SPßACHYERGLEICHENDE STUDIEN.
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SPRACHVEEGLEICHEIDE STUDIEN
MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG
DEB
INDOCHINESISCHEN SPRACHEN
VON
Dr, ADOLF BASTIAN.
LEIPZIG:
F. A. BROCKHAUS.
1870.
. »
DER
DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FUß ANTHROPOLOGIE,
ETHNOLOGIE UND UEGESCHICHTE.
Vorwort.
rür ethnologische Eintheilungen hat man bald den natur-
historischen, bald den sprachlichen Gesichtsf>unkt gewählt;
aber abgesehen von der Frage, wie weit physikalische oder
linguistische Merkmale als allgemein gültige zu verwenden
sind, lohnt es der Miihe, sich vorher klar zu machen, was
überhaupt eingetheilt werden soll. Jede Anordnung, die den
Werth einer Eintheilung beansprucht, verlangt als erste Vor-
bedingung einen Ueberblick des Ganzen, innerhalb welches
die einzelnen Theile ihre entsprechenden Stellungen angewiesen
erhalten haben sollen, um in ihrer Zusammenfassung wieder
dem Ganzen gleich zu sein. Es bedarf kaum eines Beweises,
dass uns in der Ethnologie diese Totalanschauung fehlt und
fehlen muss.
Zoologie und Botanik, wenn sie alle geographischen
Areale auf der Erde (wenigstens in ihren Hauptrepräsen-
tanten) kennen gelernt haben, können einen Schritt weiter
gehen und Arten, Gattungen, Familien in Eintheilungsfächer
zusammenreihen, da wir es hier mit einem geschlossenen
Cyklus von Typen zu thun haben, die sich, als Ausdruck
stereotyper Naturgesetze, stets in gleicher Weise wiederholen.
Der Mensch dagegen geht aus tellurischer Grundlage in
kosmische Fortentwickelung über, und bei Betrachtung der
Phasen, die das Menschengeschlecht auf Erden durchwandert
hat, fehlt uns der rückläufige Abschluss, fehlt ein Ganzes, das
in gleichwerthige Theile zerlegt werden könnte. Wir haben
allerdings eine Reihe von Volksorganismen vor uns, die ihre
Laufbahn bereits beendet haben, die wir, wie die Hellenen,
VIII Vorwort.
Römer, Peruaner, Mexicaner ii. s. w., nach zurückgelassenen
Resultaten beurtheilen können; wir sehen andere, die, gleich dem
chinesischen, in gleichförmiger Umgebung eine dauernde Sta-
bilität erworben haben, andere, die, wie die meisten Natur-
völker, sich stets in einem unveränderten Cyklus des Wachsens,
Blühens und Verwelkens erneuen, aber aus allen diesen zum
Theil abgestorbenen Stämmen mögen dennoch neue Schossen
zu Tage spriessen, auf den Trümmern hellenischer oder römi-
scher Cultur mögen Neugriechen und Italiener ihre romanischen
Wohnungen bauen, die Glacialepoche chinesischer Geistes-
stagnation mag durch das Einströmen fremder Civilisation
zerbrochen und geschmolzen werden und die bisher latenten
Gärungsstoflfe neu in Wallung versetzen, die seit jeher in
engen Kreisungen umherbewegten Lebensmanifestationen der
Naturvölker mögen durch den Reflex mächtiger Superiorität,
wenn sie denselben überhaupt ertragen, in emporstrebende
Spiralen abgelenkt werden. Was kann bei solchen Studien-
vorlagen der Ethnologie der Schädel nützen, um als Ein-
theilungsprincip verwandt zu werden? Die Craniologie steht
in der Reihe der inductiven Disciplinen, und sie nimmt unter
ihnen eine besonders hervorragende Stellung ein, weil den
bedeutungsvollsten Theil des menschlichen Körpers ihren
speciellen Untersuchungen unterwerfend. Aber die auf der
innigen Verwachsung der Psychologie mit der Physiologie
begründete Anerkennung der Wechselwirkung zwischen Schädel-
formation und bestimmten Charaktereigcnthümlichkeiten der
Geistesbildung ist noch durch unendliche Abstände von der
Möglichkeit getrennt, den künstlichen Index der Schädel-
variationen zum leitenden Index in der bunten Mannichfaltig-
keit ethnologischer Schöpfungen zu erheben. Noch bedenk-
licher würde es sein, die Sprache als Einthcilungsprincip fest-
zuhalten, — die Sprache, eine Kraftentfaltung, i'iber deren Viel-
fachheit der Erscheinungen auf der Erde uns noch jedes
Urtheil fehlt (da erst eine geringe Zahl von Sprachfamilien
genauer erforscht sind), und zwischen deren vermeintlich
typischen Formen nirgends fest markirende Striche gezogen
werden können, da die Grenzen der Flexions- und Ajrgluti-
nationssprachen , der monosyllabischen und polysyllabischen,
vielfach ineinander überlaufen. Ausserdem ist die Sprache als
Ausdruck der Geistesthätigkeit ja eben diejenige Erscheinungs-
Vorwort. IX
form im Menschen, die sich am directesten und unmittelbarsten
mit dem organischen Wachsthum des Menscheno^eschlechts
ändern muss, sodass wir also an der Sprache einen Massstab
anlegen würden, der stets in ähnlicher, wenn auch nicht völlig
gleichwerthiger Weise mit dem zu Messenden variirt, also
gerade der ersten Bedingungen entbehrt, die an einen Mass-
stab gestellt werden, nämlich fest und gesichert zu sein.
Die unserer Generation angehörige Wissenschaft der Sprach-
vergleichung bildet eine der glänzendsten Errungenschaften des
menschlichen Geistes, und sie hat uns einen tiefen Einblick
in historische Beziehungen sowol wie in das Walten psycho-
logischer Gesetze erschlossen. Diese beiden Felder ihrer
Thätigkeit (von denen das erstere für seine engere Umgrenzung
innerhalb der allgemeinen Unterlage des letztern immer erst
besonderer Correlatbeweise bedarf) sind indess scharf von-
einander getrennt zu halten, da ihre Confundirung ebenso
grosse Verwirrung anzurichten pflegt als die unbedenkliche
Uebertragung der in der Philologie gezogenen Folgerungen
auf ethnologische Thatsachen und deren Accommodation an jene.
Wie die inductiven Wissenschaften jetzt nebeneinander
arbeiten, sind sie von besondern Gefahren bedroht, wenn (statt
zu warten, bis die gesetzlich verwandten Facta aus innerer
Affinität zusammenkrystallisiren) man sich vorschnell veranlasst
sieht, Hypothesen aus der einen Disciplin auf eine andere zu
übertragen und auch dort ihre Gültigkeit zu beanspruchen.
Für die Induction sind Hypothesen nur vorläufige Gerüste,
die man temporär herstellt, um unter ihnen weiter zu bauen,
die man, wenn sie sich auch ferner brauchbar zeigen, später
neu kräftigt, oder wenn es sich vortheilhaft beweist, durch
andere ersetzt. Innerhalb des Systems, das die Hypothese
hervorgerufen hat, ist dieselbe nicht nur nicht schädlich,
sondern nützlich und nothwendig, um einem bestimmten For-
schungsgang zu folgen oder ihn zu erleichtern. Die Hypothese
hat sich mit den Thatsachen zu decken und mit diesen zu
erweitern, oder wenn sie das nicht länger vermag, so stürzt
sie von selbst zusammen und erhält einen entsj)rechenden
Ersatz. Wird nun aber eine solche Hypothese, von ihren
constituirenden Unterlagen abgelöst, auf eine fremde Disciplin
übertragen, aus der sie nicht genetisch hervorgewachsen ist,
die sie nicht aus sich versteht, sondern sie als ein überkommenes
X Vorwort.
Dogma gläubig acceptiren muss, so ist es natürlich mit der
Induction und allen daraus zu erhoffenden Vortheilen vorbei,
und die exacte Forschung fällt trotz selbstgefälliger Lob-
sprüche, mit denen sie nicht karg zu sein pflegt, in alle
Phantastereien der alten Speculation zurück. Die Anthropologie
wird ihre leichtsinnigen Entlehnungen aus der Geologie noch
lange zu bereuen haben, und fährt man fort, die Ethnologie
nur als einen abhängigen Zweig der Philologie zu betrachten,
so muss man eben darauf verzichten, ihr eine naturwissen-
schaftliche Ausarbeitung zu geben. Philologie, Craniologie
und Ethnologie sind drei völlig voneinander unabhängige
Disciplinen, die eine jede ihre durchaus unabhängige Aus-
bildung erhalten müssen, die sich gegenseitig auf vielfachste
Weise in die Hände arbeiten können, die aber nutzlose Allotria
treiben, wenn sie aus der Ferne miteinander liebäugeln und
lobhudelnde Phrasen austauschen. Die vergleichende Sprach-
wissenschaft mag sich die so weit gewonnenen Resultate in
irgendeiner schematischen Auffassung zurechtlegen, wie es ihr
zur Uebersicht am bequemsten ist, sie mag ältere und neuere
Sprachformen unterscheiden, Sprachfamilien vereinigen, Laut-
verschiebungsverhältnisse feststellen. Sie darf aber nicht von
der Ethnologie verlangen, Lautverschiebungen, die sich (wie
die Thatsachen beweisen) in hunderttausend Wandlungen
wiederholen können, als nur einmal geschehen anzunehmen,
sie wird der Ethnologie vergeblich zumuthen, um ihre Sprach-
familien zusammenzubringen, unmögliche "Wanderungen zu ver-
zeichnen, da die geographischen Wege solcher, sowie ihre
Ursachen genugsam bekannt sind, und ebenso wenig wird die
Ethnologie, die mit ihren Forschungen innerhalb des schöpfe-
rischen Entwickelungsganges der Menschheit steht, zeitliche
Scheidungen in Aelteres und Jüngeres zulassen, wenn es sich,
jenseit des chronologisch gesichteten Geschichtshorizonts, um
ursächliche AnknüiDfungen handelt, in ewig verjüngten Er-
neuerungen.
AVünscht die Ethnologie, die Objecte ihrer Beobachtung
zu charakterisiren, so kann sie sich nicht mit dem physikalischen
Merkmal der Schädelforni, nicht mit dem lautlich flüchtigen
Sprachausdruck genügen lassen. Sie hat sodann die Gesammt-
ent Wickelung eines Volkes in der ganzen Fülle seiner Phänomene
zu i'iberschauen, die Productionen seiner Psyche, die zwar auf
Vorwort. XI
dem Körper, also auch auf dem Schädel basirt, aber nicht
davon allein abhängt, — seiner Psyche, die zwar in der Sprache
ihren Ausdruck findet, die aber sich selbst die Sprache, in je
nach Mitwirkung anderer Umstände mehr oder weniger be-
deutsam charakteristischer Weise, schaflft, und da sie sich
nicht in ihr allein erfüllt, auch nicht von ihr allein bemessen
werden kann. Sobald die Ethnologie in ihren Untersuchungen
aus dem historischen Gesichtskreis hinaustritt, darf sie nicht
länger die Incongruenzen der Zeittheilungen festhalten und im
blauen Dunst von Primitivvölkern, von Spracheinschachtelungen
oder Ursprachen, von AflFenmenschen und andern Monstrositäten
faseln. Sie hat genau und scharf die Phasen zu studiren, die
die Entwickelung der Volksorganismen regieren, und aus Ver-
gleichungen der objectiv in den entsprechenden Wiederholungen
gebotenen Anknüpfiingspunkte das dauernd Gesetzliche fest-
zustellen.
Die Eintheilung der Natur- (cidturlose) und Culturvölker
könnte klar gemacht werden durch eine Vergleichung mit
analogen Erscheinungen in einer Schwesterwissenschaft, indem
man, den Kryptogamen und Phanerogamen der Botanik ge-
mäss, von Völkern mit Krypto-Cultur und Phauero-Cultur
spräche, sodass die in den erstem noch latent liegenden Cultur-
keime bei den letztern oflPen zu Tage getreten wären. Obwol
indessen eine inductive Pflanzenphysiologie, die sich von
organosophischen Hypothesen freihält, keine Fortentwickelung
von dem niedern Zustand der Kryptogamen zu dem höhern
der Phanerogamen innerhalb des vor uns abgeschlossenen
Cyklus pflanzlicher Phänomenologie, deren Wurzeln über die
Peripherie der Gesichtslinie hinausliegen, annehmen wird, so
mag die Ethnologie den Zusammenhang innerhalb der vor
ihren Augen abgewandelten Wechsel festhalten, da sie sich
fiir den Uebergang in vollendete Civilisation auf thatsächliche
Beobachtungen noch im Umkreis deutlicher Sehweite zu stützen
vermag, ohne schon die Dunkelheiten eines ersten Ursprungs
zu berühren. Wenn man darüber streitet, ob die sogenannten
Naturvölker culturfähig seien, so ist zunächst eine Schwierig-
keit zu beseitigen, die sich bei dem jetzigen Zusammenarbeiten
von physikalischen und historischen Wissenschaften oftmals
in die Discussionen eindrängt, indem man nämlich der Doppel-
deutigkeit der in verschiedenen Disciplinen verwandten Aus-
XII Vorwort.
drücke bei Uebertragung auf andere keine Rechnung trägt.
Fähigkeit im iDhysikalischen sowol wie im historischen Sinne
kann geweckt werden, ist aber im erstem innerhalb einer
durch Naturgesetze geschlossenen Form gebannt, während sie
im letztern incommensurabel weiter zu schreiten vermag. Im
physikalischen Sinne ist ein culturloses Volk allerdings, wie
der Name besagt, der Cultur unfähig. Eben indem wir gewisse
ethnologische Typen überall, wo, und jederzeit wann, sie auf-
treten, innerhalb des Zustandes roher Uncultur (oder doch
eines solchen Minimalsatzes der Bildung, dass die Selbständig-
keit freier Culturentwickeluug ausgeschlossen bleibt) verharren
sehen, bezeichnen wir sie als Völker der Uncultur, indem im
voraus anzunehmen ist, dass die Natur überall und jederzeit
das in potentia Seiende in actu überführen, vorhandene Keime
in ihren Fähigkeiten entwickeln muss, und also, wenn wir
einen Typus im grossen und ganzen überschauen, sämmtliche
denselben inhärirende Ursächlichkeiten in einer oder der
andern Weise als wirklich manifestirte zu zeigen hat. Daraus
ergibt sich dann die im Factischen begründete Klasse der
culturlosen Völker, und sie würden durch eine unübersteig-
liche Scheidewand von den culturfähigen getrennt sein, wenn
der Mensch, wie die übrigen Naturobjecte, nur den streng
geschlossenen Gesetzen des Tellurismus unterworfen wäre. Bei
dem Einfluss auf den Menschen überwiegen dagegen die
kosmischen Agentien, die bei der Pflanze eine secundäre Rolle
spielen, und während wir bei der letztern nur zwischen nahe
verwandten Species durch vorsichtige Kreuzungen schwankende
Varietäten hervorrufen können, vermag auf dem Felde der
Ethnologie eine Wechselwirkung zwischen den beiden Haupt-
abtheilungen, in welche dasselbe getrennt ist, einzutreten, und
sich aus einer (freilich auch hier gesetzlich zu regulirenden)
Durchdringung zwischen culturlosen und culturgeschmückten
Völkern nicht nur ein stabiler, sondern unter Umständen
selbst ein höher organisirtcr Typus hervorzubilden. Damit
entrollen sich dann die Geschichtsgemälde, für welche die
Ethnologie nur die Vorbereitungsstudien, die Analyse ihrer
Constituenten bietet.
Wie musikalische Intervalle und die Proportionsverhältnisse
chemischer Verbindungen sind auch die organischen Typen
durch gesetzliche Zwischenräume getrennt, die Sprünge dar-
Vorwort. Xni
stellen würden nach ihrer Auffassung in arithmetischer Pro-
gression, dagegen* eine continuirliche Reihe in geometrischer.
Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Menschen und
Afien kann weder vermuthet noch gesucht werden. Seinem
körperlichen Gerüste nach allerdings steht der Mensch in der
Reihe der Vertebrata und muss innerhalb derselben die ihm
zukommende Stellung finden. Wird er dann aber in der Ge-
sammtheit seiner Erscheinung aufgefasst, erhebt sich die
Menschheit, von den die unmessbaren Räume des All durch-
zweigenden Blüten einer Wissenschaft umkrönt, deren Träger der
Menschengeist ist: so treten die körperlichen Analogien, die
den Menschen dem Thierischen verknüpfen, als nebensächliche
zurück vor dem Massstabe, der die schöpferischen Kräfte der
Ideenwelt gegeneinander abschätzt. Das erste Postulat in
einer Wissenschaft vom Menschen ist das Studium des cultur-
historischen Entwickelungsganges , unter dem die Civilisation
hervorwächst, eine Physiologie des geistigen Organismus. Im
strengen Wortsinn culturlos ist der Mensch nie, da die Cultur
zu seiner Lebensbedingung gehört, und «-er schon auf den
tiefsten Stufen mit irgendeinem Kunstproduct angetrofien wird,
womit er der von der Natur ihm beschiedenen Hülflosigkeit
abhilft und seine Existenz fristet. Der Mensch ist also überall
ein „self-made man", sein eigener Schöpfer in gewisser
Hinsicht.
Entwerfen wir uns schematisch das für die Hypothese
brauchbare Büd eines Mittelwesens an der Grenze vom
Menschen- und Thierreich, so würde der Kampf ums Dasein
nach zwei Richtungen hin wirken, Affen und Menschen, als
die Extreme der lebensfähigen Möglichkeiten, auseinander-
führend. In den erstem würden die körperlich am besten
ausgestatteten Geschöpfe dieser Mittelklasse erhalten und fort-
gepflanzt bleiben, solche, die durch ihre behaarte Haut gegen
die Unbilden der Witterung geschützt, durch lange Arme und
scharfe Krallen zum Erlangen des Lebensunterhaltes gerüstet,
durch Klettergeschicklichkeit und Unterstützung des Ringel-
schwanzes in der Flucht geübt sein würden. Die letztern,
deren Körpern die Natur fast jede offensive und defensive
Waffe versagt hat, werden nur dann auf Selbsterhaltung hoffen
dürfen, wenn sie diesem Mangel durch eigene Erfindungskraft
abhelfen, wenn eben ihre Gehirnthätigkeit in genügender Weise
XIV Vorwort.
die Stabilität des Bewusstseins findet, um Ursachwirkungen
zu verknüpfen und daraus Folgerungen zu 'ziehen.
Bei den sogenannten Naturvölkern wird sich deshalb die
Reaction geistiger Schöpfungen überall so weit augeregt zeigen,
wie es die Existenzfrage erheischt, also so weit, bis die feind-
lichen Schädlichkeiten der Aussen weit genügend abgestumpft
sind, um die Möglichkeit einer miki'okosmischen Existenz auf-
recht erhalten zu können. In den klimatisch bevorzugten
Ländern wird demnach der Bildungsgrad aus solchem Grunde
entsprechend sinken, da schon eine geringe Anstrengung ge-
nügt, die Immunität herzustellen, wogegen eine rauhere Um-
gebung die ganze Arbeitskraft des Menschen wachruft, sobald
er überhaupt bestehen will oder kann. Oft fehlt diese Mög-
lichkeit durchaus, wenn nicht der Geist in gemässigten Zonen
durch längere Kämpfe mit weniger furchtbaren Gegnern sich
allmählich geübt und auf Schwereres vorbereitet hat, und selbst
wenn ein schon kräftig gestählter Stamm (wie oft durch
politische Wechselfälle gezwungen) in die öden Polargegendeu
eintritt, wird die aHzu mächtig lastende Ungunst der Verhält-
nisse eher erdi'ückend als weiter anregend wirken.
Es lässt sich also der Satz aufstellen, dass an sich jedes
Volk in derjenigen Graduirung einer einheimischen Cultur
angetroffen werden würde, wie sie jedesmal zur Besiegung der
feindlichen Gewalten aus dem Makrokosmus nothwendig er-
fordert worden. Ist dieses Niveau gegenseitigen Gleichgewichts
erreicht, so tritt eine Permanenz des Typus ein, die dann der
Ethnologie charakteristisch gelten wüi'de fürdenVolksstamm,
als Ausdruck seiner geographischen Umgebung. Die
gleichen Naturobjecte stellen sich überall den Sinnen des Men-
schen in gleicher Weise dar und werden ihren Elementarstoffen
nach in gleicher Weise aufgefasst, aber der Geist verarbeitet sie
dann verschieden nach der subjectiven (d. h. der ethnologisch
durch die Umgebung bedingten) Stimmung, und wie unter
den Coniferen in dem einen Lande die Cypresse, in dem
andern die Tanne und (je nach Ursächlichkeiten in der Boden-
mischung oder den meteorologischen Wechseln) die Fichte
erscheint, so sehen wir die religiösen Systeme der Weltauf-
fassung in verschiedener Weise entfaltet und die im All ge-
stellten Fragen auf das mannichfaltigste beantwortet, obwol sie
ebenso unveränderhch durch einen gleichmässigen Entwickelungs-
Vorwort. XV
process regiert werden, wie sich in allen Pflanzen, soweit sie
auch ihren äussern Formen nach getrennt scheinen können,
doch die stereotyp gleichmässigen Vorgänge der Zellbildung,
die Wiederholung analoger Gefässe und deren Verästelungen
nachweisen lassen.
Ist nun derjenige Standpunkt von einem Volke erreicht,
der als der Ausdruck der geographischen Provinz betrachtet
werden kann (also derjenige, bei dem sich der Mensch mit
seiner Umgebung in Gleichgewicht gesetzt und dadurch eine
Existenzfortdauer gesichert hat), so tritt eine Stabilität des
ethnologischen Typus ein, der sich dann, wie jedes Natur-
product, unablässig verändert und verjüngt, aber seine Fassung
nicht weiter ändert.
Eine weitere Phase in der Geschichte der Menschheit
markirt sich dann mit dem Entstehen der sogenannten Cultur-
völker oder mit dem Uebergaug der Naturvölker in solche.
Dem Gesetz der Trägheit gemäss wird die in Abgleichung
gelangte Thätigkeit nur dann aufs neue in Bewegung gesetzt
werden, wenn w^iederum ein noch nicht assimilirter Reiz hin-
zutritt. In solch entwickelungsschwangere Verhältnisse wird
ein Volk aber treten, wenn es in seinen bisher allein occupirten
Wohnsitzen mit einem fremden Volke in Berührung kommt,
wenn also aufs neue ein fremdartiges und damit feindseliges
Object Widerstand nöthig macht, und je nach der Intensität
des Einwirkens grössere oder geringere Activität wachruft.
Dieser zweite Reiz kann überwunden, ja (verschieden von den
früher aus natürlichen Verhältnissen entgegengestellten) er
kann gänzlich beseitigt werden und dadurch eine gewisse Fülle
der bereits in Bewegung gesetzten Thätigkeit überschüssig
und frei werden. Ausserdem kann dieser zweite Reiz histo-
rischer Wechselwirkung nicht nur geradezu aufgehoben, son-
dern selbst aus feindlichem Gegensatz in einen befreundeten
Verbündeten verwandelt werden, sodass der von beiden Seiten,
solange noch die Rivalität bestand, zu besonders reger Ent-
faltung angefachte Volksgeist sich jetzt mit gemeinsam ver-
einigter Kraft zu desto höherm Aufschwung erheben wird.
Es tritt auch hier ein Punkt ein, wo die Accumulation der
kleinsten Schwingungen sich zu völlig neuer Production steigert
(sei es, dass sie den Schall ertönen lässt, sei es, dass sie als
Licht hervorblitzt) und die innere Spannung eine genügende
XVI Vorwort.
Concentration gewinnt, um fortan unabhängig selbständig
weiter zu schaffen, durch den primus motor bewegt zu bleiben,
ohne dass es steter Wiederholung speciellen Anstosses bedarf.
In solcher Hinsicht würde sich die in den Culturvölkern
wirkende Kraft von dem Lebensprincip der Naturvölker in
ähnlicher Weise unterscheiden , wie die nur im jedesmaligen
Falle der Wahlverwandtschaft in Austausch gesetzten Affinitäten
der Krystallbildung und die aus sich organisch weiter wachsen-
den ZeUsprossungen. In den Naturvölkern hat deshalb die
Ethnologie vor allem die Verhältnisswerthe der Umgebung
in deren Relationen zu den Geistesfähigkeiten abzumessen und
zu berechnen, in den Culturvölkern dagegen ist der Wachs-
thumsprocess der Geistesentwickelung in allen seinen Wand-
lungen zu verfolgen und auf die Ursprünglichkeit einfacher
Gesetze zurückzuführen.
AprU 1870.
Einleitung.
J^elbständige Schöj)fung, wie in Uebereinstimmung mit
der Zahlensymbolik alte Mythologien melden, entsteht erst
mit der Doppelung der Eins aus der Drei. Die Eins ist eine
bedeutungslose Ziffer, die Zwei ihre Wiederholung und in
der Differencirung folgt das tertium comparationis. Die Reizung
einer einzelnen Nervenfaser wird nur unbestimmt empfunden,
aus erregter Bewegung dieses isolirten Theils gegenüber der
Gesammtmasse des iibrigen , die in Ruhe bleibt. Werden
zwei Nervenfasern gereizt, so leiten sich nicht nur zwei Em-
pfindungen dem Gehirn zu, sondern gleichzeitig entsteht die
Vorstellung von der relativen Lage der beiden Reizstellen zu-
einander.
In den höhern Sinnen sind die Nervenfasern auf der
empfänglichen Aussenfläche so zusammengeordnet, dass nicht
mehr der Reiz einer einzelnen Faser empfunden wird, sondern
das aus den Reizen einer Menge derselben zusammengefasste
Gesammtbild, als Ganzes. Wenn der Baum sich auf der Netzhaut
abdrückt , so empfinden wir nicht die Eindrücke der Hundert
und Tausende von Fäserchen, die von dem Lichte getroffen
sind, sondern nur den im Bilde des Baumes zusammenspielen-
den Totaleindruck aller miteinander. Insofern ist der Eindruck
des Gesichtsbildes wieder der einer einzigen Einheit und kann
nur in seiner unbestimmten Differencirung von dem übrigen
Gesammtbefinden, das von diesem Eindruck nicht direct mit-
betroffen worden, aufgefasst werden, ohne für sich allein ein
weiteres Verständniss ermöglichen zu können. Dieses wird
Bastian, Studien. **
XVm Einleitung.
erst dann vermittelt werden, wenn aus einem möglichst gleicli-
werthigen Sinnesorgan ein correspondirender Eindruck hinzu-
tritt, und dann aus ihrer Wechselwirkung das Tertium deut-
licher Vorstellung folgt. Während sich die meisten Säuge-
thiere für dieses nothwendige Supplement des optischen Bildes
mit dem, nur geringer Variationen fähigen Geruch behelfen
müssen, tritt beim Menschen dafür das Gehör ein, das durch
die Modulirungen der Sprache zur Auffassung jeder gewünsch-
ten Mannichfaltigkeit in Stand gesetzt wird, alle einer Com-
pletirung bedürftigen Manifestationen des Sehorgans zu decken.
„Die Rede ist nicht das Objective, Seiende", sagt Gorgias,
„also theilen wir dem andern nicht das Seiende mit, sondern
eine Rede, welche etwas anderes ist als das Objective", und
es ist eben diese theilweise, aber nicht völlige Identität, die
die Anregung zur Neuschöpfung des Begriffs gibt und diesen
als selbständig drittes zwischen ihren offenbleibenden Maschen
herausfallen lässt.
Schon die mehrfachen Eindrücke ein und desselben Sinnes-
organs können (in den hintereinander gesehenen Bäumen, in
dem neben dem Baum erscheinenden Stein u. s. w.) als Seiten-
oder Gegenstücke dienen, um aus dem Gemeinsamen und
Widersprechenden ihr relatives Verständniss herzustellen.
Dieser Weg ist aber immer nur der laugsame und umständliche
des Nacheinander, der durch fortgesetztes Addiren zu so uu-
behülf liehen Reihen führt, dass über das letzte das erste
bereits wieder vergessen ist und deshalb höhere Multij)lications-
producte schwer erreicht werden. Beim Ineinandergreifen
zweier Sinnesorgane ist dagegen eine Gleichzeitigkeit der ihnen
eigenthümlichen Eindrücke vorhanden, die sich in jedem
Augenblicke gegenseitig controliren. Der Hund erkennt seinen
Herrn durch das Gesicht und «yleichzeitig durch den Geruch.
Der Gesichtseindruck mag nach der drohenden oder freund-
lichen Physiognomie- des Herrn, nach seiner veränderten
Kleidung wechseln, die Geruchsempfindung bietet aber eine
unverändert gleiche Basis, auf der sich jene Schwankungen
nebeneinander zusammen ordnen mögen, und so gerade durch
die zwischen ihnen bestehenden Differencirungren um so mehr
zur Kenntniss der als einer und derselben festgehaltenen
Individualität beitragen können. Demnach muss sich diese
zwischen Gesichts- luid Geruchsorgan abgespielte Geistes-
Einleitung. XIX
thätigkeit schon ziemlich bald erschöpfen, und ein noch un-
vollkommeneres Supplement zum Auge würde der Geschmack
oder das Gefühl bilden, wie in den niedern Thierklassen.
Die animalische Wesenheit ist nun aber so constituirt,
die Aussendinge nicht nur nach ihrem physikalischen Ver-
halten (im Gefühl), nach ihrem chemischen (im Geschmack
und Geruch), nach ihrem optischen (im Blick) aufzufiissen,
sondern auch von ihren Tönen betroffen zu werden, d. h. von
derjenigen Bewegung, wodurch ihre als Ganzes erschiitterte
Gesammtmasse vibrirend auf das nachgiebige Medium der
Umgebung zurückwirkt. Der Ton ist diejenige Bewegung
eines Körpers, wodurch er sich in den Schwingungen seiner
kleinsten Theilchen äussert, ohne doch die Charakteristik seines
typischen Bestehens durch Auflösung oder theilweise Umsetzung
zu verlieren. Bei gewisser Erhöhung der Schwingungen ver-
schwindet der Ton in der Wärme, und schliesslich wird die
Zerstörung in der Lichterscheinung sichtbar. Local einwirkende
Gegensätze polarer Spannung leiten eine lautlose Zersetzung
ein, die sich aber bei starker Affinität bis zum Feuerausbruch
steigern können. Ein localer Stoss, der seine mitgeführte
Bewegung durch die cohärirenden Atome fortpflanzt, lässt
diese im Klang erzittern, fährt dagegen (kaum im ersten Auf-
treffen vernehmbar) schwirrend hindurch, wenn haarscharf und
mächtig genug, um sogleich den Zusammenhang zu theilen.
Je starrer die Cohäsion, desto heftiger die Reaction auf das
nachgiebige Medium der Umgebung, wogegen bei Nachgiebig-
keit eigener Cohäsion schon innerhalb dieser die Erschütterung
verklingt. Die thierische Bewegung ist eine lautlose, da sie
sich bei ihrer inneru Einleitung in der Verschiebung der
flüssigen Theile zur Umsetzung der Muskelsubstanz herstellt
(abgesehen von der auf der Unterlage fortgleitenden Reibung).
Indem sich unter solarischer Rückwirkung auf die Erdober-
fläche die Dichtigkeitsverhältnisse der Atmosphäre an einem
bestimmten Pvmkte ändern, strömen im Winde die Ausgleichungen
herzu, und der dabei gestreifte Baum manifestirt sich im
Rauschen, wie der Stein im Aufschlag, wie der Fluss im
Plätschern am Ufer, wie das Thier im Schrei, wie der elek-
trische Process des Gewitters im Donner.
Verschieden von den andern Sinnesorganen vernimmt also
das Ohr, was nur vorübergehend besteht, was in der Bewegung
XX Einleitung.
entsteht und vergeht. Das Gefühl fasst das Dasein des Dinges
auf, Geruch und Geschmack seine innere Constitution, das
Gesicht seine relative Lage im Raum, das Gehör dagegen
zeitliche Veränderungen, die im Zusammenhang der Dinge,
ihrem gegenseitigen Verhalten vor sich gehen, ohne doch
diesen Zusammenhang neu umzugestalten: Veränderungen, die
nur das gegenseitige Verhalten voriibergehend modificiren,
aber den Zusammenhang des Ganzen gleichartig fortbestehen
lassen. So ist alles Tönen gewissermassen die Sprache, durch
welche die Dinge miteinander communiciren, solange es ihnen
möglich ist, trotz solcher Communication doch den bestimmten
Charakter ihrer Dingheit zu bewahren.
Das Gehör macht uns also nur Mittheilung von Ver-
änderungen, die vorübergehend in der Natur stattfinden, eine
Mittheilung, die an sich ziemlich werthlos ist, solange sie sich
nicht, wie etwa in dem Lauschen des Thicrs, mit schon vor-
handenen Vorstellungscombinationen verkniipft. Das Gefühl
lehrt uns direct, dass das Ding da ist, der Geschmack (be-
sonders bei instinctiver Unterscheidung giftiger und essbarer
Substanzen), inwiefern es zur Körpererhaltung durch seine
Assimilation beitragen würde, das Gehör dagegen unterrichtet
uns nur über einen leidenden Zustand dieses Dinges, der das-
selbe voriibergehend betraf in seiner Beziehung zu andern
Dingen und in den meisten Fällen für uns kein weiteres Interesse
hat. In den Insekten scheint das Gehör der Hauptsache nach
wegzufallen, und in allen niedern Thierklassen bleibt seine
Ausbildung auf einer tiefen Stufe stehen.
Bei den höhern Luftthieren dagegen, die in dem Medium
einer leicht eindrucksfähiijen Umsebun":; leben, tritt die mikro-
kosmische Wiederholung der von den Aussendingen unter
sich geführten Natursprache ein, indem auch hier das Indivi-
duum einem leidenden Zustand seiner Gesammtempfindung
lautlichen Ausdruck gibt, und in ähnlicher Weise, wie sich
der Geschmack mit der Secretion bestimmter Driisenorgane
associirt, tritt eine Association ein zwischen dem im Ohr auf-
genommenen Laut und dem durch den Stimmapparat wieder-
gegebenen. Hierdurch erhält das Gehör eine neue Bedeutung,
da es seine deutliche Reaction in den Körpervorgängen em-
pfängt. Zunächst wird sich Avegen dieses zwischen Reiz und
Gegenreiz eingeleiteten Zusammenhangs die Sprache als eine
Einleitung. XXI
Nachahmung lautlich empfundener Töne äussern, bald aber
muss sie sich (abgesehen von dem in ihrem Ausdruck als
Leidenszustaud begriindeten Zusammenhang mit Gefühls- oder
Geschmacksempfindung) auch fähig zeigen, eine Association
mit den Gesichtsempfindungen einzugehen, die ohne ihre direct
deutliche Reaction unassimilirt in der Vorstellung liegen.
Hierzu bedarf es schon einer vervollkommneten Ausbildung
der Stimmwerkzeuge, um feinere Nuancirungen wiederzugeben,
ohne welche der Drang nach Specialisirung seinen nothwendigen
Ausdruck nicht finden könnte. Indem dann wieder in der
menschlichen Geselligkeit diese sprachliche Schöpfung selbst
durch das Ohr aufgefasst wird, so tritt damit der mächtigste
Factor in das Geistesleben ein, um die höhern Productionen
des Denkens zu zeitigen.
Da keine unmittelbare Verkettung zwischen dem vom
Auge aufgenommenen Reiz und der Sprache, als seiner Reaction,
besteht, so würde zunächst die Bildung der Worte Zufällig-
keiten überlassen scheinen. Zwischen gehörtem und ge-
sprochenem Laut hatte aber die doppelte Wechselwirkung
schon lange einen Zusammenhang geknüpft, und bei der, unter
Fortbewahrung ihrer Specialitäten , gleichartigen Empfangs-
weise der Gesichts- und Gehörsnerven kann sich ein vicariiren-
der Eintritt zwischen ihnen bilden, wie er z. B. durch die
Vorstellung Blindgeborener über farbenreiche Sehobjecte ge-
zeigt wird.
Berührt ein Reiz den sensitiven Nerv der Haut, so zuckt
der motorische, dringt die zersetzte Speise in die Speichel-
drüsen ein, so folgt Secretion, tönt es in der Schnecke des
Ohrs unter bestimmten Lauten, so suchen die Stimmwerkzeuge
ähnliche nachzuahmen, und vielerlei Processe der Natur sind
deshalb onomatopoetisch benannt. Wird dieser onomatopoetisch
gebildete Laut wieder von einem zweiten Ohr gehört, so tritt
er in dieses schon mit einem tiefern Gehalte ein. Das vorher
direct vom Schafe bekannte Blöken wird jetzt wieder in mehr
oder weniger unvollkommener Modification aus dem Munde
eines Nebenmenschen gehört, und es liegen also zwei, zum
Theil gleichartige, zum Theil verschiedene Eindrücke neben-
einander, die unter dem, was sie gleich und verschieden be-
sitzen, ein tertium comparationis bilden müssen. Als solches
wird sich das gedachte Bild des Schafs ergeben, da dieses
XXII Einleitung.
jetzt auch in Abwesenheit des wirklichen Gegenstandes so
behandelt werden kann, als ob es ein gegenwärtiges wäre.
Das Bild des Schafes war aber ausserdem schon durch den
Abdruck der Retina bekannt, und dieses optische Bild wird
sich noth wendig mit demjenigen associiren, das aus akustischer
Auffassung in der Sprache widerklang. Die Sprache mag eine
Zeit lang dieses optische Bild noch immer durch onomato-
poetische Nachahmung ausdrücken, so oft seine Wiedergabe
im mündlichen Verkehr wünschenswerth ist, die scrupulös
genaue Imitation wird sich aber bald als überflüssig und un-
bequem zeigen, und da jeder conventionelle Klang dieselben
Dienste thut, so wird man rasch bei Abkürzungen stehen
bleiben, in denen die ursprüngliche Grundlage ganz verwischt
ist (später auch überhaupt durch Wortschöpfungen ^] aus ganz
andern Gesichtspunkten meistens ersetzt wird). Hiermit ist
nun aber ein wichtiger Fingerzeig für das Denken gewonnen,
indem es jetzt einen Weg vor sich sieht, auch Retiuabilder,
die kein Naturtönen begleitet, in menschlicher Sprache aus-
zudrücken. Bei diesen aprioristisch abstrahirten Denkprocessen
kann von absichtlicher Erfindung ebenso wenig wie von
Localisirung in dritter Hirnwindung (mit Weiter wirkung durch
das Corpus striatum) die Rede sein , und müssen wir die
psychologischen Gesetze aufsuchen, die leitend zu Grunde
gelegen.
Die Theorie des Sehens enthüllt in ihrer Weise dieselbe
Harmonie, wie sie in der Gehörauffassiuig schon praktisch
verstanden wird, und zwischen den Schwingungen beider
Sinnesnerven ist ein bestimmtes Verhältniss hergestellt, das
sich innerhalb fester Formeln stets im gegenseitigen Gleich-
gewicht erhält. Der Blinde stellt sich das Rothe wie einen
Trompetenstoss vor, der Taube sucht das seinem Ohr Unver-
ständliche durch Fingerbewegungen zu ersetzen. Die Corre-
spondenz^) zwischen Farben- und Tonverhältnissen hat allzu
') Obwol die Worte (6v6(i.aTa) nur ^u-jiqxTf] (Ausdrücke für bestimmte
Vorstellungen) seien, hält Plato die Sprache doch für xaxa 9U(Jiv (der Idee
entsprechend).
^) Da der Unterschied der Farbenemplindung im Auge wie der der
Tonhöhe im Ohre dem Unterschied in der Schwingungsdauer der erregenden
Licht- oder Tonwellen entspricht (s. Helmholtz), so versuchte schon Newton
Einleitung. XXIII
viel Anlass zu symbolischen Spielereien gegeben, deutet aber
doch zugleich auf eine Basis hin, die mit derselben Kreislinie
die Gebiete zweier Sinnesorgane schneidet. Auf diesem, als
beiden gemeinsamen, neutralen Terrain nun werden sich leicht
neue Verhältnisswerthe bilden, ausser denen, die schon von
Natur vorhanden sind, denn sobald der Hebel einen Ansatz-
punkt gefunden hat, ist damit auch die Möglichkeit des Fort-
arbeitens gegeben. Der Geist rechnet (wie oben) weiter : Wenn die
das Retinabild eines Schafs hervorrufenden Optikusschwingungen
den Gehörschwingungen des Blökens entsprechen, welche Ver-
hältnisszahlen im letztern würde das Retinabild eines Baums
ergeben? Diese Regel-de-tri gibt dann den sprachlichen Aus-
druck des Baumes nach innewohnenden Nervengesetzen, die
uns nur in seltenen Fällen a posteriori zum Bewusstsein
kommen. Bei weiterer Ausbildung des Denkens wird ein
Gesammtbild vom Schafe entworfen, wobei sein Blöken, seine
Zeichnung auf der Retina nur unwesentliche Nebenfactoren
bleiben, indem zugleich sein weiches Fell, sein sanftes Naturell,
seine Furchtsamkeit, sein Zusammenleben in Heerden, seine
Milchgewährung u. s. w. , alle Eigenschaften miteinander be-
rücksichtigt werden, und das die, den Nervenschwingungen ent-
sprechenden, Ziffern in einer Kettenregel zusammenreihende
Denken rechnet für dieses Thier einen neuen, als vollkommener
deckenden, Namen heraus, vor welchem der ursprünglich
onomatopoetische dann meistens zurücktritt.
Wenn das Wehen des Windes im onomatopoetischen
Laute widerklingt, so steht diesem kein einzelnes Retinabild
zur Seite, sondern eine Reihe von Vorgängen, die sich nach-
einander im Auge abspielen, die jagenden Wolken, der ge-
beugte und wieder aufgerichtete Baum, umhergewirbelte Blätter,
fliegend, fliehend, und die Gesammtsumme der sonstigen Er-
scheinungen, die das Auge vor sich sieht, während das Ohr
die Farbenstufen des Spectrum nach demselben Princip abzutheilen, wie es
bei den ganzen und halben Tönen in der musikalischen Tonleiter geschieht.
— Quia sunt res quae consonant, in bis similitudinem tactus valere, ut, si
leniter vel aspere sensum tangunt, lenitas vel asperitas literarum ut tangit
auditum sie eis nomina peperit. Et ipsum lene cum dicimus, leniter sonat.
Quis item asperitatem non ex ipso nomine asperam judicet. Lene est
auribus, cum dicimus voluptas, asperum est, cum dicimus crux (s. August.).
XXIV Einleitung.
das Rauschen und Sausen hört. Also erst ein Begriff, der
aus einer Reihenfolge optischer und anderer Eindrücke ab-
geleitet und wieder als Ganzes zusamraengefasst ist, tritt hier
einem akustisch einfachen Eindruck gegenüber in die, beide
verbindende Gleichung ein, und die richtige Auflösung der-
selben wird je nach dem höhern Grad verwickeitere Rechnungs-
operationen erheischen. Immer wird das Denken auf der
einen oder andern Weise ein Resultat gewinnen, das im Worte
ausgedrückt gleichzeitig die optischen sowol wie die akustischen
Schwingungen deckt. Hiermit offenbart sich nun aber zugleich
der Ausblick in eine Fülle neuer Operationsweisen, wodurch
es dem Denken möglich sein wird, sich neue Worte zu
schaffen. Bei den Retinaeindrücken handelt es sich hier um
ein Nacheinander, das nicht, wie bei den Gehörseindrücken,
unmittelbar in der Sinnesauffassung involvirt liegt, sondern
accidentell neben derselben auftritt, und deshalb jetzt noch als
ein solches Nacheinander verstanden werden kann. Der Wind
kann erst aus dem Wehen abstrahirt werden, und mit den vor
den Augen statthabenden Veränderungen werden alle Relationen
des Frühern oder Spätem nebst ihren Causalverbindungen
gegeben sein. Das Denken hat also jetzt die Mittelglieder
gewonnen, um durch die Verbalbezeichnung des Geschehenden
den Wortschatz, so oft es sich wünschenswerth zeigt, in zweck-
mässiger Weise zu bereichern, und aus den gepflanzteu Keimen
spriessen überall neue Ideenschöpfungen hervor, die unter
zwingendem Naturtrieb zur Entwickeluug reifen. Die von den
Thieren mit auf die Welt gebrachten Instincte zeigen eine in
potentia vorhandene Anlage, die auf die entsprechenden Reize
der Umgebung actuell wird. Wenn die eben geborene Schild-
kröte dem Wasser zueilt, so mögen wir uns eine solche Or-
ganisation des Geruchssinns vorstellen, dass das Einziehen der
feuchten Seeluft mit der Mächtigkeit eines bestimmten Em-
plindungsmomentes auftritt und die dadurch angeregte Be-
wegung in diejenige Richtung lenkt, nach welcher hin die
Anziehung an Intensität zuninunt. Dass bei den von einer
Hühnermutter ausgebrüteten Enten der Trieb zum Wasser erst
später auftritt, bedingt (abgesehen von der Schwächung der
Naturtriebe in domesticirten Hausthieren) nur relativ eine
Verschiedenheit, inwieweit sich überhaupt in dem Thierreiche
ein Wechsel in der Ausbildung zeigt, die bald bis zum Ab-
' Einleitung. XXV
schluss im Uterus verläuft, bald sich nach der Geburt noch
länger fortsetzt.
Um das Correlat der thierischen Instincthandlungen im
Menschen zu finden, mögen wir uns (um eine einfache Ver-
gleichungsbasis zu gewinnen und mitgetheilte Eindriicke von
vornherein abzuschneiden) ein Neugeborenes denken, das von
Affen geraubt und von diesen auferzogen worden. In den
ersten Jahren wird zwischen ihm und den jungen Aeffchen
kein grosser Unterschied bestehen, das Menschenkind wird,
seinem schwächern Gebisse gemäss, andere Nahrungssorten
vorziehen, sich bei der Empfindlichkeit seiner weniger behaarten
Haut häufiger mit Blättern bedecken, öfter die günstigere
Configuration seines Beckens zum Aufrechtgehen benutzen,
weniger geschickt klettern beim Mangel der Daumzehen u. dgl.m.,
aber in allen diesen Besonderheiten sich doch nur gradweise
vom Afienjungen abstufen. Zu derselben Zeit aber vielleicht,
wo in dem Affen bestimmte Instincthandlungen erwachen, der
Wandertrieb, das Baumnisten oder Aehnliches, wiirde man den
(nicht mit dem Instinetbewusstsein dieser, zur Fristung der
Existenz nöthigen, Handlungen begabten und deshalb unter
l den hier gesetzten Besonderheiten seines Zustandes mit Unter-
f- gang bedrohten) Menschen ruhig und in sich gekehrt ') da-
\ sitzen sehen, als ob er auf eine Stimme in sich lausche, und
dann wird diese Stimme in seinem Mund zum Ausdruck
I kommen und ein Wort moduliren. Diese Schöpfung der Sprache
ist die von dem Menschen instinctmässig auf die Welt ge-
brachte Anlage, die aber dann in grösster Mannichfaltigkeit
ihre Ausdrücke variiren kann. Worin liegt der Unterschied,
der sich hier zwischen Menschen und Affen zieht? Unzweifel-
haft im Auge, in dem festen und sichern Blick des Menschen,
') Der Vergleich der Bosjeman mit der Physiognomie der kleinen blauen
Affen aus dem Kafferland erhält seine volle Wahrheit (nach Lichtenstein)
durch die Lebhaftigkeit der Augen und die Beweglichkeit der Augenbrauen,
die siQh bei jeder Veränderung der Miene auf- und niederzogen, auch die
Nasenflügel und Mundwinkel, ja sogar die Ohren bewegten sich unwillkür-
lich mit und drückten den flüchtigen Wechsel von Begierde und mis-
trauischer Aufmerksamkeit auf die Umgebungen aus, dagegen kein einziger
Zug des Gesichts, in welchem sich Bewusstsein des Denkvermögens oder
irgendeine mildere, über das Thierische hinausgehende Regung des Gemüths
verrathen hätte (relativ gesprochen).
XXVI Einleitung.
gegenüber dem unstet schwankenden des Affen. Eindrücke,
die keine bestimmte Mächtigkeit erlangen, verklingen ziemlich
wirkungslos im Gewebe der Nervenschwingungen, während
andere rasch durch Accumulation wachsen und einen bestimm-
ten Effect produciren. Worin lag die Ursache, die den Men-
schen in jene nachdenklich in sich gekehrte Stellung versetzte,
als ob in Selbstbeschauung versunken? Es war in der That
eine Selbstbetrachtung, das Gebot des Nosce te ipsum ^), das
seine Aufmerksamkeit fesselte, ein kolossales Bild, das vor
seinem Geist stand, vielleicht das des Baums, der sich gerade
auf seiner Retina abmalt. Die Dimensionen des Bildes wachsen,
seine Umrisse prägen sich tiefer und schärfer ab, es entsteht
die Unbehaglichkeit, wie sie bei Gegenwart eines fremden
Körpers gefühlt wird. Macht sich ein Jucken an einem Theil
der Haut bemerkbar, so pflegen wir durch Kratzen die con-
tractile Membran anzuregen, um durch Expansion und Con-
traction das richtige Gleichgewicht des Ungestörtseins her-
zustellen, und bei allen Drüsenorganen ist von der Natur eine
regelmässige Wechselwirkung zwischen Jveiz und Gegenwirkung
in der Secretion hergestellt. Eine ähnliche Correlation findet
zwischen Gesichts- und Schallbildern statt, mit denjenigen
Organen, die die letztern als Ton hervorstossen. Das im Ge-
hirn beengende Bild des Baums wird als Wort ausgesprochen
und so in die Aussenwelt zurückgeführt. Die Belästigung ist
aufgehoben und die davon betroffeneu Partien der Hemisphären
treten wieder in das ruhige Gleichgewicht zurück. Mit neuen
Gesichtseindrücken wiederholen sich neue Schöpfungen der
Sprache, jedesmal specifisch der besondern Configuration des
Eindrucks entsprechend und diese deckend, während die Laute
der Thiere nur unbestimmt verworrene Kundgebungen ebenso
unbestimmt verworrener Anregung sind, die als Nebeneffecte
gleichzeitige begleiten. Der Mensch erwirbt sich also im Laufe
der Zeit von jedem Naturgegenstande zwei Bilder, das eine
als direct gesehen, das andere mit dem Ohr aufgenommen,
wie es ihm der Schall aus dem Munde seines Nebenmannes
zuführt, und die Rechnungsmethoden des menschlichen Denkens,
') Het „ken ti zelven" maakte de kern en den grondslag dier wäre
wijsheid uit, welke de Ouden zochten cn beminden (van der Iloevell) im
Homo sapiens (b. Linnaeus).
Einleitung. XXVII
als doppelte Controle verwendet und ihrer vielfachsten
Variationen fähig, w^erden also rasch die der Thiere an Sicher-
heit und Erfolg übertreffen, besonders durch die bald erlangte
AVillkürlichkeit in der Wortgestaltung begünstigt und in ihren
Proceduren vereinfacht, mit Zusammenfassung der langen
Reihen sinnlicher Ideenassociation unter comprehensive Begriffe
in sprachlicher Existenz. Aus den hergestellten Gleichungen
ergeben •) sich die grammatischen Beziehungen, und indem auch
diese wieder, ohne noch auf sinnlichen Eindrücken zu basiren,
ihren sprachlichen Ausdruck im Wort finden, so ist damit die
unendliche Entwickelungsbahn des freien Denkens betreten.
In der Sprache erhalten alle Relationen, in welche die Objecto
der Aussenwelt oder des mikrokosmischen Innern zueinander-
treten können, ihren bestimmenden Ausdruck, je nachdem sich
das Bedürfniss in engerer oder weiterer Ausdehnung bemerkbar
macht. Gleichzeitig werden nun alle diejenigen Nerven-
schwinguugen im Menschen angeregt, deren es, nach der
Natur seines animalischen Organismus, bedarf, um ihn zu der
für die Fristung seiner Existenz nothwendigen Thätigkeit an-
zuregen. Bei den andern Thieren finden sich meistens Organe
^) Alles Logische ist immer zugleich ein Syntaktisches ; die Arten des
Denkens können nur ebenso viele sein als die Arten seiner Bezeichnung
durch den Satzbau der Sprache. Die Wissenschaft der Logik zerfällt in
drei Theile, die Lehre von den Begriffen und deren allgemeinen Beziehungen,
in die von den einfachen und unmittelbaren Urtheilsverbindungen und in die
von den mittelbaren ürtheilen oder Schlüssen (s. Herrmann). Das strenge
oder begriffsmässige Denken sind ebenso, wie das Rechnen oder systematische
Verknüpfen und Umgehen mit Zahlen an und für sich selbst genommen, rein
ideale oder nur dem Innern des Lebens selbst angehörende Functionen des
Geistes, die überall nur mittelbar und indirect in einem Zusammenhang mit
den äussern Dingen stehen. Der Zweck alles reinen oder systematischen
Denkens aber ist die Erkenntniss der Begriffe, die in der Ermittelung ihrer
mannichfachen Beziehungen untereinander besteht, und es hat zuletzt alles
Rechnen ebenso nur in dem Erkennen der Zahlen aus ihren möglichen und
nothwendigen Beziehungen seinen Inhalt. Der logische Ausdruck des in
den Begriffen Erkannten oder die gedankenmässige Form einer zwischen
ihnen selbst stattfindenden Beziehung ist das Urtheil. Die Geltung aller
einzelnen Urtheile ist theils eine unmittelbare, theils eine mittelbare oder
eine solche, welche auf der vorausgesetzten Gültigkeit gewisser fernerer Ur-
theile, der Prämissen, beruht, und eine derartige mittelbare Urtheilsfolgerung
ist ein Schluss, indem die ganze Lehre von den Schlüssen nichts ist als
eine nothwendige Folge aus der von den einfachen Ürtheilen (Herrmann).
XXVIII Einleitung.
vorhanden, deren einfache Inswerksetzung für Abhülfe der
Bedürfnisse genügt, die Thiere bringen ihre natürlichen Wafien
mit auf die Welt und können dieselben sogleich zum Ergreifen
der Nahrung verwenden, wie sie auch von der Natur selbst
in einer den Jahreszeiten angemessenen Weise bekleidet sind.
Der Mensch dagegen steht nackt und bloss auf Erden da, er
besitzt keine andere Waflfe als die des Geistes, und er muss
die empfangenen Eindrücke also erst in bestimmte Gedanken
verwandeln, um aus dem Rechnen mit diesen die für Erlangung
seines Unterhaltes nothwendigen Erfindungen in der Fischerei
oder dem Jagdwerk zu machen. So sind im Menschen eine
Menge Denkwallungen in Anregung versetzt, theils aus dem
Bestreben, die allzu kräftig einfallenden Sinneseindrückc los
zu werden, theils für die Erwerbung des Lebensunterhaltes
nothwendig, und alle diese mögen noch mehr oder weniger
eng den thierischen Instincthandlungen angereiht werden, weil
aus Verhältnissen erwachsend, die in der Körperconstitution
selbst begründet liegen. Obwol schon zum psychischen Reich
gehörig, können doch alle diese Gedankenbildungen, als noch
direct durch physische Einflüsse gefärbt, nicht zur specifischen
Charakterisirung eines geistigen Grundelementes verwandt
werden, obwol sie, nach Gewinnung eines solchen, der rück-
schreitenden Analyse die werthvollsten Aufschlüsse geben
müssen.
Die erste völlig selbständige Schöpfung des Geistes ent-
steht aus dem Gefiihl der Unvollkommenheit in der mensch-
lichen Nachbildung des Existirenden. Der modulirte Wortlaut
deckt sich nicht zu völliger Befriedigung mit dem gesehenen
Augenbilde; für die wechselnden Vielfächheiten der Beziehungen,
in welche die Gegenstände des Aussen und Innen zueinander-
treten können, ist es schwer, in jedem einzelnen Augenblicke
den entspreciTcnden Ausdruck zu finden, es bleibt stets der
quälende Rest eines bestimmungslos Unbekannten übrig, und
diese Auffassung gestaltet sich dann zum unheimlich Dämo-
nischen, das an allen Dingen haftet, das oft in das ofiensiv
Feindliche eines bösen Wesens übergeht oder bei geläuterter
Weltanschauung sich zum Göttlichen verklären mag. Dieses
gemeinsam alle Objecto durchwehende Dämonische nimmt nun
in jedem einzelnen in stereotyper Gleichartigkeit wiederkehrende
Formen an, die sich z. B. in der Verehrung der Steine, Bäume,
Einleitung. XXIX
Thiere u. s. w. bei allen Völkern nachweisen lassen, nur durch
die Besonderheiten der jedesmaligen geographischen Provinz
modificirt.
In der Geselligkeit, die (abgesehen von der Geschlechts-
verbindung) die Menschen, wie andere Thiere, zusammenführt,
wird der Stärkste, durch die Macht des Stärkern, die Häupt-
lingsstelle einnehmen, und nach dem, wie überall in der Natur,
in der Gewohnheit wirkenden Trägheitsgesetz sie auch viel-
leicht noch im höhern Alter bewahren, obwol schon Stärkere
nachgeboren sind (wenn ; zufällig kein Ereigniss zur Probe
herausfordert). Diese, auch bei Thieren mögliche Verjährung
gewinnt nun eine besondere Ausdehnung beim Menschen, der
seine Erinnerungen in der Sprache (und später in der Schrift)
aufzuspeichern vermag, und deshalb vielleicht dem noch un-
mündigen Sohn gehorcht, weil er aus Traditionen weiss, dass
seine Väter dem Vater gehorcht haben. Aus den vielgestaltig
möglichen Beziehungen zwischen Fürst und Unterthan gliedern
sich die Rechtsbeziehungen.
Den optischen Einrichtungen des Auges gemäss malen
sich in allen Menschenrassen die Bilder der Aussenwelt gleich-
massig ab (mit Ausnahme vielleicht kleiner Farbenunterschiede,
wie z. B. bei Birmanen u. s. w.), und erst die weitere Ver-
arbeitung dieser Sinneseindrücke mag, je nach der nähern und
fernem Zusammenlagerung der Hauptcentra des Denkens, in
dolichocephalen oder brachycephalen Schädeln, Ungleichmässig-
keiten zeigen. Indessen sind die logischen Denkgesetze au
sich dieselben, und ebenso ist die Zahl der möglichen Wort-
laute (abgesehen von besondern Modificationen einiger Stimm-
organe, z. B. bei den Esten ^]) dieselbe. Die Verknüpfung
') Die Esten sprechen statt seh, welches ihrer Sprache fehlt, in Fremd-
wörtern s, und man hat gefunden, dass die auffallend geringe Wölbung des
Gaumens ihnen beim seh hinderlich ist (Wiedemann). Die Tasmanier ver-
wechselten das d und s. B wird W in den deutschen Mundarten des
ungarischen Berglandes , was sich ausserdem in deutschen Munda;-ten noch
findet in Italien (Sette communi), in Gottschee, in Krain bei den neben
Slowenen wohnenden Deutschen, bei den Wasserkroaten (Basserkrobaten) in
Ungarn (s. Schröer). — Habent Britanni novem literas mutabiles quas
umbratiles vocant, quia ut umbrae cedant et mutentur omnes istae literae
in principio dictionis atque aliis etiam in locis ob mollitiem varientur
(Sheringhamus).
XXX Einleitung.
zwischen Auffassung und Ausdruck, also die Namengebung,
wird dagegen wieder durch eine solche Menge von Neben-
umständen bedingt werden, dass sie als zufällig erscheinen
könnte, und von den vielfachen Synonymen eines gleichartig
wiederkehrenden Urlautes werden wir bald die eine, bald die
andere zeitweise adoptirt, dauernd festgehalten oder auf Neben-
bedeutungen übertragen finden. Je nach dem gegebenen oder
infolge bestimmender Eindrücke ausgewählten Material wird
dann die Sprache den einen oder andern Weg syntaktischer
Verknüpfungen, wie für jenes am bequemsten, einschlagen und
ein einmal gegebener Anstoss wird in derselben Richtung
weiter wirken, oft über ausgedehnte Gebiete hinaus, wie die
Alliteration in Südafrika oder der Polysynthetismus in Amerika.
In den durch geschichtliche Bewegung gemischten Sprachen
wird Einführung der Schrift zugleich ein grammatisches System
herstellen und in der Anordnuno^ desselben orern weitere Ent-
lehnung eintreten. Allerdings wird nun jeder ethnologische
Typus nicht nur, sondern auch jeder Volksstamm seinen ihm
in gewisser Hinsicht eigenthümlichen Wegen in den Gedanken-
verbindungen und deren Ausdruck folgen, aber bei dem im
Grunde überall gleichartigen Denkorganismus des Menschen
schweben diese nationeilen Nuancirungen nur so sehr auf der
Oberfläche, dass sie, wenn gewichtige Motive für Veränderungen
vorlägen, denselben ebenso rasch nachgeben wiirden, wie eine
jede Handschrift einige Veränderungen zeigt, je nachdem man
englisch, französisch oder deutsch mit lateinischen Lettern
schreibt, dieselben bei einiger Mühe indess leicht vermeiden
könnte. Zeigte es sich einem Franzosen vortheilhaft oder
wünschenswerth, deutsch zu lernen und sprechen (wie der
Elsässer das Französische), so wird er damit ohne grosse
Noth zu Stande kommen, obwol er der deutschen Sprache
einen gewissen dialektischen Typus leichterer Behandlung auf-
drücken wiirde, ohne sie aber in ihrem Kern umzugestalten.
Dagegen kann etwas relativ Neues dann hervorgehen, wenn
nicht eine Minderzahl der Sprechweise überwiegender Mehr-
heit nachgibt, sondern in einer längern Reihe von Umwälzungen
vielfache Elemente miteinander gemischt sind und nun neue
Klärung verlangen. Als die deutschen Mundarten sich unter
den Veränderungen der Völkerwanderung bildeten, lag im
Altfränkischen durch die nachgesetzten Artikel, die Anlage zu
Einleitung. XXXI
Suffixbildungen, wie sie aus dem sonst gebräuchlichen Präfixe
hätte hervorgehen können. In Adalbert's böhmischem Liede
(10. Jahrh.) heisst erbarme dich pomiluy (sei milde), im spätem
Böhmischen smiluy se (smile oder lächele uns). Sitne (zjto)
heisst (11. Jahrh.) Getreide (Sita, die Furche im Sanskrit) als
angesetztes Korn, und der später allgemein verwendete Begriff
des Setzens konnte ursprünglich von concreter Bedeutung aus-
gehen, wie furchen. Die Pali-Namen hinterindischer Städte
enden auf Bur, buri (Chantaburi) , von pura, Stadt, das
etymologisch auf puni (viel) zurückgeführt wird, und englisch
findet sich bury (Canterbury) , im Zusammenhang mit Burg
und Berg. Die Bezeichnung des Runden, rotundus (long im
Birm., klom im Siam.) wird sich in allen Sprachen anders
formiren als die des Scharfen, aigu, shrill (tet im Birm., lem
im Siam.), oder Spitzen (pointed).
Die Vertheidiger der Sprachscheidungen werden, bewusst
oder unbewusst, oft von patriotischen Gefühlen geleitet, indem
sie die nationale Bedeutung der Volkssprache auf dem Areal
des civilisirten Europa ins Auge fassen. Aber diese Verhält-
nisse und die hier gültige Wichtigkeit der Nationalsprache
gehört auf ein ganz anderes Gebiet historischer Erörterungen
als die objective Betrachtung der ethnologischen Sprachver-
hältnisse unter . schematisch construirten Naturvölkern.
Wie jeder andere Process im Körper geht der auf der
psychischen Sphäre der Gehirnentwickelung vor sich, periodisch
(gleich den Drüsenorganen) durch adäquate Keize (als die der
Sinne) in Thätigkeit gesetzt oder sonst latent verharrend. Die
Gegenstände der äussern Natur verbleiben innerhalb ihrer
möglichen Veränderungen dieselben, der zweite Factor dagegen
(der zur Gedankenbildung hinzutritt), der subjective Kesonanz-
boden, auf den die äussern Reize einfallen, ist je nach dem
Temperament sowol (oder dem Rassencharakter) als auch der
augenblicklichen Stimmung verschieden, während der Zustand
der Retina wieder (oder des Opticus) als ein gleichartiger
gesetzt werden kann (wenn nicht direct pathologisch gestört
und abnorm 1]). Aus der äussern Frage und der innern Ant-
^) Serious misunderstanding or calamities have been reported in the
army (of the United States) resnltiug from mistakes in the coloiir of green
and red lights by officers of the signal corps , themselves not fully aware
XXXII Einleitung.
wort, die je nach momentaner Färbung variirt, geht nun die
Vorstelkmg hervor, die nach erfolgter Projection in dem
geistigen Horizont zum Bewusstsein kommt, als erster Ansatz-
punkt der psychologischen Forschung, die einmal aus dieser
untersten Stufe in organischen Wachsthumsgesetzen zu höhern
Bildungen fortschreitet, andererseits aber auch noch diese
Grundlage analysirend unterwühlt und zersetzend nach jenen
primitivsten Regungen forscht, die als psychische Elemente
in die Bilduno- übergegangen sind. Einfache Eindriicke werden
durch Wortbildung des Namens beseitigt, der Stein als solcher
bezeichnet und dann vergessen, wenn nicht eine besondere
Empfänglichkeit der subjectiven Stimmung bei seiner Beob-
achtung ihn zum mysteriösen Fetisch erheben mag. Ein com-
plicirterer Eindruck, wie der des Baumes, der Empfindungen
des Hohen, des Gebreiteten, des Bewegten und Säuselnden,
vielleicht auch schon des Nährenden, des Schützenden u. dgl. m.
weckt, wird gewöhnlich in der Namensbezeichnung noch nicht
seine völlige Deckung finden, und deshalb von vornherein
einen unbekannten Kest lassen, der den günstigen Boden für
Mythenbildung abgibt. Ist uns deshalb eine genügende Reihe
möglichst primitiv religiöser Vorstellungen, die sich an ihn
knüpfen, bekannt, so mag es gelingen, durch richtig berech-
nete Gleichungen des ihnen allen Gemeinsamen (also nach
Subtraction des der Aussenwelt Angehörigen) die psychische
Ursubstanz in denselben, d. h. die erste Erscheinungsform
menschlicher Nervenaction auf der Denksphäre, aufzufinden
und isolirt darzustellen.
„Auch die am meisten heruntergekommenen Flexions-
sprachen sind dennoch von den isolirenden grundverschieden,
gerade die Wurzelveränderung haftet auch bei der stärksten
Abschleifung der Endungen, und völlig schwindet sie nirgends"
(s. Schleicher). Wenn das Birmanische indess aus kya (fallen)
kya oder khya (fällen) bildet, so ist das deutlich eine Ver-
of their failing in this rcspect (s. Gould). Green is not seen as red in the
majority of cascs (of colour-blindness), bnt the several colours green, yellow,
orange and red are seen either witli a great diniinution of their intensity
or as difi'erent shades of green, while those greens in which tlie impression
of colour is not derived from the true green rays, but froni an admixture
of blue and yellow, as is the case with foliage , are seen of a strongly
bluish shade (1870).
Einleitung. XXXIII
änderimg an dem Wurzelconsonanten des Anfangs, der den
Ton regiert, und eben nur infolge der Abhängigkeit jedes
Wortes von dem regierenden Ton, der ihm iiberhaupt erst
seinen bestimmenden Charakter gibt, können hier dergleichen
Veränderungen über ein begrenztes Mass nicht hinausgehen, da
sonst der Ton selbst neben dem Buchstabengerüst verändert,
das Wort also überhaupt ein ganz fremdes werden würde
(ebenso wie Vocalanderungen jeden Zusammenhang aufheben
müssten). Dagegen können wieder (bei dem Siamesischen) in
vielfachster Weise organische Tonänderungen eintreten ohne
Veränderungen des Buchstabengeriistes (oder in gesetzlicher
Beziehung zu denselben), und sie wirken dann in gleicher Weise
auf die Bedeutung, wie sonst die Flexionen in den vom Ton
unabhängigen Sprachen. Der bestehende Unterschied ist also
in solchem Falle nicht zwischen Flexion oder Isolirung zu
suchen, sondern zwischen Sprachen, die vorwiegend entweder
die durch den Ton oder die durch die Buchstabenaussprache
gebotene Vervielfältigung ihrer Laute benutzen (aber leicht
und oft diesen Charakter ändern).
Das für die agglutinirenden Sprachen Bedingende, dass
die bei den isolirenden lose dastehenden Beziehungsausdrücke
fester mit der durch sie bestimmten Wurzel verwachsen, wird
im Birmanischen durch die affigirten oder zwischengeschobenen
Partikeln erreicht , die bis auf Satzbildungen ausgedehnt,
polysynthetische Constructionen hervorrufen. Wir haben also
in ein und derselben, bisjetzt zu den monosyllaben oder
isolirenden gerechneten Sprache, Keime für die flectirenden
sowol wie für agglutinirende Sprachen, und obwol solche
Keime, wie in dem gegenwärtigen Entwickelungsstadium,
latent liegen können, so geben sie doch die Möglichkeit, dass
sie, wenn unter begünstigenden Verhältnissen zurEntwickelungs-
thätigkeit angefacht, als Ferment wirken und (wie jeder lebens-
fähige Gäruugsstoflf, so gering er an sich auch sei) den ge-
sammten Sprachbau umgestalten dürften, i)
1) Im Magyar, heisst kes-ek-nek (von kes oder Messer, ek als Plural-
zeichen und nek als Dativpräposition) den Messern, im Birmanischen lu-
do-a, den Männern (lu oder Mann, do oder Pluralzeichen, a oder Dativ-
präposition), und ebenso mit da (Messer), auch da-mya-a (Messer-viele-zu).
Auch im Worte selbst kann infolge der Zusammensetzung eine Veränderung
Bastian, Studien. ***
XXXIV Einleitung.
Es bleibt ein vergebliches Beginnen, in den Fluss der
Entwickelung hineinzugreifen, um dort eine Ursprache heraus-
heben zu wollen, für die sich nirgends ein Anfangspunkt
finden könnte. Ebenso unzulässig aber scheint es, die jetzt
Europa bewohnenden Völker nacheinander mit ihren fertig
gebildeten Sprachen dorthin bringen zu wollen, da wie ihre
Nationalitäten auch ihre Sprachen sich erst aus gegenseitigen
Durchdringungen im geschichtlichen Wachsthum organisirt
haben. Viele der Worte nothwendigster Ausdrücke, die, wie
jetzt im Gebrauch, einen klaren Anschluss an römische, latei-
nische oder anderwärts dem Sanskrit verwandte Formen
zeigen, mögen früher andere Bezeichnungen gehabt haben, da
sich vielleicht noch in manchen der slawischen, keltischen und
finnischen Nachbarsf)rachen (die indess auch ihrerseits wieder
aus dem Germanischen entlehnten) ihre ursprünglichen Be-
deutungen auffinden lassen, und mitunter an die entsprechende
Analogie im Deutschen (die, da die Hauptbedeutung durch
ein Fremdwort ersetzt wurde, sich auf Nebenbedeutungen
übertrug oder darin verblieb) anknüpfen lassen. Obwol es
keine Ursprache gibt noch geben kann, so wird sich doch
überall, wo ein bestimmt umschriebener Cyklus historischer
vorgehen und hmya (ahmya oder soviel als) sich in hma verwandeln, wie
ba-hma-ma-ra (er erhält nichts), abgekürzt statt baha-ko-hmya-ma-ra, wobei
baha selbst eine Abkürzung ist von bay-ha (was Sache oder welche Sache)
und ko (die umständliche Accusativbezeichnung) des leicht verständlichen
Sinnes wegen ausgelassen wird, also (statt: welches Ding was immer nicht
kriegt) welch Ding immer nicht kriegt (what thing whatever not get) oder:
er erhält (ihr erhaltet) nichts (get, gets nothing). Dialektisch kommen solche
Modificationen überall vor, sie gelten bei uns für grammatisch unrichtig,
weil wir uns feste Sprachgesetze systematisch deutlich gemacht haben. Es
hiesse nun aber mit ungleichem Massstab messen, wenn wir Sprachen,
bei denen der grammatische Sinn nicht so klar zum Durchbruch gekommen
ist (oder wenn er, wie bei den indochinesischen Sprachen, auf die stereotypen
Formen ihrer heiligen Sprachen des Pali beschränkt bleibt), mit der heute
gelehrt durchgebildeten Phase unserer Sprache verglichen, und nicht mit der
ganzen Fülle, unter welcher sie auch bei uns im Volke wuchert. Das Par-
ticipien (tauk-so-midein, das scheinende Licht) und Adjectivbeziehungen (hla-
so-su, ein Schöner, hla-so-lu, der schöne Mann) bezeichnende so wird in der
Schrift oft einfach abgekürzt durch den Buchstaben s. Im Siamesischen
bildet sav (nachgestellt) nän sav (Bruder weiblich) oder Schwester, luk sav
(Kind weiblich) oder Tochter, dagegen sav näy (kleines Weibliches) oder
Mädchen, sav bärisudd (vollendetes Weibliches) oder Jungfrau u. s. w.
Einleitung. XXXV
Wechselwirkung gegeben ist, ein Vorbereitungsstadium nach-
weisen lassen, nicht im estnischen Kesselgebräu willkürlich
ausgetheilter Sprachen, sondern in bildungsfähiger Mutterlauge,
aus deren Mischung die gesetzlich gestalteten Typen in ihren
Wahlverwandtschaften nacheinander hervorkrystallisiren. Ein
längere Zeit abgeschlossen und einseitig auf sich hingewiesenes
Volk wird in allen Dingen couservativ, in Sitten, Gebräuchen,
Kleidung und auch Sprache; so die als Insulaner isolirten
Briten gegenüber den leicht yankeenisirten Deutschen, und dem
starr an seiner Sprache festhaltenden Esten gegenüber der
rasch in Reval Deutsch erlernende und das eigene Idiom ver-
leugnende Lette, indem der aus vielfachen Mischungen in
der Geschichte aufgewachsene Litauerstamm (der Liti oder
Leute) gerade in dasjenige Stadium nachgiebiger Umbildungs-
fähigkeit getreten ist, in welchem er sich rasch den Verhält-
nissen anschmiegt. Je nach gesetzlicher Mässiguug oder dem
Uebermass solcher Neigung wird eine derartige Richtung
fordernd oder schädlich wirken.
Wir haben eine keltische Nationalität, die zur Zeit der
classischen Schriftsteller (die allein darüber berichten konnten
und denen sie selbst sehr dunkel blieb) bereits im Verschwinden
begriffen war, sodass sie erst (im Anschluss an weit spätere
Dialekte) künstlich reconstruirt werden muss; wir haben eine
slawische, die wir uns jetzt erst aus panslawistischen Be-
strebungen zu bilden beginnen, und eine germanische, in deren
Entwickelungsflusse wir zu sehr mitteninne stehen, um sie klar
zu überschauen. Aus solchen Entitäten oder Non-Entitäten
wird dann unter weitern Zuthaten und Abzügen in dem
Nebel grauer Vorzeit das Phantom eines Urvolks zusammen-
gebaut. Wenn dies vielleicht die logische Rechenkunst mittel-
alterlicher Historiker gewesen sein mag, so sollte sie doch
nicht für die Naturwissenschaften passen, denen anzugehören
die Anthropologie sich rühmt. Wollte ein vielleicht trefflich
gebildeter, aber mathematischer Ignorant die Ziffer drei, wo
immer sie in Rechnungen vorkommt, gleichartig behandeln,
gleichviel, ob die Zahl, ob ihre dritte Potenz oder ob die
Extraction der dritten Wurzel bezeichnend, so mag sich eine
Urzahl gewinnen lassen, so rein destillirt und abgezogen, wie
dialektische Trichotomie nicht besser wünschen kann; einem
Mathematiker dagegen würde sie schwerlich munden. Ebenso
***2
XXXVI Einleitung.
wenig kaiiu die Ethnologie die Realität jeuer Völkertypen an-
erkennen, mit denen man so freigebig in europäischer Vor-
geschichte operirt. Wenn unsere heutigen Systeme unter das
Messer einer spätem Kritik fallen, werden sie weit unbarm-
herziger zerschnitten werden als die von uns so freigebig be-
lachten Polyhistoren seligen Andenkens, die Kircher, Jablonsky
u. a. m., da sie nicht einmal die von deren Gelehrsamkeit
zusammengetragenen Goldkörnchen enthalten, sondern nur aus
hohlen Phrasen momentanen Disputatiouskitzels aufgepufft, die
Bücher anschwellen.
Die Ausdrücke keltisch, germanisch, slawisch sind auf
jedes Zunge, und keiner trägt Bedenken, sie frischweg zu ver-
wenden, wo sich die Gelegenheit bietet. Da es leichte Worte
sind ohne jedweden Inhalt, wird es um so leichter mit ihnen
genommen. In Betreff des Keltischen pflegt in den Köpfen
der Gebildeten, selbst der Fachgelehrten, der ergötzlichste
Widersinn zu spuken, und Keltiberer, Iberer, Ligurer, Aqui-
tanier, Beigen, keltische Gallier und gallische Kelten laufen in
bunter Confusion durcheinander, wenn ein selbstgefälliges
Nichtswissen um seine Weisheit angezapft wird. Was bis-
her als Slawisch in den Lehrbüchern figurirte, war ent-
weder ein populäres Auskunftsmittel oder die Nothlüge der
Unwissenheit , da , je tiefer die gründlichen Forschungen
Thunmann's, Lehrberg's, Sjögren's, Dobrowsky's, Schaffarik's
u. s. w. eindrangen, es sich desto mehr herausstellte, dass auf
diesem Grunde alles unsicher und schwankend sei. Die sprach-
liche Aushülfe wäre sehr bequem, aber freilich wenig beruhigend
(und auf tschudisch-finnisch-ingrisch-jamischer Unterschichtung
ganz schlüpfrig), da es immer von dem reinen Zufall abhinge,
ob man noch gerade „acht steinalte Individuen" erwischte, wie
Kruse in Salis ^) (1839) oder gar nur zwei (noch nicht lettisirte),
wieGüldenstubbe (Ib-lS) unter den Kreewiugen, bei Bauske, oder
') Die jüngere Generation war bereits völlig lettisirt, kleidete sich
lettisch und verstand die livisch-estnische Sprache der Alten nicht mehr.
Die Wogulen an der untern Lossowa sind (nach Reguly) nur noch dem
Namen nach Finnen, während an der obern Lossowa kaum noch neunzig Per-
sonen finnischer Abstammung übrig sind. Nach der Aussage eines neunzig-
jährigen Greises (1839) soll in seiner Jugend das ganze Gebiet Neu- und
Altsalis nur livisch gesprochen haben (Jürgeusen).
Eiuleitung. XXXVII
in Rügen auf die kurze Notiz des Chronisten aus dem Jahre
1402 angewiesen wäre. Wollen wir das lebendige Volksleben
verstehen, so haben wir es zu erfassen im lebendigem Ent-
wickelungsflusse, alle andern systematischen Zertheilungen
führen nur zur Ertödtung und reichen, im herausgeschnitteneu
System, ein unförmliches Stück Cadaver, das bald der Ver-
wesung verfallen wird.
Ein grosses Hinderniss unserer wissenschaftlichen Con-
structionen bildet das Herüberragen eines Ideenkreises, der
einer untergegangenen Vorzeit angehört, aber aus heiliger Scheu
in einer verfallenen Ruine unverletzt erhalten wird, obwol sich
diese unter den neuen Anschauungen ebenso fremdartig ausnimmt,
wie das Stück aus Berlins Alterthum unter dem rührigen Treiben
auf seinen Strassen. Es ist dies das Festhalten zeitlicher und
räumlicher Schranken, nachdem wir schon in Betrachtungen
eingetreten sind, wo weder von Raum noch von Zeit irgend-
wie länger die Rede sein kann. Die Geologie mag in den
Schichtungen der Gesteine, in den auftretenden Versteinerungen
eine Nacheinanderfolge niedersetzen, die Descendenztheorie die
Vollkommenheit der Organismen miteinander vergleichen, die Phi-
lologie von altern und Jüngern Sprachformen nach gegenseitiger
Abwägung zueinander reden: sobald dann aber die Geologie,
die Anthropologie, die Philologie aus den durch Thatsachen
relativ fixirbaren Bestimmungen hinaus, in das Gedankenreich
der Speculation eintritt, so darf sie nicht weiter chronologisch
zählen wollen, w^enn die Zeit in das Zeitlose, das Endliche im
Unendlichen verschwindet. Solange dem Menschen die Welt
mit einer Schöpfung begann, war der Anfangspunkt deutlich
markirt und konnte den Denkreihen als Anknüpfung für
weitere Operationen dienen. Jetzt ist uns dieser Halt ent-
zogen, und wir gefährden die Grundlage unserer Bauten, wenn
wir trügerische Scheinstützen simuliren, wenn w'ir einen Anfang
supponiren innerhalb des ewngen Werdens, indem die Ruhe
des Gleichgewichts nur in der Harmonie gesetzlicher Pro-
portionen geboten werden kann. Die Wissenschaft muss sich
deutlich bewusst werden, dass ein solches Compromiss mit
anachronistischen Vorstellungen nicht länger zulässig, dass es
für sie geradezu verderblich ist, da die Richtigkeit aller ihrer
fernem Rechnungen in Frage gestellt wird. Sie muss als
krankhaft anerkennen alle jene teleologischen Gelüste, die auch
XXX Vm Einleitung.
in denjenigen Wissenszweigen fortspukeu, die am lautesten
gegen theologisch beliebte Teleologien polemisiren. Was nützt
uns ein Urchaos, ein Urvolk, eine Ursprache, selbst wenn wir
das Undenkbare denken und einen Ursprung demonstriren
könnten? Wir hätten dann ein Denkphantom vor uns, von
dem wir bei genauerer Untersuchung den Eindruck gewinnen
würden, wie Aesop's Fuchs von der Larve, sYxecpaXo'v oux i^ti.
Das Denken kann nur solche Objecte bearbeiten, die ihm in
einer ergreifbaren Form gegeben sind, die es in Relationen
zu setzen und in stets neuen Combinationen zu variiren ver-
mag, wie die Volkseigenthümlichkeiten zu ihren geographischen
Umgebungen oder geschichtlichen Bewegungen, die Spracli-
entwickelungen zu den normalen Denkgesetzen mit zulässigen
Ablenkungen. Die Welt ist ein Problem, deren Lösung dem
menschlichen Geiste aufgegeben ist. Welche Art des Facit
wir daraus einst ziehen werden, ist uns nicht im voraus gesagt.
Wir sehen nur überall die Rechenexempel vor uns, die es
unsere Pflicht ist, ernstlich und emsig auf allen Feldern der
Beobachtung in Arbeit zu nehmen. Zu was für Resultaten
uns ihre Lösung fiihren wird, bleibt vorläufig unbekannt, und
Vermuthungen darüber dürfen das methodische Studium nicht
unterbrechen, denn der Lehrer würde sich wenig befriedigt
zeigen, wenn er die Schreibtafeln der Schüler mit phantastischen
Figuren, als Umrisse möglicher Ergebnisse, bekritzelt sähe,
statt dass sich jeder einzelne bemüht hätte, in Förderung des
ihm übergebenen Pensums sein Quotum beizutragen im „Bau
der Ewigkeiten", wie der Dichter singt.
Inhalt.
Seite
Vorwort VII
Einleitung XVII
(Krstes Kapitel.
Das Flüssige schriftloser Sprachen, ihre Wechsel und Mischungen. . 1
3njettfa Kapitel.
Das Birmanische 108
BxitU» Kapitel.
Das Siamesische 191
Vierte« Kapitel.
Die Sprachgestaltung 246
dxfn &(i^\iti
Das Flüssige scliriftloser Sprachen,
ihre Weclisel und Miscliimgen.
Jjei der Wortbildung bedient sich die Sprache aller der
technischen HVilfsmittcl, die ihr zur Handhabe gegeben sind,
bald der verschiedenen Mundorgane zur Artikulirung der Con-
sonanten nach ihrer Klasse, bald der längern oder verkürzten
Stimmröhre zum Hervorstossen der hohen oder tiefen Yocale,
l)ald der Anspannung oder Erschlajftung des Kehlkopf-Appa-
rates, um mit mehr oder weniger Nachdruck zu reden. An-
fangs werden alle diese Wege promiscue verwandt zur Bildung
der Worte, die, dem Trägheitsprincipe gemäss, zunächst ein-
silbig bleiben , und ein aj^athischer Geisteszustand mag sich
auch vielleicht fiir lange Zeit hinaus mit Monosyllaben zu
begnügen vermögen, indem eine gleichartige Abstraction jeder
einzelnen hinzugefügt Avird, je nachdem sie in ein Nomen oder
in ein Verbum zu verwandeln sei. Bei concentrirterm
Denken dagegen sucht man den Gesammtbegriff des Substan-
tivs schon in ein Wort zusammenzufassen, man wird statt
khuam ro7i Wärme sagen, statt IJniam fem der Traum oder
statt Ihirija tld (Jon pal gehend u. s. w., ja man wird manch-
mal gleich einen ganzen Satz in einem Gesammtausdruck
l)egreifen und (wenn nicht in der unbehülflichen Ver-
stümmelung polysynthetischer Sprache oder in der complicirten
Einschachtelungsconstruction des Birmanischen) ihn durch den
dominireuden Hochton einigen, den yjo^ioc, tovoc (von dem die
Griechen in einzelnen Worten noch den gebrochenen Hoch-
ton oder Circumflexus bei Servius, den scharfen Hochton und
ÜASTIAX, Studien. 1
2 Erstes Kapitel.
den aufwärtsgebrochenen Hochton oder Antanaklazomcne des
Glaukus unterschieden). Hat die Sprache dann sonach nicht
nur auf Worte, sondern auch auf Satzbildung Kiicksicht zu
nehmen, so wird es der Natur der Sache nach sich rathsam
zeigen, die in Auswahl zu Gebote stehenden Mittel auch mit
Auswahl zu benutzen, und während es beim einzelnen Worte
keine Schwierigkeiten hat, durch Veränderung des Buchstaben-
gerüstes selbst, sei es des vocalischen oder des consonantischen,
Mannichfaltigkeit anzudeuten, wird sich das Spielen auf dem
schwebenden Hauch der Betonung am zwcckmässigsten zeigen,
um in dem complicirten Satzgefüge eine Veränderung hervor-
zurufen, ohne dasselbe durch solche zugleich aus den Fugen
zu bringen. Man wird also nicht länger den Unterschied des
Fernen und Nahen in dem Worte Hai durch die Betonung
allein andeuten dürfen, da diese jetzt andern Zwecken dient
und nur wieder vielleicht zur Verstärkung^) hinzutreten darf,
wie wenn die Araber das ivae (weit) ausziehen, um etwas
sehr Entferntes ^) anzudeuten. Die Betonung 3) dient nun der
Rhetorik, sodass sich Gracchus (nach Cicero) von der Flöte
(rovaptov) in seiner Rede begleiten Hess, und (nach Benloew)
war die antike Betonungsweise '*) wesentlich musikalisch.
') Lo-a, lang, lo lo-a, sehr lang, lo Iv lo-a, gar sehr lang (im Hawaii-
schen), lek'le/e, oft weglaufen, dididi, und didididi, alt, ganz alt (Triplication
in Polynesischen Sprachen).
-) Wenn der Botoeude etwas sehnlichst wfinscht und verlangt, so erhebt
er die Sprache zu einem monotonen Gesänge. Es ist, als wenn er Armuth
des Ausdruckes durch erhöhte Stärke des Lautes ersetzen wollte, ebenso
wie er Vielheit, Grösse, Unbegrenztheit durch die Wiederholung desselben
Wortes andeutet, z. B. ou(tiou-oH-i»i-oi(-ou, der grosse Fluss, das Meer (n.
von Martins). In der Nama-Sprache (zum llottentottischen gehörig) ist (nach
Wallniann) besonders wichtig der Ton, mit welchem die Worte gespro(!hcn
werden. In Unterscheidung des tiefen, mittlem und hohen Tones bedeutet
ikha'd) (je nach der Scala, worin es gesprochen wird) Finsterniss, Ort, Tuch.
Crowther unterscheidet an den Worten der Yoruba-Sprache Hebung und
Senkung der Stimme.
^) The language of the Wapisianas (in Guiana) is very peculiar and its
intonations are strong. It has several sounds which it would not be possibie
to represent by our alphabets (Schomburgk). — Les Indiens de la famille al-
gonquine ont l'accent appuye et l'accent frappe (Duponceau). — Die Shiporoko
unterbrechen die Worte mit Schlucli/.laiiten (nach Tschudi).
■*) In den MandeSpraciien geiiört der Accent nicht dem Worte, sondern
dem Satze an, und diesem nicht als Ausdruck eines Innern, sondern als einer
Reihe von Lauten, insofern er gewissermassen eine Melodie ist (s. Stein-
Wechsel und Mischungen. 3
indem der Tiefton (Aneiinene) in der Tiefe sinkt (als ßapeta),
weil schwer (gravis). Aristophanes von Byzanz verglich
die Accente des Wortes (wie Aristoxenus) mit den Tönen ^)
der Musik und accentus dicitur ab accanendo, quod sit quasi
quidam cujusque syllaba^ cantus. Apud Graecos ideo TcpocoSi'a
dicitur (Diomedes). In griechischer Betonung betrug der
Unterschied zwischen Hochton und Tiefton fast eine Quinte
(nach Dionys. Hai.). In neuern Sprachen ist das Wort ein-
töniger geworden (bemerkt Corssen). ,,Im Munde des Ge-
bildeten und Gelehrten ist vielfach der Hochton des Wortes
zu einem blossen Nachdruck der Stimme abgestumpft, solange
nicht eine heftigere Bewegung der Seele das Wort lebendiger
und klangvoller aus seiner Brust presst." Die Ursache der
steigernden Vocalschwächung beruht in allen Sprachen auf
dem Fortrücken des Accentes (Geiger). Die schmückende
Färbung der Stimme wird fi'ir rhetorische Gelegenheit reser-
virt und fällt bei der gewöhnlichen Rede fort. „Das Ver-
hältniss der Frage ^) ist neben dem des Ausrufs wesentlich
thal). — Observatio per tenoret:, quos quideui ab antiquis dictos tonoies com-
peri, nt vidulicet declinato a Graecis verbo qui tovou? dicunt, vel accentus
qiias Graeci TipoawSta; vocant (Quintilian). Accentus sunt qui graece Tcpo-
awSiat. dicuntur acutus, gravis, circumflexus (M. Victorinus). Tonos alii
accentus alii tenores nominant (Donat). Sunt autem accentus decem: acutus
accentus, gravis, circumflexus, longa linea, brevis, hyphen, diastole, apostro-
phos, dasia, psyle (Priscian). — Die Vocale (im Sanskrit) oder deren Accente
werden eingetheilt in betonte oder udatta (mit gehobenem Ton), in tonlose
oder anudatta (mit gesenktem Ton) und in circumflectirte oder svarita (mit
mittlerm Ton).
^) Die Schüler des Aristarch, der die Erfindung des Aristophanes aus-
bildete (s. Lehrs), setzten die Accente nach den durch Herodian erweiterten
Lehren (3. Jahrh. p. J.). Quintilian übersetzt tÖvoi durch tenores und
TipocjwSiai. durch accentus, nimmt aber beides in gleichem Sinne, sodass
noch heute tovoi Accente genannt werden. Man meint nämlich, die -npoawSia
ist eine raat;, und beruhen wol die xoMOt, aber nicht die xpo^o^- u"'^
uveufjLara auf xaat?, also sind nur jene, nicht auch diese TCpoawSiat (s.
Steinthal).
2) ,,Das Verhältniss der Frage pflegt neben den beiden Momenten der
Wortstellung und der Betonung noch durch das ausdrücklich zu diesem
Zwecke bestimmte logische Fragepronomen, in welchem an und für sich immer
eine bestimmte Hinweisung auf den Begriff" der Negation, d. h. die mögliche
Leugnung jener Verbindung enthalten ist, angezeigt zu werden." Die est-
nische Sprache ist genau rhythmisch. Dieser Rhythmus, der trochäische, im
weitern Sinne, macht sich nicht nur in der gebundenen Rede geltend, son-
dern ebenso in der ungebundenen (s. Fähiniann).
1*
4 Erstes Kapitel.
das einzige, bei welchem von dem Mittel der Betonung in
regelmässiger und organischer Weise auch in den höhern
flectirenden Sprachen zu syntaktischen Zwecken Gebrauch ge-
macht wird. Auch die prägnante Assertion aber wird nächst
der Wortstellung vielfach durch den unterstiitzenden Ton
(obgleich illegitimerweise) der wie namentlich im Griechi-
schen durch die Function bestimmten Partikel, besonders des
",'£, näher bezeichnet" (Herrmann), und umgekehit bedarf das
Siamesische und Birmaische jetzt selbst für die Frage, wie
für alle andern rhetorischen Zwecke der Partikeln, da die
dafür besser geeignete Betonung ^) schon vorweg verbraucht ist.
Die je nach der Contraction des Ansatzrohres producirten
Intervalle treten nicht nothwendig in musikalischer Harmonie
auf, sondern können sich nur in der Länge oder Kürze der
abo-ebrochenen Silbe manifestiren und bedingen dann wieder
eine Wechselwirkung zu dem durch, mehr bestimmten Willens-
richtungen unterworfene, Muskeln regulirten Nachdruck.
„Die Tonlänge bindet und bricht den Hochton, der Hochton
beschränkt und kürzt die Tonlänge, es ist ein Widerstreit
constitutioneller Gewalten am Wort." Im Sanskrit schwebt
der Hochton frei von den Fesseln der Tondauer über dem
Wortkörper und kann jede Silbe desselben hervorheben. Der
') Betonung bezeichnet, sofern es dem lateinischen Wort Ictus ent-
spricht, den Nachdruck der Stimme, womit man in der Sprache des ge-
wöhnlichen Lebens zur Deutlichkeit und Anmuth des mündlichen Vortrags einen
Silbenlant vor dem andern hervorliebt, sofern es aber dem lateinischen
Worte Acccntus oder dem griechischen TipoauSia entspricht, die verschiedene
Art der Aussprechung eines Silbenlautes nach seiner Höhe, Stärke und Dauer
(n. Grotefend). „Es hat jedes zusammengesetzte griechische oder lateinische
Wort, ebenso wol wie das deutsche, eine so vielfache Betonung, als es für
sich betonte Worte enthält, nur pHegten griechische und römische Sprach-
lehrer in ihrer Accentlehre immer nur den letzten Ton des Wortes zu be-
rücksichtigen." Im Griechischen zeigt der äolische Dialekt eine ähnliche
Neigung wie das Lateinische, den Hochton in den Wortkörper zurückzu-
ziehen. Sonst ist diese Neigung im Griechischen nur in der Bildung der
Verbalformen sichtbar (Corssen). Dass die französische Sprache, wenn man
auf die andern Betonungen keine Rücksicht nimmt, den Ton beständig auf
das Ende des Wortes legt, kommt daher, weil sie von den Stammworten
der romanischen Sprache alle diejenigen Silben abzuwerfen pflegt, die der
betonten Silbe nachfolgen sollten. Im Sanskrit sind lange und kurze Vocale
eigentlich (qualitativ gleich und nur quantitativ verschieden (s. Steinthal).
Wechsel und Mischungen. 5
Unterschied zwischen langen und kurzen tietlonigen Silben
fing aber an, sich in der Sprache mehr und mehr zu ver-
dunkehi, sodass man im 4.-5. Jahrh. (nach Servius) nicht
mehr lange und kurze, sondern nur noch hochbetonte und
tiefbetonte Silben unterschied. "Im 1. Jahrh. p. J. werden
tieftonige Silben, die nach dem augusteischen Kanon als lang
gelten, für Kiirzen verwandt, wogegen hochbetonte kurze
Silben die Geltung von Längen erhalten, und in dem Herab-
ziehen der spätesten Kaiserzeit erscheint die Quantität der
Silben in gänzlicher Verzerrung und Zerrüttung (s. Corssen).
In der volksthümlich-christlichen Dichtung der letzten Zeiten
des römischen Kaiserreichs bildete sich das accentuirende
Princip der Verskunst aus, das dann auf die romanischen
Sprachen überging. Im Metrum des Neugriechischen wird
nur der Accentfall berücksichtigt, ohne Bezug auf Länge und
Kürze. Dagegen hatte früher das Griechische in seiner Quan-
titäts-Epoche den im saturninischen Vers waltenden Accent
verdrängt. Der sapphische Vers der Kirchenlieder wurde,
obwol nach der Quantität gebildet, nach dem Accent gelesen.
Die maccaronischen Verse (aus dem 15. Jahrh.) wurden in
Mischung von deutschen und lateinischen Versen nach den
Hexametern in den Klöstern verfasst, und später suchte Gess-
ner das Princip der Quantität im Deutschen durchzuführen.
Nach lateinischer Quantität verfasste Verse wurden oft nach
dem Accent gelesen, um Reime hervortreten zu lassen. Bei
den alten Sprachen ist das quantitative, bei den neuern das
qualitative oder accentuirende ') Princip der Silbenunter-
scheidung im Versbau das herrschende. Je activer das Geistes-
leben wird, desto mehr wird es dahin streben, das Wort an
sich zu einem durchaus indifferenten ■■^) zu machen , um es
1) Im Neuhochdeutschen wird eine jede ursprünglich ofiene kurze
Wurzelsilbe unter dem Einfluss des auf ihr ruhenden Accentes und Marcatos
zu einer verlängerten offenen Silbe.
2) Je mehr die Völker ein eigentliches Culturleben entwickeln, je
grösser ihr geistiger Gesichtskreis wird, je speculativer ihr Denken, um so
mehr wird die sinnliche Fülle und Mannichfaltigkeit der alten Flexions-
Endungen, als ein die Leichtigkeit und Easchheit des Lebens und Denkens
hindernder Ballast, abgeworfen, dessen man ohne Schaden entrathen kann
(s. Westphal). Die vollformigen (synthetischen) Sprachen sind unter grossem
lautlichen Verlust zu Sprachen der aufgelösten, umschreibenden Formen
Q Erstes Kapitel.
möglichst allseitig verwenden zu können, und desto weniger
werden die im halbl^ewussten Instinct gebildeten Rhythmen ')
musikalischer Melodien 2), oder selbst nicht ihre Abschwächung
in den Qualitätsverhältnissen, vor dem selbständigen und
freier lenkbaren Accent zur 'Geltung kommen.
Die leichten Modificationen, durch die ein eingeborenes
Volk die Wortbedeutung zu ändern liebt und zu ändern ver-
mag, verschwinden im Contact mit fremden Einwanderern, die
der Deutlichkeit wegen und um Misverständnisse zu ver-
meiden, in weiten Umschreibungen und Umschweifen zu reden
genöthigt sind, und dann aus unverständlich werdenden Suffixen
in der Zusammensetzung oftmals ein grammatisches Elexions-
system herausbilden.
In familiärer Sprechweise, zwischen Bekannten, zwischen
(analytisch) geworden (Boltz). Die Wurzeln , die (wie die Bralimaiien in
indischer Schule) Henri Etieune in Europa den Sprachen zu Grunde legt,
bilden bei den monosyllabischen das ganze Wort, als phonetic types (nach
M. Müller).
') Die im Reeitativo sprechenden Asiiantie wechseln oft den Ton, in-
dem das Wort (wie im Chinesischen) mehr als eine Bedeutung hat (Bowdich).
Vom Yoruba bemerkt Crowther: „h at the end of the word points out, that
the word or syllable should be pronounced with an elevation of the voiee ;
on the contrary hh or rh at the end of words show that those words or
syllables should be pronounced with a great depression of voice." Im Sia-
mesischen, wo die Art der Betonung von den Anfangsconsonanten abhängt,
influirt zugleich ein vorgesetztes Ho-nam oder Onam in der dritten Klasse.
,,Die formosanische Sprache ist wie die japanesische; nur in diesem sind sie
voneinander unterschieden, dass die Japaneser keine Buchstaben haben, die
mit der Kehle ausgesprochen werden, wie die Formosaner, und dass sie bei
denen Verbis auxiliaribus weder die Stimme erheben noch fallen lassen,
welches doch in Formosa gebräuchlich" (B. Schulzen). Die formosanischen
Uebcrsetzungen des Daniel Gravius sind abgefasst in een tale, die in de
Dorpen Saulang, Mattauw, Cinckan , Bacloan, Tavokan, Tevorang, Dorko
en Tilocen gesprokcn en verstaan werdt.
'■') Aristoxeniis nennt das Sprechen ein jj-iXoc, eine (jLeXwÖia, denn auch im
Sprechen kommen (gerade wie im Gesänge) verschiedene Tonstufen vor,
nur lassen sich diese Tonstufen des Sprechens wenigstens nicht überall als
bestimmte Intervalle in unserm Ohr wahrnehmen , das Sprechen geht zu
schnell vor sich, die einzelnen Silben eilen zu rasch vorüber, als dass wir
uns der Intervalle immer bewusst sein können, es ist der Tonfall beim
Sprechen gleichsam eine continuirliche, keine discrete Bewegung (9(i)vt]
XoYtxf], als Melodie des Sprechens). Ihr gegenüber steht der Gesang,
welcher nicht nur wegen der längern Zeitdauer der gesungenön Vucale,
sondern auch der in ihrer Anlage und Uichtung sofort zu erkeuiuMideii
Wechsel und Mischungen. 7
Mann und Frau, Mutter und Tochter (the one generally knows
beforehand what the other is going to say, and words are
used more to indicate, than to describe thought) long sentences
are hardly thought of, beoause misapprehensions are not
possible and particular intonations, familiär accents are sufficient
to prepare the mind of the hearer for what he has to expect.
These intonations even have been hxed and preserved in Chinese
(s. M. Müller). Im Gesang dient das Marcato oder die stär-
kere Intension eines Tones zur rhythmischen Gliederung^) nach
Takten und Takttheilen. Der schwere Takttheil ist derjenige,
welcher vor dem leichtern eben durch das Gewicht des Mar-
cato hervorgehoben wird. Ausserdem aber wird das Marcato
im Gesänge und noch mehr in der Instrumentalmusik gleich-
sam zur rhetorischen Hervorhebung besonders wichtiger Töne
und Silben gebraucht, und kann dann auch sogar auf einen
dem Rhythmus nach leichtern Takttheil ftillen, das rhythmische
Marcato, welches den Takt und Takttheil voneinander son-
dert, bezieht sich zunächst auf die äussere zeitliche Form der
^Melodie, die zweite Art des Marcato aber wesentlich auf den
Inhalt. Und so gibt es auch in Sprachen ein doppeltes
Marcato (das rhythmische der Hebung und Senkung im Takt
oder die logische Hervorhebung von Worten 2) oder Silben).
künstlichen Tonfolge, welche dem Ohr durch einen bestimmten Tongang
sich einschmeicheln will, die hier waltenden Intervalle zum sofortigen Be-
wusstsein bringt, was in der Melodie des Sprechens nicht der Fall ist ((povr;
Si7.aTY),u.aT'.xr', als Vortrag nach bestimmten Intervallen). Sowie die Worte
gesungen werden, treten an Stelle der natürlichen Wortaccente künstlerisch
beabsichtigte Tonhöhen und Tontiefen, welche den natürlichen Wortaccent
fast überall regieren, dergestalt, dass der grammatische Hochton des Wortes
im Gesänge oft zu einem tiefern Tone wird, der grammatische Tiefton
dagegen eine höhere Tonstufe erhält (s. W^estphal).
') In der Alliteration der Bantasprache bedingt der Anfangsconsonant des
regierenden Wortes den des regierten. In den Sprachen der finnischen
Sprachfamilie richtet sich der Vocal der Flexions-Endung nach dem Vocal
des Stammes (ausser im Reval-Estnischen).
^) Der Wortaccent und der rhythmische Ictus sind im recitirten Hexa-
meter und Trimeter ebenso wenig congruent, wie in einem gesungenen Liede,
und dass auch ausserdem das logische Marcato bisweilen noch als ein
drittes Element zu dem Wortaccente und dem rhythmischen Ictus hinzu-
kommt, ohne mit einem von diesen beiden identisch zu sein, zeigt die nicht
geringe Anzahl von solchen Stellen des dramatischen Dialogs der Griechen,
wo zwei Verbalformen, welche die gleiche grammatische Bildung und die-
g Erstes Kapitel.
Nach Dionysius bewegt man sich beim Sprechen vorzugsweise
in einer Quinte , ohne die Stimme zu höhern Intervallen
emporzuheben. Auch in der deutschen Sprache vernimmt
man im Gegensatz der unbetonten und der Tonsilbe am
häutigsten einen Fortschritt zur Quinte. Aber man hört auch
namentlich im leidenschaftlichen Sprechen, beim Fragen und
Kufen, iiberhaupt bei einer bewegten Stimme noch höhere
Intervalle. Der Zornige vermag sogar noch höher als zu
einer Octave emporzusteigen (s. Westphal). Wenn im La-
teinischen (das der phonologischen oder phonetischen Accen-
tuations-Methode angehört) eine bestimmte Silbe des Wortes
den Ton i) trägt, so ist dies ganz unabhängig von der gramma-
tischen Function derselben (s. Westphal). „Das etymologische
Accentuationssystem, das im Griechischen seine Herrschaft mit
dem phonologischen Accentuationsprincip theilen muss, Avaltet
dagegen uneingeschränkt im Sanskrit mit mannichfachen Be-
rührungspunkten, w^elche zwischen ihm und speciellen Einzeln-
heiten der griechischen Accentuation stattfinden, immer aber
so, dass durch dasselbe bestimmte Flexionssylben, die an sich
eine hervorragende Bedeutung fi'ir das Ganze des Wortes
haben, auch durch den Worttoii hervorgehoben werden. Auch
selbe Endung haben und dabei auf der uämlicben Endung betont werden,
in Beziehung auf den WurzelbegriÖ' in einem logischen und rhetorischen
Gegensatz zueinander stehen, und deshalb auch noch eine energische Her-
vorhebung der Wurzelsilbe durch grossere Stärke der Intension verlangen
(s. Westphal).
^) Im Gegensatz zum Griechischen, Latcinischou und Sanskrit legt das
Germanische sowol das rhythmische wie das logische Marcato immer auf
solche Silben, die zugleich den höhern Wortaccent tragen, nämlich auf die
Wurzelsilben. Und in einem Falle lässt das Deutsche gleichfalls zwischen
dem logischen und rhythmischen Marcato einerseits und dem Wortaccente
andererseits eine Divergenz eintreten, nämlich bei einer indirecten Frage und
einem ihr analog stehenden fragenden oder verwundernden Ausruf. Das
rhythmische und logische Marcato bleibt in einem solchen Falle auf der
Wurzelsilbe, aber der Wortaccent, d. h. die höhere Tonstufe, geht von der
Wurzelsilbe auf die Wortendung über, und zwar trifft diese Wandlung des
Accentes dasjenige Wort, auf welchem als dem bedeutungsvollsten Worte
des fragenden Satzes zugleich das stärkste logische Marcato ruht (s. West-
]>hal). Manche hochdeutsche Localdialcktc (besonders der sächsische und
thüringische) lassen auch, ohne dass sie fragen, in ausdrucksvoller Rede den
Ton oder Wortaccent in dem logisch wichtigsten Wort von der Wurzelsilbe
auf die P>ndung vorrücken, resp. sie lassen den umgekehrten Circumflex
eintretiii.
Wechsel und Mischungen. 9
die AccentUHtion ') iiii Deiitseheii ist eine lediglieh etymolo-
gisehe. Auf längere und kürzere Silben, auf" ihre Entfernung
vom Wortsehlusse Avird keine Rücksicht genommen, sondern
nur auf ihre grammatische Function. Aber abweichend vom
Sanskrit und vom Griechischen ist es (mit Ausnahme des
einzigen Wortes ,, lebendig*') niemals eine Flexions- oder De-
rivationssilbe, die dm'ch den Ton hervorgehoben wird, sondern
inuner die Wurzelsilbe. „Wir artikuliren ''^) das eherne Herz un-
') The accent seem» tu serve merely a musical or eiiphoiiic piirpose in
the context and not the logical one of distinguishing one wurd from the
other, sagt KüUe von der Vai-Sprache.
'-) Das Semitische hatte schon in seiner ältesten Form keine vollen,
lautlich existirenden, in aussprechbarer Form aus den Worten herausschäl-
baren Wurzeln, wie das Indogermanische, sondern die Bedeutung hing nur
an den Consonanten, jede Yocalisirung derselben fügt nothwendig zur Be-
deutung eine Beziehung hinzu (Schleicher). Das Metrum scheidet Katha und
Atha. Innerhalb des Hebräischen ist bei Accentverhist die Verwandlung des
Vocals in einen Halbvocal, der vor silbenschliessenden Consonanten in i
übergeht, sehr gewöhnlich. Abstossend wird betont als abp-tzstossend, dann:
rasch' rasch', langsam u. s. w. Gasconasmen sind (n. Bartholemy) griechische
Wendungen. Der Grammatiker Nikanor nahm acht Interpunktionen an. Es
genügte ihm nicht, die Vullkonimenheit des Satzes und Gedankens auszu-
drücken, sondern er wollte auch das verschiedene logische Verhältniss der Sätze
zueinander, das sich auch durch leise Verschiedenheiten der Stimme und der
Pause kundgiebt, durch Zeichen festhalten (Steinthal). Eine Scala der Quan-
tität fehlt. Ursprünglich beherrschte (in lateinischer Verskunst) Tondauer und
Hochton im engsten Verein den Versbau, dann geriethen Accent und Quan-
tität in Widerstreit um die Herrschaft über denselben, endlich siegte das
quantitative Princip (nach Ritschel). Nach Dion. Thrax ist r^ länger als
CO. Solange sich die Dacoromanen des auf das Griechische gegründeten
slawischen Alphabets bedienten, accentuirten sie jedes Wort, später aber
wurden ihre Grammatiker sparsam. Den alten Proven^alen fehlte jede
Tonbezeichnung. In der Arsis gilt eine kurze Silbe lang (s. Telfy). Die
Litauer Ostpreussens bewahren den gleichzeitigen Gebrauch des Tonaccentes
und der Quantität, und ebenso Illyrier und Servier (und im alten Grie-
chischen). Den Byzantinern fehlt das Gefühl für Quantität. „Die Por-
tugiesen sind über Verwendung der Accente noch nicht zu festen Gesetzen
gekommen" (Dietz). — I never saw a saw saw better, than the saw I saw
saw. — The Chinese distinguish their poetry by two schools or styles, the
koo-te or ancient style (marked by a peculiarly abstruse concise construction
and restricted by no System of metrical arrangement or of tonic modulation,
save a species of rhyme) and the kin-te or modern style, which came in
vogue with the establishment of the Tang-dynasty and is characterised (be-
sides the necessary rhyme of final syllables) by a systematic limitation of
feet and lines, and by a strict attention to luh and yun. Of these properties
10 Erstes Kapitel.
willkührlich schärfer, als das eherne oder erzene Pf'undgewicht.
Die Bestimmung von aeneus, die Verwendung und die meta-
phorische Bedeutung zu bezeichnen, konnte zu der schärfern
Artikuhxtion dieses Wortes, mithin zur Vocaltrennung bei-
tragen. Dei' eigenthche Grund aber ist etymologisch, durch
die Ausstossung des s ist das c in alieneus lang ^) geworden,
während es in aheseus, ahereus kurz gewesen sein würde
(Klausen).
Indem der Geist in seinem durch Wortbildungen ausge-
drückten Denken ununterbrochen selbstthätig weiterschafft,
erwachsen die in ungebundener Ueppigkeit wuchernden For-
men der Natursprachen, die bei dem Versuche, sie in gram-
luh is defined to bc an intimate correspnndence of scnse between liiie and
line, and yiin consists in a perscribed antithesis of Intonation between certain
feet of each conplet and a proper alternation of tone in each line (Medliurst
junior). — Lisse erfand (210 a. J.) die Ciirsivschrift (Thswan) bis zu den
Han. Der Unterschied der langen und kurzen Silben (in der Quantität) hat
nur auf das äusserlich sinnliche Erscheinen der Sprache Bezug, während
der der betonten und unbetonten den geistigen Charakter oder die Gliederung
der logischen Inhaltsverhältnisse selbst angeht (Herrmann). Die Einheit des
mehrsilbigen Wortes mit sich selbst wird wahrgenommen und vertreten
durch den Accent. In den Mande-Sprachen dient der Accent wie der Anf-
tact (le frappe, Arsis oder vieiraehr Thesis) lediglich dem rhythmischen Ver-
hältniss der Sprache, dem Wohllaut (Steinthal).
') In its original character, the Polisli language possessed, in common
with all the other Slavic languages, the Clements of a regulär System of
long and short syllables. So long, however, as there have existed Polish
pocts, they have not measured, but in inütation of the French, have counted
the syllables (Talvj). Zaluski and Minasowrez wrotc verses with counted not
measured syllables, without rhyme, Przybylski's and Staszyc's translations of
Homer are in hexameters. That rhyme is not natural to the Polish
language is evident from the ancient populär poetry of the other Slavic
nations, which are all without rhyme. — Im Banta herrscht die Alliteration im
Satz. Nicht, wie bei Griechen, Römern, Indern n. s. w. die Prosodie, d. h.
das Zeitmass der Silben, die Daner der zu ihrer Aussprache nöthigen Zeit,
die in metrischer Beziehung entweder eine Zeiteinheit oder zwei Zeitein-
heiten beträgt, neben welcher die Betonung der Silben nicht in Betracht
kommt, noch auch, wie in der heutigen Metrik, die Betonungslänge der fest
bestimmten Silbenanzahl des Verses und bestimmten Rhythmus desselben,
nichts von alledem ist Princip des altdeutschen Verses, sondern einzig und
allein die grammatische Betonung, im Mittelhochdeutschen also die eigen-
thümlichen Tonverhältnisse des mittelhoclulciitsciu'n Wortes, das grössere
oder geringere Gewicht seiner Silben (s. Schleicher).
Wechsel und Misehungun. H
matischer Systematik') zu ordnen, durch ihre complicirten
Verwickehingen überraschen. Mischt sich ein fremdes Volk
mit dem einheimischen, so treten Zersetzungen und Ver-
stümmelungen ein, die, wenn gleichfjills später in übersicht-
Hcher Methode zusammengestellt, einfacher erscheinen. So
oft eine Acme in der Entwickelung erreicht wird, wenn das
Volk die ihm innewohnenden Keime völlig zur Keife gebracht
hat und also (bei nicht neu einfallendem Reiz) ein Stillstand
eintritt, werden die künstlich durchschhmgenen Formen der
Grammatik, die nicht mehr durch das immerjunge Getriebe
innern Wachsthums lebendig gehalten werden, beginnen aus-
einauderzufallen und sich bis zu Monosyllaben zu reduciren.
Für Klarheit und Leichtigkeit des Gedankenausdruckes sind
gewöhnlich die mittlem Stadien die geeignetsten. Eine durch
allzu minutiöse Bestimmungen durchschnittene Grammatik, die
einen Pfuscher allerdings (gleich der Schablone des Malers) vor
Fehlern besser bewahrt, wird das freie Schafi'en des Genies
mehr hemmen und fesseln, als eine möglichst gesetzlose
Grammatik, die ihm nur ein einzelnes und einfachstes Werk-
zeug liefert, aber ihn gerade dadurch, wenn eine echte Kiinstler-
natur, befähigt, seinem schöpferischen Drange vollen Spiel-
raum zu geben und durch jenes jede Nuance ungehindert
hervorzurufen. So genügt dem Hinterwäldler sein Beil, um sich
seine Wohnung zu zimmern und alle Gegenstände in derselben,
die, wenn verarbeitet mitgebracht, trotz aller Mühe des Trans-
portes doch vielleicht den Anforderungen der Verhältnisse
nicht angemessen und passend gewesen sein wiirden.
Bei lebendiger Sprachentwickelung genügen die leichtesten
Modificationen , um Unterschiede zu bezeichnen, und aus Be-
quemlichkeit werden zwei Gegensätze, die am häufigsten neben
einander verwandt werden, oft nur durch ganz leichte Abände-
rungen markirt, wie Freund und Feind, schlecht und recht.
Ein fremdsprachiges Volk, das ins Land tritt, wird in diesen
leicht übersehenen Laut-Modulationen zweier sich conträr gegen-
') Dans la langue chinoise les formea grammaticales sont en tres-petit
norubre et d'nne grande simplicite, dans la langue arabe, au contraire, elles
sont innombrables et tres-artificielles. Neanmoins, dans la premiere, la
precision et la clarte sont portees au plus haut point, tandis que l'obscurite
et la confusion dominent dans Tarabe (de Merian).
\2 Erstes Kapitel.
überstehender Begrifi'e besondere Schwierigkeiten sehen nnd sie
deshalb durch Umschreibungen zu umgehen suchen, wie der
Europäer in Birma die Doppeldeutigkeit des hlae (Bot) und hie
(Karren), oder in Siam das il((i (nahe) und llai (weit), so-
dass gerade die vorher am engsten zusammenstehenden Worte
später durch die weitesten Umschweife getrennt sein werden.
Während ein einheimisches Volk überhaupt immer seine Sprache
möglichst zu verkürzen und auf Einsilber zu reduciren sucht,
um sich die Mühe unnöthigen Sprechens zu sparen, wird ein
Mischvolk eher lange und breite Formen vorziehen, da man
sich lieber ihre Unbehülflichkeit gefallen lässt als die Gefahr
steter Misverständnisse. Im Altfranzösischen linden sich im
directen Anschluss an die lateinischen Ordinalzahlen der dritte,
vierte, fünfte, sechste, tiers, quart, quint, sixt, während
später die von tertianus (zum dritten gehörig), quartanus (zum
vierten gehörig) wieder entlehnten Formen troisieme, quatrieme,
cinquieme, sixieme zur Verwendung kommen. Die eine Be-
schreibung einschliessenden Namen der Pflanzen werden (im
Tupi) auf das möglichst geringe Mass von Silben zurück-
geführt. Die Abkürzungen in den Sprachen (Guianas) treten
besonders darin hervor, dass die Dolmet^äclier in höchstens
zwanzig Worten das ausdrücken, was ihnen in oft mehr als
hundert mitgetheilt wird (bemerkt Schomburgk).
Jede Sprache im mündlichen Verkehr strebt aus natür-
licher Bequemlichkeit zur Kürzung, der indessen durch die
erforderliche Deutlichkeit eine Grenze gesetzt wird, und Völker
mit unvollkommenen Sprachorganen werden es oft bequemer
finden, bei zwei Silben stehen zu bleiben, während ein aus-
drucksvoller Mund, gleich dem Englischen, in dessen Bewegung
jeder feine Muskelbündel des Gesichts mitspielt, die Mehrzahl
der Worte durch treffende und scharfe Einsilber ausdrücken
kann, ohne der anderswo herbeigezogenen Ilülfsmittel der Be-
tonung zu bedürfen (und ohne diese also für rhetorische Zwecke
zu verlieren). Im Gegensatz zu den colloquialen Abbreviaturen
ist die Schrift umgekehrt zu complicirten Satz- oder Wort-
bildungen geneigt, und auch in der Syntax kann jeder an
sich selbst bemerken, dass er anders, und zwar künstlicher,
schreibt, als spricht. Ein Volk, auf dessen Culturleben die
Schriftsprache noch einen bedeutmigsvollen Eindruck ausübt,
wird deshalb leichter eine complicirte Grammatik zeigen, bis
Wechsel mid Misohiiiigen. 13
es vielleicht über die sklavische Huldigung der Schrift sieh
weggesetzt hat und sie nicht länger als Zweck ihres Studiums
betrachtet, sondern nur als Mittel, \\m den Zweck des Studiums
zu erreichen. Unbeeinflusst scheinen unter den Schriftvölkern
nur die Chinesen geblieben zu sein, da ihre Schrift als bild-
lich fiir das Auge berechnet wird und deshalb auf den ge-
sprochenen Laut keinen Einfluss ausüben konnte. Auf der
andern Seite haben die Indianer ohne eine Schrift ihre poly-
synthetische Redeweise gebildet, infolge der durch ihre Ge-
sellschaftseinrichtung benöthigten Sitte längerer Reden in den
Versamniluno;en und der memorialen Bewahruno; ihrer Tra-
ditionen.
Der Einfluss, den die Schriftsprache auf das Geistesleben
eines Volkes ausübt, wird vor allem von der grössern oder
geringern Autorität abhängen, mit der sie unter demselben
auftritt. Ist neben ihr noch eine fremde Sprache, als heilige,
im Gebrauch, so mag trotz der Verwendung der Schrift, der
Dialekt fortfahren, steten Abänderungen, wie bei schriftlosen
Völkern, unterworfen zu sein, und das Deutsche hat sich erst
seit der Lutherischen Bibelübersetzung fester fixiit. Einen
solchen Schutz erhielt das Arabische gleich am Anfjing seiner
schriftlichen Laufbahn, und ist deshalb die Treue, mit der
sich die Reinheit des Beduinen-Dialektes bewahrt, nichts Ueber-
raschendes. Die Griechen hatten ein ähnliches Normalmass
in Homer's Epen, um ihre Sprachregeln zu prüfen und allzu
weite Abweichungen zu rectificiren.
Die Graduirung in der Sprachentwickehmg der indoger-
manischen Völker folgt nicht aus ihrer graduellen Abzweii^uno;
von einem hypothetischen Ursitz, sondern aus der Zeitverschieden-
heit in ihrer Annahme der Schrift und der daraus resultirenden
Fixirung der Sprechweise. Zu dem unbekannten oder (wenn
man will) durch das Lyklsche vertretenen Repräsentanten der
einheimischen Sprache im westlichen Vorderasien kam ägyp-
tischer Einfluss aus Afrika, die semitische Varietät zu zeugen
und turanischer von Osten, als Anregung des Arischen. Das
Semitische wurde in weite Entfernungen zerstreut durch die
Seezüge der Phönizier, das Arische dao-eo-en rückte in aje-
schlossenen Colonnen auf dem Landwege vor und breitete
sich, unter Absendung eines Seitenzweiges nach Indien, über
ganz Europa. Das iiberlegene Geistesthum der Hellenen in-
J4 Erstes Kapitel.
ficirte seine gesammte Nachbarschafi. Das Semitische wurde
überall in Asien verdrängt (ausser in schwierigen Berggegen-
den seiner unzugänglichen Halbinsel, aus der es seinen spätem
Siegeszug antreten sollte), und in den Donauländern klang
rumänische oder neugriechische Sprache. Iberien, Gallien,
dann auch Britannien erhielten römische Färbung, weniger
daoeo;en das nur halb unterworfene Germanien luid die ent-
ferntern Slawenländer, sodass uns hier zwei selbständigere
Sprachen durch die Schrift überliefert sind.
Mit dem Monosyllabismus verbindet sich leicht eine Aus-
bildiuig der Tonverhältnisse, um eine weitere Basis für den
Spielraum möglicher Modificationen ') zu gewinnen, wenn man
') A Chinese can more readily distinguish between two words (niinjit
and luing), whose tones are unlike, than he can between words (raing tnid
meng or ming and hing), whcre the initial or final dift'ers a little and tho
tones are the same (Williams). The change froni the Monosyllabie to the
Polysyllabic is purely a phonetic one (according to Laidlay). — Aehnliche
Homonymen, wie sie das Chinesische durch die Betonung variirt, bietet das
Französische im Laut sang z. B., welcher Blut (saug), Vernunft (sens), hundert
(cent), ohne {sa7is), fühlt (sent), sich damit (.s'e«), deren (c'ew) bedeuten kann,
oder im Englischen light (Licht), light (leicht), liglit (anzünden), dann li/ce
(ähnlich), like (lieben), grave (ernst), grave (einschneiden), grave (Grab) u. s. w.
Im Sanskrit findet sich die einsilbige Wurzel yudh für kämpfen, Kämpfer,
Kampf, als Verbum und Substantivum im coucreten und abstracten Sinne.
Im Englischen dient close (von claudo) als Adjectivum , Substantivum \ind
Verbum. — Un assez grand nombre de mots primitifs en gallois, u'ayant point
de forme caracteristique, sont indifferemment oii substantifs ou adjectifs ou
verbs. Ainsi hod veut dire wm (Vre, etre, etaut (s. Edwards). — Mary Gadul-
phin hat (1868) ihre Bücher in englischen Monosyllaben geschrieben und
Hough veröffentlichte An Anglo-Burmese dictionary of the monosyllabie words
in the English Language. Verlegen hat im Deutschen drei durchaus getrennte
Bedeutungen. Nach Castren gab es eine Zeit, wo sich die indo-europäiselien
Spraclien auf derselben niedern Bildungsstufe befanden, wie es jetzt mit
dem Chinesischen der Fall ist, und haben sie nach und nach die Ent-
wickelungsstadien durchlaufen, in welchen sich die mongolischen, türkischen
und finnischen Sprachen gegenwärtig befinden. Im Mongolischen hat die
Volkssprache bereits eine ordentliche Flexion bei den Zeitwörtern entwickelt,
und iimerhalb des finnischen Sprachstamnies hat die Bildung von Präpo-
sitionen und präpositionalen Zusammensetzungen bereits begonnen. — Whitney
distinguishes an internal flection, like the Semitic, from one like the ludo-
Europa'an , which is rather secondary and aecidental, eonstantly arising in
new cases under the influence of plionetic circumstances, but never winuing
a pervading face, and in many members of the faniily hardly taking on
anywhere a regulär form and office, as significant of relations.
Wechsel und Mischungen. l5
nicht, wie im Englischen (das ausserdem für complicirtere
Begrifi'e die gleichzeitigen Hülfsquellen seines romanischen
Elementes besitzt) durch Variationen consonantischer und
vocalischer Aussprache Mannichfaltigkeit erzeugte. Wie bei
vielen andern Stämmen schien auch bei den Coeruna (am
Yupura) die Betonung verstärkt oder geschwächt, verschiedene
Zeiten und Personen zu bezeichnen (Martins).
"Während das Mongolische keine Verbalendungen ^) lur
Personen hat, sollen sich diese kürzlich (nach Castren) im
Buriätischen und den tungusischen Idiomen bei Nertschinsk
gebildet haben. In Amerika wurde das Otomi für einsilbisr
gehalten (s. Naxera) und auch der Grund des Tschcrkessischen
gilt für einsilbig (s. Maury). In manchen Dialekten der
Schweiz kehrt das Deutsche zur Einsilbigkeit 2) zurück (d. h.
zu dem Naturzustand, der bei abgelegener Isolation überall,
1) The Ugrian dialects (especially the Hungai'ian and Finnic) are the
higliest in rank (im Turanischen), being almost entitled to be recivoned as
intleetive. Thg eastern branches, the Mongolean and the Tungnsian, are poorer
and scantier, and the Manchu even verges upon a monosyllabic stift'ness, not
having (for exaniple) so much as a distinction of number and person in its
predicative or verbally employed words. The Turkish hold a middle place
(s. Whitney).
-) Le peuple tend a contracter, ä mutiler les mots, dont il se sert, car le
peuple parle pour parier et nun pour bien parier. Le peuple est presse et
paresseux (Ampere). L'alteration de la langue latine (dans les langues neo-
latines) s'est operee par la contraction des mots, la suppression des desinences,
la confusion des eas. On decouvre les rudiments de ces diverses tendances
dans la langue latine a son etat le plus aucien. Deja dans les monnraents
des vieilles langues italiotes on trouve des mots contractes ou tronques,
comme ils l'ont ete depuis dans les langues ueo-latines, fust (im Oskischen),
fuerit, mais (magis), saeclum (bei lat. Dichtern für saeculiim), periclum
(für periculum, dixti (dixisti) (bei Terenz), cald (bei Quinct. statt calida), 'pol
(statt per aedes Pollucis), hercle etc. — The language of Nepal-Proper is
remarkable for its numerous tones and its scanty serviles whether literal or
syllabic (s. Hodgson). — Robinson describes four different accents or intou-
ations prevalent in all the languages spoken by the tribes bordering on the
Valley of Assam , which includes Hodgson's Garos, Miris, Abor-Miris and
Kacharis (as general name), and comprehending the Borros (Bados), Hojai-
Kacharis, Kochis (Modai-Kocbis, Phul-guriyas and Hermias), the Mechis,
Dhimals and Rabhas (s. Müller). Much the greater proportion of words in
the Grebo language are monosyllables, disyliables form the second class in
point of number. The class of primitive words which have more than two
syllables is not numerous. Words of four syllables are still more uncommon.
1(3 Erstes Kapitel.
auch in der physischen Erscheinung der in geschichtlichen
Perioden vielleicht schon veränderten Völker, wieder zum
Durchbrach kommt). Im Munde des Volkes sind die Sprachen
stets in der Zersetzung und Entstellung begrifien, und dieser
Zerstörungsprocess wird dann bei Feststellung einer Schrift-
sprache nur für so lange aufgehalten, wie die in derselben
niedergelegten Regeln der Grammatik als dominirender Kanon
der Gelehrten des Landes, wo sie sich ausbildete, gültig
bleiben. Bei Adoption durch ein anderes Volk tritt erst wieder
vollkommene Confusion ein, wie bei der barbarischen Latinität
der Diplome im ß. Jahrh. (wo: les terminaisons des cas sont
placees au hasard, a la fin des mots, dont le röle ne peut
plus etre determine que par les prepositious qui les precedent),
bis sich eine neue Ordnung herstellt. Ku (to carry on the
head) is uttered with a depressed voice (in the Eyo-languagc).
Aus der Verbindung eines Consonanten und eines Vocales
entsteht die Urgestalt der Silbe, die einfache, allen fernem
höhern Wortbildungen zu Grunde liegende AVurzeP) (Herr-
mann). Aus der Zusammensetzung zweier verschiedenartiger
^) Roots may be used as words, each root preserving its füll independ-
ence. Two roots may be joined togcther to form words , and in tbese
Compounds one root may lose its independence. Two roots may be joini'd
together to form words and in these Compounds botli roots may lose tlieir
independence (Müller). — Se funda toda la lengua (quiche) en unos eeos y
sonidos, originados de los cantos, sonidos ö naturaleza de las cosas
(Ximcnez). — Whatever affects the use of the organs of speech, be it climate,
acquired habits, or Imitation of novel articulations, incvitably leads to some
change in the voc.abulary, so that mutually intelligible dialects of one
language become in a few generatiuns indepcndcnt tungucs (D. Wilson). —
Le menie mot est souvent substantif et verljc ('dans la langue lenape). — The
same word is frequeiitly used as an adjective, verb and prcposition (in the
Grebo language). Tuh kwane, sliort tree, kwaneh orah, ncar the town,
kwanena orah, he approached the town. Gnebri hla, tall person, hlada^
he had gone a long way. — Das Participium, das die Stoiker (als nomen
verbale oder verbum causale) avravaV.XaaTo; -pooriyoph. (wiederumbeugsames
Appellativum) genannt hatten, bildete (als ixt-oyr,) den achten Redetheil der
Grammatiker, participium genannt, weil es an nominalen und verbalen Ver-
hältnissen theilhat. Nach Lerscli hat Aristoteles zuerst das Particip als
Redetheil anerkannt. — While Indo-Europaoan language, in puttiug two roots
together to compose a form, sinks the individuality of both, the Scythian
sinks that of but one, the snflix (s. Müller). According to Tooke the
Conjunctions are contracted imperatives of the most recurrent verbs.
Wechsel und Mischungen. 17
Ursilben uuter später eintretender Verschmelzung derselben in
eine einzige werden die eigentlichen oder wirklichen Wurzeln
der Sprachen, deren Inhalt schon ein in bestimmter Weise
logischer ist, entstanden sein.
Soll nach Grundlauten, die den Wortbildungen zu Grunde
liesren, gesucht werden, so müssen die somatischen Einwir-
kungen der Aflecte, zunächst auf die Muskelstellungen der
Sprechorgane, in Betracht gezogen werden, um die in der
dadurch bedingten Anordnung der Stimmwerkzeuge natürlich-
sten Töne festzustellen. Dieser Normalton braucht dann aber
nicht in dem gleichbedeutenden Worte aller Sprachen wieder
erkennbar zu sein, da der Sinn desselben oft in abgeleiteten
Begriffen wiedergegeben wird und also durch Wortcombina-
tionen, deren Tonwurzel in ganz; andern Naturlauten liegen
mag. Das ursprüngliche Tonwort kann dagegen vielleicht
wieder unter neuen Verhältnissen aufgefunden werden, wo es
lun- auf Umwegen verknüpften Ideenverbindungen zum Aus-
drucke dient.
Der im Misnmth herabgezogene Mundwinkel gibt ein
„Ach" im Aechzen, der bei der Verwunderung geöffnete Mund
ein Ah, und dieses Ah das Staunen (mi-Rare), die ge-
runzelte Stirn spricht den Zorn aus, das schnalzende Wohl-
gefallen ein Ja (bei Orientalen geschnalzt in der Bejahung),
das zispernde Abweisen die durch solchen Laut ersetzte Ver-
neinung der Orientalen, die im Ekel herabgezogene Unterlippe
bedingt das „Aeh'' des Ekeligen, die Verachtung unter Hinauf-
ziehen der Nase ein „Fi", der aufgezogene Winkel der Ober-
lippe im Hohn das „Hä" des Hämischen. Um durch Bezeich-
nung des Uebermasses abweisend zu antworten, bläst man dem
Fragenden ein Puh ins Gesicht, und mit plu in plurimum ^)
(und multum) wird die Vielzahl bezeichnet, mit plu via das
massenweise im Regen fallende Wasser , wie plu in der
Bechuana-Sprache, wo es zugleich einen Reichthum und den
Inbegriff" alles Wohlseins ausdrückt. Bei Verachten liegt zwar
noch in der Vorsilbe der Fi-Laut, aber nicht im Worte selbst.
1) La rac. pul, magnum, altum esse vel lieri, luil , acoumulare, allieo
li pf, implere, d'oü puru, pulu, multus etc., se retrouve dans plusieurs mots
latins, tels que populus , l'arbre eleve, pulex (l'insecte, qui so multiplio
beaiicoup), populus ou peuple, etc. (Pietet).
Bastian, Studien. 2
ly Erstes Kapitel.
da liier der umschriebene Begriflf des Nichtachtens an die
Stelle getreten ist, wie bei despicere das Herabsehen. Im
hämischen Durchhächeln oder Durchhecheln ist zugleich die
bildliche Vergleichung des Durchharkens oder Durchziehens
von dem lautlich ähnlichsten Worte hergenommen. Baum
(der Aufgebäumte) stellt bald eine Erweiterung von hg-oc (Dru)
dar (drievo im Sanskrit), ist bald dagegen (als Ruksha) von
rtih (wachsen) abgeleitet, bald als phalin von ])hala (Frucht)
oder in arbor von den Kräutern (arhlicC) im allgemeinen. Den
äussern Erscheinungen der Natur liegt als solchen überhaupt
kein Urlaut zu Grunde, sondern dieser tritt nur in den mit
ihrem Eindruck verknüpften Seelenstimmungen zu Tage, und
aus der Vielfachheit der dadurch möglichen Bezeichnungen wird
dann ein einzelner dauernd fixirt im Namen. Der Grundlaut
für Himmel ist ein die ganze Gaumenwölbung füllendes Nga
(Kanga in Oceanien, Enga in Afrika, Tangri in Asien), während
in Hemel (Himmel) das unbestimmte Verschwimmen hervor-
tritt. Ein St! macht stehen und liegt den meisten Wortaus-
drücken dafür zu Grunde, wogegen ein vorgestossenes ih —
(hi im Pferderuf) zum Gehen wegseudet. Am wiederholtesten
tritt die Onomatopaesis bei den Thiernamen hervor, im directen
Anschluss an ihre charakteristischen Laute.
Neben den Lautreihen, wie sie in der Mehrzahl unserer
Alphabete angedeutet sind, zeigen sich noch andere Geräusch-
verhältnisse ') möglich. Die Klick walten besonders bei
') Le son des langues quichua et othomi (que les graraiuairiens liis-
pano-aniericains appellent cc eastafiuelas) est la lettre K doublement articu-
lee du fond du gosier et dont le son re.ssemble, autaiit qu'il est possible
de le decrire, au bruit que fait un singe qui oasse des noix. Aebnlioh das
ou (wie in <nii) der Lenapen (le w siffle), und gutturalisch (statt lai)ialist'b)
im Abenaki (Duponceau). — There is a consonant sound intermediate betwoen
b and p (in the Grebo-language). In uttering this sound, the ups are tightly
composed, as when about to sound b or p, and the expiration is forced
out so as to give the lips a quivering motion. - — There are some sounds (in
the Acawaio-tongue), which no combination of the letters of the English
aiphabet can accurately express (Brett). — Nach längerer Beschäftigung mit
den Thiersprachen wollte Dupon 11 Wörter aus der der Tauben, 11 der
Hühner, 35 der Hunde, 14 der Katzen, 22 der Rinder und die Rabenspracho
ganz verstehen. He spoke to them (tlie Hottentot.s) in tlie cattle's language,
which was never changed at the oonfusion of Babel, using Moath for kine
and Baa for sheep, wliich Lingua the people understood witliout an inter-
Wechsel und Mischungen. 19
Hottentotten und Buschmännern vor, sind indess auch sonst
nicht unbekannt. In Nubien wird Bejahung durch ein leichtes
Schnalzen mit der Zungenspitze , Verneinung durch das
Schnalzen der vollen Zunge ausgedriickt.
