mineralw asser von Ciciano ■, eine Miglie von Chius-
dino, auch Acqua delle vene di Ciciano genannt, quillt aus
Kalkstein hervor; es ist ohne Farbe, ohne Geruch und Geschmack,
hat die Temperatur von 13° R. und setzt viel ' grau - weifse kohlen-
saure Kalkerde ab, womit die hiueingelegten Gegenstaude incrustirt
' werden.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers!
Kohlensaure Talkerde . . . 0,533 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . . 5,867 —
Chlornatrium .... . 2,666 —
Chlormagnesium . . . . 0,533 —
9,599 Gr.
Es wird gegen Harngries und Steinbeschwerden empfohlen.
Giulj a. a; O T. III. p. 261 ff."
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 58.
Das Mineralwasser von Castelletto Mascagni ent-
springt in der Nähe dieses Dorfes (Geburtsort' des berühmten Anato-
men Mascagni, das noch jetzt der Familie desselben gehört), und
nicht weit von der Cona aus Kalkstein; rings um die Quelle befin-
den sich eine Menge „Soffioni" und der Boden ist mit schwefelsau-
rem Eisen und erdigem Schwefel incrustirt. Das Wasser ist trübe,
riecht stark nach Schwefelwasserstoffgas, hat einen säuerlichen und
1017
concentrirt, einen alkalinischen Geschmack und die Temperatur von
13° R.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach Giulj:
Schwefelsaure Talherde . . . 6.397 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
4,268 —
4,S0O —
1.599 —
15,993 —
Chloruatrium
Chlormagnesitim
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Ammoniak . . 10,133 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 1,599 —
44,789 Gr.
Kohlensaures Gas .... 7,260 Kub:Z.
Schwefelwasserstoffgas . . . 0,785 —
Es wird, seines trüben Aussehens wegen, nicht innerlich gebraucht,
äufserlich aber mit Erfolg gegen chronische Hautkrankheiten angewandt.
Giulj a. a. 0. T. III. p. 261 ff.
Die Sch-wefeltkerme' von Macareto , auch Bagno del
doccio, nach einer Osteria dieses Namens genannt, liegt auf der
linken Seite der Merse, in einer Ebene. Das Wasser kommt aus
j Travertiu hervor, von einem Gase begleitet, das in 100 Theilen aus
32 Th. kohleusaurem, 2 Th. Schwefelwasserstoff-, 44 Th. Stick- und
22 Th. Sauerstoffgas zusammengesetzt ist. Das Wasser ist durch-
sichtig, riecht nach Schwefel, hat einen leicht salzigen Geschmack
und die Temperatur von 33° R., beim Stehen überzieht es sich mit
einem Häutchen von kohlensaurer Kalkerde, setzt eben diese Sub-
stanz und aufserdem auch Glairine ab.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn Unzeu des Wassers:
Schwefelsaures Natron . . . 4,268 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . . 2,132 —
Chlornatriurn ..... 6,398 —
Chlormagnesium .... 1,066 —
Kohlensaure Talkerde . . . 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde . . " . 9,599 —
Kohlensaures Eiseuoxydul . . 0,533 —
25,U62Gr.
Kohlensaures Gas . . . . 0,522 Kub.Z.'
Schwefelwasscrstoffgas . . . 0,7S5 —
Dies Bad, von dessen hohem Allerthume und grofsem Rufe noch
viele schön gearbeitete Antiken, Ruinen von Bauwerken aus Mar-
mor, Inschriften u. dgl. Zeuguifs geben, das auch noch von Kaiser
Heinrich VII. besucht wurde, liegt schon seit Jahrhunderten vernach-
hifsigt. Es findet sich nur ein Gebäude jetzt mit zwei gemeinschaft-
lichen Bädern, welche die Leute der Umgegend und arme Kranke
aus der Maremma, zuweilen auch Bürger von Siena im Juni und Sep-
tember gegen rheumatische und gichtische Leiden, Paralysen, Nach-
Ttt 2
1018
kraukheiten nach Verletzungen und chronische Hautausschläge mit
gutem Erfolg benutzen. Es könnte für Siena, da es das dieser Stadt
am nächsten gelegeue Bad ist, wichtig werden, wenn es besser ein-
gerichtet und Vergrölsert würde.
Giulj, Storia naturale etc. T. III. p. 295. ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 148.
Die Schwefeltherme von Pretiolo, nach einem verfalle-
nen Schlosse genannt, von dem nur die Ringmauern, drei Thürine
und die Kirche noch stehen , liegt ungefähr fünf Miglien von dem
vorigen Bade, auf der linken Seite der Farma, nicht weit von dem
Punkte, wo diese in die Merse mündet. Der Berg, an dessen Ab-
hänge diese Quelle, die einzige, die von vielen anderen, verschütteten
«och übrig ist, entspringt, besteht meist aus Serpentin. Ihr Was-
ser ist klar, riecht und schmeckt nach Schwefelwasserstoffgas, hat die
Temperatur von 36° R. und setzt Travertin und Glairine ab.
Nach Giulj's Analyse enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron . . . 5,331 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . . 3,199 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 2,132 —
Chlornatrium 19,198 —
Clilormagnesium .... 7,463 —
Kohlensaure Talkerde . . . 1,599 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 2,133 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,533 —
Tl75S8Gr.
Kohlensaures Gas . . . . 0,522 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . . . 1,829 —
Das früher in grofsem Rufe stehende und von den höchsten Perso-
nen besuchte Bad ist jetzt ziemlich zerfallen. Das Badehaus euthält
drei Bäder, die gegen rheumatische und gichtische Leiden, Ischias,
Lähmungen und chronische Hautausauschläge mit Nutzen gebraucht
werden.
Die Badezeit ist vom März bis Mai und im Herbste wieder im
September und October. Die Kurgäste finden Unterkommen entweder
in einem naheliegenden, gut eingerichteten Hause, das Herrn Jaco-
metti in Pari gehört, oder in Pari, oder in Santo, einem Dorfe, auf
dessen Territorium das Bad liegt.
Giulj, Storia naturale etc. Tom. III. p. 295 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 184.
Die Acfjna delle Caldanelle. Diese Quelle entspringt in ei-
nem engen Thale neben einem Giefsbache gleiches Namens, der auf
dem M. di S. Martino entspringend, sich in die Farma, nicht weit
von der Brücke von Petriolo ergiefst. Sie kommt aus grauem
Thonschiefer , unter dem fester grauer kohlensaurer Kalk liegt, zu
.
1,066 Gr.
• .
4,268 —
. .
0.533 —
. .
0,533 —
, .
1,066 —
, .
1,86*5 —
1 . .
0,266 —
9.597 Gr.
• •
0,653 Kub.Z.
• .
0,392 —
•
unbestimmbar
1019
Tage; ihr durchsichtiges Wasser, das kohlensaures Eisen und etwas
Glairine absetzt, hat einen schwachen Schwefelwasserstoffgas-Geruch,
den es in der Luft verliert, einen etwas zusammenziehenden Ge-
schmack und die Temperatur von 28° R. Eine gleichzeitige Gasent-
wickelung ist, weil die Quelle horizontal hervorkommt, nicht zu be-
obachten.
Sechzehn Unzen des Wassers geben nach G i u 1 j :
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlorcalcium . ,
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eiscnoxvdul
Sauerstoffgas
Stickgas
Schwefelwasserstoffgas
Diese Therme wurde, nach den älteren Schriftstellern, zur Vor-
und Nachkur von denen gebraucht, welche die Bäder von Petriolo
besuchten. Trümmer von Badegebäuden deuten uuf einen früheren
ausgedehnten Gebrauch ; jetzt befindet sich nur ein kleines Bassin
unter freiem Himmel hier, in dem die Leute aus der Umgegeud ba-
den. Das Bad ist wirksam gegen rheumatische Leiden, Lähmungen,
Schwäche der unteren Extremitäten, hysterische Nervenaffectionen u.dgl.
Giulj, Storia naturale etc. Tom. IV. p. 9 ff.
Die Ac qua del Mortaj one oder Acgua Borla.
Diese merkwürdige Quelle hat ihren Namen von einer
weifsen Travertin- Säule (il mortajone — der Mörser — ),
die etwa 10 Ellen hoch ist, einen Durchmesser von 7 und
einen Umfang von mehr als 20 Ellen hat. Diese Stalaktit-
säule steht, ungefähr \ Miglie von Petriolo, in dem Bette
der Farma, dicht an deren linkem Ufer, und hat oben eine
Höhlung von 2 Ellen Durchmesser und \ Elle Tiefe, aus
der die obengenannte Quelle, wie ein artesischer Brunnen,
\ Elle hoch emporspringt, von einem Gase begleitet, das
in 100 Theilen aus 92 Th. kohlensauren, 2 Th. Sauerstoff-
und 6 Th. Stickgases zusammengesetzt ist. Ihr Wasser
ist durchsichtig, hat einen Seewassergeruch, einen säuerlich-
salzigen Geschmack und die Temperatur von 21° R. ; es
überzieht sich beim Stehen mit einem gelblich-weifsen Haut-
1020
chen von kohlensaurer Kalkerde und kohlensaurem Eisen-
oxydul.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach G i u 1 j :
Schwefelsaure Kalkerde .
Spuren
Chlornatrium ,
. 21,332 Gr.
Chlorcalcium .
1,599 r-
Chlormagnesium . . ,
1,066 —
Kohlensaure Talkerde . »
1,066 —
Kohlensaure Kalkerde
4,268 —
Kohlensaures Eisenoxjdul
1,066 —
Jodkalium . .
0,533 -
30,930 Gr.
Kohlensaures Gas .
6,802 Kub.Z.
Das Wasser wird innerlich gegen Obstructionen der
Milz und Leber, Harngries und Steinbeschwerden, Würm-
krankheiten und Scropheln empfohlen, mufs aber an der
Quelle getrunken werden, weil es den Transport nicht ver-
trägt, sondern leicht verdirbt, vielleicht eine Folge der in
dem Wasser wachsenden Oscillatoria. Aeufserlich soll
es gegen scrophulöse Anschwellungen, trockne Flechten,
Hysterie und andere Nervenleiden, chronische Fufsge-
schwüre, Oedem und Schwäche der untern Extremitäten
wirksam sein.
Aehnliche Wässer finden sich an beiden Ufern der Farma in der
Nähe, aber sie rinnen nur sehr spärlich. Mitten in dem Fluisbette
sogar findet sich eine Quelle von gleichen chemischen und physikali-
schen Eigenschaften.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 9 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 168.
4. Arbia- und Ombrone-Thal:
Die Äcqua horra oder di Dofana (von dem
latcin. duo fana, — in der Nähe befanden sich zwei Tempel
des Pan) entspringt etwa sechs Miglien von Siena in dem
Bezirke von Castelnuovo, eine halbe Miglie von der Strafse
von Siena nach Arezzo und dicht an dem Wege, der von
dieser nach S. Asano führt.
Der Hügel, auf dem sie in vielen Quellen hervorkommt, gehört
zu den Thonhügeln , die zwischen der Malcna und Biena liegen , ist
aber der einzige, der oben Schichten von schmutzig vveifsem, rothem
1021
uml schwärzlichem Travertin zeigt, die offenhar erst durch die Quelle
entstanden sind. In dieser ganzen Gegend siekern an vielen Stellen
salinische Wässer hervor, die den Boden bei trocknen) Wetter mit
Salz-Incrusiationen überziehen.
Das jodhaltige Wasser dieser Quelle, das mit reichli-
chen Mengen reinen kohlensauren Gases und mit einem
Geräusch, gleich dem siedenden Wassers, zu Tage kommt,
hat einen schwach säuerlichen, datei stark bitter-salzigert,
nachhaltigen Geschmack, einen Scewcisscr-Geruch, und die
Temperatur vou 25° R. Es ist durchsichtig, wird aber
nach kurzem Stehen trübe und bekommt eine trübe röth-
lichc Farbe.
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj:
Schwefelsaures Natron .
. 21,883 —
Schwefelsaure Kalkerde .
.' 4.268 —
Kohlensaures Natron
0,533 —
Kohlensaure Kalkerde
. 7,196 —
Kohlensaures Eisenoxydul
1,066 —
S3,207Gr.
Das Wssser, das zur Klasse der jodhaltigen salini-
schen Säuerlinge gehört, möchte seiner äufserst drastischen
Wirkungen wegen, abgesehen von seiner leichten Zersetz-
harkeit, wohl nur in sehr wenigen Fällen zum innerlichen
Gebrauch verwandt werden können. Aeufserlieh wird es
gegen scrophulöse Drüsenanschwellungen, Kropf, Spina
ventosa, INecrosis und Caries, so wie gegen trockne Flech-
ten empfohlen; auch bei nervösen Paralysen, bei Leukor-
rhöen und Störungen in der Menstruation soll es wirk-
sam sein.
Die Hauptquelle, die etwa drei Tonnen Wasser in der Stunde
giebt, ist von dem Besitzer mit einem kleinen Badehause überbaut.
Wenn alle kleinere Quellen gehörig gesammelt würden, könnte dieses
Bad für Siena äufserst wchlthätig werden , da Scropheln und Leu-
korrhöen hier sehr häufige Krankbeiten sind.
Andr. Baccius, de thermis. Patav. 1711. p. 128.
Baldasarri, analisi fisico - chimica di üb acqua mincrale, che
1022
scaturisce in vicinanza di Siena, chiamata l'acqua Borra, in: Atti
deJP accad. fisiocrit. di Siena. Siena 1763. T. II.
Santi, Viaggi etc. T. III. (Pisa 1806.) p. 398.
Giulj, Storia naturale etc. Bd. III. S. 107 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europa's, S. 62,
Zwei andere Quellen , die ungefähr drei Miglien von Siena aus
Tufo marino und Kiesschichten entspringen, die Aequa del Ser-
raglio und die Acqua della F ornac olla (letztere wird von
Battini Acqua del Serraglio genannt und auch von Santi er-
wähnt), sind geschmack- und geruchlos, klar und haben eine Temperatur
von 12° R. Die mineralischen Bestandtheile sind in beiden Quel-
len in ganz gleichen Verhältnissen und zwar nur in so geringen Men-
gen vorhanden, dafs beide Wässer nur für ein reines Trinkwasser gel-
ten können: sie enthalten nämlich in sechzehn Unzen nach Giulj:
Chlormagnesium ....... 0,175 Gr.
Chlornatrium . . . .' ♦ . 0,350 —
Kohlensaure Kalkerde . .... . . 0,799 —
Kohlensaure Talkerde , .... 1,332 —
2,656 Gr.
Kohlensaures Gas 0,523 Kuh. Z.
Giulj, Storia naturale etc. T. III. p. 137.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 220, ,
Ganz nahe an den Mauern von Siena findet sich noch eine Quelle,
Acqua solfurea fredda di Siena von Giulj genannt. Ihr
klares und durchsichtiges Wasser hat einen Schwefelgeschmack und
Geruch, setzt etwas Glairine ab und zeigt die Temperatur von 13° R,
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj;
Chlormagnesium , , ,
0,175 —
Chlorcalcium . . .
Spuren
Schwefelsaure Kalkerde .
, , , Spuren
Kohlensaures Natron . ,
1,066 —
Kohlensaure Kalkerde
1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul ,
0,266 —
2,748 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . ,
2,618 Kub.Z.
Erwärmt könnte das Wasser, nach Giulj, äufserlich gegen Haut'
krankheitcu mit Nutzen gebraucht werden.
Giulj a. a. O. T. III. p. 325.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 222.
1023
Die Mineralwässer von Dievole.
1. Das Mineralwasser des Bagno di Valli entspringt bei Die-
vole aus festem grauem Kalkstein, in welchem sich viel krystallisirter
Schwefel und Schwefelerde findet, an der rechten Seite des Valli,
eiues Baches, der sich in die Arbia ergiefst; es ist trübe, riecht nach
Schwefelwasserstoff, hat einen sauern eisenhaften Geschmack, und
die Temperatur von 14° R. Das Gas, von dem es begleitet ist, be-
steht nach Giulj in 100 Theileu aus 12 Th. Schwefelwasserstoff-,
44 Th. kohlensaurem, 28 Th. Stick- und 16 Th. Sauerstoffgas.
Nach Giulj 's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlormagnesium .... 1,066 Gr.
Chlornatrium ..... 1,599 —
Schwefelsaure Talkerde . . . 1,599 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 3,199 —
Schwefelsaure Thouerde . . 0,533 —
Schwefelsaures Eisenoxydul . . 2,133 —
Freie Schwefelsäure . . . 2,133 —
12,262 Gr.
Kohlensaures Gas .... 7,512 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . . . Spuren
Das Wasser wird nicht benutzt; Giulj empfiehlt es innerlich
gegen Schwäche der Verdauungsorgane, Obstructionen der Milz und
Leber; äufserlich gegen Hautkrankheiten und Oedem der untern Ex-
tremitäten.
2. Der Eisensäuerling von Dievole entspringtaus gleichem Gestein,
wie die vorige Quelle und auf der linken Seite des Valli; es heilst
deshalb auch Acqua del Bagno di Valli, Sein Wasser schmeckt
sauer, hat den Geruch der Säuerlinge, setzt keinen Niederschlag ab,
und zeigt die Temperatur von 14° R. Das mit ihm hervorkommende
Gas ist nach Giulj in 100 Theileu zusammengesetzt aus 50 Th.
kohlensaurem, 24 Th. Sauerstoff- und 26 Th. Stickgas.
Sechzehn Unzen des Wassers geben nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde .
0,533 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . ,
1,066 —
Chlornatrium
0,533 —
Chlorcalcium
0,175 —
Chlormagnosium
0,889 —
Kohlensaure Talkerde
0,266 —
Kohlensaure Kalkcrde
1,599 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,266 —
5,327 Gr.
Kohlensaures Gas . ,
8,428 Kub.Z
Auch dieses Mineralwasser wird nicht benutzt; doch könnte es
wie die Säuerlinge von Poggio Piuci, Noceto, Rapolano, Armajolo
und Burrone irebraucht werden.
1024
3. Etwas oberhalb dieser Quellen findet sich ferner die Acqua
delBagnaccio del Colombajo, von einem Landgute gleiches
Namens so genannt, das eine Miglic von Vagliagli, unterhalb Carpi-
ueto, gleichfalls auf dem Gebiet von Dievole liegt. Die Quelle kommt
aus gleichem Gestein , von vielen „Soffioni" (Gasströmungen) umge-
ben, hervor; ihr trübes Wasser riecht schwefelig, hat einen sauern
Geschmack und die Temperatur von 14° R. In der Nähe der Quelle
ist der Bodeu von Incrustationen von schwefelsaurem Eisen bedeckt,
so wie sich auch viel krystalüsirter Schwefel und Schwefelerde hier
findet.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen dieses Wassers:
Schwefelsaure Kalkerde .
3,732 Gr.
Schwefelsaure Thonerde
1,066 —
Schwefelsaures Natron .
1,599 —
Schwefelsaures Eisenoxydul .
1,865 —
Chloruatrium ....
0,533 —
Chlorealcium ....
0,266 —
Chlormagnesium
Spuren
Freie Schwefelsäure
4,268 —
13,329 Gr.
Kohlensaures Gas .
4,264 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas .
Spuren.
Noch höher hinauf entspringt das Miner alwaser von S. Fedele
(nach einem etwa eine Miglie nordöstlich gelegenen Dorfe genannt),
auf demselben Höhenzuge in der Nähe grofser Schwefelgruben und von
vielen Soffioni umgeben. Es kommt, von reichlicher Gasentwickelung
begleitet und mit ziemlichem Geräusch in einer etwa sechs Ellen tie-
fen Höhlung hervor, der man nicht nahe genug kommen kann, um
das Gas zu untersuchen, ist durchsichtig, riecht nach Schwefelwas-
serstoffgas, und hat einen sauern eisenhaften Geschmack. Die Tem-
peratur läfst sich nicht bestimmen, da man das "Wasser nur vermit-
telst eines an einer langen Stange befestigten Gefäfscs emporziehen kann.
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde .
1,066 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .
1,599 —
Schwefelsaure Thonerde .
1,066 —
Schwefelsaures Eisenoxydul
1,865 —
Chloruatrium
0,533 —
Chlorcalcium
0,266 —
Freie Schwefelsäure
4,268 —
10,663 Gr.
Kohlensaures Gas . .
4,264 Kub. Z.
Freies Schwefelwasserstoffcas
2,132 -
Das Wasser, das man auf die angegebene Weise schöpft, wird
vielfach in Sieua gegen Harugries und Steiubeschwerdeu angewandt.
1025
Wem es zu sauer schmeckt, der mischt es ßich unter gewöhnliches
Trinkwasser.
Ginlj a. a. 0. T. III. p. 143 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 5S.
Die Mineralwässer von Rapolano entsprin-
gen etwa zwölf Miglien von Siena und ungefähr eine Miglie
von dem Orte, dem es seinen Namen verdankt, und kom-
men aus Travertin zu Tage.
Die Hügel dieser Gegend hilden den westlichen Anhang des Höhen-
zuges, der, wie seine Structur (Kalkstein, Hornsteiu und Thonschiefer)
zeigt, zu der Bergkette gehört, welche wir bei S. Casciano dei Bagni,
Sarteano, Poggiano, Moutepulciauo und Montalceto finden, und der mit
dem Poggio S. Cecilia sich endet, hier die Scheide zwischen der Val-
di-C'hiana und dem Arbia- und Ombrone-Thale bildend. In dem Hü-
gel, an welchem das Bad von Rapolano liegt, befindet sich nördlich
eine Art von Krater (Mofeta, wie man dergleichen Höhlungen nennt),
der künstlich gemacht zu sein scheint und eine Gröfse von 1000
Quadrat-Ellen hat. In ihm öffnen sich viele heifse Quellen, begleitet
von grofsen Quantitäten kohlensauren Gases und anderer irrespirab-
ler Gasarten. Diese Höhlung, obwohl viel gröfser und reicher au den
erwähnten Gasarteu, ist doch bei weitem weniger gekannt, als die
berüchtigte Hundsgrotte bei Neapel. Aus einer andern künstlichen
Höhlung, südlich von der erstem, sammeln die Leute der Umgegend
die Incrustationen von Schwefel, mit denen ihre Wände bedeckt sind.
Die nächste Umgebung des Bades ist traurig und öde, da der Hü-
gel, an welchem das Badehaus liegt, aus kahlem, blendend weifsem
Travertin besteht. Die Kurgäste wohnen entweder in Rapolano oder
bei dem Müller neben dem Bade, dessen Wohnhaus zur Aufnahme
von Badegästen eingerichtet ist.
1. Die Schwefeltherme der Bäder von Ra-
polano. Das Wasser ist durchsichtig, hat einen Schwe-
felgeruch, einen schwach sauern Geschmack und die Tem-
peratur von 31,5° R. Das Gas, von welchem es hegleitet
ist, besteht in 100 Theilen aus 14 Th. Schwefelwasserstoff-
gas, 36 Th. kohlensaurem, 12 Th. Sauerstoff- und 38 Th.
Stickstoffgas. Das Wasser flieist so reichlich, dafs es zehn
Mühlen treibt. Es setzt schwefelsaure Kalkerde, schwe-
felsaures Eisen und etwas Glairiue ab ; auch wächst eine
Oscillatoria in demselben.
2. Der Säuerling von Rapolano entspringt
in der INiihe der Bäder, etwas unterhalb, auf der nordwest-
1026
liehen Seite derselben. Sein sehr reichlich fließendes und
von grofsen Mengen eines Gases, das in 100 Theilen aus
48 Th. kohlensauren , 16 Th. Sauerstoff- und 36 Th. Stick-
gases besteht, begleitetes Wasser ist klar, hat den Geruch
der Säuerlinge, einen säuerlichen Geschmack und die Tem-
peratur von 20° R.
3. Das T hermalwasser der Mofeta von
Rapolano entspringt in der oben beschriebenen Mofeta ;
es ist durchsichtig und hat keinen eigentkümlichen Geruch j
die Temperatur ist 31° R.
4. Der Säuerling der Mofeta von Rapo-
lano entspringt in derselben Höhlung, wie die vorige
Quelle. Sein Wasser ist durchsichtig, hat einen säuerli-
chen, zusammenziehenden, schwefligen Geschmack, einen
schwefligen Geruch und die Temperatur von 22° R.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen:
a. der Schwefel-
b. des Säuer-
therme :
lings:
Schwefelsaures Natron
0,533 Gr.
1,066 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
1,066 —
1,066 —
Schwefelsaure Kalkerde
3,799 —
3,732 —
Chlornatrium
4,268 —
4,800 —
Chlormagnesium
0,266 —
0,533 —
Chlorcalcium
0,266 —
0,533 —
Kohlensaure Talkerde
1,332 —
2,394 —
Kohlensaure Kalkerde
6,398 —
5,331 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,266 —
0,266 —
18,194 Gr.
19,721 Gr.
Kohlensaures Gas
1,570 Kub.Z.
5,236 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas .
3,758 —
c. des Thermalwas-
d. des Säuerlings
sers der Mofeta:
der Mofeta:
Schwefelsaures Natron
3,732 Gr.
0,175 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .
2,666 —
0,175 —
Schwefelsaure Kalkerde .
2,666 -
1,599 —
Clilornatrium
8,530 —
8,530 —
Chlormagncsium
1,066 —
0,175 —
Kohlensaure Talkerde
... .
2,132 —
1027
Kohlensaure Kalkerde
Kulilensaures Eiseuoxydul
Kohlensaures Gas
Schweielwasserstoffgas
15,999 Gr.
0,533 —
35,192 Gr.
1,570 Kub.Z.
10,666 Gr.
0,533 —
23,985 Gr.
7,516 Kub.Z.
0,522 —
Von den einzelnen Quellen macht man folgende An-
wendung :
a. Die Schwefeltherme. Dies Wasser, das nur
zu Bädern gebraucht wird, wird schon von den Schriftstel-
lern des sechzehnten Jahrhunderts gegen Hautkrankheiten,
rheumatische Affectionen und Ischias empfohlen; auch
Giulj hat treffliche Wirkungnn desselben bei nässenden
Flechten und Krätze, so wie bei Elephantiasis gesehen,
— nur bei Herpes furfuracea hat es sich in den meisten
Fällen erfolglos bewiesen.
b. Der Säuerling wird von Giulj bei Krankhei-
ten der Harnwerkzeuge, wie Gries- und Steinbeschwerden,
ferner gegen Atonie des Magens, Stockungen, Anschwel-
lungen der Milz und Leber empfohlen.
c. Das Thermalwasser der Mofeta wird wie
die Schwefelthcrme gebraucht, nur, wie natürlich, bei
Krankheiten der Haut mit weit geringem! Erfolge.
d. Der Säuerling der Mofeta gleicht in seiner
chemischen Zusammensetzung den Säuerlingen von Chian-
ciano (vergl. S. 997) und Noceto (vergl. S. 1034), und wird
in allen den Fällen empfohlen, wo diese indicirt sind.
Ant. Mainero, epitome de memorabilibus in urbe Senarum.
Sieua 1530. Ven. 1555.
Mich. Savonarola, de balneis et Thermis. Venet. 1553.
Hugolinus de Moutecatino, de balneorum proprietatibus.
Venet. 1553.
Dom. Bianchelli, traetat. de balneis. Venet. 1553.
Gentile da Fuliguo, tract. de balneis. Venet. 1553.
Andr. Baccius, de thermis. Venet. 1588. Pat. 1711. p. 128.
Battini, Ricerche intorno alle acque minerali epatiche ed all1
anal, chimica di diverse acque minerali dello stato di Siena. Siena 1793.
Santi, Viaggi per le due Proviucie Seuese. T. III. Pisa 1S06.
Giulj, Storia naturale etc. a. a. O. T. III. p. 65. 318 ff".
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 196.
1028
Die Schipefeltherme von Rombole entspringt ungefähr
eine Miglie von den Bädern von Rapolano am linken Ufer des Oin-
brone in einer ziemlich tiefen Höhlung, die durch den Zusammen-
sturz von grauem Thon bedeckten Travertins entstanden ist, aus wel-
chem sie mit einem starken Geräusch hervortritt, das durch das in
grofser Menge sich entwickelnde Gas verursacht wird. Ihr Wasser
ist schmutzig und trübe, schmeckt säuerlich -zusammenziehend, riecht
schwefelig und hat die Temperatur von 30° II.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde .
0,533 Gr.
0,799 —
4,534 —
Chlornatrium
Chlonnagnesium
Chlorealcium . . .
Kohlensaure Talkerde
4,266 —
0,266 —
. . . 0,266 —
0,799 —
Kohlensaure Kalkerde
5,331 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,266 —
17,060 Gr.
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas
2,618 Kub.Z
3,758 —
Das Wasser wird noch nicht benutzt; wenn es sich, gleich der
ehemals auch trüben Thermalquelle von Montalceto, geklärt haben
wird, würde es in den Fällen, wo diese indicirt ist, gleichfalls mit
Erfolg angewandt werden können.
Giulj, Storia naturale etc. T. III. p. 65 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 204.
Das Mineralwasser von Armajolo, Bagno
del Colle genannt, entspringt in der Nähe von Araiajolo,
zwei Miglien von den Bädern von Rapolano, an dem lin-
ken Ufer eines kleinen Berggewässers, das von dein oben
erwähnten Poggio di S. Ceeilia herkommt, in mehreren
Quellen. Die Hauptquelle, welche im Jahre 1776 von
Dr. Mesny entdeckt wurde, ist von einer so reichlichen
Gasentwickelung begleitet, dais ihr Wasser zu sieden
scheint, wefshaib auch das kleine, nur zwei Personen fas-
sende Bad, welches sie speist, il bollore genannt wird;
das Gas besteht nach Giulj in 100 Theilen aus 62£ Th.
kohlensauren, 30 Th. Stick- und 7| Th. Sauerstoffgases.
Das Wasser ist durchsichtig, von einem sehr sauern Ge-
1029
schmack, einem schwefligen Geruch, und hat in dem Bol-
lore die Temperatur von 25° R.
Sechzehn Unzen desselhen geben nach Giulj's Analyse:
Schwefelsaure Talkerde .... 1,066 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium . ..
Chlormaguesium
Chlorcalcium
Kohlensaure Tvkerde
Kohlensaure Kalkerde
4,268 —
0,533 —
2,666 —
0,350 —
0,175 —
1,865 —
5,331 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . . 0,266 —
16,520 Gr.
Kohlensaures Gas 8,89SKuhZ.
Schwefelwasserstoffgas .... 0,522 —
Das Wasser hatte vor etwa 40 Jahren, namentlich
durch Mas cagni 's und S einen zi's Besuch, die alljähr-
lich von Siena hierher kamen, und es, jener gegen Harn-
gries, dieser gegen Magenleiden, mit Nutzen gebrauchten,
einen so hohen Ruf, dafs dies Bad, das jetzt leider sehr
verfallen ist, das besuchteste der ganzen Provinz Siena war.
Das Wasser wird, getrunken, gleich den Säuerlingen
von Poggio Pinci, Noceto und Rapolano empfohlen. Als
Bad, besonders in dem Bollore,in welchem der Badende
nach einem anfänglichen Gefühl von Kälte, in allgemei-
nen Schweifs geräth, ist es gegen nervöse Hemiplegien
und Paralysen, so wie bei den von gestörten Uterinfunctio-
nen herrührenden Krankheiten von ausgezeichneter Wirkung.
Die Badegäste wohnen meist in Armajolo oder Rapolano ; in dem
bei dem halbverfallenen Badehause befindlichen Gebäude bleibt mau
nicht gern, weil es zu feucht liegt. ■
Battini, ricerche intorno alle acque minerali epatiebe etc.
Siena 1793.
Santi, Viaggi per le due Provincie Senese. Tb. III. Pisa 1806.
Giulj, Storia naturale etc. Tom. III. p. 69 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 16.
Die Ac qua de l Bag7iaccio — früher diPescille — kommt
V* Miglie von Castelnuovo Berardenga aus Tuff und Meerkies zu
Tage. Das Wasser ist durchsichtig, von säuerlich -zusammenziehen-
1030
dem Geschmack, dem Geruch der Säuerlinge, hat die Temperatur von
12° R. uud setzt etwas Travertiu ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen dieses Wassers:
Schwefelsaures Natron .... 0,533 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlornatrium . ,
Chlorcalcium .. .. ,.
Chlormagnesium .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Freies kohlensaures Gas
0,533 —
1,599 —
0/266 —
0,266 —
0,799 —
4,268 —
0,266 —
8,530 Gr.
7,516 Kub.Z.
Die Acqua del Ber gallo entspringt zwei Miglien östlich von
Casteluuovo auf einem Weinberge, der, so wie die Besitzung, von
der Quelle seinen Namen hat, und wie das zerstörte Schlofs Ripalta
in der Nähe, der Familie Saracini zu Siena gehört, auf deren Län-
dereien sich auch die vorige Quelle befindet, mit der diese dieselben
chemischen uud physikalischen Eigenschaften hat.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach G i u,l j :
Schwefelsaures Natron .... 0,133 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .... 1,066 —
Chlornatrium 1,066 —
Chlorcalcium ...... 0,133 —
Chlormagnesium 0,997 — .
Kohlensaure Talkerde . . . . 1,332 —
Kohlensaure Kalkerde .... 3,732 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . . 0,266 —
8,725 Gr. -
Kohlensaures Gas 5,798 Kub.Z.
Beide Eisensäuerlinge werden in den Fällen empfohlen, wo der
von Noceto (S. 1034) indicirt ist.
Ein anderer, etwas schwefelhaltiger Eisensäuerling findet sich
ebenfalls im Bezirk von Castelnuovo Berardenga, östlich von Vaglia-
gli. Er ist unter dem Namen Acqua della minier a dello zolfo
del Bottaccio bekannt, und entspringt aus einem Thonboden an
einem Graben, der die Grenze der Felder von Dievole bildet. In der
Nähe der Quelle findet sich schwarzer Eisenocker und Hornstein,
der von dem Gase, das sich hier reichlich entwickelt, in weifsen Thon,
Schwefelblumen und schwefelsaures Eisen zersetzt ist. Das Wasser
ist durchsichtig, riecht leicht nach Schwefclwasserstoffgas und hat
sonst die übrigen physikalischen Eigenschaften der vorigen.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwe-
1031
Schwefelsaure Talkerde . 0,533 Gr.
Schwefelsaure Kulkerde .... 0,266 —
Cliloruatrium 1,599 —
0,533 —
0,266 -
0,799 —
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul . , . 0,266 —
4,262 Gr.
Kohlensaures Gas ..... 7,516 Kub.Z.
Sclnvefelwasserstoffgas .... Spuren
Giulj, Storia naturale a. a. O. T. III. p. 320 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 26. 186.
Das Thermalwasser von Montalceto, das
seinen Namen von einem alten, zerstörten Flecken glei-
ches Namens bat, entspringt 20 Miglien Von Siena, 4 Mi-
glien von Aseiano, \ Miglie von Poggio Pinci und etwa
1 Miglie von der Poststrafse nach Siena, auf den Hügeln,
welche den westlichen Abhang des Monte Alceto bilden,
der zu den Höhenzügen gehört, auf welchen die Quellen
von S. Casciano, Bagnaccio, Asinalunga und Vignoni ih-
ren Ursprung "haben. Jene Hügel bestehen aus Travertin,
der von einem grauen Thon bedeckt ist und aus dessen
Spalten kohlensaures Gas in grofser Menge emporsteigt.
Aus einer der Höhlungen, welche auf diesem Terrain durch
das Einstürzen des Travertins entstehen und die man we-
gen der starken Gasentwickelung nicht ohne Lebensgefahr
betreten kann, kommt die Quelle hervor, deren Wasser in
der Leitungsrohre die Temperatur von 27° R., in den Bä-
dern aber von 26° R. zeigt; es ist etwas trübe, hat einen
schwachen Schwefelgeruch, und einen etwas sauern und
zusammenziehenden Geschmack, wie alle Wässer, die freie
Kohlensäure und Eisensalze enthalten. Das weifse Iläut-
chen, welches sich nach längerem Stehen auf demselben
bildet, besteht nach Giulj in 100 Theilen aus 90 Th. koh-
lensaurer Kalkerde, 8 Th. kohlensaurer Talkerde und 2 Th.
kohlensaurer Kieselerde. Die Quelle giebt in 2i Stunden
etwa 3000 Tonnen Wasser,
m. Theii. Uhu
1032
Ras zu dieser Quelle gehörige Etablissement ist Eigenthum der
Familie Andreini und bat zweckmässig eingerichtete besondere und
allgemeine Bäder. Von den Gebäuden, die zur Aufnahme der Kur-
gäste bestimmt sind, führt ein unterirdischer Gang unmittelbar zu
den Badebäusern hinab, die etwas unterhalb liegen.
Sechzehn Unzen des Thermalwassers gehen nach
Giulj:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium . .
Chlormagnesium .
Chlorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffgas
0,266 Gr.
5,797 —
1,066 —
0,533 —
0,266 —
0,266 —
1,332 —
7,997 —
0,266 —
17,789 Gr.
4,176 Kub.Z.
Spuren.
Der Mineralschlamm dieser Quelle, dessen Wirksamkeit schon
Baccio erwähnt, und der auch vonBattini untersucht wurde, ent-
hält nach Giulj in 100 Theilen:
^uiuiuauiuui .
Schwefelsaure Talkerde
i in.
2 —
Schwefelsaures Natron
1 —
Schwefelsaure Kalkerde
20 —
Kohlensaure Kalkerde .
50 —
Kohlensaure Talkerde .
4 —
Kohlensaures Eisenoxydul
2 —
Organische Substanz
16 —
Kieselerde .
.
4 —
100 Th.
Gebraucht wird das zu den lauen schwach schwefeli-
gen Eisensäuerlingen gehörende Thermalwasser nur
äufserlich, in Form von Bädern, Douchen und Injectionen,
und hat sich in diesen Formen besonders wirksam gegen
hartnäckige rheumatische und gichtische Leiden, Lähmun-
gen, Nachkrankheiten nach Verletzungen, chronische Haut-
ausschläge, Leukorrhoe, Chlorosis und Oedem bewiesen.
Den Mineral seh lamm wendet man gegen hart-
näckige Lähmungen und gichtische Leiden, die nach dem
1033
Gebrauche der Bilder nicht weichen wollen, in der Art an,
dafs man die leidenden Theile, nachdem der Kranke ein
Bad von 10 — 15 Minuten genommen, mit dem Schlamme
bedeckt und der Sonne aussetzt, bis der teigartige Um-
schlag zu trocknen beginnt ; wenn er ganz tzocken gewor-
den ist, wird er mit einem Tuche abgerieben.
Auch die auf dem Wasser schwimmende Substanz
wird mit Erfolg gegen chronische Geschwüre benutzt; man
trocknet dieselbe und streut sie zweimal täglich, nach vor-
hergenommeuem Bade, auf die kranken Stellen.
Ant. Mainero, Epitome de memorabilibus in urbe Senarum.
Sieua 1530. Venet. 1555.
Audr. Baccius, de thermis. Patav. 1711. p. 128.
Baldassarri, osservazioni ed esperienze intorno al bagno di
Montalceto. Siena 1779.
Battini, Ricerebe intonio alle acque minerali epatiche ed all"
analisi chimica di diverse acque miuerali dello Stato di Siena. Siena
1793.
Atti di Sieua. T. VII. p. 126.
S a n t i , Viaggi per le due Provincie Senese. Pisa 1809. T. III.
pag. 336.
Giulj, Storia naturale etc. T. III. p. 7 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europa1«. S. 162.
Vor etwa 30 Jahren entdeckte man ungefähr eine fünftel Miglie von
den Badern und dicht bei Poggio Pinci einen Eisensäuerling, der von
letzterm Orte den Namen Äcqua di Poggio Pinci bekam. Die
Quelle gab eiu durchsichtiges, klares Wasser von sehr merklich säuern»
und etwas eisenhartem Geschmack, einem leichten Schwefelgeruch
und 17° R Temperatur. Sie wurde überbaut und gegen Colica nq-
phritica, Atonie des Magens und üarmkanals und ähnliche Unterleibs-
lniden mit Nutzen gebraucht, verschwand aber im April 1834. Giulj
hatte sie noch analysirt und in sechzehn Unzen des Mineralwassers
gefunden :
Cblormagnesium . .
Chlorcalcium
Chlornatrium . . .
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Eiselioxvdul
0,266 Gr.
0,266 —
0,533 —
2,132 —
0,533 —
0,266 —
0,533 —
Uuu 2
1034
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 3,732 Gr.
Kohlensaure Talkerde . ... . 1,332 —
9,593 Gr\
Kohlensaures Gas 7,512 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . . . . Spuren.
Giulj a. a. 0. T. III. p. 44. 326.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 162.
Das Miner alw asser von Noceto entspringt in der Nähe
dieses Ortes nach Südwesten zu und ungefähr li/2 Miglien von deu
Bädern von Montalceto aus hartem Tuff. Das Wasser, das etwas
trübe hervorkommt, ist an der vordem Seite der Quellen -Mündung
klar, hat einen säuern eisenhaften Geschmack, eine Temperatur von
20° R. und ist ohne Geruch. Es fliefst reichlich (ungefähr sechs
Tonnen in der Stunde) und ist von starken Strömungen eines Gases
begleitet, das nach Giulj in 100 Theilen aus 60 Th. kohlensauren,
12 Th. Sauerstoff- und 28 Th. Stickgases besteht.
Das Wasser enthält nach Giulj in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron .... 0,266 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlprmagnesium
Chlorcalcium. . .
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
1,066 —
4,800 —
0,666 —
0,133 —
0,266 —
2,132 —
2,132 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . . 0,266
' 11,727 Gr.
Kohleusaures Gas . . . . . 7,777 Kub. Z.
Das Wasser gehört mit der Quelle S. Leopoldo der Bäder
a Morba, den trinkbaren Mineralwässern von S. Casciano, der Quelle
del Pantano bei Cetona, del Ponticello bei Sarteano, der Acqua Santa
und del Palazzo von Chianciano, der von S. Albino di Montepulciano,
della Pietra (Asinalunga) in Eine Klasse, und kann somit in allen
den Fällen Erfolg versprechen, wo jene Wässer indicirt sind.
Giulj, Storia naturale etc. T. III. p. 7 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 162.
5. Orcia-Thal:
Das . Mi neralwasser delBagnaccio entspringt vier Miglien
westlich von Pienza; die Quelle, die etwa 200 Ellen von der Trove
jus Travertin in einem Bassin von 15 Ellen Durchmesser zu Tage
;ommt, hat ihren Namen von einem südlich gelegenen kleinen Gute.
hr Wasserest durchsichtig, hat eine Temperatur von 28° R., einen
.chwachen Schwefelgeruch, einen säuerlichen, scharf zusammenzie-
1035
Iienden Geschmack und setzt nur kohlensaure Kalkerdc, kein Eisen-
carbonat ab. Das Gas, welches mit demselben emporsteigt, kouute
Giulj nicht untersuchen, weil das Wasser zu hoch in dem Bassin
stand.
Sechzehn Unzen des Wassers geben nach Giulj' 8 Analyse:
Chlornatrium 3,732 Gr.
Chlormagnesium . . . • . . . 1,066 —
Chlorcalcium 0,533 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . . . 2,132 —
Kohlensaure Talkerde 1,599 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 16,521 —
, 25,583 Gr.
Kohlensaures Gas 3,75SKub.Z.
Schwefel wasserstoffgas unbestimmbar
Diese so reichlich fliefsende Thermalquelle liegt leider ganz ver-
nachlässigt; Giulj empfiehlt sie gegen Rheumatismen, Ischias und
Gicht; auch bei Lähmungen und Schwäche der untern Extremitäten,
Hautkrankheiten, feuchten Flechten und Krätze, so wie bei Instruc-
tionen der Abdominal-Eingeweide könnte sie nach ihm in Form von
Bädern uud Douchen erspriefsliche Dienste leisten.
Santi, Viaggi per le due Provincie Sencse. 1793. T. II.
Giulj, Storia naturale a. a. O. T. II. p. 94 ff.
Die Acqua Puzzola di Vienza (von Bald ass arri Höllen-
see — Lago d'Averno — genannt) entspringt ungefähr eine Miglie
von Pienza auf einem Hügel, aus einem kreisförmigen Krater, dessen
Ränder aus gelblichem Thon bestehen. In der Nabe der Quelle fin-
det man kleine Krystalle von schwefelsaurem Kalk und schwefelsau-
rem Eisen. Die Quelle hat ihren Namen von dem stinkenden Gerüche,
den ihr Wasser verbreitet, das von dem mit ihm emporströmenden
Gase zu sieden scheint, obwohl es kalt ist. Dies Gas besteht nach
Giulj in SOTheilen aus: 15 Th. Schwefelwasserstoffgas, 25 Th. koh-
lensaurem, 4 Th. Sauerstoff r uud 6 Th. Stickgas. Das Wasser ist
trübe und hat einen äufserst säuern, zusammenziehenden, unangeneh-
men Geschmack.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Talkerde 2,132 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde 3,199 —
Schwefelsaures Eisen 13,830 —
Schwefelsaure Thonerde .... 8,530 —
Freie Schwefelsäure 7,463 —
35,174 Gr.
Kohlensaures Gas ...... 3.758 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas unbestimmbar
Giulj hat auch die Substanz untersucht, womit die Krater-Räu-
der iuerustirt sind; nach ihm sind in 25 Theilen enthalten:
1036
Schwefel
2,00 Th.
Schwefelsaures Eisenoxydul . . . 16,00 —
Schwefelsaure Alaunerde . . . , 2,00 —
Freie Schwefelsäure ..... 0,25 —
In Wasser unlösliche Substanz . . 4,75 —
. . 25,00 Th. '
Der abscheuliche Geruch dieses Wassers , so wie der Schlamm,
von dem es getrübt ist, haben bis jetzt von der inneren Anwendung
desselben abgehalten ; doch wird es nach dem Filtrireh klar und durch-
sichtig und verliert auch schon während dieser Operation den Ge-
stank, während es seinen sauern Eisengeschmack lange Zeit behält.
Giulj glaubt daher, dai's es sehr wohl eben so wie das berühmte
Wasser von Rio auf der Insel Elba angewendet werden könnte , mit
dem er es in eine Kategorie setzt. Die Erfolge, welche Dr. Mala-
crida in Pienza bei äufserlichem Gebrauch gegen einfache Flechten,
Oedera, veraltete Fufsgeschwüre etc. gesehen hat, bestätigen dies.
Maincro, Epitome de memorabilibus in urbe Senarum. Sien. 1530.
Sauti, Viaggi per le due Provincie Senese. 1793. Th. II.
Giulj, Storia naturale a. a. O. T. II. p. 94 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 192.
Die Thermalquellen von Vignoni — Balnea
de Avignone — haben ihren Namen von einem alten,
jetzt verfallenen Schlosse, das auf der Spitze des Berges
liegt, an dem sich die Bäder befinden, die, sowie das Schlofs
und der nahe liegende Ort S. Quirico, seit 1676 Eigen thum
der Familie Chigi sind. $3}ie Bäder, von deren, hahpm Al-
terthum römische Inschriften, Säulen und dergleichen Zeug-
nifs geben, liegen 20 Miglien von Siena auf der rechten
Seite der Orcia, etwa 500 Ellen vom Flusse und \ Miglie
unterhalb der Brücke über die Orcia und der grofsen Post-
strafse nach Rom.
Die zahlreichen Quellen der Bäder von Vignoni öffnen
sich in drei Bassins: dem grofsen Bassin (gran vasca) und
zwei kleineren, della stufa und di S. Giovanni. Die Oeff-
nung der grofsen Quelle hat einen Durchmesser von einer
halben Elle: aus ihr strömt mit grofser Gewalt eine so
reichliche Menge Wasser (in jeder Minute 54 Tonnen, die
Tonne zu 140 Pfund), dafs sie allein im Stande ist, in we-
niger als sechs Stunden das grofse Bassin zu füllen, das
eine Länge von 83 Ellen, eine Breite von 46£ Elle hat,
1037
und 19,136 Tonnen Wasser fassen kann. Der Grund der
drei Bassins bestellt aus einem röthlich gelben Travertin,
aus dessen Spalten groise Quantitäten Gas hervordringen,
das nach Giulj in lüü Theilen enthält:
Gran vasca: S. Giovanni:
Kohlensaures Gas
34 Th.
50 Th.
Stickgas
. . 54 -
36 —
Sauerstoffgas
12 —
14 —
1U0 Th. lüü Th.
1. Das Wasser des grofsen Bassins (Gran
Yasca dei Bagni di Vignoni) ist vollkommen klar unb durch-
sichtig, geruchlos, hat einen säuerlichen, scharfen Ge-
schmack und eine Temperatur von 36° R. Nach längerem
Stehen bildet sich auf dem Wasser ein schmutzig weifses,
hierund da auch gelb gefärbtes Häutchen, das aus koh-
lensaurer Kalkerde und Eisenkarbonat besteht, gleich dem
Niederschlage, den es in den Leitungsröhren absetzt.
Rings um das grofse Bassin befinden sich die zum Theil sehr gut
eingerichteten Gebäude, in welchen die Badegäste Aufnahme finden.
Auf der nördlichen Seite liegen zwei kleine Gebäude, die früher be-
sondere Bäder enthielten; jetzt wird nur das eine, Bagno della
s t u f a , noch zuweilen benutzt, das andere, Bagno diS. Caterina,
steht verlassen, weil die Quellenmündungen verstopft sind. Neben
dem Bagno della stufa sieht mau Ueberreste von andern Bädern, de-
ren Quellen versiegt sind , aufserdem ist hier noch ein altes Bad
S. Giovanni mit einer sehr reichlich fliefseuden Quelle. Auf der
südlichen Seite des grofsen Bassins .liegt das Oratorium di
S. Caterina, das früher als Kapelle benutzt wurde, bevor die neue
Kirche (17S0 von Marchese Alessandro Chigi) gebaut war. Jetzt ent-
hält dies Gebäude zwei Bassins, das eine bekommt sein Wasser un-
mittelbar aus dem grofsen Bassin, das andere enthält Wasser, was
schon Abends vorher eingelassen worden ist, und dazu dient, die Tem-
peratur des Wassers in dem ersten Bassin nach dem Gefallen der Ba-
denden abzukühlen. Daneben steht ein anderes Gebäude, mit einer
geräumigen Gallerie auf der Südseite, die zu sechs Badezimmern
führt, die theils zu gemeinschaftlichen, theils- zu besonderu Bädern
eingerichtet sind und aufserdem Douchen aller Art enthalten. Fer-
ner wird ein Theil des Wassers des grofsen Bassins durch einen be-
deckten Kanal in ein etwa 200 Schritte von den Bädern liegendes
Gebäude geleitet, in dem sich noch vier Zimmer mit Douchen uud
Wannen befinden.
1038
2. Das Wässer desBades S. Giovanni gleicht
an Farbe, Geruch und Geschmack dem vorigen ; die Tem-
peratur ist aber nur 28° R. Es setzt ebenfalls kohlensaure
Kalkerde und Eisenkarbonat ab, aufserdem aber zeigen
die inneren Wände des Gebäudes einen Ueberzug von
kleinen weifsen nadeiförmigen Prismen, die Giulj für
schwefelsaure Talkerde erkannte.
3. Das Wasser des Bagno della stufa ist
klar, durchsichtig, ohne Geruch und Geschmack und hat
eine Temperatur von 24° R,
Nach Giulj's Analyse enthalten sechzehn Unzen:
l.des grofsen 2. der Acqua di
Bassins :
S. Giovanni;
Chlormagnesium , , , ,
0,266 Gr.
0,266 Gr.
Chlorcalcium ,
0,266 —
0,266 —
Chlornatrium , . . ,
0,533 —
0,533 —
Schwefelsaure Talkerde . . ,
0,533 —
0,533 —
Schwefelsaure Kalkerde .
2,666 —
2,132 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,533 —
0,533 —
Kohlensaure Kalkerde ,
17,600 —
, 17,600 —
Kohlensaure Talkerde , , -,
2,132 —
2,666 —
24,529 Gr.
24,529 Gr.
Kohlensaures Gas , . .
3,140 Kub.Z.
3,140 Kub.Z
3. der Acqua
della stufa:
Chlormagnesium
• • • ?
0,266 Qr,
Chlornatrium .
• 9 » «
0,266 —
Chlorcalcium . . r
t . • »
0,533
Schwefelsaure Talkerde
0,533 -r-
Schwefelsaure Kalkerde .
2,132 ^
Kohlensaure Talkerde
2,666 —
Kohlensaure Kalkerde
f • • t
17,600 —
Kohlensaures Eisenoxydul
• » • r
0,533 —
24,529 Gr.
3,140 Kub.Z.
Diese drei Mineralwässer zeigen hiernach dieselbea Bestandteile
in fast ganz gleichen Mischungsverhältnissen und unterscheiden sich
nur durch ihre Temperatur.
Das Wasser des grofsen Bassins enthält aufserdem eine organi-
sche Substanz, von zersetztem Batrachospermum herrührend. Diese
.Pflanze, die in grofser Menge in dem grofsen Bassin wächst, verliert,
losgelöst von dem Grunde des Bassins, ihre lauchgriine Farbe nach
und nach, die endlich nach eingetretener Zersetzung in Roth über-
1039
gellt. Sie enthält auf dem Wasser schwimmend und vor der Zerset-
zung in ihrem Gewebe ein Gas, das nach Giulj in 100 Theileu aus
30 Th. Sauerstoffgas, 36 Th. kohlensauren und 34 Th. Stickgases
besteht. Der Schlamm dieses Bassins besteht aufser dieser organi-
schen Substanz nach Giulj aus kohlensaurer Kalkerde, Eisenkarbo-
nat und schwefelsaurer Kalk- und Talkerdc. Dieser Mincralschlamm
könnte nach Giulj leicht auf eine ähnliche Weise, wie der von Abauo
verwendet werden. Das neben dem grofsen Bassin liegende, jetzt
unbenutzte Bad S. Caterina bietet hierzu, wie zur Anlegung eines
Dampfbades die günstigste Gelegenheit.
Das Mineralwasser der einzelnen Quellen wird wie
folgt benutzt:
a. Das Thermalwasser des grofsen Bades
wird äufserlich in Form von Bädern und Douchen ange-
wandt. Vorzüglich wirksam bat es sich in dieser Form
gegen Paralysen, Rheumatismen, Ischias, Schwäche und
ähnliche Nachkrankheiten nach Verletzungen, bösartige
Hautausschläge und veraltete Fufsgeschwüre, Harnfisteln,
Obstructionen der Abdominal - Eingeweide , Blennorrhöen,
Fluor albus, Chlorose, — ferner gegen Tumor albus und
Oedem bewiesen.
Obwohl zu den Zeiten Lorenzo's von Medici schon zu
Ende des Mai hier gebadet wurde , so möchte es doch nicht rathsam
sein , vor dem 20. Juni anzufangen , weil die Temperatur der Atmo-
sphäre in diesem engen Theile des Orcia-Thales nur von dieser Zeit
an bis Anfang Septembers zum Gebrauch von warmen Bädern ge-
eignet ist.
6i Das Wasser der Bäder S. Giovanni und
della Stufa wird wenig benutzt; Giulj glaubt, dafs es,
Trenn man Badewannen einrichtete, wrorein das Wasser ge-
leitet würde, bei nervösen Hemiplegien und hysterischen
Leiden von Nutzen sein dürfte. Auch könnte das kohlen-
saure Gas, welches das S. Giovanni -Bad liefert, zur Be-
reitung von einfachen und zusammengesetzten kohlensauern
Wässern mit grofsem Vortheii verwandt werden.
Ferner sind hier noch zu erwähnen :
4, Die alkalini&che Mineralquelle von Celamonti.
Sie entspringt auf den zwischen dem Asso und der Orcia liegenden
Hügeln, die aus blauem Thonmergel bestehen, der in einigen Tlieilen
Toscanas Mattajonc genannt wird und sonst unter dem Namen Cre-
1040
tone bekannt ist, und in welchem sich hier und da Schwefeleisen fin-
det. Ihr nicht sehr reichlich fliefsendes Wasser ist durchsichtig, hat
einen schwachen Seewasser - Geruch , einen salzigen, urinüsen Ge-
schmack und eine Temperatur von 13° R. — Sechzehn Unzen des-
selben enthalten nach Giulj:
Schwefelsaure Kalkerde . . . 3,199 Gr.
Chlornatrium ..... 27,183 —
Chlorcalcium 3,199 —
Chlormagnesium 2,132 —
Kohlensaures Natron . . . 34,087 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 0,266 —
Kohlensaure Talkerde . . . . 0,266 —
70,332 Gr.
Giulj empfiehlt es gegen Harngries und Steinbeschwerden.
5. Die j o dhaltige salinische Quelle S. Vittoria (von
Giulj so genannt nach dem Vornamen der Marcbesa Chigi.)
Sie liegt etwa eine halbe Miglie von den Bädern von Vignoni auf
der linken Seite der römischen Poststrafse zwischen S. Quirico und
den Bädern , und entspringt auf dem sogenannten Salto del Pecore.
Der Travertin, aus dem der Boden umher meist besteht, zeigt hier
und da eine zwei Zoll starke Schicht von gelbem oder schmutzig
weifsem Alabaster.
Die Quelle giebt in 24 Stunden etwa 48 Tonnen Wasser. Das-
selbe ist in der Regel trübe, sonst klar, hat einen Seewasser-Geruch,
einen unangenehm salzigen Geschmack (gleich dem des Wassers der
Acqua del Baldini oder della Torretta bei Moutecatini), und die Tem-
peratur von 13° R.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen desselben:
Jodniasniesium 7,997 Gr.
Jodcalcium
Jodnatrium
Jodkalium
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
6,397 —
116,600 —
0,799 —
9,599 —
0,266 —
1,066 —
5,331 —
148,055 Gr.
Giulj glaubt, dieses Mineralwasser könne, künstlich erwärmt, in
Form von Bädern und Fomeutationen in allen den Fällen vorteilhaft
wirken, wo das Wasser der Terma Leopoldina von Moutecatini an-
gewandt wird. Da es in Hinsicht seiner Bestandtheile (mit Ausnahme
des Jodkaliums) der Acqua della Torretta analog ist, so könnte der
vorsichtige innere Gebrauch desselben in einzelnen Fällen (z. B. Wurm-
krankheiten) von Nutzen sein. Giulj empfiehlt Klystiere davon ge-
ilen Volvulus.
1041
Etwa 300 Schritte nördlich von den Bädern befindet sich eine
sechste Quelle, die früher ein Säuerling war, jetzt aber nur noch
ein gewöhnliches hartes Wasser ist, das etwas schwefelsaure Kalk-
erde, und kohlensaure Talk- und Kalkerde (im Ganzen 9,599 Gr. in
sechzehn Unzen) enthält.
Michele Savonurola, de ßalneis et thermis. Venet. 1553.
Libr. II. cap. XIII.
Hugoliuus de Montecatiuo, de balncis. Venet. 1553.
Do nie nie. Bianchclli, tract. de balueis. Venet. 1553.
Andr. Baccius, de thermis. Patav. 1711. p. 218.
Grisoni, osservazioni intorno all1 acqna di Vignone , fatte dal
Dott. Teasilo Grisoni, Nobile Senense Accademico Introuato e Collega
Fisiocratico. Siena 1705.
Torbern Berg man, opuscoli Chimici e Fisici. Napoli 1787.
Santi, Viaggi per le due Provincie Senese. T. II. p. 281.
M o n tai gne, Journal de voyage en Italie. T. II. p. 470.
Giulj, Storia naturale etc. a. a. O. T. ll. p. 149—319.
Die Miner al quelle 71 von S. Filippo^ einem
Dorfe, das ungefähr 30 Miglien südlich von Siena, in der
Nähe von Radicofani, zwischen dem Montamiata und dem
Zuccolino, am Fufse des letzteren liegt, der, obwohl von
anderer Structur, als der Montamiata, für eine Fortset-
zung dieses Berges gleich den übrigen nördlich von dem-
selben sich hinziehenden Höhen angesehen werden kann.
De Vegni, der Besitzer der ehemaligen Bäder und eines grofsen
Theiles von S. Filippo war, hat die meisten der hübschen Wein-
und Obstbaumpflanzungen angelegt, die mit dem weifsen Travertin-
boden rings umher wunderbar contrastiren: die ganze Gegend sieht
aus, wie eine Schueelaudschaft mit üppig grünendem Gebüsch.
Man unterscheidet fünf Quellen:
1. Die»nächste Quelle am Bade, die keinen be-
sondern Namen hat, entspringt etwa 50 Schritte vom Dorfe
aus Travertin ; ihr Wasser, das frisch geschöpft, durch-
sichtig ist, sich aber in der freien Luft trübt, schmeckt
säuerlich, riecht nach Schwefelwasserstoffgas und hat die
Temperatur von 3S° R. Das Wasser, das kohlensaure
Kalkerde und etwas Glairine (von einer Oscillatoria her-
rührend) absetzt, wird durch einen offenen Kanal in das
Bade-Etablissement geleitet.
1042
2. Die zweite Quelle, ebenfalls ohne eigenen Na-
men, entspringt ungefähr 700 Schritte jenseit des Dörf-
chens, auch aus Travertin ; ihr Wasser hat dieselben phy-
sikalischen Eigenschaften, wie das der vorigen, mit Aus-
nahme der Temperatur, die 40° R. ist ; es kühlt sich aber,
da es in einem offenen Kanal von wenig Fall in die Bä-
der geleitet wird, bedeutend ab, ehe es dahin gelangt.
3. Acqua della Madonnina del fosso dell'
acqua bianca; diese Quelle entspringt neben dem Fosso
bianco aus Travertin und giebt ein durchsichtiges Wasser
von säuerlichem Geschmack, das nach Schwefelwasser-
stoffgas schmeckt und die Temperatur von 26° R. hat. Es
setzt kohlensaure Kalkerde und etwas Glaärine ab.
4. Acqua Santa kommt auf der rechten Seite des
westlich von den Bädern gelegenen Giefsbachs Rondinaja
in einer Art von Grotte , die sich in dem Travertin gebik
det hat, hervor. Das Wasser der Quelle ist durchsichtig,
überzieht sich beim Stehen mit einem röthlich-weifsen Häut-
chen, riecht leicht nach Schwefelwasserstoffgas, schmeckt
ganz schwach säuerlich, verliert diesen Geruch und Ge-
schmack an der Luft und hat die Temperatur von 26° R.
5. Acqua di S. Leopol do; diese Quelle entspringt
ungefähr eine Miglie westlich von den Bädern und ober-
halb derselben, in einem Eichen- und Weidengehölz, aus
röthlichem Kalkschiefer. Rings umher finden sich viele
kleinere, spärlich rinnende Quellen mit reichlicher Entwicke-
lung irrespirabler Gasarten. Das Wasser dieser, das in
einem kleinen Bassin von einer Elle Durchmesser und ei-
ner halben Elle Tiefe hervorkommt, ist klar, hat einen
sehr sauern Geschmack, riecht etwas nach Schwefelwas-
serstoffgas, ähnlich, wie die Acqua Santa von Chianciano,
und hat die Temperatur von 15° R. Die Quelle giebt etwa
72 Tonnen Wasser in 24 Stunden.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
1043
1. der nächsten 2.
der entfernteren
Badequelle:
Badequelle:
Schwefelsaure Tälkorde .
0,533 Gr.
0,533 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .
1,066 —
1,599 —
Chlornatrium
0,533 —
0,533 —
Chlorcalcium ....
0,266 —
0,175 —
Chiormagnesium . . <
0,266 —
0,356 —
Kohlensaure Talkerde , .
1,066 —
1,066 —
Kohlensaure Kalkerde
. 15,464 -
. 13,860 —
19,194 Gr.
18,122 Gr.
Kohlensaures Gas . . j
0,53SKuh.Z.
0,269 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas
3,766 —
3,766 —
3. Acq. della Madon-
4. d Acq. Santa:
nina del fosso bianco :
Chlorcalcium ....
0,266 Gr. .
0,175 Gr.
Chlormagnesium
0,566 —
0,350 —
Chlornatrium ...
1,066 —
0,533 —
Schwefelsaure Kalkerde .
1,066 . —
0,533 —
Schwefelsaure Talkerde .
3,732 —
• . •
Schwefelsaures Natron
• • • •
1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul
. . . • .
0,266 —
Kohlensaure Kalkerde
4,800 —
5,331 —
Kohlensaure Talkerde
1,066 —
12,262 Gr.
1,332 —
9,586 Gr.
Kohlensaures Gas
0,209 Kub.Z.
0,538 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas .
0,707 —
Spuren
5. der Acqua dl S. Leopoldo :
Schwefelsaure Talkerde ....
3,732 Gr.
1 Schwefelsaure Kalken
e . . . .
1,599 —
Clilornatrium
. • • •
3,199 —
Chiormagnesium
....
0,533 —
Chlorcalcium
....
1,066 —
Kohlensaure Talkerde
....
1,066 —
Kohlensaure Kalkerde
.
4,8Ü0 —
Kohlensaures Eisenox
ydul
0,533 —
16,528 Gr. "
Kohlensaures Gas
....
7,515 Kub.Z.
Schwefelwasscrstoffgas ....
Spuren.
Von diesen Quellen geben nur die beiden ersten ihr Wasser zu
dem Bade- Etablissement, das im Jahre 1S16 von dem Eigenthiimer
Dr. Rempicci Autolini restaurirt und mit besondern Bädern und
Douchen aller Art versehen wurde. Das Wasser der zweiten Therme
dient dazu, die hohe Temperatur der ersten abzukühlen.
1044
Das Therinalwasser hat sich besonders "wirksam gegen
rheumatische und gichtische Leiden, Lähmungen, Spina
ventosa, Knochenauftreibungen nach Syphilis, chronische
Hautausschläge und hysterische Leiden bewiesen. — Die
Acqua della Madonnina und Acqua Santa werden nicht
benutzt; die Acqua di S. Leopoldo wird noch besonders
gegen Harngries und Steinbeschwerden, Obstructionen der
Abdominal -Eingeweide, und in Form von Klystieren und
Injectionen auch gegen chronische Diarrhöen und Dysen-
terien, wie gegen Menorrhagie und andere Profluvien aus
dem Uterus empfohlen.
S. Filippo ist übrigens, aufser seinen sehr alten Bädern, noch
bekannt durch die eigentümliche Benutzung des Mineralwassers zu
künstlichen Stalactiten, Bit denen man äufserst glücklich Skulptur-
Arbeiten nachahmt. Der Erfinder dieser Art Arbeiten, Leonardo
de Vegni, hat darüber eine Abhandlung in dem neunten Bande der
Atti dell1 Accademia dei Fisiocratici di Siena hinterlassen, und nennt
diese Kunst Arte della Plastica dei Tartari.
Andr. Baccius, de thermis. Fat. 1711. p. 136.
Girol. Gigli, Diario Senese. Siena 1723. T. II. p. 334.
S a n t i , Viaggi etc. Pisa 1795.
Giulj, Storia naturale etc. T. IV. p. 33 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 76.
6. Montamiata:-
Die Mineralquellen von Montamiala. Der Montamiafa
(5298 Fufs hoch) liegt in gerader Linie etwa 30 Miglien süd-süd-west-
lich von Siena; seine ganze Structur berechtigt zu der Annahme,
dafs er ein erloschener Vulkan ist : er besteht nämlich, während rings
um ihn die Kalksteinformation herrscht, aus Trachyt (Peperino im
Toskanischen genannt), aufserdern finden sich auf seinem Gipfel Fels-
massen, welche die deutlichsten Zeichen an sich tragen, dafs sie sich
ehemals in geschmolzenem Zustande befanden, da sie einer Art Lava
gleichen. Um so merkwürdiger ist es, dafs auf diesem vulkanischen
Boden nur eine einzige laue Therme zu finden ist. Die Quellen sind
folgende :
1. Acqua dei Ripacci oder dei Vivo, ein schwacher Ei-
sensäuerling, entspringt in einem Buchenholze oberhalb des letztge-
nannten Ortes; ihr Wasser ist durchsichtig, hat den Geruch der
Säuerlinge, aber nur schwach, schmeckt leicht säuerlich -zusammen-
ziehend, hat die Temperatur von 8° R. und setzt Eisenkarbonat ab.
1045
2. Acqua pnss ante oder Acqun Santa von Abbadia S.
Salvadore, ein Eisensäuerling, entspringt, wie die vorige, aus Tra-
chyt; das kleine gemauerte, aber offene Bassin, in dem sie hervor-
kommt, liegt auf der linken Seite des Weges von Abb. S. Salvadore
nach den benachbarten Kastanicnplantagen. Das Gas, welches mit
ihr emporsteigt, ist in 100 Theilen aus 60 Th. kohlensaurem, 34 Th.
Stick- und 16 Th. Sauerstoffgas zusammengesetzt. Das Wasser, das
dieselben physikalischen Eigenschaften mit dem vorigen hat, besitzt
die Temperatur von 7° R.
3. Acqua Santa delle Lame von Abb. S. Salvadore,
ein Eisensäuerling, quillt in den erwähnten Plantagen, von mehreren
anderen, aber nur spärlich fliefsenden Quellen umgeben, hervor. Der
Boden ist mit fruchtbarer Erde bedeckt, die, wie der Niederschlag die-
ser Quelle, gelblich gefärbt ist. Temperatur und sonstige physikali-
sche Eigenschaften dieses Wassers sind wie bei dem vorigen.
4. Acqua forte oder Acq. puzzola von Abb. S. Salva-
dor e, eine Schwefelquelle, entspringt etwa */, Miglie oberhalb der
vorigen. Das durchsichtige Wasser dieser Quelle hat einen deutli-
chen Schwefelwasserstoffgas -Geruch, einen sauern Geschmack, die
Temperatur von 7° R. und setzt Glairine ab.
5. Acqua del Bagnaccio delle Bagnora entspringt in
der Nähe von Arcidosso, in einer sumpfigen Lache aus Trachyt. Das
Gas, welches zugleich mit diesem Wasser hervorkommt, besteht iu
100 Theilen aus 54 Th. kohlensaurem, 22 Th. Stick- und 24 Th.
Sauerstoffgas. Das Wasser ist durchsichtig, von zusammenziehen-
dem Geschmack, riecht nach Schwefelwasserstoffgas und hat die Tem-
peratur von 13° R.
6. Acqua deiBagnoli findet sich ebenfalls auf dem Territo-
rium von Arcidosso, */3 Miglie von diesem Orte; die Quelle entspringt
auf dem aus grauem Trachyt bestehenden Hügel Moria Rossa mit
einem AVasserstrahl von 1 Q.Zoll. Das Wasser ist durchsichtig, hat
den Geruch der Säuerlinge, einen schwach eisenhaften Geschmack
und die Temperatur von 18° R. Es setzt Eisenkarbonat ab, und
färbt damit auch die in dem Bassin wachsende Oscillatoria.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
1. der Acqua del 2. der Acqua
Vivo: Passante:
Chlornatrium 0,266 Gr. . 1,066 Gr.
Chlormagnesium .... 0,'266 — . 0,533 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0.533 — . 1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,533 — . 1,599 —
1,598 Gr. ~~4~264~Gi\
Kohlensaures Gas .... 1,066 Kub.Z. 4,176Kub.Z
1046
3. der Acq. Santa, 4. d. Acq. Puzzola deir
delleLame: AbbadiaS.Salvadore
Chlornatriuin
0,533 Gr. . . 1,599 Gr.
Chlormagnesium .
0,533 — . . 0,533 —
Kolilensaure Talkerde
15066 — . . 1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul
1,066 — . . 0,533 —
3,198 Gr. 3,731 Gr.
Kohlensaures Gas
3.758*Kub.Z. 2,618 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas
1,570 —
5. der Acqua del 6. der Acqua de
Bagnaccio: Bagnoli:
Schwefelsaure Kalkerde .
Chloruatrium
0,266 Gr. . 0,266 —
Clilormagnesium
0,266 —
Kohlensaure Talkerde
0,533 —
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
1,066 — . 0,799 —
2,131 Gr. 3,730 Gr.
Kohlensaures Gas
1,066 Kub.Z. 1,066 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . . Spuren.
Alle diese Wässer sind nur in der Umgegend gekannt und wer-
den nicht beuutzt; nur die schwefelhaltige Acqua del Bagnaccio wird
bei Hautkrankheiten des Viehes von den Umwohnern angewandt.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 97 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 16. 192.
7. Fiora-TIial:
Die Mineralquellen des Poggio Curatale^
eines Kalkstein -Hügels, der, eine Fortsetzimg der Hö-
hen, die das Orcia-Thal von dem Fiora-Thale trennen,
auf der rechten Seite des letzteren Flusses und im Ge-
biete der Stadt S. Fiora liegt. Man unterscheidet drei
Quellen :
1. Die obere Quelle; ihr Wasser ist durchsichtig,
schmeckt säuerlich, hat den Geruch der Säuerling, die Tem-
peratur vonl2° R. und setzt kohlensaure Kalkerde ab.
2. Die untere Quelle entspringt tiefer, als die
vorige, und hat dieselbe Temperatur und physikalischen
Eigenschaften mit derselben.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
1. der
1047
1. der obern
2. der untern
Quelle:
Quelle :
0,533 Gr.
2,132 Gr.
2,666 —
1,599 —
0,533 — i
1,066 —
1,599 —
0,533 —
0,266 —
0,266 —
0,533 —
0,533 —
C,266 —
0,799 —
6,39b Gr.
6,928 Gr.
3,140 Kub.Z.
3,758 Kub.Z.
Schwefelsaure Kalkerde
Clilomatriuci .
Chlorcalcium . . .
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaore Kalkeide
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
3. Die Acqua forte entspringt auf der rechten
Seite eines Baches, der an dem Fufse des Hügels fliefst
und nachdem er das Wasser der beiden obenerwähnten
Quellen aufgenommen hat, sich in die Fiora ergiefst; die
Quelle heifst auch nach demselben Acqua del Fosso
degli Ontani, und kommt aus Travertin in einem klei-
nen natürlichen Becken von ]{ Quadrat -Ellen Gröfse und
1 Elle Tiefe hervor. Das gleichzeitig sich entwickelnde
Gas besteht in 100 Theilen aus 68 Th. kohlensauren, 20 Tb.
Stick- und 12 Th. Sauerstoffgases. Das Wasser ist
durchsichtig, von säuerlichem Geruch und Geschmack, hat
die Temperatur von 17° R. und setzt viel kohlensaure Kalk-
erde ab.
Sechzehn Unzen desselben enthalten nach Giulj:
Schwefelsaure Kalkerdo . . . 0*799 Gr.
2,666 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,266 —
Kohlensaure Talkerde . .
0,266 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,266 —
6,395 Gr.
Kohlensaures Gas
4,460 Kub.Z.
Diese Eisensäuerlinge werden von den Leuten aus der
nahen Maremnia getrunken, ohne dafs man weitere Sorgfalt
auf die Quellen verwendet, als dafs das Bassin der letz-
ten zuweilen von dem Niederschlage gereinigt wird, damit
die Quellen sich nicht verstopfen. Die Wässer werden ge-
rn. Theil. Xxx
1048
rühmt gegen Ilarngrics, Atembeschwerden 3 Blascnkatarrh,
unterdrückte Menstruation, Stockungen der Abdominalein-
geweide, besonders in der Milz, Magenschwäche, Diarrhöen,
Dysenterien uiid Leukorrhöen ; bei den letztern sollen auch
Injectionen wirksam sein.
Giulj, Storia naturale etc. T. IV. p. 123 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 188.
Bagno di Filetta oder di S. Maria delV Aquila ist ein
grofses viereckiges ummauertes Bassin, das in der Nähe von Sorauo
auf der linken Seite der Fiora liegt. Der. Boden umher besteht zwar
in seinem oberen Theile aus regellosen Massen vulkanischen Ge-
steins, aber die regelmäßige Schichtung des darunter liegenden Tra-
vertins, so wie ein wenige Schritte vom Bassin sich erhebender Tra-
vertin-Felsen zeigen, dafs der, Boden kein. eigentlich vulkanischer ist;
man kann also annehmen, dafs die Quelle aus Travertin zu Tage
kommt, worauf auch das weifse Häutchen deutet, mit dem das Was-
ser sich überzieht. Das Wasser ist sonst durchsichtig, von dem Ge-
ruch und Geschmack der Säuerlinge und hat in dem Bassin die Tem-
peratur von 26° R. Das gleichzeitig emporsteigende Gas ist in 100
Theiten aus 50 Th. kohlensaurem, 30 Th. Stick- und 20 Th. Sauer-
stoffgas zusammengesetzt. Giulj, der nicht zu den Quellen selbst
kommen konnte, weil das Bassin gefüllt war, und sie inuerhalb des-
selben entspringen, hat das Wasser im Bassin aualysirt, und nach
ihm enthält es in sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Kalkerde . . . 9,599 Gr.
Chlornatrium 4,268 —
Chlorcalcium ^3,199 —
Chlormaguesium . . . . . 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 2,132 —
20,26 4 Gr.
Kohlensaures Gas . ... . 1,066 Kub.Z.
Das Bassin ist etwas zerfallen und scheint mehr zum Flachsrö-
then, als zum Baden benutzt zu werden, doch soll das Bad wirksam
gegen Lähmungen, hysterische und andere nervöse Affectionen sein.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 123 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 76.
Die Ac qua della Buca dei Fiori kommt etwa 1/.1 Miglie
von der vorigen, in einem natürlichen Becken, aus Travertin zu Tage,
von einem Gase begleitet, das in 100 Theilen aus 60 Th. kohlensau-
rem, 30 Th. Stick- und 10 Th. Sauerstoffgas zusammengesetzt ist.
Das Wasser ist durchsichtig, geruchlos, von schwach -salzigem Ge-
schmack und hat die Temperatur von 29° R. Es setzt etwas kohlen-
sauren Kalk ab.
1049
Sechzehn Unzen desselben enthalten nach Giulj:
Schwefelsaures Natron .... 3,732 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .... 1,066 —
Chlornatrium 9,036 —
Chlorcalcium 1,599 —
Chlormaguesium 2,132 —
Kohlensaure Talkerde . . . . 0,533 —
Kohlensaure Kalkerde .... 2,666 —
20,764 Gr.
Kohlensaures Gas 1,309 Kub.Z.
Das Wasser wirkt abführend und wird gegen Obslructionen der
Milz empfohleu, scheint aber wenig benutzt zu werden.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 123 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 38.
Bagno del Prochio oder di Pitigliano liegt in der Nähe
des letztern Ortes und */2 Miglie von den beiden vorigen Quellen, auf
vulkanischem Boden. Es ist ein ummauertes, in zwei Theile getheil-
tes Bassin, das man zur Badezeit mit Zweigen bedeckt, weil ein Dach
fehlt. Das Mineralwasser ist färb- und geruchlos, von säuerlich-zu-
sammenziehendem Geschmack und hat die Temperatur von 31° B. •
es ist von einem Gase begleitet, das in 100 Theilen aus 54 Th. koh-
lensaurem, 36 Th. Stick- und 10 Th. Sauerstoffgas besteht.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium . .
Chlorcalcium . .
Cblormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas .
1,066 Gr.
1,066 —
2,132 —
0,533 —
0,533 —
2,666 —
11,190 —
0,533 —
19,719 Gr.
1,570 Kub.Z.
Das Bad ist gegen rheumatische und gichtische Leiden, hei ge-
höriger Vorsicht auch gegen Lähmungen, ferner gegen allgemeine
Körperschwäche, Oedem und alte herpetische Fufsgcschwüre von aus-
gezeichneter Wirkung. Doch fehlt es, das erwähnte Bassin ausge-
nommen, an jeder weiteren Einrichtung.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 123 ff.
8. Paglia-Thal:
Die Mineralwässer von S. C asciano sind
seit Jahrhunderten bekannt — balnea Okisina bei den Rö-
Xxx 2
1050
mern — und liegen in der obcrn Provinz Siena, nicht weit
von der Grenze des Kirchenstaats. S. Casciano dei Bagni
ist ein kleiner Ort, auf einem Berge gelegen, der von drei
Seiten durch tiefe Abhänge isolirt, nur nach Osten hin mit
den Höhenzügen in Verbindung steht, welche sich mit dem
Gebirge von Cetona vereinigen.
Dieser Berg kann als der Punkt angesehen werden, in welchem
sich die aus grauem, rothem und gelbem Thon bestehenden Seiten-
berge des südwestlich liegenden Paglia -Thaies zusammenschliefsen.
Er besteht meist aus einem hellgrauen Kalkschiefcr, der in der Re-
gel parallel, aber hier und da auch wellenförmig geschichtet ist. Da-
zwischen finden sich auch Schichten von braunem Hofnstein \ viele
Spuren von Schaalthieren deuten daranf hin, dafs dieser Boden durch
Meer- Anspülungen entstanden ist. Oberhalb und nördlich von S.
Casciano findet man grofse Massen von altem Travertin, nach dem
Bagno grande zu dendritischen Kalkschiefer ohne Spuren von Schaal-
thieren.
Die Quellen, deren 11 sind, liegen etwas unterhalb
S. Casciano (die Weitesten Bilder sind f Miglie entfernt)
und zerfallen in drei Gruppen.
Erste Gruppe:
1. Ac qua del Bag?io gründe^ eine eisenhaltige
Schwefeltherme, ist ummauert und überdacht, und hat nach
Süden einen bedeckten Gang. Das Wasser füllt zwei
grofse Behälter (eins für Männer und eins für Frauen) und
fliefst so reichlich, dafs es eine Mühle treibt; es kommt
aus einem Kalkboden zu Tage, ist durchsichtig, von etwas
zusammenziehendem Geschmack, schwach schwefligem Ge-
ruch, und hat eine Temperatur von 34° R.
2. Bagno Bossolo^ früher Caldagna. Diese
Quelle, eine eisenhaltige Therme, entspringt in geringer
Entfernung von der vorigen, aus einem Kalkschiefer, zwi-
schen dem sich Lagen von Hornstein finden; sie giebt ein
durchsichtiges, geruchloses Wasser von schwach zusam-
menziehendem Geschmack und 31° R. Temperatur, und
setzt einen kalkigen Bodensatz ab, der in der Nähe der
Quelle von kohlensaurem Eisenoxydul gelbrothlich gefärbt
ist, und Spuren von Glairine enthält.
1051
3. Acqua di S. Lucia entspringt dicht neben
der vorigen aus einem ähnlichen Boden. Das geruch- und
geschmacklose Wasser hat nur 22° R. Temperatur,
Zweite Gruppe:
Sie findet sich etwa eine drittel Miglie rechts von
der vorigen; zu ihr gehören:
4. Die Acqua della doccia della Testa,
so genannt, weil sie früher gegen Kopfschmerzen ange-
wandt wurde; sie ist eine eisenhaltige Therme, entspringt
aus Kalkhoden, ist klar, ohne merklichen Geruch oder
Geschmack, hat eine Temperatur von 36° R. und läfst den
gewöhnlichen Bodensatz zurück.
5. Bagntni nuovi', diese Quelle, eine Schwefel-
therme, kommt etwa 150 Schritt weiter aus ähnlichem Bo-
den hervor, und giebt ein durchsichtiges Wasser von
34° R. Temperatur mit schwach zusammenziehendem Ge-
schmack und Schwefelwasserstoffgas-Geruch, der sich beim
Zutritt der Luft verliert.
Dritte Gruppe:
Sie liegt auf der linken Seite des Weges nach dem
Bade della Ficoncella; zu ihr gehören:
6. Bagno di S. Antonio, den Bagnini nuovi gerade
gegenüber. Der Theil des Berges, welcher über dieser
Quelle liegt, enthält Hornstein, der unterhalb gelegene neuen
Travertin. Das Wasser in diesem Bade hat bis zur drit-
ten Stufe des Bades 34° R., von da bis zum Grunde aber
nur 31° R. Temperatur, es ist durchsichtig und ohne Ge-
schmack und Geruch.
Ferner die fünf Quellen des Bades della Ficon-
cella, oder delle Logge, so genannt von der präch-
tigen Säulenhalle, welche Ferdinand I. von Medici 1607
bauen liefs. Dies Bad enthält :
7. Die Acqua del bagno di S. Maria , eine
eisenhaltige Therme von 37° R. Temperatur; das Wasser
1052
ist durchsichtig, ohne Geruch und hat einen ganz schwa-r
chen zusammenziehenden Geschmack.
8. B agno di S. Giorgio, eine eisenhaltige Schwe-
feltherme. Das Wasser ist geruchlos, von schwach zusammen-
ziehendem Geschmack, und hat eine Temperatur von 33° R,
9. Bagno di S. Giovanni; hat eine Tempera-
tur von 30° R., ist durchsichtig, geruchlos und von ganz
schwach zusammenziehendem Geschmack.
10. Die Quelle de IIa Ficoncella, eine Schwe-
feltherme, kommt in dem Saale, der sich im Innern des
Gebäudes befindet, aus zwei Röhren hervor, welche das
Wasser in einen Behälter ergiefsen, aus dem das Bad glei-
ches Namens versorgt wird. Die Temperatur des Wassers
ist an der Röhre 33° R., im Bade 31° R. ; es riecht etwas
nach Schwefelwasserstoffgas , hat einen ganz schwach
zusammenziehenden Geschmack und ist durchsichtig. Der
Niederschlag, den es absetzt, enthält nach Giulj in 25
Theilen 22 Th. kohlensaure Kalkerde, 2 Th. schwefelsaure
Kalkerde und 1 Th. kohlensaures Eisenoxydul.
11. Bagno öT Apollo. Die Quelle, eine eisenhal-
tige Therme, giebt ein durchsichtiges, geruchloses, etwas
zusammenziehend schmeckendes Wasser von 28° R. Tem-
peratur; Bad und Quelle sind in demselben Theile des
Gebäudes, wie die vorige. Ihr Gas enthält nach Giulj
in 100 Theilen 60 Th. kohlensaures, 6 Th. Sauerstoff- und
34 Theile Stickgas. — Nach Giulj's Analyse enthalten
in sechzehn Unzen Wasser :
1. Bagno grande :
2. Bagno Bossolo:
Schwefelsaure Kalkerde .
. 0,533 Gr.
1,066 Gr.
Chlomatriuua .
0,533 —
1,066 —
Chlormagnesium ,
0,266 —
0,266 —
Chlorcalciuuo
0,266 —
0,799 —
Kohlensaure Kalkerde
3,465 —
7,998 —
Kohlensaures Eisenoxydul
. 0,266 —
0,533 —
5,329 Gr.
11,728 Gr.
Kohlensaures Gas . .
1,047 K üb. Z.
1,570 Kub.Z.
SchwefelwasserstoflVas
unbestimmbar.
1053
3. B. di S. Lucia : 4. B. della Testa ;
Schwefelsaure Kalkerde
Clilornatrium
Chlormngnesiuui
Clilorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eiseuoxydul
Schwefelsaure Kalkerde
Chloruatrium
Chlormagnesium
Clilorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eiseuoxydul
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffaas
0,533 Gr.
0,533 Gr.
0,799 —
1,066 —
0,533 —
0,266 —
0,799 —
0,266 —
G,397 —
5,331 —
0,533 —
0,061 Gr.
7,995 Gr.
5. Baguonuovo: 6.
Bagno S. Maria
0,533 Gr.
0,533 Gr.
1,332 —
1,066 -r-
0,533 —
0,266 —
0,266 —
0,266 —
4,534 —
5,867 —
0,266 —
0,533 —
7,464 Gr.
8,531 Gr.
1,047 Kuh.Z.
0,785 Kub.Z.
. unbestimmbar.
7. Bagno di S. Antonio :
«. das obere Was- b. das untereWas-
ser:
ser:
Schwefelsaure Kalkerde .
0,799 Gr.
0,799 Gr.
Cblornatrium . . .
1,066 —
1,066 —
Chlormagnesium
0,799 —
0,799 —
Clilorcalcium . . ,
0,533 —
0,533 —
Kohlensaure Kalkerde
4,534 —
5,331 —
Kohleusaures Eisenoxydul
0,266 —
0,533 —
7,997 Gr.
9,061 Gr.
8. B. di S.Giorgio: 9.1
i. di S. Giovanni
Schwefelsaure Kaikorde
. .
. 0,533 Gr.
Clilornatrium
1,066 Gr.
. 2,398 —
Chlormaguesium
0,533 —
. 1,066 —
Clilorcalcium .
0,799 —
. 0,799 —
Kohlensaure Kalkerde .
3,732 —
. 9,063 —
Kohlensaures Eiseuoxydul .
0,533 — .
. 0,533 —
6,663 Gr.
14,392 Gr.
Kohlensaures Gas
2,088 Kub.Z.
0,785 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas .
Spuren.
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlormagnesium .
10. della Ficoncclla : 11. ß. d'Apollo ;
0,799 Gr. . 0,799 Gr.
0,799 — . 2,132 —
0,533 — . 1,066 -
1054
Chlorcalcium
0,266 Gr. .
0,533 Gr.
Kohlensaure Kalkerde
3,732 —
6,530 —
Kohlensaures Eisenoxydul
. 0,266 — .
0,266 —
6,395 Gr.
13,326 Gr.
Kohlensaures Gas .
1,570 Kub.Z.
0,785 Kub.Z
Diese im Alterthum so berühmten Bäder, von deren
ehemaligem Glänze noch die Bruchstücke von Säulen,
Statuen und Mosaik-Fufsböden zeugen, welche sich in der
Nähe finden, haben in der späteren Zeit viel von ihrem
Rufe verloren und sind zum Theil in Verfall gekommen.
Noch der ältere Bastian! preist die hiesigen Mineralwäs-
ser als wahre Universalmittel; allein sein Sohn macht be-
deutende Ausnahmen in ihrer Anwendung. In der neusten
Zeit ist wenig bekannt gemacht worden, was über ihre
Wirksamkeit Auskunft geben könnte. Die meisten wer-
den in Form von Bädern, Douchen und Injectionen, eins,
die Acqua di {§• Lucia, als Augenwasser angewendet, nur
einige, della Ficoncella und del Bossolo, werden getrun-
ken. Giulj empfiehlt die Acqua della Ficoncella inner-
lich und ädfserlich gegen Obstructionen der Milz , auch
bei Leberaifectionen. Mit Vorsicht gebraucht soll sie, in
Verbindung mit Douche -Bädern, auch bei Schwäche des
Magens, des Darmkanals und leichten Schmerzen dieser
Theile nützlich sein ; ferner gegen Leukorrhoe, hartnäckige
und veraltete Diarrhöen und Dysenterien, Krankheiten der
Harnwege, Harngries, Blasensteine und Blasenkatarrh.
Die Acqua del Bossolo ist noch wirksamer in dergleichen
Fällen, und soll als Bad gegen chronische Angioitis mit
Störungen in der Menstruation heilsam sein. Mit Aus-
nahme dieser letzten Quelle werden sämmtliche Wässer
gegen rheumatische Lokalaffectionen , Ischias und Paraly-
sen, die Doccia della Testa und das Bagno grande gegen
Schwäche der untern Extremitäten empfohlen. Schädlich
ist, wie die Erfahrung gelehrt hat, der innere gebrauch
des Wassers della Ficoncella bei Lungenschwindsucht,
Brustwassersucht, Herzklopfen von organischen Fehlern,
1055
Scirrhus und Krebs des Magens, Blutbrechen, wirklichen
Anschwellungen der Leber, Milz, des Pancreas, Blasen-
steinen, Bauchwassersucht, Mutterkrebs , Desorganisatio-
nen der Harnröhre etc.
In der Entfernung einer Miglie von den genannten Bädern findet
sich eine Mineralquelle, die ein schlammiges Wasser giebt und daher
Baguo del loto genannt wird. Nach Giulj enthalten 100 Theile
des Mineral-Schlammes dieser Quelle :
Kohlensaure Kalkerde .... 30 Th.
Schwefelsaure Kalkerde .... 5 —
Kohlensaure Alaunerde . . . . 51 —
Kohlensaures Eiseuoxjdul ... 7 —
Kieselerde ........ 7 —
100 Th.
Dieser Mineralschlamm wird mit Nutzen gegen kalte Geschwülste,
Muskelschwäche, Anschwellungen der Füfse und Geschwüre u. s. w.
gebraucht. Mau macht nämlich aus dem Schlamme im Frühjahr Ta-
feln, die mau in der Sonne trocknen läfst; nachher lös't man ihn in
Mineralwasser auf, und macht daraus Umschläge, welche man auf
die leidenden Theile legt, die nun der Morgensonne ausgesetzt wer-
den; den folgenden Tag bekommt der Kranke die Douche auf die lei-
denden Theile uud wird am dritten Tage gebadet. Giulj glaubt, dafs
dieser Schlamm, in dem Wasser der Quelle di S. Maria aufgeweicht,
gegen rheumatische Lokalaffectioneu, Ischias, Gicht und Lähmungen
von Nutzen sein würde.
Die Badegäste wohnen in S. Casciano, von wo ein angenehmer
uud bequemer Weg zu den Bädern hinab führt; der Aufenthalt ist
gesund, die Temperatur der Atmosphäre fand Giulj auch in den
heifsesten Sommertagen nicht über 18° R. im Schatten.
Antonio Mainero, Epitome de memorabilihus in Urbe Sena-
rum. Sieua 1530; — Venet. 1555.
Hugolinus de Montecatino, de balneis. Venet. 1553.
Domen. Biauchelli, tract. de balueis. Venet. 1553.
Andr. Baccius, de thermis. Patav. 1711. p. 192.
0 1 1 a vi o Ne.ru cci und Giuseppe Neuci iu: Atti dell' acca-
demia Fisiocraiica di Siena. 1763. T. II.
Santi, Tiaggi per le due Provincie Senesi. 1798. T. II.
Franc. Bruni, Quadro dell1 acque rainerali. 1811,
Alibert, precis historique a. a. O. p. 155.
Giulj, Storia naturale a. a. T. II. p. 1—4-2.
F. Sjmon, die Heilquellen Europas, S. 46.
9. Albegna- und Osa-Thal:
Die Acf/ua della Casa Suova, auf dem Territorium von Tri an a,
einer in der Nähe von llocca Albegna gelegenen, der Familie l'icco-
1056
lomini gehörigen Herrschaft. Die Quelle entspringt in einem engen
Thale auf der rechten Seite des Fosso delle Zolforate, der, nachdem
er eine Miglie weiter oben eine Menge schwefelhaltiger Mineralquel-
len in sich aufgenommen, denen man sich schwer nähern kann, auch
diese aufnimmt und sich links in die Albegua ergiefst. Das Wasser
dieser letzten Quelle, die zwischen Schichten von grauem Kalkschie-
fer und rothem Thonschiefer hervorkommt, ist durchsichtig, von eisen-
haftem Geschmack, säuerlichem Geruch, hat die Temperatur von
12e R. und setzt einen röthlich-gelben Niederschlag von kohlensaurem
Kalk und Eisen ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Kalkerde .
0,533 —
Chlornatrium ....
1,589 —
Chloicalcium ....
0,533 —
Clilormagnesium . .-
1,066 —
Kohlensaure Talkerde
0,533 —
Kohlensaure Kalkerde
1,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,533 —
7,995 Gr.
Kohlensaures Gas .
5,263 Kub.Z.
Das Mineralwasser, eiu Eisensäuerling, wird sehr gerühmt bei
Gries- und Steinbeschwerden, Schwäche des Magens, Stockungen in
den Abdominal -Eingeweideu, Leukorrhöen, Menorrhagien, Diarrhöen
und Dysenterien, in den letzten vier Fällen mit Injectionen dessel-
ben verbunden.
Giulj, Storia naturale etc. T. IV. S. 157 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 46.
Die Miner alieä s ser von Salurnia. Diese alte, fast gänz-
lich zerfallene römische Colonie mit Ruinen antiker Bäder, liegt auf
einem nackten Travertinberge an der Albegna. Die jetzigen Bäder
befinden sich unterhalb der Stadt auf der südlichen Seite derselben;
die Quellen, welche sie speisen, kommen in einem grofsen Bassin von
50 Ellen im Quadrat äufserst reichlich und einige mit solcher Gewalt
au Tage, dafs sie Fontainen gleichen ; das sie begleitende Gas ist
in 100 Theilen zusammengesetzt aus 56 Tb. kohlensaurem, 20 Th.
Stick- und 24 Th. Sauerstoffgas. Das Wasser ist durchsichtig, riecht
und schmeckt nach Schwefelwasserstoffgas, hat die Temperatur von
30° R. und setzt kohlensauren Kalk und Glairine ab.
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj:
Schwefelsaure Kalkerde .... 1,066 Gr.
Chlornatrium .
Chloicalcium
Clilormagnesium
Kohlensaure Talkerdc
4,800 —
2,132 —
1,066 —
1,066 —
1057
Kohlensaure Kalkerde 10,066 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul .... Spuren
■20,796 Gr.
Kohlensaures Gas 0,527 Kuh.Z.
Schwefehvasserstoffgas 2,357 —
Diese Schwefeltherme wird gegen rheumatische Lokalaffectionen,
Lähmungen, und namentlich gegen chronische Hautausschläge gerühmt,
wo man auch den Miueralschlamm, getrocknet und mit Oel in Salbeu-
form gebracht, anwendet.
Das Bad ist sehr besucht von Mitte Mai bis Ende Juni (später-
hin ist der Aufenthalt ungesund), besonders von Leuten, die an Flech-
ten und Krätze leiden. Das Etablissement besteht aus einem neben
dem Bassin gelegenen Badehause mit mehreren getheilten Bädern.
Dicht dabei liegt eine Osteria, wo man Unterkommen findet.
Die Acqua delle Caldine entspringt auf einem, etwa eine
Miglie nördlich von Saturn ia liegenden Hügel aus Travertin. Das
Wasser ist durchsichtig, riecht schwach nach Schwefelwasserstoffgas,
hat einen leicht zusammenziehenden Geschmack und die Temperatur
von 27° R. Es sammelt sich in einem natürlichen Becken und setzt
kohlensauren Kalk und Eisen ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaure Kalkerde 3,199 Gr.
Chlornatrium \, 4,'268 —
Chlorcalcium 0,533 —
Chlormagnesium 0,533 —
Kohlensaure Talkerde ..... 2,132 —
Kohlensaure Kalkerde ..... 8,530 —
Kohlensaures Eiseuoxydul . 0,533 —
19,728 Gr.
Kohlensaures Gas 0,522 Kub.Z.
Schwefehvasserstoffgas Spuren.
Diese schwächere Schwefeltherme ist gegen Hautausschläge weni-
ger wirksam als die vorige, bei rheumatischen Leiden und Paraly-
sen aber auch von Nutzen.
Andr. Baccius, de thermis. Patav. 1711. p. 140.
Santi, Viaggi etc. T. II.
Micali, Storia degli antichi popoli d'Italia. Firenze 1S32. T. I.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 157 ff.
Die Mineralquellen von Talamonacoio ent-
springen Lei Talamone am Fufae der Höhen, welehe das
untere Omhrone-Thal von dem der Osa scheiden, und ha-
ben ihren Namen von den nahen Rainen des alten Tala-
1058
mone, die das Volk auf die angegebene Weise nennt.
Jene Höhen bestehen auf ihrem Gipfel aus gelblichem,
mürbem Macigno, weiter unten aus grauem Kalkstein mit
krystallisirtem kohlensaurem Kalk; in der Nähe der Quel-
len endlich aus gelblichem Travertin, in welchem, dicht an
der Osa und etwa 100 Schritte von einander entfernt, sich
zwei teichartige Bassins von 50 Ellen Länge und 20 El-
len Breite befinden mit Ueberresten antiker Bäder.
1. Das Wasser des oberen, am weitesten von der
Mündung der Osa ins Meer entfernten Bassins ist von ei-
nem Gase begleitet, das in 100 Theilen aus 64 Th. koh-
lensauren, 12 Th. Sauerstoff- und 24 Th. Stickgases zu-
sammengesetzt ist; es ist durchsichtig, von salzigem Ge-
schmack, hepatischem Geruch und hat die Temperatur von
26° R.
2. Das Wasser des unteren näher an der Osa gele-
genen Bassins hat dieselbe Temperatur und die übrigen
physikalischen Eigenschaften mit dem vorigen gemein ; das
zugleich sich entwickelnde Gas aber besteht in 100 Theilen
aus 50 Th. kohlensauren, 36 Th. Stick- und 14 Theilen
Sauerstoffgases.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
1 . des obernBass. : 2. des unternßass. 5
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlormagnesium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas
Scbwefelwasserstoffaas
6,39S Gr.
6,930 Gr.
4,268 —
3,732 —
66,099 —
65,555 —
1,599 —
1,599 —
3,199 —
3,732 —
2,666 —
2,132 —
3,199 —
2,666 —
21,320 —
21,320 -r
0,533 —
0,533 —
109,281 Gr.
108,199 Gr.
0,261 Kub.Z.
0,261 Kub.Z
1,570 —
1,570 —
13eide Mineralwässer werden in Form von Bädern sein*
gegen Obstructionen, allgemeine Körperschwäche, Scro-
phelu, rheumatische Lokalaffectionen , Lähmungen, trok-
1059
kene Flechten, u. s. w. gerühmt; doch liegen sie in so un-
gesunder Gegend, dafs sie nur von Mitte Mai bis Mitte
Juni besucht werden können, auiserdem bietet nur die
ärmliche Hütte des Fährmanns, der die zwischen Gros-
seto und Orbetello Reisenden über die Osa setzt, ein Obdach
in der Nähe dar. Auch Talamone selbst wird von den
wohlhabendem Einwohnern nach der angegebenen Zeit
verlassen, die dann nach S. Stefano gehen.
Giulj a. a. 0. T. IV. S. 175 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 232.
10. Insel Giglio:
Auf der kleinen, etwa 12 Miglien vom Toskanischen Festlande
liegenden Insel Giglio, die zum Compartimento von Grosseto gehört,
findet sich eine Mineralquelle, bekannt unter dem Namen Acqua
dell' Allume. Sie kommt aus einem Gestein hervor, das auswech-
selnden Lagen von schwefelsaurem Eisen und festem Kalksteiu be-
steht. Ihr Wasser, das sich in einem kleinen Becken sammelt, ist
durchsichtig, geruchlos, von schwach säuerlichem, eisenhaftem Ge-
schmack und hat die Temperatur von 12° R. Es setzt auf seinem
Laufe Eisenoxyd* ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen dieses Wassers:
Freie Schwefelsäure 0,533 Gr.
Schwefelsaures Eisenox}'dul
Schwefelsaure Thonerde
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlornatrium .
4,800 —
2,132 —
1,066 —
3,199 —
11,730 Gr.
Das dem Mineralwasser von Rio analoge, doch etwas schwä-
chere Wasser wird innerlich gegen Stockungen im Unterleibe und
Trägheit des Stuhls, äufserlich gegen Flechten und herpetische Ge-
schwüre empfohlen.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 189 ff.
11, Unteres Ombrone-Thal:
Die Acqua bolle oder del Caprafico di V allaspra ent-
springt zwischen Casale und der Osteria von Fercole auf der linken
Seite des Lanzo, der sich bei Paganico in den Ombrone ergiefst, in
einer öden und wilden Gegend an den Anhängen der rauhen Kalk-
steinberge, die hier die Vallaspra begrenzen. Das Gas, welches mit
der Quelle hervorkommt, und dem sie ihren ersteren Namen verdankt,
1060
besteht in 100 Tlieilen aus 56 Th. kohlensaurem, 26 Th. Stick- und
18 Th. Sauerstoffgas. Das Wasser ist durchsichtig, von säuerlich-zu-
sammenziehendem Geschmack, dem Geruch der Säuerlinge und hat
die Temperatur von 12° R.
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj:
Chlornatrium .
Chlorcalcium .
Chlormagnesium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Gas .
4,268 Gr.
0,533 —
1,066 —
0,533 —
12,530 —
0,2(36 —
19,196 Gr.
4,714 Kub.Z.
Dieses Mineralwasser, ein kalter Eisensäuerling, ist wirksam ge-
gen Harngries und Steiubeschvverden, und wird von den Leuten der
Umgegend häufig und mit Nutzen gegen Obstructiouen getrunken.
Giulj, Storia naturale etc. T. IV. S. 203 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 44.
Die Mineralquelle von Sasso di Maremma entspringt
aus grauem Kalkstein, in dem sich hier und da ein rötlilicher Jaspis
eingesprengt findet, auf der rechten Seite des Ombrone, am Abhänge
des südlich von Paganico gelegenen Monte-Verdi, und hat seinen Na-
men von Sasso, einem gegenüber, auf der linken Seite des Ombrone
liegenden Orte. Das Thal ist hier so eng, dafs es durch einen Durch-
bruch des Ombrone entstanden zu sein scheint; die Berge von Sasso
und der Monte-Verdi zeigen auch dieselbe Structur. Das Wasser
dieser Quelle, deren Strahl etwa J/2 Zoll stark istj ist durchsichtig,
von entschieden säuerlich- salinisch -bitterm Geschmack, hat den Ge-
ruch der Säuerlinge und die Temperatur von 12° R. Es setzt einen
gelblichen Niederschlag von kohlensaurem Kalk und kohlensaurem
Eisen ab.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen des Wassers;
ociiweieisaure AaiKerue ...
Schwefelsaure Kalkerde . . .
1,066 —
Chlornatrium
2,132 —
Chlorcalcium
0,533 —
Chlormagnesium . . . »
* 0,533 -
Kohlensaures Natron
0,533 —
Kohlensaure Talkerde . . ,
0,799 —
Kohlensaure Kalkerde
7,436 -
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,266 —
19,695 Gr.
Kohlensaures Gas . .
. 13,09 Kub.Z.
10Ö1
Es wird geg^n Harngrics, Blasenkatarrh, Obstruetionen, Stockun-
gen in Milz und Leber empfohlen.
Santi Viaggi etc. T. II.
Giulj a. a. O. T IV. p. 203 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 150.
Das Mineralwasser von Roselle — dem alten
in Trümmern liegenden Ruscllae — entspringt vier Miglien
von Grosseto an der rechten Seite der grofsen Strafse nach
Siena, aus Travertin in vielen Quellen, die in einem vor dem
Bade-Etablissement liegenden Bassin zu Tage kommen. Das
zugleich sich entwickelnde Gas besteht in 100 Theilcn aus
10 Th. kohlensauren, 6 Th. Sauerstoff- und 84 Th. Stick-
gases (?) nach Giulj (doch scheint an dieser Stelle des
Giulj sehen Werkes ein Druckfehler zu sein). Im Bek-
ken wächst eine Oscillatoria, die der in den Bädern von
Vignoni sich findenden ganz analog ist. Das Tkermal-
wasser von Roselle ist durchsichtig, geruchlos, von schwach
säuerlichem, etwas salinischem Geschmack und hat die Tem-
peratur von 31° R. Es setzt kohlensauren Kalk ab, der
von Eisencarbonat leicht gefärbt ist.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten
nach Giulj: nach Ucee II i :
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlornatrium .
Chlorcalcium
Chlormagncsium . ,
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxjdul
~ 19,460 Gr. 16,910 GrT
Das Thermalwasser wird in Form von Bädern und
Douchen gegen rheumatische und gichtische Lokalaffectio-
nen, Paralysen und allgemeine Schwäche mit gutem Erfolge
angewandt, auch innerlich, zu 8 — 12 Bechern gegen Krank-
heiten der Harnorgane empfohlen.
Das jetzige elegante Bade-Ktablisscment liegt nicht weit von den
Ruinen prächtiger, antiker Thermen, ist zweckmässig eingerichtet und
2,666 Gr.
0,425 Gr.
1,066 —
1,160 —
2,666 —
2,150 —
0,533 —
3,350 —
0,266 —
0,200 —
0,266 —
0,125 —
1,599 —
1,350 —
10,132 —
8,150 —
0,266 —
•
1062
mit besondern Bädern, Douchen u. dgl. versehen. Gegenüber liegt
ein Gasthaus, wo die Kurgäste ebenfalls Aufnahme finden. Die Bade-
zeit ist vom Mai bis 20. Juni.
A. Baccius, de thermis. Patav. 1711. p. 195.
Santi, Viaggi etc. T.IH. Pisa 1806.
Bulletin des sc. med. 1823. T. IV. p. 197.
Gualb. Ucee II i, saggio sulle terrae Rosselane. Firenze 1826.
Giulj a. a. 0. T. IV. p. 203 ff.
Bagno del V esc ovo ist ein südlich und nicht sehr entfernt
von den vorigen Bädern gelegenes gewölbtes Gebäude von Backsteinen,
das über einer Quelle steht, die aus gelblichem Travertin zu Tage
kommt. Eine gleichzeitige Gasentwickelung ist nicht zu bemerken;
das Wasser der Quelle ist färb- und geruchlos, von einem leicht zu-
sammenziehend-salzigem Geschmack, zeigt keinen Niederschlag und
hat die Temperatur von 20° R.
Nach Giulj geben sechzehn Unzeu dieses Wassers:
Schwefelsaure Talkerde .
3,732 Gr. i
Schwefelsaure Kalkerde .
1,006 —
Chlornatrium ....
2,132 —
Chlorcalcium . .
0,266 —
Chlormagnesium
0,266 —
Kohlensaure Talkerde
2,132 —
Kohlensaure Kalkerde
5,331 —
Kohlensaures Eisenoxydul .
Spuren
14.925 Gr.
Es wird gegen nervöse Rheumatismen, hypochondrische und hy-
sterische Leiden äufserlich empfohlen.
Giulj a. a. 0. T. IV. p. 230 ff.
Die Acqua dei Pogg etil oder del Calvello liegt etwa
zwei Miglien nördlich von den Bädern von Roselle am Fufse eines
grauweifsen Travertin -Hügels, in der Nähe einiger Strohhütteu, die
den Hirten zum Obdach dienen. Das Wasser dieser reichlich flie-
fsenden Quelle ist durchsichtig, geruchlos, von schwach -säuerlichem
Geschmack, hat die Temperatur von 26° R. und setzt etwas kohlen-
sauren Kalk ab.
Sechzehn Unzen des Wassers geben nach Giulj:
Chlornatrium 2,666 Gr.
Chlorcalcium
Chlormagnesium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxj'dul
Kohlensaures Gas
1,066 —
0,533 —
1,066 —
9,599 —
0,533 —
15,463 Gr.
1,044 Kub.Z.
Das
I
1063
Das Wasser tvird, aufser den bei der vorigen Quelle erwähnten
Fällen, auch gegen Lähmungen empfohlen. Als Getränk genommen
rühmt man es bei Harngries und Steinbeschwerden, so wie Obstructio-
neu der Milz. E>ie Hirten trinken es, nachdem sie es sich haben
abkühlen lassen, als gewöhnliches Getränk, und schützen sich damit
gegen die in der Maremma endemischen Leiden.
Giulj a. a. 0. T. IV. p. 230 IT.
Bagno del Calvello oder dei Pog gelti liegt etwa 200
Schritte von der vorigen Quelle auf ähnlichem Boden, hat die
Temperatur, wie die übrigen physikalischen Eigenschaften mit der-
selben gemein, und ist auch in Hinsicht auf ihre chemischen Bestand-
teile ihr analog.
Nach Giulj's Analyse geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium 2,132 Gr.
Chlorcalcium . x. 1,066 —
Chlormagnesium .. . . . j 1,066 —
Kohlensaure Talkerde . . . . . 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 9,066 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . , . 0,533 —
14,929 Gr.
Kohlensaures Gas 1,044 Kub.Z.
Das Wasser sammelt sich in einem Becken von etwa 7 Ellen
im Quadrat, das mit einer einige Ellen hohen Mauer umgeben ist.
Die Leute der Umgegend baden in diesem Bassin im Frühjahr häufig;
das Bad bewährt sich gegen rheumatische Lokalaü'ectiouen, Hysterie
und leichte Fälle vou chronischen Hautkrankheiten. Auch innerlich
■wird das Wasser in den bei der vorigen Quelle angeführten Fällen
mit Nutzen gebraucht.
Baccius, de thermis. Patav. 1711. p. 128.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 230 ff.
12. Pccora-Thal:
Die Acqtia delle Venelle entspringt ungefähr 2/3 Miglien
westlich und unterhalb von Massa Marittima aus Travertin ; das Was-
ser ist durchsichtig, geschmack- und geruchlos, hat die Temperatur
von 20° K., und ist von einem Gase begleitet, das in 100 Theilen
aus 48 Th. kohlensaurem, 30 Tb. Stick- und 22 Tb. SauerstolTgas
besteht.
* Nach Giulj geben sechzehn Unzen des W^asscrs':
Schwefelsaure Talkerde . . . 3,199 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . . 1^006 —
Kohlensaure Talkerde . . . 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,599 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . Spuren
0,930 Gr.
III. Theil. Yyy
1064
Es setzt kohlensaure Kalkerde von etwas gelblicher Färbung ab.
Das Mineralwasser, das sehr reichlich in einem natürlichen Kec-
ken hervorquillt , wird in Form von Bädern gegen rheumatische Af-
fectionen, Paralysen, Hysterie von unterdrückter oder zu sparsamer
Menstruation empfohlen.
Giulj, Storia naturale etc. T. IV. p. 255 ff.
Das Mineralwasser von Gav orrano entspringt etwa
l1/? Miglien nördlich von dem genannten Orte, der am westlichen
Abhänge eines Berges liegt, welcher auf seinem Gipfel aus Trachyt
von verschiedener Farbe, weiter unten aus mürbem Tuff mit einge-
sprengtem Feldspath, Glimmer, Quarz und Turmaliukrystallen besteht.
Das erwähnte Mineralwasser kommt in vielen Quellen aus weifsem
und rotbem Sandboden zu Tage, von einem Gase begleitet, das in
100 Theilen aus 56 Th. kohlensaurem, 30 Th. Sauerstoff- und 14 Tb.
Stickgas zusammensetzt ist. Das Wasser, das etwas kohlensauren
Kalk absetzt, ist ohne Farbe, wie ohne Geruch und Geschmack und
hat die Temperatur von 28° R.
Sechzehn Unzen desselben geben nach Giulj:
Schwefelsaure Talkerde . . . 2,132 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . •. . 2,132 —
Kohlensaure Talkerde . . . 0,266 —
Kohlensaure Kalkerde . . . 1,599 —
Kohlensaures Eisenoxydul . . 1,332 —
7,461 Gr.
Das Wasser soll gegen rheumatische und gichtische Beschwerden
Hnd Lähmungen wirksam sein. Früher wurde es auch gegen Krätze
und ähnliche Hautausschläge gebraucht, verdankt aber seinen Ruf in
dieser Hinsicht nur den Wirkungen, die überhaupt warme Bäder in der-
gleichen Fällen üben. Ueberbleibsel von alten Gebäuden zeugen von
ehemaligem häufigerem Besuch ; jetzt finden sich hier nur zwei von
theilweis zerfalleneu Mauern umgebene Becken, in denen die Leute
aus der Umgegend baden.
S a n t i , Viaggi etc. T. III.
Giulj, Storia naturale etc. T. IV. p. 255 ff.
13. Cornia-Tkal:
Das fflinerali» asser des Bagno della Leccia entspringt
auf dem Territorium von Monte Rotondo an der rechten Seite der
Cornia; die Bergkette, an deren Fufse die erwähnte Quelle sich be-
findet, besteht oben aus Macigno , weiter unten aus Kalkstein, zu-
weilen auch Hornstein. Der Boden ist da, wo die Quelle zu Tage
kommt, zwar mit Dammerde bedeckt, unter derselben liegt aber wahr-
scheinlich Kalkstein. Das Mineralwasser quillt innerhalb der Ruinen
eines alten Bades hervor, ist durchsichtig, von säuerlichem Geschmack
10G5
i riecbt nach Schwefelwasserstoffgas, und hat die Temperatur von
28° R. Es setzt etwas kohlensaure Kalkerde ab.
Nach Giulj's Analyse enthalten sechzehn Unzen des Wassers
(das er, wie er ausdrücklich bemerkt, nach einem kurz vorhergegan-
genen starken Regengusse geschöpft hatte):
Schwefelsaures Natron .... 0,533 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .... 1,066 —
Schwefelsaure Kalkerde .... 2,132 —
Chlornatrium ...... 1,066 —
Chlorcalcium . . . • . . 0,266 —
Clilormagnesium 0,266 —
Kohlensaure Talkerde .... 1,066 —
Kohlensaure Kalkerde .... 5,331 —
Kohlensaures Eisenoxydul ... 0,533 —
Kohlensaures Gas
Schwefelwasserstoffcas
12,259 Gr.
0,523 Kub.Z.
Spuren
. Es wird in Form von Bädern gegen rheumatische und gichtische
Lokalaffectiouen, Lähmungen und chronische Hautausschläge empfohlen.
Tar:
Viagfsi etc.
•gioni, ,.^&&.
Giulj, Storia naturale T.
IV. p. 267 ff.
Die Ac qua forte von Monte Rolondo entspringt in der
Nähe dieses Orts, auf der linken Seite der Cornia, oberhalb der La-
gunen von Monte Rotondo, bei denen sich eine Borax- Fabrik befin-
det, aus Kalkstein. Das Wasser ist durchsichtig, schmeckt sauer und
zusammenziehend, behält den eisenhaften Geschmack auch nach
langem Stehen in der Luft, während es den ersteren verliert, riecbt
nach Eisenvitriol, und hat die Temperatur von 21° R. Das zugleich
sich entwickelnde Gas besteht in 100 Theilen aus 50 Th. kohlensau-
rem, 14 Th. Sauerstoff- und 36 Th. Stickgas.
Nach Giulj geben sechzehn Unzen des Wassers:
Chlornatrium
Chlorcalcium . . ,.
Chlormaguesium
Schwefelsaure Thonerde
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaures Eisenoxydul
Freie Schwefelsäure
Kohlensaures Gas .
0,266 Gr.
0,133 —
0,133 —
0,799 —
1,599 —
2,132 —
0,266 —
5,428 Gr.
10,47 Kub.Z.
Dies Mineralwasser wird innerlich in vorsichtigen Dosen gegen
Gries - und Steinbeschwerden, Magenschwäche, Verstopfungen und
Stockungen iu Milz und Leber ; äufserlich in Form von Waschungen
Yyy 2
1066
und Tnjectionen gegen chronische D}rsentprion und Diarrhöen, Leu-
korrliöen und Menorrhagien und gegen hysterische Aflectionen em-
pfohlen.
Giulj a. a. 0. T. IV. p. 267 ff.
Die Acqua delle Pelaghe entspringt ungefähr zwei Miglien
von Monte Rotondo, dicht hei der Villa di Vecchienna aus Damui-
erde, von einem Gase begleitet, das in 100 Theilcn aus 60 Th. koh-
lensaurem, 16 Th. Sauerstoff- und 24 Th. Stickgas zusammengesetzt
ist. Das Wasser, das in einem gemauerten Bassin zu Tage kommt,
ist durchsichtig, ganz geruchlos, von einem schwach zusammenziehen-
den Geschmack, zeigt keinen Niederschlag uud hat die Temperatur
von 3.0° R.
Sechzehn Unzen des Wassers enthalten nach Giulj:
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,533 Gr.
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlormagnesium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydu
2,132 —
0,533 —
0,533 —
1,066 —
0,266 —
1,066 --
0,266 —
6.395 Gr.
Das Thermalwasser wird gegen Rheumatismus, Gicht, Lähmun-
gen, Schwäche der Glieder, besonders nach Verletzungen gerühmt.
Die Landleute der Umgegend benutzen dieses Bad sehr häufig.
Giulj a. a. O. T. IV. p. 267 ff.
Lago del Edifizio del V etriolo, ein See, von ungefähr ei-
ner Miglie Umfang, der 2 J/„ Miglien westlich von Monte Rotondo liegt,
uud aus welchem der Risecco hervorkommt. Der Boden rings um.
den See besteht aus grauem Kalkstein; in der Nahe finden sich kleine
Lagunen uud Fumacchi (Oeffnungen, aus denen Gas strömt), wie sich
denn in der ganzen Gegend um die Quellen der Cornia herum eine
unendliche Menge derselben, von Leccia, über Serrazano, Lustignano,
Sasso, Monte -Rotondo bis Cerholi hinziehen. Die Temperatur der
Quellen dieses Sees läfst sich nicht angeben, da sie vom Ufer ent-
fernt hervorkommen, doch hat das Wasser an den Ufern 24° R. : es
ist etwas trübe, riecht nach Schwefelwasserstoffgas, und schmeckt
wie Tinte.
Giulj fand in sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaure Talkerde . . » j 2,666 Gr.
Schwefelsaure Kafkerde
Schwefelsaure Thonerde
Schwefelsaures Eisen
Chlornatriuna
3,199 —
21,320 —
53,310 —
11,190 —
10G7
Chlorcalcium
Chloriua",nesium
4,268 Gr.
1,599 —
97,552 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . . 1,066 Kub.Z.
Giulj empfiehlt dieses Thermal- und Vitriolwasser zur äufscr-
liclieu Anwendung- gegen Cedem, chronische Hautausschläge, veraltete
Fufsgeschwüre, Lähmungen und allegemeine und partielle Schwäche.
Giulj a. a. 0. T. IV. p. 267 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 66.
Das Mineralwasser von Montione im Fiirstenthum Piom-
bino befindet sich ebenfalls auf der linken Seite der Cornia, und
entspringt aus alaunhaltigem Gestein, aus dem die niedrigen Hügel
dieser Gegend überhaupt bestehen, wefshalb auch hier eine grofse
Alaun-Fabrik angelegt ist. Das Wasser ist durchsichtig, riecht nach
Scliwcfelwasscrstoffgas, hat den dieser Klasse von Wässern eigen-
tümlichen zusammenziehenden Geschmack und die Temperatur von
2SÖ- R.
Nach Giulj enthalten sechzehn Unzen dieses Wassers:
Schwefelsaure Kalkerde .
0,266 Gr.
Schwefelsaure Thonerde .
9,062 —
Chlornatrium
3,199 —
Chlorcalcium ...
0,533 —
Chlormaguesium
0,533 —
Kohlensaure Talkerde
' . . 1,332 —
Kohlensaure Kalkerde
7,732 —
Kohlensaures Eiseuoxjdul
0,266 —
22,923 Gr.
Kohlensaures Gas .
1,570 Kub.Z.
Das Wasser wird in Form von Bädern gegen rheumatische und
gichtische Affectionen, Lähmungen, allgemeine Schwäche, chronische
Hautausschläge, Fufsgeschwüre und Oedem empfohlen.
Targioui 1. c.
Bulletin de pharmacie. T. I. p. 377.
Giulj, Storia naturale etc. T. IV. p. 267 ff.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 164.
V. Die Heilquellen des Kirchenstaats.
(Römischer Apennin.)
"as hierher gehörige Gebiet, das sich vom Vorgebirge
Circello quer durch die Halbinsel bis zum Po erstreckt und
sich in seinem nordöstlichen Theile an die lombardische
Ebene, in seinem nordwestlichen Theile aber an das tos-
kanische Gebirgsland anschliefst, hat mit diesen genannten,
früher schon beschriebenen Landschaften auch die glei-
chen geognostischen Verhältnisse. Aufserdem verweisen
wir noch in Beziehung aut letztere auf S. 732 und 734,
in Beziehung auf die hier vorkommenden vulkanischen Er-
scheinungen auf S. 741 und in Beziehung auf klimatische
Verhältnisse auf S. 750. Ueber letztere jedoch mögen
hier noch einige Bemerkungen Platz finden.
Die Malaria zu Rom wird bekanntlich gewöhnlich den
pontinischen Sümpfen zugeschrieben. Diese Annahme ist
neuerlich verworfen und zwar aus dem Grunde , weil alle
anderen gefährlichen Malariagegenden Italiens immer sehr
trocken und halb vulkanisch sind, wie Rom selbst, weil
ferner die Malaria erst nach dem Absterben der Vegeta-
tion erscheint, und weil zwischen Rom und den pontini-
schen Sümpfen die gesundesten Orte, wie Velletri, Frascati,
Albano u. s. w. liegen, wohin die Römer vor der Malaria
10G9
fliehen, und weil endlich die verdorbene Luft auf dein
Wege bis Rom mehr als eine Tagereise weit in der At-
i mosphäre sich assimiliren würde, wie sie sich anderwärts
in einer Entfernung von kaum 1000 Fufs assimilirt. Die
pontinischen Sümpfe waren im Alterthume ein äufserst
fruchtbarer Erdstrich mit 23 Städten oder Ortschaften be-
setzt. In dem Zeiträume zwischen Tarquinius Superbus
und Cincinnatus ging das Land unter und gewifs waren
unterirdische vulkanische Prozesse die Veranlassung dazu.
A-ehnliche Dinge gingen früher in der Gegend von Rom
vor, was die vulkanischen Schlammgebilde, die Zerstörun-
gen und die ringsum noch thätigen Solfatarcn beweisen.
Vergleicht man überhaupt die Malariagegenden, deren sich
in Italien allein wohl über hundert finden, in geologischer
Beziehung uud in Bezug auf ihre Erscheinungen näher mit
einander, so kann der Schlufs nicht fern liegen, dafs die
Krankheit einer Luft zuzuschreiben sei, welche die schwa-
chen Athmungs- und Assimilationsorgane in ihren Func-
tionen stört, ihre normale Thätigkeit unterbricht, und eine
verderbliche Richtung derselben begründet. Die verdorbene
Luft aber kann nicht einer Ausdünstung sumpfiger Gegen-
den zugeschrieben werden, welche wohl Wechselfieber u.
s. w., aber nicht die Erscheinungen der Malaria vcranlafst.
Entweder absorbiren die Gebirgsarten der Malariagegen-
den in ihrer fortwährenden halbvulkanischen Thätigkeit den
Sauerstoff der Atmosphäre, oder sie athmen verdorbene,
vielleicht in irgend einem Verhältnisse gekohlte Gase aus,
welche der animalischen Athmungs- und Assimilationsthä-
tigkeit eben so nachtheilig sind, als durch die Entäufserung
verdorbener Luft. So lange eine reiche Vegetation, welche
in allen Malariagegenden so aufserordentlich gedeiht, in
voller Lebensfunction vorhanden ist, wird die verdorbene
Luft von ihr absorbirt ; gekohlte Gase, welche bekanntlich
dem animalischen Leben verderblich sind, begünstigen
gerade die Functionen des vegetabilischen Lebens. Wird
daher die reiche Ermltc eingebracht, und stirbt die Thä-
1. Die salinischen Sc hw efelthermen von
P orretta. Auf dem Gebiete dieser südwestlich von
Bologna 32 Miglien entfernten, an der Strafse von Modena
nach Pistoja gelegenen Stadt kommen in der Nähe von
Bosco longo und südlich von dem kleinen See Saffajolo
eine Menge Mineralquellen aus dem Sasso-cardo am Monte
1070
tigkeit der übrigen Vegetationen, so ist die Atmosphäre
nicht mehr im Stande, die verderblichen Gase gleich bei
ihrer Geburt zu assimiliren; sie häufen sich in der näch-
sten Umgebung an, und werden dem thierischen Leben ver-
derblich. Die alten Römer kannten die Malaria nicht, weil
die Stadt mit mächtigen, gewifs nicht obne Grund als hei-
lig und unverletzlich gehaltenen Wäldern umgeben war.
Hatten später die Päpste Mangel an Geld, so vernichte-
ten sie jene Wälder, und führten das Holz auf der Tiber
ins Ausland : so wurde die Gegend von Rom zu der öde-
sten der Welt. Soweit das Auge reicht, ist weder Baum
noch Wald, noch sonst eine bleibende Vegetation, die nach
eingebrachter Ernte die gekohlten Gase zu absorbären
vermöchte. Erst mit diesem Zustande trat die Malaria
ein. Gleich öden Charakter tragen alle Malariagegenden.
Im Frühjahre entsteht eine äufserst kräftige Vegetation,
im Sommer aber stirbt sie ab; einen Baum oder Wald
findet man in jenen Gegenden nicht. Die Malariagegen-
den haben somit mehr oder weniger Analogie mit der Hunds-
grotte bei Neapel, mit den Emanationen von Pictra mala
(S. 906) u. s. w.
Scip. Brei sink, voyages pkysiques et lithologiques etc. Paris
1801. T. IL p. 231 ff.
L. v. Buch, gepgnostische Beobachtungen auf Reisen. Bd. II.
S. 5-66.
A. W. KepJialides, Reise durch Italien und Sicilien. Leipzig
1818. TI). I. S. 79 ff.
G. Brocchi, dello stato fisico del suolo di Roma. Roma 1820.
P. Paganini a. a. O. S. 31 ff.
Das Ausland. 1842. März.
1071
Porrettano, einem Bergabhange auf der östlichen Seite
des Apennins, zu Tage, die mit einem Badehanse verschen,
vielfach besucht und benutzt werden.
Man unterscheidet folgende Quellen : 1) il Fönte del
Leone, 2) il Bagno del Bue, 3) il Fönte delle
Donzelle, 4) il Bagno reale, 5) il Bagno di
M a r t e , 6) 1 a Doccianuova, 7) 1 a Puzzuola, 8) 1 a
Porretta vecchia. Diese Quellen sind Hinsichts ihrer
mineralischen Bestandteile alle ziemlich gleich , obgleich
der chemische Gehalt in einigen gering, in anderen beträcht-
licher ist, und nur Hinsichts ihrer Temperatur, welche 21
bis 32° R. beträgt, verschieden. Sie enthalten nach Bassi
Schwefelwasserstoffgas, kohlensaures Gas, kohlensaure
Kalkerde, schwefelsaures Natron und Eisen, freies Natron,
Eisenoxyd und Erdharz; — die Quelle dclla Porretta vec-
chia enthält nach demselben dieselben flüchtigen Bestand-
teile und an festen: schwefelsaure Kalkerde und schwe-
felsaures Eisen, kohlensaure Kalkerde, Eisenoxyd und rei-
nen Kalk.
Eine besondere Erwähnung verdient das mit dem Thermalwasser
entweichende Gas. Es ist nach v. Gräfe, Wasserstoff gas, das aber,
da es mit gelblicher Farbe brennt, wahrscheinlich nicht rein, son-
dern mit Kohlenstoff verbunden zu Tage kommt. Da, wo das Mineral-
wasser in einzelnen zolldicken Strahlen frei herabfällt, werden diese,
wenn man eine angezündete Kerze in die Nähe bringt, ununterbrochen von
ciuem Lichtscheine rund umgeben. In dem Hofe des Badehauses steigt
das Gas oft einen halben und wechselnd auch mehrere Fufs hoch und
brennt, einmal entzündet, in lichten, durchsichtigen Flammen fort, bis
diese durch starkes Wehen ausgelöscht werden. — Die von dem Ther-
malwasser gesonderte medizinische Benutzung des Gases ist noch nicht
versucht.
Das Thermalwasser wird innerlich und äufserlich ge-
braucht: in letzterer Weise als Wasser- und vorzüglich
als Schlammbad, wozu besonders das Bagno del Bue be-
nutzt wird. Die Leiden, gegen welche man es mit dem glück-
lichsten Erfolge anwendet, sind vorzugsweise Krankheiten
von Schwäche.
J. Zecchi, de aquarum Ponectanarum usu atijue praestantia
traetatus. Bouoniae 1570.
1072
F. Bassi, delle terme Porretane. Roma 1768.
P. Zecchini, scelta d'istorie mediche spettante alle terme Por
retane. Bologua 1770. 1771.
M. A. Laurentius in: Comment. Bononienses. I. C. p. 113.
F. Bassi in; Comment. Bononienses. VI. C. p. 37. 41. 0.
p. 295. 308.
G Castiglioni in: Mem. della soc. medica di Bologna. 1807.
T. I. p- 49.
Memorie sulla storia naturale del Ab. Molina. Bologna 1820.-
Lauzarini, terapeia speziale delle acqui termaii Porrettane.
1824.
P. Paganini a. a. O. S. 31 ff.
v. Graefe, die Gasquellen a. a. 0. S. 115.
2. Die Mineralquelle von Novera entspringt
eine halbe Meile von diesem, fünf deutsche Meilen von
Foligno entfernten, in der Delegation von Perugia gelege-
nen Städtchen aus einem Berge von mittlerer Höhe, der
einer Verzweigung der Apenuinen angehört, und auf dem
westlichen Abhang der letzteren, zwischen den Dörfern
Stravignano und Capanne, und erfreut sich eines grofsen
Rufes und zahlreichen Besuches.
In der Mitte zwischen den genannten Dörfern liegen auch grofs-
artige Badegebäude, die mit allen Einrichtungen zum Gebrauch des
Mineralwassers versehen sind ; durch die Aufführung von zwei schö-
nen , bedeckten Säulengängen haben die Kurgäste den Vortheil auch
bei ungünstiger Witterung dagegen geschützt sich ergehen zu können.
Der dortige Gasthof ist gut und Wohuungen aller Art sind in den
beiden, einige hundert Schritte von den Badehäusern entfernten Dör-
fern zu haben. — Die Luft ist hier wegen der Nähe der Apennineu
mitten im Sommer gemäfsigt und angenehm , wie im Frühling ; die
umliegende Gegend ist reizend, die Lebensbedürfnisse gut und im Ue-
berflusse. Die Saison »lauert gewöhnlich vom Juni bis September.
Das Mineralwasser von Nocera, ein Säuerling, ist
schon lange in Gebrauch : die ersten Schriftsteller, die sich
über dasselbe verbreiteten, sind Bernardino da Spo-
leti (1510) und Bernardo Venanzio da Corinaldo
(1591), denen 1599 Ottaviano Mariano di Assisi
folgte. Unter den neueren Monographen ist Morichini
besonders zu erwähnen.
Das Mineralwasser übertrifft an Klarheit und Reinheit
die Gewässer aller berühmten Wasserleitungen in Rom;
1073
es ist geruchlos, und bat, an der Quelle getrunken, blos
den Geschmack des reinsten und kühlsten Quellwassers,
der für solche, die eine empfindliche Zunge haben, selbst
piquant wird; seine Temperatur ist unter allen Verände-
rungen der Atmosphäre constant 9° R. ; — das specif. Ge-
wicht verhält sich zu dem des destillirten Wassers wie
9996 zu 10000.
Chemisch analysirt wurde das Mineralwasser vom Pro-
fessor Morichini. Nach ihm enthält ein Pfund (12 Un-
zen) desselben an fixen Bestandtheilen :
Kohlensaure Kalkerde .... 1,15776 Gr.
Chlorcalcium und Chlortalcium . . 0,069 12 —
Thouerde 0,2764S —
Talkerde 0,13824 —
Kieselerde 0,06912 —
Eisen 0,01728 —
1.72S00 Gr.
Von luftförmigen Bestandtheilen enthält es nach dem-
selben J5 Stickstoffgas, -^ Sauerstoifgas und ^ kohlen-
saures Gas, im Ganzen in zehn Kubik-Zollen dieses Was-
sers einen Kubik-Zoll dieser verschiedenen Gasarten.
Am häufigsten wird dieses Mineralwasser als* Getränk
benutzt, und nicht selten Bäder von erwärmtem Mineral-
wasser mit gutem Erfolge damit verbunden. Dreifsig
bis vierzig Bäder und eben so viele Tage zum Trinken
werden zu einer Kur als hinreichend betrachtet.
Aufser dem kühlenden und erfrischenden Geschmack , den dies
Sauerwasser besitzt, erzeugt der fortgesetzte Genufs desselben eine
eigenthüinliche Reizung der innern Theile des Mundes und des Riik-
keus der Zunge und erregt die Empfindung, als ob man sich diese
Theile mit einer heifsen Flüssigkeit leicht verbrannt hätte. Bei man-
chen Individuen erstreckt sich dieses Gefühl durch den Oesophagus
bis in den Magen und den Darmkaual binab und soll eine ähnliche
Empfindlichkeit selbst in den Harnwegen veranlassen, namentlich wenn
man das Mineralwasser gleich anfangs in zu grofser Menge geniefst.
Bei andern Personeu soll dagegen der zu häufige Genufs Flatulenz,
Störungen der Verdauung und Kopfweh herbeiführen, — Zufälle, wel-
che sich indessen bei einem zwcckinäfsigen und nicht zu reichlichem
Gebrauche leicht verhüten lassen.
1074
Die italienischen Aerzte "schreiben diesem an festen
Bestandteilen armen Mineralwasser eine reizende und be-
lebende Kraft zu, und empfehlen es in einer grofsen Menge
von Krankheiten, namentlich bei passiven Schleimflüssen,
Schwäche der Verdauungswerkzeuge, Nervenleiden von
Schwäche und gichtischen und rheumatischen Affectionen
nervöser Art. — Piombini rühmt den innern und äufsern
Gebrauch desselben gegen Lues venerea. Einen vorzügli-
chen Ruf hat es sich ferner in der Heilung mancher Ute-
rinkrankheiten von Schwäche erworben, wie z. ß. bei zu
profuser Menstruation, Neigung zu Abortus und zur Erzeu-
gung von polypösen Concretionen und Molen. — Acufser-
lich angewendet soll es endlich bei hartnäckigen Geschwü-
ren sehr hülfreich sich erweisen.
Florido Piombini, osservazioni sopra l'uso, e gli effetti delle
acque allora gia celebri del fönte Noceriao. 1720; — 1745.
Lorenzo Massini, sull' acqua salubre e bagni di Nocera.
Roma 1774.
Casagrande, Fisico Anale delle acque e bagni di Nocera. 1793,
Notificazioni sopra le vitru dell1 acqua di Nocera. 1793.
Domenico Morichini, saggio medico-chimico sopra l'acqua
di Nocera. Roma 1807.
C. H. Schmid in: Vermischte Abbandlungen etc. Petersburg
1821. S. 159 ff.
Froriep's Notizen. Bd. VIII. 1824. No. 169. 239 ff.
P. Paganiui a. a. 0. S. 31.
Hieran schliefsen sich :
Die Mineralquelle von Pertino entspringt bei Civitella aus
Macigno; ihr Wasser ist etwas trübe, von angenehm -salzigem Ge-
schmack, hat einen ganz schwachen Seewassergeruch und die Tem-
peratur von 12° R.
Giulj fand in sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaures Natron 1,066 Gr.
Chlornatrium 7,463 —
Jodkalium Spuren
Kohlensaures Natron 5,331 —
Kohlensaure Talkerde ..... 2,132 —
1075
Kohlensaure Kalkerde 3,199 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,533 —
19,724 Gr.
Kohlensaures Gas 4,176 Kub.Z.
Es ist ßirs vielleicht die erste jodhaltige Mineralquelle, die in
dem Kirchenstaate aufgefunden ist, obwohl es deren gcAvifs an an-
dern Orten auch geben wird. Das Wasser "wird innerlich gegen chro-
nische Leberleiden, Gallensteine und Chlorosis empfohlen; wenn es
in reichlicher Quantität vorhanden wäre, würde es mit Vortheil gegen
trockene Flechten, skrophulöse Affcctionen und andere Drüseuleideu
angewandt werden können.
GiHlj, Storia ed analisi di tutti Iacque minerali di Toscaua.
Tom. V. Siena 1834. p. 227.
Die Mineralquellen l ei Civita-V ecchia. Unter den
zahlreichen Mineralquellen, welche nach der westlichen Seeküste hin
in dem alten Tuseien zwischen dem tyrrhenischen Meere und den
Faliscer Bergen entspringen, sind diese die bekanntesten. Nördlich
von dieser Stadt, in einer Entfernung von drei bis vier Miglien von
derselben, sind nahe bei einander drei Thermalquellen von 24° R.
Temperatur, von denen die eine in den alten Thermae Tauränae
liegt, die andere Sferra cavalli und die dritte della Ficon-
cella genannt wird. Nach Morichini enthält die letztere Chlor-
natrium, Chlorcalcium, schwefelsaure Kalk- und Talkerde, schwefel-
saures Natron, kohlensaure Kalkerde, Kieselerde und Eisen, — die
andern beiden, aufserden genannten Bestandteilen, noch Chlortalcium.
Das Mineralwasser wirkt, sehr auflösend, abführend, und wird
daher vorzugsweise benutzt bei Stockungen, Krankheiten des Lymph-
und Drüsensystems, so wie als ableitendes Mittel bei starken Cou-
gestionen.
P. Paganini a. a. 0. S. 13.
Die 8 cliw efeltliermal quellen von M on te fiascone
entspringen sechs Miglien von dieser Stadt in einer grofsen Ebene und
bilden einen kleinen See. Das Thermalwasser wird als Getränk und zu
Bädern, der Mineralschlamm besonders gegen Hautkrankheiten benutzt.
M on taign e, Journal de voyage en Italic. T. II, p. 477.
Die Mineralquelle von Tolfa, ein Eisensäuerling, kommt
an einem Campaccio genannten, fünf Miglien westlich von Tolfa
gelegenen, Orte zu Tage und enthalt nach P. Carpi's chemischer
Analyse in einem Pfunde Wasser:
Chlornatrium 2,2004 Gr.
Chlormagnesium 0,0234 —
Schwefelsaure Talkerde .... 1,3300 —
Kohlensaure Kalkerde 7,2000 —
1076
Kohlensaures Eisenoxydul . . . . 0,5254 Gr.
Thonerde 0,2000 —
Kieselsaures Eisen ..... 00800 —
i 1,5592 Gr.
Kohlensaures Gas 13,465 Kub.Z.
P. Carpi in: Giornale Arcadico. T. XXXIX. 1828.
Revue des Ann. des sc. nafc 1829. p. 133.
Bulletin des sc. med. 1830. Fevr. p. 264.
Die Mineralquellen von Viterbo. In der Umgegend dieser
nordwestlich von Rom fünfzehn Stunden entfernten Stadt entsprin-
gen in der Ebene eine Menge Mineralquellen, die gröfstentheils schon
von den Römern zu Bädern benutzt wurden. Die Bäder, deren neun
sind, heifsen Termali Caje, befinden sich anderthalb Miglien von
Viterbo und sind auch mit Wohnzimmern und Douche- Einrichtungen
versehen. Die Mineralquellen sind laue Thermen, geruchlos, von et-
was pikantem Geschmack und bilden einen sehr weifsen Schaum, der
sich leicht verdickt und als Zahnreinigungsmittel verkauft wird; auch
das Mineralwasser wird viel versendet. Es enthält nach Martelli
kohlensaures und Schwefelwasserstoffgas, kohlensaure Kalk-, Talk-
erde und Eisen, und soll besonders günstig in Krankheiten der Nie-
ren wirken.
P. Paganini a. a. O. S. 44.
Montaigne, Journal de voyage en Italie. T. IL p. 479.
Mineralquellen bei Rom. Zwischen dem Rio albano und dem
Bache Acqua acetosa^ vier und eine halbe Stunde von der Stadt ent-
fernt, entspringt eine andere Quelle, die sich in den genannten Bach
ergiefst und ihm seine sauren Eigenschaften mittheilt. Sie setzt starke
Kalk-Incrustationen ab, entwickelt fortwährend viel kohlensaures Gas
und enthält nach P. Carpi 's Analyse in einem Pfunde Wasser:
Kohlensaures Natron 7,704 Gr.
Chloruatrium ........ 0,665 —
Salpetersaure und salzsaure Kalk- und Talkerde 2,279 —
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde ,
Eisenoxyd und Alaun
Schwefelsaure Kalkerde
Kieselsaures Eisen
0,804 —
0,895 —
4,480 —
0,300 —
0,160 —
0,120 —
17,407 Gr.
Kohlensaures Gas . . . , . . . 12,309 Kub. Z.
Die Acqua acetosa wird von den Römern viel getrunken und in
den Strafsen der Stadt verkauft. Carpi hat auch das andere Trink-
wasser von Rom chemisch analysirt, und zwar:
1077
1. L'Acqua Paola. In 656 Cubik-Centimeter dieses Wassers
sind 10 Kubik-Centimeter Gas enthalten, bestehend aus einem Theil
Kohlensauren Gases, 3 Theilen Sauerstoffgases, 6 Theilen Stickgases.
Au atmosphärischer Luft enthält das Wasser 33,33 Sauerstoffgas und
'66,67 Stickgas. An festen Bestandteilen enthalten zehn Pfund Wasser:
Kohlensaures Natron
Chloruatrium .
Schwefelsaures Natron .
Eisenoxyd
Kohlensaure Kalkerde .
Schwefelsaure Kalkcrde
Kieselsaures Eisen
Verlust .
7.5767 Gr.
3,4673 —
2,9047 —
0,2000 —
2,9000 —
2,2000 —
0,5000 —
0,7508 —
20,5000 Gr.
2. L'Acqua Vergine detta Oggidi di Trevi enthält fast
dieselben Bestandteile, wie die vorige : in 10 Pfunden 22,0000 Gr.
3. L'Acqua Feiice enthält ebenfalls dieselben Bestandteile,
nur noch Extractivstoff, überhaupt in 10 Pfunden 26,0000 Gr. feste
Bestandtheile.
4. L'Acqua detta delGrillo enthält in 10 Pfunden 22 Gr.
feste Bestandtheile und zwar dieselben, welche die vorigen Quellen
enthalten.
5. L'Acqua di St. Feiice enthält in 10 Pfunden 30 Gr.
feste Bestandtheile, uuter diesen:
Kohlensaures Natron 6,3405 Gr.
Chlornatrium 6,3236 —
Schwefelsaures Natron .... 5,5312 —
Kieselsaures Eisen . . . . . 0,6000 —
lS,7953Gr.
6. L'Acqua La ncisiana enthält in 10 Pfunden 41 Gr. feste
Bestandtheile, unter diesen:
Chlornatrium 6,1197 Gr.
5,1188 —
Chlortalcium . . .
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Eisenoxyd mit Spuren von
Kieselsaures Eisen
Alaun
6,3633 —
17,5000 —
1,5000 —
0,5000 —
37,1018 Gr.
7. L'Acqua della Fontana del Porto Leonino enthält
in 10 Pfunden 30 Gr. feste Bestandtheile, unter diesen:
Eisenoxyd mit Alaun 1,0000 Gr.
Kieselsaures Eisen 0,8000 —
IfiÖOO Gr.
8. L'Acqua Inocientiana enthält in 10 Pfunden 25 Gr.
feste Bestandteile.
9. L'AcquadiS. Damaso enthält in 10 Pfunden 19 Gr. feste
Bestandteile.
10. L'Acqua delle Api enthält in 10 Pfunden 23 Gr. feste Be-
standtbeile, unter diesen :
Eisenoxyd mit Alaun ..... 0,7000 Gr.
Kieselsaures Eisen . . . . . 0,8000 —
1,5000 Gr.
Aufserdem werden noch zwei Mineralquellen in der Nähe Roms
von Berlocci erwähnt, die mit .einem bedeutenden Gehalt an koh-
lensauren, salzsauren und schwefelsauren Verbindungen, von günsti-
ger Wirkung gegen Rheumatismus und Gicht sein sollen.
Ricerche fisico-chimiche sul Lago sabatino e sulle sorgenti di ac-
que mineraii, che scaturiscono nei savi contorni. Memoria di Seve-
rio Berlocci. Roma 1816.
P. Carpi in: Giornale Arcadico. T. XLI. 1829.
Revue des ann. des sc. nat. 1829. p. 133.
P. Carpi, Esame fisico-chimico delle acque potabüi di Roma.
Roma 1831.
Die Solfatara-Seen bei Ro?n. An der Strafse, welche von
Rom aus dem San Lorenzo-Thor nach Tivoli führt, trifft man zwi.
sehen der zwölften und dreizehnten Miglie, in südöstlicher Richtung,
die Gruppe der §olfatara-Seen ; sie' liegen in einer platten, mehrere
Fufs dicken, weit ausgedehnten, mit Gras und Gesträuch überwach-
senen, von rasch fliefsendem Wasser unterminirten Kalksinterdecke,
die bei festem Auftreten dumpfhällende Töne und deutliches Erbe-
hen des ganzen Bodens wahrnehmen läfst. Von diesen Seen ist :
1. Der Lago dei tartari (Tuffstein-See) am wenigsten was-
serreich; sein Becken gewährt nach v. Graefe's Beobachtung, da
es gröfstentheils aus überaus verworrenen, mit weifsem Kalksinter über-
zogenen Wurzeln, Sträuchern, abgebrochenen Zweigen und Schilfhal-
men zusammengesetzt ist, den Anblick, als sei hier die Pflanzenwelt
versteinert. Das hier und da von Schwefelleberluftblasen, welche
aus einzelnen Spalten hervordringen, durchströmte Wasser ist kühl,
klar, von streng salzigem, widrig -bitterlichem Geschmack, und ist in
dieser Hinsicht, wie in Beziehung auf seine chemischen Mischungs-
verhältnisse nicht nur mit dem der übrigen Nachbar-Seen, sondern
auch mit jenem der Saiza, eines kleinen Flusses, analog, welcher
vor dem Südthore PästunTs, in dem Bette einer über die ganze Ge-
gend ausgebreiteten, stellenweise mit Humus bedeckten Sinterdecke
zum nahen Meere hineilend, die Gewächse ebenfalls, vorzugsweise
aber sümmtliche am Ufer wachsende, in steinigen Kalkhüllen er-
starren läfst. Die Analysen beider Wasser ergeben eine ungewöhn-
lich
1079
lieh grofse Menge Sulfate, Carbonate und HydrochJorate von Kalk,
Natron und Talkerde; die aus jenen Gewässern abgeschiedenen Tuffe,
welche nach Mafsgabe ihres durch höheres Alter zunehmenden Ver-
lustes an Krystallisatiouswasser mehr und mehr an Härte gewin-
nen, reagirten als beinahe völlig reiner, nur mit geringen Atomen
Gvrps und Eisenoxyd gemischter kohlensaurer Kalk.
Charles Moxon (Froriep's N. Notizen aus dem Gebiete
der Natur- und Heilkunde. Nr. 186. Februar 1S39. S. 152) macht anf
den Unterschied der Zeit aufmerksam, in welcher in den verschiede-
nen versteinernden Quellen der kalkartige Ueberzug (Niederschlag)
bewirkt wird. In Karlsbad ist dazu eine 'Woche nüthig; hier dage-
gen reichen wenige Tage hin. Moxon tauchte in den Tuffstein-
See einige Weiutrauben, wovon die kugelförmige Gestalt der Beeren
in der kalkartigen Umschliefsuug erhalten wurde, während die Bee-
ren selbst vollkommen einschrumpften: ein Beweis der Schnelligkeit
mit welcher der Frocefs statt finden mufs, und der starken Kaikhal-
tigkeit des Wassers.
2. Die übrigen drei Solfatara-Seen sind kaum eine halbe Stunde
von dem ersten entfernt ; zuerst trifft man auf den : Laghetto delle
isolenatante. Er führt diesen Namen, weil einige, ungefähr zehn
Fufs im Durchmesser haltende und an drei Fufs dicke, aus zusammen-
gesinterten Blättern und Wurzelstücken gebildete , mit etwas Hu-
mus, Gras uud kleinem Strauchwerke bedeckte Inseln auf demselben
schwimmen. In geringer Entfernung von seinem nördlichen Ufer er-
bebt sich die Ruine der ehemaligen Bäder Marc-Agrippa's. Das Bek-
ken des Sees hat bei einer Tiefe von 175 Fufs kaum 4 — 500 Schritte
in Umfang; das geschöpfte Wasser erscheint klar, im See hingegen hat
es eine bläulich-weifse, wie durch Milch getrübte, etwas opalisirende
Farbe. Ueberall steigen bald kleine, bald gröfsere Luftblasen empor;
wirft man einen gröfsern Tuffstein in den See, so entsteht da, wo
er niedersinkt, nach anderthalb Minuten ein in immer gröfserem Kreise
bewegtes Aufbrausen, als siede das Wasser lebhaft; zu Ende dieser
fast eine halbe Stunde dauernden Erscheinung werden grofse,' von vie-
len weifsen Flocken begleitete Luftblasen emp'orgetrieben.
3. Der Lago della collonelle und 4. Lago S. Giovanni
kleiner als der vorige, hängen durch einen kleinen Bach mit ihm zu-
sammen. Da, wo das Wasser in den Verbiudungsbäcben flacher
fliefsl, bemerkt man in demselben eine Menge lockerer, leicht zu Bo-
den sinkender, oder an Stcinspitzeu und Grashalmen sich hängender
weifser Körperchen, an Gestalt Schneeflocken ähnlich. Früh gesam-
melt sind sie zwischen den Fingern leicht zu zerreiben uud schmek-
ken, noch von Wasser durchdrungen, widerlich salzig-bittor; getrock-
net brennen sie mit bläulicher Flamme und erhalten sich als reiner,
nur einen geringen erdigen Rückstand zurücklassender Schwefel: sie
enthalten etwas Schwefelwasserstoffgas und nehmen, wenn dasselbe
beim Schmelzen entweicht, eine hochgelbe Farbe an.
Das sich aus den Seen iu solcher Menge entwickelnde Gas, dafs
III. Thcil. Zzz
1080
man in dem Umkreise einiger Miglien einen Geruch nach faulen Eiern
wahrnimmt, der um so intensiver und fast ekelerregend wird, je
mehr man sich den Ausströmungsorten nähert, ist Schwefelwasserstoff-
gas, dem nach v. Graefe kohlensaures Gas beigemengt ist: unmit-
telbar über dem Wasser eingeathmet, erregt es das Gefühl von un-
angenehmer Beengung in der Brust, dem bei fortgesetzter Eiuath-
mung desselben mit Druck in der Stirn verbundene Eingenommen-
heit des Kopfes folgt. Weder das Wasser noch das Gas werden zu
medizinischen Zwecken benutzt.
A. Denis Fougeroux de Bondaroy, sur les solfatares des
environs de Rome in : Hist. de TAcad. des sc, de Paris. 1770. p. 1 ff.
v. Gräfe, die Gasquellen Süd-Italiens a. a. O. S. 124 ff.
Die Mineralquellen bei Fa'e'nza entspringen vier Miglien
von dieser an der Strafse nach Rimini gelegenen Stadt, auf der öst-
lichen Seite des Apennin, an dem Ufer des Flusses Quartolo. Man
unterscheidet besonders: 1. l'Acqua salsa, 2. die Quelle S. Chri-
stof oro und 3. die Quelle de 11' Olmatello, welche letztere
in einem Ulmenwalde zu Tage kommt. Das Mineralwasser ist kalt,
hat eine Farbe wie weifser Wein, einen schlammartigen und schwe-
feligten Geruch und soll kohlensaure Kalk- und Talkerde, Chlorna-
trium und Chlortalcium, schwefelsaure Kalkerde, Alaun, Eisen und
Extractivstoff enthalten. Man benutzt es innerlich und äuiserlicb,
ähnlich den Mineralquellen von Civita-Vecchia (S. 1075).
P. Paganini a. a 0. p. 18.
Die salinischen Mineralquellen bei Ascoli, welche von
Antonio Egidi erwähnt werden.
Giornale di Fisica. Dec. II. T. VIII. p. 246.
VI. Die Heilquellen des Königreichs beider Sicilien.
(Neapolitanischer Apennin.)
xJas hier zur Betrachtung kommende Gebiet umfafst das
untere Italien diesseits der Meerenge und die Insel Sicilien
mit den dazu gehörigen kleineren Inseln. Von der Boden-
beschaffenheit dieses Gebiets ist bereits gehandelt worden ;
wir verweisen in Betreff der orographischen Beschaffenheit
desselben aufS. 733 ff. und Hinsichts der vulkanischen Er-
scheinungen und geognostischen Verhältnisse aufS. 736 ff.
Grofs ist die Zahl der hier entspringenden Mineral-
quellen, woran sich auch die diesem Gebiete eigenthümli-
chen natürlichen Gascpuellen (Stufe) anschliefsen. Aber je-
dem Fremden mufs es auffallen, dafs für die bequemere
und sichere Benutzung der von der Natur hier so ver-
schwenderisch dargebotenen Heilmittel so wenig gethan wird,
was sich besonders bei den später zu erwähnenden Stufe
und Arenazionen Ischia's so bemerklich macht, wo entwe-
der ganz im Freien gebadet wird ohne alle Sicherung ge-
gen Hitze und üble Witterung, oder die etwa vorhande-
nen kleinen Ueberbaue über Thermen und Stufe ein eben
so ärmliches als unreinliches Ansehen darbieten. Aber
man kann gröfsere Bauten der Art wohl auch darum nicht
unternehmen , weil sie die Fehler der schon vorhandenen
kleinern thcilen, namentlich dumpfige Luftansammlungen
Zzz 2
1082
nur unzulänglich abwenden, die Reinigung und Anfrischung,
welche besonders dein Kiesstrande, auf dein die Arenazio-
nen genommen werden, bei günstigen Windstöfsen durch
momentane Ueberschwetnmungen widerfährt, behindern
würden, und wejl endlich die grofsen völlig freien Flächen
die beliebigste Auswahl noch nicht gebrauchter Badestel-
len uneingeschränkt gestatten. Auch mag hierbei die Ge-
wohnheit des italienischen Volks, das offene Himmelsge-
wölbe als die eigentliche Wohn-, Speise- und Werkstube
zu betrachten, mit in Anschlag gebracht werden müssen.
Jedenfalls aber würde nach v. Gräfe' s Vorschlag dem
viel empfundenen Bedürfhifs von Schutz und Schirm beim
An- und Auskleiden, beim Reinigen und Abtrocknen, ohne
in die vorhin erwähnten Uebelstände zu verfallen, durch
einige vierrädrige, in den besseren Seebädern Englands
und Deutschlands längst eingeführte, auf jeder Stelle die
Bequemlichkeiten eines zierlichen Kabinets gewährende
Badewagen leicht und zweckmäfsig abgeholfen werden
können.
Wir theilen die auf diesem Gebiete vorkommenden
Heilquellen in :
A. Die Heilquellen des Parthenopeischen
Strandes und der Insel Ischia, woran wir die übri-
gen Mineralwasser Unter-Italiens ansckliefeen;
B. Die Heilquellen Siciliens, woran sich die
der Liparisehen Inseln schliefsen.
Hamilton, observations on Mount Vesuvius, Mount Etua etc.
2. £dit. London 1774.
Gioeni, Saggio di Litologia Vesuväana. Napoli 1790.
Spallanzani, viaggio alle due Sicilie. Pavia 1792. 5 Tom.; —
Deutsch : Leipzig 1795. 4 Theile ; — Französisch : Bern 1795. 4 Tom.
Giustiniani, dizionario geografico del reguo di Napoli, 10
Voll. 1797.
Scip. Breislak, Voyages pbysiques et lithologiques dans la
Campanie, suivies d'une niem. sur la Constitution physique de Rome,
trad. du Mnsc. ital. par le Gen. Pommereuil. Paris 1801.
Pini, Viaggio geologico per diverse parti merid. dell' Italia. Mi-
lano 1802.
1083
H. Fcnner« Taschenbuch für Gesundbrunnen und Bäder. Darm-
stadt 1816. S. 5 ff. 1817. S. 46 ff.
A. W. Kephalidcs, Reise durch Italien und Sicilien. 2 Theilc.
Leipzig 1S18.
Tenore, essay sur la g^ographie physique et botanitjuc du ro-
yaume de Naples. Naples 1827.
S. de Renzi, osservazioni sulla topografia medica del regno di
Napoli. Napoli 1828.
C. G. Carus, Analckteu zur Naturwissenschaft und Heilkunde.
Gesammelt auf eiuer Reise durch Italien im J. 1828. Dresden 1829.
Brandes Archiv. 2. Reihe. Bd. XVI. S. 173.
Pierre de Tcliiha t cho f f , Coup d'oeil sur la Constitution ge"o-
logupe des proviuecs me'ridionaies du royaumc de Naples. Berlin 1842.
A. Die Heilquellen des Parthenopeischen Strandes
und der Insel Ischia.
Xleapels schöner Meerbusen wird in weiter Ausdehnung
vom Festlande eingefafst und da, wo er sich südwestlich
öffnet, durch reizende Inseln begrenzt: die gröfsten der-
selben, Ischia und Capri, bilden die Seitenpfeiler der un-
gefähr dreizehn Miglien weiten Pforte. Es ist wahrschein-
lich, dafs der Meerbusen in vorgeschichtlichen Zeiten durch
den Einsturz gigantischer Vulkane entstanden ist, so dafs
der Halbmond des Strandlandes und die einzelnen, den
Kranz theilweise ergänzenden vulkanischen Inseln nur als
geringe Ueberreste vormaliger peripherischer Bergabfälle
erscheinen. Noch immer ist daher das grofse Wasserbek-
ken fast allenthalben mit vesuvischer grobkörniger Asche
ausgekleidet und dessen Saum auf den meisten Punkten
mit verglasten Felsblöcken besäet. Ueberhaupt ist der
ganze stellenweise eingerissene Erdgürtel mit Ausnahme
der seeundären und tertiären Kalkfelsen Campanella's und
Capri's, durchgehends vulkanisch zusammengesetzt. Alle
seine übrigen Berge, Thäler und Ebenen bestehen nur aus
Asche, aus festen und verwitterten Laven, aus altern und
Jüngern Tuffbil düngen, aus brennenden oder halb erlosche-
nen Auswurfskcgeln und aus noch emporragenden oder bc-
10S5
reits in die Tiefe finsterer Landsecn versunkenen Kruter-
niänteln.
Nach den Beobachtungen von Dufresnoy über die Laven in
der Umgegend von Neapel sind die Laveu der Somma und die des
Vesuvs wesentlich verschieden: die der Somma werden durch Säuren
fast gar nicht angegriffen, während die des Vesuvs zum grofsen Theil
sich darin auflösen; die Laven der Somma enthalten eine reichliche
Menge Kali, in denen des Vesuvs ist Natron vorherrschend. Auch
das Gestein der Somma ist von dem des Vesuvs verschieden: der
Pyroxen der Somma ist ein Augit, ein Pyroxen mit einer Basis von
Eisenoxyd; der des Vesuvs ist ein Stalactit, ein Pyroxen, der zu den
kalkhaltigen Varietäten gehört.
Ueber das vielgepriesene Klima von Neapel wird später bei der
den Seebädern gewidmeten Abtheilung ausführlicher gehandelt werden;
hier nur so viel, dafs, so gesund die ganze Gegend von Neapel dies-
seits des Pausilipp's ist, so verschieden dies jenseits sich verhält.
Gleich einer Scheidewand zwischen Leben und Tod trennt dieser
mäfsige Bergrückeu beide Gelände: die vielen ausgebrannten, nunmehr
gröfstentheils mit stehendem Gewässer gefüllten vulkanischen Krater,
welche sämmtlich jenseits liegen und durch keine Kanäle abfliefsen
können, erzeugen, sobald in den Sommermonaten der warme Strahl
einer südlichen Sonne auf sie einwirkt, miasmatische Ausdünstungen
von der verderblichsten Natur und diese, von keinem Baumwuchs
weder abgehalten noch zersetzt, verbreiten sich über die ganze Um-
gegend, wo sie gefährliche Fieber erzeugen. Mit Anfang Juli wan-
dern sämmtliche Gutsbesitzer des reizenden Golfes von Bajä aus, ent-
weder nach dem meerumflossenen Pozzuoli oder an die gesunde Küste
jenseits des Pausilipp , und kein Fremder besucht alsdann ungestraft
diese Stellen. Selbst die Eiogebornen von Pozzuoli sollen nervösen
Wechselfiebern, Gallenfiebern und Ruhren ausgesetzt sein und häufige
Epidemien einen grofsen Theil der Bevölkerung wegraffen.
Analisi e Facolta. medicinali delle acque minerali di Castellamare
esposte etc. da1 Signori Cavaliere Luigi Sementini, Dr. Beue-
detto Vulpes e Filippo Cassola. Napoli 1833.
Analyse et propri6t£s medicinales des eaux min. de Castellamare
publi6es etc. par MM. les professeurs Semeutini, Vulpes et Cassola;
traduites de Titalien et accompagn<*es de uotes par J. E. Chevallcy
de Rivaz. Naples 1834.
Description des Eaux minßro- thermales et des 6tuves de I'ile
d'Ischia etc., par le docteur Che Valley de Rivaz. 2. 6dif.
Naples 1835.
Die Heilquellen bei Neapel, Castellamare, Torre del Anuunziata,
Ischia etc in medizinischer Beziehung. Nach den neusten Original-
arbeiten mit Anmerkungen von A. W. F. Schultz. Berlin 1837.
C. v. Graefe, die Gasquellen Süd- Italiens und Deutschlands.
Berlin 1842. '
1086
1. Die Mineralquellen in Neapel. — Ander
Strafse di St. Lucia, welche vom Largo di Palazzo am
Meere entlang nach der Villa reale und Riviera di Chiaja
führt, befinden sich dicht am Meere, von diesem nur durch
eine Mauer geschieden, und dicht neben einander zwei
Quellen, von denen die eine den Namen Acqua culfurea di
St. Lucia, schlechtweg Acqua sulfurea, und die andere
den Namen Acqua ferrata führt.
a. Die Acqua sulfurea ist sehr hell, riecht nach
SchwcfelwasserstofFgas, ist leichter als destillirtes Wasser
und hat die Temperatur von 14,5° R.
Nach Ricci enthalten sechs Pfund dieses Wassers:
Schwefelsaures Natron
0,08 Gr.
Chiornatrium 0,31 —
Unterkchlensaures Natron . . . 0,27 —
Uuterkohlensaure Kalkerde . . . 0,38 —
Kieselerde . 0,02 —
1,06 Gr.
Kohlensaures Gas . . . . . 32,81 Kub.Z.
Scbwefehvasserstoffgas .... 5,95 Gr.
Das Wasser befördert getrunken (täglich ein bis vier
Pfund) die Verdauung, führt ab, wirkt harn- und schweifs-
treibend und wird mit Nutzen innerlich angewendet bei
Dyspepsien, hartnäckigen Verstopfungen, Leiden der Le-
ber, besonders bei Gallensteinen, chronischen Hautkrank-
heiten, Asthma humidum, chronischen Katarrhen, Stockun-
gen im Lyinph- und Drüsensystem, Scropheln.
Aeufserlich empfiehlt man dasselbe als Einspritzung
bei Fluor albus, als Waschungen bei chronischen Ophthal-
mien, bedingt durch psorische Metastasen, — bei unreinen
Geschwüren und chronischen Blennorrhöen.
b. Die Acqua ferrata ist sehr klar, von einem
sauern adstringirenden Geschmack, schwerer als destillirtes
Wasser und hat die Temperatur von 16,8° R.
Nach Ricci enthalten sechs Pfund dieses Wassers:
Chiornatrium ...... 0,47 Gr.
Unterkohleusaures Natron .... 0,45 —
1087
Unterkolilensaure Kalkerde
0,33 Gr.
Unterkolilensaure Talkerde . . . 0,07 —
Unterkohlensaures Eisen .... 0,27 —
Kieselerde 0,03 —
Unbestimmte Stoffe 0,01 —
1,63 Gr.
Kohleusaures Gas 41,74 Kub.Z. '
Lancellotti fand aufserdem noch bydriodsaures Kali in dem-
selben. *
Es wirkt eröffnend uud stärkend, und wird daher mit
Nutzen angewendet bei Dyspepsie und andern Störungen
der Verdauung von torpider oder erethischer Schwäche, —
bei Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, — bei
Chlorosis und andern Kachexien, besonders bei Rhachitis.
Bei letzterer Krankheit verbindet man sehr zweckmäfsig
einen Theil der Acqua ferrata mit zwei Theilen Meerwas-
ser und läfst von dieser Mischung Bäder nehmen.
Man braucht das Wasser sowohl innerlich als äufser-
lich und rechnet für den innern Gebrauch ein bis sechs
Unzen pro dosi zu verschiedenen Malen des Tages. Auch
läfst man es mit Wein vermischt vor dem Essen trinken.
Beide Wässer, die in Neapel sehr beliebt und während
der schönen Jahreszeit viel getrunken werden, kann man
in den verschiedensten Stadttheilen fast zu allen Tages-
zeiten, besonders aber Morgens und Abends haben, da sich
eine grofse Menge von Menschen damit nährt, diese Was-
ser herumzutragen oder herumzufahren. Während man
sie. trinkt, mufs mau sich mäfsige Bewegung zu Fufse
oder zu Pferde machen, doch macht die Lage der Quel-
len, nicht weit von der Villa reale, die Bewegung zu
Fufse rathsamer.
M. Attumonellr, memoires sur les eaux min6rales de Naples
et les bains de vapeurs. Paris 1804.
— — — delle acque minerali di Napoli, dei bagui a va-
pori, del modo di i'arle artiticialmente e del1 loro «so in medicina.
Napoli 1808.
A. W. F. Schultz, die Heilquellen bei Neapel, etc. S. 78.
1088
2. Die Mineralquellen bei Castellamare.
Die Stadt dieses Namens, jetzt der Hauptort des dritten
Districts der Provinz Neapel, mit 16,000 Einwohnern, das
alte Stabiae, auf dessen Trümmern sie gebaut ist, liegt im
östlichen Theile des Golfes von Neapel, 14£ Miglie von
dieser Hauptstadt, dicht am Meere und am Fufse des
Monte St. Angelo oder St. Nicola (über 4000 F. über d. M.),
eines der höchsten Ausläufer der campanischen Apenninen.
Von jeher berühmt durch ihre gesunde Luft und ihre Mi-
neralquellen (Columella, de cultu hortorum lib. X.:
Fontfbus et Stabiae celebres et Vesvia rura), so wie be-
kannt durch den Tod des altern Plinius, welcher daselbst
im J. 79 nach Chr. bei dem grofsen Ausbruch des Vesuvs,
durch welchen Pompeji und Herculanum zerstört wurden,
sein Leben verlor, bat Stabiae seinen Namen verändert
zur Zeit Carls I., welcher es im J. 1226 mit Mauern um-
gab und zwei feste Schlösser errichtete, von denen die
Stadt ihren jetzigen Namen Castellamare erhielt.
Von den verschiedenen Punkten der Stadt und besonders von den
zu ihr gehörigen Landhäusern (Casini) geniefst man eine schöne Aus-
sicht auf das Meer mit den Inseln Capri und Ischia, auf Neapel und
den ganzen Posilippo, den Vesuv uud die an seinem Fufse liegenden
Städte Portici, Resina, Torre delT Annunziata, so wie auf die frucht-
bare vom Sarno durchflossene Ebene zwischen dem Vesuv und den
östlich und südlich von der Stadt gelegenen höhern Bergen und end-
lich auf letztere selbst.
Die gesunde Luft, deren sich Castellamare erfreut, wird beson-
ders dadurch bedingt, dafs es vom Meere bespült und gegen die Süd-
winde (Scisocco) geschützt, offen gegen die Nordwinde (Tramoutana)
liegt. Wenn aber Sementini, Vulpes und Cassola die Luft
für nicht feucht erklären, so kann dies eigentlich nur für die heifseste
Sommerzeit gelten, in welcher Castellamare allerdings einen sehr an-
genehmen Aufenthaltsort darbietet, so dafs sich die königliche Familie
daselbst ein Lustschlofs erbaute, dem der Name Quisisana (hier ge-
neset man) gegeben wurde , — während es Thatsache ist , dafs ein
Theil der Villen, besonders die, welche dicht am Fufse des Gebirges lie-
gen, im Winter der Feuchtigkeit wegen fast gar nicht bewohnbar sind,
und Jeder, der nicht in Castellamare ansäfsigist, zum Winter fortzieht.
Der Boden, auf welchem Castellamare ruht und wo
die Mineralquollen entspringen, besteht im Allgemeinen
1089
theils aus derbem und festem, thcils aus schieferartigem
Kalkstein, über welchem vulkanischer Tuff lagert, und siod
zum grolsen Theile reich bewaldet. In dem Kalke findet
sich Dolomit, wie schon früher angenommen und neuer-
dings von Ab ich bestätiget wurde, obgleich derselbe
Hoffmann's Nachforschungen entgangen war ; — in dem
schieferartigen Kalkstein kommen häufig Versteinerungen
von Seefischen (sparus guarracinus) vor.
