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Full text of "Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen"

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SYMBOLIK 

UND 

MYTHOLOGIE 

DER  ALTEN  VÖLKER 
BESONDERS  DER  GRIECHEN 

vo, 
Dr.  FRIEDRICH  CREUZER 

FROFESSOR  DER  ALTEN  LITERATUR   ZU  HEIDELBERG. 


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V 

V 


INHALT  DES  ZWEITEN  THEILS. 


Seit« 


Viertes  Capitel.     Ton  den  Religionen  de»  vor- 
deren und  mittleren  Asiens. 


S.    1. 


2. 

3. 

4. 

5. 

6. 

7. 

8. 

9. 
10. 
lt. 
12. 
13. 
14. 
15. 

16. 

17. 
18. 

19. 
«0. 

2t. 


f.  23. 


Allgemeine  Uebersicht  und  Einleitung  (Port« 
pflanzung  Aegyptiecherund  Asiatischer  My- 
then und  Symbole)  __      ...  3 

Ein  Blick  auf  Vorder-  und  Mittelasien ...  10 

Religion  der  Phönicier     . .  12 

Phönicischc  Kosmogonie     . ..........  17 

Fortsetzung  ..... ...........  18 

Dienst  der  U>ania  (Mylitta,  AnaTtis)      j  23 

Deus  Lunus  und  Venus   ....... 31 

Cybele  und  Attis 36 

Portsetzung   .. . . ... .  48, 

Fortsetzung .... _._.>.__.---  58 

Syrische  Gottheiten 6l 

Portsetzung  .... . ....  69 

Baalsdienv.     . ...... .  85 

Thammuz.    Adonisfeier.    Priapus      ' 91 

Apollo,  Artemis,  Ilitbyia,  Hecate   u.  s.  w.  in 

ihrer  Abkunft  aus  dem  Orient     ....  112 

Fortsetzung  (Apollo  Lycius)    136 

Abaris ,  eine  Idee     .... -.  142 

.Zusammenh.mjf  indem  Vorder-  und  Mittelasia- 
tischen Cultus . .... .  1)6 

Die  Cretensischeu  Letoiden     148 

Fortsetzung  .... ...... ......  167 

Die  Amazonen     ...... ..............  171 

Artemis     ..... . .-  176 

Fortsetzung  ..: . i$2 


IV 

Seit  9 

|.  24.    Herculet ......... 202 

f.  25.    Fortsetzung 217 

4.  26.    Fortsetzung  (Hercules  und  die  Cercopen)  ....  224 

§.  27.    Fortsetzung  ........ .... 230 

f.  28.    Fortsetzung 213 

Anhang;  «um  vierten  Capitel.  Ton  der  Re- 
ligion Carthago's. 

§.  1.    Libysche  Religionselemente       .- 26t 

Religion  der   C  arthager.    $.2.   Vorerinnerung  261 

f.  3.    Grundrifs  der  Carthagischen  Religion .....  266 

5.  4.     Fortsetzung    . 275 

Fünftes  Capitel.  Von  dem  Ursprünge  der  Grie- 
chischen Religionsinstitute. 

5.  1.     „ 282 

♦.  2.    (Zamolxis)    293 

Sechstes  Capitel.  Von  der  ältesten  Religion 
der  Griechen ,  oder  vom  Pelasgiscbcn  Dienst 
auf  Lemnos  und  Samolhrace.  Zugleich  ei- 
nige Beispiele  bildlicher  Culturgeschichte 
Griechenlands. 

f,.    1 302 

i.    2. -  310 

§,    3.    (Samothrace)    .... .. ........ .  316 

*.    4.    (Fortsttzuog) 33* 

S.    5.    (Fortsetzung)    . ...... 3J7 

*      6.     (Zusatz,    ... - -  363 

f.    7.    Jdsion  ,  Trophonius  ,   die  AloYdcn  und  JVlolio- 

niden      ... ...._-....-- ....  377 

$.    S.    Aesculapius,   Telrsphorus,   Hjigiea,  die  Heil- 

goitheiten       .. ..............'. -  39t 

§.    9.     Fortsetzung  ...... . 395 

J.  10.    Fortsetzung . 412 

Siebentes  Capitel.    Homerus  und  Hesiodus. 

f.  1.    Einleitung 4l7 


s.s 


V 

Seita 

Hesiodeische  Theatonie     ....... 4lS 

ctzting     427 

Verhältnis  des  Home rus  und  Hesrudus  zur  Reli- 
ligion  ihrer  Allvater  und  zu  der  ihrer  Zeit» 
genossen    . 4i2 

Kurzer  Abrifs  des   Glaubens   und  Wissens  der 

Homerischen  Menschen  .... ..»    452 


Achtes    CapiteJ.      Ucbersicht  der   Griechischen 
Götter. 

Zeus.     $.  1.     Einlritun?  und   Uebcrsiclit     ....... 464 

!■    2.     Arcadischer,  DoduniUscher  und  Crelensiscber 

Zeus 466 

\      3.     Zeus  der  Prksterlehre     * --  483 

S.    4.    Zeus  als  RechtsqueJle  und  Rechtskörper     ....  498 

«.    5.    Zeus  als  himmlischer  Vater,  als  Hausvater   _.  515 

I.    6.     Fortsetzung    523 

.'.    Der  Zeus  des  Phidias   als   Hellenischer  König 
und   Gott  -  Valer»     —     Die  Olympischen 

Spiele    _ 527 

f.    8.    Zeus  der  Olympische  und    Panhellenische     ..  532 
4,    9.    Zeus   der   vergötterte   Mensch   —   System  de« 

Euhemetus . *_.  539 

$.10.    Jnppiler  der  Italischen  Völker     544 

I.     litte  —  Juno Ü6 

i.   12.     Fortsetzung 569 

4.13.     Fortsetzung 5S0 

;.     Poseidon  —  Neptunus     . 5<»3 

—  Mars _  610 

4.   16.     Aphrodite  —  Venus 613 

4.  i7.    Hermes —  Mercuriui      . f>i7 

.     Ilestia  —  Vi-hia      622 

4.  19.    Pallas-  Athen«  -  Minerva 6<0 

4.21.     Phallus,    Pallas,    Palladiuni    und   das  Gericht 

beim   Palladium     663 

rzuitg 682 

4,  .  niciseker  Zwtig  des  Pallasdienstes  in  Höo* 

titn  und  amieiwärts 696 

4.24.     Minerva  Itonia     . ...  712 


« 

25. 

». 

26. 

%. 

27. 

*. 

28. 

s. 

29. 

$. 

30. 

s. 

31. 

i. 

32. 

VI 

feit» 

Das  Attische  Geschlecht  der  Lichtkinder 724 

Athene  -  Hephgstobule   oder  Minerva  die  Hei« 

lende  (Medica)     -    735 

Minerva  -  Ergane  oder  die  Künstlerin    744 

Minerva  Coryphasia ,  Coria  und  die  Coryban- 
ten ,  oder  die  aus  Juppiters  Haupte  geborne 

reine  und  reinigende  Jungfrau     -.—    753 

Minerva  A\ea  oder  die  ätherische  ZuBucht    —    771 
Minerva  Pronäa  und   Pronöa,   oder  Tempel- 
wache  und  Vorsehung > 790 

Ideen  Ober  Minerva  Oberhaupt    799 

Darstellungen  der  Minerva  zn  Athen.    Die  Pan- 

athenäen    . 806 

§.33.    Minerva  in  Rom -    814 

Neuntes  Capitel.    Alt -Italische  Religionen. 

1.  Einleitung     - 819 

2.  Betrachtung  der  alt-Italischen  Religion  Oberhaupt  t>33 

3.  Religion  der  Etrusker  ..........  —  ........  836 

4.  Die  Gottheiten  der  Etrusker  (Laren)     . 844 

5.  Von  den  Penaten      870 

6.  Janus    ..*. 879 

7.  Fortsetzung  ......... .... .  s% 

8.  Fortsetzung  ..... . 904 

9.  Fortsetzung - 9»9 

10      Der  Gott  Mantus     919 

11.  Der  Gott  Tages    - 925 

12.  Die  Augurien    .. . ... 935 

13.  Die  Theorie  von  den  Blitzen   ...... 942 

14.  Ein  Blick  auf  die  Culte  einiger  andern  Völker 
des  alten  Italiens  ...... 962 

15.  Religion  der  Latiner  (Römer)     -  969 

1.  16.    Die  Salischen  Priester     - -.  9S0 

>7.  Allgemeine  Betrachtung  derReligionen  des  alten 

Italiens - 991 

f.  18.    Die  Palilien  und  Rom  die  ewige  Stadt &6 


SYMBOLIK   und   MYTHOLOGIE 


ZWEITER    THEIL 


..    »• 


Viertes     Capitei. 

Von   Jeu  Religionen  des  vorderen  un 
mittleren    Asiens. 


$. 


i. 


Allgemeine  Ccbersicht    und  Einleitung. 

lUnzung  Acgyptisclier  und  Asiatischer  Mythen  und 
Symbole.) 

Isis  sucht  den  verlornen  Gemahl  in  Byhlus   (s.  TheSI  1. 

pag.  cIm«.     <  »b  sie  ihn    in  der  I'apyru&staude  (iv  ßvß\q) 

gebucht  und  gefunden  '),  fragen  wir  nicht,  Genug ,  die 
icicr    und    Syrer    eigneten    sich    den    Acgyptisrheu 

Colt  xu.     Die   Sage  vvufste    von   dem  Papycusltupfe  zu 

!en  ,  der  allein  li<  ]i  bei  dir  Adonisfeier  von  Aegyp- 

icr   das   Meer    zu    ihnen    herüber   schwamm,    und 

!  'hüuicische  Stadt  verewigte  die  Isis  auf  ihren  51"ui- 

Das   heifst  mit    andern   Worten  ,    diese    Mittel - 

■  nd  Vorderasiaten   hatten   Gottesdienst  und  Gottheiten, 


za  vermnshrt  ,  XumiAegypt.  p.  136      Werden 

•  I  Mviluib  Überhaupt  uiifl  die  Bedeutnnf  ä«T  Pflan- 

uc  rvn   Mythenkreise    besonders    kennt, 

n.iibung  des  gelehrten  Mannes  der  Am 
mcrk.**mkeii    wlirrli^  finden       l  >  luigens   vergleiche  man 
das  oben  im  |,Thi  p.  Z6i.  Bemerkte, 
f)  L'icianusde  Dea  Syr.    J  "in.  *X.  p.  ifO  Bip.      Eck  hei 
Ducir.  nuin.  vett.  T.  11 1.  p.  .»5y. 


die  inUauptbcgrifTcn  und  Haupfbildrrn  den  genannten 
AegyplUc-hen  ähr.li'<h  Maren,  so  dafs  sie  veranlagt  wur- 
den, das.  was  dorn  benachbarten  Volke  angehörte,  mit 
ihren  einheimischen  Gottheiten  zu  identilicircn  Dies 
führt  uns  zu  der  Frage  :  welches  sind  diese  Ideen,  und 
Welche  Grundbegriffe  dieser  Mittel  -  und  Vorderasiati- 
schen Religionen  sind  den  Aegvptischen  so  verwandt, 
dafs.  sie  damit  migcKwungcn  verbunden  werden  könnten? 
Oder  in  umgekehrter  Frage:  wir1  verhalten  siel»  die  Ac- 
gyjitischcn  höchsten  Wesen:  Athor  ,  Neith  ,  Isis  und 
Osiris,  zu  jener  Astaruih,  Mylilla,  Aliita,  Baal  und 
Baltis,  uijd  wie  die  Namen  jener  Syrisch- Phönicischen 
und  Arabischen  Gottheiten  alle  heifSen  mögen  ? 

Zn\  orderst  tritt  in  diesen  Religionen  ein  Jtnaiisnius 
der  Geschlechter  in  den  verehrten  Wesen  hervor,  mit 
allen  dahin  gehörigen  Bestimmungen.  Es  ist  ein  Sonnen- 
gott als  aclives  Prineipiiim,  al^  himmlischer  Herrscher, 
a!s  machtiger  starker  Bcsaanier.  Ihm  zur  Seite  die  Mond- 
göttin ,  als  weibliches  Prineip,  als  Empfängerin;  daher 
auch  mitunter  als  befruchtete  Erde  gedacht. 

Zweitens  wird  jener  Gesehleehudnalismus  in  diesen 
Culten  nicht  selten  in  Eine  Person  gelegt«  die  dadurch 
M  annweib  (doo'SS'd&qXi^)  wild  ,  oder  ein  W  ciliinann, 
je  nachdem  dieses  oder  jenes  Geschlecht  vurwaltel.  Hier- 
her gehört  der  aus  Assyrien  und  Syrien  abstammende  und 
auf  Cypern  verehrte  alte  '\q>i£Ödi%  o  $  A)  ;  hierher  auch 
d  r  von  Phrygiern  vereinte  'ASvyöovi,  4). 


cber  die  Abstammung  s.  dh  Fbuptstclle  Herodot.  T.  105* 
ülur  die  VorstelNingMrl    Heinrich   lirrniaphrndiioiuni 
lies  el  BftliSMf  Mecl.   IM.      Ucbrij»en9  wird  Weiler  hin 
4    hfCtrej  vun  ihm  brmrrkl  werden. 

■    v.     Der  Nunc-  ist  tweifelbaftj  aber  die  Acnde- 
klniasttifl    i&xercfrl.   Min.  |»   U-J8.   ist  zu  gr- 

_■  u  s  k  i  de  \itlg<  Lycaon.  Opuscc.  p.  bi. 


Dritten*.     "Wie  nun  jenes  Doppelgeschlecht  oft  in 

I'eison  vereinigt  erscheint,   so  verschwindet  hin* 

v.i«  der  auch  bei  der  Zweiheil  der  Perlenen  die  «ine  der- 

•i  inanclim.ni  im  Volhsdienste.     Sie  tritt  in  den  Hin- 

ind   zurucU ,    nml   es  wird    oft   blu*    das   weibliche 

ciptum  gefeiertt   doeh  «<ft  mit  helleren   odei  dunh- 

leren  Beziehungen  auf  ein  iniinnliehcs.   —    Wie  nun  der- 

pleicb«  n  Cntte,  ei  I  in  die  Reihe  der  Griechischen 

Throgonic ,  sich  mehr  und  mehr  verändern  lassen  mufs- 
ten,  und  darüber  ihre  alte  IJerleulsunlteit  haußg  gang 
eis»büT»tcn  ,  davon  wird  in  der  Folge  bei  diesen  einzel- 
nen Gottheiten  seihst  die  Hede  seyn. 

Uter  blichen  wir  auf  Aegyptcn  ssurüch  ,  und  fragen, 
wie   sich  diese  Asiatischen  Grundbegriffe   und   Combina- 
11   xu  den   genannten  grofsen  Gottheiten  jenes  Lan- 
des   verhalten.     Merhen    wir    vorerst   auf  die  Meinen, 
:i  wir  ihre  Beihe  durchlaufen:  Moloch,  Adun,  Bei 
(Baal),  Haitis,  Uelsamen  (Ovaria),  Astarte  (Aslorolh), 
Ita,   Alitta,  Lilith,  Ma,  Ammar,  Mitra  *),    und  wie 
sie  «He  heifsen  mögen,  so  bietet  uns  dies  den  ersten  Vcr- 
gltn  lit  dar.     Wir  wollen  hier  nicht  dabei  ver- 

ri .  «Ms  mehrere  dieser  Namen  mit  den  Namen  hei- 
•fn  de*  oberen  Asiens  zusammenfallen  '■).    Auch 
«ollen    v  nicht    wiederholen,    was    neulich    ein 

sprarhgeltrbrtcr  Forscher   erinnert   hat,    d.ifs    mehrere 
inen  aus  l'hüuicischer  Tradition  durch  Celtibc- 


dje   Hauplsfclle   des  Uerodolus    F.    13t.    verbunden   mit 

>t  lili-n  US  de  Dii  Syniugma  II.  Wenn 

den   dort  'AXirra    aus  llerod«n.  IJ1,  S.  in 

idern  will,   io  widersprechen    slh    H«  lenj    nur 

Icem.Hjuchlaul  haus. 

Var.  LtCt.  zur  ar«^< 

<    B.  die  Merodouische  Mi'rj«,    wovon    vnr  schon  hin- 
länglich ii  ihett. 


rische  Colonien  selbst  bis  in  den  Norden  von  Euro] 
hin  fortgepflanzt  worden  seyn  konnten  ■'j.  Es  ist  bi 
Hos  unser  Zwcch  ,  auf  diu  Haupt  begriffe  aufmei  ksam 
machen  ,  die  in  diesen  Asiatischen  dütternamen  eine  Vor« 
gleicbnng  mit  den  AeejetfrArt  zulassen.  Es  treten 
hauptsächlich  drei  Ideen  hervor  :  die  der  Nacht  und 
was  damit  im  bleibenden  Sprachgebrauch  ,  selbst  bei 
Griechischen  Dichtern  noch,  zusammenlallt ,  des  Mon- 
des; die  Idee  der  Herrschalt  und.  die  der  M  ut  t  er 
und  <j  e  b  ah  re  ri  n.  Alle  diese  Beziehungen  Ündet)  sii 
in  den  Priester-  und  Naliitnalgottheiieu  Aegyptens  wi< 
der.  'Wie  <»ft  auf  Osiris.  und  nachher  auf  Serapis  als 
den  grofsen  Herrscher  und  Konig ,  so  wie  auf  Isis 
die  lionigltche  Herrscherin  hingewiesen  werde  ,  bedai 
heiner  besonderen  Bemerkung.  Auch  ist  dieser  ße{ 
unter  die  allgemeinen  zu  rechnen  ,  die  sich  in  den  im 
steil  Nationalculleu  finden.  Dafs  aber,  wie  oben  (Tb. 
p  im))  bemerkt  wurden,  jenes  oberste  Wesen  der  Ae- 
gyptischen  Pi  icstertheologic,  Athor,  höchst«  ahrschein- 
lich  Nacht  heilst  ,  verdient  eben  so  wohl  Aufmerhsai 
heit,  als  dafil  in  dem  Namen  Isis  der  Grundbegriff  dt 
Folie  gefunden  wurde:  so  um  man  in  dem  Aegypt 
■eben  Nanii-n  de*  Planeten  Mars:  'Ecitmo-i,  die  Bedet 
tun^  des  Eesaamers  fand  6).  Besonders  bemerken] 
werili  ist  aber  die  Nachricht  des  Plularcbus   *>),  dal 


7)  Verjl.  P,  F..  Mallers  nrHiqnarische  Untersuchung  Ü\ 
die  olinwrit  Tonil«' m  gefundenen  goldenen  Hörner  p.65i 

S)  Hug  (ober  den  Mythos  dir  .die  n  Volker  p.  130.  vergl.90.) 
llndrt  ii-ijoRrn    in  itiesejn  Namen  ein  hlofces  Bpiwort  des 
..ut  ei   ..H,  <lt  in  Arabisch  *  Koptischen 
dirrcbl    Urheber  der  Dürre,    der    Ausirock- 
nuns,     \  ergt«  auch  J.iMon»ki  Voce.  AegypK.  p.  "I. 

f0  1>  UM,  tt  Osiri'f.  p.  374,   p.  51t  W  ytirnb.    vcr^l.  3W?.    y. 
&üü  &r\.   mu  JaMouski's  Eilauicrung  iu  den  Voce.  p.  15t. 


Isis  bei  den  Aegyptiern  bestimmt  einen  Namen  führte, 
Worte!  und  Bedeutung  mit  jenem  dritten  Punkte 
zusamnrnli  iiTt.  Sie  hiefs  Mwi'^,  die  Mutter;  womit 
noch  dir  andere  Bemerkung  desselben  Schriftstellers  zu 
i  ist,  dal*  bei  demselben  Volke  auch  der  Mond 
W  e  I  ttnu  tt  er  führte.  Jlier  bedarf  es  doch 
hl  keiner  ausführlichen  Deduction,  nm  die  ParalJeleti 
RSCttJitweisea  ,  die  sich  hier  ron  belbbt  darbieten.  Von 
selbst  wird  ein  Jeder  an  die  IJhry»ische  Mot  erinnert,  die 
man  i •'.  üit  als  die  grofsc  Mutler,    als  die  gute 

Mutter  10m  Gebirge  bezeichnete,  an  jene  Mylitta 
litt«  ,  an  jene  Lilith  und  rei^teipfli,  an  die  magna 
11  alle  die  Mittel-  und  Vol derasiatischen 
es  en ,  «..bei  der  Betriff  der  Mutter  vorherrscht, 
der  denn  düich  die  Griechischen  Religionen  bis  nach 
Laitum  und  bis  KB  jener  N  a  t  io  der  Ardeaten  fortgepflanzt 
wurden. 

Nun  müssen  wir  noch  der  Grundhegriffe  und  ihrer 

Combinationen  gedenken.      Wir   bemerkten  oben,   wie, 

nach  dem  Zeugnifs  der  ältesten  Denkmale,   in  dem  Ae- 

hen  Nationaldienste  Isis   zuerst   als  grofse  Gottin 

ririll ,  X  I  'siiis  noch  als  menschlicher  Wohl- 


l'tber   oTe  Pfcrjrgische  M<5    s.   Fragmin.  Nisiorr.  prr.  an~ 

I  ;   kommt  es  uns  darauf  an  ,   das  Mi  yt, 

!  r,  beim  AeschylusSnpplio.  Si<0.  BS^ScnQfs. 

i  •    Bemerkung  211  Theoeriti  Adoniaz. 

.  B.  C.  ?.u  bemerken.  Die  N'at  io  (oder  Nascio?) 

kannt,   de  N.  D.  III.  IS.  pag,  569 

\usg. ,  wo  *ir  auch  einige  Nachweisungen  gege- 

J  .jbrn.    Wir  werden    in  dem  Capite]  von  den  Kabi- 

irn,  worunter  auch   ein  B-iix?f90(  und   eine  s^Ni(«t  «■< 

wflnV  werden,  d.  !.  E&rzeuger  und  eine  grolao 

Muii'  llrung ,   die  Znega  ßa»airilievi 

•        •  Aegyptiscben  Sprache  verbucht  bat,   diese 

Brgi.  1   liiidtn. 


tbäter  im  Hintergründe  jenes  ölten  Tempelcultus   st< 
und  wie    darauf   Osiris  ,    nach   vollendetem   Leiden 
Twde  auf  Erden    für  die  Menschheit,    die  höchste  El 
mit    dem   weiblichen   Golierwesen  im  öffentlichen  Cull 
theill.     Also:  ein   alliuahlig   »ich  bildender   Dualismus 
getrennten  Pcim-iumi  ,  und  das  weibliche  iViiicipiiim 
erst  vorherrschend. 

Sodann  liennt  ja  auch  die  Aegyplische  Festfeier 
nüintlichen  Dienste  jenen  Dualismus  ,  der  sich  in    all 

11  Mittel-  und  Voi  de!  -asiatischen   Cullcn  findet, 
wie  der  Syrer   und  Phünicier   bei  seinem  Thammuzfe 
und  der  Phrygier  bei  der  Cybelcnfeier   zwei  wesentlu 
1  heile  bat,    eine  Klageperiode,    mit   allen  Zeichen 
Trauer  um  den  verlornen  Gott,  und  Freudentage,  m 
dem  Wiederfinden  des  Gottes,    eben  so  ist  ja  jenes  Vt 
lieren  und  Wiederfinden   und  deren  Ausdruck  ,   Trai 
und  Freude,  die  Grundlage   der   öffentlichen  Osirisfeier 
(s.  Ib.  I.   p.  277  11.) 

Aber  aneb  jene  specielle  Beziehung  ,  die  in  das 
weibliche  Wesen  ,  neben  den  passiven  ,  auch  active, 
männliche  Uralte  legt,  war  der  Aegyptischen  Religion 
it.  Nach  riiitavrlius  "')  vereinigte  sich  Osiris 
im  Fiiihling  mit  dem  Momlu,  befruchtete  um,  und  die- 
ser »erbreitete  alsd.inn  die  Fruchtbarkeit  durch  die  Luft, 
befruchtete  die  zeugenden  Keime,  weiche  die  gesammte 
Vegetation  in  Tbätiglteit  versetzten  (s.  Tb.  I.  p.289.  390.). 
Dieselbe  Vorstellung  hatten  auch  die  Perser,  wenigstens 
nach  dem  Zendivcsta  ,)).  liier  erscheint  also,  wie  in 
der  Aegyptischen  Isis,  der  Mond  in  einem  doppelten 
Ycihaltnifs ,  in  einem  passiven  zum  besaatnenden  Stier 
oder  zuv  sehuMi^erndeu   Sonne,    und   in  einem  activt 


Isid.  et  Osiri-f.  p.  36S. 

11;   S,  .    Hl.    I.    p.    7-lÜ. 


mpfangendm  und  geschwängerten  Erde  ^).      DaP» 

ei»  Doppel  verein  nun  der  Reim  zu  einer  dreifachen 

gegeben  war,    wollen  wir    vorläufig  blos    mit 

m  Woi  Je  bemerken  :  Zop  man  den  BegriffdesMänn- 

,    so  war   ein    Deus   mas  als  herrschender 

Natui*öU  gegelu  o  ,  in  entgegengesetaten  Felle  eine  All- 

romicr ,    •  tarbeherrachertn     und    Beschlielserin. 

I   rbindung  beider  Eigenschaften  in  Einem  Wesen 

enra-ie  a  >drogynische  Vorstellungen  und  Attribute  13), 


1  .her  die  Vor.h-rasialischfn  Ideen  von  einem  Deus  Lu- 
gui  (o  Alijv)  aufMUnzen  (vergl.  die  Vorstellung  auf  un- 
serer'l'aftJ  III.  nr.2,  worauf  wir  zurückkommen  werden) 
und  julero  Denkmalen.  Die  Dea  Luna  als  eigene  Gott- 
heit V  B  in  die  spateste  Zeit  auf  Inschriften  vor, 
i.  B.  auf  einer  neulich  zu  Mainz  gefundenen  vom  Jahre 
276  nach  Christi  Geburt,  welche  Lehne  in  einer  gründ- 
»handlnng  Ober  das  alte  Mainz  im  Rheinischen 
Archiv  von  Vogt  und  Wciizel  II.  p.  139.  zuerst  bekannt 
gemacht  hat. 

JJ)  Diese  Verbindung    oder  Verschmelzung  des  männlichen 

weiblichen  Princips   in   Einer   Person    wurde   aufser 

Anderem  ,    was  wir  im  Verfolg  bemerken  werden,   auch 

durc  I  anschaulich  gemacht.     Sie  wurde  oft  durch 

-tlbe  Wort  .uigedeuif-t  mittelst  einer  angehUtig- 

j.  So  schufen  Bich  die  Phönicier  aus  Baal  oder 

Bt  ne  weibliche  Gottheit   Baaloih,    Baaltis, 

^  1 1  *  e.     Euscbiua   in  dir  Praepar.  Evang.  I.  10.  p.  38. 

r.  cd.  Colon,   gedenkt  derselben  mit   der  Bemerkung, 

!i   U  i  <>  ne  (  A<iu  v-4  )  hitfc;    und  auf  Münzen 

irklich  Spuren ;  vergl.  Vaillantnumism. 

Ion.  et  munieip.  pa;.  1 10.    Ferner  veränderte 

hdem  man  d.is  mannliche  oder  weibliche  YVe» 

sollte,  hu  tji  leehischen  nur  den  Artikel. 

tri  dtn  L\N.  roü  hätk  und  -  •.  or -y 

1'hManf.  s.  v.  nnd  Beyer  zu  Seiden  de  Diis  Sy- 

rschiedenen  Erklärungen  der  Aus. 

ad  Rcman.  XI.  4,   wo  ry  B&ak 


10 

und  wir  finden  liier  Hermaphroditen  auf  ähnliche  W< 
wie  wir  dieselben  hrreit»  in  andern  Religionen  des  All 
thums  (  s.  oben  Th.  L  p.   i/ji.  5cß  ff.)  gefunden    habet 
wobei   wir  jedoch  die   Bemerkung  beifügen,  dafs  jei 
im   Hermaphioditus    niedergelegten   höheren    Thcolo{ 
meni'ii  vnn    Allgenugsamheit   u.  s.  wv,    die    lieh   auch 
den  Chaldnisckun    und   andern   Asiatischen  Kosmogonien 
wiederfinden ,     in    dein    Volksdienste     de*    vordei 
und  mittleren  Asiens  die  niedere  Bedeutung  einer  Vei 
hin  düng  der  acliven   und  passiven  Zeugung! 
kraft,  physisch  gefafsl,  beigelegt  wurde. 


§.       2. 

Ein  Blick  auf  Mittel*   und  Vorderasien, 

Die  Religionen  des  oberen  und  minieren  Asiens 
fanden  früh  in  den  vorderen  Landern  dieses  KvdtheHs 
Eingang.  Vorderasien,  Syrien,  Jndn'a  und  f'honicicn 
mit  inbegriffen,  war  die  alte  Heer-  und  Dandetsstrafse 
der  herrschenden  hrnteren  Völker  und  ult  auf  längere 
Znt  ihre  >Vohnung  mid  HofUger.  Erat  machten  die 
Assyrer  diese  Lander  zum  Ziel  ihrer  kiiegerischcn 
ternehmungen,  und  schleppten  ganze  \  ölker  oder  d 
deren  Edelste  in  die  oberen  Länder  weg.  Dann  wurd 
mit  dem  Wechsel    der  Herrschaft    in  Ober-  und  Witt 

:,    unter   den   Assyrern,    Babylenicrn ,   Medern 
Persern  ,    Cofontfttefl    aus  jenen  Gegenden  herunter 
bracht,  und  mit  ihnen  Obei  asiatische  oder,  wie  man 
nannte*    Assyrische,    Medische  Sitten  und  Glaubens!« 
»ih  n.     Es  folgte  die   Persische  Oberherrschaft,  und 


,  gehören  aber  nicht  hierher.  —  Unfc  auch  die  Grit 
'  jti  aelie  in  ihrim  'Aty&r«(  (ttovOB  ««iier  unici 
und  ii'i.Jeiu  Benennungen  aus  dirstni  kreise  jener  bitte 
folgte,    if.' 


11 


trapenhöfe  mit  zahlreichen   Heeren  liefson  »Ich  ordent- 
lich in  Ulcinasien  nieder.      Endlich   geschah   die  grofse 

•  ,t  her, es  folgten  die  auffange  Zeit 
ischen  König&dynasiieu,  und,  mit  ihrem 
mg,  die  Standquartiere  Römischer  Beere  in  KLcin- 
•nen,   Suien   und   in  der  Nachbarschaft.      D.izu   kamen 
i   allen   Zeiten  her   die   mannigfaltigen   Einflüsse  des 
\Tettfcandfla  ,     der    durch    diese    Länder    verschiedene 
hatte,  sowohl  vom  Enphrat  her,  aus  den  Ebenen 
ictis,  als  auch  von  den  Caucasischen  Hochländern 
Armenien    und  durch  die  andern  nördlichen  Pro- 
vinzen.    Hier  in  Yurderasien  war  der  grofse  Markt  auf« 
geschlagen    für  den  Asiatischen  Sklavenhandel  ,  wie   für 
die  Assyrischen,    Babylonischen    und    somit  seihst  auch 
die  Indischen  Waai  en  ,  und  die  Phünicicr-hatlen  die- 
sen Wellhandel  gegründet. 

Daher  jene   Vielheit   und   Mischung    der   Sprachen, 

die  :  u  Anfang  des  zwölften  Buchs  in  Kleinasien 

hweiset.       Daher   auch    die  Vielheit    der   Religionen 

tlte,    die  sich  hier   so  wunderbar  und   seltsam   in 

rerwebten.        Gleichwohl    zieht    ein     grofser 

■cn  durch  dieses  ganze  Gewehe  durch,  der,  im  Prte- 

ie  im  Yolhsdienst  ,    den  näheren  Orient  mit 

dem  ferneren,   Phünicicn,   Jonien  ,   Lydien   u.a.  w.  mit 

issyrien    zusammenknüpft.      Diesen,    der 

jndlage  nach  und  im  AYesentlicheu  ,  Einen   grofsen 

icnst  der  Vorder-  und  Mittelasiaten    wollen  wir 

nun  zunächst  überblicken.  Die  Hauptsätze  der  inneren 

Betrachtung  haben  wir  in  Verbindung  mit  Aegyptischen 

Rcligtonsbegriflcn    im    nächst  vorhergehenden  Paragra- 

chickl.      Hier  sind  nun   noch  die  Haupt- 

>es  'i  heil*  von  Asien  historisch  und  gleichsam 

an  Ort  und  Stelle  selbst  zu  bemerken. 


*.    3. 

Religion   der  Phönicier. 

Zuerst   Phönicien,   d.  h.   im  weiteren   Sinne 
den    Alten :    Alles    Land  von   den    Syrischen  Engpä'i 
(Pylae)  bis  nach  Pctusium  in  Aegypten  hinab;    im  en; 
ren   Sinne    dagegen»   im   Süden  bis  zum   Berge  Can 
und   zur  Siadt   Ptolemais.      Seine  Bewohner    wanderte 
vom   rothen   Meere   her    (Herodot.  I.   i.  VII.  8t). ), 
heilst,  nach  der  sichersten  Auslegung,  Tom  Persische 
Meerbusen  über  den  Euphrat  und  über  den  sogenannt« 
Assyrischen  ,    wahrscheinlich   Serbonidischen  See  ,4) 


11)  Sir-iho  XI.  p.  Ulli  Aimet.  p   46»  sqq.  Tisch,  cf.  Posld« 
nii   Ktliqq.  p    1 12  M).  ed.  Baku.     Justin.    XV  III.   3.     I( 
uUgp   mich    hier   einige   llaupi&ielJeu   Uher   die   erst« 
AN  .  hnsitze  und  mtchherigen  Wanderungen  dtr  Phönicit 
anzuführen.       Das    Ausführlichere    muis    den    llerodotei 
sehen  Abhandlung »  vorbehalten  bleiben.  Hier  nur  not 
einigt    N'achwrisuiigen   fllr   diejenigen   Leser,  die  weiin 
Belehrung  suchen:     Bochart  Geogr.  sacra  part.  II.   car 
4i.     Faber   in  i!ir    ßibliolh.   Ilagana  nuv.  Class.  V.  1. 
46  sqq.  p.  t»5.    verbunden   mit  Gastier  dt   Phoenicum  n 
vigaii.  p.  '(."i.  (  jiii  Orpheus)    und  Scböuemann    de  Ge< 
graph-   Argoiiauit.  p.  2\.     Rei  der  Bestimmung  des  erst« 
Wohncüsefl    macht   bekanntlich    der    Ausdruck:    Er] 
t  h  r  1  iscl»f  I  Meer  Schwierigkeit ,  und  man  fragte  , 
die    »hm    Sidonier    am     Persischen     Meerbuse 
gewohnt  hatten   [In  rüi  Tlt%n*$   *£X*p    Strjho  u.  a.   O. 
Einen  andern,  vidleicbl  alteren  Namen  lurdies.cn  M».  r 
hüten  gewinn«  n  wir  jenl  ans  dem   Itinerarium   Alexandt 
§.  HO.  Meriinlani  lfit7.  td.  M.tio  :  nlp$a  (Indin)  vero  ex« 
trinsecus  ubiqne  Oceano  muuitur  ,    interfluo  mari   II  ip» 
palo  (cod.  Hipallo;  aber  s.  Plin.  II.  .\.  VI.  2i.  pag.  327 
.in.),  cujus  sinus  Persas  includit."    Dieses 
Hippalische  Meer  oder  vielmehr  einen  Busen  desselben, 
I  hit,clii'ii,    hat    man   min    In  i  den  WohlM 

dtr  lUetten  Phötiiei«r  vennulhticb  *u  denken  —  ein  Snn. 


<ja»  »chtnale  gebirgige  Küstenland  ein,   das  vom  Mittel- 
bespüJl   wird,    und  das    ihnen  in  grauer  Vorzeit 
«hon  Anlufi  gab,  den  ferneren  Occident  mit  dem  cm- 
legeiwu-u  ftlorgeulande    ani'  ihren  grofsen  Handelasugen 
ImOiicnt  konnten  sie  früher  als  \i«le 
andere  >iiiliei  die  P.eli^H>ii3«eisilieil  aus  der  Quelle  schö- 
pfe*.   Ducii   reira'tb   »lue   Kosmogonie  und  Göttcrlehrc 
ii    Verwandtschaft  mit  der   Aegvpti- 
und  Cbalüäischen,      In    Betreff  der   Nachrichten 
a  vntil  wir  aher  noch  übler  l.crathen,  als  selbst  bei 
it  lioiinlen  Mir  doch   noch  mehrere  Grie- 
nachv.  SckrifXaiellcr  befragen,  zum  Tb  eil   aus  ziemlich 
Zeit  ;     hier  aber    Holst    Alles  aus  einer   einzigen, 
aoeh  dazu  gett  übten  (Quelle  M).     Der  Referent  stellt  an 


'i  d<r  Piiürocls^hen  Religion  noch  2U  weiteren  For- 
»cliungtn  und  Schlusbtu  I (ihren  katin. 

Ii)  Hit  mach  Hefte  sich  auch  die  Verwandtschaft  der  Ebrü  i- 

i  n  und   PhöniciBchen   oder   Kananilisclun 

Sprache,  di«f  nach  den  neueren  Untersuchungen  ,   beson- 

>on  bellertnann  [Versuch  iriner  Erklärung  der  l'n- 

suchen  Stellen  im  Poenulusdes  Plautus,  drei  Programme, 

Berlin   1608,    vergl.  besonders   I.  p.  5  s<\i\.    und  HJ.  p.  5 

ttf.)  „    vielmehr  l'Qr  eine   und  die  sei  he   aufgegeben 

ichier  erklären  ,  wenn  man  annimmt  ,  dafs 

Stationen,    EbrUer    und    Phonicier ,     ursprünglich 

.  n  Volk  gewesen  seyen  (vergl.  Bt Hermann  I.  9t), 

welches   am   Pcrfi^ehen  Meerbusen  ,   am  Euuhrat  ,    in 

Mesopotamien  und  Chahlaa  gewohnt,   und  zu  dem  auch 

Abraham  gehört  haue.  So  haben  wir  weder  nöihtg,  Wan- 

\brahan13  oder  seiner  Vorfahren  aus  Arabien 

nach  L'r  oder  ChaldJta,  noch  der  Phonicier  aus  Chaldaa 

.    Arabien  und  so  Tort  anzunehmen.     S.   Belkrmann 

f.  p.  10,  di  r  dies  unentschieden  lUist ,   und  Beck  Anleit. 

tj&  der  WellGeach-  I.  1.  p.  2JS.     Vergl.  auch 

iLe  vorhergehende  Anmerkung. 

Quellen  fOr  die  Phönicische  Religion  und  Symbolik 


aay   i 

und 


die  Spitze  der  Phonicischen  Historie  V)  einen  göttliches? 
Gesetzgeber  und  Geschicht&chreihcr :  Tauut  (TotocvTOs), 
denselben,  den  die  Aegypiier  Thofh  und  Heimes  nen- 
nen. Dieser  steht  dem  Pbümcischen  Kronos  (wie  die 
Griechen  diesen  höchsten  Landesgott  der  Phoniere  nen- 
nen) elicn  so  zm- Seite,  wie  in  AcgVpTen  Tboth  (Hermes  | 
dem  Osim;  er  stellt  .'<k  eine  verkörperte  Intel 
neben  dem  ins  Fleisch  gekommenen  greisen  Voll 
Als  Kronos  noch  Süden  zog,  so  überlief«  er  dem  ! 
die  Heuerling  des  Aegyplischcn  Landes.  Dieser, 
Erfinder  aller  Schrift  und  Wissenschaft,  Hofs  das  Ge« 
von  den  sieben  Kindern  des  Sydek ,  den  I'abiren  , 
von  ihrem  Bruder  Ashlepins  auf  heiligen  Tafeln  nieder- 
schreiben. Der  erste  Phönicier,,  der  es  empfing,  via* 
der  Sohn  Thabions.  Dieser  gab  jener  heiligen  Geschieht C 
der  VorucU  eine  allegorische  Deutung,  überlieferte  itp 
den  Propheten  und  Vorstehern  der  Mysterien,  die  sie  in 
ähnlicher  Bedeutung  ei  Marien  und  fortpflanzten.  So 
kam  sie  an  Isiris,  der  zum  Phonicischen  Alphabet  noch 
drei  Buchstaben  erfand.  Aus  den  Hüllen  der  Allegon» 
zogen  lange  nachher  der  Gott  Sin  mo  -  Bei  und  die 
tin  Thuro  jene  heilige  Geschichte  nieder  ans  Licht  In 
\i-r,  \nn  denen  sie  zulet/t  die  menschlichen  Geschiel 
Schreiber  Moehus  ,  The«  dolus  und  H)  psil.rates  empfingt 
Dies»  i  so  fortgepflanzten  alteu  Weisheit  des  Taaut 


sind  jo/t  durch  die  seit  rini^r  Zeil  herausgegebenen  und 
genau  btsi  luit  ht-m  n  lJ  !.  0  n  i  a  i  s  C  I)  c  i\  Münzen  bs- 
tli  ntend  urim  lul   worden.     S.  llilkinuan  flemei  ku:ii;in 

ührr  Phönicische  uiul  Punisehe  Mensen,  Herlin  \$\2  — 
1M6.  tier  Stücke,  worin  in  Allem  70  Ml'mzen  beschrie- 
ben und  erklärt  sind.  Die  vollständige  Literatur  giebt 
Beck  a.  ».  <J.  p    255.  an. 

17)  Eus«-b.  Piatpar.  Evang.    L  y.   p.  31  sq.    10.  p.  i4. 

cd.  Colon. 


i5 


meto  uud  Sanchuniathon  (d.i.  Freund  der  Wahrheit), 
•Hl  Benins  iit  Phünieien  ,  den  aufinerhsamsteii  Flcifs, 
»obci  1 1  vit  Pi  des  Unterrichts  des  Priesters  Jerambalus 
lOtrfreoea  hatte.  Die  Frucht  seiner  Bemühungen  war 
dir  Historie  der  Vorzeit,  die  er  in  einem  grolsen  Werhe 

I  in    tu    hohes   Lnb   legt    der  Griechische 
cfxcr   Philo  aus  Byblus    dem   Originalweihe    des 

Baocbuniathon  bei,  das  er  in  neun  Bücher  cingetheilt 
if«,  und  der  Griechische  Philosoph  Porphj  rias  brauchte 
richten  als  Waffe  gegen  da»  Christen* 
ihun t  au»  dessen  viertem  Buche  gegen  die  Christen  sie 
endlich  der  gelehrte  Eusebius  (Pracpar.  Evang.  lib.  I. 
10.)  tum  entgegengesetzten  Zwecke  mittheilt;  so 
AtCi  eit  er*t  durch  die  vierie  Hand  uns  im  Besitze  der 
Trümmer  rhonicischer  Mythologie  und  Urgeschichte  be- 
finden. S.-uichuniathon  lebte  gegen  ie5u  Jahre  vor  Chr. 
Gel».  die  spätere  Uebertragong  seine«  Werhes 

ini  Grifchisehc  muffte  ni  mchen  Zug  verändern,  und 
Philo  als  l  «b«  rsetzer  konnte  sich  auch  eigenmächtig 
«Mnche  \  c  ngen  erlaubt  haben;   wenigstens  mofabe, 

tr  »<>hl  Einiges  in  einem  andern  Sinne  auflassen,     Ware 

II  demselben  pragmatisirenden  Geiste  er- 
grifTrn  ,  wie  manche  Griechen,  z.  B.  der  Miletier  Diony- 

Llb  dotus  »on  Sicilien  in  andern  Thcilen  der  alten 

Kphobigie  ,  so  hönnte  ein  guter  Theil   der  histoiischen 

lung  ,  die  durch  die  ganze  PhÜmcische  Kosmogonie 

lit'Lt ,  Hein  von  ihm  herrühren.     Dagegen  ist  iie- 

le»  Andere   der   Art  dun   alt- orientalischen   Traditionen 

«o  ähnlich  .  als  daf*  es  für  späteren  Zusatz  gelten  könnte. 

.  tiaupt  ist  unter  solchen  Umständen  die  grofse  Ver- 

•rhiedmheit    in   der    Wüidigung   jener    Fragmente  sehr 

h.       Und    diese   Divergenz   hünnlc    in  der   '1  bat 

•ath  nicht  grof»er  gedacht  werden.      Während   Grotius 

in  ihnen   eine  grolse  Einstimmung   mit  der 

Hoseischcn   Lrkuude    linden ,     sehen     Gumberland    und 


Mosheitu  in  dem  Ganzen   blos  eine  absichtliche  Empfel 
lung    der    Aegvptiscben     und    Phönieischen    Idololatti« 
und  man   will    überall  nur  spätere  Stoische  Sätze  lindei 
mit  Phünicischen  Namen  ausgeschmückt  ,s).     Zur  UnU 
Stützung  der  ersteren  Meinung  wurde  die  L'ebercinstii 
iming  oder  Athntichheit  mit  biblischen   Namen   benul 
und    in  jenem  Mochus ,    der,    nach  der   Sage,    vor  det 
Trojanischen  Kriege  schon  die  alte  "Weisheit  der  Phon 
cicr  niederschrieb ,    erltannte   man   den   F.brüischen   Gi 
schichtschreibci  Mo;>es  ,y). 


18)  Dje  Momente  dieses  Streites  giebt  in  der  Kürze  Fabrt- 
cius  (Riblioth.  gr.  I.  pag.  222  ed.  Hades.)  und  dtrjje« 
lehrte  Beck  in  den  Anmerkungen  daselbst  und  in  dt 
Anleit.  zur  Kenntn.  d.  Weltgesch.  I.  t.  p.  2i6  f. 

19)  Da   der   Name  jenes  allen  Phönieischen  Historikers  bal 
'SlXot,,  bald  Mbjxc'  i  bald  Mser^a;  heiH-'t ,    so  wählte  man, 

um    die   Identität    mit  Mose:»   zu   erweisen,    die    letzt 
.Schreibart,   welche  jedoch  auch   Andere  vorzogen  ,   dii 
nur  au  einen  Phon  i  eise  hen  M«nn  und  Namen  dacl 
teu ;    s.    Mnsheim  zu   Cudwnrth  Systema   im»  II.    Tom. 
p.  l4.     Doch  vtrmuihet  PabricilM  zum  Sextus  Fmpir. 
62t.  mit  gutem  Grunde,  dafs  diese  Schreibung  ihren  Vi 
Sprung  jener  Hypotn«-se   silhst   zu   verdanken    hahe  ,  ur 
hl   die   allrnthal'x-n    von    den    besseren   HaodachrnV 
bestätigte  Form    t&&%c%    vor.      Dieser  Mnclius    wird  v< 
der)  Alien  (TztcbucJce  dd  Strafe«  XVI.  Tom*  Vf.  p.  da 
Erfinder  der  Atomistik  genannt.      Dies  halle   der  Stoikf 
PoMdtmius  !>•  li.tupH'i   (s     Pi^idonii  Khodii  It»  liijtiins  «lue 
trione   pjiy     «77  J»q.   t  •' .   li.ike)  ,    und  zum    l  heil  auch  de« 
we^en  pochten  einige  Neu.  t«   in  dem  ganzen  Phöni 
S>st'in     wie  et  IragapettUriBoh   bei  Euer  bhis  steht,  en 
bli't-  distische    Aiuini^fik.      Mosheim    a.  a.   O. 

möchte  d.tgeg«  n  drn  Ge"«chichr*chreir»er  V  ml  dti 

Philosophen  liebet    tut  zwei  varachirdene  Person  ' 

ten  Es  i>i  ül>rr  gar  nirh:  im  Geiste  d» ,-  früheren  Alfei 
tlium- ,  <i<iH  Geschäft  des  Ge>«chicht*chfeibers  von  d« 
Rtligiunslcbre  und  Philosophie  zu  trenucn.  Jene  Kosi 


•7 


i.    4. 

Phon  I  eise  he    Kosmogonie. 

Lei  dieser  G<  si  h  * \\c  der 
■in  1,1'inu ii  ,     hui    einerseits    den 
hen,    iii   dem   9ie  geschrieben    und  aufge« 
-  ils  den  Grad    ihrer  Authenbcität, 
den  ■  iilc  haben  Können,  zu  bestimmen* 

lies  Werl    erscheint  diese  Kosmogonie  in 
\\  «  rl  ,   das  zuerst  von  der  hoch- 
gedacht    und  gesprochen   worden, 
von  den   grofsen    Planetengottern 
Mvtluili   geschrieben  ilurch  die  niederen  Gott- 
i    l>   jmiI    die    Erde    s t c- •  - 1 ,   aber   auch  hier   erst 
um   der  höheren  Gable  bleibt,   bis 
e»  tolJrnd»  unter  die  .Menseben  kommt.     Also    eine   ab- 
ation  des  Gesetzes,   so  wie    die   Goltbeit 
lieihe  von    Incai  nationen    sich  den  Menseben 
iien   so  werden  die   Indischen   Yeda's   erst 
Fleisch  gekommenen  Brabma  aus  der  lifm- 
.  den   menschlichen  J>ialect    übersetzt.   — 
•    Inhalt  jener   Kosmogonie    betrifft,     wer 
*ird  »ybl    in    der    Art,    >\ie    wir   sie   haben,  die  reine 
Je   vi    lesen   glauben?     Aber  die   Grundlage,    die 
H«uj>tideen  2°)  haben  die  gelehrtesten  Forscher  auch  der 


jonitti  enthielten  die  ganze  älteste  Weltaiisicht  in  jeglicher 

Be*»eliunj;.    —   $ancliuni*thon  oder  Sanchontaihon  (i-«Y- 

11,  \>,  i2ü.    und   daselbht  Ca&aubo- 

td.  Sciiwtighi    schrieb    nacii  dtm    lYxi    des 

Ei  '  t   dae  Pl.ilo    in  muri    Bücher    (heilte. 

iiiMiu.   p.  «oi  cd    Hhotr.   nennt,   was  icli 

uerkt    linde,    nur  acht.     Es  niufs   also  in 

;  Stellen  eiu  Fehler  liegen. 

10)  Die»    ist    Heyne*«    Meinung  in   der  deutschen   Ueber- 
;   Abhandlung  der  Akademie  der  Inschriften  l. 

II. 


neuesten  Zeit  für  all,   für   ursprünglich   Fhönicisch 
halten.  Darauf  leitete  sie  schon  der  Geist  ilcr  Moaaisf  hi 
Genesis,    mehr    aber   uoeh    die    Aufmct 'baamkett  auf   <li 
Kosinogonien  anderer  \üll.er,   besoiubis  ,Jer  Aegtpti« 
Chaldäcr,   so  weit  auch  diese  noch   in  Fi  iigmenten  übet 
liefert  sind.       Seitdem  hat  die  Auffindung  Indischer    ui 
Persischer  Religionsurkunden  noch  mehr  \  ci  gleich nn-s 
punkte  dargeboten  ,   mul   iii.se  \erglenhung  lallt  durcl 
aus  zu    Gtiuslcn    der    Grundideen   der    Phümcisrher 
Thet  rie  bei  Kuscbitis   und  Itamas'cius  aus.     Dadurch    hi 
sich  die  IJehrreinsiimirmcg  dieser  Vurdcrasiatiscl h 
»ferne  mit  den   Gberaaiatiachen    Religionen,     und,    ,\>, 
die  v  est  nllithslen  I' unkte  bt  ti  i  1 T t  ,  dir  r  inheit  d\  r  nivi  lii 
sehen  Anschauungen  der  alten  ludier,    Peraer,    Acgvi 
ticr,  Diünitier  und  anderer  Yüluer  **)  bewahret. 

$.      5. 
Fortsetzung. 

Ein  genaues  Eingehen  ins  Ein/.clne  dieser  weit  am 
gesponnenen    Phütiicischen    Kosrnngmtie    würde  una    zi 
■weit  von  unseim  Ziele  entfernen.     Wir  heben  nur  einigt 
Momente  aus  ,  welche  mit  dem  allgemeinen  (■  u  1  t  u 
Vorder-  und   Mittelasiens    zusammenhangen,    unc 
auf   die   Griechische  Religion     und    Myst'*rie 
einwirken,     (hionos,  das  Verlangen  (*fföoc&)  un^  dj 
Nebel    (ojit'^Äij)    sind  die   drei  obersten  I'rincipien  alli 


p.  2i0  ff.,  wo  die  jrewagferen  Ideen  von  Alignot  und  Al 
deren  vorsichtig  barichtigt  «rnini. 

21)  Resultat  der  rbett  so  gelehrten  alü  feaialiaehen  Unter 
Buchungen  von  Cl  6  i  r  e  s  m  der  Myiheng e&chicbte  d( 
Asiatischen  Welt  Ji.  p.  46 1. 

22)  J>.  Seh  clllng   über  die  Gottheiten  von  Samothrace 
li.  5»  ff. 


«9 

e  n.i<  li  den  Sidnniern;  sodann  entstanden  ans  der 
Yermiicbang  \<.n  Pothoi  und  Homichle:  der  Aelhci*  und 
j»ut  und  ?us  diesen  wieder  eis  Ky  -"').  Bei  Eusehius 
wird  der  geisiige  Hauch  (der  erste  Odem,  xoKitiu) 
und  die  Uroacbt  (tlüuv)  als  der  Anfang  aller  Dings  ge- 
setzt **).      Auch    Iicntit    diese   Urkunde:    uwt,    den   Ur- 


23)  Ditnasciog  de  principiia  ,   in  J.  Chr.  Wolf  Anecdot.   sr. 
iJi  sq.    Man  vergl.  nitcli  Gutbrrlet  de  diia  Cabi« 

,    P  o  I  e  n  i    Supplement,   zum   The« ns    Aruiqq. 

im.  II.  p.  SrO       Ich  lese   beim  Oauuscius 
Mari  vergl.  dort  p.  260. 

ii  Praepar.  riv.mg.   I.   tO    p.  33  sq      Die  Worte  d*»r 
dasr-lhsl    |>    .14.    B.    so:     ätrl  Jjv-/    y  =•■. 
M  dvtuovf  *m  ywatnit,  uürcü   L,ixj,    nZrt 
A/wval   KUJ    II     .:-...    -  !;  ,    cvtoi 

Nach  Bochart   i&i  hc-rrt  vox  mit   dei,    die 
■    aus  Gottes  Munde,    ^"  2'""p.      Ui,s  wilie  dem 
Knohc  -  verihe  (Honover)  des  Ztndavesta  st  In  b  ha  lieb, 
H  ed   in  der  Urkunde  Bdxu  durch  das   Wort  vbun  ,   die 
Nacht,  ei  klart  wird,  so  schlügt  derselbe  Gelehrte     de. 
Cotuan.   Phoenicc.  II.  2.  p.  706.)  vor,    Baavr  zu   schrei- 
ben.    In  dieser    Nacht  hatten  wir  mithin  dasselbe  f.'riu- 
Aegyptisehen  Religionen  durch  Athor  (s.  Tb.  L 
I  die*e  Und  die  Asiatischen,  wie  auch  die  Grie« 
n  und  Römischen ,  durch  ßuto,  Leto ,  Ltiionu  be- 
pag.  H&2  f.    Not.  153.).      .Ftiie   ken- 
nen aber  auch  ein  wv»uf*J  und  ein  ««^aS*;  ,  ein  Piincip  Luft, 
mofonischtn    Potenzen    (s.   ebendaselbst). 
r»es  hat  also  seine  be stlltigendcu  Vcrgltkhungspunkte, 
wenn  gleich  in  der  Phänicischeu  Kosraogonie  die  Aerule- 
run<d'-sB  >chart  Manchen  etwas  zu  gewagt  vorkommen  will, 
■reil    Bcua  dem  irra  der  Genesis  (I.  2.  wüst  ,  leer)  ühn- 
Aber  dii    -"-',  Nacht,  beim   Eusebiu»  steht 
doch  bestimmt   «ls  Erklärung  von  Bü.j.j  in   der  Urkunde, 
jherlasven  wir  die  Verglt  ichungt-n  dieser  und 
ähnlicher  Koamogonien   mit  der  biblischen  Ivilli^  Andern, 
da  wir  die  Ebrtisch«  Religion   in  imsern  Kreis  nieht    mit 
begreifen«     Wer  einen  der  neuesten  Verbuche  der  Ar: 


22 


Die   Chaldaische    Iinsmognnie   nach    Bcrostis 
greift  ron  mehreren  Seilen   in  diese  Phuiticische  Gott 
geschichic  ein.    Dort  stehen  oben  an  Bei  und  Uamoroc 
ncLst  einer  Reihe  anderer  Gottheiten.      Die  eine  Hai 
der  Ion  Bei  zerschnittenen  llatnoroca   bildet    den    lli 
mel  ,  die  andere  die  Erde.     Aus  Bels  eigenem  Blute  ent 
steht    da»    Menschengeschlecht.       Darauf:     Vertrcibu 
der  Finsternifs,    Scheidung  der  Erde  und  des  Himm 
und   Anordnung   der  Welt,      ferner   neue  Menschen; 
hurt  aus  dem  Blute  einrs  andern  Gottes,  der  sich  sei 
aufopferte,    und   zugleich    Oannes,    der  amphibialisc 
Fischmensch ,    der  aus  dem  rothen  Meere  aufsteigt  u 
id  Babylon  Gesetz  und  Weisheit  lehrt. 

Hier  wie   dort  also  eine  Stufenfolge    von  Baalii 
In  Ph-iiiicicn  ein  Bei -Uranus,  Bel-Bronus,    Bel-Zet 
und    ihnen    als     weih  liebe    Wesen    zugeordnet  :      Ga< 
Aetarte,  Raalti*  (Dione);    daneben  MeUtaith  und  die 
carn  iri    n    der  Sonnet     Adon  (Adonis),     und  dann 
andern    Wesen:     die  sieben   Kabiren    mit    ihrem   achti 
Bruder  Es m nn  (Asklepiu»)  und   die  Fischgottheiten  : 
B.ibv!  >"ien  < 'Kinnes,    in    Phütiieten   Dagon    und  Derccl 
Voran  sich  dann  die  Syrische  Atergatis  auschlicfst  ,  o« 
womit  sie  identisch  ist.      Diese  Wesen  bemächtiget 
nun  gröfslenlheüs  in  Vorder-  und  Mittelasien  des  öfT'ei 
lieben  Cullns,  als  allgemein  verehrte  Tempelg«~iier , 
1     i.  -»her  ;mch  /.um  1  heil  daneben  noch  ihre  besonder« 
heiligen  Oertcrt    wo  sie  sieh  gleichsam  häuslich  niedei 
gM.issen  ;   so   As!  arte   ndt  ihrem  Adon  in  Byblus,    M< 
Itarth  in  'l'yrus,  Dagon  in  Azotus,  Derceto  in  Joppe  ui 
so  weiter ,    wie  wir   im  Verfolg  sehen  werden.     Jcdoi 


2",  S     dir    Fragmente  von    des    Hcrosus    Ch.iMStscher  G« 
lebte  bei  Syucellus,  JosrphiM  »nJ  lius«*bins  ,  i 

W-ike    <lr    rmeiriatione    tempor.    Gcncv.  162 
Vei  i  B.  Gr.  _\J\  .  p.  l~i  sqq. 


in  dieser   ganzen  Götterschanr  ist  selbst  nach  dem  herr- 
schenden   \  olliscuit    ein  Grundgedanke  erkennbar,   der 
-rfhen  Sabäisnuis   und   in  der  einfachsten  Naturansicht 
1 1  i  m  m  e  I  s  k  ö  n  i  g  (Bei,  Baal)  und  H  i  m  m  e  I  s - 
Königin  (Baaltis,    Oi'pavio),     Sonne    und    Mund. 
Beide  aber   wieder  auch  auf  Erden  der  grofse  ßesaamei 
ngerin  und  Mutter.      Da  wir  diese 
Grundbegriffe  oben  entwickelt  haben,  so  verweilen  wir 
rr  nicht    dabei,    sondern  fragen  jezt  nach 'dem  ver- 
lieh en    Stammsitze    dieses    Baalsdienstes 
und  naeh  seinen  Formen   unter  den  Mittel-  und  Yor- 
deniuti>cheii   Völkern  ^). 


§.    6. 

1 1    der  Urania    (  M  y  1  i  t  t  a  ,   A  n  a  i  t  i  s  ). 

fi  II  <■  i  odotu  s  (T.  »o5.)  war  der  älteste  Tempel 
a    der  /.u   Ascalnn  in  Syrien,     Wenn  wir,  wie 
»ten  ergeben  wird,  die  Derceto  unter  dieser  Cra- 
läfst  sich   diese  Nachricht  mit  andern 
:en    und  dieses  Geschichtschreibers  selbst 
n  ,   daf»    man  nirgends  früher   als  hier   der 
»cia,  als  Fischtreib,  einen  ordentlichen  Tempcldienst 
ulttts  der  Himmelskönigin  selbst  stamm- 
te Ht1  ii    her,   aus   dein   alten  Caucasischen  Sa- 
ie   Assyrer ,  sagt  derselbe    Historiher    (  t. 


cinjfdruclite  Münze  von  Malaga  in  dcrSamm- 
U  Munter  «eigi  eiiu-n  Kithir,  vitl 
rsten  dei  kalnrtn,  nm  de  niUai>im<T, 
and  auf  u  Q  Seite  den  Stern  (Stern  de»  Astarie)- 


i3i.)  ,  nennen  die  Aphrodite  Urania  Mylitta,  die  Ara- 
ber Alittft  (  \  1  r  1  a  t  steht  dafür  hb.  III  tt.) ,  die  Perser 
Mitra. »  Wir  halcn  diese  Stellt'  schon  oben  (Tb.  I. 
Buch  IL  Cs|}.  Hl.  <j.  Q.  p.-aoj  behandelt  und  gezeigt, 
daft  dieselbe  den  einfachen  Sirui  enthalt,  d  a  fs  meh- 
rere Asiatische  V  ö  I  k  e  r  der  Vorzeit  ein  u  n  «1 
d  a  s  s  e  I  h  e  w f  i  b  I  i  c  h  e  i\  a  l  u  r  p  r  i  n  c  i  p  i  u  in  u  n  1  c  t 
v  e  r  s  c  h  i  e  d  e  n  e  n  Namen  verehrten.  Von  der 
Persischen  Mitia,  die  hier  hauptsächlich  An  st  oft  gab, 
haben  wir  gleichfalls  dort  ausführlicher  gehandelt. 

Ueppiger ,  als  in  Persieu,  nar  der  Dienst  dieser 
Göilin  hei  dem  sinnlichen  Volhe  von  Babylon.  Her 
wollüstige  Tribut,  den  das  weibliche  Geschlecht  dort 
in  Tempel  der  grofsen  Mylitta  brachte,  wo  j-^de  Baby- 
ltniierin  wenigstens  Einmal  in  ihrem  Lehen  sich  jedem 
Wählenden  preisgeben  mufste  (Ilerodot.  I.  199.).  ist 
allgemein  bekannt.  Hier  sehen  wir  durch  die  Macht 
einer  fanatischen  Religion  die  ehernen  Schränken  durch« 
brochen  ,  die  sonst  die  Asiatische  strenge  Sit tc*  unerbitt- 
lich um  die  Frauen  zog.  Wir  sehen  den  Fremden  zu- 
gleich auf  eine,  besonders  dort  sehr  auffallende  Weise 
begünstigt.  Mit  der  Verbreitung  jener  Beligion  vei  brei- 
tete sich  auch  dieser  sinnliche  Charakter.  Hemdotus 
sah  auf  Cypern  an  mehreren  Orten  dieselben  Opfer  der 
Ueppigheit  ,  und  auch  ron  andern  Tempeln  dieser  Gott- 
heit wissen  wir  dasselbe. 

Hierher  gehört  der  Cult  der  Armenischen  AnaYtis 
CAvalsn;),  Sie  kommt  auch  unter  den  Namen \Avü^  J"), 
'Ava-'io.  und  Ain;  vor,  vielleicht  von  der  Gegend,  wo  sio 
verehrt  wurde.     Was  den  tarnen  selber  betrifft,  so  ha- 


2?)   Pluf.  Arinxenc.    cap.  27.  pag.  1025.  c,   Vfl  Jedoell   Coray 
und  Clavjer  'AvsTtw,   Hefa  (Spt-ciinen  ad  Timol.  p.  2.  3.) 
rir*  Jestn  wolle u. 


b  anderwärts  (Commontt-  llerodntt.    P.  I. 
f.  s^l'  emerlit.     v.  Hammer  nämlich 

>-.  des  Or.  IM.  III.  p.i7*>.)  leitet  denselben 
en   Vnahid,  dem  Mareen  des  Wo 

!>cn  Genius  ,  der  mit  «einer  Leier 

1   Sphären  leitet.     D  Vckerbtad  dagegen 

1  fieval.  Ii.ilitislü  etc.    n«»m  ibi-.},   indem  Bf 

Irmens  Alex.  Protrcpt.   V.  p.  "»7.    und  Mustath. 

Pcrieg.    vs.  8)5,  wo  eine  '\tp^oi Ltt,  T«. 

>*u  und  eine   I  <t  >  a  tu  vorkommt ,  und  auf  das  Phö- 

jlvut   beruft,    behauptet,    der   wahre  Name, 

h   in  den  Stellen   der  Alten  mehr  oder 

iirupl  sey,  und  die  wahre  Schreibari  sey  Ta. 

rt{  (wofür  Bocbart  mit  unrecht  "A  »•  a  ix ic  gesetzt 

•1  l'anat,    einer  Asiatischen  Göttin,   die  man 

IhM  mit  Venus,  b:dd  mit  Diana  oder  Minerva  verglichen 

■ab«  der  Name  Abedtanat  in  einer  Phönici- 

m  Griechischen   'A  <»t  t  u  1 .1  oJpo{  ent- 

•prttlie.    Man    kunne  auch  dos  Aegyp  tische   NHI0  ver- 

enn    man  den   Artikel    vorsetze  (die  Barm- 

»lad  bemerht  aber    Silveshc 

loornal  d.  Sav.  Juillet  1817.  p.  ^3q.),   tlafs  die 

135  nngczwcii'<  Planeten   Venus  Anahid 

odw  ml  ,   dafa  der  Name  A  na'itis  am  na* 

-cm  Persischen  Namen  hergeleitet 

l's  T  a  n  n  ii  i  s  bei  Clemens  von  Alcxandria  wohl 

sey,    und  dafs,   wenn   man  auch 

iminiin^    des   Phünicischen    und    Acgy  prischen 

wsfcl  annehmen   könne,    die    Aegyptische   Neith    mehr 

[inerva  CA&i}»a)  als  mit  der  Diana 

ibt  7.h  haben  scheine.      Vergl.  auch   Zoß*- 

idll.  beransgeg.  Ton  Welcher ,  p.  101.     Lescns- 

i>er  den  Mythus  dieser  Persischen 

Anahid,  Ursprung   nach   Indien    verlegt    wird, 

macht    v.  Hammer  in  den  Jahrbb.  der  Literat.     181O.    I. 


36 

p,  98  fr'.     Man  vergleiche  auch  noch  den  TzschucUc 
Strahl»   Tum,  IV.    p.  /17B-   und  Turn.  VI.   p.   «2fj. 

Dieser  Götiin  w«r  eine  große  Landschaft  rewidm 
und  auf  diesen   Tempelgüurn    arbeiteten    Selaven    u 
Sclavinnen   in   grofser  Anzahl,    die  als   Leiheigene   di 
Gottheit  angesehen  wurden  und  deswegen  heilige  Sclavt 
(Itqo&ovXoi)  hüTsen.     Eine  reiche,  angesehene  Priest 
schalt    war  im  Genüsse   tles  Ertrags   dieser  Güter. 
Tempel  seihst  entsprach  dem  Heiehihumeseiner  Besorge 
Mit  fffoftei    Prachl    war  hier  Alles   aufgeboten,    «in   d 
Religion  einen   blendenden  Glanz  zu  gehen,    und  ei 
ßnldene  Bildsaule   der  Göttin    wurde   noch    hei  dem  P 
thisclien    Zuge  des   Antonius    die   Beute    der   Römisch 
Krieger  (Plin.  H.  N.  XXXIII.  4.  24.  Vol.  II.  p.  619  H 
dnin.  *v).     Auch  hier  hatte  die  Wollust  ihren  Sitz  au 
lagen,     Di*    Vornehmsten   des  Landes   lieferten   i 
J  <"«  litci1  in   den  Tempel,    wo  sie  sich  lange  preisgab 
und  nachher  hei  der  Kuckltehr  ins  väterliche  Haus  de» 
eher  NI&nneT  fanden.     Ks  hatten  die  Armenier  von  ihr« 
OiirrhiTicn  ,    den    Medern,    Irüh    Mediache    Sitte    an 
nooimen.      Auch    hatten   sie   früh    Verkehr    mit   A 
und   Persien.     Ihr  Land    war  eine   der  giöfsesten  IIa 
tlclsstrafseii .  auf  der  schon  der  alte  Phö'nicier  Güter  n 
ßelavcn  ans  dem  oberen   Asien  bezog.      Der  Zusatnme 
llnl's  vnii  Fremden   und  der  offene  Markt  an  den   Holt 
Festen  vermehrt*  durch  den  reichen  Tribut  der  Andac! 


%)j  Aurea  Ktifaa  prima  omninm  ntillä  inaniiatc,   et  anteqii 
ex  acte  ah<|ua  ilto  mmlo  liem  ,  holoapbyraton  .  n 
Aaafttdia   posiU  dicirur   —    n  u  m  i  n  e   Ulis   s>tntil> 
I«  Wso  von  gediegenem  Golde  an  I  ni 

loiiil  war  tiirsr    Rilnsanlc  ,    ferner  sf-hr  alt  und  bochvrr 
ebr»  —  charakrcrinii-iche  Züge  orienidlihc'.in    IV.tclit  d 
R» litjiositit.    Lin  Wiftwofi  eines  Veteranen,  oai  um  V 

1    Gelegenheit  erzählt,  ist  ein  eben  so  spre- 
chender Bcweit.  der  damaligen  Römischen  Ehvolitit. 


i 


27 

den  Reichthum  der  Göttin.  Hier  in  Armenien  hatte  sie 
einen  ihrer  liauptsitzc,  und  von  hier  aus  wurde  durch 
den  lebhaften  Verkehr  ihr  Dienst  und  Name,  in  viele 
irulct  icn    verbreitet  ^°).        Der    Zusammenhang 

mit  der  Persischen  Naturgottin  31)  zeigt 
tich  ii  «ner  beroerhenswerthen  Nachricht   des  Chaldäi- 
chichtschrcibers  Berosns  (apüd  Clement.  Alex. 
i  :      Der  Bönig   Arlaxeixes    Mne- 
.  hcil\t  es  dort,  der  zuerst   der  Anaitischen  Aphro- 
i  Susa  ,   I  wiiil  Elibatana   eine  Bildsäule   er- 

ging den   Persern  ,    den  Bewohnern  von 
mascus  und  Sardes  in   der  Verehrung  dieser 
mit  seinem  Beispiele  voran.     Es  wird  dieses   Fac- 
tum i  i  ingefuhrt,   dafs   aueli    die   Perser, 
*priin«lich  einen  reineren  Cultus  gehabt,  späterhin 
in  Idololatrie   verfallen   seyen.      Mit  jener 
i  \achricht  des  Herodotus  verglichen,  giebt  diese 
Stelle  ru  der  Vernmihung  Grund,    dafs  Artaxerxcs  jezt 
iben   öffentlichen    Tempel-  und  Bilderdienst 
•Vf  alten  Assyrischen   Göttin  einführte,    und  zwar  mit 
!>t»ten  und  in  der  Art,  wie  mau  dieses  Wesen 
(Milien  verehrte.  Diese  form  ward  jezt  einVolbs- 
:  in  den  Persischen  Provinzen;   die  Mitra    Mar  von 
„enstand  der  geheimen   Religion    der  Ma- 
jnd  der  im  Magismus  erzogenen   Bcgentendynastie. 
r  Armenische  Gullus  wurzelte  in  vielen  Ländern 
ä ,  namentlich   in   den    beiden  Städten  Komana 
in  Otppadocien  und  im  Pontus  32).     Der 


Hjuptstclle  bei  Str.ibo  XV.  p.  So6.  A.  mit  den  ße- 

'  mjjen   von    Heyne    «Je   Sacerdotio   ComanensS,    in 

<J«n  Nov.  Con  c.  JScient.  Gotting.  XV  I.  p.  Il7sq. 

1  >.  hat  diesen  Zusammenhang  beson- 
;efuhrt  und  nachgewiesen. 

I  »i«  beiden  Komana  [rä  Kejxavs)  in  Cappadocien  und  im 


28 

Dienst  in»  Cappadoc'ischcn  Komana  war  der  b< 
Die  Stielt  la;^  in  den  tiefen  Gebirgsthälern  des  Antitau 
und  war  von  Kataoniern  bewohnt.     Auch  hier   ein  Tc« 
pel  mit  weitla'uftigen  Landereien  und  mit  mehr  als  sec 
tausend  llieroduleii ,  die  iiir  den  Priester  arbeiten , 
im  Hange  K« nächst  nach  dem  Honig,  durch  dir  ^t-isiÜ 
f.t-Malt  dis  gense  Volk  nick  seinem  Willen  lenkt. 
Leibeigenschaft  war  in  Cappadoeicn  von  alten  Zi 
zw  Hanse;  nur  allein  der  Konig  und  eine  Zahl   von  a 
1  -en  Dynasten  «raren  Herren  des  Grundes  und  Bodei 
Die  Andacht  dieser  Grofsen  bereicherte  durch  Gesehen 
Und  Vermächtnisse   den   Tempel    mit  Land  und  Lcol 
und  su  bildete  »ich  hier  ein  Yeihällnifs,    dem  der  En 
päischen  Geistlichkeil  im  Mittelalter  sehr  ähnlich.    !»• 
kamen ,  wie  es  scheint,  auch  hier  reiche  Geschenke  v 
den  an  dieser  Stfafse  torbeüsiehenden  Kaufieulen.  Au 
hier  finden  wir   alle  Anzeigen   eines   oTgiastischen  Diei 
su-s.     Es  wird  bestimmt  eine  Schaar   von  Begeister- 
ten (^£"fji<v  |   erwähnt«   d.  h.   fanatische  Mann« 
und  Krauen  ,  die  sich  an  Festtagen  einer  heiligen  Rase 
rei    überlassen    und   darin  die  ausschweifendsten    Din« 
thun  ■*•).  Das  Bild  der  Göttin  halte  verniuthlich  mehrev 


Pontus  bezeichnet  Strähn  genau  lib.XTI.  p.J35 
V.    p.  |6  k<i<| .  eil.  Tisch,     und  p.  5S7.    p.  139  «q. 
her  diese  Priesterachaften  mufe  Heyne  dt-  Sacerdt 
man.  p.  tut  srjq.  verglichen  werden. 

^3)  lind  von  Hierod-ilen  (*xt  rö  tob  fepfalktm  —  vit 

bo  a,  a    O.J.     S.   darüber   unfern  ersten  Theil   pag.  2; 
not.  Id. 

3|)  Zu  Aphaku  ("Alf**»)    auf  dem  Li!>anon  hatte 

nus,    srrloha  daher  *A$t9&rnf  'Atpanhn  hrfs,   einen    alir 

.in  Dienst.    In  der  Einöde  der  donigf  n  Wuldei 
sich  t  in  See,    m  den  nun  ;illrrlri  Geethcaie,  zum  Tlu 
♦ehr  kobtbare,  warf.     Was  davon  oben  schwamm,  wai 


*9 

die  den  Griechen   zu   verschiedenen  Yerglei- 
.  mit  der  Minerva  (PlutaechiS. 
<;  ) ,  mit  der  '  ybele,  mit  der  Lima.     Ilr- 
cilenischc  Witz  ;  g,  die  A<  hu- 

.  rti'niis  Taurica    iru  erklären.     Jeast  mußte 
ea  aushelfen,  der  roil  seiner  Schwe- 
lm Gottesdienst  der  Diana    aus   der  Scy- 
turiea  hierher  verpflanzt  haben  sollte.  Slrabo 
Hunianisehe   Göttin    "!■'.,    (Belli «na). 
Griechen    als    Iicgleitcrin    cU-s    Ans 
In  vm  Hoiiirvus.     Amli   hatlc  die  Griechii 

llt.      Es    hamen   die   Hriegbtänze 
buij-.il  au   den   testen   der   bewaffneten  Dötiin, 

za  l'.oniAii.i  aullühren  sah,     Sn    nar  die  Benennung   Bcl- 
lelir   begreif  lieh.       lb»s  Wahre    an  der   Sache    ist, 
er   Dienst    der    alten   Oberai  :i    Natur- 

tin  unter    diesen    Bergvölkern    einen  kriegerischen 
1  enommen  halle,   vielleicht   znm  Thcil   aus 

ichei    <<  i   Sitte      Dir   bewaffnete 

A p h  .i  Cjthere  ,    von  der  Pausanias    (III.  a3. 

..    hätte  den  Griechen  an  kriegerif 


eben,    was  untersank,  als  der  Gott- 
Btit  angenehm ;  und  diest- r  Unterschied  aufsei  e  sich  dort, 
iUc  rii.m  ?  wunderbar,  ohne  EiuHufs  der  physischen 
Bf>ct..itK  iibcit   der  hineingeworfenen  Körper  (  s.  Zosimi 
H>i.  I,  c*p.  5S  ).    Auf  ähnliche  Weise  et  fuhren  auch  «lie 
ijrener  hier  Ihren  b  I  u  nden   Lnifr^ar.sc 

II.   vefgh  van  CappeMe  Disput.  iu-  Zcnohii  l*al- 
I.     Drr Tempil  ward  nachher  aufBe- 
S  Grofsen   gänzlich   zerctörl  ,    und  d<  r 
;<»r(    aufgehoben.      Bei    dieser  GrhgenheiL 
rn  wir,   daß  der  Dienst  sebr  üppi^  .    und 

sogar  von  unnatürlichen  Lastern  und  zwar  tut  beiden  Ge- 
rn nicht  frei  geblieben  war  (h    *ooniis  Mist,  rc« 
I.  Taurin.  und  besonders  Kusebiu*  de 
Jaudd.  tuiutant,  Oral,  cap.  S.  p.  0/"  ejusd,  edit.j. 


3o 


Urania  im  Angcdeuhen   erhalten  hönnen  j    aber  Stra 
unter  Römern   lebend  ,    deutete   natürlich  nach  der 
geläufigeren  Idee  der  Cell  mm.    Auch  bei  der  Epl 
Göttin  hatten  sich  im  alteren  Dienste  mit  dem  Amazuni 
geroige  aus  derselben  Quelle  der  W;itleiuanss  u  :d  ki 
gotische  Attribute  erhalten   ü). 

Auch  im  Fontusb.itte  die  Assyrische  Mylitta 
Tempel-     Zu   Komana    ganz  auf  dieselbe   Weise    >v it 
Cappadocien ,    woher  man   die  Stiftung  dicker    Toehl 
hirche  ableitete.      Auch  liier  der  Priester   ennücbsl   t>. 
dem  Honig,    auch   hier  Tetnpelsclaven  ,   Fanatiker 
jedes  Jahr  zweimal  eine  Processiou,    wobei  der  Pries 
das  Diadem  tragt   (Strabu  XII.   p.  8jj.  [p.  557]   p. 
Tzsch.  *>). 

Nicht  anders  in  dem  Pontischcn  Zela  ,    nur  dafs 
Göttin  hier  wieder   Anailis  hiefü,  und  die  Verehrung 
zwei   andern    Gottheiten    theille  ,     mit   dem   Amanus    um 
Anandatus    (Stfübo  XIV.    p.  1066.    [p.  733.]    \  ol.  VI. 


35)  Ob  auch  die  Phönicische  Astaroth   etwas  von  Hie? 
kriegerischen  Charakter   gehabt    habe  ,    da  man  in  ilti 
Tempel,  nach  I  Samuel.  XXXI.  tu. ,   einen  Harnis* 
aufhing,    lasse    ich    unent.<cliieih'n.       llosrnmüllcr  ( 
und  neues  Morgenland  111.  pag,  iiy  seq.  nr,  539.)  hot 
dieser  Stelle    Mehreres   Qh*r  die   Allgemeinheit  der 
im  Ahcrthum  in  den  Tempeln    die  Kübtung   der  erle| 
Feinde,   als  den  Göttern  geweiht,    aufzuhängen,   b* 
bracht;  und  wer  wtilV  nicht  ,  dal:»  man  in  fa<>t  allrn  Tel 
peln  ,  neben  andern  IVeitigeaettcnken.  auch  \\  atiVn  auf« 
anhttngen  püVgte '! 

36)  Die  Wort«  ci»s  Strähn  n.  a.  O.  lauten  so:  ►«»  ^ 

y.arä    ri,  ■  ib»]Jux    irvyyj* 

beiden  Ausgange  jAbrlich*  wobei  vermuthheh  das  Ihld  dei 

igen   ward  ,    fielen    wahi 
Iipt,    wn»  ander\*art>»,    in   f*6W»6M  Jahrespei 
inuthlicb  in  den  1 1  Q 


j.  Txicl».  o  .  \f.  p.  779.  [p.  5ia.]  Vol.  IV.  p.  478 
Tascb. 1  1.  Persische  Namen,  wi«J  nian  sa^te.  In  dem 
Amanus  ,  der  auch  Omanui  heifst,   will  Boehart  ((> 

p.  CT?.)  die  Sonne  finden.      Also  auch  hier  wiedev 
alte  Sabaische    Zweihcit  ;     und    der    hohe    Amunus 
er,  als  strahlender  Sonnenherg,  bei  diesen   sei- 
nen  Anwohuern   eben    so   in  die  Reihe  der  Götter,    wie 
der  strahlende  Libanon  in  der  i'hö'nicischen  Uosmog/onie 
dt»  Sanchuuiathon. 

*•       7- 
Deus    Lunus   und    Venus. 

Es  wurde  oben  (II.  p.8f.)  bemerkt,  dai's  der  Morgen- 
de* und  namentlich  der  Perser  auch  die  männliche 


irVn  Tsschucke  aus  einer  Parallelstrfle  nnd  .ms  derM  >s« 
Lauer  Bandschi  -  gi<  bt, 

3$)  I.  "/t  der  Lesart  des  T^chucke,  welcher  aus  den 

U  Handschi  ■  ■ ->  Riehr.      Die  andere,  die 

•   isauboDUfl  im  Texte  Mand  :  ,  hol  Wo»  die 

Auctorittlt  der  Vatieanlachen    Handschrift    Mir  i>ich.    Ich 

will    hier  nichts  Weiter  sat;en;    aber    vielleicht    dient  iul- 

1  1c  Parallele  datu,   weitere  Yergleichunxen  au   versu» 

in    der  Chronographie  p.  d9.    bringt  Ml 

insus   und  Apollodorus    (s.  dessen   Fragmin,   pa;.  4ß? 

Ur  n  A  nn e  d  o 1 0  *  der  i    ba  Id  1  <■  r  bei  s  -'. 

Man  Mein,  dal»  Arm«  dein-,  hier  ein  l'iadieatdes 
Osunes  ist.  Bekanntlich  wufste  die  Cbnldflisclie  Kosmo* 
fonie  von  sieben  Thjermeiuichen ,  «reich«  «hl  Gesets» 
Reber  in  Babylon  autgrirtien  aeyo  sollten,  worunter  Ua;i- 
itr»  der  erste  «rar.  Die  Aehnlichk»  11  mit  den  Indischen 
Avatara'a,  wo  Wiacbnu  unter  verschiede neu  'I 'hieihirinen 
-cbeint  ,  I-  nahe.    —    Nir.ibo  .i    ■    O.  nennt  <ix:t\ 

<J  11  mu»  und  Auandatus  Persische  Götui'  oder  Genien 


Kraft  des  M  on  d  e  s    vergatterte,   und   von  ihm  als  von 
dem  Befruchter  der  Eide  Dies  gab  zum  bilde 

uiul  Cullus  des  Lunus  AnJsTs  ').  Nun  Mar  durch  gauz 
\  .•! dciMMen  ,  in  Albanien,  in  Phrygien  und,  wie  es 
scbcinl  ,  bis  nach  Syrien  hin,  die  Beltgiori  eines  üuttca 
Mtljl  (Mensis)  verbreitet*!  Heine  du  Saccrd.  t.oman. 
]>.  134  sqq.).  Sein  berühmte^«  r  JViupel  war  £11  liabiia  im 
PontttS,  einem  Meriten  ,  der  nachher  zur  Stadt  erwuchs 
und  Diouulis,  nachher  Sebasiu  .  endlich  Neo«-l»aesareei 
hiefs.  Auch  hier  halte  der  Tcmne!  ein  gruJses»  Gebiet] 
dessen  Ertrag  de;r  Pitfester  erhielt !  hier  ward  der  Gott 
anter  dem  Namen  Pbarnacei  verehrt  i  und  die  Panischen 
e  schwuren  bei  ilim  den  theuersleii  Eid  (  Stiaho 
XII.  p.  l'.r>.  Tum.  V.  p.  taÖ  Tzscb. ).  Leber  die  bild- 
liche Darstellung  diese«  Wesens  giebt  es  wenig  altera 
Zeugnisse.  Bessere  Hülfe  leisten  die  Asiatischen  Slidle- 
inul  liünigsniiinzeii.  Sie  Steigen  einen  Jüngling,  oder 
dessen  Brustbild,  mit  Phrygischer  Mütze,  zuweilen  mit 
entblufatem    Hupfe  ty  ,    mit    dem  halben   Murde   darauf 


39)  Aehnliche  'Vorstellungen  Baden  sich  in  den  Orpbischrn 
Hymnen,  wo,  mit  deutlicher  Anspielung  auf  orientalische 
Vorsti  Illingen ,  der  Mond  Mannweib  genannt  wird  _;  z.  ß. 
I  \.  <h)  Vi.  4.  «11  es  von  der  Mine  M-;;*  )  helfet  : 
S)ifXw(  t>  kjI  SfCiijVj  und  \I.II,  (41)  vs.  4.  uu  dasselbe 
von  der  Mise  (M*eJj)  gesagt  wird. 

4ü)  So  »n  irasrrm  Bilderhefte  a/if  der  Münze  des  Amicchus 
J  piphsnes  Taftl  III.  nr.  2.  So  auch  ant  r'hünicisciieii 
^JUo^t ii  der  V6JllUOttd  als  Sin  voll»  und  dukwangigeg 
IkJenseheagesiehl  1  von  vorn,  mit  ofifenem  Munde  und 
luzrauahängriirdcr  Zunge ,  ohne  llaait;  >.  Bf  Hermann  Be* 
iiitrl.1..  über  l'höuicische  MUttzrn  II.  pag.  16  h\  nr.  J7. 
AU  Jüngling  ,  dureb  die  zwei  IIuhrt  de*  Jmlhi  11  Muml.  j, 

•alehe  Kber  den  Schultern  hervorragen,  eharahteririrtj 
finden  wir  Ihn  such  tn  «»ei  Abbildungen  bei  Hin  Mythe» 

log.  iiildcib.  i.  p.  üb.  b!j.    beißt  war  auch  der  Mond  bei 


über  der   Schulter ;    zinveilen  die  blufse  Bittre  in« 
ilfc  tftaei    halben  Mondes.      In  der  Sprache  der  Nu- 
!st  dieses  Wesen  Ltinus.     Sirabo  selbst 
enthaiben    jenen    Vorderasiatischen   M>;v   als 
Mond,  Zeit  des  Haitis  (.'.lYual'a  ward  der  Gott 

lopotamien  »cnlui   (Spartiaa  ?n 

.  -  )     ).     Dagegen  will  nünLenlond  jenen 

Mensis  n  Lunus  so  unterschieden  Vliesen*    dafs 

»chiedene  \\  esen  angesehen  wer- 
den  tollen.    IC»  ist  allerdings  von  Bedeutung,  die  \ee- 
-denen  Beziehungen  abzusondern  ,  unter  denen  Men« 
»i*  and  Lun  i  h\  werden.     Die  personificirtfl  Zeit- 

gedacht ,    gehurt  in    die  Gasse   jener 
legritTc,  die  in  allen  alten  Religionen   des  Orients  hen- 
I)..it  wurde    auch  das  Sonnenjahr  eleu   so  per- 
in  den  Persischen  Zendhüchem   als  Daclicra. 
als  b"in  ,  Sem  J  welehc  Bedeutung  sieh  dem 
Uclcarih.  oder  dem  Phünicisch  -  Aegyptischea 
theilt  hatte.     Aher  da  jene  Zettperioden 
■  nne   und  nach  dem  Monde    reguiiit    wurden., 
die  man  als  Tages-  und  Nachtgestirne  und  als  die  (Quelle 


Uro  Volkssuimmen    Phöniciscber   Anvrrwnndtschait    da» 
i  *  eiblich  er  Sc  hün  li  e  i  i ;  die  Beweise  git-bt  Mu^ 
GL  lyihua  u.  s.  w.  p.  ny. 

41)  Auch  st  der  Kabiren  in  dieser  Mesopoianmchcn 

.cht   Gutberlet  {  in  Polcni  I  besanr.  I.  p.  845  sq.) 

;n«en  au  bewei.en  ,  n3n  PhÖiiicischenKa-* 

Kabireomuuzen  i>t  auch  der  lullte 

^d  mchrenthcils    anzutreffen,     und    der  Lunusdieaat 

scheint  hier  und  viel;  rwlltis  <  maa  denkt  i*n  die 

Y<<  ira)  inii  den  Kabiren  Zusajninenhang 

gehabt  tu  haben«   —    Die   oben  angefUhrta   Allhandlung 

von    Le  blond   mr  le  Uieu   [.unus  Mehl  in    den 

Mfin,  de  l'Academie  des  luscript.  Tum.  XLII.  und  Jen« 

I«  p.  Jbii 

U.  5 


H 

Blies  Segens  nnd  Gedeihen»  verehrte,  so  mufsie  , 
I>atur  der  Sache  nach,  eins,  Mas  dem  einen  Idecnhi 
angehört,  auch  bald  in  den  andern  herübergezogen  \s 
den»  Sobald  man  Mir  Sonne  und  zum  Monde  beti 
achtet  man  auch  auf  ihre  Perioden.  Beides  llief»t  at 
einer  der  ältesten  Quellen  des  Gottesdienstes,  und  gc 
hört  dein  inneren  Asien  an.  Mag  daher  auch  bei  dt 
uralten  Phrygiern  dieser  Monatscuttus  steh  sehr  froh  tii 
den,  su  ist  es  doch  sicherer,  ihn  aus  dem  geniein»chai 
liehen  östlicheren  Valerlande  alles  Sabäismus  hetzuit 
ten  ,  als  einzig,  wie  Lcblond  ihut  ,  aus  Phrvgien. 

In  diese  Reihe  gehört  auch  der  Dens  Venus  od< 
'A<pp63tfn<; ,  von  Welchem  uns  ein  zwar  spater  Schril 
steller,  der  jedoch  hier  einen  gelehrten  älteren  Forscht 
als  Zeugen  auffuhrt ,  Nachrieht  gieLt  *)♦'  «  Pollcniemqi 
Deum  Venercm,  so  heif*t  es  dort,  non  Do  am.  Si 
Dtim  eliam  hujus  est  Cypri  baibatum  corpore,  sed  veM 
muliebti,  cum  seeptro  ac  statura  viii.  Et  putant  eandt 
marem  ac  fueminam  esse.  Aristophancs  eam  *A<p»»ooV 
appcllat.  Lerinus  ctiam  sie  ait :  Venercm  igitur  almt 
adorans,  sire  foemina  sive  mas  est,  ita  uti  alma  noctilu< 
est.  Philochorns  quoque  in  jitthide ,  t andern  o/Jit 
esse  fwutttt  Nam  et  ei  sacrißeium  Jacere  vires  cm 
vestc  muliebti ,  midieres  cum  viri,  r/tiod  eadem  et  MM 
existimatur  et  foemina.  »  Von  dieser  festlichen  Frauer 
tracht  der  Männer  sollen  sich,  nach  einigen  Auslegen 
in  den  biblischen  Urkunden  Spuren  linden  ,  besondei 
im  fünften    Buch  Moses  **).      Es   wird   aber  diese  Vct 


42)  Macrobius  Saiurnat.   111.  8.   und   Philocbori  Fragmm. 
«ysq.  cd.  Siebeiis  ,  wo  auch  Larcher  angefahrt  wird,  d< 
diese  Stelle  völlig  ver&ndtrt  haben  wil*. 

43)  Deuteronom.  XXII.  5.   „Ein  Weih  so"  nicht  Mannsg« 
rdth<  tragen,  und  ein  Mann  soll  nicht  Weiht.  rkUider  ai 


35 


»eehttlung  der  Meldung  bei  der  Festfe'er  susdi  'iicltl.ch 
in  Symbol  der  androgynischen  Natur  des  geleierten 
Wesens  angegeben.     Ferner  kann  uns  die  von  Philoeho* 
l   .  .  rn  Schi  iftstclter  Ober  d;«*  Sltere  Attica    —    und 
wir  Aeg*;  ü    nicM   «li*s  älteste  Athen  —  angege- 

hene  Idee  des  Motides  **)  an  Acgyplen  erinnern  ,  worauf 
•«cfc  Andete  bestimmt  hinweisen.  lJcnn  dort  herrschten 
•Anhebe  androgynische  Voi Stellungen  von  Mond  und 
Sonne,  die  in  Herakles  und  Setup  hucrates  niedergelegt 
ttren.     Mit  Itczug  darauf  bemerkt  Job.  Laur.  Lydus  de 


tbun. u  Dort  Fanden  Schon  die  »liieren  Interpreten  eins 
Anspielung  auf  da»  der  A&mrorh  von  den  Männern  und 
-  (n.jn  erinnere  sich  an  die  Begriff«  vom  Ae- 
,chcn"E^rw<rt1  s.  oben  p,  6.)  von  den  Frauen  gefeierte 
vergl.  J.  II.  Lirsiim.^  in  <Jcr  Sylv.  theolog.  symbol» 
M'hreres  gehen  nun  die  verschiedenen  Erklärer 
in  KosenmQllcrs  altem  und  neuem  Morgentand  B.  11.  nr. 
4ü4.  p.  3|ü  sq,  t  v»o  auch  das  angeführte  Zeugnifs  drs  Ma- 
nichi  unbeachtet  gelassen  worden  ist.  —  Achn« 
liehe  Zuge  werden  im  Verfolg  noch  bemerkt  werden, 
wie  beim  Dienste  der  Cybele  ,  deren  Priester  auch  wühl 
FriUtdklcider  hei  l'cstaufzügen  anlegten. 

44)  Auch  d«n  Mond  JFU hren  die  Münzen  von  Alben;  s. 
Ka  selie  LcXlCOtl  univers.  iti  mint.  |.  pag.  1212.  —  Oh 
nun  aus  diesem  Ideenkreise  Jener  «topp*lge»lalttic  SJjfier 
i  cerops,  womit  der  Allische  Mythus,  nach  seiner 
Art.  tu  willkQhrlich  dichterisch  spielte,  erklHrt  werden 
mOaae ,  und  ob  auch  hier  die  sich  so  oft  aufdringende 
ellung  wiederkehre,  ci ..  1  '•*  der  ersie  Hrligiumdc. hier 
I  m  Gölte  analog  gebildet  we.ro* ,  und  folglich  hier  Ce-* 
cropa  als  erster  Pflanzer  jenem  gToiVea  Aegypli- 
n  Hesaamer  ähnlich ,  dieses  Alles  wollen  wir  lieber 
rt  als  beantworten.  Das  nur  fügen  wir  noch  bei, 
unter  mehreren  Abbildungen  des  Cecrops  derselbe 
auf  Athenischen  Münzen  auch  mit  zwei  Gesicht«  in  ,  mit 
einem  banden  und  uubariigeu  ,  erscheint ;  s.  Rasche  a. 
a.  ü.  p.  liMOsq. 


36 

incnss.  peg.  93.    nach  Nicomachus,   Mo  er  von  Heralil 
als  der  Sonne,    spricht,    *dafs  bei  den  Mysterien 
Herakles  die  Männer  rYanenkleidor  angelegt  haben, 
nämlich  die  £1  /«   .    tndt  Uralt  aus  der  winterlichen  Rai 
licit   anfange,   weich   ku   werden  (arc  d>;  »4   ä)pt6xr, 
t>7^  xutu  ^auiüva  ÜQ-^uuivov  xov  üJTt^uarixüv  xöxov 
Xvrca&at).     Und  »war  feierten   sie  dies  Fest   im  Fr 
linge»   ''). 

Von  der  Ueppigkcit  dieses  Mondsdienstcs  ^i'lit 
Strabo  einen  Begriff.  Er  beschreibt  uns  die  Priest 
anstatt  zu  Antichia  ad  Pisidiam  (in  Phrygien).  Dort  w 
bei  dem  Heiligthum  des  Men  Arcäus  (M^io;  *Ap*a: 
eine  grofse  Menge  von  Hierodulcn  unic  hallen,  und  w 
läaftige  Grundstücke  waren  sein  Eigcntbum  *). 

J.       8. 
Cybele    und    Attis. 

Aber  auf  den  Pbrygischen  Bergen  erweckte  dei>cll 
Naturgeist  einen  andern  Dienst,  der  die  ganze  alte  \\ 
in  Anspruch  nahm,  und  in  der  Metropole  der  Welt, 
-ler  groftofl  Borna  .  seinen  Silz  aufschlug.  Pessin 
unter  allen  war  die  auserwählte  Stätte,  an  der  das 
Himmelsbild  sich  niederliefs,  und  der  deutelnde  Giiei 
suchte  noch  im  gefallenen  Steine  den  Namen 
heiligen  Ortes. 

Nun  wetteifern  die  Berge  längs   Phrygiens  und 
diens    (ii.in/.en     hin,     um    der    guten    Mutter    toi 
Berge  ihren  Namen  zu  geben.  Sic  verschmähet  beim 


45)  Man  vergleiche  die  Kupfcrl.ifcl  II.    nr.  1.   nrbst  der  Er* 


ard  Dindymn;  ,    Pessinns ,   Berecyr 
ben  ihr  Prädic3fe  ;    aber  Cyhelus  4r)    allein    git-hr    ihr 
den   allgemeinsten    Namen,    der   ihren   Utihm    unter  die 
MJbte&bfcnden    Griechen   trügt.      Die    Phrygier    dankten 
este    Volh   (irr   Erde  (  Ifcrodot.  II.  2.),   und 
*o  all    iric  sie    muhte    dann    auch  dieser  IJergdienst 
doch  diese  Bcrgmötter  Ria  (Mo)  das  ihr 
hu  in  dumpfer  Thicrhcit  zu  menschlicher 

inf^ehoben. 
der  stolze  Grieche  läfst  erst  im  sieben  und 
»icbzj-stcn  Jahre  der  Attischen  Acre  (d.  i.  597  vor  Tro- 
pft Zcrftlörun^) ,  unter  dem  Könige  F.rielithonius  ,  sdas 
Bild  der  Güttcrmuttcr  auf  Cybeloe  (e*  KvßiXoig )  er- 
icheinen ,  und  den  Phrygier  Hyagnis  zu  Gelang  die  Flöte 
•od  die  Phrrgische  Weise  erfinden  »   >  ). 

Gleichuohl  roufs  jenes  Hochgebirge  für  den  Stamm. 

eines  der   wertgreifendsten   Culte  gelten,   dem  bald 

ganz  Vorderasien    anhangt,     den    die    reichsten    Stüdtc, 

bm\rna,  Magnesia  und  andere,    auf  ihren  Münzen   vii - 

im,  und  die  die  weltbeherrschen don   Römer  neben 

wenigen  anderen  in  ihrem  Staate   durch   die   bedeutend. 

-  "Treckte  auszeichnen    (Llpianus  post  Cod.  Theo- 

dt>*.  p.  uo.). 

"Was  melden  nun  Grieclien  und  Rum  er  von  dieser 
Phnßischen  lteligion  ?  Auch  hier  fanden  sie  Institute 
der  Vorxeit,  den  beschriebenen  ähnlich,  oder  doch  das 


4?)  fcw2*>«{,  KvßtXXa,  KJßiXa ,  s.  Hemsterlinis  ad  Lucijni 
Jod.  Vocal.  Tom.  I.  p.  308  sq.  Bip.  p.  90  ed.  I fernst,  und 
Ober  diese  Oertlichkeiten,  so  wie  Ober  die  Schreibung 
dieser  Namen  Strabo  XII.  p.  567  fin.  p.  182.  und  daselbst 
Twchucke.  Leber  die  andern  Namen  und  Beinamen  vgl, 
Moser  au  Nonni  Dionys.  p.  229  sq. 

4S)  Marmora  Oxoniensia  Epach.  10.  vergl,  Marsh  am  Canon, 
Chron.  p.  135. 


Andenken  an  sie.  Die  große  Handelsstadt  Pessinm  an« 
gab  ein  reiches  Tempelgebiet ,  und  im  Genufs  seiner 
Früchte  lebten  Priester  ,  die  ehemals  sogar  Könige  *»• 
i cn  ;  also  hier  noch  mehr  selbst  als  in  l'omana,  Z 
Kabira.  Freilich  war  zn  August us  Zeit  diese  alte  Pix« 
stei  macht  gesunken.  Doch  hatten  noch  nicht  lange  hrr 
die  Pergamenischen  Könige  den  Tempel  zu  Pessinus  mit 
einem,  so  alter  Heiligkeit  würdigen  Glänze  neu  aul'goha 
und  Porticos  von  Marmor  umgaben  ihn  (Strabo  TL 
p.  567.  T.  V,  p.  iÖ«  Tescb.)  ->«).  Auch  die  Priestersch 
blieb  an  den  Ilauptorten  ein  sehr  zahlreiches  Person 
und  zu  Cotyäum  in  Phrygien  hatte  man  namentlich  ein 
Oberpricster,  dessen  Amt  die  Münzen  verewigten  (F 
lieh  "l'eiitamen  nuramor.  p.  3'jo.). 

Der  grolsen  Gybele  ist  Attis  5°)  zugesellt ,  und 
dieses   Verhältnifs  dreht   sich  der  ganze    heilige  Dien 
Das  Verschwinden  und  Wiederfinden  des  Attis  bestirnt 
in  dieser  Religion  ,  wie  in  ähnliehen  Vergötterungen  d 
Natur,    die  zwei  wesentlichen   Festperioden,     Mit  d 
Frühlingsanfang  hegann  das  Fest.     Ein  Trauertag,    d 
31.  März,  eröffnete  das  Ganze.      An    diesem  Tage   hi 
man    die   Pinie   (pinus)  pdei    fruchtbare  Fichte  ab , 
deren  Mitte  das  Bild  des  Attis  aufgehängt  war,  und  t 
pflanzte  (Rn  Baum  in  den  Tempel  der  Göttin.     Dir 
Tag  und  diese   symbolische  Handlung    bezeichnete 
durch,  den  Spruch  :  Ariior  intrat  51). 


49)  Er  war  drr  Gfltfermutter  geweiht,   die  hier  Agdisti 
("Ay6ta-r,^)  genannt  ward.     Strabo  a.  a.  O. 

Sti)  Attis  ,  "Arrt;  %  oder  Attcs  ,'Arr$;  ,  nach  Laconischer  Aul 
spräche.     S.  über  die  verschiedenen  Formen  dieses  IV 
tes  Hemsieihuis  und   Graeviu«  zu  Lucianiis  Tom.  II. 
2*3.  JX.  p.  3SJ.      Calullus  und  Andere   neuntn  ihn  An 

it)  Plin.  II.  N.   XVI.    10.    sect.  tS.     Arnobius  adv.  gent. 
p.  71.    &    auch   baj.uecroix  Rechet  cheti  tic  1.1t  p. 


59 

Aach  im  Dienste  der  Syrischen  Göttin  zu  Hicrapolis, 
.    wie    weiterhin    bemerkt    werden    wird,    in  Vielem 
feiern  (  ultus  glich,   brachte  man  im  Frühlinge  Bäume 
in  den  Vorhof  ihres  Tempel«   and  verbrannte  sie  (Lu- 
)o*  de  Dea  Svria  Tom.  IX.  p.  136  Bip.). 
Der  zweite  Tag  war  der  Tag  der  Hurner.  Es  wurde 
in  Einem  fort  mit  Hörnern  gehlasen.      Von  einer    ähn- 
lichen Sitte  lesen  wir  in  der  Geschichte  der   Israeliten. 
1d  Phrygien  war  es  das  heilige  Mondsborn  t    das,   schon 
in  seiner  gekrümmten  Gestalt  symbolisch,    durch  seinen 
schweren  dumpfen  Ton  *-')   dem  Sinne  dieses   düsteren, 
erwartungsvollen  Tages  eine  glcichraäfsige  Haltung  gab. 
Mit  dem  dritten  Tage  war  Attis  gefunden  ,    und  der 
Jubel   über  diesen  Fund  rifs  die  lange  zurückgehaltene 
Magnetkraft   über  alle  Schranken   hinaus    und  trieb  sie 
dem   Gipfel   der  Freude    zu  fanatischer  Wuth    und 
blutigen  Handlungen.    Der  rauschende  Ton  der  Cymbcln 
und  Handpauken,   der  Pfeifen  und   Hörnet  ,    begleitete 
die  enthusiastischen  Tänze  der  bewaffneten  Priester  ü), 
die  n:it  Kien  fackeln  in  der  Hand,    mit  zerstreutem  Haar 
und  wildem  Geschrei  durch  Berg  und  Thal  rannten  und 
ihre  Anne  und  Füfse  verwundeten  5*),     Unter  anderen 


der,  was  den  wahren  Ursprung  diricr  Sitte  bttrifTt,  die- 
selben mit  Recht  aut>  «lern  Mythus  von  Usiris  und  Ty- 
phon herleitet. 

des  Ouintilianus  de  musica  HL  p.  147.  vergl,  Hem- 
sterhuis  ad  Lucian.   II.  p.  281. 

i&)  Leber  dit  Tanze  zu  Ehren  der  Götter  finden  »ich  ei- 
bige Angahen  bei  Rofeemnuller  altes  und  nejjrs  Morgen- 
land Bd.  II.  nr.  J2y.  p.  tK  tr.  zu  II.  Mos.  XV.  20.  und 
Bd.  IV.  nr.  Klb.  p.  4«.  Ebendaselbst  Bd.  II.  pag.  22  f. 
wird  auch  Über  die  hei  diesen  Tanzen  üblichen  Hand  pau- 
ken Liniges  gesagt. 

£))  Ein  Gleiches  hören   wir  von  den  Verehrern  des  Baal  in 


_ 


feierlichen 

geschah   die    Verstümmelung  ,     wodurch    diese    i 
Eunuchen  wurden.      Arhnlichc   Vorgänge   im    Syrische 
Cultus  und  anderwärts  bemerken  die  Alten.     Das  Manu» 
lieke  wurde  ai»4attfi    wirklich   vurangeli  agen  ,   statt    d.<f* 
nian  sonst  den   symbolischen  Phallus   in  der   Proccssion 
yornntrug.     Diese  Gast  ratio  n   selbst  hatte  eine  bildliche 
Beziehung  auf  die  im  Winter  erstorbene  Production  der 
Natur.     Dafs   immer  alle  Cybclen  priest  er  castiiit  w.i 
ren  |  mochte  sich  nicht  erweisen  lassen.     In  Rom  scheu 
nur  der  Archiga  litis  Castrat  gewesen  zu  scyu,    und  dies 
laxere  Observanz  mag  auch  wühl  früher  hie  und  da  stat 
gefunden  haben  55).      Wer   vermag  bei  dem  Fana 
aller    Asiaten    das  Maafs    ihrer    religiösen   Gefühle    w 
deren  Wirkungen   zu  bestimmen?     Von  diesen    gutt« 
dienstlichen  Kegeln  und  Gebrauchen   hatten  die  Priest« 
<ler  Cvhcle  vetsehiedene  Namen.      Ihre  ältere  und  al 
mciiierc  Benennung  scheint  Gy  beben  gewesen  seu  »eyi 
Womit  man  begeisterte  Priester   der  Cybebc    bezeichnet 
wollte  ^J.      \  on  den  Wallen  tanzen,    die  sie  der  Gotüi 


Sam.irij ,  f.  Kim.  XVIII.  2S.  „Und  sie  riefen  laut  m 
i  1 1  z  e  t  c  n  sich  mit  Messern  und  Pfrieirn 
nach  ihrer  Weise,  bis  dafs  ihr  Blut  hei  nach  ging. 
Bei  Ko*>enmu)ler  (altes  und  neues  Morgenland  Bd.  II 
11  r.  6!9<  p.  lf*?  fT.)  linden  sich  zu  dieser  Stelle  noch  einij 
nähere  Angaben  über  dies«  im  Alterthume  verbreitt 
Bitte  ,  die  sich  bis  in  die  neueren  Zeiten  im  Orient  erual 
ten  hat.  Denn  Türkische  Derwische  und  Perser  jdlegt 
noch  heut  zu  Tage  bei  gewissen  feierlichen  Gelegenheit« 
i«  h  auf  ahnliche  Weise  selber  zu  verletzen. 

55)  Vergl.  Saintecroix  Recherche«  etc.  T.  I.  p.  82. 

56)  K  So  bitte  schon   der  Komiker   Cratinus   di< 
enthusiastischen    Priester    genannt   (  s.  Photii  Lex.  s.  v. 
wo  auch  Simomdcs  citirt  wird;  vergl.  Ruhnken.  ad  Tu 
pag.  10  sq.),   so  wie  die  Göttin   Ku/i^n,  Kujü.JA^ 


1  hirfs;  5.  ffesych.  IT.  p.  361  sq.  und  daselbst  Al- 

i-clier  «um  AriHcreon  XIII.  1.     Etile  Her- 

tlung    d    B  Wortes  >-on   *•. uvpc';,  gekrümmt, 

:.«••  fcustathius  ad  Odyss.  II.    t fj     p.  7<i  Ba&il.      Wer 

von  <:■  lllteit,  satter,  oder  auch  von  einer  andern 

n  s«  y  ,  «erde  KJii;  ic;  genannt,    aber  auch  ff«« 

l{iO  *,f    öd*xo<;f    (i^.ii/.:ij;(     ßa-Ja*,    tu- 

j   und  tpA«5iu'v.      Altis  ist  Sabus  und  Bacchus«    hat 

ich  Siierjttiibuie  ,    und  heilet  auf  einer  Inschrift:  M  i - 

notautus;   s.  Fayne  K.  night  Symbol.  Lang.   $.  y6. 

:  i. 

>lrabo   X.   p.  710  sqq.  Almel.      Vergl.  Böttiger  Vorlesi. 

aber  die  Kun^tmythologie   p.  51,  55.    —    Die  Phrygische 

hat    ihre    mythischen    Künstlernamen,     Hyaguis, 

Olympus ,    welchen  die   Phrygische  Tonweise 

mythisch  beigelegt  wird;    vergl.   Aristotd.  Polit.  VII I.  5. 

und  Forkels  Geschichte  der  Musik  I.  p.  il4.    JbtptBe 

ix  das  Wort .   womit  man  diesen  rauschenden  Cyheien* 

dienst  nebst  Tanz  und  Musik  bezeichnete;    und  nachher 

•ach   die    Täuschungen     der    Pieberphantasie     und     des 

Wahnsinnes  ,  worin   man  laute  Töne  zu  hören  glaubt ; 

Luhnken   zum   Timaus   p.  163.     S.  auch  Saintecroix  Re* 

lies  etc.  T.  I.  p.  80,  wo  Silvestre  de  Sacy  bthaup«. 

■iafb  dieses  Wort  stets   den    Begriff  einer  UbernaiUr- 

liehen  Bewegung  ,   einer  göttlichen  Begeisterung  ,   sie  f-ey 

wahr  oder     verstellt,    in  sich    schließe,     wodurch    der 

Menftch  ganz  aufser  Stand  gesetzt  sey,   Herr  seiner  cige-. 

Handlungen  und  Bewegungen  zu  seyn. 


Namen  :  Knrcttn  ,  sogar  die  Erklärung  f«"r  eine  in 
sen  Religionen  sehr  gewöhnliche    Sitte  :     Die  Cvbcli 
priester  zogen  bei  Fcstaufzügeu  auch  wohl  Frauen! 
«r  an  5S).      Dieses  war  eben  so  wohl  Factum  ,   als 
"sie  »ich  castrirten.      Heide»  hatte  im  Wesentlichen  auf 
denselben   Sinn  ;     worüber  wir  oben  schon  das   Nöthi« 
bemerkt    haben.       Ah  er    dafs  aie    deswegen    Kuren 
hiefvcn ,   weil  aie  als  M  n  d  ch  e  n  (Kdpai,  Kordon)  einh 
gingen,    das  war  eine  Griechische  Deutelei,   die  jedot 
das  Verdienst,  hat,   einen  charakteristischen    Zug   di 
Cultus  in  der  Erinnerung  festgehalten  zu  haben  — 
Bemerkung ,    die   wir   oft   bei  aolchen   Etymologien 
machen  veranlagt  werden.    Sie  selbst  haben  häufig  ni 
den    geringsten  Werlh  ,   aber  was  aie  veranlagte  , 
aie  in  Erinnerung  bringen ,  ist  oft  eine  schätzbare  Sp 
einer  alten  Idee    oder  Sitte.     Als  Castraten   wurden  i 
in  der  Sprache   des  oberen  Phrygiens  TdkXot  (Galli 
genannt.     Mag  dieser  Name  aber  auch  ursprünglich  ga 
local  gewesen  seyn  (  Einige  leiten  ihn  von  dem  l'hiy 
sehen  Flusse  Gallus  her) ,  so  bezeichnete  er  doch  na 
her  ganz  allgemein  die  entmannten  Priester  der  Cybel 
und    dann   auch  anderer  Gottheilen.      Ihre  orgiastisc 
Festhymnen  hiefsen  GalliamLen,  deren  schweres  eigen« 
Metrum,     wovon  wir  im   Caiullus   und  einigen  Andc 


SS)  |.  oben  Th.  II.  p.  34  ff. 

i9)  Nach  Thomas  Magister  in  fidboqk*  war  r&Aaf  e^  Ritl 
nischea  Wort  (vergl.  Te  Wattrs  Zusaize  zu  Jablons 
üpuxcc.  <lc  lin?.  Lycaon.  p.  WS.).  Es  war  nachher  gl 
gleichbedeutend  ini»  Kü  1*3:1,  a.  Phoiii  Lex.  gr.  s.v.  K. 
Euslatliiui»  ad  Otlyss.  IV.  VS.  Uft  p.  166  Rasil.,  nachd« 
er  ßd^ttvy  reden,  angeführt  hat,  sagt  hierauf:  H 
tc/  i'vjvT.u  t6j  ■LliY.üv  (nicht  reden  können)  ßdfla*, 
>ctAc;  ,    )MUe4f*tMii     i -a-ro; ,    yaAAc;,    v.uri    r:jj    vttXctow^ ' 


45 

Jungen   besitzen,    ilcm     religiösen    Inhalte    cnt- 
ich  (Muretus  Lommcniau  in  Catull.  T.  II.  p.  810  ed. 


»  Dj  tch  hier  der  gewöhnlichen   Vorstellun*  gefolgt  bin, 
wonach  jene   _>;»llcn   oder   freiwillige  Eunuchen    wirklich« 
Frtester  der  Cybele  gewesen  ,   so  darf  ich  einen   Wider« 
h    nicht   übergehen,     den   dagegen   ein   gründlicher 
erhoben  bat.     Vnn  Dale  (Dispert,  de  AiuiqnitC. 
•li.l).  p.  l39s<|<|.  und   p.  7lJJ  »q.  Amstel.  1702.) 
»acht   iu    beweisen,   «lafs   die  Priester  und   PriesTerinnen 
der  Cybele  verheirnthet  gewesen.     Sie  hätten  Taurnboli 
oder  auch  Taurobolini  geheilsen.     Jene  (Jähen  hingegen 
mBsae  man  sich  als  fanatische  Laien  denken  ,   die  iiu  De* 
laafs  der  Andacht  und  Ekstase  sich  selbst  ver&iNm« 
Indien,  um  sich  so  ganz  und  garder  Welt  zu  rntschla- 
iiid    dem  religiösen   Leben  zu   widmen.     Es    kommt 
ei   hauptsächlich   auf  eine  Stelle  des  Herodianus  an. 
Dieser  crvählt  (I.  11.  7.   p.  436  sqq.  ed.  Irmisch,):    h  5t 
r/   vlkat  f*.i'j  «l'f-V«;  tu^.yiu^cv  ixi  rtv 
Vt'svrt,    cisp  oj    t>jv   -'-  v,V*u:r'v    c' 

u  Hier  tadelt  nun  van  Dale  den  Po- 
litianns  wegen  der  L'ebersetzung  :  a  quo  etiam  evirali  dcae 
fc-ce  ■  cognominantur    (,  nnmen    habent)  ,    denn 

bezeichne  blos  Personen,  die  sich  der 
Gottheit  widmeten  und  zueigneten:  Deae  sicri  oder 
iirnti.  Dagegen  sprechen  nun  die  Sprachbemerkun- 
gen  ,  die  Irmisch  (a.  a.  O.  p.  437  sq.)  im  Ueberflufs  ge- 
sammelt  hat,  wonach  bei  andern  Schriftstellern  häufig, 
insbesondere  aber  beim  Herodianus,  jene  Formel  einen 
»^entbehr  n  Printer  bezeichnet.  loh  will  über  die  Haupt- 
frage nicht  entscheiden.  Möchte  aber  van  Dale  seine  Vor- 
•trllunc  von  dem  Cybelendicnste  zu  6ehr  aus  Nachrich- 
ten geschöpft  haben,  die  von  d*m  nicht  in  Rom  sprechen? 
—  Lnd  schliefst  eheliches  Leben  einen  solchen  Fanatis- 
mus aus,  wodurch  freilich  dessen  Naturzweck  zerstört 
wird  ,  zumal  bei  der  glUhrnden  Phantasie  der  Asiaten  ?  — 
Auch  hat  Ruhnkerjiu*  zum  Tim  au*  p.  10.  kein  Bedenken 
<en  ,  die  Gallen  sacerdotes  man  is  deum  zu  uen  - 
Auch  kommen  in   der  von  ihm  angeführten  Stelle 


Mit  der  Verbreitung  dieses  Cybelendienstes  wurden 
auch  diese  Priesterschaften  genauer  in  Griechenland  be- 
kannt ,  aber  nicht  gerade  von  der  besten  Seite.  In  einem 
ärmlichen  Aufzuge  zogen  sie  auf  einem  Esel  im  Lande 
herum,  und  sammelten  an  den  'Murren  Geld  im  Kamen 
ihrer  Göttin,  wovon  man  sie  Melragyrten  61)  nannte. 
Dunh  niedrige  Denkart  und  oft  durch  die  häf&lichston 
Laster  in-Üi*  !;t  ,  norden  sie  Gegenstand  grofser  Vevai 
tung ,  wie  man  aus  den  Iledeu  des  Demosthenes  sieht, 
wo  di»  \  erbindong  mit  diesen  Leuten  als  ein  ehrenrüh- 
riger Vorwurf  gilt«  Lies  dauerte  auch  durch  die  Komi- 
sche Periode  fort,  wie  man  aus  Lucianus  und  andern 
Schriftstellern  sieht.  Doch  müasen  diese  terminirenden 
Bettelpriest  ei  um  jenen  privilegirten  Gallen  (so  nannte 
man  [est  auch  wohl  alle  Cvbelenpiicslei*  ohne  Beziehana 
auf  Castratiun)  genau  unterschieden  werden.  Letzter» 
waren  nach  den  zwüü'Talelgesetzcn  im  Kölnischen  Staate 


des  Manetho  Apolelesmm.  VI.  297-  539.  wenigstens  jene 
B  Itelpriesler  *  die  in  den  Landern  herumzogen,  als  Eu« 
nuciun  vor. 

6*1)  IM  «jr  f  ay  ü^.rai  ,  auch  wohl  Myvayüfrat,  d.  i.  bet- 
trlh.ifie  Mond:»  priester  oder  Bettelpriester 
des  Mn'y  oder  drr  M.*fv>j.  üas  Geschäft  heilst  dyei^uv 
5>u<  ,  daher  der  allgemeinere  Name  ayü  ^rat  für  üet« 
telpritster  verschiedener  Gottheiten ,  der  Artemis  (  He- 
roriot.  IV.  ji.  ),  drr  I*is  oder  der  Gdltermuller, 
daher  M  »r  pcfv  J^tu  t ;  vtrgl.  Kuhnkeniiis  zum  Timaeus 
p.  '0  !>q.  und  Purüoni  Adversaria  p.  129.  p-  10i*  ed.  Lips. 
Düse  Melragyrten  werden  in  der  Griechischen  Komödie 
ui.ter  den  Auswürfen  der  Menschheit  sehr  charakteristisch 
aufgeführt.  Antiphanes  beim  Athenäti*  sagt  in  seinem 
Misoponeros 

—     —     —    fjurd  ye,  v*i  Ata 

«j;  fBfTQqrfof reZv-cu,  t  -rok'J  rot  yig  aü  yivo^ 

ffUtftnVTW  tsut'  fTriv. 

(Athen.  V,  p,  «26.  p.  <J7l  Schweigt.) 


»erkannt  (Cicero  de  Legg.  IT.  9.  und  daselbst  die  Aus- 
leger). 

In  diesem  Kleinasiatischen  Diensie  tritt  also  Sprtich- 

iprcchen  ,     magisches    Formelwesen ,    Orgiasmus ,     Be- 

uLwörungcn  und  dergl.  bedeutend  hervor;    es  herrscht 

Mo  n  d  «>  d  1  e  n  st  und  Mo  n  dss  u  ch  t,    vic  dies  selb4- t   in 

den  Vmien  der  Scliamanen  dort  liegt.     Iienn  ein  solcher 

ih  rter   hiefs   in  den  dortigen  Sprachen  bald  oadoq, 

bald  fJezxjfo^ ,  ßvfiu!;,  daAaxxr,c  ;  Worter,  die 

mm  7  heil  Bezeichnungen  der  dortigen  Gottheiten  selbst 

lind,   tbeils  die  ausschweifende  Festraserei  und  das   or- 

giastischc  Wesen  bezeichnen,  theils  aber,  «ic  bestimmt 

, .    das    orgastische.   Getose,    das    f'or- 

nelude   Gemurmel   ausdrücken  '  ')•      Endlich    ward   auch 

dasGeU'-e  ,  Lärmen  und  das  furchtbare  Wesen  wieder  in 

die  Gottheiten  Kurockrerlegt ,   und  es  spielt  dieses  noch 

in  den  Griechisch  Asiatischen  Vorstellungen  und  Manien 

durch  «     1%  ie   in   der  *A  ^  t  e  jt  1  4    x  t  Ä  a  «V  e  1  v  >';  ,     8  Is    dem 

Um  und  seine  schädlichen  Einllüsse  üiilserndcn 

nde  ,  in  dem  alten  axoropaivfi.      Lud  der  Mond  in 

edenen  Phasen,  in  seinen  Aph-  und  l'eri- 

1   und   in  den  Verfinsterungen,    die  er   jeweilig  cr- 

.    erschien  dem  lebhaften  Morgenländer  gar  mao- 

nichi*Itig  und  Maid  Keim  ganzer  Mythenfamilien,     Man 

denke  nur  an  Bubattii  und  Tithrambo,  an  die  turchihare 

0  und  die  böse  Lilith,    die   den   Jüdischen   Kindbct- 

irnnnen    so  gefährlich  war.      Doch  es  genüge  uns  hier 

diesen   Mythenhreis   blos   angedeutet    zu    haben,    da   uir 

unten  bei  der  Ephesischen  Artemis  und  ihrer  Mutter  La« 

tona  nochmals  darauf  zurückkommen  werden. 


»1  ii 

aeii 
bei 


6S)  S.  Jjblonskidr  ling.  Lycaon.  Ojmscc  III.  paff.  113.  Eu- 
blatli.  ad  Odyss.  II.  16.  p.  76.  und  IV.  2'VJ.  p  166.  wcklu 
Sielle  wir  schon  in  der  Note  ^!»  angeführt  haben. 


46 


Fortsetzung. 

So   sehen    wir    diesen   Phrygischen  Dienst    Si 
fl.enland    und  in   Rom  Eingang  linden.      Griechen  ui 
llömcr   gaben    sich   nun   auch  über  6einen  Sinn  llrrh« 
schalt  in  zahlreichen  Mythen,  freilich  von  sehr  rerschi 
denem  Geist  und  Gehalt.     Da   dieser  auffallende   Cull 
die   Aufmerksamkeit   der   benachbarten   Jonier   errej 
die  unter  allen  Griechen  am  frühesten  historische  Wei 
schlichen,    so  gaben  sie  auch  vorzüglich  Beriebt  dar« 
Andrerseits    waren    auch    die  Poeien    geschäftig, 
du-se  trugen  hauptsächlich  dazu  bei,    die  Rliea  de«  I  I 
tensich- Griechischen  Göltersystems  mit  der  Phrvgisel 
Gvbele  zu  verschmelzen,    welches  dann  bleibende  J 
Avard  bis  auf  den  Elegiher  Ilei  mesianax  und  auf  die 
mischen  Dichter  Lucrctius  und  Catullus,    ja  bis  auf  A| 
pulejus  und   seine   Zeitgenossen  herab  ;    nur    dafs 
jezt    wieder  anfing,    das  bedeutsame  der   vcrschicdci 
Milben  hervoi  zuheben.     Arn  willkommensten  wären  ur 
die  allen  Jonischen  Logographen,    die   uns  ein  hei' 
sehe»  Phrygische  Sagen  liefern  Könnten.     Dan 
war  der  Lydier  Xanthus  gewesen    vor  Herodotiis  sc! 
Jener  nmfste  dieser  Landcsrcliglon  in  seiner  Lydiscl 
Landesgeschichtc  um  so  mehr  Aufmerksamkeit  widi 
weil,  nach  uraller  Sitte  der  Vorwelt,    die  den  Könij 
gern  Götternamen  gab  ,  auch  in  den  Indischen  Regent« 
dynastien  der  Name  Atys   verewigt  war.     Ich  habe 
dcrwä'rts  (Fragmm.  Uistoucc.  graecc.  anlirjuiss.  p.  i. 
wahrscheinlirh  gemacht,  dafs  wir    glücklicherweise 
Diodorus  und  bei  Pausanias ,    welche  einige  wenige 
then  als  national-rhrygiscli  anführen,  noch  die  Peru 
de»  alten  Xanlhu     fibtt  diese  Iicligiun  seiner  Väter  lcs< 
Kur  freilich  Diodorus  war  am  wenigsten  der  Mann, 
rade  immer  das  Alte  und  Nationale  herauszufinden   üi 


47 

iq  würdigen.  Bei  ihm  ist  die  Sage  schon  zn  einer  präg- 
mttitirenden  Historie  eines  Königshauses  ausgesponnen. 
Et  wird  erzählt ,  vtie  einst  der  Phrygische  König  Rfion 
die  ron  seiner  Gemahlin  Dindymcne  geborne  Tochter 
•of  drm  wilden  Gebirge  Crbelus  habe  aussetzen  lassen, 
»ic  diese  darauf ,  wunderbar  durch  Thiere  ernährt,  zu 
der  guten  Mutter  vom  Berge  herangewachsen,  «eichen 
Namen  aie  durch  Erfindung  von  Pfeifen  und  Trommeln 
■ad  Arzneien  Rlr  Menschen  und   Vieh  verdient  j    wie  ihr 

.er  Diener  Marsyss  ihre  beständige  Keuschheit  he- 

*»hr? ,  wh-  hingegen  ilire  Schwangerschaft  vom  Altis  bei 

tkrer  Ruchkehr  in  den  väterlichen  Pallast,    auf  des  cr- 

eimten  Vaters  Befehl ,  diesem  ihrem  Geliebten  den  Tod 

i  ,   v«  ie  sie  darauf ,  im  Uchcrmaafs  ihres  Schmer- 

ru'tt  ihrem  getreuen  Marsyas  die  Flucht  ergriffen, 
bt»  nach  \ysa  hin,  WO  sie  beim  Dionysos  den  Apollo 
fanden  ,  der  d?n  Marsyas  im  musikalischen  Wettstreite 
besiegt  und  mit  grausamem  Tode  bestraft,  die  Cybele 
hingegen  lieb  gewinnt  und  mit  ihr  bis  ins  Hyperboreer- 
Iand  hinaufzieht;  wie  mittlerweile  das  verlassene  Phry« 
g:'en  Hnngersnoth  betroffen,  bis  die  Einwohner ,  auf  des 
Orakels  Geheis,  das  Bild  des  Atlis  begruben,  und  auf 
Midas  Veranstaltung  ihm  zu  Pessinus  einen  Gottesdienst 
■nordneten  ( Diodor.  III.  58  sij.),  —  Manche  Züge  der 
alten  Naturverehrung  sind  in  dieser  Erzählung  nicht  zu 
I ,  z.  B.  oVr  frühe  Bergdienst  dieses  uralten 
Hirtenvolkes,  das  seine  höchsten  Gottheiten  als  Wohi- 
thater  seiner  Heerdcn  denkt  und  als  Erfinder  der  Hirten« 
pfeife.  So  steht  nämlich  Attis  ,  als  Papas  (Uunaq  ,  nach 
Bühviii&cher  Sprache),  der  Bergmutter  Ma  zur  Seile, 
die  auch  die  Heerdenmutter  heifsen  kann,  da  dasselbe 
Wort  im  Phrygischen  ein  Schaaf  bedeutet  ( M«  s.  Hc- 
ttchiut  t.  v.)  Auch  das  ausdrücklich  bemerkte  Cülibat 
des  ganz  der  Musik  ergebenen  Wunderwesens  Marsyas 
i»t  bedeutend,  und  erinnert  an  die  Ehelosigkeit  der  Prie- 


48 

■ter  anch  in  alten  einfachen  Naturreligionen  (s.  I.  p.  600.). 
Auch  di<  Einführung  des  Apollo  und  der  Streit  der  Flöte  mit 
dein  Saitenspiel  ist  bedeutend,  so  wie  der  Zug  nach  des 
Hyperborcerlande ,  worin  der  Zusammenhang  dea  Cybe- 
lendienstes  mit  den  Caucasischen  Ländern  und  der  Gang, 
den  er  genommen  ,  so  wie  sein  orgastischer  Geist  deut- 
lich nachgewiesen  ist.  Wir  werden  darauf  unten  so» 
ruckkommen.  Aber  der  physische  Mittelpunkt  diese« 
Phrygischen  Glaubens  tritt  in  jener  Erzählung  gar  nicht 
hervor ,  oder  ist  vom  Diodorus  nicht  beachtet  worden. 
Dieses  Wesentliche  ist  hingegen  in  folgender  Phrygi- 
schen Nationalsage  beim  Pausanias  (Achaic.  17.)  gerettet. 
Sic  lautet  so :  Zeus  läfst  im  Schlafe  seinen  Saamen  auf 
die  Erde  fliefsen  j  daraus  entsieht  nach  einiger  Zeit  en 
Dämon  von  doppeltem  Geschlecht.  Sie  nennen  ihn  A  g- 
distis  6i).  Die  Götter  verabscheuen  ihn  und  schneide! 
ihm  das  Männliche  ab ,  woraus  ein  Mandelbaum  erwächst 
Als  dessen  Früchte  gereift  waren,  6teckt  die  Tochter 
des  Flusses  Sangarius  M)  eine  davon  in  ihren  Busen; 
die  Frucht  verschwindet  und  das  Mädchen  wird  schwan* 
ger  und  gebiert  einen  Sohn ,  Attes ,  den  es  aussetzt} 
aber,  von  einer  Ziege  ernährt,  wird  er  ein  Knabe  von 
göttlicher  Schönheit,  der  die  Liebe  der  Agdistis  entzündet* 


63) "A 7a < ;tt/;,  s.  Hesycliius  s.  v.  und  daselbst  Alberli.  Ii*s 
Strabo  X.  pag.  '569.  ist  richtig  'AyStVr/v  verbessert.  Di* 
IM11  ygier  redeten  auch  von  einem  androgyniseben  Gott* 
'Aisayseu;  ,  s.  llcsych.  vergl.  Jablonski  de  ling.  Lycaor*«" 
p.  6-1  cd.  Tt  Water.  Vergl.  auch  Arnobius  adver«,  gen*- 
V.  4.  ibiq.  inUrprr.  Tom.  II.  p.  273  sqq.  ed.  Orellü  iu*** 
desselben  Append.  ad  Arnob.  p.  SS. 

64)  1  z'/Y^fio;  oder  Hu.yJ%tc$t  s.  Ilesych.  Vol.  IL  pagT* 
1135  Alb.  Scholiast.  Apollon.  Rhod.  II.  722.  Jablons** 
de  ling.  Lycaon.  p.  75.  und  Xanthus  Lydius  in  den  HisW 
ricc.  antiqq.  Fragmin,  p.  173.  Das  Mädchen  heißt  bei 
Diodorus  Nana. 


hi  er  mannhafter  geworden,    soll   er  der  Tochter  des 

.11.      Schon   stimmt  man  das  ' 

die   ihn    liebende  fcgdistis  hinzukommt 

und   den  d    macht.      Er    ui  d   d<  ent- 

mttiit  .elbst;     aber   auf  die  Bit  ;rsc  That 

\-distis   verleibet   Zens   jedem    I  heile    vom 

>  Attea  ewige  Unverwesliehheit.  —    Dieser  alte 

ud   nun    von   Pi  eicn  in  einigen  Zügen  anders 

i  det,      b«-   sii--    Ni  imcsiunax    ( bei  Pausr-.uiss  I.  |  )  : 

in  llä'mling     uf  die  Weit  gekommen,  und 

habe  ihn    ums  Leben  gebracht.      Dieser  letzte 

Zag.   «rodnrcfa   man   die   an  sich   wahre    \  erwandlsehait 

nie  di  lytbu»  andeutete,   kommt  in  ro*h 

_vu    von    litis    vor.        Im  i    Ainobius    (adterstls 
i  entmannt  Diunysus  den  Altis  ,  de^en 
latajdelbaum    verwandelt  wird, 
sehen  wii  schon  das  Hin  überspielen  der  b-»^c  in  die 
ilerien  von  Ceres  6i)  und  P.acchus.     Beach> 
Vrn*v  cbeint  die  andere  kurz  zuvor  (p,   1O8.)  be- 

rührte Sage  run  dem  Riesenstcine  Agdus  in  PhrygieAj 
ilion  und  Pjrrba  durch  den  W  urf  die  ersten 
hervorgebracht  haben  6'').     Freilich  ist  auch 
ischv  Tbcogonie  damit  verwebt,  doch 
sieb   du  Spur  darin,   dafs  die  Hochgebirge  Phry- 
n  Erinnerung  für  einender«. 


n  Jem  Flosse  S  laz   »öch  ein  Hei- 

l'.^il  'bewohn« 

r«cti  . i l- t  Xanthun  beim  Schob  Apottoft.  u.  a.  (J. 

s.  Üb  Frjjmn»,  a.  a.  O.    Das  Epitheton  tfti*  hat  drr  Pa- 
nicJn.    K»  gebort  mber  hierher, 
drni-,    Bergdienst    w«r    in    dicken    Landen    vorherr- 
?kJ. 

66)  &.   Tb.  I.  j>.  775.  wo  des  ähnlichen  Mythus  von  detn  Berge 
rplu»  gedacht  ist. 
IL  i 


5o 


IHK 


Ansiedlunaspunkte  der  Vot  lerasiaten   galt ,    die   sofm 
auf  ihren  Bergeii  der  großen  Natnrgottin  opferten. 

Zur   Auliindunf  der   Grundidee  jener  Gottheit 
ihres  Dienst  ei  ist  v«  r  Allem  Aufmerksamkeit  auf  die  wc 
scnllirben  Gebtinuhe  und  auf  die  HaunK)  mbole   nöthij 
htlieb  tagen  wir-  die  wesentlichen.     J>enn,  ^vi 
hon  mit  Einmischung  de«  Cietensiseii« 
tln.*  von  dt  >   Hhea   ward  Vieles  verändert,    und  *na'W 
hin  i-t  Cyhefe  •!    1 1  h   Votir.i^tnig   so    >  ieter  8»  inhole 
ihr  f-'ar  y.u   einer   Art    von  Pü.iiheuni  geworden. 
vn  b.  B.  das  überladene  Cybelenbild  in  c!< 

mliing  der  Familie  Qrsini  hei  Gronuv  (in  Tbl 
Antin<j.  Graecc.  Tom.  VII.  pag.  i\&\.).  Doli  sie Kt 
über  der  Thurmkrone  noch  eine  mit  Sonne  und  M< 
bezeichnete  Mutze,  da  in  älteren  Bildwerken  di« 
turgotlheiten  nur  einen  Schleier  über  das  Hinterhaupt 
haben,  sodann  über  die  ganze  Figur  den  weiten  ,  vei 
hüllenden,  mit  Lotusblumen  tci  zierten  Mantel  au»g( 
breitet j  den  Zodiecm  über  dt  1  Schultern;  in  der  cü 
Hand  Pfeile  oder  Blitze,  in  der  andern  da»  Si 
den  Schlangeustab  neben  der  Handtromraci ;  auf  c'er 
rechten  Arme  Fache!  und  Bugen  und  Bilder  von  allerlt 
Thicien,  Löwe,  Eher,  Vogel,  Schildkröte  und  EiJecl 
»e,  und  daueben  zur  Seite  am  Thrunc  die  gtwöbaliettj 
zwei  Löwen  6").  Dieser  Srncretismus  &pä:er  Bildnei 
gehet  mit  dem  Alles  vermischenden  51>thus  später« 
Poeten  Hand  in  Hand.  Fhilosrphische  Henker  rouls 
eist  das  gediegene  Goldkorn  alter  Religion  aus  der  po< 
tischen  Sageuilulh  wieder  herausgew  innen  und  auf  di 
Einbell  ans  diesem  Vieles  den  BJick  hinlenken.  La  is 
ülier  in  diesem  S\ -mbuli-nkreise  als  wesentlich  uutl  ui 
sprünglich  zu  achten  das  Doppelgeschlecht ,  die  Berat 


6?;  Man  vergleiche  hiermit  die  Darstellung  ele  ur 

Anis  auf  unserer  Tafel  II.  nr,  2.    JirLlarunj  p.  i7. 


.'vi    männlichen  Theile  ,   vuc  auch  des  Männlichen 
<irs  Gi  liebten  Untreue,    ferrer  die  Unverweslich- 
keil )•  (»ergliedea,  die  Pinie  ifhd  dir  Mandclhanm 
nclnt   dem    Löuenpaare   und  der  Thurmhrunc  anl    dem 
Haupt o    der    thronenden    Göttin.      Mehrere   von    dien  0 
■d  auch   blo«  diesem  Fhrygischen  Nalurdieuste 
h  G  m  i  i  c  h. 
dere,    z.  B.  das  Bild  des  Ebers  ,   den  Granatapfel 
«.«.w..  thcilt  er  mit  anderen  ähnlichen.      Natürlich  ist 
las  Allgemeine,  auf  physischem  Grunde  Oberhaupt 
»ende  teichter  zi  fa*sen,  als  was  dem  Fhrvgier  na- 
|»<inrll   anschürte,    dessen  Lebenskreis  wir  ,    au«  Mangel 
am  Nachrichten  ,  nicht  so  genau   hennen.      Daher  muftte 
fcier    gerade  manche  Deutung  nrifalingen ;    woKm  ■•  Di 
Varro  (hei  Augustinus  de  Civil.  Dt  i    VIF.  e/|.) 
und  um  Lucretius  (II.  604  sq<|.)  beliebte  Erklärung  des 
1          npaars   gehört,    dafs   darunter  die   Zähmung  auch 
der    >  itur    und    das   Urbarmachen    auch   de* 
rauh«                 lens  verstanden  werde.  —    Vielmehr  sollte 
man  denken  ,   dafs  der  Löwe  mit  seinem   heifsen  Blute, 
dieser  Honig  der  Thiere  ,    das  natürlichste  Attribut  der 
Natur  war,    die  mit  ihrer  Feuerkraft  Alles 
und    Alles,    was    lebt,    bändigt.       Vielleicht 
b  andere  Deutung  nicht  glücklicher,  nach  der  man 
in  dem  Sitzen  der  Göttin  und  in  dem  Fiaume  zum  Sitzen 
ie    Beziehung  auf  das  Buhen   der  Erde   im 
Mittelpunkte  der  Welt ,  nach  alter  Vorstellung  suchte  <*)  ; 


63 >  J.  Fr.  Gronnv  vertheidigte  deswegen  tue  Lesart  s  e  d  i  b  u  9 
im  LucrtiiuM  \\.  601.  s.  tieshtti  ÜbaefvaticiQea  |>.  Jib  ed» 
Plafnrr  ,  mit  Beziehung  nuf  die  angerührte  Stelle  dr* 
\jrro:  quod  sedea  finganmr  circa  eam ,  citni  omni«  mo- 
:<ir  non  moveri  UrrrHiij),  Liest  man  dalUr  subli- 
mem,  so  gitbt  die  Stell«*  den  in  obtger  Utheretizung 
ausgedruckten    Sinn.      In    j'-nem,    Varronischen :    u  cum 


5* 

oder    auf  das  Schweben    der  Fi  du   in  dem  freien  Li 

tuume  : 

y  Weifdien  snn^rn  von  ihr  d*e  allen  Dichter 

Fi  li    in    Jeu  Hohen    lilhre   mit    Löwen    betpaattl    *ie 

WaR'  ii  , 

webend  hing'  flu  Räume  der  Lull  der  irdische- Rod« 

I     anen  sie  so,  und  es  könne  die  Erd'  auf  der  Im  dt  nie 

fuföi  n.  M 

Aber  auch    ohne    diese    Deutungen    war   ja    Cybeft 
grolse  Mutier,  geboren  auf  den  ewigen  fc3tgegr:'i 
Bergen  und  thronend  auf  ihnen,  segcnvoll  herabblick« 
auf  die  niedere   Lide   und  zumal   auf  das    ibeure  I In 
gierjand  ,  und  das  Sitzen  der  Cybcie  ist  wohj  mehr  ai 
einer  Kunstlcrsitle  abzuleiten,  nach  welcher  die  matron« 
artigen  höchsten  Göttinnen  in  anstandiger  Y\  ürde  mehr« 
t    eds  sitzend  vorgestellt  wurden.  Wa* nun  die  gcschlecr 
liehe  Sjmbolili   in  diesem  Mytbenkt eise    betrifft,   so 
lnu   wir    uns    am  Anfange   des    zweiten  Theils    über  d( 
Itegritl  de»  Androgynisehen  in    diesen   physischen    S*l 
zur  Genüge  erklärt,    und  werden  Lei  den  liacchiscl 


omnia  tnoveantur  ciica  eam  (lerranO  "on  möveri" 
inuihe  ich   Griechische   Wörtapielerei    mit   dun   \i 
Ki>3kj/3ij  und  nit߻s  (cubus)  ,  welches  Weit  auch  v< 
festen  Ruhen  aul  dem  Mittelpunkte  (  Lennep   E 
».  v.  *ußo$)  und  dann  tüi    Festigkeit  Oberhaupt    f 
ward.  E  t  w  a  a  Wahres  lag  aber  auch  hierbei  zum  Grur 
Ucber  djs  Wort    «Jj:;  miils  man  jezl  des  gelehrten 
Pougens  Spccimen  du  Tresor  desOrig'mes  de  I.«  bnj 
Franchise  p.  264  —  2b7.  nachsehen.    I-lr  findet  den  ori« 
tauschen    Ursprung   <tei    Wortes    nicht   un 
„  Die   älteste  VorMcllung  der   Cybcie    war    ein    rundi 
oder  v  i  er  c  c  k  ig  te  r  S  i  e  i  ii.     Dafs  die  nad 
kannte  AMnlilting  der  Cybele  nicht  viel  .'ilter  a) 
er donische  Eroberung  von  Asien  ist,    beweiset 
J'olge    Kleinnsiutischer    Stadttmünzcn."       Fayne     ! 
»ymbol.  Lang.  $.  42.  p.  ii. 


s 


tcrien    noch  einmal    darauf  zurückkommen    müssen. 
»o  uenig  iiann    die  Keziehung   der  Castrati  >n  auf 
die  gehrmmte  Vegetation  im  Winter,   nach  dem   Bishe- 
rigen .  Schwierigkeit  haben.     Hiernach  wird  die   Sonne 
in  ihrer  Winterbahn  zur  südlichen  (unteren)  Hemisphäre 
erkannten  ja  die  Allen  schon  —  Maciob.  Sa- 
I.  91.  —  den  Attis)  ihrer  Zcngungshraft  beraubt, 
und    rmplangt    sie,    mit   der   Rückkehr  zu  der   oberen, 
iKirum  ist  Attis,    alt    Incarnation    der   Sonne, 
»eib*t  der  erste  Gallus    und  heifit    auch  so,    und    seine 
wenigstens  der  Archigallus ,  feiern  durch 
.  I     tmnnnung   diesen  Stand   seiner  Erniedrigung, 

•ch  die  Folge  seiner  Untreue  gegen  die  Geliebte 
er  nach  dem  Götterspruch  kein  Glied  des 
untergehen,    darum   feiert  er  mit  der  Rückkehr 
prwclt    und    mit  wieder   gewonnener  iManneskraft 
ahr   auf»   Neue    seine    Vermahlung    mit     Cybele. 
lerkehr  und  diese  neugewonnene  Kraft   ward 
dann    dir   Anlafs    r.u   allen    Aeufcerungen   der  wildesten 
«ine  an  diesem  wilden  Feste,   die  Lucrctius  ueH'lich 
beschreibt  (II.  618  srjq.)  : 

„l'juLtn  donnern  von  Schlugen  der  Hand,    da  rauschen 

die  hohlen 
Miheln  darein,   und  es  droht    «t  <s    CJ >  um    rausthnmiger 

Uuiucr  , 
die  Gemlhhor  stachelt  mit  Pbrygischea  Weisen  die 

ifi  , 
a  auch  schwingen  sie  an  ,   die  Zeichen  verheeren« 

den  Grimme«. M 

ie    wunderbarr   Metamorphose    der    Mandel  ,    so 

i  icbtcnr.apfen  ,    versetzt  uns  ganz  in  den   Kreis 

naiv   phantasirender    Vorwelt,    die  in 

Mi  rn   der  Zeugung   die  nächste  und  aulfal- 

*te  Aebnlichhcr  mit  den  Orgauen  derselben  suchte, 

mc  jene  das  Helldunkel 


sch'au  wählende   Lüsternheit.        Gewifs    war    auch 
Ahnung    des    in     einander    fließenden    L'ebcrgangs    dr 
verschiedenen  Naturreiche  dabei ,    so    dafs    hier   in 
IM  .Tide l.    die    zum    l'mnben    aufreift«     der  Vcgclabili: 
Anfingspuukl  aufgegriffen  ist,   60  \tie  in   manchen  all« 
Anbethen  J'c  aus  Pflanzen  erwachsenden    und   in 
Pflanzen   sich    verlierenden   Thiergestallen.       In   jent 
"\\  icdci  finden    (erpr<ru)    des   Attes    halte   aber    dies» 
Cult  ,  vie  es  scheint,  ganz  besonders  den  Punkt  ei-fal 
da  die  Sonne  gegen  die  Frühlingsnachtgleiche  ,  nach  % 
Ansiehr,  wieder  der  Oberwelt  nahetc,  und  zugleich 
mit  die  Itraft  der  Natur  in    der  eben  hervorbrechend« 
Vegetation.     Dies  geht  schon   aus    der  Wahl    dei    1  i | 
periode  hervor,  und  auch  Porphyrius ,  ein  Vorderasii 
und  in  diesen  Religionen  aufgewachsen,  sah  in  Attis 
frische    I  t  der   hervorbrechenden  FrühlingsbJ 

men  (beim  Fusehins  Praepar  Eräug.  III.  n.  p.  iiosc 
Diese  zu  enge  BlegfirSnlteng  dieses  Phrygischen  Andi 
gyn  beruht  auf  einer  Hypothese,    nach  der  sich  dies« 
Philosoph  mehrere   alte  NaturgöLtcr    in    eine   succrssii 
Reihe  brachte ,  so  dafs  z,  B.  an  den  Attis  zunächst  Ade 
nia  sieh   anschlof»,    als   das   Symbol  der  reifen  Frücl 
und  Pllanzen  (s.  ebendaselbst) ;    aber  et^M  WabrM 
halt,  vtie  ölu-r  so  auch  hier,  die  systematische  Ausd« 
tung  immer,    Dafür  sprechen  alle  oben  angeführten  F< 
gebrauche.       Audi    die    Anhänger    des    astronomische 
Systems  führen  auf  denselben  Punkt   zurück,  nenn 
gleich  nun   wieder  [aden   einzelnen  Zug  des  Mythus 
den  Sternen   zu  lesen   glauben.     Die  Löwen  der  Cyhel 
sagen  sie,    haben  ihren  Ursprung  vom  Löwen  am 
mcl,  in   welchem  Zeichen  die  Sonne* (Attis)  ihr  IL 
Neben  dem  Himmeisstrome  »'Sangarius)  weidet 
1  spella),    die    den  ausgesetzten   Sohn  der  Fh 
touhler,   den  Attil,  in  seiner  Kindheit  genährt  hat  (I 
puis  Oi  -ig ine  de  tous  lc»  eultes   Tora.  2V.  p.  a3o  sen/ 


55 

In»*  t   such   in    «liesera  S»N*tem  ein   Tb  eil  der 

riffm;  denn  wie  natürlich  wäre«,  dafs  der 
•cht»    flu!    Keinen   bergen    die 
hiifcn  in  den  Sferngrupj»en  wird»  r 

in  den  Lünen  oder  jen«  ««M- 
e,   die  seinen  Göttern  so  nichtige 
iiegelet»  n  und  noch  leisteten.  —   Ganz  an- 

r sannen    dir  Griechen,   die,    Arie  be- 
treu,   die   Pbrygtsche   Rergmutler   frühzeitig  mit    der 
Leo   r..'.i!tniiultor  Rhca  zusammenschmolzen.     Je 
fcülr;   (  ybele    in   der  Reihe  der  Vorderasiatischen  RulU 
gioaawr»eu  stand,   desto  geschickter  ward  sie  zu  dieser 
Verwandlung,    die  auch  von   der  andern  Seite  dadurch 
ward,  dui's  die  Rhca  bei  den  Griechen  ziem- 
lich  in  Vergetsenheil    gerathen    war.       Will  man  auch 
nicht  gerade,  nie  Zoega  thut,    annehmen,    daf«  dadurch 
erst    der   BegritI'  der    Rbea    zur  allumfassenden    Mutter 
.   zur  fiuchtbaren  Erde,    erweitert  worden  sey  ,   so 
ward  doch  dadurch  eine  Vermengung  mit  dir  Demeter 
Torbereitet  ,  die  jedoch  nicht  so  lange  fortgesetzt  wurde, 
als  die  der  Cybele,  Rliea  und  G;ia,  zumal  da  die  Deme- 
ter duich  die  Attischen  Mysterien   im  alten  Besitzstände 
Rechte    und  Aemter  geschützt   war.      So  wurden 
alan  die  dunkelen  Göttinnen   Rhca   und  Gäa  last  immer 
i    der   grofsen  Mutter  begriffen  (   und  wiewotü 
rlie  1  heogonie  ihnen  ihre  FMä'txe  angewiesen 
itie,  und  eigene  Altare    und    Attribute  ihnen  EU  Theil 
'worden  waren ,  so  wurde  doch  in  der  Theorie  fast  im- 
saer  dal,  was  der  Cybele  angehörte,   auf  sie  übergetra- 
gen Basftirü.  I.  j».  48.). 