Der Accent muss an seinen gehörigen Ort gelegt werden,
dass kein anderer Sinn herauskommt. Zu bemerken ist, dass
die Grönländer (besonders die Weibsleute) manche Worte
nicht nur mit einem besondern Accent, sondern auch mit
Mienen und Augenwinken begleiten, und wer dieselben nicht
preter (from the Voyage of Sir James Laneastei'). — Les sons bizarres (de
la famille quicho-maya) tiennent a l'eniploi de consonnes speciales, que M.
Aubin appelle detonnantes et qui offrent quelque analogie avec les Kliks
des langnes hottentotes. Leur frequence frappe surtout dans Totomi (s.
Maury). Alle Caninae bellen, Wolf, Hund, Fuchs (in verschiedenen Modi-
ficationen), alle Felinae miauen (indem auch das Brüllen des Löwen nur
eine Variation des Miauen der Katze ist), die Equinae wiehern, wilde und
zahme Ochsen intoniren in ähnlicher Weise. Mehr noch zeigt sich die
Gleichartigkeit bei den Vögeln (s. Agassiz). Von Aegypten bis Sennaar wird
bejaht durch ein Zungenschnalzen, verneint durch Zwitschern. The letter
b has, and more frequently after b and p, a rolling sound (in the Grebo-
language). The series of cerebral consonants in the Sunda language is
pronounced by turning and applying the tip of the tongue far back against
the palate, which prodncing a hollow sound, as of proceeding from the
head, is distiuguished by the term Murddhanya (s. Wilkins). The southern
Aborigines (of India) have not only sounds nnknown to Aryan speech (and
the Sanserit aiphabet), but they also want other sounds, which the Aryan
alphabets very minutely express (s. Ellis). La geste a procede la parole
(nach Vertu). Die Europäer, und mehr noch die Orientalen, unterbrechen
oft graphische Beschreibungen durch gewisse Zungen-, Lippen- oder Schnalz-
laute, die gewöhnlich conventioneil verstanden werden, meist um etwas be-
sonders Exquisites oder dergl. auszudrücken. Statt sie in bestimmte Worte
umzusetzen, lässt man hier das Gefühl durch kurze Andeutung in unbe-
stimmter Allgemeinheit. Bei den Buschmännern, wo solche Gelegenheiten
öfter kommen und das Bewundern des Ausgezeichneten nicht in das Extrem
geschoben ist, sondern in der täglichen Auffassung beständig wiederkehrt,
ist die Sprache mit solcher Art Schnalzlauten gefüllt, wie denn der Verstand
sich eben noch nicht die Mühe genommen hat, entwickelte Gefühle in be-
stimmte klare Begriife umzusetzen. Die Silentium gebietenden Töne werden
im Innern des Mundes gebildet, um dem Aussprechen entgegen zu wirken.
Hörbar vorbrechende Krankheitssymptome erhalten leicht einen interjectionell
gebildeten Namen. Den Australiern fehlt das s, dem Somo-Somo-Dialect
das k, dem Rakiraki das t. In Columbia (bei den Indianern in Port-aux-
Fran^ais) konnte man im Schreiben des Alphabets 7 Buchstaben entbehren
(nach Lamanon) und auf New-Zealand (nach Brown) 13 Buchstaben. Die
Australier vom Cap York zählen bis Zwei.
2*
20 Erstes Kapitel.
gut wahrnimmt, der kann des Sinnes leicht verfehlen. Wenn
sie z. B. etwas mit Wohlgefallen begehren, schlürfen sie die
Luft die Kehle hinunter, mit einem gewissen Laut. Wenn
sie etwas mit Verachtung oder Abscheu verneinen, rümpfen
sie die Nase und geben einen feinen Laut ^) durch dieselbe
von sich. Und wenn sie nicht aufgeräumt sind, muss man
mehr aus ihren Geberden als Worten verstehen. „Diess land
hat auch vil Inseln gar einer frembden Sprach, was sy reden
das thun sy mit grosser Arbeit, er truckt und krümmet sich
und redet mit allen glidern, biss er sein Sprach heraus uötet,
das ynen zumal übel ansteet, aber doch die gewonheyt die
macht ein Wohlstand bei yn darauss"', sagt Sebastian Frank
von den Aethiopiern, wie ähnlich Fresnel von den Ekhili-
Redenden (s. Gosche). König führt durch kum oder chvni
(Geschlecht) auf das Wort hati oder (Sanskr.) gan (nasci),
und da die Lautverschiebung, wodurch <) oder (j regelmässig
in k übergeht, in den germanischen Sprachen (nach Grimm)
erst 2. — 3. Jahrh. p. J. eintrat, so könne der Titel kunmo
(kuenmi) nicht dem des Königs entsprechen. Le nom de
leurs rois devrait oörir encore le g primitif de la racine gun
' ) An adult Hawaiian caiiuot without much difficulty be taught co
pronouTice two consonants without a vowel between tliem. So impcrfei-t
is the language of the Bosjesmans, that even those of the same horde often
find difficulty in understanding each other without the use of gesture, and
at night when a party of Bosjesmans are smoking, dancing and talking,
they are obliged to keep up a fire so as to be able by its light to see the
explanatory gestures of their companions. Like many other savage nations,
thoy possess a gesture-language which is universally understood, eveu where
words are quite unintelligible (Wood). The inhabitants of the Highlands
about Naseby speak a kind of provincial dialert and in general voeiferate
verv loudly supposed to be owing to their being brought up in so elevated
a Situation where the winds, storms and tempests, particularly in the winter
season, prevail so far as to confound their language (s. Mastin). As a
natural resnlt of wearing the pelele (in the Manganja tribe) , the language
has undergone a modification as well as the lips. The labial letters oannot
be pronounced properly , the under lip having the whole duty thrown upon
them (s. Wood). LTndien des plaines differe de ITndien des forets par le
langage eomnie par les moeurs et ses dispositions intellectuelles, Tun et
l'autre ont un idioiue qui abonde en termes vifs et hardis, mais ehez le pre-
mier le langage est plus apre, plus «oncis, jjIus passionne, chez le second,
il est plus dou.K, plus diffus, plus renipli d'expressions detournees (Alex. v.
Humboldt).
Wechsel und Mischungen. 21
et non pas le k qui Va remplace beaucoup plus tard (s. Pictet).
Die Folge der Lautverschiebung mag indess schon unzählige
male früher denselben oder einen ähnlichen Cyklus durchlaufen
haben, und wenn wir den jüngsten allein überblicken können,
so gibt uns das kein Recht, diesen als den einzigen anzu-
nehmen, da wir sonst bis auf einen absoluten Anfang zurück-
construiren müssten. Und schon in der kurzen Periode ^)
stattgehabter Lautverschiebung laufen die verschiedenen
Reihen nebeneinander her, wie auch jetzt in unsern Dialekten
noch alle Variationen erhalten sind. Dass es früher sich
in gleicher Weise verhalten haben wird, zeigt (abgesehen von
solchen Regellosigkeiten, wie gaggau, gam im Sanskr. gangati
u. s. w.) Grimm's Bemerkung, dass sich Eigennamen der
') Rawlinson nimmt in der scythiseli-turanischen Keilschrift der Akkad
gleichsam eine indifferente Sprach vorläge an, aus der sich die verschiedenen
Familien erst entwickelt, und wenn das älteste in Schrift erhaltene Denk-
mal auf solche Unbestimmtheit hinweist, so ist sie jedenfalls nur subjectiv
anzunehmen, für jene entfernten Zeiten, über die es an jeden genauem
Daten mangelt, denn wenn die europäischen Sprachen, obwol schon schrift-
lich fixirt, auch in den letzten Jahrhunderten bis zur Unverständlichkeit für
die nicht mit dem Studium beschäftigten fortgegangen sind, wenn in Süd-Afrika
sogar mit jeder Generation völlige Sprachwechsel vorkommen mögen, so
wäre es widersinnig, die Möglichkeit solcher für Perioden zu leugnen, wo
CS sich um Jahrtausende handelt. Da Verallgemeinerungen zu einem unter-
scheidungslosen Verschwimmen führen, muss es allerdings stets das Bestreben
der Wissenschaft sein, möglichst bald charakteristische Differenzen aufzufinden
und in ihrer Specialität zu fixiren, doch würde es andererseits nur zu
künstlichen Hindernissen führen und den ungehinderten Fortschritt hemmen,
wenn man die in späterer Zeit als sicher und fest erkannten Trennungen
nun auch, ohne durch genügende Data und Beweise gestützt, für Epochen
gelten lassen wollte, wo sie erst in ihren Vorstadien existiren, und
nicht durch Zeugung, sondern eben durch die in diesen herrschenden
Wachsthumsgesetze richtige Aufklärung erhalten werden. Ohne alles durch-
gegangen und gleichsam durchgeirrt zu sein , kann man keinen für die
Wahrheit fertigen Sinn erhalten, sagt Zeno (bei Plato). Nach Sokrates
wäre mit den Namenserklärungen nicht eher aufzuhören, „bis man diese
Weisheit ganz durchversucht hätte, was sie machen, ob sie wol versagen
würde oder nicht" (s. Steinthal). Nach Sokrates ist nur der ein Namens-
verfertiger (Sr.ijL'.OKpYO? ovojJLatwv), der, auf den von Natur jedem Dinge zu-
kommenden Namen blickend, das Urbild desselben in die Buchstaben und
Silben zu legen verstehe. Aristoteles entdeckte die Subordination der Be-
griffe nach dem Verhältniss ihrer Allgemeinheit und Besonderheit, den Be-
griff des Allgemeinen (xa^o'Xoi») und Besondern (xaTa \xipri) schaffend (s.
Steinthal).
22 Erstes Kapitel.
L/änder oder Völker leicht den Aenderungen entzögen und
Ulphilas Galatia (nicht Kalatia), Galeileia u. s. w. schreibe,
d. h. nachdem man eine bestimmte Menge der Facta in Unter-
suchung gezogen hatte, stellte man eine für sie gültige Regel
auf. Später traten neue Facta hinzu, deren gleichzeitige Be-
rücksichtigung die Regel modificirt haben würde, und man
fand es deshalb bequemer, ihnen einen besondern Platz als
Ausnahmen anzuweisen, und eine Erklärung dafür zu erfinden,
die natürlich passen musste, weil sie nach dem Gegebenen
zugeschnitten war.
Kinder pflegen sich mit auffällig ins Ohr tönenden Alli-
terationsreihen zu ergötzen, und ähnlich klingenden Worten
oder Wortverbindungen, wie sie auch in hebräischen Sätzen
angetroffen werden, z. B. dem Segen Jakob's. In den Bantu-
Sprachen Süd- Afrikas ist diese Alliteration ^) am entschieden-
sten zum Durchbruch gekommen, in alle grammatischen Ver-
hältnisse eingreifend; aber auch sonst findet sich vielfach eine
reimende Beziehung zwischen den Namen der Fürsten und
ihrer Länder in Afrika oder anderswo (auch bei Assacani oder
Astacani). Die Bassuto (Mossuto im Sing.) bewohnen das
Land Sessuto mit der Sassuto-Sprache (Bechuana, Mochuana,
Sichuana). Ein und derselbe Name, nur mit sprachgeiechter
Steigerung oder Senkung des Stammvocals, benannte, die
Einheit und Verschiedenheit zugleich in sich tragend, mehrere
Glieder des Hauses (als die Germanen den Ablaut noch in
Keimfähigkeit hatten). Man benutzte sodann den Stabreim
(Alliteration) und liess die Namen nach verwandten'^) mit
demselben Laute beginnen (neben der Fortführung desselben
^) Der Name des Rosses (in minusinskischer Sago) ist gcwöhiilicli mit
dem Namen des Helden in Allitcration. Ak Chan's Ross iieisst Ag at, das
weisse Ross, Aidolei's Ross Ag oi at, das weisslich-blane Ross, Kok Molot's
Ross Kög at, das blaue Ross u. s. w. (s. Schiefner).
^) The law of harmonic sequence of vowels is most elaborately deve-
loped and most strictly obeyed in the Turkish dialects. — Les lettres sont
soumises (dans Ic dahcota) a des changements rcguliors suivant celles avec
lesquelles elles sc rencontrent (Manry). Les difterences dans les desincnces
on dans les declinaisons (sclon Schoolcraft) sont, cn general, cuphoniiiues
(dans li's langucs algoncjnines) et dependent de la voyelle ou de la consonne
qui precede l'inflexion du niot et par conscquent la gotivcrnc (Dupoiiccau).
Les gonres et les nonibres se designcnt par des inflexions du mot prinoipal,
et soiivont du mot et du verbc poiir la concordancc.
Wechsel und Mischungen. 23
Wortes im ersten Theil der Zusammensetzung). Man verband
ferner, gewisserniassen endreimend, die Geschlechtsglieder durch
die Wiederholung desselben Endwortes oder der gleichen
Bildung von verschiedenen Stämmen, und zuweilen waren
diese Bildungen durch den Stabreim fester verkettet (s.
Weinhold).
In den Familien des Ural-Altaiischen (finnisch-tatarische
Sprachen) ist die Qualität des Wurzelvocals durchaus be-
stimmend f ur die Vocalfbrm der sänuiitlichen auf ihn folgenden
Suffixe (s. Westphal). In der Shoagallasprache erscheint oft
das Streben , einen gewissen Gleichklang ^) der Worte mit
denjenigen hervorzurufen, welche vermöge der Kraft ihrer
Bedeutung im Satze am schwersten wiegen (S. Schmidt). Der
Indianer (bemerkt v. Martins) wechselt Silben, Vocale und
') The names of Crophi and Mophi (den Bergen, auf die Herodot
von dem saitischen Schreiber zu Elephantine die Quelle des Nils verlegt
hörte) are like the uumeaning words used in joke or in thc nursery by the
Orientais, the second repeating the sound of the first and always beginning
witli m, as „fersh-mersh", „salta-malta", etc. (Wilkinson). So: Gog and Magog
in nursery niythology (Mure). The formation of unmeaning or absurd words
hy means of a rhyniing repetition together with a change of the initial letter,
is common. The second word (in English) begins ordinarily (not with m,
but) with the labial nearest to m, viz. b, or with its cognate tenuis p.
Examples of this usage are: Hurly-burly, hocus-pocus, higgledy-piggledy,
hubbub, niminy-piniiny, namby-pamby, etc. (s. G. Rawlinson). — Si chez les
iMoxos on trouve une anomalie semblable a celle .qui existe chez les Chi-
quiteens (la bizarrerie de commencer les noms des parties du corps par une
lettre determinee), chez les Chapacunes la finale (et non l'initial) garde l'uni-
formite. Dans la langue canichana non-seulement les noms des parties du
Corps y commencent par une lettre determinee, mais eneore tout ce qui tient
a l'homme snit la meme regle, ainsi que tout ce qui appartient a la nature,
comme les astres, les animaux et les plantes, mais ici la lettre est differente
de celle des parties du corps (d'Orbigny). — The most marked peculiarity of
the Zingian family (in South- Africa) is the extreme use of pronominal prefixes
lo the nouns (distinguishing the number and generic class of the nouns, to
which they are attached). These same prefixes (or characteristic parts of
theni) enter (farther) into the formation of the adjectives, the possessive and
relative pronouns employed as subject or object of the verbs, agreeing with
or referring to the nouns to which they respectively belong (producing a
kind of alliterative congruence). ,,The love of Euphony among the Bechuana
tribes causes them to be very indifl"ercnt about substituting one letter for
another, provided that by so doing a greater softness of pronunciation can be
obtained." The accent seems to serve merely a musical or euphonic purpose
in the coutext and not the logical one of distinguishing one word from the
other (Külle) in Vai.
42 Erstes Kapitel.
Consonanten bald nach dem Genius seiner Sprechweise, bald
nach Launen und Bequemlichkeit.
Wenn (am Amazonas) Indianer, Männer und Weiber,
sich miteinander unterhalten, so scheinen sie an der Erfindung
neuer Ausdrucksweisen oder an AVortverdrehungen Gefallen
zu finden, bemerkt Bates. Sieht der Australier einen neuen
Gegenstand, so benennt er ihn nach der Aehnlichkeit eines
bekannten (Eyre). Renault konnte die Botocuden mit Leich-
tigkeit bestimmen, neue') Worte fi'ir irgendeinen Gegenstand
') When the lirst schooner ever built, ou the eoast of Massachusetts,
slid from her Stocks and floated gracefuUy upon the water, the chance ex-
clamation of au admiring bystander: „Oh, hovv she scoons" drew from her
contriver and biiilder the answer: „A scooner let her be then" and made a
new English word. The conimunity ratified his act (Whitney). — Coinme les
Indiens (de l'Amerique) inventent des inots a volonte, il n'est pas etonnant,
qne teile tribu ait tels niots dont d'autres ne fönt pas usage (s. Duponceau).
Les langues des six Nations (Mohawk, Onondago, Seneca, Oneida, Caguga,
Tuscarora) sont tellement organisees, qu'ils peuvent composer des mots
nouveaux ad infinitum (d'apres Culdcn). — Die Verschiedenheit der Völker
gilt dem Epiknr als etwas Ursprüngliches, Angeborenes. Sie wird aber
durch die Verschiedenheit der Wohnsitze noch verstärkt. So ist sie der
erste Grund der Verschiedenheit der Sprachen (6vo;j.aTa), welche aus der
Natur der Völker mit natürlicher Nothwendigkeit hervorbricht (s. Steinthal).
Innerhalb jedes Volkes trat noch die Convention hinzu, die sich im Ge.
brauch der Sprache selbst vollzog. Die Wortschöpfung durch einzelne her-
vorragende Männer wird gleichfalls nicht ausgeschlossen. Das Sichtbare,
Sinnliche ist jedem aus dem Volke zugänglich. Bevorzugte Geister aber
Schäften unsinnliche Vorstellungen und bringen diese in das allgemeine Be-
wusstsein, indem sie dieselben mit einem Wort bezeichnen. Den Laut dafür
aber haben sie theils durch einen natürlichen Zwang liervorgebracht, theils
infolge einer Ueberlegung gebildet. — Le liasard, le caprice, l'ignorance et
iine foule de circonstanccs tant locales que personnelles, ont concouru ä la
formatlon originelle des langues (s. Diipon(;cau). — Nach Locke Hessen sich
die Menschen bei der Bildung der Namen mehr von ihrem Witze als von
ihrer Urtheilskraft leiten. Als vier hauptsächlichste Principien der Namen-
gebung linden sieh (nach Augustin) siuiilitudo, vicinitas, abusio und contra-
dictiü. Die Sprache ist (nach Humboldt) nicht geschaffen, sondern bricht
selbstständig aus innerster Natur des Menschen hervor. — .L'idee de Separation
violente est representee par des g (chez les Bechuanas), les f sont affectes
aux mouvements des corps aeriens , les s et les ts rappellent le bruit des
jambes et des bras dans la marche ou dans la natation, les b et les p ont
ete charges de reproduire le travail des levres dans la parole, les t, les th
et les k expriment la durete, la force , la vioienee, les 1 et les r abondent
dans les mots, qui expriment des idees de lluidite. — The languagc of the
Kama people dnes not ditl'er essentially from either of these (the Mpongwe
Wechsel und Mischungen. 25
ZU eifindeu. Einer von ihnen, gleichsam von einem plötzlichen
Einfall ergriffen, habe das Wort mit lauter Stimme ausgerufen
und der andere es, unter Gelächter und Geschrei, öfter wieder-
holt, worauf es unter allen Geltung genommen hat. Fast
immer lassen sich die Weiber die Erfindung neuer Wörter
angelegen sein, sogar auch die ihrer Lieder, Klagegesänge und
rednerischen Versuche. The Fuegians were mimicking, whatever
was done (Snow), wie Lallemant bei den Tupi bemei'kt.
Den Sprachen der Tasmanier fehlen die Begriffe rund,
hart u. s. w., die durch Umschreibungen zu bilden sind (s.
Milligau), den Sprachen der Bhado und Dhimal abstracto
Begriffe, ebenso wie vielen der eingeborenen Dialecte Indiens,
die sie aus dem Sanskrit oder, secundär, aus dem Tamulischen
entlehnen, und den Materialismus der amerikanischen Sprachen
hob schon de Pauw hervor. Cicero hatte die philosophischen
Ausdriicke aus dem Griechischen zu entlehnen, und erst seit
Sergius Flavius adoptirte das Lateinische die barbarischen
Bildungen Eus, Essentia u. dergl. m. Die Abstraction Cetilizli,
Ometilitzli, Yeitilitzli (Einheit, Zweiheit, Dreiheit) im Mexi-
canischen (nach Clavigero) scheinen aus ce, ome und yei (eins,
zwei, drei) durch die Missionare gebildet (s. Duponceau). Die
Grönländer nennen einen Stein die grosse Härte, das Wasser
das Weiche, die Mutter einen Sack (Cranz). Die abstracten
Ideen des Menschen verhalten sich der einfachen Zahl der
thierischen gegenüber wie Potenzen, deren Exponent je nach
dem Vervollkommnungsgrade des Individuums und der Rasse
mehr oder minder erhaben ist (Gratiolet).
Anklingende Aehnlichkeiten verändern leicht die ursprüng-
and Cape Lopez people), except, that many of their words are ended with
a niost singularly prolonged drawl, a hablt ascribed to the influence of a
Single man, who lived among them many years ago, and had an impediment
of Speech, into which the people were inadvertently drawn, and from whicli
they have never been able to extricate themselves (s. Wilson). — Die ameri-
kanischen Indianer bilden ihre Worte non-seulement par des prefixes et des
Suffixes, mais par l'intercalation non-seulement de syllables, mais de simples
sons significatifs au moyen desquels ils peuvent former des mots a l'infini
(s. Duponceau). Aussi les missionnaires n'ont-ils pas fait faute d'en in-
venter avec plus au uioius d'habilite pour servir k leurs explications theo-
logiques. — Die Slawen folgen den wissenschaftlichen Entdeckungen mit W^ort-
bildungen.
26 Erstes Kapitel.
liehe Wortbiklung durch Uinstelhmg der künstlichen Aus-
deutung (auch durch gänzlichen Verlust der Wurzel), sodass
kein etymologischer Scharfsinn mehr helfen kann. Aus Dewata
wird bei den Papuas Wata, aus Avunculus (von avus) im
Französischen oncle (unculus), avonculus bei Plautus. Das
Volk macht ein rattenkal aus radical, harübel aus horrible,
Sternlichter aus Stearinlichter, vermost aus famos (s. Schleicher).
Aus Xantippe wird Zanktüife gemacht, aus egal: eengal, aus
ecureuil: Eichhörnchen. Moltwurf oder Erde (molt oder mult)
werfend, Maulwurf. Sin (immerwährend, gross) in Siindflut
(Sinflut), Sinngrün. Armbrust kommt von iVrcubalista, Aben-
teuer aus adventura. Aus Koniljano macht man Königslohn in
Tirol. Perenb (die Nährung) ist einBaeren-Sieb für die deutschen
Colonisten bei Odessa. Die im Laufe der Zeit vor sich ge-
gangene Verstümmelung lässt bei den preussischen Namen nicht
mehr in allen Fällen ihre ursprüngliche Gestalt errathen, wenn
auch unter deutschen Namen Bischofishausen sich zu Fisch-
hausen, Gottesanblick zu Katzenblick verstümmeln konnte (s.
Nesselmann). Opniwuz (sich umarmen) ist der Omnibus (ohne
Fuss). JSIoutonner (mouton der Hammel) ist französischer
Ausdruck für unruhiges Wasser (sich hammein).
Meerkatze ist Sanskrit, niarkata (Afie), Hangematte (holl.
hangmak, span. hamaca, franz. haniac) ist einer Sprache der
Urbewohner Südamerikas entlehnt (s. Geiger). Pferd ist (nach
Wackernagel) aus dem griechischen Tcapaund lateinischen veredus
(paraveredus oder Postpferd) gemengt (parafredus oder pala-
fredus). Beinhase oder Bönhase, der Pfuscher, ist ßavauaoc
(gemeiner Handwerker). Trüft'cl und Kartoft'el konnnen (nach
.Pott) ans terrae tuber. Unschlitt ist (ital.) luigento (für
unguento). Die Italiener *) machten aus dem Capitolium ein
') Der Italiener verwandelt terrae motns in treniuoto mit Anklang an
tremare (nach Fuchs). Die Neusriechen nennen Athen 'Avirva'. mit Anklang
an av-o; und Delphi 'Adt\(poi (s. Steinthal). Beim Schwinden der alten
Sitte wurde die yvti^'.y. (die Todesieier am Geburtstage der Verstorbenen)
für YiVs'lTA'.a (Geburtstagfeier) genommen. Der amerikanische Farmer ist der
altdeutsche freie Grundholde (ein Grundbesitzer), während in England farmer
einen Pachter oder Lehnsmann bezeichnet. — Cc qui aide surtout a connaitre
l'origine d'un mot, c'est de connaitre son histoire (Ampere). — Dafern das
Wort Frcussen von dem alt Preuschen Wort Pruta oder Pruota , der Ver-
stand, die Wissenschaft, herkommt, wie Einige vorgeben, so kommt es auch
Wechsel und Mischungen. 27
Ctimpidoglio, ein Oelfeld, die Franzosen aus dem Mons Martis
einen Märtyrerberg, Montmartre, die Deutschen aus dem Cap
Finisterrae einen finstern Stern, bemerkt Bacmeister, auf die
„Verstümmelungen, Quetschungen, V^errenkungen und andern
sprachlichen Unglücksfälle" hinweisend, die Steub im Namen
Tirols und der Nachbargebiete aufzählt. Der Deutsche benennt
zwei wegen ihrer Aehnlichkeit leicht verwechselbare Metalle,
Blei und Zinn (ohne weitere Bedeutung). Der Slawe (Russe)
machte aus Zinet (durch Zufügung) Zeinet (Blei), während
der Deutsche das slawische Wort Zin (blau) für Zinn ver-
wandte, als ein dem Blei (blauen) ähnliches Metall. Das
slawische Wort bielö (weiss) wandte der Deutsche auf die
blaue (belau) Farbe an. So geschah es, dass er ein weissliches
Metall Zinn und bläulicheres Blei (das Weisse) benannte (s.
Schischkow). Nach Westphal hat der romanische Reim nicht
die logische und die eigentlich dichterische Bedeutung des
deutschen, denn es ist fast das Gewöhnliche, dass er nicht
allein die für den Besfrilf charakteristische Wurzelsilbe hervor-
von dem Litthauischen Worte Prutas, der Verstand, her, welches hergeleitet
wird von dem Verbo prantu, ich verstehe, so in Futuro hat prassu, oder
wie es die um Wilda wohnenden aussprechen Prussu, ich werde ver-
stehen, von welchem das Wort Prussai, Preussen fliesset. Denn die Preussen
haben sich also genennet, weil sie ihnen eingebildet, sie wären klüger und
verständiger, als die ihnen angrenzenden Völker. Darum haben sie mit den
Masuren, welche sie Brutos, unverständige Thiere, genennet haben, den
Schimpf zu rächen, Krieg geführt, auch durch erhaltenen Sieg erzwungen,
sie nicht mehr Brutos, sondern Preussen, gleichsam Praescientes, vorher
wissende oder merkende, zu heissen, wie Henneberger schreibet. Und zwar
noch heutiges Tages heissen die rühr an Tilsit und Ragnit liegenden Dör-
fer und darum wohnende Bauern Prussai, Preussen oder Wissende (Lepner)
1744. Par un simple deplacement deä points diacritiques, le nom de Cabokh
•^AJ', a ete transforme en Feth ^Xi qui signifie victoire en arabe, de sorte
qn'on trouve dans la plupart des manuscripts, Djebel-nl-Feth (les Monts de
la Victoire) au Heu de Djebel-ul-Cabokh (s. d'OhssonJ. Ebenso Nittous
statt Pontons. — AVhen commentators arose to explain the Unadisutras, they
füund the greater part of the words contained in them still employed in the
literature of their age or recorded in older dictionaries. But an unknown
residuum remained, and to these, whenever tradition failed them, they
were bold enough to assign quite arbitrary significations (Aufrecht). — Etymo-
logisiren heisst für die Synonymiker zusehen: ob und wie weit der Unter-
schied der Synonyma aus ihrer ursprünglichen Bedeutung zu erklären sei
(s. Schmitz).
28 Erstes Kapitel.
hebt, sondern auf eine für diesen ganz gleiciigültige Endsilbe
fällt, indem er lediglich ein ornanientisches, aber nicht (wie in
der germanischen Poesie) mit dem wahren Wesen der Poesie
in näherm Zusammenhange stehendes Element ist. Auf der
in Tours gehaltenen Synode wurde (813 p, J.) beschlossen,
ut easdem homilias quisque aperte transferre studeat in rusti-
cam romanam linguam aut theotiscam, quo facilius cuncti
possint intelligere qufe dicuntur (thiudisks, als gentilis, popu-
laris goth. ist von goth. thiuda, gens, luid ahd. diot hergeleitet
in diutisca). Nachdem das fränkische Reich in ein östliches
und westliches getheilt w^ir, so beschränkte sich im östlichen
Reich, wo die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ger-
manische Idiome ^) sprach, der Begriff der lingua theotisca oder
diutisca (als Vulgärsprache) auf diese im Osten gesprochenen
Idiome des Germanischen, und so wurde die dortige Bevöl-
kerung diutisca liuti (tiusche liute oder deutsche Leute), das
Reichsgebiet tiusche Land (deutsche Länder) genannt (Deutsch-
land seit 15. Jahrb.). Im 16. Jahrhundert wurde das hoch-
deutsche Idiom Schriftsprache vom grössten Theil Nieder-
deutschlands (s. Künssberg). Plab (blau) 1440 p. d.
') Kalt, cold (im Englischen), calidus (warm), cault (altfranz.), caiilo
(ital.) chauffer, ehaumer, warm, sodass das nicht geheizte (hot) kalt ist, formns
oder foriiidns (heiss), fornus (Ofen), -£p,ar, gharmas (Sanskrit). Puy (provent;.
puig, ital. poggio) designe une elevation aussi bien que puits une e.xcavation
en latin: podiiim et puteus). Down (en bas) engl, und dun (hauteur)
celt. Eveque, Bischof (episcopus). Rossignol von lucus (lucinia, luciniola),
ussignolo (ital.), russignol (franz.), rossignol. Bougette (nne petitc bourse)
im Englischen als budget (jährliehe Ausgabe der Nation). Virtuose (in der
Musik) von virtus (Mannheit), Tugend (taugend). Ross (der poetische Name
für Pferd) ist (franz.) eine Schindmähre (une rosse), here (herr) ein armer
Teufel. Einöde, als Anfang der Besiedelung, wird dann zum Ausdruck der
Wüste. Lande (land oder terre) bezeichnet une terre infertile. Buch (book)
im Französischen ein altes Buch (bouquin), yeux von oculi, oie von auca,
ou'ie von audire (s. Ampere). Kit (kommt) bei siebenbürger Sachsen.
Der brave Mann ist brave homrae, homme brave = homme vaillant, etre
brave (von der Frau) = etre paree (17. Jahrb.). — Le courage et la
toilette s'etaient appropries en France l'expression qui, en Aliemagne, de-
signait seulement ce qui etait bon; brave = assassin (im Italienischen).
Vasiet (vassal oder vaillant) oder varlet bezeichnete (15. Jahrh.) un jeune
guerrier (valet oder Diener). Bulgare, Grigou (gregeois, grec), Juif, Arabe
(als Schmähworte). Anglais = creancier (15. — 16. Jahrb.). hat r öpen
Oper öpes daan ? (hat dir etwa jemand was gethan?) bratze (Hand), haxe
(Fnss), füri (hervor).
Wechsel und Mischungen. 29
In den Glossen zu Abbon's Gedicht (über die normanni-
sche Belagerung von Paris) werden einige Worte ^) des Textes
durch gebräuchliche gleichen Werths erklärt:
modus durch mensura (mesure)
atris „ nigris (noirs)
populantur durch devastant (ils devastent)
teres „ rotundus (rond)
formido „ pavor (peur).
spatha „
spee
juvenis „
juefne
cadere „
cadre
sedere „
seder
') Von frendere (b. Fest.) oder frangere konimt freindre in enfreindre
von grandir (b. Varro) grandire, von haerem (b. Nonnius) oder haeredom
heir (hoir), von nenn (b. Lucret.) oder non, neni. Ludovicus wird zu Lois,
Audaenus zu Ouen, Autharicus zu Ois, Robert zu Bob, William zu Billy
(im Englischen),
anima (lat.) aneme (altfr.) äme
, epee
, jeunc
, choir
, s'asseoir
se collocare (lat.) culcher „ coucher
tremere (lat.) criembre oder cremer (altfr.) craindre
flebilis „ flehe (altfr.) faible
de parte regis (lat.) de part le roi (altfr.) de par le roi (statt de la
part du roi)
octo (mit Aspiration) huit, oleum (mit Aspiration) huile, penser = pensare
(peser). Die Herba centaurea (KevraupE'.o-/) gibt das Tausendgüldenkraut (cen-
tum aurea); bonheur (k la bonne heure) von heur oder eur (augur), als aur
(presage favorable) im Proven^alischen (heur et malheur bei Corneille);
bachelier (baccalaureus oder bacca laurea dignus) von bacchalarius (ein
junger Ritter), als bachelor (im Engl.) oder bachelier (im Altfranz.) und
bachelette (ein junges Mädchen). — Nicht nur Homerische Poesie, auch andere
Belege deuten es an , dass et in den ältesten Zeiten wie e lauten musste
(Telfy). In der Aussprache des tq herrschte seit den ältesten Zeiten des
griechischen Lebens ein Lautdualismus, dem gemäss es wie i und wie un-
garisches accentuirtes e lautete. , La colee oder la colade war der Ritter-
schlag auf den Col, dann als Taccolade (statt la colade) eine Umarmung.
Pour former le fran9ais on a pris: totus dans le sens d'omnis, plus
dans le sens de magis, habitus dans le sens de vestis. hostis (lat.) Feind,
ost (altfranz.) Armee. La confusion de ces deux idees a ete introduite par
l'emploi des phrases telles que celle-ci: copias in agmen ducere, qu'on a
entendue comme s'il y avait: copias in agmen conducere (s. Ampere). —
temoin von testimonium. — Le nom de la magistrature (magistratus) est
devenu le nom du magistrat, comme le chef d'une republique s'appelait
(en Italien.) podesta (potestas). necare (tödten) im besondern Sinne von
noyer. batuere (fechten) battre. parabola, als parole (in Bezug auf franzö-
sische Phrasen, während im Wort der Werth liegt der Wahrheit) und parier
30 Erstes Kapitel.
Der Russe nannte die Ente utka, weil er bemerkte, dass
sie beim Schwimmen ihren Schnabel ins Wasser zu stecken
pflegt, der Pole kazhka, weil die Ente, wenn sie geht, in
schaukelnder Bewegung schwankt, der Bosnier plovka, weil
er die Ente schwimmen sah (Schischkow). A police officer
(in San Francisco) „corrals" an offender, a greedy man at
table „corrals" all the delicacies, and a broker ,, corrals" all
the stock of a Company and controls the market (WhymjDcr).
Ampere bemerkt^) bei afiaire := un a faire: Ce mot a
donc ete forme d'une particule et d'un verbe.
Abgesehen von conventionellen oder religiösen Gebräuchen,
die zur Wortänderung beitragen können, finden sich die
(paraler). hableur (hablador) ist Scliwätzer (im Franzüsischen) und parlador
(parleiir) im Spanischen, gener von gehenna (urspri'inglicli tourmenter be-
zeichnend, dann empecln'r). gahanain (Tiefe) im Sanskrit (wegali) fiilirt auf
ßuio; von ßabu? (s. Curtius).
^) Embonpoint (etre en bon point) a ete forme d'une particule, d iin ad-
jectif et d'un substantif. debonnaire (de bon aire), wie de pute aire und
de pute art (debonnaire) oder deputaire (aire oder nature). Infinitive, sub-
stantivisch verwandt (le baiser, le toucher), besonders in abstracten Worten
(le pouvoir, le devoir, le repentir, le souvenir, le plaisir, le loisir). Huguenots
= eidgnoten (Eidgenossen), dinde = poulet d'Inde. hermin (armenien), rat
d'Armenic. Personne (sonner a travers) von dramatis per.><onae. Coq-ä-l'ane
von Liard (Erfinder des Geldes 1430) in der Fabel vom Hahn und Esel,
joner aux barres (barrieres). avoir merci de son ennemi = habere nierce-
dem de inimico (Wehrgeld), dann le don d'amoureuse merci. feida (germa)
von payer (pacare, pacifier), quitte (quietus, tranqnille). Le paiement c'etait
la paix (Ampere). Equiper (in der Sprache der Normannen), mettre en
etat un vaisseau (skipa), für die Ausrüstung eines Kriegers gebraucht. Rein
ein Symbol des Wassers (rinnen), rein ein Symbol des Feuers purus (rtup)
ayvo? (agnus, agneau) in ignis. — libertas und libido, frei und freien. —
Im Italienischen bilden die Diniinutivsill)en eine Menge von Wörtern
ohne diminutive Bedeutung, wie orecchio durch auriculiis von auris, ancllo
durch anulns von anus, augello durch avicellus von avis. Im Spanischen
(Peru's) wird heute nur Senorita verwandt, auch für alte Frauen, sodass
Sefiora fast ausser Gebrauch kommt. Die Franzosen iiaben noch unter
Louis XIV. die Worte fran^ais, anglais nicht nur frani^ois, anglois gesciirie-
ben, sondern auch fransoa, angloa ausgesprochen, weldie Worte aber heute
wie franseh , angleli lauten (s. Thiei\sch). Nach Tarber könnte la pronon-
ciation monophthongale in die französis*ohe Sprache durch die Colonie der
Phönizier zu Marseilles eingeführt sein. Die Separatisten der kankasisclien
Colonien nahmen eine feierliche, mehr singende Sprache an, sodass sie
daran erkennl)ar waren.
Wechsel und Misolmngen. 3l
Sprachen schon an sich selbst im lebendigen Fluss der Ent-
wickelung und müssen mit der psychischen Atmosphäre der
durch die jedesmalige Zahl der in ihr entstehenden Talente
reofierten Generation und der Phasen der Bildunostuf'en selbst
variiren, bis sie durch die Schrift in den Bann grammatischer
Formen geschlagen werden, obwol auch dann in populären
Dialekten rasche ^) Aenderungen nicht ausgeschlossen sind.
Kapitän King bei seinen verschiedenen Reisen längs- der
Küste und besonders bei dem Besuche des Flusses Endeavaur
konnte nicht ein einziges AVort von dem Yocabelregister, das
Kapitän Cook 50 Jahre früher sammelte, wiederfinden. Das
im Jahre 1770 für das Thier gebrauchte Känguru hatte im
Jahre 1820 alle Bedeutung verloren, indem sich die Sprache
in jeder Generation ändert oder verschiedene Stämme umher-
streifen. La nouvelle langue de Canada hatte sich (nach
Lescarbot) aus dem Irokesischen (seit Jacc^ues Cartier) ver-
ändert. In Südafrika haben die Missionare beobachtet, dass
die bei jährlicher Abwesenheit der Männer und Frauen allein
im Dorfe zurückbleibenden Greise und Kinder bei Rückkunft
jener oft eine ganz verschiedene Sprache^) angenommen hatten.
') In Nürnberg lassen sich die raschen Wandlungen der Volkssprache
binnen wenigen Geschlechtern deutlich ■wahrnehmen; Grübel sprach ein
anderes Nürnbergisch als der Enkel (s. Weinhold). Schlagwörter ändern
mit der Zeit und mit den Vertretern und mit der gegenseitigen Stellung der
Parteien ihre Bedeutung. Die Geschichte der Parteien, die Entwickelnng
ihrer Kämpfe liegt gerade in der veränderten Bedeutung der oft unverändert
gebliebenen Namen (s. Steinthal). — Les patois ne se forment qu'ä des epoques
d'imagination, oü la parole animee du peuple detourne ä chaque instant les
mots de leur signification primitive. Beaucoup de ces expressions meta-
phoriques passent dans la nouvelle langue avec un sens litteral creant des
difticultes (Dumeril). Loquence (corruption d'Eloquentia), et avoir de la
loquence signifie dans le patois de Reims : Avoir une voix tres-forte.
-) Les langues de l'Amerique different assez notablement sous le rap-
port du vocabulaire. II semble que cette difference tienne, surtout dans les
idiomes de l'Amerique du Nord , ä ce que les mots n'y ont qu'une faible
importance, qu'ils s'echangent facilement entre eux et que le vocabulaire est
generalement tres pauvre, en sorte qu'une peuplade peut iinir par substituer
aux mots de la langue parlee par la tribu dont eile est sortie, un ensemble
de lUüts tout ä fait differents (s. Maury). — Nach Sagard wechselt die Sprache
der Huronen beständig und scheint nach wenigen Jahren nur eine neue
Sprache (was Armstrong bestreitet). — In more than one tongue (in America)
32 Erstes Kapitel.
Ein solch farbloses Fluctuiren der Dialekte lässt die Portugiesen
sagen, dass die Urbewohner Brasiliens gar keine Sprache haben,
sondern nur Rothwelsch (Geringonza).
Am raschesten entstellt ^) werden die Worte durch be-
queme Kürzungen, wodurch oft die Hauptsilbe, der eigentliche
Stamm selbst, verloren geht, und die Arbeit der Etymologie,
die aus der organischen Veränderungsfähigkeit der Wurzel
die Ableitung zu deduciren sucht, geradezu abgeschnitten wird,
wenn nicht ein zufällig gegebener historischer Anhalt den Zu-
sammenhang herzustellen vermag, wie bei der Verstiimmelung
von dewata zu wata, welch letzteres A\ ort aus sich allein \\n-
möglich W. div herstellen könnte.
Im Kussischen „komm hierher"' (podi) ist die Wurzel
des Kommens ganz verloren gegangen (i). Die durch den Ge-
brauch Tepi bewirkte Veränderung (auf Tahiti) wirkt (nacli
Haie) nicht nur auf die Wörter selbst ein, sondern sogar auf
Silben von ähnlichem Klang in andern Wörtern. Weil der
König T^( hiess, wurde das Wort tu (stehen) in ti(( umge-
it has been reinarked, tbat books dt' instructioii prepared by missioiiaries
have become antiqiiated and aliuost unintelligible in three or four gencratious
(s. Whitney). • — Les langues qui manquent de monuments litteraire.-;, sc voient
ravalees k n'etre souvent que des Jargons, et dans les bouehes des iguorants
qui les parlent, elles s'alterent pai'fois au point de perdre tout a fait leiir
caractere primitif (Maury). Quelle que puisse etre la fori'e de conservation
d'un idionie, il finit toujours par ceder ii l'action du temps, et si des i"ou-
ditions nouvelles ne se ohargent pas d'en transformer l'organisme, il trouvo
dans les lois de son pi'opre developpement, des causes d'alteration et de
decadence. — ■ Wenn sie Zauberei treiben, bedienen sich die grönländischen
Angekutters einer besondern Sprache mit verlilümten (metaphoiischen)
Wörtern (s. Egede).
') El diuiinutivn del nonibre Maria se espresa por la palabra Mariangui
y luego los naturales (de las islas Filipinas) para abreviar solo diccn
Angui. De Francisco hacen Parancisco y luego para abreviar dicen Paran.
Francisco ist Pancho bei den Spaniern, Lola ist dolorosa (Maria de los dolores),
und so bei vielen andern Namen, auch im Englischen, Sancha (Alexandra),
Fritz, Jim u. s. w. Ohne Detailstudium wäre es scluvierig, zu vermuthen,
that words so difi'erent, as „meme and semetipsissimus", „lärme and tear",
„redemption and ran^on", „age and eternity", „cousin and sister" were
originally identical. Les Chinois disent Tcouse: pour Dens, Cnlusu : pour
Spiritus, pour Spiritus: Su-pi-li-tu-sn, pour Adam: Va-tani, pour gratia: gue-
la-tsi-ia, pour sacranientuui : sa-ke-la-nien-to, pour baptizo : Pa-pe-ti-so, pfiur
Eva: Nge-va, pour Maria: Maliya (s. Girard).
Wechsel und Mischungen. 33
wandelt, und ebenso die letzte Silbe in fei u (der Stern), als
fetia, tili (schlagen) in tiai und in allen andern AVörtern mit
tu fanden ähnliche Aeüderungen statt. Seit Cook's Zeit sind
(186G) fiinf aus den Benennungen der zehn Zahlzeichen in der
Sprache Tahitis verschwunden. Zwei ist aus riia zu piti ge-
worden, fünf aus rima zu pae^ u. s. w. Weil ein Neuseeland-
Häuptling Wai genannt war, musste das Wasser ( Wai) einen
andern Namen erhalten (nach Polack). Wegen des Häuptlino-s
Maripi (^Messer) wurde Messer Nekra genannt. Die Septua-
ginta übersetzt den Namen des Hasen (bei Verbot ^ seines
Essens) als springendes Thier, um Namensähnlichkeit mit der
Gattin des Ptolomäos zu vermeiden (oder mit Lagos im
König).
1) The king must not be called by bis youthful name (in Burmah).
Many persons cbange the name in growing up. — Les rois d'Annam ont pris
fantaisie, a leur avenement a la couronne, d'interdire l'usage de certains
mots qui entrent soit dans leur nom royal, soit dans celui de quelqu'un
qul touche de pres a leur personne royale. C'est un droit de joyeux avene-
ment. Ainsi le roi de Gialong, ayant parmi ses titres celui de Anh Csplen-
deur), defendit l'usage de ce terme daLs les ecoles et dans le langage or-
dinaire, c'est pourquoi dans les livres ecrits, sous son regne, on chereherait
en vain „anh-mat-troi" (rayon du soleil), on disait alors: „yeng-mat-troi",
de meme sous Thieu-Tri le mot Kinh (venerer) etait prohibe et reuiplace
par le mot Can, terme chinois, qui a le meme sens. On disait par con-
sequeut can-ong au lieu de Kinh-ong (je vous presente mes respects). Celui
de Tong (honorable) etait egalement iuterdit, et on y suppleait par le mot,
Ton (noble), l'on disait giao-tun et non pas giao-tong, pour designer dans
les livres chretiens le souverain Pontife, „ chef honorable" de la religion.
Sous le roi actuel Tu-Duc, il est de meme defendu de se servir des mots Thi
(temps) et That (vrai), que l'on est oblige remplacer par ces autres mots Thoi et
Thiet. Ces ordres sont generalement tres-observes (Jourdain). — The naimes
of the Chiefs (in Tahiti) are almost always significant and Compound. The
owners of such names are supposed to be complimented by the Tahitian
ceasing to employ in the language of their daily intercourse one or more
of the words which formed parts of them , so that, in the case of Tai-ma-
le-langi, the syllables tai, mai, le or langi are lost to the common language.
After the decease of the chief, they return to the language. In this vray,
between the voyages of Cook and Vancouver, 4.0 — 50 words had been
superseded by new ones. — Das Wort Wai (Wasser), als in die königlichen
iSamen aufgenommen, wurde (im Tahiti) durch Puppi ersetzt, und Po musste
für Nacht abgeschafft werden, als man den König wegen seines Nachthustens
Pomare nannte. Die Ama-Mbalu nennen die Sonne nicht mit ihrem gewöhn-
lichen Zulu-Namen I-langa, sondern (weil ihr erster Häuptling Ulanga ge-
wesen) 1-sota.
Bastiäx, Studien. 3
34 Erstes Kapitel.
Der Uckuhlonipa genannte Gebrauch verbietet den Weibern
der Kaffern, irgend ein Wort auszusprechen, das zufällig einen
Klang enthält, welcher denen in dem Namen ihrer nächsten
männlichen Verwandten ähnelt (nach Appleyard). Die Izwi
lezifäzi (Frauensprache) der Kaffirs ist (nach Dohne) durch
den Brauch Ucku-hlonipa entstanden, indem die Frauen, die
den Namen ihres Schwiegervaters nicht nennen dürfen, auch
andere daran erinnernde Worte verändern. Heisst derselbe
Umehlo, so sagen sie für Augen (Amehlo): Amakangelo
(Gucker) u. s. w. Ucku-hlonipa heisst schüchtern sein. ,,Wenn
wird ein Ochsenschlachten sein", hiess bei den Abiponen
„Heo-malkam Kahamatek". Als aber durch einen Todesfall
das Wort Kahamatek verboten wurde, befahl ein Ausruf nun
zu sagen: Hegmalkam negerkata; das W^ort Tiger (nihirenak)
wurde mit apanigehak, das Wort Krokodil (peüe) mit Kaeprhak
vertauscht (s. Dobrizhoffer). Als das Torpool oder Kriechente
genannte Kind des Australiers Tenberry in Moorunde starb,
wurde die Kriechente Tilquaitch genannt (Eyre). Die Tasma-
nier bedienen sich grosser Umschreibungen, um von einem
Verstorbenen zu sprechen (Milligan). Die Yezidis sprechen
nie den Namen Scheitan aus und sagen statt Scheit (Fluss)
Nähr (Layard).
Der Ehemann darf nicht den Namen ^) seiner Schwieger-
mutter und diese nicht den seiuigen aussprechen, und da bei
den Kaffern „the name, which is given to each individual is
sure to denote some mental or physical attribute or to be the
name of some natural object which is accepted as the
embodiment of that attribute", so müssen andere Worte sub-
stituirt werden, and that Substitution is always accepted by
the'friends. Curiously circumlocutions are thus invented, statt
Kuh z. B. wird gesagt die Gehörnte, statt Plans die W^ohnung
u, s. w. The wife again is interdicted from pronouncing the
name of her husband or that of any of his brothers (s. Wood).
In entlegenen und dem Verkehr entzogenen Flussgebieten
tritt die grösste Spaltung in geringfügige (nicht lange Zeit
bestehende) Gemeinschaften , die stärkste Vermischung ver-
') Ein Creek, der sich keinen Kriegsnamen erworben, liiess Niemand
(als ein altes Weib). Die Kariben von Confachiqui und Florida erhielten
ihre Namen als tapfere Krieger von den Apalachiten.
Wechsel und Mischungen. 35
schiedener Stammeselemente, zugleich aber mit einer babylo-
nischen Sprachverwirrmig auch die lebhafteste Ausgleichung
und Nivellirung in Sitten und Gebräuchen ein (s. v. Martins).
Die grönländische Sprache ist in einigen Gegenden in An-
sehung der Tonzeichen (Accente) und der Aussprache ver-
schieden.
In einem nur dünn bevölkerten Landstrich (dem Districte
zwischen Kumaon und Assam) zählt man 28 Dialekte, die alle
den verschiedenen Stämmen gegenseitig unverständlich sind.
Unter den Nagas, die in einem kleinen Districte bei Assam
leben, werden etwa 30 verschiedene Sprachen geredet. Ein
Hügel dazwischen, eine Schlucht, ein Fluss genügt, um die
Sprache eines Districtes zu scheiden (Hunter). Auf dem kol-
chischen Markte redete man (nach Plinius) 130 Sprachen;
schon Herodot erwähnt die auch im Yoma-Gebirge fühlbaren
Schwierigkeiten der Dolmetscher für die im Kaukasus reisen-
den Kaufleute, und in solchen Verhältnissen ruft dann die
Nothwendigkeit leicht eine lingua franca oder geral, als xctvY]
hervor.
In abgelegenen Departements (z. B. in Morvan) findet
sich (nach Jonnes) in jedem Dorfe ein verschiedenes Patois,
das oft schon auf wenige Meilen Entfernung unverständlich
wird. Im indo-malaiischen Polynesien (zwischen den Palaos
und Nikobaren) gibt es keinen Kampong, der nicht einige,
ihm im besondern eigenthümlich zukommende ^^'orte bcsässe,
et du sein de cette vaste mer il surgit autant de dialectes ^)
que d'iles (Jacquet). The Mohegan language is spoken by
all the Indians, throughout New-England. Every tribe has a
different dialect, but the language is radically the same. Nach
Messerschmidt sprechen die Ostjaken alle dieselbe Sprache,
aber jeder Stamm hat so viele Veränderungen'*) in Worten
') Existe entre los Californios tal diversidad de dialectos, que en una
extension de 200 leguas ociipada por las misiones, se encuentran mas de
cien idiomas al parecer distintos (s. Pimentel).
-) Caxton complains that, „comyn Englysshe that is spoken in one shyre
raryeth from another". Each (of the different districts in England) has its
own characteristic burr or brogue (s. Ellis). Slang is only a form of
dialect. — Im tirolischen oder bairischen Hochgebirge hat jedes Thal seine
besondere Aussprache, die es oft für das geübteste Ohr cchwer wird zu
3*
36 Erstes Kapitel.
und Formen eingeführt, dass im Umkreis von 12 — 20 Meilen
eine Unterhaltung stets schwierig ist.
Das gemeinsame Band, das solche Dialektverschiedenheiten
innerhalb ihrer Familienähnlichkeit umschlingt, muss, wenn
auch im Beobachtungsmomente schon vorhanden, doch immer
nur als ein Bildungsproduct angesehen werden, und zwar, in
solchem Falle, früher Zeit, wie es sich sonst in historischer Zeit
oftmals in späten Umläufen gestaltend- zeigt. Die australischen
Stämme sprechen verschiedene Dialekte, aber die angrenzenden
verstehen sich und pflegen bei der Unterhaltung ihre Sprache
abwechselnd durcheinander zu reden. Ebenso geschieht es bei
Verheirathungen zwischen fremden Stämmen^), indem einmal
der Ehemann die Sprache der Frau^) oder diese die jenes zu
erlernen sucht. Der Dialekt der Karaiben, der sich aus dem
Tupi zwischen den unterworfenen Horden eingeschoben, ist
aus ausgedehnter Sprachmischung entstanden (Martins).
Solche Sprachbildungen sehen wir deutlich während der
Völkerwanderung, wo verschieden redende Völker durch-
einander zu wohnen anfingen, und bewahrte dann die Sprache
der Eroberer eine Zeit lang eine aristokratische Exclusivität,
wie die der Vornehmen im ludo-Malaiischen, wobei es weiter
von den besondern Verhältnissen eines gegenseitigen Ciiltur-
verstehen (wie ,, Aschtstutzsch" statt „Erdsturz"). Ausgleichungen stellen
sich hier auf den Plätzen, wo das Vieh übergetrieben wird, und dringt dort
das Tirolische nach Oberbaiern vor.
1) Nach Schomburgk scheint Guiana so viel Sprachen zu besitzen, als
es Stämme zählt.
2) Bei den Abenakis (in Acadieu) unterscheidet sich die Sprechweise
des Mannes und die der Frau (s. Rasles). — Toutes les parties du discours
peuvent etre employees separement, sans se servir des formes synthetiques,
et on peut par ce moyen, se faire cntendre par les Indiens, niais ils u'aiment
point cette maniere, ils l'appellent „langage de femme", parce que c'est ainsi
que parlent les Canadiens, qni ont epouse des femiues sauvages, et qui,
pour se faire mieux entendre, leur repondent dans ce mauvais bargouin;
c'est ainsi que parlent les voyageurs , et en general ceux qui ne savent pas
parfaitement la langue (Duponceau). Les chefs Indiens se fönt un point
d'honneur de parier parfaitement leur langue. — Solange die Wissenschaft
sich einzig auf die Sprache concentrirt, wird dieselbe in verwickelte Formen
ausgearbeitet werden, die auch dem Sanskrit (dem Verfeinerten) und der
Geheimsprache der Guebre den (oftmals ausserdem beabsichtigten) Ansihein
des Künstlichen geben.
Wechsel und Mischungen. 37
grades abhing, ob die anfängliche Superiorität ^) (wie beim
Sanskrit der Brahmanen in Indien) bevrahrt blieb, oder wieder
verloren und vielleicht in der Neubildung eines von dem con-
stituirenden Elemente^) verschiedenen Sprachresultates aufging.
Die während des 9. Jahrhunderts gehaltenen Concilien
beweisen: que Ton y parlait alors deux langues, le franco-
tudesque ou francique, parle par le roi, la cour et Farmee, et
divers dialectes du romance, usites par les paysans indigenes
de la Gaule, par les Gallo-Romains depuis la Seine jusqu'aux
rivages de la Mediterranee (Bruce- VVhyte). In der der Schrift
nach aus dem 12. Jahrhundert stammenden Psalmen-Ueber-
setzung im Niederdeutschen finden sich slawische Glossen ein-
gestreut (Wiggert). Die Wotjäken sprechen ein halb finnisches
Russisch. Priscus fand (448 p. J.) unter den Hunnen in
Ungarn vielerlei Völkermischungen, hunnisch und gothisch
redende ^) ; solche, die mit den Römern in Berührung kamen,
redeten römisch oder ausonisch, und hunnisch redende Griechen
glichen schon ganz den Barbaren, unter denen sie wohnten.
Eine Zeit lang mögen dann zwei Sprachen, wie (nach
Faidherbe) bei den Sererern (das Keguem und None), neben-
') The missionaries (chiefly the Jesuits) clothed the language of the
Topinambazes (Tupi) into grammatical forms and introduced it among the
Indians, who were assembled around, whatever might have been their
original language (s. Schomburgk). — Jeder Stamm auf Formosa spricht (n.
Guerin) einen dem nächsten unverständlichen Dialekt, aber im Norden der
Insel existirt eine Gruppe von Stämmen, denen allen die Tagal-Sprache (nur
durch kleine Provinzialismen verändert in den einzelnen Localitäteii) gemein-
sam ist. Unter den verschiedenen Dialekten auf Espanola wurde der im
Reiche des Guarionex (im Osten) gesprochene allgemein auf der Insel ver-
standen (zur Zeit der Entdeckung).
-) Bien que d'origine melee espagnole et indienne, les habitans de la
vallee de Simbura (pres de Carimanga de la province Loxa en Equateur)
parlent aujourd'hui (1857) une langue qui n'offre plus aucun rapport avec
Celles des populations voisincs. — Die vom schwarzen Meer nach Italien füh-
rende Handelsstrasse „macht es begreiflich, wie die lateinische Sprache, zu-
gleich mit der griechischen und den germanischen Sprachen, im Bau, hin
und wieder auch im Laut der Wörter Aehnlichkeit mit dem Sanskrit erlangen
konnte" (Brehmer).
^) The political songs and other writings , composed during the civil
strife, known as the baron's wars, show not only two, but three languages,
co-existing (in England) at the same time, the English, the Anglo-Norman
(the French), and the Latin of the clergy (s. Wright).
gg Erstes Kapitel.
einander geredet werden, bald aber wird sich entweder die
eine zur dominirenden erheben und aus gegenseitigen Ergän-
zungen eine neue Volkssprache (wie in dem aus britischen,
sächsischen, skandinavischen, normannisch-französischen und
lateinischen hervorwachsenden Englisch) bilden, z. B. in der
Sprache der Nagas am linken Ufer des Domingo (in West-
afrika), die aus der Sprache der beiden Nachbarstämme, den
ßerames (Brames) und Balantes, gemischt ist.
Longobarden, Normannen i) und andere Eroberer verlieren
ihre Sprache, aber das Umgekehrte zeigt sich in der weiten
Verbreitung des bis Ceutralasien getragenen Macedonischen,
des Kömischen, Chinesischen u. s. w. Am Djebel Galou und
den übrigen Fundj-Ländern ist die Fundj-Sprache fast völlig
verloren und wird ein besonderes Arabisch mit eigenthiim-
licher^) Betonung gesprochen. Die Kaste der leibeigenen
Knechte bei den Bracknas im Norden des Senegal sind die
Zenaghas, ein Berberstamin, dem von seinen Herren, den
Assani, die arabische Sprache aufgedrungen wurde. Die
Unterworfenen schmiegen sich oft absichtlich der Sprache
ihrer Herren^) an, um die Unterschiede zu verwischen, wie
1) Unum ex diversis gentibiis populum efl'ecit (Rollo). — Like tbe Romans
in ancient and the English in modern Europe, the Chaldaans were a
„colliivio gentium omnium", a union of various races, between which there
was marked and violent contrast (s. G. Rawlinson).
2) La prodigieuse diversite entre les sons ecrits et les sons parles, l'ir-
regularite si capricieuse et si inconcevable dans la valeur des caracteres, qui
tantot se prononcent d'une fachen, tantot d'une autre, et tantöt pas du tout,
la multiplicite de sons sourds qui se suivent dans les mots a plusienrs syl-
labes lorsque l'accent se porte sur la premiere, et que toute oreille autre
que Celle d'un naturel du pays ne peut distinguer, hat das Englische (nach
Edwards) nicht aus dem Galischen oder dem Deutschen entlehnt, sondern
von den alten Sprachen (dem Gaelischen und Bretonischen), die früher im
Norden und Süden Englands geredet wurden. Es beweist sich darin die
Aufnahme verschiedener Elemente und Adojition einer fremden Schrift, die
mit der Aussprache im Zwiespalt steht, ähnlich wie im Tibetischen und zum
Theil im Siamesischen.
^) Bei den Orlam unter den zu den Hottentotten gehörigen Namaqua
im Süden wird nur capholländisch gesprochen und hat sich das Hotten-
tottische fast ganz verloren, das dagegen bei den nach Norden Gewanderten
erhalten ist, sowie in der dem Orlam ähnlichen Sprache der Namaqua, die
von dem hottentottischen Dialekt der Koranna abweicht (s. Wallmann). Die
Sprache der Folgier wird von den Quojern Herrensprache (Mendi-Ko)
Wechsel und Mischungen. 39
die Kambodier zur Zeit der Superiorität der Siamesen diesen
Ausdrücke entnahmen, um die einheimischen auszumerzen und
durch jene zu ersetzen. Aehnliche Neigung zeigte sich bei
den Deutsch-Amerikanern, ehe sie zur Erkenntniss kamen,
dass auch im AusLande^) das Nationalgefühl zu wahren sei,
und wie unmöglich in dann statthabenden Untermischungen
das Festhalten eines etymologischen Zusammenhanges ist, zeigt
das Beispiel des Feuerstein genannten Deutschen, der sich unter
den englischen Colonisten Flint nannte und dann von seinen
Landsleuten wieder in Rifle umgetauft wurde.
Findet die Eroberung, wie oft unter barbarischen Ver-
hältnissen (und auch nicht ohne Beispiel in hellenischer Co-
loniengründung), in solcher Art statt, dass nach Nieder-
nietzelung der männlichen Bevölkerung die Frauen zur Ehe ge-
nommen werden, so mag für einige Zeit die Doppelsprachej^)
genannt. — In many cases, the Gallas (from the South) have adopted the
language of the people whose place they have usurped. The Galla element
is, however, fast becoming the predominant one in Abessinia. At the pre-
sent day almost every principal ruler throughout the empire is, in the male
line, of Galla extraction (Beke). Die Gruppe der Gonga-Sprachen von
Gross-Damot ist durch den Einfall der Gallas auf enge Grenzen zurück-
geführt.
^) Selbst in den etwas höhern gesellschaftlichen Cirkeln spielt die
jakutische Sprache eine beinahe ebenso wesentliche Rolle, als etwa die
französische in den beiden Residenzen Russlands (Wrangel).
2) Unter den Interjectionen der Grebo-Sprache (ein Dialekt des Kru)
heisst zih tush das Wort der Frauen, weil nur von diesen gebraucht, and
it is the only word in the Grebo language in which the sound of the letter
z ever occurs. Die Frauenspersonen (unter den Grönländern) haben eine
besondere Aussprache, zu Ende der Wörter statt eines harten Buchstabens
einen weichen sprechend (s. Egede). — Le herbere a ete depossede peu a
peu par l'arabe, c'etait vraisemblablement un des dialectes que parlaient les
Numides, et les Touaregs sont probablement les descendants des anciens
Getules. Aujourd'hui le kabyle d'Alger est fortement penetre de mots
arabes. Les descendants des Numides et des Maures, en se melant aux
Arabes, en ont adopte la langue, et ces tribus, que leur nouvel idiome fait
designer sous le nom d'Arabes, se sont avances jusqu'au nord de la Sene-
gambie. Tels sont les Trarzas, tribu guerriere, qui a soumis les populations
herberes des environs du lac Cayor et a contraint differentes peuplades qui
parlaient dans le principe herbere, a adopter la langue arabe. Mais le her-
bere se conserve encore sur les bords du Senegal, dans la tribu nombreuse
des Falba ou Marabouts (Maury). — Im russischen Dialekt von Jekaterinoslaw
finden sich syrjänische, tatarische, baschkirische Worte u. s. w. Nach Pott
^Q Erstes Kapitel.
der Geschlechter fortdauern, wie sie bei den Karaiben beob-
achtet wurde, aus demselben Grunde, wie sonst zwischen
Herrschenden und Gehorchenden eine Dualität besteht, indem
die Spaltung nach gleichem Princip eintritt, nur auf ver-
schiedener Unterlage.
Je von dem Stadium der Zersetzung, in dem sich eine
durch Mischungen aufgelöste Sprache im Augenblicke gram-
matischer Fixirung findet, wird es abhängen, ob die dem ur-
si:»rünglichen Klange nach näher stehenden Worte sich (wie
während der Zeiten des lebendigen Ablautes) durch Analogien
noch fortbilden können, oder ob ihnen die Erinnerung ihres
Ursprungs schon so gänzlich verloren gegangen ist, dass ein
weiterer Anschluss nicht möglich bleibt. On dit en lenape:
„ikatsch n'dappin", je serai lä present, reunissant la termi-
naison tsch du futur avec Tadverbe „ika", qui signifie lä
(illic). On dit encore „nekamatsch w'dappin", il sera lä, joignant
i
könnte dem Sanskrit ein Zustand grösserer Einfachheit vorhergegangen sein,
nnter Abwesenheit von Inflectionen, wie im Chinesischen und andern ein-
silbigen Sprachen. Nach Steinthal scheint ein Einfluss der indo-europäischen
Sprachen auf die Grammatik der finnischen obgewaltet zu haben. Denn
obwol die Declination echt altaisch ist, so bietet die Conjugation der Verba
■viele Aehnlichkeiten mit den sanskritischen Formen. Als die altaischen
Stämme mit fremden Nationen in Berührung kamen und von denselben die
Keime ihrer gegenwärtigen Civilisation erhielten, schufen neue Ideen neue
Wörter und Formen, selbst ein neues Princip in der Entwickelung dieser
Sprachen. Mancherlei wurde angenommen, mancherlei nach dem Typus
anderer Sprachen gestaltet (nach Castren). — There is reason to suspect, that
the Hebrew, as we have it, does not in all points truly represent the
language of the earliest period of Hebrew history, that it has both partaken
of the modernization of the populär tongue, and suffered some distortion in
the hands of the grammarians, from whom we receive it. The spoken
dialects of the present day, while they exhibit somelhing of the same
character as the modern Indo-Europ*an dialects, in the abbreviation of
words, the loss of inflectional forms and obscuration of etymological re-
lations, yet do so in a much less degree. The modern Syriac of Orumiah
has decidedly more of the aspect of a Europsean analytic language, than
any other existing dialect of Ihe family (Whitney). — Die hamitischen Sprachen
(der ägyptischen, libyschen und äthiopischen Gruppe mit den kuschitischen
Urbewohnern Mesopotamiens, den phönizischen Urbewohnern Palästinas und
den Guanches der Canarien) schernen ursprünglich mit den semitischen
Sprachen eine Einheit gebildet zu haben (nach Friedrich Müller). Als die
hamitischen Sprachen sich lostrennten, war die Sprache über die Periode
der Wurzelbildung und wurzelliaften Flexion noch nicht hinausgekommen.
Wechsel und Mischungen. 41
la meme desinenoe au pronom separable il (ille), et au pluriel
nekamawatsch w'dappinewo, ils seront la. Im Deutschen Hesse
sich möglicherweise noch das Verbum dortigen bilden, ich
werde dortigen oder dort sein (wie nächtigen von Nacht, jetzig
von jetzt, erübrigen von über, u. s. w.), aber im Französischen
lässt sich mit la nichts weiter anfangen, da es nur auf weiten
Umwegen durch iloches, iloc (lais, lai) auf illic zurückgeführt
werden könnte, wie bei den meisten Wörtern des durch so
verschiedene Sprachprincipien ') durchschnittenen Romanischen.
Die complicirte Grammatik, worin (wie A. v. Humboldt be-
merkt) die amerikanischen Sprachen (Eskimo, Tamanake,
Quichua u. s. w.) mit dem Congesischen in Afrika überein-
stimmen, findet sich auch bei den Basken, den Nachkommen
der alten Cantabrer, indem wir auch hier eine im Volke selbst
gebildete und deshalb trotz minutiösester Ausbildung ihre
strenge Regelmässigkeit bewahrende Sprache vor uns haben,
während die Sprachen der geschichtlich bewegten Völker alle
aus einem Jargon von Mischdialekten hervorgegangen sind,
dem die Epoche der Einführung der Schrift seine zufällige
Fixirung gab, sodass sich in der Grammatik mitunter eine
solche Menge gesetzloser Unregelmässigkeiten vereinigen, dass
') It is reniarkable that the most Ignorant Irishman speaks in general
the most correctly grammatical in bis own language (Dutton). — Solange
eine Sprache noch aus ihren eigenen Wurzeln hervorwächst, liegt Richtig-
sprechen natürlich näher, als fehlerhaftes, während eine im zufälligen Zeit-
moment verschiedenartiger Mischungen durch Einführung der Schriftsprache
mit allen ihren augenblicklich gerade vorhandenen Incongruenzeu tixirte
Sprache nur ein künstliches System der Rechtschreibung und Rechtsprechung
aufstellen kann, also mühsames Erlernen desselben fordert und bei noch
mangelnder Uebung beständigen Felilgrifl'en aussetzt. „Ihrer genetischen Be-
deutung nach sind die mannichfa'.tigen Flexionen der alten Zeit der Aus-
druck geistiger Beziehungen, sie sind die Verkörperungen für die logischen
Kategorien des Denkens. Aber je mehr und je rascher gedacht wird, um
so leichter und bequemer muss auch die Sprache als der Träger des Den-
kens werden, um so mehr sind die vielsilbigen Endungen hinter der Wurzel
gleichsam ein Hemmniss für die Schnelligkeit und Beweglichkeit des
geistigen Lebens" (s. Westphal). Die Sprachen mit künstlichen Grammatiken
arbeiten nach der Schablone, immer richtig und sicher innerhalb ihres
Kreises, aber auf denselben beschränkt. Die auf die einfachen Primitivstoöe
beschränkten Sprachen dagegen vermögen in den Händen des Künstlers
alles auszudrücken, indem ihre eigene Form nirgends Hindernisse in den
Weg legt.
42 Erstes Kapitel.
das Bestehen grammatischer Regehi überhaupt bezweifelt
werden könnte, wenn sie nicht wieder in einer Gelehrten-
sprache ihre künstlich begründete Normirung erhalten. Die
Grammatik, wenn sie sich nicht in ein unfruchtbares Theore-
tisiren und a priori Construiren vertieft, geht nothwendig aus
Beobachtung der Sprache hervor, und zwar nicht nur der ge-
schriebenen, sondern, insofern die Sprache eine lebendige ist,
auch mit gleichem Recht der gesprochenen (Lidforss).
Während die Analogisten (als Schüler des Aristarch) eine
Grammatik (und zunächst eine Formenlehre) anstrebten, lag
für die Anomalisten (des Krateas) Norm und Gesetz der
Sprache im Sprachgebrauch') der mustergültigen Schriftsteller
(s. Steinthal).
') Est nata ex quadam consuetudine analogia et ex hac consuetudine
item anomalia (Varro). — Plato knew only of Noiin (o';oij.a) and Verb (pT,ijLa),
as the tvvo component parts of speech, and for philosophical purposes
Aristotle too did not go beyond that number. It is only in discussing the
rules of Rhetorie that he is led to the admission of two more parts of
Speech, the abvösa.aoi (conjunctions) and ap^pa (articles). The pronoun
(avTW^'jfjLia) does not come in before Zenodotos, and the preposition (rcpotsai?)
oecurs first in Aristarchos. The distinction of the niimbers was first pointed
out by Aristotle, but the technical terms for singular and plural (ap'.b.ao?
Evtxo's, TiXr)5üVTtxd?) date from a later time. Aristotle had no clear conception
of cases, in the grammatical sense of the word. Ptosis, with bim, refers
to verbs as well as nouns. The introdiiction of the five cases is due to the
Stoics. The distinction of genders was known in Greece to Protagoras (s.
Müller). — Die Griechen unterschieden acht Redetheile (Xoyou [lipt]), in wel-
cher Zahl die Römer den Artikel durch die Interjection ersetzten. Später
wurde die Partikel zugefügt. Guichard (1G06) unterschied das Hebräische,
Chaldäische und Syrische als Sprachklasse von dem Romanischen und Teu-
tonischen. Scaliger unterschied (1610) 11 Sprachklassen. Leibniz bekämpfte
zuerst die Idee (der Kirchenväter), dass das Hebräische die Wurzel aller
Sprachen sei (unterscheidend zwischen japhetischer und aramäischer Sprach-
klasse). Hervas gab einen Katalog der Sprachen (1800), wie Adelung (1806),
bis Mithridates. Gobelin ordnete Sprachen als Dialekte zusammen (1773).
Die allgemeinen grammatikalischen Uebereinstimmungon verschiedener Spra-
chen sind nicht nothwendig Folge einer Verwandtschaft, sondern können
leicht ihren Grund in einer gleichartigen Beschaflenheit der Bildung haben,
für welche diese Sprache ein Ausdruck sind. Tritt aber, neben der Gleich-
heit in der Innern Structur der Sprache, auch eine Uebereinstimmung in
ihren materiellen Bestandtheilen (in den Wörtern und deren Endungen) in
bedeutendem Masse hervor, so ist gemeinsamer Ursprung der Sprachen oder
doch nahe Berührung anzunehmen (s. Castren). Die Etymologie zerfällt in
die Lehre von den Lauten, die Verbindung der Laute zu den Wurzeln und
der von den daraus hervorgehenden Worten (HerrmauTi).
Wechsel und Mischungen. 43
Der Este ^) accommodirt sich der Sprachkenntuiss dessen,
mit dem er spricht. Mit dem Prediger spricht er die Kirchen-
sprache, und er bedient sich hier aller der fehlerhaften For-
men und Redewendungen, die in der Bibel und den Erbauungs-
büchern stereotyp geworden sind. Anders wieder ist seine
Sprache am Hofe. Die Sprache der der Stadt nahe AYohnen-
den ist ein possirliches Gemisch von corrumpirtem Deutsch
und schlechtem Estnisch (s. Fählmann). Im Verderbniss der
Volkssprache hat besonders die Flut schlecht geschriebener
Tractätchen geschadet. Die javanischen RangsjDrachen finden
sich zum Theil in Hinterindien. Die Sprache der Perser, die
in verschiedene Volksdialekte (Gilani, Mazenderani, Talish,
Tati u. s. w%) und einen Hofdialekt (als Schriftsprache) zer-
fällt, stammt von dem in den Keilschriften der Achämeniden
erhaltenen Idiom, als Parsi (Pazend in Bezug auf die darin
später abgefassten Erklärungen der Zend-Bücher) oder (nach
der Mischung mit aramäischen Elementen unter den Sassaniden)
als Pehlewi und (in den zu den Zend-Büchern geschriebenen
Paraphrasen) Huzvaresch (s. F. Müller).
Die Ansichten über die Sjirachen^) gehen von zwei ver-
schiedenen Gesichtspunkten aus. Einige (wie Pott) bekennen
') Nach Thomson enthält das Finnische germanische Elemente, die älter
zu sein scheinen als das Gothische. Nach Rugge finden sich auf manchen
Runensteinen Schönens vor-gothische Sprachelemente (und ebenso auf dem
goldenen Trinkhorn Kopenhagens). — Tandis que les langues d'Oc ne fönt
encore que se former du 9. au 11. siecle, le proven^al de 877 a 887, le
castillan et le portugais de 1037 ä 1095, le romanvallon d'oi'l ou d'oui de
917 k 1043, tandis que l'italien ne prend naissance que vers 1129 a la cour
de Roger de Sicile, la langue d'Or, faite depuis longtemps et qui ne veut
pas changer, adopte en Bulgarie (1054:) les lettres cyrilliennes, et ces lettres,
adoptees plus tard en Dacie, doivent hii conserver la prononciation de cette
epoqne (Vaillant). Les Romans n'ont pas cru cesser d'etre chretiens en
conservant dans leur culte, la fete et le nom des Rosalia (rusali), et dans
leur croyance, l'äme du monde, Pronia, la providence des stoiciens, et la
leur. — Die heutigen Slawen an der Militärgrenze sind Serben (s. Jowitsch).
Die slawonische Sprache (mit der syrmischen) ist ein Dialekt des Serbischen.
Die Karpaten trennen Klein-Valachien von Valachien ab. Nach Franck
(1539) „hat das Wälsch zugenommen und ist vorgebrochen, das Teutsch hat
abgenommen" (in der Schweiz).
-) Nach Nott und Gliddon gibt Sprachgleichheit (wegen möglichen
Umtausches) keinen Beweis für Einheit der Abstammung. A. de Humboldt
44 Erstes Kapitel.
sich zn einer Mehrheit voneinander schlechthin unabhängiger
und vom Urbeginn her verschiedener Anfänge der Sprachen
(und schon dem Epikur galt die Verschiedenheit der Völker
für etwas Ursprüngliches und Angeborenes), andere lassen
jede Sprache bestimmte Stadien eines Entwickelungsganges
(in family, nomadic, political stage) durchlaufen, die der
juxtaposition, agglutination, amalgamation (nach M. Müller)
und ähnlich bei Rawlinson's Auffassung des Uebergangs der
turanischen Sprache ins Semitische oder Arische. Beide Be-
trachtunofsweisen 2;ehen von zum Theil richtigen Gesichts-
punkten aus, beide verderben diese durch ihr System. Bei
keinem Organischen können wir nach unserm relativen Ver-
ständniss von einem Ursprung reden, denn wenn dieses Wort
überhaupt einen Begriff decken soll, so muss es das Entstehen
eines völlig Neuen bezeichnen, und kann mit einiger Er-
weiterung vielleicht noch zugelassen werden, wenn wir in dem
neu entstehenden Producte verschiedene Elemente desselben
zusammentreten sehen, wie z. B. bei einem aus Säure inid
Basis, oder deren Constituenten im Salz, gebildeten Krystalle.
Im Organischen, wo sich Zeugung stets an Zeugung knüpft,
gibt es nur ein Werden im Kreislauf des Entstehens und
Vergehens, und der erste Anfang einer Schöpfung entzieht
sich durch die xVnknüpfung an das Absolute unserer Forschung,
bis vielleicht fernere Untersuchung über das Zwischenspiel
kosmischer Agentien unter den terrestrischen den Bereich der
Experimentalphysik ausdehnen mögen.
Obwol wir deshalb das organische Leben überhaupt,
und also auch das der Sprache ^), als in stetem Flusse be-
observe que la division des langnes en analytiques et synthetiques n'cst pas
satisfaisante, et qn'elles derraient, commes les plantes, etre classees par
groupes, d'apres leiirs ressemblances et differenees les plus apparentes (s.
Eyries).
') A set of typieal forms of language (the isolating stage, the aggluti-
nating stage, tlie inflecting stage) are shown gradually slidlng iiito one
anotlier (Max Müller) and in tlie far background is shadowed forth the
evohition of language from a unity not yet visible, bat hoped to become
visible some day. — Nach Schleicher gab es viele Sprachen, keine einzige
ursprüngliche. Bnnsen sucht durch das Zusammenbringen ähnlicher Wur-
zeln, Müller und Ewald durch das Studium grammatischer Form die Einiieit
der Sprache zu beweisen.
Wechsel und Mischungen. 45
griflen ansehen müssen, so können wir doch die nacheinander
durchhiufenen Stadien und ihre relativen Proportionswerthe
nur bei solchen Beobachtungsobjecten markiren, wo wir den
gesammten Cyklus des Umlaufes zu übersehen vermögen, also
im Vegetabilischen und zum Theil im Animalischen, nicht da-
gegen im Psychischen, das seiner Vollendung in einem me-
taphysischen Jenseits entgegenstrebt. Schematisch mögen wir
den Entwickelungsgang der Sprachen von einfachen Gestal-
tungsformen zu hohem und complicirtern verfolgen, wir
dürfen nun aber nicht weiter folgern, dass in jeder Sprache
dieser Entwickelungsgang historisch nachzuweisen sein müsse,
denn so weit wir überhaupt auf Erden eine Entwickelung
überblicken können, liegt sie nur innerhalb eines Kenegerations-
processes, sich selbst zerstörend und neu wieder belebend.
Manche derjenigen Sprachen, die jetzt oder früher einen festen
Typus gewonnen haben, und deshalb zeitweise als solche fest-
zuhalten sind, nahmen ihren ersten Ansatz in bereits nur
secundären Bildungen, aus denen sie zur Unabhängigkeit her-
vorwuchsen, und ebenso können weitest fortgeschrittene Spra-
chen bei längerer Isolirung auf einem heimisch gemachten
Boden in den Naturzustand des Monosyllabismus zurück-
fallen. Es ist allerdings bequemer, erst ein Schema zu ent-
werfen und dann die Facta diesem anzupassen; der natur-
wissenschaftliche Weg verlangt aber umgekehrt erst eine
genaue Erforschung der Facta, ehe man überhaupt ein Schema
entwirft.
Die meisten der jetzigen Sprachen sind Mischsprachen,
aber in einer für literarische Kenutniss dunkeln Vere-anffenheit
gemischt, sodass sie uns als fertig formirt überliefert und nur
als Gegebenes betrachtet zu werden pflegen, als Seiendes,
nicht als Gewordenes, wenn nicht etwa erst wieder durch die
zersetzende Analyse in die constituirenden Elemente aufgelöst.
Indess können wir auch jetzt noch die Sprachen im Momente
des Werdens antrefien, wenn wir uns von der historischen
Betrachtung der Völker zur ethnologischen wenden. Die Neger-
Uebersetzung 1) des Neuen Testaments durch die Mährischen
^) Drie deh na bakka, dem holi wan bruiloft na Cana na Galilee en
mamma va Jesus been ce dapeh. Ma dem ben kali Jesus uanga bim
disciple toe va kom na da bruiloft. En tah evieni kaba, mamma va Jesus
46 Erstes Kapitel.
Brüder in dem Jargon Guianas ist darin ein belehrendes
Studium. Das Negei'-Portugiesisch (ursprünglich ein verdor-
takki na him, dem no habi wieni morro. Jesus takki na him nu mamma
noe worko me habi nanga joe. Tem va mi noben kom jette (three days
after back, them hold one marriage in Cana of Galilee and mamma oi
Jesus been there. But them been call Jesus with him disciples to come to
that marriage. And when wine end, mamma of Jesus talk to him: Them
no have wine more. Jesus talk to him me mamma how work me have
with you, time of me no come yet. — Negro-version of the New-Testament
by Moravian missionaries). Hawing learned by prevailing experience, that
the past tense in a verb is signified by an addition of a d, the child
imagines, that, because it says I loved, it must also say: I bringed, or eise
perhaps, remembering I sang from I sing, it says I brang (Whitney). — Aus
lagamasi, lagatasi, laganti oder (gothisch) ligam , ligith, ligand, hat man
angelsächsisch alle Pluralendungen auf eine reducirt und sagt we licgath, ge
licgath, hi licgath. Although this last was, in its inception, much such a
blunder as is now committed by the Tulgar, who say I is, says I and so ou,
it was adopted and ratified by the Community because eliminating unnecessary
distinction. Wie Gado: unser Gott (statt possess), mie no wanie, ich will
nicht, wan sama dee, da ist jemand, novvan same dee, niemand ist da. Im
englischen Dialekt der pennsylvanischen Deutschen wird gensybroost gesagt
statt the breast of a goose, anoder statt another, u. s. w. Ich bin getravelled
high un low (im pennsylvanischen Deutsch). Von Marbelstein und Brick. —
Von der auf den Seychellen üblichen Sprache bemerkt Wright: The language
spoken is French, but very curiously corrupted among the lower classes of
the population. There wonld appear to be no grammar, no tense to the
verbs and no declensions to the pronouns. There is no phrase more com-
mon, than moi ne ^ont pas, I dont know. Many words are lengthened by
the intercalation of vowels, gelisser for glisser, etc. The language was
three gcnerations ago spoken in perfect purity by the original settlers. — En
este estado que es el primer paso que las naciones dan para nnidar la
lengua, estaba quarenta aüos ha la araucana en las islas de Chilowe, en
donde los araucanos apenas proferian palabra que no fuese espanola, nias
la proferian con el artificio y örden de su lengua nativa, llamada araucana
(Hervas). — Nach der Älitte des zweiten Jahrh. p. J. wird von dem Sophisten
(und Redner) Pausanias aus Cäsarea (in Kappadocien), Schüler des Herodes
Atticus, berichtet, dass er nach der Sprechweise seiner Landsleute Vocale
zwischen Consonanten ausstiess und den Unterschied der langen und kurzen
Vocale unbeachtet liess. Nach Mitte des 4. Jahrh. p. J. wurde Cliry-
sostomos in Antiochia von einer Frau aus der Menge gebeten, das Volk
in einer verständlichem Sprache (nämlich im gemeinen Griechiscli) zu be-
lehren. „Das Neugriechische (in manchen Formen alterthünilicher als die
alte Sprache) hat Formen aufbewahrt aus der Zeit, wo Gräken und Italer
noch nicht geschieden waren." Das classisehe Griechisch war eine aus dem
Jargon erklärte Sprache der Grammatiker, die alle südlichen Dialekte mehr
oder weniger abschwächte, während später mit dem Vordringen des Macedo-
Wechsel und Mischungen. 47
benes Portugiesisch, das auf jüdischen Plantagen in Surinam
gesprochen wurde) hat sich bei den Saramakkanern (ein Stamm
freier Buschneger im obern Surinam) erhalten, doch verstehen
die meisten (ausser ihrer Djoe-tongo oder Judensprache) auch
das Neger-Englische (Xingre oder Negerisch) oder (Ningre-
tongo) Negersprache (Bakra oder Europäisch). Die neger-
englische Sprache ist mit der Zeit (aus einem verdorbenen
Englisch) ein Neger-Englisch-Holländisch geworden. Die Con-
struction ist zwar noch die englische, manche Worte lassen
sich als englisch erkennen, aber die neu hinzukommenden sind
dem Holländischen entnommen (Wullschlägel). De Neger-
Engelsche taal wird von Focke beschrieben, als een onvolledig
zamenraapsel van Portugesche, Engeische en Hollandsche
woorden, die door eene Afrikaansche uitspraak verdraid en
verminkt zijn, aber doch viel Eigenthümliches haben. Durch
die in Paramaribo geborenen Negier wurde eine Gleichartiir-
keit in die verschiedenen Dialekte ^) der importirten Sklaven
gebracht.
nischen aus dem Norden das Ursprüngliche in der Spracheigenthümlichkeit
des Volkes wieder zur Geltung kam. „In Alexandrien (und ebenso in
Antiochien) bildeten sich die Graeculi, die von den alten Hellenen nur noch
die leichten Elemente des Geistes, Temperaments und Charakters bewahrten,
aber bar aller Gediegenheit waren" (s. Steinthal). — The Grebo have Greboized
a large number of foreign words, and some of these are extensively used,
but can easily be distinguished. A foreign word with a vowel termination
is adopted without any alteration. If it has a consonant termination, the
final consonant is either dropped or a final vowel is suffixed.
') Senores, die Bell ist gezogen für das Almuerzo, im limaischen
Deutsch. Si, seiior, certainement, you bet, ist Phrase im Englisch-Califor-
nischen. Cassarubu ist gebildet aus dem portugiesischen cazar (jagen) und
Urubu (Geier) im Tupi, Itapuanzinho oder kleiner Nagel ist ein Tupi-Wort
mit portugiesischem Diminutiv (ita-apoan oder convexcs Metall). Im Deut-
schen haben wir Luft-Electricität, Erdmagnetismus, Himmelsmechanik u. s. w.
Wie in der Sprache von Yiti hat auf den Gilbert-Inseln eine ursprüngliche
Negritosprache durch enge Vermischung mit einer polynesischen einen ganz
polynesischen Charakter angenommen, während (nach v. d. Gabelentz) sie in
ihrem innersten Kern noch das ganze Wesen einer Negritosprache zeigt (s.
Meinicke). Die Sprache der Marshall-Inseln ist den niikronesischen zuzu-
rechnen.— Pour dire ,,ce gar9on", les Vendeens disent tscliö gärs. — Wilustican
(im Minsi) oder Kopf ist aus dem lenapischen Wort Wil und dem algon-
quinischen Oustikouan zusammengesetzt, Wüdip oder Kopf (im Illinois) aus
Wil (lenapisch) und Depikane (miamisch), Pechquatub aus Penobscot,
48 Erstes Kapitel.
Das Bedürfniss des mündlichen Verkehrs wird stets eine
gemeinsame Sprache z^yischen verschiedenartig redenden Völ-
kern oder Stämmen bilden, und sind dabei hauptsächlich drei
verschiedene Wege möglich. Der gewöhnlichste ist der, dass
sich aus dem Durcheinandersprechen der fremden Dialekte ein
neuer schafft, gleich dem Urdu, der in den Lagern Timurs
als Verkehrsmittel hervorgerufenen Abart des Hindostani, der
lingua franca des Orients, der lingua geral Brasiliens, dem
Chinnook-Jargon oder der Handelssprache in Oregon, die vom
untern Columbia und dem AVillamette sich zum Füget- Sound
verbreitete und dann mit Ausdehnung des Handels (s. Gibbs)
die Küste aufwärts, sowie längs des Columbia und Fraser-
Flusses. Die Poul in Khasso sprechen den Khassonke genannten
Dialekt des Mandingo. Nach Procop bedienten sich die Be-
wohner Mauritaniens und Numidiens der Phoenicum lingua
(als lingua franca), die die Tyrii bilingues ausser ihrer eigenen
Muttersprache (punisch oder phönizisch) noch zu lernen hatten,
in dem Berberischen (nach Hodgson). Die Bevölkerung Kanos,
die zum grossen Theil aus Bornu-Elementen besteht, hat sich
im Laufe der Zeit die Haoussa-Sprache angeeignet. In Mexico
ist das Spanische mit aztekischen Worten gemischt. Zeigt
sich zwischen den in gegenseitigen Verkehr tretenden Völkern
schon das eine durch seinen politischen Einfluss übermächtig
überwiegend, wie die Macedonier während der asiatischen Er-
oberung, die Römer bei Gründung ihres Weltreiches u, s. w.,
so wird dessen Sprache vorwaltend adoptirt werden, obwol
es dann meist eintreten wird, dass sie von dem Muttersitze
weiter entfernt, mehr und mehr in dialektische Verschieden-
heiten aufs neue zersplittert und allmählich in ihren selbst-
geschafienen Töchtersprachen verschwindet, wie das Lateinische
in dem llomanischen. Das Arabische hat in derselben Weise
dominirt, und in Amerika neben dem Maya oder dem Azteki-
scheu besonders die von den Inca mit ihren Kriegszügen ver-
breitete Quechua-Sprache, die noch jetzt am obern Solimaes
Abenaki, Massachusett (s. Duponceaii). — Gostliäna (station de vaohes) a pris
plus tard le sens d'etable, et sa signification s'est ensuite generalisee' dans
Je fem. güstlii", jusqu'a ne plus designer qu'une reunion, une assemblee; dann
wurde wieder eine Wiederliolung gügo&htha für Kulistall gebildet (s. Pictet).
Wechsel und Mischungen. 49
als Vehikel i) der Handelsreisenden aus Maynas und Peru ge-
braucht wird. .. Die Sprache eines vielfache Länder besuchen-
den Handelsvolkes wird gleichfalls gern als passendstes Ver-
kehrsmittel erlernt werden, wie das Malaiische im indischen
Archipelago oder in allen Seehäfen das Englische, das dann
im Munde der Afrikaner wieder in das Neger-Englisch 2), im
Chinesischen in das Kanton-Englisch, auf den polyncsischen
Inseln in andere Arten des Rothwelsch verkehrt wird. Auch
kann eine Sprache dadurch die Hegemonie erlangen, dass sie
das Eigenthum einer Gelehrtenkaste ist, und deshalb bei allen
dieser Angehörigen vorausgesetzt werden darf, wie beim Sanskrit
der zugleich als Handelsleute umherziehenden Brahmanen oder
dem Mandarinendialekt der über alle Provinzen Chinas zer-
streuten Beamten. Ein anderer Weg ist dann noch der, dass
eine dritte Sprache gewählt wird , um die Brücke zwischen
zwei einander unverständlichen zu schlagen, wie sich Engländer
und Franzosen in den Gesellschafts-Inseln oft tahitisch unter-
halten oder bei der Vielfichheit der Dialekte auf den friesischen
Inseln mitunter das Plattdeutsche zum Verkehr dient. Immer
bilden sich diese Generalsprachen aus einer Mannichfjiltio-keit
der Idiome hervor, um sich wieder in Dialekte^) zu zer-
splittern, und M. Müller sagt richtig, die Dialekte werden
durch ihre steten Neuschöpfungen the feeders of language in
ihrer literarischen Verknöcherung, als dialectical regeneration,
') Die Sprache der Tschippeways (am obern See und östlich bis St.-
Janiesbav) ist die allgemeine Yerständigungssprache der nordamerikanischen
Indianer geworden. Die Nahuatlacatl sind (nach Buschmann) die deutlich
(die Naliuatl-Sprache) Redenden.
^) Nach Köler verändern die Neger alle das Englische in derselben
Weise, trotz der Verschiedenheit ihrer eigenen Sprachen.
^) The primary dialects are earlier than the xotvr] , just as mountain
streams are earlier than rivers, the secondary dialects, on the contrary,
are later, just as Channels are later than lakes (s. Müller). Im Gegensatz
zu den übrigen Hellenen sprachen die Athener (nach Xenophon) eine
Mischung aus allerlei Dialekten der Hellenen und Barbaren (x£xp7[j.£\-r] i^
c.T^c/'vTCüv Twv 'EaÄt'vcov y.ai p^ypliapwv), -weil sie (nach Sicilien, Italien, Kypros,
Aegypten, Lydien, dem Pontus und sonst umherfahrend, zugleich im eigenen
Hafen Leute von allerlei Sprachen hörend) von dem einen dies, von dem
andern das auflasen. Die Koivi^ genannte Sprache (das Griechische nach
der Zeit Alexander's) blieb in ihren Elementen zwar attisch, aber die
schöpferische Spraehkunst war verloren (s. Steinthal).
Bastian, Studien. ' 4
5() Erstes Kapitel.
WOZU phonetic decay im Gegensatz hingestellt wird, als der
zweite Process, der im Wachsthum ') der Sprachen thätig ist.
') The life of language has beconie beniiuibed and extinot in those
words and portions of words, which shovv the first traces of tliis phonetic
monld. Doch sind es höher combinirte Schöpfungen, wie in der organischen
Chemie, die durch die verschwindende Pcrception jedes einzelnen Elements
den Fortschritt der Abstraction erleichtern. Die parthischen oder scythischen
Eroberer Irans haben (nach Pott) den grammatischen Bau ihrer Sprache
verloren für den einfachen des Pehlewi, das zu den iranischen Sprachen
gehört. Sicilien wurde im Mittelalter griechisch redend (s. Niebuhr). Die
Karelen sprachen finnisch nach Verlust ihres Dialekts (Retzius). Die Guanchos
sprechen spanisch (Berthelot). Vindja-Völker haben ihre Sprache mit einer
Tochtersprache des Sanskrit vertauscht. Nach Brasseur ziehen die Spanier
in Guatemala die einheimische Maya-Sprache der ihrigen im Gebrauche vor.
Die Chasaren vertauschten (9. Jahrb.) ihre Sprache gegen die der benach-
barten Ungarn (Const. Porph.). Alegre es lo mismo que risuefio, entender
6 saber es lo mismo que percibir (en el Tatche 6 Telame). In mittelalter-
lichen Chroniken finden sich mitunter lateinische Endungen deutschen Worten
zugefügt. Aehnlich hat sich das Englische der normannischen Periode
accommodirt. In phrases such as „zour honorabile lettres contenand" or
„brekand the trewis", the introduction of the French grammatical termination
may have been facilitated by the similarity of the Anglo-Saxon termination
of the gerunds in ende (M. Müller). „Im Albanischen und Bulgarischen
scheint die Eigentliümlichkeit, den Artikel nach statt vor zu setzen, dem
Walachischen entnommen, wo sich domnul (dominus ille) bildete, statt il
domnu (ille dominus)." The Persian in such forms, as gul-i-keniz, the rose
of the maid, dil-i-men or dilem, my heart, has adopted, no doubt after
Semitic modeis, a syntactical principle not only at variance with, but
diametrically opposed to all Indo-Europaean grammar. Bei den Tecunas,
die (wie alle von einer gewissen Halbcultur ergrifi"enen Horden) in ihr Idiom
leicht Fremdworte aufnehmen, finden sich Wörter aus der Quicbua-Sprache.
Die Worte der von den Inkas gebrauchten Geheimsprache waren nur modi-
ficirte Formen der leugua general in Quichua (s. Meyen). Im Malaiischen
werden 5 "/o arabische und IS^/o sanskritische Worte gerechnet. Infolge
der politischen Verbindung mit Tahiti wurde auf den westlichen der Austral-
Inseln der raratongische Dialekt durch den tahitischen verdrängt. The
Americans obtained their Latin words in a roundabout way. They were
brought to England by Germanic adventurers, the Normans, who had learned
thcm from a niixed people, the Frencli, chiefly of Celtic blood, and these
again had derived them from anothcr hcterogeneous Compound of Italian
races, among whom the Latin tril)e was numerically but a fceble eiement
(Whitney). Die nicht nordwärts wandernden Mandschu verähnlichen sich
(unter Annahme eines sesshafien Lebens) den chinesischen Einwanderern aus
Shantung, und vor der geläufig werdenden Mandarinensprache, die in den
Schulen aus chinesischen Büchern gelehrt wird, beginnt das Mandschu und
seine Schrift zu verschwinden (s. Williamson). Die Neger auf Haiti haben
Wechsel und Mischungen. 51
Indem herumstreifende Horden im Jägerzustande sich
trennen, entstehen Dialekte, die bald ganz abweichen (nach
Cass). „Sprachen, die nicht durch Buchstaben fixirt werden,
miissen beständigen Veränderungen unterworfen sein, und in
eben dem Masse, als der Verkehr zwischen den verschiedenen
Stämmen durch Feindseligkeiten oder locale Entfernungen
gehemmt wird, werden die Abweichungen ihrer Sprachen zu-
nehmen." Die allgemeine Laudessprache i) ist die gälische
(auf den Hebriden), doch hat der Verkehr mit Fischern und
anderen Keisenden ein Gemisch englischer und ausländischer
Worte eingeführt, wodurch die ausdrucksvolle Kernsprache
verdorben werden wird (Buchanan, 1782). In der Moldau
wurde (Anfang des 15. Jahrh.) die Messe in der lateinischen
Sprache (unter Alexander) verboten, und ebenso in der Wa-
lachei (aus Hass gegen das Papstthum). Die Geschäftssprache
blieb die slawische mit den cyrillischen Buchstaben (ebenso
wie in Siebenbiirgen). Seit dem Fürsten Basyl (gest. 1G54) fing
die romunische Sprache an, sich mehr auszubilden (besonders
durch Rakotzy von Siebenbürgen). Die (nach AbschaflPung
der lateinischen eingeführten) cyrillischen Buchstaben wurden
später wieder den lateinischen ähnlich gemacht, und in Sieben-
'las Französische angenommen. In den dänischen Colonien wurde von den
Negersklaven plattdeutsch (mit Weglassung aller Beugungssilben) geredet
(nach Oldendorp), in Brasilien (nach Koster) portugiesisch , in Sierra-Leone
neger-englisch , in Mauritius französisch. Die Marianen-Insulaner reden
spanisch (nach d'Urville), während die importirte Bevölkerung sich das
Chamorro angeeignet hat. In Nicaragua und Honduras wird spanisch ge-
sprochen (ausser vereinzelten Indianerstämmen). Die Guayqueries (der
Guaraunos) an der Küste von St.-Margarethe sprechen spanisch (Bonpland).
Die Bewohner von Chiloe sprechen spanisch (Fitzroy). Die Stämme von
Baradero , Quilmos, Chalchaguay, St. -Domingo, Soriano sprechen spanisch
(Azara). Die Brotherton (der Algonkin) sprechen englisch. Die Changos
bei Cobija sprechen verdorbenes Spanisch. Die Bewohner von Zamboanga
auf Mindoro sprechen verdorbenes Spanisch. Die Indianer^ bei Rio-Janeiro
sprechen portugiesisch. Die Colonie bosnischer Soldaten von Unter-Nubien
verlor ihre Sprache (1420 p. J.). Die Chinesen in Manilla reden theils nur
tagalisch (Virgin), in Baujermassing nur malaiisch. Die Juden haben die
Landessprachen adoptirt. Die Spanier der peruanischen Minen sprechen
Quichua (Pickering), Die Russen am Lena sprechen jakutisch zum Theil.
') The Manx is spoken generally on the mountain-districts of the Isle
of Man and in the north-western parishes. There are however few persons,
who know no English (Cumming).
4*
52 Erstes Kapitel.
bürgen druckte man dann Bücher in romnnischer Sprache ganz
mit lateinischen Lettern. Die Sprache der Urkunden unter
Alexander (1417 p. J.) hält die Mitte zwischen dem Serbischen
und der Sprache der Kusniaken in Galizien, dem alten Lande
Halitsch. Als A\ iederhersteller der Landessprache können
Basyl der Albanier (Fürst der Moldau) und Matthias Bessa-
raba (Fürst der Walachei) angesehen werden. Basyl bestimmte
1G43 die Landessprache zur Kirchensprache. In der Landes-
sprache wurde unter Bessaraba in der Walachei 1652 gedruckt.
Die Sprache der Bambuk-Neger (vom Stamm der Mandingos
in den Reichen Bambuk, Satadu und Konkudu) ist ein ver-
dorbener Mischmasch von Wörtern *) aus der Mandingo-,
Jalof-, Tuli- und maurischen Sprache sowie dem Portugie-
sischen (Golberry). Die verschiedenzüngigen (s. Zeuss) Donau-
Scythen (^u^xadSsc yap ovtöc) sprachen ausser ihrer Mutter-
sprache (nach Priscus) noch eine andere, die gothische oder
lateinische, selten die griechische. Bei den italischen Bulgaren
fand sich (nach Paul Diac.) ausser dem Bulgarischen auch das
') Die dem Englischen eigenthiunliche Verwendung des Verbuni do, als
auxiliares Verbum des activen, ist (nach Edwards) dem Bretonischen ent-
nommen, wo karoud a rann dem I do love entsprechen würde. Ebenso die
auch im Französischen adoptirte Construction mit apres und dem Participe
pres. (apres avoir bäti, apres avoir ete). L'origine de l'idiome africain est
la langue arabe proprement dite, a laquelle la fusion des Arabes avec les
Berbers et les Turcs, quoique lente et jamais franche, n'a pas laisse d"ap-
porter des modifications evidents sons le rapport de la formation des mots
(Cherbonneaul. L'element qui a eprouve la plus forte alteration, c"est le veibe.
Im Näga-Dialekt von Namsang zeigen sich Anfange zu Verbalbildungen
(nach M Müller). Da sich die Eigennamen der alten Geographie Nord-
afrikas meist aus dem Imoscharh (Ta-Mascheg oder Ta-Maschirht) erklären,
ist dieses Idiom als ein Abkömmling der alt-libyschen Sprache anzusehen.
Die italische Sprache lehnte sich in der Form an die lateinisclie Volks-
sprache an, nahm aber aus den durch die fremden Eroberer und die ältere
Bevölkerung beigestellten Idiomen einen reichen Vorrath sowol an Worten
als an Wendungen in sich auf (s. F. Müller). Die Anfänge der indischen
Volkssprachen (in den Edicten buddhistischer Könige, sowie Pali und
Prakrit) stehen dem Sanskrit auch insofern nahe, als sie den ursprünglichen
Organismus nicht verlassen haben, sondern meistentheils nur lautliche Ver-
änderungen gegenüber der alten Sprache zeigen. Die neu-indischen Idiome
dagegen haben den ursprünglichen Organismus völlig verlassen und (gleich
den romanischen Sprachen in Europa) auf den Trümmern des alten einen
ganz neuen gebildet (s. F. Müller).
Wechsel und Mischungen. 53
Lateinische. Die Sprachmischung in der Mischnah und
Tosefta sinkt zu einer wahren Sprachmengerei *) herab in den
spätem Midraschim (durch Einführung griechischer und
römischer Elemente). Die Fremdlinge sind bereits so heimisch
geworden, dass ohne Noth und Grund eben nur durch Ge-
läufigkeit und Gewöhnung sie dem Redenden gleichsam von
selbst in den Mund kommen, und der Verständlichkeit bei
dem Hörenden gewisser sein diirfen als selbst die genuinen
Bezeichnungen. Ja, der sprachbildende Trieb verwendet diese
neuen Zuflüsse und bildet sie um , als wären es hebräische
oder aramäische Stämme (s. Sachs). Une nation agit, en
alterant^) le mot (etranger), comme au hasard, puisqu'elle
^) In seinen panslawistischen Bestrebungen sucht Lamanski die russische
Sprache zur allgemeinen Schriftsprache der Slawen zu erheben. The mu-
sicians are looked upon as the gypsy-nobility (in Transylvania), the language
has many words from the Turkish, Wallachian, Magyar, Slavonic, German,
Latin, Greek. Its vocabulary differs much from other gipsy dialects. Many
gypsies also speak the Wallachian ("according to Charnock). Die Sprache der
Pirnas wird fast allgemein in Sonora verstanden (nach Pfefferkorn). A leur
langue, les Moesiens et Daces durent etre les premiers Salves, Slaves ou
Sauves d'Orient, puisqu'ils etaient plus a meme que les atitres peuples de
comprendre la langue latine, qui avec le christianisme leur apportait le
salut, la gloire eternelle (slava, zum Gruss verwandt) (s. Vaillant). Deux
dialectes principaux distinguent les Romains moesiens et les Romains daces,
auxquels le premier partage de l'empire vint donner le nom de limba
romanesca de la reskrit (resarire ou rebondir), langue romane, d'Or ou
d'Orient, par Opposition "a la langue d'oc, d'oil ou d'oui, d'Occident ou
d'Occitanie, d'Ouessant ou d'Ouest. II est vrai que ces trois mots signifient
egalement oui dans les langues romanes d'oc et d'oil, mais cela ne me semble
provenir que de l'analogie de oc avec le ac latin et du wi, wes, west, des
Normands, Saxons et Lombards, avec audire, audivi, ouir, oui (s. Vaillant).
Caeterum latina lingua potius quam graeca in niultis ejus locis (Thraciae)
vulgaris est (Lequien). Der Patriarch Michel Cerullarius Hess die Moesier
die cyrillischen Buchstaben der Slawen statt der lateinischen annehmen
(1054: p. J.). Infolge des Concils zu Florenz mussten die Romanen auf
dem linken Ufer der Donau die lateinischen Buchstaben (14. Jahrh.) auf-
geben. Die türkischen Juden schreiben das Spanische mit arabischen Buch-
staben.
-) Les Micmacs appellent un chapeau „monchapoug", n'oubliant point
d'adjoindre le pronom prefixe (Duponceau). Der Einfluss des Arabischen
und Persischen auf die Sprache der Osman-Türken zeigt, dass eine Sprache
in lexikalischer Hinsicht beinahe untergehen und dennoch ihre Grammatik
rein bewahren kann (s. Schott). Das englische scarlet ist in das Siamesische
(sakkalat) aufgenommen, sowie in das Birmanische und Malaiische, ebenso
54 Erstes Kapitel.
n'agit pas scientifiquement; si eile coupe le mot, eile ne
tombera que par un cas fortuit sur le point qui separe la
racine de sa terminaison, et a plus forte raison, sur la double
articulation, quand il y a une particule prefixe (Milne-Edwards).
Balbi bat die Zahl der Sprachen auf 860 annehmen wollen,
aber wie ungenügend eine solche Beschränkung ist, zeigt der
Blick auf ein vielsprachiges Gebiet, wie Timor mit seinen
40 Sprachen, die Ostjäken-Stämme, Bornu mit 30, Wadai mit
20 Dialekten, Yoma, Yunan, der schon den griechischen Kauf-
leuten schwierige Kaukasus u. s. w. AVie durch Vermischung
entstehen auch durch Zerspaltuug beständig neue^) Dialekte.
Zapo (sapo) durch das Spanische. Die Sage erklärt das Auftreten des
Skalden Gunnlaug Ormstunga daraus, dass bis zu den Zeiten "Wilhelm Conq.
Eine Sprache in England, Norwegen und Dänemark geherrscht habe (nach
der Gunnlaugssage). He is sorry = wari ni na (sorrow works or afflicts
him) , he is distressed = blidi kra na (an afiair has caught him) , he is
angry = a pe yera (he sustains anger), he is vexed = ya muh krahwudi (it
has raised a bone in my breast) in the Grebo-language. The Kroomen
acquire in the first place an imperfect and outlandish pronunciation of a
given number of English -^vords, and those words in the next place are
arranged in sentences according to the native idiom. Hence they say:
hungry lives this place, hungry catch me, sick hold me, war lives that
country, that man has too much sass (impudence). He has lie or he make
lie. Dem italienischen como State entspricht (französisch und deutsch)
comment allez-vous (wie geht es, wie steht's) oder comment cela va-t-il avec
vous. L'association d'un radical germanique et d'un radical latin a produit
en fran(;ais des mots hybrides, guerdon (wider donum), mauvais (malvais) de
malus et de vesan (nature), souhaiter de sub et de haitu (promettre). Une
autre classe se compose d'un mot germanique et d'une preposition latine,
agrafer de ad et de krampfo, attraper de ad et de trappa ou piege (Am-
pere). Die Neger verwenden im englischen Jargon häufig das Wort eat
(chop) oder essen (he eats the money, eats his gain u. s. w.), ähnlich wie
Türken und Chinesen in weitern Beziehungen, und auch im Birmanischen,
krah-zah, sich bemühen (Eifer essen), kha-zah, verehren (Ehrfurcht essen),
zan-zah , überlegen (Zusammenknüpfungen essen), mre-zah, zerfallen (Erde
essen), he eats dirt (gestürzt werden), won-zah, sich verwagen (Kühnheit
essen). Es ist och ze merken, dass der Tamerlin dreierley sach frass (sich
plagte oder Verdruss machte), das er krank ward (s. Schiltberger).
') Pike hielt die Sprache der Menomenis für völlig von der umgeben-
der Stämme (in Canada) verschieden, aber (nach James) lag dies nur in der
Aussprache, da völlige Gleichheit bestehe und das Geschriebene sehr dem
Chippeway ähnele. Cesar de Nostredanie se plaint, que la langue proven^ale
est si „meslee de termes Frangois, Espagnols, Gascons, Tuscans et Lombards,
qu'a grand peine est-elle de nous qui souimes du pays entendue". Multae
Wechsel und Mischungen. 55
Bei den Hiironen sprachen (nach Sagard) nicht zwei Dörfer
dieselbe Sprache, kaum zwei Familien in einem solchen (162G),
und wenn die in Südafrika, wie Moftat erzählt, in ihren
Dörfern allein zurückgelassenen Kinder und Greise, während
der Abwesenheit ihrer Aelteru länger als ein halbes Jahr isolirt
blieben, würden sie dieselben bei ihrer Rückkehr vielleicht
nicht nur in einem fremden Dialekt, sondern in einer schon
fremd werdenden Sprache anreden. Das Wort Picca-uinny ^),
ein englisches Compositum aus italienischem Adjectiv (piccolo,
während Webster picado, unartig, brummig oder auch garstig,
meint, statt pequeno) und spanischem Substantiv, hat die Tour
um die Welt gemacht und findet sich jetzt in australischen
Dialekten ebensowol wie in denen des Feuerlandes, und bei den
Negern, sowie bei den Mulatten in den südlichen Staaten der
Union. Etymologisch käme man bei piccolo (picol, wenig im
Spanischen) auf paucus, bei Niüo womöglich auf orientalische
Wurzeln, und kann weder das eine noch das andere zur Er-
klärung nützen. Dagegen tritt hier wieder die Bedeutung der
Onomatopoesis hervor, die noch weit mehr als bei den ver-
meintlichen Schöpfungen der Worte bei ihren spätem Um-
wandkingen in Betracht zu ziehen ist, und sich hier im p-
Laut ebenso bemerklich macht, wie in bit (oder Biss) zum
Ausdruck eines Kleinsten, bischen, in nicht, nix, nicks nich
u. s. w. Etymologien finden hier keinen Boden, auf dem sie
lussen können, indem aber die Vorstellung eines Abgebissenen
an sich dem Begriff des Kleinen nicht abgeneigt ist, ihm viel-
mehr nahe kommt (obwol nicht nothwendig, da das Baissen
durch Hervorhebung anderer Modificationen in den Sprachen
vocabuliim non latinum sed Sabinum est (Varro). — Die Weibsleute in der
Moldau haben eine ganz andere Aussprache als die Mannsleute (denn sie
verändern die Silben bi und vi in gi, die Anfangssilbe ing in ng). Solche
Männer, die sich (als Muttersöhne) an diese Aussprache gewöhnt haben,
werden Fitschor de baba (alte Weibersöhne) genannt (Kantemir). Die als
Botsinaki von den Serbiern oder Trivallern unterschiedenen Bosnier wollen
zuerst unter die Slawen eingewandert sein und sich mit den Gothen ver-
schwägert haben. Aus Jama (Grube im Slawischen) bildet der Volkswitz
das Jammerthal (bei Schreiberau).
1) In Australia the word piccaninny is used both by blacks and whites,
and not a native word, when speaking of children (Jessop). The woman
(in tierra del Fuego) asked something for the pauca-ninny (little child).
56 Erstes Kapitel.
bezeichnet werden kann imd dann jenen Zusammenhang ver-
liert), so vermittelt die Onomatopoesis leicht das Weitere und
macht den bit zum Prototyp des Kleinsten , wie sie auch
iiberall den Ohren der Wilden, wenn sie von dem Wort Picca-
ninny') getroffen wurden, dieses als das geeignetste zur Be-
zeichnung eines kleinen, niedlichen oder zierlichen Kindes, das
bei allen Stämmen gehätschelt wird, anzeigt. Aehnliche Klänge
werden in deutschen Dialekten (z. B. bei Lübeck) vermittelt.
Die die mannichfaltigsten Elemente in sich vereinigende
Bare-Sprache breitete sich aus, als die von den (zu ihrer Her-
beiführung als Arbeiter der Colonisten organisirten) Bare
gejagten Manaos abzunehmen begannen. Der Dialekt der
') Pickaniniiy: a young child, is thus styled by the West-Indian Negroes.
The word is now completely iiaturalised among sailors and water-side
people in England (nach d. Slang-dictionary, 1809). Pickien ist „wenig"
im Neger-Englisch. Chez les Pawnis (s. Leng) le cheval s'appelle aussi
arusha (bemerkt Pictet). Comme le cheval a ete introduit cn Amerique
par les Europeens, il est evident que ce n'est la qu'une corruption de
l'anglais horse, et qu'il n'y a aucun rapport avec le mot vedique (arusha,
cheval rougeätre), oder onomatopoetisch auf das Rasche und Rothe (rosso
oder Ross) zurückgehend. Etymologisch wird hros erklärt, als ka-rasa
(quel sentiment, quelle passion), exactement comme dans l'anc. all. hraban
(corbeau) sanscr. kärava ou karavana (quelle voix). L'arabe hamal designe
l'agneau parvenu a sa pleine croissance, et l'Aries du Zodiaque. II signifie
proprement une portee de hamala (il a porte), d'oü haml, himl, produit
uterin. L'allemand Hammel y ressemble a coup siir beaucoup, et cependant
il n'a aucun rapport, car il vient de l'anc. all. hamal, mutilus, et s'applique
au mouton chätre (Pictet). Der Himmel als das Getragene. On reconnait
une onomatopee in bukka (bukk, gannire, rudere, latrare), so Bukkaua (Ge-
bell) und bukkära (Löwengebrüll), ßooffo) (trompeten) und bnccina, beuc
(Windgeheul im Irl.), boucati (brüllen im Slaw.), bukka (Lärm im Lit.).
Wie bug (buz) im Persischen, bezeichnet boc (irl.), buckr (skand.) den Bock,
im Angels. bicca (bitch) und (im Skand.^ byckia die Hündin. Dagegen
Byku (russ.) oder bak (illyr.) den brüllenden Stier. Pukki (iinn.) und Bok
(tsohetent.) bezeichnen den Bock, Buac (abschas.) den Hirsch, als bucchu
bei den Mandschu, wo der Widder Buka heisst, das wilde Schaf Bukun und
der Stier Bucha. Im Mongul. ist Buchu (bugu) Name des Renthiers, bukuck
der Gazelle, böge des Stiers, u. s. w. Menäda oder Bock (paon oder Katze),
c'est-a-dire menäda, dont le cri est me (im Sanskrit), wie jjLTJxa; und im
Phryg. fxa (meann irl.). Les etymologistes Indiens cxpliquent (,ükara par
^ü-kara, qui fait qu, son imitatif du grognement, wie hiflkära (qui fait hin)
ou tigre, krakara (espece de perdrix), cikura (rat musque). Kas (sanskr.)
oder (irl.) ceas (petit cochon) von cei (grognement), le persan käs designant.
un gros tambour (kas, tussire, Sanskr.).
Wechsel und Mischungen. 57
Karaiben, die sieh aus den Tupi zwischen die unterworfenen
Horden einschoben, ist aus weitausgedehnter Sprachmischung
hervorgegangen (Martins). Die Ssyllebaua (Mischlinge von
Fulah und Melhnke) haben die Sprache der Fulbe an die
Stelle ihrer eigenen angenommen (nach Barth). Die Gabero
bei Gogo am Niger reden, obwol Fulbe, die Sprache von
Sonrhay, da sie ihre eigene vergessen haben (nach Barth). In
the Malay and Polynesian languages well sounding foreign
words very readily gain admission (Crawford). Mit Sheikh
Laminu (dessen Sohn Omar unter Kämpfen mit den Fulah
von Kano und Yakuba folgte) hörte das Kanori auf, die
Sprache der herrschenden Kaste in Bornn zu sein, und die
von Kanem trat an die Stelle. "Während die nördlichen
Dravidas in den (arischen) Eroberern (Indiens) aufgingen und
ihre Sprache verlernten, bewahrten die südlichen ihr nrsprüng-
liches Idiom (Friedrich Miiller).
An der Grenze der Hauptreviere der Crens, Ges und
Goyatacas wechseln einzelne Familien, gleich dem Wilde, hin
und her nnd gehen untereinander mannichfaltige Verbindungen
ein, welche, je nachdem Männer oder Weiber in ihnen vor-
herrschen, das Idiom mit Worten bald ans dem Leben des
Mannes, bald ans dem Beschäftigungskreise des Weibes ver-
setzen (s. von Martius). Die Lingua geral Brazilica hat sich
aus der Tupisprache entwickelt (in den Niederlassungen der
Jesuiten). Von einer uncultivirten nnd stets wechselnden Bevöl-
kerunor crebraucht, ist die Lingua geral in den Amazonasländern
einer schrankenlosen Abwandlung nnd Verderbniss preisge-
geben, nnd Martius rieth, durch Schulunterricht nnd literarische
Behandlung ihre Reinheit herzustellen. Alle Patrioten, welche
an eine Palingenesie der rothen Rasse in einer andern Form
(durch Vermischung mit andern) glauben, reden der Ent-
w'ickelnng der Tupi-Sprache das Wort, weil die Aufnahme der
portugiesischen in den Gedankenkreis des Indianers ihnen
unmöglich scheint (s. von Martins). Wie Henning (1690) von
den lüneburgischen Wenden bemerkt, redeten nur noch einige
von den Alten wendisch und durften es kaum vor ihren Kin-
dern und andern jungen Leuten, weil sie damit ausgelacht
werden. Denn diese, die Jüngern, haben einen solchen Ekel
vor ihrer Muttersprache, dass sie sie nicht einmal mehr hören,
geschweige denn lernen mögen.
58 Erstes Kapitel.
The Glieez, the ancient language of Tigre, is that of thc
religion and literature of the country, and when Tigre was
dominant, it was that of the court. The Amharic, spoken in
the south-east, is that of the present dominant race and is used
by the court, the army and the merchants. The Agau in its
various dialects is the language of the people, in some provinces
almost exelusively, and in others, where it has been superseded
by the language of the dominant race, it still exists among
the lowest classes, some of which (Zalans, Kamanuts, Waitos,
etc.) may be looked on in the light of castes (Beke),
Le Haoussa (repandu depuis Timbuctou jusqu'au Bournou)
est l'idiome commercial') de tonte cette partie du Soudan.
^) The general coniruunication (in Vancouver) is maintained (among the
English, Canadian French, Tschinuk, Cree, Hawaian) by means of the Jargon
(lingua franea of the Nutka, Chinuk and English). Many youug are grow-
ing up to whom this factitious language is really the mother tongue and who
speak it with more readiness and perfection than any other. — La langue
des Chippevvays, comme l'etait l'algonquine il y a deux siecles, est aiijourd'hui
(1838) Celle dont se servent les nations indiennes pour comruuniquer les
unes avec les autres, eile est parmi les sauvages du nord de TAmerique, ce
qu'est la langue fran^aise dans les cours de l'Europe (Duponceau). Die
Tschicasah-Sprache der Choctaw, die früher am Missisippi, in Alabama,
Louisiana (jetzt westlich), dient, als Dialekt von Mobile, den Europäern zum
Verkehrsmittel. Der Jargon der Lingua Franea an der Mündung des Co-
lumbia (in Nutka-Sound und Vancouver gesprochen) hat sich aus Worten
der Tschinuk, Nutka, Knistenau, Hawaiier, Engländer, Franzosen gebildet
(s. Latham). There are no signs of either the possessive case or the plural
iiumber, the former being determined by the construction oiily, the latter
sometimes denoted by haiu (many). In general the tense of verbs it to be
discovered by the context. When it is absolutely necessary to fix the time,
certain adverbs are resorted to, as now, formerly, to-morrow. The future
sense is expressed by tuke (wish). The notion of condition is expressed
by the Chinuk klunas (perhaps) or by the English pos (suppose). The only
other conjunction is pi (the French puis) or then. The Substantive verb is
generally (as in the normal State of the Semitic language>) omitted, maika
pilton (thou art foolish), paia (fire), oluman (father or old man), pepa (paper),
wata (water) or tsok (indian), kuli (courir) la table (latapl), lalan (langue),
liman (la main). Onomatopoetisch bilden sich tiktik (wachen), liplip
(kochen). Aus Verbindungen ship-man (sailor), ship-stik (spar), sel-Iiöuse
oder sail-house (tent). The power of coniposition is greatly deveioped.
Almost every verb and adjective may receive a modification in its meaning
by the prefixion of the word maniuk (make or cause), tshako (come),
mamuk tshako (bring); klatawa (go), mamuk klatawa (send); pepa (paper),
maniiik pepa (write).
Wechsel und Mischungen. 59
Die Souaheli-Sprache ist unter den Zendj-Idiomen am
weitesten verbreitet. Tschaka zwang die unterworfenen Völker,
die Zulu-Sprache zu lernen.
Die Nothwendigkeit, feindselige Aeusserungen über Rom
und Herodes zu verhüllen, erzeugte (unter den Pharisäern)
eine eigenthümlich gewandte, beziehungsreiche Vortragsweise
feiner Anspielungen und räthselartiger Andeutungen, die man
Agada ^) nennt (s. Grätz). Die griechische Uebersetzung,
') Nach Philo mussten alle Theile des Pentateuchs, oder doch der
grösste Theil derselben, die geschichtlichen wie die gesetzlichen Bestand-
theile, allegorisch gedeutet werden. Paulus handhabte bei seiner Heiden-
bekehrung die agadische Auslegungsweise, und ebenso bediente er sich der
agadischen Manier, um die Ungültigkeit des Judenthums infolge des auf-
getretenen Christenthums zu beweisen (s. Grätz). Durch die Sündenvergebung
mit Jesu Tod sollte nach Paulus auch die Heidenwelt zum Judenthum be-
kehrt werden, nicht wie es das durch Moses geoffenbarte Gesetz lehrt, son-
dern wie es in Abraham, dem Stammvater des jüdischen Volkes, lebte. —
The Portuguese spoken at Malacca is a useful philological phenomenou. The
verbs have mostly lost their inflections and one form does for all moods,
tenses, numbers and persons. „Eu vai" serves for „I go", „I went" or
„I will go." Adjectives too have been deprived of their feminine and
plural terminations (s. Wallace). In the Chinese Phrase-book, called Hung-
maou mae niae tung yung kwei hwa (those words of the devilish language
of the redbristled people, commonly used in buying and selling) the Portuguese
word „imperador" (written in Chinese characters) sounds „iu-pe-la-taw-loo",
,gente" sounds „yen-tik" ,,casa" sounds kak-tsze, dentro sounds teen-too-loo.
Of English words:
jacket sounds tikka
alike „ a-loo-sum (all the same)
to seil „ say-lum (seil them)
husband „ hah-sze-mun
great „ kah-lan-te (grande in Portuguese)
whither „ kwut-yu-ko (what you go)
gentleman's son sounds meet-che-mun (midshipman)
not understand „ no-shape (näo saber)
enter sounds ko-yeen-si (go inside)
leisure „ hap-temr (have time)
occupied sounds hap-pe-chun (have pigeon or business)
presently come sounds tik-lik-ke kum (directly come)
clothes-seam-devil „ tay-le-mun (tailor man)
commonly sounds so so.
The Portuguese words are mostly taken out the Gaoumun lan yiitza tsze
tesuen taou (complete coUection of the miscellaneous words used in the
foreign language of Macao). — In Chinese, the sound tao means ,,path",
,,reason", „to govern" and other ideas, each of which has a distinct emblem
00 Erstes Kapitel.
deren sich die alexandrinischen Juden bedienten, gab den
Verzerrungen der Allegoristen Vorschub, da in derselben öfters
der ursprüngliche Sinn verwischt ist und etwas ganz anderes
ausgesagt. Reichen Stoff zu Allegorien boten die hebräischen
Worte biblischer Eigennamen. Indem sie dieselben gut oder
schlecht auf ihre Wurzeln zurückführten, deutelten sie dieselben
vielfach und zwängten sie, bis sie einen brauchbaren Sinn
daraus gewonnen hatten. Mit Wortbedeutungen spielend,
deuteten die Prediger die Gesetze allegorisch (s. Grätz).
Die aztekischen Priester bedienten sich einer esoterischen
Sprache und (nach Coreal) wurde der Cultus in den peruani-
schen Tempeln in einer Sprache geführt, die von dem Volke
nicht verstanden wurde, wie auch die Beschwörungen der
Priester Powhatans nicht im gewöhnlichen Algonquin, sondern
einem andern Dialekte (celle d'Occaniches) waren. The
supposed foreign tongues of the Dakotas (s. Riggs) and of
the Esquimaux (s. Kaue) were nothing more than the ordinary
dialects of the country modified by an affected accentuation,
by the introduction of a few cabalistic terms, and by the use
of descriptive circumlocutions and figurative words in place
of ordinary expressions, a slang, in short, such as rascals and
pedants invariably coin whenever they associate (Brinton).
The incantations of the priests of Powhattan were not in
ordinary Algonkin, but some obscure Jargon (s. Beverly). In
regard to the Tintonga a peculiar speech was used. Die ein-
heimische Sprache von Erromango war durch die von Tana
verdrängt.
Im Eid der Gypsies *) (pretending, that they derive their
in the written form, but wheii orally, doubt is avoided by the suhjunction
of another word of siniilar signifioation, for instance „lu", which amongst other
significations means also ,,path" and the union „tao-lu" niakes misuiiderstand-
ing impossible. In the Karen language the supplementary or adjiinctive
word is not necessarily of similar, but often of contrasting signification, and
is not chosen at the caprice or Option of the Speaker (as in Chinese), but
determined by a fixed law of the language. The sound, that signifies moop,
is „la", but „la" also signifies a leaf of a tree. To signify moon, la requires
the subjunctive word mo (sun), as la-mo; tl signifying leaf, the is adjoined
(s. Laidlay).
') French: Gabber, Dutch: Gabberen, and English gab, gabber, hence
also Gibberish, a kind of canting language used by a sort of rogues, called
Wechsel und Mischungen. 61
origin from the ancient Egyptians) schwört der Aufgenommene:
I will not teach any one to cant, nor will I disclose any of
oiir mysteries to them (s. Egan). — Les historiens espagnols
ont rapporte qu'on enseignait des cbants traditionnels dans
les ecoles de la noblesse (en Mexiqiie). Apres avoir appris
ä les reciter siir im ton commun avec les autres, les inities
etaient instruits a les dire sur vm ton different; dans chaque
verset, certains mots recevaient iine cesure distincte de la
maniere commune, le rhythme et surtout Taccentuation etaient
partiellement changes^), le sens entier s'en trouvait ainsi
Gipsies, a gibble-gabble understuod only among themselves (s. Somner).
Gibber: to chatter (nach Wright). Bei den Abiponen sprachen die Höcheri
oder Edeln (die bei der Aufnahme den Namen wechselten) einen entstellten
Dialekt (nach Dobrizhofl'er). Humboldt traf in Peru einen spanischen See-
offizier und einen englischen Walfischfänger, dont Tun pretendait avoir
entendu parier basque k Tahiti et l'autre gale-irlandais aux iles Sandwich.
Die alten Lieder, die Richards auf Hawaii sammelte, sind in einem von dem
gewöhnlichen ganz abweichenden Idiom geschrieben. The Dakotahs have
a common and a sacred language. The conjurer, the war prophet and the
dreamer employ a language, in which words are borrowed from other Indian
tongues and dialects. They make much use of descriptive expressions and
use words apart from the ordinary signification (Hind). Die Vornehmen der
Hottentotten besassen (17, Jahrh.) eine Sprache, die dem Volk unver-
ständlich war. The war Councils of the Island Caribs are said to have
been held in a secret dialect or jargon (Brett). The men were initiated in
this only after attaining distinction as warriors, the women never. Die
Caziken wurden auf den Antillen anders angeredet wie die Adelichen, und
diese wieder in verschiedener Weise als das Volk (nach Torquemada). The
lady-bird (Cocinella L.) or (in the Southern district) lady-lock is termed
Keow-lady in the Lingua franca and still farther North the clock or clock-
a-day. The process of collecting corn after the reapers, known in the
Southern districts as „leasing" is called „picking-' or „poikin" in some parts
of North-Northamptonshire and Leicestershire, while in the central districts
no other term is recognised than the orthodox „gleaning". In the Northern
and Southern districts, the words: bridge, shock, must and seif, assume the
North-Country form of brig, stouk, mun and sen (s. Sternberg). — Dans
toutes les parties du globe, sur le dos des Cordilleres, comme ä l'ile de
Samothrace dans la mer Egee, des fragmens de langues primitives se sont
conserves dans les rites religieiix (Humboldt). Die Tempelgesänge zu Cho-
lula waren (nach Rios) in einer von der mexicanischen verschiedenen Sprache
verfasst.
') Das Zend der Guebres gilt für eine künstliche Sprache (s. Khanikoff).
Das Pehlewi ist seinem Grundcharakter nach eine semitische Sprache (das
Vulgär- Assyrische, dessen sich die Perser neben dem einheimischen Per-
sischen bedienten). Da die semitische Conjugationsweise von der iranischen
62 Erstes Kapitel.
secretement modifie. Die delawarischen Verben werden durch
alle Modus und Zeiten (in ihren negativen, causativen und
sonstigen Formen) mit weniger Unregelmässigkeiten conjugirt,
als in irgendeiner andern Sprache (nach Heckewelder). In
der Sprache von Chili findet Molina überraschend, dass sie
kein einziges uuregelmässiges Nomen oder Verbum enthält.
Alles ist darin mit geometrischer Genauigkeit geordnet, zeigt
viel Kunst mit Einfachheit vereinigt und einen Zusammenhang
wohlgeordneter und unveränderlicher grammatischer Regeln,
die immer das Folgende von dem Vorhergehenden so abhäno-ig
machen, dass die Theorie der Sprache dadurch äusserst leicht
wird. Dohne bemerkte in Südafrika, dass selbst die kleinsten
Kinder beim Sprechen keine Fehler machen (und Aehnliches
wird von Russland gesagt). Die Natursprachen folgen immer
ebenmässigen Gesetzen und halten schon aus dem Trägheits-
principe daran fest, sodass alles gleichmässig sich bildet. In
der Schriftsprache dagegen ist eine zufällig in ungeordneter
Mischung gegebene Menge von Formen stereotyp fixirt und
muss nun durch die Grammatik in irgendeinen, wenn auch
künstlichen und gewaltsamen Zusammenhang gebracht werden,
sodass hier der Geist nicht länger nach natürlichen Associa-
tionen (wie in der Gedächtnisskunst) weiter entwickeln kann,
sondern mechanisch auswendig zu lernen hat. Kinder, wenn
sie zu sprechen anfangen, kennen die unregelmässigen Formen
natürlich noch nicht, und sind geneigt, nach allgemeiner
Analogie ,, backte" zu sagen statt .,buk'', ,.giesste" statt
,, goss" u. s. w.
beträchtlich abweicht, so wurden die meisten Endungen, bis auf einige voll-
tönende, die als allgemein gelten, ganz ausser Acht gelassen, die Personen
aber durch eigene, an Partikeln angehängte Pronominalsuffixe ausgedrückt,
um die Sprache möglichst zu vereinfachen, gerade wie auch das Persische
selbst vereinfacht wurde. Weil sich die Perser schon seit alter Zeit ver-
wandter semitischer Schriftarten oder davon abgeleiteter bedienten, so lag
es nahe, die semitischen Wörter nur wie eine Art Ideogramme anzusehen.
Man gewöhnte sich daran (ebenso wie die Assyrer beim Studium der Keil-
schrift), für jede ein Wort darstellende semitische Zeichengruppe sein
persisches Aequivalent zu lesen. Nach Vermengung des semitischen Idioms
mit iranischen Worten fing man allnüihlich an, für die semitischen Worte
die iranische Aussprache (das Pazend) durchgängig zu schreiben, sodass sich
das Pehlewi in Neupersisch verwandelte (s. Hang).
Wechsel und Mischungen. 63
Die Redensart: Er sagt, dass du gleichfalls eilends hin-
gehen und dir ein schönes Messer kaufen wirst, kann der
Grönländer mit einem zehnfach zusammengesetzten Wort ^)
ausdrücken : Sauig - ik - sini - ariartok - asuar-omar-y-otit-tog-og,
Messer schön kaufen hingehen eilen wollen ebenfalls du auch
er sagt.
Hi-tau-tuala-wihnan-kau-na (er reist in einer regnerigen
Nacht vorbei) von hi (er), tau (auf Nacht bezüglich), tuala
(auf Regen bezüglich) , wihnasa (zu Fusse reisen) , kokauna
(vorbeiziehen), na (Aorist und Richtung vom Sprechenden be-
zeichnend) im Sahaptin (s. Haie).
Mit kuligatchis aus k (du oder dein), uli — wulih (hübsch),
gat — wichgat (Pfote), schis (Diminutivendung), sagt die India-
nerin (mit ihrem Kinde spielend) durch ein einziges Wort:
deine kleine hübsche Pfote (gib mir deine kleine hübsche
Pfote) und drückt durch die Bewegung, die sie dazu macht,
entweder die Aufforderung aus, ihr sie zu reichen oder nur
ihre schmeichelnde Bewunderung^) (Duponceau). Aehnliches
in deutschen Ammenreimen.
') Das Wort: Notlazomahuizteopixcatatzin bedeutet: ehrwürdiger Prie-
ster, den ich wie meinen Vater liebe. Mit diesem Worte reden die Mexi-
caner ihre Pfarrer an (Humboldt). La phrase (des Yebus) Obaewe wofurimi
(tu me donnes ce couteau), qui, dans Temission orale, semble ne former que
deux mots, oflfre k Tanalyse, sept mots bien distincts, assembles en deux
groupes, o bae wae wo fu ri mi ou le couteau ce toi donner a moi (s.
d'Aveyzac). Im Mande bedeutet nantusando (für na anu tusa en do) ich
sie fragte, ich sprach. Dr. Lieber referring to the reduplication of mono-
syllables in the language of the nursery, adds: I observed the same, when
the diiferent armies entered France and the soldiers of different nations
came in frequent contact, so that a Jargon was produced, intelligible as far
as it went, to all. Das Gespräch zwischen französischen und englischen
Soldaten in der Krim bestand hauptsächlich aus interjectional utterances
reiterated with expressive emphasis and considerable gesticulation (s. Wilson).