In und bei der Stadt entspringen acht Quellen, zum
Theil an und vor dem Westende der Stadt, dem zum Werft
führenden Thore, Porta del cantiere, gegenüber, am Fufse
des Monte Gauro (nicht zu verwechseln mit dem bei Poz-
zuoli liegenden und auch Monte Barbaro genannten) ganz
nahe bei einander. Es sind folgende:
a. und b. Die Acqua media entspringt in zwei Quel-
len, von gleicher Qualität, Acqua media prima und se-
conda, welche gegen 5£ Fufs von einander entfernt sich
bald mit einander vereinen, und hat die Temperatur von
13-14,5° R., das specif. Gewicht von 1,004822 (destillirtes
Wasser zu 1,000000 angenommen).
Die Quelle bildete früher mit den unter c. und d. auf-
geführten bald nach ihrem Hervorquellen aus der Erde
einen ansehnlichen Bach, welcher den Namen Acqua fe-
tente führte. Später hat man die verschiedenen Quellen
von einander gesondert und im J. 1830 über die Acqua
media und sulfureo-ferrata einen Säulengang gebaut, der
sie gegen den Regen schützt. Unter diesem Porticus flie-
fsen die beiden, die Acqua media bildenden Bäche vereinigt
von Westen nach Osten in einem 6 F. breiten und 3h F.
tiefen Bette; südlich und östlich»wird das Bachbett unter
dem Porticus begrenzt durch sehr grofse Felsen von eisen-
haltigem kohlensaurem Kalke, — die Dördliche Grenze
des Bettes ist von Steinen erbaut und die Sohle des Bet-
tes ist lockerer Boden.
c. Die Acqua solfurea oder solfureo-ferrata,
von 13,5 — 14,75° R. Temperatur und 1,004622 specif.
1090
Gewicht, entspringt einige dreifsig Fufs von der Acqua
media prima entfernt an der Nordseite des Baches unter
dem letzten Pilaster des Porticus aus einer viereckigen
Höhlung in der Richtung von Nord nach Süd und ergiefst
sich in den Bach der Acqua media, aus dessen Sohle Bla-
sen von kohlensaurem Gase und zwar besonders kurz vor
der Vereinigung mit der sulfurea sich entwickeln. Nach
ihrer Vereinigung wenden sich beide Wasser etwas von
Osten nach Süden und treten unter eine steinerne Brücke
außerhalb des Säulenganges, hinter welcher von rechts
und links her andere Quellen sich mit dem Hauptbache
vereinigen, die noch nicht analysirt sind. Endlich gelan-
gen alle diese Wässer zu der:
d. Acqua ferrata del Pozzillo oder antica,
welche einige dreifsig Fufs von der Acqua sulfurea aus
einem viereckigen Brunnen, der en einem Hügel gelegen
durch seinen Ueberbau die Gestalt einer Nische gewährt,
entspringt. Das überflüssige Wasser dieses Brunnens wird
in den von den übrigen Wässern gebildeten Bach vermit-
telst eines Kanals geleitet, welcher wenig über dem Niveau
des Baches erhaben liegt3 so dafs, wenn dieser sehr was-
serreich ist, das Wasser in den Brunnen zurückströmt.
Die Temperatur beträgt 13—14,75° R., -r— das speeif. Ge-
wicht 1,004977.
e. Die Acqua ferrata nuova befindet sich unfern
der Acqua media an dem südlichen Rande einer kleinen
Insel, welche durch den gewundenen Lauf eines kleinen,
aus dem grofsen Bach entspringenden Wassers gebildet
wird, und wurde von dem Architekten Catello Trojano
entdeckt. Der für sie gebaute Brunnen trägt auf drei Sei-
ten ein Schutzdach gegen den Regen; von der vierten ist
er offen zum Schöpfen. Die Temperatur beträgt 13 bis
14,75° R., — das speeif. Gewicht 1,004088.
f. Die Acqua acidola oder acetosella befindet
sich in der Stadt auf dem Territorium eines gewissen
Gioacchino Landolfo, welches an dem Largo del
1091
Purgatorio veccbio einige Palmen tiefer als der Boden der
Strafse liegt. Das hier in einem unbedeckten Brunnen ge-
sammelte Wasser wird aus demselben vermittelst einer un-
terirdischen Leitung in ein, stets verschlossen gehaltenes
Brunnenhäuseben geführt, woraus es in zwei nebenstehende
Becken tritt, aus denen es die Einwohner nicht allein zum
medizinischen Gebrauche, sondern auch zum gewöhnlichen
Getränk schöpfen. Die Temperatur desselben beträgt 11,15
bis 14° R., — das speeif. Gewicht 1,001422.
Dies Wasser scheint dasjenige zu sein, welches P linius gegen
Steinbeschwerden unter dem Namen Aqua dimidia empfiehlt. Die-
sen Namen verdankt es dem Umstände, dafs es in alten Zeiten zwi-
schen zwei rothen Wassern, von denen das eine verschwunden ist,
während sich das andere noch findet, entsprang. Die Identität der
Acqua acidola mit der Aqua dimidia des Plinius wird auch in ei-
ner über jenem erwähnten Brunnenhäuschen stehenden Inschrift aus-
gesprochen, welche lautet: Aquae aeidulae cujus vim in plures mor-
! bos Plinius olim commendavit nunc vero Cotunnio Vairoque proban-
di tibus Stabienses regis ac populi commoditati consulentes p. s. aedicu-
i; lam hanc fac. cur. Anno 1787.; — doch ist dies auch bezweifelt wor-
\ den, namentlich von Che Valley de Rivaz, der vielmehr der Mei-
( nung ist, dafs Plinius von der jetzt sogenannten Acqua media rede,
und sich bei seinem Zweifel auf die geringen Heilkräfte der Acqua
aeidula stützt, da von der, welche Plinius erwähnt, stärkere zu er-
warten wären.
g. Die Acqua sulfurea del muraglione und
h. Die Acqua nuova del muraglione. Letztere
entspringt unbedeckt neben dem Wasserhäuschen der er-
steren, an zweihundert Schritte vor dem Westende der
Stadt, jenseits der vorher genannten Quellen, unterhalb
der Mauer, welche die neue Strafse nach Pozzano unter-
slüzt, einige vierzig Schritte vom Meeresufer entfernt.
Das Wasser beider Quellen wird in zwei länglichen Be-
hältern aufgefangen, in welchen ab und zu Blasen aufstei-
gen. Seine Temperatur ist 14,15 — 15,75° R., sein speeif.
Gewicht 1,006186.
Das speeifische Gewicht sämmtlicher Quellen ist für
die Temperatur von 8,8° R. und den Barometerstand von
28° R. berechnet worden.
1092
Das Wasser aller dieser Quellen ist durchsichtig und
farblos, nur das Wasser der Acqua del inuraglione ist et-
was opalfarben und in der Acqua media und der Acquar
sulfureo-ferrata bemerkt man hier und da einzelne weifse
Flocken von Sghwefelhydrat. Die Acqua media und die
beiden Acque ferrate sind geruchlos, die Acqua sulfureo-
ferrata dagegen und die beiden Acque sulfuree riechen
nach Schwefelwasserstoffgas; — die Acqua acidola hat
weder Farbe noch Geruch. Der Geschmack der einzelnen
Mineralquellen ist sehr verschieden: nach ihrem wechseln-
den stärkeren und schwächeren Gehalt an Salzen, Schwe-
felwasserstoffgas und kohlensaurem Gas, bald salzig, bald
salzig -hepatisch, — oder wie bei der Acqua acidola, an-
genehm säuerlich.
Das Mineralwasser wurde auf Befehl des Minister-
Staatssecretairs im J. 1833 durch die Professoren Se-
mentini, Vulpes und Cassola einer chemischen
Untersuchung unterworfen. Hiernach enthält in sechzehn
Unzen Wasser:
1. die Acq. media : 2. die Acq. sulfurea :
2,45970 Gr. . 6,51920 Gr.
Doppeltkohlensaures Natron
Doppeltkohlensaure Talkerde . 1,93750 —
Doppeltkohlensaure Kalkerde . 1,12500 —
Doppeltkohlensaures Eisenoxydul
Schwefelsaures Natron . . 6,75000 —
Schwefelsaure Talkerde . . 2,34375 —
Chlornatrium .... 18,14900 -
Chlorcalcium .... 7,56150 —
Kieselsäure, verbunden mit Cal-
cium-, Magnesium- und Eisenoxyd 1,16730 —
41,49375 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 1,362 Knb.Z
Stickstoff ...... 0,086 —
Sauerstoff 0,064 —
Schwefelwasserstoffaas
1,50000 —
2,86-250 —
0,09140 —
3,09370 —
1,56250 —
36,90120 —
5,05350 —
1,11625 —
58*70025 Gr.
8,515 Kub.Z.
0,225 —
0,159 —
0,214 —
Doppeltkohlensaures Natron
Doppeltkohlensaure Talkcrde
Doppeltkohlensaure Kalkerde
3. die Acq. ferrata 4, die Acq. ferrata
delpozzillo: nuova:
6,5469 Gr. . 6,0781 Gr.
2,7500 — . 2,7500 —
1,2500 — . 2,5912 —
1093
Doppeltkohlensaures Eisenoxydul 0,1875 Gr. . 0,0292 Gr.
Schwefelsaures Natron . . . 3,2344 — . ' 3,0937 —
Schwefelsaure Talkerde . . 4,6875 — . 2,5781 —
Chlornatrium ..... 16,0366 — . 18,4504 —
Chlorcalciura 5,0781 — . 3,7924 —
Kieselsäure, verbunden mit Cal-'
cium-, Magnesium- und Eiseuoxyd 0,8594 — . 0,8406 —
40,6304 Gr. "40^037 Gr.
Kohlensaures Gas ... 10,380 Kub.Z. . 9,894 Kub.Z.
Stickstoff 0,113 — . 0,113 —
Sauerstoff 0,171 — . 0,171 —
5. die Acqua aci- 6. die Acqua del
dola: Muraglione:
Doppeltkohlensaures Natron . l,78l2Gr. . 5,9375 Gr.
0,5781 — . 2,2500 —
2,8125 — . 2,8125 —
3,0937 — . 4,5000 —
1,2031 — . 1,8750 —
4,0750 — . 42,1730 —
1,1112 — . 5,9510 —
. . . 3,0587 —
Doppeltkohlensaure Talkerde
Doppeltkohlensaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde .
Chlornatrium ....
Chlorcalcium ....
Chlortalcium ....
Kieselsäure, verbunden mit Calcium-,
Magnesium- und Eisenoxyd 0,6094 — . 2,0000 —
15,2642 Gr. 70,5377 Gr.
Kohlensaures Gas ... 2,132 Kub.Z. . 2,600 Kub.Z.
Stickstoff 0,051 — . 0,398 —
Sauerstoff ..... 0,141 — . 0,075 —
Aufserdem enthalten die Acq. sulfurea, Acq. ferrata del Pozzillo
und Acq. ferrata nuova noch Spuren von hydrojodsaurcn, die Acq,
media, Acq. sulfurea und Acq. del Muraglione von hydrobromsauren
Salzen, — die Acq. media, Acq. ferrata del Pozzillo, Acq. del Mu-
raglione Spuren von Schwefelhydraten, — die Acq. ferrata del Poz-
zillo Spuren von Manganesiumoxyd, — alle aber Spuren von Thon-
erde, Eisenoxyd und organischer Materie.
Innerlich angewendet wirken die Quellen nach Ver-
schiedenheit ihres stärkeren oder schwächeren Gas- und
Salzgehaltes die Se- und Excretionen bethätigend, umän-
dernd auf das Mischungsverhältnifs der Säfte, auflösend,
abführend. Die italienischen Aerzte unterscheiden bei den
einzelnen Mineralquellen folgende Eigenthüuilichkeiten ihrer
Wirkung und Anwendung:
a. Die Acqua media, ein kalter salinischcr Säuer-
ling, wirkt abführend und diuretisch, speeifik auf die Hä-
1094
morrhoidalgefafse. Als Getränk, des Morgens nüchtern
(in der mittlem . Gabe von drei Pfund, welche man in zwei
Stunden verbrauchen mufs) hat sie sich heilsam erwiesen
bei Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, und den
Mesenterialdrüsen, — bei Gallensteinen und Icterus, blin-
den Hämorrhoiden, — bei Bauch- und Brustwassersucht,
. — bei Stockungen im Uterinsystem, Amenorrhoe, — bei
Krankheiten der Harnwerkzeuge, besonders Nierensteinen,
— verschiedenen Arten von Herpes, besonders wenn sie in
Folge von bedeutenden Störungen der Digestion und Assi-
milation entstanden sind, — bei Polysarcia und bei acuten
und chronischen Ophthalmien.
Die in diesem Wasser vorkommenden , oben erwähnten kreide-
weifsen Flocken, welche den bei den Solfatara-Seen bei Rom (S. 1079)
erwähnten ähnlich sind, werden Fiori d'aequa genannt und zum
ärztlichen Gebrauche für diejenigen Kranken gesammelt, bei wel-
chen das Mineralwasser unzulänglich auf Leibesöffnung wirkt. Auch
pflegt man , um die Darmausleerungen zu vermeinen , zu Anfang
der Kur der ersten Gabe Wasser zwei Drachmen Kali tartaricum
zuzusetzen, und mufs überhaupt darauf achten, dafs der Kranke in-
nerhalb vier und zwanzig Stunden drei bis vier Stuhlentleerungen
habe, und demgemäfs die Dose des Wassers erhöhen oder vermin-
dern. — Bemerkenswerth ist die Vorschrift, Avelche Sementini und
Yulpes geben, dafs diejenigen , welche bei dem innern Gebrauch
des Mineralwassers auch Bäder, sei es von süfsem oder von Seewas-
ser, nehmen, die ihnen vorgeschriebene Dosis Wasser vor dem Bade
trinken sollen.
h. Die Acqua sulf ur eo-f err ata hat sich hülf-
reich gegen folgende Krankheiten erwiesen : chronische
Hautausschläge, Scropheln, Drüsengeschwülste und Ver-
härtungen, selbst scirrhöse des Uterus, Fluor albus und
Blennorrhöen.
Das Wasser wird nur als Getränk benutzt, und zwar läfst man
des Morgens nüchtern ein Pfund und ein zweites Pfund drei Stunden
nach dem Frühstück (collazione) oder sechs Stunden nach dem Mit-
tagsmahle trinken. Man kann die Dose erhöhen oder vermindern, je
nachdem das Wasser auf die Leibesöffnung wirkt, mufs jedoch mög-
lichst vermeiden, dafs dasselbe förmlich laxire. Sollen gleichzeitig
Bäder gebraucht werden, so müssen diese von süfsem Wasser sein,
— nur bei Fluor albus und Skropheln sind Seebäder zu empfehlen.
c. Die
1095
c. Die Acqua ferrata ilel Pozzillo und die Ac-
qua ferrata nuova werden mit günstigem Erfolg an-
gewendet bei Dyspepsie und Schwäche der Verdauungs-
werkzeuge, — Amenorrhoen und passiven Metrorrhagien,
Unfruchtbarkeit und Chlorosis.
Man trinkt von diesen beiden Wassern, das eine oder das andere,
viermal des Tages zu drei Unzen, und zwar die erste Dosis nüch-
tern, die zweite zum Frühstück mit Wein vermischt, die dritte zwi-
schen dem Frühstück und dem Mittagsessen und die vierte mit Wein
beim Mittag.
d. Die beiden Acque sulfuree del Muraglionc
enthalten fast dieselben Bestandtheile, wie die Acqua media,
nur in grösserer Menge. Man gebraucht sie daher auch
in denselben Krankheiten, wie jene, wenn schneller und
kräftiger eingewirkt werden soll. Besonders werden sie
(in derselben Anwendungsart, wie bei der Acqua media,
nur, wegen ihrer stärkeren Wirkung, zu nicht mehr als
zwei Pfund mittlerer Dosis, welche auf dreimal in Zwi-
schenräumen von je einer Stunde genommen werden) em-
pfohlen bei Leiden von activen Blutcongestionen besonders
nach dem Kopf.
e. Von der Acqua acidola, dem leichtesten unter
diesen Wassern, rühmte man schon in alten Zeiten ihre
ausgezeichnete Wirksamkeit gegen Lithiasis, gegen welche
man sich ihrer auch jetzt noch mit grofsem Nutzen bedient.
Aufserdem dafs sie sehr die Diuresis vermehrt, wirkt sie
die Verdauung stärkend und kühlend.
Man liiist sie zu allen Tageszeiten, aufserbalb der Zeit der Ver-
dauung, in so grofser Menge trinken, als die Kranken vermögen, in-
dem man sie nicht allein zum gewöhnlichen Getränk verordnet, son-
dern sogar auch die Speisen damit bereiten läfst.
Morgenblatt. 1824. Nr. 251—253.
S. M. Ronchi in: Osservatore medico. Napoli 1827. Nr. 13.
Analisi e Facoltä medicinali delle acque minerali di Castellamare
esposte etc. da' Signori Cavaliere Luigi Sementini, Dr. lienc-
detto Vulpes e Filippo Cassola. Napoli 1833.
Sementini in: Osservatore medico. Napoli 1833. 1. August.
Aualyse et propri<3te"s mädicinales des eaux minerales de Castel-
III. Theil. Aaaa
1096
lamare publiees etc. par MM. les professeurs Sementini, Vulpes
et Ca s sola; traduites de ritalien et accompagnßes de notes par
J. E. Chevalley de Rivaz. Naples 1834.
A. W. F. Schultz, die Heilquellen bei Neapel a. a. 0. S. 1—21.
F. Simon, die Heilquellen Europas. St 48.
Bains d'Eufope. p. 548.
3. Das Miner alwas ser bei Torre del Annun-
ziata ^ genannt Acqua Vesuviana Nunxiante.
Zwischen Neapel und Castellamare, etwa vier und eine
halbe Miglie von letzterer Stadt und zehn Miglien von
Neapel entfernt, liegt das Städtchen Torre del Annunziata
am Fufse des Vesuvs. Die grofse Strafse von Neapel nach
Salerno geht durch diesen Ort und theilt sich hinter dem-
selben in zwei Hauptarme, von denen der östliche nach Sa-
lerno über la Cava, der westliche nach Castellamare führt.
Von dieser Hauptstrafse geht in Torre del Annunziata
selbst eine andere fahrbare Strafse nach Westen hinab
zu der Brunnenanstalt, Areiche, Eigenthum des durch die
Hinrichtung Murat's bekannten Marchese Nunziante, am
Ufer des Meeres liegt.
Die Quelle wurde am 18. Juni 1831 entdeckt, als mau unter dem
Vorgebirge Uucino einen artesischen Brunnen zu bohren versuchte.
Später entdeckte man Reste eines antiken Brunnens und antiker Ge-
bäude, so dafs sich wohl auf eine sehr alte Benutzung der Quelle
schliefsen läfst. Das Mineralwasser kam durch seltene Erfolge bald
nach seiner Entdeckung so in Ruf, dafs im J. 1833 in den vier Nie-
derlagen zu Neapel täglich 1400 — 1500 Flaschen verbraucht wurden
und die Quelle selbst von Kranken gleichsam belagert war. Der Ei-
genthümer liefs daher über der Quelle ein Haus erbauen, so dafs jetzt
dieselbe in der Mitte des Gebäudes, zu ihren beiden Seiten aber eine
doppelte Reihe von Badekabinetten sich befindet. Dieser Badekabi-
nette giebt es 24, deren jedes eine gemauerte, mit glasirteu Fliesen aus-
gekleidete Wanne in seinem Boden hat. Die Wannen sind mit Hähnen
versehen, um das Wasser herein und hinaus zu lassen. Zum Her-
einlassen des Wassers sind zwei Hähne angebracht, von denen der
eine das Wasser der Quelle, der andere Meerwasser führt. Aufscr-
dem finden sich in jedem Badekabinette gekrümmte metallene Röh-
ren, die das Mineralwasser aus verschiedener Höhe zu Doucheu her-
geben ; — durch verschieden anzuschraubende Ansatzslücke wird die
Douche in schwächeren oder stärkeren, einfachen oder mehreren Strah-
len als Regenbad angewendet. Der in der Mitte des Hauses in einem
weiten Saale gelegene, wohl verschlossene und gegen Verunreinigungen
1097
geschützte Centralbehälter des Mineralwassers enthalt mit Häbuen
versehene Röhren, welche theils zum Füllen der Flaschen und He-
cher benutzt -werden , theils zur Ausströmung des kohlensauren Ga-
ses, um letzteres bei Leiden der Augen zu benutzen. Im oberen
Geschosse des Badehauses befinden sich Zimmer mit Betten für sol-
che Kranke, die hier selbst wohnen wollen, oder nach jedem Bade
sich zu Bette begehen müssen.
Das eben aus der Quelle geschöpfte Mineralwasser
ist klar und durchsichtig, wird aber nach einiger Zeit trübe,
und bildet später einen rothbraunen Niederschlag-, welcher
sich auch auf dem Boden abgelagert findet, über welchen
das Mineralwasser fliefst.
Ricci fand den Geruch des Mineralwassers etwas
empyreumatisch, ähnlich dem Stcinöl-, den Geschmack
aber säuerlich eisenartäg, jedoch angenehm. Die Tempe-
ratur desselben variirt zwischen 24 — 25,4° R., hält sich je-
doch in diesen Grenzen constant bei jeglicher atmosphäri-
scher Veränderung. Das speeif. Gewicht beträgt bei einer
Temperatur von 9,6° R. : J, 004695. — Die starke schäu-
mende und sprudelnde Bewegung des Wassers wird durch
eine sehr reiche Entwickelung des kohlensauren Gases
bedingt.
Ricci fand in sechzehn Unzen des Mineralwassers:
Freie Kohlensäure
10,1966 Gr.
Doppeltkohlensaures Natron
8,906-2 —
Doppeltkohlensaure Talkerde
. 4,5000 —
Doppeltkohlensaures Kali
2,8750 —
Schwefelsaures Natron
3
0,9062 —
Schwefelsaure Talkerde
0,0467 —
Schwefelsaures Kali
3,0937 —
Chloicalcium ....
0,5078 —
Chlortalcium .
2.2-265 —
Kohlensaure Kalkerdo .
2,3437 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,0412 —
Chlorkalium .
5,5000 —
Chloruatrium .
1,3750 —
Phosphorsaure Kalkerde
0,0156 —
Eisenperoxyd
0,1224 —
Kieselerde .
0,2969 —
42,9535 Gr.
A
aaa 2
1098
Das Mineralwasser wirkt sehr mild, eröffnend und
diuretisch, ohne dafs excessive Diarrhöe und Diurese so
leicht zu befürchten wäre.
Zum innern Gebrauch läfst man von demselben gewöhnlich des
Morgens nüchtern ein halbes bis ganzes Pfund trinken, steigt jedoch
nach Umständen bis auf zwei und drei Pfund, und läfst im Anfang
der Kur der Gabe des Wassers zwei bis drei Drachmen Tartarus
depuratus oder Kali tartaricum hinzusetzen, um die Darinausleerung
zu bethätigen. In der Regel dauert die Trinkkur 16 bis 40 Tage.
Aeufserlich benutzt man das Mineralwasser:
c) zu Fomentationen, von der natürlichen Temperatur des Was-
sers oder künstlich erwärmt. Man läfst diese Fomentationen Morgens
und Abends eine Stunde lang und länger fortsetzen, und diese Form
15 bis 20 Tage und noch längere Zeit hindurch gebrauchen.
b) Zu Douchebädern , in Form von Regenbädern oder als Was-
serstrahl.
e) Zu Bähungen der Augen, feucht oder trocken, entweder von
dem Wasser, oder von dem aus den oben erwähnten Röhren ausströ-
menden kohlensauren Gase. Die ersteren wendet man besonders an
hei chronischer Ophthalmie, Psorophthalmie und leichtem Grade von
Pannus, und zwar täglich drei - bis viermal ; die letzteren in densel-
ben Fällen, wenn sie hartnäckig sind ; nur mufs man sich hüten, die
Augen gleich Anfangs zu sehr dem Gasstrome auszusetzen, sondern
mufs dasselbe erst allmählich nähern.
d) Zu allgemeinen Bädern entweder allein von Acqua Vesuviana
Nunziante, oder mit Meer- oder Quellwasser vermischt.
Die Krankheiten, gegen welche die Acqua Vesuviana
Nunziante von italienischen Aerzten namentlich empfohlen
wird, sind sehr verschiedenartige und zwar folgende: Stok-
kungen im Unterleibe, — veraltete Blennorrhöen, insbe-
sondere weifser Flufs, — Nierensteine, — beginnende Was-
sersucht, — Nervenleiden mit oder ohne syphilitische Com-
plication, — Gicht in den verschiedensten Formen, —
veraltete Wunden und Fisteln, — Knochcnfrafs, — Scro-
pheln, scrophulöse Geschwülste, — chronische Hautaus-
schlage und — Kropf, herpetische Geschwüre, Hämorrhoi-
den, — Hypochondrie und Hysterie, — Ophthalmieen.
Mich. A t tum o nelli, delle Acque minerali di Napoli, ,dei ba-
gni a vapori, del modo di farle artificialmeute e del' loro uso in me-
tlicina. Napoli 1808.
Osservatore medico. Napoli. 15. Jul. 1833.
Raccolta di osservazioni cliniche sulF uso dell' acqua termo-mi-
1099
I nerule vesuviana-nunztante fattc da varii Professori del 1832, fasc. 1.
Napoli 1S33.
Kaccolta di osservazioni intorno gli effeti tcrapcutici e Ie eure
per l'acqua termo-minerale vesaviana- nunziante corrente l'auno 1833;
preceduta da una memoria scritta dal Professore Giuseppe Ricci
die espone. 1) Ua cenno storico sul ritrovamento della steos1 ac-
. qua. 2) Una descrizione dello stabilimento cretto per le rerme. 3) Una
nuova analisi ultimamento eseguita dell' acqua suddetta. Fase. II. Na-
poli 1834.
A. W. F. Schultz, die Heilquellen bei Neapel u. s. w. S. 21 ff-
4. Die Mineralquellen von Pozzuoli. In
und bei diesem, sieben Miglieu von Neapel auf dem soge-
nannten Landwege zwischen Ischia und Neapel gelegenen
Städtchen befinden sich mehrere Mineralquellen, die schon
im Alterthuui berühmt und von dem Arzt Alcadinus im
zwölften Jahrhundert in lateinischen Versen besungen, nach
Pliuius (Hist. Nat. lib. XXXI. cap. 2.) der Stadt den
Namen (Puteoli) gegeben haben sollen, gegenwärtig aber
uur mit unvollkommenen Einrichtungen zu ihrer Benutzung
versehen sind, und theils aus diesem Grunde, theils weil
die Umgebung von Pozzuoli in dem üblen Rufe steht, zur
Sommerzeit von der Malaria heimgesucht zu werden, ver-
hältnifsmäfsig nur gering besucht werden.
Man unterscheidet folgende Mineralquellen:
a. Die Mineralquellen des Serapis-Tempels.
— In der Nähe eines alten Serapis-Tempels, der noch
jetzt Zellen für Badegäste darbietet, die aber nicht so
prachtvoll wie die antiken eingerichtet sind, entspringen
vier Mineralquellen, zwei warme und zwei kalte ; zu jenen
gehören die Acqua dell' Antro und die Acqua della
Machina; zu diesen die Acqua media Puteolana
und die Acqua de' Lipposi.
Die Quellen waren schon von deu Römern benutzt, wurden aber
durch den Bischof Rosini in der Mitte des vorigen Jahrhunderts
von neuem entdeckt. Der wegen seiner von den I'holaden durchbohr-
ten Säuleu so berühmte Serapistempel nämlich war ein Raub der Mee-
Tesfluth geworden, und als nun der Bischof grol'se Kanäle zum Aus-
trocknen anlegen liefe, entdeckte mau das Theruiahvasser und die
Reste alter Bäder.
1100
Das Wasser der beiden warmen Quellen ist durch-
sichtig, geruchlos, schmeckt salzig und hat die Tempera-
tur von 32 — 34° R.; das specif. Gewicht desselben wird
auf 1,0083 angegeben. Es enthält nach Cassola in ei-
nem Pfunde, aufser kohlensaurem Gase, folgende feste
Bestandtheile :
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eiseiioxydul
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlortalcium
Chloraluminium .
Kieselerde .
8,00 Gr..
1,50 —
1,20 —
0,53 —
4,60 —
9,50 —
1,33 —
2,25 —
1,60 —
0,20 —
30,71 Gr.
Das Thermalwasser wird nur zu Bädern gebraucht,
welche sich bei chronischen Hautkrankheiten, Lendenweh,
Gelenksteifigkeiten , halbseitigem Kopfschmerz, Epilepsie
und andern Nervenkrankheiten nützlich bewährt haben.
Yon den beiden kalten Quellen wird die Acqua de'
Lipposi, ihrem Namen entsprechend, zu Kollyrien bei Au-
genleiden benutzt ; die Acqua media ist dem gleichnamigen
Wasser von Castellamare (Vergl. S. 1088) ganz analog
und wird wegen ihrer abführenden und harntreibenden Ei-
genschaften bei denselben Leiden gebraucht, gegen welche
diese empfohlen wird ; man kann sie bis zu zwei Pfund täg-
lich trinken.
b. DieAcqua di Zuppa d'Uomini, auch Acqua
Subvenihomini genannt, entspringt am Fufse des Monte
Olibano oder de' Sassi am Wege von Pozzuoli nach Neapel,
jenseits der Posilippo's Grotte kaum 50 Schritte vom
Meere. Das Mineralwasser besitzt eine Temperatur von
31° R. (v. Graefe fand sie jedoch nur 23° R. bei 14° R.
der Atmosphäre), schmeckt salzig und enthält nach Lan-
cellotti, aufser kohlensaurem Gase, kohlensaure Kälk-
crde, kohlensaure Talkerde und kohlensaures Eiseiioxydul,
1101
schwefelsaure Kalkerde und schwefelsaures Natron, Chlor-
calcium, Chlortalcium, Chlornatrium und Kieselerde.
Das Thermalwasser wird vorzugsweise im Naciisommer gebraucht.
Die über der Therme errichtete einfache, aus kleinen Badegemächern
bestehende Badeanstalt bietet keine Wohnungen dar: begüterte, iu
Neapel oder Pozzuoli wohnende Kranke begeben sich des Morgens
um 3 Uhr zu Wagen nach Subvenihomini, nehmen ein halbstündiges
Bad und kehren dann sogleich zurück, um in ihrem Bette den ver-
säumten Schlaf uachzuholeu.
In Forin von Bädern wird das Thennalwasser gegen
verschiedene Nervenkrankheiten , besonders gegen Affec-
tionen des Sexualsystems gerühmt; — auch hat man es
gegen chronische Lungcnleiden, Unterleibsanschoppungcn,
männliches Unvermögen und Gicht, deren Anfälle es er-
leichtern soll, empfohlen.
c. Die sogenannten Bagnoli, etwa auf dem halben
Wege von Pozzuoli nach Neapel, werden nach ihrer che-
mischen Zusammensetzung und ihrer medizinischen Wir-
kung dem Mineralwasser des Bagno fresco auf Ischia (S.
weiter unten) sehr ähnlich erklärt und sollen, wie jenes,
schwach tonisch und ableitend wirken. Man hatte sie
lange nicht mehr benutzt, und erst im J. 1831 fing man
au, sie wieder zu gebrauchen. Alan wendet sie in Form
von Bädern, Douchen und Waschungen au gegen Krank-
heiten des Nervensystems, — bei Gicht und Rheumatis-
mus, — Amenorrhoe und Anschwellung des Mutterhalses,
— bei chronischen Ophthalmien, — Paralysen, — schlei-
chenden Entzündungen der Leber und Gelbsucht, — bei
Hautkrankheiten syphilitischer und anderer Natur.
d. Die Acqua dei Pisciarelli entspringt am öst-
lichen Abhänge des Monte Secco, eines blendend weifsen,
nackten, aus den Leukogäischen Höhen hervorragenden
Kreideberges, welcher mit diesen die Scheidewand zwischen
dem grofsen Becken des Agnano-Sees und dem der rau-
chenden Sölfatara bildet, und befindet sich in dam vorderen
gröfscren Raum eines massiven Ueberbaues, von dem sie be-
deckt ist, in einem Becken des kreidigen mergeligen Erdreichs.
1102
Die berühmte Solfatara (Schwefelthal), hei den Alten unter dem
Namen der phlegräischen Felder bekannt, ist ein rundes, ebenes Thal,
von ungefähr 1200 Fufs Länge und 1500 Fufs Breite, mit vulkani-
schen Felsen von gelblicher Farbe umgeben und mit .einer thonigen
Erde bedeckt, reich an Rissen und prächtigen Schwefelkrystallen, aus
welcher beständig ein brauner und dicker Schwefeldampf emporsteigt;
bei heiterem Wetter erreicht der Dampf wohl eine Höhe von 100
Fufs und giebt im Finstern einen matten Schein von sich. Aus un-
terirdischen Höhlen, welche mit Schwefel und Alaun angefüllt sind,
brechen gleichfalls Flammen und Schwefeldämpfe mit Geräusch her-
vor. Solfatara, auch Lago di Zolfo wird es genannt wegen der Menge
von Schwefel, welcher durch die Ritzen und Spalten flammt, von dem
man täglich drei bis vier Centner sammelt. Das dumpfe, unterirdi-
sche Echo, das am stärksten wiederhallt, wenn man in ein ungefähr in
der Mitte des Beckens befindliches Loch einen Stein fallen läfst, be-
weist hinlänglich, dafs der Boden hier gänzlich hohl ist. Aus Strabo
«nd andern Schriftstellern geht hervor, dafs dieser halb erloschene
Krater eines alten Vulkans bereits vor der christlichen Zeitrechnung
ziemlich eben so beschaffen war, wie er jetzt noch ist. Schon da-
mals stiegen unaufhörlich Wasserdämpfe, mit Schwefel und salzsau-
rem Gas gemischt, aus ihm empor.
Das Thermalwasser, welches wegen seiner stark bro-
delnden, durch ununterbrochene Gasentwickelung erzeugten,
oft weithin hörbaren Bewegung auch Acqua che bolle
oder la Bolla genannt wird, entspringt als ein kleiner
Bach, worin Eier binnen wenigen Minuten sieden, und der
so stark mit Alaun und Vitriol geschwängert ist, dafs sein
Wasser mit Galläpfeln vermischt, sogleich zur Tinte wird.
Für gewöhnlich erscheint es trübe und völlig milchweifs,
riecht hepatisch, schmeckt scharf salzig, widerlich, ekeler-
regend, stark aluminös; läfst man es ruhig stehen, so wird
es, nach erfolgtem Niederschlage der unlöslichen Sulfate
und der Kieselerde, in kurzer Zeit klar und dann fast
ganz geschmacklos ; — seine Temperatur beträgt nach
v. Graefe45°R. bei 17° R. der Atmosphäre, — Giudice
giebt sie zu 55° R. an. — Es enthält nach Guarini, au-
fser Schwefelwasserstoffgas und freier Kohlensäure, über-
schwefelsaure Alaunerde, schwefelsaure Kalkerde, schwe-
felsaures Eisen, Kieselerde und gallertartige Substanz.
Eine wannenartige in den festen Kreideboden gehöhlte
und zwei ähnliche, mit gebrannten Steinen bekleidete Ver-
1103
tiefungen machen den zu Wasserbädern bestimmten Apparat
aus. Das Thermalwasser wird daher auch an Ort und
Stelle nur wenig, dagegen aber in gut verschlossenen Färs-
chen nach den benachbarten Städten und Villen versendet,
vielfältig benutzt. Es wirkt tonisch und adstringirend,
und wird innerlich und äufserlich gebraucht.
Innerlich benutzt man es, in einer Dose von vier Un-
zen mehreremale des Tages, entweder rein oder mit Milch
vermischt, gegen hartnäckige Diarrhöen, chronische Dy-
senterien, Schleimflüsse, Fluor albus, passive Metrorrhagien,
Hämorrhoidalflüsse ; man hat es selbst bei Blutspeien und
Phthisis tuberculosa, so wie gegen die HarnrUhr empfoh-
len; doch darf man es nicht anwenden, wenn ein Zustand
allgemeiner oder lokaler Gereiztheit vorhanden ist.
Aeufserlich wendet man es an: zum Ausspülen des
Mundes bei Stomacace; — als Gurgelwasser bei Wunden
des Gaumens und des Rachens; — als Injection bei
Schleimflüssen der Harnröhre und Mutterscheide, bei Fi-
steln; — als ganzes Bad endlich bei chronischen Haut-
krankheiten, besonders Krätze.
Libcllus de mirabilibus civitatis Puteolorum et locorum vicinorum
et de nominibus virtutibusque balneorum ibidem existentium. Neapoli
1507.
J. F. Lombardi, Sj'nopsis auetorum omuium, qui de balneis
aliisque miraculis Puteolanis scripseruut cum seboliis. Neapoli 1547;
— 1559; — 1566.
G. Pbaedronis de Gellejonen über de balneis Puteolanis,
ßasileae 1571.
F. Accoltio (Aretini) Lib. de thermis Puteolorum et vicinis
in Italia. Neapoli 1575.
De balneis Puteolorum, Bajarum et Pitbecusarum. Neapoli 1591.
S. ßartolo, de bagui di Pozzuolo. Napoli 1667.
(Balduini) Cauoni prattion intoruo all uso de bagni minerali delle
Stufe sudatorie e delle areue di Pozzuoli. Napoli 17S5.
Attumonelli, M6m. sur les eaux minerales de Naplcs. Paris 1804.
D. Andr. de Jorio, ricerche sul Tempio di Serapide in Poz-
zuoli. Napoli 1S20.
Giudice, viaggio med. ad Pozzuoli. Napoli 1823.
Vermischte Abhandlungen aus dem Gebiete der Heilkunde von
einer Gesellschaft praktischer Aerzte zu St. Petersburg. Erste Samm-
lung. St. Petarsburg 1821. S. 165.
1104
Saggio di gpecimenti sulle proprieta chimicbe e medicanientose
delle acque tcrmo-miuerali del tempio di Serapide in Pozzuoli. Na-
poli 1826.
Bulletin des sciences medicales de Fer. Tom. XIII. (1828) p. 83;
— Tom. XVII. (1829) p. 94.
J. D. Forbes in: Edinburgh Journal of sciences. 1829. p. 260.
S. M. Ron chi in: Osservatore medico. 1827.
A. W. F. Schultz, die Heilquellen bei Neapel u. s. w. S. 75.
v. Graefe, die Gasquellen u. s. w. S. 58. 211.
5. Die G as quellen des P arthenop eis c hen
Strandes.
Im Allgemeinen nennt man in Italien alle Orte, aus
welchen unterirdische, dem Thierleben gefahrbringende
Luftarten aufstofsen, ,,luoghi averni"; Gelehrte vom
Fache nehmen zwei Gattungen solcher Ausströmungen an,
nämlich F um mete oder Fummarole und Mofete: un-
ter den ersteren begreifen sie sichtbare, mit Wasserdäm-
pfen geeinigte, unter den letzteren dem Gesichtssinne nicht
wahrnehmhare Quellen. Wo jene, wie diese, so warm strö»
inen, dafs sie die Temperatur der nächsten Erdschichten
oder künstlich angelegter Gewölbe beträchtlich erhöhen,
pflegt man ihnen den Namen Stufe beizulegen. In ihnen
kommen alle sonst in weiteren Räumen getrennte Gase
der Mineralquellen oft vereinigt vor. Die meisten dersel-
ben sind sehe« von Strabo, Plinius und Celsus be-
schrieben, mehrere auch, wie die Ruinen früherer mit den-
selben zu ärztlichen Zwecken verbundener Gebäude be-
weisen, auch medizinisch benutzt, und noch jetzt sind die
Traditionen ihrer Heilkräfte im Volke lebendig. Dennoch
sind viele von ihnen bis jetzt ganz unbeachtet geblieben ;
mehrere, zum engern Gebiet der Solfataren gehörige, 60
bis 70° R. heifse, konnten, da sie neben Schwefel auch
verflüchtigten, an den kühlen Felswänden in schönen Orange-
krjstallen anschiefsenden Arsenik mit sich führen, zu
medizinischen Zwecken nicht benutzt werden, andere blie-
ben, wenn auch durch bestimmte Namen bezeichnet, so ge-
ring geschätzt, dafs man sie niemals einer genaueren Prü-
1105
fung unterwarf: zu den letzteren gehören die Fummarolcn
von Penata, von Finocchio aui Vorgebirge von Mi-
sene und von Monterillo bei Fusaro. Wir führen diese
nur namentlich an und wenden uns zu den :
a. Stufe di San Ger man o oder Stufe di San
Giacomo. Sie liegen mit der Hundsgrotte, kaum 100
Schritte von derselben entfernt, ganz nahe am Kratersee
Agnano, dessen Ufer aus Trachyt, versintertcr Asche und
Tuffmassen bestehen, und werden von Neapel aus auf ei-
nem bequemen Fahrwege in einer Stunde erreicht.
Ungeachtet dieselben viel besucht werden, sind sie
doch, gleich den meisten analogen Anstalten Neapels, fahr-
lässig eingerichtet und unsauber gehalten. Ihr massiver,
roher, mehrere Gemächer enthaltender, eine hörbar bro-
delnde Thermalquelle abschliefsender Ueberbau ruht auf
den Substructionsresten eines antiken, dem Lucullus zu-
geschriebenem Laconicum ; in einigen Kabinetten sind am
Fufsboden muldenförmige, aus porösem Gestein gehauene
Vertiefungen angebracht. Durch vier grofse, in den Sei-
tenwänden befindliche Oeffnungen dringen besonders con-
centrirte Gasausströmungen hervor, die nahe an den Aus-
strömungsmündungen eine Temperatur von 50° R. , einite
Zoll tiefer 75° R. haben. In der Mitte der kleineren Ka-
binette ist die Temperatur 19° R., in dem gröfsern, das
den Namen Camera dei Cavalieri führt, 25° II., bei 12° R.
der Atmosphäre. Während lebhafterer Ausbrüche des
Vesuvs mehrt sich die Wärme der Dämpfe, die dann je-
desmal neblichtcr und undurchsichtiger werden, um 2 — 3
Grade.
Angewandten Reagentien zufolge enthält die Luft sämmt-
licher Kabinette neben vielen Wasserdämpfen zugleich einen
nicht ganz unbeträchtlichen, die Respirationsorgane iudefs
nicht belästigenden Antheil von freier, mit Schwefelwasser-
stoff gemengter Kohlensäure. An den Ausströmungsmün-
dungen und an mehreren höheren Stellen des Gemäuers
sind Schichten leicht zerreiblicher, weifs-grauer , oft mit
1100
strohgelben Punkten durchströmter , von den Stufajuolis
(Dampfbäder besorgenden Wärtern) Nitro di stufa genann-
ter, Sublimationen der Dämpfe bemerkbar, welche aus vor-
waltenden Sulfaten von Kalk- und Thonerde, aus weni-
gen Carbonaten von Soda, einer auffallenden Menge Eisen-
oxydul, etwas Kieselerde und kleinen spitzen Schwefel-
krystallen zusammengesetzt sind; — B lach et und Le-
canu fanden darin Kali- und Ammoniak - Alaun.
Bald nach dem Eintritt in die Dampfgemächer ver
breitet sich über den ganzen Körper ein behagliches War
megefühl, welches selbst nach einem mehrstündigen Au
fenthalte weder Respirationsbeschwerden, noch Schwindel-
zufälle erzeugt, dem aber unausbleiblich copiöse Schweifs-
ausbrüche folgen. — Um allgemeine Gasdampfbäder zu
nehmen, legen sich die entkleideten, mit einem Leinentuche
umhüllten Kranken in die am Fufsboden befindlichen wan-
nenförmigen Aushöhlungen, über welche dann bis an den
Hals Wolldecken ausgespannt Averden, damit das sich mehr
und mehr ansammelnde Gasgemisch desto intensiver auf
die ganze Körperfläche einwirke. Anfänglich badet man
kürzere, später längere Zeit, doch in der Regel nie über
eine halbe Stunde. An örtlichen Uebeln Leidende entblö-
fsen den kranken Theil und nähern denselben einer der
vier Hauptausströmungsmündungen mehr oder weniger, je
nachdem sie ihn einem gröfsern oder geringern Wärme-
grade aussetzen wollen. Bei Gehörkrankheiten werden die
Dämpfe mittelst auf die Ausströmungsmündungen gesetzter
Röhren in die Ohren geleitet.
Die Krankheiten, gegen welche sich diese Stufe be-
währt haben, sind: chronische Lungenkatarrhe, Rheuma-
tismen, tief wurzelnde Gichtbeschwerden, veraltete syphili-
tische Att'ectionen , insbesondere dadurch bedingte Haut-
ausschläge und nächtliche Knochenschmerzen, — Neural-
gien, Paresen, Gliedersteingkeit und Verstopfungen sowohl
als Abstumpfungen der Gehörorgane.
b. Die Stufa di Pisciarelli, kaum eine Miglie in
i
1107
westlicher Richtung von den vorigen entfernt, liegt am
östlichen Abhang des Monte seeco, und ist unter mehreren
Fu'mmarolen dieses Berges die wichtigste. Sie ist mit der
gleichnamigen Therme (vergl. S. 1101) durch einen mas-
siven, hüttenartigen Uchcrbau gedeckt : der andere gröfsere
Raum enthält die Mineralquelle, den zurückgelegenen klei-
nern, nur durch halb verfallenes Mauerwerk abgeschiede-
nen füllt warme aus Felsspalten hervordringende Luft, die
schon nach wenigen Minuten Aufenthalt allgemeine Schweifs-
ausbrüche hervorlockt. Besondere Vorrichtungen zum Ge-
brauch des Gasbades fehlen.
Die Temperatur in dem Dampfgemache beträgt 29° R.,
an den Ausströmungsmündungen 38° R. , bei 17° R. der
Atmosphäre. Das mit Wasserdünsten geschwängerte, viel
atmosphärische Luft mit sich führende Gasgemisch scheint
der sinnlichen Wahrnehmung nach von dem aus der Ther-
malquelle in Blasen aufsteigenden nicht abzuweichen. Ver-
glichen mit jenem von San-Germano, scheint dasselbe mehr
Kohlensäure zu verrathen und zeigt zugleich, was schon
der intensive hepatische Geruch bekundet, einen weit grö-
fsern Gehalt an Schwefelwasserstoffgas. Auch kommen hier,
ganz wie zu San-Germano, jedoch offenbar schwefelreichere
Sublimationen fester, aus den gasigen Dämpfen abgesetz-
ter Stoffe vor.
c. Die Stufa degli Astruni, ungefähr eine Miglie
von San-Germano in nordwestlicher Richtung entfernt, in
dem unheimlichen, finsteren, wilden Astruni-Thal, das als
der Krater eines erloschenen Vulkans zu betrachten ist,
wofür nicht nur seine trichterförmige Gestalt, sondern auch
die Beschaffenheit der aus Laven, Bimsstein und Schlacken
zusammengesetzten Wände spricht. An den tiefsten Punk-
ten des jetzt waldbewachsenen Grundes trifft man vier lau-
warme kleine, aber sehr tiefe Seen, in deren Nähe sich
aus mehreren Stellen gasige Dämpfe durch Spalten des
Trümmergesteins hervordrängen, — die einzigen Ueber-
bleibsel der ehemaligen viel gepriesenen Thermen und
1108
Stufe. Ihre physikalisch -chemische Beschaffenheit ist der
von Pisciarelli im Allgemeinen analog, sie stehen diesen
aber an Wärme und.Stoffreichthum bei weitem nach, und
sind jetzt ganz vernachlässigt.
d. Die Stufa di Nerone befindet sich westlieh bei
der alten Stadt Pozzuoli, nahe bei den vormals berühmten
Bädern von Tritoli, in der Neronischen Grotte. Dem Ein-
tretenden zur Rechten liegt das geräumige, in braunem
Tuffstein gehöhlte, zum An- und Auskleiden bestimmte,
mit lockern Thürhrettern, trüben Fensterscheiben und zer-
brechlichen Holzbänken versehene Gemach. Der stollen-
artige, die unterirdischen Dämpfe hinanleitende, finstere
Hauptgang, der 7 F. hoch und 3 — 4 F. breit ist, senkt
sich 50 Schritte lang kaum merklich, dann fällt er 75 Schritt
immer schräger ab, so dafs die an seinem äufsersten Ende
beßndliche, einige Klafter lange und breite Quelle, die
durch eindringendes, von einem fortglühenden Heerde er-
hitztes Meerwasser entstehen mag und einer concentrirten
Kochsalzlauge ähnlich ist, entweder im oder unter dem
Niveau des nahen Meeres liegen dürfte. Die hier fast
unerträgliche Hitze wird auf 60° R. angegeben: ein in das
krystallhelle Wasser gesenktes Ei wird in wenig Minuten
weich gar gekocht.
Man hält die Dünste für einfach verflüchtigtes che-
misch reines Wasser, v. Graefe's Prüfung derselben
scheint aber auf Beimischungen von muriatischer Säure
hinzudeuten. Ihre Wirkungen variiren nach der Intensität,
in welcher sie angewendet werden : wer bis zum Quellen-
becken vordringt, was sich jedoch Kranke nie erlauben,
kommt keuchend, mit heftigem Schlage aller Pulse, von
Schweifs triefend, am ganzen Körper purpurroth, mit stark
aufgetriebenen Blutgefäfsen der Bindehaut, lichtscheu, über
schmerzhaftes Jucken der Augen klagend, zurück, und er-
holt sich nur langsam. Diese Wirkung wird dadurch be-
liebig modificirt, dafs man mehr oder weniger tief in den
Hauptgang eintritt und länger oder kürzer in demselben
1109
verweilt ; in dem richtig gewählten Anwendungsgrade folgt
nach haldigem Verschwinden der durch die Aufregung des
Gefafssysteins bedingten Erscheinungen ein angenehmes
Gefühl von Leichtigkeit und Frische.
In frühern Jahrhunderten wurden diese, damals präch-
tig ausgestatteten Stufe, welche namentlich zu Kaiser Nero's
Zeiten der Wohnsitz der raffinirtesten Schwelgcrei und des
höchsten Luxus waren, vielfältig benutzt. Ein gewölbter
Gang, von dem noch jetzt ein Stück erhalten ist, führte
von der Therme durch den Felsen bis Bajae; durch ihn
wandelten die Badenden aus und nach ihren dortigen Woh-
nungen, ungesehen und ohne Gefahr vor Erkältungen.
Ovid und Horaz zählten die benachbarten Cumanischen,
von schattigen Mjrthen wäldern umgebenen Bäder zuBajä's
vorzüglichsten Ergötzlichkeiten, Celsus*) rühmte die Heil-
kräfte der Dämpfe gegen zurückgehaltene scharfe Säfte
und gegen mannigfache Nervenleiden. Auch jetzt noch
werden sie, ungeachtet ihrer isolirten Lage in verödeter,
von der Aria cattiva oft heimgesuchter Gegend und bei
allem Mangel zweckmäfsiger Einrichtungen, oft von Land-
leuten gegen hartnäckige Rheumatismen, Gliedersteifigkcit
und chronische Hautübel mit Nutzen gebraucht.
e. Die gasigen Quellen von Torre del Greco
auf der südöstlichen Seite Neapels entstanden mit dem
gewaltigen Lavaergusse des Jahres 1794 und sind bezüg-
lich ihrer physikalisch-chemischen Beschaffenheit, so wie
rücksichtlich ihres therapeutischen Werthes mit der Stufa
di Nerone analog. Sie sind mit angemessenen Einrichtun-
gen versehen und werden besonders von den Kranken des
anstofsenden Hospitals benutzt.
Endlich mögen hier nocli die E xhal a t i 011 en der Hunds-
grotte erwähnt werden, obwohl sie zu ihrem arzlichen Bchufe nicht
und um so weniger in Gebrauch gezogen werden, als die fieberhafte Ma-
°) Vergl. Horatii Epistol. Lih. 1. Epist. XV. ad Numouium Va-
lam ; — Ovidii de arte anandi Lib. I. 255; — Cor«. Celsus, de
uicd. ed. Kiause. Lips. 1766. Lib. II. cap. XVII. p. 93.
1110
laria des Agnano - Thaies jeden langem Aufenthalt daselbst verbietet.
Diese Exhalationen, die ihrer Grundmischung nach ans Kohlensäure,
mit 10 Procent Azot vermischt, bestehen, quellen, durch Vulcanität
erzeugt, unfern der Schwefeltherme San Germano's aus noch lauem,
lockerm Tuff mit einer Wärme hervor, die bei 12° R. der Atmosphäre
22° R. beträgt. Das früher höchst gefahrvolle, oft mit dem Tod» be-
strafte Betreten der Höhle ist jetzt weniger gefährlich.
Aufserdem brechen in dieser Gegend noch viele andere
Gasquellen hervor, von denen aber verhaltnifsmäfsig nur
■wenige ärztlichen Zwecken entsprechen, weil sie, gröfsten-
theils vom nahen Vesuv in höherem Grade als die vorhin
erwähnten abhängig1, zu häufigen Veränderungen unterliegen.
— lieber die Anwendung des kohlensauren Gases der Ac-
qua Vesuviana nunziante vergl. S. 1097.
Loder's Bemerkungen über ärztliche Verfassung in Italien. Leip-
zig 1812; — 1815. S. 218.
Assalini, de' Bagni a vapori thermali. Napoli 1819.
Brunner in: Verhandlungen der ärztl. Gesellschaften der Schweiz.
1828. S. 318 ff.
Kastner's Archiv. Bd. X. S. 419.
G. Goury aine, Appendice des Souvenirs polytechniques. Paris
1828. p. 133.
Valentin, voyage m6d. 2. e*d. p. 83.
Andrejewskiy in: v. Graefe und v. Walther, Journal für
Chir. und Augenheilk. Bd. XV. S. 105 ff.
A. S. Taylor in: London med. and physicaljournal. 1S32. Oct.
(Salzb. med. chir. Zeitung. 1836. Nr. 999. S. 239.)
C. F. v. Graefe, die Gasquellen Süd-Italiens und Deutschlands.
Berlin 1842. S. 49 — 66.
6. Die Thermal- und Gasquellen der Insel
I schia.
Die von den Alten Arimi, Inarinn, Pithecusa, auch,
Aenaria genannte, durch Homer 's, Pindar's, Ovid's
und Virgil's Dichtungen*) verherrlichte Insel Ischia liegt
an der Westseite des Parthenopeischen Meerbusens, von
Neapel siebzehn Miglien entfernt, und nimmt einen Flä-
chenraum von etwa zwei Quadratmeilen ein. Aufser Ischia,
der
c) Homer, Iliad. II. 781; — Pindar in: Boeckh, fragm.
Skolior. T. II. p. 018; — Virgil. Aen. IX. 718.
1111
der Hauptstadt der Insel, sind wegen nahe dabei liegen-
der Heilquellen und Bäder die bemerkenswertbesten Orte:
Monte, Casamicciola und Lacco auf der Nordküste, —
Foria auf der Westküste, — Moropano und Testaccio
auf der Südseite.
Die besuchtesten Orte sind Monte und Casamicciola, wo fast
alle Häuser für die Aufnahme von Badegästen eingerichtet sind: be-
sonders bieten an letzterm Orte , den man überhaupt, obwohl er eine
Viertelstunde von der Badeanstalt in Monte entfernt ist, zum Aufent-
halt vorzieht, die beiden Logierhäuser zur grofsen und kleinen Seu-
tinella ein gutes Unterkommen.
Das gröfstentheils aus primitiv vulkanischem Tuffe,
aus Laven und Basaltkuppen bestebende Eiland scheint
durch die angrenzenden ähnlichen Inseln, Vivoro und Pro-
cida, ehemals mit dem gleich beschaffenen Vorgebirge des
Continents, mit dem Monte Prccida auch über dem Mee-
resspiegel zusammengehangen zu haben, und nach v. Hoff s
Ansicht sind alle diese Eilande als Fortsetzung der Phle-
gräischen Felder zu betrachten; überhaupt trägt die ganze
Insel unverkennbar einen vulkanischen Charakter. Aufser
den früher hier erfolgten vulkanischen Ausbrüchen ( P li-
tt ius gedenkt deren Histor. nat. II. 99., — der letzte
Flammen- uud Lavenausbruch ereignete sich im J. 1302,
das jüngste Erdbeben im J. 1828), sprechen dafür die
Formation und Natur des Gesteins und die noch fortdauern-
den vulkanischen Prozesse im Schoofse der Insel, durch
welche nicht blofs die Hitze der Thermen, die ununter-
brochene Ausströmung von heifsen Dämpfen, sondern auch
an vielen Stellen der Insel eine ungemein erhöhte Tem-
peratur des Bodens bedingt zu sein scheint: bei Castiglione,
in der Nähe von Capitello steigt die Hitze des Bodens bis
zu 62° R., bei S. Angelo zeigt das Meer am Ufer eine
Hitze von 70° R., und nach Abich ist der Grund der See
dicht bei Ischia theilweise so heifs, dafs man daselbst ein
warmes Seebad nehmen kann.
Die erwähnten gewaltsamen Erdprozesse haben auch
der Oberfläche der Insel einen eigcnthümlichen Charakter
III. Theil. Bbbb
1112
aufgedrückt: besonder^ ist es die schroffe, zerrissene, fast
ganz in vulkanischen Tuff und Lavatrümmer verwandelte
mittägige Seite derselben, welche dadurch sehr intensive
Veränderungen erlitten hat und ein ödes, wildes Ansehen
gewährt, wodurch sie sich von der nördlichen merklich
unterscheidet, dejren sanfter auslaufender Abfall gröfsten-
theils mit reichlichem Humus gedeckt und anmuthig be-
baut ist. Mitten aus der Insel ragt der 2356 F. über d.
M, erhabene Epomeo empor und gewährt eine herrliche
Aussicht auf den Golf von Neapel.
Nach Chevalley de Rivaz ist die Luft auf Ischia
sehr gesund, durch Seewinde fast immer temperirt, selbst
in den heifsesten Sommermonaten ; Wenzl vergleicht sie
der „Reinheit der Alpenluft, von der südlichen Sonne im
täglichen Gleichmafse erwärmt" ; und auch v. Graefe hält
den erheiternden Aufenthalt auf diesem reizenden Eilande,
so wie das Athmen der ungemein erquickenden und den-
noch milden Höhenluft äufserst günstig für das Gelingen
von Badekuren. Nur Schultz ist damit nicht ganz ein-
verstanden und erinnert, dafs die Badegäste wegen der
bergigen Natur der Insel oft der Zugluft ausgesetzt wer-
den und dafs aus demselben Grunde in engen Thalschluch-
ten und auf den höher gelegenen Theilen eine sehr wesent-
liche Temperaturverschiedenheit statt findet.
Wir handeln zuerst von den Mineralwässern,
dann von den natürlichen Gasquellen und endlich von
den A r e n a z i o n e n der Insel.
A. Die Thermalquellen.
Das Wasser sämmtlicher Thermen scheint sich nur
durch die Temperatur und die quantitativen Verhältnisse
der festen Bestandteile zu unterscheiden. Frisch ge-
schöpft ist dasselbe klar, durchsichtig, nur bei grofser
Menge ins Gelbliche spielend, gröfstentheils weich und fet-
tig anzufühlen, meist von einem schwachen, faden Geruch,
einem schwach salzigen Geschmack, welcher nach Verschie-
denheit der einzelnen Thermalquellen bald mehr fade, ahn-
1113
lieh schwacher Fleischbrühe, bald stärker salzig, oder bitter-
lich salzig ist, und meist von einer Entwicklung kohlen-
sauren Gases begleitet. Die Temperatur der Thermalquel-
len beträgt nicht unter 24° R., bei mehreren 56— 60° R, bei
einigen, nicht zu medizinischem Gebrauch benutzten, 79° R.
Für die Brunnen in den Gemüsegärten, die sich in der Nähe der
Acqua delln S. Restituta befinden, ist anzuführen, dafs ihr Wasser
klar und durchsichtig, aber statt salzig zu schmecken vielmehr säuer-
lich ist und ziemlich stark nach Theer riecht.
Die früher fast allgemein verbreitete Aunalime, dafs das Ther-
mahvasser Schwefel enthalte, wird durch die neuesten Analysen wi-
derlegt. Diesen zufolge enthält es an festen Bestandteilen als vor-
waltend : Chlornatrium, nächst diesem kohlensaures und schwefelsau-
res Natron, — aufser diesen in geringer Menge kohlensaure Talk-
und Kalkerde, Kali, Eisen und Mangan, schwefelsaure Kalk- und
Talkerde, Eisen, Alaun, Kieselerde, hydriodsaure Verbindungen und
organische Materie.
Man unterscheidet folgende Thermalquellen :
a. Acqua del Gurgitello, in dem kleinen Orte
Monte, die berühmteste und am meisten besuchte, aus meh-
reren Thermalquellen gebildet, welche am westlichen Ab-
hang des Epomeo, im malerischen, durch offenbare Zer-
klüftung entstandenen Ombrasco-Thale hervorbrechen und
mit den Abflüssen von Tamburo uud Sinigalo, die aus Ne-
bengründen kommen, vereinigt, einen Bach bilden, welcher
viel gewunden dem kaum eineMiglie entfernten Meere zueilt.
Aufser einem, wenige Schritte von den Quellen sich am linken
Ufer des erwähnten Baches erhebenden Hospitale, Monte di miseri-
cordia (mit 76 Badewannen), in welchem jährlich gegen 400 Kranke
unentgeltlich aufgenommen werden, und nach welchem der ganze Ort
benannt wurde, befindet sich daselbst eine Reihe kleiner Gebäude,
in welchen Bäder für Fremde eingerichtet sind; sie enthalten Bade-
wannen, Vorrichtungen zur Douche uud einen Behälter für Mineral-
schlamm zum Behuf von Schlammbädern. — Der Ruf dieser Quel-
len liefs auch den nahen Flecken Casamicciola mit allen sei-
nen zur Aufnahme von Badegästen dienenden Villen entstehen ; aus-
serdem bieten mehrere angrenzende kleinere Ansiedelungen vermö-
genden Kurgästen Gelegenheit zum bequemen Aufenthalte dar. Die
entfernt von den Quellen wohnenden Kurgäste lassen sich, nm in
ihren Wohnungen zu baden, das Thermulwasser in hölzernen Fäs-
sern (Barilis) dahinbringen; auf dieselbe Weise wird auch viel Ther-
niahvasscr nach Neapel verfahren.
B b b b 2
1114
Die Temperatur des Thermalwassers beträgt nach
v. Graefe 43— 55° R. bei 20° R. der Atmosphäre, doch
soll sie bei anhaltend heifser und trockener Witterung
sich bis zu 60° R. erheben. Nach Giudice beträgt sie
45,0— 56,0° R. , — im Hospitale 50,5° R., — die des Mi-
neralschlamms in seinem Behälter 44,0° R., — das specif.
Gewicht des Thermalwassers 1,00376.
Nach der Analyse von Lancellotti vom Jahr 1S31
enthält dieses Thermalwasser in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
Doppeltkohlensaure Talkerde
Doppeltkohlensaures Kali
Doppeltkohlensaures Natron
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Kalkerde .
Schwefelsaures Eisen ,
Chlornatrium . . .
Chloreisen
Jodkalium
Kieselerde
Alaunerde, Eisen, Manganox
saure Kalkerde
Organische Materie .
yd
d phospor
Kohlensaures Gas
Nach Wenzl ist das kohlensaure Gas noch
Wasser gebunden, entweicht zur Hälfte bei 50°
bei 60° R.
0,752 Gr.
0,460 —
0,071 —
18,130 —
4,201 —
0,885 —
Spuren
19,600 —
Spuren
0,283 —
0,275 —
0,047 —
Spuren
44,704 Gr.
2,350 Kub.Z.
bei 40° R. au das
R. und ganz erst
b. Acqua di Cappone, einige Schritte westwärts
von der Acqua del Gurgitello entfernt, so genannt wegen
der Aehnlichkeit ihres Geschmackes mit Hühnerbrühe, frü-
her bekannt unter dem Namen Acqua dello stomaco
wegen ihrer guten Wirkungen auf den Magen; ihre Tem-
peratur beträgt 28,0° R., ihr specif. Gewicht 1,00424.
Nach Guarini's Analyse vom Jahre 1832 enthalten
sechzehn Unzen Wasser:
Doppeltkkohlensaure Kalkerde . . . 0,479 Gr.
Doppeltkohlensaure Talkerde . . . 0,426 —
Doppeltkohlensaures Natron .... 10,550 —
Chlornatrium 25,760 —
1115
Schwefelsaures Natron .
Jod- und Brom-Kaliuui .
Kieselsaures Natron
Alauuerde und Eisenoxydul
Kieselerde und schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Gas . , . , ,
2,307 Gr.
Spuren
0,092 —
0,729 —
40,343 Gr.
1,403 Kub.Z.
c. Acqua de 1 Bagno, auch Bagni d'Ischia
genannt, bei dem kleinen Orte Bagno, am Ufer eines klei-
nen Sees gleiches Namens, eine Miglie von der Stadt Ischia,
— zwei starke Thermalquellen (Acqua del Fornello
und di Fontana) von der Temperatur von 44 — 47,0° R.
und dem speeif. Gewicht 1,00589.
Die Einrichtungen an beiden Quellen sind sehr mangelhaft : sie
bestehen aus drei kleinen, schlecht gebauten Häuschen, in welchen
sich gemauerte Wasserbehälter, worin die Kranken gemeinschaftlich
bailen, befinden.
Sechzehn Unzen Wasser enthalten nach Lancel-
1 o 1 1 i ' s neuester Untersuchun
$'
Doppeltkohlensaures Natron .... 5,715 Gr.
Doppeltkohlensaure Kalkerde
. .
0,173 —
Doppeltkohlensaure Talkerde
• .
1,759 —
Doppeltkohlensaures Eisen
0,055 —
Schwefelsaure Kalkerde ,
.
0,124 —
Schwefelsaure Talkerde ,
,
1,332 —
Schwefelsaures Natron .
.
4,231 —
28,010 —
0,030 —
0,369 —
0,006 —
Spuren
0,107 —
42,511 Gr.
Kohlensaures Gas
unbestimmte Menge.
d, Acqua del Bagno fresco, so genannt wegen
ihrer verhältnifsmäfsig niedrigen Temperatur, früher bekannt
unter den Namen Acqua del Cotto und del Occhio,
wegen ihrer heilsamen Wirkimg bei Verbrennungen und
Augenkrankheiten, gegen 60 Schritte von der Acqua di
Cappoue entfernt, an dem linken Ufer eines Baches, wel-
1116
eher bei den Bädern von Gurgitello vorbeifliefst , hat die
Temperatur von 30 — 31,5° R. und das speeif. Gewicht
1,00589.
Ein kleines über der Quelle errichtetes Häuschen enthält zwei
Gemächer, das eine für Männer, das andere für Fraueu bestimmt,
und in jedem derselben fünf Badewannen mit Douchevorrichtungen.
Nach Lancellotti's Analyse vom Jahr 1 832 ent-
halten sechzehn Unzen:
Doppeltkohlensaure Kalkerde . . .
0,067 Gr.
Doppeltkohlensaure Talkerde . ...
0,024 —
Doppeltkohlensaures Kali ....
0,003 —
Doppeltkohlensaures Natron ....
10,590 —
Doppeltkohlensaures Eisen- und Manganoxydul
0,038 —
Schwefelsaure Kalkerde .....
0,326 —
Schwefelsaures Natron .<,...
3,319 —
4,303 —
Salpetersaures Natron
0,144 —
0,052 —
Kieselerde .......
0,016 —
Organische Materie
Spuren
18,882 Gr.
Kohlensaures Gas
1,446 Kub.Z.
e. Acqua della Rita, etwa fünf Minuten westlich
von Casamicciola, unweit des Weges nach Lacco, entspringt
aus mehreren Thermalquellen und wird wenig benutzt; das
Wasser der Hauptquelle sammelt sich in einem natürli-
chen Becken, worin sich die armen Leute baden. Die
Temperatur beträgt 52 — 56,0° R. ,
1,00337.
Nach Covelli und Guarini
Unzen :
Schwefelsaures Natron .
Doppeltkohlensaure Kalkerde
Doppeltkohlensaures Natron
Doppeltkohlensaure Talkerde
Doppelkohlensaures Kali
Chlornatrium
Alaunerde und Eisenox37d
Kohlensaures Gas
das speeif. Gewicht
enthalten sechzehn
3,717 Gr.
3,042 —
7,536 —
0,765 —
Spuren
8,418 —
0,689 —
24,167 Gr.
unbestimmbare Menge.
1117
f. Acqua de IIa Sta. Restituta, nach einer be-
nachbart en Kapelle benannt, am Ostende des Städtchens
Lacco, am Fui'sc des Monte Vico auf der Nordküste der
Insel. Man unterscheidet sechs verschiedene Thermalquel-
len: eine Acqua de IIa reg in a Isabella (33° R.),
einen Brunnen nahe dem Meere ( 32° R. ) , einen im Gar-
ten des Karmeliterklosters (32° R.), einen diesem Klo-
ster gegenüber ( 2S° R. ),"• einen dicht neben diesem
(26° R.) und einen an der andern Seite des Weges nach
S. Lorenzo (38° R.).
Das "Wasser 'wird in einem viereckigen Behälter, welcher sich
in einem elenden Häuschen mit einer Badewanne befindet, gesammelt.
Die Temperatur des Thermalwassers beträgt an sei-
nem Ursprung 40° R., — in den einzelnen Thermalquellen
26—38° R., ihr spccif. Gewicht 1,01380.
Nach Lancellotti enthalten sechzehn Unzen der
Acqua della Regina Isabella:
Doppeltkohlensaure Kalkerde . . . . 1,926 Gr.
Doppeltkohlensaure Talkerde .... 0,3S7 —
Doppeltkohlensaures Eisen- und Manganoxydul 0,037 —
Doppeltkohlensaures Natron .... 7,007 —
Doppeltkohlensaures Kali .... 0,055 —
Schwefelsaures Natron 4,425 —
Schwefelsaures Kali 0,055 —
Schwefelsaure Kalkerde ..... 0,738 —
Schwefelsaures Eisen und Mangan . . Spuren
Chlornatrium 15,160 —
Kieselerde 0,094 —
Alaunerde , 0,073 —
Jodkalium . : 0,151 —
Organische Materie 0,175 —
30,883 Gr.
Kohlensaures Gas , 4,190 Kub.Z.
g. Acqua di Nitroli auf der Südseite der Insel,
in einiger Entfernung von dem Städtchen Moropano unter
Lavablöcken hervorbrechend, in einem grofsen Becken
gesammelt, hat die Temperatur von 24,0° 11. , ihr spccif.
ewicht beträgt 1,00433.
Nach Lancellotti enthalten sechzehn Unzen:
1118
Doppeltkohlensaure Kalkerde .
0,885 Gr.
Doppelkohlensaures Eisenoxydul
1,444 —
Doppeltkohlensaure Talkerde
Spuren
Doppeltkohlensaures Natron .
Spuren
Schwefelsaure Kalkerde .
0,056 —
Schwefelsaures Nairou .
0,386 —
Chlornatrium . . .
1,555 —
Kieselerde ....
0,533 —
Alaunerde .
0,039 —
Organische Materie .
Spuren
4,898 Gr.
h. Acqua di Francesco primo, in dem kleinen
Orte Ceriglio , in dem Hause eines gewissen Raphaele
Calise, genannt Paolone, etwa zehn Minuten von der Stadt
Foria entfernt; ihre Temperatur beträgt 26 — 36° R., ihr
specif. Gewicht 1,00316.
Man sammelt das "Wasser in einem etwa 50 Fufs tiefen Brunnen,
zur linken Hand im Hausflur, und hat zu seiner Benutzung einige
steinerne Badewannen erbaut.
Nach Guarini enthalten 50 Kubik-Zoll Wasser
bei 20° R.:
Doppeltkohlensaures Natron
Doppeltkohlensaure Kalkerde
Doppeltkohlensaure Talkerde
Chlornatrium .
Chlorcalcium .
Schwefelsaures Natron
Jodkalium
Alaun - und Eisenoxyd
Kieselerde und schwefelsaure Kalkerde
0,151 Gr.
0,039 —
0,018 —
2,604 —
Spuren
1,305 —
Spuren
0,025 —
0,006 —
4,148 Gr.
Kohlensaures Gas .... eine unbestimmbare Menge.
i. Acqua di Pontano, unfern der Stadt Ischia
in einem Garten, der links von der grofsen Strafse gegen
den Arso — einen Lavastrom, welcher im J. 1301 unfern
des Monte Rotaro hervorbrach — hin gelegen ist, wird
auch oft Acqua di Capone genannt, jetzt aber nur sel-
ten zum medizinischen Gebraugh benutzt. Ihre Tempera-
tur beträgt 27° R.; ihr specif. Gewicht 1,00136.
Nach Cassola enthält sie aufser freier Kohlensäure, doppelt-
kohlensaure Kalk- und Talkerde und Natron, schwefelsaure Talkerde
1119
und schwefelsaures Natrou, Clilornatrium, Eisenoxyd und Spuren von
kieselsaurem Eisen, Alaun - und Kalkerde.
k. AcquadiCastiglione entspringt am Ufer des
Meeres zwischen der Stadt Iscliia und Casamicciola, am
Fufse eines kleinen schroffen, eine reizende Aussicht ge-
währenden Vorgebirges, dessen poröses dunkles Gestein
das volle Gepräge eines erloschenen Vulkans an sich trägt,
und wird in einem Bässin aufgesammelt. Ihre Temperatur
beträgt 30— 32,0° R. (nach v. Graefe nur 26° R.), — in
der Tiefe 60° R., — ihr specif. Gewicht 1,00463.
Man findet hier zwei Gemächer, deren eines das Bassin der
Quelle deckt, während das aridere den Kranken, welche dieses Was-
ser trinken, zum Ausruheu dient. Iu beiden Gemächern bemerkt man
eine ansehnliche Temperaturerhöhung, indem das Thermometer 26° R.
in denselben zeigte, während es vor denselben nur auf 20° R. stand.
Ueberbaupt ist die erhöhte Temperatur des Bodens in den Umgebun-
gen der Thermalquelle und der Küste entlang von Puuta di Casti-
glione bis zur Marina von Casamicciola bemerkenswerth ; in der Nähe
der Thermalquelle hat der Sand in der Tiefe vou einem halben Fufs
fast die Temperatur des siedenden Wassers. — Neben der Therme
hat man für eine Ziegelfabrik einen Brunnen gegraben, dessen Was-
ser ebenfalls warm und salzig ist ; doch steigt seine Temperatur nicht
so hoch als die der Hauptquelle.
Nach den Untersuchungen von Guarini und Covelli finden
sich in diesem Thermalwasser aufser kohlensaurem Gase: salz- und
schwefelsaures Natron, Bikarbonat von Natron, Kalk, Talk und Kali,
Alaunerde, Eisenoxyd, Spuren von hydriod- und hydrobromsauren
Salzen.
/. Acfjua de 11' Olmitello auf der Südseite der
Insel in einer traurigen Gegend, iu welcher wegen der
vulkanischen Natur des Bodens sich nur eine sehr dürf-
tige Vegetation findet. Sie ist unbedeckt. Man gelangt
zu ihr, wenn man von dem Städtchen Testaccio nach der
Marina degli Maronti hinabsteigt und von dieser in einem
kleinen Bachbette etwa zehn Minuten weit aufwärts geht.
Neben dem Brunnen befinden sich zwei gemauerte Wannen
zum Badegebrauche. — Etwa 60 Schritte westwärts von
der Mündung des Baches, der von der Acqua del Olmitello
herkommt, findet sich ein anderes Bachbett, welches den
Namen Cavascuia führt und in dessen Grunde die Acqua
1120
cl ei Petrelli quillt, deren Temperatur bis auf 76° R.
steigt. Noch mehr nach Westen gegen die Halbinsel S.
Angelo bin steigert sich die Temperatur des Bodens bis
auf 80° R. und das Meer selber zeigt hier am Ufer eine
Hitze von 70° R. Die Acqua dell' Olmitello hat die Tem-
peratur von 35— 38° R. und enthält nach Covelli's und
Lancellotti's Analyse in einem Pfund Wasser an fes-
ten Bestandtheilen :
Chlornatrium 6,025 Gr.
Chlormagnesium ... . . . 0,650 —
Schwefelsaures Kali 4,075 —
Schwefelsaures Natron . 5,060 —
Kieselerde 0,045 —
15,855 Gr.
Nach Guarini's Untersuchung enthält dasselbe freie Kohlen-
säure, kohlensaure Kalk- und Talkerde, kohlensaures Natron, schwe-
felsaures Natron und Kalkerde, Chlornatrium, Kieselerde und Eisen-
oxv<>; der Niederschlag des Thermalwassers vorzüglich Chlornatrium
und kohlensaures Natron.
m. Acqua di St. IVfontano, am Nordrande, des
Thaies gleiches Namens hervorquillend , ist nur durch ei-
nen kleinen steinernen Ueberbau gegen den Regen ge-
schützt und hat die Temperatur von 36 — 44,0° R., das
specif. Gewicht beträgt 1,0164.
Das Thermal wasser enthält: kohlensaures Gas, Ciilornatrium,
Bicarhonat von Kalk, Natron und Talkerde, schwefelsaure Kalkerde,
Natron und Talkerde, Spuren von Jod- und Bromkalium, kieselsaure
Salze, Eiseuoxyd und organische Materie.
n. Acqua di Citara entspringt am Westende der
Insel in geringer Entfernung vom Meere bei der Punta
dell' Imperatore, unfern Foria, in einer sandigen Ebene.
Die Quelle ist nicht bedeckt und nachlässig gefafst, aber mit ei-
nem massiven einstöckigen, viel besuchten Badehäuschen versehen;
die im Innern desselben befindlichen, vier ausgemauerten, muldenför-
migen Vertiefungen werden mittelst eines Wandloches Eimerweise
mit Thermalwasser zum Baden versehen.
Das Thermalwasser hat nach v. Gracfe die Tempe-
ratur von 35° 11. bei 17° 11. der Atmosphäre, — Rivaz
giebt sie zu 37 — 42,5° R. bei 20—22° R. Lufttemperatur
1121
an; — das specif. Gewicht betrügt 1,00526. Die aus dem-
selben aufsteigenden Dämpfe bilden an den Umfangswäii-
den Anflüge von schwefelsaurer Kalkerdc. — Zwei andere
in derselben Niederung ungefähr hundert Schritte nördli-
cher gelegene Thermen haben die Temperatur von 50° R.
Ein Pfund des Thermalwasscrs enthält an festen Be-
standteilen :
Chlornatrium 10,575 Gr.
Cblormngnesium 5,000 —
Chlorcalcium 2,220 —
Schwefelsaures Natron 12,063 —
Schwefelsaure Talkeide 6,023 —
35,b8l Gr.
Nach Lancellotti enthält es aufser freier Kohlensäure, schwe-
felsaures Natron und Eisen, schwefelsaure Kalkerde, Bicarbonat von
Natron, Eisen und Kalkerde, Chlornatrium und Chloreisen, und Spu-
ren von hydriodsaurem Kali, Kieselerde, Alaunerde und organische
Materie.
Aufser diesen Thermalquellen finden sich noch mehrere andere,
sehr beifse Quellen, in der Umgegend von Monte von 50 — 79° R,
welche aber nicht zu medizinischem Gebrauche benutzt werden. Un-
ter diesen verdient die Buhu-Quelle einer besondern Erwähnung.
Dieselbe liegt in einer vom Ombrasco-Thale abgezweigten, Yalle del
Tambaro genannten, engen Bergschlucht. Sie fliefst hier nach v. Gräfe
52° R. heifs (bei einer Lufttemperatur von 22° R.) aus der schwie-
rig zu erklimmenden Spalte eiuer senkrechten Felswand mit nie aus-
bleibendem, fast rhythmischem Geräusch, welches zu ihrem ähnlich
klingenden Volksnamen Anlafs gab, in nicht beträchtlicher Ergiebig-
keit hervor. Jener Felsöffnung nahe genug, hört mau sehr genau die
durch regelmüfsiges Bersten von Gasmassen erzeugten, einander in
fest getrennten Absatzen folgenden, aus der Tiefe hervortönenden
Stöfse, deren v. Gräfe zu wiederholten Malen binnen jeder Minute
durchschnittlich an 60 zählen konnte. Das Thermalwasser ist in sei-
nen chemischen Verhältnissen noch unbekannt. Vorläufigen Versu-
chen gemäfs ist es dem von Gurgitello analog; Rivaz vergleicht sie
mit der ähnlichen, jedoch um Vieles wasserreicheren Fontaine du
Tambour in der Auvcrgne (vergl. S. 478).
Was nun die Wirkung und Anwendung der ge-
nannten Thermalquellen betrifft, so wirken sie, innerlich
und äufserlich angewendet, analog ähnlichen kochsalzhal-
tigen Thermalquellen, vorzugsweise reizend auf die Organe
des reproduetiven Systems, die Sc- und Excretioncn kräf-
1122
tig betbätigend, umändernd auf das Mischungsverhältnifs
der Säfte, die Resorption befördernd; ihre erhitzende und
reizend belebende Wirkung auf das Nerven- und Blut-
system scheint bedingt durch die Verschiedenheit ihrer
Temperatur, so wie den verschiedenen Gehalt an Eisen
und kohlensaurem Gase.
Zu widerrathen in allen den Fällen, wo leicht durch
stärkere Aufregung des Gefäfssystemc Nachtheile für
Kranke entstehen können, namentlich bei acuten und fieber-
haften Beschwerden, sind die Thermalquellen zu Ischia
dagegen angezeigt und innerlich und äufserlich zu empfeh-
len: bei vorwaltender Schwäche atonischer Art, — bei
Leiden der häutigen Gebilde, der Organe der Digestion
und Assimilation, des Uterin- und uropoetischen Systems
und der vegetativen Seite des Nervensj'steins, ferner bei
Störungen der Ab- und Aussonderungen, krankhaften Me-
tamorphosen und Ablagerungen, Dyskrasien, und zwar na-
mentlich in folgenden besondern Krankheiten:
a) Dyspepsien, hartnäckigen Verschleimungen, Infarc-
ten, Hypertrophien der Milz, Stockungen im Leber- und
Pfortadersystem mit Trägheit des Darmkanals, congesti-
ven und chronisch - entzündlichen Affectionen der Leber,
Hämorrhoiden, Hypochondrie, veralteten Wechselfiebern
in Folge tiefer Störungen der Organe der Digestion und
Assimilation.
b) Dyskrasien und Kachexien, — Gicht, hartnäckigen
gichtischen Localaffectionen, Auftreibungen , Steifheit der
Gelenke, Ischias, — Scorbut und inveterirter oder larvir-
ter Syphilis, — Cachexia hydropica, — Scropheln, scro-
phulösen Geschwülsten, Verhärtungen der Mesenterialdrü-
sen, Tumor albus, — chronischen Ophthalmien, — Rhachi-
tis der Kinder.
c) Schwäche des Nerven- und Muskelsystems, örtli-
cher Atonie, Erschlaffung, Lähmungen, Hysterie.
d) Blennorrhöen, — veralteten Brustkatarrhen, Asthma,
Vcrschleimungen der Haruwerkzeuge.
1123
e) Chronischen Leiden der äufsern Haut, — rheuma-
tischen Affectionen, — Hautausschlägen, insbesondere
gichtischer und syphilitischer Art , — schlaffen , unreinen
und cariösen Geschwüren.
f) Veralteten Wunden, Fisteln, inveterirten Leiden
der Knochen, besonders der Gelenke in Folge von mecha-
nischen Verletzungen, Fracturen und Contusionen.
g) Krankhaften Anomalien der Menstruation und Stok-
kungen im Uterinsystem, — Amenorrhoe, Slippression,
Chlorosis, — Fluor albus, — Auflockerungen und Anschwel-
lung des Uterus.
h) Leiden der Harnwerkzeuge von Schwäche.
In ihrer Wirkung unterscheiden sich die einzelnen
Thermalquellen wesentlich dadurch, dafs einige mehr die
Se- und Excretionen bethätigen, und zugleich weniger er-
regend, andere dagegen ungleich reizender und erhitzen-
der wirken ; erstere werden daher namentlich in allen den
Fällen benutzt, wo letztere contraindicirt sind, und letztere
dagegen vorzugsweise hei vorwaltender Schwäche torpider
Art. Nach Che Valley de Rivaz und Andern besteht
in dieser Beziehung folgende Verschiedenheit:
a. Die Acqua del Gurgitello, von einer reizend
tonischen, die Resorption, aber weniger die Stuhlauslee-
rungen befördernden Wirkung, ist contraindicirt, wo durch
ihre sehr erregende Wirkung nachtheilig auf das Nerven -
und Blutsjstem oder auf krankhafte Metamorphosen tuber-
culöser Art eingewirkt werden könnte, — wird dagegen
aber besonders gerühmt bei Krankheiten von vorwaltender
Erschlaffung und Schwäche torpider Art, namentlich bei
Lähmungen, hartnäckigen, gichtischen und rheumatischen
Localaffectionen, scrophulösen Geschwülsten und Ver-
härtungen, Anchylosen, inveterirten syphilitischen Dyskra-
sien und Uterinleiden.
Der Miueralschlamm dieses Thermalwassers wird bei
örtlicher Schwäche, Steifheit der Gelenke und rheumati-
schen Localaffectionen angewendet.
1124
Benutzt wird die Acqua del Gurgitello innerlich und üufserlich;
leicht verursacht sie fieberhafte Beschwerden, welche sehr zu be-
achten, nach Umständen bei stärkerem Auftreten Unterbrechung der
Kur erfordern, in gelinderer Form dagegen oft als eine sehr heil-
same Rcaction der Natur zu betrachten sind. Des Morgens nüch-
tern, hinreichend abgekühlt zu einem bis vier Gläsern mit Milch ge-
trunken, wirkt das Thermalwasser diaphoretisch, expectorirend, die
Circulation beschleunigend, und wird in kleinen Gaben mit Ziegen-
milch bei hartnäckigen Brustkatarrheu namentlich empfohlen. — Häu-
figer wird dasselbe dagegen äufserlich benutzt als Wasserbad in der
Badeanstalt, oder in den Privatwohnungen der Kranken, zu Doucliea
und Waschungen. Bei Personen, für welche eine zu starke Aufre-
gung zu fürchten ist, läfst mau die Thermalbäder mit süfsem Was-
ser verdünnt nehmen, oder als Vorkur Bäder von süfsem Wasser
oder Seewasser gebrauchen. Früh läfst man Wasserbäder nehmen,
Abends Schlammbäder. Nachdem fünf oder zwölf Bäder von Ther-
malwasser genommen, entsteht häufig ein Gefühl von grofser Abspan-
nung und Schwäche, Mangel an Appetit und Schlaf, — Beschwer-
den, welche sich jedoch bald wieder verlieren; — bei anderen Kran-
ken fehlen sie jedoch und die Wirkungen des Thermalwassers treten
erst später nach beendigter Kur ein. — Zu Einspritzungen bedient
man sich desselben bei Leiden des Uterinsystems, so wie bei fistu-
lösen und cariösen Geschwüren.
b. Die Acqua di Cappone wirkt mehr auflösend
und eröffnend, bekömmt insbesondere zarten Constitutionen,
und empfiehlt sich statt der reizenderen Thermalquellen
vorzüglich als Getränk in allen den Fällen, wo die Func-
tionen der Schleimhäute, des Leber-, Pfortader- und
Uterinsystems , so wie der Harnwerkzeuge bethätiget wer-
den sollen.
Aeufserlich wird sie zu Waschungen, Einspritzungen und zum
Gurgeln beuutzt. Wenn sie als ganzes Bad gebraucht werden soll,
so darf dasselbe nicht unmittelbar, nachdem Wasser getrunken wor-
den, genommen werden.
Nüchtern läfst man früh in Zwischenräumen von einer halben
Stunde ein Glas trinken und dabei mäfsige Bewegung machen, bis
Stuhl- und Harnentleerung erfolgt. Die Menge des täglich zu trin-
kenden Thermalwassers. wird bestimmt nach der Individualität des
Kranken und der Form der Krankheit; gewöhnlich läfst man am er-
sten Tage der Kur dem ersten Glase Thermalwasser eine halbe bis
ganze U»ze Tartar. boraxat. beimischen, um reichlichere Darmauslee-
rungen zu bewirken, bei fieberhaften Beschwerden andere Arzneien
oder Milch; bei manchen Krauken wird die Verdauung sehr beför-
dert, wenn man das Thermalwasser bei dem Mittagsessen mit Wein
vermischt trinken läfst.
1125
e. Die Acqua del Fornello und della Fontana
(Bagni d'Ischia) wirken getrunken reizender und abführen-
der, und werden auch äufserlich in Form von Wasscrbä-
dern, Douchen und Waschungen angewendet. Empfohlen
hat man den Mineralschlamm dieser Thermalquellen na-
mentlich bei Leiden der Gelenke, Anschwellungen und
Steifheit derselben.
d. Die A c q u a d c 1 B a g n o f r e s c o von einer we-
niger reizenden, mehr die Resorption bethätigenden Wir-
kung, wird gewöhnlich benutzt als Vorbereitungskur zu
dem spateren Gebrauch der Acqua di Gurgitello, oder in
allen den Fällen, wo letztere zu reizend wirkt, oder eine
krankhaft erhöhte Reizbarkeit herabgestimmt werden soll,
namentlich bei Nervenkrankheiten erethischer Art, chro-
nisch-entzündlichen Affectionen , rheumatischen und gichti-
schen Beschwerden, Leiden des Uterinsysteins und der
äufsern Haut.
Aufser der Form der Wasserbauer, Doucben und Waschungen
bedient man sieb des Mineralscblammes aus den Behältern, insbeson-
dere bei chronischen Hautkrankheiten.
e. Die Acqua della Rita, in ihren Wirkungen
ähnlich der des Bagno fresco, wird nur äufserlich gleich
der letzteren, und insbesondere empfohlen bei conges-
tiven , oder chronisch - entzündlichen Leiden der Unter-
leibsorganc, namentlich der Harnwerkzeuge, so wie gegen
die Folgen äufserer mechanischer Verletzungen, Brüche,
Verrenkungen und Contusionen.
Zur Bereitung der Speisen wird sie häufig von den Bewohnern
der Umgegend benutzt, und aus diesem Gebrauch angeblich der Um-
stand erklärt, dafs die Krankheiten der Blase und Niereu in dieser
Gegend nicht vorkommen sollen.
f. Die Acqua della Sta. Restituta gehört zu
den am meisten aufregenden Thermalquellen, wirkt ähnlich
der Acqua di Gurgitello, ist mit derselben Vorsicht, wie
letztere zu gebrauchen, und wird vorzüglich äufserlich an-
gewendet. Innerlich ist sie nur in den Gaben von einem bis
1126
zwei Gläsern mit schleimigen Getränken vermischt zu em-
pfehlen.
g. Die Acqua di Nitroli wirkt tempenrend, be-
ruhigend, diuretisch und wird nur als Getränk benutzt, täg-
lich Morgens nüchtern zu zwei bis drei Pfund, häufig auch
als gewöhnliches Getränk mit Wein.
h. Die Acqua di Franceseo primo wirkt ge-
trunken die Verdauung stärkend, nur gelinde die Darm-
ausleerungen bethätigend. Benutzt wird dieselbe als Ge-
tränk und in Form von "Wasserbädern und Doucnen; sehr
erhöht wird die Wirksamkeit der "Wasserbäder durch den
gleichzeitigen innerlichen Gebrauch derselben Thermal-
quelle.
Mau läfst täglich früh nüchtern ein bis vier Pfund Thermalwas-
ecr allein oder mit Milch trinken (ein Glas alle halbe Stunden).
i. Die Acqua di Pontano wirkt bei ihrer niedri-
gen Temperatur weniger reizend und erhitzend , dagegen
teinperirend, auflösend, wird jetzt nur als Getränk benutzt,
täglich Morgens nüchtern zu zwei Pfund, alle Viertelstun-
den zu einem Glase und namentlich empfohlen bei Leiden
der Schleimhäute, Hypochondrie und hysterischen Be-
schwerden.
k. Die Acqua di Castiglione, von einer erre-
gend stärkenden und zugleich die Stuhlausleerungen bethä-
tigenden Wirkung, ist namentlich empfohlen worden bei
chronischen Verschleimungen und Stockungen, Hämorrhoi-
dalbeschwerden, Trägheit des Darmkanals, hartnäckiger
Verstopfung, Hjpochondrie, — Hysterie, Schwindel und
Cephalalgie, — Leiden des Uterinsystems, krankhaften
Störungen der Menstruation, Fluor albus.
Dieselbe wird, täglich zu einigen Pfunden getrunken, häufig als
Vorkur benutzt. Wirkt sie nicht hinreichend auf den Stuhlgang, so
läfst man eine halbe bis ganze Unze Magnesia sulphurica in einem
halben bis dreiviertel Quart Thermalwasser auflösen und des Mor-
gens glasweise trinken. Soll sie als Hauptmittel getrunken werden,
so läfst mau täglich zwei bis drei Pfund gebrauchen, in der Art, dafs
alle
1127
alle halbe Stunden ein Glas getrunken, dabei und dazwischen aber
viel Bewegung gemacht wird. In gut verschlossenen Flaschen hat
man sie auch versandt und entfernt von der Quelle als Getränk benutzt.
/. Die Acqua dell' Olmitello, besonders gerühmt
als auflösendes und diuretisches Mittel, wird gewöhnlich
als Getränk benutzt, früh nüchtern zu zwei bis drei Gla-
sern bis zu drei und vier Pfund, allein oder mit Milch, —
auch wohl mit Wein während der Mahlzeit; — überdies
noch in Form von Wasserbädern , Douchen und Einsprit-
zungen in allen den Fällen , in welchen das Wasser von
Bagno fresco empfohlen wird, insbesondere bei chronischen
Hautausschlägen.
m. Die Acqua di St. Montano wirkt sehr erre-
gend, wird innerlich fast nie, nur äufserlich gebraucht in
Form von Wasserbädern, Douchen, Waschungen und Ein-
spritzungen, — von Klystieren mit günstigem Erfolg bei
ilartleibigkeit.
/*. Die Acqua diCitara wirkt getrunken reizend
und zugleich abführend: nüchtern zu drei bis fünf Bechern
getrunken , bringt sie leicht übermäfsige LeibesöfFnungen
hervor, und sie ist in dieser Form daher nur da angezeigt,
wo habituelle Obstructionen stattfinden. Aeufserlich be-
nutzt man sie in Form von Bädern, Douchen und Einsprit-
zungen, letztere besonders bei Leiden des Uterinsystems,
jedoch nie wärmer als höchstens 28° R., — als Waschun-
gen bei chronischen Hautausschlägen, namentlich herpeti-
schen Geschwüren.
Das Thermalwasser wird an der Quelle, wie auch in Tonnen ver-
sendet, viel und zwar hauptsächlich gegen Unfruchtbarkeit von Atonie
benutzt: der altbegründete Ruf der Quelle ist in dieser Beziehung in
den letzten Deceunien noch durch die Thatsache gesteigert worden,
dafs die Königin Maria Carolina, die an zehn Jahre kinderlos blieb,
nach dem Gebrauch dieses Wassers ihrem Gemahl Ferdinand IV. von
Neapel in rascher Aufeinanderfolge neun Kinder gebar.
B. Die Dampfbäder oder Stufe (etuves) der
Ins el Ischia.
ct. Die Stufe di Castiglione kommen unfern Casa-
micciola auf der Höhe des kleinen Berges zu Tage , an
I". Theil. C C C C
1128
dessen Fufse die Thermalquelle gleichen Namens entspringt,
und sind von einem zweistöckigen kleinen Gebäude ge-
schirmt, worin sich das untere und obere Dampfbad be-
finden.
Ersteres, im Erdgeschosse, besteht in einer wannenförmigen Grube
von sechs Fufs Tiefe, deren natürlichen Spalten warme Dampfe ent-
strömen, und in welche sich die Kranken legen, ein allgemeines
Dampfbad zu nehmen; sie wird dabei mit Tüchern ausgelegt und so
bedeckt, dafs nur der Kopf des Kranken frei bleibt. Die hier aus
anderen Spalten hervorströmenden Dämpfe werden in Röhren von
gebranntem Thon, die in die Seitenwände eingemauert sind, gesam-
melt, um sie örtlich anzuwenden. Das obere Dampfbad besteht aus
einem in den Felsen gehauenen Gemach von ungefähr sieben Fufs
Höhe und Breite und sechs Fufs Länge, welches keine Grube hat,
nur mit einer kleinen Oeffnung und Thüre und einer kreisförmigen
Bank versehen äst, hinter welcher aus zahlreichen Oeffnungen wanne
Dämpfe sich entwickeln, die entweder zu örtlichen Bädern oder zu
Einathmungskuren benutzt werden. — Zum Ausruhen der Kranken
dienen zwei andere Gemächer, welche an diese Dampfbäder stofsen.
Rivaz giebt die Gas-Temperatur bei 21° R. der at-
mosphärischen Luft zu 40° R. an und versichert, dafs die-
selbe im obern Dampfbade, unter gehörigem Verschlusse,
binnen kurzer Zeit auf 45° II. gesteigert werden könne ;
— v. Graefe fand sie bei 18° R. Luft-Temperatur in den
Mündungen der untern Kanäle zu 43° R. , in denen der
obern zu 41° R. Nach demselben bestehen die Ausströ-
mungen, welche Rivaz für reine Wasserdämpfe hält,
hauptsächlich aus atmosphärischer Luft, ferner aus einer
zwar sehr geringen, jedoch augenscheinlich 'überschüssigen
Beimischung von kohlensaurem Gase, und enthalten nur
wenig Wasser.
b. Die Stufa di Cacciuto, auf der Nordseite der
Insel in geringer Entfernung von Punta di Perone, an dem
südlichen Abhänge eines von Lavablöcken gebildeten Hü-
gels, dem Monte Tabor, dem Product eines Vulcans, von
welchem man noch die Spuren eines Kraters sieht.
Sie sind mit einem ärmlichen, den Einsturz drohenden Ueberbau
verschen, der vier schlecht eingerichtete Gemächer enthält, von wel-
chen zwei zu Dampfbädern, zwei zum Ausruhen der Kranken dienen.
1129
Der Weg dahin führt an Felsspalten vorüber, welchen unaufhörlich
heifse Dämpfe entströmen, die jedoch nicht benutzt werden.
Die hier in gröfserer Menge mit grofsem Geräusch
entströmenden Dämpfe sind in physikalisch - chemischer
Beziehung- denen von Castiglione gleich und haben nach
RIvaz die Temperatur von 57° R., nach v. Graefe nur
51° R. bei 17° R. der Atmosphäre.
c. Die Stufe di Gurgitello. Um mit den grofs-
artigen Anstalten zum Gebrauche der gleichnamigen Ther-
malquellen (S. 1113) auch die Vortheile warmer Gasdampf-
bäder zu verbinden, errichtete man den ausschliefslich zu
Wasserbädern bestimmten Gebäuden gegenüber, am rech-
ten Ufer des Gurgitello-Baches, das mit dem Namen der
Rotonda bezeichnete Badehaus, in welchem die qualmen-
den Aushauchungen der überwölbten Quellenspiegel mittelst
Röhren sowohl zu den Dampfapparaten, als zu den Are-
nazionen (wovon weiter unten S. 1132) gelangen.
Vorrichtungen zu gewöhnlichen Thermaldampfbädern enthält theils
ein gröfserer runder Saal, theils ein, mit demselben in unmittelbarer
Verbindung stehendes Cabinet. An den Seitenwänden sind hier 16
mit Sitzen versehene Nischen eingelassen, in welchen mehrere ver-
schliefsbare Leitungsrohren auf verschiedenen Höhepunkten mün-
den, aus denen Thermaldämpfe, sowohl zu freiem allgemeinen, als
auch zu doucheförmigem Gebrauche hervordringen. Geschlossene
Localbäder werden in einem mitten im Hauptgemache aufgestellten
Condensationskasten genommen, aus welchem ein absperrbares Blech-
rohr durch die Decke des Zimmers nach aufsen geführt ist, um durch
das Oeffnen oder Schliefsen desselben die Temperatur der Dämpfe
dem jedesmaligen Bedürfnisse genau anpassen zu können.
Die Gasausströmungen hält man für einfache Was-
serdämpfe, v. Graefe fand indessen bei angestellter Prü-
fung, dafs sie atmosphärische Luft, Wassergas und eine
nicht unbeträchtliche Menge Kohlensäure enthalten. Ihre
Temperatur giebt derselbe, übereinstimmend mit Rivaz,
zu 32 — 36° R., im Condensator zu 45° R. an.
d. Die Stufe di S. Lorenzo, die besuchtesten
auf Ischia, ebenfalls auf der Nordseite der Insel, nur zehn
Miuuten von dem Städrchen Lacco di sopra entfernt, an
dem östlichen Abhänge eines von Bimsstein- und Lava-
Cccc 2
1130
trüminern gebildeten Berges, welcher das Thal von S. Mon-
tano von dein Monte Vico trennt.
)
Dieselben umfassen vier an einander stofsende Gemächer; in den
ersteren ist eine überwölbte Grube mit vier Röhreu, mittelst welcher
die ausströmenden Dämpfe örtlich angewendet werden können, die
zwei folgenden Gemächer enthalten ähnliche Einrichtungen wie die
Dampfbäder von Castiglione und Cacciuto, das vierte dient zum Aus-
ruhen der Krauken.
Nach v. Graefe's Untersuchungen haben die Gas-
ausströmungen einen beträchtlichen Gehalt von atmosphä-
rischer Luft und Wasser dämpfen, nebst deutlichen Spuren
von freier Kohlensäure und unsichern von Schwefelwasser-
stoffgas, ohne Andeutungen reinen Schwefels, und in den
Leitungsrohren eine Temperatur von 32° R., in den Con-
densations-Kästen von 38° R. bei 19° R. der Atmosphäre.
Gi udi c e giebt ihre Temperatur zn 47° R. bei 23° R. Luft-
wärme und Rivaz zu 46° R. bei 21° R. Luftwärme an.
e. Die Stufa di Töstaccio befindet sich in der
Nähe der auf schlackigen Höhen zerstreuten Abitazioni
di Testaccio, zu denen man auf einem längern Wege von
San Lorenzo über Panza und die Marina degli Maronti
und auf einem kürzern von dem Städtchen Ischia aus süd-
westwärts in der Richtung gegen Barano gelangt, auf der
Südseite der Insel und war, nach den in ihrer Nähe aus-
gegrabenen Alterthiimern zu schliefsen, ehemals prachtvoll
ausgestattet; jetzt ist in derselben, die nur kümmerlich be-
kleidet ist, eine zum Sitzen und Liegen eingerichtete Ver-
tiefung, welche aus mehreren kleinen Felsspalten warme
Luft aufnimmt, die sich besonders dadurch unterscheidet,
dafs sie durchaus kein Atom von Wassergas enthält,
weshalb denn auch die Wände und der Fufsboden des
Badehäuschens nicht, wie sonst in ähnlichen, ein feuchtes,
sondern eher staubiges Ansehen haben.
Nach v. Graefe's Untersuchungen ist die Tempera-
tur der in chemischer Beziehung der reinen atmosphärischen
Luft gleich zu stellenden Gasausströmung 30—32° R. bei
1131
18° R. der Atmosphäre; Rivaz giebt sie um 3° höher an
und versichert, dafs sie auf 75° R. gebracht werden könne.
f. Die Stufe di Citara. Unweit Furio, einem
Städtchen auf der Westküste der Insel,befindet sich eine
seewärts vom Meere begrenzte Ebene, welche landeinwärts
von einen Halbkreis von Bergen umschlossen wird, auf
der mehrere Luftquellen aus Tuff- und Lavatrümmern
hervorströmen. Diese sind die letzten Leberreste vormals
vielgebrauchter Stufe. Das, bei warmer Witterung un-
sichtbare, durch Entgegenhalten der Hand leicht zu ent-
deckende laue, den Felsspalten entweichende Gasgemisch
ist gröfstentheils aus atmosphärischer Luft, aus wenig freier
Kohlensäure und einer geringen Menge Wasserdämpfen
zusammengesetzt.
Was die Wirkung und Anwendung der Dampf-
bäder betrifft, so wirken sie, mit Ausnahme derer von Tes-
taccio, welche seit Jahrhunderten mit ausgezeichnetem Er-
folge gegen Leukophlegmasien sowohl, als gegen verschie-
dene Formen der Hautwassersucht gebraucht werden, ganz
analog den in Deutschland künstlich durch Wasserdämpfe
bereiteten, örtlichen und allgemeinen Dampfbädern, und
werden daher auch gleich letztern in ähnlichen Krankheits-
fällen empfohlen.
Ganz zu widerrathen bei Aneurysmen, Neigung zu
Bluthusten und Schlagflufs, nur sehr bedingt anzuwenden
bei wahrer Vollblütigkeit, activen Blutcongestioncn, Dis-
position zu Blutflüssen (namentlich die Dampfbäder von
Castiglione und del Gurgitello), werden sie insbesondere
gerühmt bei hartnäckigen rheumatischen und gichtischen
Affectionen, Contracturen, Anchylosen und inveterirten
syphilitischen Dyskrasien, — der Mehrzahl chronischer
Hautausschläge, besonders Flechten, — Nervenleiden, na-
mentlich Paralysen in Folge von Metastasen, -« chroni-
schen entzündlichen Leiden der Schleimhäute, Blennorrhöen,
— Kachexien, Scropheln, sbrophulösen Geschwülsten und
im
Verhärtungen, Tumor albus, fieberlosen hydropischen Lei-
den, Rhachitis.
Die günstigste Zeit für den Gebrauch der Heilquellen und Dampf-
bäder zu Ischia ist von Anfang Juni bis Mitte September.
Auf Ischia angekommen thut der Kranke wohl, noch einige Tage
zu warten, bevor die Kur begonnen wird. Ob vor dem Beginn der
eigentlichen Kur eine Vorbereitungskur erforderlich ist, hängt le-
diglich von dem Zustand des Kranken und der Krankheit ab; jeden-
falls erleidet der herkömmliche Gebrauch, jede Kur mit Aderlässen
und Abführungen anzufangen, grofso Beschränkung.
Wie in anderen Kurorten, läfst man auch hier die Thermalquel-
len des Morgens nüchtern trinken, den Kranken dabei sich auch viel
Bewegung im Freien machen, mit der zu trinkenden Menge Wasser
bis zu einer gewissen Höhe steigen und dann allmählig diese Gabe
vermindern.
Die Wasserbäder empfiehlt man auch des Morgens zu nehmen.
Die Temperatur des Wassers darf nicht 28 — 30° R. übersteigen;
während des Bades wird gerathen, das Gesicht öfters mit kühlem
Wasser zu waschen. Anfänglich verweilt man in einem Bade zwanzig
Minuten und steigt damit allmählig bis zu drei Viertelstunden, selbst ei-
ner ganzen Stunde. Unmittelbar nach dem Bade legt man sich eine
halbe Stunde lang zu Bette, doch ohne zu schlafen, da sonst leicht
hierdurch, wie in andern Thermalbädern starke Congestionen nach
dem Kopfe veranlafst werden können, und geniefst erst nach Verlauf
einer halben Stunde Nahrungsmittel. Nach dem Gebrauch von fünf-
zehn bis zwanzig Bädern ist es rathsam, ganz aufzuhören, oder,
wenn es erforderlich ist, nach der Unterbrechung von einigen Bädern,
von neuem wieder die Badekur anzufangen.
Zu der Anwendung der Douche, welche theils vor, oder wäh-
rend der Bäder genommen wird, schreitet man erst, nachdem einige
Wasserbäder gebraucht worden sind ; ihre Wiederholung, Dauer und
Temperatur wird bestimmt nach dem Zustand des Kranken.
Die Dampfbäder werden in der Regel auch nicht eher in An-
wendung gezogen, als bis die Kranken durch mehrere Wasserbäder
hierzu vorbereitet sind. Man braucht sie bis zu 36° R. Durch OelT-
nen und Schliefsen der Dampfröhren läfst sich willkührlich die' Tem-
peratur dieser Bäder erhöhen oder vermindern.
Stellen sich bei dem Gebrauch der Wasser- und Dampfbäder
fieberhafte Beschwerden ein, so sind dieses meist wohlthätige kriti-
sche Reactionen, die wohl zu beachten sind; nach Umständen wird
hier der innere und äufsere Gebrauch der Heilquellen, so wie die
Anwendung der Dampfbäder auf einige Zeit ganz ausgesetzt, oder in
diesem Zeiträume kühlere Wasserbäder genommen.
Endlich sind noch zu erwähnen:
C. Die Arenazionen der Insel Ischia.
a. Die Arenazionen von Gurgitello, Hierzu
1133
sind in dem Gebäude der Rotonda von Gurgitello zwei an
die oben (S. 1129) beschriebenen Badezimmer anstoisende
Gemächer eingerichtet. Ihr Fufsbodcu, welcher die Ther-
maldämpfe an mehreren Punkten hindurchläfst, ist mit
grobkörnigem kiesigem Grand an zwei Fufs hoch bedeckt.
Oberflächlich fühlen sich diese von Gas- und Wasser-
dämpfen durchdrungenen Sandlagen lau an, sie nehmen
aber in gleichem Verhältnifs als man tiefer eindringt an
Wärme zu. In dieselben werden entweder einzelne Theile,
oder auch der ganze Körper des Krauken bis an den Hals
eingegraben, und dies Verfahren gegen dieselben Krank-
heiten angewandt, gegen welche die Stufe gebraucht wer-
den; besonders pflegt man dazu dann überzugehen, wenn
jene keine hinlängliche Hülfe geben, namentlich bei hart-
näckigen, veralteten, allen sonstigen Heilmethoden wider-
stehenden Hautübeln.
b. Die Arenazionen von Santa Restituta und
Sant-Angelo liegen zwar an ganz entgegengesetzten
Strandseiten der Insel, sind aber in ihren Haupteigen-
schaften so gleich, dafs sie besser* zusammengefafst wer-
den. Ihr wesentliches Agens bilden gasige, mit Kohlen-
säure und salinischen Theilen getränkte, vulkanisch er-
hitzte, grofsen Seekieslagen inhärirende Wasserdämpfe.
a. Santa Restituta. In der Nähe der oben (S. 1117)
erwähnten gleichnamigen warmen Quellen am östlichen
Abhänge des Vorgebirges Vico entwickeln sich aus einem
verschütteten Krater warme, denen von Citara ähnliche,
Luftströmungen. Von dem bereits erwähnten Badebäus-
cheu eine kurze Strecke ostwärts entfernt, ist dem Mec-
ressaume ganz nahe ein massives, kellerartiges, zwei Ab-
theilungen enthaltendes Gewölbe errichtet, in dessen vor-
derem Räume Arenazionen genommen werden, während in
dem zurückgelegcnern eine Grube ausgehöhlt ist, deren aus
dem Boden aufsteigendes laues Wasser zum Abspülen
dient. Gewöhnlicher aber werden die Arenazionen unter freiem
Himmel, längs dem ebenen, sauft abfallenden, den Meeres-
1134
spiegel kaum überragenden, allenthalben lau anzufühlen- I
den Kiesstrand, genommen, welcher sich fast bis Capi-
tello erstreckend, die Marina von Lacco bildet und aus
dem auf allen Punkten, besonders aber näher gegen
Monte Vico, wenn man einige Fufs tief gräbt, heifses Mi-
neralwasser hervorquillt.
f). Sant-Angolo. An der Südküste Ischias bietet
eine flache, ungefähr 100 Schritt lange und 9 Schritt breite
Erdzunge, welche das Festland mit dem vulkanischen, der
Sage nach den Meereswogen entstiegenen, schroffen Hü-
gel Sant-Angelo verbindet, ganz dieselben Erscheinungen
dar, und zwar soll man sich hier zuerst der wegen ihrer
Heilkräfte viel gerühmten Arenazionen bedient haben, ohne
dafs man zu einer bequemern Anwendungsart irgend wie
besondere Anstalten getroffen hätte; — neuerdings sind
sie durch die zugänglicheren und freundlicher gelegenen
von Santa Restituta fast ganz verdrängt worden.
Das Aggregat der erwähnten Strandflächen, deren
Mineralisation gleichzeitig von eindringendem Seewasser
und von fortdauernder vulkanischer Thätigkeit bedingt
wird, besteht aus ganz eigenthümlichen, abgerundeten, lin-
sengrofsen, durchscheinenden, farblosen Quarzkörnern.
Ihre oberste der Luft ausgesetzte Schicht ist von einem
ziemlich trockenen, salzigen Anfluge beschlagen, der aus
Sulfaten und Muriaten von Natron, Talk- und Kalkerde,
so wie etwas Thon- und Kieselerde besteht und als Er-
zeugnifs der festen, von den Thermaldämpfen emporgetra-
genen und aus diesen an der Luft wieder abgeschiedenen
Stoffen zu betrachten ist. Die tieferen, von den Dämpfen
feucht erhaltenen Lagen haben dagegen gröfstentheils eine
der des Bergkrystalls wenig nachgebende Durchsichtigkeit.
Die Temperatur dieser Lager wächst mit der Tiefe: sie
betrug nach v. Graefe's Beobachtung bei 17° R. der
Atmosphäre, und unerachtet sich die obern Lagen nur lau
anfühlten, am Boden einer frisch bereiteten, zwei Fufs
tiefen Aushöhlung 34° R., und als das Graben weiter fort.
1135
gesetzt wurde, quoll salzig und bitter schmeckendes Was-
ser hervor, welches in der bis zu vier Fufs ausgehöhlten
Vertiefung das Thermometer auf 45° R. steigen liefs.
Ueber die beste Anwendungsart der Arenazionen
sind die Meinungen getheilt: Manche wollen die völlig ent-
kleideten Kranken unter freiem Himmel bis an den Hals in
das warme Kieslager einscharren und sie hernach Behufs
der Reinigung mit lauem, leicht aus jeder Arenengrube
gewonnenen Thermalwasser übergiefsen , indem sie einen
grolsen Werth darauf legen, dafs die Haut im Bade un-
mittelbar von den Quarzkörnern berührt werde ; Andere
ziehen es vor, den Körper in ein grofses einfaches Tuch
zu wickeln, um das spätere Abspülen zu ersparen, von
welchem sie eine Verringerung des heilsamen Einflusses
befürchten. Jedenfalls mufs die tiefe Grube, womit €lie
einheimischen Stufajuoli recht gut umzugehen wissen,
nach dem jedesmaligen Empfänglichkeitsgrade des Lei-
denden berechnet und nie so eingerichtet werden, dafs am
Boden Thermalwasser zusammenfliefst. Anfänglich legt
sich der Kranke nur in flache, höchstens ein Fufs tiefe
Aushöhlungen, wobei man den Körper mit einer 8 — 10 Zoll
hohen, lauen Kieslage bedeckt, späterhin werden, den
Umständen nach, beträchtlichere Versenkungen unternom-
men. Zu tiefes Eingraben erhitzt übermäfsig und kann
sogar Blasenerzeugung veranlassen. Bei angemessenem
Gebrauche aber fühlen sich die, von lauen, glatt gerun-
deten, säubern Krystallkügelchen umhüllten, die reinste
Seeluft athmenden Kranken sehr behaglich. Schwächere
Individuen bleiben nur eine Viertel -, kräftigere gewöhnlich
eine halbe, höchstens dreiviertel Stunden in der Arena.
Die schon von Celsus im Allgemeinen gerühmten,
von spätem Balncographen viel gepriesenen Arenazionen
Ischias gewähren namentlich bei Scropheln, GichtafFectio-
nen, localen Atrophien, Paresen, Oedemen, Gliedersteifig-
keit und hartnäckigen Ausschlägen grofsen Nutzen.
1136
Lombardus, de balneis Aenariorum. Francof. 1600.
De Quintiis Camilli, de balneis Pitliecusarum libr. VI. Na-
pol. 1726.
Jasolino, dei rimedi naturali che eono neu' isola Pitbecusa
oggi detta Ischia, Lib. II. Napoli 1769.
Andria, delle acque minerali dlschia. Napoli 1785.
M. Auttumonelli, memoires sur les eaux minerales de Na-
ples et sur les bains de vapeur. Paris 1804.
Fr. Lancellotti, saggi analitici sulle acque minerali del ter-
ritorio di Puzzuoli, precedenti del saggio analitico dell' acqua medi-
cinale del Gurgitello dlschia. Napoli 1819.
Viaggio medico instituto dal Professore di Clinica Giov. Nicol.
del Giudice ad Ischia, ad ogetto di ricouoscere ed analizzare le
acque minerali e le Stufe. Napoli 1822.
Tableau topographique et historique des tles dlschia, de Ponza,
Procida et Nisida; du cap Misene et du mont Pausilippe. Naples 1822.
Paganini, notizia compendiata a. a. 0. p. 34.
S. M. Ron chi in: Osservatore medico, giornale di medicina, com-
pilato da una societä di medici. Napoli 1828. No. 13.
Förster in: Rust's Magazin. Bd. XXII. St. 3. S. 442.
Wenzl in: Salzb. Med. Chir. Zeitung. 1830. Bd. III. S. 321.
Description des eaux minero-thermales et des eluves de llle d'I-
schia par le Dr. Che Valley de Rivaz. Naples 1833; — 1835.
Die Heilquellen bei Neapel etc. von A. W. F. Schultz. Ber-
lin 1837. S. 2S ff.
L. v. B u oh in: v. Moll, Neue Jahrb. der Berg- und Hütten-
kunde, Bd. I. S. 343 ff.
Froriep's Notizen. Nr. 26. April 1837. S. 54.
v. Graefe, die Gasquellen a. a. O. S. 66 — 92.
Hieran schliefsen sich die weniger besuchten Mineralquellen Un-
ter-Italiens:
Die Mineralquellen von Conlursi entspringen auf dem
linken und rechten Ufer des Velo zwischen der Brücke von Oliveto
und Contursi in der Campania felice. Man unterscheidet kalte und
warme Quellen: zu den erstem zählt man die Quellen delPetrone,
del Mulino and l'Acetosella; zu den letzteren die Quelle von
Oliveto, della Tufara und die zu Bädern benutzte von S. An-
tonio. Die kalten Quellen sind von niedrigerer Temperatur als die
der atmosphärischen Luft, die warmen haben die Temperatur von
23- 28,5° R.
Alle diese Quellen enthalten nach Macri Schwefelwasserstoff-
gas, freie Kohlensäure, schwefel- und kohlensaure Kalkerde, Thon-
erde und wahrscheinlich noch etwas Eisen. — Die Quelle dell' Ace-
toaella dagegen nur kohlensaures Gas und schwefelsaure Kalkerde.
1137
Letztere wird innerlich, vorzugsweise bei chronischen Krankheiten
der Urinwerkzeuge benutzt; — die andern, zu den saünischeu Schwe-
felquellen gehörend, wo auflösende, abführende Mittel indicirt sind.
Pagauini, uotizia compendiata etc. p. 14.
Das Mineralwasser von Catafari am Ufer des Garigliano
(Liris) in der Campagna felice ist fast eiuzig in seiner Art wegen
der übergrofsen Menge kohlensauren Gases und vollkommen aufgelö-
sten Eisens. Sehr klar, geruchlos, ohne andere mineralische Bestand-
teile wird dies Mineralwasser wegen seiner eröffnenden und stär-
kenden Wirkung sehr häufig gegen Dyspnoe, Obstructionen, verschie-
dene Kachexien und namentlich in der Chloroso mit grofsem Erfolg-
angewandt.
Ron chi in: Bulletin des sc. m6d. T. XVII. p. 102.
Die Acqua del Mulin o Salomone am Garigliano bei Sujo
in der Campagna felice ist ein reichlich fliefsender Säuerling, von ad-
stringirendem Geschmack, der nach Ron chi so reich au Kohlen-
säure ist, wie vielleicht keiner in der Welt, sonst aber fast gar keine
mineralischen Bestandtheile enthält.
Aufser diesem Säuerling befinden sich hier noch zwei andere
Quellen: eine kalte Schwefelquelle, die Schwefelwasserstoffgas, koh-
lensaures Gas und kohlensaure Talk- und Kalkerde, — und eine al-
kalische Thermalquelle, welche schwefelsaure Alaunerde und Eisen
enthält.
Die Mineralquelle von Riardo bei Piedimonte unfern
des Volturno ist ein kaltes salinisches Mineralwasser, das klar und
geruchlos, viel schwefelsaure Talkerde, ein wenig schwefelsaures Na-
tron und sehr wenig schwefelsaure Kalkerde enthalten soll und mit
Erfolg
Das Mineralwasser von Trifisico in der Nähe von Ca-
pua unfern des Volturno, ist eine kalte salinische und medizinisch,
benutzte Quelle, welche einige erdige Salze, ein wenig kohlensaures
Gas und Eisen, in jährlich wechselnden Verhältnissen, enthalten solL
Die Mineralquelle von Salerno im Principato citeriore ist
ein Säuerling von 18° R, nach Andern von 24° R., welcher nach
Ferra ti in 32 Unzen, aufser kohlensaurem Gase, 4 Gr. kohlensau-
res Eisenoxydul, 15 Gr. schwefelsaure Talkerde, 3 Gr. schwefelsaure
Kalkerde und 3 Gr. kohlensaure Kalkerde enthält. Nach A. Macri
hingegen sind die Bestandtheile desselbcu: kohlensaures Gas, kohlen-
saures Eisenoxydul, kohlensaure Talk- und Alauuerde, Chlorcalcium,
schwefelsaures Natron und Talkerde.
A. Macri in: Giornale med. Nap. T. III. 3. p, 262, und Bulle-
tin des sc. m^d. 1829. T. XVII. Avril. p. 92.
1138
Die Bäder von Seit na in der Provinz Abruzzo ulteriore, bei
den Römern unter dem Namen Ventina undVirium bekannt, sind neuer-
dings durch den Bischof Ricciardone wieder hergestellt worden
und haben bereits in Toskana und Dalmatien grofsen Ruf erworben.
Sie enthalten (iu welcher Menge ist nicht angegeben) nach Cove<lli
und Lancellotti:
Doppeltkohlensaure Kalkerde
0,7980
Doppeltkohlensaure Talkerde . , . 0,1692
Kohlensaures Eisen 0,0178
Chlornatrium 0,4800
Chlormagnesium ...... 0,0396
Schwefelsaure Talkerde .... 0,1692
Kieselerde ........ 0,0060
Orgauische Substanz ..... Spuren
1^6798
Gentili in: Esculapio. T. III. 1. p. 1. und Bulletin des scienc.
m6d. 1829. T. XVI. p. 477.
Die Mineralquellen von Introdoco d' Acqua in dersel-
ben Provinz, zwischen der Villa Falocrina und den Ruinen von Co-
tilia, wo Titus und Vespasian begraben liegen, ergiefsen sich heut
zu Tage, nicht mehr zu Bädern benutzt, in den nahen Velino.
Bulletin des sc. m6d. 1829. Avril. p. 99.
Die Mineralquelle von Senise in der Provinz Basilicata
enthält nach Bruni als vorwaltenden Bestandtheil Clilornatrium und
wird gegen Kropf benutzt.
Bruni in: Giornale med. Nap. T. IX. p. 270,
Bulletin des sc. m6d. 1830. Juillet. p. 149,
Die Schwefeltlierme von Pizzo falcone enthalt nach An-
dria Schwefelwasserstoffgas, kohlensaure Kalk-, Talk- und Thon-
erde und kohlensaures Natron.
Paganini, notizia compendiata. p. 30,
Aufserdem werben noch von Ronchi und Andern erwähnt: das
Mineralwasser von Mariglione, eine kalte salinische Quelle, die
Schwefelwasserstoffgas, kohlensaures Gas, Chlorcalcium, Chlormagne-
sium und ein wenig Chlornatrium enthalten soll; — die Schwefel-
wässer von Olival bei Canturu im Thale von Anserato, die von
Telese und die von Acerra; — ferner die Säuerlinge bei Capua:
Acqua della Cantar ella, in einem benachbarten Thale nach
Abruzzo hin, der viel kohlensaures Gas und Eisen enthält, und der
bei Francolisi (im Alterthum Cales) in Campanien nahe der
Via Latina, von dessen berauschender Kraft schon Plinius spricht,
dessen Valerius Maximus und Vitruv gedenken, — und zuletzt
1139
der Thermen von Sinuessa, welche bei den Alten wegen ihrer
Wirksamkeit in Heilung der Melancholie und der Unfruchtbarkeit ei-
nes grofsen Rufes genossen. (Plinius, Hist. nat. XXXI. c. 4.)
Endlich mag noch des Flusses Kratis in Calabrien Erwähnung
geschehen, dessen Wasser nach Plinius, wenn man sich mit dem-
selben wäscht, die Haare kraus machen und den Haarwuchs beför-
dern, — nach Strabo viele Krankheiten heilen soll.
Ronchi in: Osservatore med. Nap. 1827. No. 13.
Bulletin des sc. möd. 1829. Avril. p. 101.
Baumann, Fufsreise durch Italien und Sicilien. Th. I. S. 162.
■:.
B. Die Mineral- und Gasquellen Siciliens und der
Liparischen Inseln.
'iese durch weit zurückgehende historische Erinnerun-
gen, durch die Gröfse und Mannigfaltigkeit der Naturwun-
der, durch den schönsten Himmel, wie durch üppige Frucht-
barkeit des Bodens das höchste Interesse erregende Insel
ist die gröfste des Mittelmeeres. Die eigentlich vulkani-
sche Gegend derselben nimmt vorzugsweise den Theil der
Provinz Val-Demona ein, welche der nahen Küste Kala-
briens gegenüberliegt; das Uebrige besteht aus mehreren
deutlich von der mächtigen Apenninenkette abstammenden
Gebirgszügen mannigfacher Formation. Aber auch hier of-
fenbart sich eine innige Verbindung mit dem Hauptsitze
des vulkanischen Prozesses auf mannigfache Weise. Steiii-
salzfiötze und unter ganzen Landstrecken sich hinziehende
mächtige Lager reinen Schwefels kommen vielfach vor;
Luftvulkane verschiedener Art, Aushauchungen gasiger
"Wasserdämpfe , laue und heifse Thermen sind häufig.
Viele Mineralquellen enthalten Bergöl und Schwefelwasser-
stoffgas, einige Azot, fast alle mehr oder weniger Koh-
lensäure, Kochsalz, Eisen und andere mineralische Be-
standtheile.
Zu den schon früher bei der allgemeinen Uebersicht der vulkani.
sehen Verhältnisse Italiens auch von Sicilien angegebenen Erscheinun-
gen dieser Art (vergl. S. 738 ff.), wollen wir noch des aufserordent-
1141
liehen Phänomens gedenken, das sich am 18 März 1790 bei Santa
Maria di Nisccmi auf einer liolieu Flache, einige Meilen von der süd-
lichen Meeresküste, wo Terranova liegt, ereignete. Zuerst hörte man
unter dem genannten Dorfe ein unterirdisches starkes Getöse. Ta-
ges darauf erfolgten Erschütterungen; dann sank der Boden drei ita-
lienische Meilen im Umkreise nach und nach au einer Stelle bis auf
dreifsig Fufs tief nieder. Dieses allmählige Einsinken dauerte bis
zum Ende des Monats. In der Mitte dieses Zeitraums brach in dem
gesunkenen Boden eine Oeffuuag auf, von ungefähr drei Fufs im
Durchmesser, durch welche drei Stunden lang mit grofser Gewalt
ein Strom von Schlamm hervordrang, der einen Kaum von 60 Fufs
Länge und 30 Fufs Breite bedeckte. Der Schlamm war salzig, bestand
aus Kreidemergel und einem zäheu Tone mit krystallinischen Kalk-
steinstückchen gemengt; er roch nach Schwefel und Erdöl; in einigen
Spalten spürte mau Wärme, auch stieg Dampf daraus empor. — Die
dortige Gegend ist übrigens geognostiseh ganz so beschaffen,
wie der gröfste Theil des südlichen Siciliens, nämlich die niedrigen
Striche bestehen aus Lagen von Mergel, der von einem blauen Thon
gangartig durchsetzt wird, und Gyps, Schwefelkies, natürlichen Schwe-
fel und Salz einschliefst. Ueber diese Mergellagen ragt die Kalk-
steinkette empor, welche das Innere der Insel bis zum Meere durch-
zieht uud im Westen von einer ungefähr von Taormiua nach Me-
lazzo gezogenen Linie anfängt. Die östlichste Spitze Siciliens vom
Cap Peloro an bis gegen den Aetna ist Granit, wie Calabrien, so
dafs dieser grofse Vulkan, der nach der neuesten Messung (nach
Ab ich) 10,210 Fufs über dem Meere emporragt, an der Grenze des
Urgebirges steht.
Vulkanische Producte sind übrigens häufig in Sicilien. Das Bergöl
(Petroleum), welches, so wie Napbtha. hier häufig vorkommt, findet
man, aufser in den schon früher erwähnten Quellen und Wasserbe-
hältern (S. 739), bei dem Dorfe Petralie , auf Wasserquellen bei Mi-
stretto, Lionforte, Bivona; des aus der Gegend von Agrigent erwäh-
nen schon Dicscorides und Plinius. Erdpech findet sich bei
Ragusa im Val-di Noto am Fufse eines mächtigen Lagers von Stink-
steiu; — bei JNissoria, zwischen Gugliauo und Nicosia, findet sich
Asphalt. — An Schwefel ist, wie bekannt, Sicilien sehr reich; die
Niederlagen davon nehmen grofse Strecken Landes ein. Um Rad-
dusa bei Aidoue, am Fiume salso, bei dem alten Immera sind weit
verbreitete Lager davon vorhanden, uud in dem weiten Gebiete von
Girgenti herrscht der Glaube, dafs, wo man auch graben möge, man
eine Schwefelmine finden werde. Die am längsten bekannten Nieder-
lagen findet man in dem Theile der Insel, der sich von ihrer Mitte
bis an die südliche 3Ieeresküste erstreckt und zu beiden Seiten von
Linien eingeschlossen wird, die man von einer Seite nach Sciacca
zu und von der andern in Schlangenzügeu um das Gebiet von Rad-
dusa her nach dem Meere zieht: in diesem Bezirk besteht, kann man
sagen, ein grofser Theil des Bodens aus Schwefel und dieser füllt
hier und da ganze Gänge aus.
1142
In Beziehung auf das Klima Siciliens wollen wir nur
bemerken, dafs sich die Malaria-Gegenden auf dieser Irisel
in grofser Menge finden: die Polizeibehörden in der Nähe
pflegen auch die Reisenden vor ihnen zu warnen. Die in-
teressanteste Malaria-Gegend ist unstreitig Fiorida. Sie
besteht aus einem sehr flach, aber mächtig weit ausge-
dehnten kuppeiförmigen Hügel, der sich durch aufserbr-
dentliche Fruchtbarkeit, vorzüglich für das Getreide aus-
zeichnet. Er besteht von seinem untern Fufse an bis über
die Gegend des untern Ortes aus regelmäfsig geschichte-
tem dolomitischen Kalke; auf der Höhe des Hügels dage-
gen finden sich zertrümmerte, wild über einander gethürmte
Felsenfragmente, Spuren von Lava und vulkanischen
Schlammgebilden ; — und dies ist mehr oder weniger der
Charakter aller Malaria-Gegenden.
Die Yorliebe der frühern Bewohner Siciliens für Bä-
der geht daraus hervor, dafs ungeachtet des unendlichen
Reichthums an Thermen, dennoch zahllose Ueberreste von
Bauanlagen angetroffen werden, welche vormals zur An-
fertigung künstlich erwärmter Luft-, Wasser- und Dampf-
bäder dienten. Im Wesentlichen kommt die Construction
solcher Gebäude, welche vom hohl liegenden Fufsboden,
wie von ihren Doppelwänden aus leicht erwärmt werden
konnten, mit den zur Zeit noch wohlerhaltenen Pompeji's
überein: einige bildeten überwölbte viereckige Säle, andere
regelmäfsige aus Quadersteinen errichtete Kuppeln. Als
besonders sehenswerth sind die drei Miglien von Catanea
nahe am Dorfe Mister Bianco, ferner die bei Aderno und
Caucana liegenden, so wie jene zu S. Lucia bei Palazzolo
in Stein gehauenen zu nennen.
Leider fehlt es noch an gründlichen, dem heutigen
Standpunkte der Naturwissenschaften angemessenen Arbei-
ten über die Mineralquellen Siciliens, was bei dem Cultur-
Zustande dieser Insel nicht Wunder nehmen kann. So
hatte z. B. Parthey bei seinen Wanderungen durch die-
selbe grofse Noth, ein Barometer aufzutreiben 5 selbst in
Pa-
1143
Palermo war keines käuflich zu erhalten. Aus der gro-
fsen Reihe der in allen Gegenden ausbrechenden, zu Trink -
und Badekuren benutzten Mineralquellen hat Borch in
seiner noch am meisten ausführlichen Minerohydrologie
Siciliens 31 ihm bekannt gewordene aufgezählt, welche bei
Messina, Noto, Palermo, Corleone, Castro Giovanni, Cani-
piglieri, Livari, Petralia, Mazzara, Milicia, La Piana de
Greci, S. Giuliano, Nicosia, Girgcnti, Polizzi, Capo d'Arso,
Ali, Cefalu und Sclafani zu Tage kommen. Unter diesen
befinden sich nach der Eintheiluug desselben Schriftstellers :
fünf seifenartige, leicht hepatische und Bolarerden enthaltende,
deren man sich als sanft eröffnender und lithöntriptischer
Mittel bedient; eine vorzugsweise kochsalzhaltige 5 drei
vitriolisch martiale; zwei besonders eisenreiche; eine kup-
ferhaltige, grünen Kalk absetzende, von Arsenik nicht
freie, giftig wirkende ; eine stark selenitische ; eine alkali-
l: sehe mit Säuren aufbrausende; drei kathartische, von Luft-
j blasen durchströmte , wahrscheinlich Kohlensäure enthal-
! tende, glaubersalzige, die Leibesöffnung kräftig fördernde;
1 sieben bituminöse, Bergöl und Erdpech führende, zum Theil
■leicht entzündbare, Hydrogen aushauchende; fünf sulfuri-
sche, meistens heifse, Schwefelblumen und Schwefelleber
! absetzende, mehr zu Bädern als zum Trinken verwendete
und eine sulfurisch martiale heifse, besonders gegen Krank-
heiten der Schwäche angezeigte.
Wir schliefsen hieran die Aufzählung der Mineral-
quellen Siciliens nach Alf. Ferrara. Er theilt sie in
kalte und Thermalquellen. Die erstem sind: Säuerlinge
(Palagonia, Zafarana, Paterno u. a.); salinische (Paerno,
Raddusa, Nicosia, Mazzara); bittersalzhaltige (Termini,
Bagaria, Paterno, Noto, San Giuliano, Sciacca, Mazzara
u. a.) ; alaunhaltige (Aetna, Catania, Ali, Rocca Alluiniera) ;
eisenhaltige (Castroreale, Naco, Paterno, Canalotto) ; schwe-
felhaltige (Pozzo di San Vennera, Raddusa, Buccheri,
Mazzerino, Capizzi, Castrogiovanni u. a.); bituminöse (Pe-
tralia, Mistretta, Savoca, Nicosia, Ragusa, Bivcua, Gir-
III. Theil. Dddd
1144
genti u. a.). Die Thermalquellen sind: an Kohlensäure
reiche Schwefelwasser (Ali); salinische Schwefelwasser
(Sclafani); bittersalzhaltige Wasser (Cifalu); hepatische
/Alcamo); Schwefelthermen (Sciacca).
Mineralogie Sicilienne et metallurgique ou connaissance de tou-
tes min£raux que produit fisle de Sicile avec les details, des mines
et des carrieres et fhistoire des travaux anciens et actuels de ce
pa3^s suivie de la minerohydrologie Sicilienne par Tauteur de la litho-
logie Sicilienne. Turin 1780. (enthält p. 231 — 256. Description des
caux minerales de Sicile par de B o r c b.)
J. Houel, voyage pittoresque des iles de Sicile, de Malte et de
Lipari. T. I — IV. Paris 1782; — 1787 — deutsch von J. H. Keerl.
Gotha 1797 — 1809. Th. I— VI.
M. Fr. Munter, Nachrichten von Neapel jatid Sicilien auf einer
Reise in den J. 1785 und 1786. Kopenhagen 1790.
M. An t. Fich er a, delle acque mineralie potabili di Palermo. 1792.
VincenzoRiolo, delle acque minerali di Sicilia. Palermo 1794.
Franc. Ferrara, campi flegrei della Sicilia e delle Isole che
le sono intorno, o descrizione fisica e mineralogica di queste Isole.
Messina 1810.
Alf. Ferrara, memoria söpra le acque della Sicilia, loro na-
tura, analisi ed usi. London 1811.
J. Tommasini, Briefe aus Sicilien. Berlin 1825.
(Parthey), Wanderungen durch Sicilien und die Levante. Th. I.
Berlin 1834.
v. Graefe, die Gasquellen Süditaliens. S, 97 ff.
Die Thermalquellen und Stufe von Sciacca^
bei den Alten Aquae Selinuntinae, Aquae labrodes genannt,
befinden sich unweit der Ruinen des alten Selinus , auf
dem dem heiligen' Calogerus geweihten, an 1100 F. über
d. M. emporragenden, am südwestlichen Strande der Insel
drei Miglien ostwärts von der Stadt Sciacca gelegenen Berges.
a. Die Thermalquellen brechen am Fufse des
erwähnten Berges mit grofser Ergiebigkeit hervor. A. Fer-
rara unterscheidet deren drei: 1) Salsa di Strabone,
eine Schwefeltherme von 45° R., 2) eine in geringer Ent-
fernung von der vorigen, aber weniger heifse als diese,
entspringende salinisch -eisenhaltige Therme, 3) Acqua
santa, von noch geringerer Temperatur als die vorige.
Alle setzen einen gelblichen, schwefelichten Bodensatz ab.
1145
Die Thermen werden viel besucht und sind mit Anlagen zu Bä-
dern ausgestattet. Auf dem Gipfel des Berges befindet sich das mit
Wohnungen für Badegäste versehene Kloster des heiligen Calogerus.
A. Ferrara fand in zwei Pfund Wasser (jedes zu
5760 Gr.) der zweiten Therme :
Kohlensaure Kalkerde 13,000 Gr*
Chlorcalcium 3,666 —
Chlomatrium • 6,600 —
Schwefelsaures Eisen ..... 2,3S4 —
25,650 Gr.
Schwefelwasserstoffgas 21Kuh.Z.
Die dritte Quelle enthält besonders Talksalze, namentlich schwe-
felsaure Talkerde, als vorwaltenden Bestandtheil.
Das Thennalwasser wird in Form von Bädern beson-
ders gegen Hautkrankheiten, Lähmungen und Rheumatis-
men benutzt ; — die dritte Quelle soll aufserordentlich heil-
sam gegen Geschwüre und Wunden, namentlich der Füfse,
sein.
b. Die Stufe befinden sich hoch über den Thermen
in mehreren Höhlen, von welchen vorzugsweise eine un-
unterbrochen heiise Dämpfe ausstofst; — nach Diodor
fand König Minos von Kreta hier den Erstickungstod.
Diese Höhlen sind mit Einrichtungen zum Gebrauch der Dämpfe
versehen, welche zu den ältesten dieser Art gehören. Der vordere,
geordnete, regelmäfsige Theil der erwähnten Höhle bildet die eigent-
liche Badegrotte: in ihrer Mitte ist eine wauuenförmige Aushöhlung
in den Boden aus dem Felsen gehauen, an ihren Seitenwäuden zie-
hen sich baukartige Erhöhungen hin ; im Hintergründe derselben strö-
men warme Dämpfe aus einer Felsöffnung hervor, aufserdem dringt
noch durch eine geringe Felsspalte der Seiteuwand ein warmer Hauch
mit grofser Lebhaftigkeit hervor, dessen sich die Kranken zu mehr
örtlichen Einwirkungen bedienen. Von dieser Grotte kann man nach
den zuriickgelcgeneu rohen Nebenhöhlen gelangen , welche in einen
wilden, 15 Fufs lang abschüssigen Gang auslaufen, an dessen Ende
sich eine brunuenartige, mit erhitztem Wasser gefüllte Vertiefung 50
Fufs tief hinabsenkt.
Die Temperatur der Ausströmungen beträgt nach
v. Graefe 47° R., sie nimmt aber in gleichem Grade ab,
als man sich von der grofsen Ausströmungsmündung ent-
fernt. Nach Borch sollen die Dämpfe schwefelwasser-
Dddd 2
1146
stoffartig sein; Smyth schreibt ihnen einen besondern Ge-
ruch bei. Wahrscheinlich stehen sie mit den tiefer am Berge
zu Tage kommenden Schwefelthermen in naher Verbindung.
Zur Sommerszeit werden diese Stufe von fern und
nah häufig besucht und gegen verschiedene Krankheiten,
besonders aber gegen Gicht, Rheumatismus, Hautaus-
schläge, so wie gegen paralytische Affectionen und Schwer-
hörigkeit mit Nutzen angewendet. Um das letztere Ge-
brechen zu heilen, bedient man sich besonders des erwähn-
ten, aus einer seitlichen Felsspalte lebhaft vordringenden
Dainpfstrahls.
De Borch a. a. O. p. 254.
Ant. Bellitti, delle Stufe e de1 Bagni di Sciacca. Palermo 1783.
Munter, Nachrichten a. a. 0. S. 256.
Parthey's Wanderungen a. a. 0. Th. I. S. 91.
v. Graefe, die Gasquellen a. a. 0. S. 102.
Die Dampf- und JVasserb'äder von Ther»
mini. Die am Nordstrande der Insel, auf der Stelle des
alten Himera zwölf Stunden von Palermo gelegene Stadt
dieses Namens ist amphitheatralisch von Bergen umgeben,
aus denen der des heiligen Calogerus, nach welchem die
Bäder vom Volke gewöhnlich genannt werden, der höchste
nach dem Aetna stolz emporragt -, an dessen Abhänge die
berühmte Therme entspringt.
Die schon von den Römern benutzten alten Badeanstalten sind
im J. 1818 prachtvoll restaurirt worden. Die Therme fliefst jetzt in
ein grofses wohlbedecktes Reservoir zusammen und wird aus diesem,
nach zwei Seiten bin, durch verschliefsbare Kanäle in die Bäder, so
wie durch eine grofse Wandöffnung in den anstofsenden unteren
Raum des Dampfgemaches in der Art geleitet, dafs die abfliefsende
Wassermenge ununterbrochen durch frisch hinzukommendes ersetzt
wird. In der Vorzeit bildete das Gebäude eine Rotunde; durch den
heiligen Cai oger us wurde dieser Rundbau zur Hälfte hergestellt,
so dafs die vordere Hauptwand gradlinigt, die hintere halbkreisförmig
verläuft. Im Untergeschofs befinden sich aufser den Bädern zwei
Ankleidekabinette und das gemeinschaftliche Versammlungszimmer,
im obern mehrere Wohnungen für öffentlich besoldete Wärter. Con-
centrisch mit der Bogenwand sind grofsartige, schön und hochge-
wölbte Gallerien angebracht, an deren Boden bequeme Stufen zu den
tiefem, mit Tbermalwasser gefüllten Abtbeilungen hinabfüliren. Da,
I
1147
wo die beiden Seitenhälfreu dieser Gallerte nach der Mitte zusam-
men kommen würden, sind sie durch das zwischenlicgende Dampfge-
nmcli getrennt, in welches die Ausbauchungen des Thermalwassers
vermöge hiulänglicli grofser, im steinernen Fufsboden angebrachter
OefTuungeu emnordringe*.
Das Tbermalwasser ist klar, überaus durchsichtig, von
und hat , nach
— A. Ferrara
leicht salinisch-alkalischein Geschmack
v. Graefe, die Temperatur von 37° R.,
giebt sie zu 45° R. an.
Hinsichts der ebemiseben Bascbaffenbeit der Therme
sind die Nachrichten sehr abweichend: Borch und Pa-
ganini erklären sie für schweflicht, Smyth für sehwef-
licbt-martialiscb. Nach Luciano geben 2| Pfund des
Thermalwassers durch Abdampfung einen salzigen Rück-
stand von \h Unze; A. Garzotta erhielt nach dem Erd-
beben von 1823 von acht Pfund Wasser 436 Gr., A. Fu-
ritano im J. 1818: 600 Gr. und im J. 1825: 617 Gr.
Rückstand. Wir stellen die Analyse von Furitano vom
J. 1S25 und die von Alf. Ferrara mitgetheilte zusammen.
Hiernach enthält das Tbermalwasser:
nach Furi-
nach Ferrara
tano
[in 2 Pfd. jedes zu
(in 8 Pfund) :
5760 Gr.) :
Kohlensaure Kalkerde
o 22,000 Gr. .
3,333 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
. 33,344 — .
. 2,200 —
Chlorcalcium .
5,600 — .
.
Chlormagnesium
. 80,400 — .
.
Scbwefelsaure Talkerde
7,500 — . .
1,250 —
Schwefelsaures Natron .
. 447,271 — .
. ,
Chloiuatrium, . . .
. 11,000 — .
0 »
0,200 —
0,286 —
Freie Kohlensäure .
. 17,000 ~r .
624,115 Gr.
i
7,269 Gr.
Die unentgeltlich dargereichten Wasser- und Dampf-
bäder, deren Gebrauch von den Ortsärzten mit Sorgfalt
geleitet wird, werden gegen Lähmungszufälle, Gliederrei-
fsen und chronische Hautkrankheiten sehr gerühmt. P. Por-
tal, der hier im Sommer 1823 200 Militair- Kranke be-
handelte, gab das abführend wirkende Tbermalwasser in
1148
Form von Wasser-, Dampf-, Douchebädern und Fomen-
tationen mit Erfolg gegen chronische Geschwüre, syphili-
tische Exantheme, Anchylosen, Rheumatismen und anfan-
gende Sarkocele. •
In der Nähe befindet sich noch die kalte Quelle von Bivuto
di Termini, welche nach Furitaiio's Analyse vom J. 1825 in
sechs Pfund Wasser 96 Gr. Rückstand gegeben hat, nämlich:
Freie Kohlensäure .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlormagnesium
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium .
Organische Substanz
13,16 Gr.
4,80 —
6,00 —
14,80 —
19,50 —
28,50 —
9,20 —
7,80 —
103,76 Gr.
DeBorcha. a. O. S. 253.
Saggio breve sui bagni minerali di Termini. Palermo 1818.
Paganini, notizia compendiata. p. 53.
A. Furitano, analisi delle acque termali di Sclafani, di Cefala
Diana, di Termini e della acqua minerale del Bivuto. Palermo 1825.
Portal in: Giornale med. Nap. T. III. 3. p. 256
Bulletin des scienc. med. T. XII. p. 247 5 — T. XVII. 1819. Avril
p. 98. 1830 Fevrier p. 257.
v. Graefe, die Gasquellen etc. S. 100.
Die Schwefelthermalquelle von $ clafani ,
einer auf einem Felsen im Thale von Mazzara auf der
Nordseite der Insel gelegenen Stadt, ist sehr ergiebig, hat
nach A. Ferrara die Temperatur von 49 — 50° R. (A. Fu-
ritano giebt dieselbe nur zu 26,3° R. an), einen salzigen,
etwas süfslichen Geschmack, ist klar, aber wegen des
schwef elichten Bodensatzes etwas ins Gelbliche spielend.
Die über die chemischen Bestandtheile des Thermalwassers
mitgetheilten Analysen sind sehr abweichend ; hiernach ent-
hält dasselbe:
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Ch I01 calci um
nach Ferrara
(in 2 Pfd jedes zu
5760 Gr.) :
7,083 Gr.
. 13,000 —
nach F uri-
tan 0
(in 10 Pfund):
25,00 Gr.
133,50 —
1149
Chlornatriuin 17,000 Gr. . 7,96 Gr.
Chlormagnesium 12,55 —
37,083 Gr. 179,01 Gr.
Freie Kohlensäure 23,8 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . . 38,333 Kub.Z. 62,864Kub.Z.
Das Thermalwasser wird besonders in Form von
Bädern gegen Hautkrankheiteü und Rheumatismus ge-
braucht.
A. Furitano, analisi delle acque termali di Sclafaui etc. Pa-
lermo 1825.
Bulletin des scienc. w6d. 1827. T. XII. p. 245.
Nicola Cacciatore, viaggio ai bagni minerali di Sclafaui. Pa-
lermo 1828.
Die Mineralquellen von Paterno, einer im
Val-di- Demona auf der Ostseite der Insel gelegenen Stadt,
sind kalt. A. Ferrara unterscheidet drei: 1) eine Eisen-
quelle, 2) eine Salzquelle, welche den Namen Acqua
delle salinellc führt, und 3) einen Säuerling. In zwei
Pfund Wasser (jedes zu 5760 Gr. ) enthält nach demselben:
1. die Eisenquelle : 2. die Salzquelle :
Chlornatrium 0,450 Gr. . 40,5 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . . 5,286 — . 17,0 —
Kohlensaure Talkerde . . . 9,466 — ...
Kohlensaures Eisenoxj'dul . . 5,666 — ...
Eisenhaltige Thonerde . . . 7,500 — . 12,5 —
28,368 Gr. 70,0 Gr.
Kohlensaures Gas .... 19,0 Kub.Z. . 29,000 KZ.
Sauerstoffgas 9,846 —
3. der Säuerling:
Schwefelsaures Natron 23,333 Gr.
Kohlensaures Natron 11,000 —
Kohleusaure Kalkerde 11,400 —
Chlorcalcium 5,222 —
Chlornatrium 13,500 —
Kohlensaure Talkerde 11,000 —
Alaunerde . , 1,666 —
Eisen 0,286 —
77,407 Gr.
Kohlensaures Gas 31,7 Kub.Z.
Die ganze Gegend hat viel Aehnliclikeit mit der, wo die Luft-
vulkaue von Mäcaluba (vergl. S. 739) sich befindeu, sowohl was die
1150
starken Ausströmungen von kohlensaurem Gase betrifft, als auch Hin-
sichts der Ausbrüche von mergelartigem Schlamme, welche nach an-
haltendem Regen hier erfolgen.
A. Ferrara, mem. sopra le acque della Sicilia. Lond. 1811,
v. Graefe, die Gasquellen etc. S. 114,
Hieran schliefsen sich:
Die Schtoefelthermälquellen von Älcamo, einer kleinen,
zehn Stunden von Palermo gelegenen Stadt, haben nach A. Ferrara
die Temperatur von 59° li. und enthalten in zehn Pfund Wasser:
Schwefel .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Chlornatrium .
Schwefelwasserstoffgas
Kohlensaures Gas .
8,000 Gr.
5,500 —
2,333 —
3,400 —
19,233 Gr.
41,333 Kub.Z.
9,666 —
Die Acqua »anta in der Gegend von Palermo ist kalt und
soll der in ihr als vorwaltenden Bestandtheil vorhandenen schwefel-
sauren Talkerde ihre, in der Dose von einigen Pfunden getrunken, ab-
führende Wirkung verdanken.
Die Eisenquelle von Canalotto enthält nach A. Ferrara
in zehn Pfund Wasser:
Schwefelsaure Kalkerde . . . , , 9,400 Gr.
Eisen ,
6,133 —
Schwefelsaure Talkerde
5,200 —
Schwefelsaures Eisen ......
3,143 —
Kohlensaure Kaikerde
3,866 —
Kieselerde . . . . . . .
0,666 —
28,408 Gr.
Kohlensaures Gas . . . . . .
17,5Kub.Z.
Die Thermalquelle von Cefala Diana
hat die Tempe-
ratur von 31° R. und enthält nach A. Furitano
in zehn Pfund
Wasser :
Freie Kohlensäure ...,,.
13,78 Gr.
Kohlensaure Kalkerde .....
10,00 —
Kohlensaure Talkerde
3,00 —
Schwefelsaure Kalkerde . .
2,00 —
Harzige Substanz . . . .
0,05 —
Chlornatrium .......
5.00 —
33,83 Gr.
1151
Die Thermalquelle von Cifalu entspringt am Fufs des
gleichnamigen Schlosses einige Miglien von Sclafaui, hat die Tem-
peratur von 42 — 44° R. und enthalt nach A. Ferrara in zehn Pfund
Wasser :
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Eisen
Alaunerde
8,500 Gr.
3,000 —
5,666 —
1,500 —
0,125 —
0,500 —
19,291 Gr.
Die Thermalquellen von Ali entspringen an der Meeres-
küste, sind von säuerlichem Geschmack, haben die Temperatur von
3S — 40° R. und enthalten nach A. Ferrara in zehn Pfund Wasser:
Kohlensaure Kalkerde 5,200 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,375 —
Schwefelsaure Kalkerde 13,300 —
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffgas
18,S75 Gr.
14,333 Kub.Z.
21,500 —
Aufserdem giebt A. Ferrara noch 7,333 Gr. Chlornatrium und
Chlorcalcium als Bestandtheile an, welche aus der, durch ihre Lage
bedingten Vermischung des Thermalwassers mit dem Seewasser her-
vorgehen.
Die Miner alquelle von Leontini oder Lentini ist kalt
und enthält nach A. Ferrara in zwei Pfund (zu 5760 Gr.) Wasser:
Schwefelsaure Kalkerde. .... 35,50 Gr.
Kohlensaure Kalkerde 24,00 —
Kohlensaure Talkerde 11,33 —
Eisenhaltige Erde 9,09 —
""79,92 Gr.
Kohlensaures Gas ...... 7,0 Kub.Z.
Plinius (bist. nat. XXXI, 2) erzählt von einer Quelle bei Leon-
tini, welche denen, die davon trinken, nach drei Tagen den Tod brin-
gen soll.
Die Mineralquelle von Palag onia, einem Dörfchen, wel-
ches unfern von Cattagirone in Val-di-ISoto liegt, ist ein Säuerling,
der nach A. Ferrara in zwei Pfund (zu 5760 Gr.) Wasser enthält:
Kohlensaure Kalkerde 9,500 Gr.
Alauerde 3,400 —
1152
Kieselerde . . . ... . 0,666 Gr.
Eisen 3,133 —
16,699 Gr.
Kohlensaures Gas ...... 15,666 Kub.Z.
Merkwürdig sind aufserdem die hier befindlichen Kohlenwasser-
stoffgasquellen (vergl. S. 740) in dem Lago di Naftia oder Lago
di Palici genannten, im Sommer zuweilen austrocknenden See, der
nach starkem Regen ungefähr 450 Fufs im Umfange und gegen die
Mitte hin eine Tiefe von fünf Klaftern hat. Aus seinem Becken
steigen unter lebhaftem Geräusch fortwährend zwei starke und neben
diesen viele schwächere Luftströme hervor, welche dem darüber
stehenden, stets kühl bleibenden Wasser ein kochendes Ansehn ge-
ben. Der Geruch des Gases ist leicht bituminös, naphthaartig, wes-
halb auch manche Naturforscher dasselbe für gewaltsam verflüchtig-»
tes, im dasigen Erdreich häufig abgelagertes Asphalt erklären. Nähert
man dem Wasserspiegel eine Flamme, so scheint derselbe unverzüglich
in lichtem Feuer aufzulodern. Wenn der See ausgetrocknet ist, ent-
wickelt sich dasselbe Phänomen an seinem mergeligen Boden : die
Entzündung geht jedesmal mit einer bald geringeren, bald stärkeren,
bei der freien Ausdehnung des Gases jedoch nie heftigen und eben so
wenig Gefahr bringenden Explosion vor sich. Unfern des Sees be-
finden sich an mehreren Stellen ähnliche, jedoch wahrscheinlich mit
vorherrschendem kohlensaurem Gase gemischte Ausströmungen : denn
Tbiere, welche ihnen beim Weiden zu nahe kommen, stürzen nicht
selten aspbyktisch zusammen. Die ganze Gegend ist, nach dem
Schalle, welche die Fufstritte erregen, zu urtheilen, untermiuirt.
Carlo Frisani hält die Ausströmungen des Sees mit Recht
für, aus bedeutender Tiefe hervortretendes Kohlenwasserstoffgas, wel-
ches in ganz ähnlicher Art auch die Luftvulkane bei Velleja und
Macaluba bildet.
Die Mineralquelle des Aetna, am Fufse dieses Vulkans
entspringend, führt den Namen Acqua di Zafarana, ist ein Säuer-
ling und enthält in zwei Pfund (zu 5760 Gr.) seines Wassers:
Alaunerde 4,286 Gr.
Kieselerde . . . . . j 3,400 —
Eisen , 5,333 —
l3,019Gr.
Kohlensaures Gas . .. . . . . 16,5 Kub.Z.
Das Min er aliv asser von Pedagaggi. A. Ferrara un-
terscheidet zwei Mineralquellen : eine zu Pedagaggi selbst, deren Was-
ser hart und schwer verdaulich ist, und eine in der Nähe des Orts.
Zwei Pfund (zu 5760 Gr.) Wasser enthalten nach demselben:
der ersten Quelle: der zweiten Quelle:
Schwefelsaure Kalkerde * . , 41,50 Gr.
Chloniatrium . . , . . . ... 32,000 Gr.
Kohlensaure Kalkerde . . . 9,20 Gr.
Kohlensaure Talkerde' . . . 17,05 —
Kohlensaures Natron
Eisen 5,11 —
Schwefelsaure Talkerde . . . 8,20 —
1153
10,182 Gr.
7,666 —
81,06 Gr. 49,848 Gr.
Kohlensaures Gas .... 10,33 Kuh.Z. 0,444 Kub.Z.
Sauerstoffes 11,00 — . 0,398 —
Die Miner alguellen zu Raddusa, zwei an der Zahl, de-
ren erste ein Schwefel-, die andere ein salinisches Wasser ist. Nach
A. Ferrara enthält in zwei Pfund (zu 5760 Gr.):
die Schwefelquelle: die Salzquelle :
Kohlensaure Kalkerde . . . 15,666 Gr. . 6,100 Gr.
Schwefelhaltige Alaunerde . . 20,000 —
Schwefel . . • . " . • 24,000 —
Chlornatrium 13,000 — . 51,333 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 17,500 —
Kohlensaures Natron . . . . . 10,666 —
90,166 Gr. "68,099 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . . 12,0 Kub.Z. .
Kohlensaures Gas 13,0 Kub.Z.
Sauerstoffgas 11,1 —
Die Mineralquellen von Bruca, einer in der Nähe von
Catania gelegenen Stadt, zwei an der Zahl, sind kalte Schwefelwas-
ser, welche nach A. Ferrara iu zehn Pfund Wasser enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 13,333 Gr.
Kohlensaures Natron 4,500 —
Geschwefelte Alaunerde .... 20,500 —
Schwefelsaure Kalkerde' .... 3,000 —
41,333 Gr.
Schwefelwasserstoffgas .... 1S,23 Kub.Z.
Die Miner alquelle von Buccheri ist kalt und enthält nach
A. Ferrara in zehn Pfund Wasser:
Kohlensaure Kalkerde ..... 3,25 Gr.
Kohlensaure Talkerde 5,00 —
Chlormagnesium 9,23 —
Schwefelsaure Talkerde 5,50 —
Eisen 2,33 —
25,31 Gr.
Kohlensaures Gas 0,40 Kub.Z.
Sauerstoffgas 0,26 —
Das Miner alw asser v on Bujuto. Es entspringen hier meh-
rere kalte salinische Quellen, welche von bitterm und ein wenig ad-
stringirendem Geschmack sind, purgirend wirken und für sehr heil-
kräftig gehalten werden, daher sie auch den Namen Acque sante
führen. Die Bestandteile variiren in den verschiedenen Quellen in
folgenden, auf zehn Pfund Wasser berechneten Verhältnissen :
Kohlensaure Kalkerde . ... 7,00 >— 25,00 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . . 13,00 — 32,00 —
Kohlensaure Talkerde .... 15,50 — 21,00 —
Eisen 0,14 — 0,14 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 5,00 — 11,00 —
Chlorcalcium ...... 0,33 — 3,Ü0 —
Chlormagnesium 3,00 — 8,10 —
43J97 — 100,24 Gr.
Kohlensaures Gas 13 — 34,0Kub.Z.
Die Sor g ente de Saccha in der Nähe des mit Palmen be-
tleckten Berges delie Gemme, aus dessen Felsenspalten Schwefel-
dämpfe sich entwickeln, welche in Form von Gasbädern benutzt werden.
Gins. Mirone, mem. sopra un acqua minerale nelle vicinanze
di Catania. Catania 1786.
A. Ferrarä, memoria sopra le acque della Sicilia, loro natura,
analisi ed usi. London 1811.
Frisani in: Giornale di Fisica. Pavia 1824. T. VII. p. 334.
v. Gräfe, die Gasquellen etc. S. 114.
Endlich sind noch zu erwähnen :
Die Thermal- tind Gasquellen der Liparen.
Die eilf Liparischen oder Aeolischen, gruppenförmig zusammenlie-
genden Inseln sind alle vulkanisch; sie bestehen gröfstentheils aus Tra-
chyt, aus angehäuften Laven, aus mehr oder weniger zusammenge-
sinterter Asche und einige, besonders die Lisca bianca, aus durch
Glut verändertem Granit. Aus den grofsen Bimssteinvorräthen dieser
kleinen Inseln bezog von jeher die halbe Erde ihren Bedarf. Ueber
die frühesten Feuerausbrüche derselben haben wir von Aristoteles,
Plinius und Strabo nähere Nachrichten; zwei von ihnen zeugen
noch immer von beträchtlicher unterirdischer Thätigkeit: die, aus de-
ren Mitte sich der im Alterthume träge Stromboli (ursprünglich Stron-
gyle genannt) 2775 Fufs über dem Meeresspiegel erhebt, wirft
seit mehreren Jahrhunderten ununterbrochen Feuer aus; die des nie-
drigeren Vulcano, auf welcher in grauer Vorzeit die heftigsten, mit
weithin verbreiteten Erderschütteningen verbundenen Eruptionen statt
hatten, stöfst jetzt nur dicke Rauchmassen empor. Fast auf allen In-
seln kommen warme Luft" ui;d Wasserquelleu zu Tage; die wich-
1155
tigsten auf Lipara, der gröfsten, welche an 20 Miglieti im Umfange
hält uud seit der liistorisclien Zeit nicht niebr Feuer auswarf.
1. Die Orgel des Aeolus. Sie liegt zwei Miglien südwest-
lich vom Hauptstiidtchcn Lipara in einer Ebene, mitten unter gehäuf-
ten Trümmern ehemaliger grofser Gebäude, die ihrer Construction
und innern Einrichtung nach zu Dampfbädern bestimml waren. Der
noch theilweise erhaltene, aus platten Steineu bestehende Fufsboden
ruht auf einer beträchtlichen Zahl kurzer, dicker Säulen, zwischen
welchen der Luftzug bisweilen besondere Töne hervorbringt, welche
zu der Benennung des Orts Veranlassung gegeben haben mögen.
Unterirdisch hervordringende Dämpfe konnte man in neuerer Zeit
nirgends auffinden.
^. Die Thermalquelle und dieThermaldampfbäder des
heiligen Calogero. Diese trifft man am westlichen Abhänge
des ansehnlichen, aus zusammengesinterter vulkanischer Asche und
mächtigen Lavaschichten bestehenden, laugst erloschenen Vulkans Monte
S. Angelo. An der Emanationsstelle ist die Therme massiv, und zum
Theil offeubar antik überwölbt. Der innere Raum ist in zwei Säle
getrennt: 'in dem gröfsern, viereckigen dringt das alkalische, nur
schwach hepatisch riechende, 34° R. warme Mineralwasser aus dem
natürlichen Fnfsboden zwischen einzelnen Lavablöckeu hervor. Die
Kranken setzen sich auf diese, um den Körper mehr den Einwirkun-
gen der Dämpfe Preis zu geben, oder legen sich in die Zwischen-
räume der vorragenden Felsstücke, wenn der Gebrauch ganzer Was-
serbäder den Vorzug verdient. Nahe der Hauptausströmungsstelle ist
die Temperatur beträchtlicher als in einiger Entfernung, so dafs man
sich hiernach verschiedene, dem Krankheitszustande angemessene
Temperaturgrade wählen kann. Aus diesem natürlichen Bassin fliefst
das Thermalwasser durch eine beträchtliche Seitenöffnung in den an-
stofseuden runden Saal, dessen viereckiges, sorgfältig ausgemauertes
Becken mit einer erhöhten Gallerie umgeben ist, auf welcher Lei-
dende Platz nehmen, denen die Anwendung gasiger Dämpfe vorzugs-
weise entspricht, während Andere in dem Wasserbecken Ganzbäder
von Thermalwasser gebrauchen. Die Temperatur des Wassers uud
der Thermaldünste ist hier geringer als in dem ersten Saale. Die
Wasser-, wie die Dampfbäder werden besonders gegen Paralysis,
Rheumatismus uud chronische Hautausschläge mit Erfolg benutzt. In
der Nähe der Anstait sh)d mehrere, von den Badewärtern bewohnte,
zur Aufnahme von Badegästen bestimmte Gebäude aufgeführt.
3. Die Stufa di San Calogero, auch ßagno seeco di
San Calogero genannt, liegt an demselben Bergabhange, wie die-
vorigen, und von ihnen in nördlicher Richtung ungefähr 2U00 Schritte
eutferut. Eine Reihe kleiner Hütten bedeckt au dieser, mit hinläng-
lichen Wohnungen zur Aufnahme von Badegästen versehenen, Stelle
mehrere Felsspalten, aus welchen warme Dünste aufsteigen, die die
Temperatur von 4i° R. haben, an den Wunden Schwefehheile ab-
1156
setzen und einen hepatischen Geruch verbreiten. Je nachdem die
einzelnen Cabinette entfernter von der Hauptausströmung liegen, ist
die Temperatur der Dünste gemässigter; letzere werden wahrscheinlich
von einem im Innern des Berges befindlichen Reservoir Thermalwassers
ausgeschieden, welches eine halbe Migüe tiefer als die Dünste einen
heifsen Mühlbach bildet. Merkwürdig ist es, dafs ganz in der Nähe
jener heifsen Strömungen ergiebige kalte Quellen des wohlschmek-
kendsten Trinkwassers zu Tage kommen. — Die luftförmigen Ema-
nationen werden gegen mancherlei, durch starke Diaphorese zu hei-
lende Krankheiten mit Erfolg angewendet.
Dßodat de Dolomieu, voyage aux iles de Lipari. Paris 1783;
deutsch von L. C Lichtenberg. Leipzig 1783.
Spallauzani a. a. 0. T. III. p. 33.
v. Hoff a. a. 0. Th. II. S. 252-263.
Bulletin de Pharmacie. T. IV. p. 88.
v. Graefe, die Gasquellen Süd-Italiens. S. 93 — 97.
Sechste Abtheiluns;.
&'
Die Heilquellen der Pyrenäischen
Halbinsel.
VXeographische Ueb ersieht. Durch den etwa 50
Meilen breiten Isthmus zwischen dem Meerbusen von Lyon
und Biscaya ist die iberische Halbinsel von dem Stamme
Europa's mehr getrennt als mit demselben verbunden , da
hier die schwer durchgehbare Gebirgswand der Pyrenäen
sich quer hinüber lagert, deren Abfall nach Norden wir
schon bei Frankreich kennen gelernt haben. Ihr Süd-Ab-
fall ist zu den Landschaften Cataluria, Aragon und
Navarra gerichtet und besteht vorherrschend aus Kalk-
steinbildung, die von mächtigen Lagern von Nagelfluh über-
schüttet ist und deshalb Einöden und die fruchtbarsten
Gelände oft dicht neben einander zeigt, je nachdem der
Kalkstein blofs gelegt oder von der zu einer dicken Erd-
schicht verwitterten Nagelfluh bedeckt ist. Terrassenweis
steigt man an den linken Nebenflüssen des Ebro , unter
denen der Aragon und Segre die wichtigsten sind, zu die-
sem Hauptstrome hinab, der durch die vielen, zum Theil
künstlichen Spaltungen in seinen fruchtbaren Niederungen
(Riojas) immer mehr versandet, und in wilden Stromschnel-
len durch die catalonische Küstenkette zur Huerta von
Tortosa hindurchbricht, in der Nähe der Küste aber durch
ein trauriges Sandfeld matt zum Meere schleicht.
Gehen wir von Zaragoza über Daroca oder Calatayud
am Xalon auf der Hauptstrafse nach Guadalaxara, so ha-
IM. Theil. Eeee
1160
ben wir aufs neue Gebirgshöhen zu besteigen, auf deren
Ost-Terrassen sehr bald Oliven, Feigen, Wein, Obst und
Korn verschwinden, und auf deren Pafshöhe nur Wach-
holdergesträuch die kalte, kable, öde Bergfläche bedeckt,
auf welcher wir kein Haus, keinen Baum erblicken. Wir
haben damit die weite horizontale Fläche von Castilla be-
treten, die im weiteren Sinne die ganze Mitte der Halbin-
sel ausfüllt und 2 — 3000 Fufs hoch über dem Meere steht.
Die eben überstiegene Bergkette wendet sich, immer weite
Bergebenen bildend, unter einer Menge von Specialnamen,
die man wohl öfters fälschlich als iberische Bergkette zu-
sammengefafst hat, nach Südosten uud erreicht im Vorge-
birge Oropesa, südlich von Peniscola das Meer. Nach
der andern Seite hin zieht sie anfänglich schmal als Samo-
sierra und Sierra de Guadarama, 7 — 8000 F. hoch, west-
lich, ist meist mit Schnee bedeckt und sendet im Winter
rauhe Stürme über die anliegenden Flächen, so dafs die
Winterkälte Madrids wohl bis auf 7° R. gesteigert wird,
gegen welche die Madrilejos sich vergeblich durch den
Brasero zu schützen suchen; im Sommer dagegen halten
diese luftigen Höhen den Solano ab und mit ihrem Schnee
kühlen die Bewohner der Ebene ihr Trinkwasser. Weiter
nach Westen verläuft die Kette in flache, kuppenlose
Berghaiden, erreicht aber in der portugiesischen Provinz
Beira als Sierra Estrella wieder 7000 F., läuft nördlich
in die 3000 F. hohen Ebenen von "Vizeu und Guarda aus
und nimmt bedeutend in der Sierra de Cintra an Höhe ab,
die in dem portugiesischen Estremadura bei Lissabon
mit dem Cap Rocca das Meer erreicht.