Wer  w«id  dieses  Vereinigen  und  Vermischen  tadeln 
wollen,  nenn  es  nur  aus  recht  ernstlich  gemeinter  An- 
dacht   herflofs  ?      Die  Sabaziichen  Mysterien  ,   die,   wie 
wir  unten  zeigen  werden,  hier,  auf  Phrygischem  Hoden, 
1,  wurden  nun  fortan  die  Schule  solcher  höheren 


■r  Nal 

bildet 


ingi 


Ansichten  diese»  alten  Gottesdienstes.     Die  Mutter  Erc 
des  alten   Phrygischen  Glaubens  ward  nun  in  philo 
tebei  Betrat htung  die  Natur  und  Atys  die  Zeugunj 
l    des    gn.fsen    Demiargen,    welche  ,    at 

ut  um  den  Gc»sirnen,   sich   im   Schootse  dei 
verbreitet,  um  sie  nach  den  Urformen  (Ideen)  zu 
So  nimmt   der  platunisirendc   Kaiser   Julianus  (Oral, 
p.  3:6  —  32a.)  jene  Cybelo   und  jenen  Altis  des  uralt« 

.  giervolhes  ,     und   in   gleichem   Sinne  der   ebenfal 
jH.-umnsi lie  Süllustius    (de  Diis  et  Mundu    cap.  4.    p    c: 
cd.  Gal«  )  ,    der  die  Geburt  des  Attes  am  Flusse  Galli 
auf  das  feuchte  Element  bezieht,   so  wie  seine  Liebe 
einer    Nymphe    auf  das   Ilerahhommcn  der  Schö'pfm 
kraft  in  die  subluDarUche  leuchte  Sphäre,  und  so  nein 
die  Ideen  verfolgt,  die  wir  in  dem  ihnen  eigenen  ' 
des    Bacchisehen   Kreises   unten   vollständig  nachweist 
weiden.      In   anderer   Beziehung,    und  mehr   als  Teil) 
wiid  Cybcle   i"   dem   nntut  philosophischen  Gedichte 
LucreHiül   (II.   r>»)- )   vorgestellt ,    wovon  wir  oben  eini| 
Beispiele  gegeben    nahen,    aber   die    ganze    Darstellet 
verdic  ii  gele.en  xu  werden.     Die  Verbindung  des  Cvl 
tischen  Dienstes  mit  den  Sab;izicn   liegt  auch   in  den 

eben    Gedichten   am   'IV.gc,    wo  die  Gesctilcbte  d« 
l'er.-ophone   und   die  Wundergeburt  des  Sabaziu 
f  er  webt  wird,  uu  die  JÜppa  ,   des  Bacchus  Amme, 
i!i:n  auf  dem  Indischen  Tmuius  Zusammenkünfte  feiert 
und  (  \lule,  ftla  reine  ligüttin,  des  PrologODUs   I  oi  .  hw 
beifst.     In  diese   Ideenreihe  gehört   dann  auch  die 
Schreibung  Cybelc  beim  Appuli  jus  (Lib.  XI. 

-'■i  lea,  ed.  Oudendorp. )    von   ihrem   eigenen   Y\e>t 
maciti  tu  —  icriiin  parens,    elenicn- 

torura  oruuium    doiniua,    seculoium   progeniea    iuilialis, 


Ol 


irpbetHyn  Argonaut.  22.    Unten  beim 

Aüouia  wtid  noch  ein  I'hdobopheui  der  Alt  vorkomn 


57 

inmma  numinum,  »egina  Manium  ,  pi  ima  coelitum,  Deo* 
imune    facJoü  unilormis:    quae   coeli  luroiitiosa 
Culmina,    maris    salubria    tlamina,     infcrorum  deplorata 
nutibus   mcis  dispenso.       Cujus   numcn   unicum, 
aahii  cie  ,    1  ilu   rario,    nomine   multijugo  totus 

«n  bis.     Me  primigcnii  I'hryges  Pessi- 
ftaniicini   nn min  auf   Daum  M  a  t  r  c  m ;    hinc  Auto- 
\  ttici  t  ociopiam   Minervam;    iflinc   fluetuantcs 
hiarn  Vcnircm;    Crctes  sagitliferi  Dietynnnam 
Ihatuoi  ;   Siooll  trilingues  slygiam  Proserpinam;  Eleusinü 
.  I  einem;    Junonem   alii,    Bcllonam    alii, 
imnosiam  Uli;    er,    qui   nascenüs   tlei 
•  anlihus  illiistrantur  radiis  Aethiopes,  Ariique 
prucserpie  doclrinae  pollentes  Aegyptii,   cerimoniis  ine 
riis  colcnles  appellant  vero  nomine  Reginam  Isidcm.  » 
•  ler&elbe  Synci etismus  ,  den  -»vir  oben  im  über- 
ladenen Bildwerke   nachgewiesen  haben.      Et  «ar  noth- 
"  t'nn    die    mundig    gewordene    Vernunft    ihre 
Hechte  behaupten  tollte,   er  war  ehrwürdig  bei  solchen, 
ir   Einheit  des  göttlichen   Wesens  Beruhigung 
sachten.     Auch  hatte  diese  Einigung  verschiedener  We- 
•m  in  so  «eil  ihren  historischen  (iiund  ,  als  Keiner  jener 
»eben  Naturdienste  so  arm  an  Begriffen  und  so  in- 
.  L-Hcsen ,  dalli  sich  in  ihm  nicht  gleich  und  ur- 
Ahnung    des    Inendlichen    geregt 
laben  Der  Historiker    eilrnt  diesem   Syncretis- 

»o»,  und  in  so  weit  mit  Recht  ,  als  er  der  Forschung  die 
sieht  benimmt  und  ihren  Blich  verwirrt.     Aber 
d*»e*  der  größeren  Mühe  sollle  doch  nicht  un- 

j;cn  das  acht  religiöse  und  vernünftige 
Am  lieh  in  jener  Einigung  liund  thut.   ^F>ei- 
lica  kalte  sie  zum  'I  heil   auch  unreine  Bewegunsgründe, 

trentisrau*  entarteter  Griechen 

•»J  1.  •  i  der  einfache  fromme  Dienst  der  va- 

ioa  lächerlich  geworden,  oder  in  üppigem 


Fanatismus,    der,    wie  in  den   Prodacten   aller  Land« 
s«»  in  ihren   Religionsgehrätichcn    nur   n.-ue    Reizungen 
eines  schwelgerischen  Genu**es  suchte.     Hiermit  werfet 
vir  einen  Blieb    auf  das   Schicksal   des   CvbclcndiensU 
in  Griechenland  und  Rom. 


Q.     10. 

Fortsetzung. 

Die  Vermählung  mit  dem  Dienste  der  Rhea  wai 
Bcbon  zum  öfteren  von  uns  bemerkt.  Noch  näher  la 
die  Samolhracischen  Institute  ,  und  wir  dürfen  uns  dah 
nicht  wundern,  dafs  auch  in  diese  Mysterien  aus  d 
Phrygischen  Naturdienste  Manches  herübergenora 
wurde,  zumal  da  die  Religionen  dieser  Uüstenländ 
und  Inseln  Vurderasiens  und  Europa's  so  manche  his 
rischc  Berührungen,  hatten.  Nicht  weniger  wurde  Cyb 
mit  der  Italischen  Ops  zusammengestellt,  seitdem  dies 
Phrygisrhe  Cultus  nach  Italien  durchgedrungen  «j 
Dort  dachte  mau  sich  unter  der  Ops  die  fruchtbare  Ei 
nährcrin  der  Menschen.  So  fiel  der  Begriff  der  Cybele 
bald  ntit  dieser  Vorstellung  zusammen ,  und  diese  letz- 
tere Gattin  erhielt  die  Vesta  zur  Tochter  {Macroh.  Sa- 
lurnal.  I.  10.).  De»  6taatshluge  Römer  gestattete  frem- 
den Religionen  den  Eingang  in  seinem  Staate.  Selbst 
Versammlungen  religiöser  Art  erlaubte  er  ihren  Anhän- 
gern; und  so  honnteu  Chaldäer  (wie  man  sie  nannte), 
Magier,  Aeayptier  und  andere  Glaubensgenossen  selbst 
den  anfallendsten  und  anstößigsten  Gebräuehen  nach« 
hangen ,  ohne  darin  von  den  Römischen  Oberherren 
beeinträchtigt  zu  werden  ,  selbst  wenn  sie  in  wesent- 
lichen Stächen  den  Römischen  Gesetzen  zuwider  handel- 
ten, wie  u  gart*  bestimmt  bei  vielen  dieser  Re- 
ligionsdiencr  in  Betreff  der  Ehegesetze  der  Fall  war. 
Selbst  spater»  als  diese  pantheisliuhe  Toleranz  politisch 


&9 

i    scheinen   konnte,    vermochte    der   mächtige 

neu  dem  August  us  ertheiltcn  Ratb,  die 

fremden  Religionen  zu  'erbieten  (*.  Dio  Cassius  Hb.  LH- 

3Mt  1  >  derung  zu  bewirken.  Rmn  war  und  blieb 

Duldung  gel  Doch  früher  schon  war  dio 

Römischen  \  f>11*e  aufs  ehrenvollste   ausge« 

ei  worJen,  oder  rielmehr,  man  hat'.e  es  politisch 

gefunden,    Vorderasien    eines    seiner   heiligsten 

i  r  zu  berauben.     Im  Jahre  der  Stadt  b!\-]  (vor 

■  nie  feierliche  Gesandschaft  an  den 

•las    die  alte   vom  Himmel  gefallene  Bildsäule 

is  ab,    und  st. -die    sie    in  Rom  auft   wo   der 

llt  der  Magna  Mater,    ein  Tempel  erbauet   und 

in  Frühling    ein    jahrliches  Fest,    Megalesia,    gefeiert 

wird,    wobei   die    Abwaschung    der  Magna  Mater    eine 

•  ar  "').     Späterhin,   besonders  in  dem 

tu  Jahrhundert   narh  Christi  Geburt,    lteimten   aus 

r  Wurzel  verschiedene  Gebrauche  auf,  zumal  nach 

der  i  i  Vermischung   mit  andern  Gülten.      Jezt 

litst  m*n  i'i  Sein  iftstellet  u    und   auf  Inschriften  viel  von 

erhaltenen  Taurobolien    (Tauroboliura,   auch  Tauropo- 

liuni) .  f»  man  Reinigungen  auf  gewisse  Jahre  er- 

tl   wobei  das  Wesentliche    war,    dafs  der  zu 


Ensebü  Praepar.  Kvang.  VI.  K.  verjjl.  Cornel,  vanByn- 

IjdcL  de  cuttu  rcligionis  peregrinae  apud  vett.  R.o- 

£44  seijq,   wo  bewiesen  wird,   dafs  unter  den 

ikjij-»  illickae  b«  im  Marcianus  I.  i.  pr.  ff.  de  Colleg. 

et  corpprih.  keine   religiösen   Zusammenkünfte   zu   ver» 

XXIX.  l(J  seqq.    OviJ.   Fast.   IV.  36l.    vergt,  mit 

t.    und  den  Auslesern  daselbst.   —  So  sehen  wir  auf 

r  IToiivsra  in  den  Scullure  tutte  dtl  Campidogliu   Üis-. 

irib.  5.  ihv.  XXI V*.  Cp.  1-7.)   die  Göltermutter  auf  einem 

sitzend ,    welches    von  einer  Priesterin    geführt 

.i  J. 


Billigende  in  einer  Grube  das  Blut  eines,  auf  einem 
darüber  gelegten  breltcrnen  Gerüste  geopferten  Stieres 
auf  seinen  Leib  hct-abtrüpfcln  lief*}  s.  z.  B.  die  Inschrift 
Lei  G ruter oa  Thesaur.  Iuscript.  T.  I.  p.  $oa  wo  ein  sol- 
ches Taurobulium  vorkommt,  mit  Anführung  eines  Pon- 
tifex.  perpetuus  Antonianus  und  eines  Archigallua  Julia- 
mis 7J).  Ui.ich  Beispiele  der  Art  liefern  die  Sammlungen 
der  Inschriften  in  giofscr  Menge.  Eben  so  ofl  wird  det 
Criobolien  «»der  Widdcrupfer  gedacht  ,  die  zu  Ehren  des 
Atys  gesehalien,  wie  mau  die  Taurubolien  der  Cybelc 
weihete,  die  aber  hierin  mit  der  Diana  Taun»pulos  oft 
vermischt  ward.  Auch  die  Criobulien  werden  häufig  auf 
Inschriften  gefunden,  z.  B.  bei  Gruterus  I.  p.  27.  7J) ; 
mehrerer  Stellen  nicht  zu  gedenken. 

Dieser  neue  Eifer  im  Dienste  der  Phrygisehen  Gott- 
heiten gab  auch  der  Kunst  neuen  Antrieb (  und  mehrere 
ihrer  Werke  rühren  erst  aus  dieser  Periode  her,  z.  B. 
der  Altar  in  der  Villa  Albani,  der  auf  der  einen  Seite 
die  gtufse  Mutter  mit  dem  Atys  zeigt,  und  dessen  Rück- 
seite das  Taurobulium  und  Criubolium  andeutet»  nach 
der  Inschrift  erst  aus  dein  Jahre  Chr.  ao5,  aber  in  Hin- 
sicht der  Ueuntniis   das  reichste    von    allen   Monumenten 


72)  S.  Samtecroix  Rechcrches  Jmr  lex  Myst.  T.  1.  p.  95.  96. 
Daher  die  Redensarten  :  Taniolmlium  excipere,  per- 
eipere,  aaelpere   und   fteere  Mtf  Inechrifteti ,  in* 

iChen  dj«  Aumnlickr  :  Trtiiicihulium  Populi  und  pu- 
bltcum  und  Hie  Titelt  TauroboJi ,  Tauf  obolini  *  'lauio- 
bului  öder  da*  synonyme  Taurobohati ;  a.  van  Uale 
ud  Marmnra  amiqua  p«ig.  7  s<ii|.  2i.  28.  33i  '10  sqq.  uml 
p.  i[)  sqq. 

73)  Daher  auf  einer  Inschrift  bei  fluinrsius  CJass.  I.  nr.  CSl. 
Sacerd.  iSJjtr.   D.  M,  l.   lit  Altini  Pnpuü  itom.ini.  Ucbrr 

nnutn-r  und  Ober  bieten  Aui->  d«*j>  Itr'ivni- 
sclit- 1)  Volkes  mufe  nun  den  van  Udle  ad  Marmora 
aniii]  j.  p.  J7 J  sqq,  nachsehen. 


6i 

des  Culius  dieser  Wesen  •"')•     Fwj  die  schönste  Bild-.  Info 

'ic  in»  Museo  Pio  Clementino  (  s.  T.  1.  nr.  40.). 

;nen  häufiger    Bildwerlie   t11.1l   Erwäh« 

i  uliu*  vor,    wie  die  Werbe  von  LchhcJ, 

Rftithu  und  Andern  Beigen.     Auch  linden  sieh  M-höne  ge- 

:cae  Stein*  7)  i>us  diesem  mythischen  Kreise. 

f.     ... 

Syrische    Gottheiten. 

t    der  Cybcle  halle   sehr  viele  Beruh- 
1!  dem  i  ti litis  der  Syrischen  Güttin. 
:    Namen    bezeichnet    man    gewöhnlich    dieses 
1,  .Ijs   in  der  Syria  Euphratensis  zu  Mabog   (nach 
t-  Benennung),   oder  nach  der  Landessprache 
zu  LimiWe  .    späterhin  llieropoüs  genannt,    seinen  Sitz 
hatte.    Auch  hier  hatte   man  heilige  Last  raten  (Galli), 
,     wobei    sich    die    Andächtigen    unter 
ig   und    Flötenion    und  Aulführung    wilder 
blutig  :.  eilselten,  ja  selbst,  in  der  Aus- 
schweifung restlicher  Tollheit,    vor  den  Augen  des  Vol- 
les llmtd    an    ihren    eigenen  Leih    legten,    und  sich  des 
Männlichen  beraubten.     Daneben  werden   hier  fanatische 
erwähnt,    deren   leidenschaftliche  Liehe    gerade 
günstigt ,  so  wie  diese  hinvieder  jene 
er  brünstig  litbcu  "*).     Die  Priesterschaft  war  auch 


s*ch   Zotga's  Unheil   in  den  Bassirilievi   I,  nr.  t3.    14. 
bähen  dat.  Relief  auf  der  ersten  .Seite  des  Altars  bei- 
zten lassen  auf  unserer  Tafel  If.  nr.  2.  s.  die  Erklärung 
p.ij.  17.  it.  ti.  und   dam  jezt  Zotiga's  Abhandll.  IV.  13. 
p.  157.  herautigeg.  von  Weleker. 

U  'nckelinann    Descript,   d.  p.  gr.  d.  cah.  de 
-■  lilichtegiolls   Ausualil   I.  nr.  16.   i7. 

',€)  LuLunus  dt  Dea  S}ria  sc  ct.  83,  43.  St)  sq.  Tom.  JX.  Bip. 


hier  sehr  zahlreich;  mehr  u]s  drcihundeit  Priester 
Lucianus,  oder  wer  der  Verfasser  dieser  Schrift  sej 
mag,  bei  einem  Opfer  beschäftigt.  Sie  hatten  weif 
Kleider  an  und  Hüte  gegen  die  Simne  auf  ihren  RuM 
An  ihrer  Spitze  stand  ein  Obei  priesler  ,  der  seine  Wfif 
ein  Jahr  lang  behielt,  und  durch  I'urpurlileid  im 
änfserUeh  kenntlich  war  (  Lnctanus  1.  I.  aect,  i^). 
Zufb.G  vieler  Fremden  aus  Pliönicien,  Arabien,  Ral 
Ion,  Assyrien  und  Hücinnsien,  die  sehr  oft  Gcschet 
Lrachten,  vermehrte  auch  hier  den  Reichlhum  des  Ti 
pels  (secl.  10.).  Da  nun  noch  einige  and,  re  da 
stitute  an  den  Phrygischen  Cultus  erinnerten,  z.  D. 
hier  gewöhnliche  Fischvciehrung  und  dort  das  Ges« 
das  den  Priestern  glcichfidU  Enthaltung  von  Fiscl 
vorschrieb,  mehrerer  anderer  Parallelen  nicht  zu 
denken  ,  so  dürfen  wir  uns  nicht  wunder«,  wenn  es  »j 
te" hin  Leute  gab,  die  beide  Gottheiten  für  völlig  ein« 
hielten  (sect.  irf.).  Diese  Meinung  hat  auch  in  der  Itil 
nerei  Eingang  gefunden  ,  wie  die  Münzen  von  Hierapt 
zeigen,  auf  denen  die  Syrische  Gottin  auf  einem  Tlirc 
zwischen  zwei  Löwen  erscheint  (  Frölich  Tentam.  in 
pag.  ?56.).  Der  Verfasser  der  Schrift  Über  die  Svrist 
Göttin  nennt  diese  belianntlich  Ilcre  oder  J  u  n  o  , 
schreibt  aber  ihre  Bildsäule  so,  dafs  man  wohl  sieht, 
waren  damals  die  Eigenschaften  verschiedener  Nat 
gottheiten  zusammengehaut"!.  «Im  Gnnv.en  ist  sie, 
zählt  er,  die  Wahrheit  zu  sagen,  unfehlbar  Jun 
sie  hat  doch  Etwas  von  Minerven  und  Apl.roditen , 
Selcncn  und  Bheeu,  von  Dianen,  von  «Irr  Nemesis 
und  Von  den  I'arcen.  In  der  einen  Hand  hält  sie  einen 
Sceptcr  ,  in  der  andern  einen  Spinnrocken ;  auf  dem 
Haupte  trügt  sie  einen  Thurm,  und  ist  mit  Strahlen 
umgehen.  Auch  ist  sie  mit  dem  Gürtel  geschmückt, 
welcher    sonst   der    Venus    Urania   ausschließlich    eigen 


63 


An  einem  andern  Orte  (»eck.  i/i)  unterscheidet 
i   Hicrapolis   ausdrücklich  von   der  Phö- 
lerceto  ,   welche   letztere   als   Fischweib  abge- 
bildet war.  dagegen  sc?  jene  gana  Weil 

arh  hat  man  nun  die  Syrische  Göttin  von  jenen 
ädert,  die  mit  Fischtheilcn  gebildet  wur- 
oimtei  hat  Swlmasius  (Exercitt.  Plin.  p./|o/5.  A.) 
t*wVn  der  Alargali*  und  der  mit  ihr  identischen  Per- 
lte und  der  Syrischen  Gültin  einen  Unterschied 
L 

e  dagegen    wollen    lieber   Astarte,    Atergatis 
cr.d  die  Svrischc  Göttin,    als    Weiher  ohne  Fischtheile, 
ehmen,  und  dagegen  die  Dercelo  allein  als 
uoh  gi  llen  lassen  *3). 

i  diesem  Vcrhä'ltnifs  Mar  zu  ichen,    darf  nicht 

Lucianus  ausgegangen  werden,    wenn  er  uns 

-  er  zu  seiner  Zeit,  d.  i.  sehr  spat,  in  Ver- 

tiu  mir  dein  Ursprung  dieserReligionswesen  ,  sah; 

•n  es  sind    die   Zeugnisse   anderer  gelehrter  For- 

ror  Lucianus    und    vorzüglich   die    der   ältesten 

ler  zu  beachten.  Nun  sagt  zuvorderst  Strabo 

iadtr  iierncrhenswerthen  Stelle,  wo  er  von  den  Vcriin- 

derongen  spricht  ,   welche  ausländische  Namen  so  häufig 

•o  erleiden    pflegen  "')  :     man   habe    auch    die    Athara 


77)  Lotion,  sect.  32.  nBch  Wieland  p.  326. 

ff)  Scbauback  ad  Eratosth.  Catasterism.  cap.  33. 

VI.  p.  1132  Almel.  T.  VT.  P.  465  Tasch.  Strabo  fahrt 
a.  a.  O.  beispielsweise  au:  'Ara^y*«}»  Si  ?>v  'ASi^r/*  A*(. 
ntmm  i*  a*~  l{  aaAii".     Casauhonus  hatte  hier  'ArSi~ 

?4*  {fanden,  weil  es  Syrisch  sey ,  und  man  an  dir  Asta« 
die  Bibel  (B.  d.  Richter  cap.  2.)  brzeichne, 
denken  müsse.  Tisch  ucke  bat  jedoch  aus  JIand*chrincn 
'Aia,*»  wieder  hergestellt ;  worin  Gfi  r  re  t»  mit  ihm  tu« 
momtniiiinml.  Mach  ihm  sajjt  Strabo  :  Atarjaie,  Athara 


('Aöapav)  Atargatis  {Wxapyuxiv  oder  'Axapyaxfa)  ge-, 
nannt ;  Ctesias  nenne  sie  Derceto  (Aepxexrf)).  Hier  spricht . 
also  der  kenntnisreiche  Strabo  geradezu  für  die  Identität 
der  drei  Wesen  Alhara ,  Atargatis  und  Derceto.  Da 
aber  Schaubach  a.  a.  O.  den  Salmasius  deswegen  tadelt, 
weil  er  zu  viel  auf  Strabo's  Zeugnifs  gebaut  habe«  wel- 
cher letztere  doch  den  Ctcsias  mifs verstanden  haben 
müsse ,  so  bemerken  wir,  dafs  nach  Hesychius  in  'Avtjav- 
yd~r,  schon  der  alte  Xanthus,  der  Lydier,  die  Athara  mit 
dem  Namen  Atargatis  bezeichnet  hatte  M) ;  um  so  weniger 


und   Derceto  sind   nur  verschiedene   Namen   einer  und 
derselben  Gottheit.     Int  ersten  Namen  findet  er  Arta-gai 
d.  i.  der  grofse  Fisch;   dagegen  im  Namen  Artarte 
(Astareh)  :   derSt<rn,   das  grofse  Ges'irn  ,  der  Mond. 
Aus  brieflicher  Nachricht.  —  Wer  auf  Etymologien  au*«  < 
gehen  wollte ,  könnte  an  das  Ägyptische  d£-dgz  erinncra.* 
womit  die  Getreideart  Doura  bezeichnet  ward,   so  i 
eine  Speise,    aus  diesem  Mt-hle  und  aus  Milch-  bereitet  j 
(Uesych.  I.  p.  124  Albeni.  Sturz  de  dial.  Alexandr.  p,.  SaVj 
und  besonders  Jahlonski.  Voce.  Aegyptt.   pag.  Jl  —  ib.}.\ 
AMann  wüidc  die  Göttin  Athara   zu  einer  Getreidegt« ' 
herin  (i'"aJ,  wie  Citren  hiefs)   werden,  und  sich  der  Itil* 
nahein.     Aber  Athara  oder   Atargatis  ist  Fischweib. 
Isis  aber  nicht.    Mithin  haben  beide   unmittelbar  nicht! 
mit  einander  zu  thun ,   und  es  mag  dieses  als  eine  ProbtV 
gellen,   wie  trüglich  der  Weg  bloßer  Naraendeulung  ftk. 
der  Mythologie  ist.     Aber  wo  Begriff  und  Name  Bwr 
sammensiimmen  ,    da   haben  wir  Grund  zu  vergleiche*^ 
Darum  darf  man  in  der  Athara  allerdings  die  Aegyptiscbar 
Athor  (oder  die  Ur-Isis)  suchen,   denn  diese  ist  der* 
Abgrund,  welcher  Licht  und  Wasser  verschlingt  (8.T&.L- 
p.  5J0.  Not.  302.). 

80)  Hesych.  'ArraylStf  (man lese  'ArrapyaÄij,  «.Albert! 
ad  h.  I.  et'.  Heyne  de  Sacerdot.  Coroan.  pag.  108.)  'AÄsf* 
to^u  tw  2iv£*.    Dieser  Lydier  Xanthus  hatte  wahrtcheia* 
lieh  ausführlich  von  dieser  Gottheit  gehandelt,  e.  Atht*  " 
nlius  VIII.  d7.  cf.  Fragmin,  historr.  grr.  p.  183« 


65 

lurfcnwir  zweifeln  ,  dafs  Ctetfa«  wirklich  so  geschrieben 

iben  läfst.     Mithin  haben  wir 
.  <lafs  Athara  der  aräpritiiglicne 
:  (]<•!    Syrer  war,   der  aber  durch  ^  cr- 
.■>   Dialecls   in   den   iVuneu  Atargatis    um- 
Wir  übergehen  die  sehr   rerschie- 
i    über   den    Ursprung   und   die  Bcdeu- 
tuflg  «liest*    \  und  bemerken,    uas   zu    unsern 

wesentlich    ist,     daTs   Lei   allen    drei  Namen, 
,    Atee gatis,    da    wir    sie    nach 
>    ;•)%    Bc   eichurin^cn    Eines   Wesens  er- 
ii  einer  ursprünglichen  Verschif- 
ft s    nicht    die  Bede  seyn   kann.     Mit 
uneii   verband  man  die  Idee   der  feuchten, 
!<-!i .  frtichihiiren  lüde,  und  des  befruchteten 
eod  kni wieder    befruchtenden    Mondes  M).      In   Betreff 
!     I  d  u  u  g  e  n  und  dei   Attribute  der  S\  tischen 
.11  Göttin  iun    linken  jedoch   schon   früh 
!«.:.  Tempeln  Verschiedenheiten  gewe- 
iliis  zu  Byblus    (Buseb.  P.  E.  I.  10.) 
:    niemals    Fischlheile  ,     sondern    näherte 
bolik    mehr  der  Aegyptischen 
b  tiie  Mythen  Beugen,  die,  wie  bereits 
rkt  Mulden,  gar  sehr  mit  dem  Üsirismythus  ssusam- 
I '  :  ilt    nach    dem   Sanchuniatbun   bei 

1         i is»  (Praep.  I  \.   I.    io.  \>.  30.)   von  der  Sidonischcn 
Diese  setzte  sich,   heilst  es  dort,    zuerst 


j  kommt   der  Vollmond,    «Jas   himmlische  Bild   der 
ru  .'in  Müikcii  ab  ein  volle« 
beng«bichi   vur  j     s.   Bellt  rmann    iiemerkk. 
IL    |>.  26  Vi.  zu  nr.  S7. 

I.  B.  <ltr  Könige  (I.  Samuelii)  VII.  4.  in  der 

die  l  \\  im  B.  tf>r  Richter 

It.  1.*-  ersetzen;  &.  BiH  Thes.  I.  paj.  7-i. 


66 

das  Stierhaupt    als  Kopfschmuck  auf,    da  sie    die  Et 
durchwanderte;  auch  weihete  sie  einen  vom  Himmel 
fallenen  Stern  nach  Tims.     Also  hier  ganz  und  gar 
Phönicisehe  Isis  mit  der  Kuhhaut  und  mit  Sternen  , 
wir    sie   ohen  ,    auf  Gemmen  und   nach    Zeugnissen 
Alten,  in  Aeg\pten  oaebge niesen  haben  s  ).      Hier 
nichts  von  FischÜtejIep.     Dagegen 'die  Phßniciscbc 
celo  ,  die  Lucianos  (de  D.S.  §.  l!\.   T.  IX.    pag.  96  L»i| 
sali,    war  ein  Weih,    dessen   Gestalt    von  den  Htiften 
siel»    in  einen  Fisch  endigte.      Mir   wissen  aus    and« 


2il.     Sie  heilst  verschiedentlich   in  «1er  Rib^l  eine  G< 
heil  derSidonicr  ,  womit  auch  Lucianos  de  D.  Syr. 
Übereinstimmt ,   welcher  von  einem  grofsen  Tempel 
Astarte  zu  Sidnn  spricht.     Aber  aucli  den  Aegypiiern 
Philistern    wird   sie    beigelegt,    s.   Seiden    de    DÜ8 
Syniugm.  II.  2.    und  che  Additamm.  pag.  28-i.     Lieber 
Bjaltis  (Haitis)  s.  oben  p.  9.  not.  13. 

v.  Hammer  in  den  Fundgruben  des  Orients   Bd. 
paf.  Vf$,  leitet  Astarte   aus  dem  Persischen  Astai 
Stern,  her.    Ueber Ascherah  l71"]^??)  sehe  man  die 
'Uni  11  Lniersuchungrn  von  Gesenius  im  Ikbr.  (iandv 
terb.  p..7£  ff.  ,  aus  welchen  es  sich  ergiebt  ,  dafs  die  ui 
diesem  Namen  vorkommende  Göttin  die  Astai  te 
Astarit  mit  dem  Stier  bannte  erhall   eine 

lie  Erläuterung  aus  einem  der  heiligen  Bücher  dei 
hier  oder  Jobnnni.schi  isti  n  ,    dem  Buche  Adams,   wie 
haifst  (  ff.  Stellae  Nasaraeorum   Aeones  ,    ex  sacro  Ktr 
codice  ,  Dissert.  praes.  Norberg  —  p.  p.  OlofSvanai 
Scanns ,    Lund    lbll.).      In  jenem    Buche  nämlich    b* 
der  Mond  Schüret,    welches  Zusammengesetz: 
*^C  laurus  und  5£t  d  e  u  s  ,  wonach  also  das ,  was 

m  a.  a.  O.  sagt:    „die  A statte  setzte  auf  ihr  Haupt 
Z<  ichen  der  königlichen  Würde,  den  Sl  i  e  rk  op  f"  , 

\.i;iumi  des  Mondes  bezeichnet  ist.  Man 
damit  auch  die  in  drr  vorigen  Note  erwähnten  Dj 
hingen  auf  Münzen  \ »  1  Luiden. 

S3)  Vergl.  1.  B.  Th.  I.  |  -  und  4£>4. 


litten  bestimmt,   dafs  Derceto  in   dieser   Form    . -n 

u  Phniiinen  norden  ist  (s,  Graeviui  ad 

l.  I.  T.  IX.  p.  S8o  liip.  M).      Von  der  au  Ascalon 

.  wii  ,    nach  Ctcsias,    im  Verfolg  das  INöthige  bc« 

mer',.- ü.     >un    kannten   die  Alten  ,    nach  Strabo*s    Ver« 

ng,  die  At  c  r  galis  als  einerlei  Wesen  mit  dieser 

Iglich   ohne  Zweifel   auch  als  Fischweib. 

e    der   neueste-    gelehrte  Erhlärer  des  Erato- 

Slhenct    (*.  oben)    um  so  weniger   zweifeln  sollen,    da  ja 

ftetun  altere  Gescbicbtschr  eiber  und  selbst  der  alte  Ly- 

«i-  \lbt-n.  VIII.  37.)  ganz  bestimmte   Mythen 

Iwiiringcii  .    die    auf  die  Fisehforra   anspielen  ,    und  ira 

hen    Kchnlichkeit  mit  dor  vom  Ctcsias  erzählten 

Derceto  haben.      Ja  Xanlhus  nennt   aus- 

,cb   den  Sohn  dieser  Alerg&tii  'L/Svq  (Fisch). 

■  nit    mit  Bestimmtheit    aus    dem    Bisherigen 

.    während  die  Göttinnen  von  By- 

l»lu".  on  ursprünglich  schon  nach  Acgyptischer 

feilt  winden,  zu  Joppe.  Ascalon, 

(tu  Orten   die  I*  ischioiii»   in  jenen  äl- 

Ici  n  vorherrschte. 

gen    wir   nun.    wie   ward   die  Syrische  Göttin 

SB  Btnbi  ce    vorgestellt,    so  antwortet,    wie  wir  oben 

nus  :    als    Weib   und   nicht   als    Fisch- 

"»rsbo  hingegen  (XVI.  pag.  io85.)  sagt  indirect 

heil. 

In  ischen  Stadt  Bambvcc  ,    bemerkt  er,    die 

■seht  ipolis  heilst,    verehren  sie  die  Sy- 

lin,  dieAtargalis.  —  liier  führt  also  die  Göttin 


Mj  A  RierkwQrdfgen   um!  alten  Münze  drr  Phönici- 

i\  mit  Phönici'cher  Schrift   rrkennt   Bf  Her-» 

BSim  (üher  l'lu.m  izrn   II.  St.  nr. 26.  p.  tisqq.) 

tleiebfolls  die  D  e  r  er  t  o  ,  auf  ähnliche  Wt  ist-  dargestellt. 

M*n  vergl.  ebendaselbst  die  Müuzcn  nr.  2y.  30.  31.  32. 


Ton  Hierapolis  einen    Namen  ,   der  offenbar  der  Fis< 
form   zugeeignet  \*ar,    und  auch    diese    Nachricht 
Strabo  au»   älteren    Zeugen.     Ctesias  (bei  Ei 
Gatast.  cap.  3ö. )    refraetxl  gerades*  die   Dercet«    m 

Bambycc  oder  Hierapolis.     >"\  ie   ist  nun    dieser  Widt 
streit   g««en    Lueianus   aufzulösen  ?      Durch    Luterscb« 
düng     der    v  ei  s  cli  ie  d  en  e  n     Perioden    de?.    Dil 
stes  diesi  i  G  5ttin  von  Hierapolis.     Zuerst  geborte 
de»  Fischgöttinnen,     Dafür  spricht  Alles;  nicht  blos 
e,  die   der  Mvilius   zum  Theil    dahin   verlegt,    s« 
dein   auch    alte   Gebräuche»     die   im   Hicrapolitaiiiscl 
Tempel  noch  zu  Lueianus  Zeit  beibehalten   waren 
dos  Wanertragen  in  den  heiligen  Schlund,    die  heilii 
Fische,  die  man  neben  dem  Tempel  fitterle  ,  das  Yei 
des  Fischessens   und  dergl.     Jene   Göttin  von   bambi 
■war  also   urspi ünglich  Atergatis,    d.  b.  eine  Gottin 
Fischthcilcn.     A  r  t  c  in  i  d  o  r  u  s    im  Traumbuche    (  Oii 
roerit.    1.    o.  )    kennt   auch   das   Verbot    des   Fi  sei 
unter  den    Verehrern  Phönicisch-  Syrischer  Gottheit 
]>iij.    Bieg    die    erste  Periode   des  llierapolilaniscl 
Dienstes  heil'scn.     In   der  zweiten   Kam    die  I  i  >  !•! 
des  Temprlidnls  aufser  Gebrauch  t    und  dadurch  D04 
es  Sehr  Aehnlichheit  bekommen  mit  andern   Gö'tiii 
z.B.  mit  der   von    Sidon,    wiewohl  wir   darüber  ni( 
Bestimmtes  sagen  hönnen. 

Es  folgte  die  weitere  Veränderung  dieser Tc 
pelsymbotik  ,    und  die  Göttin    von  Hierapolis   ward 
wie  wir  oben  aalten ,  eine  Art    von  Panthenol,    in 
chem  sehr  verschiedenartige  Symbole  und  Attribute  vi 

t    waren  5$).       Abu    mit  dem  Angedenken  an 


Si)  \\  u  man  denn  späterhin  die  Cybele,  Rhea  und  die 
im  V.  Hi  -clion  in  Inschriften  idtnüficiite;   wo 

i.  H.  jene  \\  ■  iterDcor  w  in  ,  Mater 


69 

:vn    Tempel  ,    «las  auch  damals   nocli  nicht  erlosch, 
Mratonicc   bereits  den  ganx  neuen  gebaut  hatte,    er- 
sieh auch  die  Erinnerungen  an  <li-n  alten  Glauben 
und  an  die  alten  Bilder,  unter  denen  diese  Göttin  zuerst 
leutti  w  .1 


§.      I?. 

D  r  t  s  e  t  z  u  n  g. 

:er  den  Syrischen  Priesterinslitaten  war  auch  die 

g    der  Fische    und   das  ^  erbot    ihre»    Genusses 

»nfTallend.     Die  Alten  bemcrlien  diese  Sitte  zuweilen  als 

et«**  allen  Syrern  Gemeinschaftliches;   z.  B.  Xenophon 

(.  <j.   <  iecro  de  N.  I>.   III.    1  j.  p.  5t|6  uns.  Ausg. 

und  Mehrere.     Nach  andern  Zeugnissen  war  dies  jedoch 

cor  gewissen  Secten  dieses  Vollfs  gemein.     Mehrere 

ms  v)  ,    und  aus  der  oben  angefurten 

|    'eniitliirus   wissen    wir,    dafs  dies   mit  der 

g  der   Astarte  zusammenhing.      Ohne   Zweilei 

n  wohl    zwischen  Priestern  und   iNichlpriestcrn 

ied  i    und  wenn  das   Volk   überhaupt  die  in 

ItmpelKMchen  genährten  Fische  für  heilig  und  un- 

.    hielt  ,    so   war  doch    wohl  der  Priester    nur 

ireh  das  strengere  Gebot  gebunden  ,  keine  Fische  über- 


i-rnrm  oben  bemerkten  Bilde  ,  in  der  Sammlung  der 
Familie  Orsiui  ,  gehören. 

Ä)  Port.  Aslron.  II.    'M  :    „Itaque  Syri  complifrcs  pisces 
iiatit  .  et   eorum  simulacra  inaurata  pro  diis  pena- 
colunt.*      D*l*   hier  comptures   mit   Syri   und    nicht 
.  eu  verbinden  i*i  .    beweist    unter  andern  auch 
►  ns  Alex.  Protrept.    p,  25.    p.  35  Pot- 
- 


70 


haupt  zu  essen  i7).     Auch  die  Tauben  waren  dem  Syrer 


J 
87)  Ueber  den  Syrischen  Fischdienst  vergl.  man  noch  Diodor, 
II.  4.  Porphyrius  de  Abstin.  11.  6t.  IV.  15.  wo  ein  Zrng« 
nifs  des   Komikers  Menander  angeführt  ist.      Dafs  die 
Aegyptischen  Priester  keine  Fische  afsen,  wissen  wie 
aus  Herodotus  II.  37.  und  Plutdrch.  de  Isid.  pag.  353.  O. 
Auch  dieses  spricht  für  die  obige  Annahme.    Doch  waren 
die  Aegyptischen  Ideen  dabei  von  denen  der  Syrer  ziem« 
lieh  verschieden  ,  nach  nationeller  Mythologie  und  Phy-» 
sik.    Der  Fisch  war  Symbol  des  Hasses,   Clein.   Strom. 
V.  7.     Das  hing  mit  der  Geschichte  des  Osiri*  zusammen 
(vergl.  Th.  I.  p.  262  J.    Uebrigens  verdient ,  was  Mnaseat 
beim  Athetiäus  VIII.  37.   erzählt,    dafs  die  Priester  der 
Atergatis  di*>  Fische,    welche  sie  der  Göttin  Atergatis  ab 
Opfer  dargebracht  hätten,  selbst  gegessen,   wohl  nur  als 
Verlall  der  Priesierregel  bemerkt  zu  werden.    Dafs  aook 
die    Pytha goreer,  die  Lehrjünger   der  Aegyptischen 
Priester,    keine  Fische  afsen ,    weil  sie  ein  Natursymbol 
des  Sti  lisch  weig  ens  seyen   (daher  auch  fAXcn;, 
Stimmlose,  St  u  m  m  e  genannt) ,   und  dafs  der  »*af«t 
und  vielleicht  auch  einige  andere  Fische  einen  Laut   von 
sich  gaben,  bemerkt,   theils  aus  Aristoteles,  theils  aot 
Athetiäus,  Eusfathius  ad  Odyes.  XII.  vs.  252.  p.  486  Basti. 
Denn  heiliges  Schwuren  ist  Gebot  und  Satzung  fQr  den 
Lehrling  der  Weisheit.    Nach  Sickler  (die  Hiero-  ' 
glyphcn  im  Mythus  des  Aesculap  pag.  15.)  bedeutet  der  t 
Fisch  als  Hieroglyphe    Vermehrung,    Zunahme,  . 
Wachsthum,  Keichthum,  in  welcher  Bedeutimf 
sie  in  vielen  Monumenten  der  alten  Kunst  erscheine. 

Ueber  den  Taubendienst  der  Syrer  hat  Broeckhuis 
zum  Tibullus  I.  8.  <val.  7.)  18.  mehrere  Stellen  der  Alten 
nachgewiesen.  Bei  den  Persern  waren  die  weifsen  Tan* 
ben  unrein  ,  und  wurden  als  aussatzig  und  der  Sonne  ver- 
balst aus  dem  Laude  ausgetrieben  ( Herodot.  I.  135.).— 
Hätten  wir  mehrere  bestimmte  Züge  der  Art,  so  würden 
wir  genauer  wissen ,  welche  nationeile  Modifikationen 
-  dieser  alte  Asiatische  Naturdienst  unter  den  verschiedenen 
\ölkern  er.hu  lt.  Vielleicht  blieb  diese  Syrische  Form 
dtn  Persern  überhaupt  fremd. 


7* 

es    lieiner  besonderen  Zeugnisse  bedarf, 
da  in  der   angeführten  Steilen  auch  diese  Sitte 

bcraerVt  i*|  <s\.     Bestimmt  Missen  wir  aus  Philo  bei  Eu- 

.    Fv.    I.    6.),    daf«    man    in  Ascalon    1 
Tauben  afs  ,  welches  Hyginus  (fab.  197.)  auf  ganz.  Syrien 
aafcdchr!  .  und  dabei  bemerkt,    dafl  sie  dort  für  göttlich 
gehahm   werden. 

An  diese  Fcliginnsgebraucbe  Knüpfen  sich  mehrere 
e  den  Ursprung  dieser  Fisch-  und  Tauben- 
cr  bald  hie«  bin  bald  doriiiin  verlegen.      Es  sind  7.11m 
Tbeil    nur   ganz    kurze   Vollvssagen ,     die   von   dem    Ur- 
sprünge der  heiligen  Bilder  und  Ca'rimonien  Rechenschaft 
geben,    zum  'I'hcil  ausführliche  Fr-Mahlungen.      Dort  am 
Kupbrat  erzählte  man  sieb  <on  einem  l.v,    das  einst  vom 
el  in  diesen  Strom  herabgefallen.     Fische  trugen 
CS  an.  tauben  brüteten  es  aus,    und  daraus  ging 


auch  Saintecroix  Krchcrches  etc.  Tom.  Tl.  p.  113. 
vesirr  de   Sacy    bemerkt   hierbei  in  einer   Note,    dafs 
di«r*e  Achtu  die  'l'auben  sich  auch  unter  den  Mu- 

erhuluu   habe,     und    vorzüglich   zu   Mekka. 
Drnn  die  Sitte,    die  'Tauben,    welche  um  das  lleiligthum 
dieser  Stadt  sich  aufhalten,    zu  ehren,    sey  wohl  alleren 
-    und   lange  vor  der  Gründung  der  .VIohaimne-> 
>    Religion  üblich  gewesen.    Spuren  einer  .ihn- 
Üchrn  Sitte  bei  dem  Tempel  zu  Jerusalem    schienen   in 
der  Bibel  enthalten   au  seynj   s.  dessen  Arabische  Chre- 
m.  Hl-  p.  76.      Noch  Mehreren   über  diese 
mancher,  besonders  orientalischer  Völker,  die  Vö- 
lle'l'auben  ,   die  auf  Tempeln  nisten, 
nicht  zu    verjagen  noch    zu  tödten  ,    sondern    ihnen  eine 
te  und  ungestörte  VVohnstÜlte  hier  zu  lassen,   giebt 
je*t  RoMnmQller  Altes  und  neues  Morgen I.  Bd.  IV.  p,  :<i. 
■■■).  «0  er  vorzüglich  «tu  Cbräer  und  Araber  eri 

I   der  A  1  ll  o  r   oder  der   l  1 -. 
cht  die  Taube  heilig;  s.  Th.  I.  der  Symbol,  p.  521. 


die  Venus  hervor  M).  Zn  Banihyrc  miTste  man 
einst  in  dein  dortigen  See  ein  greiser  Fisch  fcirhtbar  gt 
worden.  Er  halte  die  Ucrccto  gereitet,  die  Nachts 
den  See  gefallen  war.  Es  war  dies  niemand  anders  al 
die  Syrische  Göttin  seilst.  Von  diesem  Fische  stamm« 
die  zwei  anderen  Fische  her,  die.  Wie  er,  verehrt  \u 
den,  und  unter  die  Sterne  versetzt  sind,  wo  der  groi 
die  Urne  des  Wassermanns  austrinkt  9o). .  Der  Evdier 
wufste  die  Sache  wieder  anders.  Einer  ihrer  Landsletite, 
Mopsus ,  hatte  einst  den  Frevel  der  grausamen  Königin 
Atergatis  bestrait,  indem  er  sie  mit  ihrem  Sohne  Icbtlvys 
(Fisch)  in  dem  See  bei  Ascalon  versenkte,  wo  sie  von 
den  Fischen  gefressen  ward  (Mnaseas  und  Xanthus  heim 
Athenäns  VIII.  3-j. ).  Nach  Ascalon  verlegt  nun  auch 
der  ausführlichere  Mythus  des  Clesias  heim  Diodorus 
(II.  4  seqq.)  die  Scene  dieser  Begebenheiten.  In  der 
JNähe  der  Syrischen  Stadt  Ascalon*  an  einem  See,  ver- 
ehrte man  eine  Göttin  l»erceto,  die  als  Fisch  weih  be- 
schrieben wird.  Aphrodite,  von  dieser  Göttin  beleidigt, 
entzündet  in  ihr  eine  heifse  Liehe  zu  einem  jungen 
schönen  Priester,  mit  dem  sie  eine  Tochter  erzeugt. 
Aus  Schaam  darüber  lödtet  sie  den  Jüngling,  und  Wifst 
das  Kind  in  einer  Einöde  im  Gebirge  aussetzen  ;  sie  selbst 
stürzt  sich  in  den  See  und  wird  in  einen  Fisch  verwan- 
delt.    Daher  die    Syrer  keine  Fische    essen ,    und  dieso 


8°)  fly?inus  fal>.  197.  Cäsar  Germanien*  cap.  20.  Theon  ad 
Aratum  13t.  Audi  das  Ey  der  Helena  sollte  aus  dem 
Monde  herabgefallen  tejnä  (Neokles  von  Kroton  btim 
EnetAfbiuf  ad  Odyss.  XI.  vs.  29S,  pag,  437  Basti,  aus 
Aihciiüus). 

90)  Eratosthenrs  Catastrr.  cap.  3S.  aus  Ctesias,  auf  des- 
sen Auctoriiat  auch  Hyginu*  Poet.  Astronom.  II.  -it.  ( s, 
daselbst  die  Ausleger;  die  Sag«  anführt,  aber,  sonderbar, 
6tatt  der  Derccto  die  Isis  nennt. 


75 

TMere  göttlich  rcrehren.     Dis  ausgesetzte  Kind  wird  im 
r anderbar  ran  Tauben  ernährt,  bis  ein  Ht 

es   an    Hindesstatt   annimmt, 

;i  dorn   Syrischen  Namen   der  Taube ,    den 

tu's   heiltet.       Piese   Semiraniis   erwachst 

in  von  wunderbarer  Schönheit,  wird  mit 

Wenn  rn  Statthalter  des   \*syrischen  Königs  M- 

und   endlich  .     nach    aufserordenllichen 

i,   von  diesem  Regenten  selbst  zur  Gemahlin 

•  hnnpft  sich  schon  Assyrische  Me- 

mit  der  8y  ri  s  c  b  e  n   zusammen.      Beide  I\nmen 

m  gebraucht,    und   Semiramis  hatte 

ien   geherrscht  9I).      Aber  nach  einer  an- 

ie   man  diesem   Mythus  gab  ,    wurden 

ilen  der  Amazonen  damit  in   Verbin- 

icht.     Je«  ghna  nämlich,  der  in  Ascalon 

lir.irnis  erzeugt  hatte,  war,  wie 

der   Sohn   der  Amazonentiönigin 

Fi,    su  d  Iramis  also   vom  Stamme   der 

war. 
In  die*e  Reihe  der  Fischgötter  gehurt  auch  der  Ra- 

i.     Der  Chalda'er  Berosui 

•    Geschichte  ausführlich  erzählt;    und  was  wir 

■MW  wissen  .    beruht  gröfctentheils  auf  den   Auszügen, 

dorus   i  Minib  (s.  dessen  Fragmin,  p. 

Mevn.)  und  Alesander  Polyhistor  daraus  mit- 

1  'innrs,  ein  Ungeheuer  mit  zwei  Fufsen  ,  übri- 

;anz  Fisch,    nur  daTs  die  McnschcnfuTsc  aus 

ichwonzc  hervortraten,   tauchte  jeden  Morgen 


in  Julio  Caes.  cap.  22.  wo  die  vielfach  besttliigte 
trttrii  in  Syria  ,  nun  auch  von  Wolf  in  den  Text  aufge- 
ao*m  r  i'ie  Sajje  vom  Kaystros  s.  Casaubo« 

cu-  Noten  7.tt  dieser  Stelle. 


_ 


aus  dem  rothen  Meere  auf,  kam  nach  Babylon  und  Ich 
(denn    bei  aller  Fischgeslalt    hatte  er   eine    incnschU 
Stimme).     Er  brachte  den  Menschen  Gesetze,    lehrte 
nützliche  Gewerbe«  Itünsle,  Astronomie    und  alle  üb 
gen  Wissenschaften.  Bessere  Sitte  und  bürgerliche  Or 
nung  war  sein    Werk.     Auch    die  Geschichte   der  alt 
:i  heilen,    des    Belus    und    der    Onmrra    ( Hamoroct 
wufsten  sie  durch  ihn.     Jeden  Abend  kehrte  dieses  Vf 
derwesen   in   das  Meer  zurück,    um   am  and>  ■»  n 
mit  neuer  Weisheil  da«  Volk  zu  segnen  'H).     Andere 
gegtfa  reden,  nach  demselben  Berosus ,  von  vier  Oann 
die  in   verschiedenen  Perioden  als  Lehrer  und  Wohlt 
tri    erschienen,  jeder  halb  Mensch  und  halb  Fisch, 
sogar    noch    vor    der    r'Juth  "iy).       Dieser    letztere    lii 
Odacon  ('XliYaxov)  ,    und  Seiden  zweifelt  nicht ,  daf* 
derselbe  Dagon  sey ,    den  man  zu  Asdod  oder  Azntus 
Palästina    verehrte.      Es   wird   nämlich   in   den    Buche 
Samuels    (1.    (  ;*|>.  V.    (.)    eines  Götzen   Dagon    (Ady 
gedacht,   in  der  Geschichte  \on  der  Bnndeslade.      \) 
\\iid  von  ihm  als  von  einem  männlichen  Wesen  gered 

aus   Fisch    und  Mensch    zusammengesetzt  war 
welchem  der  Fisch  den  unteren  '1  heil  bildete,    die 
ren  1  heile   aber  menschlich   waren.       Auch    PI 
ßyhlus  nennt  ihn  einen  Gott.    Doch  wird  das  Geschle 

[zweifelhaft,    weil  er  auch  wieder  mit  weiblichem  Arti 
toi  kommt  ,  wenn  man  dies  nicht  etwa  aus  der  in  die 
9 


ift)  Helladi.is  bei  Phothll  pag.  874.      Dort  heifst  dn9  We« 
'Alf;,  wofür  aber  Seal  ige  r  'Sldwtfi  ,  wie  es  sonst  heifst. 
schreiben  rftlb;    vergl.  Meurskis  ad    Helladii  Chreslc 
p.  24.  und  beiden  de  Diis  Syr.  II.  3.  p.  263  s<\<\. 

93)  Diese  Erscheinungen  des  Oanncs   erinnern  an  die   Tnd 
6chrn  Avatar*8,  in  deren  erstem  VVi  sehn  u  al 
aus  der  Tiefe  das  Gesetzbuch  heraufholt;  s.  Th.  1.  p.: 
601.  602.  vergl.  647.  und  oben  Tbl.  II.  p.  22. 


i-mcn   so  gewohnlichen    androgvnischcn  Natur   clor 

■  iten  herleiten  will.     Als  Göttin  gedacht,    wäre  er 

mit  Derccto  und  Atergatta  identisch.     Philo'*  Erklärung, 

der  ilin  Iitwv,  Getreidegott,  nennt,   hat  vielen  Wider- 

b  gefunden,    weil  »ich  die   Fischform  dauit  nicht 

tl,     Sidon  (SiuW)   dagegen    würde    auch 

n   (nach   Isidor.  Origg.  I.   •);   doch  lasse 

lochten  die  Anhänger  des  astronomischen 

Pen)  aus  der  Verhindung,    In  welcher  die 

Jungfrau  am  Himmel.   ilsAehrenleserin,  mit  den  Fischen 

mg  des  Philo,  die  die  Fischgöirin 

efreidegöttin  stempelt ,  rechtfertigen  (I>u- 

ifl  als  Fcbcrsichr  dieser  Ideenreihe,  worin  das 

Ä«r  und  der  Fisch  in  die  Ciasse  der  göttlichen  Wesen. 

Dali  nun  diese  Form  ,    unter  der  die  Naturgott- 

i  jenen   Völkern  erschienen,    iu    Etwas   auch  nach 

l  hinüber  spielt ,   und  in  manchen  Attributen  der 

Ajibmilite  sichtbar  wird,    wurde  theils    oben   berührt, 

«erden    wir  darauf  zurückkommen  müssen.     11c- 

^t  auch  ausdrücklich  ,  dafs  von  Asca- 

Dienst  der  Aphrodite  nach  Cypern  und  nach 

rerptlanzt    worden.      In  Ascalon   aber   war  die 

ursprünglich  Fischweib. 

.mz   im  Geiste  des  Alterthums  ,   das,   was  es 
il  und  Attribut,  durch  Mythus  und  Gebräuche 
auch  durch  bedeutende  Name  n   zu  ver- 
ewigen.    Mithin  werden   auch   jene  Fisch-  und  Tauben- 
tibciten  entsprechende  Namen  gehabt  haben.     Es  wäre 
•"»Cn&cben,  dafu  die  Alten  uns  hierüber  mehr  gesagt 
Ätn.     Aber  wir   haben    diese  Mythen    fast   einzig   nur 
■•ck  ron  den  Griechen  ,  die  alles  Fremde   so  gern   auf 
$0M  BpTacbe  zurückführten.     Daher  auch  hier  so 
*»ekt*t   zum  Theil  lächerliche  Erklärungen  von  Anti- 


7° 

pater  bei  Athenäus  nnd  Andern,  welche  wir  billig  nicht 
berücksichtigen.  Desto  dankenswerther  sind  dir  Hrmü- 
hungen  neuerer  Sprachst scher ,  wenn  sie  auch  nicht 
immer  GewifVheit  geben.  Nach  ihnen  ist  nun  zuvörderst 
der  Name  de»  Dago n  (Aajwr),  wenn  er  Getreidcgoit  ist, 
von  Ungan,  Getreide,  abzuleiten,  wahrscheinlicher 
aber,  als  der  Name  eines  Fischgottes,  von  jH  (Dag) 
Fisch  **).  Dieses  ist  zugleich  das  Grundwort,  woraus 
die  Namen  der  Fischweiher  Deiccto  und  Atcrgatis  abge- 
leitet werden  müssen.  Der  letztere  ,  der  so  verschieden 
geschrieben  wird,  Atergalis  ('Axfip^  atiw )  ,  Atargatis 
('Araji^-riTt^ ,  'AtotPy'ocTT;;)  t  Adargatis,  Argatis,  Ara- 
this,  Artaga  u.  s.  w.  '^) ,  ist  nach  jener  Herlcitung  zu- 
sammengesetzt ans  Addir  (TIS)  grofs,  herrlich 
und  Dag  (  y]  )  Fisch  ,  und  bezeichnet  mithin  den  gütt- 


yi)  So  auch  rtcllrrinann  Ober  Phönicische  Münzen  IT.  Stock 
Bertin  tSilV  nr.  "S.  p.  15.  in  der  Note,  welcher  D  a  po  n 
erklärt  aus  J~  »  Fisch,  mit  der  Intensiven  Anhangsylb« 
on  (wie  7.  B.  in  Amnu  ,  L'.ljrni  H.  s.  w.)  ,  also  Ady  m 
»•oyVA  Dazu  passe  auch  die  Fisehgestalt,  die  nach 
I.  Samuel«  V.  1  —  5.  demselben  zuzutheilen  sey.  Vrrtrl. 
auch  Geaeni  hebr.  I.  pag.  ist.  ibiq.  laudd.   nebst 

dem  Etymolog.  Gtidiau.  ed,  Sturz,  p.  M\t>.  Nach  Sickler 
(die  Hieroglyphen  etc.  p.  75.)  liefse  sich  die  Hieroglyphe 
des  Dagon  (J^H)  vorzüglich  durch  die  F.ironomasie  des 
Wortes  37  >  Fisch,  mit  HTT  ,  vermehren,  ver- 
vielfältigen, wachsen,  zunehmen,  auflösen. 
Vergl.  auch  ebenda»,  p.  6(3. 

95)  Jene  andern  Formen  ,  Asthara,  Asrara  ,  Ailura,  führen 
wir  absichtlich  nicht  wieder  an  ,  weil  wir  diese  Nninen  ,  so 
wenig  als  die  Göttin  Astarie  ,  für  einerlei  mit  Atergatig 
hallen.  Nach  Seiden  nämlich  (II.  3.  p.  266  sq.  cf.  Ad- 
ditainm.  p.2S7.)  ist  Atergalis  die  Muttrr  Derceto  ,  Astarte 
hingegen  ist  die  Tochter  Serairamis ;  jene  das  Fischweib, 
diese  das  Taubenweib. 


77 

v').      Per   andere   Name  DeTCetO 
i   ^ t   um    eine  abgekürzte  F'orm,    und   durch 
\  orschlagssylbe    entstanden.       Denn 
imm<  ie  Wurzelsylbe  Da^ ,  Deg  und  Gad,  I 

zur  Bedeutung  der  f  isehyottheit.  jene 
V  uizfl>ij[ii'  erscheint  auch  in  dem  IS  amen  jenes  See- 
ungebeur  Ki}t6)  ,    da»  Persetil    überwand,    und 

(  11.  N.   V.  cap.  14.)    nach  Joppe,    also 
dfs  Seeweihes  Derceto ,  versetzt  ^). 
•  freilich  einem  ganz  andern  Yolkerstamme 
•uwgcliüitMi ,    als  dieser  war,    der  hier  am  Euphrat   und 
«•  'I  e    vui    Fischen    und   Fischkuttern     kniete, 

also    —    wer  mag  in   dieser  dämmernden   Or- 
den ?   —  auch  hier  i'i  diesem  Kam- 
pfe mii  dem  Secv\eibe   eine  Spur  urallen   Seiten}.., 

na-  vielleichl  in  der  oben  berührten 

1  11  Tauben  aus  dem  Lande  der  rei- 

iiener  unter  den  Persern  95s).   —   Dafs  die 

rischen  ihren    Kamen  yon  den  Tauben 

lwbe,  sagt  Diodurus  bestimmt;   Hesychius  bemerlit  poch 

Wttinuuiei  ,    dafs    dieser  Name    Bergtaube  bedeute; 


(die  Hieroglyphe  11  etc,  p.  ?1.  75.)    schreibt  H; 

Adergad,    von   "HN  grofs,    müchthi   i>eyn 

und  "'*   G  las   m  Seht  ige   G  1  li  c  k  a    d.i.   «in« 

g  t     und     vermehrende    G  I  U  c  k  sg  6  1 1  i  n  , 

irzUgticu  durcli  die  I*"  i  s  c  h  g  e  s  t  a  1 1  (r.  oben  p,  67.) 

,    weit  und  reich   machende  Göttin  bu-« 

ivercL>.     lir  erkennt   diese  Göttin   uueh    In   der 

Gud  <"U)  des  W  ,  11  ,  wo  die  L\\  diesen  Na- 

■  rklän  n  versuchten.     \\  ir  lassen  diese 

liihtingeu  auf  sieb  beruhen. 

ST)  Seid  en  de  Diis  Syr.  a.  a.  O.     V  ossi  us  de  Idololatr.  I. 
Symbol.  I.  Buch  11.  Cap.  III.  5-  «• 


und  auch  dafür  hat  man  auf  verschiedene  Art  dielfclegt 
aus  den  morgenländischen  Sprachen  gegeben.  ?v.uh  llo- 
chart  (Chan.  II.  740.)  bezeichnet  Seriniamiu  oder  Semi- 
ramin  im  Syrischen  die  Bergtau  he.  Der  Gemahl  dos 
T<Mihen>veibes,  Kinns.,  endlich  soll  gleichfalls  von  dem 
Syrischen  K  un6<  die  Fische  am  Himmel,  seinen  Aa- 
nten  haben  (Dupuis  III.  62J.>.  Zu  dieser  astronomischen 
Ausdeutung  der  ganzen  Fuchreligian  nimmt  man  noch 
die  sehr  bernerhi  nswci  ihe  Sage  zu  Hülfe,  die  Lueia- 
nus  f/1;)  zu  Hierapotis  hörte:  Es  scy  nämlich  Deucalion 
der  erste  Gründer  des  dortigen  Tempels.  Er  habe  ihn 
an  den  Schlund  gebaut,  worin  sich  das  Gewässer  der 
grofsen  Fiath  verlaufen.  Hier  liahe  sicJi  Deucalion  mah 
seiner  wunderbaren  Rettung  zuerst  niedergelassen,  und 
hier  habe  ei  zur  Here  gebetet  und  ihr  Altäre  und  Tempel 
ei  richtet.  Zum  Andenken  an  diese  Begebenheit  he  »baeh- 
teten  die  Hieiapolitaner  und  die  herum  wohnenden  >  «»1- 
Iter  ,txi)  die  Sitte,  alle  Jahre  zweimal  Wssser  aus  dem 
Meere  in  diesen  Tempel  zu  tragen,  und  es  in  eine  kleine 
Klul't  zu  giefseu ,  die  man  noch  zu  Lucianus  Zeit  den 
Fremden  zeigte.  —  Dieses  sind  die  Fäden,  woraus  der 
Scharfsinn  folgende  ganz,  astronomische  Erklärung  zu- 
samiuengewebt  hat:  In  diesen  Syrischen  Mythen  -  sagt 
man ,  ist  ollenbar  zwischen  Deucalion ,  dem  Dienste 
der  Derceto  und  der  Fischverehrung  dieselbe  Yciliin- 
dung  gehnüpfi ,  die  sich  am  Himmel  zwischen  dem  Was- 
sermann, Deucalion  (welchen  letzteren  die  Alten  nach 
Hyginus  in  das  Zeichen  des  Wassermanns  setzten)  und 
dem  Australisch  Hndet ,  der  die  Fluth  des  Wassermanns 


yj)  d.  Uea  Sj    .  §.  13,  T.  IX.  p,  US  Bip. 

100)  Lucianus  nennt  ganz  Syrien,   Arnbitn  und  die  jenseits 

des  Knnlir.it  wi>}iiicud«u  (wÄM 

T3J    Eli 


79 

I  austrinkt.     Aach  ist    das   Himmelszeichen  des  Austrat. 
Ott   der  Erhöhung  der  Veno«,   so  wie  der 
n  welchen  neb  cli«>  Plejaden  beenden,  da«  Haus 
der  tat.     Hier  wird  die  Eivm.dngie  einiget  Grie- 

chen :    I  is   Peleius  ( Jit'Atiuc ),   wilde   l'.tcbc,    b( 

pulet  j   hui  ungleicb  die  Sage  aufzuklaren,   welche   das 
I  >«i  ceto)   zur  Muttci 
und  der  folgende  Mythus   vom  Minna, 
de«  mahle,   wird   mit  den   zwei   Z-.diacal- 

(tischen  N  u  ii  w   in   Zusammenhang  gebracht ,    so   wie  end- 
lich  die   Ideen    von   jenen    Fisch-    und    GctrcidegüLleru, 
Dagon  undSiton,   durch  die  Verbindung  erläutert  «er- 
den. M  !"•  (Oaggim)  mit  der  Jungfrau, 
d.  i.  de«  Erntegöttin  des  Thierhreises ,  erscheinen*  Auch, 
hmensch   Oannea    erhall   aus  den 
Bedentang  :  Es  ist  wieder  der  Apstrelnaehi 
ewohnern  von  Babylon  aus  dem  rot  heg  Heere 
«igen  schien,   und  den  zu  ei  jährlichen  ftoletitien 
rorausging,  den»  Sommersolstitium  durch  seinen  Abend  - 
Auf-  und    Untergang    und  dem  Winteraol  StlllU  in   durch 
u  tteiiacalaufgang  (Dupuis  III.  btq  IV  ^83.). 

elebrte    Ausleger   des    Eratoathenea  ernennt 
in  jenem  Wunder  nensehen  <  Kmncs  den  VVasser- 
injnii  ,   der  in  einer  uralten  orientalischen  Sphäre  als  ein 
solche  monstrum  ahgehildet  gewesen,  wie  ihn  die 

hreibt.     Nachher   hahen    de  Grie- 
acfeguelichc  Doppelgestall   in  die  /.«ei  Bilder 
rmanna   und   des   Fisches  liacli 

:ast.  p.  iiq.).      Wer  wird  in    dieser  Ideo 
ii  glücklichen   Blick  in  die  Natur  alter  Symi»<»- 
Bt  erkennen,   die,  erst  roh  und  widerstrebend,   durch 
den  feinsinnigen  Griechen  gemildert  ward  ?      Auch  spre- 
chen die  grotesken  Gestalten  dafür,    die  das  alte  Acgyp- 
Sphäre  liebte,     wie   die  Thierbreiee  voa 
einen    Jeden    auf   dus    sinnlichste    übe« zeugen 


können.       Poch   liegen   gewiCs    in    diesem   Mythenhrcii 
Daupteüt  lilu  !>  alt«-  Ei  innerungen  au*  der  U  rgea  c  li  i  e  hl 
u  u  s  i'  i  u  s  Geschlechts,     Die  Astronomie  mau  z*-1 
auch  biec  manches. R&thsc]  losen,  aber  alle  lö&ct 
wils  nicht.     Wenigstens  bleibt  bei  jenen  Erläuterung! 
dfeDttpnis  von  dem  Zodi&cus  entlehnt,    manch« 
unbeantwortet,   wenn  man  auch  übersehen   wollte,  i 
die  Verbindung  der  Urania  mit  dem  1'auLensymbol 
die  sehr  künstliche  Etymologie  eines  später   douteliu 
Griechen  bewerkstelligt  werden  mufste.      Ihv    Si 
zu  der  Verehrung    der  Tauben   liegt    weit  näher  in 
einlachen  Bemerkung,  die  bereits  Apollodorus  in  seim 
a  i  i  lornen  Schrill  v  o  n  d  e  n  G  ö  t  le  r  n  gemacht  ha' 
«die  Taube  sey  vuii  Ahns  her  der  Aphrodite  gi 
<u  der  Ueppighcit  dieses  Thiercs.  x  Diese  Bemi 
iliil  der  ganze  Orient  durch  BeiitC  Bruttattben  , 
che   «las   natürliche   Bild    der    Zeugung    der    thieiisi 
ine   und   lolgliek    jener  Assyrischen  Irania,    als 
ignis   lern  tun  und    geuetrix    oder    der    Alles    beleben» 
Mutter,  war.     Jene   Semit  ama  war  diese  Tai 
Nichl  nur  war  jene  unter  den  erwärmenden  Flügeln  *< 
1 'aulii'ii   erhalten   und   ernährt  worden,   sonch 
einem    andern    Mythus  ,w) ,    war  sie   auch  endlich   seil 
als  Taube  aufgeflogen,     Sie  hatte  auch  ,  ■wollte  man  wi 
Ben,   zu  1  hren  des  Fischweibes  Derceto,   ihrer  Mntl 
den   Tempel  zu  Mabug   gestiftet  (Lucian.  1.  I.),    und 
alte  Bild  .  neben  dem  neuen  aufgestellt ,  das  man  alle, 
•zweimal  zum  ^  atsei  luden  mit  ans  Meer  hinabnahm,  *s 
weil  et  eine  Taube   auf  den  Schultern   hatte,     \on  1 
eui' die  Seniirainis  bezogen  (Lucian.  1. 1.  §.  33.  p.  1 18.). 


IUI;  beimScholtasleudea  Apolloniutf  III.  5j3.  verg!.  I 
p,  i;»u  «,.!.  Heyne. 

. ..  SO.    Lucian.  j.  i.  a.  O.  J.  l-l.  Tom.!! 
I 


öl 

brt  dieser  Gottesdienst,   wenn  vir  ihm  folgen, 

)»t  auf  »einen  Sinn,  wozu,    wie  wir  glauben,   lehon 

kicland  in  der  S<  hlnfsanmeikung  gnr  Ucbcrsctzung  de»' 

eii  Schul:  einen  glücklichen  Schritt  dadurch 

gotlw,  i'b  er  verschiedene  Epoehen  -des    J  em^el s 

fcu  llicripolis  unterschieden,    und  auf  den   früheren   Ur- 

*|""'  esten  Heiligthums  zu  Mabog  oulnierksam 

wrbt  hat. 

diesen    Assyrischen,    Syrischen  und    Phonici- 
Kischen  ,    Fischgottern  und  Fischj 
Ite  historische  Sätze  und  eine  Jahr«  sn'jysik 
le,    aufgefafst   \<.m  Standpunkte  jener  ! 

h  ausgedrückt.     Die  Indische  Mvthologie 
«inh  v.-lchc    Incarnationen   des   Wischnu   als  Fisch, 
und  dcigl.  ,    womit  verschiedene  grofse 
'den  bezeichnet   werden,   an  die  »ich  die 
Zeit,  d.  i.  die  historischen  Mythen  anschlies- 
•en  '  hta  weniger  als  lachet  lieh,    sondern   viel- 

er dfm   Gei&te   des  Ganzen    gemüls ,    ist   daher   auch 
V«?nnuthung  des  grufscn  Gerhard  Vossius  '''i,  dafli 
dem  Simma,    wie  bindirus  der»  Pilegerater  der  Sc- 
wuü»  nennt .   ein    Nachkomme  und   Nainenserhe    de» 
.iteis  Sem  bezeichnet  seyn  mochte;  und  diese 
übe  stammt  eben  so   wohl    wie  die  Noahs- 
en  Fluth  her.      Jener  ])i  ncalion  von 
rapnlia  ist  dieser  Koah,    und  die  Wastcrgösae   in  die 
lehnen   das  Ende    i\l'v   ersten  IVri 
drr  »och  die  Fischgottheiten  ai  Hie  Erde  er- 

•er  aus  den  Wassern,    und   vom  Seeweibe 
u d    die    'I'anlietiiM'itiji    Semiramis     gehuren. 
i    die    Babylonischen    Cannes    als    die 
p*i»cn  Amphibndwescn  ,  die  aus  dem  Meere  die  Gesetz- 


I)  Vgl.  1  h.  I.  p.57i.  101  <T.  und da.uunuere Tafel XXV.  nr.1. 
(ig.  et progr.  Idololair.  1.23.  p.pOed.  Anistclod.  1663. 


83 

buch  er  heraufholen  ,  so  nie  ans  der  Tiefe  der  Gew 
der  Indische  Fischgolt  die  heiligen  Veda's  heraafbr 
ftoran  sich  dann  mit  Mnus  und  Semiramis  die  hii 
sehen  Perioden  der  Staat  engrunder  and  Ernbcrci 
schUefsen.  Nachdem  sich  die  Elemente  nieder  ges 
den,  wird  auch  Yolk  und  Staat  get  heilt  und  geor 
Doch  rielleicht  gehören  die  Tier  Cannes,  die  Fiscl 
ner ,  mit  dem  Dagon  in  die  frühere  Yorwclt  nnd  i 
ftosmogonie  selbst  zurück.  Einen  versetzt  der  M 
bestimmt  hinter  die  Fluth  hinaus.  Auf  jeden  Fall  1 
wir  in  diesem  Kreise  von  Sjmbolen,  Gebrauchet 
Mythen  alte  Erinnerungen  der  Torzeit,  die  den  I 
bezeichnen ,  wo  sich  Erdepochen  und  die  Sundflut] 
der  öltet  len  Welthistorie  verbinden.  Hiermit  1 
aber  gewöhnlich  die  Jahresperioden  parallel.  De 
gyptier  z.  B.  lä'fst  sein  grofses  sklerisches  Jahr  jed 
mit  dem  ^rofsen  \V eltbrande  hcschliefscn  ;  aber 
die  alljährliche  trockene  Zeit,  in  der  die  Erde  nacl 
Wasserstrome  des  Mit  lechzt ,  ist  ihm  ein  kleiner  "* 
brand,  und  ward  in  dem  Cyclus  der  kleinen  Jahre 
so  dargestellt  (s.  oben  Th.  I  p.  370.).  So  mochtei 
puch  in  dem  'l'empel  zu  Hierapolis  durch  das  \Vi 
tragen,  durch  das  Hin-  und  Hertragen  des  Bilde 
Taubenguttin  ,  und  in  andern  Tempeln  durch  a 
dramatische  Handlungen  die  Jahresperioden :  ßege 
Brutzeit  und  dergl.  angedeutet  seyn  10$).  Die  festl 
Processionen  mit  dem  Osirisbilde  und  mit  dem  des 
nis  wollten  nichts  anders  sagen.     In  allen  solchen 


105)  In  Lycien  tj.tb  es  auch  Fisch  prop beten,  Pi 
die  aus  dem  Ei>cln  inen  gewisser  Fische  (of<f*5v,  (pj 
«•^cTiitvv)  Orakel  gaben;  s.  darOber  Eustaih.  ad  < 
XII.  252.  pag  4S6.  23.  welcher  sie  tyiSvopavrtti; 
Ut  her  einige  dieser  Fischarten  vergl.  Aristoteles  II. . 
12.  (II.  p.  26K Schneid.)  und  besonders  über  die  let 
Bemerkungen  Uuitmanus  ur.  27.  p.  104-111  imLcxilo 


i  lind  die  grofsen  kosmischen  Perioden  zugleich 
dir  l  rbilder  der  kleineren  Jahreszeiten ,  und  Leide  strah- 
\bbilde  aus  dem  Mythus  hervor. 

durch    den  Phallusdienst    ist    diese    Syrische 

(m    Dienste  des  Osiris  verwandt.      In    Uiera- 

i-"li>  sab  man  die  Phallen  in  dem  Vorhi.fe  des  Tempel» 

*an  (von   180,  ja  nach  einer  andern, 

uplen  Lesart  gar  von  1U00  FuTs  m) ,'  und 

die  uns  deutlich  z<  igen,  vi ie  nahe  ver- 

1   Begriff  dieser  Syrischen  Göttin   der  üppigen 

I  >.n   war.      Also   auch    hier   jener  wilde 

mut ,  den  wir  zu  Cornana  und  zu  Zela  f'an- 

»  oinl  der  die  ilim  anhängenden  Völker   wie  ein  reis- 

njs  allen  Gränzen  treibt.     Es   sollte  nicht 

.ien,  dafs,  nach  der  Yolkssage  von  Mabng, 

mtul  Zuge  atts  dem  Aelhh>piei  lande  (d.h. 

aus  Indien  her)  jenen  Phallusdienst  mit  allem 

n^c  des  sinnlichsten  Luxus  gestiftet  hatte.     Dieser 

liehen  \  ülker  begegnet  von  Osten  her 

ditche  sei] 

den    feurigen,     wilden   Schiwadienst   nach 

phrat  hinziehen    und    dort  Wurzel  fassen,    und 

en,   die  gnnz  den  Assyrischen  und  Sy- 

Rtti  lieh  sind  :  Schiwa  als  Taube  (Capot- Eswara) 
<l>.  Taubin  (Capot -Esi)    sind    die   Anpflanzet* 
Ben   Religion,    die  in  Indien    von    dem   Schiwa 
Dieser  Schiwa   oder  Mahadewa, 
wnrrr  dem  Namen  Lileswara,  vermählt  sich  mir  dvr  Se- 
j,   als  Lüesvtari,   zu  AscahsUn  (A&calon).     Eben 


dt  s?r   |>,i  §.  2$.  Tom    1K.  p.  1 13  Bjp.,  wo 
iuu   •  hn liehen     l.tsart   r^>ii*cff<< 

<»  Pufs  Citren  ;   t'.Jnitiius  vrrbes^eit 
tuv,  d.  i.  itü  tu'.-. 

Vergl.  'in.  I.  p.  2i/o,  57S. 


•o  erinnern  die  Namen  Anayasa  an  die  Armenische  Atjj 
und  Mahabhaga  an  die  grofse  Göttin  von  Mabog  o< 
Hierapolis  (Güires  Mythengesch.  II.  p.  6r5.).  Hicrns< 
stimmten  also  Assyrische  und  Indische  Sagen  znsarnim 
um  dem  Milden  Naturdienste,  der  in  dem  üppigen  Bo< 
■von  Mittel-  und  Vorderasien  so  gewaltig  wucherte,  eint 
Oberasiatischen  Ursprung  zuzusichern. 

J.  ne  Erinnerungen    an  die  Urgeschichte    der  Ei 
und  der    bürgerlichen  Ordnung    hat   auch   die  Lildn 
in  manchen    Symbolen  verewigt.     Wie,  nach  der  S 
der  Griechen  bei  Lucianus,  Deucalion  in  Syrien  aus 
Arche  steigt,    und  in  Mabog  den  älteslen  Tempel  gr 
det,  in  welchem  Seinirama  ,  d«s  Seewerbes  Tochter  ,  i 
Uildsä'ule  hat,    oder  wie  in  dem    Indischen   M\thus 
Stifter  der  neuen,  wideren  Religion ,  Schiwa,  als  Capi 
Eswara  und  Taubcngolt,    um  sich   mit  der  Taubcngött 
Capot-Esi  zu  Vermählen,  aus  der  Arche  steigt,   die 
durch   die   Gewässer   getragen;    so  sehen  wir  mih 
den  T.aist  rmünzen  von  Ascalon  eine  Gütlin,    hervo 
tend  aus  dem  Yoidcrtheile  eines  Schiffes  ,  mit  der  Thu 
hrone  auf  dem  Kopfe,  in  der  rechten  Hand  eine  L 
die   oben  in  einem   Kreuze   endigt,    und  auf  dem  J 
der  Münze  einerseits  eine  Taube,    andrerseits  einen 
tar.      Hier  also  die  ans  dem  Schilfe  hervortretende 
miramis  ,   wie  schon  der  gelehrte  Echhel  richtig  ged 
tet  (D.  N.T.  III.  pag.  /j4|5.).     Dieselbe  Semirama 
die  Münzen  derselben  Stadt  hei  VatHent  'USi). 

Das  wolluslige   Gyprus  nahm   in  seine  Mwlenlu 
aus  Ascalon  mit  der  Taubengöttin  auch  die  Phalli 
herüber.     Dort   waren   also  auch  jene  konischen  Stei 
jene  Spitzsaulcn    eingeführt ,    welche   in    Asien  und 


108)  "Wir  thcilrn  die  Cnpic  einer  solchen  Münze  auf  unn 
M.iiil  MI.  nr.  6.  mit,  wozujezt  die  Erklärung  p.23.  ni 
zusc  heu  ht. 


85 


ftplcn  den   Sonnen  -  und  Lingamsdienst  in  gigantischer 

Form  achten.  Hiermit  ist  nun  auch  in  den  Aphro- 

dltiichcn   Reli  häufig  die  Tauhe  verbunden,   wie 

nach  neuerlich  der  kenntnifsreiche  Lenz  in  seiner 

Abhandlung  über  die  Göttin  von  Paphos  und  Baphotnet 

•'hrerem  erwiesen,  wozu   auf  den  beigefügten  Ku« 

fein   auch  die  He« eise   aus  Antiken  geliefert  sind. 

geben  unten  die  eine  Seite  einer  Cyprischen  Münze, 

die  unter  einem    leichten   Tcmpeigebalfe    einen    solchen 

«  darstellt,  aufweichen  zwei  Tauben  zufliege».  Da- 

ebeo  die  Leuchter  als  das  Zeichen  nächtlicher  Orgien  ttw). 

§.     i3. 

Baalsdienst. 

Diesem  Pballusdienste  huldigte  auch  der  Moabiter 

and  A  er   in   seinem   Baal-Peor  (BetX^tywip)  , 

dessen  die  Bibel  gedenht,    z.  B.  Num.  XXV.  3.  5.      Mag 

nun   auch  ein   heiliger  Berg    im  Muabiterlande    diesem 

:n  den  Namen  gegeben  haben,    oder  welche  Her- 

leitungen  sonst   beliebt   «erden  mögen  :    alle  laufen  ara 

juf  Piiapismus  hinaus.      Phallopboiien  waren   es 

«;lich  .  wodurch  dos  hethürte  Yolli  seinen  Gott  zu 

icben  sachte.     Wenn  Seiden,   im  Widerspruche 

i  diese  Annahme,  den  Baat-Peor  vielmehr  als  Herr- 

iclu-r  der  Unterwelt,    dem  man  Todtenopfer  gebracht 

,  angesehen  wissen  will,  so  Kann  ihm  dies  in  seiner 

ganren  Ausdehnung  eingeräumt  werden,    ohne   dafs  da- 

durch  der  Hauptsatz  auch  nur  das  Geringste  von  seiner 

WaKrheil  l.       Ks  wird    unten  bewiesen   werden, 

onj    der   alte   Jonier    Heraclitus    klagte   schon   darüber, 

man  gerade  dem  Gott  des  Todtenreiches  zu  Ehren, 


Tafel  IH.  m.  7.  gleichfalls  nach  Vaiitant,  und 

LiUaruog  p.  *J. 


in  nächtlichen  Orgien  und  unter  Yortraguug  de»  PI 
Ins,  testlich  rasete  1t0),  und  von  uralten  Zeiten  Ix 
ward  der  Phallus  auf  Grüber  geslt'lt.  Auch  in  der  Tu 
ligion  der  Asiatischen  Urania  ist  diese  Ideenreihe 
fremd  «»)• 

Ts  ist  nicht  nnsere  Absicht,  nun  auch  die  übrigen  Bai 
oder  Bels  durchzugehen,  und  von  jenem  Bet>.  <edotj 
(Beelzebub  *'2)  der  Ebionitcr  oder  ron  Bcl-g»< 
der  Syrer  zu  handeln  ,  unter  welchem  letzteren  der  Mol 
gedacht  wurde  als  Vorsteher  der ,  den  zufälligen  Bewe 
guogeo  unterworfenen,  suhlunarischen  Rurpcr;  mit 
eine  Fortuna  in  astrologischer  und  horoscopischc 
Bedeutung  1,v).     In   diese  Reihe   gehurt    auch  Bcclzt 


110)  Beim  Clemens  Alexandr.  p.  22.  p.  30  Potter. 

ltl)  lieber  Baal-  Peor  s.  Elymolog.  magn.   s.  ^. 

>t Uen  de  D.  Syr.  I.  C3p.  5.  und  Boyer  Additam.  p.  233 

:  auch  Biel  Thetaur.  s.  v,  ßuHp.  Hiermit  verbind 
man  die  Untersuchungen  in the  clas&ical  Journal  Vol.  VII 
nr.  MV.  p,  2$d.  und  Vol.  VIH.  nr.  XVI.  p.  2<o  Bqq, 

112)  Man  rrklärt  diesen  Namen    Baal -Se  buh   (H.  Könij 
1.2.)   als  den  PI  ie  g  e  njo  1 1  ,    der  die   Fliegen    und 
daraus  entstehende  Pest  »bwebre  ,   womit   man  dtn  Jup 
piler  «'  -  ,     d.    i.    der   Fliegenabwchrend» 
welcher  211  Elis.  im  Peloponnes   verehrt  wurde   (  Pausar 
Elidc.  1. 14.),  vergleicht.  Nach  Andern  wares  ein  Schiuif 
namc,  den  die    Israeliten  dieser  Gottheit,    welche   v< 
ihren  Verehrern  Baal -Samen  d.i.  Gott  des  II  i 
rarls  genannt  worden,  beigelegt  Italien;  s.  Rosenmull« 
Altes  und  neues  Morgenland  Bd.  II.  nr.  630.  pag.  210. 
Einen  toiebtn  •luppiterskopf  als  Mücke   2eigt 
Gemme  ,  die  auf  unserer  Tafel  V.  nr.  3.  copin  i»t,  *. 
Eik'urung  p.  1<I.  und  Sickler  die  Hieroglyphen  im  M) 
des  Aeaculap  p.  73. 

113)  Mncrob,  Saiurnil.  I.  19.  pag.  307  Rip.    Luna  WjCT»  *1« 
corporum   piuesul  est,    quae    fortuitorum   vanci 
t*urur. 


piion,   *orun  *  •  inen   Slernengott  verstehen, 

cm  Norden   vorstand,    also    ähnlich  jenem  Sterren- 
,  des  Zcndavesta  '•');    Andere  den  Tham- 
■o*.  Ina  dfssi  man  sich  auch  gegen  Mitter- 

nacht richlrie.     Diese  Proben  können  allein  schon   be- 
wein unlicl  und  ungewifs  besonders  dieser  Thril 
Religionen  ist.     Das   Chaldnische   Baal,   da» 
Hol    und   das  PI  he  Adon    Maren  be- 
i  if  Kamen   für  König  und  Herr,   die 
irdem  Flaueren  ,  bald  vorzugsweise  der  Sonne 
r   I».  i-c!i    j   wtnJt'n.      Daher 
den»                  iitiung  jener  Gottheiten    bald   von  einem 
l?<d  oder  fiel   schlechthin    geredet   wird  ,    wie  z.  B.  cht 
Mannt««»  Idol  der  Sidonier  (».  0.  I.  B.  d.  Kon.  XVI   3i.) 
.    und  wie  nach  Scrvius  auch   im   Panischen 
»I  den  Ki  onus  und  die  Sonne  bezeichnete  115).      Auch 
>  fo  Spltcbe  der  Phrygier,    ja  sogar  nach  Italien  hin- 
nd,    kommen   diese    allgemeinen   Götternamen 
*or     Jene  nannten  BaU^v  einen  König  "6) ,  und  eben 
»o  die  T  Inir  •  it  in  Grofsgriechcnland ,  auf  deren -Münzen 
M,r  K                 ntlesdtanstliche  Symbole   linden.     Zuwci- 
■**  Utile  man  die   nähere    Ortsbestimmung  hinzu ,    wie 
■•  B.  Baal- De  r  y  t  h  .   Herrscher  vonBcryth,    wie  man 
•  <.it  der  Phb'ntcier  nannte,    der  Beryth  er- 
baten sollte  (Steph.  Byz.  in  ?'.i\>.     So  hiefs  ei   auch 
,  if.  der  Richter  IX.  <»6.).     So  auch 
•»*•»!•  T  ha  res  ,  (rcrmuthlicb)  der  Herrscher  von  Tar- 
,u»j  aal' mehreren  Phönicischen  Münzen  ,   s.  Beliermann 


Huitdchesch  nr,  II.  p.  60.  und  XIII.  pagi 
li.  Ausg. 
'jrii.  Aencid.   1.  646.  7£>.   und  Munter  die  Religion 
hager  p.  8  ff. 

■  ■(  hatte  Aehchylus  gebraucht;  8.  Eu- 
L  ad  Ody«.  XIX.  |..  6S0.  inir.  Uasit. 


urc 


BemerVk.  über  Phonic.  Münzen  I.  St.  p.  h  tl.     Oder 
Griechen   verbinden    Bei     mit  einem    Namen    aus    ib 
Göttersystem  ,  wie  dort  Herodotus  (I.  181.)  den  Teraj 
de*  grofi.cn  ßab)  Ionischen  Gottes  den  Tempel  »1 «  o  ..  B 
Xor  nennt.     Dahin  gehören  auch  der  Ma  lach  bei  (M<J 
Xdxßijktx,)  und  Aglibes  (AyXi^wXo^)  der  Palnn 
s.  van  Cappelie    Disputat.    de   Zenubia   Palmyr.   Aug 
p.  8  und  g.  ibifjue  taudd.     Ueber  den  Juppxtcr  Bei 
habe  ich  in  dun  Mek'leniatt.  Part.  I.  p.  19.   nut.  i'| 
rere  NsoHweisangen  gegeben. 

Aehnlich    werden    jene  La  res    (Herren,   Koni 
der  Etruricr  genannt,  und  die  nähere  Bezeichnung  d 
einen    Zusatz    des    Personal- Namens  :    Lar-  Tolumni 
Lar- Porsennn  und  dcrgl.  bemethlich  gemacht.  Dassel 
gilt  von  jener  Melechs-  oder  Molochsreihe.  Dieser  Na 
bezeichnet   eben  60  allgemein  König  und  Herr,  wie 
ner  ,     wozu   ebenfalls    zuweilen    nähere    Bestimmung 
kommen  durch  Ana-Melech,  Adra-Melech  ,l")  und  d 
In  dieser  Classe  tritt  jener  Gott  der  Ammoniter  horr 
der  in  der  Bibel  (Actor.  VII.  43.)  nur  Moloch  scblee 
hin  genannt,  den   atten  Erklären»  zufolge  ein  Sonn 
id  ,1  war,  unter  ähnlicher  Gestalt,  wie  sonst,  besonder 
in  Ae^vpjen,  mit  einem  Kalbshopfe,   den  an  der  Stir 
ein  glänzender  Stein  schmückte  ,1S). 

Hierher  gehören  noch  mehrere   allgemeine    Gott 
namen  unter  jenen  ^  öllieru,  z.  B.  jener  Ma  rn  a  s  (Her 
unter  welchem  Namen  die  Bewohner    von  Gaza  in  Pali 
stina  einen  Gott  verehrten,    den  die  Griechen  mit  ih 


117)  !$*?£   (II.   B.    der  König.   XVII,   21.),    welchem 
phareni  r,   wie  die  Phfluicier  dem  Moloch,  ihrt 
dir  opferten}  s,  SfcUrr  die  Hieroglyphen  etc.  p.  71. 

1 1S)  V.rcl.  Munter  die  Rclijj.  der  Carthager  p.  II  f£  und  R< 
ii(il!cr  Alles  und  neues  Morgenl.  Bd.  li.  nr.  3. 
IM  ff  zu  lli.  .Mos.  XV III.  n. 


89 

ichen  Zros   identificirtcn  ,    und  dem   noch  in  der 

llaiserzctt  die  Platonischen  Theologen,   so  nie 

lien   Isis    von  Philä   und  dein   Esmun  von 

,    an  dem  Feste   des   Neumondes   Hymnen   san- 

'nter  den  spccielJeren  Namen  sind  die  Succolh- 
loth.  norin  man  die  Plcjiden  erltennen  will,  in  der 
It^ion  dei  Samariter  nicht  weniger  bedeutend  gewesen, 
wuj-v   ron   den   Plejaden    in  dem   JBacchischen 
reise  der  Griechen  ^J.     Dort,   in  Samaria ,    ver- 


die    charakteristische  Stelle    des  Marinus  in  Vita 

ip.  19.  p.  46  Fabr.  p.  16  Boissonad.  (mit  der  Note 

!  r  zum  V  arro  erkannte  in  der  Nachricht  des 

-prumts  von  Byzanz  (in  Vä^   ,  wo  diest-r  Mamas  auch 

nie  Quelle  Cretensisch*i*  Religion  ,  von  Pa- 

'hönicien  her.     lieberjene  Namen  Bei  u.s.  w. 

..   l'rolegomm.  pag.  23  sqq.  und  Syu- 

[in.  II.  cap.  1.    Hyde  de  rdig.  vett.  Pers.   p.  117.    Ha« 

A-u'iscjien  Magazin  IV,  pag,  295  \\.       Dainascius 

i,  Pannen  id.  (cod.  Monac.  nr.  5.  fot.  S4f 

redet   \on  «iner  Hieroglyphe  ,    die  den  Zeus  der 

itaer  dargestellt  habe,      l-.h    habe  die  ganze  Stelle  in 

meutalt.  Herodod,  Part.  |,  pag.  344.  ,  miige-theiU. 

rofung   des    Mamas  lesen    wir  bei   cint»in   alten 

(  '  Mama  ,  o  Jupiter ,  o  l)ü  immorlales." 

findet  sich  ein  Gesiiindnife  der  Heiden: 

larnas  victus  a  Christo  est4*  ( s.  den  Sahnasitis  zu  den 

lg,   p.  2IC  E.   und  die   genannten  Aus- 

.ra  Marinus  a.  a.  O.J. 

fach    Gesenkte  ( Ilcbr.  Wörierb.   p.  7lJ0.)  ,  dem  auch 

r  (die  Hieroglyphen  etc.  p.  73.)  folgt,  waren  Suc- 

oth-Bcnoth    II.    Köni?.    XVII.    30.    (IrtHTTtaB   d.  i. 

Ifltten  4er  Töch ter)  kleine  Hatten  oder  Zelte  ,  in 

dl  die  babylonischen  Madchen  der  Myliita  zu 

cn.     Vergl.  Arnos  V.   27.    „ihr  trüget 

»tu,  euren  König";  oder :  „ihr  trüget 

d.sZelteures  Molochs"    (C=-^  I11-?  *$  =$***'> 


9* 

ehrte  auch  die  Tön  den  As*yrern  aus  Fersien  dahin  t< 
pllan/je  Ci.lonie  der  Cuthaer ,  nach  vaterländische 
Hiiiommcn,  das  Feuer  unter  dem  Namen  Nergi 
Sein  Symbol  war  in  diesem  Cuthäischcn  Dienste 
Habn  ,21).  Vielleicht  -wurde  deswegen  auch  ein 
in  dem  Syrischen  Tempel  tra  Mabog  zu  Wabrsagehün»! 
ioebl  (  I.ucianus  de  D.  Syr.  sect.  48.  welche  St< 
den  Autlegern  so  viele  Mühe  gemacht  hat)  —  eine 
muthung,    die  uir  jedoch  nicht  für  mehr   geben  wc 


im* 


wo  man  (nach  RosenmOlt-T  Altes  und  neues  Morgen 
BiJ.  IV*.  nr.  1H)7.    p.  J06.)    mit   vieler  Wahrscheinlic 
verrouthet ,  dafs  der  Moloch  und  andere  heidnische 
beittn ,  welche  die  Israeliten  in  der  Wüste  mit  sich 
ten  ,  von  gewissen  Männern  in  dazu  verfertigten  Gf  hä 
"  tl  £^C*  hfim.  au^  **cn   Schultern  getragen,  oder  in  bedeckten  W 

^\^Q  'gefahren  wurden,  so  wie  die  Heiden  ihre  Götter  bei  fe 

Jw/Lchtn  Umgingen  und  öffentlichen  Aufzügen  anffQb 
\  OD  dieser  "Sitte  ,  die  Bilder  der  Gotter  unfer  kleinen 
I  i  *f  [    ten   und     in   verdeckten  Sannen    zu   tragen,     welche 

Recht  den  4ecypiiern  zugeschrieben  wird    («.  Th.  I. 

%Ljm\l]fr\}--\  J  ^vmbol.  pn?.  2  «M  f.  >  ,  führt  hierauf  Rose  nmülhr  I  a. 
viele  Beispiele  von  vt  rschiedenen  Völkern  des  AI 
iluims  an,  unter  amlr  in  am  •>  von  Galliern  und  Gcnna 
«  vergb  Mosers  OsnabrücLiSche  Geschichte    f.    p.  57  f. 

inten  vielleicht  unter  jenen  Succolh  Bc 
II.  Käuig    \\  11.  AO.  auch  solche  kleine  trag  ha  ■ 
fchau»c  mit  dem  Bilde  der  Mxhtia  gemeint  seyn.     Et 
Aphnliclieti  sind    auch   die  silbernen  Tempel   der  G 
Diana  gewesen,  du-  in  Rphesus  verkault  wurden:  8. 
rpr.  MX.  2l.  vergl.  auch  Munter  die  Rdig.  der  Caith 
p.  -iS.  und  dort  besonders  die  Note  40. 

t:i)    fcW    II.  König   XVII.   30.     Gesenius  (Hcbr.  Wo. 
pjg.  75*.)   bemerkt,    daf»  die  Rabbinen  es  für  eine  V 
»etzung  aus  ^>S"V}  (T  h  a  r  11  e  g  o  I  )  II  a  b  n  hielten, 
dabei  jenem  Goüe    die  Gestalt  eines  Hal.nes   andichteten. 
De  andere  Erklärung,   die  ihn  für  den  A  nerge 
Kiitgsjott  aussiebt,  lumuit  auch  Sickler  j.  ft.  Ü 


I 


Ol 


iimen  Kinnen  :     Auf  einem  Denkmale 

in  Comosarye  Ton   Tannen,    aus  der  Zeit 

lexanders,    glaubt  Hüler    in  dem  Worte 

ipy«»  denselben  Fenergott  Nergal  zu  erkennen.     Ent- 

>*as   »ich   von  ^fTTotfia   in  derselben    In- 

■  behaupten   läfsl.     Folglich   hatte  auch  in  Taurien 

;  gefunden  ,    so  wie  mehrere  bei  Pha- 

•fundene  Inschriften  gedenken  *«).     Dies  führt 

un»  in  da*    Vaterland  der   Astarte  ,    nach  Phuuicien  zu- 

Stadt  Byblus  die  merkwürdige  Feier 

die  ihrer  Liebe  zum  Adon  gewidmet  war. 

§.     I  »- 
Uanmuz.     Adonisfcier.     Priapus. 

Im  Propheten  Ezcchicl    ( "\'1II.    i4-)    lesen   wir  die 

1  im]  er  führete  mich  hinein  zum  Thor,  an 

Hause,    das  gegen   Mitternacht  stehet;    und 

»itli«  da  tafsen  Weiber,  die  weineten  über  den  Tham- 

tnub.'»    pfach  verschiedenen  Erklärungen  sind 

litbtUten  und  besten  Ausleger,    meines  Wissens,    auf 

einiger  Alten  zurückgekommen  ,   daf«  jener 


r  le  monument  de  Ja  Rc  ine  Comosan'e  ,  Peters- 
bourj  im?5.  vergl.Heynr  de  Socerdot.  Comau,  Nov.Com- 
Soc.  Göttin?.  \Vl.  p.  12S. 

lotiski  Voce.  Aegypft.  pag.  <353.  und  die 
Sii'He  ,  besonders  Hieronymus  ,  vergl. 
Sym.lf.  cap.  11.  und  Deyling  de  Hctu 
y.   10  sqq.     Zu  der   Erläuterung  der 
in  den  antiquarischen  Versuchen 
schltuharen  Beitrag  gegeben.    S, 
iX  lUcherches  sur  los  mystercs  du  Paga- 
ll, p.  101  Cndlicli  lese  man  noch  über 
erungen  ,   welche  in  RoSenmül- 
IU  Morgenland  Rd.  IV.  nr.  10  i7.  pag. 
i.r  ilauptstclle  des  Ezechiel  gegeben  werden« 


9* 

Tbammuz  (PHD  kein  anderer  als  der  Phon  lei- 
te he  Adon  sey.  Der  Name  Wujiuoic.  oder  ®aur£  ist 
entweder  Aegyptisch  oder  Ebräiscb  iL*).  Der  Prophet 
beschreibt  in  jener  Stelle  ein  jährliches  Kfa  gefest  der 
Frauen.  Sie  safsen  Nachts  vor  ihren  Häusern  ,  weinten 
und  sahen  unverwandt  nach  einem  Punkte  im  Norden 
hin.  Man  nannte  diesen  Zeitpunkt  den  Tod  und  die  Auf- 
erstehung des  Thammuz.  Es  war  ein  Solstitialfest,  und 
fiel  in  den  von  dem  Gotte  benannten  Monat  Thamrauz, 
d.  i.  gegen  das  Ende  unseres  Junius.  In  dpi  selben  Stelle 
kurz  zuvor  redet  Ezcchiel  von  Festen,  die  in  Höhlen 
geleiert  wurden,  an  deren  Wanden  allerlei  Idole  ange- 
bracht waren  ,  denen  die  abgefallenen  Israeliten  Weih- 
rauch opferten.  Also  hier  Spuren  von  einem  Troglo- 
d>lendienste,  wie  jener  ,  der,  nachdei  Meinung  Einiger, 


12 i)  Silvestre  de  Sacy  zu  St.  Croix  a.  a.  O.  p.  10).  sage,  man 
könne  zwar  nicht  zweifeln  ,  dafs  dieser  Name  allgemein 
in  Syrien  verbreitet  gewesen  aey ,  weil  er  der  Name  eines 
der  Munal«  des  Jahres  geworden  ;  jedoch  sey  es  nicht 
im  wahrscheinlich  ,  daffl  Th  a  in  m  n  z  eine  fremde  Gottlieit 
gewesen  sey,  deren  Verehrung  und  Benennung  die  Phö- 

i  und  Syrier  angenommen  ,  die  sie  aber  in  ihrer  Spra- 
che Adon  oder  Adonni  d.  i.  Herr  genannt  hauen. 
Weiterhin  (p.  102.),  bei  der  auffallenden  Uebereinslimiuung 
des  Adonis  -  und  Otsiri^dieustes  ,  erklärt  er  sich  dahin, 
dsfe  der  Dienst  des  Thammuz  oder  Adonis  ursprünglich 
aus  Aegynten  gekommen,  und  selbst  der  Name  Tham- 
7  >i7.  der  Ägyptischen  Sprache  angehöre.  Hug  (über  den 
Muhusder  alten  Welt  p.  87.)  Sagt,  d*r  Name  Thamuz 
komme  von  dem  Syrischen  und  Pbönicischen  MoMl 
Thamuz,  dir  die  Sommersonnenwende  bezeichne.  Allein 
hiermit  wären  wir  um  nicht  viel  weiter,  da  es  doch  wahr- 
scheinlicher ist ,  dafs  der  Monat  von  dem  Gotte  als  der 
Gott  von  jenem  seinen  Namen  erhielt.  Verschiedene 
Erklärungen    djestfl  Namens  giebt  auch  G-rtenius    Hebr. 

lerh.  p.  Ü19. 


98 

kiopfel  her  nach  OlrerSgyptcn   und  so  weiterhin 

•i  •  i  ili  ii  seyn  «oll.     Zu  jenem  Zweige  der  alten 
BeUgionen  gehört  Wenigstens  der  Dienst  des  Adon,  der 
toiuO»iri»e*ieiistc  ja  nur  in  einigenlNebenzügen  verschie- 
den »ar.     So  wie  er  hier  unter  den  Israeliten  als  'J  ham- 
Msdienst  !  m  niden,  eben  so  weit  vet  breiteton 

sich  inch  die  A  .  die  in  ganz  Griechenland  Anhän- 

ger finden.      Nächst   dem  Feste   in  Byblus  kennen   wir 
»her  I  eier  zu  Athen,    zu  Aniiocbia  am  Orontei 

tndm  Alexandria  in  Aegypten  etwas  genauer. 

mofs  zuvor  ein  Einwurf  beseitigt  weiden,  den 
nicht  gebannt    zu    haben     scheint:     Corsini 
\uici  II.  207  sqq.)  leugnet  die  Identität  des  Ado- 
oi»  und  des   Thammuz,    weil  die  Adonien  zu  Athen   im 
Mon*t  Munyrbiou  oder  Thargelion  ,   d.  i.  so  ziemlich  im 
April  oder  Mai,  zur  Zeit  des  Neumonde»,  gefeiert  wur- 
den, nenn  da» Heer  wieder  offen  war125).     Dort  w» 
et  ilto  oflenhar  Aequinoctialleste  ;    im  Orient  hingegen 
ii  sie  im  Sommersolstitium.  Auch  sey  es  ,  fährt 
Coriim  fort,     in    Allen,     wie  die  angeführten    Stellen 
«igten,   ein  blofses  Trauerfest,  eine  Tudlenfeier  gewe» 
**n,  im  Mnrgenlande  hingegen   habe  es  zwei  Theile  ge- 
a»llt  Tage  der   Trauer  nnd  Tage  der  Freude. 

Aus  dem  Allem  schliefst  nun  der  genannte  Gelehrte, 
n/s  die  Athenischen  und  Cyprischen  Adonien  mit  dem 
Tn&mmuzfeste  derChaldä'er  gar  nichts  gemein  haben  und 
gänzlich  davon  zu  unterscheiden  soven. 

Ich  weifs  nicht,  ob  die  erste  Einwendung  ,  von  der 
Zeit  des  Festes  hergenommen  iüi)  ,  sich  durch  die  ailge- 


ti$)  PliKarclii  Alcihisd.  cap.  13.  pag.  200  Francof.  und  KieiAfl 
c  i|».  |3.  p.  532. 

126»  Gegen  diesen  Einwurf  insbesondere  (wie  Überhaupt  ge- 
gen die  Ansiebt  Corsini's)  erklärt  sich  auch  jeit  Silveatlt 
■cy  am  oben  a.  O.  p.  102.  mit  der  allgtmeincn  Be- 


meine  Besmerhung  aufläsen  läTst  ,  dafs  diese  Verschie- 
denheit der  Festperiode  von  dem  verschiedenen  Jahres- 
anfänge ursprünglich  herrühren  konnte.  Fing  man  näm- 
lich das  Jahr  mit  dem  Wintersolstitiuiu  an  ,  so  fiel  der 
Vierte  Monat  (der  zu  diesem  Gottesdienste  benimmt  ge- 
wesen zu  sein  scheint)  in  den  Frühling,  mithin  ward 
das  Fest  ein  Aerjuinoctialfest ;  fing  man  aber  das  Jahr 
mit  dem  Frühlinge  an,  so  fiel  der  vierte  Monat  in  das 
Ende  des  Junius  {s.  Uupuis  Orig.  IV.  p.  180  sqq.).  Der 
andere  Einwurf  Kann  theils  durch  die  von  Meursius  ,-'1') 
angeführten  Stellen  gehoben  werden  ,  worin  von  den 
Adonien  im  Allgemeinen  und  ohne  Ausnah- 
me als  von  einem  Trauer-  und  Freudenfeste 
geredet  wird,  theils  dadurch,  dafs  sich  auch  in  den 
Athenischen  Adonien  Mehrere«  findet,  z.  B.  die  Adonis- 
gärten  ,  das  auf  ein  Freudenfest  Bezug  zu  Jiuben 
scheint.  Dafs  Corsini  sagt,  die  Abfahrt  des  A'lcibiade» 
und  Nicias  am  Feste  der  Adonien  halte  nicht  als  un- 
glücklich gedeutet  werden  können,  wenn  ein  Freuden- 
fest darauf  gefolgt  wäre,  beweiset,  meiner  Ansicht  nach, 
nichts.  Jene  Feldherren  segelten  einmal  am  Todestage 
des  Adnnis  ab,  das  war  dem  Yollte  zu  jener  Deutung  An« 
lafs  genug.     Bei  Angurten  ^alt   immer  der  Moment. 

In  jedem  Betracht   lieferte  dieses  Phonicischc  Fest 
den  Griechischen  Dichtern   einen  sehr  poetischen  Stoff. 


meiUung  ,  dafs  alle  Feste  der  Aegyptitr,  wie  er  verum« 
the  ,  an  bestimmte  fcuocheu  eitles  Sonneiijuhres ,  ( 
dem  JliiJisch'-n  ,  gebunden  waren.  Sie  konnten  alsdann 
1 1 1  ■'izt  und  so  beweglich  {  t,  mobiles"  )  werden,  wenn 
man  das  vage  Jahr  zulief*  ,  und  die  Volker,  welche  diese 
Feste  annahmen ,  konntet)  sie  dann  auf  dtu  Munal  ihres 
Jahres  festsetzen,  in  wt-k'hen  Sit  fielen. 

127)  Graecia  fer.  in  Gronov.  Thesaur.  Amiytj.  Graecc.  VII. 

p.  708  sq. 


95 

Sic  benntSten   ihn    auch.      Der  cyclhtche  Töet  Panyasis 

Uu-  diesen  Morbus  bearbeitet .  Sappho   halle  den  Ado- 

i   J.inus.  besungen    (Paasanies   !X.  2g.  p.  89 

d<  r    Gegenstand   mehrerer   Dramen  ge- 

\ir   aus    den    Anlührungen    bei   Athenaus 

1    Adonis   des  Antiphancs  ,   des  Komikers 

Pltlu,  dci  Tyrannen    Dionysius    des    jüngeren    (  vergl. 

B^t  itique  pa-    yh.   not.)  genannt  werden,  und 

in   dem  schönen   Festgesangc  des  Theocritus 

em  ankufiiidiges   Denkmal    dieses   Gottesdienstes    vor, 

Wichen  Behandlungen  nicht  zu 

|edrn|tcn,  bis  auf  Ovidius  und  die  späteren  herab.    Die- 

•*«  '■  en  und  nümisehen  Dichtern  ist  nun  natür- 

n  von  Bvblus  ,    welche  Philo,    der  Ueber- 

»fixer  de»   Phünicischen   Sauchtiiiiathnn  ,    Baalxiq  (  Eu- 

«b.  J.  10,  p.  SV>.  D.)  d.  i.  die  Gattin  des  Baal   (Kronus) 

;,   und   deren  Nationalnamen  Astarte  noch  Cicero 

anführt'*),    keine   andere  als    Aphrodite    oder   Venus. 

Jener  orientalische  Adonai ,  Herr,  aber  ward  mit  einer 

leichteren    Aenderung  "AJuvi:.      Doch   verehrten 

tot  Cyprier,    die   diesen  Dienst   wohl  sehr  (ruh  aufnah- 

•w,  unter   dein  Namen  "AeYwric  den  Osiris ,   nach  der 

"Wierliang  des   Stephanus   von  Byzanz  (in  'Auubi. 

<  .elegenheit  bemerkt  wird,  Adonis  sey  ein 
Acgtptisther  Gutt,  den  sieh  die  Phünicier,  wie  die  Cy- 
jeeignet  halten.  Damascius  erzählt  uns  beim 
Stüdai  (in  'H|>««'o-xu.)  ■  die  Alexandriner  haben  den  Osi- 
ri»  and  Adonis  in  Kinem  Idole  zugleich  angebetet ,  nach 
*»*T  mystischen  A  ereinignng  beider  Wesen.  Altes  dies 
läuft,  nie  bemerkt  ,  aul  die  ursprüngliche  Einheit  der 
des  Adouis-  und  des  Osirisdienstcs  hinaus '-''j. 


|JS)  d<  Nal.  Deor.  III-  23.    und  ineine  Anmerkung  daselbst 
W)  Aach  Hug  (über  deu  Mythus  u.  s.  w.  p.  SS  ff.)  halt  die 


9^ 

Ueber  Cyprus  harnen  die  Adamen  in  den  Peloponnes, 
und  namentlich,  wie  wir  aus  Pausanias  wissen ,  nach 
Argos.  Die  Laeonier  nannten  den  Colt  fUalq  oder  Kv- 
pts  *iü).  Man  bat  letztere  Form  vorziehen ,  und  darin 
eine  Uebcrselzung  des  Phünieischcn  Adon,  Herr,  fin- 
den wollen;  mit  wenig  Wahrscheinlichkeit ,  wie  schon 
Cuper  im  Hatpocrates  (p.  114.)  bemerkte,  leb  wundere 
mich ,  dafs  man  das  Lei  Hcsychius  gleich  daneben  ste- 
hende "kv%voq  ,  Licht,  übersehen  bat,  zumal  da  die  alten 
Darier  den  Adunis  'Ära  nannten ,  welches  man  von  'Aw;, 
das  Frühroth,  herleitete  ,i1),  und  da  ja  auch  Bacchus, 
in  Begriff  und  Cult  den  Adonis  so  na!  berührend  ,  9a- 
vöq  y  Li  cht,  hiefs  ,JJ).  So  wie  Licht  und  Licht» 
messe  dem  Adonai,  dem  Herrn  des  Sonnenlichtes, 
einen  Namen  gab,  so  die  in  seinem  Gottesdienste  ge- 
bräuchliche Flöte  einen  andern.  Man  nannte  dun  Gott 
auch  Gin  gras  (Viyyp&s)  von  der  Phönicischen  und 
Carischeti  Trauerflöte  ,y).  Auch  hier  scheint  der  Ac- 
gyptier  wieder  Anspruch  auf  den  Gott  zu  machen  mit 
seiner  kleinen  Flöte,  die  er  y^y^n^oj  nannte.  Docli 
möchte  vii'kaijoc,  die  richtigere  Schreibart  seyn.  Bei  den 
Pergä'ern  in  Pamphylieu  gab  die  Flöte  dem  Adunis  noch 
einen  andern  Namen,  ;A(jw^,  (llcsych.  s.  v.),  wie  auch 


jjanze  Adonisfeier  für  Aegyptischen  Ursprungs,  so  wie 
hüvtstre  de  Sacy  (zu  Siiintectöix  a.  a.  O.  T.  II.  p.  105.), 
der  an  die  Ucbereinstimmuog  dieser  Mythen  von  Oairfi 
und  Adonis  in  ihren  H.uipizUgcn  cniini.it. 


130)  Hesych.  II.  p  266.  387  ed.  Alberii. 

131)  Etymolog,  magn.  s.  v.  p.  117.  33.  p.  106  ed.  Ups. 

132)  Lexicon  rhetor,  mscr.  in  Ruhnken's  Zusätzen  zum  He- 
sych. *.  v.  ßixyoi- 

133)  Pollux  Ouoinast.  IV.  cap.  10.  sect.76.  s.  Symbol.  Tb.I. 
pag.  351. 


rer   dieses  Instrument  Abuba   nannten  «^).     Diese 
,   göttliche  ^  wen   nach   Liedern   und  CäremonlcA 
10  nennen  ,  wodurch  man  sie  \  crhei  i  -lichte  ,  greift  durch 
•llc  tlft-  Religionen  dnrchj    und    jener  Linus,    den  man 
nili'u  dem    Adun    besang,    ist  eben  so  benannt  worden, 
' piere  von  den  unzähligen  Namen  der  Demeter, 
iderei   Gottheiten  Keinen  andern  An- 
i       Der  gwn/.  spule  Martianus  Capella  (II.  43.) 
fi«bt  «n»   den    01  »enl aliselu-n  Kamen   jenes  Phö\mcischen 
ch   am   urkundlichsten   wieder,    indem  er   ihn 
■"*  'oHetKler  langer  Svlbe   Byblius  Adon    nennt    (Bur- 
jatin.  J.   p.    ;>  ). 

Wie  ii.  dem  Namen  des  Adonai,  so  auch  in  den  Mj- 

'nco  ton  ihm  !  I,  j    Grieche   seine   hergebrachten 

'•mnen.      Doch  sind   nirgends  die  Grund- 

*>'§e  nieset  Glaubens  ganz  vermischt      Die  ältere  Form 

cht    beträchtlich     von     den    späteren    ah. 

Aphrodite    verbirgt    aus   besorglicher    Eifersucht    ihren 

ms,     den    Sohn    des    Assyrischen   Königs 

IMM  (to  nannte  ihn  auch  Antimat  hus)  ,  noch  ein  Karte» 

in  einem  Kästelten  und  tragt  ihn  zu  des  Ais  Gattin 

.hone.     Diese  behält  aber  das  anvertraute  theure 

[h  r  Streit  darüber  Kommt  \or  den  Zeus,  dessen 

,1    dahin    entscheidet)    daf*  Aphrodite   und 

Frnscrpina,   jode  ein  Drittel  des  Jahres  hindurch,    den 

t«   beftilzen   solle;     d;is    dritte    Drittel    ist  in  seine 

Wohl  gestellt.     Er  sehenlu  es  der  Aphrodite  und 

tcruedt  aiht  Monate  bei  ihr,  vier  in  der  Unterwelt*     So 


tfl)  Sal  o)  asius  de  liiiR.  Hellenist,  p.  4l«/.  Andere  leiten  je» 
doch  ii;-s  Wort  aus  dein  Chaldiiischen  her,  ui  welcher 
Sprache  ts  die  Aehn  bezeichnete.     Nach  dem 

Scbolia>U'i)  des  Theocritus  III.  48.   war  aber  Adonik  die 
(fctreulejaat.     Vcrgl.  das  weiter  unlcn  Bemerkte. 

II-  7 


•ans  Panyas'9  13;).     Wahrscheinlich    war  in   dieser  Slge 
gai   nicht  von  einem  blutigen  Tode  des  Gottes  die  Red«. 
Sie  erhielt  verschiedene  Wendungen  :  z.  B.  dwfs  die 
C;.  1 1  in  p  r>  Schiedsrichter  in  in  jenem  Streite  gewesen,  d»d 
das  Jahr  in  zwei  Hälften  zwischen  beiden  Göttinnen  ge« 
theilt  wurde  lw).      Nach  Oviditis    (Metam.  X.  scjfl  scqrj.) 
erzeugt  Myrrha  (Smyrna),  Tochter  des  Gyprischi 
nigs  Cinyras,    nus  einer   durch  den  Neid  der  Aphrodite 
entzündeten  Liehe,   mit  ihrem  eigenen  Vater   den  Ada* 
nts ,    der,    nachdem    die   vcrzwcii'lungsvollc   Motter  »° 
einen  Myrrhcnbaum    verwandelt  Morden  ,    Liebling  der 
Aphrodite   wird,    ober  auch  eben  dadurch  Nebenbuhler 
des  Ares.     Dieser  sendet  einen  Eber  im  Gebir 
dessen    Zahn    Adonis    auf  der   Jagd    fällt,      tuch    dieser 
Mythos  erlitt  verschiedene  Modilieaiionen,  die  wir  über- 
gehen.     Nur  die  ganz  neue  Wendung  verdient  bemerkt 
zu  werden.      Phanocles    hatte   in  seinem   Gedichte,   dtC 
Eroten,  gesungen  :  Dionysus  habe  den  Adonis  geraol 
—  Der  Eber   scheint    in   dieser  Mythenreihe  v 
In  den   Sagen   ganz   entfernter   Völker  stirbt   der  II« 
des  Sonnenfcstes  dureh  des  Ebers  Zahn.     Bei  den  S 
niesen  ist  es  ein  Riese,  in  den  Eber  verwandelt,  der 
iogesgott     Sommona -Coden    lüdtet  .     und  auch 

■uiin.M  isi :lie    Sage   läfst   den  Olhin    durch    einen  El 
verwunden   '*).       Auch  die  Phßmcische   Sprache   hl 


13J)  Apollodorus  Bibl.  |I[.  ti.  4.  und  daselbst  Heyne. 

1J6)  Hygin.  pocl.  Astronom.   II.  7.  ibiq.  luicrprr. 

U7  i  Pluiarcli.  Sympos.    IV,  5.    vergt.  Kuhnken.    Epist. 
II.  f-  40  iq. 

US)  Gcnelun  wird  im  Rolandsüede   und  Hagen    in  dro  Ni 
lunge-u    gebunden  und   umgebracht.      Genehm    h*t 
Rolani  ,    uml  H«gen  /um   Sigfrit  dasscllie    V'eihttl 
dtr  Eber  zum  Adonis  und  'I'yphon  zum  Osiris. 
dessen  Untreue  iprttohwörtUeh  geworden,  und  der 


99 

lieiem  Eber  snnen  eigenen  Namen  gegeben.      Er  hzeft 
Ipha,   i  Wilde  und  grausame  ,JV). 

nun  der  Oricnl   die   Geschichte   seine* 

lllttllgottm?     Das  Pest  bitte,  wie  benu-ilü  ,  zwei  \<e- 

tenibchc  'J  heile.      In   der  Todtenieier  beging    man    das 

Tenehwinden  des  Gottes  (d-tpotvicroof)  ,  das  Freudenfest 

rin  Wiederfinden  (trpeaic).    Heide  folgten 

nntnittelbar   auf  einander,    aber,    wie  es  scheint,    nicht 

äVrill  in  derselben  Ordnung.     Zu  Byhlüs  ging  die  Tod- 

tenfi  n    (Lueianns  de  1).  Syr,    sect.  6   sqq.);     zu 

-AJfiirult-ia  aber,    und  \  ei  muthlieh  auch  seil  Athen,   das 

Frwdrnfest  (Thcoerit.  XV.   i  3i   IT.).      Die  erstere  war 

«n  ftabres  Leicuenfcst ,    mit  allen  bei    Todten   gewühu- 


nem  Namen  und  Wesen  »ach  mit  Dich ,  Teufel  ,  'I'yphon 
MMlScbiwa  /urammen  hängt,  wird  nach  der  WihVina  Saga 
Kap. .*?"■.  von  Atrbraad  i-i  der  Schlacht  r,atödt«t,  die  teui- 
i   Liedn   Ului   ibn  sind  verloren      Als  der  Eher  dem 
'     l  in  das  Blut  ausgesogen  ,  so  fielen  Tropfen 
auf  die  Erde',   aus  denrn  im  folgenden  Frühjahr  Blumen 
ii.     Hat  die  Erwähnung  dt  r  bliilnasst  n  Blumen  bei 
||    Ermordung   damit    Zusammenhang    (Nib.  L.  v. 
9&&S.  4.O0S.)?    Lud   werden  darum  Hagen  und   sein  Ge- 
i   I.i.i.  m    verglichen?    (das.    v.  SiyS.    7ü5y.), 
Mo  n  e. 

Lfxicon  inedit.  in  der  Bi- 
.  6üJ.  nr.  5.  Wenn  ts  dort  gleich 
darauf  in  Einem  Odem  weg  wieder  licif>t:  „auch  den 
Osiris  haben  die  Byhtier  Alpha  genannt* ,  so  weifs  mau 
auf  den  ersten  Blick  nicht,  was  man  s  ig.  n  >od  :  Osiria -» 
Adonis  also  gleichnamig  mit  dem  l.her  ,  der  ihn  schlug? 
—  Die  Auflösung  findet  sich  aber  leicht,  wenn  man  vor-, 
her  lieset :  die  Phönicier  hatten  den  U  c  h  s  e  n  ko  p  f  Al- 
pha genannt  j  welches  Mch  auf  die  alle  Form  des  ersten 
Boehsubefl  im  Alphabet  bezieht.  Das  S  t  i  e  r- Symbol 
drs  Osiris  kannten  aber  die  Byblier  wohl.  Abo  hier 
abermals  OtMrtsbtUter  in  Byblus. 


100 

liehen   Gebräuchen.      Die  Frauen   überliefen    sich 
ausschweifendsten  Klagen  um  dm  verlornen  Gott 
rta<>u.<k  nannte    in  an    diese»  WehMagen ,    Aristoph.  Lj 
siatr.  387.).     Zu  Byblu*  muTsten  sie  sich  an  diesem  Ti 
ihr  Haar  abteheeren  lassen,    oder  dalür  ihre  1 
im    Tempel  zum  Opfer  bringen    (Lucianus  a.  a.  O.). 
Alcxandtia  erschienen   sie  blas   mit  aufgelöstem  Hai 
mit   Trauergewanden,   die   gürtellos   herabilossen ,    ur 
mit  allen  sonstigen    Zeichen    der   höchsten   Traurigk« 
Die  dabei,    unter  Begleitung   von  Flöten,    gesungen« 
Klagelieder  hiefsen  'AtfoovuTfia  und  bei  den  Mai  yandinei 
in  Hlcinastcn  'Aioivtfiautdni;  W).     Man  stellte  das  Bild 
Ailnnis  auf  einer  Bahre  aus.     Im  königlichen  Pallaste 
Alciandria  ,    wo  Arsinoe,   die   Gemahlin   Ptolemäus   de 
Zweiten    oder  Philadel  phus,    das  Fest  im  grofsartigst 
Styl  und  mit  aller  königlichen   Pracht   feierte,    lag 
Leichnam  auf  einem  colossalen  Katafalk    (  Bu 

.tungen  p.  127.),  und  so  Mar  dort  Alles  in  höhen 
Maafsstabe  gehalten.  Diese  \  t.  i  schiedenheit  zeigte  sie 
natürlich  auch  in  den  Adnnisbilde  111  seihst,  nach  St< 
und  Form.  Zu  Kvhlus  endigten  sich  die  Klagen  und 
Jammern  mit  einer  Bestattung  des  Adon  ' '•)  ,  wobei  al 
bfli  Begräbnissen  übliche  Gebräuche  verrichtet  wurd< 
Das  dabei  gewöhnliche  Todrcnopter  nannten  dicGricc 


1  ■«»)  Pollux  OnonuM.  IV«  7.      Die  Ausleger  211  di 

billigen  jedoch    dttS   \\  ort    und    lesen:    irtfuiiuo^ 
;;;,  l  ii  «  :  aiiö^. 

lil)  I litri mit    bangen    nun  die   Vorstellungen  von  der  Vi 
rpilymbia  zusammen.     Ich  verweise  in  der  Kürze  auf 
WM  E.  'v> .   V  ifteooti  zu  dem  Basrelief  im  Museo  Pio  I 
Dieni.  Tom.  IV.  tav.35    darüber  bemerkt  Int.     Die 
mis  bei  des  Adoni»  Gr«bt  sdenkmal   ist   auf  UnSercf  T» 
XXWII.  gegeben  ,  wozu  die  Erklärung  pjg.  2t.  zu  ft 
gkiclien  brti 
- 


101 


fy<*  (Lucianus  1. 1.  Hesychius  8.  Ka9.).     Zu  Alexnn- 
man   am  Tage,    der  nach  dem  Freudenfeste 
h  Morgens  das  Bild  des  Gottes  in  einem  feiei- 
,    wobei  sich   die  Königin   selbst   befand, 
leer  hinab,    und  versenhte  es  in  die  Wellen,  wö- 
be den   Aegyptiera   geläufige   Vorstellung   von  dem 
•f  eis  einen  feindseligen  Gölte  t  zum,  Grunde  lag  "-)• 
lern  Geprange  des  Alexandrinischen  Freudeni'estea 
ien  *ir  uns  ans  dem  trefflichen  Mimus  des  Theocrit 
ischaulichste  Vorstellung.      Wir  heben    die  Stelle 
:m  Bubebette  des  Adonis  und  den  dabei  angebrach- 
»holen  und  Verzierungen  aus: 

, Neben  ihm  Riebt  anmmhig,  was  hoch  auf  dein  Baume 

gereifet : 
ihm    auch   Lusigartcben  ,    in   siibergcflochtenen 
Körben 

liegt;  auch  Syrergedlift  in  goldenen  Kruglein; 
Auch  des  Gebackenen  viel ,    was    Prau'n    in    der    Pfanne 

gebil 
s    Mehl    mit   der   Blumen    verschiedener    Würze 

sieb  mengend ; 
sie  mit  lauterem  Oele  gelrttnkt ,  und  der  Süfhe  des 

Honigs, 
les  erscheint  wie  GefiUgel   und  wandelndes  Leben  um 

jenen. 
rrünrnde  Laubgewölbe,  vom  zartesten  DiMe  beschattet, 
lauete  man,  und  oben  als  Kindereben  liieren  Broten. 
Aul   meerpurpurnem  Glänze   der  Teppiche    (sanfter  wie 

Schlummer 
it    sie   die    Saraische    Stadt,    und    u.r   Milelos    ht 

wohnet) 
rard  ein  Lager  gedeckt ,  und  dabei  dein  schönen  Adoni» 
Dort   halt   Kypris   die  Ruh  und  hier  der   schöne    Ad«»-. 


ms1 


,4i). 


eoerit.  XV.  132  sqq.  ibiq.  Schobest.     Uener  jene  Ae» 
gyptische  Ansicht  s.  Tb.  I.  der  Symbolik  p.  3i9. 
.heoerit.  XV.  112  ff.  nach  Voft. 


102 

"Wenn  anch  in  den  Umgebungen  dieses  Prunl:Ut;< 
Manches  als  blos  willltiihrliche  und  oft  sofaUig«  \  « 
rung  betrachtet  werden  mufs,  so  waren  doch  auch  Alti 
butc  dabei,   die  als  wesentliche  Symbole  mit  der  < 
idee  dieses  Gottesdienstes  zusammenhingen.  Jene  Tiu! 
und  P röchle,  jenes  Geflügel  und  Gewönne  waren  sii 
liehe,  BHder  des  Einflusses  der  Sonne  auf  Vegetation  ui 
physisches  Lehen,  ftumal  in  dein  warmfeuchten  Ae 
und  in  den  üpp-gen  Thälern  Syriens.     Honig  aber  w« 
den  wir  unten   in  Griechischen  Festen   der  Naturgott 
wiederfinden,  besonders  solcher,  die  auch  dem  TodW 
reiche  angehören.      Besonders  bedeutsam  für  den  Sit 
des  Festes  sind  die  Adonisgärten   (xjJtoi  'Ao'uvio'o^)  J< 
Sie  waren  \crmutblicli  ein  in  diesem  Gottesdienste  öl 
all    gebräuchliches  Symbol;    zu   Athen  und  Alexandt 
wenigstens  gewila.     Es  waren  irdene  Gefa'fse  (/oi«j*j 
)'aoT()i'<),    auch    wohl  silberne  Körbe,   mit  Erde  an« 
füllt,  in  die  man  gegen  die  Zeit  der  Adonisfeier  \N 
Fenchel  ,  Lattich  ***)   und  etwa  einige  andere  Sämei 


l"J4j  Die  II.Mip».  frtle  über  die  Adonisgärten  ist  Plato  ira 
lint-  p*g.  27b.  B.  (pag.  644  iq.  eü.  Ikindorf.),  woau 
Hei  in kj  -.  j>.  202.    und  der  Scholiast  des  Rulinkenius  p. 
iiscIhumIicu  ist,  welcher  des  Euripides  Mtlanippe  hi'. 
bei  anlUhrt.     Uebrr  die  Körbe,  Gefäße  und  Gärten  vi 
die  ..uslcjtcr  des  Tbeocriius  t,  |.    und  Bast  lenre 
p.  15-<.      Leber  die  sprichwörtlichen   Anführungen  vrr 
raflglich  Wyuenbacb  zu   Plmarch.  <Ir  s.  N.  V.  p. 

I>>  r  G*g*nsaiz:    ,,"A3ww3»;  xiJtsuv  *jt  3*v3{a.v  T 
'K  * i r< I  von  Eustatlüus  ad  Ody:>s.  XI.  pag.  11 

und  von  der  Budocia  im  Violarium  (s.  v.)  berUbit.     ' 
auch  Satatecroik  Recherches  etc.  Tom.  II.  pag.  11" 

edit. 

iii)  Drr  \.<\  ti  ich  ,  wegen  seiner  nachtheiligcn  Wtikung  « 
«k'.s  männliche  Vermögen ,  war  im  Adonisdien»ie  ge 
bräuchlich;  vergl.  Callimachus  beim  Athenaus  iL  cap.! 


,  die  in  starker  ,  Auch  wohl  künsmclicr  Wurme  in- 
nerhalb ncht  Tagen  ihre  grünen  Gräser  über  den  Boden 
hervortrieben.  Also  schnelles  Aufkeimen,  frische« 
Grünen  ,  aber  eben  so  schnelles  Weihen  war  die  dabei 
beabsichtigte  Erinnerung.  Diese  Saat  war  ein  Symbol 
und  t\ir  sehen  sie  bei  Theocritus 
neben  i1  mklager  des  Adonis  stehen.      In  gleichem 

ich  auch  PJato  im  Phädrus  darüber,    wo 
er  ■  de«  schnellen   Aufblühen»  dieser  Pflan- 

zung,   aber    auch   des   toi  übergehen  Jen   Zweckes  fest- 
ii  g  gedenkt.     Daher  war  dieses  Sym- 
bol in  »  Gricchenvolhes  zu  einem  Sinn- 
jche  geworden,  dessen  sich  seit  Plato's  und  Euripides 
Anspielungen   bis  in  die  späteste  Zeit  herab  die  Schrift- 
enten  ,  um  eine  kurzdauernde  Augonlust  und 
ähnliche  Gedanken  7.11  bezeichnen,    wie    ron  den  Ausle- 
gern bereits    zur  Genüge   bemerkt   worden   ist.      IJeach- 
:h  ist    der   eben   fo   sprichwortliche    Gegensalz: 
urae  des  Tantalus»;    so  daft  man  also   mit  den 
des  Adonis    und   mit  des  Tantal  u»   Uaumen    die 
Freude   bald   entschwundener  Hoffnung    und  die 
iaal  immer  wiederkehrender  and  immer  ge- 
ichler     Hoffnung    glücklich    bezeichnete.       Von    der 
er  Pflanzen  gehen  nun  die  Griechischen  Poeten, 
diesen  Mythus  zum  Theil  als  ein  civ  tische»  Mahrchen 
•  i'en  .    einen   neuen    mythischen   Grund   an.      So 
.  H.  Aphrodite  dem  Adonis  ein  Lager  aus  Lattich 


p.  267  Schwenk,  und  daselbst  Casaubonus.  D^TsJcr 
li  eine  Aduuische  Pflanze  war,  und  ein  To  dien - 
i  biefil •  darauf  »pielen  die  Alien  öfter»  m.      Daher 

auch  der  Name  dieser  Pflanze  'Aäav^i;  *)  9*>t*5a£i  So 
iu  'Aättv.  p,  102  Alberli  gelesen  «erden  ; 

nnd   so  }iat  auch  das   Pragm.  Etymolog*  inscr.  Ltideus. 

unter  diesen  Worte. 


eitel  haben  nnd  dergl.  mehr.     I>en  wa' 
iebt  uns   Athcnäus  (  II.  cap.  <Jo.  pag.  69.  I».  c.  d. 
k/..rc  1  \'i.  1  durch  folgende  Bemerkung  au«  Je« 
einiger  Naturforscher;  dafs  der  Genufs  des  I.itiichsi 
laeblheilige  Wirkung    auf  die  Zeugtmgskraft 

nt  wir  also   nieder    in  die   phtsi»che  Ideen  1 
rockgeführt  werden,  woraus  der  ganze  Mrthus  und1 
In*  dieset  Wesens  offenbar  erwachsen  ist. 

Den   Mittelpunkt   des   Adonismythus    babea 
die  Alten  gezeigt  durch  die   einfache   Bemerken«, 
die  obere  Hemisphäre  durch  Aphrodite  bezeichnet 
die  untere  durch   Proserpina.      Wenn    also   die 
Adoni»,    zu  den  sechs  unteren  Zeichen  des  Thi< 
geht,    so    beiludet   sie   sich  im   Reiche  der  Fi 
nach  der  Ruckkehr  zu  den  oberen  im  Reiche  der  Xt 
Daher  jener  Rathschlufs  des  Zeus:    Adonis  solle 
Göttinnen  zugehören  (Macr<,b.  Saturn.  I.  St.), 
•agte  man    in   Aegvptcn  :     Osiris,    nachdem   er   der 
durch  den  Tod  geraubt  worden  ,  liege  in  den  Armen 
Nephthys  (Plutarch.  de  Ibid.   p.  469  sq.  Wyttenb.). 
Abweichungen   jener   Sage  in  Betreff'  des  Drittels 
der  Hallte    des  Jahres   erMären  sich   eben  so  leicht 
agronomischen  Verhältnissen.     Der  Eber,  der  den 
nistüdtet,    ist  der  Winter,    dessen  natürliches   Bild 
rauhe,  hornige  Eber  ist,   der  seine  Nahrung 
Winterfrucht   nimmt   ( Macrob.  Saturn.    1.  1.).      Di 
hingegen    (  Origine  dt-  tous  les  Cultes    III.    pag. 
legt  dem  ganzen  Mythus  zwar  auch  einen  asironomisti 
jedoch  wesentlich   verschiedenen    Sinn    unter.        Hu 
Astarle  der  Planet  Venus  ,    und   er  füfst   das  Ganze 
Die  Sonne  kam  alle  Jahre  in  die  obere  Hemisphäre 
den  CegrilT'en  der  Alten,    wenn  sie  in  den    Stier  eint 
Der  Stier  ist  der  Ort  der  Erhöhung  des  Mondes  und 
Haus  des  Planeten  Venus.      Im   Herbste   kam  sie  in 
untere  Hemisphäre,    wenn  sie   das   Zeichen    der  Wa 


io5 


▼  erlief»,  welche*  das  andere  Hau»  dieses  Planeten  ist. 
Mithin  gehören  die  Glänzen  des  Sonnenlaufes  (des  Ado- 
dem  Planeten  Venus  ebenfalls  an.  Dalier  der  my- 
thische Ausdruck  von  der  Vermählung  de*  \dnnis  mit 
Aphrodite.  Yetlnfst  die  Sonne  die  obere  Hemi- 
sphäre ,  »o  geht  sie  in  den  Seorpiun.  Dieser  ist  das  Hau» 
de»  Ares  (Mars),  und  hat  den  I'.rvniantisehen  Eber  zum 
Paranatcllon.  Daher  der  Mythus:  Murs  habe  den  Eber 
gesendet,  durch  dessen  Zahn  Adonis  starb.  Jede  dieser 
Auflegungen  ,  auch  die  ,  wonach  AlUrie  mit  der  Stier- 
haut  auf  dem  Hupfe  als  Mond  gedeutet  wird  (Dupuis 
III.  p.  $71.)  ,  geht  im  Wesentlichen  immer  von  derselben 
Grundidee  aus,     und  weiset   die  Identität  des  Osiris  mit 

tdem  Adonis,  welche  ja,  nach  der  ausdrücklichen  Ver- 
de» Lucianus  (de  D.  Syr.  seet.  7.)  ,  die  Byblier 
selbst  anerkannten.  Wir  haben  uns  darüber  bereits 
oben  ('Vh.  II.  §.  1.  p.  3  ff.)  erklärt,  und  wollen  hier  nur 
noch  bemerken,  in  welchem  Sinne  der  Phünicier  und 
Aegyptier  jenen  Grundgedanken  in  der  Adonäs- 
feicr  aufgefaßt  hat.  Auch  hierüber  geben  uns  die 
Alten  Auf»chfufs.  Zwar  sind  es  erst  spätere  Schriftstel- 
ler, die  bestimmter  darüber  sprechen,  aber  sie  sprechen 
doch  gan»  im  Geiste  der  alten  Festfeier  und  Festattrtbiile. 
Auch  durfte  früherhin  keine  deutliehe  Erklärung  gege- 
ben werden  ,  weil  diese  Ideen  Inhalt  eigener  Mysterien 
waren,  wie  wir  au»  Suidas  (in  Atayvüiuar)  bestimmt 
wissen  (».  darüber  eine  Anmerkung  weiter  unten).  Ge- 
rade »o  ätifaert  sich  Ammianus  Marcel linus  (XIX.  1.) 
darüber,  wenn  er  die  nähere  Bedeutung  de»  Adonis  mit 
folgenden  Worten  giebt  :  « quod  simulacrum  aliqund 
esse  (rugura  adultarum  religiunes  mysticae  docent». 
liier  «lieselbe  Ausdeutung,  die  wir  oben  p.  5d«  im 
hnittc  vom  Atlis  au*  dem  Porphyrins  mitgetbeilt 
haben,  der  ebenfalls  in  der  Reihe  dieser  Pflanzengötter 
«Arn  Adonis  die  gereifte  Saat  nannte.      Allgemeiner 


Iü6 

aber ,  mmd  gesrüs  swefc  «ehr  i«  Totalsinne  der 
Idee  T#a  Adonis,   faftf  4er  gelehrte  Scholizst 
critns  (  QX  .*&,)  diese-»  We«a  als  die   Getrei* 
nberbaopt .   die«     wenn   rie    sechs  Monate   in  der 
verborgen   pewevn,  hinwieder  an  das  Licht  der  Ol 
weh  komm*  '  haben  also  im  Adonis  eiie  Soi 

incarnatioo ,    die  sich   hauptsächlich  im  Verhältnif* 
Leidens  zeigt,  and  einerseits  astronomisch  c 
sei  bezeichnet,  dem,    nach  der  Ansicht  der  Alten, 
Sonne  unterworfen  ist,   andrerseits  tellurisch  die  Hl 
morp'  ••<--n.   die  das  Saamenkcrn  bis   zur  Reife 
Bogeher  baL     Mithin  ist  hier  zwar  ein  Sonnengott 
dacht,  such  in  seiner  Macht  and  Kraft;  aber  hauptsi 
lieh  doch  in  seinen  Passionen,      Es  ist  ein  Mann  wei 
jedoch  mit  Präpondcranz  des  Männlichen,  oder  in 
l  hat  igen  Aeufscrung.     So  haben  anch  die  Orphiker 
Idee  ergrifien  ,  so  wie  sie  im  Allgemeinen  heran  Lt  wai 
jene  Bedeutung  orientalischer  Religionsbegriffe 
aufzufrischen  ,  die  dem  Griechen  schon  lange  fremd 
worden  waren.      Sie  nennen  den  Adonis  xotf  *ai 
Knabe  und  Mädchen  zugleich  (Ilvmn.  Orph.  L\ 
Dieses  suchte  man  in  einem  updc  Aoyoc  wieder  aufs 
auszudeuten  ,   den  ins  Ptolemüus  Hephästion  beim 
tius  (s.  Hisloriac  poet.  scriptor.  pag.  3o6  ed.  Gale) 


i46)  Beim  Johannes  dem  Lydier  p.  SS.  wirJ  Adonis  cal« 
riech  «I»  der  Monat  Mai  genommen ,  als  Frühling  , 
vom  Sommer  (Mars)  vernichtet  wird  ,  und  zwar  vom! 
(Ares;  unter  der  Gestalt  des  Schweins  ,  welches 
heißer  Natur  sey;  darauf  agrarisch  nach  Andern 
Adonis  sey  die  Frucht  (Getreide),  Ares  das  Schi 
Dirses  Thier  «ey  den  FeldfrDchten  verderblich  ,  der 
hingegen  sey  ihnen  günstig,  und  erhalte  sie.  Dei 
bringt  p.  92.  Folgendes  bei:  Am  zweiten  April  habe 
der  Aphrodite  wilde  Schweine  geopfert  zum  Andenken 
den  Tod  des  Adonis  durch  ein  solches  Thier. 