^) Pilape (Jüngling) ist aus pilsih (keusch) und lenape (Mann), wie
Jungfer aus jung und Frau; n'dschingiwipoma, ich liebe nicht, mit ilim zu
essen (Delaw.), iduoncloclavins, ich wünsche nicht, mit ihm zu essen (s.
Molina), ich esse nicht gern mit ihm (Chilenisch). Matatsch gluppiweque
heisst (bei den Delawaren) wenn du nicht wiederkommst (nisi veneris), aus
Matta (negatives Adverb), tsch (Futurumzeichen [zur Flexion des Adverb]),
gluppiweque: zweite Person Plur., Pres., Subj., vom Verb gluppiechton
(umkehren oder zurückkehren). Kschingiwipoma, ich liebe nicht, mit ihm
zu essen oder leben (im Algonquin), von scliinginamen (nicht lieben) n (erste
(34: Erstes Kapitel.
Die Yebus an der Küste Afrikas sprechen eine polysyn-
thetische Sprache. The general structure of the (Grebo)
language, though the most natural, is what would appear to
US, to be the inverted order. Jeder Redetheil, der einem
andern oder sofern er einem andern zur nähern Bestimmuno;
dient, wird (in den tatarischen Sprachen) dem letztern ohne
Ausnahme vorangestellt (Schott). Der Satz (in den ameri-
kanischen Sprachen) grUmdet sich nicht, wie sonst, auf das
Verhältniss des Subjects zum Prädicat, sondern auf jenes des
Objects zu seinen verschiedenen Beziehungen (Friedrich
Miiller). Alle amerikanischen Sprachen, so verschieden sie
auch in ihrem lexikalischen Gehalte sind, haben doch sämmt-
lich zu ihrem grammatischen Grundcharakter das Gesetz der
„Einverleibuno" oder Ineinanderfiioruns: der Satzoflieder zu
Person), pomauchsia (leben) undwi; ninakaqna von ni (ich), Fleisch (naka),
esse (qua) im Mexicanischen. Aiilisariartoroniarpok : Er hat sich beeilt, znni
Fischen zu gehen (im Mexicanischen) von Aulisarpok, er fischt, Peartopok,
er ist dabei, etwas zu thun, Pinnesuarpok, er beeilt sich. Iduancloclavin,
ich wünsche nicht, mit ihm zu essen (im Chilenischen) von I (essen) oder
in (als erste Person), duan (wünschen), clo (nicht) mit la, vi (ihm), n (Ver-
balform der ersten Silbe). Les formes synthetiques, qui caracterisent les
idiomes (americains) proviennent de l'impossibilite, oü se sont trouves ceux
qui les ont formees, d'analyser les idees concretes qui se sont presentees ä
leur Imagination, et ils ont cherche a les exprimer en masse, telles qu'ils
les ont aper(;ues (Duponccau). Les idees se presentent en groupes qui
varient continuellement. Les Indiens ont donne une forme de langage a
chacun de ces groupes, sans penser a les analyser et a en extraire les
portions d'idees qui leur etaicnt communes, et qui les auraient dispenses
d'inventer tant de mots, dont la plupart seraient alors devenus inutiles.
Einsilbige Vereinfachung, wie sie sich bei den ältesten Culturvölkern eben-
sowol findet, wie bei einigen derer, die jetzt an der Spitze der Civilisation
schreiten, deutet stets auf eine zersetzende Denkarbeit, die freilich, wenn bis
zur sterilen Wurzel fortgesetzt, fruchtlos im Sande verlaufen würde, die sich
aber meistens schon früher wieder zu neuer Vollbildung erhebt, und dann
am reichsten in einem gesetzlichen Mittelstadium blüht, ohne sich in die
wirr verschlungenen Contouren des Polysynthctischen zu verirren. — The
verbs (in the Creole Grammar of Trinidad) are divided into two classes, all
of them excepting some twenty being conjugated in the present and iniper-
fect indicative with ca, while the twenty of the second class do withont
that particle. Moen ca manger is: „I eat", zotes ca manger: „you eat",
but moen airaeu is: ,,I love", yeaux aimeu: ;,they love". Many verbs are
much abbreviated, thus vouloir becomes rle, savoir save, while sa represents
savoir when it means pouvoir, to be able (nach Thomas).
Wechsel und Mischungen. 65
einem Worte (nach Humboldt). Es ist etwas sehr Gewöhn-
liches, dass an einen Urstamm mehrere Anhangsst,ämme (oder
mehrere Anhangsstämme aneinander) gehängt w'erden, wodurch
oft eine erstaunenswerthe Menge von Bewriffen in ein einziges
Wort zusammengedrängt werden kann, und zwar ist dies der
grönländischen Sprache v/eit geläufiger, als das Zusammen-
setzen der Sätze (Kleinschmidt). Zwei oder drei Umkehrungen
in einem Wort sind nicht gerade selten, sind aber deren mehr,
so leidet leicht die Verständlichkeit darunter. Die aufge-
weckten Leute machen in Grönland indess kühnere Zusammen-
stellungen als der gemeine Mann, und in der Schrift, wo man
das Wort wieder und wieder lesen kann, lässt sich dergleichen
oft mit Yortheil anwenden, wogegen in der Rede die Einfach-
heit vorzuziehen ist. Im Grönländischen kann selbst ein
transitiver Satz mit Einschluss der Benennung des Objectes
aus einem einzigen Wort bestehen (ivigsivok, er hat Brot er-
halten, autdlaisivunga, ich habe eine Flinte erhalten).
Die akkanezer Kaufleute aus Akkani Pequeno und Akkani
grande, die das Akkani Chinka oder Gold von Akkani be-
sonders nach Acra (Acara) und den Forts an der afrikanischen
Goldküste verführen, bedienen sich der Lingua franca'), ein
^) Im Vanoouver-Patois ist die Anrede Clak-hoh-ahyah (Clark, how are
yon) from hearing one uf the residents (Clark) frequently addressed by bis
frlends. An Englishman is kint-shosh (King George), an American Boston.
^,The language spoken is French, but very curiously corrupted among the
lower classes of the population. There would appear to be no grammar.
uo tense to the verbs and no declensions to the pronouns. There is no
phrase morc common than „moi ne cont pas " I dont know. Many words
are lengthened by the interealation of vowels: gelisser for glisser, efc. The
language was three gonerations ago spoken in perfect purity by the original
settiers" (s. Wright) auf den Seychelles-Islands. Das spänische ser ist
sedere, abgeküi'zt, estar aus stare. L'anc. slave sluti (audire) donne naissance
li slutice, slava, slavitsa, gloire, slavinu, glorieux, comme a slovo, parole,
de la le lith. szlowe, gloire (s. Pictet). — The Aborigines of South-Australia
liave introduced into their own language the words yang (a saw) and yarr
(to saw). Adding to these the affixes already existing in the language,
they accordingly use as the verb, yarr-bulliko to saw, yarr-bullikan, a
sawyer, yarr-bullingel, a saw-pit, yarr-batoara, that which is sawn, a plank.
So also they have yang-kobulliko, to sharpen a saw, yang-kobullikano,
that whieh sharpcns the saw, a file (D. Wilson). The sound of the drum,
Sanscr. dundubhi, Greek TU,uTiavo'j (English rubadah), the Frenchman renders
rattaplan, the German trumberum, the Hungarian czimbalom, the Mauchu
Bastian, Studien. 5
66 Erstes Kapitel.
Mischmasch aus Italienischem, Lateinischem, Franzosischem
und Portugiesischem (s. Ludovici), 1767.
Das Birmanische bildet seine Sätze durch Einschachtelung,
sodass das regierende Wort am Ende folgt, und die ganze
Sentenz gleichsam nur ein Combinationswort darstellt, ähnlich
dem poly synthetischen Charakter, den Duponceau den ameri-
kanischen Sprachen zuschreibt oder (gleich der euskarischen
Sprache) un chainon que lie la famille americaine a la famille
ougro-tatare. Un des caracteres fondamentaux du ßasque
c'est la force que conserve le principe de l'agglutination (s.
Maury). On observe (dans le basque) la maniere (des langues
americaines) de composer les mots de toute espece. The
languages of the Zingian family (the Bantu and Chuana) are
of an agglutinative character, forming Avords of many syllables.
La langue des Tschouktschis (qui paraissent avoir une com-
munaute avec les Pawnis des bords de la riviere Plate et de
la riviere Rouge) appartient ä une famille qui se rapproche
beaucoup des langues polysynthetiques de TAmerique (Maury).
Das den Algonkinsprachen zu Grunde liegende Princip der
Formbildung heisst das polysynthetische i), from the numerous
tung-tuug, the Chinese kan-kan. — A foreign resident (in Hongkong) will
introduce a friend to a Chinese merchant, as follows: „Me chinchin you,
this one velly good flin belong mi, mi wantchie von do plopel pigeon along
he all same fashion along mi, spose no do plopel pigeon, mi flin cam down
side mi housie, talke mi so fashion, mi kick up bobbery along gou." To
which the Chinaman (in Pigeon-English) will reply: „Mi savey uo casion
makery flaid, can secure do plopel pigeon long you flin all same fashion
long you" (nach Morris).
0 The process of putting together portions of difl"erent words, so as to
awaken, at the same time, in the mind of the hearer, the various ideas,
which they separately express, is not the only manner, in which the Ame-
rican Indians combine their ideas into words (Pickering). — Im Sanskrit
wird jeder Satz als eine ununterbrochene Kette von Silben betrachtet, indem
die zusammen auszusprechenden Buchstaben nach den Regeln des äussern
Sandhi und ihrer Anwendung auf die Pada verändert werden. Aus sev-mek
(lieben) bildet sieh im Türkischen sev-dir-isch-e-me-mek, sich gegenseitig zu
lieben nicht nöthigen können, wobei dir dem "Worte transitive, isch reciproke,
me negative Bedeutung gibt und e das Unmögliche bezeichnet. — In certain
of the populär dialects (difl'ering from the Kwanhwa or common dialect of
the lettered class), agglutination to a limited extent is actually reached (in
China), indem die Sprache auch in diesem Culturstaate zur Entwickelung
drängt, aber durch die allzu früh hieroglyphisch fixirte Schrift gehemmt
I
Wechsel und Mischungen. 67
conibinations of ideas, wliicli it presents in the form of a woid
(s. M. Müller). Es ist Gesetz für alle Titelbildung, von oben
nach unten vorzudringen, da ein Beiname zunächst, und das
nach dem allgemeinen Gesetze des Ursprungs der Begriffe in
Contrasten und höchsten Graden, nur wenigen als Auszeich-
nuno- beiselesft wird, und mit dem Verschwinden der Contraste
in der Gesellschaft, welches nur eine thätliche Folge ihres
Verschwindens in der anfangs phantastischen Anschauung von
ihr ist, sich immer weiter verbreitet, ein Vorgang, von dem
das Wort sire neben dem doppelten Gebrauch die deutlichen
Spuren an sich trägt. Wie diese und ähnliche aus senior, so
ist aus magister das englische Mr. geworden (s. Geiger). Vor-
nehmlich im niedcrn Stil und in der Umgangssprache begleitet
Zahlen, wenn die gezählten Personen und Dinge mit erwähnt
sind, ein die Verknüpfimg beider vermittelndes Wort. Für
Personen und Sachen hat man drei verschiedene Schreibarten
eines ko lautenden Wortes, das zuweilen schon im alten Stil
erschien, im neuern auch Deutewörter begleitet. Manches
andere Wort von bekannter selbstständiger Bedeutung leiht
sich zu demselben Zweck, ist aber dann immer an gewisse
Klassen und Dinge gebunden. So gebraucht man tao (gladius,
culter) bei gezählten Sendschreiben, wei (cauda) bei Fischen,
wird. — L'emploi constant de l'agglutination donne aux langues (polysyn-
thetiqnes) de l'Amerique l'apparence d'avoir des mots fort longs, quoique
les Clements en soient monosyllabiqnes ou disyllabiqiies (s. Maury). — A
trace of the incorporative type is found even in one of the Illyrian dialects
of the Scythian family (the Hungarian), and the Basque exhibits it in a
notable measure (Whitney). The fundamental common characteristic (of the
Scythian languages) is that they foUow the agglutinative type of structure.
— Auch im Chinesischen werden agglutinative Formen bemerklich (nach
M. Müller^, wo sich im Shanghay-Dialektc aus wo (sprechen) wo-da (Wort)
bildet, wodaka im Gen., pela woda im Dat., tang woda im Abi. (s. Summers).
— The type (of American languages) is called the incorporative or polysyn-
thetic, tending to the excessive and abnormal agglomeration of distinct
significant Clements in its words, whereby, on the one band, cumbrous
Compounds are formed as the names of objects, and a character of tedious
polysyllabism is given to the language, and, on the other band, an unwieldy
aggregation (verbal or quasi-verbal) is substituted for the phrase or sentence
with its distinct and balanced members (Whitney). — Die Sprache steigt
von den Synonymen zum dvofxa auf. Jede Wurzel ist solcher Verall-
gemeinerung, solcher ,, Entleerung von ihrem Naturelement" (s. Heyse) fähig
(Curtius).
5*
Gg Erstes Kapitel.
keil (6s) bei Schweinen, we'i (status, diguitas) bei respectabeln
Personen (s. Schott) im Chinesischen. Als die Deutschen des
Schoharie-Thales anfingen, sich zu amerikanisiren. benutzten
sie ihre Familienbibehi noch als Hauschronik, und Kapp hörte
von einer alten Frau, dass sie die englische Bibel, obwol sie
von Jugend an englisch rede, doch nicht recht verstehe, denn
das Englische sei nur für den gewöhnlichen Gebrauch^), mit
dem Herrgott müsse deutsch gesprochen werden.
^) A quasi classical dialeet , retainiiig the ancient grammar and
vocabulary to the best of the speaker's ability und knowledge, was spoken
in formal life at Constantinopel by the Court, the Patriarchate and the
Upper classes until the Turkisli conquest (s. Strangford). — Durch die An-
nahme barbarischer Culte ergab sich (bei den Griechen) eine abergläubische
Verehrung der barbarischen Wörter (s. Origenes). — Deorum sernio est
antiquissima Griecorum lingua Pelasgica (nam Pelasgi dicuntur 6'.oi) pertinens
illa ad res sacra (Göttling). — Die Göttersprache, Avelche nach dem Dichter
für manche Dinge ganz andere Benennungen kennt als die menschliche, war
hieratisch (bei Homer). Für AJyaiwv sagen die Götter Bpiapew?, für BaTJsta
(den Hügel auf der troischen Ebene) aYi.u.a -oX'jaxapbfiO'.o Miipivr,?, für
x-j'ixivSl; (den Vogel) y///,/i;, für 2/.a,uav8?o; (den Fluss) Sa'vbos, und als
andere Wörter der Göttersprache (ohne Beifügung der menschlichen) nennt
Homer das Kraut ij.wa'j , die Irrfelsen TL/.ayxTa'! , sowie menschliche Doppel-
namen ^xa[jiavSp'.o; und 'Aaruava^ (Ilapt; und AÄ£'tav?po;), dann jjiopqjvo?
und Tiipxvo;. In der deutschen Göttersprache (und der der sieben andern
Wesen) kommen (nach Simrock) nur Synonyma und dichterische Benennungen
der in der Menschensprache gewöhnlichen Wörter vor. Platonische Ansicht
über den StaXEXTO? 5£w<j sowie Sia'XexTO' cxXo'ywv s^wv bei Clem. Alex. (s.
Schömann). Kratylos Bemerkung über die eigenen Namen der Götter (bei
Plato). Nach Nutall reden Natchez und Creek unter gleichen eine andere
Sprache als zu den Vornehmen. Der Adel der Abiponen gebrauchte einige
besondere Wortformen. Die Mongolinnen gebrauchen aus ehrfürchtiger
Scheu und Sitte andere AVorte als die Männer (nach Galsang Gombojew),
für gewisse Begriffe und Gegenstände (z. B. für P'ilz). — The Mexicans had
not only reverential nouns, but reverential verbs, and the use of any other
than this reverential language in conversing with a king or royal chief,
would have been tantamount to high treason (Long). — Entre otras formas,
para manifestar respeto hay (en el Mi.xteco) un vocabnlario especial para
hablar con los grandes senores es deoir que las cosas pertenecientes ä un
noble se dicen de una manera d«! todo diferente a las de un plebeyo (s.
Pimentel). En el Zapoteco hay un pronombre particular para hablar con
los superiores (s. Pimentel). Es tanto y tan grande el imperio, que los
caciques (en Mexico) se han tomado que los indios, asi sujetos, que no se
atreven ä replicar ni aun ä. abrir la boca (Acosta). — II y a ä peine deux
ans qu'une vieille femme, derniere survivante des Cocohiomes mourait ä
Zape (1869).
Wechsel und Mischungen. 69
Im Gegensatz zur lingua romuna rustica war der sermo
iirbanus die Sprache der weniger Gebildeten in Rom. DieLandes-
sprache der Khäto-lvomanen heisst Romaunscb, wie die Sprache
der Dako-Romanen Limba romaneska (s. Ficker). Unter den
Bewohnern Föhrs werden als Hauptmundarten gesprochen die
föhringische, fresische, dänische und deutsche (Warnstedt).
Der Unterschied zwischen Vocalen ^) und Consonanten ist
nur ein gradueller, indem auf den Vocalspitzen a, i, u bei
weiterer Annäherung der Artikulationsenge in ch, j, w über-
gehen, ludess lässt sich im allgemeinen sagen, dass die zur
Bildung der Yocale mitwirkenden Muskeln mehr (oder doch
zum Theil) den unbewusst reflexiv thätigen angehören, wo-
gegen die fi'ir die consonantischen Geräusche nöthigen immer
durch bestimmte Willensacte^) in Bewegung gesetzt w^erden.
Wir finden deshalb auch meistens schlafi'ere Völker vocalisch
•) Ein Vooal ist jeder tönende Luftstrom, der durch die Mundhöhle
allein hindurch und zum Munde hinausgeführt wird, ohne dass auf diesem
Wege seine Tonalität durch ein accessorisches Schallphänomen in den
Hintergrund gestellt würde (Merkel). „Priscian bemerkt im Lateinischen,
dass die Vocale mit je ihrem Laut benannt seien, die Namen der Halblaute
aber mit e beginnen und mit ihrem Laute schliessen; nur der Name x be-
ginne mit i; die stummen fangen sämmtlich je mit ihrem Laute an und
schliessen mit e, nur der Name von q schliesse mit u und der von k mit
a." Die Wortstammsprache wurde (nach Bunsen) mit auf- und absteigendem
Ton gesungen, erläutert durch Geberden und begleitet von einer Bilderschrift.
^) Natürlich erst mit dem Alter deutlich differenciirt. „In ihren Be-
mühungen, einen Consonanten auszusprechen, werden Kinder weniger vom
Gehör geleitet, als von einem dunkeln Bewusstsein, durch welche Sprech-
werkzeuge er hervorgebracht werden müsse" (B. Schmidt). — Vocales apud
Latinos omnes sunt ancipites vel liquidte, hoc est quse facile modo produci,
modo corripi possunt, sicut etiam apud antiquissimos erant Grsecorum ante
inventionem t) et o, quibus inventis £ et o, qua ante ancipites erant,
remanserunt perpetuo breves (Priscian). — Nach Herodian scheint £t wie i
gesprochen zu sein und der Buchstabe t hiess i (s. Steinthal). Die Häufig-
keit prothetischer Vocale, besonders vor Doppelcousonanten, aber auch vor
einfachen Liquidis und Nasalen, ist für das Griechische charakteristisch und
unterscheidet es vielfach vom Lateinischen (s. Curtius). Im Spanischen bildet
sich durch Vorschub estar aus stare (s. Diez) , in siciiianischer Mundart (s.
Wantrup) wird oft a vorgeschlagen (oruta aus pvx-«^). Gegenüber dem süd-
deutschen Klang a nähert sich der norddeutsche (als ä) dem Englischen.
Das männliche Geschlecht der untern Volksschichten (durch Derbheit des
Sprechorgans Kraft bezeichnend) verwandelt den Klang ungefähr in o, wo-
gegen bei Frauen und Kindern (besonders der gebildeten Stämme) er beinahe
dem e gleicht (Bois. ßeymond).
70 Erstes Kapitel.
reden, während bei den durch ungünstige Umgebung zu stär-
kerer Reaction angeregten consonantisehe Artikulation vor-
waltet. In den hinterindischen Sprachen verschwindet das
Consonantisehe^) so völlig vor dem Vocalischen, dass viele
Consonanten fast beliebig gegeneinander ausgetauscht werden
mögen, ohne dass darum das dieselbe Tonhöhe bewahrende
Wort afficirt wird. Die Vocalbezeichnung, bei der es sich
um Triphthongen, Tessarophthongen, Pentaphthongen handelt,
ist eine sehr complicirte, doch fällt diese Schwierigkeit nicht
der Sprache zur Last (für welche jeder Ton ein an sich ein-
facher ist), sondern der unvollkommenen Bezeichnungsweise
durch ein nicht adäquates Alphabet, ähnlich wie slawische
Worte mit Consonantenhäufungen überladen aussehen, wenn
sie nicht mit ihrem eigenen, sondern mit einem fremden Al-
phabete geschrieben sind. Die Indochinesen haben ihre Al-
phabete von Indien entlehnt, wo die Sprachen eine mehr
consonantisehe Natur tragen, sodass die dort verwandten
Zeichen fiir die reichere Fülle vocalischer Combinationstöne
unter den Indochinesen nicht ausreichten. Die Consonanten
dienen in der Hauptsache nur als die Träger des Accentes,
der durch sie regulirt wird. Die slawischen Völker, wenn sie
das römische Alphabet annehmen, finden natürliche Schwierig-
keiten, durch dieses, das den vocalischen Sprachen Südeuropas
angepasst war, ihren Consonanten-Reichthum ^) genügend
wiederzugeben.
Die Aspiration^) ist, an und fiir sich selbst genommen,
') Die griechischen Consonanten wurden in lange ((xaxpa), zweizeitige
(Sif^po'iOi) und kurze (ßpa/^ea) eingetheilt (s. Schmidt). Lange und kurze
Töne wurden (nach Edkins) schon in alter Zeit unterschieden (im Chinesischen).
-) Die Consonanten zerfallen in momentane oder explosive (nach vorher-
gängigem völligen Verschlusse des Organs durch das Oeflnen entstehende)
und beliebig zu verlängernde Dauerlaute (als Nasale, wenn durch die Nase
gesprochen oder sonst als Spiraten), welch beide Klassen mit und ohne Zu-
thun von Stimmton gesprochen werden können, als tönende (Mediae) oder
stumme (Tenues). Die Eintheilung nach der Art der Aussprache wird ge-
kreuzt von der nach dem Orte der Hervorbringung der Laute (als Labiale,
Dentale, Linguale, Palatale, Gutturale). Aspiraten sind momentane Laute
mit nachschlagendem Hauch (Schleicher). In der Sprache der Atnaer sind
die Gurgellaute der Koloschen nicht bemerklich, und die in den Worten der
letztern oft vorkommende Endung tl wird durch die Vocale jai und e ersetzt
(nach Kostromitonow).
^) Several of the consonants are strongly aspirated (in the Grebo-
Wechsel und Mischungen. 71
der rein elementarische Hauch oder Stoss der menschlichen
Stimme, als solcher, der als wurzelhafte Möglichkeit und erster
Ursprung allen übrigen Lauten zu Grunde liegt, und von wel-
chem daher jeder unter diesen an und für sich nur als beson-
ders abgewandelte Modification erscheint (Herrmann).
Die Aspiration, die (im Chinesischen) die fünf Anfangs-
consonanten erleiden (k, p, t, ts, tsch), ertheilt den damit
behafteten Worten (nach Premare) eine von den nicht-aspirirten
verschiedene Bedeutung. *)
language) and in such cases they take the letter h before them , as a sign
of the aspiration. — Von budh, als Stamm, bildet sich ein Nom. Sing, bhut,
wahrnehmend, indem die durch dh als Finale verlorene Aspiration auf den
Anfangsbuchstaben (b) des Stammes zurückversetzt wird, bhudbhih (Instr.
Plur.), bhutsu (Loc. Plur.). Die Eintheilung der Muta in tenues , mediae
und aspiratse folgt aus Uebersetzungen der griechischen ijiua, fJLe'cja und
Saae'a und ist auf die lateinischen und deutschen Muta (ungehauchte, lialb-
gehauchte und gehauchte Muta) unanwendbar (nach Hahn), indem sich die
stummen Laute in hart und weich gabeln und jede dieser Klassen entweder
rein oder gehaucht ist, wofür sich das Schema in der albanesischen Sprache
voll vertreten findet. — Usan para todas las aspiraciones de las letras de
un caracter y despues al puntar de las partes otro, y assi viene a hazer
in infinitum. Le quiere dezir la^o y ca^ar con el, para escrivirle con sus
caracteres, haviendoles nosotros hecho entender que son dos letras, lo
escrivian ellos con tres, poniendo a la aspiracion de la 1 la vocal e, que
antes de si trae, despues al cabo le pegan la parte Junta. Haque quiere
dezir agua porque la hache tiene a, h, antes de si la ponen ellos al priu-
cipio con a, y al cabo de la manera indicada. Tambien lo escriven a partes
pero de la una y otra manera. Ma in kati quiere dezir no quiero , ellos
lo escriven a partes, bemerkt Landa von den Yucatanesen. — Latter unter-
scheidet (im Birmanischen) auxiliary, connective, miscellaneous, and euphonic
or expletive affixes, Judson (als accidents of verbs) assertive, continuative,
interrogative, imperative, precative, participial, qualifying, euphonic, closing
affixes, auxiliary affixes of tense and affixes of number.
') Um den Ton anzugeben, den ein Charakter hat, hilft sich der chi-
nesische Lexikograph, indem er sagt: ,, Dieser Charakter lautet gleich jenem,
oder indem er zwei Charaktere bezeichnet , von welchen der erste ebenso
anfängt und der zweite ebenso endet, eine Bezeichnung, die (500 p. d.) von
den Buddhisten eingeführt wurde, die 36 Anfangsconsonanten zählten (s.
Plath), mit einem weichen k, fast wie g, ein hartes, aber nicht gutturales
k, ein weiches t, fast wie d, ein hartes t, aber nicht zischend, ein f, ein
weiches p, fast b, ein hartes, aber nicht f, u. s. w. — Tbere is in the Fuh-
keen dialect the peculiarity of two diflferent classes of sound, one (ge-yim
or character's sound) used in reading, the other (kong-wa or spoken language)
iu speaking (Kidd). Were it not for the symbolic nature of Chinese, which
72 Erstes Kapitel.
Die Laute der englischen Buchstaben t, d, th, s, z fallen
in der undeutlichen Aussprache der Birmanen ') fast völlig
zusammen und der Name Gautama wird (nach Symes) in
einer AVeise ausgesprochen, dass sich der Anfangsbuchstabe
nicht unterscheiden lässt.
excludes an aiphabet aiid necessarily rei^iiires each character to stand alone,
alike detached from the preccding and the following one in visible form,
tlie oral language woiild long erc tliis bave become polysyllabic (Kidd). A
Word, whicli \ve write, ling, njay be pronoimced as if written ling, lin,
^ :i 3 ,:i ji ,33
ning, ning and nin, ur one written Isnng niay be pronounced chüng chung
. 3
chün, and a Chinese woiild understand perfeclly well, bat if the words ling
3 ,4,4
and tsüng be pronounced ling and tsung, be instantly understands thereby
characters different from those it was intended to use, and is consequently
unablc to comprehend the Speaker (s. Meadows). — Remusat bezweifelt die
Einsilbigkeit des Chinesischen, und nach Bazin enthalt die Volkssprache
fast nur Couiposita, wo zwei- und dreisilbige Wurzelwürter zum Ausdrucke
einer Idee verbunden sind, wenn auch die gelehrte Sprache meist aus ein-
silbigen Worten bestehe. Ohne die früh eingeführte Schriftsprache, die jedem
Worte seine selbständige Form und Bedeutung ertheilte, würden (nach Plath)
auch wol grammatische Flexionen und Ableitungssilben gebildet sein. —
No distinct vowel sound is perceivable in any of the imperfect vowels (nach
Williams) oder (nach Meadows) Vocale , die im Englischen fehlen. — The
sheng (in Chinese) are produced solely by the sinking, rising or non-altc-
ration of the sound , as it wonld stand in the gamiit (Meadows). The
aspirate (in the Chinese) is in muny cases of as much importance as the
sheng. All words ending in ang, an, en, euen, in, ing, un, ung, which are
characterized by the four tones, have their curresponding entering tones,
Tvhich should be expressed by ä e ih ö i\h annexcd, as „wan" wä, „shen"
she, „tsin" tsih, „Icuen" leo, ,, chung" chük. The only additional variety
of sounds consists in an aspirate between the consouants k p t ts and the
following vowel, as k'e p'e t'e uttered with a forcible breathing to distinguish
it from ke pe te, similar distinctions subsisting between all words having a
vowel after either of these consonants, as k'ung and kung, p'ing and ping,
t'an and tan, k'een and keen. K is oftcn confounded with tch in the
northern parts of China (s. Kidd).
') Les Barmans se servent indifferemment des lettres de meme son, les
unes pour les autres, ils confondent de la sorte les j et r, nr et n, b et p,
les finales k et t, t et p , n, n et m, ae et aej, ö et öw, etc., sont tres-in-
exacts dans la distinction des voyelles breves et longues, et emploient ou
omettent presque arbitrairement les deux accents destines "a rendre brcvc une
syllabe ou a allonger (Schleiermacher). — Im Fuhkian-Dialekt geht m in
b über, im Japanischen steht r für 1, wie im alten Aegyptischen r und 1
wechselten (s. Plath). Wie ausuahmslos sich auch ursprünglich im Laut-
Wechsel und Mischungen. 73
Als Uebergänge finden sich:
r in 1, indo-europ. (1), zend (r), scyth. (1), jap.,
r in s (arae oder asae),
1 in s, j, zh, indisch (unarisch) nach Hunter,
1 in zh in Südindien (Tamil statt Taniizh, Tuluva statt Tuzhuva),
g in 8 durch Dentalismus (Curtius), Y£9upa oder (lakonisch)
8t90upa,
gh in 'ä", gharmas (Glut) sanskrit., ^epfJ-V], Wärme (formidus,
heiss ^),
t in k, griech. (t), indogerm. (k), lat. (qu), sanskr. (k'), Haw.,
Canada (moitie oder nioikie),
b in m, semitisch (Dozy), indogerm., birm. (Tavoy), ägypt.,
k in g j
t in d i Haw.,
p in f J
T in R, Aino (Schmidt) t,
k in f, in wilkas (lit.), in wulf (angelsächs.) oder (goth.)
vulf (vluku, slav.),
n in 1, Hochasien (Schott),
n in r, Pehlewi (Rawlinson),
r in y, birman.,
r in t, d (Kaffir),
z in r^), r (Bechuana),
g in p, Aayoc (lagh) und lepus (nach Pott),
p in tsch, ukutschwa statt ukupwa (s. Dohne) bei den Kaffir,
g in b (rumänisch), hagig ^= habeam,
j in h (portug.), haja =^ habebam,
y in b (spanisch), haya = habebam,
wandel das Gesetz der Schwere geltend macht, wonach immer nur der
schwerere Laut in den leichtern übergeht, nicht umgekehrt, so treten doch
spätere Rückbildungen ein, d. h. Uebergänge des leichtern Lautes in den
schwerem. Im Romanischen z. B. geht e in a, i in o, u, ebenso o in a
und u, i in a, o, u über (s. Diez). Ebenso kann sich von den Consonanten
f in b und p zurückbilden, v in b, bb und p, b in d, d in t, r in d. L in f
und g (s. Steinthal).
^) Im Englischen sagt man tlean für clean (nach Webster) , Kinder
Tatze für Katze.
2) II y a une tribn des Isalokis qui prononce la lettre R au Heu de la
lettre 1. C'est d'elle qu'est venu le nom de Cherokis. — Die Lenape am
Delaware Wessen (zu Penn's Zeit) Renape,
74 Erstes Kapitel.
1, m, n, r seem to be frequently interchanged (in the Aku-
language.
Die Knistenaux in Canada heissen auch Killistenos oder
(bei den Franco-Canadiern) Cristinaux.
f in h im Spanischen, hacer (f'acere),
f in kh im Japanischen. Les habitants de File de Sikokf disent
Khirando pour Firando.
f in g im Holländischen (Kraft, als kragt),
f in b „ „ (Graben, als gragt),
s in h im ßretonischen, halon oder Salz (hall im Altdeutschen),
z in h im Slawischen, zima (hiems),
s in k im Sanskrit, shouna oder Hund (canis),
s in g im Armenischen, sar oder Berg (gora im Slawischen).
Nach dem Vocal a geht finales k, z, p, s in t, m in n über.^)
„ z, t, p, s „ k, m „ n
„ z, t, p, s
„ z, p, s
5, t, p
Regelmässige Lautvertretung.
•■ ->■)
0 ,,
e „
ou „
ai „
k,
m
17
h
t,
m
ti
n
t,
m
?5
n
k,
m
■)■>
n
Sanskrit
Griechisch
Italienisch
Germanisch
Slawisch
Litauisch
k
3C
q, c
h
k
(s)
k (sz)
O
Y
g
k
g
(z)
g (j)
gh
X
h-g
g
-
—
t
T
t
<h (d)
t
t
d
s
d
t (z)
d
d
dh
^
d-f (b)
d (t)
d
d
P
TC
P
f (V)
P
P
b
ß
b
bh
<P
b-f
b
b
b
n
Y
n
n
n
n
11
V
n
n
n
n
m
t^
m
m
m
m
r
P
r
r
r
r
1
X
1
1
1
1
j
'C
j
j
j
j
s
a
s (r)
s (z, d, r
) s
8
V
J
V
V (w)
V
V
Tt = k, ^Ko?, vak, vox, "tttco; oder Uxxo;, equas, uoStv, kutas, lluptov =
Kiepiov (Thessal.),
p = t, TCevxe = uejJiTie (äol.), raw? = pavo,
Wechsel und Mischungen. 75
Cerebralen entsprechen final den Dentalen und die Me-
dien der Tennis (im Birmanischen).
Im Siamesischen klingt finales
kh, kh, g wie k,
d, (^1-,, tho, d, dh, s, s, s, x wie d,
r, 1, f, r wie n,
p, ph, ph wie p.
In den tonischen Wörterbüchern ^) (der Chinesen) sind
alle Schriftzeichen nach den Auslauten der entsprechenden
Wörter in Klassen gebracht, und zwar so, dass die aufeinander
reimenden Auslaute jeder Klasse nach der angenommenen
Ordnung der Anlaute aufeinander folgen.
ß = g, ßapo; = gurus (sanskr.), [iüSo; = gahanam (Tiefe),
cp = f, b, cpTriyo;, fagus, buohha,
y^ = (p, <pXtap6; = y^Xtapo; (Hesych.),
(p = g, v'.^a = snegas (lit.), Schnee,
ß = 6, SsXcp'.? = ßeXcpt? (äol.),
T = k, TC£VT£ = pankan (Zend), penki (lit.), quinque, ri = ka (sanskr.),
<p = i, 9UAÄa = äoXXa (kretisch),
5 = j, ÖLiyov = jugam (sanskr.),
/ = ß, Mo Y-
In Vocale verwandelt, wird das Digamma vertreten durch u, o (w), i.
') Ihre Lautlehre erhielten die Chinesen (5. und 6. Jahrh. p. J.) durch
indische Buddhamönche, die neun Klassen von Anlauten aufstellten und zwölf
Klassen von Auslauten, die vier Accente benannten und die Lautbestimmung
mittels eingebildeter Theilung der Wörter erfanden , wie seitdem in den
Wurzelwörterbüchern verwandt. Die nach dem Bau der Schriftzeichen (nach
Klassenhäuptern) eingerichteten Wörterbücher sind mit Hinweisungen zur
Kenntniss des Lautsystems versehen, indem sie zuerst die neun Klassen der
Anlaute (als Backenzahnlaute, Zungenspitzlaute, Labiale, Gutturale u. s. w.)
verzeichnen, und dann die zwölf Klassen der Auslaute, in den zwei Ab-
theilungen der mit offenem und der mit geschlossenem Munde Gesprochenen,
sowie mit Hinblick auf die Accente (s. Schott). Die birmanischen Affixe
ti, so, i, qI entsprechen den gleichbedeutenden der Chinesen in vielen ihrer
Verhältnisse. Im Abchasischen sind p und t am Ende von Verbalformen
(nach Rosen) nur harte Compressionen, jenes der Lippen, dieses der Zunge
gegen die Zähne. Als Schlussconsonanten (in den südlichen Dialekten
Chinas) sind p , k und t von keiner Luftströmung begleitet und werden
mehr angedeutet als ausgesprochen. Die Silben mit r und 1 sind im Vai-
Alphabet (Doabi's) nicht unterschieden. — The striking peculiarity of the
Fernandian derivative pi'efixes is the change of the labial nasal (m) into
the labial media (b). In the Nano language the m of the b' prefix is always
changed in v (Bleek).
76 Erstes Kapitel.
In der Lautverschiedenheit der Südseesprachen steht
im Tonga ^), Sanioa und Hawaii 1 statt r,
,, Tahiti r „ 1,
,, „ h ,, k und ng der Tonganer,
Neuseeländer und Raratonger,
,, Hawaii h statt k der Tonganer, Neuseeländer u. Raratonger,
„ Samoa n ,, ng „ „ „ „ „
„ Hawaii s „ h der Tahitier,
■il 15 SK „ t,
,, Raratonga wird h und f der Tahitier ausgestossen,
„ Markesas „ r „ „ „
Als hier und da vorkommende Lautwechsel in den Mande-
Sprachen führt Steinthal an:
k (Mande) wird zu t (Bambara),
d (Vai) „ „ s (Susu),
k (Mande) „ „ f „
k „ „ „ w (Bambara),
k (Vai) „ „ s (Mande),
r „ „ „ t „ u. dgl. m.
Der Austausch zwischen m und p ist häufig (n. Happart)
in dem Favorlang-Dialekt aufFormosa: Papappa und Mapappa,
Papil und Mapil u. s. w.
Der Belgier Mekerchus (Mekerkebürg) bemerkte bei seinem
Aufenthalte in England (16. Jahrh. p. J.), dass das d in der
Weise der modernen Griechen auszusprechen-) sei, wie th der
Engländer (thiefj oder bei den Deutschen (in Thier).
lu den neuern Sprachen Indiens, in denen die Sanskrit-
Buchstaben mit persischen wiedergegeben werden, findet sich
') Die Laute j und ch (dsch und tsch) finden sich nur in Tonga. —
En Texupa usan de la r, sin que se halle en otra parte de la Mixteca, y
alli afirman los naturales antiguos ser introduccion uueva en aquel pueblo,
que antes que vieniesen espanoles no se hablaba ansi (El Rey). — Noch im
13. Jahrhundert reimen genaue Dichter beiderlei e (das aus a durch 1 um-
gelautete e und das aus i durch a abgeläutete a) nicht miteinander, obwol
sie mit demselben Buchstaben e geschrieben werden (Westphal).
^) Le mot „laugh" est le mot „lachen" des Allemands, qui est prononce
comme il doit etre, avec une gutturale aspiree, tandis qu'en anglais, ce n'est
pas qu'on l'omette, comme on le fait dans plusieurs mots analogues dan^
cette Jangue, mais on le denature au point d'y substituer une labiale aspiree,
qui est l'f, et on dit läf au lieu de lach, comme les AUemands (Edwards).
Wechsel und Mischungen. 77
kh durch zwei Buchstaben, die miteinander verbunden sind,
repräsentirt. Das Fehlen der Mediae im Chinesischen •) ist
(nach Lepsius) nicht ursprünglicher Mangel, sondern Laut-
verlust.
Eine durchgreifende Eigenheit aller germanischen^) Dialekte
ist die sogenannte Lautverschiebung, nämlich diejenige Ver-
änderung der Stufen stummer Consonanten, wodurch in den
mit urverwandten Sprachen (nanientlich der griechischen) ge-
') Edkins suchte die alte Aussprache des Chinesischen aus dem Namen
des Schihking, spätem Liederbüchern, Prüvinzialdialekten herzustellen. Die
modernen Dialekte Indiens folgen nicht länger den phonetischen Kegeln des
Sanskrit, sondern zum Theil denen des Prakrit, ausser ihren eigenen. Ihre
grammatischen Formen sind meistens neuerer Bildung, indem die Casus-
endungen hauptsächlich durch Postpositionen angezeigt sind, die alten Per-
sonalendungen in der Hauptsache verschwunden und die Zeitea ganz anders
markirt sind als in den Prakrit-Dialekten, indem die Vergangenheiten gewöhn-
lich durch Participien angedeutet werden, mit den drei persönlichen Für-
wörtern im Instrumentalis (nach Lassen). Volkssprachen streben zu mo-
nosyllabischer Verkürzung, wie die im Prakrit den Uebergang zum Sanskrit
zeigenden Worte des Hindi, wobei der Monosyllabismus sowol als Wurzel
den ausgebildeten Schriftsprachen zu Grunde liegt, als auch bei dialektischer
Neubildung daraus wieder hervortritt. — There ought to be no compromise
of any sort between ethnological and phonological science. It is only by
stating the glaring contradictions between the two sciences, that truth can
be elicited (Max Müller). Dagegen findet es Friedrich Müller gerechtfertigt,
die Sprache sammt den an dieselbe im Gebiet des geistigen Lebens sich
knüpfenden Aeusserungen zum Hauptmerkmal der Völkerverwandtschaft zu
erheben. Nach Strabo redeten Meder, Perser, Baktrer und Sogdier fast
dieselbe Sprache. Der indische König Stabrobates, der (nach Ktesius)
Semiramis am Indus zurücktreibt, wird erklärt als Sthävarapati (Herr der
Erde) oder als Sthaürapati (Herr der Stiere). Der assyrische König Orus
erfand ein Mittel gegen Betäubung (nach Plinius). Nach Strabo erstreckt
sich Ariana auf der einen Seite bis Persien und Medien, auf der andern bis
Baktriana und Sogdiana.
2) In der Lautverschiebung steht das Gothische in demselben Verhält-
niss zum Griechischen, wie das Neuhochdeutsche zum Gothischen (s. v.
Raumer). Nach Grimm entspricht im allgemeinen der harte Consonant im
Griechischen einer Aspirate im Gothischen und einer Media im alten Hoch-
deutschen, die Aspirate im Griechischen einer Media im Gothischen und einer
Tenuis im alten Hochdeutschen, der Media im Griechischen eine Tenuis im
Gothischen und eine Aspirate im alten Hochdeutschen. Eine zweite Laut-
verschiebung tritt im Mitteldeutschen auf, indem infolge des kriegerischen
Geistes die Aussprache energischer wurde. Obwol aber einige im Gothischen
weiche Consonanten im alten Hochdeutschen hart werden, findet doch
78 Erstes Kapitel.
iiieinsamen Lautstämmen die Media in die Tenius, die Tenius
in die Aspirata und die Aspirata in die Media desselben Or-
gans verwandelt wird. Indessen gilt diese Regel (wonach
z. B. griech. 8"jo, ttouc, ycproc, goth. tva, fotus, gards ent-
sprechen) nnr für den Anlaut, obgleich sie auch auf den In-
und Auslaut vielfältigen Einfluss geübt hat. Aehnliches gilt
von einer zweiten Lautverschiebuno;, wozu eine Nei«:ung in
dem 3. und 4. Jahrhinidert in südgermanischen Idiomen hervor-
trat, welche aber nur innerhalb des lingualen Organs durch-
zudringen vermochte, für das sie eine in der hochdeutschen
Sprache noch jetzt vollgültige Regel zu Wege brachte. Bei
ihr ist aber statt th das schärfere z eingetreten, und im Be-
reich der labialen Organe hat sie den Anlaut P nicht in F,
sondern in hochdeutsches Ph (Pf) umgewandelt, sodass das
neuhochdeutsche Wort fiir goth. tva und angelsächs. padh,
die (jcstalt von zwei, Pfad erlangt (s. Künssberg).
Nach Mone ist im Westen des Rhein, im Speiergau und
Wormsgau, dem südlichsten Theile des sogenannten rhein-
fränkischen Landes, die fränkische Mundart die allgemeine
Landessprache, w^ährend auf der Ostseite des Rhein, vom
Kreichgau an (auf der Südseite des untern Neckar) bis zum
Main abwärts nur die Sprache der Städtel)ewohner fränkisch,
die der Volksmasse auf dem I^ande aber schwäbisch ist, und
weiter im Osten dagegen nach Franken hinein die fränkische
Sprache ganz vor der thüringischen Mundart verschwindet.
Nach Wiarda hat die niedersächsische Sprache das meiste
Material aus der altsächsischen oder friesischen Sprache bei-
behalten, sich aber vorzüglich durch die fränkische Sprache
verfeinert.
Nach Rapp setzt die Entlehnung eines Wortes aus einem
Hauptstanun in den andern immer einen Act der sprachlichen
meistens das Gegentheil statt, dass iiäinliili die Tennis znr Aspirata wird. —
In tlie non-Aryan speech 1 soiuetinu's takes the place of zh, sy, s, j or
other Sibilant. Nu instance of tliis occurs in Indo-Gerinanie languages, bnt
r sonietimos represents s, and 1 and r are seuii-vuwels prodneed by the
same physiological process of articnlation, and the one sometimes Stands
for the other in Aryan speech. Thns the typical Indo-Gerinanic 1 becomes
r in Zend (s. Hunter). In Japanese the letters r and 1 are convertible
(Summers).
Wechsel und Mischungen. 79
Willkür voraus. „Einmal hört der Entlehnende das Wort des
ihm fremden Idioms nie völlig genau, und wenn er auch
richtig hört, so sind doch die Lautgewöhnungen seines Organs
andere als die der fremden Zunge, er kann sie nur unvoll-
kommen nachstammeln und wird darum die Laute mit andern
verwechseln. Zweitens, bei der Entlehnung gehört das leihende
und das entlehnende Individuum jedes nicht nur einem ver-
schiedenen Stamm, sondern auch einer specifischen Mundart •)
seines Stammes an, und wenn nun die Stammsprachen sich
zuoleich von verschiedenen Punkten aus berühren, so kann es
nicht fehlen, dass verschiedenartige Quellen und verschieden-
artige Auffassungen auf die entlehnten Formen eingewirkt
haben."
Die eigenthümliche Accentuirung in der Aussprache^) der
') Die Voliissprache (auvi^bEta) der Griechen heissl xo^pvir^ (die jetzige).
Ables leitet (russ.) Glas (Auge) von alth. glast und angels. gloss, Glanz,
ab. „Beweise der Begriffsverbindung zwischen sehen, Auge, Glanz und
glänzen finden sich im sanskr. laucanam, Fackel und Auge, im sanskr. tar,
sehen und glänzen, im arab. lamhat, Blick, neben lameat, Glanz, Strahl, im
arab. rag, sehen, neben sanskr. raj , glänzen (opaw, sehen), im griech. aigi,
Glanz, Strahl neben sanskr. ok, Auge, im engl, glance, Glanz und Blick,
look (Blick) neben sanskr. laukas (lux), im deutschen blicken, holländisch
bliken neben holländisch blijken (glänzen), im angels. vlitan, sehen, neben
althd. vliti, Glanz, im türk. und pers. ain, Spiegel, neben arab. eain, Auge,
u. s. w." Im (russ.) Verstand neben sanskr. auma, Licht, goth. saivala,
Seele neben sanskr. sval, glänzen, Sonne. Ables leitet (russ.) jama (Grube)
von arab. jam oder Meer (janio, chald.), russ. raakhat, schwingen oder
schütteln von griech. makhaira, Schwert oder Waffe, in der „Begriffsver-
bindung zwischen der Benennung einer Waffe und der des Schütteins, Be-
vvegens und Werfens, wie sanskr. pilus, Pfeil, Wurfspiess, neben pil, schleu-
dern, isus, Pfeil, neben is , bewegen, asis, Waffe, neben as, schleudern, im
ital. brandire, schwingen, neben brando, Schwert, im lat. jaculum, Wurf-
spiess, neben jacere, werfen, im franz. dard, Wurfspiess, neben darder,
schleudern, im deutschen Waffe neben wifan, schütteln". Sanskr. malinas,
dunkel, schwarz, neben sanskr. mal, verhüllen, im griech. f^eXa; (Maline bei
den Eskimos als russig).
^) Cuttee outo Yingkelese king, my tingke allo lache Yingkelese man
savay my (with exception of the English queen, I think all Englishmen of
consequence know me) in the Canton-English (Meadows). Like all un-
cultivated songsters, the Kaffer delights in strong contrasts, now using a
high falsetto and now dropping suddenly in a gruff bass. This method of
the voice is tolerably universal throughout the world, and the accomplished
vocalist of Kaffirland, of China, of Japan, of Persia, and of Arabia sings
80 Erstes Kapitel.
Catamarqueiios tritt besonders bei den niedern Klassen der
Bevölkerung hervor (Tschudi). Bei den bessern Ständen fällt
besonders der häufig fehlerhafte Gebrauch von saber auf.
Statt einen Satz mit dem ihm zukommenden Verbum auszu-
drücken, wird dieses in Infinitiven gebraucht und ihm das
Zeitwort saber mit der dem Hauptverbum zukommenden
Flexion vorgesetzt, wie este ano sabe hacer may frio, las uvas
de estas parras sahen ser muy ricas (die Trauben dieses Wein-
stocks sind köstlich), in Catamarca, sabe todo (Tschudi).
Die Männer der Chiquitos haben für viele Begrifle andere
AVorte als die Frauen, die für manche Dinge zwar die gleichen
Wörter, wie die Männer, gebrauchen, aber die Endung ver-
ändern. ^)
with exactly that falsetto voice, that nasal twang, and that abrupt transition
fiom the highest to the lowest notes, which characterize the uneducated
singera in rural districts; a Wiltshire labourer and a Cliinese gentleman
binging one of their ordinary sougs, würden, von dem Worte abgesehen,
kaum zu unterscheiden sein (nach Wood). — Many of the wide-spread
similarities (in the languages of the Malay Archipelago) can be traced to
organic onomatopoeia. Such are the prevalence of g (hard), ng, ni, in
words meaning tooth, of 1 and m in those for „tongue" of nge, ung, sno
in those for „nose" (Wallace). — Die Sprache (der Shiporoko) war ausser-
ordentlich auffallend, denn nach jedem Satze oder einzelnen Worte gaben
sie einen höchst eigenthümliehen Laut von sich , indem sie stark Luft ein-
zogen und einen unbestimmten Kehllaut ausstiessen, der dem Schluchzi-n
(singultus) ähnelte oder einem ähnlich tönenden Schnierzenslaut (Tschudi).
Der Cerebralschnalzlaut im Namaqua ist „wie wenn man einen Pfropfen
auszieht", Palatalschnalzlaut „wie ein sehr massiger Peitschenklapp" (nach
Wallmann). In St.-Kilda gleitet der Vogler (mit einem weissen Tuch über
der Brust) den Klippen entlang, bis er den Wachvogel völlig ins Gesicht
fasst. Ruft der Vogel Bir, Bir, die Warnungslosung, so schleicht der Vogler
zurück , ruft er aber Grog, Grog, zum Zeichen, dass alles ruhig ist, kommt
der Vogler näher, da der Ganser ihn dann für eine verirrte Gans hält, die
sich dem Lager nähert. Die Bugis schreien beim Scgelaufhissen vela (nach
dem Portugiesischen), beim Ankeraufziehen ebenso, and often clianged it to
heia, which is so much an universal expression of exertion and hard
breathing, that it is most probably a mere interjectional cry (s. Wallace).
Die Fremden, die nach Wanumbai in den Aru-Inseln kamen, führten den
Häuptling der Eingeborenen weg nach einem fremden Lande jenseit der
See, wo sich die Leute der Aru-Insulaner noch jetzt linden und einst diirih
die Wokanleute, von diesen unterschlagenes, Tuch schickten.
') According to Dapper there existed a great difterence between the
dialects of the various districts of Furmosa, so that the inhabitanis of one
TÜlage could not understand those of another without Interpreter (s.
Wechsel und Mischungen. 81
Der Geschlechtsiintersc'hied der Nomina in den sexuellen
Sprachen beruht auf keiner beabsichtigten Eintheilung der
durch sie ausgedrückten Begriffe, sondern auf einer ursprüng-
Aledhurst). — Die Antworten des Tages auf die lateinisch gestellten Fragen
des Tarchon waren i^nach Joh. Lyd.) etruskisch geschrieben. Nach Cicero
wurden einige Jünglinge vornehmer Familien Roms den verschiedenen Völ-
kern Etruskiens zur Unterweisung übergeben. Froh oder Frau (Herr) wird
zu Frohnden (dienstbar). Die ältesten Benennungen für das Pferd (bei den
Russen) waren ausser den noch jetzt gebräuchlichen (kon, loschad) noch
komon und far, welch letzteres Wort besonders auf arabische Pferde an-
gewendet wurde. Nieu (Kuh) im Hochchinesischen heisst im Kanton-Dialekt
Ku (Neiimann). Die Schwäche des Stricks gibt dem daran gebundenen
Thier die Freiheit; die Schwäche (Nachlässigkeit) der Aufsicht der Kinder
gibt ihnen die Freiheit, unartig zu sein, und so sind Schwäche (slabost) und
Freiheit (swoboda), weich letzteres bisjetzt in der Sprache des Volks
slaboda ausgesprochen wird, verwandte Begriffe (Sehischkow). — Elephantos
(Pyrrhi) Italia Boves lucas (in Lucanis visos) appellavit (Plinius). — Das
Rhinoceros wurde (nach Festus) Bos Aegyptius genannt, die Giraffe (nach
Plin.) Ovis fera. So Seelöwe, Seehund, Husspferd u. s. w. Solöcism war
verdorbener Dialekt der griechischen Colonie Soloe. in Cilicien. Side in
Pamphylien war eine Colonie von Cumae, aber die Sideten vergassen das
Griechische unter den Barbaren (Arrian). Hari (harjis) oder Here (exer-
citus) bedeutet eigentlich (nach Holzmann) Volks- oder Geschlechtssymbol
(Wappen und Feldzeichen). Häuüg waren die Bilder (der Fähnlein) Thier-
bilder, besonders von mantischen Thieren (Wolf, Eber, Rabe, Adler,
Schlange u. s. w.). Nach solchen Wappenbildern wurden oft einzelne Völker
genannt, wie die Aulerci Eburovices und die Eburones in Gallien. Die
britannischen Ordovices haben ihren Namen von einer Lanzenspitze (ahd. ort),
die gallische Stadt Luxovium (Luxeuil) hat den ihrigen von dem Wappen-
bild eines Luchses. Aehnlich waren samnitische Volksstämme in Italien
(Taurini, Hirpini, Picentes) benannt (Künssberg); die Cornavii in Britannien
von einem Hörn genannt. In Sigi (Sieg und Segen) liegt derselbe Laut-
stamm, zu welchem die Verba „sagen" und ,, singen" gehören, von dem
feierlichen Vortragen oder Absingen der Rathformel gebraucht, die aus
einer Handvoll der auf ein Sagum hingestreut gewesenen Zeine entwickelt
war (s. Künssberg). — Hinc veteranorum cohortium signa, inde deprompt»
silvis lucusque ferarum imagines, ut cuique genti inire prwlium mos est
(Tacitus). — Es gibt kaum etwas, das zu häuslichen oder öffentlichen
Zwecken diente, das nicht neben seinem heimischen noch entweder bei
seinem griechischen oder lateinischen Namen oder bei beiden benannt wurde
(in der aramäischen Volkssprache der Juden), allerdings in so fraglicher
Gestalt und so veralteten Formen, dass classische wie semitische Forscher
oft einen ganzen Cursus von Alterthiimskunde durchmachen müssen, ehe sie
das seltsame Alltagswort zu enträthseln vermögen (s. Deutsch). Manche
Worte sind im Slawischen aus dem Deuts(!hen entlehnt und aus dem Sla-
wischen wieder ins Litauische aufgenommen, z. B. dekä, dunk, altböhm.
Bastian, Studie j. <J
82 Erstes Kapitel.
liehen Vertretbarkeit der Nomina durch deren wesentlichste
Bestandtheile, die aber sonst (wenn sie nämlich nicht in dieser
Weise als Pronomina gebraucht werden) selbständig nicht
mehr vorkommen (Bleek). In den Präfixpronominalsprachen
findet sich eine grosse Anzahl (bis 18) Nominalklassen der
Geschlechter, von denen aber keines irgendeine Beziehung
auf den Geschlechtsunterschied hat. Les langues africaines
considerent generalement comme deux genres, l'anime et l'ina-
nime, et dans la classe des etres animes, le genre homme ou
intelligent et le genre brüte ou animal (Maury). Die Algon-
quin unterschieden zwischen belebten und unbelebten Gegen-
ständen. Die Geschlechtsunterschiede ^) der persönlichen Pro-
deka, poln. dzigka vom deutschen Dank ; wäre dies unmittelbar ins Litauische
übergegangen, so hiesse das Wort dankas (s. Schleicher). — L'ancien ir-
landais menme (esprit) se retrouve dans le sanscrite vedique manman, desir
(de la racine man, penser).
') Le genre noble ne comprend, dans le massachusetts, que les etres
vivants, les arbres et les plantes sont censes inanimes (seien Eliot). Les
parties du corps eutrent aussi dans cetle categorie , n'importe que l'animal
soit vivant uu mort. Mais dans la langue lenape (selon Heckewelder) tont
ce qui vit ou vegete appartient au genre anime, excepte seulement les
herbes et les plantes annuelles. Les parties du corps sont aussi de ce
genre, tant que le corps est vivant et qu'elles y sont attachees, il en est
autrement lorsqu'il est mort ou qu'elles en sont separees (s. Duponceau).
Die grammatischen ylvt] geliören in das yi'iOi, sofern es als uXt) die Unter-
sciiiede aufnimmt oder diesen zu Grunde liegt, sodass, wenn man die
dvo.aaTa in aj^pevoc, i/j/xa, ay.vjT, nach den yhri sondert, etwas Aehnliches
geschieht, als wenn man z. B. die ^wa sondert in :r£^a, TiTYj'ja, £'v'jSpa.
Demnach könnte in diesem Falle -^iw^ etwa durch Gattung oder Art oder
Klasse übersetzt werden (s. Schmidt). Nicht nur hat jedes Nomen eine der
drei Geschlechtsformen, sondern es mag auch in jeder der drei Formen
auftreten (ob auch nicht in der Wirklichkeit, so doch nach der Möglichkeit).
— Genus est dictio qua plures continentur species ut animal, sagt Diomedes
im Kapitel de nomine, und beim Verbum erklärt er: in nominibus sunt
genera quibus sexus exploratur. — Dem Porphyrius wird vorgeworfen, dass
er die von Plato aufgestellten fünf yi'iti (oüaia, TautoTiQ^, erspoTt;?, x'lvTjatc,
craat?) übergangen und nicht erwähnt habe, dass Aristoteles sage, y-^Os sei
uÄT), sowie er auch die bei den Grammatikern üblichen y^'^^ (apj£vixdv,
!3Y]Xux6v und oüSsTepov) nicht erwähnt habe. In der Sprache zählen die
Griechen bis fünf Geschlechter. Es kann ein männliches Geschlecht gedacht
werden, das weder weiblich noch männlich wäre (apaev), und eins, das
beides, männlich und weiblieh <apaT)v) wäre, ähnlich sind ir/u; und i;f/u,
sowie b-iiXeta oder i-r^Xea.
Wechsel und Mischungen. 33
nomina werden im Grebo nur wenige berücksichtigt. Children
particularly seem to pay but little regard to it.
Im Deutschen finden sich Rudimente der Verba ') deriva-
tiva, die auch im Hebräischen nicht bei jedem in allen Formen
bestehen. Als causatives Hiphil tritt fällen zu fallen, legen zu
liegen, bitten (als intensivum oder frequentativum und itera-
tivum) zu beten mit bieten, setzen (als reflexiv) zu sitzen
u. s. w. Les formes transitions (transiciones) ou les formes
qui comprennent a la fois le nominatif et raceusatif ou datif
pronominal (dans les langues americaines) appartiennent aussi
aux langues semitiques (s. Duponceau). Das Selish hat erstes
und zweites Futur (werde, will), Optativ, Desiderativ (sollte),
reflexiven und reciproken Modus , Modus des Zweckes (ich
gehe, um zu) u. s. w., mehr noch das Cherokee (s. Worcester).
En australien le duel des pronoms se forme par l'addition
du nombre deux ä la racine pronominale, meme Systeme dans
les langues papoues, qui vont meme jusqu'ä former ^) par un
') The proneness of the Semitie verb is rather to the multiplication
of such distinctions, as are called conjugational, to the characterizing of
the verbal action as in its nature transitive, causal, intensive, iterative,
causative, reflexive or the like. Each Arabic verb has theoretically fifteen
such conjugations and near a dozen of them, each with its own passive,
are in frequent use in the second and third persons; the Semitie verb makes
a farther distinction of the gender of the subject, distinctions of case are
aloiost entirely deiicient. Only the Arabic makes a scanty Separation of
nominative and accusative, or of norainative, genitive and accusative. — Im
Quichua unterscheiden die spanischen Grammatiker sechs Formen von
Transiciones. Im Tschiroki gibt es (nach Pickering) besondere Formen des
Zeitwortes für die Personen ich und du, ich und er, ich und ihr, ich und
sie, und ebenso unterscheidet sich mein und dein Vater durch die Haupt-
wortflexion von mein und sein Vater. Ausserdem werden in dieser ganzen
Sprachenklasse auch die Objecte durch Personenflexion im Verbum mitbe-
zeichnet. — The language of the Melanesians (Negritos or Papuans) east
of Guinea (or the New Hebrides, Salomon Islands, New Caledonia) and west
of Guinea (or the Andaman group) agree (in some degree) with the Polynesian
tongues. The dialect of the Loo-Choo Islands is nearly akin with the
Japanese. Though the Corean languages and Japanese are not so dissimular
in structure, they might not be members of the same family, no material
evidences of relationship have been traced. — The words ,,brother" and
„sister" each has three forms (in the language of the Arawaks) according
to the age and sex of the Speaker.
^) Les voyelles (des langues ougro-japonaises) se presentent toutes sous
trois formes : dure, douce et intermediaire. Les Yoyelles dures et les douces
G*
84 Erstes Kapitel.
procede pareil, iin trinal ou pluriel ternaire (Maury). Das
sich zu dem eiusilbioen Thibeto-Barmanischen hinneigende
Dravidische (das in grammatischen Besonderheiten Ueberein-
stimmung mit austrahschen Dialekten zeigt, wie im Zahlsystem)
ist den turanischen (ugro-japanischen oder scythischen) Spra-
chen verwandt.
Der Hauptunterschied zwischen der chinesisch isolirenden
von den agglutinirenden und Flexions-Sprachen besteht immer
s'barmonisent avec les deux autres. Les voyelles qui ne sont pas suscep-
tibles de s'harmoniser, ne sauraient se rencontrer dans un meme mut (Maury)
(alliterirend in Consonanten und reimend). Dans lesidiomes dravidiens les post-
positions alterent souvent leur voyelle de maniere a l'harmoniser avec celie
du radical qu'elles suivent. — Schoolcraft betrachtet das Ogibway als
Mutterspraihe der Algonkin-Familie. — Certaines particules paraissent mises
"a la fin des mots uniquement dans un but euphonique (dans le Galibi des
Caraibes). Cette tendance barmonique explique pourquoi les consonnes se
permutent suivant la voyelle qui les suit (Maury). — Nach Buschmann ist die
polynesische Pluralendung aus dem Zahhvorte drei entstanden, wie die
Dualendiing aus dem für zwei. Die persönlichen Pronomina (auf der Insel
Annatom in den Neu-Hebriden) haben besondere Formen für den Subjects-,
Objects- und Possessivcasus (Nom., Acc, Gen.) neben Possessivsuffixen,
einen vierfachen Numerus (Singularis, Dualis, Trialis und Pluralis), und an
ihnen allein kommen die Tempora und Modi des Verbum zum Ausdruck.
Ausserdem unterscheidet noch das Pronomen der ersten Person einen Dualis,
Trialis und Pluralis, ob der Angeredete niitgemeint ist oder nicht, und hat
also für diese drei Numeri doppelte Formen, einen Inclusivus und einen Ex-
clusivus. So finden sich sieben Pronomen der ersten, vier der zweiten und
vier der dritten Person, zusammen fünfzehn, deren jedes wieder die Formen
Nominativ, Accusativ, Possessiv, Possessivsuffix, Präsens, Präteritum, Fu-
turum, Optativ, Conjunctiv, Hypotheticus und Concessiv hat (s. von der
Gabelentz). In der Fidschisprache ist der Trialis noch nicht auf die Be-
deutung einer Anzahl von dreien eingeschränkt, sondern auf eine geringe
Mehrheit ausgedehnt, und gleicht deshalb gewissen arabischen Pluralformen,
die, wenn andere zur Auswahl daneben bestehen, für eine Anzahl von drei
bis neun gebraucht werden (Geiger). Neben Singular (Dual) und Plural
findet sich (im Mexicanischen) auch der Totalis, der alle Wesen umfasst. —
Le pluriel general est toujours pris dans un sens illimite, le pluriel special,
au contraire, Test toujours dans un sens restreint, il ne comprend que ceux
qui sont assembles ou conversent ensemble, ou qui fönt le sujet de la con-
versation (in den amerikanischen Sprachen). Auch die Franzosen machen
Gebrauch von letzterm in nous autres, vous autres, et les Italiens de meme,
lorsqu'ils disent noi altri, voi altri. Nos otros et vos otros ont presque
chasse nos et vos de la langue espagnole (s. Duponceau). — Nach Butrich
haben die Cherokis drei Foruien des Plural, die allgemeine, specielle und
den Dual.
i
Wechsel und Mischungen. 85
in dem Mangel an Endungen und Flexionssilben, welche durch
die Intonation und Aspiration und die Expletive nur noth-
dürftig ersetzt werden, und dem Nichtzusammenwachsen der
Composita (s. Plath). Beim längern Mangel einer Schrift
konnten die Endlinge und Flexionen leicht mit den Wurzeln
verwachsen, während im Chinesischen die Worte durch Zeichen
getrennt gehalten wurden. In der Volkssprache *) bildet der
Bauer ohne Schrift ,,hanmer" für „haben wir", „siimmer"
für „sind wir", während das spät gebildete und niederge-
schriebene Tisch-Tuch, Bett-Zeug nicht verschmilzt.
Nach W. von Humboldt hat im Chinesischen die schein-
bare Abwesenheit aller Grammatik die Schärfe des Sinnes, den
formalen Zusammenhang der Rede zu erkennen, im Geiste der
Nation erhöht, da im Gegentheil die Sprachen mit versuchter,
aber nicht gelungener Bezeichnung der grammatischen Ver-
hältnisse den Geist vielmehr einschläfern und den grammatischen
Sinn durch Vermischung des materiell und formal bedeutsamen
eher verdunkeln. Der Chinese gewinnt (nach Plath) die Zeit,
die wir mit der verwickelten Grammatik viele Jahre hindurch
verlieren (aber in dem Alphabet ersparen).
Die amerikanischen Sprachen, als poly synthetische, ver-
einigen gewöhnlich eine grosse Zahl von selbständigen Worten
(obwol nicht ohne Verstümmelung) in ein Wortganzes, und
ähnlicherweise bilden die agglutinirenden Sprachen (die tata-
rischen, türkischen, finnischen Idiome) aus vielen Wörtern
zusammengeschobene Wortganze. In den asynthetisch ein-
') Si (entre des personnes des nations differentes , lorsqu'une veut
iniiter les sons propres a l'autre langue, et qui ne se trouvent pas dans
la sienne) la personne a l'ouie delicate et les organes souples, quand meme
eile ne saurait pas d'abord reproduire le veritable son, eile y en substitue
un autre qni a, avec lui, les rapports les plus voisins. Si c'est xme muette
eile tend k y substituer l'autre muette de la meme classe, on si eile a k
sa disposition l'aspiree correspondante a la muette, eile y a recours. Mais
si c'est une aspiree et que dans sa langue il n'y en ait point dans cette
classe, eile prend une aspiree analogue , d'une classe voisine. Ainsi s'agit-
il d'une dentale aspiree, pour un etranger qui n'en a pas dans sa langue,
s'il est bien doue sous le rapport de la prononciation, il y substituera une
linguale suivant la nature de la dentale aspiree (s. Edwards^. Toutes les
fois que des etrangers, qui ne sont pas parfaitement verses dans la pronon-
ciation de la langue fran9aise, veulent prononcer un mot, oü se trouve un
j, ils y substituent la linguale correspondante, c'est-a-dire un z (Edwards).
86 Erstes Kapitel.
silbigen Sprachen bestehen die Einzelvorstellungen *), die den
Einzelwörtern entsprechen, in beziehungsloser Selbständigkeit
nebeneinander. Flexionssilben gehen aus ursprünglich selb-
ständigen Wörtern hervor.
Alle wirkliche sprachbildende Thätigkeit ist niemals allein
eine wortbildende, sondern immer zugleich eine satzbildende.
Das Wort hat als Glied des Satzes überall nur in diesem oder
im logisch geordneten Zusammenhange mit andern Worten
eine wirkliche Existenz in der Sprache. Nur der Idee nach
kann deshalb der Process der Wortbildung als der frühere
und überhaupt als ein unabhängiger aufgefasst werden von
dem der Satzbildung^), oder es wird sogleich und von Anfang
') Les Indiens (de l'Ainerique) fönt rarement usage de la forme in-
finitive, eile est trop abstracte pour eux, et ils n'aiment pas, en general, les
mots qui ne sont appuyes sur rien de materiel ou tangible. C'est pourquoi
ils emploient les formes transitives du verbe. Ils ne diront volontiers:
„j'entends", ils preferent dire : „je l'entends ou je t'entends" (s. Duponceau).
Toutes leurs formes sont concretes, et doivent s'attacher a quelqu'un ou a
quelque chose, c'est par cette raison, qu'ils ont, pour rendre les abstractions,
une multitude de manieres.
^) Das Geschäft der sachgemäss richtigen Wortstellung ist im Lateini-
schen mehr eine eigenthümliche, besonders zu erlernende Kunst, während
es im Französischen mehr an seine strenge und einfache grammatische
Regel gebunden erscheint. Die lateinische Sprache kokettirt vielfach mit
der wechselnden Mannichfaltigkeit, die französische mit der streng ge-
messenen Regelmässigkeit ihrer Wortstellung; dort ist es immer das In-
dividuelle des Denkens, hier dagegen das Allgemeine seines Gesetaes, in
dessen ausprägender Hervorhebung sich die Sprache gefällt. Das Interesse
des Römers ist das, einen eigenthümlichen Gedanken, das des Franzosen
das, einen schulmässig richtigen Gedanken in der Stellung seiner einzelnen
Begriffe zu zeigen. Nun ist es aber nicht vollkommen gleichgültig, in welcher
Ordnung die Worte im Satze aufeinanderfolgen, sondern es wird durch eine
jede Verschiedenheit hierin überall auch eine bestimmte Verschiedenheit oder
Nuance des Gedankens selbst ausgedrückt (s. Herrmann). — D'apres
Raynouard le futur du provenijal et du franijais est compose du verbe avoir,
place apres le radical verbal: J'aimer-ai pour j'ai a aimer (von der alten
Form amer). Habeo a ete singulierement contractu dans toutes les langues
neo-latines, et deforme dans le valaque amu. Italien ho, esp. he, portugais
hei, roumanche hai, proven(;al et fran(;'ais ai (Ampere). D'ego, diversement
altere, les divers idiomes neo-latines ont fait ieu, eu, io, eo, jou. L'ancien
framjais a fait jeo, jo, je. — Gehen hat (im Franz.) aus andare (aller), vado
(je vais) und ire (j'irai) seine grammatischen Formen entnommen. Die
Verbalflexion der Medialform im Sanskrit ging nicht zu den amerikanischen
Transitionen über, indem für die weitern Veränderungen ein selbständiger
Pronominalstamm geschaffen wurde.
Wechsel und Mischungen. 37
an alle sprachbildende Thätigkeit nicht nur eine wortbildende,
sondern ebenso sehr eine satzbildende gewesen sein müsseii
(Herr mann).
Sowol das Griechische wie das Lateinische bildet sein
Futurum dadurch, dass es an die pradicative Wurzel ein
Zeitwort fügt, das den Begriff des Seins (oder Werdens) aus-
drückt. Das Griechische aber bedient sich zu diesem Zwecke
der Wurzel as, das Lateinische der Wurzel bhu (s. R. v. Räumer).
Wer würde in dem französischen Futurum chanterons (chanter
avons) oder in dem italienischen Conditional cauteria (cantar
avia) die AVurzel habere suchen , wenn wir nicht aus andern
Formen wüssten, dass sie darin steckt? (R. v. Raumer).
„Wie das Herausgreifen über das Griechische und Lateinische
im Sanskrit, in den germanischen Sprachen u. s. w. ganz neue
Aufschlüsse über, die ursprünglichste Gestalt und die Um-
wandlungen der indoeuropäischen Flexionen gegeben hat, so
wird das Herausgehen über den Kreis der indoeuropäischen
Sprachen und die Erforschung ihres genealogischen Zusammen-
hangs mit den semitischen uns erst in den Stand setzen, über
die Entstehung der Flexionen ausreichende Ergebnisse zu ge-
winnen."
Im Grebo wird das Pronomen^) oft noch nach dem Nomen
wiederholt „soh a di pidi, the horse, he eats grass". Ausser-
dem wird das Nomen oft sechs- bis achtmal nacheinander
wiederholt, statt es durch das Pronomen zu ersetzen. When
the people begin to read and write the language more ex-
tensively, they will doubtless relinquish their present usage by
discontinuing the pronoun, where it is redundant, and by
using it as we do, to prevent the too frequent use of the
noun. Aehnlich in der Kassia-Sprache, im Annamitischen u. s. w.
') Ninondowa enimous migid (j'entends im chien aboyer) signifie (en
chippeway) je l'entends (audio illum), enimous (un chien), migid (celui qui
aboie). — In den amerikanischen Sprachen setzt man den Genitiv voran,
fügt aber im Chippeway zuweilen o hinzu (das Pronom dritter Person), so-
dass Peter-Buch (das Buch des Peter) sein würde Peter's Buch (Peter sein
Buch oder sein Peter Buch). Der Dativ wird beim zugefügten Pronomen
ausgedrückt, Pierre n'milan (Pierre je hü donne), im Verbum und ebenso
der Accusativ, Pierre n'dahoala (Petrus amum oder amo eum statt Petrum
amo), — Der wahre Begriff der Pluralität eines Personalpronomens findet sich
in der holländischen Sprache bezeichnend durch gy lieden (du und Leute)
ausgedrückt (s. Schott).
88 Erstes Kapitel.
In der indianischen Bibel übersetzt Eliot ego sum qui
sum durch nen nutinnün, nen nutinnün (je fais, je fais). Wei
(im Chinesischen) kann sich (nach Abel Remusat) als „sein"
übersetzen, bezeichnet aber eigentlich „thun", et en fran^ais
il fait nuit, il fait jour, pour il est nuit, il est jour (Duponceau).
Der ursprünglich allgemeine reflexive Gebrauch des Pro-
nomens^) (St. i) hat sich in den slawisch-lettischen Sprachen
(nach Miklosich) erhalten (s. Curtius).
Die Sprachwissenschaft ist bei den Indern von der Be-
schäftigung mit den Vedischen Hymnen ausgegangen, und die
Ergebnisse wurden niedergelegt in den Prätipäkhja (Elementar-
Grammatiken der einzelnen Sammlungen der Hymnen). Jäska
erklärte in seiner Grammatik die vedischen Wörter. Pänini
legte sein grammatisches Wissen in (fast 4000) Sutra nieder
(als Sütrakära) und theilte sein Werk (Päninijam) in acht
Bücher (Ashtädjäja oder Ashtaka). Pänini nennt die gewöhn-
liche Sprache (des Sanskrit) bäshä (Rede oder Sprache), wie
auch die spätem Volkssprachen genannt wurden. Die Veda
Geissen dagegen Khandas oder Metrum (rik oder Hymnus).
Pänini betrachtet die vedische Sprache nicht mehr als den
Hauptgegenstand der grammatischen ■•^) Behandlung und gibt
ihre eigenthümlichen Formen nur an, wenn sie von denen der
gewöhnlichen Sprache abweichen (s. Lassen).
Kumära erzeigte dem büssenden Varsha (Sohn des Brah-
') The pronouns of the first and second person singular are seldom
used in common conversation. Thus „ni ne", I am doing it, and „ni ne",
are you doing it? The sense must be determined by gesture, by look, by
accent and emphasis. When any thing emphatic is intended such as „I
myself" er „you yourself" then they are employed. It is also dlfficult to
any Dther thau a native ear to distingiiish between the words when they
are announced. The only distinction seems to be that the word for the
second person is uttered in a higher pitch of the voice and is also more
suddenly brought up. The only way, in which (the possessive cases of the
pronouns of the first and second persons) can be distinguished from each
other is that one is uttered on a higher pitch of the voice.
2) Nach dem Commentar zu der Pali-Grammatik Pada-Rupasiddhi des
Dipankara hatte Kätjäjana von seinem Lehrer (Buddha) den Auftrag erhalten,
eine Grammatik abzufassen. — Kätjäjana w^ar von Buddha nach Uggajini
gesandt, um den König Pradjota zu bekehren. — Im Anfang sandte Svayambhu
die Weisheit göttlicher Rede aus den Vedas hervor (Mahabh.), in der frühern
Ealpa im Geist des allwissenden Brahma bewahrt (KuUuka Bhatta).
Wechsel und Mischungen. 89
manen Cankaravarman in Patalijiutra) die Gunst, alle Wissen-
schaften zu ofienbaren, mit der Bedingung, sie nur zu ver-
künden, wenn er einen Brahnianen, der alles zum ersten mal
Gehörte im Gedächtniss behalte, linde. Als solcher wurde
Vararudki oder Kätjäjana gefunden. Als der sich unter den
Zuhörern (in der Hauptstadt des Vanda) eingefundene Panini i),
wegen seiner Dummheit von der Frau des Lehrers fortge-
schickt, nach dem Himalaja zog, erhielt er durch Busse eine
neue Grammatik von Qiva, der durch sein Geschrei die Aindra-
Grammatik (Grammatik des Indra) auf Erden vernichtete
(indem alle durch Panini iiberwiniden wurden). Die Grammatik
des Indra wird in den ältesten buddhistischen Schriften er-
wähnt als die allgemein in den Schulen gebrauchte (s. Lassen).
Nach dem Avadäna^ataka hatte ^'ariputra (Schiller des Buddha)
die Grammatik des Indra (im 16. Jahr gelesen) und besiegte
alle, die mit ihm stritten.
Die buddhistische^) Religion erhielt sich in Innerasieu,
bis das ostturkestanische Volk der Hoei-hu allmählich die
osttiirkischen Reiche eroberte (10. Jahrh.) und den Islam ein-
führte. Die indische Schrift wurde allmählich verdrängt, die
Uiguren eigneten sich (10. Jahrh.) die syrische (bei den
Nestorianeru gebräuchliche) an, welche später (mit Ab-
änderungen) bei den Mongolen eingeführt wurde. Nach der
Eroberung Chinas wurde dies Alphabet auch von den Mangu
(1044) angenommen. Das (1050) von den Mongolen ange-
') Panini (330 a. J.) , während der Regierung des letzten Vanda und
Kätjäjana hundert Jahre später, fasste die Arbeiten seiner Vorgänger in ein
System von Regeln und Lehrsätzen (sütra oder Faden) zusammen. Die
Stadt Tscliinaputi (von den Chinesen errichtet) oder Kinavati gehörte früher
dem Kanishka. — Vararuchi (in the court of Vikramaditya in Oujein) was
the first Grauimarian, who reduced the populär dialects to a System (56 a. J.).
^) Die Bewohner Khotens (940 p. J.) verehrten Buddha. Songju ging
(983 p. J.) zu Schiff nach Indien , um heilige Schriften nach China zu
bringen. Ein buddhistischer Geistlicher, der zu Schiff aus Indien nach
China kam (996), brachte dem Kaiser eine Glocke und eine Statue Buddha's.
Nach Hoei'schin (allgemeines Mitleid), einem buddhistischen Geistlichen in
China (499 p. J.), brachten Bhixu ans Kipin (Arachosien) den Buddhismus
nach Fusang (im Osten Chinas). — For the emancipation of the world,
Brahma sunk in contemplation, issuing in a luminous form from the region
of the moon, penetrated into the heart of Gayatri, entering between her
eyes (s. Muir). Der vierfache Brahma bildet dann die Vedas (Hariv.) aus
Feuer, Luft und Sonne (Sat. Br.).
90 Erstes Kapitel.
nommene Alphabet wurde durch den Ssasskja Lama Tschhoss-
kji Odser (1269) verbessert. Das durch Phagsspa Lama aus
der tibetischen Quadratschrift gebildete Alphabet (unter Kubilai)
wurde selten angewendet (126!) p. J.). Die birmanische Qua-
dratschrift dient für Steinschriften. Der Sohn des Katya heisst
Katyäyana. Katya heisst in diesem Gotra der erste Mann; alle,
die darin geboren werden und zu diesem Geschlechte gehören,
heissen Katyäyana. Der zu diesem Geschlechte gehörende Ka-
tyäyana wurde zu dem Geschäft (der Pälygrammatik) gewählt
durch ^äkya, indem Mahäkatyäyana der ausgezeichnetste seiner
Schiller (unter den Bhikschus) war, um ausführlich zu erklären
(nach Buddhappiya's Rüpasiddhi). Das Niruktipitaka, wahrhafte
Kennzeichen für die Worte der Sprache gebend, wurde von
Katyäyana verfasst, indem er die mit verschiedenen Provinzial-
dialekten, Sanskrit u. s. w. vermengte Sprache ') reinigte.
„In den Werken des Pänini^) findet sich eine vollständige,
zur Bezeichnung aller sprachlichen Erscheinungen und Formen
ausreichende Terminologie. Diese Bezeichnung wird theils
durch wirkliche, die Erscheinungen und Formen bezeichnende
Wörter bewirkt, theils durch künstlich gebildete, indem für
die Endungs- und Ableitungs-Affixe sie selbst mit vorange-
setzten oder hinzugefügten Buchstaben gebraucht werden.
Für die Tempora sind besondere Silben gewählt. Die Klassen
') Die Padaruiiasiddlii behandelt Nomina. Die Akkhyä tapadam behandelt
Verba. Die Dhätu pathas sind Verzeichnisse der Verbalwurzelu, Die
Payo gasiddlii Ijehandelt Theile der Grammatik. Zu den Dhätu pathas ge-
hört das Dhätu mäiijnsä, das Dhätupatho. Die Munggala-vyakaraiiam ist
mit einem singhalesischen Conimentar versehen. Das Lexikon Abhidhänap-
padipikä ist von Moggaläna verfasst. — The general name for letters (in
Pänini) is varna (referring to the eolouring of the voice). Akshara, used
for letter and syllable, means what is indestructible, radical or an element.
^) In Pänini's Grammatik werden die zehn Tempora durch 1, die erste
Klasse durch ein auslautendes t, die zweite durch ein auslautendes ng be-
zeichnet, die einzelnen Tempora durch die Vocale. So entstehen folgende
Bezeichmnigen: lat (Präsens), lit (Präter.), Inf (Particiiiial-Fut.), Irit (Au.xiliar-
Fut.), let (verschiedene Formen vereinigt durch die Grammatik unter diesem
Namen, meistens dem Conjunctiv gehörig), lang (Imperf.), ling (Potentialis
und Preoativ), hing (Aorist), Iring (Conditionalis). Kätjäjana schrieb in der
Volkssprache (Cörös). Nach Hiuentshang lebte Kätjäjana (oOO Jahre nach dem
Tode Buddha's) in dem Walde Tämasavana (bei der Stadt Tchinaputi) in
dem Zweistromlande der Trävati und der Vipäcä. Vararuki galt als Ver-
Wechsel und Mischungen. 91
der Buchstaben werden durch die Anfangsbuchstaben jeder
Klasse und einen hinzugefügten bezeichnet."
Die Grammatiken der Pali-Sprache sind in Sütra abge-
fasst, wie die des Pänini, folgen aber einer andern Anordnung,
und zwar derselben, wie sie später in der Sanskrit- Grammatik
gebräuchlich geworden, an welche sie sich auch durch die
Kunstausdrücke und Behandlung des Sprachstofles anschliessen.
Die Bearbeiter der Pali-Sprache •) legten die Sanskrit-Grammatik
zu Grunde (im Kätjäjanasära). Die Jainas gebrauchen das
Magadhi. Die (unter den in den Schauspielen gebrauchten Präkrit-
Sprachen in den Prosastellen häufigste) ^auraseni (in Mälava),
die Vararuki unmittelbar vom Sanskrit herleitet ^), stellt eine
spätere Form der Pali-Sprache dar. Von Uggagini aus ver-
breitete sich Kätjäjana's Werk über das Dekan. Die
fasser der ältesten Präkrit-Grammatik. Die Katjajanas kommen von Kati,
Sohn Vismamitras (Hariv. ). Vararuki (Kätjäjana) lebte zur Zeit des
Vikramaditja. Kätjäjana (Schüler des Varsha) verfasste die Anukramani
zu dem Ja^'urveda, dem einen Prätiyakhja und der Crautasütra. — Yava (Ka-
tyayana Srauta Sutras) is equivalent to yavamayam apupam, a cake of barley
(Aufrecht). — Ein Värttika beschränkt eine zu weite Regel, erweitert eine zu
eng gefasste, bestimmt genauer das Verhältniss der Siitra zueinander, ob ein
solches nämlich eine Regel oder eine Ausnahme bilde. Der Grammatiker
Patangali oder Gonardija (als von Gonarda, König von Kagmira stammend)
wird als Schlange dargestellt.
^) Die alte Grammatik der Pali-Sprache hiess Niruktipitaka. Pänini's
Grammatik beginnt mit der Civasütra, die Civa als Grundlage der künftigen
Grammatik darstellt. Die Kärikä in dem Werke des Bhäshjakära oder
Bhästjakrit wiederholen die Värttika des Kätjäjana in metrischer Abfassung.
Das Werk des Bädava wurde in Ka^mira auf Befehl des Königs Abhinianju
eingeführt von Kandra und andern Lehrern. Nach den Buddhisten stellte
Kätjäjana die Mägadhi (Pali-Sprache von Magadha) her, indem er sie von
den Beimischungen durch Provinzialsprachen und des Sanskrit reinigte
Nach Vararukis ist die nach dem Maharashtra benannte die erste der Prä-
krit-Sprachen.
2) Die Sütra wurden zuerst in der Sprache von Sindhu aufgezeichnet.
Nach den Tibetern w^urden die verschiedenen Abtheilungen der Pratimoxa-
Sütra in verschiedenen Sprachen überliefert. Nach dem Commentar zum
Kälakakratantra wurden gleich nach dem Tode des Bhagavat alle die drei
wahren Repositorien der Sütra des Tathägata (oder Tripitaka) in seiner
Sprache abgefasst, die Sütra in der Sprache von Sindhu, die Pragnäpäramitä
und die Mantra in Sanskrit, die verschiedenen Klassen der Tantra in ver-
schiedenen Sprachen, Sanskrit, Präkrit, Apabhran^a (die niedrigste Art des
Präkrit), dann der der Bergbewohner und aller Arten von Mlekha.
92 Erstes Kapitel.
Singhalesen erhielten die Kenntniss dieser Sprache aus dem
Lande der Damila (der Tamilen oder Kolas), wo Dipankara
(ßuddhaprija mit Beinamen) die Bearbeitung (als älteste
Grammatik, die noch eihalten ist) verfasste (Lassen).
Hiuen Thsang unterscheidet im Sanskrit zAvei Wort-
klassen ^), die Mentsekia (taddhita) und die Ouennati (Unadi),
') Cunstat, Palicain liiiguaru sacram esse linguam Bauddharum meri-
diüiialiiim, id est eoruni, qui versus meridiem ab oris Kalingae potissimum
solventes, religionis Buddhaicae doctrinam primum in Taprobanen insulam
transtulcre, indeque in Indiam ultra Gangem transvecti late propagaverunt.
Ista lingua a Sanscritico fönte eodem prorsus modo derivata est atque
Prakrita praecipua, decurtata vetusti oris linguae structura, nullis sive paene
nullis adjectis novis inventis, uno tarnen (ut ita dicum) gradu antiquior
quam scenicus sermo, ceteroquin arctissinio vinculo cum Prakrita praecipua
eonjuncta, saepe ab eo omnino non diversa (Lassen). — Pali (diverging
from tlie Sanscrit in Magadha and Kaliiiga) derivcs its narae l'rom palli
(village), as being distinguished from the language of the court. Here do
not appear to be auy nunierals peculiar to the Pali. In the sacred records
the words are always written at length and there are also the symbolical
words of the Sanscrit astronomical works and what is calied the Varna
sankhya or nunieral Classification of the aiphabet (s. Prinsep). In the several
Golean and Pandian conquests, the literary anuals of Ceylon were extensively
destroyed. Rajasingha (1581 — 1592 p. J.) after bis conversion to the
Brahminical faith, destroyed every Buddhist book he could find. These
losses were in a great measure repaired by the embassy to Slam of Wil-
bagadere Mudiyanse (in the reign of Kirtisri Rajasingha), when he brought
back (1753) Burmese versions of most of the Pali sacred books, a list of
■which is now lodged in the Dalada temple in Kandy (Turnour). — Dans la
haute antiquite, les mots de la langue etaient extremement nombreux, mais
quand le monde eut ete detruit, l'univers se trouva vide et desert (selon
Hiouenthsang); des diewx d'une longevite extraordinaire descendirent sur la
terre pour servir de guides aux peuples. Teile fut l'origine des lettres et
des livres. A partir de cette epoque , leur source s'agrandit et depassa les
bornes. Le dieux Fan (Bi-ahman) et le roi du cid (Indra) etablirent des
regles et se conformerent aux temps. Des Arshis heretiques composerent
chacun des mots. Avec l'aide du dieu Tseu Thsai (Isara deva) Arshi
Po-ni-ni (Panini) composa un livre des mots. — The Tapassa (dabot) are
calied in Siamese Rüsi (Hermit) and have also the name of Achutang. The
diflerence of the words in the Katha and Attha depend on the metre, in
which the first is written and which often requires a modification in the
number of syllables. The Vali of the Katha is difterent from the Atha, as
taken out of the Sangscrit. Thra-Phuttha prophesied in one of the Sutras,
that afterwards a Mahathen, calied Phutthakhosa would translate the
Traipidok from the difi'icult Sangscrit in the casier Pali language. Accord-
ing to the Katha-sarit-sagara (the Ocean of the river of Stories), collected
Wechsel und Mischungen. 93
sodann zwei andere, die Tiyento (tinganta) und die Sonmanto
(subanta). Nacli Hiuen Thsang trugen die Touholo-Frauen
ein drei Fuss langes Hörn.
Da man die Schriften der Lehre in der Sprache der
Uiguren (des Tangut-Volkes) sah, in der mongoHschen Sprache
aber nicht las, befahl Chaissan Küliik Chaghan dem Lama
Tsoidschi Odsir, die Schriften des Burchan (Buddha) in die
mongolische Sprache zu iibersetzen, und da dieses mit den
mongolischen dörbel dschin (viereckigen) Buchstaben (als Hör
dik) nicht möglich war, wurde (nach einem Gebet zu Maü-
dschusri) die Zahl der von Schagkia Pandida erfundenen Buch-
by Sümadevabhatta of Kashmir (12th cent.), Katyayana Vararuchi, beiiig
cursed by the wife of Siva , was born at Kausambi , tlie capital of Vatsa.
Being a boy of great talent and memory , he repeated to his mother an
entire play, after hearing it once on the theatre. Becoming a pupil of Varsha,
he defeated Panini in a grammatical controversy, but Ijy the interference of
Siva, the tinal victory feil to Panini and Katyayana (to appease Siva's
anger) became hiinself a Student of Panini's gramniar, cumpleting and
correcting it. He afterwards became minister of King Nanda and his
successor Yogananda at Pataliputra. Katyayana added the Vaittikas, as
supplementary rules, to Panini's grammar (als Värttikakära). Katyayana was
one of the authors of the Pratisakhyas, and Vyali is quoted as an earlier
authority on the same subject. According to Somadeva, Katyayana is to
be placed in the second half of the fourth Century A. D. (s. Müller). The
Laiita vistara was (16 p. J.) translated into Chinese. Buddha, in Visvamitra's
school, writes on sandalwood and learns the aiphabet of -45 letters. Accord-
ing to Katyayana, (the adjective) yavanäni' is used as a name of lipi, mean-
ing the writing of the Yavanas. According to Panini, one niust not call a
work, proclaimed by Katha, Katham , but only speak of Kathas, that is
those, who band down the works proclaimed by Katha. Gathas are songs.
Patala (or the chapter, in which Sutras are divided), means a covering, the
surrounding skin or niembran (also used for tree), and therefore a book.
Likh (scratching on stone or leaves) and lip (covering a surface with ink)
mean „to write". In Sakuntala a love-letter is scratched wiih the nails oii
a lotus-leaf. In the Vikramorvasi, a letter is wrilten by Urvasi on a bircli-
leaf. The king, in reading it, makes the leaf speak. The paper was made
of the hark of the birchtree. — The Saint Sancra-Acharya blames the deluded
people, who think with shaven heads and anointing themselves with the
Juice of the Banyan-tree, to worship the deity. — According to the Buddhistic
book Wanleih (in China), the written character of Fan resembles ancient
seal-character. Of the 6-4 kinds of written languages the character of Fan
is the Chief. Where the sounds of a language of Fan (Fan-yu) are heard,
demons take flight. Although not understood, the words must be repeated.
94 Erstes Kapitel.
Stäben ^) mit den Schlussbuchstaben und andern vermehrt.
Wegen der fortdauernden Unvollkommenheit wurde aber noch
das meiste in uigurischer Sprache gehört. Die Mongolen
lieben, die Leichname frei der Luft auszusetzen, und pflegen
vorzüglich den Hund (als das nach dem Menschen edelste
Geschöpf), weshalb die Lamas die Wiedergeburt in einem
Hund für die edelste Thiergeburt erklären. Dem Hund wird
von jedem Hauswirth im Herbst ein Feiertag gewidmet. Im
Jeschts-Sades werden 33 (statt 30) Amshaspands oder Izeds
unter Hormusd auf dem Albordsch erwähnt.
') The Kammawasa is written with letters from Tiho (another class of
letters midway between the square Pali and the round Burmese, is called
Sanjiyn). Nobody is allowed (except oue teacher, appointed at Ava) to
write these letter (on the pain to have his fingers cut off), and the King
has forbidden it, in Order to keep the books without error, because ignorant
people might write the letters in a wrong way and so spread misunderstand-
ing. Whe« Buddha (after having attained the Buddhahood) preached to his
followers in Pali, they found it difficult to understand his language with
facility (according to the Mulamuli), but one of them (Kachchanya) prepared
a Pali grammar which enabled them to understand his language with
facility. When Kondanya expressed his satisfaction with the grammatical
principles evinced, Gautama replied: „Kondanya, the law, which Kachchanva
has foUowed, is not his own. It is a natural law, that has descended
generation after generation, from the days of the Buddha Tikkhagga, at the
beginning of the world" (s. Mason). The first thing was Law (the Law of
Progress). The first tliings that canie into existence were the cold and hot
seasons. They were succeeded by a violently blowing wind. The air
produced water, and after rain had been falling, earth appeared. The four
Clements having an inclination to produce living beings, worms and maggots
were created by the earth, insects by the air, firetlies by fire and insects by
the water. Afterwards animals with fine bones, but without blood were
born. When the element earth , with the disposition to the feminine terra,
produced a female (Ihtangeyyasangasi) , who lived on the odour of flowers,
the earth being covered so densely with trees and gras.s, that it was difficult
to move, she made (with earth and brittleworts) the two forms of the
various races of animals. She next inserted in the hearts of these forms a
disposition or nature fi>r existence and a grub or caterpillar was produced
in eaeh and they became living beings. Because these animals devoured
all the Vegetation, she considered the means to make them die, and asked
the counsel of the male (Pusangeyyasangasi), who at that time had been
produced in another place by the element fire and came to meet her. After
considering the subjcct, the man advised: If from the three sexual natures
and the four elements, a male, a female and a neuter be created, men,
generation after generation, will increase in wisdom and will be able to
put an end to the beasts. The woman was pleased and remaincd sileut.
Wechsel und Mischungen. 95
Kätyäyana (als Familienname) bezeichnet einen entferntem,
wie Katya einen nähern Nachkommen der Familie Kata, eine
Unterabtheilung des Hauptstammes ^) des Vi^vämitra. Nach
dem Rupasiddhi (die älteste Pali-Sprachlehre in Ceylon) war
Kätya (Kacca) Stammvater der Familie Kata. Nach den
Shingalesen war Mahä-Kätyäyana Sohn eines Brahmanen
(Purohita beim König von Ujjayini), nach den Tibetern war
es ein püdra. Yaska, der eine Sammlung eigenthiimlicher Veda-
wörter nebst deren Erklärung (Nirukta) verfasste, war ein Veda-
Erklärer (Nairukta). Kachchayana opens his work with a salutation
to Buddha (Alwis). Die Magadhi (Sprache der Magadher) ist
(in dramatischer Poesie) Sprache der Räxasa, Bhixu, Xapanaka,
Öeta. Vararuci f iihrt die Magadhi auf Cauraseni zuriick, luid
diese auf Sanskrit. The Pali'-^) language is so called from the
') Whenever Asvaläyana quotes any verses , which form pait of the
Säkala-säkha, he only quotes the first words. Every member of his Charana
was supposed to know the hymns of the Säkala-säkha by heart, and it was
sufficient, therefore, to quote them in this nianner. But when he has
occasion to refer to the verses, which are found in the Brähmana of tlie
Aitareyins without forming part of the Säkala sanhitä, Asvaläyana quotes
them in füll (M. Müller). Tlie modern sütras of the Fratres Attidii contain
the Mantras in füll, which in the ancient Statutes are only indicated as
generally known. — Siddharta means the „establisher" of faith. According to
the Tibetans, Buddha was instructed in the 6-i alphabets, amongst which are
those of the Yavana and of the Huna. — According to the Shadgarusishya
there are five generations of teachers and pupils, first Saunaka, after him
Asvaläyana (in whose favour Saunaka destroyed one of his works), thirdly
Katyayana, who studied the works both of Saunaka and Asvaläyana, fourthly
Patanjali, who wrote a commentary on one of Katyayana's works, and lastly
Vyasa, who commented a work of Patanjali. Katyayana was the author
of the Sarvanukramani, and the same work is quoted as the Sarvanukramani
of Vararuchi, the Compiler of the doctrines of Saunaka. Heniachandra (in
his dictionary) gives Vararuchi as a synonyme of Katyayana. Patanjali's
commenting on Panini and Katyayana was introduced in Kashmir in the
first half of the first Century P. D. According to Ujjvaladatta (the author
of the commenting on the Unadi-Sütras, which is quoted already by Panini)
Dinara means a gold Ornament, but this Siitra is not to be fuund in the
Sutivritti and Devavritti. — Like many of the Burmese temples at Pagan, the
Javanese temple of Chandi Kali Baneng was a squarc in plan, with porches
on all four sides, making it cruciform (Yule).
^) Like ali the word pali originally signified a line, row, ränge and was
gradually extended to mean suttan from its being like a line and to signify
edicts or the strings of ruies in Buddha's discourses (Alwis), als Tantras.
96 Erstes Kapitel.
regiilarity of its structure (Clough). Nach Turnour meint
piili Original, Text, Regelmässigkeit. Die Padarüpasiddhi ist
die Erklärung der Nominalformen. Kachchänasärayojanri ist
der Commentar von Kachchänasära. Die Balävatara ist das
Lehrbuch der Pälisprache in Ceylon (s. Spiegel), als Com-
pilation aus Grammatiken. Die Sütras sind in Adhikäras
getheilt.
Dans la trois-centieme annee apres le Nirvana de Sakya
Tathagata, il eut dans le couvent, appele Ta-mo-sou-fii-na-
seng-kia-lan ou Tamasavanasangharama (le couvent de la foret
sombre) un maitre des Sastras, nomme Katyayana, qui y com-
posa le Fa-tchi-lun (Abhidharma-jnana-prasthana) selon Hiouen-
thsang (Julien). Mahakatyayana was the pupil of Buddha.
Katyayana Vararuchi was contemparaneous with Panini. The
god Tseu Thsai (Isvara Deva) promised his assistance to
Panini in composing his grammatical work. The Olohan
(Arhat), who after Kia-ni-se-kia (Kanishka's) Council, left Kia-
chi-mi-lo (Cachemire) to convert people, recognised in the son
of a Fantchi (Bramacharin) or Polomen (Brahman) the redivived
Panini, who now would direct his mind to the study of holy
things. Sonie being arrived at the idea of Avyakrita (or
Undeveloped), wcnt even beyond and instead of the Sat, to
ov, they postulated an Asat, to [i'q cv, as the beginning. In
the beginning (according to the Chhandogga-upanishad) was
Asat (not being) alone without a second, and from this Asat
the Sat was born. Those parts of the Vedas, which are not
Mantras, have to be called Brahmanas (according to Sayana).
The Brahmana are brahminic (theological) tracts, comprising
the knowledges niostly valucd by the Brahmans.
Die chinesische Schrift') vereinigt Bilder, Symbole und
') La probabilite d'uii rapport reel cntre des mots seiiiblables, qui de-
signent le meme objet, depend essentiellemeiit du degre d'affinite des
langues auxquelles ils appartienneiit , et cette afiiiiite doit etrc etablie prea-
lablement par im ensenible de preiives qui embrasse l'organisnie entier de
ces langues (Pietet). — Phoenices primi (nacb Lucaii) ausi Mensuram rudibiis
vocem signare figuris. — Nach Eusebius erfand Teutates oder (nach Diod.
Sic.) Mercur, die Schrift. — Ce que je mcts sur le papier, je remets de ma
memoire. — On the Cliipeways scralls a circle means spirits and a horned
snake life (s. Brinton). In somc instanees the Mexican figures were not
painted, but actually printed with movable blocks of wood, on which the
i
Wechsel und Miscliungen. 97
Laute (in den gemischten Zeichen der Hlng-sching-Schrift).
Li-Schi ist die gewöhnliche Schrift. Dem alten Stil (Kamven)
steht die Vulgärsprache (Knanhoa) gegenüber. Zum Druck
klebt der Holzschneider die Schrift auf eine Platte und geht
mit dem Grabstichel den Zügen nach. Der auf chinesischen
Symbolen durch zwei Augen dargestellte Kaiser Tsanghee (in
der 9. Periode der zehn Ke) erfand die Schriftzüge.
Das 7pa[j.[jLaxa {xav^aveiv (imDidaskaleiou derGrammatistes)
bestand in Erlernung der Buchstaben, Buchstabiren (cuXXaßt'Cstv)
und Lesen ganzer Silben der Wörter. Die griechischen Buch-
staben heissen 'ypaf/.ij.a'ca 90(.viXY]l'a (xo§'/][j."t.'a) oder Ypa[jL[j.aTa
xsXaaYiy.a. Manche GrönLänder haben den Kauf leuten Petitionen
und Obligationen überschickt, da sie das, was sie zu borgen
begehrten, mit einer Kohle auf ein Stück Fell abzeichneten i),
Symbols wäre carved in relief. The Eiiglish family Bolton was known in
lieraldry by a tun traniixed by a holt, the Mexican emperor I coatl is
nientioned ander the ligure of a serpent (coatl), pierced by obsidian knives
(ixtli), and Moquaiihzoma by a mouse-trap (montli) an eagle (quauhtli),
or laiicct (zo) and band (maitl). — Die Kroaten haben statt ihres nationalen
Volksdialektes die serbische Sprache zn ihrer Schriftsprache erhoben (Kanitz).
Nach dem Anonymus Valesii bediente sich Theoderich M. einer Schablone
zum Unterschreiben des Namens. Die Notse oder heiligen Zeichen (der
Runen) waren (nach Tacitus) impressie. Die Teichinen verfertigten (nach
l'indar) Werke, die belebt erschienen.
') Die Eingeborenen Virginiens stellten auf ihrer Sagkokok genannten
Bilderschrift durch symbolische Figuren die innerhalb eines sechzigjährigen
Cyklus statthabenden Ereignisse dar (s. Lederer). Die Ankunft der Weissen
war durch einen feuerspeienden Schwan bezeichnet. Die Bilderbücher der
Panos am Ucayale (aus Palmblättern und Baumwolle) berichteten in den
Figuren von Menschen und Thieren nebst hieroglyphischen Zeichen von
alten Zügen und Kriegen mit den Nachbarn (s. Gilbar). — The Delawares
once kept an account of time by piitting a bead of wampum every year
lipon a belt kept for that purpose. In tlie records, beads of a certain color
were assigned a particular meaning and their arrangement and the figurcv«»
which their combination furnished, were the mnemonic symbols, by which
circumstances and events were recalled (Smith). Wampum consists of beads
of dißerent colours (strung together, and generally woven into a belt), of
two sorts, white and purple. „The white is worked out of the inside of
the great concho into the form of a bead, and perforated to string on
leather. The purple is worked out of the inside of the muscle shell" (s.
Hubbard). Yellow denoted gold and all the allied ideas, white silver and
peace, red war and soldiers, green maize or agriculture, etc. (as the Peruvian
Quippu).
Bastian, Studien. 7
98 Erstes Kapitel.
und die Zahl der Tage, nach welchen sie es zu zahlen ver-
sprachen, mit so viel Strichen andeuteten (Cranz). Anfangs
scheuten sie sich, Briefe anzunehmen (Hexerei fürchtend), und
meinten, dass die Priester aus dem Buch eine Stimme ver-
nähmen.
Wenn die Aussprache eines Schriftzeichens genau be-
stimmt werden soll (im Chinesischen), so stellt man den An-
laut und den Auslaut *) des entsprechenden Grundwortes, jeden
durch ein eigenes Zeichen, dar und setzt dann ein drittes
darunter, das theilen oder umkehren (versetzen) bedeutet. So
z. B. kann Herz, dessen Laut sin ist, durch si und lin be-
stimmt werden, d. h.: nimm von si das s und von lin das in
(den Auslaut mit dem Accent). Zum Ueberfluss gibt man
wol noch ein gleichlautendes Schriftzeichen bei (s. Schott).
Als Tsang-Kee zuerst Charaktere (shoo) verfertigte, wurden
1) Muchas palabras, aun con los mismos tonos significan distintas cosas
segun sus distintas raices (ea el Othomi). El Othoini necesita de un genero
de escritura en el que hubiera signos con que iijar el significado de palabras
que con las misinas letras y tono pneden tenerlo diverso. Esto se podria
conseguir acaso con la escritura china (Näjera). La lengua othomi es
esencialmente monosiläbica (Pimentel). — Tula wurde von den Tolteken im
Lande der Otomi gegründet. Die Verbal-Veränderungen in der Conjugation
(des Othomi) finden sich (nach Neve) in den mas cultos, aber diese Indios
cultos (ladinos 6 latinos) sind (nach Näjera) diejenigen, die am besten Spa-
nisch verstehen, y mas afectaban las costumbres y lenguaje de la nacion
conquistadora (s. Pimentel). — Die (neben der Flexion) stattfindende Mutation
(beim Decliniren und Conjugiren) ist entweder Tenuation (Schwächung) oder
Firmation (Verstärkung) im Estnischen (Ahrens). — The dialect of Shetland
is more distinctively norse-derived, than that of Orkney, and it is peculiarly
rieh in expressive words, having reference to weather signs and the various
States of the tide (s. Gorrie). It is very probable, that the iuhabitants of
the Orcadcs of old did only speak Norse or rüde Danish, but now (17th cent.)
there are only three or four parishes (especially upon the Mainland or
Pomona), wherein that language is spoken, and that chiefly when they are
at their own houses, but all speak the Scots langnage, as the rest of the
commons do (s. Mackaile). — Praetorius bemerkt, dass die nadrauische und
schalauische Sprache von den Preussen, die in Sudauen, Galinden, Nathangen,
Pomesanien wohnen, zumal von dem gemeinen Volk, die guddische Sprache
genannt wird, wie denn noch die Nadrauer, Schalauer von denen in Na-
thangon, Samland und bei Königsberg Guddon, desgleichen auch die Litauer
und Reussen noch Gudden heissen, und so ihre Sprache die guddische oder
gothische. Ossa dividens Polonorum terras a Prutenorum (Dlugosz), als
Grenzfluss.
Wechsel und Mischungen. 99
sie ihren Klassen nach Aehnliehkeiteu der Gegenstände ge-
nannt und deshalb als Abzeichnungen (wan) beschrieben,
später, als die Formen und ihre Laute (Namen) wechselseitig
sich vermehrten, nannte man sie Tsze (Erzeuger), und wenn
auf Bambus oder Seide niedergelegt, hiessen sie Slioo (Schrif-
ten). Wang Miugshing hielt die Bambusbücher für unter-
geschoben zur Zeit des Shints Shih.
Nach Hyacinth wurde in China ein Steindenkmal ge-
funden mit einer Inschrift (1133) in tungusischen i) Charakteren
(eine aus abgekürzten chinesischen Schriftzeichen bestehende
Silbenschrift) und chinesischer Uebersetzung. Die Annamiten
') In den Wörterbüchern der Mandschusprache ist jedem zu erklären-
den mandschurischen Worte eine Umschreibung in chinesischer Schrift bei-
gegeben. Jeder einzelne Buchstabe wird durch ein chinesisches Schrift-
zeichen ausgedrüclit, abka (Himmel) durch a-pu-ki-a, alin (Berg) durch
a-li-i-in. Aehnlich bei Fremdwörtern. — The literature of China was
introduced in Corea in the Tang dynasty. The Chinese characters are
pronounced by the Coreans in a manner different from that now customary
in Northern China (as in Japan). An organic change has taken place in
the Chinese language in its native country, since it began to be in use in
ueighbouring kingdoms. While however, the Chinese eniploy no aiphabet
to preserve the old forms of their language, the Coreans and Japanese both
have the means of doing so (Edkins). Buddhist priests gave the Coreans
an aiphabet based on Sanscrit. — Das Alphabet in Corea besteht aus
13 Vocalen und 14 Consonanten mit Hinzufügungen für die Umschrift fremder
Namen (s. de Rosny). — In adopting the Chinese aiphabet, the Cochinchinese
appear frequently to have paid more attention to the sound, than to the
meaning of the Chinese words, to which the characters belong (Duponceau).
— La escritura de los Comanches (que se retiere ä un combate que tuvieron
los indios con el comandante mexicano Ugartecha) es puramente del genero
representativo, en que se copian e imitan las cosas materiales, no hay
ninguu siguo simbölico , y mucho menos fonetico (s. Pimentel). — Nach
Alzon sprechen die von Norden gekommenen Comanches (Na-uni primer
viviente) von einer weissen Vorbevölkerung des Landes, die in Vögel ver-
wandelt wurde (während der Flut). ■ — Periodicamente lamentan la muerte
de sus deudos y en semejantes ocasioncs las viudas se rajan las piernas y
brazos en seiial de duelo. — Die Timehri oder Felshieroglyphen finden sich
besonders am Corentyn, Berbice, Essequibo. Schoraburgk sah auf Granit-
felsen in der liha de Pedra (am Rio-Negro) segelnde Schifle. Das Aegyp-
tisch-Griechische (auf den Denkmälern in Nubien) ist ein Griechisch, welches
dem Latein , wie es von den üngelehrten in den Ländern der romanischen
Sprachen (vom 6. — 11. Jahrb.) geschrieben wird, parallel ist, eine Aus-
artung des Uebergangs zur neuen Sprache, welche man nicht einen Dialekt
nennen darf, sondern der als Jargon zu bezeichnen ist (Niebuhr).
-[QQ Erstes Kapitel.
gebrauchen die cliinesisclie Schrift immer als Wortschrift,
geben aber vielen Zeichen eine ganz andere Bedeutung, indem
man sich oft begnügt, ein annamitisches Grundwort durch ein
chinesisches Zeichen darzustellen, das nur seitens seiner Aus-
sprache ihm gleich- oder wenigstens nahekommt (s. Schott).
Die Japaner schreiben entweder rein chinesisch oder sie be-
dienen sich verschiedener Silbenschriften, denen eine gewisse
Anzahl abgekürzter chinesischer Schriftzeichen (sei es im
Charakter Kiai oder Q'äo) zum Grunde liegt. In solche
Silbenschrift werden sowol die Wörter und grammatischen
Formen der Landessprache als die eingebürgerten chinesischen
Wörter umschrieben.
The Mongol aiphabet was the original of the prcsent
Manchu and in its turn was derived from that of Uigur Turks,
the latter again goes back to the Syriac, having been brought
into Central Asia hj Ncstorian missionaries (s. Whitney). In
the written language much of ambiguity is avoided, since each
Chinese character represents a word with regard, not to its
phonetic form alone, but to its meaning also, whence comes
the_ Strange anomaly that a language composed of but a
thousand or two of words is written with an aiphabet contain-
ing tens of thousand of diftercnt signs (s. Whitney). — Der
den Yais •) benachbarte Stannn der Gura fürchtete die Vai,
1) In einigen Zeichen, wie für PiilriTkörner, Wasser, Geld, Ange n. s. \v.,
begann Doalu mit einer kyriologischcn Sclirift (s. Steintlial). — The early
Chalditan idengraphs have offen several distinct vahies, and when this is
tlie case, one of the powers is almost ahvays an Arian name of the object
represented. As, for instance, the same ideograph, a rüde representation of
a hüuse, has the three powers of e, bit and mal, of which e is Haniitii",
bit or beth Semitic and mal Arian (s. Rawlinson). — Mr. Hodgson (of Savan-
nah Geor.) showed me portions of the Scriptures written by a native Afriran
slave, in Negro patois (of English) and in Arabic characters (s. Wilson). —
Rococzv, voivod d'Ardialie, qni avait embrasse la reforme, fit reimprinier la
bible romane-cyrilliunne en lettrcs latinos dans rimprimerie calviniste de
Belgrado (104:^ p. J.). — Seit 705 p. J. begann man unter Justinian HI. das
morgenländische Reich nicht mehr mit dem römischen, sondern mit dem
griechischen Namen zu bezeichnen, aber erst 887 p. J. wurden unter Leo
Phil, auf den Kaisermünzen die griechischen Buchstaben statt der römischen
eingeführt. Libanius schien es unerhört, dass ein Comes Orientis nicht
griechisch verstand (s. Sievers). — Les alphnbets barman le rakham et le bali
de Awa sont ccux qui cflrent la plus grande conformite, surtout ce dernier.
Wechsel und Mischungen. 101
die durch Momoru (Mohammed's) Doalii Bukere Erfindung ein
Buchvolk geworden, überfiel sie und zerstörte in den Kriegen
zweimal ihre Hauptstadt. Das Buch wurde als Ofi'enbarung
betrachtet, die belehrte. Die Vornehmen unter den Vais be-
gannen (mit Rohr- und Blättersaft auf Holzplatten) Bücher
zu schreiben (unter Annahme eines Buchnamens).
Hoangti erfand die 540 Schriftzeichen ^) (der Vogelfuss-
que la forme carree de ses elemens rapproche de Tecriture char ou ehr,
attribuee a Passepa. On peut mettre a peu pres sur la memo ligne celiii de
Miantian, ainsi qne ceux de Pei et de Papethsifou, pays limitrophes d'Awa,
siir les frontieres de la Chine. Les alphabets siamois, meme celui qiii parait
le plus ancien, et qu'on nomme bali, semblent au premier coup d'oeil tres
differents; mais on s'aper^oit bientot que la forme des lettres n, y est la
meme. — The Barman aiphabet was introdueed amongst the Shyans
Avith their religion. Before that, there was an aiphabet in use araong the
Ahorns, a brauch of the Tai-race, which somewhat ressembled both the
Burman and Tibetan. This is now extinct, and the old books written in it,
are intelligible only to the Ahom pundits. The Khamtis and other Shyans
in their Khyoungs teach not only the Burman character, but the Burman
books, although even the priests seldom understand the Burman languago.
They teach it only to read without understanding it. The Burman alphabct
is inadequate to the expression of the Shyan sounds. In writing the vowels
in Shyan, nearly every character is used to express at Icast two organicaliy
dili'erent sounds and of the five tones applicable to nearly every syllable
only one has a mark. So many words are ambiguous, and the sense can
only be made out by studying the connection in which they stand. The
Siamese character is the only one which fuUy represents the various sounds
of the Thai. — L'abecedaire cambogien s'appelle robien sec, c'est-a-dire
l'art ou science des perroquets (s. Meste). — Die Palibuchstaben hiessen im
Kambodia Acsär-saträ, äcsär-char, äcsär-mul ou lettres rondes. Die Cursiv-
buchstaben äcsär-chrieng oder äcsär-bomro.
') The Dairi Ouzintenwo sent (28-t a. J.) to Korea for the Chinese
characters. As however, the construction of the Japanese language diflfers
materially from that of the Chinese, the use of the written characters of
the latter, also, Avas found to be attended with many inconveniences, as most
uf the common characters had several meanings and consequently required
a number of synonyms in the colloquial Japanese. In the beginning of the
8th cent. a remedy was found (by Kibi) in the formation of a syllabary (ircha)
by selecting Chinese characters, in whole or in part, as symbols for all the
syllables in the language. This syllabary, from its being deris-ed from
fragments of Chinese characters, was^ called Kata-kana (parts of characters).
It is used indistinctly to explain the meaning of Chinese characters, to
indicate their pronunciation or signification, or to mark the grammatical
forms of the idiom. To write Japanese, without having recourse to Chinese,
Koubo invented aflerwards the syllabary of hira-kana (equal writing). A
jQ2 Erstes Kapitel.
stapfen) als Charaktere des Insektes Kuo-teu. Dem Y-king
(dem ältesten der heiligen Bücher) liegt das Ho-tu zu Grunde,
die Mappe oder Tafel, welche 3000 a. C. Fohi an den Ufern
des Hoang-ho erhielt. Aus der Bildung ihrer Trigramme
schritt Fohi und später Schinnang zur Bildung von 6-i Hexa-
grammen, von welchen allein im Y-king die Rede ist, und
später aus diesen Emblemen zur Bildung der Buchstaben.
Den todten Buchstaben legte Wenwang (12 a. C.) einen tiefern
Sinn unter, indem er in seiner Gefangenschaft durch Tscheu
(der Schang oder In-Dynastie) jedem Hexagramm einen Spruch
beischrieb.
Lisse erfand (210 a. J.) die Cursivschrift oder Tschwan
(Li-Schrift unter den Han), Tschangpung (100 p. J.) die
flüchtige Cursivschrift oder Thsao. Aus der Li-Schrift')
(unter den Han) ging die Schönschrift (Kiai-soung-pan) her-
vor. Dem Bücherdruck auf Holzplatten (4. Jahrh. p. J.) folgte
der Papierdruck (10. Jahrh. p. J.). „Ausser der Cursivschrift
existirt dann die alte Form, die noch Ueberreste der alten
Bilderschrift enthält, und die Siegelbuchstaben, die nur aus
third syllabary was invented by the Buddhist priest Ziakuso (sent in mission
from Japan to Auna) who (knowing to write, but not to speak Chinese)
made out a list of Chinese cbaracters, with their meanings and sounds in
Japanese. The syllabary Manyokana, in which the coUection of Ödes (Manyo
or Myriad leaves) is written, consists of complete Chinese characters,
used phonetically and written in füll or in abbreviated forms. The syllabary
Yamato-Kana (Japanese writing) made of other Chinese characters, than
those used in the Manyo-Kana , is used in combination with the Hirakana
and the syllabary of Ziakuso, as the common writing of the people. The
Chinese characters are generally written in the cursive and not in the Square
printed form.
') A Buddhistic book : Teen-jen-ho-shang-tung-chu-heun-kih (Rules for
those who live together) , treaty about the monastic rules , is written with
a modification of the Chinese characters, which was introduced by Tung-ke-
chang. — Im Gegensatz zum Ku-uan oder altchinesischen Stil der fünf
King heisst der neue Dialekt Kuan-hoa. — In the business style the ksu
or empty characters (of the ancient style) are never used. As a vast
number of the Chinese words, which are written quite differently, are
pronounced exactly alike, they are obüged to join others to them, in order
to be nnderstood, just as if we were obliged in speaking English to say:
sky-sun, child-son; sacred-holy, all-wholly; only-sole, spirit-soul ; ocean-sea,
look-see, etc., although there is no mistaking the words sun and son, holy
and wholly, soul and sole, sea and see, etc., when written.
Wechsel und Mischungen. 103
senkrechten und wagerechten Strichen (ohne kreisförmige oder
schiefe Zeichen) bestehen (Kho-teoii), als alte Lapidarschrift,
iihnlich der lateinischen Uncial und der gothischen Majuskel
und Minuskel des Mittelalters."
Les iuscriptions numidiques se distinguent d'une maniere
toute particuliere par les modifications considerables qu'ont
eprouvees certaines lettres, modifications propres a toute la
Libye, moins le territoire de Carthage, ä l'Espagne betique et
aux lies adjacentes a l'une et ä l'autre de ces contrees (Judas).
Unter den Alphabeten de las letras^) desconocidas Espanolas
unterscheidet Velasquez das celtiberische, turdetanische und
bastulo-phönizische.
Die Philippinenser im Alphabet Yloco-tagala schrieben
(nach Colin) de abaxo para arriba. Die aus der altsyrischen
Schrift oder dem Estranghelo hervorgegangenen Charaktere
des alten Arabischen (im Gegensatz zum Neshki oder neuern)
wurden bei den Arabern durch Morar-ben-Morra (aus der
Stadt Anbar in Irak) eingeführt (der in Handelsangelegenheiten
die Halbinsel zu bereisen pflegte) und unter dem Khalifat
Othman's durch einen Bewohner der Stadt Kufa (als kufische)
vervollkommnet. Den Calamum Hamyarensem und Calamum
Arabicum unterscheidend, nennen die Araber die ältesten Schrift-
zijge^) des Yemen die gestützten oder Almosnad (Kühle von
Lilienstern).
1) Die phönizischen Buchstaben oder (bei Diod.) ypaijLM-aTa lh'/,oio\'iy.a.
wurden in Hellas bei der deukalionischen Flut von den Pelasgern gerettet
(nach Eustath.). Lines unterrichtete Herakles in den ypy.iiixoL-y. (b. Theoer.).
Proitos überreichte dem Bellerophon ar'iJLaTa X'jypä (ypa'-pa; ^v -ivaxi -tux.to)).
— The Iroquois and Hurons made hieroglyphic paintings on wood, resembling
the Mexicans (La Hinton).
^) Nach Ihn Kilkhan war der Gebrauch der Mosnad-Schrift nur den
höhern Ständen (unter den Himyariten) vorbehalten, und streng verboten,
dem niedern Volke und den Fremden darüber Auskunft zu geben. — The
Vindish language has undergone no change since the time of Bohorizh of
Laybach, dessen Grammatik 1584 p. J. gedruckt wurde. — The Slavic
aiphabet, as arranged by Cyril , is founded on the Greek. Cyril employed
all the Greek characters, although a few of them have much altered their
shape in the course of time, e. g. the Z and H of the Greeks. The first
has the English, not the Greek pronunciation of that letter, the latter in its
altered shape is the common I of the Slavic language, and thus corresponds
with the pronunciation of the modern Greeks. The H or Eta in its unaltered
]^Qj. Erstes Kapitel.
Die alten Slawen lasen und riethen aus Linien und Kerben
und (nach der Taufe) schrieben die slawische Sprache aus
Noth unrichtig mit lateinischen und griechischen Schriftzeichen,
bis Cyrill (855 p. J.) die slawischen Buchstaben erfand (nach
Chrabr). Das Wendische (von den Wagriern bei Eutin, den
Obotriten, Ranen in Rügen, Pomorzanen gesprochen) ist seit
dem 14. Jahrhundert ausgestorben. Das Preussische (zwischen
Weichsel und Pregel) starb mit dem 17. Jahrhundert aus. An
das Litauische (von Wilna) schliesst sich das Samogitische
(von Samogitien), das Kriwitschische (bei Smolensk), das
Preussisch-Litauische (bei Insterburg). An das Lettische (bei
Mitau) schliesst sich das Scmgallische (bei Bauske), das Ku-
rische (der Chori in Kurland), das Seelische (bei P\iedrich-
stadt), das Wendische (bei Windau), das Livländische (letto-
livonische) bei Riga. Die Pictonen wohnten in Ac^uitanien
(in Poitou und Vendee). Der Volksname Srb (serim im
Indischen) bedeutet nation oder gens (Schaflarik). Die Wenden
in Brandenburg nennen sich Serben. Krest'anin (der Christ)
form, on the othcr band, is the N of tlie Slavie alphabet. Tlie Greck I?,
ß wcnt over into the still softer sound of V, v (as in modern Greek), and
anotlier sign was selected for Buki or B. This and all the characters to
denote Slavie sounds, which he did not find in the Greek aiphabet, Cyrill
toük from other Oriental languages , wherever he could find similar sounds
(Talvj). — Aus dem von den Tentoncn erfundenen Alphabet Heisinga ent-
stand, mit andern Alphabeten gemischt, das rnnische Alphabet. — Das
irokesische Alphabet wurde von einem Indianer aus dem Stamm dur Mohawk
gebildet (s. Duponceau). Demokrit, der eine babylonische Inschrift über-
setzte, schrieb (nach Diog. Laert.) ziipl tcüv £v J>aj3uAtüvt. Icpaiv ^{py.[iixa.rwi. —
Tlie Bohemian aiphabet can only be said to have 42 letters, in so far as
the same letter with or without a sign, e. g. s and s, can be considered as
two diß'erent letters. The English aiphabet would be almost without
number if all the three or fonr modes of pronunciation connected with one
and the same letter in that language, were indieated by certain signs and
these signs made three or four letters out of one (Talvj). Along the southern
coast (of Hawaii) we frequently saw a number of straight lines semicircles
or concentric rings, with some rüde imitations of the hnman figure, cut or
carved in the compact rocks of lava. They had been made by furmer
travellers, to inform their successors, that they had been there. Tlic ,,dot"
signified a man, the number of „rings" the inimber in the party, having
travelled round the island (a semicircle denoting, that they had returned
from tliat place). A fish denoted, that one of that species or size have been
taken (Ellis).
Wechsel und Mischungen. 105
heisst seit der tatarischen Zeit nur soviel als clilap (Kerl oder
Bauer). In der cyrillischen Form heisst Christ christyanin.
Der böhmische Fürst Heriman (872) hatte einen deutschen,
der deutsche König Swatopluk (Sohn des Kaisers Arnulf) und
der dänische König Borislaw (HCT) einen slawischen Namen.
Deinceps ergo comitatus et baronias, episcopatus et prae-
latias totius terrae suis Normannis rex (Willielmus) distribuit,
et vix aliquem Anglicum ad honoris statum vel alicujus dominii
principatum ascendere permisit. Tantum tunc Anglicos abo-
minati sunt, ut quantocunque merito pollerent, de dignitatibus
pellerentur, et multo minus habiles alienigenae, de quacunque
alia natione, quae sub coelo est, exstitissent, gratanter assume-
rentur. Ipsum etiam idioma tantum abhorrebant, quod leges
terrae statutaque Anglicorum regum, lingua^) gallica tracta-
rentur, et pueris etiam in scholis principia literarum et gram-
matica gallice, ac non anglice tradercntur, modus etiam scribendi
anglicus omitteretur, et modus gallicus in chartis et in libris
Omnibus admitteretur (Ingulfus), 11. — 12. Jahrh. Im 13. Jahr-
hundert gewann die zurückgedrängte Demokratie wieder Be-
deutung.
Der Missionar Kharp erfand (1383) für die Permier und
Zyrjänen ein Alphabet (das später ausser Gebrauch kam).
Nach Blasius bilden die Zyrjänen den Uebergang von den
nomadisireuden Samojcden zu den ackerbauenden Finnen.
Während die zur orientalischen Kirche sich bekennenden Serben
und Bulgaren die Cyrillica gebrauchen, bedienen^) sich die
1) Pour les Polonais, comme pour les Magyars de la Hoiigiie, Ic latiii
ii'etait pas seulement la langue litteraire, mais au.«;ii la langue du droit
public, la langue de la chancellerie. Jusqu'a l'abbe Dobrowsky le slavon
ne int ni etudie iii enseigne methodiquenieut. L'ascendant des Kusses rendit
a tous les Slaves la conscience d'elles-memes.
-) Als der deutsehe König Heinrich I. und Karl der Einfältige 920 in
dem Pagns Warmacensis eine Zusammenkunft hielten: Germanorum Gallorum-
que juvenes linguarum idiomate offensi, ut eorum mos fst, cum multa ani-
mositate maledictis sese lacessire coeperunt (Chronik von Richer). Nach
NarLutt zeichnet sieh in der skidelskischen Gegend (auf dem linken Ufer
der Pielassa und Kotra) die Nachkommenschaft der Jatwjeser (sarmatischen
Stammes) oder Jodwezaj noch gegenwärtig durch ihre schwarze Gesichts-
farbe, ihre schwarze Kleidung (Melaucklaeni) und ihre Sitten merklich vor
den Weissrussen und Litauern aus, obwol sie bereits weissrussisch unter
litauischem Accent sprechen. „Die Zinzaren oder macedonischen Vlachen
106 Erstes Kapitel.
Bekenner der katliolisclieu Kirche (Kroaten, Slawonier, Slo-
wenen u. s. w.) des lateinischen Alphabets. Aus blauer Wolle
fertigt der orientalische, aus rother der römische Christ in
vielen Districten der Herzegowina die Torba oder Tasche (s.
Kanitz).
In Beda's Buche über die Zeitrechnung (De temporum
ratione) enthält das „Fingerrechnung" betitelte Kapitel die
ausführlichste Beschreibung jener alterthümlichen Methoden,
nach welchen von der linken Hand anfangend, die Bewegungen
einzelner Finger gegen- und miteinander zur Darstellung von
Zahlen dienen. 80 z. B. zeigte man 50 an, indem man den
Daumen der linken Hand gebogen gegen die Handfläche neigte;
wurde gleichzeitig der Zeigefinger mitgebogen, so erhielt man
60 oder 70, je nachdem der Zeigefinger die Spitze des Daumens
berührte oder bis über dessen Nagel hinausreichte u. s. w.
Schon der heilige Hieronymus soll diese Methoden gekannt
haben (s. Cantor). Nach Leibniz würde die Specieuse gene-
rale die Systeme der Ethik und Metaphysik in der festen
Form eines unbestreitbaren Calculs zu Stande bringen können.
Die Chifiern in der Ideographie bei Sinibaldo de Mas sind
nach dem Muster musikalischer Noten gestaltet. Die von
Indien entlehnten Ziffern der Araber werden von links nach
rechts geschrieben, wie die Sprache dieser, und Tippo Saib
änderte sie auf seinen Münzen in Uebereinstimmung mit der
Schrift von rechts nach links.
Die neun ausländischen Zeichen, die den neun einheimischen
(oder Romanen), im Gegensatz zu den dacischen Roniänen, sind (Neugriechisch
neben der eigenen Sprache redend) die einzigen Architekten (nach traditio-
neller Bautechuik) in der Türkei und Griechenland, ausser in Konstantinopel,
Athen und Belgrad (wo sie indess das Bauhandwerk beinahe monopolistisch
betreiben)." — La langue des Votes (Vatialaiseth ou Vaddialaiseth) ou Vod
(pres de Jambourg) est melee de mots lapons, esthoniens et autres. — Die
Ingrier (Ingrikot) oder Ijoren (mit den Kareliern und Voten) bewohnen
Ingrien (bei St.-Petersburg) und Vodskaia (Paitina). Die Finnen (Fenni
oder Suomen) in Finland (Suomen-maa) nennen sich selbst Suomalaineu
(Suomaiaiseth im Plur.). Die Lappen nennen sich Same (Sameladz). — Les
Esthoniens sont, pour ainsi dire, a l'etat anonyme. Dans leur idiome, leur
pays c'est ma mees (notre terre) et ils apprennent lentement a se servir du
nom de Esti-ma, plus litteraire qne commun (Schnitzler). — Bei den Khassia
heissen Steine Men (s. Hooker). — Preussen kommt von prus (der Nachbar)
im Slawischen (s. Zeuss). Die Pulista (ägyptischer Inschrift) sind die Phi-
lister (mit Federkronen), die Tellkarier die Teuxpo'..
Wechsel und Mischungen. 107
Buchstaben (of the Maldive aiphabet) beigefügt sind, are the
nine Arabic numerals with a dash above them to distingviish
them from the ciphers (nach Prinsep). Beim Aufzählen, wenn
es über hundert geht, müssen in der Regel immer drei Mann
zusammen die schwere Arbeit verrichten, bemerkt Schrumpf
von der Sessuto-Sprache in Südafrika. In dem Gobär-System
ist keine Spur von Position, sondern der Werth der Ziffern
wird durch hinzugefügte Apices (Punkte) angezeigt (Gerhardt).
Gobar (Staub). In Kashmir gebraucht man für die ZiflFern
von den Chinesen angenommene Zeichen (nach Albyruny).
Ueber die Fingerrechnung der Römer (de computo vel loqucla
digitorum) handelt Beda (xepo §axToX(.xoij [xsTpou bei Nie.
Smur.). Vom Satze der Rechensteine (Capilli) kommt der
Ausdruck calculorum ratio (s. Krause). Eubulides hatte eine
Statue gebildet, die einen Fingerreclmer darstellte (digitis
computantem), sra SaxToXuv aufj.ßaXXsa'^a!, (bei Herodot). Die
gemetzten Denksteine (mit Runen) wurden in Schweden be-
sonders zwischen das Jahr 1000 — 1100 gesetzt (Oberleitner).
Im Leben des heiligen Ansgar wurden die Runen erwähnt als
Buchstaben, wie sie in Schweden gebraucht werden.
3ttiette0 iaa^iitcL
Das Birmanische.
Ubwol das Birmanische zu der monosyllabischen Familie
gerechnet wird, bildet es doch den Uebergang zu den Ein-
verleibungssprachen und erhält zugleich durch die in der
Aussprache verweichlichten Consonanten eine fli'issige und
schmiegsame Form, die es sehr bestimmt von dem hart und
scharf zerhackten Siamesischen unterscheidet. Während das
letztere selbst in den vom Pali adoptirten Aborten die tönende
Media gern durch die dumpfe Tennis ersetzt und in den
eigenen Stämmen diese überall vorwalten lässt, ist das Bir-
manische im Gegentheil so sehr zur Abschwächung geneigt,
dass es oft die geschriebenen Charaktere ganz unberiicksichtigt
lässt, um nicht ihren harschen Ton pronuncircn zu müssen.
Das Pali hat von den drei Zischlauten des Sanskrit nur einen
bewahrt, das Siamesische tritt wieder mit drei Zischlauten auf,
das Birmanische dajieo'en hat ffewissermasscn keinen einzigen,
da der in diese Klasse gehörende Buchstabe mehr dem eng-
lischen th (oder, nach Lepsius, dem polnischen s) entspricht
als unserm s. Es ersetzt ^, und beim Umschreiben von
Sanskritwörtern wird ^ durch ^, sowie "^ durch <^ gegeben.
In der Construction birmanischer Sätze folgt das regierende
Wort am Ende und können unter vermittelnder Anwendung
der Partikeln lange Perioden vorher eingeschoben werden, die
alle von dem Nachfolgenden abhängen. Die Sprache neigt so
sehr zur Verschmelzung, dass selbst die adjectivischen Ver-
bindungen mit dem Substantiv leicht in eine einfache Com-
Das Birmanisclio. 109
position übergehen, die aber auch wieder eine participialisclie
Natur bewahrt. Man kann allerdings sagen lu myat (mrat)
für „der gnte oder ein guter Mann" (Manu gut), aber ge-
wöhnlich würde dies die Bedeutung haben „der Mann ist gut",
da an sich in myat, wie in den meisten Wurzeln, die Wand-
lung als Verbum überwiegt. Erst in Myat-sö-lu wird es
deutlich und unverkennbar, dass myat hier nur in seiner ad-
jectivischen Unterordnung zum Substantiv betrachtet werden
soll, und meistens zugleich in der stärkern Hervorhebung des
bestimmten Artikels. Dieses Myatsolu wird dann aber ganz
als eine untrennbare Zusammensetzung, die nicht durch Ver-
kürzung, sondern durch Hinzufügung gebildet ist, behandelt,
indem bei den Declinationen das der Endsilbe zugefügte Casus-
zeichen auf das Ganze zurückwirkt. Myatsolu ko na niran
(myin), ich sah den Tugendhaften. Myatsolu aä na pa man (mi ),
ich werde dem Tugendhaften geben. Lu-kaun unterscheidet
sich von kaün-so-lu ungefähr wie ,,er ist ein Biedermann"
von „er ist ein biederer Mann". Im ersten Falle stellt man
den Genannten in die allgemeine Klasse der Biedermänner,
die durch ein conventioneil gewordenes Charakterbild gedeckt
wird, im letztern dagegen lässt man das Adjectiv „biederer"
wieder mit allen den in ihm liegenden Bedeutungen seiner
vollen Kraft nach auftreten und will jede einzelne derselben
ins Bewusstsein rufen. Fügt man zu Lu-kaun das Nominativ-
zeichen San (si), so hat man im Birmanischen ganz in derselben
Weise ein einheitliches Wort, wie in Biedermann lu-kaun-si,
und ebenso in allen andern Casus, die indess häufiger auch
sonst ihrer Zeichen entbehren.