Diese Bergkette, welche aus Gneus und Granit be-
steht, und an deren beide Seiten sich Flotzgebirge anle-
gen, durchzieht die ganze Breite der Halbinsel und zerlegt
die castilische Hochfläche in zwei Theile. Nördlich fällt
sie meistens langsam ab zu den Ebenen von Castilla la
vieja und Leon, südlich steil zu Castilla la nueva
und Estremadura. Die erstere Stufe, etwa 1000 Fufs
1161
höher als die zweite (Burgos 2700 F., Madrid etwa 2000
Fufs hoch), ist vom Duero, die letztere vom Tajo und
Guadiana durchflössen ; alle drei sind Plateauströine mit
felsigem Bette, weniger zur Schiffahrt als zur Bewäs-
serung geeignet. Der Anblick dieser weiten Flächen, die
vorzugsweise aus rothem Sandstein bestehen, ist ein höchst
einförmiger. Die grofse Dürre (die jährliche Regenmenge
Madrids beträgt nur 10 Zoll) bedingt eine aufserordentli-
che Armuth. Die nordischen Waldungen fehlen ganz, nur
spärlich gedeiht die Kork- und Kermes- Eiche; die nicht
eultivirten Flächen sind mit Ilaidekräutern bewachsen, mit
Cistusarten und mit einigen dem Ginster ähnlichen Sträu-
chern. Nur sporadisch liegen Ortschaften an wasserrei-
cheren Stellen, und das Torrecht der Mesta, das Land
abzuweiden, verhindert den Anbau, der sich meist nur auf
Getreide, Garbanzos (Kichererbse) und Safran beschränkt»
Den Nordrand dieser Hochflächen bilden die Gebirge,
welche sich den Pyrenäen anschliefsend den Nordsaum der
Halbinsel bis zu den Vorgebirgen Ortegal und Finisterre
durchlaufen. Ihr äufserster Ostflügel von den Quellen des
Ebro bis zu den Pyrenäen wird gewöhnlich mit dem Na-
men des „cantabrischen Gebirges" bezeichnet und durch-
zieht die baskischen Provinzen so, dafs Alava auf
der Südseite zum Ebro, Guipuzcoa und Biscaya auf
der Nordseite zum Meere hin liegt. Es besteht aus mäch-
tigen eisenreichen Kalkflötzlagern, bildet ein Labyrinth
von Höhen und Thälern und auf der Südseite Hochflächen
von geringerem Umfange, die 2000, ja 4000 F. Höhe er-
reichen. Die Thäler sind stark bevölkert und weit an ih-
ren Wänden hinauf sorgfältig angebaut. — Weiter west-
lich verlängert sich dieser Kalkgebirgsrücken, der reich
an Steinkohlenflötzen ist, durch die Landschaften San-
tander und Asturien, und zeichnet sich bei seiner rei-
chen Bewässerung durch Fruchtbarkeit, namentlich durch
vortreffliche Weine aus. — Der Westflügcl in dem spani-
schen Galicien und in den portugiesischen Provinzen
Eeee 2
1162
Entre Minho e Döurö und Tras os Monteö besteht
aus Granit, mit kristallinischen Schiefergebirgsarten be-
gleitet. Zwischen seinen einzelnen, nicht unbedeutenden
Gebirgsketten breiten sich kahle, öde, weite Hochebenen
aus, die zum Theil von dem Küstenflusse Minho durch-
schnitten werden, und nur in den Südabfällen, besonders
nach dem Meere hin gröfsere Fruchtbarkeit zeigen, wäh-
rend im Allgemeinen die Armuth des Bodens die ziemlich
zahlreichen Bewohner (Galegos) zwingt, in andern Provin-
zen des Reiches ihren Unterhalt zu suchen.
Den Südrand der inneren Hochflächen bildet die Sierra
Morena, die nur wenige hundert Fufs hoch von der Ebene
her ansteigt, und steil zur Tiefebene des Guadalquivir ab-
fällt. Sie besteht vorzüglich aus Uebergangsthonschiefer
(die Quecksilbergruben von Almaden liegen in solchem) ;
Granit tritt am Südfufse hervor. Die Abhänge sind stark
mit Wäldern bewachsen; für die Cultur bleibt jedoch we-
nig Raum, da der Boden sehr steinig ist ; wo sich aber
Gartenerde vorfindet, wird sorgfältiger Anbau mit Erfolg
getrieben. Der Guadiana durchbricht diese Kette in dem
Salto de Lobo, und jenseit dieses Flusses erreicht ihr
Westende als Sierra Monchique im Cap St. Vincent das
Meer, südlich zu dem schmalen, heil'sen, sandigen, doch
besonders an Feigen, Rosinen und Mandeln reichen Al-
garve abfallend. Nach Norden hin fliefst von hier der
Sadao ab, der die nördliche Senkung der nackten, step-
penartigen Haideflächen Alentejo's (Baldios) bezeichnet,
welche wie die benachbarten hügligen Ebenen der spani-
schen Provinz Estremadura vorzugsweise als Weideland
benutzt werden*
Der südlichste Theil von Spanien (Ober- und Nie-
der-Andalusien) zeigt die gröfste Abwechselung von
hoch und niedrig nahe bei einander. Im Cap de Gata er-
heben sich die Höhen, welche als Sierra de Filabres,
Sierra Nevada, Sierra de Malaga und als Serratia de
Ronda nach Westen ziehen, und Im Mulhaccn zu 11000 F.
1163
aufsteigen. Dieser Hauptzug besteht aus Glimmerschiefer,
die vorgelagerten Ketten aus Thonschiefer mit Kalkstein
und Serpentin, und die an der Südküste zeigen neben die-
sem alteren Schiefergebirge Uebergangsthon- und Grau-
wackenschiefer. In den Südabfällen liegen die romanti-
schen und reichen Alpujaras und die üppige Vega von
Malaga; der isolirte Felsen von Gibraltar bildet die Süd-
spitze. An der Nordseite durchfliefst der Xenil die reiche,
überaus schöne Vega von Granada, die etwa 2000 F. hoch
liegt, und durchbricht die vorliegenden Flötzgebirge von
Jaen zur andalusischeu Tiefebene, die nur unmittelbar am
Guadalquivir die Reste der früheren, ausgezeichneten Cul-
tur zeigt, übrigens aber aus öden, nackten Hügeln und
Flächen voll Gebüsch besteht. Mit Ausnahme in den hö-
heren Gebirgsgegenden dieses südlichen Spaniens behalten
die Bäume ihr Laub, und neben dem Weinstock, den
Agrumi u- s. w. gedeiht die Baumwollenstaude, (las Zuk-
kerrohr, Cactus- und Aloe -Arten und selbst die Palme
(Zwerg- und Dattelpalme), Doch der Spanien überhaupt
eigenthümliche Mangel an Wasser giebt auch dieser Ge-
gend ein eigentümliches Gepräge. Rasen und Waldun-
gen fehlen , und statt der letztern bedecken nur strauchar-
tige Gewächse die Gebirge, in deren höheren Regionen
selbst die ärmliche Vegetation der Moose und Flechten fehlt.
Die oben erwähnten weiten Bergflächen, welche die
neucastilische Hochebene auf der Ostseite begrenzen, sind
grorsentheils öde, kahl und wasserarm (Dehesa heifsen
solche wüste Hochflächen). Nach Süden hin füllen sie die
Provinz Murcia, die den heftigsten Erdbeben ausgesetzt
ist, nach Osten fallen sie steil zur Küste von Valencia
ab, die sich durch ihre üppige Tropen- Vegetation auszeich-
net, und durch die vorgelagerten Inselgruppen der Balearen
und Pityusen eine Bereicherung erhalten hat, wie sie kei-
ner andern Provinz der grofsen Halbinsel zu Theil ge-
worden ist.
Fassen wir die im Vorstehenden zerstreuten Bemer-
1164
kungen über diegeognostischen Verhältnisse Spa-
niens, wie sie zuletzt durch Hausmann's Mittheilung
bekannt geworden sind, übersichtlich zusammen, so haben
die verschiedenen Hauptgebirgsketten zwar das mit einan-
der gemein, dufs ihr Kern ganz oder zum Theil aus pri-
mären und sogenannten Uebergangsgebirgsarten besteht;
aber sowohl der Art, als auch den gegenseitigen Verhält-
nissen nach, sind diese abweichend. Die eigentlichen Py-
renäen werden von einer nur selten die höchsten Punkte
einnehmenden Granitmasse durchlängt, welche untergeord-
nete Lager ton Gneus und andern primären Gebirgsarten
enthält und von einer sehr überwiegenden Masse krystak
linischer Schiefer und eigentlich sogenannter Uebergangs-
gebirgsarten, unter denen Thonschiefer und Kalkstein vor-
herrschen , umgeben ist. In der westlichen Fortsetzung,
dem baskischen Gebirge, sind dagegen die altern Gebirgs-
arten nicht weit verbreitet und erst in Galizien, am west-
lichen Ende der nördlichen Gebirgskette, kommt nach
v.Humboldt, Granit, von krystallinischen Scbieferge-
birgsarten begleitet, in gröfserer Ausdehnung wieder zum
Vorschein. Aus Gneus und Granit besteht die Hauptmasse
der Gebirgskette, welche Alt- und Neu-Castilien scheidet.
In dem Gebirgszuge, der zwischen dem Tajo und dem
Guadiana sich ausbreitet, scheint, nach Link, Granit vor-
zuherrschen. Der lange Rücken der Sierra Morena ent-
hält vornehmlich Uebergangsschiefer; Granit breitet sich
am südlichen Fufse derselben gegen den Guadalquivir aus.
Diese, in der iberischen Halbinsel sehr häufige Gebirgsart
scheint der höchsten, südlichen Kette zu fehlen. Der mitt-
lere Gebirgsrücken besteht aus Granaten führendem Glim-
merschiefer, der in den vorliegenden Rücken in weniger
krystallinischen Glimmerschiefer, Talk-, Chlorit- und Thon-
schiefer übergeht, welche Gebirgsarten mächtige, zum Theil
zu Stückgebirgsmassen erweiterte Einlagerungen von dich-
tem Kalkstein, Marmor, Dolomit und Serpentin einschlie-
fsen. An der Südküste liegt dem altern Schiefergebirge
1165
hin und wieder neuerer Uebergangsthon- und Grauwacken-
schiefer, mit Kieselschiefereinlagerungen vor. Daraus be-
steht auch die Grundlage des Felsens von Gibraltar»
Auch Flötzgebirgsarten nehmen an der Bildung der
Hauptgebirgsketten Spaniens Theil , aber auf verschiedene
Weise. An der spanischen Seite der eigentlichen Pyrenäen
ziehen sie sich hoch hinan; ja es bilden hier sogar Flötz-
massen einige der höchsten Gipfel. Die westliche Fort-
setzung der Pyrenäenkette in den baskischen Provinzen
besteht zum gröfsten Theile aus Flötzgebirgsarten und es
ist sehr wahrscheinlich, dafs der hohe Kalkgebirgsrückeu,
welcher Asturien von Leon scheidet, die Fortsetzung der
baskischen Flötzformation ist. Zu beiden Seiten der Samo-
sierra ziehen sich auf den primären Gebirgsmassen Flötze
hinan; sie halten sich aber fern von der mittleren und hö-
hern Hauptmasse des Gebirges. Auf Flötzen gelangt man,
wenn man von Madrid der Strafse nach Andalusien folgt,
gegen den Uebergangsthonschiefer des Passes der Sierra
Morena; aber weit inufs man an der Südseite hinabsteigen,
um ähnliche Flötze wieder zu finden. Das hohe Gebirge
von Jaen besteht ganz aus Flötzmassen. In den nördlichen
Vorbergen der Sierra Nevada, zwischen Granada und
Guadiz, erheben sich Flötze, ohne jedoch an dem Baue der
höheren Rücken Theil zu nehmen. Auch in der Gegend
von Malaga decken junge Flötzlagen den Fufs älterer
Gebirgsmassen, und von den Bergen von Ronda aus zie-
hen sich Flötzrücken bis gegen die Südspitze von Spanien.
Der wunderbare, isolirte Fels von Gibraltar besteht gleich'
falls gröfstentheils aus jüngerm Flötzgestein, und die Ver-
breitung desselben beschränkt sich nicht auf die Nähe der
höhern Gebirgsrücken, sondern es erstreckt sich von dem
einen zum andern, erhebt oder verflächt sich in den Zwi-
schenräumen und bildet auf diese Weise die weit ausge-
dehnten Hochebenen.
Unter den Flötzgebirgen Spaniens sind von grö'fster Bedeutung:
die Formation des bunten Saudsteins und Mergels, der Gryphitenkalk
1166
und der weifse Kalkstein oder eigentlich sogenannte Jwrakalk. Die
Saudstein - und Mergelformation ist hier reich an Gyps und Steinsalz-
stöcken. Auf ihr ruhet zu Vallecas unweit Madrid und an einigen
andern Orten in einzelnen Lagermassen das seltene, Nieren und Knol-
len von Kieselfossilien einschliefsende Meerschaumgebilde. Jene For-
mation ist es, welche in gröfster Ausbreitung in den Hochebenen von
Alt- und Neu-Castilien sich findet und die ermüdende Einförmigkeit
dieser Provinzen, so wie die rothbraune Färbung des Bodens dersel-
ben bewirkt. Die Formation des Gryphitenkalks ist besonders im
nördlichen Spanien von grofsem Belange: an der spanischen Seite der
eigentlichen Pyrenäen scheint sie sich zu bedeutenden Höhen heran-
zuziehen ; in mannigfaltigen Gliedern breitet sie sich im baskischen
Gebirge so sehr aus, dafs die älteren Formationen gröfstentheils da-
durch verdeckt werden. Hier ist sie aufserordeutlich reich an dem
vortrefflichsten Eisenstein: die ungeheure Masse von zersetztem, in
Braun - und Rotheisenstein umgewandelten Spatheisenstein von So-
morostro unweit Bilbao gehört jener Formation an ; vielleicht sind
auch die mächtigen Steinkohlenflötze von Asturien derselben unter-
geordnet. Der weifse Jurakalk deckt die Formation des bunteu Sand-
steins und Mergels in den mehrsten Gegenden unmittelbar und bil-
det im Norden, wie im Süden und Osten von Spanien, einzelne Rük-
ken und gröfsere Gebirgsmassen. Auch von der Kreideformation
kommen in Spauien einige Glieder vor.
An tertiären Formationen scheint Spanien nicht be-
sonders reich zu sein. Im Süden, vorzüglich in der Nähe
der Küste, ist ein mit Resten von Meergeschöpfen erfüll-
tes Gebilde verbreitet, in welchem kalkiger Sand und Ge-
schiebe, theils in einem lockern Haufwerke sich befinden,
theils durch ein Kalkcäment mehr oder weniger fest ver-
bunden sind. Das Gebilde, auf welchem Cadix steht, und
welches sich in einigen Gegenden zu Hügeln und niedrigen
Bergen erhebt, scheint zur obern, tertiären Meerwasser-
Formation zu gehören. Vielleicht stimmt damit die ter-
tiäre Ablagerung überein, welche in der Gegend von Bar-
cellona sich findet. Süfswasserkalk findet sich in mehre-
ren Gegenden, im Innern wie an der Küste, in verschiede-
nen Höhen. Zu den letzten Erzeugnissen der antedi-
luvianischen Zeit gehört eine Kalkbreccie, mit gemeiniglich
eisenschüssigem Bindemittel, die besonders in den Gegen-
den der Südküste sehr verbreitet ist. Sie bildet sowohl
krustenförmige Massen an Kalk bergen verschiedener For-
1167
mation, als auch Ausfüllungen von Klüften, die besonders
ausgezeichnet am Kalkfelsen von Gibraltar sind.
Aehnlich sind die geognostischen Verhältnisse in Por-
tugal. Die höchsten Gebirge bestehen nach Link aus
Granit: die ganze Provinz Miuho und der nördliche Theil
von Traz os Montes bestehen aus dieser primären Ge-
birgsart; dann bildet sie die Serra de Estrella, den höch-
sten Gipfel im Lande, und hierauf bricht sie plötzlich bei
Cintra wieder hervor. Auf der Südseite des Tejo erstrek-
ken sich die Granitberge über Portalegre, Elvas bis Beja,
und die höchste Kuppe in diesen Gegenden, die Serra da
Foia ist Granit. Andere primäre Gebirgsarten aber sind
selten ; der Granit wird da, wo der Grauwackenschiefer an ihm
liegt, geschichtet und geht in diesen oft durch ein Gemenge
über, welches dem Gneus oder Glimmerschiefer ähnlich ist.
Eine ungeheure Masse von schiefrigem Sandstein deckt
einen grofsen Theil des Landes, der, wiewohl an Farbe
verschieden, zu den Uebergangsgebirgsarten und zwar zum
Grauwackenschiefer gehört. Er deckt den Granit und oft
die gueusähnlichen Steinarten. Das ganze Grenzgebirge von
Algarvien, alle Berge von mittlerer Höhe in Alemtejo, das
Gebirge im Winkel von Beira um Castello branco und
der Bergzug, welcher den Douro begleitet, bestehen daraus.
Der Flötzkalkstein bildet eine Reihe von Gebirgen
zwischen Lissabon und Coimbra, ferner die Serra da
Arrabida und den Bergzug, welcher das höhere Grenzge-
birge in Algarvien begleitet. Im Flötzkalkstein liegen die
Steinkohlen bei Buarcos. Ihn deckt der Quadersandstein,
doch selten: am Cabo Espichel mit Spuren von Steinkoh-
len, ohne diese auf der Serra de Acjor, bei Caldas da
Raynha und an einigen andern Orten.
Auch auf der pyrenäischen Halbinsel treten die Er-
scheinungen des vulkanischen Prozesses hervor und
zwar fallen die südlichen Theile derselben ganz in den oft,
besonders bei Italien (S. 736) erwähnten Hauptzug der
Vulkane und Erdbeben. Die denselben sonst begleitenden
11G8
Erscheinungen, vulkanische Gesteine und Spuren erlosche-
ner Vulkane, warme Quellen und Erdbeben fehlen auch
hier nicht. Zwar ist der Basalt selten in Spanien und
Portugal; doch kommt er entschieden in Catalonien vor,
das Cap de Gata besteht aus basaltischen Gesteinen, das
Cap St. Vincent desgleichen und die Gegend von Sevilla
zeigt Spuren ehemaliger Vulkanität. Dieselben Spuren er->
kennt man auf den Grenzen von Valencia und Cuenca,
zwischen den Flüssen Cabriel und Guadalcpiivir oder Turia,
in einer sehr zerstörten Gebirgskette, in welcher noch
sieben alte Krater sichtbar sind; auch oberhalb der Mün-
dung des Jabalon in das linke Ufer des Guadiana und
zwar auf dem rechten Ufer des Jabalon sind ausgebrannte
Vulkane auf einem ziemlich hohen Plateau deutlich wahr-
zunehmen. Die berühmten Steinsalzgruben zu Poza bei
Burgos befinden sich in dem Mittelpunkt eines grofsen
Kraters , in welchem Garicas Fernandez Basalte,
Olivine, Bimssteine, Puzzolane etc. sammelte. Die Land-
strafse von Madrid nach Cadix führt in der dortigen Ge-
gend über ein Basaltband , das von einem kleinen Hügel
herabkommt, auf welchem man wahre Lava findet, die das
Ansehn hat, als ob sie kaum erkaltet wäre. Die Berg-
kette, welche Algarve von Portugal scheidet, und deren
östliche Hälfte den Namen Serra de Calderas , die west-
liche aber den Namen Serra Monchique führt, besteht
in der erstem aus Sandstein an mehreren Punkten von al-
ten Vulkanen durchbrochen, deren noch kenntliche Krater
ihr den Namen gegeben haben; die zweite Hälfte endigt
sich am Meere mit dem basaltischen und den Erdbeben
unterworfenen Vorgebirge St. Vincent. Die Gegend um
Lissabon besteht auf dem nördlichen Ufer des Tejo, von
Beiein an bis zu der Cabega de Montachique, etwa drei
Leguas weit aus Kalksteinlagern mit Kuppen und Lagen
von Basalt, und etwas weiter gegen Osten, zwischen dem
Ervedal (einem Nebenflusse des Tejo) und dem südlichen
Ufer des Tejo, östlich von Santarem, ist eine Gegend,
1169
Cennas de Ourem genannt, voll von Lagunen ohne Abtlufs,
die das Regenwasser füllt, eine Gegend, die ganz ein
vulkanisches Ansehen hat und deren mineralische Producte
denen von den vulcanisirten Inseln des Atlantischen Oceans
sehr ähnlich sind. Diese basaltischen und ähnlichen Massen
hegleiten sämmtlich die Spanien und Portugal in verschie-
denen Richtungen durchsetzenden Züge von Urgebirgen.
Der Rcichthum der Halbinsel an warmen und minera-
lischen Quellen wird aus der folgenden Beschreibung er-
sichtlich werden. Am häußgsten sind dieselben in dem
südlichen, in die vulkanischen Striche fallenden Theilcn,
und es ist dabei zu bemerken, dafs die heifseren darunter
durchgängig im Granit entspringen und die den jüngeren
Gebirgsarteu entquellenden niedrigere Temperatur haben.
In Granada sind mehrere Thermen, wie Alhama, Graena,
nicht weniger in Murcia die bei Alhama und Archena;
eine Mineralquelle von niedriger Temperatur entspringt
bei Ardales unweit Malaga, eine andere, Amarga, entquillt
dem Berge St. Anna bei Cadix, unweit der Schwefelgru-
ben von Conil; in Mancha ist die Quelle von Puertollano
zwischen Almaden und Ciudad Real bekannt; Cuenca ent-
hält die berühmten Bäder von Sacedon und von Trillo;
die nördlichsten sind die Thermalquellen von Araedillo in
der Provinz Soria. — Portugal ist, nach Verhältnifs seines
geringen Flächenraumes, noch reicher an Mineralquellen
als Spanien. Das Grenzgebirge von Algarve enthält de-
ren mehrere ; darin sind die von Monchique vorzüglich be-
rühmt und besucht-, in der Nähe von Lissabon und San-
tarem sind mehrere Thermen, in Estremadura sind die von
Caldas da Raynha unweit Oviedo und die bei Torres ve-
dras bekannt, in Beira die von S. Pedro de Sal u. a.
Thätige Yulkane enthält die pyrenäische Halbinsel
nicht. Die gewaltige Masse von Urgebirgen, die dort auf
der Erdrinde lastet, ohne Durchgänge für die elastischen
Erzeugnisse des vulkanischen Prozesses offen gelassen zu
haben, scheint aber dennoch einen Theil der grofsen Werk-
1170
statte dieses Prozesses unmittelbar zu bedecken: denn sie
wird immerfort, bald nach längern, bald nach kürzern Zeit-
räumen, durch denselben bewegt und erschüttert, und die
immer wiederkehrenden Versuche der unter ihr sich ent-
wickelnden Gasarten, sich Auswege zu bahnen, haben dort
wiederhohlte, oft äufserst heftige Erdbeben hervorgebracht,
die ebenfalls vornehmlich die südlichem Theile der Halb-
insel, selten und nur in geringer Stärke die nördlichem
trafen. Wir erinnern nur an das grofse Erdbeben, das am
1. November 1755 Lissabon zerstörte, und noch vor weni-
gen Jahren erlitten mehrere Provinzen Spaniens, unter
diesen besonders Murcia, durch überaus stürmische, mit
weit ausgebreiteten Erderschütterungen verbundene Schlamm-
ergüsse die traurigsten Verheerungen.
Die aufserordentlich grofse Anzahl von Mineral-
quellen in Spanien hat ihren Gebrauch seit den ältesten
Zeiten zur Volkssache gemacht. Vielleicht giebt es kein
Land, selbst Deutschland nicht ausgenommen, welches in
gleichem Maafse von der Natur mit Heilquellen gesegnet
wäre; denn bereits Pater Kirchner wufste, dafs sich im
ganzen Königreiche keine Stelle von zehn Quadratleguas
finden lasse, welche nicht irgend eine Heilquelle besäfse,
und das Namensverzeichnifs allein würde einen starken
Band füllen. Nach neueren Nachrichten zählt man deren
gegen 1500: Schwefelquellen findet man in fast allen Tb ei-
len des Landes, Sauerbrunnen überall. Die wunderbaren
Schicksale, denen die pyrenäische Halbinsel unterlegen,
geben zugleich diesen Producten der Erde eine oft grofse
historische Bedeutung. Mit den Nationen, welche die
Halbinsel der Pyrenäen inne hatten, blühten und verfielen
jene Werke, die Dankbarkeit und Industrie, Einzel- oder
Gemeinwille dem Wohle der leidenden Menschheit errich-
tet hatten, Von den ältesten Zeiten phönicisch-carthagi-
scher Handelsgewalt bis zu den jüngsten Tagen des gänz-
lichen Verlustes einer halben Welt finden wir die Spuren
ailer Perioden des blühendsten Wohlstandes und der be-
1171
klagenswerthesten Zerstörung; an den Stätten der Najaden
in Denkmalen und Trümmern wieder.
An den Quellen von Alange, Archena, Bafios de Es-
tremadura, Bonar, Caldas de Reyes und de Malarelle, bei
Corcoles, Fuente de Piedra, Ledesma, IMarmolejo (dem
alten Utica) und hundert anderen Orten finden sich Trüm-
mer römischer Bauten, welche von der Kraft und Blüthe
eines Volkes zeugen , das, allein auf der iberischen Halb-
insel, über dreil'sig Millionen Menschen herrschte. Wie
Buda (Ofen) in der pannonischen, wie Aquae Sextiae in
der gallischen Provinz durch die Wunderkraft ihrer Quel-
len zu Sitzen gewaltiger Könige erhoben wurden, so wa-
ren auch die Bäder von Alhama, in der Nähe der prächti-
gen Alhambra von Granada, bereits den Römern bekannt,
von unschätzbarem Werthe und in höchstem Ansehn bei
den badliebenden, hochgebildeten Saracenen, so erhob sich
neben den Thermen von Jaen eine blühende Hauptstadt,
so ward, in späteren Zeiten, Aranjuez der Lieblingssitz
der Dynastie Carls des Fünften; denn überall, wo die Erde
in wohlthätigen Quellen das Geschenk der Gesundheit ver-
spricht, sammeln sich Reiche uud Arme um die Gabe der
liebenden Mutter.
Aber die Tage des Verfalls treten an den Stätten
des lebendigsten Treibens eben auch am trübsten hervor.
Wo sind jene herrlichen Denkmäler römischer und arabi-
scher Baukunst, jene reichen Tempel und collossalcn Ge-
wölbe, welche einst, die Quellstätten zierten? In jenem
Lande, welchem das Glück zu drei verschiedenen Malen
die höchste Blüthe gewährte, hat die Hand der Zerstörung
drei schreckliche Ernten gehalten. Nichts kann elender
sein, als der Zustand der Bäder in Spanien. Alles Men-
schenwerk ist veraltet uud versunken, indefs die Natur ihre
milden Geschenke mit unerschöpflicher Freigebigkeit jetzt
unter Ruinen und Elend fortspendet, wie sie dieselben einst
unter Palästen und Ueppigkeit gewährte.
Es liefs sich, bis auf die neueste Zeit, fast behaup-
1172
teil, dafs auch die Wissenschaft in Spanien unter den
Ueherresten der Vorzeit eben so kümmerlich ihr Dasein
fristet, als das Lehen. Der Zustand der Heilkunde in
diesem Lande ist in der That so beklagenswerth , dafs
unter den europäischen Staaten nur der osmanische eine
noch gröfsere Fülle von Vorurtheilen, Unkenntnis und
Aberglauben vereint. Es scheint fast, als habe die Ge-
sellschaft auf allen Nutzen, den die fortschreitende Cultur
der Heilwissenschaft gewähren uiufs, verzichtet ; denn wäh-
rend andere Gebiete der menschlichen Erkenntnifs minde-
stens von Zeit zu Zeit neue Antriebe erfuhren, blieben die
Werke des Galen, durch arabische Spitzfindigkeiten ver-
unstaltet, immer noch die allgemeine Quelle medizinischer
Studien.
Die gewaltigen Aufregungen der neuesten Zeit und
namentlich der wohlthätige Verlust der amerikanischen
Kolonien beschwören eine neue Sonne über die Nacht der
pyrenäischen Halbinsel herauf. Aber die Früchte dieses
Tages zu pflücken darf die Gegenwart nicht erwarten ; und
auf das Nächste und Vorhandene angewiesen, können wir
auch für unsern Gegenstand nichts, den Anforderungen
einer höhern Ausbildung vollkommen Entsprechendes wie-
dergeben.
Die Literatur der Heilquellen Spaniens ist keineswe-
ges arm, aber außerordentlich unfruchtbar. Es existirt
eine beträchtliche Anzahl von Monographien, Dissertatio-
nen und gröfseren Werken über viele Quellen Spaniens ;
aber es giebt wenig und gar keine durchaus zuverlässige
Analysen, die Fälle waren bis vor wenigen Jahren sehr sel-
ten, dafs ein Bad überhaupt einen Arzt besafs, noch sel-
tener der, dafs ein solcher mit Talent und Kenntnifs an-
gestellte Beobachtungen bekannt zu machen vermochte.
Die älteste umfassende Arbeit über Spaniens Heilquel-
len ist der Espejo cristalino de las aguas de Espana
(Crystallspiegel der Wasser von Spanien) von Dr. Li-
nien de Montero; ein Werk, das, obgleich mit sehr
1173
grofseui Fleifse ausgearbeitet, dennoch heutzutage kaum
noch im Entferntesten als ein Hülfsmittel für neuere Un-
tersuchungen zu betrachten sein dürfte. Wichtiger sind
die Beinübungen des Don Rodrigo de Quin on es, wel-
cher im Jahre 1750 mit unermüdlicher Anstrengung eine
vollständige Uebersicht alles bekannten Wissenswertben
über die Heilquellen Spaniens zu versammeln unternahm
und ausführte. Dieser gelehrte Arzt veraulafste und er-
suchte nicht allein alle Aerzte, Wundärzte und Apotheker
des Reiches Berichte, Analysen und Proben der ihnen zu-
gänglichen Mineralquellen einzusenden, sondern er ging
selbst an chemische Untersuchungen und liefs auf eigene
Kosten geschickte Aerzte nach einigen Provinzen Spaniens
zur Einsammlung genauerer Nacbrichten reisen. Auf diese
Weise sammelte Quinones die Materialien, welche spä-
ter in die Hände des Dr. Bedoya fielen und aus denen
die zwei Bände der historia universal de las aguas minera-
les geschöpft sind. Sind nun auch die in diesem Werke
enthaltenen chemischen Analysen bei den Forlschritten der
Wissenschaft als veraltet und unbrauchbar zu betrachten,
so verdienen dagegen die Bemerkungen über die Heilkräfte
der Mineralwässer die gröfste Beachtung und Bedoya' s
Werk kann mit Recht als Quelle für unser Studium ange-
sehen werden.
Nicht weniger hat der gelehrte Don Juan de Dios
Ayuda zur Kemitnifs der Heilquellen Spaniens durch das
im J. 1798 bekannt gemachte: ,,examen de las aguas mi-
nerales de mas nombre que hay en las Andalusias" beige-
tragen. Weniger zuverlässig sind die Angaben, Avelche
von den Uebersetzern des Dictionnaire universel des scien-
ces medicales der spanischen Ausgabe beigefügt worden
sind. Der Uebersetzung von Alib ert' s nouveaux elements
de la therapie et de la matiere medicale (Madrid 1826) ist
als Anhang eine: Analisis abreviado de las aguas medicina-
les mas conoeidas de Espana beigefügt, welche meist aus
jenen Quellen entnommen, jedoch hier und da durch neuere
1174
Beobachtungen bereichert ist. Im J. 1817 wurde endlich
auf den Vorschlag der Königlichen Junta der Medizin, in
Betracht des Verfalls, worin fast alle Mineralquellen nie-
derlägen, und der Hülfslosigkeit , worin die sie benutzen-
den Kranken sich gewöhnlich an Ort und Stelle befänden,
vom Könige die Errichtung einer Anzahl von Badearzt-
stellen genehmigt und anbefohlen, dafs Aerzte mit einem
jährlichen Gahalte von 8000 Realen (etwa 500 Thlr.) als
Directoren der Wasser von Molar (Provinz Madrid), de
Trillo (Guadalajara), Novalpino (Toledo)j Sacedon, Solan
de Cabras und Alcantud (Cuenca), Bussot und Villavieja
(Valencia), Archena und Fortuna (Murcia), Caldas de
Mombuy, Olcsa und Esparraguera (Catalonien), Panticosa,
Tiermas, Alhama und Quinto (Aragonien), Marmolejo
(Jaen), Ardales oder Carratraca (Malaga), Alhama, Graena
und Lanjaron (Granada), Arnedillo (Rioja), Alange (Estre-
madura), Ledesma und Banos de Bejar (Salamanca), Cal-
das de Oviedo (Asturien), Caldas de Reyes, de Cuntis und
de Tuy, Carballo und Carballino mit Partovia (Galicien)
und endlich von Puerto-llano und de los Hervidores (Man-
cha) angestellt würden.
Auch diese Einrichtung hat unter den gegenwärtigen
Umständen noch keine Früchte getragen, vielmehr ist es
zweifelhaft, ob sie jemals in ihrem ganzen Umfange zur
Ausführung gekommen sein mag. Indessen ist sie auf je-
den Fall geeignet, nach Beruhigung des Landes die Kennt-
nifs seiner Mineralwasser bald umfassender und sicherer
zu machen.
Die Gaceta de Madrid vom 15. Mai 1832 No. 58. giebt eine Be-
kanntmachung der Real Junta superior guberuativa de Medicina y
Cirurgia über die Eröffnungszeit der verschiedenen Bäder des König-
reichs, mit Angabe der dabei angestellten Aerzte, welche wir hier
folgen lassen :
Andalusien:
Alhama. D. Diego Rodenas Garcia, in Alhama. Erste
Badezeit, vom 15. April bis 15. Juni 5 — zweite Badezeit vom 15. Au-
gust bis 15. October.
Cur-
1175
Carratraca. D. Eduardo Henares in Granada. Vom 25.
Juni bis 15. September.
Graena. D. Francisco G a r c i a M a I o de Mol i ü b in Gra-
nada. Erste Badezeit vom 1. Juni bis 30. Juni 5 — zweite Badezeit
vom 15. August bis 30. September.
Lanjaron. D. Migu el Bald 0 vi in Granada. Vom 1. Juni
bis 30. September.
M armolej o. D. Vicen t e Orti yCriado in Marmolejo. Erste
Badezeit vom 15. April bis 15. Juni; — zweite Badezeit vom 20.
September bis 20. November.
Arragonien:
Alk am 11. D. Ramon Marc on eil in Calatayud. Vom 15. Juni
bis 15. September.
Segura. D. Antonio Tu rbica in Calatayud. Vom 24. Juni
bis 4. September.
Tiermas. D. Joaquin Cifuentes in Madrid. Vom 1. Juli
bis 30. September.
Pantic osa. D. Juan de la Monja in Ardales. Vom 1. Juli
bis Anfang September.
Asturien:
Caldas de Oviedo- D. Cayetano Blanco Casariego
in Oviedo. Vom 15. Mai bis 15. October.
Neu-Castilien:
El Molar. D. Josef Menchero in Madrid. Vom 15. Juni
bis 15. September.
HervideroB. D. Josef Torres in Tomelloso. Vom 10. Juni
bis 15. September.
Puertollano. D. Carlos Mestre in Puertollano. Vom 8. Juni
bis 8. September. f
Saelices. D. Nicolas Sanchez de lasMatas in Sala-
manca. Vom 15. Juni bis 16. September.
Saced on. D. Angel Sanz y Munoz in dem Königl. Lust-
sitz Isabella. Vom 1. Juni bis 31. October; — obgleich sie mit Nut-
zen zu jeder Jahreszeit zu gebrauchen sind.
Solan de Cabras. D. Atanasio Herrainz in Cuenca.
Vom 15. Juni bis 15. September.
Trillo D. Mariano Josef Gonzalez in Madrid. Vom
15. Juni bis 15. September.
Alt -Gast ilien:
Arnedillo. D. Lorenzo Saenz de la Camara in Arne-
dillo. Vom 1. Mai bis 31. October.
Banos de Bej ar. D. Francisco M arti n ez in Madrid. Vom
1. Juni bis 30. September.
Le desma. D. Josef Alegre Galan in Cantalapiedra. Vom
1. Juui bis 30. September.
III. Theil. Ff ff
1176
Catalonieti:
Caldäs de Momluy. D. Ignäcio Graells in Barcelona.
Erste Badezeit vom 1. Mai bis 15. Juli; — zweite Badezeit vom 1.
September bis 15. October.
Olesa oder Esparra guera. D. Antonio Coca in Bar-
celona. Vom 15. Juni bis 30. September,
Estremadura:
Alange. D.Josef Benito y Lentijo in Valladolid. Vom
15. Juni bis 15. September.
G a 1 i z i e n :
Caldas de Reyes y de Cuntis. D. Manuel Jaxobo Fer-
nande z in Santiago. Vom 1. Juli bis 30. September.
Caldelas de Tuy. D. Victor Gonzalez in Vigo. Vom
1. Juli bis 30. September.
Car ballin o und Portovia» D. Bernardo Sanjurjo Mos-
quera in Orense. Vom 15, Juli bis 30. September.
Valencia und M u r c i a :
Archen a. D. Sebastian Gomez in Ocana. Erste Badezeit
vom t. April bis 23. Juni;.— zweite Badezeit vom 1. September bis
31. October.
Busot.B. JoaquinPtUiz deLopein Albatera. Erste Badezeit
T. 1. Mai bis 30. Juni; — zweite Badezeit v. 1. Septbr. bis 31. October.
Fortuna. I). Francisco Samartin in Oribuela. Erste
Badezeit vom 1. Mai bis 20. Juni; — zweite Badezeit vom 22. Sep-
tember bis 30. October.
Villavieja. D. Cristobal Rodrigucz Solano in Sala-
manca. Vom 15. Juni bis Ende October.
Wir wollen nur noch einige Worte zum Verständnisse
der angegebenen Krankheitsfonnen und Heilkräfte hinzu*
fügen. Die allgemeinste Krankheitsbenennung in Spanien
— Calcntura — uinfafst alle fiieberhafte Formen, deren
Charakter vorherrschend intermittirend oder rheumatisch
ist. Die Tertianen und Quartanen des Landes sind, thcils
durch epidemische Einflüsse, theils durch Yernachlässi-
gung, die gröfste Plage der Einwohner; dieser Ursache
ist der gröfste Theil der Infarcten und Destructionen der
Unterleibsorgane zuzuschreiben , die im Folgenden so oft
erwähnt werden. Hierzu kömmt das melancholische Tem-
perament, welches dem grolsten Theile der Landesbewoh-
ner eigenthümlich, die Quelle der Hypochondrie , Hysterie
und so vieler reinen Nervenleiden und Krampf krankkeiten
1177
abgiebt. Die rheumatische Constitution der Plateaus von
Neucastilien, Granada, Estremadura u. s. w. wird die Ur-
sache vieler Neurosen und Paralysen, deren so häufig Er-
wähnung geschieht. Hautkrankheiten sind eine wahre
Geisel dieses Landes, von den schwersten leprösen For-
men und der asturischen Rose bis zur Krätze und den
syphilitischen Exanthemen. Bei den grofsen Heilkräften
der Bäder gegen solche Leiden darf man sich nicht wun-
dern, dieselben überall aufgeführt zu finden. Endlich wer-
den Scrophcln, Tuberkeln und Lungenleiden durch viele
Localitäten des Landes begünstigt und daher rühren die
zahlreichen Formen von lymphatischen und Zehrkrankhei-J
ten, deren unsere Autoren Erwähnung thun. So erscheint
Spanien recht eigentlich als Land der Badkrankheiten.
Wir theilen die Heilquellen der pyrenäischeii Halbin-
sel, gestützt auf die voranstellende geographische Ueber-
sicht des Landes, in:
A. Die Heilquellen des Königreichs Spanien.
1. Die Pyrenäen und die Tiefebene des
Ebro, — die Provinzen Catalonien, Aragon,
Navarra;
2. Der Nordrand (Cantabrisches, Austurisches
und Galizisches Gebirge), — die baskischen Pro-
vinzen, Asturien und Galizien ; *)
3. Die Hochfläche) — in ihrem nördlichen
Theile : Leon und Altcastilien, — in ihrem südli-
chen Theile: Estremadura und Neucastilien;
4. Die Tiefebene des Guadalquivir, — An-
dalusien;
5. Die Sierra Nevada, — Ober-Andalusien oder
Granadaj
c) Der hierher gehörige Theil von Alt - Castilien (Santander) ist,
des Zusammenhanges wegen, mit zu den Heilquellen der Hochfläche
gezogen worden.
Ffff 2
1178
6. Die Küsten-Provinzen, — Murcia und Va-
lencia
umfassend.
B. Die Heilquellen Portugals.
1. Das Gali zische Gebirge, — die Provinzen
Minho und Traz os Montes;
2. Die Sierra Estrella, — Beira;
3. Das Mündungsland desTejo, — Estrema-
dura;
4. Die Sierra Estremadura, — Alentejo;
5. Die Sierra Monchique, — Algarvien
umfassend.
A. Limon de Montero, espejo cristalliiio de las Aguas de
Espana hermosondo y quarmerido coü el Marco de varietad de Fuen-
tes y Bannos. Alcala 1697.
Juan de Dios Ayuda, examen de las aguas medicinales de
mas nombre que hay en las Andalucias. 3 Voll. Baeza 1793; — Ma-
drid 1794 — 1798; — Madrid 1832.
Cavanilles, observations sur Fhistoire naturelle du royaume
de Valence. Madrid 1795.
H. F. Link, Bemerkungen auf einer Reise durch Frankreich,
Spanien und vorzüglich durch Portugal. Tu. 1 — 3. Kiel 1801 — 1804.
— — geologische und mineralogische Bemerkungen auf ei-
ner Reise durch das südwestliche Europa, besonders Portugal. Leip-
zig 1801.
Ballano, Diccionn. de Medicina y Cirurgia. Madrid 1815.
v. Hoff, Geschichte der natürlichen Veränderungen der Erdober-
fläche. Bd II. S. 267 ff.-
Bory de St. Vincent, guide des voyageurs en Espagne. Pa-
ris 1823.
J. L. Alibert, precis historique sur les eaux minerales les plus
usitees en medecine. Paris 1826. p. 596 ff.
Hausmann, de Hispaniae constitutione geognostica in: Göt-
tingische gelehrte Anzeigen. 1829. S. 1961 — 1978.
Josef Benito y Leslijo, nuevo Manual de hidrologia qui-
mico-medica, o tratado analitico de las aguas minerales, consideradas
segna sus diversas espeices y aplicaciones a los artes, ä la econo-
mia domestica y a la Medicina. Secunda Edicion. Madrid 1833.
J. Fr. Hoffmann, specimen geographico-medicum de Hispania
et insulis quibusdam mediterraneis. Lugduni Batav. 1838.
A. Die Heilquellen des Königreichs Spanien.
1. Die Pyrenäen und die Tiefebene des Ebro
(Catalonien, Aragon und Navarra),
a. Catalonien:
JLJie Thermalquellen von Caldas de Malavella entsprin-
gen theils in, theils in der Nähe dieser, drei Leguas von Gerona ge-
legenen, wenig bevölkerten Stadt, welche, wie die vorhandenen Trüm-
mer alter Bäder beweisen, schon zu der Römer Zeiten berühmt, den
Bädern selbst ihren Namen verdankt.
In der Mitte der Stadt ist die Therme, welche durch die alten
Wasserleitungen aufserhalb der Stadt bis zum Fufse der Mauern ge-
führt wird; andere, ebeu so wanne, sind nahe bei dieser in Mitten
des Abhanges eines Hügels, deren Wasser durch eine Leitung an
einem andern Theile der Mauer ausmündet und von Alters her ei-
nige Bäder versah, die, wie die übrigen, jetzt zerstört sind. Ob-
gleich das Wasser beider Quellen gleich scheint, so haben doch die
letzteren Quelleu niemals so viel Ruf genossen als die erstere. —
Endlich befinden sich, 200 Schritte von der Stadt, auf dem Gipfel
eines kleineu Hügels noch verschiedene ähnliche Thermen, in deren
Mitte ein kalter Sauerbrunnen emporquillt, der den Boden, über wel-
chen er fliel'stj roth färbt.
Das Wasser der Hauptquelle quillt sehr reichlich und zeigt den
Grund im grünen, lebhaftem Lichte. Es ist krystallhell, fast ge-
schmacklos, weich und von so hoher Temperatur, dafs es zum Ba-
den mehrere Stunden abkühlen mufs. — Das kalte Wasser hat ei-
nen säuerlich bittern Geschmack, wie Epsomsalz.
Das Thermahvasser, dessen chemische Eigenschaften noch nicht
hinreichend untersucht sind, ist, in der Menge von zwei Pfund ge-
trunken, sehr nützlich bei allen Verstopfungen der Unterlcibsorgane,
Dyspepsie und andern Magenleiden, gewissen Brustkraukheiten, Asthma,
Oedem und Wassersucht. In gröfscrcr Menge getrunken, purgirt es
1180
stark und sicher. — Früher war ein Dampfgemach hier, jetzt kann
mau nur noch in Privatwohnungen in Wannen baden, was man mit
Erfolg bei Hemiplegie, Ischias, Steifigkeit und Hautleideu thut.
Die kalte Quelle wird von den Einwohnern viel benutzt und er-
regt, zu neun Maafs in drei Thcilen getrunken, stets viel Urin,
Schweifs, Auswurf und Ausleerungen.
Die T hermalquellen von Caldetas oder CaL
das de Estrac entspringen nahe bei diesem, an der Küste
des Mittelmeeres sechs Leguas östlich von Barccllona im
Bezirke von Matarö, in einem ThaSe gelegenen Flecken.
Die Badeeinrichtungen sind gut. Die Badewannen sind in den
Boden eingesenkt, daher man auf Treppen zu ihnen hinabsteigt. Für
Ruhezimmer nach dem Bade und für Wohnungen der Kurgäste, die
sich sehr zahlreich einfinden, ist gesorgt.
Das Thermalwasser ist klar und krystallhell , riecht
und schmeckt nach Schwefel, behält stets die gleiche Tem-
peratur von 32 — 33° R. und sein Gewicht ist schwerer als
destillirtes Wasser. — In einem Pfunde desselben sind
nach Capdevila enthalten:
Kohlensaure Kalkerde . . . , 0,913 Gr.
Ckloruatrium ....... 3,174 —
Chlorcalcium . . . . . . . 0,391 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . , . 1,652 —
6,130 Gr.
Auch soll es Chlortalcium und Talkerdecarbonat enthalten.
Das als Getränk und Bad benutzte Thermalwasser
wird gegen Nervenleiden und Muskelcontracturen, Lähmun-
gen, Zittern, Rheumatismen, Hüftweh und Gliedergo-
schwülste, so wie gegen allerlei Hautkrankheiten gerühmt.
Die Mineralquellen von Esparraguera und
Olesa entspringen sechs Leguas nordwestlich von Bar-
ccllona in dem Bezirke del Valles , dicht am Flusse Lo-
bregat, der die Grenze der beiden genannten Städte schei-
det, fünf an der Zahl und führen den gemeinsamen Namen
Font de la Puda (Stinkbrunnen). Die erste entspringt
nördlich auf der Heerstrafse selbst, die zweite von einem
nahen Felsen, die dritte, reichere, und die vierte, schwache,
1181
von einem und demselben Felsen aus einer grofsen Spalte;
die fünfte ist nicht mineralisch. Das Wasser der dritten
Quelle, in eine Grube gesammelt, dient als Bad.
Das Mineralwasser ist krystallhell, nach faulen Eiern
riechend, welcher Geruch beim Aufbewahren bald vergeht;
es schmeckt unangenehm, läfst einen grünlichen Nieder-
schlag fallen, ist kalt sehr schwer, aber bei seiner natür-
lichen Temperatur von 22° R. sehr leicht verdaulich. Nach
Capdevila enthält es Hydrothiongas, etwas Kohlensäure
und im Pfunde:
Kohlensaure Kalkerde ..... 1,55 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . . . . 0,33 —
Chlorcalcium , . 1,35 —
Chlornatrium ....... 3,82 —
Schwefelsaure Kalkerde ..... 0,1)7 —
7,12 Gr.
Dasselbe wird in allen Fällen, wo Schwefelwasser in-
dicirt sind, mit Erfolg gebraucht. Die Badezeit währt vom
15. Juni bis 30. September,
Die T hermalfjuellen von Caldas de ßlotn*
huy entspringen in und bei diesem, vier Leguas von Bar-
celona entfernten Orte, drei an der Zahl, worunter eine
kalte, und waren schon den Römern bekannt.
Die Hauptquelle befindet sich in der Stadt, wo sie aus dem Ra-
chen eines steinernen Löwen in der Dicke einer halben Faust her-
vorströmt und durch bedeckte Leitungen in fünf Gebäude, deren jedes
10—15 steinerne Bäder enthält, so wie in das Hospital mit 6 treff-
lich eingerichteten Bädern geführt wird. — Die Bäder, werden sehr
besucht. Die erste Badezeit dauert vom 1. Mai bis 15. Juli, die
zweite vom 1. September bis 15. October.
Das Thermalwasser ist klar, geruch- und geschmack-
los und hat die Temperatur von 54 — 56° R. , in den Bä-
dern jedoch nur von 33 — 49° R. Analysirt wurde dasselbe
bereits 1784 durch J. und Fr. Broquetas, später 1823
durch Ignazio Graells. Letzterer fand in zwei Kubik-
Fui's Wasser:
Schwefelsaures Natron ..... 58,0 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde 24,5 —
1182
Chlornatrium ^ 811,0 Gr.
Chlorcalcium . . , . , . , 42,5 —
Kieselerde f ..... . 65,0 —
Alaunerde 11,0 —
Organische Materie ...... 7,0 — *
Verlust ... . 4,0 —
1023,0 Gr.
Atmosphärische Luft . . . . . 85,00 Kub. Z.
Kohlensaures Gas 240,28
Der Pharmacien-major der französischen Armeen Bordes fand
im J. 1824 in dem Wasser auch kohlensaures Natron und Chlortalcium.
Man gebraucht es als Bad gegen Rheumatismus und
Hüftweh ; als Dampfbad bei Kranken, deren Leiden durch
das Bad nicht gemindert worden sind. Sehr nützlich ist
es bei alten Wunden, wo es die Schmerzen stillt und den
freien Gebrauch der geschwächten Glieder wiedergiebt.
E. L. Jourdain von Phalsbourg, welcher im J. 1829 über diese
Bäder der Societe de m^decine de Paris eine Abhandlung einreichte,
hat das Thermalwasser in Form von Bädern z,u 23 — 29° R. bei 85
Militairpersonen , wovon 41 mit Hautkrankheiten, 36 mit chronischen
Rheumatismen und 8 mit traumatischen Affectionen behaftet waren,
angewandt. Er fand es gegen die ersteren wenig wirksam, aber sehr
heilsam bei den zweiten, und auch gegen Gelenkschmerzen , in Folge
von Verrenkungen, nützlich. Derselbe sah nach dem Gebrauch der
Bäder gewöhnlich einen furunculösen Badeausschlag entstehen, und
warnt vor der unvorsichtigen Benutzung des Thermalwassers als Ge-
tränk, da es leicht Magenbeschwerden und Congestionen nach dem
Gehirn hervorruft,
Der Eisensäuerling von Gava enthält nach Sampont's
Analyse in einem Pfund des häufig gegen Magenschwäche angewand-
ten Wassers:
Kohlensaures Eisenoxydul
Chlorcalcium
Chlormagnesium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde ,
~4,68 Gr.
Kohlensaures Gas 1,18 Kub Z.
Endlich sind noch in dieser Provinz zu erwähnen die salim'schen
Mineralquellen von Puerto de losBaiios in Ober- Catalonien, die
in einem engen Passe in dem Flufs Rivas entspringen, und zu Bä-
dern in demselben benutzt werden; — die Schwefelquellen Bagno-
XyHtU Uli.
1,01 —
•
0,58 —
■
0,49 —
...
0,80 —
,
0,40 —
1183
las in der Nähe von Gerona von 28° R. Temperatur, die man zu
Bädern und Getränk häufig benutzt; — die Schwefelquelle von JUo-
nistral; — der Eisensäuerling Espluga de Francoli in der
Nähe von Tarragona, der als Getränk gegen Chlorosis und übstruc-
tionen des Uterus sehr gerühmt wird; — so wie die als Getränk be-
nutzten Säuerlinge von Algre, Bai debron, San- Hilario u.a.
Franc. Samponts, analisis de las aguas miuerales de Gavii
en el Principado de Cataluua. Barcellona.
— — Analisis de las aguas minerales de Moncada en el
Principato de Cataluöa. Barcellona 1792.
Alibert, prßcis historique a, a, 0. p. 597.
b, Aragon ien:
Die Mineralquellen von P antico s a entsprin-
gen zwei Stunden vou diesem in den aragonischen Pyre-
näen, Bezirks Jaca, gelegenen Flecken, vier an der Zahl,
drei zur Rechten und eine zur Linken, welche als Flech-
ten-, Leber-, Magen- und Sumpfquelle unterschieden
werden.
Die an den Quellen errichteten Bäder sind neuerdings sehr ver-
bessert und zahlreich besucht worden. Das alte Gebäude ist nieder-
gerissen und au seiner Stelle ein gröfseres und bequemeres von drei
Stockwerken uud einem Obergeschofs aufgeführt, das einige zwanzig
getrennte mit allen Bequemlichkeiten, eigener Kapelle u. s. w. verse-
bene Wohnungen enthält. Auch gewähren einige andere neue Ge-
bäude Kurgästen einen bequemen Aufenthalt, so dafs hier wenigstens
200 Personen zu gleicher Zeit die Kur gebrauchen können. Zweck,
mäfsig eingerichtete, abgesonderte Bäder sind über der Flechten- uud
Magenquelle erbaut; bei ersterer findet sich auch eine auf Arkaden
ruhende Halle, welche den Badenden bei schlechtem Wetter zum
Spazierengehen dient. Für eine gute Restauration während der Bade-
saison, die vom 1. Juli bis Anfang Septembers dauert, ist ebenfalls
gesorgt.
Die Flechtenquelle ist klar, entwickelt Blasen, riecht
nicht, schmeckt streng, läfst sich aber trinken, setzt einen
dunkelen Bodensatz ah und hat die Temperatur von 22
bis 24° R. Die Leberquelle ist ebenfalls hell, schmeckt
widerlich, entwickelt Blasen, setzt einen röthlichen Schlamm
ab und hat gleiche Temperatur. Die Magenquelle riecht
nach Schwefel, schmeckt widerlich, etwas bitter, schwärzt
das Silber und schlägt weilse, fettige Fäden nieder; sie
1184
wirft sehr viele Blasen, verliert alluiählig Geruch und Ge^
schmack und ist etwas kühler. Das Siunpfwasser ist hell,
geruchlos, bitterlich, von einer weniger reichen ßlasenent-
wickelung und von etwas geringerer Temperatur als die
Flechten quelle.
Nach Capdevila enthalten die beiden ersteren Quel-
len vornehmlich Kohlensäure und kohlensaures Eisen, die
Magenquelle ebenfalls Kohlensäure, einige Salze und Hy-
drothiongas als vornehmsten Bestandteil; die Sumpfquelle
scheint niuriatisch zu sein.
Die Heilkräfte entsprechen der Mischung der Quel-
len, und werden als aufserordentlich gerühmt.
Memoria acerca del establecimiento de aguas minerales y termi-
nales de Panticosa en el altro Aragon. Madrid 1832.
Die Thermalquellen von Tiermas oder Ba-
nos de Tiermas entspringen eine Viertel -Legua von
diesem an der Grenze von Navarra, im Bezirke der fünf
Städte und sechs Leguas von der Stadt Jaca entfernten
Orte, am Fufse des Berges Petrillon etwa 180 Schritte
vom Flusse Aragon. Man unterscheidet die mit grofsem
Wasserreichthum fliefsende Badequelle, eine zweite, 400
Schritte von der vorigen befindliche, welche früher Teja,
jetzt Chorro genannt wird, mehrere kleine ringsumher
und am rechten Ufer des Flusses noch die Fuente de
la ripa.
Die Einrichtungen an der Badequelle sind bequem und zweeji-
mäfsig. Die Badezeit dauert vom 1. Juli bis 30. September.
Das Wasser der beiden ersten Quellen entspringt mit
Blasen und Geräusch, riecht nach faulen Eiern, fühlt sich
weich und fettig an und bildet weifse, weiche, schlüpfrige
Fäden. Die Badequelle bat die Temperatur von 33° R.,
die Strandquelle (chorro) 34° R. und die übrigen, mit Ein-
schlufs der Uferquelle, 30—32,5° R.
Capdevila sagt, dafs alle diese Quellen viel Hjr-
droihiongas , etwas Kohlensäure und Sulphate von Kuli
11S5
und Kalk, Chlorete von Natrium und Talcium und Carbo-
nate von Eisen und Kalk enthielten.
Innerlich und äul'serlich gebraucht ist das Schwefel-
thermalwasser ein nützliches Mittel bei Lähmungen, Be-
täubung, Zittern und Zuckungen, bei vvässrigen Geschwül-
sten, z. B. der Gelenke und anderer Theile, bei Wasser-
sucht, Infarcten, Leukophlegmasie, Dyspepsie, Hypochon-
drie, Hautkrankheiten, veralteten Geschwüren, Rheumatis-
men, Gicht und Harnleiden.
Die Mineralquelle von Quinlo entspringt dicht bei dieser,
am Abhänge eines Berges rechts vom Kauale des Ebro gelegenen
Stadt am Wege nach Zaragoza.
Das Mineralwasser ist klar, geruch - und geschmacklos, nimmt
aber bei längerem Stehen einen uuangenehmeu Uringeruch an; es
fühlt sich fettig an, schlägt eine sehr feine Erde nieder und hat die
Temperatur von 15—17° R.
Es enthält nach Capdevila aufser einer unbekannten Gasart
jn sechzehn Unzen :
Schwefelsaure Talkerde 18,0 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde 1,0 —
Chlorcatrium . 4,0 —
Chlorcalcium 6,0 —
Unlöslichen Rückstand . . . . . 2,0 —
31,0 Gr.
Die Heilkräfte sind diejenigen der muriatischen Brunnen.
Blas Beaumont, sobre las virtudes de las agnas de Quintos.
Madrid 1737.
Die T hermalquelle von Alhama de Aragon
entspringt nahe bei dieser, gegen fünf Leguas von Calata-
yud am Ufer des Flusses Jalon gelegenen Stadt zwischen
einigen Felsen mit grofser Mächtigkeit.
Das Mineralwasser sammelt sich in einigen Brunnen, die zum Ba-
den dienen. Auch ein Haus findet sich hier, welches dem Anscheine
nach ein Krankenhaus war, wie denn zugleich der Name Alliama,
den die Mauren der Stadt gaben, das Alter und den vielen Gebrauch
dieser Bäder bezeigt, die ob sie gleich nichts von ihrer frühern Kraft
verloren haben, doch jetzt nicht mehr so häufig besucht sind. Die
Saison dauert hier vom 15. Juni bis 15. September.
Das Thermalwasser ist krystallhell und klar, ohne
Farbe oder Geruch, von angenehm säuerlichem und etwas
1186
zusammenziehendem Geschmack und der Temperatur von
29° K. Es bildet an der Oberfläche weder Schaum noch
ein Häutchen, und läfst viel Gas entweichen. Der Schlamm
am Ursprungsorte ist grün und schwefelgelb und der Bo-
den, worüber das Wasser fliefst, nimmt dieselbe Farbe an.
Es ist nicht ganz genau, wenn die Uebersetzer des Wörterbuchs
der medizinischen Wissenschaften behaupten, es gebe gar keine Aua-
lyse dieses Wassers; denn wenn auch keine genaue vorhanden ist,
so haben doch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts der Dr. Don
Jose Jordan, Arzt zu Calatayud, der Pater Jose Ciavera, Apo-
theker des ehemaligen Jesuiteucollegiums und der Dr. Don Diego
Gaviria, Kammerarzt und Protomedicus von Castilien, eine solche
unternommen. Es ist wahr, dafs die Unvollkommenheit der Metho-
den und die Mangelhaftigkeit der Chemie zu dieser Zeit ihnen nicht
erlaubten, die constitutiven Bestandteile dieses Wassers mit Ge-
nauigkeit aufzufinden; jedoch kamen Alle überein, dafs es Nitrum,
Schwefel und Eisen enthielte. Später ward gefunden, dafs Kohlen-
säure, Chlornatrium und Chlortalcium, Kalk- und Eisen -Sulphat dar-
in sei.
Die Bewohner von Alhama, sagt Dr. Bedoya in sei-
ner Geschichte der Heilquellen Spaniens, und die der be-
nachbarten Oerter nennen diese Wasser göttlich und was
wichtiger ist, es stimmen alle Aerzte dieser Gegend da-
rin überein, dafs sie vortrefflich wirken zur Heilung des
Asthmas, selbst des convulsivischen , der Lähmungen,
Wassersuchten, Schwäche der Nieren und Blase, Hypo-
chondrie, scirrhösen Geschwülste der Eingeweide, veralte-
ten Hüftweh's, Verhaltung des Menstrual - und Hämorrhoi-
dalblutes und bei Hautaffectionen , wie Krätze, Flechten
u. s. w. Nach demselben Verfasser sind sie auch nützlich
in den entzündlichen Rheumatismen, den Nervenconvulsio-
nen3 in der festen und wandernden Arthritis und jeder Art
von Gicht.
Die Bäder von Segura de Aragon liegen nahe
bei diesem Orte auf einem Abhänge im Norden am Fufse
eines hohen Berges. Das Mineralwasser entspringt zwi-
schen zwei Felsen, 20 Varas vom Brunnen und geht zum
Theilc zu diesem, zum Theile zu den Bädern.
11S7
Die Bäder sind zweckmlifsig eingerichtet und viele dazu gehö-
rige Wohnungen gewähren den Kurgästen auch die nöthigen Bequem-
lichkeiten. Die Saison dauert hier vom 24. Juni bis 4. September.
Das Mineralwasser ist hell, geruch- und geschmack-
los, geschüttelt erzeugt es Blasen an der Oberfläche, hat
19,3° R. Temperatur und gleiche Dichtigkeit mit destillir-
tem Wasser.
In einem Pfunde desselben sind enthalten:
Kohlensäure
1,237 Gr.
Chlortalcium 0,930 —
Chlorüatriuni 0.750 —
Schwefelsaure Kalkerde 1,270 —
Schwefelsaure Talkerde 0,610 —
Schwefelsaures Natron . , . . . . 0,450 —
Kieselsäure Spuren
5,247 Gr.
Das salinische Sauerwasser ist heilsam gegen Hart-
leibigkeit, Verhaltung der Menses, Indigestionen, Stein,
' Strangurie und Rheumatismus.
Die Mineralquellen von Teruel entspringen eine halbe
Legua von dieser sehr berühmten und alten Stadt, am Ufer des Al-
hama auf einer augenehmen Wiese, drei an der Zahl, aus drei ver-
I schiedenen Bergen, die etwa eine halbe Legua von einander entfernt
| sind. Das sehr klare und helle Mineralwasser riecht nur im Sommer
ein wenig nach Schwefel und schmeckt wie das reiuste Wasser, läfst
jedoch ein Gefühl der Zusammenziehung auf Zunge und Gaumen zu-
rück. Seine Temperatur wird zu 22° R. angegeben.
Es bildet gar keinen Niederschlag und scheint Kalksulphat, sal-
petersaures Kali und etwas Aluminsulphat zu enthalten, und ist nütz-
lich hei Katarrhen chronischer Art, Migraine, Indigestionen, Kolik-
schmerzen, chronischem Rheumatismus, Gelenkgeschwülsten und Skro-
' pheln, vornehmlich aber bei Nieren- und Blaseusteinen, die sehr oft
durch einige Bäder mit Abgang von Gries beseitigt werden.
Die Mineralquelle von Par acuellos entspringt in einer
Scheune dieses Fleckens, auf einer nach Südwesten geueigten Ebene
in einem armsdicken Strahle, und wird Paracuellos deGiloca
genannt. .
Das helle Wasser riecht so stark nach Schlamm, dafs man es
weithin empfindet. Es schmeckt schweflig, bildet einen grauweifsen
Niederschlag und ist nicht wärmer, als die Luft. Seine chemischen
Eigenschaften sind nicht genau bekannt, aber es befördert Leibesöff-
nung und Harnabgang, ist sehr nützlich gegen Astbma und Uuterleibs-
1188
Stockungen dagegen sehr schädlich Lei Syphilis. Genaueres ist nicht !
bekannt.
Noch erwähnt man der Mineralquelle von Celda in der Nähe
von Fernel, welche durch ihren Wasserreichtum merkwürdig, zu je-
der Jahreszeit als Bad benutzt wird, und die Eigenschaft haben soll,
im Winter sehr warm, im Sommer aber kühl zu sein; — ferner der
von Ar cos in der Nähe der Stadt Arminda, welche als Getränk und
Bad benutzt wird; — endlich der in dem Dorfe Laino, welche
schlammig und in der Behandlung von Hautausschlägen nützlich ist,
indem man das Wasser in Form von Kataplasmen auf die leidenden
Tbeile anwendet und nachher ein einfaches "Wässerbad nimmt.
Limon de Montero, espejo cristalino a. a. 0. p. 166.
Ballano, Diccionario de med. y cirurgia. Madrid 1815.
c. Navarra:
Die Mineralquelle von Fit er o entspringt eine
halbe Legua von diesem, sieben Leguas von Tafalla, eine
Legua von Igea und eine halbe Legua Von Cervera gele-
genen Orte bei dem Flusse Alhama zwischen einigen Fels-
bergen, die indem sie eine kleine Schlucht bilden, die
Quelle, welche sich nachher in den Flufs Alhama ergiefst,
rings umgeben.
Die Zeit der Entdeckung der Quelle ist unbekannt* steigt aber in
die ältesten Zeiten hinauf. Ein auf dem niedrigsten der die Quelle um-
gebenden Berge gelegenes Gebäude scheint mehr von maurischer als
römischer Bauart. Im J. 1152 schenkte der Kaiser Alphons die Bä-
der an San Raymundo, Damals hiefsen dieselben „die Bäder von.
Turugen", einer Stadt mit Schlofs, dessen Trümmer man noch
sieht. Das Badehaus ist geräumig und bequem und mit Vorrichtun-
gen zu Wasser-, Dampf- und Schlammbädern versehen. Auch ist
ärztlicher und wundärztlicher Beistand von Seiten des Klosters San
Bernardo de Fitero hier zu finden. Nicht minder ist für die gute
Aufnahme der Kurgäste durch bequeme Wohnungen gesorgt.
Das Mineralwasser ist rein und krystallhell mit schwa-
chem Schwefeigeruche und schmeckt nach Eisenvitriol.
Seine Temperatur ist nicht genau bekannt, doch so, dafs
das Wasser den Badenden unleidlich heifs erscheint, aber
bequem getrunken wird (also etwa zwischen 30 und 35° R.).
Nach Capdevila enthält dasselbe etwas Eisenvitriol,
schwefelsauren Kalk, Chlortalcium und Chlornatrium.
Es wird innerlich und äufserlich, auch als Dampf-
1189
und Schlammbad benutzt. Getrunken erregt es reichlichen
Schweifs, Leib es Öffnung und Harnabsonderung, ist bei Ver-
stopfungen, Hypochondrie, Lähmung, Nervencontracturcn
und allen Krankheiten mit Schwäche der Faser sehr nütz-
lich. Als Bad dient es Gelähmten, Gliederschwachen, löst
innere und äufsere Geschwülste auf, heilt Hautkrankheiten,
Ischias, alte Geschwüre, ist wirksam gegen Hysterie, Un-
fruchtbarkeit aus zu grofscr Säftefülle des Uterus, Wurm-
krankheiten, nützt aber hitzigen Temperamenten nichts.
Die Mineralquelle von Isaba entspringt in der Nähe die-
ser Stadt im Tliale von Roncal am Abhang der Pyrenäen. Das kalte
Schwefelwasser geuiei'st eines grofsen Rufes gegen Hautkrankheiten,
besonders Krätze; auch pflegen die Schäfer ihre von ähnlichen Lei-
den befallene Thiere hierher zu führen. Von den einheimischen Aerz-
ten wird es aufserdem, als erwärmtes Bad angewandt, gegen Leukor-
rhoe und veraltete Geschwüre für nützlich gehalten.
Die Fu ente Fria von Rone esv a 11 e s wird als Getränk be-
nutzt.
Limon de Montero, espejo cristalino a. a. 0. p. 137.
Bai lau o, Dicc. de med. y cir. Madrid 1815. T. I.
2. Nordränd (Cantabrische, Asturische und Gali-
zische Gebirge).
a. Baskische Provinzen:
Die Mineralquelle von Cestona oder Santa
Cru% de Cestona entspringt eine Viertel- Lcgua von
diesem Orte, in der Provinz Guipuzcoa am westlichen Ufer
des Flusses Urola oder Zumaya, in einer durch Natur und
Kunst gebildeten Vertiefung am Fufse des Berges Aya-
queluz und führt den Namen Guesalega, was in der
Sprache der Basken so viel als „Ort des Salzwassers"
bezeichnet.
Diese Quelle war lange verlassen, bis im J. 1806 das jetzt ste-
hende Badehaus errichtet wurde, das sich guter Einrichtungen und
zahlreichen Besuchs erfreut.
Das Mineralwasser bildet, in ein Gefäfs gebracht,
viele Blasen, die eine grofse Menge von Gas entlassen,
1190
riecht an der Quelle nicht, aber in wohlverstopften und ver-
pichten Flaschen bekommt es einen Geruch von faulen
Eiern, den es, wenn man es nicht erwärmt, lange behält.
Frisch geschöpft ist es klar und durchsichtig, bald aber
zeigen sich kleine, im Gefäfse schwimmende Theilchen, die
in dem Maafse, als es sich abkühlt, undurchsichtig wer-
den. Warm getrunken schmeckt es molkenartig, wenig
salzig, abgekühlt aber wie eine sehr gesättigte Soole.
Die Temperatur innen an der Quelle wechselt zwischen
28 — 30° R., aufserhalb ist es selten über 27° R.j — das
Gewicht beträgt 1° unter 0. — *Bei vielem Regen wird das
Wasser trüb und kühler, besonders das aufsen gelegene,
was vor den neuen Einrichtungen am Berge beim Baue
von 1806 nicht statt fand.
Das Mineralwasser ist mehrmals untersucht worden ;
es enthält nach Zearotte atmosphärische Luft, Hydro-
gen, etwas Kohlensäure und in einem Medicinalpfunde (von
zwölf Unzen) an festen Bestandtheilen:
Chlornatrium 36,66G Gr.
Chlorcalciura ....... 2.666 —
Schwefelsaure Kalkerde 2,500 —
Schwefelsaures Natron 9,666 —
Kohlensaure Kalkerde (ungefähr) . . . / 0,500 —
Kieselsäure (wahrscheinlich) .... 0,666 —
52,664 Gr.
Aeufserlich und innerlich gebraucht, empfiehlt man die
salinische Quelle laxen, lymphatischen Individuen von, trä-
ger Lebenskraft, wogegen sie sensiblen und irritabeln,
galligten und reizbaren Personen, Schwangern und Säuge-
rinnen nicht zusagt. Man wendet sie mit günstigem Erfolge
bei chronischen Katarrhen und Rheumatismen, lymphati-
schen Congestionen, Scropheln, Augeneutzündungen, Wür-
mern, Asthma humidum, Unterdrückimg des Monatsflusses
und der Hämorrhoiden, hartnäckigen Wechselfiebern, Was-
sersuchten, Verstopfungen und Verengerungeu der Einge-
weide und der Scheide, Gelbsucht, Muskel- und Sehnen-
verkürzungen, Anchylosen und Lähmungen an.
Pa-
1191
Pätriciö Zearotte, Investigaciönes analiticas y öbservacio-
fles medicas sobre las Aguas de Guesalega, Lauiadas comuiimente
de Cesloua. Bilbao 1822.
Bulletin des sc. med. de Ferussac. 1824. T. I. p. 156.
Die Bäder von Guesalivar oder Santa
Agueda de Mondragon liefen drei Viertelstunden
von Mondragon, durch welche Stadt die grofse Heerstrafse
von Madrid nach Frankreich geht, fünf Leguas nordnord-
östlich von Vittoria, 66 Leguas von Madrid und neun Le-
guas von Bilbao, in der Provinz Guipuscoa, in einer sehr
schönen, hügcligten Gegend.
Zu alten Zeiten war hier ein Hospiz bei der Parochialkirche zum
Besten der Armen errichtet, die Wohlhabenden wohnten in den ver-
schiedeneu Häusern; später ward ein eigenes gröfseres Gebäude er-
richtet, das neuerlich sehr zweckmäfsig erweitert uud verbessert, zu
den besteingerichteten Etablissements Spaniens gehört und aufserordent-
lich zahlreich besucht wird. Es befinden sich hier, aufser Gesellschafts-
sälen u. s.w., zwölf Schwefelbäder und zwei gemeine, die von oben erhellt
werden, mit marmornen Wannen ; ferner Dampfbäder nach dem Mu-
ster der Tryairescheu und Jurinescbcn im Pariser Tivoli, so wie
verticale und horizontale Douchen, die in jeder beliebigen Tempera-
tur genommen werden können. Da sich aufserdem hier eine Eisen-
quelle und eine Niederlage der Salzquellen von Cestona befindet, so
bietet diese Vereinigung Von Schwefel-, Eisen- und Salzquellen ne-
ben den vielen Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten der Bäder,
welche durch Wagen in beständiger Verbindung mit Mondragon ste-
hen, die günstigsten Bedingungen zum Gelingen von Heilzwecken.
Das Wasser der am Fufse eines Kalkfelsens entsprin-
genden und in einer Minute 56 Quart Wasser gehenden
Schwefelquelle ist krystallhell, riecht nach faulen Eiern,
schmeckt im Anfange süfs, dann aber etwas salzig, hat
die Temperatur von 11,2° R. und das speeif. Gewicht von
1,005. Es setzt einen weifsen Niederschlag ab und bildet, wo
es steht, einen oberflächlichen Schleim, gleich einerlrishaut.
Nahe bei den Bädern entspringt auch eine Quelle, reich an Ei-
sensubcarbonat, das im Ueberschusse von Kohlensäure gelöst ist, mit
sehr wenig Kalksulphat und Talkcarbonat, so dafs es ein sehr rei-
nes Eisenwasser ist.
Nach G a 1 i e a s [enthält ein Pfund des Schwcfelwassers :
Kohlensaure Kalkerde .... 3,27443 Gr.
Kohlensaure Talkerde .... 0,U4b41 —
HI. Theil. Gggg
1192
Schwefelsaure Kalkerde . . . . 4,29651 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . . . 2,18417 —
Schwefelsaures Natron .... 2,83689 —
Chlortalcium 1,66136 —
Clilornatrium . . . . * . . 5,03782 —
Kohlehaltigen Rückstand .... 0,15690 —
19,49449 Gr.
Schwefelwasserstoffgas (bei 10° R. und 18" Druck) 0,93Kub.Z.
Kohlensaures Gas 3,20 —
Das S ch wefel wass er dient nach zahlreichen Beobach-
tungen zur Heilung- von Flechten, Krätze, Papillen und
anderen veralteten Hautkrankheiten, so wie den Folgen
ihres Zuriicktretens , bei chronischen Rheumatismen und
Gliederschmerzen, örtlichen Lähmungen und nach apoplek-
tischen Anfällen, hartnäckigem Husten mit reichlichem
Auswurfe > mit Abmagerung, schwerem Athem, trockener
Haut und leisem Fieber ; ferner bei Reizung der Unterleibs-
organe, Magenschmerzen, Kolik, serösen Diarrhöen, Gelb-
suchten und chronischen Anschoppungen der Leber und
Milz, Schmerzen von Quecksilbernrifsbrauch und andern
Formen.
Das Eisenwasser wird mit Nutzen bei Atonien des
Darmkanals, Schwäche nach Blutverlusten, Leukorrhoe,
chronischem Blasenkatarrh und Diarrhöe ohne Entzündli-
ches , bei Chlorosis und andern asthenischen Leiden ange-
wendet.
Gerson und Julius, Magazin der ausländischen Literatur der
gesammten Heilkunde. 182S. Bd. XIX. S. 343. 1831. Bd. XXII. S. 557.
Die Schwefelquelle von Elorrio in der Herr-
schaft Biscaya. In dem Isasi Hevezar genannten Viertel
dieser in der neuern Zeitgeschichte als Hauptquartier des
Don Carlos so bekannten, zwei Leguas von Vergara, zwei
von Mondragon, sieben von Bilbao und eben so viel von
Vittoria in einem angenehmen Thale gelegenen Stadt von
3000 Einwohnern entspringt eine Mineralquelle, die mit gu-
ten Einrichtungen zu ihrer Benutzung- versehen, sich eines
zahlreichen Zuspruchs erfreut.
1193
Nachdem zuerst provisorisch ein Gebäude mit vier Bädern er-
richtet worden, wurde später ein prächtiges, bequemes Haus, mit
Alleen, Spaziergängen und Gallerieen für die Krauken gebaut. Man
hat drei Klassen von Bädern, worin sicli marmorne und sandsteineine
"Wannen, Dampfbäder, Sturz- und Schlammbäder mit zweckmäßigen
Vorrichtungen befinden. Alle sind mit mineralischem und gemeinem
Wasser versehen, und können warm, lau oder kalt genommen wer-
den. Das Haus geniefst einer schöneu Aussicht nach der Strafse von
Moudragon.
Die Mineralquelle liefert in der Minute 63 Quart Was-
ser, das hell und durchsichtig, sehr stark nach faulen Eieru
riecht, 0° schwer ist und gleiche Temperatur mit der At-
mosphäre hat.
Nach der Analyse von Sanchez enthält jedes Quart
(cuartillo) des Wassers:
Schwefelsaure Kalkerde ..... 3,0 Gr.
Schwefelsaures Natron . . . . 11,0 —
Schwefelsaure Talkerde 6,0 —
Chloruatrium 3,5 —
23,5 Gr.
Kohlensäure etwa die Hälfte seines Volumeus,
Hydrothiongas etwa das Doppelte seines Volumens.
Nach Don Juan Higinio de Arenazo dagegen
enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Schwefelsaures Natron 6,00 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde 3,98 —
Chlorcalcium 0,50 —
Kobleusaure Talkerde . . ... . 2,00 —
Kohlensaure Kalkerde 2,00 —
Kohlensaures Eisen im minimo . . . 1,06 —
Harz 0,41 —
Kieselsäure 0,05 —
16,04 Gr.
Hydrothiongas ' . . 24,63 Kuh. Z.
Kohlensaures Gas 0,36 —
Man bedient sich des Wassers innerlich und äniser-
lich hei chronischen Lungcnkalarrhen, Scrophclu, chroni-
schem Rheumatismus, Hautkrankheiten und den Folgen ih-
res Zurücktretens.
Aufserdem werdeu noch in Viseaya erwähnt: die Mineralquellen
von Antig l e sia in dem Dorfe Ceaumirc, als Bad und Getränk
Gggg2
1194
benutzt; — 'von Atcoytia, als Getränk benutzt; — von Berroeal
iu der Nähe des Dorfes Piedrahita, ein als Getränk benutztes
Thermalwasser ; — von Burgos, als Getränk gegen Magenleiden
gebraucht.
Ballaho, Dicc. de med. y cir. Madrid 1815. T. h
b. Asturien:
Die Thermalquelle von Caldas de Ovieäo entspringt eiile
Legua unterhalb Oviedo in dem Orte Cos i eil es am Fulse eines!
niedrigen Hügels, wo die Natur eine Höhle von 10 — 12 Varas Länge
und 4— -5 Varas Breite hervorgebracht hat, in deren Mitte das Was-
ser aus verschiedenen Mündungen hervorbricht. Ueber der Quelle ist
ein Dampfbad zum Gebrauche der Kranken.
Das helle Wasser ist geruchlos, ein zarter Gaumen entdeckt dar- I
in etwas Styptisches, das jedoch am Ausflüsse weniger bemerklich ist;
die Kranken trinken das Wasser gern und ohne Empfindungen des
Ekels. Unzählige Blasen steigen nach der Oberfläche empor. Auf
dem Böden liegt sehr viel schlammige, bräunliche, gallertartige Ma-
terie; auch bildet das Wasser in den Kanälen einen reichlichen Nie-
derschlag und hat, nach D el u c,' 30 — 34° R. Temperatur an der
Quelle, 30 — 33ö R. in den Leitungsröhren und 30 — 32° R. im Bade.
Das Dämpfgemach hat '28 — 29° R. — Mit Kalkwasser wird es sogleich
getrübt und giebt einen reichlichen Niederschlag, — eine Erscheinung,
die am stärksten bei frisch geschöpftem Wasser ist. Es enthält dem-
nach viele freie Kohlensäure, aufserdem kohlensaures Eisen.
Nach der Meinung der Gelehrten von Oviedo beruhigt das Was-
ser die Krämpfe der ersten Wege, Magenleiden aus Schwäche und
Säure, Hamreizuugen> bewegt die Menses und heilt viele aus Un-
ordnung derselben entstehende functionelle Krankheitem
ü. Galizien:
Im Königreiche Galizien sindj nach dem Ausspruch
des Dr. Bedoya, allein mehr Heilquellen als im ganzen
übrigen Spanien ; aber sie sind wenig benutzt und geschätzt^
weil die Gebäude durch die Sorglosigkeit der Inländer ver-
fallen und die Heilwirkungen der Quellen nicht gehörig un-
tersucht sind.
Die Mineralquellen von Caldas de Heyes
entspringen bei der Pfarrkirche dieses sehr angenehm ge-
legenen, von 200 Menschen bewohnten, sechs Leguas von
Santiagp, drei von Pontevedra entfernten Fleckens. Man
unterscheidet zwei nur wenige Schritte von einander eilt-
1195
ferrite Quellen, davon die eine wann und die andorc kalt
ist. Letztere , welche eisenhaltig- zu sein scheint, versieht
den Flecken mit Wasser und die Einwohner schreiben ihr
eröffnende Kraft zu, wie sie auch versichern, dai's im Orte
Barn- und Steinbeschwerden, Verstopfung- und ähnliche
Leiden niemals vorkamen. Die zweite Quelle, das Bad
genannt, ist eine Schwefeltherme und bildet ein Becken
von 32 Fufs Länge und 22 F. Breite, aus cementirten Stei-
nen, mit Mauern umgeben, nach denen in alten Zeiten hier
ein schönes Gebäude gestanden haben mufs.
Die Einwohner behaupten, der Name Caldas de Heyes käme da-
von her, dafs die Könige des Landes ehemals die Heilkraft dieser
Wasser bei ihren Krankheiten stets versucht hätten. Aber im Jahre
1765 waren sie ganz verödet, verunreinigt und ohne die geringste
Bequemlichkeit. Doch ist in späterer Zeit ein Badehaus gebaut wor-
den, das sehr besucht wird. Die Saison dauert vom 1. Juli bis 30.
September,
Das Thermalwasser strömt mit Blasen in ziemlicher
Menge yom Grunde des Beckens empor, ist krystallhell
und riecht nach faulen Eiern. Am Morgen, besonders im
Winter, ist es mit einem dichten Dampfe ganz bedeckt,
der auf der Oberfläche ein hellbraunes Bauteilen zurück-
läfst. Seine Temperatur beträgt 39° R. Die vorwaltenden
Bestandteile sind, aufser vielem Hydrothiongas, schwefel-
saure Talkerde und Chlortalcium.
Nach Dr. Quiiiones, der dieses Wasser drei Jahre
hindurch selbst gebrauchte, kann man es als Getränk und
Bad, jedoch nicht beides zu gleicher Zeit, anwenden und
es ist sehr heilsam in allen Krankheiten von kalten und
zähen Säften, wie Taubheiten und Lähmungen, Wasser-
sucht, Asthma, ödematöse und Windgeschwülste, Leber-
und Magenschmerzen, Nierenleiden, Gries, Stein, Verstop-
fungen, Amenorrhoe, weifser Flufs und andere Unreinig-
keiten des Uterus, welche die Empfängnifs verhindern, Hy-
pochondrie, Gicht und andere Schinerzen aus solchen Ur-
sachen.
Schädlich ist es allen Leuten von hitzigem Tempera-
1196
mente und trockener Faser und bei Leiden aus solchen
Ursachen; die fettige Haut, welche das Wasser nieder-
schlägt, ist sehr wirksam bei Nervenschwäche, Gliedcrcon-
tracturen oder Unbeweglichkeit, so wie zur Heilung veral-
teter Verrenkungen und Geschwüre, zu welchem Zwecke
die kranken Theile nach dem Bade eingesalbt und wohl
bedeckt gehalten Wertteil müssen.
Die Thermalquellen von Caldas de Cunlis
entspringen in grofser Anzahl bei diesem, fünfLeguas von
Santiago und anderthalb Leguas von Caldas de Reyes
entfernten Dorfe von 40 Einwohnern.
Unter den hier befindlichen Thermen sind die für das Bad be*
nutzten etwa 40 Sehritte vom Orte, in einer viereckigen Hütte und wie
alle galizische Bilder ohne weiteren Schutz, die berühmtesten. Die
Bäder von Caldas de Cuntis sind viereckig, von Quadern und mit
Treppeu zur Bequemlichkeit der Kranken erbaut. Es giebt Raum
für 10 — 12 Personen, und das Wasser quillt durch eine Holzleitung
in Faustdicke hervor, während andere Leitungen zur Abkühlung des
Wassers nach dem Bedürfnisse der Kranken dienen. Diese Bäder
würden ohne Zweifel besuchter sein, wenn der Ort mehr Bequemlich-
keiten darböte; aber er ist so entblöfst von Allem, dafs man das
INothdürftige aus Santiago oder Caldas de llejes beziehen mufs. Die
Saison währt hier vom 1. Juli bis 30. September.
Das Thermalwasser quillt mit Blasen empor, ist kry-
stallhell, von starkem Schwefeigeruche , den man in ziemli-
cher Entfernung bemerkt, von dem Geschmacke fauler Eier
und hat die Temperatur von 39° R.
In chemischer Beziehung soll es Ifydrothiongas in gro-
fser Menge und verschiedene, nicht näher bestimmte sali-
nische und erdige Bestandtheile enthalten.
Das bis jetzt nur als Bad gebrauchte Thermalwasser
war nützlich in rheumatischen und gichtischen Schmerzen,
bei Lähmungen, Convulsionen, Asthma, Oedemen und Was-
sersuchten, Verstopfungen der Unterleibseingeweide, Scor-
but, Scropheln und allen Hautkrankheiten, sobald alle der-
gleichen Leiden von kalten und zähen Säften entstehen.
Liraon de Monte ro, espejo cristalino a. a. 0. Lib. 2. trat. 3.
cap. XIV. p. 325.
1197
Die Thermalquellen von Carballo oder Car ballin o ent-
springen bei diesem in der Provinz Santiago gelegenen Flecken, wer-
den auch nach dem Flecken Part o via genannt und .sind mit vier Ha-
dern ausgestattet, die vom 15. Juli bis Ende September besucht werden.
Das Thermal« asser ist hell, schmeckt nach faulen Eiern und
riecht nach Schwefel. Die Temperatur variirt nach den Bädern mit
14, 18, 20 und 24° R. (nach Capdevila 24, 25, 29 und 30° R.)
Das Wasser entlftilt nach Capdevila Hvdrothiongas, etwas Kohlen-
säure, Chlorcalcium und Chlortalcium, kohlensaure Kalk- und schwe-
felsaure Bittererde und schwefelsaure Kalkerde.
Seine Heilkräfte sind erregend, steigern die Reizbarkeit des Ma-
gens, mildern seine Atonie und bringen eine heilsame Erschütterung her-
vor. Aeufserlich augewendet, sind die Bäder bei Krätze, Aussatz, Flech-
ten, Elephantiasis und allen juckenden Hautkrankheiten sehr nützlich.
Die Mineralquellen von Cortegada entspringen dicht bei
diesem 51/., Leguas von Orense in einem schattigen Thale gelegenen
und zum Pfarrbezirk von Sau ßeuito de Rabino gehörigen Flecken
von 40 Einwohnern. Es sind hier fünf Quellen, doch hat Dr. Be-
il o v a nur von dreien derselben Nachricht gegeben, der Stein-,
Feld- und Bergquelle. Der Strahl der ersteren ist am stärk-
sten uud tritt aus Thonfelsen hervor; die zweite entspringt mit Bla-
sen, die dritte geht mit einem geringen Strahle in ein gemauertes
Becken.
Die Steiuquelle ist durchsichtig, von stinkendem Gerüche, unan-
genehmem Geschmacke, Aveifslichem, fadenförmigem Niederschlage und
der Temperatur von 20° R,, welche bisweilen auf 24° steigt; — die
Feldquelle, mit denselben Eigenschaften, besitzt eine Temperatur von
24° R. und wird im Sommer vom Minho überschwemmt; — die Bcrg-
quclle hat 26° R. Temperatur, vor dem Erdbeben von 1755 war das
Wasser kühler.
Das Mineralwasser enthält schwefelsaures Natron, kohlensauren
Kalk und Hydrothiongas.
Das Wasser der Steinquelle dient meist zum Baden und selten
als Getränk. In ersterer Art ist es nützlich bei Hautkrankheiten,
Rheumatismen, Gliederkrämpfen uud Contracturen , Ischias, Versto-
pfungen, Hysterie, Harnleiden, und allen Arten von Tertiancn und
Quartanen. Die andern beiden Quellen dienen getrunken bei Ver-
stopfungen, Lähmungen, Nervenschwäche, Infarcten, allen Leiden von
dicken Säften ; — als Bad bei Hautkrankheiten, Anschwellungen der
Eingeweide, Stein, alten Geschwüren, Gicht, Zehrficber, veralteten
Tertianen und Quartanen.
Die Mineralquellen von Bande, einem kleinen Orte am
Ufer der Limia im Lande Xivero (Flufslande), in dessen Mitte ein
ehemals gewölbtes und bedecktes, nun verfallenes Gebäude steht,
worin die Th rmalquellen entspringen uud in einem mit Treppen ver-
sehenen Becken zusammeutliefseu.
1198
Das Thermal wasser entspringt mit Blasen, die vom Grunde auf-
steigen, ist klar und krystallhell, ohne Geruch und Geschmack. Seine
Temperatur ist nicht genau bekannt, aber sie ist so hoch, dafs die
Krauken vor dem Baden kaltes Wasser aus einer nahen Leitung zu?
lassen müssen. Chemisch analysirt ist dasselbe nicht; mau vermu-
thet, dafs die Quellen Schwefel enthalten.
Das Wasser wird nur zum Baden benutzt und von den Umwoh?
nern und den Aerzten der Gegend als ein sehr wirl&ames Mittel bei
Schmerzen von kalten Säften, Wassersuchten, veralteten Wunden,
Zittern, Verstopfungen der Leber, Lähmung, Epilepsie und Hysterie
betrachtet. Es heilt, sagt Dr. Bedoya, den weifsen Flufs der Wei-
ber und die stärksten Kröpfe, auch giebt es kein Beispiel, dafs es
einen Krätzigen ungeheilt gelassen hätte, oder auch einen Flechten;
kranken.
Die Thermal quellen von Ca Idelas de Tuy entspringen
eine Viertel- Legua von diesem, eine Legua von der Stadt Tuy in ei-
ner fruchtbaren Ebene am Minho gelegenen Flecken und sind eben so
vernachläfsigt wie alle übrigen Quellen Galiziens, nur mit einem klei?
neu Becken von zwanzig Fufs im Umkreise und etwas über eine
Laibe Vara Tiefe versehen. Die Badezeit dauert hier vom 1. Juli
bis Ende September.
Das Wasser ist klar, mit vielen Blasen, Schlammgeruch und ste-
chendem, Ekel erregendem Geschmacke. Es setzt einen weifslichen,
fadenförmigen Niederschlag ab und hat oben eine schwärzliche Haut.
Die Temperatur beträgt 37,5° R. und wenn es bis auf 15° R. abge-
kühlt ist, verliert es gänzlich seinen schlechten Geschmack.
In Beziehung auf seine chemischen Eigenschaften, läfst sich, nach
den unzureichenden Analysen, nur sagen, dafs das Wasser Schwefel-
wasserstoffgas, Kohlensäure, Kochsalz, kohlensaures Natron, Kiesel?
erde und etwas kohlensaures Eisen enthält.
Das Thermalwasser ist trefflich bei allen chronischen Leiden, nur
veraltete Brustleiden, Phthisis und Zehrfieber ausgenommen; vor Al-
lem wirkt es wunderbar bei Rheumatismen, hartnäckigen Verstopfun-
gen und Infarcten, Geschwülsten, beginnenden Scirrhositäten, Läh?
mungen, Schwinden der Glieder, Wassersuchten, Hypochondrie, Schar-
bock, Hautleiden, weifsem Flufse, unterdrückter Periode, veralteten
Wunden und Geschwüren. Bei letzteren ist auch der an der Quelle
abgesetzte Schlamm äufserlich anzuwenden.
Noch ist in der Nähe von Tuy die Thermalquelle von He-
ran, welche als tonisches Mittel gegen Magenschwäche gebraucht
wird, so wie die als Getränk benutzte Mineralquelle von Bucarin
anzuführen
Die Mineralquelle von Artejo entspringt bei diesem ändert?
halb Leguas von Coruna gelegenen Flecken.
Das Wasser ist klar, schmeckt laugenhaft, riecht unangenehm}
doch nicht stark. Mau hat drei Bäder, von 18, 20 und 30° R.
1199
In chemischer Beziehung scheint es Ciiiomatrium, Chlortalcium
und Schwefelwasserstoffgas zu enthalten.
Man trinkt und badet. Die Quelle wirkt stärkend, ableitend, auf-
lösend, eröffnend, fäulnitswidrig und abführend: man empfiehlt sie
gegen Skropheln, Gichtknoten, Gicht, Rheumatismen, Congcstionen
nach dem Kopfe und dalier rührenden Leiden, bei Geschwüren mit
und ohne Garies, bei Rothlaufformen und anderen, der Mischung des
AVassers analogen Krankheiten.
Die Thermalquellen von Bertua, einem kleinen, sechs
Leguas von Corufia gelegenen Orte, zwei an der Zahl, die in gerin-
ger Entfernung von einander, eiue Acbtel Legua von dem Orte bei
der Einsiedelei St. Miguel entspringen. Nur die erste, reichlicher
fliefsende wird benutzt. Lange Zeit ganz offen, waren die Badenden
ebne Schutz gegen die Witterung, bis in der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts eine bedeckte Ummauerung hergestellt wurde; aui'serdem
liefs Don Bernardino de Lago aus Dankbarkeit für seine Genesung
durch dieses Bad hier ein Haus für Kranke errichten, das doch we-
nigstens einige Bequemlichkeiten für die Besucher eines so wüsten
Ortes gewährt.
Das Thermalwasser ist klar, etwas bläulich, nach Schwefel rie-
chend und von unangenehmem Geschmack. Ueber Temperatur und
chemische Eigenschaften der gänzlich verlassenen Thermen ist nichts
bekannt.
Die Bewohner von Bertua und der Nachbarschaft haben so viel
Vertrauen zu dem Thermalwasser, dafs sie der ersten Quelle den
Namen der „Heiligen" beigelegt haben. Sie wird nur zum Baden be-
nutzt nnd dient bei rheumatischen Schmerzen, Hüftweh, Hypochon-
drie, Oedem, Flechten, Krätze, Kröpfen, Lähmungen, Leber- und
Milzanschwellungen, Varices, Koliken und Harnbeschwerden.
Die Bäder von Pr e xigaer o sind eiue Achtel Legua von
diesem kleinen am Flusse Cerres, am Abhänge eines Hügels gelege-
nen Flecken entfernt und zwar wohlberufen, aber es mangeln ge-
naue neuere Nachrichten über dieselben. Man badet und trinkt bei
Nervenleiden, allerlei Verhärtungen, Rheumatismen, Gicht, Infarc-
ten , Chlorose, Menstrualleiden , Haut- und Harnkrankheiten und
veralteten Geschwüren.
Aufserdem sind noch zu erwähnen die Mineralquelle von Via na
in der Nähe von Puebla de Sanabria, als Getränk benutzt, —
von Santa Cristina, welche kalt und als Getränk bei Kardialgien,
Euteralgien, so wie als Iujectiou bei Otalgie nützlich ist, — von
Lugo, eine Therme, die nur als Bad gebraucht, schweifstreibend
wirkt und in Gliederkrankheiten für sehr heilsam gehalten wird.
Limon de Mo utero, Aguas de Espana. Madrid 1697. p. 325.
1200
3. Die Hochfläche (Leon, Altkastilien, — Estre-
madura, Neukastilien).
a. Leon:
Die Mineralquelle von Boiiar entspringt auf "der Hälfte
des Weges zwischen diesem im rauhesten Theile der Gebirge von
Leon, sechs Leguas von dieser Hauptstadt gelegenen Flecken und
Cercedo, 20 Fufs von einem Felsen am Abhänge des Berges Salon.
Eine römische Inschrift auf einem benachbarten Gesteine bezeugt
ihr Altertbum. Wie alle übrigen vernachläfsigt, befindet sie sich in
einem Becken von 9 Quadrat-Varas und quillt reichlich mit Geräusch
hervor. Damit bewässerte Wiesen vertrocknen und die Pflanzen wer-
den durch das Wasser welk.
Das Wasser ist klar und fast ohne Geschmack; Silber bleibt
darin weiis, aber die Kieseln im Bette des Abflusses und der Schaum
auf der Oberfläche sind grün. Das Wasser ist kaum lau und gefriert
leicht. Aus den unvollkommenen Analysen von Quinoues geht
doch hervor, dal's es ein muriatisches Eiseuwasser ist.
Die Heilkräfte desselben sind bekannter: das Wasser wird inner-
lich und äufserlich mit gröfstem Nutzen bei allen Krankheiten von
Verstopfung", wie Hypochondrie, hartnäckige Tertianen und Quarta-
len, Gelbsucht und Zehrfieber aus diesen Ursachen gehraucht. Auch
zur Heilung von Rheumatismen, Gicht, Convulsionen aller Art, Koli-
ken, Nieren- und Harnleiden, Chlorose, Amenorrhoe u. s. w. ist es
dienlich.
Die Thermalquelle von Almeida entspringt eine halbe Meile
von diesem mäfsig bewohnten, sieben Leguas von Zamora gelegenen
Flecken, zwischen zwei Felsen am Fufse eines mit Steineichen be-
wachsenen Berges in Armsdicke, und wird „los Hervidores de
San Vincente" genannt von dem Geräusch, das sie hervorbringt,
und vou einer benachbarten Einsiedelei.
Das Wasser ist sehr klar und übelriechend. Es ist nicht bekannt,
dafs es jemals vertrocknet oder durch Regenzuflüsse gewachsen wäre;
das im Becken der Quelle enthaltene Wasser hewegt sich von Zeit
zu Zeit mit solcher Heftigkeit, als ob es kochte. Am Ursprungsorte
und den Ufern seiner Strömung sammelt man eine öligte Materie oder
ein gallertiges, schwarzes, weich anzufühlendes Erdpech, das im
Feuer mit Schwefelgeruch verbrennt. Die Temperatur ist ziemlich
heii's, aber unheständig, und das Gewicht mit gemeinem Wasser ver-
glichen, um zwei Scrupel auf die Uuze schwerer. Hineingehaltenes
Eisen wird goldfarben und behält lange diese Farbe.
Eine chemische Untersuchung ist nur von Giron (1752) vorhan-
den. Er fand nach Verdunstung einer halben Arobe des Wassers
die iy2 Drachmen Residuum aus 2 Scrupeln Salz und das Uebrige
aus Erde bestehend. Das Salz war von dunkelrother Farbe, etwas
durschsiebtig und vou stechendem, bitterlichem, ziemlich saurem Ge-
1201
schmucke; mit Säuren brauste es auf uud schlug sich sehr rotli nie-
der, die Yeilchentinctur färbte es blafsgriiu, am Feuer schmolz es et-
was und entwickelte einen leichten Geruch. Es schwärzte die Gallus-
infusion, schlug den Liquor tartari rotli und coagulirend nieder, und
ward, mit Weingeist gemischt, hochroth. Die Erde war schmutzig-
grau und sehr porös, von widrigem ekelhaftem Geschmacke, mit
Säuren ohne Färbung aufbrausend. Hiernach schlofs Giron auf et-
was Vitriol, einen geringen Theil Schwefel, Alkalisalz uud Thouerde.
Die Einwohner von Almeida und den Umgebungen benutzen das
Wasser bei allen ihren Krankheiten ohne Unterschied und ohne au-
dere Jlegel für den Gebrauch als ihren Appetit. Es scheint aber, dai's
die Krankheiten, worin es wirklichen Nutzen stiftet, Wassersüchten,
Lähmungen, Rheumatismen, Hypochondrie, Coliken, Niererfk-, Magen -
Leber- und Milzleiden nicht entzündlicher Art, allerlei Hautkrankheiten,
veraltete Wunden, Krämpfe uud andere Nerveuzufälle sind.
Die Schwefelt hermalcjuellen von Ledesma
entspringen eine Legua von dieser sehr alten und berühm-
ten, vier Leguas von Salamanca gelegenen Stadt in gerin-
ger Entfernung von einander am Ufer des Tormes, rings-
umher von römischen uud maurischen Bautrümmern um-
geben, in einer herrlichen Gegend.
Die hier errichteten Bäder gehören, trotz ihrer schlechten Ein-
richtung, zu den berühmtesten und besuchtesten Spaniens. Ein Maure,
Namens Cufa, soll ihre Heilkraft entdeckt und hier ein Haus mit
einem Bassin zum Ansammeln einer hinreichenden Wassermenge er-
baut haben. Das Bad besteht jetzt nur in einem geräumigen Becken,
worin man vom 1. Juni bis 30. September badet.
Das helle, klare Wasser riecht und schmeckt stark
nach Schwefel, bevor es erkaltet; im letzteren Zustande
besitzt es weder Geruch noch Geschmack, noch Farbe.
Es hat die Temperatur von 40° R., schäumt etwas im Bas-
sin und stärker im Kanal, wo einige Binsen wachsen, die
mit einem seifenartigen Schlamm überzogen werden.
Eine genaue Analyse ist nicht vorhanden. Nach Cap-
devila enthält es Schwefelwasscrstoffgus, schwefelsaures
Natron, etwas Kohlensäure, Natroncarbonat, Chlornatrium
und Eiseusulphat.
Man badet, trinkt und benutzt den Schlamm, auch be-
dient man sich der Dämpfe. Die Quelle ist heilsam bei
Lähmungen, Neurosen, Wassersuchten, besonders Ana-
1202
sarca, Nierenschmerzen und Koliken, so wie allerlei Nie-
ren- und Harnkrankheiten.
Die Bader von Bejar, Banos de Bejar genannt, liegen
zwei Leguas von der Stadt Bejar im Gebiete von Salamanca und
40 Schritte nord- nordöstlich davon ist der Heilbrunnen in einein mit
wenig Bequemlichkeiten versehenen Hause.
Das Thermalvvasser gehört zu den Schwefelquellen, ist nicht sehr
durchsichtig, azurgrün, nach faulen Eiern riechend, welcher Geruch
jedoch in freier Luft verschwindet, von scharfem Geschmack. Es
entwickelt zuweilen Blasen, ist von einem schmutzig- weifsen Haut-
chen bedenkt und schwärzt das Silber. Die Temperatur desselben
betragt 30° R. Es enthält Scbwefelwasserstoffgas \ Chlornatriuma
kohlensaure Kalkerde, Thouerde und etwas Kieselsäure.
Wie alle Schwefelwasser befördert dasselbe den Blutumlauf, den
Appetit und die Hautausdünstung, erregt das lymphatische und Haut-
sys'tem und ist heilsam bei Scrophelanlage, Leberverstopfungen, ato-
nischer Anorexie und Dyspepsie, Husten und Asthma, hartnäckigen
Wechselnebern, atonisch -rheumatischen und gichtischen Schmerzen,
hartnäckigen Exanthemen, wie Flechten, Krätze, Griud u. a. — Li-
mon de Montero empfiehlt es auch als Getränk und bemerkt aus-?
serdem3 dafs diese Bäder bei chronisch-syphilitischen Schmerzen, wo-
gegen doch sonst Schwefelwasser für heilsam gehalten werden, durch-
aus schädlich sind. — Man badet vom 1. Juni bis 30. September.
Die Thermalquellen van Puerto de Banos liegen etwa,
acht Leguas von Plasencia in einer hochromantischen Gegend. Sie
sind sehr berühmt, sind aber wahrscheinlich identisch mit Banos de Bejar.
Badrock, rough leaves of Journal kept in Spain and Port, du^
ring t. y. 1832 — 1834. London 1835.
b. Alt-Castilien:
Die salinische Therme von Arnedillo. ent-
springt 1020 Schritte vom gleichnamigen Orte in einer an
Mineralquellen reichen Gegend, in der Provinz Soria, fünf
Leguas von der Stadt Calahorra und zwei Leguas von
Arnedo , am Fufse des Berges Encineta zwischen rauhen
Felsen in einer geräumigen, künstlich ausgearbeiteten Höhle,
Das neue Badegebäude ist viereckig, hat einen Hof in der Mitte
und ein grofses Becken, um das Wasser eines der Zweige, welcher
durch das Dampfgemach geht, zu sammeln, viele gute Wohnungen für
Reiche und Arme, auch gemeinsame Wohnungen für Männer, eben
solche für Frauen und eine hinreichende Zahl bequemer Bäder. Jedes
derselben hat zwei Röhren zum Zuflufse: eine derselben kommt un-
mittelbar von der 42° R. heifseu Quelle, die andere enthält das in dem
1203
genannten Bassin abgekühlte Wasser, so dafs man demselben eine
beliebige Temperatur geben kann. — Dicht daneben sind andere Ge-
bäude mit einer Leitung, worein das Wasser zu Douchebädern geführt
wird, die durch abgekühltes Wasser ebenfalls teuiperirt werden. —
Der andere Zweig des Wassers geht in ein entfernteres Gebäude in
vier Röhren zum Trinken aus. Dort ist auch eine Quelle mit ge-
wöhnlichem Trinkwasser. — Das Dampfgemach ist eine Hohle im
Schachte des Ursprungs: es ist 2 Varas hoch, 5 breit und 30 tief.
Die Kranken bedecken sich beim Eintrifft mit einem Mantel und der
Boden ist mit Dielen belegt, unter denen das Wasser hindurchgeht.
— Die. Badesaison beginnt mit dem i. Mai und dauert bis Ende
October.
Das Thermalwasser ist so durchsichtig, als dcstillirtcs.
Wenn es warm ist, merkt man kaum einen antlern Ge-
schmack, als den von angebrannter Brühe, aber beim Kalt-
werden schmeckt man das Chlortalcium deutlich. Die
Temperatur in den Quellen, Dämpfen und Trinkröhren ist
42° R. Es läfst keinen Niederschlag fallen, noch verän-
dert es sich selbst bei längerer Aufbewahrung.
Nach der 1806 angestellten Analyse des ungenannten
Verfassers des „Versuchs über das Wasser von A." ent-
hält ein Pfund desselben :
Chlornatrium . ; 50 Gn
Chlortalcium 2 —
Kohlensaure Talkerde 2 — -
Schwefelsaures Natron . . i . 14 —
Schwefelsaure Kalkerde . . k . . 16 ->-
84 Gr.
Nach demselben Verfasser enthält das Wasser durchaus kein Gas,
kein Metalloxyd, noch auch irgend ein Phosphat, wie man früher an-
genommen hatte; jedoch ist zu bemerken, dafs seine Untersuchung
nicht an der Quelle selbst angestellt wurde und dafs der Dr. Don
Casimiro Gomez de Cirtega, dessen Kenntnisse Niemand in
Zweifel ziehen kann, aus demselben Grunde das Eisen und Oxygen
in den Wassern von Solan de Cabras, welches Don Domingo Gar-
cia Fernandez später fand, nicht entdeckte.
Nach den Uebersetzern des Wörterbuchs der medizi-
nischen Wissenschaften sind diese Wasser, die noch mehr
durch ihre hohe Temperatur, als durch ihre Bestandtheile
wirken, nützlich bei Verstopfungen der Leber, Milz, des
Mesenteriums , Pankreas und der Därme. Auch sind sie
1204
von grofser Wirksamkeit bei den häufigen Verstopfungen
der Frauen, Harnverhaltung aus materiellen Ursachen,
von Steinen und Schleim , hei hartnäckigen Kolikscbmcr-
zen, veralteten Rheumatismen, weifsem Flufse, Unfrucht-
barkeit und Lähmung. Ebenso können sie in syphilitischen
Krankheiten durch Erregung von Leihesöffnung und Harnab-
gang nützen, so wie durch den Schweifs im Dampfbade; doch
möchten sie bei höheren Schwächegraden nachtheilig werden.
Dr. Bedoya sagt dagegen: ich glaube nicht, dafs das Wasser
alle ihm zugeschriebenen guten Wirkungen hervorbringt, sondern dafs
die reine und dünne Luft viel dazu beiträgt, so wie Reise, Nahrung,
Diät und Vertrauen.
Vor dem Gebrauche müssen die Kranken bei Plethora Aderlas-
sen, bei Cruditäten purgiren, es sei denn in unbedeutenderen Fällen,
wo das Wasser dies bewirkt. Man trinkt am Morgen 4 — 6 Gläser
und steigt bis zu 20 und 30; die Badenden trinken zuerst 3 — 4 Tage
lang, um die ersten Wege zu reinigen ; das Bad wird in regelmäfsig
gleicher Wärme erhalten. Das Dampfbad wird früh zwischen 6 und
9 Uhr genommen oder um 6 Uhr Nachmittag. Alle Krankheiten, wo
die Transpirationsbeförderung indicirt ist, werden durch letzteres ge-
heilt, indem der Kranke sich vor den Eingang der Höhle begiebt. Es
wird die nöthige Vorsicht heobachtet, um die Respiration frei zu be-
halten : der Arzt ist gegenwärtig und regulirr, die Uhr in der Hand,
wie lange der Kranke daselbst bleiben darf. Gewöhnlich stellt sich
nach zwei Minuten schon Schweifs ein und wird so stark, dafs man
sich vor dem Uebermafs in Acht nehmen mufs. Ein Bett nimmt den
Kranken auf, so wie er die Mündung der Grotte verläfst. Ueber die
Dauer deV Kur entscheidet die Beschaffenheit des Uebels und das
Befinden des Kranken; doch hebt oft der drei- bis viermalige Ge-
brauch dieses Dampfbades die hartnäckigsten Krankheiten.
J. Martinez di Zalduendo, de los Bannos ,di Arnedillo.
Pomplona 1699.
Ensayo sobre las Aguas de Arnedillo. Madrid 1806; — 1832.
Die Mineralquelle von Gi'avalos, die „stinkende" genannt,
bricht südlich bei diesem in der Provinz Soria, zwei Leguas von der
Stadt Arnedo gelegenen Flecken, am Fufse eines Hügels in mäfsiger
Menge mit Blasen hervor.
Das Wasser ist klar und hell, schmeckt sehr unangenehm und
ekelkaft und riecht nach stinkendem Schlamme, besonders in heifsen
Tagen, sehr slark. Es fühlt sich fettig an und hat die Temperatur
der übrigen Trinkquellen des Ortes.
Es giebt nur eine alte chemische Untersuchung von 1696, aus
der Capdevila schliefst, dafs das Wasser Hydrothiongas, Chlorna-
trium, kohlensauren Kalk, etwas Thon- uud Kieselerde enthalte.
1205
Aus den veralteten Angaben Iüfst sich, bei dem Mangel einer
Analyse, nichts Genaues über die Heilkräfte des Wassers schliefsen.
Es soll bei Leber- und Magenschmerzen, Bläbungsbeschwerden, Stein
und Gries, Verstopfungen und Infarcten nützlich sein, auch den Ap-
petit befördern.
Die Mineralquelle von Alcaraz oder Alaraz entspringt
eiue Viertel Legua nordöstlich von diesem in der Provinz Avil;», drei
Leguas von der Stadt Penaranda de ßracamonte, am Abhänge eines
kleinen Hügels gelegenen und nur etwa achtzig Einwohner zählen-
den Flecken, nahe bei einer Einsiedelei: Christus vom Wasser ge-
nannt, auf der Höhe eines Berges und führt den Namen Fuente
del regajal (Seebrunnen).
Sie strömt in solcher Menge hervor, dafs sie einen Bach bildet,
an dessen Ufern sieb schweflige Fäden absetzen. Im Winter ist
das Wasser warm, im Sommer kalt, es wallt stets mit Geräusch,
wie kochendes Wasser, ist klar und durchsichtig, riecht nach faulen
Eiern und schmeckt nach Schwefel.
Die Nachrichten über die chemischen Eigenschaften des Wassers
sind sehr ungenau. Zwar liefs, aufser den über dieses Wasser dein
Dr. Quifiones von Don Juan Antonio Picardo, Apotheker der
Stadt Alba de Toraes, Don Joaquin Maldonado, Apotheker zu
Baneza, Don Juau Gonzalez de laPena, Wundarzt zu Alaraz,
Don Pedro HernandezMoreno, Apotheker zu Villafranca und
Don Juan Franc es de la Pe£a, Wundarzt zu St. Jago de la
Puebla, zugeschickten Berichten oder Denkschriften, Dr. Don Fran-
cisco Alonso Esteban y Lee ha, Titulararzt von Avila, im
J. 1752 zu Salamanca eine ziemlich ausführliche Abhandlung drucken;
doch zeigt sich der Mangel chemischer Kenntnisse jener Zeit, wenn
dieser Gelehrte sagt, nachdem er die Versuche zur Entdeckung der
Bestandteile des Wassers erzählt hat, dafs es Schwefel, Alkali und
wenig oder gar kein Vitriol enthalte; dann fügt er hinzu, dafs alle
seine Versuche wenig besagten, in Rücksicht darauf, dafs die Beob-
achtungen die Tugenden dieses Wassers bestätigten. Es ist zu be-
merken, dafs der genannte Don Pedro Hernaudez Moreno, nach
der Versicherung Bedoya's zu gleicher Zeit an Dr. Quinones
schrieb, dais das Wasser von Alaraz nichts als ein schwarzes Erd-
pech oder Bernstein enthalte.
Trotzdem, dais die genannten Gelehrten über die Bestandteile
des besprocheneu Wassers wegen mangelnder chemischer Kenntnisse
uneinig waren, kommen sie doch in Betracht seiner Heilkräfte und
Gebrauchsart ganz überein und empfehlen es bei veralteten Kopf-
schmerzen, Epilepsie, Lähmung, Vapeurs, Convulsionen, Wahnsinn,
Taubheit, Herzklopfen, Magenschmerz uud Magenschwäche, Hartleibig-
keit, Verstopfungen der Leber, allen Arten Wassersucht, Hysterismus, Un-
terdrückung der Regeln und Hautkrankheiten, wie Krätze, Flechten u.s.w.
Die Mineralquelle von Solares entspringt in dem nörd-
lichsten Theile von Altkustilien in der Provinz Sautauder, siebenzig
1206
Leguas Ton Madrid, In ziemlicher Mächtigkeit, so dafs sie in einer
Stunde 10,710 Pfund Wasser liefert. Im J. 1826 wurde hier ein
Bade-Etablissement gegründet.
Nach Dr. Delgras enthalten sechzehn Unzen des Wassers:
Kohlensaure Kalkerde 0,598 Gr.
Kohlensaure Talkerde , . . i . i 0,204 —
Schwefelsaures Natron , t t 0,276 —
Chlornätrium . . ; . . i ; 2,319 —
Chlorcalcium t t 0,186 —
Chlormagnesium ;..».. 0,149 —
Kieselsäure ; 0,066 —
3,798 Gr.
Man wendet es als Getränk (zu acht bis zehn Gläsern täglich)
als Bad und als Douche mit Erfolg gegen chronische Affec'tionen des
Verdauungsapparats, so wie gegen Rheumatismus und Gicht an. Auch
wird der Mineralschlamm sehr gerühmt.
Del g ras , Memoria sobre el agua mineral de Solares. Madrid 1828.
c. Estremadura:
Die Thermalquelle von Banos (Baden) entspringt dicht
bei diesem Flecken von 250 Einwohnern, am Fufse des Berges Ma-
tägätos. Sie ist sehr lange" benutzt, es finden sich hier Spuren
romischer Bauten, unter denen eine Art von Halle mit Nischen be-
merklich ist, die durch die Zeit in einen grofsen und geräumigen Teich
verwandelt wurde, der zum Waschen diente, bis im J 1761 der Bi-
schof von Coria, Don Juan de Porras y Atiehza, dessen Kapellan
durch das Wasser von einer Lähmung geheilt Worden, wogegen die
Quellen von Ledesma und Tamanes nichts ausgerichtet hatten, das
Wässer in einem Brunnen zu sammeln und ein Bässin zum Wa-
schen, so wie ein Geländer mit Treppen zu erbauen befahl.
Das Wasser entspringt in gleichmäfsiger Stärke armsdick und
bildet weifse, sehr weiche und fettige Fäden, die gesammelt, getrock-
net und dem Feuer ausgesetzt mit einer Flamme verbrennen und
nach Schwefel riechen. Es ist hell und durchsichtig mit einem Schwe-
felgeruch, der sich beim Erkalten verliert. Silber wird darin gefärbt
und Kupfer weils. Seine Temperatur ist mäfsig. Der Dampf soll
sich, wenn man den Brünnen dicht verschliefst, bis zur Erzeugung
von Flämmchen Arerdichten.
Nach Don Christobal Velez giebt eine halbe Arobe 2 Scru-
pel Residuum, worunter 30 Gran von fixem Alkalisalze Und der Rest
graue Erde mit glänzenden Theilchen, geruchlos, von adstringirendem
Geschmack und im Feuer unveränderlich.
Die Heilkräfte desselben sind fast wunderbar gegen hartnäckige
Krankheiten, besonders Lähmungen, Schwächen und Nervencontrac-
turen, Krämpfe, Krätze, Aussatz und Gliederschmerzen; selbst bei
Lähmungen syphilitischer Dyskiasie, beim feuchten Asthma, Magen-
schmerz,
1207
schmerz, Verstopfung, Hj'pochondrie, chronischem Husten, Leber-
und Milzanschwellungen, wie hei allen Krankheiten von zähen, dik-
ken Säften.
Man badet blos, gewöhnlich nur 8 — 9 Minuten lang, nach pas-
senden Vorkuren.
Die 3Iineralquelle von Alange^ einem drei
Leguas von Merida gelegenen Dorfe mit 150 Einwohnern,
entspringt östlich davon, am Fufse einiger Felsen.
Das Mineralwasser, unmittelbar in ein Becken gesammelt, geht in
ein altes, eiförmiges Badgebäude über, welches durch die Armuth der
Bevölkerung und den Mangel an Besuchern in Schmutz und IJnrein-
lichkeit versunken ist. In den vier Ecken finden sich eben so viel
Abtheilungen oder Nischen mit Treppenstufen, die zum bequemeren
Gebrauche des Bades in alten Zeiten dienten. Bei diesem Gebäude
ist eine Einsiedelei, dem heiligen Bartoloinäus geweiht, worin sich ein
authentisches Zeugnifs über die Tugenden dieses Wassers und das
Alter der Bäder befindet, auf einem Steine über einem Altare in der
Wand des Portikus, der mit vielen andern von den Ruinen des alten
Gebäudes zum Bau der Einsiedelei benutzt worden ist: die auf dem-
selben enthaltene Inschrift ward der Göttin Juno von den Ael-
tern der Varinia Serena wegen der Herstellung ihres Kindes durch
diese Bäder geweiht.
Die Quelle entspringt mit Geräusch und macht an der
Oherfläche grofse Blasen, die in der Sonne funkeln, wie
elektrisirt; sie setzt einen Schlamm ab, aus welchem beim
Aufrühren wieder Blasen hervorsteigeu. Das Wasser ist
klar und durchsichtig, sein Geschmack macht die Zähne
stumpf, er ist stechend und ziemlich erfrischend. Es fühlt
sich fettig an und hat die Temperatur von 22° R. Nach
älteren Schriftstellern sollte es Schwefel, Nitrum und Vi-
triol enthalten. Die spätere Analyse ergab eine ziemliche
Menge Kohlensäure und in einem Pfunde folgende Be-
standtheile:
Chlornatrium . . . * . . . . 4,266 Gr.
Kohlensaures Natron 0,200 —
Kohlensaure Talkerde 0,400 —
Schwefelsaures Natron 0,533 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,133 —
Kieselerde 0,066 —
5,598 Gr.
HI. Theil. Uhhh
1208
Nach den von verschiedenen Sachverständigen dem
Dr. Bedoya abgestatteten Berichten ist das Wasser vor-
zugsweise heilsam bei venerischen Krankheiten, ferner bei
Lähmungen, Rheumatismen, Kachexien, Leibesverstopfung,
Hypochondrie und andern Uebeln dieser Art.
Merkwürdig ist die Versicherung, dafs es für die Heilung der
Syphilis ein höchst wirksames Mittel sei, was den Glaubeu veran-
lasste, dafs es Merkur enthielte. Es werden verschiedene Beobach-
tungen zu Gunsten jener Aussage mitgetlieilt und i)r. Aisin et ver-
sichert, dafs er zur Zeit, wo er seine Abhandlung schrieb, 47 Beob-
achtungen über von jenem Uebel durch das Bad befreite Kranke be-
sessen. Das Vorurtheil geht so weit, dafs die Wäscherinnen des
Orts diese Quelle den Bäheren zur Wüsche vorziehen, indem sie ver-
sichern, dafs die in diesem Wasser gewaschenen Hemden, so lange
man sie trüge, die Läuse abhielten. Jedenfalls gehört das Wasser
von Alange zu den wirksamsten in Spanien und verdient alle Auf-
merksamkeit. — Die Saison dauert hier vom 15. Juni bis 15. September.
Die Mineral f/uelle von Castaii ar de Jbor führt ihren
Namen von dem gleichnamigen, fünf Leguas von dem Kloster Unse-
rer Lieben Frauen von Guadelupe gelegenen Orte und entspringt zwei
Stunden davon entfernt in einem Thale.
Das Wasser ist wenig durchsicbtig, amaryllgriin gefärbt, und
theilt den Körpern im Grunde und den Gefäfsen die gleiche Farbe
mit. Es bedeckt sich mit einer schillernden Haut, riecht widerlich
und flüchtig, schmeckt dintenartig, und hat eine gleichmäfsige Tempe-
ratur yon 14° R.
Dasselbe enthält nach Capdevila Kohlen- und schwefelichte
Säure iu geringer Menge, schwefelsaures Eisen, Talk- und Thonerde
uud etwas salzsaures Kupfer.
Es wirkt wie andere Eisenquellen, doch mufs man bei der An-
wendung auf den Kupfergehalt besondere Rücksicht nehmen.
Noch sind in derselben Provinz zu erwähnen: das Mineralwas-
ser von Almoharin, das als Getränk benutzt, und das von Cor-
cho in der Nähe von Xeres de los Caballeros, das seit alter Zeit
gegen Stockungen der Eingeweide, namentlich des Unterleibes, ge-
rühmt, auch gegeu Wassersucht und Nierenkrankheiten empfohlen wird.
Lim on de Montero, espejo cristalino a. a. 0. Lih. I. trat. 2.
cap. XXIV. p. 174.
Franc. Forner, disertacion de las virtudes medicinales de la
fuente de Loro nuevamente descubierta eö las Sierras de Guadelupe
(en la Provincia de Estremadura). Madrid 1780.
d. Neu-Castili en:
Die Mi neralr/uellevon Molar oder die Fu ente
del Toro entspringt eine Viertel-Legua von dieser an der
1209
Heerstrafse von Madrid nach Burgos sieben Leguas von
der Hauptstadt gelegenen Stadt.
Einrichtungen zu Bädern sind hier nicht vorhanden, da die Mine-
ralquelle nur spärlich fliefst. Man braucht hier die Brunnenkur vom
15. Juni bis zum 15. September.
Das Mineralwasser ist sehr liell, doch sieht es im
Gefäfsc blaugrünlich aus, mit einem Häutchen und Blasen,
die das Ansehn wie Quecksilberkügelchcn haben. Es fühlt
sich fettig an, riecht nach faulen Eiern so stark, dafs es
Erbrechen erregt und so anhaltend, dafs dieser Geruch
lange in den Gefäfsen haftet. Der Geschmack ist schwe-
felhaft, die Temperatur 15° R.
Ein Pfund des Wassers enthält:
Schwefel (der im Wasserstoffe aufgelöst die Menge des Hy-
drothiongases vermehrt) .... 0,84 Gr.
Chlorcalcium 0,16 —
Chlornatrium 0,12 —
Kohleusaure Kalkerde 0,12 —
Kohlensaure Talkerde ..... 0,08 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . . . 0,92 —
Schwefelsaure Talkerde . . . . . 0,88 —
3,12 Gr.
Atmosphärische Luft 0,24Kub.Z.
Hydrothiongas 7,40 —
Das Mineralwasser wirkt reizend und wird bei Dyspep-
sien, Magenweh, Diarrhöe und chronischen Katarrhen, bei
YY urmkrankheiten und anderen Leiden des Darmkanals
angewendet; auch bedient man sich seiner gegen Chloro-
sis, Hautleiden, Scropheln, Scorbut, bei anomaler Gicbt,
Amblyopie, Taubheit, Kopfweh, Wahnsinn, Lähmung, Epi-
lepsie, Hysterismus, Krämpfen, Veitstanz, Leberleiden und
Milzverstopfungen, Unterdrückung der Regeln, Blutflüssen,
allgemeiner oder örtlicher Wassersucht, Unordnungen der
Lymphorgane, atonischeu Geschwüren und aufseren scirrhö-
sen Knoten, Leukorrhoe, Blcnnorrböc, Schleimkrankheiten,
Unfruchtbarkeit, Steinkrankhcit. Bei grofser Aufregung der
Lebensthätigkeit , hoher Reizung und Entzündungszustän-
den ist es gegenangezeigt.
Hhhh 2
1210
Die Thermalquellen von Trillo entspringen
eine Viertel- Legua von dieser am Ufer des Tajo, zwei
Leguas von Cifuentes in der Mcarria gelegenen Stadt auf
einer weiten, angenehmen Ebene.
Die liier errichtete Badeanstalt gehört zu den besten Spaniens
und ist daher sehr besucht. Sie besitzt drei grofsc Badebecken mit
den dazu gehörigen Einrichtungen, Badern und Bequemlichkeiten: das
Königs-, Prinzessin- und Gräfin-Bad; aufserdem eine Piscina. Die Bä-
der sind vom 15. Juni bis 15. September geöffnet.
Das Thermalwasser ist klar und hell, riecht unange-
nehm, einigem lafsen schlammig , wie Kohlenstoffgas und
hat die beständige Temperatur von 33° R. ; doch ist das
Prinzessinnenbad um 3°, das Gräfinnenbad um lö und die
Königsbäder um 2° R. wärmer, als die Piscina.
Die chemischen Eigenschaften sind nicht hinlänglich
bekannt. Nach Brulls keineswegs hinlänglich sichern
Analyse enthält es atmosphärische Luft uud in einem Pfunde:
Chlortalcium 8,0 Gr.
Chlorcalcium 1,4 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,6 —
10,0 Gr. ~
Aeufserlich und innerlich bedient man sich des Ther-
malwassers bei Rheumatismen, Verstopfungen der Unter-
leibseingeweide, Chlorosis, Dyspepsie, Harnleiden, Läh-
mungen, Flechten, hartnäckigen Wechselnebern , Asthma,
Blähungen, Anchylosen. — Wegen seiner sehr kräftigen
Wirkungen soll sein Gebrauch Vorsicht erheischen.
J. M. Brüll, observaziones sobre la naturalcza y virtudes de las
aguas minerales de Triilo. Madrid 181S.
Die Bäder von $acedo?i. Die sehr berühmten
Thermen dieses Ortes liegen drei Leguas von Huetc in
einem Thale am linken Ufer des Guadiela, nahe bei den
Ruinen der alten Stadt Contebria oder Tiberia und bei ei-
nem kleinen Flecken, Namens Santaber.
Bei den Arabern hiefsen sie Salam-Bir, auch bauten diese die
zerstörten römischen Gebäude im J. 971 wieder auf, der Zulauf der
Kranken war unermefslich und der arabische Arzt Ayincr-Ben-
1211
Ab da 11 alt zu Toledo schrieb auf Befehl des Chalifen Abu-Amer-
Ben - el * Ferach - zu el Ussartcin, Gouverneurs von Cuenca im J. 1054
eine Abhandlung über das Bad (wahrscheinlich die älteste aller Brun-
nen-Monographien). Die wieder verfalleneu Bäder wurden darauf vom
Marques von Moutealegre aufs Neue sehr schön und bequem herge-
stellt, im .T. 1S01 durch ein grofses Badehaus vergröfsert und seit
1817 der ktfnigl. Lustsitz La Isahella auf den Hügeln, nördlich vom
Bade angelegt. — Die officielle ErÖffnungszeit der zu den bestausge-
statteten Europas gehörenden Bäder ist vom 1. Juni bis Ende Octo-
ber, — doch kanu man hier zu jeder Jahreszeit baden.
Die Thermalquelle bildet ein Becken, aus dem sie mit
Blasen und Zischen hervortritt und in der Stunde 88 Ku-
bik-Fufs Wasser liefert. Dasselbe ist hell und durchsich-
tig, geruch- und geschmacklos, hat die beständige Tempe-
ratur von 22° R. und ist so schwer als destillirtes Was-
ser. Nach der von dem Infanten Don Antonio ange-
stellten Analyse enthält dasselbe in jedem Pfunde:
Chlorcaleium . . . . . . 0,7 Gr.
Chlortalcium ....... 4,0 —
Schwefelsaure Kalkerde , , . , . 0,3 —
5,0 Gr.
Atmosphärische Luft 26,0Kub.Z.
Man badet und trinkt bei Hautkrankheiten, serösen
Anschoppungen, Hemiplegie, Betäubung und Lähmung,
Kachexien, Schwäche, Unterdrückung der Regeln, Kräm-
pfen, weifseui Flusse und beginnender Wassersucht. Die
Quelle stärkt die geschwächte Faser, ist heilsam bei Nie-
ren- und Blasenschmerzen, Incontinentia urinae, Gonorrhoe,
Gelbsucht, H)'sterismus, Rheumatismus, Gicht, Ischias,
Hemicranie, scirrhösen Geschwülsten, bei Oedem, Scropheln
und alten Geschwüren. Dagegen ist sie nachtheilig für
Personen, die an Rothlauf, periodischer Kolik, Asthma
und Entzündungszuständen leiden. — Auch bedient man
sich des Badeschlamms.
Die Mineralquelle von Cor coles entspringt eine halbe
Legua von diesem im Mittelpuncte der Alcarria, eine Legua von Sa-
cedou, eine halbe Legua von Alcazar an einem Hügel gelegenen Orte
etwa 30 Schritte vom Flusse Guadicht, in dem an Mineralwässern
reichen Nordgebiete der Provinz Cuenca, uud führt den Kamen „Au-
rorabruuu cn."
1212
Das Wasser strömt mit Blasen in ein von den Einwohnern er-
bautes Becken. Denkmale zeigen, dafs die Quelle zur Römerzeit ent-
deckt ward und man glaubt, dafs ein Tempel der Diana hier gestan-
den habe.
Es ist klar und geschmacklos, nach Einigen etwas eisenartig
schmeckend, Temperatur, Gewicht und chemische Bestaudtheile sind
unbekannt, wahrscheinlich ist es ein Kohlensäuerling.
Don Juan de Gay au y Santoyo schreibt der Quelle die Hei-
lung von Lähmungen, Wassersuchten, Unfruchtbarkeit, Syphilis, Hüft-
weh, Rheumatismen, Wurmkrankheiten, Hypochondrie, Coiik und ei-
ner grofseu Zahl anderer Leiden zu. Man trinkt, badet und gebraucht
den Schlamm. Bei Syphilitischen ist das Wasser schädlich, wo grofse
Brustbeklemmungen, allgemeine Auftreibungen, Schmerzen bei Tage
und Nacht und anhaltendes Fieber vorhanden ist. So auch bei He-
miplegie. Der Schlamm wird bei Lähmungen, Wassersucht, Convul-
sioneu, Gicht, kalten Geschwülsten, Uterin- und Mastdarmblutflüssen,
starken Durchfällen und Schweifsen benutzt. Es ist am besten, ihn
zwischen 10 und 11 Uhr aufzulegen und mit Baden und Trinken ab-
zuwechseln. Die Haut soll nur eben au dem kranken Theile bedeckt
und das Glied vor Auflegen des Schlammes gerieben werden, wor-
auf man dasselbe mit dem Mineralwasser abwäscht und die Opera-
tion dreimal wiederholt, sodann aber ein balsamisches Mittel einreibt.
Don Juan Gayau y Santoyo, Mapa historica y discursos ana-
liticos de los banos de Sacedon, Corcoles, Trillo y Buendia. 1760.
Die Bäder von A Ic an tud liegen etwas über eine
Legua südlich von dieser am Ende der Alcarria und am
Fufse der Bergreihe von Cuenca gelegenen, jetzt fast ent-
völkerten Stadt, am Ufer des Guadiela und am Abhänge
eines Hügels. Die Quelle entspringt an dem Flufsufer am
Fufse einer Fichte und bildet einen kleinen Tümpel oder
Brunnen.
Die Kranken baden in einigen offenen Brunnen, deren Zahl vier
ist und worin je zwei Personen Platz haben; diese liegen anf einer
Wiese am Flufse nach der Seite von Alcantud und die Kranken ha-
ben kein anderes Unterkommen als die Hütten in den Holen des Fel-
sens au beiden Seiten des Flusses, die aus den Zweigen der zahl-
reichen sich hier findenden Fichten gemacht werden, oder auch ei-
nige mehr oder weniger entfernt gelegene Häuschen: was um so un-
angenehmer ist, als die Bremsen und Mücken hier sehr unbequem
sind. Die Kranken baden meist im Sonnenbrände ohne irgend einen
Schutz. In Mitten des Flusses und einiger kleineu und niedrigen Vor-
spränge der nächsten Felsen brechen an verschiedenen vom Wasser
bedeckten Punkten überall, wo nur irgend etwas wächst, Quellen oder
Ausgänge des Mineralwassers hervor.
1213
Das Mineralwasser bricht mit einer der Sommerwärme
gleichen Temperatur, jedoch in geringer Menge, hervor.
Es ist hell und durchsichtig, sehr rein und von gewöhn-
lichem Geschmacke, und entwickelt Blasen. Bis jetzt giebt
es noch keine Analyse desselben, welche den heutigen An-
sprüchen der Wissenschaft entspräche , obgleich bereits
Banares es zuerst untersuchte, wobei er eine ziemliche
Menge salinischer Bestandteile und unter ihnen Kalksul-
phat erhielt.
Besser bekannt sind die Heilkräfte 5 man ist einstim-
mig darüber, dafs das Wasser die Verstopfungen hebt,
und die Stoffe, welche sie hervorbringen , mit Leichtigkeit
und ohne Schwächung der Kräfte ausleert. In der Läh-
mung und allen nervösen Affectionen thut es Wunder, wie
auch bei Unterleibsentzündungen, denen der Leber und
Milz, Magenschmerzen und Hüftweh. Es heilt Augcnent-
zündungen, entfernt schwammiges Fleisch u. s. w. Man
bedient sich des Wassers auf drei Arten, als Getränk, Bad
und durch Amvendung des Schlammes, worein man die
gelähmten Glieder hüllt, mit ausgezeichnetem Erfolge.
Die Mineralquelle von Solan de Cabras
entspringt am Ende des Fleckens Beteta im Gebirge
von Cucnca, mitten im tiefen Thale von Solan de Cabras,
das, von gewaltigen Felsen umgeben, nur einen engen Weg
für den Flufs Cuerva darbietet, aus einem Berge, el l«e-
bollar genannt, zwischen bunten Marmorfelsen aus grauem
Thon und Muschelkalk. Ein dumpfer Knall, der puls-
ähnlich Aviederkehrt, und die Heftigkeit, womit der Strahl
hervorbricht, zeigen die Schnelligkeit, womit er aus dem
Innern aufsteigt. Er ergiefst sich in den Cuerva, indem
er unterweges ein Steinconcrement, vou den Einwohnern
,,Toba" genannt, absetzt. Die Menge des Wassers reicht
hin, zwei fünfzöllige Röhren und vier viereckige Leitun-
gen von 7 Zoll Höhe und Breite stets im Flufse zu erhal-
ten, wobei noch Wasser unbenutzt in den Cuerva aufliefst.
1214
Seit 1775 sind hier bequeme Eiurichtungen getroffen und die Bä-
der von St. Joachim, Unserer Lieben Frau von der Empfängnifs, von
St. Peter, St. Mateo und St. Lorenz erbaut. Die Quelle erhielt den
Namen San Francisco. Die Saison dauert vom 15. Juni bis 15.
September.
Das Mineralwasser vermindert sich niemals , ist klar
und durchsichtig, entläfst elastische Blasen, schmeckt sehr
angenehm, etwas scharf und bitterlich , hat 15° R. Tempe-
ratur und schlägt in Berührung mit der Luft ein Sediment
von Schwefel- oder Ocherfarbe nieder.
Nach Fernanden enthält ein Pfund des Mineral-
wassers :
Chlornatrium ,
Chlortalcium
Chlorkalium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Kali
Salpetersaure Talkerde
Alaun . . ,
Kieselerde
Kohlensaures Gas .
Atmosphärische Luft
Nach einer andern in Madrid angestellten Analyse enthielt ein
Pfund Wasser:
Basisch kohlensaure Kalkerdc . . . 0,833 Gr.
Basisch kohlensaures Natron , . . 0,333 —
Schwefelsaures Natron . . . . 0,333 —
Schwefelsaure Talkerde ..... 0,250 —
Chlornatrium 0,250 —
Chlortalcium etwas unter .... 0,250 —
2,249 Gr.
Schwefelsäure (Hydrotbiongas?) . . . 0,5Kub.Z.
Das Eisen scheint hierbei auf dem Transport niedergeschlagen
zu sein.
Der ausgebreitete Gebrauch dieses Eisenwassers in
fast allen chronischen hartnäckigen Krankheiten, Hypo-
t t
0,069 Gr.
. ,
0,108 —
,
0,068 —
0,200 —
0,166 —
1,139 —
0,042 —
0,306 —
0,068 —
0,094 —
* ?
0,010 —
.
0,023 —
2,293 Gr.
t •
0,96 Kub.Z.
.
0,15 —
1215
chondrie, Gicht, Lähmung, Krämpfen, Schwindel, allen
Arten von Obstructionen, Intermittenten, schleichenden
Fiebern, Tabes, Atrophie, Marasmus und Serophcln, ist
auch selten erfolglos. Man wendet das Wasser ferner
an bei Scirrhen, Krebs, Amenorrhoe, Hämorrhoiden, Scor-
but, Hautkrankheiten, Rose und chronischen Ophthalmien,
Oetlem, Wassersuchten, unterdrückter Harnabsonderung,
allgemeiner und örtlicher Atonie, Wurmkrankheiten, kurz
wo man einschneiden, eröffnen, lösen und stärken will.
Die Fuente del Rosal genannte Mineralquelle entspringt eine
Achtel Legua von Beteta im Bisthum Cuenca, am Flusse Guadiela
und bei dem berühmten Heiligthum Unserer Lieben Frau del Rosal, am
Fufse hoher Berge, die Castillejos genannt, und verzweigt sich in ei-
nem Laudstriche von einer halben Legua Länge und einer Viertel
Legua Breite bei den berühmten Lagunen von Tobar.
Die Quelle bricht mit Blasen hervor, von denen sich ein Gas in
runden Kugeln entwickelt. Die Steine und der Boden sind von einer
Ocberrinde bedeckt, die sich an der Ursprungsstelle auf sechs Fufs
weit nicht zeigt. Das Wasser ist sehr durchsichtig und voll von
Bläschen, schmeckt unangenehm und zuletzt bitter-adstringirend, riecht
nach Dinte und hat beständig 17° R. Temperatur. Der Schlamm ist
grau, aschfarben; der Wasserstrahl bleibt sich im Sommer und Win-
ter gleich.
Nach Don GarciaFernandez enthält das Wasser aufser Sauer-
stoffgas und atmosphärischer Luft, an festen Bestandteilen, in ei-
nem Pfunde :
Chlortalcium 0,3250 Gr.
Chlornatrium 0,1723 —
Schwefelsaure Talkerde .... 2,0169 —
Schwefelsaures Natron 3,06S3 —
Schwefelsaure Kalkerde .... 10,0040 —
Salpetersaure Talkerdc ..... 0,1675 —
Salpetersaures Natron 4,0750 —
Kohlensaure Talkerde 0,3775 —
Kohlensaures Eisen 0;10S2 —
Tbonerde 0,1500 —
Kieselsäure 0,0650 —
20,52'WGr.
Nach Bedoya erregt die Quelle Darm- und Urinexcretion, wirkt
trefflich bei scirrhösen Leiden, Leber- und Milz-Anschwellungen, hypo-
chondrischen Verstopfungen, hartnäckigen drei- und viertägigen Fie-
bern, Scorbut , unterdrückten Hämorrhoiden und Menstruis, so wie
bei Vcrgiftungskraukhciteu.
1216
Noch ist in der Nähe von Beteta die Mineralquelle del
Canalon zu erwähnen, welche in dem Dorfe Duron entspringt, kalt
ist und eine aufserordentlich corrosive Wirkung hahen soll. Sie wird
in der Behandlung von wiederaufbrechendeu Wunden und bösartigen
Geschwüren sehr gerühmt.
L i in o ii de Montero, espejo cristalino a. a. 0. Lib. I. trat 2.
cap. XVI. p. 150.
Die Mineralquelle von Sumasaguas wird nach einer an-
derthalb Leguas von Madrid nahe bei Pozuelo de Aravaca und am
Ende des Ortes Humera gelegenen Meierei genannt. Das helle, durch-
sichtige Mineralwasser entwickelt Blasen, ist fast geruchlos, schmeckt
etwas scharf, welche Eigenschaft jedoch bald verschwindet, und hat
15 — 19° R. Temperatur.
Es enthält nach Capd e vila Kohlensäure, Karbonate von Magne-
sia, Thonerde, Kalk und Eisen, Chlorete von Talcium, Natrium, Calcium,
Sulphate von Talk-, Kalk- und Kieselerde, und wirkt als Eisenwasser.
Die Mineralquelle von Aranjuex. Dieser sie-
ben Leguas von Madrid und acht Leguas von Toledo am
Tajo gelegene königliche Lustsitz, einer der angenehmsten
und herrlichsten in Europa, besitzt auch eine Bittersalz-
quelle, welche in einem der Thälcr des Gebirges Salinilla de
Alpages, welches seine Gipfel im Süden erhebt, entspringt.
Das klare, helle Wasser bleibt in verschlossenen Ge-
fäfsen lange unverändert; es ist ohne Farbe und merkli-
chen Geruch, bitter, weich und etwas salzig von Geschmack,
dem Gaumen nicht ganz unangenehm. Schwere und Tem-
peratur sind nicht genau bekannt.
Don Juan Gamez analysirte das Wasser im J. 1770 auf Be-
fehl der Regierung uud sagt, dafs es zu den abführenden Bitter-
wassern gehöre, Neutralsalze, dem Glaubersalze ähnlich, enthalte und
zwar im Verhältnisse von 51/, Theilen auf 96 und etwas kalinische
Erde im Verhältnisse von 5 auf 6912, so flafs jedes Pfund von 12 Un-
zen 5 V2 Drachme Purgirsalz und 5 Gran Erde enthielte, also mehr
als das Sedlitzer Wasser und weniger als das von Vacia- Madrid;
•weshalb es denn auch wirksamer als ersteres uud weniger widerlich
als das letztere sei; dafs es ferner keine metallischen, schwefligen
oder aluminösen Bestandfheile enthielte, sich lange aufbewahren lasse,
dafs die Erde zum Theil aus Kali mit einem Theile Kalkerde bestehe
und ein sehr wirksames Absorbens bilde, dafs endlich das Salz aus
Schwefelsäure mit einer alkalisch-mineralischen Kalkbase bestehe.
Das Bitterwasser wird nur getrunken und dient nach
Gamez in allen Fehlern der ersten Wege, bei dem Vor-
1217
walten roher, zäher und ciweifsstoffiger Säfte, den Entar-
tungen der Galle und des Magensaftes, den chronischen
Krankheiten der Leber, des Mesenteriums, der Milz, der
Nieren und in allen Fällen einer entarteten Digestion, wie
bei Wechsel- und Intestinalfiebern , Schleim- und Gallen-
Koliken, Nierenschinerzen von Gries und Stein, bei lym-
phatischer Gicht von sitzender Lebensweise, fetter und
dicker Constitution, materiellen hypochondrischen und hys-
terischen Leiden, bei Borborygmen von Luftentwickelung-,
Tympanitis, bei hartnäckigen Gallennebern von Verstop-
fung der Gallenwege, bei neuen Wassersuchten ohne Feh-
ler der Eingeweide, dem Asthma humidum, lymphatischen
Geschwülsten, Lungenhydatiden, verhärteten Geschwülsten
und Brustwassersucht aus kachektischer Anlage, bei dem sym-
pathischen Schwindel aus Fehlern der ersten Wege, den serö-
! sen Diarrhöen aus dieser Ursache oder verhaltener Tran-
spiration, der Unterdrückung des Monatsflusses aus kachek-
tischer Ursache und sclüechter Digestion, die zumeist Un-
fruchtbarkeit hervorbringt , bei einfachen serösen oder lym-
phatischen Ophthalmieen, Würmern und allen kachekti-
schen Leiden von Verschleimuug.
Die gewöhnliche Dosis dieser Wässer ist, dafs man von dem
Salze als Aperitivum, Diureticum, Digestivum u. s. w. */3 Drachme,
als leichtes Laxans bis zu 6 Drachmen nimmt ; und mau kann bei
Erwachsenen vou 15 — 50 Jahren bis zu einer Unze steigen; Kinder
von 7 — 15 Jahren werden mit 1/2 Drachma purgirt uud 15 Gran bis
zu einem Scrupel reichen in diesem Alter als Aperitivum hin ; das Was-
ser ist demgemäfs zu reichen, indem man stets auf jedes Pfund zu
zwölf Unzen 51/., Drachme Salz rechnet; wobei jedoch nicht wie
bei andern Wasseru gestiegen werden darf. Die Quelle vou Aranjuez
wird als Aperitiv so gebraucht, dafs man mit der kleinen l'urgir-
dosis anfängt und dieselbe nach uud nach vermindert. Vou dem Ge-
brauche bat mau nach den Umständen Ader zu lassen, zu purgireu
oder alterirende Mittel anzuwenden.
J. Garn e z , ensayo sobre las aguas mediciuales de Aranjuez escrito
de ordre da Sa Majestad. Madrid 1771.
Die Mineralquellen von Almagro, auch de la Nava ge-
nannt, entspringen zwei Leguas von A., der beträchtlichsten Stadt
der Mancha uud Hauptstadt des Feldes vou Calatrava, welche drei
Leguas von (Jiudad-Real in einer reichen Ebene liegt, auf der Höhe
1218
eines niedrigen Bergzuges am Ufer des Flusses Javaion, aus der Höhle
eines Felsens in der Dicke eines Armes. Sie werden nur als Ge-
tränk, nicht zu Bädern benutzt.
Das sehr klare Mineralwasser verursacht zu Anfange und Ende
des Trinkens einen scharfen Geschmack im Munde, der sich, wenn
das Wasser steht, bald verliert. In Flaschen oder verglasten Kru-
ken verdirbt es nicht, sondern setzt nur auf dem Boden einen wei-
fsen Niederschlag ab, der abgeseiht und getrocknet mit dem Wasser
gleichen Geschmack hat. Das ausgehauchte Gas ist von solcher
Wirkung, dafs Thiere, die es eine Zeitlang einathmen, darin ersticken.
Versuche über seine speeifische Schwere und Temperatur sind noch
nicht angestellt worden.
Nach Don Manuel Giron geben zwölf Pfund des Wassers
7 Scrupel Residuum, davon 3 von weifsem krystallisirtem Salze und
der Rest ziemlich weifse Erde. Das Salz schmeckte salpeterartig und
etwas bitter und brauste mit Säuren nicht auf noch veränderte es
ihre Farbe. Ueber dem Feuer ward kein Schwefelgeruch davon be-
merkt, aber es schmolz und entzündete sich und zeigte verschiedene
Explosionen oder Verpuffungen. Mit Veilchen- oder Rosentinctur ver-'
mischt, veränderte es deren Farbe nicht; die Gallusauflösung trübte
sich etwas und nahm eine leicht dunkele Färbung an; mit EisensaU
miaktinetur ward es trüb und sodann durch die helle Auflösung des
Merkurs wieder etwas milchig. Die Erde hatte einen scharfen, durch-
dringenden Geschmack, veränderte sich über dem Feuer nicht und
brauste mit Säuren, ohne ihre Farbe umzuwandeln, leicht auf. Hier-
nach scheint das Salz gröfstenthcils salpctersauer zu sein, mit einem
kleinen Antheile Küchensalz
Die Heilkräfte desselben sind grofs in allen Leiden von Magen-
schwäche, hartnäckigen Verstopfungen, Kachexien, Oedemen, der Dys-
pepsie, allen Arten Wassersuchten, bei Hautkrankheiten, unterdrück-
ten oder übermäfsigen Regeln , Bauchflüssen, Diarrhöen und Ruhren.
Viele behaupten, dafs das Wasser auch die Gicht heile; unbestreit-
bar sind seine Wirkungen bei Rheumatismen, Gelenkgichtschmeizen,
Coliken, Nierenschmerzen. Mehr Zweifel wird gegen die Hülfe er-
hoben , die es bei der Unfruchtbarkeit gewähren soll. Die Ein-
wohner halten La Nava für sehr heilsam bei drei- und viertägigen
Fiebern und Dr. Bedoya fügt hinzu, dafs ihre Wirksamkeit gegen
Lähmungen, Krämpfe und Zittern allbekannt sei. Genauere Analy-
sen und Beobachtungen sind demnach sehr wünschenswerth.
Die Mineralquelle Fuensanta. In dem
Weidegebiete von Villafrantja, zwei und eine halbe Lcguas
von Almagro und eine Lcgua von Pozuelo de Calatrava
liegt der Brunnen „Hervidorcs de Fuensanta", so
genannt zum Unterschiede von anderen, weniger berühm-
ten Quellen, die ebenfalls Fuensanta heifsen. Sein Strahl
1219
steigt senkrecht aus der Mitte eines Kalkfelsens in dem
zum Baden erbauten Bassin auf. In der Mitte des Bas-
sins sieht man einen Strudel von £ Varas im Durchmesser
und der Wasserstrahl hat die Gröfse eines Tlmlerstückes.
Neben dein Bassin sind viele kleinere sprudelnde Trink-
quellen.
Nach den Ruinen von Wasserleitungen, Bogen u. s. w. läfst sich
schliefsen, dafs die Kraft dieses Wassers seit Alters bekannt war,
aber die Einwohner behaupten; dafs man sich seiner nur erst seit
hundert Jahren bediene. Gegenwärtig bat der Infant Don Carlos im
J. 1818 dort ein vollkommen bequem und trefflich eingerichtetes Ge-
bäude aufgeführt, das 1821 vollendet ward und eine angemessene
Zahl von Bädern, so wie ein schönes Gasthaus enthält. Die Zahl
der Kurgäste beträgt jährlich an 6000; — die Saison dauert vom
10. Juni bis 13. September.
Das Mineralwasser entspringt mit vielen Blasen ; frisch
in ein Glas geschöpft, erscheint es hell, jedoch voll unend-
lich vieler röthlicher, darin schwimmender Theilchen, die
sich bald niederschlagen. Mit demselben Stoffe sind die
Steine der Gallericn bedeckt und auch die Mäntel der Ba-
denden werden davon so gefärbt, dafs sie nie wieder ganz
weifs werden. In einer wohlverschlossenen Flasche ge-
schüttelt schäumt es stark, braust und entwickelt Blasen.
In freier Luft bildet es binnen 24 Stunden ein silberarti-
ges Häuf eben, das in der Sonne schillert. Man bemerkt
einen feinen, stechenden Geruch, besonders zu den Tages-
stunden, wo die Luft ruhig ist. Frisch getrunken schmeckt
es sehr scharf und stechend, fast wie schwaches Bier,
nach dem Kochen aber verliert es alle diese Eigenschaften
und wird fade. Es hat die Temperatur von 17° R. und
in dem kleineren Brunnen 16° l\. Sechzehn Unzen des
Wassers wiegen 68 Gran mehr als das gleiche Volumen
destillirteu Wassers.
Nach Capdevila enthält es in sechzehn Unzen:
Kohlensaures Eisenprotoxvd .... 1,5 Gr.
Chlornatrium 13,0 —
Schwefelsaures Natron 1,5 —
1220
Unterkohlensaure Talkerde .... 11,0 Gr.
Unterkohlensaure Kalkerde . . . . 1,0 —
30,0 Gr.
Kohlensaures Gas . , 147,0 Kub.Z.
Innerlich, äufserlich oder auf beide Weisen zugleich
gebraucht, wirkt dieser ungemein gasreiche Eisensäuerling
trefflich gegen Flechten, Hautkrankheiten, Gallen -, Krampf -
und Hämorrhoidal-Koliken, Nieren- und Blasensteine, In-
farcten, Scropheln, harte und scirrhöse Anschwellungen,
chronischen Magenkrampf, hartnäckige Augeublennorrhoe,
Hydropisie, Chlorose, Menorrhagie, Leukorrhoe. Nach
Murillo wirkt es auch noch in der veralteten Syphilis,
Rheumatismus, Hysterismus, Krämpfen, Epilepsie, Veits-
tanz, Rhachitis, Zahn- und hektischen Fiebern.
Nach Capdevila soll man während des Sonnenscheins we-
gen der starken Kohlensäureentwickclung nicht baden dürfen, weil
mau leicht Schwindel und andere Zufälle bekommen könnte.
Jos. Torres, memoria analitica sobre las aguas de Fuen-Santa
en la Mancha. Madrid 1822.
Die Min er al quellen von Puertollano, einem im Felde
von Calatrava, sechs Leguas von Almagro gelegenen Flecken mit
500 Einwohnern. Hier sind drei warme Säuerlinge: der erste am
Abhänge des St. Anuenberges, auf einer Wiese, bildet ein stehendes
Wasser und quillt mit solchem Geräusche auf, dafs man es dreifsig
Schritte weit hört. Es wird in einem Holzbecken gesammelt, von
wo aus es in Kalksteinbecken übergeht. Die zweite Quelle ent-
springt in der Nähe der vorigen aus einer mäfsigen Röhre, wird nur
in eine Grube gesammelt, worin man auch badet, und aus deren Bo-
den das Wasser mit grofser Gewalt aufquillt. Die dritte Quelle
liegt auf dem Anger von Alcudia, geht aber unbenutzt verloren.
Das Wasser der ersten Quelle, die in 24 Stunden 10000 Maafs
Wasser liefert, ist klar und durchsichtig, aber der Luft eine Zeitlang
ausgesetzt, wird es trübe und schlägt einen orangefarbenen Schleim
nieder. Der Geschmack ist scharf, zuletzt zusammenziehend. Es
entwickelt viel Gas, kocht leicht, hat 13° R. Temperatur und ist so
schwer als das beste Trinkwasser zu sein pflegt. Die zweite Quelle
ist etwas schwächer und wird trübe, weil sie sich mit dem süfsen
Wasser in der Grube mischt. Sie hat, je nach der Luftwärme die
Temperatur von 13 — 16ö R.
Nach Capdevila enthalten sechzehn Unzen:
1221
Kohlensaures Eisenoxydul 1,5 Gr.
Uhlortalcium • . 4,5 —
Kieselsäure l?,r> —
7,5 Gr.
Kohlensaures Gas 29,0 Kub.Z.
Das Mineralwasser ist heilsam bei Wassersüchten, Unterleibsiu-
fareten, Seirrben, Stein, Dyspepsie, chronischen Magenschmerzen
uud veralteten Wunden. — Man gebraucht es vom 8. Juni bis zum
8. September.
Die Mi 7i er alquelle Fuenfe del Fresno. Am Abhänge
der Berge von San Juan, auf einer der Höhen, die in das Feld von
Calatrava herabseben, liegt dieser Ort, 24 Leguas von Madrid. In
einem Tbale in Mitten des Fleckens entspringt die „Sumpfquelle,"
die merkwürdigste unter den vielen hier aufsteigenden Mineralwäs-
sern. Das Wasser steht zwei Palmen hoch, man sieht es aus dem
Sande des Grundes stark hervorquellen, in einem faustdicken Strahle,
der sich in regniebten wie in trocknen Jahren gleich bleibt.
Das Wasser ist im Winter warm, im Sommer kalt, stets sehr
hell und klar, geschmacklos oder wie Regenwasser schmeckend, leich-
ter als letzteres.
Bedoya erzählt, sechs geschickte Pharmaceuten hätten das Was-
ser analysirt, ohne beim Verdampfen irgend eine Substanz zu ent-
decken oder ein Residuum zu erhalten, mit Ausnahme eines sehr
weifsen, weichen, geruch- und geschmacklosen Gewebes, das sich
im Feuer kaum durch Alkali oder Säureu veränderte und dessen feine
Fäden auch vom Alkohol nicht angegriffen wurden. Dies Alles
scheint an der Unvollkommenheit der Analyse zu liegen.
Das Mineralwasser eröffnet den Leib kräftig, erregt Schweifs
und Urin, ist heilsam bei alleu Arten von Obstructiouen, Wassersucht,
inneren Anschwellungen, Rheumatismen und Hautkrankheiten; es
scheint also zur Klasse der Säuerlinge zu gehören.
Die Thermalquelle von F uenc alient e (Warmbrunn) ent-
springt zwei Fufs von der Kirche dieser, in der Provinz Man-
cha, am Eingänge der Sierra Morena und an der wüstesten ihrer un-
bebauten Einöden gelegenen, ehemals Fuencalda genannten Stadt, und
läuft in Röhren bis vor den Hochaltar, wo auch das Hudbecken für
die Kranken sich iindet. Mitten im Tempel ist ein Gewölbe, gleich
einer Gruft, durch welches hindurchgehend das Wasser ein mit einem
Gitter bedecktes Reservoir bildet und hier findet man den Schlamm,
den das Wasser auf der Oberfläche bildet und der mehr noch aus
Frömmigkeit als wegen seiner Heilkraft benutzt wird. Zwanzig
Schritte vom Ursprünge dieser Quelle entstehen drei kleine kalte
Quellen und es ist merkwürdig, dafs eine andere ebenfalls sehr kalte
nahe bei der Bassinröhre entspringt.
1222
Das helle Wassea ist etwas säuerlich, wie der Rost adstringiren-
der Metalle, und riecht gelind nach Schwefel. Die Quelltemperatur
ist unbekannt, aber das Bassin hat 32,5 — 28° R. Temperatur. Das
Tliermalwasser scheint ein wenig Kohlensäure, Eisencarbonat, Chlor-
natrium und Thon - und Kieselerde zu enthalten.
Man badet und benutzt den Schlamm. Dem Bade werden beson-
dere Kräfte gegen Lähmung, Betäubung, Oedem, Wassersucht, Magen-
krampf, Kolik, Gelenk - Geschwülste und Erschlaffung, Verrenkungen,
Verstopfungen, unterdrückte Regeln, weifsen FIul's, Amenorrhoe, Nie-
ren- und Blasenleiden , Stein und Gries, veraltete übel beschaffene
Wunden und allerlei Hautkrankheiten zugeschrieben. Der Schlamm
dient als erweichendes und stärkendes Mittel und wird bei Nerven -
und Gelenkleideu benutzt. — Die Kranken finden indessen hier nicht
die geringste Bequemlichkeit oder ärztliche Hülfe.
Endlich sind noch zu erwähnen: die Mineralquellen von Alcalu
del Rey, als Getränk benutzt, — von H o gazas, in der Nähe von
Alcala, sieben Leguas von Madrid, gegen Magenschwäche gebraucht,
— von Isidro, eine halbe Legua von Madrid, — von Corpa, zwei
Leguas von Alcala in der Nähe von Madrid, welche seit der Regie-
rung Philipp's II. den Königen von Spanien und den Grofsen ihres
Hofes zum gewöhnlichen Getränk dienen und für laxirend und ein
wenig diuretisch gelten, — von Colmenar Viejo, sechs Leguas
von Madrid, — von Caballo, eine halbe Legua von Talavera, wel-
che zu den salinischeu Schwefelwassern gehörig, gegen Affectionen
des Unterleibes, Wassersucht , Nierenleiden u. a. gerühmt werden,
— von Novalbino bei Toledo, ein Eisenwasser von 20ö R. Tem-
peratur, — das Mineralwasser de los J acintos in der Nähe von
Toledo, das in einem Bemhardinerkloster entspringt und von den
Mönchen au die Einwohner der Stadt vertheilt, auch nach Madrid
für den Gebrauch des Königs geschickt wird; es ist kalt, sehr leicht
und wird sehr gerühmt gegen Fieberanfälle, auch gegen Chlorose und
Unregelmäfsigkeiten der Menstruation empfohlen, — die Mineralquelle
von Caramanchel , einem Dorfe der Sierra Morena, von den Ein-
wohnern gegen Djsenterie gebraucht, — von Bolanos, als Getränk
benutzt, — von Cevica, ein laues Schwefelwasser, das in einem
Kloster in der Nähe von Brihuega entspringt und als Getränk gegen
Magenschwäche empfohlen wird, — von Grabatula, ebenfalls als
Getränk benutzt, — von Liier gane, gegen Hautkrankheiten ge-
braucht, — von Nav amorales, gegen Leukorrhoe und andere ato-
nische Affectionen gerühmt, — vou S aelices, kalte Schwefelquellen.
Limon de Mo utero, Espejo cristalino a. a. O. p. 165. 158.
140. 167. 145. 132.
4. Die
1223
4. Die Tiefebene tles Guadalquivir.
Andalusien:
Die Mineralquelle von Alis eda, so genannt
von dem Steinkraute (Alyssum), welches hier ringsum
häufig wächst, entspringt anderthalb Leguas von Carolina,
der Hauptstadt der neuen Colonien der Sierra Morena, eine
Viertel-Legua von dem neuen Wege von Madrid nach
Cadix, eine halbe Legua von dem berühmten Schlosse las
Navas de Tolosa, wo Alphons VIII. im J. 1212 die Mau-
ren besiegte, eine Legua von Puerto Muradel und drei
YTiertel-Leguas von Sta. Elena y Mesa del Rey, am Fufse
einer Esche und an der Südseite eines Saumpfades; ein
wenig am Saumpfade aufwärts entsprängt eine zweite,
schwächere Eisenquelle, die nach Entdeckung der erstem
wenig mehr benutzt wird.
Nach der Entdeckung der Quelle im J. 1755 erlangte sie erst
1777 einen Namen, als die neuen Colonien errichtet wurden; denn,
nur auf solche Art konnte die Einsamkeit und Hülflosigkeit in dieser
Wüste aufgehoben werden, die weit entfernt, Menschen anzulocken,
alles mit Schreck erfüllte und nur Räubern und Verbrechern Schutz gab.
Obgleich nun der Marquis de la Rambla schon im J. 1730, wo die
ältere Quelle bekannt ward, dort ein Haus mit grofsen Oliven- und
Kastanienpflanzuügen anlegte, waren doch die Mittel, welche dieser
Ort darbot, zu beschränkt, um Besucher nach einer so abgelegenen
und entbehrungsvollen Gegend zu locken. Jetzt werden dieselben
herrschaftlich aufgenommen, aber leider scheint das Etablissement zu
sinken, während es dem Publikum, wie dem Eigenthümer höchst nütz-
lich sein würde, es zu erhalten und umzugestalten.
Die Quelle entspringt in einem Brunnen von einer Vara
Tiefe und eben so viel Breite, mit gleichsam streifenartig
aufsteigenden Bläschen, die an der Oberfläche wie Silber
erscheinen und sich theils mit Geräusch frei machen, theils
Blasen bilden, die beim Zerspringen sehr kleine Perlchen
bis zur Höhe von 3 — 4 Fingern spritzen. Das Wasser
ist ocherfarbig und mit einem bunten Häutchen bedeckt.
Frisch geschöpft ist es sehr klar, im Lichte sieht man
viele Blasen aufsteigen , die sich zugleich an der Ober-
fläche frei machen; ist es aber eine Zeitlang erwärmt oder
111. Theü. liü
1224
der Luft ausgesetzt, so nimmt es eine lichte Orangefarbe
und einen etwas salzigen Geschmack an, während es das
Stechende und Eisenartige verliert. In einer Flasche ge-
schüttelt, verwandelt es sich fast ganz in Schaum, indem
es heiin Aufkorken mit Lärm und Gewalt einen Dampf aus-
stöfst, der dem Geruchssinn noch in einiger Entfernung
bemerklich wird, ohne doch mehr als dintenärtig zu rie-
chen. Seine Temperatur ist beständig 13,5° R. und es
wiegt frisch geschöpft im Beaumeschen Hydrometer einen
Grad weniger als destillirtes Wasser. Läfst man es bis
zur völligen Entweichung der flüchtigen Theile stehen, so
nimmt es bedeutend an Umfang ab und wiegt dann etwas
schwerer als destillirtes Wasser, ohne seine Durchsichtig-
keit zu verlieren.
Wir verdanken dem Seiior Ayuda eine Analyse.
Nach ihm gehört das Wasser zur Reihe der Eisensäuer-
linge und enthält viel Kohlensäure, Chlortalcium und Talk-
sulphat, Kalksulphat, Kalk- und Talkcarbonat, Thonerde,
Eisen- und Kieselerde und zwar in einem Pfunde:
0,08 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . .
0,32 —
Schwefelsaure Kalkerde .
0,16 —
Kohlensaure Kalkerde
0,08 —
Kohlensaure Talkerde . «
0,16 —
Kohlensaure Thonerde (?)
0304 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,28 —
1,14 Gr.
Ayuda bemerkt in Beziehung auf die Heilkräfte
des Wassers, dafs es nach den Eigenschaften und der
Menge der Bestandtheile für ausgetrocknete, straife, hit-
zige, geschwächte Personen von zarten Eingeweiden und
scharfen Säften vor stärkeren den Vorzug verdiene.
Es wird benutzt gegen Verdauungsbeschwerden, Fla-
tulenz, Erbrechen, Diarrhöe und Spulwürmer, Verstopfun-
gen, Kachexien, Gelbsuchten, Aphthen und Excoriationen
des Mundes und anderer Theile. Eben so heilsam ist es
1225
bei hypochondrischen Affectionen und Nierenleiden, bei Me-
senterial-Fiebern, hartnäckigen Tertianen und Quartancn
und selbst bei schleichenden Fiebern, wenn sie von Ver-
stopfung- herrühren.
Gleiche und bessere Wirkungen hat es noch bei
Unterdrückung- oder Uebermaafs der Menstruation, fehler-
haftem Appetite, Chlorose, weifsem Flusse, und überall wo
Schwäche, Schlaffheit und Trägheit der Organe zu be-
kämpfen ist; nicht weniger auch gegen Migraine, Schwin-
del, Epilepsie, Herzklopfen und andere Krampfkrankheiten.
Die Mineralquellen von Jaen entspringen,
zwei an der Zahl, eine halbe Legua von dieser Hauptstadt
der gleichnamigen Provinz, am Anfange einer Schlucht
und am Fufse eines sehr hohen und steilen Abhanges aus
einer Spalte von schwarzem Gesteine. Sie werden auch
nach dem Berge, woraus sie entstehen, die Bäder von
J ab a ler uz genannt.
Diese waren schon den Mauren bekannt; doch sind die Anlagen
schlecht uud vernachlässigt. Seit 17S0 ist ein zweites Bassin erbaut;
auch giebt es noch kleinere Becken, die zum Theil als Schwitzbäder
dienen.
Das frisch geschöpfte Wasser ist krystallhell, treibt
Bläschen, schäumt beim Schütteln, riecht aber nicht, schmeckt
etwas styptisch und hat die Temperatur von 23,5° R., ver-
ändert auch seine Schwere beim Erkalten nicht.
Es enthält nach Ayuda etwas Kohlensäure und in
einem Pfunde an festen Theilen:
Chlorcalcium 0,12 Gr.
Chlornatrium .' 0,32 —
Schwefelsaure Talkcrde 2,S0 —
Schwefelsaure Kalkerde 19,56 —
Thonerde 0,28 —
Kieselsäure 0,48 —
23,56 Gr.
Das Mineralwasser ist schwächlichen Personen vor-
zugsweise vor Alhama und Baza (vergi. S. 1237 u. 1231) zu
empfehlen, wenn sie an Nervenkrankheiten, Krämpfen, Läh-
Iiii 2
1226
mungen, Taubheit, Zittern und ähnlichen Uebeln leiden.
So ist es auch nützlich bei Rheumatismus, Gicht, Hüftweh,
scharfen und jauchenden Absonderungen bei Chlorosis,
Harnleiden, Infarcten, Magenschmerzen und Leberflecken.
Die Mineralquelle von Marmolejo entspringt
eine Viertel-Legua von dieser im Königreiche Jaen , eine
Legua von Andujar gelegenen Stadt von 400 Einwohnern,
(nach Einigen das alte Utica) nahe am Ufer des Guadal-
quivir.
In der hier neben der Quelle errichteten neuen Brunnenanstalt
werden zwei Brunnensaisons gehalten : die erste -währt vom 15 April
bis 15. Juni, — die zweite vom 20. September bis 20. November.
Das Mineralwasser entsteht mit vielen, aufsteigenden,
stark riechenden Blasen. Es ist klar und sieht aus als ob es
kochte. Verstopft man eine halbgefüllte Flasche, so steigt
das Wasser unaufhörlich zum Halse empor, verwandelt
sich beim Schütteln in Schaum, springt beim Entkorken
hoch auf und verbreitet einen starken Hydrothiongeruch.
Beim Kochen verliert es seinen stechenden Dintengeschmack
und bleibt nur etwas adstrmgirend, aber ebenfalls klarj
dann aber setzt es einen grünlichen Niederschlag ab, ähn-
lich dem, welchen es in seinem Bette fallen läfst, wo es
auch eine schillernde Haut zeigt. Die Temperatur ist be-
ständig 17° R., es wiegt frisch 1° weniger, nach dem Ent-
weichen der Gase aber 1° mehr als destillirtes Wasser.
Nach Ayuda enthält das Mineralwasser viele Koh-
lensäure, ein wenig Hydrotkiongas und in einem Pfunde :
Salpetersaure Kalkerde 0,08 Gr.
Chlortalcium . . . . ♦ . . . 0,24 —
Schwefelsaure Talkerde 19,48 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,80 —
Kohlensaure Talkerde . . . . . 19>28 —
Kohlensaure Kalkerde 0,64 —
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,50 —
Kieselsäure 0;24 —
41,26 Gr.
Das Mineralwasser dient hei jeder galligten Entmi-
schung, Hypochondrie, Melancholie, Gelbsucht, Verstop-
1227
fangen von Leber, Milz, Fancreas u. s. w. , so wie des
Unterleibes und Darmkanals a cbroniscben Koliken und
Cardialgien, Erbrecben und Blähungen, Verdauungsbe-
schwerden, Appetitlosigkeit, Anorexie und Malacie (?), bei
"Wecbselfiebern und hartnäckigen periodiscben Faulfiebern,
Hemikranie, Aphthen und Excoriationen des Mundes, Go-
norrhoe, Gicht, Podagra, Scorbut, noch nicht veralteter
Lähmung und Epilepsie, Abzehrung, die nicht von den
Lungen ausgeht, so wie bei herpetischen, scabiösen und
ähnlichen Leiden. Auch wird es bei Stein, Gries, sexuel-
len Krankheiten, Chlorosis, Unterdrückung und Uebermaafs
der Menses, weifsem Flufsc benutzt, wogegen es bei
Brustleiden, allen Arten von Wassersucht und Oedem, Lun-
genschwindsucht und Verschleimungen so wie überall, wo
viel Durst und Fieber vorhanden, nicht anwendbar ist.
Die Mineralquellen von M archena entspringen bei dieser,
neun Leguas von Sevilla gelegenen Stadt mit 13,000 Einwohnern und
sind im J. 1829 mit einem Badehause versehen worden, das diesen
bereits von den Römern, wie alte Bauwerke zeigen, gebrauchten Quel-
len zahlreiche Besucher zuführen wird.
Das Mineralwasser, welches etwas schwerer als destillirtes Wasser
befunden wurde, ist geruchlos. Die nördliche Quelle von 14° R. Tem-
peratur, hat einen etwas styptischen Geschmack, was vielleicht ihrem
beträchtlichen Gehalt an kohlensaurer Talk- und Kalkerde, an schwe-
felsaurem Alaun, an Chlortalcium und andern Salzen beigemessen wer-
den mufs. Die südliche Quelle hat die Temperatur von 15° K. und
schmeckt, da sie weniger von jenen Salzen enthält, minder styptisch.