107 

ulten   hat.       Adonis,   licifst  es,    war  Androgyn,    der 

m  Apollo  den   Dienst    de«  Weibes  geleistet   hat,   der 

irodite  aber  den  de»  Mannes. 

An  diese   IdeenreÜMJ  gränzt  nun   zu  allernächst  die 

et   der  Proserpina,   wie  sie  in  den  Eleusinien  ge» 

jen  war.    und  tum  Theal  die  der  Eibera   in  den  Bac- 

ischen  Mysterien.     W  ir  werden  im  Abschnitte  von  der 

ehcimlebre  das  Nähere   bemerlien,     Vor- 

Uulig  nur  dies  ,<i7).      Dort  balle  man  ,    was  hier 

ichtrag  jeat  bei  dieser  Umarbeitung  auch  noch, 
'olgr udes ,   w'o»u    mir  eine    AeutVerung  Zogga's    Anlaf» 
lb(.      Dieser  Gelehrte  sapt  im  Eingang  seiner  Abhand- 
ig ül  Aeon  (  p.   lJii  der  Abhanrlll.  herau:>g.  von 
clck.tr;:    „  Alle»  dieses  trifft ,   wenn  ich  nicht  irre,    in 
r  Sarcn  auf  dieser  Tutel    vorbestellten  Figur  zu* 
mieti ,  die  Einige,   ohne  zu  wissen  warum, 
>c,   nicht  viel  besser  begründet,  Mithras 
mtti." —  Darauf  bemerke  ich  :  Es  war  ein  historischer 
rharitleu,   den  Aeon,   den  Sohn  des  G  o  1 1  es 
■  fien  so   wühl   Ü  siris    als    auch    Adonis 
nennen.      Phoiius  in  der  Bihlioih.  p.  10J0.    und  SuiddS 
I.  I.  p.  5.50.    und  Vol.  II.  p.  68  Küster.:    cjtw   $t£y,w   ri 
toZ  Ai'wvo;    üt3    ra-j  0jsG    vurrvxßpwo»  t  c 
(am  andern   Orte   Sv  'AA«~.)   irrtpafSa»  '"O  c  t  %  i  v 
:3  ,  «aru.  pjernift  (tu;  aAtjSöjj  tydsut  an 
«weiten  Stelle)  9im»^wüw.     Es  gab  also  ein  mystisches 
>gma,  welches  den  t  Isiria  und  Adonis  als  d  a  s  G  e  s  e  t  z 
r   in    der  Zeit    sich   entwickelnden    S c h  ö  - 
'unjujiim.     Dies  hing  mit    der   physischen   Vorsul- 
lmen  ,  die  das  Ahtrthum  vom  Monde  hatte; 
gehört  auch  Attis  in  diese  Reihe.     Dies  will 
neuen  Zeugnifs  belegen  :    Damascius  mscr. 
cod.  Monac.  fol.  286.  nach  der  Abschrift  vom  Herrn 
>f.  Kopp  in  München )  :   —  «tiV/Vea  -r$.o$  ri  ir^wrcv  ?^c/xiv 
t*«  *t*i  9ukayet$,   ort  tibi  Sta  fj  uTtprk'pa  t*sv  Ta£«j  r*/; 
iJffccaufvei ,    roü  es  f'*>j;   cctxsc/jifj  T^eicrdfuvot    Kar    tbii- 
e  *A  tt  i$  <  y  r  ^  ff  *  X  >j  v  a  <  a  k  ü5  >j  /*  t  v  0 1,  A  *j r  *  f 
0    Y*vv,yrov*      ci/Ttüj    fjfovTi    vai    rs» 


io8 

mit  dem  Männlichen  als  Weibliches  Tcreinigl  i*t ,  in  eir 


fcmi 


ifici 


die   d; 


Besonderen  potenti 
Persephone,   ganz    dieselben  Schicksale   nie  Adonts 
leiflct.      In  den.  Liberalien   war  dtiher  der  andr 
sehe  Genius   eine  ständige  Brdle  ,    die  den   gö'illich 
Androgyn   des    alten    Morgenlandes   im   Angcdenkrn 
halten  sollte.     Irren  wir  nicht,    so  entspricht  jenen 
griffen  vom  Adonis  auch  die  ganze  Fcstfoier. 
sie  zu  Byblns  ,    zu    Alexandria    und  selbst  zu  Alben 
ging.     Symbole  aus  dem  Pflanzenreiche   walteten 
vor,    wenn  man  bei  einigen  andern  Sonnenfesten 
animalische  Attribute  wählte.     Auch  regt  sich  im  wih 
ren  Koi-ybantendiensto   mehr  die  frische  Kraft  des  Phl 
gischen  Bergvolkes.     Es   war  ein  Männerfest,    und 
Odem  der  starken  Mä'nnerbrust  erfüllte   am  Tran  ort; 
das  Mondshorn  mit  dumpfen  schweren  Tönen  ;  am  Ff 
dentage  aber  aufwerte  sich  die  zügellose  Mannesbral 
blutigen  Tbaien.      Im  den  I'hönicischcn  Gingras  weini 
Weiber    zu    dem   Tone   der   von    ihm    benannten  FK 
Dort  dient  die  Fichte,    der   rauhe  Baum  der  Berge, 
phallischcn    Andeutungen  ;    hier  ist  der   gewfirzi- 
menduft,  die  weichere  Baumfrncht,    das  hangende  Uli 
der  Pflanzen  ,  das  aufgelüsetc  Haar  der  Frauen  und 
gesenkte  Haupt  des  verblichenen  Lieblings  ,  das  gew 
Bild  der  vollen  Höhe  der  Sonne,  aber  auch  ihre« 
absteigens  vom  Gipfel,   ihres  Dahinschwinden*   ond 
Sterbens.     Dies  ist  ohngefähr   der  Eindruck,    den  eil 
Adonische    Festgesänge    Griechischer   Dichter    auf 
machen.     Euphorion  in  seinem  Hyacinthus  (beim 
maus  Hephästion  p.  3o6.)   hatte  von  Adonis  gesunj 


mA  i  WVIV      jJfl>H!fl(V      «V      O  T  6 £  ff  *)  T  0  i  ;  •       Cll  TU     9CA 

$tcv;  xap'  "Of(p«7  t«  xd  nie  S«eufyci;.    Mithin  war  Ailis 
Adonts  und  der  mit  ihm  ganz  verwandte  Osiris  als 
nation  höherer  Wesen  D  e  in  i  u  r  g  in  mysteriöser  Lei 


109 


vlus  habe  dessen  Wunden  abgewaschen.     In 

lben  Klageton  stimmt  auch  Theocritus  an  mehreren 

»o   »einer    A<U>nm/.usen   ein,    noch  weicher   aber  ist 

cante  Gesang  des  Inhalts  von  Uion  gehalten.  GlücU- 

Itcfsen  sich  einige  seiner  Gedanken  an  den  dieser 

r  eigenen  Dilderkreis  an,  z.  B.  in  den  Worten  (Idyl. 

ii.  c!i    \  ofi)  : 

-    cn  vergeufat  nicht  minder  Idafia,  als  dem  Adonis 

Bin«  entrinnt;  und  alles  erwuchst  in  der  Erde  zu  Blumen; 

erzeugt  sein  ßlul ,  ihr  Thrünenergufs  Anemonen.** 

der  tiefe  Klageton  (ebendaselbst  v.  3o  ff.)  : 

:b'.Jn    wir   Kypris    zu    schaun,    als  du    noch   lebtest, 

Adonis; 
es  schwand    die  Gestalt    mit  Adonis   der   Kypria , 

weh !  weh! 
Gthirgcn  entlönt    und    den    Waldungen   weh    um 

Adorno : 
Strom  wehklagt  den  unendlichen  Gram  Aphro- 
ditu's." 

ic  cigentlicfte  Vaterstadt   dieses  Phönicischen  We- 

us  ,  lag  an  dem  gleichnamigen  Flusse  Adonis, 

er    (z.  B.  Nonnus  Dionysiaca  III.  vs.   109. 

e4.  II.« •  1  •  •  1 .   in  der  lli u^t stelle  von  der  Assyrischen 

Joit   heilst)  in  dieser  Beziehung  an« 

Nach  Lucianus  (de  D.  Syr.  sect,  8.)  hatte  dieser 

durch  ei  Hache  Erscheinung  noch  zu  dem 

aTode  des  Adonis  Anlafs  gegeben. 

Jahr  zu  einer  ge-uissen  Zeit  ward  er  roth  gefärbt, 

te  selbst  das  Meer,  in  das  er  sieb  ergofs ,  eine 

l,e  weit  '*).     In  diesen  Tagen,  sagte  das  Volk 


rsc  Erscheinung  bestätigt  noch  Maundrell  (Reise 

i'O   nach   JeiUbaltm  p.  ii.   in  l'aulus  S.umnluug 

17.)  als  Augenzeuge.     Er  leitet  das  Pha« 

uik    einer  Art  Minium  oder    rother  Erde  her. 


HO 

Ton  Byblus  ,  ist  A Junis  auf  dem  Libanon  (wo  dieser 
Flufs  entspringt)  vom  Eberszahne  getödtct  norden.  Mit- 
veranlassender Umstand,  dafs  das  Fest  diese  Erklärung 
und  Wendung  erhielt,  konnte  wohl  bierin  liegen,  so 
wie  in  einigen  historischen  Umständen  ,  worauf  Zoega 
(de  Obcliscis  p.  4>5.)  die  ganze  Erklärung  dieses  Dien- 
stes zu  bauen  versucht  hat;  aber  der  eigentliche  Grund 
dieses,  den  Aegypticrn  wie  den .  Phöniciern  gemeinschaft- 
lichen, allgemeinen  Sounenfestcs  war  gewifs  eins  so  we- 
nig wie  das  andere  i''7). 

Der  traurige  Grundton  der  Adonien  widerstrebte 
den  Griechen  ,  deren  Feste,  mit  Ausnahme  eines  und 
des  andern  ebenfalls  auslandist  hon,  srimnvllich  heiter  wa- 
ren» Dieses  Frauen  fest  nun  hie  also  wohl  in  Griechen- 
land manche  Schwierigkeit  linden,  ehe  es  allgemeineren 
Eingang  gewann.  Einen  schätzbaren  Beitrag  zur  ältesten 
Geschichte  der  Rcligionssccteii  liefert  uns  der  Scholiast 
zum  Theocritus  {  Idyl.  V.  9i<  vergl.  Ilesych.  Suidas  in 
oiSlv  iepnv) :  Herakles  sah  zu  Dium  in  Macedonicn  einen 
Haufen  Volks  ,  der  so  eben  Ton  der  Adoniäfeier  zurück- 
kam ,  und  aufseile  unwillig:  *  Ein  solches  Heiligthnm 
kenn' ich  so  wenig  ,   wie  einen  Adonis  unter  den  Göttern.  » 

Das  uar  Herakles,  des  Pei'seus  Nachkömmling,  wel- 
chen letzteren  wir  oben  schon  als  Bekämpfet  Phö'nici- 
scher  Guuheiten  kennen  lernten,  und  unten  als  Bestreiter 
des  Indisch  -  Aegyptischcn  llionysua  kennen  lernen  wer- 
den ,5ü).     Hier  liegen  also  Spuren  einer  in  Griechenland 


welche ,  durch  Regengüsse  losgewaschen  ,  mit  dem  Flusse 
sich  mische.  Er  halt  den  Flui*  Ibrahim  ßnssa  fllr  den 
Adonis  der  Allen ,  und  nicht ,  wie  andere  Geographen, 
den  Flufs  Lycus  oder  Canis ,  auch  Nahor  Kclp  genai 
(p.  35.  p,  4S.). 

149)  Vergl.  Th.  I.  B.  H,  Cap.  I.  §.  5. 

150)  Vergl.  auch  I.  Th.  der  Symb.  p.  605  ff. 


11 1 

ren  Religion,  die,  angemessener  der  alt- Helleni- 
schen JMannc*>k:a<t  und  Nüchternheit ,  jene  auslandischen. 
Orgien  \  Der  Tvtische   Herakles    hingegen 

war  drni  Byblier    ■  belVeondl 

Gerade  jene  V  der  Adontea  begünstigte  die 

l'epp-  .lith.      Wenigstens  in  der  Art,  wie  su 

I  ist    begangen    ward,    glich  diese  Astarte 

jener  wollüstigen  Mylittn  von  Babylon  vollkommen.    Da» 

ker   dürfen   wir  uns   nicht  wundern,    d.nfs  auch  Priapus 

sogar  in  jenen  Adonismythus  eilgreift.     Bekanntlich  gab 

man  diesem  Lainpsuccnischen  Phallusgotte  verschiedene 

Aeltern    (a.  Diodor.    IV.   6.    and    daselbst   Wesseling), 

wobei   wir  weiter  nicht  verweilen   wollen.     Nach  einem 

Mithus  aber,    den  wir  hier  berühren  müssen,    hatte   er 

folgenden  Ursprung:    Dionysua  beschielt  die  Aphrodite» 

i   darauf  nach    Indien.      In    seiner  Abwesenheit 

verro.ihit  tiu  sich  dem  Adonis,  und  aus  dieser  Doppclehe 

entsteht  der  büfsliche  Priapus  551).     Mag  auch,  was  hier 

nicht  unter  sucht  werden  kann  ,    der  gelehrte  Strabo  ,52) 


151)  Scboliast.  Anollon.  Rbod.  I.  932.  (coli.  Schob  Paris,  p. 
und    damit    im    Wesentlichen    übereinstimmend 

Bkianum  macr.  Bfblioth.  Leiden*,  in  'Aßagv. 

ic  den  Dionysus  «;  «jv  MijSnojv  ziehen  läfst, 
ii*i t  nach  Indien.  (  E&s  ist  disselbe  tiu  Excerpt  aus  dem 
Kfiapßas  p.  2  sub. ,  woBerkclius 
od  St»  ph  [i   6.  au»  dem  Schob  Apollon.  tt\  tijv 

'Jtinay*  lestn  will.)  Die  Geburt  erfolgte  zu  Lampsacus; 
vergl.  auch  Etymolog,  magn.  s.  v.  und  Biblimh.  crit.  II. 

anias,  der  (Boeot.  cap.  St.)  auch  von  dem 
Bönitichen  Priapus  redet,  nennt  den  Lainpsjcencr  nur 
des  Bacchus  und  der  Venus  Sohn.  Leber  den  Priapus 
Verjlticbc  man  noch  besonders  Luciamis  Deoi-r.  Diatl. 
Will.  Tom.  II.  pag.  79  Bip.  und  daselbst  Hemsterhuis 
p.  A21  *(\i\. 

XIII.  p.  B7S  B.  AImcl.  Tom.  V.  p.  280T«ch. 


119 

den  Priapua  mit  Grund  einen  neuen  Gott  nennen,  imi 
bleibt  diese  Sage  i:i  so  fern  bedeutend,  als  wir  darin 
Vermischung  der  Phonicischen  Religionen  mit  dein 
Oberasien  herstammenden  Lingamsdienste  des  Sei 
eben  so  entschieden  ei  hl.icl.cn  ,  als  Mir  sie  oben  in 
auf  die  Syrische  Religion  der  Atergatis  und  Senw 
erkannten  :vJ),  Jener  Pi iapus  wird  nun  fortan  als  die« 
barer  Dämon  der  Aphrodite  zugesellt  ,  oder  vielim'hf 
ein  ganzes  Priapisches  Dümonengelolge,  dessen  einzeln* 
Glieder  uns  die  alten  Komiker  in  den  bedeutsamen  Nl 
men  T» ebon  ,  Conisalus,  Orthanes,  Lordon  (Dordon) 
C)bdasus  und  Pyrges  ,5i)  aufbehalten  haben. 

§.     i5. 

Apollo,  Artemis,  Ilithyia,  Hecate    u.  s.w. 
in  ihrer  Abkunft  aus  dem  Orient 

Auch   eine  A  r  t  ein  is  P  i  i  a  p  i  u  a   kennt  das  Allel 
thum.     Sie  halte  im  Pontus  ihren  Dienst  ,  wo  übe?! 
viele  üppige    Zweige   des  Cultus   wucherten  (Plulfti 


153)  Nach   Sicklrr  (  Kadnius   I.  Abth.   Hildburghausen 
p.  CX.)  scheint  Priapua  nur  ein  anden  r  aus  den  Mj 
rien  ru  Lamnsucus  entlehnter  und  bekannt   | 
Name  jenes  großen  Paii  im  i*f£«  \iy»i  der  Griechis 
und  Aegyptischen  Mysterien  (des  Erbauers  um 
nertj  s.  ebendas.  p.  CIX.)  au  seyn,  was  auch  <l 
Piiapns,  d.i.  Fruchte  rzeugungs  kraft,  Prucl 
vilerkrift    (von   "HB  Frucht,    2*t  Vater,   »y 

timmt  angebe.  Hug  über  den  Mythus  eic.  p.  9t  f. 
klart  ibn  auf  ähnliche  Weise  ans  dem  Phimicischen : 
Vater  der  Baum  fruchte. 

154)  S.  Hesychius  II.  p.  3l4.  p.  77S  ed.  Alberti  ibiq.  Tntei 
Athenaeus  X.  cap.  58.  ibiq.  Interprr.     Ks  ist  auf  ur 
Tafel  XLV1I1.  nr.  1.   die  Abbildung   eines  Priapua 
gefugt. 


1  lj 

LacuU.  cap.  10  fin.  pag.  499.  F.).      Aber  on   den  Namen 

t  sich  di^egen  auch    eine  ganz  neue 

Reibe    '  Ideen,    die    von    Oberasien   her 

vtrpi  icht  blos  in  Vorderasien,    sondern  auch  in 

und  auf  den  Inseln  Eingang  fanden,    und 

icn  ganz  anderen  Cultus   begrün« 

csentlich  verschieden   von  dem   wilden  INatur- 

Syrischen  und  Assyrischen  Gottheiten. 

len  E  [i  h  c  s  n  s  zum  Standpunkt,  um  die- 
ses ncoc  Gebiet  zu  ühei blicken.  Die  grofse  Göttin 
dasei!  l   reichen  Stoff  zu  dieser  Betrachtung  dir. 

Epltcsu*  scheint  schon  in  der  Vorzeit  eine  bedeutende 
gewesen    zu   seyn.      Ihr  altes  Verhältniis   mit  ilein 
Morgenlande  (  von  hier  aus  gingen  die  Cai  awanen  nach 
dem  Juhen  Asien),   so  wie  ihre  vorthetlhafte  Lage,    Ut 
!>,  an  dem  von  den  Cilhianisthen  Hohen  herahshö- 
menden  Kayster,    der   sich   hier    ins   Miltelmecr   ei 
nnd  an  seiner  Mündung  einen  Haien  bildete,    trug  ohne 
u  dieser  frühen  ßlüthe  der  Stadt  sehr  viel  bei. 
och  Straho  15S)  hennt  sie  als  den  wichtigsten  Handels- 
Ton   ganz    Kleinasien.      Auch  blieb   sie  unter  den 
i  Hhe  die  eiste  unter  den  dvei  Hauptstädten  des 
\siens  und  später  das  Haupt  dieser  ganzen 
»vinz.      Wichtiger  für  uns,    als  dieser  politi« 
Rang,  ist  ihre  religiöse  Bedeutung.      Seit  den  Ute- 
n  war  sie  ein  Hauptpunkt  jenes  merkwürdigen 
nverhehrs  zwischen  dem  Orient  und  der  Welt  der 
en.      Sie  war  und  blieb,   wie  sie  hiefs,   die  grofse 
be  Metropole  der  Religionen  ;    fftferst  IJcwabrerin 
der  heiligsten  Idole,    das  die  Alten    Limiten,    und 
hung  dea    Christentbums    der   Aufenthaltsort 
testen  Apostel,    der  hier  eine  grofse  Ce- 


ti*) XIV.  p. 
II 


p.iii 

8 


i  »4 

meine  stiftete.  Seitdem  blieb  ihr  lange  das  Vorrecht, 
der  Sitz  eines  Patriarchen  zu  seyn  ,  und  das  Angeden-» 
Iten  an  jenen  ersten  heiligen  Theologen  crhal t  sich 
noch  jezt  unter  den  Trümmern  der  alten  Stadt  in  dem 
Namen  des  Fleckens  Aja-soluk  {'Aytotaoi-Xorx,  s.  Lau  her 
Table  geugraph.  und  (  handler's  Reisen  in  lUeina&ien 
(Leipzig  .776)  p.  i65  ff.).  Von  dem  l'rsprnnge  des  äl- 
testen Gottesdienstes  von  Ephcsns  enthalten  die  Griechi- 
schen Mythen  manche  Erinnerung.  Ephcsus  war  eine 
Hauptniederlassung  der  hier  herum  angepflanzten  .Ioni- 
schen Colome,  die  auch  der  Gegend  den  neuen  Namen. 
Jonien  inilt heilte.  Ein  Lusthain  ;un  Kayster  war  die 
älteste  Ortygia,  die  als  Gutlei  wiege  die  Sage  verherr- 
liehte  und  später  nach  Dclos  und  ueiterhin  verpflanzte 
(Gallimach.  llynin.  Del.  37.  und  daselbst  Spanheim). 
May&tros,  Sohn  der  Amazone  Pentbesilea,  derselbe,  der 
mit  Derceto,  der  Meergöttin,  die  Semiramis  erzeugt, 
hatte  auch  dem  Heros  Ephesus  das  Dascyn  gegeben, 
hatte  mit  dem  Autochthouen  desus  das  älteste  Heilig- 
ihum  hier,  in  dem  Lande  der  barbarischen  Carer  und 
Lcleger,  gegründet,  und  den  hier  Schutz  suchenden 
Amazonen  die  Wohnung  um  den  Tempel  gelassen  (I*au- 
san.  VII.  2.).  Ein  anderer  Mwhus  pries  die  Amazonen 
selbst  als  erste  Stiftet  innen  des  Heiligthums.  Ein  dritter 
ledete  von  einem  siebenmaligen  Tempelhau,  d.h.  der 
Dienst  verlor  sich  in  dunkle  Vorzeit,  man  wui&te  nicht 
mehr  wie  all  er  war.  Gleichwohl  tri  •  1  auch  aus  diesen 
Mythen  einige  Züge  hervor,  die  wir  im  voraus  festhalten 
wollen.  Zuvörderst  sehen  wir  die  alte  Ephesisthe  Göttin 
durch  Hayslros  in  einige  Verbindung  mit  der  Syrischen 
Secgöuin  Dercctu  gesetzt.  "N\ir  stellen  damit  die  bitte« 
tische  Kacniichl  zusammen,  ddfs  das  ganze  Ephesus  ur- 
sprünglich aui*  Meeresboden  b  and  (llerodot.  IL  in.), 
der  durch  Schlanimanhäuluugen  des  Kaystcr  aus  einer 
allen    ttucht    sich    zu    diesem   Elufsthal    erhoben   hatte. 


i.5 

Daher  auch ,  bei  Erbauung  des  ersten  bekannten  Tem- 
pel* durch  Chersiphron,  um  den  Grund  zu  befestigen, 
jene  Kunstanstalten  iiütlng  wurden,  deren  die  Allen  ,5<s), 
mit  grolscr  Auszeichnung  ihres  Ki  Finders  Theodorus  von 
Samoi,  gedenken  ,57).  Endlich  liegen  in  der  Sage  von 
den  Amazonen,  die  als  Erbauerinnen  mehrerer  Joiii- 
cr  Städte,  z.  B.  Smyrna's,  genannt  werden,  Spuren 
H  Religionswanderungcn,  die  wir  unten  weiter  ver- 
folgen werden. 

Die  nächste  Frage  ,  wer  denn  die  grofse  Gultin  von 
E[  bei  as  sej,  kann  niebt  anders  als  durch  einen  Ue- 
berb  J  ic  b  des  ganzen  Kreises  beantwot  tet  werden, 
der  »ich  mit  diesem  Cult  in  dem  Vaterlande  der  Religiö- 
sen crotlnet.  Es  vereinigen  sich  im  Ephesüchen  Gottes- 
dienste augenscheinlich  Medisch-  Persische,  Ae- 
gvptische,  Libysche,  Scythische  uud  Creten- 
niche  Elemente. 

Merken  wir  also  zuerst  auf  das  Medisch  Persische, 
oder  auf  die  Züge  der  Religionsideen  aus  Ober- 
asien her. 

Wenn  ich  Oberasien  sage,  so  bezeichne  ich  da« 
mit  den  ursprünglichen  Sitz  dieser  Religion.  Die  nächste 


U6>  Pin.  H.  N.  XXXVI.  cap.  14.  $,  2t.  pag.  740  Hartluin. 
veigl.  Sirabo  XIV.  Toni  V.  p.  531  Tzsch.  p.  534  ibid. 
Dirjjcn.  Latrt.  II.  §.  10>. 

137)  Uclwr  das  Schicksal  dieses  ' ApTajuusr/cv  ,  woran  ganz  Asien 
22<i  Jahre  gebaut  halle,   so  wie  über  seine  Bedeutung  in 
«er  Geschichte    der  Jüdischen  Architectur  vergl.  For- 
ster in  den  Memoir.  de  la  Societ.  d.  Amit].  de  Cissel  I. 
p.  156.  und    eine  Vorlesung  von  Hirt   in  der  Sammlung 
Abhandll.  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften, 
berühmteren  Tempel   verschlang   ein  ürd- 
n  ,  woiin  die  christlichen  Vater  /um  Thril  das  Vor« 
brnvoin  Untergange  desHcidcnthuro*  sahen  (Clemens 
Alex.  Pfotrepl.  p.  44.). 


1)6 


Verpflanzung  geschah  von  den  Küstenländern  de»  «eh 
zen  Meeres  her.  Davon  zeugt  die  im  Ephesitcher 
so  häufige  Erwähnung  clor  A  mazonen  '  is  wj 

ilie  eisten  Hjaerbore^rinnen ,  die  die  erste  Kunde 
diesem  Glauben  des    Morgenlandes    gebracht,    und 
grofsen  Epheterin   das  älteste  Sclmitzbild  ,  i 
ten.     So  singt  wenigstens  Callimachus    in  dun   sebd 
Festhymnus  1J9)  auf  die  Diana: 

„FJiom.ils  wetbeten  'fir  die  krieg*  rischen  Amazonen 
Auch    an    EpheSos   Ufer   zum    herrlichen    Denkmal 

Bildniis 
UnttT  dem  Schalten  dir  Eiche.**  — 

Aber  den  Nachhall  eines  ungleich  filteren  llvmnns  h; 
uns  Hcrodotus  und  Pausauias   in  einigen   unschätzbl 
Fragmenten  alter  Tradition  aufbehalten,  wovon    vtr 
Wesentliche    nitinetlen  «ollen.      Von   Lvciea    im 
liehen  Kleinasien  her,  aus  einer  Niederlassung  Apoll 
scher  Religion »  harn  ,  an  der  Spitze  einer  Vi  -ieslen 
nie,  Ölen  ('&*,£*),    und   licfs  sich   auf  der  Insel  D< 
nieder.     Er,    der  älteste   Sänger,    so   weh  die  Gri< 
■wissen,  aller  als  l'amphus  und  Orpheus  selbst,  hra 
mit  der  Religion,   die  er  hierher   verpflanzte,    auch 
Geschichte  ihres  Ursprungs,  die  der  Inhalt  »im  HyOU 
Ward,    womit    man   unter   dramatischen    Aufzogen 
Tänzen  an   den  buhen  Festen    die  Landesgotlluiten   tcr 


iS8)  Ks  kann  inline  Absicht  nicht  Sern,  den  Amazonenmytl 
ScHmI    hier  auslllhrlich  m  erörtern)    Zml-m,  was 
über  zu  dtn  Fragmenten  des  liecatäus  von  Milet  pag, ! 
vliii    nur    bemerkt    worden,    vergleiche   man   je 
G  in  h  t  r  im  Wörterbuch  zum  Ht'buf  dt  r  Aeslh«  i.k 
beigebracht  hat,  womit  nun  noch  M  i  I  I  in   zu  den  |'< 
lures  de   Vase»   anlicjues     1.    ur.  61.    Verbunden 
muf's. 


1J£)  237  nach  Ahlwardl. 


1  ! 


fcrrrlichle.     F>  sang  die  Geburt  fies  Apollo  und  der  Ar- 
der lueifsenden  Leto  die  Hyperboreerin 
estanden  habe  (Paiv^n.   I.    lö.    IX. 
einem  Dclischen    Festgcsange  der  Sängerin 
•  war  dieser  J'i  iest erpoet  Oten  seihst  ein  Hyperboreer 

i   r  er  ein  Fremdling  aus  deui 
Linde  der   Lycier.      Jene  Uilhyia   bezeichnet  die  erste 
:.*-rerpllanzung   aus   dem  Nordosten   her,    wovon 
ichricht  hatten.     Die  weiteren  Züge  meU 
Delischen  Tradition   ilerodotas    (IV. 
cjji  Mi?  dem  zweiten  Zuge  kamen,   so  rühmten 

tlheiten    Artemis    und  Apollo  seihst 
«■•dem  Hrperboreerlande ,    um  hei   ihnen  bu   wohnen, 
»od    in  Begleitung    derselben    die    heiligen   Jungfrauen 
Auch   sie  wurden  in  dem  Tempel- 
mo»  des  Ölen  verherrlicht,    und   durch  heilige   Ge- 
Anden Itcnerhalten.  Nicht  weniger  der  dritte 
n  Deliern  zwei  andere  Jungfrauen,  Laodice 
und    Hyperoche,    zuführte ,    die   in  Begleitung  von  fünf 
nnen,    welche   man    von  der   Ueberbringung 
aben  Perpheren  1M)  (auch  Amallojihoren  nnd 
reo)  nannte.     An    diese  drei  Züge  schliefst   sieh 
nn  die  bekannte   Ergahiung   von  der  Uebersendung 


-r  ntnnt  Callimacbus  Del.  292.  'Enattfpf}    auch 
fcejUII  tr  noch   tide  dritte  Jungfrau    Ac£«u  ^Loxo;.   •- 

nn   ilessttben  Namens,   tf t*r  Joniscli 
und   et 'wohnlich    Ott/;   hitl»;   cf.  Suanlieiin   ad  (VI- 


1 I< 


der  heiligen  Gaben,  die,  in  Garben  eingewickelt 
den  Hyperboreern  her  ein  Volk  nach  dem  andern 
nach  Delos  beförderte.  Ilithyia  kam  also  mit  dem  erst 
Zuge,  und  Ölen  Ul  ihr  erster  Sünger.  Was  batte  A'i 
von  seiner  grofsen  Göttin  zu  rühmen  gewufst  ?  Siesey  de 
Eros  Mutter  (Fausan.  IX.  57.).  Eine  bedeutende,  inhal 
reiche  Nachricht.  Diese  Jlilh)ia  war  die  erste  Geba 
rerin.  So  hennt  sie  auch  der  Homeridische  Hymnus 
den  Apollo.  Dort  ist  sie  die  hülf  reiche  Hyperboreer  in. 
lieb  durch  das  Geschenk  eines  neun  Ellen  langen  goldene 
Bandes  überreden  läfst,  der  hreifsenden Leto  beizuste 
(vers.  97.).  Sie  ist  die  gute  Spinnerin  (tvXn 
■wie  Ölen  sie  auch  genannt  in  dem  ihr  geweiheten  Hym- 
nus (Fausan.  V1H.  »i.)T  der  zugleich  von  ihr  gerühmt 
hatte,  dafs  sie  alter  sey  als  selbst  Krunus,  und  dieselbe 
Person  mit  der  Göttin  des  Schicksals  (Pepromene).  Si< 
ist  also  auch  die  erste  Spinnerin  und  Peprom  enr. 
Ihr  galten  daher  auch  die  mit  den  Haarlochen  umwunde- 
nen Spindeln,  welche  die  Delischen  Madchen  vor  ihrer 
Hochzeit  auf  das  Grab  ihrer  Hyperboreischen  Dienerin- 
nen niederlegten  (Herodot.  IV.  34-).  Wir  behalten  un» 
V(»r,  die  Ideen  von  Spinnen  und  Weben,  die  man  nur 
in  Beziehung  auf  die  Farcen  zu  denken  pflegt,  unten  ia 
Bezug  auf  grofsc  weibliche  >'aturgnttheiten  weiter 
verfolgen,  und  verweisen  vorläufig  unsere  Leser  auf 
waa»wir  über  diese  Allegorie,  wonach  aus  dcrnsel 
Grundbegriffe  Venus,  Diana,  Proserpina  und  Mine 
Wc  b  0  i"  i  n  n  en  heifsen  ,  in  den  Homerischen  Brie 
p.  3a  fl".  gesagt  haben  16-).     Hier  bemerken  wir  nur 


162)  Euslathins  ad  IluiL  TIT.  p  297  ßasil.  macht  sebon  d*i 
■ufmerksmu  ,  atft  bei  I J i>iii«  r  nicht  blofs  Heroinm 
{•wfi  j/KtLy),    sondern  auch  höhere   \S  , 

trn  (Tt-,ü  rwv  9*vrt\an)  ureben  ,    wie  solches  die  ( 
kelg«.     Auf  eine  ahuJiche  allegorische  Weise  fafslen 


>«9 

bedeutenden  Zug,  dafs  dieses  Amt  der  Hyperboreischen 

nu'lirere,    auf  die  Artemis  übergetragen 

Kbvv   auf    welche  Artemis?      Des    Zeus    und    der 

Pertephone   Tochter.      Das    ist    die  erste    Artemis, 

das  i»t  die  ,    die  den   geflügelten   Eros   geboten  hat  w). 


Allf-n  auch  diu  Webender  Pentlnpe  (  s.  Homer. 
Briete  |»  3S.)  ,  ja  seihst  der  \anie  Tlivtko-r^  bezeich- 
nete ein»  Weberin,  da  er  entweder  herzuleiten  ist  von 
-V*  y  o  p  e  r  a  r  i  t  e  x  t  n  r  a  e  t  e  n  u  i ,  ein 
dünnes,  feines  Gewebe  bereiten,  oder  von 
»  «jv  len  Einschlag* fa den  jm  Gewebe 

•  affassen.    So   eiklürt  auch  tUr  Scholiast   mscr.  des 
i.  falatin.  nr.  45.  2u  Odyss.  IV.  7'J7.    den  Nainen  dir 
PeneJjbpe :    w«f<2  tö  tci'itvbn  ra  Aü»to;,   vorher  habe 
tic 'A*ti£Ü*ii  oder 'Avi^k/j  geheißten«    Eusiatliius  ad  Odyss. 
II.  loS  sqq.  p.  si.  ij  sq.  Basil.  führt  eine    Erklärung  au, 
welche  das  Weben  der  Penelope  (der  Philosophie)  alle» 
gotisch  auf  die  S  y  n  t  h  e  s  i  8  und  Analjail  im  philoso- 
phischen  Denken   bezog.      Ob  nun  gleich  die  späte  Aus- 
deutung   Griechischer  Sophisten    in  jener  Erklärung    bei 
BostSthiua    Niemand    verkennen    wird,     so  ist  damit    das 
wirkliche  Dascyn  einer  Stelle  im  Moments, 
i  in  ttn  fatal  ial  i  s  c  lies  Weben  (  ein  Weben  ,  das 
r  tiu  Schickaal  entscheiden  .soll.)  vorkommt,  nicht  im 
mmdcsii  ii   erschOtten.      In  so  fern  das  Weben  der  Pene- 
pa  mit  iiiKiii  Zt'itriui  me  in  Verbindung  gesetzt  wild, 
kann  es  mit  dem  W  «. ben  verglichen  weiden,  wovon  unten 
iiii  vierten  B.i»de  die  Kede  seyn  wird. 

Auch  in  den  alt-  Italischen  und  E  t  r  u  r  i  s  c  h  e  n 
Mvil  .11  Isi  diese  Allegorie  sichtbar.  So  war  die  Krau  des 
alleren  1  arquinius  ,  Gaja  Cflcilia  ,  eine  gute  Webe  rin, 
aber  auch  eint  Zauberin;  s.  Niebuhr  Rom.  Grsch. 
J.  p.  2t2.  und  den  daselbst  angeführten  Pt-btus  s.  v,  prae- 
via und  Proclus  de  notuinibb.  in  Gothofiedi  Auetorr. 
L.  L.  p.  I4(W. 

a6J>  S.  Cicero  d*  Nat.  Deor.  III.  23.  und  meine  Anmerkung 
Itlbat  p.  017. 


Hier  also  schon  Verwebung  der  alten  Hyperboreerlehre 
mit  dem  gewöhnlichen  Göttersysteme  der  Griechen,  Da- 
her fällt  auch  diese  Artemis  wieder  mit  ihrer  Mutter, 
der  Persephone ,  zusammen.  Man  lese  das  bedeutende 
Scholion  zu  Pindar*s  erster  Nemeisebon  Ode  und  das 
dort  aufbehaltene  Fragment  des  Callimachua  aus  der 
Hecale  (  Callimacb.  Frngmm.  Bcntlei  nr.  48.  T.  I.  p.  43a 
« «1  Ernesli).  •—  Hier  «eben  wir  also  die  Ideen  Ilithvia, 
Artemis,  Persephone,  in  Bezug  auf  jene  bedeutsame 
Spinnerei,  einander  gegenseitig  durchdringen.  Wird 
man  nun  n  >ch  sagen,  wenn  vir  in  der  Geheimlehre  die 
Proserpina,  die  Libera,  als  die  grofse ,  erste  Webe- 
rin Stil  Stellen  Platonischer  Philosophen  als  Orphisch 
nachweisen  werden  :  das  ist  Alles  falsches  Vorgeben  my- 
stischer Deutle?  1  Hie  ihre  eigenen  Gedanlien  dem  allen 
Orpheus  aufhefteten?  Hier,  in  dieser  von  Dclos  her 
durch  lleindotus,  Calliinachus ,  Cicero,  Pausanias  fort- 
laufenden Ttadilion  der  alten  Priesterlehre  des  Ölen, 
haben  wir  einen  Prüfstein,  dessen  Probe  einen  Jeden, 
der  vorurlheil&frei  sehen  will,  überzeugen  bann  ,  dafs 
die  alten  Vülher  in  ihrem  heiligsten  Besitzthum  ,  in  ih- 
rem Religionsglauben  ,  heine  solche  Neuerungen  und 
Verfälschungen  zuließen,  als  man,  um  jene  Meinung 
von  dem  späten  Ursprünge  Orphischer  und  ähnlicher 
Sülze  zu  stützen  ,  annehmen  innfs.  Es  tritt  also  jene 
Ilithyia  aus  dem  hellen  Kreise  der  Griechischen  Olynv- 
pie rinnen  in  die  Hvperboreische  Nacht  zuruett.  Sic  ist 
die  Urnacht  selbst,  aus  der  alle  Dinge  geboren  sin'l, 
vor  Alietl  aber  Eros,  wie  auch  Parmenides,  Hesiodus 
und  Andere  Acm  alten  Ölen  nachgesungen  haben  i6i). 
Dieser  ist  der  gro&fl  EiuigM  der  stielenden  Elemente, 


ohne  den  keine  Harmonie  und  Weltordnung  möglich  ist. 

»eine  Mutter  ist  dtt  eiste  Nackt   und  dasselbe  Wesen 

mit  di  ptischeu  Athor,    der  daher   auch   die  Maus 

ic  uir  oben  bemerkt  haben  ;  Lato  (Latona), 

und  Mutter  *  <'■■  Apollo  und  Artemis,  hat  die 

na  zum  heiligen  Thiere.  Alhor  aber  »tauch 

im  der  Taube  (s.  'Jh.  I.  p.Ssi.).     Ebenso 

tc  in  diesen  Asiatischen  Religionen  die  älteste  Se- 

iibengültin)  ein  kosmogonisches  Wesen  seyn. 

-n  ichkrasen  sich    nun   ganz   natürlich   die  Begriffe 

i    Förderung  der   Geburt,   die  man  jener 

egte.      Wegen  dieser  Wohltbal  hatte  ibr  jene 

'•ngesaudtscbaft  die  heiligen  Gaben  nach 

-  icht  wollte  man  auch  diese  Hülfe 

iraen   l  pis   andeuten,    womit  sie    der 

ig,  Upingos,  belegte.  Die  Göttin  und  ihre 

im  gemeinschaftlich  ,    nach  einer  hau« 

vorkommenden   Namengemeinscliaft ,    wodurch   im 

Aherthume  der  Priester  mit  seinem  Gotte,  den  er  ja  oft 

lirte,    in  nähere  Verbindung  trat. 

-entliehe   Bedeutung    dieses    Namens    wuTsten   die 

t  mehr;    sb   suchten  ihn  aber  durch  die 

^cu  sich  anzueignen.    Hiernach  wurde 

de   Hyperboreerin  Opis    mit  der  ah-  Italischen 

•|»s  zusammenfallen  (Spanheim   ad  Callimacb. 

;.).     Vielleicht  war  dies  selbst  der  älteste 

tiu.     Wenigstens  Gallimacnus 

und  lliopo  den  ersten  Tenipeldienst 

liten.     Doch  darauf  kommt  $••  viel  niclit  au.    Ge- 

seit  undenklichen  Zeiten  auch  nach  Ephe- 

ien  (das  waren  ja  die 

b  )  mit  d  ion  der  grofson  Gebähre- 

und    M  mmen    Maren.     Sie  ist    also    selbst 

Sie   ist  dieselLc,   *lie   mit   dem   ersten 

war,      deren    ältester  Gottesdienst    in 


Efthesus  gegründet  ward,  ein  Dienst,  der,  getreuer 
andci  e  ,  selbst  bis  in  die  späteste  Zeit  herab  die  ursprüi 
liehe  Idee  der  ersten  Mutter  U6) ,  der  gl  ■> 
ter,  die  Alles  was  lebt  ans  Liebt  bringt,  in  bleiben« 
Attributen  und  im  Tempelbilde  selbst  erhielt 
wahrte.  Sie  ist  endlich  dieselbe  Ililhyia  ,  die  aus  dt 
Hvporboieei  lande  her  der  gebührenden  Leto  nach  dt 
heiligen  Eilande  Delus  zu  Hülfe  geeilt  vtar  ,  wo  man  at 
den  alten  Hymnus,  den  Ölen  auf  diese  Helferin  gedic 
tet,  bei  den  Opfern  sang  1ö/). 

So  tritt  also  im  Mythos,    wie  im  Geiste  und  Cham 
ter,  tlee  Ephcsische  Dienst  als  der  ältere   hervor, 
dem   sieh    auf  die  bemerkte    Art   der   v«n  Delos    in 
Verehrung  dieses  Einen  Unsmngoniscfien    Wesen*    v< 
einigt;   nur  mit  dem   Unterschiede,   duf»  dort  die  ne« 
Mutter  mit  ihren  Göltet  bindern   die  öffentliche  It 
in  Besitz  nahm,    wahrend  man  zu  Ephesus  im   'NN 
liehen  fortdauernd  bei  dem  Allen  blieb.  Der  Asiate. 
perboreer  wie  Carer  und  Leleger,  der  zuerst  ihr  opfei 
hatte   ohne  Zweifel    auch    ihr   den    alten  rechten 
gegeben.     Der  Jouiscbc  Hellene  nannte  sie  hier  wie  d> 
in  seiner  Sprache.    Da  hiefs  sie  ihm  die  Kommend« 
*EX*v£b&  oder  EiAe&vta.     Das  war  sie  ihm.     Sie  war  il 
aus  Nordosten   gekommen.      Sie   war  es  auch,    ohi 
die  kein  Wesen  zur  Geburt  kam  **7)>      1"  so  weit  hat 


%6S)  Varro  <h-  E  L.  IV.  10.  p.  12  Gothoired.  gesellt  die* 
den  Crtlnr«n  bei,    nennt  sie-  Ops  muter  (Mutter)  und 
klart  ^i^■  fQf  die  ernährende  Erde;   s.  meine  Aninnk. 
Cic.  (U   \    I).  III.  22.  pag.  60-1.   und  vergl.  Payne  Kni 
loci-  into  tbe  nyiuboL  lang.   §.  jS,  p.  27  Sq. 

166)  Pdtiv.in.    I.   t«.    vergl.    Balliger   Ililhyia   oder  die  I 
p.  \5  ff. 

^'jeb  hieß  sit-  B«Ao?f"a,  welches  Wort  im  Lexicon 
calctm  Uffottil  in  appendice  ad  Esmolol;.  Uuduti.  p.< 


Ia5 

also  etwas  Wahres  gesagt.  Den  eigentlichen  Ur- 
sprung de»  Wortes  müssen  wir  natürlich  in  den  Sprachen 
le»  Orients  suchen.  Hier  zeigen  uns  die  Iterndoleische 
!»litta  und  Alxlat  den  rechten  Weg;  und  ganz  uuge- 
-wungen  führen  uns  die  Worter  n*?1?  Lailah  (l\acht) 
■J^l  jalad  (gebabren)  auf  die  U  mach t  oder  auf 
<  b  3  h  1  eri  n  zurück  m).  Ohne  Zweifel  war  das- 
selbe \>  e*en  als  Brimo  auch  in  einem  Orphischen  Ge- 
»esungen  worden,  worauf  der  "Verfasser  der  Ar- 
iin  17.  Vers  anspielt  : 
«Auch  der  gewaltigen  Bruno  Geburt.  "  — 
.lach  diese  Brimo  war  wolil ,  wie  der  ganze  Zusammen- 
hang Tcrmuthen  lafst,  noch  im  alten  höheren  Sinne  eines 
fcotmogomschen  Urweseus  genommen  worden. 

Zugleich  aber  treten  wir  mit  den  beiden  Namen 
Alttat  und  Brimo  in  einen  neuen  Kreis  von  Ideen  ein, 
die  sich  früh  mit  dem  Begriffe  jener  Gottheit  verbunden 


erklart  wird    durch  *  tiXs<Sji<i'    ßclä$  ya$  ri;  ul&Tvae,  wvo;*a- 
1  htivrw  «  fyp-jTa  ri;  niStva^.    Die  SteU 

I  etwas  veidorlv  u  ,    giebt  uns  einen  neuen  Na* 
n  für  jene  kosmugonische  VV  c  h  c  in  ti  1 1  e  r. 

165)  Die  letzte  llerleiluug  hat  mehr  Beifall  gtlunden,  als  die 

IdeO  »lt.-  Diis  Syri«  SyntagUV  !'•  £■•!>•  ••  p-  '75 

—  \mMel.   vergl.   Le  Clerc  xu  I It^'iodi  'I'lieogon. 

921.     Auch  Wcsseliruj  XU  Diodor.  lib.  V.  cap<  73.  spricht 

,,  L  j  1 0  n  a  i  .->  t  die  i\  a  c  !i  t u  ( xa<  A>j-rtil 

italhiufl  Rdnx  bestimmt  zur  Erklärung  von 

p.  722.  4y.  ed.  Basü.     Ebenderselbe  tu 

II.  1.    p.  22.     \  *  -  -  1/0;  9  '  knl^an  \4yrrm  ,  tovrtvrt 

■-,  w.       Hierauf   fahrt  er  ?.um  Beweise  des  Sophoeles 

v».  95.  an  ,   zu  welcher  Stelle  auch  ßrunk  den 

ithius  anführt.     Vergl.  pug.  197  ed.  Erfurdt.     SieUler 

p.  LXIIf.)  leitet  Aifru/  ab  von  DlV ,   verhüllen, 

•0   dati   cb   die    Verhüllte,     Verschleierte    be. 


124  I 

I 

haben   müssen.     Nacht,    Mond  und  ihre  Phantom«  uad   < 
Schrecknisse  gränzen  so  nahe  an  einander,  wie  anf  (kr 
andern  beite  Gebüit  und  Geburtswehen  und  oft  der  G#» 
bohrenden  Tod.     Das  sind  die  Punkte ,   um  welche  rid  \ 
diese  neue  Ideenreihe  herumdreht.  Zuvörderst  der  Orieat  : 
liennt  Ton   alten   Zeiten  her  in    fortlaufender  TradittM 
auch  eine  peinigende  AHlat,  eine  furchtbare  böse  Ltlitt,  l 
die  Angst  und  Schmerzen  bringt,  und  mit  schreckhafte* 
Zauber    die    lireifsenden    heimsucht.      Auch  Humen», 
wenn   rr  gleich,   nach  seiner  Götterlehre,    die  Uithjia 
nach  Greta  versetzt  169)  ,  weifs  doch  auch  tob  mehrerea 
Schmerzen  bringenden  Ilithyien  (liias  XI.  269  ff.  nack 
Vofs)  : 

„Wie  der   Gebährerin   Seele  der  Pfeil  des    Schmers«! 

durchdringet 
Herb  und  scharf,  den  gesandt  hartringende  fiileifhyen, 
Sic  der  Hcre  Töchter ,   von   bitteren  Wehen    begleitet.' 

Alle  diese  Vorstellungen  gingen  nun  auch  auf  tüft 
alte  Briiiwi  rber.  Ihr  Name  besagte  dies  schon;  sie  wir 
dem  Griechen  üi»1  um,  <!i<-  lasiende  Schwere ,  voa  0£it% 
ßpföta %  und  zugleich,  durch  die  natürliche  Verwandt* 
Schaft  von  .im  um.  ln-mo,  die  Lärmende,  welche  schrccV 
haft  die  Nachte  durchi  anseht.  Bekannter  war  sie  in  die» 
ser  Bedeutung  alsllecate.  Auch  dieser  Name,  UN 
so  viele,  ward  miinnlich  als  Pradicat  ("Exa-cof)  dal 
Apollo  beigelegt  und  weiblich*  der  Artemis.  Ursprung! 
lieh  war  diese  Iltratc  Keine  andere  als  jene  Brimo  selbst* 
'F.y.'tvr,  nittclile  sie  heilsen  entweder  als  Femnirkendej 
uder  als  KuUVrncnde  und  Fluchahwcndende  (s.  Yofsi* 
den  iN'ovv.  Aclt.  Soc.  Latin.  Jenensis  von  Eichslädt  I- ]**» 
3fV"5  IT.).  Man  brachte  der  Hccate  Siihuopfcr.  Es  wäre* 
häusliche  Lustrationen,  am  dreißigsten  jedes  Monats  ver» 
auslohet.  Wesentlich  dabei  waren  Eier  und  junge  Hundt 


ibj)  Ü«!y;S.  XIX.  1S8.  vcrgl.  Strabo  X.  p.  730.  (.76.) 


ia5 


itcn  alsDampfopfir.  Die  Ueberbleibsel  desThieres 

v>us  man  sonst  dargekracht  hatte,    Minden  mit  mch- 

.vtuatoii  auf  die  Kreuzwege  gelegt.     Das  nannte 

irino  Leute  und  Cvnikrr  herfielen  ;  welche  Gier  ig  l.eir  hei 
\lten  oft  als  Beweis  iiul'serster  Armut  h  «»tief  *\ii-dcr- 
«l'ilnt  wiid  (s.  die  Note  eon  Ilcinsteihuis 
tuLucian.  Dialogg.  Mortt.  II.  p.  3ou  Bip  ).  Hunde  waren 
:  lit-cale  beilige  '1  liier;  schon  Euripides  hatte  den 
.  ,ust  der  Hecate  genannt,  und  auch  Dcitltmale 
diese  Gottheit  mit  inem  Hunde  Bttfdem  Sei" 
den  tie  lieLs&uhosen  scheint.  Hier  vermischen  aich  äit 
Attribute  der  Hecate  mit  denen  der  f  \bele.  der  man 
ebenfalls  Hunde  veihele;  s.  Cuper  im  llarpocrateß  psg. 
it)6  **\.  m<»  iiu  Bildwerk  dieser  Art  wohl  erläutert  i 


Ueber  dos  Attribut  der  II  u  nd  e  in  Absiebt  der  Scyl- 
la, Hecate  u.  s.  w.  s.  Euatathius  ad  Odyss.  M  S5  seq. 
p.  477  ir.fr.  und  p  t7S  >>uur.  ed.  Ba-.il.  Uebe/  die  Hun- 
de, welch«  der  Hecate  beigegeben,  tuicl  ibr  auch  ge- 
opfert wurden,  gilbt  Heindorf  zu  Horasrnn  Satyran  (I.  8. 
VS.  35.)  p,  181.  einige  Data.  Wir  haben  scholl  im  ersten* 
Th.  p.  424.  «VS9.  752.  mehrfach  vom  Symbol  des  Hundes, 
d.r  (.(.  i)    und    Persien   so    bedeutend   hervortritt, 

gesprochen,  und  fügen  hier  noch  folgende-  .inte 

Datum  bti.  In  Samaria  nämlich  verehrten  die  A*aer, 
nach  II.  B.  d.  Kon.  XVII.  ti.  eine  Gottheit ,  '•""-  (  N  i  b- 
ch»s  ;,  welches  Wen  t  die  Ausleget  fQr  I  j  i  u  i  o  r  ,  den 
Bellenden  (vielleicht  eine  Art  A  n  u  hi  s  )  nehmen  und 
dabei  angeben,  dafs  dieses  Idol  die  Gestalt  eines  Hundes 
gebäht  habe.  Und  von  dieser  Verehrung  des  Hundes 
sollen  sich  noch  bis  auf  die  neuesten  Zeiten  Spuren  er-, 
haben  haben.  „  1'nwcit  Berytus  fauds'u  h  auf  einem  hohen 
Berge  die  Bildsäule  eines  grofsen  Hunde«,  welche  als 
Schutzgottheit  der  Gegend  angesehen  wurde,  und  durch 
ein  v»  i  nschallcndes  Gebell  die  umliegende  G'-irend  hei 
herannahenden  Gefahren  warnte.  Diebes  Hild  war  r.acli- 
mal»  in  das  Meer  geworfen  worden  j   von  ihm  hatte  noch 


der  angrenzende  Flufs  seinen  Namen."  S.  Gesenius  Hebr. 
Wörterb.  p.  672  f. ,  der  in  diesen  Angaben  besonders  den 
eigenen  Untersticbemgen  von  Iken  Über  den  Golt  Nfbcbal, 
so  wie  der  Erzählung  von  Thevenot  gefolgt  isi.  Vergl. 
auch  öickler  a.  a.  ü.  pag.  7$  sq.  Aus  Gründen  ,  die  ich 
in  den  Commetitatt.  Herodou.  I.  p.  216.  gegeben,  können 
diese  Gottheiten  dir  AvSer,  Nibchaz  und  Tha  thak,  zu 
den  Laren  gerechnet  werden. 

171)  Der  am  Ende  des  §.  beigefügte  Holzschnitt  zeigt  eine 
solche  Hecate  als  Matrone,  mit  drei  Gesichtern  und 
einem  Hunde,  den  sie  an  den  Vorderfüfsen  schwebend 
h.ilt ,  nach  Paciaudt  Monuinm.  Pelopnna.  Vol.  II.  p.  1S9. 
■Olli  l!x2.    b.  die  Erklärung  der  Abbildungen  p.  51. 


J2Ö 

Oder  die  Göttin  ward  selbst  mit  einem  Hundskopfe  ge- 
bildet (Hcsyi h.  in  ayakita  'E*  ).  Vielleicht  war  das  ihre 
ältere  mystische  Gestalt.  Sie  gehörte  nämlich  zu  den  Gott- 
beiten  ,  die  man  im  Geheimdienste  von  Samothracieir  ver- 
ehrte. Dort  in  der  ZcryntLischen  Höhle  opferte  man  ihr 
Hunde.  Besonders  in  Aegina  waren  ihre  Mysterien  herr- 
schend. Man  schrieb  sie  dem  Orpheus  zu.  Dort  sah  man 
auch  mehrere  Bilder  von  ihr,  ein  Schnitzbild  von  Myron's 
Hand,  mit  Einem  Gesicht,  aber  andere  Bilder  der  He- 
cate mit  drei  Gesichtern  schrieb  man  dem  berühmten 
Alcamenes  gn  (Pausan.  II.  3o.)  ,71).  So  suchten  Griechi- 
sche Künstler  die  grofse  Ejandesgöttin  zu  verherrlichen. 
IViclit  weniger  verherrlichte  sie  di"  alte  Priesterpoesie. 
Ob  die  bekannte  Stelle  von  der  Macht  der  Hecate  in  der 
Hesiodeischen  Theogonie  (loa  —  5a)  als  ein  Ergufs  eines 
Orphischen  Sängers  zu  betrachten  sey,  lassen  Mir  auf 
sich  beruhen ;  so  viel  scheint  gewifa,  dafs  die  Geheim- 
lehre auch  hier  den  alten  orientalischen  Begriff  von  der 
Urnacht  als  der  Mutter  aller  Dinge  fortgepflanzt  haben 
wird.  Hiermit  verbanden  sich  andere  Vorstellungen, 
die  aus  der  Bedeutung  des  dreifach  wechselnden  Mondes 
her  vergingen.     So  wie  sie  Urgrund  der  Dinge  war,    so 


.  I27 

hcint  sie  auch  als  ihre  Regiererin.  Es  ist  nichts  auf 
leu  ,  im  Himmel  oder  im  Meere,  und  in  dem  Verkehr 
der  Menschen  zu  gedenken,  <las  nicht  ihrer  Macht  und 
.eitung  unterworfen  sry.  So  erscheint  sie  bei  Hesiodus, 
nach  einer  nns  natürlichen  Exposition  des  L'rprincip's 
und  tn  der  Weise,  wie  jener  grollen  Lililli  und  Brimo 
»chon   iu   uralter  Pi  iesterlehre   gedacht  worden  war  '"*). 

Pr,  jener  furchtbaren  Macht  der  Hecate  entfernt 
sieh  audi  der  Begiill  jener  Upia  nicht  sehr,  die  man  in 
der  Scjrthi-uhen  Taurica  verehrte.  Kur  scheint  dort  die 
L-rgcfctalt  vorgehenscht  zu  liahen.  Es  war  die  Stier- 
gütlsn  ,  im  S  l  i  e  r  1  a  n  d  e.  ii  jeder  Hinsicht  hiefs  sie 
TarponuXi/c.      Ein  blutiger  Dienst    war  ihr  angeordnet, 

»und  sie  dürst.te   nicht  weniger  nach  Menschenblut ,   als 
jener   katb» Uö]»f j^e  Moloch   der    Ammouiter.      Wilderes 
Volk,  wilderer  Dienst.      Vielleicht  gab  es  hier  weniger 
Mysterien,    die  an  manchen  Orten  priesterlich  wirksam 
die  alte  strenge  Sitte  milderten.     Noch  in  der  Verpflan- 
zong  nach  Sparta  behauptete  diese  Scythenretigion  ihren 
Charakter.     Die  Lacedämonier  hatten  ihre  Upis,  so  sag- 
ten »ie  ,    dorther,    und   schon  bei  der    Einweihung   des 
'tesdienstes  war  Raserei,  Mord  und  Todschlag  die  erste 
Wirkung  gewesen;  und  wenn  man  eu  Sparta  dieser  Tau« 
riet  in  auch  nur  anfangs  Menschen  schlachtete,  so  mulste 
•piteihin    d<»eh    von  den  Rüchen  der  gegeißelten  Jüng- 
linge Menschenblut  iliefsen.  Der  erste  Anblick  des  Bildes 


172)  Hiernach  erklart  Sickler  (Kaduius  pag.  LXIV.)  Necate 
nach  dem  Ebriiscben  7\irvn  ( Hecbbsdah»)  oder  rr.r.s, 
(Aecbd.iiirth)  als  die  jrrofse  Vereiniger  in  dergesamin- 
len  Ordnung  der  Dinge,  und  andrerseits  seihst  als  die 
grcilV.e  Vereinte,  die  Alles  umFafrt;  such  sey  sie.  der- 
selben Semitischen  Wortbedeutung  zufolge  die  Minzige 
und  Erste  <"~i{<).  Es  genügt  uns  solche  Verniiiihiingen 
kOrzlicb  anzuzeigen,  und  das  Urthtil  den  Leiern  zu  über- 


halte  die,  dye  sich  ihm  näherten,  rasend  gemacht  ,:%). 
Also  ein  grausenhaftes  Scheusal  von  ldul  mit  magischer 
Kraft.  Vielleicht  hatte  es,  aus  dem  Stierlande  gesendet, 
einen  Stierhopf.  Wi€  dem  aber  auch  sey  ,  ich  mochte 
mich  nicht  gern  von  der  Hinneigung  auf  das  Stiersymbol 
entfernen,  die  der  gelehrte  Apollodurus  (Fragmm.  p. 4oa 
Heyn.)  durch  die  Worte  giclit,  diese  Artemis  habe  Tau- 
poTioXo*;  geheifsen  ,  weil  sie  in  Stirrgestalt  die  Erde  um- 
wandele. Das  ist  eine  fihnliche  Nachricht  als  die  uns 
Philochorus  mitthcilt  :  Es  habe  auch  Leto  auf  ein» m 
Stiere  die  Länder  duichssugen,  bis  sie  sich  endlich  zu 
Buchetiou  in  Epirui  niedergelassen  '"  ).  Das  ist  derSlier- 
tveg,  den  alte  jNaturgoltheiteu  von  Morgen  nach  Abend 
gewandelt  waren;  wfi'  «erden  unten  einen'  andern  ,  einen 
Wolfsweg  nach  Südwesten ,  nachweisen  können.  Auf 
diesem  Stierpfade  kommt   bald  der  grolle  Saamenträ'ger 


17*)  VeefJi  Paus.in.  Lacon.  cap.  16.,  wo  diese;  Scythischf 
Diana  Orthia  genannt  wird.  Dieser  Diana  Onhia 
3/5)  gedenkt  auch  NicolflUH  L>  tm  jsc»  nus  j  S.  dessen  Fra;;g. 
p,  t  .'«.  und  die  Suppletniu.  p.  Hl  ed.  Ortlli.  Ich  habe  in 
den  Commentart.  Herodott;  Pait.  I.  C.<p.  IF.  §.  01.  p.  244 
s«pj.  von  dem  Geiste  dieser  Lacedamunischtn  Religums- 
uwtige  nusfliln  licher  gikamfi  it. 

174)  S.  Ktym.jlüf.  in^gn.  p.  210.  3.J  Sylb,  p.  1<'t  Uns.  In  der 
Sammlung  der  Fragmente  des  Philnchnrus  wird  von  den 
Herausgeben)  dasselbe  Fragment  aus  Suidas  antgi  fuhrt 
(p.  <Jb.) ,  ohne  riafc  jedoch  auf  die  bt-mcrkeiiswerthe  \  i- 
r'iante  in  derStdle  deaSuidas  und  in  der  desEtymol.  niaen. 
(da*  Bberbaupi  mir  lit-il.lnfig  um  einer  andern  Sache  willen 
angeführt  wird )  aufmerksam  gemacht  wj\i.  Bei  Smdas 
Dltmlich  keifst  es  —    tp^ffi  '■  -3m-  ii>i 

73  t»jv  ('•  y  :-l  -lv  AtUKtf/Ute» 

vec  ''-■■  ;    im  Eiymologicum  magtium  dagegen:    — 

iii  tö  ri-v  Aijt«;  J|toi  Ötfiiv  f  .  s.  w.     Also  nicht 

blos  der  Leto,    sondern  auch  der  Thcmis  wird  der 
bu  e  r  beigegeben. 


Ar, 


JI9 

Abudad  mit  Segen  über  die  Länder  von  Osten  her,  bald 
*e  ,  fürchterliche  Kali1"5),  der  man  als  Lakschtni, 
flhawant  und  Allmutter,  als  Gattin  des  grofscn  Maha- 
dewa  |  die  Kuh  heiligte  ;  an  deren  Altären  aber  auch 
unter  wilder  kriegerischer  Musik  ,  ahnlich  vermuthlich 
jener  Scythischen  auf  launca  ,  Menschenopfer  fielen. 
Sie  als  Bbawani  ist  die  grofse  Erhalterin  aller  Dinge,  de- 
ren Saamen  sie  beim  VVeltbrande  in  ihre  l'iirmutter 
birgt  tur  neuen  ^Vicdcrgeburt ;  aber  sie  ist  auch  die 
furchtbare  Todesgöttin  zugleich  1"6).  Diese  Ideenver- 
Limlong  ton  Tod  und  Leben  ist  vielen  alten  Religionen 
pcmpjn.  Ausgebildet  Herden  wir  sie  unten  in  den  Mj- 
»  Dionysos  wiederfinden. 

Auch  Thracien  hatte  sich  diesen  alten  Monds-  und 
I.tchtcultus  zugeeignet,  und,  wie  es  scheint,  anfänglich 
uier  Form.  Wenigstens  berichtet  Ilerodotus» 
dafs  die  Tbracischen  und  Päonischeu  Frauen  Erstltngs- 
£«ben,  in  Garben  gebunden,  ihrer  königlichen  Artemis 
ßetAtle  so  darbrachten  ,  wie  man  sie  nach  Dolos  Bd  sen- 
le  MV.  33.).  Das  waren  noch  Spuren  von  all- 
Thraciaeher  linderer  Sitte  ,  die  späterhin  der  Wildheit 
Platz  machen  muffte.  Die  Göttin  hiefs  dort  Dendis 
[Biv8i<i  und  BtvJftia,  s.  ltuhnhen.  ad  Tim.  pag.  (yt.  und 
r  Index  in  Palacphat.).     Dieser  Name  und  die  Feste 


HS)  mit  welcher  ilccate  (rfie&trif)  vertan ili  ist.  So 
bringt  Clearchus  beim  Athenäu»  VI.  p.  2$t>.  p.  4»J  ed. 
Schweighaus,  mit  raofeWAe/  den  Namen  rgiiSct  in 
Verbindung,  indem  fr  von  gewissen  niederträchtigen 
Zofen  an  den  Griechischen  Höfen  sagt:    -r/^vert  payt. 

,   TUUfOXÖkot    tUU   T  f  /  6  i  0  I    Tivii    Uj  TM    •*{£$ 

-tu»  iyfvt 

176)  Jones  über  Indiens  Gotiheiren  ,  in  den  Asiat.  AbbandIL, 
I.  p.  SU.  P^nllinus  System.  Brahman.  p.  60.  S.  Tu.  I: 
der  Symbol,  p.  6o3. 

"•  9 


Sieiel   Namens  verbreiteten   sieh  "weit,    selbst  bis  nach 
Atticn  hinunter  1*") ;     und  in  Bithynien  ,    wo  überhaupt 
viele    religiöse   Verwandtschaft    mit    den   Europaischen 
Küstenländern  gegenüber  war,  hatte  man  einen  von  die- 
ser Gottheit  benannten  Monat  irs).     Von   Thracien   so* 
lieft  auch  eine  Sage,  die  der  Homeridischc  Hymnus  auf 
Apollo   berührt ,     das  Delphische   lleiligthum    gründen, 
das  Andere  von  Detos  herleiteten ,  und  selbst  zum  'l'hcil 
von  jenem  alten  Priestertanger  Ölen    (Pausan.  X.  5.), 
der  ja  des  Phobus  erster  Prophet  (■n^djxo^  *t>oifiaio  n^o* 
(pütac)  heifst.     Ohne  auf  diese  Mythen  weiter  zu  achten, 
finden  wir  es  doch,  um  des  \  erfolg»  willen    henierkcns- 
wotth,    dafs  die    Alten  auch   die    Apollinische   Religio 
nach  Thracien  verpflanzen,  wovon  sich  in  einem  Zwei; 
der  Orphischen   Institute  unten   weitere  Spuren    zei$ 
Werden. 

In   welcher  Gestalt   Ilithyia   aus   dem  Hvperborec 
lande  nach  Detos    gekommen   war,    wissen    wir    nie! 
Latona  kam  von  dorther  dahin  als  YV  ü  I  f  i  n.     Ai  *il 
bat  uns  diesen  Mythus  aufbehalten  ,79).     Das  Volk  glaubt 


177)    In  Mnnychiuin  hatte   die  Gültin  unter  diesem  Xai 
einen  Tempel  t  und  in  Pyr3t us  wurden  ihr  zu  Ehren  Fe 
üf'&iSti*)  gefeiert,   zu  welchen  aufser  Anderem  fei1 
liehe  Aufzüge  und  Wettspiele  gehörten  j    s.  die  cl 
Stetre  in  Plato*»  Republik,   am  Anfange,   womit  die 
gaben  von  As(  pag.  HS.  und  besonder*  jug.  diu.  zu  vi 
bindr-u  sind. 

1*8)  Der  Monat,  den  die  LacedJmonier  'A^rit.-.;;  nannti 
liicfs  bti  den  Bithyniern  Br.ctbx'tsi :  s.  Fabricii  Menologi« 
p.  61.  und  Jablon^ki  de  ling.  Lycann.  p.  112.  (  Opus 
Tom.  II(.  wo  jedoch  Bniwn  geschrieben  ist.) 

179)  Aristotelis  Hist.  Animal.  Vf.  35.   (cnp.  2*J.    pag.  312 
N  Imeid.)     Die  Sacbe  wird  verschieden  errihlu      Ai 
tele«  sitgl :    alle  Wölfe  werfrn,   der  Sae,e   imi-I>  ,    in 
Tagen  im  Jahre;  der  mythische Gruud  davon  s»ey  dieaei 


131 

14er  Wolf  bringe  üTvulf  Tage  und  zwölf  Nachte  in  Ge- 
burtsnoth  zu  (Aeltan.  H.  A.  IV".  4-)*  Eben  so  lange,  er- 
klärte es  nun,  brauchte  Leto,  um  als  Wölfin  (zu  dieser 
Verwandlung  batte  der  Zorn  derllere  sie  genü'lhigt)  aus 
dem  Hrperborecrlantle  nach  Delos  zu  kommen.  In  jenen 
Gesenden,  woher  Latona  als  Wölfin  kam,  erzfihlte  mau 
»och  dem  Herodotus  (IV.  io5.)  von  Wolfmenschen, 
die  alle  Jabr  auf  ein  Paar  Tage  YVolisgestalt  annahmen. 
Aach  Plinius  (  H.  N.  VUI.  3$.  coli.  22.)  gedenkt  ihrer, 
glaubt  aber  dabei  so  wenig   an  Zauberei  als  Herodotus. 


sie  die  Latona  in  WolfefjestaU  aus  Furcht  vor  der 
Juno  in  eben  $0  viel  Tagen  aus  dem  Lande  der  Hyperbo- 
reer auf  die  Insel  Delos  gebracht  haben.  AntigonuS  Ca- 
rystius  und  Andere  haben  diese  Legenden  aus  Aristoteles 
emlehnt  (s.  Schneider!  Annott.  ad  1.  1.  p.  52t,  und  Beck- 
mann zum  Antigonus  61.  p.  tll.).  Besondere  Aufmerk- 
samkeit verdient  der  Mythus  beim  Antoninus  Überaus 
eap.  XXXV.  png.  2.17  Fijq.  Verbeyk:  Latona  hat  auf  der 
In*?l  Asteria  (Delos)  den  Apollo  und  die  Artemis  ge- 
boren ,  und  kommt  nun  nach  Lycien  ,  um  tum  Flusse 
X  a  n  t  h  n  s  zu  gehen.  Vorher  will  sie  aber  ihre  Kinder 
hi  der  Quelle  Meliie  «raschen«  Rinderhirten  verhindern 
sie  daran.  Nun  gesellen  sich  Wölfe  schmeichelnd  zu 
ihr  und  geleiten  sie  zum  Xasthus  hin.  Daher  bekommt 
tits  Land  Trimilis  den  Namen  Lycia  (Atm/s)  u.  s.  w. 
AVer  hierbei  auf  die  Bedeutung  der  Namen  :  Sternen- 
«  1 1  a  n  d  ,  goldgelber  F  I  u  1's  u.  s.  w,  merkt  ,  und  i\it-> 
mit  den  t«j£$  /;-/-■;  beim  Herodotus  II.  22.  vergleicht,  wo- 
nach zwei  Wölfe  den  Priester  mit  verbundenen  Augen 
zum  Tempel  der  Ceres  führen    (vergl.  Commentnit.  !!>•- 

t.  p.  418  sq<|.)  ,  der  wird  wohl  einsehen  ,  dal»  in  die- 
sen Mythen  von  ehr  Latona  bald  kos  h  bald  ca- 
JtnJ.irisch  die  Gegensätze  von  Finsternis  und  Licht,  von 
dunkeler  und  heller  Jahreszeit,  von  Urnacht  und  von 
ien  Lichtern  des  Himmels  (Sonne,  Mond  and  Sterne), 

n  die  Form  der  Sage  umgewandelt  wordi  n ,  eine 
Form,  die  aus  alten  Frllhlingsfesten  und  scenischeu  Dar« 
»Übungen  ganz  natürlich  hervorging. 


l32 

Vielleicht  hatte  die»e$age,  die  noch  hie  und  da  tintcr 
dem  Vullie  lebt,  mit  jenem  Mythus  beim  Aristoteles  Eine 
<)uelle.  Die  physische  Meinung  stellt  Aristoteles  als 
Volhswabu  dar,  aber  die  mythische  Erklärung  be- 
ruhete auf  uralten  Vorstellungen.  Der  AYolf  und  die 
"\\  üJiin  erinnerte  den  Menschen  der  Vorwelt  an  Latona 
und  ihre  Kinder,  den  Griechen  nicht  blos,  sondern  auch 
den  Aegyptier.  Der  Aegyptier  Danaus  dachte  gleich  an, 
Apollo  ,  als  er  den  Wolf  in  die  Heerde  Kühe  einfallen 
a*»h,  Gelauor  infste  dem  Dnnaus  das  Argivische  Reich 
abtreten,  und  letzterer  erbaute  zum  ewigen  Gedachtnifs 
an  das  Wolfszeichen  dem  Apollo  Eycius  einen  Tem- 
pel ,s0).  üeber  den  Grund  des  Beinamens  A&uioq  oder 
Avxeuh;  stritt  man  in  Betreff  Apollos  eben  so  sehr,  als 
in  Beziehung  auf  Artemis,  die  man  ebenfalls  Avxtfa 
nannte  W).  Von  dem  Exegelen  zu  Trüzene  konnte  der 
Fragende  Tansanias  nichts  erfahren.  Dafür  gießt  er  uns 
zwei  eigene  \ eimuthungen  *  die  wieder  auf  obigen  My- 
thus zut  tiehfuhrrn,  entweder  heifse  sie  von  den  Wolfen 
so,  oder  säe  habe  diesen  Namen  bei  den  Amazonen  ge- 
habt (CdnnTit.  it.).  In  ein  viel  weiteres  Feld  tun  Wi- 
muthungen  haben  «ich  scholl  die  alten  Ausleger  bei  Er- 
klärung des  Apollo  7.vxr<yevii<;  in  dem  Gebete  des  Lycier 
Pandarus  bei  llomcrus  (lliad.  IT.  101.)  verloren,  und 
noch  streitet  man  darüber,  ob  dort  blos  an  Apollo  den 
Eycier  zu  denken  sey ,  oder  an  eine  andere  Bedeutung 
dieses  vieldeutigen  Beiwortes.      Eyeien   selbst    nannten 


180)  Tansanias  Corituh.  19.  Die  ältesten  Münzen  von  Ar^os 
zeigt  n  den  Wolf,  andere  von  derselben  Si.uh  zugleich 
*I*  n  mit  Lorbeer  bekränzten  Kopf  des  Apollo  Lycius,  bei 
Pellerin  Recueil  T.  I.  p).  20,  nr.  1.  4. 

151)  Die  Hanpisfelleu  der  Alien  über  diesen  Beinamen  habe 
ich  schon  in  nie  tuen  Meletemin.  I.  p.  MK  angefühlt. 


i33 

E'ie  unter  den    Alten  schon  ««)    das    Wolfsland, 
■illtfl  Namen  von  den  Wollen  (*.i»xoic)  her- 

rt  wissen  (s.  oben).     Aus   Allem  geht  indessen  her- 
dafis  die  Griechen  alte  Begriffe,   und  Bilder   eines 
ii»en  rieü^ionszweiges    an   jenes  Thier  angeknüpft 
ihrer  Gewohnheit    suchten   sie   sich    aus 
'von  Rechenschaft  au  geben.     Die  \  uc- 
lun«|«ng  Wolf  und  Sonne  (Sonnengott)  war,   wie  wir 
in  werden  ,   den  Griechen   von  Aufsen  gege- 
Nun   {.lichten    sie    diese   Ideenverhindung   auch  in 
uach/.uw eis>en.     Da  warXvxo;  der  Wolf, 
die  Sonne,  und  Xi-x»;  das  anbrechende 
enlicht;   daher  auch  dir  älteste  Name  dos  Son- 
ics   ni  Griechischer  Sprache   die    WoH'sbalin, 
Uacrob.  Saturnsl.  I.   i~)  ,M).     Auch   von  der 


Ifc)  S.  Anlonin.  Liberal,  cap.  XXXV.    aus   Menecrates  Ly- 
BQchern  ,  und  daselbst  Munker  und  Verheyk. 

IStaih.  ad  Odyas.  XIV.  161.   p.  538.  4i  sqq.    kv*4\ 
mg  9i  » a i  v v  *  i  iviaurj;1  w  '-  «W< 

lartniii  wa^if^tvSltf  ( ver^l.  Apollan.  Lex. 
in  ^  p.  4  11   ed.  Tollii )    • 

■  uCr-^rn    J  f  4  d  -i  7  o*  ;     A  y  *  tu  v  ,    a>/^/;.> 

a*<  ^-.enf/cuj^aiv   rey^   tri 

v.ji  ArfVuctvij  le-TPf*?;    k,  A>  lun.  Hist.  Anim. 
.  6.  u.  HO.  ,  wo  jedoch  Schneider  die  Stelle  des  Kusu* 
nicht  anfuhrt.    VergL  Odyaa.  f  io6.  £'  16t.  und  da- 
die   Schohrn  ,    ferner  meine   Coinrn* -matt.    Hero- 
II.  P.  I.  Cap.  Kl.  §.  2$.  p.  420  sq.   uud    was  ich   noch 
unten   anführen    werde.   —    liier    will   ich  nur  iuf 
durchaus  hieroglyphischen  Charakter  dieser   mytbi« 
Kcbtn  Autdetttung  der  Alten  aufmerksam  machen.     Das 
Lr    brifrt    Wnlfsfurth,     wnl   die   Tage   desselben 
kw>n&  ui  ainander  hingen  ,   so  wie  die  iVolfe,  wenn, 
aber  cint.i  r.  stunden  r'luls  schwimmen,  einer  Jen  au- 


Namens  Verwandtschaft  des  Wolfs  und  der  Sonne  wufst« 
man  Rechenschaft  zu  gehen,   indem  man  an  den  Fcuur- 


dern  am  Schweife  fassen.  TJas  Jahr  ist  dieser  Flufs ,  und 
die  Wölfe  (jene  Thiere  des  Zwielichts ,  der  Finsternifit 
und  dem  Lichte  angehörig;  s.  weiter  unten)  sind  die  au« 
Nacht  und  Tag  bestehenden  Zeitabschnitte  (Tage  ge- 
nannt), Halten  wir  den  Gedanken  fett,  data  Müsse  Jjbre 
bezeichnen  (  z.  B.  der  Nil,  s.  oben  Th.  I.  p.  2?ü.) ,  fer- 
ner dafs  "Wölfe  am  J  ahresfeSle  den  Priester  durchs  Dun« 
kel  in  den  Tempel  der  Isis  führen  (s.  vorher),  so  wird 
wohl  sehr  begreiflich  weiden  ,  dafs  jene  Erklärung  in  c  a  - 
le  n  darischen  Hieroglyphenbilde  in  ihren  Ur-» 
«prung  hatte;  und  man  braucht  nur  die  alt  -  Aegyptischcn 
Kcujpuiren  anzusehen,  um  sich  davon  zu  überzeugen. 
Aber  auch  die  Sprache  behauptete  dabei  ihre  Rechte. 
Au'r«?  und  Av'/ij,  Wolf  und  Licht,  waren  nun  ein- 
mal in  Griechischer  und  vielleicht  in  mehreren  auder% 
Sprachen  verwandt.  Ich  bemerke  dieses  absichtlich,  weil 
Payne  Knight  im  Inq.  IntO  the  symboL  lang.  $.  lij.  p  1>7. 
zwar  Mebrercs  beibringt  ,  was  tino  richtige  Ansicht  dic- 
ht s  Bildes  verrath  (und  wie  dankenswert!!  ist  Dooh  sein 
Beilrag  aus  der  Münzkunde:  z.  B.  auf  einer  Münze  von 
Cartha  auf  der  Insel  Ceos  erscheint  der  V  ordtrleib  einet 
"Wolfs  mit  Strahlen  umgehen  ,  die  von  einem  Mittelpunkte 
nach  verschiedenen,  leiten  gehe").  Aber  warum  ereifert 
sich  derselbe  scharfsinnige  Gelehrte  §.  102.  p.  77.  über 
diejenigen  Mythologeu,  die  den  Apollo  hjvaflwifi  deswegtn 
se>  heifsen  lassen  ,  weil  er  in  Lycien  geboren  sey  ?  Frei« 
heb  h.<t  «r  darin  Recht,  wenn  er  sagt:  es  bezeichne  viel- 
mehr den  Vutcr  des  Lichts;  aber  die  Mythologen 
hüben  auch  Recht,  wenn  sie  dabei  an  Lycien  denken. 
Denn  Lycien  ist  ja  das  Lieh  ll  and  so  gut  wie  das 
Wolfs)  and,  und  letzteres  in  demselben.  Sinne.  Der 
Wolf  erschien  ja  dem  Hortia-  Apollo  als  Helfer  aus  dem 
linsuren  Anitriiihes  (Diodor,  I.  88.  Davon  tiiüen  weitn). 
Ja  in  Lyciens  alte'ii  Tempeln  war  grwifs  der  Wolf  als 
So  n  n  e  n  t  h  i  e  r  und  J  a  h  r  c  S  z  a  h  I  e  r  abgebildet  —  eben 
to  wohl  wie  eben  dort  erweislich  Bogen  und  Leier 
iolariscUe  Hieroglyphen  waren  (davon  im  Verfolg).   — 


blicu  dieses  Thieres  erinnerte   <  Plin.  H.  N.  XI.  87.  55. 

J.  I.  p.  6iq  Harduin.).      Auch    diese  Etymologie  liümil.e 

durch  da»  gemeinschaftliche  Slammwort  Xirxöcj   >vei  f s  , 

womit  auch  das  Lateinische  Jux  \ et  wandt  ist  4  gerechifcr- 

ei  Jen  (Lennep.  Etymolog,  gr.  L  pag.  385.).     Es  ist 

»ber  die»  zu  unserer  Absicht  eben  so  wenig  nülhig,    als 

Rtitcre  Untersuchung,    ob  der  Homerische  Apollo 

von  Lycicn  oder  ron  dem  Morgenlicbte,  "kvxt*t 

»In  Nimen  habe.      Dafs    die    Verbindung    Wolf   nnd 

ineagott h cit  eine  uralte  war,  ist  nicht  Hypothese 

odtr  Etymologie  ,  sondern  beruht  auf  deutlichen  ,  unhe- 

^mlbiren  Zeugnissen  des  Altcrlhums.      Ehe    WUT  diesen 

Bfl  nachgehen,    müssen  vir  zuvor  einen  Blick  auf 

0  und  Greta  uerfen. 


Mochten  wir   doch    endlich   die  naive,    aber   tiefsinnig« 
liildertprache  der  Vorteil  treuherzig  nehmen  lernen.  Sie 
uns  nun  Mittelpunkte  der  ersten  Anschauung 
as   uns  daun   die  abweichendsten   Legenden  nur  nls 


i36 


Au*  Lycien,  sahen  wir,  kam  der  älteste  bekannt« 
Priester,  der  von  Apollo  und  Artemis  um]  Ilrthvia  Nacl 
rieht  gegeben,  Olcn,  Was  für  Einflüsse  hatte  desset 
Vaterland  erfahren?  Zuyöiderst  von  Cre^a  her  in  altei 
Zeit.  Ein  Mythus  bei  Diodorus.  (V.  .06.)  läfst  gar  sch( 
vor  der  Fluth  ein<jn  Teichinen  Lycus  sich  in  Lycien  ai 
Xanlhus  ansiedeln  und  dem  Lyciscb.cn  Apollo  den  erst« 
Tempel  bauen.  Wäre  an  dieser  Sage  etwas  Historisches 
so  wäre  ein  Phünicischer  Pflanzer  von  Crela  oder  Rlu 
dus  her,  wo  diese  Teichinen  safsen  ,  einer  der  frühen 
Stifter  Lycisch,er  Religion.  Heller  sind  folgende  Nach- 
richten des  Herodotus  (I,  1 7 3 .  VII.  92. ),  Savpcdon  wird 
von  seinem  Bruder  Minos  aus  Greta  vertrieben  ,  und  an 
der  Spitze  einer  Colonie  von  Termilen  ging  er  in  das 
Land  der  Milyer  oder  Solyincr  (  so  hiefs  damalsWuch 
Lyeien),  Bei  ihm  fand  sich  ein  anderer  Flüchtling  ein 
auch  ein  Lycus.  Er  war  aus  Alben,  der  Sohn  Pindidu 
des  Zweiten,  und  sein  Bruder  Aegeus  halte  ihn  vertrieben 
(Herodot.  1.1.  Apollndor.  III.  i5.  (>.).  Dieser  Lycus  gab 
nun  dem  Volk  und  Land  der  Termilen  den  tarnen  Lycier 
und  Lyeien.  Da  diese  neue  Colomsii  ung  von  Crelu  ühs, 
wil*  die  von  Athen  in  die  Regierun^szeil  de*  Minus  und, 
Argcus,  folglich  gegen  das  Jahr  i35|  vor  Chr.  Geb.  uii(| 
mitbin  nach  Orpheus  Gehurt  fallt,  so  mufsle  damals 
die  Auswanderung  des  Ölen,  voran»geset^t ,  daf;»  dgMtrt 
Zeitalter  über  Orpheus  zurück  geht,  bereits  geschehen 
M-Yii.  Sie  fällt  vielmehr  /.wischen  die  Ankunft  des  ersten 
und  zweiten  Lycus.     Uer  Wolfs-  und  Sounendienst  war 


verschiedene  Radien  eines  allen  gemeinsamen  Ccntnim» 
erscheinen.     Gewisse  natürliche  Eigenschaft« ri  def  Vl'olhi, 

iretweren  seie  Bild  sur calendutischca  llitro^lyuhe  uug- 
lich  bcfun<l(  n  werden  konnte,  sind  im  \  ertoljj ,  beim  Ac? 
jp-rnisehcn  llurus- Auollo  ,  berankt. 


i57 


ha  Vaterlande  des  Ölen  bekannt ;    ehe  noch  der   um  ehe 
Wolf,  'hener,   dessen  Namen  in  den  des  WulU- 

Uodcs  umwandelte.     Aber  ganz,   gewifs  erhielt   und    be- 
fragte et-  steh  dort  durch  dteGreter,  jene  alten  Sonncn- 
•i  ,   die    j «   von  Phünicicn  und  Aegyplen  her  diesen 
ftfKgiontzweig    Früh    erhalten  hatten  ;    und    der  zweite 
n    ja    ans  dein   damals    noch   gauz    ngvplisirtcn 
Atbcn.  Doch  unmittelbar  und  zunächst  kamen  diese  zwei 
aus  Hellenischen  Ländern.    Wir  fragen 

Erat  nur  ntch   Asiatischem  Dienst,   und  wollen 
iwltbrr  erot  in  das  Hellenisch-  Cretische   Gottersvstem 
El   werfen.      Vergleichen  wir  nun   die  ältesten 
•ehten  von  dem  durch  Ölen  zu  Dclos  eingerichteten 
it  dem,  was  wir  bei  andern  Schriftstellern 
f09  der  Verehrung  des  Patareischen  Apollo   lesen  ,   so 
♦  s  lehr   wahrscheinlich,    dafs  in  Lycicn  von   den 
ftlte^tcti   Zeilen    her   aus   Oberasiatischer  Religion    eine 
Tergfeichungsweisc    sehr    reine  Verehrung    des    Apollo 
und  der  Arteniis  eingeführt  gewesen  ist.     Ohne  Zweifei 
jene    ll'-prrhorecriiinen    nicht  Opferthiere,    oder 
;  ferfleUch   in  ihren  heiligen  Garben  oder  Korben 
Oelos   gebracht  und  geschickt,  sondern  Erstlings. 
•  und  etwa  heilige  Kuchen  und  dergleichen  unblu- 
tige Guben  (man  lese  die  Anmerkung  von  Spanheioj  und 
na  zu  Callimach.  Del.  q83.).     Auch  ha.te  Ari- 
''  'fies   in    der  Republik   der  Delier    erzählt,    zu  Dein» 

Kden    Apollo    auf    einem    unblutigen    Altare 
fcli  Opfergaben  von  Weizen,  Gerste,  Rüchen  vereint, 
Ur«l  nur  an  diesem  Altare   habe  Pythagoras  geopfert ,w). 
•''«er  Altar  heifilt  ausdrüchlich  der  älteste,   oder  der 
pmU  der  frommen  (Porphyr,  de   Abstiii.  IL  p.    172.). 
vir  die  Schrift  der  Pyihagorcerin  Theano:    von 


.  VIII.  $.  13.     Clemens  Alex.  Strom, 
p.  s>itt  Pou. 


der  Frömmigkeit ,  noch,  wahrscheinlich  würden  wir 
mehr  von  diesem  ältesten,  reinen  Dienste  des  Apollo 
wissen.  Jezt  müssen  wir  die  dürftigen  Nachrichten  ein- 
zeln zusammen  lesen  ,  die  um  so  spärlicher  ausfallen, 
je  älter  er  war.  Dahin  gehören  einige  Züge  vom  Apollo's- 
dienste  zu  Delphi,  wo  auch  von  Kuchen  und  Weihrauch 
in  den  heiligen  Iiürbcn  die  Rede  ist  (Aclian.  V.  H.  XI.  5.). 
In  diesen  ldccnkrcU  mag  auch  das  alte  Delphische  Tera- 
pelchcn  gehören  ,  das  die  Bienen  aus  Wachs  und  Federn 
kunstreich  bereitet  haben  sollen,  und  das  auf  Apollos 
Geheifa  als  Geschenk  den  Bjrberboreern  zugeschickt 
ward  (Pausan.  X.  5.).  Die  Bienen  waren  ein  reine« 
Thier,  das  sich  nicht  auf  die  den  alten  Priestern  und 
IMhagorecrn  verhafsten  Bohnen  setzte,  ein  nüchternes 
Thier,  daher  man  auch  die  nüchternen  Tranhopfer 
(dl  h,  die  ohne  Wein)  mit  Honig  darbrachte  (Porphyr, 
de  antro  Nyntph.  cap.  ig.  p.  19.).  Und  so  erhielten  sich 
unter  den  Griechen  hie  und  da  Sputen  eines  älteren 
Obera*iatiscTicn  Opfcrdieustes.  Ich  nenne  ihn  Asiatisch, 
nicht  bios  des  Hvperboreischen  Ursprungs  wegen  ,  son- 
dern weil  sich  in  Lycien,  in  dem  Vaterlande  des  allen 
reinen  ApollodiencrsOlen  ,  fortdauernd  bewerkenawertho 
Anzeigen  der«,eJben  reinen  Religion  erhalten  haben. 
Davon  jezt  einige  Worte.  Alexander  Pul)bistor  (dessen 
Auetoritat  ein  gelehrter  Mann  in  der  Bibliolheca  critica 
II.  ü.  114.  hinlänglich  gegen  Metners  gerechtfertigt  hat) 
erzählt  uns  von  den  Opfergaben,  die  mau  zu  Patarn  *), 
jenem  ältesten  Sitze  Apollinischer  Religion,  der  Gottheit 
darbrachte.      Es    waren    Qpferkucben    in    Gestalt    von 


*)  Die  Bedeutung  dieser  Hauptstadt  Lyciens  ,  welche  später 
Arsuioc  Lyciae  hieß  (Strähn  XV.  p,  666.),  ist  noch  aus 
»ehr  ausebulichen  Ueberreslen  ttnil  Inschriften  ersichtlich, 
wovon  neulich  Beanfort  :n  seinem  Werke :  Karamaiuc, 
London  l8i7.  die  Beschreibung  gegeben, 


Bogen.  Lei»  und  von  Pfeilen  (Stephamis  Byz.  In  U.a.- 

ta»>u,   VCfgL  Euslalh.  adDioms.  Pcricg-  vs.   iau.  p.  i35 

n.  1697.).     Aehnliche  Guben  brachten'die 

ihrem    Apollo    au    gewissen    Frühlings  -    und 

■rbfcifriten   (s.  die  Zeugnisse  des  Menceles  und  Gratet 
im  Suiilus  in  ütaxoitov  und  tiptuiuvr;').     Die  ausführ- 
rachtung   und  die   Kritik    des    Textes    dieser 
«nd  einiger  anderer  Stellen  behalte  ich  einer  andern  Ge- 
i.     Hier  mache  ich  nur  von  dem  Unbcstrcit- 
fc*rc:  h4     Diese  selbigen  Früchte-  und  Kuchen« 

r  brachte  man  auch  der  Sonne   und   den  Hören 
s  1. 1.).      Ebenso  legte  mau  Stierhuchen  (Kuchen 
VtoBSraergestalt,  ßovq)  aufdie  Altäre  des  Apollo,  der 
kcate,  derLuna  (Hcinstcrhuis  ad  Lucian. 
-;.  4>>  Bip.).      Mondlormigc  Kuchen  weihete  man 
■h  der   Lima,    und   dergleichen  Beispiele    finden 
*'fh  mt  liiere.     Aus  Allem  diesem  geht  hervor,  dafs  die 
ii     Gebräuche    alter   reinerer    Religion, 
die  «3fr  I.vcier  Ölen   nach   Delos    und    vielleicht   selbst 
cht  hatte,   hier  im  Mutterlande  selbst 
■  iilaue«  nd  erhallen  haben.      Daher   in   der  Stelle 
'lato'*  31  mos  p.  3i5.   wo   vcm  Menschenopfern  die 
ledeist,  ganz  uustreilig  statt  Lvcien,  iv  xjj  Atixoti« ,  zu 
in  Arcadien,    ge'esen  werden  mufs.     Dort  waren 
benopfer   gebracht    worden;    und    darauf   führen 
«ch  die  Handschriften   (s.  Büchb  in  Piatonis  Mino  cm 

man  nun  weiter,  was  war  der  Sinn  dieser  von 
trn  Schriftstellern    so    auszeichnend    bemerkten   Ge« 
< • ,  und  irM  mithin  die  Grundidee  'dieser  Asiatisch- 
en Apollosreligion?    so  antworte  ich:  eine  äl- 
Forzn    reineren    S  o  n  n  c  n  d  icn  s  te  s.      Defs- 
en  wir  aber  nicht  wegwerfen,  was  als  histo- 
chc  Spur  älterer  Localrcligioncn  verschiedentlich  he* 
worden  ist.      In   diesem  Sinne    erinnert  man    an 


i4o 

Lycicn  als  das  Schnlzcnland.  ü  ie  r*  aueh  Homems  hennt. 
"V.iiiiilich  ist  au«  Ii  Apollo  hier  Sehüi/. ,  und  die  Kuchen 
ala  Bogen  und  Pfeile  gestaltet  erltlären  sich  von  selbst. 
Lben  so  hatte  der  uralte  AmycLiist  he  Apollo  in  Laco- 
nien  Helm,  Bogen  und  Lanze.  Alan  lagt)  das  ist  alte« 
Costam  und  Spur  aller  Bewaffnung  (Heyne  Anliquarr. 
Aufputze  I.  73.  mit  Beziehung  aur'  l'ausan.  111.  iÖ.  19A; 
eben  dahin  liann  man  den  sogenannten  Assyrischen  Apollo 
mit  Harnisch  und  Blumenstrauß  (Macrob.  Sat.  1.  17) 
Und  mehrere  andere  Attribute  und  Vorstellungen  de« 
Apollo  ziehen.  YVir  sind  nicht  der  Meinung,  jedem  ge- 
meinsten Solymer  oder  Lycier,  der  in  seinen  Bergen  auf 
Jagd  ausging  ,  jene  richtige  Erkenntnifs  des  Wesens 
und  Ursprungs  seiner  Lnndcsreligion  beizulegen.  Dieser 
Lvcisehe  Jäger  mag  sieh  immer  seinen  (iott  auch  als 
.luger  gedacht  haben.  \»r  das  wollen  wir  sagen,  jener 
Priester,  der  aus  dem  hohen  Morgenlande  jenen  Dienst 
zuerst  null  Lycicn  verpflanzt  hatte,  und  die  Nachfol- 
ger In  seinem  Lehramte,  so  wie  Ölen  ,  der  nun  als  neuer 
Pflapser  nach  Delos  ging,  diese  trnftlea  ein  Mehrere* 
von  dem  Ursprünge  und  dem  Inhalte  dieser  alten  Licht- 
religion. Jene  Atlribuic  ,  dem  Gemeinsten  vom  Ynlhe 
aus  6  ein  cm  Kreise  erklärbar,  hallen  iiir  sie  eilten  hö- 
heren Sinn,    eine  Beziehung  aul    Licht  ,5S)   und   Sonne. 


1SJ)  Eustathr.is  zu  Odyss.  XX.  156  sqq.  (  p.  727.  3S.  sqq.  tdf 
Hasil.)  ,  via  d.is  Volk  von  Ifhiika  cl.is  Fest  des  Ncumoq- 
d  e  s.  feiert,  htiiuiLi  dffyisi,  diese.|  Festtag  sey  dem  Apollo 
beilig  ,  dt  i.  df  rSoaoc,  welche  die  Urheberin  des  Neu- 
mondes «y  ,  indem  sie  alsdann  mit  de  m  Monde  in  Con» 
junciion  trete  fveeppfe yfy ,  so  lauten  Seine  eigenen  Worte, 
m^ßtga,  ut;  tpptjStp,  'Arä'/.'/  »vj;  »an  t  Mtniriiv  {A/iu,  t*t 
y,'r,:;  :r'.k*y>jLt,  moidwv  ftfRwt&TH  1$  s*A>jpg}«  Daher,  fahrt 
er  fort,  werde  auch  der  gotlgeliebte  Llysscs  »ehr  ejilck- 
lich  und  zur  guten  Stunde  ,  wenn  aufseihall)  die  Fcsrge» 
briiuehe  sdniiiuiicii  beendigt  styn  wurden,  mit  d«m  Mo« 
g  e  u  seine  Feinde  angnifiu ,  am  Feste  des  Böge 


1,1 

te»  schlit  f=>c  ich  ,ns  vielen  Spuren,  deren  Verfolgung 
Slofl  zu  einer  eigenen  Abhandlung  liefern  könnte.    Hier 
-ühreieh  nur  das  zunächst  Vorliegende.  Zuerst  kommt 
Erwähnung  jener  Opf ergaben  immer  sehr  bedeutsam 
die  freier  vor,  jenes  alteSimhol  sideriseher  Verhältnisse. 
Sodann  wird  dieses  Fest  ganz  mit  denselben  Gebräuchen 
.  Patarn   in    J.\cien  anderwärts   ausdrücklich   bald 
Apullosfcst ,    bald    Sonnen  fest    genannt.      Auch    die 
>ri«>den   im  Friihlinge  und  Herbste  scheinen  diese 
Annahme  zu  liestätigen  ;  mehr  aber  noch  der  Inhalt  der 
bei  diesen  Festen  gesungenen  Lieder,  worin  gan«  deut- 
liche Bitten  um  Jahressegen,  um  gedeihliche  Witterung 
•od  reiche  Gaben   an  Früchten    und   dergh  vorkommen, 
h    wird   das    Attribut   des  Bogens    zuweilen   mit    der 
Fackel    in   Bildwerken    Asiatischer  Natnrgottheiten    ver- 
bunden   gefunden,   und   zwar   so,    dal's  die  Fackel ,    das 
alte   Attribut  der  Ililhyia    und    anderer  Lichtgotthcitee, 


■chatten  Apollo  (  avtoe,  tj.tr  a  nt;c  u  r;7c  »x-fr-7;  rru 
.  t  *  q  i  i :  ^  f  >•  k  rotoTtv  'Av  8  X-kv  vot),  —  Hier 
ist  einmal  der  hau,  dafe  Apulln  Bogenschütze 
war ,  weil  er  die  Sonne  war;  sodann  der  andere, 
dafs  d  i  b  i  n  d  u  n  g  btider  Ideen  i  tri  a  1 1  i  v  l  i  g  i  ü  - 

sen  Glauben  und  Fostgebrauche  lag,  vortreff- 
lich fesigehii1t«-n  und  dargelhan.  So  haben  auch  schon 
die  Allen  den  Bo  ge  n   des  Abart*   und   des  Apollo  ge-> 

nrrt.  Der  Rrdnf-r  Lycurgus  ijegen  den  Mencsächmus 
sagt  (ap.  Nonnum  in  Gregor.  Naaiauz.  Orat,  funebr.  in 
ßjiil.  magn.  ia  iminenMeletcmm.  P.  I.  p.  76."):  „.Abarif 
war  Apollo's  Diener.  Er  empfing  den  Pfeil  und  die 
Gabe  der  Weissagung  vnn  dem  Gotle.  Und  so  nahm 
Abarls  dm  Pfeil  als  Symhnl  des  Apollo  (dpnn  dküer 
Golt  ist  Hogro^chöue  —  n^irif^ )  f  mid  zog  uahisagriij 
inganHI    i     -  herum."      Hiermit    hangt   die   Attache  «'f*- 

jusamnirn  ;  verjjl.  Schob  Arisioph.  Rqnii.  vs.722. 
uml  Stulln-  r<ww)  und  '  —    Um  hier  kein* 

rbrechung  zu  machen,  will  ich  meine  Ideen  roin 
Abarit  gleich  zunächst  besonder»  vorlegen. 


Über  den  Bogen  gelegt  Ist  (man  sehe  z.  B.  das  Bild  der 
Syrischen  Gültm  in  GronoTJi  Thesanr.  antiqq.  Grr.  YII. 
/j?i.).  Geradeso  siebt  man  auf  einer  Silbermünze  von 
Olympus  in  Lycien  vorne  «Jen  mit  Lorbeer  bekränzten 
Kopf  des  Apollo,  auf  dei  Kehrseite  eine  Leier  von 
drei  Saiten  und  daneben  eine  Kockel  (s.  Pellcrin  Re- 
cueil  II.  pl.  69.  nr.  7.).  Endlich  braueben  ja  alte  Schrift- 
steller, z.  II.  der  Jonier  HcracKtus,  wie  wir  unten  \\üv/.- 
lich  zeigen  werden,  Bogen  und  Leier  offenbar  in  rinn 
höheren  hosmischen  Bedeutung,  und  dieser,  wie  Pytha- 
goras,  der  am  reinen  Altäre  des  Apollo  zu  Delphi  opferte, 
waren  doch,  ohne  Frage,  mit  deren  Ursprung  und  mit 
dem  höheren  priesterlichen  System  dieser  Asiatischen 
Religionen  wohl  bekannt. 

$.     1-. 
A  b  a  r  i  s  ,    eine   Idee. 

Bei  dieser  Gelegenheit  wird  es  passend  Heyn ,  mit 
Einigem  des  Mythus  von  Abaris  zu  gedenken.  Wir 
übergeben  die  verschiedenen  Angaben  über  Bein  Zeit- 
alter* und  berühren  nur  die  Ilauptsngcn  von  ihm  hiirz- 
licb  16rt).  Hiernach  war  er  ein  Hyperboreer,  kam 
aus  dem  H\pcrboreerlandc  zu  den  Griechen,  und  kehrte 
hierauf  von  diesen  wieder  zu  den  Hyperboreern  zurück. 
Er  umkreiset  Hellas  mit  einem  Pfeile,  er  ist  Diener  und 
Priester  des  Hy  pe  r  b  o  r  c  is  c  h  e  n  oder  des  G  r  i  echi* 
sehen  Apollo,  und  empfangt  von  diesem  Gotte  einen 


186)  Die  Quellen  finden  sich  bei  Fabiicios  Bibl.  Gr.  Vol.  I. 
p.  il  sq.  ed.  Ilailes.  und  in  meinen  Noten  zu  Nonni  Ndr- 
rat. 2U.  (\kb  tt'iiun.  P,  I.  p,  76.)  nachgewiesen.  Es  be- 
darf wohl  kaum  der  Bemerkung,  djfs  es  meine  Absicht 
hier  nicht  \*l ,  diese  Sage  in  ihre  verschiedenen  Wendun- 
gen zu  verfolgen.  Einige  Gedanken  über  die  Ilaupuiige 
und  Bilder  dieses  Mythus  will  ich,  zur  Erläuterung  der 
yl^oi7;nischcn  R.Ugiun,  in  *hcr  Küric  vortragen. 


»45 

Wundergaben    und    Weissagung.       Auf   diesem 
c   fliegt  er  durch  die  Luft  ,H7) ,    er  wird  v.uiu  Luf't- 
mndler,  er   ist  ein   Begeisterter,    er 

dichtet  Beschwörungen  (inotiai  w)%  Weihe»  und  Sühn- 
liei  bl  Oralicl ,    du  Met  eine  Theogonie,   und  bc- 

»_-it  des  Flusses  Hcbrus  ,  so  wie  die  An- 
kunft Apollo'»,  dessen  Diener  er  ja  ist»  im  Hypcrbo- 
reerlande.  Er  macht  aus  Pelups  Gebeinen  den  Athenern 
ein  Palladium ,  ein  rettendes  Gnadenbild,  er  vertreibt 
Pest,  Seuche,  L'nge^itter  und  alles  Uebel  ,  er  weissagt 
rmd  hilft  so  den  von  Pest  und  Hunger  heimgesuchten 
Griechen.  Dies  sind  die  Hauptzüge  einer  Sage «  die  die 
Terwhicdensten   Meinungen  und  Ausdeutungen    der  Ge- 

I  bluten  erfahren  hat.  Ohne  uns  hierauf  weiter  einzulas- 
sen .  folgen  Mir  folgender  Angabe,  die  sich  glücklicher- 
weise in  der  Hialmarsaga  1W)  erhalten  hat:  «Von  Grie- 
nland  harnen  Abor  und  Samolis  mit  manchen  treff- 
lichen M.iunetn,  wurden  sogleich  wohl  aufgenommen, 
ihr  Vv  und  Diener  wurde  Heise  von  Güsisvallr.  I 

Abart*  wäre  demnach  ein  Nordischer  Druide,  und 
da*  Ilfperboreerland  wären  die  Hebriden  ,91);  die  Drui- 
den, n  lxis  aber  sind  mit  den  Pythagoreern  ver- 
wandt indei  Lehre  und  haben  sie  aus  derselben  Quelle  iy-). 


H7)  Wobei  der  treuherzige  Herodotus    seinen  Zweifel  nicht 
nnu-nl  rücken  kann  (IV.  d6.). 

latnbhch.  \  it.  Pythagor.  p.  228  cd.  Kust. 
-rnnd.   p.  70  Htimlorf. 
•pgtblutf  der  Kjmpa  daler  fol.  VI.  1. 
15")  Vergl.  in>  Freien  Bande  der  nachgelassenen  Werk«  To- 

>c)uchie  »1er  Druiden. 
192';  5.  übt  n  ,    nc1>*t  Ori*eni*  philosnph.  Cap.  2.    pasj.  S22  ed. 
de  ta  Km  .     L^t-»t-r  Zamolxis  habe  ich  tip.i^es  Ini-rln  i  Ge- 
mcrki  zu  Herodoi.  IV,  9S.   in  den   Commenutt. 
tieroJcu.    I.   p,  17U  Nqq. 


«44 

So  gehurt  also  diese  Sage  —  in  die  Nordischen  Religionen 
^es  Apollo  und  in  jenen  Sagenkreis ,  "wohin  Hcrodottts 
die  II\pcrboreiscben  Theorien  oder  Opfcrgesandtschaf- 
tt.i,  die  von  Norden  her  nach  Udos  kamen ,  verlegt 
(».  IV.  33  —  36.  und  Symbol.  II.  p,  117.  und  im  ^  er- 
folg). Apollo  ist  der  am  siebenten  Tage  Gehörne,  dem 
das  Fest  des  siebenten  Tages  z.ti  Sparta  gilt  1?3) ;  er  ist 
Apollo  fc^ÄonaftTa«;,  oder  auch  i^ilf^iajevr.c  (Plutarch. 
Quacst.  Sympos.  VIII.  1.  2.  p.  q5H  ed.  YVyiicnb.),  und 
die  sieben  Wochengüttcr  Her  ersten  Skandinavischen 
Iieligion  sind  noch  die  sieben  Elemente  der  Runenschrift 
(Gürres  MylKengesch.  pog,  57'f .).  In  denn  I>i  ielnechsc), 
der  unter  den  Namen  Abaris  und  Pylhagoras  aufgeführt 
wird,  liommt  der  Satz  unlcr  andern  vor,  d  a  fs  das 
A  n  g  r  dorn  Feuer  verwandt  sey  —  t»>v  ofphuXuov 
ÖLVu).aynv  tlvat  TiÖTtvpL  (Trodus  inPJat,  Tim.  III.  p.  1  4  1 .). 
Ferner  wird  von  Abaris  erzählt  ,  er  habe  seine  Orabet 
niedergeschrieben  —  avyy\}dlai  nri-^  %f)rt(Tfttr£$  19').  Da- 
her haben  Einige  bei  seinem  magischen  Pfeile  an  eine 
Wiinscbelrulhc  denken  "wollen,  Fassen  wir  diese  ver- 
schiedenen Angaben  zusammen  ,  so  möchte  sich  vielleicht 
folgendes  Resultat  ergeben  :  I\  unen  sind  guten  Tbeiis 
Pfeile  (Pfeilschriften  ***)  ,  Runen  aber  rinnen  auch 
und  fliefscn,  vife  die  Zeit  und  vtie  die  Wochentage, 
6ie  fliefsen  und  rinnen  aufnnd  ab,  vom  Nord  nach  dein' 
Sud  und  vom  Süd  nach  dem   Nord,    sie  fliegen,  wie 


lyj)  H«>rodnt.  VI.  57.   eonf,   Vakkenaer   de  Aristobulo  Ju( 
$.  i7.  p.  13  —  16. 

Ii>4)  8.  Apollouii  llist.  comm^nlit.  cap.  4.   und  ober  das  zi 
hiebt!  Folgende  Bayle  im  Diciioim.  8.  v.  ALmiis. 

195)  Die  Beweise  linden  sich  in  den  RuneiUnftbi  ,  z.  B.  in 
Antiquatiske  Annaler ,  Kiobenhave  ist".  I.  Bd.  Tnl>.  IV". 
fig.  t,  3,  II.  Bd.  l.llft.  T«b.  I.  III.  Bd.  I.  Uft.  T.b.  Ufa 
fig.  2. 


1/p 

der  grofse  Zeitmesser—  die  Sonne;  sie  fliegen  den 
iern  zu  auf  dem  Strome  der  Zeit,  auf  der  Bahn  der 
Prie*ier  und  Propheten  ;  *ie  sind  der  Pfeil  des  Mundes» 
-.er  wunden  und  sind  scharf,  aber  sie  heilen  auch, 
gleich  der  Sonne;  der  Sonnenpfeil  (der  Sonnenstrahl) 
lödlet  und  heilet.  Sie, sind  das  Sehen  und  der  Seher, 
da»  Auge  stehet,  weil  es  sonnenfeurig  i^t  ;  die  Sonne 
schreibt  in  ihren  Himmelsbahnen  die  Liivpcn  mit  der 
Sterncnschrift ,  wie  Hermes  -  Sirius  ,  der  himmlische 
Schreiber  in  Acgypten  (Th.  I.  p.  3Hi.).  Das  ist  ihr  Ge- 
schalt in  siebin  Wochentagen.  Durch  sie  ist  der  Sonnen- 
priester und  Sonnenprophet  Seher  und  Schreiber. 
Seine  Elemente  sind  sieben  an  der  Zahl.     Der  Schreibe« 

I    lliegt   wie    der  Sonncnpfcil  ,     er    flicht  längs    dem 

me  Bebras,  er  lliegt  mit  der  siebentheiligen  Zeit, 
er  fliegt  auf  und  ab  den  ^  ölkeru  «u  (wie  der  Pfeil    das 

•bare  Sinnbild  der  abwärts  fliefsenden  Melle  ist). 
Er  bringt  Lehre,  Heilung,  Halb,  Trost  und  Lieht»  Mit 
Einem  Wort«  :  der  P  fei  J  f  a  hier  Abart«  ist  Huiia, 
Scher  —  Schreiber  —  Prophet  und  Heiland,  aber  auch 
Schrill  und  Heilung.  Die  Rune  ist  das  Vehikel  der  Ka- 
Icnderkunde  ,  At  zneihunde ,  der  Weissagung,  des  Be- 
ten* und  des  Besehe  ö'rens.  So  steht  Abaris  in  der  Grie- 
chrn  wie  in  der  Germanen  Sa^e  als  eine  sprechende 
Rune  des  alten  Lichtdienstes  der  ersten  Kirche,  die 
Jländer  gemeinsam  uml'afste.  Und  so 
»ird  es  vielleicht  auch  deutlicher  v  warum  auf  dem  alten 
Dresden,  den  Apollo  und  Hercules  vorstel- 
lend, der  ['feil  oder  der  Köcher,  wie  iniin  glaubt,  auf 
eine  so  ausgezeichnete  Weise  geweihet  und  befestigt  wird  i 
s.  AugnsTeum  1.  Bd,  nr.  5  —  7. 

Fassen  wir  Alles  zusammen,  60  wäre  Abaris  einePer- 
tentfication  der  Schrift,  der  in  der  Schrift  enthaltenen 
.  der  Wirkung  dieser  Lehre  und  Weisheit,  und  end- 
icitung  von   Schrift   und  Weisheit  au»  den 

10 


bischen  Ländern  her,    sowohl  unter  den  Griechen 
intet"  den  Scjthen. 


§.     18. 


Auch  von  andern  Seiten  bestätigt  sich  ein  fortdau- 
ernder Zusammenhang,  welcher-  ^orderasien  mit  den 
oberen  Ländern  in  diesem  Cultus  verband.  Als  in  dem 
Persischen  Kriege  die  Bewohner  von  Delos  sich  auf  die 
benachbarten  Inseln  flüchteten,  ließ»  ihnen  der  Persische 
Feldherr Datis  durch  einen  Herold  verkündigen  :  Warum 
fliehet  Ihr  heiligen  Männer,  und  heget  eine  so  böse  Mei- 
nung von  mir?  Ich  selber  denke  noch  so,  und  auch 
der  grolse  Honig  hat  mir  befohlen,  das  Land  zu  schonen, 
wo  die  zwei  Götter  geboren  sind,  und  nicht 
minder  dessen  Bewohner.  Worauf  nicht  nur  Delos  mit 
seinen  Heitiglhiiracrn  und  Einwohnern  verschont,  son- 
dern auch  ein  Banchopfer  von  dreihundert  Talenten, 
Weihrauch  den  Gottheiten  zu  Ehren  dort  geopfert  ward 
(  Ilerodot.  VI.  <)*?•)•  Derselbe  Ausdruck  :  wo  die  zwei 
Gölter  geboren  sind,  Immmt  nochmals  in  dem  Axiochus 
des  sogenannten  Sucraliliers  Aeschines  vor  (sect.  19.), 
w<j  der  Magier  Gobryas  zugleich  von  ehernen  Tafeln 
spricht,  die  mit  OpU  aus  dem  Lande  der  ILperborcer 
gekommen  ievens  aus  denen  er  zuglaich  seine  Beschrei- 
bung der  Unterwelt  und  des  Schicksals  der  Seelen  mit- 
theilt. Auf  dies  letzte  legen  wir  weniger  Gewicht,  als 
auf  das  öffentliche  Anerkennen  der  zwei  Gottheiten  im 
Namen  eines  Persischen  Honigs.  Auch  Ephesus  mit  s»  i- 
nem  Tempel  soll  eine  gleiche  Schonung  erfahren  haben 
(Brissonius  de  reg»  Pers.  II.  sect.  32.).  Weiterhin  gehen 
die  Nachrichten  von  Fortpflanzung  Oberasialischer  He- 
ligion  gar  nicht  aus.  In  dem  bemerhcnswerlhen  Fra> 
Btent  des  Tragiker«  Diogenes,  der  zur  Zeit  der  dreifsi 
Tyrannen  zu  Athen  seine  Stücke  gab,  verehren  Baclri- 

|  d.  h.  Oberasiatische)  Mädchen  gemeinschaftlich  mit 


.4; 

den  Töchtern  Lydiens  die  Tmolische  d.  i.  die  Lydische 
.is  (Athenäus  \IV.  cap.  38.    Tom.  V.   pag.  3u6  sq. 

ScWc  .)■     *n  diete  Zahl  dis  aus.  der  Fremde  her- 

i  btCfl  Aiicniisdiensles  gehört  auch  die  Diana  Bo- 

Iine  auf  Lvduchen   Münzen»    deren  Namen  man  Yer- 
ich  aus   dem  Griechischen   zu   erklären   gesucht  hat 
ihel  I>.  N.    V.   tili   p.   i»i.).     Unter  den  sogenannten 
Persischen    Lydiern    nicht    blos ,     sondern    in    mehreren 
Iten  von  Rltinasicu  gab   es  Persische  Dadgah's  oder 
icrtcnipel  "  ).     Bei  einem  derselben   kommen  Künste 
der  Malier  vor,  die  ohne  Feuer  liulz  auf  dem  Altar  an- 
t  Kündeten.     Man  lese  die  charakteristische  Erzählung  des 
Pa«.  i  V.  27.).      An   einigen  Orten,    wie  z.B.  zu 

saren  ,   gab    man    der  Diana   ganz    bestimmt    das 
die   J'»  isische   (Diodor,  V.  77.   ibiq.  Messe« 
ling.)  i*7).     Das  Alles  l»if»t  sieh  nun  aus  den  hier  gegrün- 
n  Roflagern  der  Satrapen   und  andern  Ursachen  be- 
-  greifen ,  die  Mir  oben    berührt  haben.      Dafs  aber  auch 
1  liehen   Landern    fortdauernd    eine    weibliche. 
Gl1  rd,    die  Griechen  und  Römer  nicht 

ander«  als  Artemis  und   Diana  zu  bezeichnen   mrfrten, 

Ii.isct    die   Erzählung   des   Plutarchus   im  Leben  des 
Lucitllus  (cap.  a4-  p.  507.).      Das  Romische  Heer  trieft, 
it,  auf  die  heiligen  Rühe  der  Persischen  Ar- 
■  *• ,    die    von   den    Barbaren    jenseits   des   Euphrat 
koch  verehrt  wird. 
\l%  i    diesen    zahlreichen   Spuren    des   orientalischen 
ieser  ganzen  Götterfamilie  müssen  die  Namen 
vorzüglich  Aufmerksamkeit  erregen,  welche  in  der  Ge- 
schlecht stafel  derselben  beim  llesiodus  und  Apollodorus 


136)  nvp«rj«7<tj  Strabo  XV.  p.  10f,5  Almcl.  T.  VI.  p.  2.4 
Tiscb. 

Vergl.  Ch.mller  Reise  nach  Kleintsitn  (Leipzig  1776) 
p.  3 


i48 


theits  an  die  Caucasischen  Küstenländer  ilicils  an  Persien 
erinnern.  Sowohl  in  der  HeäiodeischenTheogonie  (4ooff.) 
als  bei  Apoltmjurus  (I.  2.  .j. )  erzeugt  der  S<ihn  de* 
liraiius  und  der  Gü'a  ,  Guus  ,  mit  der  Phübe  die  Leto, 
Apollo's  und  der  Arteniis  Mutter,  sodann  Asteria,  die 
mit  Perses  die  Hecate  erzeugt.  Eben  so  bemerhens- 
werth  ist  die  Hesiudcische  Genealogie  des  Sol  und  der 
Luna  : 


Tbia  _  Hyperion 

(Uranide)  (Uranide) 

Perseis.         Sol.  Luna.  'Hu^  (Aurora) 


Circe      Aeetesw  Idjia 

I 
Medea. 


M  c  m  n  o  n ,  Emathion 
(Aethiopier) 

'Hd>i    erzeugt   ferner 
mit  Cephalus 

I 
Phaethon,  den 

Venus  rauht. 


: 


Beim  Anblick  dieser  Tutel  sieht  man  sich  in  eine  Lmg 
bung  von  orientalischen  Namen  und  in  die  Magierfamilie 
der  Colclüschcn  Medea  versetzt.  Diese  Erwähnung  Ile- 
siodeibcher  Theogonie  iiihrt  uns  nach  Creta  zurück,  wo 
ja  dieses  Gälteisystein  seinen  ältesten  Sitz  Latte.  Wir 
1  11  also  aueh  auf  die  (irefensischen  Latoiden  einen 
blid 


V).         !•>. 


Hierbei  bann  ieh  kurser  se\n.     E9  werden  nun  alle 

jene  («öuer,  deren  Abkunft  aus  Oberasien  ,  nach  bisher 

In. nebten    Sagen,    angegeben    ward,  in  das   Götter- 

gescblecht  drs    ZetU   und   der   Here  aufgenommen. 


" 


*49 

dem  Qeiue  dieses   Göitersvstems    singt  Hcsiodus    in  der 
Tbcogooie  tf)n  AT.  nach  Vofs)  : 

„Lcto   gebar    den  Apollon,   und   Artemis    froh   des  Ge- 
schosses , 
linde     vom    holdesten    Wuchs    vor    den    sämmtlichen 

l  Unionen  , 
L*fo  gesellt  in  Liebe  dem  Donnerer  Zeus  Kronion. 
•  r  erknlir    nun  Here  zuletzt  als  blUhenrle  Gattin; 
bar  die  Hebe,  mit  Eileithya  und  Ares." 

Ilithyia  bat  daher  auch  bei  Hörnet  us  (Od ;ss.  XIX. 
188.)  auf  Creta  ihren  Site: 

)ort  in  Amnisos  Strom,  wo  der  Eileithya  Geklüft  ist.* 

Pausanias  (I.  18.  §.5.),  nachdem  er  der  Hyperborcischcn 
»ia  auf  Delos  gedacht  hat ,   die  der  lu  tilgenden  Lcto 
so    Hülfe  kam,  spricht  auch  von  dieser  Cretensischen 
tergenealogic,  wodurch  Ilithyia  die  Tochter  der  Hero 
«1.     Ich   verweile   um  so  weniger  bei  dieser  Mythen- 
reihe,  da  die  Bedeutung  des  genealogischen  Vcrhältnis- 
Ili   von    Zeus    und  Here,    als   dem   grofsen  Gülterpaare 
und    dem   grofsen  Vorbilde   jeder  Ehe  des   Altrrthumg, 
»o  wie  die  daran  geknüpfte  Idee  der  liehe,  als  der  ret- 
i^frau,  und  Ilithyia,  der  Gebährenn  ,   von  einem 
andern  AJtei  thmnsforscher  zur  Genüge  entwickelt  wor- 
den.      K*ch   Cretischem   System    erscheint  nun   Ilithyia 
fortan   im  Gefolge    ihrer   Mutter,     die    den   hülfreichett 
Beistand  der   Tochter    den   Kreifsenden   gewähret    oder 
weigert.     Andrerseits  giebt  die  Liebe  des  Zeus  zur  Leto 
und  die  Eifersucht  der  Here   zu  der  ganzen  Reihe  von 
Mythen   Anlafs  ,   wodurch   das    Deltsche  Gütlci  paar  mit 
dem  Gottergeschlecht  von  Zeus  und  Here  in  Verbindung 
gesetzt  ward.     Natürlich  werden  nun  auch  die  La  toi' den 
im  Charakter   des   Cretischen  Berg-  und  Jagdvolkcs  ge- 
nommen: Apollo  als  Bogcnscin'it/.e  und  Artemis  als  J> 
rin  (xm  ,    .1.     Aber  auch  andere  Frädtcate  erhält  nun 


Apollo   in   diesem  Vcrhältnifs  zum    Zeus.      Er  wird 
dessen  Oraheldeuter  und  Prophet  (Aeschvl.  Eumatt. 
anderer  Beziehungen   nicht  zu  gedenhen  "*).      Ar  tri 
die  an  den  Küsten  des   Fontus  und   unter   den   Sotbc 
wie  ihre  Dienerinnen  ,  die  Amazonen,    eine  unbarmh« 
zige,  blutdürstige  Iviicgerin  gewesen  «ar,    wird    hier 
Creta  zur  schönen,    aber  spröden  Dorisehen  Jungfn 
Dieses   Ideal   schwebte  dem  Homerus   und    Hesiodus 
ihren  Dichtungen  vor,   und  auch  die  Sprache  di 
Creter  gib  der    Artemis  in  diesem  Sinne   einen  Nanu 
BptTu ,  die  süfse  ,  nannte  man  sie,  oder  gewöhnlich 
Tofiapxtc  ,   die  siifsc  Jungfrau  ;    wozu  noch  de 
lichste  Localname  bam  :    AiKTvprct ,    ?on  dem   1)j< 
sehen  Berge  auf  Creta's  westlicher  Seite.     Dort  späht 
sie  in  weite  Ferne  dem  "Wilde  nach,  dort  erlegte  sie 
furchtsame  Hindin.     Daher   wieder  näher   bezeichne! 
Jagdprä'dicale  bei  Callimachus   und  andern  Dichten 
Der  fabelnde  Grieche  gflb  in  neuen  Mythen  auch  da?« 
Rechenschalt.      Brilotnartis  war  eine  Cretiscf. 
in  der  Artemis  Gefolge.  Tochter  des  Zeus  und  der 
me.     Der  Herrscher  der  Insel»   Minus,    veifo! 
Liebe,  und  endlich  rettet  sie  sich  nur  durch  einen  Spi 
ins   Meer    vom   Dictynnaiachen    Berge   herab.     Und 
spielt  der  Griechische  W  itz  weifer  mit  dem  <N.Tmen  Di 
tynna.     Fischernetze  (  dir.tva  )   solleu  die  Fallende  auf» 
gefangen  haben  und  Ulm  gl.  (Spanheim    ad  Callim. 


tl<  S)  Man  vergleiche  nur  «les  Nicelas  von  Serrae  "■ 
unter  dem  Artikel   Apollo  in  unsern  Mcleu-ir 
p.  dO  pq,  mit  den  dort  gegebenen  Nathweisungtn. 
i|.  i.  w.     S 
ern    M»  l>  umm.  I.    p.  IH   sq.    und    d*tn  die 
BewcifcateHen.     Man  vergleiche  jezt  noch  C.  A.  L.  Pc« 
tnitienu  in  Aetchyh  Again.  carni.  epod.  prim.  p. 
i 


131 


sq.  und  die  Anfuhrungen  bei  Fischer  ad  PaTaephat.). 
ndotus  dagegen   lafst  den  Dienst  dieser  Dictynna  aus 
M  herüberkommen.      Samische  Emigranten  erbauen 
itti  Creta  die  Stadt  Cydonia,  und  gründen  dort  den  Tem- 
üieser  Gottheit    (III.  59.)       Zwischen  dieser  Brito- 
a  und  der  Cretischen  Artemis  trat  dasselbe 
1,    wie  zwischen  der  Asiatischen  Upis  und 
der  Hyperboreer.     Charakter  und  Wesen  der 
vmnhe    war  Tom  Charakter  der  Göttin  ,  der 
digte  und  die  sie  festlich  darstellte,  nicht  trenn- 
r.    Hier  spröde  Jägerin,    dort   harte,    kriegerische 
iotzone.     So  t heilten  Dienerin   und  Göttin  einen  alten 
ideristischen  Namen,    Britomartis  Dictynna.     Doch 
tuen  unterschied  man  verschiedene  Begriffe  und  Be- 
lügen dieser  Gottheit  durch  Unterscheidung  dieser 
'icn  Namen.   So  rufen  z.  B,  die  Bewohner  von 
auf  Greta   in  einer  Bundesacte  mit  den  Opunlicrn, 
dem  Cret:schen    Zeus  und  andern  Göttern ,   die 
temis,  den  Ares,  die  Aphrodite,  Demeter  und  die 
uritoroartis  an    (Ckishull  Antiquit.  Asialic.    p.  i36.\ 
rung   dieser   Dictynna   verbreitete   sich  auch 
iTiirts,   und   auch   in  der  Cretischen  Jägerin  wollte 
die  andern   Begriffe  der  C  ich  f  I»  r  i  n  g  er  i  n  >   der 
Cebn rtsb el fe r in  oder  Ililhyia  niclit  untergeben  las- 
•en,    Bald  leitete  man  den    Namen  von    dein   Strahlen- 
Reifen  (oVxEtr)  des  Mondes  her  200)  ,    bald  gab  man  auch 


300)  Ctc.  de  Nat.  Deor.  II.  27.  p.  3t7  sq.  unserer  Autgabe: 
„Itaque,  ut  apud  Graccos  Dianam  ,  eamqne  Luciferam, 
sie  apud  nostros  Junonem  Lucinam  in  pnriendo  invncailt. 
Qua«  eadem  Diana  omnivaga  dicirur,  non  .1  vi'iunilo, 
sed  qnod  in  Septem  numcraiur  lanquam  vagantibuB 
iini  (Moser  liefst  aus  handschriftlichen  Spuren: 
ict  inn  a)  dieta,  quia  n  o  ctu  quasi  il  i  ein  rll'u-r  ■ 
et.  Adhibetur  atitem  ad  parlus,  qnod  ii  inalurescant 
Septem   nonnunquam,   aut ,    ut  plerumquc,   novem 


ltm.ie  cursibus:  qui  quja  mensa  spatin  conficiuiit,  nun- 
ses  noniinantur. '4  Jene  Worte:  Dictinna  —  d  lern 
fcfffcerel  werden  aus  dem  Griechischen  des  Cornutug 
de  .V.u.  Dcor.  p.  2j0  ed.  Gal.  verständlich:  Amrrjiv  5'  aJ- 
t>Jv  ktyüvfi  iii  to  ßd/).§i'j  ifj^c  r.-i;  üv.rJvx^  '  i  ix  f  i  v  *yäp  tJ 
ßlkXsi'j,  Nehmen  wir  Juno  Lucina,  llilhyia  und  Diana 
als  Persotlificntionetl  des  Mondes,  dessen  Bild  die  Frauen 
als  Aimiltt  trugen,  weil  sie  von  diesem  Gestirn  die  Be- 
förderung der  Geburt  erwarteten,  so  haben  wir  den  phy- 
sischen Gi  und  dieser  verschiedenen  Vorstellungen.  Vergl. 
nucU  Payne  Knigbt  tymbol.  Long.  §.  l4ü.  p.  110. 

20t)  S.  Cicero  de  N.  D.  III.  2.S,  neh.st  unserer  Note,  p.  616. 
Denn  dieser  Apollo  ist  wohl  mit  den  Crefensischen  Ku- 
reten  in  Verbindung  zu  bringen ,  deren  Tänze ,  so  wie 
der  Apollinischen  Musik,  der  dort  angeführte  Sirubo  (X. 
,10.  pag.  i6b  — 172  Tzach.)  erwähnt.  Auch  werden  häufig 
die  CorybaiHen  mit  den  Kureten  in  Verbindung  genannt, 
und  Proclus  nennt  sie  die  Vorsteher  der  Reinheit 
(  «g ucravScu  •»%  naSa^o n/rox, ) ,  ganz  auf  ähnliche  Weise  ,, 
wie  den  Apollo,  dessen  Streit  mit  Juppiter  um  die  Ober-« 
herrsihafi  der  Insel  ohne  Zweifel  auf  dieselben  Creten-* 
tischen  Weihen  und  Mysterien  zu  beziehen  ist. 


der  Dictynna  das  Geschäft  der  Geburtshelferin ,  und  ge- 
sellte ihr  in  Bildwerken  kleine  Kinder   zu    (  s.  Spanheim 
ad  CaJlirn.   Dian.  2»>4  srjrr.   und  daselbst  die  Cretensische 
Kaisermünzc,   mit   der  Jägerin.    und  dem  halben    Monde 
einerseits  und  andrerseits  mit  der  auf  dernDictjnnäischen 
Berge  sitzendeu  Kindermutter  Dictynna).     Auch  in  Bei- 
namen   und   Genealogien    des    Apollo    erinnerte   man 
eine  Veiliinduti-  Creta's  mit  Asien  (s,  über  diese  Verbi 
düng  Heyne  Exeurs.  V.  zu  Virgil.  Aen.  III.   101.).     Hie 
her  gehörte  der  in  Creta  geborne  Apollo,  der  Sohn  d 
Corybas,    der  mit  Juppiter,    dem  Cretenser,    selbst  u 
die  Oberherrschaft  dieser  Insel  gestritten  a)l). 

Nach  Aegyplen  aber   weiset  in  diesen  Religionen 
Mein  ei  es  hin.     Die  grofse  Göttin  von  Ephesus  erscheint 


53 


unter  ihren   hieroglyphischen    Decken   als   Mumie,    und 

jener  erste  Stifter  des    alten   Apollodienstes   zu   Argos, 

D»n»us,  kam  als  Colonitt  aus  dem  oberen  Ägypten.  Er 

«nWte  den  heiligen  Dienst   zu  Ehren  des  Apollo,  der 

Volf  zur  guten  Stunde  geschickt  hotte.     Denn 

dies.  he  Wolf  ward   nun  das  Symbol,  das   ihm 

»H  Gottwcichen   die  Herrschaft   von   Argos   gab.     Ge« 

nit  10  erschienen  einst  die  Wölfe  hülfreich  den  Aegyp- 

tls  die   Aethiopier   von  Süden   her  sie   drängten. 

1'"  >tand  dieser  Thiere   gelang  es  ihnen,  die 

über  Elephantiue   hinunter   zurückzutreiben, 

vmi  nun  bauet eu  die  Geretteten  zum  ewigen  Gedachtnifs 

die  V  (Eycopolis)  in  Oberä'gypten.      Auch  Osi» 

n   in  >\  olfsgcstalt  seinem  Sohne   Doms,  der 

w  Jen  Krieg  gegen  Typhon    zog  ,    als   hülfreicher  Be- 

icflüutr  aus  dem  finsteren  Amenthes;  And  ein  ispi'-.Xdyoq 

diese  Epiphanie  Aufschlufs  202).      Wüfsten  wir 

<fcn  ganzen  luhalt  und  die  Erklärung  dieser  Priestersage 

1  »o  wurden  wir  gewifs  in  den  Begriff  des  Apollo 

klarer  sehen.     Danaus  kam  aus  Chemmis  inOber- 

tt,   und  gerade  in  dortiger  Gegend  war  dieser  My- 

Ton  dem  Wolfsosiris  entstanden  ;    in   der  Nacbbar- 

ift  lag  die  alte   Wolfsstadt.     So    viel  ist  sicher,    dafs 

Aegrpten  schon  die  Begriffe   Apollo   und  Wolfsgott 

rbunden  wurden.     Ob  nun  der  Mittelbegrifl  dabei  der 

Schutzes  war,  vom  Wolf,  als  einem  Schutzthicr, 

Zoega  (Numi  Aegypt.  Imper.  p.  70.)  meint  m3)y  oder 


Ä>:>  Diodor.  I.  88.  Synes.  d«  pravid.  I.  115.  Euseb.  Praep. 
£v.  I.  pag.  50.  Vieles  darüber  hat  Zoega  de  Obelisci* 
».  307.  beigebracht ;  s.  Symbol.  Th.  I.  p.  408.  Note  166. 
rergl.  ibid.  p.  478  und  264. 

Siebe  oben  Tb.  I.   p.  408.  und  Th.  II.  p.  133.  not.  183. 

Weil    nimlich  dieses   wilde  reifsende  Thier  gewöhnlich 

Nachtzeit  seine  Höhlen  zu    verlassen  und   auf  Raub 


•54 

ob  der  Grieche  schon  in  der  Aegyptischen  Sprache 
in  Aegyptischer  Religion  einen  reellen  Grand  vorft 
die  Ideen  Wolf  (Hi-xoc)  und  Licht,  Morgenlicl 
(\ia)])  mit  einander  zu  verbinden,  mochte  sich  voi 
schwerlich  zu  voller  Evidenz  bringen  lassen.  In  *j 
ren  Aegyptischen  Monumenten  ist  dieser  letzte  Idcrnj 
sichtbarJich  anerkannt  ,  wie  auch  Zoega  nachweil 
Aber  nicht  sowohl  deswegen  mochte  ich  diese  I'.r; 
für  alt  und  ursprünglich  halten ,  als  vielmehr  dai 
weil  schon  Hcruduius  (II.  i44«)  den  Horus  bestir 
Apollo  nennt.  Nun  steht  aber  der  Wolf  nicht  blos 
jenem  gewifs  alten  iipb$  Xöyoq  dem  Ho  ras  zur 
sondern  auch  in  einer  Reihe  von  Aegyptischen  Muni 
ist  er  ihm  als  bleibendes  Attribut  beigesellt.  Wenn 
ferner  weifs ,  in  Vielehen  Beziehungen  andere 
andern  Gottheiten  von  den  Aegyptiern  beigegeben 
den ,  z.  R.   die  Maus   der  Athor  *0i)  ,    die  Spitzmaus 


anstehend    umherzuschweifen  ,    bei  Tagesanbruch  hi* 
geger.  wieder  in  seine    Hohlen  zurückzugehen  plkjT,  »•] 
erkannten    die    Alten    in    ihm  ein  dem  Orcus    odrr 
Unterwelt    verwandtes   Thier,    das    nur    hei  nächtlich« 
Schatten    aus  jenem  den  .Sonnenstrahlen   undurchdrir 
heben    Dunkel    sich   der  Oberwelt  nähere.     Daher 
er  ihnen  ein  Symbol  der  Verkündigung  des  Uebar 
aus  der  Ober-  in  die  Unterwelt,  der  Rote  der  Obi 
und   Unterwelt,    und    sie  bezeichneten  durch  ihn 
wohl   das  tägliche,     als    auch    das   jährliche    El 
scheinen     und   Schwinden    des  Lichtes   (>it 
oben   kwaßa$    pag,   133.)«     Darum  endlich  war  er  il 
ein  Bild  des   Wechsels    von   Lehen    und  Tod, 
der  Ober-   und  Unterwelt.     Die  Beweise  sehe  tut* 
am  angef.  Orte.    —    Eben  dieser  Beweise  wegen  drücke 
ich  mich  jezt  über  diese  Lichtbilder  positiver  in  diesen 
Zusätzen  zur  zweiten  Ausgabe  au»,  als  ich  oben  in 
Texte  zu  thun  befugt  war. 

204)  S.  Th.  I.  der  Symbol,  p.  520. 


55 


Dato  in  Anspielung  auf  Blindheit  und  Nacht,  welches 
ibot  ja  auch  der  Apollo  Smintheus  der  Trojaner  -1'5) 
hilte.  ingleichen  dem  Anuhis  der  Hund  wegen  der  Spür- 
iraft  und  Ahnung  i  7  er  gl.  Th.  I.  p.ig,  J28.)  ;  so  wäre  es 
ganz  in  der  Oenhart  der  alten  Aegyplter,  dafs  sie  ihrem 
js ,  al*  Sonnengott,  auch  den  Wolf  beifügten;  mag' 
der  iiieres,    wie  die  Griechen  deute- 

ten, oder  der  Umstand,  dal's  der  Wolf,  wie  der  Hund, 
Miadc  Jungen  wirft  (Aristotel.  II.  A.  VI.  35.  cap.  29.  p. 
3i9  Schneid.)  oder  sonst  Etwas  ( s.  die  vorhergehende 
Anmrrk.  und  oben  1h.  II.  §.  i5.  am  Ende,  mit  der  An- 
merk.)  die  erste  Veranlassung  «evn. 

1  aber  das  Verbal  tnäfs  des  Asiatisch- Hellenischen 
Apollo  «um  A  ägyptischen  Hornsgans  aufzufassen,  werfen 
wir  einen  Hliek  auf  die  sämmtliehen  Licht  -   und  Son- 
nen w  es  cn    der  Aegyptier.       In   diesem   Systeme  steht 
«bf-n  an  Kneph  ,    das  L  t licht.     Es  schliefst  daran  Phlhas 
phästus ,  Vulcanus),   das  Urfcuer ,  der  erste  Odem, 
ann  die  Sonne,  von  der  Isis  zu  Sais  geburen.  Darauf 
die  Sonnenincarnationen:  Horus  (Arucris)  ,    Har- 
poerates ,  Sem  (Herakles)  2Q/j).     Aus  diesem  System   von 
Licht-  und  Sonnengöttern,    welche  theils  einander  nn- 
eordnet  sind,    theils  zugeordnet   in    Bezug    auf  das 
Sonnen  jähr,    wird   uns   Vieles   deutlich  im  Hellenischen 
ein    des  Apollo   und  Helius.     Man  erinnere  sich  der 
verschiedenen    Wesen    dieser   Art:    Hyperion,    Helius, 
Apollo.       Zuvörderst  spricht  der  Aegyptier  von   seiner 
Sonne    im    (  item    gerade  so,     dafs  das    Pradicat 

r  ion    der    Inbegriff    ihrer   Eigenschaften    ist.       Sie 
ist    ihm    auch   die  Hochwaudclndc ,    sie  stehet  ihm  auch 


flG5)  Itijd.    A.  vs.  39.  mit  den  Auslegern,   wozu  Tzetz.  Ex- 
es.  in  liiod,  p.  pf>.  kommt.     Vergl,  auch  Orph.  IJymn. 
XXXIV.  (33.)  vs.  4.  und  Pausati.  X.  12.  3. 

S.  I.  Th.  der  Symbol,  p.  290  fT.  432. 


hoch  auf  dem  Scheitelpunkte  des  Himmels.  Der  Vater 
des  Helm*  war,  nacli  der  Priesterlehre  bei  JVIanetho, 
Phthaa  (Vulcanus).  Letzterer  regierte  in  der  hi&to- 
risch*  ausgedrückten  Mythologie  Kuetst  über 
Aegypten ,  und  sein  Sohn  Helius  folgte  ihm  (  T.  Th.  p. 
43a.).  Dies  ist  der  dritte  Sol ,  de»  Vulcanus  Sohn,  bei 
Cicero  (de  Nat.  D.  III.  fti.).  Dieser  Sol  ist  derselbe, 
den  die  Athener  als  Apollo  rcarptöos  verehrten.  Deim 
Cicero  (de  N,  D.  III.  33.  a3.)  ist  er  der  älteste  von 
den  vier  Apnllen ,  die  dort  genannt  werden  ^°7).  Er 
heilst  der  Sohn  des  Vulcanus  und  der  Minerva.  Das 
war  jene  zur  Neith  potcnzir\e  Isis  von  Sai's,  von  der 
wir  in  der  Tempclinschrift  lesen  ,  dafs  sie  Gebähreria 
der  Sonne  war  a>s).  Die  Athener,  Colonisten  von  SaTs 
seit  Cccrops,  blieben  bei  manchen  von  ihren  Stadtgott- 
heiten der  Religion  der  Saiter,  ihrer  Väter,  getreu. 
So  wie  daher  die  Neith  von  Sa'i's  als  Athene  die  höbe 
Schutzgöttin  der  Stadt  der  Cecropiden  ward,  und  wie  diese 
dem  Hephästus  eine  vorzügliche  Verehrung  widmeten, 
so  ernannten  sie  den  Sohn  dieses  Götterpaares  zum 
Schirimo^t  ihrer  Stadt.  Das  wufsten  schon  die  ältesten 
Geschichtschreiber»  nach  Ciceru'a  Versicherung.  Wir 
haben  noch  die  Zeugnisse  des  Plato >  des  Aristoteles 
und  Demosthencs  vor  uns  209).  Dafs  die  stolzen  Cecro- 
piden ihren  ausländischen  Zuwachs  zu  verdecken  sachten, 


S07)  Wir  verwaisen  in  RetrefF  dieses  Apollo  varp^ot,  un- 
sere Leser  auf  das  zu  den  Stellen  des  Cicero  Bemerkte  , 
p.  $95,  3fJ9.  6ti.  unserer  Ausgabe.  Vergl.  auch  der 
Symbol.  I.  Th.  p.  45i. 

JOS)  S.  Symbol.  I.  p.i30.  und  daselbst  Note  325.  die  bekannte 
Inschrift  zu  SaVs,  wozu  Proclus  (  in  Piatonis  Tim.  p.  30.} 

hinzusetzt:   ?v  iyvu  xtfpiröi»  «tskov,  iAi«;  iyivsro. 

209)  C f.  Clemens  Prot re p t.  pag.  i.  und  Me  u  rsi  u  s  Athenae 
Atticae  II.  12. 


i57 


kann  man  sich  leicht  vorstellen.     Zu  diesen  Bemühungen 

gehörte  vorzüglich  auch  das  Bestreben ,  alte  Aegyptische 
igionen  möglichst  zu  nationalisircn ,  und  von  ihrer 
•Vtunlt  neue   Mythen   zu    ersinnen.     Gleichwohl  blieb 

dem F/umchls volle»  der  wahre  Ursprung  nicht  verborgen. 

Auch  erhielt  die  Geheiralehre  Manches  im  Angedenken» 
Weisen  nun  öffentlich  nicht  geständig  war.  So  haben 
*ir  i.  B.  ein  Zeugnifs  des  Geschichtschreibers  Phüocho- 
mt  im  dessen  Atthis,  dafs  Apollo  in  diesen  Religionen 
die  Sonne  war  ^,0). 

man  nun,   w  ie  llerodotus  ZU  der  Versicherung 

laa,  der  Aegyptische  Horus,  des  Osiris  Sohn,  sey  der 

o  tif  r  Hellenen  ,  da  man  durch  dieSa'itisehe  Colonie 

dri  facrops   einen  Apollo  als  Sühn  des  Phthas  in  Grte- 

diitcbcfleligioii  eingelührt  hatte,  so  läfst  sich  der  Grund 

di»oo  auf  den  ersten  Blich  entdecken.      Der  Grieche 

fcaUceiuen  sehr  menschlichen  Apollo  in  der  Volksreligion, 

tmen  Apollo,    der  bald   zürnt,    bald  über  seine  l'einde 

trinmpltirt,  bald  hinwieder  aus  dem  Kreise  der  Olympier 

laen  die  Heeide  weidet;  mit  Einem  Worte,  einen 

Apollo   im  blande  der  Erhöhung   und  der  Erniedrigung. 