Les composes (en barmane) ont cßielquefois une signifi-
cation bien differente de celle des racines simples dont ils sont
formes, wie von ro (Süssigkeiten) sich ro-kyu (verehren) und
ro-ga (aufwarten) bildet (nämlich: mit Süssigkeiten und Dar-
lu'ingung derselben den Hof machen), ca (essen) nimmt in
vielen seiner Zusammensetzungen figürliche Bedeutung an,
wie im Türkischen und Chinesischen (sowie dem englischen
Neger- Jargon), und ebenso kin im Siamesischen. Er isst die
Stadt, sagt der Birmane von dem Gouverneur (Myo-ca oder
Stadtesser), und ähnlich der Neger am Calabar vom Kauf-
mann, dass er seinen Verdienst esse (mache). Dza mo, Feind
(Mann des Hasses oder Hass-Mann). Dia-mo, Freund, dzäu-
1;[0 Zweites Kapitel.
mo, Armer darf nicht genommen werden als hassender Mann,
liebender Mann, elender Mann u. s. w., denn das bestimmende
Adjectivum müsste hinter mo stehen (s. Steinthal) in den
Mande-Sprachen. Moro (Mensch) kürzt sich (im Mohren) zti
mo ab und more, Bezeichnung eines (speciell mohammedanischen)
Priesters, könnte (nach Kölle) aus Mosl oder Moor entstanden
sein. Das siamesische hmo (Arzt oder Lehrer) bildet hmo
can (Elefantenführer), hmo du, Wahrsager, hmo gvam, ein
Processirender u. s. w.
Eine unabhängige Form gewinnt das birm. Adjectiv, das
dann stets voransteht (wie amyat-lu), durch die Vorsetzung von
a, das als Verstärkung auch in den von dem Pali her aufge-
nonmienen Worten neben dem a privativum (wie ämangala
von mangala) erscheint. Von Kri (gyi) bildet sich A-gyi, das
Grosse, oft mit zugefügter Geschlechtsbezeichnung, agyi-pol
(j)o), ein grosses Thier männlichen Geschlechts), und ebenso
kann a die Verbalwurzeln direct in Substantive verwandeln,
wie Aca (Speisen oder das Essen, welches ebenfalls für Ess-
gerichte stehen kann, statt für die Handlung des Essens) von
ca, essen, obwol dieses noch schärfer ausgedriickt werden
würde durch Anhängung von ra (ara oder ya) oder Ding,
z. B. Ca-ya, Dinge zum Essen oder Speisen. Auch Ca-ran
(das zum Essen Bestimmte) konnte in demselben Sinne ge-
braucht werden. Das Affiximi Kran (gyin) bildet gleichfalls
Substantive, aber mit subjectivischer Schattirung. Ca-gyin
meint das Essen, krauk (kyauk) -gyin das Fürchten oder die
Furcht. Die übrigen Affixe, wie gyak (gyet), bway, pö haben
denselben Einfluss, jeder mit einer eigenthümlich charak-
terisirenden Nebenbedeutung, die sich aus den feinern Nuan-
cirungen der Sprache leicht ergibt. Diese substantivischen
Anhängsilben vermögen ihre Gewalt indess auf mehrere Worte
gleichzeitig auszuüben, wie Aca-goün-pä-gyin Selten- (goün-
pä) -Speise (Aca) -Sein oder Hungersnoth bezeichnen würde.
Die Verbalwurzeln aber bewahren dabei immer noch die ihnen
zukommende Regierungsfähigkeit, trotz der Einschachtelung.
Mro-sö-na-svä-krän-tö-asuin-ma-wan-san (win-siy) würde
bedeuten „meine Wanderungen nach der Stadt sind zwecklos",
indem in to das Pluralzeichen zugefügt ist, dagegen bedeutet
svä-kra-krdn (kya-gyin) das Gehen oder die Wanderungen
vieler und svcä-kra-kran-to , das vielfache Gehen oder die
Das Birmaniiche. 111
\Yanderiingeii vieler. Na-sva-siy (san) =^ ich gehe, na-to
svä-kya-siy := wir gehen, und ebenso in den andern Personen.
Mitunter treten die Composita so eng zusammen, dass die
adjectivische Natur des einen Elements ganz und gar verloren
geht, Lu-ka-la (galeh) ist geradezu ein Diminutivum von Lu,
ein Männchen oder ein Knabe, und würde nur so verstanden
werden. Wollte man von einem kleinen Manne reden und
nicht etwa nay wählen, so müsste nothwendig das Adjectivum
mit der Verbiudungssilbe so, wie oben, vorangesetzt werden.
Ein Rva-sä oder joa-sa (Sohn des Dorfes) ist ein Bauer,
ein joa-sami (Tochter des Dorfes) eine Bäuerin, ein Lak-samä
(Let-sama) ein Handwerker (Künstler der Hand oder Let)
oder Tischler, ein Läm-pra (pya) ein Führer (Zeiger des Wegs
oder Läm), Nö-sl sind die Brustwarzen (Frucht des Busens
oder Nö).
Obwol schon an sich mit der Verbal wurzel verknüpft,
können doch besonders diejenigen Adjective, die im gewöhn-
lichen Gebrauch nur als solche auftreten, aufs neue einen
participialischen Zusatz erhalten. Statt hla-sö-pän, die schöne
(hla) Blume ; kann man auch sagen hlä-rhi-so-pan , die schön
seiende Blume. Noch richtiger können dieselben Phrasen ad-
verbialisch gebildet werden, wie Yaku-rhi-kya-sö-lu-tö, die
jetzt seienden Menschen, aber man findet auch Sac-pan-i-rhi-
sö-asi (sit-pin-it-shi-so-asi), die Früchte des Baumes (Holz-
stammes), obwol sit-pin-i-asi völlig genügen würde, da i ganz
die Flexion des Genitivs in der Casus-Bezeichnung- vertritt.
Die zur Einheit verbundenen Zusammensetzungen^) ver-
') If the Sanscrit words were monosyllabic in their primary state, what
are called Clusters may have been formed by the connexion of the words in
different numbers , to indicate that all the ideas which they represent were
to be grouped together in one class, distinguished by a line drawn over the
letters of which they are composed from the first to the last (s. Kidd). —
La poesie chinoise abonde de mots polysylJables (Julien). — The Siamese
hmguage is monosyllabic, but many words, particularly in the language of
the Upper classes, are from the Cambojan, a polysyllabic language and
abounding more in complicated combinations of consonants. Terms to ex-
press mental Operations and all religious technicalities are from the Pali
(Balee), which is also polysyllabic. These terms undergo various changes,
the most common of which is tlie construction of the two last syllables into
üne (s. Malcolm).
2 Zweites Kapitel.
bleiben so in allen Abwandlungen und würden in andern
Sprachen oft durch Zwischensätze übersetzt werden. „Wenn
das Wasser steigen wird, so kann das Schiff hereinkommen"
ist im Birmanischen Ra-tak-sö-aka-sanbau-rauk-hnon-nian (Yay
tet so aka simbo yauk hnein minj) „zur Wassersteigezeit
kann das Schiff kommen" (das Schiff kommen kann doch).
Aber auch nach Verwendung von Conjunctionen kann der
ganze Satz participialisch aufgefasst werden. Cä-pri-hlayn-
na-pu-hmä-hlan-lok (Shau pyi hlin nay pu hma hlan leik)
heisst wörtlich: das gewaschen Seiende (Gewordene), dann in
die Sonnenhitze lege, obwol es nach entsprechender Wendung
im Deutschen übersetzt werden müsste: Wenn (hlin) gewaschen,
lege es in die Sonne.
Die euphonischen Partikeln, die in allen Ijirmanischen
Sätzen reichlich verschwendet sind, verwachsen übrigens für
den Augenblick ihres Gebrauchs mit dem näher zu definiren-
den Ausdruck in ein Wort zusammen, und geben in der ge-
botenen Auswahl der Rhetorik eine um so wichtigere Hülfe,
weil die mit der Wortbedeutung verfliessenden Betonungen
in den hinterindischen Sprachen, wie im Chinesischen, die-
jenigen Modulationen der Stimme beschränken, die in unserm
Schriftsystem durch Ausrufungszeichen, Fragezeichen, Kolon,
Gedankenstriche u. s. w. angedeutet sind. Als gleichsam zur
Interpunktion dienend, werden die Accente im Birmanischen
als Haltepunkte oder (myit) mrac bezeichnet, wovon der
Acutus noch seinen Namen Ain-myit oder (weil er unter ge-
schrieben wird) auk-myit bewahrt. Er wird mit dem Vocale
e, den Diphthongen ay und au (ä-e), sowie dem Triphthong
(a-u-i) oi gebraucht, sowie mit dem consonantalischen Vocale
ä und mit ie (a-i), weim sie dem finalen n oder einem Nasalen
voraufgehen. Der Shc-pouk genannte Acccnt, der durch
nachfolgende (shc oder vorn) Punkte, wie das sanskritische
Visarga^), ausgedrückt wird, inhärirt an sich (wenn kein
leichter Accent bezeichnet ist) in dem Diphthong ay und MJrd
') Im Sanskrit ist der Visarga genannte Halblaut ininior die ciiplionische
Umwandlung eines s oder r, und obwol er (wie im Zcnd, dem Altpersiscbeii
und Prakrit) dem Tali fehlt (s. Bopp), tritt seine Bezeichnung bei .den aus
diesem auff^euommenen Worten im Birmanisehen wieder auf, /,. B. be' vom
Tali ()^^) Imya oder Furcht, makan von Pali makilra u. s. av.
«
Das Birnianisclie. 113
gebraucbt mit den Vooalen ä, e, ö, e, mit dem Triphthong oi,
sowie mit dem consonautischen Vocale a, (und ie), wenn dem
finalen M voraufi>:eliend. Durch die Yerflüssio'unö; der Halb-
vocale vermehren sich im Birmanischen die complicirten Vocal-
verbindungen des Chinesischen, wo die vorschlagenden kurzen
Laute i und u oder y und w mit dem acccntuirten Vocal, der
folgt, zu einer diphthongischen Einheit zusammengezogen
werden unter Beeinflussung des Accentes, wie der Acutus in
den svaritirten Formen erfährt. Verbindungen wie h 1 y i u
und ähnliche kommen als einsilbige Aussprache in allen drei
Tonarten vor. Das Birmanische ist eine sehr weiche Sprache,
und statt der Tennis hört man gewöhnlich die Media (ausser
in apocopirten Endsilben). Die Klassen des birmanischen
Alphabets werden nach dem ersten Buchstaben der verschiedenen
Reihen aufgezählt, als ka-wagga, ca-wagga, ta-wagga, ta-wagga,
pa-wagga und dann a-wagga, als zu keiner gehörig, oder
Kanhladza (Gutturalen), Taludza (Palatalen), Muddhadza
(Lingualen), Dantadza (Dentalen) und Authtadza (Labialen).
Jeder Consonant wird mit dem a-Laiit, als inhärirendem, aus-
gesprochen, wenn derselbe nicht durch das sat (Tödtung) ge-
nannte Zeichen zerstört ist, wobei oftmals zugleich der vorher-
gehende Vocalwerth sich ändert; kk würde ka-ka auszusprechen
sein, die A^erkürzung kk" (kakj aber lautet ket; tn (tan) ist
tili, dagegen wird kap zu kat und kam zu kan. Untergeschrie-
bene Consonanten heben den inhärirenden Vocallaut nicht
immer auf. Uebcr der Linie findet sieh von Consonanten nur
n (iii) gesetzt.
Die Buchstaben y. r, h nehmen in Zusammensetzungen
eine neue Form an, als ya-pan (pin) , rarac (rarit) und ha-to
(ha-thui) und combiniren sich wieder untereinander und mit
dem untergeschriebenen w als wa-cwa (cwae) in mannichfaltigen
Weisen, als ya-pin-wa-cwae, rarit-wacwae, hatui-yapin, hatui-
rarit, hatui-wacwae u. dgl. m. "Wird h mit y und r ver-
bunden, so entsteht der Laut seh, ebenso aus dem Zusammen-
treten des s mit y und h oder des 1 mit y und li. n mit r
entspricht dem h, und yy ist y.
Die Vocale in der Mitte des Wortes verändern ihre Form.
A , wenn wegen der Länge ausgedriickt , behält den kurzen
oder (wenn Zweideutigkeiten wegen des Aussehens des vorher-
gehenden Consonanten vermieden werden sollen) den längern
Bastias, Studien. 8
114: Zweites Kapitel.
Endstrich seiner vollen Gestalt. E wird mit der untern Hälfte
seiner Silbe vorgesetzt, ae oberhalb der Linie angedentet,
ebenso wie i und T, während li und ü unterhalb derselben
ihren Platz finden. Aus vorgesetztem e und nachfolgendem a
bildet sich au und ebenso äü (ao). Der Vocal o wird gebildet
durch die diphthongische Vereinigung des untergeschriebenen
ü und des übergeschriebenen i, erhält aber bei finalem k oder
n den Laut oi (kuik) koik. Auch das einfache i wird oft als
ei gesprochen, keit (kit), kein (kin).
Das Zeichen des Anusvara') (sasatin oder niggahit) steht
für die Nasalisation in n und m, kann in Abkürzungen aber
auch k ersetzen. In zusammengesetzten Worten verschwindet
häufig das n vor nachfolgendem Consonanten und man spricht
tagah statt tangah, katau statt kantau.
Ein Ueberblick der Lautcombinationen und der dadurch
bedingten Modificationen gewinnt sich am besten durch das
Sinpüin-krf.
Es gibt Fälle, wo die Birmanen anfengen, die veränderte
Aussprache auch auf die Schrift zu übertragen, gewöhnlich
aber halten sie es für richtiger, die ursprüngliche Orthographie
zu bewahren, und dann vermag diese, Aufschlüsse über die
Etymologie zu geben, die sonst verloren sein würden. Herz
wird nalon (nalüni) ausgesprochen und mitunter auch so ge-
schrieben (naluin'), wird aber, der alten Form hnac-lu in oder
hnit-lon gemäss, als die runde (alum) Substanz ahnac erklärt oder
die Zweikugel. Bura wird Paeya gesprochen (Herr oder Gott).
In mehrsilbigen Worten verwandelt sich die Tennis der
zweiten Silbe in die entsprechende Media (ka-ga in der Aus-
sprache, wenn ka-ka geschrieben), und ebenso geht nach einem
Vocal oder Nasal die Tennis in die Media über; folgt auf die
Finalen k, c, t, p ein Anfangsconsonant, so verlieren sie ihren
eigenthümlichen Laut durch Verdoppelung des letztern.
In Verdoppelung eines Consonanten wird der zweite
meistens durch die Aspirate gegeben, doch wird in der Aus-
sprache der Unterschied kaum markirt. Man schreibt Cakkhu,
') Wi'ilirend im Sanskrit m nur Voi' einem Zischlaut sowie vor li und
den Hnli)viiralen «ich in Anusvara verwaudelt, wird es im Prakrit und Tali
vor nllcn Anfangsconsonnuton durch Anusvara ersetzt. Auch liat sicli in
diesen M|u'arhen das schliesscndi' n in Aniis\ara verwandelt (s. Bojip).
Das Birmaiiisclie. 115
wattlui (wittlni), aber auch unverändert sacca oder seitza
(Wahrheit). Die ein Wort schliessenden ^) Consonanten sind
hart und, wenn bei der Verstümmehnig der aufgenommenen
Pah-Worte der ans Ende fallende Consonant nach der Schreib-
art jener ein weicher sein sollte, entweder in die entsprechende
Härte seines consonantalen Werthes verwandelt oder durch
noch weitere Verflüssigung ganz und gar vocalisch aufgelöst.
Aus maggau bilden die Birmanen meg (mag), wobei die Vcr-
kiirzung den Laut der Media fast zur Teuuis überführt. In
zanapud wird in pada mehr pat als päd gehört, und upus (von
uposat) lässt das s in t verschwinden (ubot). Dagegen wird
bol (von bala) boh gesprochen, mog (von megau) moh, der
Himmel (der Wolken). Die Accente unterscheiden gleich-
lautende Worte CO, sprechen, cö, schlecht sein, und cö, ver-
hindern.
Als Interpunktion findet sich der einfache oder wieder-
holte Doppelstrich.
Hauptwörter werden gebildet durch vorgesetztes a (aus
der Wurzel), koun (gut), a-koun, Güte (koun-si, gut sein,
koun cva, gütlich oder kaun-kaun); kyan, zurückbleiben, akyan,
der Rest ; ca, essen, a-ca, das Essen (mit abgeworfenem Accent)
oder die Speise.
Auch unter weiterer Geschlechtszufügung: akri-po, ein
grosses Thier (männlichen Geschlechts), von kri oder gross
und po; aru-ma, eine tolle Frau (ru oder toll).
In Zusammensetzungen mag a abfallen, na ca (Abend-
essen) von na (Abend) und ca (essen); sva-san-hman-san, das
Gehen ist recht (es ist recht, dass er geht).
Gran (gyin) bildet Abstracta:
kay (retten), kay-gyin, Rettung,
krank (fürchten), krauk-gyiu, Furcht,
ca (essen), cä-gyin, das Essen (Gegessenwerden), aca-gaiin-pä-grän, Hungers-
noth oder Essen- (aca) Knappheit (Knappsein von kaünpä oder
knapp).
Cara (auch ran):
«•a-cara. Essbares (Speisegegenstände oder Lebensmittel),
^) Wie nur Tenues das sanskritische Wort schliessen können, werden
auch im Mittelhochdeutschen die Mediae am Wortende durch Tenues ersetzt
(s. Bopp) lind dialektisch.
8*
\IQ Zweites Kapitel.
prau-won-cara, Bespreclibares (Sprechwagbares),
pa-cara, Gebbares (Dinge zum Geben oder Almosen),
krä-cara, das Hörbefähigte (zum Hören geeignete oder Hording) oder
das Ohr.
Ra (ara oder Sache) :
cä-ra, Esssachen (zum Essen bestimmt),
thein ra, Sitz (thein oder sitzen) oder Sitzding,
winra, Eintritt (wia oder eintreten),
aim-ra, Hausfrau (Hausding oder Hausmöbel),
r -nat-ra, Platz tiefen (nat) Wassers (yä),
svä-ra-läm, Gebeweg oder Weg (lam) zum Gehen,
prau-ra, die Sprechsache (Rede),
pa-ra, die Gabe,
hnein-ra-ma-su, ein Mann ohne seinesgleichen (Ueberkommssache ohne er),
Mit so (gegen) bildet sich so-ra (so).
Gyak (gyet), als der Gegenstand:
prau-gyet, Unterhaltungsstoff (der Gegenstand des Gesprächs),
pru-gyet, die vorliegende Arbeit (was jetzt gethan wird),
ray-gyet, die Lachsache oder die Ursache des Gelächters (die Lachsache ist
folgende, statt: das, worüber gelacht ist, ist Folgendes. Was ist
die Lachsache? statt: worüber lacht ihr?).
Bhway (angemessen) :
ea-bhway, esslich (appetitlich),
gyac (giet) -bhway, liebenswürdig (lieblich).
Der Comparativ') bildet sich mit atak (atet) oder auk
mit einem Verbum eim tet kri sin, Haus drüberbinaus gross
sein oder Haus übersteigen (tet) gross sein (grösser als das
Haus). Tsä ih kri sin, übertreffend gross sein (grösser). Eim-
auk nay-i, Haus darunter klein sein (kleiner als das Haus).
Beim Superlativ wird a vorgesetzt (gleichsam als Ver-
änderung des Adjectivs in ein Substantiv, gross, als das Grosse
xa~' e^ox'^'^) "^^^ £°^* (beendet oder vollendet) zugefügt. Lu
amrat coii, der ausgezeichnetste Mann (Mann der ausgezeich-
nete nee plus ultra) oder amrat-con-so-lu. Koun-con, der
Beste, auch durch Reduplication koun-koun-sau-su, eine aus-
nehmend gute Persönlichkeit.
Bei Verminderung wird entweder das Wort verdoppelt :
^) Tn a case in which a positive degree with a possessive case is used
in Dorsetshire for a Superlative degree, its dialect coincides with an ifliom
in Hindoostanee, as ,, Bring the long pick, the long woone ov all", instead
of the „longest of all", like the Hindoostanee „Yee sub-ka bnrra hai" „This
is the great one of all" für „the greatest".
Das Birmanische, ||7
kyo-kyo (mit leichtem Accent) von kliyr (kro), siiss (mit
schwerem Accent), als siisslich, oder man setzt kap zu, was
etwas Früheres (vorhergehendes) in Vergangenheit oder Zukunft
in den Sinn legt, cö (schlecht), kap c6 (rather bad), etwas
schlecht (schlechtlich), eher schlecht (als gut). The imperfect
degree is sometimes made by shortening the root and affixing
reduplicated chiming increments nä tau taii (saltish).
Die Casus oder Temporalzeichen, die an ein Substantiv
oder Verbum treten, laufen gleichsam als Endung damit zu-
sammen, und nach welcher Art die Abwandlung zugefügt ist,
bedingt sich der directe oder nur modificircnde Einfluss des
letzten Gliedes in einem Compositum. Lu-tö swa-hnoin kra
sen heisst: die Leute können gehen (sind fähig zu gehen),
lu-tö swa kra hnon sen dagegen: die Leute mögen gehen.
Präpositialverhältnisse bilden sich aus dem Zusammenhang in
aim-ton-aun oder eim-tein-aun (bis zum Hause) von tein-si
(hingelangen).
Die meisten Composita lassen sich wieder einfach in ihre
Bestandtheile zerfallen, wie ka-cu-pra oder galopiren in Zügel
(ka), sammeln (cu), laufen (prae), mitunter dagegen hat sich
die isolirte Bedeutung der "Wurzeln (wie bei ro u. s. w.) ver-
loren oder ist nur die Bedeutung des Ganzen klar, wie in
ka-lu (spielen), licay (fragen) u. s. w. , oder ziehen sich zwei
Silben in eine zusammen, wie ce und an in zeim. Dies wieder-
holt sich oft besonders bei den dem Pali entlehnten Worten,
wie ceit aus citta, und kann dann die weitere Zusammensetzunsc
mit andern Pali-Worten (wie aus utpatti oder Erzeugung
ceittuppat oder Gedanke) oder mit birmanischen Worten (ceit-
hnit-lon oder Seele) fortgehen. Einige Pali-Worte sind in der
vollen Form aufgenommen, wie sati (Erinnerung), lauka (loka
oder Welt), während andere sich durch Abwerfung der End-
silbe verkiirzt haben, wie nan von nana, man von mana u. s. w.,
oder bol aus bala, däu aus danda, pod (Vers) aus päda u. s. w.
Als Corruption von siva (Leben) im Pali sagt man cik pva,
Avenn Kinder niesen.
Zur Vermeidung von Zweideutigkeiten in den einfachen
Wurzeln werden mehrere vereinigt, wie cu-raenh-pan-pin statt
pan (schaffen). Abgeleitete Verben werden durch Zusammen-
setzungen ersetzt, wie (pra-won-si) pru-wan-si, zu thun wagen,
pru-lo-si, zu thun wünschend, prun-na-si, zu thun fortfahrend.
1[3 Zweites Kapitel.
U (beginnen) bezeichnet als Hülfsverb mebr, wie pii-u-
nian (nü), er wird mebr geben (onb). lila (schön sehi) ver-
stärkt, wie kxi hla si, sehr gross sein.
Von den sechs Klassen der Zusammensetzungen oder Samäsa (duanda,
bahubbihi, kammadhuaraja, tappurlsa, duigu und abjajibawasauiasa) werden
einige auch in den birmanischen Compositen beobachtet.
Substantivische Aufzählungen werden, wenn überhaupt, durch ca-si oder
ca-rue verbunden, oder durch i-alon-zon (wizza) zusammengefasst.
arak-kru (im Uebermass der Liqueure), arak sauk krü, ein Trunkener,
cä-krii (im Uebermass des Essens), a-ca-ca-kru, ein Fresser,
ra-pran-ö (yä-pri-oh), ein mit "Wasser gefülltes Gefäss (Wasser- Voll-Topfj,
ra-hneik-na-sau-nä, im Wasser lebende Fische (Flussfische würde nur eine
Beziehung zum Flusse ausdrücken, die, wie im Flussufer, auch ein
Neben sein könnte. Dagegen bezeichnet das Birmanische: Wasser-
drin-wohnende Fische),
ta-kaun, ein (Thier) statt tit, gwä-ta-kaun, ein Hund,
kala-pat-lum, während der Zeit,
rauk si tein aun, bis zur Ankunft,
pru-grän (grenj), das Thun,
ca-grän, das Essen,
CO gyak (kyet), der Gegenstand der Unterlialtung,
hnac-sak-ra (hnit-saek-ra), der Gegenstand der Liebe,
sauk-cara, Sachen zum Trinken,
lü-ran, Sachen zum Einölen,
gam-san-su, der Empfänger (gam-sau-su),
sv_-gwan (sva-gwin), Erlaubniss zum Gehen,
ti-ko-caun-sau-sü, der Schirmträger (tih zäun sau su),
wan (wen) ko kan wan (won) su, die Last zu tragen wagend,
akjoh ko ra taik sü, würdig, Belohnung zu empfangen,
tau-su, eine passende Person,
lu kö, ein Dieb,
lu-tau, eine dem König gehörende Person,
wau-tau-kri , der Staatsminister (Grussbelasteter),
cac (cit) bhu ran (yin), Heerführer,
Ulk (let) samma, Tischler,
sac-tum (sit-tom), Block Holz,
nw.a-ca, Stück Silber,
krauk-pvay, schrecklich,
gyac teik-san, liebenswürdig,
pru sa myä, alles Geschehene.
M ..-Von einer Dcclination der Nomina lässt sich niclit weiter
reden, ausser bei den (wenn nicht durch die Stellung) charak-
teristisch durch i und ko bezeichneten Casus des Genitiv imd
Accusativ, indem alle iibrigen Casus immer uiir durch Prä-
Das Birmanische. 119
Positionen *) ausgedrückt werden , denen wir bei u ^) oder so
eine dativisclic, bei pran (pyin) eine instrumentale, bei twan
(dwin) eine locative, bei kraun (kyavui) eine causative, bei hmä
eine ablative u. d<y\. m. Bedeutunoen beilegen mögen, die diese
aber durchaus nicht als nur in den jedesmaligen Casusbezeich-
nungen specifische besitzen.
Der Plural wird wie durch tö (do) mit Zufiigung von
niya (viele) gebildet. I (von Klsi) zeigt den Besitz im Genitiv.
Der Nominativ (patama) ist der Katta (karta) oder Handelnde
(Subject),
„ Accusativ (dutya) ist das Kamma (karma) od. Gehandeitc
(Object),
„ Instrumental (tatiya) ist Karang (karana) oder Mittel,
„ Dativ (catutti) ist Sampadan (sarnj^radrana) oder Gebender,
„ Ablativ (panjami) ist Apadan (apadana) oder Nehmender,
„ Genitiv (sati) ist Sami (sambanda) oder Besitzender,
„ Locativ (sattami) ist Adhikarana (adhikarana) oder Be-
greifender,
„ Vocativ (alop) ist Sambodana, als anredend, freund-
lich (pijawazana), ehrfurchtsvoll (guraka), ehrerbietig
(adara), unehrerbietig (anadara).
Der mit nhaik (in) ausgedriickte Locativ heisst Aukasa-adhi-
karaua (receptaculum),
„ „ tuaen (unter) ausgedriickte Locativ heisst Niddarana-
adhikarana (Feststellung),
„ „ kraun (wegen) ausgedriickte Locativ heisst Nimeit-
adhikarana (ursächlich).
Nwa-cu ist wörtlich Kuhheerde oder eine Sammlung (a-cu) von Kühen, in-
dem das cu (sammeln) in ein Substantiv verwandelnde a (in der
lluUe des zunächst unbestimmten Artikels) abfällt,
') Nach Schott scheint der Hochasiate jede Präposition, die er unmittel-
bar dem Worte anhängt, als von abstracterer Geltung, d. h. in gewissem
Sinne als Casuszeichen betrachtet zu haben. Die Casus-Partikeln sind von
den Präpositionen (Postpositionen) durch kein charakteristisches Merkmal
geschieden.
-) Der Yocal a (e) ist im Osmanli die einzige noch erhaltene Dativ-
Bezeichnung, entstand aus dem Turk-Tatarischen qa (gha), ke oder ge (s.
Schott). Das Besitz anzeigende Pronomen wird in den tatarischen Sprachen
durch den Genitiv des Personalpronomens ausgedrückt. Den Delawaren be-
zeichnet w das Persönliche.
120 Zweites Kapitel.
lu-paiiii, Menschenmenge (a-paun üdei* Vielheit von paun oder vereinigen),
tamgä-wan (taga-win), Thüreintritt (a-wan, Eintritt von vvan, eintreten),
rhan (shin) bhurä, Herr und Meister (ashin und burab),
atein-arhan (ashin), Schützung (von tein und rhan),
aca-gam (von ca oder senden und gam oder empfangen), der Befehle (als
aea , Sendungen oder Befehle) Empfangende (der Befehligte oder
Diener),
lak (let) -pä-cji, Diener (mit let oder Hand gebildet, wie Handmaid) oder
der Botschafter (pä-ca, der zum Befehl Geschickte oder zu Befehlen
Stehende) zur Hand,
ca-pä-gam , bedienen oder gehorchen (die cae-pa oder Befehle empfiingend
oder gani).
Mit kalä (akale oder Kind) werden die Jungen bezeichnet (auch bei
unbelebten Sachen):
lu-kalä, Kind,
nwä-kalä, Kalb,
myauk-kala, Aeffchen,
sac-pan (sit-pin) -kalä, ein Bäumchen,
taun-kala, ein Hügel (Bergchen) oder kleine Höhe.
Den Hölzern wird tom (atoni oder Block) zugefügt, und figürlich:
sac-tuni (sit-tom), Holzblock,
kjun-tom, Block vom Holz des Teakbaums,
cakä-tom, eine Sentenz (caka oder Wort) oder eine Antwort.
Aehnlich ca (aca, ein Stückchen):
nwa-ca, Silberstück,
kyauk-ca, Steinstück,
mra (myä) -ca, Thonstück (ein Stück oder Klumpen Erde).
Sit-pin von sit (Holz) bezeichnet Baum (a-pin), während pin isolirt mir
bei Numeralbezeichnungen von Bäumen oder ähnlichen Gegenständen wieder-
holt ist. Fin bedeutet Erhebung, pin Verhinderung.
Ko ist das allgemeinste Casuszeichen, eben nur unbestimmt die zwischen
einem Verbuni und Substantivum bestehende Beziehung irgendwelcher Art
ausdrückend (ähnlich wie ra im Persischen):
nä-ko-toiin, Fische fangen (Fangen in Betrefl" von Fischen),
In ko ku leik, hilf dem Manne,
akran ko touk, berathe über die Sache (was die Saclie betrifft, berathen),
na man-mann ko dinga ta pyä pä man, ich werde dir Geld geben, ein
Geldstück geben (was dich betrifft, werde ich geben ein Geld-
stück), icli, dich betreffend, ein-Geldstück-gebe oder geben werde.
Das „Geld-Geben" ist ein einheitlicher Begriff geworden, wie
pachtzahlen, steuerzahlen, obwol dieser Zusammenhang in persön-
lichen Verbindungen wieder aufgelöst zu werden pflegt (ich zahle
Pacht aber: ich werde Pacht zahlen), wenn nicht völlig in ein
Verbuni übergegangen, ich steuere, werde steuern (steuere bei).
Da nun das Aflix a iiJ vieler Hinsicht ganz älinlich wie ko verwandt
werden kann, nur als ungebräuchlicher weniger häufig, so bildet sich bei
Fremden, denen es in der Sprache besonders auf die Deutlichkeit ankommt,
die Gewohnheit heraus, ko für den häufigem Fall des Accusativ zu reser-
Das Birmanische. 121
virtjii, a dagegen für dativische Verhältnisse, und sie mögen so auch beide
(obwül es gegen den eigentlichen Sprachgebrauch des Landes ist) in dem-
selben Satz verwenden, um jede Zweideutigkeit zu vermeiden, und würden
dann sagen: na lu-a sa-op ko pa man, ich werde dem Manne das Buch
geben. Die Eingeborenen folgen dann leicht, um ihrerseits nicht misver-
standen zu werden (ähnlich im Litauischen),
san (sin) sä prac leim man, ma prac (pyit) leim man (mi) nn ma si, ob er
dein Sohn ist oder nicht, weiss ich nicht,
sam-ko-lop-si, von Eisen gefertigt (Eisen betreffend gearbeitet), das, woraus
es gefertigt ist, gehört zu dem Eisen Genannten oder aus dem
Eisen Genannten gefertigt,
i-mrö (myo) ga ko to mrö rouk, von dieser Stadt nach jener; diese Stadt
nun betreö'end (nehmen wir unsern Ausgang) nach der zu erreichen-
den Stadt (in der Richtung der Stadt, die zu erreichen ist),
hnak-to ko asok to rhi kya san, Vögel betreffend, (so) haben sie Nester,
rha ko kran (kyih), sieh voraus, (\'orwärts betreffend) schaue,
tayouk ko tayouk cakä pyau kya-si, sie sprechen miteinander, den einen
betreffend, der eine (Worte spricht) redet,
san (si) ko la ga, komm hierher (hier betreffend komm),
na eim ko sva dau, geh ein Haus betreffend (geh nach einem Haus),
ähnlich im Chinesisch-Englischen, what belongs my house, go (niy
house belonging, go; oder: belongs my house, go).
In anderer Weise findet (im Birmanischen) kraung vielfachste Ver-
wendung. Ko an sich ist das Zeichen freundlicher (und ehrerbietiger) An-
.lede (des altern Bruders). Mit dem hohen Accent bezeichnet kö verehren,
mit dem tiefen (ko) begriissen (durch Hauptvereinigung). So wird der la-
teinische Accusativ mit amma oder mama, der griechische mit anna oder
nana gebildet.
Im Gegensatz zum accusativisch aufgefassten ko wird a als zum Dativ
gehörig angesehen :
na-a pyau si, er spricht zu mir,
na-a ta ga ^jwin dau, öffne die Thiir für mich,
koun-so lu-kale a na pa näh, ich werde (es) einem guten Knaben geben,
na-a tau lyau tliau ue-ra, ein für mich passendes Haus.
Um die Richtung zu präcisiren, dient so (to or unto) :
niinii to pyiso, su-do sva kya si, nacli ihrem Lande (liin) gehen sie,
soka, hiervon, so-hma, wovon, sora, so u. s. w.
i , als possessiv, bezeichnet den Genitiv (en), aich possessive Pronomina
bildend, na-ih-eim (mein Haus), obwol öfters ausgelassen (naeim). Gesprächs-
weise markirt es das Präsens in der Erzählung (so ist's, wirklicli). Der
(herren- und rechtslose) Fremde ist i_-sie (ae-sie).
na, um zu, kyoan, wegen, hnen, mit, hpyen, durch, hnoit, an, gai tho,
wie, dwen, in, way, unter, hraä, innerhalb, hma, ausser (eim ma la si, er
kommt vom Haus, eim ma shi si, er ist im Haus) drücken verschiedentlich
Präpositionalverhältnisse aus.
Dann: tan, ci (in Gegenwart), a-Iacj (in der Mitte), phraen (mittels),
nhaen (zusammen), nhä (für), ka (von).
■^2'^ Zweites Kapitel.
Im Siamesischen werden nur die prägnantem Casusverbältuisse durch
präpo.sitionalc Zeichen ausgedrüclit (von denen ke für den Dativ, te i'iir den
Ablativ gewöhnlich geworden sind, und koii oder hen die Abhängigkeit des
Genitivs andeutet), während der gewöhnlichste Fall des Accusativ ciniacli
durch die Stellung des Substantivs (das jetzt als Object dem Yerbum folgt,
statt ihm als Subject voranzugehen) ausgedrückt wird.
nai sang, der Fürst befiehlt,
tarn nai, dem Fürst folge (sequi ducem), khün ton-mai, den Baum besteigen,
püt patu, öflfne die Thür (siam.),
taniga (-ko) hpwen-dau, die Thür öffne doch (birm.),
kha cha-su ma tua-uüng, ich werde kaufen ein Pferd (siara.),
niyin (mran) cf na way mih , ein Pferd (einen Rappen) ich kaufen werde
(birman.).
Das Wesentliche für den Sprecher ist immer die Verbalbezeiehnuug,
es kommt ihm darauf an, etwas „geöffnet" zu haben, etwas zu „kaufen",
und wenn vor sich hinsprechend, würde er von dieser Absicht auch aus-
gehen, also auch wenn im natürlichen Zuge sprechend. AVendet er sich
dagegen an jemand, in dessen Anrede der Wunsch nach Deutlichkeit sich
geltend macht, so wird er gerade im Gegentheil das für ihn selbst eigent-
lich Unwesentlichere besonders betonen, in der subjectivisch erklärlichen
Täuschung, dass dabei leichter Misverständnisse zu fürchten seien, weil ihm
das andere allzu klar ist. Sobald dann aber das Object vor dem Verbuni
stehen bleil)t, macht sich bald die Nothwendigkeit der Casusbezeichnungen
geltend, weil ihnen eben jetzt der Ersatz durch veränderte Stellung fehlt.
Der Plural (baliiuvoz oder baliuvarana) wird, wenn nicht
von selbst bestimmt, durch myä (viele) oder durch die Au-
hängsilbe tö (do) aus dem Singular (ekawoz oder ekawa^aua)
gebildet. Beim Zutritt vouAdjectiven folgt die Casusbezeichnung
diesen. Lu-myat hma, vom trefi'licheu Manne, lu-myat-to hnia,
von trefflichen Männern. Wenn es uöthig ist, das Geschlecht •)
(punlinga, Tttilinga und napungsakalinga) zu unterscheiden,
wird für das männliche youkya (bei Menschen) oder hti (pha
oder pho) bei Thieren, und weibliche mcimma (bei Frauen)
oder (thierisch) ma zugefügt; nwa-hti ist ein Stier, nwa-ma,
Kuh, gvä-hti, ein Hund, gvä-ma, eine Hündin, kvet-pa, Hahn
und kvet-ma, Henne. Ein Adjectiv wird dazwischen eingefügt,
wie gva-ru-ma, eine wüthende Hündin. Auch substantivisch
') Protagoras unterschied zuerst xa orp'pEva xa\ 3i^).£a xa\ axE-Jr^ (nach
Aristoteles), sowie die Modi oder Zeitwörter als eu/^uXt], ^pw7T,ai;, aTio'xpicj'.;
und £vToX-(^ bezeichnet wurden. — In Delaware nekama-lcnnu meaiis hc or
this man, and nekama-achqueu she or this woman.
Das Birmanische, 125
gebraueliten Adjectiven wird die Gesclileclitsbezeichnung an-
geliängt, wie a-iiyae-htih, der Junge, a-nyae-ma, die Junge.
Den Species einer höhern Gattung wird oft diese zuge-
setzt, wie im Chinesischen die Klassen der Charaktere hing-
ching natürHche FamiHen biklen. Den Vögehi wird (hnak)
hnet (ca-hnet oder SperUng), den Vierfüssern kann (nva-kaun
oder Ochse), den Insekten po zugesetzt, wäe den Pflanzen pch
(myet-peii), pan (pin), myet-pin oder Gras. Aus den Car-
dinalen können durch myauk Ordinale gebildet w^erden, doch
verwendet man für die letztern gewöhnlich die Pali-Formen.
Vor einem andern Numeral wird eka geschrieben statt eka.
AVenn eine bestätigende Partikel folgt, wird pri (Zeichen der
Vei'gangenheit) zu pri.
Auf das Subject folgt das Regierte und dann das Verbum :
mau kri san cac buran a mein tau i, der Fürst dem Feldherrn
sagte.
Zwischensätze stehen voran:
kyi' mwam ap-kou-sau-su to tcik a-tu sa pran kyi mwäm ap
mrat tau mu ta sau atuiii ro ca ciia mrat cua bura ko
kyi mwäm i, ich lobe den Gott, der mit allen Lobes-
erhebungen zu preisen und am meisten zu verehren ist
(den am meisten zu Verehrenden).
Der regierte Satz nimmt das Accusativzeichen ko :
na pä san ko man ma yu lo lyak, mein zu Gebendes nimmst
du nicht, wenn ich es gäbe, würdest du es nicht
nehmen, na pä linan man ma yu lo.
Die birmanische Construction man aim ra ko raun am
man ko na kra-ra san (man kon-ci mya raun pri kraun ko na
kra ra si) ist die möglichst kürzeste, indem sie den ganzen
Satz in das Accusativ-Verhältniss zu „glauben" stellt, ohne
Conjunctionen, wie im Deutschen „ich höre (glaube), dass du
dein Haus verkaufen willst", und auch die Zufügung eines
zweiten Verbalverhältnisses (neben dem regierenden), wie im
lat. Acc. und Inf., vermeidend;
tuam domum (te) venditurum esse ego audio, als ([dein
Haus] mit Accusativzeichen, verkauft-werden) mit Accusativ-
zeichen (als Accusativsatz : das dein Haus Verkauftwerden),
höre ich (dein Hausverkauftwerdensollen höre ich) oder ich
höre das Verkauftwerden deines Hauses (ich hörend doch bin)
oder das (dein) Hausverkauftwerdensollen höre ich. Man (min)
J24 ^weites Kapitel.
aim ko raun pri san ko-na-kra-ra-san, ich höre, dass dein Hans
verkauft ist (te vendidisse), deinen Hansverkanf.
Der Hauptsatz ist mit jeder winischenswerthen Schärfe
und Bestimmtheit abgefasst und bewahrt diese in den Normal-
zeiten, in den Tempora des Präsens, Passiv und Futur. Da-
gegen würde die Zufügung der feinern Nuancirungen in den
Modi, wenn überhaupt ausdrückbar, weitläufigere Umschrei-
bungen erfordern, wogegen gerade letztere (wie : möchte, sollte,
w'ollte, dürfte u. s. w.) die Stärke der durch Hülfszeitwörter
conjugirten Sprachen bilden und in ihnen vielfacherer Schat-
tirungen fähiff sind als in den ihien Formen nach schon fixirten
Flexionssprachen.
Es lässt sich sagen : durch die Ausrüstung dieses Schiffes
(statt: weil er dieses Schiff' ausrüstet) ist der Sieg gewiss, das
Birmanische drückt aber, „weil er dieses Schiff ausgerüstet hat"
oder „weil er dieses Schiff ausrüsten wird", ebenso in ein-
facher Construction mit pran (pyin), durch, oder kraün (kyaun).
wegen, aus: durch sein Ausgerüstethaben dieses Schiffes (seines
dieses Schiff Ausgerüstethaben wegen) oder durch sein Aus-
riistenwerden dieses Schiffes (sein dieses Schiff Ausrüsten-
werden wegen).
Die Bildung solcher Sätze führt zu den polysynthetischen
Wortconstructionen der Indianersprachen (den amerikanischen
Bunch-words, wie man sie genannt hat) hinüber, denn da das
regierende Wort am Ende steht, so erhalten alle früher vor-
hergehenden erst mit dem Erreichen jenes ihren eigentlichen
Sinn und fungiren nur als an sich unselbständige Silbentheile ^)
eines Ganzen, obwol sie jedes einzelne ihre volle Form be-
wahren und nicht wie in den mehrsilbigen Worten Amerikas
erst einsilbig zerschnitten werden, damit dann aus für sich
bedeutungslosenBruchstücken ein inneres Wortganze zusammen-
gebacken werde.
Ma tein nia kyan hlyan ma swä hnan (linein), (gehe niclit, uline Abschied
zu nehmen) nicht verabschieden, nicht mögen wenn, nicht gehen,
nicht doch (ma svn hnin, gehe nicht, ne).
') La langiie gnatanie n'est composec q«e de particules oii de mono-
syllables combinees avec art, ponr rendre meme les idees abstractes. La
reunion de ces particnlcs, diversenient arrangees, forme dos mots, variant
autant que le besoin l'exige.
Das Birmanische. l25
iiia swa ma kyan teia aun lup lyak na s>an (er blieb beim Arbeiteu bis zum
Gehen), nicht gehen, nicht mögen bis (das Ankommen vullenden).
arbeitend noch bleibt er,
kran-kyän (gyan-gyen), wünschen,
kaun-kyän, das Gutsein (Gute),
cä-kyän, das Essen,
ne-kyan, ein Tag nur,
lu-tayauk-kyan, nur ein Mann,
gyän (khyen) oder agyän, Gefährte, ihr (Consorten) miteinander,
Wom hmrauk sau cit rhi san prae (pyit), erfreut werden (passivisch),
wom-hmrauk (erfreut sein) von wom (Baucli) und hmrauk (gehoben) durch
sau (Partikel) mit (cit) zeit (Sinn) verbunden, als ,, erhobenen
Bauches Sinn" mit rhi (shi) oder sein und pyit (geschehen oder
werden) verbinden. Der Zustand eines wohlhäbigen Sinnes tritt
ein (es geschieht das Sein der Gemüthsverfassung eines leichten
Bauches), having eased himself,
vvom-sa-si (erfreut sein) von wom (Bauch), angenehm (oder aufsteigen).
Dausa cit (zeit) rhi san (prac) pyit (böswillig werden), mit dausa oder thosa
(Zorn im Pali), der Zustandsein des Zornsinnes geschieht.
Ca-san prac san (geschickt werden) von ce (schicken), als das Geschehen-
werden (Geschehen) des Schickens.
Sva ca san prac san (das Gehenwerden geschieht), er geht gerade jetzt
(sva-ca-sau-su-prac san).
Die Auswahl der persönlichen Pronoraina, die wie das
Substantivum declinirt werden, bestimmt sich nach den Rano--
stufen. Ba ist fragend, wer? oder was? (auch als bä-ha,
welches Ding oder was, wie si-ha, dieses Ding oder dieses)
und wird als ba-hnit den numeralen Adjectiven zugefüo-t
(saraksi (saretsi) ba hnit Ion, wieviel Mangro?). In Zufüguug
der Negation ma bedeutet es keiner (ba-su-ma-rhi, niemand
ist da). Ba-su-si oder ba-su-ka (welche Person) kann die
Bedeutung „irgendeiner" annehmen, wie min-su.
Durch Zutritt von so bedeutet i, das demonstrative Pro-
nomen (dieser), ein solcher (i-so, ebenso si-so).
Durch Anhängung der Präpositionen bilden sich die den
Casus entsprechenden Bedeutungen bk-hma, wie w^o? bä-so,
wohin (zu wo)? Statt ba steht auch ba, und w^arum heisst
ba pru lo, was zu thun?
Die einfache Verbalwurzel drückt den Imperativ aus : sva,
gehe. Das durch san (sie), Pfosten oder hier, festgeschlagene
oder hier fortdauernde sva (sva-sie) bezeichnet das Präsens,
das mit pri (vollendet) verbundene das Perfectum, das mit
126 Zweites Kapitel.
man (mie), eines auszufüllenden Mangels, construirte das
Futurum.
Da Sinn (oder Geberden^ ausdrücken können, ob es
sich Tim das erste, zweite oder dritte Pronomen handelt, so
fehlen die persönlichen Bezeichnungen, na sva-sie (ich gehe)
oder sva-sie, und wenn das Subject schon die Zahl anzeigt,
auch das Zeichen des Plural (kra oder kun), das sich, wenn
vorhanden, immer unmittelbar an die Wurzel anschliesst ; sva-
kra-sie (na-to-sva-kra-sie oder wir gehen); sva-kra, gehet.
Die Negation wirft zuweilen die Bestimmungspartikel ab :
ma-sva (ma sva bü), er geht nicht; ma sva hnein, er kann
nicht gehen.
Bei den in Nomina verwandelten Verben bleibt die Yer-
balbezeichnung (kra) des Plural an der Stelle der substantivi-
schen (to), wenn an die Personen geknüpft:
sva-krän, das Gehen (der Gang),
sva-krän-do, die Gänge (einer einzelnen Person),
sva-krän-kra, der Gang (mehrerer Personen),
sva-kra-khran-to, die Gänge (mehrerer Personen),
was bei weitern Complicationen in eine Art von Transiciones
übergehen könnte.
Beim Zutritt von Hülfszeitwörtern zu dem Hauptzeitwort,
einen Modus in diesem auszudrücken, treten auch die Be-
stiramungspartikeln an das Ende der dadurch gebildeten Vcr-
balform:
na sva hnein sie, ich kann gehen (gehen können hier),
sva-kra-hnein-sie, (sie) können gehen (gehen können hier),
sva-kra-hnein-mie, (sie) werden gehen können (gehen können
werden) ;
sva-lvay-sic, leicht zu gehen.
Ra (erlangen) drückt das „Müssen" aus:
na-sva-ra-mie, ich nmss gehen (ich werde bestimmt gehen),
indem ich das Gehen ausführen (erlangen) weide,
so auch: sva-ra-sau-akha (die Zeit des wahrscheinlichen Gehens),
die Zeit, wenn das Gehen geschehen wird;
su-sva-ra-mie, sein Ausführen des Gehens wird sein (er wiid
gehen),
su-sva-ra-pri , sein Ausführen des Gehens ist vollendet (er ist
gegangen) ;
Das ßinnanisclic. 127
sva-koiin-sie (er mag gehen), Gehen ist (%Yäre) gut,
na to sva khiii kra sie, wir wünschen (khin) zu gehen (wir
möchten gehen), auch mit lo (wünschen).
Als Zeiten (kala) des Verbum werden unterschieden die
(pa^ca) Gegenwart (pitziippankala), dieVergangenheit (paroksa)
und uppanna (utpat) oder fortgehend , die Vergangenheit
atatkala (atitakala) und das Futur (anagatkjila oder antlgatakaln)
oder das noch nicht Gekommene.
Am Ende einer Phrase kann i an die Stelle von si treten,
pru-i (ich mache), pru-jDri-si. Ti oder ti bezeichnet das Ende
einer Phrase. Auch wird tili oft dem vorhergehenden Verbum
durch die Conjunctiv-Partikeln si oder sa verbunden. Ebenso
verwenden sich die Endungen tat und tat und haben oft zu-
weilen (gleich i und ti) den Sinn des Verbums si-si, er ist.
Die Partikeln Ihjaen, sa phraen, rue, sau, lat-sau, (lap-sau),
la-sau sind bald Conjunctionen, bald Verbalendungen, und
mitunter copulativ oder disjunctiv, ßedesätze verbindend oder
auch unterbrechend (mit Unterdrückung der conjunctiven Par-
tikeln si und sau). Die Partikel hu wird hu geschrieben, wenn
sie ein Verbal-Affix annimmt, und ist dann als Theil des
Verbums zu betrachten. Sie verbindet den letzten undeclinir-
baren Theil eines Wortes oder einer Phrase den Affixen si
und sau. Wenn si voraufgehend, kann dieses durch Casus-
zeichen ersetzt werden, aber wenn sau voraufgehend, meint
das dem Vorangehenden verbundene Complenient oder Agens
die Zeichen des Casus. Auch verbindet hu das letzte Glied
einer Citation mit dem regierenden Verb.
Im Gerundiv, Infinitiv und Supinum wird das Dativzeichen
hna durch die Conjunctiv-Partikel sau dem Futur in an zu-
gefügt (pru-an-sau-hna, um zu thun), oder alo (wünschen) mit
him nach si, wie pru si alo hiicn, um zu thun, oder lo mit hna,
wie pru-lo-hna (um zu thun), oder die Postpositionen kraun,
po, bo werden der Wurzel verbunden, wie pru-kraun (pru
po, pru bo), um zu thun. Das Affix lu, der Wurzel ver-
bunden, bezeichnet ein nahes Futurum des Infinitiv, sva-lu,
im Begrifi' zu gehen. Durch aun (damit) wird Conjunctiv und
Infinitiv ausgedrückt, mit vorhergehendem ra bildet es ein
künftiges Conjunctiv des Infinitiv, pru-aun (damit ich thue),
pru-ra-aun (damit ich in Zukunft thue). Ebenso rau als Affix
des unbestimmten Particip wird durch rue, sa-praeen und
128 Zweites Kapitel.
andere Affixe ausgedrückt. Das Affix sa-praeen hehiilt oft
den Sinn von „durch". Auch mit den Ablativzeichen hma
und ka wird das unbestimmte Particip ausgedrückt, svä-hraa
(im Gehen, gegangen seiend). Um deutlicher das A'ergangene
Particip zu bezeichnen, wird hma dem Zeichen der Vergangen-
heit prih zugefügt, pru-prih-hma (gethan habend).
Das bestimmte Particip-Präsens wird durch das Komi-
nativzeichen ka gebildet, in unmittelbarer Zufügung zum
Verbnm oder mittels einer conjunctiven Partikel (eine Dauer
der Handlung ausdrückend), svä-ka, während des Gehens.
Die Affixe hlyan und lyak werden mit dem Verbum eines
Nebensatzes verwandt, um die Participien des Präsens und
der Vergangenheit auszudrücken (subjunctivisch durch wenn).
Mit dem Hülfsverb ra bilden sie das Conditional pru-hlyan,
wenn ich thue. Ebenso das Affix sau (dem die Partikeln lat,
lap, la vorhergehen können), das noch eine Fortdauer der
Handlung zufügt, desgleichen rän, mu-kä, li.
Die Affixe kan und ba oder pa werden dem Präsens oder
der Vergangenheit eines negativen Verbums verbunden, um
„bevor" auszudrücken: ma ca ba , svä-si, er ging vor dem
Essen. Mitunter folgt ihm hneik. Das dem kan entsprechende
kjaen verlangt Wiederholung des ma. Das mit einem negativen
Verbuni, um „bevor" auszudrücken, verbundene hmi oder mi
kann von Verbalendungen gefolgt sein. Das zusammengesetzte
Affix mo-tonh negirt das Verb gleichfalls.
Als Affixe des Imperativ werden laii und lau oder lau
gebraucht, ebenso kran, dann hin (li), hlan-lan.
AVie durch die Temporalzeichen kye, pe, le, kae, wird
der Imperativ durch die Affixe pa, laik, u bezeichnet, oder
durch die Affixe rau, rit, si (nach den Kangstufen, oft in
Verbindungen), sowie durch cam, nau u. s. w. Die erste
Person Plural des Imjjerativ wird in der Schrift durch das
Futurzeichen an ausgedrückt, beim Sprechen durch das Affix
CO oder cö und co-i. Die dritte Person Singular und Plural
im Imperativ wird bezeichnet durch Zufügung der Causal-
wurzel ca, dem Zeichen pa (oder le-ca), auch, indem ce-ka-lo
der Wurzel zugefügt wird. In der Negation des Imperativ
o-eht die Partikel ma der Wurzel vorher, auch mit hnaii luul
lau, sowie pa und u (ma-pruh, thue nicht).
Zur Frage dienen die Fragepartikeln lau, la (directe
Das Birmanische. 129
Frage), ni , le (inilirecte Frage), lai'i, la, can, cani, oft mit den
Conjunctivpartikeln si oder sa eingefügt. Ma pru lau, hat er
es nicht gethan ? Bu ändert sich (als Zeichen der Vergangen-
heit) in bih (vor den Fragepartikeln). Im Futur werden die
Formen auf mi (an-mi, ra-nii, ra-an-mi, leim-mi, ra-leim-mi)
gebraucht (sva-mi-la, werdet ihr gehen?). Als Umschreibung
dient na pru si ma hat lau (that ich es nicht?) und Aehnliches.
Die Fragepartikeln la und le, ebenso wie m, werden oll mit
bay (wer, was) verwandt, und dem Compositum bhaej-nhaej
(wie), z. B. bay-su-la, wer ist es? Auch ))edient man sich
dabei der Frngepartikel tun): ba co san tuni, was sagt ihr?
Zuweilen setzt man pakyim (a Compound of pa, an abbreviation
of bay and kyim, a combination of the euphonic affix kye
with the futnre affix am) voi" die Fragepartikel nän (ni). Nau
lievoiwoitet in der Frage eine captatio benevolentiae, su svä
san nau, er möchte doch wol gehen können?
Für das Passiv dienen die Hülfsverba prac (pyit) und rlii
(sein luid werden) na-ce-rhi (shi) pyit si (werden); na-ze-si
prit-si, ich 1)in gesandt. Doch werden auch active oder neutrale
Verba als Passive verwandt: co-kae pyit sau cakd, die ge-
sprochenen Worte. Die Affixe ca-ra, ran oder ran, pvay oder
bvay, capvay, mo oder mö mögen den Infinitiv passiv aus-
drücken, wie pru-cara, gemacht sein.
Das Affix sa-tat, dem Verb verbunden, tlriickt eine V'er-
muthung aus, das Affix hau eine Wahrscheinlichkeit (präsent
oder vergangen), ebenso rop-nan.
Das Affix cauk bezeichnet den Potential. Mit kann wird
der C'onjunctiv ausgedrückt. Pru-kraun-si: er möchte es thun.
Aus Anhängung von hnein entsteht der Potential, pru-hnein-
si, ich könnte es thun. Aehnlich wirken die Wurzeln pran
(zurückkehren), leik (begleiten) u. s. w.
Der Optativ bildet sich durch Zutritt von kyin (kjaen)
oder lo (wünschen) zur Wurzel. Aehnlich verwendet man die
Wurzeln wun (wagen), mi oder hmi (erwarten), ra (erlangen),
kak (ket),- schwierig sein, Ivay (hiae), leicht sein, ce (schicken),
saeu (übereinkommen), theik (würdig sein), ne (bleiben), ap
(passend sein), tat (wissen),' cu (sammeln), myä (viel sein),
nih (wenig sein), mrän (schmecken). Die Wiuzel mrae (w ähren)
l)ezeichnet einen Gebrauch, die Wurzel rit (berauscht sein),
zurückbleiben (pru rit si, er that es zurückbleibend).
Bastian, Studien. 'i
130 Zweites Kapitel.
Mit krän oder kren (als iiarticipialisclies Affix) bilden sich Substantive
aus Verben, wie:
kay-kren, das Retten (kay, retten) uder die Eettung (salvatio), gebildet wie
Leitung (von leiten), Deutung (von deuten), während in andern
Fällen selbständige Substantive neben den Verben stoben:
Sebrcck: krauk kren (krauk, erschrecken), fright,
Furcht: krouk-kren (krouk, fürchten), fear,
Hass: niunta-kren (niun-ta, hassen); ferner:
ca-kren, das Essen (ca oder essen),
kain-kren, Festigkeit,
hla-kren, Schönheit,
krua-kren, Gang,
eip-kreii, Sclilaf,
ee-kren, Sendung.
Akyan-kyan-cä-krän, Mahlesgenieinsauikeit (Zusammenessen in a Mess) oder
Bandesmahl,
pri-pri-la-krän, vorsichtiges Annähern,
eip-prau-rue-ne-krän, dauernd tiefer Schlaf.
Aus Verbindung von kjaek (Ding) mit Wurzeln bilden sich Zus.tmnien-
setzungen, wie:
CO kjaek, der Unterhaltungsgegenstand,
pru-kjaek, das Gemachte.
Aus ra (ara, der Stoff):
C£-ra, Kssenssachen (Speise) oder das Gegessene,
aip-ra, das Bett (Schlafgegenstände oder bedding).
Aus cara (unter den Affixen) :
cä-cara, Essenssachen (das zum Essen Bestimmte) oder Provisionen,
svä-cara, die Gehenssache (der Grund des Gehens) oder der Reisezweck,
nä-cara, das Hör-Object,
tä-eara, eine Stellung (zum Stellen Bestimmtes).
Aus ran (Affix) :
cä-ran, essbar,
pe-ran, mittheilbar (um gegeben zu werden).
Im Birmanischen können alle solche bestimmte Bedeutungen präcisiren-
den Aflixe mit ausnahmsloser Regelmässigkeit durchgängig verwandt werden,
wogegen Sprachen, in denen vielfache Mischungen eingetreten sind, aus diesen
für die jedesmaligen Fälle auswählen, und deshalb scheinbar oft willkürlich
wechseln.
Hmya verbindet sich mit Verben, die das Accusativ-
zeichen (ko) annehmen:
na-kau-san-ko-hmya maen ma L^i lo, obwol ich gerufen, komiubl
du nicht, oder wie viel ich auch rufe (mein Rufen, so
viel es auch ist); so viel mein Kufen (in Betreft' meines
Uufens), du kommst nicht.
Das Verbalaffix sau-län drik-kt „obgleich" aus:
Das Birmanische. 131
svä-sau'-län, obwol er gegangen sei,
svä sau'-lcin, obwol es so sei (trotz dessen).
Sau' drückt „wenn" aus (svä-sau', wenn er geht) oder
gibt dem Verbum eine subjective Färbung, er ginge, (im Falle)
er ginge, ebenso auch län, das sich an lan, verändern, an-
schliesst, dann „und" oder „auch" ausdrückt, sodass sau' lau
dem „wenn auch" (obgleich) entspricht. Der Imperativgebrauch
bei lau ist ähnlich, „gehe", „mögest du gehen". Dann fragt
es durch Einleitung einer Fortsetzung. Bay-nay-lan (was
ist's?), was Ding und (was weiter)?
Die Respectformen des Imperativ und Precativ sind zahl-
reich (positiv sowol wie negativ).
Die Fi'ageformen des Verbums werden mit den verschie-
denen Personen verwandt, und die Sentenz ist oft eine zu-
sammengesetzte, indem auf die Aftirmation noch die negativi-
sche Frage folgt:
na svä pri, ma hut lau, ich bin gegangen, nicht wahr? (ging
ich nicht?) besonders bei erster Person.
Das Passiv wird durch die Ilülfszeitwörter prac (pyit)
und rhi (sein, werden) ausgedrückt (wie na-ca-san prac-san,
ich bin gesandt worden), aber man verwendet auch active oder
neutrale Verben im passiven Sinne, wie co-ka pri sau cakä,
die Worte, die gesagt sind (dictus sermo), co lattan si cakä,
dicturus sermo (die zu sagenden Worte).
Das Affix hau drückt eine Möglichkeit aus, pru-han (wahr-
scheinlich gethan habend oder wahrscheinlich thuend), und
ebenso rop-nan, das Affix cauk einen Potentialis, svä-cauk (ei-
kann gehen).
Mit hnein (oder können) wird der Potentialis gebildet:
pru-hnein si (ich kann thun oder ich bin befähigt zu thun).
Kaün gibt subjunctivische Bedeutung, pru-kaün-si, er könnte
thun oder er thut wahrscheinlich. Die Wurzel pran ist itera-
tivisch, pru-tau-mu pran leih, er thut es von neuem (wieder-
kehren und thun), leh ko kain taumu pran rue, arcum iterum
prehendere.
Aehnlich wird die Wurzel leik (begleiten oder folgen)
u. a. m. verwandt. Durch kyan oder lo wird der Optativ ge-
bildet, pru-kyan-si, ich wünsche zu thun (ich möchte thun),
durch mra (dauern) ein Brauch, pru-mra, gewohnt zu thun,
9*
132 Zweites Kapitel.
durch rac (rit), verschlingen, ein üebrigbleiben (im Rückstände
bleiben) na-rit-si.
Aehnlich werden gebraucht wun (wagen), mi (erwarten),
ra (erhalten), kak (ket), schwierig sein, Ivay (luä), leicht sein,
ca (schicken), säen (übereinstimmen), taik (würdig sein), na
(bleiben), ap (passend sein), tat (wissen), myah (viel sein),
nih (wenig sein).
Der Causativ wird durch die Zufügung von ca (schicken)
gebildet, wie pru-ca-si (ich lasse thun oder ich veranlasse zu
thun). Die Partikel ceim (ci-an) fügt sich dem Futurum-
zeichen zu (als causativ), pru-ceim-mi, ich würde thun lassen
(ebenso der Infin. caus.).
Di's racineü actives poiir devenir passives ou neutre cliangeiit fit-ciiiem.
nient leiir initiale aspiree en une iion-aspiree (et rinsertion d'iiii li reinplace
l'aspiratioii poiir les consonnes, qui n'ont pas d'aspirees, qiii leiir lepoiideiU,
c'est-a-dire poiir les nasales et les tlenii-voyelles). Oiitre les nioditicatioiis
en actifs, passifs oii neutrcs les racines aspirees et non-aspirees se distins^iicnt
aiissi quelquefüis par d'autres moditieations de signification, laiidis qiie au
contraire, quelques-unes d'entre elles ont le meme sens. — Dieser Uebergang
der aetiven Wurzeln in passivische oder neutrale (intransitive Wrha als
transitive) ist ein häufiger,
kya, fallen,
kya, werfen (fällen), kya-ya-sie (zu Fall kommen),
pyek, zerstört sein,
pyek, zerstören,
pri, beendet sein,
^jri, beenden,
krauk, fürchten, krauk-priet-sie (erschreckt sein) mit priet (sein),
krank, erschrecken (khyauk), khrauk-ya-sie (erschreckt sein) mit ya oder ra
(erlangen),
Iwat, frei sein,
Iwat, befreien,
neip, bedrückt sein,
hneip, bedrücken.
Lvut-zae-sie (befreien) entspricht fvon Ivut-sie oder frei sein) dem lilvut-
sie (frei machen). Als Precativ gibt zae den Sinn euphonischer Affixe, wie
phiet-pa-zae, lass es drum sein.
7iyat-si, niedergebogen sein,
Imyat-si, niedergebeugt sein (beugen und biegen),
kya, verschieden sein (getrennt sein),
kya, verschieden machen (trennen),
kvren, zurückbleiben,
kvren, zurücklassen,
na, vertheilt sein,
hna, vertheilen,
Das Birmanische. 133
zut, zerrissen sein,
ziit, zerreissen,
nit, versunken sein,
liiiit, versinken,
liit, zittern (sich schütteln),
hlut, schütteln.
Durch Affigiriing von za (verursachen) kann aus jedem iutransitiven Ver-
bum ein transitives Vcrbum gebildet werden (zae oder Befehl):
si, wissen,
si-za, wissen lassen (unterrichten),
nieim, ruhig sein,
nieim-za, beruhigen,
san-rhin, rein sein,
san-rhin-za, reinigen,
caka-pyau, reden,
caka-pyau-za, reden machen.
Audi khan tritt ein:
cit (fechten), cit-khan (angegriffen werden), gat (fächern), gat-khan (gefächert
werden),
].yet-ya-sie (belebt sein) von ya (erlangen) oder ra.
Lyak (liet^) und lilyan (hlien) haben participialische Be-
deutung, als er ging (gehend) oder: obgleich er ging, (indem)
ass er, ,,Obwol" wird bestimmt durch sau'-län ausgedrückt.
Na sva hlyan bedeutet ,, sollte ich gehen", na svä pri hlyan,
sollte ich gegangen sein, während der darin implicirte Futur-
begrifi' bei lyak (liet) wegfällt, na ahma atein pvn lyak, wenn
er meinen Befehlen gemäss handelt (meiner Befehle Mass thun
wenn). Pru-lyak bezeichnet ein verlängertes (ausgezogenes)
thun (thuun) und kann, je nach den Nebensätzen, als ,, während
er thut" oder „nachdem er gethau" (als thuend oder gethan
habend) wiedergegeben werden. Hlyan, während (svä hlyan,
gehend), unterscheidet sich von dem Sinn der Vergangenheit
in hlyan (svä hlyan, gegangen seiend), das zugleich das Be-
dingte ausdrücken mag (wenn er geht oder ging). Su sva
pri hlin, sollte er gegangen sein.
Lyak (lyet) als Affix der Dauer, tayauk ti ne lyet di, er bleibt
gewöhnlich.
') Liet (liek) ist licken oder lecken (onomatopoetisch), an dessen Stelle
im Englischen (aus dem Lateinischen) suck getreten ist, gleichfalls die
Lippenstellung bezeichnend, während die ursprüngliche noch dem Flüssigen
(liquid und liquidus) verblieb.
]34 Zweites Kapitel.
lyak (lyet), nU Affix der Bedingung, na svä hnein lyet, wenn
ich gehen könnte,
„ „ „ „ der Vergangenlicit, svä-lyet, nachdem er
o,'e<Tani>;en war.
Ann bezeichnet „dass" oder „um zu" (erfüllen), se-aun-
svä-si, er ging, sodass er starb (um zu sterben), das Sterben
ausführend, ging er.
Die Zufügung von ra zum Futurzeichen bezeichnet meist
eine Nothwendigkeit, wie svä-ra-mi kraiin ko ma si, ich weiss
nicht, w^arum ich gehen sollte (den Grund des Gehenmüssens),
Gehen-müssen-werdens Grund (causam im Accusativ) nicht
wissen (ich). Kraun aus kraün (von akraun oder Ursache)
abgeschwächt, nimmt die Bedeutung „weil" an. Vergangen-
heit bezeichnet pru-kae-si, er hat soeben gemacht.
Durch Zusatz von pri (vollendet) zu den fünf Arten des
Perfectums und zur einfachen A\ urzel werden neun i\.rten des
Plusquamperfectums gebildet. Auch werden die Partikeln hnan
und lan zwischen der Wurzel und pri eingeschoben (sva- oder
hnan-pri oder sva-lan-pri), Avie sie mit mi das Futurum ex-
actum bilden (svä hnan-man (mi) oder svä lan-mi, er wird
gegangen sein).
Die Partikel rwe bildet mit dem Präsens und Perfectum
participialische Formen, wie tain rwe-re-si, sitzend schrieb er.
Ln bezeichnet ein nahes Futurum, wie svä lu ni pr|, auf dem
Punkt sein, zu gehen.
Um das Gerundium, den Infinitiv oder das Supinum aus-
zudrücken, verbindet man hna (als Dativzeichen) mit dem
Futurum (an) und der conjunctiven Partikel sau, wie pru-an-
sau-hna, um zu machen (saen-an-sau-hna, um zu lernen), oder
lässt alo (Wunsch) folgen, wie pru-si-alo-hna (zum Thuens
Wunsch), auch pru-lo-hna. Ferner dienen die Postpositionen
kraim und hpö für „zu" (pru-kraün oder pru-hpö, zu thun).
Ohne weitere Bezeichnung kann das Verbum zum Ausdruck
des Infinitivs und Gerundiums unmittelbar verbunden werden,
piu-ra-mi kraun ko ma si (faciendi rationem nescio, im Ge-
nitivverhältniss). Die Affixe hlyan und lyak bedingen eine
conjunctivische Zusammensetzung, wie pru hly:n,i, wenn ich
thäte. Das Affix aun (um zu) drückt den Conjmictiv und
Infinitiv aus, pru-aun (damit ich thue oder um zu thun), und
mit IM als zukünftig, ])i'u-ra-aun (um es einst zu thun oder
Das Biniiaiiiselie. 135
ilaniit ich erlange, es tliuii zu können). Das unbestimmte
Particip (Präsens oder Perfect) wird durch rwe bezeichnet
oder diu'ch die Ablativzeichen hma und ka, pru-hma (thuend,
gethan habend), svä-ka (gehend, im Gehen), auch mit Zufügung
von pri, um bestimmter die Vergangenheit auszudrücken, pru-
pri-hma (gethan habend). Das gegenwärtige Particip wird
durch kä präcisirt (in der Dauer), svä ka, gehend (während
des Gehens).
Das Affix (san) si (das Zeichen des Infinitiv ebenso wol
wie das des Nominativ) verwandelt Adjective in Verba, kaun-
si (gut sein). Die Bedeutung von si ist ,,dies", „hier", und
zunächst der auf dem Fleck eingeschlagene Pfosten, dort
fixirt. Es ertheilt also den Wörtern eine Kealität ihrer Be-
deutung, wodurch dieselbe als solche fortdauert, ohne weitere
Abhängigkeit. Das Gute, das sich in kaun mit verschiedenen
Worten adjectivisch verbinden kann, erhält durch si eine
selbständige Existenz im Gut-sein. Mit Pronomina verbunden
driickt si das Präsens aus, wie pri ^) (vollendet) das Perfectum
und an (Verwunderung oder noch zweifelnde Ungewissheit
einschlicssend) oder mi"-^) das' Futurum. Nur im Imperativ
(und zuweilen in der Negation) fehlen die Bestimmungspar-
tikeln (der Zeit), die sonst ans Ende des gesammten A^erbal-
ausdrucks treten (als si, pri, mi). In Abkürzung können zwei
Verba direct folgen, prau la si (statt prau mi la si), er kommt,
um zu reden, ähnlich wie: er hat es nicht thun dürfen, statt
„gedurft", er hat arbeiten helfen, statt „geholfen".
Zu den Affixen, die den Sinn von Präpositionen, Con-
^) The asseiitive afiixes of teuse, ca pri an man und latan, occasionally
lose their assertive power and become auxiliary to a continuative, participial
or siniply assertive affix, in which case pr| becomes pri (Judson) ; pr[ (past)
is sometimes future.
-) One of the affixes of the future tense is „man" (mi) pronounced,
and often fuund written „may", and whioh there is no doubt, is a dialectie
variety of „nia" to be without, bc cleticient in (Latter), a boy, that will be
good or is going to be good, is evidently not a good boy. — Tandis que
le verbe etre munque a plus d'un idiome, qui se contente de le sous-entendre,
les anciens Aryas possedaient deux racines distinctes, as et bhü, l'une pour
l'etre abstrait, et faisant fonetion de copule, l'autre pour l'etre concret, reel,
qui devient et snbsiste (Pietet). Aehnlich san (si) und prac (pyit) im
Birmanischen.
I^f) Zweites^ Kapitel.
jiiiu-tionen, Adverbien ausdrücken oder die als Interjeetionen.
als expletive und cuphonetisehe Partikeln gebraiulit werden,
gehören ebenso (in den monosyllabisehen Sprachen) die Affixe
oder Postpositionen der Verba und Substantiva als unter die
Indeclinabeln fallend.
Das Verbalaffix can (A"ersehicdeu sein, sich unterscheiden
von andern) gibt kri-can-kri-san , nur gross ist er (nichts
anders), durch sein Grosssein (als Merkmal) unterschieden,
ist er gross.
Das Verbalaffix tuin verbindet sich mit der Wurzel, um
tvan zuzufügen, si-tuin-tvan (während er war).
Das Verbalaffix nuii (als Hülfszeitwort row , genügen,
genug sein) bezeichnet „kaum", Ivat-ruiu-si-si, er ist kaum
(nur soeben) entschlüpft (il ne fait que d'echapper), und ähn-
lich liegt in „kaum" eine Zusammenziehung aus kommen, nach
der französischen Constructionsweise, il vient de.
Die Partikel ka wird verwandt in Wiederholuno-, um die
Bezeichnung zw^eier Sätze genauer zu bestimmen ({xsv-Ss), mra
a-praiii hnok (hneik) ka (auf der Erde freilich) sieht man —
(quidem), ra-tac hneik ka (im Wasser dagegen) sieht man
nicht — (autem).
Li] (lä) yauk tu tvan ta-yauk ka hla samä , ta yauk ka
gyup samä, tayauk ka kagra san, von diesen vier ist der eine
(zwar) ein Schiffer, der andere (aber) ein Schneider, der andere
ein Träger u. s. w. Das Affix anih (Aehnlichkeit oder Ueber-
einstinnnung bezeichnend) wird von der AVurzel ni hergeleitet.
Wird ein substantivisch gebrauchtes Verbum durch ili
einem mit ä beginnenden Substantiv verbunden, so tritt eine
Zusammenziehung ein, aus svä-si-j-a ka wird sva-ka (die
(rehenszeit oder Zeit zum Gehen), aus na-san-i-a ci ward na
ci (während des Bleibens oder die Bleibedauer), aus pyau-si-
i-aca wird pyau-ca (zum Sprechen beginnend oder der Rede
Beginn).
Gegenseitigkeit wird im Birmanischen ausgedrückt, indem
das Verbum im Plural mit dem Nominativ im Singular cor-
respondirt, als ta-youk go ta-youk twe kya byi, mit dem einen
der eine treft'en (trifft) sich (sie treffen sich einander).
Die Substantive zeigen sich als Participien im Birmanischen
durch ihre Nominalform mit san, dessen Zufügung übcrliaui)t
oft da'? Nomen bildet, denn si (san) vertritt „die Substantivirung
Das Birniaiiisclic. 1,')7
des Vcrbums" (s. Grimm) als Infinitiv und die Bezeichnung
des Veil)ums in seiner Grundform als Particip, das dann weiter
duieh Zufügung von bestimmenden Hülfszeitwörteru und der
jedesmaligen Personen unter Fortführung des si auch in der
Declination (also participialisch) conjugirt wird, während bei
der Declination die Form des Nominativ in den übrigen Casus
durch die für die letztern charakteristische ersetzt wird. Dem
Sinn der Sprachen selbst ist es freilich noch angemessener,
die indifferente Grundform des Nomen und Verbum (eines
Infinitivums in den Artikelsprachen oder participialischer Form
bei Flexionen) als das zuerst mit si gebildete Nomen ^) zu
verstehen, zu dem in verschiedene Beziehung gesetzt, der
Sprecher diese jedesmal durch einen neuen Casusfall ausdrückt
und also zu decliniren beginnt, während er dann, bei der
Nothwendigkeit, Verbalbeziehungen zu markiren, diese durch
Verbindungen von Pronomina und Ilülfswörtern neben der
unveränderten Hauptform abwandelt. Sind allmählich durch
den Sprachgebrauch gewisse Worte in fiist ausschliesslich
adjectivische Verwendung übergegangen, so bedürfen sie erst
das vorgesetzte a, um wieder zu einem Substantiv erhoben zu
werden. Pru (machen) wird als pru-si mit den Pronomina
verbunden (ich mache, du machst, er macht) und als pru-si-ko
(das Machen), pru-si-tuaen (im Machen) declinirt. Die Chi-
nesen bilden das Particip mit tsche.
Im Plural wird der Verbalwurzel kra (kya), kun oder
kya-kun zugefügt, wie na-to-sva-kya-si (svä-kun-si oder svä-
kya-kun-si), wir gehen.
Auf früher gebräuchlichen Dual könnte die Frageform
mit hnac (hnit) oder bcihnay deuten: In ba hnit rauk rhi si
la? wie viel Menschen sind da? oder Menschen, wie viel zwei
männliche (wie viel Paare) sind da? Ba bewahrt in der Frage
iiiit la (konnn) als Fragezeichen verbunden, (tamaii ca pri la,
Kochreis oder Gerichte, Essen vollendet? oder hast du Koch-
') In den Sahaptin-Sprachen kann fast jeder Redetheil durchconjugirt
worden: „Mann", ich bin ein Mann, du bist ein Mann u. s. w., „über", icb
bin darüber, du bist darüber, u. s. w. (s. Waitz). Die meisten der tata-
rischen Sprachen sind mit Conjunctionen explicite spärlich bedacht, aber
reich an Gerundien, die manche Conjunction virtuell enthalten und folglich
explicite entbehrlich machen (Schott).
X38 Zweites Kapitel.
reis gegessen?), seine Bedeutung des Masses (Meusehen Masse
paarweise ist?), und ebenso in der Bedeutung „ohne", her-
genommen von ba-taun (taun oder Elle), als die Seite des
Thicrs bezeichnend, die an Farbe von dem übrigen Körper
verschieden ist und deshalb nicht mit gemessen oder allein
gemessen wird. Ba-ron ist die vergoldete Franse am Kleide
oder das herum (im Umkreis oder ron) Gemessene.
Zur Deutlichkeit fügen die Birmanen ihren einsilbigen
Worten erklärende und bestimmende Synonyma hinzu und m
bilden zusammengesetzte Begriffe in Wortcompositionen, wie ^
wa-pan-ci-maiu-tuiii-pwa (vertheilen-unterscheiden, ordnen, aus-
breiten-verknüpfen -binden oder) ausfuhren (vollenden oder
machen), d. h. etwas thun, indem man verthcilt, unterscheidet,
ordnet, vergleicht, zusammenknüpft imd festbindet, was auch
nur durch ci-main ausgedrückt werden kann (im ersten Ftdle
durch ein prägnantes, alle Operationen markirendes Wort von
scciis Silben, wie z. B. aus-ein-ander-legen). Aehnlich wie
„sein" für sich existircn bedeutet, „haben" für sich besitzen,
während in ihrem Gebrauch als Hülfszeitwörter diese Be-
deutungen als solche sich abschwächen (wofür die Spanier die
doppelten Formen estar und sei-, haber und teuer bewahren),
so geht o (beginnen) als Ilülfszeitwort (uh oder onh) in die
Bedeutung von „mehr" über, pä-o-man, er wird mehr geben
(er gibt und beginnt von neuem zu geben).
Causative, desidcrative und ähnliche Verba werden durch
unmittelbare Aufnahme der hinzugefügten Bezeichnung in den
Körper des Verbum, durch Einschluss in denselben gebildet,
wie pru-lo-si (zu thun wünschen oder) thun-wünschen, pru
hnein si (thun können oder) thun-könuen, indem durch das an
das Ende gesetzte si beide einsilbige Worte eben zu einem
einzigen (zweisilbigen) verschmolzen w^erden, ähnlich wie die
Bedeutungen „ich würde", „ich möchte" in den Conditional-
oder Subjunctivformen der Flexionssprachen aufgegangen sind
und sich oft durch etymologische Analogie daraus wieder ab-
leiten und auf selbständige Verba zurückführen lassen.
Ma bezeichnet die Negation des Verbum (ma-pru, nicht
thun), auch mit Zusatz von bij, wie ma-svä-bü, er geht nicht
(ma-svä-ra-l>u, er soll nicht gehen), aucli ma-kaun-bu, nicht
gut (schlecht) sein, ma-tu-bü, nicht gleich (verschieden oder
ungleich) sein.
Das Biiiniiiiisilie. 139
In der Ivespectt'orni wird ina zwisi'lien tau und um gesetzt
(pru-tau-uia-nui, er thut nicht) oder luu wird (ohne tau) direct
der negativischen Wurzel verbunden (ma-prue-uui-rue). Auch
wird ma direct vor mu gestellt, um den Wunsch des im
Verbum Ausgedrückten zu uegiren, pru-an-sau-nha-ma-mu (er
wünscht nicht zu thun).
Die Affixe kan und ba stehen vor dem Präsens oder Per-
f'ect eines negativischen Verbum, um etwas vor der Handlung
Geschehenes zu bedeuten, wie ma-cä-kan svä-si, er ging vor
dem Essen (noch nicht gegessen habend, ging er), auch mit
Zuf 'i'igung von hneik, ma-cä-kaen-hneik, ohne gegessen zu haben
(in dem noch nicht gegessen haben), ebenso mit hmi, ma-cä-
hmi-svä-si (vor dem Essen ging er).
Die Negation bleibt inuner direct mit dem Verbum ver-
kni'ipft, sodass die bei unserm ohne, kein u. s. w. (wo sie im
Pronomen, in der Präposition u. s. w. ausgedrückt sind) oft
entstehenden Zweideutigkeiten einer doppelten Negation, die sich
unter bestimmten Fällen wieder aufheben würde, vermieden
M'erdcn. Abgesehen von möglichen Umschreibungen konmit
„ohne" ^) im Birmanischen immer zurück auf mai-mi (es gibt
nicht), „keiner" auf ma-shi-bi] (nicht da sein). Ba heisst ohne,
aber mit der Negation vor dem Verbum, Avie ma-cä-ba, ohne
zu essen (nicht essen draussen oder ausserhalb des Essens).
Die Wiederholung der Negation^) bu nach ma entspricht dem
französischen ne-pas. Diese Substantifs adverbiformes (wie
Nodier sie nennt) fehlten dem Altfranzösischen, wo non zur
Negation des Verbum genügte, und bildeten sich aus Substan-
tiven, point aus punctum (mie aus mica) wie je ne vois goutte,
je n'en ai (pas) trouve miette, u. s. w. Pas (passus) a du
etre employe primitivement pour les distances, les grandeurs,
cela n'est pas loin, pas grand, pour ,,d'un" pas „loin", „d'un"
pas „grand", ebenso brin (s. Ampere). In den venetianischen
^) Die Wurzel mae, fehlen oder nicht sein (ma-si), drückt eine Beraubung
oder einen Mangel aus. Lu-mae, ohne Menschen, a-zonh-mae, endlos. Nie-
mand wird ausgedrückt durch ha hmya ma, da i.st nicht einer (keiner) oder
was (ba?) viele (so viele als) nicht? Gibt's nicht einen? Keinen!
") Die deutsche Negation, früher vorangesetzt (n'ist statt nicht ist),
wurde verstärkt durch Wicht (n' Wicht oder nicht), wie auch sonst (nicht
ein Pfifferling).
140 Zweites Kapitel.
und milanesischen Dialekten des Italischen wird punto, mica
ähnlich verwandt, im Spanischen cosa. Bü bedeutet die ver-
schiedenen Kürbisarten 1) (billig wie Brombeeren). Wird also
Congruenz in der Erfindung grammatischer Verhältnisse, wie
sie bei der möglichen Mannichfaltigkeit derselben eine Sprach-
verwandtschaft beweisen sollte, verlangt, so findet sie sich
hier zwischen einer sog. asynthetischen und einer Flexions-
sprache. In avö'j oder (dorisch) olvic. ('v-ev) liegt das negative
Präfix a (av).
Eine beliebte Verstärkung der Negation bieten (bei Hart-
mann v. d. Aue, Wolfram, Gottfried u. s. w.) die Wörter
Brot und Ei, welche die allergewöhnlichsten Lebensmittel be-
zeichnen (s. Zingerle). Später trat bei Negationen das be-
schränktere ein Bissen Brotes, endlich das verblasste Bissen
oder Brösel, ein (als bischen). Reste haben sich in den
sprichwörtlichen Redensarten erhalten: Es ist nicht ein faules
Ei werth, und: Man gibt nicht viel Geldes um ein Ei. Um
ein Ei und Butterbrot weggeben. Flaum oder Feder ver-
wendeten auch die Lateiner (flocci facere, pendere, acstimare)
und so das bei mittelhochdeutschen Schriftstellern häufige
Haar (ne pili quidem facere oder kein Haar achten), noch
jetzt in der Volks- und Schriftsprache erhalten (von den
Siamesen in demüthiger Anrede gebraucht). Kleine Münzen
(Pfennig, Heller) steigern die Verneinung, wie non assis facis
(Catull.). Weit verbreitet und uralt ist die Verstärkung der
Negation durch wiht (enwiht oder unwiht) oder (bei Ulfilas)
vaihts, auch mit niht verbunden (ez ist niht ein wiht); der-
artige Negationen drängten sich erst gegen Ende des 12. Jahr-
hunderts vor, frühern Dichtungen waren sie beinahe unbekannt.
Am zahlreichsten begegnen sie bei den höfischen Dichtern (s.
Zingerle). Bei den deutschen Dichtern des 13. Jahrhunderts
kommen viele Versuche vor, den verneinenden Ausdruck des
Satzes durch ein zugefügtes Bild zu heben (s. Grimm).
Ba bezeichnet die linke Seite (im Gegensatz zu nya),
ba-taun ist die in Farbe von dem übrigen Körper diflferirende
') „Die Einheit genu-iiier, wertliloser Naturalien und Speisen benutzten
die Diehter des Mittelalters mit Vorliclie, um den verneinenden Ausdruek
des Satzes zu verstärken", so Beere, Buline, Wicke, Kichererbse, Nuss,
Spi-en, Spelt, Stroh ii. s. w. (s. Zingerle).
Das Birmanische. 141
Seite des Thieres (also beim Fell nicht mitgemessen,
als die Ba-Elle oder taun iiud demnach ohne),
ha-rain (von) ist die vergoldete Borde eines Gewandes (das
herum Gemessene, ohne das Gewand),
ma cä ha svä-san (si) (er ging ohne zn essen), die Nichtessens
Zeit durchmessen habend, ging er,
ma-cä-ba hneik (sva si), im Durchmessen der Nichtessens Zeit
(ging er),
ba ra (ya) rhi (shi) si li (ba laii oder li), was ist es? (was
Ding ist da, he?), links Ding ist da, so oder so (li,
ändern oder wechseln), d. h. ein zu der (in verschie-
dener Hinsicht Aussergewöhnliches, als Un-Kechtes
inid Nicht-Gemessenes, einschliessenden) ba-Klasse ge-
höriges Ding (ein ba-Ding) ist da (vor mir), wie sind
die veränderlichen Unterschiede darin aufzufassen?
Ba-Ding ist da, wechselnd (schillernd vor den Augen).
Jetzt bestimme, welche unter den immer nicht fassbaren
und verständlichen Aenderungen darin die richtige
ist (also mit welchem Namen das Ding zu bezeichnen).
Ba SU ma rhi (niemand ist da), Persönlichkeit (su oder er)
ist nicht (da).
Nicht nur ist keine der unter bestimmtem Namen
bekannten Persönlichkeiten da, sondern selbst keine
ba-Person (keine andere Persönlichkeit, die in die
unbestimmte Ija-Klassc des Ungenannten und Beson-
dern fallen könnte). Von allen fraglichen Persön-
lichkeiten (von allen Persönlichkeiten, nach denen
man überhaupt, auch ohne sie zu kennen, fragen könnte,
selbst von ihnen) ist niemand da (ba su mya ma
rhi pa).
Mi-si-su-ma-rhi (das ist niemand), benannte Persönlichkeit ist
nicht da.
Eine Persönlichkeit, die (bestimmt oder unbestimmt)
benannt werden könnte, ist nicht da (es ist überhaupt
keine Persönlichkeit da oder niemand).
Lu ba hnit yauk rhi si la (wieviel Menschen sind da), Men-
schen, in wie viel Paaren, sind sie da oder Menschen in
den zur (unbestimmten) ba-Klasse gehörigen Paaren
sind da, kommend (und gehend), wie viele also gerade
]^42 Zweites Kapitel.
in diesem Augenblick (aus dem steten Wechsel des
Kommens und Gehens herausgenonnnen).
Ta yauk hmya ma shi (ihi), ein einziger (oder niemand) ist
nicht (kein einziger); der einzige der vielen nicht ist.
Ba hnit, wie viel (wie viel zwei).
Sarek sih ba hnit Ion, wie viel Mangoes, indem immer in
Paaren (doppeltweise als rascher wie sonst bei Dreiern
oder Zehnern) gezählt wird.
Man sieht Dinge vor sich, die zu der (hier in Be-
zug auf ihre Zahl) unbestimmten ba-Klasse gehören,
und iiberblickt sogleich, dass es mehr als zwei sind,
also wie viele?
Die Fragepartikel (hin) lie (auch als „wenn" in conditio-
nalcn Scätzen) drückt den Wechsel oder eine Aenderung aus,
indem die Frage den Zweifel einschliesst, ob es so oder so
sei (auch gewöhnlich mit der Negation wiederholt). Con-
tinuation der Handlung wird durch lief (indem oder wenn sie
das thun) ausgedriickt, wogegen hlin den Abschluss bezeichnet,
wenn er geht oder nachdem er gegangen ist.
Die Kategorien, die (in Zusammenfassung miteinander-
gehöriger Dinge unter einem Gesanuntbegriflf) im Birmanischen
durch die Klassenwörter, die Judson Numeral adjectives, Lattcr
Numcral generic affixes, Jones (im Siamesischen) Numeral
afiixes und Pallegoix Numeralia nennt, gebildet werden (bei
Verbindung der Substantive mit Zahlworten), entsprechen
gleichsam den in chinesischer Schriftsprache fixirten. In den
Verbindungen verlieren diese Klassenwörter das sie zum Sub-
stantiv constituirende a oder ersetzen es vielmehr durch die
zugefiigten Zahlwörter, aus a-kaun wird kann (myauk-takoun,
ein Afl'e), aus a-kyap (die Fläche) wird kyap oder das Flache,
prä (pya) kyauk kyap oder sechs Matten, aus a-ci, das Ge-
rittene (wobei die Verbalendung si (san) in ci oder reiten
schon fehlt) wird ci mrän (myin) hnac (hnit) ci oder zwei
Pferde,
Als Klassenwort 1) verwenden die Malaien im Zählen
') Tlic miiiu»rals in Burmese cliaiige accordiiig to tlie dliject iiunibiMod
(s. M. Miillei). Im Kaccliari tlieso dctcrniinative syllables are prefixed. Wlicii
munerals are applied to human beiiigy, the particle «a is pretixed to tlie
Das Birmanische. 143
orang (Mensch) für Personen, ekor (Schwanz) für Thiere,
saekor (ein Schwanz) kerra (Afie) oder ein Afie, kuda iin»a
ekor, Pferd, fünf Schwänze oder fünf Pferdeschwänze (Pferde-
köpfe), als Stücke Vieh.
Der ordnende Verstand will sich nicht blos bei der Spe-
cialangabe dieses oder jenes Thiers beruhigen, er will es auch
als Thier im allgemeinen charakterisiren, wie denn in den
ägyptischen Hieroglyphen neben den Namen von Vierfüsslern
ein Ochsenfell, woran noch der Schwanz (oder in hieratischen
Schriften die Pfote) sitzt, neben andern Dingen anderes als ihr
Determinativum gestellt zu werden pflegt (Pott).
numerals, when applied to the utln-r animals iiiä, to inanimate objects tliai,
to trees phang, to articles enumerated by pieces gang. In Mihir the word
bang is prefixed, when individuals are enumerated, jon when inferior
animals, hong and pap when inanimate objeets (long being added to all
Dhunial numerals, sh and shi at the end of the Limbu immerals, zho in
Chepang). In Miri ko is affixed and a prefixed, the Shendus prefix me, tiie
Gyarung ka, the Manyak affix bi, the Gyami ku.
Aufgezählten Früchten wird luk im Siamesischen, buwah im Malaiischen
„ Bäumen ,, ton „ ,, batang „ ,,
pin im Birmanischen
„ Körnern „ met „ „ butir im Malaiischen
,, Kleidern „ sanirab „ ,, kayu ,, „
thih im Birmanischen, phün im Khaniti
„ Ringen ,, vong im Siamesischen, bantak im Malaiischen,
kvin im Birmanischen
„ Papieren ,, phab „ „ bai im Khamti, keping
im Malaiischen zugesetzt.
Ei numeral tieno variedad de terminaciones ö particulas, segun al sustantivo
ä que se aplica (en eV Quiche). La Terminacion
pob sirs-e para contar periodos, discursos 6 palabras,
rabah „ „ „ hileras
qulah „ „ „ pares
tzuh „ „ „ gotas (s. Pimentel).
Die Sklaven wurden im Mittelalter nach Häuptern gezählt (wovon Mann-
haupt). — In the middle of a sentence, a number is expressed by a peri-
phrasis, by means of the verb be (from ukie-ba, to be) with its prefixed
pronoun followed by the numeral with the proper personal inflex (Colenso)
in der Zulu-Sprache. Auch das Mexicanische bedient sich der Klassen-
wörter, wie hinterindisohe (nebst chinesischen) mad malaiischen Sprachen.
— La langue nahuatl ou mexicaine avait diverses terminaisons pour enoncer
les nombres joints aux noms de personnes, d'animaux et de certains objets.
Ainsi l'on disait, ce calli, une maison, centetl xochiqualli, un fruit, cempoal
xiuitl (pour cempoalli xiuitl) vingt ans, centecpantli tlaca, vingt personnes,
cemipilli pctlatl, vingt nattes, etc. (Simeon).
^44 Zweites Kapitel.
Biiwali (Frucht) steht auch (ausser pisaug lima buwah
oder fünf Bananenfrüchte) bei Stadt (negeri sabuwah, Stadt,
eine Fruclit), bidschi (Samenkorn) bezeichnet das Runde (nieta
sabidschi, ein Auge), keping (Kupfermünze) bezeichnet das
PLatte (kartas sa keping, ein Bhitt Papier), batu (Stein) be-
zeichnet das Harte (gigi duwa batu, zwei Zähne).
Für die Fälle, wo nach Verschiedenheit der gezählten
Gegenstände, als z. B. für Belebtes, Unbelebtes, Tage, Ellen- -
niass, Fische, andere oder doch modificirte Zahlwörter gewählt
werden, erinnert Pott an die häufige Unterscheidung von
Collectivnamen, z. B. je nach verschiedenen Thierarten, wie
Flucht Tauben, Kette Hühner, Rudel Wildpret u. s. w.
Die chinesischen Klassenwörter ^) zählen di(^ Stücke der
Heerde als teu (Kopf), der Hausthiere als tse (Kuh), wie in
Tahiti das Schwein zum Repräsentanten der übrigen Avurde,
die Fische als Schweif (wei), die Feuergewehre als Oeftuungen
(men), die Beamten als Kleinodien (yuan), die Bündel als
Messer (tao), Papier, Biüef u. s. w., runde Dinge als thuau.
Wie lima (Hand) für fünf oder (im Sanskrit) rischi (die
Heiligen) für sieben, anga (die Hülfswisseuschaften) für sechs,
verwendet man im Schwarzwald (nach Auerbach) ein gotzig's
mal fi'ir ein einziges mal, von Gott, dem Einzigen.
Wenn es sich bei einem Handel um 11 oder 11% Zoll
handelte, so konnte der Verkäufer sagen, mache den Fuss (wie
bei 99 das Hmidert) voll und gib volles Mass (von 12 Zoll),
und ein solches Scherzwort, das in einer fixirten S|)rache dann
nach einmaliger W irkung verhallt (als geflügeltes Wort), kann
beim Naturvolk, wenn aus dem Munde eines Angesehenen
(der zu schmeicheln ist oder verehrt wird) kommend, zu einem
') La maniere de compter on usage au Japon est tres-eoiiipliquce,
puisqu'il y a des nunierales puur disliiigiicr toiites les clioses (Laiuli esse). —
Gosiit'ha oder Kuhstall wird iui Sanskrit als Thierwolinung überhaupt ge-
braucht, aswa-goshtlia (Pferdestali), auch go-goshtha in Verduppeliiui;- (K)ih-
stall). ,, l'^i" Compositiini kann leiehl wieder gewiss-erniasseii als Sini]ilex
dienen, z. D. in Öchnuilz-liulterbrot" (Pott); so loup-garou (lupus-ganil[ilnis
oder Werwolt- Wolf), eorniarant aus lat. eurvus und bret. nior-oran (Seerabe),
boroslyan-ko (Bernstein) im Ungarischen. ,, Gerade bei froiiidher aufgenom-
menen Worten ist die Saehe am begreiflichsten, z. B. romanisch rul-af sui
(das erste Wort persisch, das zweite türkisch). Kosenwasser." — AHer h
cheval sur un ane.
Das Birmanische. 145
stehenden Passwort werden und sich forterben, unter raschem
Vergessen seiner scherzweisen und zufälligen Entstehung.
In den meisten Sprachen haben die gebräuchlichsten Prä-
positionen ihre Anknüpfung an substantivische Beziehungen
verloren, doch tritt dieselbe mitunter noch hervor. Auf (upon)
wird durch die Verbindung apau (Höhe oder Gipfel) mit dem
Hauptwort ausgedrückt, unter Abwerfung des das Nomen
constituirenden a (pau). Aim-pau-hma ist: auf dem Hause
(worin die im Deutschen häufige Verwirrung von auf und
ofien nicht vorkommen könnte), und ausführlicher mit dem
Genitivzeichen i (Besitz anzeigend), als aim-i-apo-hma, des
Hauses Gipfel in (in des Hauses Ilochtheil). Hma bedeutet
nämlich das In-Sein, wie aim-hma-shi-si (im Hause sein), und
könnte keine andere Bedeutung haben, da es den Begriff des
Motificirens und Bestimmens oder Fixirens einschliesst (hma als
festsetzen oder befehlen im verbalischen Gebrauch). I-lu-to-
ma, unter (in) diesen Leuten (ist der eine gut, der andere
schlecht). Treten andere Beziehungen zur Höhe ein, so wird
apau verschiedentlich verbunden, wie taun-pau-so-tet-i, er be-
steigt den Hügel oder des Hügels (iripfel zu (entgegen) steigt
er. In „so" liegt die dativische (und, soweit dahin ausgedrückt,
accusativische) Richtung des hinzu , und drückt mit Verben
verbunden das Futurische aus, wie hnia (pyo hma oder im
Sprechen) das Präsens und die Dauer, sva-hma-pyau-si, wäh-
rend sie gingen, sprachen sie (wogegen svä-ga-pyau-si, gehend
sprachen sie). Das Futurische von so liegt in so, etwas (für
künftigen Gebrauch) aufheben. Als auf etwas Gerichtetes
tritt so in Vergleichungen so-sau-su, ein Mann, wie dieser,
oder dem so seienden (Mann) ein Begleiter er, indem die
zwischengeschobene Partikel sau ein Gefährte ausdrückt, wie
sö-sau-su, ein Mensch, der stiehlt (dem Stehlen-Begleiter-
Mensch oder er gleich ein Dieb). La-so-lu, der kommende
Mensch oder welcher kommt (dagegen lu-la-si, der Mensch
kommt). Mit ra (ya) (Ding oder Sache) oder aya, das Sub-
stantive bildet (cä-ya, Essenssache oder Essen, tein-ya, Sitzens-
sache oder Sitz), nimmt so die Bedeutung ,,so" (so-ya) an,
wie so-ya-tvin, da dies so ist (oder in dem So-Sein), wobei
der Begriff des auf das Vergleichen Hingerichteten einge-
schlossen bleibt.
Bastian, Studien, 10
146 Zweites Kapitel.
Aon (in) ta so kya pri, er fiel in den Teich (er fiel zu der
Innenseite des Teiches) mit ta (innerhalb),
cara-hnan (hnin) amyä-tat si, so viel wissen als der Lehrer
(das mit dem Lehrer viele wissen, was vieles mit dem
Lehrer sich findet oder dem Lehrer eignet, wissen),
aim-patlon, um das Haus oder das Haus (eim) rund (Ion)
umwunden (pat),
kala-patlon, während der Zeit (die Zeit rund durchwunden),
aim-tein aun, bis zum Haus oder Haus (eim) ankommen (tein)
völlig (aun),
pran (pri) -tein tein, durch das Land oder das Land kommen
und kommen (hin und wieder durch das Land).
Frau (pyau) -hma (im Sprechen), während er spricht,
pyau-hma (vom Sprechen), nachdem er sprach,
apa prac (pyit) san (si) hnin (weil er sein Vater war), mit (iniiii) dem
Vater sein.
Hlan (hli), wandern und svä, gehen,
hlie (wenden) und sva (gehen) bilden hli-sva (hli rwe svä) oder wandern,
up (uk) , bedecken und mie (ra oder erlangen) bilden uk-niie (nk-ra): auf
greifen,
hlup (hluk), schütteln und san (tönen) bilden hluk-sau (klingeln),
kya (hören) und pyau (sprechen) bilden krä-pyau (berichten), kra-prau,
prkn (ausbreiten) und khya (werfen) bilden pran-kya (auswerfen),
cva (ziehen) und tin (stellen) bilden eva-tan (landen),
pum (Muster) und noik (hämmern) bilden puin not (noik), drucken,
pra (zeigen) und pe (geben) bilden pya (pra) pe (anzeigen).
A-sak-pat-aluiii, während des Lebens (die Lebensdauer),
rauk-si-tein-aun, bis zur Ankunft,
cakä hnan ani , den Worten gemäss.
Prii-kuaen, Berechtigung zu thun (kuaen oder Autorität),
8vä-kuaen, Erlaubniss zum Sprechen (Redefreiheit, die nicht genommen,
sondern durch Autorität gegeben ist). ■
Hohen Personen wird bu-raen (Häuptling), kae (auszeichnen) und krih
(gross) zugefügt:
saen-bu-raen, der höchste Herr (König),
cit-bu-raen, der Befehlshaber des Heeres,
eit-kae, General,
cah-tau-kae, der Oberst der königlichen Kirche,
maen-kri, Gouverneur,
su-kri, Häuptling,
ö-su-kri, der Häuptling über die Töpfe (der Ob^rkocb),
saen-bau-su-kri , Kapitän (des saen-bau oder Schiffs),
su-kri, ein Grosser.
Vorgestellt substantivisch in dem Begriff des folgenden Wortes :
su-kauii, ein Rechtschaffeuer (Guter) oder Biederer (lu-kaun, ein Biederniauii),
Das Birmanische. 147
su-kö, ein Dieb (wogegen ko-si-su weniger als den professionellen Dieb,
einen Diebischen oder Stehlenden bezeichnen würde).
Mit myo (amyo oder Rasse) bildet sich die Gesohlechtsabstaminung:
man (min) kr_ myö, von königlichem Geschlecht,
ta-rop-myö, Chinese,
ponna-myö, ein Brahmanenkind,
lu kri myu, ein Spross aus edler Familie (Adelsspross).
Aehnlich sa (Sohn) oder sami (Tochter):
pran (pyi) sä, Landessohn (Einwohner des Landes),
mrö-sä, Bürger,
a-myo-sä, Stammesgenosse, a-myoh-sami, Stammesgeuossin.
Auch rö oder Knochen (Sekte oder Gewohnheit):
nän-rü, aus der Herkunft des Palastes (ein Haremssnhn), ebenso nun oder
Keim (nan-nun, aus dem Palast) und Ija oder Reihe (nän-lia, aus
dem Palast).
Die Partikeln ka-so oder sa-buaej (gleich oder ähnlich) verbinden siuh
mit Substantiven, die dann kein anderes Caaiszeichen bewahren, sodass sie
gleichsam als Comparativ-Casus agiren:
mre-ka-so, wie die Erde,
si-ka-so, so (wie dieser, wie dieses),
ta-lainh-sa-buaej (wie ein Peguer).
Ebenso bei Verben (als sa-kae-so) :
re-sa-kae-so (gleichwie beim Schreiben).
Dann ga-man:
svah-ga-man, dem Gehen ähnlich.
Die Aftixe nah-uiha (nih-mha) bedeulrn die Nähe, nauk-hma, dahinter
pa-hma, draussen :
aim-nih-hma, bei dem Hause,
aim-nauk-hma, hinter dem Hause,
aim-pa-hma, ausser dem Hause.
Po bezeichnet für oder wegen:
aim-po, für das Haus,
lu-po, des Mannes wegen.
Se bezeichnet vorn (se-hma):
aim-se-hma, vor dem Hause.
Lhjauk oder sauk bezeichnet über, nach :
tanta sauk la si, ich ging über die Brücke,
rom sauk la pa si, ich komme zum Gerichtshof.
Das Verbalaflix kaen verbindet sich mit dem Perfect oder Futur der
Verba. um etwas Vorheriges zu bezeichnen :
svä-kaen-pri, er war früher gegangen als,
sva-kaen-mi, er wird früher gehen als.
Tain-tain bezeichnet während, hindurch ftein):
pri-tain-tain, durch das Land hindurch,
kala-tain-taiu, während der Zeitdauer.
Tain-aun bezeichnet bis zu :
aim-tain-aun, bis zum Hause,
10*
J^48 Zweites Kapitel.
to kala-tain-aun, bis zu dieser Zeit.
A-tain bezeichnet gemäss :
co-si-a-tain, nach dem, was er sagt,
krahtain, nach dem, was man hört.
Ba-nanh bezeichnet fast:
kje-kjumh-ba-nanh, fast vernichtet.
Lum (Ion) bezeichnet gänzlich, mit vorgesetztem ta (ganz hindurch):
ta-lhouk-lonh, die ganze Länge hindurch (vom Anfang bis zum Ende) oder
das Eine Lange ganz.
Ebenso Ija:
ta-sak-lja, während des Lebens,
krauk-buaej, schrecklich |
kjit-buaej, lieblich . mit dem Aftix buuej,
zah-buaej, essbar J
krauk-kha-manh, sclireckli(-li,
kjit-kha-manli, lieblich,
saek-kha-manh, schändlich.
Pru-sa mhja, alles Geschehene,
a-zau, gewärtig (zau oder gewärtigen),
kaun-zua, wol,
naek-naek, tief,
a-ra-ra, zti verschiedenen Gegenständen gehörig,
a-pri-pri, von Land zu Land,
praun-praun, aufrecht,
mae-mae-sae-sae, dunkel,
kja-kja, mit grossem Lärm,
ka-si-ka-si, plötzlich,
a-panh-ta-krih, unermüdlich,
a-kraun-krauii, verschiedentlich,
kaen-kaen, roth,
rup-rup, rasch,
taen-taen, sichtbar,
a-_b-nan, wer?
to kala, alsdann,
pru-si-aka, damals (zur Zeit des Handelns), ■
ne-kaik, während des Bleibens, I
za-zin, während des Essens,
svä-ka, Zeit zum Gehen,
ne-a-bo-tuaen, zur Tageszeit,
nauk-a-bo, nachdem,
sanh-kaun-jan, Mitternacht.
On forme (en barmane) des adjiutifs, mais principalement des adverbes
en mettant devant ou apres un ailjectif simple, un son iniitatif, depourvu
du sens (Schleiermacher):
kan-lan, quer (kan, quersclineiden),
pah-rah, flatternd (pah, flattern),
kah-jah, weit (kah, ausbreiten).
Das Birmanische. 149
Quelriues adverbes sont, fornies d'uue reunioa des syllables vides de
scns ke-ke-ka-ka, betrügerisch, ki-ri-ki-ri, weidend.
In weitern Zusammensetzungen :
nä-pi, Salztisch,
kauk-capa, Reispflanze,
salae-capa, Meerespflanze,
cä-kru, Vielesser oder a-cä-cä-kru (Fresser) als Intensiv.,
re-sauk-su, Wasserlrinker,
mjaek-cä-tirizzan, grasfressendes Thier,
man (min) kri , Grossfürst (König),
lu-pjaek-ce, Menschen tödtende Medicin (Gift von vergeben, während io; im
Griechischen auf den abgeschossenen Pfeil lappischer Zauberer
deutet),
min-pe-sau-uzza, dem König gegebene (königliche) Sachen,
min-cap-sau-akun, dem König zu zahlende (zahlbare) Abgaben oder Königs-
geld (Staatsabgaben, worin das dem Staat oder Könige Abzu-
gebende ausgedrückt ist, durch Aneinanderreihung der Worte ohne
Casusbezeichnung, wie im Birmanischen das „Königs-zahl-Steuer"
besagt oder Staatssteuer),
cit-paeu-kja-san-asi, vom Baum gefallene Frucht (Baum-Fall-Frucht),
kaun-haen-waej-pran-sau-nhaek, in der Luft wohnende (Luftbewohner) Vögel,
mjaek-praen-saen-san-tirizzan, vom Gras lebende Thiere (Herbivoren),
kna-tamän, der Reis des Hundes (Hundereis), wie Kinderbrei statt der Brei
des Kindes,
saen-bur-aen-caen, der Elefant des Königs (Königs-Elefant),
na-pa-sau-eindre ko-saun-su, der die fünf Leidenschaften Bezwingende,
son-pa-sau-lauka-si-puzau-ap-sau, der durch die drei Welten Verehrte.
Alle solche Zusammensetzungen bilden in dieser vermeint-
lich monosyllaben Sprache ebenso gut ein abgeschlossenes Wort
für sich, wie polysynthetische Zusammensetzungen, und wenn
trotzdem jedes einzelne Element seine partielle Bedeutung voll-
ständig neben der des Ganzen bewahrt, und also jeden Augen-
blick wieder eine Auflösung oder auch eine deutlichere Modifi-
cation möglich ist, so zeigt es sich als ein Vortheil, dass die
Compositionen eine doppelte Fähigkeit bewahren, da die in
den abgeschwächten leicht auftretenden Zweideutigkeiten oder
Unbestimmtheiten dadurch vermieden werden. Staatsabgaben
sind das, was dem Staat abzugeben ist, ob aber Staatsschuld
bedeute, was dem Staate geschuldet werde (wie Ehrenschuld,
das der Ehre oder aus Ehre Geschuldete) oder was der Staat
schulde, ist den mit der Sprache Vertrauten nur aus dem
conventioneilen Gebrauche bekannt und könnte einem Fremden
zweifelhaft sein, wogegen der Birmane für das gewöhnliche
] 50 Zweites Kapitel.
Leben in gleicher Weise das kurze Wort Staatssehuld i3ilden
könnte, wogegen er im Gespräch mit einem Fremden mit
derselben Leichtigkeit eine „dem Staat Geschnldetes'' bezeich-
nende Composition bilden würde, ohne dadurch im mindesten
den Fluss der Rede zu unterbrechen oder seinen AA^orten
irgendwie den Anstrich eines ausscrgewöhnlich Gesuchten zu
geben, da dem Geiste der Sprache nach das eine der Worte
sich ebenso rasch und natürlich bildet, wie das andere, und
es eben ganz im Griffe des Sprechers liegt, welches zu be-
nutzen sein mag, indem er in keiner AVeise durch stereotyp
gewordene Compositionen gefesselt ist, sondern sie eben be-
stündig selbst bildet. Die Zusammensetzungen selbst werden
im Birmanischen nicht minder einfach und leicht gebildet wie in
vielsilbigen Sprachen, der Unterschied bei den durch ver-
schiedene Stufen eines Unterschiede unkenntlich verwischenden
Mischjargons hindurchgegangenen Sprachen liegt nur darin,
dass bei manchen ihrer Zusammensetzungen die Partialbe-
deutung constituirender Theile verloren gegangen ist, und das
Wort daduix'h desto mehr als eine Einheit erscheint. Hierin
wäre indess (ausser bei Abstractionen, die unabhängig von den
Partialbegriffen ihrer Constituenten eine neue Bedeutung decken
sollen) nicht immer ein besonderer Vorzug zu sehen. Schläch-
terhaus zu sagen klingt affectirt, wenn Schlächterei im all-
gemeinen Gebrauch geläufig ist, aber in Schlächterei kann
auch der Begriff einer Niedermetzelung liegen, während der
Birmane einen solchen Doppelsinn immer schon von vornherein
vermeiden würde und ihn nie begehen könnte. Die Accente
si)id oft so unlöslich mit der Grundbedeutung eines einsilbigen
Wortes verwachsen, dass sie bewahrt werden müssen oder sie
treten in rasch gesprochenen Compositionen, bei denen der
Nachdruck stets auf dem letzten AVorte, als dem regierenden,
liegt, schon an sich zurück, zumal manche der Compositionen
eben gebildet sind, die trotz der Accentscheidungen bleibenden
Zweideutigkeiten zu vermindern.
Ausser den Zusammensetzungen Aehnliches oder Glei-
ches bedeutender Worte, um durch Synonyma den Sinn zu
verstärken oder zu modificiren (wie statt pan oder schaffen
/A raii-pan-zän), gehen andere Composita in eine neue AVort-
bedeutung ein, wie:
pru-pran-san, neu machen (machen und wiederholen),
Das Birmanische. 151
pru-hnein-san, vermögen (niachen und können),
prii-lo-san, machen und wünschen (möchte).
Der Optativ-Yocal sollte ursprünglich eine Verbalwurzel
irewesen sein, welche etwa das Wünschen oder das Gehen oder
etwas anderes bezeichne (s. Westphal).
pru-na-san. weitermachen (machen und bleiben),
|iru-lvya-san, leicht gemacht,
pru-gak-san, schwer gemacht,
pru-teik-san, machenswerth, u. s. w.
Mit pwya werden Adjective gebildet, wie mit bar im
Deutschen (oder lieh), als:
am-pwya (bvay), wunderbar,
krauk-pwya, furchtbar,
kyit-pwya, liebenswürdig,
caek-cot-pwya, abscheulich, ähnlich wie tschuka oder tschuke
im Mandschu (s. Schott).
An sich bedeutet pwya etwas Angemessenes, Geeignetes,
und so zunächst cä-pwya, essbar (zum Essen dienlich).
Fernere Adverbien bildet am (wundern), als:
aili li bvay, wunderbar oder wundernswerth (wundernd werth),
am gamän, wunderbar (als ob zu verwundern), fast wunder-
lich (auf Wunderbares gehend oder an das Wunder-
bare streifend),
indem li, sowol wie gamän zu den Partial- Affixen gehören;
gamän bedeutet etwas Aehnliches und Nahekommendes,
svä-gamän, gleichsam gehend (beinahe gehend),
und ebenso banän. matat.
Mit samä, ein Geübter oder ein Künstler, bilden sich die
JNamen der Handwerker und der Ausüber anderer Berufe als
Meister darin (wie Baumeister):
kyup-samä, Schneider (im Nähen Geübter oder Nähkünstler),
ce-samä, Arzt oder Medicinmann (Medicinkünstler, wie jetzt
Zahnkünstler sich gebildet hat),
hle-samä, Bootführer (Schiflfer),
hlän (hli) samä, Kutscher (waggoner),
lak (let) -samä, Tischler oder Handarbeiter (mit der Hand
oder lak Geübter).
Mit rhin (shin) drückt sich das Eigenthumsrecht aus:
rawe-rhin, Landherr (landlord),
152 Zweites Kapitel.
ciim-rhin (eim-sa-kaen), Hausherr,
mri-rhin, Gläubiger (der Meister oder Besitzer der Schuld).
Das Affix san (si) zeigt das Betreiben eines Gewerbes:
kraek-san, Geflügel Verkäufer,
mou-san, Bäcker,
kon-san, Kaufmann (kon oder Waaren),
cac-san, Soldat (zit, Krieg oder Heer),
ka-kre-san, Tänzer oder der in Tanzbewegungen (oder ka, wie
im ganzen Körper statthabend) der Füsse Geübte,
amu-san. Beansprucher (der ein Claim hat),
cä-po-san, der Koch oder der am Herd (Essensfeuer oder
zah-po) Beschäftigte.
Mit Ca (acä oder Nahrung) wird das Brotstudium (der
Ernährungszweig) bezeichnet :
si-si-cä, der von Früchten (vom Handel mit Früchten) Lebende,
ne-cä, der Tagegänger oder Botengänger (der vom Keisen
Lebende), als der Tagarbeiter (ne der Tag), den Tag
essend,
aka-ca, der von seinem Gehalt Lebende (ein Diener) als der
Lohn-Essende oder (gemiethete) Diener (Söldner oder
Lohndiener),
mri-cä, der Gläubiger (die Schuld essend).
Mit tau wird der königliche oder göttliche Charakter in
dem dazu Gehörigen abgedrückt:
su-tau, ein Religiöser,
wan-tau, Königseigenthum (königliche Sachen),
lu-tau, ein Mann des Königs (königlicher Beamter),
caen-tau, königlicher Elefant,
amhu-tau, eine Regierungssache (des Königs).
In der Aino-Sprache kommt (nach Davidow) in Zusammen-
setzungen guru vor in der allgemeinen Bedeutung als Mensch.
Durch Verbind img des Pronomens mit einem Verbum
(mittels si oder sau) wird (wie mit waller im Hindostanee oder
oft fellow im Englischen) eine lange Reihe von Worten ge-
bildet:
kan-si-su (kan-sai-su), der Empfänger (er, welcher empfängt),
pe-si-su, der (Tcber,
cö-si-sii, der Redner (zo-le-si-su, der Gesprochenhabende),
taun-!?i-su, der Bettler,
Das Biruianisclie. 153
tuun-limaik-ne-si-su, der Waldmann oder l'orestier (forest-fellow
oder forost-man, wie hillman),
pru le-si-su, der etwas gethan hat.
Aehnlich :
kaun-kan-hneik-pran-si-huaek, der in der Luft fliegende Vogel,
cä-le-si-kueh, der gefressen habende Hund (satt),
cö-lattan-si-cakah, die zu sprechenden Worte,
wun-caun-si-caeu, der Lasten tragende Elefant (Last-Elefant).
Das Birmanische bildet alle Gedankenverbindungen in
ein und derselben Weise, die man (weil sie zwischen beiden
steht) als Satz- oder als Wortcomposition betrachten mag, die
aber mehr der Abgeschlossenheit der letztern nahekommt,
während andere Sprachen für einige Verhältnisse zusammen-
gesetzte Worte gebildet haben (wie Packesel, Lastträger,
worin schon eine bestimmte Satzanschauung ausgedriickt liegt),
für den grossen Rest der übrigen aber Relativsätze (oder
adjectivische) bilden. Der Satz „das Sehen lehrt uns die
räumliche Lage der Dinge" würde im Lateinischen zu um-
schreiben sein, da visio (das Sehen als Gesicht) nicht den
Substantivbegriff des Infinitivs ausfüllt.
Im Mande: Fira-ro-suye, Wald ein Thier (Wald darin
seiendes Thier oder Waldseiendes Thier) oder Waldthier, koi
ro gene, See aus (in) Muschel (Seemuschel), indem die „be-
stimmende Substanz vor dem Bestimmten steht" (s. Steinthal).
Ti-caun-sau-su, Schirmträger (zäun oder besitzen),
akin-ko-caun-sau-su, der des Fürsten Angelegenheiten \'er-
sehende (der Beauftragte oder Bevollmächtigte, wobei
es zweifelhaft bleibt, ob ein Regierungs-Bevollmäch-
tigter, während das nur fünfsilbige Wort maenh-mhu-
zaun-sau-su inuner und bestimmt einen letztern aus-
drücken würde. Die Nebenbedeutungen, die in Be-
voUmächtigter eingeschlossen liegen, geben dem Wort
allerdings mitunter eine wünschenswerthe Präcision,
sind aber im andern Falle eher störend, wie sie z. B.
bei encrlischen Commissioners vor den übri^jen eines
Regierungsbeamten zurücktreten),
wan-khan-sau-su, der Bürgschaft Leistende (khan oder über-
nehmen) oder Bürge,
a-ma-khan-sau-su, der Einstehende oder sich Verbürgende,
154 Zweites Kapitel.
kan-wun-su, der zu übernehmen Bereitwillige (wun oder wagen),
wun-ko-khan-wun-su, der die Last zu iibernehraen
Wagende (Odin als Farma-Tyr).
amhu-ko-caun-taik-sau-su (zaun-taik-sau-su), der die Sache zu
übernehmen Fähige (taik oder würdig), competent,
akjoh-ko-ra-taik-su, der Belohnungswürdige,
tau-su (saen-su), ein Geeigneter (Fachmann).
Kaie (ein Junges oder klein) verbindet sich mit
In als lu-kale, ein Mann-Kind (Knabe).
mrin als mrin-kale, ein Pferde-Kind (Junges), ein Pony
(Füllen).
Put (Stäubchen) mit
taun (Hügel) als taun-put. Hügelchen.
Ca (aca oder Abbiss) mit
san ids san-ca, ein Stückchen Eisen oder ein Biss (bit) Eisen,
kyauk als kyauk-ca, ein Stückchen Stein.
Sa (asa, Nachkomme oder Spross) mit
rwa (Dorf) als rwa-sa, Dörfler (rwa-sami, eine Tochter des
Dorfs),
mro (Stadt) als niro-sa, Städter,
anga-sa, ein am Dienstag Geborener (Sohn des Dienstag).
Sie (asie, Eigenthümer) mit
lay (Feld) als lay-si, Ackersmann (Feldbauer),
ci-san (si), Oelmann,
prau-si, Sprecher (Wortinhaber).
Sama (Künstler) mit
ce-sama, Arzt (Heilkünstler).
Khrin (akhrin, Gefährte) mit
kwyon (Sklave) als kwyon-khriti, Mitsklave (Sklavengefährte).
Khoik (akhoik oder Zustand) als
nay-khoik, die Zeit des Kleinseins (nay) oder die Kindheit.
Tat (verstehen) als
kara-tat, der Trompeten-Verständige oder der Trompeter.
Pra (zeigen) als
dä-pra, der Räuber (Schwert-Zeiger),
lam-pra, der Wegweiser (Führer).
Ma (hauptsächlichst) als
tet-ma, das Hauptruder.
Das Birmanische. 155
Si (a-si oder Frucht) als
let-si, die Faust (Frucht der Hand),
no-si, die Brustwarzen (Fiucht des Busens).
Rhi (sein) als
ara-rhi, ein Angestellter (ara oder Geschäft),
asarae-rhi, eine Person von Charakter (asarae oder Charakter).
Hmu (ahmu, überwachen) als
taun-hmn, Gefängnisswärter.
Won (Last) als
mro-won, der Stadt-Gouverneur (mit der Stadt Belastete, der
Beauftragte, also der die Stadt als Last Tragende),
akhvon-won, der Einnahme-Beamte (oder Einnehmerj, akhwon-
dan-won (höflicher),
won-kri (Gross-Last ^j. ein ISlinister.
Shen (ashen, Besitzer) oder ran als
aim-shen, Haiiseigenthiimer,
cän-cim (ci-ceim) shin, ein Wohlhabender (der Besitzer von
Keichthum).
Ran, der Zeitraum (yan) und khien als
nan (ninj) ran (Nachtzeit).
Aim (Haus) als
dä-aim, Scheide (Schwerthaus),
mi-eim, Laterne (Feuerhaus).
Rie (arie. flüssig) als
un-rie, Kokosnussmilch (un oder Kokosnuss),
pya-rie, Honig (pya oder Biene).
Su (Person) als
su-kho, Dieb (kho oder stehlen),
su-kri, ein Grosser.
Diese zwei- oder mehrsilbigen Zusammensetzungen gelten
als einziges Wort und empfangen (wenn auch aus verbalen
Wurzeln gebildet) die substantivische Pluralbezeichnung:
taun-cä (der das Gebetene Essende) oder der Bettler bildet
tauh-cä-to, die Bettler.
') In Chile wurde derjenige zum Häuptling gewählt, der am längsten
die Last eines Baumstammes auf den Schultern zu tragen vermochte. Viel-
fach verlangte das Ceremoniel) , mit Lasten auf der Schulter vor dem Für-
s-ten zu erscheinen.
156 Zweites Kapitel.
Mie-kn-pun ist eine Karte (pun) der grossen (kri) Erde (mrae)
oder eine Weltkarte,
mre-pun-kri, eine grosse Landkarte (Karte der Erde).
Tä (stellen, legen) wird manchen Verben hinzugefügt,
ohne den Sinn gerade vielfach zu verändern (wie befehlen und
befehligen, belasten und belästigen, kreuzen- und kreuzigen,
besehen und besichtigen, u. s. w.), ausser bei gewünschten
Modificationen :
hma, anordnen (hma-tä),
kvay, verbergen (kvay-tä),
hmat, bemerken (hmat-tä),
mrit, verhindern (als Hinderniss) mrit-ta, verhindern, durch
Indenweerlejxen eines Hindernisses.
So verbindet sich lup (arbeiten) mit rauk (bauen) wie
Bauen und Bauarbeit, als cauk lup (bauen).
Gai» (erdulden) verbindet sich (gain-ra) mit
amwe (Erbschaft) als mwe-gain (eine Erbschaft erdulden) oder
erben,
suk-se (set sa) -khan (Zeugniss ablegen) oder bezeugen.
Pru (thun) verbindet sich mit sati-pru (Sorge tragen),
ran-pru (streiten) :
ma-svä-pri, das Nichtgehen geschieht (es ist nicht möglich, zu
gehen).
Mit cva (trefflich) werden Adjectiva in Adverbia verwandelt:
kaun (gut), good,
kann- cva, well,
auch Verben zugefügt (in Verbindung mit pru):
muin-cva-pru, hassen (llass-viel-bewirken),
man (min) -cva-pru, lieben (liebevoll handeln).
Tat oder wissen (pru-tat-si, wie zu thun wissen oder das
Thun kennen) drückt auch pflegen aus, lu sae tat si, der
Mensch ist sterblich (das Menschen-Sterben pflegt zu sein).
Ceti kä so sau teik, ein Gebäude gleich einer Pagode (kai-to
oder bis zum Ueborsteigen),
San (sin) ma ka so hla si la (ist sie so hübsch wie du?), dii-
(Frau) übergleich bis, schön ist wol?
na ma guni bü ba (bay) nän (ni) cö i mi lae tan (ti), ich
nicht glaube, so (ti, sage ich), was wird darauf (von
dir) gesagt werden,
Das Birmanische. 157
si san (si) hu prau san (si) (er sagt, dass er es weiss), wissen
dies so sagt (er).
Svä-sau-lan, obwol er geht.
Leik lae pre lae, wie der eine verfolgt, läuft der andere.
Nom. : lu-si, lu-kä, ein Mann,
Aec.: lii-ko, einen Mann, lu-so, gegen einen Mann,
Instr. : lu-si, durch einen Mann, lii-phraen, mittels eines Mannes, lu-hnaen,
mit einem Mann, lu-kraun, wegen eines Mannes,
Dat.: lu-a, einem Manne, lu-lina, für einen Mann,
Abi.: lu-hma, In-ka, eines Mannes, lu-taek, nielir als ein Manu, lu-auk,
weniger als ein Manu,
Gen.: lu-i, lu-tixaen, eines Mannes,
Loc. : lu-nhaik, in einem Mann.
Aehnlich stellt Schleiermacher die Conjugationeu und Conjunetiv-Be-
zeiehnungeu sohematisch zusammen:
pru, faire,
prn si, faisant, je, tu fais, il fait,
pru si ko, le faire (Accusatif),
pru si taen, dans le faire,
pru prih si ah, a la chose faite oii a ce qni est fait,
pru kra kon si, facientes (nous, vous, ils, elles), faisant.
Pres : pnisi,
pruzaehsi,
prukjesi,
prnpesi,
prusehsi.
Passe: prulesi,
prurasi,
pruralesi,
pnikaesi,
prubusi.
Futur: pruan, pr\imi, priianmi, prupeimmi, prulaftan,
pruraan, prurami, pruraanmi, prnrapeimmi, pruraleimmi,
pruralattan,
Plusqueparfait :
pruprih,
pruleprib,
pruraprih,
pruraleprih,
prukaeprih,
prulekaeprih,
prurakaeprih,
pruralekaeprih,
prubuprih.
suah nhaen prih oder suah laen prih, il etait alle,
suah nhaen rai oder suah laen mi, il sera alle.
J58 Zweites Kapitel.
akraen-ko, akraeii-so, a qui, vers leqiiel,
akraen-ka, akraen-mha, de qui,
akraen-kraui'i, k cause de qui,
akraeii-mha, akraen mükäh, parnii lesquels,
akraen so ka, akraen so mlia, de laquelie sorte,
akraen so krauü, akraen so sau kraui'i, a cause de laquelie sorte,
akraen so-mliä, akraen so kraui'i nih hu mnkäli, akraen so sau krauü nili hu
mukali, dans laquelie sorte,
sü-ka, asu-ka, d'ici, dela,
sö-niha, aso-mha, d'oii,
s6-mhä, asö-mhä, en ceci, en cela, y,
so-kraui'i , asö-kraun, so-sau-kraun , aso-sau-kraui'i , ])our quoi . pour que. a
cause de cela,
so-kraun, asu kraun nih hu mükäh, so sau kraui'i, aso sau krauü nih hu
mükäh, pour quui, pour que, parce que, a cause, pour cela, pour
cette raison,
baej-kü, abaej-kü, qui, que, oü?
baej-sö, abaej-s6, oü, eomment?
baej-ka, abaej-ka, baej-mha, abaej-mha, d'oü?
baej-mhä, abaej-mhä, oü, en quoiV
baej-krain'i , abaej-kraun, baej-nih-krauü , bacj-kraun , abaej-krauü-nih-liu-
luukah, pourquoi, pour quelle raison?
baej-so-ka, abaej-so-ka, que, quoi, eomment, pourquoi r
baej-so-mha, abaej-so-mha, oü?
baej-so-mhä, ahacj-so-nihä, oü, en quoi?
baej-so-kraun, abaej-SD-krauii, pourquoi, pour quo,
baej, abaej so kraun nih hu mükäh, baej, abaej so sau krauü nih hu uiukäh,
pourquoi, puur que, parce que, a cause,
jaen-so, jaen-ko, cumme auparavant,
jaen-ka, jaen-hma, jaeii-krauü, de ce qui s"est passe auparavant,
jaen-mha, jaen-mükäh, dans, parmi ou de ce qui s'est passe auparavant,
jaen-so-ka, jaen-so-mha, du precedent,
jaen-so-mha, dans le precedent, parmi les precedens,
jaen-so-kraun, jaen-so-sau-kraun, jaen-so-sau-kraun-nih-hu-mükäh . ;i lause du
precedent,
i-ko, i-so, celui-ci, ce,
i-ka, i-mha, i-krauü, de lä, pour cette raison,
i-mha, i-nulkäh, parmi ccs, de ces, d'ici, de lli,
i-sü-ka, i-sü-mha, de ce, de celui-ci,
i-so-krauü, i-so-sau-kraun, k cause de cela. pnur cela,
i-so-mhä, i-so-kraun, i so sau kraun nih hu mükäh, pour cette raison.
attcndu que cela soit aiwsi,
si-so, si-so, ainsi, de cette maniere,
si-ka, si-mha, de ce, de celui-ci, de cette place,
si-mhä, si tuaen, ici, voici, dans ce, dans celni-ci,
si krauü, pour cela, a cause de cela.
si mükäh, par rapport k cela, relativemcnt a ci-la.
Das Birmanische. 159
si so ka, si so iiilia, de cette maniere, de cette methode,
si so kraun, si so sau kraun, parce qu'il est ainsi, a cause de cette maniere,
si so mha, si so kraun nih im mukali, si so sau kraun nih Im muUali, de
cette maniere, dans cette maniere,
tho ko, tlio so, i'omme,
tho ka, tlio mha, de celui-la, de oela,
tho kraun, a cause de cela oii de celui-la,
tho tuaen, la,
tho mha, tho mukäh, parmi eux, eii celui-lä, en cela,
tho so ha, tho so mha, de tel. de cette maniere,
tho so mha, parmi tels,
tho so krauü, tho so sau kraun, tho so kraun nih hu mukah, tho so sau
kraun nih hu mukah, a cause de tel, parce qu'il est ainsi.
Latter führt als einfache Casus-Affixe auf: san, ka, ka,
ko, so, e, ä, hiia, kraun, hnan, pran, hnoit, tvan, way, hma,
hnia, hpb, hlya.
Judson nennt unter den Accidents of Verbs als Assertive
affixes: san, e, bü, ca, pri, am, man, lata in; als continuative
affixes: lyet, lyet nin, hlyin, sau', hnui, Innuka', raka', tahmuka',
tapri'ka', hina, katan'aka, saulan, inakyin"', matan, maca\
Ihikaca', hlaüka, aun, i; interrogatiA-e affixes: lau, la, nan, lau,
he, tuin, ein, cani ; imperative affixes: cö, cöi, lau, lan, nin,
lin; precative affixes: cesau, cesatan, cegato; participial affixes:
sau, san; auxiliary affixes of tense: se, goe, s^'^, nin, lin, gan,
lu; affixes of number: kra, kun, krakuii; qualifying affixes:
u, kun, kann, gan, gyan, gyan, ce, cva, cva, cana, cit, tum,
tau, tay, hnin, pran, bae, mi, hmi, ra, ret, rai, rhu, sha, Ivuin',
lila, hla, ap, a', kaün, gse, cam, tat, tan, teik, ne, pyin, prac,
pvay, ra, lauk, lo, Ivay, voni, tin, sa; euphonic affixes: 0ye,
na, ca, ta, pa, pe, bi, lop, le, leik; closing affixes: hu, tau,
tat, taka, rakä, gyin, cva, taun, tamum, nau, le, läle, pa, pati,
kau, kaule, tan.
Bei der trotz vielfacher Unterschiede bestehenden Ver-
wandtschaft hält Logan das Tibetische und Barmanische fiir
Reste einer frühern Sprache. Das Khasia (ein Zweig des
Mon und Kambodischen) repräsentire den Rest einer linguisti-
schen Bildung, die im Norden der transgangetischen Halbinsel
der tibeto-barmanischen Bildung vorhergegangen. Das Naga
(in der barmanischen Familie) steht dem Tibetischen näher als
dem Barmanischen (s. Maury), Das Mishmi (zur hainianischen
160 Zweites Kapitel.
Familie gehörig) nähert sich dem Naga^) und Abor (mit der
Familie Dhimal, Bodo und Garow zusammengrenzend). Der
Charakter der himalajischen Idiome (Bodo und Dhimal) ver-
bindet sie mit dem Garow und Mikir in Assam. Plusieurs
entre les dialectes de Nepaul semblent ues de Taction reciproque
du thibetain et des langues himalayennes. Das Yuma mit
seinen Dialekten (Kumi, Khyen, Kyo u. s. w.) nähert sich
theils dem Naga, theils dem Barmanischen. Gleich den
Kacchari-Dialekten ist das Birmanische (mit Singhpho, Naga,
Mikir, Abor u. s. w.) dem Bhotija^) anzuschliessen, und die
Verwandtschaft mit den tamulischen oder Tai-Idiomen beruht
(nach Müller) nur auf der allgemeinen oder turanischen Sprache
in derselben Familie. Ausser den lusprüngliclien Sprachen der
Kol, Sura, Santhal u. s. w. sind die anderer Eingeborenen-
Stämme in Indien (wie die Tudas, Kotas, Gond oder Khond
u. s. w.) dem Dravidischen (das nach seinem Eindringen theil-
^) Das Manipur (in der barnianischeii Familie) steht zwischen den
Naga- nnd Yuuia-Dialekten. — Les langues de \ä faniiile tibetaine lient les
langues ultra-indiennes a celles que l'on appelle dravidiennes (Maury). —
Nach Lepsius sind die stummen Präfixe der tibetanischen Worte (aus mehr-
silbigen hervorgegangen) gesprochen worden. — The Khamti is a dialect
of the Thai (Robinson). — Le dialecte Rakhoing est un dialecte du Ikirman,
mais tous les anciens dialectes de l'Aracan depuis le Khyeng jusqu'au Kouki,
conservent des traces d'un Systeme de preiixes detinis, qui les rapproi'he du
mon et du cambodjien. — Beim Vorwalten der nasalen Finalen in den ultra-
indisehen Sprachen scheinen selbst in einigen Dialekten der Karen (Pwo
und Sgan) alle Worte auf n zu enden. Theile di-r tamulischen Literatur
datiren zurück auf das 8. und 9. Jahrhundert, des Telugu auf das l'i. Jahr-
hundert p. J. Die Alphabete sind Hindu-Ursprungs und philosophische Aus-
drücke dem Sanskrit entlehnt. Neben dem gewöhnlichen Dialekte des
Japanischen (polysyllabisch und agglutiuativ) findet sieh der ältere Yamato.