Das Mineralwasser hat sich bei allen Hautausschlägen, alten Ge-
schwüren mit mancherlei, besonders syphilitischen Complicationen,
bei Unordnungen oder Unterdrückung der Menstruation, Bleichsucht
und hysterischen Leiden, halbseitigem Kopfweh, periodischen Koliken,
Ischias, Hämorrhoidalübeln und Steinbeschwerden, kurz bei allen Lei-
den ohne organische Veränderungen, sehr heilsam bewährt.
Gaceta de Madrid. 21. Juli 1829.
Die Mineralquellen von Cuervo. In einer wüsten Ge-
gend, fünf Leguas von Medina Sidonia, wo nur ein Carmeliterkloster
liegt, entspringen gegen 50 Quellen, die zusammen ein Flüfschcn bil-
den, das eine eingängige Mühle treibt. Nur sieben dieser Quellen
siud besonders benannt und benutzt: die von der heiligsten Maria,
St. Joseph, St. Augustin, St. Elias, Sta. Theresia, St. Johannes vom
Kreuze und den heiligen Märtyrern.
1228
Sie sind alle hell und durchsichtig, nur von einem feinen Wölk-
chen bedeckt, das im Sonnenschein verschwindet. In Beziehung auf
ihre chemischen Eigenschaften läfst sich aus dem Vorhandenen nur
schliefsen, dafs sie schwefelsaures Eisen in verschiedenen Verhält-
nissen enthalten.
Das Mineralwasser wird nur getrunken und dient nach Mira-
vete bei Unterdrückung der Periode, Chlorosis, Mysterisnius, Ver-
stopfungen, Kachexien, Gelbsucht, Diarrhöen von Schwäche des Dann-
kanals, Appetitlosigkeit, Cruditäten, Flatulenz, beginnenden Hydrop-
sien, Leiden der Harnwege, Wurmkrankheiten, weifsem Flulse, Blut-
flüssen aus Schwäche der Veneu und Arterien, Hjpochondrie, Scor-
but, serösen und ödematöseu Geschwülsten, Betäubung, Zittern, rheu-
matischen Schmerzen, Schwindel, Hautausschlägen, hartnäckigen drei-,
viertägigen und andern Fiebern. Leuten von straffer Faser ist es
schädlich.
Die Mineralquellen von C hiclana dela Fron*
tera, einem vier Leguas von Cadix am Abhänge eines
kleinen Hügels und an den Ufern eines Flüfschens gelege-
nen Orte, der, früher unbedeutend, durch den Besuch der
wohlhabenden Einwohner von Cadix , welche hier einige
Zeit des Frühlings und Herbstes zuzubringen pflegen, zu
einem der schönsten Spaniens sich erhoben hat.
Die merkwürdigsten Quellen sind : die des Ortes selbst unmittel-
bar am St. Petersflusse. ; ferner die Silberquelle am andern Ufer und
die Brunneuquelle, eine halbe Legua weiter nach Medina-Sidonia zu
gelegen. Viele andere, unbedeutendere Brunnen von trefflichem,
meist etwas mineralischem Wasser finden sich noch. Aber von den
eigentlichen Mineralquellen, vier an der Zahl, sind zwei eisenhaltig,
nämlich die R au chfaf squel le und die Eich wal d q u e 11 e, und
zwei schwefelhaltig, die Bitterquelle uud der Brunnen von
Braque. Die beiden letzteren, obgleich in vielen Krankheiten sehr
heilsam, waren zur Zeit des Dr. Bedoya noch wenig gekannt, da
er ihrer kaum Erwähnung thut.
1. Die Bitter quelle entspringt eine halbe Stunde
vom Orte am Fufse einer Höhe, aus Geröll und liefert
stündlich etwa zehn Arroben Wasser.
Vor wenigen Jahren war noch keine Art von Anstalt zum Sam-
meln des Wassers vorhanden, noch auch zum Schutze der dort ba-
denden Personen, jetzt aber ist die Quelle gefafst und ein Gebäude
mit 24 Bädern und ziemlicher Bequemlichkeit für die Kranken errichtet.
2. Der Brunnen von Braque liegt bei einem
Hause gleiches Namens an einem Ende des Fleckens und
1229
entspringt an einer Stelle, die früher der Garten dieses
Hauses war. Die Wassermenge beträgt 4 (Cubik) Ruthen
(brazas); während des Tages vermindert sie sich durch
Verdampfung bis auf eine Kuthe, aber in der Nacht ver-
mehrt sich der Zuflufs bis zu jener Menge.
Die Bäder befinden sich in kleinen Häuschen unmittelbar beim
Brunnen, auch in den Wohnungen und dem Hofe des Hauses.
Das Wasser der Bitter quelle ist hell und klar,
nach faulen Eiern riechend, schmeckt unangenehm, etwas
salzig, Jiat die Temperatur von 7,55 bis 10,22° R. und
wiegt 1,0016. Die Wände des Bassins sind mit Schwefel
bedeckt, beim Oeffhen der Flaschen wird ein sehr starker
übeler Geruch ausgestofsen und das Wasser behält einen
weifslichen, dicken Schaum. Beim Kochen geben zwei
Maars Wasser 55| Cub. Zoll Schwefelwasserstoffgas, ohne
dafs es seine Durchsichtigkeit verliert. Der Brunnen
von Braque mag wohl ein Zweig der Bitterquelle sein,
aber geschwächt durch irgend einen andern Zuflufs, wo-
durch es einen Theil seines Gases und seiner Eigenschaf-
ten verliert. Bei der Quelle sieht er etwas getrübt aus,
und bald darauf wird er milchig und bläulich schimmernd,
der Geruch gleicht dem der Bitterquelle, nur dafs er schwä-
cher ist.
Garcias Versuche über die Bitterquelle sind von
Dr. Laso mitgetheilt und stimmen mit Yauquelin's
Analyse ziemlich überein. Nach Letzterem enthält in ei-
nem halben Maafse:
1. die Bitter- 2. derBrunnen vou
quelle: Braque:
Chlortalcium 0,0S0Gr. . 0,600 Gr.
Clilomatrium 0,700 — . 2,500 —
Schwefelsaures Natron . . . 0,500 — . 1,0U0 —
Kohlensaure Kalkerde, mit kohlensaurer
Talkerde 0,750 — . 0,700 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,40t) — . 1,750 —
:2,4JOGr. 0,550 Gr.
Die Bittertjuelle enthält aufserdem etwa '/n des Volumens au
Hydrothiongas, der Brunnen vou Braque ist ärmer daran.
1230
Die Heilkräfte sind von Laso nach den genauen
Beobachtungen des Dr. Don Francisco Morin darge-
stellt, so wie nach den Registern der Charite (casa de
misericordia) von Cadix. Aus diesen und andern Nach-
richten erhellet, dafs die Bitter quelle als Brunnen, Bad
und Schlammbad sich nützlich erweist gegen Grind (tinea),
obgleich sie diese Krankheit nicht radical heilt, sondern
nur beträchtlich erleichtert und als Vorbereituugskur dient;
eben so gegen Leberflecken, feuchte oder geschwürige
Flechten, nicht so gegen die kleienartigen und schuppigen,
und dafs es die Krätze vollkommen heile. Auch bei her-
petischen oder scrophulösen Augenentzündungen, bei chro-
nischem Lungenkatarrh, ehe wahre Phthisis oder chronische
Peripneumonie eingetreten ist, bei Leukorrhoe, Menorrha-
gien, wenn sie nicht in Folge des kritischen Alters activ
auftreten, bei Scropheln und Rhachitis, Fisteln und weifsen
Gelenkgeschwülsten und Knochenfrafs ist sie heilsam.
Getrunken nützt sie bei Amenorrhoe und Scorbut, der
Schlamm wirkt örtlich sehr vortheilhaft auf atonische Ge-
schwüre.— Das Wasser von Braque besitzt dieselben
Eigenschaften, nur in Betracht der Hydrothionwirlumg in
minderem, und für die fixen Salze in stärkcrem Grade,
Man empfiehlt dasselbe oft zur Vorbereitung für den Bit-
terquell.
Die Schwefelbäder von Chiclana werden gewöhnlich von Mitte
Juli bis Anfang September benutzt. Man nimmt täglich eins bis zwei,
nach dem Zustande des Kranken und badet J/4 — i/li Stunden lang,
gemeiniglich aber 8, 15 und 20 Minuten. Gewöhnlich sind drei Ba-
dekuren, jede zu etwa 30 Bädern, zu vollkommenen Heilungen erfor-
derlich. Der innerliche Gebrauch besteht ju dem Triuken von 4 — 8
Unzen reinen oder verdünnten Mineralwassers. Er erregt starke
Darm- und Harnausleerungen und bisweilen Erbrechen, jedoch, wie
es scheint, nur wegen der Widerlichkeit des Getränks.
F. X. Laso in: Journ. de la Soc. medieo-chir. de Cadix. III. 1822.
Bulletin des sc med. 1825. T. VI. p. 64.
Noch sind zu erwähnen die Mineralquellen von C onzalvillo,
einige Leguas von Cordova, als Getränk benutzt, — von Fuente
Corona da in der Grafschaft Niebla, ebenfalls als Getränk benutzt,
1231
— von Bornos, zwei Leguas von Arcos, eine Thermalquelle, die
als Bad und Getränk gegen Hautkrankheiten gerühmt wird, — von
Medina Sidonia auf dem Wege nach Paterna, eine seit einigen
Jahren mit Erfolg als Bad gegen chronische Rheumatismen benutzte
Schwefeltherme.
Don Juan Ayuda, Examen de las Aguas mediciuales de las
Audalucias. Madrid 1798.
5. Die Sierra nevada.
Ober-Andalusien oder Granada:
Die Thermalquellen von Baza. Zwei Leguas
yon dieser sehr alten, nahe am Flufse Gualentin gelege-
nen, im J. 14S9 den Mauren entrissenen Stadt von jetzt
2000 Einwohnern, und 8 Leguas von Guadix sind die, auch
unter dem Namen Benzale ma bekannten Bäder, mit den
Ruinen eines Schlosses gleiches Namens, welche auch
Bäder von Zujar heifsen, da sie im Bezirke dieser
Stadt liegen. Das Thermalwasser entspringt am Fufse
des Nordabhanges des Berges Jabal-cohol oder Jabalcon,
einen Flintenschufs vom alten Flufse Gua daliton, jetzt Rio
graude genannt.
Man benutzte die Gestaltung des Bodens, um die Anlage recht
bequem zu machen. Das Gebäude mit seinen Badstuben ist regel-
mäfsig und wenn man es eben so zierlich als stark gebaut hätte,
wärde nichts zu wünschen übrig geblieben sein; aber trotz dem, dafs
es mehrere Jahrhuuderte alt ist, ist es doch nur durch Vernachläfsi-
gang uud Barbarei verfallen, wie bereits Ayuda im J. 1793 klagte.
Der Thermalquellen sind vier, doch nur die Haupt-
quelle ist bedeckt und entspringt in grofser Fülle und Ge-
walt, unter Kochen und Geräusch Blasen hervortreibend.
Sie ist hell und durchsichtig, ohne Bodensatz, von ziemlich
unangenehmem Geschmacke und einem Gerüche, wie
schwelender Schwefel, doch verliert sie, in Flaschen auf-
bewahrt , beide Eigenschaften und behält nur einen Salpe-
tergeschmack. Auch die Dämpfe riechen nach Schwefel.
Schaum oder Fettigkeit zeigt sich nicht auf ihr, blofs sehr
kleine, weifsliche Fädchen hängen sich im Becken an
1232
fremde Körper an. Die Temperatur ist beständig 30° R.,
das Gewicht des frischen Wassers dem des destillirten
gleich, beim Erkalten aber 2£° (Beaume) schwerer.
Ayuda hat eine Analyse, nach der diese Schwefel-
thermen Hydrothiongas, Kohlensäure und in sechzehn Un-
zen 20 Gr. fester Bestandteile in folgendem Verhält-
nisse enthalten:
Chlortalcium .
Chlornatrium .
Schwefelsaures Natron . . .
0,045 Gr.
0,947 —
4,695 —
Schwefelsaure Kalkerde . .
. 14,044 —
Ko'-lensaures Natron
. . . 0,247 —
Kohlensaure Kalkerde .
Kieselsäure ......
0,019 —
0,005 —
20,002 Gr.
Nach Limon und Bedoya hält Ayuda diese Was-
ser für sehr heilsam bei Lähmungen, unvollkommener Epi-
lepsie, Geschwülsten und Verhärtungen der Lungen, Leber
und Milz, bei Hysterie, Amenorrhoe, Asthma, Anasarka,
Krätze, Flechten u. s. w. , so wie bei Gliederschmerzen,
Hüftweh und selbst Gicht; auch in der Taubheit, Ver-
gefslichkeät, bei Augenleiden, schwarzem Staar, Schleim -
und Gelbsucht, jauchenden Schäden und Nachkrankheiten
der Lues, bei Scrophelgeschwülsten , Anchylosen und
Exostosen, allen Krankheiten von Zähigkeit der Säfte,
Epilepsie, Asthma, Hysterie, Nierenschmerzen 5 — doch mufs
man nicht vergessen, dafs diese Thermen leicht erhitzen und
also bei warmen Temperamenten, brennenden Leberkranken,
atrabilarischen Subjecten u. s. w. nicht anwendbar sind.
Sie werden als Bäder, Dampfbäder, Brunnen und Douchen ge-
braucht, doch sollen sich die Kranken nicht über 20 — 30 Minuten
darin aufhalten. Das Trinken wird besonders Asthmatischen und Cho-
lerischen empfohlen.
Die Bäder von Alicun befinden sich vier starke Leguas im
Norden von der Stadt Guadix, so genannt von einigen Thürmeu, de-
ren Iluinen die Bäder umgeben, oder nach dem zwei Leguas entfern-
ten gleichnamigen Flecken. Die Quellen entspringen an einem Ab-
hänge nahe dem Südufer des Flusses Fardes in solcher Menge, dafs
man die ganze Basis dieses erweiterten Felsens für eine einzige Queii-
1233
statte ansehen kann, jedoch sind die drei höchsten Quellen die stärk-
sten nnd kommen in der Dicke eines Schenkels hervor. In der nie-
drigsten von diesen baden sich die Ankommenden; es ist dasselbe
Wasser, das einst ein Badbeckeu füllte, dessen Ruinen noch sichtbar
sind. Am Merkwürdigsten erscheinen hier die Stalactiten, die das
Wasser überall absetzt, und die Steinmasse, die es in seinem Lanfe
niederschlägt, ist so reichlich, dafs die Canäle, in die es zum Be-
wässern gelassen wird, an einigen Stellen um 8 — 10 Varas erhöht
sind und es noch mehr sein würden, weun man sie nicht jährlich
aushicbe-
Dicse Bäder gehören zu den vielen, die bald ganz verlassen seiu
werden, denn schon werden sie wenig mehr besucht, was früher nicht
der Fall war, wie ältere Notizen besagen uud wie es nicht allein ei-
nige noch sichtbare Gewölbe, sondern auch die liuiueu des erwähn-
ten Badebeckens erweisen.
Sowohl das Wasser der jetzt zum Bade benutzten Quellen, als
das aller übrigen steigt mit Geräusch hervor und treibt viele Luft-
blasen aus, die sich auch beim Schütteln in einer Flasche bilden, ist
krystallhell und bleibt auch beim Erkalten so. Es behält seine Wärme,
die gleichmäfsig 27° R: beträgt, ziemlich lange und läfst beim Er-
kalten keinen Niederschlag fallen. Einen besonderen Geruch hat es
nicht, der Geschmack ist etwas styptisch. Frisch ist es um 3/4 Gran
leichter als destillirtes Wasser, aber nachdem es 24 Stunden frei ge-
standen hat, wird es um einen Gran schwerer.
Don Juan de Dios Ayuda lieferte eine Analyse, welche er-
giebt, dafs diese Thermen kohlensaures Gas, Chlortalcium, schwefel-
saure Talk-, Kalk- und Kieselerde enthalten uud zwar in einem
Pfunde in folgendem Verhältnisse :
Chlortalcium 0,177 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .... 2,960 —
Schwefelsaure Kalkerde .... 9,086 —
Kalkerde . . 0,059 —
Kieselerde 0,084 —
12,366 Gr.
Nach den Bestandteilen des Wassers schliefst Ayuda, dafs es
in allen Leiden, die von Schwäche und Atonie herrühren oder beglei-
tet sind, heilsam sein müsse, wie in Taubheiten, Zittern, Hemiple-
gien und anderen Formen dieser Art; nicht weniger bei Schärfen,
Ophthalmien, Rheumatismen, Hautkrankheiten, wie Krätze, Flechten,
Ausschläge u. s. w. Auch kann es als nützliches Mittel bei scrophu-
lösen Geschwülsten dienen, indem es für junge, starke und hitzige
Personen den Wassern vorzuziehen ist, die bei gleichen Bestandtei-
len wärmer sind, da die Milde der Wässer von Alicuu sie für Indi-
viduen solcher Constitution weniger gefährlich macht.
Die Mineralquellen von Portubus entspringen, zwei an
der Zahl, nahe bei diesem, am weitesten nach Westen in den Alna-
1234
farren, zehn bis eilf Leguas von Granada gelegenen Flecken mit
160 Einwohnern, an einem kleinen Abhänge. Etwas von ihnen ent-
fernt sind drei Erdspalten, denen sich zu nahern ein erstickender
Dampf verhindert.
Beide Mineralquellen entwickeln sehr viele Blasen, die zischend
entweichen. Das helle Wasser riecht nach Dinte, schmeckt stechend
eisenhaft und verliert diese Eigenschaften durch Kochen, wobei es
sich orangegelb färbt. Die Bewohner färben hier ihre Zeuge schwarz,
nachdem sie dieselben vorher in eine Gerbstofflauge eingelegt haben.
Die Temperatur des Wassers ist sets 13° R., es ist frisch geschöpft
1 Grad leichter als destillirtes Wasser.
Nach Ayuda enthält das Wasser nur Kohlensäure und in ei-
nem Pfunde:
Chlortalcium ....
0,20 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . .
0,24 —
Schwefelsaure Kalkerde , .,
0,20 —
Kohlensaure Talkerde
0,14 —
Kohlensaure Kalkerde .
0,10 —
Kohlensaures Eisenoxydul
0,35 —
Kieselsäure .
0,24 —
1,47 Gr.
Das Wasser wird mit glücklichem Erfolge benutzt bei Brustlei-
den , Asthma humidum , Verschleimungen, Herzklopfen, Epilepsie,
Wassersucht, habituellen Schmerzen, Verstopfungen, Gelbsucht, Ap-
petitlosigkeit, Cruditäten, Windsucht, Wurmleiden und Diarrhöen, in-
termittirenden Fiebern und daherrührenden Verstopfungen und bei Hy-
sterie. Weniger nützt es bei Geschwüren, Schwäche der Faser,
Schärfe und Viscosität der Säfte.
Die Mineralquelle von Paterna entspringt eine Viertel-
stunde von diesem, drei Leguas von Ujigar, der Hauptstadt der Al-
pujarren, und sechs Leguas von Guadix entlegenen Flecken, am Ufer
eines Flüfschens, aus einer Felsspalte und liefert 6'*/ 2 Quart Was-
ser in der Minute.
In dem hellen Wasser schwimmen Ochertheilchen und Perlen
von Gas. In Berührung mit der Luft setzt .sich ein weifser Nieder-
schlag ab, der in wohl verstopften Flaschen nicht entsteht. Diese
aber springen, wenn sie nicht klein, stark und nicht ganz gefüllt sind.
Das Wasser schäumt beim Schütteln, unter Hydrothiongeruch. Es
schmeckt scharf und stecheud und stark nach Dinte, wird aber beim
Kochen fade, orangefarben und schlägt Ocher nieder. Es hat die
Temperatur von 11° R, und ist einen halben Grad leichter als destil-
lirtes Wasser.
Ein Pfuud des Mineralwassers enthält nach Ayuda viel Kohlen-
säure, entwas Schwefelwasserstoffgas und au festen Bestandteilen :
Chlortalcium ....... 0,20 Gr.
Schwefelsaure Talkerde 0,38 —
1235
Schwefelsaure Kalkerde ..... 0,52 Gr.
Kohlensaures Eisen 0,32 —
Kohlensaure Talkerde 0,40 —
Kieselerde 0,24 —
2,€6Gr.
Das Mineralwasser ist schwächer als das von Marmolejo (vergl.
S. 1226) und Portubus (vergl; S. 1233) und nicht so mild als das Von
Ferreira (vergl. weiter unten), daher überall vorzuziehen, wo man die
Extreme vermeiden will ; heilsam bei schechter Verdauung, Leibesver-
stopfung, Diarrhöe und anderen hypochondrischen Leiden, Schwäche
und Schlaffheit der Faser, Verschleimung und Schärfe der Säfte,
Nieren- und Blasenleiden, Migraine, Schwindel, Ophthalmien und
Excoriatiouen, Verstopfungen der Brust, Herzklopfen, Epilepsie, Gelb-
sucht, Kachexie, Wassersucht ohne organische Ursachen und ohne
grofsen Durst; ferner bei Wechselfiebern, mesenterischeu Fiebern
und Verstopfungen daher; so wie vorzüglich bei Weiberkrankheiten.
Die Bäder von Almeria werden entweder nach
dieser schonen, am Meeresufer, 23 Leguas von Granada,
15 Leguas von Guadix gelegenen Stadt mit 2900 Einwoh-
nern, von der sie zwei Leguas entfernt liegen, oder Alha-
milla, nach dem Namen des Gehirges, wo sie entspringen,
oder auch Pechina nach dem ihnen am nächsten liegen-
den Städtchen genannt.
Die Quelle entspringt am Fufse eines Quarzfelsens, aus welchem
früher Eisen gebrochen ward, und an den Ruinen von Bassins und
mancherlei Gewölben erkennt man, dafs die Mauren diese Bäder be-
nutzten und hochschätzten. Sie sind später nicht weniger geschätzt
worden, trotz der Unbequemlichkeiten, welche man dort in Ermange-
lung von Gasthäusern ausstehen mufs; denn obgleich diese zunahmen
und ein Bethaus gebaut wurde, waren sie doch nicht hinreichend und
wurden später nicht unterhalten, weshalb der Bischof von Almeria,
Don Claudio Sanz dasjenige, welches jetzt benutzt wird, in Be-
tracht des grofsen Zudranges, auf seine Kosten erbauen liefs.
Es sind zwei Baderäumc vorhanden, eines für Männer, das zweite
für die Frauen, beide gleich hoch, geräumig und überwölbt. In Mit-
ten jedes Raumes sind zwei Becken und ringsum Gemächer mit Bän-
ken, so dafs die Badenden sich getrennt mit Decenz und Bequemlich-
keit an- und auskleiden können. Hätte man, wie es leicht war und
noch zu machen geht, rings um die Becken Wannen angebracht,
so dafs Jedermann sich besonders baden könnte und das benutzte
Wasser sogleich abflösse, so bliebe in Betreff der Bequemlichkeit und
Wohlauständigkeit nichts zu wünschen übrig, noch würden die ge-
rechten Klagen über die Nachlufsigkeit in dieser Hinsicht sich wie-
derholen.
1236
Wohnungen und Quartiere giebt es viele, sehr kostbare, geräu-
mige und hohe, jedes wenigstens mit einer Alkove, Heerd, Aparte-
meiit und grofsen luftigen Fenstern. Auch giebt es gröfsere und
auch Wohnungen für die Armen, so dafs weder ihnen noch den Rei-
chen etwas zum Baden mangelt; bei allen diesen Vortlieilen kann
die Einrichtung leicht die erforderliche Vollkommenheit erlangen, wel-
che die Heilkraft seiner Wasser verdient.
Der Wasserquell bildet einen ununterbrochenen Strom,
welchen weder Regengüsse noch Trockenheit verändern.
Er ist hell und durchsichtig, ohne Geruch, Geschmack,
Farbe, und schmeckt nach dem Erkalten angenehm. So-
bald die Quelle in die Becken tritt, bemerkt man einen so
reichlichen Dampf, dafs er für die Umstehenden noch in
der Entfernung eines Flintenschusses unerträglich wird.
Man kann jedoch athmen und sehen, und der Geruch ist
nicht stärker als an jedem anderen feuchten Orte. Das
Wasser entspringt dem Reservoir gegenüber und erscheint
wegen der Menge von Blasen und des Geräusches wie ko-
chend. In der Luft schlägt es ein orangefarbenes Sedi-
ment nieder, ohne jedoch ein Häutchen zu bilden. Frisch
geschöpft ist es 3 Grade leichter als kaltes destillirtes
Wasser und etwa | Grad schwerer nach dem Erkalten ;
seine Temperatur ist beständig 42° R.
Vor Ayuda ist keine Analyse bekannt; diese, im J.
1798 angestellt, ergab viele Kohlensäure, Chlorcalcium,
Chlortalcäum und Chlornatrium, Sulphate von Talk- und
Kalkerde, Talkerde und Kieselsäure und zwar in einem
Pfunde die folgenden Mengen:
Chlorcalcium 0,16 Gr.
Chlortalcium
Chlornatrium
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kieselsäure
0,12 —
0,76 —
1,36 —
0,20 —
0,12 —
0,08 —
2,80 Gr.
Bedoya sagt, dafs nach dem Werke des Don Pedro
Soriano dieses Wasser bei Lähmungen und anderen
Nervenleiden heilsam sei. Nach Avellan und Ayuda
1237
gebraucht man diese Bäder innerlich und äufserlich in
allen chronischen Affectionen, Paralysen, Betäubungen,
ödematösen Congestionen, Rheumatismen und Gichtschmer-
zen mit Nutzen. Bei Convulsionen, verschiedenen Geschwü-
ren und Hautefflorescenzen werden sie eben so sehr als
in der Amenorrhoe, Leukorrhoe, Hypochondrie, bei Kolik,
Cardialgie, chronischem Erbrechen und Diarrhoe, Dyspep-
sie und verschiedenen Krankheiten der Harnwege gerühmt
Die Kranken müssen sich nach A y u d a durch Aderlässe, leichte
Pnrganzen, reichlichen Gebrauch von Milch, Molken, dünner Hühner-
brühe (agua de pollo) , temperirenden Getränken und einfachen Bä-
dern, je nach den Umständen und der Anordnung des Arztes vor-
bereiten.
Die Mineralquellen von Lanj aron befinden sich bei die-
sem, sieben Leguas im Westen von Granada in den Alpujarren ge-
legenen Ort in einer an Mineralquellen sehr reichen Gegend : die
Hauptquelle, la Capuchina, die Kapuzinerquelle, nach ihrem Ent-
decker so genannt, */4 Legua davon ; */8 Stunde im Osten die Quelle
de 1 a C a p i I a und J/+ Legua im Ost-Nord-Ost die Quelle d e l S a 1 a d o.
Auch kleinere, doch noch nicht untersuchte, Sauerbrunnen giebt es hier.
Die Kapuzinerqnelle ist durchsichtig, scharf, salzig, bitter schmek-
kend, Blasen werfend und Ocher niederschlagend. In freier Luft be-
deckt sie sich mit einem bläulichen Häutchen, ihre Temperatur be-
trägt 17,5° R. Die Quelle de la Capila schmeckt noch schärfer, et-
was salzig und säuerlich, entläfst Bläschen, schlägt Ocher nieder, be-
deckt sich mit einer schillernden Haut und hat die Temperatur von
16° R. Die Soolquelle verhält sich ganz ähnlich, hat aber 22° R.
Temperatur.
Die erste Quelle enthält etwas Kohlensäure und kohlensaures Ei-
sen, so wie ziemlich viel Salze mit Basen von Natron und Talcium ;
die andern beiden sind reicher an Eisencarbonat.
Das Mineralwasser hat die Wirkung der Eisenwasser, und wird
innerlich in der Dosis von 15, 20, ja 30 Gläsern des Tages ange-
wandt, ohne die geringsten Beschwerden zu verursachen, im Gegen-
theil die gestörten Verdauungsfunctionen wieder herstellend. Auch
soll es von grofser Wirksamkeit gegen Unfruchtbarkeit und besonders
gegen Chlorose sein. — Die Saison dauert hier vom 1. Juni bis 30.
September.
Die Thermalquellen von Graena entspringen
eine Viertel-Legua von der Stadt Purullena, neun Leguas
von Granada, aus einem kleinen Hügel nahe bei einem
kleinen, Rambla genannten Flüfschen.
1238
Die altbekannten Bäder hiefsen sonst Banos de Alhama. Das
Gebäude ist sehr schlecht und eben so die Bassins aus der Mauren
Zeiten verfallen. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde, um
die Zahl der Bäder zu vermehren, ein Bassin in vier abgetheilt> die
man als das gemäfsigte, laue, warme und starke unterscheidet; an-
dere später eingerichtete heifsen nun überstarke — alle aber sind
sehr schlecht eingerichtet.
Der starke Brunnen entspringt zwei Faust dick in sei-
nem Bassin und ergiefst sein Wasser in die übrigen. Der
Strahl bleibt sich stets gleich und die Dämpfe steigen in
solcher Masse auf, dafs sie sich viele Varas hoch erheben,
ohne doch zu riechen oder das Athmen zu erschweren.
Das Thermalwasser sieht in den Becken aschgrau, im
Glase aber hell aus, mit vielen kleinen Theiiclsen, die sich
grau-grünlich niederschlagen. Es schmeckt nicht scharf,
der Geruch ist dintenartig, die darin gewaschenen Hände
aber riechen etwas nach Pulver. Die Temperatur der drei
lauen Brunnen steigt im Juni von 28 auf 30° R. und nimmt
im October ab, in der starken Quelle ist sie stets 32° R.
Das Gewicht ist überall gleich, 1° leichter als destillirtes
Wasser.
Nahe dabei entspringt auch aus einem Thonbügel in der Dicke
einer Schreibfeder eine Eisenquelle, welche ebenfalls benutzt
wird. Ihr Wasser ist frisch geschöpft hell und klar, stark perlend,
wird aber bald trübe und giebt einen ocherartigen Niederschlag, be-
deckt sich auch mit einem schillernden Häutchen. Es ist geruchlös
und schmeckt dintenartig, etwas scharf lind adstriugirend, hat die
Temperatur von 10 — 11° R. und ist einen halben Grad schwerer als
destillirtes Wasser.
Das Thermalwasser des starken Bades enthält
aufser Kohlensäure und Schwefelwasserstoffgas in einem
Pfunde :
Chlortalcium
.- . . 0,040 Gr.;
Schwefelsaure Talkerde
. ". . . 2,400 —
Schwefelsaure Kalkerde
13,600 — ■
Kohlensaures Eisen .
0,465 —
Kalkerde ,
1,415 —
18,820 Gr.
Die
1239
Die Eisenquelle enthält im schweren Pfunde:
Kohlensäure 2,00 Gr.
Schwefelsaure Talkerde ..... 3,50 —
Schwefelsaure Kalkerde ..... 9,75 —
Kohlensaures Eiseuoxydul .... 1,00 —
Kohlensaure Kalkerde 2,00 —
Kohlensaure Talkerde 6,00 —
Kieselsäure 0,75 —
25,00 Gr.
Die Thermen sind ein treffliches Mittel bei Zittern,
Taubheit und Schwäche der Glieder, Hemikranie, Verges-
senheit, Taubheit, Amaurose und Ophthalmie, bei Schleira-
flüssen, Verstopfungen und Infarcten aus Wechselfiebern,
Kachexie, Oedem und Anasarca, Chlorosis, Mangel und
Uebermaafs der Periode, Muttervorfall und weifsem Flufs.
Auch nützen sie in Hautkrankheiten, bei Scropheln, An-
chylosis, Gelenkleiden, Exostosen und Hyperostosen aus
syphilitischer Dyskrasie, bei veralteten Geschwüren, selbst
von jener Ursache, specifisch bei Rheumatismen und ihren
Zurücktreibungen, wie Nierenschinerzen u. s. w. Bei allen
fieberhaften Krankheiten, mit Ausnahme der Wechselfieber,
bei Kardialgien, chronischen Leberleiden und ähnlichen For-
men sind sie schädlich; eben so bei Hämoptysis, Asthma,
Herzklopfen, Verdacht der Tuberkeln, Athmungsbeschwer-
den, Schwäche der Lungen und Eingeweide, Diarrhöen,
Bauchwassersucht und anderen Fehlern von Verstopfung
oder Erweichung der Eingeweide, so wie nach erlittenen
Knochenbrüchen.
Die Bäder werden hier bis zu zehn Minuten verlängert und 25
bis 40 Tage hinter einander genommen. Man hält hier zwei Bade-
saisons: die erste vom 1. bis 30. Juni, — die zweite vom 15. August
bis 30. September.
Das Eisen w asser wirkt stärkend, verdünnend, eröffnend, Stuhl
und Urin gelind befördernd, besonders günstig bei Verstopfungen von
langwierigen Tertianen und Quartauen, wo weder Scirrhositäten, über-
mäfsiger Durst noch Zehrzustand vorhandeu ist; ferner bei Magen-
schwäche, Hypochondrie, Appetitlosigkeit, hartnäckigem Aufstofsen
und Erbrechen, Schwindel, Gelbsucht, Oedem, Amenorrhoe und Hy-
permenorrhoe, Unfruchtbarkeit, Gries und undereu Krankheiten, wo
Harnausleerung nützlich ist.
Meudal y Villalba, sobre las aguas de Graena. Madrid 1793.
III. Tlieil. " Kkkk
1240
Die Bäder von Alhama de Grenada. Sieben
Leguas von Granada, vier von- Loja und sechs von Velcz-
Malaga liegt die Stadt Alhama auf einem erhöhten Ge-
biete am Ufer des sie umströmenden Flusses Maichan.
Am entgegengesetzten Ufer befinden sich , eine Viertel-
meile von der Stadt, die Bäder am Fufse eines steilen
Felsens, welchen der Flufs durchbricht, auf einem engen,
oft überschwemmten Räume; wo sie schon oft zerstört
worden wären, wenn nicht der Bau fest wäre und gut im
Stande gehalten würde.
Diese Bäder sind sehr alt, und ob man gleich den Aussagen ver-
schiedener Schriftsteller nicht ganz trauen darf, welche erzählen, dafs
jene den Saraceneu 500000 Dukaten Pacht eintrugen, so ist es doch
aufser Zweifel, dafs sie bereits vor Einbruch der Mauren sehr be-
kannt und hochgeschätzt waren, wie es noch der Name Alhama oder
Bad anzeigt, welchen diese der Stadt bei ihrer Wiedererbauung ge-
gen den früheren Namen Artigi gaben. Gevvifs ist es, dafs diese
Bäder zu den ältesten und bequemsten Spaniens gehören, wegen der
alten und neuen, dort errichteteu Bauten.
Die Quelle der Bäder entspringt an der dem Thore
des Gebäudes gegenüberstehenden Seite. Ihr Strahl hat
die Dicke eines Menschenkörpers und bricht mit starkem
Geräusche hervor, wobei sich zugleich eine grofse Menge
Blasen zeigt, die sich nach der Oberfläche des Wassers
aufsteigend entwickeln, aber ohne dafs man irgend eini
Häutchen noch auch jene ölichte Fettigkeit bemerkt, wo-
von Dr. Bedoya spricht. Auch ist es nicht schmutzig-,
sondern durchsichtig und krystallhell. Sein Geruch nach
hepatischem Gase verliert sich so schnell, dafs man ihn,
beim Aussetzen an der Luft oder Schütteln des Wassers
in einer Flasche kaum bemerkt, ohne dafs doch Schaum i
oder eine Explosion beim Aufpfropfen entsteht. Sein Ge-
schmack ist etwas adstringirend, selbst nach dem Erkalten,
es stöfst vielen sehr übelriechenden Dampf aus,- der zu-
gleich mit dem hohen Wärmegrade die im Bassin befindli-
chen Personen sehr belästigt, doch leiden Lungen und
Augen nicht davon. Die Temperatür des grofsen Beckens
scheint nicht über 35,5° K. zu steigen und die des Koni-
1241
ginnbadcs ist stets 34° R. Bei cl.cti letzten mit Beaumes
Aräometer angestellten Versuchen zeigte sich ein Unter-
schied von 1| Grad Gewicht zwischen dem frisch am Mor-
gen geschöpften und demjenigen Wasser, das «man hatte
erkalten lassen.
Bei dem grofsen Erdbeben, das Lissabon im J. 1775 zerstörte,
verschwand die Quelle während eiuiger Tage und als sie wieder er-
schien, flofs sie mit zwei mal gröfserem Wasserreichtum als vorher.
Die früheren chemischen Versuche des Dr. Don Juan
de Soto vom J. 1622 und Bedoya's, der sich auf die
ihm von dem Dr. Don Francisco A Ion so Ortiz, Arzt
zu Granada, und Don Juan de Olivares, Apotheker
daselbst, besorgten Berichte stützte, sind unzureichend;
genauer ist Don Juan de Dios Ayuda, welcher im J.
179S in sechzehn Unzen Thermalwasser, aufser kohlen-
saurem Gase und einer bedeutenden Menge Schwefelwas-
serstoffgas, folgende feste Bestandteile ermittelte :
Chlortalcium 0,133 Gr.
Chlornatrium 1,000 —
Schwefelsaure Talkerde 0,666 —
Schwefelsaure Kalkerde . . ' . . . 0,333 —
Talkerde (kohlensaure?) .... 0,500 —
Kieselerde 0,100 —
~2~732Gr.
Da das Thermalwasser stärkend und eröffnend wirkt,
so nützt es sowohl in den Affectionen von Schwäche und
Laxität der festen Theile, als in denen von Schärfe, zu
grofser Dickheit und Zähigkeit der flüssigen; auch kom-
men alle Schriftsteller über diese Bäder darin überein,
dafs sie gegen Nervenschwäche, verschiedene Lähmungen,
Anschoppungen der Unterleibseingeweide, Oedeme und
Hautwassersucht, harte und scirrhöse Geschwülste der
Milz und Leber, Chlorosis u. s. w. nützen. Auch heilen
und verbessern sie alte Wunden und Geschwüre und brin-
gen bei rheumatischen und gichtischen Leiden, so wie bei
allen Hautaffectionen herrliche Wirkungen hervor.
Don Juan de Dios Ayuda schreibt, nachdem er in seiner Ana-
lyse die Krankheiten, in welchen dieses Wasser als Getränk odör Bad
Kkkk2
1242
heilsam ist, angegeben hat, einige Regeln über die Art seines Ge-
brauchs vor. Er empfiehlt dort den au Infarcten Leidenden , das
frisch von der Quelle geschöpfte Wasser nüchtern oder eine Stunde
nach dem Genufse einiger Tassen Bouillon zu trinken, wenn die
Schwäche d%s Magens dies verlangt. Man soll in den ersten Tagen
2—3 halbe Qartiere trinken und diese Gabe aufsteigend bis zu Fünf
oder sechs erhöhen, indem man zwischen jedem Becher eine Zeitlang
auf- und abgeht. Nach fünf bis sechs Tagen fange man an, die Bä-
der der Königin zu gebrauchen, indem man sich hütet, in die Wanne zu
steigen, ehe die Wärme nicht bis auf 26 oder 2S Grad gesunken ist;
nach fünf bis sechs Bädern dieser Art soll man dann zum grofsen
Bade übergehen. — Man hält hier zwei Badesaisons: die erste vom
15. April bis 15. Juni, — die zweite vom 15. August bis 15. October.
Die Mineralquelle von Fuente de Piedra, einem zwei
Leguas von Antequera, drei Leguas von Estepona gelegenen, durch
die Besucher der Quelle im J. 1547 angelegten und jetzt 150 Ein-
wohner zählenden Orte.
Fuente de piedra (Steinquelle) heifst die hier befindliche Quelle
wegen ihrer Heilkraft gegen den Blasenstein ; sie entspringt an ei-
nem anmuthigen Orte zwischen zwei grofsen Granitbänken, die sie
im Süden bedecken und sich allmälig erheben, ohne doch Berge oder
Hügel zu bilden. Der Quellen sind mehre, doch wird die östlichste
am meisten gerühmt. Zu Philipps II. Zeiten wurde sie gefafst, wie
es noch eine Inschrift bezeugt. Auch war sie bereits den Römern
bekannt, was sich aus einem in Antequera aufbewahrten Denkmale
ersehen läfst.
Das Wasser ist klar, geruch- und geschmacklos und wird nnr
durch Kochen etwas styptisch ; es hat beständig 14° R. Temperatur,
zersetzt weder die Seife, noch färbt es das Silber. Eine Gasentwik-
kelung ist nicht bemerkbar.
Nach Ayuda enthalten sechzehn Unzen Wasser:
Chlorcalcium
Chlornatrium
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Talkerde (kohlensaure?)
Sand (Arena)
1.20 Gr.
Seit Jahrhunderten schreibt man dem Wasser die Kraft zu, die
Steinkraukheit zu heilen, eine Meinung, der Ayuda keinen hohen
Werth beilegt, obgleich er nicht ganz an dem Nutzen zweifelt, den
die Quelle bei diesem und anderen Leiden, wogegen sie gebraucht
wird, bei Hypochondrie, Anasarca, Leber- und Milz- Anschoppungen,
drei- und viertägigen hartnäckigen Fiebern, Kachexien und Versto-
pfungen der Weiber leisten könne.
1243
Die Bäder von Carratraca befinden sich eine
Laibe Legua von der Stadt Ardales oder Hardeles,
wonach sie auch genannt werden, welche fünf und eine
halbe Legua von Antequera, sieben Leguas von Malaga
liegt.
Die Bäder wurden erst 1460 bekannt, kamen aber wieder in Ver-
gessenheit, bis 1656 das Bassin erbaut wurde, desseu Spuren man
noch sieht. Vierzig Jahre später waren sie zahlreicher, als die von
Alhama besucht. Dann verfielen sie und bestanden nur noch aus ei-
nem schlechten Hof mit zwei Becken, dem einen für Älänner, dem
andern für Frauen. Einige Verbesserungen verschafften ihnen wie-
der neuen Ruf und zahlreiche Kurgäste, besonders weibliche, welche
hier vom '25. Juni bis 15. September baden.
Die Hauptquelle entspringt am Fufse eines nach Wes-
ten liegenden Felsens, der eine Art Dolomit zu sein scheint
und mit Gyps untermischt ist, mit einem beiusdicken Strahle,
vielem Geräusche und Blasen, gleich weifslichcn Fäden
oder Flocken. Im Becken ist es blaugrünlich und seSir
durchsichtig und man sieht nur jene Flocken darin schwim-
men, die wenn sie keinen Körper finden, sich daran zu
hängen, zur Oberfläche aufsteigen und dort einen an der
Lichtseite amaryllfarbenen Schaum bilden; wo das Was-
ser abfliefst, schlägt es überall ein so reichliches weifses
Sediment nieder, dafs man beim ersten Blicke oder wenn
man es in einem Gefäfse auffängt, leicht glauben könnte,
es habe seine Durchsichtigkeit verloren und sei milchig ge-
worden; aber es ist ganz klar und zeigt nur viele jener
erwähnten Flocken, so wie Luftblasen, die nach der Ober-
fläche aufsteigen; wenn man die Flasche bis zu starkem
Schäumen schüttelt, wird sie mit einem Knalle entkorkt.
Der Geruch nach Schlamm oder faulen Eiern ist so inten-
siv? dafs er selbst in ziemlicher Entfernung von der Quelle
Ekel verursacht ; Silber wird sogleich goldgelb, und schnell
schwarz gefärbt. Das frische Wasser schmeckt stark
nach Schwefel und etwas adstringirend und bewahrt die-
sen Geschmack, wie seine Durchsichtigkeit, selbst nach
dem Kochen. Es hat 14° R. Temperatur (nach Alibert
1244
15,5° R.) unil ist einen Grad schwerer als destillirtes Was-
ser: nach Alihert wie 10,014: 10,000.
Die mitgetheilten Analysen weichen sehr von einander
ab. In einem Pfunde Wasser sind enthalten:
nach Ayuda nach Capde-
(1798): vila:
Chlortalcium ..... 0,30 Gr. . 0,333 Gr.
Schwefelsaure Talkerde . . . 0,50 ~
Schwefelsaure Kalkerde . . . 0,80 —
Talkerde (kohlensaure?) . . . 0,80 —
Alaunerde . . . . . ....
Kieselsäure 0,10 —
1,333 —
1,000 —
0,500 —
2,50 Gr. 3,16b Gr.
Hydrothiongas sehr viel 9,0Kub.Z.
Kohlensaures Gas .... unbestimmt 3,5 —
Eine von Alibert mitgetheilte und von F. Simon auf sech-
zehn Unzen berechnete Analyse ergab:
Schwefelsaure Talkerde . . . . . 0,872 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . . . . 0,654 —
Chlortalcium ) ^ ^ic _
Chlorcalcium)
Kohlensaures Eisenoxydul .... 0,545 —
Alaunerde mit einer geringen Menge Talkerde 0,763 —
~3,052 Gr.
Kohlensaures Gas 2,802 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 22,470 —
Die Flocken sind nach Capdevila weich anzufühlen, zähe,
zwischen den Fingern schlüpfrig und so lange sie feucht sind, stin-
kend, trocken aber geruchlos, wenn man sie nicht reibt, in welchem
Falle sie zerspringen und nach Schwefel riechen. Fünfzig Grau der-
selben ergeben :
Reinen Schwefel 23,0 Gr.
Kohlensaure Talkerde 11,0 —
Kohlensaure Kalkerde 10,5 —
Thonerde . . . ... . . 4,0 —
Der innere und äufsere Gebrauch ist nach Ayuda
Ton Nutzen in der Hemikranie, Ophthalmien, Mund- und
Schlundgescliwüren , Husten , Heiserkeit und Blutspucken3
wenn weder Fieber noch Gefäfsdurchbrechungen vorhanden,
und die festen Theile nicht erschlafft sind, bei Schwäche
der Sinnesorgane, Zittern, Taubheit und Lähmung, Wahn-
sinn, Hypochondrie, Rhachitis, Dyspepsie, chronischer Gar-
1245
dialgic und schlechter Verdauung-, Verstopfungen der Ein-
geweide, Scropheln, Anchylosen, Oedeme, Anasarca, Asthma,
Scharbok und Harnleiden, Bleichsucht, Amenorrhoe und
Mutterblutflufs, Vorfall der Gebärmutter, weifscm Flufse
und ähnlichen' Ausflüssen von Schwäche der Faser, Laxi-
tät und Wärme, chronischem- Rheumatismus, Gicht und
anderen Schmerzen, so wie bei allen Hautleideu.
Zu meiden sind die Bäder bei starkem Habitus, Plethora der Ge-
fäfse, Erschöpfung aus allerlei Ursachen, besonders mit Fieber; von
Personen, die an Gefäfszerreifsuugen und ihren Folgen leiden oder ge-
litten haben, oder wo aus Entzündungen, Coutusiouen, Eiterungen und
Knochenbrüchen Geschwüre, Knoten und Verhärtungen entstandeu
sind oder irgend ein Gefühl von Schwere oder Schwäche eines Ein-
geweides der Brust, so wie von denen, welche durch Gefäfszerreifsung
in der Brusthöhle einen Blutsturz gehabt haben und in Folge dessen au
Aulage zu oder an bereits ausgebildeter Phthisis leiden, oder wo wegen
Athmungsbeschwerdcn auf Lungenschwäche oder Tuberkeln zu schlic-
i'sen ist; die an Polypen oder an Ohnmächten leiden, Geschwüre in
den Harnwegen, Wassersucht, Bauchwassersucht und Windsucht ha-
ben oder sich endlich im Zustande der höchsten örtlichen oder all-
gemeinen Schwäche oder Kraft befinden.
o
Alibert, precis historique a. a. 0. p. 598.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 46.
Die Bäder von Cäsar es befinden sich zwei Leguas von die-
ser im Bezirke von Malaga, zwischen hohen Abhängen, 7 Leguas von
Gibraltar und 6 Leguas von Ronda gelegeneu Stadt und werden auch
Fueutesauta oder Fuente del Duque (heilige oder Herzogs-
quelle) genannt, weil sie dem Herzoge von Osuna gehören oder weil
der Herzog von Arcos hier ein Hospitium errichtet hat. Die Quelle
entspringt am FuTse eines steilen Thoufelsens, am Ostrande eines
Flüfschens, das vom höchsten Theile des rothen Gebirges kommt.
Der Strahl des Wassers ist faustdick und wird in ein Becken gesam-
melt, von wo dasselbe in ein zweites übergeht; beide Räume aber
sind klein, schmutzig und mit Kork bedeckt.
Das Hospiz steht abgelegen von den Bädern auf dem andern
Ufer des Flüfschens, die darin befindlichen Krankenwohnnngen sind
leider sehr unbequem und schlecht eingerichtet. Auch ein Einsiedler
für die Jungfrau de los Dolores lebt liier. Aus der wüsten Gegeud
giebt es nur den schlechten Weg nach Casares, um Bedürfnisse her-
beizuschaffen.
Das Mineralwasser ist klar, kn\stallhell. riecht nach verfaulten
Eiern, welcher Geruch sich bei Zusatz von Essigsäure noch sehr ver-
stärkt, schäumet beim Schütteln in einer Flasche, doch ohne Knall
beim Aufpfropfen, schmeckt nach Schwefel, etwas udstriugircud ; er-
1246
bitzt verliert es Geruch und Geschmack, aber nicht die Durchsichtig-
keit. Silber wird im Quellwasser bald schwarz, im erhitzten aber
nicht. Das Gewicht gleicht dem von kaltem destillirtem Wasser, die
Temperatur ist beständig 13,5° R.
Es enthält nach Ayuda viel Hydrothiongas, etwas Kohlensäure
und in einem med. Pfunde an festen Bestandtheilen :
Chlorcalcium . . . , . . . 0,16 Gr.
Schwefelsaure Talkerde ..... 0,28 —
Schwefelsaure Kalkerde . . . - . . 0,40 —
Kohlensaure Kalkerde . , . . . 0,08 —
Kohlensaure Talkerde 0,20 —
Kieselerde 0,08 —
1,20 Gr.
Der innerliche und äufserliche Gebrauch dient bei chronischen
Rheumatismen, beim Zurücktreten derselben, Iufarcten, Rhachitis,
Skorbut, Scropheln, Anchylosen, Oedemen, Wunden und Hautkrankhei-
ten venerischen und andern Ursprungs, mit Ausnahme der Lepra.
Auch wird die Wirkung gerühmt bei Kachexien, Icterus, veralteten
Magenschmerzen, übler Verdauung, Husten, Hysterismus, Mutterblut-
flui's, Vorfall und Abortus, weifsem Flusse und anderen Säfteverlu-
sten, sowie bei den Fluxionen der Augen und Brust, Schwäche der
Sinne, Betäubung, Zittern und selbst Lähmung.
Nach Ayuda pafst die Heilquelle nicht für sehr geschwächte Sub-
jeete von laxer Faser, und für die Art ihres Gebrauchs ist es gut,
nicht allein zu baden, sondern auch zu trinken, womit diejenigen an-
fangen sollen, die an Säftefülle oder Iufarcten bei Laxität der festen
Faser leiden.
Da Casares sehr hoch liegt, so sind die Veränderungen des Wet-
ters sehr häufig, wonach man sich zu richten hat. Die Zahl der Bä-
der läfst sich nicht bestimmen, doch wird es gut sein, nicht über 20
bis 30 hinauszugehen, noch auch länger als eine Viertelstunde zu ba-
den; sind aber mehr Bäder nöthig, so unterbreche man den Gebrauch
mindestens auf einige Tage.
Die Bäder von Vilo befinden sich drei Leguas von Velez-
Malaga, sie wurden vor einem Jahrhundert entdeckt, und kürzlich wie-
der erneuert. Die hier entspringenden Schwefelquellen wurden schon
lange, trotz des Mangels an aller Bequemlichkeit, von den Umwoh-
nern mit grofsem Nutzen gegen Hautübcl angewendet. Seitdem sie
nun gehörig eingerichtet sind, hat man sie nicht allein in der erwähn-
ten Art von Krankheiten nützlich befunden, sondern auch bei lang-
samen Lähmungen und deren Folgen, bei Schwäche des Muskel- und
Nervensystems, bei passiven Blutflüssen, Anschoppungen der Bauch-
eingeweide, Geschwülsten, veralteten Geschwüren und andern Uebeln.
Gazeta de Madrid. 21. Juli 1829.
1247
Noch sind zu erwähnen die Mineralquellen von Aldeyre in der
Nähe von Granada und die von Calahorr ay 14 Leguas vou Gra-
nada, welche beide als Getränk benutzt werden.
Don Juan Ayuda, Examen de las Aguas medicinales de las
Andalucias. 3 Voll. Madrid 1798.
Ponce de Leon, Eusayo sobre las aguas de la Andalucia alta.
Malaga 1813.
6. Die Küsten-Provinzen:
a. Murcia:
Die Schwefelthermalquelle von Archena^
einem Flecken von 300 Einwohnern, am rechten Ufer der
Segura, vier Leguas von Murcia. Sie entspringt auf dem-
selben Ufer, \ Meile entfernt, am Fufse eines Berges der
Sierra de Ricote , genannt der Hirschsprung, in einem 2
Knb. Zoll dicken Strahle. In der Nahe und in gleicher
Höhe giebt es noch einige kleinere Quellen.
Verschiedene Denkmale zeugen dafür, dafs schon die Römer und
Araber diese Quellen hochschätzten. Vor 1778 waren sie ganz ver-
lassen, in diesem Jahre liefs der Orden von St Juan die meisten der
im J. 1815 vorhandenen Gebäude errichten, welche der Generallieu-
tenant Don Carlos Guillermo Doyle erweiterte, indem er, durch diese
Bäder hergestellt, von der Regierung die Mittel erbat, sie in besseren
Zustand zu versetzen, worauf sie zum Theil in ihrem alten Glänze
hergestellt wurden. Sie haben einen grofsen Ruf durch ganz Spanien
und werden zahlreich besucht. Die erste Badesaison dauert vom
1. April bis 23. Juni, die zweite vom 1. September bis Ende October.
Das Wasser ist klar, hell und durchsichtig, und er-
hält sich so in wohlverschlossenen Flaschen, wogegen es
in den Bassins sich schnell zersetzt und durch den Nieder-
schlag einer kalkigen Substanz mit einem Theile Schwefel
milchigt wird ; auch steigen Luftblasen vom Grunde auf,
die an der Oberfläche zerplatzen. Es ist vollkommen ge-
ruchlos am Qnellorte; sein Geschmack gleicht faulen Eiern,
ist aber zugleich etwas styptisch, wie von Säuren, seine
Temperatur ist 41,6° R. , nach Andern 45° Ft., — sein
speeif. Gewicht bei gleicher Wärme mit der Luft verhält
sich zum destillirten Wasser gleich 1,0000 : 1,0018.
1248
Die Analyse, welche Don Augustin Juan im J. 1815
anstellte, ward von Don Juan Alix 1818 bekannt ge-
macht. Das Wasser enthält in jedem Pfunde:
Wärmestoff nach der 80 th. Scala . v . . 42°.
Schwefelwasserstoffgas, wahrscheinlich durch den Kalk neutrali-
sirt und eine Kalk-Leber bildend, deren Gesammtgehalt unbekannt
ist 25 Kub. Z.
Kohlensaures Gas, über dasjenige, welches zur Sättigung der
durch Ausbauchung von Schwefelwasserstoffgas freiwerdenden Kalk-
erde dient . . . . . .... 86 Kub. Z.
Clilomatrium . 14 Gr.
Kohlensauren Kalk, aufser demjenigen, der sich
vielleicht bei Entweichung des Hydrothionga-
ses erzeugt . 10 —
Schwefelsaure Talkerde 4 —
Alix giebt eine analytische Darstellung der Krank-
heiten, wo das Tliermalwasser heilsam ist, und unterschei-
det zehn Abtheilungen:
1. Fieber- und schmerzlose Muskelschwäche; vollkom-
mene und unvollkommene Hemiplegie und theiiweise Läh-
mung.
Hiergegen werden allgemeine und örtliche Bäder in steigender
Wärme von 20—30° R. angewendet und das ßad ist von schneller
und erwünschter Wirkung.
2. Fieberlose Muskelschwäche mit Schmerzen; all-
gemeiner und örtlicher chronischer Rheumatismus.
Hiergegen werden warme Bäder von 16 — 24° R. angewendet und
sehr heilsam befunden.
3. Schwäche der Digestion, wohin Magenschwäche,
"Würmer, Cardäalgie, chronisches Magenweh mit und ohne
Erbrechen, chronische Kolik und andere unbedeutendere
Leiden gehören.
Hiergegen trinkt man das Wasser.
4. Uterinschwäche, Chlorose, Amenorrhoe, Menstrual-
Verhaltung und Abweichung, chronisch- atonische Uteriu-
schmerzen, Leukorrhoe und passive Menorrhagie.
Hiergegen wendet man Bäder von 22—26° R. an, deren Wirkun-
gen zwar nicht rasch, aber günstig sind.
1249
5. Gefäfssch wache, passive Hümoptysis, Ilümor-
rlioiden.
6. Fieberlose Nervenschwäche, vollkommene oder
unvollkommene Amaurosis, Taubheit, Harnsteine, Hysteris-
inus, Hypochondrie, Krämpfe, Zahn- und Ohrenschmerzen,
krampfhafte chronische Muskelzuckungen, Veitstanz, Epi-
lepsie, Asthma.
Hiergegen wirken allgemeine und örtliche Bäder von 30 — 35° R.
günstig.
7. Hautschwäche; Krätze, Flechten und Grind.
Hiergegen wird das Wasser als Getränk und Bad vou 1'2— 28° II.
mit hockst günstigein Erfolge benutzt.
8. Lymphatische Schwäche; Syphilis, Scrophulosis,
Wassersucht, lymphatische Verstopfungen, chronischer,
fieberioser Lungenkatarrh geringeren Grades, Anchylosen,
Bauchwassersucht, ßrustwassersucht und Wasserbruch.
Das Wasser wirkt als Getränk und Bad von 28—30° R. langsam,
aber günstig.
9. Fieberhafte Schwäche; drei- und viertägige Wcch-
selfieber, Zehrfieber von innerer Eiterung ohne syphiliti-
sches oder scrophulöses Grundleiden.
Hier braucht mau das Wasser als Getränk und Bad von 20 bis
30° R. steigend.
10. Oertliche unbestimmte Schwäche ohne Verletzung
eines allgemeinen Systems; veraltete Geschwüre der Ex-
tremitäten ohne innere Ursache, chronische Entzündungen
des Mundes von Merkur und anderen nicht syphilitischen
oder scrophulösen Ursachen, chronische Ophthalmien glei-
cher Art, chronische Rose ohne speeifische Ursache, chro-
nische Furunkelbildung nicht specitischer Art, Unterleibs-
verstopfungen, Gelb- und Schwarzsucht.
Hier mufs das Wasser nach der Natur des Leidens verschieden
angewendet werden.
Ign. Agula, Tiiermae Archeniacae. Murcia 1750.
J. Alix, memoria sobre las aguas mediciuales de Archunu.
Murcia 1818.
1250
Die Mineralquelle von Fortuna springt eine halbe Le-
gna von dieser mäfsig bevölkerten, 4 Leguas von Archena gelegenen
Stadt aus einer Felsenspalte armsdick hervor.
Das klare, etwas fade schmeckende und geruchlose Wasser
schäumt nicht, hat die Temperatur von 32° R. und soll Thonerde,
Salze, Harz und Eisen enthalten.
Man badet und trinkt mit Erfolg bei Lähmung, Taubheit der Glie-
der, Asthma, Dyspepsie, Krämpfen, Schmerzen, Blähungen, Schwäche
und Geschwülste der Gelenke, Oedem, Mageuschwäche und Unfrucht-
barkeit aus Schlaffheit.
Die erste Saison dauert hier vom 1. Mai bis 20. Juni, die zweite
vom 22. September bis 30. October.
Die Miner alquelle von Ferreira entspringt eine Achtel
Legua von diesem im Markisate von Zeneta gelegenen und 260 Ein-
wohner zählenden Flecken, am Abhänge des Gebirges in einem Strahle,
nicht dicker als eine Schreibfeder.
Das frischgeschb'pfte Wasser ist sehr klar, mit einigen aufstei-
genden Bläschen ; in der Flasche geschüttelt schäumt es, explodirt
aber beim Aufpfropfen nicht und riecht nur etwas dintenartig. Sein
Geschmack ist ebenfalls wie Dinte und etwas scharf. Gekocht wird
es geschmacklos, trüb, fad und pomeranzenfarben, auch bildet sich ein
gleichfarbiger Niederschlag im Quellbette. Die Temperatur ist stets
12° R. und die Schwere ein Grad (Beaume) über destillirtes Wasser.
Das Mineralwasser ist nach Ayuda ein einfaches Eisenwasser
und enthält in einem Pfunde:
Chlortalcium ... ,
0,64 Gr.
Chlornatrium
0,60 —
Schwefelsaure Talkerde . . . .
0,92 r-
Schwefelsaure Kalkerde ....
2,40 —
Kohlensaure Talkerde
0,32 —
Kohlensaure Kalkerde ....
0,24 —
Kohlensaures Eisen
0,46 —
Kieselsäure
0,44 —
6,02 Gr.
Da dieses Eisenwasser keine sehr reizenden und heftig wirkenden
Bestandtheile enthält, so dient es in allen Fällen, wo dergleichen mil-
dere Mittel angezeigt sind, vermag aber auch deswegen in hartnäk-
kigeren Formen nicht viel. Man kann es bei Hypochondrischen an-
wenden, wenn ihre Magenschmerzen, Appetitlosigkeit und Unverdau-
lichkeit, Erbrechen, Windsucht und Verstopfung frisch und leicht sind
und selbst bei höheren und veralteteren Leidenszuständen, sobald all-
gemeine Schwäche und Trockenheit vor der Anwendung stärkerer
Mittel warnt. Dasselbe gilt von Hysterischen bei Kachexie, Appetit-
mangel, Unterdrückung, Uebermafs oder Unordnung der Regeln, Nie-
ren- und Blasenleiden und überall wo es gilt, die testen Theile zu
stärken und einzuschneiden uud die flüssigen gelind zu verdünnen
und abzuleiten.
1251
Zur Vorkur tliut man wohl, verdünnende und temperirende Mittel
anzuwenden. Man fange mit zwei bis drei halben Gläsern au und
steige innerhalb einiger Tage bis auf sechs oder acht.
Noch werden in dieser Provinz angeführt: das Thermal wasscr
von Alhaina oder Aljama in der Nähe von Mtircia, das als Ge-
tränk benutzt wird, so wie das von Mula, welches in einer male-
rischen Gegend gelegen, schon von den Mauren benutzt wurde, für
aufserordentlich tonisirend gilt, die Temperatur von ^i0 R. hat und
mit Erfolg in scrophulösen Krankheiten und gegen alte Geschwüre
angewendet wird.
Ballauo, diccionn. de med. y cir. Madrid 1815. T. I.
6. Valencia:
Die Mineralquelle von Busot entspringt bei diesem klei-
nen, im Gerichtsbezirke von Valencia gelegenen Flecken und ist eine
Quelle von ausgezeichneten Heilkräften.
Das Mineralwasser ist hell, von stinkendem Gerüche, wie Schlamm,
und von unangenehmem Geschmacke. Weder seine ziemlich hohe
Temperatur noch sein speeifisches Gewicht sind hinreichend bestimmt.
Doch machte Serior Alcon im J. 1815 auf Befehl und Kosten der
Municipal-Junta von Alicante eine Analyse desselben bekannt, wor-
aus hervorgeht, dafs in jedem Pfunde Wasser 3 Kubikzoll atmosphä-
rische Luft und etwa 30 Gran von jedem der folgenden Salze: Kalk-
und Talk-Sulphat und Chlortalcium enthalten sind.
Es wird nur als Bad gebraucht, ist sehr wirksam gegen Versto-
pfungen, skirrhöse Lebergeschwülste, Milz- und Mesenterial-Anschwel-
luugen, Gliederschmerzen, befördert zurückgehaltene Ausleerungen,
vermehrt die Blutbewegung, den Appetit und die Hautthätigkeit und
wirkt bei Harnverhaltungen trefflich. — Es werden hier zwei Bade-
saisons gehalten: die erste vom 1. Mai bis 30. Juni, — die zweite
vom 1. September bis Ende October.
Die Thermalquellen von Villaviej a, einem am Ostab-
hange eines ausgedehnten Bergzuges, 6'/2 Leguas nordöstlich von
Valencia, 4 Leguas von Castellan de la Plana und 3 Leguas vom al-
ten Sagunt gelegenen Orte.
Hier sind zwei Arten von Thermen, die Caldas, die im untern
Theile der Stadt aus drei Röhren in stets gleicher Stärke entsprin-
gen, und die Brun n en quellen, welche die Einwohner in ihren
Häusern eingerichtet haben. Die letzteren werden zu Dampfbädern
uud nach dem Ahkühlen von den Einwohnern als Getränk benutzt,
die oberen aber werden in einen geräumigen, aber unangenehmen
Behälter eingelassen, der seit den ältesten Zeiten zum Baden gedient
hat, und in zwei andere Buder von schönem schwarzem Steine, die neu
1252
und bequem erbaut sind. Zuletzt sammelt sich das gauze Wasser in
ein Bassin zum Waschen der Wäsche und lagert hier einen frucht-
baren Schlamm ab. — Mau badet vom 15. Juni bis Ende October.
Das Thermalwasser ist hell, so schwer als destillirtes, mit ei-
ner Wärme von 24° R. im Frühjahre, doch im Winter etwas wär-
mer als die Atmosphäre. Die Brunnenquellen steigen bis 34° R. an
der Oberfläche.
Das Wasser enthält Kohlensäure und Schwefel, in den Brunnen
auch schwefelsauren Kalk.
Die Caldas sind hochberühmt, erregen Schweifse, Urin, Leibes-
öffnung, sind auflösend, antihypochondrisch, stärkend und Appetit er-
regend. Man bedient sich ihrer mit Nutzen yt diesen Zwecken als
Getränk und braucht die Bäder gegen Lähmung, Nervenschwäche
und Hautkrankheiten. Bei Lähmungen mit Steifigkeit ist das Wasser
der Brunnen vorzuziehen.
Noch sind zu erwähnen die Mineralquellen von EnsegureS)
in der Nähe von Villa-Franca, die klar, im Sommer kalt, im Winter
lauwarm sind und als die Diuresis beförderndes Mittel besonders ge-
gen Harnverhaltung angewendet werden; — die Fuente Santa
genannte Quelle, die einzige auf der Insel Mallorca, welche nach
Ballard Schwefelwasserstoff- und kohlensaures Gas, Stickstoff^
Schwefelnatrium, schwefelsaures Natron, Chlornatrium, Chlortalcium
und Spuren von kohlensaurem Natron, so wie eines an Kali gebun-
denen Salzes enthält; — endlich viele So Ölquellen, die zu Sali*
nen benutzt werden, wie die Salines de Manuel in der Nähe von
San Felipe, und die dem Salzfelsen von Pinoso, drei Leguas
von Monovar, entquellenden Salzquellen.
Cavanilles, observ. sur Thist. nat« du roy. de Valence. Ma-
drid 1745. T. I. p. 80.
Annales des Sciens. nat. T. X. p. 426.
asUinmi1BBB*&3***~"
B. Die Heilquellen Portugals.
1. Galizisches Gebirge:
a. Entre Mino e Douro:
JL-sie Thermalquellen von Caldas de Gerez entspringen
bei diesem sich immer mehr vergröfsernden Orte, in einem äufserst
romantischen, von vielen Flüssen bewässerten Thale in dein Gebirge
von Gerez.
Da die Gegend sehr rauh ist, so wohnen die Einwohner im Win-
ter in Tillar de Veiga und kommen im Mai wieder, wo sich die Bade-
gäste einzu6nden anfangen. Letztere finden indessen hier nichts als
leere Wände : für Tische, Stühle und alles Uebrige müssen sie selbst
sorgen.
Die Thermen entspringen an der Ostseite des Ortes aus Granit-
felsen. Man unterscheidet vier Hauptquellen, über deren jeder ein
Haus errichtet ist, in dessen Mitte eine ausgemauerte Vertiefung zum
Baden sich befindet. Nur eine Person badet auf einmal; statt der
Thür dient ein Vorhang: ist dieser niedergelassen, so ist das Bad
besetzt. — Das zum Trinken bestimmte Thermahvasser wird unmit-
telbar am Ursprung der Quelle geschöpft.
Das Thermalw asser ist sehr gasreich, scheint aber wenig fremde
Bestandteile zu enthalten. Nach Tavares soll es sich von allen
in Portugal und anderwärts bekannten auf höchst eigenthümlicbe
Weise unterscheiden. Die Temperatur wird von Ali her t zu 50° R ,
von Link nur zu 40° R. angegeben.
Man badet vom Juni bis August, während welcher Zeit die Hitze
im Thale sehr grofs ist. Man trinkt das Tliermalwasser nüchtern,
geht dann spazieren und badet später; — gegen Abend wird noch
einmal gebadet oder noch einmal Thermahvasser getrunken.
Link, Reise a. a. 0. Tb. II. 'S. 82.
1254
In dieser Provinz werden von Tavarfes und nach ihm von Ali-
bert noch folgende Mineralquellen aufgeführt: die von Moncao
bei Ucana, eine gasreiche Therme von 34,5° R., — die von Pa-
dreiro bei Ucana, ein kaltes Schwefelwasser, — Caldellas de
Renduse bei Ucana, eine sehr besuchte, eisenhaltige Schwefeltherme
von 25,2° R., — die von Braga, ein kaltes eisenhaltiges Schwefel-
wasser, — San Antonio da» Taipas oder Caldas das Tai-
pas bei Guimaraens, eine Schwefeltherme von 26,2° R, — Cal-
das bei Guimaraens, ein Schwefelwasser, — Canavere s bei Gui-
maraens, eine Schwefeltherme von 27,2° R., — die von Guima-
raens, eine Schwefeltherme von 47° R,, — die von Enire Rio 8
bei Penafiel, ein kaltes an Schwefelwasserstoffgas reiches Schwefel-
wasser, — so wie die schwachen Eiseuwasser von Guimaraens
und Amarante.
6. Traz os Montes:
Die Thermalquellen von Chaves, welche schon zu der
Römer Zeiten benutzt wurden, die Temperatur von 49° R. haben und
an Gasen, Chlornatrium und kohlensaurem Natron reich sind, — die
von Carlao oder Caldas de Favaios, C. de Porr ae s, C. de
Murca bei Villa- Real, an Schwefelwasserstoffgas und Eisen reiche
Thermen von 27° R., — von Ponte de Cavez bei Villa- Real, ein
Schwefelwasser von 19° R., von Rede de Corvaceir a, Moledo,
Pana guiäo, bei Villa-Real, Schwefelwasser von 29,5° R.3 — von
Pedros Salgadas bei Villa-Real, eine kalte Soolquelle.
2. Sierra Estrella.
Beira:
In der Nähe von Lamego die Mineralquelle von Aregos, eine
schwach hepatische Therme von 49° R., — in der Nähe von Pinhcl:
die Fönte Santa, ein kaltes Schwefelwasser, die von Almafala,
eine kalte Soolquelle, die von Ranhados, eine Schwefeltherme von
33,5° R., — die von San-Jorga bei Feira, eine kalte Schwefel-
quelle, — die von Prunto, auch Azenha oder Vinha da Rainha
genannt, bei Coimbra, ein Schwefelwasser von 25,5° R, — von Un-
haes da Sarra bei Guarda, ein Schwefelwasser von 24,8° R, —
in der INähe von Viseu: die von Ale a fache , viel besucht, eine
Schwefeltherme von 29,5° R., — von Canas de Senhorim, ein
salinisches Schwefelwasser von 27,2° R., — von Carvalhal, ein
Schwefelwasser von 29,5° R., — von Santa- Ge mil oder Lagio sa,
eine Schwefeltherme von 39,2° R., — von San Pedro Dosul, eine
Schwefeltherme von 54° R., — die von Santa Cambadäo bei Ar-
ganil, ein kaltes saliuisches gasreiches Schwefelwasser, — in der
Nähe von Castel Branco: die von Alpreada, eine kalte Schwefel-
quelle, von Penagareia oder Caldas de M onsortinho, ein
indif-
1255
indifferentes Wasser von 16° It., von Pcnamacor, ein Schwefrl-
wasser von 16° R., von Rapoila de Coa, eine salinisclie Schwe-
feltherme von 29,5° R.
3. Mündungsland des T a j o.
Estremadura:
Die Räder von Caldas da Rain /ia. Dieser zwi-
schen Leyria und Lissabon gelegene, von letzterer Stadt
fünfzehn Leguas, von Obidos eine Legua und nur zwei Leguas
von der See entfernte Marktflecken ist das vorzüglichste
und am häufigsten gebrauchte Bad Portugals.
Man hadet hier gemeinschaftlich, meist zu zwölf Personen. Die
Bäder werden des Morgens in einem grofsen unterirdischen Bassin
genommen, wohin nur ein spärliches Licht von oben dringt. Es exi-
stiren zwei solcher Bassins für das weihliche und andere abgeson-
derte für das männliche Geschlecht. Das warme Wasser quillt in
den Bassins aller Orten aus einem schönen klaren Sande hervor,
und reicht einer erwachsenen Person bis unter die Arme, wenn man
darin sitzt. Neben dem Bade ist ein kleines Zimmer zum Aus- und
Ankleiden, auch sind Badewärter und Wärterinnen vorhanden. Ist
das Bad von Badenden leer, so läfst mau es bis auf den Grund ab,
und in wenigen Minuten ist es wieder angefüllt.
Ursprünglich war dieses Bad nur für die Kranken eines Hospi-
tals bestimmt, und die Chronik sagt darüber folgendes : Die Königin
Donna Lconora, Gemahlin des Königs Joao II., kam 1495 auf einer
Reise von Obidos nach Batalha an den Ort, wo jetzt das Brunnen-
haus steht, und sah daselbst eiuige kranke Personen, die sich in ei-
nem Sumpfe badeten ; sie erkundigte sich, weshalb sie hier badeten,
I und erfuhr, dafs das Wasser gegen verschiedene Krankheiten Heil-
kraft habe. Die Königin, welche damals an eiuer bösen Brust litt,
: liefs sich sogleich von dem Wasser bringen, und wusch die Brust
damit, was ihr aufserordentlich wohl that. Sie benachrichtigte da-
von den König, und dieser befahl die Errichtung eines Monumentes
daselbst, was noch existirt. Die Königin wurde darauf durch meh-
rere Bäder von ihrem Uebel befreit, und liefs später an dieser Stelle
ein Hospital für Arme errichten ; auch bewog sie den König Don Ma-
nuel hier eine kleine Ansiedelung von 30 Häusern zu bauen mit der
Befreiung der Einwohner von allen Abgaben. — Mit dem Tode der
Königin wurde nun nichts mehr auf dieses Etablissement verwandt.
Erst als König Don Joao V. hier Bäder nahm und Alles im gröfsten
Verfall fand, liefs derselbe grofse Verbesserungen machen, und im
Jahre 1747 Alles so einrichten, wie man es heut zu Tage findet. In
der Brunnenhalle führt links eine Thüre in die Apotheke, rechts der
Gang zu den zwei Bädern der Männer; in der Halle selbst sind die
111. Theil. Llll
1256
verschiedenen Eingänge zu dehn Hospital der Männer und der Frauen,
so wie auch zu den zwei Bädern der Frauen, in der Mitte die Hos-
pitalkirche. Ein Jahr ins andere werden in beiden Hospitälern 2000
Kranke aufgenommen, welche in sechs grofsen Sälen vertheilt sind ;
die Reconvalescenten wohnen in einem andern Gebäude, welches im
Jahr 1706 von einem gewissen Mattos e Souza fürs allgemeine Beste
gebaut wurde. Jeder Krankensaal hat seine eigenen Wärter und Wär-
terinnen, und es werden hier nur solche Kranke aufgenommen, für
welche das Wasser heilsam sein kann.
Die Badezeit beginnt mit dem 15. Mai und endigt mit dem 30.
Oct Da es Ton geworden ist, die heifsen Tage des Jahres in Cintra
zuzubringen, und von da nach Caldas zu gehen, so ist die Gesellschaft
im Herbste hier am glänzendsten. Während der Saison mufs der Brun-
nenarzt, der gewöhnlich in Lissabon wohnt, hier sein.
In der Instruction des Arztes ist vorgeschrieben, dafs er sein
medizinisches Journal in einem dazu bestimmten Buche in lateinischer
und portugiesischer Sprache führen, und keine Bezahlung erhalten
soll, wenn er diesem nicht gewissenhaft nachkommt.
Die Mineralquellen, deren man eine Trinkquelle und
drei andere, welche das Wasser zu den Bädern liefern,
unterscheidet, entspringen nach Link aus rotheui Sand-
stein, der auf Steinkohlen lagert. Nach neuern Nachrich-
ten ist das Gestein der nächsten Umgehung* Urkalk und
Uebergangskalk : der erstere„ist sehr krystallinischer Struc-
tur und giebt beim Reiben einen stinkenden schwefelarti-
gen Geruch von sich, wie der Pentelische Marmor; der letz-
tere ist Lucullit. Das Thermalwasser hat 26 — 27° R. Tem-
peratur, das speeifische Gewicht ist 1,005.
Die chemische Analyse des Wassers ergab nacl
Withering in sechzehn Unzen:
Kalkerde . 1,500 Gr.
Bittererde . . . . . . . 0,437 —
Hepatisirtes Eisen 0,250 —
Thonerde . . . ... . . 0,132 —
Kieselerde 0,094 —
Chlortalcium 8,000 —
Selenit 5,500 —
Glaubersalz 8,000 —
Chlornatrium . 18,500 —
42,413 Gr.
Kohlensaures Gas 0,031 Unzen-
Schwefelwasserstoffgas . . . . 0,781 maafs.
1257
Nach einer von F. Simon mitgeteilten Analyse von Ren nie
enthalten sechzehn Unzen :
Schwefelsaures Natron 4,5S5 Gr.
Schwefelsaure Talkerde 1,417 —
Schwefelsaure Kalkerde . ... . . . 3,417 —
Chlornatrium 8,904 —
"18,323 Gr.
Nach einer Untersuchung, welche neuerdings Murray angestellt
hat, enthält es Schwefelwasserstoffgas, schwefelsauren Kalk, Chlor-
natrium, Chlormagnesium, mit sehr viel Jodine und etwas Brom.
Das Thermalwasser wird innerlich und äufserlich ge-
braucht: als Getränk als tonisches Büttel, als Bad gegen
Rheumatismus, Syphilis und Scropheln. — Gut verkorkt
in undurchsichtigen Flaschen wird es auch stark nach Bra-
silien verführt.
Joaq. Ign. de Seixas Brando, memorias dos annos de 1775
a 17S0 parca sevirem de historia a analysi e virtudes das agoas ther-
maes da villa das Caldas da Rainha. Lisboa 1781.
Fr. Tavares, Advertencias sobre os abusos e legitimo uso das
agoas mineraes das Caldas da Rainha. Lisboa 1791.
Guilh. Wit bering, analysi chimica da agoa das Caldas da
Rainha. Lisboa 1795. (Auch Englisch.)
Annales de chemic. T. XXV. p. 180.
Link, Reise a. a. 0 Th. II. S. 4.
Froriep's Notizen. Bd. XXVIII. S. 21C.
Das Ausland. 1837. 7. Mai Nr. 1'27.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 196.
Ferner werden in dieser Provinz namhaft gemacht: in der Nähe
von Leyria: die Mineralquellen von Leyria, ein indifferentes Tlier-
malwasser von 20° R., von Monte Real, ein salinisches Schwefel-
wasser von 15,2Ö R., — in der Nähe von Alcobaga : die von Miorga^
eine salinische Therme von 22,5° R., von Povea de Coz, eine in-
differente Therme von 20° R., — in der Nähe von Torres Vedras :
die von Cascaes oder Esloril, einem Lustschlosse an der Mün-
dung des Tajo, ein salzhaltiger Gesundbrunnen von 23° R., von Tor-
res Vedras, sieben Leguas von Lissabon, eine saliuisch - eisenhal-
tige Therme, welche am Fufse von Kalkhügeln entspringt, von 35° R.,
von Agua Santa de Vimeiro, ein schwach salinisches Wasser
von 21° R., — in der Nähe von Alemquer: die von G aieiras,
eine Schwefeltherme von 26,5° R., von Ri o-Real, ein Schwefel-
wasser von 19° R., — die von Lissabon oder Banos do Du-
que, acht gasreiche Schwefelquellen von 24 — 14,5° R,, von denen
die wärmste do Duque, die kühlste Bica de Capato heifst, — von Bei"
las oder Agoas Bellas, unweit Lissabon nach Cintra zu, nieh-
Llll 2
1258
rere starke, aber gasatme Vitriolquellen, mit dürftigen Einrichtungen
zu ihrem Gebrauche, — von Alhandra, bei Riba-Tejo, eine kalte
Salinische Schwefelquelle.
4. Sierra Estremadura.
Alentejo :
In der Nähe von Portalegre: die Mineralquellen von Aaez, Ga-
fete oder T olosa, von Maria- Vieg as und von Portat egr e,
sämmtlich kalte gasreiche Schwefelwasser, — in der Nähe von Crato :
die von Gaviao, ein au Schwefelwasserstoffgas reiches kaltes Ei-
senwasser, von Monte de Pedra, ein kaltes gasreiches Schwefel-'
wasser, — die von Önguella bei Elvas, ein kaltes gasreiches Koch-
salzwasser, — von Cabeco de Vide in der Nähe von Avir, ein
schon im Alterthum bekanntes, gasreiches Schwefelwasser von 21,5° R.,
das am westlichen Abhang eines aus Marmorbänken und Kalkstein zu-
sammengesetzten Berges entspringt und nach von Almeida Pinto
im J. 1821 angestellten Versuchen Schwefelwasserstoffgas, kohlensaures
Natron und kohlensaure Talkerde enthält, — in der Nähe von Ourique :
die von Alsustrel, ein kaltes Kochsalzwasser, und von Mertola
oder Agua do Pego de San Damingos, ein kaltes Eisenwasser.
5. Siera Monchique»
Algarve:
Die Bäder von Monchique befinden sich in einer geringen
Entfernung von dieser kleinen Gebirgsstadt in der Sierra Monchique,
in einer wilden, gebirgigen, wenig angebauten Gegend. Ein steiner-
nes Badehaus dient zu Bädern und Wohnungen für Kurgäste: es
enthält vier dunkle Badezimmer, jedes für zwei Personen eingerichtet.
Die Quellen, weiche aus grau-weifsem Granit entspringen, sind
geruch - und geschmacklos, sind reich an Schwefelwasserstoffgas und
haben die Temperatur von 27° R.
Die Min er a lau eile von Tavira, den vorigen sehr ähnlich,
hat die Temperatur von 20,5° R.
Bulletin des sc. m6d. 1824. T. I. p. 156. T. III. p. 184. 1829.
F6vlier p. 330.
Mem. da acad. real das scienc. de Lisboa. T. VIII. Part. 2.
Alibert, precis historique a. a. 0. p 590 ff.
Jos. Pinto Rebello3 las agoas mineraes de Longroiva, Coim-
bra 1821.
Siebente Abtheiluim*.
&•
Die Heilquellen Grofsbritanniens.
G,
eo graphische Uebersicht. Die Lage der bri-
tischen Inseln ist eine höchst ausgezeichnete und vortheil-
hafte. Nur durch einen schmalen Meeresarin vom Fest-
lande getrennt, tragen sie einerseits mehr den Charakter
einer Halbinsel, während sie andrerseits durch ihre isolirte
Stellung so wie durch die ungemeine Ausbildung ihrer Be-
wohner das natürlichste Verbindungsglied Europa's mit
den übrigen Erdtheilen geworden sind. Zugleich gewährte
die grofse Ausdehnung der Inseln Raum genug mehr als
ein zahlreiches Volk zu beherbergen, und die günstige
Gestaltung des Bodens so wie ihre natürlichen Reichthü-
mer gaben Mittel in Menge, Gewerbfleifs und Handel zu
begünstigen, ja sie auf eine Weise, einzig in ihrer Art zu
erweitern.
Denn nirgend zeigen sich überhohe Gebirge ; an leicht
durchgehbare, nur niedere oder mittelhohe Berghöhen leh-
nen sich weite fruchtbare Ebenen, von zwar kurzen, aber
tiefen, wasserreichen Flüssen durchzogen, die an ihren
Mündungen bequeme Führten bilden. Nur der Westen von
England zeigt Bildungen von Gebirgsland, namentlich im
Süden und Norden des Bristoler Kanals. Dort sind es
die breiten, öden Granitrücken von Cornwallis, die
höchstens bis 1600 F. aufsteigen, an ihren Nordabfällen
stark angebaut sind und deren reiche Zinngruben zuerst
die Aufmerksamkeit der Fremden auf England zogen ; hier
sind es die Granitrücken von Wales, der englischen
1262
Schweiz, dje im Snowdon 3500 F. Höhe erreichen, deren
Gehänge jetzt kahl und baumlos erscheinen, und die sich
nach einer breiten Senkung von neuem in Westmore-
land und Cumberland südlich von der Solway-Bay zu
einem seenreichen pittoresken, vielbesuchten Berglande er-
heben. Dieser letzten Gruppe gegenüber steigen jenseit
des Eden schroff und steil in 2000 F. hohen Wänden die
Kalksteinketten des Peakgebirges oder der pennini-
schen Kette auf, die südlich in dem an Naturschönhei-
ten reichen Derbyshire zum Trent allmäläg in die Ebene
sich verlaufen und durch ihre zahlreichen Quellen, Schluch-
ten und Höhlen ausgezeichnet sind.
Der ganze übrige, ungleich gröfsere Theil von Eng-
land gehört der Form des Tieflandes an, das durch Hö-
henzüge von nur untergeordneter Art, die dem Kalkstein-
gebilde angehören und nicht viel über ein halbes Tausend
Fufs aus der Ebene sich erheben, in verschiedene Reviere
getheilt ist. Den Hauptzug der Art sehen wir von der
Mündung der Severn quer hinüberreichen zur Mündung des
Huinber, dessen steiler Westabfall zur Severn, den bei-
den Avon und zum Trent gerichtet ist, und der sein Nord-
ende erst jenseit des Humber in Yorkshire erreicht. Zwi-
schen ihm und dem vorhin erwähnten Gebirgslande liegt
eine 5 — 10 Meilen breite, 2 — 400 F. hohe, fruchtbare Sand-
stein-Ebene, in welcher die reichen Kohlenlager beginnen,
welche den Abhang des höheren Gebirgszuges begleiten,
und die dadurch noch an Wichtigkeit gewinnen, dafs in
ihnen überaus reiche Eisenwerke sich vorfinden. — Nach
Osten hin flacht jener Zug sich allmälig zum Meere ab,
an dessen Küsten, namentlich um den Wash das sumpfige
Land (Fenns, Nord- und Süd-Holland genannt) kaum das
Meer überragt und nur durch hohe Dämme gegen die
Wogen geschützt wird. An der Südküste wird diese Ebene
durch einen ebenfalls nur niedrigen Zug, der Kreideforma-
tion angehörig, (Downs genannt) eingeschlossen, der hier
eine ganze Reihe von vortrefflichen Häfen bildet, und des-
1263
sen Rücken zwar meist nackt und trocken sind, aber hin-
reichende Weide für zahlreiche Schafheerden gewähren.
Ein zweiter etwas nördlicher liegender Zug von derselben
Bildung zweigt sich bei Bath von den Hochflächen Corn-
wallis' ab, und wird auf seinem Streichen nach Nordost
von der Themse durchsetzt 5 er endet in dem Vorsprunge
von Norfolk an der Ostseite der vorhin erwähnten Fenns
um den Wash.
Die penninische Kette erhebt sich je weiter nach Nor-
den immer höher und schliefst sich dann meist öden Schicfer-
gebirgs-Hochflächen an, von denen nach Osten der Grenz-
flufs zwischen England und Schottland, der Tweed, herau-
fliefst, und die wir hier mit dem einen Namen „Cheviot-
Gebirge" zusammenfassen. Nach Schottland hinein zer-
spalten sie sich in einzelne Züge, aus denen Basaltkegcl
sich erheben und die in die schottischen Lowlands abfal-
len, die sich weit nach Nordost verlängern, etwa nur 150
Fufs Höhe haben und in denen der Glasgower Kanal die
Meerbusen des Forth und Clyde verbindet. Weiter nach
Norden steigen schroff und steil die Urgebirgsmassen
der schottischen Highlands auf, die bis zum Cap Wrath
reichen, und durch die merkwürdigen langgestreckten Seen
(Lochs), so wie durch die auffallende Zerschnittenheit der
Westküsten sich auszeichnen. Das kahle, felsige ßerg-
land bildet ein wildes Gewirr von Höhen, in deren Laby-
rinth man sich schwer orientiren kann, ist selten mit Wal-
dung, meist mit Moor und Gestrüpp bedeckt und zeigt nu?
spärlichen Anbau. Ein schmales lang gestrecktes Thal,
in welchem der Loch Nefs liegt, und durch das der cale-
donische Kanal vom Murray zum Liunch- Busen hinaus-
führt (an letzterem meilenweite Strecken mit Puddingstonc
bedeckt) , trennt die nördliche von der südlichen Hälfte,
welche letztere mit dem Namen des „ Grampian-Gebir-
ires" bezeichnet wird.
Noch schärfer als in England ist in Irland der Cha-
rakter der Tiefebene ausgeprägt. Der ganze mittlere,
1264
gröfsere Theil dieser Insel erreicht nur 300 F. Höhe und
ist an der Nord- und Südküste von kleineren Bergrevieren
umsäumt, welche durch Flufsthäler von einander getrennt
sind, und die namentlich an der INordostecke Basaltbildun-
gen zeigen. (Der Riesendainm, giants causeway).
Ganz vom Meere umgeben , bei bedeutender Länge
nur schmal, haben die britischen Inseln vollkommen oceani-
sches Klima. Die Winter bringen nicht die Kälte, die
Sommer nicht den Wärmegrad, den die unter gleichem
Parallel liegenden Länder des Continents haben. Daher
so wie wegen der häufigen dicken Nebel das saftige, kräf-
tige Grün des Bodens und das schon im Alterthum auffäl-
lig bemerkte frühe Keimen und späte Reifen; daher die
auffallende Erscheinung, dafs im südlichen England die
Myrthe gedeiht und selbst die Orangen bei einiger Für-
sorge im Freien grünen, während der Wein und viele Obst-
arten nicht zeitigen. Auffallend von einander verschieden
ist der Osten und Westen. Beide haben zwar häufig Re-
gen, (die Regenmenge beträgt 30 — 60 Zoll), doch vorzugs-
weise die Westseite, die auch weit weniger dem Kornbau
günstig ist, so dafs die Ostseite von ihrem reichen Ertrage
an Weizen der Westseite abgeben mufs , ein Verhältnifs,
das in Schottland noch schärfer hervortritt, weil hier neben
der nördlicheren Lage die Beschaffenheit des Hochlandes ein
wesentlich rauheres Klima hervorbringen mufs. Die Wäl-
der Englands und Irlands bestehen aus Eichen und Buchen,
die im nördlichen Schottland den Kiefern und Birken wei-
chen müssen.
Auch auf diesem Gebiete fehlt es nicht an den Phä-
nomenen eines im Innern der Erde thätigen vulkanischen
Prozesses, und zwar hängen dieselben, nach v. Ho ff 's*)
Yermuthung, von einem besonderen Erschütterungskreise
ab, der seinen Mittelpunkt in Island hat und sich von hier
aus ziemlich weit erstreckt, wie die Spuren altvulkanischer
») v. Hoff a. a. 0. Tb. II. S. 394.
1265
Bildungen, die auf einer Linie von Island über die Faröer,
Schottland und die Hebriden , nach Irland und bis in die
Urgebirge von England, selbst bis in die Bretagne (vergl.
S. 650) wahrzunehmen sind : eine Ansicht, die nicht we-
nig dadurch unterstützt wird, dafs unter den Erderschütte-
rungen, die man in Schottland, England und Nordfrank-
reich bisweilen empfunden hat, eine verhältnifsmäfsig nicht
kleine Zahl mit den Erdbeben und vulkanischen Ausbrü-
chen auf Island der Zeit nach wirklich zusammenfällt.
Werfen wir in Beziehung hierauf einen kurzen Blick
auf die Beschaffenheit der Gebirge Grofsbritanniens und auf
die Erscheinungen in denselben, welche zur Klasse der
vulkanischen gehören, so sind die Faröer Inseln ganz ba-
saltisch, und wenn auch die Shetländischen Inseln, welche aus
einer Kette von Urgebirge bestehen — Glimmerschiefer,
Granit und Gneus, an den niedrigen Punkten vornehmlich \on
einer mächtigen Ablagerung alten Sandsteins bedeckt, wo-
bei aber auch Basalt und Wacke, selbst Bimsstein vor-
kommt — nicht geeignet sein sollten, die Kette des vul-
kanischen Bodens zwischen den Faröer und Grofsbritannien
zu ergänzen, so treten doch ihre Glieder in Grofsbritannien
selbst genugsam hervor. Diese grofse Insel nämlich ent-
hält Züge von Urgebirge und die Basaltformation in gro-
fsem Maafsstabe und mit den interessantesten Erscheinun-
gen, unter denen für unsern Zweck besonders die warmen
Quellen und mineralischen Wasser hervorzuheben sind.
Schottland besteht in seinem nördlichen Theile zur grö-
fsern Hälfte aus Urgebirge; eben so die westliche Reihe
der Hebriden. Zwischen diesem doppelten Zuge von Urgebir-
gen liegt in gleicher von Norden nach Süden sich erstrecken-
der Richtung eine Reihe von zum Theil grofsen Inseln, in
denen die ßasaltformation mächtig und mit merkwürdigen
Erscheinungen hervortritt. Die Reihe fängt mit einigen
kleinen Inseln nördlich von Sky an und geht durch die In-
sel Rathlin auf die nordöstliche Spitze von Irland über, wo
sie den berühmten Giants-Causeway bildet. An einigeu an-
1266
dern Puncten Schottlands und in mehreren Theilen Eng-
lands zeigt sich die Basaltformation in minder grofsen
Massen, aber in der merkwürdigen Art, dafs sie, Gängen
gleich, andere Gebirgsschichten zerreifst und durchsetzt.
Das Urgebirge bildet eine grofse Masse mitten in Irland,
und durchsetzt England in einem mehr oder weniger zu-
sammenhängenden Zuge von Whitby auf der Küste von
York an bis zu der granitischen Südwestspitze L;andsend.
Von den in Grofsbritannien vorkommenden Mineralquel-
len, die übrigens in diesem Lande weniger häufig sind als
in andern europäischen Gebirgsländern, gehören nur wenige
dem Urgebirge an, die meisten entspringen in dem mit
basaltischen Gebirgsarten in einer eigenthümlichen Verbin-
dung stehenden englischen Steinkohlengebirge.
Hierher ist auch zu rechnen die Entwicklung einer beträchtli-
chen, ununterbrochen fortströmenden Menge entzündbarer, mit gelber
Farbe brennenden Luft, welche bei Bedlay, sieben Meilen nordöst-
lich von Glasgow, längs dem Ufer eines kleinen Baches, so wie aus
mehreren Kalkgruben, iu deren Nachbarschaft Steinkohlenlager einge^
streut sind, wahrgenommen wird. Nach Thomson' s Versuchen
(Edinburgh Journ. of Sciences. Juli 1829.) besteht diese Luft aus
87,5 Vol. Kohlenwasserstoffgas und 12,5 Vol. atmosphärischer Luft.
Er empfiehlt dies Gemisch, insofern dessen specif. Schwere nur 0,6109
beträgt, zur Füllung von Luftballons und nicht minder zur Strafsen-
beleuchtung, bemerkt indessen, dafs es nicht ganz so hell wie ölbilden-
des Gas brennt, indem des letzteren Lichtglanz durch den ihm bei-
wohnenden Autheil von Naphthadunst erheblich verstärkt werde.
Die Mineralquellen Grofsbritanniens zeichnen sich im
Allgemeinen durch ihren Reichthum an festen Bestandthei-
len aus 5 die Mehrzahl derselben gehört der Klasse der
Eisen- und Schwefelwasscr an, auch finden sich einige
bedeutende Kochsalzquellen, so wie Bitterwasser ; dagegen
von alkalischen Mineralwassern nur Malvern und von
Glaubersalzwassern nur Bath hierher gerechnet werden
kann. An eigentlichen Säuerlingen scheint es ganz zu
fehlen : die sonst mit den deutschen berühmten Quellen die-
ser Klasse verglichenen schottischen Mineralwasser müssen
eher andern Klassen zugezählt werden , da sie, vielleicht
mit Ausnahme von St. Ronan's Well, nicht die überwie-
1267
gcnde Menge von kohlensaurem Gase besitzen, welche
den Charakter der Säuerlinge bedingt.
Bei der auffallend beschränkten Zahl der englischen
Thermen, unter denen Bath die heifseste ist, ist doch die
diesem Lande eigenthümliche Gruppe von Warmquellen-
bildungen hervorzuheben, welche in dem Wasser von Bath
eine Wärme von 37° R. erreicht, in dem von Buxton schon
auf 22° R. und in Bristol bereits auf den lauen Wärmegrad
von 18° R. herabgesunken ist, während zugleich auch der
Gehalt an festen Bestandtheilen , der in dem Wasser von
Bath 15 Gr. im Pfunde betrug, sich in dem von Bristol
um zwei Drittheile (bis auf 5£ Gr.) vermindert hat.
Lieber das Vorkommen von Jod und Brom sei hier
nur erwähnt, dafs Daubeny in mehreren Quellen und
verschiedenen Mineralwässern Englands, welche abführende
Salze enthalten, auch Jod gefunden hat, wie in dem Mi-
neralwasser von Cheltenham, Leamington, Gloucester,
Tewkesbury, während nach demselben Brom sich in allen
Wassern findet, welche Chlornatrium enthalten, mit Aus-
nahme von Droit -Wich in Worcestershire. Auch verdient
hervorgehoben zu werden, dafs nach demselben Chemiker
die kalten Mineralquellen von Malion (Grafschaft Cork)
und St. Batrin (bei Clonmell) ein Gas entwickeln, welches
aus 94 pr. C. Stickstoff und 6 pr. C. Sauerstoff zusammen-
gesetzt ist.
Trotz der zahlreichen in englischer Sprache über die
Wirkung und Anwendung der Mineralwässer erschienenen
Schriften, hat doch dieser Gegenstand verhältnifsmäfsig
noch nicht die Aufmerksamkeit gefunden, welche er ver-
dient. Das Institut der Brunneninspectoren, die in Frank-
reich für die Feststellung der einzelnen Mineralwasser von
so grofscr Bedeutung sind, und der auf gleiche Weise wir-
kende Umstand, dafs dort, wie in Deutschland, an vielen
ßrunnenorten zugleich Krankenhäuser errichtet sind, in
denen eine sorgfältige ärztliche Beobachtung die schätz-
barsten Materialien für die Indication der Heilquellen lie-
12ß8
fert, fehlt in England; nur an zwei oder drei Badeorten
bestehen Krankenhäuser, in denen die Wirkung des Mi-
neralwassers genauer beobachtet werden kann. Dazu
kommt die Gewohnheit der englischen Aerzte, ihre Kran-
ken an den Brunnenorten häufig auch stark wirkende andere
Arzneimittel neben der Anwendung des Mineralwassers ge-
brauchen zu lassen, wodurch die Wirkung des letzteren
alterirt und der ärztlichen Beobachtung in vielen Fällen
entzogen wird. Auch werden gerade die berühmtesten
Badeorte mehr des Vergnügens wegen als zu Heilzwecken
benutzt, und es ist nicht zu läugnen, dafs dieselben ihren
Ruhm und die im Verhältnifs zu den besuchtesten Kurorten
des (Kontinents äufserst zahlreichen Kurgäste sicherlich
nicht immer der Kraft des Mineralwassers verdanken, son-
dern öfter der freundlichen Umgebung, dem Schmucke
von Garten- und Blumenzucht, der trefflichen Lage, den
schönen dadurch gebotenen Spaziergängen und vor Allem,
dem grofsen Comfort, der über das Ganze wie über jedes
Einzelne ausgebreitet ist. In dieser Beziehung stehen die
Einrichtungen mehrerer englischen Kurorte in der That
einzig da, und man möchte wünschen, dafs dieselben viel
von den Vorstehern der Badeanstalten des Continents be-
sucht würden, um dem Comfort und dem Geschmack, die
hier herrschen, manches Erspriefsliche zu entlehnen. Wir
verweisen in letzterer Hinsicht z. B. auf die angenehmen
und trefflichen Einrichtungen in Bath, die wir eben darum,
weil sie Alles übertreffen, was auf dem Continente dieser
Art besteht, an ihrem Orte ausführlicher beschrieben haben.
Von den neuern englischen Schriftstellern, die sich um
die Erforschung der britischen Heilquellen in chemischer
und medizinischer Hinsicht verdient gemacht haben, sind
besonders W. Saunders, Ch. Scudamore, Gaird-
ner,Edw. Lee und Ch. Daubeny hervorzuheben, — über
die schottischen Mineralquellen hat T h om. T h oms o n, über
die irischen M. Ryan schätzbare Mittheilungen gegeben.
Die Heilquellen Grofsbritanniens sind bereits Th. I.
12G9
zweite Aufl. S. 412 ff. nach ihrer pharmakologischen Be-
deutung und nach den einzelnen Klassen geordnet aufge-
führt worden. Wir verweisen auf diese Ucbersicht für
unsere Darstellung, in die Avir, um Wiederholungen zu ver-
meiden, diejenigen Mineralquellen, über welche wegen Man-
gel an Nachrichten nichts Aveiter hinzuzufügen war, nicht
aufgenommen haben. Für unsere Anordnung sei bemerkt,
dafs wir uns genau an die oben S. 1261 ff. gegebene geogra-
phische Uebersicht des Landes haltend , von Wales aus-
gegangen sind, den Gebirgszug des westlichen Englands
bis zur schottischen Grenze und von da zurück die penni-
niscbe Kette herunter bis Derbyshire verfolgt, sodann deu
Gebirgszug, der von der Mündung der Severn quer durch
England bis zu der Mündung des Humber reicht, von So-
mersetshire im Südwesten beginnend bis Yorkshire hinauf
begleitet und zuletzt die Mineralquellen des südlichen
Theils von England von Dorsetshire durch Kent und Sus-
sex bis Hertfordshire beschrieben haben. Hieran schliefst
sich die Darstellung der schottischen Heilquellen, die eben-
falls nach dem Streichen der Gebirge und in der Richtung
von Süden nach Norden geordnet sind.
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ces on the Continent, and of tbe medical application of their Mineral
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Springs, especially those of Bath, Cheltenham and Leauiington. With
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»I. Theii. Min mm
A. Die Heilquellen des Königreichs England.
Di
He Mineralquellen von Llandrindo d Wells entspringen
etwa 35 engl. Meilen von Hereford in Radnorshire (Süd -Wales) und
sind seit lange im Gebrauch. Man unterscheidet drei: eine Eisen-,
eine Kochsalz- und eine Schwefelquelle, die mit zweckmäfsigen Ein-
richtungen zu ihrer Benutzung versehen sind. Der Chalybeate
Well, auch Rock Water genannt, befindet sich in der Nähe von
Rock-House, — das Saline Pump-Water im Pump-Room, und
das Sulphureous Pump-Water etwa 100 Yards vom vorigen
entfernt. Aufser diesen befindet sich hier noch das sogenannte Au-
genwasser (Eye Water), welches aus demselben Felsen, aus dem
die Eisenquelle entspringt, zu Tage kommt.
Nach Richard Williams Analyse enthält in einer Wein-
Gallone:
1. Rock-
2. Saline Pump-
Water :
Water:
Chlorcalcium .
57,00 Gr.
67,0 Gr.
Chlormagnesium
48,75 —
25,0 —
Chlornatrium ....
. 239,00 —
. 244,2 —
Kohlensaure Kalkerde .
3,40 —
. .
Kohlensaure Talkerde .
•*■••''•
6,0 —
Kieselerde ....
1,33 - .
. .
Kohlensaures Eisenoxydul .
6,17 — .
.
Vegetabilische Materie
.
5,2-
355,65 Gr.
347,4 Gr.
Kohlensaures Gas
6,2 Kub.Z.
4,0 Kub.Z.
Stickstoff ....
. . 4,8 - .
5,0 —
3. Sulphureous Pum]
)- 4. Eye- Wa-
'
Water :
ter :
Chlorcalcium
54,0 Gr.
. 21,0 Gr.
Chlormagnesium
31,4 _
. 52,8 —
1273
17S,0 Gr.
Chlorratrium ; 216,3 Gr.
Schwefelsaures Natron ....
Vegetabilische Materie . . l fifl — * ^'** —
Spuren von Eisen und Talkerde) ' ....
Kohlensaure Kalkerde mit Spuren von
Eisen 1,5 —
307,7 Gr. 250,8 Gr.
Kohlensaures Gas .... l,0Kub.Z. . 1,0 Kuh. Z.
Stickstoff 5,0 — ... .
Atmosphärische Luft . 6,0 —
Die Wirkung und Anwendung entspricht den chemischen Mi-
schungsverhältnissen der einzelneu Quellen. Das Eisenwasser wird
als ein sehr tonisches Mittel, das Kochsalzwasser als eröffnend und
sehr wirksam hei fehlerhafter Gallenabsonderung und Störungen der
Functioneu der Verdauungswerkzeuge, das Schwefelwasser vorzüglich
geu;en Hautaffectionen, das Augenwasser zu Collyrien oder Waschun-
gen bei schwachen oder entzündeten Augen empfohlen.
W essel linden, a treatise on the med. Water at Llandrindod.
London 1755.
Richard Williams, an analvsis of the medical Waters of
Llandrindod, in Radnorshire, South Wales. London 1317.
Das ScJiw e felw asser von Llanwyrtyd Wells entspringt
an der westlichen Grenze von Brecknockshire (Süd -Wales) am lr-
vouflufs, ist seit langer Zeit bekannt und gegen Hautaffectionen be-
nutzt. Für die nöthigen Bequemlichkeiten und Wohnungen in dieser
wilden, romantischen und schwer zugänglichen Gegend ist gesorgt.
A Guide to all the Watering-Places. p. 421.
Die Eis enquelle bei Ab ery stwytli in Cardiganshire fSüd-
Wales), enthält nach W. Williams Analyse eine beträchtliche Menge
Eisen in Kohlensäure aufgelöst. Sie wird in "Verbindung mit den
Seebädern, wozu hier treffliche Einrichtungen sind, häutig getrunken.
Das Vitriolwasser von Vicaris Bridge bei Dollar in
Clackmanshire, entspringt aus Thoneisenstein und bituminösem Alaau-
schiefer, hat das specif. Gewicht von 1,04S und enthält nach Ar-
thur Counel's Analyse in sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Talkerde .... 28,300 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .... 4,476 —
Chlornatrium und Chlorkalium . . , 0,245 —
Schwefelsaures Eisenoxydul und Gyps . 297,800 —
Schwefelsaure Alaunerde .... 59,720 —
390,541 Gr.'
F. Simon, die Heilquellen Europa"s. S. 244.
M in in m 2
1274
Das Miner alwasser von Holywell entspringt bei Cartmel,
nach dem es auch benannt wird, in dem östlich an Westinöreland
grenzenden Theil von Lancasbire aus einem Felsen, der sich bis
zur Bay von Morecamb erstreckt. Das Wasser ist klar und von sal-
zigem Geschmack, wurde früher von R. Charnock, neuerlich von
Woolnooth und Lentz analysirt und enthält nach Letzteren in
sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron ..... 2,891 Gr.
Chlornatrium 17,320 —
Chlormagnesium 7,S8l —
Kohlensaure Talkerde ..... 0,234 —
Eisenöxyd . . . * ~ . . . 1,533 —
Organische Materie . . . . . 2,629 —
32^48SGr;
Kohlensaures Gas 0,825 Kub.Z.
Das in grofsen Dosen getrunkene Mineralwasser wirkt stark pur-
girend, in kleinen Dosen nur eröffuend, und wird schon lauge gegen
Obstructionen, Hautaffectionen, Würmern und Hydropsien gerühmt.
Man betrachtet es als eine Panacee gegen die Krankheiten der Ar-
beiter in den Zinn- und Kohlengruben.
C. Leigh, tentamen philosophicum de aquis min. in Comitatu
Lancastrensi observatis. Londih. 1682.
S. Fothergill, med. and pliys. Journal. T. XXXVII. Nr. 218.
Philosoph Magaz. 1824. p. 392; — Ferussac, Bulletin des sc.
meM. T. III. p. 196.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 106.
Die Mineralquellen von Gils land, einem 18 engl. Mei-
len nordöstlich von Caflisle in Cumberland gelegenen Badeorte, ver-
sammeln in der Herbst-Saison während sechs bis acht Wochen eine
grofse Zahl Kurgäste, die hier allen Comfort des Lebens finden.
Man unterscheidet hier zwei Mineralquellen: eine Schwefel- und
Eisenquelle; erstere, obgleich reich an Schwefelwasserstoffgas* ist
doch nicht unangenehm zu trinken und wird besonders gegen Haut-
affectionen benutzt. Nach Garnett's Aualyse enthält eine Wein-
Gallone :
des Schwefelwas- des Eisenwas-
Chlornatrium
Eisenoxyd
sers:
4,0 Gr.
4,0 Gr.
17 Kub.Z.
4 —
sers :
3.0 Gr.
2,5 —
5,5 Gr.
14 Kub.Z.
5 —
Schwefelwasserstoffgas .
Kohlensaures Gas .
Stickstoff . , . .
Eine später von Clanny vorgenommene Analyse ergab ähnli-
che Resultate.
A Guide to all the Watering Places. p. 197.
1275
Die Mineralquelle voji Tynemouth. In den Dünen zwi-
schen Tynemouth uud Cullercoats (Northumberland) hat man eine
Quelle entdeckt, die, wenn sie bekannter wird, wahrscheinlich die
Zahl der Besucher der Seebäder von Tynemouth vermehren dürfte.
Es ist eiue salinische Schwefelquelle, deren Wasser im Geschmack
dem von Harrowgate sehr nahe kommt und vielleicht, wie dieses,
Schwefel wasserstoffgas und Chlornatrium enthält. Silber wird durch
dasselbe in wenigen Minuten geschwärzt.
The Weekly Register. 10. Oct. 1824.
Die Mineralquellen von Butterby entspringen zwei engl.
Meilen von Durham zu beiden Seiten des Wear- oder Ware-Flusses
in einer sehr pittoresken Landschaft, die sich eines angenehmen hei-
tern Klimas erfreut, sind schon seit langer Zeit bekannt und wurden
schon U>84 von Hugh Todd beschrieben.
Man unterscheidet folgende Quellen :
c. Sweet Well, so genannt von ihrem milden und angeneh-
men Geschmack, entspringt in einem abgesonderten, schönen Thale
aus Thoneisenstein. Ihr Wasser ist sehr einfach in seiner Zusam-
mensetzung, indem es eigentlich nur aus einer geringen Menge Kalk,
der durch kohlensaures Gas in Suspension erhalten wird, besteht.
Es wird äufserlich gegen scrophulöse Geschwüre, scrophulöse Augen-
entzündungen und Hautaffectionen, — innerlich in Niereu- und Bla-
senleiden, bei Harnsteinen, und bei hektischem Fieber beuutzt.
h. Sulp hureous Well entspringt etwa 100 Yards von der
vorigen und in gleicher Entfernung von dem Wareflusse in beträcht-
licher Tiefe aus gleichem Terrain. Ihr Wasser ist an der Quelle
frisch geschöpft klar und farblos, nur beim Schütteln in einem Ge-
fäfse Luftblasen entwickelnd, von sehr angenehmem, weder salzigem,
bitterm noch eisenhaftem Geschmack, von hepatischem Geruch, hat,
wie auch in Sweet Well, die Temperatur von 50° F. bei 63° F. der
Atmosphäre und einen Wasserreichtum von 30 Gallonen in der
Stunde, der aber bei besserer Fassung sehr vermehrt werden würde.
C 1 au n y fand in einer Wein-Gallone des Wassers :
Chlornatrium 56,5 Gr.
Chlorcalciuin . 5,0 —
Chlormagnesium 4,5 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 8,5 —
Schwefelsaure Kalkerde 3,5 —
78,0 Gr.
Kohlensaures Gas 8,0 Kub.Z.
Stickstoff 3,0 —
Schwefelwasserstoffgas ..... 11,5 —
Das Schwefelwasser zeigt in seiner AVirkung viel Analogie mit
den ähnlichen Schwefelwassern von Harrowgate und Moffat, und wird,
innerlich uud äufserlich angewendet, gerühmt gegeu llautaffectiouen,
1276
Scropheln, biliöse und dyspeptische Affectionen , Schwäche des
Darmkanals, Harnsteine, anfangende Wassersucht.
c. Salt Spring entspringt ungefähr 120 Yards von der Schwer
felquelle mitten im Bette des Wearflusses aus einem fast immer vom
Wasser bedeckten Felsen, welcher der Trappformation angehört und
mit Eisenoxyd überzogen ist. Diese Lage der Quelle macht ihre
Untersuchung schwierig. Das Mineralwasser entwickelt, geschüttelt,
Blasen, ist von stark salzigem Geschmack und enthält als vorwalten-
den Bestandteil Chlornatrium, ferner Eisenoxyd, das von kohlensau-
rem Gase in Auflösung erhalten wird, schwefelsaure und kohlensaure
Kalkerde.
H. Todd in: Philos. Transact. 1684. p. 726.
W. R. Clauny, a history aud analysis of the Mineral Waters
situated at Butterby near Durham. Durham 1807.
Das Eisenwasser von Harlleyo o l entspringt bei dieser
Seestadt |der Grafschaft Durham, ist aber zuweilen vom Seewasser
bedeckt. Eine Gallone desselben enthält 120 Gr. eines Sediments,
das aus zwei Theilen salpetersaurer, das übrige aus Kalksalzen besteht.
H. Todd in: Philos. Transact. 1084. p. 726.
Die Mineralquellen von Bnxton entspringen
bei diesem schön gebauten, in dem nordwestlichen, zwar
unfruchtbaren, aber an romantischen Gegenden reichen
Gebirgsdistrict von Derbyshire, welchen man Lower Peak
nennt, an der Grenze von Cheshire und 159 engl. Meilen
Von London entfernt gelegenen Dorfe, aus zahlreichen
Spalten von Kalkfelsen ; — das den Kurort umgebende
Gebirge besteht aus Sand- und an Höhlen reichem Kalk-?
stein. Als die Hauptquelle ist St. Anna's Well anzu-
sehen.
Die Mineralquellen haben unter allen englischen den ältesten Ruf.
Aufgefundene Ueberreste römischer Alterthümer deuten auf eine Be-
nutzung derselben schon zu der Römer Zeiten. Im J. 1572 wurden
sie von Dr. Jones von Derby beschrieben und zogen schon damals
eine grofse Zahl Kranker herbei. Gegenwärtig, wo sie vom Juni bis
Anfang October viel besucht werden und zwar hauptsächlich nur von
Kranken, nicht blofs des Vergnügens wegen, sind sie mit trefflichen
Einrichtungen und eleganten Wohnungen für Kurgäste, unter welchen
der vom verstorbenen Herzog von Devonshire nach dem Plan des
Architekten Carr erbaute Crescent besonders hervorzuheben ist, aus-
gestattet.
Das sehr reichlich (eine Gallone in der Minute) flie-
1277
fsende Wasser von St. Anna 's Well wird in steiner-
nen Kanälen zum Etablissement geführt und füllt dann ein
grofses Marmorbassin, das überbaut und mit offenen Gal-
lerien umgeben ausscbliefslich zum Trinkgebrauch dient.
Seine Temperatur beträgt am Ursprung 22,22° R., im Bas-
sin nur 20° R., auch verliert es durch die Leitung einen
Theil seines Stickstoffgehalts. Das Mineralwasser ist voll-
kommen klar und durchsichtig, ohne Blasenentwickelung,
geruch- und geschmacklos. Das speeif. Gewicht beträgt
am Ursprung 999, im Bassin 1,0006.
Aufser den lauen Mineralquellen befindet sich hier noch eine
schwache kalte Eisenquelle, die aus Sandstein hinter Georgs
Inn entspringt. Ihr Wasser ist von angenehmem, leicht eisenhaftem
Geschmack, hat die Temperatur von 9,77° R., das speeif. Gewicht
= 1,01)03 und enthält nach Scudamore aufser einer bedeutenden
Menge von Kohlensaure, schwefel- und salzsauren Salzen in einer
Gallone nur eineu halben Gr. Eiseu.
Das laue Mineralwasser wurde früher (1784) von Pear-
son, später von Scudamore und Gardner untersucht.
Nach Letzterem enthält eine Gallone:
Schwefelsaures Natron ..... 0,76 Gr.
Chlorcalcium 0,62 —
Chlornatrium 2,16 —
Chlormagnesium 0,70 —
Kohlensaure Kalkerde ..... 12,4S —
Extractivstoff . 1,44 —
18,16 Gr.
Kohlensaures Gas ...... l,S0Kub.Z.
Stickstoff 5,57 —
Higgins will auch eine unbedeutende Menge Eisen darin ge-
funden habeu.
Das Hinsichts seiner Temperatur und seines geringen
mineralischen Gehalts mit dem von Bristol zu verglei-
chende Mineralwasser wird als Getränk und in Form von
Bädern benutzt.
Zum Getränk dient ansschliefslich St. Anna's Well mit den oben
beschriebenen Vorrichtungen. — Zu Bädern dienen, aufser einem gro-
fsen Armenbade, drei besondere Bäder für Gentlcmen und zwei für
Ladies, mit Vorrichtungen zu Warm-, Dampf- und Douchebädern, fer-
ner Allgemeiubäder und unweit des Dorfes ein kaltes Schwimmbad
1278
von 15° R. Die Bäder sind nacb englischer Sitte sehr geräumig und
fünf Fufs tief, so tlafs man ganz untertauchen und bequem sich darin
bewegen kann ; sie können in Zeit von zehn Minuten entleert werden,
füllen sich in weniger als einer halben Stunde (die kleinern Bäder
in geringerer Zeit) uud haben die Temperatur vpn 22,22° R.
Man trinkt das .Wasser Morgens nach dem Bade etwa eine Stunde
nach dem Frühstück und wiederholt dies zwischen 12 und 1 Uhr,
jedesmal eine halbe Finte, die man in viertelstündigen Zwischenräu-
men, während deren man sich Bewegung macht, zu sich nimmt. Nach
8 — 10 Tagen pflegt man die Dosis auf eine bis anderthalb Pinten
zu erhöhen. Sollte es zu erregend wirken, so kann man es, statt
früh Morgens, zwischen dem Frühstück und der Mittagsmahlzeit trin-
ken, oder das Wasser im Glase eine Viertelstunde stehen lassen, wo*
durch es etwas an seiner Temperatur und seinen flüchtigen Bestand-
teilen verliert. — Vor dem Gebrauch der Bäder wird nach Umstän-
den eine Vorbereitungskur durch Blutentziehungen und Abführungen
für nothwendig gehalten. Man pflegt hier nicht nach und nach in die
Bäder zu gehen, sondern stürzt sich mit dem Kopf voran hinein.
Diejenigen, welche nicht schwimmen oder sieht nicht bewegen kön-
nen, verweilen nur einige Minuten darin.
Das Mineralwasser, bei Vollblütigkeit, Neigung zu ac-
tiven Congestionen und Schwindel contraindicirt, wird in
den genannten Formen bei chronischen rheumatischen und
gichtischen Beschwerden, so wie bei {Schwäche der Ver-
dauung und Dyspepsie empfohlen.
T. Short, tlie natural experimental and medicinal history of the
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Bains d'Europe. p. 549.
Ed. Lee, the mineral Springs a. a. 0. p. 31.
Die Bäder von Matlack werden nach diesem zwei engl Mei7
len davon gelegenen Dorfe in Dcrbyshhe genannt und befinden sich
1279
in einer malerischen Felsgegend am Ufer des Flusses Derwent, 22
engl. Meilen südöstlich von Buxton, 17 von Derby, 143 von London.
Die Mineralquellen sind schon seit 1698 bekannt; bald nach ih-
rer Entdeckung wurde hier ein Badehaus mit einem Logirhause für
die Kurgäste erbaut; seitdem haben sich zahlreiche elegante Wohnun-
gen erhoben, so dafs man allen Comfort an diesem ehemals unbewohn-
ten Orte antrifft. Zwei Etablissements, Old und New Baths genannt,
dienen zum Badegebrauch: sie haben jedes eine Länge von 22 Fufs
und eine Breite von 15 Fufs. Neben dem mit dem Triukbrunnen und
der neuen Promenade geschmückten Museum steht noch eiu gröfse-
res, 30 Fufs langes und IS Fufs breites Bad. In diesen Bädern hat
das Wasser die natürliche Temperatur von 16° R., doch giebt es
auch Vorrichtungen zu warmen Bädern und Douchen, so dafs man
stufenweise von den wärmeren zu den kühleren Bädern übergehen kann.
Die Mineralquellen entspringen in zahlreichen Wasseradern aus
Kalkfelsen; einige von ihnen sind kühler als die Quellwasscr der Ge-
gend, andere lau. Letztere kommen 15 — 30 Yards über dem Ni-
veau des Derwent und zwar zwischen den kühleren Quellen, welche
den oberen und unteren Theil des Bergabhangs einnehmen, mit grofser
Mächtigkeit zu Tage: ein Theil derselben fliefst in die Etablissemeuts,
die übrigen in den Derwent. Das zur TrinkijueMe benutzte Mineral-
wasser wird in einem marmorneu Bassin gesammelt, aus dem es leicht
sprudelnd emporquillt.
Das Mineralwasser ist vollkommen klar und durchsichtig, hat die
Temperatur von 16° R., das speeif. Gewicht von 1,0003 und zeich-
net sich durch seinen geringen Gehalt an festen und flüchtigen Be-
standteilen aus. Es enthält nach Scudamore kohlensaures Gas
nebst salz- und schwefelsauren Salzen, die an Talk-, Kalkerde und
wahrscheinlich auch an Natron gebunden sind, und hat die Eigen-
schaft, nicht nur alle Gegenstände, die man hineinlegt, sondern auch
die Ufer uud Pflanzen, die au demselben wachsen, mit eiuer kaikarr
tigen Kruste zu überziehen, daher es den Namen „petrifving wells1'
erhalten hat.
Es wird in Form von Getränk und Bad benutzt. In ersterer Form
bekommt es in allen den Fällen, welche den Gebrauch eines stimuli-
renden Getränks erfordern, namentlich in der Dyspepsie und Stein-
hranUheiten ; — als Bad angewendet bekommt es besonders schwa-
1 eben Subjecten, namentlich bei Muskelschwäche in Folge von acutem
Rheumatismus. Die Bäder werden vor dem Frühstück oder in der
Mitte des Tages genommen, je nach dem Grade der Krankheit; schwa-
che Personen baden des Mittags, aber immer mufs man das Bad vor
dem Gebrauch des Mineralwassers als Getränk nehmen.
T. Percival in: Philos. Transactions. 1772. p. 455.
W. Sa anders, a treatise a. a. O. p. 127.
Cli. Scudamore, a chemical and med. rapport a. a. 0. p. 30.
Bnins d'Europe. p. 555.
Edw. Lee, tue miaeral Springs a. a. 0. p 45.
1280
Noch ist des Schwefelw assers von Kedleston zu erwäh-
nen, das drei Meilen von Derby in einem Park entspringt und zu
Bädern benutzt wird, wozu Einrichtungen vorhanden sind.
A Guide to all the Watering Flaces. p. 228.
Endlich sind in dem quellenreichen Bezirk von Derbyshire zu er-
wähnen :
Der Eisensäuerling von Quare oder Quarnden, welcher im
Sommer fleifsig besucht und als Getränk benutzt wird.
Die am Fufse eines hohen Kalkfelsens entspringende sogenannte
ebbende (Ebbing and Flowing Well) oder bald fliefsende, bald still-
stehende Quelle von Tideswall. Sie hat die Eigentümlichkeit,
dafs wenn das Wasser durch das beständige Ablaufen etwa einen hal-
ben Fufs gefallen ist, wozu zehn Minuten Zeit gehören, es an dem
gegenseitigen Ufer aus verschiedenen Oeffnungen mit solcher Gewalt
hervorbricht, dafs es die Quelle in fünf Miauten wieder zu der vori-
gen Höhe anfüllt. So bleibt sie etwa noch fünf Minuten, so dafs die
Zeit des Steigens und Füllens genau dieselbe ist. Muthmafslich sind
im Innern des Berges, woraus diese Quelle hervorquillt, Höhlen, worin
das Wasser sich sammelt |und, wenn es in hinlänglicher Menge zu-
sammengelaufen, durch CompressiQn der Luft gewaltsam herausgesto?
i'sen wird.
J. J. Ferber, Versuch einer Oryktograpbie von Derbyshire in
England. Mitau 1776. S. 34.
A Guide to all the Watering Places. p. 214.
Die Mineralquelle von Bristol oder von
Clifton , auch Hot- Well genannt, entspringt zwi-
schen Bristol and Clifton ganz nahe bei dem Flusse Avon
in einer überaus malerischen Gegend in Sommersetshire.
Die Gegend um Bristol, welches in einem tiefen Thale an der
Mündung des Avon in die Saverne liegt, steht an Reichthum, Uep-
pigkeit der Vegetation und Fruchtbarkeit, so wie an malerischen Schön-
heiten nur wenigen nach. Sehr merkwürdig sind die Felsen von Vin-
cent, eine majestätische, zu beiden Seiten des Avon hinziehende und
ihn verengende Felsenreihe, welche durch eine gewaltsame Revolu-
tion auseinander gerissen zu sein scheint und aufser einem vortreffli-
chen Kalk auch jene feinen Krystalle liefert, welche unter dem Na-
men der Bristoler Diamanten (Bristol stone) bekannt sind. Die loth-
recht abgerissenen Felsen sind ungefähr 200 Fufs hoch und bestehen
aus einem rothgrauen, Kohle führenden Kalkgestein. Der Boden um
die Quelle ist eine rothe Thonerde, mit Kieseln, Quarz und BergUry-
stall vermischt.
Die Kurgäste wohnen meist in dem kaum eine englische Meile von
Bristol gelegenen Clifton, das eigentlich als ein Theil von Bristol
anzusehen ist und sich einer besonders günstigen Lage erfreut. Wegen
12S1
der paradiesich freundlichen Gegend, wegen der trefflich milden Luft,
wegen der nach allen Seiten durch Hügel geschützten Lage und der
Nähe der See, deren heftigste Winde schon durch den langen, hohen
Dundry-Hügelrüeken, welcher das Bristoler Thal schliefst, gebrochen
werden, dient dieser jetzt 15000 Einwohner zählende Ort immer vie-
len Kranken aus England, namentlich Brustkranken zu einem längern
Aufenthalt, besonders während des Winters. In der letzten Zeit schicken
viele Aerzte, namentlich auch Dr. J. Clark, ihre Kranken nicht
mehr nach dem Undercliff auf der Insel Wight, sondern hierher, weil
sich dort nur wenige und zwar leicht und dünn gebaute Wohnungen
zur Autuahme von Patienten vorfinden, hier aher alle häuslichen Ein-
richtungen trefflich sind. Die Häuser, welche alle nach vorn mit 20
bis 30 Fufs breiten Terrassen mit der Aussicht auf das Thal, nach
hinten mit Gärten verseheu sind, sind in gröfseru Massen, entweder
als gerade Terrassen oder als Kreisabschnitte (Cresceuts) sehr gut
uud solid gebaut. Je weiter am Hügel herab sich der Patient eine
Wohnung sucht, desto geschützter wird er leben, oben aber eine um
so unbeschränktere Aussicht geniefsen. Faet überall hat er vor seiiiem
Hause eine viele huudert Schritte lange, angenehme und breite Pro-
menade, die fünf Minuten nach dem Regen schon wieder trocken ist
und mit welcher auf gleicher Höhe sein Eiszimmer liegt. Selbst der
kränkste Brustleideude findet hier also die vollständigste Befriedigung
aller Bedürfnisse.
Das Wasser der am Fufs der Vincent- Felsen etwas
tiefer als der Avon entspringenden und in der Minute über
40 Gallons Wasser gebenden Mineralquelle wird durch
eine Dampfmaschine in das neue elegante Brunnengebäude,
Hotwell-House , gehoben, wo sich die mannigfaltigsten und
kostbarsten Einrichtungen zu seiner innern und äufsern Be-
nutzung, ein Pump-room, warme und kalte Bäder, befin-
den. Es hat die Temperatur von 18° R., das speeif. Ge-
wicht = 1,00077 und enthält nach Carrick's Analyse
vom J. 1797 in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron l,L237Gr.
Schwefelsaure Kalkerde ..... 1,291 —
Chlornatrium 0,438 —
Chlormagnesium 0,793 —
Kohlensaure Kalkerde 1 ,482 —
5,241 Gr.
Kohlensaures Gas 3,402 Kub.Z.
Das zu den erdigen Glaubcrsalzrjuellen gehörende Mi-
neralwasser wird innerlich und äufserlicb, doch als Ge-
1282
tränk häufiger, angewendet, namentlich empfohlen hei chro-
nischen Brustleiden und Anlage zur Phthisis, Lymph- und
Drüsenkrankheiten, Stockungen und Hämorrhoidalleiden,
Dyspepsie mit Säure, chronischen Nervenkrankheiten
krampfhafter Art, rheumatischen und gichtischen Ueheln,
Steinbeschwerden, Durchfällen und Anomalien der Men-
struation.
Das Mineralwasser wird auch viel versendet und sogar nach bei-
den Indien verführt, ohne sich zu verändern.
J Keir, inquiry into the nature and virtues of the medicinal
waters of Bristol. London 1759.
Nott, of the Hotwell Waters near Bristol. London 1795,
A. Carrick, Dissertation on the chemical and medical proper-
ties of the Bristol Hotwell Water. To which are added practical
obseryations on the prevention and treatment of pulmonary consump-
tion. Bristol 1797.
G. Heberden, commentar. de morborum historia et curatione,
cd. So m nie ring. Fraucof. 1804. p. 63.
W. Saunders treatise a. a. 0. p. 412.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 36.
G. Varren trapp, Tagebuch a. a. 0. S. 379.
Edw. Lee, the mineral Springs a. a. 0, p. 37.
Die Thermalquellen von Bath. Diese grofse,
durch ihre Lage wie durch die Schönheit ihrer Bauart
ausgezeichnete Stadt von 50,000 Einwohnern, liegt an der
Westküste Englands in Sommersetshire am schiffharen
Avon, fünf Stunden oberhalb Bristol, etwa 20 Meilen west-
lich von London, in einem reizenden, von Hügeln amphi-
theatralisch umschlossenen Thale, und verdankt den hier
entspringenden heifsen Quellen, den einzigen Englands,
seine Geschichte, sein Gedeihen und seine heutige Blüthe,
worin es leicht die angesehensten Badeorte des Festlan-
des übertreffen dürfte. .
Schon die Römer kannten die von ihnen Aquae calidae, Aquae
solis, Thermae sudatae genannten Quellen; die altbritische Bevölke-
rung rühmte sie unter dem Namen Caer-Batien (Stadt des Bades),
die Angelsachsen nannten sie bot Bathlen und Achamanuum (Krau-
kenstadt) •, Spuren römischer Tempel- und JBadegebäude sind heut
noch vorhanden.
1283
Gegenwärtig besitzt Bath fünf öffentliche Bäder: das
Kings- and Queens-Bath, Crofs-Bath, Üot-Bath,
das Neue Privat-Bad, welche der Stadt gehören, und
das Kingston* oder Abbey-Bath, Eigenthum des Gra-
fen Manvers.
Das Königsbad (Kings batli) ist das älteste, schon von den
Römern benutzte: es enthält ein grofses Gü Fafa langes und 40 Fufs
breites, gehörig tiefes Gemeinbad. Da alle Gemeinbader in Bath nur
von den Seiten her mit hohen Mauern umgeben, nach oben aber offen
sind, so läuft hier an der einen Seite eine dorische Colonnade hin
zum Schutz gegen schlechtes Wetter, auf der andern Seite führen
Treppen in das Bad, welche wiederum in kleine Bassins eingeschlos-
sen sind, so dafs der Badende auch nach Wunsch allein bleiben kann.
Anstofsend belinden sich Zimmer für Douche- und Dampfbäder und
innerlichen Gebrauch. — Das dicht daran stofsende K ö n ig i n u - Bad
(Queens bath) enthält ein kleineres Gemeinbad. Mit dem Kings -
und Queens-Bade steht das New-Pumproom in Verbindung: ein herr-
licher, mit einer prachtvollen Gallerie versehener Saal, in welchem
den Kurgästen das Wasser zum Trinken gereicht wird uud der, durch
eine 3Iusikbande belebt, zum Auf- und Abgehen dient. Kleinere Säle,
i worin das Wasser getrunken wird, haben aufserdem auch andere Bä-
der, wie Crofs-bath. — Das Hot-bath enthält ein kleines offe-
nes Bad, Einzelnbäder mit Ankleidezimmeru, Dampfbäder u. s. w. Auch
die Ki n gs to n - Bäder sind Einzelnbäder. Die meisten Eiuzelubä-
der jedoch (etwa 20) enthalten die Tepid s Wim min g oder Plun-
ging baths, welche nebst denen in den Hot baths auch die schön-
sten sind. Ihre augenehme und treffliche Einrichtung steht weit über
allen deutschen Bädern uud zeigt, was englischer Com fort ist. Sie
bestehen jedes aus einem Ankleide- und eiuem Badezimmer; das
letzte enthält ein beinahe 10 Fufs im Gevierte grofses, sehr tiefes
ovales Bad, in welches man auf einer schönen breiten, marmornen
Treppe hinabsteigt, und welches mit Vorrichtungen zum Zulassen
warmen uud kalten Wassers versehen ist. Nach geiiommeflem Bade
tritt man in das Ankleidezimmer zurück über einen besondern Tep-
pich, der über dem eigentlichen Zimraerteppich ausgebreitet ist, zu
dem Kamin hin, um den herum auf eleganten Gestellen die nöthigen
Tücher hängen, in welche gehüllt, man sich am Kaminfeuer trock-
net. Die übrige Einrichtung des Zimmers ist entsprechend. Es feh-
len daher weder kostbare seidene Vorhänge an den Fenstern, noch
schone Stühle und bequeme Sopha's, ja ein eigenes Waterclosct für
jedes Bad ist nicht vergessen. — Die Preise für die Einzelnbäder sind
von 54 kr. bis 1 fl. 30 kr ; — die Gemeinbäder in den Hot baths
kosten IS kr., in den uhrigen 36 kr., sie sind von 6 — 11 Uhr zum
Gebrauch geöffnet und drei Tage in der Woche für die Damen, die
andern drei Tage für die Herren bestimmt. Das Wassertrinken für eine
Woche kostet 1 fl. 30 kr., für drei Monate 13 fl., für ein Jahr 27 ff.
1284
Noch einer Bequemlichkeit mag hier erwähnt werden, die soge-
nannten Bath-chairs, welche anfangs vorzüglich zum Gebrauch
der Badegäste entstanden, ihrer Leichtigkeit und Bequemlichkeit we-
gen von Patienten und auch von gesunden Damen hier viel benutzt
werden und von hier nun sich in einen grofsen Theil der Welt ver-
breitet haben. Es sind Sessel in Form eines kleinen Wagens hinten
mit zwei, vorn mit einem leichten eisernen Rade; an dieses ist eine
kleine eiserne Deichsel befestigt, die entweder zum Ziehen benutzt
wird, oder rückwärts gekehrt in der Hand des Gefahrenen als Steuer
dient, während das Wägelchen von hinten gedrückt wird.
Wie in Allem für die Bequemlichkeit, so ist auch nicht minder
für das Vergnügen der Besuchenden gesorgt. Am glänzendsten sind
diese Vergnügungen in der Saison, die sich von Weibnachten bis
April d. h. bis zum Anfange der Londoner Saison erstreckt. Man rech-
net dann 5 — 6000 fashionable Leute in Bath, von denen aber nur die
wenigsten wirklich krank sind. Die Saison für Kranke, welche das
Bad als Heilmittel gebrauchen, dauert, zum grofsen Unterschiede von
deutschen Bädern, das ganze Jahr hindurch, und die Aerzte wollen
keinen nach der Jahreszeit verschiedenen Grad der Wirksamkeit der
Bäder beobachtet haben. Dazu mag allerdings das milde und sanfte
Klima mitwirken, welches diesen Küstengegenden eigen ist.
Die Thermalquellen, welche aus Liaskalk in der un-
tern Stadt am Avon entspringen, scheinen einen gemein-
schaftlichen Ursprung zu haben und unterscheiden sich
daher fast gar nicht von einander. Das Thermalwasser
ist frisch geschöpft klar und farblos, trübt sich aber, der
Luft ausgesetzt, und schlägt einen hellgelben Bodensatz
nieder, schmeckt etwas salzig, bitterlich, gelind zusammen-
ziehend, und riecht nach einigen Wochen in einem gerin-
gen Grade nach Schwefelwasserstoffgas. Die Tempera-
tur variirt von 34—37° R., die speeif. Schwere beträgt
1002 : 1000.
Die Temperatur des Thermalwassers beträgt in Hot bath 37,77° R.,
in Kings bath 36,44° R. und in Crofs bath 34,22° R. Der Wasser-
reichthum ist so grofs (im Kings bath 126 Gallons in der Minute),
dafs das Wasser in den Bädern immer frisch erhalten, aber täglich
des Abends ganz abgelassen und die Bäder gereinigt werden : das Hot
bath füllt sich während der Nacht in 8—9, das Kings und Queens
bath in 11 und das Crofs bath in 10 Stunden. Nach seinem Gebrauch
in den Bädern fliefst das Wasser in den Avon ab ; in den Leitungs-
röhren setzt es einen eisenhaltigen Niederschlag ab. Auch findet
man in dem Wasser eine Conferva thermalis.
1285
Die mitgetheilten Analysen des Wassers sind zum
Theil sehr abweichend. Dasselbe enthält in einer Pinte:
nach Phillips: nach Scudamore:
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlortalcium
Kieselerde
Eisenoxyd
Verlust mit Spuren von kohlensau-
rem Natron ..*..»
9,3 Gr.
1,4-
0,8 —
3,4-
9,50000 Gr.
0,90000 —
0,2-
Spuren
15,1 Gr.
1,20000 —
1,60000 —
0,20000 —
0,01985 —
0,58015 —
14,00000 Gr.
Kohlensaures Gas. . . . . . . l,2Kub.Z.
nach Wal cker nach Wille ins on
Chlörnatrium .
Chlortalcium .
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Alaunerde
Kieselerde
Extractivstoff . .
Verlust ....
Kohlensaures Gas in einer Pinte
Atmosphärische Luft .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorcalcium
Kohlensaure Kalkerde
Eisenoxyd
Kieselerde
15.54-2 Gr.
Kohlensaures Gas 1,099 Kub.Z.
Die aus dem Thermalwasser aufsteigenden Luftblasen bestehen
nach Phillips aus 95 Th. Stickgas und 5 Th. kohlensaurem Gas;
— nach Daubeny's im J. 1833 angestellten Beobachtungen entwik-
in 1000 Th.: in
400 festen Th.
0,21560
84,0
0,19018
,
0,0417S
.
0,27618
45,0
0,16371
231,0
0,15208
22,0
0,00347
5,6
0,00215
. .
0,04610
5,0
Spuren
2,5
.
4,9
1,09125
400,0
0,95 Kub.Z.
0,74 —
sehn Unzen:
....
5,775 Gr.
....
5,450 —
....
3,256 —
.
0,839 —
• . • .
0,015 —
.
. 0,207 —
kfe'lt das Kings bath innerhalb 24 Stunden durchschnittlich 384,442
Kub. Z. Gas. — Daubeny hat auch Jod im Therinalwasser nachge-
wiesen.
Innerlich und äufserlich angewandt wirkt das zu der
Klasse der erdigen Glaubersalzquellen gehörende Ther-
malwasser reizend- belebend auf Nerven- und Gefäfssy-
system, — alle Se- und Excretionen befördernd, eröff-
nend, diaphoretisch, diuretisch; es ist daher bei fieberhaf-
ten Beschwerden, activen Congestionen, Disposition zu
Schlag- und Blutflüssen entweder gar nicht oder nur sehr
bedingt zu gestatten, und wird als Getränk, so wie in
Form von Wasser-, Dampf- und Douchebädern benutzt.
Zum Getränk benutzt man vorzugsweise das Wasser des Kings-
hatbs. Die Quantität d"es täglich zu trinkenden Wassers richtet sich
nach den besondern Krankheitsumständen und der Individualität des
Organismus. Gewöhlich fängt man mit 3 bis 4 Bechern an und
steigt damit allmählig bis zu einer gewissen Höhe (i1/2 Finte täg-
lich); am Ende der Kur wird die Gabe wieder vermindert. Die
Temperatur und Dauer der Bäder richtet sich ebenfalls nach dem
besondern Zwecke und eigentümlichen Reizbarkeit des Körpers.
Aufser den oben aufgeführten Einrichtungen zur Benutzung des
Thermalwassers ist noch des Gebrauchs desselben in dem General
Hospital zu erwähnen, welches vor 100 Jähren zur Aufnahme sol-
cher Kranken gegründet, denen das Bather Wasser von Nutzen sein
kann, allmählig auf 133 Betten vermehrt und vor einigen Jahren ei-
ner durchgreifenden Reform unterworfen und äufserst zweckmafsig
eingerichtet wurde. Da früher die Kranken, um ein Bad zu nehmen,
in die einige hundert Schritte vom Hospital entfernt gelegenen öf-
fentlichen Bäder gehen oder in Portchaisen getragen werden mufsten,
was natürlich viele Uebelstände, namentlich häufige Erkältungen ver-
ursachte, so wurden in jedem Stockwerke des Hospitals Bäder einge-
richtet, die zweckmafsig, grofs, tief und geräumig, mit einer breiten
schönen Treppe zum Hineinsteigen versehen sind. Für diejenigen Perso-
nen, die wegen Steifigkeit, Contracturen oder dergleichen ihren Stuhl
gar nicht verlassen können, ist neben der grofsen Badewanne ein
Krahnen angebracht, an welchem der Krankenstubl befestigt, dann
über das Bad gedreht und langsam hineingelassen wird. Dicht da-
neben sind Anstalten zu Douchebädern aller Art. Gewöhnlich baden
die Kranken nicht mehr als zweimal wöchentlich und verbleiben nur
5 — 10 Minuten im Bade. — Eine kleine Dampfmaschine pumpt das
Wasser aus den öffentlichen Bädern in die Bäder des Hauses.
Der medizinische Rapport des Jahres vom 1. Mai 1837 — 1838
ist zugleich als eine Angabe der Krankheiten, worin sich das Ther-
malwasser nützlich beweiset, interessant:
Von
12S7
Von 599 während des Jahres Aufgenommenen wurden 491 entlas
seil ; unter diesen waren :
unheilbar üntaug-
ge- vielgc- od.ungc- lieh od.
heilt: bessert:
Rheumatische 62 82
Paralytische ... 10 56
— durch Bleivergiftung 20 18
Lepröse und sonstige Haut-
kranke .... 42 13
Lähmung und Schwäche der
Glieder von Geschwülsten,
Rheumatismus, Contusio-
bessert;
15
27
5
7
hektisch : ben :
15 —
14 2
2 —
4 —
star- Sum-
ma:
174
109
45
CG
nen u. s w.
4
5
3
4
—
16
Ischias oder Hüftweh .
29
36
6
5
—
76
Chorea ....
1
1
—
—
—
2
Unterleibsstoekungen .
1
—
1
—
—
2
Contracturen .
—
—
1
—
—
1
r
169 211 65 44 2 491
Die Krankheiten, in welchen das Thermalwasser be-
sonders empfohlen wird, sind folgende:
a. Hartnäckige rheumatische und gichtische Beschwer-
den, — besonders bei anomaler Gicht, bei gleichzeitig vor-
handener allgemeiner Schwäche, um die Gicht in den äu-
fsern Theilen zu fixiren und dadurch von innen abzuleiten.
— Bei Beschwerden von mehr acuter, entzündlicher Form
sind die Thermen contraindäcirt.
b. Oertliche oder allgemeine Schwäche in Forin von
anfangenden oder schon ausgebildeten Lähmungen, beson-
ders von gichtischen oder rheumatischen Ursachen.
c. Störungen der Menstruation, durch Stockungen und
Schwäche bedingt, namentlich Bleichsucht.
d. Stockungen im Leber- und Pfortadersystem, — Gelb-
sucht, Geschwulst und Auftreibung der Leber, verbunden
mit Dyspepsie, — Malerkolik.
e. Skrophulöse Geschwülste und Verhärtungen.
f. Chronische Hautkrankheiten, besonders Flechten.
R. Pough, Bathonicnsium et Aquisgranensarum thermarum com-
paratio. Londinii 1676.
R. Feirce, Memoirs or observations in three os forty years
practice at the Bath. Bristol 1697.
III. Theil. Nnnn
1288
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G. Chej'ne, an accouut of the nature and qualities of the Bath-
Waters -Logether with observations Coucerhing the nature and true
method of treating the Gout for the use of R. Tennis on. London 1720.
Eyre, account of the holt -Waters (near Bath) in Waltshire.
London 1731.
M. Chandler, the descriptiou of Bath. A poem. London 1737.
W. Baylies, practical retlexions on the uses and ahuses on tlie
Bath-Waters. London 1757.
W. Falconer, essay on the Bath-Waters in four parts, con-
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general. London 1770.
Narration of the efficacy of Bath in various kiuds of Paralytic
disorders admoted into the Bath Hospital from the end of 1775 to
the end 17S6, with particular relation of 52 cases. Bath 1787.
S. Shaw, a tour to the West of England. London 1789.
W. Falconer, a practical dissertation on the medicinal effects
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Philosophy. Jan. 1830.
A. Walcker in: Quaterly Journal of Science. London 1829.
I. Jan. — Mart. p. 78.
Ch. Daube ny, on the quantity and quality of the gases di-
sengaged from tlie thermal spring which supplies the Kiug's Bath in
tlie Cithy of Bath. London 1834.
Edw. Lee, additional remarks a. a. O. p. 9.
— — the mineral Springs of England a. a. 0. p. 14.
Varren trapp, Tagebuch a. a. 0. S. 364.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 24.
ßains d'Europe. p. 567.
Die Mineralquellen von Cheltenham. Die-
ser in einem reizenden Thale am kleinen Flusse Chelte
in Gloucestershire gelegene, von Gloucester sechs, von
Bath und Bristol 44i und von London 9i% engl. Bleuen
entfernte Badeort wird gegenwärtig für den fashionabelsten
in ganz England angesehen, und seine bleibende Bevölke"
12S9
rung hat sich in Folge des •wachsenden Ruhmes seiner
Quellen binnen wenigen Jahren von 8 — 9000 auf 30,000
Einwohner erhohen.
Die Zahl der jährlich den Badeort besuchenden Fremden beträgt
über 12000. Dats bei einem so fashionablen Bade Alles, was zum
Nutzen, zur Bequemlichkeit und zum Vergnügen der Trinkenden und
Badenden dienen kann, hier in einem, continentale Begriffe fast
übersteigenden Grade des Luxus angetroffen wird, braucht kaum be-
merkt zu werden.
Die Zahl der hier in der Liasformation entspringen-
den und benutzten Quellen ist sehr beträchtlich. Man un-
terscheidet drei elegant eingerichtete Kurorte, deren jeder
mehrere Quellen besitzt:
1. Original Spa oder Old Well, der in einiger
Entfernung von der Stadt an einer Ulmen-Allee liegt, und
dessen Hauptquelle unter allen am längsten bekannt und
benutzt ist. Zu ihm gehören vier Quellen, von denen Nr. 1.
das salinische Stahlwasser, Nr. 2. das salinische Schwe-
felwasser, Nr. 3. das salinische Magnesiawasser und Nr. 4.
das salinische Mineralwasser genannt wird.
2. Thomp son's Well oder Montpellier Spa, zu
dem sechs Quellen, welche erst im J. 1806 entdeckt wur-
den, gehören, nämlich: No. 1. das salinische Stahlwasser,
No. 2. das salinische Schwefelwasser, No. 3. das salinische
Schwefelwasser, No. 4. das salinische Mineralwasser, No. 5.
das salinische Bitterwasser, No. 6. das salinische Stahl-
wasser.
3. Sherbone Spa, zwischen den beiden vorigen
gelegen, besitzt vier Quellen, nämlich: No. 1. das Stahl-
wasser, No. 2. das salinische Mineralwasser, No. 3. das
Magnesiawasser, No. 4. das salinische Wasser.
Aufserdem besitzt Cheltenham noch zwei Eisenwasser:
dieFowler- oder C ambray-Quelle und die Borreth-
Quelle, welche ihre Namen von ihren Eigenthümern
haben.
Das Mineralwasser hat in sämmtlichen Quellen die
Temperatur von 5 — 9° R. und nach ihrem verschiedenen
N n n n 2
1290
chemischen Gehalt einen vorwiegend salzigen, bittern
oder eisenhaften Geschmack.
Chemisch untersucht wurde das Mineralwasser von
Rutty, Senkenberg, Baird, Greville, Lucas,
Fothergill (1788), Accum (1808), Brande und Par-
kes (1817), Scudamore (1810 — 1820), zuletzt von
C oo per.
Hiernach enthält das Mineralwasser von i
1. Old-Well:
nach Scudamore in sechzehn Unzen:
Nr.I.
Nr. II.
Nr. III.
Nr. IV.
Schwefelsaures Natron 12,750
45,840
37,850
51j860 Gr.
Chlornatrium . . 51,000
19,800
15,430
41,880 —
Chlormagnesium . 2,225
4,5-22
2,891
6,396 —
Chlorcalcium ; . 5,621
1,235
2,699
3,758 —
Eisenoxyd » geringe Menge
geringe Menge
0,170
Spuren
71,596
71,397
59,040
103,894 Gr.
Specif. Gewicht . 1,0091
1,0089
1,0083
1,0122
Eine andere Quelle Wurde im J. 1823 entdeckt und von Fara-
day untersucht. Derselbe fand in einer Pinte Wasser:
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde 4
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium . . .
1,6 Gr.
14,5 —
12,4 —
3,7-
97>0 —
129,2 Gr.
2. Thompsön's Well:
nach Scudamore in sechzehn Unzen:
Nr.I.
Nr II.
Nr. III.
Schwefelsaures Natron
. .19,090
19,060
18,970 Gr.
Chlornatrium
48*660
22,150
27,160 —
Chlormagncsium .
1,839
1,340
1,795 —
Chlorcalcium
2,900
2,900
1,524 —
Eisenoxyd .
geringe Menge
geringe Menge
Spuren
72,489
45,450
49,449 Gr.
Specif. Gewicht .
1,0085
1,0065
1,0067
Nr. IV.
Nr. V.
Nr. VI.
Schwefelsaures Natron
25,160
34,000
10,190 Gr.
Chlornatrium
40,750
20,850
66,820 —
1291
Chlormagnesiuin .
1,769
3,173
2,646 Gr.
Chlorcalcium ....
3,690
4,310
3,690 —
Eisenoxyd .....
geringe Menge
geringe Meuge
70,369
62,333
82,346 Gr.
Specif. Gewicht . . . 1,0077
1,0Ü65
1,0098
Nach W. T. Brande und S. Parkes
enthält in
einer Pinte :
Nr. I.
Nr. II.
Nr. III.
Clilornatrium .
41,3
35,0
15,0 Gr.
Schwefelsaures Natron .
22,7
23,5
14,0 —
Schwefelsaure Talkerde
6,0
5,0
5,0 —
Schwefelsaure Kalkerde
2,5
M
^5~
Kohlensaures Natron
1,5
.
65,0
0,5 —
74,Q
36,0 Gr.
Kohlensaures Gas .
2,5
1,5
l,5Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas .
.
2,5
2,5 -
Specif. Gewicht . . .
1,0092
1,0085
1,0063
Nr. IV.
Nr.V.
Nr. VI.
Chlornatrium ....
50,0
9,5
22,0 Gr.
Schwefelsaures Natron ,
15,0
. .
10,0 —
Schwefelsaure Talkerde
11,0
36,5
.
Chlormagnesiuni . . .
, ,
9,0
• »
Schwefelsaure Kalkerde
4,5
3,5
. .
Eisenoxj'd ....
« .
3,5
. 1,5 —
Verlust
.
130
. 0,5 —
80,5
63,0
34,0 Gr.
Kohlensaures Gas . .
.
.
10,0 Kuh. Z.
Specif. Gewicht . . . ..
1,010
1,008
1,004
Nach Cooper's neuester A
mlyse enthält in einer
Pinte:
Nr. I.
Nr. II.
Nr. HI.
Chlornatrium ....
27,0
35,30
32,30 Gr.
Schwefelsaures Natron .
14,7
2S,40
26,50 —
Schwefelsaure Talkerde ,
4,0
7,20
6,10 —
Schwefelsaure Kalkerde
1,3
3,10
3,30 —
Doppeltkohlensaures Natron
1,1
• . .
.
Eisenoxid
0,3
0,42
0,41 —
Joduatrium
Spuren
48,4
0,15
0,15 —
74,57
68,76 Gr.
Kohlensaures Gas .
2,5
0,4
0,4Kub.Z.
Schwefelwasserstofi'gas
.
1,6
0,7 -
1292
Nr. IV.
Nr.4.A.
Nr.V.
Nr. VI.
Chlornatrium . ,
52,4
51,40
9,70
58,7 Gr.
Schwefelsaures Natron .
17,2
14,00
#
12,3 —
Schwefelsaure Talkerde
14,2
17,10
47,00
.
Schwefelsaure Kalkerde .
2,7
2,10
3,10
2,0-
Doppeltkohlensaures Natron
1,2
2,40
1,70
1,8-
0,40
.
Jodnatrium
Spur
0,25
0,35
0,2 —
Chlorcalcium . . .
• . - .
8,30
13,10
9.3 —
Chlormagnesium. ,
.
7,50
10,50
4,5-
Kohlensaure Kalk- und Talkerde 1,1
3,20
.
.
88,8
1Ö6,25~
"85,85"
88£Gr.
Kohlensaures Gas .
1,4
1,16
1,2
0,7 K.Z.
Schwefelwasserstoffgas .
.
Spur
3. Sherborne Spa:
nach Scudamore in sechzehn Unzen:
Nr. I.
3,829
2,900
Spur
1,077
0,054 .
Nr. II.
6,0-25
63,790
0,516
3,759
Nr. III.
2,128 Gr.
1,473 —
Spur
1,619 —
7,860
1,0011
74,090
1,009
5,220 Gr.
1,0012
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium
Chlormagnesium
Chlorcalcium
Eisenoxyd
Specif. Gewicht .
Auferdem werden die Analysen des Stronger Pittville
Spring von Daniell und die des Cambray-Sp r ing, eines Ei-
senwassers, mitgetheilt. Hiernach enthält:
Pittville Spring Cambray Spring
Chlornatrium
Schwefelsaures Natron . . .
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlorcalcium und Chlormagnesium
Doppeltkohlensaures Natron . .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Brom
Kohlensaures Gas . . . .
Dr. Murray hat aufser Jod und Brom auch Spuren von salzsau-
rem Ammoniak in dem Mineralwasser von Cheltenham gefunden.
in einer Piute:
in einerGallone
48,6 Gr. )
.20,2 - 5
. 24,00 Gr.
. . .
9,00 —
5,5 —
• • .
• - • •
. 15,50 —
5,6 —
.
' 1,0-1 '
8,95 —
• • •
7,05 —
Spuren ,
.
80,9 Gr.
64,50 Gr.
l,0Kub.Z.
24,0Kub.Z.
1293
Die Wirkung des innerlich und äufserlich angewandten
Mineralwassers Längt von der Verschiedenheit seines Ge-
halts ab, nach welchem hier Schwefelwasser, Salzquellen
und salinische Eisenquellen zu unterscheiden sind. Da
aufserdem fast alle Quellen Eisen enthalten, so ist die
Wirkung, je nach dem Gehalt an Eisen, stärkend, eröff-
nend oder auflösend, abführend, schwächend, und der Kur-
ort vereinigt somit die Mittel zur kräftigen Bekämpfung
der venösen, wie der lymphatischen Dyskrasie, bei gleich-
zeitiger Stärkung und Belebung des Gefäfs- und Nerven-
systems.
Gewöhnlich beginnt man die Trinkkur mit den auflösend, abfüh-
rend wirkenden Salzquellen, verstärkt auch zuweilen ihre Wirkung,
wenn der Stuhlgang nicht hinreichend durch sie vermehrt wird, durch
auflösende Pillen, und geht dann erst zu den stärkeuden Eisenquel-
len über, wobei jedoch alle bekannten Contraindicationen, welche den
Gebrauch der Eisenwasser verbieten, zu berücksichtigen sind. - Mit
dem innern Gebrauch wird der der Bäder verbunden, die zu 27 bis
29° R. genommen werden, und in denen mau nicht weniger als 10,
und nicht länger als 20 Minuten verweilt; man nimmt wöchentlich
nicht mehr als 2 — 3 Bäder.
Die Krankheiten gegen welche sich das Mineralwas-
ser einen besondern Ruf erworben hat, sind folgende:
a. Gichtische Beschwerden, namentlich wenn gleich-
zeitig beträchtliche Anomalien der Verdauungswerkzeuge
vorhanden sind.
b. Verschleimungen und Stockungen im Unterleibe,
mit Trägheit des Darmkanals verbunden, — Stockungen
im Leber- und Pfortadersystem, Hämorrhoidalleiden, Gelb-
sucht und ähnliche durch einen langem Aufenthalt in den
Tropenländern veranlasste Krankheiten.
c. Gries - und Steinbeschwerden.
d. Disposition zu Erysipelas, Urticaria und ähnlichen
Hautkrankheiten, vorzüglich wenn gleichzeitig krankhafte
Störungen der Verdauungswerkzeuge vorhanden sind.
Man bereitet hier auch ein unten dem Namen des Cheltcnham
Salt bekanntes und in England viel benutztes Salz, das nach Brande
und Parkes aus salz- und schwefelsaurer Talkerde und Eisen, —
1294
nach Planche und Caventou aus 120 Gr. schwefelsaurem Na-
tron, 66 Gr. schwefelsaurer Talkerde, 10 Gr. Chlornatrium und ?/„ Gr.
schwefelsaurem Eisen besteht.
Short, history of the principles of Mineral-waters. 1740. Vol. II.
C. H. Senkenberg in: Phüos. Transact. 1741. Nr. 461.
J. Bark er, treatise on Chelteuham waters and its great use,
London 1786.
Fothergill, experimental inquirj on Cheltenham waters.
2. ed. 1788.
J. Smith, observations on the use and abuse of the Cheltenham
waters. Lond, 1787; — 1801. Franz. vonM. F. Le Breton. Par. 1789,
Th. Jameson, treatise on Cheltenham waters and bilious di-
seases. London 1803.
W. Saunders, treatise etc. London 1805. p. 286,
The improved Cheltenham Guide, comprising a methodical State-
ment of the virtues aud qualities of the Cheltenham waters. Bath.
Fr. Accum, Analysis of the Mineral waters lately discovered
at Cheltenham. London 1808; — 1810.
T. Jameson, on Cheltenham waters. London 1814.
Ch. Scudamore, a chemical and med. raport. a. a. O. p. 170,
Journal general de M6d. 1820. Nr. 288.
John M'Cabe, observations on the Cheltenham Waters, on
the Diseases, in which they are recommanded, to which is annexed
an Analysis of the Salt and Waters. Cheltenham 1820.
John M'Cabe, directions for drinking the Cheltenham Waters.
London 1824,
— — a Treatise on the Cheltenham Waters. London 1824.
Bulletin des sc. med. 1824. II. p. 300.
The visitors Handbook for Cheltenham, contaiuing brief notices
of the Spas etc. Cheltenham 1840.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 54.
Bains d'Europe. p. 572.
E. Lee, additioual remarks a. a. O. p. 12.
— — the mineral Springs a. a. O. p. 59.
Die Mineralquelle von Oloucester entspringt bei dieser
zehn engl. Meilen von Cheltenham gelegenen Stadt in Gloucestershire.
Das salinische Eisenwasser ist mit sehr zweckmässigen Vorrichtun-
gen zu seiner Benutzung ausgestattet und wird daher auch ziemlich
besucht. Man findet hier ein Pump-Room, kalte und warme, so wie
Dampfbäder und Douchen.
Hemming, the history and chemical analyse of the mineral
water lately discovered in the city of Gloucester etc. London 1789.
A Guide to all the watering Places. p. 332.
Die Mineralquellen von Malvem. Es giebt
zwei, drei englische Meilen von einander entfernte, Dörfer
1295
dieses Namens in Worcestershire , Grofs- und Klein-Mal-
vern, von denen das erste von Worcester acht, von Chel-
tenhain 22, von London 120 englische Meilen entfernt, auf
der Ostseite einer sich neun Meilen in der Richtung- von
Norden nach Süden hinziehenden Bergkette liegt, die Mal-
vern-Hills genannt, die sich im Herefordshire Beacon 1444
Fufs über d. M. erhebt und hauptsächlich aus Granit,
Syenit und Grünstein besteht.
Man unterscheidet zwei Mineralquellen: St. Anne's
Well, welche in einiger Entfernung auf dem Gröfs-Mal-
vern überragenden Hügel entspringt, und Holy Well
Water, welches auf einem zwischen Grofs- und Klein-
Malvern gelegenen, von ersterem Dorfe zwei, von letzterem
nur eine Meile entfernten Hügel zu Tage kommt. Erstere
wird hauptsächlich zu Trinkkuren, die andere zu Bädern
benutzt.
Die Bäder befinden sich an der Quelle selbst, wo auch Woh-
nungen vorhanden sind für die, welche in den Dörfern, wo sich eben-
falls schöne, von Gärten umgebene Häuser zur Aufnahme von Kur-
gästen, nebst Hotels und allem Comfort des Lebens, der über das Ganze
wie über jedes Einzelne ausgebreitet ist, finden, nicht wohnen wol-
len. Die schöne Lage mit der genufsreichen Aussicht auf Worce-
stershire, G'oucestershire und einen Theil von Wales, so wie die
Reinheit und Klarheit der Luft ziehen in der Sommersaisou viele
Fremde hierher.
Das Mineralwasser ist klar und durchsichtig, ge-
ruchlos und von angenehm erfrischendem Geschmack, hat
die Temperatur von 8,44° R. und das specif. Gewicht von
1,0002. Früher von Wall aus Oxford (1756) und von
W. Philip aus Worcester (1805) untersucht, ist es zu-
letzt von Scudam ore und Addison analysirt worden.
Hiernach enthalten sechzehn Unzen desselben:
nach W. Philip: nach Scudamore:
Schwefelsaures Natron . . 0,tGl Gr. . . 0,255 Gr.
Chlornatrium .... 0,104 — ....
Chlorcalcium 0,213 —
Kohlensaures Natron . . . 0,388 — ....
Kohlensaure Tulkerde . . 1,028 — . . Spuren
1296
Kohlensaure Kalkerde . . 0,038;Gr. . . 0,221 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0,035 —
0,754 Gr. 0,719 Gr.
Nach der von Addison mitgetheilten Analyse enthält eine Gal-
lone des Mineralwassers:
Chlormagnesium 5 Gr.
Chlornatrium ....... 6 —
Schwefelsaure Talkerde 576 —
Schwefelsaure Kalkerde 5 —
Kieselerde 5 —
Unlöslichen Rückstand und Verlust . . . 324 —
921 Gr.
Hiernach zeichnet sich das Mineralwasser vor den meisten an-
dern dureh seine aufserordentliche Reinheit aus; dafs es Eisen ent-
halte, scheint Scudamore mit Recht zu läugnen.
Das Mineralwasser geniefst eines grofsen Rufes, wirkt
auflösend, eröffnend, gelind stärkend, vorzugsweise diure-
tisch und wird innerlich und äufserlich , in Form von Bä-
dern und Kataplasmen, benutzt.
Getrunken soll es im Anfang zuweilen leichte Uebelkeiten und
selbst Schwindel verursachen; doch verlieren sich diese Symptome
bald und an ihre Stelle treten vermehrter Appetit, vermehrte Harn-
secretion, allgemeines Wohlbefinden, als Zeichen der beginnenden Hei-
lung. — Der Form von Kataplasmen bedienen sich die Einwohner
des Landes häufig, indem sie mit dem Mineralwasser befeuchtete Tiii
eher auf die leidenden Glieder legen.
Die Krankheiten, gegen welche das Mineralwasser in
den genannten Formen empfohlen wird, sind: Hautkrank-
heiten, Krankheiten der Harnwerkzeuge, namentlich Stein -
und Griesbeschwerden, scrophulöse Geschwüre, vernach-
lässigte Fisteln ; — in allen diesen Leiden giebt der dortige
Aufenthalt bei der hier herrschenden Reinheit der Luft und
dem milden Klima ein mächtiges Agens zur Heilung ab.
Observations and Inquiry on the med, Waters at Malvern in
Worcestershire. Med. Tract. the late J.Wall, collect, and published
by M. Wall. Oxford 1780.
W. Saunders, a treatise a. a. O. p. 100.
L. Hörn er, Transactions of the Geology Soc. T. I. p. 281.
A. W. Philip Wilson, on analysis of the Malvern Waters.
Edinburgh 1806.
Malvern Waters, being a republioation of Cases formerly collec-
1297
ted by John Wall, M. I). and since illustrated with notes by bis
sou Martin Wall. Londou 1806.
Pbilip und Scudamore iu: Medical Repository. 1820. Decbr.
p. 465. 1821. März.
Ch. Scudamore, a cbemical and med. report a. a. 0. p. 236.
Addison in: Tbe Atbeuaeum. 4. Juny 1828; — Bulletin des
sc. m6d. 1830. F6vr. p. 262.
Varrentrapp, Tagebuch a. a. O. S. 300.
F. Simon, die Heilquellen Europas S. 150.
Bains d'Europe. p. 576.
Edw. Lee, tbe miueral Springs a. a. O. p. 42.
Die Mineralquellen von Leamington oder
Ijeamington Priors entspringen in dieser in War-
wickshire, zwei englische Meilen östlich von Warwick,
90 Meilen von London entfernten, in der Nähe von Birming-
ham gelegenen Stadt, und erfreuen sich eines grofsen Zu-
spruchs von Kurgästen.
Der Mineralquellen gedenken schon Camden im J. 1586, Speed
im J. 1596, Dugdale im J. 1656. Diejenige, welche die alten Bä-
der versorgt, wurde im J. 1786, die der neuen Bäder im J. 1790 ent-
deckt, und 1791 die neuen Bäder selbst errichtet. Damals war Lea-
miugton ein unbedeutendes Dorf, aus dem es sich im Laufe des ge-
genwärtigen Jahrhunderts zu einer reichen und prächtigen Badestadt
erboben hat, die vielleicht an Pracht und Eleganz der Bäder allen
Badeorten voransteht. Aufser zahlreichen palastartigen Gasthöfen zur
Aufnahme der Kurgäste und den mannigfaltigsten zum Vergnügen der-
selben bestimmten Etablissements befinden sich hier vier grofse Bade-
häuser mit Säulengängen und Gärten, Säle und Hallen im prächtig-
sten Style, der dem Luxus der Bäder selbst entspricht. Diese, sehr
geräumig und in dem Boden eingelassen, sind mit Eisenplatten um-
legt und durchaus mit Porzellantafeln ausgefüttert; an den Seiten ha-
ben sie noch besondere Sitze. Die Abflufsröhren und die Hähne,
welche das Wasser in die Badebecken ausgiefsen, sind von massivem
Silber. Auch befindet sich hier eine elegante und sehr bequem zu
applicirende Doucbe, nebst einer nützlichen Maschine, um unbehülf-
liche Kranke auf ihrem Stuhle mit leichter Mühe in ihren Bereich
zu bringen. Die Trinkanstalt befindet sich in einem ungemein gro-
fsen und prächtigen Saale.
Die angenehme Lage der Stadt fast im Mittelpunkte des Landes
und in der Nähe mehrerer, historisch interessanter Orte bietet zu
mannigfachen Ausflügen Anlafs. Dahin gehören Wurwick-Castle, die
Ruinen von Kenilwo-rth -Castle, Guy-ClifT, die sämmtlich nur 2 — 5
englische Meilen von Leainingtou entfernt liegen, und endlich das
10 engl. Meilen entfernte Stratfort upon Avon, der Geburtsort Wil-
liam Sbakespeare's.
1298
Die Mineralquellen entspringen aus Liasj man unter-
scheidet folgende:
1. Royal Pump Room:
a. Saline Water, durchsichtig, von sehr bitterlich-
salzigem Geschmack und dem specif. Gewicht = 1^0119.
Die Temperatur ist wechselnd: sie betrug im November
1819: 6°R., im Juli 1820: 10° R.
b. Sulp hur Water, von hepatisch-salzigem Ge-
schmack, hepatischem Gerüche, enthält Schwefelwasser-
stoffgas, dessen Menge jedoch nicht näher bestimmt ist,
und hat das specif. Gewicht = 1,0042.
2. Lor d Ay lesford's Spring, von angeneh-
mem salinisch-eisenhaftem Geschmack, hat das specifische
Gewicht = 1,0093.
3. Mr. Robbin's Spring, von angenehm salini-
schem Geschmack und dem specif. Gewichte = 1,0118.
4. Mr. Wise's Spring, von angenehm salini-
schem Geschmack und dem specif. Gewicht = 1,010.
5. Mrs. Smith's Spring, von angenehm sali-
nischem Geschmack und dem specif. Gewicht == 1,0085.
6. Marble ßaths Pump Room:
a. Rechter Brunnen (RightUrn) riecht und schmeckt
nach Schwefelwasserstoffgas, ist dabei reich an Kochsalz
und Glaubersalz und hat das specif. Gewicht = 1,011.
#. Linker Brunnen (Left Um), von eisenhaftem
Geschmack und dem specif. Gewicht = 1,0067.
c. Mittlerer Brunnen (Middle Urn), von salinisch-
eisenhaftem Geschmack und dem specif. Gewicht = 1,0054.
Das Mineralwasser ist von Lambe, Weatherhead,
Loudon und Scudamore analysirt. Nach Letzterem
enthält in sechzehn Unzen:
1. Royal Pump Room:
2. AylesforcTs
«.Saline b. Sulphur
SpriDg:
Water: Water:
Schwefelsaures Natron .
8,24 12,260
34,670 Gr.
Clilornatrium .
. 56,55 15,780
12,890 —
Cliloniagnesium
. 21505 3,492
5,493 —
1299
Chlorcalcium .... 30,14 8,367 30,720 Gr.
Eisenoxyd .... Spur Spur geringe Menge
115,98 39,899 83,773 Gr.
3.Robbins 4. Wise's ö.Smith's
Spring: Spritig: Spring:
Schwefelsaures Natron . 32,83 35,190 29,633 Gr.
Cliiornatrium .... 49,20 31,880 23,992 —
Chlormagnesium, 5,493 5,493 —
Chlorcalcium .... 18,14 22,640 21,295 —
Eisenoxyd . . . geringe Menge geringe Menge Spur
"100,17 "95,203 80,413 Gr.
6. Marble Baths Pump Room :
«.RightUrn: i.Leftürn: c.MiddleÜrn:
Schwefelsaures Natron . 2S,030 11,780 8,672 Gr.
Chlornatrium . . . 47,990 7,766 9,719 —
Chlormagnesium , , 7,682 3,293 7,124 —
Chlorcalcium . . . 27,190 9,582 3,230 —
Kohlensaures Eisenoxydul geringe Menge 0,340 0,191 —
110,892 "32,761 28,936 Gr.
Nach Loüdon's Analyse enthält Aylesford's Spring in einer
Pinte Wasser:
Schwefelsaures Natron i i 40,398 Gr.