*»  solcher    war    nicht    jener   Saitische    Sonnengott, 

*o»  den  höchsten  Potenzen  hervorgebracht,  und  Aegyp» 

I  Wenigstens   scheint  den  Sohn  des  Phlhas   nicht  so 

aschlich   gefafst  zu  haben.      Mithin    konnte   dieser 

der  a  II  gemeine  Hellenische  Apollu  seyn.     Aber 

,    der  Gott    der  vollen,   glühenden   Sonne,    und 


110)  Etymolog,  m.  p.  7ü8.  p.69ßTJpß.  Photii  Lex.  p.443.  und 
\*>  ,  vergl.  Philochori  Fragmin,  p.  11  ed. 
ti  Sieheiis.    ObPhilochorus  oder  die  ahm  Athener 
»ell>«t  Jen  Apollo  al»  Sonne  nahmen  (  beide  Satze  liegen 
in    den  ,  angeführten   Stellen   vor),    frage  ich   hierum   so 
r,  -Li  das  l">he  Alter  dieses  Glauben«  viele  andere 
H'wun-  bat. 


i58 


daher  der  schöne,  der  lockige  Mortis  ,  welcher  jczt  vor 
Typhon  flieht ,  jezt  als  furchtbarer  Rächer  deines  Vaters 
auftritt,  dann  im  Siegsgefühle  zornig  selbst  der  Mutter 
Isis dat  Diadem  ron>  Kopfe  reifst 2n),  hur?:  dieser  ins  Fleisch 
geborne  Sonnengott  war  in  der  Uebcrzeugtmg  des  Grie- 
chen sein  Apollo.  Und  ganz  gewifs  war  diese  Ansicht 
richtig.  Es  halten  zwei  Aegvptische  Sonnengötter  zur 
Bildung  eines  zveifackenHellenischenApollo  beigetragen; 
jener  HeJius  des  Aegyplischen  Piiestei Systems  halte  dem 
Apollo  iiaxprSot;  von  Athen  das  Daseyn  gegeben.  Dieser 
Iloius  des  Aegyptiscbcu  Volksglaubens  hatte  grofsen  An- 
theil  an  dem  andern  Apollo  der  Griechischen  Völker, 

Line  ähnliche  Sonneninc  arnation  kennt  Phönicie 
Sydyk,  der  ganz  identisch  ist  mit  dem  Aegyp tischen 
Phthas  (  Uephästua) ,  zeugte  neben  den  sieben  Kabiren 
noch  einen  achten  Sohn,  Esuuin,  Gewöhnlich  wird 
dieser  letztere  Aesculap  genannt  (  Euseb.  Praep.  Ev.  I. 
10.);  aber  die  Beschreibung  von  ihm  führt  auf  den 
Grundbegriff :  Feuer,  llimnielswürme ,  Lebensquelle. 
Auf  jeden  Fall  ist  er  ein  Feuer-  und  Sonnengott  und 
Lebengeber  (  Daraascius  Vit.  Isidor.  ap.  Phot.  Cod.  242.). 
Seine  mythische  Geschichte  zeigt  ihn  auch  ganz  als  das- 
selbe Wesen ,  was  die  Phrygier  Atlis  nannten.  Die 
Phönicier  erzählen,  ihre  Gattin  Aslronoe  habe  den  Es- 
mun  geliebt,  und  ihn  mit  ihrer  Leidenschaft  heftig 
"verfolgt.  Der  geängsiigtc  Jüngling  entmannt  sich  endlich 
seihst,  und  Astronoe  verleiht  ihm  die  Unsterblichkeit. 
Daher  fortan  Phonieren  t  besonders  Beryth ,  seinen 
Dienst  beging.  Vielleicht  war  dieser  Mythus  oder  ein 
ähnlicher  der  vermittelnde  Punkt,  worin  man  die 
Idee  des  Sohnes  von  Phthas  ( Vulcanus)  und  die 
des   Apollo   vereinigte.       Der    Phönicier,    dessen 


210  Plutarch,  de  I&id.  p,  356.  s.  Tfa.  I.  p.  264.  276. 


i5g 

»tca  Psosanias   (  Acbaic.  c.  a3.)    anführt ,   erklärt  ge- 

W,  eeine  Landsleute  hielten  den  Apollo  ,   wie  die 

ttBen,  für  den  Vater  de»  Aesculap,  und  deutet  dieses 

li  «o :    Apollo    sey  die  Sonne,  die  durch  ihren 

Jahreslsuf  diL.  Luft  gesund  mache  ;    diese  den  Menschen 

Untren  erspi  iefslicbe  Luft  sey  Asclepius  2,z).     Wie 

'och  seyn  mag:  Cadmus  scheint  einen  Sonnengott 

^po'lömit  nach  Griechenland  gebracht  zu  hahen,     Oa- 

,r  «prechen   die  bedeutendsten  Züge  der  Religion  des 

Apollo  »u  Theben  in  Büotien  2tJ).     Hierauf 

mehr  als  auf  die  Vermuthung,  dafs  der  Ismo« 

Ho  kein  anderer  als  der  Es  mit  ni  sc  he  sey. 

ii'J,u»en  diese  Herleitung  mit  der  Griechischen  ,   die 

Allwissenden  (von  i'o^f«  )  erinnert,    auf  ihrem 

s  beruhen.      Hingegen  die   Daphnephorien  7    die 


»ick  I  er,  die  Hieroglyphen  in  dem  Mythus  des  Aesculap 
K)  p.  9.  1o.  d«utet  dies  bo:  Apollo  sey 
ie  Sonne,  das  Urprincip  aller  Lebenserhaltung,  weiche 
mit  Heilkraft  das  GewUsser  des  Huchgebirgs  schwängert; 
Aesculap  ius  sey  die  vorzüglich  in  warmsjjrudrlnden 
Quellen  sich  Bufserndf  Gesundueitsluft  oder  Heil« 
Jaft,  die  eben  von  dc-r  Sonne  ausgehe  und  mit  dem  Ge-» 
rasser  der  Hochgebirge  sich  verbinde.  —  Payne  Knight 
rmboL  lang.  £.  1  «0.  p.  110.  sagt:  Apollo  und  Diana  sind 
rheber  plötzlichen  Todes  gedacht.  Beide  schicken 
Krankheit,  gewähren  aber  auch  Heilung;  und  dieweil 
Krankheit  Mutter  der  Arzneikunde  ist,  so  ward  Apollo 
tytbisch  als  Vater  des  Aesculapius  vorgestellt.  Mir 
t  der  Inhalt  dessen,  was  I'ausanias  berichtet ,  so 
itütlich,  dafs  ich  keinen  Grund  linde,  mich  nach  neuen 
Jlrungen  umzusehen. 

genüge  mir  hier  mit  Einem  Worte  an  die  Kadineischen 
-.taben  (Kaä/^/a  y^^.<<iTu)   im  Tempel  des   Fsmeni* 
»cn  Apollo  m  Hieben  zu   erinnern   ( Herodot.  V.  5y.). 
erung  dieser  hochwichtigen  Nachricht  nuds  ich 
iierodoteischen  AbbandlL  vorbehalten. 


die  Thebaner  alle  neun  Jahre  dem  Apollo  feierten ,  w*. 
ren  nichts  anders  als  ein  alles  Sonnenfest.     Es  hatte  vwi 
dem   Lorbeer   seinen  Namen,    der,    mit   Oliv, 
und  Blumen  umgeben  ,    von  dein  schönsten  Knaben 
Stadt  aus  einem  der  allen  edlen  Häuser  in  dem  feierlict 
Aufzuge  getragen  ward.      Auf  die  Spitze  einet  mit 
beerzweigen  und  Blumen  umwundeneu  Oelzweigs  stel 
man  eine  eiserne  Kugel  ,   an  welcher  andere  kl 
geln  herabhingen.     Unter  diesen  hing  in  der  Mitte  en 
Bügel  zwischen  purpurfarbenen  Kränzen,  Kleiner  alt 
oben  auf  der  Spitze  ruhende  Bügel.     Das  Ganze  war 
einem  purpurfarbigen  Schleier  unterbunden.     lue  ol 
Bügel  stellte  die  Sonne  vor  ,    die   senkrecht  gerade  dl 
unter  hängende  kleine  den  Mond,   die  übrigen   die  PI 
mMen  und  einige  andere  Sterne  ,   die  Kränze  ,   deren 
waren,   den    jährlichen    Sonnenlauf.      Der   Zag  ging 
den  Tempel  des  Ismenischen  Apollo,  welchem  man  de 
Hymnen   sang.       Das  Fest,    Mein)   auch   vielleicht  eini 
Nebenzüge  nach  und   nach  verändert  wurden,    wir  i> 
Wesentlichen  sehr  alt.     Das  zeigt  die  Sage,    dafs  t< 
Herakles,    des  Am ph.it ryons    Sohn,    Daphnephorus 
wegen  iu).  Dieser  Attische  und  Bootische  Apollo  schein 


2i4)  Pansan.  IX. 10.  Prodi Chreslora.  p.  98P.  p.3«7.  adeal 
rltphae-stioni*   ed.  Gaisford.     Dieser  Apollo   hieft  ai 
J  i>ü-tc;.      Die  Anwohner  am  Flusse  Gtdaxius  in  Böc 
l$laublen  nHmlicJi  ,    dafs  der  Gott  ihren  Heerdcn  M 
liebst  Hufs    verleihe,   Plutarchus  ■**;-«  roü  ^  y 
p.   409.  Vol.  IV.  p.  67i  ed.  Wyttenb.     Diesem    Apol 
meint  Meursius  Graec .  feriat.  p.  63 ,  h.ibe  das  Fest 
l.'ixiü    zu    Athen    gegolten,    wobei    man   einen   Brri 
Gerstenmehl  und  Milch  kochte.   Aber  aus  einem  Lcxic 
rhtloricum  (bei  Ruhnken.  Auctar.  ad  Hesych.  1. 
und  jezt  in  Bekker's  Anecdott.  graecc.   I.   p.  22^.)  lei 
wir,    dafs  es  au   Ehren   der   GöUeriuulter   gefeiert 
-<*    (eben  so  bei  Ilesych.;    aber  Ruhnkeniu» 


i6i 

*eg  ans  Aegypten  und  Phonicien  über  Samothrace 
Kimmen   zu    haben.       Dort    werden    wir    den   Phthas 
:h*i  bedeutend  finden.     Am  h  das  symbolische  Zweige- 
st tu  Ismenischen  Feste  findet  sich  in  den  dortigen 
cn  wieder.  Bestimmter  aber  erinnert  der  mit  der 
?r*ürile  bekleidete  heilige  Knabe  daran215).     Da» 


»isforil    schreiben    richtiger  liier  TatA^a.}    io%7*i  'ASjjvvjov 

ipoilo  hirfs  xeug erqi^ot,  und  wegen  dieser  Eigenschaft 

sllte   auch  der   Lorbeer  (  ij  Idtynt)  den  Beinamen  namp* 

haben,  weil  er  die  Geliebte  dieses  Gottes  gewesen. 

•nschat't  des  «toufOTpetp««*  habe  aber  Apollo 

9)  s.  Eustalh.  adOdyss.  XIX.  86.  p.  6S3  Basil. 

cf.  Suidas  l(.  p.  350  Kust.  wo  aber  nach  Schneider 

iierbucb  Kov%tDzk*fi  corrigirt  werden  mufs  (  dort 

lr3t;t  auch  Schneider  tine  Meinung  von  jenem  Beiworte  des 

»rhecr*  vor,    scheint    aber  die  Suite  des  Eusuthms 

.  ht  zu  kennen.     Vergl.   such   Hgen    nd  Hymn.  Homer. 

nöü.    C.  F.  Baehrii  observ.  ad  Plut.  ArtaXerx.  in  Creu- 

Idetemm.    III.   p.  39.).     Man  virgl.  aber  Zonarae 

•xicon  p.  jus,  und  daselbst  Tltloiann,  der  wohl  richtig 

•merkt,    tlaf's  heim  Suidas  und  Zonaras  kobvS«Ju"|    ver- 

rt  weich  n    mute.     S.  den  von  ihm  nngelührten  Ety- 

tnolo^ns  m.    p.  276.    p.  25()  Lips.  ferner    p.  S9t.    p.  274. 

t  die  Stelle  des   IJesychius  IT-   pag.  323 

Uab  \>t    eine   fremde    Geilheit  (ein 

oder  1*&*tg%   im   Gegensatz  gegen  die  $ici  fa- 

■'-<•     iJie  Alhenienstr  nahmen  mimlich  inehrrre  fremde 

»ottfceiicn    förmlich    hei  sich    auf;     S,   Hemsterhtiis    ad 

b    Lp.   1694.).     Dafs  jene  fremde  Gottheit  KofuSaAÄ« 

in  vom  Lorheer  den  Namen  hatte,  sagt  uns  rhsvehinB 

'.  (das   W'urt    fehlt    in  der  nenesten    Ausgabe  de$ 

rhuchs    :    aber   rr.^t  Plutarchus  giebt  un« 

licht  darüber.     Er  erzählt   Sympns.   III.  y.   p-  681 

Apollo  habe  zwei  Ammen  gehabt:  dieWahr- 

nt  und  die  Korythalea  (n)»  'AJkfiuax  kvi  jtjv  Ko£i>SdXtttu>)t 

1  1 


Jf>2 

fst  derselbe  Camillns,  dessen  \;imr  P]iöi>ici«cli  ist  (Kc 
fir^,  KaiYpt'Xo«.),  der  in  Samolhrace,  wie  in  Ltruiien.  ir 
1»  11  in    und   Griechenland ,    als  Ministrant  im   Dienste 
grofVen   ISalurgötler    rrscheinl,    und   ein  puer  patrii 
und  matrimus  seyn   mtiCstc.     Wil"  werden   unten  dai 
eurücbliomtnen. 

Nach  diesen   Vorbemerkungen    ist    es   sehr  bc: 
lieh,   wie  auch    in  den  Orpfiisi-hen  Systemen   ein  Hein 
\>>iltommt,  und  daneben  Apollo  doch  g,mz  notoi 
Sonne  dargestellt  wird.  In  den  Gedichten,  die  wir  nnl 
Orpheus    Warnen    noch     Italien  t     gehören    der    Nebel 
rillte  und  dreiunddreifsigste  Hymnus  hierher,  ingl 
das    achtundnwanzig6te   Fragment  ,  womit   man   die  d« 
(p.  487  ed.  Herrn.)  von  Gesner  angefühlte  Verstellen 
des  Proclus  vergleichen  bann,  dafs  in  Orpbischer  I  i  ! 
Apollo  mit    der   Sonne   Eins    sey  -{f>).     Aus   Aegvptiscl 
und    Phünicischer    Prieslerlehre    hatten  die  Orphiscl 
Schulen    in   ihrem  Phanes    Apollo,  Helius,  Her.ihles 
s.  w.  die  ganze  Reihe  der  Licht-  und  Sonnrnu  esen 
genommen,  die  wir  oben  nachgewiesen  haben. 


das  heif*t  die  Wahrbeil  und  dir  Nymphe  Dapltne, 
rhrs  eben  synonym  mit  Korythalen  i>t.    —    Was  hat  al 
nie  Nymphe  des  Lorbeer»  mit  der  der  Wahrheit  remeie 
Darauf  dient  zur  Antwort  ,   dafs  nach  einem  Glanlien 
Alten   das  Kauen  der  Lorbeerblätter  die  Kraft  def  W 
sagong  und  der  Poesie  wecke  und  befördere,  s.  Cas.nd 
ad  Theo  ph  rast.    Charact.   XV f.    p.    175  sq.  ed.   I 
(veigl.  od  Aihenaeum  \t.  p.  140.  in  Animadrersi 
&  hwgh.    Sslmasiu*  ad  Solin.  p.  hl);*  )     Dalier  Wahrs»| 
und  Porten  '<  hiefsen,  Tzetz.  ad   l.ycophr. 

smdr.  vs.  6.  p.  472  ed.  Müller.    So  tritt  also  die  IV •! 
sagerin  neben  Ute  Wahrheit  als  Amme  des  Apollo. 
21h)  So  Itielt  Orpheus  (nach  Aeschyhia  in  F.rato.oh.  cata;tt 
p.  2't.   p.  iy  Schnull. )  den  IUI  ms  Idr  den  höchsten 
und  nannte  ihn  Apollo.    Vergl.  such  Siebeiis  ad  l'hih 
trag  mm.  p.  'ji. 


i65 

Gerade  dem  Ismenischcn  Apollo  wurden  auch  Brand- 
opfer gebracht  ,   wobei  man  aus  der  Oplerftamme  weis- 
sagte, auf  dieselbe  Weise  wie  zu  Olympia  bei  den  Opfern 
de*  Zeus  2l7).     Dieser  Begriff  des   weissagenden  Gottes 
geht    hier   und  anderwärts   ganz   natürlich  aus  dem   des 
Himmeisfeuers*    des  Sonnengottes  hervor,   der  sich    im 
Apollo  wie  im  Zeus  vereinigt.       Ilaher  auch  Zeus,    wie 
oben  bcmeil.t   wurde,    der   Seher  in  die  Zukunft,   und 
Apollo  sein  Prophet.     In  den  Tempeln   des  Apollo  war 
h  dieser  selbst  der  Seher.      Jch  habe  oben  schon 
■>-edeutetT    dafs  ich   die  Verbindung  des  Begriffs  Son- 
>tt  und  Gott  der  Musih ,   Besitzer    der  J.yra ,    aus 
■  m    alten   Symbol   herleite,    wodurch   man   frühzeitig 
i  he  Hitlnung   und  Harmonie   durch  die  Leier  an- 
habe.     Davon   wird  unten  das  Nähere  vorhom- 
<:n  so  wenig  zweifle  ich,   dafs  im  allen  Sab:iis- 
Olnrasicns  die  Pyromantie  ein  Haupltheil  des  Got- 
Irtdtcnstes  war.     Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  dieses  weiter 
r.u   verfolgen.     Nur  das   Einzige   bemerhe   ich:     In  den 
db Gebern  wird  deutlich  davon  geredet.      Da  heifst  es 
.  :  das  Feuer  schenkt  die  Hunde  der  Zukunft, 
»sen^chaft    und    liebliche    Hede    (  Izcschne 
II.  67.}.     Hier  waren  also  die  wesentlichen  Eigenschaften 

Iric*  Apollo  aus  der  alten  Feuer-  und  Sonnenidee  darge- 
stellt.     Davon  bat  sich  selbst  in  einem  Namen  des  Apollo 
eize   Spur  erhalten,     wenn    grofse    Altt-rlhumsfoi  scher 
Uten.      Hcrmias   bei  Athenaus  (IV.  32.)    redet 
•1  Apollo  Com  ans  (Kopatoc)  ,    dem  man  in  dem 
tis,    nebst  der   Yesta  und   einigen 
■ttheiten  ,    unter  besonderen  Cäümonien  einen 
eigenen  Dienst  feierte.   Aus  Amimanus  .Mai  xclliuus  (Will. 


roilot.  Vlir.  134.  Philocliorui  betna  Scholuttea  dea 
OeJip.  Tyr.  20.   (*.  Puilocbori  Fragmiu.   ed. 
wL  p.  101.), 


i6i 

ft.  &4'.)  ^'«»»f«  "wir,  dafs  es  ein  orientalischer  Apollo 
war,  dessen  Bildsäule  unter  dorn  Kaiser  Julianus  nach 
Rom  in  den  Tempel  des  Palalinischcn  Apollo  verpflanzt 
ward.  Hierin  erkannte  Scatigcr  (zum  Catullus  pag.  Qfo.) 
den  orientalischen  Ramcn  der  Sonne  HSn»  oder  rich- 
ligeir  Vossius  (de  Idol  id.  p.  1 35.)  das  Feuer  als  das  ewig 
anbelungswerthe  Svmbul  des  «Iten  Persischen  Sabäismus. 
Die  A  usleger  der  Zctidbüclicr  bestätigen  diese  Ei  Klärung 
durch  die  Bemerkung,  dafs  die  Griechen  das  Persische 
H  durch  ihr  X  uder  K  ausdrucken  ,  und  folglich  unter 
ihrem  Kwpttfbf  sehr  wohl  den  II  0  in  der  Parsen  verste- 
hen Iionnten ,  der,  nach  Slrabo.  mit  Anandatiis  gemein- 
schaftlich im  Ponlischcn  Gappadocien  verehrt  Avard  (s. 
Anhang  zum  Zendarestn  II.  3.  pag.  (>ß.  nr.  144«  Dyde 
flachtS  sii- h  in  diesem  Ilimi  den  Bcr^ott  Amanus  ,  wo- 
gegen aber  die  Eiklar  er  der  Zendbücher  Erinnerungen 
machten.  Vielleicht  lafst  sieh  beides  vereinigen,  s.  oben 
H.  p.  3i»),  Dieselben  erlicmuii  hierin  eine  abgeleitete 
Fi»rm  des  alt- Persischen  Guirus  des  ignis  niOSCulus  und 
hmina  2ls)  ,  und  zugleich  der  Sonne  und  des  Mundes. 
Das  wären  folglich  die  zwei  Gölter,  deren  Gebuitssiatte 
au  Ephesus  und  Peius  die  Perser  verschonten.  Dem  scy 
nun  wie  ihm  wolle:  die  gnnze  Summe  der  Nachrichten 
•von  der  Abstammung  eines  Zweiges  des  Apollo-  und 
Ailrniibtlienkles  aus  Oberasien  und  der  bekannte  Geiit 
des  allen  Magismus  machen  es  sehr  wahrscheinlich  ,  dofs 
die  Pelasger  durch  Thracien  her  schon  die  Idee  eines 
l'euer-,  Sonnen-  und  "Weissagungsgoltes  aus  jenen  Ge- 
genden erholten  haben.  Die  Idee  der  Weissagung  knüpfte 
sich  im  Apollo  einerseits,  wie  bemerkt,  an  die  Pyrc< 
oder  Dadgah's  selbst  an,  andrerseits  harnen  nun  von  Ae- 
gvpttn  und  Phünicien  die  Begriffe  vom  Phlhas  ,  Svdyli, 


SlS)  VerJ|l.  I.  Th    dtr  Symbolik  p.  731* 


i65 


»  Gottheiten  dos  Fr  df  e  «eis  und  dos  Lich- 
in    <l>  i  t  e  v  n  i  fs  ,    hin/.u;    örtliche  Erschei- 

ne,   wie  der  merkwürdige  Schlund 
rlpbi  am    Fufso  des    Parnassus    mit   seinen   berau- 
'  insUii  und  dergl.     So  war  es  natürlich,  dafs 
len  T  haften  Griechenlands,    die  die  VVeis- 

an  die  Gottheit  des  Apoilo  recht  fest  geknüpft 
i«  die  Eigenschaft  des  Sonnengottes  all  mäht  ig 
in  den  Hintergrund  trat,  und  dafs  sie  in  Helius, 
gleichfalls  aus  der  Sonncntaicl  Aegyptcns  und 
»alten  halten,  desto  heller  hervorleuchtete. 
Ai  xueiliunde  ,  die,  mit  der  Son- 
n»  kpolto  ursprünglich  vereinigt)  nun  auch  ihreu 
Vorsteher  erhielt-  So  war  denn  jezt  an  vielen 
>  des  öH'entlicheu  Apollodicnstes  dieser  La- 
blos als  Gott  der  Bugenkundc,  Musik  und 
briagtin^  gedacht  und  verehrt;  und  so  traf,  et  denn 
Wir  Wenige  Stellen  abrechnen,  wo  die  ur- 
{liehe  l'jce  durchschimmert  )  vor  die  Phantasie  der 
»ger ,  nameiitlieh  des  Homerus,  der  in  seinen 
igen  einzig  bemüht  ist,  jeden  Götterbegriff 
i-  Schönheit  dem  Menschlichen  zu  nähern.  Hie- 
lomensrh. poetischen  Geist  und  Inhalt  Apollinische« 
iginn  hat  Vol's  in  seinen  mythologischen  ßr  i  «■  - 
wohl  herausgehoben.  Die  Nachrichten  des 
ron  dem  Gottesdienste  und  den  Kunstwerken 
und  an  andern  Hauptsitzen  des  ötfentliohen 
•«■laiigen  zur  Genüge,  dal»  man  damals  an  den 
;cn  eit»en  vom  Apollo  und  von  der  Artemis 
iedenen  Helius  und  Selene  verehrte  und  bildete. 
se  tun  l'ausanias  Lliaca  1.  can.  it.  §.3.  und  II.  34. 
sn  erwähnen.  Ich  halte  diesen  Kegriff 
in  Apollo  und  von  der  Artemis  nicht  für  den  ältesten 
od  ursprünglichen,  sondern  für  einen  periodischen 
mg  der  Poesie    über  den  Iahalt  älterer  Sab  ai  sc  hon 


iGG 


Pricsrerlchrc.     Jene  ältere  Lehre  ,  welcher 
«lie    Pelasgcr    und    Hellenen    einzig    gehuldigt  hat 
virlue  auch  durch  dieses  poetische  Zeitalter  hriidu 
manchen  Spuren  fort.      So    erkläre  ich  mir  die  Etinn 
rangen  Ton  Jintlmann    (über  die  philosophische  Deiitu 
der  Griechischen  Gottheiten  p.  b"  ff.)  :    wie  es  dm.»  N 
mc,  dafs  dem  HcÜus    und  der  Sctene  licin   li.inptlcst 
Griechenland  gefeiert   worden ,    und    dafs    die  Hell 
nicht  Lei  ihnen,  wohl  aber  bei  Apollo  zu  schworen  |»fl( 
ten  und  dergl.  mehr.     Jene  Feste  und  jene  Eid 
waren  nämlich  schon  durch  die  vorhomerisebe  PrieM 
Schaft  bestimmt,  und  es  konnte  daian  nicht  leücbl  ci 
geändert  werden. 

Nach  dieser   meiner  Vorstellung  der   Ap 
Religionen  betrachte  ich    nun  auch  die  ganze  DoMf 
reibe  der  Philosophen  und   anderer  Scliriftstelb 
Hörnern»  von  Pherecydes  und  Heraclitus  an  bis  zuniK 
scr  Julianus  und  noch  weiter  herab,    nicht   als  nr 
Yereinigungsvcrsiickc ,   um   die   Ideen   Apollo,    Art 
und  Sonne  und  Mond  in  Einklang  zu  bringen  . 
als  wirkliche  Wiederherstellung  nltestcr  Priestcrlchrr. 

Her  Umfang  vorliegender  Aufgabe  erlaubt  mir  tut 
ins  Einzelne  des  ApolJodicnstcs  einzugehen,    und 
auch  von  Patara,  Ton  Delos  besonders  zn  reden,  ir 
eben  von  dem  pan-  hellenischen  Orahelinstitute  zu 
phi,    von   dem  alten  Priesterhause   der   Hranchiden 
Gebiete  von  Müctus  und  Hcm  Orahel  daselbst ,  das 
eine   Pflanzung   von    Delphi   erscheint,     ingleichen 
dem  Tempel   und  dem  Dienste  zu  Clarus  in  Jonien 
zu  Gnnion  In   dem  Lande  der  Aeolier  mit  ihren  char 
teristisehen  Sagen   von  der  Manto,  von  Mopsus  und 
andern  alten  Apollnsprophcten,   mehrerer  anderer  Sitte 
dieses  wichtigen  Zweiges   Hellenischer  Rel 
einmal   zu    erwähnen.      Den  Namen   des  Gottes  i 
wir  mit  einigen  Worten  berühren.      Es  ist  bekannt, 


i6j 

die  Griechen  allen  ihren  Geist  und  Scharfsinn   aufboten, 
um  men  ' \n<>'KLi,tv  ;his  ihrer  Sprache  su  entriJth- 

seln.     Es  ist  aber  nuefe  behannl,  wie  wenig  Hcifall  diese 
llculelviert  verdit  nin.      Dienst  u:id  !\ame    Mar  in  uralter 
5eU»geizcit   unter  den  Griechen  au»  dem  Itlorgenkmdi- 
angenommen    und  nationalisirt ;    in   so  weit  bannten  m'o 

I  fliesen  Namen  den  ihrigen  nennen,  zumal  da  altere 
Formen,  wie  das  Oetiscbe  'Afit'Xio?  für  Sonne  ( s.  Hc- 
i«  unter  diesem  "Worte  und  daselbst  die  Ausleger)» 
de«  sllmähligen  lebergang  «eigen,  Die  Wurzel  gehört, 
wach  «1er  Meinung  der  Orientalisten,  dem  Morgenlande 
an  (Seiden  de  Düs  Svris  II.  i.  pag.  \i\\  s<].)  ,  und  ist  in 
Bei,  liel ,  wie  für  Apollo,  bo  auch  für "IUtus  aulzusu- 
«b 

§.     0.0. 

Aach  die  Ephcserin  weiset  in  manchen  ihrer  Attri- 
bute und  Eigenschaften  nach  At|vptcn  hin.  Wenn  es 
jemals  milbig  ist»  den  schon  oben  (l.  p.  20,0  ff.  he* 
sonders  p.  cq5.  )  bemerhien  Grumltrieb  der  orientali- 
schen Religionen  vor  Augen  zu  haben,  so  ist  das  hier 
iei  Kall.  Das  alte  Morgenland  und  Aegypten  lösete  im 
sen  Menkcn  von  Einer  Hauptgottheit  verschiedene 
Eigenschaften  los  ,  persontficirte  sie  bald  besonders  und 
gab  ihnen  als  eigenen  Göttern  ihre  eigenen  Mythen,  bald 
legte  es  das  Abgesonderte  wieder  in  das  Grundwesen 
zurück,  und  vereinigte,  was  zuvor  als  getrennt  betrat  h- 
lei  war,  aufs  Neue  wieder.     JJics  gilt  besonders  bei  der 


<Tt9)  Rr»(frcn  Namen  leitet  Sickler  (die  Hieroglyphen  im 
Mythus  des  Aesculap  p.  7.)  ab  von  ?-ß  trennen  ,  unten» 
fcluiJcn,  absondern,  und  von  ]i&<  Kraft  j   letzteren  von 

'II    ir\n  ,   hell,    licht  machen,    und    von   »y  !. 
also:  dar  Lieh  tjj  Ott,  welcher  Tares-  und  Jatt« 
res  a  b  s  c  h  ii  i  It«  btttiuimt. 


Aegyptischen  Tithrambo  und  Bubastis.  Zuvorderst  zei- 
gen sich  folgende  Verhältnisse  der  Aegyptischen  weib- 
lichen Wesen:  Athor,  die  Urnacht  in  der  Tiefe  der 
Wellen  und  Zeiten  (vergl.  Th,  I.  p.  5ig..).  Buto,  die 
eweite  Nacht,  eigentlich  die  dunkele  ,  feuchte,  nährende 
Euft  unter  dem  Monde.  Daher  bald  Nacht  der  Erde, 
bald  Mond  selber.  Neith,  der  weibliche  Aether  (ignis 
feinina)  über  deru  Monde.  Isis  der  Oceanus,  das  Ur- 
wasser,  au*  dem  die  Sonne  geboren  ist  und  die  Sterne 
ernährt  werden,  nach  Aegyplischer,  von  Heraclilus  und 
einigen  Stoikern  adoptirttr  Lehre.  Diese  Isis,  in  hö- 
herer Potenz,  wie  man  sieht,  fällt  oft  ganz  mit  andern 
■weiblichen  Wesen  zusammen,  z.  B.  mit  der  SaViisc.hcn 
Neith  (b.  oben).  Als  Urwasser  gedacht  wird  sie  hinwie- 
der ganz  zur  Assyrischen  Dercclo  und  zur  Urania  vor» 
Ascalon.  Buhastis  d.  i.  die  EntbSöfserin  des  Gesichts, 
Gcsichtsverwandlerin  ,  der  scheinende  und  wech- 
selnde Mond.  Endlich  Tithrambo  oder  Am  ho, 
d.  h.  der  Mond  in  »einem  dreifachen  Stand  und  Einllufs, 
besonders  im  f  u  r  c  h  t  b  a  r  e  n  E  i  n  f  1  u  f  s  ,  der  Pllanzen, 
Thiere  und  Menschen  beherrschende  Mond,  der  zerrüt- 
tende, Ii  rwahn  und  Raserei ,  Krankheit,  Tod  und  Trauer 
bringende  Mond  2:i').     Es  ist  die  zürnende  Göttin.     Da* 


$20)  Diese  Beziehungen  hatten  auch  die  Griechen  aufgefaßt , 
z.  B.  in  dein  Prädjcat  der  Artemis,  ntkaitiv^.  Dies 
sagt  Eustathius  aü  Odyss.  XIV.  457.  (p.  557  ßasil.).  Er 
redet  dort  von  der  Verfinsterung  des  Mondes  in  der  Son- 
nennähe (im  Perilulio)  und  setzt  hinzu  (.  lin.  R.):  *■, 
T6iavr>j  <rs}.Y[>Y)  Stä  tjjv  ir^.c;  yfktov  c-yjobt;  v.o.)  rev  dt\  i  fMTttß 
■«■fil  t&  ra<jayw&i?Ttp'j  •  ort  *«'  **  kalt  tvij  *vfüa$  irrrjn  vj 
*JLfrquit  o  ieri'j  >;  c-s/ij'vij.  Daraufsagt  er  weiter  unten , 
dafs  in  der  Numerischen  Stelle  a.  a.  ü.  Einige  itxbt(. 
fj.tjjeiu  (statt  on6Tea>jyia  l  gelesen  hatten,  wufür  die  Atliktr 
und  Dorier  c*.c  sagten,   von  c*6ro<i   und  ^*a» 

ip*p)  und  von  t*dva  (pf-1?)  Mond,  und  also  eigentlich 


169 

»er  bald1  bestimmt   zürnende  Isis  genannt,  bald  auch 
mit  der   Bubastis,    als  wechselndem  Monde,   identificirt, 
ichen    mit  der  furchtbaren  Todesgnttin  Thermuthis. 
GMr  ijöitei  tafel    nun    die   Ilanptbezeich- 
nun»en  wieder  hervortreten  ,   die  oben  nach  Asiatischen 
Milben  dieses  Kreises  nachgewiesen  wurden,  sieht  Jeder 
auf  den  ersten  Blick,    und  es   wurde    zum  Theil   schon 
bcnrrl.L  Diese  Athor  ist  jene  hosxnogonische  Ditbvia  de» 
Ol«,  his,  Dcrccto  der  Syrer  und  Assyrer  u.  s.  w.   Dies 
auch    die  Griechen    frühzeitig.       Ilcrodotus, 
em  Grundsätze  ,  fast  alle  Hellenische  Gotthei- 
ten m»  Acgyptcn   herzuleiten  ,    denlit  sich  nun  auch  so 
das  Geschlecht  der  LatoTden  :  Buto  ist  Aijto»  (Latona), 
ftubastis  ist  -A  pT£ui{  (Diana)  (II.   137.   i56.).      Auch 
den  Zwiespalt    zwischen    den   Aegypticrn   und    Hellenen 
die  Mutter    der    Bubastis  -  Artemis    hatte     bereit« 
Aeirhylu»  ausgeglichen.  Er  hatte  die  Artemis  Tochter  der 
mannt  (Herodot.  1. 1.  Paaiao.  Arcad.  37.  §.3.), 
1  ,  denn  den  Acgyptiern  Maren  Horus  und 
Bubasli»  der   Isis  Binder,   und  Buto  war  die  sie  rettende 
•nd  nährende  Amme  (rergl.  I.  pag.  262.);    wahrend  der 
■Cmcbende   Mythus    der  Griechen   die  Lcto  zur  Mutter 
ow  Apollo  und  der  Artemis  machte.     Man  sieht,  dafs  in 
Griechenland    die   Oberasiatische    Genealogie    der   Deli- 
'chen  lhmncn  von  Ölen  die  Oberhand  gewonnen  halte, 
flül    hingegen   war,    vcrmulhlich    aus   einem  leqbi 
1  worin    man    den   Dionysus    als  Gemahl    der   Isis 
•"nnle  —  man  weift   ja,    wie  sehr  Acsehvlus  die  Lehre 
*&  Mysterien  in   seinen   Tragödien    brauchte  — ),    der 
'.ien  Genealogie  gefolgt }  wonach  Bubastis  Toch- 


Dorisch  r*  » ,  dafür  aber  gcbr.luchlicbrr  bei  Do- 

riern  und    Atlikern   rinor&fAatva.     lieber  vcrgl. 

mau  auch  die  in  unsera  MHeicuitn,  I.  p.  28.  angeilhrten 
Melle«  und  Symboh  II.  p.  ü. 


tri-  der   Isis    war.      Ans  dem  EcgrifTc    der  his   ging  »n» 
Vieles  auf  die  Buhastis  über  ,    was  sich  lerner  dei 
mis  mitiTicüle ,  und  umnebeln  t.  Wir  beben  einige  U 
züge  aus:  Isis  suchte  den  Körper  des  Osiris,  und  | 
sich     mit   Jagdhunden   und    dem    hundeköpfigen    Am 
(Plutarch.  de  Isid.  p.  356.  vergl.  Symbol.  Tb.  I.  n 
Also  Isis,  nie  Artemis  ,  mit  Jagdhunden  umgeben.  Ai 
als  Mondgoltin    schmilzt    Bubastis   mit    Isis    in  mnni 
Beziehung  zu  Einem  Wesen  zusammen.      Buhastis  h; 
zwar  in  der  Stadt  gleichen  Namens  die  Balze  als  ei« 
ihümtiehcs    Thier     (worüber    sich   die  Griechen     wü 
einen  eigenen  Mythus  von  der  bei  der  Geburt  dei 
Lies  geschäftigen  und  Von  der  lliihvia  in  eine  Hatte  od 
Wiesel    verhandelten  Galinthias  ausgesonnen  hatten 
«».  Antonio.  Libcr.  an.    und  daselbst    Muni. er   über  yt 
das  Wiesel ,    aber  auch  die    Balze);    aber  als  u: 
Mond  Mar  sie  auch  wieder  Eins   mit    der   zürnenden 
und    hatte   Hunde  im   Gefolge.      Auch    war  sie    ja   el 
beine  andere  als  jene  furchtbare  Bruno  und  als  dii 
hüph'ge  liecale,    die  mit  Hundcgcbcll  die  Nächte  dur< 
stürmt.     Sie  war  die  Mr>ij,  die,  wie  das  Griechische 
Deutung  an  die  Hand  gab,  gartet  schiebt  --', )  ,  dci 
der  m  onds  t'i  e  h  l  i  g  macht  •--').     Daher  man  Frauen 
sonders,   mit    Y\  et  ber  krank  heilen    vom   Munde    heil 


Sil)  Nonni  Dkmys.  XLIV.  vs.  227.  p.  1152.    coli.  IWat. 
A.  P.  454«  mit  Jtn  Auslesern. 

222)  S.  oben  Note  220.    Hin  her  gehören  auch  die  - 
^"'•ei  oder  lunattei  de?»  \.  '['.  ,   worüber  Hugo 
imjs  Matth,  IV.  2i.  nachzulesen  ist,  welcher  an  grdac 
Orte  auch  über  die  v«f*^e'Atjxrpi,  lymphatid  ui 
fxovi^cufjci  gesprochen   hat  ,  mit  Verweisung  auf  Ml 
cap.   XVII.  15.     Utber  die   rjf*ip&»f*T©i   vergl.   man   an 
Ast  zu  PlatO'S  Pbaedrus  p.  260.  und  zu  der  Ut  bt  l 
des    l'laton.    Pbildrus   und    des    (Ja?.rin.ihls    p.    257. 
Ptutarcü.  V.  Ansiid.  11.  in  der  Mitte. 


>7» 

lucht ,  im  Griechischen  bald  Tom  Monde  behaftete 

Är.raff^.'xot;;)  nannte,  bald  von  der  Artemis  ge- 

ffene  (Wi*Tttu3o(i\r;TOvs  ;    Macroh.  Saturn.  I.   17.). 

In    dirser  Eigenschaft    fallt  Bubastis  -  Artemis  ganz   mit 

«ler  (urchtli.-ii  en  Ttthrambo,   mit  der  schwer  ahndenden 

nesis  und  mit  der  Todcsgottin  Thormuihis  zusammen. 

Jodt/ch    nicht    blos    Plagen,     luanl» halle    Menstruation 

ttfid  andere  Uebel  sind  das  Werl«  dieser  Titbrärabo-  Bri- 

mo  und   A  1  tt-mis- Bubastis;    Mondsucht  und  lirwalm  zu 

tsradra  ist  nicht  ihre  einzige  Freude  t  sondern  sieh  er- 
rnd  und  gnädig  herabscheinend  leiten  sie  .freundlich 
die  Fracht  in  der  Mutter  Schoojs  durch  den  Kreislauf 
der  Monden,  und  bringen  sie  wohlgexeitigt  /.um  Tages- 
licht und  Leben.  Also  Bubastis  -  Brimo- Artemis  ist  hin- 
Nieder  Ilithyia  Lucina  *),  Daher  denn  auch  die  Ae- 
g^ptisciie  Stadt  der  Ilithyia  nahe  bei  der  Leto-  Stadt  in 
Ihebais  \a^  (Sirabo  XVII.  p.  56».). 

So  zeigt  uns   also  diese  Acgyptbehc  Güüeriafcl  in 
dickem  Frauenchor   lauter  corielate  Begriffe  mit  jenen 
n  des  oberen  Asiens,  mit  der  ersten  Nacht ,  mit 
ItvtfliOffoniseheu   Brirae  ,    mit   der    bösen    Mali   und 
.(rohen  Lililh,    mit  Aiilat  ,    dem  Monde,  und   der 
1  in  aus  der  Finster nifs,     Ilithyia.       Hiermit 
lichten  wir  zur  vcrscbleicr  ten  Mumicngötliu  nach  Enhc- 
•u»  zurück. 

§.     dl. 

A  m  a  b  o  11  e  n. 

Amazonen  hatten,  nach  einer  Sage,  ihr  ältestes 
Bild  geweiht.  Auch  bei  Callimacho«  werden  von  den 
Pricstcrinnen  kriegerische  Tänze  um  das  Bild  her  auf- 


*)  Von    Lucini  leiten   Mehrere   Lima    nb ;  Andere  von  Aou- 

,  lie  I  I .  £  I  an  zend.     S.  ilit  Amnerkk.  au  Cic.  d.  N- 

1).  II.  C7  p.  n7  u.  p,  7SS  meiner  Ausg.  uud  daselbst  auch 

:-« erta  über  ä  o  I    mid  A  p  o  1 1  o. 


172 

geführt.  Mir  bemerkten  oben,  dafs  die  Hanptplätze 
dieser  Küste,  Cyrae,  Myrina,  Smyrna  und.  andere,  die- 
sem mythischen  Frauen  voJhe  angeschrieben  »erden. 
Ihr  erster  poetischer  Hauptsitz  ist  der  I*  Juls  Thermodon 
in  Capnaducien ,  dann  der  Landstrich  zwischen  dem 
schwarzen  und  Caspischen  Meere  und  das  Caucasisehe 
Hochland  ( Ilerodot.  1  V.  im  lOffi  DiodOT.  IL  4>  srjq.). 
Aber  auch  Libyen  ,  nach  dem  äufsersten  Westen  hin, 
hennt  seine  Amazonen  ,  die  der  Milesier  Dionysius  (  bei 
Diodor,  1.  1  )  die  älteren  nennt,  und  deren  lkursehilt 
er  bis  über  Ephcsus  und  ganz  Vorderasien  sieh  ausdeh- 
nen labt.  Es  kann,  wie  gesagt,  unsere  Absicht  nicht 
6evn,  in  das  Einzelne  dieser  in  alter  und  neuer  Zeh  viel 
liehandeltcn  und  viel  bezweifelten  Sage  einzugehen.  Ein 
Paar  Züge  heben  wir  aus,  in  muthmafsiieher  Beziehung 
auf  diesen  Ephcsischen  Ileligionsdienst.  Begeistert!! 
Erauenchore  haben  wir  oben  in  Comann  ,  Mabog  und 
anderwärts  im  Dienste  der  Asiatischen  Naturgüliin  ge- 
funden« Zu  Ephesus  erscheinen  die  Amazonen  im  älte- 
sten Cultus  gerade  so.  Sie  harnen  vom  schwarzen  Meere 
und  vom  Cauca&us  her.  In  jenen  Ländern  herrscht  bi» 
auf  den  heutigen  Tag  eine  fanalische  Verehrung  de» 
Mondes,  Koch  jesl  heilst  in  Thercassischcr  Sprache 
der  Mond  Maza.  Konnte  nicht  das  Wort  diesen  Ur- 
sprung haben  i  Ities  bejaht  Sprengel  in  der  Apologie 
des  Hippocratcs  (II,  pag.  5yj.)  a*).     Auch  die  Libysche 


?2J)  Zur  Hauptstella  de  aqnis,  aere    et  locis  VI.  90.  p.  S5  sq. 
ed.  Corav :   riv  is+iiv  o-  m^iv  z>jv.  fc^ww    naAiown  yJc 

ß%a.y[ts'si  -rar  <•.<  7-^j  AryiJv  y>.  i\  ro  ir^ipl/e;  txBi&gvttt.  Ich  will 
nicht  ausschreiben,  was  Coray  in  den  Annierkk.  zu  dieser 
Stelle  |HtR.  2Ü\.  gesammelt  lut.  Daher  die  Lateinische 
Benennung  u  n  1  in  a  m  m  i  a  e  ,  wie  diese  Lesart  denn  jezt 
durclr  die  kürzlich,  edinen  Texte  des  lünerarium  Atexandri 


.75 

Amamncnsagc  deutet  auf  Mondsdienst  hin.     Die  hci- 
%  ..II  .um  kriegerischen  Volke  verschonte  Stadt  heilst 
die  Mondssladt  (Diodor.  III.  53.).     Aber  der  niv- 
ß<  rieht    von   der  Brust,    die  sie  verstümmelten 
i   ti  und  uac."c.  und  dorgl.),    odeT  <li.    sie  den  Hindern 
entxogcn  ,  ist  hei  den  Griechen  zu   bleibend,    zu  durch« 
.,   als  ii.l>  nicht  ein  wesentlicher  Zug  darin  ver- 
liefen sollte.  Sollte  nicht  die  Idee  der  Abstinenz 
dadurch  angedeutet  seyn ,    der   begeisterte  Mondsdiene- 
kiiIi  Buweilcn    übergaben?     Im  Phrygischen  Cul- 
lu*  lernten  Mir   einen  solchen  Abstinenten  an    dem  der 
MusiJ.  hingegebenen  Marsyas  k-micn,    der  niclil  Satyr 
»*r  in  diesem  Sinne.     Wir  sahen  auch  die  fanatische! 
uen    kii   Alnbog    durch   seltsame  Neigung   am  meisten 
.11  n  Eunuchen  hingezogen.     Auch  Ephesus  halle  \on 
leine  Eunuchen.    Jene  Priester  der  großen 
itin  d4>rt ,    Mcgabyzen   genannt,    mit   Persischem    Wa- 
rn ,  waren  heilige  Caslraten  ,  nach  Strähn  m).     Aehn- 
h»hf  Bpuren  vom  Dodoniischeu  Dienste  zeigen  gleiche 
ntsagung    hei    beiden  Geschlechtern.       Jene 
|  Tö^tovpot )  werden  auch    zuweilen   Eunuchen 
it ,   und  in  den  schwarzen  oder  wilden  Tauben   zu 


I  der  Res  gestae  AlexanüVi  III.  $.  96  ^    i*jbgel. 

bcii,tiigt   wird.    Die  verschiedenen  ^  ersuche  ,  den 

Nmirn  Amazonen  aus  Sprüche  und  Sacht  zu  ei  klären, 

bai  jezt  Charles  Pougens  im  Spec.  du  ue-or  des  origin.  d. 

'.iic.  p.  56  —  64.  mit  grofser  Reletenheft  tusam« 

[esteltt.     Er  selbst   findet   die  Erklärung  von   I 

er   Aufmerksamkeit    werlh.      Hiernach  wäre   i»n  K«l« 

mukischen   Aeineizaine  eine  gesunde  ,   starke  Prau ,   eine 

heroische  Prau.      Aus  Gründen,  die  in   der  ganzen 

obigen    Beweisführung   liegen,   knm  iofa    mich    »OB    'Irr 

hi  trennen  ,  dji*  alte  symbolisch  -  religiös*) 

Gebrauche   kriegerischer  Volker  zu   der  ganten  Ainaia- 

nrnsjgc  die  erste   Vei  anljstnng  gt^gtben  haben. 

1)  XIV.  c*p.  p.  "50  A   Almcl.  X.  V.  p.  530  Tuen. 


MC 

tri 

3 

ut 


Dodona,  die  ab  heilige  Prophetinnen  Antworten  gaben, 
wollten  Einige  von  den  Alten  nur  das  hieiogljphtsche 
Bild  Ten  \V  i  1 1  W  cd  sehen  ,  die  ,  jede  neue  Heirath  ver 
obscheuend  ,  sich  einzig  dem  Dndunaisclien  Gotte  gewi 
met  hallen  (Intcrprr.  grr.  ad  Iliad.  XVI.  233.).  Bei  He 
apollo  ist  schwarze  Taube  Hieroglyphe  der  jede  neue 
Verbindung  verschmähenden  Wiltwe.  Nach  Arisiotele 
Bist.  Anim.  IX.  7.  und  Aelianus  de  Aninial.  HI.  44«  '* 
die  'I'arx«,  die  wilde  Taube,  Bild  dieser  Gaitcntreue 
und  höchsten  Reinheit*  Andere  Tanhenai  t<  n  bir.d  Sym- 
bol der  Fruchtbarkeit  (s.  oben).  Historische;  Begehen- 
keilen  fanden  die  meislen  Allen  und  Neuen  in  dem  Anin- 
zoiicnmythtis»  Nach  den  eben  berührten  Spuren  lägen 
Nachrichten  von  Naturdieust  darin,  Worin  ja  die  Ent- 
haltsamkeit ,  tlieil*  periodisch,  thetls  auf  Lebenszeit  ,  so 
häufig  vrtrliommt.  Bas  llriegei  isehc  ist  Gharahter  niau- 
cher  Religion  der  VortveU;  in  ^  erliindung  mit  jener 
1  ■Entziehung  der  Brust  mag  auch  der  Sinu  vom  Umtausch 
der  Geschlechts  Verhältnisse  darin  liegen,  da  Manne  r 
Fr  au  rn  kl  ei  der  anzogen,  v,ie  oben  bemerkt,  und 
oft  auch  Weibliches  litten  2<i5).     Bas  letztere  geschieht 


225)  Hier,  wie  öfter,  trifft  Payne  Knickt,  dem  diese  Symbolik 
ii'i  bekannt  wjf ,  aufdemsrlbea  Wtge  mit  mir  zusammen. 
12r  gedenkt  (.  Inq.  inio  tlic  symbob  Lauj;.  §.  50.  pjg.  88») 
der  lferma|ihroiJitii.clien  Frcya  der  Sc  and  in<*  vier,  und 
nicht  den  Grund  der  Ainazonenfabd  in  symbolischen 
Tempelhildcm,  In  den  Grotten  zu  Ebphanl«*  bei  Hom- 
b.iy  Butte  sich,  fibrl  er  fort,  eine  otftuhar  sy mboUscbe 
Gestalt  ganz  *>o  gebildet,  wie  die  Amazonen  des  Griechi- 
mIhii  Mythus  beschriebe«  werden  :  mit  einer  »ehr  vollen 
Weiherbrust  mit"  der  rechten  Seite  und  ohne  Hrust 
der  linken  (  Jutbuhr's  Reisen  II.  lab.  \  I.;.  Nun  v 
muthrt  er,  die  Bildner  hallen  durch  die  \  erbindunjj  d 
Adclirn  Manuabrust  und  der  volbn  bei  \  or  ttt  itinlt  11  YVci- 
berbrUSt  in  Einem  Körper  die  Vereinigung  der  zweien  Ge- 
schlechter  in    Einer   l'ctton    andeuten   wolltn. 


Un 

:;: 

der 


Uh  t  mit 


i75 

im  Sonnendienste,  wodmcli  der  Sonn  e  n  gn  tt  als 
Androgyn  verherrlicht  ward.  Im  AT  o  n  d  s«l  i  e  ti  <v  t  o 
■iiftl«  llnifti  r|<ii  I  innen  m  ä  ti  n  I  ich  es  Thu  n  ,  durch 
1 1 "  f>  u  Bg  und  Kr  i e  g  a  8  b  u  n  g ,  dar  M  o  n  d  s  - 
Her  m  n  ji  !i  r  odit  ferehrt  worden.  Darum  ftctlltefaCQ 
die  Amazonen  hei  Diodurus  (HL  -ji.  s^q.)  auch  mit  dem 
Sonnenkönig  Horus  eben  so  willig  Freundschaft,  als 


harten  die  Erbauer  jener  ahen  GrntfcnteuipeT  irgend  eine 
•    V  olk.sgottheii  bezeichnen  wollen,  und  eine  s-iKlie 

li  habe   vcrmuthlich  den  Griechen   den  ersten  B-. 

trifl  von  einer  Am.17.ane  gegeben.  In  einer  schönen  Ama« 

.  figur   7u    Landsriowne   llmise   ».ehe    inan   noch   den 

androgynischen  Charakter    mit  vif  hm   Ausdruck  d.irge- 

,  obachon  der  Künstler  jene  Verunstaltung  dereinen 
Jtrust  vermieden  habe.  —  So  weit  P.  K night.     Wenn  ich 

nun  ein  Zusammentreffen  mit  meinen  VorptelJungen 
finde ,  so  meine  ich  damit  den  hlos  symbolischen 
der  Sage,  Die  eigentliche  I<ire  der  Amazone  ist 
mir  »her  nicht  sowohl  das  A  i>  d  r  o  g  y  n  i  s  c  h  e  ,  als  viel- 
mehr das  absichtlich  Männliche.  Die  Amazone^war 
eine  vinro  in  einem  kriegerischen  GeMimdieiisie  j  so 
wie  der  Eunuch  (Gallon,  Combabos  und  d-  tgl.)  in  dem- 
selben j-iderisciien  Orgiasmus  das  Weibische  im  Manne 
liecteuf*am  darzustellen  suchte.  Die  Amazonen  waren 
rl»m  martialische  Hierodulen  ,  und  wenn  die  natürlichen 
iherudulrn  durch  Hinopferung  ihrer  JngrndblUihe  Son- 
nen -  und  Mondtgdtter  als  die  gro/sen  ReMsantr  der 
Kerfe  verherrlichen  wollten,  so  war  diese  kriegerisch* 
Jungfranenscbaar  dazu  da,  durch  Verrichtung  auf  die 
Mütterlichkeit  und  durch  Streitfertigkrtt  darzutbun]  so« 
wohl  daf»  jene  ßaalim  und  Astaroth  periodisch  uut'inchlhar 
sind  ,  als  dafs  sie  die  finsteren  Milchte  der  Nacht  und 
des  Winters  bekämpfen.  —  Die  oben  mitgetheilte  Nach- 
von  den  Religionsgebräuchen  su  Aphaka  auf  drin 
Libanon  lafst  uns  nicht  zweifeln  ,  riafa  dicSi  r  Qeschleohtt- 
Wecbarl  auch  in  Handhinict  n  ausgeartet  ist  ,  wodurch  der 
Mann  zum  Weibe  und  das  Weib  zum  Manne  gemacht 
wird. 


174 


Podona,  die  als  heilige  Prophetinnen  Antworten  g*b< 
wollten  Einige    vfm    den   Alten  nur  das  JiicroglyphUcli 
üild  von  Witt  wen  sehen,  die,  jene  neue  H> 
abscheuend  ,  sich  einzig  dem  Doäonäischen  Gottc  gci 
rnet  bitten  (Interprr.  grr.  ad  Iliad.  XVI.  s3S.).     Cei  lb 
apollo   ist  schwarze  Taube    Hieroglyphe   der    jede   m 
Verbindung  verschmähenden  Wittwe.     Nach  Aristotel 
llfst.  Anim.  IX.  7,    und  Aelianus   de  Animal.  III.    ]]. 
die  «l'aTTa,    die   wilde   Taube T    Uild  dieser  Guttculrcue 
und  höchsten  Reinheit.     Andere  Taubenarten   sind  Si 
hol  der  Fruchtbarkeit  (s.  oben).      Historische   ■ 
heilen  fanden  die  meisten  Allen  und  Neuen  in  de 
zouenmylhns«     Noch  den  eben  berührten  Sparen 
Nachrichten   von  Nattirdienst   darin,    worin    ja  die  Li 
halis.miheit ,  ihcih  periodisch,  iheils  auf  Lehens; 
häutig   Torhommt.     Das  Kriegerische  ist  Charahter   nn 
eher  Religion    Jcr   Vorwelt;     in   >crbindung    mit    Jim 
J.ut/.iehung  der  Brust  mag  auch  der  Sinn  vom  Uintaoi 
der   Geschlechtsverhä'ltnisse   darin  liegen,    da   Mann» 
Frau  en  h  I  ei  der   anzogen,     «ie  oben  bemcibt,   m 
oft  auch  Weibliches  litten  3U5).     Das  letztere  gesehit 


2^5)  liier,  wie  öfier ,  trifTi  P.iyne  Kuight,  dem  dies«  Syni 
^)\c'    bekannt  wji,  uufdt iii:»rlbenH  tgi  mit  mirsu&aaM 
Lt  yidcnki  (  |nq,  into  ihe  gyinbol.  Laug.  Jj.  iü.  pjg 
dtr    llcrm»|ihri>dilibciien    Freya    der   Scandinavicr , 
fuebt    ihn    Grund    der  Aina/oncnljln.l    in   sytubo 
Tempelbildern.     In  den  Grmun  zu  Klrphantt 
Iwy  linde  bich  ,  fahrt  er  fort,    eine    oHVubar   s\nilj 
.,lt  gam  su  gebildet,  wie  die  Ahi.uihm  n  «!<-->  Gl 
»cht-n  Mythus  beschrieben  werden:  mii  t'invr4ehr 
\\    iberbruSt  auf  der   rechten  Seile   und  «jlme.  Rr 
der  li.iLcn   (  Niebuh  r's  Reisen  II.  lab.  \  I  Nm  ver- 

muthrt  er,   die  Bildner   hallen  durch  di«   Verhiu  I 
i\a  iiubiust  und  der  volh n  hervcrti 

Jjrii.,  Körper  die  Verewigung  dei  1 

schlechter  in  Emcr  Person  andeuten  uollta.      Ili* 


IUI 


i7S 

Sonnendienste,  wodurch  der  Sonnengott  als 
Irogtfl  verherrlicht  ward.  Im  M  o  n  d  sd  ie  n  s  t  e 
durch  der  hmien  m  iin  nl  ic  K  es  Th  u  n  ,  durch 
ung  tiiu\  Kriegs  o  hu  ng,  der  M  <»  n  »1  s  - 
Itphrodit  verehrt  werden.  Darum  schliefen 
iznnen  hei  Diodorus  (III.  53.  srjq.*)  auch  mit  dem 
cokönig  lloi  us  eben  so  willig  Freundschaft,  als 


■1  für  F.rbaiiT  jener  alten  GrottentenipeT  irgend  eine 
Volksgoitheil  bezeichnen  wollen,  und  eine   t»»lche 
he    vermitthlich  <len  Griechen    den    ersten  B^« 
riS' von  einer  Amazone  gegeben.  In  einer  schönen  Aiiu- 
:ur    tu    Laiulsdowne   Hnuse   »«ehe   man   noch   den 
idrogyn  lachen  Charakter    mit  vielem   Aufdruck   darge- 
>chon  ilcr  Künstler  jene  Verunstaltung  dereinen 
nirden  habe.  —  So  weit  P.  Knit>ht.     W«mi  ich 
inu  nun  ein  Zusammentreffen  mit  meinen  Vorstellungen 
meine   ich    d;miit  den    blos  symbolischen 
»eist  der  Sage.      Die  eigentliche    Jtlee  der  Amazone  ist 
er  nicht  sowohl  das  Androgynische,   als  viel- 
mehr das  absichtlich  Männliche.      Die  Amazone  war 
nne  v  i  r  a  %  o   in  einem  kriegerischen  Gestirndienste;    so 
wie  der  Eunuch  (Gallmt,  Comhabns  und  d<  igl.)  in  dem- 
tvlhen   »Wertoclten  Ürgiusmus  das  Weibische  im   Manne 
"(»am   darzustellen    suchte,       Ute    Amazonen    wjren 
eben  marri.ih-.ch*-  flterodiilen  ,    und  wenn   die  mitürhchm 
idulen   ilurch  Uinupferung    ihrer  JiigrndhlUlhe  Son- 
nen ■    und   Mond*j{'Jttt r    als   die    grolsen   Besanmcr    der 
Ertl»   vcrherrlichrn   wollten ,   so   war   diese    kriegerische 
.lungfrAfienüchaar    dazu   da  ,    durch    Verlieht  ung    auf  di* 
nkeit   und   durch  Sfrcitftr  ti-k«  it  darzuihun,   So- 
rte Baalim  und  Astaroth  periodisch  unfruchtbar 
ind  ,   als  dafs  sie   die   finsteren    Machte   i\er   Nacht    und 
n  Winters  bekämpfen.  —  Die  oben  mitgetheiUe  Nach- 
von  den   Ktlipionsgebräuciten  ?u  Apbaka   auf  dein 
1      >ns  nicht  zweifeln  ,  dafs  dieser  Geschh-clits- 
■x-1  auch  in  Handlungen  ausgeartet  ist  ,  wodurch  der 
Mann  zum  Weibe   und  das  Weib  unu  M^nne   gemacht 
wird. 


176 

sie  die  Mondsslndt  gern  Terschoncn  22r>).  Auch  Pcrseos, 
der  Danaide,  aus  dem  Hause  der  Sonnenverehrer,  des- 
sen Tempel  man  dem  Herodotus  (IL  c/i.)  im  Sonnenlande 
in  der  Stielt  Chc-umis  zeigte,  setzte  die  Kriege  der  Anw 
zonen  gegen  die  Gorgoncn  in  Libyen  iort. 

$•      >9- 
Artemis. 

Das  älttste  Bild  der  Göttin  zu  Fphcsus  xruv  ein  Hirn« 
melsljild  (AtoTieTfcu).  und  die  Beliehner  dtr  Stadt  legten 
einen  grofsen  YVerth  darauf,  im  Besitze  desselben  za 
Bern  2^) ,  nicht  geringeren  als  die  Fessinuiitier  auf  das 
himmlische  Idol  ihrer  grofsen  Cr  bei  e.  Ueber  die  nähere 
Beschaffenheit  fehlt  es  an  bestimmten  Nachrichten.  Na* 
lürlieh  theiilc  es  mit  ähnlichen  Bildern  den  allgemeinen 
Charakter  des  hoch  AllerlhÖMilichen.  Amli,  aus  Mün- 
zen zu  schließen,  die  uns  oft  die  Ephesiscbe  Göttin  als 
einen  LlnlVcn  Tronh  mit  Hopf'  und  Fiifsen  zeigen  ,  i%ar 
es  riclleicht  blofs  eine  solche  Heime.  Dies  schlief«! 
aber  gewifs  bedeutsame  Attribute  nicht  aus,  die  wohl 
ursprünglich  dabei  angebracht  Waren. 

Auch  die  sogenannten   verua   oder  Stäbe,  wodurcl 
die  Leiden  aasgebreiteten  Arme  des  Idols  an  den  Boden 
oder  an  die  Basis  befestigt  sind,  Vorüber  Lucas  Holstein 
einen  .eigenen  Brief  geschrieben  bat,  mögen  mit  zu  die- 
sem allen  Charakter  des  Bildes   geboren.     Zu   dem  Lr- 


226)  Wir   erinnern  hier  beiläufig  an   das  Indische  Epos  voi 
Krieg»*  der  Mondskinder,  Maiuubfearaia %  *>.  Th.  I.  p    •> 
und  an  d'-n  Ran»,ij«ti  ,  <lt  r  die  Tlirnen  d«-s  Ilama  .mis  d< 
Geschlechic  der Sonnenlunder  besingt,  s.  ebendaselbst. 

227)  Acior.  XIX.  35.  cf.  Grotius  ad  h.  I.,  auch  Henricns  V'a- 
lesius  ad  Soaomen,  (litt,  eeetea.  üb.  IL  aap.  5.  und  He«*« 

rrn's  und  Tvchsen's  Hihlioili.  der  alten  Liier,  und  Kunst 
rar.  X.  und  daselbst  v.  Meyer  p.  1  ff. 


i77 

»runglicben  und  Wesentlichen  ist,  nach  Plinius  (H.  N. 
X\I.  99.)  i  auch  die  Wahl  des  Ebenholzes  mi  rech- 
nen, wofür  seltener,  wie  es  scheint,  dos  Holz  des  Wein- 
stocks und  der  Ceder  (\  itrurio«  IL  o.)  gewählt  wurde, 

Die  ichwarse  Fsyhe  war  deren  den  Grundbegriff 
diese«  ganzen  Wesens  gegeben  ,  und  noch  späterhin 
sehen  mir  eine  Mohrengöttin  -■Ä)  unter  den  bierogljnben- 
reichen  Hüllen  rohen  -'-').  Schon  Xenophoo  (Anabas. 
V  3.  *i)  gedenkt  eines  goldenen  Hildes,  welches  man 
an  die  Steile  des  alten  hölzernen  gesetzt  holte.  Dos  völ- 
lig ausgebildete  Idol  ist,  vie  mehrere  der  Art,  ein  IJan- 
t  heu  in  oder  ein  Aggregat  der  mannigfaltigsten  Attribute, 
gleich  jener  FClIe  mythischer  Züge,  die  Mir  bisher  in 
den  Religionen  Oberasiens,  Scythicns,  Aegrpteni  nrul 
Libyens  nachzuweisen  gesucht  haben.  Die  Griechen, 
nach  ihrer  Weise ,  deconrpo nieten  die  Exuberuna  dt-r 
heil,  nie  in  ihren  Mythen,  so  mich  in  der 
dneret.  Durch  die  Mannigfaltigkeit  via  Attributen, 
die  sie  unter  die  verschiedenen  Artemisbildcr  einzeln 
reriheilten,  wird  uns  wiedergegeben,  uns  in  der  Göttin 
Ton  Ephesus  frühzeitig  vereinigt  gedacht  war.  Aber  so 
wie  jene  Jonier  hei  ihier  Ankunft  auf  dieser  jKuVe 
diese  ura  I  le  lletigion  und  dos  11  im  ine  1  s  b  i  1  d  ,  worauf 


dem  Dresdner  Bilde,  s  Beckers  Augusteum 
I.  nr.  1*.  und  sonst.  J J..r's  die  Gattin,  menschlich 
ge*lallrt,   nur  11,  Ylumiend»  ,    worauf  die 

f  h  i  e  Tische  n     Attribute    angebracht     sind,    wie     itart 

niebl  vi  I  In.     Daulr 

spricht  auch  die  Stelle  des  Pausacias  (Anic  c.  t8  5.5. )5  wo 

er  vun  de«  Ath  nel    redet,   die   die   Bilder  tltr 

I  liiliyia  bis  zu  den  füfstn  hetab  bedeckten. 

Hierzu  vergleiche  man  das  unten,   nach  de  la  Chausse, 

|ebene  Bild  Taftl  III.   nr.  4,   womit  man   Jn    Übrigen 

Darstellungen  bti  Menetrier  inGronovii  Thesäur.  antiqq. 

c.  Tom.  VII.   p.iR.   JMi  sqq.  und  Museum  Pio  -  Clc-» 

roeniinuin  I.  nr.  32.  retbinden  kann, 

H.  12 


78 


sie  sich  bezog,  nicht  zu    hclleni&ircn  gewagt  hatten 
hatten  auch  fortan  die  Griechen,  neben  ihren  i 
Artcuiishildrrn  ,  Idole  der  Epheserin  nach   der  For 
dieser  PantJtea ,  und    dieser  Ephesische    Cullus   verb 
tetc   sich    durch   die  ausgewanderten   Phocaer   bis 
dem  westlichsten  Europa  hin.     Mit  Recht  konnte  als« 
so  weit  jener  Goldschmidt  in  der  Apostelgeschichte 
über  den  ganzen  Weltpreis  verbreitete  Verehrung  sei 
Göttin  rühmen. 

Beim  Uebet  blich  der  einzelnen  Attribute  dieses 
eben  Bildes   erscheint  auf  dem  hinterwärts  verschtei 
ten  Kopfe  die  Thurmkrone,  welche  für  den  alten  Lj 
6chen  Kopfputz  zu  halten  ist,  wenn  Zoega  Recht 
der  dies  in   einer  gelehrten  Anmerkung  (zu  Bassiril 
I.  01.)    auch   in  Bezug   auf  die  Phrygische  Cvbele 
Weisen  sucht.     Beide  Göttinnen  aber  gehören   in 
sein  Sinne  Lullen    an.     Auf  Münzen   hat  die  Ephc*< 
auch  wohl  den   (alathiis  ,    den  man  bald  für  den 
Leberrest  eines  Saulencapilh'ls  angesehen  hat,  bald 
liger  für  einen  Modius  als  das  bekannte  Bild  der  Fru< 
barkeit.     Die  Brüste,  wovon  die  Göttin  bekanntlich 
cexnq   oder  inultimammia  hiefs  (s.  des  heiligen 
ronymns  Pracfat.   zu  seinem  Commentar  über  den 
Pauli    an   die    Fpheser),     sind    fast    immer   Thierbi 
l  cln'i-  ihiten  sieht  man  oft  ^cx\  halben  Mund.     Unter 
nen  theils  Köpfe    von  bekannten  Thicren ,  von   Lui 
Hüben,  Hirschen,  daneben   Dienen   und   den   Se< 
theib     symbolische   Tbicrcompusitionen  :      Panthi 
mit  Hörnern  und  Klugein,  Löwen-  u\n\  litgei  hüpfe 
weiblit -hen    Krusten,    sodann    die    Fahclthicre,    Gl 
Drachen;  auch  arnheskenartige  Formen ,  z.  B.  auf 
Dresdner   Itilde ,    Figuren   mit  Fli'geln  ohne  Füfse, 
gleichen  Sphinxe  und   die  Perlenschnur  mit  dem  Em 
pns   von  Früchten   und  Blumen,  unter  den  ülumen  b«- 
kontlers  Ch)sauihcmum  und  Rusen. 


*79 

Bekanntlich  ging  Menetrier  auf  eine  bestimmte  Er- 
klärung jedes  einzelnen  Attributs  aus.  Glücklich,  mit 
sie  befriedigend  leisten  könnte.  Ohne  sichere  Data 
konnte  Manches  willliührlich  gedeutet  scheinen,  z.B.  die 
;  Uirsehköpfe  aufdic  vier  Monclsvcrändcrungcn  *),  die 
Löwen  auf  den  Stand  der  Sonne  im  Löwen,  wenn  gleich 
Beide«,  nach  astronomischer  Ansicht  des  Hildes,  für 
wahrscheinlich  gelten  kann  ;  Anderes  ganz  unglück- 
lich, wie  B.  B. :  dafs  der  Scehrebs  als  Baublhier  die 
JagdgCuin  bezeichne.  Bei  den  Löwen  konnte  jemand 
«och  hier  wieder  zunächst  an  den  Hünig  der  Thiere,  die- 
»r*  aJte  Bild  der  llcrrscherkraft ,  denken.  Becht  wie  die 
ti>:  •"tlin  aus  dem  hohen  Orient  erschien  Artemis 

auf  dem  Rasten  des  typte! us.  Sie  hatte  Flügel  und  lei* 
an  der  einen  Hand  einen  Parde] ,  an  der  andern 
einen  Löwen  (Pausan.  V.  19.  §.  1.).  "Vieles  ist  an  sich  klar, 
x.  B.  die  Iu'ihc,  da  wir  die  heiligen  Kühe  der  Persischen 
Artemis  bereits  kennen,  da  wir  die  Verbindung  des 
Stier*  mit  dem  Monde  und  mit  der  Artemis  xavpoTioXo^ 
wissen,  nicht  zn  gedenken  der  Verwandtschaft  mit  der 
AegyptUchen  Isis.  Dieses  Stiersymbol  erscheint  aurh 
auf  einer  seltenen  Münze  von  Augustus.     Dort  schreitet 

Diana  tauropolos  üher  einen  liegenden  Stier  hinweg 
(».  die  Abbildung  und  Erklärung  hei  Spanheim  ad  Calli- 
sn*tlt.  |i  |56.  >  Der  Hirsch  war  gleichfalls  der  Griechi- 
*i  hen  Artemis  zugesellt.  Die  nahe  liegende  Bedeutung 
drr  oben  beim  Cretischen  Mythenkreise 

bei  Hurt  heilst  sie  tXXo<^nvoc,  weil  sie  die  jungen 

I Hirsche  jagt.     In  der  opt*chen  Güitcrgesthichte  kämpft 
•)  Die  vier  allegorischen  Hirsche  auf  der  Esche  Vj:Jrasil  wer» 
den  von  einigen  Erklarem  f'er  Brfrfa  nuf  die  vier  Winde 
belogen  ,  *.  in  der  Kürze  Nyerup«  IVflfierb.  der  Scand  - 
nav.  p,  128.     Auf  jeden  F«ll  sind  btide  Dichlun- 

jen  aus  Liuer  Quelle  geflossen. 


sie  als  Hirsch  mit  dem  Giganten  Typhon.  Ein  Bild,  das 
die  Kunst  fortgepflanzt  hat.  Ais  Beispiel  kann  die  unten 
beigefügle  Gemme  der  Stoschischen  Sammlung  (s.  Tab. 
II«  nr.  5.)  dienen.  Auch  als  Luna  soll  ihr  der  Hirsch  zu- 
gesellt seyn.  Die  Naturgeschichte  der  Alten  erhühete 
dieses  Thier  durch  den  Glauben  seines  langen  Lebens  zu 
einem  Symbole  der  Ewigkeit,  wie  besonders  Raisermun- 
zen  zeigen  (s.  Spanheim  ad  Callim.  Dian.  p.  25 1.).  Wel- 
che Beziehung  der  Hirsch  zur  Epheserin  aber  auch  ha- 
ben mag,  ihr  dem  gewöhnlichen  Ephesischen  ähnliches 
Bild,  übrigens  weniger  symbolcnrcich,  erscheint  zuwei- 
len mit  zwei  Hirschen  zur  Seite.  (So  bei  Gronov  und 
Menetrier  p.  3()i.  So  ferner  findet  sich  in  den  Basreliefs 
-vom  Tempel  des  Apollo  zu  Phigalia  Apollo  und  Diana 
auf  einem  Wagen,  der  von  zwei  Hirschen  gezogen 
wird;  s.  die  Abbildung  auf  uns.  Tafel  LI.  nr.  i.  und  die 
Erklärung  p,  i(M.  Die  Fabelt  hiere  weisen  uns  eben 
so  wohl  nach  Aegypten  als  nach  Oberasien  hin.  Beim 
Anblick  einiger  dieser  Bilder  mag  man  wohl  der  Itac* 
trierinnen  gedenken,  die  auf  dem  Lvdischen  Tmulus 
die  Persische  Artemis  verehrten.  Wer  will  nach  dem 
Obigen  zweifeln,  dafs  Medien  und  Pcrsien  zu  diesem 
Bilderkreise  beigetragen  haben?  Aegypten  gewifs  nicht 
weniger;  wenn  auch  die  Schwarze  des  Angesichts  und 
dei  übrigen  enthüllten  'Miede  nicht  bestimmt  an  das 
schwarze  Aegvptiervolk  erinnern  sollte,  so  doch  wohl 
die  Sphinx  ,  die  der  Tpheser  wie  der  Pamphyüer  so  häu- 
fig seiner  Artemis  beilegte  (wie  die  UOnsen  '*  i  Pellerin 
Bee.  II.  pl.  71.  nr.  11.  niil  dun  Kopie  der  Artemis  Per- 
gäa  **)  neben  einer  Sphinx  und  su  manche  Diauenbildcr 


WO)  'jLm   Perga  in   Pjmpbvlien   halte  nämlich  Artemis  ein« 
alten  und  berühmten  Tempel.     Strabo  XIV.  2.  pag.  667. 
p.  67t  Ttscbi  —  tc  t?:  (Ifwofo;  'AfrH^iiat  <*;«>,  n 
iffjfH    '■  trat   —   also  mit  religiösen  Jahres- 

/c»un;  ja  nicht  blos  dits :   auch  eine  Freistätte  (Asyl) 


ton  rphcsus  beweisen),  und  mehrerei  Andere.     Bei  dem 
-,  diesem   gewöhnlichen  Attribut  der  Ephesi- 
n.    werden   unsere  Leser   desäen    eingedenk 
•eja*  wts  oben  über  die  mythische  Verwandtschaft  der- 
ben Derccto  gesagt  worden)  und 
*■»  HerndofHs,  über   den  Boden    von   Ebbest»  berichtet, 
tler  toi  mal*  .Meeresgrund  gewesen.    Dieses  Symbol  greift. 
rt'  ■  <iie   älteste  Hosmogonic   zurück.     Pausanias   sah, 
™>J»tia  in  Arcadien   eine  Fischgöttin,  von  der  man 
{*ul&to,  ob  sie  Artemis  oder  Eurynomc  zu  nennen 
'taj.  cap.  4*>  §«4«).  Die  Einwoh.er  erklärten  Eury« 
Greinen  Beinamen  ihrer  Artemis.     Diese  Euryno- 
die  Gattin  des  alten  Schlangengottes,  der  noch 
us  and  den  Titanen  die  Welt  beherrschte  (Apol- 
Mud.   I.  5o3. ).       Auch   beifst  eine  Eurynome   des 
und  der  Tethys  Tochter  (Hcsiodi  Theogon.  337. 
w  y<A ) ,      Das   waren   Andeutungen    der  Geburt  der 
aus  dem  Wasser  \  und  die  Artemis -Eurynomc  war 


Iiatte  dieser  Tempel  nach  seinen  Vorrechten  ,   so  gut  wie 
<i   Ephesus.     Dies  besagen  die   Inschriften,    z.  B. 
_ uiv '"AtuAov    lki.lv.    So    war   also   auch  das 
JWuL.ur.ii    ( die  Tcmpelbesorgungi)    für  die    l'trgüer   ein 
!iii|,  worin  sie  mit  andern  Kleinasialischen  Städten 
ilihle  der  Gröfse  ihrer  Diana  prunkten,   s.  die  Be- 
bet van  Dale  ad  Marmora  antiqq.  p.  311  s<j.    Noch 
aaf  Münzen  der  Römischen  Kaiserzeit  kommt  <lx  se  Diana 
*ergi,t   vor,    z.  B.  auf  einer  mit  dem    Hilde  des  Nerva 
jeira  Harduin  zu  Plin.  II.  \.  lib.  V.  cap.  27.    —    Bei  Ca- 
Stabala  In  Cappadocicn  ward  eine  Diana  Pirasia  (FJ 
verehrt.    Hier,  sagte  man,  gingen  Priesterinnen  mit  blos- 
sen Füfsen  über  glühende  Kohlen  (Straho  \1».  pag.  .537. 
pag.  27  Tzsch.).    W  itder  ein  Zug  von  fanatischem  Rtli- 
gionsditnslc.      Hierher   verlegten    Einige  die  Begebenheit 
des  Orestes  mit  der  Diana  Taqropolofi ,  und  deuteten  den 
Namen  Perasia  aus  Griechischer  Sprache  (Strabo  a.a.  O.). 
Andere  halten  ihn  für   Cappadocisch  (Jablonskj  de  ling. 
Lycaoo.  p.  iiO  ed.  Te  VVaier.), 


i8a 

in  diesen»  Sinne  die   polenzirte  Isis,  oder  da»  p«w 
ficiite  Urgewässer.     Man  hat  auch  den  Scehiebs  auf  i 
Kopie  der  Isis  finden   uollen,  als  Symbol   des   l'cucl 
Elements,  und  zugleich  als  mystisches  Bild  der  Seel 
Wanderung  in  die  feuchte  suhl  unarische  Sphäre  (s. 
Goens  ad  Porphyr,  de  antro  Nymph.  cap.  6.)2'1).    Eine 
dere  Bedeutung  ,  die  der  Hafen  g  t>  1 1  in  (kiuivixiq) 
kann  ursprünglich  von  der  am  Hafen  thronenden  E[ 
serin  auf  die  Artemis  der  Griechen  allgemein  ühertra 
worden  seyn      Mit  diesem  Ante  und  Namen  kommt 
temis   mehrmals  vor.     Dahin  üic-ht  man  auch  die  Mut 
der  Bruttier,  die  auf  der  einen  i-eite  den  Kopf  . 
tin  mit  dem  Seekrebs,  und  daneben  die  Wasserscbfar 
auf  der  ordern  den  Seekrehs  allein  darstellt.     Eine 


231)  Auch  für  ein  Bild  der  Klugheit  und  Vorsicht 
der  Seekrebs  ausgegeben,  dm  wir  daher  auf  Hm  Mür 
so  vieler  Seestädte  ,  Inseln  und  Strandörtci  in   Phonk 
Jonien ,    Aeöhtn   unJ  Grofögricchenl.md    finden;    *, 
lermaim  Bemtrkk.  Über  Phönic.  Münzen  IV.  p.  11. 

832)  Auch  tyayeffMowi,     Nun  kommen  aber  auch  noch  ar 
Epitheta  vor:    h^vata   (  Pausan.   Corinlh.    VII.), 
(Laconic.  XXIII.),  /'/fvJ;  (Lacon.  II.  VI].  Messen. 
XXXI.).   Hierbei  mufis  an  Aijuvjj  gedacht  werden  ,    und 
zeigen  sich  nun  ?.wei  Erkliirungsarttu  ;  tutweder  dsfs 
triuis  in  sumpfigen  Oertern ,  an  Seen  ,  vorzüglich  Vrr 
ward  ,  oder  dafs  Ai;xw^  hier  ,  wie  Öfter ,  das  Meer  bcJ 
nete  ,  und  man  dabei  also  an  den  aus  dt  in  Meere  auf] 
henden  Mond  dachte  ,  also  eine  ähnliche  Volksanschat 
von  dieser  Artemis  hatte  ,   wie   von  der  Aphrodite. 
Herrn  ione    kennt    Pausanias    einen  Tempel   der    Ver 
wozu  er  die  Epitheta  Aijmv'u  Tlo-sria  fügt  (Corinlh.XW^ 
ün.).     Dies  vertragt  sich   wieder  mit  dem    Begriff 
Beschützerin   der   Seehafen,    wie   ich    hier 
Diana  genommen  habe.     Jene  andern  Begriffe  ,  die 
bi/ieirn   tiicht  widerfprech.  n  ,    hat  mein  Freund, 
Dr.   i.  A*   L.  Feder,  scharfsinnig  angedeutet   m 
Commcntatio  in  Acschyli  Agam.  carm.cpod«  prira.  p. 


dieser  Münze  habe  ich  unten  (Tab.  V.  nr.  7.)  nach  He- 
ger beifügen  lassen. 

Die  Biene  iv$) ,  welche  aus  dem  Leihe  des  verwe- 
senden Stiers  der  wunderliebende  Aegypticr  durch  eine 
physikalische  Metamorphose  hervorlocktc,  und  die  da- 
her die  Sliergeborne  hiefs ,  wie  sie  der  Kleriker  rhilc- 
ta*  nennt,  sie,  die  noch  bestimmter  ein  anderer  Aegyp- 
ti^eher  l>..et  Archelaus  «der  verwesenden  lluh  geflügelte 
Kinder:-  genannt***),  und  welche  so  einer  Fülle  von 
Mythen  den  Ursprung  gegeben,  ist  auch  der  Ephcsischcn 
Artemis  fast  bestandig  beigesellet.  Ohne  Zweifel  in 
mehr  als  Einem  Sinne.  Zunächst  ganz  local  und  histo- 
risch. Die  Musen  hatten  in  der  Gestalt  von  liienen 
jenen  Joniern  von  Attica's  Küste  den  Seeweg  nach  Asien 
gewiesen,  und  waren  ihnen  in  die  neue  Heimaih  am 
Flusse  Meles  eben  so  treue  Führer  gewesen,  wie  dort 
den  ChaJcidenscrn   die  Tauben  auf  der  tieberfahrt.  nach 

na  (Philostrati  Iconn.  IL  ß.  pag.  0i3  Olear.).  Dieses 
Ercignifs  verewigten  die  Jonier  auf  ihren  Münzen.  Wir 
haben  (Tab.  111.  nr.  5.)  ein  uraltes  Stück  dieser  Gattung, 
wie  Schreibart  und  die  vier  Vertiefungen  auf  der  Hehrseile 
»eigen,  nach   PeUeria    mitgetheilt  2Vj).     Sodann  hiefs   ja 

h  der  Mond,  als  Vorsteher  und  Princip  der  Zcu-» 
gang,  Biene  (ueXioo-ot).  Ueberhaupt  verband  man 
mit  der  Biene  die  Idee  von  erster,  unschuldiger,  reiner 

irung,  deren  Erfindung  man  einer  Nymphe  Melissa 
(Biene)  beilegte  (s.  Mnascas  ap.  Schuliast.  Pindari  Fv- 


213)  S.  I.  Th.  der  Symbol,  p.  492  sq. 

234)  8.  das  Fragment  des  Philetas  bei  Antigens  Carj 

cap.  23.    vergl.  Philctae  Coi  Fragmji.   f.  6J  ed.  Kayser. 
YiigU.  Georg.  JV.  28t.  und  daselbs  uii*  Aublrger. 

2i$)  Auch  auf  dem  nach   de  ia  Chaussr.  gegebenen  Bil  i 

Diana  von  Ephcsus  (Tnfcl  III.  nr,4  .)  erblickt  man  unten 
an  den  Fuf.cn  die  13  i  e  n  e  n. 


thia  IV.  »06.).     Von   Honig  sollten   im  Unschuldssta 
des  heidnischen  Paradieses    die  ersten   Menschen  gel 
baben  ,    ganz    hingegeben    dem    reinsten    Gottesdienst 
Diese   ersten   Pi  iestei  innen  ,    Melissen,    wie   die  Bii 
genannt,  hatten  auch  den  Fruchtbau,  als  ds 
Nahrung,    den   Völkern    gewiesen.       "Wie    natürlich 
seh  int   demnach  die  Biene  mit  der  guten  grofsen  N 
mutter  in  Verbindung.    Dieses  Attribut  mag  auf  Art 
insgemein    übergegangen   seyn,  und  so   wäre   die  Dies 
neben  dem  Dianenkopf  auf  Münzen  von  Neapel  eben 
begrcillich,  wie  neben  der  Aehre  auf  Münzen   von  Mi 
]■<  uinii».      Beidemal    denht   Win  ekel  murin    ( Alleg« 
583  neueste  Ausg.)  an   Namensymbolik,     Wie  dem 
icj :  erste  Nahrung  und  reiner  Gottesdienst  war  die« 
Idee,  die  m  *n  mit  der  Biene  verband,  daher  denn  P 
siei  innen,    in  Eriunerung   an  ihre   Heiligkeit,    M 
genannt  wurden;  mit  besondern  Beziehungen  die  P 
sterinnen  einiger  Gottheiten.     Um  hier  beim  Vurlie 
den  zu   bleiben,  so  nennt  Piiularus  (Pylh.   IV.  106.) 
Pvthiscl.c  Priesterin:  Biene  von  Delphos.     So  war  al 
dieses  reine,  merkwürdige  TMer  vom  Alterthum  a 
sehen  ,  ein  Bild  der  wichtigsten  Verhältnisse  des  Lei 
zu  seyn  ,  und  selbst  der  Geht  imlchre  diente  es  «o  e 
sinnvollen  Ausdruck.     Die   reine,  nüchterne  Biene 
lafst  ihre  llcimath  und  siedelt  sich  in  einem  neuen S 
an.     Darum  war  sie  bei  den  Alten  Symbul  eiiu 
ganz   allgemein  (Aeliau.   Iiist.   Anim.   üb.  V.  cap.    1 
auch   in   der  Fremde  vergifst  sie  nicht   das  Val 
i>.      >  ielleicbt   wollten   jene    Anführer  der  J>> 
Colonte,  die  durch  so  manche,  besonders  religiöse  B»r 
mit  drr  Vaterstadt  Athen  in  Verbindung  blieben  ( 

.f   doch   z.  B.   wie  die  Mutterstadt   ihre    Apstu 
und  '1  hesmophorien  fort  u.  s.  w),  durch   die  Biene 
den   Münzen    von  Ephcsu»   auch    dieses   andeuten, 
dem  auch  sev :  die  Biene,  venn  gleich  ausfliegend, 


i85 


die  Heimath  nicht ,  und  liebet  die  Rüchhehr  (<pi\d- 
»i).     Sie,  das   reine,  nüchterne  Geschöpf, 
trd  daher  ein  bedeutsame*  Symbol  der  Seele ,  die  zwar 
ius  de»  Gütlerwohnung  in  diese  niedere  Welt  durch  die 
•  igt,  aber  bienieden  ein  gerechtes,  heili- 
l'ührcl  ,    und  zur  baldigen  Rückkehr  in  höhere 
e  i  erhält  (Puiphytius  de  antro  Nymph. 
19.  p.  ig  od.  Rhoer.).     Diese  Rückkehr   ist   durch 
.  rmittclt.  In  der  Pi  iesterlchre  mag  aucli  diese 
ng  der  Biene  als  Attribut  der  Göttin  von  Ephe- 
gt  worden  seyn,    da  sie  hier  ohne  Zweifel  als 
in  des  Lebens  und  des  Todes,   als  Führerin  der 
n,  gedacht  seyn   mufste,  und  da  sie  hier  der  De- 
wid  iVrsepbone,  deren  besonderes  Attribut  die 
^nc  in  «heßer  Beziehung  ist,  so  nahe  verwandt  gewor- 

Boeh  wir  gehen  vom  Nächsten  aus,  wie  etwa  auch 

da*  Vulli  diese  Religion  lassen  honnte.     Jene  schwarze 

,  iahend  in  der  Tiefe,  unter  den  Mumienhüllen, 

*»«  konnte  üie  den  Asiaten  anders  seyn,    als  eben  die 

lil  in  allen  climaüschen  Begriffen  des  Orients,  wo 

au,  Er<[uickung  der  Pflanzen,  Thiere  und 

Mentclien   in   eine   einzige  liebliche  Vorstellung  zusam- 

nienfliefsen  {     Damit   ist  dann  zugleich  auch  der  Mond 

ioeni  milden  Lichte  gedacht.  Nacht  und  Tochter 
clit  sind  hiernach  gleichsam  identische  Ideen ,  zü- 
rn»! in  deiste  des  Morgenlä'nders ,  der  sich  alle  einzelne 

eiten  nur  immer  als  Evolution  aus  Einem  Ilaupt- 
ott  zu  denken  pflegt,    der  dann  was   getrennt  war  in 

uedenen  Combiuationen  wieder  in  sich  aufnimmt. 
)er  Grieche  trennte  schon  mehr  und  bleibender.     Ihm 


S36)  Einige  andere  symbolische  Beiiefaunsjen  werde  ich  noch 
im  vierten  Bande  erläutern  (vergl.  pag.  4ll  der  ersten 
Attsg.)* 


86 


war  vermnthl ich  bald  Nacht  und  Tochter  der  Nacht 
in  der  Ephcsiscben  Religion  etwas  ganz  Verschiedenes. 
Pausanias  (X.  c.38.  $3.)  erzählt  uns,  dafs  man  imt.phe- 
Aschen  Artemisium  auf  einer  steinernen  Balustrade  das 
Bild  der  Nacht  von  der  Hand  des  alten  Saniischcn Künst- 
lers Rhöcns  sah.  Die  Epbesische  Artemis  war  also  jezt 
schon  blos  als  Tochter  der  alten  Nacht  gekannt.  Die- 
ses Absondern  und  Trennen  ging  bei  den  vielguttiscb.cn 
Griechen  mit  jedem  neuen  Poem  natürlich  immer  weiter. 
Doch  blieb  die  Erinnerung  an  die  alte  Einheit  in  so  fern, 
dafs  man  doch  immer  der  Einen  Artemis  die  vielen  aus 
dem  alten  Nachf begriff  entwickelten  Aemtcr  gab,  und 
sie  dadurch  zu  einer  vielnamigen  (Tfokvüvvpoc,)  Gottheit 
machte.  Auch  hat  die  poetische  Sprache  der  Griechen 
in  mancher  Bedeutung  des  Wortes  vd'*,  z.  B.  für  Mond, 
so  zu  sagen  willenlos  die  ursprüngliche  Einheit  bewahrt. 
In  den  Jonischen  Mythen  von  Ephesus  wird  nun  ein  Hain 
am  Kaystcr  die  GcburKvstälte ,  wo  Leto  den  Apollo  und 
die  Artemis  zur  Welt  bringt.  Nun  singt  Alcman  weiter 
von  der  Erse  ("Epax?)  ,  die  Zeus  mit  der  Selene  gezeugt 
habe  23!').  So  war  also  nun  auch  der  Thau  zur  mythi- 
schen Person  geworden.  Der  Anlafs  zu  dieser  Genea- 
logie war  aber  schon  in  der  Persischen  Idee  von  d 
zwei  Göttern  gegeben,  die  als  männliches  und  wei 
liehe»  Feuer  aus  der  höheren  Gottheit  emaniren.     Achn- 


Ä37)  S.  Plutarcb.  Quaest.  Nat.  XXIV.  pag.  918.  A.   pag.  7tl 
W y ttenb  :    t>jv  i  %  o  <r  o  v  c  *AA*f«Jv  A<b(,  Svycrrfpa  wu  <t*A£  *j 

A/*;  Sjya«f  sfira  r%tQ}v  häj  "Et\ava%  Hat,. 

Plutarchus  wendet  diese  Worte  des  Dichters  öfter  an.  Ai 
angefahrten  Orte  fügt  er  folgende  Aubdeutung  bei:  Jup« 
piter  sey  die  Luft,  welche  ,  vom  Monde  befeuchtet  t  alt 
Thau  niederschlage.  Vergl.  Fragmenta  Alcinanis  Lyrici 
»r.  XLVH.  p.  57  ed.  Weleker.  mit  dessen  Anmerk. 


187 

chet  zeigte  «li<*  Aegyptiscbe  Sonnentafel.  Nur  clafs  der 
•rient  kein«  solche  Uhren  und  Acmter  seinen  emanir- 
•ttern  verlieh ,  keine  so  individuelle  Persönlichkeit, 
ic  die  lernndärcn  Wesen  von  dem  Urwesen,  als  ihrer 
JutUe,  »uf  immer  trennten,  wie  der  Grieche  in  seinen 
in  und  in  seinem  Epos  that.  Ohne  Zweifel 
»»t;  !>lee   des  Mondes  als  Princip   der  Frucht- 

btddl  ganz  dualistisch  räch  zuei  Geschlechtern  gefafst. 
Diettn  Mond,    den   Empfänger   des   vom  Sonnensiier 
•udlidseoden  Heimes  und  als  Geber  an  die  Eide,  ken- 
nen wir  aus    den    Zcndbichern  21S).      Der   alte   Sahiier 
dacht««  »ich  geviifs  die  Ephe&ische  Mondgöttin    in  gewis- 
sen Sinuc  als  androgynisches  Wesen.     Das  ist  auch  noch 
in  jener  Selcne  ,    der  Fruchtbriitgerin  (<ptpi- 
iciia   Orphiker  (Ilymn.   IX.  [ö]   5).      Hierher 
»*£  auch  manche  Andeutung  von  Bildwerken  gehören, 
B.   die   rohe   Vorstellung  der  Artemis  auf  einer 
e ,    wobei  Sonne,   Mond  und   Aehren  zu    beiden 
film  fischeinen  (s.  unsere  Tafel  111.  nr.  3u).      Ob  das 
cz  auf  dem   Kopfe   dieser  Figur  so   zu  nehmen  ist, 
man  es  beim   Thoth  -Hermes ,   bei    der   Isis,   beim 
tfipis  nimmt  ,    W8ge  ich  nicht    zu   entscheiden.     Dort 
itlit    man  es   auf  den    Durchschnitt  der  Ekliptik  mit 
wi>  Ai  in  den    Vequinoclicn  23v).     Für  diese  Er- 

U'rung  könnte  der   Zodiacus  sprechen  ,    den  man    auf 
i  Halstuch  der   Artemis  Ephesia   im  Mttseo  Pio  Cle- 
tino  (I.  3a.)  sieht.    Jener  Punkt  in  den  IS  achtgleichen 
t  zugleich    den  Uebergang   aus  einer  Welt  in 


e,   nach  der  Lehre  von  der  Seel 
unten  bei   den  Baccbischen  My 


enwanuerun 
sterien  eine 


se- 


j.  I.  der  Symbol,  pag. 716.   vergl.  2S9.  290.  und  II. 
»  S.  Th.  I.  der  Symbol,  p.  512  fl". 


88 


nauere  Aufmerksamkeit  widmen  müssen.  Hat,  wie  ich 
vermuihc,  die  Biene  in  der  Ephesischcn  Pricsterlchre 
dieselbe  Beziehung  gehabt,  so  sehen  wir  in  diesem  Kreuz 
ein  neues  Symbol  der  Regentin  über  Leben  und  Tod. 
Vielleicht  liegen  in  den  Schlangen  ,  die  Artemis  bei 
Pausanias  (Arcad.  37.  §.2.)  neben  der  Fackel  in  der  Hand 
hat,  ähnliche  Anspielungen  auF  wechselndes  Leben  und 
dergl.  Bei  Vaillant  (Numisrnat.  Import,  p.  192.)  hat  ein 
Hermentronli  der  Göttin  den  Schlaugenstab  und  einen 
Zweig  neben  sich. 

Die  Idee  einer  hermaphrodilischen  Artemis  konnte 
aber  ganz  begreiflich  in  dieser  Belägion  von  Ephesus 
niemals  eigentlich  hervortreten  ,  da  ja  nach  ursprüng- 
lichem Betriff  aus  der  Mutter  Nacht  ein  männliche« 
und  ein  weibliches  Licht  geboren  war.  Das  waren 
die  zwei  Götter,  fO»  denen  die  Perser  so  bedeutend 
sprachen ,  als  sie  Delos  verschonten.  Das  weibliche 
Licht  war,  nach  herrschender  Vorstellung,  den  Epho- 
sern  anheim  gefallen*  Daher  auch  fortan  im  dortigen 
Arlemisium  das  ewige  Licht  unterhalten  ward.  Die  erste 
Lehre  von  den  zwei  Lichtern  hatte  Her  Hymnendichter 
Olcn  gewifs  noch  sehr  im  alten  Sinn  und  Tone  gesun- 
gen. Besser  als  der  anlhropomorphistische  Hörnern» 
hatte  er  das  Lieht ,  aus,  in,  und  durch  Nacht  geboren, 
erkannt,  Mond  genannt  im  gemeinen  Glauben,  aber  im 
höheren  Priesterglauben  und  Priestergesang  als  das 
milde,  helfende  Irrlicht  gedacht,  ah  llithyia,  die  alle 
Dinge  ans  Lieht  bringt,  die  den  Eros  gebiert,  der  das 
Streitende  einigt,  und  seine  Flügel  über  den  geordne- 
ten Cosinus  schwingt.  In  diesem  Tone  sangen  nun  die 
Orphihcr  achter  Schule  fort.  Jezt  erblickte  man  im 
grofsen  Weltspiegel  ein  in  tausend  und  tausend  Strahlen 
gebrochenes  Licht.  Jezt  erkannte  man  in  der  Epheserin 
die  grofse  und  gute  Mutter,  die  sich  am  bunten  Farben- 
spiele der  unzähligen  Naturen  freuet;    man  erkannte 


189 

ihr  die  N  a  t  u  r ,  wie  die  Unterschriften  nachheriger  Bild- 
en die  Epbcsisehe  Göttin  ausdrücklich  nennen  : 

(.bei  Boi&sard  Topogr.   Rom.   Pari.  IV.    Tal).  nR,).      In 
denselben  Geiste  redeten  auch  die  Pjthagoreer,  diese 
nrtea  OrphiUvr  j   euch  ihnen  war  die  Natur  uiciXa, 
tt»o),i;,  die  bunte,  die  in»  Wiederschein  von  tausend Ge- 
aUlten  prangende  ^lf)  ,    -während  Sophocles   die  sternen- 
lit   aloltj   vi'4   poetisch  schün  bezeichnete  -''). 
I  tUr  nur  die  prangende  Mutter,   sondern  auch  die 
stiller  war   die  Epheserin,    sie  war  die  Aatur  ,  als 
grvl«<?  \\  ellsuime  ,    Ttavr^ö(poq  und  TiStyrds,   wie  sie  bei 
dan  Orphikern  heilst  (X.   [9]  12.),  als  Mutter,  die,  ihre 
Arm«  »oibj'eilend  ,    die  Minder  an  ihrer  Brust  aufnimmt* 
gltube  ich  ,  wird  das  Ausbreiten  der  Arme  an  vielen 
Bildern  dieser  Göttin  am  natürlichsten  verstanden.      Wo 
man  »on  der  strengen  Mumienform  auf  diese  Weis«  ab- 
wich, Ug  wohl  dieser  von  Manchen  bezweifelte  Cedanb« 
•Bin  Grunde. 

K  Jedermann  sieht,  dafs  diese  Mondsgöliin  und  Nähr- 
te r  fast  in  allen  Beziehungen  und  Attributen  Yenua- 
nii  heifsen  \ann.  Wirklich  wird  sie  auch  in  einer 
■tauschen  Uebersetzung  der  Polyglotte,  bei  Actor. 
-  mit  dem  der  Venus -sonst  beigelegten  Namen  über- 
U  Auch  Hydc  (de  reüg.  vett.  Pers.  pag.  93  seq.)  I«e- 
*«rU  aus  orientalischen  Schriftstellern,  dafs  sie  den  Dia- 
aeafempel  zu  Ephesus  den  Vcnustempel  nennen.  Dachte 
aun  den  Mond  in  seiner  besaamenden  Kraft,  in  sei- 
■er  Zeugungskraft   (wie   schon  der  treffliche  Gerhard 


•HO)  So  bei  Nicomachns  in  seinen  arithmetischen  Theolagu^ 
mmrn  p.  24.  p.  22  gq.  Abi  verjrl,  Guevii  Lee«,  tlcfciod. 
C*p.  W  JJ.  p.  >9.  p.  S91  ed.  Lo 

S4l>  1  >J.  und  da  »c  IL  kl  ^.rfurdt.  p.  1J>7. 


igo 

Vossius  de  Orlg.  Idofol.  L.  II.  c.  27.  p.  222  b.  ed.  Amstel. 
166O.  fol.  bemerkt);  so  hatte  man  die  Aphrodite,  die 
Asiatische  Venus  Urania ,  und  in  so  weit  nannton  die 
Griechen  jene  Assyrische  (lüttin  ganz  recht  Selene, 
Mond.  Hingegen  die  Idee  des  Mo  udli  ch  te s  (und  na* 
türlich  dann  auch  der  Liclilbrinjcrin  in  jedem  Sinne) 
scheint  ursprünglich  oder  doch  sehr  früh  mit  dem  Na- 
men "A^Tffii^  zusammen  gefallen  ssu  seyn.  Was  dies  für 
ein  Name  ist  ?  das  ist  hier  eben  so  schwer  zu  sagen ,  wie 
bei  so  vielen  Götternnmen,  Aus  einer  allerdings  bemer- 
kenswerthen  Stelle  des  Clemens  Alex.  (Strom.  I.  pag. 
384  Pott.),  wo  gesagt  wird,  Artemis  sey  als  Phrygierin 
so  benannt  worden,  will  Jablonski  (de  ling.  Lycaon. 
p.  60.)  den  Namen  für  Phrygischen  Ursprungs  halten  t 
und  vergleicht  den  Phrygischen  Künigsnamen  'ApTapag 
bei  Xenophon  (Cyrop.  II.  1,  5.  ^').  Die  Griechen  woll- 
ten es  bekanntlich  auch  hier  wieder  besser  Hiuscn  aus 
ihrer  eigenen  Sprache:  tio  heifse  Artemis,  sagten  sie, 
weil  sie  die  Menschen  gesund  (afxeuiat)  mache.  Dar- 
über mag  ich  kein  Wort  weiter  verlieren.  Ich  bemer- 
ke nur,  dals  Griechen  und  Romer  gerade  in  ihrer  Ar- 
temis und  Diana  am  meisten  beflissen  waren,  die  Idee 
Licht  und  Lichlb  ringung  durch  Prädicate  (wie 
epwcr<7>öpo$,  in  welcher  Eigenschaft  sie  auch  eigenen  Tera- 
peldicnst  hatte,  Pausan.  Messen.  3i.  §.  ft.) ,  so  wie  dureb 
Bilder  mit  Fackeln  und  dcrgl.  (s.  Pausan.  Arcad.  37.  §. a. 
vcrgl.  die  Münzen  bei  Spanheim  ad  Callim.  üian.  p.  169.) 
hervorzuheben.  Vielleicht  ist  auch  die  Artemis  Xtvxotypvvij 


Melder  im  Cadmus  p.  XC.  f rklärt  Artemis  aus  dem  Se- 
mitischen 1?  (Ar)  Feind  und  N-2(tam.*)  unrein,  die 
Feindin  derUnreinheit,  desSch  mutze»,  des 
Dunkels,  der  In  keusch  he  it.  Vergl.  auch  die 
Griecfiihchen  Etymologien  in  Dato'»  Cralylus  pag.  ')0G.  b. 
p,  7H  IKind. 


*9* 

to  Magnesia  am  Mäander  '">*)  hierherzuziehen.  Dies  ist 
mir  wenigstens  eben  so  wahrscheinlich  ,  ah  wenn  dieser 
Beiname  von  dem  alten  Namen  der  Insel  Tencdos,  Leö- 
cophns,  erklärt  wird.  Auch  Festgesänge,  die  doch 
immer  der  alten  kirchlichen  Dogmatil!  am*  getreue- 
aten  bleiben  müssen,  wie  z.  B.  das  Carmen  secitlare  des 
Horalius  ,  zeichnen  diese  Idee  durch  Prädicate,  wie 
lucidum  codi  decus  und  dergleichen,  vorzüglich 
aus.  Es  ist  zwar  nicht  zu  leugnen,  dafs  Herc  im  Sami- 
■chea  und  Cretischen  Dienste  auch  frühzeitig  zur  hel- 
fenden Lucina  ward,  aber  das  geschah  doch  nur  durch 
die  Aufnahme  der  Asiatischen  Ililhyia- Artemis  in  den 
Tempcldienst  von  Samos ,  wo  sie  nun  der^rofsen  Natio- 
nalgOttin  Herc  sehr  ähnlich  ward  (s.  Spanheim  ad  Callira. 
p.  333.1,  und  dnreh  Einführung  in  das  Cretensist-he  Got- 
tergeschlecht  des  Zeus.  Nun  mochte  unter  den  sÜmmt- 
lichrn  W  esen  des  Asiatischen  Srtbäismus  gerade  in  der 
Armenischen  An&itil  und  in  der  Ephesischcn  Cöllin  der 
Begriff  Licht  und  Lichtbringung  durch  Symbole 
und  Lehre  am  meisten  hervorgehoben  sevn.  Dies  ver- 
•nlafste  vielleicht  jene  Jonischen  Colonisten  zu  Ephcsus, 
diese  Wesen  zuerst  Artemis  zu  nennen.  Bei  jener  Ar- 
menierin schwankte  man  nachher  oft  zwischen  Urania 
nnd  Artemis,  bei  der  Epheserin  dagegen  blieb  dieser 
letztere  Name  unter  den  Hellenen  ohne  Widerspruch, 
herrschend. 

Jene  Lichlbringerin  war,  wie  zum  öfteren  von  uns 
bemerkt  worden,  schon  in  der  ersten  Idee  die  Geburten 
fordernde  Ilithyia.     Die  Beinamen  Ao^ia  und  Lucina  er- 


tfc)  atrabo  XtV.  p.^.  </ja.  C.  Almü.   T.  V.  pag.  57o  Tisch. 

J.  XIII.  P.  1,0t  Almct.  T.  V.  P.  362  Tisch.,  wo  die 

I  Leucophrys,    A«v w<pf vj ,   vorkommt,   Conon  Nar- 

rat.  :s.  p,  N  ed. Gott.  uml'l'2etz.  Schal,  in  Lycophr.  Vol. 

5\'J  Malier.)  vcrjl,  Paus*«.  I.  26.  J.  4. 


hielten  jene  BegrifTsverwandtschaft  bei  Griechen  und 
Römern  im  Andenken.  Die  ägyptisii  enden  Athener  hat- 
ten 'indessen  in  ihrem  zu  den  FüTsen  herab  Ledechten 
Schnitzhilde  der  Iltthvia  (Pausan.  Altic.  I.  18.  §.5.)  ein  ge- 
treueres Symbol  der  Licht-  und  Lebenbringciin  aus  dem 
Vaterlande  der  alten  Nacht  and  aus  den  Grottentctnpeln 
Oberägyptens  und  Aclhlopicns.  Die  Idee  der  strengen, 
jungfräulichen  Artemis  haben  schon  andere  Mythologen 
aus  dem  Begriffe  der  Scythischcn  Amazone  und  der  da- 
mit zusammenhängenden  Vorstellung  der  Cretischen 
spröden  Brito  glücklich  abgeleitet.  Nach  unserer  obigen 
Vermuthung  ist  aber  auch  den  Ephesischen  Amazonen, 
als  Hierodulen  einer  Mouds-gütlin  gedacht,  die  Sitte  der 
Abstinenz  nicht  fremd. 

§.  23. 
Der  Eine  Strahl  des  gelheilten  Lichtes  hatte  sich  in 
Bei- Apollo  männlich  personificirt.  Dieser  gehörte  be- 
sonders dem  Lichtlaii de  Lvcien  und  der  alten  Tatara  an. 
Die  aus  der  Nacht  leuchtende  Schwesterllammc  zu  Ephe- 
sus  konnte  sich  nicht  ganz  trennen  von  d»m  Bruder- 
lichte. Die  Nachlmitttei-  sollte  ja  hier  die  Leiden  Lieh« 
ter  geboren  haben.  So  wollte  der  Lvdische  Mythus ; 
und  auch  zu  Ephesus  hatte  Apollo  seinen  Dienst.  Einen 
Apollo  von  der  Hand  des  gruben  Mjron,  den  Antonius 
der  Stadt  gerauht,  stellte  ihr,  durch  einen  Traum  erin- 
nert, der  religiösere  Auguslus  wieder  zu  *^).  Wie  auf 
Dclos  ,  so  hatten  hier  die  beiden  Lichter,  das  des  Tages 
und  der  Nacht,  ihre  üflentliche  Religion,  welcher  hier 
ganz  Asien  und  dort  zunächst  die  Eidgenossenschaft  der 
Junier,  dann  auch  andere  Hellenen  huldigten.  Natürlich 
zündeten  nicht  alle  den  Licbtgöttern  eine  gleiche  Flami 


tVtj  Pliuius  H,  N.  XXXIV.  19.  3  ed.  Bip.  p,  651  ed.  Hard. 


l95 

i;  reineres  Fcoer  die  Reineren,  ein  sehr  irdisches  und 
uerielles  die    Kinder  des   Fleisches,    die  dort   in  der 
poiielgescnichte   sehr  eigennützig    für  ihre  grofse  Ar- 
temis eifern.     Des  alten  Ölen  priesterliche  Hymnen  wa- 
rn gtftifs  von  einem  besseren  Lichtgeiste  eingegeben, 
»arrat.     Orpheus  Schule,   ich  meine  die,    zu  der 
ilngoras  bekannte,  desgleichen.      Letzteier  hatte 
m  leinen  Altare  zu  Detus  geopfert,   und  in  die- 
Sinrit'  wer  auch  Heraclitus  der  Ephesier  ein 
Diener  rles   reinen    Feuers.      Er   legte  als    ein  frommes 
-•eine  Bücher  über  die  Natur  im  Tempel  dergrofsen 
r  Vaterstadt  nieder   (Diogen.  Laert.  IX.  6.). 
icbslÜcken  seines  Buchs  schimmert  allenthal- 
1  f n  eine  heuer-  und  Lichttheorie  hindurch.      Was  ihm 
<J'|  Orient  und  Aegypten  in  der  Religion  seines  Vater- 
dargeboten  ,  was  er  aus  eigenem,  dort  so  erleich- 
tertem VetliL-hr  mit   dem  Morgenlnnde   geschöpft  hatte, 
üraug  er  mit  Griechischem,    scharfem  Geiste  ,    be- 
kundete es  durch  eigenes  tiefes  Denken  ,  brachte  es  in 
»Irmatisthrn  Zusammenhang,  und  machte  et  fruchtbar 
in  \  olk ,  besunders  für  seine  Mitbürger  in  ihrem 
i-  freien  Gemeinwesen.    Aus  sich  hat  er  also  \  ie- 
genommen.    Aber  dal»  er  Alles  aus  sich  genomine:), 
*J»  er  im  strengsten   Sinne  Erfinder  seiner    Lehre  sey, 
<  nicht   zu  glauben.      Noch   nie   hat   ein    menschlicher 
ei»t  aus  sich  allein  geschöpft,  und  Heraclitus  so  wenig 
»Orpheus,     Pythagoras ,    Plato    können    Erfinder   in 
icsem    Sinne  heifsen.      Heraclitus   geht   sichtbar  Ton 
t lehre  nnd  von  Symbolen  dieser  Lichtrcligiuneu 

Hier  nur  einige  Worte  über  den  Abslrabl  des  hü- 
ten Alagismus  in  der  Religion  der  Artemis  und  de» 
»oliv.  Die  Feindschaft  i^t  nach  ihm  der  Grund 
r  endlichen  Dinge.  Das  Licht  ibt  der  Satz,  ,dcn 
der  Eins  in  sich  und  älter  als  die  Zweiheit  ist, 
II.  i3 


*9i 

gesetzt  hat.  Ohne  Absicht  des  Schöpfers  folgt  der  Gc 
g  c  n  s  a  t  z  dem  Satze ,  d.  h.  die  F  i  n  s  l  c  r  n  i  f  s  folgt  dem 
Lichte,  wie  der  Schalten  der  Person.  Heraclitus  hat 
dasselbe  zum  Hauptsatz  in  seinem  System  gemacht. 
Er  nennt  den  Streit  den  Vater  aller  Dinge  (-roXepuc  -na- 
t»,(i  7if^T^v),  und  legt  ihm  noch  andere  Friidicate  bei, 
als  Herrschet  ,  Honig  und  dergleichen  k'1').  Auch  weiter 
fafst  er  die  Gegensatze  gerade  so,  wie  z.U.  Aufgang, 
INiedergang ,  Tag,  Nacht.  Das  ist  jene  Dissonanz 
des  Universums,  die  hinwieder  mit  sich  überein- 
stimmt, wie  die  Harmonie  des  Bogen  s  und  der  Lyra. 
Su  laf>t  der  Arzt  Erviimachus  in  der  bekannten  Stelle 
in  Plato'a  Gastmahl  (n.  187.  A.  p.do^  Beklier)  den  Hera- 
clitus dieses  sein  Principium  ausdrücken.  Erging,  wie 
die  Perser,  vom  Gegensatz  als  dem  Grund  der  Dinge 
aus.  Die  Einigung  derselben,  Welt  genannt,  besteht 
durch  die  Yeischien'rr.heit ,  wie  die  Wirhung  des  Bogcns 
einzig  gedacht  weiden  bann  durch  Gegensat»  (An-  und 
Abspannung)  und  die  harmonischen  Töne  der  Lvra  nur 
durch  verschiedene  Saiten  { naklvxovo;  äpuovia).  In 
dieser  Lehre  von  dem  durch  die  Einheit  ausgeglichenen 
Gegensätze  tritt  auch  die  Ansicht  hervor,  dafs  der  Tod 
selbst  se>n  müsse,  welche  Heraclitus  von  verschiedenen 
Seiten  darstellt.  Unter  andern  mufs  auch  hier  der  Bogen 
jlnu  zum  Bilde  dienen  ,  wobei  das  Griechische  Wort  ßtts, 
beides  für  Bogen  und  Lehen  gehraucht,  nur  verschieden 
betont,  zu  statten  kommt2''1).  Da  heifst  es  dann :  «Be- 
deutet doch  des  Bogcns  Name  Leben*  sein  Geschäft  aber 


2)5)  Phtarch.  de  Tsid.  p.  3?0.  p.  517  Wyiienb.  vergl.  die  Aus 
leger  zu  Lucian.  Je  ccuiscfibeudu  bislor,  Tom.  IV.  p.  47 
Hip.     S.  i  h.  I.  p.  70Ü  f. 

216)    Leber   d.is   Syothol    des   Bogen  s   vrrgl.  auch   dl 
i.  Mb   p.  tj?i  f.  not.  Ij.  BrmeriUci 


').     Dsfs  nun   in  allen  diesen   und  andern  Ge- 
,     oft    his    7.u     wörtlicher     Uebei  einstimmung , 
sehe  Lehre  liege,  ibvon  kann  sich  Jeder  über- 
:i ,  der  nur  den  Einen   Plutarchus    oder  Strabo  zu 
1  en  sich  die  Mühe  nehmen  will.     Die  Beweise  im 
i  werden  bei  einer  andern  Gelegenheit  gegeben 
■  ...     [)afa   fliese   Sätze  in   die   Ephesische   Priester- 
enommen  worden  Maren,   wäre  schon  aus 
en  Zusammenhange  der  Artemisischen. 
,    mii    ileni  Feuerdienste  Oberasiens  wahrschein- 
lich.   Es  kommt  hinzu,  dafs  die  Priester  der  Göttin  zu 
n  Ursprungs  waren.   Wenigstens  weif» 
bgelchric    Tib.   Ilemstei huis    (zu  Luciani   Ti- 
•  g.  3Ö3  Bip.)  nicht  anders,    als  dafs  ihr  Name 
.  'i   hein  Griechischer,  sondern  ein   in  den  höhe- 
rer Stimmen  sehr  gewöhnlicher  Marne  gewesen« 
h-supt  war  Ephesus   der  Ort,    wo   die   Einsichten 
de»  Orients    mit   der  Philosophie   und  Mythologie   der 
Ken   sich  vielseitig  vermischten.     Freilich  war  die- 
selbe Stadt   auch    eine  wahre  Ollirin  magischer  Künste 
ist  Bungen,       Bekanntlich    wies    darauf  schon   die 
wörtliche  Itedensait  :     Ephesische     Hieroglyphen 
ieoia)   hin.      In  diesem  Sinne   kommen  sie 
i  I  n  der  Alten  vor,   z.  li.   in  den  Versen  des 

Aoaxilas   bei  Athenaus  (XU.  70.  p.  53y  Schweigh.),    wo 


die  K|«lic&ist:tten  Charaktere,  in  ledernen  Beuteln  getra- 
gen ,  zu  den  komischen  Zügen  der  ganzen  Darstellung 
gehören.  Beliannt  ist  aber  auch,  dafs  man  von  solchen 
Ausgeburten  des  Betrugs  eine  Anzahl  von  Formeln  de* 
eigentlichen  reinen  Alogismus,  unterschied.  Als  solche 
werden  folgende  sechs  genannt,  die  augenscheinlich  mit 
den  Asiatischen  Grundideen  des  Apollo-  und  A»'iemis- 
dicnslcs  zusammenhangen  ^'")  :  «oxiov,  Finstcrnif* ,  xa- 
väoxtov,  Licht,  Xiij,  Erde,  Ttxpä4,  Jahr,  Sauvafieitx '., 
Sonne,  nioiov,  das  Wahre.  —  Es  wäre  überflüssig, 
ausdrücklich  zeigen  zu  wollen  ,  dals  an  diesen  Formeln 
derselbe  Gegensatz  hervortritt,  den  die  Persische  und 
Herncliteische  Lehre  als  den  Grund  aller  endlichen  Dinge 
oufgelafsl  hatte,  und  dals  er  zugleich  mit  dem  Asiati- 
schen Sonnendiensl  in  Zusammenhang  gebracht  ist.  Auch 
die  ganze  Feuerlehre  des  Ephcsischen  Philosophen  ist 
ja  in  Princip  und  Folgerungen  Magismus,  so  wie  sein 
Satz  von  der  Gehurt  der  Gülter  aus  Feuer  (Aiigustiii. 
de  Givit.  Ilei  VI.  5.),  was  durch  Vergleichung  im  Ein- 
zelnen sich  über  allen  Widerspruch  erheben  liifst*  So 
trill  auch  d<»s  Feuer  oder»  wie  es  80  weilen  genannt  wird* 
Jlephaslos  '■*»v)  beim  lleraclitus  in  derselben  Bedeutung 
hervor,  wie  jener  erste  Odem,  jenes  Urfeuer  Phtha» 
in  dem  Priestersystem  der  Aegypticr.  Noch  Mehrere* 
erinnert  bestimmt   an  Acgyptische    (Quelle,    z.  U.  seine 


Z4S)  S.  die  Hauplstelle  bei  Hesychius  in  *$»*.  Yv.*'auar.  und  de- 

seitist  die  Auslegt-r,  vergh  Plutarch.  Sympos.  VII.  5.  und 

Clemens  Air  x  and  r.  Siroin.   V.  p.  368.     AoMV^icycJf  wird 

Stttbo  X.  p.  i7J.  T,  IV.  pag.  21t  Tzscb.)  unter  den 

Idaischen  Daeiylen  aufgeführt.     Man   vergl.  auch    Phom 

und   Euatarlj. 


j.<x.  gr«  unter  oen  Worten  *v 

m,  XIX.  247.  p.  6y-i  Basj 


7fc 


ßl'j)  Israelit.  Allcg.  11=, in.  p.  -16K  ed.  Gal.  p.   i  16  ed.  Schow 
vergl.  Mdrcianu*  Cjjj<  IL  p.  £1  Orot. 


»97 

Sonnen-  da  er  das  Sonnenfenw  aus  dem  Meere 

l.ifst  (Stobaei  I'.clug.  I.  c6.  p.  5e'i  Heer,), 

Mo  Mir    »ieder    an  die  Isis  denken  müssen,    die  im  Pi  in- 

logma  ganz  anders  «ischcint,  als  im  VolllSfffaftbcn  1 
:indin  des  feindlichen  Meeres  ,  dort  als  Ur- 
»MUT  nnd  Gebä'hrerin  der  Sonne  (s.  Th.  1.  pag.  Süg.)  ; 
mithin  jener  t.osmogonischen  Eurynume  verwandt,  diu 
in  gewissen  Beziehungen  zur  Artemis  ward,  d.h.  zum 
Lieble  aus  der  feuchten,  dunkclen  Tide  des  Oecan. 

Liebt  und  Sonne,  Sonnen-  und  Mondgotthciten  und 
zuletzt  die  Planetenbahnen,   sodann  auch  andere  sidrti- 

i.  Verhältnisse  wurden  thcils  dnreb  Rogen  und  Pfeile, 
dann  durch  die  Lyra  in  diesen  Religionen  versinnlicht. 
JUan   Weift,    was  Acgypten  von  seinem   Sonnencolossus 

»nun  erzählte,  der  bei  Sonnenaufgang  Tone  hören 
lief*,  einer  zerrissenen  Saite  der  Citbara  oder  Lyra 
ahnlich  33°).  Darum  hatte  auch  jener  Aegyptische  Thoth- 
Hermcs  die  dreisaitige  Citbara  des  Apollo  zur  vier-  bis 
»iebonsaitigen  Lyra  vervollkommnet  'S'),  während  eine 
andere  Hellenische  Sage  die  ganze  Reihe  der  F.rlindun- 
gen  dem  Einen  Apollo  vindicirtc.  Auch  die  Rhodier  •i5-), 
diese  eifrigen  Sonnenverehrer,  die  dem  grofsen  Ta 
gettirn  und  Ilimmclsköuig  die  Colonen  errichteten, 
Feierten  ihm  auch  musikalische  Spiele,  peftoreftfem  ge- 
nannt *  ).     Zu  Delos  feierten  die  Jonier  von  Alters  bdt 


«»)  $.  Tausan.  |.  fc.  §.  2.  u.  des  LTh.  der  Symbol.  IL  Buch 
Cap.  I.  $.  Id. 

2$t)  Spanheim  ad  Callim.  Del.  253.  und  dessen  Remarques 
*<i  den  Cesars  dt  Julien  p.  117,  desgleichen  1".  msterhtthl 
ad  Lucian.  IL  u.  271   Bip.  und  Forkel  Gesch.  '1er  Miüik 

Afheaaeuj  XIII.  p.  561  e.  p.  £7  Scliw.  'I-'Jö.;.  91  (t\ 

.ni  über  tiie  musikalischen  Wettstreite  der  Alteu  in 
dtr  N.  Bihl.  ikr  schön.  Wusenich,  VII.  1.  ao. 


musikidische  Wettstreite  an  den  Festen  der  grofsen 
Gottheiten  daselbst  ( Thucyd.  III.  104.).  Auch  Delphi, 
der  Sit'/,  des  Apollo,  kannte  diese  Art  der  Festleicr  ,  und 
die  Pythischen  Spiele  waren  ein  Haupimiitclpunkt  Hel- 
lenischer Citharöden  25i).  Dem  Delphischen  Drerfuf«  wird 
ein  musikalisches  Instrument  verglichen  (Athen.  XIV.  p. 
637.  p.  3ia  Schwgh.  Hesych.  in  TptoxJ',  und  daselbst  die 
Ausleger  p.  1418  Alb.).  Welchen  vielseitigen  Gebrauch 
nun  Pythagoreer  und  Orphiher  von  der  Lyra  ,  als  einem 
kosmischen  Symbol,  gemacht  haben,  kann  hier  nickt 
erörtert  werden.  Auch  wollen  wir  jezt  die  historische 
Verwandtschaft  Orphischer  und  Heractiteischer  Lehren 
nicht  hei  obren. 

Es  bleibe  also  auch  dahin  gestellt,  oh  das  Bild  des 
Kros,  der  nach  abgeschossenem  Pfeile  den  Bogen  nie- 
derlegt und  die  Lyra  ergreift  (Pausanias  11.  27.  tj.  3.  sah 
es  in  einem  Gebäude  zu  Epidaurus),  den  Satz  des  Py- 
tbagoras  von  der  YVcllharmnnie  verstntilichen  sollte, 
wie  Winchclmann  {  Dcscvipt.  de  pierr.  grav.  de  C.  de 
Stosch.  pag.  1  f'i.)  es  schön  und  sinnreich  erklärt.  Aber 
das  müssen  wir,  nach  Allem  bisherigen,  glauben,  dafs 
es  niehl  Zufall  ist,  wenn  Ueraclitus  der  F.phesier,  um 
das  Principium  seiner  Philosophie,  das  Dogma  von  dem 
Gegensatz  als  dem  Grund  a  1 1  e  r  D  i  n  g  e  ,  von 
der  hosmischen  Harmonie  durch  Dissonansc, 
von  Licht  und  Finslemifs,  Tod  und  Leben, 
kurz  und  trriVend ,  wie  er  es  liebte,  hinzustellen,  ge- 
rade Dogen  und  Lvra  zu  seinen  hclldunkelcn  Bildern 
wiiiifie.  Aus  den  Lichttheorien  des  Orients  hatte  er  den 
Inhalt  seiner  Lebreit  genommen,  von  dorther  pahtn  er 
auch  seine  Bilder.  Diese  Bilder,  waren  sie  ihm  nicht 
nahe  genug  gelegt?    In  den  Tenipelsymbolcn  von  Patar.-t, 


250    Vo-I.  Straho  IX.  p.  64S   Almelov.  Tom.  III.  pag.  503 
T?!^h.    Murijr 


»99 

rttn  T  Dolos  sah  er  ja  bald  Dogen   und  Lyra 

utiden,  wie  >\ir  sie  noch  hin   und  nieder 
in    »untolien   Anspielungen    der   Poeten  *)    verbunden 
sah  er  f innren  und  Fackel,  dieses  natürliche 
Lichtgöttct' ,    bedeutsam  übereinander   ge- 
i  er   jenen  Lebens  bogen    (wie  ihn   auch 

Phönissen   iio8.  anspielend  nahm  )  ,  je- 
nen Bogen  des  Gottes  himmlischer  Feuerkraft,  der  bald 
■ahlen  als   wirksame  Pfeile    sendet,    bald  Todes. 
Pest,  oder  den  jezt  gespannten,  jezt  geh"« 

•  seien    Bogen   der    bindenden   und   lösenden   Lichtgöttin 
ia.     Sie  >var  ja,   nie  zum  öfteren  bemerkt  ist,   die 
reriu  des  Eros  oder  der  Wellharmonie,  niese  Sätze 
;  i  lehre  und  Lphesiseher  M  agier  Eormcln,  diese 
mbole  der  :.!tcn  Licht-  und  Feuertempel  Vorderasiens, 
diese  Mythen  und  Festh)  mnen  des  Priestersä'ngers  Ölen 
durchdrang  der  tiefsinnige  Philosoph  von  Lphcsus  mit 
ioem  scharfen«  tiefen  Geiste,    und  erweiterte  sie  zu 
cm   Systeme  von    Philotophemen ,    nicht    dialcdisch, 
iieb  dem  späteren  Plato  vorbehalten,  sondern  p*ic- 
,ieh  ,  bedeutsam   und   im   Cbarahler  des  Delphischen 
•  igs,  der,  wie  Jleraclilus  selbst  sagt ,  «nicht  — redet, 
?il   \crbirgt,  sondern  andeutet.»     Ob  nun  dieser  Ho- 
j acutus  einen  Znroastcr  geschrieben,  nie  spätere  Zeugen 
llen,  oder  nicht,   bleibt  sehr  gleichgültig.     Es   ist  gc- 
tgf   dafs  er  Zoroastrisch  philosophirt  hat,    dafs  er  gc* 
lehrt  hat  ,  wie  der  alte  grofsc  Lichtlebrcr  Zerelhoschlro, 
der  Stern  i  de».    —    So  viel  vorjezt  zur  Priester- 

k lehre  dieses  Obefastatitchcn  Sabäismus. 
u  noch  eini   •    Worte  zu  den  unten  beigefügten 
Apollinischen  Münzen.     Die   eine  (s.  Tab.  V.  nr.  6.)  ist 


vconbronsCaseandra  p.l4sst*i>h.  und 
ils'l'l    und  discIbstdieSchulien  p.  875.  und  Aunicrkk. 


200 


von  der  Grofsgricchischen  Stadt  Croton,  und  wegen  des 
ersten  Buchstabs,  womit  dieser  Name  angedeutet  ist, 
paläo^raphisch  bemerkensnciih.  Die  Stadt  hiefs  auch 
Zacynthus  ,  worüber  Echhel  SylL  I.  pag.  9.  zu  dieser 
Münze  ein  Mehre  res  bemerkt.  Croton  halte  einen  Tem- 
pel des  Pythischen  Apollo  ,  wie  wir  aus  Jamhlichus  im 
Leben  des  Pythagoras  (cap.  9.) ,  dieses  eitrigen  Apollio- 
dieners,  wissen.  Auf  diesen  Dienst  bezieht  sich  nun  der 
Dreifufs,  den  die  Münze  zeigt.  Es  war  ein  uraltes 
Symbol  des  Orakel  gebenden  Gottes,  das  man  auch, 
wie  die  dreisaitige  Lyra,  auf  die  drei  Jahreszeiten  des 
ältesten  Calenders  bezog  2S5).  Dem  sey  wie  ihm  wollt-, 
der  Tripus  ist  häufig  in  dieser  Religion  unter  den  sym- 
bolischen Geräthen,  wie  auch  die  verschiedentlich  da- 
mit verbundenen  Attribute  von  Greif  und  dergl.  zeigen 
(vergl.  z.  B.  Musee  Napoleon  Toni.  IV.  pl.  i3  sn,q.).  Die 
Diota  neben  dem  Dreilufs  auf  unserer  .Münze  kann  auf 
blofse  Trankopfer  gehen  ,  sie  kann  aber  auch  andere 
Beziehungen  haben  ,  z.  B.  auf  Dionysus,  der  oft  als  Mit- 
besitzer des   Delphischen  Dreifufscs  genannt   wird.     In 


255)  Die  Heiligkeit  derjenigen  Gefafsc ,  die  man  Drrifüfse 
(rf-TCö.-;)  nannte,  und  wovon  seit  Homer  in  ujlcn  Grie- 
chischen Schriftstellern  Spuren  vorkommen ,  soll  sich 
auch  bei  andern  Nationen  ,  namentlich  bei  den  Chine- 
sen, von  Alters  her  finden.  Diese  erweisen  ihnen  die 
höchste  Ehre  und  bezeichneten  ein  solches  Gel.tfs  mit 
dem  Namen  Genius,  Geist.  Daraus  unter  andern  will 
Hager  auf  eine  alte  Verwandtschaft  der  Griechischen 
und  (Chinesischen  Religionen,  schließen;  b.  dessen  Pan 
theon  Chinois  (Paris  isoy)  ch.jp.  12. 

Endlich  vergleiche  man  auch  unsere  Tafel  XL[.  nebst 
der  Erklärung  p.  Zy,  wo  Apollo  mit  Hercules  um  den 
Dreilufs,  welcher  ihm  von  Letzteren  geraubt  worden,,  im 
Streite  begrifP-n  ist .  Wir  werden  wtilcr  unten  noch 
mal  darauf  zurückkommen. 


.. 


II 

; 


201 

diesen  Kreis  geholt  auch  eine  andere  Münze  25^) ,  die 
Mf  der  einen  Seite  eine  mit  Helm ,  Dogen  und  Pfeil  be- 
waffnete  Figur,    die  in  der  einen  Hand   einen   Eaumast 

r  ein  junges  Bäumchcn  hält,  auf  der  andern  eine 
Aehrc  mit  einer  Grille  darauf  darstellt.  Die  Münze  ist, 
chrift  zei^t,  vun  Metapontum  in  Grofogrie- 
rhenlar.d.  Diese  Stadt  hat  nicht  Tun-  den  Dionysos  Dcn- 
auf  ihrem  Gelde  (s.  Dionysos  p.  ?./|6.)  ,  son- 
dern auch  den  Hermes,  dem  weder  der  Heim,  noch  die 
Achre  fremd  hl  ^7).  —  Aber  es  li.iiin  heinein  Zweifel 
unterliegen,    dafs   wir    hier   einen    Apollo  sehen  ,    und 

r  in  recht  altem  Asiatischem  Co&tume.  Zuvöiderst 
ist  dieser  Gott  den  Münzen  von  Metapontum  nicht  gänz- 
lich fremd,  obwohl   nicht  sehr  häufig  (*>.  Rasche   l.cxic. 

nnm.  HI.  pag.  619.').  Sodann  spricht  Alles,  Bogen, 
Pfeil  und  die  Achre  auf  der  Kehrseite,  gan»  fpcciell  da- 
lüi.  Es  ist  ein  Apollo  alten  Stylt,  wie  der  Amyclnische, 
der  auch  Helm  und  Bogen  trug,  ingleichcn  der  gehar- 
nischte Apollo  der  Assyrer  mit  dem  Blumenstraiife  in 
tler  Hand.  Die  Aehrc  auf  der  andern  Seite  dr-utel  auf 
die  grofff  Fruchtbarkeit,  wegen  welcher  das  Gebiet  der 
Metnpr.ntiner  hochberühmt  war.  Nach  alter  Sitte  halle 
»ie  daher  eine  goldene  Saat  (%<>voovv  Sipos)  oder  Achren 
ofcopfer  dem  Apollo  nach  Delphi  geschieht  (Strabo 
"\  I.  pag.  264  Almel.).      Man  sieht  also  hier  die  nahe  Be- 

hung  der  Aehre  auf  den  gegenüber  stehenden  Gott. 
Statt  der  Grille  kommen  auf  der  Mctapuntinischen  Aehre 
zuweilen  Bienen  (vergl.  oben  pag.  i83.),  auch  Fliegen 
vor.  Die  Grille  kann  bald  als  ein  Bild  der  Mittagshitzo 
betrachtet  werden    (  ?sicandri  Theriac.  38o.),   bald  eine 


856)  S.  unsere  Tab.  II f.  nr.  9.  Diese  Silbermünze  ist  in  der 
Sammlung  des  Herrn  Geht  iinei.uhs  vonGerning  zu  Frank* 
fürt  am  Main. 

25?)  s.  Wmekelrnanns  Gesch.  der  K.  I.  p.  134.  und  Allegorie 
>  neueste  Dresd.  Ausg. 


202 

Anspielung  Itaf  Mysterien  enthalten  (s.  f.  Th.  pag.  ii9.), 
^\  o*n  der  tkfitl  elbegriff  vielleicht  in  der  ütli e»  »sehen  Eeich- 
ligkcii  dieses  fnsekti  und  in  einigen  Hebbeln  n  \ 

langen  liegt,  die  Anaorooii  in  dem  bekannten  Liedc  l  \'i. 
l6  H.)  berührt.  Bier  machte  ich  am  liebsten  an  die 
Stelle  des  PJutarchtis  Sympos,  VIH.  p.  -'•.-.  t^,  denken, 
der  die  Gicaden  ÄJ  heilig  und  musikalisch  nennt  ,  ganz 
einstimmig  mit  Anacrcon.  Der  dem  Gott  der  Musik 
geweinetea  Garbe  oder  Aebrc  konnte  did  schicklichsten 
diese!  Musik  und  Gesang  liebende  Geschöpf  beigefügt 
meiden. 

Hercules. 
Hercules,  der  Unüberwindliche,  ist  mit  dem  un- 
besiegten Sol-Milhras  manmgf.iJlig  verwandt.  Einer  wie 
der  Andere  heif*t  Ochsem '.-«über.  Milhras-  Persoi  <**) 
wie  der  PerseVde  Herakles  verknüpfen  die  Asiatische 
liclidcni  uihe  mit  der  Acgyplischen.  Nur  beim  Letzteren 
ist  Alles  dies  entschiedener ,  und  beruht  auf  der  AoctOt 
riiat  der  ältesten  Griechischen  Genealogen,  Er  stammt 
vom  Vater  und  Mutter  aus  Aegypten  her,  und  als  Nach- 
komme des  Peiscus  ist  er  ein  lieltde,  Dies  bezeugte 
die  Stammtafel  von  diesem  Sühne  des  Amphitryon  und 
der  Alcmena.     Doch  Amphytrions  Gestalt  hatte  dem  Ilö- 


2iS)  Cicaden  sind  die  poetischen  t  irrty  i  i,  die  d*ft9*t 
sind  die  loctitue.  lieber  den  Gesang  der  Erstem  s. 
Iliad.  III.  151.  Pausan.  Eluc.  II.  6.  £.2.  Bios  die  Mann- 
chen singen,  Aristoiel.  Mist.  Anim.  V,  30.  Plin.  U.  N. 
XI.  2h.  ($1.  XI.  32.).  Die  natürlichen  Eigenschaften  die- 
ses InstVis  lUhricn  auf  verschiedene  symbolische  \ 
Stellungen.  Ucber  entere  H.  Lthki-'s  Naiuigesch.  I.  p.  488 
und  Gütiiug.  Magaz.  der  H'issensch.  IV.  1.  pag.  145.  — 
Auch  vergl.  man  die  schöne  Dichtung  in  Plaio's  Pliädr 
j.  2'ii,  e.  scq<|.  p.  293  Ihindf. 
8Sp)  5,  üben  Cap.  III.  $.  13.  p.  76y  ff.  besonders  p.  7»7. 


2C>5 

nig  der   Götter    und   Menschen    nur  zur   Eltllle   gedient, 
»ii  er    den    Herakles    zeugte  ,   der  dadurch   unmittelbar 
•n  die  Reibe  der  großen  Götter  angefügt  ward.  So  wies 
*ucn  der  Hellenische  Mythus  noch  ferner  und  näher  auF 
göttliche  Abkunft  hin.     Im  Uebrigen  jedoch  wie 
.  h    war    der  Griechische  HeraMcs   dem  Acgvpli- 
ftchen  !     >%  as   die    vaterländischen   llcrahlcen    von    dem 
i.line  sangen  ,  wufste  Herodottis  wohl.     War  doch 
:ner  Oheim   Panyaais  als  Dichter  einer  solchen 
berühmt    geworden,     neben    Pisandcr    und     vielen    An- 
der» :W0).     Alle  diese  hatten  den  Ahnherrn  Hellenischer 
ilengeschlechler ,  zum  Huhme  des  Vaterlandes,  ficht 
Hellenisch  verherrlicht.     Das  war  des  Dichters  Siehe. 

Herodotus ,  der  Gcschichlforscber,  voll  von  diesem 
I.ohc  des  vaterländischen  Helden,  kommt  nach  Aegypten, 
und  hier  wie  in  I  vi  ms  und  auf  'I'hasus  findet  er  einen 
ganz  anderen  Herakles.  Kein  Versuch  will  gelingen, 
wodurch  er  den  Griechenmythus  mit  Aegyptis eher  Religion 
7-u  vereinigen  sith  bemüht.  Da  thnt  denn  der  iinheian« 
gene ,  treue  Forscher,  mit  einer  Vorhitie  an  die  Gunst 
der  vaterländischen  Gottheiten  den  w  uhIge|>u'H'ien  Aus- 
spruch ,  übereinstimmend  mit  seinem  ganzen  Svsieme  : 
nicht  in  Hellas,  sondern  in  Aegypten  »er  der  Name  Jle- 
lea  ui  sprünglich  einheimisch;  wie  in  Vielem,  so  auch 
liier   ermangele   der  Griechische  Mythus  gehöriger  Be- 


ICO)  Ueber  die  Herakfeen  und  Ihre  Verfasser  s.  Fabricii  B. 
Gr.  I.  p.  ,<yo  ed.  Harles,  besonder«  Heyne  ad  ApoJIo- 
»i.irum  p.  132.  112  seqq.  und  Excnrsus  H.  ad  Virgil.  Ae- 
ii  id.  I-  und  Bibliothek  rler   alten  Lit.  und  K.  H.  p.  75  ff. 

Stelle  des  Herodotus  steht  II.  Ai  ff.  Die  Htichcr  des 
Fliltarclius   «{<  '\lir>>-  ..  (dt  teuer  seihst  im   Leben  drs 

■<  us  cap.  M.  p.  72.  Leopold,  gedenkt,  vgl.  Plutarchi 
Fragmm.  X.  p.  *<»'  Wytt. )  sind  verloren.  Das  Wenige 
Vna   Ueberbleibscln  davon  werden    wir  gelegentlich  bc* 


gn'indung  ,  an d  diejenigen  Hellenen  thälen  am  besten, 
die  dem  Herakles  einmal  als  Heros  Tudtenopfer  brach* 
ten ,  zugleich  aber  auch,  als  dem  Olympischen  ,  die  Ehre 
eines  Golfes  erwiesen.  Hiernach  haben  also  die  Grie- 
eben  vermulhlich  eine  alte  Gottheit  .ies  Orients  mensch- 
lich aul'gefaA*t,  und  in  ihrem  Geiste  zu  einem  Ideal 
siegreicher  Heldctikraf't  ausgebildet  M,i).  Wie  dies  ge- 
schehen können,  wollen  wir  jezt  mit  Wenigem  unter- 
suchen. 

Des  Herakles  Ahnherr,  Perseus,  genofs  zu  Chem- 
inis  in  Oberägypten  besondere  Ehre.  Er  hatte  seinen 
I  empel  und  seine  Bildsäule  dort ,  und  man  feierte  ihm 
gymmsche  Spiele.  Auch  verherrlichte  er  die  Vaterstadt 
seiner  Yorüftcrn  durch  jeweiliges  Erscheinen  im  dortigen 
Tempel.  Alsdann  fand  man  seinen  zuei  Ellen  grofsen 
Schuh,  ein  sicheres  Zeichen  eines  frnchtbaien  Jahres. 
Die*"  Epiphanie  rrwiederten  die  danhbaren  Chemmttcr 
durch  die  Feier  jener  Spiele  (  Hcrodot.  II.  q\.  s.  Sym- 
bolik 1.  Th.  p,  3er)  f.  vergl.  7^3.  471-)-  ^as  waren  also 
J  cstspiclc aar  Erinnerung  an  periodisch  wiederkeh- 
renden Jahressegen.  Zu  Olympia  in  Griechen- 
land nannte  man  unter  den  Stiftern  der  grofsen  cycli- 
schen  Spiele  vorzüglich  den  Per»  eitlen  Herakles 
(vergl.  Th.  I,  pag.  336.).  Von  diesem  Letzteren  wußten 
die  Priester  in  der  Aegypttschcn  Thehc  mehr  zu  er- 
zählen. Einst  halte  er  den  Zeus  A  nun  ("Aporv)  sehen 
wollen.  Dieser  weigerte  es.  Herakles  hielt  mit  Bitten 
an.     Da  schlachtete  Armin  einen  Widder,    setzte  det>sen 


26t)  Diese  Vermischung  orientalischer  Allegorien  von  einem 
Sonnengott?  mit  den  Sagen  von  einem  Griechischen  Stamm- 
lielden  Herakles  erkennt  auch  Paync  Knifchi  (Mmbol.  L.ui^. 
$.  130.  p.  10t.)  an,  und  macht  Mcmerknngcn  in  Betreff 
der  (iomeriftthen  Vorstellungen  dieses  Menschen  He- 
rakles. 


ao5 

Kopf  ai.  umhüllte    sich  mit   dem  Fell   und  zeigte 

»ich  so  dem  sehnsuchtsvollen  Heroldes.     Seitdem  opfert 
die  Thebäer   keine   Widder  ,    nur   Einen    schlachten    sie 
i  am  Ammonsfeste  ,  behängen  das  Hild  des  Gottes 
mit  der  Haut»  und  führen  des  Herakles  P»ild  au  diesem 
Schauspiel  hinzu   (Berodot.  II.  42.  und  1.  Th.  pag,  $')•*.). 
h  dem  Obigen  (J.  p.  5oy.  öeG.)  bedarf  es  keiner  wei- 
teren Aufführung,  dals  Wir  hier  die  Beschreibung  eines 
bauchen Frühlingsfustes  lesen.     Amun  oder  Amunui, 
inon»  der  Widder,  eröffnete  das  Aegyptische  Jahr, 
und  war   das    Zeichen   de«  anbrechenden  Fiiihli 
Sem- Herakles-   vai    die  volle  Fn'ihlingssonnc,    die  rolle 
•tesUraft,  Hie  sein  Aegjplischer  Name  hielt.    I><  t 
Widder   war  mithin  das  Beiden  gemeinschaftliche   55*i« 
-    Verbindung  stellten  die  Aegyptischen  Thier- 
se symbolisch  dar ,  wie  jezt  noch  die  ß  c  ni  h  i  n  i  s  c  h  e 
Isistafel  bezeugt.     Ihre.  Bilderreihe  wird  mit  dem  bei- 
>«  Widder  eröffnet.     Neben  ihm  steht  ein    Jüngling, 
in  der  einen  Hand  eine  Lanze,    in  der  andern  einen  Ab- 
haltend   nder   vielmehr    dem     Widder    darreichend. 
Das  t*t  HerabJes,  der  vor  dem  Zeus- Ammen  erscheint, 
!  tirn  Widdergott  anblickt.     Der  Vogel  in  seiner  Hand 
nix  ,  jenes  Svmhol  der  grofsen  Periode,  an  deren 
W  »e«l«  -Ics  neue  Jahr  erinnert;    also  sehr  natür- 

lich ist  dem  Sem  uder  Frühiingsgott  der  Phönix  in  die 
Hand  gegeben  (Jablonski  Interpret,  tabulae  Isiacae. 
Opusec.  II.  p.  237  seqq.  b.  I.  Th.  p.  44o-)-  Ueber  diese 
Hieroglyphen  gab  jener  Priestermythus  der  Thebäer 
Aufschluß,  oder  vielmehr  er  war  nur  eine  andere  Art 
Ton  Ausdruck  dafür. 