^) The Kassia is distinguished froui all ilie sunounding languages
(Indian, Uitraiudian and Tibetan) by its direct and prepositional ideology
(Logan). The Kassia (or Khys) laugu.ige exhibits no aftinity with any of
the languages of the neighbourhood, but (according to Fisher) a peoplo
resenibling the Khyi in some particulars formerly occupied a position on tlio
South bauk of the Brahmaputra, at Measpara, wherc they were ealied Mek
(originally froni the frontiers of Butan and Nepal). — The name Naga seen s
to have been given to the Kwaphi by the Brahmans (s. M. Müller). The
Naga tribes are scattered, but not migratory, like the Kaecharis and Kukis
(Kunjye). Anuther name of the Kukis is Lankta (naked) and the name of
the Nägas is likewise explained as if derived from the Sanscrit Nagna
(naked).
Das Birmanische. 161
weise wieder dem Indoeuropäischen weichen musste) verwandt,
und auch die Sprache der Brahuis (in Beluchistan) ruht auf
dravidischer Basis, obwol mit Hindu-Worten gemischt (Whitney).
Nach Campbell entspricht die Sprache der Mon oder Taleiu
der der Sonthal (s. Phayre), und Mason stellt die Sprache
der Talein mit der der Kol zusammen. Die in Chota Nagpur,
dem Lande des Kolstammes (aus den Munda oder Ho) an-
gesiedelten Uraon sprechen einen Dialekt der Male. Nach
Morton entspricht das Mon oder Talein dem Kamboja am
Mekong. Die Nagas oder Kwaphyi bewohnen mit den Kukis,
Alte (wie die Padaei) essend (den das Ohr avisziehenden Garos,
die Köpfe senden, ähnlich), die Berge um Munipur. Die
Khassia leben zwischen Kacchar und Garos (mit megalithischen
Steinmonumenten). Die Kukis sind zum Theil von den
Manipuriern (mit chinesischer Betonung in der Khassia-Sprache)
unterworfen. Die Mikir wurden durch die Kacchar von den
Jynteah-Hügeln vertrieben. Die Khyen^) (Miko oder Shyu)
oder Kang zogen sich bei der birmanischen Einwanderung
(nach Zerstörung Kapilawuts unter With-hat-hupa) nach
Tagoung aus der Ebene Sagains in die Berge zurück. Die
Ahom (von den Laos in Mogaung) besetzten Assam (1224 p.
J.), wie die Kocch (von denen dann die Theb oder Thebula
') Unter den Kassays (Munipurs) oder Meekleys (Muggalus) sprechen
die Shendoos oder Poehs verschieden von den Khumis (zu den Birmanen
gehörig). Die Singho oder Thinbau sind (nach Kinliaid) den Ka-khyen ver-
wandt, und ihre Sprache ist (nach Bigandet) ein Dialekt der Singpho. Jeder
Gam (Stammhäuptling) der Singpho beherrscht einen dienenden Clan der
Kakus (mit den Gum-Lao als freiwilligen Sklaven). Die Ka-kuas sind
civilisirter als die Ka-kuis. Die Kadus finden sich zwischen Tagoung und
Mogaung zerstreut (Hannay). Neben Naga, Garos, Mischmis (Kukis) finden
sich Khyen (wie unterworfene Mischmis) als Miko , dann als Mikir (in
Jynteah) unter Kacchar, als Meekly (den erobernden Kasai wie die Kassia),
als Kang in Sagaim unter Toungthu (in Karen), wo sie von den Birmanen
verdrängt (und in den Kadus zerstreut), nach der Zerstörung Kapilawuttis
als Ka-khyen unter den herrschenden Khamti (als Singpho erobernd) auf-
treten, als Mecch in den Kacchar (Bado oder Rangtsa), Kamrup erobernd
(von Kocch aus Behar besiegt). Die Lao strecken sich als Ahom nach
Assam und als Tai nach Slam. Die Mon wurden durch die Kaiinga (Talein)
civilisirt (aus den Silong des Mergui-Archipel) , wie die Khmer aus Java
(in Kambodia der Gam) in den Kha-Stämmen (So, Tampuen, Sthieng,
Banar, Sedan, Euay, Xong) wurzelnd.
Bastian, Studien. 11
]^(32 Zweites Kapitel.
zurückgeblieben) Behar in Kamrup i), wo die Kacchar besiegt
waren. Die Khamti drangen von den Quellen des Irawaddi
in Assam vor, als Khamti von Sudya (von den Bhor-Khaniti)
mit siamesischer Sprache (nach Robinson), die Butanesen oder
Lamas und die von diesen beherrschten Kha-Pok besiegend.
Statt von Naga (Berg) leitet Bietet naga oder Schlange
(nag, bind., oder nayä, singhl., na) von nä-ga oder a-ga (wie
ag, volvi mit copt. ago oder Viper) qui ue marche pas (c'est-
ä-dire, qui rampe). Dans les langues germaniques on trouve
l'ang.-saxon. snaca, scand. snakr, snökr, angl. snake, serpent,
anc. allm. sneccho, escargot, etc. (se liant au verbe ang.-sax.
snican, anc. allm. snaehan, ramper, Irland, snagaim, snighim, j
id. snagan, reptation, snagach rampant). L'hebreu nachash
(arab. näkkaz, serpent) vieut de nachash (sibilavit).. Vom
Wort snu, vu geht eine grosse Menge Formen aus mit der
Grundvorstellung fliessen (vao), schwimmen (ve'w), als wahr-
scheinlich vaüc, navis, nacho, nauka u. s. w. oder vielleicht
vtcpa, snaiv, snigti, nix u. s. w., mit erweiterndem dentalen
Zusatz ahd. snü-z-an, emungere, woher Schnauze, mit guttu-
ralem, das gleichbedeutende lit. snu-k-is mit p lit. szny-p-ti,
schnauben u. s. w. (s. Curtius). Auch könnte va« zu skt.
snä lavare (na-re, na-ta-re, na-su-s) gehören. „Sicherlich ge-
hört v'/]-x-w, f- <5V7)-x.-w mit seinen Ableitungen entweder zu
W. snä oder zu snu und verhält sich zu va«, vi'o wie a[kriYO
>) Die Kacchar (Bado) oder Rangtsa, den Mcccli (die von den Grenzen
Nepals und Bliutans nach dem Süden dos Brahmaputra zogen) verwandt,
kamen aus dem Nordosten zur Eroberung Kanirups (die Nagas unterwerfend),
zu l)rahmanischen Eajas der Suribangsi geweiht, die Hoje oder Hojai-Spraclie
(nach Logan) redend. Die Lepchas neben den Bhutias oder Potc zerfallen
in Roug und Khamba. Die Mishmis (in gemeinsamen Häusern lebend)
kamen nach Assam herab (aus den Bor-Mishmis). Die Abor und Bor-Abor
leben längs des südlichen Himalaja. In der Umgrenzung von Manipnr
werden (nach Gordon) die Dialekte Songpu, Kapwi, Koreug, Maram, Cham-
phung, Luhuppa, Nord-Taukhul , Mittel-Taiikhul , Süd-Tankhul, Klioibu,
Maring gesprochen (s. Brown). Die Yuma-Dialekte stellen zwischen dem
Naga und Birmanischen. Das Khasia (dem Mon und Khmer verwandt)
repräsentirt ältere Grundlagen als das (dem Tibetischen verwandte) Bir-
manische (Logan). Das Mon mit Sonthal verwandt (s. Campbell) und mit
dem Kol (s. Mason) aus Munda oder Ho (mit Uraon oder Male). Die
Sprachen der Kol, Sura, Sonthal sind ursprüngliche, wogegen die der Tudas,
Kotas, Ghond dem Dravidischen verwandt sind (Whitney).
Das Birmanische. 163
ZU a,aa«, ^pifj^w zu ^clo, v|;a"jo, ebenso VTjaoc, Na^Oij für vtixio?
mit vYjCca (anat. von virjx,«) stammverwandt" (nach Bopp auch
mit nasä, Nase).
Die Stämme der Naga gelten als die Nackten. Nudus ^)
wird als ne-ii-du-s (unangezogen) erklärt (nach Vossius) und
YUfxvoc aus sx-äyu-fj-svo^ als sx-§u-[X£vo-c; oder ausgezogen (s.
^) Nada ist (sanskr.) Fluss wie nad (natjan, nass), sonare (wie vana
von van) und Suna von su (tröpfeln). Zwischen gora (illyr.) oder Berg
(giri) findet sich eine ähnliche Beziehung zu gorod (als Akropolis) wie
zwischen Naga (Berg) und Nagara (Stadt) im Sitz der Anakten. Das
gothische Nadrs (Nadder oder Natter) oder ers. nathair (natrix oder Wasser-
schlange von nare) wird auf nah (nectere) zurückgeführt, naddhri oder
(schlangenartiges) Seil (naddha, gebunden). Die onomatopoetisch in snaca,
sleichen, schleichen (sliupan und slifan in serpere und epTiu, als serpens
und irl. searfan) ausgedrückte Wurmbewegung (schon der Zunge) ist gegen-
wärtig noch im englischen sneak genauest getroffen, und wird dort als snake
auf (schlängelnde) Schlange angewandt, im Deutschen auf Schnecke als
sneaking. Der Uebergang in Naga ist etymologisch gerechtfertigt, ebenso
in Naya und damit in den vielfach schlangenartig erscheinenden Genien-
gestalten der Nai und Nak, sowie der mit nix (durch snigti) verbundenen
Nixen, und da snü-jan (Schnauze) snukis (lit.) weiter auf sznypti (schnauben)
führt, so wäre der Zusammenhang vom hebr. nächäsh (von nächash, sibilavit)
mit sanskr. Naga (im König Nahusha) gleichfalls erklärbar. Der weitere
Zusammenhang mit Mau (fliessen), veo) (schwimmen) ist in der Schlangen-
bewegung selbst und der Vergleichung der Flüsse mit Schlangen (oder gleich
Schlangen in zischendem Vibriren sausenden Pfeilen, wie die der Kaffir)
nahegelegt, und wie sich aus Nagara (Angara) Ankor bildet, scheint der
Uebergang von Nak in Ank (angh in der Sündenschuld der bösen Schlangen
als Angst und anxius) und Anak bequem (beim Festhalten der fürstlichen
Stammesbeziehungen zu einem abyssiuischen Schlangenahn autochthoner
Bildung in den später riesig vergrösserten Gestalten einer vorgeschichtlichen
Dynastie). Anguis (lat.) und anguilla stellt sich zu lit. angis. Gnixus
(gnitor), nactus, nectere, vY]oa(i), dvaaaw deuten vielfache Wege an, die erst
durch eingehende Detailuntersnchungen genau aufzunehmen und zu erforschen
sind, ob sie nach andern Richtungen auseinander- oder vielleicht zu einer
gemeinsamen Wurzel zurückführen, und dann auch gigno (bei der spontan
vermutheten Entstehung der Schlangen aus dem Boden), kuni, queen, kuning,
gens u. s. w. oder (wenn sich die Reihe der üebergänge scharf genug her-
stellen und festhalten Hesse) yujjlvoc; (im Hinblick auf das zu vielen Symbolen
dienende Häuten der „nackten" Schlangen) , nudus u. s. w. einschliessen
würde. Die vergleichende Etymologie vertheilt alle diese Worte- unter ver-
schiedene Wurzeln, worauf die so weit nachgewiesenen Üebergänge bezogen
werden, und handelt darin gewiss durchaus richtig, da nicht anders gehandelt
werden kann, wenn zunächst ein klarer Einblick in das vorläufig als sicher
Festgestellte gewonnen werden soll. Indess darf man diese zur Erleich'
11*
\Q4: Zweites Kapitel.
Curtius). Mit nodus (lat.) ist ahd. cnodo verwandt. „Die
deutschen Formen hneiva, liniga, neigen, führen (bei vsuo von
W. vu) auf eine W. knu, die durch Zulaut zu knav, daher im
Deutschen zu hniv wird; aus dem a entwickelt sich gv und
g" (s. Curtius). Auch nictere (nictare) könnte verwandt sein
und Zusammenhang von gnit-or, gnixus (hneg-enti, niteus,
ana-hnek-enti, innitentes, ana-hnaiv-ja-n) ward vermuthct. Die
Hiongnu verwandelten später ihren von den Chinesen durch
Sklaven gedeuteten Namen als Hunnen, der ebenso auf Knechte
führen könnte, wie (nach etymologischen Regeln) ^cvu (YOuvoojj.aL
und YOwa^o[j.a(.) und genu auf (goth.) kniu (des knienden,
knight). Curtius vergleicht youvoc (Bühel, Hügel), rowc.
Daneben läuft (wie die stolzen Godo neben dienenden Getcn)
der riesige Heune oder Huine, gröz alsamt ein Hüne (Herbart),
Hunus Chunus (s. Grimm). Das Hunaland war Sigurd's Hei-
mat. OuToi hi aTuavTSC xoiv^ [xsv 2x'J'3'a!, xai Ouvvoi. £7cwvc[xa-
^ovTO (Agath.) als Massageten, otji; vuv Ouvvo'Ji; xaXouctv (Proc).
An dasyu^) (Feind) oder der (böse) Zerstörer (das,
occidere) im Sanskrit schliesst sich dasa (der Sklave oder
Barbar). Pott erklärt 8£a7tcTV](; als Dasapati (Herr der Sklaven).
Von Mombas bis nach der Westküste hinüber gilt Ganga
(Waganga) als der Name der, Zauberei (Uganga) übenden
Fetischpriester, deren Pia iip taufgab e im dürren Betschuana-
Lande darin besteht, Pula oder Regen zu geben, den lubegriif
aller Wonnen, wie die Ganga im Krijajosagaras, der von
Bhagirathas auf die Erde herabgezogene Khapaga oder Him-
melsfluss, Mutter des schrecklichen Kartikejas oderGangadschas.
Mit dem Kuhopfer werden Vayu und die Marut um die Milch
terung des Systembaues aufgeführten Gerüste nur nicht als schon integrirende
Theile des eigentlichen Baues ansehen und sie selbst wieder als Stützen
für die weitern Etagen verwenden wollen. Ebenso unzulässig ist es freilich
auf der andern Seite, ohne diese stützenden Gerüste in die Luft hinein
Hypothesen bauen zu wollen, die bald genug von selbst zusammenbrechen
würden,
') Dem sanskr. durmanas oder Hass entspricht (von dus oder schlecht)
dushmau oder Feind (im Persischen), 5uafj.£VT)?, irl. dombaoin, illyr. barb,
dusomauin (s. Pictet). Büm (terre, demeure), büd (maison) de sanscrit
bhavana habitation (bhü fieri), bod, maison, cymr. Armen, lörai (njaison),
ang.-sax. lär, maison (Pictet). Wie murus vom sanskr. niü (ligare, vincirc),
kommt want (paries) im Altd. von wiutan (plectere, torquere).
Das Birmanische. IGb
der Wolkenkühe gebeten. Indra*) zerschmettert Vitra oder
Bahi, die in der Höhle eingeschlossenen Kühe zu befreien,
denn le mot go, vache, designe aussi l'eau Celeste ou terrestre,
qui fecond tont (s.Pictet). Purus (sanskr. und plurimus) inPurai,
Wasser in Australien, j^hlo im Siamesischen Zeit oder günstiger
Zeitmoment (im Wetter). Die Wurzel plu ist dem Lateinischen
(in pluvia) mit Griechischem und Sanskrit gemeinsam (flodus
goth. als fluitus oder Fluss), im Deutschen poltern.
Zur Zeit des Königs Asoka errichteten Jakscha-Künstler
die Tschaitjas der acht grossen Städte , die innere Umhegung
A'on Vadschrasana u. s. w. Zur Zeit des Nagardschuna er-
schienen ebenfalls vielfach von Naga-Künstlern ausgeführte
W^erke (nach Taranatha). Der Raschasa Hidimbas wird im
Mahabharata rothbärtig geschildert (als Recke oder Recchio).
Zu den Jakschas oder Rakschasas, die oft gehörnt sind, ge-
hörten Rawava (Yawana), in ihrer riesigen Eigenschaft als
Anu9ara oder Beleidiger, während die als Vampyre in Höhlen
und Gräbern hausenden Rakschasas mit dem Namen Naktan-
tschara bezeichnet wurden. Ueber die den Rakschasas ver-
wandten Daitjas oder Titanen (und Asura) herrschte König
Bali. Goth. rakja (recken) und lat. rex (rego) führt auf
af£7« (rgras oder Führer im Sanskrit) und ps^o (Wurzel psy)
auf (sanskr.) ragas (rubor). Die Rakschasas wären dann zu
macedonischer Zeit die Rutennu oder Rothen, als welche
früher die von Teuthamas beherrschten Assyrier (in Daitja
^) Ameise (vamra) heisst im Sanskrit auch divi (diwak im Fers.). —
Dans le Rigveda manyu signifie colere (ijlyi'^'.i;). Le nom de dien Mainyu
(de la rac. man, penser) s'emploie (intelligent et Celeste) en parlant d'Ormuz
et d'Ahriman (Spento-mainyu, Anhro-mainyu) en zend. On trouve dans le
Rigveda un hymne addresse a Mainyu (la personnification de la colere
sainte, qui s'eleve victorieusement contre tout principe ennemi). La mythologie
des Puranas montre de meme la colere de Brahma se personniliant sous la
forme de Rudra lors de la creation du monde. Le Manu svayambhavu,
TEsprit existant par lui-meme, qu'il fait sortir ensuite de sa propre essence,
et qui lui est identique, n'est qu'une autre forme du dieu supreme comme
intelligence (Pictet). Richardson donne Mana comme un des noms de dieu
(dans l'ancien persan), Mann oder Gott im Irländischen (nach O'Reilly).
Manitu im Algonquin. — Die Völkerformen Wanika, Wakamba, Wateita
u. s. f. sind Mehrheitsformen von den Wörtern Mnika, Mkamba, Mteita.
Ebenso Msungu (Europäer) gibt in der Mehrheit Wasiingu. Zur Bezeichnung
des Landes wird das vorlautende M oder Wa mit U vertauscht.
Ißß Zweites Kapitel.
und Asuren) auftreten. Mesech (Dib Jacka) oder Mongol
(Bruder des Turk) ist Sohn des Japhet (der Javanen), Die
Erinnerung an diese Jakscliasa (die bis Java die Schriftalphabete
verbreitet haben sollten) und der von ihnen aufgefiihrten
Prachtwerke erhielt sich lebendig in Indien während des Be-
standes des griechisch-baktrischen Reichs. Als dann die indo-
scythischen Saken vordrangen und die Baktrier unterwarfen,
wurden diese zur Stufe der Eingeborenen herabgedrückt, deren
Namen sich wie die Naga und Nixen den autochthonen
Schlangen annähert. Bei ihrer höhern Bildung indessen , die
Nagardjuna zum Studium ihrer Biicher fiihrte, gewannen sie
allmählich (wie Romano-Celten über die eingedrungenen Ger-
manen) das Uebergewicht, und der Name Naga wurde deshalb
in Indien eine Zeit lang für die herrschende Klasse verwandt,
während dort sonst der der Saka hervortritt.
Die zusammengesetzten Worte, wie sie im Hebräischen
(und mehr noch im Chaldäischen) vorkommen, sind der
arabischen Sprache fremd, die keine i) Compositionen zu bilden
vermag. Die Formel des Eides , den die Femschöft'cn
schwuren, hat eine Sprache, die einer altern^) Zeit angehört
') Les langues monosyliabit^ues nous presentent peu de mots, qiii leur
soient coramuns, elles en ont sans doute, mais leur nombre compare a celui
dans les langues polysyllabiques est toujours fort liniite (Schleiermaeher).
Les Annamites ont une inusique monotone, dans laqiiclle, dit Lemire, il n'y
a que cinq tons, sans denii-tons ni acoidents. Chez les enfans et les indi-
vidus illettres et surtout dans les petits villages, eloignes des grands
centres, les intonations sont fortement indiquees dans le langage, qui
devient une sorte de cbant perpetuel (Rosny) in Cochinchina. Les six in-
tonations (des Annamites), en se combinant entre elles de dilYerentes ma-
nieres, forment des cspeces qui presentent chacune leur caractere particulier
(De Micbels). — Tabard stellt die annamitischen Betonungen durch Musik-
zeichen dar. — L'idiome des Otomis (Hia-hia) est monosyliabique.
^) Nach Livius wurden die römischen Knaben früher Etruscis litteris
unterrichtet, wie später im Griechischen. — Depuis le declin du sixieme
siecle, les formes latines deviennent moins pures pour beaucoup de noms
de Heu des pays, oü dominait relement romain , et des l'avenement des
Carolingiens, il y a de ccs noms qui dcja ne sont plus latins, iis sont
romans. On les voit parvenus au premier degrc de la metamorphose qui
les rendra fran9ais. Le cas est rare assurement, il devient plus frequent
au dixieme siecle, et plus encore au onzieme, de sorte qu'apres l'au 1100,
ceux qui ecrivent en latin ne savent plus rendre avec exactitude la nomen-
clature territoriale (Quicherat). — Metz bildet sich durch Mettis aus Medio-
Das Birmanische. JgY
(nach Eichhorn). Im Gegensatz zu pastor wird Pfarrer für
ein deutsches Wort gehalten, obwol Pfarre von parochia
kommt (s. Zinnow). Kirche von XTjptaxT] , Kelch von calix,
dichten von dictare, Brief von breve, Esche von asculus, Fell
von pellis, Pelz von pellicia, Fenster von fenestra, gestern von
hesternus, Gurgel von gurgulio, kahl von calvus, Kalk von
calx, Zahn von dens, Karpfen von carabus, Käse von caseus,
Kerze von ceratum, Kette von oatena, Kiste von cista, Kohl
von caulis, Lärm von alarme (aux armes), Linse von lens,
Markt von mercatus, Priester von TrpscßuTepot;, nett von nitidus,
Oel von oleum, Pech von pix, Pfalz von palatium, Pfeil von
pilum, Preis von pretium, prüfen von probare, recht von rectus,
schreiben von scribere, Tafel von tabula, Thräne von 'ä^p'^jvo^,
Thurm von turris, Wein von vinum, Zoll von telonium, gelb
(gilvus), kochen (coquere), Halm (calamus). Maus (mus),
mischen (miscere), neu (novus in gemeinsamer Wurzel der
indogermanischen Sprachen), Thür (^upa), Rad (rota) u. s. w.
Nach Ficker gibt es Fälle, wo zahlreiche Familien, je nach
den Verhältnissen , mit dem Gebrauche ^) der deutschen, pol-
nischen, magyarischen, ruthenischen Sprache wechselten.
Ableitungen mit sk (seh, isch) im Deutschen, wie mennisco
von Mann (Mensch), Tiusco, Cherusci, deutsch u. s. w., im
Griechischen vsaviaxoc, hogiaxoc,, 9pov'!axo£;, im Lateinischen
matricis, Verdun aus Virodunum, Fougeres aus Felgeriae, Luynes aus Lodena,
Troyes aus Trecis, Mey-lan oder Ma-lin aus Mediolanum , Couard aus
Cucubarrum , Meude aus Mimatensis (urbs), Friac aus Afriacus, Ause aus
Asa, Echevronne aus Scabroiia, Frejus aus Forum Julii, d'Agny aus Dagni-
nus, Lillebonne aus Juliobona, u. s. w. — Die Sprache der Runen-Inschrift
auf dem goldenen Hörn (aus dem 4. Jahrh. p. J.) ist noch die gothische
(oder doch ihr ähnlich), während die Steininschriften (besonders im 9. Jahrh.)
entweder nordisch oder angelsächsisch sind (Liliencron). — De sacris sil-
varum, quae nimidas vocant verboten die zu Lesdain versammelten Bischöfe
(7-io p. J.) den Heiden in ihren Gebräuchen.
^) In der gewöhnlichen Flexion des Inlinitivs an lautend, während im
Friesischen, Nordischen, Englischen (im Hochdeutschen nur mundartlich) das
u abfällt, kann ein ursprünglicher Accusativ liegen. Der Infinitiv ist eine
Art Substantivirung des Verbums, dessen regeres Leben dabei aufhört
(Grimm). Die ahd. mhd. alts. ags. altfi-. Verbalgenitive und Dative sind
(nach Grimm) den Namen des lat. Gerundium entsprechend. Go von gangan
(altd.), gaan (niederdeutsch), geist, geit. Das ags. gongan vereinigt drei
Präteritivformen, eode (iddja), geong (giong oder gaigagg), gengde (gaggida).
168 Zweites Kapitel.
musca (von [j.ula), priscus (von pri), Etrusci, Valisci, Volski
u. s. w-, tedesco (ital.), gigantesque (franz.), im Slawischen
Lipsko, Tobolsk, Minisk u. s. w. (s. Bender). Die Deutschen
(Niemcy oder Stumme der Slowo ^J oder Redenden) sind die
deutUchen (s. Bender).
Die Ableitung der hieratischen Schreibart, die (wie die
demotische im 7. Jahrh. a. J.) besonders im 17. Jahrh. a. J.
(mit der 18. und 19. Dynastie) auftritt, aus den ägyptischen
Hieroglyphen, könnte den östlichen Nomadenvölkern zuge-
schrieben werden, die eine nach dem chinesischen System ge-
bildete Schreibweise mit sich brachten und auch in Mesopo-
tamien eingefiihrt hatten. In den letztern Ländern Hessen sie
dieselbe unverändert, da sie ihnen, wie früher, genügte und
die unterworfenen Eingeborenen sich durch Erlernung der-
selben nach dem Gebrauche ihrer Herren zu richten hatten.
In Aegypten fanden sie dagegen schon die hieroglyphische
Schrift ausgebildet vor, und zersetzten dieselbe nur, um sie
auch für sich nutzbar zu machen, in die alphabetischen Zeichen,
aus denen die hieratische Schreibweise hervorging. Als später
den sogenannten Scytho-Turaniern in Mesopotamien anders-
sprechende Völker folgten und die Keilschrift dort vorfanden,
machten sie gleichfalls Versuche, dieselbe für sich zu ver-
werthen, kamen aber nur bis zum syllabischen System der
hieratischen Schreibweise, und hatten nun von der Unbequem-
lichkeit zu leiden, dass die ursprüngliche Uebcreinstimmung
der ideographischen und phonetischen Werthe verloren ging
und das zu Strichen reducirte Bild fremden Ursprungs nicht
länger den Laut in der Sprache der Chaldäo-Assyrier, Ar-
menier, Susier u. s. w. decken konnte. Die Slawen schrieben
auf breterne Tafeln (Desky). Nach Dithmar war jedes Götzen-
') Wenden sind (nach Adelung) Küstenbewohner (Wand oder Watu als
Wasser oder Meer). Die Lutizer, Wilzen, Obotriten u. s. w. hiessen Weliki
(Grosse) oder Wilki (Furchtbare). Das Leben in Städtenamen ist auf leiba
(bleib oder mansio) zurückzuführen (s. Bender). — The rites of thc Sansceas
are propitiatory, being sacrifices to Devi or Bhowani, in the blessing of the
spear heads, for the daeoity or the torches, which are to light thc gang to
its work. Thcir language (a dialect of Rajpootana) is so disguised by slang
or Argot terms of their own, that it is unintelligible to other classes
(Watson).
Das Birmanische. 169
bild in Rhetra mit seinem Namen bezeichnet. Interius aiitem
stant dii manufacti, singnlis nominibus insculptis. Um die
Slawen ') von der griechischen Litnrgie abzuhalten, wurde das
kyrillische Alphabet mit dem glagolitischen vertauscht, das
dem heiligen Hieronymus (in der dalmatischen Bibelüber-
setzung) zugeschrieben wurde. Seit Peter II. den kyrillischen
Buchstaben nach Art der lateinischen mehr Rundung und
Geschmeidigkeit geben Hess, unterscheidet sich der Civiltypus
(grazdanskij) von dem Kirchentypus (crkwennyj). Das ver-
borgene Alphabet^), das der Herzog in Preussen, Markgraf
') Die Slawen nannten die (auf Tafeln geschriebene) Schrift Bukwica
oder Bogwiedza, weil mittels derselben das göttliche Gebot und Wissen
beim Cultus verkündet wurde (Surowiccki). Nach Dobrowsky wurden die
glagolitischen Buchstaben 12'20 in Dalmatien erfunden. Hraban Maur (ge-
storben 856 p. J.) bezeichnet das gothische Runen-Alphabet als die von den
Heiden unter den Nordmänner genannten Markmännern gebrauchten Buch-
staben, den Vorfahren derjenigen, welche die deutsche Sprache reden. —
Le calcnl Gobar est le calcul par ecrit, en se servant des chifi'res seit
Gobär, soit Indiens (mais toujours avec valeur de position et emploi d'un
signe pour zero , soit d'un point, soit d'un rond) par Opposition au calcul
de tete (s. Woepcke). — The Chinese characters were constructed on six
plans, according to the difterent classes of ideas to be represented, as Huang
hing, pure Images, Huei yi, combined ideas, Chi shi , indicative pictures,
Cluianchu, reversible Images, Chia ehie, borrowed images, Hsing sheng,
phonetics (s. Jamieson).
^) Afin de designer ce qui lui appartient, le proprietaire de toute de-
meure fixe choisit une marque (suedois bomärke, marque du domicile, du
domaine), qui est par consequent un essai, un rudiment de langue ecrite
(s. Nilsson). — Indem die Japanesen Wörterbücher für die Ainos verfassten,
halfen sie den wechselnden Lautwendungen , wie sie nur in den Dialekten
roher Stämme bestehen, ab (nach Siebold). Im Grabe des Numa Pompilius
wurden Tafeln in lateinischer und griechischer Schrift gefunden (nach
Livius), aber zerstört. — Abuut fifteen manuscripts of the history of Herodotus
are known to critics, and of these several are not of higher antiquity, than
the middle of the fifteenth Century. One in the Frcnch king's library (1827)
appears to belong to the twelfth Century, there is one in the Vatican, and
one in the Florentine library, attributed to the tenth Century, one in the
library of Emanuel College, Cambridge, formerly the property of Archbishop
Sanscroft, which is believed to be very ancient, the libraries of Oxford and
Vienna contain also Mss. of tliis author (s. Taylor). A Virgil in the Vatican
Claims an antiquity as high as the fourth century. — Nur durch die Sprache
kann eine allgemeine Gedankenentwickelung stattfinden (s. Bleek), indem
,,wir (nach W. von Humboldt) an Ideen nur ganz besitzen, was wir ausser
uns gesetzt, in andere übergehen lassen können".
170 Zweites Kapitel.
Albrecht, in geheimen Sachen zu gebrauchen pflegte, wurde
(als fCrzbischof Markgraf Wilhelm mit ihm correspondirte)
nach Auffangen der Post in Kurland durch den Orden ent-
zifiert (1557 p. J.). Als König Childerich nach Thüringen
floh, theiltc er mit seinem Diener eine Goldmünze zur Wieder-
erkennung.
Unter Gundjoch wurde Wallis, Waadt, Genf, Savoyen
(5. Jahrh. p. J.) mit dem Reich der Burgunder vereinigt,
während die Celtoromanen von den Ufern des Genfersees in
die Gebirge getrieben wurden. In der Gebirgsgegend hört
man meist ein welsches Patois, worin die lateinische Wurzel
vorsticht. In dem Patois der tiefern Gegenden herrscht der
burgundische Sprachlaut vor. Der Volksdialekt in Genf (der
alten Stadt der Allobroger) ist vornehmlich ein burgundischer
mit savoyischer Mischung (s. Bender). Altena, Sichtigvor,
Kernemilch als durch den Volkswitz gebildete Städtenamen
(s. Bender). Nach Schott bezeichnet „ingen" die Herkunft ')
oder die Angehörio-keit im weitern Sinne. Aidlins-en habe
seinen Namen von Aidbach, die Anwohner seien als Aid-inge
bezeichnet worden, wie die an der Ohr als Oehr-ingc, an der
Us als Us-inge, die einer kleinen Lichtung der Keute als
Reutlinge. Zur Zeit des Königs Ethelred Jatgeirsson (1006
p. J.) glich die Sprache'^) in England der dänischen und
') Die (unter Maximus) in Armoiüca siedelnden Briten schnitten ihren
Frauen die Zungen ab, ne eorum successio maternam linguam disceret
(Nennius). Nach Spiegel ist das Pronomen der ersten Person Singularis
aus dem Afghanischen, das der dritten aus dem Kurdischen, das der ersten
Pluralis aus dem Semitischen, Verbalprätixe aus einer armenischen Vorsetz-
silbe zu erklären, -während der Verbalstamm semitisch ist (im Pchlewi).
Wenn (nach der Zewaresch genannten Buchstabirmeihode der Perser) jemand
gosht (oder Fleisch arabisch) schreiben will, so schreibt er bisra und liest
diese Pehlewi-Charaktere als Gosht (nach Ibn Moquaffa), 8. Jahrh. p. J.
(s. Ganneau). Das Zand bedeutet (nicht Zend, sondern) die Pehlewisprache
(s. Hang).
-) Kot (goth. guds) oder Gott (ohne Beziehung zu dem gunirten kuot
oder gut) ist der Schützende oder Schutzgeist (s. Schmitthenner). Ainsluui
(ains, ein) ist (bei Ultilas) ein pronominales Wort, das nur in verneinenden
Sätzen steht (s. Hahn). Tarkavagisa, der das Apabhransa zur Quelle der
Provinzialdialekte macht, führt ausser der (von den Chandalas, Abhiras
u. s. vv.) benutzten Teufelssprache (gleich den Pisachas) das Nagadikramat
auf (derer, die wie Naga oder Schlangen reden). Herniunduri sind (bei
Aul. Gell.) Hermunduli, — Manant, avant detre un des muts les plus
Das Birmanische. Xlt
norwegischen, aber mit Wilhelm dem Bastard begann sie zu
ändern, indem das Römische (Valska) eingefiihrt wurde (nach
den Sagas). Die Kamtschadalen erzählten Erman, wie das
Wort tschoktsch, durch welches sie jetzt den Thee bezeichnen,
bis zur Ankunft der Russen nur die Möve bedeutet habe.
Ihre Vorfahren haben nämlich gehört, dass die Fremden nach-
einander fiir eine MÖA-e den Ausdruck tschaiku (Accusativ von
tschaika, die Möve), und fiir Thee trinken die Worte tschaiku
pitj (den partitiven Dativ der Diminutivform tschaiok von
tschai oder Thee) gebraucht, und diese Ausdrucksweise sei
dann, gerade ihrer Ergötzlichkeit halber, auch in der Landes-
sprache nachgeahmt. AVeil Kascheninikow als Student (studen)
bezeichnet wurde und studenui (kalt) heisst, sollte er (nach
dem kamtschadalischen Wortspiel) im Stande sein, kalte
Winter zu machen, und wird ein europäischer Gelehrter bald
Koililke (Schriftkundiger), bald Schakainatsch (der Gefrorene)
genannt (s. Erman). Troppau ist „Zur Oppa" (zr Oppa).
Die allgemein vorherrschende Form^) der Namengebung ist
die des Dativ oder eine der Dativform entsprechende (s. Butt-
mann). Aus kschuschwiza (Birnbaum slaw.) hat die deutsche
Aussprache (in Dorfnamen) Krausnick gemacht. Blotko (bloto,
Laubholz) oder te blota ist die wendische Bezeichnung für
meprisants de la langiie francaise, avait designe au moyen äge riiomme aise,
rhomme riebe, qiii possedait une habitation, qui avait un manage ou manoir
(s. Schaler). — Powitz (Kibitz), der Maikäfer (im Westerwald). Die Silbe
witz bezeichnet jede Art von Sclinelligkeit (s. Schmidt). Pul-pudl-puttel-
nackig, ganz und gar nackend (superlativisch), im Westerwald. Mit Putch
oder Butch bezeichnet man (im Westerwald) etwas kleines, entweder insofern
es seinem Alter und seiner Natur nach nicht grösser sein oder werden kann,
oder insofern es von keiner guten Ai-t ist (Schmidt).
1) Borbetomagus (Worms) von (celtisch) borbaith ('hoch) und mag (Feld).
Adalolteshusum (als alte Form von Arolsen) zeigt sieh als ein mit Adel
zusammengesetzter Eigennamen. Bariin bedeutet (wendisch) ein Herd für
Flüchtlinge oder eine Freistätte (uach Zwahr). Kölln entstand aus (wendisch)
kolne (kollen), weil auf Pfählen erhöht im sumpfigen Terrain. Die Wenden
nennen sich selbst sserbski oder sserski (Sorben). Aus (slawisch) Luboras
wurde Lieberose, aus Melraz Müllrose. Der Weiler Dürrhofen (bei Luckau)
ist dwory (Höfen), slawisch. Aus dobry (gut) wotschow (Horst oder Ostrow)
wurde Dobberstroh (s. Butttiiann). Kolm ist ein auf Pfählen (kol) gebauter
Ort. Sakrow kommt von ker oder Strauch (te kre oder niedriges Gebüsch
im Plural). Taubendorf (Daubendorf) bei Guben ist Dubojze (Eichendorf),
Tauberwitz (in Böhmen) Dubrawice.
172 Zweites Kapitel.
den Spreewald. Die Oder ist der (wendische) Fluss (wodra*]
oder "Wasser).
Die Geten als yitjityji; oder Landmann (ysiTwv oder Nach-
bar) waren Gothen im gothischen Gau (gavi oder gauja), wie
gaus (im Sanskrit) y-^ entsjDricht, als Hirten von go, das im
Sanskrit (wie gao im Zend) Kuh und Erde bedeutet. Die
Kuh Audhumla leckt Buri aus dem Salzfels (als den Gautr
oder Ahn). Wie gitroc (getroe oder abegetroc) eine von
Geistern ausgehende Täuschung (s. Grimm), ist getwas (fan-
tasma) ein Gespenst, gleich solchen, die (in Vorstellung der
Gothen) den Hunnen den Ursprung gaben. Nach Gebhard
von Halberstadt wurde (1462 p. J.) bei Schochwitz ein heid-
nisches Wesen verehrt, das man „den guden Lubben" nannte,
durch Darbringung von Thierknochen. Guote Holde steht der
Unholde gegenüber, so gute Frau (Fro) und andere Ver-
') Die Elbe ist der Fluss (Elf im Schwedischen). Vineta (bei Juliii)
war die Wendenstadt (bei Wollin). Die Spree (von srb) ist der Fluss (reka,
wendisch). Aus Tschuzkojze bildete sich Strachsdorf (bei Spremberg). Aus
jama (Grube im Slawischen) bildete der Volkswitz das JamuuM-thal (bei
Schreiberau). Indem die slawische Localendung witz in Deutschland, be-
sonders in Sachsen, wenn ein Zischlaut vorhergeht, in die Endung schütz
übergeht, so bildet sich aus den mit welk oder weliki zusammengesetzten
Orten „Wildschütz" (s. Bnttmann). Als Gorgias sich in Thessalien nieder-
liess, wurde der Ausdruck yopyiaCeiv gleichbedeutend mit piQTopsveiv. Drei-
männertraube heisst in Caub die Traminertraube (Kehrein), und so Drei-
männerwein. Delphi wird (durch Umprägung) genannt 'AÖ£X90t, Athen
'Avbfjva, Milano Mailand, Teufelsthal war Tsclierta (Grenze) als Tschort
(Teufel), 'Y(JL£TTo; monte matte (Narrenburg), TpsÄXoßouvov Dellidag (türkisch).
Aus KcüvaravTivoTiOAis machten die Türken durch Verkürzung Stambul, indem
sie nur die zwei Silben arav und TioX beibehielten (mit i als Vorschlag in
Istambul), wie sie Königsmark in Swonsmark verkürzten. Die Kömer
romanisirten .Mapyo? in Mapy.oi;, MaXoei;, emto; in Maleventum und dies (der
bösen Vorbedeutung wegen) in Beneventum. Ta? Acxa? nannten die grie-
chischen Schriftsteller Aiya^, aus Manlius wird MaXXioc, aus Fronto t[>pövT'.?,
aus Titianus TiTtofvio? u. s. w. Die Italiener machten aus Friedrich Federico
(fede, Treue), die Walachen aus monumcntum mortment (mors). Die Ar-
magnacs werden zu Armengecken, die Moslemin zu Muselmännern (im
Gegensatz der Moselbewohner), Attmona zu Altraühl, Vitodurum zu Winter-
thur, dann Armbrust von arcubalista, Sündflut (sintvluot) von sint (gross),
u. s. w. (s. Bender). Aus den altprcussischen Orten Maloekuke, Turno,
Resin, Redin, Gmeva wurde (zur Zeit dos Ordens) Mehlsack (Melsag), Tiiorn,
Riesenburg, Rhedin, Möve, mit den Wappen, ein Mehlsack, Thor, Riese,
Rad und Seemöven.
Das Birmanische. 173
biiidungen, aus denen dann Gute selbst die Personification
erhielt (im ursprünglichen Anschluss an die Erde, den Sitz
plutischen lleichthunis). Am Montblanc heisst ein Riesengrab
du bon homme, de la bonne femme. "Wie Kuta (Berg im
Sanskrit) dem litauischen szutis (Haufen i) entspricht, so Gothen
(Guttonen oder Kotys) den Tschuden.
In der Todtenbestattung bei den alten Brahmanen (M.
Müller) wird gaüg (von gu, sonare) für Dichter verwandt und
trouve son analogue dans j6'qc,-riT0Q , magicien, de yooc, chant
magique^), hurlement, d'oü yoao, etc. (s. Pictet). Nach Auf-
recht geht auf die sanskr. Wurzel gu (ertönen lassen oder
verkünden) mit go (Göttin der Rede) auch syoov, 760^, yoao
(wehklagen, heulen) zurück, zu denen auch yo-v](t)-c;, Zauberer,
gehört (s. Curtius). In Afrika ist Ganga der Fetischschreier.
') Die syrische Göttin war hochverehrt, aber 2upo; und 2upa bezeich-
neten in attischer Komüdie Sklaven (infolge des phönizischen Handels). —
Särameyäu, Sohn Sarama's (als himmlische Hündin, die Indra im Auftinden
der von Ahi zurückgehaltenen Kühe hilft), wird (s. Kuhn) mit 'Epjji.£{a; (Sara
meya) verbunden oder 'F.pij.rii <]j\jio-n:oixjzoq (hundsköpfig als Anubis). Der
Hund des Pfarrers von Braspar begleitete (in Armorica) die Seelen zur Ein-
schiffung. Im Rigveda lässt der Schwager des Verstorbenen die Witwe, die
sich neben den Todten gesetzt, wieder vom Scheiterhaufen herabsteigen.
Die Mexicaner verbrannten mit den Kriegern ausser ihren Dienern die zur
Unterhaltung dienenden Zwerge. ,,Möge dein Auge zur Sonne gehen, deine
Seele zum Winde", heisst es im Todtengesang des Rigveda [dem einäugigen
Todten]. Im Rigveda wird gebeten, dass die beiden Hunde Yama's, mit
langen Nasen, ein glückliches Leben zugestehen und die Sonne sehen lassen.
2) Asura (l'Esprit supreme qui regne au ciel dans le Rigveda) s'applique
parfois au ciel (dyäus) et a Varuna, qui le personnifie. Les Iraniens ont
conserve ce nom pour leur divinite supreme, Ahura-mazda (l'Esprit sage),
tandis qu'ils repudiaient celui de Deva (demons). Le sanscr. asura
(asurga ou spiritualite) derive de asu (vie, souffle vital), de la rac. as (esse).
En Zend se trouve Anhu et Ahü avec le sens de monde (vie). Esus (dans
le gallois) designait le dien de la guerre, l'ombrien Esunu ou Esono, a le
sens de divin (Pictet). Aesar oder Gott (nach Sueton) und alaoi oder ä£o(
(nach Hesych) im Etruskischen, Aosar (nach Valiancey) im Irländischen, as
(os) oder ans im Scand. — Kavitä (Kavitva), poesie et sagesse de Kavi
(penseur et poete) mit axouw (hören) und caveo (vorsichtig oder klug sein),
cuti (altslaw.), kennen, scavian (ang.-sächs.), schauen (intueri, considerare).
Im Zend kavä est devenu le nom du roi, dont Toffice est de prevoir (sur-
veiller et diriger), als Kay (Heros) et (au pluriel) Kayän, les grands reis
(de la seconde dynastie). Par suite de la scission religieuse entre les
Iraniens et les Indiens, le zend Kavi aurait pris parfois un sens defavo-
174 Zweites Kapitel.
In Y'U'j' (Geier ^) oder gup (armor.) sieht Pictet eine Zusammen-
setzung aus go oder gu (Rind) und pa (bewachen), wie gopa
(Hirte) im Sanskrit. La denomination göpay (custodire ou
garder les vaches) a donne naissance a une racine secondaire
gup (tueri, custodire), comme adjectif en composition, qui garde
(dharmagup, qui garde la loi), comme substantif, synonyme
de gupila (gopa ou gopati) ou gopala, roi (pasteur), oii gu, gö
se prend ordinairement dans le sens de terre. Die Höhle
(yu/ü'/j) w'ird Zufluchtsort der Kühe, deren Heerde der Geier
begleitet, iim seine Beute zu erspähen. Gopa designe un
berger en general (asvagopa, gardien de chevaux), Ar/uzTcf^
(garde-mouton) wird auf das sanskr. avi (mouton) bezogen
(al). Al'^vKxoc, (frere de Danaus) n'est que la traduction de
Sos (Hycsos ou rois-pasteurs), designant un pasteur en egyptien
vulgaire. Futttoi^, rac. yuTü = sanskr. gup, signifie, qui garde.
Der Schmetterling^) oder ^bux.ifj {Kt-o\),h'q 'j'^X'"! oder fliegende
rable, tandis que kavä est toiijours reste un titre d'honneur pour les rois
(nach Hang). Von cowydd oder Gedicht (irl. coi) kommt (cymr.) cowyddwr
oder Dichter (s. Pictet). — Le persan cärcasm designe un chien (a qnatre
yeux Oll cathrucasma dans l'Avesta) ou un mouton avec deux tachcs au-dessus
des deux yeux, comme aussi un homme qui porte des lunettes et, an mural,
un homme anxieux, plein de desirs (s. Pictet).
^) L'irlandais badhb, fadhb (vautour, corbeau) et le cymr. bud, boda
(vautour) semblent se rattacher a la rac. sanscr. badh ferire, d"ou badha
(nieurtrier). Vanä9raya (corbeau), qui demeure dans la foret (im Sanskrit).
Mahavira ist der Falke. Die Ameise (divi im Sanskrit oder diwak als
weisse Ameise im Persisclien) oder (sanskr.) Vamra (jjLup|jLO? und formiea)
ist (im Zend) Maoiri [Maori, Mensch im Neuseeland.] und (alb.) merminek.
— Dans la plupart des langues ariennes les nonis du rcnard sont fiiminins,
ainsi en sanscrit, en grec, en latin, en gothique, en lith. , en russe, etc.
CPictet), und in den Mythen des Altai Mädchen als Füchse. Pott bezieht vulpes
auf (goth.) vulfs (lupus). Die Hirschart Rama (im Sanskrit) kommt von
Rani, ludere (rem im Hebr.). Egideslia oder Eidechse wird erklärt als
Ahitaksha (mit der Haut einer Schlange). Wie Saraph (sarpa oder serpent)
oder Giftschlange (saraph, verschlingen), sind die Sraphim geflügelte
Schlangen. Agambha (sanskrit.) oder Frosch (gemba im Ceylones.) heisst
(im Albanischen) Tsiampe (vahaga oder der ins Wasser Gehende im Sans-
krit). Krabbe ist (^'arabha im Sanskrit (xapaßo; und carabus), cilima. Par-
tout l'araignee tire son nom de l'art du tissage. Die Grille heisst varshakari
(Regen machend).
^) Le rapport, que presente le grec TjTCtcÄo; (papiHon de nuit) avec
Tj-ioXri; (f^TiioXr^;, la fievre) se retrouve aussi dans le lithuanien drügis (Piclet),
draugr (spectre) scand. et veja (feu-foUet et sorciere) slovaque. Lava designe
Das Birmanische. 175
Seele) heisst (im Bengal.) progapati als pragapati (Name
Brahma's und alter llischi), Herr der Geschöpfe; Dealbande
(Geschöpf Gottes) oder Eunan-de (Vögelchen Gottes) im
Irländischen. Grimm führt farli, farha auf porcus zurück
(pors im Wotiak, pars im Samoj.). Le Sanscr. kampa exprime
(s. Pictet) le mouvement rapide, violent, saccade, qui caracte-
rise la course du sanglier, et kampra, rapide, vibrant, est
(sauf la nasale) ideutique a xccTCpo? (de la racine kap, kamp).
Faramunt stammte von dem schweinsborstigen Gethier, und
in Varaha (boar und bar) verbinden sich Pharaonen und
ßrahmanen. Vishnu's Eber*) Avatara tödtete den die Welt
in die Luft erhebenden Riesen.
la laine toiulue de In, secare, friniitivement ru (luiiian et roman). — Formerly
in Ragusa niany Slavic names were kalianised, whereas at present, families
of real Italian origin are taking to write their names Slavic (Mackenzie).
— Die ersten deutschen Schriftsteller schrieben nach der rauhen Aussprache
des grossen Haufens ihrer Provinzen (Adelung). — Pour exprimer las mou-
vements vifs et saccades du vol du papillon (ou de la course de la fourmi)
le papillon (en hindost.) est appele titri, titli, en armen, titiern, en arab.
farfür, en mandschu tonton, en basque chichitola, chichitera, hastasta, en
malai räma-räma, en tahitien pepe, en botocoudo kiaku-keck-keck (plik-
neck-neik ou fourmi). Le caractere imitatif du mouvement de l'insecte ex-
plique les transformations de papilio dans les dialectes neolatins, en Italien
parpaglione, farfalla, proven^al parpalho, languedocien parpaliol, portug.
borboleta (Pictet). - — Die Ameise heisst gaggip im Kopt., aui-ani im Mal.,
sumsemana im Chald., simsimat im Arab. Ghöshpati (der Herr brüllender
Heerden in ihrer Station, von ghosha, Donnergeräusch) ist der Wirtli und
der Geist oder (russ.) gosti als hostis (Fremder oder Feind). Nach Festus
bezeichnete hostire (mit hostis) schlagen (hostia oder Schlachtopfer) und
tivo; (nach Kuhn) von xrewo) (hasta mit has oder tödten im Sanskr.).
') Eber (alth. ebur) ist (nach Zinnow) nicht unmittelbar aus dem lat.
aper entstanden. — Le sanscrit gavya, ti-oupeau de vaches, a designe
secondairement une distance de deux krö^as, soit quatre milles dandas ou
perches de quatre coudees ^l'espace de terrain süffisant pour un grand
troupeau). Le sanscr. gösuta (mugissement de vache) representait comme
gavyä, deux kro^as, et le kro^a proprement un cri (kru?, clamare) eqnivalait
a la distance, oü s'enteud une voix d'homme (kos, lieu en persan). Le nom
de gocarman (une peau de vache) est applique a un espace de terrain
süffisant pour recevoir cent vaches et un taureau avec lenrs veaux. — Bei
den Rajputen besass jeder Ritter ein cursa (hyde), was in einem Tage be-
arbeitet werden konnte. Dido erwarb taurino quantum possent cireumdare tergo,
wie das Land bei Alösskau von den Syrjänen. Ivar gründete auf dem von Ello
durch eine zerschnittene Ochsenhaut erlangten Land die Festung Landunaborg
(in London). Raymond erhielt von Bertrand (Graf von Poitiers) Land durch
176 Zweites Kapitel.
Bhuta (von der Wurzel bhu, sein) bezeichnet im Sanskrit
böse *) Geister der Kirchhöfe, und Daeva Buiti (im Vendidad)
einen die Menschen täuschenden Dämon, wie butbar (im Per-
sischen) einen Dämon, but (butak) einen Götzen, butah einen
Fötus (bhuta, Kind im Sanskrit). Dazu rechnet Pictet das
deutsche Butze (buttke oder butke) oder Budde (Buddeke).
Pictet fiihrt das persische sikiz (eine Art von Tischlern ge-
brauchter Axt) auf die semitische Wurzel sakka (sikkin oder
Messer im Arab.), während securis (lat.), siekyra (altslaw.),
siekiera (poln.) sich an seco und sieshti (schneiden) anschliessen.
Le grec a^cvr) (hache) ne differe pas essentiellement de a^i'va
(herse). Le lat.^) ascia n'est probablement qu'une Inversion
eine Hirschhaut, wie es in Northumberland und York durch Pferdehaut er-
worben wird (Pictet). — Le cri du «chat-huant, hou, hou-hou, a donne
naissance a plusieurs noms analogues, comme le pali uhunikara, qui fait
uhu, le persan huhu, anc. all. huo , etc. L'onomatopee sanscrite uluhi,
ululatus, et ululo (oXuXu^w) indique la nature imitative du nom uluka (ulula
QU oul) ou houlotte (hibou). Le grand-duc fait entendre le cri bou-hou,
hou-hou et la cheveche, en volant, celui de pou-pou. De la les noms imi-
tatifs avec une labiale (au Heu de la gutturale) que le pers. buh, büf, biim,
le kourde bümi, l'armen. bou , le grec ßua?, le latin bubo (uhpis im Lett.).
L'effraie et la chouette produisent aussi un cri guttural grei-grei, wei-wei
dont l'imitation se retrouve dans le sanscr. gharghara (hibou) et le pers.
karchaghar, ou bien une sorte de sifflement chei, chue (sava en slave).
') Druh (boshaft von druh oder schaden) bezeichnet (im Rigveda) einen
Dämon (Druj im Vendidad). Pictet fiihrt maijä auf die Wurzel man (mauadh
oder Bezauberung im Irländischen). Der vedische Gott Vayu oder Vata
personificirt den Wind. — D'apres le double sens du persan gawban (le
forgeron et le pätre) les bergers devaient exercer le metier de forgerons et
Tanalogie du celtique semble faire renionter cette coutume jusqu'aux temps
les plus anciens (Pictet). — Der heilige Patrik ruft vielfach um Hülfe gegen
die Bezauberungen der Frauen, der Schmiede und der Druiden. — A la
i'acine nag (pudere) se rattache le Sanscr. nagna (nu), ainsi que nudus (lat.),
nochd (irl.), nogas (lit.). — Zu vau? (sanskr, nau) gehört irl. noe (Noah als
Schifl'smann).
^) L'anc. all. bor, pura, se rattache a poron, ags. borian, scand. bora,
terebrarc (Barma, bayrara, baylam, birah en pers. de la rac. zend bere). Les
Instruments a percer le bois cxigent l'emploi du metul plus que les outils
taillants. Les Indiens des temps epiques appelaient gödana une ceremonie,
qui precedait le mariage et ä l'occasion de laquelle on donnait des vaches
(le roi Djanaka accordant la maiu de scs filles aux fils de Da(,'aratha et
invitant en meme temps ce dernier a accomplir le godänamangola ou l'lieu-
reuse ceremonie du gödana). Dans Homere les jeunes filles recherchees cn
mariage sont appelees aXcpeafßota, c'est-a-dire qui obtiennent des vaches de
Das Birmanische. 177
de ascia, aciis (anc. sax.), acas (ags.), ox (scand.), akus (anc.
all.). Faihu (pecus) ist (goth.) Geld (pecunia) und im Lom-
bard, (und Angelsächs.) Gesetz, fader-fio (maidenfee) , die
Mitgabe. Dem goth. arbi (patriraonium) entspricht angel-
sächs. yrfe (pecus), dem goth. skatts (moneta) irl. scath
(Heerde). Bosluaiged (Reichthum) kommt (im Irl.) von Bo-
sluag (Kuhheerde). Bei Homer werden die Rüstungen des
Glaucus und Diomedes auf hundert und auf sieben Ochsen
geschätzt. Chez les anciens Romains un boeuf equivalait ä dix
moutons, et chez les Scandinaves vme vache ä douze beliers. Les
Cymris au moyen-äge estimaient i) tout en vaches et donnaient
la part de leurs pretendants, et cette epithete equivalait a celie de formosa
ou amoris digiia. L'anc. all. faderfio, ang.-sax. faedhering feoh, patris
pecus, designait la dot re^ue du pere par la fille, et de la vient encore
l'expressive anglaise de maidenfee pour la dot en general (wie nach Tacitus
bei der Hochzeit der Germanen Ochsen geschenkt wurden). En irlandais
les mots crodh, spre, spre idh signifient a la fois betail et dot als Braut-
vieh , und in Schwaben wird die Brautkuh gesichmückt dem Wagen nach-
geführt (s. Pictet). — Le nom de la hache, lie a la rac. tak (takshoni
sanscr., tagur armen., tasak pol., dehsa anc. all.), trouve de nombreuses
analogies, qui s'etendent non-seulement dans l'Asie du nord, mais jusqu'a
rOceanie et meme TAmerique septentrionale, tuka (samoy.), tukka (tung.),
toki (Nouv.-Zel.), togui (tonga) , ottaku (Mohawk), takahakan (Illinois),
tuhaitkhlba (Chinook), thegui (Othomi). La seule explication possible est
ici Celle du principe de l'onomatopee, la racine tak, tok imitant tres bien
le bruit de la hache qui taille (Pictet). Le persan bayram (hache de char-
pentier et foret) se retrouve (de la racine bere, zend) daus le scand. beria
(ferine), parta ou barta (hache, anc. all.), balta (turc), balt (arab.), byla
(scand.). Une racine bil (bere, zend) se montre dans le pers. bil, bilah
(pic-hoyau, pelle), bhil ou bil (Andere), sanscr. (Beil all., biail irl.). — Mit
sero (sator und Seia) hängt zvisammen (von saian) seths (satio, semen) im
Goth. oder (lit.) Seti (sieti, altslaw.) und grieeh. oTitipM (s. Pictet(. Karidan
(säen) hat (persisch) auch die Bedeutung arbeiten und kurd, kurz, un
. champ ensemence et cultive. Mit aaw, sieben (Wurzel aa) hält Curtius die
verbreitete Wurzel aa (satus, sevi, semen, samo ahd., sero, seso, seja oder
Saat, lit.) verwandt. — Modiolus (Nabhi , moyen et ombilic) est le milieu
de la roue. L'erse Cioch est une mamelle, le pol. piasta un poing, en rus.
piasti, le russe stupitsa un petit mortier (s. Pictet). Samida ou Samita (tine
farine de froment) de mid (etre doux, ouctueux) et sa ou sam, qui indique
la possession (sanscr.). In Triptolemus triluro (tribulum, fleau ä battre)
forme redoubl ee de tero (zv.pw).
^) Chez les ancien Iraniens le salaire des medecins consistait en betail
(selon le Vendidad) et c'est aussi des vaches , que recevaient dans l'Inde
les Brahmans officiants (navagva et dacagva). Les epithetes de catagu,
Bastian, Stadien. \2
178 Zweites Kapitel.
vingt-huit vaches pour sept chevaux, quatorze vaches pour
quatre chiens, doiize vaches pour une epee, six vaches pour
un faucon. In Ida') (als Idunn, Gattin des alten Bragi im
sahasragu, qui poss^de cent ou mille vaches, indiquaient l'opulence (da(;agu,
possesseur de dix vaches, saptagu de sept). Etre prive de vaches (agn)
equivalait a etre pauvre, et en avoir beaucoup, bhürigu, indiquait la riohesse,
aßouTT)? (arm) bei Hesiod., TioXußoüTTi? (reich) bei Homer fs. Pictet). —
La racine de baiin (sanscrit) oii tanreau (de bala, puissance, force) est bal,
vivere, c'est-a-dire vigere (valeo, validus, etc.). Baiin designe aussi le büffle,
le chamean et le sanglier. Dans les langues de l'Inde moderne on trouve,
pour le boeuf, le bengali bolod, l'hind bai'l, et le marat baila. Le persan
bala, väche noire s'y lie. Les analogues en Europe sont l'ancien slave et
rus. volu, pol. wol, hohem, wul, iliyr. vola, le lit. builis, buUus, le scand.
bauli (belia), ang.-sax. bulluca (veau), angl. bull, buUock, l'island. bulan et le
cymr. bwla, — Die Erde heisst Idatu im Cayubabii (in Orinoco). Wie atjva,
Pferd (im Sanskrit) heissen (von a(;u, rasch) Pfeil und Wind ä<;uga (aspis
als Schlange, ein rascher Pfeilstrom). Pictet erklärt Adler (Egda oder
Egdir) aus Eg (ahi oder Schlange im Sanskrit) und da (destruere), as ahi
dasma (destructeur du serpent) oder Ajdan. Nach MacCurtin war die
Wanze von den Sachsen nach Frankreich gebracht und hatte sich von dort
in alle Länder verbreitet, ausser nach Irland. — Comme en Sanscrit (sarit
ou riviere de la rac. sr) la racine sr (sar) devient sal, et que, "a cdte de
Sara, Sarila (eau), on trouve Sala, Saliia, on peut comparer aussi les noms
de Sala, Salia, rivieres de l'Espagne et de l'Allemagne, la Saale saxonne
d'aajourdhui. Suivant Pline, le Tanais et le Yaxartes etaient appeies Suis
par les Scythes. Ce dernier a pris plus tard le nom de Sir, Sir darya oü
l'on reconnait le sanscrit sira, riviere (Pictet). Suivant Gesenius, Tubal Cain
signifie scoriarum faber de l'arabe kayn (forgeron), et de tubal (scories
metalliques). Ce dernier mot, qui s'ecrit aussi tupäl, est persan, et non
semitique, et il designe de plus le cuivre. II ne se trouve en sanscrit, ni
dans l'un ni dans l'autre sens, mais sa racine parait etre tup, tunib, tub,
frapper, le grec hjtctw, anc. slav. tapiti, cymr. tunipian, goth. stinij), stamp,
stump, suivant Grimm (s. Pictet). — Nabhoduha (Wolke) von nabhas (Himmel).
— Le nom cymrique trothwy (seuil), arm. treuzou (droit scand., tranti arm.)
se lie a troth , armor. treuz, travers, traversee et a la rac. sanscr. tf, tor,
trajicere (Pictet). — Kaminas (Herd) im Lit. (Kamin) vom slaw. Kamen!
(lapis). — Kabandha (ka et bandha, quel corps) ou tonne (gros vase ventru)
designe le nuage personnifie, le demon qui l'habite et que combat le dieu
Indra (Pictet). Kumbha (pot, urne ciueraire) de kumb (tegere). Le zend
napa est devenu en persan nawah, petit-fils. Napat (Sohn im Sanskrit) von
näbhi oder Nebel (bharman oder Nebel von blir, nutirc) und nepos, Enkel.
Fahrendes (Fahruiss) und Liegendes ist im Sanskrit Sangama (res mobilis)
und nibandha (res ligata). Nach Sclilegel ist das Sanskrit metaphysisch
gefärbt.
') Der Oberpriester von Iriarte (bei den Chibchas) hiess Idacanzas.
Idyia als Mutter der Medea. — Bhuta (etre vivant, enfant ou ölement de
Das Birmanische. 179
Bunnacker) liegt das Uralte oder Mutter der Grossmutter,
wie in der alten Göttermutter des Ida (und des Idavöllr, wo die
Äsen einst Asgard stifteten, wie auch dort bei der Erneuerung
die goldenen Tafeln gefunden wurden), mit dem Anschluss au
Iboc, (Seh weiss des Ymir), aus dem (wie in manchen andern
Mythen) die ersten Menschen hervorgingen, auf der einen
Seite und auf der andern, an das gespenstische Erscheinen der
(in den Zaubereien des Idem Efik) gesehenen Manen (siSov,
oi8a, videre), während die gleichfalls in akis und akhsi mit
dem Auge verbundene Wurzel ak (s. Curtius) durch akiso
bhü, fieri, existere) designe une classe d'esprits malfaisants, qui hantent
les cimetieres (Daeva Buiti dans le Vendidad, butbar ou demun persun, bnt
ou butaiv, idole, bütah, foetus). Pictet le retrouve dans Tallemand biUze
(bas-all.), butte, butke, budde, buddeke. Le deraon loup est appele dans le
Rigveda kökayätu, et le sanscr. koka (loup) se retrouve dans le russe köka
(ogre, gobelin), et le lithuanien kaukas, dimin. kaukelis gnome, esprit (Pictet).
Koka signifiant a la fois coucou et loup, Kukayatu est traduit par coucou-
demon. - — Autolycus hemmte den Blutfluss aus Ulysses Wunde durch Zauber-
gesänge (^TiaoiSr') oder carmina. Nach Theophrast heilte man das Podagra,
indem die Flöte über dem kranken Gliede gespielt wurde. — Balii (vraci
ou medicus im Altsiaw.) signifie incantator et medicus (Pictet). Les esprits,
appeles siddhäs (accomplis ou liberes) ou magicieus habitant au ciel dans la
region du chemin des dieux ou de la voie lactee (le siddhamärga, la voie des
Siddhäs). — Die heidnischen Irländer (im Gedichte Fiech) verehrten die
Geister (tuatha adortais side) oder (erse) sith (Fee). Der Zodiakus heisst die
Umzäunung der Sidi (Caer Sidi) bei den Cymris, und die Milchstrasse Caer
Gwydion oder die Umzäunung des Gwydion (des Luftgeistes). Pictet ver-
gleicht mit seidr (incantare), seidr (invocatio maligni spiritus), seidmadr
(fascinator) , seidkona (fascinatrix) im Scand. das sanskr. siddhi (magie) et
siddha (devin) de la rac. sidh, perficere. — Durch (durruc) in Beziehung
mit fiairho, goth. (Loch), mhd. dürkel, pertusus, Topöuo) (s. Grimm). Dann
aus goth. |)ana (Acc. Sing, des demonstr. Sa), denne von den (ahd.) dar
(dära). — Deva (etre Celeste) se presente comme un adjectif de div (ciel)
ou le lumineux (s. Pictet). — Vedisches Bhaga (Baga auf der persischen In-
schrift von Persepolis als Ormuzd) kommt von Bhag (colere), wie slawisch
Bogu. — Deva (le Celeste ou dieu) se rattache a Div, le ciel reel en tant
que lumineux. II en est autremeut de Div, nomin. dyaus, le ciel person-
nifie, invoque dans le Rigveda avec Prthivi, la terre , et d'autres dieux ve-
diques, et appele quelquefois Pitädyäus ou Dyäushpitar, le Ciel-pere. Ici il
s'agit du ciel reel (Pictet). A Dyaus repond le Zeu; grec (eolien Aev?). —
Aspice hoc sublime candens, quem invocant omnes Jovem (Ennius), sub divo.
— Nach Herodot opferten die Perser dem Zeus (Alf) auf hohen Bergen,
und nannten den Himmelskreis Zeus (Aia). Gothisches Tius führt auf
(scand.) Tyr (altd. Ziu) und angel-sächs. Tiw.
12*
180 Zweites Kapitel.
(aki) gleichfalls auf terror (oejja) führt. Rkhsa (im Sanskrit)
oder Bär (bhalla von bhall, ferire, occidere) kommt (nach
Kuhn) von der Wurzel ri, ari (lucere), auch als Constellation.
Bhiruka oder Bhiluka (Bhiru oder Bhilu) als sanskritischer
Name des (fruchtbaren ') Bären (lokis im Lit.) findet sich im
') Les rois ont ete appeles les pasteurs des penples, comnie on le voit
par le uotfXTjV Xawv d'Honiere, et le ro'eh de la bible, applique tiguiement
aux princes (Jereni.), et meme 'a Jehovah, le pasteur siipieme (Ps^-)- La
racine pa (tueri) donne naissance egalemeiit aux nonis du pasteur, du pere
(pitar), du mari (pati), du maitre et du roi (Pictet). Les synonymes gopati
et gopala designent aussi le roi, mais le preniier s'applique encore au
taureau, comrue maitre des vaches, d'ou il a passe au soleil, conime maitre
du troupeau Celeste des astres. — Goghobud (Beute) im Armen., wie gavish
(Kühe wünschend), begierig (im Sanskrit) bedeutet gaveshana (auf Kampf
bedacht). — Le soleil est le taureau qui regne en maitre sur le troupeau
des vaches Celestes, c'est-a-dire les etoiles (s. Pictet). — Die Aliichstrasse
heisst (nach Kuhn) kaupat (Kuhpfad) im Niederdeutschen oder gopatha im
Sanskrit. — Cunningham observed figures of sharks, porpuises, turtles,
lizards, trepang, starfish, clubs, canoes, watergourds and some quadrupeds in
australischen Höhlen. Das Gesetz heisst im Avesta yas oder erlösend
(vedisch yos, wie lat. jus). Sancus (sag, adhaerere, sanscr.) presidait aux
serments et contrats (chez les Sabins, Ombriens, etc.). Par sagmen (sagmina)
on designait les herbes arrachees avec une motte de terre, que portalem les
Fetiales, quand ils allaient conclure un pacte avec l'ennemi, et qui rendaient
leur personne inviolable. En Litth. on retrouve la racine sag dans segti
(attacher) et segti (jurer), pri-sega nu serment (Pictet). — T'.ti« (Hesych)
als redupl. von riu, und so xixa^ (König) und tltv^vt) (Königin) als Aus-
theiler der Gerechtigkeit (s. Benfey). Die Hölle der Skandinavier war vom
Hunde Garmr bewacht. Le Sanscrit köka, qui dtsigne a la fois une
espece d'oie (Anas casarca), le coucou et la grenouille, est une onomatopee,
comme kaka, Corneille, kiki (geai bleu), kokila (coucou), kukkuta (coq), etc.,
en persan cueah (cygne), chükisah (oie), xuxvo; (oia ou oica en bas latin),
imitative du cri du cygne (kouk kouk) , comme le turc kughu (cygne), syr.
kökö (pelican), toung. gäg (cygne) andi kog, dido et ounso kochgo (oie),
ünl. kaakko, kuikka (canard), barabras köka (corbeau). L'onomatopee kukkuta
(en Sanscr.) ou (Hind.) kukkut se retrouve dans l'anc. slav. kokoshu (poule),
russ. koieku (coq), kokotu (gloussement), pol. kogut (kokot), illyr. kokot,
l'albanais koköshi (cock, kukko, kakas , kikkas, etc.). Gäl, coq, et aussi
cri, bruit fort, dimiu. gälicah, pie (en pers.) est le latin gallus, gallina, irl.
gall, alb. ghiel, ghul, coq. La racine commune est le sanscr. gr, gar, gal,
sonum edere, canere, d'oü gala, Instrument de musique, gäli, imprecation,
etc., et en zend gere (chanter), garu (chanteur), irl. gairim (crier), gaill
(parole), galan (bruit), russ. golka (bruit), anc. all. charon et challon (cla-
mare), etc. Le grec aiviyyo^ (le Pinson) se rattache a oiT'sto, pipine (ono-
matopoetisch). Le cri caracteristique du Coucou est devenii partout son nom
(Pictet). Laklak (le num arabe des cigogues) exprime le claquement de
Das Birmanische. 181
altd. Pero und im scand. Biörn (bear). Seuls de toute la
famille arienne, les idiomes germaniques ont perdii raucien
nom de Thiver, hima ou froid ()(^s(,[j.ov, hiems, geamh, zima)
pour lequel ils ont im autre terrae (vintrus, winter, vetr,
wintar). L'approchement avec vinds (vent) n'est adniissible,
k cause de la difierence radicale du t et du d. Winter könnte
jedoch eine Intensivform von Wind (wie Wetter) darstellen,
in der litauischen Verbindung von Wandu und Wejas. Vetr
ist Sohn des Vindloni oder Vindsvalr, Sohn des Vasadr (der
Nasse oder Feuchte). Der Himmel stellte anfangs den kalten,
freudenlosen Aufenthalt dar, in dem die faulen Seelen der
Eskimos frieren und hungern, während sie unter der warmen
Erde herrliche Jagdgriinde gefunden haben wiirden. Als später
das östliche Göttergeschlecht einwanderte mit seiner olym-
pischen Walhalla, wurde der Himmel (Gimill) der Sitz seliger
Freuden, und konnte nicht länger das abschreckend Kalte von
gal (frigidum esse) oder (irländ.) geal darstellen, womit die
im Bett Gestorbenen in Helle's Unterwelt bestraft wurden,
denn eine Feuerhitze wiirde den nordischen Völkern, wie noch
der schottische Pfarrer wusste, nicht so schrecklich erschienen
sein. Die ethischen Religionsvorstellungen von einer Reinigung
durch die Wassertaufe führten weiter zur Läuterung im Feuer,
und diese wurde, im Hinblick auf das ahrimanische Böse, das
derselben unterworfen wurde, dann leicht als eine Marter im
gähnenden Rachen (guttur infernale) der Hölle Käli's (käla
oder schwarz) oder Halja's. Grimm vergleicht mit Himinbörg,
dem (wie Imaus und Himalaja) hohen oder erhabenen (heaven,
häwen, heben, weil ein Himmelsberg) Wohnsitz Heimdallr's,
den Himilinberg (mons coelius), auf dem Geister hausen. Die
Ableitung des Himmel, als die Erde deckend, aus der Wurzel
leur bec. La Perdrix est (Sanscr.) tittiri, tittira (Francolin) du cri de
l'oiseau. Une seconde serie imitative reproduit uu cri plus guttural, sanscr.
krkana (perdrix sylvatica). Le grec xax^taßiQ (perdrix) est une autre ono-
matopee, analogue au sanscrit kukkubha, coq. Ol (Jiev xaxxaßi^ouaiv, ol 8e
Tpi^ovoi (Arist.). Les termes qui designent la Caiile, sont, en general, des
onomatopees, et lors meme qu'ils ont un sens special, ils revetent ordinaire-
ment la forme d'un dactyle, imitatif du cri de ce gallinace (Pictet). — Kuh,
chu, gii, go ist der onomatopoetische Name des Rindes, AUnährerin für die
Hirtenvölker, wie die Erde (bhumi) für die Ackerbauer (mi Doppelsinn
von go).
132 Zweites Kapitel.
hima (tego, involvo, vestio) führt auf die Decke des Schnee,
der (snih) in nihära das Eisige bedeutet, jäl (im Persischen)
Hagel (halbgefrorener Schnee) und goloti (russ.) wieder Eis.
Alle diese Wörter wurzeln also in demselben Grunde, während
ihre aufschiessenden Zweige für verschiedene Bedeutungen
verwandt werden. Les Slaves appellent Fenfer peklo, et les
Lithuaniens pekla, commc les Grecs modernes iziaaoi von pix,
TciTTa, peku (russ.). Dass man deutsche Wörter aus dem
Griechischen, Lateinischen '), Persischen und Sanskrit derivirt,
ist ein Misverständniss einer an sich richtigen Thatsache (nach
Schmitthenner). „Es ist über alle Zweifel erhaben, dass diese
Sprachen mit der deutschen die Mehrzahl der Wurzeln gemein
haben, allein da das Wort formell nichts weiter ist, als die
Einheit der Wurzeln und der Form, so ist auch in der
Sprache, in welcher das Wort unentlehnt ist, die AVurzcl
gleichfalls vorhanden und ergibt sich bei der Zerlegung des
Wortes." Obwol es deshalb unnöthig ist, in andere stamm-
verwandte Sprachen überzugreifen, so bietet dagegen das Zu-
sammenstellen der Wurzeln stammverwandter Sprachen nach
dem Parallelismus, der in der Lautverschiebung stattfindet,
ein wichtiges Hülfsmittel der Etymologie.
Die Worte für sinnliche Anschauun<Ten lassen sich oft
^) Die ersten deutschen Schriften gingen von den Klosterschulen, von
lateinisch gebildeten Mönchen und Geistlichen aus, und daraus folgt das
welsche Wesen der altdeutschen, besonders der althochdeutschen Schrift-
sprache (nach Prinzinger). Nur die gothische Schriftsprache neigte sich
mehr dem nahen griechischen Vorbilde zu. Zwischen Wort und Satz be-
steht gar kein logischer Gegensatz, denn das Wort als der bezeichnende
selbständige einzelne Spraclilaut kann ein Satz sein, wie amat, und auch
nicht, wie amare, und umgekehrt kann ein Satz aus einem Worte bestehen,
wie tonat, und aus mehrern, wie deus est justus (Schmitthenner). Der
Deutsche schrieb einst anders als er sprach. Er sprach damals, wie man
auch jetzt noch im gemeinen Leben spricht, schrieb aber seine Rede im
Sinne und Geiste welscher Zunge. Die Sprache des Lebens und des Volks
stand in demselben Verhältniss zur Schriftsprache, wie dieses im Französi-
schen noch jetzt statthat, und wie es noch im Englischen vorliegt (s. Prin-
zinger). ,,Die gothische Bibelübersetzung, die zum Grundbau der deutschen
Grammatik verwendet wird, ist eine theilweise knechtische Nachbildung
fremden Sprachbaues und Lautes." Wie Prinzinger bemerkt, besitzt er Briefe
genug, welche auf einer frühern Stufe der Lautverschiebung stehen. ,,Dic
ahd. Buchstabenreihe wurde im Widerspruch und trotz der bedeutendsten
alid. Denkniiilcr (Isidor, Otfried und Tatian) aufgestellt."
Das Birmanische. 133
onomatopoetisch deuten, Bezeichnungen, die sich zur Deckung
culturhistorischer Bedürfnisse gebildet haben, verlangen da-
gegen ihre psychologische Deutung und zeigen stets eine
Mannichfaltigkeit der Begriffe unter einer Namensform ver-
einigt, deren Lautähnlichkeit bald dem einen, bald dem andern
vorwiegend angenähert ist. Durch etymologische Reduction
kann deshalb nicht eine Bedeutung des urspriinglichen Sinnes
in solcher Weise erlangt werden, um aus derselben die Ge-
setze seines geistigen Emporwachsens zu entwickeln. Das
Verständniss des Buddha verlangt sowol die der Wurzel
(budhna) im Mulamuli des Anfangs als die der Selbstdurch-
schauung im Bodhi (der vollendeten Transfiguration), und
ebenso die der Bhuth (Gespenster) zur Wiedereinkörperung
umherschweifenden Seelen. Es wäre nutzlos, nach einer Form
zu suchen, die als alleinige allen übrigen zu Grunde gelegen
hätte, denn die buddhistische Vorstellung hat sich eben erst
unter dem Zusammenwirken vielfacher Cultureinflüsse gestaltet,
die von verschiedenen Seiten her Beiträge zu den constituiren-
den Elementen und deren vereinigenden Abschluss lieferten.
Die oft vermutheten Analogien mit weit entfernten Mythen-
kreisen mögen meistens zugegeben werden, für die eine oder
andere der Partialauffassungen , an die Bhuth schliessen sich
die wiithenden Heere, die Wuotan*) und Votan; an budhna
^) Wiith wird von Graft" auf waten zurückgeführt. — A vrdhna (bradhna
ou budhna) ou racine (vrdh, crescere) se lie (goth.) vaurts (wurt, wurza) et
(cymr.) gwraidd. La forme budhna a pris une extension plus grande.
Spiegel a signale l'analogie du persan bunda, racine, fond (le persan bun,
biin, le kourde ben, l'ossete bin). Le grec ßuSo'?, fond, repond a un theme
budha, et uüä(ji'i]v, eolien, ßu3|jiY^v, racine, pied d'arbre, fond, a budhman,
tandis que le latin fundus reproduit le parsi bunda (bon in anc. irl.). Le
scandinave botn, fond, se rapproche de budhna et l'ang.-sax. botm (bodam,
anc. all.) se rattache a la meme formation, que ßu5|JL7]v (s. Pictet). — Das
sanskrit. müla (Wurzel) oder mülaka (mülin, Baum) führt auf mul (firmiter
Stare, radicem esse), dann ijiope'a (morus). Bei den im Cultus der Buddhen
verehrten Bäumen diente die (wie bei Siwa's Lingam) durch Graben (als
Anfang) nicht erreichbare Wurzel zum Symbol des Ursprungs, aus dem sich
das System entwickelte (bis zur Vollreife der Selbsterkenntniss in den Phala) .
Urd (des Urdarbrunnr unter den Nornir) macht wurt (ahd. gloss.) zum
fatum. Thiu Wurdh is at handum (Hei.) , me fät Vyrd geväf (parca hoc
mihi texuit). Parca saepe servat virum, donec virtus ejus viget (s. Grimm).
— Le compose vedique Dyäväprthivi au duel exprime l'intime connexion
]^g4 Zweites Kapitel.
die Bodha-Bäume, an Bodhi das Weisheit spiegelnde Wasser
oder Voda (odr, mens oder scnsus), dann allgemein allem. -
burgund. Viit oder Orient. But als Götzen, aber dennoch hat
sich der eigenthümliche Begriff des Buddha, wenn er als sol-
cher in seinem System aufgefasst wird, nur unter bestimmter
Bedingung indischer Geschichtsverhältnisse in Ostasien ge-
bildet. Das Meer^), mare (lat.), muir (irl.), mor (cymr.),
marei (goth.), mere (angelsächs.), mar (scand.), moru (russ.),
des deux divinites (le ciel et la terre), les grands parents, unis par im an-
tiqne mariage (comme Gaea et Uranus). La terre (Af][jL7]Tr,p on rTfjiJtY^riip et
Telliis mater ou Nerthus) etait personnitiee (Prthivi luätar) chez les Ang.-
Saxons sous le nom de Folde fira modor (la Terre-mere des hoiiinies) de
folde (terre) ou (scand.) folld (s. Pictet). Le derive sanscr. sahana, fort,
trouve son correlatif dans l'irlandais seighion, guerrier, heros, tandis qu'a
saha fort se rattache le nom de l'nrus ou büffle, segh, et celui du faucon
seigh, l'oiseaii fort. Glück compare le Sego de plusieurs noms et de lieux
gaulois, tels que Segomarus, Segobodium, Segobriga, Segodnnum, etc., ainsi
que Sigo dans Sigovesus (Pictet). Le heros, en Sanscr. vira (de var, arcere)
etait le defenseur ou le protecteur, et tel est aussi le sens de l'ang.-saxon
haeledh, anc. all. helid (Held), de helan , tegere (Pictet). — Die Haare der
Braut wurden bei den Indern mit einem Dolch aus Stachelschwein getheilt,
bei den Römern durch eine Lanze.
') Wie Sand bezeichnete Sint (sint-fluot) das Meer oder (sanskrit.)
sindhu (von der Wurzel sidh, fliessen oder gehen). Comme a cote de sidh
on trouve aussi sädh, proficisci, abire et que niud signilie iiatatio, on peut
conclure a une racine germanique fort sand , sind, sund, fluere, natare, qui
donnerait Tetymologie de l'ang.-sax. Sand, scand. sandr, anc. all. sant, le
sable qui coule comme l'eau. Nara, comme le vedique nr, nar, est un des
noms de l'homme et signilie proprement le guide, le chef (de la rac. nar
ducere). Les noms de l'homme sont plus d'une fois appliquee a l'Esprit
supreme (ainsi Manu, Ayu, Parusha). Dans les lois de Manu l'esprit divin
de Brahma est appele Nara (l'Esprit divin et eternel , qui penetre l'univers
entier). ün correlatif de Nara parait se trouver dans le cymrique Ner
(Dieu, Seigneur) dans le langage des Bardes (Naria, deesse de l'Helvetie
gauloise). — Sarya als svarya (von svar, Himmel oder leuchtend). — Bournouf
a ramene le persan Chodä au zend quadhäta (cree de soi-meme, lequel
serait en sanscrit svadhäta). Le correlatif sanscrit regulier de gutha (guth
ou dieu, goth.) serait ghuta. On trouve huta de la rac. hu, sacrificare, avec
le double sens de sacrificatus et de is cui sacrificatur (Dieu). Daran schliesst
sich im Zend (von zu) zaotar, der Opferer und Libationen (wie goth. giutan
von der Wurzel gut, giessen). L'anc. slav. govieti (religiöse vereri), govieinu
(religiosus), govieiiniie (pictas), govieti (faire ses devotions, honorcr) rus.
Le lith. gaweti a pris le sens special de jeüner, d'ou gawene, jeiine (Pictet).
Yazata (dieu en zend), derive de yaz (yag), sacrificare, deos colere, d'oü le
vedique yagati, adorandus (izid et yazdan).
. Das Birmanische. 185
morze (poln.), morra (illyr.) ist (im Sanskrit) mira (mr, mori),
TCovxo? äxp'JYSTOs (vastimi mare), wie maru (im Sanskrit) auch
die Wüste bedeutet. Sanscr. maru, montagne, a proprement
parier, region morte, de mr, mori. La meme extension de
sens se reconnait dans l'ang.-saxon mor, montagne, et de plus,
comme Panc. allem, muor, scand. myri (marais), en tant que
lieu sterile et desert (s. Pictet). Mons führt, wie irl. moin
und armer, mane auf die Wurzel mau. Zu den zur Bedeutung
„sterben" gehörigen Worten (wie !J.apaa[j.c;) kann (nach Cur-
tius) auch [j.e'povjj gerechnet werden oder (nach Härtung) ^pxÖQ.
Mrnmaru (Fels im Sanskrit) ist (nach Wilson) aus mrd
(Thonerde) und maru (Wüste oder Berg) zusammengesetzt,
als Marmor oder (b. llorner) [j.ap[j.apcc (Stein). Die Russen
sagen Mramor oder Marmor (wie Brama oder Barma). Das
sanskr. arna (arenava oder Lauf im Zend) oder Fluss (Woge)
führt auf die Wurzel ran, rinnen (und arena, fliessender Sand).
Lassen bezieht 'Op<p£u? auf ibhu (wohlwollende Geister, die
für die Götter arbeiten), was Kuhn (durch arbh und rabh)
mit alfr (aelf und alp) oder Elfen verbindet (als Musiklieben-
den ^). Die Marut heissen babhru oder braun (als Brownies),
') Ideo Oarmentis qiiod divinatione fata caneret nain antique vates car-
mentus dicebantur, unde etiam libros qui eorum dicta perscriberent carmen-
tarios nuncupatos (Servius). — Le cymr. jach s'explique par le sanscr.
yakhs, iyaks (yiyaksh), desideratifs de yag, s^cra facere, initiare, inaugurare
(obviam dare, praebere, dare), ce qui rendrait compte du double sens de
yocaim (guerir et payer) en irlandais (Pictet). — Pictet erklärt Bhisag oder
Abhisag (bhäishaga ou medicament) von der Wurzel sag, sang (adhaerere,
amplectij. Le grec beotien tJOcxTa; derive directement de caiTW (rac. sag).
Sakta (attache, devoue) en Sanscr. (sagus und sagax). Piseogaidhe (piseog,
Zauberei) oder Zauberer im Irl. Zum sanskr. Sava oder Sonne (sol, siaposh)
gehört (irl.) sabh und (nach O'Reilly) samh. L'anc. all. sumna (sun ou
sunna) indiquerait un theme sumanä. Le cymrique huan (de suan) repond
au sanscr. suvana (so! eil) ou'suvan (s. Pictet). Le cymrique Hu (hü ou
soleil cn Zend) etait une divinite solaire, car il est dit, dans un poeme
bardique, qu'il regnait sur la terre, la mer, et sur toute vie dans le monde
(comme huon). Huan est un des noms cymriques du soleil , qui reviendra
tout ä l'heure (Bhuvana bei den Lappen , auf Rückkehr des Sonnenwortes,
wie die Quiche). Ostan (Eostra) führt auf Aurora oder ausora (von sanskr.
usha) und Eos. Wie auf einer Logarithmentafel der Logarithmus mit de^
grössten Sicherheit die entsprechende Proportionszahl anzeigt, so ist es fast
nur mechanische Th'ätigkeit, des Wortes Bedeutung auf der Wurzeltafel zu
linden. Nachdem uo im Altd, als guniertes a, t als Bildungsmoment des
186 Zweites Kapitel,
der gefleckte Dämon (karbura oder karvara) bildet den Kobold
(cobalus). Medicus (der die Krankheit durch Sprüche be-
schwört) wird durch mederi bezogen auf sanskr. nieth, medh
(intelligere, scire) obviam venire (conviciari, maledicere) , im
Zusammenhang von mederi (und meditari) mit (Zend) mädh
(messen) und vimädha (Heilmittel). Le subst. zend madha
(intelligence, prudence) indique une racine madh, qui ne differe
de midh, medh, que par la voyelle et qui parait avoir existe
en Sanscrit avec le sens de mesurer. On pourrait y rattacher
madhyu, medius, medium (centrum) mit modius (modus, mo-
dero). De lä ä Tacceptation de comprendre (d'appliquer aux
choses la mesure de Tesprit) la transition est facile. A madh ')
repond le grec (j.a'ä^ de [xav^avo (math, mauth, agitare) com-
prendre, apprendre d'autant mieux que [xa^Tjat?, |JLa^if][jLa s'ap-
pliquent plus specialement ä la science des nombres et des
mesures (s. Pictet). Aus Horotumpil oder Horotupil (Koth-
tummler oder Kothtaucher) hat die Sprache Rohrdommel, aus
Sintvluot Sündflut, aus Piposz (Gewürz als das dazu Ge-
stossene) Beifuss u. s. w. gemacht, mithin Worttheile in der
Composition, die sie nicht mehr verstand, an andere ähnlich
lautende und verstandene angelehnt (Schmitthenner). In der
Regel nimmt die Sprache auch nur solche fremde Worte auf,
die an ausgehende einheimische anklingen, oft selbst aus der-
selben Wurzel stammen, wie Natur für chnuoh, Platz für
vlezzi und vlado, u. s. w. Les Grecs disaient epSeiv rivt xi,
faire quelque chose a quelqu'un, pour ensorceler, comme on
dit en allemand „einem etwas anthun". Le bas-latin facturare.
Wortes, ebenso o vor u als Inlaut, m als Bildungslaut nachgewiesen wor-
den, ist es nur etwas Mechanisches und dabei höchst Sicheres, die Bedeutung
von kuot (gut) unter ka, die von wuot (Wuth), vluot (Flut), bunt (Hut),
muot (Muth) unter wa , via, ha und ma, die von poum (Baum), soum
(Schaum), toum (Duft), vloum (Flaum) unter pu , su, tu, vlu nachzusehen
(s. Schmitthenner).
^) Der indianische Meda-Tanz weiht die Wiedergeburt. — Wan das Volk
wende und gloupte, das der brief von dem himele herab were kommen und
alles, das su seitent das es alles wor were, und wanne die phaffen sprochent,
woby men erkennen solte, das die geischelvart gerecht were? und wer den
brief besigelt hette, do entwurent su und sprochent, wer die evangelien be-
sigelt hette. Sus brochtent su die lüte darzu das men den geischelern nie
gloubete, denne den priestern (in Strasburg), 1349 (s. Schilter).
Das Birmanische. " 187
poiir fascinare, factura, sortilege, ital. fattura, fattuchiero, sorcier
viennent de facere, tout comnie l'espagnol hechizo (nialefice),
hechizero, sorcier, etc., de hecho, action, fait, partic. de hacer.
Les Scaiidinaves eini)loyaient dans le meme sens gora, facere,
d'oü gorningar, artes niagicae (for-giore ensorceler en Danois),
karmana (sorcellerie) de kar (facere), sanscr. (s. Pictet). A
tapa, tapas, tapana (tap, calefacere) se lie le persan tabistan,
ete, de tabidan ou taftan, chauffer (Tobbos aus dem der
Süden ^], Avie die Nimrod). Une trace se reconnait encore
1) En Irlandais sam, samh signifie l'ete (ham anc. cymr.) et soleil
(sabh). La divinite solaire (Samhuin ou Samhain) presidait a l'ete chez les
Gaels (s. Pictet). Le Zend hama repond au sanscrit sama (egal, complet)
dont le feminin samä signifie annee de la racine sam (non perturbari) ou
Cam (sedari, placidum fieri). — Als die ersten Ansiedler von Corrientes
das Kreuz, das die angreifenden Indianer vergeblich zu verbrennen gesucht,
ausgraben wollten, konnten sie nicht auf das Ende kommen. Die Ueberreste
des 1841 bei Famaiila geschlagenen Generals Lavalle zogen sich durch den
Chaco (unter einigen Rencontres mit Tabas und Chunupis) bis Corrientes
zurück (211 Lieues in 24 Tagen). Erchanstein (eorcanstan) oder (bei Alb.
M.) orphanus war aus dem menschlichen Auge entsprungen, indem Volundr
den jarknastein aus den Augen des getödteten Knaben schmiedete. — Le
cochon est appele (en Sanscr.) mukhalängala, c'est-a-dire, auquel le museau
sert de charrue (muc ou cochon en TirL-ers.). Dans le dialeete allemand du
Rhin, la truie s'appelle mucke (Pictet). Va-nara (comme un homme, sem-
blable a un homme) ist Affe. Le fran^ais sanglier, languedoc. sengler de-
rive de singularis et en termes de chasseur on dit un solitaire pour un
sanglier. Le grec fiovio; s'applique comme epithete au sanglier et au loup
(Pictet). So Varäha (raha öu solitude) als Eber (boar). Putra (fils) celui
qui purifie (s. Pictet). Le grec hiq, fils et fille, rappelle ?v£'w, purifier, pur-
ger, comme l'irl. nigh, nighean, fille, le verb nighim, laver, le lit. merga
(puella), cymr. merch (filia), la rac. sanscr. mrg, purificare (wie die Neuge-
borenen in Mexico). Le gendre ou (en Sanscr.) gamätar (de ga, progenitura
et mä creare) est celui qui propage la race du beaii-pere en lui donnant des
petits-enfants, tandis que •^y.ix^pQi n'exprime que la qualite (nach verlorener
Grundbedeutung) du mari de la fille (s. Pictet). Hibali muku ou le gendre
(dans le Cara'ibe) designe ,,qui fait les petits enfants". En Sanscrit le neveu
est appele bhrätrgä (fils du frere) ou bhrätriya, qui appartient au frere
(aS£A967ra'.?). Ambactus apud Ennium lingua gallica servus appellatur
(Festus). Le nom nama (nomen) etait ce qui fait connaitre, le signe, et
l'hebreu shem, arabe ism, a le meme sens (d'apres Gesenius). Les dialectes
finnois offrent nimi, nam, nema, nem , le samoyede nim, nimde, le korieke
ninna, le youkagir namege et le tchoukchte ninna (Pictet). On portait (dans
le säntikarma on sacrifice expiatoire, lors de la perte d'un proche) avant le
lever du soleil, le feu du foyer sur une croisee de chemins , et les parents
183 Zweites Kapitel.
dans le latin tempus -oris pour -osis, le sansci it tapas -asas, dont
le sens propre est celui de saison, comme pour le cymrique
tymp a cöte de twymp, chaud (s. Pictet). Sanskr. sak (sakis
oder Freund) führt auf s7C0[j.a(, (begleiten von Wurzel stc) und
sequor (folgen) durch sap (verrichten), sodass sich der Zu-
sammenhang ') der Saken (als Scythen) mit frühern Abiern in
'ATCt'a ('ATCtSovo«;) festhalten Hesse. 'Atco (avfj), apa im Sanskrit
(fort, zurück), ab im Lat., af im Goth. (aba). Palus, der
Centralpfeiler der Stadt (auf dem Palatium) führt durch paxillus
auf ■KaaaakoQ und weiter (durch Tr-rj'yvufj.t) auf pa^ (im Sanskrit)
oder pak Baktras (der Mutterstadtj, das wie Bali (auf der
Insel Bali) die Bedeutung des Hauses (oder chinesischen
Tempels) mit dem der Stadt verbindet, und in Pali (Pallistans
oder Palästinas) die den purificirten Sanskritanern durch fremde
Mischungen (wie semitische im Pehlewi) schwer verständliche
Sprache des Magadhi-Idioms (als Sprache der Dörfer oder
en faisaient trois fois le tour par le gauehe, en se frappant la cuisse gauche
avec la main gauche (s. Pictet). — Das Muspilli-Gedicht (8.-9. Jahrh. p.
J.) spricht von zwei Haufen (aus Himmel und Hölle), die sich um die
Seele des Todten streiten, wie Engel und Teufel (Yama und Vishnu). In
Brahmanas findet sich das Opfer einer schwarzen Kuh, um die Seele über
den Fluss Vaitarani ins Land der Pitris zu führen. Im Avesta ist die
tugendhafte Seele bei der Ankunft an der Brücke Tschinvat von der Seele
des Rindes (Pacu) und dem Hunde begleitet. Die Jungfrau Modhgudhr be-
wacht (in Skandinavien) am Giessbach GiöU die Goldbrücke, die der mit
dem Höllenschuh (helsko) bekleidete Todte beschreitet (von einer Kuh
begleitet).
') „Die Verwandtschaft von ocno mit der Locativform sanskr. api, griech.
iizl und der Ablativform lat. apud ist nicht zu verkennen" (nach Curtius).
— Suivant Müller, le vrai sens de idä, que les Brahmanes interpretent par
priere, n'a jamais ete reconnu (irä ou terre) ou idäyäspada le Heu de la
priere (s. Pictet), ilrä, vivification (restauration ou nourriture). — Airth (goth.)
oder (pehlewi) artä (Erde), ardh (arab.), orärö (pawni), wosake (aimara),
arikke (dongola) , arag (chald.) aponpa. — Dans l'Inde des tenips vcdiques,
le siilon, sitä (fem.), etait personnifie et invoqne sous la forme d'une deesse
au teint brun, aux yeux noirs, brillante de beaute, couronnee d'epis, epouse
du dien Indra, ou Parganya, et qui disperse aux hommes los fruits de la
terre. Porca (fush, ags.) porcus. Les Chinois et les Grecs attribuaient l'in-
vention du char et de la charrue k un meme personnage mythique, oeux Ik
'a leur roi Chin-Noung , ceux-ci a la deesse Ceres (Pictet). Joniir (champ
laboure) de araim, wie apoupa (von Wurzel ar, er, or). Müller leitet Arya
(Name der Vaisyas als dritter Kaste der Arbeiter) von der Wurzel ar (Fcld-
bauer).
Das Birmanische. 189
Palli) ausdrückt, die von den Bekennern ihrer Religions-
schriften aus Ali oder Pali') (Linie oder Sentenzenreihe) er-
klärt wurde. BaXavo^ (Eichel) bedeutet Pflock, ßaX (ßaXXw)
fallen, werfen, ßsXefxvov, das Geschoss.
BsXa (Hesych.) oder ye'Xa wird durch st^Xif] und aXs'a
(Sonnenwärme) von ""EXocvt] und 2£X'i(]V';f) (<j£(.ptaat.<; oder Sonnen-
brand) hergeleitet mit svar (Himmel) und sol (saule oder sauil).
BirjXoc, Schwelle, Erhöhung, BaX'/jv, König im Phrygischen. Die
Präposition wi, welche Trennung bezeichnet, findet sich am
häufigsten (nach Pott) in der Gestalt di, dis im Lateinischen,
als S(.a im Griechischen, auf den Stamm des Wortes zwei (8\ji.)
zuriickgehend (die feindliche Spaltung des Div bezeichnend
und wieder in der weissen Gottheit Bjelbog als dis aufge-
fasst), äiaßoXoi: oder Div-Baal (niht guotes). „Diabolos (der
Verleumder), das die Septuaginta noch nicht haben, könnte
im N. T. aus einem dem pers. div (lat. divus) verwandten
Worte entspringen" (s. Grimm). Der liehtbringende Lucifer
wurde von finstern Fixsternen (seit Eusebius) vom Himmel ge-
rissen und der Finsterniss überwiesen. Balowiso oder Pilwiz
(fiandi mit fan) heisst auch Valant (Wilant als Pehlewan) und
(Reinw.) Fahl oder Fahl. Fälant könnte (nach Grimm) auf
Riesen gegangen sein (und alte Deificirungen der Faramunde
und Pharaonen). Neben Pfolesbrunno oder Phulsborn (PhoFs
oder Pol's) findet sich Falsbrunn und Baldersbrunnen. Grimm
hält zu Phol bei Thüringern und Baiern (Baldag oder Bäldäg
bei Sachsen und Westfalen) oder Pol (Paltar und Baidur)
den celtischen Beal, Beul, Bei, Belenus, eine Gottheit des
Lichts und des Feuers, den slawischen Bjelbog, Beibog sammt
dem adj. bei, bjel (albus), baltas (lit.). In allen diesen Proben
haben wir nur abgerissene und zufällig hier und da, wo sich
gerade das Material bot, aufgelesene Bruchstücke vor uns, die
sich allerdings überall leicht aneinanderknüpfen, aber nur will-
kürliche Hypothesen ins Leben rufen können, die die nächste
Weiterentdeckung auf philologischem oder mythologischem
Gebiete wieder umstossen würde. Erst wenn wir die s^esammte
^) La racine de pur (piira ou ville) ou puri est la meme que celle de
puru (multus) , savoir pr (Pictet), und itoXt? verhält sich zu puri wie ko"/\j?
zu puru, pulu. Dann lit. pillis (Schloss) in Pillawa, cynir. pill (Festung),
und plwy (plwyf, plwydd), armor. ploue (dwf).
X90 Zweites Kapitel.
Kreisbahn, die sie durchlaufen, in ihrem riickgewendeten Ab-
schkisse überschaut haben, werden sich die Grundzüge der in
diesen Bildungen waltenden Gesetze erkennen lassen. Den
Juden war der von ihnen verehrte Baal schon in vorchrist-
licher Zeit das von ihren Feinden verehrte Princip des Bösen,
während ihn im nordischen Europa erst die Missionare des
Christenthums darein verkehrten, als sie gegen die Gestalten
des heidnischen Cultus predigten, während sich diese bei den
Slawen länger erhielten.
In der persischen Keilschrift ist Katapathuka = KaTCJca-
8ox(.a, Kufa = Kup (Koipr,;;, Kwp-rjv), As (a) garta = ^a^apTWi,
Baga = bog (slawisch), Magush = Mayoc, Bakhtarish = Apakh-
tara (Zend), BaxTpc'a, Frawartish = *P^(xc^-rr^^, Athura = Acaupia,
ÄTOupta, Parthwa = Ilapj'jaca, llapj'a, Mithra = Mt'ä^pa, Mcxpa,
Frada = $paaT7](;, Babirush — Baß'jXwv, Armina = 'Apfxsvta,
Mudraya = Mitsraim, Mscrpata, Ariya = 'Apta, Arbira = "Ap-
ß'fjXa, Warkana = Hyrkania, Madiya — Media, Uwajiya =
Susa (s. Rawdinson). Bil erscheint als Bilu-Nipru und Bel-
Merodach.
Britteö Kapitel
Das Siamesische.
Die siamesischen Buchstaben scheiden sich in sechs
Klassen: othaxa (labiales), thantaxa (dentales), niutthaxa (pa-
latinae), nasikaxa (nasales), kanthaxa (gutturales), oraxa (pecto-
rales) oder gutturales, als palatinae, cerebrales (linguales),
dentales, labiales, semi-vocales, sibilantes, aspiratae. Jedem
Consonanten inherirt ein ö, ko, po u. s. w. (mitunter a), und
von Vocalen (Halbvocalen) wird in der Reihe der Buchstaben nur
a aufgeführt, das, wenn sich selbst oder einem Consonanten
folgend, ä gesprochen wird, wie ba, nän, sonst aber nur quasi
merum fulcrum symbolum vocalium (Pallegoix) bildet, wie
Aleph im Hebräischen. Von den Yocal-Symbolen i) werden
vier iiber die zugehörigen Buchstaben geschrieben , zwei
darunter, fünf gehen ihnen voran, zwei folgen ihnen, und ein
zusammengesetztes Zeichen wird durch den zwischenstehenden
Consonanten (wie im Sanskrit) getrennt, eka oder kea (käb).
Das Buchstabirbuch führt die Buchstabenzusammensetzunffen
in neun Abtheilungen auf, worin sich bis fünffache Vocal-
zusammensetzungen finden, die einsilbig zu sprechen sind.
*) The Short vowels, when combined with letters of the Medial Class,
are invariably pronounced high, but when combined with letters of the High
Class, they are lower, than the long vowels. The eifect on the Low Class
is the same as on the Medial (Jones). In spelling the Sianiese pronounce
ai and _i alike, but in reading oft', they lay a little more stress on the one,
as fullowing the other.
192 Drittes Kapitel.
Unter den diakritischen Zeichen steht neben den sechs
Accenten noch das panda'yat, das den Buchstaben, worüber
es gesetzt ist (nicht nur den einfachen Consouant, sondern
auch eine Vocalverbindung desselben), zum Schweigen bringt,
und bei Fremdwörtern verwandt wird, deren etymologisch')
wichtige Endsilben bei der monosyllabischen Abkürzung
nicht gesprochen werden. Es ist also dem birmanischen That
zu vergleichen, das aber hier schon bei den einheimischen
Worten verlangt wird, um sie überhaupt (durch Annihilirung
des dem Consonanten inhärirenden Vocals) zu einsilbigen zu
machen. Lok wird loky (lokaya) geschrieben (loka, Pali),
mannt = manusy, bin = binSü, son = song, 70t = yozii (yozana),
an = äng, u. s. w. Ob ehn, hen oder ne (hne) zu lesen sei,
hat sich aus dem Zusammenhang zu zeigen, ebenso bei ehn
(hen oder ne). So oft sich im kreuzweisen Austausch der
Accente und Buchstabenklassen derselbe Ton bewahren lässt,
kann ein Wechsel eintreten und da oder ta, nä oder hna, ba
oder pa u. s. w. geschrieben werden.^) Im Alphabet fällt die
dritte Klasse der Cerebralen mitunter aus. Obgleich alles
hart gesprochen wird, stehen doch im Alphabete sechs K-
Laute ^) (oder drei K-Laute und drei G-Laute) nebeneinander
und influenciren die Betonung. Drab (Dinge oder Eigenthum)
sind thappha im Pali statt tharapha (daraba). Die Aspiration"*)
') Les bizarreries orthograpiques, si nombreuses en fran^ais, oü 11 y a
tant de lettres qui ne se prononceiit pas, proviennent de la severite gram-
maticale jointe a la tendance constante ä siniplifier la prononciation, et four-
nissent a l'etymologie les plus precieuses indications. Selon Ampere iin
Systeme dortliographe comme celui de Pelletier, de Meygret, oii de Marie
est nn Systeme barbare. Etfacer les signes etymologiques d'une langue c'est
eflfaeer ses titres genealogiques et gratter son ecusson. L'orthographe, pour
n'etre point arbitraire, doit indiquer l'origine des mots, hors de lä, 11 n'y a
point d'orthographe rationnelle.
^) The series of cerebral consonants in the Snnda-language is prononnced
hy tnrning and applying the tip of the tongue far back against the palate
which, prodnclng a hollow sound as If proceediiig from the head, is distln-
guished by the term Murddhanya (s. Wllkins).
^) Spurius Carviliiis soll zuerst den Unterschied zwischen G und K
festgestellt haben.
*) Worter der fünften Klasse können (im Nanking-Dialekt) die Anlaute
k, t, p, ch, ts nur haben in Verbindung mit einer Aspirate (Kdkins). Im
Peking-Dialekt (Chinghwa) gehen die Wörter der vierten Touklasse in die
Das Siamesische. 193
verändert die Betonungsfähigkeit der Worte nach ihrem An-
laut, und versetzt als Honam aus der dritten Klasse in die
erste, als Onam in die zweite Klasse.
Substantiva werden im Siamesischen gebildet ^) durch cai
(Sinn), gvam (Sache), u. s. w. (ebenso^] mit zun, was, und an,
Ding).
Raks (lieben) bildet cai-raks, die Liebe (der Sinn des Liebens)
und gvam-raks (das Lieben),
klva (fiirchten) bildet cai-klva, die Furcht und gvam-klva
(das Fürchten),
"bi (gut) bildet cai-Ü, Gütigkeit und gvam-iii (die Güte),
xffieo (glauben) bildet cai-xoeeo, Gläubigkeit und gvam-xoeeo
(der Glaube),
nam (schön) bildet gvam-nam, Schönheit.
Cai ^) ist die siamesische Form für das sich näher an das
Pali schliessende citr, dem cetana zur Seite steht. Kan-suk
(Werk des Kriegens), Krieg. Die einfachen Nomina sind meist
einsilbig (nam, fai, diu u. s. w.) und treten wieder in Zusammen-
setzungen nebeneinander, me-nam (Mutter des Wassers oder
Fluss), Tin-fa (Fuss des Himmels oder Horizont), Hang-lüa
(Schwanz des Bootes oder Steuerruder).
übrigen vier Klassen über (die der Gebrauch bestimmt). Die kurzen, zxi
dieser Klasse gehörigen Vocale dehnen sich so, dass sie mit den Tönen der
langen Vocale ausgesprochen werden können.
') Von den abgestorbenen Substantiven, die häufig zu Zusammensetzungen
benutzt wurden, ist die Silbe „thum" im Alth. noch ein selbständiges Wort
(tuom oder Bezirk), die Silbe „heit" das Hauptwort heit (Person oder Ord-
nung), die Silbe „lieh" (alth.) lih (gleich), die Silbe ,,haft" das Adjectiv
haft (haftend), die Silbe „bar" von heran (tragen), die Silbe ,,mis" früheres
Adjectiv (unrecht in Zusammensetzungen), die Endung ,,sam" (im Alth.) das
Pronomen sam oder derselbe, die Silbe ,, schaff das alth. Substantiv scaf
(Anlage oder Beschaffenheit). Die adverbiale Endung „ings" ist (im Alth.)
ingun (s. Zinuow).
2) Band heisst das Bindende und Bund das Gebundene, aber bei vielen
Ablautsformen reicht man nicht aus, ob z. B. Wand (vom Zeitwort winden)
das Windende heisse und wund das Gewundene (s. Zinnow).
^) De ci vient citi (esprit, comprehension), de cit vient citti, citta (pen-
see, intelligence, attention), cetas (esprit, conscience et phenomene, apparence),
cetana (esprit, äme , intelligence, etc.). A eint (cintay) appartient cintä,
pensee, cintana, action de penser, ointaka, penseur, connaisseur (Pictet).
Dann cisti (Zend), scio (lat.), ciata (irl.).
Bastian, Studien. 13
194 Drittes Kapitel.
Ausser den eigentlichen Adjectiven (nam, schön, sun, hoch,
Jii, gut u. s. w.) entstehen adjectivische Bildungen aus dem
Präfigiren von di, zun, an, hna:
Raks (rakt), lieben mit di (etwas oder welcher) di-raks, liebens-
würdig (etwas zu liebendes),
„ „ „ „ hna (angesichts) hna-raks, lieblich (lieb
zu sehen),
hloeo, übrigen mit an (Sache) än-hloeo, übrig (übrige Sache),
hen, sehen mit zun (welches) zun-hen, sichtbar (was zu sehen ist).
Auch den eigentlichen Adjectiven können di, zun, an,
hna präfigirt werden, (gutes) di-Jii, und andererseits können
Worte verbaler Bedeutung mit Hauptwörtern adjectivisch ver-
bunden werden, wie: ein geliebter Mann (Freund), gon-raks.
Zusammengesetzte Worte bilden sich: tun-tin. Sack des
Fusses (Strumpf) oder Fusssack, bai roeeo, Blatt des Bootes
(Segel) oder Bootstuch, hib kyien hnansoeo, Kasten zum
Schreiben von Büchern (Schreibepult), Schreibebuchgestell,
nam tan soi (nam-tal-dray), W asser der Palme als Sand (Palm-
zucker), Saft-Sand (-Zucker), mai-ok-kai, Holz der Brust des
Huhns (Pfahl) oder Eckenpfosten. Kaufen wird soe geschrieben
(soe tuk, billig kaufen), in Zusammensetzung soeo in gleicher
Aussprache, pu-soe (süo), Käufer, soe xay, handeln. Pallegoix
nennt 8on: affixa particula correspondens voci „fer" vel „ger''.
Aea (ao), greifen, ao-ma (greifen-kommen), bringen'), ma-ha
(kommen-suchen), besuchen. Ke äp, ke hjak nam don pued,
Husten (den Husten) heilen.
Adjectivisch verwandte Worte bewahren ihre eigenthüm-
liche Bedeutung: ma rve (reo), komm rasch (komm, eile), ceb
nak (krank beschwert), sehr krank. In dein liegt eine Spe-
cialisirung, die wieder universelles Zusammenbissen herbei-
führt. Ta son sind zwei Augen, tua dan son, die beiden
Augen, dan ni ist „alles dies", dan sin, alles oder das Ganze,
') Almost every verb and adjective (in the lingua franca of the Tsbinuk)
may receive a modification in its meaning by the prefixion of tho word
maniuk (make er cause) tshako (come), mamuk tscbako (bring), klatawa (go),
mamuk klatawah (send), wie im Birmanischen twa tse si (gehen machen
oder Gehen verursachen).
Das Siamesische. 195
dan hlay, manche, drin pvan, alle (gon dan pvan, alle Menschen),
gon khon djin pvan dan hnai dein noy, Menschen, sie (solche)
alle, sie (solche) gross, sie (solche) klein (alle Leute, sowol gross
als klein). Kin pla dan tva, den Fisch völlig aufessen (essen
Fisch ganzen Körper). Ceb pued, sehr schmerzen.
Naiu nom ist Zitzenwasser (bei Menschen und Thieren),
wie in den Mande-Sprachen susu-dzi (Brustwasser) für Milch,
„kein Compositum, weil es nicht von der Sprache selbst als
solches behandelt ist (s. Steinthal), nicht mehr Compositum
als das französische eau de vie." Solange eine Sprache
schöpferisch aus sich herausbildet, wird sie in den Namen der
Dinge auf das Wesen dieser Dinge selbst hinweisen, in weiterer
Entwickelung, besonders aus Beziehungen mit der Fremde,
nimmt sie indess leicht an sich bedeutungslose Wortsymbole
auf, die den Innern Sinn verloren, aber durch die Bequemlich-
keit der Verwendung gewonnen haben. Das Wort Milch ist
für und an sich nur Wortlaut, der erst seine Conventionelle
Bedeutung erhalten hat, denn wer ist sich beim Aussprechen
desselben innner den Zusammenhang mit goth. miluks oder
das Zurückführen auf die Wurzel [j.sXy (afxsXyo, melken) u. s. w.
(bis zum ursprünglichen Onomatopoeticum) klar? Wird statt
Milch Zitzen wasser gesagt, so schliesst das (allerdings sehr
umständliche) Wort selbst die Bedeutung ein, und obwol Zitze
sowol wie Wasser wieder zwei Worte sind, die sich bereits
von ihrem Ursprung so weit entfernt haben, um nur conven-
tionell verständlich zu sein, so enträth sich doch die Sprache,
die statt Milch Zitzenwasser sagt, der Einführung eines noch
neuen Symbols, erfreut sich also im ganzen eines Gewinns, da
es jener beiden Worte immer für seinen Redeschatz bedürfen
wird, das dritte aber, wie die Beispiele zeigen, entbehren könnte.
Auf der andern Seite gewinnt die sich dieses neuen Wort-
symbols bemächtigende Sprache eine grössere Leichtigkeit der
Bewegung, da sie jetzt auch wieder mit Milch allerlei Com-
posita bilden kann, die sehr schwerfällig ausfallen würden,
wenn man immer statt dessen Zitzenwasser oder Brustwasser
einzuführen hätte. Das Birmanische verwendet für Milch
bereits das besondere Wort no (nui) und bildet daraus no-un,
Milchkissen für die (weibliche) Brust (statt rinpat), no-si
13*
196 Drittes Kapitel.
(Milchfrucht) für Zitze, und weiter no-gana (Milchreis^), no-
kae (curdled milk or curd) oder milchhart, während Käse din-
gae (die Härte, das Geronnene) heisst. Siamesisch ist Käse
nom-noi (nep), das Käsige (aus dem birmanischen no oder nui)
der Brust, und Butter naiu man noi, das Käsige des Fett-
wassers, indem nani man Wasser des Fettes, Oel bedeutet,
ein im Deutschen an sich unverständliches Wort, das erst
durch oleum auf seinen Ursprung im eXatov (und Oelbaum oder
i\aia) führt. So nennt der Siamese den Zucker, dessen Ent-
stehung ihm deutlich ist, naiu tal (tan) sai (dray), der Sand
im Wasser der Palme (aus deren Saft er bereitet wird), wo-
gegen wir in Zucker ein Wort verwenden, über dessen Ab-
leitung in saccharuni wir uns wenig Rechenschaft geben können.
Die Kenntniss des Pali gibt oft auch im Siamesischen zu ein-
fachem Entlehnungen Anlass, wie bei der Verwendung von
pra'dana für nain cai, Wasser des Herzens oder der Wille
u. s. w.
Subject und Object wird durch die Stellung ausgedrückt:
nay sali, der Fürst befiehlt; tam nay, den Fürsten begleiten
(dem Fürsten folgen, sequi ducem).
Im Genitiv wird xon oder hen zugefügt: roeän xon nay
(das Haus des Fiirsten) und ke ist Zeichen des Dativ, tavay
(tavai) ke nay, darbringen dem Fürsten. Ablativische Ver-
hältnisse verlangen te' (ma te' roeän, kommen vom Hause) u.
dgl. m. Oft wird das Genitivverhältniss nur durch die Stellung
ausgedrückt: hib-pä, ein Kleiderkasten (oder ein Kasten Kleider),
nay-dab, ein Bandenführer, der Führer (nay) der Bande (djib);
xoii bezeichnet Eigenthum oder Besitz, und also rüen (roean)
xon nay, Haus Eigenthum Fürst, ähnlich hen (Platz), rid8i heu
brä-cea (chae), die Macht Gottes (Macht Platz Gott), also das
dem Fürsten eignende Haus, die bei Gott befindliche Macht,
das Haus gehörig dem Fürsten, gladius principis, gladius
princeps suus, des Schwert Fürsten sein, oder im Französischen
Schwert von ihm, dem Fürsten, Fepec du (del) prince (de ille);
ke' (im Dativ) scheint eine Modification von ke (antworten)
1) 8howiminaubo, wine (Algonk.); showimin (grape-berry), aiibo (liquor)
ozliebiegunaubo, ink ; ozhiengun, a writing; Avazhebiegail, a writer (ozhebiegai,
he writes) aubo ; liquor.
Das Siamesische. 197
in der Richtung gegen liaj dau ke' gon yak, Almosen den
Armen geben (der Erwartung entsprechend), wie ä, a lo (au).
Te (von) könnte von de, als den „wahren" Ausgangspunkt an-
knüpfen (ablativ.). Da die Adjective, die zugleich verbale
Bedeutung haben, dem Substantiv folgen, kann ihre jedes-
malige Bedeutung nur aus dem Zusammenhang ersehen werden,
gon Vi (Mann gut) kann sowol bezeichnen „ein guter Mann"
oder „der Mann ist gut". Zwischenstellung von pen (leben,
sein) wiirde den Sinn markiren: gon pen tii, der Mann existirt
als ein guter. Zur Präcisirung des Adjectiv wird ati zwischen-
gesetzt (ein glaubwürdiger, treuer Zeuge), bnan an züsac (ein
Zeuge, welcher glaubwürdig und treu). Auch mit Zusatz von
pen: me nain pen an hnai kavan (kuan), ein Fluss, gross und
breit. Aus dem Pali entlehnte Adjective gehen oft voran :
mahä-kräsatr, Grosskönig, und auch einzelne siamesische, lan-
gon, einige Leute. Possessive Pronomina werden durch Ver-
bindung der persönlichen mit xon (in Genitivstellung) aus-
gedrückt: rüen xon rea, das Haus von wir (unser) oder unser
Haus. Aehnlich im Neger-Englischen von Surinam, wie Gado,
unser Gott. Das Relativ-Pronomen wird durch sin (Sache)
ausgedrückt: rueo sin hen, das Brot, welches ich sehe, das
Brot, (nämlich) das (jetzt) Gesehene (die jetzt gesehene Sache),
gehört u. s. w. , auch durch das unbestimmte allgemeine di
(persönlicher, localer oder zeitlicher Bezeichnung, je nach dem
Accent): gon di ma. Mann, der kommende (welcher kommt),
sagte u. s. w., dann mit an: mai mi an cäraj, ich habe nichts
zu essen (was ich essen werde), nicht ist das zu Essende. An-
Iri bezeichnet: das Gute (was gut ist).
Der Plural wird mit hlay gebildet: gol oder gon (Mensch),
hlay gon, Menschen (gon dan hlay); roeän oder rüen (Haus),
rüen hlay hlan (Häuser). Zur bestimmten Bezeichnug des
Singular wird hnden (einer) oder iieyo oder diau (einzelner)
zugefügt: gon hnoen, gon diau. Zur Geschlechtsbezeichnung
wird zay und pu zay (im Masculinum), hnin und sav (im
Femininum) zugefügt :
luk-zay, Sohn (Mannskind),
luk-hnin, Tochter (Frauenkind).
Bei Thieren tavpu oder topu (im Masc.) und tavmiey oder
tomia (mia) im Femin.:
198 Drittes Kapitel.
kai-topu (Hahn),
kai-tomia (Henne).
Bei Elefanten wird (masc.) blay, (fem.) ban gebraucht.
Vom Pali entlehnte Worte bedienen sich der Endungen: butr
(Kind), butra (Sohn), butri (Tochter), butr oder butra, der
Sohn, butri, die Tochter, butra-butri, Kinder; butu, adhuc
concuspiscentiis implicatus (Pallegoix), buda, quilibet; bus
(but) ist ein Kleinod, bujj (mit xan) ein langschwänziger Ele-
fant; buta, der Buddha (qui ad apicem sanctitatis pervenit),
als (brä-budS) Bud5 oder Bud8a-qng (putr sind Dämone, puta,
daemones, nasci), putala, die Erdfläche; buitan ist eine Baum-
art, puSon (pu5ana) der Königstitel, budSo, die Anrufung
Buddha's, buc (phut), sprechen.
Putra von pü (purifier) und Suffix tra, celui qui purifie,
als den Vater durch Befreiung von der Zeugungspflicht rei-
nigend oder vor der Hölle (put) der Kinderlosen bewahrend
(trä). Le fils et la fille etaient ceux, dont l'office consistait
a nettoyer, ä laver (s. Bietet). Le grec ine, (fils et fille) rap-
pelle tvs'o, purifier, purger, comme l'irl. nigh, nighean, fille, le
verbe nighim, laver (nig, purificare, sanscr.), le lit. merga
(puella), cymr. et armor. mercli (filia) la rac. sanscr. rarg,
marg, purificare (in der Menstruation, als reine Jungfrau).
Wie bei den Peruanern wurden auch in Mexico die Neuge-
borenen mit geweihtem Wasser gereinigt, um aus jedem Glied
das Uebel auszutreiben.
Der Comparativ ^) (ying di oder di kua) wird durch Vor-
setzen von yin (kvä) oder Nachsetzen von kva (weiter) ge-
bildet, der Superlativ durch nak (sehr), di sud, was vollendet
(sut) ist, tfi di sut (das Gute, welches vollendet oder das
Beste), di de u. s. w. , di, gut, di kvä, besser, di kuämak,
am besten.
Als Hülfszeitwörter werden verwandt: eoa, syie, paj.
') The Damara have no comparative in their language. ^It caniiot be
said: Which is the longer of the two, the next stage or the last one? but
it must be said: The last stage is little, the next, is it great? the refily is
simply: It is so, it is not so (s. Galton). — Im Siamesischen (nach Jones)
the degrees of comparison vary iiidefinitely , sodass man ebenso gut sagen
könnte: that the adjectives adniit of no comparison or that tliey admit ten
degrees of it or even more.
Das Siamesische. 199
ma, Ion, vai, kea, koen; eoa bezeichnet nehmen, ergreifen,
keb-eoa (keb oder sammeln), ziisammensammehi, keb-eoa pai,
forttragen (sammeln, ergreifen, gehen); ruk (einbrechen), ruk-
eoa, hineinstürzen, darauf einstürmen ; syie (vernichten, trennen,
untergehen), ook (ausgehen), ook-sia, hinweggehen (und ver-
schwinden, vanish im engl. Colloq.), tay (sterben), tay-sia,
hinscheiden, paj (gehen), kea (eintreten), kea-paj, hineingehen,
nvet (vermindern), nvet-paj, zu Ende gehen, ma (kommen),
dien (don), gehen, don-ma, ankommen, eoa (nehmen), eoa-ma,
bringen, koen (aufsteigen), yok (erheben), yok-koen (aufstehen),
Ion (hinterlassen), tok (fallen), tok-lon, hinabfallen; vai (er-
halten), zon (bergen), zon-vai (verbergen), san (bauen), san-
vai (auferbauen), kea (kao), eingehen, pon (mischen), pon-kea
(zusammenmischen); haj (geben), bok (berichten), bok-haj
(rathen), xay (verkaufen), xay-haj (in Kauf geben), son (zurück-
führen), son-haj (übergeben). Vielleicht wird ausgedrückt
durch hen (sehen), es scheint, es ist Aussicht, ta dan ca' yok
pai eao moeeän, ko hen ca' daj, Warten, Gnaden, werden auf-
brecJiend marschiren angreifen die Stadt, so sieht werden nehmen.
Wenn ihr (Euer Gnaden) zum Angriff der Stadt aufbrecht, scheint
es (ist Aussicht), dass sie erobert werden wird (wird sie viel-
leicht erobert werden), ta bedeutet „warten" (goy-ta), und
zunächst das Flussufer, wo die Boote warten, ta roeeä als
Bootwarteplatz (Warteboot), während nam ta (Wasser wartet)
das Flusswasser bezeichnet (das Wasser des Ufers oder am
Ufer, zwischen den Ufern).
In der Conjugation bezeichnet yuo (sein) das Präsens be-
stimmt, daj (oder leao i) die Vergangenheit und ca' das Fu-
turum, ka raks (ich liebe) oder ka raks yüo, ka daj raks, ich
habe geliebt, ka ca' raks, ich werde lieben. Der Conjunctiv
bildet sich mit haj, haj ka raks (rakt), ich möchte lieben.
Dem Imperativ wird tis (tot) zugesetzt. Bestimmte Grade der
Vergangenheit werden durch moeeo (moeeä) nan (zu jener Zeit)
1) Les particules auxiliaires leao, hoei et tsian placees entre le sujet et
le verbe, indiquent, la premiere le passe, et les deux autres le futur (en
Chinois).
200 Drittes Kapitel.
verstärkt. Yuo bezeichnet das Sein (mit pen verbunden das
Leben pen-yüo) und zugleich die Präsensform, raks yüo, amans
sum, ich liebe. Daj drückt ein Erlangen ') oder ein Vermögen
(Können) aus (mäj daj, unmöglich oder es kann nicht), und
somit auch die Vergangenheit, daj hen, ich erlange die Sicht
(ich habe gesehen) oder ich kann sehen. Häufiger wird die
Vergangenheit mit Iveo (beendet) ausgedrückt, kin Iveo (leao),
ich habe gegessen (Essen beendet), paj Iveo, ich bin gegangen.
Ca' ist eine Art von Bejahung (auch, so), und ca' pai (ich
werde gehen) bedeutet: ja, ich gehe.
Haj, zur Bezeichnung des Conjunctiv oder Imperativ ver-
wandt, bedeutet ein Geben oder Ermöglichen, haj hen, gib die
Sicht (zu sehen) oder lass mich sehen (ich möchte sehen, ut
videam). Haj nin, schweig (gib Schweigen). Ton ist berühren,
angemessen 2) sein, und driickt dann die Noth wendigkeit, ein
Müssen, aus (noch entschiedener ton kan, eine nothwendige
Sache). Ton paj, man muss gehen, ton ulr, es ist nöthig, zu
fasten, und so auch das Passivum, ton ti, geschlagen werden.
Das Schlagen (und somit das Ertragen desselben oder das
Schlagen in Betreff des Getroffenen aufgefasst) ist und bleibt
eine Nothwendigkeit. Cain bezeichnet gleichfalls das Miissen
(cam pen, die Nothwendigkeit existirt, es muss), wie catn-paj,
man muss gehen, cam kin, man muss essen. Es hat zugleich
den Begriff" der Einkerkerung, gleichsam eingezwängt zum
Essen (man muss essen pfropfenvoll).
Pen bezeichnet mit dem Sein (dem Existiren) die Fähig-
keit, die im Vorhandensein gegeben liegt, iek buc (phut) yan
mai pen, das Kind kann noch nicht sprechen, Kindes Rede
noch nicht ist-
Unser Können hängt mit kennen zusammen, als eine durch
Erkennen erworbene Fähigkeit, worin das Kind das Sprechen
') Machen. Der Infinitiv von mögen lautet im Ahd. makan (Präsens
mac), Macht (mäht) von magan.
2) Die ursprüngliche Bedeutung „erlaubt sein", „recht sein" (woher
Müsse oder moza) ist bei „müssen" ausgestorben. Ton kan ist „bedürfen".
„Dürfen" (thurfan) mit der ursprünglichen Bedeutung „nöthig haben" (be-
dürfen), führt sich (wie derb) auf bieder, entstellt aus bidarbi oder nützlich
(s. Zinnow).
Das Siamesische. 201
erlernt. Das Siamesische betrachtet diese Spracheroberung des
Kindes (die ohne bewusstes Verständniss vor sich geht) als
einen regelmässigen Naturprocess , der sich im Aufwachsen
mit den Jahren entwickelt und beim entsprechenden Alter vor-
handen oder da ist. Bei einem Jüngern Kinde ist die Sprache
noch nicht da (sie ist noch nicht geworden), aber man sieht
voraus, dass sie sich mit der Zeit aus seinem Naturell ent-
wickeln wird, durch die Beziehungen, worin es mit redenden
Menschen steht, und dadurch die von denselben gesprochenen
Laute in seinem Ohr auffasst. Wenn auch ihrer selbst unbe-
wusst, erwecken dann die fortgehenden Denkregungen seine
eigene Sprechthätigkeit. Wie wir nun das eigentlich immer
ein deutliches Verständniss voraussetzende Können (des Er-
kenn ens) schon auf frühere Lebensstadien übertragen, und von
dem Kinde sagen, dass es sprechen kann, so bewahrte umge-
kehrt das Siamesische die rein objective Anschauung des Vor-
handenseins einer Fertigkeit auch für solche, die erst später
erworben sind, xyien hnansoeo pen (ich kann schreiben),
schreiben Bücher ist (die Fähigkeit zu schreiben oder Schreib-
fähigkeit ^] ist vorhanden).
Dan (verschieden) steht in ergänzenden Wiederholungen:
dän gon dan paj (ein jeder entfernt sich), verschiedene Men-
schen verschieden gehen (nach verschiedenen Richtungen aus-
einander), dan gon dän vä, der eine spricht so, der andere
anders (Meinungsverschiedenheit), verschiedene Menschen ver-
schieden sprechen; tam (folgen, tam paj, begleiten), gemäss:
tam gitf tam hen, wie mir scheint (nach meinem Denken und
Sehen), tam mi tarn daj, nach dem Haben, nach dem Vermögen
(nach dem, was ich besitze); leav (Iveo) wird mit leav wieder-
holt: Xn\ leav yan "üu ik leav, anblicken und wieder anblicken,
gesehen gehabt noch sehen wieder haben; göy (khoi), all-
mählich (ggy goy, noch nicht, später), göy paj (little by little).
1) La langue tamoule compte trente lettres dites ehouttou, outre quel-
ques lettres empruntees du Sanscrit (s. Bertrand). Les Indiens divisent
tous les etres en deux classes, le genre sublime (dieu, anges, hommes) in
männliches und weibliches Geschlecht getheilt, et le genre inferieur (ou
neutre). Koulhandei (enfant de quelques mois) est du genre ueutre (s.
Bertrand).
202 Drittes Kapitel.
gemach, göy liieu (dön) göy pai, langsam einhergehen, goy
ryien göy ru, almählich lesen, allmählich wissen (gemächlich
erlernen), göy kin göy paj, allgemach aufessen (allmählich
essen, allmählich vorgehen), döy (doi) di döy cväy, sich gegen-
seitig helfen (xuai) von toy (Wort), di (Fall) als Gelegenheits-
worte, toy di toy vd. Wechselrede.
Leao (leav) bezeichnet die unbestimmte, daj die bestimmte
Vergangenheit, und während leao dem Verbum folgt, paj leao (er
ist gegangen), das Gehen beendet, steht daj voran, dai paj,
da es nachgesetzt potentiale^) Bedeutung gewänne, paj daj
(gehen können). Im letztern Falle steht die Negation entweder
vor daj (paj maj daj) oder vor dem Hauptverbum, maj nab
daj, ich kann nicht zählen. Durch Negirung des Futurums
drückt sich die Vergangenheit aus: ca' daj paj ko ha mi daj,
dass er gegangen sein sollte, so geschah es nicht (er ging
nicht), werden-haben-geheu so doch nicht hat.
Nam davam (thuen), das Wasser überschwemmt. Gab
gon, den Menschen ergreifen (ergreifen den Menschen). Sueo
kin gon, der Tiger frisst Menschen. Soeeo nam, schönes Kleid
(Kleid schön). Dagegen werden die dem Pali entnommenen
Adjective vorgesetzt: maha-rax. Roeeo tek, das Boot zer-
bricht. Nam de, sehr schön; sävan nak, recht glänzend; dai
rab nien te' Run hlavan (luan), habe empfangen Geld vom
König, dam ärai, was thust du (was thun), thue w as ; kea gon
M, sie sind gute (Leute), gut; haj lioy (doe) tii, wohlwollend
geben; äea (ao) ioy ray, gewaltsam cntreissen; khan moeeon
(moean), mitten in der Stadt; hon Uin, auf der Erde (upon oder
üf und on). Naj klan (inmitten) ist „zwischen" oder untar
zuiskem (unter zweien oder enzwischen), inter.
Vä karaj, w^as sagst du? (sagen was?) Hen pen karaj,
was scheint dir (Sehen ist was). Gvay tay mak, viele Büflfel
sterben (Büffel sterben viele). Ton tok, Regen fällt. De ru,
i
') Cüuld (coud, was able or kiiew) with the Infinitive mood expresses
a past tense, as could he = was, coiild take-too (Halliwell) 14tli oentury p.
d. Can (knows), the present tense fiom canne, to know (to be able or
began to).
Das Siamesische. 203
sicher wissen (de, wahr). Da uien vä daj bob kea, wenn du
ihn gefunden hättest (wenn gleichsam gesetzt crhmgst finden
ihn), erwarten (da) sicher (men) zu sagen (va): habe (daj)
getroffen (bob) ihn (kea). Men, bestimmt (gin men, sicher
treffen), bildet mit umbeugendem (statt fallendem) Ton: men,
ähnlich (obw^ol). Paj ma, gehen vmd kommen, kavan paj kavan
(kuen) ma, belästigen gehend, belästigen kommend (wieder und
wdeder belästigen), dien (dön) paj, dien ma, häufiges Hin- und
Hergehen. Pen raj ist eine Fragefloskel: nicht wahr? was
denn? Dieyo (diau) pai pen raj, Spazierengehen, sollen wir
nicht? (ist es?) Paj roeeon pen raj, warum gehst du nicht nach
Hause? In Vat va und ähnlichen Worten ist va nur des
Wohllautes wegen zugefügt. In jot pe bezeichnet das letzte
Wort onomatopoetisch das Fallen der Wassertropfen. Hna
(Gesicht) bildet die Präposition vor, vorn, klan (Riicken)
hinter, hinten, nak (das Aeussere) ausser, naj (das Innere) in,
toen (ankommen) bei, dyoe (folgen) gemäss^), con (arm) bis
(reducirt), drab dav (ausgestreckter Fuss) bis dahin. Zu bon
(über) tritt boeeän bon, darüber, wie upa (mit Locat.) im Sans-
krit (gemäss mit Accus.) oder obar (ubar oder über). Antära
(intus, intra) in Antarakab (antar im Sanskrit). Ant kommt
im Goth. (and) noch als Präposition in der Bedeutung von
entgegen (avTt,) vor. Die Partikel geht häufig (mit Zeitwörtern
zusammengesetzt) in „in" und „int" iiber, im Lit. in „ent"
(s. Zinnow).
Heu man moeeä raj ko gen man moeeä nan, sehen ihn Zeit
welche (dann), beärgere ihn (dann), Zeit solche (cj^uoties, toties).