Cliiornatrium 40,770 —
Chlorcalcium 20,561 —
Chlormagnesium t 3,266 —
104,995 Gr.
Kohlensaures Gas ...*.. 2,103 Kub.Z.
Stickgas * * . 0,537 —
Sauerstoffgas 0,075 —
2,715 Kub.Z.
In dem salinischen Mineralwasser von Rojal Pump fand Dau-
heny auch Spuren von Jod und Brom, die sich unzweifelhaft auch
in den andern Quellen vorfinden werden.
Nach vorstehenden Analysen gehören die Schwefel-
quellen von Royal Pump und der rechte Brunnen des Mar-
morbades zu den schwefelreichen Salz- und Glaubersalz-
quellen; die Chlorsalze in den übrigen Brunnen sind un-
gleich vertheilt, so dafs bald das Kochsalz, bald die Chlor-
magnesia, bald der Chlorkalk mehr vorherrscht; auch fehlt
es nicht an einem wechselnden Antheil von Eisen. Bei der
1300
grofsen und umfassenden Wirksamkeit des Mineralwassers,
die sich nicht allein auf chronische Unterleibsleiden, son-
dern auch auf das ganze Gebiet der Scrophulosis erstreckt,
welche hier sowohl in ihren anfänglichen, als in ihren fer-
nem Entwickelungsformen kräftig bekämpft werden kann,
sind daher für letztere Krankheitsformen diejenigen Salz-
quellen, in welchen die Chlorverbindungen vorherrschen,
indicirt, während Unterleibskranke die Schwefelwasser-
stoffgas und mehr Glaubersalz enthaltenden Wasser vor-
zuziehen haben.
Innerlich und äußerlich angewendet, werden die Mi-
neralquellen namentlich empfohlen gegen Gicht, chronische
Rheumatismen, Lähmungen, — chronische Unterleibsleiden,
Stockungen und Ueberfüllungen in der Leber und im Pfort-
adersystem, — Leiden der Harnwerkzeuge, — chronische
Hautkrankheiten, Scropheln, insbesondere wenn gleichzei-
tig grofse Unthätigkeit und atonische Schwäche der Or-
gane der Digestion und Assimilation und in Folge dieser
Hartleibigkeit vorhanden sind.
Derham, Hydrologia philosophica or an account of Leamington
Waters in Warwickshire with directions for the driuking of the
same. Oxford 1685.
Lambe in: Manchester Memoirs. Vol. V. P. I.
Ch. Scudamore, chemical and medical report a. a. 0, p. 215.
Ch. Weatherhead, analysis of the Leamington Spa, with re-
marks on its use and medicinal qualities. London 1820.
Oh. Loudon, a practica! Dissertation on the Waters of Lea-
mington Spa; including the History of the Springs, a new Analysis
of their Gaseous Contents. Third Edit. London 1830.
Briefe eines Verstorbenen. Bd. III. S. 240.
Gairdner, essay a a. O. p. 415.
Ch. Daubeny, report on the present State a. a. O. p. 17.
F. Simon, die Heilquellen Enropas. S. 138.
E d w. Lee, an account a. a. 0. p. 228.
— — the mineral Springs a. a. O. p. 69.
Die So Ölquelle von Asliby in der Grafschaft Leicester
enthält nach Ure's Analyse in sechzehn Unzen Wasser:
Natrium- und Maguesiumbromür . . . 0,886 Gr.
Chlornatrium ....... 911,000 —
Chlormagnesium 1,772 —
1301
Chlorcalcium 94,500 Gr.
Kohlensaures Eisenoxydul .... Spur
100S,15SGr.~
Schwefelsaure Kalkerde, welche früher Accum und Thomson
in sehr abweichenden Quantitäten darin nachgewiesen hatten, konnte
Ure nicht finden. — Die Soole wird als Bad benutzt.
Philos. Magaz. T. VI. p. 5S. 322.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 16.
Die Mineralquellen von Harrowgate, einem
berühmten und besuchten Badeorte von 5000 Einwohnern,
entspringen in einer aumuthigen, gesunden Gegend bei dem
Dorfe High- und Low -Harrogate1, im West-Riding von
Yorkshire, drei englische Meilen von Knaresborough, sech-
zehn von Leeds und zwanzig von York entfernt.
Die Quellen sind schon lange benutzt und wurden schon im J.
1632 vom Dr. Stanhope beschrieben. Die zu ihrem Gebrauch ge-
troffenen Einrichtungen sind nach englischer Weise musterhaft und
lassen kaum etwas zu wünschen übrig; die bedeutendsten Etablisse-
ments sind das Starbeck-, das Victoria- und das Montpellier -
Etablishment, welche mit Gartenanlagen, Badern für beiderlei
Geschlechter und Vorrichtungen zu Douche-, Dampf- und Gasbädern
versehen sind. Auch fehlt es nicht an grofsen Versammlungssälen,
Theatern, Lesegesellschaften, hohen und niedern Spielen und allen an-
dern Arten von Zerstreuungen. Die Zahl der Kurgäste wäbrend der vom
Juni bis Ende October dauernden Saison beträgt durchschnittlich 12,000,
welche in ungefähr 200 Lodging-Houses geräumig und bequem woh-
nen. Ein Hospital mit 50 Betten nimmt solche Armenkranke auf,
welche für eine Bade- und Trinkkur geeignet sind.
Die Mineralquellen entspringen aus einem Sumpfboden,
der auf Thou und Kies ruhet, in grofser Anzahl. Man
unterscheidet :
1. Schwefelquellen, reich an Schwefelwasser-
stoffgas und salinischen Bestandtheilen ; zu ihnen gehören :
Old sulphur W eil, Thackwray's garden spring,
Crescent new spring, Starbeck oder Knares-
borough sulphur-spring und Hospital-well.
2. Salinishe Eisenquellen; zu ihnen gehört:
William's (ehemals Oddy's) saline chalybeate
Well oder Cheltenham.
3. Reine Eisenquellen) zu ihnen gehören: Od-
1302
dy's pure chalybeate spring, Old Spa, Tewit's
Spring, St. George 's Spring und Starb eck Spring.
4. Erdig-salinische Quellen, welche erdige
Salze mit wenig Eisen, aber kein Schwefelwasserstoffgas
enthalten; zu ihnen gehören: Crescent old Well,
Crescent Hotel saline spring und Knaresborough
dr opp ing-well im Bilton Park, — letzterer berühmt
wegen seiner petrificirenden , alle hineingelegten Gegen-
stände mit Kalkincrustationen überziehenden Eigenschaften.
Alle Schwefelquellen, mit Ausnahme des Star-
beck Spring, welcher eine Meile östlich von High-Harrow-
gate zu Tage kommt, entspringen in Low Harrowgate.
Die wichtigste darunter, der Old sulphur Well, sam-
melt sich in einem steinernen Becken und ist von einer
Kuppel überwölbt: er dient vornehmlich als Getränk. Sein
Wasser ist durchsichtig und klar, stark perlend, von stark
hepatischem Geruch, sehr salinischem und wegen des
Schwefelwasserstoffgases, womit es hnprägnirt ist, unange-
nehmem Geschmack, an den man sich indessen nach eini-
gen Tagen gewöhnt, verliert, der Luft ausgesetzt, seine
Durchsichtigkeit, so wie nach und nach auch seinen Schwe-
felgeschmack und behält dann blos den einer starken Salz-
auflösung. Die Temperatur beträgt 9,77° R. Thack-
wray's garden-sprine; kommt ungefähr 200 Yards von
Old sulphur zu Tage und ist von Gartenanlagen vor dem
Crown-Hotel umgeben: er hat weniger salinische Be-
standtheile als der vorige, ist aber sehr reich an Schwefel-
wrasserstoffgas. Der Crescentnewspring wird vornehm-
lich zu Bädern benutzt. Der Starb eck spring ist am
schwächsten Hinsichts seiner salinischen und gasigen Be*
standtheile, wird aber viel gebraucht; er entspringt in glei-
cher Entfernung von Knaresborough und Harrowgate und
bildet mit Wohngebäuden, Gartenanlagen, Bädern und ei-
nem schwachen Eisenwasser zusammen das Starbeck-
Etablissement.
Unter den Eisenquellen, welche in High Harro w-
catc
1303
gate zu Tage kommen, ist tlei» wichtigste Oddy's saline
chalybeate spring: er wird mittelst eines Pumpwer-
kes nach dem Etablissement Behufs seiner Benutzung als
Getränk geführt, wodurch der Uebelstand entsteht, dafs er
schwächer als an dem Ursprung selbst dorthin kommt, da
er in den Leitungsrohren einen Theil seines Eisengehalts
niederschlägt. Sein Wasser ist von stark eisenhaftem,
salinischem, aber angenehmem Geschmack und hat die Tempe-
ratur von 9,77° H. Oddy's pure chalybeate spring,
erst neuerlich entdeckt in der Nähe der Pumpe, welche das
l salinische Eisenwasser des vorigen liefert, ist von sehr
i deutlichem Eisengeschmack, hat die Temperatur von 10,22° 11.
und enthält, nebst vielem kohlensaurem Gase, mehr als die
Hälfte des Eisengehalts im Ol d Spa, welcher letztere, bei
Granby Hotel gelegen und in einem kleinen Gebäude ein-
■ geschlossen, vornehmlich kohlensaure Kalkerde enthält,
und von sehr angenehmem Geschmack ist. T e w i t spring,
schon im J. 1571 entdeckt und lange Zeit die einzige be-
kannte Mineralquelle der Gegend, entspringt in dem Walde
von Knaresborough, in geringer Entfernimg von High Har-
rowgate: er enthält beinahe eben so viel Eisen als Old
Spa, ist aber jetzt nur wenig in Gebrauch. Starbeck
chalybeate spring enthält f Gr. Eisen in einer Gallone
Wasser.
Yon den salinischen Quellen enthält der Cres-
cent saline spring in einer Gallone Wasser: 680 Gr.
Chlornatrium, 53 Gr. kohlensaures Natron, 44 Gr. Chlor-
calcium und etwa eben so viel Chlormagnesium. Der
Crescent old well ist viel weniger reich an Bestand-
teilen.
Das speeifische Gewicht der einzelnen Quellen, wie es Scuda-
more gefunden hat, ergiebt folgende Uebersicht :
Old sulpbur Well 1,0103
Crescent Water ..... 1,0008
Oddy's Saline chalybeate .... 1,0053
' Oddy's pure chalybeate .... 1,0003
0!d"Spti ., 1,0014
III. Thcil. O o o o
1304
Anatysirt wurde das Mineralwasser von
(1794), Scudamore, West und Hunter.
enthält in sechzehn Unzen:
nach Scudamore:
1. Old sulphur
Well :
Schwefelsaure Kalkerde . . . 1,052 Gr.
Chlornatrium ....
Chlormagnesium
Chlorcalcium ....
Kohlensaure Talkerde . .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisen . . .
Kieselerde
Garnett
Hiernach
100,100 —
3,682 —
4,223 —
0,422 —
1,579 —
2. Oddys saline
chaljbeate:
0,244 Gr.
39,600 —
1,303 —
2,893 —
0,105 —
0,884 —
0,460 —
0,052 —
111,058 Gr.
45,541 Gr.
Kohlensaures Gas
1,180 Kuh.Z.
Schwefelwasserstoffgas
1,698 —
Stickstoff mit Kohlenwasserstoff .
0,718 —
Nach H u n t e r enthält in einei
Imperial-Gallone Wasser:
1. Old sulphur
2 Saline chaly-
Well :
beate:
Chlornatrium ....
867,2 Gr.
576,50 Gr.
Chlorcalcium ....
87,2 —
43,50 —
Chlormagnesium . .
42,4 —
9,65 -
Doppeltkohlensaures Natron
20,0 —
i .
5,30 —
1016,8 Gr.
634,95 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
15,64 Kub.Z
r
Kohlensaures Gas .
2,72 —
5,675 KubZ.
Kohlenwasserstoff .
6,80 —
■ • .
8,84 —
7,675 —
Nach West's Untersuchung <
es Schwefelwas
sers enthält in ei-
ner Wein-Gallone:
1. Old sulphur
2.NewWellatthe
Well:
Crown Inn :
Chlornatrium . . . .
752,00 Gr.
. 785,00 Gr.
Chlorcalcium
65,75 —
71,50 —
Chlormaguesium ....
29,20 —
43,00 —
Doppeltkohlensaures Natron .
12,80 —
14,75 —
Schwefelwasserstoffgas
Kohlensaures Gas .
Stickstoff .
Kohlenwasserstoff .
859,75 Gr.
14,00 Kub.Z.
4,25 —
8,00 —
4,15 —
914,25 Gr.
6,40 Kub.Z.
2,25 —
6,50 —
4,65 —
1305
Bei der Anwendung- und Wirkung des Mineralwassers
ist besonders nach den beiden Hauptklassen der bier vor-
handenen Quellen, Schwefel- und Eisenquellen, zu unter-
scheiden.
a. Die Schwefelquellen. Das Harro wg-ater Schwe-
felwasser kommt mit keinem der bekannten Schwefelquel-
len auf dem Continente überein. Reicher an salinischen
Bestandteilen als die Thermen von Aachen, enthält es
doch weniger Schwefel als diese. Auch ist seine Wirkung,
wegen der geringern Temperatur, minder energisch und
eingreifend und scheint überhaupt mehr Aehnlichkeit mit
den schwächern Pyrenäischen Heilquellen zu haben. Es
wirkt vorzüglich auf die äufsere Haut, das Leber- und
Pfortadersystem, umändernd auf das Mischungsverhältnifs
der Säfte, die Se- und Excretionen bethätigend, — nach
Scudamore auch diuretisch.
Früher nur in Form von Bädern gebraucht, hat man es neuer-
lich auch als Getränk angewendet, namentlich wird Old sulphur Well
zum Trinken benutzt und auch nach den verschiedenen Theileu Eng-
lands versendet; die andern, an salinischen und flüchtigen Bestand-
teilen ärmeren Quellen werden mehr äufserlich angewendet. Die
Auswahl der Quellen, sowohl der Schwefel- als der Eisenquellen, wird
nach ärztlichem Rathe unternommen. Man trinkt von 2 bis 6 Be-
chern steigend am frühen Morgen und badet einige Zeit nach dem
Frühstück. Bei plethorischen und zu Congestionen geneigten Subjec-
ten ist vor dem Gebrauch eine Vorbereitungskur erforderlich: Blut-
entziehungen, auflösende, abführende Mittel; — während des Ge-
brauchs mufs für tägliche Stuhlentleerung, wenn das Wasser nicht
aushilft, durch den Gebrauch von abfübrenden Mitteln gesorgt werden.
Eine volle Kur dauert vier bis sechs Wochen.
Empfohlen hat man das Schwefelwasser namentlich bei
chronischen Hautausschlügen, Psoriasis, Acne, Gutta rosa-
cea, — Stockungen im Leber- und Pfortadersystem,
Hämorrhoidalbeschwerden, — Krankheiten der Harnwerk-
zeuge, besonders Steinbeschwerden, — Armstrong auch
gegen chronische Entzündungen, Phthisis.
b. Die Eisenquellen. Diese zu den kräftigsten
Stahlwassern gehörenden Mineralquellen besitzen aufser ih-
ren tonischeil, stimulirenden, das Nerven-, Gcfäfs- und
Oooo 2
1.306
Muskel System erhebenden , die Functionen der Rcproduc-
tion und Assimilation befördernden Wirkungen noch stark
auflösende, Sc- und Excrctionen vermehrende, vornehmlich
die Darmausleerung und Urinabsonderung betätigende
Eigenschaften und können vorzugsweise in allen denjenigen
Fällen mit Vortheil benutzt werden, wo die rein eisenhalti-
gen Wasser zu adstringirend und anhaltend wirken , und
man aufser der tonisirenden Wirkung zugleich auf Ver-
mehrung der Darmausscheidungen Rücksicht nehmen mute.
Durch den reichen Gehalt an salinischen Bestandteilen,
welche in diesem Mineralwasser zugleich vorkommen, wird
also die dynamische Wirkung des Eisens auf keine Weise
beeinträchtigt, sondern nur modificirt und gemildert und
auch für diejenigen geeignet, welche aufserdem in den er-
hitzenden, Congestionen erregenden und constipirenden Bei-
wirkungen des Eisens eine Contraindication für ihre An-
wendung finden dürften. Ihre Anwendung findet statt :
a. Bei chronischen, auf Atonie beruhenden Krankhei-
ten der Digestionsorgane, Unverd&ulichkeit aus Magen-
schwäche und daher rührender Neigung zu Verschleimung,
Säure, Sodbrennen, Magendrücken, hysterischen und hy-
pochondrischen Beschwerden.
b. Bei Trägheit der Circulation des Bluts in den Un-
terleibseingeweiden, venösen Anschoppungen, Stockungen
im Leber- und Pfortadersystem, Hämorrhoidalbeschwerden.
c. Bei Störung und Verhaltung der Menstruation und
Krampfzufällen, Bleichsucht, habituellen Schleim- und
Blutflüssen, Unfruchtbarkeit.
d. Bei allgemeiner Muskel- und Nervenschwäche,
Zittern der Glieder, langsamer Wiedergenesung nach er-
schöpfenden Krankheiten mit Substanz- und Säfteverlust.
e. Bei atonisch-rheumatäschen und gichtischen Be-
schwerden, chronischen Hautkrankheiten, wenn Torpor und
Reizlosigkeit des Haut- und Drüsensystems zum Grunde liegt.
Stanhope, eures without care, or a su.nmons to all such as
find little or no help by the use of pbysic, to repair to the Northern
1307
Spaws, wherein, by many precedents of a few late years, h is pro-
ved to the world that infirmities, of tlieir own nature desperate and
of long continuance, have recejvcd a porfect eure by virtue of the
mincral waters near Knaresborough. 1032.
J. D, "Walker, de aqua sulpliurea Harrowgatensi. Edinb. 1770.
Philos. Transactions of tbe Royal Society of London. T. LXXVI.
Part. I. Nr. 4.
Essay on the waters of Harrowgate. London 17S4.
T. Gaructt, treatise of the mincral waters of Harrogate. Lon-
don 1792.
W. Simpson, observatious on cold Bathiug. London 1793.
W. Saunders, a treatise a. a. 0. p. 405.
J. Armstrong, practical illustrations of the on Scarlet-Fever,
Measles, Pulmonary consumption and chronic diseases witjj Remarks
on sulphureous Waters. London 1818.
Scudamore, a chemical and medical report a. a. O. p. 90.
Ediuburgh med. and surg. Journal Nr. CVII. April. 1831. p. 394.
Adam Hunter, a treatise on the miueral waters of Harrogate
and its vicinity. London 1830; — fifth edit. 1838.
Edw. Lee, aecount a. a. 0. p. 216.
— — the mineral Springs a. a. 0. p. 47.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 98.
Bains d'Europe. p. 561.
Die Mineralquelle von Holbeck in der Nähe von Leeds,
im nördlichen Theile von Yorkshire Coalfield, gehört zu den mildern
alkalischen, kalten Schwefelwassern und enthält nach der Analyse
von George in sechzehn Unzen Wasser:
Schwefelsaures Natron 0,596 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde ..... 0,049 —
Chlornatrium . . . . . , » 0,505 —
Kohlensaures Natron 3,268 —
4,418 Gr.
Kohlensaures Gas 0,242 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 0,296 —
Stickstoff 0,4-23 —
Sauerstoff 0,060 —
Kohlenwasserstoffgas 0,322 —
The London med. Reppsitory. Septbr. 1816.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 104.
Die Mineralquellen von Scarbor ough. Diese an der Bay
gleiches Namens in Yorkshire gelegene Seestadt, welche im Sommer
wegen der hier angelegten Seebäder viel besucht wird, besitzt auch
zwei schwache salinische Eisenquellen: North uud South Wells
genannt, welche nach Thompson' s Analyse in einer Gallone Was-
isos
ser, aufser einer geringen Menge Eisen und kohlensaurem Gase ent»
halten:
South Well: North Well:
Schwefelsaure Talkerde . . . 22,41 Gr. . 105,94 Gr,
Schwefelsaure Kalkerde . . . 147,12 — . 47,64 —r
Chloniatrium . 2i,36 — , 7,23 -»
Clilorcalcium . . . , „ . ... 38,00 —
Chlormagnesiuin , , 3,88 — ...
Kohlensaure Kalkerde . . . , 9,97 — ,
208,74 Gr. 198,81 Gr.
Hinsichts seiner salinisciien Bestandtheile hat das Mineralwasser
hiernach viel Aehnlichkeit mit Cheltenham, obgleich die quantitati-
ven Verhältnisse viel geringer sind. Der South Well ist weniger
eröffnend und mehr tonisch als der North Well, beide enthalten mehr
Eisen und eine viel geringere Quantität schwefelsaurer Talkerde —
Mau pflegt den Gebrauch dieser Eisenwasser mit dem der Seebäder
zu verbinden.
J. Atkins, of Scarborough Waters. London.
R. Wittie und Lighmore in : „Philos. Transactions. 1669.
p. 1038 und 1128.
R. Wittie, Föns Scarburgensis s. tractatus de omnis aquarum
generis origine ac usu particulariter de foEte minerali Scarborough in
Comitatu Eboracensi Angliae. London 1678.
W. Simpson, Hydrologia chj'mica or the chymfcal Anatomy
of Scarborougb and other Spaws in Yorkshire. London 1699.
P. Shaw, Inquiry into the nature, virtues and use of the mine-
ral Waters of Scarborough. London 1743; — franz. par (Doste. Pa-r
ris 1767.
W. Saunders, a treatise a. a. O. p. 304.
E d w. Lee, the mineral Springs a. a. O. p. 79.
Die Mineralquelle von Filey entspringt eine engl. Meile
nördlich von dieser sieben und eine halbe Meile südlich von Scarbo-
rough gelegenen Stadt, wo auch Anstalten zum Gebrauch der See-
bäder sind. Es ist ein Kochsalzwasser, das ein wenig Eisen, eine
beträchtliche Menge Chlornatrium, einen geringen Antheil schwefel-
saurer Talkerde und etwas Kalkerde enthält.
A Guide to all the watering a. a. 0. p. 184.
Die Mineralquelle von Nottington entspringt in diesem
anderthalb engl. Meilen von dem Seebade Weymouth in Dorsetshire
gelegenen Dörfchen. Das Mineralwasser, zu den Schwefelquellen ge-
hörend, ist vollkommen klar, von sehr hepatischem Geruch und Ge-
schmack und gleicht sehr in seinen physischen und chemischen Ei-
genschaften, wie in seiner WirkuDg, dem Mineralwasser von Moß'at
1309
in Schottland. In Verbindung mit Seebädern hat es sich besonders
gegen Haut- und scorbutische Affectioneu bewährt.
A Guide to all the wateriug Places. p. 361
Die Mineralquelle von Brighton oder Brighlhelm-
stone. Diese in Sussex gelegene, durch die grofsartigsten Anstalten
zum Gebrauche von Seebädern berühmte und während der Saison oft
von 30,000 Fremden besuchte Stadt, die ausserdem als Ueberfahrtsort
nach Dieppe bekannt ist, früher der Lieblingsaufenthalt König Georgs 111.
war, und auch von der jetzt regierenden Königin Victoria besucht
wird, besitzt auch etwa in der Entfernung einer englischen Meile zu
Wich eine Eisenquelle, welche von Tierne}', Hall in A. als Ge-
tränk empfohlen, und vielfach von den Badegästen zu Brighton ge-
trunken wird. Das Wasser derselben hat das spec. Gewicht = 1,001U8
und enthält in einer Piute:
nach Marcet: nach Daniel):
1,80 Gr. . 1,66 Gr.
4,09 — . 1,78 —
1,71 —
0,75 — . 0,44 —
1,53 — . 1,36 —
0,14 —
0,19 — . . .
Schwefelsaures Eisen . ,
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorcalcium
Chlormagnesium .
Chlornatrium , . ,
Kieselerde ....
Verlust
'8,50 Gr. 6,95 Gr.
Kohlensaures Gas .... 2,5 Kub.Z. 2,0 Kuh. Z.
W. Saunders, Treatise a. a. O. p. 331.
Edw. Lee, the mineral Springs a. a. O. p. 81.
Die Mineralquelle von Easl Bourne^ einem 22 englische
Meilen östlich von Brighton und 64 von London gelegenen Dorfe der
Grafschaft Sussex, ist ein Eisenwasser, das eine Meile westwärts vom
Strande auf einem Holywell genannten Platte entspringt und in allen
den Fällen empfohlen wird, wo das Bristoler Mineralwasser angezeigt ist.
Die Bittersalzquelle von Epsom entspringt eine halbe
Meile von diesem in der Grafschaft Surrey, sechzehn Meilen von Lon-
don gelegenen Marktflecken aus Kalksteinbergen, die mit einer sehr
feinen Torferde bedeckt sind. Das Mineralwasser ist durchsichtig
und farblos, von salzig -bitterm Geschmack, und enthält als Hauptbc-
standtheil schwefelsaure Talkerde, welche in dem Verhältnifs von un-
gefähr einer halben Unze auf das Pfund sich darin findet und unter
dem Namen Epsom-Salz vielfältig in den Handel kommt. An der
Quelle wird das Wasser, das in der Dosis von zwei bis drei Gläsern
leicht abführend wirkt, wenig getrunken.
N. Grew, de salis cataretici amari in aquis Ebeshumensibus et
hujusmodi aliis content! natura et usu. London 1676; — 1695.
W. Saunders, a treatise a. a. O. p. 218.
Das salinische Eisenw asser zu Norwood in der Graf-
schaft Surrey, Beulah Spa genannt, ist neuerlich sehr in Aufnahme
gekommen und wird besonders gegen Störungen der Verdauungsor-
gane gerühmt.
A. Maxfiel d, practical observations 011 the medicinal virtues
ol' the Keulah Spa, Norwood etc. London 1832.
Cb. We.atherhead, an aecount of the Beulah Saline Spa at
Korwood, Surre}'. London 1832.
Das Mineralwasser von Tunbridge- Wells
entspringt in dem Üie WeaM genannten Theile der Grat
schaft Kent5 von Tunbridge 6, von London 36 englische
Meilen entfernt und ist mit freundlichen Einrichtungen zur
Aufnahme von Kurgästen, so wie mit Vorrichtungen zu
Bädern ausgestattet.
Die Felsart der umgebenden Gebirgsmasse besteht aus Sandstein
mit eisenhaltigem Bindemittel, der hier nicht, wie sonst, von Kreider
formation bedeckt ist. Das Eisen wurde vor Entdeckung der reichen
Eisenminen Englands ehemals bergmännisch gefördert, und wechselt;
mit dichten Schichten Thonerde ab, die einen grofsen Theil des Bor
dens der Umgegend bildet.
Es entspringen hier mehrere Mineralquellen, von denen
die jetzt allein medizinisch benutzte in einem grofsen Marr
morbassin entspringt, aus dem sie durch einen steinernen
Kanal zu den Bädern geleitet wird. Das Mineralwasser,
das einen rothbraunen Niederschlag bildet, ist vollkommen
durchsichtig, entwickelt, wie es zu Tage kommt, keine
Gasblasen , hat den Geruch der Eisenwasser , einen ange-
nehmen, gelind adsträngirenden Geschmack, die Tempera-
tur von 8° R. und das speeif. Gewicht vo 1,0007.
Früher (1792) von Babington, später von Phil-
lips und Scudamore analysirt, enthält das Mineralwas-
ser nach Letzterem in sechzehn Unzen :
Schwefelsaure Kalkerde .... 0,185Gr.
Chlornatrium 0,323 —
Chlormagnesium ..... 0,038 —
Chlorcalcium 0,051 —
Kohlensaure Kalkerde .... 0,035 —
Eisenoxyd 0,391 —
Spuren von Mangan, vegetabilische Faser
und Kieselsäure ..... 0,058 —
1,061 Gr,
1311
Kohlensaures Gas 1.059 Kub.Z.
Sauerstoff 0,062 —
Stickstoff ....... 0,625 —
Nach Scudamore's mit dem Wasser der übrigen nicht benutz-
ten Quellen angestellten Versuchen, scheint der Eisengehalt zu wech-
seln: er betrug im Parade Spriug nach der Analyse von 1792 in ei-
ner Gallone Wasser: 1 Gr., im August und November 1815: 2,29 Gr ,
im März 1S16: 1,63 Gr., — bei Sussex Spring im September 1815;
1,1 Gr., — bei Tile House Spring im November 1815: 1,77 Gr.
Die stärkende , adstringirende Wirkung dieses Eisen-
wassers ist bedingt durch seinen Eisen- und Gasgehalt; es
wird innerlich und äufserlich angewendet.
Mau trinkt es steigend von einer halben bis zwei Pinten täglich
unter Bewegung in freier Luft, kalt oder erwärmt. Die anfangs seinen
Gebrauch begleitenden Beschwerden, wie Congestionen und Schwere
im Kopf und Magen, verschwinden bald und machen einem vermehr-
ten Appetit und allgemeinem Wohlbefinden Platz. Mit dem inneru
Gebrauch verbindet man die Anwendung von kalten oder erwärmten
Bädern. Die günstigste Jahreszeit zur Kur ist vom Mai bis Novem-
ber, weil dann das Mineralwasser am meisten von mineralischen Sub-
stanzen imprägnirt ist und die schöne Jahreszeit die Bewegung im
Freien und deu heilsamen Einflufs des sehr gesunden Klimas gestattet.
Die Krankheiten, in welchen das Mineralwasser in den
genannten Formen mit Erfolg angewendet wird, sind : reine
Schwäche der Verdauungsorgane, Dyspepsie, von allge-
meiner Atonie begleitet, — Krankheiten von Schwäche des
Uterinsysteuis, passive Profluvien, Chlorose, — Hautkrank-
heiten und Leiden der Harnwerkzeuge, besonders wenn sie
von Sehwäche des Magens begleitet sind.
An analysis of the mediciual Waters of Tunbridge Well. Lon-
don 1792.
W. Saunders, a treatise a. a. 0. p. 246.
Ch. Scudamore, an analysis the Mineral Waters of Tunbridge
Wells, with some aecount of its medical properties. London 1816.
— — a ehem. and med. report a. a. 0. p. 48.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 24Ö»
Bains d'Europe. p. 557.
Edw. Lee, the mineral Springs a. a. 0. p. 73.
Das alaunhaltige Eisen ic asser von Sandrocks ent-
springt auf der südwestlichen Seite der Insel Wight im Kirchspiele
1312
Cliale, etwa zwei engl. Meilen westwärts von Niton, 130 F. über dem
M., und etwa 150 F. von der Seeküste entfernt.
Die Mineralquelle entspringt aus eisenhaltigem Sandstein in einer
Gegend, wo mehrere ähnliche Eisenquellen zu Tage kommen. Sie
giebt zwei bis drei Oxhoft Wasser täglich, das von der Temperatur
der übrigen Quellwasser auf der Insel (8° EL), vollkommen durchsich-
tig, aber der Einwirkung der atmosphärischen Luft ausgesetzt einen
Niederschlag bildet, von adstringirendem und herbem Geschmack ist
und das specif. Gewicht von 1007,5 hat. Sechzehn Unzen dessel-
ben geben nach Marcet's Analyse:
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Thonerde
Krystallisirten Eisenvitriol
Chlornatrium .
14,040 Gr.
3,160 —
, 8,866 —
27,740 —
36,340 —
3,519 —
Kieselsäure , 0,614 —
94,279 Gr.
Die Salze sind bei dieser Analyse im krystallisirten Zustande be-
rechnet. Berzelius fand, dafs das Wasser nur Natron-Alaun, aber
kein Kali oder Ammoniak enthielt.
In ihrer Wirkung den stärksten Vitriolwassern analog (vergl,
Tb. I. zweite Aufl. S. 252 ff.) hat sich diese Mineralquelle, in Form
von Getränk benutzt und verbunden mit dem heilsamen Einflufs des
glücklichen Klimas dieser schönen Insel, die den Namen des Gar-
den of England mit Recht verdient, in den Krankheiten, wo ähn-
liche Eiseuwasser indicirt sind, namentlich bei hartnäckigen Wechsel-
fiebern, Krankheiten der Respirationsorgane, chronischen Dysente-
rien, Rheumatismen, Affectionen der Unterleibseingeweide, bereits
vielfach bewährt.
Marc et in: Transactions of the geological Society. T. I. p. 213.
Ch. Scudamore, a chemical and medical report a. a. O. p. 246.
Report on the medicinal effects of an aluminous chalybeate spring
lately discovered at Sand-Rocks, in the Parish of Chale, in the Isle
of Wight. London 1820.
Berzelius, Jahresbericht. 1829. S. 238.
Brandes, Archiv. Bd. XXVI. (1828). S. 133.
T. L. Waterworth, on the nature and properties of the alu-
minous chalybeate water at Sandrocks in the Isle of Wight. New-
port 1838.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 210.
Das Mineralwasser in Windsor Forest (Berkshire). Die
hier erst neuerlich vom Capitaiu Forbes entdeckten Bittersulzquel-
lcu enthalten nach Wa Ick er 's Analyse in sechzehn Unzen:
1313
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkcrde
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Salpetersaure Talkerde
Chlormaguesium .
Kieselerde . ,
Alauuerde . , .
Extractivstoff .
Kohlensaures Gas
Atmosphärische Luft
die erste Quelle:
5,313 Gr.
8,663 —
1,355 —
13,620 —
18,200 —
2,325 —
17,240 —
0,440 —
0,501 —
Spur
67,657 Gr.
1,801 Kub.Z.
0,508 —
die zweite Quelle:
7,227 Gr.
7,276 —
0,996 —
15,040 —
18,560 —
Spuren
23,030 —
0,254 —
0,344 —
Spur
72,727 Gr.
2,725 Kub.Z.
0,542 —
Eine andere Quelle wurde um dieselbe Zeit etwa eine Meile von
Wind so r auf dem Territorium des Herrn Limer entdeckt auf dem
Wege, der nach Wingfield und Ascot-Heath fuhrt. Das Mineralwas-
ser enthält in einer Gallone:
Chlormagnesium 16,0 Gr.
Kalkerde 56,0 —
Schwefelsaures Natron 152,0 —
Kohlensaure Kalkerde 28,0 —
~252,0 Gr.
Gallign. Messenger. Paris 18. Mars. 182S; — Bulletin des scienc.
med. T. XIX (1829). p. 329.
A. Walcker in: Quaterly Journal of Science. 1829. I. Jan. —
Mart. p. 89.
Bulletin des sciences m6d. 1830. Fövrier. p. 261.
Die Mineralquelle von Kilburn entspringt unweit Lon-
don, an der südwestlichen Grenze des Kirchspiels Hampstead (Hert-
fordshire), etwa zwei Meilen vom Tyburn-Schlagbaum auf der llaupt-
strafse von hier nach Edgware. Früher von J. G. Schmeifser, spä-
ter von Blifs aualysirt, enthält das Mineralwasser:
nach Schm eifser nachBlifs
in 138240 Gr. : in einer Wein-Pin te :
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chloruatrium
Chlorcalcium
Chlormasnesium .
2,40 Gr.
1,25 —
0,33 —
18,20 —
13,00 —
91,00 —
6,00 —
0,60 —
2,80 —
8,40 Gr.
10,75 —
unbestimmbar
117,50 —
42,00 —
265,00 —
1S,00 —
14,75 —
33,00 —
1314
Harzigen Extractivstoff
Unlösliche Materie
6,00 Gr.
3,00 Gr.
1,50 —
141.58 Gr. 513,90 Gr.
Kohlensaures Gas . . . 84,0Knb.Z. . 18,0Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas . . 36,0 — ...
Atmosphärische Luft . 5,5 —
Philos. Transactions. Vol. LXXXII. Part. I. Nr. 7.
Mediciual Facts and Observations. London 1793. Vol. IV. Nr. 12.
W. Saunders, a treatise a. a. O. p. 223.
Ure, Diction. of Chemistry. Ed. 2. 1823. p. 782.
■MMHSaBBBaBaanBSB»-
B. Die Heilquellen des Königreichs Schottland.
D,
Ue Wliner alquelle von Moffat entspringt anderthalb Meilen
von dieser in Dumfriesshire, von Edinburgh 53, von Glasgow 56 engl.
Meilen südwestlich gelegenen Stadt, wird schon lange benutzt, und
hat sich wegen ihrer Wirksamkeit den Namen „Scottish Cheltenham"
erworben. Die nächste Umgebung von Moffat ist waldig, bergig und
angeuebm, die entferntere flach und uninteressant. Die zunächst ge-
legenen Hügel bestehen aus Grauwackenschiefer und Uebergangsgriin-
stein, und obgleich Thomson keinen Alaunschiefer entdecken konnte,
so scheint doch die Entstehung der zu den kalten salinischen Schwe-
felwassern gehörenden Quelle durch ihn bedingt zu sein. Das früher
schon 1659, später vonMilligin, Wundarzt zu Moffat, 1746, und
im J. 1799 von Garnett untersuchte Mineralwasser ist zuletzt von
Thomson analysirt worden. Nach ihm hat es das specif. Gewicht
von 1,00255 und enthält in einer Imperial-Gallone :
Chlornatrium ...... 176,569 Gr.
Schwefelsaures Natron .... 16,562 —
Schwefelsaure Kalkerde .... 11,579 —
Schwefelsaure Talkerde • . . . . 5,474 —
210,184 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . . . . 21,290 Kub.Z.
Jod, worauf das Wasser von Tucker besonders geprüft wurde,
ward nicht darin gefunden-.
Das Schwefelwasser wird als Getränk und Bad gebraucht ; be-
sonders rühmt man es gegen Hautkrankheiten und scrophulöse Leiden.
G. Mil ligin und A. Plummer in: Edinburgh Medical Essays
and Transactions. Vol. I. 1747. p. 62. 82.
J. Walker in: Philos. Trans. 1757. p. 117.
W. Horseburgh iu: Essaj's and observ. pbys. and litterary.
T. L p. 341.
1316
Garnett, observations on Moffat and its Mineral-Waters. 1800.
W. Saunders, a treatise a. a. 0. p. 419.
Thomson in: Glasgow Medical Journ. May 1828; — Edinburgh
Medical and Surgical Journal. October 1828. p. 446.
Die Mineralquellen von Hartfell entspringen etwa fünf
engl. Meilen von Moffat in Dumfriesshire, amFufse des Hartfell Rock»
der hauptsächlich aus Thoneisenstein und zersetztem Alaunschiefer
besteht. Man unterscheidet zwei Quellen , von denen der Hartfell
Spa zu den stärksten Stahlquellen gehört, die England besitzt, da er
sechsmal mehr Eisenoxyd als die Quellen von Tunbridge (vergl.
S. 1310) enthält; — die andere Quelle, welche an einem andern
Theile desselben Berges wahrscheinlich aus einem zersetzten Alaun-
lager entspringt, da ihre Zusammensetzung sehr ähnlich der Flüssig-
keit ist, aus welcher in Fabriken Alaun bereitet wird, hat noch kei-
nen besondern Namen. Das Mineralwasser von Hartfell Spa ist voll-
kommen durchsichtig, färb - und geruchlos, von einem angenehm zu-
sammenziehenden Geschmack und hat das specif. Gewicht von 1,0007;
das der andern Quelle ist röthlich, von einem herben, dintenartigen
Geschmack, röthet Lackmuspapier und hat das specif. Gewicht von
1,00965.
Früher von Garn et t (1799), zuletzt von Thomson analysirt
enthält eine lmperial-Gallone :
des Hartfell der zweiten
Spa : Quelle :
Schwefelsaures Eisenprotoxyd . 36,747 Gr. 591,025 Gr.
Chlorcalcium . ... . . 33,098 —
Schwefelsaure Alaunerde . . Spur 112,726 —
Ueberschufs von Schwefeleisen . . . . 5,202 —
Kohlensaure Kalkerde . . .
8 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . .
5 —
Schwefelsaure Talkerde
30 —
Chlormagnesium ....
., . 27 —
40 —
110 —
220 Gr.
Die Miner alquellen von Inverleithing oder St. Ro~
nan' s Well entspringen in der Nähe des Tweed in einem sehr pi-
69,845 Gr. 708,953 Gr.
W. Saunders, a treatise a. a. O. p. 324.
Thomson in: Glasgow Medical Journ. May 1828.
Das Mineralwasser von Candren Well entspringt zwei
engl. Meilen von Paisley (Benfrew) und wird häufig besucht. Es ist
salinisch und enthält iu einer Gallone:
1317
toresken Theil des Landes , und sind seit alter Zeit sehr besucht.
Nach der Analyse von Fyfe enthält eine (Imperial) Gallone Mineral-
wasser, aufser freier Kohlensäure, an festen Bestandteilen :
in der stärk- in der schwäch-
sten Quelle: sten Quelle:
Chlornatrium .... 150,712 Gr. 101,787 Gr.
Chlorcalcium .... 91,320 — 45,612 —
Kohlensaure Talkerde . . 49,107 — 25,447 —
291,139 Gr. 172,846 Gr.
Thomson, der in der ersten Quelle noch 55,2 Kuh. Z. und in
der zweiten Quelle 28,6 Kub. Z. kohlensaures Gas vermuthet, unab-
hängig von dem, das sich in der kohlensauren Talkerde findet, hält
dies Mineralwasser für ein Sauerwasser, wie es in Grofsbritannien
kein anderes ähnliches gebe.
Die Mineralquellen von Airthrey entspringen in der Nähe
von Stirling, in einer schönen und reichen Landschaft und haben se t
dem J. 1821, wo sie zuerst die Aufmerksamkeit auf sich zogen, von
Jahr zu Jahr an Ruf und Zahl der Besucher zugenommen.
Thomson hat sechs dieser Quellen untersucht; er fand in einer
Gallone (ungefähr 5 Pinten) von 277,274 Kub. Z. Mineralwasser :
der ersten Q. : der zweiten Q. : der dritten Q. :
Chlornatrium
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Chlormagnesium
Chlornatrium
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Chlormagnesium . ,
Die Miner al quelle von Dumblane, welche ungefähr acht
Miles von der vorigen, in einem rauhen Hügellande entspringt, hatte
sonst viele Besucher, wird aber seit dem Emporkommen von Airthrey,
dessen Mineralwasser wirksamer und angenehmer gelegen sind, weni-
ger besucht. Das Mineralwasser ist in seiner chemischen Zusammen-
setzung den vorigen analog, hat das specif. Gewicht von 1,00475 uud
enthält nach Thomson in einer Gallone:
Chlornatrium 320,961 Gr.
Chlorcalcium . ... . . 174,366 —
Schwefelsaure Kalkerde .... 48,551 —
Chlormagnesium 2,405 —
546,283 Gr.
423,843
411,511
50,578
6,075
350,616
329,566
18,341
4,168
263,948 Gr.
185,655 —
29,776 —
1,597 —
892,047
der vierten Q.:
135.792
122,280
9,798
9,546
711,685 .
derfüuftenQ.
513,060
253,349
28,134
13,713
808,256
480,976 Gr.
der sechsten Q.:
537,567 Gr.
282,769 —
26,084 —
2,438 —
277,416
848,85S Gr.
1318
Die Mineralquellen von Pithcailhly entspringen an den
Ufern des Earne-Flusses, zwei Miles vou Perth, in einem reichen, gut
angebauten Thale, wurden seit langer Zeit von Kurgästen zahlreich
besucht und führten den Namen des „Scottish Harrowgatc." Man
unterscheidet East Well, West Well, Spout Well, Dumbarny Well
und Parkwell; als die Hauptquelle wird . Spout Well angesehen, die
auch mit Einrichtungen zum Gebrauch des Mineralwassers versehen
ist. Dasselbe ist in seiner chemischen Zusammensetzung im Ganzen
den Mineralquellen von Airthrej und Dumblane analog, aber schwä-
cher als sie. Früher von Monro (1772), dann von Stoddart und
Mitchell, zuletzt von J. Murray analjsirt, enthält es nach ihm
in einer Gallone aufser kohlensaurem Gase, an festen Bestandtheilen:
Chlornatrium . . .
Chlorcalcium
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde
128,674 Gr.
187,150 —
8,641 —
4,801 —
329,266 Gr.
Jod, worauf das Wasser von Tucker besonders untersucht
wurde, ward nicht darin gefunden.
Monro in: Philos. Trans. 1772. p. 15.
Transactions of the Soc. of Edinburgh. T.,VII. Part. 2. p. 462.
Thomas Thomson in : Glasgow medical Jouri». Febr. 1828,
— Edinburgh medical and surgical Journ. April 1828, — The Athe-
naeum. 21. Mai 1828, — F^russac, Bulletin des sc. med. 1829. T.
XIX. p. 319 ff.
Das Miner atw asser von Fordel bei Inverkeithing (Fife)
enthält nach W. Robertsou's Analyse in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Chlorkalium . .
Chlormagnesium . .
Chlorcalcium . . ,
Chloreisen
Schwefelsaure Talkerde .
Kohlensaures Gas ;. .
Sauerstoff . .
Stickstoff . ' . ' .
0,837 Gr.
0j398 —
0,091 —
0,023 —
0,134 -
0,018 —
Spuren
1,430 —
2,931 Gr.
0,376 Kub. Z.
0,160 — —
0,720 — —
Diese schwache Bittersalzquell'e entspringt aus dem Steiukohlen-
gehilde, welches in dieser Gegeud ' auf dem jungen Uebergangskalk-
stein liegt. Es steigt ein Gas darin auf, welches aus 0,9 Stickstoff,
0,085
1319
0,085 Sauerstoff und 0,015 Kohlenwasserstoff besteht, aber keine Koh-
lensäure enthält.
Jameson's Edinb. pliil. Journ. Apr. to Octbr, 1829. p. 104.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 78.
Die Milier al quelle von Bonnington. Unmittelbar in der
Nähe von Edinburgh, bei Leitb, wurde diese Eisenquelle entdeckt, die,
wenig benutzt, mehr Glück gemacht haben würde, wenn sie entfern-
ter und romantischer gelegen wäre. Dr. Tucker, der sie analysirte,
fand, dafs das Eisen im Wasser durch kohlensaures Gas gelöst war,
dafs das Wasser ferner Schwefel- und Salzsäure an Kalk, Talk, und
vorzüglich au Natron gebunden enthielt, und endlich dafs sich in dem-
selben eine geringe Menge von hjdrojodsaurem Kali findet. Die Ge-
genwart dieses Salzes wurde dadurch ermittelt, dafs mau eine Pinte
Wasser abdampfte, den löslichen Theil des trockuen Salzrückstandes
in einer oder zwei Drachmen einer schwachen Solution von Amylum
auflöste, einige Tropfen concentrirter Schwefelsäure zusetzte und
dann die für die Jodine charakteristische blaue Färbung bemerkte.
Edinburgh New Phil. Journal. T. I. p. 159; — Annais of Philo-
soph. No. LXXI. p. 390; — Kästner1 s Arehiv. Bd. X. p. 118.
In der Nähe von Edinburgh befinden sich auch mehrere schwache
Schwefelquellen, welche aus einem Gestein von Kohlenformation ent-
springen. Keine von ihnen ist indessen stark genug und geeignet
zum iunern Gebrauch. St. Beruards Well, ou the Water of
Leith, ist neuerdings in beträchtlichen Ruf gekommen und wurde
I von den Bewohnern Edinburghs häufig besucht. Seit indessen die
I Stadt sich dieser Quelle mehr näherte und anfing dieselbe zu umge-
ben, so dafs sie von ihrer romantischeu Umgebung verlor, fing auch
Lord Gardenstone's Tempel und Statue, zu Ehren der Göttin Hvgiea
errichtet, an, ihre Anziehungskraft, die Quelle ihre Wirksamkeit zu
verlieren.
Glasgow Med. Journ. May. 182S.
Das Mineralwasser von Pannanich Wells entspringt
39 engl. Meilen westlich von Aberdeeu und wird als ein salinisches
Eisenwasser bezeichnet, das besonders gegen scrophulö'se und scorbu-
tische Affectiouen wirksam ist. Es befinden sich hier ein öffentliches
und Privatbad, nebst bequemen Wohnungen zur Anfnahme von Kur-
gästen.
Die Mineralquellen von Strathpfeffer, zwei an der Zahl,
entspringen in einem Thale desselben Namens unfern Dingwall in
Rofsshire. G. Mack en zi e, dessen Besitztlium unfern Strathpfeffer
liegt, theilt hierüber folgende, von denen Thomsons zum Theil ab-
weichende Nachrichten mit.
Das Thal, in welchem die Quellen entspringen, liegt ungefähr 25
Meilen von dem Ocean entfernt. Die Gegend um die Quelleu ist sehr
111. Theil. Pppp
1320
reich und romantisch, und nicht weit von den höchsten Bergen des
Hochlandes, von welchen der Ben Wewis der vorzüglichste ist. Die
Strafsen sind vortrefflich ; das Klima ist fast dasselbe wie von Edin-
burgh, doch frei von den unangenehmen Ostwinden. Vorwaltendes Ge-
stein in der Gegend ist junger rother Saudstein (new red Sandrock);
doch dieser ist nicht das Gestein, aus welchen nach Thomson die
Quellen entspringen. Es gleicht einem dunkeln bituminösen Kalkstein,
welcher frisch den Geruch von Stinkstein verbreitet, aber durch den
Einflufs der Witterung zerfällt und schnell in einen lockeren Thon
verwittert. Noch ist .er nicht genau aualysirt worden, scheint
aber eine beträchtliche Menge von kohlensaurer Talkerde zu enthalten.
Thomson bestimmt fälschlich die Temperatur des Mineralwassers
auf 39 — 393/4° F., nach G. Mackenzie's Beobachtungen betrug sie
in beiden bedeckten Quellen 44ö F. bei 55° F. der Atmosphäre.
Schon lange kannte man in dem nördlichen Schottrand die Heil-
kräfte der Quellen von Strathpfeffer, und schon 1772 theilte Dr. Monro
eine unvollkommene Analyse von denselben mit. Sie blieben indefs nur
wenig beachtet, bis sie Dr. Morrison, Arzt in Aberdeenshire, em-
pfahl. Derselbe, welcher sie selbst mit grofsem Erfolg gebraucht
hatte, empfahl sie ernstlich allen seinen Freunden, vermochte den Ei-
genthümer, bei einer der Quellen einen Pump room zu errichten, baute
selbst ein kleines Haus unfern der Quelle, schlug daselbst seinen Wohn-
sitz auf und fuhr fort reichlich den Brunnen bis an sein Ende zu
trinken. Strathpfeffer ist seit dieser Zeit weniger besucht worden,
da es später daselbst an einem Arzt fehlte, welcher die Kurgäste
hätte berathen können.
Die benachbarte Gegend ist reich an ähnlichen Quellen. Es finden
sich dergleichen beim Dorf Muirtown, zwei Meilen südwestlich
von Strathpfeffer, und G. Mackenzie entdeckte vor einigen Jahren
eine andere ohngefähr 15 Meilen nordwestlich in einer Gegend von
rothein Sandstein.
Das Mineralwasser von Strathpfeffer wurde im Sommer 1824 von
Thomson untersucht. Eine Imperial-Gallone enthält dieser Analyse
zufolge :
Upper Well : Pump-room Well :
Schwefelsaures Natron . 67,770 Gr. . 52,710 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . 39,454 — . 30,686 —
Chlornatrium . . . 24,728 — . 19,233 —
Schwefelsaure Talkerde . 6,242 — . 4,855 —
138,194 Gr. 107^484 Gr.
Schwefelwasserstoffgas . 26,167 Kub. Z. 13,659 Kub. Z.
Specifisches Gewicht . . 1,00193 1,00091
Der Pump-room befindet sich bei der schwachem Quelle. Seit
Thomson die Quelle aualysirt hat, wurden beide von neuem von
Mr. Rainy, Wundarzt zu Glasgow, untersucht. Letzterer fand mehr
Schwefclwasserstoffgas, nämlich 30,791 Kub.-Z. in der erstem, und
1321
18.Q3! Kuh. Z. in der zweiten, — ein grÖfseres speeifisches Gewicht,
nämlich 1,0022 und 1,6015, — nicht über die Hälfte der Menge des
Gehaltes an Salzen, kein salzsaures Natron, aber salzsaures Kali.
Er meint ferner, dafs bei der ersten Auafyse wahrscheinlich ein Irr-
thum obwaltete und das angebliche Kochsalz höchst wahrscheinlich
salzsaures Kali war, dessen Quantität aufserdem in der Analyse von
Thomson mit 31,32 und 24,36 Gr. zu berichtigen sei.
Das Wasser wirkt ungemein diuretisch und eröffnend und ist in
einer Reihe von Krankheiten gebraucht worden, unter welchen Dys-
pepsie und Scrophcln zu nennen sind. Besonders wirksam soll es
sich gegen Rheumatismen beweisen. G. Macke nzie versichert,
mehrere Individuen gekannt zu haben, welche ganz steif in Strath-
pfeffer ankamen, und nach wenig Wochen schon gebessert es verlie-
fsen. Dr. Morrison beging einen Fehler, indem er rieth , das
Wasser heifs trinken zu lassen , und dieser Fehler ist von Vielen
begangen worden. Gründet sich die Wirksamkeit des Wassers auf
seineu Gehalt an Schwefelwasserstoffgas, so wird durch die Hitze,
wenn auch nicht ganz, doch ein grofser Theil dieses Gases ver-
flüchtigt.
Edinburgh med. and surg. Journ. October 1828. p. 446.
Pppp 2
C. Die Heilquellen der Insel Ireland.
£fc
1. Provinz Leinster:
Grafschaft Kilkenny.
'ie Mineralquelle von To7i7is-towni vormals Bally spel-
lan Spa, auch die Irische Quelle (Irish Spa) genannt, kommt
aus einem Felsen von brüchigem Schiefer, der aus eisenhaltigem
Thon besteht 5 der Hügel über demselben ist von gleicher Beschaffen-
heit, gegen Norden von Kieselschiefer begleitet; die Hügel gegen Süd-
ost sind Kalkstein. Das auf der Höhe gesammelte Wasser wird
durch die oberen Schichten filtrirt und geht dann in den eisenhalti-
gen Schiefer, an dessen vorderem Ende es die Quelle zu Ballyspellan
bildet.
Das Mineralwasser ist klar, kalt, durchsichtig, angenehm von Ge-
schmack, geruchlos, und scheint, frisch geschöpft, einige Luftblasen
zu enthalten, die sich erheben and plötzlich verschwinden; die Tem-
peratur wechselt ein wenig, und die Quelle bleibt niemals aus. Es
enthält Eisen in Kohlensäure aufgelöst, und nach Dr. M u n r o auch
Chlornatrium.
Das seit dem J. 1724 bekannte, zu den besten irischen Stahl-
wässern gehörende und mit Islington und Hampshead in England ver-
glichene, auch mit einem Brunnenhause und bequemen Wohnungen
für Kurgäste versehene und daher viel besuchte Mineralwasser wirkt
besonders heilsam bei Wassersucht, Gelbsucht, chronischem Leber-
leiden, Hautkrankheiten, in nervösen, galligen, hysterischen und ge-
wissen weiblichen Beschwerden.
Taafe, on the Jrish Spa. 1724.
Jobn Burges, essay on the AVater and Air of Ballyspellan. 1725.
M. Ryan, a treatise a. a. 0. p. 14.
Kilkenny College Spa entspringt an den Ufern des Flus-
ses Nore in einem Marmorbruch aus blauem Thon und ist ein Stahl-
wasser. Durch Dr. Thomas Hewetson wurde es 1734 gefafst
und mit Ausnahme der Fluthzeit vor Ueberschwemmung gesichert.
Es enthält Eisen, schwefelsaure Kalkerde und Chlornatrium.
1323
Kilkenny Canal Spa wurde wegen des lieblichen Spazier-
ganges von mehr als l1/, Meilen in der Länge dorthin längs den be-
pflanzten Ufern des Canals lange Zeit von den Einwohnern Kilken-
nys begünstigt und besucht, wird jedoch jetzt vernachläfsigt.
Das Mineralwasser enthält nach einer in Dublin angestellten Prü-
fung kohlensaures Eisenoxydul, Chlorcalcium und Thouerde. — Es
giebt hier noch eine andere niedrigere Quelle unterhalb des Canals
in der Nähe von Millmount, dem Laudhause des Herrn C olles,
von schwefeliger Natur.
John' s-W eil Spa, vier Meilen von dieser Stadt, ist ein kal-
tes, klares und durchsichtiges Eisenwasser, mit einem styptischen Ge-
schmack, das nach Dr. Garnet Schwefel enthalten soll; Ryan
konnte jedoch bei der genauesten Prüfung das Vorhandensein von
geschwefeltem Wasserstoffgas oder Schwefel nicht entdecken.
Das Castlec omer Mineralwasser ist neun Meilen von die-
ser Stadt auf einem schönen Gute der verwittweten Gräfin v. Or-
moude gelegen. Es enthält Eisen, kohlensaures Gas und Chlornatriun.
Noch sind hier zu erwähnen die Schwefelquelle in der Nähe der
Abtei von Jerpoint, und die Eisenwasser zu Coolcullen, Bai*
lytarseny, Kilcullen, List erlin und Cullohill.
M. Ryan, trea,tise a. a. 0. p. 15 — 17.
Browns toten Spa liegt in einer fruchtbaren Ebene, in dem
Bezirk der Stadt Kilkenny. Die Quelle strömt reichlich aus einem
sandigen bläulichen Boden, und bricht an verschiedenen Punkten
durch die Oberfläche desselben hervor.
Das Mineralwasser ist durchsichtig, färb- und geruchlos, schmeckt
stvptisch, salzig, leicht eiseuartig und nicht unangenehm. Der Ein-
wirkung der Luft ausgesetzt, erleidet es eine geringe Veränderung
und verliert fast unmerklich seine Durchsichtigkeit; auch kann es
vielleicht nicht weit verführt werden, ohne eine Auflösung zu erfahren.
Die Quelle ist gefafst, hat die Temperatur und das speeif. Gewicht
des Quellwassers und schlägt einen ocherartigen, aus kohlensaurem
Eisen und Thonerde bestehenden, reichlichen Bodensatz nieder.
Nach Ryau's, vom Prof. Bark er bestätigten Untersuchungen
enthält das Mineralwasser keine reinen Gase, Alkalien und Säuren,
mit Ausnahme der Kohlensäure, deren es aufser dem Antheil, welcher
die grofse Menge des Eisens in Auflösung erhält, eine sehr grufse
Quantität besitzt; seine ferneren Bestandtheile sind kohlen- und
schwefelsaure Kalkerde, kohlen- und schwefelsaure Talkerde, Chlor-
Datrium und etwas Thonerde.
Das in seinen physischen und medizinischen Eigenschafton dem
Cheltenhamer vollkommen ähnliche Mineralwasser verursacht nach
Ryan's vielfachen Erfahrungen im Anfange des Gebrauchs ein Ge-
fühl von Schläfrigkeit und Eingenommenheit des Kopfes, das indes-
;"
1324
sen nach ein bis zwei Tagen wieder verschwindet. Es vermehrt den
Appetit, wirkt vorzugsweise diuretiscli, häufig abführend, selten ad-
striugirend. Mau trinkt täglich 1 — l1/., Finten in kleinen Zwischen-
räumen unter mäfsiger Bewegung. Merkwürdig ist, dafs sich seine
abführende Wirkung verstärkt, wenn es, auch nur in geringe Entfer-
nung, versandt wird, obwohl es durch den Transport zersetzt wird.
Die Krankheiten, in denen es sich besonders heilsam erwiesen
hat, sind: Magen-, nervöse oder Galleu-Leiden, sei es in Folge von
Schwäche, Unmäfsigkeit oder vom Aufenthalt in tropischen Clima-
ten; — Stein- und andere Beschwerden der Nieren und Blase; —
(Milorosis und andere weibliche Leiden; — Scropheln und einige Haut-
krankheiten, wo zugleich ein warmes Bad angewendet werden sollte;
— die ersten Stadien der Wassersucht und Auasarca, wenn sie durch
Leber -Obstructionen herbeigeführt ist; — Wurmkrankheiten, na-
mentlich bei Taenia und Lumbricus.
Dagegen ist sein Gebrauch contraindicirt bei schwächlichen Lun-
gen, fixem Brustschmerz, Blutspucken, sehr trockenem oder chroni-
schem Husten; — bei heftigem Herzklopfen oder organischen Krank-
heiten des Herzens; — in allen akuten Localleiden, sei es des Ko-
pfes, der Lungen, Leber, Magen, Milz, Nieren, Uterus etc., oder bei
plethorischen, besonders bejahrten und zur Apoplexie geneigten Sub-
jeeten.
In Brownstown ist ein Brunnenhaus und ein Ball-Room errich-
tet. Wohnungen finden die zahlreichen Kurgäste in Kilkenny, wel-
ches als eine der elegantesten Städte des Königreichs angesehen wird
und mit jeder Bequemlichkeit reichlich versehen, auch durch seine
centrale Lage wie durch seiu gesundes und gleichmäfsiges Clima zur
Aufnahme von Kranken wohl geeignet ist.
M. Ryan, treatise a. a. 0. p. 17 ff.
In der Grafschaft Carlo w befindet sich Garryhill Spa,
ein schwaches Eisenwasser; — in der Grafschaft Dublin sind
die Mineralwässer von Lucan und G olden- Bridge starke Schwe-
felwasser und werden viel besucht, während die Brunnen in Phenix-
Park, zu Kilmainham und Dunnar d eisenhaltig und die von
Fr ancis- Stre et und H an o vertane stark salinisch sind, und To-
ber Bony den alkalinischen Quellen angehört; — die Queen' s
Coun ty besitzt Killeshan Spa, ein starkes EJsenwasser; — die
Grafschaft Wexford den Wexford Spa, ein sehr berühm-
tes und viel besuchtes Eisenwasser; — die Grafschaft Meath
die Nobber und Kilhrew Waters, die schwefelsaures Eisen ent-
halten, aber nicht benutzt werden.
M. Ryan, treatise a. a. 0. p. 21.
2. Provinz Munster:
Die Grafschaft Limerick besitzt das berühmte, viel be-
suchte, mit guten und bequemen Einrichtungen versehene, sehr starke
Stahhvasser zu Castle c onnel.
1325
Die Grafschaft Cork:
Mallow Spa, auch Irish Balh genannt; ist an der Südseite
Jer gleichnamigen Stadt, nördlich vom Black- Wasser gelegen, seit
1689 bekannt und eiuer der besuchtesten Badeorte Irelamls. Das
ivlima ist warm, die Wohnungen bequem uud gesund, die Einrichtun-
gen zweckmässig. Die Quelle, eiu Säuerling, entspringt senkrecht
aus einem hoben Kalksteinhagel uud liefert unter Gasentwickelung in
einer Minute 20 Gallonen eines warmen, klaren und augenehm schmek-
keuden Wassers, das zu allen Jahreszeiten die constante Tempera-
tur von 69° F. besitzt, während die des benachbarten Baches 50° F-
beträgt.
Das Mineralwasser, welches Kalkerde, salz- und schwefelsaures
Natron, schwefelsaure Talkerde und Sclenit enthält, wird besonders
gerühmt bei anfangender Lungensucht, indem es den Appetit wieder her-
stellt, hektische Symptome, wie fliegende Ilö'the, brennende Hitze in
den Häudeu und Füfsen, partielle Nachtschweifse und Husten lindert.
— Es ist ferner von Nutzen bei Chlorosis, Hämorrhoiden uud Diabetes.
Eine andere Quelle befindet sich auf der Ostseite des Mallow-
Spa, die auch warm ist und bei welcher ein Etablissement nach dem
Muster derer zu Bath errichtet wird; — ferner zwei Eiseuwasser :
das eine zu Quar terstown, eine Meile östlich, und das andere zu
Beare's Forest, eine Meile südlich von Mallow. Von geringerer
Bedeutung sind die Eisenwasser von Dr umr a stel, Glanag arin,
Ro still an, M onyb oholane zwischen Castle Townshend und Skib-
bereen, wo auch ein Schwcfehvasser ist, und die starke Eisenquelle
zu Ballynphelic k zwischen Cork und Kiusale. Kanturh Spa
enthält Eisen uud Schwefel und wird sehr gerühmt in nephritischen,
Mageu -, Haut-, scrophulösen Leiden uud Wassersucht. Bandon,
Garretstown, Timoleague, Cronacre in der Nähe von Done-
raile, Ballyv o urney, Carricgnacurra, Killin donncl in der
Nähe von Cork, Shippo ol, Dundaniere , Mourne- A b be y , Dru-
more~woo d, Kilpaddc s , Maccromp, Ardarick, 21/, Mei-
len von Cork, und St. Bartholomew' s- Well sind sämmtlich Ei-
seuwasser. Cape Clear Water ist salinisch und wirkt eröffnend,
diuretisch uud schweifstreibend.
In der Grafschaft Kerry ist die Mineralquelle von Casllc-
maiti ein Eisen-, die von Tralee ein Schwefel- und die von Mä-
her ab eg ein salinisches, eröffnend wirkendes, Wasser.
Inder Grafschaft Waterford enthält Crosstown Spa
schwefelsaures Eisen und das ihm ähnliche Mineralwasser von Cla-
shmore wirkt oft brechenerregend, zuweilen eröffnend und diuretisch.
In der Grafschaft Tipperary wird Cloumcl Spa beson-
ders gegeu Scropheln gerühmt, ist aber jetzt verlassen; — Ann-
fiel d in der Nähe von Burrisoleigh, B allin lough iu der Nähe von
Toomivara, C orvill e in der Nähe von Koscrea und Ballinahough,
in der Nähe von Thurlcs sind sämmtlich Eisenwasser.
1326
In der Grafschaft Cläre sind die Mineralquellen von KU-
cor an., Liss- douv arna, Scool, Cloneen in der Nähe von
Castle Lemenagh, Kilk essen, Cassino in der Nähe von Mill-
town Malbay — eisenhaltig, — Montpellier zu O'Brien's-
Bridge ist ein Schwefelwasser.
M. Ryan, treatise a. a. 0. p. 22 ff. ..
3. Provinz Connaught:
Die Grafschaft Galway besitzt Galway Spa, der dem
Mineralwasser von Tunbridge ähnlich sein und Eisen, Chlornatrium,
Kalkerde und Selenit enthalten soll; — die Grafschaft Roscom-
mon: das Athlone Water, ein einfaches und schwaches Eisen-
wasser; — die Grafschaft Leitrim: die starken Schwefelquel-
len von Anaduff, Drumasnave, Dronisnamullock und
Athimonus, so wie die Eisenwasser von Ca van und O akfield>
M. Ryan, treatise a. a. 0. p. 24.
4. Provinz Ulster:
In der Grafschaft Cavan sind zu erwähnen: die Mineral-
quelle von S w adlinbar , ein durchsichtiges, farbloses Wasser, das
Schwefelwasserstoffgas, kohlen- und salzsaures Natron, schwefelsaure
Talkerde enthält, zu den stärksten Schwefelwassern Irelands gehört
und mit guten »Einrichtungen zu ihrer Benutzung versehen, daher
auch zahlreich besucht ist; — die der vorigen ähnlichen D erryle-
sler und Derrindaff Spas, welche innerlich und äufserlich in
Hautkrankheiten angewendet werden; — das Schwefelwasser zu
Owen Bruen, das salinische Wasser zu Carrickmore, das Ei-
senwasser zu Mont Pallas, und der See Healing , dessen Was-
ser gegen scorbutische Geschwüre in grofsem Ansehn steht.
In der Grafschaft Fermanagh sind die Mineralquellen von
Ashwood und Drumgoon salinische Schwefel wasser, — die von
Killasher , Li sb e ak , Mich an und D er ry ine h einfache Schwe-
felwasser; — in der Grafschaft Tyrone die von Aghaloo ein
salinisches Schwefelwasser, — die von Netcto n Stewart ein sa-
linisches Eisenwasser; — in der Grafschaft Donegal die von
Pe ttigree ein starkes Schwefelwasser, während die von Kilroot
und Antrim Spa Chlornatrium und kohlensaure Kalkerde enthalten;
— die Mineralquelle von Bally Castle ist ein eisenhaltiges Schwe-
felwasser,— die von Carrickfergus ist. von bläulicher Farbe, soll
Kupfer enthalten und eröffnend wirken; — in der Grafsch aft Down
befindet sich der Gesundbrunnen zu Ballynahinch, ein eisenhalti-
ges Schwefelwasser, und in seiner Nähe ein einfaches Eisenwasserj
— in der Grafschaft Granshaw endlich die Eisenquellen Kil-
lagee und Sc ordin' s - Well, das salinische Schwefelwasser von
Dromore und das Mineralwasser von L ough-Neagh, welches
gegen eiternde Geschwüre von grofser Wirksamkeit sein soll,
M. Ryan, treatise a. a. 0. p. 25.
Achte Abtheilung.
Die Heilquellen der Skandinavischen
Halbinsel (Schweden, Dänemark und
Island).
\_jeo graphische TJebersicht. Die gröfste unter al-
len europäischen Halbinseln ist die scandinavischc, die vom
Cap Falsterbo bis zum Nordcap und Nord Kyn, vom 55 bis
71° etwa 16 Breitengrade, also in gerader Richtung fast
drittehalbhundert Meilen oder die Hälfte der ganzen Brei-
ten-Ausdehnung Europa's durchläuft und noch einige und
sechzig Meilen in die nördlichkalte Zone hineinreicht. Die
Trennung des Hoch- und Tieflandes tritt hier noch schär-
fer als in Grofsbritannien hervor. Ersteres ist so ganz
nach der Westseite hinüber gedrängt, dafs es nördlich vom
Polarkreise auf den Loffoden zu gröfserer Höhe als auf
dem gegenüberliegenden Festlande aufsteigt, während letz-
teres die Küsten des bothnischen Meerbusens und der Ost-
see umsäumt.
Fünf bis sechs Meilen nördlich vom Cap Lindesnäs
beginnt das Hochland aufzusteigen. Denkt man sich von
den Alpen die Gipfel-Erhebungen scharf abgeschnitten und
die an ihrem Fufse liegenden Ebenen vom Meere bedeckt,
so hat man etwa eine Vorstellung von den norwegischen
Gebirgen. Es sind lange ßergzüge, die auf ihrem oft 10
bis 12 Meilen breiten, etwa 4000 F, hohen Kücken felsige,
hüglichte Ebenen bilden, die von aller Vegetation entblölst
sind und mit dem Namen der Fjällen bezeichnet werden.
Nur einzelne Spitzen oder Tinde d. h. Nadeln erheben sich
über diese Flächen zu 7 — 8000 F. Meereshöhe, und da die
Schncelinic im südlichen Norwegen 5600 F. hoch liegt, so
1330
sind diese Spitzen stets mit Eis und Schnee bedeckt und
bilden an ihren Gehängen Jökuls oder Gletscher.
Diese wilden, öden, aus Urgebirge bestehenden Hoch-
flächen reichen bis etwa 62° nach Norden, und wenden
dann nach Osten um, so dafs sie bis nach Schweden sich
hinein erstrecken. Ihr West -Abhang stürzt steil zum
Meere ab, dessen Küstcnbildung nicht eigenthümlicher an-
getroffen werden kann, als sie sich hier vorfindet. In den
mannigfachsten Winkeln und Krümmungen setzen Meeres-
arme, Fjorde genannt, schmal und weit ins Land hinein,
die schmalen Thalsohlen so vollständig ausfüllend, dafs nur
bier und da kleine Räume für einzelne Höfe (denn Dörfer
gieht es in diesem Theile von Norwegen nicht) übrig blei-
ben, deren Bewohner ihre gegenseitige Verbindung beque-
mer zur See als über die steilen Abhänge fort unterhalten.
Die kurzen reifsenden Flüsse stürzen oft 500 — 1000 Fufs
hoch die steilen Felswände zu diesen schmalen Meeresar-
men hinab und erhöhen dadurch nicht wenig das Roman-
tische der Landschaft. Nach dem Innern des Landes be-
zeichnet eine ganze Reihe von parallelen Flufsläufen den
Abfall dieser Fj allen, unter denen wir hier nur die Ljusna
in Herjedalen, die Oster- und Wester-Dal-Elf in Dalarne,
Klara und Glommen in Hedemarken, den Longen in Gul-
brandsdalen, den Dronnen mit Reina in Valdersdalen na-
mentlich hervorheben wollen. Nur an jenen Fjorden und
in diesen langgestreckten Thälern oder Dalen finden sich
Wohnungen, von denen aus Anbau die Abhänge hinauf oft
bis nahe an die Schneefelder getrieben wird.
Der eben genannte Longen, ein Nebenflufs des Glom-
men, fliefst aus dem Lessöewerk-Vand (d. h. See) durch
Gulbrandsdalen nach Südsüdost ab, während nach entge-
gengesetzter Seite der Raumaflufs aus eben demselben See
in den Romsdal-Fjord sich ergiefst. Durch diese ununter-
brochene Wasserverbindung, die in ihren höchsten Punc-
tcn etwa 2000 F. hoch liegt, wird der nordöstliche Theil
dieser Hochflächen, das Dovrefjeld, von dem übrigen
1331
Gebirge getrennt. Auf demselben liegt in kabler, unfrucht-
barer Gegend Röraas mit seinen reichen Kupfer-Berg-
werken, und über dasselbe erhebt sich der Snöthättan
zu 7400 F. abs. Höhe. Westlich von jenem Wasserpasse
bis zu dem ähnlichen der Reina-Elf liegt aufser andern das
Sognefjeld, auf dem der Skages töltind noch hö-
her, zu etwa 8000 F. aufsteigt. Auf dem Südost-Gehänge
der dritten Abtheilung befinden sich reiche Silber-Berg-
werke zu Kongsberg und Eisengruben zu Arendal.
Eine Folge der vielfach zerschnittenen Küsten ist die
mildere Temperatur der Westseite und ihre gröfsere Feuch-
tigkeit (die Regenmenge in Bergen beträgt 80 Zoll), wel-
che einen überaus grofsen Einflufs auf die Vegetation ha-
ben müssen. So kommt z. B. Waizen noch bis znm 64°
vor, der in Schweden schon bei 62° aufhört, die Eiche
bis zum 63°, die in Schweden nördlich vom 61° nicht m ein-
gefunden wird. Die Abfälle zu den Fjorden sind in die-
sem Theile Norwegens 1 — 2000 F. hinauf zum Ackerbau
benutzt, bis 3000 F. reichen Nadelhölzer und noch 600 F.
höher die Birke hinauf. Jenseit dieser Region werden nur
Sätereien (Sennhütten) angetroffen, und auf den kahlen
Hochflächen nur einzelne Fjeldstuer, d. h. Häuser, die den
Reisenden zu Haltepunkten dienen.
An das Dovrefjeld setzt unter rechtem Winkel das
Gebirge an, das den Namen Kjölen führt und je wei-
ter nach Norden desto höher sich erhebt (im Sulitelma
unter 67° NBr. zu einer Höhe von fast 6000 F.) Auf der
Insel Mageröe bilden drei einzelne Felsen, die Mutter mit
ihren beiden Töchtern genannt, die Nordspitze dieses Ge-
birges und Europa's in einer furchtbaren Einöde, die keine
Spur von Vegetation zeigt. Südöstlich um den Enara-See
breitet sich bereits sumpfiges Tiefland, das nur von Bir-
ken, Fichten und Tannen bewachsen ist. Wie grofs auch
in diesen nördlichen Gegenden der Einflufs der Meeresluft
ist, davon zeugt am auffallendsten, dafs in Altengaard un-
ter 70° noch Gerste, und in günstigen Jahren in Hammer-
1332 .
fest, fast unter 71°, Erbsen gedeihen, mit Erfolg wenigstens
Kohl, Rüben, Salat u. s. w. gebaut werden können, ob-
gleich die mittlere Temperatur des Jahres unter 0 steht.
Nach Schweden hinein stuft sich dies Hochland in meh-
reren Terrassen zur Tiefebene ab, die ebenfalls an den
Küsten die zerschnittene Scheerenbildung zeigt. Eine zahl-
reiche Reihe von Seen, welche durch die parallelen Küs-
tenströ'me gebildet werden, die zum bothnischen Meerbu-
sen abfliefsen, bezeichnet diesen Abfall. Von grofserem
Umfange ist die Tiefebene um die grofsen Seen, den Wet-
tern, Weilern, Hjelmar und Mälarne, nur von Hügeln von
3 — 900 F. Höhe unterbrochen, die dem Flötzgebilde ange-
hören und Steinkohlenlager enthalten , bis das Land in
Schonen in vollkommne Ebene übergeht. Die Regenmenge
ist gegen die der Westseite nur gering; sie beträgt 18
bis 22 Zoll; die mittlere Temperatur in Stockholm 4,5°,
in Lund 6°. Daher ist diese Gegend mehr für den Ge-
treidebau geeignet als andre Gegenden der Halbinsel. Die
Ortschaften liegen meist an der Küste , sind im Innern
spärlich, da etwa -j% des Areals mit Waldungen bedeckt
sind, in denen neben der Kiefer, Fichte und Birke im süd-
lichen Theile die Eiche und Buche sich vorfindet.
Obgleich etwa 150 Meilen von Skandinavien entfernt,
erscheint Island gleichsam als eine Zugabe dieser Halb-
insel, sowohl was seine physikalischen als auch seine eth-
nographischen Verhältnisse betrifft. Auf der Grenze der
östlichen und westlichen Halbkugel gelegen, bildet es ein
schräg liegendes Viereck, an dessen Nordwestecke eine
lange Halbinsel im Nordcap bis zum Polarkreise vorspringt*
Namentlich die Westhälfte der Insel ist wie Norwegen von
zahlreichen Fjorden zerschnitten, das ganze Innere mit einem
öden, grausigen Gebirgslande ausgefüllt, dessen Gipfel —
sie steigen bis etwa 6000 F. auf — mit ewigem Eise und
Schnee bedeckt sind. Deshalb ist auch hier die Bevölke-
rung mit wenigen Ausnahmen auf die Küsten beschränkt,
deren mittlere Temperatur im Süden 3,5° beträgt. Doch
1333
ungeachtet unter derselben Isotherme in Norwegen noch
Getreidebau statt findet, reift hier das Korn nicht mehr
wegen der unbeständigen Sommer, und die Birke und
Weide — fast die einzigen Baumarten der Insel — bleiben
wegen der neblichten, feuchten Seeluft und der furchtbaren
Orkane meist zwergartig. Treibholz, Torf und Sutarbrand
(verkohlte Baumstämme zwischen Steinlagcrn) dienen als
Brennmaterial. Die ganze Insel ist ein vulkanisches Pro-
duet. Der nordwestliche Theil so wie ein bedeutender
Theil der Ostküste ist aus Basalt aufgebaut, während der
übrige Theil aus Traclvyt besteht, in welchem ein grofses
Längenthal die Iusel von Südwest nach Nordost schräg
durchsetzt, vom Hekla bis zum Krabla hinüber, welche
unter den dortigen zahlreichen Vulkanen die bekanntesten
sind. Erhärtete Ströme von Lava (Hraun) bedecken weite
Strecken, und sind Beweise von der überaus grofsen Thä-
tigkeit des unterirdischen Feuers, das aufserdem zahlreiche
heifse Quellen (Hverar), zum Theil mit gewaltiger Kraft
ausstöfst.
Die Zahl der Heilquellen Schwedens ist sehr be-
deutend : fast jede Stadt hat ihren eigenen Gesundbrunnen,
gröfstentheils Sauerbrunnen, wo gebadet wird, ohne dafs
man dem Gebrauch des Mineralwassers einen andern Nut-
zen zuschreiben könnte, als den, welchen das Baden über-
haupt gewährt. Ueberhaupt werden die schwedischen
Brunnen sehr besucht, sowohl von Reichen wie von Ar-
men : die bedeutendsten und besuchtesten Heilquellen , bei
denen das Mineralwasser auch getrunken wird, sind Porla,
Medewi, Satra, St. Ragnild, Ramlösa, Loka und Ronneby
die mit guten Einrichtungen zu ihrem Gebrauch versehen
sind; in Loka, Medewi und Porla wird auch die Schlamm-
erde zu Bädern benutzt: die besten Einrichtungen zu
Schlammbädern befinden sich in Loka. Brunnenärzte,
welche unter Brunnen- Intendanten stehen, leiten die Kur
an den meisten Badeorten und erstatten dem Gesundheits-
Collegium in Stockholm jährlichen Bericht. Dergleichen
1334
Berichte werden aber nicht von den Vorstehern der künst-
lichen, den Struveschen nachgebildeten, Mineralwasseran-
stalten, welche in mehreren Städten und Badeorten beste-
hen, erstattet, obgleich die Zahl ihrer Besucher sehr bedeutend
ist. Solcher Anstalten giebt es in Stockholm fünf, aufser-
dem sind dergleichen in Götheborg, Uddewalla, Warberg,
Rainlösa, Malmö, Carlshamn, Lund, Norrköping, Medewi,
Loka, Alingsäs und Lidköping vorhanden. Versendet wird
keins der natürlichen Mineralwasser, mit Ausnahme allen-
falls der Wunderquelle zu Jonköping.
Die schwedischen Heilquellen sind sich auffallend ähn-
lich in ihren chemischen Verhältnissen und zeichnen sich
durch Einfachheit ihrer Bestandtheile aus. Wo eisenhal-
tige Wasser indicirt sind, da finden in der Regel die schwe-
dischen ihre Anwendung: denn Eisen ist der Hauptbe-
standteil derselben und ihre Wirkung beruht vorzugs-
weise darauf. Nebst dem Eisen kommen alkalische Salze
in den Mineralwässern vor, aber als rein alkalisch ist
keins zu betrachten und der Gehalt der Kohlensäure und
anderer Gasarten ist mit Ausnahme der Porlaquelle, der
einzigen nach Berzelius von allen schwedischen Mi-
neralquellen, die ihm vorgekommen, worin freie Koh-
lensäure enthalten ist, d. h. worin man mehr Kohlen-
säure als zur Auflösung der Erd- und Metallsalze nöthig
ist, findet, so gering, dafs derselbe bei der Wirkung des
Wassers nicht in Anschlag gebracht werden kann. Auch
eigentliche Schwefelquellen kommen fast gar nicht vor, da-
gegen giebt es häufig Thonlager, welche Schwefelwasser-
stoffgas enthalten und damit die aus denselben hervorkom-
menden Quellen imprägniren. Salzquellen sind in Schwe-
den wie in Norwegen selten und heifse Quellen sind gar
nicht vorhanden, was um so merkwürdiger, da Urge-
birge, woraus sonst heifse Quellen entspringen, in Schwe-
den so häufig ist: die einzigen, doch unbenutzten, warmen
Quellen, auf der Insel Oeland, kommen nicht aus Urge-
birge, sondern aus Kalk.
Die
1335
Die Litteratur über die schwedischen Mineralquellen
ist ziemlich reich: schon Hiärne machte eine Anzahl von
Versuchen über dieselben bekannt, die , so unvollkommen
und ungenau sie waren, doch zur Kenutuifs mehrerer That-
sachen hinsichtlich der Mineralwasser führten, welche die
Chemiker damaliger Zeit zu erklären nicht im Stande wa-
ren. Später theilte Bergmann mehrere Analysen mit,
und neuerlich hat J. Berzelius seine ausgezeichnete Thä-
tigkeit auch einigen Mineralquellen seines Vaterlandes ge-
widmet; Aber die Nachrichten über schwedische Mineral-
quellen sind meistens in akademischen Dissertationen, in
den Jahresberichten der medizinischen Gesellschaft in Stock-
holm und einigen andern Zeitschriften, wie: der Arzt und
Naturforscher (Läkaren och Naturforskaren) zerstreut und
schwer zu erhalten. In besondern Werken handeln von
ihnen Abr. Hülphers (1770) und S. Hedin (1803).
o o o
Samuel Skragge, ett kort samtal om the for nagre Alir se-
dam upfundne Surbrunuar wid Wyks-Berg i Uplaud och Salem Sochn.
Stockholm 1708.
Linne, Versuch einer Natur-, Kunst- und Oekonomie- Historie
von einigen schwedischen Provinzen. Leipzig 1752.
— — Reisen durch Westgothland. Halle 1763.
— — Reisen durch einige schwedische Provinzen. Aus dem
Schwed. Halle 1767.
Eric. Vigelius, Diss. de diaeta aeidulari. Upsal. 1761.
Abr. Hülphers, Kort Berättelse, med Förteckniug uppä de
wid uärwarande tid i Swerige uptagne, och m'ast bekaute Miueral-
ßruuuar, Landsskaps wis anforde. Wästeräs 1770.
Joh. Petr. Scharenbug, diss. chim« de analysi aquarum fri-
gidarum. Upsal. 1778.
Joh. Lor. Westberg, chemisk undersö'kning, om Kalla arti-
ficiela Mineral-Vattens tilredning och Nytta. Abo 1780.
Peter Jonas Bergius, von dem Nutzen der kalten Bäder.
Aus dem Schwed. von Joachim Jacob Rhades. Neue Ausgabe. Mar-
burg 1793.
S. Hedin, utkast til en Handbok für Brunnsgäster, jämte Be-
skrifning öfver de mäht godkände Mineral-brunnar och Bad-Inrättuin-
gar i Sverige. Stockholm 1803.
Otto Frederic Meijer, de. aeidularum post diuturuiorem Hy-
drargyri usum efficacia. Upsal. 1810.
Joh. Fr. Lud. Hausmann, Reise durch Scandivien in deu Jah-
ren 1S06 und 1807. 5 Thle. Göttiugen 1811 — 1818.
in. Theii. Qqqq
1336
o
Ars-Berättelse om Svenska Läkare-Sällskapets Arbcten. Stock-
holm 1812. ff.
W. af Hi singer, Anteckningar i physik och geognosie under
resor i Sverige och Norrige. Stockholm.
J. Berzelius, Jahresbericht über die Fortschritte der pbysis.
Wissenschaften. A. d. Schwed. von F. Wöhler. Tübingen IX. Jahrg.
183Ü. S. 2S3. XI. Jahrg. 1832. S. 341. XIII. Jahrg. 1834. S. 397. 398.
XIV. Jahrg. 1835. S.386. 394. XVI. Jahrg. 1837. S. 392. 403. XVII. Jahrg.
1838. S. 399. 414. 426.
G. Garlieb, Island rücksichtlich seiner Vulcane, heil'sen Quel-
len, Gesundbrunnen, Schwefelminen und Braunkohlen, nebst Litera-
tur hierüber. Freyberg 1819.
Danmarks geognostiske forhold, forsaa vidt som de ärc afhaen-
gige af Dannelser, der äre sluttede, fremstillede in et Inbydelseskrift
tili Reformationsfesten d. 14. Nov. 1835. af Dr. Georg Forchham-
mer. Kjöbeuhavn.
1. Das eigentliche Schweden.
a. Upland:
Die G esundbrunnen bei Stockholm. In und bei dieser
Hauptstadt befinden sich vier Quellen, die zwar nur gewöhnliche
Springquellen sind, aber doch auch vom Volke medizinisch angewen-
det werden : Djurgards-Brunn im Thiergarteu von Stockholm,
— Sabb a ts bergs, — Norrmalms und Uggleviken. Letztere
ist etwas hepatisch, die anderen schwach alkalisch eisenhaltig, alle
aber werden als Getränk, letztere besonders von der niedern Volks-
klasse, benutzt gegen Schwächezustände. Am besuchtesten ist die
Quelle im Thiergarten und am Sabbathsberge, wo auch die Einrich-
tungen am besten sind.
A. Hülphers, Kort Berättelse a. a. 0. p. 5.
Läkaren och Naturforskaren. T. VII. p. 70. T. VIII. p. 230.
Das D anemarker Sauerwasser oder Wallby- Brunn ent
springt im Kirchspiel Danemark, dreiviertel Meilen südlich von Up
sala, in mehreren Quellen, wovon vier nicht weit von einander auf j
dem Wallbyer Wiesengrunde unter Thon hervorquellende die gebräuch-
lichsten sind. Obgleich schon 1733 entdeckt, wurden sie doch erst
seit 1779, wo sie bedeckt und mit Einrichtungen zu ihrer Benutzung
versehen wurden, mehr bekannt. Sie geben zusammen in einer
Stunde über 100 Kannen eines klaren Wassers, das beim Stehen mit
einem schillernden Häutchen sich bedeckt und einen gelben ocher-
artigen Bodensatz niederschlägt, in Gefäfsen verschlossen einen he-
patischen Geruch wahrnehmen läfst, dintenartig, aber nicht stechend-
säuerlich schmeckt, die Temperatur von 9° R. und das specif. Ge-
wicht von 1,026 hat. Nach Bergmann enthält eine Kanne (= 100
geometr. Zoll = 132 franz. Cub. Z) desselben:
1337
Luftsaures Eiseu
Eisenvitriol
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatriuui
Kieselerde . .
0/25 Gr.
14,00 —
3,50 —
14,00 —
0,75 —
0,25 —
32,75 Gr.
Atmosphärische Luft . ... . 7,0Kub.Z.
J. G. Wallerius, cogitationes de fönte soterio Danemarkensi
prope Upsaliam sito. Holiniae 1737.
C. H. Wertmüller, de fönte acidulari Dannemarkensi. Upsa-
liae 1773.
Bergmann, pbys. ehem. Werke, übersetzt von Tabor. Bd. I.
S. 240 — 260.
Nur namentlich zu erwähnen sind in der Gegend von Upsala die
Gesund- und Sauerbrunnen: Up sala Brunn, Eninge im Kirch-
spiel Staby, Harwiks in Dannemora, Libbar bo Brunn in Tel-
gesmora, Lösens, Bj Örklinge, Wattholma Brunn im Kirch-
spiel Lena, Breängs im Kirchspiel Tierps, die Arsta-Quelle,
Hummelsta Brunn im Kirchspiel Liflena u. a.
A. Hülphers a. a. O. p. 6. 7.
b. Söderinanland:
In Stockholms Län sind aufzuzählen die Heilquellen: Wiks-
bergs im Kirchspiel Salem, 3'/» Meile von Stockholm, mit drei Mi-
neralquellen, Glasberga Brunn im Kirchspiel Telje, rfA Meile
von Södertelje, W ärby Brunn, l1/* Meile von Stockholm u. a.
Läkaren och Naturforskaren. T. VII. p. 83.
In Nyköpings Län: Norrby Brunn im Kirchspiel Bostad, zwei
Meilen von Nyköping, die Ingmunsta-Quelle in Lästringe, Siii-
holms in Wingaker, Dunkers, Nässetsta in Gryt, Fiholms
in Jeder, die Tjula- und Sunby- Quellen, Wallby- Brunn ,
3/4 Meile von Thorshellaj Husby Rekarne, zwei Meilen von Es-
kilstuna, Ekeby Brunn u. a.
A. Hülphers a. a. O. p. 7 — 11.
c. Nerike:
Der Gesundbrunnen zu Adolphsberg, auch Himmel-
stadlund genannt, befindet sich eine Viertel Meile südlich von Oe-
rebro in einer der schönsten Gegenden Schwedens, ist seit dem An-
fang des vorigen Jahrhunderts bekannt, mit Einrichtungen zu seiner
Benutzung versehen und wird ziemlich besucht, besonders aber von
den Einwohnern Oerebro's benutzt.
Das Miueralwasaer ist vollkommen hell und farblos uud hat die
Qqqq2
1338
Temperatur von 7° R. bei 15° R. der Atmosphäre. In einem Trink-
glase oder einer Flasche geschüttelt, giebt es gar keinen Geruch zu
erkennen und entbindet nichts Gasförmiges. Der Geschmack ist
etwas bitter, wie gewöhnlich bei eisenhaltigem Wasser.
Nach Berzelius' Analyse enthält dasselbe in einer Kanne:
Schwefelsaures Kali 0,169 Gr.
Chlornatrium 0,169 —
Kohlensaures Kali .•.'.•. . . 0,480 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . . 2,730 —
Eisenoxyd . . . . . . . 0,427 —
Manganoxyd . . . . . . 0,077 —
Kieselerde 1,307 —
Extractivstoff . . . . . . « 0,963 —
Verlust 0,218 —
6,540 Gr.
Kohlensaures Gas l,25Kub.Z,
Stickstoff 2,25 —
Das mehr alkalische als eisenhaltige Mineralwasser wird in Form
von Getränk und als Bad vorzüglich gegen Gicht, Schwäche und
Rheumatismen gerühmt.
J. Berzelius, Afhandlingar i Fysik, Kemi och Mineralog. Bd. I.
p. 143.
Journal der Chemie und Physik, herausgegeben von Gehlen.
Bd. I. Berlin 1806. St. 1. S. 1.
Ars Berättelse a. a. O. 1818. p. 44. 1827.
Läkaren och Naturforskaren. T. III. p. 111.
Nur namentlich zu erwähnen sind: die Finntorps~ und VI-
lawi- Quellen in Kil, l1/^ Meilen nordwestlich von Oerebro, die
Hofsta- Quelle, L'dnnes - Brunn, Fermo, */4 Meile von
Ekeby Kyrka, Askersund mit zwei Quellen, Oxoga im Kirchspiel
Kumbba, Hardemo Brunn, vier Meilen von Oerebro, die Pulle-
Quelle in Skagershult, fünf Meilen südwestlich von Oerebro u. a.
A. Hülphers a. a. O. p. 11. 12.
d. Westmanland:
Die Mineralquellen von Loka liegen in der
Oerebroscken Landeshauptinannschaft, sechs Meilen von
der Stadt Nora, fünf Meilen von Philippstadt, im Kirch-
spiele und Erzgebirge Grythytte, in einer der schönsten
und romantischsten Gegenden Schwedens. Das Thal, wel-
chem sie entspringen, wird theils von hohen Gebirgen, theils
von zwei Seen, den Lockarseen, in welche der Flufs Trösa
1339
sich ergiefst, umschlossen. Der Boden um die Quellen ist
granitiscb, die Stelle selbst, wo sie entspringen, sumpfig.
Als Heilmittel benutzt man die Quellen seit 1720. Seitdem sind
sie durch Einrichtungen zu ihrer Benutzung als Wasser-, Douche-
und Schlammbad, so wie durch mannigfache Verschönerungsanlagen
zu einem angenehmen Aufenthalt für Kurgäste geworden. Der erste
Bade- Brunnentermin fängt am 22. Juni an und dauert bis 17. Juli,
— der zweite Termin beginnt den 19. Juli und währt bis 13. August.
Gewöhnlich beträgt die Zahl der Kurgäste 100. Die Brunnengäste
haben zu zahlen (in Schwed. Banco): Abgabe an die Brunnen -Casse
3 Kthlr. 16 Seh., dem Rechnungsführer 1 Rthlr., dem Brunnenmei-
ster 1 Rthlr. Der Tischpreis für eine Person beträgt für Mittagstisch
mit fünf und Abendtisch mit vier Gerichten 1 Rthlr. 8 Seh, — Auch
sind hier die natürlichen Mineralwasser von Selters, Pyrmont (Salz-
und Stahlquelle) und Spaa zu erhalten.
Man unterscheidet drei Mineralquellen, die nahe bei
einander liegen: die alte Quelle, welche früher viel be-
nutzt, dann lange vernachlässigt und erst seit 1760 neu
aufgegraben und gefafst wurde, giebt in der Stunde 465
Kannen Wasser, und ist jetzt vorzugsweise in Gebrauch,
— die neue Quelle, 1767 ausgegraben, und jetzt von
einem besondern Gebäude nebst Gasthofe umgeben, giebt
in der Stunde 142i Kannen Wasser, — die Badequelle
giebt in der Stunde 517^ Kannen Wasser. Das Mineral-
wasser ist krystallhell , frisch geschöpft geruchlos , stark
geschüttelt einen schwachen hepatischen Geruch entwik-
kelnd, und hat in der alten Quelle die Temperatur von
6,25° R. bei 13° R. der Atmosphäre, in der Badequelle von
7° R.
Zuerst von B rom eil (1725) im Auftrage Königs Fried-
rich I, später von Bergius, Bergmann, Knut von
Lenaeus und zuletzt (1800) von Berzelius untersucht,
enthält das Mineralwasser nach Letzterem in einer Kanne:
Kohlensaure Kalkerde 0,0042 Gr.
Kohlensaure Talkerde 0,0035 —
Kieselsäure 0,0107 —
Schwefelsaure Kalkerde .... 0,0023 —
Chlornatrium ........ 0,0055 —
Extractivstoff ....... . 0,0014 —
Harz Spur
0,0276 Gr.
1340
Kohlensaures und hepatisches Gas . ; . 2,0Kub.Z.
Sauerstoff . . . . . . . 0,5 —
Stickstoff . 3,0 —
Auch Bergmann hätte früher in einer Kanne Wasser 2 — 3
Kub Z. kohlensaures und 1 Kub.Z. hepatisches Gas, und an festen
Bestandtheilen nur 2,28 Gr. Rückstand, aus salz- und luftsauren Er-
den und Schwefelsäure bestehend, gefunden.
Das sich durch die geringe Menge an fixen Bestand-
theilen auszeichnende Wasser wird innerlich und äufser-
lich gehraucht, am häufigsten jedoch in Verbindung mit dem
hier gegrabenen berühmten Eisen mineralschlamme,
über "welchen bereits Th. I. zweite Aufl. S. 494 ff. gehan-
delt ist.
Erik Victorin, En kort Bcrättelse om den i Wärmeland etc.
belägna, och för nägra aehr sedan upfumna Looka Hälso-Brun. Stock-
holm 1727; — Continuation of Kort Berättelse om de eurer, som
wid Looka Hälso-Brun etc. Stockholm 1729.
Bergius, von den kalten Bädern. Aus d. Schwed. übersetzt von
Georgi, mit Anmerk. von J. J. Rh a des. Stettin 1766. S. 82 ff.
Lenaeus in: Vekoskrift for Läkare och Naturforskare. Bd. VII,
Stockholm 1787.
J. ßerzelius, analysis aquarum Medeviensinm. Upsalae 1800.
p. 14.
Die S'dtr a-Quellen im Kirchspiel Kila bei Westraes, 1700
entdeckt, sind mit guten Einrichtungen versehen und werden häufig
benutzt. Brunnenarzt ist der jedesmalige Professor der practischen
Medizin in Upsala.
Die Quellen entspringen in grofser Anzahl aus einem ebenen, Bo-
den; doch werden medizinisch hauptsächlich nur die Dreifaltig-
keits- (Trefaldighets) und Braus-Quelle (Brudkäll) benutzt,
welche sich in chemischer und physikalischer Hinsicht fast gar nicht
von einander unterscheiden.
Die Dreifaltigkeitsquelle bricht ungefähr 3 Fufs unter der Ober-
fläche aus Sand hervor und giebt in jeder Minute 39 i/6 Kannen Was-
ser, das krystallkell, farblos, einen angenehmen, leicht adstringiren-
den Geschmack, und beim Schütteln einen leicht hepatischen Geruch
hat. In einem offenen Gefäfse der Einwirkung der Luft ausgesetzt,
opalescirt es nach 24 Stunden uud schlägt erst nach längerer Zeit
ein Sediment nieder; im verschlossenen Gefäfse schlägt es kein Ei-
senoxyd nieder. Die Temperatur beträgt 6,5° R., das spec. Gewicht
i 1,001. Nach Böcker's chemischen Untersuchungen enthält das Mi-
neralwasser, aufser einer geringen Menge freien kohlensauren Gases,
fixes Alkali, kohlensaure Kalk- und Talkerde, kohlensaure« Eisen-
1341
oxydul, ein schwefelsaures Salz in geringer MeDge uiid Salzsäure an
alkalinische Basis gebunden.
Hugo Herrm, Bock er, analysis aquaruin Saetrae'nsium. Up-
saliae 1806.
Die Porlaquelle, Porla-IIelsovatten, der Sprudel-
Gesundbrunnen. Diese, durch ihre Heilwirkungen und ihre
Ungleichheit mit andern Quellen schon längst merkwürdig
gewesene, neuerlich aber durch zwei vonBerzclius in
derselben aufgefundene, bis dahin unbekannte organische
Säuren berühmt gewordene Mineralquelle entspringt auf
der Grenze der Kirchspiele Skagerhult, Wiby und Bodarne,
im Oerebro-Län, am Rande eines grofsen Moors, welcher
au drei Ellen tief, zumeist aus Sphagnum palustre besteht
und auf einem festen Boden von Kies und Sand aufliegt.
Das Mineralwasser ist klar, hat umgeschüttelt einen
schwachen Geruch nach Schwefelwasserstoff und entwik-
kelt fortwährend Luftblasen, woher der Brunnen seinen
Namen hat; auch strömt aus der Erde in der Nähe des
Brunnens fortwährend viel kohlensaures und Stickgas her-
vor. Die Temperatur beträgt 5,6° B., der Wasserreich-
tum in einer Stunde etwas über 700 Kannen.
Die dem Mineralwasser eigenthüinliche gelbe Farbe rührt von den
in ihm von Berzelius entdeckten neuen Säuren, der Quellsäure und
Qucllsatzsäure, her, welche derselbe später auch in andern Mineral-
wässern gefunden hat und die er als ein gewöhnliches Product der
organischen Zerstörung ansieht, welche von dem Meteorwasser in
die Wasseransammlung der Erde geführt wird, von wo die Quellen
entstehen, weshalb sie auch fast in allen Mineralquellen gefunden
werden; merkwürdig ist es aber, dafs sie in dem Porla-Helsovatten
so aufserordentlich prädominiren. Die Quellsäure bildet mit dem Ei-
senoxydul lösliche Salze, aber mit dem Eisenoxyd sehr schwer auf-
lösliche; weshalb das Eisenoxyd aus dem Quellwasser als Oxyd ge-
fällt wird, so dafs nun dieser Niederschlag ein basisches quellsaures
Üxydsalz ist; kocht man diesen Ocker mit kaustischem Kali, so kann
man diese Säure ausziehen. Berzelius sieht diese Säure, im Was-
ser nach und nach zenheilt, als den Ursprung des Ammoniums an.
Das Mineralwasser, von dem und seiner nächsten Um-
gebung Hofmcdicus Givelius eine medizinisch -topogra-
phische Beschreibung geliefert hat, wurde 1806 und 1832
1342
von Berzelius, 1838 von J. A. Huss und Lynchneil
chemisch untersucht. Merkwürdig ist die Uebereinstim-
mung beider Analysen. 100,000 Theile des Mineralwassers
enthalten nämlich:
Clilorkalium ....
Clilornatrium ....
Quellsaures Natron .
Quellsaures und kohlensaures Ammoniak
Doppeltkohlensaure Kalkerde .
Doppeltkohlensaure Talkerde .
Doppeltkohlensaures Manganoxydul
Doppeltkohlensaures Eisenoxydul
Phosphorsaure Thonerde .
Kieselerde
Quellsäure und Quellsatzsäure .
ich Berze- nach Huss und
lius: Lynch neu:
0,3398 . .
0.339
0,7937
0,641
0,6413 . .
0,641
: 0,8608 . .
0,860
9,0578 . .
9,058
1,9103
1,910
0,0307
0,031
6,6109
6,611
0,0110
. 0,011
3,8960
. 3,806
5,2535
. 5,254
29,3058
29,162
Die Analyse von Berzelius ergiebt von F. Simon auf sech-
zehn Unzen reducirt:
Chlorkalium 0,0250 Gr.
Chlornatrium ....... 0,0600 —
Quellsaures Natron 0,0490 —
Quellsaures und kohlensaures Ammoniak . 0,0660 —
Doppeltkohlensaure Kalkerde . . . 0,6950 —
Doppeltkohlensaure Talkerde . . . 0,1460 —
Doppeltkohlensaures Manganoxydul . . 0,0020 —
Doppeltkohlensaures Eisenoxydul . . 0,5070 —
Phosphorsaure Thonerde .... 0,0007 —
Kieselerde 0,2990 —
Quellsäure und Quellsatzsäure . . . 0,4030 —
2,2527 Gr.
Das aus dem Grunde aufsteigende Gas besteht nach Berzelius
aus 6 Theilen Stickstoffgas und 1 Theil Kohlensäure.
Das Mineralwasser gehört hiernach zu den ! stärksten
Eisenwässern, die wir besitzen, und würde, was jedoch nicht
geschieht, sich auch sehr gut in Krügen versenden lassen,
Weil es weit weniger von seinem Eisengehalt niederschlägt,
als die übrigen Eisenwässer, welches wahrscheinlich von der
grofsen Oxydabilität der Quellsäure herrührt, wie denn
überhaupt die Verbindung dieser Säure mit dem Eisen der
Wirkung dieses Mineralwassers einen fixeren und eindring-
1343
lieberen Charakter zu verleihen scheint, als die flüchtigere
kohlensaure Verbindung- besitzt.
Die sehr zahlreich besuchte Quelle wird als Getränk
und Bad benutzt. Die hier angewendeten Schlammbä-
der werden aus einen Schlamm bereitet, welcher in der
JNähe der Quelle aus der Tiefe eines grofsen Mooses auf-
gehoben wird.
Seit dem J. 1S07 sind liier verschiedene Gebäude zur Bequem-
lichkeit derBrunnengäste aufgeführt worden, neuerlich auch ein Kaum
für arme Kranke. Seit 1809 hat der Prediger in Skagerhull J. Sta.
relius den Brunnengästen mit ärztlichem Rath heigestanden uud
zugleich die Oekonomie an Ort und Stelle besorgt; seine an das Ge-
sundheits -. Collegium in Stockholm alljährlich eingeschickten Journale
bezeugen seine Geschicklichkeit und seinen Eifer.
Die Krankheiten, gegen welche das Mineralwasser
sich wirksam bewiesen hat, sind: scrophulöse und rheuma-
tische Leiden, Lähmungen und Taubheit aus diesen Ursa-
chen, Hämorrhoiden, langwierige Wechselfieber u. s. w.
Journal der Chemie und Physik, herausgeg. von Gehlen. Bd. I.
Berlin 1806. St. 1. S. 13.
Berzelius och Hisingers afhandlingar i Fysik, Kemi och
Mineralogie. Th. I. p. 145.
Ars-Berättelse om Svenska Läkare - Sällskapets Arbeten. 1815.
p. 58. ISIS. p. 44.
Tidscrift för Läkare och Pharmaceuter. Forste Bändel. Stock-
holm 1832. März.
Annalen der Pharmacie. Bd. VI. Heft 3. 1S33. S. 241.
J. Berzelius, Jahresbericht. Dreizehnter Jahrgang. Tübingen
1834. S. 181.
Hufeland und Osann's Journal der prakt. Heilkunde. 1836.
Bd. LXXXII. St. 2. S. 123.
Ars-Berättelse om Svenska Läkare-Sällskapets Arbeten, of Son-
den. 183S.
Die Mineralquelle zu Köping giebt in der Stunde 192 Kan-
nen Wasser, das nach Ringensson's Analyse freie Kohlensäure,
Eisenoxyd, an Kalk gebundene kohlensaure uud salzsaure Salze, aber
keiue schwefelsauren Salze enthält. Es wird nur an der Quelle ge-
trunken.
Ars-Berättelse. 1821. p. 29.
Nur namentlich mögen erwähnt werden die Mineralquellen von:
Nora mit zwei Brunnen, Linde mit zwei Brunnen, wovon der eine
1344
Sbdra heifst und '/4 Meile von der Stadt entfernt liegt, der andere
Norra-Brunn genannt wird, Gammelbo- Brunn in Ramtshy-
tan, Fellsbro , — ferner in der Umgegend von Westeräs : Arboga-
Brunn, schon im J. 1348 erwähnt, die Quellen bei Westeräs,
Sahla mit zwei Quellen, Kungsörs-Brunn, Malma-Brunn,
Gunnilb o-Brunn, Malmkärra in Norberg, Kar bo- Brunn
in Fernbo , Gr all sta in Kila, Solinge in Romfertuna, Boda in
Baraker, zwei Meilen von Sätra, — in der Umgegend von Upsala:
die S'äby- Quelle in Hwittinge, die Tible- Quelle in Torstuna,
und andere.
A. Hülphers a. a. 0. p. 12—17,
e. Dalarne:
Die Sauerbrunnen von Nors bei Fahlun, der Lafsb o -Brunn,
*/4 Meile von der Stadt Hedemora, die Cäcilia- Quelle beiLjuster>
Ya Meile nördlich von der Stadt, der Frost-Brunn bei Stora.Tuna,
die beiden Mineralquellen zu S k edwi, HerGrytnäs oder Klintbo-
Brunn bei Dalelfweu , 3/* Meilen von Awestad, mehrere Mineral-
quellen im Kirchspiel F olkärna, darunter die AI sb o - Quelle ,
der Brunnen Koberga in Husby, der Gerbo -Brunn in Norrbärke
u. v. a.
A. Hülphers a. a. 0. p. 17-21.
2. Gothland.
a. Ostergöthland:
Die Mineralquellen von Medewi entspringen
eine Viertelmeile von diesem, in dem Lande Baggebye ge-
legenen und zu dem Kirchspiele Nykyrke gehörigen Dorfe,
unweit Linköping, und gehören zu den besuchtesten, kräf-
tigsten Eisenquellen Schwedens.
Die Quellen wurden 1677 von dem Reichsgrafen Soop entdeckt
und auf dessen Veranlassung von Hiärne untersucht. Linne und
Bergmann glauben, dafs sie, besonders die rothe Quelle, schon viel
früher in den heidnischen Zeiten gekannt und benutzt worden seien.
Man unterschied bei ihrer Wiederentdeckung drei Quellen; die hohe
Quelle, die Thalquelle und die rothe Quelle, — fast alle
von gleichem Gehalt. Die hohe Quelle wurde gefafst, mit einem Ge-
bäude umgeben und seit 1678 fleifsig besucht; — die beiden andern
Quellen sind verschwunden. Hedin hat dagegen zwei andere gefun-
den, sie fassen, mit kleinen Häusern umgeben und zum Kurgebrauch
einrichten lassen. Die Badeanstalt, in einer schönen Gegend gelegen,
sl zweckmäfsig eingerichtet und wird jährlich von etwa 400 Kurgä-
sten besucht.
1345
Man unterscheidet jetzt die alte oder untere, die
mittlere und die obere Quelle, welche in geringer
Entfernung von einander entspringen. Das Mineralwasser
besitzt einen eisenhaften, nicht unangenehmen, etwas ste-
chenden Geschmack, einen schwachen hepatischen Geruch
und läfst, der Einwirkung der atmosphärischen Luft aus-
gesetzt, das in demselben enthaltene Eisen leicht zu Bo-
den fallen. Die Temperatur, welche nach Verschiedenheit
der Jahreszeit zwischen 2 — 3° wechselt, beträgt in der al-
ten Quelle 6,5° R. auf der Oberfläche, 6° R. in der Tiefe,
in der mittleren 7° R, in der Tiefe, 7,5° R. auf der Ober-
fläche, und in der obern Quelle 6,5° R. in der Tiefe, 7° R.
auf der Oberfläche. Die Wassermenge der alten Quelle
beträgt etwa 60 Kannen in der Stunde.
Aufser von Hiärne wurde das Mineralwasser auch
von Bergmann (1783), in neuern Zeiten von Berzelius
(1800) und zuletzt (1838) von J. A. Huss uud Lynchnell
untersucht. Die alte Quelle enthält in einer Kanne Wasser:
nach Bergmann: nach Berzelius:
Clilornatrium . . 0,005 Gr. .' . 0,026 Gr.
Eisenoxyd . . . 0,056 — . . 0,020 —
Schleimigen Extractivstoff 0,019 — . . 0,003 —
Schwefelsaures Natron 0,001 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,037 —
Kohlensaure Kalkerde 0,025 —
Chlorcalcium . . 0,009 —
Kohlensaure Talkerde 0,010 —
Harz .... . . . . 0,001 —
0,089 Gr. 0,123 Gr.
Kohlensaures Gas mit
Schwcfelwasserstoffgas 14,0 Kub. Z. . 6,0 Kub. Z.
Atmosphärische Luft . .... 0,5 — —
Die mittlere Quelle enthält .mehr flüchtige Theile, hat einen
stärkern hepatischen Geruch, weniger kohlensaures Gas, von Eisen-
oxyd nur 0,015 Gr., von kohlensaurer Kalkerde dagegen 0,080 Gr. —
Die obere Quelle ist an Geschmack der alten Quelle ähnlich, an Ei-
sengehalt ihr gleich; an schwefelsaurer Kalkerde ist sie reicher
(0,045 Gr.), an kohlensaurer Kalk- und Talkerde dagegen ärmer, —
die übrigen Salze sind gleich.
1346
Nach der Analyse von Huss und Lyn ebne II dage-
gen enthalten 100,000 Theile des Wassers:
Chlorkalium 2,160 Th.
Doppeltkohlensaures Kali .... 2,095 —
Doppeltkohlensaure Kalkerde .... 3.579 —
Doppeltkohlensaures Manganoxj'dul . . Spuren
Doppeltkohlensaures Eisenoxydul . . . 4,881 —
Kieselsäure 1,075 —
Quellsäure Spur
13,790 Th.
Das Mineralwasser aller drei Quellen wird als Getränk,
mehr aber noch als Bad gebraucht gegen alle Krankhei-
ten, in welchen Eisenwasser indicirt sind, besonders gegen
Schwächekrankheiten. — Ueber den sehr wirksamen Mi-
neralschlamm von Medewi ist bereits Th. I. zweite
Aufl. S. 496 gehandelt worden.
U. Hiärne, Berättelse on the nyys opfundne Suurbrunnar wid
Medewy uthi Ostergöthland. Stockholm 16S0.
Underrättelse hurn Mineral Watnet wid Medewi ulli Ostergöth-
land. Stockholm 1708.
L i nn € , Reisen durch einige schwedische Provinzen. A. d. Schwed.
Halle 1768. Th. I. S. 360.
Bergmann, de acidulis Medeviensibus, in:Opuscula phys. ehem.
T. IV. No. 8; — phys., ehem. Werke übers, von Tabor. Bd. IV.
p. 445-460 ; — Act. Reg. Acad. Scient. Holmiae 1783. T. IV. p. 218.
J. Cnatting, Djss. exhibens bist, acidularum Medeviensium.
Beskrifning om Medewi Surbrunnar, Sectio prior. Ejusdem sectio pos-
terior propon. Job. Ramstedt. Upsal. 1785.
Wuhlius in: Neko skrift för Läkare och Naturforskare. Stock-
holm 1787. Bd. VII.
J. B e r z e 1 i u s j nova analysis aquarum Medeviensium. Up-
saliae 1800.
H e d i n , Handbok för Brunnsgäster. p. 69 ff.
Robsahm und Gadelius in: Svenska Läkare Sällskapets
handliugar. Andra Bandet, andra och terdje Haftet. Stockholm 1815.
Ars Berättelse. 1818. p. 48.
Hufs und Lynchnell in: Ars berättelse om Svenska Läkare
Sällskapets Arbeten, of Sonden. 1838.
Die St. Ragnilds-Quelle bei Söderköping entspringt zwi-
schen Norköping und Westerwik an der Ostsee und ist nach Ber-
zelius beinahe nur reines Quellwasser mit einer geringen Spur von
Eisen , wird aber ziemlich zahlreich , im Durchschnitt jährlich von
300 Kurgästen, besucht und innerlich gebraucht. Seine von Andern,
die es für ein alkalisch-hepatisches Wasser ausgeben, gegen Gicht
3317
gerühmte Wirksamkeit ist wohl mehr der durch eine Kette von Ber-
gen gegen kalte Winde geschützten Lage des Ortes , die ihm eine
ungewöhnliche Wärme giebt, zuzuschreiben.
Nur namentlich zu erwähnen sind: Himmelsta l?und in Eneby,
unweit Norrköping, Flidstad Brunn, t1/, Meile von Lipdköpjmg,
die Lagmansber g a- Quelle im Kirchspiel Helgoua, */4 Meile Von
Skeniuge, die Eh- Quellen unweit Linköpiug, die Oer-Quellen
in Slaka u. a.
A. Hülpkers a. a. 0. p. 21-23.
b. Smäland:
Die Mineralquelle von Sodra Wii entspringt eine kleine
Meile von Wimmerby in Calmar-Läu. Der Brunnen ist schon seit
1759 von Kranken besucht wordeu, aber erst 1790 wurde eine be-
stimmte Abgabe von deu Brunnengästen für den Brunnen und die
Armen entrichtet und ein ordentliches Journal geführt. Die groise
Anzahl von 16 Grundherren, welche alle ihren Antheil an den Ein-
künften hatten , hinderte lange die Einrichtung verschiedener zur Be-
quemlichkeit und für die Benutzung der Quelle nothwendiger Anstal-
ten. Indessen ist durch die eifrige Mitwirkung des Feldcomm.
G. Nordström ein Badehaus mit zwei Badestellen, einem Kochraum,
Flur und Boden aufgeführt worden und das Landhauptmannsamt hat
auf Anlafs des Köuigl. Gesundheits-Collegium für andere Bedürfnisse
Sorge getragen.
Die Quelle liegt in einem Sumpfe, ist auf einer Seite von Sand-
h'ügeln umkränzt und das Wasser rinnt in vollem Strahle au^ dem
Mittelpunkt einer zwei Ellen hohen Klippe hervor. Das Wasser ist
klar, farblos uns riecht, ohne geschüttelt zu werden, hepatisch; ge-
schüttelt hat es einen starken aber fauligen Geruch von Schwefelwas-
serstoffgas. Es hat einen starken Tintengeschmack und setzt nach
halbstündigem Kochen einen brauuen schleimigen Bodensatz in bedeu-
tender Menge ab. Aus der Reactionsprobe, die Herr Hamström
angestellt hat, um die qualitativen Eigenschaften des Wassers auszu-
mitteln, schliefst er, dafs es kohlensaures Eisenoxydul, Schwefelwas-
serstoff in einiger Menge, aber in geringerem Verhältnifs Alkalien
und Erdarten, reichlichen Extractivstoff und keinen Kalk enthält. Das
Wasser hat sich besonders wirksam erwiesen gegen chronische
Rheumatismen und gichtische Krankheiten, partielle Lähmung der
Extremitäten, hysterische Krämpfe, Wurmleiden und schleimige und
blutige Hämorrhoiden.
In dem Sumpfboden unter der Quelle ist ein Schlamm gefunden
worden, stahlgrau von Farbe, stark nach Schwefelwasserstoffgas rie-
chend, weich, sandfrei und wie Seife beim Einreiben auf der Haut
sich verlierend. Er hat sich sehr wirksam bewiesen bei Rheumatis-
men, Contracturen und partiellen Lähmungen.
Ars-Berättelse 1815. S. 57.
1348
Auf der Insel Oeland (Calmar gegenüber) sind mehrere heifse
Quellen, die einzigen Thermen Schwedens, welche aber aus Kalkbo-
den entspringen und nicht benutzt werden; — auch mehrere Sauer-
brunnen, wie bei Längelotskirch u. a.
Li n n e , Reisen durch einige schwedische Provinzen. Th. I. Halle
1767. S. 117.
Im Calmar-Län sind noch namentlich zu erwähnen: Christ'
walla, 2'/2 Meile von Calmar, Norrby Brunn im Kirchspiel
Döderhult, 9 Meilen von Calmar, Beatebergs Brunn im Kirch-
spiel Odenswi, 4 Meilen von Westerwik und Wimmerby, Wafsb'dcks
Brunn in Westerum, */4 Meile vou der Stadt, Källsaker s
Brunn im Kirchspiel Törnsfalla, die B'ölier ums- Quelle in Glad-
hammar, V/4 Meile von Westerwik, Lannaskede u. a. , meisten-
theils Eiseuwasser.
A. Hülphers a. a. 0. p. 23.
Im Cron obe rg-Län: der Sauerbrunnen von Fällorne, l/z
Meile von Wexiö, Hägnalöfs Brunn, 21/.i Meile von Wexiö, die
Last a- Quelle in Allbo Härad u. a.
A. Hülphers a. a. 0. p. 25.
Im Jonköpings-Län: Lind als oder Strömsbergs Brunn,
tL Meile südlich von Jonköping, M ar edals-Brunn, 1/8 Meile
östlich von Jonköping, mehrere Gesundbrunnen in Tweta H'drad
in W'dslra Härad {Almisakra}, in W efsb o -Härad (Will-
sta-Quelle), Rüttele Brunn, */4 Meile südwestlich von Grenna
in W^sta Härad, die Sauerbrunnen von Norra Wedbo, Ekesiö
Brunn, 1/8 Meile südlich von der Stadt, Torpa Brunn, 51/2 Meile
südlich von Ekesiö, Tjutaryds Brunn im Kirchspiel Wernamo.
Die Wunderquelle zu J onkb'ping, welche nach Berze-
lius keine wirksamen mineralischen ßestandtheile besitzt, sondern
nur ein vorzügliches Trinkwasser ist, ist daher auch wieder vergessen,
obgleich sie früher weit und breit in Schweden herumgeschickt wurde,
weil eine Schwärmerin, die eine Stimme vom Himmel zu hören ge-
glaubt hatte, auf diese Quelle als ein gegen alle Krankheiten wirksa-
mes Wasser hingewiesen hatte.
A. Hülphers a. a. 0. p. 25-28.
c. Westergöthland und Hailand:
Die Heilquelle bei Strom st ad, in Götheborgs-Län. Nach
der vom Leibmedikus Lei jonmark und Prof. B e rgm ann im Jahre
1780 angestellten Untersuchung enthält dieses Wasser Kochsalz mit
sehr wenig Glaubersalz gemischt, ferner Eisen in Luftsäure aufge-
löst, so dafa es als ein kräftiges Eisenwasser anzusehen ist. Den-
1349
selben Bestand entdeckte Hr. Landeberg bei seiner Untersuchung
im J. 181 2.
Ars-Berättelse ISIS. S. 46.
Das Schlammbad bei Stromstad. Während seines Aufent-
haltes in Stromstad traf Dr. Marin nicht weit vom Brunnenhause
daselbst in einem Meerbusen, 5 — 6 Viertelelien unter der Meeresfläche
einen eigenthümlichen seltsamen Schlamm, der herausgenommen sich sehr
fein und seifenartig zeigte, schwarz von Farbe war und einen sehr star-
ken hepatischen Geruch verbreitete. — Er fing sogleich an, ihn beim
Bade zu gebrauchen, besonders gegen Gicht, Hämorrhoiden, verstopfte
Eingeweide und Scropbeln, und da der Nutzan davon ganz offen-
bar war, hat er ihn seit seinem Aufenthalte zu Uddevalla alle Jahr
dahin kommen lassen. Wenn der Kranke in einem mäfsig erwärmten
Kaum sich entkleidet hat, wird der Schlamm über den ganzen Körper
so schnell als möglich eingerieben, so lange bis er trocken zu wer-
den anfängt; darauf geht das Baden auf gewöhnliche Weise vor sich.
Ars-Berättelse 181-i S. 35.
Die Mineralquelle zu Gustavsberg ist mit einer grofsen
und bequemen Badeanstalt versehen, welche die dortige Waisenhaus-
Direction hat erbauen lassen. Das Badehaus liegt auf der Seeseite,
eine Viertelmeile von Uddevalla, Distrikts Gothenburg, und besteht
aus 6 verschiedenen Baderäumen, die mit Feuerstellen und den nöthi-
gen Bequemlichkeiten versehen sind. In dem Baderaume kann man
nach Belieben warmes und kaltes Wasser abzapfen.
Die Heilquelle ist auf dem Gebiete des Waisenhauses, 200 Schritte
vom Badehause, mit einem schönen Salon überbaut. Das Wasser ist
klar, kalt und hat einen guten Geschmack. Es schwärzt die Galliip-
feltinktur, röthet das Lakmuspapier, sprengt die Flaschen bei gelinde-
rer Wärme, als anderes Wasser, verbreitet, wenn es gut umgeschüt-
telt wird, einen ziemlich starken hepatischen Geruch und enthält et-
was Glaubersalz, so dafs es geliud abführt, wenn es zu 4 — 6 Quart
getrunken wird; sein starker Strom setzt viel Ocher in der Bohre
ab. Dr. Marin, Provinzial -Medicus, hat beobachtet, dafs dieses
Wasser, welches sehr wohlthätig bei einer guten Diät in chronischen
und Obstructious-Krankheiten wirkt, den Gebrauch der ausländischen
Mineralwässer für Badegäste ganz entbehrlich macht.
Ars Berättelse om Svenska Läkare-Sällskapets Arbeten. 1814.
S. 37. 181S. p. 45.
Der Warberger Brunnen in Halland, Derselbe hat nach
den vom Leibmedikus Leijonmark und Apotheker N oll ero t h an-
gestellten Versuchen folgende Eigenschaften: Geruch, beim Umschüt-
teln hepatisch , Geschmack tintenartig, Lakmuspapier wird violett
gefärbt, Fernambukpapier wurde dunkler, Galläpfeltinctur dunkel violett,
mit Schwefelsäure setzten sich einige Luftblasen um das Glas u. s. w.
Ars-Berättelse. ISIS. S. 46.
1350
Die Miner al quellen von Sperling sholm in Hailand, eine
Viertelmeile von Halmstad, zwei an tief Zahl , von denen die ältere
schon seit vielen Jahren bekannt, die neuere aber erst 1814 entdeckt
und seit 1816 medizinisch benutzt wird. Man rühmt sie gegen Hys-
terie, Hypochondrie, Harnleiden, Scropheln , Rheumatismus, Gicht,
Coutracturen u. a.
Ars-Berättelse 1818. p. 47.
In Halland sind noch namentlich zu erwähnen: die Gesundbrun-
nen von Bala im Kirchspiel Tönnesiö, 2 Meilen von Halmstad, und
von Winber g, 1/2 Meile von Falkenberg.
Der G esundbrunnen Baggetofta liegt eine Viertelmeile
südlich von Uddewalla in der Landeshauptmannschaft Gb'theborg am
Meerbusen, in einer angenehmen Gegend und ist seit 1728 bekannt.
Das Mineralwasser, das in einer Thongrube entspringt, färbt den Thee-
aufgufs braun, purpurfarben, — die Cochenille schwarzpurpurfarben,
— den Veilchensaft graugrün, — die Sonnenblumentinctur veilchen-
blau; Salmiakgeist machte keine Veränderung, Sublimat gab einen
gelbkörnigen Niederschlag.
Linne, Reisen durch Westgothlaud. S. 235.
Der Sauerbrunnen von Boras liegt eine Achtel Meile west-
lich von der Stadt in der Landeshauptmannschaft Elfsborg, an der
westlichen Seite eines abhängigen ziemlich hohen Feldes , wo das
Wasser aus einem festen, nicht mit Thon vermischten Saude entspringt.
Gegen Reagentien verhielt er sich wie der vorige.
Linn6, Reisen durch Westgothland. S. 130.
Aehnliche Mineralquellen finden sich in der Landeshauptmann-
schaft Gb'theborg: die Lottenbergs- Quelle , Sil f wer Brunn
genannt, \lU Meile von Uddewalla, Christine dals- oder Lune-
br äcks-Quelle, 1/s Meile von der Stadt, u. m. a.; — in der Lan-
deshauptmanuschaft Elfsborg: W ener sb or gs Brunn, Aling-
säs Brunn, 1734 entdeckt, u. a. ; — iu Skaraborgs-Län: die.
Sk ara- Quell e , nordöstlich von der Stadt, mehrere Quellen bei M«.
riestad, bei Torsbn am Wenern-See, Lunds Brunn im Kirch-
spiel Skälfwum, Lundby Brunn und mehrere kalkerdige Quellen
bei Kinne Kulle.
Eine besondere Erwähnung verdient noch das Bad im Garten zu
Lind hol m, das eine prächtige Einrichtung ganz nach dem Muster
römischer Bäder hat und, wie diese, in drei Abtheilungen: in ein
Frigidarium, Caldarium und Tepidarium getheilt ist.
Linne\ Reisen durch Westgothland. S. 182. 236. 60.
A. Hülphers a. a. 0. p. 28—32.
d. Wermeland:
Hier sind nur namentlich zu erwähnen die Gesundbrunnen: Carl-
stads Brunn, im District von Kils: Ex enäs-Quelle, ein Vi-
triol-
im
triolwasser, die Ructs- oder Rufs- Quellen, '/„ Meile von Carls-
stad , eia kalkerdiges Wasser, die W o xn'ds- Que 11 e u. a., —
Lönnhults Brunn im Kirchspiel Segersta, Skuga Brunn im
Kirchspiel Ekhärads, JS üshärads- oder O elseruds Brunn, die
Christinen- Quelle, südlich von Christinehamn, und mehrere
andere in derselhen Gegend, Herwegs Torps Brunn, J/8 Weile
von Philipstad, die Mineralquellen von Carlskoga, Gylleby
Brunn, Gillber ga Brunn, 5!/.2Meile von Carlstad, — fastsümmt-
lich Eisenwasser.
A. Hülphers a. a. 0. S. 32 — 35.
e. In Sc hone ht
Die Mineralquellen ton Ramtüsa. Dieser durch eine viel-
besuchte Seebadeanstalt bekannte, nahe am Sunde, eine halbe Meile
östlich von Helsingör, eben so weit von Helsingborg, fünf Meilen von
Malmö in der Provinz Schonen reizend gelegene Ort besitzt auch
zwei kalte Mineralquellen, die nach Engst rtim's und Rosens*
ki old's -Untersuchungen zu den bepatisch-alkaliscb-eisenhaltigen ge-
hören, aber keine erdigen Salze enthalten sollen, und mit guten Ein-
richtungen zu ihrer kurmäfsigen Benutzung ausgestattet sind. Die
eine derselben entspringt in einem horizontalen Strahle aus einer stei-
len Sandsteinfelswand, welche eine Wand des Bädehauses bildet. Das
Wasser besitzt einen wiewohl schwachen, aber doch tintenartigen Ge-
schmack, setzt einen gelben Eisenocher ab und enthalt sein Eisen
durch Kohlensäure in Auflösung. Der Gesundbrunnen , von dem aus
man der schönen Aussicht auf den mit Schiffen bedeckten Sund geniefsr,
wird viel besucht und mit ausgezeichnetem Erfolge , meistenteils in-
nerlich, gegen Magenschwäche, Gicht, Rheumatismen, Hämorrhoiden,
selbst völlige Lähmung gebraucht.
C. Linnaei Reisen durch das Königreich Schweden. Tb. I.
Leipzig 1756. S. 269.
Hausmann , Reise a. a. 0. Th. I. S. 100.
J o h. Barfotb, morborum casus ex diärio ad aeidulas Ramlü-
senses habito selecti. Londini Gothorum 1812.
Die Mineralquelle bei Lund, einer befestigten Stadt in der Lan-
deshauptmaunschaft Malmoe, enthält nach einer neuern Analyse von
J. A. Hufs und Lynchuell (1838) in 100,000 Theilen Wasser:
Schwefelsaures Kali 0,412 Tb.
Chlorkalium 0,437 —
Chlornatrium 0,818 —
Doppeltkohlensaures Natron » 4,001 —
Doppeltkohlensaures Lithion .... 0.871 —
Doppeltkohlensaure Kalkerde .... 5,437 —
Doppeltkohlensaure Talkerde .... 1,907 —
Doppeltkohlensaures Manganoxydul . . 0,060 —
III. Theil. Rrrr
1352
Doppeltkohlensaures Eisenoxydul » . . 3,394 Th.
Kieselsäure 1,532 —
Quellsäure ....... Spur
18,869 Th.
Ars berättelse om Svenska Läkare Sällskapets Arteten , of Son-
den. 1838.
In der Landeshauptmannschaft Malmö ist noch zu erwähnen:
der Fr edrihsberg er G e sundbrunnen bei Ystad, der Wester
W emmenhö g s Gesundbrunnen bei Malmö, die Mineralquelle
von Arendala, Topp elag ard, Klager up , Heckeber ga ,
u. a. Sauerbrunnen; — in der Landeshauptmannschaft Christian -
stad: der Sauerbrunnen bei Aby, eine Meile von Christianstad und
eine Viertelmeile von Tossebio, in einer reizenden Gegend aus einem
mit Sand und Lehm vermischten Erdreich ; er hat ein klares "Wasser,
von angenehm dintenartigem Geschmack, das sich mit einem blauen
Häutchen bedeckt und Ochererde niederschlägt; — die Ark eltorps-
Quelle, eine Meile von der Stadt, die Bj Örk eberga- Quelle im
Kirchspiel Werum u. a.
A. Hülphers a. a. 0. p. 35—37.
f. InBlekingen:
Der Gesundbrunnen zu Ronnebt/ gehört zu den
besuchtesten in Schweden. Er liegt beinahe eine Viertel-
meile von dem Flecken dieses Namens, am östlichen Ufer
des Flusses, durch welchen der Rotnen-See in die Ostsee
abliefst, unweit Carlscrona, in Blekingen auf einem sehr
ebenen Terrain, in dessen Norden nur sich ein Berg von
primitiver Formation erhebt.
Die Brunnengäste wohnen in Ronneby und fahren alle
Tage zu Wasser nach dem Brunnen. Dieser scheint ge-
graben zu sein, ist ungefähr zwei Fufs tief, hat keinen
sichtbaren Abflufs , füllt sich aber nach dem Auspumpen
schnell wieder an. Das Wasser ist klar, farblos, schmeckt
unangenehm nach Eisenvitriol und Alaun,' wird, der Luft
ausgesetzt, trübe und bedeckt sich schon im Brunnen mit
einer Haut von schwefelsaurem Eisenoxyd ; das speeifische
Gewicht ist = 1002, 508 — 1002, 550.
Wahrscheinlich bildet sich das Mineralwasser auf eine ganz ähn-
liche Art, wie die Bittersalzwasser in Böhmen, durch Zersetzen und
1353
Auslaugen der mineralischen Bestandteile einer Erdschicht mittelst
eindringenden Tagewassers, so dafs ein in der Nähe des Brunnens
sich befindender schwefelkieshaltiger Alaunschiefer der wahre Heerd
der Mineralwasserbildung ist. Nach G. Bruun's Untersuchung des
Bodens bei dem Gesundbrunnen liegt unter der Grasdecke ein pul-
verförmiger Brenntorf, der mit Torfgeruch verbrennt und dabei viel
und eisenhaltige Asche zurückläfst; er ruht auf einer Schicht feinen
Kieselmehls, welche allmählig in Schlamm von zerstörten Pflanzen-
resten übergeht. Dann folgt ein 2 Fufs mächtiges Lager von Sphag-
«um, das obenauf im frischen Zustande hellgelb, an der Luft schwarz
wird, hepatisch riecht, und in seinem untern Theile mit uuzerstörten
Blättern von Wasserpflanzen durch webt ist; hierauf kommt, einige
Fufs mächtig, ein sehr feiner Schlamm, der zum Baden gebraucht
wird. Dieser ruht ungefähr 8 F. tief unter der Oberfläche auf fei-
nem weifsem Sande. Hiernach ist es wahrscheinlich, dafs das Was-
ser durch die Adern der Quelle in den erwähnten lockern Boden ein-
siekert und aus diesem unbemerkt in den Flufs abfliefst.
Nach Berzelius' Analyse vom J. 1827 enthält der
Gesundbrunnen
in
10,000 Th. :
in sechzehn Unzen
(Simon):
Schwefelsaures Eisenoxydul
1,0686 .
8,206 Gr.
Schwefelsaures Zinkoxyd
0,0133 .
0,102 —
Schwefelsaures Manganoxydul 0,0260
0,199 —
Schwefelsaure Kalkerde .
0.3705 .
2,841 —
Schwefelsaure Talkerde .
0,1716 .
1,317 —
Ammoniak- Alaun
0,2126 .
1,632 —
Natron-Alaun
0,4790 .
3,678 —
Kali-Alaun
0,0433 .
0,332 —
Chloraluminium
0,0230 .
0,176 —
Kieselerde
0,1151 .
0,S83 —
2,5230
19,366 Gr.
Aufserdem fand Berzelius noch Extractivstoff, der sich gröfs-
tentheils mit dem Eisenoxyd während der Analyse präcipitirte. Die
Menge des schwefelsauren Eiseuoxyduls ist hinreichend, um aus dem
Wasser durch Galläpfelaufgufs eine schwache Tinte zu machen.
Das Mineralwasser wird als ein stark adstringirendes,
die Haut kräftigendes Mittel innerlich und äufserlich be-
nutzt und in allen Krankheiten von Schwäche empfohlen.
Ars-Berättelse. 1818. p. 45.
J. Berzelius in: Kongl. Vetenskaps-Akadem. Handlingar. 1827.
p. 29; — Poggendo rf f s Annaleu der Physik und Chemie. Bd. XII.
S. 49; - Brandes, Archiv. Bd. XXVI. (1828). S. 126; — Bulletin
des sc. m6d. 1829 FeVrier p. 336. 1830. Juillet. p. 128.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 206.
Rrrr 2
1354
Hieran schliefsen sich der Gesundbrunnen von Carlshamn
und mehrere andere in der Nähe dieser Stadt entspringende Sauer-
brunnen.
A» Hülphers a. a, 0. p. 37. 38.
3. Nordland.
a. YVester Norrland:
In Gestrikland sind nur namentlich zu erwähnen: die Gesund-
brunnen von Steneberg bei Gefle, von Hille, iy.2 Meile von Gefle,
die Tor fsakers- Quelle bei Torsakers-wall u. m. a ; — in Hel-
singland und Herjedale n: die Gesundbrunnen von So der
Hamm, die Mineralquelle bei Maräkers, die Norr AI a- Quelle ,
die von Asbo in Ljusdal, von Wäga in Jerfsiö u. v. a. ; — in
Sundswall -Län: det Gesundbrunnen von Sundswall, von
Lögdü, nördlich von Masugnen, von Indal, von Timerä und
Biile, a. m. a.
b. Jemtland:
Die Mineralquelle von Hornsiblerg im Kirchspiel Brunflo, die
Gesundbrunnen von Lith und von Ytterä im Kirchspiel Näskott
u. m. a.
e. Angermanland:
Die Mineralquelle von HernÖsand, in Süd- Angermanland na-
mentlich die zu Högsiö, Hägdanger, Bj erträ , Nordingrä,
Solle ftefi, Sänga Brunn u. a., — in Nord-Angermanlaud : die
zu Nordmaling, Grundsunda, Arn äs, Sidensiö, Sj'dlewad,
N ederhörnäs u. a.
d. Westerbotten:
Die zu Torneä, Luleä, Pitefi, Vinea u. a.
A. Hülphers a, a. 0. p. 3S ff.
Unter den wenigen Mineralquellen Dänemarks führen wir na-
mentlich nur an: die Kirsten Puls- Quelle im Thiergarteu bei
Kopenhagen, von der Hauptstadt anderthalb Meilen entfernt, die zwar
fast ganz ohue alle mineralische Bestandtheile, doch, besonders in
der Johannisnacht, stark besucht und vorzüglich gegen Lähmungen,
Augenkrankheiten, Rheumatismen gebraucht wird.
Die Salzquelle zu Gammelholm nahe bei Kopenhagen,
wird, obgleich Seeland kein Salz hatj nicht benutzt. Man sagt, ein
1355
Mann, welcher am Ufer Docken anlegen sollte, leitete, von Hollän-
dern bestochen, die Quelle ins Meer.
Der Säuerling von Helenehilde bei Frederiksburg im nörd-
lichen Theile von Seeland, — und die Eisenwasser bei Ringsted
auf Seeland, wo die Hiilfte aller Quellen eisenhaltig sein soll.
Callisen's med. plrys. Bemerkungen über Kopenhagen. (Dänisch).
1807. 1808.
Die heifsen Quellen und Gesundbrunnen der
Insel Island.
Island, welches als der Centralsitz eines eignen Erschütterungs-
kreises anzuseilen, ist seit dem neunten Jahrhundert unserer Zeit-
rechnung als eine durchaus vulkanische Insel bekannt. Ihr Boden
ist überall und so hoch mit Laven und andern vulkanischen Auswür-
fen bedeckt und ihre gröfseren Höhen sind so tief unter immerwähren-
dem Eise und Schnee begraben, dafs man nur wenige Angaben darü-
ber besitzt, c-b auch andere nicht vulkanische Gebirgsarten au den
Bestandteilen ihres Innern gehören. Doch scheint es allerdings, dafs
sich einige neuere Niederschläge von Gewässern daselbst finden ; denn
anfser den bekannten grofsen Niederlagen von Braunkohle oder bitu-
minösem Holze (Surturbrand) scheinen auch Sandstein- und kalkstein-
artige Schichten an einigen Functen gefunden worden zu sein. Die Spu-
ren des Vulkanismus aber sind über die ganze Insel verbreitet. Schwe-
fel findet sich an mehreren Puncten, besonders im südwestlichen
Guldbringe Syssel und im nordöstlichen Thyngorc Syssel ; auch Erdöl
bringen einige Quellen herauf. Der Schwefel wird an den beiden
genannten Orten durch steten inuern Brand sublimirt, wie in den
Soltataren Italiens. Die Solfataren nehmen aber hier beträchtliche
Strecken und ganze Berge ein, und wirken in unterirdischen Gewöl-
ben, deren aus Thou bestehende Decke ganz damit durchdrungen ist.
Auch an andern Orten der Insel, wo die Thätigkeit nicht so stark
ist, finden sich von Schwefel durchdrungene ThonlageB.
Unter den vulkanischen Erzeugnissen nehmen nun die heifsen
Quellen, welche sich in fast allen Theilen der Insel finden, unsere
Aufmerksamkeit vorzugsweise in Anspruch : darunter sind die berühm-
ten Geyser, die Reykium- Quellen im Distriet Olves, die Schwefel-
quellen von Krisuwik im südwestlichen Theile, die von Reykiadal
daselbst, die von Reykiawcrf daselbst, von Hyeraveller im Iuncrn,
und beim Krabla, auch im Myvatn-See im Norden, die ausgezeichnet-
sten. Mehrere unter diesen Quellen treiben seit den ältesten Zeiten
das heifse Wasser in einem starken Strahl 5-— 6 Minuten lang zu
nicht unbeträchtlicher Höhe, verschwinden dann und erscheinen nach
einer Pause von neuem 5 alle aber überstrahlen die Geyser, die ihr
Wasser in gewaltsamer Eruption zu einer Höhe von 70—90 Fufs ein-
1356
portreiben. Die lieifsen Quellen Islands werden in zwei Klassen ge»
theilt: Hver (Kessel), kochende, hoch aufsprudelnde Quelle, uud
Laug (Bad), ruhige, heifse Quelle. Beiderlei Arten finden sich in
den vier Obergerichtsbezirken (Fiordungr), in welche die Insel nach
den Himmelsgegenden zerfällt: im Sunnleudinga-Fiordungr, wo die
mehrsten Spuren ehemaliger und noch thätiger Vulkane, unter letz-
tem der Hekla, sind, kommen sie sowohl in der Nähe, wie entfernt
von den Vulkanen vor, — im Vestfirdiuga-Eiordungr, dem nordwestli-
chen Theilder Insel, sind sie besonders häufig und unter ihnen die war-
men Meeresbäder merkwürdig, da unter dem Meere in einer Tiefe von
1 — 10 Fufs heifse Quellen zum Theil mit salzigem, zum Theil mit
süfsem Wasser hervorsprudeln und das Meer ringsumher erwärmen,
— im Nordlendiiiga-Fiordungr , wo die Vulkane um so zahlreicher
werden, je weiter man von Westen nach Osten kommt, wächst auch
die Zahl der heifsen Quellen: in Thingöes Syssel sind die meisten,
unter denen sich der Oxebver so im Norden durch seine Gröfse aus-
zeichnet, wie der Geyser im Süden, — in Austfirdinga-Fiordungr, dem
gebirgigsten und rauhsten Theil der Insel, aus deren Vulkanen unun-
terbrochen Säulen von Wasserdampf und sehr oft Ströme siedenden
Wassers hervorstürzen, kommen die heifsen Quellen jedoch in gerin-
gerer Menge und Sauerbrunnen fast gar nicht vor; letztere scheinen
dem Sneefiälds Syssel in Westfirdinga-Fiordungr und den zunächst
liegenden Bezirken fast allein anzugehören.
a. Sunnlendinga-Fiordungr:
In Ranga a valle-S yssel findet man bei hau garaas ein
warmes Bad, das, wie in Island häufig, aufgemauert ist, um es be-
quemer gebrauchen zu können. Unweit davon , an der Thiorsaa bei
dem Bauernhofe Thior saarhalt , ist in weichem Lehmgrunde ein
trocknes Bad: es ist ein in der Erde aufgemauertes Viereck, 8 F.
hoch, 6 F. im Quadrat, aus dessen Boden ununterbrochen eine Wärme
von 150° F. hervorströmt, die ohne Geruch uud durchaus nicht mit
Dämpfen verbunden ist. Weiter nördlich in der Landschaft Hreppar
befindet sich die heifse Sprudelquelle Grafarhver, die ihr Wasser
jedoch nicht hoch spritzt; dagegen steigt Reickhotshv er , eine
Meile nördlich von Skalholt, 12—18 F. hoch: das siedende Wasser
iucrustirt stark.
Aarness-Syssel. Ungefähr eine Meile nordwestlich von dem
ehemaligen Bischofssitze Skalholt dehnt sich ein Thal von beinahe
zwei Meilen im Umkreise aus, in welchem 40 — 50 heifse Sprudel-
quellen, worunter der bekannte Geyser, sind. Die das Thal ein-
scbliefsenden Berge sind zum Theil neptunischer, zum Theil vulkani-
scher Bildung; auf einigen sind grofse Massen Sinter abgelagert. Das
Wasser der heifsen Sprudelquellen , die alle einen gemeinschaftlichen
Ursprung zu haben scheinen, ist bei einigen milchweifs, bei andern
röthlich, bläulich oder ganz klar, je nachdem es verschiedentlich ge-
färbte Thoulagen durchdringt. Der Geyser liegt fast in der Mitte
1357
dieser Quellen. Er entsteigt einem kreisförmigen, durch Niederschläge
des Mineralwassers gebildeten Hügel. Mitten auf dieser Anhöhe be-
findet sich ein trichterförmiges , 8 F. tiefes, 56 F. im Durchmesser
haltendes, mit Kieselsinter glatt überzogenes Becken, dessen 8 — 10 F.
weiten, senkrecht abfallenden Kanal man 78 F. tief verfolgen kann-
Nicht immer erheben sich die schäumenden Wasser in die Luft, son-
dern gewöhnlich nur in Intervallen von 6 zu 6 Stundeu, wo dann je-
desmal mehrere Wasserauswürfe auf einander folgen, von denen jeder
6 — 10 Minuten anzuhalten pflegt. Vor dem Eintritt jeder Explosion
überströmt der erwähnte Behälter von siedendem, 80° R. (nach Stan-
ley 74,b° R.) heilsem Wasser; um diese Zeit nahet ein unterirdisches,
wiederholten Kanonenschüssen ähnliches Donnern immer mehr, bis
sich mit einem Male aus qualmenden Dampfmassen eine riesige, von
emporgeschleuderteu Steinen begleitete, 100, ja oft an 200 F. hohe
Wassersäule majestätisch erhebt. Auch sie erscheint nur kurze Zeit
und stürzt dann mit krachendem Getöse in die Tiefe zurück, um nach
einem Zwischenraum scheinbar vollkommener Ruhe von Neuem wie-
derzukehren.
Die Beobachtungen über die Höhe des Wasserstrahls und die
Temperatur des AVassers stimmen nicht genau übereiu. Nach neuern
Nachrichten (vom 20. Juli 1836), mitgetheilt von dem Schiffsarzt der
französischen Cörvette Recherche, sprudelte der Gej'ser niemals über
50 Fufs Höhe; sein Becken hatte 5 Metres im Durchmesser und 23
Metres Tiefe; die Temperatur betrug, */, Metre über dem Boden des
Beckens, zwischen 123 und 124°, bei der Tiefe von 10 Metres 104°,
an der Oberfläche 88°,
Nach Black's Analyse enthält der alte Geyser in sechzehn
Unzen Wasser:
Schwefelsaures Natron 1,031 Gr.
Chlornatrium . . . « , . , 1,8S9 -r-
Kaustisches Natron 0,714 —
Alaunerde ....... 0,36S —
Kieselsäure ....... 4,147 —
8,149 Gr.
Etwa 120 Ellen vom alten Geyser befindet sich der brüllende
Geyser oder alte Slrockr, der bis zu dem Erdbeben im .). 1789
neben dem alten Geyser die gröfste Sprudelquelle dieses Thaies war,
seitdem aber versiegt ist. Er warf sein Wasser mit grofser Stärke
in die Luft, so dafs es sich hier in Staub auflöste. Die Fontaine,
welche ein beständiges Getöse verursachte, aber nur in regclmäfsigen
Intervallen von 4 — 5 Minuten aufsprudelte, erreichte gewöhnlich eine
Höhe von 30—40 Fufs und war mit dicken Dampfwolkeu umgeben.
Eine dritte Sprudelquelle, der neue Gey s er oder nette Strockr,
welche vor dem Erdbeben von 1789 höchst unbedeutend war, seit-
dem aber so zugeuommen hat, dafs sie jetzt die wichtigste dieses
Thals nach dem alten Geyser geworden ist, liegt von letzterem 195
1358
Ellen südlich entfernt. Sie tritt aus einem 44 F. tiefen, an der Mün-
dung 8 F., 14 F. tiefer nur S'/j F. im Durchmesser haltenden verti-
kalen Kanäle zwar nicht zu bestimmten Zeiten aus, aber jede Erup-
tion kündigt sich durch ein heftiges unterirdisches Getöse an, so dafs
die Erde rund umher davon erbebt, und plötzlich springt dann der
siedende Wasserstrahl 150—200 F. in die Höhe. Olafsen sah, dafs
der Strockr ohne Unterbrecliung 2 Stunden und 10 .Minuten sein
Wasser auswarf, Henderson beobachtete eine Eruption, die 3/4 Stun-
den anhielt. Grofse Steine, welche man in den Kanal wirft, werden
augenblicklich zermalmt und iu die Luft geschleudert, oft beträchtlich
höher als die Wassersäule selbst.
Aufser diesen verdient noch erwähnt zu werden: der kleine
Ge'yfer, der ein Bassin von 12 Fufs Durchmesser und einen gewun-
denen Kanal von 38 F. Tiefe hat, und sein Wasser ungefähr zwölf-
mal in 24 Stunden 18 — 20 F. hoch auswirft; unweit desselbeu ist
eine grofse Dampfhöhle , die während der Eruptionen des Hvers ein
heftiges Getöse verbreitet, sonst aber ruhig ist. Weiterhin befindet
sich der kleine Str ockr, der sein AVasser in regelmäfsigen Zwi-
schenräumen von 15 Minuten in vielen diagonalen Säulen auswirft.
Neben diesen Sprudelquellen findet man in dem Ge3*serthale viele
Bassins voll kochenden AVassers, welches so klar ist, dafs man den
Boden deutlich sehen kann, obgleich diese Bassins nicht selten bis
50 F. tief sind; — auf dem Gipfel des Hügels, welcher an der west-
lichen Seite das Geyserthal begrenzt, und sich 200 F. über dem Bek-
ken des Geysers erhebt, befinden sich mehrere Kessel mit kochendem
Schlamm, deren einige Schwefel, andere Alaun erzeugen; — endlich
sind noch auf der entgegengesetzten Seite dieses Hügels mehr als
20 heifse Quellen. — Während des Erdbebens im J. 17S4 waren nicht
allein alle gröfseru Sprudelquellen des Gej'serthales iu einer fast un-
unterbrochenen Thätigkeit, sondern es zeigten sich in demselben auch
noch 35 kleinere Springquellen, wovon jedoch ein grofser Theil spä-
ter wieder verschwunden ist.
Alle diese Quellen lagern Kieselsinter ab, der nach Klaproth's
Analyse iu 100 Theilen enthält:
Kieselerde ...... 98,0 Th.
Alaunerde 1,5 —
Eisenoxyd , , , . . . 0,5 —
100,0 Th.
Der See Laugarvatn, der westlich vom Geyser hei Haukadal
liegt, hat ungefähr eine Meile im Umkreis ; aus seinem lauwarmen
Wasser steigen an fünf Stellen Wassersäulen von 16-24 Fufs Höhe
und 6—8 F. Dicke unter starker Dampfentwickelung empor, die eine
Temperatur von 212° F. haben.
Bei Reykum, 7 Meilen südwestlich vom Geyserthale , befindet
sich eine andere bedeutende Gruppe von Sprudelquellen, die den ge-
meinschaftlichen Namen Reikiumshver ar führen. Unter diesen
1359
zeichnet sich der s. g. kleine Geyser vorzüglich aus: seine Was-
sersäule erreicht mehr als 30 F. Höhe und hat eine Temperatur von
182° F.; er wirft in jeder Minute etwa 789b Kub. F. Wasser aus.
Eine andere dieser Quellen heifst: B adsto fuhv er] sie hat dieselbe
Temperatur -wie die vorige und steigt nur 12 F. hoch, wirft ihr Was-
ser auch oft schräg, fast horizontal aus. Die Siutermasse, welche
von dieser Quelle abgesetzt wird, ist kalkigt.
Aufser diesen Sprndelquellen findet man hier auch eine Menge
Dam pfh v er ars, Wasserdämpfe , die eine Temperatur von 90° F.
haben: unter ihnen ist der Sej'der, unweit des kleinen Geysers,
der bedeutendste. Endlich siud noch auf der gegenüber liegenden süd-
lichen Seite die beiden grofsen, unter dem Namen Akrahverar
bekannten, Quellen zu erwähnen.
Sechzehn Unzen des Wassers von Reykum -Hver, das, wenn es
aus der Erde kommt, eine Temperatur von 80° R. hat, enthalten nach
Black' 8 Analj'se :
Schwefelsaures Natron , . . 0,9S2Gr.
Chloruatrium .,,,.,. 2,227 —
Kaustisches Natron . , . , 0,391 —
Alaunerde .,,..., 0,03S —
Kieselsäure ..,.,,, 2,8G1 —
6,499 Gr.
Gul dbri nge-Sy s sei. In diesem Bezirke, als dem Hauptsitze
älterer Lavaströme, finden sicli auch die meisten heifsen Quellen.
Im Thale nördlich von Krisevig, wo die Schwefelmineu sind, findet
man eine unzählige Menge kleiner Sprudelquellen, deren Wasser ge-
wöhnlich schmutzig gelb oder milchweifs gefärbt uud von durchdrin-
gendem hydrothionsaurem Geruch ist. Mehr nördlich von diesem
Thale siud 4 bedeutend grofse Hver, von denen die eine erst nach
dem Erdbeben von 1754 und 1755 zum Vorschein kam. Weiter
hin nach Westen sieht man bei Laugarnaes mitten in einem Hache
eine heifse Quelle hervorsprudeln, noch weiter hin und zwar 3 Meilen
von Reikiawik nach der Mitte der Erdzunge kommen auch heifse
Quellen aus einem Bache hervor, deren Wasser einen unverkennbar
ren Schwefelgeruch und Geschmack hat. Endlich besitzt die westliche
Spitze dieses Syssels, Reikiauaes, viele und zum Theil bedeutende
Sprudelquellen, unter deuen sich besonders Hverar Eine auszeich-
net, die ein Bassin von 74 F. Durchmesser und 8 F. Tiefe hat und
deren Wasser wegen des beigemischten fein zertheilten Thons voll-
kommen milchweifs ist, Alle heifsen Quellen dieses Bezirks setzen
theils kalkigen, theils thonigen, aber keinen Kiesel-Sinter ab.
Kiöse-Syssel hat ebenfalls viele Hver und Lauge, unter de-
nen Reikialaug in der östlichen Bucht von Mosfell Sveiter hervor-
gehoben zu werden verdient, weil sie, wie der Geyser, Kieselsinter
absetzt.
Borgafiords-Syssel ist sehr reich an heifsen Sprudclquel-
1360
len und warmen Bädern. Die vorzüglichsten sind : Bei dem Flusse
Leyraa, am Fufse des Skardsheide-Fiäld, in einem Tliale eine Menge
Hver und Laug, deren erstere ihr Wasser in keiner bedeutenden Höhe
auswerfen, aber alle stark mit einem kalkigen Sinter incrustiren ; auch
ist hier ein aufgemauertes Bad mit Sitzen furo— 10 Personen, dessen
Wasser temperirt und sehr heilkräftig ist. KrÖslaug wird als Bad
noch mehr gerühmt, und steht in um so gröfserem Ansehn, als in der
Quelle desselben die Westländer im J. 1000 zuerst bei Einführung
des Christenthums getauft wurden. Im Lundareikiadal ist eine
warme Quelle bei dem Bauern hofe Varmaläkur. Im Nydri-Reikia-
dalur sind überall warme Quellen und kleine warme Bäche, die un-
zählige Dampfsäulen bilden; die berühmtesten sind die Tunguhver
am westlichen Eingange des Thals. Mit diesem Namen bezeichnet
man 16 Quellen, welche dicht neben einander aus einem schmalen
Felsen kochend und unter grofser Dumpfentwickelung hervorsprudeln,
sich zuweilen in eine einzige Fontaine vereinigen und ihr Wasser
etwa 8 F. hoch spritzen. Weiterhin sprudelt der Aahver mitten im
Flusse Reykholtsaa; er hat durch seinen Sinter nach und nach ein
Becken um sich her gebildet, welches das Niveau des Flusses um
5 F. überragt. — Unter den Bädern zeichnet sich hier vorzüglich
Snorr olaug aus: es ist das älteste bekannte Bad, das schon 960
erwähnt wird, und hat seinen Namen von dem berühmten Historiker
Snorro Sturleson. Es hat 15 F. im Durchmesser, ist so grofs,
dafs 50 Personen auf einmal darin baden können, kreisförmig von
Gestalt und aus behaueuen Feldsteinen und Sinter aufgebaut. Der
Fufsboden ist mit derselben Art Tuffstein gepflastert, aus welchem
die Mauer besteht, und eine Steinbank, welche mehr als dreilsig Per-
sonen fassen kann, läuft rund um die Innenseite des Bades herum. Das
Wasser liefert eine 212° F. 'heifse Springquelle, Scribla genannt,
welche in einer Entfernung von ungefähr 500 F. in einer nördlichen
Richtung, in einem heifsen Sumpf liegt, wo nech mehrere andere sie-
dende Quellen vorhanden sind. Es wird vermittelst einer unterirdi-
schen steinernen Wasserleitung herbeigeschafft. Wenn das heifse
Wasser das Becken erreicht hat, wird es durch eine kleine Oeffnung
eingelassen, deren Mündung, sobald die gehörige Quantität eingeflos-
sen ist, mit einem Stein wieder geschlossen wird, worauf das Was-
ser durch den gewöhnlichen Kanal nach dem Thale hin abfliefst.
Eine andere Oeffnung befindet sich auf dem Boden des Beckens, durch
welche man das in letzterem befindliche Wasser ausfliefsen läfst, so
dafs auf diese Weise das Bad vollkommen gereinigt wird. Da sich
in der ganzen Nachbarschaft kein kaltes Wasser findet, so müssen
diejenigen, welche sich des Bades bedienen wollen, so lange warten,
bis sich das Wasser im Becken abgekühlt hat, worauf sie dann auf
eiuer Treppe hinabsteigen, und jede beliebige Tiefe des Wassers er-
halten können, welche nicht vier Fufs überschreitet. In dem Maafse,
wie der Fufsboden sich vom Mittelpunkt des Bades entfernt, wird die-
ses seichter, und dicht an der oben erwähnten Bank ist es nur gerade
so tief, um stehende Kinder aufzunehmen. In früheren Zeiten war es
1361
Sitte, dafs die ganze Familie, ohne Uuterschied des Alters oder des
Geschlechtes, sich in Gesellschaft ins Bad begab, und in manchen
Gegenden der Insel herrscht dieser Gebrauch noch bis auf den heu-
tigen Tag.
Endlich sind in diesem Syssel zwischen der Hvitaa und Norderaa
sehr viele warme Bäder, unter denen sich Veggialaug durch seine
Gröfse auszeichnet.
b. Vest firdin ga-Fiordungr:
Hnappadal- und Sn eefiäl ds -Syssel. Heifse Quellen findet
man in diesen Bezirken jetzt fast gar nicht mehr, obwohl die bedeu-
tenden Tuffahlageruugen auf ihr früheres Vorhandensein schliel'sen
lassen. Dagegen kommea hier viel Sauerbrunnen, in der Laudes-
sprache Oelkilder genaunt, vor. Eine derselben liegt unweit Stade-
stad nach der Bergseite hin: ihr Wasser schmeckt säuerlich und
bitter, soll Vitriolsäure enthalten und wird wenig benutzt. Fordaar-
heides Oelkilde liegt auf dein Berge gleiches Namens unweit Bu-
dum; ihr Wasser ist von angenehm erfrischendem Geschmack und
ist reich an kohlensaurem Gase; 4 Pfund Wasser gaben durch Ab-
dampfung 66 Gr. Rückstand, der aus 52 Gr. eines reinen mineralischen
Alkali und aus 14 Gr. alkalischer Erde bestand. Oesekats KU de,
östlich von Budar - Os auf einer Ebene , hat milchweifses Wasser,
schmeckt augenehm, ist klar und sehr kalt und kommt mit starkem
Geräusch aus der Erde hervor. O lu fsvig s Kilde, ostsüdostlich
von dem Berge Enne, ist unbedeutend und wird nicht gebraucht; zwei
noch kleinere Sauerbrunnen liegen in derselben Gegeud : der eine
"westlich von Bulandshöfde, der andere in Oeresveit, zwischen Hella-
fell und Graf. Eides Sauerbrunnen, in Oeresveiten bei dem
Bauerhofe Eide, ist an mineralischen Bestandteilen reich und von
angeuehm-adstringirendem Geschmack. Raudamel Oelkilde , der
bekannteste von allen Sauerbrunnen auf Island, entspringt '//. Meile
von der Kirche Raudamel, mitten iu einem Bache, hat die Temperatur
von 45° F. und bei 60° F. das speeif. Gew. von 1,0001 ; auch die Yttre
Skagarnaes Oelkilde in Hnappadals- Syssel hat grofseu Ruf:
ihr Wasser enthält flüchtige Vitriolsäure, viel Eisen, Kalkerde, etwas
Glaubersalz und Kochsalz und ist von säuerlich-eiseuhaftem Geschmack.
Alle Gesundbrunnen dieses Syssels schlagen einen starken Bodensatz
nieder und enthalten Eisen. Mackenzie theilt die Analyse von ei-
nigen solchen Gesundbrunnen mit, welche Thomson angestellt:
Der Gesundbrunnen bei Stadarhaun hat ein säuerlich- ange-
nehm schmeckendes Wasser, dessen speeif. Gewicht bei 60° F. 1,0025
beträgt und das in 100 Theilen 3,5 feste Theile giebt. In lü Kub.-Z.
= 2533,32 Gr. waren 2,5 Kub.-Z. kohlensaures Gas und 3,5 Gr. koh-
lensaure Kalkerde, ferner etwas Kochsalz
Der Gesundbrunnen bei Lysiehouls hat die Temperatur von
96° F. uud das speeif. Gewicht von 1,0006 bei 60° F. In 10 Kub.-Z.
sind enthalten:
1362
Kohlensaure Kalkerde . , , . . 0,9 Gr.
Kohlensaures Natron 1,7 —
Clilornatrium 1,0 —
3,6 Gr. "
Kohlensaures Gas mit Spuren von Scbwcfel-
wasserstotfgas , , 3,7 Kub. Z.
Der Gesundbrunnen bei ßudarstad bat einen säuerlich - ange-
nehmen Geschmack, die Temperatur von 96° F. und das specif. Ge-
wicht von 1,00217 bei 60° F. In 10 Kub.-Z. sind enthalten:
Kohlensaures Natron , , , 0,40 Gr,
Kohlensaure Kalkerde ..... 0,80 —
Alaunerde mit Spuren von Kochsalz . . 0,33 —
1,53 Gr.
Kohlensaures Gas mit Spuren von Schwefel«
wasserstoffgas . . . . . . 3,8 Kub. Z.
Dale-, Bardestrand-, Isafiord- und Stran d e-Sy ss e I.
An heifsen Quellen ist diese westliche Erdzunge Islands wieder sehr
reich. In Dale-Syssel ist Saelingsdal Laug ein schon seit den
ältesten Zeiten bekanntes und viel benutztes Bad. Die Reihhol e->
Hverar in Bardestrand-Syssel sind die bedeutendsten Springquellen
des westlichen Islands: Krablande, die gröiste von ihnen, ent-
springt einem Felsen aus einer kleinen Oeffnung und treibt ihr Was-
ser, das im Bassin 212 — 218° F. Temperatur hat, nur 4 — 6 F. hoch.
Zwei andere heifse Quellen in der Nähe von Krablande haben nur
180° F. Temperatur. Eine andere dieser Gegend giebt ein wohl-
schmeckendes, von den Einwohnern fast bei allen Krankheiten ge-
trunkenes Wasser, von einer so mäfsigen Temperatur, dafs man es,
so wie es geschöpft wird, trinken kann. Diese Quellen incrustiren
sehr stark. — Am Talkafiord sind auch zwei warme Bäder, die sehr
klar und heilkräftig sind: man nennt sie Gv'ön darlaug. Ferner
heifse Quellen am Rcykiarfiord und Arnafiord, — sh'mmtlich in Barde-
strand-Syssel, eben so am Re3'kiaford in Isafiord-Syssel, die eine Tem-
peratur von 180Ö F. haben. Auch ein aufgemauertes Bad ist in die-
ser Gegend. Das vorzüglichste warme Bad in Strande-Sj'ssel liegt
am Biarnarfiord und heifst Klunhe Laug: es ist aofgemauert, hat
rund umher Sitze und kann nach Belieben abgelassen und gefüllt wer-
den. Bei dem Bauernhöfe Svansbalt unweit Klunke befinden sich viele
heifse Quellen und Bäder, die gewöhnlich die Temperatur von 165° F.
besitzen. — Endlich sind noch die warmen Meeresbäder zu
erwähnen, welche dem Breide-Fiördtir ausscbliefslich eigen sind : sie
sprudeln da hervor, wo das Meer 1—10 Fi tief ist; ihr Wasser ist
theils salzig, theils süfs und erwärmt das Meer rund umber bis zu
einem bedeutenden Grade. Solcher Quellen , die aus dem aufsteigen-
den Dampfe kenntlich sind, findet man bei den Inseln und Riffen des
Breide-Fiördur, wie Oddbiörns-Skiaer, Draapskiär, Saudöe,
Urdholm und Reykey oder Rögöe.
1363
c. Nordlendinga-Fiordungi*
Hu n avatn s-Sygsel. Hier sind zwei seit den ältesten Zeiten
bekannte heifse Quellen : ü eykehver am Rutefiord, welche die Tem-
peratur von 20i° F. hat, und Reykelaug am Midfiord, welche die
Temperatur von 326° F. besitzt. Im Süden dieses Distrikts an der
Nordostseite des Kiölgebirges und unweit der beiden isolirten Berge
Dufufell und Grufufell, im Thale Hveravellir befinden sich 7 grofse
Sprudelquellen, deren mittelste die gröfste ist, und ihr Wasser 6 F.
in die Hohe wirft, die aber alle in Verbindung mit einander stehen :
denn während die eine am heftigsten aufsprudelt, sind die andern still.
Nicht weit von ihnen liegen 3 andere Sprudelquellen, welche in ihren
kleinen ovalen Bassins klares, hellblaues, siedend heifses Wasser ha-
ben. In demselben Thale findet man überhaupt viele Spuren ehe-
maliger heifser Quellen, besonders viel abgesetzten kieseligen Sinter;
auch ist der kleine Berg Auserbolinn, brausender Berg, zu
erwähnen, der 4 F. hoch und eine weifse Aufseuseite bat: aus drei
schmalen gewundenen Oeffnungen desselben dringen Wasserdampf«
säulen mit Ungestüm und starkem Brausen hervor: hineingeworfene
Steine werden gleich mit dem Dampfe wieder in die Luft geschleu-
dert. Aehnliche Dampf-Exhalationeu sind in der Nähe an Spalten
uud Rissen alter Laven bemerkbar.
Hegranaes-Syssel. An Skagafiördur kommen verschiedene
beifse Quellen vor, wie Vallnalaug auf der kleinen Insel Hegra-
naes, Rey kiarhall im Kirchspiel Holum, Reykium bei der Annex-
kirebe gleiches Namens, Reykelaug im Hialtedal mit 3 heifsen Quel-
len, deren Temperatur 124,114 und 104° F. beträgt und die gar keinen
Sinter absetzen, Reykiarhall im Slettehlid, östlich von Höfestrand,
eine Klippe mit einem warmen Bade und mehreren heifsen Quellen,
Reykiarhall in Oesterfloih, ebenfalls eine Klippe, aus der bestän-
dig beifse Wasserdämpfe aufsteigen und auf deren Oberfläche eine
Quelle mit sehr klarem, mäfsig warmem Wasser entspringt.
Vadle-Syssel. Hier sind zu erwähnen: ein Bad östlich am
Olafsfiord, wovon die Bergstrafse Reykeheide ihren Namen erhalten
hat, — ein sehr gut eingerichtetes Bad auf dem Predigerhof Hraf-
negil, — die heifsen Quellen Laugaalaud, Hör gaa-D al und
Kristnaes im Oefiord.
Thingöe-Syssel. Aufser mehreren heifsen Quellen bei den
Schwefelminen östlich und nördlich vom See Myrvatn verdienen die
Reykedal» Hverer erwähnt zu werden: sie liegen, drei an der
Zahl, in einer Reihe von Norden nach Süden, eine Meile östlich von
Reykiadal in einer moorigen Gegend und sind nach dem Geyser die
grölsten aller Sprudelquellen Islands. Die südlichste derselben hat
zwei Oeffnungen, aus denen das Wasser wechselweise 2 — 4 F. hoch
und in Intervallen von 1 — 2 Minuten springt, und ein Bassin von 15
Fufs Tiefe; die mittlere, Oxehver genannt, 20 Schritte von der
vorigen entfernt, bat ein, einer umgekehrten Glocke ähnliches Bassin,
1364
dessen untere Oeffnung 12 F. beträgt, und sprudelt ihr Wasser in re-
gelmäfsigen Zwischenräumen von einer Minute hervor 5 die nördlich-
ste, Bads tue hver genannt, und 10 Schritte von der vorigen entfernt,
hat ein rundes Bassin von 34 F. Durchmesser und wirft ihr heifses
Wasser aus einer 30 F. im Umkreise haltenden, nicht tiefen Röhre
nur bei heftigem Unwetter, dann aber 12—16 F. empor. Südlich von
dieser ist noch eine kleine Sprudelquelle, deren Rohre 15 F. tief ist.
Alle diese Quellen haben 195° F. Temperatur, incrustiren stark und
setzen einen so losen Kieselsinter ab , dafs er bei dem leisesten Be-
rühren in Staub zerfällt. Noch ist das J/4 Meile davon entfernte
warme Bad in dem Flusse Reikaa zu erwähnen.
d. Austfirdinga-Fior dungr:
Mule-Syssel. Hier sind zu erwähnen: ein Bad von geringer
Wärme im Sellardal, 2 warme, aber wegen ihrer Entlegenheit wenig
besuchte Bäder im Laugarvalladal, ein warmes, vorzügliches, aber
auch nicht mehr benutztes Bad im Rafnkelsdal, 2 warme Bäder im
Fliotsdal und ein Gesundbrunnen auf der kleinen Insel Shrudr, welcher
ein angenehm-säuerlich schmeckendes Wasser hat.
Sk aptefells-Syssel. In diesem Bezirk, wo am häufigsten
Wasserausströmungen aus den Vulkanen vorkommen, sind die heifsen
Quellen weniger häufig ; die einzigen jetzt thätigen sind die auf dem
Törfa-Jökul, welche sich durch heifse Wasserdämpfe, die seinem Gip-
fel entsteigen, ankündigen, und die in Jökeldal. Ein Sauerbrunnen
dagegen kommt hier vor am Hornefiord, unweit des Predigerhofes
Biarnenaes.
Olafs en's und Povelsen's Reise durch Island. Teutsche
Uebers. Kopenhagen 1774.