In   der  Reihe   der   Evolutionen   Aegyptischer  Gott- 
heiten  gehörte  Sem-Herakles    in'  die  zweite  Ord- 


2M)  Hierzu   die   Stoschische  Gemme,  worauf  Zeus  niil  dem 
W  iiiiitrkijif,  den  Bliu  iu  der  Hund  ;  auf  der  Tab.  V.  n«.  * 


nnng  der  zwölfe  (s.  t.  p.  ziß.  !>6o.).  Die  hLslorisirrn- 
dcti  Thcbncr  setzten  ihn  nicht  weniger  als  17000  Jahre 
Tor  ihren  Honig  Amasis  (Ilerodot.  IL  43.)»  wahrend  je- 
ner Hellenische ,  nach  unserer  Rechnung,  wenigstens 
5oo  Jahre  nach  der  Ankunft  des  Erzvaters  Jacob  in  Ae- 
g\pten  fällt.  In  der  Königsreihe  gehört  jener  gleichfalls 
in  die  zweilo  Classe ,  unter  die  Halbgötter  ,  welche  über 
Aegvpten  herrschten,  und  nimmt  im  Gänsen  die  drei- 
zehnte Stelle  ein  (Syncellus  pag.  /ji.  b.).  I*ie  men-  !•- 
liehen  Könige  erhielten  durch  Namen  sein  And. 
und  jener  Scmphucratcs ,  wie  schon  mehrmals  k 
unter  den  Königen  des  Eratosthcnes  ,  erinnert  an  UM), 
den  J'Yühtingsgott  im  Widderzeichen.  So  war  der 
lafs  ,  dm  Herakles  historisch  zu  nehmen,  schon  in 
Aegvpten  gegeben.  Aber  auch  die  Ausbildung  äei  IJer- 
culesideals  gehört  im  Wesentlichen  Aegvpten  und  dein 

übrigen  Orient  an.  Wir  liabe/i  schon  oben  (Th  I.  pag. 
aoe.  5 1 7  fr.)  gesehen,  wie  in  diesen  GuUerevstttftonefl 
die  ernannte  Potenz  immer  zu  ihrer  Quelle  zurückst  tebt, 
und  dos  woraus  sie  entsprungen  in  sich  selber  darzu« 
Stellen  sacht  f  urd  wie  insbesondere  Sein  -  Herakles  liier 
durchaus,  wie  Osiris,  als  eine  Ausgiofsung  höherer  Göt- 
ter erscheint  (I.  Th.  pag.  36t.).  Phthas,  Arnim,  Sem, 
Osiris,  llurus  verhalten  sich  in  dieser  Reihe  ohngebihr 
so  zu  einander.  Aniun  stiebt  und  lallt  in  den  Phthas, 
als  das  erste  Lebensfeuer,  zurück.  Aman  der  glän- 
zende (das  ist  sein  Name)  stellt  in  sich  den  Phthas  dar. 
So  auch  die  seeundären  Potenzen.  Osiris,  Ton  'Micha 
ausgegangen,  aus  der  grofsen  Kneph  -  und  Ammonsstadt, 
ist  Kneph  und  Amnion  im  Abbilde.  Er  ist  der  gute,  der 
starke  Gott,  wie  beide.  Dem  groben  Vater  strebt  der 
würdige  Sohn  nach.  Hoi  us  kennt  kein  anderes  Vorbild 
als  den  Vater.  Sein  Bacher  zu  seyn,  und  ihm  ein  Tod- 
lenopfer  durch  Tiphons  Fall  in  den  Amcnlhcs  hinab  zu 
senden  ,    ist   lein    einziger   Gedanke.       Dar  am    kennt  er 


207 

•ach  gegen  diesen  keine  Barmherzigkeit,   und  ermordet 
im  Rachgefubl  selbst  die  gegen  den  Feind  zu  weich  hur- 
t;igc  Mutter  Isis.     Darum  tritt 'nun  der  nähere  Gott  da- 
her»,   nimmt    den    Muttermorder  Fleisch  und  Fett, 
-*»*   von  der  Mutter  kommt,    und    läTst    ihm    Ulut    und 
Mark,  was  vom  Vater  ist.     Dm  war  der  Inhalt  dos  ityi{ 
.  auf  den   Plutarchus  (de  lsid.  p.  333.  D.)  anspielt, 
und  den  uns  ein  Fragment  nus  dessen  Werken  vollstän- 
diger äiil  behalten  hat  Ä3).     Gerade  so  verzehrte  dort  auf 
dem  Oeta   die  Feuerllunime   am  Herakles   nur  das,   was 
erbliche»  von  der  Mutter  an  sieh  halle.     Das  Himm- 
lische,   was  des  Vaters  war,    ging  mit  zum  Olymp  luu- 
-     S  ci  u  ii  e  ii  i  n  c  a  r  u  a  t  i  o  n  e  n  ,  die  sich  am 
L  n  d  e  in  ihre  Quelle  wieder  auflösen.    So  steht 
nun  auch  im  Symbol  und  Mythus  von  Theba  jener  Sem 
inun  liebend  gegenüber.     Er  will  des  Vaters  st rah- 
knfa  Antlitz  sehen.      Ursprünglich  freilich  eine  astro- 
nomische Hieroglyphe  :    der   junge  Fruhlfagsgott  blickt 
<n  Vater  zurück;    aber  eine  Hieroglyphe,   in 
er  der  heim  der  Grundideen  des  Griechischen  lie- 


J6J)  Fragmpntum  Plularchi,  London  1773.  exMuseo  Brftann. 
'  Ii.   lyrwhitt,  undjezt  in  WjUtubachs  Sammlung  der 
Oper«  Morall.  Vol.  X,  p.  702. 

161)   Thtocrit.   XXIV.  8t.    Lucian.  Hermotim.  $.  7.   p.  10. 

I  \  .  Bip.  —  ,,Aehnbcbe  Bedeutung  hat  Otuides  Tod. 

JJil   Oiachen   frafsen   nur   Seht  Fleisch,    der  goldne  IKir- 

nisch,    dt-n   er    vom   Zwcrgerikonig   Elherich    erhalten, 

L2tc    ihn    vor  gänzlicher   Vernichtung.      Nif  mit  sind 

-i  Widder  zu  vergleichen,  die  er   und  seine  Gäste 

afsen,  die  Heine  aber  sorgfältig  aufhoben,  weil  die  Böcke 

dr«  andern  Tags  wieder  lebendig  wurden.     Dieses  iheil- 

«eise  Zcrsiöriwtrdcn  und  Wiederleben  findet  sich  auch 

in  der  Vulkssage,    s.  Grimm  teutsche  Sagen    I.  S.  79, 

w  Jche  sogar  mit  dem  Leichnam  des  Ostris  zusammen- 

ualZ  von  Mo /tt. 


rahlcs  liegt.  Eben  so  geht  auch  Pevscus  vor  ilim  des 
Vaters  Zeus  Bahn.  Nach  Lihvn»  unc]  Ai gyplen  führet 
sein  Weg,  in  das  alte  Land  des  Bolus  ,  und  der  Fufslritt 
seiner  Sandalen  hinterlafst,  wenn  er  erscheint,  Segen 
und  Fruchtbarkeit.  Sem- Herakles  ist  ein  neuer  Perseu». 
Darum  ist  auch  sein  Fiif>tapfe,  im  reisen  Lei  den  Scy- 
then  eingedrücht ,  gerade  so  grofs,  wie  der  Schuh  des 
Pcrscus  zu  Chemmis  (Herodot.  IV.  da.  und  oben  I.  TL. 
pag.  3o()  f.  471')-  Auch  Herakles  Sohn,  Sardus,  giebt 
noch  der  Fufstapfcninsel  Sardo  oder  Sardinien  den  Na- 
men (Pausan.  Phoc.  17.  §.2.).  InElisaber  sollte  Hercu- 
les seihst  das  Olympische  {Stadium  nach  dem  llaafse  sei- 
nes FufstnpJens  bestimmt  haben.  Sein  Fufa  sollte  in 
geradem  Verhä'ltnifs  gröfser  als  der  gewöhnliche  Manns- 
fufs  seyn  .  wie  das  Olympische  Stadium  grüfser  war  als 
die  übrigen  Stadien  Griechisther  Städte  (Plularch.  ap. 
Gell.  N.  A.  I.  j.  und  in  den  Fragmin.  X.  p.  867  sq.  Wyt* 
tenb.).  Zu  Olympia  hatte  Heicules  auch  mit  Juppiur 
gerungen,  und  sich  dadurch  den  Namen  Pulamon  ge- 
wonnen (9.  oben  I.  pag.  ü3o  f.).  Nach  dem  angeführten 
Aegyptischen  Mythus  treibt  den  Herakles  eine  aufstt  t- 
Lende  heimsucht  zum  Anbliche  des  grofseren  Vaters 
Bei- Ammon  hin;  in  seiner  G  o  t  le  sh  ra  ft  strahlt  dessen 
Wesen  ab,  und  darum  heilst  er  bedeutsam  des  Zeus 
Auge.  Ja  er  tauchte  sich  so  ganz  ein  in  dessen  Gott- 
heit, ward  so  ganz  von  ihr  eingenommen  und  verschlun- 
gen, dafb  er  zum  ewigen  anfange] ose»  "Wesen  selbst 
ward  (Macrub.  Saturn.  1.  ao.).  Wir  werden  im  Verfolg 
sehen  ,  dafs  eine  der  Orphischen  Schulen  in  diesem  Sinne 
den  Herakles  in  ihrer  Kosmogonie  aufgefalsl  hatte. 

Aber  zunächst  und  allgemeiner  dachte  Aegvpten  in 
seinem  Sem  die  Kraft  Gottes,  sichtbar  zuroiderst  in 
neu  erstiegener  Frühlingsbahn  ,  nach  (Jeherwindung  des 
winterlichen  Dunkels  (vergl.  I.  p.  36i.  27g.).  Darum 
ist  er  einerseits  dem  schweigenden,  lahmen  liarpoerates 


209 

noch    zngesellt,     dem   Gotte  des   scheidenden   Winters; 

I anders  aber  freudig  sehnend  zugewandt  dem  neu  erglän- 
zenden Lichte  des  strahlenden  Ainun,  selbst  erglänzend 
in  herrlicher  Sonnenliraft.  Mit  dem  gewonnenen  Gipfel 
der  Frühlingsgleiche  ist  das  ganze  Jahr  wieder  gewonnen. 
Daher  ist  Sem- Herakles  die  Sonne  durch  und  durch 
(  Micro  b.  1.  I.).  Darum  fährt  er  herum  mit  dem  Sonnen- 
schiffe  (Plutareh.  de  lsid.  p.  367.  p.  5o6  Wrttenb.).  Da- 
her ist  er  der  Heldenlriuler  durch  alle  Zeichen,  der 
grofae,  mächtige  Kämpfer  mit  allen  Tliieren  des  ganzen 
Kreises.  Es  ist  die  stets  ringende  und  endlich  im- 
mer siegende,  unsterbliche  Kraft  2,/>).  Darum 
auch  den  Phönix,  das  Unterpfand  des  ewigen  Sieges 
und  des  wirdcYhehrendcn  grofsen  Jahres. 

So  herrlich  «st  das  Ziel.  Aber  che  Herakles  im 
Flammentode,  dem  Phönix  gleich,  zum  ewigen  Vater 
aufzeigt,  che  die  Gotteshraft  zur  Gottheit  selbst  sich 
^erkläret  durch  und  durch,  innerhalb  der  Helden- 
liibn  des  grofsen  Kriegs!. ampfes  giebt  es  Vieles  zu  be- 
stehen ;  da  ist  Berg  und  Thal  ,  und  wir  sehen  ihn  steigen 
uihen  2<'/r').  Auch  davon  wufs.te  das  Auinmiisland, 
Thebais  und  Libyen  ,  viel  zu  berichten  ,  woraus  hernach 
iechen  ,   mit  llinzuthun  bedeutender  Stammsagen, 

fti)  Ich  weide  weiter  unten  noch  eine  merkwürdige  Stelle 
aus  Proclus  zu  liluto's  Gorgiaü  beibringen.  Hier  sey  nur 
bemerkt,  dafti  die  Siuik«.r  dum  Ibieuhs  vorzugsweise  die 
ifdrktrefTi-ndc,  schlagende  und  thtilende  Kraft  fW  rAaptti« 
mfa  xjt'i  lij.-iriK-^j)  beilegten  (Phuarch.  de  lsid.  p.  i>05  Wytt.)» 
womit  allerdings  die  ursprüngliche  Anschauung  drs  Alles 
durchdringenden  und  alle  Zeichen  des  Sonneujahres  be- 
■deuneaden  Sun  Herakles  übereinstimmt.  Darum  be- 
stimmt er  auch  mit  seinen  f  u  fs  t  a  p  l'c  n  die  Haha  der 
Olympischen  Solstitinlapiele  (s.  vorher). 

J66)  Wir  «tiiiii<:ni  mit  an  die  Mythen  von  Autilu*  und  Bubi-» 
bfcn  (1.  t_.ip.  HJ.  §,  y  »'.). 

II.  i\ 


2IO 

ihr  nationclle*  Ilerat.lcsitlt.il  sinnlich  anschnallen  und  mir 
■chÖnev  Haltung  poetisch  herausgebildet  haben  : 

Im  J'Yfiliphr  erblichte  Sem  den  Vater  Amun,  und 
Legann  damit  den  Hcldenhampf  (J.  p.'ig.  279.).  Zu  der- 
selben Zeit  feierte  Aegypten  auch  ein  Erntefest.  Die 
Jungfrau  mit  den  Aehren  ist  in  alt-  Aegyplischen  Sphä- 
ren das  Bild  davon.  Der  Sonnenkraft  d.  i.  dem  Herab  f  CS 
■ward  das  Fest  gefeiert ,  dann  stellte  man  den  Cilathus 
mit  Achrcn  auf.  So  auf  der  ßembinischeu  Tafel  (vergl. 
Jablonshi  de  terra  Gosen  j>.  221.). 

Der  Fortgang  durch  den  1  hierhrcis  bringt  den  Sem- 
Hcrahles  in  manche  Gefahr  ,  wovon  die  physischen  My~ 
tuen  Nachricht  geben.  Im  Lichte  dieser,  letzteren  ge- 
sehen erscheinen,  wie  bereits  oben  (I.  pag.  36 1  f.)  bc- 
merht  wuide,  Hercules  und  Osiris  einander  rihnli 
I  l.iliir»  gehört  dei'  Zug  durch  Libyens  Wüsten.  Wie  sein 
Ahniieü  l'erscits  bekämpft  er  Libyens  wildes  Geschlecht. 
In  diesem  Kample  gingen  ihm  einst  die  Pfeile  aus.  Er 
ftinjkt  auf  die  Jlniee  nieder,  betet  zu  dem  Vater  Ammon, 
der  sodann  Steine  regnen  la'fsf ,  die  der  Uniecnde  Hera- 
gegen  .seine  feinde  als  Wallen  braucht  (  Scholiast. 
1  i'haenom.  p.  »4  cd.  Oxon.).  Wieder  eine  my- 
thische Erklärung  einer  astronomischen  Hieroglyphe, 
deren  natürlicher  Sinn  vor  Augen  liegt.  Die  gegen  die 
Ifehen  Zeichen  hinabsinkende  und  allmählig  ahneh- 
Ate n de  Sonne  war  durch  das  Bild  des  hnieenden  Sem 
(Hercules  i  n  g  e  n  1  c u  I  u  s)  ,  der  seine  l'feile  ver- 
schossen, vorgestellt  worden  2i').  Nach  einer  andern 
Sage  erschien  in  einer  andern  Noth  derselbe  W  idder  dem 
vom  r>urst  gequälten  llcr.il.lcs  hülfrcich.  Kr  stieg  am 
dt  in  S.aide  her  Vor  und  scharrte  ihm  mit  dein  Fulse  eine 


i  XXXV.  in  dem  bf ig. 

liililtnitllL-  ;    dei   bi«ll  neigend«  Heren- 


31 1 

.quelle  auf  (Statins  in  Thcbaid.  TIT.  \~,h.  ibirj.  In- 
lerprr.j.  J-.incn  noch  toodli  bareren  MytHlM  von  de» 
Hcrctde*  Tnde,    welchen    Elldo*US   erzählt,    laben   Avir 

•  ben  I.  TJi.  p.  36i  II.  angeführt. 

Hirter  Sem  -  Herakles  der  Aegyptier,   der  sich  von 

ms  in  die  Nachbarländer  verbreitete  (s,   Jh.  F. 

II.  Cap.  I.    §.  10.)  ,     führt  uns    zum  Herakles    der 

PliGnicier  hinüber.      Uns  war  der  alte  JVJelliarth    ron 

1'hbs,   den   die    I'liüm'cische   Kosmogonie    von    Dema- 

Jem  Halbbruder  des  Kronus,  erzeugen  Jafst  (s. 


• 


p.  21. 


nebst  Munter   di<*   Rcüff«  der  Carthager 


-"■").     Dieser  Melkarth   war  der  Stadtgott   und 

•   der  grofaen  Tj  rus ,    der   mit   dem    Waehs- 

elben  bald    ein  allgemeiner    Bundesgott   der 

clien  Eidgenossen  ward  ,    und  dessen  Dienst  der 

Seefahrer  bis  in  die  ferne  \\  estw  clt  tcrpllanzte, 

im  Angesichte  des   grufsen   Occan  ,    zu    Gades ,     in 

das  ewige  Liebt  brannte,  eben  so,  wie 

.    «lein  Altäre  seines  grufsen  Vaters.      Es 

rOO    Andern    bemerkt,     dafs    der    Mvlhus     d.-s 

m  diesen  Seefahrten  der  weit  segelnden  I'bü- 

nianelicn   Z'tg  aligeborgt,    oder  doch  damit  colo- 

it  (  vergl.  Heere  n's  Ideen   über  die  Politik   u.  s.  w. 

—  53.).  Nach  Bocharts  Erklärung  bezeich- 
•in  Name  Mt  Ajta(j$o.:  im  Phünicischen  selbst  einen 
künig.     Seiden  hingegen  fafst  den  Namen  al Ige- 


ln der  Archafolnpi«   or   Miseellaneous  Tracts  rel.it.   ta 
-rr,  London  i7-f>.  Volum.  11 1.  p.  985  «qq.  (Oboer- 
s  on  ihc  r.ainbndRe  Altars)  ist  ein  Aliar  abgebildet 
mir   lobender   Intchrit't:   'HpacxAsi  Tvfi'o»  Aiabw^a 

Ihc  Insd.  he  ich  soeben,  hat  auch  Welcker 

ii    Bonn  erschienenen    Programm  nütge-. 
gedruckt  igt. 


212 


meiner  und  erlilart  ihn:  den  starken  Kon  ig  (Je  D. 
Um.  I.  6  vergl.  Bochart  Geogr.  s.  IL  i.  a.);  v eiche* 
letzlere  freiJich  mit  der  Bedeutung  des  Acgyptischen 
Sem  mehr  zusammenstimmt.  Der  !\ame  Malika,  den 
de»'  Gctt  bei  den  Bewohnern  von  Amaihus  führte  ,  be- 
zeichnet auch  den  Kon  ig  (s.  Hesych.  in  MuXixa  und 
dasei bsl  die  Ausleger). 

Auch  Herodotus  (IL  44)  entdeckte  zwischen  beiden 
die  gröfseste  Aehnlichheit.  Die  Priester  versicherten 
ihn,  der  Tempel  ihres  Melharth  sey  mit  ihrer  Stadt  zu- 
gleich vor  b3oo  Jahren  gebaut.  Das  war  «-760  Jahre 
vor  Christi  Geburt  (  Volney  Supplem.  a  I'Herodot.  de 
Larcher  I.  tab.  2.).  Auch  einen  Thasischen  Herakles 
verehrten  die  Tyricr;  und  die  Phonicier  hatten  auf  der 
Insel  Thasus  166  Jahre  vor  der  Geburt  des  Gikchischen 
Amphitryoniden,  d.  i.  i55o  Jahre  tor  Chr.  Geb.  (Hero- 
dot.  a.a.O.  und  daselbst  Larcher)  dem  greisen  Melharth 
einen  Tempel  gestiftet.  Der  Griechische ,  so  viel  jün- 
gere Herakles  (nach  unserer  Acre  1884  vor  Chr.  Geb.), 
und  in  Vielem  so  ganz  anders  als  der  von  Thcl-a  ,  Tyru« 
und  Thasus,  forderte  also  in  Hellas,  das  war  das  Re- 
sultat um  Herodot's  Forschung,  einen  doppelten  Dienst: 
ihliehen  dem  Heros,  Gölterdicnst  dem  Olympisehen 
Gott  ,  iu  v*ie  ei  ursprünglich  auch  in  seinem  Yaterjande 
Aegypteu  verrichtet  ward  2f,tJ). 


itlilich 


26y)  In  Griechenland  scheinrn  die  Phönkirr,  und  vennu 

MM  li   die  Cwthdgfi  f    krin  licdt-nkni   gefunden  zu   haben 

dt-n  Thebjiui  dm  He  vak-let  als  ilirrii  Nationatgptt 

Ml  verebten,    Wir  babea  davon  den  Beweift  in  einer 

ben   gefundenen   Inschrift    hei  Wheler  Voyage   t. 

AI,    in    MreJclier  die    Gilde    der   Lyrischen   Kaufleute   un 

Schiffer   dem    Patron  für  seine  ihr  ei  zeigten  VY  ohlihjten 

Lob  und  j.'iliilicii  riiif  goldene  Krone  bei  dem  Opfer,    das 

■am  Meerjoit  gebracht  ward,  anerkennt,  auch  bescblicfsi 


: 

nd 


blickt, 


2l5 

Per  Tyrfeche    Mclech- Herakles    war  ganz  wie   der 

kebfti$che  Hei  -  Herakles  gedacht.     Stadtkönig  oder 

raft  ,  wie  man  erklären  will ,    war  auch   hiev 

Dctro.ition   der    Sonne.      Auch  hier    war  er   die 

ende    1   r  ü  h  l  in  g  s  sonn  c  ♦    die  warmen  Regen 

odet  und    die    Saaten   herrorlockt.     Daher  auch  hier 

Tischgotl  und  Freudengeber  (Nonni  Dionys, 

418.  ro).     Aber  auch  die  gehemmte  und  gebrochene 


in  Bild  im  Tempel  des  Herakles  aufzustellen«    Zusatz 
.  nt  er. 

Hercules,    als  gemeinschaftlicher  Sclvutzgott  von  Tyms 
'»ei'if  nColonien, deren  Mach!  j.i  hauptsächlich  .itifdem 
übte,    ward    dadurch    auch   zum    Handels- 
[Ott,  worauf  der  Griechische  ftame 'H  (/«*>.?; ,  abgelei- 
aus  dem  Bbrfiiachen  '3^*3  cireuitor,  mercator, 
taten  könnte,    So  Munter  (Kel.  der  Carthager  p.  43.), 
'Ogcgen  sich  jedoch  bemerken  litfse,    dafs  anter  V^n 
der    Li U Ter    durch   die    Sonnenbahn    ver- 
1  werden    könne,    so    wie   auch    Andere   ?3^H   als 
n  Sonnengott  -J  -  .- ^  «  u- -j  deuten    (  vergl.  Th.  I.  pag.  3.15. 
Sickler  (Kadmus  p.  CXUI.)  erklärt  den  He- 
ikles aus  dein  Semitischen  für:  die  wandernde  Hel- 
oder   Gotte  8  -  Kraft:     vcn;l.  jedoch    auch    die 
e  p.  CXW  III,  wo  er  noch  andere   Etymologien 
Kl.      Bellermann  schreibt  A  rohl  es  (  I.  22.  H(.  5. 
}.  Hercules,  als Handelsgott ,  winde  dann  iden- 
i6ch   seyn    mit  Hermes  o  der  Mcrcur,    und  so 
•.vir  ihn  auch  ,  wie  den  alten  Herines  der  Griechen, 
linkischen  Münzen  abgebildet,  mit  einem  starken 
Stab  (  caduceus  )  und  andern  Symbolen  und  Attri- 
ilen  des  Herines.     S.  Bellermann  Bemerkk.  über  l*hö- 
MOnien  etc.  I.  Stück   p.  25.     Da  dieser  Mercur  hei 
:n  Poniem  Sumes  geheißen  haben  soll,  so  wttre  dies 
■rrtelbe  Name  mit   dem   Acgyptischen  Som  (  s.  M Unter 
*.  O.   p.  56.   .Note  66.).      In  eine  ähnliche  Verbindung 
n  auch  die  Römer  den  Hercules  mii  Mercur  ge- 
shl   zu  haben,  insofern  nainlicb  die  auf  einmal  reich 


3l4 

Sonnenkraft  hatte  Phonieren  in  bedeutsamen  :  Symbolen 
versinnlicht ,  wovon  wir  ein  recht  sprechendes  ausheben 


Gewordenen  dem  Hercules,  als  r-kovroüry; ,  eben  so,  wie 
dein  Mercur,  Opfer  brachten.  Dafs  die  rt.omexr.den  Her- 
cules, eben  so  wie  dieTyricr/als  Freuden-  und  Glücks«, 
geber  nahmen,  zeigeh  viele  Stellen  der  Alten,  worin  de» 
Opfers,  polluctum  genannt,  Erwaiuiung  geschiebt.  Es 
pflegten  nämlich  die  Römer  vou  dem  gewonnenen  Reich« 
thum  den  zehnten  Theil  dem  Hercules  zu  opfern;  so  wie 
(narh  Uiodor.  Sic.  XX.  14.)  die  Cartl.agcr  dem  Tyri- 
sehen  Hercules  aiy.lhrig  den  zehnten  Theil  der  Staatsein- 
künfte zu  schicken  pflegten.  Die  Stellen  der  Römischen 
Schriftsteller,  welche  hiervon  sprechen,  giebt  Heindorf 
zu  Horazenti  Satir.  II.  6.  12.  p.  362.  Vielleicht  rauf*  aber 
in  Betreff  der  Runter  auch  daran  gedacht  werden ,  dafs 
im  System  der  Salier  und  Jfontifices  Hercules  ein  und 
derselbe  Gott  mit  Mars  war,  nach  Varro's  Zeugnifs  beim 
Macrohius  Saturn-:!.  III.  12.  p.  33  Bip.—  Dafs  der  Car» 
thagische  Hercules  auch  zugleich  Kriegsgott  war, 
könnte  mau  aus  einer  Stelle  des  Bischof«  von  Chartre», 
Joh.  v.  Salisburv  (gestorben  1182  p.  Chr.)  schliefscn, 
welche  die  Nachricht  enthalt,  dafs  die  nach  der  Schlacht 
bei  Canntt  aufgelesenen  goldenen  Ringe  in  zwei  Scheffeln 
nach  Carthago  geschickt  und  dort  zu  einem  Schilde  als 
Siegesgeschenk  für  den  Mars,  den  Schutzgott  Li- 
byens, verwendet  wurden;  s.  Polycratic.  HI.  p.  179  ed. 
Jo.  Maire,  Lugdun.  163£).  8.  Freilich  erwähnt  weder 
Liviub  (XXIII.  12),  noch  L'linius  (II.  N.  XXXIH.  1), 
noch  irgend  ein  anderer  uns  bekannter  alterer  Geschicht- 
schreibtr  dieses  ITmstaudes ,  und  so  würde  das  Ganze 
selir  zweifelhaft  und  ungewiß*  seyn  ,  wenn  wir  nicht  wüfs- 
teil,  dafa  jener  gelehrte  Bischof  noch  manche  alte  Werke 
gekannt ,  die  jetzt  verloren  gegangen  sind ,  wie  z.  R.  die 
Bficher  des  Cicero  de  republica ,  Varro's  Satira  iNJenip-» 
pea,  auch  den  Fronto,  den  kürzlich  Majo  entdeckt  b«tt; 
s.  Polycrat.  VII f.  p.  573.  6ot.  Heeren  Gesch.  des  Studiums 
der  elastischen  Literatur  I.  p.  20A.  Diese  letztere  Be- 
merkung verdanke  ich  der  gütigen  Mittheilung  meines 
Freundes,  des  Htirn  Bischofs  Munter. 


2l5 


wnltrn.     !  bd   ihre  Götterbilder  in  Zeilen  ge- 

meiner  Kolk  fesselten,  damit   sie  nielit  weichen  sollten, 
habe  ich  oben  (I.  p.  i  us  Beispielen  gezeigt.     Die 

r    fesselten    auch  ihren    nfclharth,    aber  eicht  zur 
t,    5Mm!i'in   sie  hielten   ihn  fast  immer  ge- 
,r.     Data   diese*  Götterbild  dem  Aegyptischen  gana 
■  .   •  •:-  itbt  sich  aus  dem  Bisherigen;  auch  s.T^t 
itaa  <  kchaic.  cap.  5.)  ausdrücklich.     Dieter  He- 
rakles  hatte   also  so  «miß  den  Gehrauch  seiner  Füfse, 
als  sein  Vater  Zeus -Amnion  ,    ehe  ßie  diesem   letzteren 
■'neu  ihm,    bericlitct  Eudoxus  ^x) ,    die 

tel■ITK'!lgc1vachf.cn  ,     du  um    hielt  er    sich    vor 
verborgen  1   bis   Isis  sie  trennte  urid  ibn  geben 
|>.is  u.ii-  der  Besicht  bare  Amun,  der  nicht  erschei- 
.  will  y  und  sich  dem  Sem  endlich  als  \>  *t  zei^t. 

uar    Amun    der    hinkende  :      Amnion  -   1  <os. 

su«  Geburt  hennt  die  Griecl  tbel 

hmen  Zeus  OT).     Wie  dieser  Zeus  zu  Theba ,  so 
nahm  ei  Theba'tsche   Herakles   an  <\vm  Fehl  des 

hinkenden    YYintergoJtcs     Theil.       Darum   hiefs  er  dm 
Aegyptiei  n    auch    in    dieser    Ue;  Seropbucraie», 

.  JTcrcoles  -  ITörpocratcs  (rergl.  I.  p.  r.77-    •-»;).    I'^s 
war  also  auch  der  fast  immer   gefesselte  Heikartti  von 

de  so  fesselten  die  Italischen  Völker  fetU 
Jahr  bil  in  t]vn  sehnten  Monat  ihren  Saturnus.     Vw 
:  laceus  gest..  -iiherzig ,   er  wisse  den   Grün« 

dieier  sonderbaren  Sine   nicht.       Apollodorua   hatte    in 
Schrift   von   den    Gottheiten    folgende  Erklärung 


'lufirch.  de  fs'd.  p.  SiO  Wylt,      T)\&  philosophische 

A1  .    wonach   der  in  sich   verschlösse ne   cniHichc 

lirn  wäre,  der  durch  Bewegung  (£*  > 

sk  -Tisch  offenbare,  mag  auf  einem  andern  Sund  • 

Wahrheit  behaupten. 

IX.  21. 


2l6 


gegeben  :  Saturnus  ist  mit  wollenen  Fufshinden  zehn 
Monate  gebunden,  weil  das  Embryo  mit  weichen  Banden 
der  Natur  bis  zum  zehnten  Monat  hin  im  Mutterschoof'se 
gefesselt  liegt  (Macrob.  Saturn.  I.  8.  vergl.  Apollodori 
Fragmni»,,  p.  4«3.).  Dafs  diese  Deutung  ganz  richtig  ist, 
kann  bezweifelt  werden.  Aus  dem  richtigen  Standpunkte 
alter  Jahrcshierc-glyphih  ist  sie  gewifs  aufgefafst.  Man 
fesselte  den  Saturnus,  man  lüsete  ihn  an  seinem  Feste 
im  Deccmber.  So  lüsete  und  fesselte  man  mehrere  grofse 
Jahres^otter  aus  naiver  alter  Gewohnheit,  die  znr  Yer- 
tinnlichung  von  Begriffen  immer  die  nächsten  Wege 
Wühlt.  Natürlich  kun,nle  die  symbolische  Sitte  des  Fes- 
sel ns  und  Lösens,  sobald  man  einmal  gehemmten 
oder  g  e  1  ö  rderten  Sonnenlauf,  geschwächte 
oder  ge  stär  Ute  Kraft,  ihtmit  bezeichnet  hatte,  in 
verschiedenen  Hcligioncn  etwas  verschieden  gefafst  wer- 
den.  Immer  blieb  dieselbe  Grundidee*  Noch  sind  Spu- 
ren in  Bildwerken  von  dieser  sonderbaren  Symbolik  auf- 
behalten. Freitich  hat  man  auf  diesen  alten  Sinn  dabei 
selten  geachtet.  Die  Gemmen  verdienen  hier  Aufmerk- 
samkeit,  die,  so  wie  die  Münzen  ,  der  allen  naiven  Art 
getreuer  bleiben,  aU  andere  Kunsidi-nktuulc»  Als  Bei- 
spiel verweise  ich  auf  tlas  Bild  im  Muscu  Napoleon  (Nr. 
56.  Supplcin.  B.).  Die  Figur  auf  dieser  Gemme  ist  sicht- 
bar an  denFülstn  gefesselt,  und  das  beigelügte  Sonnen- 
attribut läfst  übst'  den  Sinn  keinen  Zweifel  übrig.  Nach- 
her ersannen  die  Griechen  Ausdeutungen  nach  ihrei 
Weise.  Man  fesselte  Statuen,  sagten  sie»  denen 
Bimst  Leben  und  Bewegung  gegeben  hatte  (vergl.  über 
diese  Griechische  Wendung  die  Beweisstellen  in 
Jacobs  gehaltvoller  Rede  über  den  Reichlhum  der 
Griechen  an  plastischen  Kunstwerken  p.  |7.).  Nachdem 
Bisherig«)  erkenne  ich  auch  hierin  nur  Umdeutung  mor- 
genlüudisi lier  Gebräuche»  die  die  Griechen  nicht  f er- 
standen, oder  nicht  50  WOlileB.  um  ihrem  Scharf. 


a  1 7 

Ehre  «u  bereiten,  etwas  Neues  erdacht  zu  ha- 

•merlinng,     die    sich    dem    aufmerksamen 

Pachter    besonders    im  Kreise    der   Herahleen    auf- 

§.       25. 

Fortsetzung. 

'weifcl  lustcn    die   Tyrier    ihren    gefesselten 

rta  an  gewissen    Jahresfesten    eben  so  wohl,    uie 

ici    ihren   Amun  lösten  ,    und  das   Bild  ihres 

Kimm  Bilde  gegenüber  stellten.     Reste  alter  Reli- 

tn  rem  Aegypten    her.       Keinen    andern    Ursprung 

<»!<  Ii  jene  Lösung  des  Italischen  Suturnus  zur  Zeit 

menwende.    Der  befreite  grofse  Jahresgott  losete 

finen  Saturn&lien  auch  die  Sklaven,  die  sich  während 

Gedaclunifstagc     altgemeiner     Wohlthaten   auch 

faftoMthätigen  Gefühls  der  Freiheit  erfreueten.  Einen 

Sprechenden  Gebrauch  ganz  ähnlicher  Art,  wie  die  alten 

»turnalien  waren,  führt  Euttathius  ^)  (stu  Odyss.  XX. 

-    5,  6  sqq.   ed.  Basti.)    von  einer  Cretensi- 

n  S  t  ü  d  t  an.     Nämlich  zu  Cydonia  auf  freta  vra- 

!  wisse  herkömmliche  Feste,  an  welchen  alle  Frei» 


Deutscher  Sage  theilt  mein  Freund  Monc  hierbei 
uii  Beil  rag  mit:    Auch   Wo  If  d  ieterich  wird  ge- 
n    vom  Riciienweib    Br  rille   mit  Kk-men,    aber 
e&  einen  Regen    kommen,  der  die  Riemen  löste, 
i  Üwerg  setzte  ihm  die  Nebelkappe  auf,  und  zeigte 
unfein  Schwert,  d.is  Rerille  in  einem  Steine  verhör- 
en.   AchnISch  dem  Herakles,  dem  Ainmon  Steine  reg- 
utn  ihn  zu  retten. 

>icse  Stelle  ist  ans  dem  3ten  Ruche  des  F.phorus  Histo- 
»cn   ap.  Athfn.  VI.    \>.  26i  Schwgh.,   weicht  ich  jedoch 
in  der  Sammlung  der  Fragmente  des  Ephorus  von  Marx 
licht  finde. 


2l8 

geborene  diese  Stadt  verliefsen ,  und  die  Sklaven  gänz- 
lich Meister  von  Allem  waren  («avTB»  xparovat)  ,  and 
sogar  das  Recht  hatten ,  die  Freien ,  denen  sie  etwa  auf- 
'  stiefuen,  zu  schlagen  (xal  xvptoi,  ^aoTtyorvTc's  elai  tot<j 
t?.eräcf>t>vc).  Gerade  so  war  der  Aegyptiache  Herali I es 
ein  Befreier  der  Knechte.  Flüchtete  sich  ein  Sklave  in 
seinen  Tempel  bei  Canobus ,  und  Hcfs  die  heiligen  Zei- 
chen auf  seine  Haut  eingraben  ,  so  war  er  dem  Gölte  zum 
Eig'enlhum  gegeben  ;  keine  menschliche  Hand  durfte 
ferner  an  ihn  rühren  (Hcrodot.  II.  n3.). 

Auch  Thasus  verehrte  in  seinem  Herakles  den  Be- 
freier und  Heiland.  Er  hatte  die  Thasier  von  der  Gewalt 
der  Tyrannen  gelöset,  und  das  freie  Eiland  verherrlichte 
ihn  fortan  als  o*g>t>;j)  auf  seinen  Münzen.  '  Das  waren 
bürgerliche  Wohlthaten,  die  mit  den  natürlichen  zusam- 
menfielen. Die  au»  dem  Kerher  der  Unterwelt  beFreiete 
Sonne  bringt  mit  gelösetcr  neuer  Kraft  die  Gottesgaben 
des  Jahres  in  Fülle.  Wie  sie  Leben  und  nene  Nahrnng 
bringt,  So  bringt  sie  auch  Freiheit,  sie  selbst,  die  Be» 
freicte.  Diese  Ideenreihe  zieht  durch  das  ganze  Ge- 
schlecht der  Beliden  und  Persiden  hindurch.  'Wie  Per- 
seus  der  Belidc,  dort  aus  dem  hellen  Sonnenlande,  die 
Fesseln  der  Andromeda  loset  und  das  Ungethüm  be- 
kämpft, so  bestraft  der  Perside  Herakles  die  Treiber 
der  Völker  imd  die  harten  Herren.  Auch  der  Attische 
Herakles  Thescus  ward  noeb  als'  ein  Trost  der  Sklaven 
nnd  als  Beschützer  jedes  Schwächeren  gegen  den  unge- 
rechten Starken  gedacht-  (Plutarchi  Vit.  Thes.  cap.  36.). 
Dafs  diese  Vergünstigungen  ursprunglich  m^t  Jahres- 
festen ,  der  Frühlingsgleiche  oder  Wintersonnenwende, 
zusammenhingen  ,  leidet  ,.  nach  dem  Obigen  ,  keinen 
Zweifel.  Auch  die  Religion  von  Thasus  bestätigt  es. 
Dort  verehrte  man  auch  den  Ammonischcn  Dionysus; 
undpauf  derselben  Münze,  die  uns  den  Heiland  Herakles 
mit  der  Keule  zeigt,  sehen  wir  auch  die  mit  Enhcu  be- 


219 

NftaiIHMysitsbuAte  mit  dem  Ammonshorn  am  Ilinte*- 
:id  also  die  beiden  Ammonssobao,  die,  ih- 
leu    aufglänzenden  Vater 
ht  und  Freiheit    über  die  Vülher  bringen  2:j). 

Per  Tim  si  sc  he  Heralilcs  g<  hörte  üu  den  I  d  u  i  s  cb  e  n 
X»»ci»len ,    oder    zu    den    allen    kosmischen    Potenzen 


tzen  zu  schliefscn  ,  hatte  sieb  diese  RHi- 
Vou  Thasus  weit  ruch  Norden  hinauf  in  <i 

jener  Münze 

s;ud  nach  Eck  hei    l).  N.    V.  I  f.  p.  51. 

l'hcil    um  )ührs 

•jrpmjjr.     Uiei  r  Herakles   greif«   auch  in 

Qtfllajchen  Dienst  hinüber.     I  enbach  zu 

Orpheus  Argonaut.  vs..5.  Anl.ift.  ha.itc,jcne  Münze  mit- 

Whrikn.     I;j  der  neuesten  Ausgab»;  Unit  :,ic.     Hemster- 

an  PulluX  i».  101  feit,  womit  Span- 

Anin  de  usu  et  (>»-.  Nuui.  I.  p.  ■]!-;.  zu  vergleichen  ist. 

!ben  halvc  icli  Huicl  ilung  des 

IlTrn  Ueheimer<uhs  vuii  Gerniug  vor  mir  \ach 

nomubt.   IX.    0.   Sh    hatten  diu)   Miinicn  dieser 

Inet  auch  ti  *<-•  Inschrift  U^o^v.     Di-  Ausleger  haben  da- 

-  efirrigirt.      Allein    nach   Slephanus   von    By- 

,,   gehörte   Perscus   in  Jas.  Geschlechts^ 

r  (it>  Thassus.     Ich  möchte  also  nichts  andern, 

i  lesen.      Dies  gelegentlich,  da  wir  doch  des 

cn  mulstcn.    Sonst  können  in  diesem  cn- 

e   klitsche  Bemerkungen   selten   Platz    finden. 

Wenn  \*\r  übrigens  den  Versicherungen  einiger  Alien  gh-ui- 

:,    so  wurde   t  rst   von  den  Herakleendichtern, 

**»*a n  d  e  r   und  Andern,    dem  Hercules  die  Keule  hei-. 

f<l«*t  (Slr.uSo  V.  y.  pag.  6vS.  j.a^.  16  Tzsch.  Athen.  XI I. 

P't..  S\S,  pjg.  4oi  seq.  Schweigh.).     Payne  Knight  (syni- 

>.  130.  p  101.)  will  auf  den  ältesten  Münzen 

Apollinische  Attribute  diesem  Phüniciseh- 

Itiacben    Hercules    betgelegt    sehen.      Üb    der   alte 

llerculehkeule  car  nicht  gekaunl  ha- 

'nein  entscheiden.     Die  Sculpturen  in  der 

bebois  lassen  das  Gegcntheil  vcrtautheii. 


der  Pelasgischen  Religion.  So  hntlcn  ihn  auch  die  Or- 
phihcr  genannt,  und  so  hannte  man  ihn  in  Bootien, 
welches  Land  viel  Phönicisches  und  Acgyptisches  über- 
kommen hatte.  Es  Maren  ja  die  Begleiter  des  Cadmus, 
da  sie  die  Europa  suchten t  Stifter  des  Ueiligthums  zu 
Thasus  geworden  (  Hcrodot.  11.  4»-)i  und  so  war  denn 
auch  im  Tempel  der  Ceres  von  Myhalessus  in  Bo'otien 
Hcrables  dienendes  Wesen,  oder  Cadmus,  Camillus.  Er 
schlltifs,  so  erzählte  sich  das  Volk,  jeden  Abend  den 
Tempel  zu  und  am  Morgen  -nieder  auf.  Allerlei  Obst, 
zu  den  Füfsen  der  Bildsäule  gelegt,  erhielt  sich  da» 
ganze  Jahr  Irisch  (Pausan.  Boeotic.  cap.  37.  §.  5.  vergl. 
Arcad.  3t«  §.  1.).  So  war  hier  die  Religion  der  Demeter, 
als  der  Geberin  der  Früchte,,  mit  der  des  Herakles  ver- 
mahlt. Ihn  selbst  sehen  wir  ja  auf  allen  Denkmalen  mit 
drei  Acpfeln  in  der  Hand,  woher  auch  »ein  Beiname 
M/;X(ov  nnd  E£fitÄo<;  kommt  ^').  Auch  das  war  Acgyp- 
tische  und  Phiinici&chc  Vorstellung.  Es  ist  der  Jahres- 
gi»tt  mit  den  drei  Aepfehl  als  dem  Sinnbilds  der  alten 
drei  Jahreszeiten  ^7).     Dar 09   wulste   auch  ein    anderer 


276)  So  erscheint  Herakles  mit  den  drei  Aepfeln  in  der  Hand 
aul  einer  Grahlampe  bei  Bellori  Part  H.  fin.  und  auch 
Ml!  isciien  Münzen  seben  wir  bedeutungivoll  diese 
drei  Aepttl  (  s.  die  Taf.  11.  nr.  i.).  Ueber  den  Beinamen 
s.  upsern  Dionysos  I.  p.  HS  seqq.  Vorläufig  bemerken 
wir  noch,  dsü  injeimn  Beiwort  t  "."^5;  cioer  der  Schlle- 
^t  I    zu  den  rlespcrideugärun  licjgti 

277)  nämlich  des-  Frühlings,  Sommer»  und  Winters. 
S,   Diodor.  8fc,   I.  Iti  ffi  2f>.     Dnfc  der  Herbst  in  dem 

innier  1  inbegriffen  war,  beweist  Jabloriski  imc  Isistafel, 
OptftCd  II,  p,  230.  Diese  Bedeutung  der  Aepfr.'l  zeigt 
Joh.  Lydus  de  mens*,  p.  [>2 ,  «Itr  hierin  den  Nicowachus 
«xcerpirtp.     Auch  Symbole  der  Sonne  waren  die  Ae- 

1,  daher  gewisse  Trabanten  der  Persischen  Köniee, 
1000  der  Zahl  nac.'i ,  au:  ihren  &Ukb»n  goldene  Aepfel 


r»«.  r»«i 


391 

Mulms    zu   erzählen.     Herakles  hatte  einst  dem   Apollo 
den  heiligen  Dreifufs  geraubt.     Die  alteren  Künstler  be- 
handelten diesen  Mvihus  mit  Liebe,  wie  zahlreiche  Gem- 
men und  Reliefs  beweisen;  unter  Andern  die  eine  Seite 
de*  merkwürdigen  Candclaberfufses  zu  Dresden  (Bechers 
Aaeosteum  I.  nr.  V).     Hier  ging   die  Idee  des  Sonnen- 
gottes zugleich  in  die  des  Propheten  über.     Auch  er  er- 
te   Orakel  ,    wie  der  Widdergolt  ,   sein  Vater  ,    zu 
Ammonium  (Taclt.  Annal.   XII.  a3.).     Auch  darum  rau!>t 
er  dem  Apollo  den  Dreifufs  ,   und  am  Altare  des  Wahr- 
hiaraits    sah    man   Heiahles   neben    Zeus  und 
Apollo  al  gebildet  OT).     Lauter  Ueberhlcihsel  alter  Pelas- 
gucher    Religion   aus  orientalischem  Erbe.     Daher  ver- 
»cW<hete  auch  die    fortgeschrittene  Ilunsi ,    die  es  mit 
den  ht-'Ucii  Olympiern  zu  thun  hatte,   diese  Jahrcsgütlcr 
dunller   Vorzeit,    und  selbst  auf  Thasus  nahm  man  jezt 
■  Itcn  HeraMes  den  neuen  Sohn  des  Amphi- 
D  in  die  Verehrung  auf  {Pausan.  F.liac.  c.  e4.  §-  7). 
In  die  Religion  der  Uläischen   Dactylen    theilte  sieh 
g  i  e  n   und  Phönicien.     Dieser  Idäus  Herakles 
•  eiden   gemeinschaftlich.      Auch  hatte  er  in  Phüni- 
md  in  diesen  Gegenden  Kleinasisns  einen  und  den- 


irugen,  Mykofyopot  oder  die  Aepfelirager  genannt. 
f.  Athtnaeus  XII.  p.  51 't  b.  p.  4iu  Schweigh.  und  ebcnd.is. 
j>  S3Q  e.  p.  504  Schwgh.  und  daraus  Eustath.  ad  Odyss. 
XIX.  350.  p.  b^S  B.isil.  Vergl.  auch  Brissonius  de  reg. 
■r.  princ.  p.  2?0  ed.  Leder). 

n.  Atiic.  cap.  34.  §.  2.  Ich  habe  nach  einem  anti- 
ken Vapejiycmälde  l>ei  Millingen  auf  der  Tafel  XLI.  des 
Bildern«  lies  eine  solche  Darstellung  abbilden  lassen,  wo 
-culrs  mit  Apollo  wegen  des  geraubten  Dreifufses  im 
Sirene  begriffen  ist;  s.  auch  die  Erkliruns  p«£,  2p.  Dafs 
auf  dt  n  ältesten  Münzen  von  Thfttttis  Hrrcule«  mit  Apollo 
gemefatMimt  Aunuute  haue,  wurde  l.urz  vurher  von  mir 
b«n 


224 

Fortsetzung. 

(Hercules    und    die    Cercopen.) 

Aehnliche  Ideen  sind  in  dem  Hercules  Sand  ob 
(XdvSav)  der  Lydier  niedergelegt  *  wie  ich  schon  obet 
(I.  Tb.  p.  346  f.)  zu  bemerken  Gelegenheit  hatte.  In  Ly* 
dien  ist  es  gleichfalls,  wo  Hercules  als  Melamprgus  dk 
Cercopen,  die  Affendämonen  ,  bändigt,  dienstbar 
macht,  und  dann  mit  sich  führt,  wie  der  Indische  Ha« 
numat  seine  Affenschaar.  Ich  habe  oben,  bei  Entwicke» 
lung  der  Indischen  Religionen ,  auf  dies»  Verbindung 
aufmerksam  gemacht  (s.  I.  Th.  p.  610  ff.  **),  and  leg* 
hier  noch  einige  nähere  Data   nieder  aa).     Es  werdes 


8S&)  Aufser  Aegypten  und  Indien  scheint  auch  an  der  Norf* 
kQste  von  Africa,  vielleicht  auch  in  Carthago  selber, 
Verehrung  der  Affen  statt  gefunden  zu  haben;  so  tcf. 
muthet  Munter,  die  Religion  der  Carlhager,  paj*.  76. 

283)  Die  (Quellen  zu  diesem  Mythus  sind,  aufser  den  ha  Li 
Th.  p.  61  f.  angefahrten,  Diodorus  Sicul.  IV.  .11.  Tom. I. 
p.  267  ed.  YVesseling.  Suidas  s.  v.  xt^iuv-r-t  und  dazu  Rai» 
nesii  Observv.  inSuid.  p.  136.  und  Toup.  cur.  nov.  iaSwt 
p.  803  sq..  ed.  Lips.  Zoiiaras  in  Lex.  s.  v.  K*>.x«rr#i,  paf 
US6  ed.  Tiumann.  coli,  Etymol.  nugn.  I.  p.  459  cd-  M* 
Harpocrat.  s.  v.  K*v.k.  Paulis  Com.  Myihol.  II.  p.  SSeii 
Gen.  Den  in  den  Fragin m.  bistotr.  grr.  amiquias.  p.  *Ä 
—  183.  angerührten  wichtigen  Stellen  des  Strabo  XU.  P» 
86y.  XIII.  »31.  füge  ich  jetzt  noch  bei  :  Müller  za  ars 
Schollen  der  Tzctzes  zum  Lycophron  v*.  688  und  ISA  «• 
auch  Ciavier  zum  ApoHodorua  11.  6.  3.  p.  300  —  302  seiner 
Ausgabe. 

Lieber  die  Verbindung  der  Cercopen  mit  Herakles  arf 
ahnliche  Weise  und  in  ähnlicher  Art ,  wie  dem  Bacchu* 
die  Satyrn  zugesellt  werden ,  s.  unter  Andern  Flutarca« 
^wi  uv  r/,  b.jw<.  $.L  etc.  Toni.  I.   P.  II.  eap.  IS.   p.  23 

W'yltcnb.  —   Kudiioh  über  die  Affenart ,  K^,vy-  genannt, 


aa5 

ich  der  Cercopen  Ton  Einigen  zwei  Bruder  genannt, 
icmon  {" Axjiojv)  und  P  a  s  s  a  1  u  s  (llüao u&ot,).  A ndere 
nennen  den  einen  Candulus,  den  anderen  Atlas  — - 
>*men  ,  welche  f  wie  der  ihrer  Mutter  Memnonit 
(Nfepravtc))  unwillkührlich  an  den  Himmel  und  an  side- 
risehe.  astronomische  Verhältnisse  erinnern. 

Nach   Diodorus   wohnten  die  Cercopen  in  der  Nähe 

von   Ephesus,     verwüsteten    und  plünderten    dus   ganze 

Land  umher  eben   damals,    als  Hercules  in  den  Armen 

der  Orophale,    in  weibischer  Dienstbarkeit   und   Unter- 

-,heit  lebte.      Zwar  hatte  sie  ihre  Mutter  Memnoni* 

.ermahnt,  sich  zu  mäfsigen  und  6ich  nur  vor  dem  Melam- 

ptgos   xu   hüten;    allein  demungeachtet  setzten  sie  ihre 

(.•innren  luvt,     bis    endlich  Omphale    gereizt  dem 

Hercules  (Melampygus)  befahl  sie  zu  züchtigen.     Dieser 

iübrte  sie  dann  alsbald  gefesselt  der  Orophale  zu.     Eine 

•>ge   versetzt    die   Cercopen  auf  die  Cainpanicn 

gegenüber  liegenden  Inseln.     Dort  war  einst  Juppiter  — 

so  lautet  die  Legende  —  im  Kriege  mit  den  Titanen  und 

mit   der  Veitreibung  seines  Vaters  Saturnus    begriffen, 

hingekommen  ,    und   hatte  bei   dem   Volke  der   Ariraer, 

welche»  die  Insel  Inaiime  bewohnte,  Hülfe  gesucht.    Sic 

versprachen   Hülfe;    allein  wie   sie  das  Geld,    wofür  er 

sie   gedungen ,    empfangen  hatten ,     verlachten    sie   ihn. 

Da  verwandelte  sie  der  erzürnte  Juppiter  in  Allen  (ttc 


s.  besonders  Aristoteles  Mist.  Amin.  If.  2.  und  daselbst 
Schneider  Tom.  II.  p.ig.  74  sqq.  Joft.  Lydus  de  mens». 
pag.  38.  1U2  s(.j<|.  —  Aus  dem  Inhalt  diese«  Mythus  wird 
man  schon  errniben,  daf«  ihr»  die  Griechischen  Komiker 
nicht  vernachlässigt  haben  werrten.  Wirklich  lernen  mit 
•US  Alhtnitus  die  HlgMtfnrte  des   Mubulus  kennen  Ca.  lib.  X. 


»»;xois)  —  oder:  in  Steine  —  and  vnn  dieser  Zeit  an 
hiefsen  die  Inseln  Inarime  und  Prochyte  :  die  Pithe- 
kusen  (Lltdijxovoeu)  d.  i.  A  ffe  n  e  i  1  a  n  d  e. 

Also   eine  gedopp  .  !te  Meldung,    weiche  die  Cerc<>- 
pen  bald  nath  Kleinasien  ,  bald  nach  den  darch  vulcani- 
sche  Ausbrüche    bekannten    Eilanden   Campaniens    ver- 
setzt. Betrachten  wir  zuvorderst  den  Namen  HtSj^oüa-ai, 
so  fehlt  es  uns  hier  nicht  on  vielfachen  Nachrichten  und 
Deutungen  der   Alten,     Da  hiefs  Inarime  oder  Eaarimi 
dasselbe,  was  tl&rtxovarai ,  weil  ja  Affen  dorthin  verwie- 
aen  waren,  welche  die  Griechen  «pp  tva  c  d.  i,  die  \  a  s  . 
losen,  Knariiis,    nannten.     Andere  leiteten    gar  den 
Namen  von  A  eneas  (Acnarius)  ah,  weicher  auf  der 
Flucht  von  Troja  h%>r  mit  seinen  Schiften   geankert  sej 
Andere    denken  gar  nicht  an  die  Allen,    sondern  an  RH 
hoq  ,  Fafs,   und   vielleicht    nicht  so  ganz   mit  Unrecht, 
wie  man  auf  den  ersten  Blick    zu  glauben    versucht  sej 
möchte.     Wird    nicht  auch  in  Aegypten  Osiris  von  Tj 
phrm  in  den  Kasten  eingeschlossen  und  den  Nil  lnn.il 
gesendet?     Und  in  Aegvptischen  und  Indischen  Vorstel- 
lungen befinden  wir  uns  hier.     Wie  jener  in  den  Kasten 
eingeschlossene  Osiris  die  matte,  schwache  Wintersonne 
ist ,   welche  sich  nicht  ermannen  kann   und  dem  winter- 
lichen Dunkel  unterliegt ,  so  sehen  wir  ,  wie  schon  obei 
bemerkt ,    in   diesem   Lydischen    Herakles   die  schwächt 
Surine    zur    Zeit   des   Wintersolstttiums ,     die   der  Erd« 
gleichsam  den  Küchen  zukehrt  ,  die  luv  die  Erde  dunkel 
ist,  die  von  Hinten  Schwarze  (Melampvgus).    Dei 
Sonnengott  hat  die  Kraft  verloren,  er  hat  sich  de» Weibern 
zugewendet,  trägt  weihliche  Kleidung,    und  führt  in  dei 
Annen  der  Omphale  ein  dienstbares ,  knechtisches,  aber 
auch    üppiges,    schwelgerisches   Leben.     Diese  Zeit  der 
Dienstbarkeit    und  Schwache  des  Herakles    isj  die  \Vin- 
terpertode;   und  so  lange  Herakles   in  dieser  Dienstbar- 
keil  lebt,    haufsen   umher  die  Corcopcn,    d.  i.   eben 


22' 


cne  bestimmten  Zeitpcrtodcn ,  Zeitmesser,  wodurch  die 
rerachiedenen  Stände  des  Wintersolstitiums  bezeichnet 
Verden.  Allein  alsbald  ist  die  Knechtschaft  zu  Endo, 
die  Sonne  ermannt  sich  wieder  von  ihrer  Schwäche,  sie 
wird  wieder  zur  kraftvollen  Frühlingssonne,  welche  das 
ihr  entgegenstehende  Ungethilm  siegreich  beltämpft  und 
damiedcrwii  ft.  Die  winterliche  Zeit  geht  zu  Ende;  He- 
raklc*  bändigt  und  unterwirft  sich  die  Cer- 
copen,  d.  i.  mit  der  kraftig  wirkenden  Sonne  des  Früh- 
ling* schwindet  der  Winter,  dessen  verschiedene  Stände 
und  Perioden  in  den  Cercnpcn  als  Personen  bvpostasirt 
waren.  So  Mären  also  in  jenem  Mythus  solarischc  Vcr- 
inderungen  angedeutet.  In  Aegypten  sahen  wir  eben 
deawegen  verschiedene  AfTenarten  als  heilig  verehrt, 
und  in  den  Tempeln  mit  grofser  Sorgfalt  genährt  (sieh. 
oben  I.  Th.  pag.  S'jA. )  ,  wobei  wir  schon  an  lunarische 
Verhältnisse  erinnert  haben.  Auch  die  kauernden  Affen 
in  den  Aegyptischen  Thierkrcisen  und  andern  Reliefs 
können  hier  in  Betracht  kommen  (s.  I.  Th.  p.  3o8.  4^6). 
Den  Indischen  Aficndienst  habe  ich  gleichfalls  oben  (l.  Th. 
p.  6oö  IT.)  nachgewiesen. 

Arhnliche    Beziehungen,    als   die    genannten,    lafst 
uns  auch  die  andere  Sage,  welche  den  Juppiter  mit  den 
copen  in  Verbindung  setzt,  entdecken.  Wenn  näm- 
lich unter  Juppiter  überhaupt  die  Kraft  verstanden  wer- 
den kann,    welche   alles   Uugethüm,  alles  Dunkel ,  alles 
dem  Licht   und   der  Wcltordnung  Widerstrebende  sieg- 
?i  bekämpft   und  sieh  unterwirft,    sr>  wären   die  Cer- 
copen   (diese   winterlichen    Zeitpet ioden  )  ,     welche   sich 
dem  Juppiter  (als   das  höchste  und  reinste   Sonnenlicht 
gedacht)  gewissermafsen  entgegenstellen,  etwa  wie  seine 
übrigen  Widersacher,  die  Titanen  u.i.w.  zu  betrachten. 
Endlich   möchte    in   der   vulcanischen    Natur     jener 
Affcnci  lande    (der   Pithccusen)    noch    eine    andere 
Seite  des   Mythus    hervortreten.      Denn  da   in   gewisser 


Beziehung  Herakles  die  ringende  und  kämpfende  Feuer* 
kraft,  aol arisch  m*)  und  tellurtsch  genommen  ,  ist»  so 
könnte  er  in  letzterer  Beziehung  auch  als  dasjenige  rin- 
gende und  kämpfende  Leben  der  Erde  betrachtet  wor- 
den seyn ,  das  auf  eine  noch  jefct  nicht  ganz  erklärbare 
Weise  sich  vulcanisch  nufsert,  und  sich  bisweilen  auch 
durch  Feuerergüsse  ,  Eruptionen  und  dergl.  kund  giebt, 
so  können  unter  den  Cercopen  auch  die  mit  solchen  Aus- 
brüchen verbundenen  Aschenauswürfe  und  dergl,  mein, 
wodurch  das  Sonnenlicht  und  der  Feuerglanz  verdun- 
kelt, verfinstert,  der  Tag  zur  Nacht  gemacht  wird,  an- 
gedeutet  worden  seyn. 


Wer  sich  auf  Yolksphantasic  und  Volkssprache  ver- 
steht, für  den  bedarf  es  4e&  Folgenden  nicht.  Aber  uns 
derer  willen,  die  alle  Mythen  in  deutlichen  Worten 
erklärt  haben  wellen ,,  füge  ich  noch  Einiges  hinzu  ,  und 
sulli«  es  auch  nur  da«u  dienen,  dafs  sie  sehen,  nie  jenen 
Vulksanschauungen  gar  oft  ein  sehr  bestimmter  Begriff 
kon  Grunde  liegt.  Der  Affe  Cynoccphalus  war  dem 
Aegyptier  heilig ,  weil  er  an  ihm  eine  mit  den  Monds- 
pbasen  regelmässig  eintretende  Menstruation  und  Blind- 
heit zu  bemerken  glaubte.  Der  Geyer  (Weihe,  milvius) 
war,  nach  der  Volkssage,  von  der  Sonnenwende  an 
lahm»  und  verbarg  sich  in  Klüfte  (Plin.  H.  H.  XXVII. 
10,).  Das  waren  calendarische  Thicre  ,  und  wurden  da- 
durch stehende  Typen  der  ältesten  Priestercalender ,  die 
durchaus  hieroglyphisch  und  zoographisch  (d.  h.  die  mit 
ThietbiJdern  und  andern  natürlichen  Bildern  geschrieben) 


28-1)  Macrob.  Salurnal.  I.  20.  p.  309  B!p. :  Sed  nee  Hercules 
a  substantia  solis  abest  ;  quippe  Hercules  eu  e»l  solis 
potestas,  cjuae  hum.mu  generi  v  i  r  l  u  te  tu  ad  nimiii- 
tutlincm  praestat  Deorum. 


22g 

MNt  Diese  Hieroglyphen,  wurden  dem  Yolke  ausge- 
iei.  Atis  dieser»  Deutungen  entstehen  Legenden.  Eine 
il  l.igende  vom  Aetna  her  kennen  wir:  Juppiter 
le  die  Palicischcn  Götter  erzeugt  (doos  Palicos), 
nacLdem  er  «.ich  in  einen  Geyer  verwandelt  hatte  (  f.le- 
jnesU.  Homil.  Yl.  i3.).  Vulcan  ,  der  Aetnäischc  Feuer« 
goit,  gehörte  zu  diesen  tellurischen  Gottern,  deren 
Wesen  es  ist,  jeast  als  Feuer-  oder  Wasserströme  her- 
vorzubrechen, jezt  wieder  zu  erlöschen.  Die  Legende 
will  sagen  :  die  ewig  waltende  Naturkraft  (Juppiter),  in 
der  Erden  Tiefe  (in  der  Kluft)  batd  gebunden  (labm)f 
bald  fici .  erzeugt  aus  sich  jene  vufeamachen  Phänomene, 
die  demselben  Gesetze  des  Wechsels  unterliegen,  und 
die  der  Grieche  ebendeswegen  als  Götter  naXixot  nannte, 
weil  das  hin  und  her,  das  Gehen  und  Kommen  zu 
i  Wesen  gehört.  80  ist  also  auch  der  palicische. 
Vulcanoa  bald  in  »einer  Erdhöhle  verschlossen ,  bald 
bricht  er  in  Feuer-  oder  Wasserströmen  gewaltig  und 
furchtbar  wieder  hervor  (Man  sehe  die  örtlichen  Belege, 
die  ich  aus  den  Alten  öl. er  die  Cegendcn  um  den  Aetna 
ber  gegeben  habe  zum  Ctc.  de  N.  D.  pag.  60t  seqq.).  — 
Wie  nun  das  Italische  Yolk  Jahre  und  Monale  nach 
Bechern  zählte  (davon  unten  bei  der  Römischen  Religion) 
—  eben  so  «rohl  konnte  es  auch  nach  Fassern  zählen  ; 
und  wenn  die  Gnadensonne  des  Jahres  und  der  befruch- 
tende Landefstrom  im  Kasten  verschlossen  und  als  gött- 
licher Leichnam  beigesetzt  wird,  so  konnten  doch,  wohl 
auch  jene  Thiorgötter  ,  dio  heiligen  MondsafTen  ,  in  Fäs- 
ser kriechen  ,  oder  mit  ihren  Köpfen  vorwitzig  in  Fässer 
hineinblicken,  d.h.  sie  konnten  blind,  verfinstert  wer- 
den. "Wenn  Hercules,  die  ringende  Sonne,  mit  seiner 
schwarzen  Kehrseite  den  Monaten  und  Tagen  den  Reichen 
zuwendet,  dann  werden  die  Monden  und  Tage  matt, 
finster  ,  dann  ersterben  sie.  Becher  und  Urnen  hatten 
in  den  alten  bildlichen  Calendula  gestanden.     Sie  waren 


die  Maafse  für  den  Zeitenstrom  des  Jahres,  und  wenn 
Hercules  (der  S  u  nn  ensch  il  fei  )  in  einem  Becher 
(wie  der  M)thus  sagt)  znr  Sonneninsel  Erytbia  steuert, 
bo  begleiten  ihn  die  neckenden  Ccrcopen  (dieFafsaffen), 
aber  neckend  und  berauscht  stürzen  sie  auch  wohl  in  die 
Fastet  hinab,  ertrinken  oder  erstarren  als  Steine;  d.h.  die 
winterlichen  Monate  gehen  in  den  winterlichen  YVa6scrllu- 
then  unter  ,  und  die  vegelirende  Kraft  der  Erde  seheint 
zum  harten  Steine  zu  werden.  Aber  eben  als  Steine  und  zur 
teil  mischen  Schwerkraft  herabgesunken  rächen  sie  sich 
wieder  ,  diese  tückischen  Cercopen,  und  wenn  im  heilau f- 
lodernden  Erdfeuer  der  Vulcanc  die  Gotteskraft  aufstrebt, 
dann  verdunkeln  sie  als  Steine  und  Aschenhaulen  die 
Feuergütler  auf  den  vulcanischen  Eilanden. 

So  spielt  der  calendarische  Mythus  doppelsinnig, 
wie  er  liebt,  und  darum  erkenne  ich  in  ihm  doppelte 
Cercopen  :  sidciische  nls  Wintertage  und  YVirilcrmotiate, 
und  lellurisehe  als  Erdkräfte,  die  den  vulcanischen  Gott- 
heiten neckend  zur  Seite  stehen.  Den  Hercules  in  Ge- 
sellschaft der  Cercopen  zeigt  uns  ein  schönes  RetiW  in 
der  Villa  Albani  (bei  Zoegn  Bassirilievi  Tavol.  LXX. 
vergl.  Tavol.  LXX II.  und  LXlX.),  —  Wer  die  Gestal- 
tung und  Gruppirung  sieht  ,  kann  vielleicht  seinen 
künstlerischen  Sinn  befriedigt  finden.  Wer  aber  den 
neben  dem  ruhenden  Hercules  in  die  Urne  hinabbliri.cn- 
den  Satyr  i.etrachlet,  der  kann,  wenn  er  will,  ein  Meh- 
re» darin  sehen  —  nämlich  einen  blassen  IS'acIi&cbcin 
jener  alten  Calcndemrncn  und  Calendcraffen. 


§•     »7- 
Fortsetaung. 

In  Lvdien  ferner  erzeugte  Herakles  mit  einer 
Tin  den  Stammvater  einer  neuen  HGr»igsd\nistie.     Viel- 
leicht war  jene  Omphule  selbst    die  SkUun,    wie  sieb 


n3i 

M»   einigen  Spuren    bei  Herndotus  veroiulhcn  läfst  2S5). 

I«  jedem  Falle  ist  es  im  Sinne  des  ganzen  Mythus,   cafs 

Shiavin   von   Herahles ,    tlein  Shlavengotte  ,    zur 

Stammmutier   eines  Königshauses    wird.      Das  Mar  also 

du   z-teitr  Geschlecht    der   Sonncnr.inder    auf  Lydiens 

■one.     DieAtyadcn  führten  wenigstens  auch  einen 

Atys,   wie  der  Phrygisch-Lvdischc  Sonnengott  genannt, 

als  ibren  Ahnherrn   auf.     Die  neue  Dynastie,    die  auch 

einen  Del  unter  sich  hat ,  nannte  sich  die  der  Herabliden, 

oder  vielmehr  Handaulidcsi ,   wenn  lleiycbius  (in  K«V&) 

I  hat,    wonach  die  Lydier  don  Herakles  Kiuidaul'rs 

'en.     Ein   Handaules  ist  bestimmt  der  letzte  Honig 

dieser  lleibc.     Seinem    Ahnherrn   gleich  fiel  auch  er   in 

igen    der  >Vciberlist ,    und  noch  unglücklicher 

titrier  er  dadm  rh  Tluiwi  und  Leben.     Auch  ohne  aufser- 

lliche  Zuthaten,    womit  andere  Fabeln  diese  liege« 

l'cnK«.iten  sebmücken  (man  erinnere  sieb  dea  magischen 

^ritigcs),  zieht  doch  auch  in  der  Frr.ählung  des  11c- 

rodutus  eis   mythische!    laden   durch  die&es  ganze  Ge- 

i  lit.     Seihst  das  letzte  Schicksal  desselben  ist  daran 

Hätte  der  König  Mcles  den  Löwen,    den  ihm 

Ucischltiferin   geboren,    um  ganz  Saldos   hci'uni- 

ragen ,    ao    wäre ,    narh   der  Weiisager  Sprech ,   die 

»ladt  nicht  in  des  C-vnii  llhnde  gefallen  (Herodul.  f.  U4-)- 

Also  ein  llönigslöwe,    von  einer  Magd  im  HeralJi* 

denh;.  ii-n.     Der   Löwe  blieb  fortan  ein  heilige» 

Zeichen  Jüdischer  Röntge,  and  unter  den  Weihgeschen- 

ien ,    die   Crtfattl  in  den  Apollotcmpcl   nach  Delphi  slif- 

st  gerade  ein  goldeuei  Löwe   da«   ausgezeichnetste 


885)  L  7  und  91.  und  daselbst  die  Ausleger,  nebst  Heyne  zum 
Apoliodoma  pa£.  1*0.  Ohservv.     Eine  ganz  vrrschitrh  ne 
on   Herakles  und    Omphale   liest   man  bei 
i.uusdc  Dcer.  Nat.  32,  p,  222.  in  üalei  Opus». 
Üi  n  vcrgl.  auch  Eudocia  in  \  iolar.  p.  2l8. 


»32 

Stück  (Herodot.  T.  5o.).  Das  war  das  uralte  Symbol  des 
sieghaften,  stallten  Sonnengottes,  ihres  Ahnherrn  -*"). 
Wie  Herakles  die  Knechte  befreicte  ,  und  mit  einer 
Magd  im  eigenen  Dienstjahre  de.»  Stammhalter  Ly- 
discher  Dynasten  zeugte  ,  so  gebar  eine  Magd  dieses 
Hauses  einen  Heran)  esld  wen  &").  Das  war  der  Schirm- 
vogt  von  Lydiens  Hauptstadt,  und  darum  trug  man  in 
feierlichem  Um  gange  den  L6wen  um  ihre  Mauern.  Sie 
selbst,  die  Königs  s  ladt  Sardis,  war  ja  die  Jahresstadt, 
und  durch  den  Namen  schon  dem  grof*en  Regenten  des 
Jahres t  Herakles,  geweihet.  Das  sagt  uns  selbst  ein 
Bürger  der  Stadt,  der  alte  Lydier  Xantbus.  Sardis 
(£apd<v),  berichtet  er  (beim  Johannes  Lydus  de  metiss. 
p.  4^.),  biefs  in  der  alten  Lyderspracbe  das  Jahr  (sieb. 
I.  Tb.  p.  348  f.).  Also  eineLydifeche  Herculcs&iadl,  wie 
die  greise  Tbebä  in  Aegypten  eine  Ammcnsstadt,  wie 
Babylon  die  grof»e  Beistadt,  wie  EUbatana  mit  ihren 
sieben  farbigen  Mauern  eine  alte  Planetenstadt.  —  So 
suchte  die  Vorwelt  aller  Orten  den  sichtbaren  Himmel 
mit  seinem  glänzenden  Heere  auf  Erden  abzubilden, 
und  die  Hunmel&m  ächte  unter  die  Gewaltigen  der  Erde 
eu  versetzen.  Auch  Persien,  wober  der  Eroberer 
ton  Satdcs,  der  lichtstrahlende  Kboresch  (Cyrus) ,  harn, 
hatte  seine  grofse  Sonnenstadt  (%.  I,  Tu,  p.  60,0.  M). 


286)  S.  Symbol  Th.  I.  p.  508  f.    Kupferet klarung  p.  35. 

(87)  Auch  Wolfdieterich  hatte  einen  Löwen  ,  der  sein  Kämpf- 
et »ofs  war,  und  den  er  der  Sidrat  sehr  anempfahl,  diu 
ihn  auch  pflegte  wie  ihr  Kind.    Anmerkung  von  ÄIo  ti  e. 

388)  Den  Löwen  als  Attribut  des  He  reu  Fes  will  Paync  K  night 
Inq.  iiito  the  symbol.  lang.  §.  MO.  pag.  101.  schon  in  der 
Phönicischen  Vorstellung  von  diesem  Gotie  finden.  Wie 
dem  nber  auch  sey  ,  in  Lyrischer  Sage  sreht  dieser  Kan- 
dauks  als  ein  Abkömmling  und  Namcmrägcr  des  Hercu«. 
)cs  jm  JLö  weezeiuhen.     Dieses  Reichen  des  Thier-» 


»33 


Spätere  Geschichtschreibcr  nennen  auch  einen  Per- 

cb«o  Herakles  :  Sandes  (Zdj<5>;^;  Yossius  de  Idolo- 

sieh.  I.  Th,  pag.  35o.).      Ob   dies  der  grufse 

■<  lunischid  selber  ist,  mögen  Andere  untersuchen. 

>"'l  iit  gewifa,   last  in  jedem    Zuge  linden  wir   da» 

U  de*  Herakles   in  Dscheniscbids  Geschichte   wieder. 

"  Inhalt  ar,  die  grofse  Parsenstadt  (Per&epolis), 

a,1<\  fand  er   in  der  Erde    den   Sonnenbecher,   von 

el»  der  Orient  so  viel  zu  erzählen   weif*  ,   der  in   den 

'«tielfr  Völker  als  Wunder-  und  Zauberkelch  vor.. 

»«int,   als   Symbol    des  Firmaments   und   der  Sphäre, 

f«a Enrater  Joseph  bis  auf  Alexander  herab;  derselbe 

&cAfr,   in  welchem    Herakles    die   AVunderfahrt   nach 

r  Sonneninsel  Ervthia  unternimmt.      Auch   Dscheir,- 

hat  vom  Sonncnglanz  seinen  Namen  a9).     "NA  io 

kies  des   Zeus  Auye  heilst,   so  heifst  er  das  Au;;e 

hmuzd.     Er,   wie  Herakles,    ist  der  grofse  Zc*- 

Er  spaltet  mit  dem  goldenen  Dolche  die  Erde« 


ta 


m'ses  steht  als  vorlelztes  Sommerzeichen  mit  dem  Wa?— 

<ne  geradezu  in  Opposition.    Gygesaher,  verwandt 

inii  Ogygcs,   ist  im  Zeichen  des  Wassermanns.      So  wie 

nun  in  der  Lydischen  Sage  Gygcs  den  Kandautes  lödi.rt, 

nti  auf  devsen  Thron  steigt,  so  steht  der  Wassermann 
den  Sphären  dem  Löwen  gerade  gegenüber.  Wer  die 
wunderbaren  Zöge  kennt,  womit  jene  Lydjsche  Hau  ige-. 
bte  bei  Plato  ( de  Legg.  II.  3.  p.  359.  p.  37 /Ist.) 
erscheint,  der  wird  ,  zumal  nach  allem  bisher  Bemerk« 
l?n  |  keinen  Augenblick  verkennen,  dafs  auch  dieses  Er- 
cignifc  der  flerakliden  Lydiens  in  siderisclien  Farben  n  pielt, 
und  von  alten  Calenderhieroglyphen  Zuthaten  erhalten 
hat.  Diese  Seite  der  Sage  ,  so  wie  die  übrigen  mehr  pro-, 
saiüchen  ,  habe  ich  in  den  Briefen  Über  Homer  an  Her« 
mann  p.  103  ff.  berührt. 

S9>  Herbelot  Bibl.  orient.  T.  II.  p.  132,     Wir  haben  scIki» 
aen  I.  Th.  p.  670  f.  hiervon  geredet. 


Unter  ihm  war  aiicu  die  goldene  Zeit.      ET  empfang  das 
Gesetz  O«  mrnzds    von  Homo   (lleomo),    dem    Beinen» 
«lein  Geber  »lies  Guten  ,  dem  Lichlgjanz  durch  und  durch, 
dem  ei sien   Diener  von    Ormuzd.      Von    diesem    ward 
Dschcmschid  berufen.     Er  soJI  das  Gesetz  den  Menschen 
bringen;    wozu   er  mit    der  Bedingung   einwilligt,    daf» 
unter   seiner  Regierung  weder  hoher   noch  brennender 
Wind,  noch  Tod  ,  noch  Aller,    noch  unordentliche  Lei- 
denschaften  seyen.     Das   ward  ihm  bewilligt*     Da  ward 
3 ran   das    Segensland-      Wasser  ergofs  sich  in  Strumen, 
Menschen  und  Thiere  mehrten  sich,    und   diese   lernten 
moii  ihm  die  Feruers  anbeten,  um  derentwillen  die  Welt 
{  ICXB&cttf  i^t.      Und  Dschcmschid  bauete  den  Ver,  diesen 
J  ^11  liehen    und  grofsen  Ort,    wohin  er  die   Heime    des 
1  lehena    von    Menschen  ,   Hunden   und  Yogflii  ,    Bäumen 
i  id  Glanzfeuern  brachte.     Da   war   hein   Feind,    der  i 
3   insteru   schlich,    heinc  Armulh,    l.cin  Tyrann  -8°). 
S  d  und  mit  mehreren  Zügen  Ausgemalt,    sieht    das  Bild 
i!  ?s  Dschein^chid  in  ah  reisischen  Monumenten  vor  uns. 
A  lieh   er  ist  die  ringende   Gottcskraft   im   Luhldicnstc, 
uiod  steht    dem   Princip    der   Finstcrnifs  ,    wogegen    e 
1.  implt,    gerade   so   gegenüber,    wie   Herakles.       Diese 
dum  Typhon,   jener  den  Dews  des  Ahrimsns.      Wie  je 
HCl",    sij    wird   auch    dieser    mitunter    in   die  Finsternifs 
vci'uichclt  (vergl.  I.  Th.  p.  67J.  unten).      So  liirbcn  die 
De  RS  die  Hand  des  Dschcmschid  schwarz,    und  verwun- 
den sie,  wovon  er  »ich  durch  den  Urin  des  heiligen  Stie- 
res reinigt   (Bundehcsch  3a.).    Ja  er  vermählt  sich  mit 


im 
IM 


I 


£H"i)  Vendidad  Fargard  II.  zu  Anfang.  Desebne  9.  vcrgl.  An- 
hang IM.  t.  nag,  &5.  Auch  den  Griechen  isi  »liest;  Mt-e 
einer  goldeuen  Zeit  mii  Segen  und  Fülle  in  allen  Dingen, 
als  Fo  I  ge,  der  moralischen  Eigenschaft  tu  t  i- 
nes  König*«  j  riefet  trriml.  Man  lese  die  Beschreibung 
du  Utäyssec  MX.  1C&  lt.  —  u4. 


einer  Tochter   der  Dcws,  und  eine  Parserwage  versetzt 
lulle.      So  neigt  auch  er,   der  Sonnenlvönig, 
gleich  dein  Herahlcs ,    zum  Irrthum   und  zur  Finsternils 
»ich  hin    (  Izeschne  II.  9.).      Doch,   60  wie  jener  in  Ac- 
gvptcns   und  Phoniciens  Mythen,   so    lebt  Dschemschid 
den  Sagen  der  Perser.      Er  regierte  6» 6  Jahre,    und 
d  716  Jahre  alt,   und  man   betet  zu  seinem  Ferner 
Er,   der  grolle  Held,    ist   der  Stammvater 
der   Helden,   der  Ilajanidcn  '&?).      Mithin    zeigt    die 
Persische  Sage  uns  in  Dschemschid  gerade   eine  solche 
Kämpfende   GoUesItral't ,    wie  Aegypten  in  seinem  Sem  - 
Herakles.     liier  Aman,  Del ,  Perscus,  Herahlcs.     Dort 
Ormuzd  ,  Mithra,  Heomo  ,  Dscljcmseliid.   Beide  Stamm- 
Täler  und  Vorbilder  von  grolscn  Künigsgeschlechteru  : 
Dschemschid  von  den   Majaniden    (  Acbnmeniden)  ,   und 
würdig  wieder  anhebend  inGustasp  und  Hhorcsch  (Gyrua); 
Herakles  Ahnherr  von  einer  Thebaiterreihe  in  Aegypten 


S9l)  Wolfdieterich  lebt  503  Jahre  unrj  zeugt  56  Kinder,  die 
alle  bis  auf  den  Hugdielerich  sterben,   der  450  Jahre  alt 
Sein  Enkel  Dietnur  lebt  3i0  Jahre,  und  von  des- 
>übn  Dieterich  weift  die  Sage  gar  nicht ,   dafs  er  ge- 
ben   sey  ,    sondern   er  habe  ein  Gelübde  gebrochen, 
worauf  ihn  eiu  unreines  Ruf»,   welches  der  Teufel   war, 
berührte   und  mit  Tort  nahm  in  die  Wüste  R  u  in  cn  e  y  , 
wo  er  mit  Drachen  streiten  muß  bis  an  den  jüngsten  Tag. 
Gott  wird  ihm  aber  aus  der  Pein  helfen,    denn  tr  sieht 
ihm  mit  seiner  Stärke  bei.    Eizels  Hofhaltung  Sir.  IUI  — 
lii.     Auch  Hilttbram  wird  nach  der  Wilkina-Saga  K..3S2, 
zweihundert  Jahre  alt,  darum  beifet  er  in  leutschen  Lie- 
dern immer  der  Alte.     Vom  Otnit  heifst  es  ,   er  habe  mit 
Riesen  und  Zwergen  gekämpft ,  und  sey  von  dem  Schwe- 
. Iip.-ilm  so  schwarz  geworden  ,  dafs  ihn  seine  eigencFrau 
aicht  mehr  kannte,    Awnerkung  ton  Alane. 

f9C)  S.  v.  Müllers  Werke ,  Ucbcrsichi  dtr  Geschichte  Per» 
•uns  VUI.  p.  22i.  und  Symbol.  I.  Tb.  tu  a.  Q. 


«36 


und  von  den  Kandaulidcn  in  Lydien  und  so  weiter  durch 
grofse  Künigsgcsehleohier  vieler  Nationen. 

In  dieser  Gegend  »piek  auch  die  HeraUce  mit  der 
Sage  vom  Lityerses  oder  Lyticrses  29*).  Dieser  Sohn  de» 
Midas  bewirthete  zu  CeU'nä  in  Phrygicn  gastfrei  alte 
Fremdlinge,  die  er  nach  der  Mahlzweit  zwang,  ihm  Ge- 
treide schneiden  zu  helfen.  Gegen  Abend  schnitt  er 
ihnen  die  Hüpfe  ab  ,  und  verbarg  die  Leichname  in  den 
Garben,  bis  Hercules  harn,  den  Unhold  tüdtcte,  und 
seinen  Leichnam  in  den  Flufs  Mäander  warf.  —  Name 
und  Handlung  scheinen  auch  hier  eine  physische  Grund- 
lage des  Mythus  errathen  zu  lassen.  Wer  die  Krse 
('Epa»;  oder  *E»*a};)  in  den  Mythen  von  Atlica  hennt,  wird 
vielleicht  auch  in  diesem  Lytierses  eine  Art  von  Typhoa 
oder  Uobigus  erblichen,  der  den  Thau  und  die  heilsame 
JSühlung  verzehrt,  dein  Leben  der  Mensehen  verderbr 
Jicb  wird,  und  der  von  einer  heilsamen  Sonne  (Iltncules) 
gehändigt  stirbt.  —  Aber  wie  dem  auch  seyn  nir.j;  :  der 
Name  Lityerses  blieb  im  Liede  dei-  Schnitter  ständig  ,  wie 
im  Klagliede  der  Name  Jaleroos  ,  in  den  Hymnen  Julos 
( Sehol,  Tfococrit.  a.  a.  O.) ;  und  diese  Scene  mit  dem 
Hercules  ward  ein  Gegenstand  satyriseher  Dramen,  wo- 
von wir  noch  ßrurhstiiche  besitzen.  —  Eine"  ähnlichen 
Unhold  in  den  Weinbergen,  Namens  Sylcus  29'),  sollte 
Hercules  um  dieselbe  Zeit  erschlagen  haben« 


*y3)  Aihenaeus  X.  p.  415.  b.  p.  16  sq.  Schwgh.  Surd.  in  Atn 
rn^tr.  mit  Reinesii  Observv.  p.  155  ed.  Müller.  Schotust. 
Theoorit.  Idyll.  X.  vs.4t.  Anonymus  (vielleicht  Phlegon 
Trallisnus)  in  llecrcns  und  Tycbsens  Bibl.  der  alten  Lit. 
und  K,  VII.  p.9«qq.  Jnedd.  Eichslädt  de  drauiat.  grae» 
eorr.  com.  »M\r.  p.  16  sq.  125  sq.  151  sqq. 

ßp4)   Apollodur.  II.  6.  3.   pag*.  205  Heyn.     Conon.   N^rrat. 
e»p.  17. 


1*7 

Auch  Indien  hatte  seinen  Herakles.  Er  hiefs 
Dorsanes  (  &op<rdrr,i ,  Hcsycb.  **).  Die  Bedeutung 
de»  Namens  ist  unbekannt.  Schreibt  man  mit  Albert! 
>ancs,  so  wäre  er  der  Fette.  Demselben  Gelehrten 
fiel  der  Name  Dusares  ein ,  womit  man  den  Dionysus  in 
Arabien  bezeichnete.  Alsdann  hatten  wir  Mieder  einen 
Haus-  und  Stadtgott,  nie  indem  grolscn  Melkarih 
▼onTyrus.  Nicht  sicherer  sind  die  Indischen  Sagen  ,  die 
«tos  freilich  zunächst  erst  durch  eine  sehr  unreine  Quelle, 
durch  die  Keuchte  ziemlich  spater  Griechen ,  auflicfscn. 
Doch  kündigen  auch  sie  sich ,  so  scheint  es  ,  als  mythi- 
sche Erklärungen  alter  Jahrescyclen  und  festlicher  Ge- 
brauch'- eines  Sonnendienstes  an.  Herakles  harn,  fabelt 
Hegasthenes  296),  gerade  so,  wie  die  Thebancr  ihn  ver- 
ehren ,  auch  nach  Indien,  zeugte  dort  viele  Sühne  und 
ei'>  fe  Tochter  Pandaa,    der  er  ein  grofses  Reich 

UnterJief».  Nachdem  er  die  ganze  Erde  durchzogen, 
fand  er  aus  dem  Grunde  des  Meeres  einen  Frauenschnuii'b 
ron  Perlen,  die  in  jenen  Gewässern,  den  Bienen  gleich, 
eine  Honigin  haben,  und  sich  wie  diese  in  Einem  Staate 
zusammen  halten.  Mit  diesem  Schmucke  verherrlichte 
er  die  Königin,  seine  Tochter.  Als  er  keinen  würdigen 
Gemahl  für  sie  fand,  und  doch  selbst  vor  seinem  nahen 
Ende  nueh  ilrrc  Minder  sehen  wollte,  so  machte  er  sie 
mannbar  in  ihrem  siebenten  Jahre,  und  zeugte  seihst 
mit  ihr  den  Stammvater  der  Indischen  Könige.  —  Ohne 
Zweifel  alte  Symbole,  Sinnsprüche  und  Fcstgcbräuche, 
in  eine  mythische  Historie  ausgespounen. 


Ktf)  Sollte  hier  nicht  an  einen  Zusammenhang  mit  Desa- 
Ilteronymus  A«u/Si;  übersetzt;  s.  oben  II.    |». 
£22.)  tu  denken  seyn  ?    Uebrigens  ist  Über  Dnrsaucs  das 
im  I.  TU.  p.  6t0.  Gesagte  nachzusehen. 

ft%)  S.  An  um  [udica  cap.  8.  p.   v»rgl.  Philostrati  Vit.  Apol- 
lo«. III.  16.  und  d.»db«t  UUar. 


a38 


Der  kosmische  Satz  Ton  der  Perlenrcihc,  die  an 
Einer  Perlenhönigin  hängen,  kann  nach  dem,  Mas  oben 
(F.  Th,  p.  rj8.)  au»  dem  Bhagnvalgcla  beigebracht  worden 
ist,  kaum  wohl  zweifelhaft  bleiben.  Auch  Weiberregv. 
ment  mit  allen  daran  geknüpften  Begriffen  kennen  nir 
zunächst  von  Lydien  her,  und  die  Mannbarheit  im  sie- 
benten Jahre  gehört  ganz  geuifs  in  denselben  Idoenkreis 
von  Sonnencyclen  ,  eben  so  viohl  als  das  Dienstjahr  oder 
die  drei  Dienst  jähre  des  Sonnengottes  in  Lydien.  Lnd- 
-!ch  sowie  Lydien,  aufser  den  Atyaden  ,  seine  Knndau- 
liden  hatte  ,  so  hatten  Indische  Königshäuser  nicht  nur 
den  Dionysus,  sondern  auch  den  Herakles  zum  Sl<nniii- 
▼ater. 


Auch  in  der  Westwelt  w~)  breitete  sich  die  Heia 
kleisehe  Religion  nach  allen  Seiten  aus.  Zunächst  durch 
die  GoJonien  der  Phönicier.  Dort  anf  Afrieas  Lüste 
zollte  Carthago,  die  Tochterstadt ,  dem  Beschirmer  von 
Tyru» ,  der  Mutterstadt,  jährliche  Zehntem,  und  so  weit 
sich  der  Carlhagcr  Colonicn  erstreckten,  so  weit  betete 
man  zum  grofseo  Mclkarth.     Auch  Spaniens  Völker  hui- 


. 


197)  Payne  Knight  (jymbol.  lang.  §.  «36.  pae.  105.)  trifft  mit 
meiner  Ansicht  von  der  Grundlage  der  Heraklee  wiidcr 
zusammen,  wt-nn  er  den  Mythus,  wonach  Bacchus  im 
Osten  seine  Kri<gszuge  beendigt,  Hercules  aber  im  Wt* 
sten  ,  so  fafst :  Im  Ersteren  ist  die  niielutiebe  Sonnenbuh 
bezeichnet,  deren  Ziel  erreicht  ist,  wenn  die  Sonne  v 
Otiten  aus  dem  Ocean  aufsteigt;  im  Letzteren  die  Taget« 
sonne  ,  wenn  sie  dieselbe  Grenze  der  zwei  Hemisphären 
im  Westen  überschreitet.  Zum  Versiandnifs  dieser  sola-, 
risr.hcn  Ansicht  der  Herakleen  habe  ich  durch  Beiftguä| 
der  Tafel  XXXV  unseres  Bilderheffs  dem  Leser  eine  Hei- 
hülfe  zu  geben  gesucht.  Es  bedarf  aber  wohl  k«um  des 
Zusatzes,  dafs  aus  diesen  Grundanschmningen  vom  Her- 
cules sich  noch  andere  herausgebildet ,  auch  wieder  an- 
dere aus  Stammsagen  sich  daneben  ungeheizt  haben. 


e« 


im,  so  weit  Phünicischer  and  Cartbagische»  Ein- 
reichte (vcrgl.   den   folgenden   Abschnitt).      Nicht 
diu  Einlange   zum  Ocean  hatte  er  seine  Säulen  ge- 
nue»  ,  soruli'in  er  unternahm  auch  vteite  Seexiige  auf 
aselben.       Andrerseits    überschritt  er    die   Pyrenäen 
nid  er  und  sein  Geschlecht  gründeten  Ale- 
(iüsus   und  andere  Städte  in  Gallien   und  in  den 
lern   der  W estweit  -98).      fticht  nnr   in  die- 
OrumJtone,    sondern  auch    in  bestimmten  einzelnen 
i  tet   der    occidentalischc   Mythus    dem    de» 
ilandes.     Dals  der  Sonnenbecber  ,  worin  HetaUles 


felPBttle  er  noch  im  dritten  Jahrhundert  nach  Chr.  Geb. 
O.Jiien,  wie  die  Münxm  besagen,   unter  dem  Kamen 
lf  ICUle  a  Deusoniensis  angebetet ,  einem  N.tiiu  n, 
»flehen  Munter  '.die  R.elig.  der  Carthager  |>ag.  54.)  ohne 
ichlnutehd  mit  jenem  D  es  a  n  a  n  s  (s.  oben 
f>-  2M.)  h.'.lt.     Utbrigens  wird  Hercules  auch  für  dm 
St^mmvjtcr  der  Celten  ungegeben;    denn  mit  der  Celtine 
Wie  er  <  •».  P.irjhenii  Erot.   cap.   10.   p.  n/i  ed.  Legranr',.) 
^"Celms  erzeugt.     Andere  hingegen  fabelten,   Her- 
nahe    mit   der  Asterope,   einer  Tochter  des  Alias, 
'hnt- ,  den  l  b  e  r  und  C  el  t  us,  erxeugt;  s.  die  neu 
S'frndenen  Stücke  des  Dionvsius  von  Halicarnaft  XIV.?. 
V-^til.  Mediolan.   "AAAc*  ii  &  'JIf*MJl«ave   Mal  '  A  sr  t  n  f  » - 

Hieraus  mufs   das  Etymologicum  magn.  vet> 

•«  rden   p.  502.   p.  456  Ups.  Ktk-r^  ti-ri  toj  KeArcJ, 

-ii  £rtpoT>j4  t7)%  "ArAavro^  thyarpli.    Lies 

"  n  >  was  auch  besser  in  die  ganze  Allegorie  vom 

pafSI.     M.,n  vergl.  was  ich  oben  (I.Th.  p, 361,1 

na   gesagt  habe;  und   dieselbe   Verwechselung 

;  beim  Apollodorns  p.  HS,  vgl.  daselbst  die  Scrt- 

"^c  Note  voo  Heyne.     Diodorns  (V.  34.)  erzflblt  die- 

;ir»t  aber  den  Namen  von  der  Stammmuttrr 

ii  nennt  er  auch  Galatis  [Y v *-^) ,  wovon 

**in  andere  Sagen  gab;    verjl.  Wesschng  daselbst 


nach  Erythia  über  den  Occau  fahrt ,   eben  so  wohl 
Dscheraschidsbccher   heifsen    hann,    wurde   bereits 
merkt.     So  liefsen  sich   viele   harmonirende  Zü^e 
mein,    z.B.   wie  unter  Dschcmschids    Herrschaft  kc 
Fäulnifs  war  ,    so  Jaulen  auch  die  hölzernen  Säulen 
uralten  Hcralilcsterapcls  zu  Gades   nickt.      Auch  in 
Dienste  manche  tlebereinstimmung,  z.B.  da«  Abschcar 
der  Haare  und  dergh  (s.  Siliua  Ital.  111.  s8  sqq.). 
kannte  der  Römer   den  siegenden  Herakles  zugleich 
Gesundheitsgeber,  gleich  dem  Persischen  Dsc 
schid  und  dem  Sem  von  Aegyplen  (Job.Lydu*  de 
p.  <>t.).      Auch  Sühne,   aus  der  Gotteshrafl  HeraUtl 
zeugt,    wollte  Rom   unter  seinen  Bürgern   hal 
Hcldengeschlecbt  der  Fahier  knüpfte  seinen  Stammbau 
an  ihn,    und  leitete  seinen   Ursprung    von   Fahiu« 
den    Heraktes    mit    einer  Nymphe   Fabia    erzeugt  |l 
(Plutarchi  Fab.  Max.  cap.  i.).      Auch  legten    die  Lai 
sehen  Tölker ,    wie  die  Lydier,   dem  starken  Gottc 
schläferinnen  zu:    Faula   und  Acca  Larentia  ,    die, 
Herakles  in  seinem  Tempel  beschlafen,  nach  Einiges 
grofsen  Stadtgr iinders  Romulus  Amme  gewesen  war 
Also  auch  hier,  wie  im  üppigen  Lydien,  sinnlicher 
des  grufsen  kämpfenden  Sonnengottes.     Aber  auch 
dasselbe  genealogische  Bestreben  ,  Helden  und  R 


299)  S.  den  Geschichtschreiber  Macer  bei  Maorob.  Si 
I.  10.     verjjl.  Augustinus  de  Civit.  D.   V|.  7.      Lnttr  i 
Römischen    Fragen   des   Plutarchus  (LX.    p.  27*.  p. 
Wyitenb.)  kommt  auch  die  vor:    warum  die  Pra 
Hercules   zwei  Altäre   (  in  Rom  )    habe,    nichts  von 
Opferjjaben,  die  auf  dem  gröfseren  dargebracht 
anrühren  oder  kosten.     In  den  Antworten   wird  nun 
Carmenta  gedacht ,  die  einst  beim  Opfer  zu  spJt  jjek 
men  sey.     Darauf   wird    eine  gltiche  Vertpltl     j 
naricr  erwähnt  ,  und    endlich  wird  der   Mythus   vom  t 
wände  der  Dejauira  angefühlt. 


*  1 1 


Sonn  enh  indem    zu    machen.     Aber  welcher  Sonne  ? 

Der   den    grofsen   Kreis  durchkämpfenden    Sonne  ,     der 

au*dau  wie   jeden  Tag,    so   jedes   Jahr   aus 

>>«ch*  und  Finsteraifc  wiederkehrenden  siegreichen,  seg- 

inr.      Das  war  die  alt»*  Idee  des  Orients:    die 

Iev.  lioit,    als  erstes   Licht  und    Urfeuer   gedacht, 

\«ie  kann   sie  sich  anders   offenbaren,    als  im    Sonnen- 
'     Daher   denn   die   Sonnengötter  ,    »tt«   Ormuzd, 
emanirt  :    Mit  h  ras,    Hei,    Am  im   und    An- 
dt--.  hl   die   Halbgötter:    Horo,    Dschem- 

schid  .  Noras,  I'crsens,  Herakles,  und  daran  die  Kö- 
und  Helden  geknüpft,  als  menschliche  AhLitder 
Urbilder  und  der  Heroen  :  Guslasp,  Kho- 
ris  und  die  übrigen  grofaen  The- 
Atich  die  Lydcr  :  Agron»  Meles  ,  Kandaules, 
»elLst  in  den  Norden  hinauf,  » L 1  *-  Srvfhischen  Kifnige, 
Bercules  mit  der  geheiinniffvollen  Ki/hidna  erzeugt 
IV.  9  sfjrj.)  u.  s.  w,  —  snmmtlich  Söhne  der 
len  und  siegenden  Gotteskrafl !  Zu  dieser  letz- 
Jdec  führt  nun  die  ganz,  natürliche  Ansicht  des 
Snn  n  i;  n  )  ah  i  t*  s.  Was  ist  die  Sonne  in  ihrer  Jakres- 
>  i  is.  als  ein  Held  im  Kampfe?  Die  I'insteinifs 
Ut  ihr  Gegner:  Ahriman,  Typhon  und  die  hosen  Schlan- 
gen und  andere  Ungeheuer,  die  sie  senden.  Das  sind 
die  winterlichen  Zeichen,  wodurch  die  Sonne  gehen 
auf».  Die  andern  Zeichen  des  Kreises  liefern  die  übri- 
gen Bilder.  Festgebräuche  stellen,  bald  im  Hctdenspiele 
§*w  (.hemmis  und  Olympia,  bald  in  Fesseln  zu  Tyros,  im 
Frauenkreise  zu  Sardcs,  den  jezt  siegenden,  jezt  unter- 
liegenden  Kreishämpfer  dar.  Am  Endo  sinkt  immer  die 
Fesset  Ton  den  starken  Gliedern  ,  der  Gipfel  wird  wieder 
gewonnen,  und  der  Held  strahlt  aufs  neue  Licht ,  "Wärme 

-a 

Im 


n  herab. 


Es  war  also  in  der  Reihe  der  Sonneniucarnationen 
leine    dera  kriegerischen  Geiste   energischer   Volker  so 

II.  16 


angeeiguei,  als  eben  diese.  Keine  auch  so  sittlich 
im  edelsten  Sinne  des  Worte*.  Keine  so  sehr  gemacht, 
Königen  und  Vorstehern  der  Völker  zum  Vorbilde  zu 
dienen.  Das  Grundwcscu  der  Herrscher  mufs  aus  Gott 
seyn  ,  daher  ist  Sera- Herakles  des  Ammon.  Zeus  Sohn  ; 
aber  am  Loos  der  Menschheit  mfissen  sie  Thcil  nehmen, 
darum  ist  er  Halbgott.  So  nehmen  sie  ae  den  Leiden 
und  Schwächen  der  Sterblichkeit  Theil.  Gottesliraft  be- 
währt sieh  nur  im  Kampfe.  Daher  der  Orient  d 
Halbgöttern  und  den  ihnen  nachstrebt  onigeo  das 

böse  widerstrebende  Princip  in  den  Ahriui.'uiscben  und 
T>  phonischen  Mächten  gegenüber  stellt,  dem  Dschcm 
den  bösen  l)ew,  dem  Gustasp  den  Afraaiab  u.  s.  w. 
Vom  Sonnenjahre  und  seinen  Festperioden  gehet  auch 
alle  bürgerliche  Ordnung  aus.  Daher  Sem » Hui-ahli-s, 
&o  wie  Dächern,  nicht  blos  der  Jahresan Tanger ,  sondern 
auch  der  Ein  »heiler  der  Zeit  und  Jahresgott  selbst, 
der  ordnend  und  wallend  durch  alle  Zeiten  im  Sonnen- 
schi iTe  Fahrt.  Mit  Einem  Wort,  es  ist  Kein  vollendete- 
res Königsidcal  auszudenken,  als  den  Völkern  der  Vor- 
zeit in  dem  kämpfenden  und  leidenden,  geprüften  und 
gereiften  ,  endlieh  obsiegenden  ,  starken  und  linden  le- 
genreichen Sonnengotte  durch  alte  Religion  gegeben 
war  J0°).  Darum  »teilten  sie  auch  diese  Personifieatinn 
am  häufigsten  an  die  Spitze  ihrer  königlichen  Geschlechts« 
registcr.      Sollten   sich  nun   die  Griechen,    die,   wi 


300)  So  sagt  Proclus  (Commentar.  mscr.  in  Plalon.  Gorg.' 
fjjv  ovy  ToA/rti'av  t>jv  ifirtfttJ$MMMV  tcü  ßtov  luu  rijj  ys;vj?tw 
uwtdaut  t/^nm  nakoüin  •  rwHvf  wm  nai  rl  ifAumov  rtiftaii 
Ali  rci  *m  q  4?avt^l  Tikfjraic-*  offa)  *■>  reit,  lenrapibi;  intern 
»tc^tutg,  avri  xa-r>fyaiVf'o';iro  -öv  cncrtrAv  r.u  yJJi.i-j  ßhf  KM 
Aenrjv  iv  >}f-*f9i  "  ***■  lv  <*■'■';-",'■  * u  *£ar»  lfr-  Ich  habe 
diebe  Stelle  zum  Theil  schon  zum  t.'iccro  de  Nat.  Deor. 
III.  16.  p.  551.  angeführt,  nebst  einigen  andern  gleichfalls 
hierher  gehörigen  ,  welche  dort  nachzulesen  lind 


24* 

ir    gesehen  ,    auch    diesem   Tyrischen  Gott  unter   sich 

ngang    gestatteten  ,     von  dem   religiösen   Denken    der 

übrigen  Well  gleichsam  abgewendet ,    und  durch  eigene 

Eii  einen  besonderen  Herahlcs  ersonnen  haben? 

Nach  DBBerra  Hauptsätze,    dafs  Pclasger    und  Hellenen 

den  Inhalt  der  Religionen  meist  aus  der  Fremde  er- 
hielten ,     ist  dies  schon    zora  voraus    unwahrscheinlich, 

und  ein  Wich  auf  die  noch  vorhandenen  Execrpte  alter 

Herab!  ecn  bann  jeden  Unbefangenen  vom  Gcgentheil 

Überzeugen  301). 

Fortsetzung. 

Hier  kundigt  den  kämpfenden  Lichtgott  schon 
hwere  Geburt  seiner  Mutter  Alcmcne  an.  Ililhvia, 
selbst  Licht  aus  der  Nacht,  sitzt  mit  verschränkten  Hän- 
den am  Feuerheerd,  und  die  starke*  Mutter  rängt  in  Ge- 
Wtsnolh  ,  bis  endlich  die  List  der  Galinlhias  oder  Hi- 
*1o,i* ,  wie  sie  bei  Fausauias  hei  fit,  der  Kreidenden 
Höfe  gewährt  302).     Nach  alten  Vorstellungen,   scheint 


1)  Alles  hier  Gesagte  von  dem  heraklf  isclien  Vorbild  und 
Ursprung  der  Königsgeschlechier  gilt  in  allen  Beziehung 
geu  auch  für  das  (einsehe  und  nordische  Alter« Inno.  Die 
Sonnenheldt-n  der  Sage  sind  das  Vorbild  der  Könige,  be- 
sonders  der  teutschen  Kaiser,  überhaupt  eines  jeden  Men- 
schen gewesen.  Man  erinnere  sich  nur  an  die  Namen 
Gibelinen  ,  Weifen  ,  Ainalungcn  ,  und  wie  die  nordischen 
Kömgsgeschlechter  auf  die  Nibelungen  und  dun  Sigurth. 
zurückgehen,  darüber  geben  die  Stammtafeln  Pe  rings - 
kjold's  zur  Wilkina  Saga  No.  IV.  und  VI.  wie  auch 
Bjürner's  zu  den  Kampa  dater  No.  IL  III.  IV.  den 
anschaulichsten  Beweis,    yinmerkung  von  Motte, 

flOS)  Nicander  bei  Antonin.  Lib.   cap.  2°,    und  Pausan.  Pho- 
cic.  cap.  II. 


es,  hemmte  Höre  die  Geburt  des   Haftgottes,   indem 

sie  die  Ililhvieu  entfernte.  So  singt  schon  Hörnerne  {  Iliad. 
WX.  119.).  In  den  Griechischen  Herakleen  ist  nun 
Her  e  jene  feindselige  Macht  ,  weit  he  dem  Sohne  der 
Alcmene  hartnäckig  gegem'ibcrti  itt  ,  und,  vidrni  sie  ihn 
verfolgt  und  todtlich  hasset,  zugleich  Veranlassung 
wird,  seine  Gotteskraft  glorreich  zu  offenbaren.  Daher 
gab  ihm  das  Orakel  Jen  Namen  'H|t«xX  •;  ,  iril  er 
durch  die  Here  ("Hpa)  Ruhm  (xXt'ov)  gewinnen  sollte  •*n). 
Auch  hier  zeigt  die  neue  Etymologie  eines  a!t<-.> ,  ver- 
jnuthlieh   orientalischen  -*')   Namens    den    Grundbegriff, 


303)  Diodor.  IV.  10.  Schol.  vc(us  ad  Pindar.  Olymp.  VI. 
115.  Eben  so  beweiset  Macrobius  Saturn«!.  I.  20. 
au»  derselben  Etymologie,  dafs  Hercules  die  Sonne  sey  : 
„et  re  vera  fiercuttm  solcm  esse  vel  ex  nomine  cLn>i. 
Heracles  enim  ,  quid  nlitid  est,  nisi  heran  id  est  aeris, 
cleos   iil  sai  gloria:    quae  porro    alia  aeris  gloria    t'-t, 

m.-j  folii  ilbunuiatio ,  cujus  recesou ,  profuadiUtc  Spiritus 

oeculitur  [♦  ri'  l*r  .•  t  kiil   " 

304)  Denn  das  Lateinische  Hercules  führt  vielmehr  auf 
'Hfu*v)itfc,  (  Ltnncp.  Etymolog.  1.  gr.  p.  2-ii).  Auch 
könnte  der  Name  'IlfaKAij;  auf  das  Ebräische  ?3^1J1 
hindeuten  (5.  Munter  die  Kel.  der  Carth.  p.  ii.  und  oben 
p.  213.).  Ueberhaupt  scheint  die  allere  Form  ,  wie  wir 
aus  den  Eruriiclien  Denkmalen  (s.  Lanzi  Sasgio  di  ling. 
E'.iusc«  Vol,  II.  pag.  20h  Srqq.)  und  aus  der  Römisches 
Eidesformel  schütten  können,  Ercle  gewesen  au  seyn. 
Auf  unserer  Taft-1  LVM.  nr.  3,  nach  einer  Etrurjschen 
lJatera  ,  steht  der  Name  Hercole  geschrieben.  Ich 
kann  hierbei  die  Erklärung  zweier  Gelehrten  nicht  Über- 
gehen ,  welche 'H^x^;  uns  dein  Griechischen  erklären. 
Hermann  sogt  im  dritten  Brief  über  Homer  an  mich  p,  20  : 
„So  erschien,  was  wahrscheinlich  eine  der  ältesten  Alle- 
gorien war ,  die  Tugend  als  der  Ruhmerwcrber, 
'Hj-äx)!«;  ,  S;  ijpiTo  xA«'^,  Die  Tugend  ist  unsterblich,  aber 
die  Person  peht  unter  (OdysS.  XI.  <jü2  und  60i.)<  M  Ge- 
wn  »ehr  imlend  und  ganz  im  Sinne  dta  lange  nicht  genug 


m  der  Grieche  sich  bei  jenem  Kampfe  mit  einem  feind- 
eten Wesen  dachte.     Dafs  gerade   aber  Here  hier  die 
»teile  des  I  \  phon  und  Uew  einnimmt,   Lalle,    nach  der 
i  Analogie    dieser    Ideenreihe,     in   physischen 
langen  seinen  Grund;    nicht  weniger    die  andere 
htuu^,  daft  Tal  las   als  freundliche  Macht  thm  hülf- 
oitc  steht.     Wäre  es  unsere  Absicht»  ganz  in 
io    dieser    Hcraltlesmytben    einzugehen  ,    so 
wir  nicht  dabei  stehen   bleiben,    die  Here  aU 


pwBntigtcn  Macrobius ,  nur  dafs  dieser  den  physischen 
.1  ich  auch  fufse  ,  als  Giuudlage  seut ,  Sa* 
niriml.  I.  iO,  p.30'J  Bip. :  „ '[nippe  Hercules  ea  estsolis 
polcsla»  .  quae  bumano  generi   virtutem   ad  similitudi- 
nem  prjcst.il  Deorum. "      Payne  Knight   ( symboL   lang. 
MO.  pag.  101.)  geht ,    wie  icli   immer  gethan  t    Von  dt-r 
rnfeligion  aus»,  und  sagt  vom  Hercules  :  „nnd  bis 
k     oam« ,    which,   according  to   ihe    mosi  j>roh;i[)le 
•  lo^ie  ,    fcignifies  the  g  I  o  r  i  1  i  e  r  o  t  t  h  e  parib,  is 
peculurly  applicable  tu  ihe  Sun,  ll     Dieser  Geleime  denkt 
also  an  >\.j  und  >••:;.     ül>  ich  ntm  gleich   eiueti  orientali- 
schen Ursprung  des  Namens  zu   behaupten  geneigter  bin, 
rill  toli  doch  gelegentlich  bemerken,   dafs  auch  diese 
lit    mit    der  gewöhnlichen  ,    wonach    Hercules  der 
erJien  lieber  der  Juno  hiefs,   sich  in  Einklang  bringen 
fst  ,    da  Einige    die  Juno   als  Erde  nahmen  (  Flu  laicht 
ragmn».  pag.  757  Wyttenb,    7^   }*h  wr/v  >j  "H^),     Alle 
u  »e    Auslebten    sind  notb  wendige    Folgerungen   ;ms 
rner  orientalischen  Grundanschanung  der  Mee  des  Her. 
jIc*  ,    die   im    Laufe  der   Zeil   sich    bilden    mußten,     — 
)er  Grundbegriff  des  Aegyptisch  -  Pbönioiscbfo    Halb* 
warvon  den  Giiechen  in  der  Genealogie  vcm  AI* 
c  j  11  s  ,    des  Perseus  Sohn'  und    .unphiiryon»   V'jter,   und 
dem   Namen   'AAh<3>j;,   Sohn  der  Starke,    riclilig 
ifgtlaf->t.     Auch  andere  HerUiüingeu  des  Namen*  'lifo- 
tt$$  sagten  ,  wenn  sie  gleich  an  t-ich  verwerflich  sind  ,  et» 
»as   Wahres,     z.  B.   die   des  Nicomachus  ,   der   an    den 
.Zertheiler  der  Zeit  erinnert    <  s.  meinen  Dionysuf 
142  aqqO. 


346 

als  untere  Luft  dem  Fe  u  er  h  i  mrael  Zeus  gegenüber 
2ti  stellen,  sondern,  so  V  ie.  Herakles  selbst  in  jedem 
Sinne  G*jtteskraft  war,  und  dem  gemSTa  mehrere  Bedeu- 
tungen erhielt,  so  würden  wir  auch  die  Idee  des  Wider- 
standes gegen  diese  Kraft,  in  mannigfaltigerer  Bedeutung 
nachweisen  können.  Dasselbe  gi2t  auch  von  der  mit 
Zeus  einverstandenen  Tochter  Pallas.  Dafs  Zeus  in 
Amphitryons  Gestalt  die  Atcmenc  umarmt,  hat 
den  bedeutungsvollen  Sinn,  dafs  giofsc  Naturen  nur  dem 
Leibe  nach  den  Sterblichen  gleichen,  während  ihr  We- 
sen ans  Gott  ist.  Doch  hat  ohne  Zweifel  der  Orient 
schon  mit  seinen  Göttern  im  Fleisch  diese  höhere  Idee 
verbunden.  Der  oben  nachgewiesene  .Mythus,  wie  der 
Halbgott  liorns  ,  zur  Strafe  seines  Mutlermordes,  Alles 
dessen  beraubt  ward  ,  was  er  von  der  Mutter  hatte,  läfst 
dies  schon  vermulhen.  Die  Ermordung  des  Linus, 
den  Herakles  mit  der  Cithara  erschlug',  gehört  vermut- 
lich auch  in  den  Aegyp  tisch  -  Phönici&chcu  Kreis.  In 
Aegyptcn  sang  man  ein  Traucrlied  Maneros  w  welches 
Hciodntus  auf  den  Linus  bezieht  ■**).  Dort  halte  Mane- 
ros die  Astronomie  und  andere  Wissenschaften  gelehrt 
(  Hesych.  in  M«v.)<  In  Byblus  war  er  der  Königssohn, 
der  vor  Schrecken  statu,  weil  ihn  Isis  grimmig  ange- 
blicht hatte  (Plutareh.  de  Isid.  p.  357.).  Das  war  also 
die  Körnende  Isis  Tilhrambo.  Seitdem  sang  man  auf  ihn 
ein  Traucrlied  ,  und  man  nannte  ihn  Erfinder  der  Musik 
(s.  I.  TL  a.  a.  O.).  Auch  in  Hellas  nufste  man  von  einem 
Linus  ,  der  Muse  Urania  Sohn  ,  den  Apollo  erschlagen 
bitte  {  l'itusau.  Phocie.  aq.)  und  von  einem  Licde  seines 
ISamrus.  Die  Aegyptier  hatten  auch  einen  zornigen 
Ileral.lrs,  wie  Wir  unten  sehen  werden.  In  Böoticn, 
nachdem  einmal  Herakles  als  Halbgott  der  späteren  Mci 


3o5)  II.  79.  vergl.  L  Th.  pag.  4i6  ff.    und  die  Homer.  Briefe 

pag.  irt« 


a4Ä 

■cbengrscMclite  nahe  gerückt  war  ,  unterschied  man  den 
jüngeren  Linus,  dos  Herakles  Lehrer,    von  jenern   atlc- 
ten ,   der  Urania   Sohn.   —   Dunkle  Mythen,  voimuili- 
hch    Hüllen    alter   astronomischer  Sätze    aus  drni  Ster- 
Dendienste,  welcher  auch  einen  Hercules  mit  dem  9ter- 
iicnklcide  (äcrpo^ixav)   kennt  ( ESunni  Dionrt,  XI,. 
.).     Die  Mutter  Urania,  die  Feindschaft 
•s i s ,  des  Apollo  und  des  Herakles,   der  Tod- 
„  mit  der  Leier  vollbracht ,    scheinen  auf  sideri- 
Uuaih  htm!  ;»!i<-  Orphische  Lehiezn  führen,  wohin 
»uili  der  Herakles  v.i;s-getcs  -W)  gehört.     Vielleicht  ist 
Scctcnkriog  verschiedener  Sonnendicncr  an- 
gedeutet.    Dann   würde    Herakles  den   sanften  Linus  in 
drrr.srlltcn  Sinne  erschlagen,  tu  welchem  er  den  weichen 
is  aus    der  Gßtterzahl   wirft.      Mehr  all  schwache 
'Jihung  vcrslattel  bis  jezt  dieser  Mythus  nicht,   da 
die  Untersuchungen  über  den  Namen  Mancros  und  Linus 
*o  Tcr^chiedcnc   ricsultnte  gehen  ,     und    aus    I'lntarchus 
mlttbar  ist,  dafs  das  Alteilhum  schon  verschiedene  Lr- 
mgen  hatte. 

Herakles  am  S  ch  c  id  c  w  ege  ,   nach  der  sinnvollen 

ing   aus   den    Hören   des  Prodicus  hei  Xenophnn 

(Vcmorah.  II.   i.  21  H]<]  )  ,   reihet  sich  leichter  und  ent- 

whiedeiier  dem  orientalischen   Begriffe  der   nicht    blus 

Widerstand    bekämpften  ^     sondern    auch    durch 

Wohlleben    t ersuchten    Golteskraft   au.      Amh   F.ury- 


306)  Den  Aegypti.ch  -  Phttnicischen  Sonnpn^on.  <!cr  tli  Son- 
nengott julIi  emGott  der  Musen  war,  kannten  *lic-  Homer 
als  Hrrc  igele».     Ihm    baitete    FuJvius   zu   It    in 

einen  Tempel  nach  der  AetoUschen  Bxpedkion  j  s.  tilack- 
wtll  Memoire  ofih«  couri  of  Angtastni  V.  p.  5S.  Zusatz 
VOn  AI  Unter.  —  Ich  brauch«-'  hier  nur  an  ilen  Ae{jy|i- 
ien  Lichtgot  t  M  cm  nun,  <ten  Vate  r  der  Musui, 
*u  erinntr«;  s.  1  h.  I.  Duch  1).  C»p.  L  §.  18. 


*4fl 

stheus,    der   feindselige    Mrnuh.  mit  seine«    Fnl« 
heit  und  Feigheit,  steht  in  den  Grieciuscben  li 
wie   die  Ut-ws   und  Typhon,    m  ie    Afrasiab   und   iihnli« 
seeundäre   Wesen,    dem  Dschemschid  und  Gustasp, 
dem  Herakles   gegenüber.      Die    zvölf  Dienstjahre, 
«wülf  Hauptarbeiten  -,°7)  T  worin  die  meisten  Mythen  ül 
einstimmen  [die  Behrimpfuug  des  Neroäischen  Lowi 
Lernriischei»  Hydra  M>)  ,    des   Erymantischcn  Ebers; 
Hirschfang;,    die  Verjagung  der  Suraphalischtn   V- 
die  Reinigung    des    Augiasstalles  ;    der   Sticriun: 
Rauh  der  Russe  des  Hiomodcs  ;  die  Erbeulung  dt_-s  VVi 
geliä'iigs    der   Amazone;    der  Raub    der  Geryonsrinder; 


übt 


307)  Ueber  diese   zwölf  Hauptarbeiten  und  über  d. 
arbeiirn  des  Hercules  sehe  man  den  Hyginus  (  t'^b. 
im  I  XXXI.)  nach  ,  der  sie  in  der  Kürze  erz.ti 

308)  S.  unsere  Tafel  LVÜ.  nr.  3.     Ueber  die  Fabel   s. 
die  Schob  Hestod.  Theogon.  pag.  257  ,  wo  sich  auch 
doppelte  Ansicht  findet;  die  physische,  wonach  die  Hr 
das    verderbliche   Wasser   wäre,   oder   der  feuchte 
dtrschtag   der  wässerigen  Dünste  aus  der  Luft  , 
Gesundheil  schadtn,    und  die  ethische,  wonach  die 
kdpfire  Hydra  »las  prrsonificirte  Böse  wäre,  das,  so  si 
es  vertilgt  «erden  soll,  doch  immer  sein    Haupt 
erbebt.     Uebrigens  war  es  nicht  immer  ein  vieJköpl 
gt  s  Ungeheuer.      Die  Griechischen  D  neu 
x  r.:i  !Un|,  von  neun  und  nachher  von  mehrere', 
geredet;   s.  die   Ausleger   zum  Hy|  n.  fab.  XXX.  pjg. 
«d.  Siav.  und  Heyne  ad  Apollodor.  p.  I J5.     Auf  Griec 

»  n    Münzen    erscheint    die  Hydra   mit    sieben  Köf 
^nbeim  de  iis.et  pratst.  numm.  p.  230.),  und  so  at 
b  il  einer  Gemme  im  Mus.  Florent.  Tom.  I.  tab.  S7 
Bei  Marinte  ist  eine  Gemme  abgebildet  (T.  II.  pst 
tab.  75.),  wo  Hercules  drei  Köpfe  der  Hydra  opfert, 
eben  so  viele  sind  auf  unserer  patera  sichtbar.      Auf 
Reli-f  hingegen   (s.  unsere  Tafel  XXXVI.  nr.  3.)  tiUl 
wir  arbt  Kopfp  f   und  gerade  so  viel«  werden 
nobius  Proverb.  Centur.  VI.  20.  beigelegt. 


»M 

di*  Aepfef  pflücken  in  den  TTe*peridengärten  ;  rlcrHinab- 
ü  den  Hades  und  die  Rückkehr  mit  dem  Cerherus] 
weisen  nun  schon  in  Zahl  und  Art  auf  den  groften  Ar- 
beiter im  Thierkreise  hin  3W).  In  diese  Bildrrrvihe  ge- 
hurt auch  die  dreifach  verlängerte  Nacht  der  Eneugong 
des  U  »s,  gehören  die  sieben  Nachte,  in  denen  er 

die  fünfzig  Töchter  des  Thcspius  hcschlafr,  und  die  zwei 
and  fünfzig  Sühne,    die  er  mit  ihnen   zeugt  3:0).      Dahin 
en    die  l'hönicischcn  Sdiilfersagen  von  der  rothen 
isonneninsci  Lrvthia  (  Vrofs  Weltbünde  d.  Alten 


hat  elf  Dienstmannen,  die  ihm  getreu  sind 

'i  den  'l'od  ,  aber  hei  seinen  Brüdern  in  harter  Ge- 
liat'i  gehalten  sind.  LH"  Jahre  inufs  er  kämpfend 
durchziehen  und  mit  Riesen,  Halden  nrnl  Dra- 
chen  Mrtitcn,   che  er  im  zwölften  Jahre  sein«  Dienst- 

nen  erlösen  kann.  Aber  erjrergilsl  *\c  niemals  j  ganz 
eigentümlich  ist  et»  seiner  Sage,  daß  er  überall  und  im- 
mer an  die  Befreiung  setner  Dtenstmauuen  denkt,  wo- 
durch sich  der  ursprüngliche  Gang  des  Liedes  sehr  gut 
erkennen  tatst ,  dafs  es  eine  aliteutsche  IJeraklee  in  Bc«. 
»uj;  auf  den  Thierkreis  gewesen.  Sein  Urajenke)  Diete- 
tieb   von    Bern    hat   ah   standigen   Gegensatz   den   Kaiser 

i  r  i  c  h  ,  Ermenricli,  welches  der  persische  A  h  - 
riman  i»t ,  und  dessen  zween  böse  Kathgrber  Sihich 
und  Rihstein  ebenfalls  mythisch  sind.  Sibich  erinnert 
dem  Wort  nach  an  die  persischen  Dews,  so  wie  an 
Schiwa  und  T  y  p  h  o  n  ,    und  ist  mit  T  e  u  f  e  I ,   Z  a  u  - 

,  Dieb,  tief,  stumm,  taub  u.  s.  w.  und  mit 
all  diesen  Lnholdsworlern  verwandt.  Darum  heifst  er 
auch  der  Ungetreue,  hingegen  Berchtung  (der 
Glänzende)  von  Meran,  Wolfdieterichs  Lehrmeister, 
der  getreueste  Mann  auf  der  Welt  heilst,  dessen  Gleich- 
bedeutung  mit  Hiltebrant,  Dieterichs  Lehrmeister,  schon 
die   Brüder  Grimm   bewiesen  haben.     Die  beiden  alte- 

leutechen  Gedichte  u.  s.  w.  S.  69.    simtierkung  von 

•t  e. 


»10)  Apollodor.  IL  4.  9.    Diodor.  IV.  29.  ibiq.  Wettel. 


2DO 


p.  2i.)  ;    die  Sonnenrinder   des  Geryon  ,  noron  Stesicno* 
vus  in  der  Geryonis  gesungen  ,    und  die  alten  Logogi 
jihcu  Pherecydes  und   Hecaiaas   in    den   G< 
viel  zu  erzählen  gewufst  3tl);    euch  vermutlich  di 
Isncn  Mythen  rotn  Heiakies  Melamp  ^.  ohen 

pag.  22JJ  (V.)  und  von  seinem  Beinamen  Kynosa 
vrcifse  Hund  (Tzctz.  ad  Lycophr.  91.  Pausan.  I. 
Black  dem  Grundbegriffe  dieses  Halbgottes  ,  den  um  alte 
Zeugen  geliefert  haben  ,    können   vir  mit  einei 
Gewißheit  glauben,  daft  diesem  Tdecnhreise  jem-  " 
angehören  ,  renn   vir  auch  nicht  im  Stande  sind,  jaden 
einzeln  zu  erklären  3,J),     Dazu  würde  auch  Rath  verdec, 


311)  Pherecyd.   p.  109  cd.  Sturz,    und  Historicc.  graecc.  •»• 
tiqq.  frajinm.  I.  p.  50  seqq.     Nach  Hernjrnn  ist  G?r\ ■>» 
l  l  .   I  i'niln,  vntj  -,^-«v,  fjhulari)  der  i^rcikö; 
Fahler  von   Schiflermahrchrn  ,   und  also  eine  Art  • 
Fjip..i  i-i  männlicher  Gestalt.  Ich  denke  an  7^0;  um!--.--. 
d.is  Alter;  Und  Geryon  ist  sonach  der  Alicun  NiedergaaM 
|     1  Lande  Iberien) ;  und  weil  Geryon  von  den  Alte 

d< n  JkVinter  gehalten  ward,  so  erklare  .ich  de 
i  vom  Hercules  ,   der  Geryons  Rinder  raubt  ,    so:   die 
1  idhliagtsonne  gewinnt  dein  alternden  Winter  im  Lan 
der  Finstcrnifs  die  neuen  Jahreszeiten    ab.     Drei  an  der 
Zahl  waren  sie.   nach  alter  Jahreszahlung ,    beim 
kopfigen  Winter   (Geryon)   verborgen.      Die   Frtlr 
sonne  hat  sie  aus  Iberien  wieder  zurückgebracht  j   s.  un- 
sere Bride   über   Homerus  und  flesiodns  pag.  176  —  I 
Uttd  dazu  jrzt  die  Tafel  XL.  im  Bilderhefte,  mit  den 
merkungen  dazu  p.  2S. 

312)  Unlrr  die  Nebenarbeiten  des  Hercules  Erhört 
Bekämpfung  der  Centauren  (  Apollodor.  II.  5,  3  siq 
Unter  diesen  werden  Nessus,  Eurytion  und  andere 
seine  Gegner  genannt ,  auch  Dexamenus.  In  der 
rung  der  Bild«. r  p,  2<J.  habe  ich  einige  Nacbwrisungen  ge- 
geben ,  ura  die  verschiedenen  Erzilhlungsan.  n  diese*  Mj« 
lang    kenntlich  zu  machen.     Es  halte  verschiedene  Tr»- 


3  )l 


i'tcns  Hieroglyphen  lesbar  wurden,  und  wenn 
hären  alter  Astronomie  besäfsen.      Einer  der 


lien  dieses  Inhalts  gegeben,   und  so  ist  tlie  Erzählung 
latOrliclt  verändert  worden.    Hei  Sophoclrs  in  'Jen  Tra- 
linerinnrn  lernen  wir  die  Dejanira  als  des  OenensToch- 
?r  und  de»  He-rcules  Frau  kennen  (vs.  4o6  seqq.).     Den 
itauren    Dexamenus  lernen  wir   aus   dem  Seholiasten 
ichus  (Del.  i02.)  kennen.      Es  hatte  also  eine 
den  Inhalts  gegeben  :  Hercules  lüdtet  den  C.en«. 
turen   Dexamenus  ,    der  sich  der  Dtjanira   bemächtigt 
J  )»s  »jr  auf  den  Theatern  vorgestellt  worden,  und 
lalcr  haben  danach  Gemälde  gemacht.    Ein  Aehn  Liehet 
Kbrcihl  uns  der  .jüngere  Philo&lratiis  (  leon.  IV.  pag. 
■S  sq.  Olear.).    Gewöhnlich  sind  die  Vitsc ngimalde  C«i« 
en  5'  1'  h  i  9cenen  und  gröfserer  Malereien.  Ein  solches 
'  ild    stellt  uns  die  Tafel  LIV.   unseres  Bildcrhefls 
(vcrgl.  die  Erklärung  p.  £<h).    —    Die  Beant- 
»rtung  der  Prag«  ;  welche  Allegorien  diesen  Ccniauren- 
kmpt'ii    im    Allgemeinen    zom    Grunde    liegen    mögen» 
rurcie  uns  hier  zu   weit   führen,     ]\ur  die  folgende  Idee 
i\l\   ich    hier  miuheilen :    Payne  Knight   (syrobnl.   Lang. 
115.  «ler  in  Pferd  und  Pferd  menschen  das  Bild 

les  Wassers  sieht  und  im  Hercules  mit  mir  die.  Sonne, 
will  auch  im  Kampfe  derCcntaurcn  die  Bedeutung  finden: 
Es  sey  die  austrocknende  Kraft  der  Sonnenstrahlen  ,  die, 
indem  sie  auf  die  Sümpfe  wirken  ,  dvii  physischen  Procefs 
der  Faulnif.i ,  aber  ebemladureh  neue  Kürperhildungen 
veranlassen.  Für  den  vorliegenden  Fall  lafst  sich  davon 
besonders  Anwendung  machen.  Bura  ,  jene  durch  Erd- 
beben in  den  Meeresgrund  versunkene  Stadt  in  Achaia 
Partium.  VII.  25.  5.  pag.  333  Fac.) »  war  1ler  Schauplatz 
ieser  That.  Dort  verehrte  man  den  Hercules  Bural'cus 
las.).  Dort  war  der  Weideplatz  des  Dexamenus 
»voro  ßoizruTf, ;  Callimach.  Ded.  102.  und  daselbst 
;r  Scholiast).  Dort  war  also  Oeneus,  der  Mann  des 
rt  ns  ,  in  seinen  Pflanzungen  von  den  Kofsmenschen, 
:n  Bildern  der  wdden  Wellen  und  Morasie,  bedrohet 
irdet.  Er  konnte  den  Cenutireu  nicht  zum  Eidam 
ibro  wollen.    Hercules,    welcher  kurz  zuvor  den  Strom 


sprechendsten  Züge  im  Herakleischen  Mythus  ist  sein 
Hinabgang  in  den  Ha  das.  Dafs  diese  Begebenheit 
vielfältig  ausgeschmückt  war,  iäf&t  sich  leicht  denken. 
Das  Heraufholen  des  Cerbcrus  (Anollodor.  II  5  fin.) 
möchte  ich  aber  nicht  für  Zusatz  oder  INebensachc  hal- 
ten. Der  Hund  der  Unterwelt  war  gar  zu  wesentlich, 
ebenso  bedeutend  als  der  Wolf,  des  Amenthr*  Wach- 
ler ,  bei  <l^u  Acgypticrn  (s.  I.  Th.  p.  408.).  Auch  darin 
liegen  alle  Bilder,  die  wir  anderwärts  zu  bei  «'ihren  Ge- 
legenheit hatten.  Hier  nur  das  Eine,  dafs  schon  der 
Begriff  II  und  nnd  Diener  in  Beziehung  auf  die  Un«. 
tei\\<  It  (Hluhnltenii  Epist.  crit,  f.  pag.  177.)  sich  als  Ae- 
gv[»M>cli  erweisen  liefse ,  wenn  wir  beim  Einzelnen  ver- 
weilen kannten.  Denn  gerade  in  dieser  Arbeit  hiefs  er, 
nach  acht  Aegyptischem  Sinne,  Charopi  3a}%  wenn  Mir 


Achrlons  überwinden  mtiftte  ,  um  die  Drjanira  ,  des  Oe- 
neus  1  achter  ,  zu  ijcw  innen  (s.  Philostralus  a.  a.  O.  d.i. 
Harcuti  -.  der  im  Dienste  des  Wcinpflaiuers  die  wilden 
V hitheu  bändigte)  ,  besteht  auch  zum  zweitenmal  siegreich 
uVn  Kampf  gegen  den  Sohn  der  Wolke  ,  den  Wassermann 
Drxaiiiemis.  Hercules,  die  Sonnen  kraft ,  ist  der  Liebling 
dts  Wt-iutnannes  und  seiner  Tochter. 

3U>  Die  Beziehung  aufXflgWf  liegt  nahe,-  s.  oben  Th.  I.  p. 
4 17.  «428.  —  Dafs  Hercules  auch  gestorben  und  wieder 
aufgeweckt  seyn  soll,  habe  ich  oben  (1.  p.  36t  f.)  erör- 
tert ,  und  zwar  aus  orientalischen  Mythen,  Den  Ueber« 
gang  zu  diesem  sterblichen  Hercules  der  Griechischen 
Religion  (»eben  wir  in  der  Vorstellung  von  den  Kieiiidsia- 
tischen  idüern.  „  Der  dritte  Hercules,  sagt  Cicero  (de 
N-  D.  III.  16.),  gehört  zu  den  Idaischon  Dactylen  ;  ihm 
bringen  sieTodtcnopfer.  **  An  diesem  Dienste  hatte  Grie- 
chenland und  Italien  Theil  genommen.  Auf  einer  alt- 
Italischen  patera  sehen  wir  den  Hercules  hingestreckt 
liegen  ,  daneben  dei  Name  Erkle  und  x*ueat( ,  d.  i.  xoc"t 
den  Trankopfern  f  ü  r  die  Tod  t  e  n  ,  s.  meine  An» 
merk,  zu  Cio.  a.  a.  O.  p.  5S5.  und  den  dort  abgeführt« 
Leiui  im  Ssgj.  di  lirig.  Elrusc.  II.  p.  206  sqq. 


253 

gleich  in  andern  Beziehungen  zugeben,  dafs  dieses  Wort 
und  das  verwandle  %a[>on6±  zuweilen  eine  bestimmte 
Farbe  bezeichnen  mag.  Jezt  bemerkeich  noch,  dafs  er 
am;h  eine  Tochter  (haropos  hinterließt  (Plntnrch.de 
lstd.  pag.  36j.).  Also  der  Freudige  und  d'e  Freu- 
dige in  Bezug  auf  die  Unterwelt.  Dahin  gehört  auch 
der  U  a  m  p  f  in  i  t  dem  IIa  des  selbst.  Ob  ihn  Hera- 
kles Lei  Pvlus  gekämpft  hatte,  oiler 

„unitn  am  'Ihm  der  Todten" 
(*ieAristarchns  den  Homerus  fluid.  V.  3»;-.  \  erstanden 
hatte),  thut  nichts  zur  Hauptsache.  Eurlpidei  hat  den 
Sinn  des  Mythus  in  alter  Einfalt  gel'flfst,  wenn  er  in  der 
Alcestis  (XXIV.  846  seqq.)  den  Halbgott  mit  dein  Tode 
(Bäraro;)  kämpfen  Ihfst  (so  auch  /ädere;  s.  Heyne  ad 
Homer.  1.  I.).  Herakles  in  dieser  Eigenschaft  ist  eben 
Eins  mit  Mithras ,  der  im  Dienste  des  Orrnu/.d  seihst 
den  Hades  zu  nicht«  macht.  Dieser  '  leg  -wird  vom  Sol 
MTlctDS  alljährlich  gewonnen  >  tind  herrlicher  am  Schlüsse 
des  grof-   n  Welt  Jahres  <!1). 

Aber  der  de«»  Tod  bezwingt,  niufs  doch  finsterem 
Irrwahn  unterliegen,  und  zwar  zu  wiederholten  malen. 
In  einer  Haserei  wirft  er  seine  drei  von  der  Megara  ge- 
borenen Kinder  mit  denen  seines  Bruders  Iphiclei  ins 
Feuer  (Apcllodor.  II.  4.  »»•)•  F*.in  anderin.il  mordet  er 
grausam  seinen  Freund  und  Gast  Iphitus  ,fi).  Das  ist 
^»chem  t    dessen  Hand  von  den  bösen  Dews  geschwärzt 


314)  b.  I.  Th.  p.  707.  708.  745.  76t  f.  796  ff.  -  „So  kämpft 
Wolfdieterich  am  Ende  seines  Lehens  Nachts  mit  den 
Seekn  aller  derer,  die  er  je  im  Leben  erschlagen.  Es 
ist  ein  Geisterkampf,  ein  Kampf  mit  den  Unterirdischen, 
wie  d«r  des  Hercules.11    Zusatz  von  Mone. 

3li)  Diodor.  IV.  11  sq.  vergl.  Apoilodor.  a.  a.  O.  und  das. 
Heyne,  Vom  Epieharmus  hatte  man  einen  'H^bhAj-j  v-tzf«. 
<pefe«i  Fabric.  Bibl.  gr.  IL  p.  300  Maries. 


vir«],  oder  der  sich  etn  andermal  von  ihnen  bethüren 
Jofst.  Hoch  im  Vaterlai.de  der  Heraklet'schen  Religion 
selbst  kennt  man,  wie  oben  bemerkt,  zürnende  und  pe- 
riodisch rasende  Naturgottheiten.  Ja  bestimmt  einen 
furchtbaren,  schrecklichen  Herakles  hatte  Aegyplen.  Er 
Liefs  Maceris  dort  und  in  Libyen,  welches  gelehrte 
Sprachforscher  (Cochart  Geogr.  s.  pag.  Ü71.)  durch  den 
S  eh  rc  Uli  c  li  e  ii  erklären.  Noch  in  der  Unterwelt  ist 
sein  Schalten  seil  rechlich ,  und  die  (ihrigen  fliehen  vor 
ihm  (Odyss.  XI.  601  sqcj.).  Die  Bcthörung  des  Dschem 
durch  die  Tochlcr  der  Dews  ist  oben  erwähnt  worden. 
Wie  Salotno  ,  so  hat  auch  dieser  Heros  in  den  Sagen  der 
Perser  grofse  Flecken.  Aber  es  sind  auch  nur  einzelne 
periodische  Flechen  (vcrgl.  oben  I.  p.  671.).  Der  ewfgfl 
Preis  der  Nachwelt  bleibt  den  verklärten  Wesen  doch. 
Nicht  anders  ist  es  mit  Heraides  im  Hause  der  Lvdischcn 
Omphale.  Alle  uiesc  Mythen  sind  alte  Bilder  aus  dem 
Sonnenkreise  und  alte  Allegorien  periodischer  Störun- 
gen des  ge«ü"hnlichcu  Naturlaufcs ,  wie  oben  bei  di 
Apollinischen  Religionen  nachgewiesen  worden.  Abi 
auch  derOiient  ergriff  darin  die  siulitiic,  die  praktische 
Seite.  So  ist  der  Weibersklave  Herakles  ein  warnend* 
Beispiel  für  Monarchen.  Und  hat  wohl  eine  der  vielen 
Griechischen  Herahleen  einen  ernsteren  und  fruchtba- 
reren Wink  gegeben,  als  die  mythische  Geschichte  der 
Lydier  giebl,  wenn  sie  gerade  der  llerahlidendynastie 
in  der  Person  des  durch  Wciberschönheit  bethörten 
Handaules  durch  Weibesrache  den  Untergang  bereitet? 
Der  dienstbar  gewesene  Herakles  ist,  wie  bemerkt, 
auch  der  Dienenden  Trost  und  Stolz.  Er  ist  der  Skla- 
vengott. Dafs  auch  davon  der  Orient  schon  die  prak- 
tische Anwendung  gefunden,  wer  mag  dies  nach  d< 
Bisherigen  bezweifeln  ?  Dabin  gehört  auch  der  bedeu- 
tende Zug  ,  dafs  Herakles  einst  an  dem  blutigen  Alt« 
des  Königs  Busiris  als  Opfer  fallen  sollte  (Herodot. 


255 

und  daselbst  die  Ausleger)-      Eri  der  sonst  den  Tod 
nitlii  fürchtete,   hatte  die  Furcht  eine«  solchen  Tode« 
neclit.     Darum  ist  er  denn  auch  der  Reiniger  der 
e  vom  Menschenbilde.     So   erschicr.i    er  seihst   den 
willen  Sahinem    in  Italien.      Sie  hatten,    einem  Orakel 
bisher  Menschen  (<pü-vt^  )  geopfert.      Jczt  liam 
Herakles  und  setzte  ,    nach  hesserer  Auslegung  des  Ora- 
kels, welches  ffjiöxa,  Lichter,  verstoneten ,  einen  rei- 
neren Feuerdienst  ein  (Oionys.  Halic.  I.  i4<  Sieph.  Dys. 
leoiy.).     Eine  Sage,   die,   zusammengcutimmen  mit 
andern,  sehr[bemerhenswerlh  als  ein  Factum  alter  Reli- 
gjatOgetfchtchte  ist.     Auch  hier  alte  Itmipl't  sich  das  Sitt- 
lichere an  den  HerakleTscheu  Cultus  an.     In  diesem  To- 
tofoinnc  seines  Lebens,   als  Kampfer  und  Abwehrer  des 
ßöien,  führte  der  Halbgott  den  Beinamen  txoq. 

Sein  herrlicher  Flammentod  auf  dem  Ott«  ist  ricl- 
Wcht  auch  Dtir  mythische  Ausdeutung  Aegyptischsr 
m  giofsen  Wrltbrande  und  vom  Anlange  des 
:  Cyclus  nach  demselben  ( daher  der  Phönix  in  sei- 
end ajuf  der  Isistafel,  i.  oben  II.  p.  soS-).  Auch 
•o  diese  Hieroglyphe  legte  der  Acgyplischo  IViester  ge- 
*>fi  (dafür  spricht  der  Inhalt  der  ganzen  Religion  dieses 
»ollies)  den  Sinn  der  ethischen  Läuterung  und  Yerlilä- 
rnng.  Das  war  nun  der  Olympische  Herahlcs,  der  Hebe 
Gemahl  (Aputltidor.  II.  7.  7.),  dem  man  Güttcrchrc  er- 
weisen konnte  ,  wie  der  Perser  zum  Feruer  seines  ver- 
warten Dschemschid  betete.  So  wie  Herakles  der  höhe- 
^Q  Sonnenpotenz  Apollo  huldigt ,  da  er  bei  ihr  Orahel 
"°lt ,  und  sich  seine  Laufbahn  von  ihr  vorzeichnen  läfst 
'  M'ollodor.  U.  h.  a.),  so  wird  mit  dem  Feuertode,  der 
■Bei Sterbliche  an  ihm  vernichtet,  die  Aufnahme  in  den 
*eucrHreis  des  Yattu»  möglich,  und  die  Sehnsucht 
,e*Schauens,   wovon  die  Thcbaische  Legende  aus- 


^fci.auf 


immer 


gestillt. 