So oft ich ihn sehe, ärgere ich mich über ihn (das indefinitive
Pronomen ergänzt sich in der Frage); ko als conjunctivische
Partikel verbindet Wörter oder ganze Sätze, dain kea eandaj,
kea ca' dam ke eon ca' nan le, thue ihnen Art irgend (eine),
sie werden thun gegen dich so auch (wie du andern thun
^) Gamäzi von messen, als angemessen. Die Präposition „während" ist
nicht (wie vermöge, mittels, trotz u. s. w.) aus einem Substantiv, sondern
aus dem Participium des Zeitwortes hervorgegangen (währender Mahlzeit,
ähnlich dem Genitivus absolutus der Griechen). Von der Präposition ,,ob"
ist der adjectivische Comparativ obaro (superior) gebildet (s. Zinnow), und
die Conjunction ob ist substantivischer Herkunft von ibo oder Zweifel (if).
204 Drittes Kapitel.
magst, so werden sie dir thiin), CcUian (xänan) ist contrahirt
aus xan-nan, jene (solche) Art (xan-ni, diese Art). Syie deä
raj ca' xaj haj deä nan, ausgeben wieviel, werde wiedergeben
soviel, syie ist ein Verlieren, Verschwinden (wie bei Fortgeben),
auch vernichten, zu Grunde gehen, xaj (xaj) -haj, schicken
und geben (remittiren) ; baj hen kea dam yoan raj ko con dam
yoan nan, hast gesehen sie thun Weise welche (so), mögest
thun Weise solche. Con schliesst optativische oder impera-
tivische Bedeutung ein: con Itaj, es möge geschehen, lass es
geschehen, con roe, rasch, schnell (roe) doch, paj con di, gehe,
möge es gut sein (in Frieden), eifrig, liaj hen, erlangt (das)
Sehen.
Seit wird ausgedriickt durch tan te (von dem festgestell-
sten an) oder tan te nan ma (ab illo tempore), ein festge-
stellter Punkt (tan) von da an (te) jenes (njin) kommt (ma),
tan te nan ma sän pi (il y a deux ans), seit (so ist) zwei
Jahren. Kab (paj kab xan, kommt mit mir), mit, bedeutet
zugleich (kab doei), wie sammt (samant von sam oder gleich),
smat (vedisch), sam und com (lat.), wie chimat (nahe zu-
sammenpressen) im Russischen. Tra-hlot oder talot (durch-
bohrt durch und durch) ist die Präposition durch (a travers).
Bari (xspt) ist circum, circa (pari im Sanskrit) und bildet eine
Menge Zusammensetzungen: Barinajok, die (umgebende) Menge,
BäriKan, (das umgeschlagene Gewand) der Umschlag (der
Talapoinen), Baricarija, die Umgebung (der Dienerschaft),
Bärivan, die Ehrenbegleitung (als Umgebung), Baribat, (liebend)
umfassen, bärivat, über etwas umhergehen (predigen), circuire,
bäriven, die Nachbarschaft (in der Umgebung), u. s. w., bei
welchen Worten die Einsilbigkeit selbst im Stamme schon
verloren ist.
Yim (lächeln) bildet mit yom (ofien, fröhlich) yim-jem,
ein heiteres Gesicht; prAsom (einigen) mit prasan (verbinden)
praso'm-präsan, eng verbunden; klua (fiirchten) mit klen (ehren)
klua-klen, verehren (fiirchtcnd ehren), klua-kren; raks (lieben)
mit gräj (wollen) raks-gräj (lieben und mögen, innig lieben);
rün (Glanz) mit roean (Schimmer) rün-roean (ruhmvoll); oön
(weich) mit hvan (siiss) oon hvan (schmeichelnd); lab (ver-
borgen) mit luk (tief) h^b-lük (gehcimnissvoll); keä (alt) mit
ke (greisig) keä-ke (vermodert aus Alter) ; mea (trunken) mit
Das Siamesische. 205
mva (dunkel) mea-mva (geblendet). Mva len kan, ganz ver-
sunken (verdunkelt) im Spiel (Mva, Dunkelheit). Den Poly-
nesiern, denen alles aus der Nacht hervorgeht, ist Mawe weit-
verbreiteter Herosname. Tonnachahmende Worte sind häufig.
Dam (machen), ik ik (brennen), dam ik (wiederholen), buc
(reden), cub cib kan, murmeln (miteinander oder kan), cub cib,
Lippenton beim Schlürfen. Rakan (Glocke) huang heng
(schallt) als Geläute. Tok nara grom^es fällt (tok) ins Wasser
(nain) grom (Kladderadatsch). Nok ron cve cve, die Vögel
schreien Gezwitscher; iek katJok nam, die Knaben oder dek
springen ins Wasser; grom grom kalrok, wippen (schaukeln);
roeeä Iron kan (die Boote oder roeeä stossen zusammen oder
kan); pan (bums) nam (Wasser) hlaj (fliesst) krok (mit
plätscherndem Anstoss). Kai (kai, gai) hat eine Menge ^) von
Bedeutungen, nur zum Theil durch die Schreibart für das
Auge oder durch den Accent für das Ohr unterschieden:
Huhn, häufen, umfassen, Feder (einer Maschinerie), wer,
Schmuz, ausreissen, Ei, Fieber, öfinen, Fett, rauh, Netz, Lager,
verkaufen, Körper u. s. w. Aehnlich vieldeutig ist kao (kao).
Zur Frage dienen het 8ai, brao' äraj, hnä, roe, oft durch die
Negation ^) verstärkt.
Ru (wissen) geht (als ergründen, durchdringen) zurück
auf ru mit geradem (statt umbeugendem) Ton: Höhlung, Loch.
Ru tva, sich selbst (seiner Person) wissen (bewusst sein); ru
gun, Wohlthaten wissen (anerkennen), sich dankbar erinnern;
ru soek (soek, das Stumpfe, Rohe), fühlen (das Gemeine oder
Sinnliche) wissen; ru gvam (gvam crin, Wahrheit von crin,
wahr), den Grund (die Wesenheit) wissen (vernünftig sein);
mai ru gvam, unvernünftig sein; mai ru ceb, unempfindlich
gegen (nicht wissen) Schmerz (cheb); mai ru hnceeäy (hnüai),
') Unter den Homonymien der Mandespraehen findet sich im Vai da,
Mund , da , Schulter (von dapo) , da , Stadt (von dara und ferner data) , da,
Topf (von daka). No (nori, nass), baden, no (nono), Schmuz, u. s. w. (s.
Steinthal). Im Vai-Alphabet wird ta (gehen) anders geschrieben als ta
(Theil).
^) Im Persischen kann man die Frage dadurch vollständig und ent-
schieden machen, dass man an das Ende des Satzes „oder nicht" anhängt
(Mohammed Ibrahim).
206 Drittes Kapitel.
unermüdlich (nicht wissen Ermüdung). Daj kan (kar) (erlangen
die Sache), das Unternehmen gelingt (mäj daj kan, es mis-
lingt). Tem di, voll (tem) an Wiederholungen oder Fällen
(hti), tem paj, voll sein (sich füllen), tem klaj, sehr weit, rom
tem di, äusserst heiss (Hitze vollendest vermehrt). Tem di
nak, es ist ein Elend (schade darum), niederdrückend. Pen
vä ha mi daj (ist zu sagen, nicht doch) bildet eine Schluss-
formel der Negation, (ja' daj ru gvam an ni pen vä ha mi
daj (möchte es wissen, jedoch ist es nicht der Fall), ich weiss
dies nicht; werde (möchte) erlangen (das) Wissen (der) Sache,
nämlich (jedoch) dieses ist (zu) sagen: nichts nicht erlangt
(ich möchte wol, aber es geht nicht), es ginge wol, aber es
geht nicht. Läi len tid tarn eao (verfolgen), treiben rasch
dicht folgen greifen. Len le ben ta du, bhcken, sehen, be-
trachten, beäugeln, schauen (aufblicken, ansehen, umtrachten,
beävigeln, schauen). Leu derivirt von len mit umbeugendem
(statt des Mai-tri) Ton (rasch) — vm len len, mit rascher
Schnelligkeit fortgeführt werden (vin, laufen) — und bezeichnet
demnach den raschen Blick, den das Auge zuerst wirft, wenn
etwas betrachtet werden soll. In le (als Partikel conjunctivisch
verwandt in der Bedeutung von „und" oder „auch") liegt
dann das längere Verweilen des beim Wurfe festgehafteten
Blickes ausgedrückt (le hen, sehen, du le, betrachten). Mit
ben tritt die Erfüllung des Blickes (durch Aufnahme des Ob-
jects) hinzu von ben mit Mai-tri-Ton (statt des fallenden),
ben du, aufmerksam betrachten (ben ta du, mit starr darauf-
gerichteten Augen betrachten). Ta gibt die nähere Bestimmung
des durch Hin- und Herwenden der Augen betasteten Gegen-
standes, um ihn noch deutlicher zu erkennen. Du spricht dann
das Schauen aus. Durch die vorangegangenen Operationen
ist das Sehobject jetzt erschaut, und geht über in das Wissen,
ru giii du, überlegen (im Denken erschauen). Das gewöhn-
lichste Wort für sehen ist hen, pu hen, Augenzeuge. Hen
di, billigen (sehen, dass es gut ist), ru hen, gewiss wissen
(wissend sehen, durch den Augenschein).
Ma, kommen, ma-ni, komm hier (allgemein), als Locken
des Hundes, hma, während mä mit umbeugendem (statt ge-
radem) Ton das Pferd bezeichnet. Pai ma, besuchen (gehen
und kommen), klab ma, wiederkommen, ma ao, fortnehmen
Das Siamesische. 207
(kommen und tragen). Paj hnaj ma, woher kommst du? Ao
te hnai ma, woher bringst du? (tragend von woher kommst?)
Daj di hnaj ma, woher hast du es? (erlangt Platz worin
kommst?) Paj ha di hnaj ma, wo findest du? (gegangen
suchend Platz worin kommst?) Ook, hervorgehen, öflfnen;
ke mäj ook, Lösung nicht eröflfnen (ich kann diese Zweifel
nicht lösen); gid mai ook, rathlos; ich denke, aber öffne nicht
(das Verständniss).
Von luk (Sohn) bildet sich (ähnlich wie mit abu, Vater, im
Arabischen): luk maj, Sohn des Baumes (Frucht), luk nam,
Sohn des Wassers (Wasserthierchen) , luk roeeo, Sohn des
Boots (Schiffer oder Bootsleute), liik moeo, Sohn der Hand
(Arbeiter), luk can, Sohn des Handels (Kaufleute), luk son
(sor), Sohn des Bogens (Pfeil), luk päce, Sohn der Thür
(Schlüssel). Mit me (Mutter) bildet sich (im Mutterrecht):
me nam, Mutter des Wassers (Fluss), me dab, Mutter des
Heeres (General), me ren, Mutter der Kräfte (Hebel). Mit
nam (Wasser) bildet sich: nani boen, Wasser der Bienen
< <
(Honig), nam caj, Wasser des Herzens (Wille), nam nom,
Wasser der Euter (Milch), nain dan, Wasser der Palme
(Zucker), nam man, Wasser des Fettes (Oel), nam ta, Wasser
der Augen (Thränen).
Abstracte sind meist dem Pali entlehnt, wie meta (Zu-
neigung oder Wohlwollenheit), entiu (Mitleid) u. s. w., und
auch sonst finden sich Fremdwörter, Uran (Mann, mal.), ze
(Stamm, chin.), vo (Sitz, peg.), viyeii (Stadt, laos), kräbüa
(Büffel, kamb.), sak'kalat (scarlet, engl.) oder Wollenzeug,
sa'bu (sapo, span.), u. s. w.
Ya (Taback oder Opium) bezeichnet Medicinen, wird aber
dann häufig mit yuk verbunden, als yuk-ya (Arznei oder
Taback). Vatr ist ein Tempel, und ebenso (mit va) valr-va
(pai vair pai va, zum Tempel gehen). Xa ist Thee, nam xa,
ein Theeaufguss, und ebenso nam xuk, nam xa. Hlvan ist ein
Priester, ebenso hlvan hlay, eine Art plur. Maj est. (mit hlvay
als Zeichen der Mehrheit statt hlaj). Maj ist Holz, ebenso
maj-ldj (baj-läj oder Blätter). Sea, Säule (eigentlich der Haus-
pfeiler als zunächst Veranlassung gebend) mit san (bauen)
verbunden, bildet sich sea-san, aufgebaute Säulen (Säulen im
208 Drittes Kapitel.
allgemeinen), die nicht wie der einzelne Hauspfeiler zur Stütze
dienen, sondern ihrer selbst willen zum Schmuck errichtet
sind. Aab bedeutet benetzen (einsaugen), sich mit etwas
durchdringen, und deshalb waschen (den Körper), besonders
als aab nam, sich mit Wasser durchfeuchten (Wasser am
Körper aufnehmend). Ebenso wird Waschen ausgedrückt
durch aab nam aab da (da ist der Rand des Flusses, wo das
Wasser anströmt, und dann auch das Ufer), aab don ist ver-
golden, Gold (don) an der Oberfläche aufnehmen, aab ab, sich
parfurairen (mit Wohlgerüchen durchdringen). Hmo (Arzt)
und auch hmob-hmo (hmolr, ganz).
Hnan-soeä, Buch (hnan oder Fell), und ebenso hnansoeä-
hnanha, das Fell (zu Intrigue und) zu Untersuchungen (ha);
kajran, Tafel, kalron-kalran. Ron (Geschrei) haj (weinen),
ronhaj, schreien, ron haj ron höm (höm, unterdrücken),
schluchzen (Schreie weinen, Schreie unterdrücken) oder weinen
und schluchzen. Nin (nön) -dqii (Silber und Gold) bezeichnet
Geld (auch nin allein, nin bat, das Bat genannte Geldstück);
ha nön-don, Reichthum suchen (Gelderwerb); ha kin, zu essen
(Lebensunterhalt) suchen; ha ru, zu wissen suchen (um RatK
fragen); ha gvam, Sachen (Händel) suchen, gon ha gvam, ein
Processsüchtiger (Mann sucht Händel); dvyie ha, gehen (um-
hergehen) und suchen (hier und da Erkundigungen einziehen) ;
haj ha, gibt Suchen (suchen lassen), dan haj ha, der Herr
ruft (dich).
Nach chinesischer Weise wird hon, das Weg (aber auch
Zeit) bedeuten kann, mit dem Synonym dan (Weg) verbunden
(hon-dan), ti (schlagen) zur Verstärkung mit boy (ti-bqy),
krab, huldigen oder begrüssen (im Niederwerfen) mit kran
(niederwerfen) krab-kran, katlik, palpitiren, mit katryie (sich
umherwerfen) katjik-kadyie (mai katiik, kadyie, er rührt noch
regt sich nicht, als luibeweglich) , nok, Vogel, und ebenso
nok-hok (hok als kleine Papagaienart), glon, schaukeln (im
Kahn), glon gleii; rib, eilen mit ren (betreiben) rib-ren; va,
sagen mit klvä (reden) vä-klvä (sprechen); von, umwinden,
von-vyien (vyien, drehen), umherwinden (vyiera); no, dumm
mit neä (thöricht) nö-neä, no bedeutet niedergebeugt, abfallend,
uo : gebeugt (biegen), krumm, gedreht (no pom, krauses Haar),
no: sich demüthigen, Verzeihung bitten. Kai, schwarz, schlecht,
Das Siamesische. 209
verderbt (kal banbat, schwarze Berge, kala yaks, Schwarz-
teufel), ka'la, Palmnuss, kalamed, Kunstgeheimniss (bei Ver-
handlungen gebrauchte Räthselsymbole, wie die Friedenspfeife),
ka'lumbi, der Pöbel, kala'pakk, der abnehmende Mond, kala'pa,
Batavia, kälasi, Matrosen oder kalassi (classiarii).
Na ist „Feld", räj „Acker" (rayo oder Furche) als rai-
na. Das Feld bestellen wird ausgedrückt durch dain na dam
räj, das Feld machen (bestellen) und die Furchen ackern (taj
oder ackern); ban moeeän (Dörfer und Städte) bezeichnen als
hva ban hva moeeän (die Häupter der Dörfer, die Häupter der
Städte) die Hauptplätze des Landes (oflFen oder befestigt);
Kea (Reis) und pla (Fisch) driickt als kea pla Speise aus und
kin kea, kin pla (Reis essen, Fische essen) Speise zu sich
nehmen; roeeo be, Boot von roeeo (Boot) und be (Floss), fea
roeeo be, das Boot bewachen (das Boot und das Floss, woran
es liegt); dim (durchbohren), den (stechen), dim den satru,
den Feind erstechen ; fea, verehren (Aufwartung machen) oder
zur Audienz gehen, und hen (hüten), paj fea hen, sich zur
Audienz begeben; rob-su, kämpfen (rob) und su (sich wider-
setzen), rob-su-kan, miteinander kämpfen; soe (kaufen), xay
(verkaufen), doyie soe xay, Handel treiben (kaufend und ver-
kaufend umhergehen); ceb (krank sein) verbindet sich mit
puetj (Schmerz eines Bisses) zu heftigem Schmerz, boeeäU
(düet), brausen als düet-rqn, vor Zorn brausen.
Rim bedeutet Rand, the rim (auch hemmen, rim soeeä pa),
wie rim sipak (Lippe): Lippenrand, und dann: bei, in der Nähe,
rim kan, naheliegend, rim nam, am Ufer; klaj (mit fallendem
Ton) bedeutet nahe, klaj talajr, am Markt, juo klaj, nahe sein,
roeeän klaj, ein nahes Haus (das Haus ist nahe); klaj (mit
geradem Ton) bedeutet fern, dan klaj, ein weiter Weg, yüo
klaj, fern sein, du te klaj, von weitem zusehen. Zu Grunde
liegt klay, Veränderung, wovon auch glay (khlay) (mit geradem
Ton), sich vermindern, allmählich verschwinden, und glay (mit
umbeugendem Ton), ähnlich, fast gleich; klan, durch, durch
die Felder gehen, i>ien klan dun (gehen die Mitte der Felder).
Die eigentliche Bedeutung von klan ist die Mitte; hlan (ma
hlan kea, nach den andern kommen), nach, eigentlich: der
Bastian, Studien. ^4
210 Drittes Kapitel,
Rücken; hlan (tao) tea, der Rücken der Schildkröte; hlan ga,
der Rücken des Hauses (das Dach); tarn hlan, nachfolgen
(folgen dem Rücken); Kan hlan, hinten (Rückseite); tarn, folgen,
gemäss, tarn krarma (kam), nach Verdienst, dem Verdienst
gemäss (wie es daraus folgt) geschehe, was sein muss (nach
der Nothwendigkeit der Polgen).
Brea' (phro), wegen, phro cani, deswegen, melodisch,
übereinstimmend (im Einklang), buc brea' (phut phro), schön
(passend) reden, at the point (zum harmonischen Einklang),
brea' ko ni, dieser Sache wegen (etwas, was geschieht, damit
diese Sache in Concordanz steht); troy, längs, den Weg ent-
lang, Jioy dan Iroy di, passend (dem Guten nach); bon, über,
bon Jin, auf der Erde, kan bon, drüber (Oberseite); te, von,
seit, ma te moeeän, von der Stadt herkommen; tJvay, mit
(övay gin di, mit Freude), auch (bok Jlvay, sag' auch, sag' es
auch mir), paj trvay kan, zusammen gehen (iJvay kan oder
miteinander, zugleich), iJuay vä, weil, die Sache ist so (über-
einstimmend), nämlich; kab, mit, paj kab xani, komm mit mir,
kab Kea, das mit dem Reis (Gegessene), die Zuspeise (des
Reis oder kea); kan, Seite, seitlich, kan zay, links, linke Seite,
kan kva, rechts, rechte Seite, kan hnoeeo, nach Norden zu.
Le' (und le) vertritt die Conjuuctivpartikel, und (auch):
gon di le xvä, gute und schlechte Menschen; le bedeutet
ferner: blicken, erblicken (le hen, sehen), ni le, siehe da, hier
ist es, voi-ci (dies und), nän le, (jenes und), so, mag sein.
In derselben Weise verbindet ko, in Wiederholung (mit di
verbunden), sowol, als auch (nien ko di dgii ko di, sovvol
Silber wie Gold) und entweder, oder (devaöa ko di mänus
ko di, Engel und Menschen) bezeichnend ; hetu cani, deswegen
(Grund, ein solcher); bok nau, ausser (draussen von jenem);
yäo, nicht (verbietend), yäo hai, gib nicht (ne dederis), yäo
dain, thue es nicht, dass du es nicht thuest, noli facere; yäo
bezeichnet: sich entfernen, trennen, yäo myie, sich von der
Frau scheiden, und also absit tibi (ya dani, es sei fern von
dir, dies zu thun oder entferne dich von dem Thun, scheiden
dein dies Thun ab); da (warten, nän da, sich hinsetzen und
warten), wenn, da mäj fan, wenn er nicht gehorcht (erst muss
gewartet werden, ob er gehorcht oder ob er nicht gehorcht;
im Falle dann des Nichtgehorchens, so); ven (unterlassen),
Das Siamesische. 211
ausser (ven te); ven mit geradem (statt umbeugendem) Ton
bezeichnet: die Reihe, Wechsel, umwechselnd, ven te sgeeä pa,
ohne Kleider (die Kleider sind in das Gegentheil umgeschlagen,
non sunt, fehlen); ven (gerader Ton), veii (umbeugender Ton),
seine Reihe vorübergehen lassen, ven syie, auslassen.
Lan, einige, lan di, vielleicht, mitunter (gewisse Menschen,
lan gon). Die Grundbedeutung von lan ist ein Geschick (fors),
das trifft (tela fortunae, wie Cicero, oder fortunae ictus, wie
Seneca sagt), und da bei solchen Schicksalen im Menschen-
leben die Calamitäten überwiegen, so wird auch im Siamesischen
(wie in den meisten andern Sprachen) dies Geschick als ein
Unheil aufgefasst. Pen lan ma leao, das Glück ist uns ent-
gegen (hlan, rückwärts), es ist ein Unheilsschlag geschehen
und über uns gekommen; lan di, zur Zeit eines (indifferent)
Geschicksschlags (die beständig in einer oder anderer Weise
eintreten), einmal oder (weil beständig wiederholt) mitunter
(in Zusammenfassungen); daraus folgt dann die Vorstellung
des Zufalls überhaupt: lan gon sind Zufallsmenschen, Menschen,
die (in Betreff ihrer Zahl) der Zufall zusammengewürfelt hat,
also: einige (in Unbestimmtheit). Bei dem zunächst (ehe der
Zeus Summanus die Blitze vom Himmel schleuderte) unter-
irdischen Ursprung der (im Erdhauch der Esten und Finnen)
aus der Erde aufsteigenden Nebel hängt lau (gerader Ton)
zusammen mit lan (fallender Ton), das Untere, unten (Kan
lan, Unterseite), und auch mit hm (umbeugender Ton), waschen
(Taufe als sila lan bab), weil durch die Riten der Wasser-
reinigung den bösen Folgen des Geschicks vorgebeugt und
der Zorn der Unterirdischen gesühnt wird.
Hak (wenn), hak va, obwol (hak als Möglichkeit oder
Fähigkeit), hak vä Kea mai yuo, wenn er etwa nicht zu Hause
sein sollte (die Möglichkeit gelte, er ist nicht zu Hause), hak
hen, fähig zu sehen (Sehfähigkeit), kloeeäk vä, vielleicht
(klueok, umherrollen). Bei dem Hin- und Herrollen kann das
Richtige auftauchen oder nicht (es existirt also nur ein Viel-
leicht, keine feste Gewissheit); caroy (xarai), vielleicht, xarai
kloeeäk (klueok) vä.
Dan, gerade so, iän ni, in dieser Weise, Iran nan, in sol-
cher Weise, führt zurück auf dan mit fallendem (statt ge-
drücktem) Ton, das als mittlere Dachsäule gleichsam den
14*
212 Drittes Kapitel.
Grundpfeiler des Masses abgibt; tjuca', ebenso, ähnlich, Iruca'
hmgeeän, gleichsam (müen, gleich); brom, zugleich, brom kan,
gleichzeitig, mi brom, alles ist fertig (alle miteinander, all to
heap); samaS, stark, und adverbialisch pen samaS, fortiter; di,
gut, duay di, well; rue, rasch, duay rue, cito; nam, schön,
joang nam, pulchre; sun, hoch, haj sun, alte. Dea (dao), nur,
dea ni, nur das, dao rai, wieviel; noy (mit fallendem Ton),
wenig, parum, hnit noy, ganz wenig; noi (mit umbeugendem
Ton), klein (noi tua, wenig Menschen); noi caj, ärgerlich sein
(engherzig); caj noi, ein Furchtsamer (am Geiste klein); nak,
sehr (di nak, der Beste), am schwersten wiegend, und daher
nak (nak präc), ein Gelehrter, nak bun, ein Heiliger (mit
Verdienst gefüllt, schwer an Verdienst), nak dos, mit Ketten
beschwert (schuldig), nak des, ein Prediger (der Reden voll);
hnak oder nak mit gedrücktem (statt geradem) Ton bezeich-
net: schwer (gewichtig); mak, viel, gon mak, eine Menge
Menschen, mak mi, reich, mak noy, wie viel (viel? wenig?).
Dea-rki, wieviel, zoe dea-rai, xay dea nan, kaufen Füsse
welche, verkaufen Füsse solche (tanti vendo quanti emerim);
dea mit umbeugendem (statt ansteigendem) Ton bedeutet:
Fuss, als Normallänge des Masses (und dann auch gemessener
Zahlengrössen). Durch Veränderung des Accentes verdunkelt
sich die Anknüpfung an die sinnliche Bedeutung. Dea (ein
einziger Fuss) drückt das Geringe aus (mir, tantummodo);
dea rai, Füsse welche (wie viel), deä-iai zoe dea ray, wie viel
kostet es? kaufen für wie viel Füsse? (wenn das Geld mit
Füssen ausgemessen wird, wie das dazu dienende Tuch in
Afrika mit Elnbogenlängen). Von den Zeugen, denen das
Normalmass eines Fusses aufgedrückt war, leitete der kasch-
mirische König eine Beleidigung ab. IDaj bezeichnet das in-
definitive, interrogative und relative Pronomen (aliquis, qualis,
quicumque, quis, qui), pn tJaj, irgendeiner (Mensch, welcher),
sin-tiaj, irgendetwas (Ding, welches), sin-tiaj-tiaj, irgendetwas,
was immer; "öaj mit fallendem (statt geradem) Ton bedeutet:
das Können (Erlangen), Haben, also pu j&aj, ein Mensch er-
langt (irgendeiner), dea Iraj, Füsse erlangt (wie viele?), Füsse
zu erlangen.
Hroe (hrüa) ist die allgemeine Fragepartikel; crin hrü,
Das Siamesische. 213
wahr etwa? (ist es wahr?) Hroe bezeichnet „oder" (hroe va),
pen nin hroe vä pen täkvä (silbern oder bleiern) ist Silber
etwa wol ist Blei (täkvä), Rffi (mit iimbeugendem Ton) be-
deutet: vernichten, umwenden, roe roeeän syien, das Hauszer-
stören, also: ein Widerlegen des Vorigen, und führt so mit
auf den Gegensatz (oder ein anderes) an die Stelle ein (sive
oder sei es) (aut von auferre, nimm also dies eben Gesagte
weg, und statt dessen setze:).
Das a privativum (avixa oder Unwissenheit von vixa.
Wissen) wird oft euphonisch ab geschrieben, abpana (von
pana oder Verständniss), unverständig; äti' (über, hinaus)
drückt etwas Ausnehmendes aus, wie Adjectiven. In ati-xati
(xat) bezeichnet es den ersten des Stammes (der Tugend nach),
als adhi. Aehnlich adi (athi), ausgezeichnet, drüber, aäikarax,
der höchste Fürst. Ann bedeutet: untergeordnet oder gemäss,
und bildet mit kau (das Werk) anukan (dem Werk gemäss),
die Macht oder etwas (dem Werk entsprechend) ausführen
auf Befehl (anukara); antära (innerlich), antärä-dan, unter-
gehen (dan oder hemmen), ebenso anto; äpä (von, beraubt
werden), äpäbagy (apaphak), vom Ruhm abfallen, unrühmlich
enden, bagy (Ehre, Glanz); abi (auch), abi (sehr, von), abilab,
reich an Besitzthum (lab oder Reichthum); ävä (von, herab);
Uta oder u (darüber), uta carit, falsche Religion) ; upä, neben,
bei, upädes, Betrug (dec, falsch, des, predigen); nirä (ohne),
nirä-gun, Undankbarkeit (gun, Vortheil); ni (ohne, drunter),
nikay, Menge (kay, Versammlung); pra (pro, prae), pra-xit,
benachbart (xit, verbunden); bori, herum, als borikan, unter-
stützen (mit W^erken umgeben), auch pori; pradi (gegen); vi
(getrennt), vikan, unbrauchbar (auseinandergezogene Dinge),
vikara; sam (mit), sain-noek, überlegen (noek, ausdenken). Ebenso
sorn SU, gut, subab, leutselig (phab, Persönlichkeit, bab), du
(schlecht), dubasit, thörichte Worte (basid, Worte), subasit,
Weisheits Worte, vina, ohne, upri, über, uprä, nahe, bura,
früher, vorn, burä-dis, Osten oder der vordere Himmelspunkt
(dis), borom" (vollendet), bpromma-raxa (der höchste König),
borom'-raxa.
Hnaj, wo, wer, yuo hnaj (wo ist er?), di hnaj, an welchem
Platz (wo)? Kan hnaj, an welcher Seite, te hnaj, woher. Naj
bezeichnet: drinnen, das Innere, di naj, die Innenseite, kan
214 Drittes Kapitel.
naj, (luk naj, der Stein der Frucht, der Innensame, das
Innere der Frucht). Zwischen naj und hnaj findet demnach
ein ähnlicher Wechsel in der euphonischen Concordanz statt,
■wie zwischen dann, wann; darum, warum; dort (der Ort oder
di ni), wo, u. s. w.; hnaj hnaj, überall (wo und wo immer),
te hnaj hnaj, von woher immer. Ni ist „in" im Altpersischen.
Di ni, hier, dieser Ort, huc (yuo di ni). Di nan, dort, jener
Ort, istud, te nan, illinc (istinc), te ni, hinc, di nön, dort da,
an dem Orte da, illuc (non, dort, sehr weit weg); oeön, ein
anderer, di oeön, anderswo, ein anderer Ort, dl oeon, aliunde
(anderswoher). Nqk, aussen, draussen, Kan nok, Aussenseite,
nok te, ausserdem, nok nan, dazu noch, Ne', siehe da, nä,
vocativische Anrede (na cea, o Herr!). Cea wird gesprochen
(und meist auch in europäischen Buchstaben geschrieben)
chao, während es, seinen eigenen Buchstaben nach nieder-
geschrieben, wie das birmanische zea (saya) lauten würde, das
so dem Laute gemäss von Europäern geschrieben wird, aber
seinen eigenen Buchstaben nach cara (Herr oder Lehrer) sein
wiirde.
Van ni, dieser Tag, heute; brün ni, morgen (der morgige
Tag, brün). Auch van (vara) -ni bezeichnet morgen, indem
van eine euphonische Abwandlung darstellt von van, und ur-
sprünglich den Stundencyklus der Nacht bezeichnete. Diva
van (Tage und Nächte) mit diva (am Tage), später (da die
Nacht dem Tage vorhergehend gedacht wird) die dem heutigen
Stundencyklus vorhergehende gestrige (div oder Ordnung).
Dem glänzenden Diw steht also das deckende (var) Dunkel
des Himmels im Uranus (oder Varuna's Meer) entgegen, nur
vom irdischen Feuer (Ur) erhellt. Moeeo varni, gestrige Zeit
(um gestern). Eine Vergangenheit lässt sich ferner ausdriicken
durch : van zoe ni, am andern Tage, der andere Tag, duk van,
täglich (jeder Tag), duk van ni, jetzt, zu dieser Zeit, klan
van, Mittag (Mitte des Tags), men van, Fliege (Eintagsfliege).
Pä-rünni, vorgestern; pä: praefixa, correspondens praefixis
prae, pro latinorum ; dvyie, Augenblick, von dvyie mit geradem
(statt ansteigendem) Ton: allein (daher: ein einziger Zeit-
moment), in diesem einzigen Moment; pä dvyie (ein Vor-
augenblick), in ictu oculi (in an instant).
Das Siamesische. 215
Ferner bezeichnet bat (balr): einen Augenblick (battement
du coeur), bati (bat) cai, ad nutum, ein Schlag des Herzens
(caj, Herz oder Sinn), momentan, plötzlich, bat-ni, in diesem
Herzschlag oder Augenblick (jetzt), bat-nan, in jenem Augen-
blick, damals, bat-diau, im Zucken des Augenblicks (in the
twinkling of an eye), balJ dvyie, bat-diau su, jetzt eben, in
diesem (wirklichen) Zucken, bat-diau-diau, sogleich, sogleich,
in einem Augenblick, bald, in diesem Augenblick, und noch
einen Augenblick (zugegeben), bat diau kan, alsobald, in ganz
kurzem (einen Augenbhck noch vorher), bat Aon, unmittelbar,
gleich (im Moment der begeisternden Durchdringung, im Er-
griflfenwerden) ; Iron bedeutet (le don) Eingebung, Inspiration
(öon caj, den Sinn bewegen, dem Herzen eingeben). Con tcen,
bis dahin, lai con toen roeeän, bis zum Haus verfolgen (in toen
liegt das Hin- und Hererstrecken ausgedrückt). Con bedeutet
zunächst „arm", „herunter", „bis" (auf den Hund), con sin,
gänzlich (arm durchweg) mit sin (Ende, alles), con uöom ist
Ueberfluss von utiom (mittlere Wohlbehäbigkeit), arm im Geld-
mangel oder reich (wie reich an Geldmangel oder arm), ulrom
boribin, U eberfülle an Wohlhabenheit (reich in Ueberfülle).
Zunächst liegt in con uöom ausgedrückt, dass bis (con) zur
genügenden Wohlbehäbigkeit alles vorhanden ist (also: aus-
reichende Fülle); con, kleinlich, con (cora), Räuber von con,
hineinspringen, einbrechen.
Kvä, mehr, mehr als (comparativisch) , lii kvä, besser,
yin kua, über mehr. Mit dem Zeichen des Futurum ca" (und,
auch) bedeutet kvä ca', bis, kin ya kvä ca' hay, Arznei nehmen
bis zum Besserwerden (Verschwinden oder Beruhigen), essen
Medicin übergenug, (dann) wird (es) heilen. Im Comparativ
liegt ein Uebriges (übergut oder besser, mehr als gut). Cöen,
dann, damals, deshalb (cöen vä). Moeeä, wenn, Zeit, moeea
hna, Zeit bevor (künftighin), moeeä nan, Zeit jene (damals),
moeeä kön, Zeit frühere (bevor), moeeä rai, Zeit welche (wenn),
raj (araj, wer), irgendeiner (welcher?), pen raj, nicht wahr?
warum nicht? ist (sonst) irgendetwas? mäj pen raj, gar nichts,
es ist nichts (nicht ist irgendetwas). Raj mit umbeugendem
(statt geradem) Ton bezeichnet: arm, etwas entbehrend; raj
draby (sap), ohne Besitz (an Gütern arm), bar, raj myie, un-
2J^6 Drittes Kapitel.
verheirathet (frauenlos). Raj mit fallendem Ton deutet da-
gegen den Feldboden an (den der Bauer besitzt), das Raya.
In der unbestimmten Zeitlosigkeit wird diese Zeitlosigkeit
selbst (für ihre Bestimmung) zum Gegenstande der Betrach-
tung gemacht, und also gefragt: moeeä rai, wann? Unter einer
der speciellen Bestimmung noch entbehrenden, aber derselben
bedürftigen Vielheit von Menschenmöglichkeiten fragt man:
gon raj, welcher Mensch ?
Toen (mit dem ansteigenden Ton gesprochen) wird in
Präpositionsweise gebraucht (bis, nach). Doen (thun) mit um-
beugendem Ton (und deshalb mit dem entsprechenden Con-
sonanten dritter Klasse unter Zufügung des Mai do geschrieben)
ist ein Verbum und bezeichnet „ausdehnen, indem man zu
sich heranzieht" oder „strecken". (Until: am Ziel, bis, bei
das oder es). GiJr toen bedeutet „an etwas denken", „denken
bis hin" (Andenken), ma-toen, ankommen (kommen bis hin),
paj-toen, hingelangen (gehen bis hin) oder gehen und ankommen.
Das Ziel ^) wird dann unmittelbar zugesetzt, ma toen ban, nicht
so sehr in einem Präpositionsverhältniss (kommen zum Haus),
als direct durch das Verbum (ma-toen) regiert (das Haus er-
reichen) oder dem diesem inhärirendeu Präfix, indem auch im
Siamesischen das Suffix unmittelbar zum Verbalstamm gehört,
ma toen Ivea, vor, nachdem ich gekommen war, kön, vor, luk
koen kon svän, vor der Dämmerung sich erheben. Mit dem
fallenden Ton (des Mai-do in erster Klasse) bedeutet kön, ein
Stiickchen, und die Bedeutung „vorher" folgt aus der Be-
trachtung des Theils vor dem Ganzen, te-kön, zuerst oder
von dem Stückchen an (te, seit), kon ca', bevor, kön ca' vä,
ehe du sprachst (Stückchen vor deinem Sprechen) oder: es
war schon etwas, ehe du sprachst. Dan te kön, die Vorfahren
(sie seit dem ersten), sie von dem (ersten) Stückchen (Ur-
sprung) an. Pan kön, einst, es war einmal, pän kön yüo mi
burus, Zeit Stückchen nach, war Mensch. Dvy'ie kön, bald,
warte (dvyie) noch (ein Stückchen).
Kön kin Kea ma, vor dem (Reis-) Essen, komm (komm
vor dem Essen), Reisessen: ein Stück für sich, dann (zweites
') „Nach" ist eigentlich das Adjectiv „nahe". Statt „kraft" (vigore)
findet sich auch „inkraft" (s. Zinnow).
Das Siamesische. 217
Stück): kommen. Rob, herum, rob ban, um das Dorf, Kreis
(rob) des Dorfs, lom (umgeben), Iqm rob, rings umgeben. Di,
bei, kon yüo di kea, die Sache ist (steht) bei ihnen; di (mit
fallendem Ton) hat die allgemeine Bezeichnung des Ortes, di
yüo (Ort seiend), Wohnplatz, cea di, dominus loci, di ni (Ort
dieser), hier (auch relativisch: thi oder welcher), während di
(mit dem geraden Ton) ebenso allgemein die Zeit bezeichnet,
di hnoen, einmal, sam di, dreimal, Ki di, wie viel mal (wie viel
Zeiten)? Ron yüo di kea bezeichnet also: die Sache ist am
Ort jener (ist bei ihnen), Sache hat Platz jener. Yeä bedeutet
„Haus", yea: Knaben von dem Alter, wie sie im Hause ge-
halten werden (Häusler oder Kinderstübler). Dron (son) brä
yea wird von Prinzen (zwischen sieben bis zehn Jahren) ge-
sagt. Unser Gnaden ist noch ein Knäblein. Hyea (jao) wird
mit Jiien (gehen) verbunden, um den laufenden Gang der
Kinder auszudrücken. Tö, gegen, rob tö satru, kämpfen gegen
die Feinde. Die eigentliche Bedeutung von tö (mit gedrücktem
Ton) ist: hiuzufiigen (tö kan, verbinden, Dinge zueinander-
legen) , und dies basirt wieder auf to (mit geradem Ton),
Stäbchen, als der ursprünglichen Zählmethode bei den Natur-
stämmen Asiens, Afrikas und sonst, indem z. B. beim Vieh-
kauf für jedes einzelne Stück gleichzeitig ein Stöckchen vor
den zum Zählen ausgestreckten Finger gelegt wird (oder die
entsprechende Tabacksrolle), und in anderer Weise die Rech-
nung nicht in Ordnung gebracht werden kann; tijj tö, kleben
(ti?j), tö, zusammenverbinden, tö paj, weiterhin, künftig (zu-
fügend gehen) , tö tö paj , eine ununterbrochene Tradition
(durch dicht in der Reihe nebeneinandergelegte Stäbchen, die
zur Erinnerung dienten, wie die Zeichen des Whampum). Aus
dem durch enges Verbinden vorausgesetzten Berühren folgt
dann der feindliche Stoss des Entgegen (auch die friedliche
Wiederholung eines immer gleichen Seitenstücks hat in „wie-
der" das feindliche Gegenstück des „Wider"); tari bezeichnet
schon an sich ein (in andern Sprachen erst durch präpositio-
nelles Präfix ausdrückbares) Widerstreben, verstärkt es aber
noch durch tö, tö tan, entgegenstreben; tö xon, über den Preis
streiten.
Nok, draussen^), ausserhalb, nok moeeän, ausserhalb der
') Das mit ;:ep( (s. Bopp) verwandte Tiapa (durch Syncope pra und "po),
218 Drittes Kapitel.
Stadt, moeeän nok, Aussenstädte (die Städte des Draussen)
oder fremde Städte; nok te (seit dem Aussen) bedeutet: ausser,
d. h. von dem Ausgelassenen (als ein Kreis für sich) anfangend,
und also nun zuerst (dies an der Grenze des das Aufzuzählende
begreifenden Kreises). Taj, unter, yüo taj 9a, in oflfener Luft
(sein unter dem Himmel), taj tun, unter dem Haus, das Unter-
theil des Hauses oder die Basis des Untergeschosses (tun).
Taj mit gedrücktem (statt fallendem) Ton bezeichnet: kriechen,
taj-pai, langsam gehen (fortkriechen), taj täban, vorsichtig über
eine Brücke gehen (kriechen). Aus dem Unterkriechen (kriechen
unter etv^^as) folgt der Begriff des Darunterseins. Naj, in,
naj roeeän, im Haus, naj hon, im Bett. Naj bezeichnet ein
Drinnensein, di naj, der Platz des Innern (drinnen), Kan naj,
die Innenseite, luk naj, der innere Same, und mit dem ge-
drückten (statt geraden) Ton gesprochen durch das Ho-nam
(hnaj) eine Frage: wo? (ob es drinnen sei).
Das Nähe^) und Ferne unterscheidende Demonstrativ ist
sechsfach (achtfach): ni (mit geradem Ton), dieser (hie), ni
(mit umbeugeudem Ton), der da (iste), nan (mit fallendem
Ton), jener (ille), nan (mit umbeugendem Ton), jener dort,
nön (mit fallendem Ton), jener weit, nön (mit umbeugendem
Ton), jener sehr weit weg. Dazu tritt hnän, jener (in Frage-
sätzen), nan (mit gedehntem a), lange, dann ni (gekürzt),
hierher, u. s. w.
Was die Quantität betrifft, so sind die Vocale nicht an
sich (natura) lange und kurze Vocale, das quantitative Ver-
hältniss bildet nicht ein constitutives Element des Vocals,
sondern es kann jeder Vocal jedes Wortes sowol lang als
auch kurz sein, je nach der Verbindung mit andern Wörtern
im Satz (gewissermassen positione), bemerkt Steinthal von
den Mande-Sprachen. So schafft auch im Siamesischen die
das in seiner temporalen Anwendung mit dem Accusativ dem lat. per ent-
spricht (s. Curtius), hängt mit sanskr. param (ausser, über) und osk. (s.
Kirchhoff) penim (ohne, in) zusammen.
') Die Consonanten scheinen nur die Kraft der Hinweisung überhaupt
zu haben, die Vocale hierbei Nähe und Ferne zu unterscheiden. Der be-
stimmteste Gegensatz tritt im Vai hervor, nie, hier, nu, dort, zwischen i
und u (s. Steinthal). Im Soso bedeutet a dem i gegenüber die Entfernung.
Das Siamesische. 219
Sprache weiter, indem sie mit ni oder ni, das nahe oder
ferne „hier" unterscheidet, und ähnlich selbst im Colloquium
der Schriftsprachen, wo indess nur durch Aufnahme in den
Wortsciiatz dieser ein dauerndes Bürgerrecht erworben werden
würde. Frage: Wer ist es? Antwort: Vielleicht — dieser, ja,
dieser! Frage: Welcher? Antwort: Diser, disser hier! Aus
lachen wird das beschränktere lächeln, mit der Diminutiv-
endung, wie länglich aus lang oder comparativisch stärker (ein
weniges stark, mehr) aus stark. Ebenso Nägel im Plural
von Nagel, indem der Einzelbegrifi' als jetzt nicht mehr allein,
sondern zusammen mit mehrern aufgefasst, sich verhältniss-
mässig verkürzt. Häufiger kommen solche phonetische Wand-
lungen bei unsern Sprachen consonantisch vor, wie hallen ver-
stärkt als schallen (und in besonderer Modification als knallen).
Ein Narr ist ein lächerlicher Narr, ein Narrr ein verächtlicher,
obwol das letztere Wort, oftmals nach dem Bedürfniss ge-
sprochen, nicht orthographisch fixirt ist. „Wie (im Hebräischen)
aus Kai ein Niphal, Fiel, Pual u. s. w. wird, und das Stamm-
wort durch Zusatz dieses oder jenes Consonanten oder Um-
wandlung des Vocals eine passive, factitive, reciproke Bedeutung
erhält, und im Lateinischen albere, weiss sein, albare, weiss
machen, albire, etwa weiss ausgehen bedeutet, so scheint
Aehnliches im Chinesischen durch die verschiedenen Intonationen
bewirkt zu sein. Wenn ein Wort mit einem phing (Schang-
ping oder Hia-ping), der einen Zustand bezeichnet, in den
Ton Hhiu übergeht, so bekommt dasselbe häufig eine factitive
Bedeutung, soviel als facere oder bei intransitiven Zeitworten
agere."
Die persönlichen Fürwörter (heisst es bei den indo-
europäischen Sprachen) „scheinen zu den ältesten Sprachge-
bilden zu gehören", in den indochinesischen gehören sie zu
den jüngsten, da sie sich noch beständig neubilden und gegen-
seitig ausstossen.
Mäj (mit fallendem Ton) drückt die Negation aus (mäj
ma, non venit, mäj ru, nicht wissen), mai (mit gedrücktem
Ton infolge des Honam) oder hmäj bezeichnet: neu (dani
maj, thun neuerdings, wieder thun, moeeän mai, Neustadt), maj
(mit geradem Ton) ist fragend: dam-maj, wozu? (thun was),
dain maj va jan ni (weshalb sprichst du so?), maj (mit um-
beugendem Ton) bedeutet Holz (ton-maj, Stammholz oder
220 Drittes Kapitel.
Baum). Maj daj, non potest, maj vä, meinetwegen (ich habe ■
nichts einzuwenden oder zu sagen), maj xaj (cai), non est = |
nicht (n'est), ha maj, sinon (da ha maj), mai ao (eoa), ich will
nicht (ich nehme es nicht an), stimme nicht bei. Der Begriff
„neu" in hmaj schliesst zugleich den des Anderssein ein: daiu
hmaj, neuerdings (wieder) tliun, ein anderes mal thuu, moeeän
hmaj, eine neue Stadt ist eine andere als die alte. Das eine
ist dann die Negation des andern (oder das andere des einen).
Fragt man: Kannst du dies lesen? Bist du fähig, dieses Lesen
zu erlangen? (schliesst dein Zustand die Erlangungsfähigkeit
dieses Lesens ein?), so wird geantwortet: „Andere Erlangungs-
fähigkeiten" (die immer vorhanden sind), was einen Ausschluss
des Nachgefragten involvirt. Durch die Tonveränderung wird
später dieser ursprüngliche Zusammenhang undeutlich, und
maj tritt als reine Negation auf (nicht), während das Anders-
sein sich zuerst an das Zählen angeschlossen hatte und deshalb
mit den Hölzern (maj) verbunden war. Maj ma, er kommt
nicht, was statthat ist ein anderes als sein Kommen (das wirk-
lich Statthabende: ein anderes, sein Kommen: ein anderes).
Maj ru ist Nichtwissen, insofern man von einer Sache nichts
weiss (anders ist das, was ich weiss, anders das, was für
diesen speciellen Fall gewusst werden soll), ich weiss ein
anderes (aber nicht dies, also ich weiss nicht). Die abstrahirte
Negation*) dagegen des Nichtsein verlangt das a privativum,
wie a-vixa, der Zustand der nichts wissenden Unkenntniss ist
(der Zustand des noch nicht vom Wissen berührten Geistes).
Ha maj, wenn nicht (ha negativisch), dos mi tjai, un-
schuldig (keine Strafe gibt es nicht), ha mi daj, durchaus
nicht; ha bedeutet: suchen, umherstöbern nach etwas (paj ha.
') In einem negativen Satze (des Litauischen) ist das Verbum stets mit
ne zusammengesetzt, auch wenn eine Negation ausserdem im Satz steht
(Schleicher)- Eine eigenthümliche Art doppelter Negation (ausser der Zu-
fiigung einer wirklichen Verneinung zu den ironischen Wendungen der
Negation, zu den Worten lützel, selten, wenic, directerweise durchaus posi-
tiven Begriffen, sowie bor, enbor) besteht in pleonastischer Zusammenstellung
privativer Adjectiva mit privativen Präpositionen (im Mittelhochdeutschen).
Die Partikel ne oder en, die nicht mehr die Fähigkeit zu selbständiger
Verneinung besitzt, wird oft noch aus Herkommen eingeschaltet (s. Wacker-
nagel).
Das Siamesische. 221
suchend umhergehen, nach etwas suchen, kin ha, Essen (Lebens-
erwerb) suchen. Suchend die Strafe (obwol ich überall nach
einem Grund" für die Strafe umhergesehen habe), finde ich
(gibt es) keine (ha dos mi t»aj), er ist also unschuldig (ohne
Schuld und deshalb nicht strafwürdig); ha-mi-lraj, in keiner
Weise (das durch Suchen Findbare nicht zu erlangen), keines-
wegs (bo mi daj). Mi oder hmi ist Negation, mi xaj, nicht
so, mi xa, nicht lang (bald), mi haj, damit nicht (ne), lege
Fesseln an, mi haj hni, damit er nicht entflieht; haj (geben),
dass, haj hen, ut videam , lass (mich) sehen (gib zu sehen),
mi haj hni, gib nicht das Entfliehen (erlaube nicht, zu ent-
fliehen), dass er nicht entfliehe; mi bedeutet: es ist, haben,
mi bun (habere meritum), Verdienst ist da, ha bun mäj (such-
bares Verdienst ist mehr), mortuus, ha bun maj leao (obwol
danach umhergesucht wird, zeigt sich, dass kein Verdienst
mehr da und alles Verdienst erschöpft ist), er ist gestorben
(bun ha mäj). Die Doppelbedeutung von mi entspricht dem
französischen point, Punkt und nicht.
Gran, mit, wenn; grän mit fallendem (statt umbeugendem)
Ton bezeichnet: fürchten (gran mit geradem Ton: genügend),
gran caj, am Herzen zittern (erschrecken), quatio (mit quasso
als Intensiv), cracentes (schlank, schwank), xpa^o, Schrei,
gran noeeä gran tva, zittern am Fleisch, zittern am Leibe
(am ganzen Körper zittern). Die Bedeutung des Zitterns
scheint weiter geleitet zu haben auf gran (Ebbzeit), ein
Plätschern des Wassers, und aus der Regulirung vieler Tages-
beschäftigungen längs des untern Menam nach den Flutzeiten
folgte dann der Sinn der Zeitbestimmung in gran (mit um-
beugendem Ton), gran nan, zu jener Zeit, in dem Augenblick,
gran ca' vä, wenn ich sagen sollte, (wenn eine) Zeit (wäre,
dass ich) werde sagen (Zeit-werde-sagen, supponiren wir eine
Zeit, dass ich sagte, wenn ich also sagte). Hetu-daj, Grund
was (warum?), pu-daj, Mensch was (irgendeiner, wer?), je nach
verändertem Ton, sm-daj, etwas (irgendeine Sache). Mit
fallendem (statt geradem) Ton ist daj das Zeichen der Ver-
gangenheit und drückt ein „Können" aus: daj-hen, ich habe
gesehen, an daj hroe, lesen kannst etwa? (rü, interrogativ),
mäj daj, ich kann nicht (nicht können), ein Nichts erlangen,
222 Drittes Kapitel.
paj daj, ich kann gehen (gehen können). Die Bedeutung von
daj ist erlangen: ich erlangte, ich sah, ich habe gesehen (daj
hen), das Gehen erlangte ich, ich kann gehen (pai-dai). Het-
dai fragt nach der Grundlegung, was als Grund zu erlangen ist.
Die Siamesen zählen mit pu (Person), hjin pu nan, Frau,
diese Person (diese Frau), gon (Mensch), an (Verehrlicher),
rub (Form), tao (Körper), an (unregelmässige Gestalt, wie
Tische, Stühle u. s. w.), aus Bequemlichkeit auch verwandt
(als Ding), wo Charakteristisches gefordert würde, luk (Frucht),
tan, lain (für Boote), bai (Blatt), hlan, kän, hin son kän,
Steine, zwei Haufen (zwei Steine), samrab, med, duen, iräk,
von, pen, poen, don, kan (cylinderartig, wie Schirme, Pfeifen
u. s. w.), tab, ha, hnvy, seii, kon, lern (schneidiges), bäk, den,
soek (völlig getheiltes, wie Zähne, Bambutos, Erle u. s. w.),
sin, soeeäk, xa'-lay, rieyn, dva, mvn, tao, dab.
Zum Zählen verwenden die Birmanen: akaun (Thier),
myauk takaun, ein Affe, akvin (Kreis), lekcvut tom kvin, drei
Ringe, aku (Ding), akyup (Fläche), akyaup (Länge), akviii
(Stimme), aciii (Linie), aci (Gerittenes), acaun, acu, acaun
(Gebäude), atan (Zwischenraum), atan (Kleid), apin (Pflanze),
apa (Würdiger), cara ko pä, Lehrer, neun.Reverends (Hoch-
würden), apya (Platte), puk (Paar), alek (Arm), alou (Runde),
asvay (Strich), e' (Kopf), yauk (Vernünftiger), cu (Verehr-
liche), twe (Kreis), caün (Seite), hlwa (Splitter), rat (Platz),
kuqi (Kette), kvet (Höhlung), kov (Körper), tan (Trennung),
ku (Aushiilfe), pran (Vollniss), tat (Wiederholung), rwa (Reihe).
In einer in usum delphini, zur Erlernung des Englischen,
für einen siamesischen Prinzen geschriebenen Grammatik stellt
Caswell eine schematische Conjugation auf.
ha rak, ich liebe (du, er), rea dan lay rak, wir lieben (ihr, sie),
„ daj rak, ich liebte,
„ rak leav, ich habe geliebt,
„ daj rak leav, ich hatte geliebt,
„ cä rak, ich werde lieben,
„ cä daj rak leav, ich werde geliebt haben,
ta Ka rak, wenn ich liebe (subjunctiu^'jch),
'„ „ daj rak, wenn ich liebte,
„ „ rak leav, wenn ich geliebt habe,
Das Siamesische. 223
ta ka daj rak leav, wenn ich geliebt hätte,
„ „ cä rak, wenn ich lieben würde,
„ „ cä daj rak leav, wenn ich geliebt haben würde,
ka boen daj, ton rak, u. s. w.,
„ pen kän di kea rak, ich werde geliebt, rao dan lay pen
kän di kea rak,
„ „ „ „ „ rak leav,
„ „ „ „ „ daj rak leav,
„ cä pen kän di kea rak,
„ „ daj pen kän di kea rak leav,
ta ka pen kän di kea rak,
„ „ „ „ „ „ rak leav,
„ „ „ „ „ „ daj rak leav,
„ „ cä pen koii di kea rak,
„ „ „ ,; „ ,, „ daj rak leav,
ka poen, daj toii pen kän di kea rak, u. s. w.
Man unterscheidet im Siamesischen neben der heiligen
Sprache des niedern und des Hochsiamesisch die Vulgärsprache ^)
und die Sprache der Vornehmen oder Raxasab (Palastsprache),
Narisab (Herrensprache) und Sutrasab^) (Buchsprache). Die
') Lingua Vulgaris paucas admisit exteras voces ex Lao, ex Cambodia,
ex Sinis, ex Malayensibus, alta vero et sacra fere totaliter componuntur ex
vocibus Sanscrit aut Bali, tantisper alteratis et loquelae Siameusium accom-
modatis. Stylus autem palatii, praeter voces Bali, adhuc permultas continet
ex lingua Cambodiensi decerptas. Insuper verisimile est, linguam thai,
nonnullas obtinuisse voces ex Pegu, Barma et Anam (Pallegoix). — The
language of the Chong (near Chantabuu) borrows considerable number of
extrinsic terms from the Kambojan. — Die Kham xava wurde durch javanisch
geschriebene Bücher in Slam eingeführt.
^) Besonders im Süden des Sprachgebiets ist das Litauische in ziemlich
raschem Aussterben begriifen. Die Kreise Labiau, Insterbiirg, Gumbinnen,
Goldapp, zu Ende des vorigen Jahrhunderts noch fast durchaus litauisch,
sind nunmehr bereits fast gänzlich deutsch geworden. In den Kreisen Pil-
kallen, Stallupönen, Tilsit, Ragnit, Niderung sind ebenfalls sogar auf dem
Lande die wohlhabenden Leute und die Bewohner der Pfarrdörfer meist
deutsch, die Bevölkerung im ganzen jedoch vorherrschend litauisch, und in
den Kreisen Heidekrug und vor allem im Kreise Memel ist das litauische
Element am stärksten vertreten. Die Städte sind durchaus deutsch (Schleicher).
224 Drittes Kapitel.
Körperglieder heissen in der königliehen Sprache (als Bra-
Netr, Bra-Ot u. s. w.) gemeinsam Manjakrasat (die königliche
Illusion) oder Kattiyamayang (im Pali). Manya (Trug oder
Illusion) geht in Sarimaha-Manja, als dem Namen der Mütter
Buddha's, ein. Die aus Indien entnommenen Fremdwörter
des Siamesischen schliessen sich oft näher an des Sanskrit als
an das jetzt in den Religionsbüchern verwandte Pali. ^) Die
siamesischen Grammatiker lieben oftmals, auf die Muster^) der
für sie classischen Sprachen (Pali und Sanskrit) Rücksicht zu
nehmen und in ihrem Sprachbau die Correlate der Flexionen 3)
^) L'assimilation des consonnes, qni, en italien, fait letto de lectus,
scritto de scriptus, est un des principes du pali (Bournouf). — Perfectus
becomes perfetto, ruptus rotto, planctiis pianto, subjectus soggetto, absorptus
assorto (in Italian) und muktus mutto, uptas utto, viklavas vikkavo, khubjas
khujjo, utpalam uppalam im Pali (s. Muir). — The Brahmans speak two
sorts of language, both that of gods and that of men (nach der Parisishta).
Hanuman redete die gefangene Sita im Sanskrit an, aber nicht in dem der
Zweimalgeborenen, damit sie ihn nicht für Ravana halte (im Rämäyana).
Das Aeussere der Brahmanen nachahmend und Sanskrit redend, lud der
Rashasa Ilvala die Brahmanen zu einem Leichenbegängniss ein (nach der
Aranya Kanda des Rämäyana). — The woman (reading Sanscrit) snuffles
like a young cow, when the rope is first passed through her nostrils (s.
Wilson) nach der Mrichhakati. Ein Wort ist schwer verstanden, wenn sein
Sinn geändert ist durch den Mangel seiner richtig grammatischen Form
(heisst es im Rämäyana).
^) Ottfried von Weissenburg ging (in seinem Vorurtheil für fremde
Masse und Muster) so weit, dass er die deutsche Sprache nicht nur unge-
pflegt und ungeregelt fand, sondern auch an sich selbst schon jeder gram-
matischen Regelung unfähig, sie gäbe ja z. B. vielen Worten ein anderes
Geschlecht und andere Zahlform , als die entsprechenden Ausdrücke des
Lateinischen hätten (s. Wackernagel). Ottfried stösst sich an der ver-
doppelten und damit doch nicht aufgehobenen Negation, Klopstock hat eben
dieselbe wieder einzuführen gesucht, indem jener an den lateinischen, dieser
an den griechischen Sprachgebrauch denkt. Zinnow bemerkt, ,,dass alle
Flexion in der altern Zeit stärker und ausgeprägter war und mit jedem
Jahrhundert sich mehr abschliÖ' und schwächte", indem die anfangs sklavische
Nachahmung fremder Muster in künstlicher Schriftsprache mit dem Auf-
wachsen einheimischer Bildung vor dem Anschluss an die lebendige Mund-
sprache zurücktrat.
') Das Litauische kennt keinen Artikel (nach Schleicher), aber „in man-
chen Gegenden hat sich in die gewöhnliche Rede vens als unbestimmter,
ja sogar tas als bestimmter Artikel schon ziemlich eingedrängt." Im
litauischen Sprachgebiet nördlich von Memel , weniger im Hochlitauischen,
ist anstatt des einfachen praeteritum meist das umschriebene Praeteritnui im
Das Siamesische. 225
aufzusuchen, wie sie auch durch jene au das Zurückgehen
auf die Wurzeln ^) gewohnt sind.
Unorganische Lautveränderung (wodurch man aus jedem
Wort jedes beliebige machen kann) tritt am häufigsten ein bei
einem Worte, wenn es aus einer fremden Sprache^) herüber-
Gebrauch. In Jüngern Sprachen werden die Präpositionen öfter neben dem
Casus oder statt desselben gebraucht, und auch im Litauischen zeigt sich
im Laufe der Zeit eine Abschwächung des Gefühls für die Bedeutung der
Casus, und eine Neigung, sie durch Präpositionen zu stützen und zu ver-
stärken (nach Schleicher). Die Suffixa (der suffigirten Postpositionen) sind
bis auf wenige Reste längst nicht mehr in der Sprache des Volks gebräuch-
lich und werden auch in der Schriftsprache (des Litauischen) seltener.
1) There are Vedic (naigama) nouns (as dämünäh and kshetrasädhäh)
which are derived from roots found in the Bhäshä, and also formations in
the bhäshä, such as ushnam, ghritam, which come fi-om Vedic roots (accord-
ing to Yaska). — Im Vergleich zum neuern Sanskrit sind in den Vedas
noch Worte um eine Silbe zu verlängern, das Metrum zu füllen (nach
Benfey). Das Pali oder Magadhi der heiligen Bücher Burmahs und Ceylons
gleicht der Sprache der indischen Felsschrift aus dem 4.-5. Jahrhundert
a. J., die von dem Sanskrit sowol wie von den neuern Vernacular-Sprachen
verschieden ist (s. Muir). Die Schrift der Kapi(;a ähnelte der der Tukhara.
2) Zur Zeit des Arnobius, Augustus und Procop sprachen die Bauern
Afrikas noch punisch. Die Libyer (Atßuot) waren ansässig. Die Araber
heissen Ikhamkhameu (von der dem Pferdegewieher gleichenden Sprache)
bei den Tuareg (Targui) oder Imouchar (Amacher) als Freie, im Gegensatz
zu Imroden (Imrod) oder Vasall (Aucapitaine). Die Wasserkroaten gehören
zu den Tschakavzes (Karadschitsch). — Like the modern Greeks , the
Vallachians (in Thessalia) called themselves Romans, from having, like the
Greeks, acquired the rights of Roman citizenship by the decree of Caracalla
(s. Mackenzie and Irby). In the sixth Century the Thracian dialect bore a
strong resemblance to corrupt Latin and to the Vallachian language now
spoken. — Die Sprache der Haoussa soll (im Anschluss an das Koptische)
zur semitischen Familie gehören (wie die der Gallas). Notker leitet düsunt
(tausend oder thusundi) aus dem lat. descent, eine in der romanischen
Volkssprache übliche Verkürzung für decies centum. Im Gegensatz zu Hoeh-
sinn schliesst Hochmuth eine schlechte Nebenbedeutung ein, die sich von
dem ursprünglich zu hohen Thaten Erhebenden entfernt hat. Gemüth ist
(bei Simplex.) Muth (muot). Es gibt hoch- und nordasiatische Stämme,
welche aus Tausenden von Individuen bestehen, und dennoch eine so nahe
Verwandtschaft annehmen, dass sie nicht einmal eheliche Verbindungen ein-
gehen (indem es kein anderes, die Individuen zusammenhaltendes Vereinigungs-
band gibt als dasjenige, das sich auf Verwandtschaft gründet). Dagegen
geschieht es nicht selten, dass zwei Stämme eine und dieselbe Sprache
reden, dieselbe Religion, dieselben Sitten und folglich auch dieselbe Her-
kunft haben, dass sie sich dagegen, wenn diese Herkunft schon in Ver-
Bastiak, Studien. 15
226 Drittes Kapitel.
genommen oder wenn die Wurzel des einheimischen Wortes
verloren ist (s. Zinnow), so Arzt aus artista, Kartoffel aus
Erdapfel, verlieren (nh.) aus Verliesen (mhd.).
Der Lam nam (bod) oder Versarten werden besonders
vier gebraucht, als zaban (aus 16 Silben), nari (11 Silben),
bilap (8 Silben), surang'-nan (28 Silben), die sich aus Kürzen
und Längen^) in 16 Weisen oder cand zusammensetzen
(Löwen-, Tiger-, Frösche-, Schlangenwindungen, Hirsche,
Krystalle , Räder , Lilien , Käfer , Blumenbüschel , Indra's
Kleinodien und andere Verse).
Xapö ist ein Beifallsruf, xi, ein Priester, und so wird
xapö-xi*) zur Bezeichnung der Brahmanen verbunden.
gessenheit gerathen ist, und die einzelnen Stämme verschiedene Namen an-
genommen oder verschiedene Wohnungen gewählt haben, gewöhnlich ein-
ander als Todfeinde betrachten (Castren). Nach Pfizmaier ist die Aino-
Sprache in viele Dialekte zersplittert, wie in Kamtschatka jedes Dorf seine
eigene Sprache hat. Unter den Dialekten der Aino-Sprache (auf den Inseln
Jesso, Sachalin, Iturup und Urup) unterscheiden sich die Dialekte des öst-
lichen Jesso, des westlichen Jesso und der Insel Sachalin.
^) Cand sunt versus compositi ex syllabis brevibus et longis , in vario
ordine et numero, klan versus in genere; Strophe dicitur klän tok, glon,
versus, carmen, taby versus liberi, in quibus non est requisita distinctio
brevium et productarum, lilit lilit ray, sunt versus, in quibus crebra est
vocum consonantia (rime), säy sunt syllabae finales strophes quae supersunt
et non consonant cum aliis. Consonantia syllabarum (rime) dicitur akson
faS kan kadob kan sampas kan (s. Pallegoix) oder „Buchstaben, die zu-
sammentreflcB , zusammenschlagen, sich miteinander berühren". The Bath
consists of eight letters, and four baths form one kata. Pägam räy et räy kve
sunt versus liberi, modulati et consoni, absque determinatione fixa syllabarum,
ita ut prosa modulata potius dici debeant. Die Bleu (Lieder) sind meistens
Liebeslieder (blen yav).
^ Xapoxi-Bhram are so called, as beariug a water-vessel (like the
Jogis) to sprinkle water. Die Cassi-Canavadis bringen das Gangeswasser
bis Südindien. The Brahmins, serving as hill-porters at Gungootri (the
sources of the Ganges), worship Buddrinath or Siva (Watson). — The Menam
is called Cav Bana (Chao Phaya) Master of the Lords, which title is given
to the white elephant (xan püek). Thü Sai means to observe brahminical
rites, as sai expresses outside (of the religion of Buddha), and the Siamese
with surrounding nations were formerly called Sajam, before they got the
name of Thai. — Die Lao pun dam von Xiengmai heissen Malaprathet, die
Lao pun kao (von Viengchan) Darengphak. Die Stadt Sukothai wurde von
Phra-Luang gegründet. Müang Raman ist der Name Pegu's (als Hauptstadt
der Mon oder Raman). Die Reliquien sind im Pbra-Prang unter dem
Das Siamesische. 227
Nach der Steinschrift Sukhothay's aus dem Jahre 1214
(nach dem Datum der Phuttha-Sakkharat) wurden die Buch-
staben i) 1205 (662 p. J.) erfunden durch König Ramkhamheng,
der den Anfang der Chunlosakkharat nach dem Jahre seiner
Thronbesteigung (638 p. J.) bestimmte. Ausser der Katyayana
zugeschriebenen Grammatik des PaH^) finden sich grammatische
Khorakhang oder Tantika bewahrt, welches Pali-Wort im Siamesischen als
rakang (Glocke) erklärt wird. — The town, the ruins of which are now
existing near the Pathommachedi, was called Sivixai. Vongsahayaraxa
means the royal race of Phra-Phuth, and Vithtukuman is a history of a
prince, who was refused a wife out of fear of mesalliance. Matxiriyasethi
and Anantha-Sethi were two rieh men living in Savati. The book Phra
Tvatana-paritta (the sibsong Tamnan), or 12 series containing formales of
prayers, was written by Ananda. The Birmese are called Pama aud some-
times Pama Raman by the Siamese. Mai ru tjak pasi pasa (mai Tu tjak
pasa) im Siamesischen: name le bamele bu (Nam Ich bu) im Birmanischen
for „I don't understand".
*) On se sert en Coree , outre les caracteres chinois , d'une ecriture
particuliere, appelee Ghin boun (Yen wen) ou vulgaire, et dont chaque lettre
a une prononciation particuliere (nach Rinsifee). La Coree fut conquise
(f 269 p. J.) par Sinkonkwogou, imperatrice du Japon (s. Klaproth). —
Unter Gun-Chan (Sohn des Ughuz) führte der Statthalter Arjanggit den
Gebrauch der Tamgat oder Stempel (als Unckun für Thiere) ein (um das
Eigenthum zu kennzeichnen). Neben den fünf Kupferplatten in altcanaresischer
Schrift (mit dem Privilegium der Thomas-Christen bei Travancore) enthält
die sechste Namen der Zeugen in kufischer, hebräischer und Pehlewi-Schrift.
,,Das Huzvaresch (Zewaresch) bildet das semitische Element im Pehlewi. Die
semitischen Worte, die durch iranische erklärt sind, bilden ein Verzeichniss
der Grundlage des Sasanischen Farhang, von den Parsenpriestern aus-
wendig gelernt (die semitischen Worte sind oft zur Erleichterung des Lesens
mit Zendbuchstaben geschrieben). Die Bedeutung der semitischen Personal,
endungen ist im Pehlewi verloren." Das Pehlewi der Inschrift ist identisch
mit dem Sasanischen oder Ost-Pehlewi. „Im Ein (durch Einmischung des
Pali verändert) sind die Pronomina und die zur Casusbildung verwandten
Suffixe rein singhalesisch." Nach Ibn-Hauqual waren die historischen Ur-
kunden der Mager im Pehlewi verfasst.
2) Hardy rechnet in Ceylon 35 Werke über Pali-Grammatik, Alwis 40.
Die Grammatik der Multani-Sprache oder Fetaki (der Jat), die tibetische
Worte enthalten soll, unterscheidet sich nicht von dem System der übrigen
vom Sanskrit abgeleiteten Sprachen. Wie Bhodo in Dhimal (und Dom in
Kamaon), gehört die Sprache der Brahui (in Gedrosien) zur Familie der
Dekkhanischen. Die Bhota wanderten 633 aus Tibet aus. Zur Zeit des
Ptolemäos beherrschten die Marunda oder Lambaka (Bewohner Lamgans in
West-Kabulistan) ein Reich im Osten des Ganges. — Agni, derive de la
rac. de mouvement ag, designe le feu materiel (lat. ignis, lith. ugnis, anc-
15*
228 Drittes Kapitel.
Bemerkungen im Chindamani des Siamesischen. Die Wort-
entlehnungen finden ihre besondere Behandkmg. Fremde ^)
slav. ogni, rus. ogoni). — Goghana (Kuhtödter) heisst in alten Sanskritbüchern
ein Gast (für den eine Kuh getödtet wurde). — The abstract neutre term,
Bramha (according to Haug), etymologically means „growth" and signifies
the Soul of nature, the productive power. Bori-Nipphan (or Para-Nipphan)
means to extinguish (dab) all round (rob kob), that is, to extemiinate the
whole circle of Tanha (desires), but it is generally in abbreviation only
called Nipphan. Jok sam suen ao leh suen rüng, 1/4. Si kab song pasom
khao kan pen hok, 4 -f- 2 = 6. Hok haksia song yang si, 6 — 2 = 4. Si
song khun khao pen pet 4X2= 8. Sibsong beng si suen pen suen la
sam 4 : 12 = 3. Suen nüng beng pen sam phak. Phayong, the King, who
founded Sukhothay, as eontemporary of Makatho of Motama, or as the son
of a Nakh, as without origin. — Die Helden der Iliade wünschen das Haupt
des Feindes abzuschlagen und TCf,^at avä oxoXoueaai. Nach Sokrates (bei
Flato) behalten die Frauen den alten Laut am meisten bei. Die Scythen
verehrten vor allen (nach Herodot) Vesta (Tahiti als Tapas), dann Jupiter
(Papaeus), Baba oder Ab, seine Gattin die Erde (Apia als Ops oder Rhea),
Apollo (Oitosyrus, Diti-Sura), Poseidon (Thamimasadas, Dhamma-mazdas),
Urania (Artimpasa als Artemis oder Diana), Ares (als Schwert), Herakles.
Jüdische Akademien bestanden in Sura und Pombeditha. Rawlinson erklärt
das scythische Araxa (Frauenhasser) von ara (Mädchen) und xa, hassen.
Exan (in Exampaeus oder heilige Pfade der Hexen) ist ayia aus saira. Der
(scythische) Spargapithes (bei Herodot) wft-d erklärt als Svargapati (Herr
des Himmels). Ariapithes ist arya-pati. Die Kaspii wurden von den Aorsi
zurückgedrängt. Ptolemäos setzt die Kaspii in das östliche Tibet an die
chinesische Grenze.
^) Das canusische Doppelgeplauder, welches Griechisch und Latein (wie
der menantische Mischmasch Griechisch und Latein und Französisch und
Deutsch) regellos zusammenmischte, schöpfte sein Widerartiges aus der ersten
und gefeiltesten aller Sprachen, obwol nur ein verdorbenes Kauderwelsch
(s. Kolbe). Die von Üiessen (rishanti) genannten Rischi, weil sie die Erfolge
der Mantras erreichen , heissen vom Sehen (darsanät) und überlieferten das
Erkannte den eigener Macht entbehrenden Srutarshis, die die Vedas durch
das Hören fortpflanzten, bis unter Vyasa in den Sakhas zusammengefasst
(nach Durgacharya). — The philosophers Rämänuja and Madhwächäryya
are called incarnations of Sesha and Vayu (s. Wilson), and Sankara Acharyya
is celebrated in the Vrihad Dharma-purana as an incarnation of Vishnu
(Colebrooke). — Yaska zählt als fünf Wesenklassen die Gandharvas, Pitris,
Devas, Asuras und Rakshasas auf. Als die Rishi zum Himmel aufstiegen,
gaben die Götter den Menschen die Philosophie, um ihnen als Rishi zu
dienen und den Sinn der Hymnen zu ergründen (nach dem Parisishta). Die
Sutras von Baudhayana, Apastamba, Aswalayana, Katyäyana u. s. w. (die
Smritis, Manu's u. s. w.), die von manchen als übermenschlich den Vedas
gleichgestellt werden, besitzen (nach der Nyayamala vistara) ihre persön-
lichen Verfasser. Nach der Nyayamala vistara ist das Pali durch häretische
Das Siamesische. 229
Wörter kamen in die deutsche Sprache zur Zeit der Römer
(Spiegel, Ziegel, Käse, Birne, Kupfer u. s. w.), zur Zeit der
sächsischen Kaiser im 12. Jahrhundert (als italienische und
lateinische Worte von Italien mitgebracht wurden), Anfang
des 17. Jahrhunderts (als die Cultur besonders auf die latei-
nische Kunstsprache Riicksicht nahm), zur Zeit Ludwig's XIV.
(als die französische Eleganz bewundert wurde), Mitte des
18. Jahrhunderts, als das Griechische wissenschaftlich studirt
wurde (Vetterlein). „Wie offt ^) höret man ab dem Predigt-
Berührung verunreinigtes Sanskrit. Kipjet (kochen) leitet Ables (im Rus-
sischen) von pers. kelidan (schäuoien), warit, sieden, kochen (russ.). Dem
russ. bjessit (jemand wüthend machen) entspriolit böse, (ital.) bizza (Zorn)
und (alth.) bizzon, Zähneknirschen (verbissen). Woloss (Haar) im Russischen
(nach Ables) von lat. vellus (pilus), kocha (Haut, russ.) oder kodion (Schafs-
fell, gr.), führt (mit cutis) auf sanskr. kud oder kut (bedecken), und so hide
(von hide, verbergen) oder skin von schonen (skana), sowie post (pers.) von
puchidan (Ables). Wrag (Feind oder Hasser) lässt sich (im Russ.) auf das
gothische wrakjan (verfolgen) und vrikan (rächen) beziehen (s. Ables), mit
(holländ.) wrük (Groll), vred (Zorn) im Dan. u. s. w. Ables erklärt Dämon
aus (sanskr.) tam (verfinstern) oder (türk.) tamu (Hölle). Um (russ.) Verstand
(als Attribut der Seele). Auge aus sanskr. ok (Auge) neben guech-aigi
(Glanz). Arman (pers.), Traurigkeit und Seufzer. — Säyana Acharya und
Mahidhara, Commentatoren der Vedas im 14. Jahrhundert p. J. , erwähnen
älterer Schreiber über die Vedas, wie Saunaka (Verfasser der Vrihaddevata),
Yaska (Verfasser der Nirukta, die Müller ins 4. Jahrhundert a. J. setzt),
u. s. w. Yaska nimmt Rücksicht auf das ältere Werk Nighantu, als ein
für das Verständniss der Hymnen abgefasstes Vocabularium ungebräuchlicher
Worte aus den Veden. Ausser den Vaidanas, als Erklärer der Vedas, nennt
Yaska die liturgischen Yajnikas und die euhemeristischen Aitihasikas (Roth).
Zu Pericles' Zeit wurden die unverständlichen Worte Homer's in den yÄcoacjat
zusammengefasst. Von „geben" lautet das neuh. Mittelwort „gegeben", im
Mittelh. aber immer nur ,, gäben".
1) Nach Reinhard hat die deutsche Sprache schon seit den ältesten
Zeiten her eine beträchtliche Anzahl lateinisch-griechischer Wörter sich
eingebürgert (feil, schreiben, rund, falsch, wahr, Zeichen, u. s. w.), ohne
dass die Einheit dadurch gestört worden. „Verzeihet imers tresnoble Mais-
tresse, dass ich euwren güldenen und sonder pouldre wol scheinenden Haren,
schnee-weissen Zähnen, Corallen-rohten Leftzen; prächtig formirten Schwanen
Hälsslein, helffenbeinern Händen und denen übrigen gleich dem Alabaster
hell glänzenden Gliedern des gantzen Leibes, denn auch euwren sehr netten
Habit und plaisirlichen Kleidung jhr gebührliches Lovange nit attribuire
oder nach meriten honorire, meine Impossibilitet wird mich verhoffentlich
dissfalls sehr wol excusiren. Ich sage es gleichwol summarischer weise:
die gantze taille euwres sehr proportionirten Cörpers concordiret treflich
230 Drittes Kapitel.
stuhl accommodiern, approbiern, confirmiern, demonstriern,
exequiern, fingiern, imaginiern, jubiliern, lamentiern, molestiern,
ordiniern, praestiern und dergleichen noch viel Worte fallen.
Aber was hierauss folget, ist wol zu erachten. Es sagte ein-
mal einer auff dem Predigtstuhl : Amnistia sey ein Edelwesen,
wo selbige nicht sei, so könne kein Frieden nach dem Kriege
folgen. Aber ein Bawersmann verstünde das Wort Amnistia
weit anders, nemblich am Mist (mit Gunst) stehen, sey ein
Edelwesen und ohne selbige könne nicht Friede werden. Hat
derwegen davor gehalten, es solte Schultheiss und Amptmann
so wol als andern Bawren stäts an Mist stehen, so möchte es
Friede werden" (1643). Lateinische Worte, die das Deutsche
wie ihr angestammte ^) Elemente bearbeitet, sind (nach Kolbe)
wol mit der absoluten Schönheit des Spaerischen Himmels, nach welchen
die Natur euch alleredelste Jungfraw hat faconniren wollen" (Ärmatus) 1655.
Gorod (Stadt, russ.) leitet Ables von (pers.) gord (Umzäunung), wie town
(Zaun) und tyn-nan (einschliessen) oder (goth.) baurgs (Stadt) und (altn.)
byrgi (Umzäunung) mit urbs und orbis. Davon gordii (stolz), wie urbanus
(edel). Hebr. raam bedeutet donnern und zum Zorn reizen, wie (persisch)
gharm (Zorn) und ghermidan (lärmen) , neben (russ.) gremit und grom
(donnern und Donner). Tzar (als Hervorragendster) von (sanskr.) (jar (her-
vorspriessen), wie gora (Berg) und (span.) sierra (Ables). Guess (holl. gissen
oder errathen) von Geist (s. Ables), drug (Freund, russ.) führt auf (alth.)
driu (goth. triggws) oder treu (s. Ables), (Druiden oder Verbündete). Eimer
von einbar (bar, tragend von heran). Nachtigall ist die in der Nacht (Nacht-
in) Gellende (Singende). Leumund (nicht Lügemund) kommt (als Gerücht)
von hluima oder Ohr (s. Zinnow). Der Maulesel hiess früher Mulus (Maul),
und als man das Wort nicht mehr verstand, wurde Esel zugefügt. Baio;
(Tiefe) im Sanskrit pat (fallen) mit (russ.) pod, Rai (russ.), Paradies von
(sanskr.) raj (glänzen). Ater (schwarz) neben adis (griech.) , Hölle. Swet
(russ.), Licht (Glanz) von (sanskr.) svid (weissen). Khrabrü (russ.), tapfer,
in Beziehung zu arab. harb oder Krieg (Ables). Jazik (russ.), Zunge von
(arab.) zaik (Schniecker). Meister ist (nach Zinnow) nicht von Magister,
sondern von raeisti (meist), als der am meisten geltende (praecipuus). Vor-
mund von munt (Beschützer). Zermalmen (der Malm oder Staub) von malan
(mahlen). Schuld von sollen, Pflicht von pflegen (und ebenso Pflug). Leib
hatte (alth.) die Bedeutung Leben (s. Zinnow). Rauch von riechen. Ein
Hauptwort kann (im Persischen) im Dativ gesetzt werden, wenn man statt
der für diesen Casus charakteristischen Partikel die sonst den Accusativ
bezeichnende Partikel anhängt (s. Mirza Mohammed Ibrahim).
') Pferd von (mittellat.) paraveredus (Tiapa rheda). Rog (russisch): Hom,
rdjet: roth ; rieka: Strom (Fluss), rigarc; rjezat: schneiden ('reissen); zwesda:
Stern; stena: Wand, Mauer (Stein); tonkii: dünn, tenuis (tendere); stremit:
\fferfen (strömen); tajat: schmelzen (thauen); tesnii: eng (angustia), gepresst ;
Das Siamesische. 231
Pinsel, Flamme, Schule, klar, Salz, pressen, Moos, Meer, Most,
Karren, Saum, Kest, roth, gelb. Stall, Garten, Pforte, Thräne,
Kuss, Eber, Meile, Eule, Preis, Neu, Fest, Koch, Rose, Veil-
chen, Meister, Joch, Kad, Sau, Löwe, Fass, Kerker, Lein,
Glas, Keller, Nuss, Maul, Uhr (hora), Schnur (nurus), Strasse,
Kreuz, Butter, Thron, Krone, Wind, rafien, doppelt, Aehre,
Wahn (vanus), rauh, kalt (gelidus), Trotz, Bruder, recht,
essen, Bart, Halm, irren, Nacht, melken, stehen, setzen, dörren,
Frucht, richten, satt, Stoj^pel, lang, kurz, wüst, wärts (versus),
unter (inter), ich (ego), über (super), umb (amb), vor (pro),
Auge, Ohr, Nase, LijDpe, Knie, Fuss, Haupt, Kopf, Sohle,
fliessen, Flut, Same, Wind, weh, Sinn, decken, Fisch, Acker,
Hörn, Name, Ton, eng, Angst, Pein u. s. w.
Die lappischen *) Worte, die Christie in den norwegischen
tikat: stechen; trud: leiden (drudge) ; trepetat: zittern (trepidare); dim: Rauch
(dim, engl.); jama: Grnbe. Heften ist die factitive Form von haften (haften),
mit dem frühern Comp, biheftan (behaftet), flössen das Factitivum von
fliessen, nicken von neigen, schweissen (bei Metallarbeitern) von schwitzen,
wecken von wachen (s. Zinnow). Stecken (steccho) hat transitive, Stock
(stoc) intransitive Bedeutung. Russisch strjeljat, schiessen (strahlen); vergat,
werfen; sverkat, funkeln (spark, Funke); brjukho, Bauch (barriga im Span.);
brisgat, spritzen; wopit, weinen (wuofan, ahd.), weep ; wjetr (wejat, blasen).
Wind (Wetter statt ventum); tuschit, auslöschen (vertuschen), von sanskr.
tud; moros, Frost, Kälte; stud, stuscha, studit, Frost und gefrieren machen;
glas, Auge (glast oder Glanz, alth.), gloss; godit, warten (ergattern), guetter;
godnii, nützlich; smjech (sanskr. smi), Gelächter (hlajan, goth.), yt\oL(ti;
grozit, drohen (trux, trotzen), grollen; guba, Lippe; guljat, spazieren (lust-
wandeln); gorlo, Gurgel (Kehle), gola (ital.), jugulum; gnetat, unterdrücken,
plagen; grjas, Koth (begruisen oder beschmuzen, holl.); wets<;her. Abend
(des Westens), vesper; den, Tag (down), dinas (Tag, sanskr.); derskii, dreist,
dare; drobit, in Stücke schlagen (drob, schwed.), drub (drab, sanskr.); dremat,
schlummern, dream, dormire; drat, zerreissen; zima, Winter; kholod. Kälte;
zub, Zahn; koren, Wurzel (Kern); kruchit, zerbrechen, crush; laskat, schmei-
cheln (locken); chtchit, Schild (sciitum); letchit, heilen (leech, engl.); liutii,
grausam, wild (laid, fr.); metch, Schwert (Messer); mir, Friede (mihr,
Freundschaft, pers.); miagkii, weich, meek; nebo , Himmel (v£9o;, Nebel),
nubis; bremia, Last (abrumar, beschweren); niht, Faden (Naht), okno, Fen-
ster; passti, weiden, pascere; riba, Fisch.
1) Der Name der Insel Samsö ist lappisch (nach Rask), dann Hven
(Hvedn von Voudn), sowie (in Norwegen) Falstr, Tjön, Hledra, Thotn und
(in Schweden) Trollhättan, Jerkin, u. s. w. — Local names very often con-
sist of synonymous elements (Wick-ham, Hamp-ton-wick, Wans-beck-water,
Dan-ube , Nag-poor, etc.). The first occupants of a country call a stream
232 Drittes Kapitel.
Dialekten gefunden hat, finden sich zum Theil auch in den
Dialekten Schönens (s. Nilsson). Wie zwischen Gothen und*
Svear findet man auch in verschiedenen Theilen Gotharikes
Dialektverschiedenheiten, wie bei Cimbrishamm (in Schonen),
in Smaland u. s. w.
Von bi^ (Berg) leiten sich ab:
bu5on (buSara) dron (son) pen liin,
buvaüron (buvaliara),
bubalri^ ein Grosser auf der Erde (Erdenfläche),
bubaöindon (bubaJüindara) , ein Grosser und Erhabener auf
der Erde,
bulrala, die Erdoberfläche,
bubala licyn pen Ijin (die Erde regierend),
bu bet (besara) pon isr (issara) nai pen öin,
bubendon (bubendara), mächtig auf Erden,
bumindon (bumindara) „ „ „
bumisuen (bumisavara) „ „ „
buvanarot pen di bun nai pen iin (eine Zuflucht auf der Erde),
buvana „ ,, „ „ „ „ „ „ „ „ „
buvanaiy „ „ „ ,, „ „ „ „ „ „ „
buvanetr „ „ „ ,, ,, „ „ „ „ „ „
buvanat traiy „ „ „ „ „ „ „ „ „ „ „
Das Renthier (pätso) heisst (bei den Lappen) als männ-
lich: arres pätsoi; als weiblich: ninkeles pätsoi; als Kalb:
mese; als Stier iiber zwei Jahr: orrek; als Stier iiber drei
Jahr: wuopperes; als verschnitten: herke (im Gegensatz zu
sarwa); als über vier Jahr: kättotes; als über fünf Jahr:
koretes oder koretus; als iiber sechs Jahr: makanes oder
makenes; als über sieben Jahr: namma lappeje,- als wildes:
peurek; als neugeboren: kris; als hörnerlos: nolpo; als Kuh:
skippa; als nicht trächtig: rätno. Die Consonanten^) b, d, g,
q fehlen im Anfang und werden mit p, t, k vertauscht (s.
Possart) im Lappischen.
by tlieir generic word for river, the next comers regard this as a proper
name, and add to it their own generic term , later immigrants take this
whole Compound word for the triie name of the stream (Donaldson).
') Das Wendische neigt sich mehr zum Polnischen (als zum Böhmischen),
wenn es gleich den lechischen Rhinesmus nicht kennt (s. Dobrowski).
Teutnar ist Diener oder Knecht (bei den Lappen), änak der männliche Bär.
Das Siamesische. 233
Die sprachliche Verwandtschaft (mit dem Griechischen)
tritt besonders in Süddeutschlands ^) Provinzialismen hervor
(nach Mutzl) , wie: heude (schlaf!) euSs; Ranggen ziehen
(schnarchen), foy^o?; laipn (iibriglassen), Xsotsw; tatzen (tappen),
Ta^sv; strähn (streuen), orpäv; Fackl (Ferkel), (pdyikOQ-, Ern
(Erde), e'pa; Arn (Schaf), apvo^; fern (voriges) Jahr (Tce'pvot);
achizen (ächzen), axa^i^siv ; tratzen (necken), j^pacGstv; Lacken
(Lache), Xaxxo^; gahrizen (knarren), y^py^etv; bauxen (bellen),
ßaij^at; Tallar (Teller), TaXapo?; plumpern, ßojxßsiv; s'vxev
(driiben), sv'ä~&v; aitza (jetza, dann), eiTa.
Die höhere Lage, die dünnere Luft, kurz irgendein Ein-
fluss, der keinen der niederländischen und überseeischen alten
und neuern Dialekte berührte, trieb den hochländischen, alle
mitgebrachten mediae zu tenues zu steigern, allen mitgebrach-
ten tenues aber gleichsam als etwas Hörbares einen Aushauch*)
Die Schweden heissen Kainolats (Kainahaljo) bei den Lappen (als Kwänen),
vom finnischen Keunho, ein Heisinger oder Schwede (s. Possart). Fino heisst
Hügel im Lappischen (sodass die Finnen oder Scritfenni den Hillevionen
der Felsen entsprechen). Die Russen heissen Karjel bei den Lappen (als
Karelen). Aija (der Grossvater) ist Donner (bei den Lappen), Jupmel (Ibmel)
ist Gott (Jumala), kaiwe ist dumm (im Gegensatz zum weisen Kawi), Mano ist
der Mond, Pane der Zahn. Plaw ist blau (aus dem Schwedischen). Die
Lappen nennen sich selbst Same (Samelats), als Sapme (lappisches Volk).
Suomakiäl ist die finnische Sprache (bei den Lappen). Die Volkslieder oder
Dainos der Litauer werden gesungen (s. Nesselmann).
') Bei den Serben der Niederlausitz heisst der Deutsche (Nemec oder
barbarus) Bawarski. Unter König Ethelred (1006), the language in England
was the same as in Denmark and Norway, but when William the Bastard
took possession of the country, the language underwent a change, and from
that time the Roman (valska) was introduced (Saga of Gunnlaug of Orm-
stunga and Rafn the bard). — Nach Olaf Hvitaskald (13. Jahrb.) war die
Sprache der Engländer und Isländer (trotz ihrer Verschiedenheiten) dieselbe
(Earl of Ellesmere). Meinvaettir sind falsche Wichte oder unheimliche
Geister (von mein, Beschädigung oder Trug) im Nordischen. Die Boden-
bildung des jüngsten Zeitabschnittes (im nordeuropäischen Flachland) besteht
nicht mehr aus ausgedehnten Schichten, sondern nur in Strandanschwemmungen
(s. Bennigsen-Förde). Nach dem Muster der lateinischen und deutschen
Sprache neue Wörter aus böhmischen Wurzeln bildend, entstanden bytnost,
essentia, dworny curiosus (an curia, dwür, denkend), bezbozny, gottlos u. s. w.
(s. Dobrowsky). L zwischen zwei Consonanten kann mitunter (im Böh-
mischen) den Vocal entbehren (wlk).
^) Bei den Esten wird das h vornweg gehört (nach Göseken). Die
finnischen Dialekte zerfallen in die zwei Hauptstämme der Karelier und der
234 Drittes Kapitel.
nachzusenden, der an der gutturalis blieb, was er war, nämlich
h, an der labialis sich zu f, an der dentalis zu s gestaltete,
und am Stammsilbenschluss allmählich ganz allein die Stelle
der ursprünglichen Tenuis vertrat (s. Schmeller).
Zu den aus der deutschen Sprache in die böhmische ge-
rathenen Ausdrücken gehören : musiti (müssen), trefiti (treffen),
dychtiti (trachten und dichten), winsowati (wünschen), malowati
(malen), barwa (Farbe), litkup (Leitkauf oder Leihkauf), ksaft
(Geschäft), ors (Pferd oder hros), fales (valsch oder Falsch-
heit) u. s. w. (s. Schmeller). Man muss bei solchen Wörtern
und Namen, die eine fremde Sprache aufnimmt oder die in
ihr aufbewahrt sind, sowol darauf Rücksicht nehmen, inwiefern
sie den ausländischen Klang durch ihr Bezeichnungssystem
wiederzugeben vermochte, als auch, ob sie denselben nach
einheimischen Wörtern und Formen umgemodelt hat (s. Pott).
Die deutsch*) sprechenden Wenden (bei Lüneburg) ver-
meiden jede Aspiration ('err statt Herr, erzlich statt herzlich).
Die Bolmaerke oder Bomaerke (Hausmarke oder Hofmarke)
Tavaster oder Hämälaiset. — La quantite, indiquee par un accent aigu dans
l'orthographie irlandaise oii par un accent grave en erse, determine fre-
quemment le sens des mots (Pictet). Les tribus herberes de l'empire de
Maroc portent le nom de Cheleuh. Le langage des tribus, qui habitent la
chaine des montagnes situee au midi de Constantine, est appele Chaouia.
Un dialecte particulier est parle par les Mozabites, etablis au midi d'Alger.
La plupart des tribus herberes de l'Algerie, de la regence de Tunis et de
l'empire de Mara sont comprises sous la denomination generale de Cabyle
(Reinaud). Les tribus herberes etablies au midi de l'Algerie et de la partie
de l'empire de Maroc, qui est situee au sud-est, sont connues sous le nom
de Touarig. Le haoussa se parle dans une grande partie du pays des
negres, depuis Timbouktou jusqu'a Bornou, il est devenu la langue commer-
ciale de toutes les contrees voisines (s. Geslin). — Magister H. Stahl aus
Reval schrieb (1637) die erste Anleitung zur Erlernung der estnischen Sprache.
^) Das Niederschottische ist (nach Jamieson) mehr dem Normannischen
verwandt als dem Anglosäehsischen. Die Dänen gründeten (als Ostmänner)
Reiche in Irland (im 9. Jahrh. p. J.). Die heidnischen Anrufungen der Sonne
und Wodan's, die 980 p. J. in den Ruinen zu Verlamacester oder Varlingacestr
(Verolamium) entdeckt wurden, wurden auf Befehl des Abtes verbrannt.
Sigebant von Eierlant (Jierlant) als Grossmutter der Hilde. Die Ver-
schiedenheiten des estnischen Dialektes heissen Kirchenspielismen (s. Kruse).
Die deutschen Prediger beten: „Vater unser, der du bist im Zaunpfahl"
(teiwas statt taiwas, im Himmel). Die Genesis beginnt: Im Anfang baute
Gott durch gedungene Handwerksleute Himmel und Erde.
Das Siamesische. 235
finden sich als Zeichen des Bol (praedium, villa) in den
schwedischen Gesetzen, 13. Jahrhundert (s. Homeyer), als
merchant marks in England.
Von den slawischen Dialekten stammt der der Karantaner-
Slawen direct von dem durch Methodius gebrauchten. Trotz
ihrer Volkspoesie haben die Serben um die Rechte der Mutter-
sprache zu streiten, nicht sowol gegen die alte Kirchensprache
als gegen einen Makaronismus, der entsteht, wenn Leute, die
die Kirchensprache aus schlechten Grammatiken ^) oder sonst
schlecht gelernt haben. Altes und Neues durcheinandermengen,
um sich doch von Unstudirten zu unterscheiden, und so jeder
seinen individuellen Makaronismus für Schriftserbisch verkauft
(s. Kopitar), 1822. In der 1667 beendeten Verbesserung der
Kirchenbücher (und 1751 der Bibel) wurde ängstlicher wörtlich
nach dem Griechischen übersetzt, und die Sprache abermals
nach der besonders in der Flexion mehr russificirenden Gram-
matik von 1648 geändert (in Russland). Wostokow unter-
scheidet drei Arten Kirchenslawisch. Nach Dobrowski ist die
russische Kirchensprache das reine unverdorbene Serbische.
Methodius predigte in Mähren und Pannonien.
Der Accent ist im Russischen durchaus an keine Stelle
des Worts gebunden, und er leidet nicht einmal durch den
Einfluss der Quantität, denn diese ist im Russischen (wie auch
in andern slawischen Sprachen) entweder überhaupt nicht
differentiirt worden, oder das Gefühl dafür ist verloren ge-
gangen, so vollständig, dass es absolut gar keine Dehnung
^) Nach Du Menil au treizieme siecle la langue fran^aise n'avait point
de grammaire. — Der Gesetzcodex, in dem die Ausdrücke des gemeinen
Lebens meistens beibehalten wurden, hielt sich doch in Hinsicht der Con-
struction fast nur an die slawonische Syntax (nach Frisch). Unter Peter M.
muss sich die russische Sprache zugleich mit dem allgemeinen Leben der
Nation, und unterstützt durch die vielen Edicte und Bekanntmachungen unter
Peter's Regierung, die alle der gewöhnlichen verständlichen Sprache ganz
nahe traten, gewaltig hervorgearbeitet haben (s. Vater). Die Gattung der
französischen Novellen sammt der in Russland vorherrschenden französischen
Bildung hatte auch geistreiche und sehr gelesene Schriftsteller zu fran-
zösischen Wortstellungen geführt (s. Vater). Aus der grossen Zahl der
Casusformen (im Finnischen und Ungarischen) hat man die Suffixe, welche
den deutschen oder den lateinischen Casus entsprechen, ausgesucht, die
übrigen aber getrennt und Affixe oder Postpositionen genannt. Entweder
sind sie aber alle Casus-Suffixe oder alle Affixe (s. Kellgren).
236 Drittes Kapitel.
gibt, sondern alle Silben durchaus die gleiche Quantität haben
(s. Kayssler). In den Ursprachen ist es nicht der Accent,
sondern die Quantität, welche herrscht (nach Benloew). Die
Fälle, in denen das Russische den Accent zur Unterscheidung
verschiedener Bedeutungen eines Wortes verwendet, sind (nach
Miclosich) nicht organisch, indem man auf dem Wege der
Reflexion den Unterschied festgestellt hat. Kirchmayer lässt
das Slowenische mit andern Sprachen Europas aus der Ur-
sprache einer celtoscythischen Matrix entstehen! Der (Man-
darin-Dialekt) Kwan-ha genannte Dialekt ist (in seinen wesent-
lichsten Formen) die gemeine Volkssprache unter den Be-
wohnern der nördlich vom Yaugtsekiang gelegenen Provinzen,
ferner in Sichwen, Yunnan, Kweicheu und einigen Theilen von
Hunan und Kwangsi (s. Edkins) in verschiedene Dialekte
vertheilt (mit dem Pekinger-Dialekt als Muster).
Wie in den Wasserfällen des Dniepr und in den Namen
der Führer oder Krieger unter den Warägern finden sich ger-
manische Namen (nach Krug) in Igor's Vertrage. Nach
Schlözer würde sich in einem halben Jahrhundert (ohne ge-
waltsame Veränderungen) keine Sprache so ändern, wie das
Altslawonische von dem Neurussischen verschieden sei, doch
bemerkt Dobrowsky, dass Otfrid (870) den Deutschen viel
weniger verständlich sei als das Altslawonische (863) den
Russen. Der Einfluss, den griechische Sprachkenntniss auf
die Anordnung der altslawonischen Grammatik gehabt hat,
erklärt sich ebenso aus dem fortdauernden Zusammenhang mit
der griechischen Kirche, als das Dasein mancher griechisch-
artigen Formen der Cyrillischen Uebersetzung daher kommt,
dass ihre Urheber Griechen waren (Vater). Seine sechs Si-
bilanten unterscheidet ^er Slawe genau, und liebt sie so sehr,
dass er nicht nur die Gurgellaute, k (h), ch und g, sondern
auch d und t nach Regeln des Wohlklangs in analoge Sibi-
lanten verwandelt (Dobrowsky). L'ancien aiphabet gallois
(appele Coelbren y Beirz) exprime toutes les nuances phoniques
du gallois.
Die flüssige Sprechweise des Turanischen ^) ist die dem
') Turanian speech (allophylian) is rather a stage than a form of
language, it seems to be the earliest moiild into which human discourse
iiaturally and as it vvere spontaneously tiirows itself, being simpler, rüder,
Das Siamesische. 237
unsteten Leben der Nomaden angemessene und erhält sich auf
niedern Culturzuständen des sesshaften Lebens, Gleichartig-
coarser and far less elaborate, than the later developments of Semitism and
Arianism (Rawlinson). The principle of agghitination seems almost a
necessary featnre of any language in a constant State of flux and change,
absolutely devoid of literature, and maintaining itself in existence by means
of the scanty conversation of nomades. — Die triliteralen Wurzeln des Se-
mitischen zeigen oft, mit Entfernung des zugefügten Vor- oder Nachcon-
sonants, die zweibuchstabigen Wurzeln des Indoeuropäischen zu Grunde
liegend. — The original period of Turanian preponderance (when Turanian
and Scythic races were every where predominant, and neither Arian nor
Semitic civilisation had as yet developed themselves), is designated by the
term SxviSiajjLO? (v. Epiphanius and Joh. Malala). In certain favoured
positions, the primitive or Turanian character of speech exhibited a power
of development, becoming first Hamitic, and then, by a fresh effort, throw-
ing out Semitism. — Das Hamitische verbreitete sich von Aegypten über
Aethiopien, Südarabien, Babylonien, Susiana, Philistia, Sidon, Hittiter. ■ —
In the Babylonian records there are said to be evidences of tbe gradual
development of Semitism from the Hamitic type of speech, which throw
some light upon the previous transition. This change (20th Century a. J.) was
accompanied by a series of migratory movements, which carried the newly
formed linguistic type to the upper Tigris and middle Euphrates, to Syria,
Palestine, Arabia and the borders of Egypt. — Ashur zog von Babylonien
nach Assyrien, die Aramäer den Euphrat aufwärts, die Phönizier zum Mittel-
meer, Abraham von Ur über Harran nach Palästina, die Joctaniden nach
Arabien (dann weiter nach Cypern, Cilicien, Lycien, Karthago, Sicilien,
Spanien, Westafrika). — The place, where the development of the Indo-
Europjean types arose, was Armenia, whence the several lines of Indo-
Europsean migration appear to have issued. In regard to the Babylonian
language of the primitive Babylonians, although in its grammatical structure
it resembles dialects of the Turanian family, the vocabiilary is undoubtedly
Cushite or Ethiopian, belonging to that stock of tongues which in the sequel
were everywhere more or less mixed up with the Semitic languages, but of
which we have probably the purest modern specimens in the Mahra of
Southern Arabia and the Galla of Abyssinia. One of the most remarkable
results, arising from an analysis of the Hamite Cuneiform aiphabet, is the
evidence of an Arian dement in the vocabulary of the very earliest period,
thus showing either that in that remote age there must have been an Arian
race dwelling on the Euphrates among the Hamite tribes, or that (more
probably) the distinction between Arian, Semitic and Turanian tongues had
not been developed when picture writing was first used in Chaldsea, but
that the words then in use passed indifferently at a subsequent period, and
under certain modifications, into the three great families among which the
language of the world were divided. It is at any rate certain that the
Cuneiform characters have usually one Arian power, that is, one power
answering to the Arian name of the object represented. Compare pur, a
238 Drittes Kapitel. '
keiten mit jener genugsam bietend, um die Aufstellung von
Familien zu ermöglichen, deren gemeinsames Band mehr aus
negativen als aus positiven Eigenschaften gewoben ist. Wenn
dagegen die Geistesentwickelung eines Culturvolkes seine ge-
setzlichen Gestaltungen entfaltet, dann wird auch die Sprache
in festen und bestimmten Formen abgedrückt, wie sie sich in
der grammatischen Schärfe des Arischen und Semitischen
zeigen, und auch wieder den ethnischen Charakter zusammen-
halten, der damit in nothwendiger Correlation steht.
Die Bildung des Futurums aller Verba nach deutscher
Art (mit werde) ging im Slowenischen von Krain aus, wo die
erste Bibelübersetzung nach Luther's Bibel durch Trüber
stattfand, der sich gegen den Geist der slowenischen Sprache
überhaupt so sehr versündigte, dass er ihr sogar den Artikel
aufdringen wollte. Der jetzige Gebrauch des Artikels scheint
eine Folge von Truber's Neuerungen, von denen die Gebil-
deten viel mehr angezogen haben als das Volk, welches in
früherer Zeit den Artikel ganz nach deutscher Weise nur
dann gebrauchte, wenn es z. B. einen germanisirenden Prediger
aus der alten oder eigentlich aus gar keiner Schule gleichsam
in einem höhern Stil sprechend, nachahmen oder persifliren
wollte (s. Navratil). Die Bibelübersetzer Frenzel und Fabricius
wollten den lausitzischen Wenden den Artikel aufdrängen.
Eine der lateinischen ganz entsprechende Constr. acc. cum
inf. gibt es in der slawischen Volkssprache nicht. In der
czechischen Schriftsprache kommen solche Nachahmungen des
son, vir and nir, a man, xat' ^^oy^ir^v (the primitive root being is or ir, and
the V and n being Hamitic preformations , which were adopted both by
Semite and Arian nations as radicals as in Latin vir, vis, Sanscr. nri, Assyr,
nis, etc.), also mal, a house, ras, a road, etc. (Rawlinson). There was not
perhaps in the very earliest ages that essential linguistic difference between
Hamitic and Semitie nations, which would enable an inquirer at the present
day, from a mere examination of their monumental records, to determine
positively to which family certain races respectively belong. Although for
instance, the Hamite language of Babylon, in the use of postpositions and
particles and pronominal suftixes, approaches to the character of a Scythic
or Turanian rather, than a Semitie tongue, yet a large portion of its
vocabulary is absolutely identical with that which was afterwards continued
in Assyrian, Hebrew, Arabic and the cognate dialects, and the verbal
formations, moreover, in Hamite Babylouian and in Semitie Assyrian exhibit
in many respects the dosest resemblance.
Das Siamesische. 239
Lateinischen vor und werden sogar für schön gehalten, allein
das Volk weiss nichts davon (Navratil). Im Polnischen finden
sich Germanismen und Gallismen. Das vermeintliche part.
fut. pass. „zu liebend", ein „zu schreibender"^) Brief erklärt
Mager fiir eine barbarische, dem lat. amandus nachgebildete
Form.
Besonders bei Gebildetem, die der deutschen Sprache
meistentheils mächtiger sind als der Muttersprache, werden
die freq. , besonders -väva- von Tage zu Tage mehr ge-
mieden. Ein czechischer Gewerbsmann bemerkte gesprächs-
weise, „nosivati" imd „nosivavati" sei landmässig und zeit-
raubend, „nesti" und „nositi" sei schöner und kürzer (s.
Navratil). Von den Gebildetem von den Stadtleuten, deren
Sitten und Gebräuche, insbesondere aber die Sprache der
schlichte Landmann gern, oft auch nur aus Höflichkeit nach-
ahmt, übergeht der unslawische Gebrauch nach und nach auf
das Volk. Gleichwie der Slawe für den Begriff „vollenden"
ein V. impf, und pf. besitzt, ebenso hat er auch für den Be-
griff „anfangen" ein v. impf, und pf., obwol sich „in sloweni-
schen Städten und der Umgegend der deutsche Einfluss zum
Theil schon geltend gemacht hat". Nach Schleicher machte
die altdeutsche (gothische) Sprache wie die slawische einen
Unterschied zwischen v. pf. und v. impf.
Solange das geistige Beobachtungsgebiet ein beschränktes
bleibt, versucht der Verstand, dem anderes Material gebricht,
seinen Scharfsinn zunächst an dem sprachlichen Ausdruck; und
wenn es zunächst das Denken übt und logische Befriedigung
gewährt, jede feine Nuancirung der Conception auch durch eine
entsprechende Wendung der Sprache auszudrücken, so werden
diese leicht in raisonnirende Spitzfindigkeiten auslaufenden Zer-
theilungen später abgeworfen, wenn wichtigere Gegenstände
sich der Untersuchung aufdrängen, und man, der Müsse ent-
1) Dessa runor (auf dem Bronzeschilde des Nydam-Moors) tillhÖra den
„fornnordiska runraden" och säledes det äldsta käuda slag af runor (s.
Montelius). Von den römischen Münzen datirt die jüngste 217 p. J. Auf
dem bronzenen Palstab (aus Gotland) sollen Doppelrunen eingeätzt sein (s.
Nilsson). — Härvid bor jag päminna om de bäda stenyxor med inristade
runor som omtalas af Stephens. — Nach Montelius entbehrt die Bronzezeit
der Schrift, die (mit der Kenntniss von Glas) in der Eisenzeit auftritt.
240 Drittes Kapitel.
behrend, sich in rhetorischen Wendungen zu ergehen, die
Sprache nur als Mittel benutzt, wichtigere Zwecke zu erreichen.
Die finnische Sprache wurde dahin geleitet, jede kleinste
Modification der Art und der Beziehung der Handlung durch
Hinzufügung von immer neuen Suffixen zu unterscheiden (s.
Kellgren). Für den Fremden, der mit seinem Gefiihle den
Evolutionen der Sprache nicht folgen kann, sind diese so ge-
bildeten Verbalformen nur ein störender Luxus der Grammatik.
Im Volke selbst lebt aber die Phantasie der Sprache und ein
reges, frisches Bewusstsein aller Urbestandtheile der so er-
weiterten Wörter noch fort, welches dem Ausdrucke des
schlichten Bauers eine Anschaulichkeit und eine poetische
Färbung gibt, die man fühlt, wenn man sie auch nicht ver-
stände.
Nach der Lautverschiebung (Grimm's) entsprechen etymo-
logisch den griechisch-sanskritischen Mediis gothische Tenues,
den griechisch-sanskritischen Tenues gothische Aspiraten, den
griechisch-sanskritischen Aspiraten gothische Mediae, und der-
selbe Lautwechsel ^) hat sich dann im Verhältniss des Gothischen
zum Althochdeutschen noch einmal wiederholt (oder mehr-
fach). Die weichern Verschlusslaute des Hebräischen (b, d, g)
sind im Griechischen, Lateinischen und Sanskrit in die ent-
sprechenden harten (p, t, k) übergegangen. Das Hebräische
^) L'etymologie reste un jeu arbitraire tant que Ton n'a point determine
experimentalement les lois d'apres lesquelles les sons se permutent en pas-
sant d'une langue a l'autre , et c'est la connaissance de ces lois qui donne
a la Philologie comparee dans le sein de la famille indo-europeenne un si
haut degre de certitude (Renan). — Die (slawischen) Familiennamen gehören
(in der Oberlausitz) vorwiegend der serbischen Mundart an (s. Broniz). —
Les quatrains omoioteleutes (chez les Trouveres) finden sich besonders im
Altspanischen (s. Raynouard). Ausser den Reimkünsten, soweit sie durch
Stellung der Reime hervorgebracht werden, bietet der Reim selbst (in der
proven^alischen Reimkun&t) noch eine Reihe von Variationen in Bezug auf
das Verhältniss der reimenden Silben untereinander (s. Bartsch). — Souvent
un mot herbere est remplace par un mot arabe, quelquefois le mot herbere
re^oit seulement une modification de maniere a se rapprocher de la langue
des vainqueurs (Reinaud). — Der Böhme lässt sein einzelnes Wort nicht
gern mit einem nackten Vocal anfangen. Nach Tetsch hat man es nicht für
dienlich gehalten, die Letten zur deutschen Sprache zu gewöhnen, aber junge
Letten und Lettinnen lernen dennoch (als Bediente) die fremde Sprache sehr
rasch durch blosses Anhören (Brumer).
Das Siamesische. 241
stellt mithin in Bezug auf diese Laute ganz in demselben V^er-
hältniss^) zum Griechischen, Lateinischen und Sanskrit, in
welchem diese Sprachen wiederum zum Gothischen, Altsäch-
sischen, Angelsächsischen und Altnordischen stehen (R. von
Raumer).
Die Lappen^) werden von den Tater (in Norwegen) Lallaro
') Wenn sich das als Vocal fungirende 1 in einigen slawischen Dialekten
zu einem wirklichen vollen Vocal, nämlich zu u, umwandelt, sodass im
Illyrischen z. B. slza zu suza, ein zu cun, wlk zu wuk wird, so kann ein
Münchner in dem Deutschen seiner nächsten Umgebung eine ganz ähnliche
Metamorphose wahrnehmen (s. Schmeller). An muni (man, denken) im
Sanskrit (mauna, schweigen) schliesst sich (im Irländischen) man (belehren)
mit maou (stumm) als morw oder Einsiedler ((jlovoi;) und monachi (s. Pictet).
Aesfhear (aisvara) entspricht (Irland.) Isvara (Sanskrit). Die ersten Gram-
matiken des Hebräischen wurden (nach Munk) unter dem Einfluss der
arabischen Schule abgefasst (10. Jahrb.). Der Gebrauch des Hebräischen
hatte seit der Annahme des Chaldäischen (6. Jahrh. a. J.) aufgehört (nur
von den Sophrim oder Gelehrten bewahrt). — L'arameen, tel tjuMl exista
chez les Juifs avant et apres l'exil de Babylone, s'est forme du syriaque et
des dialectes en usage dans le nord de la Palestine. — Nach Brosses ent-
wickelten sich alle Sprachen aus der Einsilbigkeit. Die Edda unterscheidet
zwischen Götter- und Menschensprachen (wie Homer). In Wustrow wurde
1751 zuletzt Gottesdienst in slawischer Sprache gehalten. — The people of
the villages (of the Pueblos in Mexico) do not all speak the same tongue,
and Ihey resort to the Spanish language as a common medium of communi-
cation (s. Bell). — Kaiser Nicephorus schickte den Kalocyres zu den Tauro-
scythen, welche die gemeine Sprache {t^ xowt] StaXexTO?) Ros ('Pu?) zu
nennen pflegten (Leo Diak.). Die Moi'genländer betrachten die Rus als
Brüder und Stammgenossen der Türken und Chazaren (s. Vater).
'^) Nach Hekatäus war die Sprache der Hyperboräer der griechischen
ähnlich, auf der Keltika gegenüberliegenden Insel (s. Diodor). — In omnibus
civitatibus fere regni et coram rege communior est usus linguae theutonicae
quam bohemicae (1330 p. 3.). Pauci sunt inter Bohemos saltem nobiles,
qui non utramque noverint linguam (Aeneas Sylvius), deutsch und böhmisch.
Armoricanos vocamus in nostra lingua Letewicion, semitacentes, quoniam
confuse loquuntur (Nennius). — In Leipzig hörte man (1327) auf, syrbisch zu
sprechen. Konst. Porph. unterschied die peloponnesischen Slawen als 2xXaßot
von den asiatischen (SxXaßiriatavoO- Als Ottokar über Bela siegte, sangen
die Böhmen das Krlesn-Lied (Adalbert's) und machten die Pferde der Ungarn
scheu valido in coelum clamore excitato. Buchsgutgut gutgut rief der Dämon
dem Mönch Richalm zu (1270), der verhinderte, dass ein College die Bet-
stunden schwänzte. Strecha, Dach (illyrisch und kranisch), stru und prosti
reyn (ausbreiten): strecken; pomiluy (im Lied des heiligen Adalbert), erbar-
men, milde sein, später smiluy se: smile; spasyz, salva: sparen (spare us);
wilk: Wolf; day: da; svinar: swinak.
Bastian, Studien. 16
242 Drittes Kapitel.
(Stammelnder oder unverständlich redend) genannt. Die kiinst-
lich gebildeten, unkenntlichen Ausdrücke werden (in der
Tater-Sprache) durch regelmässige Verdrehungen von Wörtern
der allgemeinen Landessprache, Versetzungen einzelner Buch-
staben oder ganzer Silben geschaflfen, eine Manier, die besonders
beo-üustigt wird, wenn die dadurch entstehenden Wörter durch
ihre Aehnlichkeit mit einem andern, von vielleicht entgegen-
o-esetzter Bedeutung, Anlass zu erheiternden Wortspielen und
Verwechselungen geben konnten. Die reichste sprachliche Quelle
blieb aber die einfache Versetzung der Bedeutung des einzelnen
Wortes, das sie bildlich gebrauchten (s. Etzel).
Das Rodi (praeve liquant oder die schöne Sprache) der
Sköier ist eng verwandt mit dem Idiom der (Jütland durch-
streifenden) Landstreichei-bande der Kjeltringer, mit dem Roth-
welsch der Deutschen, dem chochemer loschen der jüdischen
Gauner, dem englischen thieve's Latin, dem holländischen
Kraamerslatyn , dem böhmischen Hantyrka, dem spanischen
Germania, dem italienischen Gergo und dem französischen
Aro-ot, wogegen es von dem Rommani der Tater (in Norwegen)
abweicht ') (s. von Etzel). Wie die umherziehenden Dalekarlier
sich durch Wortverdrehungen eine eigene Sprache erfunden
haben, wird eine solche auch im russischen Finnland gesprochen.
Die westiTothischen Handelsleute, die den Norden als Krämer
durchstreifen, haben sich die Knallare sprak oder monsing
genannte Geheimsprache gebildet. Die Anwohner des Meeres
(in Norwegen) sprechen auf Bootfahrten eine besondere Bilder-
sprache, damit die Geister des Meeres sie nicht verstehen
möchten und ihre Plane durchkreuzen.
') Unter die von dem Laut whir oder kir (whirting) abgeleiteten Worte
rechnet Key vermilion, und zu kar (as heard in scratcliing) carminc. Scheltenie
ist Gelbmachen, Scheltoju, gelbe Farbe (das Färben mit gelber Farbe), und
ähnlich können alle andern Farben (im Russischen) behandelt werden, wäh-
rend man im Deutschen gelbmachen (viel ungebräuchlicher) nicht sagt, und
gelben (obwol nach andern Analogien bildbar) nicht häufig verwenden würde,
der leichten Misvergtändnisse halber. Campe bemerkt, dass er das fran-
zösische Wort voyager nie anders als vogager aussprechen lernen konnte,
und dass er es auch nicht anders hörte. „Dass seine Aussprache nicht die
rechte sey , das weiss er nicht, das glaubt er nur, weil er von Jugend auf
deshalb getadelt worden ist." In der Sawolokschen Abtheilung ist der
Steuerbeitrag nach Coroschk (Deminutiv von 40) berechnet, indem (nach
Das Siamesische. 243
Die Sapiavatot, treten zur Zeit des vorwiegenden Buddhis-
mus in Centralasien bei Alexander Polyh. (60 a. J.) und Bar-
desanes (2. Jahrb. p. J.) auf (als Semnoi), wogegen man in
den neben den Brahmanen unter den Philosophen bei Me-
gasthenes genannten Germanen (s. Strabo) 2ap[j.5va!. vermuthet
hat (wie auf Piyadasi's Inschriften neben den Brahmanen die
Sramana genannt werden). Arrian beschreibt die allen oflfen-
stehende Klasse der Sophisten als eine Art Sanyassi (oder in
Klöstern als buddhistische Mönche), während die höchste,
seine siebeute Kaste, die königlichen Kathgeber und Gelehrte
bilden, als die Brahmanen, den tcoXltixol (bei Strabo) ent-
sprechend, die zugleich neben 7rpocx_opw!,, opsivoi (ähnlich den
japanischen Jammabus) und YU[xv'if]Tat. genannt werden. Das
für nördliche Beobachter Auffällige der Nacktheit hat dann
spätere Schriftsteller veranlasst, die ganze Klasse der Philosophen
als Pufjivoaocpitj-ai! zu bezeichnen, während an sich das Beibe-
halten oder Ablegen der Kleider im heissen Indien nur eine
nebensächliche Sektenunterscheidung war, wie zwischen Digam-
bara und Svetambara unter den Jainas. Neben der Verehrung
des Dionysos (Isvara oder Siva) auf den Bergen, der des
Herakles (Rama oder Krishna) in den Ebenen, erwähnt der
am Hofe des Sandracottus (gest. '291 a. J.) oder Chandragupta,
Vater des Vindusara (Vater des Dharma-Asoka) verweilende
Megasthenes solcher Indier, die den von BouTxa (bei Clem. AI.)
verkündeten Lehren unter Vergötterung des Stifters folgten,
und erst die 264 a. J, im Asokarama abgehaltene Synode
machte die von Gautama (gest. 543 a. J.) gepredigte Religion
zur herrschenden. Für die Klasse der Philosophen waren
diese verschiedenen Arten populärer Götterverehrung gleich-
gültig, indem sie nur durch die Ansichten ihrer verschiedenen
Schulen geleitet wurden, unter denen damals wahrscheinlich
die der Sankhya noch in voller Kraft stand, sodass man die
Karamsin) das Geld nach Vierzigern gezählt wird. Im Permischen und
Syrjänischen dient Ur (Eichhorn), nm eine Kopeke zn bezeichnen, und (nach
Renvall) werden im nördlichen Finnland Eichhornsfelle nach Vierzigen (als
Kihtelys) gezählt (s. Sjögren). Die französischen Künstler des Mittelalters
verwandten kufische Buchstaben für Verzierungen, oft ohne Rücksicht auf
den ihnen unbekannten Sinn (s. Longperier).
16*
244 Drittes Kapitel.
dem religiösen Leben gewidmeten ßrahmanen (neben den
Städten in buddhistisch-sivaitischen Arama, wie in Dekkban)
ebenso wol für Brabmanen (im spätem orthodoxen Sinne) er-
klären könnte als für Buddhisten, insofern später hauptsäch-
lich bei diesen die früher mehr oder weniger von allen beob-
achtete Lebensrichtung specifisch charakterisirend wurde. Dass
die magischen Kräfte der durch die Vedas vorgeschriebenen
Ceremonien noch ihr später von den Buddhisten bestrittenes
Ansehen bewahrt hatten, ergibt sich aus der nothwendige
Gegenwart eines Sophos bei jedem Opfer bezeugenden Be-
merkung, und wahrscheinlich begannen schon damals die durch
jogische Dhyana in Beschaulichkeit auf unvergängliche Wahr-
heit hoffenden Buddhisten die Wirksamkeit esoterischer Weihen
skeptisch zu bestreiten und über die Nichtigkeit aller welt-
lichen Gelehrsamkeit zu spotten, weshalb sie dem Megasthenes
als disputirsüchtige Pramnai dargestellt wurden. Die weniger
geachtete Klasse der Philosophen, die Strabo als Germanen
bezeichnet, sind diejenigen unter den (ihr aristokratisches Ge-
bietsrecht bewahrenden) Brahmanen (oder diejenigen unter
den auch jetzt oft von Ausländern mit den Brahmanen ver-
wechselten Volkspriestern im Heiligenschein der Sanyassi),
die sich nicht dem Studium der reinen Wissenschaft hingeben,
sondern ihrer praktischen Anwendving auf das Leben, und so
bald als Aerzte erscheinen, bald als Zauberer und Wahrsager,
bald als Eremiten, als Ascetiker oder Büsser, die durch harte
Kasteiungen (wie noch jetzt bettelnde Fakire in Indien oder
foistische Bonzen in China) Mitleid erregen und zum Almoseu-
geben bewegen. Diese versahen auch vielleicht die Schreiber-
steilen und verfassten die auf gestampftem Baumwollenzeug
aufgezeichneten Briefe, während (ähnlich wie ein echter Frei-
maurer die über seinen Orden geschriebenen Bücher nur
ungern gedruckt sieht) die Häupter der Brahmanencollegien
darüber wachen mochten, dass die Gesetzesgeheimnisse nur
durch mündliche Tradition fortgepflanzt würden, damit sie
nicht etwa, wenn schriftlich abgefasst, in die Hände von Un-
eingeweihten oder gar von Frauen (die auch in Afrika sorg-
sam von den Mysterien ausgeschlossen werden, wenn sie sich
nicht ihre eigenen Orgien der Bona dea schafi"en) fallen
möchten. Im Siamesischen, wo lautgesetzlich richtig Brah-
mane zu Phrohm wird, findet sich ein (in Gar oder Gra auf-
Das Siamesische. 245
zulösendes) Wort Krom, das ebenso wol Kasteiung wie
Schreiben bedeutet und früher ein besonderes Ansehen gehabt
haben muss, da es sich noch in einer langen Reihe mit Kroma
zusammengetzter Titel der höchsten Würdenträger findet.
Die überhaupt möglichen Lautverbindungen menschlicher
Sprache sind an sich auf eine bestimmte Zahl beschränkt. Welche
derselben mit bestimmten Gegenständen als deren Namen jedes-
mal verknüpft werden, hängt von zufällig gegebenen Umständen
ab, und eben solche wirken bedingend dafür, inwiefern sich
schon gewonnene Bedeutungen auf daraus abgeleitete über-
tragen. Die Schlussfolgerungen der Gedanken liegen an sich
ebenso fest fixirt vor, wie die Reflexionsgesetze des Lichts,
denen das Sehen unterworfen ist; sie ändern sich aber unter
organischer Erweiterung mit der Entwickelung der Geistes-
bildung, und die einzelnen Stufen werden von den verschiedenen
Völkern (abgesehen von den durch die physikalische Con-
stitution und zunächst den Schädelbau bedingten Besonder-
heiten) in gleicher Weise durchlaufen, wenn sie sie nachein-
ander betreten, ob wol je nach den mitgebrachten Stadien der
Sprachgestaltuug die Aeusserungen in der Sprache unter ver-
schiedenen Formen erscheinen werden.
DttrteB Äapitel
Die Spracligestaltung.
An sich wuchert und rankt die Sprache ungeordnet
üppig, neue Bildungen hervortreibend und die frühem er-
stickend, gleich dem Urwald, nicht aus selbst überlegter
Thätigkeit, sondern aus unbewusst waltender Schöpferkraft
(auch abgesehen von den Störungen, die die Berücksichtigung
von Ilöflichkeitsgebräuchen oder religiösen Vorurtheilen ab-
sichtlich hineinwerfen mögen). Sobald indess (wenn Milderung
materieller Noth die geistigen Bedürfnisse fühlbar macht) der
Kern der Cultur im Wilden zu spriessen beginnt, wenn das
Naturvolk (nicht in klimakterischen Krankheiten hinsiecht und
schwindet, sondern) sich zum Culturvolk vervollkommnet und
die ebenso streng (wie die Pubertätsentwickelung die Kindheit
vom Jugendalter) abscheidende Grenzlinie überschreitet, so
wendet sich die Denkthätigkeit zunächst demjenigen Stoße zu,
der bereits in der Sprache als gegeben vorliegt, und unterwirft
die Regeln ihrer Verwendung einer mehr oder weniger minu-
tiösen Ausarbeitung. Von diesem Augenblicke an gewinnt die
Sprache eine feste gesetzliche Form, die jeder weitern Denk-
schöpfung zur Grundlage dient (und oft so sehr die Aufmerk-
samkeit fesselt, dass manche philologische Schulen auch noch
in fortgeschrittenen Stadien der Civilisation die Sprache zum
Zweck der Forschung machen wollten, statt sich ihrer nur
als Mittel für dieselbe zu bedienen). Wie sich die Sprache
bei diesem ersten Formenguss gestaltet, ist für weitere Folge-
rungen (die man allzu gern daranknüpfen möchte) gleichgültig
Die Sprachgestaltung. 247
und indifferent, weil ganz von den Verhältnissen ihres gerade
damals dominirenden Aspectes (der soweit in jedem Moment
seiner wechselnden Variationen nur immer ein Product der
Umstände war) abhängig. Alle die gerade damals (und also
grösstentheils zufälligerweise, insofern die jedesmaligen Gründe
sich nicht ausverfolgen lassen) in der Sprache vorliegenden
Bildungsstoffe verwendet die Grammatik, um daraus ein in-
einandergefügtes Gebäude zu errichten, das fortan ein dauern-
des bleiben soll, die Garantie dafür freilich aber erst dann
enthält, wenn mit gleichzeitiger Erfindung der Schrift die
Fugen verkittet und das Ganze fixirt wird. Indess mögen
auch schriftlose Völkei' die gleiche Physiognomie ihrer Sprache
für lange hinaus bewahren, wenn ihr geistiger Horizont ein
ebenmässiger bleibt, und also, da keine neuen Gegenstände der
Betrachtung hinzukommen, die ganz auf die Sprache beschränkte
Meditation sich darin um so mehr vertieft und sie gerade deshalb
um so starrer festhält (unter scharfer Controle, wie sie z. B.
bei den rhetorischen Kunststiicken der Indianer geübt wird).
Bleibt die Umgebung des Volks eine gleichartige, so wird sich
auch seine Sprache nicht ändern, und z. ß. bei allen über
weite Strecken wandernden Beduinenstämmen eine (nicht der
schwachen Hut des mündlich erlernten Koran allein zuzu-
schreibende) Aequivalenz zeigen, während sich das Arabische
in den in Nachbarländer auslaufenden Grenzprovinzen in eine
Vielfachheit semitischer Dialekte zersplittert, bei denen nur
der geschriebene Koran ein völliges Auseinanderfallen ver-
hindert. Das seit der Babylonischen Gefangenschaft durch
das Syrisch genannte Chaldäische (oder Aramäische) aus dem
täglichen Gebrauch verdrängte Hebräische verblieb in den
damals niedergeschriebenen Büchern als todtes und nicht weiter
angegriffenes Kapital liegen, bis es im 10. Jahrhundert p. J.
(nach Munk) unter dem Einflüsse der von den Arabern bereits
(im Westen) adoptirten Regeln grammatisch construirt wurde
und sich also in das bereits für das Semitische entworfene
Schema einfiigen musste (ähnlich, wenn auch weniger gewalt-
sam, als wenn Missionare afrikanische Bunda-Sprache und
amerikanisches Quichua nach dem Massstabe des Lateinischen
zuschnitten). Geschieht es nun aber, dass eine ohne geschicht-
liche Stützen nur auf der Tradition basirende Sprache eines
Volks durch die politischen Conjuncturen dieses den Wechsel-
248 Viertes Kapitel.
fällen historischer Fortentwickelung unterworfen wird, so muss
sie schon durch das Eindringen neuer Ideen und die For-
derung, für diese deckende Ausdriicke zu finden, tiefe Um-
gestaltungen bewahren, die dadurch noch eingreifender werden,
weil der aus dem Durcheinanderwohnen fremdsprachiger
Stämme entstehende Jargon aus Bequemlichkeitsrücksichten
leicht Kunstausdrücke, als treffendere, entlehnt. Bei solch
geschichtlich bewegten Völkern lässt sich deshalb erst mit
Einführung der Schrift an eine für sie national-charakteristische
Sprache ankniipfen, und die Erörterungen über die Trennungen
oder Zusammengehörigkeiten der im Herzen Europas zusammen-
gedrängten Idiome, des Celtischen, Iberischen, Ligurischen,
Germanischen, Slawischen u. s. w. während vorgeschichtlicher
Zeiten können ebenso wenig zu befriedigenden Residtaten
führen, wie die von dem Gesammteindruck neuerdings ent-
falteter Nationalitäten ausgehenden Deductionen, um den ur-
sprünglichen Anlagen ihrer vielfach verschlungenen Faserbündel
specifisch getrennte Qualitätsbezeichnungen zu verleihen.
Den frühern Historikern sind ausschweifend grandiose Con-
ceptionen eigen, wie (trotz scholastischer Mäkeleien im einzelnen)
den philosophischen Auffassungen des Mittelalters, wo man
die Begriffe von der Natur nur aus dem Geist heraus zu con-
struiren brauchte, und bei den Schöpfungen dieses selbst nicht
mehr durch den feinen Kunstsinn des Alterthums gezügelt
war. Auch hier war es leicht, sich ein abgerundetes Bild
vom Naturganzen zu schaffen, und wenn Aristoteles dafür nur
seiner vier Elemente mit deren vier Eigenschaften (des Kalten
und Warmen, Feuchten und Trockenen) in ihrem zweifachen
Wechsel bedurfte (oder Schwefel, Mercur und Salz, die drei
Elemente des Basilius Valentinus), so war damit zunächst allen
Anfragen genügt, ehe die Analysis in die Zersetzungen hinab-
stieg und nun die unübersehbar bunte Mannichfaltigkeit
unserer chemischen Combinationen hervorrief, die wir indess
durch die darin aufgefundenen Gesetze trotz ihrer Vielheit
völlig zu beherrschen vermögen. Vorher war man zufrieden,
Avicenna's Eintheilung der Mineralien in Steine, Metalle,
Schwefelstofie und Salze zu adoptiren, und in gleicher Weise
begnügten sich die Historiker lange Zeit mit äussern Aehn-
lichkeiten. Sie breiteten die gleichartige Decke eines Scythis-
mus über europäisch-asiatische Vorzeit aus, sie trugen kein
Die Sprachgestaltung. 249
Bedenken, in den Geten Gothen, den Tyrangeten Thüringer,
den $paYYOt, Phrygier, den Dani Daci zu sehen. Als auch in
der Geschichtschreibung der prüfende Sinn des Messens und
Zählens erwachte, trat bald eine heilsame Reaction gegen solch
verwirrende Generalisationen ein. Man wies alle jene auf
oberflächliche Aehnlichkeiten begriindeten Annäherungen zurück,
man bestand mit Entschiedenheit darauf, nur dasjenige als
giiltig zuzulassen, was bewiesen sei, und begann durch strenge
Detailforschungen die engen Kreisungen des Germauischen,
Celtischen, Slawischen u. s. w. zu prüfen und scharf gegen
das nicht dazu Gehörige abzugrenzen. Dies war sicher der
von der Induction angezeigte Weg einer richtigen Methode,
die nur in allmählichen Erwerbungen und Sicherung des so weit
Festgestellten zu weitern Folgerungen zu schreiten berechtigt ist.
Indess darf diese von allen Natiu-wissenschaften befolgte Me-
thode nie auf halbem Wege stehen bleiben, und die aus Pro-
portionsverhältnissen gewonnenen Resultate, weil sie ephemer
relative Richtigkeit besitzen und beanspruchen dürfen, nun als
das absolut Richtige und Wahre hinstellen. Die Forschung
hat ununterbrochen weiter fortzuschreiten, unbekümmert darum,
ob ihre weitaussehende Arbeit in der jetzigen Generation, ob
in der nächsten, ob erst nach Jahrhunderten den besiegelnden
Abschluss finden werde, und schliesslich werden wir zu jenen
Vorstellungen, die gleich anfangs die Aufmerksamkeit auf sich
zogen, zurückkehren und dann (auf dem langen und beschwer-
lichen Wege der Induction mit bewährt gefundenen Hiilfs-
mitteln ausgerüstet) aufs neue den Scythismus in Betracht
ziehen, die Beziehungen der Geten und Gothen, der Franken
und Phrygier u. s. w. Ob wir dann zwischen ihnen einen
realen Zusammenhang der Stammesverwandtschaft finden wer-
den, steht dahin, immer aber werden wir die eine oder andere
Beziehung zwischen ihnen entdecken müssen, und nicht rasten,
bis sie entdeckt sei, denn wenn überhaupt keine bestände,
hätte sich von vornherein nicht die Frage danach stellen
können. Nicht in der Menge des Gewussten (wofiir jeder
Massstab des Vielen oder Wenigen, des Grossen oder Kleinen
fehlen würde) beruhen die Aufgaben des Wissens, sondern
darin, die Fragen, die die Aussenwelt uns stellt, zu lösen,
auf alle eine Antwort zu finden, die sich in den Gesammt-
zusammenhang (also in die Controle mit jedem sonst Beant-
250 Viertes Kapitel.
werteten) ungezwungen und gesetzlich einfügt. In der an-
organischen Natur leiten uns die erkannten Eigenschaften der
Stoffe auf weitere Verwandtschaften, die noch zu erkennen
sind. Wo und wann wir abschliessen werden, wissen wir
nicht, nur haben wir immer streng zu scheiden zwischen dem,
was bisjetzt bereits bewiesen, was vorläufig also allein als
Basis für weitere Folgerungen angenommen werden darf, und
dem, was erst als zugehörig vermuthet wird und demnach
Gegenstand weiterer Erforschungen bleibt. In historischen For-
schungen ist jede noch so schwache Analogie, die irgendwo
in Namensklängen, in geschichtlichen Beziehungen, in Gleich-
artigkeit der Gebräuche vorzuliegen scheint, im Auge zu be-
halten, obwol es unmöglich ist, alle diese Detailuntersuchungen
zugleich in die Hand zu nehmen, und ein methodisch-syste-
matischer Weg eingehalten werden muss, um die Namens-
ähnlichkeiten nach den von der vergleichenden Philologie ge-
lieferten Regeln, die geschichtlichen Beziehungen auf ihrem
geographischen Boden, die Gleichartigkeit der Gebräuche nach
psychologischen Entwickelungsgesetzen zu prüfen. Jedenfalls
muss man sich deutlich bewusst bleiben, dass alle solche Fragen
ihre einstige Lösung, ihre Beantwortung in der einen oder der
andern Weise zu erhalten haben werden, dass es aber keine
Antwort ist, wenn man mit dem Zufall antworten wollte.