G. Stewart Mackenzie, Travels in the island of Iceland.
Edinburgh 1812.
G. Garlieb. Island a. a. 0. S. 77—102.
v. Hoff, a. a. 0. Th. II. S. 378 ff.
J. T. Stanley in: Transact. of the Soc. of Edinburgh. T. III.
p. 127.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 86. 208.
v. Graefe, die Gasquellen a.' a. 0. S. 42.
Neunte Abtheilung.
Die Heil quellen des russischen Reichs,
Polens, der Moldau und Wallachei.
G
eographische Uebersicht. Die vorberrsclieiulc
I Form unsers Erdtheils, das Tiefland, tritt nirgend auf so
I entschiedene Weise hervor, als in der breiten Wurzel, mit
; welcher sich Europa an Asien anschließt. In den weit
i ausgedehnten Landschaften Rufslands vom nördlichen Eis-
I meere bis zum schwarzen und caspischen Meere , so wie
ivon der Weichsel bis zum Uralgebirge, etwa 3 — 400 Mei-
ßen nach Länge und Breite findet kaum eine Abwechse-
lung in der Einförmigkeit des Bodens statt. Ueberall auf-
geschwemmtes Land, loser Sand mit Thon und Morast-
boden abwechselnd, welcher letztere namentlich am Pripjät
ein Gebiet von vielleicht 1500 Quadrat-Meilen bedeckt, ein
Land, das für den Anbau des Waizens bis zum 60°, des
[Hafers bis zum 63°, des Roggens bis zum 65°, der Gerste
ibis zum 67° geeignet ist. Von dem mittleren Theäle die-
iser Ebene hebt sich nach Norden und Süden das Land
zu den Höhen, welche die Russen mit dem Namen ,, U wa 11 i "
id. h. Hügel bezeichnen. Der südliche Hügelzug bildet in
Volhynien und Podolien Flächen von etwa 1000 F. Höhe,
schliefst sich in ansehnlicher Breite den Karpathen an, und
zieht in einem grofsen Bogen bis zur Wolga, an deren
Westufer er zu der bucharischen Tiebebene hinabsinkt, in
welcher der caspische See die tiefste Stelle einnimmt, da
das Niveau desselben 94 F. tiefer liegt als das des Oceans.
Der Boden dieses Landrückens besteht aus Granit mit
jüngeren Gebirgsarten und einer schwarzen Dammerde be-
lli. Theil. Ssss
1368
deckt und Seichnet sich im Westen durch seine Frucht-
barkeit und Lieblichkeit aus. In seinem östlichen Theile
jedoch ist er wie die südlich anliegende Ebene am schwar-
zen Meere baumloser Steppenboden mit Gras bedeckt und
deshalb zur Viehzucht geeignet. Die furchtbarsten Wir-
belstürme richten oft die gröfsten Verheerungen hierselbst
an. Die parallelen Flufsläufe des Dnjestr, Dnjepr und
Don, die beiden letztern mit ihren Nebenflüssen, dem Bug
und Donecz, durchbrechen diese Granitplatten in Wasser-
fällen (Porogen), unter denen die dreizehn des Dnjepr bei
Jekatherinoslaw sich besonders auszeichnen.
Der nördliche Uwalli schliefst sich dem breiten Land-
rücken an, der in einem grofsen Bogen die Südseite der
Ostsee umzieht und eine zahlreiche Menge von Seen trägt;
jenseit des Njemen-Durchbruches werden die Höhen bedeu-
tender und bilden um die Quellen der Wolga, des Dnjepr,
der Diina und des Wolchow die Kalkstein -Flötzmassen
der Wolgahöhe, die mit zahlreichen Granitgeschieben
in oft grofsen Blöcken übersät sind, in ihren höchsten
Punkten 1000 F. nicht viel übersteigen und grofsen Holz-
und Wasserreichthum zeigen. Die Wolga spaltet in ih-
rem anfänglich nach Nordost gerichteten Laufe die östli- !
che stark bewaldete Fortsetzung des Uwalli in zwei Ab-
theilungen und durchbricht die südliche bei Nowgorod, be-
vor sich beide dem Uralgebirge nähern, das sie jedoch
nicht erreichen. Im Allgemeinen reicht nur bis zu diesem
Uwalli der Obst- und meist auch der Landbau. Jenseit
desselben verschwinden auch die Nadelwälder und machen
den grofsen Sumpflandschaften Platz, die auf Granit auf- I
liegen und bis ans Eismeer reichen; eine Bildung, die sich
auch in dem westlicher liegenden Finnland zeigt, von dem
der gröfsere Theil mit Seen und Sümpfen bedeckt ist,
über welche die kahlen Felsklippen einige hundert Fufs in
den wunderbarsten Verzweigungen sich erheben.
An ihrer Westseite steht diese russische Tiefebene mit
der schwedischen und deutschen in Verbindung und greift
1369
nach Südwest meerbusenartig' in die Türkei hinein; dort
ist zAvischen den Karpatlien im Norden und den Gehängen
des Balkan im Süden die wallachische Tiefebene an der
untern Donau als ein Appendix von ihr anzusehen, von
der sie aber selbst an Fruchtbarkeit weit übertroffen wird,
und der nur sorgfaltiger Anbau fehlt, um bei der wahrhaft
tropischen Ueppigkeit der Vegetation eins der reichsten
Länder Europa's zu werden. Im Osten ist sie gegen das
asiatische Tiefland meist vom Uralgebirge begrenzt und
eben so finden sich an ihrer Südseite der Kaukasus und
das krimsche Gebirge als gewaltige Grenzsteine, derer wir
hier noch kurz erwähnen wollen.
Der Ural beginnt am nördlichen Eismeere und zieht
bis zum Uralflusse hinab. Der nördliche Theil reicht bis
zur Quelle der Petsora und führt wegen seiner eisigen oder
nackten Höhen und seiner sumpfigen Thäler den Namen
„der wüste Ural." Der mittlere weiter südlich bis zur
Quelle der Ufa, einem Zuflufs der Kaum, steigt im PaAv-
dinskoi-Kamen zu 6400 F. auf, verengt und verflacht sich
auf der Strafse, die ihn von Perm nach Katharinenburg
überschreitet, und führt wegen seines Metall-Reichthums
den Namen „ura lisch es Erzgebirge." Der südliche
Theil, der Orenburger Ural, spaltet sich in drei Ket-
ten. Der Uralflufs trennt die östliche, das Ilmengebirge,
von der mittleren, dem eigentlichen Ural, der nach Süden
hin in das 1800 F. hohe Plateau der Sakmara sich erwei-
tert und mit den Höhen des Guberlinskischen Ural zum
Uralflusse abfällt. Jenseit des Längenthaies von Slatoust,
in welchem die Ufa und der Ai nach Norden, die Bjelaja
und Sakmara nach Süden abfliefsen, erhebt sich eine dritte
Kette, von welcher der Obstschei Syrt zur Wolga
zieht, die ihn zwischen Saratow und Kaniyschin abschnei-
det und von der gegenüberliegenden Wolga-Höhe trennt,
welche weiter nach Süden als lrgeni Berge an der
Sarpa entlang die natürliche Grenze zwischen Europa und
Asien bilden hilft.
Ssss 2
1370
Der ganze mittlere Zug des Ural hat sanft abgerun-
dete Bergkuppen, besteht aus Granit, bildet eine grofse
Wetterscheide und ist quell- und holzreich» Zu beiden
Seiten dieses inneren Kernes lagert sich Schiefergebirge
an, auf der Ostseite meistens Hornschiefer, auf der west-
lichen glimmrichter Sandstein und Thons chiefer. Darauf
folgt zu beiden Seiten Kalkstein -Formation, aus welcher
im Westen Kuppen von Granit und Schiefer hervorragen.
Die Abfälle der Schiefer- und Kalkstein -Ketten auf der
Ostseite sind kurz, steil und vorzugsweise metallhaltig; die
sanfteren Westgehänge sind besonders reich an Salzquellen.
Der Kaukasus zieht von der vulkanischen Halbinsel
Apscheron im Südosten am caspischen Meere bis zur ähn-
lichen Taman im Nordwesten an der Mündung des Kuban,
150 Meilen weit und hat eine Breite von 15 — 30 Meilen,
so dafs er den Alpen an Ausdehnung fast gleichkommt,
an Gröfse dieselben jedoch übertrifft, da seine höchste
Spitze, der Elborus, sich zu 16S00 F. erhebt. Drei
parallele Ketten sind es, aus welchen das Gebirge aufge-
baut ist ; davon hat die centrale 10000, die beiden äufse-
ren 8000 F. mittlere Höhe. Ihr geognostischer Bau ist
derselbe wie beim Ural. Die Centralkette besteht aus
Granit und Porphyr und zeichnet sich durch ihre schneebe-
deckten Gipfel, durch ihre unabsehbaren Gletscher und Eis-
felder aus. Wie die Enden so zeigt auch der mittlere
Theil vulkanischen Ursprung. So hat namentlich der El-
borus die Form eines Vulkans und am Kasbeck reichen
lange Ströme schwarzer Lava die Gehänge hinab. Die
Thäler des Gebirges haben die Form von Tafellandschaf-
ten, von tiefen Spalten durchschnitten, in denen Gebirgs-
bäche hinabrauschen und die das Gebirge so unwegsam
machen. Die quellreichen Gehänge der nördlichen und
südlichen Schiefer- und Kalksteinketten sind mit dichten
Waldungen bedeckt. Sie fallen auf der Nordseite zum
mittleren Terek und Kuban in ein hüglichtes, bewaldetes,
von felsigen Schluchten durchschnittenes 1000 F. hohe
1371
Land ab, das am Terek die kleine, am Kuban die gro-
fse Kaharda heifst, und in welchem zwischen den bei-
den genannten Flüssen sich der Boden noch einmal zu
dem isolirt liegenden felsigen und steilen, 4000 F. hohen
Beschtau erhebt, ehe er in die weiten Salzsteppen am
caspischen Meere übergeht.
Das kri nasche Gebirge zieht an der Südost-Küste
der taurischen Halbinsel entlang und erreicht im Tschatür-
dagh 4000 F. Höhe. Reifsende Bäche stürzen mit vielen
Wasserfallen den jähen Abhang zum Meere hinab, der
oben mit Nadelholz, unten mit Buchen und Eichen bewach-.
sen ist. Nirgend zeigt sich Urgebirge, sondern überall
die Kalkstein-Formation; dabei Spuren von Erdbeben und
vulkanischem Feuer, im Westen sogar Bimsstein und Lava.
Nach Nordosten hin endigt die Kette in der Halbinsel
Kertsch, in der sich an der Strafse von Kaffa kleine Thon-
hügel als letzte Ausläufer erheben.
Das grofse Reich des Ostens, das innerhalb seiner
weiten Grenzen von der Natur so bedeutende Schätze ein-
pfangen hat, entbehrt auch nicht jener heilenden Kräfte,
welche die Erde aus ihrem Schoofse hervorquellen läfst.
Aber bis zu Peter des Grofsen Zeiten waren noch keine Mi-
neralquellen in Rufsland bekannt. Im Anfange des acht-
zehnten Jahrhunderts, wo Peter der Grofse seine heilsamen
Reformen verbreitete und Anstalten aller Art gründete,
wurde man auch auf die Heilquellen aufmerksam. Peter
der Grofse selbst bezeigte die gröfste Vorliebe für die Mi-
neralwasser: er hatte auf seinen Reisen im J. 1698 das
nahe bei Wien gelegene Baden, ferner 1716 Pyrmont, im
Mai 1717 Spaa und im Juli desselben Jahres Aachen be-
sucht und sich von der Nützlichkeit dieser Wasser über-
zeugt. Ihm war daher das Auffinden von Mineralquellen
in seinem eigenen Reiche sehr erwünscht. Sein Arzt
Schober hatte die warmen Quellen am Terek untersucht,
sie in vielen Krankheiten heilsam befunden und sie ihm
zu Ehren mit seinem Namen belegt. Peter der Grofse uir
1372
terliefs es daher nicht, während seines persischen Feldzugs
im J. 1722 von ihnen Gebrauch zu machen. Allgemein
bekannt ist es auch, dafs er den Lipetzker Brunnen be-
suchte. Aber seine gröfste Aufmerksamkeit erregten die
seiner neuen Residenz so nahe gelegenen Wasser von
Olonetz, welche, so wie die von Lipetzk als ein Denkmal
dieses Mannes in Rufsland's Geschichte stets merkwürdig
bleiben werden. Gegenwärtig zählt man weit über hun-
dert russische Mineralquellen, unter denen die Bäder am
Kaukasus in der grofsen Kabarda den ersten Rang ein-
nehmen; aber sie werden mit Ausnahme der letzteren ver-
hältnifsmäfsig wenig besucht, da der Geschmack an Mi-
neralbädern in Rufsland noch mehr als anderswo auf Per,
sonen der höheren Stände beschränkt ist und diese eine
Badereise aus begreiflichen Ursachen vorziehen, während
dem Nationalrussen sein Schwitzbad über Alles geht. Wenn
bei dem Russen nicht jene unbezwingliche Lust vorherrschte,
das Ausland zu besuchen, so würden auch diese seinem
Vaterlande angehörigen Schätze mehrfaltig benutzt, in ih-
ren Wirkungen sich bekannter und vielleicht kräftiger
herausstellen, als ähnliche in der Ferne aufgesuchte Heil,
quellen. Denn Rufsland besitzt deren von den mannigfaltig-
sten Zusammensetzungen; besonders aber sind Salzquel-
len, deren es eine ungemeine Menge hat, obwohl sie noch
nicht genau genug analysirt sind, um eine Charakterisirung
der einzelnen aufzustellen, viele derselben auch wohl nicht
zu den Heilquellen gezählt werden können, — ferner eisen-
haltige und Schwefelquellen häufig; auch fehlt es nicht an
einigen bedeutenden Sauerbrunnen. Die Eisenwasser sind
gröfstentheils so arm an Kohlensäure, dafs sich in ihnen
kein bedeutender Antheil Eisenoxyds aufzulösen vermag,
und daher zu einer Trinkkur nicht geeignet.
Eine genauere Kenntnifs der russischen Mineralquel-
len ist mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden, da
man der chemischen und medizinischen Untersuchung der-
selben früher wenig Aufmerksamkeit schenkte, ein Uebel-
1373
stand , der indessen seit der Errichtung des Ministeriums
des Innern, wo man diesen vernachlässigten Gegenstand
mehr ins Auge fal'ste, in den letzten Jahrzehnten immer
mehr heseitigt wird. A. N. Scher er gab im J. 1820
eine systematische Uebersicht der Heilquellen des russischen
Reichs heraus, in der mit grofsem Fleifs und vieler Um-
sicht die bis dahin veröffentlichten Nachrichten über einzelne
Quellen, mit Hinzufiigung der betreffenden Litteratur, ge-
sammelt sind ; später sind dann noch Monographien über
verschiedene Quellen erschienen, das Meiste aber ist, mit
Ausnahme dessen über die Kaukasus -Quellen, über die
wir mehrere Monographien und die ihnen besonders gewid-
meten medicinischen Annalen von Conradi besitzen, in
zahlreichen Reisebeschreibungen zerstreut.
Für die chemische Zusammensetzung der im euro-
päischen Rufsland befindlichen Mineralquellen ist der Hö-
henzug von Bedeutung, welcher von Nordost nach Südwest
sich erstreckend, die gröfste Erhebung dieses Landes uin-
fafst, so dafs die auf ihm entspringenden Flüsse nach bei-
den Abdachungen fliefsen. Theils auf diesem Höhenzuge,
theils auf der nördlichen Abdachung desselben entspringen
zahlreiche Mineralquellen. Abwechselnde Lager von Kalk
und Thonerde bilden den Boden, aus dem die Berge, wel-
che meistentheils aus lockerem Sand mit zertrümmertem
Granit bestehen, sich erheben. Von dem erwähnten Hö-
henzuge an bis zum südlichen Theile des Peipus-Sees und
dem nördlichen Theile des llmen-Sees besteht alles Land
aus der jüngsten Formation: vom Peipus-See längs den
Ufern des Flusses Welika fast bis zu seinem 612 F. über
dem Peipus-See gelegenen Quellen ist fortwährend Kalk-
boden, der sich auch an den Ufern der Diina, 651 F. hoch
findet, eben so auch in den niedern Gegenden nach Süd-
west in jener grofsen Ebene, in der der Urnen- See liegt,
wo Kalk- mit Thonlagern in horizontalen Schichten ab-
wechseln. Die Thonerde, welche hier mit Kalk vorkommt,
1374
enthält Chlornatrium, weshalb dasselbe fast in allen Quel-
len dieser Gegend ein vorwaltender Bestandteil ist.
Was die nach Osten zum schwarzen Meere hingelager-
ten Länder betrifft, so bildet der ganze Strich von der
Waldaischen Wasserscheide bis nach Georgiefsk, wo
die Kaukasischen Vorberge beginnen, eine fast ununter-
brochene Ebene, die an diesen beiden Extremen ungefähr
eine Höhe von 1000 F. über d. M. erreichen mag. Sie
senkt sich von beiden Punkten nach den Niederungen herab,
die der Don bei Asow durchströmt und die sich kaum über
den Spiegel des schwarzen Meers erheben. Selten ist diese
Fläche durch Hügelketten unterbrochen, die sich in der
Regel an den Ufern der Flüsse hinziehen und die ihre Um-
gebungen höchstens um 300 F. überragen. Der Boden die-
ser weiten Ebene wird fast durchgängig durch Anschwem-
mungen überdeckt, die der Bildungszeit der Kreide ange-
hören, und die der Altersfolge nach aus Sandstein, Kreide,
Zusaramenschwemmungen von Terebratuliten mit Enkrini-
ten, seltener mit Orthoceratiten , Lehm mit Spuren von
Kreide, Mergel mit Terebratuliten und Sand zusammenge-
setzt sind.
Hiervon machen nur das Plateau der Gouvernements
von Moskau, Twer u. s. w. und die Niederungen zwischen
Nowo-Tscherkask und Stawrepol Ausnahmen.
Jenes Plateau, welches sich von den nördlichen Gren-
zen des Gouvernements von Tula bis zur Waldaischen
Wasserscheide hinaufzieht, wird durch ein, mehrere hun-
dert Fufs mächtiges Sandlager gebildet, welches auf dem
oben erwähnten Kreide - Terrain ruht, und das Korallen-
bänke, auch Flötze zusammgeschwemmter Muschelschaalen,
Plänerkalk und Mergel umschliefst. Hin und wieder trifft
man in demselben Sande Lager von Töpferthon und Ne-
ster von Gyps an. Die organischen Reste, welche dieses
Terrain umschliefst, gehören ihrer Hauptmasse nach Zoo-
phyten un ; die Niederungen dagegen zwischen Nowo-Tscher-
kask und Stawrepol werden durch ein Terrain erfüllt, das
1375
sich durch die Neuheit der Thierformen, die es umschliefst,
auszeichnet. Dieses ist das Terrain, das Eichwald Kü-
stenformation nennt. Als charakteristisch für dasselbe ist
zu bemerken, dafs es aus Zusainmenschwemmungen von
noch gegenwärtig" im schwarzen oder caspischen Meere
lebend vorkommenden Muschelresten, welche mit Sand und
Saudstein wechseln, zusammengesetzt ist und dafs es sich
in horizontalen Schichten, nicht über 300 F. über das ge-
genwärtige Niveau unsers Weltmeers erhebt: es bildete
sich wahrscheinlicb, als das Niveau des Oceans der Flötz-
zeit das unsers jetzigen Oceans nur noch ungefähr um
2U0-300 F. überragte.
Ueber die klimatischen Verhältnisse Rufslands et-
was zu sagen, würde bei der grofsen Ausdehnung dieses
Landes für unsern Hauptzweck zu weit führen. Doch wol-
len wir in nachfolgender Tabelle eine Uebersicht der mitt-
leren Temperaturen und einiger anderen meteorologisshen
Erscheinungen im europäischen Rufsland nach A. T. Kupf-
fer's vieljährigen und sorgfältigen Beobachtungen mit-
theilen, aus denen folgende Jahresmittel resultiren:
Dauer
i
Breite :
Länge 1
östlich
Höhe:
Mitteltemperatur
der Be-
am
obacht.
von
Toisen:
Meere beob. :
Jahre :
Paris:
R.
Archangelsk
18
64° 32'
38° 13'
0
+0=,7
+0°,7
Petersburg'
13
59 57
27 59
0
3 ,3
3 ,3
Moskau
17
55 45
35 17
60
4,2
3 ,6
Tambow .
12
52 43
39 9
—
4 ,0
PJikolajew
10
46 58
29 40
0
7~,5
7 ,5
Cherson
5
46 38
30 17
0
7,9
7 ,9
Sympheropol
14
44 57
31 46
130
9 ,8
8 ,4
Sewastopol
10
44 36
31 11
0
9,4
9,4
Mittlere
Sommert. 1 Regen-
Richtung Intens.
—
menge
des Windes:
Wintert.
R.
2ü°,3
Par. Zoll:
Archangelsk
S. 47°,5 W.
0,065
Petersburg
S. 27°,0 W.
0,239
15 ,0
1S,61
Moskau
—
—
20 ,7
—
Tambow .
S. 68°, 0 W.
0.162
21 ,7
—
>ikolajew
N. 23°,6 0.
0,lb5
19 ,8
—
Cherson .
—
—
19 ,2
— -
Sympheropol
S. 70ö,6 0.
0,2-27
15 ,2
13,90
Sewas
itopol
—
—
15 ,5
—
1376
Was nun bei der folgenden Darstellung der einzelnen
russischen Mineralquellen unser Eintheilungsprincip be-
trifft, so sind wir, gestützt auf unsere S. 1367 gegebene
geographische Uebersicht, einer sich aus der natürlichen
Beschaffenheit des Bodens, auf welchem sie vorkommen,
selbst ergebenden Anordnung gefolgt. Wir haben nämlich
von dem Waldaischen Scheidegebirge ausgehend zuerst
die Mineralquellen, welche in dem Gebiete der Flüsse, wel-
che von da zum schwarzen Meere gehen (Wolga, Dnjepr,
Dnjestr), dann die, welche in dem Gebiete der Flüsse, wel-
che zur Ostsee fliefsen (Njemen, Düna, Wolchow), sodann
die Mineralquellen, welche im Gebiete der Dwina, welche
zum Eismeere geht, endlich die Mineralquellen, welche in
den Gouvernements des Uralgebirges vorkommen, abge
handelt, woran sich zuletzt die Mineralquellen des Kaukasus
anschliefscn. Am Schlüsse der Darstellung der russischen
Mineralquellen haben wir die der Heilquellen des König-
reichs Polen, so wie die der Moldau und Wallachei fol-
gen lassen.
P. S. Pallas, Reise durch verschiedene Provinzen des russi
sehen Reichs. St. Petersburg 1771 — 1776; — zweite Aufl. 1801.
J. G. Georgi's geographisch-physikalische und naturhistorische
Beschreibung des russischen Reichs. Königsberg 1797 — 1S02.
J. A. Güldenstädt, Reisen nach Georgien und Imerethi, her
ausgegeben von J. v. Klaproth. Berlin 1815.
Alex. Nie. Scherer, Versuch einer systematischen Uebersicht
der Heilquellen des russischen Reichs. St. Petersburg 1820.
Joh. Fried. Erdmann, Beiträge zur Kenntnifs des Innern von
Rufsland. Tb. II. Erste Hälfte. Leipzig 1825.
Herrn. Henr. Hess, nonuulla de fontibus medicatis, praeser-
tim in Ruthenia obviis. Durpati 1825.
Joach. Woina- Kuri ns ky, de balneis in genere et de bal
neis Rossicis in specie. Moscoviae 1829.
Poggen dor f f's Anualen der Physik und Chemie. Bd. XV.
1829. S. 159 ff.
Fr. Göbel, Reise durch die Steppen des südlichen Rufslauds.
Th. I. II. Dorpat 1837. 1838.
Ernst Hoffmanu, geognostische Betrachtungen auf eiuer Reise
von Dorpat bis Abo. Dorpat 1837.
Archiv für wissenschaftliche Kuude von Rufslaud. Bd. I. Ber-
lin 1841.
A. Die Heilquellen des europäischen Rufslands.
1. Das Gebiet der Wolga.
JLJas Mineralwas 8 er von Twer. Unmittelbar an dem bei die-
ser Stadt des Gouvernements Twer in die Wolga sich ergiefsenden
Flusse Tmak befinden sich einige Eisenquellen; von denen besonders
zwei herauszuheben sind: die sogenannte ältere, im J. 1811 ent-
deckte, am Ausflufs am westlichen Ufer des Tmak, von 6° R. Tem-
peratur, und die neuere, am östlichen Ufer etwa 300 Schritte von
der ersteren entfernt, von 4° R. Temperatur. Erstere wurde von
Reufs und Kalk an, letztere von Hübenthal chemisch analysirt;
hiernach enthält in sechzehn Unzen Wasser:
«.die ältere Quelle:
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaures Kali
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Chlornatrium
Chlorkalium
Kieselerde .
Thonerde .
Extractivstoff
Verlust
Kohlensaures Gas
Stickgas
Schwefelwasserstoffgas
A. N. Scher er, Versuch a. a. 0. S. 93.
F. Simon, die Heilquellen Europa's. S. 240.
0,579 Gr.
2,310 —
0,390 —
3,080 —
0,230 —
1,880 —
0,400 —
0,310 —
0,020 —
0,850 —
0,110 —
10,159 Gr.
10,66 Kub.Z.
1,34 —
b. die neuere Q. :
1,345 Gr.
2.810 -
0,400 —
3,080 —
0,240 —
1,900 —
0,400 —
0,540 —
0,820 —
11,535 Gr.
unbestimmt
Spuren
Die Mineralquelle von Wuissoko entspringt in der Nähe
dieses im Kaschinskischen Kreise des Gouvernements Twer gelege.
neu und von Twer 120, von Besckezk 39, von Kaschiu 40 Wcrste
1378
entfernten Dorfes, ist schon längst unter dem Namen des „heili-
gen Brunnen" bekannt und wurde nach einander von Zeeh, Bra-
ker, Smelowskiund (1811) Reufs untersucht. Nach Letzterem
hat das Eisenwasser die Temperatur von 5° R., das specif. Gewicht
1,0059 und enthält in sechzehn Unzen :
Eisen - und Manganoxyd
Kohlensaures Kali
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaures Kali
Chlorcalcium
Kieselerde .
Thonerde .
Extractivstoff
Verlust
Kohlensaures Gas .
Stickgas . . .
Sauerstoffgas
Schwefelwasserstoffgas
A. N. Seh er er, Versuch a. a. 0. S
0,09 Gr.
0,23 —
2,00 —
0,05 —
0,05 —
0,23 —
0,01 —
0,11 —
0,08 —
2,85 Gr.
2,25 KukZ.
0,66 —
0,04 —
Spur
96.
Das Kaschin' sehe Mineralwasser entspringt ia mehreren
Quellen, wovon sich drei nur einen Faden von einander entfernte auf
dem rechten Ufer des Flusses Masletka, der am Ende der von Mos-
kau 176, von Twer 198 Werste entfernten Kreisstadt Kaschin (Gou-
vernement Twer) in den Flufs Kaschin. fällt, zwei andere eine Werst
weiter in der Nähe des Klabukowskischen Klosters sich befinden. Schon
lange vom Volke benutzt, wurde 1808 die beste der Quellen gefafst.
Das Eisenwasser, welches dem vorigen analog ist, hat die Tempera-
tur von 4° R. und enthält nach Reufs kohlensaures Eisenoxydul,
kohlensaure Kalkerde und wahrscheinlich auch kohlen- und salzsau-
res Kali, letzteres aber in geringerer Menge als das vorige Mineral-
wasser. ...
A. N. Scherer, Versuch a. a. 0. S. 105.
Das Miner altvasser von Nowosselja entspringt 2 Werste
von diesem im Gouvernement Twer an dem Ufer der Wolga gelege-
nen und von Kortschewa 6 Werste entfernten Dorfe, hat die Tempe-
ratur von 3° R. und gehört nach Reufs zu den eisenhaltigen
Wassern, das in Hinsicht auf seinen Gehalt an Eisen, kohlensaurer
Kalkerde, Mangan, schwefel- und salzsauren Salzen mit dem von
Wuissoko übereinstimmt. Nach Richter' s Untersuchung enthal-
ten sechzehn Unzen desselben:
Schwefelsaure Talkerde 0,733 Gr.
Chlornatrium 0,383 —
Schwefelsaures Natron 0,460 —
1379
Kohlensaures Natron 0,340 Gr.
Kohlensaures Eiscnoxyd .... 0,022 —
Kohlensaure Kalkerde ...... 1,310 —
Thonerde 0,070 —
Kieselerde ... . . . . . 0,400 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,333 —
3,751 Gr.
Kohlensaures Gas ...... l,50Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas Spur.
Eine diesem vollkommen ähnliche Eisenquelle, das Kortschews
ki'sche Mineralwasser , befindet sich unterhalb des Gutes
Umutei, ungefähr 7 Werste von Kortschewa, eine balbe Werst vom
linken Ufer der Wolga, fast Nowosselja gegenüber. Dagegen soll die
Mineralquelle des Dorfes Mutnä nach Hübeuthal von denen in
Wuissoko und Nowosselja den Vorzug verdienen.
A. N. Scherer, Versuch a. a. 0. S. 107.
Die Mineralquellen von Andrej apol entspringen in die-
sem an der Grenze des Ostaschkowschen und Toropezkischen Kreises
im Ostaschkowschen Kreise (Gouvernement Twer), 95 Werste von der
Kreisstadt gelegenen Dorfe unfern des linkeu Ufers der Dana in ei-
ner au Thonerde und Schwefeleisen reichen Gegend, in der Nähe ei-
nes grofsen, eine Menge Eisenocher enthaltenen Sumpfes.
Das Mineralwasser, das schon vorher bekannt war, wurde 1S00
durcb Sewergiu und Buttatz untersucht und im J. 1810 Einrich-
tungen zu seinem öffentlichen Gebrauche getroffen; darauf untersuchte
es 1815 Reufs und 1824 Hefs. Die Temperatur desselben beträgt
nach Se wergin 4 — 6° R., nach Reufs 4° R., nach Hefs 6,5° R.
Eben so abweichend ist das Resultat der verschiedenen Analysen,
was vielleicht darin seinen Grund hat, dafs von verschiedenen Che-
mikern auch verschiedene Quellen untersucht wurden. Denu von den
Quellen, welche der Gegenstand der ersten Untersuchung waren, sind
zwei, da sie sämmtlich in Rücksicht ihres chemischen Gebalts über-
einstimmten, verschüttet worden ; Reufs untersuchte eine von den
ersteren etwa l/A Werst entfernte und dem Ufer der Dana näher lie-
gende, in deren Nähe noch mehrere ähnliche Quellen sich finden, von
denen sich eine, durch eiuen besonders starken Geruch nach Schwe-
felwasserstoffgas sich auszeichnende verloren hat; die von Hefs
untersuchte Quelle ist die, welche vorzugsweise im Gebrauche ist.
Sechzehn Unzen des Mineralwassers enthalten:
nach Sewergiu: nach Reufs: nachHefs:
Kohlensaures Eisenoxyd . 2,00 Gr. ( c\c\<zrr' 0,610 Gr.
Kohlensaures Manganoxyd ....(' ...
Kohlensaure Kalkerde . . 1,00 — . . 1,87 —
Kohlensaure Talkerde ....... . 0,110 —
1380
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Kali .
Chlorcalcium .
Chlormagnesium
Chlorkalium . ,
Chlornatrium .
Extractivstoff .
Kieselerde . .
Thonerde
Phosphorsaure Thonerde
Kohlensaures Gas
Atmosphärische Luft
Schwefelwasserstoffgas
Stickgas . .
Eben so wenig sind die
0,50 Gr.
0,25 —
1,25 —
5,00 Gr.
>5,0Ku
0,06 Gr.
0,03 —
0,17 —
0,22 —
0,01 —
0,420 Gr.
0,200 —
6,120 —
0,556 —
2,44 Gr. 8,016 Gr.
0,0915 Kub.Z.
"Kub.Z.
Spuren
0,0238 —
Ansichten der Aerzte über die Wirkun-
gen des Eisenwassers übereinstimmend. Nach Einigen beschwert es
anfänglich leicht den Magen, nach Anderen wirkt es hauptsächlich
diuretisch, die Thätigkeit des Hautsystems befördernd, mäfsig eröff-
nend auf den Darmkanal, das Nervensystem stärkend. — Angewandt
wurde es von Ellisen u. A. bei Dyspepsie, Säure der ersten Wege,
gestörter Assimilation, Wassersucht, — chronischen Nervenkrankhei-
ten, welche gleichzeitig mit Störungen der Unterleibseingeweide com-
plicirt sind, Hypochondrie, Hysterie, Schwindel, Melancholie, Herz-
klopfen, Kolik und Magenkrampf, — Schwäche der Zeugungsorgane,
Menstrua nimia, Scropheln, Blasenhämorrhoiden, chronischen Haut-
ausschlägen.
In der Entfernung von einigen Wersten von diesen befinden sich
noch einige Eisenquellen an einem dem Dorfe Roschinka vorbei-
strömenden Waldflüfschen.
A. N. Scherer, Versuch a. a. O. S. 109.
H. H. Hefs, nonnulla de fontibus a. a. O. p. 35.
Die Mineralf/u eilen von Vndary entspringen bei diesem
Dorfe des Simbirskischen Gouvernements und Kreises, 30 Werste
von Simbirsk, auf den Undarskischen Bergen und wurden erst 1818
entdeckt. Sie sind eisenhaltig und enthalten nach einem Berichte in
der Kasanschen Zeitung vom J. 1S20. Nr. 44 — 46. in einem Pfund
Wasser:
Chlormagnesium 1,575 Gr.
Chlornatrium . .
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Eisenoxydul
Thonerde .
Kohlensaures Gas .
1,200 —
0,250 —
1,600 —
0,375 —
0,225 —
5,225 Gr.
7,00 Kub.Z.
1381
Noch sind liier die in dem Samarasclien Kreise desselben Gou-
vernements am Fufse der Falkenberge entspringenden Kochsalzquellen
von Usolka zu erwähnen, welche nach einem in die Wolga flies-
senden Bache benannt sind.
J. F. Erdmann, Beiträge a. a. 0. T. II. Erste Hälfte. S. 48.53.
Das Sarepla' sehe Bitterwasser im Zarizyn-
schen Kreise des Saratowschen Gouvernements. In einem
Bezirke von 200 Wersten befinden sich gegen 32 Quellen,
von denen die gröfste, 9 Werst von Sarepta unfern der
nach dem IS Werst davon entfernten Zarizyn führenden
Strafse, 3 Werst von der Wolga da, wo die Kumansche
Steppe beginnt, in einer mit hohem Grase bewachsenen
und von Bäumen beschatteten Schlucht der Wolgagebirge
entspringende und den Kalmücken ehemals unter dem Na-
men des „heiligen Brunnens" bekannte, im J. 1770 von
Dr. Wier gefafst und zu Ehren der Kaiserin Catharinalf.
der Katharinen-Br unnen genannt wurde.
Dieser Brunnen, früher der berühmteste im russischen Reiche,
wird nicht allein von IUI) — 300 Kranken jährlich besucht, die in dem
freundlichen Sarepta ein bequemes Unterkommen finden, sondern auch
in andere Gouvernements versendet und medizinisch benutzt.
Nach Goebel's barometrischen Messungen liegt die
Quelle 47 F. über dem Wasserspiegel der Wolga und
entspringt in einer festen Thonlage. Sie hat an mehreren
Stellen Oeffnungen gebohrt, aus welchen ihr Wasser her-
vorsprudelt. Einige dieser Oeffnungen sind in ein unter
Dach stehendes hölzernes Bassin gefafst, in welchem sich
das Wasser bis zu einer gewissen Höhe ansammelt und
zum Trinken benutzt wird; andere vereinigen ihr Wasser
zu einem kleinen Bache, der nach einem Badehause ge-
leitet wird, in welchem sich zweckmäfsige Vorrichtungen
zu kalten und warmen Bädern befinden. Das im Bassin
befindliche Wasser ist krystallhell, färb- und geruchlos,
von schwach salzigem, prickelndem, den kohlensäurehalti-
gen Wassern ähnlichem Geschmack; seine Temperatur
betrug 10° R. bei 21° R. der Atmosphäre, das speeif. Ge-
wicht bei 15° R. 1,00276.
1382
Die früher von Pallas, Güldenstädt, Wier,
Georgi, Seydel, Laxmann und Ekbom, Boltin,
Herrmann, Schetschekatow u. A. angestellten Ana-
lysen weichen bedeutend von einander ab. Nach Goebel's
neuester Untersuchung enthält der Katharinenbrunnen in
sechzehn Unzen:
Doppeltkohlensaure Kalkerde
Doppeltkohlensaure Talkerde
Schwefelsaures Natron .
Schwefelsaure Talkerde
Chlornatrium . . .
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorkalium und Kieselerde
Kohlensaures Gas .
3,4476 Gr.
0,0834 —
12,3838 —
4,5411 —
13,8449 —
3,4000 —
Spuren
37,7008 Gr. .
0,79 Kub.Z.
Hiernach gehörte diese Quelle zu den wirksamsten Mi-
neralwassern; es ist aber schwer, ihr einen passenden
Platz in den für dieselben aufgestellten Klassen anzuwei-
sen. Sie kann weder zu den Kochsalz- noch zu den Bit-
ter- oder Glaubersalzwassern gerechnet werden, sondern
steht offenbar zwischen Kochsalz- und Glaubersalzwassern
mitten inne. Das Mineralwasser, das sich, ohne Zerset-
zung zu erleiden, versenden läfst, hat sich nach vielfälti-
gen Erfahrungen vorzugsweise in Krankheiten als heilsam
bewährt, die von Obstructionen herrühren.
Das Sareptaische Salz, welches gröfstentheils aus Glauber-
salz besteht, wird in mehreren, acht Werst von Sarepta entfernten
offenen Brunnen aufgelöst gefunden. Diese Brunnen sind zum Gebrauch
für Kranke eingerichtet, werden aber wenig mehr besucht.
St. Petersburger Journal, ßd. II. (Oct. 1776.) S. 18; Bd. VI.
(Oct. 1778.) S. 271.
Pallas, Reise. Th. III. Bd. 2. S. 577.
Georgi, naturhist. Beschreibung. Th. III. S. 71.
J. Rieht er 's russ. Miscellen. Bd. III. Nr. 9. (1804.) S. 129.
A. N. Scherer, Versuch a. a. O. S. 62.
Göbel, Reise in die Steppen des siidl. Rufslands. Th. II. S. 147.
Noch werden im Saratowschen Gouvernement erwähnt die Eisen-
quellen: dicht bei der Stadt Zarizyn an der Zariza, die getrunken
leicht ertragen wird und innerlich stark diuretis«h wirkt, — eine ähn-
liche bei der Festung Zarizyn unten am Ufer der Wolga, welche
hau-
1383
häufig von den Einwohnern getrunken wird, — eine andere an den
Bergen, 15 Werste von Zarizyn, — so wie mehrere andere, von de-
nen eine, eine Werst oberhalb Zarizyn, an dem in die Wolga fallen-
den G lubok oi B uj er ak und eine an der noch etwas höher in die
Wolga fliefsenden Bannaja hervorzuheben sind.
Ä. N. Seh er er, Versuch a. a. 0. S. 202.
Die S alz seen im Saratow sehen G ouvernement.
1. Der Elton-See liegt 127 Werste südöstlich von Kamyschin
und 274 Werste von Saratow entfernt, und hat einen Umfang von
47 Wersten. Seine Ufer sind zum Theil flach, zum Theil hoch und
abschüssig: da, wo das Ufer flach ist, besteht es aus thonigem Bo-
den; da, wo es hoch ist, geht Kalkstein mit Spuren von Schaalthie-
ren zu Tage aus; das Bassin des Sees scheinen mächtige Thoulager
zu bilden, die auch den Grund der Steppe umher ausmachen.
Die Snole des Sees stellt eine concentrirte Salzlauge dar, die et-
was getrübt und gelblich, von scharf salzigem und bitterlichem Ge-
schmack ist, eine mit der der Luft übereinstimmende Temperatur
und das speeif. Gewicht = 1,208 hat. Auf die Haut gebracht, er-
regt sie die Empfinduug, als ob man Oel darauf brächte.
2. Der Bo skun t s ch a t zkische oder Bogdinskische Salz-
see am Berge Bogda hat eine Länge von 16 und eine Breite von
9 Wersten ; der Rand seines Bassins ist steil, aber nicht hoch. Er
besteht aus sandigem Lehm, unter welchem Gypslager zu Tage aus-
gehen, die auch den Grund der Steppe umher bilden.
Das Wasser ist vollkommen klar, von rein salzigem Geschmack,
ohne Geruch, von 1,208 speeif. Schwere und nicht klebrig, wie das
Eltonsche, sondern eine wahre Kochsalzlauge. Die Temperatur des-
selben beträgt 20° R. bei 21° R. der Luftwärme.
Nach Erdmann's Analyse enthalten sechzehn Unzen des Sool-
wassers im:
Kohlensaure Talkerde .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Chlornatrium
Chlorcalcium .
Chlormagnesium
Vegetabilischen Extractivstoff
Elton-See:
2,94 Gr.
29,52 —
2,80 —
142,68 —
548,00 —
1270,18 —
38,80 —
Bogda-See:
5,70 Gr.
79,12 —
1657,00 —
68,00 —
373,48 —
2034,92 Gr. 2183,30 Gr.
H. Rose faud das speeif. Gewicht des (versendeten) Wassers
vom Elton-See bei 12°C. 1,27288 und in 100 Vol. Wasser:
Chlorkalium
Chlornatrium
III. Theil.
0,23
3,83
Tttt
1384
Chlormagnesium .:..*.. 19,75
Schwefelsaure Talkerde 5,32
Wasser und eine höchst geringe Menge orga-
nischer Substanz 70,87
100,00
Dagegen fand GÖbel (1834) in dem Wasser des Elton -Sees an
Chlormagnesium 101/., Proc. und 13,1 Proc. Chlornatrium.
Der Elton-See wird zur Salzgewinnung benutzt. Dasselbe ist grob-
körnig, von bräunlich-grauer Farbe und mit Bittersalz, das nadeiförmig
auf den Kochsalzwiirfeln anschielst, auch wohl mit Glaubersalz ver-
mengt. Das Salz des Elton-Sees reicht hin, gegen zehn Gouverne-
ments von Rufsland mit bedeutendem Gewinn für die Krone damit
zu versorgen; so z. B. wurden im J. 1824: 3,842,162 Pud Salz aus
diesem See gebrochen, und im zehnjährigen Durchschnitt liefert der-
selbe alljährlich nicht weniger als 1 Mill. 855,000 Pud , und warf
der Krone einen jährlichen Gewinn vom Verkaufe von 2,195,000 Ru-
beln ab. — Das Wasser des Bogda-Sees wird nicht mehr, wie früher,
zur Salzgewinnung benutzt ; es liefert ein blendend weifses Salz.
Aufserdem giebt es in dieser Gegend viele Bitter- nnd Kochsalz-
haltige Seen und zwischen Sarepta und Zarizyu zahlreiche, vorzüg-
lich mit Bittersalz geschwängerte Mineralquellen.
J. F. Erdmann, Beiträge zur Kenntnifs des Innern von Rufs-
land. Th. IL Erste Hälfte. Leipzig 1825. S. 252.
H. Rose in: Poggendorff's Annalen der Physik u. Chemie.
Bd. XXXV. (1835.) S. 169 ff.
Die Semenoivsk'ischen Eisenquellen entspringen, vier an
der Zahl, in dem dem Geh. Rathe Naschtschokin gehörigen Dorfe
Semenowskaja und den damit verbundenen Gütern Woroninsk und
Jasikowsk, im Serpuchowskischen Kreise des Moskauschen Gou-
vernements, 80 Werste von Moskau.
Das Mineralwasser hat die Temperatur von 5 — 6° R. und ent-
hält nach der Untersuchung von Reufs in sechzehn Unzen:
1. Quelle neben der 2. Quelle neben der
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kohlensaures Manganoxydul
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde . .
Extractivstoff
Chlorkalium „
Thouerde . . .
Kieselerde .
Kirche Nr. 1.
0,212 Gr.
0,006 —
0,324 —
0,012 —
0,224 —
0,025 —
0,040 -
0,264 —
1,107 Gr.
Kirche Nr. 2.:
0,287 Gr.
0,012 —
0,245 —
0,012 —
0,256 —
0,025 —
0,050 —
0,303 —
1,190 Gr.
13S5
3. Woroninskisclie 4. Jasikowskiscke
Quelle:
Quelle:
Kohlensaures Eisenoxydul .
0,125 Gr.
. . 0,008 Gr.
Kohlensaures Manganoxydul
....
. . 0,060 —
Kohlensaure Kalkerde
0,581 —
• • • •
Kohlensaure Talkerde
0,167 —
• • . •
Schwefelsaure Kalkerde
0,211 —
. . 0,030 —
Schwefelsaure Talkerde } .
Extractivstoff . . ) .
0,138 —
1 '
•
. 0,057 —
Harzstoff und Chlorkalium .
0,029 —
> • • .
0,102 —
1,353 Gr.
.
0,293 Gr.
Kohlensaures Gas .
0,775 Kub.Z.
A. N. Scherer, Versuch
a. a. O. S. 86.
334.
Das Kotscheno w a' sehe Miner alw asser oder die Apra-
xin's Quelle, wie sie auch nach ihrem Eigenthümer genannt wird,
befindet sich in dem Dorfe Kotschenowa im Dimitrowschen Kreise
des Gouvernements Moskau, am Flusse Wolguscha, 48 Werste von
Moskau entfernt, ist schon lange bekannt, gefafst und von Wo-
robiewsky und Müller chemisch untersucht worden. Hiernach
hat das Eisenwasser die Temperatur von 3° R., das speeif. Gewicht
10005 : 10000 und enthält in sechzehn Unzen:
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde .
Extractivstoff
Kohlensaures Gas
Atmosphärische Luft
A. N. Scherer, Versuch a
1,78 Gr.
0,08 —
0,25 —
0,10 —
0,20 —
2,41 Gr.
2,0 Kub.Z.
0,5 —
a. O. S. 89.
Die D emido ws- Quelle quillt mächtig und kalt aus einem
Berge in Demidowa Petrowski (Gouvernement Moskau), 25 Werste
von Moskau, hervor und enthält nach He Im 's Untersuchung in sech-
zehn Unzen:
Kohlensaures Eisenoxydul
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Gas ....
A. N. Seh er er, Versuch a. a. O. S. 91.
0,5 Gr.
0,7-
1,2 Gr.
2,0 Kub.Z.
Tttt 2
1386
Die Mineral quelle zu NtshutseJmoie befindet sich in dem
dem Fürsten Lew Alexandrowitsch Sachowskoi gehörigen Garten von
Neskutschnoie, am Fufse eines auf der südwestlichen Seite von Mos-
kau, auf dem rechten Moskwa-Ufer unweit des Kalugaschen Schlag-
baumes gelegenen Sandhügels, der zu den sogenannten Sperlingsber-
gen hinaufführt. Zwischen dessen Sandlagern finden sich Schlamm-
adern und darunter an vielen Stellen Lagen von einer dunklen Eisen-
erde, von der wohl hauptsächlich die mineralischen Eigenschaften des
Wassers stammen. Das in einem hölzernen Bassin gefafste, reich-
lich zufliefsende Wasser ist klar und durchsichtig, seine Oberfläche
aber bald mit einem Häutchen von Ocher überzogen, der sich auch
an den Seiten des Bassins niederschlägt. Die Temperatur beträgt
im Sommer 5° R. Beim Trinken des Wassers bemerkt man einen
Geruch nach Schwefehvasserstoffgas ; sein Geschmack ist der von
Eisenwassern, ohne alle Härte und adstringirende Wirkung; — em-
pfindliche Zungen schmecken auch die Kohlensäure. Man kann meh-
rere Becher davon trinken, ohne dafs es den Mageu belästigt.
Nach der von Reufs im J. 1823 angestellten chemischen Unter-
suchung der zu den erdigen Eisenwassern gehörenden Quelle enthalten
sechzehn Unzen :
Chlnrnatrium . . »
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselsäure . . .
Kohlensaures Kali .
Alaunerde
Extractivstoff
Kohlensaures Gas
Stickstoff " .
0,660 Gr.
0,080 —
1,370 —
0,660 —
0,110 —
0,550 —
0,050 —
Spuren
3,480 Gr.
0,380 Kub.Z.
0,068 —
Nicht leicht dürfte die neue Einrichtung eines Brunnens durcl:
die Localität mehr als hier begünstigt werden. An der südwestli-
chen Begrenzung von Moskau, unweit der Stelle, wo sich die Erlöser-
Kirche erhebt, in der Nähe der reizenden Besitzung der Gräfin Or-
loff, breitet sich auf bergigem Grunde am Rande der Moskwa der
anmuthige Park von Neskutschnoie aus, der von einem gegen den Flufs
hinauflaufenden Vorgebirge einen zauberischen Anblick auf die alte
Czaarcnstadt gewährt. Von diesem bergigen Vorsprunge führen Pfade
zu der Stelle herab, die das Brunnen-, Trink- und Bade -Etablisse-
ment in sich schliefst. Die innere Einrichtung desselben läfst an
Zweckmäfsigkeit und Bequemlichkeit wenig zu wünschen übrig: nächst
dem Eisenwasser sind zu einer Menge künstlicher Bäder eigens präparirte
Ingredienzien vorhanden und Anstalten zu geselligen Unterhaltungen
getroffen. Dennoch war der Besuch immer sehr gering, und seitdem
im J. 1826 die Besitzung von Neskutschnoie von dem Kaiser gekauft
13S7
und der Kaiserin Alexandra Feodorowna geschenkt worden war, Latte
es hier mit den öffentlichen Bädern ein Ende.
Reufs in: Commentationes physico-medicae apud Universitäten!
lit. Caesaream Mosquensem institutae. Vol. III. Pars II. Mosquae 1825.
p. 266—271.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 16S.
^ufserdem finden sich in dem Gouvernement Moskau noch die Ei-
senquellen: bei IV er e ja, einer 9S Werste von Moskau entfernten
Kreisstadt, welche nach Helm's Analyse Eisen in einer hinlängli-
chen Quantität Kohlensäure aufgelöst enthält, um sie zum innerlichen
Gebrauch zu empfehlen, — die von Nympkodora an der Kusa,
welche nach Helm etwas Eisen, wenig Kohlensäure und Chlorna-
trium enthält, — die Rumänz ows- Quellen iu Kainardschi,
welche sich durch Eisengehalt auszeichnen, — die Quelle hei Lija
an der Rusa, die nur Eisen und sehr wenig Kohlensäure enthält, —
die Iwaschew' s-Quell e im Garten des Generals Iwaschew in
Moskau, welche in sechzehn Unzen einen halben Gran Eisen, Kohlen-
säure und etwas kohlensaure Kalkerde enthält; — eine Eisenquelle
bei der Eisenhütte Istia, 90 Werste von Moskau, deren sich Peter
der Grofse bediente, — eine ähnliche bei der Str o g anowis chen
Mühle, 10 Werste südöstlich von Moskau zwischen der Räsanschen
und Sibirischen Landstrafse, — eine stark martialische Quelle am
Fufse der sogenannten Sperling sb er ge bei dem Andrejewschen
Kloster, — eine Eisen und schwefelsaures Natron enthaltende Quelle
neben der Walkmühle auf dem 40 Werste von Moskau entfernten
Dorfe Pawloivsk.
A.N. Scherer, Versuch a. a. 0. S. 91. 197,
Die Eisenquellen zu Lipezk entspringen im untern Thcile
dieser, von Tambow 149 Werste entfernten Kreistadt des Tambow-
schen Gouvernements, am rechten Ufer der Lipowka, dreizehn an
der Zahl, zu beiden Seiten des Flusses.
Die Mineralquellen wurden bei ihrer Entdeckung durch einen ei-
genen Ukas Peters des Grofsen bekannt gemacht, dann aber wieder
vergessen. Wander machte im J. 1SÜ0 vou Neuem darauf aufmerk-
sam, in Folge dessen die Einrichtungen zum Gebrauche des Brunnens
erneuert wurden und seitdem das Mineralwasser zu wiederholten Malen
untersucht ward. Die von Peter dem Grofsen entdeckte Quelle exi-
stirt nicht mehr, dagegen sind in einiger Entfernung von derselben
zwei neue Quellen gefunden worden.
Nach Scb wen 8 ob's Untersuchung (180 1) hat das Mineralwas-
ser die Temperatur von 5° R., das speeif. Gewicht 10,022 und ent-
hält in sechzehn Uuzen:
in der ersten Quelle : in der zweiten Q. :
Chlormagnesium .... 0,308SGr. . 0,1288 Gr.
Culornatrium 0,6813 — . 0,0673 —
1388
Eisenoxyd ....
1,2166 Gr.
1,1333 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
0,3566 —
0,7266 —
Kohlensaure Kalkerde .
2,2800 —
2,0666 —
Schwefelsaures Natron .
0,4400 —
0,0794 —
Harzstoff ....
0,0583 —
0,0200 —
Extractivstoff
0,0740 —
0,0200 —
5,4156 Gr.
4,2420 Gr.
Kohlensaures Gas .
3,875 Kub.Z.
3,437 Kub.Z.
Albini, über das Stahl wasser zu Lipetzk. Dorpat. 1805.
A. N. Scherer, Versuch a. a O. S. 77.
Die Eisenquelle am östlichen Ufer des Baches Gräsnaja, 40
Werste von Tambow, schlägt einen ocherartigen Bodensatz nieder.
Güldcnstüdt erhielt aus 6 Pfund Wasser durch Verdunsten 6 Gr.
Rückstand.
A. N. Scherer, Versuch a. a. O. S. 201,
2. D.'as Gebiet des Dnjepr:
Das Orel' sehe Miner alw asser entspringt unweit des Flus-
ses Orel auf dem Gute der Frau v. Kowalewkoi im Konstantino-
gradschen Kreise des Poltawischen Gouvernements in vier Quellen,
wovon sich zwei durch ihren Gehalt an Bittersalz auszeichnen, die
andern beiden zu den Glaubersalzwassern gehören. Der grofse sich
von der Wirksamkeit derselben verbreitende Ruf veranlafste ihre che-
mische Untersuchung Seitens der Professoren der Universität zu Char-
kow Giese und Schumlänsky im J. 1806, der zufolge in seel
zehn Unzen enthält:
1* das starke
2. das schwach
Bitte
"Wasser:
Schwefelsaure Talkerde .
. 12,000 Gr. ;,
7,500 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde
5,250 — .
3,250 —
Chlornatrium . . ,
. 16,500 — .
10,000 —
Chlormagnesium . . ,
3,500 — .
2,000 —
Kohlensaure Kalkerde
1,250 —
0,375 —
Thonerde ....
0,500 — ,
0,125 —
Harzstoff , ,
0,125 — .
0,250 —
39,125 Gr.
23,500 Gr.
3. Glaubersalz-
4. Glaubersalz
wasser Nr. 1. :
wasser Nr. 2.:
Schwefelsaures Natron
3,250 Gr.
13,750 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .
0,750 —
1,500 —
Schwefelsaure Kalkerde .
1,000 u.
4,375 —
Chlornatrium . ,
1,500 —
5,500 —
Chlorcalcium . .
0,125 —
1,125 —
Chlormagnesium
0,375 —
0,875 —
1389
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Harzstoff . . .
Extractivstoff .
0,500 Gr.
0,250 —
0,250 —
8,000 Gr.
A. N. Scherer, Versuch a. a. 0. S. 70. 74.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 180.
1,700 Gr.
0,750 —
0,250 —
0,125 —
29,950 Gr.
Das Dubogr'ddsk'ischeMineralwasser entspringt in dem-
selben Kreise gleichen Gouvernements in der Nähe des dem Staats?
rathe Kotsckubey gehörigen Gutes Dubowic Grädni, ebenfalls in vier
Quellen, von denen zwei zu den Bitterwassern und zwei zu den Glau-
bersalzwassern gehören, und wurden im J. 1807 durch die Professor
ren Giese und Schumlänsky au den Quellen selbst chemisch
untersucht. Sechzehn Unzen desselben enthalten im :
a. Bitterwasser
Quelle Nr. 1.:
Schwefelsaures Natron . . . 8,00 Gr.
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlorcalcium .
Chlormagnesium .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Harzstoff
21,00 —
2,00 —
0,75 —
1,50 —
0,50 —
2,75 —
0,50 —
1,00 —
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlrrmagnesium .
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Harzstoff . .
38,00 Gr.
b. Glaubersalzwasser
Quelle Nr. 1.
14,00 Gr.
7,00 —
2,50 —
0,50 —
1,25 —
1,00 —
1,75 —
1,75 —
0,75 —
A. N. Scherer.
30,50 Gr.
Versuch a. a. O. S. 71. 74.
Quelle Nr. 2.:
9,00 Gr.
17,00 —
2,75 —
1,00 —
1,75 —
0,75 —
2,50 —
1,00 —
0,25 —
36,00 Gr.
Quelle Nr. 2. :
12,00 Gr.
6,50 —
1,75 —
0,75 —
1,00 —
0,50 —
2,00 —
1,00 —
0,50 —
26,00 Gr.
Das Byk o wische Glaub er Salzwasser, auch HeAlexan-
drinische Quelle genannt, entspringt im Isumschen Kreise des
Charkow-Ukrainischen Gouverneineuts auf einem vier Werste von dem
Gute Bykowa gelegenen Landsitze des Rittmeister Denissenkow am
Donez, wurde 1S0S cutdeckt und 1809 auf Veranlassung der Uuiver-
31,0 Gr.
10,5 —
5,0 —
4,5-
2,5-
2,0-
55,5 Gr.
3,5 Kub.Z.
1390
sität zu Charkow von Giese und Schumi änsky untersucht. Es
hat die Temperatur von 8° R., das specif. Gewicht 1,016 : 1,000 und
enthält in sechzehn Unzen :
Schwefelsaures Natron . .
Schwefelsaure Talkerde ,
Schwefelsaure Ealkerde . .
Chlornatrium . ^.
Chlorcalcium und Chlormagnesium .
Kohlensaure Kalk- und Talkerde .
Kohlensaures Gas ....
A. N. Scher er, Versuch a. a. O. S. 75.
Das Kastanowka'sche Miner alw asser. Auf dem im Swe-
nigorodschen Kreise des Kiewschen Gouvernements, 25 Werste
von dem Städtchen Schpoli gelegenen Gute Kastanowka wurden 1816
zwei fast nebeneinander in einen See fliefsende Quellen entdeckt, de-
ren Wasser die Temperatur von 8° R. hat und nach der von Dr»
Tezner mit Reagentien angestellten Untersuchung Schwefelwasser-
stoffgas enthält.
A. N. Scherer, Versuch a. a. O. S. 182.
In demselben Gouvernement ist im J, 1827 eine Mineralquelle zu
Lisianka bei Kiew entdeckt worden.
Der Sacker Mineralschlamm im Tauriscben Gouvernement.
Von demselben ist bereits Th. I. zweite Aufl. S. 497. gehandelt wor-
den ; dem dort Gesagten fügen wir hier noch eine seitdem mitgetheilte
neue Analyse von Goebel hinzu, der zufolge der Schlamm in 100
Gewichtstheilen folgende Bestandtheile enthält:
Wasser und Gasarten 28,00 Th.
Beim Ausschlüsse der Luft durch Feuer zer-
störbare und flüchtige Substanzen (Was-
ser, Schwefel, Kohlensäure, Schwefelhy-
drogen, Ammoniaksalze) . . . . 10,76 —
Organische Stoffe (Quellsäure u. Quellsatzsäure) 2,70 —
Chlornatrium 6,90 —
Schwefelsaure Kalkerde ..... 3,91 —
Schwefelsaure Talkerde ...'.. 0,69 —
Schwefelsaures Natron 3,73 —
Schwefelsaures Kali 0,25 —
Kohlensaure Kalkerde 3,37 —
Scbwefelcalcium (mit Schwefelhydrogen ver-
bunden) 0,57 —
Phosphorsaure Kalkerde .... 0,06 —
Schlammharz 0,32 —
Quell- und quellsatzsaures Eisenoxyd . . Spuren
1391
Eisenoxydhaltigen Sand, bestehend aus :
Kieselerde 22,25 Th.
Eisenoxyd 7,24 —
Thonerde , 4,25 —
Talkerde i, 0,25 —
Freies Schwefelhydrogen und freie Kohlen-
säure und wahrscheinlich auch Chlor- und
Broinmagnesium .........
95,25 Th.
Fr. G o e b e 1 , Reise in die Steppen des südlichen Rufslauds.
Th. II. Dorpat 1838. S. 67 ff.
Hier mag noch der ScJilammvulhane auf der Insel Taman
erwähnt werden. Die Insel Taman ist flach , wie der Boden der
Halbinsel Kertsch : man sieht auf ihrer Oberfläche nichts als Lagen
von Lehm und Sand gemischt, Mergelschichten und Seemuschelschau-
len in ein Sumpfeisenerz eingeknetet und zuweilen inwendig mit ro-
tben Seleniten augefüllt. Nächstdem finden sich starke Napbthaquel-
len und mehr oder weniger beträchtliche Schlünde oder Strudel, welche
einen salzigen und mit vielem elastischen Gase gemischten Schlamm
aussiofscn. Pallas zählt solcher Schlünde, die sich sowohl in
der Ebene als auf den Gipfeln der Hügel eröffnet haben , auf der
Halbinsel Kertsch 3 und auf der Insel Taman 7 — 8, theils vei-
trocknet , theils in voller Thätigkeit. Der Schlammvulkan auf
der Insel Taman, welche am 27. Februar 1793 unter Brausen uud
donnerähnlichem Getöse plötzlich eine mehrere hundert Fufs hohe,
von schwarzem Rauche begleitete Feuersäulc ausspie, der Steine und
Schlammwasser über eine Werst weit umher schleuderte und später,
ruhiger geworden, bedeutende Schlammmassen eines graugelben Thons,
mit etwas Bergtheer vermischt, ausgab, war bei Goebel's Be-
such im August 1834 nur noch mit einer eiuzigen Oeffuuug, 12 F.
vom obern Gipfel abwärts, versehen. In dieser Oeffnung vernahm
man ein dem Kochen einer dicken Flüssigkeit ähnliches Geräusch.
Von Zeit zu Zeit hob sich die wallende Masse bis zur Mündung
des Kraters und flofs über dessen Rand den Berg hinab. Meh-
rere Stellen dieses Berges zeigten noch vor Kurzem thätig gewesene
Krateröffuungeu. — Das aus Schlammvulkanen eingesammelte Gas
war färb- und geruchlos und brannte, bei Annäherung eines Lichtes,
mit einer ruhigen , ins Bläuliche spielenden Flamme. Hundert Vol.
Theile desselben ergaben folgende Zusammensetzung:
Kohlenoxydgas 5,0SVol.
Proto-Kohleuhydrogengas .... 13.76 —
Deuto-Kohlenhydrogengas .... 79,16 —
Atmosphärische Luft ..... 2,00 —
100,00 Vol.
F. Goebel, Reise in die Steppen a. a. O. Tb. II. S. 13S— 145.
1392
3. Das Gebiet des Dnjestr:
Die Mineralquelle von Kaminietz Podolsk in dem
gleichnamigen Gouvernement ist ein Schwefelwasser, das innerlich
angewandt wird und in einem Pfunde enthält:
Eisenoxyd .
Chlornatrium
Schwefelsaures Natroi
Natron .
Kalk .
Schwefelkali
Thonerde .
0,5 Gr.
2,0 —
1,0-
0,5 —
2,0 —
1,5-
0,5 —
8,0 Gr.
Eine ähnliche Quelle findet sich in dem Jesuitergebäude daselbst.
A. N. Scherer, Versuch a. a. O. S. 326.
4. Das Gebiet des Nj einen:
Das Schtvefelwasser zu Schmor dan entspringt eine Meile
von Birsen , einem im Apitschen Kreise in Lithauen gelegenen Flek-
ken und eine halbe Meile von Podaizen. Es wurde schon 1789 von
Blum er, später (1816) von Th. v. Grotthufs chemisch analysirt.
Nach Letzterem hat dasselbe eine Temperatur von 4° R., das speeif.
Gewicht 1,002 und enthält in sechzehn Unzen:
Schwefelsaure Talkerde .
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlormagnesium nebst Spuren
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Extractivstoff und Verlust
Kohlensaures Gas .
Schwefelwasserstoffgas .
Schiemann bestimmt den Gehalt an Schwefelwasserstoffgas in
100 Kub. Z. zu 0,75 Kub. Z.
G. T. Blum er, Diss. de diversa indole aquarum et praeeipue de
fönte Smordoniano in Magno Ducatu Lithuaniae. Regiomont. 1789.
A. N. Scherer, Nordische Annaleu für die Chemie. Bd. I.
S. 235; Bd. IL S. 11. 132.
_ _ Versuch a. a. O. S. i77.
F. Simon, die Heilquellen Europa's. S. 214.
Das Schwefelwasser zu Onikschti im Wilkomirskischen
Kreise des Wilnaischen Gouvernements enthält nach einer im J. 1815
. • • •
1,429 Gr.
.
11,140 —
a von Salmiak .
0,259 —
• • • •
0,623 —
• • . •
1,610 —
• •
0,146 —
15,207 Gr.
. • . .
2,619 Kub. Z.
• • • •
0,104 —
1393
von Weiz mit Reagentien angestellten Untersuchung Schwefclwas-
serstoffgas und Chlormagnesium.
Die Eisenquelle bei Widsi entspringt drei Werste von die-
ser im Brafslawskischen Kreise des Wilnaischen Gouvernements ge-
legenen Stadt.
A. N. Scherer, Versuch a. a. 0. S. ISO. 270.
Noch sind in Lithauen die Schwefelquellen von J anischeh und
Parrawicz und die Drufskenich' sehen Mineralwässer zu er-
wähnen.
Biosfeld, das Kemmernsche Schwefelbad. S. 7.
Bulletin de la soc. des naturalistes de Moscou. JLS3S. No. 5.
5. Das Gebiet der Düna:
Das Pattenho f sehe Bitterwasser quillt im Pernauischen
Kreise in Livland, unmittelbar an der von Lemsal nach Pernau füh-
renden Landstrafse und nur wenige Schritte von dem zum Gute Pat-
tenhof gehörigen Wirthshause, in einer Niederung hervor. Es hat
die Temperatur von 11° R., das speeif. Gewicht 1049 : 1000 und ent-
hält nach einer im J. 1806 angestellten Analyse in sechzehn Unzen:
Chlormagnesium . .
3,300 Gr.
Kohlensaure Talkerde .
0,700 —
Kohlensaures Natron
0,150 —
Kohlensaure Kalkerde
0,900 —
6,700 Gr.
Das Mineralwasser enthält fast gar kein kohlensaures, wohl aber
etwas SchwefelwasserstofFgas : von letzterem in 27 Kub. Z. Wasser:
1475 Kub. Linien.
A. N. Sc her er, Versuch a. a. O. S. 72.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 182.
Das Kemmem'' sehe Schwefelbad oder die
Schlocfr er Schwefelquellen befinden sich, von Riga
und Mitau 6 Meilen entfernt, in der zwischen Schlock und
Tuckum liegenden waldigen und morastigen Ebene nahe
an der Grenze von Livland und Kurland, an einem klei-
nen Bache, Wehrsche-Uppe genannt, der durch mehrere
1394
Seen mit dem 5 Werst entfernten Meere in Verbin-
dung steht.
Die ganze Gegend ist eine öde Wildnjfs und trägt alle Spuren
eines ehemaligen Meergrundes an sich, der in der Tiefe Flötzkalk
enthält Nachdem das Mineralwasser schon seit längerer Zeit von den
Umwohnern in verschiedenen äufsern und vorzüglich Augenübeln benutzt
worden war, zog es seit 1818 auch die Aufmerksamkeit der Aerzte
auf sich; im J. 1825 wurde eine Anstalt zum Baden eingerichtet, meh-
rere Wohnhäuser für die Kurgäste erbaut und mit der steigenden
Frequenz von Jahr zu Jahr die Anstalt erweitert und verbessert. Die
Zahl der Kranken, welche sich während des Zeitraums von 1818—1827
nur auf 37 belief, nahm seitdem zu und betrug bereits im Jahre
1835: 126.
Die zum Gebrauche der Badegäste dienende Haupt-
quelle ist nur nothdürftig gefafst und daher nicht hinrei-
chend gegen den Zudrang des wilden Wassers geschützt.
Sie fliefst mit grofser Reichhaltigkeit, ihr Wasser, das ei-
nen starken Geruch nach Schwefelwasserstoffgas verbrei-
tetjist geschöpft hell und farblos, hat aber in der Quelle
ein opalisirendes Ansehen; der Geschmack ist, obgleich
stark nach faulen Eiern, doch wegen seiner Kühle sehr
erfrischend. Der Schwefelabsatz in der Quelle ist so grofs,
dafs die Bauern sich ihre Schwefelhölzer von demselben
bereiten.
Früher von Grindel und Bidder untersucht, wurde
dasselbe neuerlich (1836) durch Professor Goebel analy-
sirt, der die Temperatur des Wassers zu 6° R. bei 16° R.
Luftwärme und das specif. Gewicht bei 15° R. = 1,0017
angiebt. Sechzehn Unzen desselben enthalten nach Goebel:
Schwefelsaures Natron . . ,
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorcalcium .....
Schwefelcalcium ....
Kohlensaure Talkerde nebst Spuren von
kohlensaurer Kalkerde ....
Schwefelwasserstoffgas .
Kohlensaures Gas .
0,3401 Gr.
0,4124 —
11,8100 —
0,0796 —
0,150S —
0,4441 —
13,2370 Gr.
0,73 Kub.Z.
0,35 —
1395
Das hiernach zu den kalten salinischen Schwefelquel-
len gehörende Mineralwasser ist, den fast dreimal gröfsern
Gehalt an Schwelelwasserstoffgas abgerechnet, hinsichtlich
seiner fixen Bestandteile dem Baldohnschen Gesundbrun-
nen (S. 1396) am verwandtesten und wird in Form von Ge-
tränk und Bad angewandt.
Aufser einem gewöhnlich erfolgenden Badeausschlage, einer ge-
wissen Sprüdigkeit und dunkeln Färbung der Haut und einer vermehr-
ten Harnabsouderung stellen sich bei seinem Gebrauche keine auffal-
lenden Wirkungen ein; oft tritt Besserung und Herstellung erst einige
Wochen nach beendigter Kur ein.
Die Krankheiten, gegen welche dasselbe vorzugsweise
gebraucht wird , sind: chronische Hautausschläge, Gicht,
Rheumatismus, Blennorrhöen, Verschleimungen, Brust- und
Blasenkatarrhe, Hämorrhoiden, Fluor albus, Stockungen
im Leber-, Pfortader- und Uterinsystem, Hypochondrie
und Anomalien der Menstruation.
Aufser der Hauptquelle giebt es hier in der Nähe noch mehrere
ähnliche, welche jedoch theils wegen ihres geringern Gehaltes, tbeils
wegen unzugänglicher Lage im Moraste nicht benutzt werden.
A. N. Scherer, Versuch a. a. 0. S. 175. 267.
G. J. Blosfeld, Nachricht über das Kemmernsche Schwefelbad
in Livland, in der Nähe von Riga und Mitau. Riga 1836.
A. v. Magnus, kurze Darstellung des Badeortes Kemmern in
Livland. Riga 1838.
Die Schwefelquelle bei Riga entspringt acht Werste von
dieser Stadt bei dem Gute Kl ein- Jun gf ernh of, wurde 18 16 ent-
deckt und 1817 von Grindel chemisch untersucht. Sie hat die Tem-
peratur von 4—5° R., das specif. Gewicht von 1,0015 und enthält in
sechzehn Unzen Wasser:
Schwefelsaures Natron 0,562 Gr.
Schwefelsaure Talkerde ..... 0,265 —
Schwefelsaure Kalkerde 0,514 —
Chlornatrium 0,2b5 —
Kalkerde 0,750 —
Harz 0,125 —
Kieselerde 0,297 —
Extractivstoff 0,140 —
2,918 Gr.
Der Schwefelwasserstoffgasgehalt ist nicht bestimmt.
A. N. Scherer, Versuch a. a. O. S. 176.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 202.
1396
Die Mineralquelle von Pallamois, einem unterhalb des
Dorfes Vira gelegenen Gute, am Flusse Wob in Livland, entspringt
aus Sandstein, ohne bemerkbare Gasentwickelung, ist von diutenarti-
gem Geschmack, klar, hat die Temperatur von 6,5° R. und setzt viel
Eisenocher ab. Nach der von Hefs mit Reagentien angestellten Un-
tersuchung enthält das Wasser eine ziemlich bedeutende Menge Ei-
sen und Chlornatrium.
H. Hefs, nonnulla de fontibus a. a. 0. p. 33.
Das Schwefelwasser zu Baldohn entspringt
bei diesem in dein südöstlichen Theäle des Gouvernements
Kurland in dem Mitauischen Kreise, an der Düna, 4 Mei-
len von Riga und 7 Meilen von Mitau gelegenen Dorfe,
das der besuchteste Kurort des Landes ist.
Das Mineralwasser, das seit einem Jahrhundert bekannt und be-
nutzt ist, wurde erst seit 1795 auch von auswärtigen Kurgästen zahl-
reicher besucht, und seitdem mit zweckmäfsigen Einrichtungen zu
seiner Benutzung versehen. Die Saison dauert hier gewöhnlich von
Anfang Juni bis Mitte August : in der von 1828 bedienten sich des
Bades 114, im J. 1836: 141 Kurgäste. Auch arme Kurgäste finden
hier Verpflegung und Aufnahme, seitdem eine Kasse zu diesem Zwecke
gestiftet ist, welche von dem Badearzte, dem Eigenthümer der Quelle
und dem Prediger der Parochie verwaltet wird. — In der Saison vom
10. Juni bis 5. August 1828 war hier der mittlere Thermometerstand
des Morgens 13° R., Mittags 18° R., Abends 14° R. im Schatten ; von
55 Tagen waren aber nur 22 heiter.
Die Entstehung des Schwefelwassers wird wahrschein-
lich durch Gypslager bedingt. Der Boden der Umgegend
besteht aus dichtem Kalkstein, zwischen welchem Gyps
in mächtigen Lagen angetroffen wird, und der mit ansehn-
lichen horizontalen Schichten von Thon und Sand bedeckt
ist. Das Mineralwasser ist durchsichtig, schmeckt und
riecht nach Schwefelwasserstoffgas, hat die Temperatur
von 5° R. und das specif. Gewicht 1,003.
Früher von Eckhoff, dann von Schieinann und
Lowitz (1801), später von Groschke analysirt, enthal-
ten nach der neuesten Analyse von Seine mann im Jahre
1816 und 1817 sechzehn Unzen des Wassers:
Harzstoff . 0,050 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . . . . 14,575 —
Kohlensaure Kalkerde ..... 1,425 —
1397
Kohlensaure Talkerde 0,250 Gr.
Schwefelsaure Talkerde 0,387 —
Schwefelsaures Natron ..... 1,025 —
Chlornatrium 0,200 —
Chlorcalcium ; 0,075 —
Kieselerde 0,100 —
Verlust 0,200 —
18,287 Gr.
Schwefel wasserstoffgas in 100 Kub. Z. . . 2,63S4Kub.Z.
Kohleusaures Gas 2,50 —
Eine frühere Analyse hatte Schiern an n einen weit gröfsern
Gehalt an Schwefelwasserstoffgas ergeben; Groschke giebt deu
Schwefelwasserstoffgas-Gehalt in 12 Unzen Wasser zu 5 Kub. Z. und
den Gehalt an kohlensaurem Gase zu 2,75 Kub. Z. an. Die von Lo-
witz angestellte Analyse weicht von der Schiemann's c he n nur
unbedeutend ab.
Die allgemeinen Wirkungen des Schwefelwassers sind
flüchtig und durchdringend auf den Gesainmtorganisuius
einwirkend, die Thätigkeit des Haut-, Gefäfs- und Lyinph-
systems vermehrend, Ab- und Aussonderungen befördernd,
die Mischung umändernd, schweifs- und urintreibend.
Vorzugsweise dient es zum äufsern Gebrauch; aufser den allgemei-
nen Wasserbädem, die mit Vorsicht erwärmt werden müssen, damit die
flüchtigen Bestandtheile nicht verloren gehen, empfiehlt Sc hiemann
dasselbe auch als Douche- und Dampfbad, so wie den Schwefelmine-
ralschlamm zu Umschlägen bei topischen Affectionen. Manche Aerzte
lassen dem Bade noch künstliche Schwefelleber zur Erhöhung der
Wirksamkeit zusetzen.
Man empfiehlt es in diesen Formen namentlich bei
chronischen Krankheiten der dermatischen Gebilde, lang-
wierigen Hautausschlägen, Flechten, Krätze, atonischer
Gicht und Rheumatismus, Nachkrankheiten von Syphi-
lis, Krankheiten des Uterinsystems, Stockungen in den
Eingeweiden, Hämorrhoiden, Lähmungen. — Auch dürfte
es sich getrunken vorzüglich bei Schwäche der Verdauungs-
werkzeuge aus Ueberreizung wohlthätig erweisen.
Es ist zu bemerken, dafs der ganze Strich Kurlands und des be-
nachbarten Lithaueus , in welchem die bekannten Bäder Baldohn,
Barbern und Schmordan liegen, ähnliches Wasser in allen Brunnen
hat, etwas, das deu Bewohnern dieser Gegend, die es zu gewöhn-
lichem Trinkwasser benutzen müssen , wegen des unangenehmen Ge-
schmacks sehr lästig ist.
1398
Job. Hcinr. Eckhoff, Beschreibung des Baldohnschen und
Barbcrnschen Mineralwassers, nebst einer Anweisung zum innerlichen
und äufserlicben Gebrauch desselben. Mitau 1795.
Carl Christ. S chiemann , Baldohn. Mitau 1799.
A. N. Scherer's nordische Aunalen der Chemie. Bd. II. S. 11.
310; Bd. V. S. 19.
A. N. Scherer's Versuch a. a. 0. S. 162. 266. 327.
Burzi in: Journ. de St. Petersbourg. 2— 14. Fßvrier. 1829. p. 57.
Blosfeld, Nachricht über das Kemmernsche Schwefelbad. Riga
1836. S. 15.
Das Bad zu Barbern befindet sich am Flusse Eckau im Mi-
tauischen Kreise (Kurland), 10 Meilen von Riga, 9 von Mitau und 3
von Bauske entfernt.
Der hier entspringenden Schwefelquelle wurde schon früh viel
Aufmerksamkeit gewidmet. Herzog Ernst Johann liefs bereits ein Ge-
bäude für Badegäste aufführen und in den letzten Jahren ihrer Re-
gierung befahl die Kaiserin Anna Joannowna hier zwei grofse steinerne
Gebäude für 100 Soldaten zu erbauen. Als die Kaiserin 1740 starb,
noch ehe dieselben vollendet waren, wurde statt ihrer nur neben
dem Wasserbehälter ein steinernes viereckiges Gebäude zur Küche,
zum Bade etc. eingerichtet und bestimmt, dafs die kranken Soldaten
im Juni undJuli in gut bedeckten Zelten ihre Wohnung erhalten sollten.
Früher (1739) von Graff, zuletzt (1795) von Eckhoff analy-
sirt, enthält das Mineralwasser in sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium .
Bittererde . . .
Kalkerde .
1,400 Gr.
2,700 —
1,200 —
1,600 —
2,200 —
3,400 —
Schwefelwasserstoffgas
12,500 Gr.
10,5 Kub. Z.
S chiemann, der diese Analyse überhaupt für unrichtig hält, da
das Wasser wohl schwefelsaure Kalkerde als vorwaltenden Bestandteil,
aber keine so grofse Menge an schwefelsaurem Natron, Chlornatrium
und schwefelsaurer Talkerde besitze, giebt den Gehalt an Schwefel-
wasserstoffgas in 100 Kub. Z. auf 0,132 Gr. und den an kohlensaurem
Gase zu 5,85 Kub. Z. an.
A. N. Seh er er, Versuch a. a. O. S. 170. 336.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 20.
Bas Schwefelwasser bei Liebau entspringt 1500 Schritte von
dieser im Goldingenschen Kreise (Kurland) gelegenen Stadt in der Nähe
des Hafens. Das Mineralwasser ist klar, wird aber, der Einwirkung
der atmosphärischen Luft ausgesetzt, milchig, sondert an der Einfas-
1399
sung der Quelle ein weifslicb gelbes stark nach Scliwefelleber rie-
chendes Pulver ab und riecht stark nach Schwefelwasserstoffes.
Sechzehn Unzen desselben enthalten nach Zigra's im J. 1800 an-
gestellter Analyse:
Chlormagnesium 0,166 Gr.
Schwefelsaure Talkerde -*
Chlornatrium . i . . . . 1,583 —
Extractivstoff .
Kohlensaure Kalkerde 1.258 —
Schwefelsaure Kalkerde 10,180 —
Unreiuigkeiten 0,125 —
13,312 Gr.
Der Gehalt an Schwefelwasserstoff ist. analytisch nicht bestimmt,
ist aber bedeutend.
A. N. Seh er er, Versuch a. a. O. S. 173.
F. Simon, die Heilquellen Europas. S. 142.
In Livland und Kurland sind noch folgende Mineralquellen anzu-
führen :
a. In Livland: die Schwefelquellen hei der Forstei von
Pabbasch, — bei dem Gute Durenhof im Wolmarschen Kreise,
— bei Schw arzhof im Walkschen Kreise, — bei dem Gute Tieg-
nitz im Peruauischen Kreise, — bei dem Gute Korkül (Kirchspiel
Helmetj im Peruanischen Kreise, — bei dem Gute Lemburg; —
die Ei sen q u el 1 en : zu Großs-Cam.bi im Oörptschen, — zu Klei-
s tenh o f bei Riga, — auf dem Brachmannschen Höfchen bei
Riga, — im Schukajewschen Hause in der Moskauischen Vorstadt zu
Riga, — auf dem Gute Spurnal im Päpendorfschen Kirchspiel und
Wolmarschen Kreise, — zu Rantzen im ßurtneckschen Kirchspiele
und Wolmarschen Kreise, -welche versteinernde Eigenschaften hat,
— zu Sefsicegen im Windauschen, — zu Mahlenhof im Tirseu-
schen Kirchspiele.
Ueber das Mineralschlammbad zu Rozzekul auf der Insel Oesel
ist bereits Th. I. zweite Auflage S. 476 gehandelt worden.
b. In Kurland: die Schwefelquellen bei Tal sen, — der
s. g. heilige Brunnen auf dem adlichen Gute Podaizen, eine halbe
Meile von Birsen, — bei Gräfenthal, — bei dem Hofe Garrofen,
3 Meilen von Mitau, — bei Salg allen , — bei Schönberg , —
bei dem Gute Neue?iburg, 7 Meilen von Mitau; — die Eisen-
quelle zu Buschhof bei Jacobstadt, — endlich das salinisch - eisen-
haltige Mineralwasser bei Dondangen, in welchem Biosfeld nuch
einer vorläufigen Untersuchung kohlensauren Kalk, Chlorcalcium und
Chlornatrium, nach einer genauem Untersuchung im Medizinul-Pfundu
auch noch über 1 Gr. reines Eisen entdeckte.
A. N. Seh er er, Versuch a. a. O. S. 211.
Biosfeld, das Kemmerusche Schwefelbad a. a. 0 S. 5.
III. Theil. ÜU11U
1400
Die Mineralquelle zu Toropet'z entspringt unfern dieser
im Gouvernement Pleskow gelegenen Stadt neben der Saboria-Kirclie,
aus rothem Sande, der auf Mergel ruht und mit Tbonlagern wechselt.
Sie ergiefst sich in einen grofsen Sumpf, in dem viel Eisenocher an-
getroffen Wird. Aus der in Holz gefafsten Quelle steigen Gasblasen
auf, welche aus Stickstoff mit etwas kohlensaurem Gase verbunden
bestehen. Die Temperatur des Wassers beträgt 7° R. Dasselbe ent-
hält nach Hefs in einem Pfunde:
Chlornatrium . . . . . . . 2^013 Gr.
Kohlensaures Eisen . . . . . 0,900 —
Kohlensaure Kalkerde 0,450 —
Chlorcalcium . . . . ... 0,302 —
Chloraluminium . . . . . . 0,530 —
Kieselerde . . s . . . ' . 0,005 —
4,200 Gr.
H. Hefs, nonnulla de fontibus a. a. O. p. 34.
Die Schtvefelquelle von Spag entspringt am Ufer der Diina
an der Grenze der Gouvernemönts Pleskow, Witepsk und Smolensk.
Das Wasser verbreitet einen starken Schwefelgeruch und bildet auf
dem Boden der Quelle einen röthlicheu Niederschlag, welcher getrock'-
net und verbrannt ; ebenfalls nach Schwefel riecht. Nach Hefs''
Analyse enthält ein Pfund des Wassers:
Schwefelsaure Talkerde k * 1,800 Gr.
Kohlensaure Talkerde . . , . . 1,575 —
~3~375 Gr.
Schwefelwasserstoffgas i 3,075 Kub. Z.
H. Hefs, nonnulla de fontibus a. a. O. p. 49.
Die Mineralquelle von Kunda entspringt im Strandwier-
ländischen Kreise des Gouvernements Esthland, im Maholmscheu
Kirchspiele, 100 Werst von Reval. Sie wurde 1798 entdeckt und lSüi
vom Apotheker Fick in Reval chemisch analysirt. Dieser fand in
sechzehn Unzen Wasser :
Chlornatrium
Schwefelharz .
Chlormagnesium
Extractivstoff .
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Thonerde .
Schwefelwasserstoffgas in 100 Kub. Z.
Kohlensaures Gas ....
0,040 Gr.
0,120 —
0,05S —
0,408 —
0,451 —
0,323 —
0,949 —
1,464 —
0,061 —
0,027 —
3,901 Gr..
3,56 Kub.
9,4S —
1401
Das Kalte Schwefelwasser wird durch den Zuflufs mehrerer an-
derer Quellen, worunter sich auch eine Eisenquelle befindet, verunrei-
nigt. Ein schwarzer Schlamm, der sich in dem Bassin befindet, und
eine andere weifse flockige Substanz, die sich an die hineingefalle-
nen Zweige und Blatter absetzt, ist nicht analysirt worden.
A. N. Sc her er, Versuch a. a. 0. S. 268. 32S.
Aufserdem sind noch in Esthland zu erwähnen die eisenhaltigen
Quellen bei Loire nruh e, bei Toal, bei Kurna und bei Wiems,
— so wie die Salzquellen bei Küppo und bei Em via st, beide auf
der Insel Dagen.
Biosfeld, das Kemmern&che Schwefelbad. S. 6.
6. Das Gebiet der Wolchow:
Diejod- und br o?nh altig en Salzquellen xu
Staraja-Russa befinden sich in dieser zwischen dem
57 und 58°nördlicher Breite südlich vom Ilmen-See gelege-
nen Kreisstadt des Gouvernements Nowgorod, welche der
bedeutendste Kurort des nördlichen Rufslands ist.
Obgleich die Heilkräfte der Quellen den Einwohnern schon lange
bekannt waren, so wurden doch erst seit dem Jahre 1837 Einrich-
tungen für ihre kurmäl'sige Benutzung getroffen , unter denen neben
den sonst gewöhnlichen auch eiu Bassin von hinlänglicher Gröfse, um
darin schwimmen zu können, hervorzuheben ist. Die Zahl der Bade-
gäste belief sich in der Saison des J. 1837, welche vom 1. Mai bis
Mitte September dauerte, bereits auf 360. Das Klima gereicht aber
dem Kurort nicht zur Empfehlung, da Wecbselfieber daselbst ende-
misch sind; wenn dagegen bemerkt wird, dafs daselbst cariöse Zähne,
veraulafst durch Chlor, das sich in bedeutender Menge durch die Salz-
siedereien erzeuge und durch den Wind in die Stadt gebracht werde,
nicnt selten seien , so dürfte der Grund hiervon eher in einem Lei-
den des Verdauungssystems zu suchen sein, worauf auch die zu-
gleich stattfindende Häufigkeit von Helminthiasis deutlich hinweist. —
Es befindet sich hier auch ein Militairhospital, dessen Kranke mit dem
Mineralwasser behandelt werden. Als Brunnenarzt ist Dr. v. Welz
angestellt.
Der Boden, aus dem die Salzquellen emporquillen, ist
rother Thon, zwischen welchem Kalk, der auf blauem Thon
ruht, vorkommt. Sie strömen mit grofser Mächtigkeit her-
vor und verbreiten einen Schwefelwasserstoffgas-Geruch,
auch findet man an den Ufern hin und wieder Schwele!
abgelagert. Zu Heilzwecken wird besonders die neue
Uiiiiu 2
1402
Quelle, em artesischer Brunnen, benutzt, welche von dem
Akademiker Nely üb in analysirt worden ist; eine Analyse
der alten Quelle theilt II eis mit. Es enthält:
1. die alte Quelle 2. die neue Quelle
in 1Ü0 Gr.; in 12 Unzen:
Chlornatrium .... 2,4167 Gr. . 86,82000 Gr.
Chlorcalciüm . . ;. '. 0,1293 — . 9,00000 —
Chlormagnesium . . . . . 5,00000 —
Chloraluniinium . . . 0,2686 — .
Kohlensaure Kalkerde 0,70000 —
Kohlensaure Tälkerde 0,16000 —
Schwefelsaure Kalkerde . 0,2121 — . 10,00000 —
Eisenoxyd . 0,10000 —
Kieselerde ........ 0,25000 —
Bronicalciuua . . . . . . . . 0,01307 -
Joduatriuin .... \ . . . 0,00109 —
~3lÖ267"GrT' 112,04416 Gr.
Sauerstoffgas . 0,042 Kuh. Z.
Stickstoffgas . 0,158 —
Hinsichtlich des Jods und Broms wird bemerkt, dafs die Aus-
scheiduug dieser Stoffe aus der Mutterlauge vorgenommen sei, die
nach dem Aussieden und Krystallisiren des Kochsalzes zurückbleibt;
es sei deshalb anzunehmen, dafs der Jod- und Brom-Gehalt bedeu-
tender sei, als er in der Analyse angegeben worden, indem er beim
Abdampfen theilweise entweiche.
Das Mineralwasser wirkt sehr reizend, namentlich beim
innern Gebrauch die Schleimhaut heftig ergreifend, so dafs
es bei empfindlichen Personen nicht selten Uebelkeit und
Erbrechen erzeugt; nach einiger Gewöhnung wird es je-
doch leicht ertragen. Man gebraucht es noch häufiger
äul'serlich in allen Formen, zu Wannenbädern, Bähungen
und Umschlägen, Begiefsungen, Sturzbädern, Dampfbä-
dern und Douchen.
Als Bad wird es als allgemeines oder örtliches, kaltes oder war-
mes Bad, unverdünnt oder auch mit auderm Wasser gemischt, mit
Zusatz von Salziacke oder aromatischen Kräutern, Jod, Schwefelleber,
kohlensaurem Eisen angewandt. Die Temperatur der Wannenbäder
wird gewöhnlich zu 27° R. bestimmt. Umschläge bereitet man aus
Salzschlanmi, mit oder ohne Salziacke, und zuweilen auch in Verbin-
dung mit Jod.
Nicht immer verkünden kritische Ausleerungen den günstigen
Ausgang der Krankheiten ; da wo sie sich äul'serteu , erfolgten sie in
um
Form von Durchfall, vermehrter Harnsccretion, Schweifs niul erleichter-
tem schleimigem Auswurf. Häufig zeigt sich auch ein Badeausschlag.
Die Krankheiten, gegen welche es am häufigsten be-
nutzt wird, sind: Scrophcln in den mannigfaltigsten For-
men , als Drüsengeschwülste und Geschwüre an verschie-
denen Orten des Körpers, Augenentzündungen, Ohrenflüsse,
englische Krankheit und knollige Schwindsucht •> — Gicht,
chronische Rheumatismen, Gelenkschmerzen und Steifigkeit
der Glieder; — Nervenleiden, besonders Lähmungen,
Krämpfe, Hysterie, Kopf- und Gesichtsschmerz; — au-
fserdem Verstopfungen der Unterleibseingewcide, Hämor-
rhoiden, Unordnungen der Menstruation, Bleichsucht, wei-
fser Flufs , Scorbut und verschiedene Arten chronischer
Hautausschläge.
H. Hefs, nonnulla de fontibus a. a. 0. p. 46.
Kurze medic. topographische Uebersicht der Salzquellen zu. Sta-
raja-Russa. A. d. Russ. St. Petersburg 1837. (Auch Fronzösisch )
Kasiloff in: Wajenno - meditsinskii Journal. St. Petersburg
1S3S. Heft 5.
Beobachtungen über die Heilkräfte der Salzquellen zu Staraja-
Russa. A. d. Russ. St. Petersburg 1838.
Die Mineralquellen bei St Peter shur g befinden sich auf
dem Landgute des Grafen Kuscheleff Besborodko, nicht weit von der
grofsen Ochta. Früher als Bad gegen Nervenschwäche gebraucht,
dann fast vergessen, wurden sie 1810 neu gefast und neuerlich Avieder
die Aufmerksamkeit auf sie hingelenkt, nachdem sie im Mai und Juni
1S26 durch den Professor Nelyübin einer neuen Untersuchung un-
terworfen worden waren. Die früheren Analysen durch Model
(1738), welcher in einem Pfunde Wasser: 1 Gr. Eisenoxyd, 2 Gr.
Clilornatrium und etwas Kohlensäure fand, und durch Sacharow
(1816), der aus einer gleichen Quantität AVasser einen aus Eisenoxyd
und schwefelsaurer Kalkerde bestehenden Rückstand von i/2 Gr. und
gegen 5 Kub.-Z kohlensaures Gas erhielt, waren ungenügend. Nel-
yübin unterscheidet drei Eisenwasser:
1. eine Quelle am Ende der Nordostseite des Behälters, von 5° R.
Temperatur und dem speeif. Gewicht 1,00086;
•2. eine Quelle auf der Nordseite des Behälters, von 5° R. Tem-
peratur und dem speeif. Gewicht 1,00096;
3. das Eiseuwasser aus den Kanal, welches aus dem Behälter
fliefst, von llö R. Temperatur uud dem speeif. Gewicht 1,00008. —
— lu 20 Pfund Wassers Med. Gewicht enthält:
1,00
0,75 —
0,50
0,20 —
3,50
1,40 —
lb,00
6,60 Gr.
2,0 .
6,0 Kub. Z.
2,0 .
6,0 —
2,0 .
6,0 —
1404
Quelle No. I. : Quelle No. II; : Quelle No. III. :
Kohlensaures Eisen . 1,75 . 2,50 . 1,00 Gr.
Kohlensaure Kalkerde 2,45 . 3,50 , 1,00 —
Schwefelsaure Kalkerde 3,50 . 4,00 . 1,50 —
Chlonnagnesium und
Chlorcalcium . . 0,75 . 1,00 . 0,75 —
Chlornatrium und Ex-
tractivstoff . . 0,75
Thonerde . . . 0,35
Kieselerde . . . 2,45
"~T2,"0Ö~~
Kohlensaures Gas . 1,20
Sauerstoffgas . . 16,00
Stickstoffgas . . 8,00
Aehnliche Quellen finden sich in der Nähe von St. Petersburg
mehrere; unter diesen ergab die zu Seh lii s s el b u rg in 12 Pfund
Wasser nach dein Verdunsten nur 6,5 Gr. Rückstaud, der aus 5 Gr.
kohlensaurer Kalkerde, 1,25 Gr. schwefelsaurer Kalkerde, etwas Ex-
tractivstoff nebst einer Spur von Eisenoxyd bestand.
A. N. Seherer, Versuch a. a. O. S. 123. 183.
Die Olanez'er Miner al quelle, auch St. Petersbrunnen
genannt, befindet sich in dem Bergwerke bei Olonez (Gouv. Olonez)
in der Nähe des Gutes Buigowa, 55 Werste von Petrosawodsk, und
wurde 1714 entdeckt. Obgleich Peter der Grofse den Brunnen im J. 1716 für
das Publikum einrichten und die auf seiuen Befehl verfafste Ger
brauchsauleitung 1719 in Form eines Ukases verbreiten liefs, ihn auch
selber, den er Hinsichts seiner Wirkung mit Pyrmont und Spa ver-
glich, mehreremale in medizinischer Absicht in den Jahren 1719, 1720
und 1722 besuchte, kam er doch bald darauf ganz aufser Gebrauch.
Das Mineralwasser enthält nach Remus' Untersuchung in einem
Pfunde 2—3 Gr. Eiserioxyd, 4—5 Gr. Eisenvitriol und etwas Kohlen-
säure, — nach Model in derselben Menge Wasser: 3/* Gr. Eisen-
oxyd, 2 Gr. schwefelsaures Natron, aber keine Kohlensäure, — nach
Bucholz dagegen auf mit Reagentien angestellte Versuche: schwer
feisaures und kohlensaures Eisen, schwefelsaure Talkerde und etwas
schwefelsaure Kalkerde. Spätere Versuche ergaben ihm aus 25 Pfund
Wasser durch Abrauchen 25,5 Gr. Rückstand, der aus schwefelsaurer
Talkerde als Hauptbestandteil, wenig schwefelsaurem Natron und
Eisenvitriol bestand. Seine Temperatur wechselt von 5 — 9° R. bei
19° R. der Atmosphäre. Bucholz führt übrigens dieses Wasser
unter dem Namen der Eisenquelle Dworezki bei Kontsehefera auf
und erwähnt ebenfalls, dafs dieselbe ganz in Verfall gerathen sei.
A. Dt. Seh er er, Versuch a. a. O. S. 116. 261. 326. 335.
Die Mineralquelle zu Kuppis, einem ehemaligen Dorfe in
Finnlaud, entspringt ungefähr 6000 Schritte von Abo östlich, ist schon
1405
lange bekannt und wird auch die „Quelle des heiligen Hein-
rich" genannt, weil der Bischof dieses Namens unter Erich 1%. die
Finnen in derselben taufte. Die erste medizinische Anwendung von
derselben machte Elias Till and 3, Professor zu Abo, im J. 1670,
der sie auch fassen liefs.
Das Eisenwasser hat die Temperatur von 5° R., das speeif Ge-
wicht = 1,000095, wurde früher (1772) von Gadolin, neuerlichst
(ISIS) von ßaeck untersucht und enthält nach Letzterem, aufser
etwas kohlensaurem Gase, in 12 schwedischen Kannen (1 schwed.
Kanne = 132 franz. Kub.Z.) :
Kieselerde •
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Mangan
Chlornatrium
Chlormagnesium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisen
Kohlensaures Mangan
Extractivstoff und Verlust
0,740 Gr.
0,231 —
0,300 —
0,076 —
0,031 —
0,331 —
0,069 —
0,670 —
0,160 —
0,359 —
0,041 —
0,653 —
3,661 Gr.
Joa. Ekelund, examen chymico-medicura fontis soterii Kup-
pisensis. Aboae 1741.
Math. Baeck et J. Ad. Pah Im an, Diss. de aqua medicata
Kuppisensi. Aboae 1818.
A. N. S c h e r e r , Versuch a. a. O. S. 264.
Die Mineralquelle bei Serdopol entspringt sechs Wergte
von dieser Kreisstadt Finnlands neben dem Dorfe Rautakangas, ist
gefafst, hat die Temperatur von 6° R, das spec. Gewicht = 1,0345
und enthält nach S ch e r er' s Analyse vom
Kohlensaure Kalkcrde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisen .
Schwefelsaure Kalkerde
Kieselerde . . .
Chlornatrium
J. 1S09 in sechzehn Unzen:
0,24 Gr.
0,1S —
0,24 —
1,26 —
0,18 —
0,12 —
Kohlensaures Gas
A. N. Scherer, Versuch a. a. O. S. 114.
2,22 Gr.
2,5 Kub Z.
Die eisenhaltige Miner alquelle von Lovi&a in der Nähe
dieser Stadt Neu-Fiuulands enthält nach einer 1S16 angestellten Un-
tersuchung in sechzehn Unzen Wasser:
1406
Kohlensaures Eisen
Chlornatrium
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlorcalcium
Extractivstoff .
0,200 Gr.
0,030 —
0,050 —
0,012 —
0,010 —
0,006 —
0,308 Gr.
Die Bestimmung der Kohlensäure war ungenügend ausgefallen.
A. N, Scherer, Versuch a. a. O. S. 115.
Die Willm anstrands dien Schwefelquellen liegen unge-
fähr fünf Werste Ton der Stadt entfernt in einer reizenden, durch
den berühmten Wasserfall Immatra ausgezeichneten Gegend. Bereits
zu Anfange dieses Jahrhunderts entdeckt, aber erst seit fünf Jahren
zur Benutzung eingerichtet, haben sie sich besonders bei Heilung der
Gicht, Hysterie und Hämorrhoidalbeschwerden nützlich bewiesen.
Aufserdem befinden sich noch in Finnland: in Osterbotten:
die Mineralquelle zu Ule ab örg, der Gustavsbrunnen bei W asa
u. m. a,, — in Abo-Län: der Gesundbrunnen Nädendals, — in
Biör neb o rgs -Län: die Mineralquelle bei Oritväsi, die bei
Raumo, der Gesundbrünnen bei Biörneb or g , die Mineralquelle
bei Ljuxala, Tatea st Kyr o sk og , Kümo und Turse?ipär ä,
— in Ny I ands- Landesh au p tman ns chaf t : der Gesundbrunnen
Tulo bei Helsingfors, die Mineralquelle zuEsbo, die Ing as-Quelle
im Kirchspiel Ingo, die Gesundbrunnen Ekenäs und Borgo, die
Michelsb öle- Quelle unweit Borgo, — in Tawasteh us-Lan-
des hauptmannschaft: die Limnisby- Quelle bei Sexmähi,
die Wir lala -Qu eile im Kirchspiel Hollola, — in Lowisa-Län:
der St. Michels Kirchbrunnen, die Mineralquelle zu Idensal-
mi, — meistentheils Sauerbrunnen.
Endlich erwähnt noch Scherer der Eisenquellen : bei dem Dorfe
Minola unweit Jokim-Wara, — auf der Heimath Lukola unweit
Willmanstrand, — bei Sippola in der Nähe von Friedrichsham, —
in der Merniokischen Heimath unweit Wiburg, — auf dem Lun-
dulow sk' ischen Meierhofe und auf dem Gute Lembola auf der
St. Petersburgischen Strafse.
A. Hülphers, Kort Berättelse a. a.,0. p. 45 ff.
A, N. Scherer, Versuch a. a. O. S. 200.
7. Das Gebiet der Dwina:
Im Wologda'schen Gouvernement finden sich: die Eisenquellen
bei der Stadt U stfsifsolsk , — die bei dem Gute Kunib, unweit
Wologda, welche die Sirjänen Snitam nennen, — drei andere in
1407
der Nähe des Klosters Korniljeic , 47 Werste von Wologda, am
Ufer des Flusses Nurma.
A. N. Scherer, Versuch a. a. 0. S. 270.
8. Das Gebiet des Ural-Gebirges:
Das Klutschew sk' ische Schwefelwasser, das sich am
rechten Ufer des Irgina, einem Nebenflusse der Sylva, bei Klutschoje
Sjelo, auf dem Wege von Kungur nach Katharinenburg im Permsclien
Gouvernement befindet, enthält nach Georgi in 56 Unzen Wasser:
15 Gr. Kalkerde und 25 Gr. Schwefel.
In demselben Gouvernement befindet sich auch ein Sauerwasser,
das sich in den Flufs Lobwu ergiefst, — so wie die Eisenwasser
bei Ka tharinen bürg, zwei Werste von der Stadt, mitten in der
Eisenhütte Werchnei-lsetsk, und auf dem Eisenhüttenwerke
Kuschwinsk; — ferner die Schwefelwasser bei dem Flüfschen
Sira im Kraisnoufimscben Kreise, — bei dem Gute Sirinsk, zehn
Werste von demselben entfernt, in demselben Kreise, — bei dem
Gute Potama, fünf Werste davon entfernt, unweit des Flüfschens
Sargi, welches sich in den Ut ergiefst, in demselben Kreise, — in
der Nähe des Dorfes Kljutschiz.
A. N. Seh er er, Versuch a. a. 0. S. 181. 192. 204. 213.
Die Schw efel quellen bei Sergiewsk entsprin-
gen 7 Werste von diesem im Buguruslanischen Kreise des
Gouvernements Orenburg gelegenen Flecken, von Kasan
südöstlicb 261, von Simbirsk 120 Werste entfernt, aus dem
Fufse eines Hügels an dem Bacbe Surgut, der sieb in ei-
niger Entfernung mit dem Sok vereinigt und sieb mit die-
sem dureb die Samara in die Wolga ergiefst.
Die Quellen sind schon lange bekannt und im Gebrauch, und
wurden 18l)S von Neuem zur Benutzung eingerichtet, worauf mau
auch anfing einige Häuser zu erbauen. Dennoch würde, wer mit dem
Bilde eines deutschen Badeortes hieherkäme, sich sehr getäuscht se-
hen, denn er findet nur eine temporäre Kolonie, die ein nomadisches
Leben führt. Auf einer hüglichten, grasigen Ebene, die ehemals zu
der benachbarten Kalmücken -Steppe gehörte, liegen die Wohnungen
der Badegäste zerstreut : sie bestehen theils ans Hütten von Baum-
zweigen geflochten, theils aus kalmückischen und kirgisischen Filz-
gurten, theils aus Zelten, nur hin und wieder mit kleinen schnell
aufgesetzten Häusern von Baumstämmen vermischt, weil die meisten
Kurgäste zu ihrem Aufenthalte in dieser wüsten Gegend, aufser den
übrigen Bedürfnissen, auch ihre Wohnungen mitbringen müssen, wozu
1408
sich jeder den bequemsten Platz selbst wühlt. Die Nahrungsmittel,
kleine Viehheerden, selbst Badewannen und Kessel werden, so wie
Koch - und Tafelgeschirr, aus der Ferne herbeigeführt. Dennoch ist
das gesellige Badeleben hier angenehm, schon durch die Notwendig-
keit gegenseitiger Annäherung, und neuerdings sind auch manche Ein-
richtungen zur Bequemlichkeit der Kurgäste getroffen, Niederlagen
von Lebensmitteln und Gerätschaften, so wie eine Feldapotheke, er?
richtet. Auch fehlt es nicht an ärztlichem Beistande. Ein Com-
mando Kosaken wacht über äufsere Ordnung und führt ein Register
über die ankommenden und abgehenden Fremden, deren Zahl oft sehr
bedeutend ist.
Die Gegend, in welcher sich die Mineralquellen befinden, bildet
ein breites Thal, das von Südost nach Nordost zwischen sanft an-
steigenden Flötzhügeln, die zu einer vom Ural auslaufenden Gebirgs-
kette gehören, hinstreicht.. Die Basis dieser Hügel sind Gypsflötze
von verschiedenem Bruche, auf welchen in den Gründen theils Thon,
theils Mergel mit einer Decke von schwarzer Gartenerde gelagert ist.
Die Zahl der Mineralquellen ist unbestimmt, da das.
Wasser an sehr vielen Stellen bald in grösserer, bald in
geringerer Menge aus dem Boden dringt; indessen lassen
sich doch acht Hauptquellen unterscheiden, die sich, einige
Faden von ihrem Ursprung, in einen kleinen See ergiefsen.
Das Mineralwasser ist bei seinem Ursprung vollkommen
farblos und krystallhell , hat den Geschmack und Geruch
nach faulen Eiern, nach Er d mann 7,5Q R., nach Andern
nur 5° R. Temperatur, und das specif. Gewicht = 1,003.
Bei dem Herabströmeu bezeichnet das Miueralwasser seine Bahn
durch einen gelblicht-weifsen Ueberzug; in dem See bringt es eine Trü-
bung von ähnlicher Farbe hervor, und auf dem schwarzen Grunde
desselben erscheint ein gleichartiger Niederschlag. Langsam und im-
mer noch trübe fliefst endlich das Wasser durch einen natürlichen
Kanal aus dem See in den benachbarten Surgut. Zugleich verbreitet
sich von hier aus ein so starker Schwefelgeruch, dafs er auf eine Ent-
fernung von drei Wersten bemerkt wird; wird das Wasser erhitzt,
so wird dieser Geruch noch bedeutend verstärkt und die meisten
dem Dampfe ausgesetzten Metalle werden geschwärzt. Während des
Kochens scheidet sich übrigens ein weifses erdiges Pulver ab, das
sich theils auf der Oberfläche des Wassers, theils an den Wänden
des Gefäfses absetzt.
Das Mineralwasser wurde bereits 1718 von Schober,
1810 von Jänisch und 1811 von Erdmann chemisch
untersucht. Hiernach enthält ein Medizinal-Pfund desselben:
1409
nacli J ä n i s c h :
nach E rdmann
Clilorcalcium .
0,032 Gr.
• • •
Chlormagnesium . ,
0,172 —
. 0,60 Gr.
Chloniatriura .
0,630 —
• • •
Schwefelsaure Talkerde
0,572 —
. 0,84 —
Schwefelsaures Natron ,
2,122 —
. 0,58 —
Schwefelsaure Kalkerde ,
. 10,815 —
. 9,52 —
Kohleusaure Kalkerde .
0,851 —
. . 1,16 —
Kohlensaure Talkerde
.
. 4,00 —
Thonerde . .
0,755 —
l • • •
Kieselerde
0,214 —
• • •
Schweflichten Harzstoff .
0,143 —
. . 0,10 —
Extractivstoff .
0,357 —
16,663 Gr.
.
16,80 Gr.
Schwefelwasserstoffgas .
3,36Kub.Z. .
. 2,ÜKub.Z.
Kohlensaures Gas . ,
0,92 —
. 1,0 -
Die Wirkung des mit dem Nenndorfer verglichenen
Sehwefelwassers ist nach der Individualität des Kranken
und nach der Anwendungsart verschieden. Zweckmäfsig
angewandt, verbessert es nach Erdmann die Assimilation
und Vegetation, so dafs, bei vermehrtem Appetite, freiem
Ausleerungen, zunehmendem Kraftgefühle das Ansehn blü-
hender und der Körper besser genährt wird. Dagegen
entsteht bei zweckwidriger Anwendung Verminderung des
Appetits, Ekel, selbst Erbrechen, Leibesverstopfung oder
Durchfall, bisweilen mit Kolikschmerzen und Blutabgaug,
während der Kranke sichtlich elender wird.
Innerlich und äufserlich angewandt, hat sich das Mi-
neralwasser sehr heilsam bewährt bei : Gicht und Rheuma-
tismen, Scropheln und Rhachitis, Hautausschlägen, beson-
ders Krätze, Mercurial- Krankheiten, Würmern, Hämor-
rhoiden, Lähmungen.
Aehnliche Mineralquellen fiuden sich 30 Werste in südlicher Rich-
tung von der vorigen uuweit einer Mühle, unter deueu man den
Milch b ach, der sich durch einen Schwefellebergeruch und einen
weifslichen Bodensatz auszeichnet, und eine undere, im Frühjahr et-
Ava.s Bergtheer auf ihre Oberfläche führende Quelle unterscheidet.
Eine dritte Quelle findet sich zehn Werste östlich von dem an der
Mühle gelegenen See, die man die >ap h t h aq u e 1 le nennt: sie ent-
springt in einem Thale auf feuchtem Wiesengrund und schlängelt
sich durch denselben bis zu einem Teiche, dessen Wasser unrein,
14J0
mit Conferven bedeckt und von fadem Geschmack ist; auf seiner
Oberfläche schwimmt Erdöl, das besonders im Frühjahr, wo das Was-
ser gröfser ist, sich in bedeutender Menge darauf findet, so dafs es
von den benachbarten Tschuwaschen statt des Theers zum Schmie-
ren der Wagenräder benutzt wird. Das Wasser selber zeigte bei der
Prüfung mit einigen Reagentien keine Spur von Schwefelwasserstoff»
wohl aber einen starken Gehalt an schwefelsaurer Kalkerde.
J. F. Erdmann in: Scherer's Nordische Blätter für die Che-
mie. Bd. I. S. 9 ff. .
— — .Beiträge zur Kenntnifs des Innern von Rufsland. Th.II.
Erste Hälfte. Leipzig 1825. S. 1—16.
A. N. Seh er er, Versuch a. a. 0. S. 147. 333.
9. Das Gebiet des Kaukasus.
Die am nördlichen A.bhange des Kaukasus entspringen-
den zahlreichen Mineralquellen, gewöhnlich unter dein Na»
inen der Mineralquellen am Kaukasus^ der
Alexander s quellen, der Mineralquellen der
grofsen und kleinen Kabardah zusammengestellt,
entspringen in der grofsen und kleinen Kabardah, 5 bis 6
Meilen südlich von der Hauptstadt des Kaukasischen Gou-
vernements Georgiefsk an den Vorbergen des nördlichen
Kaukasus, hinter welchen sich die mit Schnee bedeckten
Gipfel im Westen des Elborus, im Osten des Kasibek, die
höchsten Puncte dieser Gebirgskette, erheben, in jener Ge-
gend des äufsersten Südostens von Europa, wo im unzu-
gänglichen Gebirge die Tscherkessen, stammverwandte
Völker der Deutschen, ihre seit Urzeiten innegehabten
Sitze gegen die Gewalt einer fortschreitenden Weltmacht
mühsam vertheidigen.
Die Russen lernten diese Mineralquellen zuerst im
J. 1744 nach der Besitznahme der Kabardah kennen. Die
ersten genaueren Nachrichten über sie verdanken wir Pal-
las und Güldenstädt; an sie reihen sich die neueren
Mittheilungen von Julius v. Klaproth, v. Parrot und
v. Engelhardt; die erste, im J. 1811 erschienene Mo-
nographie derselben, von J. F. v. Haas, welcher sie in
1411
den Jahren 1S09 und 1810 besuchte, wurde weniger in dein
westlichen Europa bekannt, da ein groi'ser Theil der Auf-
lage dieser Schrift zu Moskau im J. 1812 mit der Stadt
verbrannte. — Schon Pallas prüfte sie mit chemischen
Reagentien, später wurden sie untersucht von Schwen-
son, Reufs, Haas und Soboleff. Eine ausführliche
Darstellung und Analyse der Kaukasischen Mineralquellen
lieferte Neljubin in einer besondern Monographie in rus-
sischer Sprache ; die neueste und vollständigste Schilderung
dergeognostischen Verhältnisse der Umgegend und die gründ-
lichste Untersuchung der Mischungsverhältnisse dieser Mi-
neralquellen verdanken wir indessen R. Herr mann, wel-
cher sie in Begleitung des Dr. v. Jänichen besuchte.
Die von Herr mann mitgetheilten Ergebnisse seiner Prü-
fung liefern wesentliche Abweichungen von den frühern
Untersuchungen, nicht blos in Bezug auf das quantitative
und qualitative Verhältnifs der Besfandtheile dieser Mine-
ralquellen, sondern auch hinsichtlich ihrer Temperatur. —
Ueber die Wirkung und Benutzung derselben hat sich Con-
radi, seit 1822 Oberarzt an den Kaukasischen Heilquellen,
durch vieljährige Erfahrung mit ihren Heilkräften vertraut,
in einer besondern Monographie ausgesprochen.
Nach Conradi ist die Gegend theilweise sehr schön, der Bo-
den fruchtbar, die Vegetation üppig, — das Klima vermöge der ho-
hen Lage der Gegend und der reinen Gebirgsluft gesund; — doch er-
leiden diese Bestimmungen durch die Localität der einzelnen Mineral-
quellen wesentliche Modifikationen.
Von Seiten der Regierung ist viel geschehen und geschieht fort-
während, um diese Miueralquellen zweckmäisiger zu benutzen und
heilbringende Kuranstalten zu begründen. Sehr störend für die Kur-
gäste ist indefs die Nachbarschaft räuberischer Bergbewohner. Zum
Schutz gegen diese findet sich in den Kurorteu Infanterie und Kosa-
Jien ; auf den Höhen sind sie stets aufgestellt, damit der Feind sich
nicht durchschleichen kann, und die Kurgäste, welche nach Beendi-
gung der Kur von einer Mineralquelle sich zu einer andern begeben wol-
len, werden von Soldaten-Detaschements eskortirt. Trotzdem ist die
Anzahl der Badegäste im steten Steigen begriffen: sie betrug 1821
nur 69S Personen, 1823 schon 953, 1837 aber 1057 Personen. Sie
beginnen in der Kesel die Kur im Mai und Juni mit den Schwefel-
1412
thermen, und begaben sich dann zu den andern Mineralquellen, um
sie als stärkende Nachkur zu benutzen.
Die für Kurgäste errichteten Wohnhäuser sind in der Regel nur fiir
den Sommeraufenthalt berechnet, aber bequem. Jetzt, da jeder, welr
eher ein Haus bauen will, deshalb bei der Regierung einkommen und
die Facade beilegen mufs, haben besonders die Wohnungen am Ma-
schuka ein regelmäßigeres und besseres Ansehu gewonnen als früher,
und die Regierung ist bemüht, durch Anpflanzungen Bauten u. s. w.
dem Kurort immer mehr Comfort zu verschaffen. — Das Personale
der Brunnenanstalten besteht a,us einem Aufseher, welcher auf die
Ordnung des Ganzen achten mufs, dem Arzte, welcher unter dem Ti-
tel einas Oberarztes unter dem Minister des Innern und dem General-
Staabsarzt zu Petersburg steht und sich während der Sommermonate
hier aufhalten mufs. Zur Besorgung der Apotheke ist ein Provisor
fiir die Kurzeit angestellt, welcher die nöthigen Medicamente aus
der Kronapotheke zu Georgiefsk bezieht, nach der Taxe verkauft und
die Einnahme mit dem Rest der Arzneimittel in jene Apotheke zu-
rückliefert. Alles was Einrichtungen und Bauten betrifft, hängt von
dem General-Gouverneur der Provinz ab.
Was die geognostischen Verhältnisse des Terrains der Kaukasi-
schen Mineralquellen hetrifft, so verliert sich, so wie man die Schnee-
gipfel des Kaukasus über den Horizont der S. 1374 beschriebenen
Steppe hervorragen sieht, auch das Kreide -Terrain : denu es wird
nunmehr durch aufgeschwemmtes Land überdeckt, welches vom Ge-
birge herabgeschwemmt in der Ebene zwischen Georgiefsk und den
Vorbergen des Kaukasus mannigfaltig gemischt erscheint. Die Ex-
treme dieser Mischung sind Gerolle aus Kalk und geschmolzenen Ge-
steinen, vorzüglich Trachyt. Diese Gerolle sind entweder unverwit-
tert und finden sich theils lose, theils mit einem kalkigen Bindemit-
tel zu Nagelflüh und Conglomeraten vereinigt, oder sie sind verwittert
und erzeugen nun, je nachdem die Trachyt- oder Kalksteinresteyvor-
walten, Thon oder sehr kalkreichen Mergel; Thon und Mergel sind
wiederum in mannigfaltigen Verhältnissen unter einander gemischt
und diese neuen Gemenge, die im Allgemeinen eine grofse Neigung
zu schiefriger Textur zeigen, treten als schiefriger Kalkstein, als Mer-
gelscliiefcr und als Schieferthon mit zahlreichen Zwischengliedern
auf.*) Dieses aus dem Gebirge herabgeschwemmte Terrain setzt
*) Diese Thon- und Kalkgemenge sind in der Regel sehr salz-
reich: sie enthalten nämlich Gyps und Natron — und Magnesia-Sili-
cate, die nun, ganz so wie in den Mergeln von Saj'dschitz und Püllna
in Böhmen, Glauber- und Bittersalz erzeugen, indem sich der Gyps
zu Kalksilikat umbildet und seine Schwefelsäure an das Natron und
die Magnesia abtritt. So findet man auf dem Wege von Georgiefsk
nach Piätigorsk zwei kleine Seen, die sich in einem solchen Mergel-
lager gebildet habeu, deren im Winter und Frühjahr sich ansammeln-
1413
sich bis ungefähr CO Werste südlich von Georgiefsk fort, aber hier
20 Werste südlich von Piäfigorsk erheben sich die Vorgebirge des
Kaukasus. Sie bestehen aus einem Kalkstein vom Alter des Jura-
kalks, der mit einer Kreideschicht überlagert ist: beide Gesteine, so-
wohl der Kalkstein als die Kreide, sind ansteigend geschichtet und
lehnen sich an die altern Kalksteine und Schiefer des Hochgebirges
und diese wieder au die Trachyte der 12 — 15,000 F. hohen, schnee-
bedeckten Kegel und Dome des Kaukasus an. Bei Kislawodsk findet
mau in einer Höbe von 2500 F. über d. M. über dem Jurakalk und
einem Sandsteine vom Alter der Kreide ein gegen 500 F. mächtiges
tertiaires Sandlager, welches sich weithin bis zu einer Höhe von
3000 F. über d. M. erbebt.
In jener mit aufgeschwemmtem Lande überdeckten Ebene, die
sich zwischen Georgiefsk und dem Fufse der Kaukasischen Vorge-
birge hinzieht, erhebt sich eine Gruppe von Kegelbergen, von denen
der ßescbtau, zwischen dem Podkumok und dem Kuma, der höchste
ist, welcher sich 4124 Par. F. über das Meer und gegen 3000 F. über
seine Umgebungen erhebt. Das Gestein des Beschtau ist ein grauer
Tracl^-t, dessen feldspathähnlicher Teig Krystalle von Feldspath und
als untergeordnete Einmengungen Glimmer, Hornblende und graue
Quarzkörner umschliefst. Der Fufs des Berges besteht aus schiefrig
thonigem Kalkstein, der um den Trachyt herum wallförmig aufge-
worfen ist und dadurch beweist, dafs letzterer bei seinem Hervor-
strömen eine Kalkschicht durchbrach und sie dabei in die Höhe hob.
Die vielen um deu Beschtau herum sich gruppirendeu Kegelberge, von
denen sechs fast die Höhe von 3000 F. über d. M. erreichen, beste-
hen fast alle aus Trachyt, der durch aufgeworfenen schiefrigen Kalk-
stein mehr oder weniger überdeckt wird. Nur zwei Berge fand Herr-
mann, mo der schiefrige Kalkstein nicht vom Trachyt durchbrochen
worden ist: den Lissia Gora (kahle Berg) und den Maschuka. Letz-
terer, durch die heifsen, später zu erwähnenden Schwefelquellen, wel-
che seinem Abhänge entströmen, berühmt geworden, erhebt sich 2S54 F.
über d. M. ; die Schichten seines schiefrigen und thonigen Kalksteins
sind an seinem Abhänge steil abgestürzt, auf dem Gipfel liegen sie
aber horizontal, an seiner Südostseite findet sich ein tiefer Erdfall,
aus dem, wie auch aus andern Spalten des Felsens, namentlich auf
der dem Maschuka parallel laufenden Felswand, unaufhörlich Schwe-
felwasserstoffgas hervordringt.
Fafst man nun das hier Gesagte mit dem früher S. 1374 Erwähn-
ten zusammen, so ist die geognostische Beschaffenheit des Striches
von Moskau bis an die kaukasische Wasserscheide ziemlich einfach.
Denkt man sich nämlich jene ungeheure Fläche mit Kreide- Terrain
bedeckt, und dieses von Tula bis Moskau und nördlicher mit dem
Moskauischen Terrain, von Nowotscherkask bis Stawropol mit dem
des Wasser die Mergelschichten auslaugt und wenn es im Sommer
verdunstet, eine oft mehrere Zoll dicke Salzkruste hinterlälst, die aus
Glauber- und Bittersalz besteht.
1414
Eichwalschen Küsten - Terrain, von Georgiefsk aber bis zu den Punc-
ten, wo sich die kaukasischen Vorgebirge steiler über den Horizont
erheben, mit von dem Gebirge herabgeschwemmtem Lande überlagert,
an letzteren Puncten endlich das Kreide- Terrain wieder über das
Schuttlaud emporsteigend und durch die Formation des Kaukasus ge-
tragen : so hat man einen zwar oberflächlichen, aber richtigen Begriff
von der geognostiseben Beschaffenheit dieser Gegenden.
Die Mineralquellen, welche dein Fufse des nördlichen
Abhanges des Kaukasus entströmen, kann man in zwei
Gruppen vertheilen. Die eine dieser Gruppen, die Besch-
tau-Gruppe, findet man in der mit aufgeschwemmtem
Lande überdeckten und von Trachytkegeln durchbrochenen
Ebene zwischen Georgiefsk und den Vorgebirgen des Kau-
kasus; — die andere, die Terek-Gruppe, liegt in dem
Küsten-Terrain zwischen dem Terek und dem Gebirge.
1. Die Mineralquellen der Beschtau- Gruppe
liegen alle in der Nähe einer graden Linie, welche sich
von Norden nach Süden in einer Ausdehnung von ungefähr
60 Wersten von den Ufern des Kuma, vom Kumgara aus,
über den Beschtau nach Kislawodsk ziehen läfst, und ein
Terrain durchschneidet, das gröfstentheils aus aufge-
schwemmtem Lande, durchbrochen von Trachytkegeln be-
steht, an welches sich nur südlich bei Kislawodsk mit
Kreide überdeckter Jurakalk anschliefst.
Ueber die Quellen dieser Gruppe ist eine reiche Literatur vorhan-
den, die wir am Schlüsse mit der über die zweite Gruppe zusammen-
stellen werden ■ auch chemisch wurden sie zu verschiedenen Malen auf
Veranlassung der russischen Regierung untersucht. Mit qualitativen che-
mischen Prüfungen durch Reagentieu beschäftigten sich Pallas, Haas
und Soboleff, quantitative Bestimmungen lieferten Schwensou,
Reufs und Neljubin (1823). Doch flbTsen Seh wen s on's Unter-
suchungen, da ihre Resultate zu sehr von der wirklichen Beschaffen-
heit des Wassers abweichen, kein Vertrauen ein, während Reufs
Untersuchungen, die nicht an den Quellen angestellt wurden, die gas-
förmigeu Bestandteile nicht umfassen, und Neljubin's Angaben
wohl rücksichtlich der Quantitäten der festen Bestandtheile der Wahr-
heit sehr nahe kommen, aber Hinsichts der Bestimmungen der Quan-
titäten der Hydrothionsäure fehlerhaft siud. Erst durch Herr-
Diann's im J. 1829 vorgenommene Analysen sind wir über die
wahren chemischen Mischungsverhältnisse dieser Heilquellen unter-
richtet worden.
Zu
1415
Zu dieser Gruppe gehören:
a. Die Schwefelt her mal quellen von Piäti-
gorsk am M aschuka (von den Tsclierkessen Psichwaba
genannt) werden unter allen am häufigsten gebraucht und
nach dein Ort Piätigorsk benannt, welcher sich in der
Nähe derselben am Ful'se des Maschuka, 1400 Puls über
dem Meere, einige Werst von Konstantinogorsk und 40
Werst südwestlich von Georgiefsk entfernt, gebildet hat.
Der südliche Abhang des Maschuka ist bis zu einer Höhe von
400 F. mit faserigem Kalksinter bedeckt, der nocli aufserdem als ein
■ballförmiges Joch vom Berge abspringt und ein kleines buchtenför-
miges Thal umschliefst, in dem die wohleingerichteten Kur- und Bade-
anstalten liegen. Am südlichsten Vorsprunge und auf dem Rücken
jenes Sinterjochs entspringt in einer Entfernung von einer Werst eine
grofse Anzahl wanner Quellen, von welchen die Alexanderquelle
nach dem Kaiser Alexander benannt, die Hauptquelle ist, welche mit
den beiden Warwazischen Quellen (auch Marienquellen genannt) und
der Kalniückenquelle vorzugsweise zu Bädern, — die Nicolai-, Seba-
näeffsche-j Elisabeth- und Michaeliquellen als Getränk benutzt werden.
Das speeifische Gewicht fand Herr mann in allen
Quellen gleich, hei 14,5° R. zu 1,0040, Die Temperatur
der verschiedenen Quellen ergiebt folgende Uebersicht :
Die Alexanderquelle hatte 38,5° R.
(Nach Pallas 57° R.)
Die Nikolaiquelle . ■ , . . . 35.5
Die erste Warwazische Quelle (nach einem Grie-
chen Warwazi benannt) . , . 24.5
Die zweite Warwazische Quelle . . . 31,0
Die Sebanäeffsche Quelle . . " . ' , ' . '32 0
Die Elisabethquelle . . .... 25 0
Die Michaeliquelle . . . ' . ' . . 33,0
Das W asser der Alexanderquelle, die nach Conradi
in jeder Minute 600 Pfund Wasser liefern soll, so wie fiter
übrigen Mineralquellen dieser Gruppe ist hell und klar, in
Wannen fast meergrün, von einem starken Schwefeigeruche
und einem schwefelig-salzigen Geschmack. .
Mit dem Wasser dieser Quellen strömt zugleich Gas hervor, des-
sen Quantität besonders in den Warwazischen Quellen .so bedeutend
ist, dafs das Wasser fortwährend ;;u kochen .scheint. 10U Volumen
dieses Gases sind nach Herrmaun zusammengesetzt aus:
III. Theil. Xxxx
1416
zweite Warwazischc
5 Elisabeth-
u. Michaeli-Quelle:
Quelle:
99,544 Vol. .
99,126 Vol.
0,248 —
0,250 —
0,187 —
0,561 —
0,021 —
0,063 —
100,000 Vol.
100,000 Vol.
Kohlen saurein Gase
Schwefelwasserstoffgas
Stickgas .
Sauerstoffgas .
Die Alexander- Quelle verschwand im J. 1839 (23. Febr.) plötz-
lich mit einem donnerähnlichen Knalle. — Dieses Ereignifs ist schon
früher mehrmals (namentlich 1823 und 19. August 1S30) beobachtet
worden, wo aber das ausbleibende Wasser sich durch die Kraft sei-
ner Gase einen andern Ausweg gebahnt hatte, und später an seiner
alten Ursprüngsstätte wieder erschien. Es steht zu erwarten, dafs
es auch jetzt nicht von wesentlichem Einfiufs auf die Bedeutung die-
ser Quellen sein werde, um so mebr, da die grofse Anzahl derselben
stets hinreichenden Wasservorrath sichert.
Uebrigens scheinen die Quellen von Maschuka einen gemeinschaft-
lichen Heerd ihrer Entstehung zu haben und nur verschiedene Aus-
strömungen eines und desselben Wassers zu sein. Dafür spricht,
aufser der Gleichheit des spec. Gewichts und der übrigen physischen
und chemischen Eigenschaften derselben, auch der Umstaud, dafs im
Herbst, wenn sich wegen vorhergegangener Sommerdürre der Was-
serzuflufs vermindert, die am höchsten gelegenen Quellen, namentlich
die Sebanäeffsche und Warwazischen, regelmäfsig versiegen, im Früh-
jahr aber von neuem wieder hervorsprudeln.
In sechzehn Unzen Wasser enthält nach Herrin ann:
1. die Alexan- 2. die Elisa- 3. die Michaeli-
derquelle:
betbquelle
quelle:
Schwefelsaures Kali
0,6896
0,6896
0,6896 Gr.
Chlormagnesium
0,4324
0,5345
0,3847 —
Unterschwefeligsaures Natron
0,0269
0,0269
0,0269 —
Jodnatrium ...
0,0407
0,0407
0,04ü7 —
Chlornatrium ....
11,0469
10,8856
11,5250 —
Schwefelsaures Natron .
' 8,8819
9,2513
8,8919 —
Schwefelsaure Kalkerde .
0.1874
0,1874
0,1874 —
Kieselerde ....
0,5391
0,4608
0,5222 —
Phosphorsaure Thonerde
0,0184
0,0184
0,0184 —
Kohlensaures Manganoxydul ,
0,0080
0,0080
O.00S0 —
Kohlensaure Kalkerde .
7,9196
7,1823
7,9273 —
Kohlensaure Talkerde .
0,8924
0,8632
1,0308 —
Eisenoxj'd (mechanisch beige-
mengt)
0,0092
0,0092
0,0092 —
30,6815
30,1579
31,2621 Gr.
Kohlensäure ....
2,136
3,408
2,807 Kub.Z.
Hydrothionsäure
0,019
0,011
0,007 —
Stickgas
0,005
0,005
0,005 —
•
1417
Neljubin hat von den Quellen am Maschuka acht
analysirt, unter denen in sechzehn Unzen Wasser nach ihm
enthält :
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Clilornatrium
Chlormaguesium .
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde . . .
Extractivstoff
Stinkendes Schwefelharz
Kohlensäure .
Scbwefelwasserstoffgas
Das von Neljubin gefundene sogenannte stinkende Schwefel-
harz schmeckt nach ihm dem Guajac ähnlich und schweflicht, riecht
uuangenehm nach gebratenen Zwiebeln, ist gelbgrün, in Alkohol leicht
löslich, in Wasser wenig, ätherhaltiger Weingeist löst es leicht auf.
dieWarwazische
dieWarwazisch
e dieKalmü-
Quelle Nr. 1.:
Quelle Nr. 2.:
ckenquelle:
9/245
7,460
7,730 Gr.
0,4S8
0.366
. .
. 12,380
13,260
14,600 —
0,-253
0,266
0,280 —
0,336
2,000
0,2t)6 —
2,400
0,733
1,066 —
6,820
8,133
6,466 —
0,044
0,066
0,066 —
0,SÜ0
1,000
0,800 —
.
0,066
0,066 —
o,oso
0,166
33,546
0,120 —
32,846
31,460 Gr.
7,426
6,666
5,706 K.Z.
4,000
3,600
2,297 —
b. Die Eisenquellen am Eisenberge (Sche-
lesnaja Gora) entspringen, sechs an der Zahl, ganz in der
Nähe des Bade -Etablissements Schelesnawodsk, welches
1S00 F. über d. M. , in einem Thalkessel am Fufse eines
steilen bis zu 3000 F. sich erhebenden Trachytkegels, dem
sogenannten Eisenberg, welcher durch ein von dem westli-
chen Abhang des Beschtau herablaufendes Joch mit dem-
selben zusammenhängt, zwölf Werst nördlich von Piätigorsk
gelegen ist, und in mehreren schönen und geräumigen Ge-
bäuden nicht blos Bäder, sondern auch "Wohnungen zur
Aufnahme von Fremden enthält.
Die sechs hier entspringenden warmen Mineralquellen
werden mit den Nummern: 1, 2, 3, 11, 12 und 13 be-
zeichnet und nur zum Baden benutzt ; einige Werst von
diesen entfernt entspringen noch sieben andere, von küh-
lerer Temperatur, unterschieden durch die Nummern: 4, 5,
Xxxx 2
1418
6, 7, 8, 9 und 10, welche aber, mit Ausnahme von No. 8,
welche man trinkt, nicht benutzt werden.
Sämmtliche Mineralquellen scheinen sich nur durch ihre Tempe-
ratur und durch ihren bald grösseren, bald geringeren Gasgehalt zu
unterscheiden ; sie entspringen aus Trachjt, enthalten daher kohlen-
saures Natron, aber weniger Kohlensäure, als die vorigen Mineral-
quellen.
Ihr Wasser ist hell und durchsichtig-, von einem zu-
sammenziehenden, eisenhaften, wenig- salzigen Geschmack.
Die Mineralquelle No. 2, welche einen von Eisenoxjd gelb-
gefärbten Kalksinter absetzt, hat 31° R. Temperatur,
1,0025 specif. Gewicht bei 14,5° R. , — die Mineralquelle
No. 8, welche am weitesten von dem Etablissement ent-
fernt liegt, ist von nicht sehr bedeutendem Zuflufs, aber
es steigen aus dem gemauerten Bassin der Quelle von Zeit
zu Zeit einzelne Blasen von Kohlensäure auf; ihre Tem-
peratur beträgt 12° R. und das specif. Gewicht bei 14,5° R.
1,0027.
In sechzehn Unzen Wasser enthält nach Herrmann:
Quelle Nr. 2.: Quelle Nr. 8.:
0,3786 Gr. . 0,2166 Gr.
8,5294 — . 9,2452 —
1,5260 — . i,3647 —
2,5805 — . 2,9791 —
0,4224 — . 0,2112 —
4,1011 — . 6,2469 —
0,0338 — . 0,0829 -
1,0153 — . 1,1036 —
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Kohlensaures Natron
Chlornatrium . *
Kieselerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eiseuoxydul
Kohlensaure Talkerde .
18,5871 Gr. 21,4502 Gr.
Kohlensäure 1,156 Kub.Z. 2,570 Kub.Z.
Stickgas 0,019 — . 0,023 —
Sauerstoffgas 0,003 — . 0,004 —
Neljubin hat von den alkalisch-salinischen Thermen
des Eisenberges No. 1 — 10 analysirt; von diesen hat nach
ihm No. I. 33° R., No. III. 31° R., No. IY. 12° R., No. V.
26° R., No. YI. 29° R. und in sechzehn Unzen enthält:
Nr.I. Nr. III. Nr. IV.
Schwefelsaures Natron . . 7,066 6,533 1,333 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde .... 0,133 0,133 —
Chlornatrium .... 4,000 3,600 1,600 —
1419
Kohlensaures Natron .
Kohlensaure Talkerde ,
Kohlensaure Kalkerde,.
Kohlensaures Eiseuoxydul
Kieselerde
Extractivstoff
2,133
0,773
4,333
0,223
0,666
1,SC6
0,400
5.666
0,223
0,333
Kohlensaures Gas
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde .
Chlornatrium
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde .
19,194 1,8754
11,00 16,66
Nr.V.
8,533 Gr.
0,666 —
3,333 —
1,066 —
0,533 —
4,466 —
0,264 —
1.333 —
l,CO0Gr.
0,533 —
1.200 —
0,133 —
0,666 —
0,666 -
7,264 Gr.
7,466 Kub.Z.
Nr. VI.
4,533 Gr.
0,S00 —
5,333 —
1,600 —
1,066 —
5,466 —
0,264 —
1,200 —
20,194 Gr. 20,262 Gr.
Kohlensaures* Gas .... 13,33 Kub.Z. 15,00 Kub.Z.
Die kühleren Quellen am Eisenberge sind nach Herr-
mann's Analyse den, geringe Menge Ersen und Natron
enthaltenden Sauerwässern beizuzählen, — während sich
die wärmeren dagegen ihrer chemischen Beschaffenheit
nach am passendsten mit den Töplitzer Thermen verglei-
chen lassen,
c. Die Mineralquellen am Kumgara, einem
isolirten Trachytkegel, welcher, der nördlichste und niedrig*
ste unter den, den Beschtau umringenden Kegelhergen, sich
zwanzig Werst von Schelesnawodsk aus der Steppe er-
hebt, entspringen in der Nähe desselben am Abhänge ei-
ner niedrigen Hügelkette aus verhärtetem Schieferthon.
Ueber die Hauptquelle bat man ein Schilfhäuschen gebaut und
in das Gestein, aus dem sie entspringt, eine wannenförmige Vertie-
fung eingehauen, so dals man sie zum Baden beuutzen könnte, wenn
die Umgebungen in der von Nagayen und Tscherkessen bewohnten
Einöde nicht so unsicher wären, dafs man es nicht wagen darf, ohne
grofse Bedeckung sich über INacht bei der Quelle aufzuhalten.
Das Mineralwasser ist geschöpft vollkommen klar, im
Bassin erscheint es grünlich, hat die seifenartige Beschaf-
fenheit der Lösungen des einfach kohlensauren Natrons
1420
und einen starken Geruch nach Schwefelwasserstoffgas. Es
setzt keinen Sinter, aber sehr viel Glairine (Anglad a's)
ah, auch entwickeln sich in dem Bassin der Hauptquelle
viele, gröfstentheils aus Stickstoff bestehende Gasblasen.
Dieselbe hat die Temperatur von 24,5° R. , ihr specif. Ge-
wicht beträgt 1,00125 bei 14,5° R. — In sechzehn Unzen
fand Herrmann:
Schwefelsaures Natron 0,7010 Gr.
Chlornatrium 5,0860 —
Schwefelnatrium 1.3290 —
Kohlensaures Natron 3,9510 —
Kieselerde , 0,2400 —
Kohlensaure Kalkerde . . . . 0,2412 —
Kohlensaure Talkerde 0,0427 —
Kali geringe Menge
Glairine geriuge Menge
Brom Spuren
11,5909 Gr.
Freie Kohlensäure 0,069 Kub.Z.
Stickgas 1,236 —
Das Mineralwasser gehört mithin zu den seltneren, die einfach kohlen-
saures Natron in ihrer Mischung enthalten. Sein Gehalt an hydrothionsau-
rem Natron ist sehr beträchtlich und übertrifft den aller übrigen Schwe-
felquellen am Kaukasus; auch zeichnet es sich durch einen geringen
Bromgehalt aus. Alle diese Eigenschaften versprechen grofse medi-
zinische Wirkungen. Die Tscherkessen und Nagayen der Umgegend
benutzen die Quellen wegen ihrer seifenartigen Beschaffenheit zum
Reinigen der Wäsche.
d. Die Mineralquelle zu Kislawodsk oder
die Narzanquelle. Der Badeort dieses Namens liegt
schon in dem Jurakalk des Kaukasus 2374 F. über d. M.,
südlich vierzig Werst von Piätigorsk in einem baumleeren
Thale, welches von schroffen, eigenthümlich gestalteten
Felswänden und Bergabhängen umschlossen wird. Die ein-
zige Mineralquelle, welche hier entspringt, ist nicht blos
sehr reich an Gas, sondern auch so mächtig, dafs ihr Ab-
flufs einen Bach bildet, — die Tscherkessen und Abäsen
nennen sie Narzan („Heldengeist," oder nach J. v. K 1 a p -
roth „Göttertrank"). Man hat sie in einem sechsseitigen
1421
hölzernen Bebälter gefafst, an dessen Wänden sich mit der
Zeit eine geringe Menge Eisenoxyds, aber kein Kalksin-
ter absetzt. Sie entspringt aus Kalksteingerölle , mit
dem das Thal angefüllt ist, und unter welchem Jurakalk
liegt, und scheint viel weifsen Kalksintcr abgesetzt zu ha-
ben; Herr mann vermuthet, dafs die Mineralquelle früher
heifs gewesen sei.
Das Wasser ist von angenehm säuerlichem Geschmack,
hat die Temperatur von 11° R., das specif. Gewicht 1,0030
bei 14,5° R. und wird als Getränk und Bad benutzt.
In sechzehn Unzen fand Herrmann:
Schwefelsaures Kali
Chlormagnesium . . ,
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaures Natron
Kieselerde .
Phosphorsaure Thonerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul .
Kohlensaure Talkerde .
Kohlensaures Manganoxydul
Kohlensäure ,
Stickgas
SauerstofTgas
0,09216 Gr.
1,98120 —
0,71268 —
4,41446 —
0,11673 —
0,00461 —
8,41728 —
0,02688 —
0,31104 —
0,04915 —
16,12619 Gr.
5,036 Kub.Z.
0,008 —
0,002 —
Die an Kohlensäure reiche Mineralquelle gehört zu den glauber-
salzhaltig-erdigen Wassern und zeichnet sich besonders auch durch
das aufserordentliche Vorherrschen des kohlensauren Kalkes aus, wel-
cher 8,4 Gr. aus der Gesammtsumme der festen Bestandtheile von
16 Gr. bildet. Da ein an kohlensaurem Kalke so reiches Wasser un-
ter den bekannten Quellen Westeuropas nicht gefunden wird, veran-
lafste Dr. Vetter die Nachbildung desselben in den Struveschen
Trinkanstalten zu Berlin und stellte Beobachtungen über seine Wirk-
samkeit an. Als auffallendstes Phänomen bei dem Gebrauche die-
ses künstlichen Narzans trat eine ungemeine Erregung der Nieren-
thäti^keit hervor; in einigen Fällen nahm der Urin einen wahrhaft
penetranten ammoniakalischen Geruch an, stets wurde er in bedeu-
tender Menge abgesondert und enthielt die Kalksalze in seinen Nie-
derschlägen. In richtig gewählten Fällen bewies er sich bei Gries-
und Blasenleiden sehr heilsam; aber sein Gebrauch erfordert grofse
Umsicht wegen der starken Reizung der Nieren und der Folgen,
welche diese bei hoher Reizbarkeit der Blase haben kann. — Bei der
in der Nähe des Gebirges in einer grofsartigen Landschaft, deren
1422
Hintergrund die Schneekette des Hochgebirges, aus der sich der Elr
borus hervorhebt, bildet, während nach Norden zu der Blick über die
Berggruppen des Beschtau in die unendlichen Fernen der Steppen sich
verliert und die in Westen und Osten lagernden neblichten Dünste
die Nähe des Schwarzen und Kaspischen Meeres verrathen, gelegene
Quelle wird das Wasser zugleich zum B^dcn benutzt, wozu Vorrich-
tungen nebst Douche- Einrichtungen in zwei Badehäusern vorhanden
sind; wöchentlich geleitet ein Detaschement Soldaten die ankommen-
den und abgehenden Badegäste.
Aufser den bisher abgehandelten Mineralquellen dieser Gruppe
kennt man mehrere, weniger wichtige, Dahin gehören :
a. Ein Eisenw asser am rechten Ufer des Flüfscbens Bere'r
sowa, 15 Werste. von Kislawodsk entfernt, das nach Neljubin's
Untersuchung (1823) die Temperatur von 12° R., das specif. Gewicht
von 1,0073 hat und in sechzehn Unzen enthält:
Kohlensaures Natron ' 0,466 Gr.
Kohlensaure Tälkerde .'.,.. 8,396 —
Kohlensaure Kälkerde , . . , , 0,670 -*•
Chlornatrium ....... 2,000 -r-
Chlormagnesium ...... 0,533 —
Schwefelsaures" Natron ..... 2,000 —
Schwefelsaure Talkerde 1,200 —
Schwefelsaure Kalkerde , 0,133 —
Extractivstoff ....... 0,066 —
Kieselerde ....... 3,733 —
19,197 Gr.
Kohlensaures Gas '. , . . 22,40 Kub.Z.
ß. Die alkalischen Quellen am Laugenberge (Schtsche-?
lotschnaja Gora) in der Nähe des Flusses Bugunta, deren Nelju-
b i n 23 analysirt, C o n r a d i später aber nur 18 aufgefunden hat.
Der Ort, wo sie entspringen, liegt zwischen dem Piquet Sorducofsky
und dem Beschtau und hat das Ansehn eines ausgetreteneu Sees.
Der Boden dieses Kessels ist mit gröfsern und kleineu Steinen ber
legt, welche auf einer schwarzen Schlammerde liegen; in der Nähe,
der Quellen findet sich Kalkmergel, Gneus, lockerer und verwittej>
ter Kalk.
Wir zeichnen unter diesen Quellen aus: Nr. I., eine alkalisch-
salinische von der Temperatur von 16° R. und 1,031 specif. Gewicht,
— Nr. VI., ein alkalischer Säuerling von 14ö R. Temperatur und
1,027 specif Gewicht, — Nr. XIV., eine alkalische Eisenquelle von
17° R. Temperatur und 1,022 specif. Gewicht, und Nr. XXIII., ein
Schwefelwasser von 14° R. und 1,0031 specif. Gewicht. In sechzehn
Unzen Wasser enthält ;
Nr.I : Nr. VI.:
Schwefelsaures Natron . . . 17,060 Gr. . .
Chlornatrium ..... 20,930 — . 2,000 Gr.
1423
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde . . ,
Extractivstoff . . .
Kohlensaures Gas . ,
Schwefelsaures Natron
Chlornatrium . .
Kohlensaures Natron
Kohlensaure Talkerdc
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eiseuoxydul
Kieselerde ,
Extractivstoff
Stinkhaiz . . . .
Kohlensaures Gas . .
Schwefelwasserstoffgas
Unter diesen 23 Quellen verdient hauptsächlich Nr. XXIIL , welr
che am Padkumok, nicht weit von seiner Vereinigung mit dem Flüfs-
chen Baykund sich findet und zuerst von Haas erwähnt wurde, Auf-
merksamkeit. Herrmann untersuchte sie nicht, weil sie nicht ge-
fafst und von wildem Wasser überströmt war. Die übrigen Quellen
kommen um so weniger in Betracht, da ihr Zuflufs so unbedeutend
ist, dafs er keine Benutzung derselben erlaubt : bei den meisten von
ihnen verdunstet in warmen Tagen eben so viel Wasser als zufliefst,
so dafs kaum feuchte Stellen zurückbleiben.
y. Das Bitteriv asser aus dem Flüfschen G ork aj a liets chka
(Bitterflufs) auf dem Wege nach Georgiefsk, hat nach Neljubin's
Analyse die specif. Schwere von 1,040 und enthält in sechzehn Unzen:
Chlornatrium .
8,000 Gr. ' „
26,660 Grf
f 1,333 -r-
1,600 —
11,200 -r-
2,600 —
0,266 -rr,
0,066 —
0,533 —
1,066 —
1,333 —
.
66,655 Gr.
33,992 Gr.
. 3,428 Kub.Z.
17,06 KubrZ,
Nr. XIV.
Nr. XXIII,
, . 8,133 Gr.
1,466 Gr.
. 16,860 —
10,130 —
9,066 —
10,660 —
2,666 —
1,034 —
6,400 —
1,866 —
1,333 —
0,031 —
1,533 —
0,800 —
0,533 —
• . .
• , . . .
1,332 —
46,524 Gr.
27,319 Gr. '
4,560 Kub.Z.
11,420 Kub.Z
.....
. 9,133 -
Uhlormaguesium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Extractivstoff .
20,30 Gr.
12,00 —
49,33 —
24,00 —
13,33 —
1,33 —
120,29 Gr.
Endlich führt Neljuhin noch als von ihm entdeckt an: an den
Grenzen Abasieus am rechten Ufer des Elkoschu eine kohleusauer-
eisenhaltige- und zwischen dem Flusse Euola und dem Ausflusse des
Narsau in die Podkuma eine Schwefelquelle, so wie auf einer
1424
Strecke von 70 Wersten, d. h. von Baralik bis zum Flusse Enoka zu
beiden Seiten der Podkuma gegen 70 Mineralquellen, die aber we-
gen des geringen Gehalts an Wasser und der minder wirksamen Be-
standteile den Hauptquellen des Kaukasus nicht gleich kommen und
daher auch nicht von ihm untersucht wurden.
2. Die Mineralquellen der Terekgruppe
waren früher bekannt als die der Beschtaugruppe : die Pe-
tersquellen wurden von Peter dem Grolsen entdeckt und
besucht, und schon Güldenstädt führt in seiner Reise-
beschreibung noch drei andere Quellen au, welche er Ma-
rienbad, Katharinenbad und Paulsbad nennt. Chemische
Untersuchungen hatte man bisher nur von den Petersquel-
len, die auf Befehl Peters des Grofsen von Dr. Schober
und später, nämlich 1771 von Güldenstädt und 1772
von Falk untersucht wurden; Herrmann analysirte 1829
die Katharinen-, Pauls- und Petersquellen.
Alle Quellen in der Nähe des Terek entspringen dem Abhänge
einer Hügelkette, die aus einem Sandsteine besteht, der zu dem
Eichwald'sclien Küstenterrain gehört und ungefähr eine Höhe von
600 F. über dem Wasserspiegel des Terek erreicht. Diese Hügel-
kette erhebt sich in der Nähe der Vereinigung der Malka mit dem
Terek und läuft in einiger Entfernung an dem rechten Ufer des letz-
tern hin, wurde aber durch die Sunscha, in der Nähe ihrer Vereini-
gung mit dem Terek, durchbrochen und zieht sich von hier aus nach
Süden, iudem sie das rechte Ufer des Assai begleitet. — In der Nähe
der Tschetschensischen und Kumikischen Ortschaften Dewletgereih-
jnrt, Mamakai' -jurt, ßragun und Assai entströmen dieser Hügelkette
Quellen fast kochenden Wassers.
a. Das Katharinenbad^ von Güldenstädt zu
Ehren der Kaiserin Katharina so genannt, richtiger wohl
Katharinenquellen, da nach Herrmann ihnen die er-
forderlichen Einrichtungen zu Bädern fehlen. In einer Ent-
fernung von zwölf Werst bei Soldatskaja-Staniza sieht
man schon den Dampf derselben; einige Werst von ihnen
befindet sich die Redoute Staraja-jurt und der Tschetschen-
sische Ort Dewlet-gereih-jurt.
Am nördlichen Abhänge der erwähnten Sandstein-Hü-
gelkette entspringen ohngefähr 200 F. über dein Spiegel
14^5
des Terek zwei Thermalquellen aus Sandsteinbruchstücken,
und vereinigen sich in einen Bach, welcher sich später in
den Terek ergiefst. Das Wasser scheint jetzt keinen
Kalksinter mehr abzusetzen, dagegen findet sich in dem
Abflüsse des Wassers eine eigenthüinliche pseudo-organi-
sche, der Glairine ähnliche Substanz, welche durch die,
durch die atmosphärische Luft veranlafste, höhere Oxyda-
tion niedergeschlagen wird.
In einem Umkreis von einigen hundert Schritten kom-
men eine Menge von Thermalquellen zu Tage, nach Herr-
in an n hatten neun der westlicheren Gruppe die Tempera-
tur von 45 — 71° R., — acht der östlicheren 43 — 64° 11.
Eine dieser Quellen stürzt sich als 50 hohe Cascade über einen
Kalksinterfelsen, viele der kleinen Tschetschensischeu Mühlen mit ho-
rizontalen Wasserrädern treibend, während in einiger Entfernung, wo
das Wasser etwas abgekühlter ist, zahlreiche Gruppen kahlköpfiger
Muselmänner zu baden pflegen.
Das Wasser ist in allen Quellen von gleichem Gc-
schmacke, dem einer schwachen Auflösung hydrothionsau-
rer Alkalien ähnlich; ihr specif. Gewicht beträgt 1,0010
bei 14,5° R. Hinsichtlich ihres chemischen Gehaltes schei-
nen sie nur in Bezug auf ihre gröfsere oder geringere Menge
Hydrothionsäure zu variireu.
Die Hauptquelle der westlicheren Gruppe, welche die
Temperatur von 65° R. hatte, enthielt nach Herr mann in
sechzehn Unzen:
Schwefelsaures Natron .
Phosphorsaures Natron .
Kohlensaures Natron
Chloruatrium .
Schwefelnatrium
Kieselerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Kali ....
Schleimige Substanz
Kohlensaures Gas
Stickstoff
3,2450 Gr.
0,0660 —
2,5720 —
1,0590 —
0,0650 —
0,16S0 —
0,2101 —
0,0908 —
geringe Menge
geringe Menge
7,4819 Gr.
0,066 Kub.Z.
0,013 —
1426
b. Die Paulst/uelten^ von Güldenstädt Pauls-
bdd genannt. Man gelangt zu ihnen, wenn man von der
Festung Grosnaja an der Sunscba bei ruhigen Zeiten un-
ter Bedeckung von einigen Compagnien Infanterie nord-
westlich über Bergtheerquellen reist, von denen noch sechs
Werste nördlich entfernt die Paulsquellen dem südlichen
Abhänge der Terek-Sandsteän-Hügelkette , bei der Tschet-
schensischen Ortschaft Mamaka'i-jurt unmittelbar aus Sand-
stein entströmen und einen Bach bilden, welcher in den
lockern Mergel, der den Fufs der Sandsteinkette überla-
gert, eine steile Schlucht gegraben hat und sich später in
die Sunscha ergiefst.
Die Quellen sind zahlreich und in zwei Gruppen ver-
theilt, die in einem Umkreise von einigen hundert Schritt
ten liegen. Die Temperatur der wasserreichsten variirt
zwischen 32,75 — 59° R. ; mit dem Wasser strömen, eben
so wie bei den Katharinen- und Peters -Quellen, Spuren
von Steinöl und wenig Gas hervor; in dem Abflufs des
Wassers bemerkt man fasrige Glairine, aber keine Spur
von Sinter.
Die am westlichsten gelegene Hauptquelle hat nach
Herrmann die Temperatur von 59° R. , das specif. Ge-
wicht von 1,0015 bei 14,5° Ft., entwickelt beim Kochen
wenig Gas und enthält in sechzehn Unzen Wasser:
Schwefelsaures Natron
Phosphorsaures Natron
Chlprnatrium .
Schwefelnatrium .
Kohlensaures Natron
Kieselerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kali
Glairine
4,6160 Gr.
0,0710 —
1,0930 —
0,1216 —
4,1180 —
0,1083 —
0,1424 —
0,0572 —
geringe Menge
10,3275 Gr.
0,062 Kub.Z.
0,027 —
Die oben erwähnten Bergtheerquellen liegen in einem buchi
tcuartigen Thale einer niedrigen Mergel- Hügelkette, die sich in den
Kohlensaures Gas
Stickstoff
1427
Umgebungen von Gros na ja erhebt und von da aus, nach Westen
zu, mit der mehrerwähnten Sandstein -Hügelkette des rechten Terek-
ut'ers parallel läuft. Der Bergtheer quillt, von wenig, Eisenvitriol ent-
haltendem, Wasser, aber ziemlich lebhafter Gasentwickelung beglei-
tet, aus einem zerreiblichen Mergelschiefer in 6, mehrere Arschinen
tiefen, Gruben hervor: die Hauptquelle liefert täglich 4S Wedro Theer.
Die Temperatur des Theers wechselt in den verschiedenen Gru-
ben zwischen 7,5 und 8,5° R. Das Gas, welches mit dem Theer
der Erde entströmt, besteht in 100 Vol. aus 17 Vol. Kohlensäure und
83 Vol. Kohlenwasserstoffgas. Bei der Destillation liefert der Theer
Steiuöl, als Residuum bleibt Bergpech.
c. Die P "et ers quellen, welche von dem Tschct-
schensischen Orte Bragun, der zwischen dein Terek und
der Sunscha nahe bei der Vereinigung beider Flüsse
liegt, in südwestlicher Richtung sechs W erste entfernt sind,
entspringen auf dem linken Ufer des Terek am nördlichen
Abbang der viel erwähnten Sandstein -Hügelkette, welche
sich von den Pauls- und Katharinen-Quellen aus ununter-
brochen bis hierher erstreckt, und bilden einen Bach, der
sich nach einem Lauf von zwei "Werst in den Terek ergiefst.
Sie sind die heifsesten am Kaukasus : die Hauptquelle bat
die Temperatur von 7*2,5° R., die andern sind kühler, und
das speeif, Gewicht von 1,0010 bei 14,5° R.
Der Sinter, welchen das Wasser absetzt, ist locker und
von einer pseudo-organischen Substanz gelb gefärbt, wel-
che Farbe mit der Zeit in Roth übergeht ; mit dem Wasser
strömt wenig Gas und von Zeit zu Zeit Spuren von Steinöl
hervor.
Sechzehn Unzen des Wassers der Hauptquelle enthalten
nach Herr mann:
Schwefelsaures Natron 4,7220 Gr.
Kohlensaures Natron
Chlornatrium .
Schwefelnatrium
Kieselerde
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kali
2,9310 —
2,13S0 —
0,3890 —
0,übS5 —
0,4759 —
0,0343 —
. geringe Menge
Pseudo- organische Substanz) '
10J5S7 Gr.
1428
Kohlensaures Gas 0,070 Kub.Z.
Stickstoff ........ 0,013 —
d. Die Marienquellen entströmen in der Gegend
von Assai derselben Sandstein-Hügelkette, als die Peters-
quellen, und kommen mit diesen auch hinsichtlich ihrer
physischen und chemischen Eigenschaften überein.
Die Quellen der Terek-Gruppe zeigen mithin grofse
Uehereinstämmung. Sie sind durchgängig sehr heifs, ent-
halten sehr wenig feste, noch weniger gasförmige Bestand-
theile und werden am meisten durch geringe Mengen von
Schwefelnatrium und eigentümliche pseudo-organische Sub-
stanzen charakterisirt. Diese Armuth an Bestandtheilen
und der Umstand, dafs der wirksamste unter diesen, das
Schwefelnatrium, noch aufserdem zersetzt wird, ehe das
Wasser zum Gebrauch dienen kann, da die Quellen zu
heifs sind, um in dem aus der Erde strömenden Zustande
gebraucht werden zu können, läfst im Allgemeinen keine
grofse medizinische Wirksamkeit von den Quellen dieser
Gruppe erwarten.
In Bezug auf die chemische Constitution der Mineral-
quellen des Kaukasus sind nach Conradi vier Klassen
zu unterscheiden :
1. Die Schwefelthermen, welche in allenden Fäl-
len angewendet werden, in welchen alkalisch-muriatische
Schwefelthermen indicirt sind ; namentlich werden sie em-
pfohlen bei: hartnäckigen Hautkrankheiten, — Scropheln,
Rhachitis, — Gliederschwamm, — Lähmungen, Contrac-
turen, Steifigkeit der Glieder, — alten Geschwüren und
Fisteln, — Rheumatismus und Gicht, — Hämorrhoidal-
krankheiten und Unordnungen der Menstruation, — Stok-
kungen in den Eingeweiden, — venerischen und Mercurial-
krankheiten, — chronischen Nervenkrankheiten von Stok-
kungcn, rheumatischen , gichtischen oder psorischen Ursa-
chen entstanden, — Blei- und Arsenik-Vergiftungen.
2. Die Eisenquellen, am häufigsten als stärkende
Nachkur benutzt, werden auch empfohlen bei: allen Ner-
1429
venkrankheiten von reiner Schwäche, — Bleichsucht,
Amenorrhoe, — Folgen der Onanie, — Scropheln und
Rhachitis, — Wassersucht von reiner Schwäche, — chro-
nischem Durchfall, Windsucht, schwacher Verdauung-, —
Schleimflüssen, Fluor albus, Tripper, — Unfruchtbarkeit,
Abortus aus reiner Schwäche, — Krankheiten der Harn-
blase und männlichen Geschlechtstheile aus reiner Schwä-
che, — Folgen von äufsern Verletzungen.
3. Die Narzanquelle, welche nicht blos als Nach-
kur empfohlen, sondern auch sehr gerühmt wird bei Krank-
heiten der Verdauungswerkzeuge von Schwäche, Verschlei-
mungen, Hypochondrie, Stockungen im Leber- und Pfort-
adersystem, Hämorrhoiden, — Leiden des Uterinsystems,
Anomalien der Menstruation, Fluor albus, — chronischen
Krankheiten der Nieren und Harnblase , namentlich Harn-
gries und Schwäche der Blase atonischer Art (vergl.
S. 1421).
4. Die alkalischen Quellen werden vonConradi
für passend erachtet bei: Atrophie der Kinder, — Neigung
zu Säurebildung, Sodbrennen, — schleimiger und scrophu-
löser Lungensucht, — Hysterie und Hjpochondrie mit Ver-
schleimung und Stockung der Eingeweide des Unterleibes,
— Gelbsucht, fehlerhafter Beschaffenheit der Galle, Gal-
lensteinen, — Schwindel, Brausen vor den Ohren, bedingt
durch Stockungen im Unterlcäbe, — Plethora des Unterlei-
bes, Stockungen im Pfortadersystem, — Milchversetzungen.
J. A. G ül d ens täd t's Reisen durch Rufsland und die Kauka-
sischen Gebirge; herausgegeben von P. S. Pallas. St. Petersburg.
Bd. I. 1787. S. 198. 456. Bd. II. 1791. S. 17.
Pallas, Bemerkungen auf einer Reise in die südl. Statthalter-
schaften des russ. Reichs in den Jahren 1793 u. 1794. Leipzig Bd. I.
1799. Bd. II. 1801.
Schober in Sammlung russ. Gesch. Bd. IV. S. 157.
J. Reiuegg's allgemeine historisch- topographische Beschrei-
bung des Kaukasus, herausgeg. von F. E. Schröder. Gotha u. St.
Petersburg. Bd. I. 1796. Bd. II. 1797.
On the Caucasian Waters in: Till och, philosophical Magazine.
Vol. XXVII. Nr. 106. March. 1807. p. 127.
1430
Fr. Jos. de Haas, ina visite aux eaux d' Alexandra en 1(309
et 1810. Moscou 1811.
Jul. Klaproth's Reise in den Kaukasus und nach Georgien.
Halle und Berlin 1812. Bd. I. S. 487.
— — geographisch -historische Beschreibung des östlichen
Kaukasus. 1814. S. 19.
Kimme!, lettres (jcrites dans un voyage de Moscou au Citu-
case. Moscou 1812.
M. v. Engelhardt und Fr. Parrot, Reise in die Krim und
den Kaukasus. Berlin 1815. Th. I. S 112.
W. Freygang's Briefe über den Kaukasus, übers, von Struve.
Hamburg 1817. S. 186.
G. Körner in: Russ. Sammlung für Natur und Heilk., heräusg-
von Crichton etc 1816. Bd. I. St. 1, S. 61. St. 3. S. 481.
A. N. Seh er er, Versuch a. a. 0. S. 43 — 54. 58 — 61. 127—147.
192. 206. 208.
Fr. Conradi, medizinische Annaleu der Kaukasischen Heilquel-
len. Erster Jahrgang. Moskau 1824.
A. Neljubiiij vollständige historische, medico- topographische,
physico -chemische und medizinische Beschreibung der Kaukäsischen
Mineralwasser. St. Petersburg 1825. (in russ. Sprache )
— — in: Kastner's Archiv für die gesammte Naturlehre.
1828. Bd. XIII. S. 455 ff. Bd. XIV. S. 1 ff. 59 ff.
FSrussac, Bulletin des sc. med. T. VIII. p< 378;— T. XI.
p. 168; — T. XIII. p. 280; — T. XXII. (1830) p. 121. 125.
R. Herrmann in Poggen dorff's Annalen der Physik u. Che-
mie. 1831. Bd. XXII. S. 344 ff.
A.Vetter in: Hufeland's Journal der prakt. Heilk. 1837.
Bd. LXXXV. St. 1. S. 82.
F. Simon, die Heilquellen Europa^s. S. 116.
Karl Koch, Reise durch Rufsland nach dem kaukasischen Isth-
mus in den Jahren 1836 — 1838. Stuttgart und Tübingen 1842.
Hieran schliefscn sich in Dagestan:
Das Schwefelbad bei Tarki, 15 Werste südlich von dieser
am Westufer des Kaspischen Meeres, südlich von der Mündung des
Terek gelegenen Stadt, liegt in einem grofsen Thale und kündigt sich
durch seinen Schwefelgeruch schon aus der Ferne an Das Was-
ser, welches aus Tertiärkalk hervorquillt, fliefst in ein grofses, aber
nur einen Fufs tiefes Bassin, hat die Temperatur von 10° R., schmeckt
nach faulen Eiern und zugleich etwas salzig. Eichwald empfand nach
dem Baden auf der Haut ein unangenehmes Jucken und Prickeln, wie
sonst nie so heftig nach andern Schwefelbädern; er hält es daher
für sehr wirksam, doch fehlt es, aufser an Sicherheit vor Ueberfäl-
len der Lesghinen, auch an alleu Vorkehrungen zu seiner Benutzung.
Das
1431
Das Schwefelbad bei Derbend, einer etwas südlicher als
Tarki am Meere gelegenen Stadt, liegt nordwärts auf dein Wege
nach Tarki hin zwischen dem mittleren und grofsen Usmeika-Flusse,
auf ebenem Boden, umgeben von grofsen salzigen Morästen. Es ist
mittelmäfsig warm, nicht sehr schweflicht und wird von den russischen
Beamten und Officieren Derbends weit mehr als das vorige, beson-
ders gegen Hautkrankheiten und Gicht benutzt. Eine fast schon zer-
fallene steinerne Mauer um das Bad ist erneuert und verschönert
worden.
Endlich mag hier noch des einigen Feuers, der Schlamm-
vulkane, der N 'ophtha quellen und der Salzseen bei Baku
erwähnt werden.
Das ewige Feuer oder das grofse Feuer, bei den Eingebor-
nen Atescligah, d. i. Feuerorte, genannt, befindet sich 15 Wcrste
ostnordöstlich von der Stadt auf der Abscheronschen Halbinsel, l'/t
Werst von den weifsen Naphthagruben zwischen den Dörfern Ssara-
chani und Emir Hadschan, in einem Kloster feueranbetender Hindus,
in dessen Hof sich eine viereckige Halle mit vier Röhrenpfeüern er-
hebt, aus denen grofse weithin die nächtliche Gegend erhellende Flam-
men hervorbrechen; am Boden brennen eine Menge ähnlicher Flam-
men aus Kalksteinbodeu, eben so in den Zellen der hier lebenden in-
dischen Mönche und aufser dem Kloster. Es wird durch ein brenn-
bares Gas hervorgebracht und unterhalten, das ein (vielleicht gekohl-
tes) Wasserstoffgas ist, welches in der Tiefe ausgeschieden, durch
allerlei Spalten und Oeffnungen des kalkigen Bodens emporsteigt und
bei Annäherung einer Flamme sich gleich entzündet und unaufhörlich
fortbrennt. Es ist geruchlos, wenn es aus dem Felsen hervordringt,
zeigt keine fühlbare Wärme, erregt keine besonders merklichen Be-
schwerden beim Einathmen, ist leichter als die atmosphärische Luft,
denn es sammelt sich an der Decke des Zimmers an, und mischt
sich nicht mit Wasser, wie etwa Schwefelwasserstoffgas, sondern
kann unter Wasser aufgefangen werden, und zeigt bei seinem Her-
vordringen aus den Erdritzen durchaus keine höhere Temperatur als
die das Gas umgebende atmosphärische Luft; seine Flamme ist gelb-
lich-weils, beim Auslöschen derselben bemerkt man keine Rauchwolke,
und, mit atmosphärischer Luft entzündet, bildet es Knall -Luft.
Aufser diesem Hauptfeuer giebt es auch kleine, westlich von
Baku, die aber in jedem Jahre durch Regen oder Schnee ausgelöscht
werden. Die Temperatur des hier ausströmenden Gases beträgt 12° C,
Die Bestimmung des Alters, in der man das ewige Feuer zuerst
bemerkt hat, ist schwierig : wahrscheinlich brannte die Flamme schon
im grauen Alterthum, mit Gewifsheit ist anzunehmen, dafs sie schon
vor 900 Jahren brannte.
Die Schlammvulkane in der Gegend von Baku befinden
sich theils auf dem festen Lande, theils auf einigen Inseln an der
Küste, unter denen die Schweinsinselu (Sswinoi) hervorzuheben sind,
III. Theil. Yvyy
1432
welche ganz und gar mit Schlammvulkanen bedeckt sind. Dies sind
kleine Lehmhügelchen, die allmählich von unten nach oben empor-
steigen und sich bis auf 2 — 5 Fufs erhöhen, dann aber zusammen-
fallen oder platzen und nach den Seiten herabfallen. Wenn sich ein
HÜgelchen bildet, entsteht ein eigentümliches Geräusch, vielleicht
durch das Verdampfen des Wassers durch einen dem Sieden ähnli-
chen Procefs erzeugt. Naphtha hat sich überall Kanäle oder Rinnen
ausgewaschen, durch die sie hervorquillt; sobald ein Hügelchen platzt
und umfällt, fliefst gleich die Naphtha hervor, so dafs sie wahrschein-
lich eine Hauptrolle dabei spielt und man diese sogenannten Schlamm-
vulkane eher Naphtha Vulkane nennen könnte.
Andere Schlammvulkane finden sich beim Dorfe Jokmali, 14
Werste westlich von Baku, wo sich am 27. Nov. 1827 ein Ausbruch
thonigen Schlamms ereignete, — ferner eine wirkliche Salse süd-süd-
westlich von Baku, 15 Werste vom Meere, auf einem Berge von
runder Gestalt, der ganz mit vulkanischem Schlamm und einer gro-
fsen Anzahl kleiner Thonkegel von etwa 20 F. Höhe bedeckt ist, —
die Salsen, welche flüssigen Schlamm auswerfen, auf einem Hügel
beim Dorfe Balkhany, 12 Werste westlich von Ateschgah, im Ge-
biet der schwarzen Naphthabrunnen. Das sich aus ihnen entwik-
kelnde Gas brennt, wenn es angezündet wird, mit derselben Flamme,
wie die grofsen Feuer.