Ich  hotte  die  nur  hier  vorgestechten  Grunzen  über* 
schreiten  müssen,  wenn  ich  alle  Züge  dieses  formen- 
roiehen  Mythus  berühren  «reiten.  Die  bisherige  Verfol- 
gung des  Grundl'ddens  kann  genügen  ,  um  die  Wahrheit 
des  Salzes  zu  »eigen  ,  den  Porphyrius  theoretisch  auf- 
stellt, wenn  er  den  Herakles  die  Sonne  nennt,  und 
»eine  zwölf  Arbeiten  die  Bahn  derselben  durch  die  zwölf 
Zeichen  des  Zodiacus  (Porphyr,  ap.  Euseb.  Pracp.  Er. 
111.  11.).  Kbeii  BO  richtig  hat  Macrobius  (Saiurn.  I.  20. 
s.  oben  11.  pag.  2"JÖ.)  diesen  Grundbegriff  und  dessen 
unmittelbare  ethische  Folgerun  gen  in  den  Worten 
auflieferst  :  «  Siul  r»ec  Hercules  a  suhstautta  solis  alienus 
est.  Ouippc  Hercules  ea  etl  solis  potestas  ,  quae  hu- 
niano  generi  virtutem  »d  simililudiuem  praeslot  Ileoruni.  » 
I.s  war  Verkörperung  einer  Grundidee  des  allen  Sabhis- 
mus.  Das  Licht ,  aus  Gott  ins  Fleisch  geboren,  sollte 
in  der  Sterblichkeit  den  Golt  abstrahlen.  So  weit  noch 
g*T  nichts  Historisches.  Run  wurden  Honige  in  dieser 
Lirhtreli^ien  erzogen  ,  und  die  Sonnciiincnrnatiun  ward 
ihnen  als  Vorbild  vorgehalten.  Mit  neuen  ISamen  wur- 
den sie  dem  elhrScIitn  Sounendicnste  geweihet  ,  um]  d.' 
\  durch  gedeihet  zu  Lichtem  der  Völker.  Watben  un« 
Wehren,  wie  die  ewige  Sonne,  war  ihr  Gesetz.  Di* 
neuen  Namen  erhielten  es  im  Andenken:  Semphucrates, 
Khoresch  ,  Kandnules  und  wie  sie  alle  heifsen  mochten. 
Heilige  Symbole  blieben  in  Tempeln  ,  in  Sprache  ui 
Sage  sinnliche  Zeichen  ,  und  der  Sonnenspiegel  Dschem- 
stbid  war  durch  den  ganzen  Orient  zugleich  ein  ethi- 
scher Fürstenspiegel.  Jene  Dorischen  Volker,  die  aus 
Nordgriechen I and  her  in  die  reicheren  Gauen  des  Pelo- 
pounes  einbrechen  ,  trugen  die  Erinnerung  an  einen 
grofsen  Stamnfurstcn  in  ihrt  Geschtechtssagen.  Die 
Ansprüche  auf  den  Peloponne*  '.  .den  dadurch  geltend 
gemacht,  daf»  man  ihn  aus  dem  alten  Hause  von  Tirynth 
abstammen   liels.     Dort,  wie  in  den  ßöoti*chen  Thcbä, 


war  jus  orientalische*  Tradition  die  göttliche  Son- 
nen  Uralt  hüh  verehrt  worden,     Jczt,  nachdem  grofso 

^:tenll;^Nser  in  Sparta  und  in  andern  Staaten  des  Pe- 
loponnes  von  'jenen  Eroberern  gestiftet  wurden  ,  ward 
der  alt«  Gott  in  der  historischen  Giiechcnsnge  nationali- 
»irt ,  und  zahlreiche  Sänger  wetteiferten  in  Ucrakleem 
lade  so  erzählten  und  sangen  noch  zu  Cyrus  des  Jün- 
geren Zeit  die  Perser  von  ihrem  älteren  giofsen  Kho- 
rescb  (Xcnoph.  Cyrop.  I.  2.  1.).  So  ward  jener  Sern- 
Melkaith  ,  den  die  alteren  Mythen  und  Poeme  nach  dun 
Hellenischen  Grundtrieb  aus  den  Sagen  des  Orients  poc- 
tisch  ausgebildet  halten,  immer  Hellenischer,  Dorischer. 
Dieses  nicht  blos  ganz  menschlich,  sondern  auch 
ganz  Griechisch  gefaf»tc  Wesen,  Herakles  genannt,  be- 
n>it  fcich  der  Phantasie  des  Griechen  -  und  Reimer« 

Volkes  so  ,  dafs  es  im  öffentlichen  Colin«  jenen  hohen 
S«»nncn  -  und  Jahresgott,  der  höheren  Vorstellungen 
nicht  einmal  zu  gedenken  ,  fast  ganz  auslöschte.  Und 
so  mopsten  denn  am  Ende  freilich ,  nachdem  das  Abbild 
in  Tielem  dem  Urbild  unähulich  geworden,  Philosophen 
and  Historiker  der  Alten  eine  Mehrheit  von  Herakien 
anerkennen  3,Ä). 

In  diesem  rein  poetischen  Sinne  der  Hellenen  hat 
Butt  mann  (über  den  Mythus  des  Herakles,  Berlin 
1810.)  diesen  Fabelkreis  als  Allegorie  aufgefafst.  Es 
•wundert  mich,  dafs  er  es  verschmähte,  bis  zur  Quelle 
zurückzugehen  ,  zumal  da  er  die  historische  Erklärung 
solcher  Mythen  so  gründlich  widerlegt.  Nach  eigener 
l  ebersengnng  und  nach  Anleitung  dc9  treuen  und  ge- 
lehrten Herodotua  habe  ich  Letzteres  vorgezogen.  Da- 
bei  roufstc   es   im  Einzelnen    von    den  Butlniannischen 


3|6)  S.  Cicero  de  N.  D.   TU.    16.   p.  551  f.  unserer  Aussähe, 

*o  «las  in  den  Noten  Bemerkta  nachzulesen  ist. 
II.  in 


Begriffen  sehr  abweichende  Resultate  geben.  Doch 
Menn  der  Weg  nach  dein  Orient,  dem  Yatcrlaude  des 
höheren  Snbäismus,  offen  bleibt  —  und  das  ist  ja  ,  Ter« 
stehe  ich  ihn  recht,  auch  Liuttmanns  Meinung  —  so  la'fst 
sich  auch  bei  einzelnen  Abweichungen  unter  Wahrheits- 
liebenden Vereinigung  hoffen. 

Min  R  Cichblich  auf  alle  Incarnationen,  die 
wir  bisher  durchlaufen  haben  ,  zeigt  uns  im  Wesent- 
lichen Einen  Haupibcgriff :  Jede  ist  Ausilufs  aus  eim-t 
höheren  Putenz  ,  und  jede  wird  iu  dieOuellc,  wovon  sie 
ausgegangen,  wiederaufgenommen.  Allenthalben  offen- 
bart sich  auch  dos  göttliche  Wesen  hauptsächlich  in  der 
Sonne,  und  die  Epiphanie  ist  nichts  anders  als  Ent- 
Ifiebelang  des  Sonucniahrcs.  Hierun  lutünft  sich  der 
didanhe  aller  W.>hkhaten  ,  die  der  Mensch  der  Natur 
^erdanht.  Auch  ging  vom  Somienjahr  alle  Zcircinthei- 
lung  und  biii 'gerliche  Ordnung  aus.  Daher  jeder  dieser 
Sonnengötter  seinem  >  ollic  das  verkörperte  Jahr,  Jah- 
resnnhlthat  ,  Jahresregent  und  großer  König  ist;  eben, 
dadurch  aber  auch  natürliches  Vorbild  und,  genealogisch 
gefafst,  Sl.iiuinherr  der  nationalen  Königsrcifie.  Zwar 
ibt  in  jeden  einzelnen  Cult  das  hürpei  liehe  Sonnenjahr 
in  einem  verschiedenen  Moment  ergriffen,  der  dann  im 
Festgebrauch,  in  Lied,  Gebet,  bymbul  ui»J  MmIius  yo 
herrscht.  Doch  bricht  der  Grundbegriff  allenlbalbc 
Mieder  hervor ,  und  hnfipft  zwischen  den  einzelnen  Son 
nengöltern  vert-chiedene  Verwandtschaften.  So  ist  z. 
der  l'brygische  Atys  zuuä'chst  zwar  die  unreife,  scliwa- 
<  h»-  Sonnt,  und  daher  auch  erster  Gallos,  Eunuch,  der 
]'\  Mische  Aduu  aber  die  überreife,  ermattende  Sumic 
nach  der  Sonnenwende;  aber  wie  viele  Verwandtschaft 
zeigt  sich  gleichwohl  nicht  zwischen  Beiden  und  zugleic 
mit  dem  PhöuicUchen  Esmun  !  Mithrus  ist  zunächst  de 
grofte  Besaamei  ,  die  eröffnende  und  zeugende  Son 
und  das  ätherische  Liebesfeuer;  Herakles  abirr  die  starb 


2jg 

und  ordnende,  eintheüeude  Sonne,  die  ernannte  Gottes- 
le  aber  sind  in  Begriff  und  Namen  der  un- 
überwindlichen Sonne  als  kämpfende  Jahresgötter 
im>i-<t  verwandt.  Ilorus  -  Apollo  ist,  wie  auch  der  Ae- 
gyp  ame  sagt,  eigentlich  die  schone  Sonne,  der 

^ott  in  Tollem  Jugendglanz,  aber  Herakles, 
tler  ringende  Gott,  greift  auch  nach  dem  Dreilul's,  theilt 
J  a  b  r  und  Wo  istagung  mit  ihm  ,  und  wird  zuletzt  der 

;;  jungen,  schönen  Hebe  zugesellt,  Und  so  zieht 
sich  «in  verwandtschaftliche!  Band  /'urch  alle  diese  We- 
sen, das  hie  im  Symbol  und  Festgebrauch,  und  selbst 
in  der  höheren  Steigerung  ihre»  Begriffs  durch  die  My- 
sterien unter  einander  verbindet.  In  Betred'  des  Letz- 
teren dai  t  man  nur  an  die  Milhriaca  erinnere  ,  die  sich 
in  Vorderasien  mit  dem  Dienste  des  At\s  ur.d  der  <  - 
I«  und  durch  die  Sabazicn  mit  dem  Gült  des  Dionv-us 

sfiQpltcn.  Hier  ist  jeder  dieser  Götter  aus  eineni 
Führer  der  Sonne  durch  den  Jahresltreis  zum  Seelcn- 

rer,  zum  Herrn  des  Lebens  und  des  Todes  er- 
höh 


Jeder  dieser  Götter  hatte  auf  Erd  en  seine  Beprä- 
aten ,   und  gab   Bönif,sgeschlechtern   oft  in   langer 
Zeitfolge  Vorbild  und  Namen.     Atys  hatte,   wie  wir  sa- 
hen,   in  Lydien   seine   Al)aden,   Milhras  halte    Gesetz- 
geber in  Acthiopien  zum  Abbilde,  die  Bels  in  Babylon 
hatten  den  Bei  des   Himmels   zum    Vorbilde,    Ormuzd, 
der  Lichtgott,  ward  in  Dscheroschid  und  nachher  in  der 
ganzen  Itajanidcnrcihe  abgestrahlt.    Der  Hcrahtiden  v»ar 
i  üfiie  Zahl,  in  Aegypten,  Lydien,    Hellas  und  Ita- 
lien, jener  sogenannten   Indischen  und  Sc\thischcn    gar 
einmal  zu  gedenhen.      Wollten  doch  auch  noch  in 
der  neuen  Welt  PeruVKönigc  SonncnliinJcr  seyn.  Auch 
die  Bacrhiaden  von  Corinth  Maren  Herahliden.     Doch  in 
diesen  Stamm  muffte  Hcral.lcs  sich  mit  eiuem  Bacchis 


U'ji> 


theilen317).  Auch  der  Böotische  Stadt hünig  M  eli  her- 
tes  (Melharth)  War  von  Bacchus  Amme,  Ino,  geboren. 
So  nahm  der  I  riumphirende  Gott,  Tun  Indien  her, 
mben  dem  kämpf  enden  Gott  in  der  Büotischen  Thebii 
Platz,  das  verhör  peile  ,  schallende  Freudenjahr 
nebcu  dem  unüberwindlichen  Jahre  der  Sonne. 
Jedoch  vom  Jubclhönig  Diunysus  bann  erst  im  Verfolg 
gehandelt  werden,  liier  bemerken  >\ir  nur  ,  daft  auch 
ilin  llcrodotus  iu  einer  der  llauplstellcn  über  die  Asia- 
tischen Gollheilcn  (III.  0.)  durch  den  Namen  Urotal 
an  die  ganze  Beilie  der  Licht-  und  Sonnengötter 
anltnüplt,  wovon  jener  entlehnt  ist  (s.  YVessel.  ».  a.  O.). 
So  hiefs  Dtonysus  bei  den  Arabern.  Dieselben  nannten 
ihn  Dusares  d.  i.  ihren  Haus-  und  Landes  hünig 
(Hesych.  s.  v.  ihiq,  Intcrprr.).     Auch  die  Jonier  verein  - 

Das  wollte  der 
unter  welchem  Dardauus 
ihn  nach  Jonien  gebracht  hatte  (Arislotel.  Polit.  III.  10. 
pag.  1 «s 6  ed.  Schneider.),  und  den  die  Mcgarcr  in  dem 
Stifter  ihres  freien,  jährigen  Wahl  regiments  und  in  einem 
IK-ioendcohmalc  fortpflanzten  (Pausan.  Afüe.  ca: 
§.  3.).  Das  Bild  jenes  Acsymnus- Diunysus  hatte  Darda- 
uus vom  Zeus  oder  vom  Herakles  emp langen  (Pausan. 
Achaic.  cap.  io,.  §.  3  sq.).  Also  auch  hier  ein  aus  höhe- 
rer Gottheit  emanirter  Herrgott.  Alle  drei  Herakles, 
als  Idäischer  Dactylus,  Dionysus  und  Dardauus  ,  führen 
uns  vom  Phrygischen  Ida  zu  Jen  Religionen  vuu  Car- 
thago  und  von  Samothrace  hinüber. 


ten  ihn  als  König  und  Wahlherrn 
Käme  Acsyninctes   sagen 


3l7)  Vergl,  Diotlor.  Fragmin.  \  I-  Toni.  II.  pa^.  635.  und 
selbst  Wessiliug.  Pausan.  IL  4.  V.  17.  und  dastlbbl 
Ausleger. 


>nhang  zum  vierten  Capitel. 

der      Religion     C  a  r  L  li  a  g  o  '  s. 


§.     .. 

ifcyschc    Reli;;i«nselcmente. 

)r  wir  nun   zur  IJeirnchtung   der  Carthagisch-Pt*. 
iRcliginn  übergehm,  müssen  wir  noch  mit  Einem 
le  der   Libyschen    Heli^ion   oder  der  Religion   der 
Heben  Küste  Africa's,  welche  von  der  Phönieischen 
ßftfl  der  Carthager  wohl  fcu  unterscheiden  iat  ,    ge- 
31A).      Nach   der  Hatiptstclle  dos    llcrodotus    IV. 
.  die  Elemente  dieses  Libyschen  Cultus  Sonne 
und,  deren  Verehrung  unter  alten  Libyern  llerr- 
sey ;    die  um  den  Tritousseo  wohnenden  verehr- 
ich  den  T  r  i  t  o  n  und  Poseidon,  und  vorzüglich 
hone,   welche  hier  Tpi  royivtiot   hiefs  (s.  Heyne 
llodor.  I.  jiüg.  397.),  weil  sie  am  See  Triton  ,  wie 
ye  meldete,  gehören  war  3l1).      liier  er-. 


ch  die   Carlhnger,    odi  r  vielmehr  Carlhajo'g 

•  r,  die    ,  1,   gc  wisset   Localgattheiten ,  die 

bei  ibri  ••  Ankunft  an  dvr  Libyschen  kiiste  vorfanden, 

lleligion  auTgcuommen ,  hr-.i  sich  wohl  schwei- 

1.     Und  einu  solche  Verschmelzung  von  Car- 

.  und  Libyschen  religiösen  Iure»  m  niste  um  so 

,    iIj    l'lioimier   und    Libyer   sich   an 

uneben    Onm    zu    Kineni   Volke   vereinigten,    Liby- 

genannl ,  welche   tlornz   mit  den   Worten 

te  rp«  Poenus  l><  zeichnet;  ?.  Miltner  die  Rel.  der 

1    p.  67.  Bebsi  tit  >s< :.  schriftlichen  Zusätzen. 

b  scheint  Dinnysus  od<  r  H.icchus  dort  verehrt  wor- 
lic-n  ^u  btyn  ,  »1a  Eustüthius  mr  Odyss.  X.  3,  p.  HH  supr. 


scheint  die  hriegerUche  Jungfrau  zuerst ,  mit  dem  Zie- 
genfell oder  der  Aegide  ausgerüstet ;  und  hierin  liegt 
gcwifs  eine  Wurzel  des  ganzen  Athenischen  Dienste» 
der  Pallas  Athene,  worauf  auch  Herodotus  hinzu» 
deuten  Geheint,  wenn  er  den  Ursprung  der  Griechischen 
Palladien  und  Acgiden  nach  Libyen  verlegt  (IV.  189.); 
womit  jedoch  nicht  gesagt  seyn  soll ,  dafs  diese  Libysche 
Jungfrau  die  feine,  ausgebildete  Athene,  die  auf  der 
Acropolis  zu  Athen  verehrt  wurde,  gewesen  sey.  Der 
Schild  dieser  Libyschen  liriegsgültin  war  das  wilde  Zie- 
gcnfcll,  und  die  Gazelle  das  ihr  geweihete  Thier;  so  wie 
denn  daher  überhaupt  Gazellen  feile  zur  kriegerischen 
Tracht  der  Libyer  gehörten  ;  und  Fluten  aus  Gazellen- 
Imochen  oder  Lotusschalmeien,  die  Attribute  dieser  Mi- 
nerva,   ertönten   in  ihren  Tempeln   (s.  Kayscr  ad  Phi- 


BasiI.  riner  Sladf  des  DJnnysns  in  Libyen  gedenkt:  if 
ir»{/i  r»Jv  Aifli'ifv  trexat  rt^artvo'jrat  Atovt/ffou  w£Xn>  intä% 
t/sjtynii  r;-j  axJtpV  J£fU&tJV  iü;  jUfdrtrrzyuJWfft  Diese 
Sage  von  einer  B.icchns?ladl,  die  von  ihrer  Stelle  weicht, 
l.ii-i  vf.rscbiedone  Erklärungen  7ti.  Einmal  könnte  Jemand 
an  die  .Zelle  von  Nomaden  denken  ,  die,  wenn  sie  heute 
an  einem  Llgerplatx  nrg^ii^chc  Feste  begehen,  morgen 
wieder  wo  anders  sind  j  oder  es  könnten  die  Libyschen 
Onscn  verstanden  werden,  welche  von  herrlichen  FrUch 
ten  (  DinnyM!sä|)feln  ,  |jujA«t  AftioVsu)  prangend,  in  d 
proTsr-n  W  ÜSta  l>  iebt  verfehlt  werden  können;  oder  tn 
lieh  könnte  vielleicht  ein  Caravuueimiylhus  dat  unter  lie 
gen,  womit  jene  Meteorphanoinene  der  Wüste  bezeich- 
net wurden,  die,  der  Kala  Margana  zur  See  ahnlich,  al- 
Jfrlei  wunderliche  LuJigebitJe  votf  Hluern ,  Schlössern, 
Feuer  u.  dergi.  vor  Augen  stellen.  Dort  in  Libyen  sollte 
auch  Bacchus  ein  Ungrhenr r  mit  fünfzig  Köpfen  ,  Campe 
(Ka-in;)  genannt,  erlegt  haben  iDmilor.  IlL  "1.  Nonni 
Dionys.  XVIII.  vs.  232.).  Ueber diesen  letzteren  Mythus 
bibe  ich  r.ti  Cicero  de  N.  D.  1IL  23.  p.  620.  mehrere  Be- 
merkungen niedergelegt. 


ir* 


t 


.-^mm.  p 
sehen  OpKa  ("O/j-a,  ''Oyxa)^  welche  durch.  Cadmus 
nach  Theben  in  Bö-tien  gebracht  <x)  und  dort  verehrt 
wurde,  nicht  unähnlich  gen  esen  seyn.  Auch  dort  war 
rauschende  ,  lärmende  Flöte  —  vielleicht  durch  die 
Phönicier  mit  dieser  Göttin  und  ihrem  Cultus  dorthin 
yerpflanzt  —  das  herrschende  Instrument,  dessen  Töne 
in  den  Tempeln  und  bei  Festen  zu  Ehren  der  Göttin  er- 
schallten. Freilich  verwarfen  die  feineren  Athener 
nachher  die  Flöte  •*-'),  nnd  wählten  dafür  das  sanftere 
und  anständigere  Sftitünspicl.  Aufser  dieser  lärmenden 
TempelmusiU  hatten  sie  in  ihren  Tempeln  ein  Geschrei 
(6Ä  ein  Freuden-  und  Trauer-  oder  Klage- 

icbrei,  wie  es  in  vielen  Tempeln  des  Altei  thums 
choll ,  und  welches  nach  Herodots  Meinung  (IV.  »89.) 
Ver  zuerst  statt  gefunden  32?).  Nach  diesem  Allem  müs- 
sen wir  wohl  in  diesem  Libyschen  Cultus  einerseits  einen 
Baalsdienst,  rohen  Sabäismus  und  Orgias- 
tnos,  wie  wir  ihn  zum  Thcil  schon  in  Vorder3sien  ge- 
sehen haben,  danchen  aber  auch  andrerseits  Erd-  und 
Wasser  etil  t  u  s  cihennen. 


S.  Pausan.  Hopntic.  cap.  12.  In  Theben  ward  auch  nach 
ihr  ein  Thor  das  ünkSischc  gtnannt. 

I)  S.  Büttiger   über  die  Erfindung  der  Flöte»  im  Attischen 
Museum  I.  2.  p.  3i[/  t\     Mehrcres  hiervon  in  der  Folge. 

Vtm  den  Schlachlop fern  bemerkt  Herodolus  IV.  18S,  dafs 
ihnen  br  im  Sehlachten  der  Kopf  aufwart«  gebo- 
'4  t  n  verde. 


Religion    de»    Carthagei 


$.     a. 

Vorerinnernng. 

Hier  mufs  vor  Allem  der  Umstand  berücksichtigt 
■werden,  dafs  die  ganze  Literatur  Carthagos  verloren  ge* 
gangen  ist.  Mag  auch  gleich  dieselbe  im  Ganzen  weni- 
ger bedeutend  und  veikältnifsmäfsig  weniger  zahlreich 
genesen  seyn  ,  als  bei  andern  gebildeten  Völkern  des 
Alterthums  ^)  ,  indem  der  Geist  und  die  Thaitig- 
lteit  dieses  Volkes  mehr  auf  das  Praktische  und  auf 
Handelsiutercssen  gerichtet  war  ,  so  ist  und  bleibt 
doch  immer  dieser  Verlust  sehr  empfindlich,  da  wir 
uns  jezt  theils  aus  den  Nachrichten  ihrer  Feinde  ,  der 
Homer,  theils  aus  den  spärlich  zerstreuten  Notizen  bei 
Griechischen  und  andern  Schriftstellern ,  zum  Tb  eil 
aus  ganz  spater  Zeit,  ein  freilich  unvollständiges  Bild 
des  alten  Carthago  zusammenstellen  müssen.  Den  wich- 
tigsten Dienst  leisten  uns  aber  die  Münzen  ,  welche  in 
beträchtlicher  Anzahl  in  Afiica  ,  Spanien,  auf  den  In&eln 


323)  Dü!s  Hie  Römer  im  eroberten  Carlhago  Bibliotheken 
gefunden,  bezeugt  Cicero  de  Orat.  I,  Sie  schenkten  sie 
den  einheimischen  Numidischen  Fürsten,  und  behalten 
nur  Mjgo'o  Bücher  von  der  Landwirthschafl,  Pliu.H.N. 
Will,  j.  Juba,  welcher  viele  Werke  schrieb,  tnt- 
lehnte Seine  Nachrichten  zum  Tbcil  aus  Carthagischen 
Schriften.  Ainmiau.  Marccllin.  XXII.  15.  Auch  Philo- 
sophen aus  Griechenland  hielten  sich  inCarthago  auf  und 
gaben  Unterricht.  Jambltchus  nennt  mehrere  Pylhago« 
s.  r.ilineii  Bibl.  Gr.  p.  826  Ilarles.),  einen  Stoiker, 
h  riltua,  und  Andere.  Einen  Akademiker,  den  berühm- 
ten r.hionuchus  ,  führen  mehrere  Zeugnisse  der  Alten 
als  einen  Cjitüd;;cr  an.  4us  MürUcrs  sc/iriftliche/t  S^. 
sätzen. 


m: 

ten 

:«- 


*65 


des  Mittel meers  und  anJcrwäi ts  gefunden  worden,  und 
auch  gräfstentaeila  mit  einiger  Schrift  versehen  sind,  In« 
scriptionen  sind  weniger  vorhanden  Sii).  Dazu  Kommen 
noch  einige  Verse  im  Pöuulus  des  Plautua  ,  wo  ein  Pu- 
aier  aultritt  und  in  seiner  Landessprache  redet.  Man 
»ehe  hierüber  :  Bei  I  er  ma  n  n  Versuch  einer  Erklärung; 


der 


.!< 


unischen  Stellen   im  Pünulas  de»   Flautus,    in  drei 

rammen  i  Berlin  i8o8.     Derselbe  hat  auch  zu  einer 

Erklärung  der  vorhandenen  Phonicischcn  und  Punischcn 

Münzen   in  vier  Stücken  (Berlin  1812  —   1816.),    worin 

er  bereits  siebenzig  Münzen  beschrieben   und  erläutert 

hat,  den   Anfang  gemacht.      Die   übrige  Literatur   über 

Phunicische  und  Punische  Münzen,  Inschriften  u.  dergl. 

findet  sich  ebendaselbst  1.  St.  pag.  3i  —  3:j.  angegeben. 

biegen  verschiedenen  Schriften   ist  das  noch  neulich  er- 

i.ene  "Werk  des  Prälaten  Onorato  Brcs;    Malta  an- 

tica  ii  co*  muoumenti  c  coli'  istaria,    Roma  1816. 

4.  heizuf'_ 

Es  genügt  mir  hier  um  so  mehr  eine  kurze  Andeu- 
t&jg  ,]fi'  in  dieser  Religion  vorherrschenden  Personi- 
nen  und  Gebräuche  ,  da  die  Schrift  von  Munter: 
l'ie  Religion  der  Cartha ger ,  Ropr-nhngcn  »816. 
WO  Lesern  dieser  Symbolik  nicht  unbekannt  ist.  Sie 
,viul  nächstens  in  einer  neuen  vermehrten  Ausgabe  er- 
•cheinen.  Der  würdige  Verfasser  hat  mich  durch  einige 
n*i«l«.chrift  liehe  Miltheilnngen  in  den  Stand  gesetzt,  von 
1  neuen  Zusätzen  schon  jezt  Gebrauch  machen  za 
Wnncn.  Man  wird  erwarten,  d.tfs  ich  hauptsächlich  ihn 
*um  l  uhrer  wählte. 


*2))  FUil-rrnnnn  Bemerkt.  Über  Phöuic.  und  Pnn.  Münzen 
I.  St.  paz.  32.  zahlt  in  Allem  fünf  und  vierzig  Phönicische 
und  Punische  Inschriften.  Die  verschiedenen  Münzen 
mögen  sich  auf  einige  hundert  belaufen. 


2CG 


f.    3. 

Grundrifs    der    Carthagischcn    Religion. 

Wenn  also  gleich  unsere  Kenntnils  der  Religion  de* 
alten  Cartbago  aus  den  angegebenen  Gründen  »ehr  man- 
gelhaft und  unvollständig  seyn  mufs,  so  können  wir  doch 
mit  ziemlicher  Bestimmtheit  behaupten,  dafs ,  wie  die 
Sprache  im  Ganzen  Phonicisch  war,  auch  die  Religion 
mit  der  des  Mutterlandes  im  Wesentlichen  übereinstimmte, 
und  gleich  jener  Sternen-  und  Feuerdienst  war; 
womit  jedoch  mancherlei  Verschiedenheiten,  die  in  lo- 
calen  und  andern  Verbältnissen  ihren  Grund  haben, 
nicht  ausgeschlossen  sind  (s.  Munter  a.  a.  O.  p.  5.  6.  8.). 

Auch  hier  finden  wir  dieselben  allgemeinen  Namen 
für  die  Gottheilen:  Elim,£ljonim  und  Fljonoth, 
Baal  und  Baal  a  ih  ,  Mclech  und  Malcath,  Don 
(Adon).  Insbesondere  aber  verehrten  die  Carthager 
die  Sonne,  als  das  erste  Princip  der  Natur ,  als  die  er- 
zeugende Kraft,  unter  dem  Namen  Baal525)  oder  Mo- 


325)  Eine  alle  Phünicische  MUnze  bei  Dutcns  und  Payne 
Knight ,  welche  die  Inschrift  Baal  Thurz  hat,  zeigt 
einen  Gntt,  wie  den  Griechischen  Juppiier,  auf  dessen 
Thron  ein  Orhstnkopf  erscheint.  P.  K night  erinnert  an 
Pluturchi  Sylla  cap,  17:  ©ei?  yif  «  ♦«Vihh  "■>!'■>  ßoü*  **- 
Xeuctl  „denn  die  Phönicirr  nennen  die  Kuh  Tb  o  r"  ,  und 
vergleicht  den  Thor  der  Scan  d  ina  v  ie  r,  der  auch 
vom  Stier  seinen  Namen  führte,  und  dessen  Bild  zu  Up- 
«ala  einen  Stierkopf  hatie ;  s.  Inq.  into  Ült  symbol.  lang, 
f.  31.  p.  22.  Uebrigens  sehe  man  über  den  Carlhagischen 
Baal  Munter  a.a.O.  p.  8  fT.  Ebenderselbe  p.8.  macht  am 
«ms  Augustinus  und  Eusebius  mit  einem  andern  Namen 
dtetea  Gollcs  bekaniit:  Beclsamen,  d.  i.  Herr;  e. 
Bellermnnn  üIjt  die  Punischen  Fragmente  etc.  H.  p.  26. 
Minerva  Belisama  aus  einer  Kölnischen  Inschrift 
bei  Seiden  de  Diis  Syrb  png.  171.  führt  clyenfrllö  .VjUnter 
in  pnjr.  dt. 


\fi1 


lorh  —   nUo  einen  Sonnengott,   beklier  seine  Tempel 
and  Bildsäulen  Latte,   in  denen  er  auf  Stalten«  V 

stellt  and  verehrt  wurde,  wie  der  Moloch  der  Ca- 
nanitischen  Stämme,  von  dem  uns  die  biblischen  Urkun- 
den Nachricht  geben.  Er  wurde  mit  solcher  Scheu  zu 
Carlliago  verehrt ,  dafs  man  seinen  Namen  liaum  auszu- 
sprechen wagte  32A).  Gewöhnlich  nannte  man  ihn  blos 
den  Alten  oder  Ewigen  (s.  Munter  p.  10.),  während 
die  Griechen  ihn  IC  pöj'05,  die  Römer  Saturnus  nann- 
ten- Hiermit  bann  man  noch  die  Stelle  des  Job.  Lydus 
de  raenss.  cnp.  9.  p&g.  a5.  verbi:iden,  welcher  erzählt, 
dafs  die  Aegyptier  und  Chaldäer  den  sieheDten  Tag  dem 
Phä'non  (QaLvovxi)  geheiligt,  mit  welchem  Namen  sie 
das  höchste  Gestirn  bezeichneten  ;  die  Griechen  halten 
es  Kpdi'o;  gei.annt  (xotö  j:  i  v  S  toXoyiav ,  setzt  er 
hinzu),  der  Etymologie  nach  sey  es  Aietxo^c ,  d.  i.  der 
in  Jahren  volle:  —  olortl  itkri(>rt  *cu  piaxbv  ixtür, 
«i'ii  fov  uaxQaLt;  va.  Durch  diese  Stelle  erhalt  auch 
Cicero  (de  Nat.  D.  II.  20.  pag.  ?B5.)  Licht ,  wo  er  sagt, 
daf»  der  Tlancl  Saturn  von  den  Griechen  Q>alv<av  ge- 
nannt werde.  Sollte  nicht  dieser  PhSnon  mit  dem  Dia- 
nes oder  I'henes  der  Orphihcr  ,  welches  man  als  den 
Ewigen,  Aeltcren  deutet,  und  demnach  auch  mit 
dem  Carlhagischen  Gott ,  der  unter  ähnlichem  Namen 
-verehrt  ward  ,  für  einen  und  denselben  Gott  zu  nehmen 
sejn  ^)  ? 


Diesem  Baal,  als  Sonnengott,  waren,  wie  ander- 
Ti.jits,  die  Rosse  geheiligt,  deren  Blut  auch  wohl  an 
seinen  Altären  üiefsen  mochte  (s.  Munter  p.  i3.  Not.  24.). 
Von  anderu  Beziehungen  des  Bosses  s.  unten  Not.  3.'»i. 
Zu  den  dem  Somiengotte  geheiligten  Thieren  scheinen 
überdies  noch  die  Elepbanten  gehurt  zu  haben,  in 
so  fern  sie  nämlich  auch  in  Verbindung  mit  dem  Dienste 
des  Juppiter  Amrnon  gestanden  haben  ;  denn  die  Münzen 
des  Bönigs  Juba  Ton  Mauretanien  zeigen  den  Amnions« 
Kopf  auf  der  einen  und  den  EJcphanten  auf  der  andern 
Seite;  s,  Eckhel  Doctr.  N.  V.  IV.  p.  i5/|.  &). 


andern 


328)  Dafs  die  Elepbanten  religiöse  Tbiere  waren,  die  Sonne 
und  Mond  anbeteten,  und  sich  beim  N  umändern  einem 
Maureianisclienttus.se  reinigten,  sind  Behauptungen,  die 
»ich  bei  Aelianus  Hist.  Anim.  VII»  4-i,  Plutarchus  de  soU 
lertia  anim.  p.  972.  Plinius  VIII.  I,  aus  einer  Schritt  de« 
Königs  Juba  rinden.  Auf  Lyc-  eben  KönigsrriUnzcn  von 
Antiochns  I.  sehen  wir  einen  D  r  e  i  fu  fs  neben  den  Ele- 
p  li  a  n  1 1  n  k»  p  l'e  ;  &.  Cuper  de  elephaniia  in  nuniij  oh« 
viis  p.  6J.  Diese  Verbindung  deutet  auf  etwas  Religiöses 
hin,  wenn  gleich  Eckhel  D.  N.  V.  III.  p.  2t0.  die  i  - 
piianten  auf  den  Münzen  des  Antiocbus  Soter  von  dem 
Ni'j;e  herleiten  will,  den  dieser  König  «lurch  sie  Ober  die 
Gallier  erhielt.  Im  AegypiiscbenThierdicnste  findet  sieb 
von  Elepbanten  keine  Spur;  erst  später  unter  den  Ptolc- 
maern  fingt  die  Mauplbcklüduiig  der  Königinnen  mitExu- 
v»eja  von  Elepbanten  an.  In  Indien  hingegen  waren  sie 
Gegenstand  der  Verehrung  und  Symbol  der  AVtislieit  und 
Kliißhttt;  daher  der  Gott  G  a  n  esa  stets  den  Elepbanten- 
kupf  fübrl  (s.  Symbol,  f.  Tb.  p.  5S6.  612.  647.).  Dafs  in 
Libyen  die  Elephaiitcn  lebe  geachtet  wurden  ,  beweiset 
der  Umstand,  dafd  dia  auf  der  Jagd  getödteten  prachtig 
und  unter  Abtttngung  von  Hymnen  begraben  wurden;  s. 
Kl ..>  iigini  leett.  ami<i<|.  pag.  !0:6.  Dicht«  man  sich  viel- 
Itticbt  die  Jagd  und  das  Begraben  des  Thieres  als  ein 
Ppfer«  der  Gottheit  dargebracht '.'  Aofeardem  ist  es  auch 
bekannt ,  dafs  der  Elepbantenkopf  das  Wahrzeichen  von 


3C9 

r  ragen  "wir  nun  weiter  nach  der  äufscren  Gestalt, 
10  war  das  Bild  des  Carthagischen  Baal  oder  Moli  rh 
wahrscheinlich  «lern  Molochsbilde  der  Cananiter  \ülli£ 
«linlich,  zumal  da  tlic  Nachricht  de;  Rabbi  nen  von  die- 
sem Bilde  mit  der  Beschreibung,  welche  Diodorus  von 
der  Statue  dts  ECronos  zu  Carthago  giebt ,  in  der  Haupt- 
sacbe  übereinstimmt.  Sic  war  Tun  Metall,  in  gebückter 
Stellung,  mit  ausgestreckten  und  erhobenen  Händen, 
inwendig  bohl  und  durch  einen  unten  angebrachten  Ofen 
glühend  gemacht.  In  die  Hände  legte  man  die  BS)K1  Opfer 
bestimmten  Kinder,  welche  so  in  den  Feuerschlund  bin. 
abrollten  (s.  Munter  p.  ic).  Späterhin  jedoch,  als  die 
»ger  in  nähere  Verbindung  mit  den  Griechen  ha- 
mag  auch  jener  Baal  steh  gewissermaßen  mehr 
dem  Griechischen  Apollo  befreundet  haben  ,  und  ihm 
nicht  blos  in  der  Verehrung  und  dem  Cultus,  sondern 
auch  in  der  äufscren  Form  und  Gestalt  näher  getreten 
Uja  **), 

In  dem   Römischen    Carthago,    das   dieselben  alten 
:-,   nur  in  umgeänderten  Formen   und  Namen,    an- 


Africa  war,  und  dafs  auf  Aegyptischrn  imi  Komischen 
Münzin  der  Genius  von  Africa  mir  eioer  KlephaHienlianc 
bedeckt  vorbestellt  wird  (s.  unsere  Tafel  VI.  nr.  6.).  Jn 
Carthago  waren  die  Elephauten  nichts  weniger  als  fremd, 
sie  wurden  häufig  in  den  Kriegen  gebraucht;  und  wir  ha- 
l-.n  noch  kleine  mit  einzelnen  Elrurisclun  Bflohataben 
bezeichnete  Münzvn  ,  auf  deren  einen  Seile  ein  \egei- 
kopf,  auf  der  andern  ein  Etephant,  mit  einer  Glocke  am 
Halse  —  vermulhlich  der  Anführer ,  o  wf9tf^*fj*ti>ti  ,  lho- 
dor.  Sic.  XVIII.  11.  —  stehet  <  Eckhel  D.  N.  V.  I.  p.«5.), 
und  von  denen  man  glauben  möchte,  daft  sie  während 
der  FeldzUgfl  Hannibals  in  Italien  geschlagen  sind.  — 
fstcnlhcils  aus  den  handschriftiiüitn  SSusätZtn  von 
Munter. 
M9)  L'cber  die  Identität  des  Griechischen  Apollo  mit  Baal  s. 
Munter  p.  26.  27.  und  dKs  Zusaue  am  Ende  des  Bucht« 


betete ,  trat  an  die  Stelle  des  PhÖnieiseLen  Baal  der 
Römische  S  a  t  u  r  n  u  s  ,  und  fand  hier  ,  wiejeuer,  seinen 
Tempel  und  seinen  Dienst.  Sogar  Menschenopfer  sollen 
ihm,  nach  der  alten  Sitte,  noch  in  der  Stille  gefallen 
seyn  (s.  Munter  p.  23  (f.).  Auch  in  den  Nachbarstädten 
Catthago's  lassen  sich  Sporen  einer  Verehrung  des  S 
lurnus  entdecken  ,  wie  eine  von  Shaw  in  Mestura  ,  d 
alten  Civitas  II  Tuggensis,  gefundene  Inschrift  zeigt; 
dessen  Reise  Tom.  I.  p.  225. 

Diesem  Sonnengotte,  dem  himmlischen  Herrscher 
und  Bcsaamer ,  steht  zur  Seite,  als  die  andere  Hatint- 
gotlheit,  ein  weihliches  Wesen ,  das  empfangende  Prin- 
cip  der  Natur,  eine  Uiuiinclsho nigin ,  wie  wir  sie  unter 
den  verschiedensten  Namen  in  allen  Asiatischen  Religio« 
nen  hisher  gefunden  haben,  und  welche  hier  wahrschein- 
lich den  Namen  Astarte  oder  Astaroth,  wie  in  Ca- 
paan  und  Phönicien  ,  führte  (  s.  Munter  pag.  27  ff.  und 
Beliurmann  BemerUh.  u.  s.  w.  II.  pag.  26  ff.).  Ueber  die 
Astarte  der  Phöuicier  s.  oben  II.  p.  61  ff.  Die  Iden- 
tität mit  der  Venus  Urania  oder  Dea  coelestis,  so  wie 
mit  der  Göttin  von  Paphos,  liegt  rahe.  Darum  bewie- 
sen auch  die  Carl  hager  in  Sieilien  der  Erycinischen  Ve- 
nus grofse  Ehrfurcht,  und  begünstigten  ihren  Dienst 
(Diodor.  Sic.  IV.  83.  p.  3jo  Wessch). 

Dafs  sie  ferner  eine  und  dieselbe  Gottheit  mit  der 
Lacinischen  Juno  gewesen,  erhellt  unter  Anderm  aus 
dem  Umstände,  dafs  Dionysius  den  von  ihm  geraubten 
hosibaien  Schleier  der  Juno  I  acinia  zu  Croton  für  hun- 
dert und  zwanzig  Talente  an  die  Carthager  verkaufte, 
die  ihn  ohne  Zweifel  ihrer  Astarte ,  welche  sie  für  dasselbe 
Wesen,  als  die  Lacinische  Juno  hielten,  schenkten*). 

Dies  ist  wahrscheinlich  die  Gottheit  (Saluov  Ko^»:- 
«JoytW),    welche  im  Tractat  zwischen  Hannihal  und  dem 


en 


*)  Aus  Münters  hamtecbrifdicuar  Mittheilung. 


27l 

König  Philipp  von  Macedonien  (Polyb.  XU.  q.  Schwgh.) 
Turkommt,    und   auch   dieselbe,   welche  die  Rumer  hei 
der  Belagerung   von  Carthago,   der    alten  Sitte   gemä'fs, 
» lieh  evocitten  (Macruh.  III.  q.)  ,    wiewohl  dieselben 
den  Namen  des  Genius  von  Carthago  nicht  gcwufflt,  auch 
I  wohl    iür  ein  Wesen  männlichen  Geschlechts  gehal- 
habt-n,    wenn    er    nämlich  anders    der    Jüngling   in 
tttfeher  Gestalt,  derEugclist,  der  dem  Ilannibal  beim 
Anlange   seines  Feld/.uges   im  Traume   erschien  (vergl. 
ius  XXL  22.).     Diese  Himmelskönigin  ,  die  sich  auch 
«ler  Römischen   ColoniaUtadt    von  Carthago   behaup- 
tete **)  ,  und  nach  welcher  Cujus  Gracchus  die  Colonie, 
welche  er  eben   dahin  geführt  hatte,   Junonia  nann- 
ward  in    \iclen   Tempeln  sau  Carlhago ,    an  der 
Afi  icanischen  Küste,     in   Mulla   und  andern    Inseln   dea 
Miltclmeers,  auch  in  Spanien  >*&)  verehrt,  und  ihr  Dienst 
mar  mit  ähnlichen  Ausschweifungen  verbunden,  wie  der 
Dienst  der  üppigen  Mvlitta  zu  Babylon,  der  Venus  Ura- 
nia   in   Crpern  ,    und    anderwärts.     Ks   erhielt  sich  aber 
dieser  Cultus  im  Römischen  Carthago  w),    wo,  wie  ich 


33o>  Macrob.  I.  15.     Seiden  de  Diis  Syr.  p.  218. 

33t)  S.  Solinus  cap.  20.     Tlutarch.  in  Ca}.  Gracch.   cap.  XI. 

332)  Elaen  Tempel  derHere  in  der  Nabe  von  Gades,  auf 

■  t  Insel,  fuhrt  Srabo  III.  cap.  3.  p.  4i.5.  an. 
533)  Dort  hatte  sie  grolle  ,  prachtvolle  Tempel ,  und  genofs 
er  ausgebreiteten  Verehrung.  Unter  dem  Namen  Juno 
war  sie  deu  Römern  am  bekanntesten  ;  doch    kommen. 
jeils  bei  den  alten  Schriftstellern  ,   thcils  auf  Insel. rifun 
lach  verschiedene  andere  Nainen  vor  ,  als:  Coelestis 
Dea  oder    Virgo,    Vcsli,    Invicta   Coelestis, 
Minerva  Belisama   (s,  oben   \ule  325.) ,    Venus 
Coelestis  oder  auch  Diana  Coelestis,  Code- 
st«*  Saliuensis  und  dergl.  mehr :   s.  Munter  p.  30  f. 
»nd  dessen  handschiifiliche  Zusätze.  Ebenderselbe  p.  35. 


2J2 

tchon  bemerkt  ,  überhaupt  der  alt-  Puniache  Aberglaube 
erneuert  und  eifrig  fortgesetzt  n.ud,  durch  die  Kaiser- 
periode hindurch  bis  auf  die  Zeiten  Augustius,  der  an 
vielen  Stellen  sich  aufs  heftigste  gegen  diese  Tempel- 
unzucht und  gegen  das  dadurch  herrschend  werdende 
Sitten  verderbnifs  erklärt.  Ucber  die  l.unstvorstf  Hin- 
gen dieser  Güttin  fehlen  uns  die  Nachrichten.  Auf  spä- 
teren Münzen  des  Kaisers  Severus  sehen  wir  sie,  fast 
wie  Cybele,  mit  der  Mauerkrone  geschmückt,  den  Blitz 
in  der  Rechten  ,  den  Scepter  in  der  Linken  haltend, 
wie  sie  auf  dem  Sonnenlöwen  über  einen  Wasserstrom 
dahineilt  M). 


spricht  ausführlicher  von  der  ihr  «u  Ehren  begangenen 
Trinpclunzucht;  wozu  ich  noch  Folgendes  aus  seinen 
handschrifilicbi-n  Zusätzen  herfuge :  „Auch  in  Italien  fin- 
d.  n  wir  Spuren  eines  solchen  unzüchtigen  Dienstes.  Die 
LncrtT  hauen,  als  sie  von  Anaxilaos,  dem  Tyrannen 
von  Rhrgimn,  und  seinem  Sohne  Leophron  ,  Tyrannen 
von  Zankle,  bedringt  wurden  (SchoL  Find.  Pyth.  [1.  34. 
Justin.  XXI.  3.),  das  Gelübde  gethan ,  ihre  Jungfrauen, 
falls  sie  von  der  Belagerung  befreit  würden,  am  Fe*te 
der  Venus  preis  zu  grbrn  ( ibid.  nebst  l'indar.  Schol. 
l'yth.  11.  dS.);  ein  Gelübde,  zu  dessen  Erfüllung  sie  lange 
nachher  der  jüngere  Diouysius  von  Syracus  zwang;  sieh. 
Strabo  VI.  Micali  III.  p.  8)1.  Dafs  Spuren  solcher  Un- 
zucht noch  in  Asien  vorhanden  sind  ,  ztigt  Volney  Voyage 
en  Syre  et  en  fcgypte  ff.  p.  t-J.9.  und  Micali  a.  a.  O.*4  — 
L'cbtr  den  üppigen  und  au.-^chwtil'enden  Dienst  der  My- 
litta  zu  Babylon  s.  oben  II.  p.  24. 

334)  S.  Munter  p.  3.1 ,  welcher  eine  solche  Münze  als  Titel- 
vignette initgetheilt  hat.  Der  Frauenkopf  mit  der  Mauer- 
krone und  einem  Füllhorn  am  Halse  auf  Phönicischen 
Münzen  scheint  auch  hierher  zu  gehören;  ».  Hellermann 
a.  a.  O.  IV.  pag.  14.  Die  Phönicische  Astarie  mit  dem 
Sticrhauple  sähen  wir  oben  (ff.  p.  66.  Not.  S2.).  —  Der 
weibliche  mit  einem  Schleier,  auch  mit  dem  Diademe  ge«. 
schmückte  Kopf  auf  den  Münzen  von  Malta  und  Gaula 


275 

Itir  bSenste  Stelle  nntcr  den  Carthagischen  Landes- 

riten  nimmt   nun  Melharth  M ') .    der  Stadt  hönig 

ii-  Hei  «Lies  —  ein,   welcher  hier,  nach  der  Grnnd- 

:1er  Sonne  Lauf,   zum  Circuit ot  (Seefahrer) 

ior   (Handelsmann)   wird  ,    wie  das  Hin  .ische 

esagi   («.oben  II.  p.  2i3.).     Erbleibt 

iahei  der  Sonnengott,    und    jährlich    eündete 

einen    Scheiterhaufen   an,    woraus   man    einen 

Awriulbteigen  liePs  —   den  Phüni-v.      Es  ist  der   Vogel 

der  Flug  der  Zeil),    und    der   Scheiterhaufen 

des  sieh   selbst   verzehrenden    und   sieh    selbst 

wart1  erneuernden  Sonnenjahres  (s.  üben  Th.  1.  p.  443. 


wahrscheinlich   auch  diese   Göttin  vor;   s.  Torre- 
0  Mcil.  \  ei.  Nuini  Tab.  u2.     Einige  identificiren  sie 

IJfmz  mit  der  Isis,,  und  grben  ihr  auf  Aegyptische  Weise 
Linie  zum  Kopfsxhmucke  ( s.  ebenda*,  und  in 
Munters  Antiquar,  Abhandll.  T«F.  I.  5-  6),  War  aber 
Malta  in  späterer  Zeit  dm  Carthagem  uiilenvor« 
»Igt  doch  nicht  daraus  ,  dafs  auch  in  der  Haupt« 
stade  Asidiic  und  Isis  in  Bin  Wesen  verschmolzen  wurde. 
El  k<  »es  mir  auf  Malta  durch   den  Ein flu fc  Ae-< 

:    Religionen  grifft     der   Fall  seyn.      [Letzleres 
lo   Bres  in  dei    oben  angeführten  Schrift, 
und  will   dort  Alles  ans  den  Phiinicischim  Urkunden  er- 
n,   sucht   auch   die   lange   Herrschaft  der  Phönicier 
beweisen.]    —    Ueberhaupt  aber  sind 
Abbildungen  «iile  verschieden,   und  zum  Theil  grXcisirtj 
daher  »ich  aus  ihnen  nichts  mit  Wahrscheinlichkeit  Über 
die  Gestalt  des  Bildes  in  Carthago  abnehjntn  Lifst.    — 
Auch   mit   einem  Krebs   kommt    A.stJite  v.r  auf  Mün- 
zen  dtr   Malus«  r.      El  ist    über  der  Kulis    das  Zeichen 
livi;  Macrnb.  Saturn«!.  I.  17.  21.  is.  oben 
II.  p.  15*1.).    Ein  Krebs  am   Kreuze  ward  cht  nd.itrlbst  im 
Jjhr<  fanden;   s.  Bres  «.  a.  O.    p.  »76.  177.     Aus 

.'schriftlichen  Zusätzen  von  AJ Unter. 
s.  Monier  p.  42  ff.     Wir  haben  von  ihm  schon  oben  II. 
p.  211  tT.  gesprochen. 

II.  18 


und  IL  p.  an  5..).  Daher  nuch  der  Griechische  Herculee 
den  herrlichen  Flammentod  auf  dem  Oeta  stirbt,  und 
daher  auch  der  Phönix  auf  seine r  Hand  (s.  oben  II.  Tli. 
p.  *2o<).).  Bei  diesem  Feste ,  das  in  der  Hauptstadt  wahr» 
scheinlich  zu  Anfang  des  Frühjahrs  gefeiert  wurde  ,  hx- 
men  Gesandtschaften  (Theorien)  aller  Carthagischeo. 
CoJonien  ,  die  hier  dem  g  ruften  Nalionalgolte  huldigten, 
und  ihm  ihre  Gaben  darbrachten.  Er  war  demnach  der 
Bundesgolt  des  Punisehcn  föderativ«)  slema ,  er  war 
der  Slrahlenpunht  der  gemeinschaftlichen  Opfer  (  sacia 
communia)  aller  Punier,  und  sein  ewiges  Licht  brannte 
in  allen  Tempeln  Africa's  bis  an  das  Gestade  des  Atlan- 
tischen Occans.  So  hatte  er  seine  Tempel  zu  Gades, 
zn  Malta,  wo  bedeutende  Ueberreste  den  grofsen  Um- 
fang dieses  Tempels  nuch  je/.t  beurkunden.  Nach  den 
Beschreibungen  waren  es  an  letzterem  Orte  culosaale 
Suh&lructionen  ;  woraus  auch  ihr  hohes  Ytterlhurn  üher- 
aus  wahrscheinlich  wird.  Es  sind  dieselben  zum  I  heil 
noch  voihamlen  ( s.  Bre$  a.a.O.  pag.  t44i  Niederstadl 
und  Andere  i*r').     Uebngens  erhielt  sich  der  Dienst 


336)  Vom  Tempel  zu  Gades  handelt  G.  Peringa*:    D 
teniuto  llercuiis    Gitdiiauo,   in  Schltgers   Dietettl«  vario- 

runi  de  nmicpiiliitihus  saeris  ei  piofauis  f.iscirulns  ,  lielui- 
eiad.  \742.  Er  haue  vierhundert  Schritt«  im  Lmfauge, 
«od  w.tr  so  grofs  als  die  Insel  ,  worauf  er  slmid  (  Philo- 
st rat.  Vit.  Apollon.  V.  5.).  Suabo  III.  5.  pajr.  458  sn/|. 
ineilii  denselben  naher.  Dlfil  der  Tempel  des  Göl- 
te! keine  Bildsäule  halle,  bemerkt  Phitoslralus 
ausdrücklich,  und  jfiebi  uns  dadurch  den  rechten  Sin 
der  hiulle  des  Filius  Ital,  HI.  Ju: 

Srd   nulU   cfligic»  tiiaaLurave  D0t4  Deonnn 
IMaieiUt?  lucum   N  »aCTO   impWcre   timurr. 
Ob  viellt- ictH  ein  HltyJill,  wie  im  '1  •  mpt-l  EU  Emosu  ,  die 
bielle  di»  Götterbildes  vertat  ( Htrodum.  V     4.) ,   nd 

ob   man    es   dort    für    iniiiüihig    geballte  ,    <\m    lcu<  I 
W  ellauge    in   menschliche!  Gtsiall   abiubiideu ,    ode 


: 

i 

:r  wb 


•es  Herahles,  so  wie  der  des  Baal  und  der  Astarte,  in 
dem  Römischen  Carthago  ,  und  dauerte  dort,  so  wie  im 
übrigen  Africa,  bil  gegen  das  Zeilalter  Coustantius  fort 
(s.  Munter  p.  53. ). 


Fortset   zun 


Dieser  Melliarth  gehurt  gewiTs  auch  in  die  Reihe 
der  Cabiren  oder  Patä'hen  (Horte,  Beschützer), 
d. b.  elementarische  Kräfte,  Feuer,  Wasser,  Erde,  aber 
auch  Steine  und  Stcrnenliräfte ,  gewöhnlich  sieben  an 
der  Zahl,  und  als  der  achte  Esmun,  der  HeilgoTt, 
Aesculnpius.  Diese  Gottheiten  führten  sie  in  Zwerg- 
gestalt und  als  heilige  Krüge,  als  Gnadenbilder  auf  ihrea 
Schiften  mit  sich  herum;    undPunier,  Phüuieiei   haben 


vielleicht  das  heilige  auf  seinem  Altar  ewig  lodernd« 
Feuer  (  Silius  Ital.  III.  2!>.)  als  das  Symbol  der  Gottheit 
'  angebetet  ward,  oder  endlich  ob  es  b!o.s  eine  Folge  de» 
hohen  Aherthums  von  Gades  war,  daß  der  Tempel  kein 
Götterbild  halle  ,  vermag  ich  nicht  M  entscheiden.  Die 
Abbildungen  des  G.iditanischen  Htrcules  auf  den  Muti- 
gen  des  Punischen  und  Komischen  Gades  mulsten  dem- 
nach die  gewöhnlichen  V  urstellungen  von  ihm  eiithatttiij 
wenn  nicht  die  Sache  vielmehr  SO  zustimmenhangt ,  daf9, 
da  mit  dem  uralten  Phömcischen  Hercules  zugleich  auch 
<  nach  Philosirat.  Vit.  Auollon.  V.  t.)  der  Thebanijch« 
dort  angebetet  ward  ,  welcher  j^eine  Sfjtii»-ri  hatte,  dieses 
letzteren  Bild  es  ist,  welches  mit  den  sputeten  Mlln/en 
erscheint.  Wann  aber  dieser  Dienst  angelangen,  möchte 
eine  schwer  zu  beantwortende  Frage  seyn.  Aulser  die- 
sem Trmpel  erwähnen  die  Alten  noch  einesTemprls  des 
S  a  t  OrD  Uf  und  der  Her«  in  Gades  (  B,  oben  ) ,  woraus 
Sich  eine  völlige  Uebere  insiimmung  des  Göt'et\ticnsti t» 
von  Gades  in  der  Verehrung  der  drei  grofsen  Gottheiten 
Baal,  Astarie  und  Melkanh  mit  dem  zu  Carthago  ergäbe. 
jiu*  MUnters  fchriftlichvn  Zusulzcrt. 


276 

,v»li  da*  lleifigthum  der  Cabiren  zuSamothraee  gestiftet. 
lieber  den  Dienst  der  Cabiren,  auch  Palalien  genannt, 
so  wie  übet  ihre  .-öifsere  Form,  habe  ich  mich  im  Abschnitt 
über  die  ältesten  Religionen  der  Griechen  anf  Lciunos, 
Sinn  ihrace  u.s.w.  ausführlicher  erklärt ,  und  innfs  meine 
Le«er  einstweilen  hierauf  vcr'w  eisen  ,  indem  ich  den  Ge- 
gemtand  nicht  gern  trennen  wollte.  Der  achte  Cahir, 
Esnion  oder  Aesculapius,  fand,  wie  in  Fhönicien,  so 
in  (..rlhago  seine  \eiehrung,  indem  er  nie  Apollo  als 
eine  Sonnt nincaruation  betrachtet  ward.  Doch  nln-r 
diesen  Punkt  und  über  das  V'ei  haltnifs  dieses  Acsrula- 
pius  natu  <  .1  ieclu^chen  Apullo  weide  ich  in  dein  ;  mann- 
ten Abs  hnilt  das  Notlüge  bemerken.  Jn  Cartbago  biefs 
er  vielleicht,  wie  bei  den PbSniciern,  alsffeilgi  it  Pü.oai 
und  auch  ihm  wurden  dort  Heilkräfte  beige* 
Er  Maul  hoch  geehrt  in  ganz  Alriea  bis  zu  den  Zeiten 
der  Römer,  und  der  Heilungen  und  Wunderkuren  müs- 
sen in  seinem  Tempel  viele  geschehen  seyn.  Aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  haben  die  Carthager  auch  der 
lern  pe  I  seh  1  a  I    gekannt,    welchen   die  abgotterisek 

hatten  (Jesaias  LXV.  /».),  und  zwar  ohne  Zweifel 
von  den  Cananilern  und  Phöniciern.  Von  dem  lleili« 
thum  des  Aesculapius  in  Cartbago  ist  bei  mehreren  Allen 
die  Rede;  es  stand  in  der  Rurg,  war  von  grofsem  Um- 
fang und  sehr  lest.  Duft  wurde  der  Dienst  mit  vielen 
Feierlichkeiten  und  sonstigen  Gebräuchen  begangen,  de- 
ren mauche  an  den  Dienst  des  Apollo  zu  Theben  und  an 
die  SamotliiiiciM  lien  Weihen  uns  erinnern.  In  dem  Rö- 
mischen Cartbago  ei  hielt  sich  fortwährend  des  Aesculap 
Verehrung,  und  in  »einem  Tempel  pllegten  nach  Grii 
chischer  Sitte  die  Aerzte  sich  zu  versammeln,  yorl« 
■ungen  ,   >i  01  träge  und  dergl.  zu  hallen  *&). 


337;  Die  Beweise  zu  dem  bisher  Gesagten  ^iebt  Munter  a. 
O.  p.  57  —  60.      Einige  seht ittliche  Zu&uue  d 
sers  habe  ich  dankbar  benutzt. 


erfaß- 


277 

^sen  Cabiren  gehören  ohne  Zweifel  auch  Hie 
Dioiearen,  die  man  auf  Phönicischen  Münzen  antrifft 
(s.  Bei  (ermann  Bemcrhli.  IV.  p.  Q.)  als  schätzen  de  Horte 
auf  «lern  unsicheren  Meere,  ferner  der  Kleine  Bär 
,  ursa  minor),  welcher,  wie  wir  bestimmt 
aus  Vi  tu«  wissen,  den  Phöniciern  zum  Leitslcrn  auf 
der  See  diente,  nach  welchem  sie  sich  richteten       ). 

In  den  späteren  Zeiten  wurde  aus  Stcilicn  her    dio 
■rehrang   der    Ceres   und  Proserpina    eingeführt 
r  p,  67  f.)  ;    denn  als  Getreideländer  waren  diese 
CarthagUch- Africanischen  Provinzen    besonders  in  den 
Späteren  Römischen  Zeiten ,    wo  manche  Senatoren  Fel- 
der und   Ländereien  im  Umfange  von  mehreren  Meilen 

thfiit ,  indem  sie  oft  den  Bedürfnis« 
Italiens  und  vorzüglich  Rom»  abhalfen. 

Heroen  und  Heroinen,  die  Öffentlich  verehrt 
wurden,  gab  es  gleichfalls  in  Carthago.  Unter  ihnen 
war  ssuerst  liido  oder  Elisa,  der  Sage  nach  die  Stif- 
te« in  üartbago's,  welche  man  noch  auf  Römischen  Mün- 
zen dieser  Provinzen  mit  dein  Sceptcr  in  der  Hand  sieht, 
hl  hat  auch  Anna,  ihre  Schwester,  göttliche 
Ehre  genossen  (Munter  pag.  68  ff.)  Von  der  Anna  Pe- 
reuua  wird  im  Verfolg  bei  der  Religion  der  Römer  ge- 
handelt werden. 

Ferner    gehört  hierher  der  Sardinische  Heros  Jo- 
liut,  des  Hercules  Sohn  ^9)  ,   60  wie    die  beidcu  Phi. 


338)  S.  Aratus  vs.  3°.  nach  Cicero's  Ueb^rsetzung  ,  de  Nat. 
Deor.  II,  41  : 

—     —    parva  Crnosura 
Hac  fidunt  duce  nocturna  Phocnicet  in  altu. 
Man  vergleiche  das  in  unserer  Ausg.  p. 372  sqq.  au  dieser 
Stelle  Beigebrachte. 

339)  Diesen  Jolaus  glaubt  Monier  ( in  den  schriftlichen  Zu- 
sätzen) auf  einer  von  Bdlennann  (Beraerkk,  u.  s.  v,  11 L. 


378 

laeni,  »wei  Bruder,  die,  der  Volhssage  nach«  für 
\  .iterlandes  Grofse  gestorben  waren  (Munter  p.  - 

Auch  Genien  scheint  das  alte  Carthago  getan 
ku  haben.  So  ist  in  den  Punischen  Fragmenten  im  PU*> 
tu»  iVi)  d>e  Rede  von  einem  grofsen  Geiste  (magna» 
spirilus)  der  Gottheiten  und  von  ihrer  Fürsehung;  und 
von  einem  Verstorbenen  wird  dort  gesagt  :  «  er  iat  Ter. 
sammelt  mit  der  Sehaar  derjenigen,  deren  Wohnung 
im  Lichte  ist»  —  vielleicht  in  den  St  er  ne  n  chö  ren, 
wie  die  Samothracische  Inschrift  sagt  (vergl.  Munter 
Antiquar.  Abltandll.  pag.  23|.).  Geister  mögen  aoei 
'die  Gespenster  oder  Erscheinungen  genesen  seyn  ,  wel- 
che die  Carthager  sihen,  als  sie  vor  Agrigent  die  Gri. 
her  der  Todten  entweiht  hatten  —  vielleicht  die  i» 
ihrer  Ruhe  gestörten  Manen  (s.  Diodor.  Sic« 
XIII.  U6.  Tom.  II.  p.  610  Wesseh). 

Aher  im  Wesentlichen  war  doch  der  Punische 
rakter  hart,  finster  und  treulos  (vergl.  Munter  p.  93 
Das  wilde  Meer  war  des  Carthagers   eigentliches 
ment,   als  dessen  Zeichen  das  Pferd  galt.      Ilarum 
das  wilde  Rufs  der  Dido  gegeben,  und  blieb  auf  de« 


pa?.  4.  und  Titdblatt)    milgetheilten    und    beschriebe«** 
Münze  7.11  sehen ,   wenn  anders  die  von  Letzterem  gej»* 
bene    Erklärung:    "15  "  1^3  "  T3S    d.i.  Zähe«,    Köflif 
oder  Herrscher  von  Sardinien,  richtig  sey. 
Steht  nlimlich   auf  der  einen  Seite   eine  ujekte    ml 
Figur,  mit  einem  Pfeil  in  der  Hand,  vor  einem 
welche  —  auf  rinn-  Sardinischen  Münre  —   »icb  v 
den  Jolaus,  «Un  Sardiniscben  Lande sheros,  deuten  liefK, 
der  viefkirht  hier  seinem  Vater,   dem  großen  Mi 
ein  U^itr  bringt, 

31m  Poenul.  V.  1.  4.  5.  6.   vergl.  Brllermann  Ober  dir  Pn»* 
■)  Pragmtulc  u.  s.  w.   I.  öt,  p.  iQ.   und  Müuter  «.  «♦ 
O.  p.  81  if. 


*79 

'irihnguchen  Münzen  fortdauernd  **').  Es  verehrten 
Mar  die  Cartliager  Juppiter,  den  Ber a iher  (Zei>c 
jr\alo<i  M2),   aber  ihre  Beratbacblagtingen   und  fUlhs* 


3)1)  S.  Rasche  Lex.  in  Carihag.  und  Rellermann  Bemerkk. 
Ober  PhÖnic.  Münzen  HI.  pag.  !7.  IV.  p.  S>.  Aber  «Jas 
Pterd  war  auch  ein  kriegerisches  T hier,  im  Ge- 
gensatz ge'^en  den  Stier  ,  das  Symbol  der  agrarischen 
Cultur.  Denn  als  die  Phönicier  Carlhago  gründeten  — 
so  enrählt  Servius  zu  Virgil.  Arn,  [,  4  «1  so/1-  —  grub  man 
auf  Geheis  eines  Orakels  ,  und  fand  zuerst  einen  Stier- 
Dit-s  ijrfiel  nicht;  denn  der  Stier,  biefs  es ,  ist 
immer  am  Joche.  Man  grub  von  neuem,  und  Tand  einen 
Pferdekopf.  Dies  gefiel ;  denn  das  Pferd  ist  ein  k  rie- 
chesThier,  es  wird  unterjocht,  aber  nicht  auf  »in* 
tner  ;  auch  zieht  es  mit  dem  Stier  an  demselben  Pfluge. 
Daher  ward  das  Land  fruchtbar  wegen  des  Stirrzeichens, 

Ikiiegerisch  wegen  des  Pferdezeichens;  s.  auch  Eusuibius 
zur  Ody<s.  I.  174:  „  die  Schiffe  sind  die  Rosse  des  Meers 
bAoj)*,  und  Pindar.  Pyth.  IV.  2y  —  32,  vergl. 
M  linier  die  Kelig.  der  Carthager  p.64.  Auch  der  Sonne 
waren  die  Rosse,  wie  ich  schon  oben  erinnert,  heilig, 
im  I  ihr  Blut  Hofs  bei  den  B'alsfesten  ;  s.  Munter  p.  13. 
Note  24.  Derselbe  hat  mir  handschriftlich  noch  folgen- 
des miiget heilt  :  „Hierher  gehört  unstreitig  die  Nach- 
richt bei  Strabo  ,  dafs  die  Gadiianer  kleine  Schiffer  gehabt 
luhen,  die  sie  Pferde  nannten,  von  dem  Bilde  auf  ihrem 
Schnabel}  *.  Lib.  IL  cap.  9.  p.  263.  und  IL  p.  68.  vergl. 
mit  Eckhel  Catal.  musei  Caesarci  I.  Tab.  V.  nr.  7.  8. 
Allein  diese  zwei  Münzen  sind  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  Cilicische  ,  auch  hat  nr.  7.  einen  Widderkopf.  — 
Pfrrdsköpfe,  so  wie  auch  Widderköpfe  finden  sich  an  den 
Schiffsschnäbeln  auf  Cilico -  Phönicischen  Münzen;  sieh. 
Eckhel  U.  N.  V.  III.  p.  4|1.  —  Es  blieb  aber  das  Pferd 
da*  Wahl  zeichen  Carthago's  bis  in  die  Vandjlische  Pe- 
riode, und  selbst  unier  christlicher  Regierung  blieb  der 
Pferdekopf  auf  denMuuzen.  M 


_ 


Appian.  Punic.  pag   HL   vergl.  Munter  a.  «.  O.  p.  69. 
i'oie  U. 


2«.J 

Sitzungen  hielten  sie,  die  finstern  Pr.nier,  bei  Nacbl 

itt  de»  S  tu.,  riüch  - .  H  lal.lfs,  war  auch  ihr  Siadt- 
gott  (Melkarth);  aber  das  Licht  lodert«  blutig,  das  I 
blieb  nicht  rein,  sondern  \tard  durch  Meuschenblnt  ver- 
unreinigt.  und  alljährlich  lielen  dem  Hercules,  so  wie 
dem  gmften  Baal,  in  Carthago  selbst  blutige  Menschen- 
opfer '  ).  Aber  auch  sonst  und  allenthalben,  wo  Punier 
hnust-'Un,  wmdrn,  besonders  bei  laTstl  «mlonllichen 
Fällen,  wie  zur  Zeit  grofser  Noth  ,  Pest  und  dergl., 
Menschen  und  darunter  Kinder  den  Göttern  geopfert) 
und  Kinder  auf  ähnliche  Weise,  wie  nach  den  biblischen 
Urkunden  bei  den  Cananitischen Stammen  ,  dem  Moloch- 
Rfooot  in  die  glühenden  Arme  geworfen.  Munter  hat 
sich  im  §.  5.  seiner  Schritt  mit  Ausliilulii  lilieit  über 
dies«  Mcnschenoplcr  verbreitet,  deren  AbschaiTung  der 
edle   Gelo  von  Syracus  den   Carlhagern  bekanntlich  zu 


3<f,  Die  Beweise  giebt  Munter  p.  60.  Note  83, 

3 14)  S.  Münfer  p.  17.  46.  und  der  dort  angeführte  Porphyrii 
bei  Etaatfa    Praep.  Kv.  IV    i6j  ouS"  r>  h;  y W ■>  tcü  K.cv«» 

iravr»i  uvSfaiTsS.rcÜTrv,  d))ä  y.uru.  »ff  i'eisv  T'j<i  **5  "  o  • 
fxfuoü  y^dftv  /utvij'u»^,  ifMpuAtev  in  a<  •  i  p 
r^J:  ß9i*rJ%.  Jjafs  dein  Hercules  jährlich  Menschen  ge- 
opfert  wurden,  sagt  Plinius  II.  \  XXXVI.  c.  5 :  sdqnei 
(sc  lb  reu  lein  Poem  o  m  u  i  h  u  s  annis  humanü  si 
erifieav  cruui  victimä.  Auch  Eu*ebJus  Orat. 
laud.  C«>u«.rantini  c.  1J.  hemerkt ,  dafö  die  Opfer  in  Ph< 
nicirn  jährlich  geschahen;  ob  aber  durchs  Loos  die  un- 
glückii •  )..  ii  StohlaaBtopfc{  datn  au.  gewählt  worden,  ist 
unjjtwif^.  —  Auch  andere  von  Phünicien  abstammende 
otltr  mit  ihnen  verbundene  Völker  hauen  solche  jährliche 
Opfer;  sn  z.  B.  auf  Cyptrn  zu  Salamis  wurde  dt- 1  Agrau- 
los  ,  nachher  dem  Diomcdes  zu  Lhren  ein  Ephebe  unter 
einigen  merkwürdigen  <  ariinuiiii  n  geopfert  ,  eben  »o  hei 
den  Rhodium  dem  Kronos  (Baal)  alljährlich  am  0.  Mai; 
9.  tyrillusc.  Juliati.  IV.  p.  129.  s.  auch  p.  128.  Sc/tri/i- 
Rc.her  Zusatz  von  Munter* 


2bl 


ncr  Friedcnsbedingung  machte.      Aehnliche  Versuche 

»ige  Griechen   in  Carthago  selbst  gemacht 

ben,     Allein    nicht*  de*t<»  weniger   kehrte  die  alto 

inici   wieder  zurück,    und  erhielt  sieh  im  Rö~ 

fürt  und  fort,    so  dafs  sich  noch  zu 

-I ■■-   dritten  Jahrhunderts  nach  Christi  Geb.  Spu- 

ibcses  Dienstes  iinden,    wahrscheinlich  aber  nur  im 

(g,  Munter  pag.  24.).     i'cun  alle  Menschenopfer 

tirhrm    um  das  Jahr  655  a.  u.  c.   verboten   worden 

H   N.  XXX.   1.),  ein  Verbot  ,  welches  aber  immer 

Virelon   wurde  (Plm.  H.  N.  XXXVIII.   i.)j   da- 

drian   es    von  neuem  einschärfe  ( s.  Porphyr,  de 

Ü.  pag.  3oa  cd    Rhoer.).      Derselbe   verbot  auch 

1  «I  (  Fabricius  zum  8c\i.  Empirie.  111.  i\. 

>.     Durch   Alles  dieses  ward  aber  dem  Unwesen 

cht  gana  gesteuert,  und  selbst   in  Rom  soll  noch 

[agabulus  Knaben  geopfert   und  Magie   damit 

crliuiiden  haben. 


D 


'a  Griechenland  der  Mittelpunkt  dieser  Erörterung  ist, 
»o  entsteht  die  vorbereitende  Frage  ,  woher  die  religiöse 
ErLenntnifs  und  der  Cultus  der  Griechen  ihren  Ursprung 
genommen,  flaupturlmndc  v.u  ihrer  Beantwortung  bleibt 
immer  Herodotus  ,  der  mit  unverkennbarer  YVahiheils- 
liebe  in  relativ  aller  Zeit  eigene  Untersuchungen  darüber 
angestellt  hatte  ,  deren  Resultate  im  zweiten  Buch  sei- 
ner Geschichte  Capitel  48 —  58.  vcrgl.  mit  Cap.  Zj3.  81. 
j^5  f.  vorliegen  ;  wobei  jedoch  die  Ansichten  anderer 
Forscher,  z.B.  des  Strabo  im  sechszehnten  Buch  p.  1  iu5 
Almel.  nicht  aus  der  Acht  zu  lassen  sind. 

Aegvptcn  ist  nach  der  Ueberzeugung  des  Hero- 
dutus das  \alcrland  der  «übrigsten  Religionsgehrä'uchc; 
von  dorther  haben  die  Hellenen  die  meisten  ihrer  Tem- 
pclgottheilen  empfangen  ,  und  von  ihnen  hoben  sie  den 
heiligen   Dienst  gröfstcntbeils   gelernt  (II.  5o  —  58.    '). 


i)  Wenn  sich  gegen  den  Ursprung  der  Griechischen  Kunst, 
so  wie  auch  der  Mythologie  aus  Acgypten  noch  Winekel» 
mann  in  dtr  Gesch.  d.  alt.  K.  I.  pnif,  14  —  19  der  neuen 
Ausg.  eiklttne,  mit  Beisiimmunq  der  Deutschen  Heraus- 
geber und  Kea's  ,  so  müssen  jezt  diese  Saue  durch  dia 
rulle  der  Entdeckungen,   die  in  neueren  Zeiten,    beson- 


283 


Dafs  diese  Meinung  im  Alterthumc  gmfsen  Eingang  ge- 
funden un<1  lehr  verbreitet  gewesen,  leidet  keinen  Zwei- 
fel- Die  l'eherein  Stimmung  der  biblischen  Urkunden  in. 
der  Nachricht  vom  hohen  Alterthum  Aegyptischer  Reli- 
unstitate  zeigen  die  Beweise  bei  Spencer  de  Lcgg. 
Hcbr.  rituail.  II.  Diss.  I.  Sect.  a. 

Die  A  n  t  i  t  hesi  s  giebt  Plutarchui  in  der  Haupt' 
•teile  de  malign.  Herodot.  p.  8^7.  D.  B.  Allein  abge- 
sehen ron  der  polemischen  Absicht  dieser  ganzen  Schrift 

D  Mir,  ob  die  hier  aufgeführten  Dichterauetoritaten 
auch  geeiguet  sind  ,  den  Vater  der  Geschichte  zu  wider- 
legen, und  ob  auch  die  übrigen  Gegengründe  historisch 
«»lässig  sind?  Schon  die  Erinnerung  an  den  Inhalt  an- 
derer Schriften  des  Plutarchus  lälVl  uns  Manches  zu  be- 
denken übrig.  —  Aber  andrerseits  darf  hierbei  auch 
nicht  vergessen  werden,  dafs  llcrodutus  Vieles  au«  !><•- 
donäischer  Priestersage  schöpfte,  und  dafs  diese  Pric« 
•terschaft  gerade  ein  Interesse  hatte,  Hellas  so  viel  als 
möglich  zu  tigyptisiren  (  vergl.  He  e  r  en  s  wohl  durch- 
dachte Erinnerungen  in  den    Ideen    über   die  Politik    u. 

II.  p.  463.).     Doch  weiset  Herodotus ,  wie  wir  un- 


durch  das  grofse  Französische  Werk  ,  auf  uns  g-e« 
kommen  sind,  völlig  umgeändert  und  berichtigt  werden, 
wie  solches  schon  aus  dem  Capilr)  über  die  Heligiuneu 
Argypiens  im  i.Th.  p.  2i0  ff.  zur  Genüge  erhellt  ;  man 
vergleiche  z.  B.  nur  p.  410.  411.  428  ,  wo  die  auffallende 
Verwandtschaft,  ja  fast  völlige  Gleichheit  der  Ansichten 
uod  Mythen  beider  Völker  vom  Todienreicbe  beiührt 
ist.  W*s  den  Ursprung  der  Griechischen  Kunst  aus 
Aegyptt u  betrifft ,  so  lifgt  diese  fragt  nicht  in  tit  -nu  Kreise 
unsere«  Werkes,  und  wir  wollen  darum  dieselbe  hier 
nicht  weiter  untersuchen,  zumal  da  noch  neuerlich  ein 
geistvoller  ScbrifUtctler  sich  über  diesen  Gegenstand  ver- 

t  hat  j  s.  Seh  o  rn  über  die  Studien  der  GrianhisokeA 
r    ;.  1.  p.  ili—  10t. 


a84 

tcn  sehen  werden,  aoeh  noch  andere  Wege,  *• 

legyptischen  ,    für  die  religiöse  B 
Im. rl  nach.     Zunächst   verweilen  wir    noch  bei  den», 
gyptischen. 

Zuvörderst  bemerken  wir  die  A  rsr  i  v  i  sehe  Col 
nie  aus  Acgyptcn  ;  und  wenn  gleich  die  altc*ten  St« 
Ton  den  Inachiden  ,  von  der  I<>,  Epaphua  u  *,  n.  i.t 
in  das  Dunkel  der  Geschichte  fallen,    j..'  ii 

:cn   von    Danaus    viel  mehr   Bestimmt!  ■ 
Cbemmiter  brachte  höhere  Cultur  und  Bildung, 
des  l.urles,  so  wie  auch  Gottesdienst   unii 
bni'iche    ifl    die    damals   noch   öden,    wilden    < 
Argot.      W  's  letzteres  betrifft,    su  brauche  ich  nur 
die    Lernten,   ein    altes  Pest,    das  sich   «    t  \\  «in  - 
Ackerbau  bezog,    und   lür  dessen  Stifter  Danau*  in 
Sage  ausgegeben  wird,  zu  erinnern    <  l'n  izonius  in 
Origg.  Aegvptt.  Ca>.  XVI.  p.  ii"].);  und  die    v  t 
p  t>  1  .    wo  di*'«ier  Aegypiische  Colonist  mit  seinen  Kind« 
ans  Land  gestiegen  war,    blieben   ein  denkuüi 
in  der  lebendigen  Sage  der  Argiver   (l'ausan.   C01 
38.  §.  4 ■). 

Auch  die  Sage  der  Megarenter  kennt  als  Ar 
Vorfahren  den  gleichfalls  Acgyptischen  Lei  ex  (Pi 
Attie.  39.  5.). 

Ferner  sind  hier  zu  beachten  die  Thracische  w] 
Samnthracische  Colonie,    die  Sagen    von   0' 
und  andern  Lehrern,  welche  als  Zöglinge   Aegypi 
Priester  »afge fuhrt  «erden   (Diodor.  Sicul.   I.   9a  — 
S.  auch  Berodolus  II.  81.  (coli.  ib.  53.),  wo  er  get 
die    Identität    dessen   ausspricht,     was  die   '  >» 
Orphisch   und  A  egypt  isch  nannten.      Ich  wen 
diittcn  Bande  auf  diese  Stelle  wieder  zurückkommen 


2)  Vergl.  I.  Th.  p.  2S4.  Note  t6.  und  über  die  Eumc 
den  ebenda»,  p.  182. 


i85 


bioser    Ansiebt  nun    steht  nicht    nur    der  allgemeinere 
Hauch  tnl^re^en,  welche  Thiacien  als  d  >s  ruhe 
vorstellen,   sondern  auch  hisu.i  i-chc    \n- 
Hauptstelle  aus  der  Anhis   des  A   deotjon 
rar.  H ist.   VIII.  6.   mit  Peritonitis   Vn merkt 
tndrot.  Fragmin,  ed.  Lenz  et  Sicheb's    pag,   »17. 
Seh. Hast  mscr.  des  Aiistid.  zu  1.  p.  iiJI  JeMi. 
^t  )    von    der    Uii'-iiltur  der  Europäischen 
-«•n   und    n »inen t lieb    dei  Thracier,    und  von    den 
1     der   vergeblich   Oi  phischen  Weisheit.      Diese 
ptungen    hingen    mit  der  Frage  Von  der  Herkunft 
•  -chlechts  zusammen,    wobei  sich  eine 
Ptrthti  von  Solchen  bildete,    die  die  ältesten  Reiigions- 
üutitute   den    Attibern    vindiciren  t    und   namentlich   die 
1  mein  aus  Thracien  hergeleitet  wissen  wollten. 
ichen  wir  aber  diese  Meinung    mit  der  HciWotei- 
iCaeti  ht  (,11.  Oi.)  von  dem  religiösen  Unterrichte^ 

\  bener   von  den  Peiasgern   empfangen  hallen, 
tehber  auf  Samolhrace  wohnten  ;   erinnern  wir  uns 
1    an  die  Sagen  von  dem   alten   Dienste   der  Musen 
wovon   unten  im  Capilel   vom  Dionysos  und 
von  der  Demeter  ein  Mehreres  —  so  bleibt  immer  Thra- 
und   8:imothrace  einer  der   ältesten  Sitze   auslnndi- 
Rcligionen ,    die  von  da  aus  südwärts  zu  den  Hel- 
rtgcpilanzt   wurden,    wenn  auch  die  Herleitung 
l>ozeichnung   des  Gottesdienstes:    Qo^O'ttC.iaj 
Ton  den  Thraciem   (H'»;x«v)  mehr  für   eine  Erfindung 
laminaiüter  zu  halten  ist,    indem  dieses  Wort  von 
ipfenTone  des  halblauten  Getcns  (&pitlV,  &g 
»einen  Ursprung  hat,    womit    sich    nachher   der  Begriff 
des  abergläubischen  Formelwesens  im  Gottesdienste  ver- 
band  T). 


S)  S.  Tib.  Hemsterhuis   in  Lennep.  Etymolog,  ling.  gr.   paj. 
8iÖ  seq.    und  die  Ausleger  zur  Epist.  Jacob.   1.   26.   27. 


a86 

Altische    Colonie.       Hier  ist    nun    schon   All« 
entschiedener,   wenn  gleich  über  die  Art,    wie  der 
sammenhang  der  Attischen  Cultur   mit  der  Aegvptiscl 
ku  erklären  seyn  möchte,  unter   den   grufsesten  Histt 
Kern    Zwiespalt  herrschte.       Man    lese    die  inhaltsrcic 
Stelle  des  Proclus  in  Piaton.   Tim.  pag.  3o ,   wo  die 
schiedenen  Meinungen    des  Theopompus,    des  Gallist 
nei  und  des  Phangdemus  aufgeführt  werden   •).      1 
Attica   tritt  unter  mehreren  andern  der  Name   de«  St 
ters  Cecrops    hervor,    der  in  der  Nation« 
bleibenden    Dichtertradition    das    Bild    der    A> 
Attischen   Cultur   geworden  war,    bald   so,    bald   an« 


Hiermit  vergleiche  man  die  Resultate,  die  aus  der  Abhi« 
Jung  des  Levesque  zum  dritten  Hände  seiner  Uebt  ■ 
des  Thucydides  :  Troisieuie  Excursion  sur  l'orif ine 

(enfriouale  des  Grecs  prouvele  jur  quelquestmes  de  1« 
opinions  et  de  leurs  praliques  rtligicuses  p.  278  »qq. 
vorgehen  möcht<u. 

4)  Die  beiden  letzteren  Geschichfscbreiber  haften  die 
von   den    Athenern   abstammen  ,    Theopotopas   rja| 
nannte  »üe  Aih«ner  Beisitzer   zu  SaYs   <<- 
tenbach   zu  Jablontki  Opuscc.   III     p.  iy  ed.   l'c  IV  j 
Charax   aber  behauptete  (einstimmig  mit   den  Acj 
tiern  ,  s.  Diodur.  II.  26.),    die  Athener  leyen  Coluo 
von  den  Saiicrn  ,   und    1-f*'?    sey  der  A*-gy^.tixr 
der  Athene  ,   deren   Aegyntische    Ahktinft  man  auch 
dt  tu  Symbol  des  Crocodils  zu    beweisen  suchte, 
diese  Göttin  auf  der  Acrqpulis  hatte;  sieh,  dt 
mscr.  zu  Aristides  Panath.  T.  I.  p.  HS  ,   dessen  Exet 
mir  W'yltenbach  mitgetbeilt  bat.     Wie  übrigens  ji 
nurigen  des  Thenpompus    und    der   übrigen 
Schreiber  zu   nehmen  t,>nd  ,    bedarf  keiner   weiteren  9*m 
merkung.  —  Jezt  seht  man  auch  Tzeizae  Sehol.  *ii 
pliirm.  v*.  11.  Tum.  I.  p.  3SS.  ibiq.  Muller,    i 
ad  Phatiüdiiiu  Fragmm.  p.3*qq.  womit  meine  Vlelt 
1.  pag.  63  sq.  zu  vergleichen  sind  ,  wo  ich  jco«,  Stell«  «b* 
ungedruckten  Scholiasleii  luitgeihcilt  habe. 


287 

ausgescbm Hellt,  doch  so,  dafs  die  historische  Grundlage 
IStoblich  blieb  (s.  die  Nachweisungen  bei  Menrsius 
de  Ht-jjno  Alhenar.  üb.  I.  cap.  8.  de  Fortuna  Athenar. 
C*p.  ».  und  Wvttenbach  ad  Piutarcb.  de  S.  N.  V.  p.  36.). 
Endlich  die  PelasgiseheColonie  in  Thesproria 
und  die  i»  idonäische  Priesterniederlassung  (Heiodot.  11. 
&4  %t[<\.  s.  oben  I.  'Ib.  p.  193.)» 

bliiftlicb  müssen  wir  noch  der  Meinung  eines 
neueren  Französischen  Gelehrten  5)  gedenken,  wonach 
die  Annahme,  daU  die  Aegyptier  selbst  so  zahlreiche 
Cnlonien  gegründet  haben  ,  als  man  ihnen  gemeiniglich 
beilegt,  nicht  wahrscheinlich  wrire,  Sie  hafsten  und 
verabscheneten  das  Mittelmeer,  und  reich,  civilisirt  und 
abergläubisch,  waren  nie  an  ihren  vaterländischen  Boden 
•ehr  anhänglich.  Aber  vrrinuthlich  sind  verschiedene 
en  stamme,  die  in  und  um  Acgyptcn  streiften, 
und  ifovon  sich  ein  Theil  fünfhundert  lauft  im  Besitze 

roTsetten  'J'heils  von  Aegjpten  hielt,  und  die  vom 
Vater  des  berühmten  Sesostris,  Ameaopiiis,  in  reli- 
giösem Fanatismus  mit  Feuer  und  Schwert  verfolgt 
wurden.  Eben  dieselben  Verfolgungen  scheu 
neu  auch  zur  Colonisirung  mehrerer  lJistricte  Grie- 
chenlands Veranlassung  gegeben  zu  haben;  und  wenn 
»an  erwägt,  dafs  damals  die  1  sra  eli  t  e  n  ,  auch  Hir- 
ten» tarn  rae,    in   Aegvpten    waren,    so   könne  es  wohl 

,  dafs  etwas  F  a  c  t  tsch  e  s  zum  Grunde  liege  (falls 
der  Brief  des  Honigs  Arcus  von  Lacedämun  an  den  Ho- 
henpriester Onias  beim  Josephus  acht  sev ) ,  dafs  die 
Ebräcr    und    Laccd«  monier    ge  m  einschalt  li- 


kS)  Mr.  du  Bois-  Aymrf  in  Notice  sur  le  srjour  des  Helireux 
en  Egy\>m;   in  der  Descript.  de  Tbl^ypte    Livr.  fll.   An- 
nioir.  Tun».  I.   y>.  JOi.     Hierum  vergleiche  man 
auch  das  ,  »ai  los  in  meinen  Cuitiineniatl.  Ht-ruduit.  P.  I. 
geaagt  h.ibr. 


eben  Ursprungs  srycn.  Aus  dem  langen  Aufenthalte 
dieser  Hirtcnstiimme  in  und  um  Acgypten  lasse  sich  auch 
die  Aehnlichkeit  der  Sil  tcnaller  dieser  Hir- 
ten mit  den  Acgyptischen  und  Phunicischcn 
Sitten  erklären. 

Diese    gewif*    nur    in    sehr   elngescht .niibtem  Sini 
richtige    Hypothese   hat    Ftauiil  -  Rnehette    (HhvtOire   d« 
retabUssfnit.Mil   des  Culonies   Grce*jucs     I.    Uuch   l\.  Cai 
]>.  60  II.)   dahin  Meiler  auszubilden  vei sucht T  rtafs  er  di< 
■\\  .■nidcrun^en  nach  Griechenland   nicht  den  Aegypiiert 
selber,  sundet  n  den   Phünieisehcn  Hirten1. önigen  ,   Hyk- 

sns  genannt,  zuschreibt.  Diese,  welche  am  sahlretcii» 
fiten  in  Njcderfigypten  wohnten,  Kogen  sich,  vom  alten 
Herrscherslamtne  gedrängt  ,  zum  Tl.  eil  nach  Westci 
und  siedelten  sieh  in  der  Gegend  der  Kleinen  Syrlc  ai 
von  >w>  aus  sie  nach  Griechenland  übersetzten,  und  hit 
den  Dienst  des  Prscidi  11  ,  welcher  den  Lib)ern  vorzog 
lieh  eigen  war,  ciiilübrtcn. 


In  der  neuesten  Zeit  ist  wiederholt  ein  Zweifle 
andern  Acgyptischen  Ursprünge  der  niehresleu 
G  ri  ec  h  isc  ben  Götter  erhoben  wurden,  den  ichhiei 
nicht  übergeben  darf.  Der  Annahme,  sagt  man.  dal 
die  Gottheiten  Griechenlands,  oder,  nie  Herodotna  II. 
5o.  sich  ausdi  iicltl ,  auch  die  ^  a  ni  e  n  der  meisten  Grie« 
chuchen  Gülter  aus  Aegvpten  herrühren,  w iderspii'bt 
Alles.  WM  wir  von  Aeg>  p  tischen  und  Griechischen  Gütter- 
namt'ii  wissen  ;  di-nn  sie  lauten  ja  ganz  und  gar  verschieden, 
Zuvtjrder»!  möchte  hierauf  mit  Recht  er  wieder!  wer- 
den Können:  Untere  Henntnifa  der  alt-  Acgyptischen 
Sprache  sey  höchst  unvollkommen ,  und  wir  keiineten 
vielleicht  gerade  die  Acg>ptischen  Gölternamen  nicht, 
die  von  den  eisten  Priestci  colonien  nach  Hellas  sind  her- 
übergebracht wurden  ;    denn  es  ist  ganz  in  der  Art  der 


a89 

orientalische»  Voller,    tlafs   sie   wichtigen  Dingen   «nd 

>  rutthtiten  ,  na  i  ;i 
hungcn  ,    unter  denen  sie  sie   de«;  her  ,    eine 
Menge  von  Namen  :  Unsere    bisherige  Ueber> 

sieht  der  alten  Religion ea  Lat  davon  uei- 

apb  Pert  ,   und  der    A  <n  rnet 

i    Jii  •|iU- 

i  und  Umstände  aufraerhi  an  wirblig 

«  r  Untersuchung  sind,    bisher  doch  noch  nidit 
beachtet  wurden. 

n.lstamm  und  die  Mehrzahl  der  ältesten  Be- 
rnds  halte     (wie  »ich    aus   AJIcm    und 
sei'  Qerodota  Bericht   ergiebt)   eine  vun  der  Ae- 

\  t- 1  sc  h  i  e  d  e  i»  •.-  Abkunft  and  Sprache, 
fuhrung  det  legypti  sehen  Gottheiten  In  Griechen- 
■  auden  nun  den  Priestern  ilrci   Wege  offen J    Ent- 
r    sie   gaben    den    Ägyptischen    Gott    mit    seinem 
Acgyptischen  Hauptnamcri,    oder  sie  suchten  denjei 

hen   Namen  auf,  der  sich  am    bequemsten    in 

rieehischen  (PelasgUchen)  Formen  fugte,  od. 

Cbene'/.ien  den  Haupt  betriff   des  tischen    Gottes 

•   Sprache.     Dafs  tte   jemals  gu- 

möchte  bezweifelt  werden  motten.     In  der 

Leu   Stiftungslegende    liegt  so   viel   am  Tage, 

daf»  den  dortigen  Pelasgern  die  Sprache  der  Thehtitchen 

nuen    sehr    unverständlich    vorkam    ")..        \>  ie 

»ebner  ferne rfort  den  Griechen  das  Schreiben 

men  v  ^ie  von  einem  Aegyptier  in  seiner  Sprache 

■trttprechen  borten,    sieht  man   noch   ans  dem    Beispiel 

de»  Aristides,  der,  nl>  er  *on  einem  AegyptUcbcn  Pue- 


lot.  If.  A7.     Mahn  in  der  Darstellung  der  i.exicoijra- 

p*y.  lo4.  schliefet  daraus,  daftdU    l'JicLui. 

mt -ki  Griechischen  k«'  keine 

Atboftchacit  hau«. 


2<jl> 

»ter  den  Namen  Canobui  in  acht  Acgyptischer  Form  aus- 
sprechen hörte  ,  sich  nicht  getraute  ,  den  Namen  Gric- 
chisch  getreu  wie. 'der  zu  gehen,  sondern  sich  he: 
die  Bedeutung  Griechisch  anzuführen  ,  mit  dem  Zi 
satz :  «es  sey  ehe  u  Acgyptisch  und  schwer  zu  sehr« 
Lcn»  7).  Eben  dieses  Beispiel  führt  uns  zu  dem  zweite 
Wege,  den  man  milden  Acgyptischen  Götternamen 
Griechenland  eingeschlagen  hat;  man  bat  sie  nämlich 
lange  vei  Sttdei  l ,  bis  sie  sich  Griechisch  schreiben  lies- 
Ben«  Aul' diese  Weise  i\atte  schon  lange  vor  Aristidcs 
der  Grieche  Kävuißoq  schreiben  und  aussprechen  ge- 
lernt s).  Zuweilen  mochten  dtbei  gvofse  Freiheiten 
statt  finden«,  wie  zum  Beispiel  geschehen  seyn  mufs, 
Wenn  der  Ileroduteische  I'iCnig  Püeron  (fl^cJ»')  nichts 
anders  als  Pharao  oder  vielmehr  gemein  Aegyptisch 
Phouro,  Thebai'tisch  Pharro  oder  Parro  ist  ;).  hieses 
Beispiel  hanu  auch  gelegentlich  zum  Beweise  dienen, 
wie  allgemeinere  Begriffe  zuweilen  von  den  Griechen 
iridividu.ilisirt  worden  sind;  auch  in  Götternanicn  ,  wenn 
es  ricluig  ist,  dais  Phthas  (*££•<*$),  Name  des  \u!canus, 
Aegypiiseb  Gott  überhaupt  bedeutete  10).  Noch  mufs 
Lei  diesen  Schwierigkeiten  nicht  vergesse n  weiden,  djl* 
die  Griechen  ziemlich  früh  die  Schi -eibung  von  der  Reih- 
ten zur  Llnlcen  vcilitl'sen  ,  und  dadurch  sich  von  der 
Schreibart  der  Acgvptier,    die   noch   zu   llcrodots  Zeit 


7;  Alyv+rm  ei  mci  fti  .  Aristidil  Oratt.  T.  III. 

i>,  oob.  1.  U.  p.  ttoJcbn. 

8;  Vergl.  oben  Tb.  1.  p.  52i.  524. 

0)  fkrodot.  II.  cap.  lll.   vergl.  die   Ausleger   und  Jabloneki 
Voce.  Acgypu.  p.  61 S  *q. 

10;  Silvestre  de  Sucy  Leitre  sur  l'inscript.  de  Rosette  pag.  28. 

und  bchclling  die  Gottb.  von  Samuthrace  p.  0». 


2.j  l 

dabei  Llieben  (llcrcdot.  II.  Vi.)  ,  weif  er  entfernen  mu  fi- 
ten. Aber  wenn  auch  dies  nicht  Tom  Pelasjmcben  Zeit- 
»her  gilt,  so  waren  doch  der  andern  Schwierigkeiten 
so  viele,  dafs  wir  gewifs  nicht  irren,  nenn  wir  anneh- 
men ,  dafs  die  Lehrer  der  allen  Griechen 
die  A »g y pt i s eh e n  Qotternamen  in  e  Ii r e  n  t  heil §- 
iio  haben.      Und  dit  s  ist  der  drille  Weg,  den 

wir  oben  angegeben»  haben.  So  hehameu  die  Griechen 
also,  uro  nur  Ein  Beispiel  zu  gehen,  den  Begriff  des 
Atnun  unter  dein  Namen  Zeus  (Zufrc,  Herodur.  II. 
dieses  Verfahren  nun  Hegel  war,  dafür 
töricht  eine  bockst  nteihwüi dige  Stelle  des  Philo  im 
ii»  (p.  ii3.  a.  p.  i5-j  cd.  Betther.),  die  ich  hier  bei- 
fugen will  :    ft  Dies   Wenige  mufs  ich  aber  der  Erzählung 

*  noch  vorausschicken :    Wundert  Euch  nicht,  wenn  Ihr 

*  zum  oi'tern  Griechische  Namen  der  Miehtgriechcn  ha- 
aren werdet.  Ihr  sollt  die  Ursache  davon  erfahren.  Als 
«Solon  darauf  bedacht  war,  jene  Erzählung  (von  der 
«Insel  Atlantis)  in  seinen  Gedichten  anzuwenden,  und 
«lieh  nach   der   Bedeutung  der   Manien   erkundigle,   so 

*  fand  er,  dafs  die  Aegyptier,   die  diese  Geschichten  uie- 

*  de»  geschrieben ,  jene  Namen  in  ihre  Sprache  überge- 
«  tragen  hatten.  Da  erfafste  er  selber  den  Sinn 
«eines  jeden  Namens,  trug  ihn  in  unsere 
«Sprache  über,  und  schrieb  ihn  nieder.»  Könnten 
wir  diese  Stelle  für  ganz  historisch  gelten  lassen,  so 
dürften  wir  uns  gar  nicht  wundern,  wenn  die  Aegypti- 
schen  Priester  ihre  Götternamen  in  Griechische  um- 
setzten ,  da  hie  ja  darin  nur  einer  alten  Gewohnheit  folg- 
ten, wonach  sie  es  früher  mit  freunden  Namen  auch  so 
in    ihrer   Sprache   gemacht  hatten,      Aber  dem  scy  wie 

i  wolle,  so  viel  bleibt  gewifs,  dafs  da*  U  e  b  e  r  s  e  t  z  e  n 

'en  Welt  sehr  herrschende  Sitte  war,  oder 

vielmehr  oft  eine  U na Ute,    wenn   man  dabei   an  die  l'.e- 

t  des  Thilo  von  LvUn»  und  an  die  Aicvaudi  wuschen 


39a 

Uebersetzer  der  Bibel  denkt  ,1).  Der  allgemeine  Satz, 
der  ans  diesen  ErSl  terungen  hervorgeht  ,  ist  nuu  höchst 
wichtig«  n  rid  schneidet  eine  Menge  von  Etymologie 
Er  soll  uns  hier  zu  unserm  Schlüsse  führen.  Er  lautet 
tu  :  Sinti  die  Aegyptische»  Götternamen  in  Griechenland 
jinluentheils  übersetzt  wurden,  so  mups  die  Stelle  He- 
rndois  ,  wovon  wir  ausgingen  (II.  5o.)  :  «last  alle  Na« 
«  men  der  Götter  sind  aus  Aegyptcn  nach  Hellas  gehom- 
«  nicn  »  .  gröCstentheils  von  übersetzten  >.  h  m  en  ver- 
standen werden,  d.  h. ,  so  dai's  die  Aegyptischen  Lehrer 
jener  ältesten  Griechen  aus  der  ganzen  Summe  von  Be- 
griffen ,  die  bei  jede.'  ihrer  Gottheiten  gedacht  wurden, 
denjenigen  heraushoben «  der  lür  die  Pelasger  am  ver- 
ständlichsten und  eindringlichsten  war,  und  ihn  auch  in 
die  Sprache  ihrer  Lehrlinge  übersetzten  12).  Hieraus 
ergiebt  sich  dann  die  natürliche  Folgerung,  daß 
Unähnlichticit  der  Aegyplischen  und  der  Griechi 
(ii'ttctnaraen  gegen  die  von  allen  Seiten  unterstützte 
Annahme,  dafs  die  meisten  Gottheiten  aus  Aegypten  zu 
den  Griechen  gekommen  sind,  keinen  Beneis  al>_ 
kann. 

11)  Vcrgl.  die  gehaltreiche  Anmerkung  Valckenaers  zu  He- 
rodot.  II.  cjp.  143,  der  dort  auch  an  die  Steile  des  Plato 
erinnert. 

12)  Für  diese  Meiern  psychose   religiöser  Begriffe  liefert  auch 
die  neuere  Keligionsgrschichte    manche    Belege.      So  nr 
z.  B.  in  eine  Chinesische  Mythologie  ,  zusammengetragen 
von  1'hu  und  von  C'liiujj  (woraus  the  Chinese  glesm  I 
Englischer  Sprache  Auszüge  giebt),  unser  evangelische 
Bericht  von  Christus  aufgenommen.  Hier  sind  die  Name 
zum  Theil  ,    wie  Jesus,   Maria   u.   a.  ,   so    umgcinode1 
d.ils   sie    ein   gant    Chinesisches    Ansehen    haben  ,    (In 
sind  sie  Übersetzt  und   in  die  Anschauung«  t   de» 
Sei»   aufgenommen.     So  heifst  der  Kugel  Gabriel  . 
der  unteren   Götter,  Mari.t  ;   die  Kaiserin   d 
Himmels   u.  s.  w. 


Aber,  wi"  bemerkt,  auch  andere  Wege,  aufser 
dem  Aegypiischen  ,  weiset  die  oben  angeführte  Haupt- 
urhumU  nach.  Vorerst  unterscheidet  sie  bestimmt  den 
■««brachen  Dienst  des  Poseidon  von  den  übrigen  au» 
Aegypten  hergeleiteten  Gottheiten  (  Herodot.  II.  5o.)j 
;  die  Sagen  von  dem  Libyschen  Ammonium  (sieh, 
cbendas.)  und  von  der  Libyschen  Pallas  (IV.  180  seq. 
Tergl.  Apollodur.  I.  3.  6.  und  daselbst  Heyne)  verbun- 
verdeu  müssen  ,  worauf  wir  unten  fcuriiehkommen 
«erden. 

Auch  Phonicien  kennt  der  Vater  der  Geschichte 

als  eines  der  Stammländer  Griechischer  Religion,     Vom 

tntlS    und    von   denen  ,    die  sich  mit  ihm   in 

tien  nieder! iefsen ,  »oll,  nach  seiner  Meinung  ,  der 

Seher  ülelampus  religiösen  Dienst  erlernt  haben  (II.  4q.). 

Allein    eben    über  diesen   Cadmus    lierrschteii   schon   im 

Altei  tlium  die  verschiedensten   Meinungen  1    und  inshe- 

ie   über  die  Frage,   ob  er  aus  Aegypten  oder  aus 

i  nach  Böoiien   gelti.unmcn    sey  ,    wie  Mir  unter 

us    der  Sielte   des  Pausanias    über  die  Mineria 

>.  hen  ;  s.  Boeotic.  cap.  1?..      Hier  wird   im-  Pliö- 

ieden ,     in    L'ebereinsliminung    mit  der     »o 

ehen  rten  Stelle  des  Hcrndotns,  wahrend  Andere 

auch  d  lonie ,    so  wie  die  des  Hanaus,   aus  Ae 

er  einwandein  liefsen  (  s.  die   Stellen  bei  Phptiui 
LIV.  aui  I-  dessen  Ecl 

\  ,       1"»  Bip.).     Und  auch  Bootien  bannte  A 

tischen  Ctiltus  ( s.  JablonsUi  \i>cr  seq.). 

Inf  ersuchung 
.    Fragmin.- histt.grr.  autiquiss.   p.  35  sqq. 


,   ^vie  man  lesen  muH« ; 
u  Kuripid.  i'butiüiS.  y    725  mj.     In: 
res  ijjrub. 


waren  ä«c  «rück»,  wor« 
Gbei  auch  von  andern  Seiten  herCultur  nnd  Gottesdienst 
den  Griechen  eugeffihrt  wurde,  Nun  t » it t  hier  wieder 
die  Sa^e  mit  sehr  unbestimmten  und  »i'  Identigen  Namen 

dazwischen.  Pelasgisch,  hivrteo  wu  oben,  «ar  auf 
Samolhrace  ein  alter,  bestimmt  vom  Aegyntisehrn  un- 
terschiedener Dienst  (Herodot.  II  5i.).  Die  Unler&u- 
chung  von  der  Wanderung  der  religiösen  F.rhenutnif» 
zu  den  Griechen  ist  mithin  abhängig  von  der  Unteren« 
cnung  ül»er  die  Y\  anderungen  der  Pelasger  selbst  ,  so 
wie  über  den  Sinn  dieser  so  allgemeinen  Benennung 
(womit  bekanntlich  d'C  gesammte  Yoi  helletusche  Periode 
bezeichnet  wird),  Über  die,  nach  zuverlässigen  Onel- 
Icn ,  ur.terscbcidbarcn  Pelasgisehen  Stumme  und  ihre 
Verschiedenen  Wohnsitze  j  Vorfrage»,  nozti  L  a  r  c  he  r 
im  achten  Capitcl  seiner  Chronologie  einen  gelehrten 
Beie  ben  bat. 

'Hierher    gehören  nun    die.    Srtmothracischcn  Mythen 
von   Dar  da  nun   bei    Dinnvs.   Haticarn.   Archa 
6il  srj.   und  Andern.     Dardanas,    sn   erzählten  sie,    hatte 
von  Samothraeien  aus  Troaa  besetzt  ,  Mar  aber  aus  I 

eloiumen  ( s.  den  sechsten  Kxcms  von  Herne  za 
YirgU.  Arn.  III.  p.  /fb"6  *rj  ).      Hierzu  ltommcn  noch   die 
n  vom  Corinlhua,   ron  dem  Uebergang  Arcadit 

Pelasger  nach  Italien,  und  \i>n  diu  Tyi  iberischen  Po- 
üi  ,  ihren  Nie^crlassnugei)  in  Attica  und  ihrer  Vcr- 
tretbnng  ron  dort  (Yergl.  Prägern,  historr.  graecc.  antt- 
quiss.  p.  'fi.  und  I .. •>'.  In  r  a.  a.  O.  p.  o'|b*  sqrj.)  auf  Lern* 
nos  und  ander«  Inseln  dieser  Gegend  ,  und  ihrer  neuen 
Verbreitung  r.m  dort  «iu*.  —  In  diesen  8a-<«;n  vom  I);ir- 
d*in;s  sind  alte  Krinnci  Igen  aus  der  Yornr. 
ph ischen  Periode  sufhebtrilon  und  vom  Zusa 
m  c  ii  ii  a  r.  •  e  Vorderasiatischer,  Samothr 
silier  nud  Et  r  ti  ri  a  t  h  e  r  (iiltur;  Eiinnernn^ 
die  iu  diesem    mythischen    Dunkel  sich  nicht  mein-    zur 


<hen  Klarheit  erheben   lassen,    so  selir  auch  die 
testen   Forscher    nnler    den    Griechen  ,,    wie  das 
e   Buch   der   Hämischen    Archäologie   des    Dlonysius 
*on  Haliearnafs    und  Strabo's   hchanntc  Untersuchungen 
über  die  Cureten  u.  s.  w.  zeigen,  sich  diese  Frluuterung 
angelegen    seyn    licfsen.    —     Bestimmter  hingegrn   sind 
andere  Nachrichten  von   dem  Zusammenhange    Vorder- 
asiatischer Vulkor  mit  den  Europäischen,   und  toü  dem 
gegenseitigen  Finilufs  ihrer  Bildung  und  Religion.     Wir 
nein  hier,    um  ein  Ueispiel  zu  geben,    an  die  Wan- 
derung der  Brigter  oder  Phrygier,   einer  Macedonisch« 
7  hrutist  heu  Völkerschaft,    nach  Kleinasien  hinüber  (», 
tiweisungcn  in  den  Fragmin,  histt.  grr.  antiquiss. 
pag.  170.)  und  an  die  Sagen    von  der  Niederlassung  des 
Phrvgiers    Pol  ups   iu  Griechenland    (  l'ausan.   Corinlh. 

Auch  S  cy  l  h  ischc  Elemente  werden   in   der  Grie- 
chi?tinn  Religion  nachgewiesen.    Aber  wie  weitschichtig 
ist  nicht  auch  dieser  Name  Scythien,  worunter  so  viel 
graphisch  Unbekanntes  zusammengefaßt  wurde.  Wir 
loern  hier  nur  an  einige  Zuge»    die  auf  nordöstliche 
V.  anderung  gewisser  Erliiidungen    und  Erkenntnisse  zu 
1    Griechen    schlicfsen   lassen  ,/)).     Die   inhaltsreichen 
JA)''  n    Prometheus   führen    auf  den   Caucasiscben 

t  tsprnng  verschiedener  Hellenischer  Bildungsz  vrcige. 
Dienst  der  Artemis  in  der  Sr>  (bischen  Taurica  vi  ei- 
set gleichfalls  diesen  ^  eg  T»n  Nordosten  her,  und  die 
Ge*chenhe,  welche,  noch  einer  Piiestnrsage  zu  Ut'los, 
die  loreer   durch  das  Scvtbenland  bis  zum  Adria- 

ben  Golf,  dann  hei  über  nach  liodona,  und  so  weitet 
nach  Delos  sendeten  (Herodot,  I\      i'  sqq.),    m>" 
v  <M  samintlich   auf  attcu  Erinnerungen  an  den  Anihcit 


14)  Verfcl.  OuwarmY  Über  das  Vorhomer:sche  Zuullcr,    Pc-> 
icrabun  tbiy.  p.  14.  i-i. 


396 

beruhen ,  den  der  Norden  an  der  Enlvrildernhg  GnV» 
chrnlauds  hatte.  Was  nun  von  Asiatischen  Elementes 
noch  weif  er  in  den  Griechischen  Cultus  ühergeganges 
seyn  m«j'  ,  so  wie  die  Frage,  was  ans  Indien,  Per» 
sie»  u'nd  überhaupt  aux  dem  höheren  Asien  W» 
hierher  fortgepflanzt  worden,  davon  wird  unten  ndA 
weiter  zu  handeln  Gelegenheit,  seyn ,  da  überdies  in  de« 
bereits  Gesagten  schon  manches  hierzu  Gehörige  erläu- 
tert tvortien  isl  15). 

So  viel  bleibt  gewifs,  es  war  hein  Volk  in  Griechen- 
land, das  nicht  alle  Ursache  gehabt  hätte,  seine  Wi «• 
Z,ivia  zu  leiern.  Die  Athener,  sonst  so  sehr  auf  die 
einheimische  Religion  der  Väter  stolz,  feierten  sie!  *• 
wie  mehrere  andere  Bewohner  Griechischer  Städte  (fc 
z.U.  Pdusan.  Aehaic.  VII.  27.).  Ja,  es  war  diel  eis 
feierliches  Fest  in  dem  Panhellenischen  Heiiiglhune  n 
Delphi  "). 

Bei  allen  diesen  Einflüssen,  die  der  Griechisch* 
Geist,  wie  überhaupt,  so  auch  im  religiösen  Denken, 
aus  der  Fremde  erhielt,  behauptete  er  gleichwohl  seines 
eigen thümlichen  Charahtcr.  So  wenig  es  der rrifr 
sterschaft  zu  Dodona  gelang,  Hellas  zu  ägyptisiren,  ebei 
so  wenig  konnten  die  anderen  Elemente  ausländische! 
Gultur  das  nationale  Gepräge  auslöschen  ,  das  der  Grit 


15)  Im  Allgemeinen  aber  will  ich  jezt  meine  Leser  auf  A 
fiuchtb.ucn  Lnfrsucliui.yi.n  ües  g«  lehrten  und  geistn-ichd 
Ritter  in  der  Vorhalle  Europäischer  Völker1 
geschieh  ten  vor  ilerodonu  um  d  «s  n  K  a  u  k  a 
sus  und  an  den  Gestaden  des  l'ontus,  Btri 
1Ü*0.  verwcibin. 

16}  S.  Mcti^iu",  Castellan.  und  Johnston.  in  Gronov.  Th« 
säur.  A.  Gr.  VII.  p.  671.  791  und  873.  vergl.  Hcsvcli.  '. 
p.  i(V't  A!h.  und  ciascih.-t  die  Ausleger,  uud  Casauhuni 
und  ScJnvei^:i.i.iser  zum  Alhenä'i»    IX.  13.    Vol.  V.  p*> 

der  Auinudverss. 


*97 

bms    nud   Cultns   I  c1  iielt.      AT.  cht«   auch 
intrste  P  schiedenai 

MjtL-ri  unlei  den  Griechen  Eingang  ge*tätteit,  1 
.'i    s.it*    doch    auch    in   ihre;   Heli»ion    Griechen. 
in  Absicht  auf  d 

iten  unterschieden  werderi.      Vor* 

irnr  wild   jenei   &rund(  rieh    immer,    den   wir 

hon  nennen  vollen,  jener  Hang   zum  an- 

sehen    Gencah  gistren  ,    i!«t  sich    später 

ii  Güirer^eltliichlcn  äulsoiTo  i   ;dier  jene 

stersagen  >,    wie  <lic  HerodoreU 

sebe  Ton  ftamothrace  (II.    >»-),    mochten  wohl  <ltn  (ha- 

ler  Kürze  an  sich  tragen.     Erst  mit 

•iden    Heldensage    ward   unter  den   1' 

nicht  mehr  priest erlichen  Sffnger  Alle»  menschlicher. 

hen   Heligionsgeschiehten   hiefsen   dann    in  dem 

[ltisir enden  Dudona'er  Erfindungen  von 

heut  und  gestern   hör,  und  erfuhren  die  Her.ibuür- 

der   Piieslrrseliaficii    (  llerodnt.  II.    tq'i.).       NVii 

auf  «Iio  hemerltenswerth«  Stelle  des  Hcfodo* 

rlonierus  und  Hesiwdus  *l\c   l    t  linder 

der   II  eil  cnischen  TheogonSe  (ofr  jreöf  ff<x»T£C  &<o« 

annt  werden.     Man  rergl  eiche  ülirr- 

selbst    II.   (ii.  (  s.  meine  Comrnentt.  lierod 

p.    .'  I   Pinto  'lim.    j».   K.(i     C.   ed.  I'ranrnf.    (  vergl. 

oben)    mit   den  hemer  hungert   d<  \0.    und 

Ju»imus  utartyr  Cohortat.     d  Graea  -   Scct.  i3.  p.  16  ed. 

Wer  die  \  i  ngen  jf 

iroten  Zeugnisses  Kennen  lernen  will,  der  Vergleiche 

Hei  meine  r»ernerlvm:      -i    in  dm  Hmin 

[>.  ii,  27.  und  d  lic  Note;  lUohOuwäroif 

1  hoint  tische  Zeitalter   j».   11. 
Ans  »lern   Bisbertgen  ergiebt  sieh  die  an  mittel  bare 
Inr  den  Fortgang   unserer  Uebersichf. :     im 
de«  dienst  der  Griechen,  Gtruslier  und  Rümei    in 


»einen 


Ilaupl 


moi 


M'.tPn    7.11    I8S3C 


'1  ausgehen  ,  und  nicht  minder  einen  Blick  auf  ilie 
Heliginnen  Indiens,  I'ersiens,  l'hnnieiens  und  Klein- 
a-.ifns  werfe n  ,  woran  sieh  dann  die  Grundlinien  der  Lehre 

'  n  alteren  Culien  nml  TheegOniea  Griechenlands» 
11  rd  sofort  die  Uebcrsjeht  der  helleren  Tcmpelgoltheiten 


nun  anschließen  mögen. 


linsen 


Nachträglich  mögen  hifr  noch  einige  Bemerkungen 
Cboi  -el  d'*s  Zamolxis.  welche  in  den  Kreis  der 

&t->ihischrn  Religionen  gehurt,  ihre  Stelle  linden,  lle- 
rodoUis  nämlich  (iVi  «p.  0.0  >  erzählt  von  dem  Glauben 
I  .•  n  an  tfnstei  hiirhkeit ,  und  wie  sie  vermeinten, 
es  gehe  der  Abgeschiedene  hin  zu  dem  Gott  (oder  Geint) 
ZamoKis  (intpa  Za/to?.£iv-  Äotippa),  s,  Und  dieweil  die 
«Thracicr,  fahrt  er  fort,  eine  so  schlechte  und  ruhe 
«Lebensart  führeten,  so  hauetc  sich  dieser  Zamolxis, 
n)<r   die    Jonische   Lebensweise  kannte  ,     und    mildere 

te  als  man  bei  den  Thraciern  antrifft,  weil  er  mit 
«den  Hellenen  umgegangen  und  mit  einem  der  herrlich- 
«sfen  Weisen  der  Hellenen,  dem  Pylhagoras,  einen 
«Saal,  mo  er  die  Ersten  der  Bürger  bewirthete.  und 
«heim  Mahle  lehrcte  er  sie,  dafs  weder  er  seiher, 
«noch  seine  Gaste,  noch  ihre  Nachkommen 
« ;\  u  f  ewige  Zeiten  jemals  sterben  wurden, 
(»Andern  sie  würden  an  einen  Ort  kommen, 
* t  W  o  es  ihnen  wohl  seyn  würde  immer  und 
IDttifc      Wi  1    aber    das    Bcsagle   that    und    also 

«sprach,  Hefa  er  t-ir  h  eine  »Vuhnung  machen  unter  der 

.!e,   iijo!  1*  Wohnung  fertig  war,   vcisihwanJ 

mt  von  den  Thr.iebrii  ,  und  stieg  hinab  in  seine  Wob- 
ei nfig  unter  der  Li  de,  und  lebte  äatelbftl  drei  Jahre; 
und  bejammerten  ihn,  wie  einen 
«Tod^eo«    Aber  im  yi<  bre  erschien  er  nieder 


20<> 

»er  den  Thrsclcm,  und  eo  glaubten  sie  an  da»,  wai 
«ihnen  ZamoKis  gesagt.  So  halte  er  es  gemacht,  sagen 
«sie  ( cap.  96.).  "Was  mich  betrifft,  «o  will  ich  zwar 
.  ihn  und  über  die  Wohnung  unter  der  Erde  ge- 
ulo  nicht  ungläubig  seyn,  ich  habe  aber  auch  Keinen 
*  rechten  Glauben  daran.  Doch  scheinet  mir,  d  0. 1'e 
siT  Z  a  m  o  I  x  i  8  viele  Jahre  vor  dem  P  y  - 
nhapora«  gclrht.  fs  mag  nun  einen  Men« 
«»dien  Zamulxis  gegeben  haben,  oder  es  mag 
1  e  \  olksgottheit  der  Geten  seyn  :  genug 
II  un  ihm»  *"). 

Lud  dieser  Ausspruch  des  Taters  der  Geschichte  ist 
gewifs  unparteiisch  und  wahr.  Die  Lehre  der  4)i"eU:a- 
forldaucr  und  der  Unsterblichkeit  des  menschlichen 
Geistes  war  bei  den  Hellenen  an  die  LJacchischeu  Mvsle- 
li.'it  geknüpft,  deren  sehr  alie  Ilauntsitze  in  Thracien 
n»ren,  durch  Orpheus  in  früher  Vorsei t  dahin  gelangt, 
liier  aus  aher  mögen  sich  dieselben  auch  nordwärts 
in  die  Niederungen  der  Donau  und  in  die  Sitze  der  so- 
genannten Scylhen  Verbreitet  haben;  und  es  wäre  Za- 
molxis  in  diesem  Sinne  ein  Orphiker  üU  nennen,  wieder 
spätere  Pythagoras.  Denn  beide  schöpften  aus  derselben 
altor  Acgyptischer  UeberHeferuug,  die  an  ihrer 
Spitze  den  Namen  Orpheus  ir^i,  beide  empfingen  hier 
die  Lehre  von  der  SeelenunstcrMicMteit,    und   pflanzten 


I")  Kustarhitis  zu  Odyss.  TX.  65.  p.  33J.  I.  3  spqq.  et!.  Basti.  , 
wo  er  über  Tudtenjehr Suche und  Geiaterlehre  (ij 
der  Alten  Mehreren  bemerkt,  spriclw  aucli  vom  Z..m.»l- 
XiS   (nlgetidi  rni.ilWn  :     H-  <ci  "yrCv    Ken  zri  ZauiX£r&^    t, 

m.in  lese  IlvBaycfov  \   ys- 
■  ,   i'3'»cv  (i  IVrii  kj»  tvutytjvrc  jti  ton;  rtSvtwvw 
-'>  S'tavraf  r«S    iTiiv.  .tc;.     S.  meine  I  Icrodoteischen   Ab- 
lioihill.  p.  I7f.     Porphyr.  Vit.  Pyihagor.  cap.  14.     Jain- 
blich.  Vit.  Pyih,  eap.  M. 


5oo 

dieselbe  in  scenischen  Darstellungen  und  Mythen ,  deren 
höherer  Sinn  nur  dem  Eingeweihelen  bekannt  war,  auf 
die  Nachwelt  fort.  —  Vom  Zamolxis  erzählt  Heüanicu», 
er  habe  den  in  Thracien  wohnenden  Gcten  die  Weihe* 
gezeigt  L*)  ;  und  zwar  hat  er  dies  gethan  in  Hohlen, 
in  Grotten  —  ich  erinnere  nur  an  die  »um  heiliges 
Gebrauch  and  zu  Weihen  bestimmten  unterirdischen 
Grotten  Indiens  und  Aegyptens,  ferner,  was  uns  noch 
näher  liegt ,  an  die  Hohlen  ,  die  Moser  in  den  Westphä- 
lischen  Gegenden ,  die  Thorlacius  diesseits  und  jenseits 
der  Ohtsee  gefunden  und  beschrieben  hat  ,9);  Grotten, 
in  denen  wohl  höhere  Erkenntnisse  in  mimischen  Dar- 
Stellungen  mitgetheilt,  und  somit,  nach  der  Alten  Art, 
geheime  neligionsgebränche,  die  an  jene  höheren  Erkennt- 
nisse geknüpft  waren,  von  den  Druiden  verrichtet  worden 
seyn  mögen.  Und  so  hätten  wir  auch  hier  Spuren  eine» 
Zusammenhangs  alt- Aeg)  ptischer  Beligionselemente 
mit  Druidischen,  Ccltiscben  und  Scythischen  Lehren. 
Von  der  iWithrasgrotte  habe  ich  im  I.  Tb.  p.  747  ff.  ge- 
sprochen. 

Es  ist  aber,  meldet  die  Sage  weiter,  Zamnlxis  auf 
drei  Jahre  verschwunden  :  d.  i.  er  hat  ein  dreijähriges 
Unstcrhlichhcitslest  (TpieTjjp/s)  angeordnet.  So  hält 
Älyeerinus,  d.  i.  der  Hube  gebende  und  Fromme  (Mepje- 


18)  brim  Etymolog,  inagn.  8.  v.  7.u^o)~i^  ;  7.uuo)Zi$  rcAerdt 
na  r  f'Bf.i'£s  JVra*5  tc«;  *v  &ca.v.f_.  Man  merk«»  hier  auf 
den  Ausdruck  y.art'asi~  t  ,  der  hier  auch  mil  Bezug  auf 
«ct-iiisclie  Darstellung  gebraucht  ist.  S.  auch  I.  Tb.  der 
Symbol,  p.  12.  und  meine  Herodolt  i.schen  Abhandlungen 
a.  a.  O. 

19)  S.  Zofcsja  de  oheliscc.  pag.  279  seqq.  Moser  vermischte 
Schritten  II,  pag.  215  (F.  277.  Thorlacius  populäre  Auf- 
saut, das  Criechischß,  Römische  und  Nordische  Alter- 
thiim  betrifft,  nd  p.  250  IT".  Die  näheren  Angaben  finden 
sich  iu  meinen  Comtuentatt.  üerodott.  P.  I.  p.  171  sq. 


3o( 

!    i.  tranrjuülii*,   i  .   wie  Zotige  des  X.-men 

i  Acgypten  sich  sechs  Jahre  hei  Ltchtersc] 

unter  der  Erde  aal",    er,    der  Mann,    dessen  Tochter  in 

der  Kuh  begroben  lie^t ,  welche  Jedesmal  am  Soiiiieiilestc 

an  des  Tageslicht   geführt  wird  (  ilerodot.   II.   i3s.    ii'.). 

enthalten  demnach   diese   und    ähnliche  Mythen    des 

.  rlhums  nichts  weiter  als:  rine  mimische  |);«i-- 
«tcllung  der  Lnstcrblichhcitslehre   und  des 

ottes  von  der  Seelen  Fortdauer  I  s  c  c  ni • 
»che    Mysterien).       Betrachten    wir   nun   naher   den 

nen  Zamulxis  <  Z«u.i?.^ts ) ,  d.i.  das  Büren  Tel  1% 
so  hätten  wir  in  ihm  eben  einen  I'ronhetcu  mit   dem 

i  enfell  - '),  wie  imSilcnus,  dem  Lehrer  und  Pro- 
pbelen  mit  dem  Lux-  oder  Rehfeil,  der  auch  im  Buscn- 
garlen   von  I'ieria  dun  relativen  M  erth  dieses  uml   J4 

Völker  lehrt  (wovon  unten  im  lll.  i  weile). 
Dt*  sind  irieterische  Uustcrbliclihcitsfeste,  wo  Silee.us, 
der  Lehrer,  oder  der  Satyr,  drei  Hemer  d.  i.  drei 
Becher  und  drei  Zeilen  geigt  (Zoega  I.as-ir.  ni  .8aT)t 
I>enu  nach  Stieren  und  StierhSraern  werden  dii 

t,  und  da*  Stier-  und  Gazellcnhorn ,  der  älteste 
Zrinhbechei  uml  das  naturliche  Calenderbild  der  i'euch- 
eit  und  der  V\  einleite,  wird  in  alter  liic  >>- 
gh  uhensprache  bu  einem  Hörne  des  Heils;  wie  denn 
hinwieder  die  bei  Tondcrn  in  Jütland  (im  hohen  Scyth»  ■<- 
lande)  ^elundtneu  goldenen  Hörnet  mit  beuu  )l  IfcfMWeV- 
then  Hieroglyphen  bedeckt  sind. 


SO)  Der  Name  Zanvdxis  oder  Zalmoxis  ward  verschieden 
t:  von  <xa^«;,  pellis  uraina ,  im  ThracUchcu, 
weil  er  als  Knabe  ein  ß  ii  r  enfell  getragen.  Nach  An- 
dern bedeutete  41  einen  Fremden  (  peregrinus  )  ;  nach 
Andern  wieiler  hiefs  er  Thaies,  und  ward  von  den 
Tbraotern  als  Hercules  verehrt. 


5oa 


Sechstes    Capitel. 

Von  der  ältesten  Religion    der  Griechen,  o<le 
vom    Pelasgischen    Dienst  auf  Lemous  ui 
Samolhracc.     Zugleich  einige  Beispiele  bii< 
lieber  Cuhurgeschkhle  Griechenlands. 


5.    «• 

M-Jic  Religionen    der  Aegjplier   und  Phonicier  ite 
mit    Phrvgien    zunächst    in    genauem    Zusammen 
Herakles*  wie  wir  malten,  lalst  sich  als  Dactjlu»  auf' 
riiiv-ischcn  hla  nieder,   und  auch  Ksinun- Atle»,  je« 
entmannte  Sonnengott,    scheint  diese    Völker  retH 
verbinden]   so  wie  hinnieder  die  Religion    des   I 
sehen  Ida   und  der  benachbarten  Küstenländer  na<hw« 
]k  I»  mit  der  fon  Samolhrace   und   den  (iränzläiulern 
•ammeahangt.     Letztere  war  Pelasgisch.     Mithin 
hin    vir    hiermit    zu    dem    ältesten    Cultus    dt 
Griechen  ii  bc  r. 

I  m  den  lda  gedenken  wir  nicht  lange  zu  ve 
Die  dortige  lleligion  lag  schon  zu  Straho's  Zeit  in 
tiefen  Dunkel.     Dasselbe  gilt  zwar  auch  gewissci 
von   den   Samothracischen   Instituten;    doch  treten 
bestimmtere    Zt'ge    und    mehrere    Thatsachtn 
l  tbcihaupt  mit  drm  Eintritt  in  diese  alten  Tempel, 
dergrofken  \A  egscheide  zw  ischen  Asten  unJEiimpi,« 
man  sich  in  einen  verwirrenden  Zauberkrei»  von  Mi 
verletzt,    worin    sieh    guten   Theils  «1 
ihren  Priestern  theiloa.      Da   hat  Phivgien   seine  l< 


3o5 


•eben  Pactvlen  und  Corybanien,  letztere  gemeinschaft» 
lieh  ni'u  bamothiiice,  dieses  auch  seine  Cabiien  und  <,<>i:sy 
I.emnoft  seine  Cai  einen  (die  Hintier  nicht  .•imuut  v.u  rech- 
nen )  ,  fthodus  und  da*  Nachbarland  seine  Tclrhincn, 
Creia  seine  Curelen,  ui.J  wie  die  Namen  alle  heifsen 
znö'gn  h  in  allen,  10  weit  die  wenn  an  Lieltlspu» 

ttD  Vermutliutig  geben«  \iei  Gcuieiuscliafiliehes,  gebaut 
au t  gewisse  Grundbegriffe. 

Weilen  wir  wenigstens  auf  das  Nächste  einen  Blich. 
Schon  in  dem  alten  Gedichte  Phoronis  war  der  Ida'i- 
icbcn  Ilaciylen  gedacht  worden  (  Scholiast.   Apollon. 

I.  1129.).  Gewüs  Maren  es  dergleichen  Poeme  haupt- 
sächlich .  die  jenes  Sagenge  wirre  geknüpft  halten,  das 
d<  m  Strubo  so  viele,  zum  Theil  fruchtlose  lachte. 

wahr,  was  doch  nicht  zu  läugnen  steht,  d;«fs  darin 
Erinnerungen  aufbehalten  sind  an  die  Verpflanzung 
Phönicucbcr  und  Aegyptischer  Religionen  und  (,n hin- 
unter die  rohen  Stamme  der  Pelasgischen  Griechen  ,  bu 
ist  wohl ,  beim  Untergänge  der  Phünicischcn  Liicritur, 
eine  Rrlteimtnifs  des  Einseinen  Bieter  Mythen  ond 
Gebrauche  Kaum  jemals  zu  hoffen,  wenn  auch  von  Ae- 
£)ptens  Denhmalen  und  aus  Obcrasiatischen  Uflmn.Jen 
noch  manche  Auf  Mai -ung  dafür  gewonnen  werden  könnic. 
Jene  Gedichte  haben  die  Griechischen  l.ogngraphen  ex- 
cerpirt,  und  in  den  Bruchstücken  dieser  Auszüge  finden 
wir  noch  jtzt  die  sparsamen  Notizen.  So  spricht  z.  B. 
Pherecydcs  von  zwanzig  rechten  Idaischen  Dactylen  und 
von  zwei  und  dreißig  linken.  Sie  sind  Söhne  der  Mutter 
Ida,  Bearbeiter  des  Eisens,  Jongleurs  (Schamanen)  und 
Zaul>  Bcholiast.  Apollon.   a.  a.  O.).     Hellanicus 

dagegen  vtufVle,  dafs  die  rechten  den  Zauber  auflosten, 
den  die  linken  knüpften.     Auch  einzelne  Namen  werden 

int,  Celmis,  Acnion,  Dainuanieneus ,  Herakles  und 
b«l«ii>iiuiis.  Bei  mancher  innerer  AeknliobUeit  alt  -  (ire- 
ttsetei   und  Phrygi scher  lleligionen  uud  bei  der  Gleich« 


5*4 

heit  der  Bergnamen  Ida  ,  auf  Crcta  Und  in  Phrvgien, 
>mh  ilcn  häufig  diese  Idaer  vei  'Wechselt ,  und  was  von 
dem  einen  galt,  von  den  andern  ausr 
wir  oben  bei  Pausanias  den  Hercules  unter  d< 
Dactylen  gefunden,  auch  gesehen,  wie  dessen  Cultus 
rot  Phouicien  nach  Jörnen,  Lydien  in;d  in  die  Nachbar- 
SChflfi  Sich  verbreitete«  In  einer  andern  Steile 
I,  «  ip.  7.  $•  4<)  er/ihlt  er  uns  .  wie  die  Einer  den  btil- 
ter  ihrer  Olympischen  Spiele  ,  Hcrahlcs,  mit  seinen  Ge- 
rten rai.uius,  I'pimedes.  Jasion  und  Idas  vom  C  1  e  - 
tischt  :i  Ida  her  in  ihren  Tempelhain  zu  Olympia  U 
inen  'eisen.  Jene  zum  Tbeii  ausländische  Namen,  v.ie 
<  ,  .  ,:-,  11.  5.  w. ,  haben  viele  Versuche  der  Entrathscluug 
ii.ldst:  wobei  ich  um  so  weniger  verweile,  da  die 
l'c  sultaie  nicht  sonderlich  zu  lohnen  scheinen,  und  die 
Schreibung  derselben  durch  die  CopUteu  sehr  verdür- 
ben ist  (s.  Tzschucke  zu  Siraho  X.  o.  ?.\^.  vergl.  Sturz 
ad  Flu?  er.  d.  1'  r  »«»um.  pag,  IJ7.).  Wichtiger  sind  uns 
einige  Zeugnisse  aller  Historiker ,  z.H.  dt-*  Ephorus  •), 
dafs  die  Maischen  1 1  n  c  1  y  len  von  dem  Berge  Ida  in  Phrv- 
b  i  e  n  iliten  Namen  und  dort  ihren  Sit/,  hatten.  Dazu 
hemmt  die  zweit«  hemerhenswerthe  Nachricht  ,  daf»  ein 
Jiiand  in  den  Wäldern  dieses  Gebirges  ihnen  die  Elisen« 
minen  zeigte,  die  in  seinem  Sehoofse  verborgen  wei 
(Clemens  Strom.  I.  pag.  43o0i  *'ül"s  sie  das  Eisen  und 
Kupfererz  zuerst  zu  bearbeiten  verstariden.  Die  Epoche 
dieser  Erfindung  setzte  die  I'nrische  Chronik  unter  die 
Regierung  des  Athenischen  Königs  Pandion,  d.  i.  1, 
fov  Christi  Geburt  (Marmor.  Oxon.  Epoeh.  11.).  Gerade 
50  wejrden  auch  jene  Teich  inen  beschrieben.  A\ 
äie  wurden   zuerst   des  Eisens  machtig  ,   auch   sie  waren 


I)  liciin  Dioder.  V.  61.  s.  thtflelbsl   die  Übrigen  Xachweism 

1    Vnti    V\  «SaClllljJi     Vfclgl.   Epliori    fc'l  i»£nilll.    p.   i?0   !><. 


3o5 

»il)cr*r  ,   und    Terf^rtigten  die  ersten  Götterbilder  -*). 
ist  auch  der  Raine  gewisser.     Griechische  Grarama- 


.  Sic.  V.55.  Sirabo  XIV.  p.  <>66.  Tom.  V.  p.60t$f|. 

I/Nrii.    Vom  Athenäum  \»ir.|  eine  Te  Ic  hin  fsebe  Ge« 

»chichte,  TikymiY*   Broj-ia,  angeführt  (VII.  p.  2m 

f-  3ü  Schweigt), ).     IWan  wul'ste  aber  nicht  nu.hr,  oh  Te- 

!8  oder  Epimcnides  von    t*  reta    oder  ein    Anderer 

l  tifjiber  sey.     Pabrfc-iiiB  in  der  Bibl.  Gr.  Völ  F.  pag. 

Maries.  hielt  «lic-rs  G«. «licht    flir  ein    und  dasselbe   mit 

unter    Epimenides   Namen    angeführten    TheogonJe 

[)hr»e  Grund  ,  wie  Heinrich  glaulu  im  Kpimenides  von. 

^eta  5,  VII.  p.  131.).   —    So  ist  hier  die  Sage  selbst  bis 

e  Schreiber  verdunkelt.     Desto  begieriger  müssen 

jciit  11  Lichtstrahl  achten,  der  aus  diesem  Dunkel 

•^"«rbric-ht.      Hierher    scheint  mir  die  Anfuhrung   des 

is  a.  a.  O.  2u  gehören,    Er  iheilt  a  is  dem  r«-~ 

11  Buche    Folgendes  niii:    „Die   Delphine  und  die 

J,>  I  pili   seyen   heilige    Fische.      Letzterer  £ey   ein  eroij- 

'^sThier,  vreil  auch  er,  wie  die  Venus,  ans  des  Uimiius 

iIu*«i  entstanden."     Ich  werde  im  Verfolg  vom  Delphin 

:,i    tnehr   Bpreehea.      Hier  nur  «lies:    Der  Schlauch, 

"'       Aeoltii    mit  den   darin  verschlossenen   Winden  dem 

'Ä»scb  jjegt  heu ,    ward   für  verzaubert  geliahen    und  ans 

*■*"   Delphinenhaut   verferttgi   (  Euslalh.  ad   Odyss.  X. 

-1]  ).     Hieraus  lernen  wir  Folgendes  ,  dafs 

«■Iten  Griechen   d«-m   Begriffe    nach,     wenn  auch 

Dicht  nach  «lern  Worte,  Recht  hatten,   «nm 

'*  *>«i  den  Tclchinen  an  ihr  Zauberwort   St'kynv  dachten 

*    oben  I.Th.   p.  177.  Not.  307.    In  Sicyons  alten  Ge- 

•^'«-»gitn  stfbt  ein  Thelxion  einem  Teichin  zur  Seite, 

und   Sfcyon  liicfs  vordem  TtXyiviui  Apollodor.  H.  p.  11t 

*?**»  Scaliger  ad  Euseb.  Chron.  p.  16,  u.\     Sodann  int 

hur  tmln-r  bischdienst  hervor ,  aber  auch  uralte  Weis« 

k,terci    aus    der    Fisch  ev,     namentlich     gewisser 

arten,    Thun    und    Lassen,    wozu  im   Mittel- 

rotere  besonders  die  Delphine  gehören.    Auf  Inseln  und 

Ktaenlladern  thun  solche  Kenntnisse  und  Ertahrunj 

k0(h,  und  wer  sie  versteht ,  wer  den  Sturm  aus  dis  DeL 

pnm*  Erscheinungen  zu  prophezeien  venmg.  der  i^c  ein 


11. 


20 


5o6 


tilier  erhlJtren  iLn  durch  Zauberer,   welches  Bochart 
(Geograph,  saer,  I.  7.  pog.  3?i.)  aus  den  orientalischen 


Zauberer.  Auf  Crcta  ,  Cypern  und  Rhodus  finden  \\\ 
aber  gerade  die  Teichinen  (Strabo  a.  a.  U.  Meursii  Crtta 
I.  -1.  Cyprus  I.  6.  llhodus  I.  4V.  In  den  Telchliu  u 
sind  also  die  Incunabetn  der  S  c  h  i  f  f  a  her  per- 
sonificirt,  denn  auch  Eisen  und  E:  z  ,  dessen  Bear« 
b«  ilung  sie  erfunden  (Strabo  a.  a.  U.)  ,  sind  untrlaf-liche 
Bedingungen  dazu.  Nun  (reim  die  roheU  Seemänner  tivn 
Ackerbauern  entgegen.  Die  Teichinen  ,  hei/st  es,  li.»l- 
den  Apis  erschlagen  (Apollodor.  I.  7.  6.  II,  1.  6.);  sie 
bähen  feich  auch  gegen  den  Bacchus  aulgt  lehnt  f  tlimem 
Orat.  IX.  4.  pa£,  i6ö  Wernsiloi  f.) ;  sie  gleiten  Sty>j:sche 
Wasser  und  Schwekl  aus,  und  verdarben  Thiere  und 
Pflanzen  (Strabo  a.  4.  O.).  Hier  erscheinen  sie  nun 
•1  b<m  ganz  als|rliysisclic  Potenzen,  als  dir  schäd- 
lichen Einflüsse  der  See  und  des  Abgrund*  auf  vegetabi- 
Ih-ches  und  animalisches  Leben.  Diese  Einflüsse  waren 
übermtfehtig  und  herrschend  in  den  alten  Perioden  der 
Flulh  ,  ab  die  Gewässer  noch  auf  «1  in  CA  rn  in  «  In  und 
Küsten  stagnirten.  Davon  bähen  die  Stftungsle 
von  llhodus  die  Erinnerung  erhallen:  Erst  müssen  die 
von  Sicyon  herüber  gekommenen  Telchitien  von  diesem 
Eilande  verschwinden ,  ehe  die  Hetiaden  ( die  Sonnen- 
kinder) kommen  (Strabo  a.  a.  O.  p,  t>02  sq.);  oder,  wie 
ein  anderer  Mythus  sagt,  Sol  (Melius)  mußte  erst  die 
Insel  austrocknen,  ehe  seine  Frau  Rhodos  die  Sonnen- 
kinder daselbst  gebühren  konnte  {  Pindar.  Olymp.  VII. 
100  sqq.  Diodor.  V.  56  verg'l.  meine  Anmeik.  ^u  Cic.  de 
N.  D.  IM.  2\.  pag.  S&6  seqq.).  Früher  walteten  dort  die 
Teichinen  ,  neun  an  dt  r  Zahl  (Strabo  X.  p.  202  Tzsch.). 
Sie  schmiedeten  dem  Kronos  die  Sichel  ,  womit  er  den 
Lianus  entmannete  (Stnibo  a.  a.  O.).  Aus  seinem  Blute 
entsprungen  stieg  Aphrodite  ans  den  Meereswogen  em- 
por und  mit  ihr,  aus  gleichem  Blute  geboren  ,  der  Pom- 
ji  Ins  (w»p*tlae)  ,  dt  r  Geleiilisch  ,  der  die  Schiffe  begleitet, 
und  der  Liebe  besonders  zugtthan  ist  (Athenaus  a.a.  O.). 
—  So  werden  also  die  Tctcbinen  bis  an  den  Anfang  der 
Zeilen  zurückversetzt,    und  ihre  Geschichte  würde  einer 


»oy 

chen  bestätigt.     Leser:  wir  alle   diese  Zuge  zusam« 
,    so  Ififst   fcich   so  viel    mit  Sicherheit    veimulhen  i 


Wies 


Tbeogonie  gar  nicht  fremd  seyn  (s.  ohcn).  Sie  wurden 
auch  von  Einigen  mii  der  Rhea  und  mit  dem  Juppiter  iit 
•nduns:  gebracht  (Sti'abo  X.  p.  202s.n,.Tzsch.).  Wie 
licfa  ;iber  auch  damit  verhalle  ,  so  viel  ist  gewiß:  in 
Ttlchineu  haben  wir  eine  mythisch«  IVrsonitication 
en,  was  In  Küstenländern  und  Mit  Inseln  die 
ivilisutjon  hinderte,  förderte  und  sie  beredete  :  Erz  wird 
iJsm ,  Schilf  i  künde  und  Ltebesiränke  und  dergl.,  von 
ptonfrtischi :  n  Pflaniern  tfen halbwilden  Pelasgern  gauckeU 
»fi  utid  gebeimnifcvoH  überliefert.  Dato  aber  Minder- 
•  fs  und  Förderung  des  MeiischeftgtUcks  denselben 
'«en  zugleich  beigelegt  wird,  an  diese  Voistcllungsart 
schon  alles  Hi.sberige,  namentlich  die  Religion 
Moudsdiener  und  die  Anbetung  der  Liliih ,  gewohnt 
*«n.  Ich  will  aber  noch  einigt'  hesiiminle  Zü^e  zar 
'»rukteris.uk  df-r 'i'clcliitien  selbst  beibringen.  Sie  heis» 
tu  eben  so  wohl  kunstreiche  und  wuhtthtiiige  Dämonen, 
'w  *4ubf  lisohe  ,  bösartige  und  achre  lsUchtige.  Daher 
,uch  Stobäus  gerade  in  dem  Capilel  vom  Neide  d.is  be- 
W'kenswerthe  F-agment  des  NicoMUa  ober  die  Teich i- 
p"  "lidbeilt  (Stob.  Serm.  XXXV'IIL  p,  406.  und  daraus 
"rnl.  Damtsc.  Fragmin,  p.  146  Orell.  vergl.  Berater  ad 
l'Clpliron,  I.  p.  7>.  Jacob«  ad  Anthol.  gr.  IL  2.  p.  177. 
nid  Valckenaer  ad  Co  Hirn.  Elegg.  Fragmin,  p.i?. 
B«J.)<  J-J  die  Griechischen  Sprachforscher  waren 
'"St  zweifelhaft,  ob  sie  die  Etymologie  des  Namens 
lern  Erzschmelxen  oder  vom  Zaubern  her» 
*eo  »ollien  ( s.  den  Anikel  im  Hesyckius  iL  p*g.  m63 


Alb. 


vergl.  ferner  Fhutii  L.  gr.  p.  123.  und  dazu  Schleus- 


■■tf  Cor.  noviss.  p.  4i8.  und  Animadvv.  p.  10J.  und  Zo- 

naf"  ^.  gr.  p>  I7l6\*h     Daher  auch  der  Name   Teichinert 

'itige    und    schadeivfi ob*  Menschen    Dber- 

""pt  Rbetgetragen  wurde.    Auch  bezeichneten  die  Gric- 

nnd   widerspenstige  Menschen  mit  dem 

i;  nrler  ri)yj?t\-.-.T}t,  (  Hesych.  a.  a.  O. 