Es ist ein Denkfehler, bei der Entwickelung der Sprache
oder überhaupt bei Culturschöpfungen von einem zeithchen
Geschehen zu reden; wir haben ein Geschehen allerdings, aber
kein zeitliches, da es in bestimmungsloser Zeit^) vor sich
geht, also in einer Unendlichkeit, wo jede absolute Zeitbe-
stimmung aufhört und sich nur die Relativität der Zeittheil-
chen zueinander bestimmen lässt. Gealterte Sprachformen
können nach der Ansicht der Philologen nicht zur Jugend
zurückkehren, Kürzungen sich nicht wieder füllen, die Laut-
verschmelzung keine andern als die im regelmässigen Wechsel
vorgeschriebenen Bahnen einschlagen. Alle diese Grundsätze
stehen fest, soweit sie schematisch erläuternd sind, müssen
deshalb bei linguistischen Untersuchungen zur Richtschnur
dienen, als sprachphysiologische geachtet werden. Obwol sie
') 'E? äipavls TQv |ji.05ov i-ividü'Xi oux ^-^v. tA£YX.°'' (Herodot),
Die Sprachgestaltung. 251
indess die gesetzlichen Wandlungen im Zellbildungsprocesse
des Sprachorganismus nachweisen, und hier genau die einzig
richtige Bahn vorzeichnen, die die Sprachentwickelung ge-
nommen hat und immer nur nehmen kann, so darf man doch
für diese relativen Werthe keine absolute Geltung beanspruchen
und würde zwei ganz incongruente Gebiete vermengen, wenn
man die genetischen Wechsel innerhalb der Sprachentwickelung
für Phasen der entwickelten Sprache in einem zeitlichen Nach-
einander nehmen wollte. So wenig wie der Botaniker,
der den Uebergang isolirter Zellen zu Spiralgäugen beobachtet
hat, nun annehmen kann, dass die Zellpflauzen im weitern
Fortgange zu Spiralpflanzen werden würden, da er ja tag-
täglich Zellpflanzen und Spiralpflanzen nebeneinander von
neuem entstehen sieht, darf der Philolog eine allerdings mögliche
Vervollkommnung der monosyllabischen Sprachen zu Flexions-
sprachen überall setzen ; und wenn sich in allen physiologischen
Vorgängen neben den Processen der Entwickelung beständig auch
Riickbildungsprocesse zeigen, so werden diese im Sprachwachs-
thum in gleicher Weise zu vermuthen sein. Die vollen Formen
des Germanischen haben sich vielfach abgeschleift und eine
der erreichten Mittelstufen ist als Schriftsprache fixirt zum
Massstab für alle übrigen Dialekte geworden, die aus der Be-
quemlichkeit des täglichen Verkehrs im ganzen zu Kürzungen
neigen und bis zu fast unverständlicher Einsilbigkeit herab-
sinken mögen, die sich aber ebenso gut bei gegebener Ver-
anlassung daraus wieder erheben, obwol nur selten das durch
die Schriftsprache schon gezogene Niveau noch wieder über-
schreiten werden. Bei den apathischer dahinlebenden Völkern
Ostasiens, denen stattliche Grandezza wichtiger ist als rascher
Zeitgewinn, dehnen sich im Gegentheil die monosyllabisch ab-
gestossenen Laute oft zu langausgezogenen Verbindungen aus,
wenn sie durch Einführung heiliger Schriften mit den voller
und sonorer tönenden Sprachen Indiens bekannt geworden.
Die Lautverschiebung wird in jedem gegebenen Falle den
dm'ch die philologische Forschung entdeckten Gesetzen folgen,
aber sie folgt ihnen eben stets und beständig in den gegebenen
und immer neu gegebenen Fällen, sodass wir sie in Wirklich-
keit in der ganzen Möglichkeit aller Uebergangsstufen vor uns
haben, obwol wegen des Vorwaltens einer derselben als Schrift-
sprache durch dieselbe die übrigen gewöhnlich so sehr verdeckt
252 Viertes Kapitel.
werden, um bei einer allgemeinen Ueberschau, ohne mikro-
skopische Prüfung, nicht gesehen zu werden.
Mythologische Synchysien sind vielfach getadelt worden,
und mit Recht, wenn man die ungeordneten Massen zum
Bauen verwenden will, als ob sie fertige Gebilde seien. Zu-
sammengiessen mag man indess alles in die für Krystallisation
bestimmte Mutterlauge, da die Controle gesetzlicher Ver-
wandtschaft^) eben dadurch geboten wird, wenn sich das
natürlich Zusammengehörige trotz ablenkender Störung doch
zusammenfindet.
Eine Eintheilung der Völker nach den Sprachen wäre
nicht besser, als wenn der Botaniker seine Blumen nach den
Farben eintheilen und die physikalischen Lichtbrechungs-
gesetze derselben in der Pflanzenphysiologie als Berücksich-
tigung annehmen wollte. Innerhalb der Wissenschaft, die sie
hervorgerufen hat, ist eine Hypothese, die sich mit den That-
sachen deckt, stets von Nutzen, wogegen sie sinnlose Verwirrung
anzurichten pflegt, wenn als hypothetische Thatsache in eine
andere Wissenschaft herübergenommen und dort ohne Mög-
lichkeit regulirender Controle weiter verwandt. Wenn der
Physiker mannichfache Stützen aus der Setzung des Licht-
äthers, zieht, so würde dagegen jede Analyse von Gasarten
unrichtig werden, wenn der Chemiker einen Posten für den
Aether als schwankenden Mitbestandtheil offen halten wollte.
Wie weit die chemische Atomtheorie auf die Physik anwend-
bar bleibt, ist fraglich, und ebenso die Verwerthung der
mechanischen Wärmetheorie für die Chemie. Die arische
Sprachhypothese der indoeuropäischen Völker hat die Philo-
logie bedeutsam gefördert, wollte nun aber die Ethnologie die
dort schematisch entworfenen Wanderungen und Dialekt-
theilungen als wirkliche annehmen, so hätte sie auf jede
wissenschaftliche Begründung ihrer Grundsätze von vornherein
') Um in Namen ethnologisclie Beziehungen zu finden, können nicht so
sicher die etymologisch nachweisbaren Gesetze der Schriftsprache dienen,
als indem wir factisch vergleichen, welche Uebergänge unter Dialekten, deren
Regeln uns jetzt zum Theil unbekannt sind, in Wirklichkeit stattgefunden
haben oder noch jetzt in lebendigem Fluss der Volkssprache stattfinden.
Andere Controlen müssen dann hinzutreten, um uns das unbegrenzt Mög-
liche, das für den speciellen Fall Beweisbare herauszuheben.
Die Sprachgestaltung. 253
ZU verzichten. Eine grosse Zahl der nothwendigsten Begriffe
zeigen sich im Deutschen aus dem Lateinischen entlehnt, für
viele (für Auge, Zahn, Fenster u. s. w.) haben sich im Sla-
wischen eigenthümliche Bezeichnungen erhalten, während andere
slawische Worte, die im Deutschen eigenthümlich geblieben
sind, auf lateinische (trepidare, dormire u. s. w.) zurückgehen,
und dann haben sich oft die Bedeutungen untereinander ver-
schoben (wie thajat im Russischen schmelzen bedeutet statt
thauen) oder finden sich die Aequivalente des slawischen Aus-
drucks nicht im Deutschen, sondern in einem andern ger-
manischen Dialekte. Zurückführung auf eine hypothetisch
gemeinsame Wurzel im Sanskrit mag für philologische Unter-
suchungen dienlich sein, die Ethnologie kann aber Entlehnungen
nur so weit zulassen, als Wechselbeziehungen unter den in
Frage stehenden Völkern nachweislich stattgefunden haben, und
darf über die so gezogene Umgrenzung in ihren Forschungen
und den aus Analogien weiter resultirenden Folgerungen über-
haupt nicht hinausgehen, denn nur innerhajb gegenseitig
äquationsfähiger Relationen vermag sie Bestimmungen festzu-
halten, und sobald sie einen Schritt über die so gezogene
Grenze in das Nebelreich der unbegrenzten Hypothese thut,
verschwinden alle ihre Zahlengrössen in das unterschiedslose
Grau des Absoluten. Die Markirungen zwischen Familien
oder Varietäten, Sprachen oder Dialekten sind nur aus wech-
selsweiser Abhängigkeit zu ziehen, und zwei Sprachen, die
schon so nahe innerhalb der Flexionsfamilie selbst zusammen-
stehen, wie Deutsch und Slawisch, mögen immerhin einen
frühern Gemeingrund gehabt haben, oder vielmehr eine ohne
bestimmte Färbung in zahllose Dialekte zertheilte Unterlage,
die sich dann nach den an verschiedenen Stellen durch Schrift-
einführung oder politische Consolidirung hineingeworfenen
Schwerpunkten, hier und da in selbständige Kreisungen zu
krystallisiren und damit Scheidungen zu zeigen begann.
Die echten Philologen von Fach haben sich gewöhnlich
von der Verwirrung zweier verschiedenen Forschungskreise
frei gehalten (Grimm spricht in seiner kolossalen Grammatik
und ihrer Lautverschiebung kaum auf ein paar Seiten von den
Mundarten mit ihrer Entstehung), und die Monstruosität, die
bei Uebertragung dieser philologischen Anschauungen auf
ethnologische Verhältnisse entsteht, hätte Ethnologen ebenso
254 Viertes Kapitel.
vorsichtig machen sollen. Die Ethnologie kann natiirlich nicht
die Reconstruction auf ein räumlich und zeitlich in den Wolken
schwebendes Urvolk zulassen, ebenso wenig die Vereinigung
der Sprachen Europas in eine kleine Zahl Urstämme, aus denen
sie hervorgewachsen, da gegentheils das erste Dämmern der
Geschichte auf unübersehbarer Dialektverschiedenheit fallen
muss, denen die später unterschiedenen Trennungen noch so
wenig deutlich waren, dass selbst Glossen aus späterer Zeit
(wie die Malbergische) Gegenstand endlosen Streites werden
mögen, ob sie celtisch oder germanisch seien, da sie damals
wahrscheinlich noch keins von beiden, oder, wenn mau will,
beides waren. Als noch keine Schrift bestand, boten sich als
einziges Mittel für einigen sprachlichen Inhalt die bedenk-
lichen Beispiele der von den Ueberlieferern leicht mundgerecht
gemachten Eigennamen, und unter ihnen haben wir (ausser den
im Lande selbst Gegenstand des Streits bildenden Namen der
Flüsse und Berge) vermeintlich slawische Fürsten mit ger-
manischen Namen und germanische mit slawischen, wobei man
dann immer, so oft sich aus andern Verhältnissen die Natio-
nalität entscheidbar zu zeigen scheint, das Sonderbare als
Ausnahme verwirft. Erst seit Einführung der Schrift bietet
sich eine fortlaufende Reihe von Documeuten, erst seitdem ist
also eine wissenschaftliche Forschung möglich, denn unsere
Zeit, die die Luftschlösser unbequem gefunden hat, baut nur,
wenn Materialien vorhanden sind. Da damals die Einführung
der Schrift von Völkern ausging, die (wie Verwandte in
Asien) Flexionssprachen benutzten, so haben sich auch überall
in Europa die Sprachen nach den Regeln der Flexionsgram-
matik tingirt. Eine ähnliche Verbreiterung eines gleichartigen
Sprachgebiets finden wir ausserdem nur in zwei (oder mit
Zurechnung des Malaiischen in drei) Beispielen auf dem Erd-
ball, einmal im weitgreifenden Polysyllabismus des amerikani-
schen Continents und dann in den Alliterationen des südlichen
Afrika, und beides sind gerade Theile des Globus, deren
frühere Schicksale luiserer Kenntniss gänzlich entzogen sind,
da wir erst seit wenigen Jahrhunderten mit ihnen bekannt
wurden, sodass wir besser thun werden, erst das in der eigenen
Heimat Näherliegende befriedigend zu erforschen, ehe wir uns
über das Fremde und Ferne Sorge machen. Die Phantasterei
des gegenwärtigen Zeitgeistes schwelgt gern im grauen Nebel
Die Sprachgestaltung. 255
urgeschichtlicher Vorzeiten, und liebt es, in ihren Kosmogenien
Zahlenreihen zu verlangen, die gleichwol immer nur stümper-
hafte Versuche bleiben, verglichen mit den Meisterstücken, die
die in solchem Gehirnweben weit geschicktem Mythologen In-
diens längst zu Tage haben. Eine Beschränkung auf den
historischen Horizont scheint kleinlich und verächtlich. Man
vergisst, dass Zahlenuugeheuer, so kolossal sie auch seien,
papierene Ziffern bleiben, solange sich ihnen nicht aus den
Relationen fixirbare Werthgrössen substituiren lassen. Selbst
Schleicher rechnet 14000 Jährchen zusammen, andern kommt
es auf Hunderttausende nicht an, und sobald es in die dem
deutschen Sprachsinn ^\^derstrebenden Millionen geht, hört jedes
Verständniss auf. Wenn Avir über die controlirbare Chronologie
und ihre durch das ausstrahlende Licht derselben noch erhellte
Nachbarschaft in eine Zeit hinaustreten, die ewig sein soll, so
muss man eben wissen, dass sich nicht weiter mit Ziffern rechnen
lässt, die innerhalb des Unendlichen jedes intrinsecen Werthes
entbehren, und dass man durch alle ihre Combinationen dem
reellen Wissen kein Tüttelchen hinzufügt. Die Lösung der über
das Zeitliche und ßäumhche hinausgehenden Fragen kann nicht
durch das Ausschreiten in imaginäre Keihen gefördert werden,
sondern nur durch das ängstlichste und genaueste Detail-
studium der Kreisungen im Werden, und da sich diese bei
der Harmonie des Alls stets nach denselben Gesetzen in
ihren Erscheinungsweisen wiederholen, so würde die richtige
Aufklärung eines einzelnen Organismus auch alle übrigen zur
Klarheit bringen.
Das Charakteristische der Geistesthätigkeit liegt in den
Gedanken, als ihrer wesentlichen Schöpfung, nicht in der
Sprache, dem Mittel, um jene zum Ausdnick zu bringen, und
so würde eine auf psychischen Principien basirte Eintheilung
der Völker ihre geistigen Gebilde, wie sie am allseitigsten in
den Mythologien (oder religiösen Auffassungen der gesammten
Natur) projicirt sind, besonders berücksichtigen müssen, mehr
als die zufälligen Wortformen, denn obwol sich allerdings die
grammatischen Constructionen, als die Verkörperungen des
Gedankenganges, unmittelbar an diese anschliessen mögen (und
also mit ihnen allen den Wechseln einer flüssigen Umwand-
lungsfähigkeit unterworfen sind, wie sie diese eindrucksfähige
Seite des Menschen am ehesten befähigen , die gleich-
256 Viertes Kapitel.
massige Constanz eines Massstabes abzugeben), so wird gerade
die schriftlich erstarrte Sprache noch häufiger der lebendigen
Wechselwirkung mit der psychischen Wurzel entzogen als
andere Geistesproductionen, z. B, die in architektonischen
Gesetzen incarnirten Bauwerke, die sich unter den hellenischen
Griechen im classischen, unter den konstantinopolitanischen als
byzantinischer Stil manifestirten.
Da es der vergleichenden Philologie besonders vor allem
auf die sprachlichen Gesichtspunkte ankam und nur darauf
ankommen musste, so hob sie selbstverständlich die Aehnlich-
keiten am meisten hervor, um ihre Gesetze abzuleiten, während
für die Ethnologie, zu charakteristischer Trennung der Völker,
mit denen sie sich beschäftigt, vielmehr die Verschiedenheiten
von Interesse sind. Auf die sanskrit. Wurzel akchi werden,
wie oculus (occhio, ital.), augo (goth.), ooghe (niederl.), oge
(dän.), auch woko (wend.) uud oko (slaw.) zurückgeführt,
und dann bei allen diesen Formen die entsprechenden Ver-
schiebungen nachgewiesen, wogegen es für die Ethnologie von
besonderer Wichtigkeit ist, zu wissen, dass sich schon vor
diesen Entlehnungen ein selbständiges Wort für Auge fand,
in dem noch im Russischen enthaltenen Glas, das in den ver-
wandten Sprachen wieder in andere Bedeutungen übergegangen
ist. Die gezogenen Cirkel sind enger und weiter, oder in den
Richtungen verschieden. Während Bruder (brat, wend.) oder
brader (schwed.) neben dem Persischen (brauar) das Latei-
nische (frater) umfasst, geht Tochter (dauhtar, goth. und dukte,
irl.) auf persisch (dochtar) und (griech.) 'ä'UYaxirjp (mit Aus-
schluss des lat. filia), und sind Vater oder Mutter fast
universell.
Die Species sind je nach ihrer Elasticität weiterer Aus-
dehnung in Variationen fähig, müssen aber schliesslich stets
sich wieder auf das Centrum ihrer Gravität zusammenziehen
und können die äussersten Grenzen derselben nicht über-
schreiten, da sie damit in die absolute Negation ihrer eigenen
Existenz übergehen würden, in das Nichtsein, das für unser
auf Relationen beruhendem, und daraus den Begriff der Species
erst schaffendem Denken ein Nichts darstellt und also über-
haupt nicht existirt. Bei zerstörenden Naturereignissen, bei
länderverschlingenden Fluten , bei den die Oberfläche kahl-
fegenden Stürmen , bei Kometen , die , am Himmel auf-
Die Sprachgestaltung. 257
steigend , in ihren allnächtigen Vergrösserungen ein Annähern
zeigen, liegen dem auf seiner isolirten Kugel von Elementar-
kräftcn (deren Tragweite er nicht kennt und iiber die er keine
Macht besitzt) betrofienen Menschen die Gedanken nahe, ob
hier nicht das Ueberschreiten eines gewissen Masses einen
Untergang involviren wiirde. Dieses geschieht nie. Innerhalb
der gesetzlichen Baude des Alls stellt sich stets das Gleich-
gewicht wieder her, die Wasser verlaufen, dem Unwetter folgt
ein freundlicher Tag, der drohende Komet verschwindet unter
den Sternen. Ein anderes ist nicht möglich, die Harmonie
muss bewahrt werden, und im sichern Vertrauen auf diese
blickt der Mensch ruhig den wilden Gewalten zu, die ihn
umstiirmen, und lasst sie austoben, wenn er sie nicht bewäl-
tigen kann. Das gesetzte Mass kann (abgesehen von partiellen
Zerstörungen) niemals überschritten werden, denn geschähe es,
so wäre es mit allem vorbei, mit dem Jetzt sowol, wie mit
dem Nie, und der menschliche Geist würde unter total neue
Verhältnisse gesetzt sein, wo, wie alles, auch die Beziehungen
zwischen jetzt und nie völlig neue sein würden, und sich also
aus den gegenwärtigen (den für uns soweit menschlichen)
Urtheilsweisen nicht weiter construiren Hessen (am wenigsten
durch eschatologische Phantasien). Ebenso reducirt sich die
Umwandlungsfähigkeit der Species über ihre Variationskreise
hinaus auf die Frage, ob Denken oder ob Nichtdenken, denn
sobald die Abstammungstheorie das Denken auf einen Anfang
zurückzuführen sucht, so vernichtet sie eben damit das Denken
als solches, das sich nur innerhalb seiner Proportionswerthe
klar bleibt, darin also allein ein Denken und, darüber hinaus, ein
phantastisches Träumen ist.
Im Zurückgehen auf den Begriff des Stammes oder Phylum
(in der polyphyletischen Hypothese) findet sich die Descendenz-
theorie ungefähr auf dem Standpunkt der Chemie, als diese
den Metallen einen erdigen Grundstoff unterlegte, den Säuren
die Ursäure, den Alkalien ihr kaustisches Princip. Erst als
die Ansicht zum Durchbruch kam, dass der Chemiker als
Elemente nur solche Stoffe betrachten solle, welche darzustellen
sind und durch "chemische Agentien nicht in andere zerlegt
werden können, war der Weg für sichern Fortschritt betreten,
und so darf die Zoologie nicht über die noch scharf erkenn-
baren Typen, als äusserster Grenze, hinausgehen. Aus der
Bastian, Studien. 17
258 Viertes Kapitel.
Unendlichkeit gesehen, würde ein Körper unsichtbar sein,
handelt es sich indess um seine Projection, so muss ein Punkt
festgehalten werden.
Die Descendenztheorie mactit sich des Denkfehlers schul-
dig, einem theoretischen Schema, das übersichtlicher Anordnung
wegen ganz geeignet und fördernd ist , eine reale Existenz
vindiciren zu wollen. Jede Species ist der Variationen fähig,
die aber, um die Correlationen des Gleichgewichts zu bewahren,
i'iber eine bestimmte Grenze nicht hinausgehen können, und
wenn eine neue Species hervortritt, so ist diese auch als neu
entstanden aufzufassen, wodurch sich die Zahl der Wunder
nicht vermehrt, da, wo es sich um ein Absolutes des Ewigen
und Unendlichen handelt, die Eins nicht mehr noch weniger
zählen würde als Tausend. In der Chemie führt die Mandel-
säure (16ClßH6 0) als Bittermandelölameisensäure, „indem
man sie mit der Benzinschwcfelsäure vergleicht, darauf, dass
das Bittermandelöl dem Sulfoljenzid analog zusammengesetzt
ist, nämlich aus Ameisensäure und Benzin weniger 1 Atom
Wasser bestehe, sodass neben der Grup2)e von 12 Atomen
Kohlenstofl' und 10 Atomen AVasserstoff die andere Gruppe
von 2 Atomen KohlenstoflF, 2 Atomen Wasserstoff und 2 Atomen
Sauerstoff liegt". Es braucht nun aber durchaus nicht ge-
schlossen zu werden, dass, wenn man das mit Cyanwasser
geschwängerte Wasser des Bittermandelöls mit Salzsäure ab-
dampft, sich nothwendig vorher Ameisensäure zu bilden habe,
oder dass etwa die Ameisensäure (C '-^ Ho '•^ + Ho) , die als
Oxydation des Formyls (C^ H), als Radical betrachtet werden
mag, sich durch Verdünnung (wie mit 2 Atomen Wasser) oder
andere Modificationen in Amygdalinverbindungen überführen
lasse, ebensowenig, dass etwa Cinchonin (NC^'^ H ''^ O'^) aus
dem separaten Zusammentreten der einzelnen Atome (die in
verschiedenen Zusammenreihungen gedacht werden können)
hervorwachse oder dass Ilippursäure eine Umwandlung der
Benzoesäure (wie umgekehrt) sei. Nach Mulder's Analyse
(der chemischen Zusammensetzung) lässt sich die Entstehung
der „Essigmutter" genannten Schimmelpflanze (Mycoderma oder
Hygrocrocis) aus der Vereinigung von 1 Atom Protein, 10 Atomen
Essigsäure und 8 Atomen Wasser ableiten (s. Delffs), und da
Essigsäure aus der Sauerstoffverbindung mit dem partiell
dehydrogenisirten Alkohol (nach der Mittelstufe des Aldehyd)
Die Sprachgestaltung. 259
hervorgeht, so wäre hier ein Uralkohol (oder eine primitive
Atomengruppe 4C 8H) als Grund der Entstehung zu präsu-
miren, wenn der Hypothesen bauende Gedanke schöpferische
Kraft besässe. Mit derselben zersetzenden Substanz, mit Kali-
hydrat zusammengebracht, liefert (von den isomeren Verbin-
dungen, die alle in 102 Gewichtstheilen 60 Gewichtstheile
Kohlenstoff, 10 Gewichtstheile Wasserstoff, 32 Gewichtstheile
Sauerstoff enthalten und doch ganz verschiedenes chemisches
Verhalten zeigen) der eine Körper (s. Naumann) ,, baldrian-
saures Kali und Wasser, der andere buttersaures Kali und
Methylalkohol, der dritte propionsaures Kali und Aethylalkohol,
der vierte essigsaures Kali und Propylalkohol, der fünfte
ameisensaures Kali und Butylalkohol". Dieses Aufgehen der
Special-Eigenschaften oder Theile in die neuen Eigenschaften
eines Gesammttypus wiederholt sich in weit höherm Masse
bei einem aus lebendiger Entwickelung sein Bestehen gewinnen-
den Organismus, der sich deshalb selbständig als solcher fort-
pflanzt.
Wie in der anorganischen Natur bei den Elementen (ohne
nutzlose Phantasien über alchemistische Umwandlungen), haben
wir in der organischen Natur bei den Grundformen stehen zu
bleiben, die hier zwar nur in dem Schmelztiegel geistiger
Analyse durch gleichmässige Abwägung aller Erfahrungen
gewonnen werden können. Bei dem Einfluss der meteorolo-
gischen Processe und der geologischen Unterlage auf den
Organismus lebendiger Entwickelung wird sich die normale
Species in vielfache Varietäten vermannichfaltigen, die ihr inneres
Band des Zusammenhangs nur von dem Centrum deutlichster
Specificirung aus erhalten können, nicht von einer verschwim-
menden Peripherielinie, die statt in andere Gebiete über-
zuführen, besser durch zweifelhafte Protistenreihen in jedem
einzelnen Falle davon zu scheiden ist. Der im Zusammenhang
mit den äussern Verhältnissen in bestimmter Wechselwirkung
bedingten Existenz liegt stets der Ausdruck eines Gesetztypus
zu Grunde, der sich für seine Existenzfähigkeit ein gewisses
Gleichgewicht in allen seinen constituirenden schaffen muss
und deshalb unter Umständen rudimentäre Verkümmerungen
solcher Organe zeigen mag, die unter andern Lebensbedingungen
ausser Thätigkeit gesetzt sind. Diese Verkümmerung ist also
eine Folge der sich von der Normalform der jedesmaligen
13*
260 Viertes Kapitel.
centralen Species mehr und mehr entfernenden Variationen,
und ihre Entstehung muss als inneres Ergebniss der nach der
zwischen innen und aussen hergestellten Harmonie des Natur-
ganzen entsprechend fliessenden Processc organischer Gestal-
tung angesehen werden, nicht als das grobsinnliche Product
einer von aussen hinzutretenden Ummodelung. Ebenso wenig
darf der unendliche Wechsel in der ewig schöpferischen
Mannichfaltigkeit der Erscheinungen durch subjectiv mensch-
liche Denkweise zu der Reihe einer zeitlich und räumlich be-
schränkten Entwickeluugsreihe einmaligen Geschehens be-
schränkt und verstümmelt werden.
Nehmen wir eine noch unbestimmte differenzlose Materie
an, so muss das Walten der in ihr wirkenden Kräfte, wodurch
sich die Differenzirungen gegenseitig begrenzen, unter der Lei-
tung eines beherrschenden Gesetzes gedacht werden. Solange wir
nun in der Chemie gezwungen sind, eine Reihe unveränder-
licher Elemente anzunehmen, darf von vornherein von keinem
einheitlichen Entwickelungsprincip geredet werden, da der
Naturforscher dadurch seine eigenen Grundsätze negiren wiirde.
Ob oder wieviel der anorganischen Natur ähnliche Elemente
wir als aus den vier Grundstoffen in ihren verschiedenen Pro-
portiousverhältnissen zusammengesetzte Radicale in den Typen
der organischen Natur anzunehmen haben, ist noch nicht fest-
gestellt; wenn wir aber noch nicht einmal wissen, wieviel
solcher Elemente vorhanden sind, selbst noch nicht einmal, ob
sie überhaupt vorhanden, so würde es um so gewissenloser
sein, schon frischweg Theorien aufzubauen, denen jede Unter-
lage fehlt.
Die Spectralanalysc scheint den glühenden Zustand der
Sonnenumhüllung zu beweisen , während in der Voraus-
setzung eines luftfreien Raumes ein Verbrennungsprocess unter
den sonst gültigen Vorstellungen nicht gedacht werden kann,
und eine von der Sonne direct ausstrahlende Hitze mit dem
(nach Durchdringung unermesslicher Weiten) auf dem kleinen
Räume der Luftatmosphäre stattfindenden Temperaturunter-
schied zwischen Schneelinie und Palmenwald unvereinbar ist,
sodass die Einwirkung der Sonne auf die Erde nicht als
Wärme zustrahlend, sondern als Wärme erweckend gedacht
werden muss.
Die Phasen der embryonalen Entwickelungsgeschichte
Die Spiachgestaltung. 261
zeigen nicht das Durchlaufen einer Reihe von Wirbelthier-
stufen, die allmählich bis zum Menschen führen, sondern sie
beweisen nur, dass eine gewisse Menge der Verbreitungs-
stadien überall gleichartig ist, bis dann die individuellen Spe-
cificirungen sich differenziren, und beim Hunde z. B. das an-
gelegte Schwanzstück länger auswächst, während es beim
Menschen verkümmert. Der Architekt wird immer in gleicher
Weise damit beginnen. Steine anzuführen, Gerüste aufzustellen,
das Fundament zu legen, den Unterbau herzurichten, welcher
Art der aufgegebene Bau auch sei, aber der besondere Kiss
desselben wird dann bald nach ganz entgegengesetzten Rich-
tungen auseinanderfähren, ob ein Schauspielhaus, eine Kirche
oder ein Schloss beabsichtigt ist. Die vermuthete Recapitula-
tion der Phylogenesis durch die Ontogenesis ermangelt a
priori ihrer Detailbegründung, und ein Ei-Plasma, auf das
sich die Erwerbungen der Aeltern vererben, ist schon kein
gleichartiges mehr, obwol äusserlich so scheinend und noch
denselben Umwandlungsprocess durchlaufend.
Einer jeden Krystallbildung gehen in gleicher Weise
Trübungen der Flüssigkeit und Strömungen in derselben vor-
her, aber die folgenden Krystallisationen verlaufen durchaus
unabhängig. Einen gemeinsamen UrsjDrung für sämmtliche
Krystalle anzunehmen, wäre ein naturwissenschaftlicher Un-
sinn, denn nach dem heutigen Standpunkt der Forschung sind
der Rhomboeder des Quarz (als Silicium) und der Octoeder
des Diamant durch eine unübersteigliche Barriere geschieden,
obwol dennoch in gesetzlichen Grenzen Variationen statthaben
mögen, Olivinkrystalle in Serpentin übergehen, Tiu'malin in
Speckstein, Magnesit (Rhomboeder) in Talkglimmer (schiefe
rhombische Säule), Dolomit (Rhomboeder) in Gips (schiefe
rectanguläre Säule) u. s. w. unter entsprechender chemischer
Umwandlung. Wenn in der organischen Natur die eiweiss-
artigen Substanzen durchgängig in ihrem chemischen Verhalten
gleichartig sind, so beweist das nicht für eine in directer Ver-
wandtschaft unmittelbare Uebergänge ermöglichende Gleich-
artigkeit der Typen, denn während im Anorganischen das
Specifische unmittelbar am Stoff haftet und eine nothwendige
Wechselbeziehung zwischen Mischungsgewichten und Krystal-
lisationswinkeln statthat, tritt das organische Specifische erst
im Wachsthum hervor, und muss in der Fülle seiner Er-
262 Viertes Kapitel.
scheinungsformen untersucht sein, ehe sich ein Urtheil über
das factisch ineinander Umwandkingsfähige und das typisch
Getrennte bilden lässt.
Wenn jeder der vier Menschenaffen den Menschen in
einer oder einigen Beziehungen näher steht als die übrigen
(s. llaechel) und die Affenähnliehkeit des Menschen sich (nach
Woisbach) auf die einzelnen Körperabschnitte bei den ver-
schiedenen Völkern vertheilt, wenn ferner (nach Huxley) die
anatomischen Verschiedenheiten, welche den Menschen vom
Gorilla und Schimpanse scheiden, nicht so gross sind als die,
welche den Gorilla von den niedrigem Affen trennen, so
scheint das Aussterben der affenartigen Stammältern des
Miaischengeschlechts (deren in den Versteinerungen siid-
asiatischer Tertiärschichtungen aufgefundene Gebeine sie in die
Gruppe der schwanzlosen Schmalnasen setzen würde) über-
flüssige Haarspalterei, da die Grösse der die Uebergänge ver-
bindenden und trennenden Stufen in keiner der zooloojischen
Gruppen so genau mathematisch bestimmbar ist, um nicht einen
aus den Repräsentanten des Menschengeschlechts neben einen
entsprechenden der Affen stellen zu können. Viele der aus
der Entwickelungstheorie folgenden Betrachtungen geben wich-
tige Aufschlüsse über die in den organischen Reichen walten-
den Gesetze ; innerhalb der vorsichtigen Grenzen, die Darwin's
Untersuchungen einhalten, sind manche der nachgewiesenen
Umwandlungsformen als sichergestellt anzunehmen, ebenso wie
lluxley's Beweisführung gleichartiger Function in Grosszehe
und Daumen, und daraus folgende Wegräumung der Schranken
zwischen Bimana und Quadrumana in voigleichender Anatomie;
aber alle diese durch sorgsames Detnilstudium gewonnenen
Errungenschaften rechtfertigen nicht nur nicht, sondern ver-
bieten vielmehr durch den Aufbau von Hypothesen den Schein
eines fertigen Systems zu simulircn, wenn wir kaum die ersten
Steine für die Grundsteinlegung zusammengetragen haben.
Erst nachdem das gesammte Geistesgebiet mit derselben schar-
fen Inductionsmethode durchforscht ist, dürfen wir uns einen
Ueberblick iiber den Zusammenhang des Naturganzen erlauben,
das auch den Menschen einschliesst, also den Menschen allen
seinen Beziehungen nach und nicht einseitig nur als zoologisches
Beobachtungsobject.
])(n- Anfangspunkt anthropologischer Betrachtung ist der
Die Sprachgestaltung. 263
Meiiscil im Zustande rohester Unciütur, uicht der Affe, mit
dem wir in das Gebiet eines andern Naturreichs hiniibertreten
wiirden. Spielender Phantasie sagt es zu, die gesetzlich ge-
zogenen Grenzen zu überspringen, um sich in ungeheuerlichen
Erscheinungen zu ergötzen; die exacte Naturwissenschaft darf
auch nach der Erkenntniss des allgemeinen Zusammenhangs
im All die einzelnen Arbeitsfelder erst dann zu verknüpfen
wagen, wenn durch Detailuntersuchungen die Forschung in
jedem einzelnen vollendet und dadurch seine relative Stellung
zum Ganzen fest bestinnnt ist. Die Schwärmereien der Or-
ganosophen fanden schon iiberali Berührungen zwischen Kry-
stallen und Thieren, die auf der Zelleiitheorie basirende Ent-
wickelungsgeschichte der letztern ist sich aber der trotz eifrig-
ster Förderung noch inmier bleibenden Lücken in ihren Be-
obachtungen zu sehr bewusst, um schon jetzt Anknüpfungen
zu versuchen, die morgen wieder aufzulösen wären.
lieber den Zweckbegriff" der Natur hat man ziellos ge-
stritten, weil man denselben, wenn nicht auf den Plan einer
ausserweltlichen Gottheit, teleologisch auf den Menschen bezog
und sich nicht auf den Standpunkt objectiver Betrachtung zu
stellen vermochte. Die Früchte, die ungenossen verfaulen, die
Blumen, die ungerochen verduften, die Schönheiten der Paradies-
vögel, die, wie Wallace bemerkte, seit zahllosen Zeiten, ohne
ein menschliches Auge zu treffen, in die Erscheinung treten
und verschwinden, sie und alle andern Naturobjecte tragen
den Zweck ihres Daseins in sich selbst, sodass dieser nicht
aus ihren Beziehungen zum Menschen herausgerechnet werden
kann. Bestimmte meteorologische und geologische Verhält-
nisse bedingen das Hervortreten dieses Vogels oder jener
Blume, jedes organischen Productes, als Ausdruckes seiner
geographischen Provinz, im nothwendigen Schlüsse des Wechsel-
ringes zwischen Ursache und Wirkung. Der von der Pflanze
als solcher erfüllte Zweck ihrer Existenz liegt in der natur-
gemässen Entwickelung ihrer innewohnenden Triebe, in ihrem
Wachsthum bis zur reifenden Frucht, und die schwellende
Fülle dieser, ihr Existenzbewusstsein (nach menschlicher Auf-
fassung) bildet den eigentlichen Zw^eck, ohne dass wir (wenn
auch die Folgewirkung im allgemeinen Zusammenhang nicht
übersehbar bleibt) zufällige Zweckverwerthungen , die in Be-
ziehung zu andern Naturwesen eintreten können, zu leitenden
264 Viertes Kapitel.
erheben dürften. Auch beim Menschen bildet den Zweck der
Existenz die Entwickeking der innewohnenden Kräfte, wodurch
(wie vorbereitend schon bei den Thiercn) an das körperliche
Wachsthum sich die geistige Gedankenzeugung anschliesst.
Jede dieser psychischen Productionen bleibt, einmal in die
Existenz getreten, ebenso unzerstörbar, wie alles elementare
Sein materiellerer Auffassung, und da die Geistesthätigkeit
des Menschen nothwendig das sogenannte Selbstbewusstsein
involvirt, bleibt auch diesem die Fortdauer gesichert. Während
der Mensch zur körperlichen Aussenwelt eine excentrische
Stellung einnimmt, nur nebensächlich zwischen dieselbe ein-
geordnet ist, ruhen alle die geistigen Interessen, die Ideale des
Ewigen und Unendlichen einzig und allein auf dem Geiste
selbst, sind die Schöpfung desselben, aus ihm hervorgegangen
und deshalb auch unauflöslich mit ihm in Wechselseitigkeit
verknüpft. Von einer möglichen Vernichtung des Geistes im
Gegensatz zu dem metaphysischen Idealismus zu reden, ist eine
contradictio in adjecto, w^eil jene Ideen ja erst durch den
Geist selbst ihre Existenz gew^onnen haben und von demselben
nur durch seinen natürlichen Zusammenhang mit ihnen her-
vorgerufen werden konnten. Das menschliche Geistesleben,
obwol im Irdischen wurzelnd, schwebt schon oberhalb dessel-
ben, in kosmische Regionen hineinragend.
Dass die Gleichheit in den menschlichen Grundzüijen der
Constitution ihre partiellen Verschiedenheiten überwiegt, be-
weist eben die Zusannncnfassung der Hassen unter dem Ge-
sammtbegrifi' der Menschheit, und wie von einem (den Denk-
gesetzen widersprechenden) Ursprung ist auch eine weitere
Anknüpfung an zoologische Typen abzuweisen, wodurch die
gesetzlich ^rauszusetzenden Species negirt werden würden.
Der Schädel allein kann bei Eintheilungcn nicht entscheidend
sein, da er nur den integrirenden Theil eines grössern Ganzen
bildet, und bei der im Wachsthum nothwendigen Correlation
aller Theilc vorauszusetzen ist, dass z. B. der pyramidale
Schädel der Eskimo (wie er von Davis für die grönländische
Abtheilung als charakteristisch angenommen wird) oder der
dolichocephalische ^) tropischer Neger mit weiter entsprechcn-
') That the Esquimaux of tlie wliolc arctic cirolo are oiie and thc same
people is qiiite an inadmissible view, nach Davis, der die Eskimo Grönlands
Die Sprachgestaltung. 265
den Modilicationen des Skeletgemstes (wie sie bei jenen wahr-
scheinlich besonders im Brustsystem, bei diesen im Baiich-
system hervortreten wiirden) unauflöslich zusammenhängt, wenn
ajich bisjetzt (bei Mangel an Material und darauf gerichteten
Beobachtungen, sowie der Schwierigkeit reiner Untersuchungs-
objecte) der Nachweis im Detail noch nicht möglich sein
wiirde. Bei Versetzung unter verschiedene Verhältnisse wird
der Normaltypus iiberall zu variiren beginnen und deshalb die
Erde mit den bunt untereinandergeschobenen Stämmen jetziger
Menschengestaltung fiillen, während ursprünglich nach den
geographischen Provinzen die Eigenthümlichkeiten hervor-
traten, in denen die Localfärbungen, wenn gegen die Schwere
der anthropologischen abgewogen, nahezu verschwinden. In
gleicher Weise wird eine gleichartige Sprachform, als gleich-
artiges Product gleicher Bildungswerkzeuge, anzunehmen sein,
wie auch überall sich eine Gleichheit in den Grundideen nach-
weisen lässt, wogegen diese dann (als selbständige Erzeugnisse
(with the typical skulls of the pyramidal form) von denen des westlichen
und östlichen Nordamerika unterscheidet. The Dolichocephalism of the
South-African races or (accordingly to Gratiolet) occlpital races is occipital.
The crania of Bushmans present a complete refutation of the hypothesis of
the unity of the human race, as well as of the development hypothesis
(Davis). There is a good deal of variety among the skulls of the tribes of
equatorial Africa. Some are long and narrow, other broad in the inter-
parietal region, some even brachycephalic (s. Davis). The internasal suture
is entirely obliterated and the synostosed flat nasals are reduced to almost
a quadrangular plate (in the skull of Bushmans). The diminutive nasal
bones are Consolidated into one small scale (Davis). Supernumerary teeth
in African skulls (bei Dahomeer). An entire absence of nasal bones (in
Eboe, Bakele), only one exists (in Osekani), a simious peculiarity (in African
skulls). — Die Kamtschadalen des Sedanka-Stammes, die sich durch kleine,
wohlgeformte Nasen auszeichnen, zeigen in den vorspringenden Kiefern und
dicken Lippen das Gesicht der Frauen bei den Fisch-Tungusen in Judomsk
(s. Erman). Die von dem Dialekt der Sedankaer abweichende Sprache der
Je^owkaer ist von der an dem Flusse Uka (in Kamtschatka) gesprochenen
verschieden (als der ansässiger Korjaken). Die weisse und blühende Farbe
der Kinder bei den Kamtschadalen wird später dunkel. — Le front tres
bombe et carre du Serbe et du Bosniaque annonce la bienveillance et la
bonte reunies au courage, a la fermete et souvent ä la prevoyance, ainsi
qu'a la generosite (Boue). — The researches of Benfey have shown the
extent to which the Egyptian language, those of Morton the extent to which
the Egyptian osteology is Semitic (Le Hon). — Les etudes craniologiques
sur les momies iudiquent certains caracteres propres a la race indoue.
266 Viertes Kapitel.
geistiger Schöpfungsthätigkeit) bald unter Einfluss begiinstigen-
der Verhältnisse weit auseinanderzusclieiden beginnen und sich
in reichster Mannichfaltigkeit entfalten. Die Laute der pri-
mären Sprache sind als monosyllabische aufzufassen, die sich
nach polysynthetischen Verbindungen im Fluss der Rede an-
einanderreihen, zugleich aber, wenn durch fremde Eindring-
linge in ein Chaos von Mischsprachen aufgelöst, sich bei der,
durch die in Wechselwirkung gezeitigte Civilisatiou , hervor-
gerufenen Schrift, in einem politisch bedingten Moment der
Ent Wickelung, fester fixiren, und dann aus der später gram-
matischen Anordmmg zu den Regeln der Flexionen, wie sie
sich (ausser bei den in der Bilderschrift verbliebenen Chinesen)
bei den Culturvölkern der Alphabete finden, Anlass geben.
Die ersten Anreden waren fragend (indem man nicht iiber-
fliissig, sondern nur, wenn der Antwort bedürftig, sprach).
Die dadurch gebildete Verbalform siehstu, hastu, gehstu ge-
niigte dann auch später für Verwendung in directen Sätzen,
bis eine fremde Einwanderung der Deutlichkeit wegen, das
bestimmende Pronomen noch im besondern zufügte, während
sich zugleich die Endung des Verbums, als jetzt bedeutungs-
los, verkürzte, du siehst, du hast, du gibst. Erst in der
Wechselwirkung aus Frage und Antwort entspringt der Ge-
danke der Gesellschaft. Homo sine homine nullo modo potest
vivere (Lactant.).
Von Reinheit der Sprachen redend, pflegt man denselben
Fehler zu begehen, der in der vermeintlichen Reinheit der
Rassen täuschte. Das durch praktische Berührung Gültige
inid Beste wird der Theorie als fertig Gegebenes überliefert
und von ihr mit dem Schein des UrsjDrünglichen aufgenommen,
weil sie, bei Vernachlässigung des genetischen Princips, für
die langen Reihen abortiver Uel)ergangsstadien blind sein muss,
die erst auf engen, beschwerlichen Pfaden zu jener Höhe des
Reinem und Edlern führten. Wie Reinheit der Rasse nur in
dem vorsichtig geziichteten Kunstproduct geschätzt wird, so
wird die Sprachreinheit erst in den Arbeiten der Grammatiker
geklärt. Das mit dialektischer Freiheit redende Volk bindet
sich an keine Regeln, solange diese nicht in einer Schrift-
sprache fixirt sind und aus derselben eine mehr oder weniger
scharfe Bewachung oder Controle ausüben. Die zur Annahme
oder Ausbildunjx einer Schrift führenden Culturverhältnisse
Die Sprachgestaltung. 267
setzen stets politische Conjimctiiren solcher Art voraus, dass
Sprachmischungen in der einen oder andern Weise schon statt-
gefunden haben und das Landesidiom in einen Jargon iiber-
zuf 'iihren beginnen. Gerade indem die instinctive Sprachbildung
gehemmt, die ungestüm wuchernde Schöpfungskraft durch ge-
waltsame Verstümmelungen ertödtet ^vird, bietet sich der
Grammatik später Gelegenheit, die bei dem Zerreissen des
leljensschwellenden Organismus umhergestreuten Fetzen (deren
Verwirrung dem mit dem Sprachgebrauch befriedigten Ano-
malisten die Bemiihungen der Analogisten des Aristarch hofi-
nungslos erscheinen Hess) in ein geordnetes System zusammen-
zufügen, aus dem jetzt erstorbenen Holz ein stolzes Gebäude
zu errichten, das sich um so besser und unversehrter erhalten
wird, je mehr jeder Triebkeim erstickt ist. Ein Fortgären
desselben würde nur parasitische Zerstörungen fördern, die
der Haltbarkeit des Ganzen Eintrag thun müssen, obwol man
sie in dem Winkel abgelegener Volksdialekte ungestört lassen
mag, da auch Schmarotzerpflanzen die Poesie einer romantischen
liuine erhöhen können. Die Grammatik hat sich mühsam auf
dem Wege der Induction durch Analogien zur Katio empor-
gearbeitet, und sie hat damit auch den andern Geisteswissen-
schaften die zum Ziele führende Bahn gezeigt, die ihren
Zwecken zu Gebote stehenden Materialien, denn richtig fragt
Varro: Quae enim est pars mundi, quae non innumerabiles
habeat analogias?
Alle unsere Literatursprachen sind aus Mischungen her-
vorgegangen. Von dem Attischen bemerkt es Xenophon (und
später bildete sich die lingua general oder xoivvj), die Elemente,
die zur Bildung des Römischen beitrugen, sind bekannt genug,
ebenso w4e die Bildungsgeschichten der romanischen und ger-
manischen Sprachen. Bei dem Sanskrit liegt die kiinstliche
Gestaltung klar vor und hat dasselbe, wie die chinesische
Mandarinensprache, durch Rangstufen von dem Volksdialekt
gänzlich abgetrennt, während das Persische in den ver-
schiedenen Stadien seiner Entwickelung beständig aus diesem
schöpfte und das Arabische den unmittelbarsten Zusammenhang
bewahrt hat.
Das Regellose in den noch schriftlosen Mundsprachen ist
natürlich nur, wie in allem Organischen, ein Regelloses in der
Erscheinungsweise, während die das Wachsthum regulirenden
268 Viertes Kapitel.
Gesetze nothwendig fest und unverändert bleiben. Wenn ein
Baum diesmal viel, ein andermal wenig Friichte trägt, hier
Zweige mit Blättern überfüllt, während sie dort kahl bleiben,
so mögen wir dies regellos nennen, solange ein Einblick in
alle meteorologischen oder physiologischen Detailverhältnisse
versagt ist, aber die Kegeln, unter denen der Baum überhaupt
emporwächst, bleiben deshalb ein und dieselben. Allerdings
wächst ein Monocotyledon anders als ein Dicotyledon, und die
durch den eingepflanzten Samen mitgetheilte Richtung muss
in der daraus hervorgewachsenen Pflanze beharren, solange
diese Pflanze als solche fortdauert. Ebenso wird ein Volk,
in dem die Bildungskraft einer Flexionssprache erwacht ist,
immer nur in dieser reden, und von den isolirten Wortcom-
plexen der monosyllabischen Sprachen nicht weniger streng
geschieden sein als der kreisförmige Holzbündel der Dicotyle-
donen von dem zerstreut stehenden der Monocotyledonen. Mit
diesen den Urwald schmückenden Baumriesen (die sich in
üppigster Mächtigkeit entfalten, soweit sie Raum haben) ist
nun aber nicht eher etwas anzufangen, als bis sie in Stiicke
zerhackt sind, bis die zu Planken verarbeiteten und geglätteten
Hölzer dem Baumeister überliefert sind, um aus ihnen ein
architektonisches Kunstwerk aufzuführen, das, ebenso wie das
grammatikalische, die Denkgesetze des schöpferischen Menschen-
geistes ausspricht.
Indem wir bei den verschiedensten Völkern an der Spitze
ihrer Geschichte immer bis auf geringe Modificationen gleich-
artige Namen wiederkehren finden, Mena, Manu, Mann, Ma-
nito, Menio, Minos, u. s. w., entweder den Stifter oder das
älteste Volk (wie die Mansi der Chinesen) oder die so viel-
fach als Ursprung betrachteten Steine (bei den Khasia) oder
die Erde (bei Finnen und Esten) bezeichnend, so schliesst (in
Anbetracht der unendlichen Fülle anderer Möglichkeiten) die
Regelmässigkeit dieser einen den Zufall aus und verlangt in
der Wahrscheinlichkeitsrechnung die Annahme eines Gesetzes.
Obwol bei manchen dieser Völker geschichtliche Beziehungen
stattgefunden haben und bekannt sind, so fehlt doch der
Nachweis in der Verbreitung des Namens aus einem gemein-
samen Ursprung, und die hypothetische Annahme eines solchen
schlägt sich selbst, weil eben die historischen Thatsachon
mangeln, auf denen sie zu fussen hätte. Bei manchen Worten
Die Sprachgestaltung. 269
lässt sich auf die onomatopoetische Entstehung zurückgehen
(bei Donner, bei Thiernamen u. s. w.), indem der durch einen
gleichmässigen Eindruck gctrofiene Geist iiberall in derselben
Weise, unter geringen Modificationcn, reagirte, in andern Fällen
ist auch schon auf der psychischen Sphäre ein directer Zu-
sammenhang; zwischen dem Ding und seinem Namen bemerk-
bar (wie bei gehen, stehen, die Verwendung der vollen Vocale
fiir das Grosse, der spitzen für das Kleine u. s. w.), indessen
würde sich eine solche Gleichung in diesem Falle nicht her-
stellen lassen, da die Auffassung des Ahnherrn in der viel-
fachsten Weise (wie ethnologische Beobachtungen zeigen) wech-
seln kann, und keine einzelne davon, als normale, Gültigkeit
hätte. Um vorläufig in das über die Silbe „man" verbreitete
Dunkel einiges Licht zu tragen, und besonders die Wechsel-
beziehungen, die deutlich zwischen ihrer Verwendung als
Eigennamen mit der Bezeichnung für Stein, Erde und Erden-
mutter bestehen, secundär zu erhellen, würde es am geeignet-
sten sein, ein anderes, ähnliche Phasen zeigendes Wort, das
einen Theil seiner Rolle in einer geschichtlich schon beleuchteten
Zeit spielt, zu vergleichen und dann aus Analogien des hier
Kenntlichem auf das in früherm Vorzeitnebel Verschwimmende
zurückzuschliessen. In der historischen Verbreitung des Islam
können wir die weite Ausstreuung des aus früher Zeit herüber-
genommenen Wortes Adam verfolgen, das gleichfalls „erster
Mensch" und „(rothe) Erde" bedeutet, und das jetzt auf
fernsten Arealen angetroffen worden, oft auf scheinbar ganz
isolirten, da die einst bestandene Uebergangsbrücke wieder
abgebrochen ist. Besässen wir nun längere Beobachtungsreihen
über die Veränderungen, die das Wort Adam in seinem
mythologischen Verständniss auf den verschiedenen Theilen
der Erde untergangen hat (immer im wechselsweisen Zusammen-
hang mit den jedesmaligen ethnologischen Verhältnissen, daraus
hervorwachsend und aus diesen gefärbt), so würden durch An-
näherung der über Man aufstellbaren Reihen, aus den Be-
rührungs- oder Aehnlichkeitspunkten gewisse Folgerungen als
nothwendig hervorspringen, die sich weiter in Rechnungen
verwerthen Hessen, nicht nur die psychologischen Processe, die
bei traditioneller Namen- und Personenschöpfung thätig ge-
wesen, aufzuklären, sondern wahrscheinlich auch hier imd da
um factische Anhalte für geschichtliche Verhältnisse, die in
270 Viertes Kapitel.
einer von andern Gebieten aus unzugänglichen Vorzeit ') be-
standen. Zunächst muss also nur daran gedacht werden, das
wünschenswerthe Material in möglichster Fülle zusammen-
zusammeln.
Auf jedem Beobachtungsfelde, das Gegenstand wissen-
schaftlicher Untersuchungen wird, kann nicht länger von Zu-
fall gesprochen Averden, denn sobald wir in einem Falle den
Zufall erlauben, müssen wir ihn überall mitwirken lassen, weil
sonst jede Richtigkeit in den Berechnungen nach Verhältniss-
werthen aufhört. Keine Namensähnlichkeit ist Zufall, es
kommt nur darauf an, ob die Ursache, die sie hervorgerufen
hat, geschichtlich zu verwerthen ist oder überhaupt eine weiter-
greifende Bedeutung besitzt. Die verschiedene Form, unter
der die Bezeichnung für Ausländer als Wenden, Wanen,
Veneter, Pannonier, Pandu u. s. w. wechselt, ist häufig durch
einen historischen Faden verbunden, der in andern Fällen
wieder abgeschnitten ist, und die Aufgabe der Detailunter-
suchung ist es eben, hier jedes einzelne Factum zu prüfen.
Erfahren wir, dass die durch ihre Orakel und religiösen Weihen
berühmten Kuren der Ostsee Kureten genannt wurden, so ist
diese Bezeichnung in keiner Weise eine zufällige, sondern
gerade mit Absicht auf den classischen Namen Kureten (hier
durch Schriftsteller, bei andern Gelegenheiten durch den Volks-
witz oder unbewusst bleibende Analogien) so geschafi'en, würde
aber zu weitern Rückschlüssen \\m so weniger dienen können,
1) Laplace bemerkt, dass durch die lange Zahl der Zeugnisse, durch
welche historische Ueberlieferungen meistens hindurchzugehen haben, sieh
die Deutlichkeit vermindere, wie durch übereinandergeschobene Gläser, aber
auch: La probabilite du mensonge des temoins diminue, quand le fait, qu'ils
attestent, est moins probable en lui-meme. — Wie allen Körpern gewisse
Eigenschaften gemein sind (wie Ausdehnung, Undurchdringlichkeit, Theil-
barkeit, Ausdehnbarkeit, Zusammeudrückbarkeit, Porosität, Trägheit, Schwere),
während Magnetismus, Elektricitätserscheinungen, Phäuümene der Lichtent-
wickelung nur einzelnen bestimmten Substanzen (oder nur unter bestimmton
Verhältnissen) zukommen, so haben wir in der psychischen Entwickelung
zunächst die durchgehend (oder viellach) wiederkehrenden Grundgedanken
(Elementarvorstellungen von Feuer und Wasser, Couvade, Namensveräuderung
u. s. w.) auszuscheiden, um die specifisch eigenthümlichen (besondern Cultur-
zustände) hervorzuheben. Nicht die todten Sprachen, sondern Mathematik
und Physik sind das Ziel der gegenwärtigen Gesellschaft, denn diese schaffen
Arbeiter und jene Müssiggänger (meint Napoleon IIL).
Die Sprachgestaltung. 27 1
als den mythischen Gestalten der Kureten selbst jeder geogra-
phische Boden fehlt. Beachtnng verlangt auch die schwächste
und scheinbar entlegenste Aehnlichkeit, da sie uns immer auf
irgendeinen Zusammenhang (wenn auch nicht immer den
ethnologischer Verwandtschaft) führen mag. Würde uns z. B.
von den Kuren nichts weiter bekannt sein, als dass sie Kureten
genannt w^ären, so genügte vielleicht diese Notiz, aus Ver-
gleichung mit andern ihre religiöse Bedeutung zu erfahren,
die uns jetzt über sie schon direct mitgetheilt ist. Und so in
tausend andern Fällen. Die Kurzsichtigsten sind am eifrigsten
dabei, Theorien zu bauen, da es leicht ist, ihren beschränkten
Gesichtskreis damit auszufüllen. Wer aber nicht sämmtliche
Verzweisfuno-en des Völkerlebens vom Norden Amerikas bis
zu den verstecktesten Theilen Indiens, von Sibirien und China
bis Afrika auf allen durcheinanderlaufenden Pfaden und entlang
jedes einzelnen überblickt, der hat aus den Gesetzen des gesunden
Menschenverstandes Enthaltung von Hypothesen zu lernen,
die nur im allgemeinen Zusammenhang und richtig eingeordnet
eine Werthbezeichnung und damit eine Begründung erhalten
können. Sollte es aber jemand geben, dessen Blick in der
That über alle Theile des Globus schweifte und in jeden der-
selben mit gleicher Schärfe einzudringen vermöchte, so würde
sich derselbe bei dem gegenwärtig unvollkommenen Material der
Vorarbeiten von selbst aller fernerer Hypothesen erhalten, und je
mehr er lernt, desto mehr erkennen, wie viel noch zu lernen ist.
Die Joten, ein Riesenvolk, mit tiefer Weisheit begabt,
spielen eine Kolle, wie sie (nach mythologischen Analogien)
sehr wol der Uebergang in den Gottbegriff erlauben würde,
und nach einer noch in den heutigen Dialekten auftretenden An-
ordnung lässt sich der Zusammenhang von Joten und Gothen
nicht verkennen, wobei das zu verschiedenen Zeitepochen in
die Sprache eingetretene Wort seine jedesmaligen Formen
nebeneinander bewahren mag (wie Dieu und Diable, als Devil
und Tyfel oder Sir und Sire u. a. m.). Bildete sich die Sage
zunächst auf der cimbrischen Halbinsel den feindlichen Gegen-
satz der Gothen (im Anschluss an Niuthonen, Yuthongen und
Teutonen), so mochten die verwandten Stämme Skandinaviens
ihn als solche aufnehmen, und gerade wenn schon ausserdem
ein für sie freundschaftlicllfer betrachtetes V^olk der Gautar
vorhanden war, die beiden recipirten Verschiedenheiten der
272 Viertes Kapitel.
Bezeichnungen absichtlich markiren und den urspriinglichen
Zusammenhang weder betonen noch iiberhaupt vermuthen,
denn die Sage stellt ebenso wenig etymologische als historische
Forschungen an, sondern verwendet das überkommene Material
bei passender Gelegenheit. Dergleichen Annäherungen erlauben
freilich keine weitern Folgerungen, solange die philologisch
erforschten und aufrecht zu erhaltenden Gesetze der Laut-
verschiebung keinen Anhalt gewähren, auf der andern Seite
indessen vermögen diese Gesetze über den Kreis hinaus, inner-
halb dessen sie sich bewegen, keine aprioristische Gültigkeit
zu beanspruchen, da ihre Regeln auch dort erst wieder vorher
aus objectiv angesammelten Thatsachen abgeleitet werden
müssen. Es bleibt zu beachten, dass die von Grimm ent-
wickelten Gesetze der Lautverschiebung nur eine bestimmte
Phase der Sprachentwickelung begreifen und dafür überhaupt
nur bestimmt waren. Li dem bei der Fixirung durch die
Schrift gerade herrschenden Dialekt des Gothischen entsprechen
die Tenues den griechisch-sanskritischen Media, die Aspiraten
den Tenues, die Mediae den Aspiraten, und derselbe Laut-
wechsel hat sich nochmals im Verhältniss zum Althochdeutschen
wiederholt. Linerhalb des hier gezogenen Ringes besitzen die
Gesetze der Lautverschiebung volle Geltung, und mit derselben
Sicherheit, wie es Stanislas Julien infolge der aus seinen Be-
obachtungen abgeleiteten Regeln gelungen ist, chinesische Ent-
lehnungen auf ihre Prototypen im Sanskrit oder Pali zurück-
zufiihren, wird sich von den bei Ulfilas und seinen Zeit-
genossen gefundenen Worten sagen lassen, welches ihre ent-
sprechende Form im Griechischen und Sanskrit sein musste.
Wenn aber selbst heutzutage, trotz der weiten Verbreitung
einer controlirenden Schriftsprache, sich das Deutsche in eine
bunte Mannichfaltigkeit von Dialekten zersplittert, in welcher
dasselbe Wort bald Goten, bald Gothen, «loten, Jotten, Kotten,
Koten, Gnuten, Jetten und hundertfältig sonst lauten mag,
so wird eine noch weit grössere Confusion damals geherrscht
haben, als grösstentheils schriftlose Stännnc, die später aus
andern Concordanzen gemeinsam als germanische aufgefasst
wurden, Europa vom Mälarsee bis Sicilien und vom Maeotis
bis liusitanien durchstreiften. Mit den viele Jahrhundorte
später aus schriftlichen Aufzeich«ungen dem Studium vor-
liegenden Dialekten des Althochdeutschen (und immer, aller
Die Sprach gestaltüng. 273
Wahrscheinlichkeit nach, nur eines Theils derselben) lässt sich
nur ein mangelhafter Zusammenhang herstellen, sodass wir in
der Hauptsache dejecta membra vor uns haben, die nur bei
gemeinsamem Zusammenwirken aller sonst durch die Ethnologie
gebotenen Hiilfsmittel von der Philologie zu einem organischen
Ganzen zusammensetzbar sein werden. Die Betrachtung der
Gothen leitet schon bei den Guttonen (des Pytheas) und deren
Beziehung zu den Ostiaioi, mehr noch bei ihren spätem
Wanderungen, auf Nebenpfade, die nach Finnen und Roxo-
lanen, sowie am Schwarzen Meere nach Geten und Thrazien
abfiihren, und obwol allen diesen ihre jedesmalige Bedeutung
im Laufe der Geschichtschreibung zukommt, diirfen sie doch
natürlich nicht mit der Richtung des Hauptpfades vermengt
werden. Finden wir nun in Indien die Gupta-Dynastien (nach
der Analogie von Chandragupta oder Sandracottus) der Kotti,
so wird die scheinbare Beziehungslosigkeit mit thrazischen
Kottys oder dacischen Gothen vermindert durch einen Blick
auf die Massageten, die einerseits mit sarmatischen Thyssageten
(oder Thyrsen), andererseits mit Jueitchi in Verbindung stehen,
zumal die (vom Himalaja herabgezogene) Eroberungsdynastie
der (vielleicht für die Erklärung von Mauringa '] brauchbaren)
Maurya (im Morlant oder Niederland), aus denen Sandracottus
(in Verbindung mit den Sakhya) entsprang, denselben Weg
nach Indien (unter den nach Alexander's Eroberung einge-
brochenen Wirren) gefunden zu haben scheint, wie die im
4. Jahrhundert a. J. nach Tibet geflüchteten Klein-Jueitchi
(denen drei Jahrhunderte später die Gross-Jueitchi auf andern
') Von Morung (in der Gudrun), als Herr von Friesen (von Nifland
oder Valays) , schliesst Mone auf ein Geschlecht der Morunge. Das Land
(antiquitus) Maurungani (südlich von Dänemark) war alter Sitz der Franken
(CJoogr. Rav.). Die Maur (Merowinger) waren von den schwarzen Haaren
genannt (s. Mone), als schweinsborstige unter den Franken (Wölfe), Isen-
grim's Urahn Lovo hat sich mit einer San begattet (Rein). Mauretanier (oder
Maurnsier) mit Medern gemischt. Seifrit ist König von Morlant oder (sum-
pfigem) Niederland. — Erat locus quidam sylvis ac paludibus inhabitabilis,
qiii ab incolis Mereweda nomen accepit, ubi videlicet Mosa et Wal lluvius
de Rheno affluens pariter corrivantur (Bald.), als die Heerlyckheid van
Mervvede, wo Merwede oder (nach Vrede) Meroveus die Burg auf der Insel
(•t5o p. J.) erbaute. Sylva quae Miriquidui dicitur (s. Dietmar v. Merse-
burg) zwischen Daleminciern und Böhmen. 'A[JLaupo; (dunkel) führt (in W.
mar) auf |j.ap[JLa(p£tv, schimmern (s. Curtius). Mawr (celt.) gross (major).
Bastian, Studien. X8
274 Viertes Kapitel.
Umwegen folgten). Wenn min bei den mit den Hunnen
deutlich genug (wenn auch nicht in der von Desguignes ver-
mutheten Einfachheit) in Beziehung stehenden Hiongnu die
königlichen Titel auf Kutu ausliefen, und dieses als Sohn er-
klärt wird, so bietet sich die natürliche Analogie zu Gotr
(proles) in einer nicht auf gothische und turanische Sprachen
beschränkten Wortform, da dieselbe (beget und begotten) durch
gignere wieder auf Geta und Geata führt (als Gapt oder Gaut
den Ahnherrn symbolisirend). Es wiederholt sich vielfach in
der Etymologie, dass ein an sich als Nomen proprium ge-
brauchter Völkername zugleich in die Bedeutungslosigkeit
eines vielen hinzugefügten Anhangs übergeht, wobei die dabei
leitende Idee dem Gedächtniss häufig ganz entschwindet, und
dies Schicksal haben Gothen und Geten sowol wie Mauren
getheilt. Jede, auch die scheinbar entfernteste Aehnlichkeit
muss festgehalten werden, da sie uns (gleichviel auf welchem
Gebiete des Forschens, jedenfalls immer auf einem) Aufschluss
verschaffen muss, und die Anerkennung des Zufalls in einem
Falle alle Fälle zufällige macht. Finden wir Welsche in
Italien, in Britannien, in Walachien, den welschen Weg (der
Waldenser) bei Niederrad, so fällt uns nicht ein, dies Zufall
zu nennen, da wir auf solch wohlerforschten Gebieten die
Gründe dieser gleichnamigen Bezeichnung kennen, und obwol
es natürlich bald klar wird, dass hier kein geschichtlicher Zu-
sammenhang besteht, so ist es doch fiir psychologische Auf-
klärungen von Interesse, den Gründen nachzuspüren, wie solch
analoge Wortformen geschaffen wurden, und aus den Unter-
suchungen wird auch wieder die historische Betrachtung
mannichfachen Vortheil ziehen. Wenn schwedische Vagabunden
bald Tydske, bald finnische heissen, so sind uns von den Berg-
baueru Telemarkens oder den Einwanderern des Finnwaldes
die Gründe dafür bekannt und in diesen Bezeichnungen aus-
zudeuten, wenn auch die ethnologische Betrachtung in den
Fanten die Tater sähe. In ähnlicher Weise werden wir oft
wichtige Aufschlüsse in den an Gothen^) oder Jetton er-
innernden Wortformen finden, ohne dass in den dadurch
') Les Goths avaieut toujours moiitre, durant leurs migrations snr le
Danube, les dispositions les plus favorables a Tagriculture, d'oü leur vciiait
le nom de peuple pasteur (Ladeveze), als georgische Scytheii.
Die Sprachgestaltung. 275
repräsentirten Stämmen ein direct ethnologischer Zusammen-
hang liege oder auch überhaupt nur gesucht werden könnte.
Nach Sidonius Apollinnris (gest. 480 p. J.) trugen die
Franken (blauer Augen, blonder Haare, weisser Haut, mit zwei
kleinen Schuurrbärten auf der Oberlippe ihres rasirten Gesichts)
einen kurzen und gekrümmten Degen. Ihre Könige, denen die
Flechten ihrer langen Haare über die Stirn hingen, wurden
bei der Wahl auf einem Schild erhoben. Die als ßagauden
aufständischen Bauern Galliens (in Verbindung mit plündern-
den Franken) wurden (unter Amandus) von Diocletian (310 p.
J.) besiegt. Nach Priscillian (in der spanischen Sekte, die
Instantius stiftete) rührt die Seele von Gott, der Körper von
bösen Engeln her (384 p, J.). Theodosius schickte die
suevischen Ueberläufer des Maximin an die persische Grenze.
In den (zu den Gothen die Beziehungen der Jaetten zu
den Geten wiederholenden) Joten zeigt sich im (vordersten)
ersten Joten (Forejotr, als Ahn des Fornjotrischen Geschlechts)
die im ersten Menschen (Mannus) liegende Doppelbeziehung
des (von Slawen in Choda zum Gegensatz von Bog oder Baga
verkehrten Khuda oder des) Gottes und Menschen, wie in den
Äsen (und dem derivirten Ask). Aehnlich leitet sich (in Tyr
oder Tir, als niflungisch vom Himmel in die Unterwelt ver-
setzter Nebo des Planeten Hermes in den Genealogien) Tuisko
von dem Stammherrn der Thyssen oder Thursen (seit cimbrisch-
cimmerischer Einwanderung als Hrimthursen), die (bei der
cymrischen Bezeichnung der Germanen als Tusci) in den
Tyrrheniern — als Rasena oder Rhaetier mit den Vindeliciern
verbunden, während Noregr neben Bergos (am 'Qxsavoc 0-Jsp-
Yivcc;) sich dem nördlichem Jotunheimr oder, als vom König
Finn beherrscht, Finumark anschliesst — die Aesir zurückrufen.
Vera-Tyr (Menschengott) wird (im Hildebrandsliede) übersetzt
als Irmin-got (s. Mone). Wodan ist Hauga-Tyr als Herr (Gott
oder Tyr) der Erhängten (Farma-tyr oder Traggott).
Strabo bezeichnet als Germanen die auf der rechten Seite
des Rheins weniger civilisirten Kelten (die Brüder seien den
Kelten Galliens) und spricht (bis zu den Geten erstreckt) von
den (als Colduer das Reich des Maraboduus stiftenden, als
Semnonen von diesem unterworfenen) Sueven (am hercynischen
Walde) zwischen Rhein (wo die Römer die Eingeborenen mit
Ausnahme der Sygambrer wegführten, um gallisch-römische
18*
276 Viertes Kapitel.
Colonien zu gründen) und Albis (und über diese hinaus als
Hermoduren mit Lankosargen), in welchen Strichen die noch
(nach Sarmaten Sitte) mit Wagen umherziehenden Bewohner
bereits (ähnlich den Karen) einen wandernden Ackerbau be-
gonnen hatten (als der Uebergang vom nomadisirenden zum
sesshaften Leben). Der am Rhein geläufige (und dort anfäng-
lich auf andere Stämme keltischer Verwandtschaft angewandte)
Name der Germanen erhielt später eine weitere Ausdehnung
zu gemeinsamer Charakterisirung der zwischen keltisch-römischer
Cultur und scythischer Lebensweise zwischeninne stehenden
Völker, sodass Strabo die Germanen sodann bis zu den
Thyrageten (also mit Einschluss der Sueven und eines Theils
der Geten oder mysischer Thrazier) ausdehnt. In dem während
des Bestehens des gothischen Reichs in Italien verfasstcn
Kalender heissen die Gothen (Gut) Gut-thiuda (roTj-oi) und
würden als solche im Norden den Guttonen (bei Pytheas)
entsprechen oder den Guttans (im Schwedischen). Die irlän-
dischen Sachen des ältdänisch-norwegischen Dialekts geben
(überoinstimmig mit den jetzigen Volksdinlekten Norwegens)
Gautar (Gautr als Odin), und ähnlich dem (angels.) Geata
unterscheiden die Schweden die Göta in Ost- und Westgöt-
land, von den Gautar der Lisel Gothland (mit dem Gutalag).
Die Verhärtung des sächsischen Dialektes (wie jetzt in Dresden)
würde Kuten und Kotten creiren, die schon in Halle beginnende
Verweichlichung des märkischen Jutten und Joten, ähnlich
wie das Nendänische zur Abschwächung neigt (und Jetten
hervorruft), während wieder das Angelsächsische den G-Laut
bevorzugt und Juden zu Gjuden macht, sodass die Alliteration
der Consonanten sich nach dem Uebergang von i in j an die
Assonanz der Vocale ansehliesst. Wie auf der einen Seite au
in Gautar sich zu o contrahirt (Gothen'), zerbricht es sich
auf der andern in ea aus Geaten (der Jättcn und .Töten).
') Die gothischen Nordbewohner nannten sich ülierhaupt Godjod (fJotiiiod
oder Göttervolk) oder Söhne der Götter (s. Legis). Unter dem Namen lüg
wurde Ileimdallr der Stammvater aller nordischen Geschlechter. Die .löten
(älter als die Götter) waren weise (die Geheimnisse des Abgrundes kennend).
Jöten wird in iöt zurückgeführt auf it (ezan), der Riese, als Fresser oder
Man-itta (Manito als dämonischer Quälgeist in Krankheiten). Die Anten
(Antes oder Anzi) oder Jlntas heissen (nach SchatVarik) Utin oder (im Plur.)
Die Sprachgestaltung. ' 277
Die britisch (also irländisch oder ersisch der Hochlande
im Gegensatz zu dem später durch die Belgier das A\ alische
und Cornische, sowie Niederbretagnische influencirenden Gal-
lisch) redenden Aistui oder (bei Pytheas, der auch Guttonen
kennt) Ostiaioi sind das in den Mythen der eingewanderten
Äsen als Riesen spielende Volk, und auf der cimbrischen
Halbinsel die Joten (mit einem Anschluss an die britanische
Sprache, wie die Esten), Jetten genannt (welcher Name sich
dann auch auf Skandinavien iibertrug, wo ausserdem die
Gautar noch als Landbewohner bekannt blieben), während sich
durch Finn ^), König von Jötunheim, der Anschluss an spätere
Finnen bildete. Wie noch jetzt die Bewohner des Finnwaldes
Uti (Utgard). Die ägyptischen Könige heissen (auf Devananpiya's Edict)
Gupta. Das Riesengeschlecht der Jötunn (jotnar, sing.) bezieht sich (nach
Geijer) auf die Tsehuden (s. Geijer). Jötunheimr oder Finnmark (unter
König Finn in Jötunheimr) war von Finnen und Loparen (Lappen oder
Alfen) bewohnt. Aus forniotrischem Geschlecht stammen die Thurse oder
Thurser (Hrimthurser), während später die Jötunen den Äsen gegenüber-
treten. Foriiiotr (von Thor bekämpft) war Gott der Jötunen oder Finnen.
Die Jötunen stammen vom Riesen Bergelmir (als Nachkomme der Hrim-
thursen). 'O/.eavo? Ouepy'vioc, als das Meer südlich von Hibernia (Ftol.).
Sunt qui et alias prodant, Scandiam, Dumnam, Bergos, maximamque omnium
Nerigon, ex qua in Thulen navigetur (Plinius). Albion und Bergion (Neptun's
Söhne) kämpfen gegen Herakles (s. Mela). Alvismal unterscheidet alfar,
helbuar und dvergar, den Menschen, Riesen, Göttern, Äsen und Vanen gegen-
über als besondere Klasse mit eigenen Sprachen. Insel Bergion oder Vargion
neben Albion. Schaffarik bezieht (Odin's) diar (Drottnar) auf principes (divi),
armen, di (semideus), pers. diw (Dämon), alts. djej (heros). Nach dem
Friedensschlüsse herrschte der Ase Häner über die Vanen und wurde von
Mimir berathen, bis man diesen in einer Empörung tödtete. Grimm bezieht
dvergar oder (thüringisch) querx (vavvo? oder -uyfj.a'.oc) auf beoupYO? (»nd
schmiedendes Werk). Forejotr (der vorderste Jote) zeugte (als Stamnihaupt
der fornjotnisohen Götter) Aeger (das Meer), Kare (die Luft), Loge (das
Feuer) und die Tochter Ran (als Meerweib). Tir (Pfeil) als Beiname des
Nebo oder Mercur (s. Rawliuson). Nieflungen von Nebo aus dem Königs-
geschlecht des Hermes. Nach Senkowski ist Russland Skandinavien. Die
bosporanischen Könige nannten sich (seit Sauromatos I.) Aspurgiani (Geb.
Chr.).
') Fromundin erschlägt (um Ansegis von Köln gegen die Heiden zu
helfen) den Fenion (roisert de Pires, sires des Esclabons). Auf dem See-
zug gegen die Hugen in Frisland wird Higelak von den Hetwaren überfallen
(s. Mone). Finn in Frisenburg gibt seineu Sohn Folcwald dem Jütensohne
Heugest (Sohn dea Halfdan) zur Geisel (in Beowulf).
278 Viertes Kapitel.
leicht in den norwegischen Typus übergehen, so war die Be-
völkerung des Landes schon längst (mit Ausnahme vagabun-
dirender Taterstämme) eine gleichartige geworden, als 1600 p. J.
infolge politischer Verhältnisse eine (wie oft bei den Slawen
in Deutschland) erneute Zuwanderung aus dem russischen
Finnland nach dem schwedischen Finnfeld (und Finnwald an
der Grenze) statthatte.
Aehnlich den seit Gustav I. die schwedischen Wälder
durch Swedjen lichtenden Finnen (Finnmarkens), finden sich
(bei Jemandes) Finni mitissimi, Scandzae cultoribus omnibus
mitiores, nee non et pares eorum Vinoviloth (dem in der
Ansicht der Dänen bis weiter nach Süden ausgedehnten
Withesleth) in dem (von den Schweden nördlichen) Cvenland
neben den Scride-Finnas (bei Alfred) oder (bei Ad. Brem.)
Terra feminarum, bis zu der die Sveones herrschten, neben
welchen Gothi habitant usque ad Bircam. Die Bircarli (der
Coralli paganorum gens ferocissima) vertrieben (mit schwedischen
Privilegien) die (11. Jahrh.) bis zum Ünega-See M'ohnenden
Lappen (unsteter Jagd und Fischfangs), und der siidliche
Finnenstamm der Hamen oder Jemen (Tavasten) hat nähere
Verwandtschaft- zur Sprache der Woteu (Ishoren oder Ingrer),
als die der Karelier. Als Odin beim Tode nach Gudheim (dem
alten Asgard) zuriickgegangen und auch der Wane Njörd, mit
der Geerspitze geritzt, verbannt war, begann mit dessen nach
alter Ilügelsitte begrabenen Sohne Freyr ein bereits dem ein-
heimischen Boden (wie der an Saem oder Finnen anschliessende
Saemung in Norwegen) mehr acclimatisirtes Königsgeschlecht,
das der (mit Olaf Trätelgja nach Norwegen verpflanzten)
Inglinger^) (neben den Skjaldingern in Dänemark) aus den
') Seit 12-10 wild der Name der Karclen in bestimmter Unterscheidung
von Tschuden (Esten) und Wot (Woten, als Ingern oder Ishoren) für das
eigentliche Karelien (nordnordwestlich von der Newa nach Finnland hinein)
verwandt (s. Sjögren). Die Schweden, die sich (1256) an dem Fluss Narowa
festzusetzen suchten, unterwarfen Karelien, behielten aber für die Bezeichnung
den herkömmlichen Namen der Ingrer (in Ingren oder Ingria). Als sie
später (nach Eroberung von Iwangorod) wieder auf die eigentlichen Bewohner
Ingermaas stiessen, nannten sie (1496) zur Unterscheidung ihr J^and Inger-
nianiaml (s. Sjögren). — Alains, qu'ils aiipellent Acias ou Akas (Kubrnqnis).
Alawi liquali nella lor lingua si chiamano As (Barbaro). Alains ou Asses
(Carpiu). Oiisni oder Osseten vom Chazaren Ubuss. Osero oder Absorus.
Die Sprachgestaltung. 279
Svveoiien von der jenseitigen Küste (unter denen auch Sigurd
King geboren war) im Lande der Ingrer (oder Ingaevonen)
oder Ingermaa bei finnischer Besatzung, als zur Wikingerzeit
(unter Vordringen der Chasarcn) die östlichen Schweden
(s. Münch) nach Skandinavien hinüberzogen, wo (zu Tacitus
Zeit) die Suiones neben den Sithonen (Jiten oder Jetten in
dem von Sjögren bei Samen und Jamen beachteten Lautüber-
gang) wohnten. Wie Fion in Irland der Weisse, heisst Wanna
der Schwarze bei den Esten, der (zuletzt von den Letten
zurückgedrängten) Schicht der Eingeborenen (Maa rahwas),
die indessen nie unter ihren Herren hervortreten, zu denen
früher auch benachbarte Ostmänner gehörten (als Aestui).
Procop und Jornandes stimmen iiberein, als Finnen (Skriti-
finnen oder Terfenni) ein Volk zu beschreiben, das in wildem
Zustande unter den übrigen Völkern Skandinaviens lebte, zu
welchen die die Heruler (nach Durchziehung der sklavenischen
Gebiete, sowie der Länder der Warner und Dänen) bei sich
Unter den norischen Völkern wohnen die 'AXau-joi (Halaunen) bei Salzburg (bei
Ptol.). 'AXaüvot 2xu3ai (südöstlich von den Aisthen) in Sarmatien. Alani im
Kaukasus (Sid. Apoll.). Scythische Alanen am Mäotis (Josephus). Procop
rechnet die Alanen zu den Gothen. Summatim omnes Alani cognominantur,
sagt Amm. von asiatischen Nomaden. 'AXafAavot (Agath.) ^uYxÄuSe? daiw
avipcoTTOi y.y.l ixc{d8tz. Alamunnia zwischen Sucvia und den Armalaiisi (Tab.
Peut.). 'AXafAavoi als 'A/.ßavo'! (Suidas). r£'piji7.pa, Ksat'.xyj? i'bvo? des Nor-
dens (Aristoteles). Mit Insubrern wurden Germanen besiegt (222 a. J.). Die
TuTigri hiessen früher Germanen (Tacitus), als Eburonen. Germani war ge-
meinsamer Name für Condruser (und Segner), Eburoner, Caeraeser, Kaemaner
(s. Caesarj im Ardennenwald. Die Eisen grabenden Gothini sprachen celtisch
(nach Tacitus). Mithridates in Germaniae litoribus esse insulam vocarique
eam Oserictam , cedri genere silvosam (Plin.). Ptol. setzt die aistischen
"OaiQi in die Nähe von Oesel. Oseriates ('Ocrip'.aTs;) unter den pannonischen
Völkern an der Drau (zwischen Latoviei und Varciani). Osi (zwischen
Gothini und Buri) hinter Marconiannen und Quaden (Tacitus). "Oacoi (Ptol.)
neben den OüiXtai (am wenedischen Busen) oder (Ad. Br.) Wilzi. Auf die
ru^uvz; (neben den Wenedern) folgen die <I>(vvo'. (Ptol.). Die "0;tXot
C'OgvIol) wohnten von den Tavafiat bis zu den Roxolanen. Ossier (Hossier)
in Estland (auf der Insel Oesel). 'SlaTtaioi. (Ostidamni) auf der wenetischen
Halbinsel in Gallien (s. Schaffarik). Aestyi oder Ossii ('iiartaCoO in
Austrvegr. Die 'ÜoTiwvc; oder (b. Ardemid.) Kossiner hiessen (b. Pytheas)
Osliaiui (Osismii in Gallien). Nach Pytheas wohnten die Guttonen der Insel
Malus oder (nach Timäus) Basilia gegenüber. Die Guttonen (bei Pytheas)
handeln mit den Teutonen. Der Gothe Catualda stürzte Marobod. IJourove?
von Marobod unterworfen. Mit Khazireu kamen Bassilen vom Norden
(Mos. Chor.).
280 Viertes Kapitel.
Hufnehmenden Ganten gehörten. Als ältester König der ein-
gewanderten Ganten herrschte (als Vorfahr des die Aus-
wanderung leitenden Beric) Erik (der von Äsen stammende
Uik) in V^itisnar in Schonen, aber als ältester Stammsitz des
schwedischen Volks gilt Mannheim (das Land der Männer
oder Menschen, wie sich die Lappen nennen, als der Liothida,
wie Sweans oder Suethidi bei Jornandes heissen) am Mälarsee.
Mannheim war ein unter den Eingeborenen (den den jetzigen
Lappen entsprechenden Scritifenni) gestiftetes Reich und oft
noch zu Scythia (Schytia) oder Gross-Svithiod gerechnet, wäh-
rend von den in der kimbrischen Einwanderung nach Dänemark
und Schonen gelanü'enden Gothen alle Fremden zu Viten und
Venden (Wanen) gerechnet wurden. Als der seinen Sohn
Siggi (den Prototyp deutscher Sigfried-Sage) als König der
Sigambrer bei dem (nach Tacitus) von Odysseus gestifteten
Asciburg zurücklassende Odin, der den Ruhm des von den
Römern als Stammstadt anerkannten Troja im Norden ver-
breitete (wie später Waräger den Glanz des kaiserlichen
Byzanz), im Jotenlande Unterstützung fand, gelang es ihm,
seine Herrschaft auch in Schweden zu befestigen, und das
dortige Reich trat besonders dann den Gothen im selbständigen
Gegensatz gegenüber, als mit der Ausbreitung der Macht der
C'hazaren (der Acatziren oder östlichen Türken) die die Ost-
ufer des Baltic (als Ostländer oder Aisten) bewohnenden
Scliweden (in Ingeimanland oder finnisches Ingerin-ma als
Inglinger) nach Skandinavien herüberkamen und die Wikinger-
züge im weiten Massstabe anregten. Diese Suiones oder Esten
entsprechen im allgemeinen den sj^ätern Finnen, die n])vv in
denjenigen Ländern, wo sie noch die Küsten bewohnen,
grösstentheils (mit Ausnahme einiger Völkerinseln) slawisirt
winden durch Poljane , Kriwitschen , Sjcwero und andere
Kroatenvölker, die an der Donau über die einzelnen Serben
(Sporen oder Spalen), die ihre frühern Herren verjagt hatten,
herrschend, sich mit ihnen zu der Nationalität der Slawen
verbanden.
Der Name der aus Paphlagonien indische Handelsbe-
ziehungen mitbringenden Veneter am Adriatischen Meer wurde
wegen ihrer Handelsbeziehungen (in ähnlielier Weise wie bei
deceanischen und hinierindisehen C'ochin) in der Nordsee sowol
auf die armoricanischen Venedi (s. Caesar) als an der Ostsee
Die Sprachgestaltung. 281
(zu Pliniiis' Zeit) auf die Veneder der Weichsel übertragen,
im Ansfhluss an die Insel Bannoma (bei Timäus) der Wanen
(oder Banthaibs), und fiel dann später für die Germanen mit
der allgemeinen Bezeichnuno; für Fremde oder Wenden zu-
sammen, worin zunächst die Slawinen und Anten begrifi'en
wurden, unter späterer Verknüpfung mit den Sporen oder
Spalen. Sueni non sunt nati sed seminati (800 p. J.). Die
Germanen verfuhren den Bernstein hauptsächlich nach Pan-
nonia, und von dort aus haben ihn zuerst die Veneter in Ruf
gebracht, indem sie zunächst an Pannonia wohnen und ihn
rings am Adriatischen Meer verbreiteten (s. Plinius). Strabo
nennt die Stadt Vendum (den Venta in Britannien entsprechend)
unter den Japoden.
Der schon in alter Zeit von Bannoma bis Pannonien ge-
bräuchliche Name der Vanen oder Wandalen (in Griechenland
und Indien als Pandu oder Pandion) verschmolz später mit
der allgemeinen Bezeichnung venetischer Wenden an den
Hafenplätzen (als indischer Händler). Bei Gelegenheit der
Erwähnung Skandinaviens spricht Plinius zuerst unbestimmt
von den Venedi, die mit Sarmaten sowie mit Skirern luid
Hirren das Land bis zur Vistla (an der gegenüberliegenden
Küste) bewohnen sollten, dann geht er aber zu der systema-
tischen Beschreibung Germaniens mit Aufzählung der dazu-
gehörigen Flüsse von dem Guttalus (der Guttonen des Pytheas)
und der Vistla bis zum Rhenus und Mosa, und nennt hier
wieder als ersten Hauptstamm den der Wandilier (Vandili oder
Vandilici) oder Vindili. In ähnlicher Weise wohnen hinter
dem Handelsvolk der adriatischen Veneti die (weil von kel-
tischen Eroberern nach Osten hin durchzogen) für Keltische
erklärten Vindelici (neben den Rhaeti). Wenn nach Dio Cassius
die Elbe auf den wandalischen Bergen entsprang (neben dem
wandalischen Stamm der Silingi, als Wandali Silingi), so
würden sich die Grenzen beidei" Abtheilungen nähern. Der
von Prosper Aquitanicus ins 4. Jahrhundert p. J. gesetzte
Auszug der Winili aus Skandinavia oder dem (nach Plinius)
benachbarten Eningia traf zuerst auf die Wand^li (unter Ajo
und Ibor) in (Scirenland) Scoringa, wo die Weichsel (nach
Alfred) Wendland und Witland trennt, dann (als Longobartli)
die Assiputti (wandalische Astingi oder Asdingi) und weiter
die (vvanischen Bewohner von pannonischen) Banthaib (neben
282 Viertes Kapitel.
Anthaib und Wurgonthaib), aus der alten Form Eiba (Land).
Die scythischen Länder, wo (nach Jemandes) die Gothen die
Spalen (Sporen) trafen, hiessen (lingua eorvnn) Ouin (Yin oder
Fin) und im Salmoglossar (9. Jalirh.) wird Vandalus durch
Wint wiedergegeben. Für die zuerst ausziehenden Gothen
(Guttonen) waren alle andere Wenden oder Wanen und diese
schieden sich wieder als Winili und Wandali (innerhalb
späterer Wenedi), als Kleinere.
Das Volk der Wanen, mit dem die Äsen kämpften, war
ein stammverwandtes (obwol schon die Geschlechtsverschiedcn-
heit zur Bezeichnung als fremdes genügte) und zeigte einen
ähnlichen Gegensatz in der Verehruno; weiblicher Encr<i;ien
ihrer Gottheiten, wie die Winili gegenüber den Wandalen (oder
Asdingi). Als die Gothen in das Ouin genannte Ausland
kamen, trat dort schon der später als Sporen wiederholte
Name der Spalen hervor, und die den Gothen in Schweden
folgenden und dort mehr oder weniger mit ihnen (als Suiones)
verschmelzenden Sueven (die Plinius zu den Herminones rech-
net und Strabo zwischen Elbe und Rhein setzt) bewahrten die
jenen geläufige Bezeichnung für die Barbaren und trieben die
ihnen (wie die Dani den unterworfenen Bewohnern von
Witheslaeth ') feindlich gegeniiberstehenden Winili aus, die
sich durch Endungsänderungen an gleicher Wurzel des Namens
(s. Schaffarik) von den verwandten, aber stammesverschiedenen
Wandalen unterschieden, und später, als sie bei weiterm
Vordringen in Germanien die verächtlichen Nebenbeziehungen
der windischen Bezeichnung bemerkten, den Titel (der 2ouT|ßo(,
AaYYOjiof'pSoi) der Longobarden (wie sich die Awaren den ihrigen,
den Dissabulus bestritt) beilegten (wie auch der nationale
') Alle barbarischen Völker (mit Welatabi, Sorabi, Oboditri, Boemaiini)
inter Renuni ac Visulam fluvioä waren (nacli Einliard) lingua paeue siiniles.
Slavania (amplissima Gerinaniae provincia) a Winulis incolitur, olim dicti
VVandali (mit Polanen jenseit der Oder und Boomia) nee lingua discrepant
(Ad. Br.). Dani ac Sueoiies (quos Northmannos vocamus) septentrioiiale
litus (Baltici maris) et omnes in eo obtinent iusulas. Ad littus austräte
Slavorum ineolunt nationes (Helmold). — Boso schrieb im Bistlium Merse-
burg (nach Thietuiar) slawisch und Ichrtc das Kiricleison (in Ukrivolso ent-
stellt, Aclcri stat in frucctectuni). Der Kaiser kam (auf dem Feld/uge gegen
Bolizlav von Polen) in die von Deutschen gegründete Stadt Nemzi (1017 ]>.
J.). Godschalk dolmetschte für die Bischöfe der Slawen. jNejjlit^ou als
deutsche Waräger.
Die Sprachgestaltung. 283
Gescliichtschreiber Paulus Diacouus berichtet, dem die ältere
Darstellungsweise der Gotlien bei Jemandes vorlag).
Die durch Auswanderuno; der Wandalenfürsten nach Dacien
verdünnte Bevölkerung der Weichselländer erhielt Zuzug aus
den sarmatisch-scythischen Ländern finnischer Winden (einer
bis an die Donau gleichartigen, obwol vielfach die Herren
wechselnden Urbevölkerung), und wurde schliesslich, da un-
unterbrochen neuer Nachschub folgte, allmählich auch in der
Sprache völlig slawisirt (aus den bei der längern Besetzung
ihrer Länder durch die von Zeuss mit Srb zusammengebrachten
Sueven benannten Slawen), ohne dass sich mit Bestimmtheit
die Grenzlinie ziehen Hesse, wie lange die Vandalen noch mit
Recht als solche zu bezeichnen wären, und wann sie in die
Wenden übergingen, die dann später wieder, als umgekehrt eine
immer erneute Auswanderung von Westen statthatte, ger-
manisirt wurden. Soll unter solchen wechselnden Verhältnissen
ein nationaler Typus markirt werden, so hängt die Physiogno-
mie desselben von den zufällig herausgerissenen oder aus be-
stimmten Gründen gewählten Zeitpunkten ab. In manchen der
westlichen Provinzen der Union fand sich anfixngs eine englische
Ansiedelung, der beim weitern Fortziehen der Hinterwäldler
deutsche Colonisten folgten, und wenn diese in kleinen Trupps
ankamen, so verschwanden sie in der schon bestehenden Be-
wohnerschaft englischer Sprache und vorwiegend englischen
Charakters, wogegen wieder bei einer, wie in Cincinnati,
statthabenden Concentration sich das deutsche Element erhielt
oder selbst zu überwiegen beginnt. Die Gallien verbindenden
Franken gingen (nach ihrer Trennung von ihren Brüdern jen-
seit des Rhein) in dem unterworfenen Lande auf, das indess
von ihnen den Namen empfing. Die immer neue Nachzügler
über die See herbeiziehenden Sachsen (und Angeln) machten
in England ihre Sprache zur herrschenden, obwol der eigent-
liche Name des Landes in Britannien noch der von dem
frühern Volke hergenommene geblieben ist und auch das
Ganze lange unter dem Namen eines (welschen) Valandes be-
griffen wurde. Das Mittelmeer heisst Vendelsae (bei Alfred),
wogegen das britannische der ouindische Ocean (bei Ptol.).
t)ie tyrrhenisch-turskische Besetzung Lydiens (des asischen
Landes neben dem askanischen mit Teuthrania Teukriens), die
sich, nach Verdrängung der türkischen Nomadenvölker (ama-
284 Viertes Kapitel.
lekitischer Hycsos) aus Aegypten, einestheils mit den Feld-
zügen des scythischen Idanthyrsus, andererseits mit Dionysos'
Abenteuern in Indien verband, verbreitete über Europa die
bis nach Deutschland (Tuccia oder Teutonia) erstreckte Be-
völkerung (mit den Ausläufern rhätischer Rasena) der Thyrsen
oder Thyssen (feindliche Riesen für skandinavische Nach-
wanderer), die (auf den durch spätere Eroberer aus Gallien
betretenen Wegen) auf italienischem Culturboden den etrurischen
Staat begründete und dort mit der sardischen Heimat aufs
neue in maritime Beziehungen eintrat. Als die kimmerische
Bewegung, die die (von Posidonius als Ausgangspunkt ge-
nonnncnen) Kimbern zum tolosanischen Thule (als Ziel oder
Eines) und nach Britannien führte, entstand die Mischung der
Urimthursen, während in Asien die zu medischen Sarmaten
gerechneten Sagartii (in dem oft Pasagardae unterworfenen
Asagarta) die Verbindung der verschiedenen Holmgards unter-
hielten. Strabo setzt (zwischen Borysthenes und Ister) jenseit
der Wüste der Geten die Tyrigeten, bis zu denen sich die
Germanen (keltischen Stammes) erstrecken (von Suevcn zu den
Geten).
Die durch Aelius Catus als Mösier zu den gleichsprachigen
Thraziern verpflanzten Geten hatten (nach Strabo) schon früher
einen gemeinsamen Namen mit den asiatischen Mysiern (eines
dardanischen Teucriens). Die Erhebung der Geten unter
Boribistes gegen die (erobernden) Kelten in Thrazien und
lllyrien (unter Vertreibung der Bojer unter Critasirus und der
Tawrisker) gleicht dem Aufstand gegen die Limigantes, sowie
der spätem Unabhängigkeit der Slawen unter Samo (und im
mährischen Reich), während der Einfluss des das Volk zum
Rebenausrotten bewegenden Decaneus (ägyptischer Religions-
gebräuche) seine Parallele findet in den (unverständigem)
Kafl'ernpropheten, die bei beabsichtigten Kriegen mit den Eng-
ländern das Tödten der Rinderheerden durchsetzten. Von den
Daä der hyrkanischcn Scythen hiessen die (den Geten west-
lichen) Dacier am Marisus (Marosch) früher Daer (Dardanier
in lllyrien). Von Manes, Eponym der Mäonier (nach Freret),
ging seine Ahnschaft auf Mäotier über. Mit den T\)giyixai
(zwischen Borysthenes und Ister) wurden die Thüringen Ger-
maniens in Beziehung gesetzt, als Thervingen. Parisades, König
in der den (in Irland wiedererscheinenden) Milesiern angehörigen
Die Sprachgestaltung. 285
Colonie Panticapäiim, wurde vergöttert, und der letzte seines
Namens (von Barbaren bedrängt) trat sein (fortan von bosporani-
schen Königen beherrschtes) Reich an Mithridates Eupator ab,
der (nach Besiegung des von Roxolanen unterstiitzten Scythen-
königs Sihirus) Chersonesus eroberte. Die bosporanischen Könige
hiessen (seit Sauromates I.) Aspurgiani. Die später auf der Halb-
insel mächtigen bosporanischen Könige hatten ihren Stammsitz
(nach Strabo) östlich von der Miindung des Mäotis von Pantika-
päum bis Theodosia, b,ei dem vonTauriern besetzten Kleinscythien,
wo sich mit den Nomadenvölkern hellenische Colonien durch-
drangen und weite Handelsverbindungen von Sintice her, sodass
die (auf dem Kaukasus den Osseten benachbarte) Klasse der
Georgier oder Ackerbauer geschaffen wurde. Als die festen Plätze,
die der Scythe Silurus und seine Söhne iiberall an der Kiistc
errichteten, vor den Feldherren des (in der Sage mit seinem
siegreichen Gegner Pompejus zusammengeworfenen) Mithridates
fielen, zogen sich die. Geschlagenen zu den ihnen verbünde|;en
Roxolanen im Norden und verbreiteten dort (wie später die
aus Byzanz zuriickkehrenden Waräger) die Kunde von dem
Glänze der ihnen einst benachbarten Culturstädte der Hellenen,
sowie den Ruhm Asburg's, der auch in den Titel der bospo-
ranischen Könige überging. Polemon I., König von Pontus
und Bosporus, wurde (zur Zeit des Augustus) von dem
maeotischen (mysisch-mösischen) Stamm der Aspurgiani besiegt.
Die Götter rathschhigten auf ihren Stühlen, wer das Volk
der Zwero-e aus Brimir's Fleisch und den schwarzen Beinen
(den schwarzen Knochen der Kirgisen) schaffen sollte, da
entsprang Mötsognir, der Vornehmste aller Zwerge, und nach
ihm Durinn (Saem.), und so reiben (in Vishnu Purana) die
Rishi den dienenden Nishada (wie einen verkohlten Holzblock,
glattnäsig und kurz) aus dem getödteten König Vena, und
wie Odin, Vili und Ve, die Söhne Börr's, Sohn des Bauri
(Baura, goth.) oder (ahd.) Poro, als Eristjporo (s. Grimm) aus
Ymir's Blut die See, aus seinem Fleisch die Erde, aus den
Knochen die Berge, aus den Augenbrauen, zum Schutz gegen
Utgard-Loki, (in Uttara-kuru der Uturguren) die Burg Midgard
(als den Bergwall eines Lokaloka) bildeten, wurde (bei der
Schöpfung) der tausendköpfige Riese Pururavas (im Rigveda)
von den Göttern Sadhyas und Rishis geopfert, um aus seinem
Körper Thiere, die Kasten, Luft, Himmel, Erde zu gestalten.
286 Viertes Kapitel.
während (im Taittariya Br.) Brahma, gezeugt (im Sotapatha
Br.) von Prajapati, die Schöpfung bildete. Der (deutsche)
Schöpfungsmythus aus den acht Stoffen erscheint in der
Aitareya Aranya (s. Grimm). Nach dem Surtarlogi erheben
sich (bei Saemund) die verjüngten Götter als Aesir. Die Welt
(Lok) erneuert sich in Logi (Feuer).
Wie Purusha (tausendköpfig) oder Brahma (Birma oder
Brima) als Narayana auf den Wassern schlummert bis zum
Ende der (als Po bei den Tahitiern gebärenden) Nacht (im
Vayu Purana), so schläft Ymir, als aus seiner Hand (wie
Prithu aus der geriebenen Vena's) Mann und Frau entsprangen,
Riesensöhne aus seinen Füssen, gleich den Sudras (bei Manu) aus
Brahma's Füssen, der sich dann, Virat schaffend, männlich
(Purusha) und weiblich theilt, und (in der Vayu Purana) ver-
bindet sich das weibliche Wesen (Satarupa) mit dem männ-
lichen (Purusha), den Mann (Manu Svayambhuva) zu gebären.
Woher? die Seele der Gottheit (heisst es im Rigveda).
Sein Ton ist gehört, aber seine Gestalt nicht gesehen, lasst
uns seinen Vata (Winden) opfern. Auch auf Java geht der
Ton der Schöpfung voran. Ymr, sonitus, Ymir, princeps
gigantum (Egeilsson).
Im Vishnu Purana schafft Narayana (nach Erhebung der
Erde als Eber) Bhurloka und die andern Welten. Im Bhagata
Purana hört Manu vom Fisch, dass die drei Welten Bhurloka's
(des Bor und Buri) überschwemmt werden würden (im Brunn-
ackr). Aus dem von dem Lotus geborenen Prajapati (Taitt. Ar.)
abgeschüttelten Wasser entstand eine Schildkröte, die, weil sie
früher (purvam) zu sein behauptete (als Grund der Schöpfung
bei den Lidianern und der schöpferischen Aphrodite in Elis
heilig), den Mann (Purusha) hervorgehen Hess als Menschheit,
die sich (in Sat. Pat. Br.) in männliche und weibliche Hälfte
(als chinesisches Ying und Yang) zum Weiterschöpfen spaltet.
Fornjotr *) ist der erste Mensch als der vorderste (und älteste).
1
') König Dan (aus Schweden) wird bei Saxo und andern Chronisten
mit Angul, Sohn des Humblus, in den Annal. Esrom., dem Bruder des Nori
tmd Oesten, Söhnen des Ypper, genannt, Vieides vielleicht verunstaltet aus
Ymir, dem Namen des ürriesen, wie auch Norwegen in Fundinn Norergr
von Nor aus dem Geschlecht Forniots, des Altriesen, seine Benennung fand
(s. Zeuss). Die Riesen hiessen (in Hymisquida) Bergdanir, als Dänen, aber
(bei Biorn) Danimadr. Die Wurzel uop (l.'7iopov, gab, pars) liegt (nach
(
Die Sprachgestaltung. 287
Als Brahma aus dem Lotus entspross, fand er nichts zum
Oj^fer vor, ausser den Gliedern Purusha's (Bhagav. Pur.).
Die Kuh Audhumbla ist Ymir's (des aus seinem Leibe
schafienden Brahma) oder Brimir's alte Ambä (sanskr.) oder
Amme, die sich später in der zwischengescbobenen Mythe als
Embla wiederholt, in der weiblichen Wandlung des in Indien
mit dem Madhawi-Winde vermählten Amra-Baumes (Urstamm
Meschia's und Meschianes' im Zend) neben Askr, der im
sächischen (Ascanius) Aschanes aus dem Stein (man des
Mannus) oder der Eskja (Sn.) genannten Erde als Iscio (Hisicion
oder Isco), Stammvater der Iscaevonen (mit Askiburg am
Rhein), geboren (und als Tu-isco deificirt), im Norden vor
Ordhin Haenir und Loör, die erst Leben gaben, zuriicktrat,
während aus dem Fleische Brimir's das Volk der Zwerge und
die (gemeinen) Schwarzknochen entstanden. Bei den Er-
oberungen der blonden Völker waren die Indoscythen be-
herrscht von Hushka (Oerki), Gushka und Kanerki oder Ishka
(Chanishka als goldener Altai-Chan), die Odi-Bod verehrten
(in Odhin oder Adhi), Oado (Vado oder Vaju) oder Vato (in
Wotan oder Wate als litauisches Wind und Wetter), Manao
bagho (im slawischen Bog), den Ogre (Okro) Siva (als Ugra)
u. s. w., während das Mahajana seine Missionare ausschickte.
Curtius) auch im lat. pario, peperi , und ähnlicher Lautübergang findet sich
im ahd. biru (pario, cpipw). Mit Trop'.? (jiivenca) ist gleichbedeutend iiopTic,
das Benfey mit prthu-kas vergleicht, sodass sich auch Zusammenhang
zwischen — ap-s'vo; und far, taurus annehmen lässt, also Dialektisches im
Osten und Norden, da Fraorten oder Faramunde und Pharamunde neben
den Puru und Bauro stehen würden, gemeinsam auf die monosyllabische
Kürzung in Phra führend, als höchste Gottheit und Ehrentitel, wie prathamas
(primus, Priamus) oder (ksl.) pirma (pirm) und (goth.) furisto auf Ttpd. IIa
ist zugleich Mutter und Vater des Pururavas; von des Donners Mutter
wissen noch die Volksmärchen, und die Vorstellungen vom Teufel und seiner
Grossmutter sind (nach Grimm) Vergröberung heidnischer Vorstellungen (bei
Lasicz) von Pei'kuna (tete mater est fulminis atque tonitrui), auf einen
Jerggott Fairgunns (das Bergige in Virgun, ahd. und Firgsen, ags.) führend
und Fiörgyn (Thor's Mutter) als die Erdgöttin (in der Edda) oder alte Ida.
Wie im neuen Idavöllr die Goldtafeln (die geretteten Bücher des Xisuthrus)
gefunden werden (Saem.) , so wird schon Asgard in einem alten Idavöllr
(Erdenthal) begründet. Als die Erde sich in Kuhgestalt (Ida) znr Klage
entfernt, tritt in die Mahayoga versenkt zur Stütze (urvis) Kasyapa ein, als
Berg Casins (mit aufgehäuftem Tumulus in Ceylon) der dii Casses unter dii
minuti.
2SS Viertes Kapitel.
Die Pandava, Sogder und andere Völker des Nordens
zogen über Baktriana mit der Hauptstadt Balkli ') (Bahli oder
Bakhdi) oder Baklitri nach Indien (Bak oder Balk als Bulan bei
C^hasaren). Die beriihmtesten der Nomaden im Norden Sogdianas
(Asier, Pasianer, Tocharer^], Sakarauler), die den Griechen
') Kyros eroberte Völker der westlichen Mark Indiens. Balkh ist Sitz
der Kavja oder Kajanier (bei Firdusi). Die Kanka (Khiang) im östliclien
Tibet hiessen (im Mahabliarata) spitzköpfig (cringin). Ater est ab al'^u vel
al'tiw. Tellumo: deus terrae, lltspfa Movaiioz £'Spa (Euripid.). Kavvaxoc,
vir priscus ante Deucalionem (Snidas). Odysseisches Vorgebirge in Sicilien
(Tzetz.). Stadt Odysseia in Iberien (Eust). Als Nachkomme des Kephalos
(bei Athen.) stammte Odyssens von Hermes. Nach seiner Rückkehr
gründete Odyssens auf dem Berge Boreion bei Asea (in Arkadien) ein
Heiligthum der rettenden Athene (Pans.). Odyssens (080; oder AVeg) hiess
Utis wegen der langen Ohren (Phot.). Das gewöhnliche Zeichen des
Odyssens in der bildenden Knnst ist der Hut, der ihm als Reisenden gegeben
wird, zuerst von dem Maler Apollodor oder von Nikoniaclios (Klausen).
Arkeisios, Sohn des Hermes, erzeugt mit der Chalkomednsa den Laertos
(Vater des Odyssens). BouoXoüaxoi als Volsci (bei Snidas). AcXcpaxiov,
porcellus. Die Gat werden im Mahabharata als Gartika erwähnt. Tuisco
(Tiusco) verhält sich zu Tin (deu.s) wie das spätere mannisco (niennisco
oder Mensch) zum altern mann (s. Zeuss), und manusha zu manu. Der
dreifachen Eintheilung aller Germanen in Ingaevonen, Iscaevonen und Her-
minonen liegen die Heldennamen Ingo, Isco und Hermino unter (Escio und
Hisicion bei Nennius). Der Name Askr (Saeni.) wird vom ersterschaft'enon
Menschen gebraucht, einen Eschbaum bedeutend. In den Runennamen be-
gegnet man ask neben ine, ziu, er (lauter Helden und Götter). Unter den
altn. Namen der Erde (Sn.) findet sich Eskja, aber avich der Vocalweehsel
in beiden Namensformen Iscio und Askr gilt geradeso in der Ableitungs-
silbe -isk und -ask (s. Grimm). Askiburg war heiliger Sitz der Iscaevonen,
die proximo Rheni hausten (Grimm). Manning bezeichnet den von Man
stammenden Sohn, mannisko fast dasselbe (s. Grimm), mannig, Mann, fran-
zösisch, Adj. Oesc als Held der Angelsachsen. A cute de Manu ou Manns
on trouve les synonymes secondaires mainishya, manusha, mänava, desccndant
de Manu, et les coniposes mannga, manubhii, ne ou provenn de Manu.
2) Die Tocharer hatten Könige ans dem Stamm der Asianer (nach
Trogus Pompejus). Die scythischen Völker, die Baktrien und Sogdiana in
Besitz nahmen, hiessen (bei Trogus Pompejus) Sarancac und Asiani. Reges
Thocharoruni Asiani, interitusque Sarduchorum (Trogus Pompejus). Die
Tocharer linden sich unter der Wei-Dynastie (38G — 554 p. J.) als Thuhulo.
Die Tnkhara (am Belurtag) unterstützen (nebst Javana und Saka) die Kurn
(im Mahabharata). Der Name der Tnkhara (im Belurtag oder Wolken-
gebirge) bedeutet (im Sanskrit) Schnee, Nebel und Kälte (s. Lassen). Das
von den Sse (in Verbindung mit den Tocharern) eroberte Land wurde
Sakastenc (Segistan) genannt. Nach Kralo.';tlicnos wuhnten Arachcnor und
Die Sprachgestaltung. 289
Baktrien entrissen, waren aus dem Lande jenseit des Jaxartes
und des den Saken gehörigen Theils von Sogdiana ausgezogen
(nach Strabo).
Als Abkömmling des geflüchteten Prinzen der Hia-Dynastie
('2000 a. J.) nahm Theuman (der Hiongnu) den Titel Tschenju
(200 a. J.) an. Auf seinen Sohn Maotun, der (208 a. J.) die
Jueitchi besiegt hatte, folgte (174 a. J.) Laoshang, der aus
dem Schädel des Jueitchi-Königs einen Trinkbecher verfertigte
(165 a. J.). Ausser den kleinen Jueitchi, die zu den Khiang
flüchteten, zogen die Jueitchi i) nach dem Ili und besiegten
die Sse, nach Sogdiana südlich wendend (als Reitervolk mit
den Heerden in den Horden Hieusiun und Kuento). Von dem
König Kunmo der Usuin (die, von den Hiongnu gedrängt,
ihren frühern Nachbarn gefolgt waren) zogen die Jueitchi (die
Sse w^eiter nach Süden drängend) durch das Land der Tawan
(in Khokand oder Fergana) und besiegten die Tahia (Aaat. oder
Dahae), das Hoflager im Norden des üxus aufschlagend. Die
Sse (den Hindukush überschreitend) eroberten das Land Kipin
(nordöstliches Arachosien).
Massageten in der Nähe der Baktrer am Oxus. Das von den Turaniern
(nach dem Tode des Eukratides) eroberte Stück Baktriens wurde von den
Parthern besetzt. Oc'inn, Hoenir nnd Loir finden in der Brandung Askr
und Embla ohnmächtig und thatenlos, sie belebend mit Geist, Vernunft und
Blutfarbe (wie Odinn, Vili und Ve die Bäume Askr und Embla). Um das
Volk der Zwerge aus Brimir's oder (bei Sn.) Ymir's Fleisch und den
scliw'arzen Beinen (Schwarzknochen oder Gemeine) zu erschaffen, entsprang
Motsognir, der Vornehmste aller Zwerge, und nach ihm Durinn. Ymir
schafft aus seiner Hand Mann und Frau, aus seinem Fiiss einen Riesensohn.
Meschia und Meschiane erwachsen (nach den Persern) aus Bäumen. Aschanes
(Ascanius), erster König der Sachsen, wuchs aus den Harzfelsen im Walde
bei einer Quelle hervor. Die Sachsen ziehen aus ihrem alten Wohnsitz
nach Britannien cum principe suo, nomine Anschis (Geogr. Rav.). Embla
(emla) bezeichnet ein geschäftiges Weib, ahd. Emila, wie amr, ambr, aml,
ambl (labor assiduus), woher auch der Heldenname Amalus (in Ermanericus
und Theodoricus der Amalungen) zu leiten (s. Grimm).
1) Als Tschangkien (Gesandter des Kaisers Wuti 140 — 88 a. J.) das
Land der mit den Tahia kämpfenden Jueitchi erreichte , herrschte ein Ver-
wandter der Witwe des von den Hiungnu erschlagenen Königs (120 a. J.).
Das von den Tahia eroberte Land theilten die fünf Horden der Jueitchi als
Hieumi mit der Hauptstadt Home (am Amu oder Oxus) , Shoangmi,
Kueischuang, Hitun und Tumi. Der König residirte in Lanshi. Zur Zeit der
Han zählten die Jueitchi 100000 Familien und ebenso viel Bogenschützen.
Bastian, Studien. 19
290 Viertes Kapitel.
Eine alte Einwanderung in Indien knüpft sich an den
Namen Kassyapa's (Bekämpfer des Drachens, der Kassiopea
bedroht), auf assyrische Beziehungen zurückführend, in dem
Namen des aus Magadha nach Matsya (dem Land der Varmas
oder Pali unter den Kiratas) gezogenenen Hiranya-Kasyapa,
Vorfahr des über Himmel, Erde und Hölle herrschenden Bali,
Vater des Bana Asura, dessen in Pandua residirender Sohn
Virat durch seine Abhimanyu vermählte und so zur Mutter
des mit Anfang des Kalujuga Alleinherrschers werdende
Tochter in den aus ihren nördlichen Sitzen herabgezogenen
Maurya die Mythe des durch Heros und Vir verbundenen
Herakles bei Megasthenes hervorrief, deren Keime auch in
der Tradition von Biraja lagen, der trotz seiner hundert Söhne
vor Bharata, Adoptiv^\ater des von Brihaspati (dem Planeten
Jupiter) gezeugten Bitatha aus Kasi oder, als Pilgerort (der
Krone oder Kshatra), Kschetra (wo die die Pilger geleitenden
Kshatrya später wegen zunehmenden Uebermuths von den
Tempelbrahmanen verfolgt wurden), zurücktrat. Als die spätere,
gleichfalls an Svayambhewa in Brahmawarta anschliessende
Colonie Uttumapada's (in Vithura mit Priyabrata, als erster
König in Antarbeda) in Indien eintrat, stellten sich ihnen diese
frühern Einwanderer in ihrer schon unter den Eingeborenen
begründeten Herrschaft, unter der feindlichen Gestalt der Danus
(Bogenschützen) oder Daityas entgegen, als die Trabanten des
(die Sonne verfolgenden) Danu-Königs Bahn, und auch Marichi,
der Vater des wegen gleichzeitiger Zeugung der Schlangen
(zu denen der zum Indra erhobene Nahusa hinabstürzte, wie
der assyrische Nebo mit dem Schlangenzeichen) neben den
Der Sohn des Königs Utolao (gleichzeitig mit Kaiser Wiiti, gest. 88 a. J.) unter
den Sse (in Kipin) wurde von Jinmofu (30 a. J.) getödtet, der mit Hülfe
der Chinesen den Thron usurpirte. Seit Tschangkien bildete sich Handels-
verkehr zwischen China und dem Lande der Tahia (unter den Jueitchi),
Nach den Chinesen waren die Sse gleicher Abstammung mit den Usiun.
Die Sprache der kleinen Jueitchi war der tibetischen gleich. Strabo nennt
Saka (neben Daer und Massageten) im Osten des Caspi. Ptolem. rechnet
die Massageten zu den sakischen Stämmen. Die Scythen hiessen Sacae bei
den Persern (Plinius). Nach Matuanlin vernichtete Kieu tsieou-kio (der die
Ansie oder Parther besiegte) die andern vier Fürstenthümer der Jueitchi
und herrschte unter dem Titel Kouei-schuang. Nach Besiegung der Könige
von Pota und Kipin eroberte er Indien (24 a. J.). Ihm folgte sein Sohn
Jenkaotschin.
Die Sprachgestaltung. 291
Garudas, zweideutigen Kasyapas, wurde (statt Mar oder Herr,
als Bel-Merodacb oder der Planet Jupiter) zum Prototyp des
Todesgottes Mara. Als später die ursprüngliche Dynastie (in
der auf die durch die Gottesweihe der Söhne des Daksha
Prajapati, Sohn des Pracheti, beendete Familie Brahraawarta's
mit Priyabrata das Königreich Antarbeda gefolgt war) nach
der Theilung durch Riscbabha unter Bevorzugung seines
Sohnes Bharata den Anlass (zur Zeit des Bharata, Sohn des
Dushyanta) zur Doppelspaltung der Mond- und Sonnendynastie
gab, lag der Stamm der frühern Eroberer vorzugsweise in der
deshalb auch höher hinaufreichenden Sonnendynastie (wie in
den nachher in den Kosala verschwindenden Tritsu, die ihren
Seher Vashistha noch in Ayudhia feierten, aber doch von den
noch frischern Nomadenvölkern der von ihnen im Bunde mit
den Bharata oder Puru bekämpften Zehnstämme Ramachandra's
Belehrung in der Waffenführung durch Yisvamitra, wie die
Aegypter des Pharao durch Seth zuliessen), während sich die
Monddynastie immer neu durch die aus den Punjaub oder
Pangchala heranziehenden Reiterscharen stärkte und schliess-
lich die Gesammtherrschaft über Indien gewann. Samvarana
musste (unter den Nachfolgern Bharata's, Sohnes des Dhusyanta)
vor den andrängenden Pangchala weichen, aber Kuru aus der
Sonne geboren (innerhalb der Monddynastie, wie sich Rama-
Chandra der Sonnendynastie mit dem Mond verknüpft), stellte
die Herrschaft her, obwol dann bald wieder die durch die
Civilisation schon verweichlichten Kurus vor ihren noch mehr
dem schweifenden Wanderleben (und polyandrischer Sitte der
Vorfahren) ergebenen Verwandten der Pandu (gleich ihnen
und den Madra aus Sogdiana hervorgezogen, mit Berührung
des von Kosroes-Königen beherrschten Persien der Pahlavi
oder Parther) erlagen. Als man schematisch anfing, die
Stammherren der Monddynastie in dem (auf zendisches Atare,
als Ahuramazdao puthro, im Feuerdienste führenden) Atri auf
Gefährten des Svayambhuva oder (bei Arrian) Spaterabas
zurückzuführen, wurde auch Marichi (des Kasyapa, der in
Kaschmir den Naga bekämpft, wie Zeus Casius den Typhon)
als der der Sonnendynastie i) dahingestellt.
^) Spatembas krönend ist Dionysos Brahma oder Ra (babylonisch) und
(assyrisch) Asshur als Khaldi und Kasyapa (als Osiris). Von Vishnu (als
19*
292 Viertes Kapitel.
Die Einwanderung des Kasyapa, die sich (als Khaldi oder
Chasdim) mit dem Mond (wie Dionysos in Osiris) verknüpft,
fand in Indien ein (wie bei den Atua polynesiscber Inseln)
zur Beschaulichkeit geeignetes Naturell, das sich in den Pro-
ductionen der Ekstase mit den unbeständigen Wandlungen des
Mondes zu dem in seinen vier Sätzen auf das Leiden, in
seinen Nidana auf die Verkettungen und Seelenwanderungen
geknüpften Buddhismus verschmolz und seine besondere Aus-
bildung in Gaya fiind, wo bei der von Brahmawarta aus-
gehenden Theilung Gaya seinen Sitz nahm, und sich der Ur-
sprung des Fürstengeschlechts, wie in Ayodhya und überall
im Osten (bis Japan) nicht nur, sondern auch in Persien und
Peru an die glänzende Sonne anschloss. Die (unter ihren
Gopa oder Hirtenfürsten) in das Siebenstromland eingetretenen
Nomadenvölkci' führten ihre nach sibirisch-schamanischer Sitte
Centralasiens durch Pitri begeisterten (und deshalb in Familicn-
abgeschlossenheit erhaltenen, wie in der Vererbung der Kunst
von Gathi auf seinen Sohn Visvamitra, dessen Rischabha,
Kata u. s. w.) Seher als (mit der lauten Götterwelt der Natur-
kräfte communicirende) Rathgeber und Purohitas mit sich, die
bei dem Uebergang zum sesshaften Leben die vorhandenen
Traditionen der Eingeborenen benutzten und auch ihre Könige
Bamaiia), Sohn des Kasyapa und der Aditi, wiederholten sich in der Sonnen-
dynastie die Rama-Verkürperungen dieses Gottes, der in den frühern In-
carnationen mit den allzn acclimatisirten und deshalb als Dann verwilderten
Helden verwandten Stammes kämpft. Die Sonnendynastie leitet Kasyapa,
der mit der Tochter Daksha's in den Mondwohnnngen vermählte Sohn
Marichi's, ein, die Monddynastie Soma oder der Mond, Vater des Budha
(Budyas) mit seiner geschlechtswandelnden Gattin IIa. Uttamapada, Sohn
des Vira (Sohn des Swayambhuwa , Königs von Brahmawarta), vermählte
seinen Sohn Dhruwa mit IIa, Enkelin des Kasyapa Muni (Sohn Marichi's),
considered by the seet of Bouddha as thcir first great lawgiver (s. Hamilton).
Die Gatten der Töchter des Daksha l'rajapati, Sohn Brahma's (grösstentheils
mit Kasyapa vermählt), bildeten meistens Gefährten Svayambhuva's. Als
die tausend Söhne Daksha Prajapati's (Sohn des rracheta) sich alle dem
geistlichen Stand (Sabalaswa) ergaben und das Reich Brahmawarta damit
endete, heirathetc (der Brahmanen nach Kaschmir führende Gurn) Kasyapa II.
sämmtlichc Töchter. Die Nachkommen des Vasishtha (Sohn Varuna's und
Mitra's) fungirten als Purohiten der (zur Sonnendynastic gehörigen) Janaka-
Könige von Mithila, bis sie durch Satananda, den die Jungfrau Ahalya
(Tochter Mudgala's) dem Gantama geboren, verdrängt wurden.
Die Sprachgestaltung. 293
an den Sonnenstamm anschlössen. Als später, nachdem dieTritsu
schon im Osten vorgeschritten waren, die Bharata oder Puru
mit ihren Verbündeten nachdrängten, nahm das (nach Uuab-
hängigkeitserklärung des Lehnsstaates in Pratistthana und
Absagung von der Sonnendynastie in Ayodhya) durch Griindung
von Hastinapura, sowie später von Indraprasttha gekräftigte
Fiirstengeschlecht (nachdem der Thron von den noch solar
hergeleiteten Kuru zu den Pandu übergegangen) bei der Be-
setzung Gayas oder Magadhas (unter Judishthira) die dortigen
Ueberlieferungen an und verblieb (trotz der bald wieder er-
folgenden Selbständigkeit Magadhas oder Behars) auch ferner
in dem Chandrawansa. Eine festere Gestaltung gewannen die
buddhistischen Lehren, als die vom westlichen Potala an den
Abhang des Himalaja gezogenen Sakya dort mit dem auf
Bana Asur (Sohn des Bali) zuriickzuführenden System tibe-
tischer Bon-Religion in Berührung kamen, und ihr Fürsten-
sohn Sakyamuni in seinen Predigten als Nachfolger Gautama's
auftrat, dessen Sohn Satananda die alte Priesterfamilie Vasishta's
bei den Mithila-Königen verdrängt hatte. Die gleichfalls aus
den himalajischen Vorbergen herabgezogenen Maurya brachten
bei ihrer Herrschaft in Magadha durch Verquickung der auf
diesem Boden seit uralter Zeit spriessenden Anschauungen mit
der neuern Reform des ihm verwandten Einsiedlers aus dem
Sakyastamm den Buddhismus zum Abschluss, bis er seine Er-
weiterung unter Kanishka empfing und die veränderte Gestalt
der weitern Missionen unter Chandragupta, dem König üjjains,
der (als Jviegai oder vom Mond beschützt) Kapila oder
Kapilawastu (nach Matuanlin) beherrschte, im Jahr 466 (409
p. J.) der Samvat-Rechnung (nach dem Satrunjaya-Mähätmja).
Buddha's Lieblingsschüler Mudgalyaua wiederholt die Beziehung
der Sakya zu den Mudgala (die zerstörende Rasse Muspelheims
in persischer Eschatologie) im Pendjab.
Nordöstlich von der Kasia regio (bis zu den Kasii montes
erstreckt) wohnten die von den Arima (sv xaXeouai in Scythien
als Adhi oder Odin) gedrängten Issedones (bei Herodot) oder
(bei Alcman) Assedones, die die Menschenschädel (nach Pom-
ponius) zu Trinkbechern verarbeitend, als Asier (bei Strabo)
oder Usiun nach Süden zogen und (als Kaspii bis zum Kur
oder Kurus vorgeschoben an den Caspiae pylae) in ihrem
294 Viertes Kapitel.
Khan (Kanishka) den Ruhm des Namens Kasyapa ') in Kas-
patyrus erneuerten.
Mone erklärt (celtisch) Käs für Berg, sodass silva Caesia
ein Bergwald (saltus) sein wiirde (Kaia-aspa als Kasyapa in
Graucasus). Kaiomorts ist der grosse (mazda) Alte, wie der
in gleicher Weise (als Mahasammata) zur Aufrechthaltung der
Ordnung gekrönte Dejoces (Daia-ak) und Haik oder Haia,
imter dessen Nachkommen Aram (Abu Aram oder Abraham
der Brahmanen) als Grossvater des Kaiomerts oder Omajini
den Armeniern den Namen gab, über Ninive herrschend, wie
später die Perser, bei denen Budasp (Budha oder alt) die
sabaische Religion (der Aspen oder Sahen) begründete (nach
Masudi). Während im Buddhismus nach den Weltzerstörungen
(von denen die durch W^asser die häufigste ist) die neue Be-
völkerung aus dem Himmel herabkommt, bleibt im Orient
(wie in Mexico und bei den Indianern des Orinoco) ein
Menschenpaar im Kah übrig, indem die vorige Weltepoche
mit hineingezogen wird, da eingewanderte Völker ihre Vor-
gänger (wie die Bogos) durch Naturereignisse vernichtet
1) Cascus, dpyalo:, priscus (senex). Hujus vocis origo Sabina est, qiiae
iisque radices in Oscam linguam egit, ut Varro docet (Forcellini). Priscis
Ulis, quos cascos appellat Ennius (Cicero Casce, ap)(^ai(i)i; , prisco more) dici
caseiim quasi coaxeum (Varro putat) cassus (vacuus) a careo (xa'ü)). Casnar,
aris, m. Oscorum lingua senem sigiiificat, ut Varro et Festus docent. Quint.
scribit , etiam in oratione Labieni vocem casuar usurpatam reperiri et e
Gallia ductam esse (Forcellini). Castus (ritus) proprie significat sacrum illud,
in quo a certis quibusdam rebus abstinentia praeeipitur et praesertim cum
niinistros ejus sacri a rebus venereis castos esse oportet. — Cassivelaunius
kämpfte in Britannien mit Cäsar. Cassopaei, Volk in Epirus. In angel-
sächsischen Denkmälern (von Voden her) v^Mrd Casere (als Eigenname ver-
wandt, wie Cäsar) für cyning gebraucht (s. Grimm). Cäsar und Aesar
(etrusk.), Aesir nach dem Surtalogi. — Qui primus Caesar est cognominatus,
dictus est, quod caeso mortuae matris utero natus fnerit, ut Plin. et Non.
docent, vel a caesarie, cum qua e matris ventre prodicrit, ut est apud Fest.,
vel quod manu sua elephantum occiderit, qui Poenorum vel Maurorum
lingua Caesar dicitur, ut tradit Servius, vel quod oculis caesiis et ultra
humanuni modum viguerit, quod addit Spart. Ka'aaa dicitur tq ~6pvT).
Kaaä?, a[JL9iTC<-f,c xa\ TnüwTa, tapes ntraqne parte villosus. Kaaaov, t[j.aTiov
Ttaxu xa\ Tpayi) TtepißoXa'.ov (Heph.). Cassiterum (stannum seu plumbum) a
monte Cassio (Avien.). Caesaries a caedemlo. Caesius, yXa'jxo?, qui colore
est subviridi seu glauco (quasi coelius). Aes ab a?öu. Caeso (qui e caeso
mortuae matris utero natus est).
Die Sprachgestaltung. 295
glauben, und so die Musleminen von untergegangenen Rassen
reden, deren älteste von Ad (Atta oder Vater, und dann als
Adhi, der erste, aufgefasst) stammte oder (vor der Spaltung
Viraj's oder Kaiomerts') von Adam (Atta und Mamma).
Von Kasyapa, Sohn des Marichi (Sohn des Brahma)
sprang (nach dem Ramayana) Vivasvat, von dem der (im
Mahabharata Bruder des Yama genannte) Manu, Vater des
Ikshvaku (König von Ayodhya) stammte. Dagegen stellt
Tacitus den Deum terra editum Tuisco (Tiusco), dem (nach
Zeuss) der Dis pater der Gallier entspricht, vor Mannus oder
(s. Grimm) Mannisko in Zuriickführung auf" den Stammvater
Aschanes oder (in phrygischer Mythe) Ascanius, der (aus
Askiburg) in Ask und Embla zweigespalten erscheint mit Uma
(Mutter) oder Ambika (Schwester ^ Rudra's).
Das Arioi genannte Nomadenvolk, das, nach der Bildung
eines (chinesischen) Mittelreichs (in Midgard) und centraler
Beherrschung (s. Herodot), Meder oder (unter Niukhar von
dem armenischen König Aram bekämpft) Mades genannt
wurde, durchzog als (von den später Kommenden zu Winden
oder Vanen gerechnetes) Volk des Ares (in Thrazien mit
Fürstenfamilien aus Mercur's oder Hermes' Ahnschaft) oder
Eor (Tyr oder Er) in Hermiones (goth. airmun) oder (kleine)
Hermunduli Europa, wie es andererseits in den Aryya das
Siebenflussland Indiens, dessen Gelehrte Jalada in Sakadwipa
1) Wie Indra die Jungfrau Ahalya entehrt (nach der Uttara-Kanda), so
wird dem armenischen König Ära nachgestellt (bei Mos. Chor.) durch
Schamiram, in der sieh die Wandlungen Ira's (Ila's) oder Ida's wiederholen.
Die Danavas sind, wie die Titanen, die Bogenschützen Sakadwipa's von
TLTawcd, das in späterer Lautverschiebung im Sanskrit (wie dhanu von dhan,
sonare, abgeleitet wird) auf tantns (tanavam) und tantri führte, in älterer
sich aber (wie bei „dehnen") wandeln mochte. Bana Asura oder Vana
Asura, König von Sunitapur, war Sohn des Bali, der (nach der Vishnu
Purana) von Ann (Sohn des Ayu) stammte. Shamas Iva baute (19. Jahrh.
a. J.) einen Tempel für Anu, der (in der assyrischen Keilschrift) Ahn der
Götter heisst (in der Unterwelt). Banaspati, Sohn des Ghritapreshtha, war
König von Kurangcha. Bana ist der Sohn des Usenara (Sohn von Mahamana).
Bana (Sohn des Bikukshi) herrschte in Ayodhya. Bhadra Madra oder
Madraka ist Sohn des Sibi, Sohn des Usenara (König von Usenara-Desa).
Kapatarama, Vater des Tittira (Anu) oder Harisyota (der durch Dundubhi
von Kasyapa und Dana stammt), ist Sohn des Biloma oder Bilama, Sohn
des Bahni (s. Hamilton).
296 Viertes Kapitel.
von den Magas und drei andern Stämmen (Magadhas, Manasas
und Mandagas) bewohnt wussten (nach der Vishnu Purana),
der Viertheikmg der Griechen entsprechend, betrat und dort
das (später auch unter Persern oder Pahkivas zur Herrschaft
gelangende) Sonnengeschlecht (zunächst in Ayodhya oder
Maha-Kosala von Visvamitra's Kusikas und Kusthana oder
Koten und dann auch in der früher abhängigen C'handrawansa)
oder Kurus auf den Thron setzte, bis ihnen ihre länger im
Wanderleben verharrenden Verwandten der Pandus die He-
gemonie entrissen und nach der Besetzung Magadhas die
dortigen Wissenschaften über die Gangesländer verbreiteten.
Satananda (Purohit der Janakas) war Sohn des Gautama, und
die von Ibrahim als Zerdasht (nach Ibn Khalecan) stammenden
Sabäer entnahmen ihre Religion von Scheit oder Seth (und
Enoch oder Edris), der in Aegypten (mit dem Wissen des
Theut oder Hermes) feindlich erscheint, wie die spätem Hel-
lenen Saturnus (der Titan). Kronos (Cham) und Bei sind
Nebroth (nach Mos. Chor.).
Von den Sim (Söhnen des Xisuthrus) oder (in den östlichen
Gegenden) Srovan (der sich wie Apollo Scronanus, die per-
sische Dürre des Dämon Sor aus Ahriman's Wüsten wehend,
an 2e(.piO(; und Svar anschliesst, an den Ufern des später
durch Schamiram ausgeschmückten Van-Sees) repräsentirt Titan
die teutonisch-assyrische Rasse, die sich über Ilium nach Nord-
europa zog, Japhet die in die Länder des Mittelmeers ein-
tretende japhetische, und Aram, Sohn des Horma (Hermes
oder Teuth), von dem die Armenier (Armen oder Armnikh)
genannt waren (nach Mos. Chor.), trieb, von den Sisakanern
und (nach Böotien weiterziehenden) Kadmeern begleitet, den
Titanen Pajapcs Klaghea (ein Prajapati oder Statthalter des
Prajapati Parameshthin) auf die Inseln, wie auch der von
seiner Gattin eingekerkerte Ninus nach Kreta entfloh, die
durch Astghik (eine Schützerin der Asty oder Städte, wie
die bezinnte Cybele, die Attys liebt) geretteten Kinder des
Srovan aber nach dem Berge Tytsenkets oder Olympus ge-
bracht waren. In dem Siege des Tigranes über den mit ihm
verschwägerten Ashdahak (den auf dem Erdbebenberge durch
Hruden gebundenen Drachen Piuras}) oder den Centauren Piurida
orphischer Pieriden) stellt sich die Vertreibung der unter
Cyaxares eingefallenen Scythen (des centaurischen Reitervolks)
Die Sprachgestaltung. 297
dar, während sich diese Befreiung später in den Volksliedern
mit den Triumphen des Cyrus über die Meder vermengte.