Merkwürdig ist es, dafs, sowie hier an dem südöstlichen End-
puncte des kaukasischen Alpenkammes auf der Halbinsel Abscheroa
und an der ganzen Meeresküste von Baku nach Ssallian und auf den
Inseln des Meeres sich Schlammvulkane und Naphthaquelren in unend-
licher Menge finden, dieselben Erscheinungen an dem nordwestlichen
Endpuncte desselben Alpenkammes, hier wie dort an der flachen Mee-
resküste, wo das ältere Gebirge aufhört und nur neuere Formationen
die Niederungen einnehmen, auf der Halbinsel Kertsch und der Insel
Taman (vergl. S. 13H1) vorkommen.
Der Boden um den Ort herum, dem das ewige Feuer entströmt,
besteht aus einem Muschelkalkstein der Tertianzeit, je weiter man
nordwärts zu den Naphthaquellen kommt, desto mehr verschwin-
det der Kalkstein und mau sieht eine schwärzliche Thonerde herr-
schen, welche ganz von der Naphtha durchzogen ist. Die Naphtha-
gruben sind hier sehr zahlreich und von verschiedener Tiefe. Die
schwarze Naphtha findet sich in weit gröfserer Menge als die weifse
auf der Halbinsel Abscheron und den nahegelegenen Inseln; ist sie
dünn, so erscheint sie grüner von Farbe als die dickere, welche
schwärzer ist: die beste dünne Naphtha zeigte am Aräometer 185/3Ö,
die schlechte und dabei dickste 11°; die grüne dünnere findet sich zwi-
schen den Dörfern Balachani und Armanibulochi oder Ssapuntschi, auf
deraiittlern Schachschen Landzunge und in der Nähe des ewigen Feuers,
und endlich in der Umgebung des Dorfes Binogadi: 109 Brunnen sind in
jenen Gegenden erbaut, um sie zu gewinnen. Die schwarze dickere
Naphtha findet sich vorzugsweise bei den Dörfern Bachtsche und
Schubani, aber nur in unbedeutenden Tiefen ; die weifse nur an cfr
1433
nem Orte, etwa t*/., Werst vom Dnrfe Ssaraclian entfernt, wo 16
Brunnen, um sie zu gewinnen, errichtet sind. Ans allen Brunnen
werden jährlich 243,600 Pud schwarzer, aher nur 8U0 Pud weifser
Naphtha gewonnen.
Das Wasser, welches mit der Naphtha erhalten wird, ist von
brauner Farbe und bitterem Geschmack, mitunter enthält es aber auch
eine so grofse Menge Salz, dafs dies während der Sommerhitze dar-
aus niedergeschlagen wird. In andern Brunnen dringt mit der Naph-
tha mit grofser Heftigkeit ein Gas hervor, Kohlenwasserstoffgas oder
Kohlengas, oder selbst reines Wasserstoffgas, wie am ewigen Feuer,
das sie in eine kochende Bewegung versetzt.
Andere Naphthagruben finden sich auf der südwestlichen Seite
von Baku, vorzüglich auf der mittlem Scheikhschen Landzunge, etwa
4'/2 Werste von Baku auf einem Boden, der aus gelblichem Kalk-
stein mit Muschelschaalen besteht. In 22 Brunnen wird hier eine
schwarze Naphtha gewonnen. Viele Naphthaquellen befinden sich
auch im Meere und auf den Inseln.
Endlich finden sich auf der Halbinsel Abscheron viele Salzseen,
welche eine so grofse Menge Salz liefern, dafs man dies nicht nur
in die benachbarten Provinzen Schirvan, Dagestan, Tabisch, sondern
auch weit nach Persien verführt. Alle Salzseen könnten jährlich
566,000 Pud Salz liefern, aber man gewinnt wegen geringen Absatzes
jährlich nur 160,000 Pfund, und auch diese nur aus den beiden Haupt-
seen, dem Massasir und Suh. Alle Salzseen verbreiten nach Eich-
wald einen Veilchengeruch; in einigen zeigt das Wasser vor dem
Niederschlage des Salzes eine röthliche Farbe und enthält eine grofse
Menge Eisenoxyd, das sich an niedern Stellen zusammt dem Salze
niederschlägt und ihm eine röthliche Farbe giebt.
Poggendorff's Annalen. Bd. XXIII. (1831) S. 297 ff.
Ed. Eichwald, Reise auf dem Caspischen Meere und in den
Caucasus. Bd. I. Stuttgart und Tübingen. 1834. S. 85. 139. 184. 195.
224. 232.
Yyyy 2
B. Die Heilquellen des Königreichs Polen.
ie Mineralquellen von Busk oder Busko
liegen mit der dazu gehörigen Brunnen- und Badeanstalt
2 Werst südlich von diesem in der Krakauer Woiewod-
schaftim Stopnicer Kreise gelegenen und von Warschau 33,
von Krakau 10, von Kielce 6 Postmeilen entfernten Städt-
chen auf einer heitern, gesunden Hochfläche, welche in
geringerer, und gröfserer Entfernung von Bergen, selbst
bedeutenden Gebirgsketten, besonders nach der südwestli-
chen Seite, umgeben ist.
In geognostischer Beziehung ist bemerkenswerth, dafs
in der Umgegend unweit Wislica östlich Gypsberge, eine
halbe Meile südöstlich von Wislica in Czarkowo (2| Meile
von Busko) eine Schwefelgrube und in einer Entfernung
von \\ Meile von Busko südwestlich bei dem Dorfe Sko-
rocice krystallinische Gypsgebirge sich befinden , welche
schöne, an mehreren Stellen mit Wasser angefüllte Grot-
ten und Höhlen enthalten.
Die Nachsuchungen, welche man früher im Königreiche Polen,
um Kochsalz aufzufinden, anstellte, leiteten die Aufmerksamkeit der
Regierung auch auf diese reichlich fliefsendeu Quellen, welche in-
dessen bei ihrer geringen Ausbeute an Kochsalz wieder vernachläs-
sigt wurden. Erst seit dem Jahre 1824, nachdem mehrere auftauende
Kuren mit diesem Mineralwasser bekannt geworden, fing man an, die
Heilkräfte desselben mehr zu würdigen, und seitdem ist durch Bau-
1435
ten und andere Einrichtungen zur Benutzung des Wassers und zur Be-
quemlichkeit der Kurgäste so viel geschehen, dafs sich hier ein viel be-
suchter, auch mannigfaltiger geselliger Zerstreuungen und Annehm-
lichkeiten keineswegs entbehrender, eleganter Kurort erhoheu hat,
der bereits im J. 1833 von mehr als 300 Familien, im J. 1834 aber
' von 1000 Kurgästen besucht wurde. Die Gesellschuft, welche Busko
vorläufig auf '25 Jahre gepachtet hat, ist unausgesetzt bemüht, dieses
junge Etablissement ähnlichen Instituten des Auslandes an die Seite
zu stellen. Auch ist eine Armen -Austalt für unbemittelte Kurgäste
unter dem Namen des „heiligen Nikolaus" gegründet.
Die drei hier entspringenden Quellen sind an Wasser
überaus reichhaltig- und scheinen unter einander in genauer
Verbindung zu stehen. Die Hauptquelle ist 12 Ellen tief
und liefert in einer Stunde 725 Garniec (1 Garniec j= 2.89
Kub. Z.) Wasser. Dasselbe perlt,, ist durchaus klar, hat
einen starken hepatischen Geruch und einen salzig-bitter-
lichen, unangenehmen Geschmack, die Temperatur von
ll9 R. (nach W ern er 9—9,5° R.) und das speqif. Gewicht
bei mittlerer Temperatur von 1013,780.
Dem Einflufs der atmosphärischen Luft ausgesetzt, trübt es sich
schon nach Verlauf einer halben Stunde; sein Geschmack wird äu-
fserst unangenehm und es verbreitet einen durchdringenden Geruch
nach faulen Eiern. Dieser Geruch verliert sich nach 48 Stunden ganz
und das Wasser erhält seine ursprüngliche Klarheit wieder. Durch
das stufenmäfsige Wärmen werden die in dem Mineralwasser enthal-
tenen Gasarten zwar verflüchtigt, aber bei einer Erhöhung der Tem-
peratur bis selbst auf 74° R. reagirt das Schwefelwasserstoffgas
noch, wenn gleich in geringer Menge.
Die Hauptquelle ist mit einer viereckigen Einfassung vou eiche-
nen Bohlen versehen und mit einer geschmackvollen, auf dorischen
Säulen ruhenden, oben mit einer Kuppel versehenen Rotunde um-
mauert. Die vordere Abtheilung der Rotunde ist zur Füllung der
Trinkbecher der Kurgäste bestimmt, in der, hintern befindet sich eine
Vorrichtung zur Eutuehmung des Wassers zu Bädern. Die Trinkbe-
cher werden aus einer hölzernen, mit einem Krahne versehenen Röhre
gefüllt, das überfliefsende Wasser fällt in eine unter jener Röhre
augebrachte Marmorschaale.
Nachdem in dem Mineralwasser bereits vom Professor
Sawiczewski Jod nachgewiesen war, wurde dasselbe
1830 von Werner und 1831 von Heinrich chemisch un-
tersucht. Hiernach enthält dasselbe:
1436
nach Werner nach Heinrich
in 22452 Gr. Med. in 9 Pfd. l4*/« , Lth. Polu.
Gewicht: Gewicht:
Jodmagnesium t , . 1,35 Gr. , . 2,950 Gr,
Chlormagnesium . . 8,?7 — , , 41,250 —
Schwefelsaure Talkerde . 29,30 — . , 172,720 —
Kohlensaure Talkerde . . . . . . 2,480 —
Chlornatrium . . . 154,26— , . 692,500 4-
Kohlensaure Kalkerde . 3,81 — , . 3,520^.
Schwefelsaure Kalkerde "•. 26,94-^ , , 82,500 4r
Huinusartigen gxtractiVstoflF . . , , 2,080 — ?
Verlust . . . . 0,09 — ,
224,52 Gr. 1000,000 Gr.
in einem Litre : in 1000 Cub. (Zentimeter :
Schwefelwasserstoffgas . 2,715 Kub.Z, . , 38,00 Cub.Cent,
Kohlensaures Gas . , 1,330 — , ■ , 20,00 — —
Stickgas . . , . 0,926 -^ . , 6,25 — —
Atmosphärische Luft . . 0,791 — , . 1,75 — —
Hiernach würden auf ein Bad (30 Garniec) 3'/4 Pfund Salze und
darunter allein 23/4 Pfund Chlornatrium und über eine Drachme Jod-
niagnesium kommen.
Das Mineralwasser wirkt im Allgemeinen stark auflö-
send und durchdringend, vorzüglich auf das Drüsen- und
Lymphsystem einwirkend, die Thätigkeit der aufsaugen-
den Gefäfse befördernd, den Rückbildungsprocefs begün-
stigend, umändernd, Se- und Excretionen vermehrend, er-r
öffnend, abführend, schweifs- und urintreibend, und wird
sowohl innerlich als äufserlich angewendet,
Den bisherigen Erfahrungen zufolge wird dasselbe selbst von zar-
ten Kindern gut ertragen: an der Quelle getrunken, gewöhnt man sich
auch bald an den unangenehmen Geschmack. In der Quantität von
5 — 10 Bechern (zu 5 — 6 Unzen) bei Erwachsenen und 1 — 2 Be-
chern bei Kindern innerlich angewandt, empfindet man, aufser ei-
ner behaglichen Wärme im Unterleibe, weder im Magen noch in dem
Darmkanal irgend eine Beschwerde und das Wasser wird sehr gut
verdaut. Gewöhnlich erfolgen 2, 5 bis 10, keineswegs ermattende,
Stuhlausleerungen ; wirkt es nicht auf den Stuhlgang, so ist ein Kly-
stier nöthig. Wo die Stuhlausleerung vermindert ist, wird dagegen
die Urinsecretion vermehrt, wobei sich der Appetit, zuweilen auch
der Durst steigert. — Dieselben Wirkungen erfolgen auch nach der
äufsern Anwendung in Form von Bädern, die in der Temperatur
von 23 — 29° R. in den Vormittagsstunden und immer l'/2 — 2 Stun-
den vor dem Mittagsessen genommen werden. Während des Ger
brauchs derselben entsteht eine Röthe auf der ganzen Oberfläche des
1437
Körpers, Ameisenkriechen uud Stechen, unter vermehrter Hautaus-
dünstung. Oft schuppt sicli während der Kur die Haut ab und es
tritt ein Badeausschlag ein; arthritische und rheumatische Schmerzen
werden zuweilen vermehrt, was als ein Zeichen glücklichen Erfolges
angesehen wird.
Das Mineralwasser ist contraindicirt bei : allen durch
Plethora bedingten oder mit Plethora verbundenen Krank-
heiten, Entzündungen und fieberhaften Zuständen, Nei-
gung- zu Blutflüssen, innern Vereiterungen oder bei Nei-
gung dazu, idiopathischen Brustleiden, Krankheiten rein
nervösen Ursprungs, Schwäche der Verdauungsorgane und
Neigung zu Durchfall, Erschöpfung der Kräfte durch
Blut- und Säfteverlust und endlich bei allen Formen der
Syphilis , deren Zufälle durch den Gebrauch dieses Was-
sers entlarvt und verschlimmert werden.
Dagegen hat es sich vorzüglich heilsam bewährt bei:
Scropheln in allen Formen (Scrofula florida ausgenom-
inen), verjährten scrophulös,en Geschwüren, Beinfrafs, Kno-
chcnauftreibung, Geschwülsten, Verkrümmungen, — chro-
nischem Rheumatismus und Gicht, letztere besonders wenn
sie von Stockungen und Anschoppungen in den Organen
des Unterleibes begleitet wird, — Krankheiten von krank-
haft erhöhter Venosität in den der Reproduction vorste-
henden Organen, wie Störungen der Verdauungs- und Assi-
milationsverrichtungcn , Verschleimungen, Hämorrhoidal-
krankheiten, materieller Hypochondrie und Hysterie, Phys-
konien und Stockungen in den Eingeweiden des Unter-
leibes, namentlich der Leber, der Milz, des Uterus, der
Drüsen, — Weichselzopf, — chronischen Hautausschlä-
gen, besonders Krätze und Flechten, — Krankheiten von
Mifsbrauch metallischer Mittel, namentlich des Mercurs
und Bleis, — veralteten rheumatischen, gichtischen, impe-
tiginösen Fufsgeschwüren.
F. Werner, chemische Anah-se der bei Busk befindlichen Mi-
neralquelle. (In polnischer Sprache ) Warschau 1832.
Franc. Bcned Bulikowski, de aquis iiaturalibus mcdicatis
provinciarum antiquae Poloniae etc. Cracoviae 1834.
The od. Hein rieb, Darstellung der chemischen Anatyse der
Heilquellen bei Busko in der Woiewodschaft Krakau. Warschau 1835.
Hirszel in: Hufeland's Journal der praktischen Heilkunde.
Bd. LXXXH. (1836.) St. 3. S. 119.
ßerends in: Hufeland's Journ. der praktischen Heilkunde.
Bd. LXXXIII. (1836.) St. 6. S. 92.
Tchetirkin, über die Buskischen Wasser im Königreich Po-
len im Gouvernement Krakau. (In russ. Sprache.) Warschau 1838,
Die Schicefelguelle zu Solec, in der Krakauer Woiewod-
schaft und im Stopnicer Kreise, von Busko 2'/4 und von Krakau
8 Meilen entfernt, ist schon lange bekannt. Das Mineralwasser hat
die Temperatur von 12° R. und enthält:
nach 0 I e ar i u s nach Sawiczewski
inlOOTheilen:
in 100 Unzen :
Chlornatrium
1,9350 Th. .
. 750 Gr.
Schwefelsaures Natron
0,0495 -*i
, , ,
Chlormagnesium .
0,1777 —
o , •
Schwefelsaure Talkerde .
0,1319 —
. 18 —
Kohlensaure, Talkerde
0,0161 —
• • * •
Schwefelsaure Kalkerde
0,29-20 —
, . 60 -=■
Kohlensaure Kalkerde
0,0119 —
19 —
Chlorcalcium . ,
....
30 —
Kieselerde ....
, , , , ,
Spur
Verlust . . ,
,
. . 23 —
2,6141 Th.
900 Gr.
Schwefelwasserstoffgas
. . 6,691 Kub.Z.
Kohlensaures Gas
2,803 —
Das Mineralwasser hat sich in Gicht, Rheumatismus und Skro-
pheln als sehr heilsam bewährt.
Bulikowski a. a. O. p. 39.
In derselben Gegend sind noch zu erwähnen das Schwefelwas-
ser bei Zbdroxo, das gegen Gicht und Skropheln sehr gerühmt wird,
— die eisenhaltigen Schwefelquellen bei Wislica, 21/.i Meilen von
Busko u. a.
Bulikowski a. a. 0. p. 41.
Die Eisenquelle zu Gözdzihöw in der Woiewodschaft San-
domir, 16 Meilen von Warschau.
Das Mineralwasser ist farblos, durchsichtig, geruchlos, von ei-
nem angenehmen, kaum adstringirenden Geschmack und der Tempe-
ratur von 6 — 9° R. Geschüttelt entwickelt es Blasen und trübt sich;
dasselbe geschieht, wenn es der Einwirkung der atmosphärischen
Luft ausgesetzt wird, und überzieht sich mit einem schillernden Häut-
chen. Von Rudnicki und Ad. Kitajewski chemisch untersuch^
enthält es nach Letzterem in 100,000 Theilen:
1439
Kohlensaures Eiseuoxjdul .... 3,9240 Gr.
Kieselerde 2,4213 —
Kohlensaure Kalkerde , 0,1876 < —
Kohlensaures Natron mit organischer Substanz 1,5351 —
Chlorcalcium mit Spuren von Chloruatrium 0,3837 —
8,4517 Gr.
Kohlensaures Gas in 100,000 Kub.Z. . . 4,520 Kub.Z.
Stickstoff ;. 3,320 —
Sauerstoff 0,410 —
Man wendet es mit Nutzen an gegen Nervenkrankheiten von
Schwäche, Hypochondrie, Hysterie, Krämpfe, unvollständige Paraly-
sis, passive Hämorrhagie, Trägheit der Verdauungs- und Assimila-
tionsorgane, chronische Diarrhöe, schleimige Hämorrhoiden, Würmer,
Skropheln, Rbacbitis, — Schwäche des-Uterins3stems, Unfruchtbar-
keit, männliches Unvermögen, Fluor albus, Erbrechen, anfangende
Schleimschwiudsucht ohne Entzündung, . — Scorbut, — Harn- und
Griesbeschwerden, — brandige und carciuomatöse Geschwüre.
Magazin für Heilk. und Naturwissenschaft, herausg. von L. Leo.
Warschau 1S29. St. 4.
Bulikowski a, a. O. p. 61.
Die Schwefelquelle bei Bronoicice in der Lubliner Woie-
wodschaft, ist noch nicht untersucht, wird aber in der Umgend, als
gegen Skropheln, impetiginöse Wunden und Geschwüre, Obstructio-
nen der Eingeweide ü. a. wirksam, sehr gerühmt.
Bulikovvski a. a. O. p. 41. •
Das Eisenwasser vph Pfaleczow in der Lubliner Woiewod-
schaft ist fast farblos,, durchscheinend, von styptischem Geschmack
und der Temperatur von 8° R. bei 14° R. der Atmosphäre. Der Ein-
wirkung der Luft ausgesetzt trübt es sich und schlägt eiuen gelben
Bodensatz nieder, bedeckt sich auch mit einem schillernden Häutchen.
Nach Jos. Celins'ki's Analyse enthalten 88,000 Gr. des Wassers:
Kohlensaure Kalkerde 46,000 Gr.
Eisenoxyd . . . . ... 17,435 —
Chlorkalium mit Extractivstoff . . . 9,000 —
Kieselerde . . . .... . 13,000 —
A'erlust 2,565 —
~8S~Ü00Gr. "
Kohlensaures Gas , 71,0 Kub.Z.
Es wird in denselben Krankheiten, wie das von Gdzdzikow, mit
Nutzen angewendet.
Bei dem Dorfe Slawin ek, eine halbe Meile von Lublin, ent-
1440
springt ein Eisenwasser, das .von den Umwohnern vielfach benutzt,
noch einer Analyse entbehrt.
B u 1 i k o w s k i a. a. 0. p. 63, 65.
Das Mineralwasser zu Warschau wurde im J. 1792 bei
Legung eines neuen Strafsenpflasters entdeckt, hat die Temperatur von
8° R. bei 16° R. der Atmosphäre und enthält nach der Analyse von
Celinski in 32,000 Gr.:
Eisenoxyd ..,*,..'., 5 Gr.
Kohlensaure Kalkerde ...... 28 —
Schwefelsaure Kalkerde * , . , , 10 —
Kieselerde , 7 —
Chlornntrium .-,,,,. 22 —
Cblorcalcium , . ,. , ... 24 —
~9b Gr.
Kohlensaures Gas - . . , . , . 30,0 Kub.Z.
Atmosphärische Luft ...... 2,0 —
Es wird meistens in Form von Bädern angewandt.
Bulikowski a. a. 0. p. 64.
Die Mineralquelle von Siekierki auf dem Gebiet der Stadt
Warschau, an der Weichsel, hat ein durchsichtiges Wasser von schlam-
migem Geruch, dinteuartigem Geschmack und der Temperatur von
6 — 8° R., das nach Jos. Celinski's Analyse in 143,486 Gr. enthält:
Eisenoxyd . , . ,
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaure Talkerde
Kieselerde . . . ,
Salpetersaure Kalkerde ,
Kohlensaures Gas . .
Sauerstoff ....
Stickstoff . , . .
Bulikowski ä. a. 0. p.' 65.
122 Gr.
14 —
12 —
26 —
4 —
178 Gr.
120 Kub.Z.
3 —
12 —
Das So olbad und die Salinen von Slonsk an der Weich-
sel liegt bei Ciechoczynek in. der Woiewodschaft Masoviep, in einer
sandigen, nur von einförmiger Fichteuwaldung umgebenen Gegend.
Die Salinen bestehen aus zwei grofsartigen Gradirwerken, auf wel-
che die Soole mittelst zweier Dampfmaschinen geleitet wird, um von
hier unter der Erde nach den entfernt und tiefer liegenden Siedhäu-
sern zu fliefsen. Weniger vortheilhaft ist die noch in der Kindheit
und Entwickelung begriffene Badeanstalt eingerichtet. Sie wurde von
der Polnischen Bank begründet und au einen Privatmann verpachtet,
1441
welcher die Oekonomie wieder anderweitig vergeben, zur Besorgung
der Bäder aber einen Bademeister angestellt bat.
Auf dem Hofe des Etablissements befindet sich der Brunnen, aus
dem die Wannen mit Soole gefüllt werden, und in einem Seitenge-
bäude die Badeanstalt, welche aus vier Zimmern, jedes mit zwei Wan-
nen, besteht. Die Badegäste wohnen entweder im Etablissement oder
in den für die bei der Saline beschäftigten Arbeiter gebauten Häusern
in einiger Entfernung von der Badeanstalt. Der Arzt eines nahe ge-
legenen Städtchens kommt wöchentlich einige Male zur Berathuug
aer Kurgäste hierher.
Nach Heyer's, Apothekers in Inowraclaw, Analyse enthalten
24 Unzen des Soolwassers eine Unze Salz, welche ungefähr be-
steht aus;
Chlornatrium . . , . . , . . 350 Gr.
Chlorcalcium . . . , . , , 10 —
Chlormaguesium ....... 25 —
Schwefelsaurem Natron 70 —
Schwefelsaurer Kalkerde ..... 5 —
Schwefelsaurer Talkerde ..... 20 —
Eisen ......... Spuren
480 Gr,
Es wird besonders gerühmt gegen hartnäckige hepatische Uebel,
Römhild in; Med. Zeitung von dem Verein für Heilk. 1838.
S. 102.
Ein anderes Soolwasser in dem Territorium von Ciechoczynek
enthält nach des Prof. Adam Kitajewski Analyse in 10,000 Th. :
Schwefelsaures Natron
...
373 —
Chlormagnesium
• • • «
223 —
Kohlensaure Talkerde
. •
62 —
Organische Materie .
.
Spur
Schwefelsaure Kalk- uc
d Kieselerde
274 —
Bulikowski a. a. O. p. 53.
8847 Th.
Die Mineralquelle von Mysliwczow in der Woijewod-
schaft Kaiisch wurde 1797 entdeckt und später mit den nöthigen
Bade -Einrichtungen zu ihrem Gebrauch versehen. Nach einer von
den Aerzten Morgenstern und Kramski und den Apothekern
Piotrowski und Nowierski auf Veranlassung der Regierung au-
gestellten Analyse wurden in 12 Unzen Wasser gefunden:
1442
Chlorcalcium
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde
Extractivstoff . ,
Kohlensaures Gas
, . , 3,5 Gr.
3,5 -rr
. . , 1,5 -
• , . 1,0-
• , i ■, Spur
9,5 Gr.
. . 3,643 Knb.Z.
Obgleich das Mineralwasser in allen Krankheiten, welche auf
wahrer Schwäche beruhen, namentlich in AVurmkrankheiten , Scro-
pheln, Chlorose, Rhachitis, Atrophie der Kinder, Torpor der weibli-
chen Gescblech^stheile, Amenorrhoe, Blennorrhoe u. a. mit dem besten
Erfolge angewendet worden, ist es doch seit einem Decennium fast
ganz verlassen.
Bulikowski a. a. 0. p. 65.
G. G- Pusch, geognostische Beschreibung von Polen so wie der
übrigen Karpathen-Länder. Tübingen 1837.
C. Die Heilquellen der Moldau und Wallachei.
a. Die Mineralquellen der Moldau:
vrliue Zweifel ist die moldauisch-wallachische Seite der Karpathen,
■wenn man aus der Menge von Sauerbrunnen auf der siebenbürgischen
Seite so schliefsen darf, an Mineralquellen sehr reich, auch haben
Sulzer, Hacquet und Wo 1 f schon früher, neuerlich auch v. We r-
nau darüber einzelne Nachrichten mitgetheilt. Indessen sind sie äu-
fserst vernachlässigt und kommen theils auf hohen Gebirgen, theils
in dichten Waldungen vor. An Einrichtungen zur Aufnahme der Ba-
degäste ist daher uicht zu denken und wo man Vorrichtungen zu Bä-
dern trifft, sind sie höchst dürftig; dennoch sieht mau von dem Ge-
brauch dieser Wasser bei krätzigen, herpetischen, rheumatischen, scro-
phulösen und arthritischen Leiden sehr häufig die heilsamsten Folgen.
Hacquet führt an, dafs hinter der Stadt B otoschany oder
Po tu seit, an gegen Südwesten kleine Anhöhen mit weitschichtiger
Waldung, mit fast undurchdringlichen Sümpfen angefüllt, sich finden,
in welchen viele kalte Schwefelwasser zu Tage kommen.
W'olf berichtet: Wenn man vor der siebenbürgischen Oitoser
Contumaz bei dem ersten moldauischen Gebirgsdorfe Herrschet vor-
bei bis nach dem nächsten Dorfe Gr oss eseht kommt, so empfindet
man schon von weitem einen starken Schwefelgeruch und sieht bald
einige schwefelhaltige Wasserquellen, die sich in den Flufs Oitos er-
ergiefsen. Wendet man sielt wieder gegen die Okna zu, so trifft
man einige nicht unbeträchtliche Quellen mit Bergtheer, welchen die
Moldauer Pekura, die Siebenbürger aber Duhot nennen, und dessen
sie sich zum Schmieren ihrer Wagen und des Pferdegeschirrs bedie-
nen; auch pflegen sie ihn bei Wunden des Viehes anzuwenden, be-
sonders in der Sommerhitze, um die Insecten davon abzuhalten. Ver-
folgt man aber den gradeu Weg nach Grosseseht über Bakeu und
Roman bis an deu Sereth flufs, so trifft man gleich rechter Hand,
noch ehe mau über diesen Flufs setzt, in den nahe gelegenen Wal-
dungen eine starke schwefelhaltige Wasserquelle, die eben so ver-
nachlässigt ist, als die sich im Rianzer Gebiete an der Grenze der
Karpathen, gegen Siebenbürgen hiu, findet.
Nach v. Wernau kommen zu Bor ha im Sutschanener Districte
1444
in den Wäldern Mineralwässer von ausgezeichneter Wirkung vor, de-
ren wirksame Bestandteile man aber noch nich kennt ; — ferner zu
Strunga in der Nähe von Jassy kalte schwefel- und eisenhaltige
Quellen, — und zu Slanik in den Karpathen im District Bakeu
ähnliche Quellen.
Sulzerj Geschichte des transalpinischen Daciens. Wien 1781.
Hacquet, neueste physicalisch-polit. Reisen in den Jahren 1788
und 1789 durch die dacischen und sarmatischen oder nördlichen Kar-
pathen. Nürnberg 1798.
Wolf, Beiträge zu einer stat. bist. Beschreibung des Fürsten-
thums Moldau. Herrmannstadt 1808.
Buchner's Repertorium. 1833. Heft 3.
Constantin Edler v. Wernau, rudimentum pbysiographiae
Moldaviae. Diss. ßudae 1836.
Brände S) Archiv der Pharmacie. 2. Reihe Bd. XXII. 1840.
S. 215.
b. Die Mineralquellen der Wallachei:
Die einzigen Nachrichten über diesen Gegenstand verdanken wir
dem Dr. Silier^ Welcher nach Beendigung des Krieges der Russen
gegen die Türken im J. 1830 von seineu Obern den Auftrag erhielt,
den nördlichen Theil der Wallachei zu bereisen und die daselbst be-
findlichen Mineralquellen einer chemischen Analyse zu unterwerfen.
Es stellte sich dabei heraus , dafs jene ganze Gegend keinen Sauer-
brunnen besitzt, während doch das benachbarte Siebenbürgen deren
sehr viele hat. Schwefel und Kochsalz sind die Bestandtheile, auf
welche fast überall der Fufs in der nördlichen Wallachei tritt; man
findet daher auch Schwefelwasserstoff und Kochsalz fast in jeder
Quelle jener Gegend in verschiedenen Verhältnissen vereinigt.
1. Die Schwefelquelle bei dem Dorfe Bobotsch. Das
Wasser derselben ist farblos, fast klar, mit wenigen darin schwim-
menden Schwefelflöckchen, besitzt einen merklich schwefeligen Ge-
ruch, einen Geschmack nach Schwefelleber und Kochsalz, eine Tem-
peratur von 9,5° R. und bei 12° R. ein specif. Gewicht von 1,004.
Seinen Schwefelwasserstoffgehalt verliert es beim Kochen gänzlich.
Ein Pfund des Wassers enthält:
Chlornatrium 19,127 Gr.
Schwefelsaure Kalkerde . . . . 3,206 —
Schwefelwasserstoffes .... 0,791 —
Kohlensaures Gas . * . . . . Spuren
23,124 Gr.
2. Die Schwefelquelle bei dem Dorfe Finceschti. Das
Wasser dsrselben ist vollkommen klar und farblos, wird jedoch bei
längerem Stehen unter Zutritt der Luft etwas opalisirend, besitzt ei-
1445
hen hepatischen Geruch, ehen solchen, etwas salzig-bittern Geschmack,
die Temperatur von 10° R. und hei 12° R. das specif. Gewicht von
1,005. Die Quelle liefert in 2 Minuten 71/, Pfuud Wasser, das durch
Kochen seinen Schwefelwasserstoffgehalt völlig verliert. Ein Pfund
des Wassers enthält:
Schwefelsaures Natron . 9,773 Gr.
Chlornatrium ..*».** 9,9l4 —
Schwefelsaure Talkerde * 7,204 —
Kohlensaure Kalkerde . . * . . 1,753 —
Schwefelwasserstoffgas . . . » . . 4 . 1,078 —
29,722Gt.
3. Die Mineral quellen h ei dem D orfe Sibitschiudi Suz:
a. Die Eisenquelle liefert in jeder Minute drei Pfund eines
vollkommen farblosen, krystallhellen, geruchlosen Wassers von stark
styptischem , eisenhaftem Geschmack , 9° R Temperatur uud einem
specif. Gewichte bei 12° R. von 1,006 Ein Pfund dieses Wassers enthält:
Eisenvitriol . . ' * . . * . 6,610 Gr4
Saure schwefelsaure Thonerde . . . 21,714 —
28,324 Gr. ""
Mehrere in den Bestandteilen gleiche, nur schwächere, in der
Gegend vorkommende Eisenquellen sind als Mischungen dieser mit
gewöhnlichem Wasser zu betrachten, da sie die angeführten Bestand-
teile in viel geringerer Menge enthalten.
b. Die alkalische Schwefelquelle liefert ein grünlich trü-
bes Wasser, das aber durchs Filtriren vollkommen klar uud farblos
wird, unter Zurücklassung eines grünlich schwarzen Pulvers. Es riecht
wie frische Schwefelleber, schmeckt alkalisch-schwefelleberartig, hat
die Temperatur von 12,5° R. und bei dieser das specif. Gewicht von
1,006. Der Schwefelwasserstoff ist in diesem Wasser nicht frei,
sondern locker an Basen gebunden und wird daher auch nur durch
Glühen des nach dem Abdampfen hinterbliebenen Rückstandes gänz-
lich entfernt. Ein Pfund des Wassers enthält:
Schwefelwasserstoff 2,999Gr.
Chlornatrium 1,000 —
Schwefelsaures Natron ..... 2,400 —
Kohlensaures Natron 19,900 —
Kohlensaure Talkerde ..... 6,969 —
Kohlensaure Kalkerde 1,468 —
Schwefeleisen, schwebend .... 0,750 —
35,486 Gr.
Aufser dieser Quelle giebt es in der Nähe derselben noch eine
Menge ähnlicher, in ihren Bestandteilen derselben völlig gleicher
Quellen, in denen nur die Menge des darin schwebenden Schwefelei-
seus variirt (bis zu 4 Gr. im Pfunde). Ihre Ergiebigkeit ist so grofs,
dafs im Falle einer Badeeinrichtung an Wasser immer reichlich Vor-
1446
rath sein würde. Die Bewohner der Umgegend bedienen sich dessel-
ben zu Bädern mit Vortlieil gegen Gicht und andere Krankheiton.
c. Die Kochsalzquelle, etwa drei Werste vom Dorre ent-
fernt, überzieht an ihrem Ursprünge alle Gegenstände mit einer star-
ken Salzkruste. Ihr Wasser ist farblos und klar, läfst jedoch nach
einigem Stehen einen geringen gelblichen Bodensatz fallen, von stark
salzigem Geschmack, geruchlos, hat eine Temperatur von 11° R. und
besitzt die specif. Schwere von 1,307. EinPfund dieser Salzsoole enthält:
Chlornatrium ..*.-.•. . . 1557,875 Gr.
Schwefelsaures Natron . •
Schwefelsaure Kalkerde
Chlormagnesium
Kohlensaures Eisenoxydul
39,927 *-
10,106 —
10,795 —
0,263 — •
1618,96b tir.
Der Umstand, dafs diese Salzsoole mit Kochsalz vollkommen ge-
sättigt ist, läfst vermuthen , dafs in der Nähe des Ortes, wo sie zu
Tage kommt, ein Kochsalzlager vorhanden ist.
Ferner befindet sich in dem Dorfe Poseschte ein Schwefelwas-
ser, das aber arm au Schwefelwasserstoff ist und aufserdem geringe Men-
gen von schwefelsaurem und kohlensaurem Kalk, sehr wenig Chlorna-
trium und eine Spur von Talkerde enthält, — in dem Dorfe Slun
nahe bei dem Städtchen Walein ein noch schwächeres Schwefelwas-
ser, — und in dem Dorfe Boikoi eine Exhalation von Kohlenwas-
serstoffgas : auf einem lehmigen Boden ist hier eine Stelle, welche,
wenn sie trocken ist, einen schwachen Geruch nach Steinö'I besitzt
und, wenn man Feuer darauf anlegt, in einem Umkreise von 15 Schrit-
ten mit Flammen brennt; wenn es regnet, so geräth das sich hier
aufsammelnde Wasser in eine dem Sieden ähnliche Bewegung. Bei-
des, das Brennen des Erdreichs , wie das Aufwallen des Wassers ist
dem, sich mit dem Bergöl zugleich bildenden Kohlenwasserstoffgase
zuzuschreiben, welches, wenn der Ort trocken ist, uubemerkbar ent-
weicht, durch das sich ansammelnde Wasser aber mit Geräusch durch-
streicht.
4< Die Schwefelquelle bei dem Dorfe Bräsa liefert ein
vollkommen klares, farbloses Wasser, das nach Schwefelwasserstoff
riecht, eben danach und etwas salzig schmeckt, eine Temperatur von
8° R. , bei 12° R. ein speciL Gewicht, von 1,0024 besitzt und durchs
Kochen seinen Schwefelwasserstoff gänzlich verliert. Es enthält in
einem Pfunde : ....
Schwefelwasserstoff - . • .' ' \ . . 1,510 Gr.
Chlornatrium 0,608 —
Schwefelsaures Natron 0,742 —
Kohlensaure Kalkerde 2,624 —
5,484 Gr.
5. Die Schiv e fei eisen quelle zu Otschin bei Bräsa giebt
ein Wasser von schwärzlich trübem Ansehn, das sich durch ruhiges
Ste-
1447
Stehen unter Absetzung eines grünlich-schwarzen Bodensatzes klärt, ei-
nen scbwefelleberartigen eisenbafteu Geruch und einen eben solchen,
bitterlich-salzigen, höchst widerlichen Geschmack, eine Temperatur
von 10° R., bei 12° R. ein specif. Gewicht von 1,00S hat uud durch
Abdampfen und mäfsiges Glühen des Rückstandes seinen Schwefel-
wasserstoffgehalt verliert. Ein Pfund desselben enthält:
Schwefelwasserstoff, zum Theil an INatron gebunden 2,65SGr.
Chlornatrium 5,ül5 —
Schwefelsaures Natron 14,111 —
Schwefelsaure Kalkerde 7,457 —
Schwefelsaure Talkerde ; 5,043 —
Schwefeleisen, im Wasser schwebend . . . 3,755 —
38,039 Gr.
6. Die Schwefelquelle in dem Flecken PutscJios bei
dem Dorfe Serbon e sehte. Das Wasser derselben, das sich in ei-
nem offenen hölzernen Behälter ansammelt, ist etwas schwärzlich-
trübe, wird aber nach einiger Ruhe, Unter Ablagerung eines schwärz-
lichen Pulvers, wasserhell, schmeckt nach Schwefelwasserstoff und
widerlich salzig, hat eine nach der Luft wechselnde Temperatur, bei
12° R. das specif. Gewicht von 1,0056 und verliert durch längeres Ko-
chen seinen Schwefelwasserstoff gänzlich. Ein Pfund desselben enthält:
Schwefelwasserstoff ..... 1,760 Gr.
Chlornatrium 3,965 —
Schwefelsaures Natron 15,942 —
Schwefelsaure Kalkerde 4,403 —
Schwefelsaure Talkerde 32,651 —
Kohlensaure Talkerde 3,746 —
• Schwefeleisen, schwebend .... 0,666 —
63,133 Gr.
7. Die Sehw efelquelle bei dem Städtchen Kimp alungi
giebt ein Wasser von einer in's Grünliche schillernden Farbe, das sich
aber durch Filtriren vollkommen klar darstellen läfst; es riecht und
schmeckt nach Schwefelwasserstoff, aufserdem salzig, hat , da es sich
in einem offenen hölzernen Behälter ansammelt, eine von Luft und
Sonnenschein abhängige Temperatur und bei 12° R. das specif. Gew.
von 1,003 Durch Kochen verliert sich der Schwefelwasserstoff gänz-
lich. Ein Pfund des Wassers enthält:
Schwefelwasserstoff . . . . . 0,S26 Gr.
Chlornatrium . . 12,857 —
Chlorcalcium 4,077 —
Schwefeleisen 0,166 —
T7,926Gr7~
Zwei andere, 150 Klaffer von dieser entfernte Quellen h::brn
dieselben Bestandteile und Mischungsverhältnisse, nur mit dem Un-
terschiede, dafs in beiden kein Schwefeleisen vorhanden war.
III. Theil. Zzzz
1448
8. Die geschwefelte Salzquelle bei dem Städtchen
Kalimane ste liefert ein farbloses und kristallklares Wasser von
einem starken Geruch nach Schwefelwasserstoffgas, einem eben sol-
chen stark salzigem Geschmack, 8° R. Temperatur, bei 12° R. 1,016
specif Gewicht, und verliert durch Kochen seinen Schwefelwasser-
stoff vollkommen. Ein Pfund desselben enthält:
Schwefelwasserstoff ..... 2,695 Gr.
Chlornatrium 104,384 —
Chlormagnesium 14,634 —
Chlorcalcium . ' 10,061 —
Kohlensaure Kalkerde 1,660 —
133,434 Gr.
9. Die g eschwe f elte Salzquelle bei dem Klo ster Kosia
besitzt die nämlichen physischen Eigenschaften, wie die vorige, nur
hat ihr Wasser ein geringeres specif. Gewicht, nämlich bei 12° R.
1,0064. Ein Pfund desselben enthält:
Schwefelwasserstoff 1,039 Gr.
Chlornatrium
Chlorcalcium
Chlormagnesium
Kohlensaure Kalkerde
39,495 —
3,753 —
5,625 —
0,631 —
50,543 Gr.
10. Die ScJitv e f el quelle nahe bei demDorfeOloneschti
verhält sich in ihren physischen Eigenschaften wie die beiden vori-
geu, hat die Temperatur von 9° R. und bei 12° R. 1,008 specif. Ge-
wicht. Ein Pfund des Wassers enthält:
Schwefelwasserstoff . • . . . , . 1,673 Gr.
Chlornatrium ........ 50,233 —
Chlorcalcium 11,427 —
Chlormagnesium 9,093 —
72,426 Gr.
11. Die Schwefelquelle bei dem Dorfe Glogowa hat
dieselben physischen Eigenschaften wie die vorigen, nur einen gerin-
gern Salzgehalt, 10° R. Temperatur uud ein von dem des gemeinen
Wassers fast gar nicht verschiedenes specif. Gewicht. In einem
Pfunde des Wassers sind enthalten:
Schwefelwasserstoff ....
Chlornatrium
Chlorcalcium ... . .
2,178 Gr.
2,082 —
1,531 —
5,791 Gr.
C. F. Ed. Silier in: Brandes, Archiv der Pharmacie. 2. Reihe.
Bd. XXII. 1840. S. 3U9— 332.
Zehnte Abtheilung.
Die Heilquellen des Königreichs
Griechenland.
Zzzz 2
Ijeographische Uebersicht. Das Häinusgebirge,
das vom Adriatischen bis zum Schwarzen Meere quer von
West nach Ost zieht, schneidet die türkisch-griechische
Halbinsel von dem Festlande ab. Fast unter rechtem Win-
kel schliefst sich daran der Gebirgszug, der von Norden
nach Süden die Halbinsel durchläuft und das Gerippe der
vorspringenden Halbinsel bildet; auf dem Wege von Jan-
nina nach Thessalien wird derselbe bei dem Orte Mezzovo,
der diesem alten Pindus seinen neueren Namen giebt, über-
schritten. Da , wo zwischen dem ambracischen und lami-
schen Golf jetzt die Grenze zwischen der Türkei und Grie-
chenland hinläuft, biegt das Gebirge nach Südost um und
sendet den Oeta bis an den Euripus, der Euböa xom Fest-
lande trennt. An ihm entläng und über ihn fort führt die
alte berühmte Strafse der Thermopylen nach Budonitza
hinüber zu dem tiefen Kessel in Böotien, in welchem der
Cephissus zum Kopais-See abfliefst, und weloher auf sei-
ner Südseite von den vielfach besungenen Bergen des Par-
nassus, Helikon und Cithäron begrenzt wird. Die Fort-
setzung dieses Zuges erreicht in Attika im Vorgebirge
Sunium, wo der Tempel der Minerva noch jetzt das Meer
überschaut, sein Ende.
Dieser ganze Gebirgszug besteht aus grauem Kalk-
stein mit steilen und vielfach zerrissenen Abfällen, die
Gipfel einen grofsen Theil des Jahres mit Schnee bedeckt,
1452
dazwischen die lachendsten Thäler, aus denen sich Wal-
dungen weit hinaufziehen.
Auf dem Isthmus zwischen dem korinthischen und sa-
ronisehen Golfe fällt das Gebirge so bedeutend ab, dafe
schon im Alterthum der Plan gefafst wurde, beide Meer-
busen mit einander zu verbinden. Morca umfafst das
2000 F. hohe rauhe arkadische Hochland in seiner Mitte,
das der Alpheus durchfliefst, der unterhalb Olympia's sich
ins Meör stürzt, um sich nach der Sage mit der syrakusi-
echen süfsen Quelle der Nymphe Arethusa zu vereinigen.
Von allen Seiten ist es von 7000 F. hohen, zum Theil stark
angebauten und noch auf ihren Gipfeln mit einem bunten
Blumenteppich bedeckten Gebirgen eingeschlossen, von de-
nen der Taygetus bis zum Cap Matapan hinabreicht, vor
dessen Westseite das kleine isolirte Hochland Messeniens
liegt.
Eine bedeutende Bereicherung hat Griechenland durch
die zahlreichen Inseln im Westen und Osten erhalten ; dort
sind es die ionischen, hier die griechischen, unter denen
die Cycladen als eine Fortsetzung von Negroponte ring-
förmig bei einander liegen, meist aus Schiefer und Granit
bestehen, auf denen Kalk und weifser Marmor aufliegt und
die zum Theil vulkanische Erscheinungen zeigen.
Auch auf diesem Gebiete fehlt es nicht an näheren
oder entfernteren Andeutungen einer Verbindung nament-
lich des mittäglichen Griechenlands mit dem grolsen mit-
telmeerischen Vulcanzuge; doch ist von der innern Be-
schaffenheit der Gebirge Griechenlands noch nicht genug
bekannt, um mit Genauigkeit angeben zu können, welche
Theile mit dem meisten Rechte als altvulkanische Gegen-
den zu betrachten sind. Indessen scheint sich die Grenze
zwischen den südlicher liegenden vulkanischen Theilen und
den nördlichem und nordöstlichem Kalkstein- und Thon-
schiefergebirgen ungefähr von den nördlicheren Cykladen
Tino, Andro u. s. w. in nordwestlicher Richtung durch
Griechenland bis in die nördlich von Korfu liegenden Kü-
1453
stengegenden zu erstrecken. Die Gebirgszüge in den von
dieser Linie nördlich liegenden Gegenden und auch die
Anne derselben, welche sie durch Livadien nach dem Meer-
busen von Patras zu strecken , bestehen aus Kalkstein,
welchem die Erdbeben vorzüglich eigen zu sein scheinen.
Zu den vulkanischen Erscheinungen dieses Landes gehören, au-
fser den Thermalquellen, deren sich hier viele finden, auch die sehr
merkwürdigen, schon von den Alten gekannten (vergl. S tr aho L. VII.
T. II. p. 425; Plinius, H. N., L. II. c. 106; Plutarch im Sulla
c. 51, Dio Cassius, Hist. L. XLI. fin.), Asphalt-Lager und
brennenden Felder, wie wir ähnliche schon bei Baku (vergl. S. 1431)
und Pietra Mala (vergl S. 906) beschrieben haben, und die sich hier
an dem nordwestlichen Eude der eben erwähnten Grenzlinie, bei
dem alten Apollonia, jetzt Polina, zunächst bei dem Orte Se-
lenitza am Flufs Viosa befinden. Die Asphalt- Lager stehen iu
einem Bezirke von vier engl. Meilen im Umkreise theilweise zu Tage
aus und werden benutzt. Nur eine leichte Decke von kalkigem Ge-
stein und schiefrigem Thone liegt über ihnen, und sie sind weit über
40 Fufs mächtig. Daselbst steigt an mehreren Stellen entzündliches
Gas aus dem Boden auf, welcher erwärmt zu sein scheint, und meh-
rere dieser Stellen sind von Vegetation entblöfst. Holland fand
daselbst eine Wasserquelle, die einen Tümpfe! bildete, aus welchem
unaufhörlich Blasen aufstiegen : das Gas in demselben wurde bei der
Untersuchung für Schwefelwasserstoffgas erkannt und entzündete sich
am Lichte sogleich ; auf dem Boden entzündet, verbreitete sich die
Flamme umher, und diese Flammen sollen sich dort oft mehrere Wo-
chen, besonders nach starkem Regen, zeigen.
Ueber die Temperatur der Quellen Griechenlands
hat Puillon-Boblaye im J. 1830 interessante Beobach-
tungen angestellt,*) die wir in nachfolgenden Tabellen mit-
theilen:
1. Grofse Quellen, Kephalovri&y, nahe am Meere, am Ostabhange
des Peloponnes:
I Geogr. I Höhe üb. I Temperatur
Quelle: Breite: d. Meere der Luft: d. Quelle:
Metre: C° C°
des Erasiuus bei Argos .
37° 36'
15 - 20
i7%5
von Lerna
37 33
3-4
17 ,0
von Mousto bei Astros
37 24
einige
14°
18 ,0
dito (nach Virlet)
dito
17 ,5
von Lenidi (nach Viilet) .
36° 58'
einige
16 ,5
°) Coinpte rendue. 1837. I. p. 337-, — Poggeudorff 's Aunalen.
1837. Nr. 3. p. 405.
1454
Quelle:
Geogr. I Höhe üb. I Temperatur
Breite: d. Meere der Luft : Id. Quelle j
I Metre: C° C°
Scala in Helos
dito . .
Trinissa
Maratlionisi .
Vouilla
Pigadia (Brunnen)
Port Hagios Georgios oder
Veloiiidia bei Cap Malna
36° 50'
10 etwa
23°
dito
36° 47'
2
36 46
2 -r 3
22
36 44
*4,5
36 32
36 28
25 — 39
2. Höher liegende Quellen :
Hayani ....
Giorgitsj ....
Tenecs, Ebene Orchomenos
Ghiotsa, am See Phonia .
Parnes ....
am Meere ....
37° 02'
37 12
37 45
37 48
38 10
37 31
250
350
643
825
900—1000
0
17°,5
17 ,9
18 ,0
17 ,5
17 ,0
18 ,5
19 ,0
15°,22
15 ,25
13 ,00
11 ,50
11 ,00
17 ,41
Die letztere Angabe ist das Mittel aus den drei ersten Quellen?
Beobachtungen der Tafel 1. Aus den Resultaten der Tafel 2. be-
rechnet Pouillon- Bob laye die Höhe, welche 1° C. Temperatur-Abr
nähme entspricht, der Reihe nach zu: 114, 162, 146, 139 und 150 (bis
167) Metres, während Saussure in den Alpen 154 Metres fand , die
jährlichen Mittel der Beobachtungen auf dem grofsen St. Bernhard 200
Metres ergeben und v. Humboldt über demAequator 200 Metres erhält.
Nach den Nachrichten, die uns die Schriftsteller des
Alterthums hinterlassen haben, und solchen, die wir neuern
Reisenden verdanken, zu schliefsen, birgt Griechenland
einen reichen Schatz von Heilwässern, namentlich von
Thermalquellen, deren mehrere schon im Alterthum benutzt
wurden ; aber die Nacht der Barbarei, welche während der
Jahrhunderte langen Herrschaft der Türken auf diesem
schönen Lande lag-, hinderte auch das Emporkommen von
Anstalten zu ihrer zweckmäfsigen Benutzung. Das nun
wieder erstandene Land bietet zwar auch gegenwärtig noch
keine Badeanstalten dar, wie sie das moderne Europa be?
sitzt; doch widmet die neue Regierung fortwährend die-
sem Schatze an kräftigen Heilquellen ihre Aufmerksamkeit,
und es ist mit Sicherheit vorauszusehen, dafs Griechenland
sich später ebenfalls einer Anzahl Bäder von europäischem
Rufe zu erfreuen haben wird. Bereits sind mehrere der
Avirksamsten Mineralquellen chemisch untersucht, bei einU
1455
gen auch Einrichtungen zu einer kurmäfsigcn Benutzung
getroffen; in ersterer Beziehung hat sich besonders Xav.
Land er er, Professor der Chemie an der Universität
Athen, durch den wir mehrere der von ihm untersuchten
Thermen näher kennen gelernt haben, Verdienste erworben.
H. Holland, Travels in tue Joniau Islands, Albaina, Thes?
saly etc. London 1S15.
Legb, Narrative of a journey in Egypt. Londou 1817. 2. edit.
p. 7 ff.
v. Hoff, Geschichte der Veränderungen etc. a. a. 0. Th. II.
S. 148 ff.
Hallische Literatur-Zeitung. 1836. Nr. 39. 40.
Dr. Landerer, die Heilquellen in Griechenland. Beschreibung
der Heilquellen von Patradgik, Aidipso und der Thermopylen. Bam-
berg 1837.
A. Grisebach, Reise durch Rumelien und nach Brussa im
J. 1839. 2 Bände. Göttingen 1841.
Die Schw efe Itherme von Patradgik entspringt
auf dem Wege von Lamia (Zeitun) nach Patradgik (Hy-
pate), ungefähr eine halbe Stunde von letzterem entfernt,
einem sich sanft aus der Mitte eines Platanenhains erhe-
benden, mit kalkhaltigen Incrustationen ganz überdeckten
Hügel.
Ausgezeichnet ist die Lage dieser, durch den Reichthum ihrer
Bestandteile künftig gewifs einen ausgezeichneten Rang unter den
Heilquellen einzunehmen bestimmten Therme: im Süden der Oeta,
südwestlich das an steilen Gebirgswänden romantisch gelegene Pa-
tradgik, im Westen der Pindus und im Norden die Ausläufer dessel-
ben gegen Zeitun, bietet sich im Osten die prachtvolle Aussicht auf
das nahe Meer dar. Aufserdem wird durch die Nähe der Städte Pa?
tradgik und Zeitun die künftige Benutzung der Therme, die jetzt noch
der nöthigen Einrichtungen für die Bequemlichkeit der Badenden und
zum Schutz gegen atmosphärische Einwirkungen entbehrt, sehr er-
leichtert werden. Vorhandeue Spuren weisen nach Lander er auch
auf das ehemalige Vorhandensein eines aus Steinen gemauerten Ba-
des hin.
Das Thermalwasser ergiefst sich beinahe aus dem Mit-
telpunkt des erwähnten, durch vulkanische Erhebung ent-
standenen Hügels, kochend und schäumend unter lebhafter
Gasentwickelungj einem Strome gleich, in ein kraterförnü-
1456
ges Bassin, das von den Badenden zugleich als Cisterne
oder Badeplatz benutzt wird und eine Tiefe von 4—10 F.,
eine Breite von 30—40 F. hat. Die Menge des Wassers
ist so bedeutend, dafs damit 60 — 70 Bäder gefüllt werden
könnten.
Das Thermalwasser zeigt sich gleich nach dem Schöp-
fen etwas grünlich und trübe und läfst nach dem gänzli-
chen Erkalten einen gelblichen Niederschlag fallen, riecht
und schmeckt stark nach Schwefelwasserstoffgas und be-
sitzt einen sehr angenehmen, säuerlich-prickelnden, leicht
salzigen Geschmack, und soll nach Landerer sich auch
zum Versenden in guten steinernen Krügen eignen. Seine
Temperatur variirt nach der Tiefe des Wassers : sie be-
trägt an der Oberfläche 23° B., im Mittelpunkt 38-40° R.
und hält im Durchschnitt das Mittel von 29° R.
Auf dem Grunde des erwähnten Wasserbeckens findet sich eine
dicke, schlammartige, stark nach Schwefelwasserstoff riechende, thon-
haltige, fettig und schlüpfrig anzufühlende Masse, von schwarzgrauer
Farbe, als deren nähere Bestandteile sich kohlen- und schwefelsaure
Kalkerde, Sand, Thon- und Kieselerde, Schwefel, Spuren von Eisen-
oxyd, Extractivstoff, kohlensaures und SchwefelwasserstofTgas erga-
beu. Dieselbe wird als S chwef elmin eralschlamm in Form
von Umschlägen allgemein oder örtlich angewendet; doch besitzt der-
selbe einen solchen Grad von Hitze, dafs er vor seiner Benutzung
erst einiger Abkühlung bedarf.
Die Oberfläche des Thermalwassers ist vorzüglich an seichten
Stellen und da, wo das ausfliefsende Wasser kleine sich laugsam fort-
schlängelnde Bäche bildet, mit einem weifsen, an andern Orten gel-
ben und schön azurblauen, auch grünen, dicken und blasigen
Schaume bedeckt. Derselbe erwies sich durch die Analyse als Schwe.
fei; an den Ausflufsinündungen findet sich ein anderer gelblicher Mi-
neralschlamm, welcher aufser kalkerdigeu Sätzen eine eigentümliche
fettartige Materie von lebhaft azurblauer Farbe (Theiothermine) und
animalische Stoffe in Form von Tremellen und Infusorien (Uiva
thermalis) enthält. Ohue Zweifel wird sich derselbe auch medizi-
nisch benutzen lassen; es ist dies dieselbe Art Mineralschlamm, von
der Plinius sagt: mucus, qui in aqua fuerit, podagris illitus prodest.
Nach Landerer enthalten sechzehn Unzen des Ther-
malwassers :
Chlornatrium «..,... 48,00 Gr.
Chlorcalcium 3,54 —
1457
Schwefelsaure Talkerde 12,80 Gr.
Kohlensaure Kalkerde 5,2t) —
Schwefelsaure Kalkerde 2,43 —
Hydrojodsaure ^Verbindungen . . . 1,90-
Hydrobromsaure)
Kieselerde 2,00 —
Extractivstoff
Theiothermii
75,87 Gr.
vstoff \ unbestimmte Menge
ermine )
Kohlensaures Gas 14,0 Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 21,0 —
33,0 Kub.Z.
Bei der Wirkung des Tbermalwassers ist aufser
seinem beträchtlichen Gehalt an Schwefel auch seine nicht
unbeträchtliche Menge von kohlensaurem Gase sehr zu
beachten. In dieser Beziehung ist dasselbe daher indicirt:
bei allgemeinen Dyskrasieen, namentlich psorischen, gich-
tischen und entarteten venerischen, — chronischen Metall-
vergiftungen, namentlich mit bedeutenden Abnormitäten
der Bildung und Structur einzelner Theile, wie Anchylosen,
Geschwülste, Verhärtungen, wo ein specifischer, in dem
Körper fixirter Stoff verflüchtigt und ausgeleert werden
sol^ — chronischen Krankheiten der Haut, Störungen und
Unterdrückung der Hautthätigkeit , perversen Absonderun-
gen oder fehlerhaften Metamorphosen derselben, rheumati-
schen Affectionen, chronischen Hautausschlägen, Flechten,
Krätze, — Krankheiten der Schleimmembranen, durch
Schwäche, profuse und perverse Absonderung bedingt, wie
Blennorrhöen des Uterinsystems, der Respirationsorgane
und der Urinwerkzeuge, — Stockungen im Unterleibe ato-
nischer Art, welche entweder im Leber- oder Pfortader-
system als Hämorrhoidalbeschwerden, grofsc Trägheit des
Stuhlgangs oder durch Anomalien der Menstruation sich
aussprechen, — fehlerhaften Metamorpliosen im Drüsen -
und Lymphsystem, Stockungen und Verhärtungen paren-
chymatöser Eingeweide, Scropheln und scrophulösen Ge-
schwülsten zur Bethätigung des Lymphsystems und zur
Vermehrung der Urinabsonderung, — Steiubeschw erden.
1458
Die Erscheinungen, welche sich jedem Badenden gleich nach
dem Gebrauch des ersten Bades zeigen, sind : ein eigentümliches
angenehmes, stechendes Gefühl, verbunden mit leichter Röthung der
Haut, vermehrte Hautthätigkeit, ein leichter, angenehmer, wohlthäti-
ger Schweifs.
Der Mineralschlamin wirkt ungemein auflösend,
reizend, zunächst zwar auf die äufsere Haut und die der-
selben zunächst gelegenen Theile, zugleich aber auch auf
die Mischungsverhältnisse der Säfte, und wird besonders
empfohlen: bei hartnäckigen Hautausschlägen, Flechten,
Geschwüren, — eingewurzelten rheumatischen und gichti-
schen Leiden mit beträchtlichen organischen Destructionen,
Anchylosen, Contracturen , Gichtknoten, — hartnäckigen
syphilitischen Affectionen, namentlich Arthritis syphilitica,
verhärteten Drüsen, Bubonen, Knochenauftreibungen, —
scrophulösen Drüsenanschwellungen, Caries, freiwilligem
Hinken serophulöser Art, — Lähmungen, vorzüglich als
Folge gichtischer oder psorischer Metastasen»
Die Thermalquellen von Aidipso sprudeln
auf der rechten Seite des Einganges in den Hafen von
Lipso (Aidipso) auf der Insel Euböa, eine Stunde von der
nördlich und schön gelegenen Ortschaft Lipso entfernt,
auf einem ungefähr 100 F. über d, M, sich erhebenden Hü-
gel an vielen Stellen hervor.
Auf dem Gipfel des erwähnten, zur Kalkforroation gehörenden
und mit weifsen Salzefflorescenzen bedeckten Hügels zeigen sich hun-
derte von kleinen, Vulkanen ähnlicben Erhöhungen, die sich nach und
nach aus den im Wasser enthaltenen kalk- und kieselhaltigen Be-
standtheilen gebildet haben, und aus deren kraterähnlichen Vertiefun-
gen heifses Wasser hervorquillt, wobei ein lebhaftes Sprudeln und
Schäumen und die Entvvickeluung von Dampfwolken die Thätigkeit
des im Innern glühenden Vulkans ankündigt. Incrustate von kalk-
haltigen Verbindungen bedecken eine Fläche von einer halben Stunde
im Umkreise, zwischen denen das Thermalwasser schäumend und
dampfend sich durchschlängelt.
Eine der wasserreichsten Quellen sprudelt einer Fon-
taine gleich am südlichen Abhänge in einer Höhe von 10 F.
über d. M. und ungefähr 15 Schritte vom Meere entfernt,
1459
in das sie sich über einen ganz mit Incrustaten bedeckten und
davon in allen Farben spiegelnden Felsen stürzt und ihm auf
30 — 40 Schritte eine erhöhete Temperatur mittheilt. Sie
hat die Temperatur von 68° R., entwickelt Schwefelwasser-
stoffgas in reichlicher Menge, und besitzt einen so grofsen
Wasserreichthum, dafs es zum Füllen von 30 — 40 Cisternen
hinreichen würde. Die erwähnten Incrustationen haben sich
von oben her so angehäuft, dafs sie an diesem steilen,
dem Meer zugewendeten Abhänge des Berges ein Gewölbe
bilden, unter dem sich das durchsickernde und abträu-
felnde Thermalwasser gleichwie in einem Bassin sammelt,
und dessen Seitenwände und Decke die schönsten und
mannigfaltigsten Gruppirungen der Tropfsteinbildungen
zeigen.
Dafs die Bäder schon im Alterthume angewendet wurden, bewei-
sen aufser den directen Nachrichten in alten Schriftstellern (wie z. B.
Plutarch, Snlla. c. 16.) und den Spuren alter Mauern auch die in
der Nähe der Quellen ungefähr 50 Schritte von der Anhöhe nach dem
Meere zu befindliche ziemlich wohl erhaltene, aus Bruch- und Back-
steinen gebaute Grotte. Sie besteht aus fünf Abtheilungen, deren
jede einen besondern Eingang hat und die mit einem in der Mitte
befindlichen Hofe in Verbindung stehen. Warscheinlich wurde früher
die auf der Anhöhe befindliche Therme durch eine in ihren Ueberre-
sten noch zu erkennende Wasserleitung in diese Höhle Behufs der
Bäder geleitet; heut zu Tage ist dieselbe nebst ihren Separatgewöl-
ben zu einem Dampfschwitzbade umgewandelt, dessen starke, vom
Boden ausströmende Hitze in wenigen Augenblicken heftigen Schweifs
hervorruft.
Das Thermalwasser ist klar, frisch geschöpft keinen
Niederschlag bildend, von leicht salzig-bitterem, nebenbei
etwas hepatischem Geschmack, hepatischem Geruch, aber
nicht unangenehm zu trinken. Die Temperatur beträgt an
einigen Stellen 38° R., an andern 40° R. und an einer so-
gar 72° R. ; die speeif. Schwere 1,016.
Sechzehn Unzen desselben enthalten nach Lande-
rer's Analyse:
Chlornatrium 68,500 Gr.
Chlormagnesium 3,500 —
Chlorcalcium 2,000 —
Kohlensaure Kalkerde 4,432 —
}
1,500 —
1460
Kohlensaures Natron 4,200 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .... 11,240 —
Schwefelsaure Kalkerde .... 3,000 —
Jod- und Bromsalze
Extractivstoif ....
Kieselerde mit Spuren von Eisenoxyd-J
98,372 Gr.
Kohlensaures Gas 8,0Kub.Z.
Schwefelwasserstoffgas 3,5 —
Hiernach müssen die Thermen zur Klasse der heifsen
muriatisch-alkalischen Mineralwasser gezählt und demnach
die Indicalion zu ihrer Anwendung bestimmt werden (vergl.
Th. I. zweite Aufl. S. 262 ff.).
Noch ist eines eigenthümlichen eisenhaltigen Mine-
ralschlamms zu erwähnen, der sich auf dem Boden der
auf der Anhöhe befindlichen Therme in bedeutender Menge
findet und nach Landerer aus Kieselerde, Thon, Kalk
und Kalk Verbindungen, kohlenstoffhaltigem Extractivstoff,
Eisenoxyd und Spuren von Mangan besteht; derselbe wird
in Form von Umschlägen sich in den Leiden wirksam
beweisen, wo dergleichen indicirt sind (vergl. Th. I. zweite
Aufl. S. 493).
Auch in der Ebene von Lelanthus unweit Chalcis auf Eu-
böa finden sich wanne Quellen, die mit denen von Aidipso und bei
den Thermopylen bei einem Erdbeben drei Tage lang ausgeblieben
und dann an andern als ihren vorigen Stellen wieder hervorgebrochen
sein sollen.
Die Thermopylen -Quellen entspringen in den berühmten
Pässen dieses Namens ungefähr auf dem halben Wege zwischen Bu-
duniza und Zeitun (Lamia) unter häufiger Dampfentwickelung.
Der Pafs der Thermopylen bildet eine Spalte zwischen den senk-
recht abgeschnittenen mehrere hundert Fufs hohen Kalkfclsen des
Oeta, an deren Fufs die Thermen hervorsprudeln. Der Hauptausflufs
ist aus zwei kraterförmigen Vertiefungen, worauf sich die Thermen
in Form kleiner Ströme in das ungefähr eine Meile entfernte Meer
ergiefsen. Auch bemerkt mau an andern Stellen in den Kalkfelsen
Spaltungen, die mit stagnirendem Wasser angefüllt sind, das zwar keine
erhö'liete Temperatur, aber eine durch den Geruch deutlich wahr-
nehmbare Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas zeigt. Die ganze
Strecke vom Ursprung der Quellen bis zu ihrem Ausflufs ins Meer
ist mit kalk - und kieselhaltigen Incrustationen reichlich überdeckt,
wobei jedoch zu bemerken, dafs die letzteren im Verhältnifs mit der
14GJ
Entfernung von der Quelle abnehmen und an ihre Stelle kalkhaltige
Incrustate treten.
Das Thermalwasser ist sehr klar, von unangenehm bitterem, sehr
salzigem Geschmack und stark hepatischem Gerüche; seine Tempe-
ratur beträgt 52° R., an andern Stellen und zwar in gröfserer Tiefe
6S° Ft., das specif. Gewicht 1,014. Nach Landerer's Analyse ent-
hält dasselbe: schwefelsaure Talk- und Kalkerde, schwefelsaures Na-
tron, kohlensaure Kalkerde, Chlormagnesium, Chlornatrium, Kiesel-
erde, Extractivstoff, kohlensaures und Schwefelwasserstoffgas.
Dafs die im Alterthum dem Hercules geweihten Quellen auch zu
Bädern benutzt wurden, scheint unzweifelhaft: die ersten Bäder sol-
len hier von Herodes Atticus erbaut sein, Gewifs würden sie
auch jetzt die wohlthätigsten Wirkungen äufsern, wenn nicht ihre un-
gesunde Lage unter Sümpfen andererseits von nachtheiligem EinHufs für
die Badenden sein müfste. Dennoch werden sie von den Bewohnern der
näher gelegenen Ortschaften mit gutem Erfolge angewendet, indem das
6 F. tiefe Becken an der Stelle, wo das Thermalwasser hervorsprudelt,
zum Reservoir benutzt wird. Es herrscht dort die Gewohnheit, die
Quellen zuerst im Mai zu besuchen und von dem Thermalwasser zu
trinken, ohne zu baden, und dann im August die Bäder selbst zu ge-
brauchen.
Land er er, die Heilquellen in Griechenland. Bamberg 1837.
Noch sind zu erwähnen: die Thermalquellen beim Vorgebirge
Ckimeron in Albanien, bei Thermon in Aetolien, bei Dirce
unweit Theben, die Castalische Quelle bei Delphi, so wie die
Höhle oder Gebirgsspalte daselbst, aus welcher ehemals ein eigen-
thümlicher Dunst emporstieg, welcher die Pythia begeisterte, dessen
Abnahme aber schon in früherer Zeit wahrgenommen wurde und wo-
von neuere Reisende keine Spur mehr haben finden können, — das
Mineralwasser zu Kardamyle (Skarda Mula), — das Schwefelwas-
ser zu Mothone und die Schefelquelle auf der Kaki- Skala zwi-
schen Messolongi und Lepanto, am Fufse des Taphiassos, bei altem
Gemäuer.
v. Pückler's südöstlicher Bildersaal. Bd. III. S. 312. 328
Brandis, Mittheilungen über Griechenland. Leipzig 1842. Th. I
S. 75.
Die Thermalquelle auf Aegina. An der nordwestlichen
Seite dieser Insel, ungefähr zwei Stunden von der heutigen und eine
halbe Stunde von der alten Stadt Aegina, in der Nähe eines von den
Alten betriebenen Steinbruchs, 30 Schritte vom Meere entfernt, sin-
tert ein salzig schmeckendes Wasser aus Kalk- und Thoulagern, das
22° R. Temperatur hat. Landerer vermuthete hier eiue Therme
und liefs nachschürfen; der Versuch wurde mit glücklichem Erfolge
gekrönt und es sprudelt jetzt eine reichliche lauwarme Quelle her-
vor, die bereits mit einer Badeanstalt versehen ist. Die Bestand-
theile des Wassers iu sechzehn Unzen sind :
1462
Bromnatfium .
Clilornatrium
Chlorcalciura
Chlormagnesium .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensäure Kalkerde .
Kieselerde
Kohlensaures Gas in unbestimmer Menge.
Brandes, Archiv der Pharmacie. Zweite Reihe.
1840. S. 81,
Bd. XXIV.
Die Thermalquellen der Insel Thermia
oder Kythnos.
Die älteste Benennung der Insel war Ophiusä, we-
gen der grofsen Menge dort befindlicher Schlangen, spä-
ter wurde sie Dryopis, auch Kythnos genannt; den
heutigen Namen Thermia verdankt sie ihren heifsen Mi-
neralquellen. Sie liegt im Aegeischen Meere, auf dem
Seewege von Athen nach Syra, 8 Meilen südöstlich vom
Cap Colonne (dem alten Sünium), 2 Meilen südsüdöstlich
von Zea, westlich von Syra, nordwestlich von Serphopoulo,
nordnordwestlich von Serpho und ostsüdöstlich von S. Georg
von Arbora, und gehört somit zum nordwestlichen Theil
der Cykladen.
Die Insel ist weniger steil und nicht so gebirgig als die benach-
barten Inseln des Archipelagus; sie zeigt, wie der gröfste Theil der
Cykladen, Spuren vulkanischen Ursprungs und umfai'st eine Gebirgs-
kette, welche aus drei verschiedenen, meist in schiefer Richtung über-
einander geschichteten, Lagern von Steinmassen besteht: die obere
Lage ist Schiefer, die mittlere Glimmer, die untere Kalkstein. — Die
gröfsten und schönsten Thaler der Insel sind die Ebene der heiligen
Helena, von der Hauptstadt Messaria bis zum Hafen Irini, die Ebene
Apoceros, von Silaca zum Hafen Stephano, die Ebene Episcopy, die
Ebene Marca und die Ebene der heifsen Mineralquellen an der nord-
östlichen Küste der Insel. Die Insel hat keinen Mangel an gutem
Trinkwasser und ein beneidenswerthes Klima: der Winter ist höchst
gemäfsigt und nur selten sinkt das Thermometer bis zum Gefrier-
punkte; dagegen herrscht ein fast ewiger Sommer, dessen Hitze nit
drückend ist, da die freie Lage der Insel im Meere zur Milderung
derselben beiträgt und täglich regelmäfsig sich einstellende Winde vot
Nor.
14C3
Nordost und Südost die durch die Strahlen der Mittagssonne erhitz-
ten Felsen und Berghohen in gleichem Mafse wieder abkühlen; das
Thermometer zeigt im Sommer gewöhnlich '20 — 25° R., nur selten,
namentlich im Juli, steigt es bis 28° R. Frühling und Herbst sind
besouders kurz und werden nur durch einen im Februar und Septem-
ber sich einstellenden drei bis vier Wochen laug anhaltenden Regen
angedeutet. Die Thäler sind äufserst fruchtbar: jede Art von edlen
Südfrüchten gedeihet hier. Scorpionen und Schlangen sind nicht
mehr so häufig, eine Art grofser Eidechsen ist unschädlich. Endemi-
sche, wie epidemische und contagiöse Krankheiten giebt es fast hier
eben so wenig wie zur Zeit noch Apotheken.
Die Thermalquellen, von den Thermioten ib. ftepfia oder
auch schlechthin ia Xöotp'a genannt, entspringen, drei an
der Zahl, in dem südwestlichen Theil des an der nordöst-
lichen Küste der Insel, an einer der Buchten rechts am
Eingange des Hafens S. Irini belegenen, gegen Norden,
Westen, Südwest und Südost von ziemlich bedeutenden
Bergen und gegen Osten von einem kleinen, zu Seebä-
dern sehr passenden Hafen begrenzten Thaies. Die erste
oder die höhere Thermalquelle, welche gewöhnlich zu den
Badekuren benutzt wird, quillt 340 Schritte vom Meere
entfernt, aus einer Masse von Kalksteinlagen am Fufse
eines die Ebene gegen Westen begrenzenden Berges her-
vor und versorgt gleich bei ihrem Ursprung den zum ge-
meinsamen Baden bestimmten Wasserbehälter des Bade-
hauses; die zweite oder die mittlere und die dritte oder
die untere Thermalquelle entspringen 60 Schritte südöst-
lich vom Ursprung der ersten, am Abhänge eines kleinen
Hügels in der Ebene: das Wasser der zweiten sammelt
sich in einem von der Natur selbst gebildeten Becken, das
2 F. tief und 4 F. breit ist, fliefst dann zur dritten ab,
worauf der ganze Wasserstrom in Form eines kleinen
Flüfschens von Westen nach Osten bis in die Ebene sich
erstreckt.
Obwohl man in der Nähe der Quellen die Ueberreste einer alten
Badeanstalt antrifft, so ist es doch zweifelhaft, ob die Alten mit der
heilsamen Wirkung dieser Wasser vertraut gewesen. Das Badehaus,
in welchem gegenwärtig die Mineralbäder genommen werden, befindet
sich beim Ursprung der ersten Quelle und wurde 1782 au derselben
III. Theil. Aaaaa
Stelle, wo schon Tournefort im J. 1703 ein zum Waschen der
Wäsche und von den Kranken zum Schwitzen benutztes Häuschen vor-
fand, errichtet Es besteht in einem länglich viereckigen gewölbten
Gebäude, in dessen Mitte sich ein vierseitiger Wasserbehälter von
14 F. Länge, 9 F. Breite und 3 F. Tiefe befindet, der im Ganzen
378 Kub. F. Wasser fafst und also so geräumig ist, dafs zu gleicher
Zeit mehrere Kranke in demselben baden können. Der Grund die-
ses Dassins ist mit weifsem Sande ausgelegt; aus flachen Kalkstei-
nen und Schieferplatten stellen sich die Badenden nach Belieben hö-
here oder niedere Sitze zusammen. Die heifse Quelle ergiefst sich
in dasselbe am untern Theile seiner östlichen Seitenwand und fliefst
bei gefülltem Wasserbehälter gerade gegenüber aus einer Rinne wie-
der ab. Das Bassin kann nach Belieben abgelassen werden und es
bedarf zu seiner Wiederanfüllung eine volle Stunde: in jeder Minute
fliefsen also nur gegen 61/., Kub. F. Thermalwasser zu. — Seit der
Wiederherstellung Griechenlands strömen, wie früher, eine Menge
von Kranken aus allen Theilen Griechenlands und Kleinasiens herbei.
Die Regierung, welche sich mit der Erweiterung und Vervollkomm-
nung der Badeanstalten beschäftigt, hat ein geräumiges Badehaus und
Wohngebäude für die Badegäste herstellen lassen, und das Bad ge-
winnt bei der befestigten Ruhe des Landes und dem häufigen Dampf-
boot- und Schiffsverkehr für Reiselustige durch seine geographische
Lage, die Schönheit seines Bodens, seines Himmels und Meeres eine
stets wachsende Bedeutung. Wohnungen findet man in der Nähe des
Badehauses, in einigen Klöstern und in den beiden Städten Mescaria,
unweit des Hafens S. Irini, und Silaca, unweit des Hafens S. Stephano.
Das Thermalwasser ist farblos, hell und durchsichtig,
geruchlos, von durchdringend salzigem und zugleich tinten-
haftem Geschmack ; das specif. Gewicht beträgt 1,0328
(nach L anderer 2,015, was wahrscheinlich 1,00215 hei-
fsen soll), die Temperatur in der zweiten und dritten Quelle
45,5° R. bei 25° R. der Atmosphäre; — die erste Quelle
hat zufolge der Zumischung einer kalten Quelle nur 31° R.
Aus allen drei Thermalquellen entwickeln sich beständig Was-
serdämpfe, welche an der ersten das Badehaus erfüllen und aus der
zweiten und dritten, so wie aus dem Strom ihres gemeinsamen Ab-
flusses, in dicken Wolken aufsteigen. Während dieses Phänomen
im Sommer nur in den Morgen- und Abendstunden, so wie in mond-
hellen Nächten statt findet, erscheint in den kalten Tagen des Win-
ters, wo die niedrige Temperatur der Luft die Dämpfe sichtbarer
macht, das Thal der heifsen Quellen in seiner ganzen Ausdehnung
zu jeder Tageszeit von ihnen erfüllt; die Dämpfe entwickeln sich
dann zugleich von der ganzen Wasserfläche, in welche sich die hei-
fsen Quellen auf ihrem Wege zum Meere in der Ebene ausbreiten,
14Ö5
und sind so dicht, dafs sie selbst Gegenstände, die nur wenig entfernt
sind, der Beobachtung entziehen.
An der Landseitc ist das Thal der heifsen Quellen von vielen
übereinander liegenden Sinterschichten bedeckt, welche sich seit Jahr-
tausenden gebildet haben : diese Concreineute von verschiedener Form
und Farbe bestehen aus kohlen-, salz- und schwefelsaurem Kalk
und Eisenoxv'd.
Gegen Südwest wird dieses Thal von einer Ebene begrenzt, auf
welcher sich auch zwei Moräste finden,, die wegen ihrer geringen
Erhebung über die Meeresfläche vom Mineralwasser stets durchdrun-
gen sind; sowohl der Boden dieser Moräste, als auch ein Theil der
Ebene selbst, ist bei Sonnenschein und trockenem Wetter in einem
Umfange von 5.00 Schritten mit einer dünnen schneeweifsen Salzlage
bedeckt, "welche von den aus dem braunschwarzen Thongrunde elflo-
rescirendeu auflöslicheu Salzen des Mineralwassers gebildet wird.
Diese Efflorescenz ist aber an Masse so gering, dafs sie schou beim
unbedeutendsten Regen wieder verschwindet.
In diesen Morästen trifft man auch noch drei kältere Quel-
len an, von denen die erste in der Mitte zwischen beiden Morästen
entspringt und ein salziges, wenig bitteres, geruchloses, klares Was-
ser von der Temperatur von 20° R. hat; die zweite ist einige Schritte
nach Südost von der ersten entfernt, hat helles und klares, nicht
salziges, ein gutes Trinkwasser darbietendes Wasser von 16° R. Tem-
peratur; das Wasser der dritten Quelle, die etwa 80 Schritte süd-
westlich von der vorigen entfernt ist, hat 28° R. und bietet ebenfalls
eiu schönes Trinkwasser dar.
Dss Wasser dieser drei süfsen Quellen wird von einem kleinen
Flufs aufgenommen, der zwischen der Ebene und den hier gegen Süd-
ost begrenzenden Bergen noch mehrere Quelien von 22 — 27° R.
aufnimmt. Die Zahl dieser Quellen läfst sich nicht genau angeben,
da sie nicht beständig sind und oft an einzelnen Stellen verschwin-
den, während an andern neue zum Vorschein kommen. Ihr Wasser
schmeckt salzig -bitterlich, ist klar, geruchlos und enthält viel freie
Kohlensäure.
Die ganze Masse dieses Wassergemisches von süfsen und salzi-
gen, von kalten, warmen und heifsen Quellen bahnt sich endlich am
östlichen Winkel der Ebene einen Weg durch den tiefen Ufersand
ins Meer.
Marco Boschini gedenkt der heifsen Mineralquellen, welche
zu den eisenhaltigen Kochsalzthermen gehören, zuerst (L'Archipelago*.
Venezia 165S. pag. 84); später behauptete Francisco Pincenza
(Egeo redivivo. Modena lb88. p. 303), sie seien schwefelhaltig; die
erste vollständige Mittheilung über Thermia lieferte 1706 Pitton de
Tournefort (Relation d'un voyage du Levaute fait par ordre du
Roi. Amsterdam 1718; — deutsch: 1777. Bd. II. p. 10). Im J. 1830
erstattete auf Veranlassung des Präsidenten Capodistrias eine Commis-
sion, die aus dem Dr. Zuccarini und dem Apotheker M a h n im Ver-
ein mit dem Dr. K}' her, Oberarzt der russischen Station im Mittel-
A a a a a 2
1466
meere, und Dr. Cabissol, Arzt des französischen Schiffes Ie ConquS-
rant, bestand, einen Bericht über die Quellen ab, welcher in der Zeitung:
le Courier de la Grece. E'gina. 1. Juillet 1830 erschien. Darauf gab
Dr. Landerer seine Analysen über die Quellen 1835 heraus und
endlich tbeilte Dr. Alex. Goedechen, russischer Hofrath, der
sich mehrere Jahre in Griechenland aufhielt und 1833 auf dieser In-
sel während der Badezeit zubrachte, eine ausführliche Abhandlung
über Thermia mit.
Nach Landerer's
zen des Thermalwassers:
Kohlensaures Eisen
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaures Natron .
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Kalkerde
Sehwefelsaure Talkerde
Chlormagnesium .
Chlorcalcium .
Chlornatrium . .
Jodnatrium
Bromnatrium
Quellsaures Eisen mit Spuren
Kieselerde .
Wasser .
Analyse enthalten sechzehn Un-
der zweiten Quelle: der dritten Quelle:
2,684 Gr.
12,486 -
4,200 —
3,043 —
7,946 —
23,390 —
30,402 —
8,064 —
91,300 —
> unbestimmt
200.000 —
3,436 Gr.
12,840 —
5,462 —
9,480 -
21,040 —
32,301 —
12,402 —
64,939 —
unbestimmt
i 206,000 —
383,515 Gr.
367,900 Gr.
Der ersten Quelle :
Chlornatrium . . . .
42,096 Gr.
Chlorcalcium . . » . . .
. 4,320 —
Chlormagnesium . . „ ,
2,402 — .
Kohlensaure Kalkerde ....
3,614 —
Kohlensaures Natron ....
2,942 —
Schwefelsaure Talkerde
6,634 —
Schwefelsaure Kalkerde .
2,004 —
Jodnatrium )
Bromnatrium )
unbestimmt
Kieselerde . . ■ .
Spuren
Wasser .
53,000 —
Kohlensaures Gas
117,012 Gr.
2,0Kub.Z.
Die zweite Quelle enthält noch kohlensaures und Scliwefelwasser-
stoffgas, die dritte kohlensaures Gas, doch ist die Quantität dessel-
ben nicht bestimmt; — überhaupt dürften die Analysen der nöthigen
Schärfe entbehren und die Quantität des kohlensauren Eisens jeden-
falls zu hoch angegeben sein.
1467
Bei der amtlichen Untersuchung der Quellen durch die oben er-
wähnte Commission wurde nur die zweite und dritte Quelle von Mahn
analysirt, welcher in sechzehn Unzen Wasser fand :
Kohlensaures Eisen
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Natron
Chlornatrium . .
Chlormagnesium .
Chlorkalium
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
2,666 Gr.
10,666 —
2,666 —
34,000 —
21,333 —
12,000 —
5,333 —
2,666 —
Chlorcalcium mit Spuren von Silicium . . 8,000 —
99,330 Gr.
In seiner Wirkung auf den menschlichen Organismus
kommt dieses Mineralwasser im Allgemeinen mit den deut-
schen Kochsalzthermen, namentlich mit denen von Wies-
baden, Baden- Baden und Burtscheid überein; nur erhält
die erste der Quellen zu Thermia durch ihren gröfsern Ge-
halt an Kohlensäure, so wie die zweite und dritte durch
ihren gröfsern Gehalt an Eisen einige Nebenwirkungen.
Aufserdem verdienen die geographische Lage der Insel,
das Klima und die örtliche Beschaffenheit der nächsten
Umgebungen der Mineralquellen selbst j so wie die Höhe
ihres Ursprungs, bei Erwägung ihrer Wirksamkeit eine
besondere Würdigung.
In letzterer Beziehung ist hervorzuheben , dafs Thermia fast un-
ter gleichem Breitegrade mit dem Vorgebirge St. Vincent, folglich
südlicher als alle Mineralquellen Deutschlands, Frankreichs und selbst
Italiens liegt; nicht minder wird das Mineralwasser in seiner heilsa-
men Wirkung durch die Vorzüge des Klimas unterstützt, und auch die
geringe Erhebuug der Quellen über die Meeresfläche — die erste Quelle
entspringt 17, und die beiden übrigen nur 14 F. über d. M. — so
wie die Heilsamkeit der Seeluft tragen zur günstigen Wirksamkeit bei.
Das Mineralwasser wird innerlich und äufserlich an-
gewandt. Aufser der ihm beiwohnenden natürlichen Wärme
wird die Wirkung desselben vorzugsweise durch das in
seinen Mischungsverhältnissen vorwaltende Chlornatrium
bestimmt. Beim innern Gebrauche ist demnach seine
Hauptwirkung auf die Schleimhäute des Magens, der Re-
spirationsorgane, der Urinwerkzeuge und des Uteriusys-
tems, sodann auf die Drüsen und das Lymphsystem ge-
richtet; es wirkt mehr gelinde lösend, als abführend; in
den Kreislauf aufgenommen, verändert es die Mischung
der Säfte theils chemisch durch seinen Zutritt, theils dy-
namisch, indem es die Absonderungsorgane reizt und um-
stimmt, wodurch sogleich eine Einwirkung auf die festen
Theile hervorgebracht wird. Aeufserlich angewandt,
wirkt es zunächst auf die Haut, von welcher aus seine
auflösenden, zersetzenden und reizenden Kräfte sich dann
auf die Schleimhäute, das Drüsen- und Lymphsystem, auf
die parenchymatösen Eingeweide des Unterleibes und end-
lich auf die fasrigen Gewebe der Muskeln und des Kno-
chensystems fortpflanzen. Durch den Reichthum an Koh-
lensäure und in der zweiten und dritten Quelle durch den
Zusatz von Eisen wird die schwächende, erschlaffende und
zersetzende Kraft des Mineralwassers vermindert; die ge-
lind reizende, belebende Beimischung macht dasselbe flüch-
tiger und assimilirbarer j es wird dadurch auch bei schwäch-
lichen Personen anwendbar und besonders in jenen schwie-
rigen Complicationen wohlthätig, wo Nervenschwäche mit
Verstopfung und Dyskrasie der Säfte verbunden ist.
Obgleich das Mineralwasser eine beträchtliche Menge von festen,
an sich leicht den Magen beschwerenden Salzen enthält, so wird es
dennoch beim innerlichen Gebrauche, wegen seiner erhöhten Tempe-
ratur, bei der ersten Quelle auch wegen des Reichthums an Kohlen-
säure, bei den beiden andern aber wegen des Eisengehaltes, gut ver-
tragen. Zum äufserlichen Gebrauche bedient man sich vorzugsweise
der ersten Quelle, welche das Bassin des Badehauses füllt. Der Ba-
dende empfindet im Augenblicke, wo er in das Bassin hinabsteigt,
ein eigenthümliches Gucken und Brennen auf der Haut, welches zum
Theil den flüchtigen und festen Bestandtheilen des Mineralwassers,
besonders aber der die Blutwärme übersteigenden Temperatur dessel-
ben zuzuschreiben ist. Dieses Gefühl, welches sich unter Röthung
der Haut, Zunahme des Körpexumfangs , Beschleunigung des Blutes
und sichtbar gesteigerter Thätigkeit des Blut- und Capillargefäfs-
systems einstellt , und vorzüglich an den Geschlechtstheilen und den
Brüsten wahrgenommen wird, macht jedoch sehr bald, unter Ausbruch
von reichlichen Schweifsen auf dem Gesicht, der Brust und dem Rük-
ken, einer angenehmen Empfindung von Wohlsein Platz, welche zu
freien Bewegungen im Bade auffordert. Erst nach einer Viertel - bis
halben Stunde, je nachdem der Badende mehr oder weniger reizbar
14G9
oder sanguinisch ist, fängt das Bad an lästig zu werden: es stellt
sich, unter Aufregung des ganzen Körpers, ein beäugstigendes Gefühl
von Druck auf der Brust ein, welches von Herzklopfen und Athmungs-
besch werden begleitet zu sein pflegt; verläfst mau jetzt das Bad, so int
Ohnmacht, zuweilen selbst Schlagtlufs zu befürchten. Beim Aussteigen
aus dem Bade pflegt man Schwäche iu den untern Extremitäten und
Zittern der Kniee wahrzunehmen. Geht mau nun sogleich zu Bett,
so stellt sich ein allgemeiner Schweifs ein, während dessen, der oft
mehrere Stunden anhält, man Trockenheit des Mundes, starken Durst,
innere Hitze, vollen, beschleunigten Puls, Unbehagen und bei allzu-
warmer Bedeckung wohl selbst Beängstigung und Athmungsbeschwer-
den beobachtet.
Zu den gewöhnlichen Erscheinungen, von welchen der anhaltende
Gebrauch dieser Bäder begleitet ist, gehören: der Badefriesel (in Form
von rothen Hautknötchen oder Papeln , hauptsächlich auf der Brust
und dem Rücken, seltener im Gesicht und den Extremitäten) und das
Brunuenfieber, welches oft schon iu den ersten Tagen eintritt und
Aussetzung der Bäder verlaugt. Erscheint es erst gegen die dritte
oder vierte Woche, dann ist es kritisch und endigt mit Schwcifsen,
reichlichen Stuhlausleerungen, trübem Urine, öfters mit Nasenbluten
oder Hämorrhoidaltlüssen , unter sichtbarer Erleichterung der Krank-
heit. Jetzt mufs die Badekur beendigt werden, wenn sie nicht scha-
den soll. Gelangte der Kranke während des Gebrauchs der Bäder
selbst nicht zur völligen Genesung, so erscheinen nach Beendigung
der Kur, bald früher, bald später, noch kritische Ausscheidungen, die
sich durch Morgenschweifse, Bodensatz im Urine, Hautausschläge,
gelinde Fieberanfälle oder Diarrhöe zu erkennen geben und den Kran-
ken noch herstellen. Noch lange bleibt eine gesteigerte Reizbarkeit
der Haut und grofse Neigung zu Schweifsen.
Bei Anwendung des Thermalwassers sind die durch die Länge
der Zeit in Thermia bewährt gefundenen Baderegeln wohl zn beach-
ten : am besten ist es, wenn täglich nur ein Bad und zwar früh um
G Uhr genommen wird; der Frühling ist die beste Zeit zum Gebrauch
dieses Bades.
Die Krankheiten, gegen welche sich die Thermalbä-
der von Thermia von jeher am wirksamsten zeigten, sind:
chronische Hautausschläge, Flechten, Krätze, Salzflüsse,
Geschwüre und fehlerhafte Absonderungen, besonders wenn
sie von abnormer Mischung der Säfte und Stockungen der
Eingeweide herrühren; — Scropheln, wenn sie unter der
Form von Drüsenanschwellungen, Geschwülsten, Knoten
und Afterbildungen auftreten und auf einer gewissen Träg-
heit der Circulation beruhen ,• — chronische Rheumatismen
uml hartnäckige Gichtbeschwerden, wenn die Kranken von
1470
torpider Constitution, das Leiden sehr inveterirt ist, mit
örtlichen Verbildungen, Knochenauftreibungen, Gelenkge-
schwülsten und Contracturen verbunden ist, ihm Mercurial-
dyskrasie oder unterdrückte Hautausschläge zum Grunde
liegen und die festsitzenden rheumatisch-gichtischen Reize
auf dem Wege erhöhter Hautausdünstung aus dem Körper
zu schaffen sind; — nach Verwundungen oder Verbren-
nungen entstandene unvollkommene oder unförmliche Nar-
ben, Anschwellung, Knochenauftreibung und Steifheit
der Gelenke, Anchylose und Verkrümmung der Glie-
der; — eingewurzelte syphilitische Beschwerden; —
Stockungen im Pfortadersystem: Hämorrhoidalbeschwer-
den , Hypochondrie , hartnäckige Wechselfieber , An-
schwellungen der Leber und Milz; — Krankheiten der
Schleimhäute, namentlich in den Geschlechtstheilen und
Urinwerkzeugen, wenn sie auf Trägheit der Circulation,
Stockungen} anfangender Verhärtung, Reizlosigkeit und
Schwäche beruhen, daherrührende unregelmäfsige oder zu
geringe Menstruation, Unfruchtbarkeit, Fluor albus, Bla-
senhämorrhoiden, Impotenz, Nachtripper und Anschwellung-
der Prostata; — chronische Krankheiten des Nervensystems
von rheumatischen, gichtischen, psorischen und scrophulö-
sen Ursachen: Neuralgien und Lähmungen, namentlich
Kopfweh, Gesichtsschmerz, Hüft- und Lendenweh, Läh-
mung der untern Extremitäten; — torpide Schwäche mit
Neigung zu lymphatischen Ablagerungen und Fettsucht.
Contraindicirt dagegen sind die Bäder, wenn sie zu
sehr angreifen, ermatten oder erhitzen, wenn sie örtliche,
innere Leiden anregen, welche Gefahr drohen könnten, bei
Idiosynkrasie gegen Bäder überhaupt. Insbesondere ist
ihre Anwendung nicht zulässig : in zarter Kindheit, hohem
Alter, bei sehr reizbaren Damen, schwächlicher Constitu-
tion, phthisischem und apoplektischem Habitus, sanguini-
schem Temperamente; — bei excessiver Thätigkeit des
Blutgefäfssystems, Hemmung der Blutcirculation und da-
durch bedingter Neigung zu Congestionen nach edlen Thei-
len; — bei gesunkener Vitalität mit grofser Erschlaffung
und Schwäche, Anlage zu Erschöpfung und Tabes, bei
hektischen Schweifsen, Durchfällen und Zehrfieber; — bei
scorbutischer Dyskrasie; — bei geheimer schleichender
Entzündung innerer Organe mit drohender Vereiterung,
lymphatischer Ausspritzung oder serösem Ergüsse in Brust
und Unterleib ; — bei Brustkrankheiten, namentlich bei wah-
rer Schwäche der Lungen, Anlage zur Lungensucht, idio-
pathischen Herzkrankheiten ; — bei organischen Fehlern,
die keiner Rückbildung mehr fähig sind, namentlich des
Gehirns und anderer edlen Eingeweide, daher rührenden
Nervenkrankheiten.
Aufserdem sind noch die Thermalquellen der Inseln Melos,
Thera (Santorin), Lemnos (bei dem Dorfe Livade Chorio,
■welche auch einige Einrichtungen zu ihrer Benutzung besitzt, indem
sich in dem Bassin ein bis zwei Personen zugleich baden können und
ohne dais das Wasser zuvor abgekühlt zu werden braucht, und au-
fserdem ein Zimmer und eine gewölbte Grotte zur Bequemlichkeit der
Badenden vorhanden ist), Lesbos (wo am Ufer des Meeres eine
Therme sich befindet, welche für diuretisch gehalten und von den
Einwohnern von Mytilene gegen die hartnäckigsten Krankheiten ge-
braucht wird; auch ist ein gemeinschaftliches Bade- Bassin und ein
grofses Gebäude zur Aufnahme von Kurgästen vorhanden) und M i I o
zu erwähnen. Auf letzterer Insel sind mehrere Thermalquellen, die
auch schon von den Alten gehraucht wurden und unter denen sich
die Thermen von Castro, die von Pr ot o thal ass a und die zwi-
schen S. Constantin und Castro entspringende Purgirquelle aus-
zeichen: letztere ist fast lauwarm, von fadem Geschmack und wird
von den Griechen gewöhnlich im Mai als Purgans getrunken ; — die
öffentlichen, Loutra genannten Bäder dieser Insel werden durch
Kochsalzthermen gespeist und gegen Lepra und Paralyse benutzt:
sie befinden sich unweit der Stadt in einer Grotte am Fufse eines
kleinen Hügels, welche zugleich zu einem Dampfbade dient.
Alibert, precis historique a. a. 0. p. 587.
Adolph Alex. Goedechen in: Rust's Magazin für die ge-
saminte Heilkunde. Bd. L. 1837. St. I. S. 3-86.
liepl Tüiv £v K69vu) Ö£fi|j.(Lv üoa-iov, Ttapa Eaßepiou Aavoepsp.
Ev A&-/jvais 1835.
Hat Miner alw asser in Zante. Auf dieser Jonischen Insel
findet sich ein kochsalzreiches, Harz enthaltendes Wasser, das nach
Schmiener's Untersuchung in sechzehn Unzen enthält:
1472
Schwefelsaures Natron .
17,00 Gr.
Schwefelsaure Talkerde .
38,20 —
Schwefelsaure Kalkerde .
4,25 —
Chlornatrium ....
73,10 —
Chlormagnesium
10,20 —
Chlorcalcium ....
11.90 —
Harz .....
3,40 —
158,05 Gr.
Von dem in demselben enthaltenden Harze gaben 8 Unzen bei der
Destillation 2 Unzen Steinöl und es blieben 6 Unzen einer pecharti-
gen Masse zurück.
Die Erdoel -Quellen dieser Insel, seit Herodot's Zeiten
berühmt, sind neuerdings von Strickland untersucht worden. Sie
entspringen auf der Südseite der Insel in einer von jeher dem Erd-
beben ausgesetzten Gegend, mitten in der morastigen Ebene vin Port
Cheri und geben jährlich etwa 40 Fässer Erdoel Dasselbe ist zähe
und quillt aus der Tiefe hervor und über demselben sind die Quellen
mit klarem, kaltem, fast geschmacklosem Wasser angefüllt; auch die
Ränder der Wassertümpfel sind dick mit Erdöl überzogen. Da diese
und die übrigen Erdölquellen in der Nähe der s. g. Verwerfungen
(Faults) zu Tage kommen und in der Zusammensetzung der Tertiär-
und Secundärgebilde nichts liegt, das auf ihren Ursprung hindeutete,
so glaubt Strickland, dafs sie aus der Region der vulkanischen
Thätigkeit, welche offenbar unterhalb der Jonischen Inseln hinstreicht,
entspringen.
F. Simon, die Heilqullen Europas. S, 254.
Eilfte Abtheilung.
Die Seebäder und Strand-Kurorte
Europa's.
vJceanographie von Europa. Europa bildet eine
grofse Halbinsel von Asien, die weit nach Westen in den
Atlantischen Ocean vorspringt, so dafs derselbe diesen Erd-
theil mit Ausnahme der JNordküsten umschliefst, welche
letztere vom nördlichen Eismeere bespült werden. Durch
die eigentkümliche Küsten *Configuration dieses Erdtheils
sind von dem Ocean eine grofse Anzahl von Gliedern ge-
trennt, die durch die einschliefsenden Land-Vorsprünge zu
völligen Binnen-JYIeeren werden. Als das erste in dieser
langen Kette sehen wir die Ostsee, im Westen und zum
Theil im Osten von klippigen Gestaden, im Süden dage-
gen von Flachküsten umschlossen ; es nimmt eine so zahl-
reiche Menge von Strömen auf, dafs seine Gewässer zwi-
schen den dänischen Inseln hindurch sich einen Abflufs ver-
schaffen, obgleich durch anhaltende Winde oft eine rück-
laufende Strömung entsteht, die bei Stürmen und auffallen-
der Verschiedenheit des Barometerstandes an den entge-
gen gesetzten Küsten zu höchst gefährlichen Sturmfluthen
anwachsen kann. Seine Tiefe wechselt zwischen 200 — 900
Fufs; die Gezeiten (Ebbe und Fluth) dringen hier nicht ein;
seine Beschaffung ist wegen des hohen, kurzen Wellen-
schlages und der unregelmäfsigen Strömungen gefährlicher
als die des freien Oceans.
Die britischen Inseln sind die trocken gelegten Theilc
eines grofsen unterseeischen Hochlandes, das namentlich
1476
auch den Boden der Nordsee bildet und hier in einer
grofsen Menge von Sandbänken sich dem Niveau bis etwa
100 F. nähert, ja zum Theil nur schmales Fahrwasser übrig
läfst. In steilen Abfällen sinkt es zur norwegischen Küste
hinab, so dafs eine 12 — 1500 F. tiefe Rinne um das Cap
Lindesnäs, die Südspitze von Norwegen herum zieht, wäh-
rend die Nordküsten von Jütland sehr seicht sind , ein
Grund, warum bei Stürmen alle Schiffe die dänischen Kü-
sten vermeiden. Die offenere Lage der Nordsee setzt sie
mehr den Einwirkungen des Oceans aus als bei der Ostsee
der Fall ist. Durch den schmalen Pas de Calais drängt
sich eine Strömung hinein, die an den Küsten Hollands
vorübergeht und sich bis zum Yorgebirge Skagen, der
Nordspitze Jütlands, hinzieht bei einer Geschwindigkeit von
2—3 Meilen in der Stunde. Von dort wirft sie sich nach
der norwegischen Küste hinüber. Eine zweite Strömung
geht an der Ostküste Grofsbritanniens nach Süden und trifft
zuletzt mit jener Ostströmung zusammen. Eine gleiche
doppelte Richtung nimmt die Fluth, welche weit in die gro-
fsen Landströme eintritt und einen Rücklauf des abfliefsen-
den Flufswassers veranlafst, der in der Weser bei Vege-
sack noch 3£ F. , in der Elbe bis oberhalb Hamburg noch
7 F. hoch sichtbar ist. Die Sturm- oder Springflutben,
die z. B. bei Helgoland die Brandung bis 100 F. hoch trei-
ben, haben die flachen Küsten Hollands, Deutschlands und
Jütlands auf die mannichfachste Weise zerrissen und na-
mentlich in der neuesten Zeit durch den Durchbruch zum
Lymfjord das nördliche Jütland zur Insel gemacht.
Eine merkwürdige Bewegung zeigt das Meer an den
Westküsten Europa's. Eine ziemlich heftige Strömung,
die anfänglich eine, später drei Meilen in der Stunde läuft,
setzt an der hafenreichen spanisehen Nordküste in den in-
nersten Winkel des Biscayiscken Meerbusens hinein
und treibt dort so viel Sand an die Gestade zwischen der
Adour- und Gironde-Mündung, dafs es erst in neuerer Zeit
der Kunst gelungen ist, diese immer weiter laudeindrin-
1477
genden Sandmassen zum Stehen zu bringen. Mit grofser
Heftigkeit wird hier die Strömung nach Norden herumge-
worfen und setzt quer an dem Canal la Manche vorüber,
wo seine Schnelligkeit, verbunden mit den hier häufigen
Nebeln, schon vielen Schiffen im Angesichte des heimischen
Bodens nach .oft weiten, glücklichen Fahrten den Unter-
gang gebracht hat. Ihrem Entdecker zu Ehren heilst sie
die „Rennellströmung" oder nach der klippenreichen Gruppe
der Scilly-Inseln, gegen welche sie die Schiffe zerschellt,
,,SciIIy-Strom". An der Südspitze Irlands, dem Cap Clear,
spaltet sie sich, immer breiter werdend ; der westliche Theil
kehrt in den Ocean zurück, der östliche durchzieht die
irische See, die im mittleren Theile 150, im Nordcanal
600 F. Tiefe hat. In letzterem treffen die Fluthwellen
von Süden und Norden her zusammen, die im Allgemeinen
dieser Strömung folgen und vor der Strafse von Gibraltar
10 F., am Cap Finisterrä 12 F., an der Mündung der Ga-
ronne 15 F., an der Südküste der Bretagne 18 F., bei
St. Malo 20 — 25 F. , in der Mündung der Saverne 50 bis
54 F., ja in dem Wyeflufs sogar 63 F., im irländischen
Canal 24 F., an der Westküste Schottlands 18 F., im
Canal la Manche 15 — 24 F. aufsteigen.
Die Küsten Frankreichs und Englands an diesem
Canal bestehen aus Mergel und Kreidearten, mit zuge-
rundeten Feuersteinen durchschossen. Dieser verwittert
besonders leicht an der französischen Küste, die der Wet-
terseite zugewendet ist, und verschüttet mit seinem Grus
die Häfen. Eine günstigere Stellung haben die englischen
Häfen, welche sogar durch die Strömung von diesen Schutt-
massen gereinigt werden. In dem Pas de Calais liegen
Sandbänke dem Niveau bis 9 F. nahe.
Durch die schmale Strafse von Gibraltar gelangen
wir zwischen den Promontorien Calpe und Abyla, den frü-
heren Säulen des Hercules, in das weite Becken des Mit-
tel-Meeres, das von hier bis zu den sjrrischen Küsten
Asiens sich 500 Meilen ausdehnt. Seine gröfste Breite
1478
von der Nordspitze des Golfes von Triest bis zum Südende
der grofsen Syrte oder des Meerbusens von Sidra beträgt
etwa halb so viel. Schon die äufsere Umsäumung dieses
Meeres läfst zwei Theile erkennen, die auch hinsichtlich
der Tiefe sich wesentlich von einander unterscheiden. Das
östliche gröfsere und höhere Becken ist von dem westli-
chen kleineren und tieferen durch die weit nach Südost
reichende italische Halbinsel getrennt, deren submarine
Verbindung mit dem afrikanischen Cap Bon bei Tunis durch
die Seebrücke Skerki bezeichnet wird, deren Tiefe zwi-
schen 42 — 540 F. wechselt, und bei der in neuerer Zeit
vulkanische Kräfte die Ferdinandea- oder Graham's-Insel
gehoben hatten, die aber bald wieder in die Tiefe versank.
Oestlich von dieser Bank sinkt das östliche Becken an-
fänglich zu 500 F., weiter nach Osten zu etwa 1 — 2000 F.
Tiefe, während man in dem westlichen sehr bald bei 3 bis
6000 F. Tiefe noch keinen Grund findet. Gerade dieses
westliche Becken ist es, das den Gluthwinden Afrika's am
meisten ausgesetzt ist und eine um 2 — 3° höhere Tempe-
ratur zeigt als der Ocean unter entsprechenden Breiten,
woher es auch kommt, dafs ihm etwa dreimal so viel Was-
ser durch Verdunstung entzogen werden soll, als es dursh
die einmündenden Landströme empfängt. Daher liefse sich
auch erklären, dafs das Niveau desselben an der Südküste
Frankreichs 2—5 F. tiefer steht als an dessen Nordküste,
ein Verkältnifs, das durch das Einströmen der oceanischen
Gewässer nicht gehoben wird. Diese Strömung durchläuft
etwa eine Meile in der Stunde und selbst an den syrischen
Küsten beträgt ihre Geschwindigkeit noch 6 — 10 Meilen
in 24 Stunden.
Am höchsten unter den Theilen des Mittelmeeres liegt
das nur 18 — 24 F. tiefe Asowsche Meer, das daher im
Alterthum mit Recht den Namen der Palus Maeotis
führte. Aus ihm (liefst das Wasser in den insellosen Spie-
gel des Schwarzen Meeres, das zu mehr als 3000 F.
Tiefe hinabsinkt und mit einer Geschwindigkeit von drei
Mei-
1479
Meilen in der Stunde durch den schmalen Bosporus und
Hellespont sein Wasser ins Aegeische Meer sendet, außer-
dem sich laber durch seinen geringen Salzgehalt aus-
zeichnet.
Während die afrikanischen Gestade des Mittelmeeres
hafenarm erscheinen, die asiatischen versanden, findet sich
ein desto gröfserer Reichthum von Landungsplätzen an
den europäischen Küsten, die durch ihre höchst vorteil-
hafte Bildung sich auszeichnen. Bei Griechenland sind es
tief eindringende Meerbusen, bei den weiter westlich lie-
genden Ländern nur flache Bogenschnitte, die wir vorzugs-
weise mit dem Namen der Golfe bezeichnen. Wir finden
letztere namentlich an der adriatischen und t}rrrheni sehen
Küste Italiens, und unter ihnen zeichnen sich die von Gaeta,
Neapel, Salerno und Tareut durch ihre gröfsere Tiefe aus.
In noch gröfserem Maal'ssfabe wiederholt sich diese Bil-
dung im Golfe von Genua und Lyon, zwischen denen die
Iberischen Inseln liegen, die, wie das gegenüberliegende
Festland, durch ihren beständigen Frühling und ihre tropi-
sche Vegetation berühmt sind.
Die Fluth verändert in dem Mittelmeere nur wenig- das
Niveau; nur in den innersten Winkeln der Golfe wird sie
merkbar, bei Neapel 1 — 2 F., bei Venedig höchstens 3 bis
5 F., doch bei dem Aufstau des Wassers durch Winde
bedeckt sich dort selbst der Markusplatz mit Wasser.
Die Geschichte der Seebäder ist eine noch junge.
Die erste Anregung dazu ging von England aus, an dessen
Küsten nach und nach sehr zahlreiche Seebadeanstalten
entstanden sind. Etwas später findet sich in Frankreich
(1767 und 1776, wo zu Dieppe ein Krankenhaus mit An-
wendung des Seebades eingerichtet wurde) der Gebrauch
der Seebäder, besonders aber erst seit den letzten Decen-
nien. In Deutschland kommen Uebersetzungen englischer
und französischer Schriften über diesen Gegenstand zwar
IH. Theil. B b b b b
1480
schon 1760 und und 1777 vor, doch wurde bekanntlich die
Idee erst von Lichtenberg (1793) lebhafter angeregt
und von S. G. Vogel (1794) praktisch in Dobberan aus-
geführt. Seitdem hat die Zahl der namhaften Seebäder
an den deutschen Küsten sich sehr vermehrt ; Rufsland
besitzt deren an mehreren Punkten der Ostsee und am
Schwarzen Meere, die Niederlande folgten seit 1818, und
auch Spanien, Portugal und Italien sind nicht zurückge-
blieben.
Betrachtet man nun den jetzigen Stand dieser Ange-
legenheit, so ergeben sich mancherlei Verschiedenheiten
in ihrer dermaligen Entwickelung, welche theils in den na-
türlichen Eigenschaften der verschiedenen Meere beruhen,
theils aus den medizinischen Ansichten, Erfahrungen und
Gebrauchsweisen in verschiedenen Ländern und Orten her-
vorgehen. Letzteres werden wir bei Darstellung der ein-
zelnen Seebadeanstalten nachzuweisen suchen, in ersterer
Hinsicht aber lassen sich in Europa:
1. das Atlanti sehe Meer und die Nordsee,
da beide keine wesentliche Abweichung in den
Eigenschaften ergeben,
2. das Baltische Meer oder die Ostsee,
3. das Mittelländische Meer,
4. das Schwarze Meer
unterscheiden, — eine Unterscheidung, welche auch bei
der Betrachtung der natürlichen Eigenschaften der euro-
päischen Meere festzuhalten ist, wobei wir aber in Bezie-
hung auf die bereits abgehandelten deutschen Bäder der
Ost- und Nordsee auf Th. II. zweite Aufl. S. 1043 ff. und
in Hinsicht auf die niederländischen der Nordsee eben-
daselbst S. 1087 ff. verweisen.
Es kommen aber bei Betrachtung der natürlichen Ei-
genschaften des Meeres in Betracht:
1. Die Temperatur des Meeres. Dieselbe stimmt
zwar im Allgemeinen mit der der Atmosphäre zusammen,
doch behält das Meer die Wärme länger und nimmt sie
1481
langsamer auf, hier und tla scheinen auch einige selbst-
ständige Temperaturänderungen im Meere unabhängig von
der Atmosphäre vorzukommen. Die höhern Temperatur-
grade, welche die Luft erreichen kann, nimmt das Meer
nie an (nirgends über 24° R. nach Arago): unter den
Tropen ist die mittlere Temperatur der See 18 — 2la R.,
unter dem 40 — 52. Breitengrade, wo die europäischen See-
bäder liegen, rechnet man sie zu 6° R. Für unsern Zweck
indessen, wo die warme Jahreszeit als die Zeit des Ge-
brauchs zum Baden, vom Juli bis October, und die Tempe-
ratur des Wassers am Strande, wo sie durch die Erwär-
mung des flachen Erdbodens häufig höher wird, vorzugs-
weise in Betracht kommt, mögen folgende Angaben dienen:
Im Atlantischen Meere, an der englischen Küste betrug
die Temperatur im Jahre 1831 vom Juli bis Ende October zu Bagnor
14^-17° R,#J zu Brighton ist sie gewöhnlich 11,56 — 13,33° R., — an
der französischen Küste zu Dieppe in den Jahren 1834-^1835
hafte das Meer 9 — 16° R.
Im Mittelländischen Meere, wo anerkannt im Durchschnitt
die Temperatur um 3,5° F. höher ist, als die des westlich davon ge-
legenen Theils des Atlantischen Oceans, kann sie bis zu 23° R. stei-
gen, häufiger beträgt sie 16 — 19° R.
Hiernach ist, aufser den von der mehr südlichen oder
nördlichen Lage abhängigen Verhältnissen, keinem der
verschiedenen Meere Europas in Hinsicht auf die Temperatur
des Wassers im Sommer eine besondere Eigenthümlichkeit
zuzuschreiben. Denn wenn auch das Mittelländische Meer
das wärmste ist, so übersteigt seine Temperatur für die
Sommermonate die der nördlicheren Seebäder doch nur um
einige Grade, und wegen ihrer mittlem Temperatur sind
sämmtliche Seebäder für kalte Bäder anzusehen.
2. Die Ebbe und Fluth. Diese regelmäßige Fluc-
tuation des Oceans ist eine tellurische Erscheinung der
e;rofsen Wassermasse und hört auf, wo umschliefsende
Landtheile den Zusammenhang von Meerestheilen damit
beeinträchtigen. Sie fehlt daher dem Mittelländischen,
dem Baltischen und dem Schwarzen Meere und bleibt an
Bbbbb2
1482
den europäischen Küsten nur den vom Atlantischen Meere
umgebenen.
Die Fluth, welche mitten im Meere nur auf wenige Fufs steigt,
kann an den verschiedenen Küsten 50 bis 80 Fufs hoch steigen. Im
Atlantischen Meere nimmt sie vom Aequator bis etwa zum 49.
Grade N. B. fortwährend an Höhe zu, von hier aber aUmählig ab:
an den niederländischen und deutschen Küsten ist diese Abnahme
schon sehr bedeutend. In der Gegend der Eibmündung beträgt die
Höhe 10 — 12 Fufs gewöhnlich, an den Westküsten Jütlands 6 — 7 F.
Zwischen deu Ufern der Themse erlangt die Fluth noch bei London
18 Fufs, zu Dover fand sie v. Graefe 20 Fufs, bei Bristol soll das
Meer zur Fluthzeit 40, bei St. Malo 50, bei Cheptow am Wye bis
72 Fufs, überhaupt aber im Atlantischen Meere zwischen dem 40. und
50. Breitengrade am meisten steigen. — Auch im Mittelländischen
Meere, dem viele Naturforscher jegliche derartige Strömung abspre-
chen, ist doch iu Folge des Einströmens des Atlantischen Meeres
durch die Meerenge von Gibraltar Ebbe und Fluth bemerkbar, aber
au den meisten Stellen ohne merklichen Einflufs auf Steigen und Fal-
len, am deutlichsten noch östlich von Malta, besonders im Adriati-
schen Meere, wo der Unterschied jedoch nur 1 — 2 Fufs beträgt. Nach
v. Graefe kommt sie zwar nur gering, aber doch mit voller Regel-
mäfsigkeit zu Stande, und beträgt zu Venedig an 2, bei Livorno nur
1 und in der Meerenge von Messina 2*/2 bis 3 Fufs.
Von der Flutb ist zugleich der Wellenschlag, be-
wirkt durch das alle zwölf Stunden sich wiederholende
Heranfluthen der von Westen nach Osten zurückschwan-
kenden Wassermasse, abhängig, der zwar durch das We-
hen der Winde verstärkt, aber durch die Unruhe, in wel-
che letztere auch ein fluthloses Meer zu bringen pflegen,
nicht ersetzt werden kann.
3. Die Seeluft, welche reiner von Zumischungen
mancher Art und auch feuchter als die Landluft ist, ent-
hält mechanisch fortgerissene Salztheile und ist, wie respi-
rabler, so auch im Allgemeinen gesunder. Wo Land- und
Seeluft sich mischen, dringen gegenseitig die Eigenthüm-
lichkeäten beider ein : dadurch erhalten Inseln ein eigenes,
im Allgemeinen gleichmäfsigeres Klima, und auch die Kü;
sten des Festlandes erfahren diesen Einflufs.
Für die Verschiedenheiten der Seeatmosphäre der einzelnen Meere
lassen sich nur Vermuthungen ziehen aus dem allgemeinen Charak-
ter derselben : für das Mittelländische Meer ist nachgewiesen, dafs
1483
in Betreff des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft die mittlere Quantität
von Feuchtigkeit der Luft dort nur halb so grofs ist als in England.
Vermuthlich werden die vom Festlande umschlossenen Meere weni-
ger Feuchtigkeit ergeben.
4. Chemische Zusammensetzung des Meer-
wasser s. In den europäischen Meeren ergeben sich in
dieser Hinsicht bei denen, welche unter dem überwiegen-
den Einflüsse des Festlandes und seiner süfsen Wasser
stehen, zwar nicht für die qualitative Mischung, aber für
die Quantität des Salzgehaltes bedeutende Unterschiede.
In den mittleren Breiten der nördlichen Hemisphäre des Atlanti-
schen Meeres fand Marcet den Salzgehalt nach Äbrauchen 4,26 p. C.
Diese als Normalbestimmung angenommen, stellen sich die Unter-
schiede in den europäischen Meeren folgendermafsen :
Im Mittelländischen Meere:
bei Gibraltar ....
hei Marseille . .
4,38 nach Marcet
3,94 — —
Im Atlantischen Meere:
an der englischen Westküste
Im Schwarzen Meere
3,18 nach Clemm
2,07.
An den Küsten pflegt in der Nähe von Flufsmündungen der Salz-
gehalt zur Zeit der Ebbe etwas gemindert zu werden, in den abge-
schlossenen, fluthlosen Meeren nimmt der Salzgehalt noch mehr ab
mit der zunehmenden Entfernung vom Ocean.
In qualitativer Hinsicht fand Marcet den oben angegebenen
Salzgehalt von 4,26 p. C. im Atlantischen Meere zusammen-
gesetzt aus :
Chlornatrium .#.... „ 2,6600
Chlorcalcium . 0,1232
Chlormagnesium 0,5154
Schwefelsaurem Natron ...... 0,4660
Verlast an Feuchtigkeit 0,4954
4,2600
In 100 Theilen des bei Barmouth an der Küste von Nord-Wales
(2. December 1839) geschöpften Wassers fand Clemm:
Schwefelsaure Kalkerde 0,120
Schwefelsaure Talkerde ... . 0,206
Chlormagnesium ....... 0,242
Chlorkalium 0,135
Chlornatrium 2,484
3,187
Aufserdem in geringer, nicht bestimmbarer Menge : kohlensaures
1484
Eisen- und Mapganoxydul, kohlensaure Kalk- und Talkerde, phos-
phorsaure Kalkerde, Brom - und Jodverbiudung, freie Kohlensäure
und organische Materie. — Lithion konnte nicht aufgefunden werden.
Sechzehn Unzen des Meerwassers enthalten im:
Canal la Manche Meerbusen Forth
nach ß o uill on- nachJ.Mur-
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Chlornatrium
Chlormagnesium .
Kohlensaure Talkerde )
Kohlensaure Kalkerde )
Kohlensaures Gas
Lag ränge:
49,570 Gr.
1,152 —
204,600 —
45,950 —
1,536 —
302,808 Gr.
2,479 Kub.Z.
ray:
12,930 Gr.
5,990 —
6,336 —
185,700 -»
25,340 —
1,144 -,-
0,6-29 —
238,069 Gr.
In 100 Theilen Wasser des Mittelländischen Meeres sind
enthalten:
Chlornatrium
Chlormagnesium .
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde
Schwefelsaure Kalkerde
Kali ....
nach Lau
rens ;
2,722
0,614
0,702
0,019
0,001
0,015
0,001
nach Vogel u. Boui
lon-Lagran ge:
2.510
0,525
0,625
0,015
0,015
4,074
3,690
Aufserdem Kohlensäure, Spuren von Extractivstoff, Jod und Brom,
— Wollaston fand bei der Untersuchung des Wassers im Mittel-
ländischen Meere dasselbe in der Tiefe weit reicher au Salz als auf
der Oberfläche : in der Tiefe von 400 Fufs hatte dasselbe 4 p. C. Salzr
gehalt und das speeif. Gewicht 1,0295, — in der Tiefe von 670 Fufs:
17,3 p. C. Salzgehalt und das speeif. Gewicht 1,1288.
Hinsichts des speeif. Gewichts des Meerwassers sind die An?
gaben verschieden. Es beträgt an den Polarkreisen 1,0259, in der
Ausdehnung des Atlantischen Oceans 1,0280, so wie zwischen dem
Aequator und dem 35. Breitengrade 1,0272. Allgemein nimmt das-
selbe in hoher See zu und in der Küstennähe, da besonders, wo
grofse Ströme einfallen, verhältnifsmäfsig ab. Marcet stellt sein
mittleres Verhältnifs auf 1,0277 fest.
Goebel fand hei seiner Untersuchung des Schwarzen und
Asow sehen Meeres (welches letztere nur ein verdünntes Wasser
des erstem ist) das speeif. Gewicht des erstem bei 14° R. 1,01365,
das des letztern 1,00970 und 100 Gewichtstheile enthielten:
1485
S c b w a r z e 8 M o e r : Asowsches Meer;
Chlornatrium .
Clilorkalium . . .
Chlormagnesium
Brommagnesium
Schwefelsaure Kalkerde
Schwefelsaure Talkerde
Doppeltkohlensaure Kalkerde .
Doppeltkohlensaure Talkerde .
Organische Substanzen .
14.011)5 .
9,6583
0,1892 .
0,1279
1,3035 .
0,SS70
0,0052 .
0,0035
0,1047 .
0,2879
1/(700 .
0,7642
0,35S6 .
0,0221
0,2086 .
0,1286
Spuren .
. . Spuren
17,6593 11,8795
Das aus dem Meerwasser abgeschiedene Salz, Bay-, Boy- oder
Meer salz genannt, wird besonders in südlichen Küstengegenden,
namentlich in Frankreich gewonnen. Man leitet zu diesem Zwecke
das Meerwasser vermittelst Schleusen in grofse, flache, mit Thon
und Bretterwerk ausgeschlagene Gruben (Salzsümpfe), läfst die Lauge
darin durch die Sonnenwärme verduusten, krystallisiren und zieht
durch Pumpen die Mutterlauge ab. Das angeschossene Salz wird iu
Pyramiden oder Haufen aufgethürmr, mit Stroh bedeckt und der Ein-
wirkung der Luft ausgesetzt. Dadurch werden die zerfliefslichen und
bittern Geschmack bewirkenden Salze, z. B. Chlorcalcium und Chlor*
magnesium, oder leicht auflösliche, schwefelsaure Salze, welche dio
Feuchtigkeit der Luft anziehen, abgeschieden, indem sie durch Rin-
nen abfliefsen. Die Mutterlauge ist auf Bittersalz, Glaubersalz, Bit-
tererde etc. zu benutzen. Im nördlichen Frankreich lauget mau den
mit Seesalz durchdrungenen Sand aus.
Dieses Seesalz kann theils zur verstärkten Wirksamkeit des er-
wärmten Seewassers, theils als Surrogat desselben benutzt werden:
mir mufs die Quantität nicht zu gering, d. b. auf ein Bad wenigstens
ein bis zwei Pfund gerechnet werden.
Fassen wir das bisher Gesagte über die natürlichen
Eigenschaften der verschiedenen europäischen Meere zu-
sammen, so hat das Atlantische Meer den allgemei-
nen oceanischeu Charakter in Salzgehalt, Ebbe und Fluth,
Seeluft und Temperatur, — das Baltische Meer hat
um die Hälfte geringern Salzgehalt, keine Ebbe und Fluth,
— das Mittelländische Meer, dessen Wasserspiegel
niedriger als der des Atlantischen und des Schwarzen Mee-
res ist, daher ein Einströmen von beiden Seiten stattfin-
det, hat etwas mehr Salzgehalt als das Atlantische Meer,
eine um einige Grade höhere mittlere Temperatur, fast keine
1486
Ebbe und Fluth,*) trockenere Seeluft, — das Schwarze
Meer hat geringem Salzgehalt, keine Ebbe und Fluth.
Mit Bezug auf das , was schon früher Th. I. zweite
Aufl. S. 281 und Th. II. zweite Aufl. S. 1050 über die
Wirkung des Meerwassers gesagt worden ist, mag hier
noch der Umstände gedacht werden, welche man bei der
Wahl eines Seebades vorzüglich zu berücksichtigen hat.
Zuerst ist auf- das Klima und die Lage des Ortes zu se-
hen. Diejenigen, welche wegen scrophulöser Leiden, Brust-
krankheiten und grofser Schwäche das Seebad besuchen,
wählen besonders die südlichen Klimate, einen milderen
Himmel und ein wärmeres Wasser: ihnen sind die Seebä»
der des Mittelländischen Meeres, namentlich der italieni-?
sehen und südfranzösischen Küsten vorzugsweise anzura-r
then; sie erlangen dadurch den -Vortheil, gleichzeitig durch
Luft und Wasser die gewünschte Belebung und Herstel-
lung der Nervenkraft zu erreichen. Jedoch mufs man dje
Orte vermeiden , wo die Hochgebirge des Continents dich-?
ter an das Meer treten und die kalten Winde von den
Höhen mit der warmen Luft von der See her in ste-
tem Kampfe und Wechsel liegen ; auch dürfen sehr nervöse
Personen nicht einen zu grofsen Wechsel des gewohnten
Klimas veranlassen und müssen die heifseste Jahreszeit
vermeiden.
Unterleibskranke geniefsen mehr Vortheil von einem
kalten Klima und weniger warmen Wasser; auch diejenü
gen, deren Nervensystem mehr trag als schwach oder
zwar sehr reizbar, zugleich aber noch hinreichend kräftig
ist, baden besser in nördlichem Seebädern, wie sie sich
von Boulogne bis nach Helsingfors und Riga zo zahlreich
und unter sehr verschiedenen Umständen vorfinden.
Hier bleibt jedoch der Wahl wiederum viel Spielraum. Das Was-r
ser der Ostsee ist zwar beträchtlich schwächer au Salzen, dagegen.
°) Die Ebbe uud Fluth des Mittelmeeres ist wenigstens so ge-
ring, dai's sie bei der Wirkung des Seebades kaum in Betracht kom?«
meu kann.
1487
in seinem westlichen Theile im Sommer verhältnifsmäfsig wärmer als
im Winter, und diese höhere Sommerwärme erstreckt siel» auch auf
das Küstenland. Aber indem sich diese Gegenden so in ihrem Klima
mehr den Verhältnissen des Continents, als der Meere nähern, wer-
den hierdurch die Wechsel der Witterung stärker. Die mildesten
Seebäder dieser nördlichen Abtheilung in Beziehung auf das wechsel-
lose Klima des Landes und die gleichmäfsige Wärme des Wassers
sind offenbar diejenigen der West- und Südwestküsten Irclands und
Englands, wo die grofse Strömung des Golfes von den Antillen her im-
mer eine wärmere Fluth gegeu die Ufer liinspült.
Dann ist ferner bei der Wahl eines Seebadeorts die
ganze Oertlicbkeit des Badeplatzes, Strand, Wellenschlag
etc., — und endlich der Salzgehalt des Seewassers zu be-
rücksichtigen.
Die Beschaffenheit des Strandes betreffend, so ist es ein allge-
meines Gesetz der geographischen Bildung Europas, dafs der Strand,
welcher sein Meer im Norden hat, gegen dieses sehr gleichmäfsig,
langsam und allmählig abfällt, so dafs man über weite Dünen hinaus
beträchtliche Strecken in die See hineinfahren mufs, um eine hinrei-
chende Wassertiefe zu gewinnen. Die Küsten dagegen, welche nach
Süden ausgehen, fallen steil in das Meer hinein, daher man hier keine
so langen Dünen, wohl aber starke Brandungen und einen wilden und
gewaltsamen Wellenschlag findet. Je nachdem man letzteren suchen
oder vermeiden mufs, wird man das Seebad zu wählen haben. — Eben
so ist es mit dem Salzgehalt des Wassers: für manche Personen sind
die salzreicheren Bäder, besonders in wärmern Breiten, wo das
Wasser im Sommer lauwarm wird, viel zu reizend und erregend;
andere gerade bedürfen dieser kräftigeren Eiuwirkuug auf die Haut.
Ein bedeutendes Moment bei der Wirksamkeit eines
Seebades bildet endlich noch die gleichzeitige Benutzung
der Seeluft, die auch unabhängig von den Seebädern
allein zu Strand kuren verwandt werden kann. Inso-
fern nämlich die muriatische Luft auf gesunde Individuen
sanft erregend einflielst, die Oxygenirung des Thierstoffs
bedeutender unterstützt, als dies vom gewöhnlichen Atmo-
sphärengemisch anzunehmen ist, sämmtliche Ausscheidungs-
processe fördert und zugleich offenbar resolutorische Wir-
kungen hervorruft, ergiebt es sich von selbst, dafs sie all-
gemeinhin jenen Krankheiten entsprechen mufs, welche
auf Torpidität, Atonie, Mangel an colorirteni Blute, auf
unregelmäfsigen Se- und Excretionsvorgängen oder Stasen
1488
beruhen. Diese allgemeinen Wirkungen werden jedoch
durch die an verschiedenen Orten mehr oder weniger von
einander abweichenden Mischungs-, Feuchtigkeits-, Wärme-
und Dilutions-Verhältnisse der Seeluft modificirt.
Bei der ärztlichen Anwendung der Seeluft kommt aufser den
mannigfaltigen psychischen Momenten besonders die für Brustkranke
so wichtige, überaus leichte Respirabilität der Seeatmosphäre in Be-
tracht. Sie bekundet sich durch die beim Einatbmen innerhalb der
Brust entstehende behagliche Empfindung, durch instinktmäfsige Nei-
gung zu immer tieferen Inhalationen, so wie durch die bald nachfol-
gende angenehme Stimmung des Gemeingefühls, und ist theils der
gänzlichen Staublosigkeit des Seeduuslkreises zuzuschreiben, wird
aber vornehmlich dadurch veranlafst, dafa die betreffende, aus uner-
mefslichen Räumen beständig erneuete Luftart ohne irgend erhebli-
che, mittelst vorangegangener Respirationen erlittene Zersetzung in
voller Integrität noch frisch und unverändert die tiefsten Lungenzel-
len erfüllt. Zwar bieten die Straudkuren nur ein Gemenge aus See-
und Landluft dar, aber sie gewähren die Möglichkeit, dafs der Hei-
lungsprocefs durch Mitanwendung jeder andern denkbaren Hülfe un-
eingeschränkt gefördert werden kann, und dafs insbesondere Schwäch-
lichen ein zweckmäfsiges, ruhiges Unterkommen gesichert bleibt.
Zu den Krankheitsformen, gegen welche sich die See-
luft bisher am meisten bewährt hat, sind zu nennen: von
Brustübeln vornehmlich langwierige, torpide Katarrhe des
Kehlkopfs, der Luftröhre und der Lungenzellen, — Ver-
zärtelungen des Hautorgans, — Nervenaffectionen verschie-
dener Art, — Krankheiten, bei welchen es dem Blute an
colorirenden Bestandtheilen fehlt, bei welchen seröse Flüs-
sigkeiten vorwalten und eiweifsstoffige Ansammlungen über-
hand nehmen, Gicht und Rheumatismen torpiden Charakters.
In Rücksicht auf die Beschaffenheit einer zu Strandkuren geeig-
neten Gegend ist zu erwähnen, dafs alle nachtheiligen Ortsverhält-
nisse, die eine Gegend überhaupt ungesund machen können, auch hier
vermieden werden müssen. Nur dann, wenn das aus nacktem Sande,
aus grobem Kieslagern, aus Geröll oder aus zusammenhängenderem Ge-
stein bestehende, reine, hinlänglich und gleichförmig abgedachte
Meeresufer durch seine allgemeine Configuration gegen die Gewalt
der Seestürme geschützt, dabei mehr südwestlich geöffnet, durch Ge-
birgszüge gegen Nordostwinde gedeckt ist, und wenn an demselben
bequeme, trockene, mit Abkühlungs- und Erwärmungs - Einrichtungen
versehene Gebäude aufgeführt sind, eignet sich die Gegend im All-
gemeinen zum bleibenden Aufenthalte für Leidende.
1489
Von derartigen Kurorten bestimmt v. Graefe die nördlicheren,
und von stark flufhenden Wogen bespülten, mit dichteren, salzigeren,
reizenderen Luftmassen 'überzogeneu, für weniger erregbare, so wie
die südlicheren und von gering fluthenden Seegewässern berührten,
mit verdünnteren, weniger salzigen, mildereu Atmosphärenschichteii
gedeckten in der Regel für empfindlichere Kranke. Besonders ist
noch Hinsichts jener Individuen, welche durchgehends nur gemäfsigte
Luftwärme gut vertrageu, und namentlich für Lungenkranke, die von
beständigem Reizhusten beunruhigt werden, die Ortswahl auch nach
dem Wechsel der Jahreszeiten zu treffen : Kranke dieser Kategorie
läfst mau im Winter wärmere, von lauer Luft umwehte, und im Som-
mer kühlere, erfrischendere, feuchtere Gestade besuchen.
Im Allgemeinen kommen von Kiistengegenden hier in
Betracht: die Küsten Frankreichs, Italiens und Süd-Eng-
lands, und wir werden bei der nachfolgenden Darstellung
der europäischen Seebäder auch zugleich Rücksicht auf
die klimatischen Verhältnisse der betreffenden Küstenge-
genden und ihre Qualifikation zu Strandkuren Rücksicht
nehmen,
A. P. Buchan, practical observations concerning Sea Bathing.
To wbich äre added Remarks on the use of warm Batb. London
1804.
Observations pratiques sur les bains d'eau de Mer et sur les
bains chauds, par A. P. Buchan, traduit de l'anglais par Rouxel.
Paris 1812; — 1835.
J. Gibney, practical observations on the use and abuse of cold
and warm Sea-Bathing, in various diseases, particularly in scrofulous
aud gouty cases. London 1813.
J. Clark, on inflaence of Climate in the prevention and eure
of chronic diseases more particulary of the ehest and digestive Or-
gans comprising au aecount of the priucipal places resorted to by in-
valids in England, the south of Europe etc. London 1820; — 1830;
— 1843.
J. Clark, über Südeuropa in klimatischer Hinsicht. Frei nach
dem Engl, von Chr. A. Fischer, nebst Bemerkungen über Climate
und chmatische Einflüsse aus dem Gesichtspunkte der Gesundheits-
erhaltung und der Heilkunde von Harlefs. Hamm 1826.
F. Blot, manuel des bains de Mer, leurs avautages et leurs iu-
convenients. Caen 1828.
Ch. L. Mourgu6, consid6rations g6n6rales sur les bains de Mer
dans le traitement des difformites du tronc et des membres. Paris 1S2S.
Alibert, precis historique a. a. 0. p. 181 ff.
Poggendorffs Annaleu. Bd, XVI. S. 622; — 1837. Nr. 7.
1490
S. 498; — Journal de Pharmacie. T. XXI. p, 93; — Büchner'»
Repertoriuna. 2te Reihe. Bd. X. 1837. S. 272.
P. Foissac, de l'influence des climats sur Thomme. Paris 1837.
Patissier et Boutron-Charlard, manuel des eaux min. Bat.
Paris 1837. p. 498 ff.
A. Vetter, allgemeines Brunnen- und Badebuch. Berlin 1840.
S. 343 ff.
C. Mühry, medizinische Fragmente. Hannover 1841. S. 3 — 109.
C. F. v. Gräfe, die Gasquellen Süd-Italiens und Deutschlands.
Berlin 1842. S. 447 ff.
Dr. Eck hoff, das Seebaden 4 oder; das Meerwasser und seine
Heilkräfte. Kiel 1843.
I. Das Mittelländische Meer.
1. Die Küsten Italiens:
I
n Italien finden sich fast in allen grofsern Küstenstädten
Seebäder: vorzugsweise werden genannt an der Ostküste
diejenigen von Tri est, Venedig und Ancona, — an
der Westküste die von Neapel und Ischia, Civita
Vecchia, Livorno, Viareggio, Genua undNizza.
Gleichzeitig bietet es, vorzüglich an seinem südwestlichen
Litorale, mehrere in ärztlicher Beziehung günstig gelegene
Küstenstrecken dar, die theils im Allgemeinen den Beding-
nissen der Strandkuren entsprechen, theils sich vor-
zugsweise zu diesem Zwecke eignen: unter den ersteren
sind der Parthenopeisch e Strand, die Villa Cicerone
zu Molo di Gaeta und ihre Umgebung, Massa und
La Spezia, zwei kleinere am südwestlichen Abhang der
Apenninenkette überaus freundlich gelegene, dem Tyrrbeni-
schen Meere zugewendete Seestädte, die sich einer sehr
gleichförmigen und milden Temperatur erfreuen, Genua,
— unter den letzt ern vornehmlich Venedig, Messina
und Nizza zu erwähnen.
Tliouvenel, trait£ sur les climats d'Italie. Verone 1798.
Koreff in: Hufeland's Journal der prakt. Heilkunde. 1817.
St. 3. S. 79 - 92.
t. Gräfe, die Gasquellen a. a. 0. S. 553 ff.
1492
Triest. Die liier befindliche Seebadeanstalt, die einzige
deutsche am Ufer des Mitfelmeeres, weicht von der gewöhnlichen
Einrichtung ähnlicher Austallen ab. Sie besteht nämlich aus einem
flachen Fahrzeuge, welches mitten in der See vor Anker liegt und
in zwei Reihen mehrere Gemächer darbietet, die so eingerichtet sind,
dafs in einigen 3 — 4 Personen bequem in stets reinem Seewasser
baden, in andern warme mineralische Douche- und Fufsbäder ge-
nommen werden können. Der Boden der Vollbäder kann, nach Be*
darf, höher und niedriger geschraubt werden; sie können daher je-
dem Alter und den verschiedenen Verhältnissen der Kranken leicht
angepafst werden ; ihre Wände bestehen aus Gittern und gewähren
so dem Seewasscr einen ununterbrochenen Zurlufs. Letzteres ist
spiegelhell, durchsichtig auf grofse Tiefe, von herrlich blau-grüner
Färbung und sehr reich an gallertartigen Thieren.
Die Temperatur des Seewassers im Hafen von Triest fand v. G r ä f e
am 13. Mai 1830 zur Mittagszeit bei 176 R. der Atmosphäre 16° R. ;
— Biasoletto giebt die mittlere Temperatur während der Monate
December, Januar, Februar für die Luft Triest's zu -{-4—5°. für das
Seewasser ebenfalls zu 4 — 5° R., und während der Monate Juni,
Juli, August für jene zu 12 — 21° R. und für das letztere zu 20 bis
22° R. an.
Venedig. Diese an einer seichten Ausbuchtung des Adriati*
sehen Meeres gelegene merkwürdige Meerstadt von 100,000 Einwoh-
nern ist zum Gebrauch der Seebäder und wegen ihrer milden See-
atmosphäre als Strandkurort zum Aufenthalt für Kranke neuer-
dings dringend empfohlen worden.
a. Klima. Venedigs Lage mitten in der zwar flachen, aber
grofsen Meeresbucht, das freie Strömen des Seewassers durch 147,
in allen Richtungen sich kreuzende, die Strafsen vertretende Kanäle,
bringt es mit sich, dafs sein Dunstkreis mit Meerwasseratomen be-
trächtlich imprägnirt ist: am freiesten und angenehmsten athmet man
während der Fluth, welche in sechsstündigem, regelmäfsigem Wech-
sel mit der Ebbe den Wasserspiegel jedesmal um 1 — 3 Fufs steigen
läfst, weniger erquickend zur Zeit der Ebbe, wo aus engen, flachen,
nicht hinlänglich gereinigten Kanälen oder in der Nähe völlig ent-
blöfster Lagunen-Inseln sumpfige und schwefelwasserstoffige Gase oft
einen süfslich widrigen Geruch verbreiten.
In Betreff der Temperatur zeichnet sich das Klima durch Milde
vortheilhaft aus: nach Traversi's Untersuchungen beträgt die mitt-
lere Wärme für das Winterhalbjahr 7,-26° R.; Brera fand die At-
mosphäre in den kühlsten Monaten, zur Mittagszeit auf 15—16° R.
erwärmt und noch am Abend, ja selbst bis Mitternacht behaglich,
nach Weiglein soll die Temperatur- Differenz binnen 24 Stunden
durchschnittlich 1 — 3° nicht übersteigen; Federigo berechnete die
mittlere Wärme für das ganze Jahr auf 11 — 19° R. — Zwar ist Ve-
nedig den Einwirkungen der Winde nach allen Seiten hin ausgesetzt,
1493
doch welicn sie hier, an den Hochgebirgen, welche fast das ganze
Adriatische Meer umschliefsen, gebrochen, selten mit grofser Heftig-
keit: Westwinde bringen im Winter am meisten ein rasches Sinken
des Thermometers hervor, der Sirocco belästigt hier weniger als an-
derswo und in heii'sen Tagen wird die Atmosphäre um die Mittags,
stunden fast ohne Ausnahme durch leichte Seebrisen erfrischt. — Den
mittleren Feuchtigkeitsgrad berechnet Saussure zu 87°.
Dennoch besitzt Venedig keinen völlig reiuen Seedunstkreis, son-
dern er gehört in Folge mannigfaltiger Beimischungen, die durch seine
Lage und das Zusammenwohnen so vieler Menschen bedingt sind, zu
den herabgesetzten Seeatmosphären; der Aufenthalt in demselben ist
daher auch nur solchen Krauken, die für intensive Einflüsse muriati-
scher Verdunstungen noch zu erregbar sind, keineswegs aber jenen
zu verordnen, welche bei vorhandener hoher Torpidität einer mehr
kräftigenden Atmosphäre bedürfen. Die Krankheiten, gegen welche sich
ein Winteraufenthalt in Venedig bisher bewährt hat, sind: Brustkrank-
heiten und Lungenleiden, chronischer Bluthusten, langwierige, schlei-
chende Entzündungen der Respirationsorgane, tuberculöse Kachexien
und selbst schon entwickelte Lungensucht, so wie hartnäckige rheu-
matisch-katarrhalische Affectionen. Dagegen zeigte sich der hiesige
Aufenthalt indifferent und selbst schädlich bei Blennorrhöen des Kehl-
kopfes und der Bronchen, Schleimschwiudsucht, Heiserkeit und Eng-
brüstigkeit, sobald diesen Anomalien reine Atonie zum Grunde lag.
Die beste Jahreszeit zum Aufenthalt für Kranke sind die kühlen
Monate; an gut eingerichteten Wohnungen, unter denen die Gebäude
des Canale della Giudecca und der Riva dei Schiavoni den Vorzug
verdienen, fehlt es nicht.
h. Seebäder. Nach Cenedella's Analyse enthalten 50 Wie-
ner Unzen (=-2333,30 Grammen) des Venezianischen, auch nach aus-
wärts verführten, Meerwassers:
Chlornatrium . . .
Chlorcalcium . .
Chlormagnesium .
Chlorkalium
Schwefelsaures Natron
Schwefelsaure Talkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kieselsäure ....
Organischen Extractivstoff
Jod- und Brom Verbindungen
59,23189 Gram.
1, 60706 —
3,99189 —
0,S50G8 —
3,23892 —
1,82532 —
0,19444 —
0,38888 —
8,87S22 —
Spuren
80,20730 Gram.
Der Wärmestand des Meerwassers zu Venedig scheint nach
v. Gräfe's Beobachtungen ganz von jenem der Luft abzuhängen:
er betrug für beide in der Zeit vom 26. September bis 2. October 1829
zur Mittagszeit 17 — 18° R. Der Grund für diese Temperatur-Ueber-
einstimmung ist in der dortigen geringen, allgemeinen Tiefe des Meeres
zu suchen; da, wo die Lagunen stellenweise tiefer gesenkt sind, so
1494
wie näher den seewärts aufgeworfenen Murazzi's, an welchen der
Boden nach dem offenen Adriatischen Meere abfällt, zeigt sich die
Temperatur um 0,5° kühler als jene der Atmosphäre.
Die Krankheiten, gegen welche die Seebäder von Venedig sich
nützlich bewährt haben, sind nach Dr. Trois: 1) spasmodische Af-
fectionen, — wobei nur die Bäder eine niedrige Temperatür haben
und von kurzer Dauer sein müssen ; — 2) Congestionen nach innern
Organen, Wenn kein fieberhafter Zustand zugegen ist, — Congestio-
nen nach äüfsern Organen, — Contusionen, Ecckymosen, Tumor al-
bus der Gelenke oder wo irgend ein Theil durch eine örtliche Krank-
heit oder durch eine Operation geschwächt wurde : bei Congestionen
nach innern Organen mufs die Temperatur des Bades etwas erhöht
sein und der Kranke Hingere Zeit im Bade bleiben, während bei Con-
gestionen nach äufsern Organen die Temperatur niedrig sein und der
Kranke nur kurze Zeit im Bade verweilen, dasselbe aber öfter wie-
derholen mufs; — 3) krankhafte Diathese der Kinder, die sich be-
sonders durch grofse Schwächlichkeit kund giebtj wobei die möglichst
kalten Büder mehrere Male des Tages wiederholt werden müssen; —
4) Krankheitsformen, denen scrophulöse Dyskrasie zum Grunde liegt;
gegen letztere Leiden besitzt das Wasser der Lagunen eine specifi-
sche Kraft vermöge seines Gehaltes an Stoffen, welche durch die vie-
len Vegetabiüen und besonders durch die vielen Fucusarten, an de-
nen die Lagunen so überreich sind, demselben mitgetheilt werden.
Endlich ist hier noch ein Meerschlamm zu erwähnen, der
von dunkelaschgrauer Farbe, ziemlich dicht, Von einem ekelhaften
Meergeruch und einem schleimig salzigen Geschmack, dieselben Be-
standtheile wie der Mineralschlamm zu Ischl zeigt und nach Bre-
ra's Beobachtungen vollkommen denselben zu ersetzen geeignet ist.
Med. Jahrb. des k. k. Oesterr. Staates. Neue Folge. Bd. I. (1822)
S. 439; — Bd. XXI. St. 3. (1837) S. 438.
v. Gräfe und v. Walt her, Journal für Chir. und Augenheilk.
Bd. XXV. (1837) S. 659.
Ischl e Venezia per Ia cura delle Affezioni rachitiche e scrofo-
lose, e specialmente delle Tisi e Consunzioni polmonari di tal indole
e d'altre gravissime malattie. Noticie pubblicate dal Val. Luigi
Brera. Venezia 1837.
V. L. Brera, Ischl und Venedig. A. d. Italienisch, von Beer.
Wien 1838
Trois in: Giornale per servire ai progressi della patologia. Jan.
1842.
v. Gräfe, die Gasquellen a. a. 0. S. 561 ff.
M essin a. Diese an der gleichnamigen Meerenge gelegene, präch-
tig gebaute, zweite Stadt Siciliens von 80,000 Einwohnern, vereint
durch die Salubrität ihres Luffgemisches, durch grofse Gleichförmig-
keit der Temperatur, durch angemessene Wohngebäude und durch den
Reiz paradisischer Umgebungen alles, was dazu mitwirken kann, um
den
1495
den Kranken, für welche eine laue Strandatmosphäre indicirt ist, die
verlorene Gesundheit wiederzugeben.
a. Klima. Obgleich Messina unter dem 38. Breitengrade liegt,
so trägt doch seine an einem stark eingeschnittenen küstenraude land-
einwärts allseitig von mächtigen Bergwänden geschützte und nur ge-
gen Osten geöffnete Lage, von wo aus rege Meeresströmungen küh-
lend auf das angrenzende Festland wirken, dazu bei, dafs die Hitze
hier nie so hoch steigt als z. B. am Parthenopeischen Strande. Das
Thermometer überschreitet im Allgemeinen im Sommer '26° R. nicht
und fällt im Winter beinahe nie unter 16° R., und auch gegen Stürme
ist die Gegend nach allen Seiten geschützt. Die Atmosphäre zeich-
net sich aufserdem durch ihre beträchtliche Imprägnirung mit Mee-
resbestaudtheilen (das die Küsten bespülende Seewasser enthält «ach
v. Gräfe in sechzehn Unzen 316 Gr. Salz), durch grol'se Klarheit
und überaus leichte Respirabilität aus.
Zu Strandkuren ist deshalb Messina's Gebiet zu jeder Jahreszeit
besonders nervösen, zarten, schwächlichen, lebenserschü'pften Indivi-
duen und jenen Lungenkranken zu empfehlen, die bei nur gering er-
höhter Reizbarkeit ein laues Klima besser als ein kühles ertragen.
Regelmäfsig von Neapel, Livorno, Genua und Marseille abge-
hende Dampfschiffe legen den Seeweg in einem bis drei Ta^en zu-
rück. Unter den öffentlichen und Privatwohuungen, welche vielfäl-
tig zu Gebote stehen, eignen sich für Leidende vorzüglich die längs
der Küste fortlaufenden Häuser und mehrere eben so reizend als ge-
sund gelegene, von üppigen Orangenpflanzungen umgebene Villen.
b. Seebäder. Das an dem Badeplatz am 26. August 1831 ge-
schöpfte Seewasser gab dem Prof. Arrosto in einem Pfunde von
7200 ital. Granen durch Abdampfung 305 Gr. fester Bestandteile,
die sich in 247,637 Gr. Chlornatrium, 28,754 Gr. Chlormagnesium, 9,771
Gr. Chlorcalcium, 18,126 Gr. Glaubersalz und in mehrere Tausend-
theilchen eines Grans Jod und Brom trennen liefsen. Nach Dr. Pu-
gliati's Beobachtungen war die See im August 1831 an der dem
Hafen nahen Badestelle, bei einem Barometerstande von 27/'6"/ Mit-
tags und während einer Lufttemperatur von 24° R„ auf 20°, um 3 Uhr
während einer Lufttemperatur von 22,50° auf 20,50° und Abends wäh-
rend einer Lufttemperatur von 22° auf 20,50° erwärmt. Zur Zeit der
Fluth, welche im Hafen selten höher als einen Fufs steigt, siukt die
Temperatur des Meeres jedesmal ungefähr um 1 — 2 Grade.
v. Gräfe, die Gasquellen a. a. O. S. 567 ff.
Neapel, a. Klima. Neapel hat in der Meinung der Aerzte
unter den zu Strandkuren geeigneten Orten von jeher einen vorzüg-
lichen Platz eingenommen, und ist deshalb häufig von Brustkranken
als Winteraufenthalt und zum Schutz vor den nachtheiligen Einwir-
kungen des nördlichen Klimas benutzt worden. Und wenn dies in
der That gerechtfertiget zu sein scheint durch die so reizenden Um-
III. Theil. Ccccc
1496
gebungen dieser Stadt, von welchen der Ausspruch bekannt ist: Na-
poli vedere e poi morire, und durch die Milde eines Klimas, bei wel-
chem der Weinstock und Oelbaum, die Myrthe, Orange, Feige und
andere edle Früchte des Südens im Freien ausdauern, und dessen
Hitze gleichwohl durch die Nähe des Meeres so gemäfsigt wird, dafs
es weder im Sommer zu heifs, noch im Winter zu kalt ist : so haben
sich doch in neuern Zeiten gewichtige Stimmen in anderm Sinne ver-
nehmen lassen und namentlich ist Brustkranken der dortige Winter-
aufenthalt widerrathen worden.
Nach Brera machen die Unbeständigkeit der Südwinde und die
Nähe des Meeres den Winter zu Neapel zu einer sehr veränderli-
chen Jahreszeit: zuweilen wehen vierzehn Tage lang sehr rauhe Winde.
Die Neapolitaner halten zwar die Nord- und Südwinde für äufserst
wohlthätig, in sofern sie die Luft reinigen ; gleichwohl sind sie nicht
ohne nachtheilige Rückwirkungen auf Brustkranke. Selbst J. Clark,
der im Allgemeinen eine günstige Meinung von dem Klima zu Nea-
pel hat, widerräth den Aufenthalt daselbst im Frühjahr wegen der
zu starken Ostwinde, welche diese Jahreszeit rauh machen, — uud
die Einwohner selbst sagen, dafs Neapel von ganz Italien im Winter
der wärmste, im Frühjahr aber der kälteste Ort sei. Aber auch wenn
die Atmosphäre nicht von Winden bewegt wird, ist ihre Tempera-
tur nicht selten wechselnd und darum nachtheilig. Die Morgen und
und Abende im Winter sind in Neapel kalt, während in den Mittags-
stunden die Wärme sehr bedeutend ist; oft bemerkt man zwischen
der Temperatur des Tages und der Nacht eine Differenz von 18° R.
— Eben so bedeutend ist die Verschiedenheit der Temperatur in der«
Sonne und im Schatten, besonders zur Winterszeit; sie steigt auf 9
bis 10° R., ja selbst auf 14 — 15° R. und darüber. So beobachtete
A. W. F. Schultz am 19. Februar 1837 in der Sonne eine Wärme
von 22° R., während das Thermometer im Schatten nur 12—13° R.
zeigte. Noch stärker war die Differenz am 28. Februar Nachmittags
um ein und ein halb Uhr: das Thermometer in der Sonne stand auf
+ 21,6° R., ein anderes im Schatten zeigte nur +7,6° R., und das
feuchte Psychrometer -Thermometer stand nur auf +4,3° R. Die
gröfste Differenz beobachtete Schultz indessen an dem eben ange-
gebenen Tage Morgens neun und ein halb Uhr: in der Sonne zeigte
das Thermometer +18° R., im Schatten nur +3,4° R. und der feuchte
Psychrometer-Thermometer gar nur + 1,6° R.
Die Durchschnittstabelle des Thermometerstaudes in Neapel wäh-
rend des Jahres 1838, nach R6aumur, 2 Uhr Nachmittags, giebt fol-
gende Verhältnisse: Januar 9°, Februar 9°, März 11°, April 13°,
Mai 18°, Juni 20°, Juli 22°, August 21°, September 20°, October 16°,
November 9°, December S° ; — höchster Stand am 18. und 19. Juli:
25°, — niedrigster Stand am 17. und 24. December: 1° über 0.
Diesen Thatsachen gegenüber kann es nicht Wunder nehmen,
wenn die dortigen Atmosphärenbeziehungen auf Brustkranke nachthei-
lig wirken. Daher kommen katarrhalische Affectionen hier oft vor»
und wenu auch die hektischen Krankheiten nicht häufig sind, so neh-
1497
men sie doch, einmal entwickelt, einen schnellen Verlauf, vorzüglich
zur Zeit des Ueberganges vom Herbst in den Winter, v. Gräfe be-
richtet übrigens, dafs die Lungensucht unter den Einwohnern nicht
selten sei nnd dafs blos im Spedale degli Incurabili Tag für Tag ei-
nige Schwindsüchtige den Geist aufgeben. Sehr häufig vorkommende
Krankheiten sind ferner rheumatische und nervöse Leiden, nächst
diesen Unterleibsleiden und Augenentzündungen ; — letztere schreibt
Wilh. Hörn (Reise durch Deutschland, Ungarn, Holland, Italien etc.
Bd. IL Berlin 1831. S. 273) der Hitze und dem Lavastaub im Som-
mer, und der feuchteu Witterung und den schlechten Häusern im
Winter zu.
Hiernach möchte es wohl entschieden sein, dafs sich Neapels
Luftmiscbung nur für Individuen eignet, welche an einfacher, allge-
meiner, von keinem hervorstechenden Localübel begleiteter Schwä-
che leiden, dafs sie aber allen reizbareren und vornehmlich den zu
Phthisis florida geneigten Subjecten schadet. Entschieden zuträglich
ist der Aufenthalt am Partheuopeischen Gestade durch die überra-
schende Schönheit der Lage, durch die Klarheit des Himmels und
durch höchst interessante Umgebungen eigentlich nur jenen Indivi-
duen, welche blos der geistigen Erholung, der Zerstreuung und Auf-
heiterung, nicht aber der ärztlichen, gegen irgend eine besondere Krank-
heit zu richtenden Behandlung bedürfen.
Was die Wohnungen betrifft, so haben Patienten, denen eine
warme, etwas schwüle Seeluft zusagt, dieselben an den nach Süden
geöffneten, gegen Norden aber geschützten Plätzen Vittoria, Chiata-
mone und vorzugsweise an der Chiaja, einer langen Häuserreihe, wel-
che parallel mit dem Garten der Villa reale längs dem Strande fort-
läuft, zu wählen. Nervenschwache und torpide Subjecte müssen den
höher gelegenen, mehr von erfrischender Luft umwehten Gebäuden
der Santa Lucia, des Largo del Castello, del Vasto und Pizzo Fal-
cone den Vorzug geben. Erregbare Leidende, denen eine reine und
feuchte Seeluft zusagt, mögen entferntere Puncte aufsuchen und das
orangenreiche Sorrento, die heitern Villen von Amalfi, so wie
die zu Castellamare gehörigen, am Abhänge des Monte S. Au-
gelo zerstreuten, wohleingerichteten Landhäuser beziehen.
b. Seebäder. Bei Neapel und auf Ischia (vergl. S. 1110 ff.)
giebt es an verschiedenen Stellen des Strandes, namentlich zu Castel-
lamare, Vorrichtungen zu Seebädern, v. Gräfe fand im J. 1830
während der schönsten zur Mittagszeit an 20° R. warmen Apriltage,
dafs die Temperatur des Seewassers am Strande der Villa reale, so
wie an jenem von Baja, Portici und Castellamare bereits bis auf 19° R.
gestiegen war. Es ist daher nicht zu verwundern, wenn nach einem
Seebade in diesen Gegenden der Körper in Transpiration geräth und
Schultz warnt die Fremden daher vor der hier üblichen Gewohn-
heit, gerade in der heifsesten Jahreszeit, von Mitte Juli bis Mitte Au-
gust, Seebäder in Neapel zu gebrauchen, weil dadurch die nachthei-
ligen Wirkungen der Hitze in warmen Klimaten, die den Körper und
Ccccc 2
1498
das Hautorgan insbesondere erschlafft, noch befördert werden. Es ist.
daher, im Gegensatz mit der erwähnten Gewohnheit, Seebäder in der
heifsen Jahreszeit zu nehmen, vielmehr den Fremden zu rathen, schon
im März, soweit es Stürme erlauben, in der See zu baden und dies
bis spät in den October und November fortzusetzen, sofern nicht
die Stürme auch hier ein Ziel setzen.
Unter den Badestellen auf der Insel I sc Allmacht Schultz als
eine dazu besonders geeignete, auf die kleine Bucht aufmerksam, an
deren Rande die Acqua di St. Montano (vergl. S. 1120) entspringt.
Der Boden derselben ist, mit Ausnahme eines schmalen Streifens am
Ufer, der feinste Sand, welcher jedoch nicht locker liegt, wie Trieb-
sand, sondern einen sichern Tritt gestattet. Vom Ufer ab bis gegen
die Mündung der Bucht hin senkt sich der Boden sanft, so dafs man
innerhalb der Bucht selber nach Belieben einen Wasserstand von 3 — 6
Fufs haben kann. Da die Bucht überdies nur gegen Westen dem
Winde geöffnet liegt, so ist das Wasser in derselben in der Regel
ganz ruhig und still. Sonst hat Schultz bequeme Badestellen auf
Ischia wenig gefunden; der Meeresboden ist fast überall mit grofsen
Steinmassen und Felsen besäet oder zeigt eine erhöhte Temperatur,
und die Stellen, wo derselbe aus Sand besteht, liegen fast ohne Aus-
nahme sehr ausgesetzt. Zwischen den Felsen zu baden, ist aber selbst
Schwimmern kaum anzurathen : denn abgesehen davon, dafs diesel-
ben in verschiedener Tiefe unter dem Wasserspiegel liegen, und der
Schwimmende sich hierüber, wegen der grofsen Klarheit und Durch-
sichtigkeit des Wassers, sehr leicht tauschen und so sich an hohen
Felsstücken beschädigen kann; so hausen auch an diesen Felsen
mancherlei Seethiere, wie Octopus- Arten und Aktiuien, die den Ba-
denden selbst gefährlich werden konneu.
J. Clark, on infJuence of climate a. a. 0. p. 78.
A.W. F. Schultz, die Heilquellen bei Neapel. Berlin 1837.
S. XI. 36.
V. L. Brera, Ischl und Venedig a. a. 0 S. 53.
J. C. Cox, hints forinvalids about to visit Naples. London 1841.
v. Gräfe, die Gasquellen a. a. 0. S. 554.
Das Seebad zu Livorno. Das in offener See, einige, tausend
Schritte vom Strande auf Pfahl werk gebaute Bad, nach welchem man
sich gewöhnlich von Darsena aus übersetzen läfst, gewährt die Be-
quemlichkeit, dafs der Badegast aus zierlichen Kabinetten durch eine
Treppe unmittelbar in das, auf einen weiten Umfang hin nur 4 Fufs
tiefe, freie Meer hinabsteigen, oder nach seinem Belieben innerhalb
des grofsen, hofähnlichen Raumes jenes im Quadrat ausgeführten Ge-
bäudes umherschwimmen kann. Der sechsstündige Wechsel der Ebbe
und Fluth läfst sich an den betreffenden Hauptpfeilern genau wahr-
nehmen: er tritt bei sturmlosem Meere regelmälsig ein, überschreitet
jedoch beinahe nie die Grenzen von 1 — 2 Palmen. Nach Giulj's
Analyse sind in 100 Unzen des Meerwassers bei Livorno enthalten:
1499
Chlornatrium ,
. ,
2 Unzen
17 Den. S Gr.
Chlormagnesium .
,
— —
22 - 8 Vj -
Chlorealcium
.
— —
3 - 21'/, -
Brommagnesium .
.
— —
— — 9 —
Schwefelsaure Talk
?rde
— —
23—13 —
Schwefelsaure Kalk
?rde
. — —
1 — 4 —
4 Unzen 20 Den. 15 Gr.
Die beliebteste Badezeit fällt in die mittleren Sommermonate,
wo die Temperatur des Seewassers durchschnittlich 18° R. bei der
zu 18° R. berechneten mittleren Lufttemperatur beträgt; — v. Gräfe
fand die Temperatur des Meerwassers noch am 27, Dccembcr 1829
-f-l4°R. bei 15° R. der Atmosphäre*
Neuerlich ist auch hier ein Aeolusbad augelegt worden. In den
Badegemächeru befinden sich Rohren, aus denen durch Dampfblase-
bälge heifser, lauer, frischer und Eiswind, je nachdem es der Zustand
des zu Heilenden erfordert, auf den ganzen oder nur einen Tlieil des
entblöfsten Körpers getrieben wird. An der Spitze dieser Austalt
steht der englische Arzt William Smitson.
Gouigou, m£m. sur la topographie de Livorne et ses bains de
mer. 1814.
t. Gräfe, die Gasquellen a. a. 0. S. 497.
Das Seebad zu Viar eggio- Diese kleine zwischen Lucca
und Pisa im Herzogthum Lucca gelegene Stadt war früher höchst
ungesund, ist aber jetzt durch vollständig gelungene Luftverbesserungs-
versuche mittelst Abzugsgräben und Ventilschlcusen, welche Gior-
gini (Annales de Physique et Chemie. 1825. Juli. p. 225. T. XXIX.)
bekannt gemacht, nicht nur von allen schädlichen Ausdünstungen frei,
sondern wird seit einigen Jahren zur Sommerszeit von sehr vielen
Bewohnern umliegender Städte fleifsig besucht, um die Meeresluft zu
athuicn und Seebäder zu nehmen.
Gius. Gianelli, manuale per i bagni dl marc. Lucca 1833.
Genua. Diese durch einen Halbkreis naher Apenninenhohen
gegen Norden zwar geschützte, aber durch die Bergabhänge ganz an
das Meer gedrängte und nach demselben hin völlig offene Stadt ist
mit ihrer nächsten Umgegend doch den Winden so ausgesetzt, dafs
die Atmosphäre einem häufigen^ den RespiFationswerkzeugen nachtei-
ligen Temperaturwechsel unterliegt* weshalb auch Schwindsuchten
fast den gröfsteu Theil vorkommender Sterbefälle veranlassen; zu-
gleich herrschen bösartige Ruhreu während des Hochsommers. Brust,
kranke und zu Diarrhöen geneigte Individuen müssen Genua daher
meiden; aber gegen reine atonische Zustände wirkt sein Klima im
Allgemeinen durch den heitern Himmel und durch erfrischende Strö-
mungen der Seeluft vorteilhaft. Für dio gesundesten Monate hält
Clark den April, Mai, Juni, September und October, so wie für die
ungesundesten den Deccuiber, Januar, Februar uud August. Zu Wöu-
1500
Düngen bieten die anmuthigen, über dem Meeresspiegel in verschie-
dener Erhebung angelegten Villen eine zweckmässige Auswahl.
J. Clark, 011 influence of climate a. a. 0. p. 72.
v. Gräfe, die Gasquellen a. a. 0. S. 553.
Nizza. Unter den wegen der Milde des Klima1 s als besonders
zum Winteraufenthalt für Kranke geeigneten und empfohlenen Orten
des südlichen Europa nimmt Nizza seit lange schon einen der ersten
Plätze ein. Im Norden und Osten von einer Kette hoher Gebirge
(den Seealpen) umschlossen, nur gegen Süden gegen die See gcöff.
net, scheint es von der Natur zum Asyl für diejenigen ausersehen zu
sein, welche wegen allgemeiner oder örtlicher Schwäche oder ernste
Krankheiten der Brust den Wechsel der Winde, des Wetters und der
Jahreszeiten zu fürchten haben, — Vorzüge, welche durch gute Anstal-
ten zur Aufnahme und zum längern Aufenthalt von Kranken erhöht
werden, so dafs es sich eines zahlreichen Zuspruchs von Kranken
aus fast allen Ländern Europas erfreut, welche hier sich gegen die
nachtheiligen Einflüsse nordischer Klimate und rauher Winter schüz-
zen wollen.
Die eigentliche Stadt Nizza, zu der zwei Hauptstrafsen am Strande
des Mittelmeeres von Marseille über Antibes, und von Genua über
Oueglia, so wie eine dritte von Turin über den hohen Col di Tenda
führen, liegt fast amphitheatralisch in südwestlicher Exposition auf ei-
ner mehr oder weniger geneigten Fläche, welche sich vom Schlofs-
berge nach dem Ufer des Meeres und des Paillon, eines reifsenden
Bergflusses, herabsenkend, ungefähr l'/2 bis 2 Stunden breit und lang
ist und durch vielfache, immer mehr emporsteigende, im Hintergrunde
mit den höchsten Alpen zusammenstofsende Bergreihen gegen Nord-
winde geschirmt, nur von südlichen Luftströmen bestrichen wird.
Von der mit Inbegriff des Thaies 25,000 Einwohner zählenden
Stadt, welche in die alte und neue eingetheilt wird, wird nur die letz-
tere mit ihren Vorstädten (östlich die des Thaies Lympia, westlich
die Croix de Marbre oder die Englische Vorstadt genannt wegen der
vielen Engländer, welche den Winter über hier zu wohnen pflegen),
von Fremden und Kranken bewohnt. Dieselbe nimmt die südöstliche
Gegend ein und endet an der Meeresküste in einer langen Reihe pa-
lastartiger Häuser , an welchen sich die von Lustwandelnden nie
leere, mit Ruhebanken versehene, und die schönsten Aussichten auf
den Meerbusen darbietende Terrasse ausdehnt. Sie ist erst seit den
letzten 60 bis 70 Jahren, zum Theil noch in der allerneuesten Zeit
erbaut: die Strafsen sind breit und gerade, die im modernen italienischen
Geschmack erbauten Häuser geniefsen den vollen Einflufs des Lichts
und der Sonnenstrahlen ; die Luft ist hier rein und gut, und die Woh-
nungen selbst bequem, sogar mit holzgetäfelten Fufsböden und Kami-
nen oder Oefen versehen. Diejenigen Plätze und Strafsen der neuen
Stadt, welche vorzugsweise von den Kranken zu Wohnungen gewählt
zu werden verdienen, sind nach Erusts; der (Jorso, die Kue du
1501
Poutneuf, Rue du grande Place, Rue des Ponchettes, der Place Vic-
tor und die beiden Vorstädte, deren Häuser fast alle zur Aufnahme
von Kranken eingerichtet sind, und in Mitten der schönsten Orangen-
und Citronengarten gelegen, die freieste Aussicht nach allen Rich-
tungen hin darbieten. Clark rühmt noch besonders den Platz hin-
ter der Croix de Marbre etwas nördlich von der grofsen Hecrstrafsc
mitten unter den Orangengärten als den passendsten Aufenthaltsort
für Kranke, da er vor den besten Gegenden der Stadt noch den Vor-
zug darbietet, dafs die Krauken hier nichts von dem Luftzuge ge-
wahr werden, den man in der Stadt, wenn man über die Stralse
geht, nicht vermeiden kann. Ueberdies weht der Wind viel stärker
in der Stadt als im Thale. — Für sichere und bequeme Fahr-, Saum-
und Fufswege ist auf das umsichtigste gesorgt. Sie begleiten die Kü-
ste, sowohl ganz unmittelbar, als in gröfserer Ferne, sind dem Ein-
flufs des Lichts und der Seeluft theils völlig frei gegeben, theils ge-
gen denselben, im Schatten dicht belaubter Bäume oder sanfter Thal-
senkungen, hinlänglich geschützt, und eröffnen auf nahen sowohl, als
entlegenen Höhepuncten die entzückendsten Aussichten nach den
mit Wein, Oliven- und Fruchtbäumen besetzten Hügeln, nach beträcht-
lichen waldbedeckten Bergen, nach bläulich schimmernden oder von
blendendem Schnee erglänzenden Alpenkuppen, so wie nach dem eud-
loseu, von Schiffen bedecktem Meere.