!  Kust.),  und  eine    mit  Geschick  und 

'""hg  te  böpe  '1  hat  wird  weiblich  wieder 


So! 

wir  hbben    in  jenen    Namen    und  Mythen    das 
an  die  Bildner  der  rohen  Fclasgischen  Menschheit, 
ihr  neuen  Culius  und  die  Kunst  der  Bearbeiten 
Lille  brachten.     Beide  BegiilVe  hinget!*,  mic  sitli  vsi 
hin  ergeben  wird,   vermuthlich  zusammen.     Die  gi 


mit  demselben  Worte  «Jjj/s  der  Verwünschung 
CLibanii  MavaAfa  i'-i  rci  iv  ä<^v,  v.  VnJ,  III.  p.  3i4l 
Und  die««  Teichinen  weiheten  auch  zuerst   ein  Su 
der  %A£rvü  Tsr^:-.;^  H.  i.  dir  Athene  der  Hexe  \i 
Nicol.  Damasc.  a.  a  O  ).     Diei  darf  uns  nicht 
denn   in  den  Keligionrn  dc*r  Seevolker  konuiit 
Minerva    Gorgo  [  Tc^w  )    vor    (  Palac  phaius  XJ 
und  daselbst  Fischer  p«g.  136.1,     Mit  dem  ihest 
dium  war  es  nicht  anders.    Solche   Gnadenluldrr 
Segen   und   Finch  im  Glauben   der  Ultestvn    \. 
die  kie  verfertigen   und  weihen,    sind  eben  dadur 
Tausendkünstler    bald    angebetet  ,     bald    gtlürcbtet 
gescheut.    Dies  ist  der  wahre  ß« griff  jener  Erat 
und  Zauberer.     Sie  schmelzen  die  harten  Metalle, 
brechen    die    Schranken    der    Natur,    wie    man   w3 
melzen   die  iierzrQ  der  Menschen,   und   hengt 
widerMi  Midi  den  \\  Ulm  der  Menschen  und  m 
Darum  darf  e6  uns  nicht  wundern  ,    wenn  die  Tel 
hinwiederum    in  den  Kreis  dir  allen  Natiu  -ouhvitt 
ihrer  heiligen  Diener  aufgenommen    wurden ,   und 
sie  hie  und  da  ganz  so  erscheinen,  wie  die  C  ;»birtn 
So  wird  ein  böser  Geist,  der  im  Wasser  hauset  umi 
lauert  ,  Sintes  (£*vrw;,  lor/;")  genannt  (Zonar,  LeJ 
16-iiO.  und  daselbst  Tittmanu)  ,  und  denselben  Nim» 
ren  nie  Lemnier  und  die  Priester,   die  don  uma 
die   Teichinen    auf  Rbodua  :     Waffenschmiede    u. 
<  iiellanici  Pragmm.  p.  142  Sturz.).     Daher  wird 
wahrscheinlich,    dafc,    wie  schon  früher  vermmfcc 
{  Sturz  «d  Pherecyd.   p.  lib  ),  die  Namen  d 
bnnten,    Cureten  ,   tdäische   DactyU-n ,    Siniier  noil 
chnien  nur  nach  Ort  und  Sprache   verschiedene 
minien   manischer  Priester  und  Bildner  . 
sehen  und  Griechischen  Men3chhi.it  sind. 


3o9 

himmlischen  Kräfte  ,    die   nie  v  B,    waren  aU  Pia- 

Wolter  auch  der  Metalle  Herrscher,    und  sie,    ihre 
Diener,    indem  sie  sie  gewältigten,   arbeiteten  auch  da- 
durch ii»  ihrem  Dienste.     Gott  und  Goltesdiener  waren 
llische  Potenzen.     Daher  sie  auch  so  häufig  die  Na- 
der [heilten.     \Y.ilI»Mitänze  versinnlichten 
die    Planetenbahnen     und    die    Tänze    der    himmlischen 
Machte.     In   Einem    mythischen   Zage    ist  vielleicht  der 
rstand   dieser  Religionen  gegen  andere  Cutte  auf- 
Ichincn,    heilst  es   hei  Oiodorus  (I.I.), 
haben  den  Apis  erschlagen.      Vernuithlich  Kampf  dieser 
Rhodischcn  Religionspllanzer  gegen  Acgvptischen  'J 'hier- 
dienst.    Jene  Idaischen    Finger   waren   nicht  hlos  ge- 
schieht,  Erz    zu    bearbeiten,    sie  verstanden  auch  Heil- 
ter  zu  lesen  ,  Wunden   zu  heilen,  Arzneien   zu  be- 
Namen    Jasiun    und  Päonius  ,    wovon   der 
erste  nicht  hlos  in  Crelo,  sondern  auch  auf  Samuthrace 
st  war,  scheinen  darauf*  zu  führen.     Ob  das  Wort 
•  "ij-ii  Xu>.  ,  womit  nion  einen  Kräuter-  und  Gcsundhcits- 
ichnete,  auch  damit  zusammenhängt ,    mag  ich 
nicht  entscheiden.     Saiutccroix  (Recherche*  surles  my- 
»ter.  da  Pagau.   I.    ]>.  6u  sq.  see.  ed.)    scheint  darin   eine 
nlherc  Beziehung  zu  suchen,  die  ich  nitht  linden  har.n. 
so  wenig  Kanu  ich  ihm  beistimmen,    wenn  er  dort 
(p.  fö.)  nur  wegen  des  Ilegrifls   der  Star  he  den  Her- 
isrhen  Dactylcn  vertetel  glaubt.  Viel* 
r,  dichte  ich,  wäre  hieran  JUi  etiles  als  tiltuiische 
■  n,    als    Urheber   von    F.rdwäl  nie  und 
■  n    Heilquellen,    liurz  als   nalieu    Verwandten   des 
Afsculapius  und  als  Gesundheitsgeber  (s.  oben).      Doch 
hriehten  versetzen  ja  den  lleraliles  in  den 
le'»  der  Phoi  üegyp  tischen  Gottheiten  von  Sa- 

''hiace.       Wir   gehen    ihnen    nach,    um    durch   ihre 

^,''l,•   die   Grundbegriffe    dtr  Cabirischen   Religion 
7UctiWsL! 



5io 


$.    a. 


In  Aegvpten  liieTs  Herakles  Gigon  (Tl t 
sych.  I.  p.  B3o.  ibiq.  Inlcrprt'.).      Ich  habe  an  einer 
dem  Orte  (Uionysua  l.  p.  1 36.)  mich  über  die  vci 
denc  Schreibung  und   Deutung    dieses   Nnmens 
Welche   Etymologie  Beii'dil   linde,    immer  kommen 
lilärungen   heraus  ,   die   den   Hercules  unter  die  »ll 
Cutter    von    Phünicien    und    Samothtacc    stt 
Gestärkte,   der  T  ä  n  z  e  r  ^  der  T  i  s  c  h  g  o  1 1  —  » 
sind   Begriffe,   die  diesem    i*!ytbenkreise   wesi 
gehören.    Ah  Rci  gen  a  ni  ü  hre  r  schliefst  ei 
der  an  die  Chöre  der  Uactylcn  und  Corybanten  »■• 
Tischgott  wird   er  in  allen  Religionen    vei 
nach  die  fortgeschrittene  Kunst  der  Griechen  gef 
darin,    den  Herakles   eTtirpairiZtoi;   mit  dem   IU 
der  Hand  dai  zustellen.     Ein  Werk  des  grofsen  Lj 
war  in  dieser  Art  berühmt.      Auch  die  alten  S 
ler  reden    von   mehreren   ähnlichen  Ilunslwet 
den  Bemerkungen  im  Uionrsus  trage  ich   hier  die  N* 
richten  des  Aristides  (Oratio  in  llerculem  p.  3" 
nach,  der   von  Statuen  dieser  Art  redet,    so  wie  L" 
nus  im  Gastmahl  (Tom.  IX.  pag.  56  Bip.)   mehrerer' 
nta'Mc  dieses  Inhalts  gedenkt,      Ueber  noch    vorhji 
tfunstuerke  dieser  Cla&se   viufs  man    Visconti    ( 
Museum  Pio- Clement.  Tum.  V.  pag.  27.  b.)  und  Mil 
(Mur.uxnens  incditi     Tom.   i.    pl.    2j.)     nachlesen, 
scheint,    d«f9  auch   die  Sagen  von  den  He' 
KU  Hon,   F'in.-.rii  und  Putilii  genannt   (Liviuf    I 

eie    V01  Stellungen    vom   alten   Hercules 
hören. 

Tiscligott  war  auch  jener  Phönicische 
karth  -  Herakles  ,   der  grofte  Beschirmer, 
haben   die  Griechischen  Schriftsteller   Spuren  c; 
Sie  nennen  ihn    Euphrades    (d<r  gute  Sprecher,  gol 
B.ubgebcr),  und  erklären  dies  durch  HuTuixo*  i^IIc 


a.  O. ).      Dadurch    wird   rr    einer    der  Phönici*ehen 
^otsgütt.r  und  Hotte.    Patäken  (rraxatxoi)  d.  i. 
H'i'     ),    wie    JJochnrt   erklärte,    hicfsen  jene 
deren    Bilder    die  Phonicier    auf  den    Vorder- 
ii  ■*)  ihrer  Schifte  ,  zum  Schur/,  auf  dem  unsicheren 
,  mit  sich  herum  rührten.     Herodottis,  in  der  un- 
Note  angeführten    Hauptstelle ,     beschreibt 
l'hünicischcn  Wesen  als  Zwerggcstnllen ,    und   es 
eben  so  harter  Vcrstofa  gegen  den  Zusammenhang, 
■  diese  Beschreibung  steht,    als  gegen  den  all- 
Den  Griechischen  Sprachgebrauch  ,  Wenn  Gulherlet 
er  bekannten  Schrift  über  die  Cabiren  das  nvy- 
iit&ooq  des  Geschichtschreibers   durch  starken 
in  erklären   will.      Vielmehr  als   Pvgmaen   waren 
tbildet.      Dafür    sprechen    zahlreiche  Spuren    auf 
lalen   und   in   den  Schrillen    der  Alten.     Eben  so 
;,  scheint  es,   hatten  sie  bauchige  und  sphärische 
Alt  irdene,    mitunter  güldene  Krüge,    und 
jd    ein  Kopf    darauf  gesetzt    war,    als   Kruggüllcr, 
der   Phonicier    wahrscheinlich    eben  so    wohl 
Erinnerung  an   alle  gute    Gaben    auf  seine   Tische, 
er  sie  in  der  Eigenschaft  der  Horte  auf  den  Schiften 

mfübrte. 
.Mit  diesen  i'atäken  vergleicht   der  genannte  llisto- 


I)  Verj»1.  Homerische  Brirfe  p.  192. 

ils  Zierrathe  .in  den  llinlerthellrn.     Letztere  Mei- 

!  t  aus  einer  unrichtigen   und    auch    von   Suidas 

im mn  Lesart   in  der  Stelle  des  Herodoiu*  flf. 

I,  Ruhnkenius  de  tulela   et   insign.    paviuni    opui.ee. 

>  sqq.).    Di*    Ki  lege   für  einige   der  nachfolgenden 

saue  ulu-r  diese  Gottheiten  wiederhole  ich  htir,  der 

.Qrie  wegen,  nicht.      Sie  sind  im  Dtony&Uti  p.  131  tic(j(i. 

rgc! 

h.  I.  p.  550  -  5J2. 


3l2 


riher  die  Aegyptischen  Gahiren.      Von  diesen  mt 
wir  das  Nöthige  bemerken,  ehe  wir  auf  den  alten  Dien 
der    Pelasgcr    auf   Samothracc    zurückblicken    ho« 
Jene  hatten  zu  Memphis  in  dem  Tempel  des  Phthas 
Sitz,  der  ihnen  auch  in  der  äußeren  Bildung  gleich 
T »*>tt  war  es,    wo  der  Perserkönig  Cambvses  diese 
schöpfe  uralter  Göttersymbqlik  unter  grofsem  ■ 
rei brennen    liefs.      Diese    Aegyptischen    Zwergcalit 
■werden   dort  Söhne   des  Hephästus  genannt.     Kali 
mufs  hier   der  grofse  Phthas   des  Aegyptischc: 
gedacht  werden ,  in  welchem  er  als  Vater  a  1 1  e  r  gl 
sen  Gottheiten  vorkommt   (s.  oben  I.  p.  52q»). 
ist  der  ewige  Wellhauch  ,    der  Alles  tragt    und  bind 
und  aus  dessen  Schoofs  auch  die  Götter  geboren  werd 
Er  giebt  auch   den  Cabiren  das   Daseyn.       V 
diese  ?     Es   ist  fast   nicht  zu   bezweifeln ,    dafs  der 
gyptier  sich  darunter  auch  die  sieben  Planeten  d*c 
und  ,    ihnen   den  Phthas  als   Vater   beigesellend  , 
Acht  zahl    von   grofsen  Potenzen   in  ihnen   verehr 
In  dem  Tempel  des  Plilhas  zu  Memphis  haben  wir  i 
ihre  Bilder   angcl  rollen.       Auch   in  der  Stadt   Caiiobi 
nahe  bei  Alcvaucli  ia,   zeigen   sich  weiterhin   bemerk 
werlhe  Spuren  von  einem  Dienste  dieser  alten  ,  -r 
guten    Gatter.       Dort,   wo  jener   Sero«  Heral.lcs  ci 
Tempel  hatte,    ward  ein  mystischer  Hrnggott  . 
gewöhnlich   genannt.    Gegenstand  eines  eifrigen,    bi 
die    Bümische    Periode    fortgepflanzten  Gotteüditn« 
der  sich  besonders  in  der  Religion  des  Serapis  als 
Form  behauptete,   und   bei  den  alten  Symbolen  de> 
fafses,  der  Schlange  und   dergl.  stehen   blieb    (s.  I. 
p.  3 14.  vergl.  5a'i  tl.). 

Jezt  haben   wir  den  Uebcrgang  der  Gabiren  i» 
L'neligkm  der  Griechen    nachzuweisen.      Di 
waren  die  Vermittler   und  L  ehurhringer. 
sind  ganz  die  Ae^vptischciJ.      Wie  sie  sich  der  I 


5i5 


sehen  Kosmogonie  anreihen  ,  ist  oben  (II.  p.  20.  ftl 

|  bemerkt  worden.     Sie  heißen  Sohne  des  Sy- 
■  lcr  Sydyk,  der  mit  dem  Phthas  der  Aegyplier  Eins 
Audi    ihrer  sind  sieben,    und  in  Esmuii    (A.  ■ 
pius)  wird  ihnen  «ler  achte  beigefügt.     Der  Nemo] 
i*t  aus  Acgvplischcr  Sprache  selbst,  als  der  ach  te  erkl.'ir 
Jen,  wahrend  Damasctui  beim  Phutius  (cod.  CCXLM. 
ihn  als  Lebenswänne  deutet      Wie  dem  auch  sey: 
hier   wie   dort   scheint   man   die  Planeten   darunter   ver- 
standen kii   haben  ,  denen  in.ni  bald  eine  höchste  Potenz-, 
in  Phthas,   bald  eine  andere,  aber  verwandte,  wie 
Aeseulapius  ,  zugesellte.     Von  der  Verehrung  der  Cabi- 
reo   in   Carthago  habe  ich   oben   (  Anhang  zum  vierten 
.  $.  ».  p.  37J.)  gesprochen. 

Es  spielt  aber  der  Name  Cabiren  auch  nach  dem 
obri'cn   Asien  und  vielleicht  selbst  bis  nach  Indien  fort. 
LchlÜcli  rede  ich  nur  von  einem  Naraenspiele ,    weil 
nach  den  bis  jezt  vorhandenen  Daten  noch  wenig  Reel- 
les darauf  gebaut  weiden  kann.     Alter  weil  jene  Spuren 
doch  liünftig  weiter    rühren  können  ,    wiU  ich  ihrer  mit 
n    gedenken.      t>«fs    nie  Pontische  Stadt  Cabira 
aei  wirklichen  Verbindung  mit  jenen  Cabiren  steht, 
lifst  sich  wohl  nicht  b  In.     Auch  wurde  oheo  (II. 

33.)  bemerkt,  w'w  man  selbst  in  Mesopotamien  fene 
n    gesucht   und  gefunden  hat.      Daranf  hat  ein 
Brei   Schriftsteller   die  Verrouthung  gegründet,    sie 
t'n   \  <m    tb'in  l.baldaischcn   Flusse   Chnbar  (Chabora 
beim  Ptolem ms)  ihren  Namen  (sieh,  Ditmar  vom  Zu- 
*%,so<le  <  ieiib  und  Mesopotamien*   p. 

mderer  Gelehrter  will,   nach    -Samen  und  P.egrifF, 

,ra  Persischen   Spuren    der  Cabiren  finden.      Es   seyen 

ls  t.abiiim,  starke  Maoner.     Hierin  liege 

<1,e  Bedeutung  der  Metallurgie  nnd  der  Bewaffnung. 

tu'n   eben  so   wohl    jene   starken    Schmiedegötler    de 


1 

! 


*tt,c«niachcn  Lemnos  ,   als  die  ältesten  bewaffneten 


lee 

Hcl- 


S 1 1 

den.  Nach  (1er  Persischen  Fetierreligion  waren  die 
Schmiede  unrein,  weil  sie  das  Feuer  entvielhclen.  Da- 
her dort  der  verächtliche  Begriff,  der  mit  «lern  WToite 
Ghchr  Verbanden  worden,  und  bis  auf  den  heutigen 
7'flg  im  Orient  fortdauere  (  Foucher  sur  la  religion  de» 
Perses,  in  den  Memoir.  de  l'Acadcmie  des  Inscriptt.  T, 
WIX.  vcrgl.  Anhang  zum  Zendavesta  I.  a.  p.  217.  6). 
Mithin  A\iiie,  iKiih  dieser  Ansicht,  die  Bearbeitung  der 
Metalle,  die  unter  den  rohen  Pelasgcrn  jenen  Feuer- 
Iwinsllern  göttliche  Verehrung  zusicherte,  im  Feuerlande 
der  Parsi  Anlafs  zu  tiefer  Entwürdigung  geworden. 
Vielleicht  war  der  Name  Cabiren  bei  den  fndiern  ge- 
achteter. Doch  wir  wollen  und  können  vorläufig  nichts 
mehr  leisten,  .'  !s  mit  Einem  Wort  auf  die  Sonderbar- 
keit aufme«kbani  machen  ,  ihifs  einet  der  Indischen  Bhngts, 
«I.  i.  einer  von  jenen  reinen  Wisehnudienein ,  die  durch. 
außerordentliche  Bufsübungen  und  beschauliches  Leben 
zur  Würde  der  ttäinuiirn  sich  hinaufiäutern ,  und  wovon 
der  Indische  Mythus  in  den  Pdrana's  ganz  aufserordent- 
Jii  he  Dinge  zu  erzählen  weiTs,  Cabir  heilst:  ein  voll- 
endeter Weiser,  der  im  Calivug  lebt,  und  diesem  Zeit 
aUcr  ein  Musfei  bild  von  jeglicher  Art  Virtuosität  ist  (s 
de  Polier  Mythologie  des  liulous  T.  II.  p.  3ii  sqq.). 

IK-is  Wort  Cabir  scheint  sieh  in  dem  Maltesische 
Dialecl ,  der  doch  wohl  ein  Ueberbieibsel  der  alt-Pu- 
nischen  Sprache  seyn  dürfte,  erballen  zu  haben.  Denn 
hier  kommt  das  Wort  Itibir  Ouitboi  vor.  Mein 
1  leund  Munter,  der  mir  diese  Angabe  milgetheilt  liar, 
sieht  dies  als  einen  .Nebenbeweis  an,  dafs  die  Cabiren, 
den   Carthagern  bekannt   waren    (s.  oben  Anhang  zui 


6)  Jrdoch   wird  in  der  alt- Persischen  Sage  der  Schmitt 
Gi<)   zum  Befreier  ttines  Volkes,    und  s*in   Schurzfell 
wird    vuii    Vi -ritiuu    zum   rlcicuspnnier  geweiht  \    s.  ubett 


Tli.  1. 


67i. 


vierten  C*p.  <*.  4.    pag .  37*»  ).      Fr   verweist,   was    jcn< 
Puul.t  betrifft,  nul  .M."iju5  Speeimen  JinguftePunieae  p.21. 
und   auf  Agius  de  Soldanis  dl t* ] I a  lingua  Punica  piesente- 
-.itata  d'a  M.ihess.  p.  »67.      Auch  der  Maltesische 
}  im  h  Marghand  dag  c  I  G  h  i  r ,  <1.  i.  fuhr  zu  die- 
sem  Grofsen,  nämlich  Teufel  (wie  Agius  ihn  iiber- 
»,    scheine  die  Vermutbnng  A   dafs  Gbir  der  Name 
einer  heidnischen  Gottheit  bei  den  Maltesen]  war»    noch 
mehr  zu   bestätigen.     Dafs  aber  nuf  Malta    die    Gabiren 
worden,  sey  so  gut  als  gewifs.     Die  .Münzen  des 
hbarten  Gaulo»  stellten  6ic  ja  in  ihrer  acht  Aegyp 
en  Gestalt  vor. 
Denn  in  derThat,  es  ist  rathsamer,  die  nähere  Vcrbi 
düng  ssu  verfolgen,  als  an  jenen  schwachen  Fäden  das  Ent- 
»•ste  anzuknüpfen.  Mag  es  also  sich  auch  hier  bewahr« 
i» ,  d. . Is  die  Grundideen  jener  alten  Pelasgerrcligion 
im  allgemeineren  früheren  Sabäisxnus  des  Morgenlandea 
ihreM  nrxel  haben  :  sanz  gewifs  waren  es  doch  zunächst 
die  Aegyptier  und  Phönieier,   die  nach  Griechischen  In- 
seln und  Hfotenländei  n  ihr  System  dieser  Religion  ver- 
pflanzten.     Jene   Pelasger   nahmen  diese  Gottheiten  als 
P$«,  mächtige  \Vesen  auf,  wie  der  häufig  vor- 
me  &foi  fifj-äXoi   und  ßelbst  in   den  Augu- 
ii   der    Römer  die  Benennung  DU  potes  (po- 
»  Varro  de  I».  E.  IV.  10.  p.  16  ed.  Seal,  mit  dessen 
»•U  p,  25.)  zu  erkennen  giebt.      Bei  diesen  Umständen 
»*l  auch  unter  den  verschiedenen  Etymologien  bisher  dic- 
c  iiii  die  wahrscheinlichste  gehalten  worden  ,  die  das 
^  '"  1  Cabi  r  e  n  von  D,l132  1  potenies,  die  mächtigen 
(*«PgL  Grotius  zu   Matth.  IV*.  2.^.),    herleitet.      Eine  an- 
■**■  Etymologie  hat  neulich  Sehe  Hing  (über  die  Gott- 
:  run  Samothraee  p.  107  \V.)  vorgetragen.      Er  er- 
1!'it  den  Namt'D  :  D^HFI  (Cliabcrim)  socii,  von  ""QH 
Co*»sociavit    sc    (Judic.    XX.    11.),    und   nimmt    das 
Wurbch  -  Römische    D  ii  co  nsen  t  es,  Dii    compli 


■ 


I 


5.6 

ces,  für  eine  Uebersetzong  dieses  Wortes  ").  —  Hier- 
mit kehren  wir  nach  Europa  zurück  und  zu  jenen  An- 
fangen   Griechischer   Religion  ,    wovon  vrir   hei  unserer 

ganzen  Betrachtung  (•«  ohen  I   p.  4  ff.  und  II.  p.  a88ff.) 

ausgegangen  sind, 

§.     3. 

Die  Peinsger  halten,  nach  Herodotuet  (II.  5i.),  die 
Orgien  auf  Samothrace  gestiftet.  Ucber  diese  Insel 
hatte  der  Perieget  Polemon  ein  eigenes  Buch  geschrie- 
ben (Athen.  IX.  p.  372.  Vol.  III.  p.  'Sj'i  Schvvgh.),  des- 
sen Besitz  uns,  wegen  der  so  nolhtgen  Kenntnifs  urt- 
Jielier  Anlässe,  grofsen  Nutzen  leisten  Konnte.  Jezt 
müssen  wir  uns  mit  fragmentarischen  Nachrichten  Au- 
derer  behelfen.  So  viel  ist  gewifs,  und  noch  neuerlich 
hat  dies  der  gelehrte  Graf  Choiseul  Goul'hYr  im  zweiten 
'J 'heile  seiner  bchannten  ReiseLescbreibung  hemerbt, 
dafs  jene  Inseln  und  Küstenländer  grofse  Naturrevolu- 
tionen  erfahren  hatten.  Der  Muiehbruch  des  Punti 
lebte  noch  in  der  Erinnerung  der  Griechen  fort.  Der 
l'niergang  der  Inseln  bei  Lemnos  war  Inhalt  einer  Pro- 
pheeeiong  geworden  (Hcrodot.  VII.  6.),  und  von  der 
lange  vci  s(  hHutiiJcnen  Insel  Chrjse,  berühmt,  durch 
Phüoctets  luifsgeschich  (Paasan.  Aread.  cap.  33.),  hat 
1  iKoisen]  Guulfier  hei  Lemnos  noch  die  Spuren  gefunden. 
So  zogen  also  ganz  natürliche  Anlässe  in  diesen  Inseln 
der  Peiasg«  r  jene  mächtige  Planetcnschaar  vom  Himmel 
herab  ,  um  im  Grunde  der  Erde  und  in  der  Tiefe  des 
Meeres  su  wichen  ,  um  durch  die  Winde  die  Fluth  zu 
beherrschen ,     und    durch   Feuer    die   Metalle    zu    bän- 


7;  Derfiflb-»  (  dit  GoMh.  vnn  Samo(brace  p.  95.  )  bringt  Ka- 
ßtt^oif  t.  Lia  --.  ■,  Kifl&koi  mit  onterm  tleutpchen  Kobold 
in  Vul>in<Jiing.  Uebiigims  £tebt  er  a.  a.  O.  noch  einige 
bemerke nswtrihe  Daia. 


^),  Aber  ganz  gewifs  hatten  schon  Aegyptier,  l'hö- 
■:  und  KJeina*iaten  im  Begriffe  dieser  Gottheiten  die 
tellurische  Macht  mit  der  sideriachen  verknöpft.  Der 
gliche  Ida  war  auch  ein  Feuerberg  alter  dötterj 
Sinope  und  die  Gegend  verehrte  platonische  Hre'fte. 
duiiher  sollte  ja  der  gewaltige  Erdgott  Serapis  gebracht 
Morden  ii 

Der  Cultor«  ästend  oder  vielmehr  die  Barbarei  jener 
Pclosger ,  so  wie  die  oben  bemerkte  Sprarharinuth  ge- 
stattete wohl  zunächst  deinen  andern  Vortrag  jener  Re- 
nsichren ,  als  in  Acgvptischer  oder  Phönicischer 
Sprache.  Wer  jenen  Unterricht  empfing,  erlernte  da- 
mit gewifs  auch  die  Sprache  derer,  die  ihn  gaben.  Die 
eröTaeren  und  lauger  bestehenden  Niederlassungen  der 
Phoui  f  Samolluace  und  den  benachbarten  Inseln 

i  es  ohnehin  wahrscheinlich  ,  dafs  man  früh  dort 
oicisch  redete.  Mithin  ist  mir  Munters  Yermuthung 
(in  der  üben  angeführten  Abhandlung)  sehr  wahrschein- 
lich, dafs  erst  nachher  in  diesen  Gutlesdienst  die  Grie- 
chische Sprache  eingeführt  ward*).  Dies  konnte  verinuth- 
nicht  ohne  Ein  Huf»  auf  die  ItegrilTe  selbst  abgehen, 
wenn  gleich  die  Grundideen  (das  ist  der  Geist  solcher 
Religionen)  im  Wesentlichen  dieselben  blieben.  Aufser- 
dom  hatte  dieser  Geheimdienst  gewifs  eben  so  wob) 
seine  Abstufungen  ,  nie  jedes  Mysterium  seine  I  •  I  ade  hat. 
Auch  daraus  lä'fst  sich  die  grofsc  Verschiedenheit  der 
Angaben  ron  jenen  Gottheiten  begreifeu. 


amcntlich  da»  Eisen.  Hierauf  besieht  sich  ein. 
fclaiung  ,  die  unter  mehreren  anJirn  it*S  Al.ertlmni  vuti 
der  Begattung  des  Ares  und  der  Aphrodite  {(Jdyss.  V  III. 
2<»6  stpj.)  |Sb.  Eustaihius  zur  angtfDbl ten  Stella;  thcilt 
dieselbe  mit  p.  310.  1.  40  Basti. 
'}  Diese  Sütce  der  erstr  n  Ausgabe  diese*  Werks  wird  der 
unterrichtete  Leser  nun  selbst  n.icli  unserer  neuen  L'n» 
tersuchun;,  oben  11.  p.2&S  —  292.  zu  würdigen  wissen* 


5id 

Unter  allen   scheint  mir  die    des    FI 
(beim  Straho  X.    p.  483.    p.  aoo,  ed.  Tzsch.)   die 
henswertheste ;     nicht  nur    vegen    des     rclftli 
dieses  Zeugen,  sondern  weil  sie  niit  Aegypti« 
Stellungen  so  gut  übereinstimmt.     Nach  ihm  sii 
Liren  Sühne  des  Hephäst  us  und  der  Cabira,  de« 
Tochter.     Es  sind    ihrer    drei    Manner    und    «) »t-i 
(  Cabiridische  Nymphen  ) ,    sie   wohnen   auf  Li > 
Imbros  und  in  den  Städten  von  Ttoas.     IL 


9)  p.  152.  in  der  Sammlung  von  Stura.     Dort  sind  die  ( 
gen  Notizen  über  die  Schriftsteller  gegeben, 
den  Dionysus  pag.  150-  verbinden   kann,      ] 
auch  bemerkt,   dafy  die  Griechen  eben  so 
als  KaJt^ci  sagten,  und  dals  sie  auch  von  einer' 
hiofifa  sprachen  ,    was  hin  und  wieder  durch 
Abschreiber  verwischt  worden  ist.  —  Wenn 
Munter  (  a.  a    ü.  p.  d6.)  nur  drei  Cabir< 
kommen,  und  den  Diener  n  \on  Hrn  Plir 

Imizuselzeu    llftt  ,    so  kann    ich    nicht    ! 
acht  G'Uu-i    zweiter  Ordnung,   woraus  die  < 
Zweifel  hervorgegangen  sind,  kennt  il   rodotus  st 
alte  Gottheiten  Aegypttns  (s,  oben  I.  Th.   p.  5tS. 
Hermes- Cadmilus  aber  erscheint  ja  im  U 
rade  so,  wie  auf  äamoihr.ice  als  dienendes  V\ 
weniger  hat  SaintecroiX  (  Rechet ches  snr  Ic*. 
Pagan.  T.  I.  p.  40  sec.  edit.)  Recht,    wenn  < 
thracische  Religion  s  p  \i  t  e  r  mit  Acgyptiscl  er  und 
nictscher  sich  vermischen  laTst.    D.inn  mußten  die 
kannten  Leute  (aSSh)  beim  Scholiasten  des  Apolloniu 
917.)  Tuehr  Gewicht  haben,   als  L'hei  Um 

Acusilaus  und  andere  tehr  alte  gelehrte  G 
Doch  gesetzt  auch,  die  Z,weiwahl  (wie   \ 
die   älteste    Form  dieser   Lehre,   so  sind   e*  im  inet 
Aegyptisch  -  Phönicische   Wesen     (  al>    mannlkb« 
»eibliche  Potenzen  )  ,   wie  unten  dem  lieber  v» 
tergl.  auch  Schelling  über  die  Gottheiten  vor 
pag.  10  J. 


10 


grhcimnifsroil.    Auch  der  ältere  Acusilaus  scheint  dieses 
«  ^ehannt  zu  haben  (g.  ebendaselbst).     Wenigsten» 
lunnt   er  die  Cabira   als  des  Ncphnstus  Fi  au,    auch  drei 
Cabiren    und  Cahiridischc    Nymphen.       Hier    haben   wii 
ganz    die    Aegvptische    und    Phönicische    Acht.       Zwar 
spricht   Berodutus  nichts    von  einer    Frau   des   Phthas, 
als  (abirenmutter,    und    nach   anderen   Spuren  ist  dort 
>..n  sieben   riarieten    mit   einer  achten  Potenz  die  liede, 
die  bald  I'hthas,  bald  tsmun  heilst  :    und  auch  den  letz* 
leren    nennen    die  Alten    ohne   Erwähnung    einer   Frau, 
die  Cabiren  gebaren  hübe.     Darauf  hann  geantwortet 
den:  Wir  haben  von  jenen  Aegyptuch«  Phönirischen 
i   nur  ganfli  hurze  Notizen;    die   A  r  t  ,  wie  die  Ge- 
nealogie   gedacht   ist  ,     bleibt  uns   unbekannt.       Immer 
kennte  also  auch  dort  eine  Cahirenmuttcr  Vorkommen, 
mdrerseita  \    d-nhe   man  sich  Jenen  Phihas 

und  Sldvli  in  höherem  Sinne,  als  Erzeuger  aus  sich 
selb?.!  und  als  Mannneib  (wie  ihn  Aegypt  -i  bannte)* 
und  gehe  m«n  auch  immerzu,  dafs  *\ic  Pherervdische 
Vorstellung  schon  belfcnisirl  si-v  ;  gleichwohl  hann  der 
HauptbegriiV  jener  A  ah  t  zahl  ?on  Cabiren  und  Cahirinnen 
von  den  Pclasgern  aul  behalten  norden  teyn.  wonach 
sie  Ktierst  große  Plane tengötter  und  Himmels* 
in  ch  te  waren  ,  bald  in  dieser,  bald  in  jener  Cumbina- 
n  gedacht  ,  und  ,  nach  einer  ganz  natürlichen  ldeen- 
folge ,  zugleich  grofse  Gewalten  der  Atmosphäre,  der 
.c  und  des  Meeres.  Unter  jene  Combi naiioncn  ge- 
hörte ohne  Zweilei  auch  die,  dafs  bald  eine  Zweihcit, 
bald  eine  Vierzahl,  bald  eine  D  reih  eil  hervortrat, 
die  n    verdunkelte-    urxl  Dieust  und    Lehre   ganz 

oder    in    höheren    M^.teriengraden    in    Anspruch    nahm. 
Aber   auch    jede   ein/.elne   Combine  ÜOfl    und   Zahl    ward 
hat  wahrscheinlich  htr  sich  wieder  in  verschiedenem 
Sinne,    nach    verschiedenen    Lehravatomen    genommen, 
io  mochten  i.  D   die  Vier«  bald  vier  trrolse  Planeten- 


330 


gütter  seyn  ,  hehl  die  vier  Klemmte  ,  bald  höchste  dc- 
miurgische  Potenzen.  Die  Zwei,  die  wir  als  Himmel 
und  Erde  kennen  lernen,  hatten  vielleicht  eben  so  noch 
andere  Bedeutungen  u.  s.  w. 

Dafs  wir  einige  Hauptsätze  urkundlich  wissen,  vei- 
danhen  wir  den  Griechischen  Erhlärern  der  Argonautica 
des  Ap.llonius  ( üb.  1  <<•-.).  ]><>rt  (Heilt  uns  dei 
schicbtschreiber  Mnaseas  selbst  die  eigeothümlkben 
men  einer  Tri. <s  mit,  wozu  denn  noch  ein  Untergott  als 
vierte  Person  lmmmt.  Jene  Potenzen  keifsen  Axieros, 
Axiuliei  s<  s .  Axiokersa  ,  und  der  Untergott  Casmilus. 
Wie  die  Griechen  späterhin  diese  Wesen  nahmen,  wer- 
den wir  unten  sehen.  Aus  orientalischer  Sprachforschung 
ergeben  sich  folgende  sehr  wahrscheinliche  Erklärungen  : 
Axieros  ('A^Uftat;)  heilst  im  Aegypiischen  magnipotens, 
der  (irofse.  Mächtige,  und  es  war  niemand  anders 
darunter  gedürbtj  als  der  mächtige  P  h  t h a  s oder  lle- 
jthästus  J").  Die  zweite  Person  Axiokcrsos  ('A^to- 
ztf'ffo«;)  heifst  niagnus  ioeeundator  ,  der  grofae  fic- 
saamer.  Eb  ist*Apr^,  Mars,  der  als  Planet  im  Aegvp- 
tischen  Hertosi  ("Ki-twoi)  hiels,  welches  Cedrenus  (  Hi- 
stor.  p.  i34»)  gerade  so  et  1;  Li  it.  Die  Idee  des  grofsen 
Fruchlbiinyers  war  in  der  Aegyplisehcn  Lehre  mit  dem 
Planeten  Msirs  verbunden  (vcrgl.  oben  IL  p.  6.).  Axi 
kersa  (\\$töxe\>oo )  ist  magna  foeeundatrix,  Sic  ist 
diesem  System  als  E  r  it  c  h  t  b  r  in  g  e  i  i  ji  und  'AtppoJtTij 
(Venus.)  dem  Axiokersos  zugesellt.  Zu  dieser  Trias 
kommt  eine  vierte  Person  hm/u  unter  dem  Namen  Cas- 
milus (K.a.Tue>  <k  |.  Auch  dafür  glaubte  Zocga  im  Ae- 
gvptiscbcn  die  Erklärung  zu  linden,  und  deutete:  pe 
i'e  e.t  e  sapiens,  der  All  weise.  tJockai t  dachte  1 1  >> 


10)  Nach  Zofcga  de  obeliscc.  p.  220.  Bassini.  1.  p.  0.  v«rgL 
Munter  Erklärung  u.  s.  w.  p.  30.-  jezt  in  drn  antiqnar. 
AbhamllL  p.l«AJlF.  t:wd  JuLlonski  Voce,  Aegypftt  p.  71  Sq. 


321 

/&O-0p  (Cowniel),  'Welche*  im  Ebräischen  einen 
Diener  Gottes  bedeutet.  Der  Begrifl  ist  diesen  Vor- 
stellungen Tom  dienenden  Unter  gölte  ganz  ent- 
sprechend. Auch  hat  neuerlich  Munter,  mit  Bemerkung 
der  Identität  der  Phöniciscben  und  alt  -  Ehräischen  Spra- 
che ,   dieser    letzteren   Erklärung  den  Vorzug  gegeben. 

<  »riechen  schreiben  dieses  Wort  verschieden:  Kä- 
p.Xüw,  KaouiXos",  KarVuiXu;  und  selbst  Käüpo*.  Die 
Bedeutung,  was  auch  der  Ursprung  sey,  bleibt  unge- 
sweifelt.  Es  ist  die  einer  dienenden  Potenz,  die 
im  Ltrwrischen  Hermes  -  Camillus.  und  im  Etiuriscu- 
Buniischen  Opferlinaben  Camillus  sich  getreu  geblieben 
ist,  durch  die  Bacchischcn  NY'ciben  hindurch,  von  jenem 
njlhischen  Cadmus  her,  der  in  Plumicien,  Samoihrace 
und  Bootien  als  der  et  ste  Diener  der  grofsen  Götter 

beint  >i). 


llj  Ich  habe  absichtlich  den  Tf  xt  d*r  ersten  Ausgabe  hier- 
bei unverändert  gelassen,  veeil  ich  in  den  Anmerkungen 
und  Zusätzen  von  den  bedeutendsten  tiiuercn  Ansichten 
da  Wesentliche  mitlhetle»  will.  So  hat  ,  um  vom  Vor- 
liegenden zu  reden,  Schclling  nndere  Eiklarungtn  dieser 
vier  Samothracischen  Gottheiten  aus  dem  Ebräischen, 
und  zwar  seiner  Ansicht  dieser  ganzen  Leine  gemafs, 
gegeben.  Ich  werde  darauf  »och  unten  in  der  fcurtfa 
Darlegung  des  Systems  diese»  Gelehrten  zurückkommen. 
Hier  bemerke  ich  nur  kürzlich  Folgendes:  Ihm  ist  Axie» 
ros  die  Ceres  ,  als  erstes  Principiuin  ,  mit  dem  Begriffe 
der  Sehnsucht.  Bei  den  Name»  Axiokersos  und 
Axiokcrsa  erkennt  er  in  Kersa  den  Namen  CercS 
iul.1)  einer  andern  iWundart ,  von  3ftn  aravit  ,  das  aber 
auch  zugleich  xuubern  heißt:  also  Zauberer  und 
Zauberin,  De  in  iurg.an  (s.  p.  16,  17.  63  t.  67  —  73.). 
Was  endlich  die  vierte  Gottheit  ,  Cadmilus  (Kj'v.i'ci)  be- 
,  so  widerspricht  er  der  Behauptung  von  Hochart, 
und  erklatt  «Im  Namen  gaflS  einfach,  wie  er  glaubt, 
durch  -*<  "^"l  von  *Ö1p  prior,  antecedens,  d.  i.  einer, 
der    voi    Gült    Steht,     IKiuld,    Bote,     Vet künder 

II.  21 


5l2 

Fragen  wir  nach  der  Bedeutung  jener  groftcn  Tr 
so   kündigt  sich  auf  den   ersten  Blick  alte  Bliest« 
esoterischen    Charakters  an.      Es  sind   lauter 
kosmogonische  Potenzen,   und  das  Ganze  ist  I 


Göltet ,   oder   der  das  Angesicht  Gottes  siel 

minister  dei  (s.  pag.  75  ff).     Ich  bin  im  Texte  rnebr 
Erklärung  aus  dem  Aegyptischen  gefolgt.     Wenn 
ling  sich   Über  die  Sucht   beschwert,    Alles  jus  den» j 
gyptischen  erklären  zu  wollen  ,  so  bemerkt  dojjcj;« 
ter  (in  den  schriftlichen  ZusiUzcn  zu  pag.  56  der 
Carthago's)  ,  dafs  solche  Versuche  hier,  wo  von  Clb 
die  R"de  ist  ,  im  rechten  Orte  sind,  da  das  Z' 
Tn'lüts  von   ihrem  Tempel  in  Memphis   (III. 
Symb.  t.  Th.  p.  530.),   die  Beschreibung  ihrer  Gf 
denselben,     und  die    vielen    Aegyptischen    M 
sowohl  in  den  Sculptureu  an  den  Friesen  der  Ter 
auch  in  kleinen  Idolen  aus  gebrannter  Erde  ,  die 
halten  haben  ,  uns  doch  wohl  erlauben  ,    die  N 
Ryptischer  Götter  mit  Hülfe  der  Landessprache  Wi 
ren  ,    oder  wenigstens  eine  Erklärung  derselben  tu 
suchen.     Bei  dreien,   fahrt  er  fort ,   ist  rs  doci 
einen  urisern  Begriffen  von  der  Samothracischen  rle> 
angemessenen  Sinn  zu  finden  ;  und  wenn  der  •• 
to;  noch  nicht  auf  eine  befriedigende  Weise  aus  Armi 

i  Ihm    bat  eniräthselt  werden   können  ,    tol^t  At 
Etwas  gejjcn   die  Richtigkeit  der  Deutung  Jener 
Vm\  u.ituin  sollten  die  [Miönicier  nicht  A>. 
U-rnamen  eben  Po  ijnt  ,   als  die   Götter   st  1 1 ■  s t    uni«r 

aomniea  haben?     Wissen  wir,  wie  frohe  die 
1IH..LI   den  Dienst   der  Cabiren  kennen  lernten  ,   ufld 
weit  ku  damals  hinter  den  Aegyptiern  zurückstanden,! 
ren  Cultitr  :>:ch  in  die  Nacht  der  Vorzeit  verliert?  (1 
unten  Note  IS.).  —  Mit  diesem 
sehen  Weihen  und  mit  dein  CumilluS  dei    \ 
dem   B*^>.lle    nach    völli?  überein   der   M  c  i  j 
Cabbatib'en.      Schelling  in  der  Note  72«  pag.  76 
naher  untersucht ,  und  mehrere  Xachwvtgusgta  rn«r> 
gegeben,  worunter  auch  Liscmnuiger'*  entdeckt**  Ji 
tbum  II.  p.  3DS. 


3*3 


lische*  Dogma  von  der  Welthamionie.  Zuvorderst  jener 
A\inri-  Hepha'stos  erscheint  hier  ganz  in  der  Bedeutung 
de«  Aegrptiscben  Phthas.      Er   ist  die  erste  Kraft»   der 
erste  Odem  ,   aus   dem  die  wehzeugende  Zweiheit  her- 
vorgebt.      Er  ist  also   der  Vater  der  gröfsesten  Götter. 
Daher  können  auch  die  Cabiien  eben  so  gut  Hephä'ste 
("H'fatcTOt)  heifsen  ;  wovon  sich  bei  den  Griechen  Spu- 
rhalten haben  (Pholii  Lex.  gr.  in  KaH .).      Sie  sind 
Kinder    und    aus  seinem    Wesen    hervorgegangen. 
Auch  in  der  Iheogonie   schimmert  der  alte  Begriff  «oa 
ibra  durch ;    ihn    hat    Here   ohne   Zutbun    eines  Mannes 
geboren  (llesiod.  Theog.  927.),  oder,  wenn  auch  Zeus 
sein  Vafer  ist  ( üdvss.  VIII.   119.)  und  Hcre  die  Mutter, 
ti  ü   diese  doch  seihst   den    lahmen  ,    ungestalteten 
Sühn  ins  .Meer  herab,  110  ihn  die  See  gut  1  inn  e  n  The- 
d  Eurynome  in  ihrer  Wassergrolte  bergen  (  lliad. 
I.  3o,5.).     Beim  /.«eilen  Sturz  aus  dem  Olymp  neh- 
ihn  die  Sintier  auf  Lemnos  auf  (  lliad.   I-   5go.). 
'•r    Aegyptiseho    Begriffe    vom    Beugenden    Feuer, 
der  zeugenden  Warme  der  Sonne ,    wie   nachden- 
kende Hellenen  wufslen  ,    die  auch  das  Hinken  aus  des 
Feuers  Natur  oder  aus  der  schiefen  Sonnenbahn  zu  er. 
tiUien  suchten  (dies  zeigen  die  Excerpte  bei  Job.  Lydus 
de  mens*,  p.  io5.).     Freilich  mufste  der  alte  Phthas,  so 
lieh  der  Griechische  Mythus  einmal  seiner  he  «nach* 
kalte,  in  eine  Mehrzahl  von  Personen  sich  zerlegen, 
und  einfügen  lassen   in  mehrere  Genealogien.     Da  war 
der  eiste  Vulcanus  Sohn  des  Colus  und  der  Uemera,  der 
zweite,   Phthas,  des  Nilus  Sohn,   der  dritte,  der  Lern- 
iierf  des   Juppiter  Sohn,   wozu  dann  der  vierte,  der 
6ieilische ,  kommt    u). 


12;  Cicero  de  N.  D.  III.  22.  nebst  meinen  Remf  tktingen  z<\ 
dieser  Stelle  p.5<ySsiiq.  Jo.  Lydus  de  mens*.  |>.  105.  Btim 
Letzteren  mufs  in  den  Woritt»  vom  Leninschen  tlfpliä- 
afns   Kjcv.äav  corrigiu    werden.      dlfdoeh   nennt  ,    *lc   ul\ 


5a4 

Unter  dem  hohen  Walten    jene»   Axiuri    vernen» 
•eine  Emanationen  ,   die  zwei  andern  Machte,   «las 
Zeagangswerk.      Die  Samothracische  Lehre    g 
Axiohersos(Mars)  die  Axiohersa  (Venus)  zui  ordenfh 
Gattin  —    eine  Y  orstelltmg  ,    die  die  alte  Hiidnci 
behalten  hat.     Immer  stellte  sie  Mars  und  Venus  in  I> 
peln  ,  wie  in  Lectisternicn   zusammen.      In    ihm    lr 
»uog    ei  zeugten  Mars   und    Venu»  die   Hanoonia. 
StTeit  mit  der  Einigung  gegattet  bringt   du*  IfaH 
Ordnung  hervor.     Das  mir   kein  anderer  S»tr.  •>!*' 
des  Empedncles  von  vtlxo^  und  von  tier  q-i'ß.ia  ;   und' 
der  Jonicr  llcraelitus  durch  seinen  prägnanten  Spr*e 
*  der  Streit  ist  aller  Dinge  Vater  v  ,   ausgedn 
das  halte   jene  Priesteriehre   von   Samothroce   in  «he 
'J  heomvthie   nipder^rlegt  ,3).       Das    Dogma  gl 
in  die  Orphische  Theologie  über ,  und  von  hiei 
Itatucn  es  jene  Philosophen ,    die  es  bis  in  die  späte 
Schulen  weiter  fortpflanzten,   wie  die  Stellen  des 
tarchus  (de  Isid.  p.  370.) ,    des  Ileraclides  (Allegor. 
mcr.  p.  206  Schow.)    uud  des  Pxuclus  (  in   Piatun. 
p.  i.'i~.)  /.eigen. 

Wahrend  die  grofsen  Gottheiten  wirlien,  und 
Wahlordnung  der  Welt,  die  Harmonia,  erzeugen, 
eine  vierte  Person  als  Diener  geschalt  ig.      I 

,  bei  der  Umarmung  des  Axiokcrso»  und  der 
lnuBa,  triff  wieder  jener  Gigon  hervor.  Wir 
ihn  schon  i»ls  den  freudigen  Tischgott  oder  alt 
i  .i  11  z  e  r.  Hier,  als  Ministrant  (äidxovot,)  des  Bc 
mers  Axiohersos ,  wird  er  der  Lacher  und  Sp< 
red  ne  r  genannt  (Cyrillus  Lex.  inscr.  inTifop 


mm  Cicero  p.  600,  bemerkt   habe,   der  —   li 

sein  vt-r -lümmelte  AmpeJiut,  auch  den  Vulctn  einen 

des  Saiurnui. 

13)  Veigl.  meine  Briefe  über  Homer  und  Hesiod  p.  tfiP. 


ad  Odjrsr,  XX.  p.  1880  fm.  vergl.  meinen  Dionysus 
.).  Er  beifsf  dort  ein  aphrodisischer  Dümon,  der 
lars  bei  der  Umarmung  der  Venus  förderlich  war. 
llt  Mysterien  haben  solche  scherzende  Minialrantcn. 

ien  jene  Hauhn  und  Jambe,  un J  die  Dionysieu 
ten  Siienus  ,    aller  bedeutsamen    Ironie  stets   hei- 

r.     Wenn  die  H^rmonia  geboren  wird,  wenn 

it    nnd    Einigung  1(i)    der  Krst'te   den    herrlichen 

ans  der  Tiefe  wirken,  und  das  Gesetz  der  Srhön- 

icr   der    grof&eJI    Ordnung   waltet,     dann    spiegelt 

;r  Dc-miurgus  wohlgefällig  im  gelungenen  Weihe, 

lick  erheitert  sich,   und  das  Frohlocken  der  guten 


Justathius   zur  Odyssee  VIII.  2J$6  sqq,   p   .110.  1.3t  sqq. 

1.  Busil.  fuhrt  Über  jenen  Mythus  im  Ibminus  des  Etil* 

leg  Meinung  so   an:   «t»f  4Euit*5sk/^  ibl£*$sv  «v;  «ff 

ri  httttn  i  yrfv««r/v,    luv    7*n    vßiAr'<2$    f*iv  vu" 

tTjt,    'Atp  fo  iir  >ft,    ttai  tc-j  '  A  f  s  0  ;   f*'£»s    t3»buvtu.v    cc*ff 

roG  Ö!  vd'zov;,    17  f  H   Si^ixov  hjffit,    OVTtvv  •     »f  ? 

.  alr/B«t.  e  3<ii  rcj  'fltpztWo'j   c uiQacjtTii ,    v.7/ 

üv  n-v  'A^rc^f-rs-v,    a'AAä  -//i'v.tuv  rj  retour^  At.'- 

5    tfrr'p   put«)  7f.f>ui;.      Man    vergleiche  Empedoctis 

Fragmin,  vs.  203  sqq.  p.  522  ed.  Sturz,   und  dessen  Note 

Eustathius  ahor  fahrt  nach  den  oben  auRgesr.brie- 

snen  Worirn  unmittelbar   fort:    f*ö    v.a   i   xß^aßxj*f^ 

urii  räv  eu^ttviarv  y  'AvpfcSi'r*  v.n   r>;   trat 
rrwv  vf^A/a  >taJ  avas-ic  •    «jA<eu  yz^  ^pa^/v   tyyuc   ouffa    v.^i    ■ 
'Ä*^«7  Ltiv    tov  Bvoavdv  tüy.^-iti-rz, ,    Mi&wfft  li  - 
i  s.  Julian!  Orat.  IV.   p.  150.   B.  Spanh.     Oar- 
<  ill  Eu*talhius    noch  eine  Erklärung    vom  astro- 
seh  e  n  Siandpnnktc  mit,  wie  nicht  umiger  vor  und 
Ansichten  derer  unter  den  Alten,   die,   vom 
liirend  ,  in  der  Fabel  der  ganzen  Odys- 
•**  t  rungsgrund    dieses    Mythus    suchten  ,     wie 

*  R.  Mi  darin  eine  vorläufige  Andeutung  der  Bestrafung 
W  Brtiei  durch  Ulysses  zu  suchen  sey  und  dergl.  Jede 
Auslegungen  ist  wahr  ,  w  i  e  j  e  d  e  r  G  r  u  n  d  m  y  - 
1  in  der  Totalität  verschiedener 
"Wilunitn    vollendet   ist. 


SiG 


Götter   verkündigt  die    Vollendung  de«   groften  Sei 
fun^swerhs.      Hier,    bei   der   Hepha&teischen  S 
(TTQir,~ri$  r,fp<xifrxo rtvxro.) ,    liei^t  «1er  »ruf?«  fr'rol 
und  Lacher  Gigon.     Wer  war  er?     Den 
der  Aegyptische  Herakles  ,   $.n  beifst  Dionvsus,  s 
auch  ein  Aethiopischtr  König  genanu 
in  rV/tift.;,  vcrgl.  Slppbiin.  By«,  in  r^eno.).      \i 
es  eine   Incarnttion   au*,  dem  Göttcr*ystera 
gvpu-n  und  Aclhiopien  her;  ein  dem  grof>en  I 
Hertriäi  (Mars)  beigegebener  Ministrant.  Mit  Einem1 
r*  isi  der  Saraothrac.ische  Casinilus.     Dort  v 
Folgendes  von  ihm  :    Jlcnhästos  -  Axiuri  hatte  ihn 
mit  der  Cahira,  des  Proteus   und   der  Ancb 
trr,  ersscagt.     So  genealoglsiren    Pherc-cnde*«    m4 
hUus  in  den  oben  angeführten  Stellen.     Zunächst 
ttii  ihn  die  Giiochen  Hermes.     So  erklärt  I 
rus  (SchoL  Apollon.  1.  0,17)  ganz  im  Geiste  der  A« 
tischen  Lehre.     Dort  hüben  vir  diesen  als   di> 
Jicirte  Intelligenz     und   mithin    als    den    natürti 
Diener  der  schaffenden  Götter  kennen  gel 
dient    und   hilft,    in  erster  Ordnung,    dem  ho« 
Sei  öpfer  Phihas  ,  wie  er  dem  Bei  Hronos  der  PI 
dient,    und  der  Baallia    znr   Seite  steht.      I-.r  dii 
weiterer   Unterordnung,    dem   Osiris   nnd    der 
wandelt  zu ischeu  IJimmel  und  Erde  auf  uud 
die  vermittelnde  Gottheit.     Fr  war  der  g< 
Gadmilus.      Dafs  er  unter  den  Saroothraeischen 
verschiedene  Namen ,  aiifVer  diesem,  hatte,   zeigt 
andern   ^rin   dortiger  Titel:  Imbromns,    von  der 
eifidu-.:  Insel  imbnis  (Sti-pb.  Byz.   in  M 

gyptitr  gesellten  ihn  auch  dei  Luna  (Bubestis)  au, 
nach  andern)  Ausdruck  :  Hermes  hatte  im  Monde 
Sit/.  (Pintarcn.  de  Isid.    pag.  ibj.).     I>cr  Luua 

•  1 1    als    Saa  m  e  nt  r  ä'g 
frucht  baren  M  u  tter.     Darauf  spielte  ein 


5^7 

an:    Herrn«   wollte  der  ßubastis-Lana  Gewalt  anthun. 
Da   verwandelte  sie  ihr  Angesicht ,  und  erschien  fürch- 
lerlich   als  zürnende  Brimo.     Das  ist   der  Hermes  itby- 
phalHcos,    «cufns    obscoentns   excitata   natura    traditur, 
<|uod   adtpcctu   Proserpinac  coramolus    sit»    (Cicero  de 
N.  D.  111.  ?.?..    vergl.  Etymolog,  magn.  in  Bpi(i<»>).      Ich 
habe  neulich  zur  Ciccronischcn  Stelle  (p.  604  s«]q.)  eine 
Reibe  von  Zeugnissen  gesammelt ,  worauf  ich  mich  hier 
der  Kurze  wegen   beziehen  mufft.      Hier  wollen  wir  nur 
jene«  Veihältnifs  von  Mcrcurius  und  Proserpina  und  die 
dadurch  angedeutete n  Ideen  verfolgen,    wie  letztere  in 
jenen  Zeugnissen  vorliegen.     Da  fafste  nun  vorerst  Plu- 
tirchus  (de  J'ac.  in  orb.  tun.  p.  q43  B.  de  Isid.  p.  367  D.) 
;em  itpbs'Xüyoq  den  Hermes  als  solarisches  Principe 
oder  als  Sonneninti'll igen/. ,  und  die.  Prosevpina  als  Mond, 
in  der  Art,  dafs  die  am  Monde  sichtbare  Hegel   und  Ge- 
setzmä'fsiglieit  als  Folge  der  Conjunttion  des  Mercur  mit 
dem  Monde  vorgestellt  wird.     Was  der  Mond  thut ,  ver- 
räth    Vernunft  und  Gesetz.     Dieses  Gesetz  bat  er  ,    an 
sich  dunhcl  und   gesetzlos»    erst  vom  Hermes,   als  dem 
Sonnengenius ,   empfangen.     Porphyrius   (»p.  Fus?!».  Pr. 
I  v.   III.  p.  114  Colon.)  verbindet    gleichfalls  den  Mercur 
mit  der  Sonne  und  die  Proaerpina  mit  dem  Monde,  fnl'sr 
aber  jene  Verbindung  des  Hermes  ithypballicus   mit  <i   1 
Proserpina   Buna   nun  schon  weiter    so,    dafs  jener  die 
männliche  Kraft,    die  besaamende  Kraft ,   aher  auch  die 
Intelligenz  bezeichnet.      Er  tbeilt    der  Proserpina   nicht 
allein  die  Befruchtung  mit,  sondern  auch  den  Bildnngs- 
Ifieb  und  das  Bildungsgesetz  (  ant^nxmoi,  küjoc,  )  ;    und 
dadurch,  dafs  sie  das  Gesetz  empfängt  und   in  sich  ein- 
bildet,   wird  es   nun  ein   gemeinsames  Gesetz  {aiv^fxoi; 
Xöfoc,).     Plotinus  (p.  39».)  nimmt    den  iEpb$  Xöyoc    noch 
•iseller.      Ihm  ist  Hermes   itbyphallicus  die  Idee, 
Form  (eldoc)  ;  Proserpina  Luna  die  M  a  te  r  ie  (^  irtp<x 
1.    Jene    allein,    sagt  er,    ist  fruchtbar;    diese  ist 


unfruchtbar.      Milhin    imifs  Hermes    (als   personifictrte 
Form)   immer   männlich    kräftig  zum  Zeugen  aufgelegt 
sinn  ,  weil  sonst  die  Materie  in  die  ihr  an^eborne  Form- 
letigheit  zurücksinken  würde.     Auch  davon  enthielt  der 
Mvlhus  sehon  die  Andeutung.     Als  Meiern-  sich  der  Luna 
näherte»  so  entrüstete  sie  sich,  und   suchte   sich   durch 
die  Flucht  zu  entziehen.      Das  war  die  zornige  Proser- 
pina-brimo  (B^ip ,  Elymol.  magn.   Tzetz.  ad  Lycophr 
vs.  6o,8.)  ,    womit  die  Allen    die  dem  Monde  angehöre 
Halte  und  Finsternifs  und  die  der  Materie  eigene  Form» 
losigbeit  und  Neigung  zum  Ungeregelten ,  bis  sie  von  de 
Form  überwältigt  wird,   andeuten   wollten.     Beide, 
Vereinigung  gedacht,  stellten  nun   die   dem  Monde   und 
der  Materie  zu  'J  heil  gewordene  Besaamung  und  Bildung 
dar,    oder  den  Befruchtung*-  und  Bildungatrieb,    in  so 
weit   er  endlich     von   dem    bewältigten  Theile    realisirt 
wird,  das  ingcncrirle  Gesetz.     F&fsle  man  in  die- 
ser mystischen  Ehe  den  weiblichen  Theil  als  Aphrodite« 
und  personificirte  man  diese  Ehe  selbst   durch  die  Ein- 
lioit  des  Leibes,  so  entstand  die  Idee  des  'E^uae^riAiTnj, 
welche  Idee  nun  auch  Mieder  ph\sisch   und  ideal  gefafst 
ward.        Nach    der   physischen    Ansi-.bt     war   Aphrodite 
Empfängerin  und  Bildnerin  des  Saamens;    ideal   war   sie 
Empfängerin   des   männlichen   Gesetzes  ;    sie  bildete  das 
empfangene  Gesetz  in  der  Wirklichkeit  aus.  Herrn«] 
dihff  m.ii   il.ihir   ein   alles  Symbol   der   Ehe.     Es  hii 
in   seiner  Capeilc   zu  Alben   die   Wittwen  den   Todteaä 
hranz  auf  (  Vlciphron.  Hl.  3".  p.  119  Wegner.),    womit 
Tcrmutbiit  h  bezeichnet  werden  sollte,   nunmehr  sey  die 
Ehe,    wovon   der   mannweibliche    Genius  das  Bild  war, 


aufgelöst. 


liier  erscheint  eine  Seite  des  Hermes  durchaus 
wie  sie  Scbelling  unter  den  Samothracischen  Gottheiten 
telu  richtig  aufgefafst  hat,  nämlich:  «  als  das  Natur  und 
Geister  weit  vermittelnde  Wesen  »  (p.  28.) ,  und  der  ?on 


(ilhyphallicus  - 
larischcs    Piineip  ) 


329 

•ns    entwickelte  Itpbs    Xöynq   kann  dazu   als  Bestätigung 
und  Ergänzung   dienen.       Genealogisch   stellt   sich    du« 

.-.e  su  : 

Coelus  w  Terra  =   Ceres 

|       ( 's.  Dea,   Di»,  &r,ili  «  ) 
Mereurius  w  Proscrpina 

(lunarischcsPrincip  oder 
Ädeipa,  nach  Einigen  des 
Oceanus,  Tochter  ;    Pau- 
san.    1.   38.   7.) 
E I  e  u  s  i  *  iid'o« 
(oder  Bonus  Evcntus,  Prorenlus). 

Ph«lli«che  Svmbole  und  Gebräuche  fanden  also  in  den 
Religionen  von  Samolhrace  Pitts,  Denn  auch  Herodo- 
tos  (11.  5i.)  sagt,  SaCs  jpner  Hermes  ithvphalltcus  in  den 
Samoihiacischcn  Mysterien  seine  Erklärung  erhalle. 
Auch  noch  Büotien  wurden  diese  Bilder  und  Gebrauche 
ton  dorther  verbreitet;   was  man  dort  einem  M ystago« 

Melh«*pus  zuschrieb,  und  mit  dem  Diensie  der  Ceres 

idung  setzle  <  Pausan.  Messen,  c.  1.  §.5.   Boeot. 

«5.  §.  6.).     Aus   vorliegendem  Beispiele    veimulhen  wir, 

djf»    man    ihnen   in   der  Cabirenlchrc   /um    J'heil    einen 

nojotschcn  Sinn  unterlegte,  mit  Beziehung  auf  lu- 
narUche  Kräfte. 


15)  Von  dieser  Verbindung  (ab  es  wieder  einen  it^s  Mf;. 
Juppitrr  (wofür  Andere  Cofdu*  setzten)  hatte  die  einem 
Widder  genommenen  Teslikeln  »ler  Ceres  in  den  Schuois 
jtwnrfrn,  und  sie  damit  befruchtet  (Clem.  Alex«  Cohort. 
p.  ti  Pottcr.),  d.  h.  der  Himnul  hat  im  W  idderrcichen, 
im  Irülijahre,  die  Erde  befruchtet.  Aus  Herodotus  (II. 
5\.)  Mfiaaen  Wirf  dafs  diese  beiligafl  AlleRorirn  ,  die  den 
Hermes  angehen  ,  in  den  Samoihracisc-fren  Weihen  erkürt 
wurden;  und  der  Widder,  dieses  «lern  Mercur  eigenthum-. 
Thier,  kommt  auf  den  Münzen  von  Samotbrac» 
v  ir  (a.  Bckbel  D.  N.  V.  H.  pjg.  52.  und  Paync  thüght 
sjmbol.  lang.  $.  200.   p,  |6J.). 


35o 

So  pflanzte  sich  von  Samothvsre  aus  jene  alle  G3t- 
tei lehre  zu  den  Griechen  fort.  In  den  Tempeln  blieb 
noch  lange  viel  Alles,  und  selbst  das  Epos  konnte  die 
ursprünglichen  Zuge  nicht  verwischen.  Das  Cadmeische 
UouliVn  behielt  besonders  noch  Vieles  bei,  wie  die  Ce- 
res Cabiria  zeigt,  wovon  nachher  das  Nöthige  bemerkt 
Herden  soll,  so  mich  die  Venus  alten  Stritt  «Von 
«Irr  Venus,  erzahlt  Tansanias  (  Boeot.  16.  §.  2.),  haben 
die  Thr baner  so  alte  Scbnitzbilder  ,  dal's  *ie  glauben, 
llarruonia  habe  sie  der  Göttin  geweiht,  und  erzählen 
dabei,  sie  wüten  aus  den  hölzernen  Schiffsschnäbeln  des 
Cadinus  verfertigt.»  Auch  jene  mystische  Genesis 
schimmert  noch  im  Epos  durch;  aber  sonderbar  —  mehr 
bei  Homerus  als  bei  Hesiodus,  der  doch  sonst  das  ältere 
Itedoutsame  wieder  etwas  hervorsticht.  Doch  gab  man 
auch  von  diesem  Vcrhältntis,  nach  welchem  Ares  nur 
der  Buhle  ,  Ilephastos  aber  der  Gemahl  der  Aphrodite 
ist,  eine  pbvs'iM  h>- Ijl.lhiur:^,  nämlich  diese  :  Aphrodite 
ist  der  schöne  Lichtschein  des  Feuers  (des  Feuers  Diu  me, 
dibu<  7iT|joi).  aber  auch  dei  -Glanz  der  metallenen  Hunst- 
arbeiten  des  Hephiisto*.  Mitbin  ist  Aphrodite  dem  He- 
pb.'istos  eng  verbun.len  (  seine  G  a  1 1  i  n  ).  Da  das  Eisen 
(  Aics  )  aber  am  wenigsten  Glanz  und  Schönheit  zeigt, 
(andern  nur  in  einem  geringen  Grade  gelallt,  so  ist 
Ares  der  Aphrodite  nur  heimlich  beigesellt,  und  ent- 
r«ir*l  ihr  nur  verstohlen  Etwas  von  Ihren  Beizen  (Flu- 
stalhius  zur  Odyss.  VNI.  266.  p.  3oo.  1.  /|o  sqq.  Basil.). 
Hesiodus  nennt  zwar  acht  Samutbrscisch  Ap'u'odite  die 
Gattin  des  Ares  (  Theogon.  u23.  vcrgl.  o/p-)»  gedenkt 
aber  ihrer  Verbindung  mit  Hcphästos  im:bt,  dessen  Gat- 
tin er  Aglaia  nnmt.  In  der  lliE.de  bat  Uephästus  die 
Charit  zur  Frau  (Will.  3Ü2.)  ,f) ,   welche  doch   in  der 


16)  5.  Jlug  Über  de»  Mythus  u.  s.  w.  p.  251. 


Sfti 

0«Tvfsec  A  phrodite  hetfst.      Dies  veranlafstc  die  Cho- 
riz.jnten,    beide  Frziihlungeii   verschiedenen  \  erfassern 
Buzuschrcihen    (Heyne  ad  lliad.  XVIII.  Afo.).      Werfen 
%»ir  nun  einen  Blick   uuf  das  Mährchen  des  Sängers  l>e- 
iixtdocTis  in  der  Odyssee  (VIII.  »66  IT.  i7) ,  so  entdecken 
unter  der  leichtfertigen  IltiJle  noch  immer  viele  lleste 
rr  ernsthafter  Lehre.     Ilephästos,  der  das  ehehreehc- 
rüche  Paar  Ares  und  Aphrodite  in  verborgenen  unsicht- 
Bfl  Hetzen  langt   und  unbeweglich  fest  halt,  ist  noch. 
"ier   der  grofse  Feuergott   Axturi,   der    Allmächtige, 
-einem  Odem  Alles  was  lebt  und  selbst  die  hohen 
schattenden  Potenzen  tragt  und  bewältigt  halt.    Her  spä- 
hende und  verrätherische  Helios  hönnle  auch  vielleicht 
au    HeraMes    als    Sonnenincarnation     erinnern  ,    der    in 
i>ten  als  Gigon  höheren  Mächten   dient.     Audi  Po- 
seidon,  der  den   gefesselten   Ares  losbitlei,    ist  noch 
licdeutcnd.     Ganz  bestimmt  aber  erscheint  Hermes,  der 
h  naiven  Spafg  die  unsterblichen  Götter  lachen  nacht, 
als  jener   lustige    Scherzredner  Gigon,    als  hei- 
Casroilus,  und,  nach  dem  Inhalt  seiner  Scherze  zu 
den,    als   Hermes   ithyphnllicus.     Hern  Dcmodocus 
hatten  ohne  Zweifel   andere  Anden    nachgesungen.      Da 
wurden  andere  Symbole  weiter  episirt  und  mythisch  ver- 
anddt.     Eine  Spur  ist  noch  übrig  in  der  Geschichte  von 
jenem  kosmischen  Seh  ich sa  I »bände.     Et  ist  das 
Baisband,   das  Hephastot  aus  Hafs  gegen  die  Frucht 
Ehebruchs,  Ilarmonia,  verfertigt,    worin  er  allen 
I  n^Iiickssaamen  gelegt  hatte,  und  das  allen  seinen  Besitze- 
rinnen ,    der  Uarmunia,  Friphyle,  Jorasla,  Semele   und. 
i,  verderblich  ward  (Apollodor.  1.  9.   i3.)  —  Sagen 
uten   Thebanischcn   Königshauses    von   Samothiace 
hei  ,   ein  reicher  Sloll   für  die  Tragiker,    wie  Suphuclei 


-.  die  oben  in  der  Nute  14.  angeführten  Stellen  des  Kni- 
jn.doclts  und  Julianus. 


55a 

Eripbyte  zeigte,  and  für  die  Dichter  derThebaYden  ,  nie 
vir  noch  aus  dem  spaten  Statins  sehen  (II.  373.).  L'ebri- 
gcnt>  Ionen  wir  die  Snmotliracische  Venus  auch  noch  in 
einer  andern  Oomb'nafion  kennen.  Planta*  (ILN.  XXXVI. 
4.  -.)  spricht  vun  der  \  enus,  von  deniPothos  und  Phac- 
thon.  die  Scopas  abbildete,  und  die  in  Samothrace  hoch 
verehrt  würden;  vielleicht  Mar  dies  Lehre  einer  der  Or- 
phischen  Schulen.  Auf  jeden  Fall  ■war  wohl  Pbaethon 
kein  anderer  als  der  Licht  Ininger  Axieros,  Venus,  Axio- 
hersa  ,  und  Pol  hos  war  der  dienende  Dämon  Eros  (Amor), 
wie  ihn  auch  Plalo  hennt  ,s>. 


18)  Vergl.  auch  Saintrrroix  Recherche!  e»c  Tom.  F.  p.42?q, 
sec.cd.,  welcher  gleichfalls  den  Phaethon  für  Axieros, 
die  Venus  für  die  Axiokersa  und  den  Pothos  oder 
Cupido  fttr  den  jungen  C  a  d  m  i  1  a  s  nimmt.  Silvcstre  de 
Sacy  bemerkt  zu  dieser  Stell?  ,  dafa  freilich  nach  einer 
\  ttgleicbmig  ch?S  Plinius  mit  Pausanias  (Attic.  43.  §.  6, 
welcher  versichert,  die  Statuen  des  't\.w;  ,  quqa%  und  wlffafg 
von  des  Scopas  Hand  verfertigt,  gesehen  zu  haben)  die- 
selben Statuen  ohne  Zweifel  zu  verstehen  seyen ,  wiewohl 
es  schwer  seyn  mochte,  die  verschiedenen  Namen  in 
UtbereilMlimmung  au  bringen.  Die  Verbindung  des  Po» 
thns  mit  dun  <',«•;  de«  Pausanias  ,  die  ich  angenommen, 
Bndet  er  weniger  zulassig ,  weil  Porhos  der  einzige  von 
beiden  Schriftstellern  zugleich  angeführte  Name  sey.  — 
Auch  Scbe-Iliug  {  Über  die  Gollh,  von  SdUiolhi .  Note  hJ. 
p.  60  If.)  widerspricht  der  Ansicht  von  Saintecroix  ,  wie- 
wohl hiuwirdernm  Sacy  die  von  Schelling  vernichten 
orientalischen  Etymologien  für  die  Worte  Axieros,  Axio- 
kersos,  Axiokersa  und  Cadmilns  um  so  weniger  netflau 
li  li  findet,  als  in  den  drei  ersten  offenbar  ein  Persische! 
Wort,  das  man  mit  Unrecht  für  einen  Theil  des  Namens 
Assueris  gewöhnlich  betracht*  ,  mit  enthalten  aey^  Nicht 
weniger  glocklich  aeyen  die  Etymologien,  die  Zoöga  und 
Müntrr  aus  der  Koptischen  Sprache  versucht  hatten. 
Ohne  hielt  eine  bestimmte  Meinung  über  einen  Gegen* 
Stand,  de»  K  nicht  hinreichend  untersucht  habe,  zu  er« 


$.    4- 

Aufeer  jenen  grofscn  acht  Mächten  an  d  dieser  Vier- 
ealil  ist  auch  Ton  einer  Trias  in  den  Sauicthiacischen 
Hysterien  die  Bede.  Zwei  Corybanten,  auch  Ca- 
ll iren  genannt,  so  lautet  der  ttph±  Xöfoi ,  ersehlugen 
ihren  Bruder.  Sie  wiebelten  seinen  Kopf  in  einen  pur- 
purnen Schleier,  nachdem  sie  dessen  Schläfe  mit  einem 
Kranz  umwunden  hatten,  fegten  ihn  aut  einen  ehernen 
:  dd  und  begruben  ihn  am  Fufse  des  Berges  Olympus. 
Die  Vorsteher  der  Mysterien  H'ufsien  zum  Theil  noch 
mehr  zu  eiznhlen.  Die  beiden  Brudermörder  legten 
das  Zcugiingsglicd  des  Erschlagenen  in  eine  Kiste  nnd 
trugen  sie  nach  Tyrrhenien  (Clemens  Protrepl.  p.  i5  stj. 
Potter.).  Der  erschlagene  dritte  Bruder ,  deutete  man, 
▼»ar  D  i  o  n  y  s  u  s.  l>ie  Bewohner  von  Thessalonich  be- 
teten mit  blutigen  Händen  zu  ihm,    zum  Audenhen  sei- 

blutigen  Todes  (Julius  Firmicus  de  errore  profana- 
ruRi  telisienum  cap.  ia.).  In  jenem  Mythus  erscheint 
er  als  dritte  Potenz,  als  Incarnution  ,  mit  dem  Schichsal 
des  Osiris.  Darüber  ein  Mehreres  im  Verfolg.  Ohne 
Zweifel  war  er  hier  als  (.adrnjlus ,  als  dienender  Golt  ge- 
dacht, so  nie  »Xr  ihn  in  den  Ceresmysterien  als  den  Ge- 
nius der  Demeter  kennen  lernen  werden.  Auch  hennt 
ihn  Cicero   n)   unter  den  Cabircn  ,    als  Sohn  des  Cabirus, 


lau  heu  ,  glaubt  er  jedoch  in  der  Anwendung  ,  die  Sainfe- 
croix  von  den  Gottheiten  des  Piinius  macht,  viel  Will« 
ktthrlichea  gefunden  zu  haben.  Vielleicht  wäre  es  rich- 
tiger ,  vom  den  durch  Scopas  dargestellten  Gottheiten  den 
jungt n  Cadmilus  auszuscbliclksn,  und  die  .Namen  des  IMi- 
und  Pausaiiias  auf  Axieres,  Ax.iokerj>os  und  Axio- 
kersa  anzuwenden. 

19)  dp  Ntt.  Deor.    DI.  2t.   p.587.  und  23.  p.  6f8  uns.  Ausg. 
In  nV»  ei  lle  nannt  Cicero  (nach  HemstefhuBius 

\  Litcascrung)  aU  die  drei  traun  Aojtoea  oder  Triigu*- 


wie  auch  unter  den  Attischen  Anares  oder  Tritopatoren. 
Ihm  zu  Ehren,  sajt  er,  werden  Cabirische  Feste  becftM» 
Mcht  weniger  hoch  stellen  ihn  Andere.  Sie  sag- 
ten :  Zeus  i»t  der  erste  Cabirus  und  Dionvsus  der  zweite 
(Schol.  Apullon.  I.  917.)*  Diese  zwei  nannte  man  die 
alten  Cabiren. 

Von  der  Zweiheit  Cabirischer  Wesen  ist  ein 
Mehrere!  zusagen.  Dals  auch  diese  Coonbioatioa  uralt 
v. nr.  läfat  sich  nicht  bezweifeln.  Aber  wer  waren  denn 
die  zwei?  Was  die  Griechen  zum  Thcil  darauf  antwor- 
teten, haben  wir  so  eben  gehört.  Es  fielen  noch  meh- 
rere Antworten  und  sehr  verschiedene.  Nach  Römischer 
YulUsmeinung  zu  Varro's  Zeit  sollten  es  eben  jene  J)i <■-- 
euren  seui,  d.i.  jenes  bewaffnete  Bruderpaar,  die  der 
Homer  auch  bei  «»ich  als  hilfreiche  Mitstreiter  kennen 
gelernt  hatte  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  und  am 
Hegiflischen  See.  Das  laugnet  aber  Varro  geradezu 
(de  L.  L.  IV.  10.).  Der  Widerspruch  ist  dieses  gelehr- 
ten Mannes  würdig.  Alte  Cabiren  auf  Samothrace 
sollen  doch,  wie  wir  wissen,  Aegyptischcj  Wesen 
sevn.  Nun  halten  aber  die  Aegyptier  die  Dioscurcn 
nicht  unter  ihren  Gottern  ,  bannten  auch  ihre  Namen 
nicht  So  verMt-hert  Herodotos  (II.  j3.)  ausdrücklich. 
Das  heifst  mit  andern  Worten  so  viel  :  Wenn  von  allen 


loreu  ,  Sohne  des  Zeus,  des  ältesten  Königs  und  der 
Proserpiua,  den  Zagreus,  E  u  Im  I  c  u  s  und  DI  OBJ« 
I  n  -  ;  s.  «Ids  daselbst  Bemerkte.  In  der  .indem  Melle 
töricht  Cicero  von  einem  Uionysus,  und  rw«r 
fi-i'ii,  di  in  Coline  des  Juj)pittr  und  der  lJiot>eruina  (  s. 
Dü^  ibtus) ;  f»  1  uer  von  einem  dritten,  einem  Sohne  des 
C  :i  h  1  ru  9  (nach  Gronuvius  Venniii  huag ,  welchem  ich 
geMgt  bin),  Königs  von  Asien;  ■.  a.  a.  Ü.  pa{j.  6»s  und 
620.  in  den  Noten.  —  Als  die  zweiten  Dioscnren  nennt 
er  die  böhne  des  Zeus  und  der  Led« ,  Cattor  und 
Pollux. 


535 


Gottheiten  Aegvptens  und  Samothrace's  die»  Perle  ist,  so 
•oll  man  jene  Tyndariden  Castor  und  Pullux  verges- 
sen,   als   menschliche  Heroen,    als  W  allen  In  üdtr  ,    mit 
ihrer   menschlichen    Bildung    und  mit   ihrer   mythischen 
Volksgeschichte.     Die-  T)  ndariden,  sagt  Sextus  vortreff 
lieh  (advers.  Math.   IX.    fk  bri-j  sq.   Fabric),    hahen    siel 
in  die  Eine,    die  die  Dioscmen   von  Alten  her  ah  Güt- 
ler genossen ,  eingeschlichen.     Auf  diesem  richtigen  Ur- 
tlieil    können    wir  fortbauen.      Das    frühere    Alterthum, 
r,   naiver   Ansicht,    dachte  «ich    die   Welt  in 
Hemisphären  getheilt,    unter   dem  Bilde    eines  hal- 
es.      Die  obere  Halbkugel,    als    das  Brich    de« 
Zeus,  ward  den  DtosCuren  sugfAheift!     Daher  iht  'Maate 
■  Kinder.      Daher    ihr«  mythische  :  ct(.r/ij,u«  ,    d.i. 
ihr  abwechselndes   Lrscheioen    nnd  Minabsteigen   in  die 
PC  llemisjthare,  oder  in  das  Reich  des  lindes  (  Joh. 
s  de  menss.   p.  65.  ),    und    daher  der  Ursprung    des 
ii  Mythos  Tora  Ey  der  Leda  und  von  ihren  mit  «lein 
■ine  Zeus  erzeugten  Kindern.      Jenes  alte  Cabiren- 
paar  von  Samothraee  waren  eben  diese  zwei  Dioscuren. 
\  arro's  ausdrücklicher   Versicherung  waren   dies 
die   Römischen  Dii  potes,    die  von   Sämoihrace 
nach  Etrurien   gebracht    winden,    wie  wir  zunächst   an« 
sahen.     I's  sind  diegrofsen  Götter,  die  starhen 
Götter*      Aber  auch  ron  ihnen  wichen 
Vorstellungen  unter  einander  ftbj  nach  ge- 
meiner oder  höherer  Lehre.    Dai  zeigt  Varro  selbst.    Er 
pennt  sie    Himmel    und    Lide,    aber  auch  Leib    und 
Seele,    ingleicbcn  das    Feuchte    und  das  Balte.     Aber 
auch   in  holte  rem  Sinne    hatte  sie  schon  das  uralte  Biie- 
•terdogma    gefalsl.    —     Sclton    der  alle    Creter   Epime- 
nidea,  der  die  Geburt  der  Cureten  and  Cory hallten  be- 
sungen, hatte  sie    aL  männlich    und   «ei  blich    vor- 
gestellt   und    als    zwei  grofae    l.binUehe    Potenzen.      Der 
muunlii.N    Hioacurus    war  ihm   dei   Acun  ,    ttt  Monas; 


536 

das  weibliche  Wesen  war  die  Dvas  oder  die  Natur; 
denn  aus  Einheit  und  Zweihcit  sey  alle  Thiere  und  Ser- 
ien zeugende  Zahl  hervorgegangen  ( J.  Lydus  de  menss. 
p.  6*}.).  Hier  ist  ganz  unwiderspi  ertlich  ein  Satz,  philo- 
sophischer Zahlenlehre  an  die  S.nnothratische  Religio* 
angeknüpft.  Den  Unterschied  der  zwei  Geschlechter 
kennt  auch  Varro  an  den  zwei  alten  Cabiren.  Sie  Ma- 
ren also  die  ersten  Gründe  alles  Daseyns,  sie  waren  die, 
durch  die  wir  leben  und  sind.  In  diesem  Sinne  identi« 
ßcii  le  sie  der  Romer  mit  seinen  Penaten.  Sie  sind  die  : 
per  quos  penitus  spiranins.  Cassius  Hemina  (bei  Ma- 
crobius  Saturn.  III.  l\.)  sagt  ganz  bestimmt:  die  Dö'mu 
sehen  Penaten  seyen  keine  andere  als  die  Siunothraci- 
seben  Güller.  Derselbe  Begriff  lag  auch  in  jenen  Tri- 
topatoren  oder  drei  Vätern  und  Ersten  Erzeu- 
gern, wie  die  Alten  sie  nannten. 

In   Athen    hiefsen   sie   Ana  cos    «der    Anactes, 
Besorger,    Vorsteher,    I\  egentun  *>)  ,    und    die 


20J  S.  was  ich  jezt  nun  Cicero  de  N.  D.  a.  a.  O.  p.  SWS.   be- 
merkt habe.     *AMtMt   ltief»en   n&mtich    vorzugsweise  zu 
Athen    die  Grltler,    welche  insbesondere    die  Sorge    rU 
Staats-  und    iVivaMugr  legi  nhehen  der  Athener   führt« 
Einigt  bezogen  dies  auf  die  Unternehmung  und  da 
gegen  Athen  ,  wobei  die  Dioscuren  eine  vorzügliche  MjI 
und  Göle  gegen  die  Bewohner  Atbca's  gezeigt  hatten: 
Tzrtz.  ad  lliad.  p.  69.    Daher  ihr  Tempel  tu  Athen  \ 
tum  oder  "An'arcjov   hiefs,    wiewohl   letzteres   ein  gemett 
Sanier   Nunc  aller  Tempel  ist,    besonders   der  FJensini 
sehen  Gottheiten  es.  den  vierten  Th.  p.  359  erst.  Ausg.). 
Detl  NaUMN  des  Wortes  leitet  man  (  vergl.  Spanheini  *d 
mach.  Myinn.  in  Jov.  79.   und  Schilling  G<>ttl>. 
ilu.  yi{.  ;»7.)  .ius  dem   Ehräischen  O'P-JV  (  AiKiknn, 
V.  H.  Mos.  I.  28.)  her  j   obgleich  die   Gi  n   Er- 

klärer   such    tlir   diese*  Wort    eine    l-.unn  1.  SU! 

Bprsohe  aubSumUteln  wissen   f  von  f*«*  ,  oben).     Bedi 
irnder    iii ,    dafa    eben  dieselben   in  jenem   Wort«    dt« 


537 

ptltbl ,    in   den*  iie  unter   diesem  Namen   erscheinen. 
.  ebenso,    wie  im  obigen  Mulms  von  den  drei  Samo- 


ilrtifjclte    Bedeutung  von   $*c$  ,  fli?,)^^    und  c/V.&3«TTcnje, 

>,  die  bei  Cjqero  angttubriru  Stellen.    -    Inder 

heu    St<  Ur    von    den  drei    \orvatcm   zu    Athen 

<nuilich  Tiü.  Jhletnsirrliuw  :    Trilopaiorrs, 

rtus,   Cuhuh-us  ,    DionyMis      Ich  habe  dieser-Con« 

auch    Beifall  gegeben  ,    wie  viele  Andere.     Schilt* 

list  in  den  Text  >iiij\enoininen.     Seitdem  ist  mir 

Doch  eine  ander-  V  ernuithung  von  einem  rneini  r  Freunde 

'.iiuniiMi  ,  Mf  n n  I  t.ii  1 1  1  V\   v'ir  Im  Friedrich  II  1 1>  k  in 

lieh  schon .anderwärts  als  Kri- 

iniirl   hat,    niiU;elliei](.       f»  h    füge  seine  eigenen 

:     „Zugrrus  Wim  nirgend«  ein  Triiop.t'or  ge- 

.1  ,    und  m  in  symbulischer  Ht- ^1  iU*  eines   strrbmden 

i>  paßt  ..iich  gar  nicht  zu  dein  UegrifFe  der  Tri« 

inien,  worunter  sich  die  Athener  nnch  Philnchorus 

!  Phanodemus  ilire  Altvordern  dachten  ,   ans   denen 

ist  entsprungen  sind.      Das  sah  l  lemtderhuis  gutg 

,,dai-  Worte  Tri(np;tireus   cm  Ttiui|U- 

„lorts  und  tni  um  desselben  Laut«;»  willen  «usgeialle« 

1  Wort  liege.     Dieses  nun  scheint  mir  ,.  slait  Zagreus, 

l  1  |>  toi  ein  us  /u  styn  ,  welcher  ja  c  hier  derStamm- 

hens  war  und  du  1  Binder  des  E u  b  u  leut  (des 

,,  andern  TriropMton  nach  Orpheus  bei   Pau*an.  I.  !•!.  2. 

beiden   wird  ein  Gott  ,   und    zwar  Dionysms  der 

teuger ,    4I3   der  dritte   beigegeben4    denn   otiue  den 

optier  wird  kein  Volk  erzeugt.  Schlangen  ,  da-.  Sinn» 

>  Lebens ,    wurden  an  den  Wagen  des  Tritopa- 

riptolemus  gespannt   (  Pausan.  VII,  m.  2.)}    so 

>t  wie  «ler  andere  Tritoputor  JJionyHi*  von  Zeus  in  Schlan- 

^aj-Milbrm    und   von    der  N'alurgolliu    Persephone  erteilet 

,,  worden.  "    —    Aber  eben  dieser  Sohn  der  Pers>  phoua 

Zagreue   (  s<  Symbolik   llf.  p.  .U7  ff.    erst.  Ausg.), 

kann  man  einwenden.     Auch  ist  Zagreua  wieder  aufgelebt 

in    fiocin    l)ionvsiis  (g.  ebendaselbst  pag.  i">*  },  —    Diese« 

and    A  !>    noch    erinnert    werden.      IVswegen 

-irfeiunige  Coujcctur  eines  freundet 

'•"•  i  i '  • . 


I. 


72 


thrncischcn  Brüdern,  zu  erführen',  d.h.  einer  Mar  ihnen 
als  Camiltus  zugeordnet.  Dafs  sie  im  Ursprung  nnd  er- 
sten Begriff  identisch  m*t  den  Samn, -{meiern  sintl  .  zeigt 
Alles-.  Das  wufsten  nach  Pausania*  (Phocic.  C6p.  i{J.  §.3. 
eu  Ende)  die  Einsichtsvolleren  iyiicr  den  Griechen.  Man 
achte  nur  auf  den  Einen  Punkt  .  dai's  hier  der  drille 
Vater,  wie  dort  der  dritte  Druder,  immer  iJimv- 
riis  heilst.  Darum  nannte  man  sie  auch  die  ersten 
Dioacureil,  die  dem  »weiten  Paare,  den  Tv  ltdariden, 
aild  dff  dritten  Reihe,  die  -wieder  aus  dreien  besteht, 
-vorangestellt  werden  (  s.  Cic.  de  N.  I).  III.  91.  pag.  ÜO7. 
n'tcli  der  Verbesserung  von  Tib.  llcmstcrhuis  ad  Eucian. 
>  Bip.).  Zusammen  waren  das  also  wieder  acht, 
wie  wir  zu  allererst  in  Aegvptcn,  Phünicien  und  San 
thracc  fanden.  Jene  drei  Vater  und  R'egcnten  hei- 
ter) :  Zagreus,  Eubuleus  und  Dionysus  (s.  die  voi  her- 
gehende Anmerhung).  Im  Orphischen  Sjstem  wurde  der 
jüngste,  der  Ministrant  Dionysus,  vor  den  z\\ci  Brüdern 
hervorgehoben,  und  so  ha  in  es  denn  ,  dafs  dieser  let/.tc 
in  den  Bacchischen  Mysterien  die  Ehren  und  Aemter  der 
beiden  anderen  an  sich  rifs.  Natürlich  nun  auch  die 
Namen.  Obngeacfctel  also  die  drei  Vater,  einer  %\ie 
(|er  andere.  Sühne  des  Zeus  uml  dir  PeftCpboafl  «arm, 
So  redete  man  dort  doch  blo*  vom  Dionysos  als  Z-i- 
greus  ui>d  von  seinem  Ursprung  aus  der  mystischen  I  In- 
des Schlangengottes  Zeus  mit  der  Pertcphone.  Nun 
wurde  auch  Dionysos  Eubuleus  genannt,  Su  tritt  oft  in 
d<  n  Religionen  des  Alterthum*  ein  Wesen,  das  an  einem 
Orte  als  eine  sehr  niedere  Potenz  erscheint,  an  einem 
andern  als  die  höchste  Gottheit  hervor. 

Anker  den  oben  bemerkten  hohen  Begriffen,  die 
man  sich  VOD  jenen  alten  Diosenren  gebildet  hatte,  Mor- 
den sie  auch  ganz  bestimmt  als  Beherrscher  der  Winde 
und  als  Beschirmer  zur  See  gedacht.  V\  ie  lange  sich 
diese    alte  Vorstellung  erhalten   hatte,   und  wie  sie  all- 


^9 

ti.&hlig  auT  die  Tvndariden   überging,    die  nun  auch  als 
:cr  im  Sturme  der  See,  wie  im  Gel  limine!  der  Schlacht 
iteliannt  waren,  liefse  sich  durch  viele  Stellen  der  alten 
Dichter   beweisen,    wenn   es   n<."ihi£  wäre  *').     Xuch  dos 
Schiff,  welche»   den  Apostel  Paulus  von  Malta  nach  Sv- 
s   brachte,    führte    von  den   Di  o teuren    Namen  am 
(Actor.  XXVIII.    it.).     Auch  ihre  drei  Vätc: 
I  Regenten  dachten  sich   die  alten   Athener  als  die 
V  inde,  oder  als  die  Wächter  und  ttiii.diger  der  Winde  2i). 
iren  zugleich  Feuergölter,  und  worin  sie  den  Srurm 
gel  und  die  Winde  »am  Schweigen  gebracht,  so 

erschienen  an   der  Spitze  dir  Matten    jene  Heil  verlwin- 

Idcnden  Flämmchcn  ö),    welche  noch  heut  zu  Tage  nach 
einem  Sturme  gewöhnlich  auf  der  Oberfläche  der  See  tr- 
rn  ,    und   tun   den  Schillc.  u  tkis  S.'hhi    El  m  ebener 
Helenenfeuer  genannt  werden.      Es  brannten  auch 
die  Alten  den  Dioscurcti  ,  wie  der  Ceres  und  der  Proser«. 
iiina,  womit  sie  verwandt  sind,    ein  Feuer,  das  nie  v(  r- 
v  n  durfte  (Pausan.  Arcad.  e.  t).  §.  i.L     So  walteten 


ti)  Auch  auf  Phoriicischen  LVTön*e.1  seben  wir  rte>SmJrS  die. 
Di'isciir*-n;  s.  Heltenuani  Beöiefkk.  über  Panisch* 
fe40nt«n  IV.  Stück.  |».  m  vergl.  Heayoh  Vol.  I  p«g.  1005 
Alt).  AtJentsußM  —   vj<    '■-.-  ififjcu 

Horat.  Caini.   I.  S.  2:  „  Nc  tr.ilres  Ik-lcnae  lucidj  sjder«  ■* 
mit  den  Auslegern. 

ß2)  LVm«n  und  Phanodemus  ;ip.  Said,  in  T^no-rl-un  ;  vergl* 
Phanod.  Di-mon.  et  Clitodeud  Fragmin,  ed.  Subclis  p.  J. 
17.  und   13. 

J3)  Diodor.  IV.  41.  p.  286  $q.  ibiq.  Wcs*-;!  besonders  Htm- 
M*ttl.  ad  Di»h  T>t  <»r.  XXVI  Tom.  iL  pas;.  Ü2  sq.  Rip. 
Vergl.  aueb  Heirat.  Carin.   I.   12.   27  sqc|.    und  daselbM  f«*U 

p    i!*  ed.  HeJdrlberg.     Hierher  gehört  »uch  der  Vi 

D    al>  Urphiscb  bezeichneten  Fragment   beim  Slcbiius 
I  I    ■  1.  n  : 

-av    F-n<f>dVnWi 


34o 

»ie  über  Feuer  und  Wasser,    die  als   erste   Lebet 
icrite  in  den  Hochzeitgcbräuchen   der    alten  H< 
•  olie  Bedeutung  hatten.      Der  Bräutigam    reicht«  Ff 
i'iil   Wasser   der    Braut    beim   Eintritt    ins     neue    IJ< 
fiese  Zeichen   sollten  die  Verbindung  aul 
;iüs    vurbedeutun  (Fcstus  in  aqua).     Als   I 
ter   kannte  auch  schon  das  uralte  Alben  seini 
Koren  und  Anaces.      Ulan  betete  hei   «lur   Vn  ehelich« 
su    ihnen    um   Kindersegen  ,     und   noch    heim    Lot 
(Gastmahl  Tom.  IX.  p.  6h  Bip  )  hringt  der  alte 
nullit),  der  seinen  Sohn  verheil  aihen  will,  am  11 
tage  in  dem  ävaxtiov  ,  im  Tempel   der  drei    > 
ein  Opfer,      Unter   diesen    Umständen    dürfe» 
zweifeln,    dafs  das  alte  Pelasgervulk    den  Bildcro 
Ehegütter  auch  die  Krall  des  Fi  uchttjai  macht  ns 
haben  mag.     Gerade  in  den  Samolhrachchen  ll- 
finden    wir    ein    geheiumifsvolles    Bewi  hren     der    lt 
Etwas  Aehnliehes  bemerkt  man   in  der  Hai 
Ehriiischen  Erzvater.      Bahel  ,    die    sieh    so    i 
Bindern    gesehnt    hatte,    bewahret    sehr    < 
heimlieh  j«.  nc  1  her  a  phi  in   (Genest»  XXM.  iu.  und' 
deie  Stellen  -J).    Die  Griechischen  IcLci&elzcr  und 


Das  Heiligihum  der  Dioscuren   hieft  auch 

rend  SoAoftoi  \\  ihishölilen  bt  ?<  ichnete.     Uuub  »urd» 

crti.iH  Wort  ,iucl»  aur  nlle  Güttertemp«  I  jn.-ge.li 

Ammouius  und  daselbst  \  ükktiurr  p. 

•ychi  I.  p.  lo7l.  ibique  Albeni   und   Apollomi   Lex. 

nur.   |i.    5iy  T<  II.    auch    Zonar.    Lex.    >;r.    p,    : 

r  K   s'-l   muft  auch  im  Lt-xicun  de«  Pbotitts  p*j 
geschrieben  werden  Ö  *).  «V  a'»  a''  *  8«Jn 

it  >   f^imt:    QebkapaJat    —   6ahif*tu  ii)    r. - 

2S)  Pi-    hierher    ghfl  rigrn  Stellen  mb^t  den   E»klai 

kl<  r  die  Hieroßb  phen  im  Mythos  uVs  Artrnbp  p. 
au,  <*u  h  bcuitiki,  d*u>  dic»e  II 


34i 


cn  dort  ganz  allgemein  Idole  uns.     Mirhae- 

*elz.  II.  p.  i/|*J.)  vermuthet  Silene.    Die» 

l1    mit   diesen    Samothracischcn    and     'I  hracischen 

;>    «olil    übereinstimmen.      Aurh    jener    (..»hinsehe 

Casmilus   oder    Herrn  ej   ward    ja    von  den  Pelasgern  als 

Pbaflwagotl  gebildet. 

Dies  führt  uns    zu    der  allgemeinen   Frage  nach  der 
llfaeren  Gestalt,    unter  der  man   jene   alten  Golt- 
n  darzustellen  pflegte.     IIa  ich  mich  darüber  ander- 
wärt»  (  hioiiv*us   I.  p.  iij  sqq.    p.    166   sn/p)  ausführlich 
<  i  hübe,  so  schranke  ich  niirh  hier  auf  das  Wesent- 
licliste   ein,    und  fr.ige   einige  dort    nicht   voi  kommende 
i  hangen  nach.     Die  Ägyptischen  Cahiren   und  dio 
i  n   der  Phönicier  kannte   Herodotu«  als  Zwcrggüf- 
1er,   ohne    ZvteÜd    miisgc.staltct    und  dirhlr  ibig ,    WM  di» 
n    des  Cambyses    verrä'th ,    und   viele  Spuren    auf 
«lien  Denkmalen  errathen  lassen  (».  oben  f.  p.  53t.  und 
den  Holzschnitt  pag.  rj'i-i.   ehendas.).      Diese  Zwergfnrm 
natürlich  mit  *\vn  Gattern  seihst  in  die  allen  Pelas- 
i     Hi  ligionen    üher.      Dafür  sprechen   bestimmte 
lisse.     Z.  11.    in   Laconien    sah  man   noch  spät   der- 
en Zwcrgstatuen  von  Erz  ,   vier  an  der  Zahl,    Man 


len,  Idole)    von    menschlicher    Gestalt,  ja  viel, 
l«richi  aiu  It  von  menschlicher  Gl  6  fs  e  (?)  gewesf-n 
««v.u.      I.rsic  r«  s  möchte   SUCfa  wiiklich    nach  dm  $t< 
dr-r  Bibel  nicht  zu  bezweifeln  seyn.     In  diesen Thera|j'mm 
Sieht  Sickler  die   er^te  ^pur   von    Plaslik   in    Vordera^ietj, 
loch  die  Israeliten  in  Ar  typten   eingewandert  waren, 
ic  demnach  nichl  aus  Aegypten  von  ihnen  nach  Ca- 
naan  gebracht  worden  sey.     Utber  die  Theraphim  veri>l. 
i    die  Gottheiten   von  Samnlhr.    p    "5. 
uml  ni.in  .  HeroJutt.  I.  p,  277,    wo  ich  be- 

meikl  habe,  dal'b  febod  frflber  d.d>«  i  au  Penaten  gedjeht 
»onirn  ;  und  dafli  sie  auch  vielleicht  den  Laren  der  Kö- 
rner tnupiochcn  hal 


54  a 


nannte  sie  die  Dioscnren  o<ler  Curybanten  und  die  vier? 
die  .Minerva  (Pauean.  Laeon.  cap.  a'j.  f.  .,•)•  Sie  hatten 
Hole  auf  ihren  Utfpfen  ,  ohne  Zwoilcl  von  ionischer 
Fi  im.  Das  waren  also  drei  nlfe  Vater  der  Laconier, 
mit  einer  grufsen  Mutter,  Auch  hier  vai  ürte  man  in 
den  Combinationen.  Man  redete  auch  von  einet  Km  ei- 
heit,  von  z  w  e  i  Dioseuren  und  Hurten.  Auch  dazu 
ltam  die  dritte  Potenz  als  Mutter.  Ja  vielleicht  h ..tie 
man  auch  dort  eine  Siebenzahl  sidcriäclier  Wesrrt*  1 
Zeus,  Feda  ,  Castor,  P»llux  ,  Helena  und  dazu  1 1  i  ■  ■ 
und  Fh«"be,  des  Leuciopta  Tochter  i,  die  von  den  Di  ni- 
edren geraubt  und  geheirathet  wurden  (Apollodnv.  llf. 
jo.  3.).  Die  letzten  Namen  spielen  in  diese  Begriffe 
sieht barltcl)  hin.  In  der  menschlichen  Sage  des  Sparta- 
nischen Königshauses*  Ward  aus  der  Dreizahl  das  Tvn- 
dariden  p  <i  a  r  mit  der  Heroine  Helena.  So  muf&ie 
auch  das  Symbol  sich  verändern  lassen  :  Erst  harte  man 
Halb  hu  sein  oder  h  a  Ib  i  r  i  e  Eyforr.i  als  das  n.-.tnr- 
liehe  Dild  der  oberen  und  unfere'rt  Hemisphäre  ;  bald 
neben  einander  gestellt,  und  Steine  darauf,  als  Zeichen 
der  Planeten-  und  Feuergötter  ,  die  d  •  Angesicht  des 
Zeus,  des  Vaters,  schaiu  n  ,  und  sein  ewiges  Feuer 
slr..Mcu;  dann  eine  Hälfte  der  andern  unten  augefi 
Eur  Bezeichnung  des  wechselnden  [Tnterganga  und  Auf- 
gangs. So  hatte  man  die  voll^  Kvi'oim.  Dieses  Ey 
hinj«  man  d*nn  in  Binden  im  Tempel  auf  (so  sah  es  Pau» 
sanias  im  Tempel  der  Hilaira>und  PhCbe,  also  im  heili- 
gen Hause  alter  Lichtgotlheiteu  in  Lac-tiiien,  s-  Lact 
16.  §.  i).  Dabei  ii  zahlte  man  dem  Volke  das  Mn! 
eben    vo:n    Vy    der   Leda   -')     und     von    ihren    Kindern. 


26)  Hierher  gehören  noch  mehrere  bedeutsame  Mythen  von 
.    Geburt   der  pio*curcn    aus   dt  in   Ey  der   Leda    bei 
Athrnaus  M.  p.  iü.  p.  221  Schweigh.   verjjl.  o»*tn  II,  'In. 
/>.  7~\  ti«  *ty  iijuilich  ^»-üuchiet»  Fy  wiii  MouJc  In. » - 


543 

Wurde  ein  Zwtrggott  unter  das  halbe  Ey  gestellt, 
te  es  ihn  als  konischer  Hur.  So  waren  jene  dr 
mit  iK  r  Mutter  gestaltet ,  nach  der  ersten  Stell 
des  genannten  Beiseins«  hteihei  s.  Setzte  man  den  Zweig- 
gott darauf,  zur  Bezeichnung  eines  |y\Te$)CH§>i  das  über 
ie  und  telfuriscke  Kräfte  waltet,  so  näherte  fcieh  das 
)dul  jener  andern  Symboleurcihc  ,  die  man  Bruggöt- 
ler  nennen  kann.  Auch  diese  Cnmbinaiiun  bannte  das 
alle  Laconicn  ohne  Zweifel.  Dafür  spricht  ein  bemor- 
fet-nsvrerther  Mythus,  der  jene  Spartanischen  Tyndaridcn 

»r  mit  alten  üüitcrsyinbolcn  des  unteren  Acgypten» 
zus.»nmienknüpft.      Ms    ist    allbekannt ,    wie   oft  die   Dios- 
curen  Awycläcr  heif  en.     Ein  Amtcliicr  war  und  hiefs 
•  uch    jener  Aegyptische   Bniggott    Cinnbus    (Dtonpiu» 
Fefirg.  vs,  i3.).  So  wie  man  jene  zwei  Männlejn  zu  Einem 
iu  als  Brüder  gesellte,    und  auf  den  Schiffen  als 
'ultheiten  mit  sich    führte»  so  kommt  auch  ei    »n 
dem  ullcn  .Mythus,    als   das  /.weite  Maiinlein   mit  dein  cr- 
i»,    und   mit    der  Frau   (sdcr  Stcucriuaun  mit  Menelau* 
i  mit  Helena)  nach  Acgypten.     Also  drei  Acgyptbch- 
L.aconiscfie    Patahen.      Caintbus ,    fahrt    die  Fabel    f«»rt, 
Bfeltf&te  in   \egypten  durch  den  Bifs  dor  Schlange  ster- 
ben,   ward  aber  daliir  als  GqII  v<M.lnt,    und  der  Kopf 
■  einer  Bildsäule  auf  einen  Krug  gesetzt,  worin  Feuer 
und  Wasser  streitet.     Und   so   exponirle  man,    nach- 
dem einmal  der  erste  Anstofs  dazn  gegelten  war,  iuiiner 
weiter.      Lauter    Yotltsmährchen    und   Griechische   Aus- 
deutungen aller  Phuniciscb-  Aegyplischcr  Idole,  die  bald 


gefallen;  denn  die  Frauen  im  Monde  gtbltren  Eyrr ,  wor- 
aus   MenAclun    hervorgingen,    die  luuftebnm«]    gl 

i ,  j1>  dk  ge wohnlichen.  —  Debet  die  ■itoftoriseba 
Ansiuln  <it  r  H<  loiu  als  Mondsfrau  *.  Eustatk,  ad  Ody*s. 
l\  .   123.  i>     lü,  I.  6  sqq.  ed.  Baail. 


5-ii 

tnit  Krügen   mit  Schlangen  2r),   bald   mit  Fe  Bf 
cefüTscn  und  Lampen  verbunden,  als  feurige  M 
B'tim  Schutz  der  Seefahrten  auf  Schiffen  mitgefühlt 
den  ,  bald  als  gute  ^  ä  h  r  v  ä  i  e  r  und  N  ährmütter 
den  Tischen  bei  der  Mahlzeit  walteten. 

Wer  möchte  moM  zweifeln,    dafs  auch  Samoti 
und   jedes   Land.   das   jene  Gottheiten    aufnahm, 
jene   Idole   verschiedener  Art  mit  aufgenommen  W 
Bald  war  ein  Krug  oder  Krupgotf  das  rohe  Gnadw 
;Bald  erweichte  sich  der  bauchige  Krug  zum  menicfll* 
Bauche,    und  au«  dem  Kruggotte   ward  ein  pygi 
Bauchgolt.     Die  ^aerxp«  Canubut   ward  zum  p**!** 
Silcnus,    wenn  man   Namen    und  Kunstwörter 
Die  Zwergform  ward  ohne  Zweifel  aber  auch  TOljl*^^ 
hä'fslichen  Zuthat  zuweilen  befreit.     Alsdann  konnte  ■ 
aus  dein  Speer-tragenden  Pygmäen  allmählich  die» 
JiinglingüÜgur  eines  schönen  Dioscurus  entwickeln,  n| 
den  konischen    Hut    oder  Sterncnhut  als   altei  Zei 
trug.      Das   waren  denn    die   zwei   männlichen  Figi 
von  Bronze,  die  man  ,  nach  Varro,  zu  Ambracia  ( 
Iiiihiusia  nach   Scaliger's    Verbesserung)    an  die  Ti 
als  Seil  :»zgotler  stellte.     Auch  die  Insel  Thasos, 
der  ersten    Sitze    dieser  alten   Religion  ,     hatte  helft, 
Krüge,    und  führte  noch  lange  in  bedeutsamer  Zwei 
die  Urne  auf  ihren  3!iinzcn    (  Hebbel  D.  N.  V.  II.  5*1 
Der  Cultns  von  Samothrace  war,   wie  wir  oben  sab**, 
auch  in  Troas   und  der  Gegend   verbreitet.     Gewiß  nt 
ren  auch  die  alten  Idole  einerlei.      W ulkten  wir  ff**i\ 
wie  jenes   älteste   Palfadium   gestaltet  war,   oder  w 
jener  Zeus  Herceus,   der  nach  Truja's  Zerstörung  <k* 


97)  Die  Schlange  auf  dem  Rauch  einer  Diota  und  danebü 
die  SternhUtc  der  Dioscurt-n  knmmen  auf  LaconUcbti 
Silhennünzen  vor.    (So  dniinol   bei  Pellerin  decacil  l 


5j5 


S<»hne  de*  (".apaneus,  Sthpnclns  ,   als  YVaflenbcutC  zufiel 


r  fron 


I.),    wie  die   alten    Pennten    aus- 
Acneas  aus  dem  Vatethi 


ivt- 


muse 
>limmter  darüber  sprechen  kön- 
nen. DerBescbn  nollodor's  zufolge  mtifs  vom 
I  Palladium  gesagt  werden,  was  Pausanias  so  oft  von  alten 
i  si;r  (  ■/..  B.  Achaic.  3t.  11. ) :  es  war 
\  sonderlich  grofs.  Auch  erscheint  es  alt 
I  Lronb  mit  geschlossenen  Fuften,  auf  geschnitte- 
nen Steinen  und  auf  einem  Urlitf  (s.  Winckeimauns  An- 
zur  Gesch.  d.  K.  I.  p.  272  neueste  Ausg.  is). 
'.leiern  (vinis),  bissen  vir,  trug  der  Held 
diese  Götter  fort  (kycophron.  Cassandra  1*66.  ),  gerade 
wie  der  Kopf  des  •  cuen  Cadmilus  in  Scbleiern 
dem  Phrygischcn  Olymp  getragen  wird,  wie  mau 
•  Hrftgo  zu  Canobui  in  Schleiern  trug,  wie  map 
er  Pomps  die  H 11  gel  vcrsehleiei  h  .  >  ie  alte 
11  und  Genien  eingeschleierl  «mden.  F.ine  alte 
Mt/.e  \<>u  Sala  in  Phrygien  sei  gl  einerseits  den 
lincr \  ettkopl  ,  auf  der  andern  Srile  ein  in  ein  lange« 
1  d  r>!§  auf  die  l'ülse  eirgehülUes  Kiwibchen.  Deut- 
•  h«0  aller  Saumlhi  acischer  und  Phryjjischer 
Ie  (s.  Pellet  in,  der  die  Müruse  zuerst  bekannt  gemaeht 
bat  ,  llec-   11.  ib,  70.)  v)y.     Litt  anderes  Datum  giebt  uns 


Ä8)  Wir  werden  unten  ,   in  dem  Abschritte  von  der  Minerva, 
Üb  Palladium  zurlkkkinnimn  ,    und   verweisen   einst« 
weilen  hier  nur  auf  un3cr€  'J\»u.l  XXXli.  nr.  i.   vtigl. 
Erklärung  p.  51. 

J?)  Die  Symbole  der  Droscuren  (wie  auch  die  von  andern 
Pliönic tischen  Gottheiten)  rricbeSueq  ßbet  SchuTcQ  auf 
Miin7>  11  vom  IM  äniciseben Tripolis  j  s.  Mtonael  Desoript. 
Mi  ilaillfS  BllJiqucS  U\.  p.  3i«».  nr.  J97.  p.  405.  nr.  449. 
Audi  die  beiden  Cabtrefl  finden  wir  iu  dem  heiligen 
h  c  |i  1 1  k  r  ,  «,1b  waren  sit  Mumien  ,  eingewickelt  auf  dem 


der  Gcschicht«ch  reiber  Tiinnns  heim  Dionvsio»  von  He- 
Jiearnafs  t  Anfifji].  Komm.  I.  6-.  Cm.  p.  i^e  Hei»k.>.  Im 
alten  Tempel  zu  Laviniuni  in  Latium,  crz.ihlt  dieser, 
sah  man  Schlan»enstäbc  von  Er*  und  Eisen  und 
irdenes  Trojanisches  Geläfs  («ct^cruo*  Tjitiüxoi  ), 
Letzteres  Mar  offenbar  (ire  anderwärts  erwiesen  w 01  <! 
ein  Krug  oder  eine  irdene  Lampe;  und  et»  halte  also 
dieser  Tempel  die  alten  Symbole  roher  Art  beibehalten, 
;rend  man  zu  Rom  und  anderwärts  die  Penaten  als 
zwei  sitzende  Jünglinge  mit  Lanzen  bildete.  Mithin 
auch  in  Italien  Sparen  >on  KruggSilern  mit  Schlangen- 
attributen aus  Vorderasiatischer  und  Samothi -acischer 
Lebet  liilemng.  Auch  Alhen  wird  »eine  alten  Tritopa« 
tuien  utid  Anaces  nicht  anders  gebildet  haben.  Den 
Heimes  ilhyphtillicus  hatte  es  ja  zuerst  gehabt,  Tor  allen 
übrigen  Hellenischen  Städten.  A  ich  im  Cercaliscluu 
<  <  heiindicriatc  blieb  de*  heilige  Krug  (nX.ij|iW^«>ij  )  be- 
d    nU'Tid. 

So  naiv  und  gerade  deutete  die  Vorwelt  kosmische 
'  :  ritte  uud  K a tu rg ott liehen  in,  :  päüt  rbin  trat  Absicht 
und  'IW-hYxion  dazwischen.  Da  bildete  sich  unter  der 
Herrschaft  des  M\thus  natu: lieh  eine  Kiinstiersitte.  Der 
alle  Miosen  enhut  ward  bald  rund  bald  spitzer  und  mutzen» 
ähnlicher  ,  nach  verschiedener  Vorstellung  und  Absicht. 
l>a  lehien  z.  B.  üb«  1  den  üioscurenhiiten  die  Sterne  nie- 
111:1  L  *').     Einzelheiten ,  worüber  Munter  (a.  a.  O.  p.  1« 


Scbi ff- schnabel  sOben  ,   auf  einer  M  flute   von    Ascalon; 

■  ijtog.  Niiinm.  veit.  Graecc.  et  Laiiim.   NJusei  Rtj 
Daiuci,  I,  p.  34t.    Zusatz  von  Munter. 

SO)  So  »3Ri  Munter,  ohne  Zweifel  als  Resuliat  einer  rrich» 
niuiHbUJaiisctu.11  Utbeisichl.  Doch  gedenkt  Pausani 
(Lrftun.  C«p.  24.  $.  4  J  der  Sterne  nicht,  wo  er  von  alt« 
üwi  igMuiucn  mit  Hlu«-n  redet,  un«l  zu-h  ich  btmul 
er  wisse  nicht,  ob  mc  Dtoscurtn  oder  Corybuuicu  Luaü. 


3  i7 

Antirjuarr.  Ahhnndll.  p.  20s  ff.)  gute  Beobachtungen  mit- 

ihcilt.     Die  Hemisphäre   oder   der  Eyhitt    ging   von  den 

i  e  ti  zu  ihren  Dienern  über,  und  so  trägt  ihn  Ae- 

iicjs  als  Retter  der  alten  Götterbilder,  auch  Ulysses,  der 

fk  selb»!  durch  CaLirUche  Anmiete  gerettet  Morden  war« 

Der  heilige  Hut  ward  nun  oft  hlos ,    was  er  von   Anfang 

ewesen   seyn    konnte,     die  gegen   Wind   und 

tcr  sc!i fitzende  Sibiriern.' i/.e.      Doch  bevor  ich  von 

.cn   Symbolen   spreche,    mufs    ich   noch  einer 

Samothracischcn   Cahiren   gedenken ,    nach 

durch   die  Demeter   die  Verbindung    derselben 

len  Attischen  Eleusinieu  deutlich   wird. 

§.     5. 

iarh   dieser   Dai  Stellung  ist  Axioms   Demeter  oaer 

Axiobcrsa  Prrsephone  «der  Pfoscrpinaj    Avto- 

Jicrsos  Hades  oder  Pluto  ;    Muhe»  die  alte  Bedeutung   des 

iis   «ils   lleiu.es   beibehalten  wurde,    wiewohl  auch 

Ansicht  der  Ministrant  W'iedcl  bTb  Jacchus ,  d.i. 

a!»  Bacchus  in  der  Eigenschaft  des  Dämon  der  Cci  - 

1    worden  zu  seyn   scheint.      Diese*    System    der  Ca- 

eilen  Kcligton   verbreitete  sich  weit.     Es  zeigen  siel 

'.'..   Spuren  davon  zu  Tb-uos,   in  Bonden,  bu  Crela, 

in  ""  ii  und  vorzüglich  auch  zu  Athen.     Ein  Zweig 

FU'Ubinischen    Feier   leitete  offenbar    von    dieser 

iiolhraeischeu  Lehre  seinen  Ursprung  her.     Die  Ge- 


D«ma|ü  muffte   also   der   Sternlmt    nicht  wesentlich    zum 
•unifi  gehören.     Auf  der  unten  Tab.  II.  nr.  4.  (  vj»l. 
Et  kW  rang  p.nr.  17.)  beigefügten  Mlhue  haben  die  b 

am.li  keine  Steine,     Datier  taaee ich  e» uneniaehie- 
di  n  ,   üb  *ie  Diot  euren  od«  r  C  aliircu  heitiien  sollen.     Auf 

.hin    lV)Qnse    von  Diu!-.curi3S  in   Colchrs   steht 
diese  Uli'«-   wiir  Sternen   nicht   h!os  d  a  r  tt  b  G  t  ,  sondern 
aueb  Jjrauf  (bei  Pcllerju  It.  38.  2,), 


5  18 


schichte  der  Verhre»tnr£  war  in  Muhen  aufhiwanrt. 
hin«  an  heiligen  tarnen  ,  die  wir  zum  Theil 
Hier  tritt  wieder  ein  Brüderpaar  bert  nr  i   .lasüm 
danus.     Jasi    :i      Sohn  des  Zeus  und  der  Plrjade 
lernte  die  Samothraci&chen  Mysterien    \ 
Auf  der  berühmten  Hochzeit  seiner  Schwesl 
Wobei  alle  Gottheiten  <  esihenlte  brachten,  gi 
res  leinet'  h"hen  Schönheit  wegen  ihn  lieb,  tun)  rj 
mit    ihm   den  Plutus  und  Corvtn*.      Fr  seihet  aber« 
i   die  Golter  versetzt  (Diodnr.  V.  48 
Mythus  spielt  Hörnern»  an  (Odyss.   V     »?5.».d«r 
von    Zeus   deswegen  mit  dem  Blitz   erschlagen  Ufa 
Hcsiodu»  (Theogon.  qnt) )  nennt  Creta  als  den 
»er    Begehen heit.       Andere    Sagen    veränderten 
verschiedene  Züge  dieser  mystischen  Tradition,  t* 
hen   zum   Theil    dem  Jasion   andere    Aeltern  ond 
Bemerkenswert  h   ist  bei   Diodorua  (a.a.O.)  die 
licht,     daf»  die    Griechen   jene  liarmonia    1  • 
Ares  nannten  ii2).      Dadurch  Verden  die  Cah 
res  ond  Jasion   näher  mit  jenen   kosmogonischtl  Fi 
7in  .     Ares    und    Aphrodite,    verbunden.      Jedoch 
in  dem  Snhne  dar  PI  e  ja  de  Electra  ist  ein  Zug 
sehen  Dienstes  auf  Inhalten.     Ein  anderer  Mvrbus  h 
den  Jasion  mit  der  Phrygischcn  Religion  in   Verhi 
Nach  diesem   war  er  der  Cybele   Gemahl, 
den  Corybas  erzeugte.     Als  Jasion  unter  die  < 
genommen  war,    gingen  Dardanus,    Corybas  und  (.; 
Dach  &aien  ,    und  stifteten    dorl   den   Dienst    der   g 
Maltet  (Oiodor.  a,  a.  O.).      An  diese   A  crbindnni  Fb 
rascher  und  Samoihracischer  P.eligion  ctinuern  m 


31)  S.  noinr  M-letemata  P.  I.  p.  52    SJ. 

82)  S.  such   Nonni  Diooya,   IM.  373  —  377.  und 
oaelbet)  \  MI.  itx».  p.  17*. 


3-i9 

Denkmale  ,  wos»u  auch  die  auf  unserer  Tafel  III.  nr.  8. 
I.  die  Erklärung  p.  17.)  aus  Ceger  aufgenommene 
Muu/v  vnn  The  Sftlouicb  gehört,  die  uns  auf  de."  einen 
heile  die  verschleierte  Cyhele,  auf  der  ander. 1  einen 
Ciiliuus  mit  dein  Hammer  und  mit  dem  Zodiacal •  Stein- 
bocke zeigt. 

Die  Verehrung  der  Cahirischen  Ceres  war  eine  der 
heiligsten  unter  den  Griechen.  Unter  den  Stifterinnen 
>»iid  eine  heilige  Jungfrau  Clcohöa  genannt.  Sie  hatte 
die  Geheimnisse  der  Demeter  roh  der  Insel  Pairos  zuerst 
nach  Thasos  gebracht j  und  in  der  Leacbe  KU  Delphi  sah 
man  sie  gemalt -,  Wie  SIC  auf  ihren  Huieen  einen  Resten 
dergleichen  man  der  Demeter  zu  machen  pflegte 
.1.  Phucic,  cap.  iS.  §.  i.).  1 11  dieser  K.rzahlung 
wt  der  Weg  ron  Süden  nach  Norden  herauf  naehgowie- 
•en,  den  die  Religion  der  Isis  oder  Demeter  von  iegyp* 
trn  oder  Greta  nach  Satuolhrace  und  in  die  Gegend  ge- 
nommen hatte.  Auch  Varro  (a.a.O.)  kennt  Isis'unter 
den  allen  grofsen  Gottheiten  ,  die  er  Cnbiren  oder  Dii 
',.  In  der  Isis  von  Pharus,  als  Gebieterin 
iiher  Wind  und  Wellen  und  als  Aufspannerin  des  Segels, 

.•li  die  AegVpVfsche  Religion  bis  in»  Römische  Reiser* 
thuu.  lui.il»  1L1-.  Angedenken  an  die  den  grofsen  SchilF- 
gwltein,    den    Diosduen,    st»  nahe  verwandte  <  J10 

Ceres  (».  I.  'J'h.  p.  320.),  Die  Insel  Thasos  befestigte 
die*e  Verwandtschaft  bildlich  auf  ihren  Htfineeu.  Ich 
habe  aul  der  Tafelt!,  nr.  4.  (rergl.  Erklärung  peg.  17.) 
lutli  Raym  unü  Gesner  eine  dergleichen  eopiren  lassen. 
Dui  t  sehen  wir  einerseits  die  vet  srhleiei  te  (et  es  Ca- 
ll iria. mit  dem  Aehienkianz,  andrerseits  die  Hüpfe  der 
Dioecaren  mit  ihren  Hüten,  eder  die  Büsten  zweier 
C-il'iren  zwischen  Zw eigen.  Auch  »ehüit  hl  fliese  Ideen« 
die  Vorstclli/eg  der  Ceres  mit  dem  linder  neben 
dem  FCIIhorn,  dem  Cafathns  und  den  kehren,  wie  man  sie 
Ufiuse  von  Sardes  in  Ljrdien  au»  der  ftöuiischca 


55o 


Periode  sieht.  Es  ist  die  Herrscherin  ühcr  Land  und 
Meer  (Spauheim  ad  Callimaeb.  Ccrer.  i.).  Daher  auch 
die  Benennung  Fortuna  -  Ceres  (  vcrgl.  unsere  Tafel  Vf. 
tir.  10.  und  die  Erklärung  p.  3i.).  /lieber  die  Fortuna, 
die  aus  Samothracicn  zu  den  Etrushern  liam  ,  verde  ich 
unten  bei  den  Italischen  Religionen  einige  Worte  tagen* 
Auch  in  Buoticn  erzählte  mau  von  einem  heiligen  Blande 
(ohne  Zweifel  einem  ähnlichen  Kasten,  worin  alte  Idole 
waren),  da*  die  Ceres  dort  dem  Prometheus,  einem 
der  Cahiiäer  und  seinem  Sohne  Aetnäus  in  Verwahrung 
bot)  halte,  Pausnnias  (  Boeot.  cap.  a5.  <J.  6.)  redet 
sehr  geheinmifsvoll  von  diesem  Pfände,  und  erwählt 
ebendaselbst  von  dein  dortigen  Tempe»  der  Cahlrischen 
Ceres  und  Proscrpina,  welcher  allen  Ungeweih«  teu  ver- 

sfen  war,  spricht  darauf  von  den  Schicksalen 
Cabirendienstcs  in  Büotien,  wo  ihn  Mcthapus,  ein  Athe- 
ner von  Gehurt,  eingeführt  hatte,  ton  den  Wiederher« 
steilem  desselben,  Isthmludcs  und  seiner  Frau  Pelargt 
und  grdenht  der  schweren  Ahndung  ,  die  alle  diejenige 
getroffen,  welche  unberufen  in  den  dortigen  Tempel  SM 
gehen  gewagt.  Wahnsinn  war  das  Leos  einiger  S«»h 
ten  von  Xerxes  Heere  ,  und  einige  Mazedonier  von  Ali 
anders  Armee  verloren  durch  den  Blitz  ihr  Lehen, 
verband  sich  mil  dem  Begriff  jener  dunhien  Mächte  v« 
Samnlhrace  die  Vorstellung  ungemeiner  Heiligkeit  und 
furchtbarer  .magischer  Gcvudt.  Jn  einem  ähnlichen  Tone 
sind  die  Erzählungen  von  demselben  Dienste  in  Mcsscne 
if hallen.  Dorthin  hatte  Kauhon,  aus  dem  Geschlechte 
der  Erde,  die  Verehrung  der  grofsen  Göttinnen  aus 
F.leusis  gebracht.  Davon  wufsten  die  Lycomeden ,  die 
heiligen  Sänger  der  Ceres,  einen  alten  Gesang  des  Mu- 
zins. Ais  BelWmator  dieser  Beligion  wird  dort  Ljrcon, 
des  Pondion  Sohn  ,  gleichfalls  aus  A  inen,  genannt  Dem- 
i»  dürfen  wir  nicht   zw  ei  lein  ,   da  fr  nächst  Samothrace 

liäcblicb  Athen  und  Elcusii  EUuplsiUe  jene 


»Jl 


lasgi sehen  Cnlte  gewesen  sind,    von  wo  sie  »ich  über 
das  übrige  Hellas  verbleitet  haben. 

Allenthnlben ,  wo  sich  dieser  Gottesdienst  findet, 
«eben  wir  die  Priester  den  Gottheiten  verwandt.  Durch 
Numeri  und  durch  infserdtdentltche  I!i;ifte  ,  so  wie  durch 
ihr  ganzes  Thun  sind  jene  in  den  heiligen  Kreis  von  die- 
sen buianfger  ficht.  Die  Cahiren  betfben  Hcpbästc, 
die  Cabircn  pries  ter  heifsen  seihst  Cabiren.  So  ihcilt 
•ich  vom  BephHsios,  als  dem  höchsten  Wesen,  die  Göt- 
terhraft  im  "bitten  Grade  den  Priestern  mit.  So  ist's 
mit  den»  Namen  Corybanten  nicht  minder.  AoF  Lemnoi 
nannte  man  die  (Sahiren  mich  Carctnen  (linpy.lvm).  Mag 
dies  nun  die  Zangen!  [Ihrer  und  SehmicdcgöJter  be- 
Mtchncn ,  oder,  wie  es  wahrscheinlicher  ist,  Jongleurs 
und  Ilopfschultler  (  Ka,j«xtvoi  ,  s.  Hesych.  s.  v.  und  da» 
*elh«t  die  Ausleger),  immer  zeigt  es  die  IN.imenglcicbhcit 
der  Planeten-  und  Metallmutter  mit  ihren  ersten  Verch- 

Irrrn  an.  Das  beurkundet  sicli  auch  durch  mnnchr  Eigen- 
namen, wie  z.  J3.  Jnsion  unter  den  Idai-chen  Göttern 
und  unter  den  Stiftern  des  Cabiren  d  i  en  s  t  e  s.  — 
BulcHe  Bemerkungen  mufsien  den  Anhängern  des  histo- 
rischen Systems,  wie  Evhemenis,  die  alle  Nattonalgotter 
der  Griechen  ans  einer  Vergötterung  herleiteten,  wo. 
durch  dto  dankbare  Nachwelt  grufse  Wählt  häter  der 
Menx-hbeit  habe  ehren  wollen,  aufserordenilichen  Vor- 
.ub   tbun.       Ihnen    muPstcn    natürlich    jene  Cabiren 

»nirhts  anders  srvn,  als  die  durch  die  Glorie  der  Apo- 
••  verherrlichten  Phumctaghen  Kiinstlcr,  die  auf 
I.emnos  und  Saraothrace  die  Metalle  l|«ti|  gewinnen  und 
bearbeiten  lehrten  (vergLobeap  II.  p.  304.  3t3f.),  und 
Somit  dir  übrigen  liünste  des  Lehens,  die  an  diesen 
grofsen  Erfindungen  hänge**  Das  Wahre  an  der  ganzen 
6*<  -.    wie   im  ganzen   Orient,    so   auch   hier 

Pnester  den  Gurt  festlich  repiiisentirte,  durch  Mas. 
hen,   Kleidung  und  luimibche   Handlung,  kutz  durch  cia 


55a 


Festdrama»    da»  die  heilige  Geschichte   der« 
Augen  stellte.    Ich  werde  im  Verfolg  davon  L< 
Pcmmsc  gehen  (vergl  auch  Tb.  1.  Cap.  I.  C> 
Hier  will  ich  nur  an    jene  verschiedenen  Com 
der  Cabirenzahlen  ei  irinern.     F.s  liegt  garue  in  dt 
dafs   nach   jedem    System    die    Priester  »»Hl 
Zahl  der  Got-t  Letten  entsprach.     Davon  v 
in  den  Angaben   auch  verschiedene  Spuren.     1 
heil  der  GStterpotenzen  entspricht  Dardanus  undJn»( 
auf  Samolhrace  ;     Isthmiades   und    Polarge  zu    '1 1 
I'i  Mmctlicus  und  Aelnäus  ebendaselbst    U, 
su  den  ersten  die  Schwester  Harmunia  hinzu  . 
Dreibeil  gegeben.     Der  Gemahl  derselben 
die  vierte,  die  dienende  Potenz,  im  ßegril 
So  auch  im  Phrygischen  Mythus  :  Jasiun  u 
sles  Pj iesferpaar.  Darauf  verschwindet  Jasiotf, 
steht  eine  Drciznhl    von  Prieslcrschaft ,    Dardait 
rjbas  uudObelc,  da;  und  so  liefse  sich  dies  no< 
Verfolgen.     Gang  gewifs  erschienen  auch   to  bei 
thracischer  Festfeicr ,  je  nachdem  dieser  oder  jener! 
des   Systems   dargestellt  ward,     jezt    zwei   Pi 
GÜttcrrcpräeentanten,  jizt  drei,  vier  u.  s.  w.     Du- 
Siebenz.ihl   führte  alsdann  otine  Zweifel   um  den  ai 
als   Phthas   oder   Ksmun,    den    Plauetcutanz   a»jf. 
Aegyptisehe  Priesterschalt  bannte   ähnliche   i 
gen,    und    von   dorther   waren   sie  wohl  zu  S; 
wie  zu  Elensis  entlehnt. 

Die   heilige  Sage   pflanzte  das  Alles   in   Namen 
mythischen  Zügen  fort,  und  wie  im  Festdram.. 
Und  Menschliches  wunderbar  in  einander  flofs,   so 
HMD  auch    im  Mythus   oft  nicht   mehr  zu  unterscl 
was   ursprünglich   Name    und   Geschichte   des    l'ri< 
und  was   des  Gottes   war.      Im  Idäiscben  System 
hetfsl  Jnsion  (iott,  im  Samutbracischen 
<l  i  c  ii  e  r ,    und  der  Zusatz  luei  ,  ii..|>  .. 


355 

aufgenommen  worden  1  verknüpft  Beides.  Wie  Jasion, 
der  Hcilgott,  die  Nährmutter  und  Göttin  Ceres  heha- 
thet,  und  den  persomltairten  Cosmas  (diu  Weltord- 
nung) als  Schwester  Harun  mia  zur  Seite  hat,  wozu  der 
Gott  Cadmus  (Hermes  ■*■*),  als  Ehegemahl  von  die- 
»er ,  sich  in  letzter  Wurde  des  Untergottes  gesellt;  so 
stand  hei  festlicher  Mimik  Jener  Gölterhoc^zeit  (  lepbq 
jäpo*,)  der  Priester  Jasion  der  Priester  in  Ceres 
und  Cadmus  der  Mensch  der  menschlichen  Harmonis 
zur  Seite.  Daher  denn  auch  die  Doppelnamen  ,  die 
im  Alterthum  von  Priestern  so  oft  angegeben  verdeu. 
Um  Leim  Vorliegenden  zu  bleiben,  so  wissen  wir  aus 
dein  Logographen  Hellaoicus  ■*''),  dafs  Dardanus  in  Sa« 
mothi.uc  amh  Polyarchei  hiefs,  und  Jasion,  sein 
Bruder,  aucli  Eetion. 

1  >ie  Geschichte  der  Entstehung  und  Fortbil- 
dung der  Cabinschen  Religionen  ist  nicht  so  Idar,  dafs 
ich  es  Pur  gerathen  halte,  mit  ÜainteCiotx.  bestimmt  vier 
verschiedene  Perioden  anzunehmen  <&),      V  ei  schiedene 


33)  Iz'->/.  in  r.vcophron.  vs.  162.  pag.  423  Müller:  Ksr5/*<Aos 
o  TSj  -tij;  Ikt«.r,'i;  „Kadmiloa  sul  USotiscb  iiV-r  Hi-rmesu( 
Idtni  2Vj.  p,  <W.   -        i;  to-j   KüZuc\>  u  rd  rvy. 

kot^v  y±^  tlxt  ?iv  Kdiftcv.  Also  K  a  d  m  o  s  Wiir  das  abge- 
kürzte K  j  d  m  i  I  o  s  ,  und  das  Komische.  C  a  m  i  I  I  u  s  war 
um  eii»«*  Zusammensiehung  anderer  An.  Vergl.  auch 
Payoe  Knight  luq.  inlo  ihe  symbol.  bog.  §.  200.  p.  \6k ; 
dem  ich  Übrigens,  meiner  Ansicht  nach,  darin  nicht  bei- 
stimme ,  wenn  er  behauptet :  die  Cadmeer  in  Hö  >tien 
hallen  nicht  so  wohl  von  einem  Anführer  ihrer  Colonie, 
als  von  ihrer  Gottheit  diesen  Namen  überkommen.  — 
Sit  hatttn  ihn  von  beiden. 

54)  Beim  Scboliaatcn  des  Apollonius  I.  9t6.  Die  Pariser 
Scheuen  (p.  72.)  geben  hier  &MI  'larftni  die  Form'Ha,i'u»v. 

35)  S.  Hecherches  sur  les  myst.  du  Pag&n.  T.  I.  p.  40  sqq. 
See  ed.  nebst  Schelling  die  GoUh.  v.  bauiol.hr.  Anmerk. 

II.  25 


354 

Systeme  ,  wie  wir  sahen  ,  leisen  sich 
lieh  aber  dürfte  es  ohne  neue  urkundliche  Hülfe  gelin- 
gen ,  rlas  cfcroQologSocb«  Verhält  nifs  derselben  gegen 
einander  mit  Sicherheit  anzugehen.  Anch  was  wir  histo- 
risch wissen  .  hat  grufsen  Thrils  ein  mythisches  Gepräge. 
Au»  Aristoteles  in  der  Republik  der  Sannvthracier  (heim 
Scholiastcn  des  Apollomus  I.  0.1-. )  ei  Tahren  wir,  dnf* 
die  Insel  erst  Leucosia  hiefs,  und  nachher  von  Saos  Sa- 
mothrace  genannt  ward.  Vielleicht  Elle  fr  die  Insel  Trüber 
Saos,  und  der  Mann  beb  am  von  ihr  den  Namen.  Dal* 
sie  diesen  Kamen  hatte,  Wf»t  sieh  nicht  bezweifeln.  Da- 
her auch  ein  dreitansrnd  Füfs  hoher  Berg  derselben 
Saoce  hiefs  (Diodo-r.  Sic.  V.  ca}».  43.  und  daselbst  V 
•eh).  Ob  jenes  die  älteste  Naincnsfoim  dos  Landes  war, 
oder  Samns,  das  inj  Ebraiscben  die  Hohe  bedeuten 
würde  ( Munter  a.  a,  O.  p.  so,,  p.  iq8  ff'.),  wollen  wir 
weiter  nicht  untersuchen.  Genug  Saos  oder  Saon, 
gleichnamig  mit  der  jnsel ,  wird  als  der  erste  Gesetzgeher 
ihrer  Bewohner  genannt  ^).  Er  heiff.t  bald  des  Zeus, 
bald  des  Hermes  Sohn.  Man  sieht  auch  hier  wieder  den 
Priester  mit  seinen  Gottern  genealogisch  verbtiuden. 
Nun  erscheint  das  Bruderpacr  Dardan  us  und  Jasio 
von  letzterer  als  der  Reformator  und  Erweiterer  der 
vaterländischen  Religion  genannt  wird.  Er  erutTnele  d 
Fremden  den  Zutritt  zu  diesen  Weihen,  wodurch  sie 
zuerst  weitere  Verbreitung  erhielten,  Dardanns  erfin- 
det das  Flofi,  und  bereitet  dadurch  den  Schiffbau  vor. 
Auch  brachte  er  die  Schutzgütler  der  Schiffe  zuerst  n 
Asien  hinüber  (Diodor.  a.  a.  O.).      Line    recht  nationale 


112.  pa£,  100  ff.  ,   welcher  in  Satntecroix's   Ansteht   hiui< 
willkluirlkhe   und  ut}«ruiesene  Vorstellungen  triebt  j    und 
gtwifs  nun  Tbcil  mit  großem  Recht. 

56;  S.  auch  Schilling  a.  a.  O.  Note  1,  p.  44  f. 


>»  ,  die  nun  ihre  bellige  Insel  zum  Mittelpunkte  «1er 

it  machte  nnd  zur  ersten  Warbst  alte  der  Gründun- 
gen. Ja,  eine  recht  Tel  chi  n  i  sc  ii  e  Sage  (s.  oben  IT« 
p.  3u5 — 3o8.).  Nun  hört  man  von  Orpheus.  Wenigstens  die 
Dichter  der  Ai  gonaulica  ,  wie  z.  ß.  Apollonius  ,  setzen 
ihn  mit  den  Ca b irische D  Religionen  in  Verbindung.  Er 
war  es ,  der  den  Argonauten  die  dortige  Einweihung 
Ticth.  Schon  Acschylus  in  seinen  Cabiren  hntte  diese 
Sage  bearbeitet,  und  einige  Zuge  des  alten  orgastischen 
Dienstes  aufgefüllt.  Er  hatte  Jason  und  seine  Gelahrten 
•  1*  neJrunheiie  auf  die  Bühne  gebracht  (Chamäleon  bei 
Athtnäns  X.  cnp.  33.  p.  428.  p.  68  Sehweigh.).  Auch 
einige  Bruchstücke  jenes  Drama  beim  Flutarchus  (  Sym- 
pos.  II.  1.  p.  368  YVyttcnb.)  verrathen  diesen  Ton  und 
Farbe.  Dafs  an  der  Sage  von  Orpheus,  als  Theil nehmer 
Ctbirischcr  Weihen,   etwas  Historisches  war,  läfst  sich 

iit  bezweifeln.     Auch  von  Pvthagoras  9ird  noch  er- 
zählt, er  habe  sich  zu  Imhros  und  Samothrace  einweihen 
und  gerade  da   wird  es  erzählt,    wo  von  seiner 
<  hahmung  des  Orpheus   die  Rede  ist.     Historisch  gc- 

1  heifst  das  Alles  nichts  ander?,  als  jene  Priester- 
sehnlen  Thracienn,    die  man   unter    dem  Gcsammtnamen 

»heus  begreift,  emplingen  und  gaben  in  Samothrace 
Iterricht.  Es  fand  ein  Wechsclvei  h.iltnifs  statt.  Erst 
lernten  sie  auch  dort,  wie  sie  unmittelbar  an  der  Oucllc, 
in  Aegypten  ,  lernten,  dann  gaben  sie  aus  der  Fülle  ih- 
rer weiter  ausgebildeten  Dogmen  ohne  Zweifel  Manches, 
gleichsam  als  Lehrgeld,  zurück. 

So  ward  nun  fortan  Samothrace,  obgleich  ein  ha- 
fenloses Eiland,  von  andächtigen  Fremden  besucht.  Der 
Hohepriester  empfing,  scheint  es,  die  Anlandenden  am 
Gestade  (Yaler.  Flaccus  Argonaut.  11.  /|35  sqq.).  Wie 
die  Argonauten  ,  nach  der  Sage,  dort  Rettung  im  Sturme 
gefunden  hatten,  so  versprach  sich  jeder  FOD  der  Auf- 
nahme in  diese  Mysterien  Sicherheit  auf  dem  unsicheren 


Elemente.  Auen  gaben  die  Priester  (Anactoteleatae) 
noch  andere  Segnungen  an,  vclrhe  der  Lintriit  in  die«« 
heilige  Gesellschaft  gewähre.  Wohlfahrt  *ei  schieden  er 
Art,  Gesundheit  des  Leihe»  und  dergl.,  das  waren  die 
Begriffe,  welche  schon  an  die  Namen  der  grofsen  We- 
sen ,  wie  Jasinn  u.  s.  w.  ,  geknüpft  waren,  llafs  aber 
euch  die  moralische  Besserung,  beabsichtigt  wurde,  daran 
lassen  bestimmte  Nachrichten  nicht  zweifeln.  Vor  der 
Aufnahme  ging  eine  strenge  Prüfung  und  eine  förmliche 
Beichte  voraus.  Sühnopfer  und  Reinigungen  folgten 
sodann.  Der  Priester ,  dem  dieses  Geschält  oblag,  hiefs 
Coes  ,7).  Er  konnte  vom  Morde  lossprechen.  Meineid 
ward  in  diesen  Religionen  als  Tudesverbi  teilen  betrach- 
tet. Auch  timlen  sieh  merltw 'Erdige  Beispiele ^  d.Ts  reo 
manchen  schweren  Mift*eih*tea ,  z.  IS.  Mord,  in  Tempeln 
begangen,  nicht  losgesprochen  ward  *),  Bondern  dafs 
ein  alter  Samriihracisi  In .  r  Gerichtshof  darüber  sprach 
und  seihst  bis  auf  dea  Tod  (  s.  Li  »ms  XLV.  5.  und  da» 
Beispiel  bei  Saiutccroix  Rccherchcs  elc.  T,  1.  p.  49«  5o 
sec.  ed.).  Es  scheint  unter  den  Bewohnern  der  Insel 
und  Nachbarn  eine   ziemlich   häutige    Sitte   gewesen 


37)  Keij;  ,  auch  Ko/iji.  Mit  großer  Wahrscheinlichkeit  lein 
Bochart  (Grogr.  sacr  p  7J7.)  das  Wort  von  y2  (cohen) 
sacerdos  her.  Die  Griechischen  Lexicographen  haben 
uns  mehrere  Forint  n:  KwiAift)  Kehr«*  und  auch  das  Zeit- 
wort netürSai ,  welches  die  Handlung  des  Versah neflfl  be- 
zeichnete, «ufbchaltt-n  (Utsjch.  t.  p.  2Vi  sq.  11.  p,  174ö 
ed.  Albert.).  Isa^k  Yossius  (ad  C'aiull,  p.  83.)  leitet  das 
alt  •»  Lateinische  Priester» ort  incoharr  t  tneboare  ,  davon 
ab.  Die  Hauptstcllen  Ober  die  R<  i<  hie  sind  l'lnurcli. 
Apophth.  Lacon.  j.ae.  2t7.  223  ed.  Fiancof.  Utber  d« 
Meineid  S.  Suid.  in  itjL~>  aud^yn. 

38)  Schelling  a    a.  O.  Note  9.  p.  48.  bemerkt,   es  liefsen 

-Lande    vermuthen  ,    dats  uur  unverschuldeter 
der  Versöhnung  fällig  gewesen. 


er  den 

rn  alle 
Mord 


357 

aevn,  schon  in  earter  Kindheit  sich  einweihen  zu  lassen, 
wobei  natürlich  jene  vorbereitende  Reinigung  und  dergN 
Wegfiel.  So  ward  z.  B.  Philipp  von  Macetl>nien  mit 
seiner  nachherigen  Gemahlin  Olympias  auf  Samothracfl 
leich  eingeweiht,  beide  noch  sehr  jung  (f'lutarch.  in 
Alexandro  cap.  i  init.  vergl.  Sohelltng  a.  a.  O.  p.  5.  4»).). 
Novize,  bekränzt  mit  Oliren/.weigen  und  gegürtet 
mit  einer  Purpurhinde  (xatvia,  Schal.  Aputlon.  I.  q.  7.), 
wurde  auf  einen  Sessel  oder  Thron  gesetzt:  olle  anwe- 
sende Eingewcibele  schlössen  einen  Kreis  um  ihn,  und, 
indem  sie  sieh  an  den  Händen  l'nlV.ien  ,  führten  sie  einen 
Kreistanz  auf,  wobei  11}  mnen  gesungen  wurden.  Diese 
Handlung  hiefs  bpnvoiotf;  oder  Spono-uöc.  Daraufspielt 
Flsto  im  Euth>demits  (pag.  32o  Heiednrf.)  an,  und  Dio 
Chrysostomus  (  XII.  pag.  388  ed.  Reish.)  redet  von  dem 
außerordentlichen  Eindruck  ,  den  diese  und  andere  Ca- 
remonien  auf  den  Novizen  machen  mußten.  Man  nennt 
ein  eigenes  Orphiscbes  Gedicht  ^ovia^iol. 