Der von dem Bhrigu-Weisen Chyavana, als er die Aswin zum
Somatrinken zulassen wollte, geschaffene Drache Mada drohte
die Götter zu verschlingen (im Mahabharata).
Die Devas aus der durch Dionysos auch nach dem kad-
meischen Böotien verpflanzten Götterstadt Theben betraten
Indien als ein eroberndes Nomadenvolk (mit kunstfertigen
Kenntnissen, wie die von den Perserkönigen gefangenen Diw,
als Tadschik von Badakschan) und setzten sich bald in gutes
Einvernehmen mit den deshalb die mächtigen Götter der
Kschattriya und ihre Siege iiber die Dasyas preisenden Brah-
manen, die indess mitunter auch unter ihren Feinden (assyrische)
Asuren (weniger danaische Danaer oder titanische Daityas,
ihre Nachbarn in Kusa-Dwipa, wo die Bhag. Pur. Daityas,
Danavas, Devas, Gandharvas, Yakshas, Kimpiunishas aufzählt)
bevorzugten und diesen dann ein temporäres Uebergewicht
verliehen. Bei solchen Veranlassungen und besonders, als sich
(nach Festsetzung der friiher neben den Gandharvas im Norden
wohnenden Devas im Sonnenreiche Oude's oder Maha-Kosala's
mit Ayodhya) unter Parasurama der offene Krieg der Brah-
manen gegen die als Sakas, Pahlavas, Javanen u. s. w. aus-
gestossenen Kshattriyas erklärt hatte, wiu-den dieRajah-Familien
darauf geleitet, sich in den bisher verachteten Klassen der
Eingeborenen Bundesgenossen zu suchen, und sie fanden einen
Maha-Vira in dem mit Puschan (dem Erdboden) verbundenen
Vishnu (mit Bogen und Pfeil), den sie deshalb (einst selbst
auf seine Zerstörung sinnend) zum Upendra oder Jüngern
Bruder des Mahendra (Maghavan oder Sakra) machten. Beim
Opferfest des alten Vishnu wird gepflügt (nach dem Vana
parva). Die buddhistische Religionsauffassung des Volks, die
(die den Bhutas gebrachten Menschenopfer sivaitischer Tantri-
ceremonien ausstossend) durch die königlichen Propheten ge-
adelt wurde (und in den Jainas bis zur Verachtung der Brah-
manen führte), gab Ursprung zu der Zwergavatare (des schirm-
tragenden Bettlers), die durch Täuschungen bezwingt, wie
solche auch in Vishnu's Incarnation als Buddha später be-
sonders von der wieder zur Geltung gelangten Brahmanen-
kaste hervorgehoben wurde. Bei dem Sinken der (jainistischen)
Andhra-Dynastie bildeten sich aus den Mythen über die
298 Viertes Kapitel.
populären Göttergestalten die brahmanischen Religionssekten
hervor, die (durch Koran und Bibel über Offenbarungsbücher
und deren Autorität belehrt) für die Sammlung schamanistischer
Beschwörungen, wie sie von den Rishis in den Vedas ge-
sprochen waren, die Heiligkeit des Nichtanfanges verlangten,
während das den Laien zugängliche Zauberwesen sich besonders
in der Form Mahadeva's (als Vertreter der Devas) gezeigt
hatte, in seiner von Bhuta's und Parvati's Gefolge schwärmen-
den Bergresidenz.
Die babylonische Verehrung der Sonne als Ra (II oder
Sur) fliesst aus der ägyptischen des Ra oder Re (auch in
Titeln verwandt), und die Chaldäer führen im armenischen
Mond Khaldi auf Abram oder Abraham (Ibrahim) als Al-
Khalil (Alla). Auf Abraham, den (wie Bhrigu) aus dem Feuer
(Ur) Geborenen, dem Sohn Azar's (Pout Tirasch oder Götzen-
schnitzer) fiihren (nach Ibn Khalekan) die Sabier sowol wie
der Magier Zerdascht ihre Religion zurück, die auch durch
Ismael den alten Cultus Mekkas begründete und in den Han-
delsbeziehungen des südlichen Arabien nach den Indusländern
gelangte, wo sich die Einwanderer kaukasischer Rasse aristo-
kratisch von den verachteten Eingeborenen entfernt hielten.
Die mit einem Seitenzweige auch Palästina (und auf Verkehrs-
wegen, in Zeiten der Theuerung, Aegypten) erreichende Aus-
wanderung Abraham's wird von den Persern unter Zohak (von
den Babyloniern unter Nimrud) angesetzt, und in den Vedas
spielen neben den iranischen Helden- und Sagengestalten die
Allegorien eines sabäischen Gestirndienstes. Der von den
Griechen als Ahn gekannte Budha (auf Phul führend) ver-
mählt sich mit Ida, der Prophetentochter, und Adna, die
Pi'ophetenmutter , sieht den in der Höhle verborgenen Neu-
geborenen aus seinen Fingern Unterhalt saugend, wie die
spätere Abstraction den sich in sich selbst verschlingenden
Brahm an den Fusszehen saugen lässt. Wegen der schreck-
baren Folgen, die (nach den Rishis) die Bcriihruug einer
Brahmanenfrau nach sich ziehen würde, gab König Soma (im
Rigvcda) sie zurück, wie Pharao die Sarah. Die Rishi heissen
(in der Atharvaveda) Bhuta-Kritah, als die existirenden Dinge
gestaltend. Als Narayana auf dem Wasser schlafend, wandelte
sich Brahma beim Erwachen in Vayu (Wind), über den
Wassern hinzufahren (Vayu Purana). Aus der Rauch und
Die Sprachgestaltung. 299
Flamme erzeugenden Hitze der Kasteiungen entstanden die
Wasser und Prajapati (Taitt. Br.). Isa oder Mahadeva wird
durch die Joga verehrt (nach dem Mahabharata), und in Abra-
ham's Nachkommenschaft folgten die Propheten (ausser Schoaib
oder Jethro) dem Zweige Isaak's. Die gesammte Welt (in
der Verehrung des Lingam) ist von dem Männlichen Isana's
und dem Weiblichen Ama's durchdrungen (Mahabh.). Manu
wünscht (in der Matsya Purana) seine Zweifel gelöst, wie
Brahma, trotz verwandtschaftlicher Verhältnisse, sich mit seiner
Tochter Sarasvati vermählen konnte, und Sarah galt für
Abraham's Schwester, obwol seine Frau. Brahma heisst (im
Mahabh.) patriarch of the world (s. Muir).
Isvaragraha, Bruder des Ballabhi-Königs Dhruvarasena IV.
(670 p. J.), beschenkte die Devabrahman (aus Kaiinga). Als
Bali, von Indra getödtet, durch die Bhrigus als Allfürst belebt
Avar und mit einem Heer von Daityas Indra's Hauptstadt an-
griff, räumten (auf Rath ihres Lehrers) die Götter (vor diesen
brahmanischen Gewalten der Vedas) den Himmel. Die über
den Fall ihrer Kinder klagende Aditi wird von ihrem Gemahl
(dem über die vermeintlichen Beziehungen in Vishnu's Trugwelt
lächelnden) Prajapati Kasyapa auf Hari oder Puruscha (den
göttlichen Janardana), als Weltlehrer Vasudeva, hingewiesen
und erhält von Hari (beim Milchopfer) das Versprechen seiner
Geburt, bei welcher er aus «-länzender Erscheinuno; vor den
Augen seiner Eltern zum Zwerg zusammenschrumpft (nach der
Bhagavata Purana). Obwol Usana, Lehrer Bali's (des Königs
der Asuras und Enkel des Prahrada), Vishnu als den von
Kasyapa und Aditi Geborenen erkennend, von dem Geschenk
der drei Schritte abräth, erfüllt (der deshalb verfluchte, aber
von den Göttern mit Blumen beregnete) Bali sein Wort (seine
Gattin Vindhyavali Wasser bringend). Als Jambaval (König
der Bären) den Sieg des Dreischeiters verkündete, suchten die
Asuras den Zaubermeister Vishnu zu tödten, aber Bali lässt
sich in Varuna's Ketten durch Virat und Garuda (Sohn des
Tarxa) binden. Als der Fürst der Danavas und Daityas (un-
bezwingbaren Trug durch Wahrheit bezwingend) seines Gegners
Grösse anerkennt, wird er (auf Brahma's Vermittelung) zum
Indra der Savarni Manvantara bestimmt und bis dahin nach
der von Visvakarman gebildeten Sutala verwiesen, wo die
Bewohner ohne Leiden noch Ermüdung weilen und wohin der
300 Viertes Kapitel.
gelöste Bali (Hari, Brahma und Bhava oder Siva verehrend)
einging. Hari Narayana oderUpendra, seinen Bruder Mahendra
dem Himmel und den drei Welten zurückgebend, lässt Usanas
(Sukra) mit den Brahmanen die Unregelmässigkeiten in Bali's
02:)fer wiederherstellen.
Die frühe Civilisirung Ceylons (als späterer Stammsitz des
Buddhismus) ging von dem (damals als wandernde Pandu in
Indien zerstreuten) Sakya-Geschlecht aus (dessen heroisch
aufgefasste Schicksale später im Mahabharata verflochten
wurden mit der trotz gefeierten Siegs verschwindenden Dynastie
der Panda) und erhielt so zunächst aus Sinhapura (Sakya-
sinhas) im Westen Indiens (den Ländern späterer Singh) den
Entdecker Vijaya, aus dem Panduhause Mathura's seinen
Nachfolger Pandu wasa und vom Ganges dessen Gattin, als
Tochter des Königs Pandu- Sakya (aus dem geflüchteten Sakya).
Der über Suomi (Lappen und Finnen) und Samojeden
bis Semgallen und Samogitcn verbreitete Same-Name deutet
(wie bei Hellenen, von denen die Javanen oder lonier in Athen
und Delphi noch längere Beziehungen mit den von Boreaden,
Nachkommen des Boreas oder Bör, regierten Hyperboräern
bewahrten) auf eine Mythe sumpfentsprossener Eingeborener,
über die am Baltischen Meer ein von der Donau nach Norden
(wie die Dorier in die ionischen Länder von Hellas) vor-
gedrungener Stamm der Thor (Ukko Thor als Fornjotr, den
der jüngere Thor bekämpft) verehrenden Geten herrschte,
feindliche, aber (wie Diws) gebildete Joten (Gothen) für die
Äsen oder zu den Scythen (mit germanischen Wortformen in
Spu, Exampaeus, Temerinda) gehörige Jazyger oder (nach
Watson) Jatwjeser (in Litauen), die sich in Skandinavien als
Suionen mit den Sueven (Germaniens von den Sitzen der
Semnonen aus) verbanden, während im düstern Osten (Austrriki's
im Gegensatz zu dem Basilion des Westens, wie in Wcsi-
Gothen oder Wesi-Krcwitchen) die Ansen oder Anten un-
gemischter (bis zur Vereinigung mit den Slawen als 2c'jcßr|vc''
bei Ptol. oder Sloweni bei Nestor) blieben und im Kaukasus
(Graucasus) das Bergvolk der Jassen oder Osseten sich erhalten
zeigt. In den Samländern liegt zugleich der Begriff des Ver-
sammelns (saman) verschiedener Stämme, wie in der samanäi-
schcn Priesterschaft, wie (in ligurischen) Ingauni (an der
Küste Albengai) und britischen Iceni der der Eingeborenen.
Die Sprachgestaltung. 301
Während die finnischen Kawe als Menschengötter sich an die
Kavi als mythische Könige nnd Priester (unter Iranier und
Arya) schliessen, führt der finnische Gottesbegrifi' Jumala auf
den kampfeslosen Yama-Himmel, der zuerst über den irdischen
Wechseln erhaben ist, wie Satjaloka, wohin sich in der Zwischen-
zeit der Avataren die Rishi zurückziehen (im Buddhismus bis
zu den Dhyani-Regionen).
Im Gegensatz zum östlichen Jotunheim lag (für das cen-
trale Manheim) Wanaheim im Westen, in den Ländern der
spätem wendischen Vandalen, die Odin auf seinem Zuge nach
Seeland (als er Sigi bei den Sigambrern zurückliess) berührte.
Die Völkerverhältnisse des Nordens analysirend, gelangt
man als auf eine der ältesten Schichtungen zu den Lappen,
die bezüglich ihrer eingewanderten Elemente auf einen sehr
früh unter der Nomadenbezeichnung der Türken auftretenden
(durch Tyrrhenier oder Tursen aus lydischen Torrhebien nach
Italien getragenen), als Tyrageten oder Thyssageten mit Gothen
vereinigten Zweig deuten (als Turci bei Abo oder laponische
Turja), während der einheimische Stamm, der schon vorge-
funden, in den Hamen') (Tavastlands) den Namen der (von
Skandinaviern gleichfalls verwertheten) Heime (Heibme oder
Heimat im Lappischen) bewahrt. In damaliger Epoche wird
sich die lappische Decke der Suome oder Same über spätere
Finnen sowol in Samojeden im Norden und Samländer im
Süden ausgebreitet haben (mit einheimischer Bedeutung für
spätere Fremde als Sumpfentsprossene, ähnlich den Fenni und
Hellenen). Als dann scythische Einflüsse die Tschuden bil-
deten (und Handelsverbindungen der an erythräische Rutennoi
und Rossi oder Roxolanen anschliessenden Phönizier von den
Venetern der Küstenländer aus auch fennische oder finnische
Benennungen generalisirten), erhielt sich neben den Tschuden
(früher Hamen) die samische Bezeichnung in den Jamen (Gam
oder Jem), während dem südlichen Stamm (hämischer oder
^) Die Kafxauo'l oder Chamavi (im Hameland) stehen neben Frisen
(Chamavus mihi arat et Frisius), und die Nordfriesen bebauen (bei Saxo)
das überschwemmte Land. Mit den Freseti (Frisiti) setzt Schaöarik die
Berziten in Beziehung. Fosetesland (bei Alfrid) in confinio Fresonum et
Danorum. Von den ins Romergebiet gezogenen Hunnen leitet Jornandes
die Forsatisii et Sacromantisii (Sacromontisii).
302 Viertes Kapitel.
tavastischer Finnen) neben den (durch spätere verwischende
Mischungen in Litauer übergehenden, aber unter der Autorität
des preussischen Kriwe selbständig centrahsirten) Kriwitschen
(und Wessen oder Basileuoi, als Weisse in der Wei Kriwici
Bjeloseros) der nördliche der (schwarzen) Karelier gegenüber-
trat, in seinem Anschluss an die (in Kuren übergehenden)
Kotpßwvsc (und weiter Chrobaten). Die antische Bewegiuig,
bis Permien vordringend (von wo später die Ostjäken nach
Sibirien zurückwanderten mit den Wotjäken), warf die Woten
oder Watialaiset (neben Ishoren) nach Ingermaa (eingeborener
Ingrier), am Ende der die Äsen nach Svithiot (der Suoweni
oder Slawen) führenden Periode, worauf die von den Suiones
besetzten Länder der Halbinsel in die germanische Ent-
wickelung, die Sitones oder Kwenas (durch die Vereinigung
mit den vorgedrungenen Karelen in Oesterbotland) in die
finnische hineingezogen wurden. Als nun unter den eingeborenen
Schichten des östlichen Europa (wie es schon früher durch
die von der Sarmatenherrschaft befreiten Servi versucht war),
unter Serben (der Sporoi oder Spalen) und Chrovaten (der
Karpatenländer), bei deren Auszug der slawische Stamm her-
vorzukristallisiren anfing, und durch die unter den Lachen
oder Polen (n. Szajnocha), sowie von Ruriks Warägern in Russ-
land, auf den Thron gesetzten Normannengeschlechter festen
Haltepunkt erhielt, verbreitete sich in den weniger berührten
Länderecken das finnische Niveau (die noch aus Hamen,
Kvenen, Tschuden übrigen Elemente des Fremdartigen in sich
absorbirend und in Abgeschlossenheit besondere Schroff'heit
gewinnend), während in den markirungslos ofi'enen Ländern
alter (nach der Ostsee gerichteter) Handelsstrassen sicli ein
durch nachgiebige Schmiegsamkeit gekennzeichneter National-
charakter herstellte, der die vielfach gemischte Sprache der
Litauer noch fernem Mischungen leicht zugänglich machte.
Der Schwede heisst bei den schimpflich als Lappen (wie
die Narvan-alaiset als Lapplakot) Bezeichneten Kvaenas, indem
die Cvenen oder Sithonen (dann durch Zutritt der mit den
Äsen iiber Sigambrer und Joten der cimbrischen Halbinsel
herbeigezogenen Sueven im Süden zu Suiones umgewandelt)
sich bis an die nördlichen Grenzen des (ausserpolaren) Skan-
dinavien erstreckten, und vielleicht i'iber das nördliche Europa,
indem die Briten für gleichsprachig gelten mit ihrem östlichen
Die Sprachgestaltung. 303
Zweig der Aestyer, die Wiroi (Wironmaas oder Virlandia's)
als Gesammtbezeichnuüg der Esten ^) und Liven (s. Gyllenstolpe)
bei Finnen (oder Tschuden) im Anschluss an Oiorpata (Vir-
bata) oder scythische (tschudisehe) Sauromaten (s. Herod.).
Die auch am Pontus (bei Scylax) und in Britannien genannten
Melanchlaeni (mit dunkeln Gewändern, wie die Esten) heissen
ein scythisches Volk bei Hecatäus, wogegen ihnen Herodot
zwar scythische Sitten zuschreibt, sie aber zu einem von den
Scythen verschiedenen Stamme macht. Neben den Thyssageten
(jenseit der Budini, die als blonde und die scythisch-griechische
Sprache der Gelonen redende Wenden ihre in der Verwandt-
schaft des Indogermanischen eingeschlossene Handelssprache
^) Die Kircheusprache der Esten richtet sich nach den in jeder Gegend
eingeführten Büchern. Sie kann von der im gemeinen Leben gewöhnlichen
Haussprache verschieden sein. So hört man z. B. in der Kirche zu Kuddafer
den reinen Revalschen Dialekt, aber die Hauptsprache der dasigen Bauern ist
eine Mischung von Revalschem-Dörptschem , Russischem und ganz eigen-
thümlichen Wörtern (s. Hupel). Die alte Eidesformel der lettischen Bauern
vor Gericht (bei Arndt) steht in Hinsicht der Formen dem Deutscheu noch
viel näher als das Neulettische , in welchem das slawische Element mehr
vorwaltet. Slavica lingua in plerisque vocibus latinitatem attingit, et ideo
(Sefridus putat) ab eo quod est continere continas esse vocatas (templa), als
Giebelgebäude von Koncyna (Ende) im Polnischen (s. Prutz). Für die
lateinischen (latini als italienischen) Bewohner von Patti musste die Urkunde
(1133) aus dem Latein in die Vulgärsprache übersetzt werden oder (nach
Hartwig) in den sicilischen Dialekt. Petrus von Ebulo nennt Palermo
(12. Jahrh.) die dreisprachige Stadt. Der Reim der kymrischen Lyrik be-
steht nicht nur, wie der der romanischen, in einer harmonischen Cadenz-
reihe, sondern zugleich in einer ununterbrochenen, eng geschlossenen. Schlag
auf Schlag ineinandergreifenden Kette fortgesetzter witzig-harmonischer
Laut- und Wortspiele (F. K. Meyer). Die gallische Vulgärsprache wurde
lingua romana rustica genannt oder abgekürzt lingua romana (s. Cazeneuve).
Im Bauskerischen Gebiet und am Angernschen Strande bis Kurland wurde
die estnische Sprache gebraucht, aber der Gottesdienst in der lettischen
Sprache verrichtet (Einhorn), 1648. Die Kreewinen beten lettisch (1846).
— La langue litthuanienne est aujourd'hui encore, meme en Samogitie, en
etat d'enfance, et si peu cultivee, qu'elle ne saurait etre comptee parmi les
langues litteraires. Privee de tonte unite eile est composee d'une quantite
d'idiomes , qui dilierent plus ou moins entre eux , meme dans les localites
limitrophes (Ratz). — Nach Dumoulin ist das Celtische teutonisch. — Wiehi
Namun dinan, Queme Riche din, werde Wille din (im Altfränkischen).
Helgat warde titt Nampe, tillkomme tit Reike, skee tin Willie (im Schwe-
dischen) mit voranstehendem Artikel. Kilaubu in kot Fader (im Altfrän-
kischen). Jagh troor pä Gudh Fader (im Schwedischen).
304 Viertes Kapitel.
unter den Slawen verbreiteten) wohnen (gleich ihnen von der
Jagd lebend) die Jyrcae (bei Herodot) oder (bei Mela) die
Turcae, bis zu den Turja Laponiens verbreitet. Francion und
Turcus sind (bei Gregor. Tur.) Priamus verwandt. Die
polyandrischen Agathyrsen (in Siebenbürgen) mit thrazischen
Sitten (bei Herodot) wurden nicht (wie Androphagen, Neurer,
Melanchlaenen) durch die vor den Persern retirirenden Scythen
aus ihren Sitzen gedrängt, wol aber durch spätere Ereignisse,
da sie Ptolemäos am Baltic kennt.
Die Jam (bei Nestor) oder (bei susdalischen Chronisten)
Sem (Hamen oder Samen und Sabme) im westlichen Syrjänen-
gebiet wurden (vor Ankunft der Russen) von den auf Holz-
schuhen (gleich den Scritefinncn des Nordens) fahrenden Per-
miern (s. Petrejus de Erlesunda) im Bjarmaland zurückgedrängt,
und (den Syrjänen, gleich den Gam, verwandt) Mairden die
südlichen Tschuden (Woten und Watialaiset, die, nach Porthan,
den Lappen benachbart waren) als urspriingliche Abkömmlinge
des siidfinnischen (jemischen) Stammes in ihren oflfenen Sitzen
(s. Sjögren) mit karelischen Verzweigungen (Ishoren, Ayramoiset
Savakot) vermischt und erhielten in ihrer Sprache (Liudin
Keli oder Tschudisch) gleichfalls karelisches Gepräge von den
Coralli, paganorum gens ferocissima (bei Gervas.) und Turcl
(bei Abo oder Turku).
Die Finni mitissimi, Scandzae cultoribus omnibus mitiores
(nee non et pares Vinoviloth des dänischen Withaesleth) ent-
sprechen (bei Jornandes) als Cvena (aus finnischem Kainulaisct)
den Sembi et Prutzei, homines humanissimi, in insula quac
Semland appellari solet (Ad. Br.), als Sembones (Saxo) oder
Sambitae (Sami), sowie Warmia (Ormaland oder Ermland)
oder Jarmenses (Hermiones oder Hermines) oder Warmienscs
im schwedischen Wärmeland. Die Bewohner Sandands aber
bezeichneten die Nadrauer und Schalauer (nach Prätorius) als
Guddcn, da (nach Lucas Davi) die Preussen aus einer Ver-
mischung der Eingeborenen (Umeragi oder Ulmigani als
Holmrugen) mit skandinavischen Gothen hervorgegangen. Nach
C'hristian war Warmo (nach dem Warmia benannt sei) Sohn
des Wudawutti, Bruder des Priesters Bruteno und die den
Aestui (in deren Sitzen Ptolcmäus die Talivhai und 2ou5(.va(.
oder, bei Duisburg, Galinditac, oder Golthes des Jornandes
und Sudowitac am Spirdingsec kennt) oder (den Gothen
\
Die Sprachgestaltung. 305
Theodericb's verwandt) Haestier gleichsprachige Briten sind
(bei Fordun) Bruti posteritas, welcher Brutus (Sohn des
Hisition), oder (als Britto Bruto, Enkel des Ascanius) unter
den Söhnen des Alanus, zu einem andern Stamm (der Franci,
Latini, Alamanni, Bryttoues) gehört als die Gothi (mit Wala-
gothi, Cibidi, Burgundi, Longobardi), die Nachkommen seines
Bruders Armenon (Irmino, als Ahn der Herminones), und
unter den Nachkommen des Neugio stehen (mit Bogari, Wan-
dali, Tarincgi) die Saxones (und Anglen mit Wariner als
Thüringer), während der aus der Erde gewachsene Sachsen-
könig Aschan (im Lande der Askenaz) auf phrygischen (frän-
kischen) oder armenischen Ascanius führen würde. Der eigent-
liche Name der Ostiaioi (neben Guttones) oder Ostmänner
(Austr-rikis) war (nach Artemidorus) Kossini, und Kassi velaunus,
König der Kassi (Catieuchland) , herrschte in Cassiobury,
während bei Burdigala Cossio lag (Stadt der Vasates) und Osti-
damnii bei Veneten. Wenn in Estland und in dem (vom Pro-
phetenvolk genannten) Kurland (der Chors oder Kurfemneeks)
die Livones Reste des ursprünglichen Stammes zeigen (den nörd-
lichen Finnen verwandt), rief die Dui'chdringung fremder Ein-
flüsse (aus kriegerischem Norden und handeltreibendem Süden,
schon seit der griechischen Budenstadt) die (dem Litauischen
verwandte) Mischsprache der Letten (s. Kruse) oder Balt-
schwarki (Baltia's im Gegensatz zu Meeleschwarki est-
nischer Melanchlaenen oder Melaneimones , die Strabo auch
auf den Kassiteriden kennt) hervor, zu der das Preussische
(der Pruteni oder Pruzzi) ebenfalls gehörte, mit dem Criwe
in Romowe (trahens nomen suum a Roma) residirend, als
Haupt von deii Lethowiui et aliae nationes Livoniae terrae
(s. Dusb.) anerkannt. Die Russen (Wenneläne, estnisch) haben
die Bezeichnung Kreews (Kriwe) bei den Letten. Die Gott-
heit (Ilmarinen oder Jumala) heisst (bei den Syrjänen) Jen
in ähnlicher Beziehung zu den Jam oder Jem, wie sonst zu
den Goti (und Jöten), indem im (wogulischen) Jomas (redlich)
die moralische Bezeichnung (des begüterten Guten) liegt. Nach
Nestor sitzen am Warangenmeer die Lechen, Prus und Czjud,
indem sich die von Lech geführten Polen (slawischer Her-
kunft) in die (auf einstige scythische Herrschaft zurück-
weisenden) Eingeborenen und die metamorphosirten Prussi
eingeschoben hatten (das Getharum gens bei Kadi.). Schaffarik
Bastian, Studien. 20
2Qg Viertes Kapitel.
findet die Endung geten (der Thyssageten) auch in den Samo-
jeten oder Samojeden (Samogitias). Neugo wird von Zeuss
auf Ingo geführt, und der Anschkiss der Ingaevonen (mit
Cimbri, Teutones et Chaucorum gentes in spätem Sitzen der
Sachsen) ergibt im Anschkiss an die Ingrier Ingermaa's das
vom asischen Odin (durch Äsen über die Eingeborenen ge-
bietend, wie Asdingi unter Vandalen) in Svithiod eingesetzte
Fürstengeschlecht der Inglinger östhcher Sveonen (s. Münch)
seit Frey (Sohn des Njörd) oder Yngve (oder Wanen eines
Wanna-issa). Das Irland und Hochschottland eigenthümliche
GäHsche repräsentirt im Anschluss an das Ligurische (vor
iberischen Niederlassungen in Spanien) den altceltischen *)
1) Nach Evans ist die Sprache der altern Barden in Wales unverständ-
lich. Die Eingesessenen der frühern Vorstadt (der Uekern in Paderborn)
oder die Ueker-Walen sprechen einen eigenthümlichen Dialekt (s. Haxt-
hausen). Noch im Anfang dieses Jahrhunderts war die Mundart Würzburgs
weit specifischer und schärfer ausgeprägt als jetzt (Sartorius), 1862. Die
ältesten Wörter, welche die einfachsten Gegenstände der Jagd und der
Fischerei bezeichnen, sind (im Dänischen) finnischen und keltischen Ursprungs
(Wiborg). Nach Schmitz-Auerbach liegt der Schweizerdialekt bereits im
Hetrurischen. Die Sprache Macedonieus tönte am Indus und in den end-
losen Provinzen Persiens. Während in der Ebene der Dialekt sich gleich-
massiger verbreitet, finden sich in den bergigen Gegenden (in Oberlausitz und
Sachsen) überall locale Unterschiede (nach Preusker). Während in der alt-
hochdeutschen Periode nur Dialekte (mit dem alemannischen als am con-
seqiientesten durchgeführt) vorhanden waren, hat (nachdem das ununter-
schiedene e zur Regel geworden) die mittelhochdeutsche bereits einen der-
selben (den schwäbischen, als die höfische Sprache) über die andern gestellt.
Die neuhochdeutsche Sprache schliesst sich nicht einer speciellen Mundart
an , sondern Luther bediente sich der ,, von allen Fürsten und Königen
Deutschlands befolgten Sprache der sächsischen Kanzlei" (mit Vorwiegen
der österreichischen Mundart). „Die Meynische Sprach (der meissner Dialekt
Luther's) wird (nach Albinus) für die zierlichste , beste und reinste Sprach ,
in gantz Germanien gehalten" (s. Albinus), 1580. Nach Grimm hat das
Nordische mehr Gemeinsamkeit mit dem Keltischen, das Hochdeutsche mehr
mit dem Slawischen. Magd ist im Norden Macht, und wacht = wagt, wart
= ward u. s. w., wenn ist wann, denn = dann, und das Wörtchen da (auch
für viel) bedeutet bald hier, bald dort, bei den Süddeutschen hingegen immer
nur hier, welches letztere übrigens im Süden nicht heimisch und nur selten
für da gebraucht wird (Schatzmayr). — Apud Cambros circumferuntur
vetustae literarum formae, similes runis candicis et aptae ad incidendum in
lignnm vel lapidem ut alphabotum Nomnivi, dictae Coelbren y beirdd, al-
phabetum Bardorum, cui opponitur Coelbren y menaich, alphabetum mo-
nachorum vel romanum (Zeuss) , dann das Beth-luis-nion (aus Zweigen) der
Die Sprach gestaltung. 307
Dialekt, der sich damals, wie über Britannien, auch über die
andern Küstenländer der Nord- und Ostsee erstrecken mochte,
beim Eindringen der Kimbrer (oder Cimmerier) aber (s.Thierry)
in Frankreich in das Gallische verwandelt wurde und durch
die verwandten Belgier in Britannien in das Cymrische und
Cornische, während (von den Grenzen Semgalli, sonst Samo-
getae, oder Lettgalli u. s. w.) die östlichem (und später unter
den Einfluss der Gothen fallenden) Länder unberührt blieben,
aber dann durch ugrische Zuwanderungen überdeckt wurden
und s^jäter die Slawen unter sich aufnahmen. In Gallien sind
Leti (bei Amm. Marc.) bekannt, und die weite Verbreitung des
Namens gab den Litus oder Letus (wie sonst den Gethen
oder Sklaven). Die natio quaedam Sclavenorum in Germania
(der Leutici, qui Wilzi dicuntur bei Ad. Br.) propria lingua
Welatabi, francica autem Wilzi dicuntur (Einhard). Der
Litauer (Ljetuwas) heisst (bei den estnischen Tschuden) Litalain
(s. Schaffarik), der Lette (Latweetis) oder (litauischer) Latwys
dagegen Lätti-mees (in Lätti-maa). Neben üliczi (Ljuticzi)
werden (Suliczi und) Chorwati (bei Nestor) genannt oder (bei
Const. Porph.) Xpoßparot, (Belochrowatiens), die durch Chors
und (kurische) Coreten auf Kronos' (Chronos) Diener (bei
Plutarch) am kronischen Meere führen würden, zugleich
den (nach scythischen Küsten verschlagenen) Herakles ver-
ehrend. Curiosolites stehen (bei Cäsar) unter gallischen
hibernischen Barden. — The inscriptions (at Haggevalleh) with a single
exception were all Lycian, and this had Greek letters over one panel, and
over the other an Eastern character, much resembling the letters upon the
coins of Phenicia (Fellows). — Die russische Schriftsprache ist stark mit
kirchenslawischen Elementen (denen das Altbulgarische oder Altkirchen-
slawische zu Grunde liegt) durchsetzt [indem bei den vielfach finnischen
Bestandtheilen der russischen Nationalitäi das Slawische eingelernt ist und
deshalb in correcterer Form aufgenommen wurde]. — Fuit quondam in hac
republica -virtus, quam velut quaedam coeli luminaria, non scripturae quidem
membranulis, sed clarissimis gestorum radiis patres illustravere (Kadlubek)
in Polen. — Die sabellischen Völker erhielten (nach Mommsen) ihr Alphabet
von den Etruriern (nicht von den Römern). Nach Fox ist das Ogham-
Alphabet von dem russischen verschieden. Nachdem Ulfilas den Gothen
bereits ein vollkommenes Alphabet gegeben, fuhren die Burgunder fort, sich
des vaterländisch echtem Futhark zu bedienen (s. Dietrich). Ibn-Abu-Jakub
el Nedim (10. Jahrh.) erhielt von dem Dolmetscher des russischen Königs
in Holz eingekerbte Schrift.
20*
308 Viertes Kapitel.
Armorici neben (Osismii, Rhedones, Sesuvii, Aulerci, Unelli
und) Veneti. Von den Phöniziern (Poeni oder Puni) verblieb
im Norden der Name der Finn oder Fenni, der wegen besserer
Bewajßfnung in Dänemark gefürchteten Kriegerkaste (s. Saxo),
die (als Küstenwächter) ihre Ansiedelung zu Magh Feine (als
Fir maighe Feine) in Irland (s. Wood) fanden, wie Loyan
aus dem Gälischen oder Bearla-Fenni (punische Sprache) ge-
nannten Irischen den Monolog in Plautus' Poenulus erklärt.
Wie nun der Name der Scythen den unterworfenen Ein-
geborenen an der Ostsee als Tschuden verblieb und über die
Montes Gordyaei oder (bei Ibn Fozlan) Dschudischen Berge
(Dschudi) weithin durch Sibirien seine Verwendung findet, so
mag auch von Poeni her die finnische Bezeichnung zurück-
geblieben sein, wie sie Tacitus von Stämmen hörte, die er
(nebst den Peucinern) eher zu Germanen als zu Sarmaten zu
rechnen geneigt war, während die benachbarten Veneti manches
von den letztern angenommen hätten. Diese sarmatische Be-
ziehung vermittelte den Uebergang der Bezeichnung Veneti
(dialektische Nebenform der Feine oder Fenni) zu den Winidae
und spätem Wenden (in gleich universeller Bedeutung von
der slawischen Fixirung verwandt). Wie bei den armorischen
Veneti erscheint der Stamm Ven in keltischen Völkernamen
mit mehrern Ableitungen, Venicontes,Venicosii, Venostes u. s.w.
(s. Zeuss), und illyrische 'Evexot wurden (s. Jul.) in Veneti um-
gestaltet, indem bei solchen Namensbildungen die schon an
Handelsplätzen haftende Bezeichnung der Poeni der Venta
(in venetischen oder fenischen Dialektwandlungen) mitsprechen
mochte, ohne damit etwas Weiteres iiber eine ethnologische
Werthbezeichnung aussagen zu können. Wenn Cochim sich
in Annam wiederholt, so weist es auf die Handelsstadt Cochim
in Indien, ohne doch zu den dortigen Bewohnern in so naher
Beziehung zu stehen als zu handeltreibenden Chinesen. Malaien
findet man an vielen Punkten des Archipel, wohin der eigentlich
so genannte Stamm nie gekommen, oder doch nicht so weit, um
die einheimische Bevölkerung, wenn er dahin gekommen sein
sollte, wesentlich modificircn zu können. Die Peguaner wieder-
holen (als Telinga) die Kaiinga, die ihre Handelsverbindungen
weithin als Kling (jetzt oft mit verächtlicher Nebeubezeichnung)
verbreitet haben. Den Griechen begann das vom Scliwarzen
Meere bekannte Scythien im Norden jenscit der Gelten, und
Die Sprachgestaltung. 309
für die Yankee sind schon die Pueblos-Indianer und andere
der Grenzen Mexicaner, ohne dass sie in besonders directer
Beziehung zu den Nachkommen des mythischen Mexitil stan-
den, oder noch weniger zu den als Universalbezeichnung häufig
verwandten Azteken, auf welche die Verehrung des unterge-
schobenen Montezuma fiihren könnte. Russland stösst im
Südosten iiberall auf Tartaren, während die eigentlichen zur
Zeit der Mongolen, die ihren Namen verbreiteten, gerade zu
Grunde gingen.
Die Veneti (bei Jemandes) bildeten die (wie jetzt die
Litauer) gemischte Bevölkerung der mittlem Ebenen und
treten an der Weichsel noch einmal mit dem Mischvolk
der Vidivarier auf in Witland der (mit Slawen) aus Scythien
hervorgekommenen Vites (bei Geogr. Rav.) und Chymaves,
und wegen späterer Piratereien von WoUins Küste heisst es:
quos illi Withinga (Wikingos) appellant, nostri Ascomannos.
Nachdem Hermanrich die finnischen Stämme besiegt, unter-
warf er die (wie ihre aesthyschen Nachbarn) unkriegerischen
Veneten (phönizische Punier, durch rothes Erythraia auf
Rutennoi und Roxolani führend aus Verbindung mit Enetern).
unter den folgenden Wirren bildeten sich aber in dem Gebiete
der Veneter unter skandinavisch-germanischen Leitern die
Genossenschaften der bis zum Dnjestr reichenden Sclavini,
und der (bei ihrer Tapferkeit an die Namen ansischer oder
asischer Heroen bei den Gothen anschliessenden) Anten zwischen
Dnjestr und Dnjepr. Im Osten waren schon die Acatziren als
Vorhut der Chasaren vorgedrungen, und unter den nach-
hunnischen Völkerwanderungen verloren die (an den Streifzügen
nach Thrazien und Hellas vielfach theilnehmenden) Anten ihre
Selbständigkeit (wie Heruler, Gepiden u. a. m.), während die
nach dem Westen und Norden geworfenen Slawen (die den
Namen von frühern Suowenen oder Sueven bewahrt hatten)
dort Centralpunkte fanden, von denen aus sie die eingeborene
Schicht mit einer gleichartigen Decke der Slawicirung überzogen.
Als Völker slawischer Zunge (unter japhetischen Nach-
kommen) nennt Nestor die Poljanen, Drweljaner, Nowgoroder,
Polotschaner, Drego witscher, Sjeweraner, Buzaner und Wolyner
(und von den Polotschanern werden die Krewitschen abgeleitet),
während eine andere Sprache den Muromern, Tscheremissen,
Mordwinen, Merer, Merjer, Wessen (mit Tschuden, Permier,
310 Viertes Kapitel.
Petschoren, Jamer, Litauer, Semigoler, Koren, Norower, Liben)
zukommt. Die Waräger, die von Finnen (Tschuden), Slawen,
Merier, Wersen und Kriwitschen (wie die Chasaren oder Kor-
saren von Polanen, Swenejanern und Wjatitschen) Tribut ein-
trieben, wurden (862 p. J.) verjagt, aber (862 p. J.) als
Herrscher zurückberufen von den Warägern, am Meer der
Warangen (Biruni) oder am Meer Waseng (Albufeda), wo als
äusserste Slawen des Westens Ad. Br. die W^aigri (Vagri)
setzt mit civitas eorum Aldenburg maritima. Hinter ihnen
an der Oder wohnten um den Tempel der civitas Rhetra die
Welatabi (OueXirat. bei Ptolem.) oder (francica lingua) Wilzi
(Liutizi). Welatabi oder (Ann. St. Amaud.) Wulzi (in Wene-
donia) ist (in den Ann. St. Gall.) ein Gesammtbegriff für
Sclavi et Saxones (Eald-Seaxe). Sunt autem Fresones, Rugini,
Dani, Hunni, antiqui Saxones, ßoructuarii (Beda). Bei Venat.
Fort, steht zwischen Geta und Danus der Name Wasco, eine
Heldenbezeichnung wie Wilzi (s. Saxo), während die Wolot
oder Woloti (ispolin oder welikan) den Slawen (nach Tschulkow)
als Giganten (in den Wolotki oder tumuli gigantum Weiss-
russlands) gelten und das (wie in den Wilzen Wiltshires mit
megalithischen Monumenten bis zur Wailands smith in Berk-
shire bekannte) Völsunger-Geschlecht (Wicked Willy Wilkin)
aus Sigmund's Wälsinge, einst im Frankenlande herrschend
(nach Snorro) auf den gothischen Helden Vidigoja oder Widga,
Sohn des Walund oder Vielant), führt. Der Name Wilzen
oder Lutizer, das gefiirchtetste Volk des Nordens (nach Glaber
Rudolf), war wegen der Tapferkeit gegeben (s. Helmold), und
noch Swiatoslaw schwört (971 p. J.) beim Gott Wolos oder
Wlos (neben Perun). Qui (Alani) lingua eorum Wilzi dicun-
tur, crudelissimi ambrones, quos poeta Gelanos vocat, als
Wascen oder Woten (Gnaden oder Quaden).
Diese Woloten oder Wolchen (Wolochen) lebten nun in
russischer Sage als die Bedränger der Illyrier an der Donau
(s. Nestor), wodurch die Wanderung der Slawen nach der
Weichsel (als Ljachen) veranlasst sei, und wie (seit dem Ab-
zug cimmerischer Kimbern nach Ländern der mit Ambronen
bekannten Liguren) die altgriechischen Beziehungen der Ge-
Ionen (bei Herodot) den Äsen im aspurgianischen Asgard
bosporanischer Könige unter Boreadischen Nachkommen des
Bor und Buri im Norden ihr Uebergewicht gaben, so kennt
Die Sprachgestaltung. 311
auch Ptolemäus neben den Weltai am wenedischen Busen die
"Oaioi und wiederholen sich (bei Tacitus) hinter Marcomannen
und Quaden die Namen der Osi, Buri, Gothini (mit Marsigni).
Eingeleitet wurden also die slawischen Bewegungen, als
unter den Kämpfen der (mit Trutungi, Virtingui, Peucini) zu
den Scythen (s. PoD. Claud.) gerechneten Austrogothi — an
Alanen (As oder Jassy der Jacynger und Jazwinger) grenzende
Greuthunger (neben Tervinger) — und der Wesegothae oder
(bei öid. Apoll.) Vesus (unter der Stiftung ihrer Reiche,
deren Sturze oder neuer Herstellung derselben), warägische
Scharen nach dem Norden zogen, um an den Grenzen der
(der eingeborenen Schichtung nach verwandten, obwol zeit-
weise von Sueven regierten) Ligier Staaten an der Weichsel
und Oder (wo der Name der Welten und Ösen wiedergefunden
und fortdauerte) zu gründen, um von Gnesen und Krakau
aus zu herrschen, sowie (im directen Verkehr mit skandina-
vischen Stammesgeschlechtern) am Ilmensee ') (in Nowgorod
der Slowenen) und gleichfalls unter finnischen Bewohnern am
Dnjepr in Kiew, als die Lechen der polnischen Ebenen an der
Weichsel dorthin ihre Colonie gesandt, während die zeitweise
hinter den Bergwall der Karpaten Geflüchteten auf Heraclius'
Einladung wäeder hervortraten, wie im 15. Jahrhundert die
Walachen.
Wie die Riezani (bei Wrietzen) auf Riesen (Anten auf
Enten, Hunnen auf Hünen u. s. w.), könnten die Wilzen
(Wilten) auf Wilde führen, wie Grimm in Vidigoia (Vidugauja)
oder Witicho (Yudga oder Witugouwa) silvicola von vudu
(lignum, silva) findet (als Waldgott), ein Sohn der Merminne
Frau Wachilt, mit König Vilkinus (zu Vulcanus in Beziehung
gesetzt) an der Spitze, Vater des riesenhaften Vadi oder W ato,
dessen Sohn Velint oder Wieland die Schuiiedekunst erlernt
bei Mime, weise wie der den Wanen beigegebene Mimir,
dessen Haupt zurückkehrt. Volundr's Söhne waren synir
Finnakonung, eines finnischen Königs (s. Grimm) und Wate's
1) Die bei den Arabern Wisu (s. Frähn) benannten Wessen (im bielo-
serskischen Gebiete) oder (bei Jemandes) Vas (Wiltzi) werden (bei Sjögren)
von (finnisch) Wesi (Wasser) erklärt. Vassjolatj heisst Feind bei den Lappen,
die die Finnen (Tschuden) von den Tjudeh (Streifpartien) als Kriegsleute
benennen. Antium (Genua) ist Hauptstadt der Ligures (bei Scylax).
312 Viertes Kapitel.
Waetlingastraet schliesst sich an die Irmanezsträza, wie auch
den Szeklern ihre Brüder auf der Milchstrasse zuriickkehren.
In Gudrunland hat man gehört, daz Wate arzet waere von
einem wilden wibe, und dem Sommerriesen Svasadr oder
Samar (gut und freundlich, aber feindlich im südlichen Surtur)
steht der Winter, als Windbringer Vindsvalr (Vetr) oder
Vasadr (nass und feucht) des Westens gegenüber. Westri
war der westliche Himmelszwerg und Vind och Veder in
norrländischer Sage (von Olaf) wiederholen sich in litauischer
Mythologie. Winistar oder Vinstri (sinister) in Beziehung zu
väma oder (nach Pictet) zu van liegt auch im Dialektischen
winsch (verkehrt oder links), wie in den Libui (bei Livius)
zu Laevos-Ligures.
Die Ligii oder Lygii, als der weniger von dem Andrang
der Kelten beriihrte oder mit ihnen (wie die KsXxoXiyus? am
Rhone) gemischte (und deshalb in polnischen Sagen, bei
Kadi., das Land mit den nach Griechenland ziehenden Galliern,
am Schluss langer Kämpfe, theilende) Zweig der (von Dionysos
auch unter Latinern und von Philistus unter den Siculern
aufgegrabenen) Ligurer im Osten, bildeten die bis zur Donau
erstreckte Schichtung der Eingeborenen, die sich (als Sarmates
limigantes) gegen die Jazygen erhoben, mit den Hunnen da-
gegen (die sie von gothischen Drängern befreit hatten) be-
günstigt und kriegerisch organisirt. In ihren germanischen
Sitzen drangen erobernd die Sueven vor, mit ihrem Haltpunkt
unter den Semnonen, wie auch (zu Probus' Zeit) Semnon über
die Logionen herrscht (bei Zosimos) und der in Piasthis
Bauernstande geborene Semovit als nationaler Wiederhersteller
polnischer Selbständigkeit (unter den Lechen) gefeiert wird.
Als der Name der Scythen i) vor dem Sarmatiens verschwindet,
treten unter den e"^v7] \Kiyiaxa dieses die Jazygen (neben Alanen
oder Asctinzer und Roxolanen) hervor, und die durch grie-
chische Cultureinflüsse (im aspurgianischen Asgard zur be-
') Die von Lucian mit den Scythen identificirten Alanen scheinen (nach
Zeuss) mit den (nach Ilerodot) scytliisch redenden Budini ein Volk zu sein
»ind mit ihnen dem persisch-medischen Stamm (der Sarmaten) anzugehören,
wie Jurnandes (ausser den von Plinius als äusserstes Volk der Deutschen
gekannten Sciren) zu den Alanen auch die Sadagarier oder (bei Ptolem.)
Sargatii (Sagartii bei Persern als Asagartier) rechnet.
Die Sprachgestaltung. 313
wegten Zeit des Mithridates) ausgeschmückte Mythe skandi-
navischer Äsen findet ihren geschichtlichen Boden in den
(unter Winidae oder Spalen als serbischen Sporen oder Slawen)
einbegriffenen Anten in Verbindung mit den Slawen (Stlavani
oder Suoveni, 2o'jouir)vo'' oder 2oußT,voQ, die an den Grenzen
der Keltenländer als Sueven (Ariovists) bekannt werden, und
dort (mit ihrer Hauptkraft wegen der reichern Beute römischer
Provinzen angezogen) in Germanen unter verschiedenen Stammes-
namen übergehen, während die Nachzügler im Osten in der
grössern Masse der Urbevölkerung (unter nur theilweiser
Modificirung der Sprache) untergehen, obwol ihren Namen
weitern Strecken zurücklassend und den durch längere Sitze
im Norden ihren getischen Beziehungen entfremdeten Gothen
grossentheils feindlich gegenüberstehend, bis zur Ausgleichung
im cimbrischen Jotunheim (schon zu Odin's Zeit) und in
Schweden unter den Folkungern (13. Jahrh. p. J.). Wie der
normannische Chacanus (Annal. Bertin) oder Hakon (839)
Gesandte nach Byzanz schickte, so erschienen bei der Be-
lagerung dieses im Heere des awarischen Khans (590 p. J.)
zitherspielende Barden als Gesandte der Slawen vom westlichen
Ocean (jz^o<^ to Tspjxax'' tö tou SuTtxou oXTjvsvat. oxsavoO) und am
warägischen Meere wohnten die Ljachen (bei Nestor), bei
denen (wie später die durch finnische Stämme berufenen Wa-
räger von jenseit des Meeres unter den Slowenen am llmensee
Nowgorods und unter den Polanen am Dnjepr in Kiew)
skandinavische Edelgeschlechter (Slachta, friesisch) oder Slachta
(ein im Norden später vor aufsteigenden Chunni oder Kunni
und Aett oder Fara zu schlechten Liten oder Liutizen und
Ligen degradirter Name in den Lethslachta oder genus
Litorum) beim (nordischen) Adlerneste Gnesens ihre Herrschaft
unter den Polen Campanias (s. Gervasius) begründeten und
die Drachensage des (mit der Stammutter Kraaka oder
Aslauga) vermählten Ragnar (als Lodbrok oder Pechbekleideter)
auf Krakus, vom Rabengekrächz (Odin's) benannte (s. Bo-
guchwal) Gründung brachten, Sitz der, Wandalen am 'Aax.tßoup-
7',ov opo? (asdingischer Fürsten oder Astingi) oder Krkonose
der KopxovTOt (als das Riesengebirge, von dem im Gedicht
Snjemy die Fürstin den Truht oder Truhten Ratibor zur Ver-
nichtung des Drachen beruft, während Czech aus karpatischem
Chrowatien nach Böhmen kommt) beherrschenden Wanda.
314 Viertes Kapitel.
Die Scytharum patria der Sclavinen (bei Guido Ravenna)
begreift den nordwestlichen Theil Sarmatiens (bei Ptol.), und
innerhalb dieses allgemeinen Begriffs leitet Nestor (neben
Radimitschen und Wjatitschen) die Poljane Rusowe oder
Polanen am Dnjepr (wo Kiew durch Kij und seine Brüder
begründet wurde) von den Poljane Ljachowe (mit den von
Ptolemäus neben den an Gythonen unter den Wenden stossen-
den Phinnen genannten BouXav£<; Pulinalands in der Wilkinasaga
oder Bolanas) an der Weichsel her (wohin die Slawen ge-
zogen), während die bereits vom Apostel Andreas besuchten
Slawen oder Slowjeny (im engern Sinne) am Ilmensee wohnen,
mit Nowgorod als Hauptstadt, die Residenz Wolchow's der
Wilzi (Wasae) oder Völsunger in Wilkinaland (Svithiod und
Gautland in Verallgemeinerung mitbegreifend).
So fand die auf eingeborenen Schichtungen aus suevischen
(in germanischer Vorbildung und unter spätem Rückflüssen
aus Skandinavien constituirten) Herrschaften neu entstehende
Nationalität des Slawenthums ihre Stützen in den drei Centren
der Weichselländer (mit Gnesen und Krakau), Nowgorods
am Ilmensee und Kiews am Dnjepr, während es sich zugleich
mit den durch Heraclius veranlassten Auswanderungen aus
Weiss-Chrowatien nach Illyrien (mit verwandter Grundlage)
und Serbien (für wechselnde Berührung mit weitern Ein-
wanderungen) verbreitete und, überall (wie schon zu Samo's
Zeit in Böhmen gegen die Awaren) nationale Erhebungen
veranlassend , durch Kampf (wie im mährischen Reiche
Rastislaw's und Swatopluk's) oder durch allmähliche Absor-
birung der fremden Elemente die unabhängige Gestaltung der
Reiche in Polen und Russland herbeiführte.
Nachdem germanische und slawische Nationalität aus-
einanderkrystallisirt waren, versuchten dann in der Mutterlauge
der zurückgelassenen Letten oder Leten (Laten oder Liten)
zunächst aus Liutizi oder Wilzi (alanischen Ambronen, in
Cimbern und Ligurern gemeinsame Namen) die litauische
Nationalität anzuschiessen, die indess durch die frühzeitige
Verschwägerung mit Polen im Wachsthum gehemmt wurde,
als ihr preussischer Bestandtheil, der sich im Kriwethum
bereits abgerundet hatte, an Deutschland verloren gegangen.
Germanien, dessen westlicher Theil sich an die keltischen
Völkerverhältnisse jenseit des Rhein (wo griechische Colonien
Die Sprachgestaltung. 315
und längere Herrschaft der Römer feinere Gesittung eingeführt)
anschloss (und zugleich bis zum hercynischen Walde von dem
zurückflutenden Strom der Gallier berührt worden), während
der Osten ohne bestimmte Scheidung in den Osten Europas
überging, bildete zu Cäsar's Zeit den Tummelplatz für ein-
gedrungene Reiterhorden, die die damals noch herrschende
Dorfwirthschaft in die Hofwirthschaft (zu Tacitus' Zeit, als die
Suevi majorem Germaniae partem innehatten) verwandelten
(die sassische und suevische Volkswirthschaft, wie es Moser
unterscheidet) vmd mit Helvetiern sowol wie Galliern in feind-
liche Berührung geriethen. Diese Vorhut östlicher Nomaden
trat in Germanien unter dem Namen der Sueven auf (von
jener allgemeinen Generalisation, die Rudbeck auf Sven oder
Son, wie Stiernhelm Gote auf gaeta zurückführt, und die auch,
wie dieses, unter Umständen die Dienenden bezeichnete, bei
der Synonymität von Troell und Svenn nach Torfäus) und
lässt so (während Cäsar von den Kämpfen der Sueven und
Cheruskern spricht) bei den (wie die priesterlichen Capillati
der Gothen langhaarigen) Catten die Sueboi Lakkobardoi (bei
Ptolem.) erscheinen (bis zu den Sueboi Angeloi an der Elbe).
In diesen von Ariovist geführten Sueven liessen sich Nach-
sendungen erkennen, aus dem von Diceneus (zu Sylla's Zeit)
an Burevista's Hofe gebildeten Ministerrath , cujus consilio
Gothi Germanorum terras, quas nunc Franci obtinent, de-
populati sunt. Die Reiterstämme, oft unter dem allgemeinen
Namen der Sarmaten (oder Scythen) zusammengefasst, traten
auch unter Particularbezeichnungen auf, und herrschten dann
als Jazygen (von Watson mit Jawjeser identificirt) , die (bei
Dion) mit kriegsgefangenen Sklaven handeln (wie die Russen
an der Wolga) über die Sarmates Servi als Quadi (von hvatr,
als gens strenua) über Gothini und Buri. Der Name der
Sueven — obwol sie anfänglich in besonderer Beziehung zu
Gothen oder Geten (xa. twv 2ou7Jßwv sä"V7j ojxopa toI? FsTat.?)
standen und auch in Spanien später (wo sie trotz des Auf-
standes einen eigenen Fürsten, aus den den Gothen zwar an
Adel nachstehenden Warnern, erhielten) nachsichtiger als Fremde
behandelt wurden — nahm allmählich eine ähnlich bestimmte
Verallgemeinerung an, wie der der Scythen, Gothen, Slawen
u. s. w., und wurde so auch auf die zum oberdeutschen Stamm
gehörigen Sueven (die Juthungen als Nachbarn der Alemannen)
316 Viertes Kapitel.
übertragen, wie auch die Longobarden unter Wacho mit Sueven
an der Theiss kämpften und im Marcomannenkrieg Suevi ge-
nannt werden neben Sarmaten und Quaden (wie andererseits
Saxones als Nordosquavi neben Thüringer oder Weriner und
Angeln im Kampfe mit dem von Sclavi unterstützten Pippin).
Die im tlmringischen Streit bis zum Rinnsteig vorgeschobenen
Franken nahmen auf eingeborenen Grundlagen die dem Ober-
deutschen angenäherte Moditication ihres niederdeutschen
Dialekts an. Im Niederrhein treten die Franken (Fepixavoi,
oü vuv ^payYOt) in die Länder der Tungri (tunc Germani) ein
bei Aduaca Tungrorum (der von Cimbern und Teutonen
stammenden Aduatiker unter den von Germanien her die
Gallier jenseit des Rhein dislocirenden Belgiern), als Hauptort
der Eburonen, die mit Caeraesi, Paemani, Condrusi (und Segni)
uno nomine Germani appellantur. Diese Foederati oder Brüder
(Barangoi oder tppa'yyoi,) gaben dann fiir die westlichen Grenzler
den Namen des ganzen Landes. Nach den Menapii traf der
Einfall der von den Suevi gedrängten Usipeter und Tenchterer
auf die Eburonen (später vor den Tungri zurücktretend) und
Condrusi, unter dem Schutz der Trevirer, die sich gleich den
benachbarten Nervii (twv Kc[xßpov xat Tsuxovov aTCOYOvot.) von
den Germanen ableiteten. Die Benennung von der Bewafinung
würde (wie bei Sachsen) eine Parallele finden in den Gacsaten
(Miethssoldaten aus den Alpen und Rhönegegenden geworben),
die Strabo (neben Bojen und Senonen) als Volk in dem Po-
Lande nennt, von jcdaoQ (telum). Der alemannische Stamm
der Cenni (Ks'vvot,) oder (bei Florus) Sceni (Senones oder
Senni) wird (zur Zeit des Caracalla) genannt (s. Dio Cass.),
und neben den Aulerci Brannovii (als Clienten der Aeduer)
heissen die mit den Venetern verbundenen Diablintes (bei
Maus) Aulerci (bei Ptolem.), qui cognominantur Eburovices
(AijXspxoi 'Eßoupatixot oder Aulerci Eburones) et qui Cenomani
(Plinius). Treviri et Nervii circa aflPectationem Germanicae
originis ultro ambitiosi sunt (Tacitus) und plerosque Bclgas
(die die Cimbern und Teutonen zurückgeworfen) esse ortos
ab Germanis, hörte Cäsar. Die (als italienische Volsci mit
Umbrern und Osken sprachlich verbundenen) Volcae, die sich
in der Narbonensis in (die bis Galaticn streifenden) Tectosages
(als Volcae Tectosages den hercynischen Wald besetzend) und
Arecomici spalteten, drückten die Generalisation eines auch
Die Sprachgestaltung. 317
an den britischen Kiisten (als belgische Fir-Bolg) bekannten
Eroberungsvolkes aus (ein Volk^] der Wilzen oder Wolchen
des Wasgenwaldes). Als Uebersetzung steht Wölfing neben
dem Heldennamen Wilken Vilkinalands (Wlkostan oder Land
der "Wltschker). In der Bezeichnung als Weisse (neben
schwarzen Kara und rothen Rutenu) führt (slawisch) bjelo
(Belogradi) durch keltisches win (kornisch guyn, weiss) auf
Wenden im Lande Oulv und den Gottesbegriff (auch im
wuotischen Lichtwolf Apollo's, in Falant oder Phol, als Baldr,
Ullar sefi oder Paltar). Daran schliesst-sich der Name Wlachen
oder Walachen, wie die Capchat (Kiptschak oder Rumänen)
von den Slawen (1058 p. J.) Polowci, von den Deutschen
wieder Falawa oder Falon (Valwen oder Valans) genannt
werden. Der junge Weiss-Kunig bekämpft den Gruen-König
(von Ungarn).
Die bei Ptolemäos genannten Sachsen (jenseit der Trave)
stehen den Chauken in Gestalt späterer Slawen gegenüber, als
die in die Länder der Chauken eindringenden Sachsen dort ger-
manisirt waren, obwol ihre Namen (wie die Franken in Gallien)
für das Land bewahrend. Sachsen und Slaw^en'*) werden
^) Vulgus (voulgous) ou volgus en Italie (sermo vulgaris ou rusticus).
Die Gelten (Keltai) heissen Wallon oder Waelsh (deutsch) und (lateinisch
oder griechisch) Galli und Galatai (nach Sismondi). Constat Galliae et
Walliae vocabula, sola dialecto, sive diversa pronunciandi et scribendi ratione,
esse diversa (Boxh.). The Welch (descendants of the Belgic Gauls) obtained
the name of Galles or Walles (Guthrie). Les noms de Gascons, Vascons,
Basques sont identiques qnant a l'etymologie (s. Van Bemmel). Die Sclaveni
kamen (bei Jemandes) von Civitas Novietunensis. Noviomagus -war Hauptstadt
der Nemeter (hibernischer Nemedhier), und unter den Arverni galt Nemosus
für herakleische Gründung. Le nom de Volcae est celui de Volk des Allem,
(s. Walckenaar).
^) In der plattdeutschen Volkssprache sind manche wendische Wörter
erhalten (s. Musäus). Pflug, Peitsche (sväp, niederdeutsch), Lootse, Stieglitz,
Schöps sind slawischen Ursprungs. Auch Redensarten haben sich erhalten.
Statt „es regnet" sagen die Wenden dost eyde (der Regen geht), und so
fast alle Slawen. Nachahmend und übertragend sagt der Bauer im Alten-
burgischen „Gottes Regen geht" (s. Burmeister). Manche Verba sind halb
wendisch, halb deutsch, z. B. rise del, zertheilen; litz wech, wegfliehen;
delbeze, niederfliessen ; lese dal, niedersteigen (und Adverbien: awentok,
ebenso; wissteide, allzeit; tjit, wo; kom, wohin; witkunt, woher; wapak,
wieder). Wie Plautus und seine Zeitgenossen mit Vei'nachlässigung der
Position Silben vielfach kurz massen, weil sie die Geltung voller Längen in
der Volkssprache ihrer Zeit nicht hatten, so haben die Grammatiker der
318 Viertes Kapitel.
(Chron. S. Gall.) als Weletaben zusammengefasst , und nach-
dem Angeln und Sachsen aus (wendischen) Vithaesleth (oder
Dani) nach Britannien gezogen (Saxones cum Slavis in Chron.
de Traj.), kehrten aus Wiltshire die Slavi (in Frisia seu Hol-
landia) als Colonisten zurück, Wiltaburg (oppidum Wiltorum)
oder Trajectum (s. Beda) bauend. Der (bei Festus) von Raub
und Plünderung genommene Name der Ambronen, den schon
keltische Ombrer in Italien bekannt gemacht haben mochten,
spätem Zeit dieselbe Messung für die prosaische Rede ihrer Zeit gelehrt,
weil in der spätem römischen Volksspi'ache jene Silben ebenfalls nicht als
volle Längen gehört und gesprochen wurden (s. Corssen). — The Polynesian
languages appear to be descended from one which originally possessed all
the characteristics of that system of representing the nouns, which is still
to be met with in Kafir and the kindred Bantu languages (s. Bleek). —
Windisch, der Wende, Slowene, dann wie welsch, jeder, der eine unver-
ständliche Sprache spricht, windisch'n, fremdartig, undeutlich reden (im
Kärntnischen). Win (in spana-win), Kamerad, Kameradschaft (s. Lexer).
Die Nachkommen des (von den Schweizern) Hunnen genannten Volks im
Thale Anniviers (bei Sitten im Canton Wallis) bedienen sich eines ver-
dorbenen slawischen Dialekts (s. Malten). — Honnorat considere la langue
proven^ale comme un compose de mots latins , celtes, grecs, mores, arabes,
allemands, saxons, espagnols, italiens, catalans, portugais et fran^ais. — Ist
der Gebrauch des Artikels im Gotliischeu und Althochdeutsclien schwankend
genug, so mag die Herrschaft der Deutschen über Preussen dazu beigetragen,
hierbei auch wol die Deutung dieser Religionsschriften durch deutsche
Priester so eingewirkt haben , dass der Artikel fast vor allen Substantiven
erscheint (s. Vater). Schleicher bemerkt, dass preisen, ein Lehnwort und
überdies erst von pris, nhd. preis, aus latein. pretium (franz. prix) abgeleitet,
jetzt nicht mehr preiste, gepreist bildet (wie auch in Kirchenliedern richtig
gepreisst auf geist reimt), sondern ebenso, wie bereits in der altern Sprache
das Lehnwort schreiben (aus latein. scribere) die ihm zukommende Form
eines abgeleiteten Verbs abgelegt und die Flexion eines Stammverbum an-
genommen hat. — La langue russe fut introduite chez les Lithuaniens
simultanement avec le culte orthodoxe (Narboutt) et continua a se conserver
meme alors que les grands princes de Lithuanie etaient devenus rois de
Pologne (s. Ratz). L'escholier respondit (ä Pantagruel) : Seignor missayre,
mon genie n'est point apte nate a ce que dict ce flagitiose nebulon, pour
escorier la cuticule de nostre vernacule guallicque, mais viceversement je
gnave opere et par veles et rames je me enite de la locupleter de la
redundance latinicome (Rabelais). — Das halblateinische novigildus kommt
(wie bei Burgundern) in der lex alam. vor (s. Wackernagel). — Proprium
Epiroticae gentis idioma seu Albanesia lingua a Graeca et Illyrica, seu
Slavonica loquendi ratione plane diversa est, licet inter utriusque gentis
confinia veluti media constituta conspicitur (Blanchus).
Die Sprachgestaltung. 319
konnte die (mit Helveconen unter den Ligiern, bei denen auch
nordische Buri am askiburgischen Berge wiederkehren, ver-
bundenen) Helvetier (von denen die Helvii unter Arverni
zurückblieben) aus ihren hellusischen Sitzen (der Helisyer oder
Bebrycer des Ostens) und zuletzt (nach Tacitus) aus dem
Lande zwischen Main und hercynischem Walde (von gallischen
Bojern bedrängt, die dann mit verwandten Cimbern und
Teutonen kämpften) begleitet haben, und (nach Posidonius)
wären die, Cimbern (denen sich Helvetier anschlössen) begleiten-
den, Teutonen (Touyevoi) im pagus Tigurinus zu suchen, wie
(nach Orosius) die Ambronen ^), mit deren Namen die Sachsen
in Britannien (Sigeb. Gembl.) bezeichnet stehen. Mit den
Hermiones, den ultimi Germaniae (s. Mela), jenseit welcher
die Cimbri et Teutoni in siuu Codano wohnten, kamen die
Sachsen in Thüringen in feindliche Berührung und (nach Art
der AVithinger oder Wikinger aus slawischen Häfen der Ost-
see) waren die Sachsen (zu Amm. Zeit) als Ripentini gefürchtet,
zugleich von den 2a^6vov VTJaoi zgÜQ (bei Ptol.) von der Eib-
mündung aus (mit Sagen vom König Fin, wie in Friesland,
wo Hengist kämpfte), bald in näherer Verbindung mit den
Juten als Saxones Eucii (Theodebert unterstützend), und so
gemeinsame Feinde der aus Skandinavien kommenden Dani,
wie sie auch als Slawen unter König Ismar in den Sagen von
Jarmunrech (Hermanrich) spielen, unter dessen Vater sie Jüt-
land und Schonen besetzten (bis die Herrschaft der Dänen in
Witheslaeth ihren Auszug nach England veranlasste). Die
Confundirung der Slawen und Sachsen entspricht der spätem
von Wandalen und Wenden, und wenn die Ligurer noch den
Schlachtruf der Ambronen oder (nach Durandi) der Ambarri
(Ambivariten) erkennen, so könnte das ein Seitenstück finden,
wenn ein aus (alemannisch) schwäbischen Colonisten der Niemzen
*) The ancient distinguished stones erected with a religious view, by
the name of Amber, which signified any thing solar or divine. Stonehenge
is called from -£rpa'. 'Afißpocjiai. Horapollo speaks of a sacred book of
Egypt (a medicinal book of Hermes), called Ambres (v. Bryant). Mauritius
de Ambersloy held Brome (v. Nash). Fairies dwell in the Holstone or
Hostone (near Hell Hole) in the lordship of Humberstone (1841). In old
documents the name Ambrey is applied to a place of security for soldiers
(s. Allies). The peasantry (at Ombersley) call a hammer: omber.
320 Viertes Kapitel.
zusammengesetztes Regiment der Russen am Kaspischen Meer
von den Alaman der Turkmenen hörte.
Die eingeborene Schicht der Donauländer, mit deren Na-
tionahtät sich die Geten bei ihrem langen Verweilen durch-
tränkten, während die schrofier auftretenden Jazygen aus-
gestossen wurden (wie später die Awaren oder Obri), gehörte
jenem Eilervolke (genus illud hominum quod Alforum nomen
gerebat) der Illyrier an, das gekiirzt auch in Ligier (Ligurer)
und Liburner liegen mag, sowie in den, den Helvetiern in
ihren Sitzen vorhergehenden Allobrogern.
Als Scytharum nomen usque quaque transiit in Sarmatas
(Plinius) und in immensum extentas Scythiae solitudines Alaui
habitant, ex montium appellatione cognominati (Amm.), machen
sich die asischen Einfliisse der Jassy (Jazwinger und Jazyger)
aus Alanen oder Usiern (den Jueitchi folgend, wie die Geten
den Scythen) bemerklich und medisch-persische durch die
Sadagarii oder Sartagarii (Satargartii Asgard's), die (ebenso
wie die mit den Galatern au Albias Belagerung theilnehmen-
den Scyri, die im Norden zwischen Hirri und Venedi neben
Sarmaten stehen) zu den Alanen gerechnet werden (bei Jor-
nandes). Wie die von Asdingi geführten Vandalen vix in
anni spatio (nach Dexippus) vom Ocean zum Marisiafluss
herabgekommen waren, und wie die Heruler nach dem nörd-
lichen Thule zurückkehrten, so wurde dieser alte Heerweg
zwischen Mäotis und Scanzia seit der Zeit der Cimbern bis
zu der KarFs XII. vielfach wechselnd in entgegengesetzten
Richtungen von dem einen oder andern Volke durchzogen.
Die Geten (zu Herodot's Zeit) bilden die (durch Massageten
tief in Asien wurzelnde) Vorhut der Scythen, durch Verkehr
mit (thrazischeu) Bessi (von denen noch Jornandes den Namen
Ister für Danubius kennt) modificirt, und später, als Jazyges
Sarmatae die Ebenen innehatten, pulsi ab his Daci, auf die
Bergfesten Siebenbürgens (dem spätem Gepidia) beschränkt
wurden. Ihre durch Filimer mit Berich's (Erich's oder des
ersten im Rigus rex, Danpri pater bei der Verehrung des
Mars gradivus am Ericstage) Auszug aus Scandzia in Beziehung
gesetzte Vorgeschichte, die durch Tanausis (scythische) Kämpfe
mit den Vesosis von Aegypten, durch Telcphus mit den Danaern,
durch (sarmatischc) Amazonenzüge unter Marpesia ausge-
schmückt ist, verläuft mit Zamolxis, Zeuta und Diceneus in
Die Sprachgsetaltung. 32 1
die friedlich geschützten Regierungen der Priesterkönige mit
Comosicus, bis unter Domitian der römische Dränger den
nationalen Widerstand wachruft, das abgeschlagene Haupt des
Oppius Sabinus den Blutdurst erweckt und jetzt nach dem
Sieg über Fuscus die Fiihrer non puros homines, sed semideos,
id est Anses vocavere. Hiermit beginnt die geschichtliche
Laufbahn der durch ihre Beziehung zu den Gepiden (Gibika's
oder Kipicho's, „des nahe auf Wuotan zurückführenden Hel-
den") oder (Treb. Poll.) Sigipedes (Gambrivii) in Gothen
verwandelten Geten, und bei dieser Gelegenheit entrollt nun
Jornandes auch den fürstlichen Stammbaum der Amaler, der
auf Gapt hinleitet (im Anschluss an die Gautigoth Scandzias).
Während sich die meisten uns alten Germanen überlieferten
Worte ^) aus keltischen (oder finnischen) Wurzeln gleichfalls
^) Securis, bahell (Glossae Cambricae Oxonienses), bwyel (hodierna
forma cambrica), biailde (vetusta hibernica), Beil; Cemecid, lapidaria (Gl.
cambr. ox.), zem (Erde) im Slaw. ; spumaticum (Pfannkuchen bei Cang.)
bloteit (Gl. cambr. ox.); iilcera, creithi (Gl. cambricae Luxembnrgenses),
cruind, rotundus (hib. vet.), kratzen; Oculus, lagat (Vocabul. cornic), Uygad
(cambr.); formosus, faidus (Voc. Corn.) , faezus (Arm. hod.), vincens, prae-
validus; albus, guyn (Vocab. Coi-n.), win; niger, duv (Vocab. Corn.), duff;
color, liu (Voc. Corn.); ovum, uy (Voc. Corn.), wy (cambr.), vi, ni, neid
(arm.); magnus, maur (Voc. Corn.), maor (major), piur, soror (Vocabul.
cornicum), viur (cambr.), hviur; hvigeren (socer), hviger (socrus, cambr. hod.
chwegrwn, chwegyr = swecer, lat. socer, goth. svaihra, svaihro, gr. exupo?,
exupa) im Cornischen (pro chw cambrica obvia est cornica hv). — Von adj.
bry (altus, sublimis) subst. bryn, brynn (sublimitas, collis) Mab. (Zeuss). Ab
adj. hodiern. bry discernendum subst. hod. bri (auctoritas), quod etiam ut
adj. fungitur in cambr. vet. guobri (gravis). Bonum, da (Voc. corn.), dag
(hibern.). Dank (tak), dobry (slaw.); drog, malum (Voc. corn.), drug, durga;
ocTtou? setzt die Fähigkeit des Bew^usstseins voraus und hat von fusslos nicht
negativen, sondern positiven Sinn (Prantl). Zu icht (ichte, etwas) stellt
Lexer auch die Negationspartikel et (nicht), die nur im Lesachth. vorkommt,
während im übrigen Kärnten net, nit, not gebräuchlich ist. — Le mot
Laitbaziam (mon petit pain) peut s'analyser de la maniere suivante: il derive
du nom substantif laibe (pain), le diminutif est atz et le pronom est am,
mais le lapon admet une commutation de consonnes, notamment des labiales
b et p, b et m, f et v, les gutturales q et k, les dentales s et r, les linguales
de et n, d et t, les labiales f et gutturales k sont aussi commuees d'autres.
Les lettres g, n jointes dans la meme syllabe se prononccnt avec aspiration
(s. Acerbi). — Schaf, lammas (Lamm) im Estnischen; Schwein, Ziggä
(Zicklein, übertragen, wie vulpes oder Fuchs auf Wolf); Ziege, kits (kid)
und Bock (sik); Fisch, kalla (ruiba, russisch); Arm, hölm (ölen, celt.) und
Bastian, Studien. 21
222 Viertes Kapitel.
erklären lassen, wird ein als deutsch bezeichneter Dialekt bei
den am Hämus bekehrten Kleingotheu gesprochen und breitete
sich auf verwandten (und für Handelserleichterungen noch
verwandter gemachten) Mundarten durch den Norden, unter
Absorption des (in Britannien zurückgedrängten) Keltischen,
während im Osten vielerorts das Finnische vor dem selbständig
gefesti2:ten Slawischen verschwand.
In Herodot's auf die Abstammung von Herakles bezogenen
Völkerverhältnissen bilden im Gegensatz zu den eingedrungenen
Scythen die (an Thrazier anknüpfenden) Agathyrsen eine ältere
Schicht (die ükkothyrsen, die sich in hyperboräischen Hrim-
thursen oder Borystheneiten wieder mit Cimmeriern^) ver-
banden), während die griechischen Mischungen der Gelonen
sich auch bei westlichen (aber bis zum scythischen Ocean fort-
gesetzten) Kelten und Galen (Galliern) von verschiedenen
Richtungen her geltend machten und eine allgemeine Bezeich-
nung (für solche Modification welscher Fremden) hervorriefen.
Die polyandrischen Beziehungen, wie sie unter Agathyrsen
(finnisch) olka (Schulter), Einbogen ; Brot, leib (laibin, kelt.), Laib ; brennen,
leigma (loigism, kelt.), flammen (leuchten); Fluss, wogama (\N'og, kelt.), Woge
(statt fluctere, flumen); Ferkel, porse (soja, Schwein, samojed.), Sau (porc);
Geschmack, maggo (smag, osset.); Käse, just (Gischt); Mühlstein, weski
kiwi, Wetzstein (weski); Vater, As (keltisch), Issa (estn.) , assim (wog.);
Volk, manum (wog.), magad (kelt.); Nacht, Gi (wog.), gyl oder gwyl (kelt.
dunkel), Hülle, Hei. — Das italienische Brindisi von bring-dir-sio (beim
Anstossen). Das Würfelspiel (kleine Elfe) heisst im Russischen (gut sind
sie) Gussinzi, die Fenster der Thorhüter (in Paris) vasistas (was ist das).
Peru ist vom Fischen (peru) benannt, Lu^on (wir stampfen), da die befragten
Eingeborenen gerade Reis stampften. Massachusetts ist blauer Hügel (in
Indianersprache), Delaware wurde benannt vom Lord de la War, der in
der Bai ertrank (s. Küler). Laikan bedeutet hüpfen oder ausschlagen, und
die niedersächsische Bibel übersetzt: gigen den Prekel achter unsclilun
(wider den Stachel lecken). — Veut-on savoir, par exemple, comment loisir
est venu d'otium? Rien de plus simple, plus facile: otium a donne oti par
apocope, puis osi par metagramme, puis losi par prosthese, puis loisi par
epenthese , puis enlin loisir par paragoge (s. Van Bemmel). De dans se
forme des mots de-dC'intus, devant vient de de-ab-ante, desormais (desser-
bumais) renferme de ipsa hora hodie magis.
') Grim (the fairy) walks with the owl (Halliwell). Grim was a most
notable personnage in the Anglo-Saxon (or Scandinavian) uiythology, beiug
no other than the (Wären) oder Evil One himself nuder a different name
(s. AUies). Grimesdic (Leo) von grima (maleficus).
Die Sprachgestaltung. 323
bestanden, konnten dann bei einer ihren männlichen Harem
(nach Art der Semiramis oder Omphale) knechtenden Königin
leicht in gynokratische Verhältnisse der Kvän (Sithonen) in
Wironmaa (oder amazonisch-sauromatischer Oiorpata) über-
gehen und riefen die Kämpfe gegen die Amazonen bei den
loniern hervor, die auch nach dorischer Einwanderung in
freundschaftlichen Beziehungen mit den Söhnen boreadischer
Hyperboräer jenseit des Borysthenes blieben in dem zugleich den
Agathyrsen gemeinsamen Cultus des Delischen Apollo (s.
Virgil), als schon die gleichfalls nach Norden geschobenen
Gothen (oder Joten) oder Geten sich in den Thyssageten mit
den alten Thyrsen oder Thursen (die Ukkothyrsen oder Aga-
thyrsen) gemischt hatten neben Jyrcae oder Tyrcae (eines
lapponischen Turja).
Der alanische Name geht auf den Aufenthalt der (bei
Halyzonen) die '"Hci.cvTje^ ('Aaovslr) austreibenden Cimmerier
(bei Callinus) im asischen Sardes zurück, und Albam in Aequos
(Alba Fucensis) nahmen italienische Marsi in Anspruch, wäh-
rend germanische Marsi (nach Strabo) zu den Sigambrern
gehörten und die Aequi (Aixovoi) zu den Volskern gerechnet
werden. Alba Longa am lacus Albanus auf Mons Albanus
war von Ascanius, Sohn des Aeneas, gegründet, und die
latinischen Eingeborenen führen durch (ligurisches) Albium
Ingaunum auf den Albisfluss der Alfen, sowie auf die in
Albion abgeschlossenen Bergbewohner und die den Iberern
benachbarten Albanier des Kaukasus, die von Jason (bei
Solin.) hergeleitet werden, im vielfachen Wechsel unterwor-
fener oder herrschender Völker, wie bei Tschuden und Scythen,
Geten und Gothen, Tatar und Tartaren, Hiunnu und Hiongnu,
Mougol und Mogol u. s. w. Die Lydier leiteten (nach Herodot)
den Namen Asiens her vom König Asias, Sohn des Cotys,
auf der dem Helden Asias heiligen Wiese (s. Homer), und
für die Etrusker, als lydische Auswanderer, würde die Ver-
ehrung der Aesier ihren Namen als Tyrrhenier oder Tusci
in Zusammenhang bringen mit nordischen Äsen aus dem
Türkenlande. Medea war im ligischen Kytaea geboren.
Die Alanen wurden (zu Pompejus' Zeit) im östlichen
Kaukasus bekannt, wo die Ossen oder (bei den Armeniern)
die Alanen (90 p. J.) in Verbindung mit den Grusiern (87 p. J.)
mit den Persern kämpfen, deren Sagen Lhorasp die Alauen
21*
324 Viertes Kapitel.
(jenseit des Dzihun) und die Ghuren bekriegen lassen, indem
der kaukasische Bergwall ebenfalls den von Batuchan be-
drängten Alanen (die zur Zeit Vespasian's zur Verheerung
Mediens und Armeniens hervorbrachen) eine Zuflucht bot und
gleichfalls vielleicht auch damals, als (1. Jahrh. p. J.) die Yan-
thsai oder Alanna (s. Klaproth) von den Sogdianern (bis zu ihrer
Befreiung im 3. Jahrh. p. J.) bedrängt wurden, und so die
Vorfahren der Tscherkessen oder der (von Swatoslaw 965 p. J.
besiegten) Kosogern (neben den Osi) aufnahm, sowie die durch
civilisirende Einflüsse in der Khur-Ebene veränderten Georgier
oder Grusier. Obwol zeitweise turanische Gegner der Iranier
(oder Iron), empfingen die (nach Ammian bis zum Ganges
wandernden) Alanen häufig, wenn auf feindlichem Gebiete
siegreich, verähnlichende Zuströmungen von ihren Verwandten
in den Städten, und den unter den Arsaciden gänzlich in
Perser übergehenden Parthern waren die Sarmaten oder (Cod.
Mus. Bohem.) Sarmate (quas Graeci regiuas vocant, exorti ab
Ascanio, filio Gomer) das gens habitu armisque proxima
(Mola), wie Sarmatae Medorum ut ferunt soboles (Plinius),
als die zu Sarmaten (in engerer Beziehung zu den Koxolanen)
gerechneten 'AXauvot. 2xij'ä~a!. (bei Ptol.) oder Caucasigenae
Alani (Sid.) verwandt. In das nördliche Gebirge des Ural (xa
'AXava og-q) gesetzt, konnten die Alanen (bei Perieget.) auf den
Wegen der Ugrier oder Ingrier bis zur Ostsee folgen, und
als Nachbarn der Suoveni (Slawen) oder (bei Markian.) der
Agathyrsen wohnen die Alanen in den alanischen Bergen (dem
Quellenlande des Borysthenes und Rhudon oder Düna) oder
dem Wolchonskischen Walde, der auf Woloten und Wilzen
weiter führt. Zu Ammian's Zeit waren die asiatischen Alanen
(an Amazonen grenzend) an die Stelle der Massageten (als
deren Nachbarn am Mäotis sie Claudian nennt) getreten, und
Ptolem. lässt die Alanen (xwv AXavüv ^af![j.aTov sä^vo^ im
Periplus) neben Jazygen undRoxolanen (Hamoxobier,Bastarner,
Peuciner, Veneder) Sarmatia Europaea bewohnen, während
ihre spätem Streifzüge, als Fox^ixbv sä'vo^ (bei Procop.), sich
mit denen der Vandalen (wendischen Alanen) verbinden.
Der Tempel des Odin, Vaters des Sigi, stand in Sigtuna
mit der Handelsstadt Birka, Grenzort (bei Ad. Br.) der Sueonen
gegen die Gothen, die den (mit ihnen, als Gefjon's Jotun,
befreundeten) Äsen später, als sich dieselben in Gylfes Svithjod
Die Sprachgestaltung. 325
festgesetzt hatten, in die Form der bekämpften (obwol altern
und gelehrtern) Joten, die Verehrer des Fornjotr (ans dessen
Geschlecht Oka-Thor ^ aus Thrudvangr über Jotland, Kven-
land und Finnland herrscht), zuriicktreten. Der in der Asen-
Sage mit den Wanen in Beziehung gesetzte Freyr oder (in
weiblicher Wandlung) Freija (Fro und Frau) deutet auf die
auch bei den Winili (bis zu ihrer Umwandlung in Longobardi,
die mit den durch Ad. Br. mit Winuli identificirten Vandalen
kämpfen) fortdauernde Gynäkokratie der an dieSmones(Sveums)
grenzenden Sitones (bei Tacitus) oder Cvenas (bei Alfred) in
Kainulaiset, wie sich die Finnen in Kajania auf der Ostseite
des Botnischen Busens benennen (s. Zeuss) oder terra femina-
rum (jenseit welcher neben Scuti oder Tschuden die Turci
wohnen mit Wilzi, Mirsi, Lami oder Yamen) als Vinoviloth
(bei Jörn.). Durch Njörd (Vater und. Sohn eines Frey in
Fundinn Noregr), als Sohn des Türkenkönigs Yngve (bei
Are Frode), wird die Anknüpfung an Turja (eines ähnlich den
Yakuten nach Norden gedrängten und dort veränderten Türken-
stammes) oder Lappland (durch Seming, Sohn des Yngvefrey,
an die Samen) gegeben, während das Geschlecht der Inglinger
auf Ingermaa führt, mit der Bezeichnung einer Stammesheimat,
wie sie in den Ingaevonen lag, ehe bei Hermionen (mit ger-
manischen Hermunduren) die Söhne des (phrygisch-askanischen)
Mannus, Sohn des (auch bei den Galliern, als Dis, erdge-
borenen) Tuisco, das Mittelreich Mannheim constituirten. In
dem (nordischen) Türkenlande ^) herrschte (nach Fundinn
Noregr) Borre^) oder Bure, Vater des Bör (Boreas, Stamm-
') Rauni, die in Ungewittern herab fahr ende Göttin, ist dem finnischen
Donnergott Ukko vermählt, während Eani (mit ihren Brüdern Aegir und
Loge) Tochter des Fornjotr ist. Die erschlagenen Fürsten um Tyras be-
grabend, brachten die Cimmerier vom Borysthenes (mit scythischen Denk-
hügeln) die Abstammungssage von Bor nach Norden. Ptol. setzt "OaiXoc an
die Donmüudung, 'kQ%iQ'. an die Wolga und Asioten an das Kaspische Meer.
2) Die Türken werden von Tukiu (Helm) erklärt, und Takabora (Helm-
träger) findet sich (nach Rawlinson) als ethnischer Titel in Kleinasien. Die
Tushkara oder Tukkara bezeichnen die von Indien nördlichen Tataren am
Schneegebirge.
^) Noch zu Aristoteles' Zeit waren die Athener nach den Wunder-
erzählungen derer begierig, die den Borysthenes oder Dnjepr (neben dem
Tyras oder Dnjestr) und Phasis besucht hatten. Die Borystheniten Olbias
leiteten sich von den Milesiern (655 a. d.).
326 Viertes Kapitel.
vater der Boreaden, unter den Hyperboräern), und als sich
das eingedrungene Asengeschleclit (aus den Aspurgiani neben
den von Ptolemäos an den Mäotis gesetzten Jazygen) durch
Aufnahme der Wanengötter in ihren Cultus in friedhche Aus-
gleichung mit den Eingeborenen gesetzt, wurde, als mit Frey
(der, ein Sohn des Njörd, den altern Frey*, als dessen Vater
wiederholt) das Ynglinger-Geschlecht den Thron bestieg, der
Asakönig Odin zum Sohn des Börr gemacht, und so eine
Beziehung hergestellt mit den alten Mythen vom weltschaffen-
den Ymir der Kimmerier (Cimbrer) und (in feindlicher Auf-
fassung) der Hrimthurssen, wie auch der frühere Glanz des
(bis Teuthrania erstreckten) Assyrierreichs sich für die Griechen
(nach Eindringen der Dorier) in feindliche Erinnerungen der
(mit armenischem Titan verknüpften) Titanen verkehrte, als
die letzten derselben aus Kreta entflohen waren, obwol (neben
den fortdauernden Beziehungen'* der Javanen oder Jonier zu
Hyperboräern) von italischer Herrschaft des Saturnus her
griechisch redende Teutonen im Norden und graijische Alpen
im Mittelglied zu den Graikoi Dodonas neben Selli oder Helli
(s. Aristoteles) bekannt blieben. Lingua Bessorum Hister
vocatur (Jörn.) Danubius, und Uscudama, Städtenamen der
Bessi, das thrazische Hauptvolk (s. P. Smith), kehrt in
Hispanien sovvol als unter Oskern wieder.
Diejenige Völkerbewegung also, die den schon auf altern
Schichten bewegten Pelasgern gegenüber als fremde Yavanen
oder lonier auftrat, sandte auf dem auch später immer wieder
betretenen Wege Zweige nach Norden, die aus der cimbrischen
Halbinsel dann aufs neue mit dem Namen der Teutonen
(assyrisch-armenischer Titanen) 3) oder Nuithonen (Yuten)
^) Frey in Fir (oder Fir-Bolg) führt mit Fin (der Finnen) auf Friesen.
Reperitur nomen viri Fidr, qui alioquin appellatur Finnr, Lapponesque
Norvegici sive Finni tarn Fidar (Torfaeus).
^) Nach Virgil verehrten die (thrazischen) Agathyrsi , die sich (nach
Mela) in Rangstufen tättowirten (mit Brustgesetzen bei Aristoteles, wie auf
der Insel Man), den Delischen Apoll, und Peisander setzt sie mit Dionysos
(und seinen Thyrsen) in Verbindung, wälirend der scythische König Ariapithes
(dessen Sohn Scylas wegen der bei den Borystheniten gelehrten Cultus-
gebräuche der Griechen erschlagen wurde, wie Anacharsis) von Spargapeithes
(König der Agathyrsen) getödtet wurde.
3) Eotenas and Yelfe (Elves) and Orcneas (Ores) in Beowulf, Eotens
Die Sprachgestaltung. 327
hervortraten, während sie in Skandinavien tiefer in der an-
geborenen Grundlage aufgehend, nach dem Namen herrschen-
der Boreaden (eines hyperboräischen Börr)^) bekannt wurden
und zugleich den so vielfach den Nomadenstämmen vertrauten
(durch Tyrrhenier oder Tursen des lydischen Torrhebien in
Italien fixirten) Türkennamen (der sich auch noch weit im
Osten zu Odin's Zeit erhielt, bis sj^äter in voller Kraft neu
belebt) fortführten. Die durch das Vordringen der Scythen
(mit amazonischen Elementen in den Oiorpata genannten
Sauromaten in Wironmaa oder später mit den Quänen ge-
mischten Kareliern Oesterbotniens) nach Norden gewälzte Flut
der Kimmerier errichtete dort erobernde Reiche, die dann
tauriskische Cimbrer Tauriens (von denen der dorische Arm
nach der Halbinsel geflossen) aussandten, aber zu Tacitus' Zeit,
als die Wanderungen der Sueven^) auf der Höhe standen, zur
parva nunc civitas zusammengeschwunden waren (obwol ihre
Namen vielfach zurücklassend) und bei ihrem energischem
Widerstände gegen die (in den Joten zeitweise Verbündete,
freilich erst im jüngsten Schweden assimilirte Landsleute,
findenden) Herren überall als riesige Hrimthurssen (auch in
den Thyrageten^ früher mit Gothen verbunden) nieder-
geschlagen wurden, obwol ihr (mit dem westlichen Vordringen
bis zu den Druiden Galliens verbreiteter) Thorcultus, wie bei
den verwandten Joten, auch im asischen Svithiod adoptirt
wurde.
Die Gothen oder Geten, denen unter der Regierung des
(von Bor stammenden) Königs Burvista (b. Jornandes) Diceneus
(zu Sylla's Zeit) den Ehrentitel der Capillati (neben den
Priestern der Pileati) gab, verwüsteten, nachdem (zu Pompejus'
Zeit) Odin (Vater des Sige aus Sigeum oder Troja) aus Asgard
or Titans (s. Kemble). — Ti-tan ist der Tempel der Erde (Ti) in Peking
(neben dem himmlischen Tien-tan).
') Die von Ptol. zu den Lugiern gerechneten Buri stehen (bei Tacitus)
neben Gothini, und Osi (bei Dio) neben Jazygen und Wandalen. Die
Bopavot bei den Gothen (s. Zosim.) sind (nach Zeuss) BoJXavs;.
2) Suani (2\j-f]ßo'. bei Ptol.) hinter dem Aral (auf der Tab. Peut.).
Souoßrivoi (bei Ptol.) als Stlawani (Slowenen) oder Stauaner (neben Alanen).
') 'ISav^uptjo? als scythischer Eroberer. Die Agathyrsen wohnten
zwischen Neuren und Androphagen (Herodot).
323 Viertes Kapitel.
mit den Ansen nördlich gezogen, die später von den Franken
(unter lockhaarigen Königen) besetzten Länder und konnten
von Cäsar nicht völlig besiegt werden (s. Jornandes). Der
letzte der gothischen Propheten fiihrt (bei Jornandes) wieder
(als später am besten bekannt) den allgemeinen (und schon
Herodot bekannten) Titel Zamolxis (wie Sam oder Sem) oder
(bei Porphyrius) Thaies (von den Barbaren als Herakles ver-
ehrt), wie Gotama gewöhnlich für sich im besondern den Titel
Buddha iisurpirt, während ein genauerer Sachkenner ausser-
dem Kasyapa, Gonaka u. s. w. unterscheiden oder bis auf Adi-
Buddha als eigentliche Buddha zurückgehen könnte in Odhin
(et rex et pontifex, wie Komosicus). Der thrazische Arzt des
Zamolxis heilt Krankheiten durch Lieder und Segen (s. Plato),
die die Seele behandeln (wie die Schamanen), und die sich
alles Lebenden enthaltenden öeoasßeli; (neben den Kauvoßaxat)
oder Fromme (als getische Priester in der Stadt Odessus) der
(von Servius) mit Geten identificirten Mysier (b. Posidonius)
gleichen den ehelosen Samanäern (die Ahinsa beobachtend),
wie die ohne Weiber lebenden Kiiazcci, unter den Thraziern
als Heilige verehrt. Der Unsterblichkeitsglaube der Geten
(bei Herodot) sowie der nahestehenden Krobyzer, südlich vom
Ister (bei Hecat.), und Terizer (bei Suidas) führt durch die
Dionysos-Mysterien der Bessen, deren heiliges Gebiet von
Crassus (nach dem Krieg mit Daken und Bastarnen den
getischen König Ivoles gegen seinen Kivalen Dapyx unter-
stützend) den Odrysern übergeben wurde, auf die glücklichen
Inseln, wo Kronos oder (als Gott der Geten) Zamolxis (s.
Mnaseas) herrschte.
Die als Gaete an der Donaumündung (s. Tab. Pcut.) ge-
nannten Gothen erhielten unter Severus Jahresgelder (Petr.
Patr.) und werden (unter Maximus und Balbinus) als Mit-
beweger im Bellum Scythicum (Capit.) gehandelt haben, wie
in demselben Gordianus seinen Titel als victor Gothorum er-
wirbt, im Kampfe mit Arguntis (Scytharum rex), als der vom
Gothenkönig Ostrogotha, dem ungern zum Kriege mit Ver-
wandten gezwungenen Besieger der Gepiden, nach Marciano-
polis (unter Philippus) geschickte Feldherr Argaitus (mit
Guntherich). Die Sagen des Volks feierten die Erhebung
unter Domitian, ein neuer Wendepunkt in seiner Geschichte
longum namque post intervallum, indem damals (nordische)
Die Sprachgestaltung. 329
Anses, die Fürstengeschlechter der (von Gapt stammenden)
Amaler und Balthen, den eingeborenen Geten nationale Selb-
ständigkeit gewährt hatten, wie unter ihnen auch vandalische
Asdinger vom Ocean (s. Dexippus) eine Herrschaft begrün-
deten, aber mit Hülfe des gothischen Nachbarkönigs Geberich
im Aufstande der Limigantes (Servi) gegen die Sarmatae liberi
oder Jazygen vertrieben wurden. Die westliche Rückbewegung
der durch die Hunnen getrennten Gothen^ die sich unter
Athanaricus hinter der Mauer jenseit des Flusses Gerasus oder
Koros (Nebenfluss der Theiss) zu schützen suchten, fiihrte die
Thcrvinger oder Thoringi nach Austreibung der (bei Jornandes)
von den Hermunduren im Norden begrenzten Vandalen (mit
Warner), die dann (406 p. J.) Gallien mit Sueven (oder
Quaden) verwüsteten, nach Thüringen, sodass aus dem (auf
dem Itiner.) als Suevia bezeichneten Lande der früher fried-
liche Handelsbeziehungen (wenn auch dann im markomannischen
Kriege mit fortgerissen) cultivirenden Hermunduren (die noch
zum Sturz des gothischen Usurpators Catualda im Markomannen-
reich, bei Maraboduus' Flucht nach Rom, beigetragen) jetzt
verheerende Streifzüge (auf Pferden, die ihrer Güte wegen
geschätzt waren, gleich denen der Suehans) nach den Donau-
ländern unternommen wurden und Theoderich aus Italien in
verwandtschaftliche Beziehungen zu den Königen der Thüringer
(gleich denen der Warner und Heruler zu gemeinsamem
Handeln ermahnt) eintrat. Als die Sachsen die doringischen
Herren schlugen, blieben die Eingeborenen unter andern Herren
zurück. Wie den Osi die pannonische Sprache der Arvisci
(iarp oder eorp, als fuscus in den Zwergen des dunkeln Arvum
oder urvara) oder Aravisci (hibernischer oder keltischer Ar-
verner), schreibt Tacitus den Gothini die keltische zu, während
die (mit den Marsigni suevischen) Buri (bei Ptol.) zu den
Lygiern gerechnet werden, und trans Lygios Gotones regnant
(Tacit.) als Guttones (bei Pytheas).
Die Massageten am Araxes dehnten sich schon früh nach
dem Westen aus, über das Mittelglied der Thyssageten bis zu
den Geten an dem untern Ister, und mögen auch durch Be-
ziehungen im Norden dort die Namensmodification der Ganten
hervorgerufen haben (wie die Scythen später den der Tschuden).
Als über das Eingangsthor der ugrischen Völkerschaften am
Ural die Scythen in Europa eindrangen und das Reich der
330 Viertes Kapitel.
Kimmerier über den Haufen warfen, folgten die Feldzüge
nach Asien, die sie mit den Medern in Berührung brachten,
d. h. den von den Massageten ausgehenden Wanderstämmen,
die sich 747 (bei Begründung der babylonischen Era) von den
Assyriern unabhängig machten (Dejoces zum König wählend),
und obwol durch Sargon aufs neue unterworfen, durch Cyaxares
(Sohn des Phaortes, der die vor ihrer Ansässigkeit, wie auch
später, Parther genannten Perser einverleibte) nach Kämpfen
mit den anfangs siegreichen Scythen das Medische Reich be-
gründeten, das mit Lydien in feindliche Berührving kam, nach-
dem (im Bündniss mit den Babyloniern, von wo dann
Nebuchadnezzar seine Eroberungen ausdehnte) Ninive zerstört
war. Diodor spricht von der medischen Colonie der Sarmaten
am Don, die die Scythen aus ihren Zügen in Asien zurück-
gebracht, und mit denen die handeltreibenden Sigynnen me-
dischen Stammes (bei Herodot) zusammenhängen mögen, die
mit den Enetern am Adriatischen Meer in Verbindung traten,
von den Leukosyrern hergeleitet, neben denen unter Chalybern
oder Chaldäern (s. Strabo) die Scythen eine assyrische Colonie
angesiedelt hatten und so durch verwandtschaftliche Hafenstädte
am Schwarzen und Adriatischen Meer (auch nach dem Falle
Trojas bei Teuthrania) Handelsoperationen einleiteten, denen
zugleich die Landkaravanen der Sigynnen dienten. Als in
späterer Zeit die Hegemonie der Scythen vor den (in Ger-
manen übergehenden) Sarmaten, die (zu Herodot's Zeit) ein
verderbtes Idiom des Scythischen sprachen, zurückgetreten,
wurde schon die Herkunft der scythischen Eroberer an den
Aras oder Araxes (der Massageten) gesetzt, und als die skan-
dinavischen Waräger in Gross-Scythien ihre Dynastien be-
gründeten, schloss sich die Sage von dem Auszuge aus Gothi-
scanzia an, als die über Domitian siegreichen Geten ^) ihre
^) Guö kuniiigir aesir (Dwini orginis); Duodecim Dii Asarum (Se.)-
GofVr, bonus, divcs (gott, boniim) ; Goc^vegr, via deorum; go^verk, bonum
factum; Gautar, Gothi (incolae Gothiae in Sveciae), gautskr; Gauti, regulus
maritimus; Gautr (sermociuatorj, nomen Odinis; Gota, adipisci, gignere;
Gaetir, custos; Gaetir bjarga, gigas; Gaetir himna, deus; Gap, hiatus;
Gaptrosnir (homo temerarius), nomen Odinis; Gaetigautr, custos; Hellis-
gautar, dii antricolae, gigantes; Galdr Gauts, sonitus Odinis, pugna; Jadarr,
extremitas, princeps; Asa jactarr, princeps Asarum, de Freyo. — Der Schau-
Die Sprachgestaltung. 331
kühnen Führer in den Anses (Äsen) oder Halbgöttern feierten
(s. Jornandes). Die (auch bei den Aimaks) auffällige Sitte
mitkämpfender Frauen der Massageten rief (durch griechische
Sagen von einem afrikanischen Frauenreich) die Vorstellung
der (in den Sauromaten mit Scythen gemischten) Amazonen
hervor, die, wenn sie bei den Scythen während Abwesenheit
der Männer in die Gewalt der Sklaven fielen (s. Herod.), bei
den Gothen, weil selbst im Waffenhandwerk geiibt, sich nach
siegreicher Zurücktreibung der Feinde gänzhch lossagten (s.
Jornandes), später (um beide Fehler zu vermeiden) auf den
Feldzügen zu hülfreichem Handeln mitgenommen wurden.
platz des Kampfes zwischen den Goten des Geberich und den Vandalen ist
im Gebiete der Limiganten, wo Vidigoja (bei Priscus) seinen Tod gefunden
(330 p. J.), und Witege oder Vudga steht bei den Angelsachsen als der
Vorkämpfer der Goten gegen die Hunnen in der Schlacht am Weichselwalde
(in Travellers song) oder in der Rabenschlacht (s. Müllenhoff). Miillenhoff
erklärt die (Hreda) Hredgofan, die (Cynevulf) neben Huna stehen, als die
sieg- oder ruhmreichen Gothen. — Jamtr, Jamti (incolae Jamtiae in Svecia)
Jamborinn, nobilitate generis par (s. Egilsson). Hrotgarmr, ignis (garmr,
canis). Jötunn, Jette, jütnaheiti (s. Jonsson). — Gauta, sermocinari, nugari
(aliquid leviter sermone tangere, incertum sermonem jactare) vox hodieque
apud incolas toparchiae Mulensis usitata (Egilsstein), 1860. — Jotar, Cimbri,
Dani, Konungr Jota de Eriko Emunio (Egilsson). Jota vegr (via Cimbrorum)
regio Cimbrorum. Jötunn (gigas) oder (Vaftr.) Jötun (Jötunheimr) , regio
Gigantea. Jötunn vardan, gigas silvae (ventus). Jodyr, animal equinum
(equus); Himin-jodyr (equus coelestis). J68, proles (joöungar, infantulus).
Jö6 tjööar, hominum filii, homines, barjoö, filius telluris (bar?, terra), haud-
joö, proles accipitris. Gotar, Gotlandi (insulae Gotlandiae), Gotneskr. Goti,
Gotius rex, a quo Gothlandia nomen traxit. Gotar, viri, gota mengi, mul-
titudo virorum. Go5, deus (goöin, dii), Goöheimr (sedes deorum). , Goöi,
sacerdos. Goö konungr, rex (diis ortus). — A Sven (quod idem est ac Son,
filius, et in genere puer, juvenis, minister, deinde miles, nobiles , et eques,
unde Svente, sive juvencula) Svencos vel Svecos derivat (Rudbeckius), non
attendens, vocem Sven ut plurimum Servum denotare, teste codice Gula-
thingensium (libr. Kvennagifftingum, Cap. um abyrgd Sveinsmanus) et iterum
libr. de homicidiis (Cap. Si serius caedis reus agatur), ubi Sveinn et Troell
sunt Synonyma. Subjungit Stiernhielmus: Eadem prorsus ratione nomen
Gete, Gote, Gut, i. e. puer (a gaeta, gignere, a qua etiam Gotte, Verelio in
notis observatum militem significare) juvenis, atque inde miles, transivit in
nomen ipsius nationis (s. Thorf.). Sic Danos a Dan seu Than vel Thion,
servus, seu minister a Thiena, Thiona (Diener). Gensimundus, ille toto orbe
cantabilis, solum armis filius factus, tanta se Amalis devotione ccmjunxit, ut
heredibus eorum curiosum exhibuerit famulatum , quamvis ipse peteretur ad
regnum (Cassiodor). — Die Franken (Hugan) heissen (bei den Angelsachsen)
Hügas.
332 Viertes Kapitel.
Unter Palus und Napes (Sohn des Scythes) theilte sich die
scythische Macht, und die auf der einen Seite jenseit des Don
bis Thrazien, auf der andern bis zum Nil in Aegypten aus-
geübte Herrschaft (Diod.) verknüpft sich mit den Kämpfen
der (die Parthini als Flüchtlinge in Asien zurücklassenden)
Gothen unter dem vergötterten Tanausis (s. Jörn.) mit dem
ägyptischen Eroberer Vesosis. Die Hyksos-Stadt Avaris
wiederholt sich in Avaricum, der Hauptstadt des gallischen
(Ptolem.) Königsvolks (Livius) der mit den Turones (Turonii)
zusammengrenzenden (Sulp. Selv.) Bituriges (ßituriges Cubi),
die als fremdes Volk (nach Strabo) unter den Aquitaniern
oder (s. Walckenaar) Tarbelli wohnten.
Wenn wir die Verwandten der mit Mysier (Mösier oder
Maaten) identificirten Geten im fernen Osten finden, so erklärt
sich das auf denselben Wanderwegen, welche zu andern Zeiten
Türken des Ilithales in Avandernden Juruk wiederfinden lassen,
als Turkomannen zugleich am Kaspischen Meer und in Syrien
erscheinend, als Jakuten dagegen nach dem hohen Norden
versprengt, gleich den Verehrern der Äsen in Walhalla, wäh-
rend die durch die eingedrungenen Wanderstämmc tyrrhenischer
Türken in Torrebia religiös beeinflussten Lydier mit ihren
Künsten auch die Namen der Aesir und Faladai (Himmel im
Etrurischen) nach Italien trugen (mit lacus Lydiae CatuU's
und taurischen Orobiern, Gründern Bergomums oder Perga-
mums am Lacus larius). Der auch später durch magische
Missionare der (deshalb als Ahnherren, wie anderswo Sakas
und, unter Afghanen oder Abyssiniern, Juden, beliebten) Meder
nach* Westen verbreitete Dienst des (von seinem Kutu oder
Sohne bei den Hiongnu angebeteten) Himmelsgottes (einem
höchsten Iswara) bildete den Ausgang im Zamolxis sowol wie
im Gebeleizis, der sich durch Ky-Bele an die weit durch
Indien bis Ceylon und den Archipelago verbreiteten Baliopfer
(in Verbindung mit Bei in Asien und Belinus in Gallien als
hellenischer Apollo) anschliesst, durch seine von Fremden aber
gefürchteten Tantraskünste (in lappischen Geschossen oder
Belos von ßaX)^« oder ^eXXo) die dämonische Natur des Diabolos
(in Taurobolcn und Kriobolen) annimmt, sodass Herodot mit
seiner Wendung besagt, Zamolxis (der göttliche Samanäer) sei
zugleich der leibhafte Gross-Tcufel-Gott. Die eindringenden
Geten verwandten für ihre Sklaven das Stigmatisiren (s. Artem.),
Die Sprachgestaltung. 333
für freie Kinder üblich bei den Krobyzen und Terezen, die
(nach Suidas) dem Unsterbhclikeitsglauben (der Geten) anhingen
(im Anschluss an den Dionysosdienst der Bessen). Grimm
fiihrt goth. alhs (gudhus oder Tempel in Walhalla) auf alx
der göttlichen Alcis (als Dioskurenpaar) bei den Nahanarvalen
neben Helveconen und Helisier (heiliger Helle), sowie Manimen
(der Mania) und Harier (orkischen oder herklischen Er, im
hercynischen Walde, den Sigovesus erloste), und Zamolxis, als
der durch die Zunge (s. Lucian) fesselnde Herakles (bei Por-
phyrius) oder Keulenträger (wie indische Fakire mit dem
auch auf Tonga bekannten Priestersymbol tibetischer Vadjras),
als Hermes (Ahn thrazischer und gallisch-germanischer Fürsten,
wie der Mayageborene Buddha der indischen), durchzieht mit
iberischen Heerden (als Prototyp der das Hirtenvolk begleiten-
den Missionare) Gallien (Säulenzeichen setzend in den Sthupas)
und gründet (nach Diodor) Alesia (auf der Irre oder Ale),
sowie (Albion und Bergion Bergine's auf der Ebene Crau be-
kämj)fend) Heraklea (an der Rhönemündung) und Monoeci
portus (des Einsiedlers), wie die Gründung des (auch Caledonien
besuchenden) Ulyxes an der Mündung des Rhein (wo Bataver
sich an Veneter schliessen, wie Patavium Antenor's an Venetia),
Odessus (der Pii) des Odysseus (mit dem Hute Odin's) an
dem Ister entspricht, zugleich durch Abschaffung des Fremden-
mordes (den hostis in hospes wandelnd) unter den wilden Ein-
geborenen des Keltenlandes die unverletzliche Handelsstrasse
(heiliger Irmingstraet) und die Wege über die Alpen ebnend,
bis Liguriens (s. Diod.) Pisa (Teutanis oder Atintanis
illyrischer Atintani oder epirotischer Atintanes und molossischer
Antitanes aus macedonischen Atintania). In den Wandlungen
buddhistischer IIa tritt im (russischen) Ilja (ossetischer Elias)
die Bekämpfung des in (scythischen) Thierformen erscheinen-
den Riesendämons hervor, und Buddha's Beziehung zum Thier-
könig, dem Elefanten, wiederholt sich im mächtigen aXxir)
(alaho oder elgr) oder (nach dessen Ausrottung) im vergötterten
Bären (oigx'zoc, oder rkshas oder Rakshasas) oder (lit.) Lokys
(lokvittaras) in dem die Rolle des japanischen Fuchsgeistes
spielenden Loki. Von den (als Pandu und Wanen'] Pannonias
^) Wend, gehen, wenden, gang, jetzt meist nur in dem zu go genommenen
Präteritum went gebräuchlich, altengl. wenden, bei Orm wendenn, ags.
334 Viertes Kapitel.
wandernden) Nachkommen Pandion's (neben dem König
Erechtheus, dessen Tochter Orithyia am Ilissus von Boreas
der Boreigonoi oder aberriginischen Casci „ab opect," zu den
mit loniern Gesandtschaften tauschenden Hyperboräern ent-
führt wurde) erhielt Butes das Priesterthum als schirmtragen-
der Talapoine. Der von den Sirenen bezauberte Butes wurde
von Aphrodite nach Lilybaeum versetzt und wie Cato den
vendan, alts. wendian, altfries. wenda, goth. wandjan, altn. venda, schwed.
vända, dän. vende, nhd. ndl. wenden, schon ags. in der Bedeutung ire,
eigtl. factitiv von vindan (s. E. Müller). Saw, als Präteritum von to see,
ist hervorgegangen aus dem ags. seah , altengl. say, saugh (s. Müller). See
(sehen), altengl. seyn, sen, seon, ags. seon, goth. saihvan. Butening, bükn-
deng ist (in den deutschen Mundarten des ungarischen Berglandes) wüthend,
rasend. Bendesch, bindisch (krh. bindusch) ist slawisch (windisch). Das
keltische vind (guind und finn) gehört mit goth. hveit (ahd. hwiz, albus),
urdeutsch hvista zu derselben "Wurzel, indem es für cvind (mit eingeschobenem
n) steht, von der Wurzel cvid oder (deutsch) hvit (s. Glück). Nemet ent-
springt von nem, kymr. nem (nef), körn, nef, arm. nem (nev, coelum), ir.
nem (neamh), nemed (neamdha), als coelestis, divinus (s. Glück). Camulus
von cam oder (ir.) camh (potestas, potentia) bedeutet potens, fortis (s. Glück).
— A Saint-Pierre le fran^ais est reste la langue officielle des Etats et des
Tribunaux, l'anglais est reserve pour les rapports officiels et les relations
de societe. Dans plusieurs eglises ou chapelles du culte anglican, l'office
est celebre alternativement en fran^ais et en anglais. On reproche aux
Guernesiens une detestable accentuation dans l'emploi de ces deux langues
(s. Le Cerf), 1863. — Die Venediger-Mannlen genannten Zwerge gelten in
Tirol vorzugsweise für Kenner der edeln Metalle (Schöpf). — Böse (bösz
16. Jahrh.) ermangelt goth., alts., ags., altn., ebenso engl., schwed., dän.
durchaus, zeigt sich nur ahd., mhd. , nhd., mnl., nnl. (pösi bei Notker) von
mlat. bausiare, fallere, bjes (russ.), bies (poln.), Teufel. Piessa (finn.) genius
malus. — Nach Grein lässt sich nicht nur die Vocalschwächung, sondern
überhaupt der gesammte deutsche Ablaut aus der Accentuation allein, ohne
äussere Einwirkung eines folgenden Vocals, erklären, sodass Ablaut und
Umlaut zwei principiell verschiedene Erscheinungen sind. — AUobrox, zu-
sammengesetzt aus allo (kymr.), all (alius) und brox ist das jetzige kymrische
allfro (all-bro) oder allobrog, alienigena bedeutend, wie die kymr. Wörter
alltüd (tut, populus, regio) oder allotöt, allotont und allwlad (all-gwlad,
regio, terra, provincia, rus), als allovlat. Den Gegensatz von Allobrox,
Allobroges bildet der kymr. Volksname Cymro (Cymmro) oder Cymbrog
(Kenvro im Armorischen), Combrog, Combrox (Plur. Cymry oder Cymmry),
als conterranci, populäres, izaTpiurcoLi (s. Glück). Aleides (ab avo Alceo) a
fortitudine, quae Graece aXxt) dicitur (als Hercules). Alcis, numen a
Naharvalis cultum (quod Romani Castorem et Pollucem esse putabant). Prae-
orat ludosgus sacerdos muliebri veste indutus. Alce , genus ferae. E par-
lavan axi bell frances comme dins en Paris (in Athen), 16. Jahrh. (Mont.).
Die Sprach gestaltung. 335
Teutanes, schreibt Cornelius Alexander den Orobiern, den
Gründern Bergomenums (und Liciniforums) und Comums
(gothiseh-getischen Komosikos), griechischen Ursprung zu,
neben den (wie Mosynoeci) Thürme (turres) bauenden Tyr-
rheniern (von Atys, Sohn des Manes, ausgesandt) auf Teuthra-
nia's Pergamum führend, und in den Vermummungen des
Kw[j.o? mit Dörfer und Felder durchstreifenden Komastas
feierten (in den Gebräuchen Comana's) die Etrurier an den
Examj)aeen compitalische Spiele. Der Lacus Comacinus hiess
früher Larius Lacus, die altlakonische Stadt Las oder (bei
Polybius) Asine wurde von den Dioskuren (als steingeborene
Lapithen besiegend) zerstört, die Gründung Amerias in Um-
brien setzt Cato 1135 a. J., und Ameriola (bei Livius) gehörte
den Prisci Latini. An den Quellen des Padus oder Bodincus
(mit Bodinmagus) wohnten die Laevi (Aaoi), und Latium führt
auf den (in Inseln eines chronischen Meers) verborgenen Kronos
(mit To opo^ t6 Kpov'.ov in Olympia).
Mit Zutritt des Mythenkreises von Dionysos, Sohns der
Semele (Tochter des Kadmus) treffen zwei andere in Theben,
chronologisch unvereinbarlich, zusammen, die einen Verbindungs-
punkt in dem zwischen Lajus und Oedipus (sowie nach dem
Tode des feindlichen Bruders) herrschenden Kreon, bei dem
Amphitryon Aufnahme findet, erhalten. In Herakles repräsen-
tirt sich die Gestalt nationaler Erhebung der Hellenen gegen
ihre ausländischen Herren, obwol ihn dann die Sage nachher
mit den glänzenden Fürstengeschlechtern verknüpft. Im
Peloponnes hatte sich die ägyptische Nachkommenschaft des
Danaus durch Verbindung mit den Pelopiden noch weiter
gekräftigt und Tiryns durch cyklopische Mauern befestigt.
Amphitryon, von seinen Verwandten vertrieben, flüchtete nach
Theben und suchte Stütze bei den Autochthonen (des Am-
phiktyon), die während des Interregnums einen einheimischen
Herrscher auf dem Thron sahen. Dort war der durch assyrisch-
chalcidische Handelsbeziehungen gestifteten Colonie der Minyer
in Orchomenos in der phönizischen Gründung des Kadmus ein
zeitweiser Rivale erwachsen, aber trotz der poetisch aus-
geschmückten Vermählung mit Harmonia musste sich Kadmus
zu den Encheleern zurückziehen, um dort die Herrschaft unter
den lUyriern (an den auch von Enetern gesuchten Handels-
plätzen) zu erwerben, und der neugeborene Gott, der in der
336 Viertes Kapitel.
Heimat (der tbebaischen Götterstadt) keinen Glauben fand,
musste seine Triumphe in fernen Ländern suchen. Schon seit
den Mishelligkeiten des Lycus (durch den Mysterienordner
Attikas, der Lycien den Namen gab, mit den Pandioniden
verknüpft) mit den Phlegyern, und dann durch die Bhitschuld
des Menoeceus (Vater des Kreon) war Theben (dessen durch
Amphion's Leierklänge erhobene Mauern nicht die Festigkeit
der cyklopischen besassen) in Abhängigkeit von Orchomenus
gefallen und erst der Nationalheld Herakles befreite seine
Vaterstadt von dem gezahlten Tribut. Danach hatte derselbe
dem Eurystheus Dienste zu leisten, da sein Vater durch die
List der Here (die den alcidischen Bastard auch ferner ver-
folgt und sich erst in den spätem Synchesien der Mythe mit
dem Adoptivsohn aussöhnt, der jetzt als Herakles an Here's
Seite im Gigantenkriege kämpft) um die Herrschaft Mycenes
betrogen war und die Argiver (im Epigonenkriege) schliesslich
den Sitz der verhassten Kadmeer (die, wie ihr Vorfahr, zu
den Encheleern flüchten neben den Taulantiern, die später von
den Illyriern unter ihrer Königin Teuta beherrscht werden)
gänzlich zerstören (vier Jahre vor dem trojanischen Kriege).
Orchomenos stand jetzt wieder ohne Nebenbuhler da, aber
unter den damals (als die Kraft der Argiver sich auf ent-
legenen Küsten erschöpfte) über Griechenland einbrechenden
Wirren fiel das Orchomenische Keich vor den (vierzig Jahre
nach dem trojanischen Kriege) aus thessalischem Phthiotis
herabstürmenden Böotiern, einem bojischen Wanderstamm, der
sich in Arne (hibernisches Jerne oder teutanischer Arnus,
bei Piso mit dem Aesar zusammenfliessend) mit den Aeoliern
verbunden und als Aeolus (Enkel des Aeolus, als ältestem
Sohn des Hellen) auf die windigen Inseln getrieben war, ihren
eigenen Ahn Böotus, den Sohn des Meerbeherrschers Poseidon,
zum Sohn des alten Aeolus machte, als die hellenischen
Genealogien sich zusammenordueten und schon an Trojas ^)
^) Le poeme grec sur la Guerre de Troie (au commencement du
14° siecle) est fait (non d'apres Homere, niais) d'apres un poete fraiKjais,
d'apres Benoit de Sainte-More (qui vivait au lo° siecle). L'auteur ignore
rancienne mythologie, et quand dans le poemc fran^ais, il rencontre le nom
de Mars, il le tradnit par Mapo; (s. Leclerc). L'Histoire de Braniior-le-
Brun, racontee par Helle de Borou, est le type exact du commenceuient du
Die Spracligestaltnng. • 337
Belagerung der Böotier Leitus (Sohn eines gallischen Alectryon),
Arcesilaus, von der (weledischen) Sibylle Theobule geboren,
Prothoenor und Clonius theilnehmen , statt der Kadmeonen,
von denen Homer bei den Sieben vor Theben singt. Als dann
das durch die dorische Eroberuno- und ihre Verbinduncr mit
den Herakliden gehobene Selbstgefühl den Ruhm des Herakles
(der mehr als seiner selbstgeschnitzten Keule der in Oechalia
gelernten Bogenkunst der Lokrer seine Ueberlegenheit ver-
dankte) verbreitete, wurde das auf altnationalen Stammesver-
fassungen begründete Gericht des Amphiktyon (Grossvater des
poeme de l'Orlando innamorato (Paulin Paris). — In India and Burmali
the voice is not powerful, but shrill soft and feminine, that of tbe in-
habitants of the hills being more robust, possessing more of the metallic
twang (of the Chinese and Japanese) and less of the whine than that of
the inhabitants of the plaius (according to Gibb.). — Das Polabische (der
lüneburger Eibslawen), wie es in Aufzeichnungen aus dem Ende des 17. und
Anfang des 18. Jahrhunderts überliefert ist, findet sieh bereits in einer ge-
wissen Auflösung, indem der Worterschatz allmählich verschwindet und die
grammatischen Formen mehr und mehr absterben, doch ist der slawische
Charakter (wahrscheinlich bis zum völligen Erlöschen, 1800) im grossen
Ganzen bew^ahrt (Pfuhl). Gott (Bozij) heisst Büsie (im polabischen Dialekt)
von Bug (bogu). Butze (im Tirolischen) ist der Poltergeist oder Butzemann
(der sich durch bozen, butzen vernehmen lässt) sowie derjenige, der sich
vermummt, den Geist vorstellend (s. Schöpf). — Quant a la langue vulgaire,
que Grimwald (mort 1073) employa dans ses versions (dit Dom Rivet), eile
n'etait saus doute qu'un de ces dialectes qu'on nomma dans la suite langue
limousine et gasconne. „On sait effectivement, que la premiere etait 1b
vulgaire de la Catalogne et de plusieurs autres provinces d'Espagne, et l'autre
Celle de Biscaye et de la Navarre." Cette reflexion autorise a penser qn'a
cette epoque la langue proven^ale oscillait encore eutre les divers dialectes
meridionaux de la France et que l'on passait facilement de Tun a l'autre
(Closset). Avant de se constituer comme litteratnre nationale, l'idiome
castillan passa par le creuset du i-omanzo, qui etait moins le castillan que
ie catalan (ou roman), le melange fut heureux en ce qu'il empruntait au
proven^al sa gräce, le tour ingenieux de ses idees, au castillan la noblesse
de ses formes (Closset). — Ticinus brachte böhmische, Bierling deutsche
Orthographie in die wendische Sprache. — Ciascuno o Francese, o Flamingo,
o Guascone, o Borgognone, o altramente di quelle nazioni, il quäle ben
scrivere, o spezialmente verseggiar volesse, quantunque egli Provenzale non
posse, lo faceva provenzalmente (Bembo). — The resemblance of the Etrurian
aiphabet to the Lycian is striking, still more so that which it bears to the
Phrygian, such as it is seen on the tombs of Dogan-lü (Dennis). — Poly-
nesische Sprachen entbehren sowol des arabischen Elementes (wodurch Ra
mit Schems ersetzt wurde) als des sanskritischen im Malaiischen (Bleke).
Bastian, Studien. 22
OQg Viertes Kapitel.
Böotus) auf ihn, als Autochtlion , zurückgeführt , als welcher
er zugleich in der Sohnschaft zu Deukalion und Pyrrha (zu
Opus bei Lokrern wohnend, die in Italien unter den, wie
Opicer oder Oscer, von Sabellern unterworfenen Oenotriern
siedelten) erscheint. Dann empfing man auch gern den Cultus
des Dionysos, der jetzt (wo parteiische Zwistigkeiten schwiegen)
als alter Bekannter erkannt wurde und einen für griechische
Localverhältnisse unverständlichen Sagenkreis mitbrachte, wie
er sich durch phönizische Version ägyptischer Erzählungen
von Osiris ausgebildet hatte. Durch Dionysos' Erziehung
sühnt Ino (als Leukothea) ihre Schuld gegen Helle (und Phrixus,
von Nephele beschützt), und Minerva verleiht auf Bitten der
Nymphe Chariclo (mit Everes vermählt, aus dem Geschlecht
des Sparten Udäus) ihrem Sohn Teiresias die Weissagerkunst,
die, auch seiner Tochter Manto anhaftend, aus dunkeln Höhlen
aufsteigt, in denen Mantus wohnt bei tyrischen Tyrrheniern,
deren Larenstadt Las im spartischen Lakonien durch Asine
auf die Asine und Hermione bewohnenden Dryoper (druidischer
Eichenverehrer in Dodona) führt, die ihre Heimat am Oeta
und Parnassus den von Herakles geführten Maliern für die
Dorier überlassen mussten. Li Me Hercule mit etruskischem
Mercur (wie Me Ari mit Mars oder Mavors) verknüpft, geht
Herakles in den griechischen Mittheilungen aus den nordischen
Ländern der Keltogermanen vielfach in die Gestalt des Hermes
über, dem schon in Thrazien gefeierten Ahnherrn der Fiirsten.
Der unterweltliche Thurras (Thurms Aitas) führt durch Mantus
auf Hermes, als Dis oder Tuisco (des Hades).
In Herodot's Sigynni liegen (beim gleichen Lautwechsel
wie zwischen Sakyamuni und Schigemuni) asiatische Sacae,
deren locale Modification am Pontus als Scythen (unter
eingeborenen Tschuden) erscheint. Wie die Perser die Pehlewane
(Baktriens), die Germanen die Hünen oder Hun feierten, wurde
auch der Name der Sakcn (oder Sigynnen) zum Heldenprototyp
im Norden, wie schon früher bei keltischem Segovesus. Strabo
erwähnt die Siginner auf struppigen Pferdchen neben Derbikorn
(Nachbarn der die Geborenen Beweinenden) und künstlichen
Landköpfen mit vorragender Stirn (bei Sogdiana). Die meisten
Scythen (vom Kaspischen Meere an) heissen Daer, die mehr
östlich von diesen Massageten und Saker, die übrigen mit
gemeinsamem Namen Scythen, die aber auch wieder ihre
Die Sprachgestaltung. 330
eigenen Namen haben. Alle sind meistens Wanderhirten, von
denen diejenigen am berühmtesten geworden, die den Griechen
Baktriana entrissen, nämlich die Asier, Pasianer, Tocharer und
Sacarauler, ferner die aus der Gegend jenseit des Jaxartes
bei den Scythen und Sogdianern auszogen (wo auch Saken
wohnten) und von den Dahern die Aparner, die Xanthier und
Pisurer (Strabo). Die Saken hatten (gleich Cimmerier und
Trerer) Streifzüge unternommen. Die scythischen Völker-
schaften, früher Aramier genannt, hiessen (von dem nächsten
Stamm) Saker bei den Persern, die sie ihrerseits Chorsarer
und den Kaukasus den schneeweissen ^(Graukasis) nennen
(Plinius).
Das grosse und mächtige Volk der Asi, dessen Chao-wen
betitelte Könige aus dem (vom Berge Khi-lian hergeleiteten)
Fürstenhause von Khangkui (Sogdiana) stammten, erstreckte
sich (nach Matuanlin) vom Ou-hiu (Oxus) bis zu dem Meere,
wo man sich für Ta-Thsin (das römische Reich) einschiflfte,
und bei der Oberherrlichkeit der Chinesen i) (656 — 660 p. J.)
') Fangfo est un mot chinois qui signifie representer, etre semblable,
ecrit avec deux caracteres, qui n'ont pas de signification (distincte). Peting
(homme oisif), lingting (trompe dans ses esperances), phanghoang (timide),
pangoung (öbstinement) , etc., sont rendus dans l'ecriture par des caracteres
qui ne signifient rien en eux-memes (s. Remusat). De cha (tuer) on fait
chatchi tuer, plus expressement, chatche, tueur, tuant, etc. (en Chinois). L'in-
scription sur le pei a Nertschinsk est en mongole (bei Spasski). — Das
Finnische, Ungarische, Osmanisch-Türkische und zum Theil auch das Mon-
golische zeigen ein so strenges und durchgreifendes Flexionsprincip, dass man
keinem von ihnen den Namen einer Flexionssprache absprechen kann (s.
Kellgren). Nach Schott ist in den Sprachen der hochasiatischen Familie
strenggenommen von keinem Abändern (Flectiren) die Rede, da die Wurzel
keine Bildungszus'ätze von vorn dulde und im ganzen durch keine gram-
matische Endung eine Moditication erleide (überall Adhäsion, keine wahre
Cohäsion bemerkbar sei). — Quant au wallon ou gallon, j'estime que c'est
un moyen et nouveau langage, nay depuis Charles le Grand, ainsi appele
pour ce qu'il sentoit plus le gaulois que le thiois, lequel toutefois on ne
laissa d'appeler Romain, pource qu'il approchoit plus du romain que du
thiois ou frangois-germain (Fauchet). Huc Capet et Robert son fils, ne
jouissoyent d'aucune ville de marque, fors d'Orleans, Paris et Laon, pource
que les autres avoyent leurs comtes, et les provinces des Ducs, qui tenoyent
grand territoire ; comme les Berangers toute la Provence, Languedoc et la
Cathalongne. Ce qui donna occasion aux poetes et hommes ingenieux, qui
en ce temps-la voulurent escrire, user de la langue de ces royelets, pour
davantage leur complaire, et monstrer qu'ils n'avaient que faire d'emprunter
22*
340 Viertes Kapitel.
wurde die Stadt Alan im Gebiete der Asi zum Regierungssitz
erhoben, unter Verleihung des Richtertitels an den König
Chao-wou-cha (wie des Titels Alan-mi an den aus dem Ge-
schlecht der Chao-wou stammenden König von Mou oder
Merou). Alle die in der Nachbarschaft der Asi bis zum Lande
der Wan (Fargaua) gesprochenen Sprachen gleichen sich trotz
dialektischer Verschiedenheiten. Les habitants ont tous les
yeux enfonces et beaucoup de barbe (s. Remusat). Als die von
den Hiungnu gedrängten Youeit-chi sich im Lande der Ta-hia
festsetzten, wurden die Sai zum Auswandern gezwungen und
gründeten eine grössere Zahl von Königreichen. Im Lande
Sie'i-iu wohnten Türken, Leute aus Ki-pin und Eingeborene
Tokharestans gemischt. Bei den Sogdianern zerstörte Alexander
das zu Xerxes' Zeit dorthin gerettete Orakel der Branchiden.
Bei den Dahae oder Parner hatten (thessalische) Aenianer (im
Lande der Uitier) die Stadt Aeniana gebaut. Im Lande der
Asi waren (nach den Chinesen) Pergamentbücher (mit Längs-
linien beschrieben) im Gebrauch. Die Asiani gaben den
Tocharern ihre Könige (gleich den Xatrya als Pfeilschützen *
siegreich).
Neben den Anthsai (Asi), die (zur Zeit der zweiten Hau)
den Namen Alanna (Alains ou Asses b. Carp.) annahmen, nennen
aucune chose de leurs voisins. — Of the Daidee (between Kaghan and
Hindukush) the Shina-lauguage is spoken by the people of Chilas, Ghilghit,
Astor, Gor and Duneyl (mixed with Pushtoo on the great Koli-palus Road),
the Arnyia by the natives of Yassen and Chitral, the Kalasha by the
Bashgilis or Siahpush Kaffirs, and the Khajuna by the Bash-Hunza and
Nagyr (Leitner). — Unter den Fällen des Schwebelautes und der Correption
(in der Sauer-Mundart Luxemburgs, neben Elz-, Mosel-, Oeslinger-Mundart)
sind manche esoterisch (aus dem Innern Organismus der Mundart selbst),
andere exoteriscli (aus dem Verhältnisse älterer und neuerer Sprachen und
Mundarten) zu erklären und rechtfertigen (s. Hardt).
^) Der Centaure Pholus starb, verwundert über den kleinen Pfeil (des
Herakles), der so grosse Männer tödten könne, und der Centaure Chiron,
durch Herakles' Pfeil (im Kampfe mit den feindlichen Centauren) zufällig ver-
wundet, wünschte (obwol unsterblich) zu sterben (weil unheilbar), und diente
dem Prometheus als freiwilliger Einsteher im Tode bei Zeuss (s. Apollodor).
Herakles, der sich seine Keule in Nemea schnitt (und von Eurytus im Bogen-
schiessen unterrichtet war), erhielt seine Waflfen von den Göttern (das Schwert
von Hermes, Pfeile von Apoll, den Köcher von Hephästos). — Alcis, ita
cognominata fuit Minerva apud Macedonas (s. Livius). Sacrificio Minervae,
quam vocant Aleidem, confecto.
Die Sprachgestaltung. 341
die Chinesen das (wie Herodot's Argippäer) kahlköpfige Hirten-
volk polyandrischer Ye-tha (Yi-tha), ein Zweig der Youei-tchi
mit türkischen Sitten (durch dieKao-tche), die nach Unterwerfung
von Khang-kiii, Khotan, Chale, der Asi u. s. w. ein mächtiges
Reich bildeten (und sich mit den Juan-Juan verschwägerten),
da sich in ihnen (nach Weitsi) die Keste der in den Kriegen
der Han-Dynastie in Sogdiana versprengten Nationen wieder
zusammenfanden. Der ursprüngHch der könighchen FamiHe
des Landes Hoa gehörende Name der Ye-tha soll später auf
das Volk übertragen sein (wie der der Goden bei Gothen).
Die Armen wurden begraben, die Reichen unter Steinhügeln
und Mitgabe ihrer Habe (nach Matuanlin). Der Fürst des
(polyandrischen) Tokharestan (Thou-holo) wurde 703 p. J.
unter dem Titel Kou-tou-lou-thun-tha-tu unter die Vasallen
Chinas aufgenommen. Nordwestlich von Sogdiana liegt das
Land der Zwerge (Yang-pao-theou), das Remusat für Lapp-
land hält.
342 Viertes Kapitel.
Umsclirift des Mrmanisclieii Alphabets.')
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aa i[uueaä (ao), ea ä (a^), ea o (i u. ii)
S / schwerer Accent o \ leichter Accent (untergesetzt)
Die im Birmanischen für die einfachen Vocale gegebenen
Formen bilden die Initialen. Im Siamesischen werden sie am
Anfang des Wortes mit dem Fulcnim (a) verbunden, gleichsam
dem Spiritus lenis, während das in der Umschrift als h ge-
gebene Zeichen dem Spiritus asper entspräche.
') The first letter of each class is a simple articulation, smooth and
soft, the third is the same, rough and hard, the second is the aspirate of
the first (Judson).
\ Die Sprachgestaltang. 343
TJmsclirift des siamesisclieii Alpliabets/)
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ä(o) ä(a') a a i i oe ^ roe roe loe loe u u
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e 5 y(ai) a(ai) o
Accente:
erster zweiter dritter vierter thanthakat (über Finalen).
Die siamesische Orthographie bleibt in vielen Worten eine
unbestimmte, und Pallegoix schreibt z. B. das Genitivzeichen
') Einige der Buchstäbenformen (besonders die der eingeklammerten
Reihe des Siamesischen) weichen sehr von den gewöhnlich gebrauchten ab
und können nur als conventioneile Zeichen zur Ausfüllung betrachtet werden.
344 Viertes Kapitel.
im Lexikon xon, in der Grammatik als kon. was allerdings
insofern keinen Unterschied macht, weil beide Buchstaben in
derselben Tonklasse stehen. Der Gebrauch des o (a oder o)
schwankt sehr, und unter den nicht gesonderten Fällen werden
lok (S. 192), doy (S. 2Ö2), grom (S. 205), kadok, don, boy
(S. 208), glon, dos hcäufiger durch den auch in der Umschrift mit
o repräsentirten Buchstaben geschrieben; an wird in Zusammen-
setzung äonkan; nä, sich beugen, no (no,dumm), gebeugt
sein; mahosot ist contrahirt aus maha äosot. Aus Versehen
steht buda (S. 98) für budy, präsom, prasan (S. 204) für
pra'som, pra'san. Das doppeltgestrichene a vertritt hier und
da a.
Ueber die siamesischen Tonverhältnisse siehe: „Monats-
berichte der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
6. Juni 1867."
Utuck von F. A. Brockliaua iu Leii>zig.
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