Was die Lufttemperatur der Stadt und ihrer nächsten Umgebun-
gen betrifft, so folgt sie zwar eben so regelmälsig, wie der Gang
der Jahreszeiten, deren Temperatur hier sehr gleichmäl'sig vertheijt
ist, und zeigt jeden Tag ein progressives Steigen des Quecksilbers;
dennoch ist sie zuweilen plötzlichen Wechseln unterworfen, welche
von Windstöfsen herrühren, die sich nicht selten während der ruhig-
sten Tage erheben. Nordwinden jedoch ist Nizza's Gebiet nicht aus-
gesetzt, nur während des Winters und fast noch mehr im Frühjahr
äufsern die kalten nordwestlichen und nordöstlichen Winde hier kurze
Zeit einige Wirkung; selbst der Mistral, diese Geissei der nahen
Provence, scheint seine Kraft an den Estrellen, einer Bergkette zwi-
schen Frejus und Cannes, zu brechen und wird, auch wenn er herrscht,
nur wenig empfunden , und der Scirocco ist gröfstentheils milde und
den meisteu Individuen nicht unangenehm. Daher hat die Tempera-
tur Nizza's das ganze Jahr hindurch einen sehr geringen Umfang.
Das Thermometer steigt langsam von Sonnenaufgang an bis zwei Uhr
Nachmittags. Wählend des Sommers ist es selten höher als 25° R.;
im Winter sinkt es noch seltener unter den Gefrierpunct herab, steigt
aber, sobald sich nur die Sonne am Himmel zeigt. Der höchste Stand
des Quecksilbers oder der höchste Wärmegrad, den die Atmosphäre
hier erreicht, ist gegen zwei Uhr Nachmittags. Die Wärme nimmt
dann allmählig bis zum Sonnenaufgang ab, wenn heftige Luftstöfse
oder die Südwinde sich nicht erheben und so den Stand verändern.
In der kalten Jahreszeit ist der tiefste Stand gegen 6 — 7 Uhr Morgens.
Für Nizza beginnt die kalte Jahreszeit, wenn in den unter dem
46. Grade nördlicher Breite gelegenen Ländern der Frühling wieder-
1502
kehrt. Dann ist das Klima veränderlich und an demselben Tage «ei-
gen sich in unerwartetem und plötzlichem Wechsel von Wärme
und Kälte verschiedene Jahreszeiten. Nach Risso's Beobachtun-
gen sind die Veränderungen der Temperatur im Winter stärker als
im Sommer; man bemerkt sie mehr zu den Zeiten der Aeqninoctien,
als zu den der Solstitien. Im Frühling und Herbst sind sie Mittags
bedeutender, als Morgens und Abends, während das Gegentheil in
den andern Jahreszeiten statt findet. Diese Schwankungen des Ther-
mometers erklären hinlänglich, warum man iu Nizza so empfindlich
für die Kälte ist. Die Bewohner von Nizza klagen über die Wärme,
wenn das Thermometer mehr als 18° R. zeigt; sie fürchten eine Kälte
von -f- 6 bis 8° R. Die höchste Kälte, die man in Nizza seit dem
strengen Winter von 1709 bemerkt hat, fand am 11. Januar 1820
statt, an welchem Tage das Thermometer während einer halben
Stunde'bis zu — 7°,7 R. herabsank. Die höchste Wärme während
der zwanzigjährigen Beobachtungen Ri sso 's war +26°,7R. Für das
ganze Jahr berechnen Risso und Riebe Imi, in beinahe völliger
Uebereinstimmung, die mittlere Temperatur auf 13°, 3 R. Durchschnitt-
lich herrscht die meiste Kühle am Morgen. Der häufigste Wechsel
des Wärmestandes findet im Frühling statt.
Bezüglich des Atmosphärendruckes scheint Nizza uud dessen näch-
ste Umgegend, obgleich nur wenig über dem Meeresspiegel erhoben,
alle Vortheile der tieferen und höheren Orte zu vereinen, ohne den
Nachtheil der ersteren oder letzteren an sich zu tragen. Zufolge
Risso's Angaben ist der Barometerstand von 28"9/" als der höch-
ste, von 26"11'" als der niedrigste und 27//ll/// als der mittlere zu
betrachten, wobei der höhere in der Regel auf die Morgen- und der
niedrigere auf die Abendzeit fällt. Richelmi's hygroinetrische
Beobachtungen ergeben 79 — 0 als den höchsten, 57 — 11 als den
mittleren und 47 — 0 als den niedrigsten Stand der atmosphärischen
Feuchtigkeit. Regentage sind selten und erreichen der Zahl nach
kaum die Hälfte der in andern Gegenden vorkommenden. Wie durch-
sichtig die umgebende Luft ist, zeigt der Umstand, dafs man bei hei-
terem Himmel gegen Südost noch die Umrisse Corsika's in der Ferne
von 100 Seemeilen deutlich zu unterscheiden vermag.
Diese Beobachtungen werden bestätigt durch Schubert. 's Mit-
theilungen, nach welchen in den zwölf Monaten vom October 1823
bis September 1824 das Verhältnifs der Tage, an denen wirklich Re-
gen fiel oder an denen sich Wolken am Himmel zeigten, zu den voll-
kommen heiteren folgendes war: Im October 1823 gab es 15 voll-
kommen klare und 5 getrübte Tage, 11 aber, an denen etwas Regen
fiel ; im November 21 vollkommen schöue, 7 mehr oder minder ge-
trübte Tage, 2 an denen Regen fiel; im December 26 vollkommen
heitere Tage, 3 etwas bewölkte, 2 regnichte. Im Januar 1824 gab
es ebenfalls an 2 Tagen starke Stürme aus Nordwest mit Ungewit-
ter, 5 Tage waren wolkicht, 24 aber vollkommen klar und schön; im
Februar dagegen fiel an 7 Tagen Regen, an 10 erschienen Wolken,
nur 12 waren vollkommen schön. Auch der März hatte 5 Tage, an
1503
denen es regnete, 5 an denen es Wolken gab, 21 waren schön ; der
April, wie dies hier öfter der Fall ist, hatte ziemlich rauhes Wet-
ter: denn an einem seiner 3 Regentage sähe man Schneeflocken, S wa-
reu getrübt, 19 jedoch vollkommen schön; im Mai regnete es an 6
Tagen und an einem dieser Tage war heftiger Sturm, 9 Tage wa-
ren bewölkt, 16 vollkommen schön; im Juni regnete es an 12 Ta-
gen, 5 waren wolkicht, 13 schön; im Juli gab es nur 11 ganz hei-
tere und schöne, 17 getrübte, 3 Tage mit heftigem Sturm; im August
waren 24 Tage ganz heiter, 5 trübe, 2 regnicht; dagegen gab es im
September 7 regnichte, 10 etwas getrübte und nur 13 vollkommen
schöne Tage. — Die mittlere Temperatur war hierbei im October
4- 1376° R.; im November + IOV46 R-'i im December -f 8'/3° R.S
im Januar -f 71/,0 R. ; im Februar + 9° R.; im März + 873° R.; im
April -r-U72° R.; im Mai + 147, ° R-5 im Juni +15,AÖR-.; im
Juli -r-1872° R-5 im August -f- 19° R.; im September -f 17° R. —
Der kälteste Tag fiel in den Januar, wo an einem Morgen vor Son-
nenaufgang der Thermometer -f- 2° R. zeigte, während im November
und December der tiefste Thermometerstaud -+• 4° R., im Februar und
März + 3° R. betrug.
Mehr als alle diese Beobachtungen zeugt jedoch für die Milde
des Klimas von Nizza seine herrliche Vegetation. Die Palme, selbst
in dem südlicher gelegenen Rom noch zu den exotischen Pflanzen,
gehörend, ist hier eingebürgert, ferner die Olive, meistens iu 100 bis
300jährigen Bäumen, — ein Beweis, dafs wenigstens in einem Zeit-
raum von 100 Jahren in der Region der Oliven das Thermometer
nicht unter — 9 bis 10° herabsank; eben so wenig haben der Oran-
gen- und Citronenbaum je aufgehört, die Campagnen von Nizza zu
schmücken. Aufserdem findet man hier eine Menge Pflanzen der afri-
kanischen Küste, in den kältesten Wintermonaten alle Gärten mit
unsern Sommergemüsen bedeckt, und auf den Fluren im Januar die-
selben Blumen, denen der Botaniker in unsern Breitengraden erst im
Mai und Juni begegnet.
Fassen wir alle die verschiedenartigen Mittheilungen zusammen,
so möchte sich als das Endresultat, worin alle übereinstimmen, ergeben,
dafs die Wintermonate in Nizza am meisten unserm März und April
ähneln, November und December aber gewöhnlich die heitersten und
mildesteu des ganzen Winters sind. Januar und Februar dagegen sind
kälter; März, April und selbst der Anfang des Mai werdeu leicht
durch Stürme und ein sehr veränderliches, oft rauhes Wetter heim-
gesucht; die Sommerhitze übersteigt die uusrige wenig oder gar nicht,
obschon sie wegen grofsen Staubes unerträglicher wird. Die letzten
vier bis fünf Monate des Jahres sind daher die schönsten Nizzas,
am reizendsten aber ist der Aufenthalt daselbst vom October bis über
November, weil nachher schon die Winde zuweilen anfangen sich zu
erheben, die dann im März und April vorherrschen. So lange diese
Winde aber herrscheu, ist der Unterschied der Temperatur im Schat-
ten und in der Sonne sehr beträchtlich und kann daher den Kranken
nur schädlich werdeu. Auch veranlassen diese Winde gewöhnlich
1504
Bluthusten bei den Phthisischen, und selbst die Acrzte Nizza's, die
diesen Ort den Kranken im Monat November, Dezember und Januar
mit Recht empfehlen , stimmen doch darin überein , dafs die kalten
Winde der darauf folgenden Monate Nizza dann für dergleichen
Kranke weniger empfehlenswert!) machen.
Was nun die Wirkungen dieses milden und gegen feindliche Stö-
rungen geschützten Klimas auf den menschlichen Organismus betrifft,
so ist dasselbe nach Brera seiner Natur nach erwärmend, erhei-
ternd und aufregend, und die Wirkungen, die es bei den Kranken
oder kränklichen Fremden, die in Nizza überwintern, hervorbringt,
müssen nothwendig auch verschieden und abhängig sein von der Art
ihrer Kraukheit und ihrer individuellen Constitution. Obschon ein sol-
ches Klima unter gewissen Verhältnissen äufserst vorteilhaft wirkt,
so giebt es doch Umstände, unter welchen es durchaus nicht zusagt.
Im Allgemeinen wird der Winteraufenthalt in Nizza den Individuen
besonders zusagen , bei welchen überhaupt eine Schwäche atoni-
scher Art vorwaltet und die Reactiouen des Organismus bethätiget
werden müssen, namentlich torpiden, schlaffen, zu übermäfsiger
Schleimabsonderung u. s. w. geneigten Constitutionen , wo eine trok-
kene Luft und viele Bewegung im Freien angezeigt ist. Wo hinge-
gen krankhaft erhöhte Reizbarkeit, oder phlogistiscbe Diathese vor-
handen ist, wie bei floriden, sehr leicht erregbaren, zu activeu Blut-
flüssen und Entzündungen geneigten Constitutionen und bei Krank-
heiten, welche einen solchen Charakter haben, wird nicht nur kein
Nutzen zu erwarten, sondern sogar Nachtheil vou dem Aufenthalt in
N., besonders im Frühjahr, zu besorgen sein. In der That sind auch
entzündliche, gastrische Fieber, dann Entzündungen der Brust- und
Baucheingeweide, die diesem Himmelsstriche eigentümlichen Krank-
heiten. Entzündliche Hautleiden und Augenentzündungen kommen
nicht selten vor: letztere mufs man vorzüglich dem intensiven Lichte
zuschreiben, dem die Einwohner unter dem reinen Himmel Nizzas
fast beständig ausgesetzt sind. — In der Lungenschwindsucht mit wirk-
licher Verschwärung des Lungenparenchyms kann man keinen Erfolg
von diesem Klima erwarten, im Gegentheil durchläuft hier die Krank-
heit ihr letztes Stadium mit reifsender Schnelligkeit. Von den in
Nizza's Hospitälern Gestorbenen soll der siebente Theil an Lungen-
schwindsucht gelitten haben, und die Aerzte von Nizza schicken ihre
Schwindsüchtigen meist nach Rom oder Pisa, wo ein feuchteres
Klima vorwaltet.
Wenn hingegen die Erscheinungen der Schwindsucht durch jenen
kachektischen Zustand der Lungen unterhalten werden , welchen
Clark so vortrefflich beschreibt, und der sehr oft wirkliche Lungen-
verschwärung herbeiführt, so hat man schon ausgezeichnete Erfolge
von einer mit kluger Vorsicht eingeleiteten Kur in dem Klima von
Nizza gesehen. Unter allen Bruätleiden findet hier der chronische
Katarrh (Bronchitis lenta, auch Asthma humidum genannt), am sicher-
sten seine Heilung, wenn er mit reichlichem Auswurfe und geringem
Erethismus verbunden ist. Ist die Brustaffection hingegen von trok-
1505
kenem Husten und einem sehr gereizten Zustande der Bronchial-
Schleimhaut begleitet, so hat man keinen günstigen Erfolg zu erwar-
ten. Alle Leiden, die durch einen chronischen Rheumatismus bedingt
sind, so wie jene, die den Eindrücken eiuer gemäfsigten trockenen
Atmosphäre weichen, finden hier merkliche Linderung. Diese Atmo-
sphäre ist daher vorzüglich für schwache und zartgebaute scrophulöse
Kinder geeignet, da sie sich in allen atouischen Zuständen als vor-
trefflich bewährte, vorzüglich aber bei Frauen, die durch häufigen
Abortus, durch den langen Aufenthalt in einem sehr heifsen Klima
oder durch den Mifsbrauch des Merkurs geschwächt sind. Vorzüglich
hat sich dieses Klima in jenen anomalen Nervenstörungen bewährt,
denen besonders die Frauen unter der Form der Hysterie unterwor-
fen sind und die ihren Grund sehr oft in einer anomalen Menstruation
haben.
Bezüglich der Wahl der Wohnungon ist im Allgemeinen ange-
nommen, dafs sich für Kranke, deren Zustand ganz entschieden den
Charakter von Schwäche und Schlaffheit an sich trägt, die zur Vor-
stadt Lympia gehörigen, am Abhänge des Montboron und Montalban
aufgeführten Gebäude vorzugsweise eigenen , indem man hier eine
reine und wegen des festen felsigen Bodens mehr trockene als feuchte
Seeluft athmet. Die übrigen, in demselben anmuthigen Thale befind-
lichen, schon von feuchteren Atmosphärenschichten umgebenen, sind
reizbaren und zu entzündlichen Affectionen geneigten Subjecten er-
spriefslicher. Zufolge der Resultate einer fünfzigjährigen Praxis em-
pfiehlt Richelmi Lungenkranken insbesondere jene Häuser der
Vorstadt Croix de marbre, der Rue de Ponchettes, der Terrasse und
des Corso, welche dem Meeressaume am nächsten liegeu. Als der
günstigste Jahresabschnitt zur Eröffnung der Kur wird der Herbst
betrachtet. Individuen, für welche Strandkuren augezeigt sind , thun
daher wohl, sich so einzurichten, dafs sie Ende Septembers ihren Be-
stimmungsort erreichen und wenigstens bis zum Monat Mai hier ver-
weilen. Erheischt ihr Zustand einen längern Aufenthalt, so können
sie sich, zurückgezogen lebend, gegen die allerdings der Gesundheit
nicht vortheilhafteu nordöstlichen Frühlingswinde, bei der mannigfa-
chen Exposition der Räumlichkeiten hinlänglich schützen, um nicht
durch weite Reisen die günstige Einwirkung der Luft auf längere
Zeit zu unterbrechen.
J. B. Davis, de coeli Nicaeensis utilitate in phthisi pulmo nari.
Nizza 1803.
Miliin, Voyage dans les d6partements du Midi de Ia France.
Paris 1807. (Uebersetzt von Mylius. Bd. IV. S. 181).
Saussure, Voyages Vol. III. p. 231.
G. H. Schubert, Reise durch das südliche Frankreich und durch
Italien. Bd. II. Erlangen 1831. S. 1—101.
J. Clark, Praktische Bemerkungen über das Klima, die Krank-
heiten, Hospitäler und medizinischen Unterrichtsaustalten in Frank-
reich, Italien und der Schweiz, nebst einer Untersuchung über den
1506
besten Aufenthalt der Schwindsüchtigen im mittäglichen Frankreich.
London 1820.
J. Clark, on influence of climate a. a. 0. p. 61 ff»
F ödere, voyage aux Alpes maritimes. Paris 1821.
Risso, Histoire naturelle de priucipales productions de l'Europe
mendionale etc. Nice 1826.
Val. Lud. Brera, Ischl und Venedig a. a. 0. S. 54.
A. Ernsts, Nizza und Hyeres in medizinisch - topographischer
Hinsicht. Bonn J839.
E. Weber, Handbuch für Fremde in Nizza, einem seines milden
Klimas wegen berühmten Aufenthaltsorte in Oberitalien. Heidelberg,
Frankfurt und Leipzig 1839.
J. A. Goracuchi, Kranichzüge nach dem südlichen Frankreich,
der ligurischen und tyrrbenischen Küste , mit vorzüglicher Rücksicht
auf Montpellier, Hyeres, Nizza und Pisa. Wien 1839.
Nizza und die Meeralpen. Geschildert von einem Schweizer.
Zürich 1842.
v. Gräfe} die Gasquellen a. a. 0. S. 556 ff.
2. Die Küsten Frankreichs:
Hier finden sich die Seebäder zu Hyeres im Dep.
du Var, zu Marseille im Dep. der Rkonemündungen
und zu Cette im Dep. de l'Herault, die sich säuimtlich
durch gute Anstalten zur Anwendung des Meerwassers in
allen Formen , salzreiches Wasser und zum Theil auch
durch mildes Klima auszeichnen. In letzterer Beziehung
jedoch ist zu bemerken, dafs an diesem südöstlich gewen-
deten Gestade des mittelländischen Meeres nicht nur häu-
fig scharfe, trockene Ostwinde wehen, sondern auch der
Mistral, ein lebhafter Nordwestwind, hier täglich wech-
selnde, schroffe Temperaturabstände hervorbringt. Na-
mentlich sind die Hinsichts der Salubrität ihres Klimas
gepriesenen, von fremden Kranken viel besuchten See-
städte Marseille und Toulon jenen Einflüssen in so
hohem Grade ausgesetzt, dafs man in denselben den Haupt-
grund der an beiden Orten unter dem Volke ungemein
verbreiteten Schwindsucht suchen muls. Eher eignen sich
Antibes und Frejus zu Strandkurorten, und verhältnifs-
mäfsig ist dies vorzugsweise Hinsichts der Ebene von
Hyeres der Fall,
1507
In den französischen Seebädern sind von der Regie-
rung- ernannte Medecins-Inspecteurs. Die Saison dauert
hier gewöhnlich vom 15. Juli bis 1. September, und mau
nimmt 20—25 Bäder während der Saison.
A. Assegond, manuel des bains de Mcr contcnant l'expos^ des
pr€cautions qu'on doit preudre avant, pendant et apres Fusage de ces
bains etc. , suivi d'un appercu g^neral sur les proprißtes physiques,
chymiques et m£d. des eaux min. naturelles de la France. Paris 1825;
— Deutsch : Hildburgliausen 1S2S.
Ph Pati ssier, rapport sur les eaux min. naturelles. Paris
1841. p. 57 ff.
Hyeres. Diese vier Lieues von Toulon und eine Stunde vom
Strande gelegene Stadt von 10,000 Einwohnern, nimmt den Hintergrund
einer seewärts weit geöffneten, von der Küste l1/.. Stunde lang sanft
aufsteigenden Ebene ein, die in ihrem Rücken durch einen Halbkreis
miifsig hoher Gebirge gegen Ost-, Nord- und Westwinde ziem-
lich geschützt, nur allein dem Nordwestwinde durch ein breites Thal
völlig freien Zugang gestattet. Nur in dem unteren neueren Stadt-
theil, und zwar meistens aufserhalb der Ringmauern, sind mehrere
wohnliche, jedoch zur Aufnahme von Fremden blos dürftig ausgestat-
tete Gebäude aufgeführt, und neuerlich hat man auch zu Carqueranne,
einem nahen Flecken, einige Wohnungen zu diesem Zwecke einge-
richtet. Die fruchtbare, nur nach der See hin saudig auslaufende
Campagna wird in drei Zonen getlreilt: die erste, die der Orangen,
die sich 24 — 30 Metres über den Meeresspiegel erhebt und gegen Nord-
winde am meisten geschützt und die wärmste ist, beschränkt sich auf
die Stadt, ihre Gärten und nächsten Umgebungen, wo Orangenarten,
derOel- und Erdbeerbaum, Rosmarin, Lavendel, Thymian und andere
aromatische, oft noch zu Anfang Dezember bühende Pflanzen gedei-
hen; die zweite Region, die Littoralfläche, ist weniger warm, sandig,
unfruchtbar und des Pflanzenschmuckes beraubt; die dritte und kühl-
ste ist die der Thalgründe und der gegen Norden aufsteigenden, mit
immer grünem Gesträuch bestandenen Hügel. Die Temperaturdifferenz
zwischen der ersten und zweiten Zone soll durchschnittlich l1/, bis
2 und zwischen der zweiten und dritten 2 — 4° R. betragen. Vollstän-
dige Nachforschungen über den Wärmestand fehlen bis jetzt; aus der
von Ernsts mitgetheilten Tabelle folgt nur, dafs das Thermometer
im Winter binuen 23 Jahren nur einmal — 9°, llmal — 1 bis 4° an-
gezeigt und 6mal den Gefrierpunkt erreicht hat. Schnee fällt selten,
durchschnittlich alle drei Jahre nur einmal und bleibt dann nie län-
ger als 12 — 24 Stundeu liegen. Im Allgemeinen nähert sich das
Klima von Hyeres dem von Nizza (vergl. S. 1500), doch scheint,
wenn man das Verhalten der Vegetation berücksichtigt, der mittlere
Wärmestand von Nizza's Küstengegend, ungeachtet sie über i/i Breite-
grad nördlicher liegt, jenen der erstem um einige Tlierniomctcrgrade
zu übertreffen, — eiue Differenz, welche wohl dadurch bedingt wird,
1508
dafs die im Rücken von Hyeres emporragenden Berge nicht Loch ge-
nug sind, um Nordwinde hinlänglich abzuhalten, und dafs zugleich die
■weite, gegen Toulon gerichtete Thalöffnung dem heftigen, kalten,
trockenen, fast immer starke Staubwolken vor sich hertreibenden
Mistral einen freien Zutritt gestattet, wobei die Temperatur oft plötz-
lich auf 8 — 10° R. sinkt. Dieser gefürchtete, scharfe, selbst auf Ge-
sunde sehr reizend einwirkende Wind überzieht nach Beauregard's
Beobachtungen vom October bis April durchschnittlich 33mal die Cam-
pagna und dauert bisweilen an 24 Stunden.
Einige Lieues vom Strande liegen die schön gruppirten , oft mit
der beschriebenen Ebene verwechselten Hyerischen Inseln, die
von Mehreren zum Aufenthalte für Kranke empfohlen werden, aber
dazu, ungeachtet ihrer reizenden Lage, sich schon darum nicht eignen,
weil sie dem Einflüsse aller Winde preisgegeben und zur Aufnahme
für Kurgäste auch gar nicht eingerichtet sind.
Der Gesundheitszustand der Hyeresen ist im Ganzen günstig:
endemische Krankheiten sind unbekannt und Epidemien sind seit Jahr-
hunderten entfernt geblieben ; Schwindsucht kommt verhältnifsmäfsig
selten vor, am meisten zeigen sich Hauteruptionen, Diarrhöen und
Dysenterien. Gewöhnlich nehmen die Krankheiten den entzündlichen
oder gastrischen Charakter, jenen mehr im Winter, diesen mehr im
Sommer an.
Ungeachtet des von Zeit zu Zeit wehenden Mistrals und der nicht
unerheblichen Entfernung des bewohnten Gebietes vom Meere zeich-
net sich die Hyerische Ebene nicht nur unbedingt vor allen Küsten-
strecken der Provence, sondern auch vor vielen, selbst in weit ge-
ringeren Breitegraden gelegenen in sofern aus, als sie mit seltenen
Unterbrechungen den schönsten Himmel, beständiges Frühlingswetter
und eine gesunde, laue., gemildetere Seeluft darbietet. Ein neuerer
Berichterstatter sagt in dieser Beziehung (Augsburger A. Zeitung
10. September 1842. No. 253.): „Auf der engen Markung findet man
allen Schmelz und alle Fülle des Südens. In der That vermengen
Myrthe und Lorbeer, Lorbeerrosen und Orangen, Mandel- und Maul-
beerbäume hier Blüthen, Laub und Früchte im üppigen Wachsthum ;
auch die Citrone erscheint, doch nur vereinzelt. Cypressenwände
dienen als Hecken und schützen die zarteren reizbareren Kleinodien
des Südens gegen die Streifen Nordwind, welche die Wache der
Hyeres umgebenden Berge etwa täuschen könnten. Datteln, Palmen
und Gewächse, die am Aequator heimisch sind, und dennoch liier
ein Asyl in freier Erde finden, machen Hjreres zu dem Treibhause
Frankreichs. Der Unterschied zwischen Hyeres und Toulon, die doch
nur eine so kurze Strecke trennt, ist so grofs, dafs wenn zu Toulon
von nächtlichen Stürmen entzündet, Meer und Gebirg in Flammen
steht, der Donner sich schwer und furchtbar durch die Wolken win-
det und der Regen in Strömen niederfällt, in Hyeres oft nur eine
wohlthuende Abkühlung der Luft und eine lebendigere Wallung des
Meeres, welche die Lust der Badenden erhöht, von diesem Aufruhr
Kunde gicbt. Auch die Strenge des Winters ist hier minder fühlbar:
1509
mir die Kürze der Tage erinnert an die strengere Jahreszeit; in al-
lem Uebrigem dauert ein sanfter Herbst bis zu den Grenzen des
Frühlings," Wie bedeutend eiu längerer Aufenthalt daselbst zur Ge-
nesuDg oder wenigstens zur Besserung solcher Leidenden beiträgt,
denen südlichere Seeatmosphären überhaupt zusagen, hat die Erfah-
rung bereits vielfältig erwiesen; um so mehr ist zu bedauern, dafs
im Allgemeinen für ein zweckmüfsiges Unterkommen noch so wenig
gesorgt ist, und dafs Kranken, welche der Bewegung bedürfen, keine
einzige öffentliche Promenade, ja nicht einmal sichere Saum- oder
Fahrwege zu Gebote stehen.
Die Errichtung eines Etablissements für Seebäder, die hier
während der schönen Jahreszeit vielfach genommen werden, steht in
Aussicht.
J. Clark, on influence of climate a. a. 0. p. 59 ff.
Armand Honnoraty, lettre ä un m£decin de Paris surHyeres,
son climat el son influence dans les maladies de poitrine etc.
Toulon 1S34.
A. Ernsts, Nizza und Hyeres a. a. 0. S. 309 ff.
Nizza und die Meeralpen a. a. 0. S. 20.
v. Graefe, die Gasquellen a. a. 0. S. 549.
Die S e ebade anstalt zu Marseille. Diese berühmte Hafen-
stadt und Hauptstadt des D6p. des Bouches du Rhone von 100,000 Ein-
wohnern liegt in einer Bucht des Meerbusens von Lyon, in einer frucht-
baren und reizenden Ebene, die rund umlier von Bergen eingeschlossen
und nur auf der Westseite gegen das Meer geöffnet ist. Das Klima
ist daher äufserst mild und angenehm : es giebt hier keine Nebel,
höchstens alle 5 Jahr eine Spur von Schnee, 45 Regentage im Jahre,
selten Gewitter, die höchste Barometerhöhe ist im Winter 28" 1.'" bis
28" 11'", der tiefste Thermometerstand 3—4° der höchste 22—25° R.
Man zählt am Meeresufer 1100 Pflauzenspecies. Die ganze Umgegend
ist mit Bastiden (schönen Landhäusern und Oel - und Mandelpflanzun-
gen) angebaut. Aus den am Wege liegenden Wiesen steigt unaufhör-
lich ein balsamischer Wohlgeruch in die Luft: Lavendel, Salbei, Me-
lisse und Rosmarin wachsen hier als wildes Gesträuch , immer blü-
hende Rosen schmücken den Rand der Heerstrafse , kleine Myrthen-
und Lorbeerwäldchen laden den Wanderer unter ihre Zweige zur
Ruhe ein.
Die hiesigen Seebäder suchen an Luxus und zweckmäfsigen
Einrichtungen ihres Gleichen. Die Badesaison beginnt im Mai und
endigt im October. Medecin-inspecteur ist Hr. Robert.
Das Meerwasser bei Marseille, das sich ungewöhnlich schnell
zersetzt, hat einen sehr bittern und salzigen Geschmack (im Pfunde
Wasser beinahe eine Unze Salz), das specif. Gewicht von 1,0289, die
Temperatur im Juli und August von 16—19° R., überhaupt um 5° R.
1510
geringer als die der Atmosphäre, im Winter 10° R., und enthält nach
einer im Sommer 1827 vorgenommenen Analyse in 5 Pfund Wasser:
Chlornatrium
Schwefelsaure Talkerde
Chlormagnesium .
Schwefelsaure Kalkerde
Kohlensaure Kalkerde .
Kohlensaure Talkerde .
Jodverbindung
1944 Gr.
315 —
256 —
40 —
30 —
20 —
Spuren
2605 Gr.
Bei der Wirkung der Bäder des Mittelländischen Meeres ist zu
berücksichtigen, dafs sie zwar durch klimatische und atmosphäri-
sche Einflüsse aufserordentlich begünstigt sind und an Gehalt der
Bestandteile, namentlich an Reichthum von Salzen allen übrigen vor-
anstehen, dafs ihnen jedoch das die Nordseebäder Charakterisirende,
Ebbe und Fluth und die damit in Verbindung stehenden Veränderun-
gen, welche das Seewasser dadurch erleidet, fehlt. Durch diese Mo-
mente sind die Indicationen zu ihrem Gcbraueh bedingt.
Robert empfiehlt die mit Seewasser bereiteten warmen Bä-
der: bei Flechten ohne bestimmten Charakter und bei Lepra, — die
gewöhnlichen Seebäder bei der Krätze, Kopfgrind, Scrophulosis,
— gegen Lungentuberkeln lauwarme Seebäder, desgleichen zur
Nachkur der Syphilis, Scirrhus, Krebs, Rhachitis, Tumor albus, Hy-
pochondrie, Hysterie, Melancholie und andere Gemüthskrankheiten,
Hydrophobie, Lähmungen, Starrkrampf; — ferner rühmt er dieselben
gegen Asthma, Herzklopfen bei Mädchen während und kurz vor der
Pubertät, Nyktalopie und Hemeralopie, Krämpfe, Epilepsie, Katalep-
sie und andere Nervenübel ; — endlich gegen Impotenz, Pollutio diurna
et nocturna nimia, Bleichsucht, Amenorrhoe, Menses nimii, Leukor-
rhoe, chronischen Lungenkatarrh, chronischen Rheumatismus.
Manuel des bains de Mer sur le littoral de Marseille, par
L. J. M. Robert, Prof. Marseille 1827.
M6rat, rapport sur les eaux min. de France. Paris 1838. p. 41.
3. Die Küsten Spaniens:
Ueber die Seebäder der pyrenäischen Halbinsel fehlt
es uns leider an zuverlässigen Nachrichten ; wir können
nur berichten, dafs es in der Nähe der gröfsern Seestädte
dergleichen Anstalten allerdings giebt, und dafs deren na-
mentlich zu Barcellona, Valencia und Malaga er-
wähnt werden. Bei Valencia wird besonders der Hafen-
flecken Grao und ein anderer, f Stunden von der Stadt
ent-
1511
entfernter Ort, el Cabagnal genannt, Behufs der See-
bäder benutzt, wo viel Luxus herrscht, indem der Gebrauch
dieser ßäder hier durchaus Sache der Vornehmen ist.
IL Das Atlantische Meer.
1. Die Küsten der Pyrenäischen Halb-
insel:
Was vorhin von den spanischen Küsten des Mittel-
ländischen Meers gesagt war, gilt auch von diesen. Wir
können hier nur Cadiz, Lissabon und Oporto aufüh-
ren, wo Anstalten zum Gebrauch der Seebäder getroffen
sind; bei Lissabon bedient man sich besonders des Seeba-
des bei Junqueiro, weil hier der Grund sehr seicht ist.
2. Die Küsten Frankreichs:
Hier befinden sich zahlreiche Anstalten zum Gebrauch
der Seebäder: aufser den nur für locale Bedürfnisse ein-
gerichteten sind die Seebäder von Biariz in der Nähe
von Bayonne, das südlichste atlantische Seebad Frank-
reichs, — von la Teste- de-Buch, einem im Dep. des
Landes südlich von der Gironde gelegenen Dorfe, dessen
weit berühmte Seebäder vortrefflich eingerichtet sind und
besonders von der zahlreichen Bevölkerung Bordeaux's
aus besucht werden, — von Roy an im Dep. de la Cha-
rente-inferieure, ebenfalls besonders von Bordeaux aus viel
besucht, — von laRochelle, — von Havre de Grace,
die vermittelst Dampfboote auf der Seine über Rouen mit
Paris in naher Verbindung stehen und darum für diese Haupt-
stadt bedeutend sind, — von Dieppe, — von Boulogne
sur Mer und von Calais in dem Dep. du Pas de Ca-
lais, — von Dünkirc hen im Dep. du IVord hervorzuheben.
C. Miihry, med. Fragmente a. a. 0. S. 55 ff.
Die Seebadeanstalt zu la Rochelle, Bains Marie-
Tb£ce&e genannt, wurde erat im Jahre 1827 gegründet und befindet
in. Theii. Ddddd
1512
sich 400 Metres Von der Strtdt auf der Südseite der schonen, mit
Alleen geschmückten Strandpromenade le Mail. Das elegante 5 Me-
tres über den Meeresspiegel sich erhebende Gebäude enthält aufser
Gesellschaftssälen etc. auch 8 Badekabinette und ein Douchenkabinet,
in denen man warme Badet von Seewasser nehmen kann; am Strande
sind 80 für beide Geschlechter gesonderte Zelte zum Gebrauch derer
errichtet, welche unmittelbar in der See baden. Das sehr besuchte
Etablissement ist vom Mai bis Ende October eröffnet.
Die Gegend um la Rochelle, so wie überhaupt die westliche
am Atlantischen Meere liegenden Seeküste Frankreichs, wird von
streichenden, mit raschem Temperaturwechsel sehr oft verbundenen
Nordwinden getroffen. Doch ist das Meerwasser hier nicht vermischt
mit süfsem Wasser j sondern äufserst rein und klar und der Grund
durch Kunst geebnet und sanft abgeneigt.
L. F. Gast<5, essai sur les bains Marie-Therese, ou considera-
tions historiques et medicales sur les bains. La Rochelle 1829.
Die Seebadeanstalt zu Uavre de Grace, Bains de
Frascati genannt, ist erst ganz kürzlich gegründet und grofsartig
eingerichtet: sie hat gegen 70 Badezelte, deren man sich häufig in
den französischen Seebädern statt der in den englischen und mehre-
ren deutschen gebräuchlichen Badekutschen bedient; sie sind leicht
portativ, dienen zum An- und Auskleiden, enthalten einen Spiegel,
zwei Bänke und einen hölzernen Fufsboden . und können nach der
Höhe des Wassers vor- und rückwärts gesetzt werden. Der Strand-
boden ist hier schlecht und mit Kieseln besäet, daher die Badenden
Schuhe anziehen müssen (chaussons), um sich nicht zu verletzen;
auch badet man hier in Kleidern. — Die Temperatur des Meeres,
wie die der Luft, fand Mühry hier am 17. October 1839 -f 11° R.
C. Mühry, med. Fragmente a. a. 0. S. 59.
Die See badeanstalt zu Dieppe. Diese im D6p. de la Seine-
Införieure in einer Ausbucht des Canals, welche eine flache Abda-
chung des Strandes hat, während zu beiden Seiten das Ufer schroff
wie eine Mauer von Thonschiefer aufsteigt , gelegene Stadt von
20,000 Einwohnern ist von Paris 40, von Rouen 12, von Havre
20 Lieues entfernt, und mit Anstalten zum Gebrauch der Seebäder
ausgestattet, die mit den grofsartigsten englischen rivalisiren können.
Es ist gegenwärtig das belebteste Seebad Frankreichs.
Nachdem die frühern alten Bäder zu Dieppe als ungenügend er-
kannt waren, wurden die jetzt seit 18 Jahren bestehenden errichtet.
Ein grofses und prächtiges Hotel in der Stadt und nahe am Meere
vereinigt alle Bequemlichkeiten für diejenigen, welche das Seewasser
in Wannenbädern, erwärmt oder kalt, so wie in Form von Douchen
und Regenbad gebrauchen wollen. Für die Seebäder unmittelbar im
Meere, von den Franzosen Bains a la lame genannt, wurden ebenfalls
treffliche Einrichtungen getroffen Das dazu gehörige Gebäude be-
151 :*
stehtaus einer bedeckten Gallerie, die in der Mitte von einem Triumpf-
bogen durchbrochen und an jedem Ende durch einen viereckigen Pa-
villon begrenzt ist. Jeder dieser Pavillons, deren einer für die Damen,
der andere für die Herren bestimmt ist, enthält die beiden Geschlech-
tern angemessenen Bequemlichkeiten und bietet nach allen Seiten
Aussichten auf das weite Meer und einen zur Promeuade bestimmten
Garten. Beide Pavillons sind durch die Gallerie mit einander ver-
bunden, welche sich in einer parallelen Linie zwischen dem Meere
und der Stadtmauer hinzieht uud durch Statuen etc. geschmackvoll
verziert ist. Das Gewölbe des Triumpfbogens oder des mittleren
Pavillons enthält Lese-, Conversations - und Consultationszimmer.
Von allen drei Pavillons gehen drei sichere Brücken nach dem Meere
herunter, an dessen Ufer eine Reihe Badezelte stehen, welche wie
die bei Havre de Grace (vergl. 1512) eingerichtet sind und nach dem
Stande des Wassers bis au den Rand des Meeres entweder zurück -
oder vorwärts getragen werden. Zur Erhaltung des Anstandes ist
allen Fremden, selbst Begleitungen, der Zugang verboten und von der
Obrigkeit bestellte vereidigte Männer (Guides) von geprüfter Sittlich-
keit und geübte Schwimmer gehen mit den Badenden in's Bad uud
tragen sie entweder auf den Armen oder führen sie bei der Hand in's
Wasser. Der zum Theil mit Kieseln bedeckte Strand nöthigt aber die
Badenden Schuhe anzuziehen (chaussons), auch badet man hier ganz
bekleidet uud die Damen tragen nicht sowohl Mäntel, als lange Röcke
und Beinkleider von Merino, etwas, das der Wirkung des Wassers
gewifs hinderlich ist. — Diese Seebäder sind für 110,000 Francs jähr-
lich verpachtet. Badearzt ist Dr. G a u d e t.
Der Strand bei Dieppe vereinigt sonst alle zum Seebade wünsebens-
werthe Eigenschaften : das Meer ist nahe vor der Stadt nicht tief,
sein Grund besteht aus kohlensaurem Kalk, hier und da kleinen Kie-
selfelsen, in einer weiten Ausdehnung aus reinem Sande, welcher
während der Ebbe von der Sonne dergestalt erhitzt wird, dafs das
mit der Fluth rückkehrende Wasser eine fast warme Temperatur
erhält.
Die Temperatur des Meerwassers zu Dieppe, welche während der
Saison 13 — 14° R. beträgt, sein Reichthum an Salzen, und der von
Ebbe und Fluth abhängige starke Wellenschlag bedingen die Indica-
tionen zur Anwendung der hiesigen Seebäder.
Dieppe, ou recherches et observations sur Fusage hygi^nique et
therapeutique de Teau de mer. Paris et Dieppe 1823.
Journal compl^mentaire. Juiu 1823. p. 376.
Alibert, pr6cis historique a. a. 0. p. 193.
Guerin, memoire sur Tetablissement des bains de mer de Dieppe.
Paris 1833.
Gaudet, nouvelles recherches sur l'usage et les effets des bains
de mer, comprenant l'histoire abr6gee des faits prineipaux qui out 6t6
observ6s ä Dieppe pendant les ann6es 1834 et 1835. 2. edit-
Paris 1836.
D (1 (1 (1 d 2
1514
Gaudet, notice me'dicäle sur Pelablissement des bains de mer
de Dicppe, suivie du rapport fait ä l'acad. roy. de m€d. etc. Paris 1837.
C. Mühry, med. Fragmente a. a. 0. S. 58.
Die Seeb adeanstalt zu Boulogne sur Mer. Diese im
Dep. du Pas de Calais schön gelegene, mit einem bedeutenden Hafen
ausgestattete Seestadt von 25,000 Einwohnern, worunter sich 4—5000
Engländer befinden, besitztauch eine der grofsarfigstcn Seebadean-
stalten, die sich einer zahlreichen Frequenz erfreut, welche im Jahre
1842 40,000 Personen betrug.
Das Etablissement, welches jetzt etwa 20 Jahre besteht, und in
welchem treffliche Vorrichtungen zum Gebrauch des Seewassers in
Wannen, Douchen etc. vorhanden sind, ist ein schönes, 156 F. langes,
nach der Meerseite mit einer dorischen Colonnade geschmücktes Ge-
bäude, von Welcher ab Treppen zu dem hart darunter liegenden recht
guten, nur zu steinigem Badestrande führen, wo 70 grofse vierrädrige
Badekutschen und 32 auf niedrigen Rädern befindliche kleine Häus-
chen in stetem Gebrauch sind. Hier ist ein grofsartiges Badeleben :
der bei weitem gröfste Theil der Gäste sind Engländer, wie denn
überhaupt das Ganze einen mehr englischen Anstrich hat. Die Bade-
einrichtungen sind musterhaft, eben so die Aufsicht wegen Lebensge-
fahr. Aufser den 36 Badekutschen des Etablissements selbst, welches
die Abonnenten unentgeltlich in Omnibus aus der Stadt zum Baden
abholen läfst, haben auch mehrere Privatunternehmer Badekutschen,
die noch billiger als die des Etablissements vermiethet werden. Letz-
tere kosten mit Wäsche, Badewärter und Abholen im Omnibus 15 Sous
und nur 5 Sous, weun man der kleinen Häuschen sich bedient; ein
Bad in den Anstalten des Etablissements kostet 1 Fr., welcher Preis
im Abonnement verringert wird. Im Jahre 1835 wurden im Etablis-
sement über 35,000 Bäder gegeben. — Man badet hier ein balbes Jahr
hindurch, von Anfang Mai bis Anfang November: Mühry fand am
11. October 1839, wo die Temperatur des Seewassers 14° R. bei
16,5° R. der Atmosphäre betrug, das Baden noch im vollen Gange.
Badearzt ist Hr. Rouxel; aufserdem sind noch 14 französische und
6 englische Aerzte hier ansäfsig.
Die hiesigen Seebäder zeichnen sich auch durch starken Wellen-
schlag aus.
Notice sur les baius de Mer de Boulogne. Boulogne 1825.
Alibert, precis historique a. a. O. p. 198.
M6rat, rapport a. a. 0. p. 54.
C. Mühry, med. Fragmente a. a^ 0. S. 56.
Die Seeb adeanstalt zu Calais, Eigenthum einer Actienge-
sellschaft, besteht seit 6 Jahren und ist elegant und geräumig. Das
Badehaus liegt auf einer Düne hart am Strande, so dafs man die Ba-
denden dicht vor Augen hat. Es sind hier 6 Badekutschen vorhan-
den, die mit Pferden hinein und herausgezogen werden. Herren und
1515
Damen baden neben einander: diese in Bademänteln und meist mit
Kappen, jene in Badegürteln, — eine auch in Dünkircheu und Bou-
logne übliche ßadetracht, worüber polizeiliche Vorschriften bestehen.
Der Strand ist gut.
C. Mührj, med. Fragmente a. a. 0. S. 56.
Die Seebadeanstalt zu Diinkirchen, seit vier Jahren er-
richtet, ist ebenfalls Eigenthum einer Actiengesellschaft und besteht
aus einem auf der äufsersten Spitze des Meerufers am Eingänge des
Hafens gelegenen geschmackvollen Gebäude mit flachem Dache, von
Gartenanlagen umgeben und mit herrlicher Aussicht auf das Meer. Es
sind hier 10 Badekutschen vorhanden; die Badeweise, Kutschen, Ba-
detracht sind hier dieselben wie in Calais. Die Badezeit währt vom
1. Juni bis 15. October, während welcher Zeit im J. 1839 in der An-
stalt 8000 Bäder genommen wurden, deren jedes 1 Fr., im Abonne-
ment weniger, kostet. Der Spaziergang auf dem in das Meer hinaus-
laufenden, am Ende mit einem Leuchtturme versehenen Hafeodamme
ist reizend und zum Genufs der Seeluft vortrefflich. Der Strand ist
nicht so gut wie in Calais, sondern weich und schlickig, die Gren-
zen des Badeplatzes sind durch Stangen mii Flaggen bezeichnet.
Warme Seebäder werden in der Stadt gegeben; aber es fehlt an Vor-
richtungen zu Douchen und Regenbädern, wie an ärztlicher Aufsicht.
C. M'uhry, med. Fragmente a. a. O. S, 55.
3. Die. Küsten Großbritanniens:
Die an diesen Küsten sich stark äufsernde Ebbe und
Fluth hat natürlich auch Einflufs auf die Zeit des Badens,
die sich danach richten niufs ; dennoch kann man an den
meisten Badeplätzen in England mit Hülfe der Badema-
schinen zu allen Zeiten des Tages baden. Aber die Tem-
peratur der See ist in den verschiedenen Perioden der Ebbe
und Fluth sehr verschieden; Buch an hat oft gefunden,
dafs bei hohem Wasser gegen 2 — 3 Uhr Nachmittags das.
Thermometer 10—12° F. höher stand als des Morgens ge*
gen 8 Uhr an demselben Tage bei niedrigem Wasser, und
erklärt dies dadurch, dafs die frühe Ebbe den Sand meh-
rere Stunden unbedeckt lasse, so dafs die Sonnenstrahlen
ihn in dieser Zeit beträchtlich erhitzen können: das erste
zuströmende Wasser der Fluth werde erwärmt, ausgedehnt
und steige auf die Oberfläche; speeifisch leichter erreicht
endlich der Zufluls des Wassers die Grenzen der höchsten
1516
Fluth und der äufserste Rand desselben mufs also noth-
wendig wärmer sein, als die grofse Masse des Oceans,
durch alle die Hitze, die es während des Zufliel'sens über
die langen Strecken des heifsen Sandes erhalten hat.
In englischen Seebadeplätzen wird durchgehends mit
den auch in den deutschen zum Theil eingeführten vierrädri-
gen Badewagen gebadet, die von Benjamin Beale, ei-
nem Quäker in Margate, ursprünglich erfunden, theils durch
Menschen, theils durch Pferde, theils durch am Ufer ste-
hende Winden hinein und herausgezogen werden. In die-
sen englischen Bademaschinen baden oft mehrere Perso-
nen mit und ohne Begleitung, auch mehrere Kinder mit
ihren Wärtern, wonach sich die Preise richten. An den
meisten Badeorten sind zugleich warme Seebäder zu ha-
ben, so wie Sturz- und Regenbäder, und an mehreren See-
badeorten finden sich auch Mineralquellen.
Die Temperatur der See an der Küste Englands ist
im Juli und August nach Hunter's Beobachtungen ein
wenig über 63° F., obgleich er sie auch bis 71° F. hat stei-
gen gesehen. Man hält jedoch in England den Herbst für
die beste Zeit zum Seebaden.
Im Allgemeinen aber treibt man in England den Ge-
brauch der Seebäder anders als etwa in Deutschland oder
Frankreich. Es giebt hier eine grofse Menge wohlhaben-
der Menschen, die nichts zu thun haben. Im Frühjahr
und Sommer, während das Parlament sitzt und die Season
dauert, leben sie in London und im Herbst und Winter
verlassen sie es, besuchen die Landsitze oder die Brun-
nenörter im Lande oder die zahlreichen Seebadeorte ihrer
Küsten, wo sie mehr die Seeluft geniefsen als das Wellen-
bad. Nächst der Seeluft werden dann warme Seebäder
am meisten gebraucht, aber die eigentlichen kalten See-
bäder selbst im Sommer im Ganzen wenig und dann sel-
ten in so regelmäfsiger , ernstlicher, von einem Arzte ge-
leiteter Kur, wie in andern Ländern, wobei selbst das
wirksame Agens, der \V ellenschlag, nicht gehörig benutzt,
1517
sondern durch Bademäntel in seiner Wirkung beschränkt
wird. Das Seebaden ist überhaupt, wiewohl in England
zuerst in Gebrauch gekommen und wegeu der Insellage
in sehr verbreiteter Anwendung, doch in medizinischer Hin-
sicht weit weniger entwickelt, als in Deutschland, wäh-
rend dagegen der wohlthätigeEinflufs der Seeluft dort bes-
ser verstanden und benutzt wird als irgend wo anders.
J. W. Williams, essay on the Utility of Sea-Bathing. London
1821.
Green how in: Med. Gaz. 1839. Juni.
Orlando Whistlecra ft, the Climate of England. London
1S40.
A Guide to all the Watering and Sea-Bathing Place«. Lon-
don (o. J.)
C. Mühry, med. Fragmente a. a. 0. S. 60 ff.
a. Englische Küsten,
a) Südküste:
Die, zwischen dem 50. und 52° N. B. und dem 12. und
19° 0. L. ausgedehnte Südküste Englands geniefst eines
grofsen Rufes hinsichtlich ihrer Salubrität und wird des-
halb zahlreich von Kranken zum Winteraufenthalt erwählt.
Wir finden hier in der That mehrere in ihren topographi-
schen Verhältnissen genau bestimmte Strand orte, welche
dem Arzte die Möglichkeit gewähren, auf das genaueste
eine jedem individuellen Erfordernisse entsprechende Aus-
wahl zu treffen, die hier um so leichter wird, als den Be-
suchenden zugleich allenthalben überaus saubere und mit
dem durebdachtesten Comfort ausgestattete Wohnungen
zu Gebote stehen.
R amsga t e, Do w er, Hy th e sind in östlicher Exposition, den
Uferu Frankreichs gegenüber liegend, während der Summermonate
kühlen Ostwinden unterworfen; auch werden diese Ortschaften um
,ene Zeit von einer verhältuifsmäfsig trockenen Atmosphäre umgeben.
Sie eignen sich daher besonders für Kranke, welche an rein torpiden,
nervösen Abspannungen, oder an völlig passiven Schleimflüsseu der
Respirationswerkzeuge leiden.
Brighton, Portland, Sidmouth, Dawlish und Teign-
mouth liegen au dem südlich gewendeten Strande, gestatten aber du-
1518
bei den Ostwinden freien Zutritt und halten demzufolge in der Tem-
peratur der Atmosphäre zwischen den zuerst genannten und den noch
anzuführenden Küstenorten die Mitte; unter ihnen empfiehlt sich
Sidmouth am wenigsten, weil es zu oft von dichten Seenebeln um-
flossen ist.
Hast in gs, Penzance, Torquay und das Dörfchen Upton
dagegen sind bei gleicher Richtung mit den vorigen von vorspringen-
den Felsen gegen Norden und Osten in dem Grade geschützt, dafs die
nächsten Uferstrecken selbst im Winter von immer grünen Sträuchern
prangen, die Myrthe im Freien gedeiht und vortreffliche Gartengemüse
fast das ganze Jahr hindurch gezogen werden. An beiden letzten
Orten und namentlich in Upton, dessen Klima mit jenem Madeiras
verglichen zu werden pflegt, nimmt die Atmosphäre einen dermafseu
südlichen Charakter an, dafs Agaven und Orangen nicht mehr des
Glashauses bedürfen und der Oelbaum gedeiht. Wegen der behagli-
chen Temperatur und gröfseren Feuchtigkeit der diese Gegend umge-
benden Atmosphäre ist dieselbe vorzugsweise für sensiblere, reizbarere,
der milderen und feuchteren Seeluft bedürftige Kranke angezeigt.
Forbes, on the Climate of Penzance and of the Landsend.
London 1821.
Harwood, on the curative influence of the Southern Coast of
England. London 1828.
J. Clark, on the influence of climate a. a. 0. p. 16 ff.
James Macknefs, Hastings considered as a resort for Inva-
lids. London 1842.
Shapter, the Climate of the South of Devon, and its influence
upon Health. London 1842.
v. Gräfe, die Gasquellen a. a. 0. S. 575.
Hier finden sich in der Richtung von Westen nach
Osten folgende Seebäder: in Cornwall : F o w e y , —
in Dcvonshire: Devonport, Plymouth, Torquay,
Teignuiouth, Shaldon, Dawlish, Topsham, Ex-
mouth, Lympstone, Sidmouth, — in Dorsetshire :
LymeRegis, C h a r in o u t h , W ey m o u t h , — in Hamp-
shire: Lymington, S out hampton, Mudiford,
Bourne Cliff und die Seebäder auf der Insel Wight:
Cowes, Yarmouth, Ryde, — inSnssex: Worthing,
Brighton, Rottingdean, EastBourne, Hastings,
Bognor oder Hothampton, Little Hampton.
Diese Seebäder gleichen sich hinsichtlich ihrer Einrichtungen und
ihrer natürlichen Verhältnisse fast alle so ziemlich ; wir heben daher
nur einzelne heraus:
1519
Plymouth hat eine sehr gute Seebadeanstalt in den Union-
baths für warme und für kalte Schwimmbäder; Bäder im offenen.
Meere zu nehmen gestattet jedoch das schroffe felsige Ufer nicht.
Torquay und Teignmouth, an das ganz nahe Shaldon
angrenzt, liegen reizend und sind sehr besucht. M ü h ry fand die
Lufttemperatur noch am 18. Decemher 1839 Morgens um 10 Uhr
+ 10° R. und l'/2 Uhr Mittags 11° R. und zwar an einem unfreund-
lichen Regentage. Die Badeanstalten sind in Teignmouth besser und
in gröfserem Maafsstabe, als in Torquay, wo nur 2 Badekutschen,
3 warme Seebäder und ein Schauerbad, das aber sehr beliebt als Win-
teraufeuthalt ist; — Teignmouth hat einen schönen und grofsen Ba-
destrand, sehr schöne public rooms, warme Seebäder, mehr als ein
Dutzend guter Badekutschen und treffliche Wohnungen.
Dawlisli) wenige Meilen von den vorigen, hat 10 gute ßade-
kutschen and einen guten Strand.
Weyinoulh oder richtiger Melcombe Regis, welches ei-
gentlich den Badeort ausmacht und längs der Ba}' halbkreisförmig ge-
baut mit der Stadt Weyuiouth durch eine Brücke verbunden ist, wird
viel besucht, hat eine höchst reizende Lage und auf dem Quai eine
schöne Promenade hart an der See hin. Der Strand ist ausgezeich-
net wegen seiner Festigkeit, Ebenheit und Mangels an Muscheln und
Steinen ; auch der Wellenschlag stark genug. Einrichtungen zu war-
men Seebädern uud einem Regenbade sind vorhanden (ein warmes Bad
kostet hier 3'/? Schilling = 1 Rthl. 4 ggr.), ebenso 24 Badekutschen,
die von Pferden zur gehörigen Tiefe gezogen und von einem Wärter
begleitet werden. Das Mineralwasser einer in der Nähe befindlichen,
schwachen Schwefelquelle (vergl. S. 13U8) wird nach Erfordern un-
ter die warmen Seebader gemischt.
Die Insel WigJil, von der Südküste Englands nur durch einen
engen Kanal getrennt, hat 9 engl. Quadratmeilen Flächeninhalt und
wird, da sie sich durch Reinheit und Salubrität der Seeluft ungemein
auszeichnet, vorzugsweise von Kranken besucht. Indem verwitterter
Sandstein und Kreide die Hauptgrundlagen des Bodens ausmachen,
bedingen sie eine verhältnifsmäfsig weniger feuchte Atmosphäre. Die
vielen theils geringern. theils bis auf 900 F. sich erhebenden, sich
bald in jähen, bald in sanften Abhängen nach üppig grünen Thülcrn
hinabsenkenden Berge gestatten eine freie Wahl verschiedener Hö-
lienpunkte. Vermöge des mannigfach eingeschnittenen, durch Felsen-
vorsprünge hier nach der einen , dort nach der andern Weltgegend
gedeckten Küstenlands, bietet die Insel für Kranke, welchen die See-
luft heilsam ist, zu jeder Zeit des Jahres angemessene, nahe zusam-
menliegende Aufenthaltsorte dar. Vom September ab bis zum Früh-
jahr verweilt man vornehmlich in der wärmern Gegend des Under-
cliffs, dessen meilenweit hingedehnte, an 00 F. hohe, breite, senk-
recht in das Meer abfallende Terrasse weder von schneidendeu Nord-
1520
stes bestrichen wird. Immer noch milde, jedoch schon merklich küh
lere und manchen Krauken besonders im Sommer zusagende Küsten
luft umweht Mi ton, Cowes, Schankliu und San down; am
kühlsten und erfrischendsten bleibt dieselbe, selbst während der hei-
fsen Monate, in der Umgegend von Ryde: letzteres Städtchen liegt
au der Nordseite eines trockenen Kiesberges, Englands Coutineiit
gerade gegenüber, und von demselben nur durch die mit zahllosen
Schiffen bedeckte Southampton-ßay getrenut. Hieher ziehen beson-
ders jene Leidende, welche entweder blos die beträchtlichere, auf ih-
ren Zustand nachtheilig wirkende Luftwärme des Hochsommers ver-
meiden müssen, oder denen überhaupt nur kühlere Meeresluft zusagt.
Wie sehr diese Insel . ungeachtet sie vom Aequator an 10 Brei-
tengrade entfernter als Mittelitalien ist, dennoch durch ihre westli-
chere Lage , durch den Schutz einzelner Uferhöheu und durch die
warmen, ihr von Südamerika zufliefsenden Meeresströme der Beschaf-
fenheit südlicher Klimate näher tritt, bestätigt auch der Umstand,
dafs ihre mittlere Jahrestemperatur ( -f- 8° K. ) von der Italiens
(-f 1'2° R.) nur um 4° R. abweicht.
Unter den Seebädern der Insel, wohin man sechs- bis achtmal
täglich Gelegenheit hat, mit einem Dampfschiff in weniger als einer
Stunde vom Festlande zu fahren, ist besonders Ryde hervorzuheben,
das sich zu einem blühenden fashionableu Seebadeort erhoben hat. Den-
noch hat es als Bad manchen Fehler, namentlich ist der Fall des
Ufers so unbedeutend, dafs bei der Ebbe nur eine seichte Wasser-
fläche weithin von derselben Tiefe übrig bleibt; diese wird daher bei
ruhigem AVetter und an heilsen Tagen so sehr in warmes Wasser
umgewandelt, dafs es nicht mehr als ein stärkendes Seebad dienen kann.
G. Varrentrapp, Tagebuch a. a. 0. S. 355,
v. Gräfe, die Gasquellen a. a. 0. S. 576.
Brighton oder Brighthelmstonc, eine prächtige, grofse
und schöne Stadt, die Krone aller Seebäder, vielleicht die groisartig-
ste aller Anstalten dieser Art, wird oft vou 20— 30,000 Personen be-
sucht. Dennoch werden nur wenig Seebäder im offenen Meere ge-
nommen, auch siud nur 9 Badekutschen vorhanden; mehr werden die
trefflich eingerichteten warmen Seebäder benutzt, und am meisten das
aus einem grol'scn runden Bassin bestehende Schwimmbad von kaltem
Seewasser, 53 F. im Durchmesser, an einer Seite 31/2 F., an einer
andern Seite 5'/2 F. tief, in dem das Wasser beständig frisch ab -
und zuläuft. Auch eine Struvesche künstliche Mineralwasseranstalt,
German Spa, wird ziemlich benutzt. Eine besondere Erwähnung ver-
dienen die hier bestehenden in di ä nis che h Bäder, s. g. Shampoo ing
oder Mahomedun Baths, die von einem gebornen Didier mit orientali-
schem Luxus unweit der grofsen Kettenbrücke, welche 1000 F. in die
See hineingeht, errichtet, uiit Knoten und Reiben verbunden und be-
sonders bei den Damen sehr beliebt siud. Die Behandlung gleicht
der in den russischen Dampfbädern: mau sitzt in einer kühlen Stube
1521
auf einem erhöhten Sessel, den eine Art Palankin von Flanell um-
hiebt, in welchen Kaum aus dein Boden aufsteigende lieifse Kräuter-
dampfe hineindringen. Die Flanellwand hat mehrere Aermel, die nach
aufseu herabhängen , und in welche der Masseur seine Arme steckt
und mit deu Händen den Körper des Badenden sanft knetet: er fährt
dann mit festem und stetem Drucke des Daumes an den Gliedern,
am Rückgrat, den Rippen und über den Magen vielmal herab. Wäh-
rend dem transpirirt man so lange und so stark, als mau wünscht,
und wird zuletzt, bei abgenommenem Deckel des Flanellzeltes, mit
lauem Wasser übergössen. — Die liier übliche Weise, die Wäsche zum
Abtrocknen zu wärmen, ist nachahmungswerth: sie liegt in einer
Commode, deren Fächer mit Messing gefüttert sind und durch Dampf-
heizung deu ganzen Tag eine stets gleiche Wärme behalten.
Der Badestrand hat erst nach einer gegen 20 Fufs breiten Lage
von kleinen Kieseln schönen Sandboden. Medizinisch wird überhaupt
Brighton hauptsächlich seiner Seeluft und seiner milden Tempera-
tur wegen zu dem beliebten Change of air benutzt: nur aufserordeut-
lich selten sollen dort sich aufhaltende Engländer von Husten oder
Brustleidcn betroffen werden, während die Luft für Ausländer, die zu
solchen Leideu disponiren, hier zu scharf erachtet wird.
Awsiters, thougts ou Brighthelmstone, coucerning Sea-Bathing
and drinking Seawater. London 1769.
Lake Dean Mahomed's Shampooing or benefits resulting from
the use of the indian medicated vapour bath as introduced in this
country by L. D. Mahomed, containing a brief but comprehensive
view of the effects produced b}' the use of the warm bath, in com-
parisou with the steain or vapour bath. Brighton 1823.
J. Gibney in: London liter. Gazette. 20. Aug 1S25. p. 537.
Briefe eines Verstorbenen. Bd. III. Stuttgart 1881. S. 34S.
Hastings ist wie die meisten englischen Seebäder der Süd-
küste gegen Norden durch eine Hügelkette geschützt. Die Zahl
der Badekutschen beträgt gegen 30, der Strand ist ganz frei von
Steinen. Einrichtungen zu warmen See- und Schauerbäderu sind
vorhauden.
ß) Ostküste:
Hier finden sich in der Richtung von Süden nach Nor-
den folgende Seebäder: in Kent, südlich von der Themse
und am Pas de Calais: Hythe, Dover, Deal, Sand-
gate, Ramsgate, Margate, Broadstairs (die drei
letzteren auf der Insel Thanet), Gravesend, — inEssex:
Soüthend, Harwich, — in Suffolk : Aldborough,
— in Norfolk; Lowestoff, Yarmoutb, Cromer, —
1522
in Yorkshire: Bridlington, Filey, Scarborough,
Redcar und Coatham, — in Durham: Hartlepool.
Dover besitzt eine schöne Seebadeanstalt mit Einrichtungen zu
warmen Seebädern und 17 grofsen und schönen Badekutschen. Der
Strand ist aber nicht frei von Steinen. Die andern Seebäder dieser
Küste sehen sich alle einander gleich, sind zum Theil vortrefflich
und mit Einrichtungen zu warmen Seebädern versehen. Die berühm-
testen sind die von M argate und Gravesend.
Y) Westküste:
Hier finden sich in der Richtung von Norden nach Sü-
den die Seebäder: in Cumberland: Allonby, — in
Lancashire: Blackpool, Southport, Runcore (letz-
teres am meisten von Liverpool aus besucht), — in Wa-
les: B an gor und Caernarvon (Carnarvonshirc), Bar-
mouth und Towyn (Merionetshire), AberysAvith (Car-
diganshire), Tenby (Pembrokeshire), Swansea (Glamor-
ganshire), — im Süden des Canals von Bristol in Glou-
cestershire: Bristol, -**■ in Somersetsbire: Minehead,
— in Devonshire: Ilfracombe, Barnstaple, ßide-
ford, Appledore und In stow.
Barmouth, ein in einer schönen Bay am Abbange eines hohen
felsigen Berges, terrassenförmig aufgebauter Flecken, hat auch eine
kleine Badeanstalt mit sechs Badekutschen und Vorrichtungen zu war-
men Seebädern. Der Strand ist ziemlich, der Wellenschlag recht gut.
Mühry fand am 2. December 1839 die Temperatur der Luft und des
Meeres bei Ostwind 9 Uhr Morgens + 4° R. Die S. 1483 mitgeteilte
Analyse von Clemm ist mit hier geschöpftem Seewasser unter-
nommen.
Abery swith, eine in einem Halbkreise unmittelbar am Meere
reizend gelegene Stadt, ist jetzt, das besuchteste Seebad in Wales.
Männer und Frauen baden an verschiedenen Plätzen, Badekutscjien
sind 23 vorhanden, auch Einrichtungen zu warmen See-, Schauer-
und Dampfbädern. Der Strand ist schlecht, steinig, aber der Wel-
lenschlag gut. Mühry fand die Temperatur des Meeres bei 6° R.
der Atmosphäre und Ostwind -f 5° R. am 2. December 1839.
Das Seebad zu Tenby, in einer Bucht am Eingang des Bri-
stol-Canals höchst romantisch gelegen, hält Mühry für das beste See-
bad Englands. Ein schöner fester, ebener Sandstrand von braungel-
1523
ber Farbe, auf dem auch nicht ein einziger Stein oder Muschel zu
finden ist, und der kräftigste schönste Wellenschlag zeichnen den am
Fufse von über 100 Fufs hohen schroffen Felsen, auf denen ein Tlieil
der Stadt und die Reste des alten Schlosses liegen, befindlichen Bade-
platz aus. Durch diese Lage ist er gegen Nord- und Ostwind völlig
geschützt, während er nach Süd und West vom Meere hespült wird.
Eine auf der am weitesten ins Meer hinausragenden Spitze befind-
liche isolirte grofse Felsenklippe theilt den Strand in zwei ungleiche
Hälften, und gewährt den Vortheil, das Bad auf der einen oder an-
dern Seite dieser Klippe wählen zu können, je nachdem der Wellen-
schlag stärker ist. Dabei besteht ein sehr gut eingerichtetes Bade-
haus für warme See- und Schauerbäder, und sechs gute Badekutschen.
C. Mühry, med. Fragmente a. a. 0. S. G4 ff.
b. Schottische Küsten:
Schottland ist ebenfalls reich an Seebädern, unter de-
nen wegen guter Einrichtungen, trefflichen Wellenschlages
und geschützter Lage hervorzuheben sind auf der Ost-
küste in der Richtung von Süden nach Norden: Porto-
bell o in der Nähe von Edinburgh, Elie an der Nordseite
des Frith of Fürth, St. Andrews in der Grafschaft Fife,
Broughty Ferry an der Nordseite des Frith of Tay,
— auf der Westküste in der Richtung von Norden nach
Süden: Campbeiton am südlichen Ende der Halbinsel
Kentire, Rothsay auf der Insel Bäte im Frith of Cly.fe,
Helens burgh am nördlichen Ufer des Clyde, 8 englische
Meilen von Dunbarton, Gourock, am südlichen Ufer des
Clyde, 3 engl. Meilen von Grenock, Innerkip, 6 engl.
Meilen von Grenock, Largs, Androssan, Salcoaths,
29 engl. Meilen von Glasgow, — die vier letzteren sämmt-
lich im Frith of Clyde.
c. Irländische Küsten:
In Irland fehlen fast keinem der zahlreichen und stark
bevölkerten, grofsen Küstenstädte Seebadeanstalten; wir
heben aus Mangel an speciellcn Nachrichten nur folgende
heraus: zuhöchst im Norden in der Grafschaft London,
derry und in der Nähe von Colerain : Port Rush und
Port Steewart, beides berühmte Scebadeorte , von de-
1524
nen besonders der letztere sehr wohl eingerichtet ist: das
Vorgebirge, an und unter -welchem der Ort liegt, gewährt
eine prächtige Promenade und eine herrliche Aussicht über
die Nordküste von Irland; in geringer Entfernung von hier
befindet sich auch der berühmte Riesendamm (Giants cause-
way) ; — an der Ostküste giebt es viele Badeanstalten
für das Bedürfnifs der grofsen Städte Belfast, Drog-
heda, Dublin, Waterford und Cork, den ausge-
zeichnetesten Rang durch Lage und Besuch behauptet
Warrenpoint bei Newry in der Grafschaft Downpatrik,
ein in jeder Hinsicht empfehlenswerther Badeort an einer
Küste, wo die Myrthe im Freien blüht und der Lorbeer
in vollen Stämmen emporwächst; — auf der Südseite
sind Tramore und Dunmore in der Grafschaft Water-
ford am bedeutendsten, und im Westen verdient Kil-
rush in der Grafschaft Cläre, in nicht bedeutender Ent-
fernung von Limerik, an der Mündung des Shannon, vor-
zügliche Erwähnung.
4. Die Schwedische Küste:
Die Westküste Schwedens am Kattegat und am Sund
besitzt mehrere Seebäder, unter denen wir in der Rich-
tung von Norden nach Süden hervorheben : am Kattegat :
Strömstadt, Uddewalla, Gothenburg, Warb er g,
Hai in stadt, — am Sund: Ramlös a, Lands krona.
In allen diesen Seebädern wird in Wagen gebadet, die von
Pferden gezogen werden.
Das Seebad zu Strömstadt in Göteborg hat ein Badelians,
das aber nur die Bewohner der nächsten Umgegend gebrauchen. Das
Seewasser ist salzreich, der Wellenschlag stark, das Ufer felsig, die
umgebenden Berge nackt.
Das Seebad zu Uddewalla in Göteborg hat ein grofses,
sehr gut eingerichtetes und viel besuchtes, auf Pfählen ruhendes Ba-
dehaus in der See, die aber hier nicht sehr salzreich ist, da mau in
einer Bucht badet, wo das Seewasser durch Zumischung vielen süs-
sen Wassers verdünnt ist.
Das Seebad zu Halmstadt in Halland hat. vielleicht die bril-
lantesten Einrichtungen unter den schwedischen Seebädern. In dem
1525
Badehause befindet sich ein grofses Bassin, in dem man das Seewns-
ser zum Theil verdunsten läfst, damit es salziger werde, worauf es
erst zu Einzelnbüderii verwandt wird.
Das Seebad zu Ramlösa bei Helsingborg in Schonen ist das
besuchteste in Schweden, liegt am Sunde nahe am Einlaufe des Kat-
tegat, eine halbe Meile von Helsingör, eben so weit von Helsingborg,
vier Meilen von Kopenhagen, fünf Meilen von Malmö, und gewährt
den Badegästen, die liier bequeme Wohnungen finden, die herrliche
Aussicht auf die nahe vorbei segelnden Schifte, die oft in Flotten von
mehreren Hunderten den eine halbe Meile breiten Sund bedecken
und während der schiffbaren Jahreszeit an 14000 Segel fast aller
Nationen vorbeiführen. Das Seewasser enthält weit mehr Salztheile
und hat stärkeren Wellenschlag als das der Ostsee; man badet in
grofsen, nach englischer Art mit zwei Abfheilungeii versehenen Bade-
wagen, die mit zwei Pferdeu ins Meer gefahren werden, so wie in
einem aus zehn Zimmern bestehenden Bade-Prahm. Zu den warmen
Seebädern bedient man sich des am Strande erbauten Badehauses.
Jedes Seebad kostet 3, jedes warme Bad 8 Gr. Preufs. Courant. Eine
regelmäßige Verbindung mittelst Dampfboote mit Dänemark und
Deutschland erleichtert den Besuch dieses Seebades, das mit dem
24. Juni seine mit dem August endigende Saison beginnt und während
dieser Zeit eines gesellig-heiteren Badelebens sich erfreut.
Hier mag auch noch Kopenhagens gedacht werden, welches
die Annehmlichkeiten einer grofsen und schönen Hauptstadt mit vor-
züglichen Badeanstalten verbindet.
III. Die Ostsee.
Am Strande der russischen Ostseeprovinzen, na-
mentlich in Kurland und Esthland wimmelt es von Seebä-
dern: in Kurland beginnen diese schon bei Li bau und
Wind au, wo besonders bei ersterer Stadt der Strand
sehr zahlreich benutzt wird , was in einem noch gröfserii
Maafsstabe in Li vi and auf dem Strande nördlich von
Riga zwischen der Aa und der Ostsee geschieht. Die hier
zerstreuten Dörfer und Badehäuser führen die Namen:
Bullen, Bilderlingshof, Majorenhof, Dublteln,
Karlsbad, Assern, Reksting, K augern undLap-
pemesch; auch auf der Insel Oesel befinden sich An-
stalten dieser Art, das nördlichste Seebad von Kurland
befindet sich zu Pernau, das stark besucht wird. In
1526
Est hl and sind das südlichere Habsal und das am finni-
schen Meerbusen gelegene Reval besonders von Peters-
burg aus stark besucht. An der im Norden gegenüber
liegenden Küste, von Finnland sind Lowisa in Neufinnland
und Helsingfors hervorzuheben.
Die Länge des Strandes der Ostseeprovinzen von Narva bis Li-
bau betrügt -ungefähr 150 Meilen: hier wird in fast allen Küstenstäd-
ten gebadet, ebenso sind auch alle Gutswohnungen , die an der
See liegen, zu diesem Zwecke verpachtet. Man badet vom Juli
bis Anfangs August und pflegt eine kleine und grofse Kur zu unter-
scheiden: die erstere besteht aus 50, die letztere aus 60 — 70 Bädern.
Als den Centralpunct der nördlich von Riga liegenden zahlreichen
Badeplätze ist D üb b ein zu betrachten, das drei Meilen von Riga
und fünf Meilen von Mi tau zwischen der Ostsee und dem Flusse Aa
auf einer vier Meilen langen und eine Viertel bis eine halbe Meile
breiten Landzunge liegt, wo seit etwa 20 Jahren Seebäder genom-
men werden, in neueren Zeiten aber auch für bequemere Wohnun-
gen und Einrichtungen zum Gebrauch des Seewassers gesorgt ist.
Der Wellenschlag ist kräftig, doch nicht übermäfsig stark, der Meeres-
grund besteht aus feinem gelbem Sande und flacht sich so allmählig
ab, dafs der Badende erst 120 Schritte vom Ufer entfernt 5 Fufs
Wassertiefe findet. Das Seewasser erscheint daher hart am Ufer in
warmen Tagen wie gewärmt, während es an den tieferen Badestel-
len nur 12 — 14° R. Wärme hat: an 26 Tagen des Jahres 1838 war
ausnahmsweise sowohl Vor- als Nachmittags die Luft 1 — 2° R. käl-
ter als das Seewasser der Badestelle. Letzeres hat die spec. Schwere
von 1,0043 und enthält in sechzehn Unzen nach der Analyse von
F. L. Seezen:
Schwefelsaures Kali
Schwefelsaures Natron
Chloruatrium . ,
Chlormagnesium
Chlorcalcium . .
Chloraluminium
Kohlensaure Kalkerde
Kohlensaures Eisenoxydul
Kieselerde . . .
0,629 Gr.
4,843 —
29,396 —
6,585 -r
1,856 —
0,051 —
0,011 —
0,056 —
0,108 —
43,535 Gr.
Freie Kohlensäure in unbestimmbarer Menge.
Dies Seewasser war im August 1838 geschöpft; das im Winter
geschöpfte Wasser enthielt in sechzehn Unzen nur 10,97 Gr., also
nicht mehr als 1/7 p. C. fester Bestandteile, worunter sich, aufser
den Chlorsalzen, eine nicht unbeträchtliche Menge kohlensaurer Talk-
und kohlen- und schwefelsaurer Kalkerde befand.
Zi
1527
Zu den Vorzügen dieses Bades gehört die Wolilfeilhcit aller Be-
dürfnisse und des ganzen Aufenthalts daselbst: so giebt der einzelne
Badegast in einem Gasthause für Zimmer mit Bett und Meubeln,
doppeltes Frühstück, Mittags- und Abendtisch und Bad l'/4 Rthlr.
Preufs. Cour. Gewöhnlich wird in erwärmtem Seewasser gebadet
und jede Familie hat in der Nähe des Ufers eine Strohhütte, iu wel-
cher eine Badewanne steht; vor der Hütte wird das Seewasser er-
wärmt. Badearzt ist Dr. Sodoffsky. Im J. 1838 badeten in Dub-
beln 620 Personen, und auf der ganzen Landzunge zwischen Bullen
und Lappemesch 1682 Personen, die etwa 33640 Bäder nahmen.
Das von Dubbeln Gesagte findet auch auf die übrigen Badeorte
der erwähnten Landzunge Auweudung, wenn man folgende Eigen-
thümlichkeiten berücksichtigt: Bullen liegt zu nahe am Atisflufs der
Aa und der Düna, Majorenhof und Bilderlingshof zu weit
vom Strande, Karlsbad ist zu sehr von Morästen umgeben, As-
sern und Reksting liegen gut, nur sind sie 3/+ Meilen weiter von
Riga als Dubbeln, Kaugern hat viel Sand, wenig Vegetation, flache
Ufer, daher wenig Schutz gegen die Seewinde, Lappemesch hat
wenig Wald und wenig Spaziergänge.
J. J. Illisch, über das Seebad. Reval 1826.
F. C. Strahsen, über den Nutzen und Gebrauch des Seeba-
des. Riga 1826.
W. Sodoffsky, das Seebad zu Dubbeln. Riga undMitau 1S39.
J. G. Kohl, die deutsch-russischen Ostseeprovinzen oder Natur -
und Völkerleben in Kur-, Liv- und Esthland. Tb. I. Dresden und
Leipzig 1S41. S. 46 ff. 289.
Das Seebad zu Helsingfors, welches man mit dem Dampf-
boot von Kronstadt aus in 24, von Reval aus in 5 Stunden erreicht,
verspricht mit der Zeit alle zu ähnlichen Zwecken errichtete Eta-
blissements zu übertreffen: die Anlagen, von einer Actiengesellschaft
gefördert, befiuden sich auf einem ursprünglich nackten Granithügel,
gegenüber der Festung und höher als diese gehoben , etwa 100 F.
über d. M. ; das nackte Gestein ist durch aufgefahrene Erde in Gär-
ten und Promenaden verwandelt und mit netten Häusern besetzt.
Die Badeanstalten selbst sind sauber, bequem und elegant eingerich-
tet; der Wellenschlag fehlt selten oder nie. Auch befindet sich hier
eine Brunnenanstalt künstlicher Mineralwasser, von Dr. Hartwall
IV. Das Schwarze Meer.
Hier sind die Seebäder bei Odessa im südlichen
Rufsland zu erwähnen, über welche Hepites nähere Mit-
theilungen gemacht hat.
III. Theii. Eeeee
1528
Aufser den Seebädern, welche man während des Sommers im
Schwarzen Meere selbst nimmt, sind hier noch zwei Seen (Limans)
zu erwähnen, welche 7 Werst nordwestlich von Odessa und 5 Werst
vom Meere in einem von Kalkhügeln gebildeten Thale liegen und of-
fenbar früher mit dem Schwarzen Meere zusammengehangen haben.
Sie sind aber reicher au salzigen ßestandtheilen als letzteres; die
specif. Schwere des Meerwassers beträgt 1000 : 1011, die des Liman-
wassers 1010: 1015, und es enthalten 10,000 Tlieile des Wassers vom:
Schwarzen Meere
von
den Liman
bei
Odessa :
Chlornatrium
. .
35 Th.
.
260 Th.
Chlormagnesium
• •
.
10 —
Chlorcalcium
3 —
10 —
Schwefelsaure T
alkerde .
10 —
c
15 —
Schwefelsaure K
llkerde ,
2 —
Vegetabilisch-animalische
Materie .
.
8 —
Jod .
. .
7 —
Verlust
•
geringe
M
jnge
15 —
65 Th. 310 Th.
Hepites theilt auch eine Analyse des Sandes aus den Limans,
den er zu Arenazionen benutzt, mit, wonach derselbe in 100 Theilen
besteht aus:
Kohlensaurer Kalkerde .
Phosphorsaurer Kalkerde
Kieselerde .
Albumine .
Andern animalischen Stoffen
Verlust .
72 Th.
6 —
8 —
4 _
5 —
5 —
100 Th.
Hepites hat über die Wirkung der Seebäder im Schwarzen
Meere und in den Limans, "so wie über die Arenazionen mannigfache
Beobachtungen angestellt: er wendet kalte Seebäder (von der
Temperatur von 10— 15° R.) mit Erfolg an in der Melancholie, Manie,
Hysterie, Scrophelsucht: hierbei werden die Kranken nur mehrere-
male untergetaucht und verweilen nur einige Minuten im Bade; —
laue Seebäder bei: chronischen Entzündungen, Nierenkrankheiten,
sowohl nervösen, als calculöseu, phlegmonösen Geschwülsten, Kno-
chenschmerzen und Mercurialkrankheiten, und sah auch Erleichterung
von letzteren in Koliken und jeder Art von nervöser Reizung, Kräm-
pfen etc.: die Bäder werden hier von der Dauer einer halben bis
ganzen Stunde genommen; — das Wasser des Limans in erhöhte-
rer Temperatur und seinen noch heifseren Sand wendet er an bei
Gicht, veralteten Rheumatismen, allgemeiner oder partieller Paralyse,
1529
Blasenkrampf, Schwäche nach Wunden, Fracturen, Quetschungen etc.,
Zittern der Glieder, Disposition zu Fehlgeburten, bedingt durch Schwä-
che des Uterinsystems, Leukorrhoe, Gonorrhöe, rheumatischen oder
adynamischen Affectionen des Gesichts und Gehörs, Flechten und au-
dern eingewurzelten Hautkrankheiten; — Arcuazionen alleiu vom
heifseu Sande bei wassersüchtigen Beschwerden, lymphatischen oder
serösen Anschwellungen, Koliken, Steifheit der Gelenke, Polysarkie,
atonischen Scropheln.
P. C. Hcpites, notice sur les baius de Mer et de Limans ou
Lacs d' Odessa. Odessa 1S'29.
.
.
i
:
:
Eeeee 2
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Verzeichnis
der in diesem Bande aufgeführten Mineralquellen, Bäder,
Strandkurorte und Seebäder.
-
1. Schw
eiz :
Seite
Seite
Seite
Aarzihlebad .
175
Bagni di Cran
a 50
Bubendorfer-Bad
230
Aigle
Airolo
145
Balzach .
121
Buntschibad
166
50
Bauen
54
Burgisweiherbad
183
Allerheiligenbad
186
Beauvernier
47
Burglauenen .
181
Allmendbad
183
Bellerive .
177
Biitz
211
Alpnach .
85
ßelvedere
75
Altnau
140
Bergüun .
81
Cernier .
228
Alvaneu .
64
Bex .
145
Champ-Noe
158
Ammauscgg
189
Bibersteiu
212
Champ-Olivier
158
Audeer .
77
Biel .
183
Champoz .
183
Antonienthal .
76
Birmenstorf
209
Ciernes .
159
Appenzell
Aqua rossa
Arbon
135
Birweil .
213
Comballaz
154
50
Bischofzeil
140
Combe-Girard .
226
140
Bissau
138
Combiolaz
46
Arisdorf .
231
Bizibad .
140
Conters . ,
81
Ariesheim
231
Blegno-Thal
50
Coulovrinerc .
225
Ami
224
Bleichebad
120
Arp .
Aschuel .
47
Blumenstein
170
Dardagny
225
77
Bonn
158
Darstätten
181
Attisholz .
187
Bourg
183
Dätlingen
181
Au, Quelle in der
130
Braunwalderba
d 95
Dettligerbad .
183
Augstholzbad .
Augstportquelle
218
Brenl
154
Diemtigen
1S2
47
Brestenberg
213
Dorfbad bei Ap-
Azmoos .
124
La Brevine
227
penzell
135
Brieger-Bad „
44
Drathschmidlibad
223
Bachschweife .
85
Brot
227
Drize
225
Bachtelenbad .
186
Brüglingen
231
Diirrfluh .
159
Baden in Aargau
190
Brunnenbachba
d 182
Baden in Wallis
34
Brunnenthal
188
Ehrlosen .
223
Badried in dcrRifei
li 77
Brünni . .
92
Ellabria .
124
Bagne-Bad
45
Brüttelen
180
Emdthalerbad .
182
1531
Seite
Enatbiihl . . 119
Engistein . 173
Eptingen . 228
Erlenbach . 181
Ermetscliwylerbad 122
Etivaz , . 154
Ettiugen . . 231
Etuves . . 154
Evolena . . 48
Farnbiililerbad 217
Fideris . , 66
Fin de dorn Hugon 159
Fiäsch . . 80
Fleurier . . 227
Flofsbrunncn . 46
Flüe . . 188
Flums . . 123
Foule di S. Carlo 50
Forstegg . . 123
Fosen . . 123
Frafsnaclit . 140
Freiburg . . 159
Freiwis . . 82
Frontenex . 225
Frutigen . . 181
Gailenbad , 77
Gais . . 129
Ganey . . 80
Garmiswyl . 158
Gegcnloch . 100
Gelterkinden . 231
Gempelenbad . 123
Ghirone . . 5t
Gisi . . 85
Gliiser-Bad . 44
Glütschbad . 183
La Golaise . 231
Goldbruunen . 133
Gontenerbad . 133
Grabser Bad . 123
G rauchen . 47
Grandcour . 15.4
Gräniclienbad . 212
Grenclieubad . 18')
Greplang . 123
Griudelwald . isl
Grobe . . 92
Grubenwald . 181
Grünen, M.q. im 179
Grütibad . . 130
Guggerloch . 138
Gundelfingen . 231
Gurn'.gel . . 161
Gutenburg . 181
Güttingen
Gyrenbad
Gyswil .
Häbernbad
Habkerca
Habkerenthal
Habsburgerbad
Haldenstein
Heiden, Bad z
Heinricbsbad
Henniez .
Herznaeh
Hirsclienkopf
Hofstätten
Hofstätterbad
Hofwyl .
Hohen-RboneH
Hörn
Hub, Bad zu
Hu ml in gen
Ibenmoosbad
Iberg
Jenatzer Bad
Iferten
Interlacken
Juckibrünneli
Junkerbrunnen
Junkbolzbad
Seite
140
22t. 222
85
180
183
182
202
81
137
126
154
212
92
182
183
183
102
232
140
85
218
91
68
151
183
182
189
141
Knlchmatt
Kaltebad am
Kaltbad .
Kappelen
Kastenloch
Kästris
Kilchberg
Kipberg .
Kirehleerau
Klosters .
Knopfbrunn
Knutwyl .
Kobelwies"
Kragenthälchi
Kräftigen
Krätzebad
Kran cht hal
Kressau .
Kublis
Kublisbad
Kunzenbad
Koreggeo
Küfsnacht
Kuttleubad
123.
183
Rigi 216
84
183
136
82
22 1
189
210
81
123
215
120
217
181
217
100
13S
81
182
213
85
224
182
bad217
Lachen .
Lalliaz
Lämmlibad
Lampo
Langeneybad .
Langcnthalerbad
Laufen, Bad im
Lausanne
Lauterbacbbad
Lavey . . •
Leensingen
Lehmern
Leissigen
Lengnaucrbad
Lenk
Leuk
Leukelbacherbad
Licbtensteig .
Limpbach
Lisigliaius
Loclibachbad .
Löchlibad
Lochseitenbad
Lopperberg
Lorzenbad
Losdorf .
Lucens . .
Luchsingen
Limgenbriinneli
Lungeru .
Lussi
Lüterswyl
Lnthernbad
Lützelau
Luxburg .
Mädchenbad .
Rfagernbad
Marbach .
Marcililebad
iVtiiscIianzerTobelq.
Mattlauerbad .
iMeltingen
Milden
Mittelsulz
Moiielsbergcrbad
Monis
Möncbnltorf .
Me'ntbarrj
Moosbad in Uri
Moosbad in Bern
Moosbergerbad
Moosleerau
Morges .
Morsee
Les Moses
Seits
91
150
122
51
182
181
182
153
213
148
171
181
171
18t
181
34
100
123
169
122
174
182
100
85
102
184
154
99
182
85
154
189
218
217
139
212
183
121
175
182
100
187
154
212
122
100
222
157
53
183
126
210
154
154
154
1532
Seite
Seite
S
eite
Mühlheim
141
Prangins .
154
Schlagberg
91
Miihlidorf .
18.9
Pusehlaff
81
Schletlangbad .
182
Mülchi . .
183
•
Schmerikon .
119
Mülinen .
182
Ramsachbad .
231
Schnittweiherbad
181
Mümlischwylerbad 189
Ransbad .
123
Schnottwyl . .
189
Müiisterthal.^rt
•81
Rauch-Eptingen
229
Scbönenbühlerbad
137
Murosried
181
Razüns .
81
Schöngauerbad
212
Reichenburger
Schuols .
72
Naters-Bad
4i
Rieth .
100
Schüssenmiihlerbad 130
Neckerbad
122
Reuchenette .
183
Schwarzbrünnli
162
Nendatz .
47
Rhonequellen .
47
Schwarzeubach
218
Nefslau . .
123
Richterschwyl
224
Schwarzenberg
208
Neubad .
231
Riedbad . 119
182
Schwarzseebad
156
Neuhausbad
182
Riedern ..
85
Schwefelbädli .
122
Neuhaus.brünulein 182
Neukirch . 141
Riggisperg
Rohr, Bad im
181
182
Schwefelbergerbad 176
Schweiz, geogra-
Niederurdorf
224
Rohr, Quelle im
130
phische Lieber
-
Niederurnerba(
98
Rohrmoos
183
sieht. 5: — geo-
Niederwyl
210
Rolle
153
gnostisch -hydro
-
Nugon
159
Römerbad
210
chemische Be
-
Nuoieubad
89
Rorbas .
224
schaffenheit, 13
i
Nydelbad
220
Rorigmos
217
— Höhenverhäll
Rorschach
123
nisse. 17; — Ei
-
Oberburgbad
183
Rosenlauibad .
178
thümlichkeiten (
.
Oberdorferbad
231
Röslibad .
223
M. quellen. 19; -
Obereck .
138
Röisli . ,.
123
Badekuren. 26; -
-
Oberhauseu
224
Rothe Brunn .
182
Literatur
30
Oberurdorf
224
Rothen, Bad im
217
Seh wen di
84
Oberwylerbad
179
Röthenbad
182
Schwesterborn
216
Oerlikon .
224
Rothenbrunn .
78
Scuols
72
Olivone .
51
Rotzloch .
84
Secken, Bad im
95
Oltingen .
230
Riiffi
100
Seengen .
213
Onsernone
50
Ruschein
81
Seewen .
S7
Orbe
154
Rüschlikon
224
Seisapels
154
Orsieres .
■ 48
Rufswyl .
217
Serneuser Bad
79
Osterringen
142
Rütihiibeleinbad
174
Sertig
78
Otteleuebad .
182
Rütschgrabenhad
183
Silvaplana
81
Ouchy
154
Sommerhausbad
182
Saas . 48.
81
Speicher .
138
Säbli
92
Spiez
181
Paradies .
141
Sackgraben
181
Spine, Bad in der
78
Peiden
73
Saillon
48
St. Antoni
85
Peterzeli .
122
Saletz
124
St. Blaise < .
228
Petitmont
159
Salwyden
217
St. Branchier .
48
Pfäfers . j
104
Salzflue .
181
St, Gallen
122
Pfeffers .
104
Samaden .
81
St. Georgen
122
Pfeffikon
218
Samerz .
81
St. Jacobsbrunnen
138
Philippenloch
92
San Bernardino
62
St. Loup .
153
Pignieu .
77
San Morizzo .
57
St. Margaretha
124
Pignol
77
Sargans .
124
St. Moritz
57
Piudoux .
154
Schauenburger
St. Peter.
74
Pizokel .
82
Bäder .
231
St. Prex .
154
Pleif
81
Scheidecke
181
St. Ulrichen .
47
Pompigny
les Ponts
154
Schellon .
48
Stabio
51
228
Scheri
77
Stachelbergbad
95
Praberg .
154
Schinznacherbad
202
Stafleira .
81
1533
Seite
Seite
Seite
Stein
138
Unteraa .
S5
Wässeren
138
Stein bei Rhealt
Uuterbad bei <
\p-
AVattwyl
122
Stockwasser
162
penzell
135
Weifsbad
130
Süllens .
154
Unter-Entfelden 212
Weifsenburgerbad 166
Sulztlialquellei
211
ITnterhallau
143
Wcifsenstein
188
Sunglauenenba
d 1S2
Unterholzbad
182
Wengibad
223
Surrheim
80
Unterrechstein
137
Wichler M.que
len 99
Unterschächen
53
WicUartswyl
174
Tanneubad
18-2
Unterseen
183
Wiedlisbacherl
ad 182
Tarasp
70
Untervillier
182
Wildegg .
207
Teda
8-2
Urnäschen
135
AVildeneybad .
182
Te«;lio .
82
Valac
Vallorbe .
Vals
Vartuschia
Vauvrier .
A'epehioberg
Vex
Villeneuve
Visibachbad
Vüissens
81
154
74
S2
Wildenschwaud 182
Teufen .
Thal, Bad zu
138
124
AVildhausbad .
Wilhclmsbad .
122
79
Thalgut .
Thurbachthal .
176
85
Willigenbad - .
Willisbad
183
92
Thusis .
Tiefenkasten .
76
79
48
82
47
154
211
159
Windisch
Winterthur
212
224
Tiefsbach
Tinzen
Tobelbad
183
81
136
AVolfsberg
AVorben .
AVyl . .
AVylenbad
141
174
224
Tobelmühle
82
84
Tomils .
8t
Waidhaldenba(
230
Trammein
182
AValdegg .
189
Yverduu .
151
Trimmis .
82
Waldkirch
123
Tropen .
136
Waldkirchlein
138
ZätzNvylerbad .
182
Trois-Torrens
46
Waldstatt
134
Zizers . .
82
Tromebad
181
AVallenberg
100
Zofingen .
213
Trudelingen
54
Walleustadt
123
Zollikovv bei Stein 143
Turbachbad
181
Walterschwyl
101
Zürich
222
2. Frankreich (in
lit Korsika) :
Seite
Seite
Seite
Abböcourt
700
Angers
666
Availles .
653
Abbeville
713
Antibes, Klima
; 1506
Avene
531
Absac
053
Aouste
291
Avenheim
587
Accous
406
Apougny .
564
Avesue
531
Agincourt
632
Archingeay
655
Avranches
712
Aguessac
525
Arcueil
702
Ax .
325
Aigue-Pcrse
484
Argensou
287
Aysac
436
Aigues-Bonnes
343. 384
Arles
279. 306
Azerat
435
Aigues l'audes
387
Arlant
484
Aix en Provei
ce 269
Armeudiou
407
Alais
546
Arteisheim
5b8
Bagneres-Adou
r 371
Albignac .
525
Ascain
408
BagneresdeBi;»
orre37l
Aleth
344
Aspach
591
Bagneres deLu
:hon347
Allevard .
288
Attancourt
645
Bagneres Saiu
t-
TAllier .
705
Audiuac .
331
Felix .
526
Ambert .
484
Aulus
346
Bagneux .
703
Ambonay
647
Aumale .
709
Bagnoles .
692
Arnims .
713
Aurel
291
Bagno'.s .
420
Anctoville
710
Aurillac .
477
ßain d'Enn
338
Andabre .
492
Auteuil .
703. 704
Bains
616
les Andelys
7U6
Auzon
435. 547
Bains prea Ar!
es 306
1534
Seite
Bains de Frascati,
Seebad . 1512
Bains de Joauuiu 411
Bains Llupia . 316
Bains Marie -Tli6-
rese, Seebad 1511
Bains Mainot
316
Bains sur Tee
i 306
Baisnes , l
on-
taine de
712
Balaruc .
536
Bar .
483
Barbazan
402
Barbeiinge
670
la Barberie
672
Barbotan .
398
Bardges .
353
Baretous
407
Barjac
547
Barrthal .
586
Bas-en-Basset
435
Basiniere
710
Bastennes
410
Baudricourt
632
Baj'eux .
711
Be.a.uclair
483
Beaugeucy
664
Beaulieu .
529
Beaurepaire
473
Beaurin .
703
Beauvais
704
]e Bec
705
la B6cherie
484
Bßchetiere
710
Bedoux .
407
Beiguecourt
630
Beiami
679
Belleme .
709
Belley .
569
Beru
647
Besancon
567
Besse
482
Braille .
528
Beuvrigny
712
Bezange .
632
Biariz, Seebad
1511
Bierville .
699
Bilazay . '
659
Bio .
526
Bladolzheim
591
Blaru
700
Bleville .
708
Blotzheim
591
Boete
461
Boisse
669
Bois-Yvon
712
Seite
Bolbec . . 708
Bologna . . 725
Bonite . . 674
Bonne - Fon-
taiue . 634. 665
Bonnes . . 384
Bonnes-Aigues 343
Boraci . . 725
Bordeaux . . 635
Börse . . 406
les Bouillens . 547
Boulogne sur Mer 714
Boulogne sur Mer,
Seebad 1511. 1514
Boulou . . 338
Bourberouge . 712
Bourbon, Fon-
taine de . 704
Bourbon l'Archam-
bault . . 520
Bourbon-Lancy 551
la Bourbonne . 709
Bourboniie-les-
Bains . . 636
la Bourboule . 458
Bourges . . 530
Bournan . . 668
Boursault . 647
Braine . . 703
la Bres6que . 525
Breteuil . . 705
ßreuil, Fontaine du 710
Briquebec . 712
Broca . . 407
la Brossardiere 669
Brucourt . . 711
Brugeirou . 434
Brumath . . 5S7
Bruyeres . 629. 703
Bucquieron . 409
Bulgneville . 631
Bure . . 699
Busignargues . 542
Bussang . . 625
CadSac . . 405
Caen . . 711
Calais, See-
bad . 1511. 1514
Caldaniccia . 724
Camares . . 492
Cambo . 391
Cambon . . 525
Cambon es . 528
Camosiers . 279
Campagnc . 320
Seite
Camplong . .
542
Canaveilles
337
Cande . .
668
Capvern . . .
381
Carcaniere
344
la Carriere de
Bouillon
666
Carrole .
407
Casalta .
726
Cassel d'Acqua 726
Casteljaloux
655
Casteluau, Fauxde 545
Castira-Verduzan 400
Castera-Vivenl
400
Caudicz .
343
Caunay .
668
Caupenne
411
Cauteräts
363
Cerisy
712
Cernay .
668
Cernieres
705
Cctte, Seebad
1506
Ceyzeriat
569
la Clialdette
423
Clialier .
477
Chalindrey
645
Chaneac .
436
Cliauiat .
436
Chanonnat
483
Chautejal
435
Chantesac
435
Chantrigne"
667
la Cliapelle-G
)de-
froy .
649
Chapelle eil Ve
zie" 477
Cliarlionnieres
474
Chartres .
704
Cliateaut'ort
481
Cliäteau-Gonti
3r 667
Chuteau-Landu
n 698
Cliäfeau-Lin
675
Ciiäteauneuf
466. 664
Chäteau-Tliier
ry 703
Chateau-la-Val
Iiere665
Cliäteldou
470
Chatel-Guyon
479
Chatenois
5S6
Chatillon
290
Cliaude-Aigue
561
Chaudebourg
635
Chaudefont
666
Chaude fontaii
e 567
Chandes-Aigue
s 442
Chaulieu .
712
Chaulois .
563
Cliaumont
666
1535
Seite
Seite
Seite
Chemille .
,
666
Eaux de Baure
408
Fon8rouilIeusc. 666
Chenay •
6 18.
675
Eaux-Bonnes .
38 i
Fontadan . 6b8
Cherbourg
,
71-2
Eaux-Chaudes
387
Fontagre . 339
Cbeylard
n
437
Eaux de Saint -
Fontaine empoi-
Cliorancbes
.
290
Cristan
396
sonn6e . , 4S5
Clermout-Ferrand
471
TEbeaupin
670
Fontaine ronde 567
Clinchamps
„
710
Eucanssc
352
Fontaine vineuse 287
Collioure .
i
3-40
Engbieu-les-Bains 684
Fontaine d'Angou-
Combraud
#
668
Enn . • . • .
338
leme . . 374
Conciies .
.
705
Entraigues
436
Fontaine d'Aranon 374
Coude-Ia-Ferte"
698
PEpiuay .
708
Fontaine duCambon 478
Conti, Fontaine de
704
Epine, Fontaine
del1 710
Fontaine de laCrau 279
Contrexcville .
621
Epoigny .
564
Fontaine de David 647
Corneilla de
la Ri
Ermitage, Eau i
e r 6b5
Fontaine de la
viere
,
341
Err .
334
Foret . . 477
Dornet
#
478
Escaldas .
312
Fontaine de la Fou 842
Cöte de Chatillon
569
Escaut • .
407
Fontaine du Four
Couarde .
.
673
Eschalles .
564
de la Brique 334
Couciious
9
341
Escliarlis • .
564
Fontaine de Jou-
Cours de
Saint-
Eschelles
564
vence . . 706
Gervais
,
543
Escot
4ü7
Fontaine deLaverne341
Coutauces
.
712
Escouloubre .
343
Fontaine du Pafey 478
Cramillon,Sourced
e709
l'Escourjade- .
436
Fontaine des Pi-
Cransac .
.
486
Essey
645
cberottes . 341
Cremeaux
, v
476
Estober .
335
Fontaine du Pradet 478
Cresseilles
.
436
Eulmont . • .
632
FoutaineKouge345. 633
Creuzot .
560
Euzet . .
545
Fontaine de Saint-
Cugan
.
670
Evaux
495
Pierre . .287
Cure, Fontaine du
709
Fontaine de Sainte-
la Fayole
4S4
Marguerite . 478
Feas
407
Fontaine de Salies 374
Dauphin .
2S0
la Feiniere
710
Fontaine des Sar-
Davave .
561
F6lines .
435
razins . . 646
Dax/ .
395
Feron
715
Fontaine desTues 635
Dcrval
673
Ferouse .
528
Fontane . . 477
Desvres .
714
Ferrierc-Beche
t 710
Font-Caouada . 540
Deux Louts
s
o-.it
Ferneres
664
Font d'al sofre 318
ce de -
409
la Ferte - sur
.
Font de TAram 340
Deyraucou
66S
Amance
645
Font-Forte . 475
Die .
290
Fervacques
711
les Fontenelles 669
Dicppe. Seebad
1512
Feurs • .
476
Foradade . 342
Dieu-le-Filt
29 t
Fiumorbo
725
Forbach . . 633
Diges
564
Fixin
563
Forceral . . 341
Digne
274
Fletrivc .
564
Forges . . 672
Dinan
662
Fleur de Ws,
Eau
Forges-en-Bray 688
Dives
711
de la .
703
Forges-les-Eaux 688
Dol .
673
Florac
433
Fort-Real . 341
Domevre .
632
Fodray
6-28
Fougeres . . 673
Donsacq .
410
Foil .
674
Fourtou . . 344
Dorres
333
la Fomford
530
Frankreich,
Douai
715
Foncaude
540
gcograpbischeUe-
Drage
712
Foncirgue
345
bersiebt 235 ; —
Dnfey .
709
Fonsainte
478
Charakteristik d.
Dünkirchen
See
Fonsalada
4S4
Heilquellen in F.
bad .
1511.
1515
Fonsancbe
546
242 ; — Abnah-
Durctal .
667
Fonsange
546
me ihrer Tem-
1536
Seite
Seite
Seite
peratur 244
Haute-Seille
632
Leyne
561
Geschichte
der
Havre de Grace
■
Lille
715
franz. Heilq.
245:
Seebad 15
11.
1512
Lisieux .
711
— Ordonnance
la Haye-d'Ectot
712
Littry
711
royale in B
ezug
Hebecevron
712
Lixheim . .
632
auf die M.wasser
Hennebou
674
L!o .
334
246; — Indicatio-
Herbier .
436
Lodeve .
544
nen zur Anwen-
Hermonville
648
Lombrigny
.632
dung franz.
Mi-
la Herse .
709
Losten
(.75
neralwasser
252;
Heucheloup
630
Louise . w
673
— Statistik
der
Holzbad .
586
Lourdes .
406
franz.Kurorte256; »'
Hondouville
705
Lous Castels .
410
— Eintheiiur
Ä d.
Houcheloup
630
Loyat
674
franz. M.wasser
Hj'eres, Klima
im
d
Lucey, Fontaine 6
e713
260; — Litera-
Seebad 1506.
1507
Luchou .
347
tur
263
Lurde
406
Frejus, Klima
1506
Jaleyrac .
478
Luxeuil .
592
Fresne
633
Jaude
473
Frizon
630
Jaujac
436
le Magdelaine
629
Fruges
714
Jaulnac .
436
Magnac . . .
477
Javelle, Sourct
s de
481
Maisoncelles - la
.
Gabian
543
Jayols
434
Jourdan
710
Gabriac . ,
525
Javoule .
434
Maison-Neuve .
435
Gamarde
409
Ides . .
477
Malnry en Gouc
.
Gan
407
Joannette
666
malon .
671
Gauchin .
714
Job .
484
la Malon .
709
Gauderic Germa ,
Jouhe
566
La Malou
533
Fontaine de .
340
Joyeuse .
435
Mandailles
477
Gauville .
710
Irau
710
Manosque
280
Gazots
306
Ispagnac .
433
Mard
699
Gemare , Fon
Ispanhac .
433
Marequerie
7ü6
taine de
707
Mareuil .
704
Genestelle
436
Kastenbolzer 1
Jad
586
Maria del Poggio
726
Genevrieres
645
Koualle .
675
Marnesse ,
646
Gignoles .
344
Kiittolsheim
587
Marseille, Klima
u.
Gigondas
272
Seebad 1506.
1509
Ginolles .
344
Labarthe-Rivii
re
403
Martainville
706
Glenac . .
477
Labassere .
374
406
Martign6-Briant
666
Glorianes - .
334
Laberouat
4U6
Marti gny
632
Gournay . n .
706
Lagarde .
5-26
Martres-de-Veyre
483
Goussainville .
701
Laitour .
648
Masaguet
528
Grammat . .
527
Laissac . ,
525
Mas-(le-Boac .
548
Grasville . . .
70S
Lamballe
674
Maureilhan
545
Grateloup
655
Lamotte St. Ma
rtin
2S3
la Maurepas .
667
Grazaj>- .
667
Langeac .
434
Majores . . . i
436
Gr^oulx .
276
Langon . .
655
Mazamet .
528
Guebersweyer
591
Laragne .
288
Mazel ....
434
la Gueroulde .
705
Larminac, F
011-
la Mazoyer
436
Gueviere .
674
taine de
629
Medague . . .
484
Guillon . , .
565
Larr6
710
M6dicis,Fontained
e665
Guitera .
723
Lasserre .
654
Mediere .
633
Launay-Quinar
673
Menitoue
712
Halloville
632
Laval
629
Mens
290
Hamel
710
Lavardens
412
Merindol
292
la Haquenievc .
699
Laville" .
407
Merlange .
698
Hauten ve
529
Lescuu .
406
Metz
634
1537
Seite
Meynes . . 547
Mezieres . . 648
Midelbourg . 713
Miers . . 494
Milhaud . . 525
Millau . . 525
Millery . . 632
Mirebeau . 668
Moütg . . 315
Moucet, Fontai-
nes de . . 64S
Moncontour . 674
Moueins . . 40S
le Monestier de
Briancon . 2S1
Monfrin . . 547
Monhigni . 632
Moutaigu . 712
Montaubers, Fon-
taine, de . 673
Montbrisoa . 438
Montbrun . 292
Mont Cornador 461
Mont-Dauphin . 2S6
Mont de Marsan 411
Mont dOr . 450
Montelimart . 291
Montendre . 655
Montferrand . 321
Montigne. . 666
Montiral . . 528
Mont-Lignon . 701
Mont-Louis . 334
Montmirail . 272
Montmorency . 684
Montner . . 341
Montpezat . 436
Montricliard . 633
Montsiquet . 712
Mortagne . 669
Mortain . . 712
Mouliguon . 701
Moulin-le-Comte 647
Moulins . . 529
Moulins-la-Marche 710
Moyen-Moutier 629
Murdebarres . 525
Nancy . . 632
Nant . • 436
Nebouzet . 484
Nef flach . . 343
Neris . . 5t4
Neuilly . . 564
Neuville snr Saöuc 475
Ncuwcycr . 588
Seite
Niederbronn . 579
Noliedes . . 335
Nointot, Eaux de 70S
Nonancourt . 705
Nossa . . 31S
Notre Dame de Con-
solation . 340
Noyers . . 664
Nyer
Octavie
Ogeu
Ogerville
Ogeu
Oherville
Oleron
Olette
Orezza
Orleans
Orlienas
Orthez
Ouilly
Paimpol
Pa miers
Fandraux
Paris
Passy
Penes
Percy
Perpignan
Petey
Petit-Bois
Petit-Pr6s
Piazzola .
Pierreclos
Pietra-Pola
Gourd
337
710
407
708
407
70S
407
337
717
665
474
40S
475
675
346
434
702
678
290
712
340
704
667
704
726
561
719
la Haine
Plan de Pliazi
Planclie-Minier
Plombieres
Pomaret .
Pons
Pont-Audemer
Pont de Baret
Pontde Beauvoisin 290
Pont-de-Camares 492
Pont-Chäteau .
Pont-Gibaud .
Pontgoiu . .
Poutivy .
Pont-a-Mousson
Pont-Neuf
Pont-Normand
Pont cp Royans
Seite
Pont-de-Veyle 568
Porcieux . . 632
Pornic . . 670
Pougues . . 556
Pou£ues,Fontainede067
Pouillon . . 393
Pourchenoux . 437
Pourrain . . 564
Poutrou . . 406
Pouzauger . 669
Prades . . 434
Praules . . 436
Pr6chac . . 4i)9
Prele . . 710
Premeaux . 561
Presle . . 710
la Preste . 309
Prey, Fontaine du 707
Privas ,. . 436
Propiac . . 279
Provins . . 676
Prugnes . . 492
Puisards, Fon-
taine des . 701
Puits intarrissable 5S7
Paits de la Muyre 566
Pnscla . . 279
Puzzicbello . 725
Pyrenäenbäder 293 ;
— Höhenverhält-
nisse 294 ; —
geognost Ver-
hältnisse 296; —
Schwer'elq. der
Pyreuäen 299 ; —
Temperatur- Ver-
hältnisse . 303
Pissarot, Sources de 526
671
2S6
655
603
546
655
705
291
673
481
7U5
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633
338
712
290
Quessac .
Queyras .
(|uez
Ojiievrecourt
Quillio
Q,uinci6 „
433
28S
333
709
674
475
Raincy . . 700
Rambervillers . 629
Ram6e . . 070
la Kamee . 669
Rancon . . 708
Rcaumur . . 669
Remiremont . 630
Rempart, Fontai-
ne du . . 707
Renncs-les-Bains 321
Rcpes, Eau de 628
1538
Reques .
Reyncz .
Rhenus .
Rieti-Majou
Riviere .
Ja Riviere
Roanne .
Robien, Source de 674
Roche , Fontaine
de la . . 710
]a Rochelle, Seeb. 1511
la Roche-Pozav
Rolleville
Roncevaux
Rönes
la Roque
Roque-Baignant
Roquccourbe .
Roques .
Roqnetaiüade .
Rosheim .
Rosnai . .
Roubine . .
Rouen • .
Roujan
Rouillac .
Rouillasse
Royan, Seebad
Roye
Seite Seite
714 Saint-Cirgue . 477
338 Saint - Corneille ,
647
541
526
645
476
657
708
56 t
710
•mo
711
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711
526
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647
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543
477
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les
sur
Ruille
Rupt
1511
713
667
630. 633
Sahija . . 335
Sail-les - Cbäfceau-
Morand , . 476
Sail-sous-Cousau 439
Sailly . . 561
Saint-Affrique . 526
Saint-Alban . 441
Saint-Amand 434. 484
666. 695.
Saint-Amand - la -
Roche-Favine 484
Saint-Andtiol . 437
Saint Andre -d'Ap-
chon . . 477
Saint - Antoine äe
Guagno . 721
Saint-Armand . 666
Saint-Avold . 634
Saint-Barthelemy 709
Saint-Bonnet . 288
Saint-Brieux . 674
Saint-Cernin . 478
Saint-Chef . 290
Saiot-Christ . 713
Eaux de
Saint - Denis
Bois
Saint - Denis
Loire .
Saint-Didier .
Saint-Die*
Saint-Diez
Saint - Eloy, Fon-
taine de
Saint - Etienne en
Devoluy . .
Saint-Evroiilt .
Saint-Firmin 287.
Samt-Galmier .
Saiut-George .
Saint - George
Bievre .
Saint-Germain
Saint- Germain
Laye
Saint-Gondora
Saint-Honore .
Saint -Jean, Fon
taine de
du
704
665
665
435
665
629
706
287
710
530
475
437
i
705
666
en
de
sur
de
les
sur
Saint - Jean - du
Brueil .
Saint - Jean
Glaines
Saint - Jean
Maine .
Saint - Jean
Seirargues .
Saint-Jouan
Saint-Laon
Saint - Laurent
ßains .
Saint -Laurent
Sevre .
Saint - L6ger
Peyre" .
Saint-Lö .
Saint-Loubouer
Saint -Louisj Fon^
taine de
Saint-Mandou .
Saint - Marcel de
Crussol
Saint-Mard de Cou
logne .
Saint - Mard - les-
Roie
Saint-Mars
Saint-Mart
700
664
554
56S
526
484
667
546
673
668
424
de
669
434
712
411
564
461
437
709
713
479
479
Seite
Saint-Martiu . 703
Saiut-Martin de Fe-
uouilla . 338
Saint-Martin deVa-
lamas . . 436
Saint-Martin deVal-
des
meroux
Saint - Maur
Bois
Saint-Mejean .
Saint-Myon
Saint-N.ectaire
Saint-Pardoux .
Saiut-Parise
Saint- Paul
Saint -Paul de Fe
nouilbedes .
Saint - Pierre
Vieux .
Saint-Pol
Saint-Q.uirin .
Saint-Quiterie
478
712
544
480
46t
529
563
707
342
le
434
713
632
345
Saint -Remy- l'Ho-
nore . . 699
Saint-Santin . 710
Saint-Sauveur 360
Saint-Servan . 673
Saint-Sever . 710
Saint-Snliac . 673
Saiut-Thibault,Fon-
taine de . 632
Saint-Thomas . 336
Saint- Vaillier . 631
Sainte-Allyre . 472
Sainte-Fontaine291 665
Sainte-Madelaine 544
Sainte-Madeleine de
Flourens . 404
Sainte-Maigu6rite 708
Sainte-Marie 383. 447
Sainte-Reine
Salces
Salies
Salins
Sallenave
Salmade .
Samhlancey
Sanct-Ulricb
Sauhetas .
Sanroy
Santenay
Sarrances
Sarrebourg
Saubuse .
Sault
Saurieres
405,
562
341
408
568
393
630
665
586
484
708
562
407
632
411
280
483
1539
Seite
Seite
Seite.
la Sa vary
709
Tallano .
725
Vaugirard
702
Savonniere .
635
Tambour .
478
Vaujours .
665
Schöubruuu
588
Tarascon
345
Vaupereux
699
Scot . .
407
Tautavel .
342
Veaugarni
673
Segray .
663
Tercis
397
Veigne"
665
Seiles
430
Tertre Cruclioi
673
Velotte .
631
Seueuil . .
52S
Tessiere-la-Boulie 477
Veudres .
545
Seiilisses . .
699
la Teste -de -Buch,
Verberie .
704
Senoiies . .
6-29
Seebad ,
1511
Vergese .
547
Sentinet .
668
Thioche .
630
Vernet
313. 483
Sermaise .
646
la Thomasse .
525
Verneuil .
705
Servas
547
Thoy . .
509
des Versets
525
Severac-le-Chatel
526
Tbuez . ,
335
Veson
629
Siain
568
Tiezac
477
Vesoul
628
Sillery .
647
Tintry .
706
Vezius
525
Siloe"
528
Tisseu, Eau de 667
Yic-sur-AlIier
478
Soncelles
666
Tortaigue
667
Vic-en-Carlade
z 448
Sorede
339
Toucy .
564
Vic-sur-Cere
448
Sort
410
Touffreville
711
Vic-Ie-Comte
478
Soubise .
656
Toul
632
Vichy .
499
la Soucheyre .
435
Toulon, Klima
1506
Vignement
408
Soultz-les-ßaius
5«4
Tournon .
437
Villefranche
408
Soultzmatt
589
Tr6bas .
527
Villeguihen
675
Source de Buivon
476
Treint
436
Villeneuve- de
-Ma-
Source des Cornets
484
Treise-Vens .
669
guelonne
544
Source de la Cou
-
Trois-Moutiers
668
Villequier
708
riere
666
Trye-Ie-Chäteau 704
la Villetour
482
Source de la Ju
-
Vinca
318
Haue
343
Uriage
2S4
Vire
710
Source du pr6 d
u
Ussat
329
Viscos
406
marecluil
436
Uzes
547
Vitro
673
Source des trois
Vitry-le-Franc:
tis 646
Lotos .
666
Vabres
525
Viviers
437
Soyons . .
437
Vacqueyras
272
Vogesenquellei
i 570
Strafsburg;
588
Vailhausy, Source
Vrigny .
710
Suberlacbe
407
des
526
Sultzbach
590
Val
701
Walsbroun
634
Sultzbad .
584
Vallere .
665
Wattweiler
589
Suy sur Saöne
628
Vallet .
670
Widensol
59 t
Sylvanes .
490
Valmont .
708
Wiere aux ßo
is 714
Syradau .
405
Vals
426
Vannecourt
632
Yeuzet
545
la Taille .
712
Varangeville .
708
3. Italien (mit Sardinien und Sicilien) :
Seite Seite
Abano . . 769 Acqua Borra 977. 1020
Abbadia S. Sal- Acqua-buja . 907
vadore . 1045 Acqua Feiice 1077
Abondance . 831 Acqua ferrata 10S6
Acerra . . 1138 Acqua forte 957. 1065
Acetosella . 1136 Acqua Paola . 1077
Acqua. ßagui a 933 Acqua Puzzolente 928
Acqua bolle . 1059 Acqua Raioeriaua
Acqua Borla . 1019 Eugauea . 778
Seite
Acqua Santa 876. 998
1042. 1045. 1150
Acqua Subveni-
bomiui . 1100
Acqua sulfurea 1086
Acqua della Ver-
giue . . 777
Acqua Vergincdet-
taÜKRidi"diTrevil077
1540
Seite
Acqua Vesuviana
Nuuziante . 1096
Acqui . . 844
Aeolus, Orgel desA.l 145
Aeolusbad . 1499
Aetna . . 1152
Aitora . . 955
Aix les Bains 8ü8
Aix en Savoie 8ü8
Albens . . 833
Albetone . 795
Alcamo . . 1150
Ali . . . 1151
Alica . . 938
Allegrezza . 970
Allume . . 1059
Ampliion . 830
Ancona, Seebad 1491
Api . . 1078
Apollo, Bagno d1 1052
Aqua rossa , 766
Arezzo . . 992
Argentiera . 884
Armajolo . 1028
Arracbe . ;" 833
Asciano . . 925
Ascoli . . 1080
Asinaiunga . 995
Astruni,Stufa deglillOT
Baccanella . 939
ßagnaccio 1029. 1034
Bagnaccio delle
ßagnora . 1045
ßagnaccio del Co-
lombajo . 1024
Bagnetto di Vi-
cascio . 925
Bagni a Acqua 933
Bagnidi S. Agnese 986
Bagni di S. Elena 777
Bagni di S. Giu-
liano . . 910
Bagni d'Ischia 1115
Bagni a Morba 946
Bagni Todescbini 771
Bagnini nuovi 1051
Bagno . . 986
Bagno, Acqua del 1115
Bagno antico 927
Bagno a Baccanella 939
Bagno di Bormio 763
Bagno Bossolo 1050
Bagno delle Cave 926
Bagno del Celle 1028
Bagno del doccio 1017
Seite
Bagno fresco 1115
Bagno del loto 1055
Bagno Mediceo 964
Bagno dei Merli 962
Bagno di Mieuno 940
Bagno Regio 963
Bagno seeco di S.
Calogero . 1155
Bagno di Valli 1023
Bagnoli 1101. 1045
Bagnolino dei Ra-
chitici . 977
ßagnolo . 1006
Baifait . •. 832
la Baissa •. 872
Baldini, Acqua del 966
BalneadeAvignonel037
Barbarano . 795
Barboni . . 984
Barie, Fontana di 862
Bartemont . 875
laBassadelVeccbio 862
Battaglia ■„ 777
Benetutti . 884
Bergallo . 1030
BertholletV Ther-
men . . 810
Bibiaua . . 862
Biscia . •. 887
Bivuto di Tennini 1148
Bobbio •. . 865
1014
835
la Bolla . 1102
Bonhomme '. 824
Bonnant . 824
Bonnefoi -. 824
Bonneval \ 837
Bouneville . 824
Borgo-Maro . 896
Borla . . 1019
Borra . . 977
Borro di Caprenne 975
Botro rosso . 1014
Bottaccio . 1030
Bricherasio . 862
Bromine . 835
Brouia . . 970
Brusa . !!. 1153
Bubu-Quelle . 1121
Buca dei Fiori 1048
Buccheri . 1153
Bajuto . . 1154
Burrone . . 979
Cacciuto, Stufadi 1128
Cacio cotto
la Caille,
Calaseta
Caldagna
la Caldana
Caldane
Caldane di Campi-
Seite
948
833
884
1050
871
1009
glia
Caldauelle
Caldiero
Caldine
Cales
Calliano
Calogero ,
men des
gen C.
Calvello
955
941. 1018
795
1057
1138
857
Ther-
heili-
1155
1062. 1063
Camaraj Acqua di 865
Campaccio . 1075
Campiglia . 955
Canal grosso, Ac-
qua del
Canalotto
Cantarella
Canturu
Capellina.
della .
Acqua
931
1150
1138
1138
9S3
Boccbeggiano
Bois-Plau
Cappella, Acqua
della . . 9-48
Cappone I . 1114
Caprafico di Val-
laspra . 1059
Caprenne . 975
Capua . . 1138
Cargiegue . 884
Casale . . 945
Casamicciola 1113
Casa Nuova . 1055
Casa Stronchino 982
Casciani . 1004
Casino delle Cu-
rigliane di Pou-
tedera •. 927
Casino del Falciaj 993
Casiola . . 930
Cassale . . 989
Cassinasco . 870
Castel d'Oria 884
Castellamare . 1088
Castellamare, See-
bad . . 1497
Castelletto Mas-
cagni . . 1016
Castelletto d'Orba S78
Castelnuovo 863. 951
Castiglione 859. 1119
1541
Seite
Castiglione.Stufedill27
Castro Caro . 980
Casucciui . 99S
Catafari . 1137
Catena . . 10ÜI
Catcnaja . 973
Cave, Bagno delle 926
Caz de Bagni 762
Cecinella . 937
Cefala Diana 1150
Celamouti . 1039
Ceneda . . 795
Ceresole . 856
Cesalpino . 991
Cetona . . 995
Cbamouny . 832
Cliatean-neuf 836
Chianciano . 997
Cbitignano . 972
Chiusa dei Monaci 993
Ciciauo . . 1016
Cifala . . 1151
Cinciano . 1U08
Cipollo, Sorgentedi 964
Citara . ' . 1120
Citara, Stufe di 1131
Civillina . 793
Civita-Vecchia 1075
Civita Vecchia ,
Seebad . 1491
Codiungianus 884
Coise . . 836
Colletta . .766
Coioretta . 931
Contursi . 1136
Cormons . 7H5
Cototte . . 1003
Cotto, Acqua del 1115
Courmaveur . 810
Craveggia . 856
la Croix . 836
Dalujs .
875
Dievole .
1023
Dot'ana .
1020
Dorgali .
884
Dovadola
984
Echailles
83
Ecliaillou
838
Elba
956
Equi
932
Etrembieres .
829
Eugaueische Ther. 767
Evian . . 829
Seite
Faenza . . 1080
Falciano . 973
Fauzoni . . 8S4
la Ferrauche . 836
Feterne . . 831
Fioncella 1051. 1052
1075
Filetta . . 1048
Fiorida, Boden-
cbarakter vou 1142
Florenz, Klima 752
Fluminimajor 8S4
Fogna . . 1003
Fontaccia . 1002
Fontana. . 1115
Foutana dell' Aro 858
Fönte Regia . 78S
Fönte secca . 930
Fordongianus 883
Fornacella . 1022
Fornello . 1115
Fossa, Acqua della 951
Fossino . . 983
Fosso degli Ontani 1047
Francesco primo 1118
Franeolisi . 1138
Frasa, Fontana di 862
Frera, Acquadella 860
Futeney . 833
Gagliana . 976
Gaileraje . 1011
Garlazzolo disotto 866
Gavorrano . 1064
Genua, Seebad u.
Klima 1491. 1499
Gbiora . . 973
Giausse, Fönte di 788
Giglio . . 1059
Giunco Marino,
Bagnolo del 929
Gontbard . 824
Gran Vasca, Ac-
qua della . 9S6
la Grande Rive 830
Grillo . . 1077
Grognardo . 870
Gurgitello . 1113
Gurgitello, Arena-
zionen von 1132
Gurgitello,Stufedill29
Hundsgrotte . 1109
Jano . . 8S8
Inocientiana . 1078
„ Seite
Introdocod Acqua 1138
Iscbia . . im)
lscbia,Seeb. 1491. 14^)8
Isola Bona . 875
Italien, geogra-
pbisebe Ueber-
siebt 729; — vul-
kan. Erscheinun-
gen 736; — goog-
nostisebe Vcr-
hältnisse der
Apenninen 744;
— Charakteristik
der Heilquellen
745 ; — Klima
Italiens 749; —
Literatur der
Heilquellen 755
Italienische Seeb. 1491
Kratis .
1139
La Boisse . 836
Laghettodeüeisole
natante . 1079
Lago d'Averno 1035
Lago dei tartari 1078
Lago del Ediiizio
del Vetriolo 106S
Lago della col-
lonelle . 1079
Lago S. Giovanni 1079
Lago di Naftia 1152
Lago di Falici 1152
Lama . . 1008
Lampiano . 860
Lancisiana . 1077
Larringes . 831
Lateriua . 975
Lauben . . 833
Lazise . . 796
Leccia, Bagno dellal064
Lelia . . 788
Lentini . . 1151
Leoutini . 1151
Les-Allues . 838
Lesignano . 886
Levane . . 977
Lipareu . . 1154
Livoruo . . 92S
Livomo, See-
bad . 1491. 1498
Logge . . 1051
Lombardisch - Ve-
netianisebes Kö-
nigreich . 767
1542
Seite
866
864
889
730
1017
766
Losanna
Lu .
Lucca .
Macalubi
Macereto
Madesimo
Madonna dei tre
Fiumi . 970
-Madonna aPapiauo 990
Marclaz . . 831
la Margußrite 842
Mariana del Capi-
tello . . 788
Mariglione . 1138
Marrubiu . 884
Masino . . 762
Massa, Klima 1491
Malhonex . 832
Mathoney . 832
Medrio . . 872
Meeralpea . 803
Menthon . 834
Mercatale . 974
Messina, Klima u.
Seebad 1491. 1494
Miemo . .
Modena .
Moggiona
Molla .
Molo di Gaeta
Klima
Mombasiglio .
Mommialla
Mohtafia
Montajone
Montalceto
Montamiata .
Montblanc
Mout-Cenis .
Monte ßicchieri
Montecatini .
Monte Cerboli
Monte Colombo
Montefiascone
Monte Grotto
Monte Ortone
Montepulciauo.
Monte Kotondo
Monte Scaglia
Monte Zibio .
Mont-Joli
Montioue
Morba .
Morbello
Mortajone
991.
940
887
971
867
'l491
872
1002
863
1002
1031
1044
824
838
1002
960
954
985
1075
780
776
99S
1065
88S
S8S
824
1067
946
871
1019
Seite
Mossummano, Ac-
qua di . 967
Moutiers . 827
Muliuo . . Ii36
Mulino Salomone 1137
Murisengo . 858
Nave dell' Inferno 978
Neapel, Heilquel-
len des König-
reichs. . 1081
Neapel, Mineral-
quellen in 1086
Neapel,Klima 1491 1495
Neapel, Seebad 1497
Nerone, Stufa di 1108
Nitroli . . 1117
Nizza, Heilquellen
der Grafschaft 875
Nizza, Klima 1491. 1500
Noce . . 927
Nocera . . 1072
Noceto . . 1034
Occhio, Acquadel 1115
Olival . . 1138
Oliveto . . 1136
Olmatello . 1080
Olmitello . 1119
Orgel des Aeolus 1155
Orosei . . 884
Ospedaletto . 876
Padua, Klima 752
Palagonia . 1151
Palazzina delPiano
delle Fabbriche,
Acqua della 956
Palazzo . 998
Palazzo al Piano 1006
Pancola . . 933
Pantano . 995
Papo, Acqua di 965
Parlanti, Acqua del 967
Parma . . 886
Parrana . . 930
Parte Valenza 883
Parthenopeischer
Strand, s. Neapel
Paterno . . 1149
Pedagaggi . 1152
Pelaghe . . 1066
Pelago . . 974
Penna, Acqua della 877
Pergin e . . 979
Seite
Periccioli . 1014
Perla, Acqua della 951
la Perriere . 826
Pertiuo . . 1074
Pescille . .. 1029
Petrelli . . H(j2
Petrone . . 1136
Pianardo,Acquadel 860
Piano . . 795
Piano, Acqua del 950
Piemont, geogno-
stische Verhält-
nisse 799; —
Heilquellen 840
Pietra . . 995
Pietra mala, Erd-
feuer von . 906
Pieve Fosciauo 888
Pigna . . 876
Pillo . . 1003
la Pirenta . 857
Pirenta di Muri-
sengo . . 858
Pisa . . 910
Pisa, Klima . 913
Pisciarelli . 1101
Pisciarelli,Stufedill06
Pitigliano . 1049
Pizzofalcone . 1138
Planchamp . 835
Plan sur Plan S74
Podere del Bagno 974
Poggetti 1062. 1063
Poggetto-Tbeniers 875
Poggibonsi . 1008
Poggio Bagnoli 979
Poggio Curatale 1046
Poggio Pinci . 1033
Poggiorosso . 992
Poutano . 1118
Ponte a Monzone 932
Ponte a Romito 975
Ponte della Nun-
ziata . 931
Ponte della Santis-
sima Annunziata 984
Pontedera
Ponti
Ponticello
Porretta
Port1 Albera .
Porto Leonino
Pozzuoli
Prato di Crovole
Pre St. Didier
Pretiolo
927
871
996
1070
867
1077
1099
789
840
1018
Pro-
1543
Seite
Proebio,Bagno del 1049
il Profoudo . 857
Puisard . . 835
Puzzola diPienzu 1035
Puzzolente . 870
Quarello
872
Querzola
8S8
Raddusa .
1153
Rnpolano
1025
Havanasco t
S70
Kccoaro .
787
Retorbido »
867
Riardo .
1137
Riguardio
937
Rinfresco,Bagnodel964
Rio . . 956
Rio di Chitignano 972
Rio meo . 969
Rio Sordo . 984
Ripacci . . 1044
Rita , , 1116
Roccnbigliera 874
Rom, M. quellen bei 1076
Rom, Malaria in 1U6S
Rom, Klima . 750
Rom, Solfataren.
Seen bei R. 1078
Rombole . 1028
Roselle . . 1061
Rostona . 935
Rovegro , 796
Rovere di Velo 796
Rupe del Piano 985
Sacclia . . 1154
Saint-Didier . 841
Saint-Gervais S23
Saint-Pauls-Quelle 8U
Saint-Sigismond 837
Saiut-Simon . 837
Saint -Simon, Eau
ferrigineuse de 811
Saint-Vincent 855
Salcetri . . 940
Salerno . . 1137
Sales . . 868
Salice , . 868
Salins . < 827
Salso . . 887
San-Ambrogio 796
San-Antioc'ho ^884
San-Bartolomeo 778
San Calogero 1155
San Cammillo 949
San Casciano 1049
III. TheiK
Seite
San demente 938
San Colombano 796
SanCristoforo 1080
San Damaso 1078
San Daniele . 774
San Dionisio, Fon-
tana di . 863
San Fedele 942. 1024
San Feiice . 1077
San Filippo . 1041
San Francesco 949
San Genesio 860
San Germano, Stu-
fe di . . . 1105
San Giacomo, Stu-
fe di . . 1105
San Giorgio ■ 1052
San Giovanni 1052
San Giuiiano 910
San Giuseppe 951
San Gonda . 1001
San Leopoldo 936. 950
1042
San Lorenzo«
Stufe di . 1129
SanMnrtino 763. 884
San Marziale ' 1009
SanMicbele,Acq.di 930
San Michele delle
Formicbe . 944
San Monfano 1120
San Pellegrino 797
San Pietro Mon*
tagnone ; 780
SanQuirico . 969
San Raimondo 950
San Rncco, Acq.di 929
SanSalvadore865. 874
Santa Agnese 997
Santa Caterina 950
Santa Catbarina 765
Santa Chiara 888
Sant1 Adelaide 949
Santa Desiderata 949
Santa Elena . 778
SantaFede, Acq.di 860
Santa Giutietta 869
Sant' Albino . 998
Santa Lucia . 1051
Santa Maria . 1051
Santa Maria dell1
Aquila . 1048
Santa Maria in
Bagno . 986
Santa Maria a
Falciano 973
Seite
Sant' Andrea Cor*
sini . . 938
Sauf Angelo, Are-
nazionen von 1133
Saut'AntoniolOöl. 1136
Santa Restituta 1117
Santa Restituta,
Arenazionen v. i 1 33
Santa Vittoria 10 40
Sardara . . 8S3
Sardinien, Heil-
quellen im {vo-
ll igreieb 798; —
auf der Insel S, 880
Sarteano . 996
Sasso diMaremma 1060
Saturnia . 1056
Sauce , Fontaine
de la . . 836
Saut de la Pucelie 838
Savoyen, geogno-
stisebe Verhält-«
nisse 802; —
Heilquellen 808
la Saxe . . 842
Scala . , 949
Sciacca . . 1144
Sclafani t 1148
Scoparelle . 1007
Sedini . . 884
Selva Perugina 990
Senise . ; 113S
Senna . . 1138
Serapis-Tempel 1099
Seravalle . 972
Serraglio . 1022
Sessame . 871
Sferra cavälli 1075
Sicilien . . 1140
Siena » . 1022
Sigliano . 989
Sinuessa . 1139
Sixt . . 832
Solfatara-Seen bei
Rom . . 1078
Source des mer-
veilles . 837
la Spezia, Klima 1491
Sprofondo, Bagni
dello . . ' 921
Staggia . . 1UU7
Staro . . 795
Strevi . . 872
Stufa degliAstruni 11 1>7
Stufa di Cacciuto 1128
Stufa di Neroue 1108
Fffff
1544
Seite
Stufa di Sah Ca-
logero . 1155
StufadiTestaccio'1130
Stufe diCastiglione 1127
Stufe di Citara 1131
Stufe di S. Ger-
mano . . 1105
Stufe diS.Giacomo 1 105
Stufedi Gurgitello 1129
Stufe diS. Lorenz») 11-29
Stufe diPisciareüi 1106
Tabbiano
Talamonaccio
Talcioua .
Tal uro .
Telese .
887
1057
1008
983
113$
Terma Leopoldina 962
Termali Caje 1076
Testa . . 1051
Testaccio,Stufadi 1130
Tettuccio,Acq.del 962
Tliermini . 1146
Tolfa . . 1075
Torre del An-
nunziata . 1096
Seite
Torre del Greco 1109
Torretta , Acqua
della . . 966
Toskana, geogno-
stische Verhält-
nisse 896 ; —
Heilquellen 904
Trescore . 797
Triest, Seebad 1492
Trifisico . 1137
Trombone, Bagno
del . . 987
Tufara . . 1136
Turrifa di Far-
fagnano . 888
Valdagno . 787
A^aldieri . 849
Val d'Imagna 797
Valle Calaona 778
Valuriaserbad . 762
Varlungo . 988
Veltlin, Heilquel-
len des . 757
Venedig , See-
bad . 1491. 1493
See-
1491.
Venedig, Klima
Venelle . t
Verrazzano .
Vescovo .
Vialla .
Viareggio,
bad
Vicascio
la Victoire .
Vignale
Vigneria
Vignoni
Villa-Cidro .
Villadeati
Villa delle Caselle
Villar-Jarrier
Vinadio .
Vingone
Visone . 4
Viterbo . *
Vivo .
Voltaggio
Volterra *
Seite
1492
1063
990
1062
982
1499
925
841
85S
958
1036
884
859
994
839
653
9:«
87 t
1076
1044
b78
942
Zafarana, Acq di 1152
Zuppa d'Uomini 1100
4. Pyrenäische Halbinsel:
Seite Seite
Aaez . . 1-258 Almoharin . 1208
Agoas Bellas 1257 Alpreada . 1254
Agua do Pego de Alsustrel . 1258
San Damingos 1258 Amarante . 1254
Agua Santa de . Antiglesia . 1193
Vimeiro . 1257 Aranjuez , 1217
Alange . 1207 Archena . 1247
Alaraz . . 12U5 Arcos . . 1168
Alcafache . 1254 Ardales . . 1243
Alcala del Hey 1222 Aregos . . 1254
Alcantud . 1212 Arnedillo . 1202
Alcaraz , 1205 Artejo . . 1198
Aldeyre . 1247 Azcoytia . 1194
Algre . . 1183 Azenha . . 1254
Alhama . 1238. 1251
Alhama de Aragon 11S5 Banos . . 1206
AlhamadeGrenadal240 Banos de Alhama 1238
Alliamilla . 1235 Banos de Bejar 1202
Alhandra . 1258 Banos do Duque 1257
Aljama . . 1251 Banos de Tiermas 1184
Alicun . . 1232 Bagnolas . 1182
Aliseda . . 1223 Batdebron . 1183
Almafala . 1254 Bande . . 1197
Almagro . 1217 Barcellona, Seeb. 1510
Almeida . 1200 Baza . . 1231
Almeria . 1235 Bejar . . 1202
Bellas .
Benzalema
Beran
Berrocal
Bertua .
Beteta .
Bolanos .
Bonar .
Boruos .
Braga
Braque .
Bucarin .
Burgos .
Busot
Cabagnal, Seebad
Caballo .
Cabeco de Vide
Cadiz, Seebad
Calahorra
Caldas .
Caldas de Cuntis
Caldas de Estrac
Caldas de Favaios
Caldas de Gerez
CaldasdeMalavella
Seite
12.'>7
1231
1198
1194
1199
1213
1222
1200
1231
1254
122S
1198
1194
1251
1511
1222
1258
1511
1247
1254
1196
1180
1254
1253
1179
1545
Seite
Caldas de Mombuy 11S1
Caldas de Mou-
sortinho . 1254
Caldas de Murca 1254
Caldas de Oviedo 1194
Caldas de Porraes 1254
Caldas da Kaiuha 1255
Caldas de Keyes 1194
Caldasdas Taipas 1254
Caldclas de Tuy 1198
Caldellas de Reu-
duse . . 1254
Caldetas . 1180
Canalon . . 1216
Cau as deSenhorim 1254
Canaveres . 1254
Caramanchel 1222
Carballioo . 1197
Carballo . 1197
Carlao . . 1254
Cairatraca . 1243
Carvallial. . 1254
Cäsar es . . 1245
Cascaes . . 1257
Castnnar de Ibor 1208
Ccaumire. . 1193
Celda . . 1188
Cestona. . 1189
Cevica . . 1222
Chaves . . 1254
Cliiclana de la
Frontera . 122S
Colmenar Viejo 1222
Conzalvillo . 1230
Corcbo . . 1208
Corcoles . 1211
Corpa . . 1222
Cortegada . 1197
Cosielles . 1194
Cuervo . . 1227
Elorrio . . 1192
Ensegures . 1252
Entre Rios . 12 34
Esparraguera 11S0
Espluga de Fran-
cali . . US3
Estoril . . 1257
Ferreira . 1250
Fitero . . 1188
Font de la Puda II SO
Fönte Sauta . 1254
Fortuna . . 1250
Fresno . . 1221
Fuencaliente . 1221
Seite
Fuensanta
1218
Fuente Coronada
1230
Fuente del Duquc
1245
Fuente del Fresno
1221
Fuente Fria .
1189
Fuente de Piedra
1242
Fuente del regaja!
1205
Fuente del Rosal 1215
Fuente del Toro
1208
Fueutesautal245.
1252
Gafete .
1258
Gaieiras .
1257
Gava ,
1182
Gaviao .
1258
Grabatula
1222
Graena .
1237
Grao, Seebad
1510
Gravaios
1204
Guesalega
1189
Guesalivar
1191
Guimaraeus .
1254
Hardeles . 1243
Hervidores de
Fuensanta . 1218
los Hervidores de
San Vincente 1200
Hogazas . 1222
Jacintos
Jaea
Isaba
Isidro
1222
1225
1189
1222
Junqueiro,Seebad 1511
Lagiosa . . 1254
Laino . , 1188
Lanjaron . 1237
Ledesma . 1201
Leyria . . 1257
Liergane . 1222
Lissabon . 1257
Lissabon, Seebad 1511
Lugo . . 1199 Quinto
Seite
Moledo . . 1254
Moneao . . 1254
Moncbique . 1258
Monistral . 1183
Monte de Pedra 1258
Monte Real . 1257
Mula . . 1251
Nava . . 1217
Navamorales . 1222
Novalbiuo . 1222
Olesa . . 1180
Onguella . 1258
Oporto, Seebad 1511
Padreiro . 1254
Panaguiao . 1254
Pauticosa . 1183
Paracuellos . 1187
Partovia . 1197
Paterua . . 1234
Pecbina . . 1235
Pedras Salgadas 1254
Penagareia . 1254
Penamacor . 1255
Piedrabita .' 1194
Pinoso . . 1252
Ponte de Cavez 1254
Portalegre . 1258
Portubus . 1233
Portugal, geo-
guostiscbe Ver-
hältnisse 1 167; —
Heilquellen in P. 1253
Povea de Coz 1257
Prexiguero . 1199
Pruuto . . 1254
PuebladeSanabriaU99
Puerto de Banos 1202
Puerto de los
Banos ' . 1182
Puertollano . 1220
1185
Malaga, Seebad
Mallorca
Marchena
Maria-Viegas
Marmolpgo
Matagatos
Medina Sidon
Mertola .
Miorga .
Molar
ia
1510
1252
1227
125S
1226
12U6
1231
1258
1257
1208
Ranbados . 1254
Kapoilu de Coa 1255
Rede deCorvaceiral254
Rio Real . 1257
Roncesvalles 1189
Rosal . . 1215
Sacedon
Saelices
Salam-Bir
Ff ff f 2
1210
1222
1210
1546
Seite
Salines de Manuel 1252
San Antonio das
Taipas . 1254
San Damingos 1258
San Felipe . 1252
San Hilario . 1183
San-Jorga . 1254
Sau Pedro Dosul 1254
Santa Agueda de
Mondragon 1191
Santa Cambadao 1254
Sauta Cristina 1199
Santa Cruz ' de
Cestona . 1189
Sanra-Gemil . 1254
Segura de Aragoa 1186
Solap deCabras 1213
Seite
Solares . . 1205
Span i en,geogra*
pliische Ueber-
siebt 1159; —
geognost. Ver-.
ltältnisse 1164;
— Geschichte u.
Charakteristik d.
spanischen Mi-
neralquellen 1170
Spanien, Seebä-
der in ■ 1510. 15.11
Sumasairuas . 1216
Tavira .
Teruel .
Tiermas
1258
1187
1184
Aberyswyth .
Aberyswith, Seeb.
Aghaloo
Airthrey
Aldborough,Seeb.
Allonby, Seebad
Anaduif.
Androssan, Seeb.
Annfichl .
Antrim Spa .
Appledore, Seeb.
Ardarick ,
Ashby . .
Ashwood .
Athimonus
Athloue Water
Ballinahough
ßallinlough .
Ballycastle .
Ballyuahinch
Ballynphelick
Ballyspellan Spa
Ballytarseuy .'
Ballyvourney
Bandon .
Bangor, Seebad
Barmouth, Seebad
Barnstaple, Seeb.
Bath
ßeare's Forest
Bedlay, GasauS'
Strömungen bei
Belfast, Seebad
Bideford, Seebad
Seite
1273
, 1522
1326
1317
1521
1522
1326
1523
1325
1326
1522
1325
1300
1326
1326
1326
1325
1325
1326
1326
1325
1322
13-23
1325
1325
1522
1522
1522
1282
1325
1266
1524
1522
Caernarvon,Seeb,
Cambray-Quelle
Campbeiton, Seeb.
Candren Well
Cape Clear Water
Carricgnacurra
Carrickfe-rgus
Carrickmore .
Cassino .
Castlecomer
neralwasser
Castlcconnel .
Mi-
1522
12S9
1523
1316
1325
1325
1326
1326
1326
1323
1324
Seite
Tolosa .
1258
Torres Vedras
1257
Trillo .
1-210
Turugen
1188
Tuy . .
1198
Uuhaes da Sarra 1254
Valencia, Seebad 1510
Viana . . 1199
Villavieja . 1251
Vilo . .. 1246
Vimeiro . 1257
Vinha da Rainha 1254
Yiseu . . 1254
5, Großbritannien 5
Seite
Blackpool, Seebad 1522
Bognor, Seebad 1518
Bonnington . 1319
Borreth-Quelle 1289
Bourne Cliff, See-
bad . . 1518
Bridlington, Seeb. 1522
Brighthelmstone 13ü9
Brighthelmstone,
Seebad- . 1520
Brighton . 1309
Brighton, Klima 1517
Brighton , See-
bad . 1518. 1520
Bristol . . 1280
Bristol, Seebad 1522
Broadstaire, Seeb. 1521
Broughtj' Ferry,
Seebad . 1523
Brownstown Spa 1323
Bntterby . 1275
Buxton . . 1276
Zujar
Castlemaio .
Cavan .
Charmouth, Seeb,
Cheltenhain .
Clashmore .
Clifton .
Cloneen
Jlonmel Spa
1231
Seite
1325
1326
1518
1288
1325
1280
1326
1325
Coatham, Seebad 1522
Coolcullen
Cork, Seebad
Corville .
Cowes, Seebad
Cromer, Seebad
Cronacre
Crosstown Spa
Cullohill
Dawliah, Klima
Dawlish , See-
bad . 1518.
Deal, Seebad
Derrindaff Spa
Derryinch
Derrylester Spa
Devonport, Seeb.
Dower, Klima
Dpwer, Seeb. 1521
Drogheda, Seebad
Dromore
Dronisnamullock
Drumasnave .
Drumgoou
Drumorewood
Druinrastel .
1323
1524
1325
1518
1521
1325
1325
1323
1517
1519
1521
1326
1326
1326
1518
1517
1522
1524
1326
1326
1326
1326
1325
1325
1547
Seite Seite
Dublin, Seebad 1524 Hothampton, See- Maherabeg
Dumblane . 1317 bad . .
Dundaniere . 1325 Hot-Well
Dunmore, Seebad 1524 Hythe, Klima
Duuuard , 1324 Hythe, Seebad
1521
EastBourne 1309. 1518 Jerpoint
Elie, Seebad . 1523 Ilfracombe, Seeb. 1522
1323
England, Heilq. in 1272 Innerkip,
England, Seebäder lustow, S
Seebad
in 15 1 5 5 — KU- Inverleitliing .
ina von Süd- Johnstown
England . 1517 Johu's Well Spa
Epson» . . 1309 Irish Bath .
Exinouth, Seebad 1518 Irish Spa
Filey .
Filey, Seebad
Forilel .
Fowey, Seebad
Fowler-Quelle
Fraucis-Street
Seite
1325
151S MnhomedauBaths 1520
1280 Mallow Spa . 1325
1517 Malvern . 1294
Margate, Seebad 1522
Mut lock . . 1278
Melcombe Regia 1519
chan . . 1326
1323
1522
1315
132Ö
1326
12S9
1325
1325
Seebad 1523 Millmount
1522 Minehead, Seeb
1316 Moftat .
1322 Mont Pallas .
1323 Montpellier .
1325 Montpellier Spa
1322 Monyboholane
Irland, Heilq. in 1322 Mourne-Abbey
1308 lrlaud,Seebäderinl523 Mudii'ord, Seebad 1518
1522
1318 Kanturk Spa 1325 Newton Stewart 1326
1518 Kedleston . 1281 Nobber Water 1324
1289 Kilbrew Water 1324 Nottington . . 1308
1324 Kilburn
Kilcoran
Galway-Spa . 1326 Kilcullen
Garretstown . 1325 Kilkenny Canal
(iarryliill-Spa 1324 Spa .
Gilsland . 1274 Kilkenny Collej
Glanagarin . 1325 Spa
Gloucester . 1294 Kilkessen
(Dolden-Bridge 1324 Killagee
Gourock, Seebad 1523 Killasher
Graveseud, Seeb. 1522 Killeshan Spa
1313
1326 Oakfield
1323 O'ßrien's-Bridge
1323
1322
1326
1326
1326
Old Well
Original-Spa .
Owen Bruen .
1326
1326
12S9
1289
1326
Pannanich Wells 1319
Penzance, Klima 1517
Pettigree . 1326
1324 Phenix-Park '. 1324
1325 Pithcaithly . 1318
1324 Plymouth , See-
1325 bad . 15 18. 1519
1326 Portland, Klima 1517
1524 Portobello, Seeb. 1523
Port Bush, Seeb. 1523
Port Steewart,
Seebad
1523
1280
1280
1325
Grofsbritan- Killindonnel
nien, geogra- Kilmainhani .
phische Ueber- Kilpaddes
sieht von, 1261; Kilroot .
— vulkanische Kilrush, Seebad
Erscheinungen
1264; — Cha- Largs, Seebad
rakteristik der Leamington .
Mineralquellen 1266 Leith
Lisbeak .
Hanoverlane . 1324 Liss-douvarna
Harrowgate . 1301 Listerliu
Hartfell. . 1316 Little Hampton,
Hartlepool . 1276 Seebad 1518 Ramsgate, Klima 1517
Hartlepool, Seeb. 1522 Llandrindod Wells 1272 Ramsgate, Seeb. 1521
Harwich, Seebad 1521 Llanwyrtyd Wells 1273 Redcar, Seebad 1522
Hastings, Klima 1518 Lough-Neagh 1326 Rostillan . 1325
Hastings , See- Lowestoff, Seeb. 1521 Rothsay, Seebad 1523
bad . 1516. 1521 Lucan . . 1324 Rottingdean, Seeb. 1518
Healing . . 1326 Lyme Regis, Seeb. 1518 Rnncore, Seebad 1522
Helensburgb, Seeb. 1523 Lymingtoo, Seeb. 1518 Ryde, Stcb. 1518. 1520
Holbeck . 1307 Lympstone, Seeb. 1518
Holywell . 1274 Salcoaths, Seebad 1523
lioly Well Water 1295 Maccromp
1523
1297
1319
1326 Quare .
1326 Uuarnden-
1323 (^uarterstown
1325 Sandjrate, Seebad 1521
1548
Seite
Sandrocks . 1311
Scarborough . 1307
ScarboroughySeeb. 1522
Schottland . Heil-
quellen in . 1315
Schottland. Seebä-
der in . 1523
Scool . . 1326
Scordin's Well 1326
Shaldon,Seeb.l518l519
Sherborne Spa 1289
Shippool . 1325
Sidmoutli, Klima 1517
Sidmouth, Seebad 1518
Southampton,Seeb. 1 518
Southend, Seebad 1521
Southport, Seebad 1522
St. Andrews, Seeb. 1521
St. Annes Well 1295
St. Bartholomew's
Well . . 1325
Seite
Seite
St.Bernard'sWeimig
Tynemouth ,
1275
St. Roimn's AVell 1316
Strathpfeffer . 1319
Uptou, Klima
1518
Swadlinbar . 1.(26
Swansea, Seebad 1522
Vicaris Bridge
1273
Teignmouth.Klimal517
Teignmouth, See-
bad . 1518. 1519
Tenby, Seebad 1522
Thompsons Well 1289
Tideswall . 1280
Timoleague . 1325
Tober Bony . 1324
Topsbam, Seebad 1518
Torqtiay, Klima 1518
Torquay, Seebad 1519
Towyn, Seebad 1522
Tralee . . 1325
Tramore, Seebad 1524
Tuubridire-Wells 1310
Warrenpoint, See-
bad . . 1524
Waterford, Seeb. 1524
Wexford Spa 1324
Weymoutb, See-
bad . 1518. 1519
Wight . . 1311
Wigbt, Klima 1518
Wight, Seebäder
auf . 1518. 1519
Windsor Forest 1312
Worthing, Seebad 1518
Yarmouth , See-
bad . 1518. 1521
6. Schweden, Dänemark und Island;
Seite
Seite
Seite
Aahvcr . . 1360
Bölierums-Quelle
1348
Fällorue .
1348
Aarness-Syssel 1356
Boras
1350
Fellsbro
1344
Aby . . 1352
Borgafiords-Syssel 1359
Fermo .
1338
Adolphsberg . 13>7
Breängs
13i7
Fiholms
1337
Aiingsäs Brunn 1350
Budarstad
1362
Finntorps-Quelle
1338
Almisakra . 1348
Flidstad Brunn
1347
Alsbo-Quelle . 1344
Cäcilia-Quelle
1344
Fliotsdal
1364
Angermanland 1354
Carlshamu .
1354
Folkärna
1344
Arboga-Bruun 1344
Carlskoga
1351
Fordaarheides Oe
-
Arendala . 1352
Carlstads Brunn
1350
kilde .
1361
Arkeltorps-Quelle 1352
Chiistinedals-Q.
1350
Frederiksberger
Arnäs . , 1354
Christinen-Quelle
135 L
Gesundbrunnen
1352
Arsta-Quelle . 1337
Christwalla .
1348
Frost-Brunn .
1344
Asbo . . 1354
Askersund , 1338
Dalarne .
1344
Auserholinn . 1363
Dale-Syssel .
1362
Gammelbo-Brunn
1344
Danemark
1336
Gammclholm.
1354
Badstofuh.ver. 1359
Dänemark , Hei
-
Gerbo-Brunn
1344
Badstuehver , 1364
quellen in .
1354
Geyser 1356.
1357
Baggetofta . 1350
Djurgards-Brunn
1336
1358.
1359
Bala . . 1350
Draapskiaer .
1362
Gillberga Brunn
135 L
Bardestrand - Sys-
Dunkers ,
1337
Glasberga Brunn
1337
sel . . 1362
Gotheubur";, See
.
Beatebergs Brunn 1348
bad . .
1524
Biarnenaes . 1364
Eide . ,
13G1
Grafarhver .
1356
Bjertra . . 1354
Eine
1359
Grällsta
1344
Björkeberga-Quel. 1352
Ek-Quellen .
1347
Grundsunda .
1354
Björklinge . 1337
Ekeby Brunn
1337
Grytnäs
1344
Blekingen . 1352
Ekesiö-Brunu
1348
Guldbringe-Syssel 1359
Boda . . 1344
Eninge ,
1337
Gunuilbo-Brunn
1344
Böle . . 1354
Exeuäs-Quelle
1350
Gustavsberg .
1349
1549
Gvön darlaug .
Gylleby-ßrunn
Seite Seite
1362 Kröslaug . 1360
1351 Kungsörs-Brunn 1344
Hägdanger . 1354
Hügnalöt's Brunn 134S
Ha'lland . . 1348
Halmstadt. Seebad 1524
Hardeino Brunn 1338
Harwiks . 1337
Heckeberga . 1352
Hegranaes-Syssel 1363
Helenekilde . 1355
Hernösand . 1354
Herwegs Torps
Bruuu . 1351
Hille . . 1354
Himmelstadlund 1337
Himmelsta Lund 1347
Hnappadal-S3rssel 1361
Hot'sta-Quelle 1338
Högsiö . . 1354
Hörgaa-Dal . 1363
Hornetiord . 1364
Hornsiöberg . 1354
Hrafnegil ' . 1363
Huuiinelsta-Brunn 1337
Hunavatns-Syssel 1363
Husby Bekäme 1337
Hvcravellir . 1363
Jemtland . 1354
Indal . . 1354
Iiiirmunsta-Quelle 1337
Jökelda! . 1364
Jonküping . 1348
lsatiord-Syssel 1362
Island , geographi-
sclie Üebersicht 1332
Island, Heilquel-
len auf . 1355
Lagmansberga-Q. 1347
Landskrona, Seeb. 1524
Längelotskircb 1318
Lannaskede . 1348
Lännes-Brunu 1338
Lafsbo-Brunn 1344
Lästa-Quelle . 134S
Laugaalaud . 1363
Laugaraas . 1356
Laugarnaes . 1359
Laugarvalladal 1364
Laugarvatn . 1358
Lejraa . . 13öü
Libbarbo Brunn 1337
Liudalsbrunu 134S
Linde . . 1343
Lindholm . 13~>ü
Lith . . 1354
LÖgdö . . 1354
Loka . . 1338
Lö'nnhults Brunn 1351
Lösens . . 1337
Lottenbergs-Q. 1350
Lulea . . 1354
Lund . . 1351
Luudby Brunn 1350
Lnnebräcks-Quellel350
Lunds Brunn 1350
Lysiehouls . 1361
Malma-Brunn 1344
Malmkärra . 1344
Marakers . 1354
Maredals Brunn 1348
Mariestad . 1350
Medewi . 1344
Mule-Syssel . 1364
K'ällsakers Brunn
134S
Karbo-Brunn
1344
Näshärads-ßrunn
1351
Kinne Kulle .
1350
Nässelsta
1337
Kiöse-Syssel .
1359
Nederhörnäs .
1354
Kirsten-Püls-Q.
1354
]\erike .
1337
Klagerup
1352
Nora . .
1343
Kliiitbo-Brunn
1344
Nordingra
1354
Klunke-Laug
1362
Nordinaliug .
1354
Koberga
1344
Nocra-Brann .
1344
Kopenhagen, See
.
]Norr Ala-Quelle
1354
bad .
1525
Norra Wedbo
1348
Köping .
1343
NorrbyBrunnl337. 13 i8
Krablande
1362
Norrmalras
1336
Kristnaes
1303
Nors
1344
Seite
Oddbiörns-Skiaer
136-2
Oeland .
1 48
Uelseruds-Brunn
1351
Oer-Quellen .
1347
Oesekats Kilde
1361
Olut'svigs Kilde
136 t
Ostergöthlaud
1344
Oxehver ,
1363
Oxüga . .
1338
Pitea . . 1354
Porla-Quelle . 1341
Pulle-Quelle . 133S
Rafnkelsdal . 1364
Ramlö'sa . 1351
Ramlüsa, See-
bad . 1524. 1525
Raugaavalle -Sys-
sel . . 1356
RaudamelOelkilde 1361
Reickhotshver 1356
Reikaa . . 1364
Reikhole-Hverar 1362
Reikialaug . 1359
Reikianaes . 1359
Reikiumshverar 135S
ReykedalsHverar 1363
Reykeheide . 1363
Rey keiner . 1363
Reykelaug . 1363
Reykev . . 1362
Reykiarhall . 1363
Reykium . 1363
Ringsted . 1355
Rögöe . . 1362
Ronneby . 1.152
Röttele-Brunn 1348
Ruds-Quelle . 1351
Rufs-Qtielle . 1351
Sabbatsbergs . 1336
Säby-Quelfe . 13 ii
Saeliugsdal Laug 1362
Sahla . . 1344
Sandüe . . 1362
Sanga Brunn 1354
Sätra-Quellen 1340
Scandinavicn,
geographische
Üebersicht . 1329
Schonen . 1351
Schweden, Charak-
teristik der Mi-
neralquellen in
!33o
Heil-
1550
Seite
Seite
quellen in 1336; Strande-Syssel
1362
— Seebäder
in 1524 StrömsbergsBrunnl348
Scribla .
1360 Strömstad 1348
. 1349
Sellardal
1364 Strömstad, Seebad 1524
Seyder .
1359 Sunby-Quelle
1337
Shrudr .
1364 Sundswall
1354
Själewad
1354
Sidensiö
1354 Thingöe-Syssel
1363
Silfwer Brum
l 1350 Thiorsaarhalt
1356
Siöholms
1337 Tible-Quelle .
1344
Skaptefells.Sysse11364 Timera .
1354
Skara-Quelle
1350 Tjula-Quelle .
1337
Skedwi . t
1344 Tjutaryds Brunn
1348
Skoga Brunn
1351 ToppeIa»;ard .
1352
Smäland *
1347 Törfa-Jökul .
1364
Sneefiälds-Sysscl 1361 Tornea .
1354
Snorrolaug .
1360 Torpa Brunn
1348
Söder Hamm
1354 Torsön .
1350
Södermanland
1337 Torfsakers-Quell
el354
SÖdra
1344 Tungubver ,
1360
SÖdra Wii
1347 Tweta Härad
1348
Solinge . .
1344
Sollei'tra
1354 UddewalIa,Seebad 1524
Sperlingsholm
1350 Uggleviken ;
1336
Stadarhaun .
1301 Ullawi-Quelle
1338
Stadestad
1361 Umea *
1354
Steneberg
1354 Upland .
1336
St. Ragnilds-(
[. 1346 Upsala Brunn
1337
Stockholm
1336 Urdholm
1362
7. Rufsland
, Polen, Moldau, Wallachei
Seite
Seite
Abscheren .
1431 Bobotsch
1444
Aegina .
1461 Bogda-See *
1383
Aidipso .
1458 Botfdinskische
Alexandersquellen 1410 Salzsee
1383
AlexandriniscL
e Boikoi .
1446
Quelle
1389 Borgo .
1406
Audrejapol .
1379 Borka .
1443
Apollonia
1453 Boskuntschatzki-
Apraxin's Que
lle 1385 sehe Salzsee
1383
Assern, Seeb. 1525. 1527 Botoschany .
1443
Atescbgak
1431 Brachmannscb.es
Seite
Vadle-Syssel . 1363
Vallnalaug . 1363
Veggialaug . 1361
Waga . . 1354
WallbyBrunn 1336 1337
Warberg . 1349
AVarberg, Seebad 1524
Wärby-ßruira 1337
Wafsbäeks Brunn 1348
Wästra Härad 1348
Wattholma Brunn 1337
Wenersborgs Bru. 1350
Wermeland . 1350
Wefsbo-Härad 1348
Westeras . 1344
Westerbotten 1354
Westergötbland 1348
Wester Norrland 1354
Wester Wemmen-
högs Brunn 1352
Westmanland 1338
Wiksbergs . 13.17
Willsta^Quelle 1348
Winberg . 1350
Woxnäs- Quelle 1351
Yttera . . 1334
Yttre Skagarnaes
Oelkilde . 1361
Seite
Chimeron . 1461
Ciecboczynek 1441
Baku, ewigesFeuer
Schlammtulka-
ne,Naphthaquel-
len und Salz-
seen bei . 1431
Barbern . . 1398
Beresowa . 1422
Beschtau-Quellen 1414
Bilderlingshof,
Seebad 1525. 1527
Biörueborg . 1406
Höfchen
Bräsa * .
Bronowice
Bullen,Seeb.l525.
Buschhof .
Busk
Busko
BykowischesGlau
bersalzwasser
1399
1446
1439
1527
1399
1434
1434
1389
Dagen .
Dagestan ,
Delphi .
Demidows-Quelle
Derbend
Dirce . .
Dondangen .
Drufskenich .
Dubbeln , See-
bad . 1525.
Dubogrädsk .
Durenhof .
Dworezki ,
1401
1430
1461
13S5
1431
1461
1399
1393
1526
1389
1399
1404
Castalische Quelle 1461
Castro , . 1471
Eisenberg
Ekenäs .
Elkoschu
Elton-See
Emmast
Esbo
1417
1406
1423
13S3
1401
1406
Esth-
1551
Esthland ,
der iu
Finnland
Finnland,
der in
Finceschti
Seite
Seebä-
1526
Seebä-
1406
1526
1444
Garrofen . 1399
Glogowo . 1448
Glubokoi Bujerak 1 3S3
GorkajaRetschka 1423
Gozdzikuw . 143S
Gräfenthal , 1399
Gräsnaja . 13S8
Griechenland,
geographische
Uebersicht 1450;
— Heilquellenin 1453
Grosnaja . 1427
Grofs-Cambi . 1399
Grosseseht . 1443
Gustavsbrunneu 1406
Habsal, Seebad 1526
Helsingfors, See-
bad " . 1526. 1527
Hcrrscha . 1443
.lanischek
Jasikowsk
Idensaimi
Ingas-Quelle
Istia
1393
1384
1406
14U6
13S7
Iwascke\v1s-Quel!el387
Kabardah
Kainardschi .
Kaki-Skala .
Kalimaneste .
KaminietzPodolsk
Kardumyle
Karlsbad , See-
bad . 1525.
Kaschin .
Kastanowka .
Katharinenbad
Katharinen -Brun-
nen
Katharineuburg
Kaugern , See-
bad . 1525.
Kaukasus- Quellen
Kemmern
Kiinpalungi .
Kislawodsk .
Klein- Jungfernhof
III. Theil.
1410
1387
1461
1448
139-2
1461
1527
1378
1390
1424
13S1
1407
15-27
1410
1393
1447
1420
1395
Kleistenliof .
Kljutschiz .
Klutschewsk .
Kpppo .
Korkiil . .
Korniljew
Kortschewski
Kosia
Koischenowa
Kumgara
Kümo . .
Kunda .
Kunib
Kuppis .
Kurland, Seeb.
Kurna . .
Kuschwiusk .
Kytbuos .
Lappemesch, See-
bad . 1525.
Laugenberg .
LelantSius
Lembola .
Lemburg .
Lemnos .
Lesbos .
Liebau .
Liebau, Seebad
Lija
Limnisby-Quelle
Lipezk .
Lisianka .
Ljukala .
Livade Chorio
Livland, Seeb. in
Lobwu .
Loutra . .
Löwenruhe .
Lowisa .
Lowisa, Seebad
Lundulowsk .
Lukola .
Seite
1399
1407
1407
1401
1399
1407
1379
144S
13S5
1419
1406
1400
1406
1404
1525
1401
1407
146-2
1527
1422
1460
1406
1399
1471
1471
139S
1525
13S7
1406
1387
1390
1406
1471
1525
1407
1471
1401
1405
1526
1406
1406
Mahlenhof . ^ 1399
Majorenhof, See-
bad . 1525. 1527
Marienquellen 1428
Maschuka . 4415
Massasir . 1433
Melos . . 1471
Merniokische Q. 1406
MichelsböleQuellel406
Milo . . 1471
Minola . . 1406
Seite
Moldau, Heil-
quellen in der 1443
Moskau . , 1386
Mothone . 1461
Mutnä . t 1379
Mysliwczow j 1441
Nadendais .
Naleczow
Narzanquclle
Neskutschnoie
Neuenbürg
Nowosselja .
Nymphodora .
Odessa, Seebad
Oesel
Oesel, Seebad
Okna .
Oloneschti
Olonez . ,
Onikschti .
Orel
Oriwäsi .
Otschin . .
Pabbasch 4
Paliamois
Parrawicz
Patradgik
Pattenliof ,
Paulsquelleü .
Pawlowsk
Pernau, Seebad
Petersquellen
Piütigorsk
Podaizen ,
Podkuma
Polen, Heüq. in
Polina .
Poseschte
Potama .
Potuschan
Profothalassa
Putschos
Rantzen
Raumo .
Reksting , See-
bad . 1525.
Reval, Seebad
Rianzer Gebiet
Riga . 1395.
Rozzekül
Rumänzo ws-Quel-
len
1406
1439
1420
1386
1399
1378
1387
1527
1399
1525
1443
1448
1404
1392
13SS
1406
1446
1399
1396
1393
1455
1393
1426
1387
1525
1427
1415
1399
1423
1434
1453
1446
1407
1443
1471
1447
1399
14U6
1527
1526
1413
1399
1399
1387
1552
Seite
Seite
Seite
Rufs! and, geo-
Siekierki
1440
Tiegnitz
1399
graphisch. Ueber-
Sippola .
1406
ToaL .
1401
sicht von, 1367 ;
Sira
1407
Tölo
1406
— Geschichte
Sirinsk .
1407
Toropetz
1400
der Heilquellen
Slanik .
1444
Tursenpärä .
1406
von, 1371; — geo-
Slawiuek
1439
Twer .
1377
gnostische Ver-
Slonsk .
1440
hältnisse 1373;
Slun
1446
Uleaborg
1406
klimatische Ver-
Suitam .
1406
Undary .
1380
hältnisse ; 1375
Solec
1438
Usolka . .
1381
Rufsland, Heil-
Spag .
1400
Ustfsifsolsk .
1406
quellen in, 1377;
Sperlingsberg
1387
Seebäder in 1525
Spurnal .
Staraja-Russa
1399
1401
Viosa
1453
Sacker M.scblamml390
St. Michels Kirch-
\V a 1 1 a c h e i ,Hei
1-
Salgallen . 1399
brunnen
1406
quellen in der
1444
Sarepta . . 1381
St. Petersbruunen 1404
Warschau
1440
Schelesnaja Gora 14 17
St. Petersburg 1403
Wasa
1406
Schlock . . 1393
Strogauow
1387
Werchnei-Isetsk
1407
Schlüsselburg 1404
Strunga .
1444
Wereja .
1387
Schmordan . 1392
Suh
1433
Widsi .
1393
Schönberg . 1399
Wiems .
1401
Schtschelotschna-
Talsen .
1399
Willmanstrand
1406
ja Gora . 1422
Taman, Schlamm-
WTindau, Seebad
1525
Schwarzhof . 1399
vulkane
1391
Wirtala-Quelle
1406
Selenitza . 1453
Tarki .
1430
Wislica . .
1438
Semenowski . 1384
Tawast Kyroskog 1406
Woroninsk
13H4
Serboneschte 1447
Terek-Qaellen 1424
Wuissoko
1377
Serdopol . 1405
Thera »
1471
Serethflufs . 1443
Thermia
1462
Zante
1471
Ser^iewsk . 1407
Thermon
1461
Zarizyn
1382
Sefswegen . 1399
Tbermopyleu-
Zbtfrow .
1438
Sibitschiudi Suz 1445
Quellen
1460
Berichtigung:
Man bittet auf S. 406 Z. 15 von oben die dort angegebenen Zah-
len in : 374. 375. 378. 380 zu verbessern.
Berlin, gedruckt bei Johann Friedrich Starcke.
Date Due
"J ief \i
|
Demco 293-5
Accession no.
Author Csann:
Physika! .
cinische Darstel-
lt j ... 1829-[U3]
Call no. • . . 2 .