Jene  Binde  (xatvZa)  war  nun  ein  heiliges  Zeichen 
der  Iniiiirten,  das  man  lebenslänglich  beibehielt.  Aus- 
serdem wird  noch  eines  x^ni^euvov  gedacht,  worunter 
man  sich  am  wahrscheinlichsten  einen  Schleier  denkt 
(  T'seudo-  Didvmns  ad  Riad.  L  100.  ad  Odjss.  f.  334.)« 
Jene  wurde  um  den  Leib,  die&er  auf  dein  Kopfe  getra- 
gen ").  Von  diesem  Gebrauch  haben  sich  auf  Münzen 
Ton  Thessalnnich  und  Capua  unzweideutige  Spuren  er- 
hallen ,  die  Munter  (Antujq.  Abhandll.  p.  2u5  tV.)  nach- 
gewiesen hat ;  deosen  Yermuthung  mir  sehr  wahrschein- 
lich dünkt  ,   dafs  dadurch    vielleicht  verschiedene  Grade 


59)  Doch  r>3nd  Ulysses  die  ihm  von  der  L**iicothra  zur  Ret- 
tung dargebotene  Knjifbimle  um  die  Brust;  Odyss.  V. 
3)6.  vrrt;).  was  zur  Kriluterunf  Apollouius  im  Lex.  Ho* 
mer.  p.  4f8Toll.  und  Heyne  zur  Ilind.  XIV.  184.  p.  562. 
über  da»  v-^öt/x^av  bemerken. 


558 

dieser  Mysterien  bezeichnet  waren.  Beide  -wurden  al 
Amutete  getragen,  denen  man  wunderbare  K  rufte  ,  Ret- 
ig  in  Gefahren  zur  See,  Gewalt  über  die  Gemüther 
der  Menschen  und  dergl.  zuschrieb  (s.  meine Briefe  über 
Homer  und  Besiod  p,  3i.).  Auch  die  Farbe  war  b< 
deutend.  Sie  scheint  von  jeher  den  tcllurischen  Potei 
äsen  und  den  Todesgotthciten  heilig  gewesen  zu  seyn  ; 
und  da  der  spatere  Gebrauch  dieser  Farbe  in  Acgypten 
nachweislich  ganz  mit  dem  in  Samothrace  übereinstimmt, 
so  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dafs  auch  sie  ,  wie  andere 
Symbole,  Aegyptischen  Ursprung  halte.  Auch  zu  Mes- 
sene  und  Sparta  war  die  purpurne  Chlamys  das  heilige 
Rleid  der  Hioscuren  (Pausan.  Messen,  cap.  37.  §.  1.)  und 
vielleicht  daher  fortdauernd  das  Rriegshleid  der  Spar- 
taner.  Ein  itpb$  "knyon;  von  dem  Purpurtuch  ,  worin  der 
Kopf  des  erschlagenen  Cadrntlus  eingewickelt  gewesen, 
gab  über  diese  alte  Sitte  mythische  Auskunft,  wie  dies 
bei  bedeutenden  Mysterienzeichen  immer  der  Fall  war. 
Uns  mag  er  Anlafs  geben,  die  FurtpJlanzung  der  heiligen 
Binde  in  die  Bacchischcn  Weihen  zu  bemerken.  Der 
Erschlagene  war  ja  Bacchus,  und  es  leidet  keinen  Zwei 
fei,  dafs  die  Binden,  die  wir  auf  Grofsgriecbischcn  Va- 
sen so  häutig  als  das  Zeichen  der  Bacchusweihen  antref- 
fen, aus  dem  alten  Dienste  der  Cahiren  entlehnt  waren. 
Gerade  so,  wie  jener  Cabirus  auf  einer  Münze  von  Thea- 
salonich  (in  Wilde' 6  Mus.  Tab.  XVI.  nr.  94.),  halten  die 
Bacchischen  Personell  in  jenen  Vaseugemalden  6ebr  oft 
diese  Binde  in  den  Händen  (vergl.  unsere  Tafel  VW. 
WO  sie  au  der  Wand  hängt).  Die  Purpurfarbe  war  auch 
in  F.Ifusib  und  ohne  Zweifel  waren  die  Decken 

und  <  r  Fumotpidcn  ebenfalls  alte  Samothra- 

Trachi.   l>as  DionysiV-hc  Gewand  war  die  Cr- 
also   orangegelb    ( Aristoph.  Dan.  46.   wovon  ich   ander- 
so  wie   über  die   Purpul  decken  u.  s.w.,    mehnie 
habtf  j    s.  Dionysus  pag.  196  stjq.  iiä.). 


359 


h  diese  letztere  Farbe  im  Bacchtschen  Dienste  ganz  an 
ie  Stelle  der   andern  gc-ticten  war,   vill  ich  nicht  eut- 

uch   über   das    Zweige-    und    Kränzetragen 

>«i  5  wtiothracischen   wie   Lei  IJacchischen  Festen  niufs 

emerkt   Meiden.      I>afs  die  Oel  zweige 

i  n   ein  festliches  Symbol    waren, 

•agen  die  Alten  ausdrücklich.     So  wird  es  z.B.  bestimmt 

ireten  beigelegt  (Proclus  in  Piatori.  Polit.  p.  377.). 

11  war  ^ie   SoX'Ko'popla  ,    oder  dns  Zweigctia^en  ,   ia 
)rphischcn  Instituten  bekannt.     Wenigstens  wird  in 
angciülu  ton  Stelle,    sowie  in   der  Haupt«tel)e  bei 
ens  (Stromat.  V.  p.  673  Pott.)  auf  den  Orpheus  Ter- 
ra.     Die  Mahre    alle  Bedeutung    des  Olivenzweig« 
«ntl  des  Zweigtragens   mag  aber   damals  ,    als   Clemens 
schrieb  ,   schon  in  Vergessenheit  gerathen  ,   oder 
etwi  nur  noch   einigen  Eingeweihcten  bekannt  gewesen 
denn   er  giebt   dort,    zum  Theil    nach   Diouysius 
läedene  Deutungen  an  1    von    Erinnerung 
erste  Nahrung  (also  Begriffe,  die  mit  der  Cultur 
«Je»  nolit  tiul,  n  Oelhaums  der  Minerva  zusammenhingen), 
ton  dem  schnellen  Hinwelken   des  Menschen,   der  also 
all  Rbenbild  des  Zweiges  ist   und  dergl.      In  «lieser  Or. 
]>l>it>ch- Saraothraeisci'cn  Symbolih   ward  vielleicht  auch 
is  zuerst  als  Zweig  trager  gedacht,  wie  er  aus* 
■njcalicfl  heifst    (Juliani  Opeva  p;tg.  34  ed.  Spanheim.), 
k»  »iel  ist  gewifs,   in  den  ältestem  Bacchusprocessionen 
Wurden  Zweite  von  Wintergrün  (x?.i;;»«ti<; ,  vinca  minor 
4nn.J,  welche  den  Weinranken  ähnlich  sind,   getragen 
Plutarch.  de   cupid.  divit.    pag.  527.  I).).      Zweige  und 
e  waien   wesentliche   Zeichen   jeder  Dionysischen 
Strabo  (X.  p.  168  ed.  Tzscb.)  nennt  das  Bäum- 
ten als  einen  der   Züge,  worin,    nebst  GhCJren  und 
n  «gebrauchen  ,    die  Feier  der  Ceres  und  des  Dio- 
ü bei  einstimme.     Auch  hiervon  sind  die  Griechi- 


5Go 

gehen  Vasenmalereien  redende  Zeugen;  and  wir  dürfen 
nicht  zweifeln  ,  dafs  der  1  hracisch  -  Orphische  Dienst 
dabei  auch  den  Olivenkranz  geheiligt  halte,  da  vermut- 
lich das  Haupt  de«  ermordeten  Casmilu»,  der  ja  nun  kein 
anderer  als  der  Orphische  Bacchus  war,  mit  keinem 
andern  Krana  umwunden  wurde.  Der  Tod  des  Cadmilus 
war  ein  Theil  der  dortigen  Feste,  so  wie  ein  Haupttheil 
der  Oi  phischen  Lehre.  Zur  Erinnerung  daran  verholen 
auch  die  Priester  Eppich  mit  der  Wurzel  zu  essen,  weil 
diese  Pilanze  aus  des  Cadmilus  Blute  entstanden  sey 
(Clem.  Alex.  Protrept.  p.  16.).  Der  wahre  Grand  davon 
lag  in  der  Beobachtung  ihres  Einflusses  auf  die  Men- 
struation der  Frauen.  Dionysus  ,  um  zu  diesem  zurück- 
zukehren, M«r  nicht  nur  der  Banmgort  («5fev«TpiTi;.,),  son- 
dern auch  der  Bluinengott.  Schon  die  »Ite&te  Gncchensage 
versetzte  ihn  und  seine  Diener  in  di«  Landschaft  Phj  Uis, 
ins  Blumenland,  an  das  rosen  reiche  Gfbirge  Pangäum  und 
in  den  Roseaffarten  des  Königs  Midas  am  Bermion  im 
alten  Thracien  und  Macedonien  (  HerodoL  VII.  n3. 
A  III.  i'iH.).  Er  ;ur  nach  ursprünglichem  Begriff  nicht 
nur  der  Kran  |  <_•  I  t  e  L  e  o  d  e  (  /  r>.<mTei£c*voc  ,  Plin.  H.  N. 
!.  4.),  sondern  der  duftende  Blumenkranz  selber; 
d.  h.  die  Grid  biaohe  S|»rache  nannte  Gott  und  Kranz',  als 
seine  G;il>e  und  festliche  Zierde,  mit  demselben  Namen. 
Nach  "Vicander  hiefs  (foutgOf  ein  Kranz,  nämlich  in  der  Do- 
rischen Mundart  (Lcsic.  rhetor.  mscr.  in  Auctar.  zum  He- 
•vcli.  von  Ruhnhen  und  in  Bckheri  Antcdd.gr.  p.  22)  sq.), 
und  die  Sicyonier  nar.ulcn  einen  wohlriechenden  Blumen- 
lir.uiK   t«x^a    (  ni>c\   Philctas   beim   Athenä'us,    s.  des 

r»m.  P.7Ö  ed.  Harser.).  Ganz  richtig  und  ihrer  alten 
Muttersprache  gemäfs  deuteten  also  nachher  Griechische 
Mvthologen  ihren  Uionvsus- Bacchus  als  die  in  Blumen 
und  Pllauzen  überhaupt  wirkende  und  lebende  Kraft 
(Euseb.  I'raepa..  I.v.  III.  p.  mo.).  Das  war  wenigstens 
richtige  Ansicht  Einer  Seite  von  den  vielen ,  worin  wir 


36i 


unten  das  wunderbare  Wesen,   Dionysos   genannt,    er- 
blichen neiden. 

\  on  der  Lehre  der  Samothracier  haben  wir  nach 
dem  Bisherigen  kaum  nüthig  noch  besonders  zu  reden. 
Nur  wenige  Bemerkungen  mögen  hier  noeh  ihre  Stelle 
linden.  Es  sind  verschiedene  Systeme  dieser  Dogmen 
nachgewiesen  worden,  die  sich  ba'd  mehr  bald  weniger 
dem  Griechischen  Polytheismus  nähern ,  der  durch  Eh- 
ren und  Aemter  eine  grölst  Zahl  von  geschlossenen  In- 
dividuen als  Bewohner  seines  Olympus  schuf.  In  der 
ursprünglichen  Cabirenlehre,  worin  Axieros  als  Einheit 
und  Quelle  der  Gölter  und  Welt  obenan  steht ,  ist  sieht« 
barlich  ein  höheres  Emanationssystem  im  acht  Aegypti- 
schen  Sinne  gegeben  ;    und  dieses  Hervorgehen   und  Zu- 

i, hehren  aus  Einem  Wesen  und  in  dasselbe  ward  ohne 
Zweifel  dem  Gebildeteren  als  Grundlehre  vorgetragen, 
die  freilieb  der  rohe  Pelasger  nicht  zu  fassen  im  Staude 
war.  Ihm  gab  man  dafür  eine  Beihe  von  Sterngöttern 
und  ihnen  entsprechende  Bätylieu,  Idole  von  der  Ster- 
nenhraft  inlluirt  und  magisch  wirksam;  ihm  auch  mufste 
die  Naturkraft  als  Phallushermes  sichlbarlich  vor  die 
Augen  treten.  Aufser  jenem  obersten  Princip  Aiiuri, 
und  dem  ihm  zunächst  untergeordneten  hosmogonischen 
Wesen  Axiokersos  und  Axiohersa  nebst  Cadmilus,  griff 
die  Verehrung  der  Planeten  mit  ihrem  Führer  durch 
alle  Zweige   dieser  alten  Beligion  hindurch.      Auch    die 

rnonenlehre  ward  damit  in  Verbindung  gebracht  ;  in- 
gleichen der  wichtige  Satz  von  Belohnung  und  Bestra- 
fung nach  diesem  Leben.  Als  Beweis  dieses  Letzteren 
liegt  die  Inschrift  aus  dem  Hause  des  Peiresc  von  Ais 
Tor  uns.  Zwar  ist  sie,  wie  Munter  ( pag.  4V)  neulieh 
wahrscheinlich  gemacht  hat,  erst  aus  dem  zweiten  oder 
dritten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung,  und  in  Gal- 
lien zu  Hause.  Allein  da  die  darin  herrschende  Vorstel- 
lung von  dem  Sphären chore  der  Frommen  so  gai.z  mit 


5Co 


»chcn  Vasenmalereien  redende  Zeugen;    und  wir  dur 
nicht   zweifeln,     dafs    der  1  hraciseh  -  Orphische  Du 
dabei  auch  den  Olivenkranz  geheiligt  hatte,  da 
lieh  das  Haupt  des  ermordeten  Casmilus,  der  ja  nun 
arnl.rer   als    der   Orphisrhe  Bacchus    war,    mit    kein 
andern  Kräng  umwunden  wurde.     Der  Tod  des 
war  ein  Theil  der  dortigen  Feste,  so  wie  ein  Haupt 
der  Orphischen  Lehre.      Zur  Erinnerung  daran  verbf 
euch  die  Priester  Eppich  mit  der  Wurzel  zu  M 
diese   Pflanze    aus    des   Gadmilus   Blute    entstanden 
(Clem.  Alex.  Proirept.  p.  16.).     Der  wahre  Gr. 
lag   in   der   Beobachtung    ihres  Einflusses  auf  die 
struation  der  Frauen.      Dionysus  ,  um  zu  dies« 
zukehren  ,  war  nicht  nur  der  Baumgott  (ttevit^t- 
dcrnauchderBlumengott.  Schon  die  altesio  Grioch« 
Tersctzte  ihn  und  seine  Diener  in  die  Landschaft  Phj 
ins  Bluiuenland,  an  das  rosenreiche  Gebirge  Pangaum 
in  den  Roaengarten    des   Ktfnig*    Mitlas  am  Bermioo 
allen    Thracicn    und    Macedonien    (  llcrodot.    VII. 
A  III.   »30.).     Er  war   nach  ursprünglichem  BegrifT 
nur  der  H  r  a  11  ■/.  e  1  i  c  b  e  n  d  e  (<pi"Kt)fJxi(pavoc  ,  Plio. 
XVI.    4-)*    sondern  der   duftende  Blumenkranz    Bei 
d.  h.  die  Griechische  Sprache  nannte  Gott  und  Ki  .< 
Mine  Gabe  und  festliche  Zierde,  mit  demselhi 
T\flch  r  hiefs  (iotx^oc  ein  Kranz,  nä'mlicb  inderl 

rischen  Mumlart  (Lexic.  rhetor.  mscr.  in  Auctar.  zum' 
•ych.  von  Ruhnhen  nnj  inBekkeriAnecdd.gr.  p. -aa4! 
inul  dieSicyoniernariitt.il  einen  wohlriechend, 
kränz  iax^a  (  n*c'i  Pltiletas  beim  Alhenä'us,  *. 
Fragmin.  p."H  ed,  Kayser.).  Ganz  richtig  und  ihrer 
Muttersprache  gemäfs  deuteten  also  nachher  Griecbrt 
Mythologcn  ihren  Dionvsus-  riacchus  als  die 
und  Pilauzen  überhaupt  wirkende  und  lebende 
(Euseb.  Praepa;.  Ev.  III.  p.  110.).  Das  war  wenigi 
richtige  Ansicht  Einer  Seite  ron  den  vielen,  w< 


n  das  wunderbare  Wesen,   Dionysus   genannt,    cr- 
,en  werden. 

"Von  der  Lehre  der  Samothracier  haben  wir  naeh 
Bisherigen  lianm  nüthig  noch  besonders  zu  reden. 
wenige  Hemerliungen.  mo^en  liier  noch  ihre  Stelle 
in.  Es  sind  verschiedene  Systeme  dieser  Dogmen 
gewiesen  worden,  die  sich  ba'd  mehr  bald  weniger 
bischen  Polytheismus  nähern,  def  durch  Eh- 
\emter  eine  grofse  Zahl  von  geschlossenen  In- 
lucn  als  Bewohner  seines  Olympus  schuf.  In  der 
rünglicben  Cabirenlehre,  worin  Axieros  als  Einheit 
Quelle  der  Götter  und  Welt  obenan  steht,  ist  sicht- 
ich  ein  höheres  Emanationssystem  im  acht  Aegypti- 
n  Sinne  gegeben;  und  dieses  Hervorgehen  und  Zu- 
iliehrcn  aus  Einem  Wesen  und  in  dasselbe  ward  ohne 
ifel  dem  Gebildeteren  als  Grundlehre  vorgetrogen, 
freilich  der  rohe  Pclasger  nicht  zu  fassen  im  Staude 
Ihm  gab  man  dafür  eine  Reihe  von  Sterngöttern 
ihnen  entsprechende  Buhlicn,  Idole  von  der  Ster- 
«raft  influirt  und  magisch  witluam;  ihm  auch  mufste 
Naturhraft  als  Phallushcrmes  sichtbar] ich  vor  die 
en  treten.  Aufser  jenem  obersten  Princip  Axiuri, 
dem  ihm  zunächst  untergeordneten  hosmogonischen 
»en  \xiohersos  und  Axiohersa  nebst  Cadmilus,  griff 
rebrung  «1er  Planeten  mit  ihrem  Führer  durch 
?ige  dieser  alten  Religion  hindurch.  Auch  die 
•1  damit  in  Verbindung  gebracht;  in» 
wichtige  Satz  von  Belohnung  und  ßestra- 
Beweis  dies»->  Letzteren 
»e  des  Peiresc  von  Aix 
üftch 
i  zweiten 
und  in  ' 


562 

der  bekannten  ältesten  Lehre  von  Samothrace  zusammen, 
stimmt ,  da  sie  sich  auch  durch  die  Vorstellung  der  Pj> 
thagoreer  ,  bis  auf  Cicero  und  Macrobius  ^herab  ,  bewis- 
ret ,  so  dürfen  Mir  wohl  nicht  zweifeln ,  dafs  auch  diät 
ethische  Folgerung  aus  dem  Planetendienst  in  Jo- 
nen Mysterien  alt  und  herkömmlich  war.  Es  ist  eiü 
Griechische  Grabschrift  auf  einen  jungen  Schiffer,  des 
man  vermutlich  an  der  Gallischen  Küste  begraben  bitte. 
Die  Inschrift  enthält  un gezweifelte  Spuren,  dafs  er,  wie 
so  viele  seiner  Zeitgenossen  ,  auf  Samothrace  eingeweiht 
war.  Jener  Satz  liegt  in  den  vier  leuten  Versen  ausge- 
drückt, die  wir  hier  mittheilcn  m)  : 

„Tn  zwei  Schaarcn  sind   aber  gesondert  die  Seelen  der 

Todtrn; 

Eine ,  die  nnbiai  irret  umher  auf  der  Erde  ;  die  lodrt, 

Welche  den  Reigen  beginnt  mit  den  leuchtenden  Hin* 

melsgcbtirneu. 

Diesem  Heere  bin  ich  gesellt;   denn  der  Gott  warBtfh 

Führer."* 

So  liefert  diese  Inschrift  einen  neuen  Beweis  von  fc> 
weiten  Verbreitung  und  der  langen  Fortdauer  der  S* 
xnothrae'schen  lieligivnen.  Im  Gottesdienst  des  alte* 
Italiens  war  sie  ein  Hauptbestandteil.  Weit  nach  W* 
sten  ins  Land  der  Gelten  hin,  wie  die  Griechen  sagen 
(Diodor.  IV.  56.),   halle  sie   sich  verbreitet.    Auf  dl* 


40)  Nach  M  Unter  a.  a.  O.  p.  8  f.  Antiquarr.  Abhandll  p.i* 
Den  Ausdruck  Heer  von  Gestirnen,  und  ähnliche,*1 
sich  der  Bibelsprache  nahern,  hat  er  dort  wohl  erlls** 
p.  43  IT.  p.  2)0  ff.  In  der  Behauptung  aber,  daf*  die  kl" 
here  Vorstellung  von  der  dämonischen  Natur  des  Met» 
sehen  sich  nic-a  mit  der  Lehre  von  der  Seelenwaudenaf 
vertrage  ,  uiufs  ich  dem  gelehrten  Erklarer  gerade»  «• 
derspreeben.  Die  weiterhin  folgende  Darstellung  der  0** 
phibchen  Theologie  wird  unzweideutige  Beweise  vomG** 
^totbfcilc  geben. 


363 

Klinischen  In*eln  fand  man  Spuren  davon  (Stfabo  IV. 
p.  i37  Almel.)-  Die  well  beherrschenden  Römer  ehrten 
das  beilige  Eiland  durch  ErtheUtfng  einer  Art  von  Frei- 
heit (l'lin.  II.  N.  IV.  93«)$  der  hcldcnmüthige  Germani- 
en» hatte  sich  dort  wollen  einweihen  lassen  (Taeil.  An- 
na). II.  j4.   vergl.  Scbelling  a.  a.  O.  p.  5.  4»).)-      I'crsunen 

Kaiserlichen  Hauses  als  Cabiren  auf  Münzen  darzu- 
stellen ,     geborte  nun    zu   den   Huldigungen    Römischer 

incichelei ,  während  mancher  fromme  Grieche  in  die- 
ser ältesten  Religion  seiner  Vater  noch  immer  die  Hoff- 
nung der  Unsterblichkeit  schupfte. 

§.     6. 

Zusatz. 

Da  in  der  von  uns  schon  mehrmals  erwähnten  Schrift 

über  die  Gotheiteu  von  Samothrace  ,   i8i5.   der  gelehrte 

ich  nicht  hlus  ausführlicher  über  den  Sa- 

molhracischcn   Dienst   verbreitet  ,    sondern    auch    über 

hen  Punkt  in  den  alteren  Religionen  Griechenlands 

Aufschlüsse  ertheilt  hat,  so  habe  ich,  um  das  Ganze 

der   Darstellung    in    den    vorhergehenden    Paragraphen 

nicht    zu    unterbrechen,     lieber     hier    nachträglich    die 

Häuptlinge    dieser  Schrift   in   einem   hurzen  gedrängten 

Auszuge,    mit    einigen  Bemerkungen  begleitet,   liefern 

wollen     1j. 

Es  ist   ein   eigentümlicher  Aorzug  dieser  Abhand- 
lung, dafs  der  Verfasser  einerseits  sieh   an  das  Beding- 
I,      und    den    individuellsten    Wendungen    de» 
Volksglaubens  eben  so  wenig  nachzuspüren  verschmäht, 
als  den    einzelnsten    und  kleinsten   Wurzeln    der    alten 
rächen  nachzugraben  ,     während   er   auf  der  andern 


4l)  Aus  Jen  Heidelberger  Jahrbuchern  1817.  nr.  47.  mit  ei- 
eungen  und  Veränderungen. 


564 

Seite  durch  originelle  Ansichten  und  geistreiche  Brt 
tungcu  uns  sowohl  historisch  als  philosophisch  auf  ei 
so  hohen  Standpunkt  stellt,  d.'fs  Mir  mit  ihm  da«.  AI 
meine  der  alten  Religionen  in  Ursprung  undAbleitu 
wo  nicht  immer  klar  einzusehen  (wo  wird  das  je  zu  h 
seyn  ?),  so  doch  hie  und  da,  und  nicht  selten,  xu  ah 
▼ermögen.    Die  Verbindung  dieser  beiden  Eigenscli*(i 
des  philosophischen  Geistes   und  des  philologisch  •  Li 
rUchen  Sinnes  und  Fleifses  ,  möchten  wir  bei  dieeer 
legenheit    denjenigen    als     Muster    vorhalten  ,    die 
neuerlich  zum  olteni  mit  Mythologien  rein  a  p» 
gesucht  haben. 

Achten  wir,  so  schliefst  unser  Verfasser,  ehr* 
wohl  auf  Gotter-  und  Priesfernamen  ,  als  auf  die  Gtm 
ideen  des  Samothracischen  Dienstes,  so  kündigt  er  w 
obschon  auf  Griechischen  Inseln  einheimisch,  ungei« 
feit  als  Phünicisch  an,  und  führt  uns  zu  dn  \< 
thung,  dafs  hier,  wie  anderwärts,  die  Einwohner 
jenige,  was  sie  al>  beiliges  Institut  von  Fremden  ü 
kommen  hatten,  auch  in  Namen  und  Formeln  nicht 
andern  wagten,  sondern  in  Phönicischer  Sprache  bh 
die  spatere  Zeit  herab  beibehielten  (p.  9.  33.  5i.  91 
Da  nun  die  Phonicische Sprache  mit  derEbraiacben  i 
tisch  ist,  so  bietet  letztere  die  Mittel  dar,  die  Bedeu 
jener  Namen  des  Samolhi  -aeischen  Personals  zu  crMa«1» 
Ohnehin  ist  die  Nachricht  des  Mnaseas  beim  Schob«'** 
des  Apoltonius,  welche  bisher  bekanntlich  fast  allen  Ca* 
tersuchungen  dieser  Religion  zu  Grunde  gelegt  word«* 
zu  unvollständig  und  lückenhaft,  and  mufs  ans  den F' 
menten  des  Phöniciers  S&uchunratbon  in  Materie 
Form  vervollständigt  werden;  mit  welcher  Vrrvoll 
digung  dann  auch  wirklich  eiu  Versuch  gemacht 
(p.  9  f.  38.  82  ff). 

Von  diesem    Standpunkte  Phönicischer    und 
scher  ReligiousurUundeo  erhebt  sieb  der  Verfasser 


365 


allgemeinen  Retrachtangen  ,  die  wir  unter  verschiedenen 
Nummern  liier  lunzlich  mittheilen  wollen. 

i)  Schon  in  Griechischer  GöttcHehre  zeigen  sich 
Trümmer  eines  wissensi liaftücheir  Systems  y  das  weit 
über  den  Umkreis  hinausgeht,  den  die  älteste,  dunh 
schiiftliche  Denkmäler  bekannte  Offenbarung  gezugen 
hat,  und  dafs  diese  nicht  sowohl  einen  neuen  Strom  von 
Ecken ntnlfa  eröffnet,  nl*  dm  durch  eine  frühere  schon 
eröffneten  nur  in  ein  engeres,  aber  eben  darum  sichere- 
res Beet  eingeschlossen  habe  (p.  3o.). 

a)  Der  Griechische  Gotterglaube  ist  auf  höhere 
(Quellen  als  auf  A  ägyptische  und  Indische  Vorstellungen 
curüclizuftihren  ,  jj  er  ist  der  Urquelle  näher  geschöpft, 
als  die  che  und  Indische  Götterich  re  (ebendas.). 

3)  Das  Griechische  Drvolh,  die  Pelasger,  haben 
die  Grundbegriffe  der  Religion  in  natürlicher  Unschuld 
und  Frische  erhalten. 

4)  Wenn  Homerus  ebenfalls  nair  und  kindlich  ein 
Phanlasiespicl  einer  Götterwelt  aufstellte,  so  geschah  das 
unter  dem  Vorbehalt,  dafs  der  Ernst  der  Geheirulehre 
Alles  wieder  in  seine  wahren  Verhältnisse  stelle. 

5)  Diese  Geheimlehre  ist  von  Barbaren  zu  den  Grie- 
chen genommen  ;  aber  nicht  gerade  eben  aus  Aegypten. 
Letzteres  war  theils  nur  eine  Sage  Dodnnäischcr  Prie- 
ster, theils  eigene  Prifalmeinuug  des  Hcrorlolus,  der 
die  Ebräischen  Urltunden  nicht  bannte  ;  und  ohnehin 
lassen  sieb  manche  Griechische  Religionsnanien  unge- 
zwungener ans  der  Ebräischen  als  aus  der  Aegyptischen 
Sprache  erklären  (p.  3i  ff.  vcrgl.  p.  88  ff.). 

6)  Es  ist  aber  das  Samothracische  System  nicht  in 
CIQer  Emanation  gegründet,  welche  Idee  in  den  allen 
Religionen  überhaupt  unzulässig  ist,  sondern  als  eine 
aufsteigende  Reihe  Tun  Wesen,  die  sich  m  einem  ober- 
sten aullösen  (p.  7S  ff.). 


366 


Diese   aufsteigen  Je   Reihe  gestaltet  sich  nun , 
Samothracischem  System  x  so  :    Das  Tiefste  :  Ceres  (I 
ger ,    Sucht)  —    darauf  Proserpina    (Grundanfang 
ganzen  sichtbaren  Natur)  —  Dionysus  (Herr  der  Geil 
"weit)  —  Cadmilus  über  ihm  (der  die  Natur  und  die 
•terwelt  Verbindende  ,   Vermittelnde).    —    Ueber  die 
Allen  der  gegen  die  Welt  frei  stehende  Demiurg  (Zc 
als  überweltliche ,  höchste  Persönlichkeit)   (p.28.  8« 
womit  dann   das   Resultat  der  Untersuchung  zusamn 
gestellt  werden  mufs  :  die  Cabiren  waren  ein  ' 
von  Sieben  (eine  in  Jujipitcr  als  Einheit  sich  ai 
Siebenzahl) ,  der  gemeinsam  vom  Niedrigsten  zun  II' 
sten  die  Welt  hervorbringt,  und  von  unten  herauf 
Eingeweiheten    zum  Höchsten    leitet.       Der   Zweck 
Cabirischen  Weihen  war,  nicht  sowohl  Aufschlüsse 
die  Welt  zu  erhalten ,  als  sich  selbst   den    höheren 
tern  in  einem  Bande  mit  andern  Eingeweiheten  zu 
binden,  selbst  ein  Cabir  zu  werden.     Das  Sinnbild 
jenen  Götterraih ,    wie  für  den  Rund  der  Eine: 
war  die  verbundene  Bewegung  der  Planeten. 
ren    sind  die  Du  consentes  und  compu'ces  dei 
lind  Römer;  welcher  Name  jenen Götterbund  bezek 
und  nur  eine   Uebersetzung  ist   von    dem 
her  im,  socii  (Jud.  XX.  ts.  1 1.)  ,  und  zwar  in  d 
dafs  Mehrere    wie    Ein  Mann  sind    ( p 
pag.  100  ff.). 

Mit  diesem  Götterpysteme  hangt  nun  ein  S 
priesterlichen    Personalitäten    zusammen.     In  • 
menten  des  Sanchnniathon  wird   El-jun  den  Gabiren 
gesellt.  Dieser  Name  ist  aber  Name  des  höchsten  G« 
(Genes.  XIV.   18.),  und  nach  der  Idee,  dafs  dt 
seines  Gottes  Namen  trägt,    ist  auch  diesci 
Malkisedek ,   der  vollkommene  König  ,    und    di 
Cabiren  sind  nur   die  den   Vater  verwirklichenden 
zelnen  Kralle.     Er  ist  in  allen,  und  sie  alle  sindSydv 


36; 


«sind  also  die  Cabircn  Sühne  Sydyhs  ,  und  war  desselben 
Sydylis  (Sadoks)  Priester  König  von  Salem,  so  wäre  viel- 
leicht erlaubt  zu  sagen  :  jener  Mal Ui  Seiieli  WM  der  erste 
bekannte  Cabir  »  (p.  82  —  85.), 

In  diesen  Sühnen  Sydyhs  haben  wir  nun  auch  die 
Dioicuren,  denn  beide»  ist  einerlei  Name  (das  Buch  So- 
phar  übersetzt  dun  Namen  Zeus  durch  Sedek),  und  der- 
selbe Name  tritt  hervor  Genes.  VI.  in  den  Söhnen 
Gottes,  d.  i.  in  den  Verehrern  des  wahren  Gottes, 
den  Eingeweihelen  der  ältesten  Mysterien.  Von  Anfang 
an  war  etwas  abgeschlossen  nur  einem  Theil  des  Men- 
schengeschlechts vertraut»  das  sicherst  allmählig  ,  wie 
von  einem  Mittelpunkt  aus,  verbreiten  sollte.  Und  hier- 
in u  die  Frage:  «Ist  es  nicht  auffallend,  dafs  aller 
höhere  und  bessereGlaubc  gleich  anfänglich  in  Griechen- 
land und  sonst  unter  der  Form  von  Geheimlehren  auf- 
t  »  ?  Darauf  die  v.eitere  Genealogie  Jener  patriar- 
chalischen lleligionsbeltenner  in  folgender  Andeutung: 
«Söhne  des  höchsten  Gottes  wurden  jene  Inhaber  der 
ältesten  Geheimlcbre,  wie  die  in  ihrem  Ursprung  offen- 
bar menschlichen  Zwillinge  Dios-Curen  wurden,  und 
zuletzt  selbst  unter  die  Cabiren  übergingen.  Von  die- 
sen höheren  Naturen  stammen  die  ersten  menschlichen 
Heroen,  die  Nephilim  (Niflungen  ?  ) ,  die  gewaltig  wa- 
ren, so  lange  sie  lebten,  und  noch  in  der  Unterwelt 
(Niftelheim  der  altnordischen  Mythologie?)  greift  und 
berühmt  sind;  s.  Es.  XIV.  cj.  Jeder  mag  suchen,  diese 
sonderbaren  Anzeigen,  so  gut  er  kann,  weiter  zu  ver- 
knüpfen; aber  sehr  natürlich  ist  doch,  sich  nach  einer 
Erklärung  der  so  allgemeinen  Mysterienform  schon  in 
den  ältesten  Zeiten  umzusehen  v  (p.  rj6  ff.). 

«Die  ersten  Gabiren  also  waren  magische  oder,  be- 
stimmter zu  reden,  die  höheren  Götter  zur  Wirkung 
bringende  Kräfte  oder  Naturen.  Doch  nicht  einzeln, 
nur  in  ihrer  unauflöslichen  Folge  und  Verkettung  üben 


368 

«sie  den  Zauber  aus,  durch  den  das  Ueberweltliihe  m< 
"Wirklichkeit  gezogen  wird.     Nun  stehen  auch  die  dar 
*ic  zur  Offenbarung  gebrachten  Götter  mit  ihnen  wi» 
in   einer   magischen   Verknüpfung.      Die  ganze  Gabi 
reihe  bildet  also  eine  vom  Tiefsten  bis  ins  Höchste 
chende   Zauberhette.       Nämlich  alle  Cabirtsche   \Yt 
sind  nur  fortschreitende  Steigerungen,  so   dafs   die* 
Zahl    oder    Persönlichkeit    in    verschiedenen    Poter 
wiederkehrt,  alle  Zahlen  demnach  auf  gewisse,  und« 
unsl reitig  drei,  Grundzahlen  zurückkommen i 
100.  4j).     Mit  dieser  Ansicht  hängt  dann  auch  der  Tum 


42)   Ich   glaube   meinen   Lesern   einen  Dienst  zu   e 

wenn  ich  hier  kürzlich  bemerke,  was  neuerlich  der  tr 
liehe  J  o  in  ird,    unabhängig  von  Schelling  ,    gerade 
diesem  Cabirischen  Kdigionszweige  Ober  die  Spuren  i 
Zahlentheorie  angedeutet  hat.      Strähn  nämlich  |  X 
326.)    berichtet  eine  Vorstelhingsart  der  Alien, 
hundert  Idüische  Dactylcn   auf  Creta  die  Vi 
von  neun  Cureten  waren,  wovon  ein  jeder  zehn 
zeugte  ,  welche  Idäische  Dacnlen  genannt  worden; 
macht  dabei  die  Bemerkung,   dafs  die  Vorwelt  natßr!« 
Gedanken   von   den   Dingen    rathselbaft  andeutetr , 
die  Fabeln  mit  den  Lehren  anknüpfte.  —  Jouu 
le  Systeme  melrique  des  anciens  Egyptiens    p.  ül4 
nachdem  er  auf  die  inet  i  i  sc  h  e  Bedeutung  des  Wo 
dixTvAo;  aufmerksam  gemacht  hat,  fahrt  folgende! 
fort  :    „II  est  a  croire ,    que  ces  nombres  de  100,  Sit 
apitliques  aux  Dactvk-s  et  aux  Cureles,    ont  un  sei 
Cache,    relatit    a   de   questions    naturell« 
comrae  Strabon  le  dünne  a  entendre ,   ou  bim  a  de* 
sullau  scientifiques.  u    Darauf  sucht  er  zn  zeigtn  , 
ersten  Bearbeiter  des  Eisens   auf  Creta    beim  Seht 
des  Eisens,  das  sie  mit  ihren  Fingern  (iaxriXs 
teten  ,  das  Maafs  Dactylus   beobachteten   —    ein  SU 
ebenfalls   Finger  genannt,  weil  der  Fiuger  br 
Mitafs  beim    Messen    schon  gebräuchlich  war.      D>< 
M*tft,  nach  der  Natur  des  Fingers  aus  einer  Lange 


3(x, 

i")  nnfgcspreebene  Sata  yinsammcn 

frfihen    Mlgemeinhetl  magischen  Glaubens ,   v\n 

mit  vieler  Uelcsenheit  and  treffenden  Bcmcr- 

■n  ,   auch  etymologischen  (z.  B.   Zwerge  in  Begriff 

und  W.ii  x  abgeleitet),  durch  den  ganzen 

m   ■!(  n    Cabiren  ,    üorybantett,    Onctylen, 

.mn,    I ».''.. l .?, i    (xodaXoi)   ii.  s.  w.   durchgeführt 

.  <}J5  lt.),    womit  die  allgemeine  Bemerkung 

zusammc  dafs  namentlich  allen  »reih lieben  Gott- 

ii    der    Begriff  des   Zaubers   zum  Grunde  liege; 

»eh  die  tiefe  Beligionslehre  der  alten  Deutschen 

i  urli.iffcn  habe, 

W  ir  bähen  manche  dieser  SJitze  mit  des  Verf.  eigenen 

Wi.iifn    g<    jrhen  ,    weil  OS   in  einer  so  durchdachten  Bnd 

^  durch  wohlerwogenen  Ausdruck  ausgezeichneten  Schrift 
in  Wort  mehr  oder  weniger,  auf  eine  Wendung, 
to  oder  so  gefafst ,  gar  sehr  ankommt,  oder  ,  kurz  zu 
spreche»)  ,  weil  auch  seihst  das  feinere  Cnloiit  der  Spra- 
ebf  Winke  giebt,  in  welcher  proporitoncllen  Geltung, 
uarli  des   Verf.    Vbsicht,  dieser  und  jener  Gedanke  ge- 

tnt'inrnen  werden  soll. 
Und  hiermit  glauben  wir  das  hervorgehoben  zu  ha- 
i  ,  was  unseres  Bcdünhcns  der  eigentliche  Kern  oder 
Mittelpunkt  der  Ideen  des  Verf.  ist. 
Bevor  "wir  uns  .üier  darüber  erklären,  achten  wir 
es  für  theure  Pflicht,  auch  einige  andere  Sätze  auszu- 
zeichnen, die  uns  entweder  an  sich  als  originell  oder 
bcmerlujiswei  th  vorgekommen,  oder  welche  weitere 
'kussichten   enthalten.       Wir  werden    dabei   sanz   kurz 


zwei  Kilrren  begehend  (  —  vo),  ward  beim  Schmieden 
wie  hi  im  T.mzcn  beobachtet;  und  die  Idilischen  Dnety- 
len, Schmiede  und  tYaffi  Dtlnser  zugleich,  wurden  natür- 
lich wieder  Fin  ge  r  genannt.  —  Istdorns  Urigg.  p.  JSo: 
Dact)  Ii  inveniores  Hteranim  et  numetoru  m. 

2\ 


370 

seyn,  und  gleich  einige  Bemerkungen  einstreuen,  (p.n 
PlntiVs  Fabel  von  der  Penia  (ArmotK),  und  dabei 
Aeuf>erun<r  ,  «1  ;>  fs  er  h  i  e  r  ,  wie  anderwärt»,  Dl 
eine  schon  vorhandene  Fabel  frei  bebst 
del  t »  und  d  a  Ts  der  erste  Stoffseiner  Ersäl 
lung    ein    Bruchstück    alter    Lehre    i •  I 

wird   lange  dauern  ,    bis   diese   uns   evidente   "Wabfi 
Eingang  finden  wird,    am  längsten  bei  denen ,   die, 
sie  selbst  blos  dialectische  Naturen   sind,    und  nicht 
geringste   Anlage  jiu  großartigen  altertümlichen  Ri 
ginnsanschauungen  haben,    ihren  Plato  recht  zu    ehr 
glauben  ,    wenn  sie  blos   einen   logischen  Gymnasien  ai 
ihm  machen.)     Hieran  schliefsen  sich  sehr  weit  iiil 
Betrachtungen   über  den  Begriff  der  Sehnsucht  (*oS 
in  alten  Religionssystemen  ,    mit  llinw  eisung   auf 
tcllccluelle  Zahlentheorie,  mit  gelehrten  NachweUunj 
über  einen  Hauplfactor  in  dem  alt  •  Persischen 
Zeruane-  akherene  (pag.  i5.  58  ff.  —   Hier  will  ich 
der  beipflichten,  noch  widersprechen,    obwohl  ich  *« 
letzfeien,  in  so  weit  als  das  genannte  Wesen  d 
religion  hein  sumtnus  deus  seyn  soll,   wichtige  Gri 
habe  ,    welche  ich  aber  meinen  Herodoteischea 
hingen    zu    I.    i3i.    vorbehalten    mufs  ;     denn   es  hit 
dies    unmittelbar  mit  einer  Grundform   aller  alten 
ginnen  ,     mit  der   Religion    des    Mithras,    zusamt 
Ich  verweise  vorläufig  jezt  auf  das,    was  ich  schon  od 
im  1.  "Ib.  p.  701.  783  und  79,5  ff.  bemerkt  habe,  und 
hier  nur   bei  ,    dafs    auch   mir  hier    die  grofsartig 
schauung  Schillings   im   Vergleich  mit  der  sehr 
schraubten   von   Rhode*    in   der  Schrift  über  Alter 
Werth  einiger   morgenländischen   Urkunden    p.  108 
eine  erfreuliche  Genugtbuung  gewährt  hat.)    —    Im 
motbracischen  System  findet  nun  der  Verfass« 
ms  die  Ceres   und   in   ihr  den  Begriff  jener  Sehnst 
peraonificirt.     Sie  ist  die  erste  bewegende  Kraft, 


staltlose,  tüf  in  Axinkcrsa-  Proserpina  erst  Gestalt  an- 
nimmt (p.  16  f.  63  ff).  So  wie  Isis 'Ceres  nun  die  ent- 
zündende Feuerkraft  ist,  so  ist  Osiris  -  Dionysus  (Axio- 
nach  Samothracischer  Lehre  die  löschende,  mil- 
dernde^ aufschließende  Feuerkraft,  Eri*tder,  der  den 
Zauber  der  strengen  Proserpina  überwindet.  Hierbei 
eine  gelehrte  Ausluhning   über  Phlha  und  sodann  Üher 

Toii"k,  Xfvoüf,  llersor,  litrsits,  Axiokersos  ,  Oser, 
Oair,  Osiris,  Aesar,  als  Ein  Uruort,  worin  die  Bedeu- 
tung Feuerbändiger  ,  Zauberer ,  EröfTner  der  Natur, 
Lehengeber,  liege,  mit  einer  Vergleichung  der  ähnlichen 
Idee  des  Othin.  Hierbei  auch  der  Satz  :  dafs  Dionysus  der 
freundliche  Hades  scy,  dafs  er  die  Seelen  zu  sich  nehme, 
d.  h.  dafs  sie  aufwärts  zu  ihm  und  nicht  abwäils  zum 
strengen  Hades- Pluto  gehen ,  sey  Mysterienlehre  gewe- 
sen ,  tttld  das  Trostreiche  derselben  habe  hauptsächlich 
darin  bestanden  (p.  17  —  ao.  65  —  73.).  Obwohl  der 
\<ri'axser,   wie  von  seiner  Einsicht  zu  erwarten  stand, 

li  hier  mysteriöse  Dogmen  und  Volhsrorslellungen 
heidet,  und  im  Homerischen  Hymnus  auf  die  Cere» 
TS.  4.  die  alte  Lesart  mit  uns  in  Schutz,  nimmt  *  so  glauben 
«11  doch,  dafs  sieb  das  Vei  hältnifs  zwischen  Pluto  ,  Pro- 
serpina  und Dionjaus  schwerlich  su  fassen  läfst,  wieder 
Verf.  gethan.  Ich  mufa  mich  begnügen  ,  hier  nur  einige 
Z>\eifelsgründe  anzudeuten.  Zuvörderst,  dafs  Dionysus 
unten,  unter  der  Knie  ist,  hat  gewifs  in  einer  uralten 
siebt  seinen  Grund.  So  nahm  ihn  insbesondere  schon 
die  Religion  von  Dodona  —  wir  hätten  gewünscht,  dafs 
diesem  fieligionsstwcige  etwas  mehr  Aufmerksamkeit  ge- 
schenkt Mörder»  Ware«  —  Da  war  er  der  Aiovvaot;  x^" 
noi;.  Nun  sind  wir  aber  weit  entfernt ,  zu  behaupten, 
dafs  er  von  Anfang  blos  als  unterirdischer  Gott  genom- 
men worden  wäre.  Dies  verbietet  schon  das  System  der 
«  relenser,  woselbst,  nach  mysteriösem  Älythua,  Diony- 
sus -  Zagreus   zerrissen  ward.      Diesem  Allem  lag,   um 


Ö12 


kurz  zu  scyn ,  die  allgemeine  und  höhere  Vorstellung 
/um  Grund«,  d;ifs  in  Dionysos  der  grofto  !\atnrleib,  also 
das  Oben,  Kitten  und  Unten  personificirt  war,  »»der 
deutlicher,  in  ihm  war  Zeus-  Juppitcr. als  verwirklichte, 
}<  ''inenrciclic  ,  bunte  ^Yelt  gegeben  ,  daher  auch  von 
Zcu*  selber  manchmal  so  geredet  wird,  als  sey  er  das  in 
allen  Horin  rn  ,  bis  zum  Geringeren  herab,  wahr 
I  eben,     a)   Itt  ja  selbst,   nach  dem   so  bedeutsamen 

menschen    Hymnus    anf    die    Ceres  ,     Atdoneua    der 
Strenge   und   Uarlc,    der  mit   unerbittlicher  Gewalt  das 

schuldige  zarte  Leben  der  jugendlichen  Proserpina 
zu  sich  hinabreifst.  3)  Werden  in  bcmerhenswerlhcn 
Stellen  des  Plato ,  Cratyl.  p.  70  Heindf.  Phaed"  y.  \o 
M  \lfenb. ,  nicht  dem  Dionysus,  sondern  dem  Hades  die 
Prndicate  der  Milde,  Gelindigheit,  Sanftmufh  und  Weis- 
heit  beigelegt.  \\  ir  können  hier  nicht  mehr  sagen,  als 
das  Eine,  dafs  die  Vermitlelung  dieser  divergirenden 
und  fast  widersprechenden  Mythen  und  Dogmen  wohl 
auf  einem  andern  Punkte,  als  worauf  uns  der  würdige 
\  er£  hier  stellt,  bewerkstelligt,  und  in  F.iner  Idee  ztn 
Tollen  Verstandnifs  gebracht  werden  müsse. 

Der  Verf.  geht  zur  vierten  Person  des  Samothrnci- 
schen  Gültercbors  über.  Es  ist  Kadmilos,  Casmilus, 
Camillus;  welcher  nicht  Diener  der  übrigen  Samothra- 
cischen  Gottheiten  ist,  sondern  Yerkündiger  einer  an- 
dern. Es  ist  der  überwcltliche  Gott  Zeus,  dem  er  und 
alle  übrigen  Samothracischen  Gottheiten  dienen.  Nu- 
alle  sind  weltliche  Gottheiten  ;  er  {  Zeus)  allein  ist  der 
überzeitliche  Gott,  der  Heu  der  >>clt.  Die  übrigen 
alle  sind  Uephnste,  weltliche  theurgische  Naturen  ,  und 
not  nii  hten    ist  HepbäatOS  als  Einzelwesen   im  Samothra- 

<  heu  System  aufgestellt.     Das  gäbe  sieb  auch  dadurch 
-schon  kund  ,  dafs  Hcphastus  in  beiuem  B/Item  unter  den 
sieben  Planelen  und  in  der    Zahl  der  Wochentage  vor- 
kommt,  worin   doch  der    Schlüssel    aller  Göttersysteme 


3:5 

,«?.     Auch  der  Etruseisch  -Römische  Camillus  sey  kein 
Ministrant   jedes  Priesters,   sondern  des  Priesters  von 
.  r  (p.  20  —  27.  7>  —  80t)i      liier  sieht  ein  Jeder, 
tse  \"ii  uns  ins  Kurse  zusanimcngcfafst  »er- 
den Btuftten  ;  die  Prüfling  jedes  einzelnen  wüide  uns  sehr 
ii   fähren«    —    Uehci  die  Idee  von  Kadnnlos  -  Hermes 
hnbe    M  li    nlu'ii   d.is    !\ö|hige   kürzlich   vorgetragen.      Im 
Einnelnen  kann  ich  auch  bei  diesen  Stellen  mein  grofses 
Wohlgefallen   bezeigen,  das  ich  an  der  tiefsinnigen  Ait 
gefunden  ,    wie   hier    die   vielsagenden  Pcrsonificationeu 
\  orvrelt    behandelt    worden    sind.      Gcuils  ist   der 
iE    \<>n   den  sieben  Planeten   urul  Wochentagen  in  15c- 
auf  die  ältesten  Göttersysteme  sein  fruchtbar;  aber 
wenn   -wir  den  Herodetuf   und   Andere  baren,    so  führt 
uns  dieaer  Satz  auch  nach  Aegyptcn,    und  es  war  daher 
»ehr  consequent  vom   Verf.  gedacht)   den  Hephaato?  als 
.eine  Person  im  SamothracUchen  System  zu  verwer- 
fen -  eben   weil  ei   auch  den  Vordersatz  verwarf,    als  ob 
dir  Cabiren  au?  Aegjpten  so  (\en  Phönuiern  gekommen 
Wären.     Er  nimmt  das  Gegentheil  an.    —    In  Betreff  de» 
«  1 1  -  Römischen  Camillus    wollen  wir   doch   eines 
•enden    und  eines   entgegengesetzten  Datums  ge- 
drnl.cn.      Gegen    jene  Erklärung   nämlich    lief»e    sieh 
doch  der  allgemeine  Ausdi  neli  des  Varro   de  I.  1.  VI.  3. 
anführen,  der  Camillus  ohne  weiters  durch  minister  dei 
erklärt.      Für   die   Ansicht    dflf    Verf.   möchte    .Manches 
aprechen  ,    was  G  rupe  nde  uxore  Romana   cap.  4.  pag. 
-  sqq.  gesammelt  hnt,  und  besonders  die  von  Rötti- 
in  der  Schrift    über  die  Ahlobraiuliiiistlte  Hochzeit 
elte  organische  Idee,  dafs  jede  Ehe  hei  Griechen 
und  Romern  eine  Art    von  Abbild  der  ersten  Ehe    des 
npischen  Götterpaars ,  Juppiler  und  Juno,  war;  wo- 
mit der  Gebrauch,  dafs  der  impubes  puer,  also  der  noch 
unschuldige   und    zugleich   seiner  beiden  Eltern  sich 
noch   erfreuende    (patriruus  und  matrimus)  Knabe,   ein 


j/4 

*c«v  natürlicher  Vermittler  de:  Ehesegen»  von  dem 
himmlischen  Ehepaare  für  die  Neuvermählten  war,  sehr 
naturlich  in  Verbindung  treten  würde   '  ). 

In  Betreff  des  Coes  (  Köij^  ,  Kt»»>,, )  benutzen  w"n 
eine  uns  durch  Priratmittheilung  zugekommene  Verbes- 
serung des  Verfassers.  Nämlich  nicht  als  Seher  (vi 
Chozek) ,  wie  es  pag,  81.  heifs»t ,  sondern  als  Sühn  er, 
OXn  oder  CH  *  wie  ihn  auch  Hesychi.is  ganz  bestimmt 
erklärt,  mufs  dieser  Coes  genommen  werden;  und  mit 
dieser  Annahme  wird  erst  die  Schellingische  Darstellung 
des  Samothiacischen  Systems  als  ein  Ganzes  geschlossen. 
Eine  ahnliche  Verbesserung  müssen  wir  aus  einer  glei- 
chen IMiit heilung  zu  p.  89  ff.  nachtragen,  wo  allenthal- 
ben 'tiptxtTia'toi  mit  dem  Spiritus  lenis  gelesen  werden 
mufs,  wodurch  die  dort  gegebene  Erklärung  des  Verf. 
noch  um  einen  Grad  an  Wahrscheinlichkeit  wächst.  — 
Doch  mufs  ich  nicht  nur  in  Bezug  auf  diese  Worterklä- 
rung aus  dem  Ehräischcn  ,  sondern  in  Betreff  aller, 
die  der  Verf.  mit  so  vieler  Sprachkenntnif»  versuchte, 
die  allgemeine  Erklärung  niederlegen ,  dafs  ich  in  diesem 
Punkte  nicht  zu  entscheiden  nage  ,  sondern  das  End- 
urtheil  darüber  den  Meistern  orientalischer  Literatur 
überlasse. 

P«g.  91  f.  wird  der  Bochartacken  Erklärung  der  Pa- 
laeci :  i'irmus  fuit ,  Beifall  auch  aus  dem  Grunde  ge- 
geben, weil  sonach  in  Phönicischer  Anschauung  die  Ca- 
Liren  ,  als  vereinigende  und  befestigende  Kräfte,  dem 
trennenden  ,  aus  einander  wollenden  Wesen  Poseidon 
in  einem  sehr  natürlichen  Gegensatze  gegenüber  treten 
würden.    —    Uns  scheint  diese  Erklärung   um  so  gründ- 


4i)  Man  vergleiche  den  Juba  beim  Pltitarch.  in  Romul.  c  7. 
imd  «I,\selb>t  Leopold  p.  2S3.  und  Diouysius  Habe.  II.  22. 
p.  2bU  Reisk. ;  in  welchen  Stellen  auch  die  bemerkten  Ge- 
gensäue hervortreten. 


37r3 

lieber,  weil  wir  sie  einmal  mit  allen  Hauptbeinamen 
und  Attributen  des  Poseidon  im  Einklang  finden.  Haupt- 
sächlich ist  er  doch  der  U  nieste,  der  Er  sc  hü  1 1  e  r  e  r, 
und  auch  Proclus  zu  Ptato's  Cratylus  (man  sehe  die  Sülle 
in  unsein.  Meletemm.  1.  p.32.  not.  3o.)  hat  im  allgemein- 
sten Sinuc  den  Poseidon  als  Prineip  des  Bewegen»  für 
Alle  gel'.tfst  (ntrtov  *i*'/;oEC)<i  ä'jranu). 

\Y  ir  brechen  hier  unsere  Bemerkungen  über  das 
Einzelne  ab,  um  nicht  zu  wcillüuftig  zu  «erden»  und 
■wt'jl  es  uns  mehr  darum  zu  thun  ist,  über  das  Ganze 
odei  i'lier  die  grofse  Idee,  die  alle«  diesen  Forschungen 
zum  Grande  liegt,  einige  Betrachtungen  anzustellen. 
Hier  wird  nun  der  würdige  Verfasser  von  unserer  Seile 
■einen  Widerspruch  erwarten,  wo  es  sich  von  den  Prin- 
cipien  handelt.  Drei  Hauptsätze  sind  es,  worin  wir 
ganz  und  gar  mit  einander  übereinstimmen,  und  diese 
Einstimmung  ist  auch  in  der  Abhandlung  mehrmals  auf 
eine  für  mich  sehr  erfreuliche  Weise  angedeutet  worden  : 

1)  Das  Anerkennen  einer  reinen  GutteserlienntniTs 
in  früher  Vorzeit,  woraus  erst  nach  und  nach  unter  an- 
dem  auch  die  gesammte  heidnische  Gö'tierlehre  entsprun- 
gen ist-  —  Hierbei  mufs  ich  eben  sowohl  die  p.  3o.  aus- 
gesprochene Berichtigung  der  Ansicht  des  Gerb.  Vossius 
zustimmend  bemerken  ,  dafs  man  nämlich  nicht  zu  ein- 
seitig das  Volk  Israel  als  alleinigen  Inhaber  jener  wah- 
reren Gotteslehre  denken  müsse,  als  die  Vorsicht  be- 
loben, womit  jener  grofse  Satz  in  der  Note  0,0.  pag.  87. 
bestimmt  ist.  Wir  lassen  hier  den  Vf.  selbst  sprechen  : 
♦  Da  übrigens  das  Dascyn  eines  solchen  Ursystems,  das, 
Alter  als  alle  sehril'tliche  Denkmäler,  die  gemeinschaft- 
liche Quelle  aller  religiösen  Lehren  und  Vorstellungen 
ist ,  im  Text  nicht  eigentlich  behauptet ,  sondern  nur 
als  eine  Möglichkeit  hingestellt  wird  :  »o  wird  es  wohl 
verstattet  seyn,  dieser  Anführung  wegen  auf  künftige, 
nicht  einen  Theil  betreuende,   sondern  es  selbst  (das 


5-6 


«Ursvstem)  in  seiner  Ganzheit  herzustellen  suchende 
Forschungen  zu  verweisen.»  Da  auf  derselben  Stil«» 
auf  die  Welt  alt  er  verwiesen  wird,  su  haben  wir  wol 
in  diesem  Werke  jene  Forschungen  zu  erwarten,  un 
Niemand  wird  dieses  so  lang  erwartete  Buch  mit  aufrich- 
tigerer Theilnahme  aufnehmen,  uls  wir  selber. 

Der  zweite  Satz,  worin  Mir  mit  dem  Verf.  über- 
einstimmen, ist  eine  Folgerung  aus  jenem,  und  besteht 
in  der  l  ebri  zeugung ,    dafs  in  l'.etrefl   Griechischer  My- 

tlien  -  und  Götterlenren  zwar  sm  förderst  Griechische 
Zeugen  und  Griechische  Surachlaute  vernommen  wor- 
den müssen  ,  dafs  aber  doch  in  letzter  Instanz  der  Orient 
(wir  wählen  absichtlich  diesen  ganz  allgemeinen  Aus- 
druck, wie  sieh  im  Verfolg  ergeben  wird)  über  Einheit 
und  höheren  Sinn  jeoef  Hellenischen  Sagen  und  Lehren 
befragt  Vi erden  müsse.  Hier  bin  ich  in  s->  hohem  Grade 
mit  dem  Verf.  ein \  erstanden,    dals  ich  sogar  nichts 


t 


gegen  habe,  dafs  die  Griechischen  Quellen  über  das 
mothracisohe  System  aus  Sauchuniathons  Fragmenten 
vervollständigt  werden;  denn  wenn  mich  früher  derviel- 
sebrribende  ,  aber  wenigdenkende  Meiners  (  llist.  doctr. 
de  vero  deu  p.  63.)  nicht  zu  der  Uebei  zeiigung  bewegen 
konnte,  jene  Bruchslücke  lür  unacht  zu  halten  (s.  oben 
IL  p.  14  i.,  wo  ich  mich  an  Göries  anschlufs,  Mythen- 
geseb.  der  Abiat.  >Yelt  p.  464.)  —  so  vermag  auch  jezt 
uoch  nicht  der  geniale  und  spraehgcl ehrte  Payne  Kuight 
(Prolegg.  ad  Humer,  p.  411  ed.  lluhhöpf.)  durch  seiu  weg- 
werfendes Unheil  über  jene  Fragmente  mich  auf  ande 
Gedanken  zu  bringen. 

Endlich  3)  bin  ich  ganz  des  Verlassers  Meinung  : 
d.»fs  Magie  und  Thcurgie  sich  schon  sehr  früh  mit  den 
religiösen  Aeufscrungen  der  Menschheit  verschmolzen 
habcOi  Ich  hann  jezt  meine  Leser  aui*  die  Ueweise  und 
VCrweiieu'i  welche  ich  darüber  im  ersten 
Theile  p.  1O1   tl.    und  p.   710.    niedergelegt,    so   wie  auf 


ht 


ö77 


«las  y  was  ich  oben   in  diesem  Theile  von  den  Tclehincn 
prs.a^t  h:il»e.    —    Von  mehreren   Punkten,    worin  ich  \  oa 
Itrten  und  geistreichen  Schriftsteller  abweiche, 
be  ich  hier  um  su   weniger,    da  ich,  ohne  ihn  zu 
neu,    mehrere   seiner  Zweifel  vor  Augen  hatte,    als 
tch  Jon  eisten  Theit   dieser  neuen  Ausgabe   bearbeitete, 
iche  besonders   das  erste  Capitel  des  zweiten 
Buchs  i  ii  'l'hcils  ;  und  wegen  einiger  andern  Ge- 

genstände die  üben  ao geführte  Anzeige  ^'). 

§.      7. 

J  a  i  i  o  n  ,     Ti'ophonius,     die     A  l  o  Y  d  c  n     und 
M  o  I  ioniden. 

Wir  sind  durch  unsere  bisherigen  Untersuchungen 
mit  dem  durchaus  bildlichen  Charakter  der  Griechischen 
i  ulturgoschicfctc  einige rmafsen  bekanntgeworden.  Gleich 
r  sind  uns  ja  die  Planeien  und  deren 
Henntnifs,  die  Winde  und  deren  F.inllufs  auf  die  SchilT- 
lahrt,  die  tellurischen  Umwandlungen  der  Küstenländer 
und  endlich  das  Wesen  der  Metalle,  so  nie  die  Kunst, 
.m  Nutzen  der  Menschheit  Eli  gebrauchen  —  alle 
diese  I>inge  sind  uns  ja  als  eben  so  viele  Personen 
yoi  Augen  getreten.  So  hat  auch  der  A  c  ke r b  a  u  seine 
historischen  Personificationen.  Erst  im  Ver- 
l  »Ig  unserer  Betrachtungen  kann  aber  von  den  grofsen 
I  i-iitutionen  der  Cerca tischen  und  Dionysischen  Religion 
die  Hede  seyn.  Vorjezt  wollen  wir  einige  kürzere  Iliero- 
glrphentafeln  dieses  Inhalts  zu  enträ'thseln  suchen.  Das 
Liter  thut  sich  durch  äufserst  einfachen  Inhalt  kund. 
Su  lautet  die  natürliche  Satzung: 

Starke,     Fleifs  und    Arbeitsmtith ,     verbunden    mit 
£insiciitf    locken   hervor  die  Triebkraft  dar    Eide,   die 


41)  lleidclbb.  Jahrbb.  IS  17.  nr.  i7.  p.  7-19  fl". 


378 

Kraft,  welche  den  Mangel  stillt,  den  Menschen  nährt, 
staih  und  gesund  macht;  Ueberflufs  au  Gotretde  ist  der 
Stärke  und  Einsicht  Lohn.  Dies  wird  genealogisch  so 
gefafst : 

(s.  meine  Meletemm.  I.  p.  53.).  Es  hat ,  so  sagt  das  dort 
angeführte  Scholion  Palalinum  .  Jasion  nach  der  Fluth 
allein  die  rietreidekörner  gefunden.  Zur  Erinnerung 
an  die  Fluth  aber  stellten  die  allen  Athener  im  Monat 
Anthesterion  ,  der  in  den  Römischen  Februar  und  IKm 
fällt,  dem  Hermes  Chthonius  allerlei  Saamen  in  Töpfen 
(^t'xpa^iruvffjrcp^ii'a^),  als  Sühnopfer  tu i  die  in  der  Fluth 
umgekommenen ,  auf,  und  von  diesen  Saamcnhnrnern 
durfte  nichts  genossen  werden-  Dies  war  das  Fluth- 
fest ,  das  Todtenfest,  das  Fest  der  Saamentople  und  der 
neuen  Saaten.  Eine  ganze  Vorveit  mufs  in  den  Flutheu 
versinken ,  um  den  neuen  Geschlechtern  Segen    zu   be- 


te) Im  Grunde  ist  'Lw.tuv  und  'lacro*  Ein  Name  ,  und  atic) 
manche  andere  Züge  weisen  auf  dicselbea  Grundideen 
hin,  z.B.  Jarons  Mutter  ist  Polymede  (  Apollodor. 
I.  9.  16.)  oder  A  leime  de  (Apollon.  [•  233.  jhiq.  Schal, 
ex  Pberecyde)  —  die  Viel  kluge,  die  Geistes- 
starke. Er  ackert  mit  den  feuersprühenden  Stieren  des 
Vulcan  einige  Morgan  Landes  um  (  Orpbei  Argonn.  868. 
Apollon.  Argann.  Ilf.  4o1.>.  Er  gehört  auch  in  die  Lern- 
nische  NfttOlfsbelj  woran  nicht  nur  die  feuersprühenden 
Vulcani.«chen  Stiere,  sondern  auch  die  Sage  erinnert, 
daf*  Jason  auf  der  Rückkehr  mit  seinen  Gefährten  auf 
Lenins  laudet,  und  dafs  letztere  die  Leinnierinnen  be- 
schlafen. 


379 

reiten.  Werden  die  Seelen  der  Altväter  zur  Ruhe  ge- 
bracht und  eingesegnet,  so  bringen  sie  den  Nachkommen 
den  Segen  aus  der  Erde  ,  so  werden  sie  Reichthum  gebende 

ist6r  {JaiuovE$  nKovcotiorai  %  Hesiodi  Eyy.  122.  Plato- 
C «at vi us  p.  3o.8.  p.  5o  Heindi.)  und  ihre  unsichtbaren 

lebStser  w)  (s.  Theopnmpus  und  Philochorus  in  den 
Schollen  zu  des  Aristnphanes  Achainer  vs,  10-75.  vergl. 
die  Fragmente  des  Philochorus  p.  86.).  —  Das  ist  der 
Mercurius- Hermes,  «qui  sub  terris  habetur»47),  der 
Bildungstrieb,  das  ordnende,  die  Masse  durchdringende 
und  sie  bändigende  Princip,  die  befruchtende  Uralt,  die 
auch  unter  der  Erde  wit  kt ,  das  Leben  und  der  Geist 
der  Erde.  Er  heilst  auch  Tropkonius,  d.  i.  Nähr- 
tnaun ,  und  ist  ein  Sohn  des  Valens,  d.  i.  der  Stärke. 
Seine  Genealogie  ist  folgende : 

'loyyq  (Valens) ^Coronis,  Tochter  des  Phlegyas, 

des  Brandraanu»,  Geliebte 
des  Apollo 

'Eutins  )i*ovio; 

oder  Tpotp&vtoq  oder  auch  E$>uijs  eyiuvvioi  und  i$i/$o~ 
>«o, ,    welches   Alles  einerlei  ist  48).      In   jenem    Worte 


46)  Begriffe,  worauf  auch  der  Etrurisch  -  Römische  Glaube 
an  die  Penaten  uud  die  Laren  beruht. 

47)  Cic.  de  N.  D.  ML  22.  p.  607  sq.:  «alter  (sc.  Mercurius) 
Valentis  et  Phoronidis  (man  lese  Coronidis;  s.  die 
Note  p.  607.)  filius ,  is ,  qui  sub  ttrris  habetur  (oder  ha- 
bti) ,  idem  Trophonius."  Man  vergleiche  damit  das  ia 
den  Noten  von  mir  Bemerkte. 

S.  Etymolog,  magn.   p.  37t.   p.  336  Lips. :    cUrcu;   i  2 ">'-*' 

Dasselbe  im  Eiymulog.  Gudian.  pa?.  20S  ,  91,  Mthrerc* 
habe  ich  zur  oben  angeführten  Stelle  des  Cicero  p.  607. 
ecsanimclt,  d.is  ich  hier  nicht  wiederholen  will.  Hier 
nur  noch  dies:  Data  "9-/y\  grammatisch  genommen  treib- 


HU 

«in 

-vie 


(tiMoi'i  10.)  liegt  nun  "wieder  eine  doppelte  Beziehung 
von  &f*  und  urtn ,  d.i.  bXiav  oftXüv^  xtptiwoi,  (Eustath. 
zur  Ilia<  XX.  72.),  der  sehr  Nutzbare.  Und  hier- 
mit mag  auch  T(»<if'jwi'ra; ,  d.i.  der  Nahrung  vcr. 
hiiiil'cndc,  aus  Nahrung  gewinnende,  zusam- 
menhangen i  sodann  Von  kpa  ,  die  Erde.  Es  hnnu 
am  h .  wie  Riemer  will ,  mit  ifpcfftafn;,  dem  Attischen 
Erntekränze,  zusammenhängen  (Aristoph.  Plut.  io55. 
mit  den  Auslegern),  welcher  im  Pyanepsitin  oder  Octo- 
her  mit  Liedern  geweihet  ward;  nur  darf  man  alsdann 
nicht  vergessen,  dafs  tiqcoiüvr,  auch  ein  Todtenluanz 
war  (Alriphron.  ep.  Hf.  3j.  p.  1 17  Wagner.).  —  Indem 
andern  Gfaineil  'Epi;yStmo£  liegt  nun  wieder  der  Begriff 
des  Eidmanns.  Dieser  Erichthonins  wird  zu  eine 
eigenen  Wesen,  als  Sohn  der  Erde,  des  Vulcanus  u 
der  Minerva,  zum  Erdmanne  mit  S  c  h  1  a  nge  ni'ii  Ps 
(II.  II.  547.  mit  den  Griechischen  Auslegern);  so  w 
Tvopfaoniut  einmal  als  eigener  Genius  erscheint  ,  ein 
andermal  aber  bil  Mercur,  dem  Unterirdischen,  zusam- 
menfallt. Jenen  halte  AtÜOi  als  Listen  Pllutizer  u 
Halbgort  ve rherrlicht  ,  diesen  Büutien. 

\Imi  Tmpliunius,    wie  uns  Cicero  meldet,   ist  auch 
Hermes  chihonius  ,    die  die  Todten    fühl  ende  Intelligc 
(Hermes   der  Scclenlührci  )  und   ein  Sohn   der  Kraft, 
gerade  so  wie  Jasion  der  Secleni'ührer  durch   die  Pi'ort 
der  Gotter   war  (wovon    im  Verfolg   das   Nähere)^    u 
auch  ein  Sühn  der  Kraft  heiP^t.     Beide  aber  sind  Männer 
der     Nähr  11 11  g  .    i\  a  h  r  v  iiter     und    Heilande.       Ea 
hat    aber  dieser  Trophonius  noch   eine   andere   Genea- 
logie : 


lieh,  Kfaraq  aber  neutral  ist ,  stört  die  Personificatton  ,  die 
auf  den  Grundbegriff  sieht,  nicht.  Man  denke  nur  an 
die  Art,  wie  Sjgd*e$  im  Prometheus  de»  Acschylus  auf- 
tritt. 


Sfri 

Ergin  us  49)  ('Epylroi,-,  Arbeits  -  Wehi'«inann) 
I  ^^p^__^ 

i'huniu»         Agamedes 
nrraann  der  sehr  Kluge 

(•.  Pausan.  IX.  37.     Sehol.  Aristopli.  Nub.  5o8.  und  da- 

»elbst  Spanheim.      Aelian.  V.  II.   III.  /»5.    mit    Perizonius 

Anmerh.).      B o i « 1 0   Bruder  ,   Trophoniua  und  Agamede*, 

en  eine  merkwürdige  Geschichte.      Sm  sind  üainnei- 

dt'S    SnnnentempHs ,    sie   bauen  dem  Apollo   zu 

Delphi   sein   Tempclhaus.       Sie    hauen    dem    König  Hy- 

us    eine  Schatzkammer  ,     und  durch    Klugheit    und 

Lut   bereichern   sie   sich   seihst  ,     müssen   aber   endlich 

ie    Beute    des    verschlingenden    Abgrundes     werden« 

Doch  der  Eine,  Trophoniua,  ruft  fort  und  fort  als  ewige 

Stimme  aus  der  liefe,   er  ist  und  bleibt  die  InteJIigens 

der  Eide,  llci  mes  chthonius.     Er"  buhen  sein  die  Kräfte 

des  Abgrundes,    wird  Juppiter •  Trophunius    (£et?{  j 

i  s.  Eies) eh.).      Unter  my-steriö-e"  kder- 

ten  Gebräuchen  erlheUi  er  Port  und  fort  denen  ,  die 
tu  den  Schlund  bei  Lebadet  in  Böotien  hinabgestiegen 
<I ,  l\  a 1  h  und  Hülfe.  So  wird  Tiuplu.nius  als  Ha- 
des »um  guten  und  weisen  Gotle  ,  zum  $eü<;  uynSuz  und 
<^povifioM  -wie  Piato  ( im  Phüdon  pag.  40  Wyttenb.)  den 
Mades  nennt;  er  wird  als  solcher  zum  AVeisen ,  /.um 
au!j'i(TT)t's  (s.  Plato's  Cratylus  p.  67  lleindf.). 

Auch   der   König   Ilyrieus,   dem    die  Brüder  ein 

.lus  bauen,  tiitt  bedeutsam  in  dieser  Mythenreihe 

hervor.      In   diesem    Namen   haben   wir   vielleicht  einen 

Zeidler,    einen    Bienenmann,    worauf  das    Wort 


49)  Dieses  Geschlecht  ?t-hürt  nach  Orchomenns  in  Hüolicn, 
der  urallen  ,  groflMD  und  reichen  Sintli  der  Minyer  j  sieh. 
Pauüan.  Bueot.  cap.  3).  §,  i.  und  cap.  38.  $.  6. 


382 

führet  -p).  Seine  Stadt  Lief*  Hyria  in  Bü'otien.  "Wie 
dem  aber  auch  scy,  in  seinen  Nachkommen  spielen  wie- 
der ähnliche  Begriffe  durch  : 

Neptunus  w  Alcvonc 
Ilyriens  s1) 

Orion 


Metioche         Menippe 
(Co  r  o  nides) 

Den  Orion,  so  lautet  der  Mythus,   tudtet  Artemi*  (vgl 
meine  Meleiemm,   I.   pag.  5i.  69  sqq.).     Nun  erzieht  di< 
Mutter  die  zwei  Tochter,    die  Lieblinge  der  Venus  ui 
der   Minerva,    d.h.   beide  sind   schon   und   kunstfertig, 
geschickt   und  erfahren  in   jeglicher  weiblichen  Arbeit. 


50) 'Tftfoc,  von  ufov,  uf/ov,  der  Bienenstock.  Wi 
das  Mild  der  Biene  mit  den  Cerealihchen  Milchten  und 
mit  der  Seelen  Wanderung  in  Verbindung  kommt, 
kann  erst  in  weiteren  Betrachtungen  deutlich  weiden.  — 
Hier  sey  nur  bemerkt  ,  dafc  die  Beraubung  der  Schatz- 
kammer des  Hyrieus  ganz  drr  Herodoteischen  Legende 
vom  Schatzhause  des  Pharao  Rhampsinitus  nachgebildet 
itt,  desselben  Königs,  der  in  der  Unterwelt  vo 
der  Ceres  ein  goldenesTuch  zum  Gesehen 
erhallen  hatte  (  Herndot.  II.  12«.  122.).  Beiden 
Fabeln  liefen  Hieroglyphen  der  Agricultu 
zum  Grunde. 


le 

i 


51)  S.  Eralosihen.  Catastcrism.  23.     Nicander  beim  Antonin. 

Liher.   cap.  25.    vergl.  Apo'lodor,  III.  9.    pag.  309  Heyn. 

Davon  die  Stadt  Hyria  in  Böolim ,  nicht  weit  von  Tai 

.  gra.      H  -siodus  in  der  Herogonie  hatte  ihrer  gedacht; 

lleynli  Obss.  ad  Iliad.  II.  496.  p.  292. 


335 

Aber  es  kommt  eine  Pest.  Apollo  befiehlt  durch  zwei 
Jungfranen  die  Einmischen  Götter  52)  zu  versöhnen.  Da 
weihen  »ich  die  beiden  Töchter  des  Orion  freiwillig  dem 
Tode  ,  und  nnn  erwecken  Phersephone  und  Hades  an 
der  Stelle  ihrer  Leiber  zwei  Cometen  aus  der  Erde ,  man 
den  Jungfrauen  einen  Tempel ,  bringt  ihnen  jähr- 
lich Sühnopl'er,  und  die  Aeolicr  nennen  sie  die  Coro- 
nidischen  Jungfrauen  (Kopravidots  Ttap§evQ\\  -,  s„ 
Antonin.  Liber.  I.  l.  p.  »65  bqq.  ed.  Verh.).  Die  Haupt- 
begriftc,  welche  diesen  Mythen  zu  Grunde  liegen,  sind 
diese:  Die  Schutzgeister,  die  nährenden  und  geuinn- 
gebenden  Kräfte  der  Erde,  senden  auch  Pest  und  Seu- 
chen; sie  geben  zwar  Reichthum,  aber  sie  fordern 
auch  oft  das  Kostbarste,  das  Menschenleben  in  seiner 
Blut  he.  Furchtbare  ßartsierne  ,  schweifende  Sterne 
en  mit  der  Pestilenz  gleichsam  aus  der  Erde  auf; 
Proserpina  sendet  sie  und  Pluto,  eben  die  gewaltigen, 
Reicht hnm  und  ScKatM  gebenden  Mächte  des  Abgrundes, 
er,  HXoütwk,  der  Reichthum  i  sie,  <^e^0t(pövri  5j)  ,  die 
den  Jahressegen  bringende.  Der  Segen  kommt  jedes 
Jahr,  Noth  und  Pestilenz  selten.  Nur  selten  lassen  die 
guten  Götter  den  Naturlauf  stören,  und  die  Töchter 
des  Orion,  des  Sternenmannes,  bleiben  nicht  immer 
furchtbare  Cometen ,  sie  nehmen  ihren  festen  Platz  und 
ihre  Jahresfeier  als  friedliche  Sterne.  Orion  ,  als  Stern, 
ging  im  Sommersolstitium  auf  und  im  Winiersolstitium 
unter  54)  %  und  brachte  beidesmal  grofse  Stürme ;   daher 


52)  &Co  ro£$  'Ep<«uv/oLit ,  beifst  es  dort,  und  gleich  darauf 
heilscn  ebendieselben  9*oi  y^Soviot. 

Si)  4    <j)/pouffa   t6    a(f  iki,    toutiVt*  tIv  tAovtov   5tu  tcv  *«f- 
Tsv,  öto  reü  ip^iiv  ftnfTat,    Hesyck.  Tom.  H.  p.  1501. 

i4)  Es  ist  niclu  zu  Übersehen,    daß  flyrieus  neben    Orion 
noch  zwei  andere  Söhne  gezeugt  bat,  nämlich  mit  der 


584 

Orion  selbst  zum  Sturmwinde  personificirl  viril    (Vh  D. 
Aen.  I.   3  J5. ). 

Hier  sehen  wir  also  die  Kräfte  der  N  n  t  n 
und  des  Geistes  in  der  Bildersprache  der  Yuruelt  vi-r- 
hürptit,  und  zu  Personen,  Intelligenzen  und  Gölte 
Verden.  Ynrerst  I'.  rdltrnft  und  Wasserltr.it  t4 
und  zwar  nls  Nahrungsprincip  und  Bedingung  des  phv« 
siseben  Wohlsryns  und  der  Stärke  ,  und  als  Scboafi 
der  Fülle.  Aber  auch  b)  Erd  -  und  Wasserkraft  du 
Tiefe  als  clrmenlarischc  Potenzen  ;  Erinnerungen 
Erdrevolutionen  und  Fluth.  Ferner  c)  Erdkraft  au 
als  zieh  ende  Gew  a  1 1  :  der  Ackermann,  der  IVährva 
ter ,  mufs  in  die  Tiefe  hinab,  und  mufs  des  'J'odes  Beute 
werden.  Endlich  d)  Erdkrni'l,  Wassei  kiaft ,  als  begei- 
sternde Kraft  j  einfühlendes  Vermögen  des  Menschen, 
elementarische  Prophetie,  und  Orakeln  aus  dev  Kraft 
der  Erddünste  55).  Und  wie  hier  Trophonius ,  derNähx- 
man::,  als  Hermes  chthemius  aus  der  Tiefe  weissagt,  so 
heilst  es    gleichermafsen    vom  Jasiun  :    ihn  haben  Geres 


:;: 


Nymphe  Clonia  den  Nycteus  (  N  und  Lycus  (AJ- 

/:-.);  Apollodor.  JIL  10.  1.  p. ivj sq.  Heyne  —  also  einen 
Mann  der  N  ac  h  t  und  einen  Lichtsahn.  Wenn  nun 
in  einer  andern  Stelle  des  Apollodorus  III.  i.  5.  p. 
jener  Nycttus  der  Erdsohn  yö  XScviu)  heilst,  M 
die  Sparti  (die  Manner  der  Saat)  heifsen  ,  so  wird 
wohl  der  organische  Zusammenhang  der  Hr-grilFe  abhol 
|en  ,    »uil  Heyne  dieses  Pradicat  für  dir  II  i  nljjlo  se   *i- 

Ungcifhritu   ^u   nehmen    (Observv.  ad  I.  I.  pag.  2i 
p.  273.). 

55)  Hierbin  gehört  auch  der  E  u  fi  u  1  e  u  s  ,  der  gute  Bei 
fber,  einer  der  drei  Vater  und  Horte  (Anaccs)  von 
Athen;  s.  Cicero  de  N.  D.  IJL  2t.  p.  587  ,  wo  ich  die 
nöthi^en  Nachweisungen  gegeben  habe  (  vergl.  oben  IL 
p.  iJ6  iF.). 


und  Proserpina    begeistert    (Arrianus  beim    Eustathiu» 
sura  Homerus  [tag.  i5ü:6.). 


Jene  tellurischcn  und  agrarischen  Kräfte  werden 
aber  euch  weiter  von  der  einfachen  Bildersprache  der 
Vorwt-It  personificirt,  und  treten  als  Riesen  und  als 
"\V  u  n  de  r  geb  il  de  auf ;  als  Riesen  in  den  AI  o i den» 
als  Wunderhürper  und  Doppelleiber  in  den  Molioni- 
den.  Diese  Vorstellungen  1  in  -welchen  theils  alte  ter- 
restrische Erinnerungen  Ton  der  Flu th,  theils  die  Be- 
dingungen, unter  denen  agrarische  Cultur  in  Grie- 
chenland und  an  den  dortigen  Küsten  erwuchs,  theils 
die  einfachsten  Satzungen  der  bürgerlichen  Ge- 
sellschaft und  gesellschaftlichen  Moral  enthalten  sind» 
wollen  wir  nun  weiter  verfolgen. 

Zuvorderst:  die  Idee  der  A  1  o'id  en  56) ,  der  Ten  ne- 
männer  oder  der  Söhne  der  Tenne.  Sie  »teilt  sich  ge- 
nealogisch so  dar : 

Poseidon  w  Canachc 

Aloeus  w  Iphimedia  ,  Tochter  des  Triops 

(oder  vielmehr  aus     j     heimlicher  Liehe  rom  Poseidon) 

Otus  und  Ephi altes 
die  Aloi'den. 

Die  Männer  der  Tenne  sind  also  ein  Neptrmisches  Ge- 
schlecht von  mehreren  Seiten.  Aloeus  —  'AXcaerc,  der 
3Iann  der  Tenne  **)  —   ist  des  Neptun    oder  Poseidon 


.56)  Die  Quellen  habe  ich  mr  Xllt.  Erztlhlung  des  Xonnua 
p.  83  des  ersten  Bandes  meiner  Meletemata  genau  an- 
gegeben. 

57)  »j  iXwd  »Tenne,  aber  auch  Saatfeld;  daher  t«  'AijSa, 
Saatfest. 


11. 


a5 


Soli».  Er  nimmt  sich  die  Iphimedia ,  'j<jpi£ito'eia,  die 
«ehr  l\ luge,  zum  Weibe;  diese  aber  ist  ihm  nicht 
sowohl  zugethan  —  ihm.  dem  Ackerbauer  und  Erd- 
mannc,  als  dem  Wassergotle.  Sie  geht  fort  und  fort 
an  de»  Meere»  Ufer,  sie  buhfet  mit  dem  Herrscher  des- 
selben, sie  buhlet  ihren  heiisen  Busen  mit  den  hallen 
Wellen  seiltet  Ffafh  (Apollodor.  J.  7.  p.  46  Heyn.)  ,  bi* 
er  sie  endljeh  beschläft .  und  sie  von  ihm  die  zwei  Sühne 
gebiert.  Sie  heifsen  Sahne  ÄW  Tennemanne»  ("AAa>t-itfai)t 
sie  treiben  auch  sein  Gtuci'-e;  aber  sie  sind  doch  ei- 
gentlich Kinder  der  wilden  Wellen,  sie  sind  Riesen* 
te  aus  dem  wilden  Wasserreiche  ,  aus  der  feuchten 
Tiefe  ,  säe  sind  Söhne  des  Neptun  ,  wild  und  vermessen 
(Gellii  Noct.  Art.  XV.  21.).  Und  vielleicht  wollten  auch 
ihre  IN'.<men  das  sagen:  ''Q.xoq  (von  i»%f«; ,  die  Ohr  etil 
der  Vogel  der  Nacht)  und  *E<$naX<r>;s  ,  der  Angreif 
die  drückende  Hürde  des  Riesen  ,  der  ängstigende  Dänion, 
der  Alp,  inenbo  ( vergl.  Homerische  Briefe  pag.  »46  ) 
Sie  werden  RicscnlciHer ,  nenn  Ellen  breit  und  neun 
lila  Pier  lang  (Odyss.  XL  3o4«)  i  sie  wagen  auch  den 
Kampf  £B11  den  Göltern,  sie  ihürrnen  Bärge  auf,  auf  den 
Olympus  den  Ossa  und  auf  den  Ossa  den  Feiion;  sie 
ibrdern  keck  Götterfrauen,  Olus  die  Diana  und  Ephial- 
tos  die  Juno  ,  ja  sie  fesseln  den  Mars  ,  bis  sie  sieh  end- 
lich selbst  aufreiben,  oder  durch  Apollo's  und  der  Ar- 
temis Pfi  ile  fallen  (  llias  V.  3H5,  nebst  den  Scholicn). 
\  oi  her  aber  haben  6ie  noch  Städte  gebaut,  ■■  R.  Ascra 
(Diodor.  Sicul.  IV.  87.),  und  haben  den  Dienst  der  Mu- 
sen inBöoticn  gestiftet,  —  Wer  sieht  hier  nicht  die  Erde 
um  die  Seen  und  Rüsten  UnConflitf  mit  dem  Meere;  wer 
lieht  nicht  tellurische  Veränderungen  jn  den  Flafrgebie- 
teri  des  Pencus  und  Asopns  ?  Das  sind  die  wilden!. 
der  Urwelt  ,  und  ehe  diese  gebändigt  sind,  kann  die 
Tenne  nicht  gelullt  werden.  Der  Mann  der  Tenne 
sendet   scineu  Wilz   vergebens    aufj    »ein   Weib,    die 


S87 

Krde  ,  buhlet  noch  immer  mit  dem  Meere  ,  und  da$ 
Heer  stufst  Riesen  Ui  alle  aus1  Vuleane,  die  den  Tag  ver- 
finstern ,  dii  die  Luft  verbellten,  und  den  Odem  der 
Brust  versetzen,  drückende,  finstere  Massen 
und  K  ra  f  t  e. 

Ich  Komme  auf  die  Fabel  der  Molionidcn  oder 
Aeloriden,  Eurytus  und  Cteatus.  Von  ibneu  singt 
Numerus  Iliad.  Will.  d».  : 

beide    nun    fuhren    gepaart ;    der    hielt    und   lenkte    die 

Zug»  l , 
Lenkte  die  Zügel  niil  Macht  j    un<l  der  Andere  trieb  mit 

der  Gcifsel  "). 

Tiehannllich  sahen    die  bisherigen  Alyihologen  in  diesem 

<us  nichts    als  die  Sage   von  Ztüllingshriidcrn ,    die, 

einer  für   den   andern   »lebend  ,    auf  ihrem  Kriegswagen 

den    Feinden   grofsen   Schaden   getbau  57).      Dafs  sogar 


58;  nach  Vor«.    Im  Griechischen  Texte  selber  heilst  es: 

ei  S"  qtf    iVjv  b,i'jfui  •  o   (Lilv  sjatiSsv  ijVtcyiUiV 
tfJLTtSäV  ividyi\j   •     o    «5'    aoS  fUtCTffl    y.tAf.k'J. 

Die  nachfolgende  iinlwickehmg  dieses  Mulms  ist  aus  der 
Homerischen  Briefen  p,  10y  (1*.  genommen. 

60)  Hermann  (über  das  Wegei)  und  die  Behandlung  der  My- 
thologie ,  Leipzig  tst.4.  s.  besonders  pag,  55.}  hat,  mit 
Bestreitung  meiner  Ansicht,  diesen  Mythus  auf  eine  ,  \»ie 
er  cjauht,  völlig  befriedigende  Weise  so  erklärt.  Ihm 
ist  JMaAio'vij  die  Kommende.  Also  können  ihre  und  des 
Neptun  Sühne  nichts  anders  als  Abkömmlinge  von  der 
See  bedeuten.  Acfor,  der  Gemahl  iltr  Molioiie  ,  ist  der 
<ende  ,  wenn  die  Ankunft  ra  I  oder  H*udcb>- 

w,j;iren  verbunden  gedacht  werden  soll.  Di**  Zwilhng»- 
kinder  dieser  Ankunft  Bind  F.urytUS  ,  der,  welcher  gute 
Gt>chafte  macht  |  wohl,  dem  die  Waaren  von 

l*e  gut  zufntlVu  >,  und  ,  der,  welolu  r  Etw; 

rrwiilx.     Also  will  der  ganze  Mythus  so  viel  b 
köiumiinge   aus  dem    Meere  j     welche   W.Mfen    hrmgen, 
ei  werben    bei   gutem   Geschäftsgänge   Reichtbümer«    — 


388 

der  nüchterne  Aristarchus  in  Jena  Homerischen  «fuTruo», 
statt  des  sonstigen  ätSv^tdioi.c  ,  einen  Doppelleib  von 
«wei  Köpfen,  Tier  Acrraen  B.  ».  w.  erkannt,  und  auch 
Hesiodus  von  Doppel  menschen  St<fvelg  geredet  hatte, 
wollte  nichts  verschlagen.  Heyne  und  einige  seiner 
Nachfolger  meinten  ,  das  sey  für  das  Homerische  Zeit- 
alter y.u  künstlich.  Ehen  so  künstlich  war  einigen  Alton 
Termuthlich  die  Dichtung  des  Lyrikers  11»)  ins  vorge- 
kommen ,  der  diesen  heroischen  Doppelinann  gar  aus 
einen»  silbernen  Ey  ( tv  ata  depyt-pirp)  hervorkommen 
liefs  ;  und  da  schien  es  ihnen  denn  gar  nicht  künstlich, 
wenn  sie  aus  dem  Ey  ein  vTttp&ov ,  eine  Kammer  irn 
Oberstock,  machten  t£).  Wenden  Mir  uns  von  diesen 
kunstlosen  Künstlern  üb,  und  sehen  selber  nach,  so 
macht  uns  zuerst  die  Genealogie  aufmerksam  ; 


Actor 


Molione 


Poseidon 


Eurylus     Gleatus 

Die  Molionidon  haben  zwei  Väter,  den  Actor  menscl 
liehet  Weise  und  den  Gott  Neptun ,  mit  dem  ihre  Muttcf 
gebuhlt  hat  (wie  die  Mutter  der  Aloi'den  —  der  Man« 
ncr  der  Tenne  —   Iphidcmia,   die  sehr  Kluge  6<) ,    auch 


Mir  Sind  diese  Namen  WorterkMrnDgen  älterer  Hiero» 
gly(ilienljillij«r.  Solche  Erklärungen  ,  Worte  umi  Namen 
sind  |jiügndi)t,  \  ielsagend  ,  wie  die  Hieroglyphen  seilet. 
Man  vergleiche  ntir den  Horapollo  ,  drr  aus  Liner  Hiero- 
glyphe oft  viele  HdupthegriilV  und  Haiiptworte,  die  einen 
inneren  Zusamnunhang  haben,  ableitet. 

CO)  IM  diesem  Sinne  halte  schon  Ch-arclnis  in  der  erotischen 
Geschichte  die  Gehurt  der  Helen a  und  das  Ey  der  Leda 
zu  erklären  versuch!;  Alhtnliu*  II*.  p.JS.  p.£21,  wo  auch, 
die  Verse  des  Ibycus  von  den  Motioniden  stehen. 

61)  Wie  die  Mutter  Jasons,  des  Alnnnts,  der  die  Feueistiere 


589 

im  Mrerwasser  ihren  l.ciften  F>nsen  so  lange  abkühlt, 
bis  Neptun  sie  heschläi't,  wovon  sie  datin  die  Aloiden 
gebiert  [Apollodor.  I.  7.  j».  46.],  die  mit  ihren  Riesen» 
Ieibcrn  alle  J.ihre  mehr  und  mehr  Morgen  Landes  be- 
decken ,  beackern  und  besetzen).  Wir  denken  auch 
an  Eleusis,  den  alten  Heros  der  Acker-  und  Hader- 
»ladt,  dessen  Vater  der  wilde  Meergott  Neptunus  seyn 
»ollte.  Und  der  Vater  der  Molioniden»  Actor  (wAxtg>p 
—  *Axtji),  ist  sowohl  der  Mann  des  Gestades,  an  dem 
sich  die  Iti audung  des  Meeres  bliebt,  als  der  Mann  des 
zermalmten,  gemahlenen  Getreides  { A^uifre pus  äxx^ 
Hesiod.  "Ery.  v.  3a.).  Die  Matter  Molione  ist  die  Kriegs- 
fraa  (uo7Xo^f  jioXo.;).  Haber  heifsen  sie  dio  Molioni- 
den  (MvktovlSat)  d.  i.  I5riegsniänner ,  oder  die  Actn- 
riden  (*A*To^t«v£),  Söhne  des  Gestades  und  der  stür- 
menden Fluib.  Ohne  Krieg  und  Streit  wird  Ackerboden 
nicht  gewonnen,  oder  doch  nicht  geschlitzt.  Daher  kieft 
der  eine  Sohn  Eurvtus,  der  wohl  schützende  (iv  und 
fioftat  M).     Er  ist  ein  Schirmer  und  Hort  (afyai),    wie 


bandigt,  Polymerie  und  Alcimede  —  die  sehr  Kluge  — 
heilst ,  und  Jasion?,  des  Getreidcnianncs  ,  Mutter  Phro- 
nia  (Qowia)  ,  die  Weis  e.  Man  übersehe  diese  Paralle« 
len  nich». 
62)  Nach  der  Analojjie  von  Suvare;  und  der  bekannten  Ae- 
centverSnderung  in  Eigennamen.  Doch  würde  de-r  Haupt- 
bfjriiT  M  a  11  n  des  Schutzes  auch  bei  Annahme  der 
passiven  Bedeutung  nur  eine  andere  Wendung  erhalten, 
wonach  der  Ackerbauer  rlen  Schutz  empfangt.  Wollte 
man  aber  an  den  Namen  Bufurfoy,  von  tnif^i ,  denken, 
«o  wurde  sich  in  dem  Namen  Eurytus  der  Mythus  dein 
der  Aloiden  wieder  nähern  ,  wir  würden  ein  Lahfniidiiis 
gewinnen;  und  auch  so  würde  die  agrarische  Grundidee 
immer  bleiben.  LJuttmann  (im  LexHogul  I.  p.  146.)  halt 
die  Form  "E/jtc;  ,  welche  bei  den  Itteren  SehrifuUettern 
stau  Evpvr»?  vorkommt,  für  die  wahre  Namcnifnnu  in 
der  Tradition  des  Stammet ,  dem  dieser  Heros  gehört. 


:::: 


die  beiden  Horte  (äiaxti.)  von  Athen,  die  Dioscnren, 
«He  u  Sparta  auch  aus  dem  Ey  geboren  worden  (s.  oben 
IL  pr»g.  3^2.).  Der  andere  heifst  Cteatus,  Mann  der 
Habe  und  des  Brsitzes,  Ackerland  und  Ackei\i«'h 
(xxtop,  res  maneipi  im  ältesten  Verstände)  ist  sein  Dieb 
ten  und  Trachten.  Die  Fliith  muf>  erst  verlaufen  seyn 
und  das  Meer  mufs  ordentlich  lliefscn  (iv  pvüv  und  flvTov 
das  Wasser,  nach  Giävius  Verbesserung  der  Scholi 
zum  Resiodns  pag.  237.)  —  ehe  bann  Ueherllufs  und 
"Wohlstand  (Efyp«o()  nicht  hemmen.  Wenn  das  f«Me 
Gestade  die  Jtuthende  Brandung  abhalten  bann,  dann 
Limmrn  die  Aclicrmänner,  Besitz  ^mte«|i)  und  Acher- 
\iih  ist  ihr  Ziel-  Ohne  Krieg  ist  bein  Besitz,  kein 
Acbcrvieh  und  Acberboden  sicher.  Wer  besitzen  will, 
mufs  abwehren,  mufs  wohl  schützen  und  schirmen  (ev 
jjüuöfti).  Damm  hl  auch  der  erste  Ackermann,  Trip- 
tolcmus  ,  zugleich  der  erste  Kriegsmann  (TCTptpficro; 
iv  noliut.i)  in  dem  Gebiete  der  lUderstiidl  EJcnsit.  Wef 
■ich  seines  beimischen  Bodens  versichern  will,  m 
ein  Doppel  mensch  werden;  «wei  Hände  mufs  er  ha- 
ben für  Schild  und  Schwert,  zwei  für  die  Geifsel  un 
für  den  guten  Zfigel  (■*«  pvTct  r'3) ,  Io.  Dincon.  ad  Hesi 
8c.  p.  21 3.).  Ein  Leib  mufs  die  doppelten  Glieder  tra- 
gen, Ein  Wille  mufs  zwei  Seelen  binden.  Darum  habe* 
auch  die  Athener  aus  Acgypten  bebommen  einen  *1 . > p- 
pcüeibigen  Seblangenmaun  (Sirpvü  xal  SpatxovTCJ&iq 
den  Cecrops  (Hclercmalt.  b  p.  63.).  Er  halte  auch  zw 
Naturen:  eine  linde  und  aufrichtige,  und  eine  furcht- 
bare, listige,  kluge,  tchJangenartige  (.Plutarch.  de  S.N. 
V.  p n^.  8i,).  Sosoll  der  Ackermann  sevn  ,  schlau  unii 
furchtbar  gegen  die  Feinde,  linde  und  gerade  gegen  die 


s 

11 


63)  Auf  dem  Kricsswogen  aber  bleiben  sie  als  Actoriden  die 
8  -Imr  des  F  0  h  i  e  r  i  oder  selbst  da«    Leitseil 


3<)i 

Freunde.  Hader  und  Freundschaft  (vt'ntoq  und  <pt"kl<x) 
sind  die  Fuetoirn  der  Welt  physisch  und  moralisch. 
llieriuit  fönst  alle  bürgerlich«  Gesellschaft  an. 


A  e  s  c  u  1  a  \>  i  u  s ,    Tclesphorun,    II  y  g  i  e  a ,    die 
II  ei  Igo  1 l  h  e  1 1  e  n. 

Anf  den  achten  Prüder  der  Cnbiren  müssen  -wir 
noch  einen  Blick  werfen.  Da«  ist  ja  jener  Esinun, 
Aejculapius,  wie  v.ir  oben  hurten.  Diese  achte 
Kraft  Iiann  in  der  andern  Cornbination  aber  auch  die 
erste  heifsen.  "l'riit  nämlich  Ph'has,  der  urspi  ünglicho 
Feuergeist,  zu  den  sieben  Cnbiren  ,    so  ist  er  Vater  und 

lieber  der  übrigen  ,  und  der  achte,  in  so  fern  er 
noch  ungeboren  in  ihm  ruhet,  ist  in  ihm  und  mit  ihm 
der  rrste.  So  nuifs  auch  jener  S  e  h  tu  u  n  von  fhemmis 
oder  Athitiin  (der  Schmunsstadt  in  Oberägypten)  ge- 
dacht werden.  Denn  er  ist  kein  andeitr  als  Mende* 
(Pan),  einer  der  hohen  Götter  e  r  st  e  r  Ordnung,  nach 
dortigem  System,  und  die  zeugende  Naturhraft 
durch  und  durch  (s.  oben  I.  Tb.  p.  476  f.).  Man  hat  es 
wahrscheinlich  gemacht,  dafs  letzterer  tucll  Aegyptisch 
der  achte  und  mit  jenem  Esmun  von  Phünicien  ein 
und  derselbe  sey  ,  d.  h.  als  Emanation  gedacht,  die  aus 
ihrer  Quelle,  Phthas-Sydyk,  hervorgetreten,  und  be- 
sonders gesetzt  wird  (  a.  oben  II.  p.  22.).  Da»  war  der 
schöne  Jüngling  von  Bcryth ,  der  durch  die  Zauberkraft 
seiner  Schönheit  die  Astronoe  fesselte,  jedoch  solchen 
Gefühlen  fremd  die  Liebe  unerwiedert  liefs,  und  sich 
selbst  entmannte ;  dafür  aber  unter  die  Götter  versetzt 
ward  (s.  oben  II.  p,  i5ü  f.).  In  dieser  Wurde  hiefs  er 
V  2 ia  n ,  Arzt,  und  es  litifst  von  ihm,  er  habe  in  der 
Finstcrnifs  ein  grofses  Teuer  angezündet.  Hier  haben 
wir  also  wieder  eine  Götteriucarnation  mit  den  Eigen- 
schaften   eines    schönen    ujid  eines  geschwächten 


Sonnengottes.     In  jeder  ist  er  Sonnengöttern  verwandt 
die  wir  bisher  ltennen  gelernt  haben. 

Die  Verwandtschaft  mit  dem  Apollo  knüfte  der  Pho> 
»icier  durch  die  zwei  Begriffe:  heilbringende  Sonne 
und  von  der  Sonne  erwä'rmteLuft  ßi).  Letztere 
var  bestimmt  jener  Esmun-Acsculaplus  (s.  oben  II.  p. i5q. 
und  Munter  H.  d.  C.  p^^.)  :  Apollo  war  Vater,  Ashlepius 
Sohn.  Als  der  entmannte  Gott  fällt  Esmun  ganz  mit 
dem  Phrygischen  Attes  zusammen,  womit  auch  historisch 
nachgewiesene  Spuren  ihn  verbinden.  Der  Landsmann 
Adonis  aber  ist  nur  eine  andere  Wendung  derselben 
Idee,  so  wie  der  gefesselte  Hercules  von  Tyrus.  Er  ist 
die  geschwächte  Sonne  des  Spätherbstes.  In  denselben 
Beziehungen  fallt  er  mit  Aegyptischcn  Gottheiten  zusam- 
men, mit  llorus  im  ersten  Sinne,  im  andern  mit  Harpo- 
erates  und  folglich  auch  wieder  mil.  Sein  und  mit  dem 
Erdgotte  Seiapis  (  s.  oben  II.  p.  208  f.).  Aus  Acgypten 
vorzüglich  auch  ging  ein  alles  Geschlecht  von  Asklepia- 
den  ,  um  sie  Griechisch  zu  benennen  ,  aus.  Das  war  ja 
das  Land  « der  Würze  zu  guter  und  schädlicher  Mi- 
schung »  ;  dort  ging  Helena,  die  Bereiterin  des  Zauber- 
tranhs  ,  bei  der  weisen  Polydamna  in  die  Schule  (Homer. 
Odyss.  IV.  23Ö  IT.);  und  mag  auch  was  HerodoVus  (11. 84.) 


: 


64)  Von  dieser  Ansicht  einzig  und  allein  scheint  Sickler  in 
seiner  neuesten  Schrift;  „Die  Hieroglyphen  im  Mythus 
des  Aesculopius  ,  Meinungen  181.9.",  ausgegangen  zu 
seyn.  Dortgiebt  er  nämlich  (pag.  60.)  den  L'i  begriff  des 
.Aescubpius  fnlgetnJ ermaßen  an;  „die  vorzüglich  in  warm 
„sprudtloden  Ouetkn  sich  äußernde  Cthunfllieiuluft  oder 
„Htilluft,  die  von  der  Sonne  ausgehe  und  mit  dem  Ge- 
„  wässer  der  Hochgebirge  sich  verbinde.  u  Darum  seyen 
auch  die  Tempel  des  Aescntaphts  theils  an  warmen,  theils 
an  andern  Heilbädern  und  Heilquellen  angelegt  worden. 
Vergt.  oben  II.  p.  159.  not.  2i2,  wo  ich  mich  auch  über 
J\i)ue  Jviughi's  Erstellung  erklärt  habe. 


593 

von  den  ärztlichen  Einrichtungen  seiner  Bewohner  er- 
tälilt  nach  unstrn  begriffen  keine  hohe  Stufe  der  Aus- 
bildung medicinUchcr  Wissenschaft  bezeichnen,  soviel 
bleibt  gewifs,  Aegypten  dachte  sich  von  jeher  seine 
(ruften  Katurgotthchen  auch  als  ärztliche  Wesen,  und 
ichtieb  ihnen  auch  die  heilenden  Kräfte  zu  (vergl,  I.Th. 
pig.  3q5  f.).  Da  ward  die  grofse  Landesmutter  Isis  zur 
bellenden  Mutter,  und  auf  Inschriften  erscheint  sie  theils 
•Urin ,  thuüs  dem  Scrapis zugesellt ,  als  Isis  salutaris 
(Gruterut  p.  83.  Fabrctt.  p.  470.  Heincsiu*  Cl.  1.  nr. 
Port  füliret  die  milde  ,  segnende  Isis  die  HeiL 
schlangen  oder  Agalhodämonen  (vergl.  oben  I.  p.  5o4  f)i 
«üeziiriicide  aber  sendet  die  lüdllich  vergiftende  Schlange 
Himnri  liois,  die  selbst  den  guten  Steuermann  ums  Leben 
bringt,  und  von  der  die  Zauberin  Helena  wieder  dal 
Gilt  nimmt  (Aelian.  II.  A.  XV.  i3.  aus  Nicander).  Se- 
f*pis  aber,    ihr  Gemahl,   hat  zu  Cannbus,   wo  auch  des 

los  Tempel  war  ,  ein  hochbet ühmtes  Hciligthum, 
Weltbekannt  durch  Incuhationcn  und  Wundcrcuren  ,  die, 
'ni  Tempel  niedergeschrieben  und  aufbewahrt ,  eine 
hnga  rieihe  von  religiösen  Traditionen  und  von  är/.t- 
Wun  Erfahrungen  bildeten  (Strabo  XVI f.  p.  n53.  vgl. 
uionysus  I.  iC2.)*  Wir  dürfen  nicht  zweifeln,  dafs 
fluch  der  Geheimdienst,  der  sich  in  dieser  Stadt  bis  in 
die  späte  Kaiserzeit  erhielt,  diese  Ideen  nach  seiner  Art 
•ufgcfafsl  und  fortgepflanzt  habe.  Da  war  nun  der  my- 
'titche  Gott  Canobus  selbst  auch  in  diesem  Sinne  als 
tybiochus  ,  d.  h.  als  Fuhrer  der  guten  Schlange  des 
^gathodamon ,  und  selbst  als  Agathodumon  gedacht  (Tgl. 
1  Th.  p.  3l3.  5o5.  f,26f.). 

In  Acgypten  auch  ist  der  mit  Schlangen  umwundene 

de  Naturkelch  zu  Hanse  ,  den  Isis  und  Scrapis 
*l|bren,  oder  der  vielmehr  das  ältere  ld«>l  dieser  Gott- 
heiten selbst  ist.  Dort  auch  die  heiligen  Schlangen,  die 
wan    als    leibhaftige    Reprisentanten   der  Ueilgöller  in 


394 

Tempeln  füttert.  Mit  Fonighuchcn  (ueXtTOcTxai^)  wur- 
den diese  Lan  des  Fe  tische  genährt,  womit  man  auch  die 
Schlangen  der  Erdhriifte  und  Todesgottheiten  zu  füttern 
pllegle.  Der  Arztgott  ist  zugleich  telTurischc  Potenz, 
und  ans  der  Erde  Schnnfs  sendet  er  die  heilenden  Quellen 
herauf  65).  In  dieser  Ideenreihe  wird  nun  die  neue  Ver- 
bindung zwischen  Phthas  •  Svdyfr  und  Esrnun  -  Schruun  - 
Acscula[iii)s  geknüpft,  Auch  als  Erdgult  ist  Letzterer 
ein  Sohn  des  Evsteren  ,  wie  er  es  als  Sonnengott  war. 
L'nd  so  ist  denn  auch  der  achte  Bruder  der  Cabii  cn  sti- 
rem ^  esen  nach  Eins  mit  jenem  Serapis  zu  Canobus, 
und  so  gut  wie  er  Inhaber  des  SchJangcnkrugs ,  ja  ur- 
sprünglich Schlangenhrtig  selber.  Wir  haben  oben  einen 
solchen  Schlangenlinig  mit  langer  Röhre  bemerkt,  worauf 
die  Fütterung  der  an  einem  liaumc  aufgei  ichleten  llcil- 
schlange  vorgestellt  ist,  der  die  Inschrift  'A^KAHIIIOS 
I  i!ir»'t  (  s.  Dionys.  p.  220.  vergl.  oben  Th.  I.  p.  ^17  fiT.). 
Auch  war  es  jeuci    alte  Becher  -  und  Schlangeniräger 


fcij  Hier  niflsssa  wir  auf  die  eben  angeführte  Schrift  vonSicl 
ler  verweisen,  welcher  auch  p.  20  f,  sich  ülier  das  Sym- 
bol der  Schlange  verbreitet.  Dafs  näintkh  die  Schlaüj 
»itr  H  e  i  i  s  c  h  J  a  n  1»  c  werde,  und  eine  Beziehung  21 
Heilquelle  und  zum  heilenden  Gutt  erhalte,  erklart  d«i 
selbe  aus  dem  l  msiande  ,  dafs,  besonders  in  wärmet 
wnd  zugleich  wasserreichen  Ländern  ,  warme  Quellen 
di  r  Lisblingsanfenthalt  von  Schlangen  sind.  Sie  mulVien 
dem  Naturmenschen  als  die  Wächter  der  Quellen  er- 
scheinen, an  ihnen  fand  er  den  sichersten  Leiter  zu  der 
trolle,  die  ihm  LmdtTUrtg  und  Heilung  versprach  und 
fal).  Dies,  näbfti  Indern  UrosMtatfen ,  muffte  wohl  das 
&cklaqg«nbjld  ?um  Symbole  des  verjGngti  n  Lebens  und 
der  Gesund  behsquelle  machen.    Aher  >dccu»en 

das  Gebiet  der  pru  jitrlichcn  Arznrikunde  nicht  aliein 
Mftfassen  ,  «o  kann  auch  aus  der  Verehrung  der  KeilqueU 
len  nicht  der  ganze  Sinn  des  Askltpiijehen  Schlangen* 
dieusic»  abgeleitet  werden. 


395 

Herme*  ,  dem  noch  bis  in  die  späteste  Zeit  herab  der 
Aegyplier  die  Hunde  der  astrologischen  Botanik  und  die 
Bereitung  der  beilsamen  Krüulcrsäftc  zuschrieb,  wovon 
Mir  oben  (1.  ]>■'<£•  i*y't  f.)  aus  einer  solchen  Schritt  eine 
Probe  mitgetheiit  haben.  Das  war  die  verkörperte  In- 
lettigeaz  des  VYcltschupfei's  und  der  erste  Casmilus  nach 
ibirisehen  Religion.  Nach  allem  Bisherigen  ist  es 
ikbt  weniger  wahrscheinlich,  dafs  aueh  der  alt-Acgyp- 
\rztgott  und  der  Phonicischc  Estnun  den  Cahiren 
UHcmphii  und  untn  Patäken  gleich  gestaltet  war,  d.h. 
<bf*  man  auch  ihn  als  Pygmäen  in  den  Religionen 
Wider  Volker  bannte. 

§•  9- 
Unter  allen  diesen  Beziehungen  und  Vorstellungen 
Kt nicht  Eine,  die  sich  nicht  aurh  in  Griechenland 
•  eisen  liefse.  Zu  Aegium  ir  Achap  waren  nicht 
Meit  vom  alten  Tempel  der  ftithyia  des  Ashlepius  und 
(in  llygiea  Bildsäulen  (Pausan.  VII.  a3.  $.  5.).  So  wa- 
ren also  auch  dort  die  heilenden  Gottheiten  der  alten 
hichtb  rin  gerin  und  Geburtshelferin  beigesellt.  Zu 
litanc  im  Sicyojiiei  lande ,  wo  Titan,  der  Sonne  Bru- 
der, zuerst  gewohnt  haben  sollte,  hatte  Alcxauor,  des 
Machaon  Sohn  und  des  Aesculapius  Enkel ,  des  letzteren 
Htiligthum  gestiftet,  wo  die  Diener  des  Gottes  wohnten. 
Dort  sah  man  seine  Bildsäule,  deren  Stoff,  oh  Holz 
'  "'u  Metall,  nicht  zu  erkennen;  sowenig  als  der  Mei- 
,ter  bebannt  war.  Man  sah  vom  Bilde  nichts  als  das 
Gesicht  und  die  Enden  der  Hände  und  der  Füfse,  denn 
M  *ar  mit  einem  weifsen  wollenen  Unterkleidc  und  mit 
C1«em  Mantel  bedeckt.  Eben  so  wenig  sah  man  von  der 
ebendaselbst  befindlichen  Bildsäule  der  Hygiea,  weil  sie 
m,t  Haaren  der  Frauen  bedeckt  war,  die  diese  der  Gut- 
■  iben  ,  und  mit  Binden  von  Babylonischen  Stoffen. 
Auch  Alcianor    und  Euamciion  haben   dort  ihre   Bild- 


5g6 

saufen.  Jener  wird  nach  Sonnenuntergang  als  Heros 
verehrt;  diesem  opfert  man  als  einem  Gölte.  Auch  ist 
ein  Schnitzbild  der  Coronis  daselbst  {  Pausan.  II.  11 
§.  6  stjij  ),  Eine  inhaltsreiche  IVai'hricht ,  die  der  Er- 
stühler  noch  mit  der  Vermulhung  bereichert  t  dieser 
Euamerion  sey  derselbe,  den  die  Pcrgaraencr,  nach 
einem  Orakel,  Tel  es  pli  orus  t  die  Epidaurier  aber 
Acesius  nennen.  Hier  ist  Mehreres  zu  bemerken:  Zu- 
\  orderst  der  Wo  h  n  o  r  t  des  Arztgottes  Aesculopiu«  ; 
er  hauset  in  der  Stadt,  die  der  Sonnenbruder  ge- 
stiftet. Er  selbst,  des  Apollo  Sohn,  von  der  Coronis, 
des  Phle^yas,  des  Feuermann«,  Tochter.  So  genea- 
Iogisirtc  die  Arcadisehe  und  The&salischc  Sage  ,  vielleicht 
aus  den  Lichtreligionen  von  Nordosten,  über  den  Gau- 
CJSijs  ,  her  (Apollodur.  1IE  10.  3.).  Er  selbst,  Aescu- 
l.ipius,  hat  ein  Geschlecht  von  heilenden  Wesen  :  Ma- 
chaon,  Alesauor,  den  Helfer,  Abwehrer.  Aber  dieser 
Heiland  im  dritten  Grade  erscheint  nur  in  der  Winde 
des  Heros.  Zur  GöHerchre  ist  d<i£egen  Euamerion  (der 
gute  Tag  und  dessen  Palron)  erhoben.  Auch  llrgiea ,  die 
Gesundheit,  ward  hier  verehrt.  Und  nun  merken  Mir 
auf  ihre  Gestaltung.  Sie  ist  mit  Weiberhaar  bedeckt 
und  mit  Binden  (riXaitüvts  M).  Also  auch  hier  wieder 
das  llaarscheercn  der  Frauen  im  Dienste  der  Natur-  in.il 
Sonnengnil  heilen.  Daneben  das  Bild  des  Acsculapius 
seihst  bis  unten  hin  an  Händen  und  Pulten  in  Ober-  und 
Untergewänder  eingehüllt. 


66)  Es  ist  die  fascia  ,  die  Bind?  (Qatnua,  rfesvefc.  in 

/mEvs;  T.  II.  p.  HtQ  Alberti).  Wie  übrigens  dkse  Bin« 
den  angebracht  waren,  kann  anf  verschiedene  Art  ge- 
dacht verde*  |  s.  ('uperi  Aporheosis  Hoinen  p.  i4j,  de*-. 
bLii  nommentSf  über  diese  btcüc  dem  neuisieii^Deuischen 
H<  rau*Jt*be*  dt»  Griechischen  Pau^nnui»  glitt  DienMe 
büitc  leiste*  können.     W  \<  mifl  sich  auch  die  Verhüllung 


397 

Ehe  wir  nun  fragen ,  iver  jener  Telesphorus  von 
Pergamus  sey,  müssen  wir  die  Mythen  der  Epidaurier 
abhören ,  woher  ja  Aesculapius  erst  nach  Pergamus  ge- 
hrncht  aeyn  sollte.  Dort  hatten  die  Leute  drei  Ge- 
»chtechtsregister  ihre»  HeUgolles.  Erst  war  er  des  Apollo 
uud  der  Cor 0ni8  Sohn.  Das  war  die  orthodoxe  Meinung, 
•ich  allgemein  angenommenem  Systeme  von  zwölf  gios- 
*eo  Olympiern.  Hiernach  hatte  Coronis,  die  mit  ihrem 
Phlegvas  nach  EpirJaurus  harn ,  auf  dem  Berge 
Tiitheum  heimlich  geboren.  Eine  Ziege  stillt  das  aus- 
weine Kind.  Der  llirte  Aresthanas,  die  Ziege  suchend, 
findet  es.  Es  geht  ein  Strahlen^lanz  von  ihm  ins,  und 
nun  wird  der  junge  Heilgott  dem  Lande  verkündigt. 
N*ch  der  zweiten  Erzählung'  erschient  Artemis  die  Co- 
'önis  mit  dem  Pfeile,  und  auf  dem  brennenden  Scheiter- 
haufen nimmt  Hermes  das  Kind  Asklepius  von  ihr.  Auch 
Wrnach  ist  er  des  Apollo  Sohn  ,  nur  ist  Ischys  (die 
nraft)  Apollo'»  Nebenbuhler.  Nach  der  dritten  Erzäh- 
lung ist  Asklepius  Sohn  des  Arsippus  und  der  Arsinoe, 
•wer  Tochter  des  Leucippus  und  Schwester  der  Hilalra 
"nd  Phöbe  (Pausan.  II.  a6.  §.  4>5.).  DflS  isldenn  auch  der 
"itte  Aesculapius  der  theoretischen  Mytholngen  (Cic.  de 
«D.  IH.  a*.  p.  614.  nebst  meinen  lieinet  Itk.).  Nach  allen 
™v*tti  Mythen  ist  er  ein  Sonnen  Uind,  und  wenn  also 
»päiere  Griechen  ihn  als  Sonne  deuten  (Job.  I.ydus  de 
"■cnss.  p.  78.),  so  war  das  ganz  richtig  und  im  ursprüng- 
lichen Sinne  gedeutet.     Wollte  man  die  orthodoxe  Er« 


der  Hygiea  vortfelle,  immer  ist  an  ähnliche  fttrafag.  Bin» 
den,  tu  «Jenken,  wie  Sie  auf  Sttmothrare  gebräuchlich 
waren,  mit  dem  Begriffe  der  magischen  Kraft,  die  in  ih- 
nen lüge.  Von  Lappen  ,  wie  Goldhagen  es  nimmt ,  ist 
keine  Rede.  Leidlich  bemerke  ich,  d .1 1 's  mir  die  Lesart 
des  Cod.  Moscov.  Sn^at  x^f'S  vorzüglicher  als  die  drtf 
Tixtts  scheint ,  daher  »cli  ihr  fttfoffl  bin. 


5g8 

Zählung  der  Epidaurter  auch  blos  auf  Apollo  F.i  <,  n  (den 
Arzt)  beziehen,  so  strahlet  «loch  von  Apollo«  Knaben 
dem  Hirten  und  auch  uns  der  Sonnenglanz  entgegen. 
Nach  der  zweiten  ist  es  eine  Feuergeburt,  wie  Di«»ny- 
sus  ,  und  wird  denn  dem  auf  dem  Scheiterhaufen  geläu- 
terten Sonnenkäinpf'er  HeiaUles  verwandt.  Nach  der 
dritten  ist  Aesculapius  des  Leucippus,  des  weifsen 
Rosa  es  (des  Sonnenrnsscs  )  Knlul,  und  Phohc  ,  die 
(j Linzende,  und  HilaWa  (wie  Empcdocles  den  Mond 
nannte  67)  ,  sind  seine  Muhmen. 

Die  Arcadier  sprachen  besonders  ron  Aesculapius 
dem  Knaben.  Dort  hatte  Ceres  im  Gebiete  des  Oncus, 
eines  Sohnes  des  Apollo,  mit  Poseidon  das  Wundern. fs 
Arion  erzeugt,  worauf  Herakles  geritten,  und  neben 
dem  Tempel  des  Apollo  Oncä'us  sah  m.in  das  Dilti  Aescu- 
laps  des  Knaben  in  I?  n  a  b  c  n  g  e  s  t  a  1 1-  Dort  zu  Thcl 
pusa  ,  bei  den  Aicadicrn  selbst,  hatte  ihn  des  Areas 
Sohn,  Autolaus,  zuerst  gefunden  ( Pausan.  Arcad.  25. 
§.  5.  (y.).  Mithin  haben  wir  nun  schon  auf  Griechischem 
Grund  und  Boden:  einen  S  o  n  n  en-  Aesculapius  ,  einen 
Knaben- Aesculapius  und  einen  Aesculapius  einge- 
hüllt vom  Kopf  bis  zu  den  Füfsen. 

Hiernach  mag  uns  der  Fpidaurier  Euamcrion  nach 
Perganius  zum  Telesphorus  leiten.  Daf«  dieser  Letzt« 
zu  Pcrgamus  und  Simrna  einen  Tempel  halte,  wisse 
vir  hinlänglich  aus  dem  Lobredner  aller  Asl.lcpiudcn, 
Aristides,  welcher  zu  Smvrna  selbst  wohnhaft  in  di 


6?)  Vergl.  Plularch.  de   freie  in  orbe  luime   Tom.  II.    Opp. 
p.  920.   C.   und  den  240slcu  Vers  des  Empedocles  seit 
(p.  524  Sturz.): 

Woselbst  Sturz  nachzulesen   ist  p.  608  f.,  welcher  um« 
»nderm  auch  die  Glosse  des  Ilesychius    anluhrl: 

i)  «7  I  A  i>  t  tf. 


5i:9 

seiner  Reden  jenes  GÖtlergcschlrcht  religiös  verherr- 
licht hat.  Ins  Fiuxclnc  des  Gottesdienste*  vun  Kpidauru» 
unJ  Pergamus  einzugehen  ,  ist  eben  so  «ewig  meine  Ab- 
liebt, als  die  Darlegung  aller  einzelnen  mythischen  Züge, 
tcher  jene  Tempel  und  Religionen  hat  Si  hiil/.e  (Histo- 
til  nitdicin.  p.  120  s<|«].)  das  ISöthigc  beigebracht.  Mir 
»t  es  utn  den  Grundbegriff  des  Aesculapius  zu  thun  und 
um  sein  Ycrhältnifs  zu  den  allen  Cauiren  der  Pclasger. 
ist  nun  jener  T  e  1  e  s  p  h  o  r  11  s  derPerga- 
«nener?  Darüber  befragen  wir  zuerst  die  Sprache. 
TiXj(r<pöpoi;   ist   vorerst    der    Gen-ifte    und    der  Reifende. 

der  vollendende  Gott  und  der  vollendete  zugleich. 
»s  bedarf  keiner  besonderen  Reueise.  Räume,  die 
*re  Fruchte  zur  Reife  bringen,  sind  SitSpa  *e'keot{>6pa, 
Er  ist  das  reifende  und  das  gereifte  Jahr,  die  zeitigende 
Sonne  in  jedem  Sinne,  und  daher  auch  die  Sonne  im 
"»'»absteigen.  Das  weifs  auch  der  Mythus  dieses  Rrei- 
lÄj  denn  wie  der  gereiften  Frucht  die  Ernte  folgt  (tov 
*«öÄor  TtXta^opii&fi'Toi,  xaä'  6'pav  lrpvyr,ae, 
Joseph.  Ant.  Jud.  I.  6.  3),  so  gab  der  Arcadier  der  /.ei- 
''neu  Frucht  Aesculapius  die  Trygon  zur  Amme.  Oder 

Turteltaube  (tpi>7«öi>)  i>>t  <lic  wanne  belebende 
Bfuttaubc.  Auch  bm  Aesculapius ,  nach  Allisclier  Sage, 
ar"  achten  Ta^-c  der  Klcusinien ,  und  lieft  sich  dort  Mri- 
wP".  l>a  harn  er,  dir  Spate,  zu  dem  Feste  des  Spat- 
jahret.  ICs  Maren  die  großen  Klcusinien,  ein  Herbst - 
ni>d  F.rntcfest  ,  wie  mehrere  Feste  ältester  RcIL 
Rieser  achte  Tag  war  ein  neuer  Tag  des  Belli.  Weil 
<kr  Gott  so  spat  gekommen  Mar,  so  blieb  die  Freiheit 
f°rlan  immer  für  jeden  Spatgebommcncn ,  sieb  noch  ftlt- 
°ann  J  vor  dem  Schlüsse  des  Festes,  weihen  zu  lassen. 
Ras  war  also  ein  guter  Tag,  ein  Tag,  von  dem  man 
u£ett  fcunnte ,  ihn  habe  ein  guter  Tagesgotl,  ein  Hua« 
ion,  gestiftet,  oder  die  Ceres  ihm  zu  Riebe.  Da» 
u*r  die  Ceres   Cabiria,   die  den  Jasion,    den  schönen 


4oo 


Heiland 


Greta  ,    geliebt 


lanü   von   t,rcta  ,    geliebt  ,    und  mit  demselben  «Im 
Flutus  (den  fteichthum)   erzeugt  hatte,    die  Isis  »i»luU 
lis,    des  Schtangcngoltes  Gattin  (vergl.  oben).     Lndauf 
Samothrace  ,    ho    man    den   grofsen  Jasion   unter  de 
GGllern  und  Götterdienern  kannte  ,    versprach  man  »ich 
ja  von  der  Einweihung  Gesundheit  der   Seele   und  dtt 
Leibes  6J),     Dort  wuTste  man  wohl  auch   von  einem  Ku- 
amerion  ,    von  einem  Gotte   des  guten  Tages,    viclltiiit 
auch  selbst  des  achten  Tages,  denn  dort  war  ja  F.srouo- 
Aesculapius    gerade    als   der  achte    ins  Cabirensy&leM 
eingerückt.      In    allen    (liefen  Beziehungen    liegen  dem 
Wesen  Euamerion  und  Tclesphorus  die  allgemeinen  Be- 
griffe der  physischen ,    ethischen  und  religiösen  Vollen 
düng  zu  Grunde,  sie  alle  aber  schmelzen  in  die  Idee  de» 
ärztlichen  Heilands  zusammen;    und  auch  Ae»c 
lapius  hat    die  Jaao    ('laow,    Scholiast.  Artttoph.  Flu 
639.) ,  die  II  c  i  l  e  n  d  0  ,  zur  Tochter. 

Aber  die  Hei  I  cn  is tisch  c  Sprach«  fuhrt  um  mit 
dem  Worte  tiXtaip^o^  in  eine  ganz  andere  Idccum 
Wenn  es  dort  heifst    (  Deuteron  o  in.  XXIII.  17.). 


ut. 


gege- 
bwohl 


68)  In  einem  Orphischen  Fragment  hei  Stob,  Lclogs;.    I. 
p.  68  Heer,  helfet  Aesculap  der  Beglücker  dtiMe 
sehen.    So  hat  wenigsten«  Salmasius  zu  lesen  vorgead 
gen  :  Omi£n  r   htrifeot  'Ary.Aijrr.cC  s'A^c&vr«  (statt  e  ^auiii 
wofür  [leeren  w^ateinra,  Verleiher  der  Schönheit ,  gege- 
ben.   Hermann  hat  jedoch  die  Salmasische  Lesart 
zogen  iri  die  Classical  Journal  Nr.  XXXV.  p.  2 3  ,  ob« 
auch  so  noch  eine  Harte  sein  Gefühl  stört.    Der  folgend« 
Vers  geht  die  Hy^iea  an: 

Sie  ist  selbst  den  Göltern  vorzüglich  werth  wegen  ihrer 
lieblichen  Gaben.  —  Ich  werde  unten  zum  Schlaf«  dieses 
Paragraphen  noch  einige  Belege  liefern,  dafs  Aesculjp 
als   Urheber   von    Glück    und   Reichthum    gedacht 


war. 


Ol 


»oll  heine  Hure  seyn  unter  den  Töchtern  Israel,  und 
kein  Hui  er  unter  den  Sühnen  Israel  ,  so  haben  die 
l.W,  oder  \ielimbr Theodotion  ,  das  erstemal  TtXtcrqjn- 
poi  und  das  zweitemal  Te\i<rx6ptVQQ  übersetzt.  Wag  nun 
in  diesem  letzten  Worte  der  Begriff  eines  fanatischen 
Anhängers  von  Orgien  heidnischer  Gottheiten  liegen, 
solchen ,  der  Bezahlung  nimmt,  worauf  die 
Erklärungen  des  Etyuiol.  mngn.  und  des  Cviillus  führen, 

t  Hesychius  ganz  bestimmt  durch  sein  &v8g6yvvo$ 
auf  den  Begriff  eines  Mannes,  der  Weibliches  leidet, 
und  mithin  scheint  die  Erklärung  des  Salmasius  (de  tra- 

en.   p.  460,)  ganz  richtig  zu  seyn  ,   und  auch   die 

losch»  il'i  \  :e  bestätigt  sie,  dafs  wir  tue/  Männer 

zu  denken  haben,  die  in  heidnischen  Or»Ien  den  Genufs 

o 

ibrer  Jugendbiuthe  der  Wollust  verhauten  (vergl.  Diel 
Thesaur.  unter  xs).to<p.  Wcttstoin  zum  IS.  T.  I.  p.  707. 
und  Sturz  de  Dialcct.  fllaecd.  p.  196  sq.).  Wir  befinden 
tins  also  in  demselben  Kreise  alten  Gottesdienstes,  wie 
zu  ttihylon,    wo  die  Frauen  im  üppigen  Dienste  der  My- 

-1   Geldstücke   empfingen.       Im  Phönicischen  Adonis- 

dienste  haben  wir  etwas  Aehnliches  gesehen.    Dort  stBnd 

>s  Haar  oder  die  Keuschheit  auf  dem  Spiele. 

m   Herakles  desgleichen  ,    und   vielleicht    waren   die 

uenliaare ,  neben  den  Babylonischen  Binden  zu  Ti- 
tane an  der  Bildsäule  der  Hygiea  ,  noch  Ueberblcibscl 
solcher  alten  Gebräuche  unter  den  Sicyunischen  Frauen. 

ihrscheinlich  huldigten  also  die  Männer  auch  dem 
schönen  Härnling  der  Astronoe  durch  weibisches  Wesen 
und  die  Frauen  durch  begehrliche  Unzucht.  Es  ist  daher 
zu  vermuthen  ,  dafs  in  Niederägypten  und  in  den  be- 
nachbarten Landern  auch  mit  dem  Dienste  dieser  Son- 
jieniiicarnatuin  sich  ein  solcher  Begriff  von  üppiger  Hul- 
digung vcibunden  halte,  welcher  sich  bei  den  Helle- 
nisten zu  Alexaudi  ia  iu  dem  Worte  x  t\to  efiö  fo  + 
erhielt. 


II. 


26 


402 


Ithrphallica  und  Orgiasmus  waren  auch  der 
thracischen  BeiigHKB  Bicbt  fremd;  und  dorthin 
ja   jene   achte  Uralt  Esmun,   des   Sydyk  -  Ai 

;escn  Kreis  schliefst  er  sich  aueb  an  a!»  Winter* 
{•Ott,   als  Gült   der  gesunkenen  Sonne,    als   Ophi 
der  auf  dem  Sci»r|ii«jii  stellt   (Jo.  Ljdus 
und  mithin  als  tellurisclie  Kraft.     Tellurischc  H 
ja  namentlich   die  Ca!>iren  alle.     Sie    sind 
mächte ,    die  in    der  Erde  schaffen,    die    verschlossenen 
Feuerkräfte  ,    in    Metallen    wirksam.      Da  unten   in  <irr 
Tiefe  pochen   sie   mit    ihren  Hämmern,    und    fordern 
in  klüftig,  vulcanisch   die  Erdfeuer  und    die  Metai 
Tage.     Sie  sind  die  hinabgesunkenen  Gestirne,    u«>l  '•'*' 
S-inne  im  Steinbock  ist,  in  dickem  IlL-tracht,   ihr  '/ciclicn, 
nie    sie    denn    auch    den   Zodiacalsteinboch  neben   <h'm 
Hammer   führen.      Esm»  n  -  Acsculapius  ,    als   da«  Eirnt 
aus  der  Finsternifs  ,    v»5e   er  oben   hiel's,    ist   auch  in 
fem  ihren   zugesellt.     Unter  diese    Wesen  gehurt  a 
jene    Ceres,    die    mit   Poseidon,   mit  dem  Bio 
das  YVundeiTofs  Arion    erzeugt".       In    dieser    Umarm» 
wird  sie  zur  Zürnenden  (Liyntis),    und  das  Rufs  slei| 
hervor  aus  der  Tiefe   mit  mecrblaucr  Malme    (  PatisuT' 
Arcad.   VIII.  'i'l  $.  5.).     Also   zwei  Bosse  in  diesem 
fealgebteta :    das   veifse  Sonnenrofs  und  das  dunk 
Bofs  der  Tiel '..■  ;    ein  Gcgcnsata  ton   Farbe,    der  durch 
mehrere    IM\  tlu'i.l. reise    hindurchzieht,      und     von    de* 
Eicht-  und  Schattenseite  des  Jahres  auch   bisd 
du-  Volker  übergetragen  wird  ,    wie  die  hellen   und  d 
kelen   Eeute   auf  den  Denkmalen    des   Sesostrit    zeig 
Aihniichcs  habe   ich  oben   im  E  Th.  p.  34o.  471.    nach' 
gewiesen. 


S 

ireh 

5 


Die  tellurischen  Kräfte  und  Todesgottheiten  sind 
auch  Gottheiten  des  Schlafe«.  Das  ist  auch  Aesculaptut. 
Er  giebt  Schlaf  und  Ruhe   und  eben  dadurch   auch  Gc- 


4o3 

•untlheit  (Joh.  Lydus  p.  78.)-     Daher  auch   Ja»  Schlafen 
in  seinem  Tempel  zu  Epidatirus  (  iyxol^aic ,  ineubatio  ; 
•.  Sprengel   Gesch.   der  Medit  in  I.  p.   107  fT'.),     Das  m  ar 
ein  Heilschlaf,    durch  welrhcn   der  ärztliche  Sehlafgott 
die  Mittel   zur    Genesung    in   Träumen    dem   Leidenden 
1.      Viellricht   hirg    es  damit   zusammen,    dafs   die 
■i:icr  jenem  Heros  Alexanor,  dem  Knhel  Aesculaps, 
Sonnenuntergang     seine     Gaben     brachten 
ü'uisin.  II.  11.  §.  7.).     Es  bedarf  nach  dem  Bisherigen 
keiner  weiteren  Bemerkung  ,    d.\\\  jener  ALwen- 
«In  Alexanor,  w  ie  der  gute  Tag  Euamerion  ,   einzelne 
-ehalten  des  Grundwesens  Aosculapius  selber  sind, 
<lic  der  Griechenmvthus  genealogisch   Ton  dem  Stamme 
■^gesondert  hatte,     ursprünglich  also  in  Phönicien,  Ae- 
gipten  und  Saniolhrace  war  gewifs  jener  Esmuu-  Jasion, 
r  jener  alte    Asklepios,    selbst    Krug-    oder 
erggott,   und  auf  gcheininifsvolle  Weise  in  Hül- 
len  eingewickelt,    wie  man   überhaupt  jene  magi- 
Idole  der  Vorwelt  gestaltete.     Devon  liefert  obige 
Nachricht   des   Tansanias   über   den   Tempel   zu    Titane 
sprechenden  Beweis.  Dort  heifst  der  eingewickelte 
Gnft   ausdrücklich    Aosculapius.      Eben   so    spricht    die 
•iderc   Nachricht    vom   Aesculapius  dem    Knaben,    in 
ngestalt  gebildet.     Dergleichen  Pygmäenidole,   in. 
HuUen    eingewickelt,    liebte   also   die  Pelasgerreltgion. 
Üan  führte  sie  bei  sich,    und  schrieb  ihnen  mancherlei 
zu.     Ein  solches  zwergartiges  Gnadenbilt?  stellte, 
*ie  bemerht  ,    gewifs   ursprünglich  auch  den  höchsten 
Antgott   selber  dar.       Dessen   Kräfte  waren  im  Geiste 
»Itcn  Glaubens  Mieder   decomponirt ,    und  jede  für  sieh 
'erkö'rpert  worden.     So  bildete  sich  ein  Genienchor  um 
genealogisch   thcils   als  deine    Frauen,    theils    als 
luthtcr  und  Söhne  und  alsEuhel  gedacht:  Epione,  Lam- 
p^tia,    Hygiea,    Acgle,    PanaCC,    Jaso ,    Janiscon ,    Ma* 


4o4 

chaon,   Alexanor  and  jener  Euamerion,   Acesius  oder 
Telesphorus  6'). 

Mittlerweile  hatte  das  Griechische  Epos  Götterideale 
geschaffen ,  und  die  Kunst  arbeitete  ihm  nach.  Jeat  be- 
hauptete auch  in .  diesem  Kreise  Jas  Idealische  seine 
Rechte;  und  die  Aesculapiusstadt,  Epidaurus,  mufste 
sein  Bild  in  würdiger  Form  haben.  Der  Parier  Thrasy« 
medes  arbeitete  es  für  den  großen  Tempel  daselbst  ans 
Gold  und  Elfenbein ,  wie  Phidias  den  Zeus  zu  Olympia 
gebildet  hatte  ( Pausan.  Corinth.  27.  §.  3.).  Seitdem 
-ward  Juppiter6  Ideal,  etwas  abgestuft,  das  Musterbild 
aller' Aesculape.  Nun  widmete  der  grofse  Praxiteles 
diesem  Gotte  seine  Kräfte  ,  und  Cephissodorus  ,  dessen 
Bildsaule  des  Aesculap  Plinius  noch  in  Born  sah,  scheint 
das  Ideal  dieses  Gottes  vollendet  zu  haben.  Es  war  am 
so  mehr  zu  erwarten  ,  dafs  der  das  Schone  liebende 
Grieche  bei  der  Pelasgischen  Unbehttlflichheit  in  Dar- 
stellung des  Heilgottes  nicht  stehen  bleiben  wurde,  da 
er  ja  aus Phönicischer  Mythologie  schon  einen  schone0 
Aesculapius  kannte  70). 


(&)  In  einer  Stelle  des  Damascius  mscr.,  die  ich  zum  Cic«*0 
deN.D.  HI.  23.  p.  6t4.  initg-  theilt  habe  (man  verbess«** 
doit:  vuwiviov),  erscheint  Telesphorus  deutlich  schon  * 
seeundäre  Potenz  in  Vergleich  mit  dem  Aesculap.  Jes*^ 
wird  dort  bedürftiger  genannt  als  dieser.     Jener  fülle  i» 
aus,  und  ergänze  das  Geschäft  der  Heilung,  welche  do*5" 
eigentlich  das  Geschäft  des  Letzteren  sey.     Telesphor*^ 
ist  der  die  Genesung  vollendende  Genius. 

70)  Ueber  die  Ideale  des  Aesculap  bis  auf  den  Künstler  C*^ 
phissodorus  s.  Heyne  de  Auetorr,  formiu.  pag.  25.  um*-  * 
besonders  Quatremctv  de  ^uincy  le  Jupiter  Olymp,  f^ 
Sil  sqq.  und  dazu  pl.  Xjvlll ;  womit  man  noch  die  Aes""" 
culape  im  Musee  Napoleon  I.  pl.  46  -»  49.  und  des^- 
Dresdner  in  Beckers  Augisteuin  I.  nr.  16.  vergleiche. 


4o5 

Weil  aber  doch  die  AnrJaqlit  der  Altgläubigen,  die 
Sehnsucht  der  Kranken,  die  Dankbarkeit  der  Genese- 
nen .  zumal  bei  fortdauernder  YViiuderlicbe  unter  dem 
rolke  ,  das  bedeutsamere  und  geheimiiifsvoüere  Gna- 
lenbild  nicht  entbehren  wollte,  so  stellte  man  eine  Per- 
iönification  seiner  Eigenschaften,  einen  jener  Dämonen, 
neben  ihn  ,    in  uralter  ZwerggesUilt    und    in  mysteriöser 

Verhüllung,  Erfinden  «ich  mehrere  Beispiele ,  dafs  in 
den  Griechischen  Tempeln  neben  den  Ibidem  der 
neuen  Olympier  die  alten  bedeutenden  Svmbulc  aufge- 
stellt wurden.  .Alan  lese  nur  was  Pnusanias  (Messen.  32. 
init.1  von  der  Art  über  das  liierothysion  ,  einen  Tempel 
zu  Messene,  berichtet.  Jene  nuscrwä'hltc  Potenz  war 
•  Euamerion  zu  Titane,  der  zu  Epidaurus,  wenn 
I'ausanias  Recht  bat,  Acer,  ins,  und  zu  Pergamus  Te- 
le s  p  h  o  r  u  s  hiefs.  Darum  war  er  auch  Gott  und  ge- 
nnfs  göttliche  Ehre.  Unter  diesem  letzten  (tarnen  ist  er 
in  der  Kunstsprache  verewigt ,  und  10  steht  er  auf  Mün- 
zen und  Gemmen  bald  allein,  welches  wohl  zu  bemer- 
ken ist,  bald  neben  Acsculapius  .  dem  Abbilde  Juppiters, 
dem  bärtigen,  schön  -  kräftigen  Henne  mit  dem  Sehlan- 
genstabe,  bald  neben  Hygiea,  bald,  wiewohl  seltener, 
neben   beiden    7I).      Seine    Knabengestalt  und   Kleidung 


7t)  S.  Zorn  de  Tedesphnro,  in  numls,  ?emmis  et  inscriptio- 
nibus  vetermn,  in  den  Mitetllen,  Groning.  II.  2.  p.  201. 
Leber  den  Ttlrsphurus  auf  Mfinzen  v*n  Nicaa  iti  Hiiliy- 
nien  ,  wie  auf  denen  von  Pe vgamus  in  Myaten,  i^t  Rckhel 
D.  N.  V.  D.  p.  425  und  46S.  nachzulesen.  Die  Inschrif- 
ten reden  ausdrücklich  von  rinem  -«';  T**se$i%o$.  Schla- 
ger de  Diis  serValoribua  nr.  J3.  und  Cuper  in  der  Apo* 
rheoais Homeri  p.  l4S.  haben- Abbildungen  davon  gegeben, 
aber  die  Charaktere   der    Schritt    sind    null  serlich. 

upera.  a,  O.  sieh t  man  auch  eine  Mün*e  von  Pn-gamu» 
mit  dem  Tclesphorus,  im  Eingang  eines  Tempels, 


4o6 


machen  ihn  auf  den  ersten  Blick   kenntlich.     Es  ist  ci 
hurzer  Mantel  mit  einer  daran  befestigten  und  den  Ko 
bedeckenden  Mütze  oder  Haputze.       Letzlere   hiefs    im 
Lateinischen  cucullus  und  der  Gallische  Ilaputzeumant 
•wohl  auch  bardocucullus.      Ks  ist  nicht  auszusagen  ,  w 
über  diesen  Teles»phorus  und  über  seine  Amtstracht  r 
hlofsen    Münzliebh^hern     und    At-rzten   gedacht  und   ge- 
schrieben  ist.     Man  l'.ann    Alles  in  der  Kürze  Lei  Zum 
{[>.  bo3  &<]*].)  beisammen   linden.      Begriff  und    Bildwcik 
gehören,    wie  bemerkt«  dem  allen   Felasgerdienslc   an, 
der   Lei  den  überlieferten  Begriffen  und  Bildern  stehen 
blieb.     Aus  dem  alten  Zvverggotte ,  in  magische  Schleier 
und  Binden   gesichelt,   v»ar  dieser  kleine  Begleiter  des 
Aesculapius  geworden  ,   und  so  wurde  die  ursprüngliche 
Verhüllung  in  eine  Amtstracht  Von  Kapulzenmanttd  um- 
gebildet.     Begriffe   von    Kranhcuhleid  ,    von   ärztliche 
Mautcl    mochten    dazwischen    getreten    seyn.       Das   Ur- 
sprüngliche  war  jenes  uqtßfyvov ^    jener  Schleier    un 
jene  Binde  von  Samothracc.     Der  dort  einweihend 
Gott  undDiencr  wer  auch  H  e  i  1  g  o  l 1  un d  A  r  z  t ,  Mar 
Jasion  und  Telesphurus. 

Allenthalben  ,  wo  nun  die  Ashlrpiäden  in  den  Tem- 
peln ihres  Vaters  und  Lehrers  lehrten  oder  heilten,  zu 
llegalopolis  ,  Cyrene»  Sicyon ,  Smyrna ,  Cos,  Perga- 
mos,  Epidaurus  ,  Nicaa  u.  s.  w. ,  wurden  nun  jener  As- 
hlepios  und  seine  guten  Geister  \orzugsweise  als  die 
Heilgötter,  &*oi  e«Hricpt{,  S4tf  den  Votivtafeln  ,  auf  In- 
schriften, Münzen  und  Gemmen  (s,  Zorn  pag.  21 1.)  g< 
nannt  und  verherrlicht.  Dort  pflanzten  &ich  ,  neben 
dem  gesanftigten  Juppiler- Aesculapius  ,  auch  noch  im- 
mer Spuren  des  Altertümlichen  fort  '-).     Ganz  gewifs 


72)  Ucbcr  die  Darstellungen  des  Aesculjpius  auf  alten  Denk- 


407 

-waren  also  noch  immer  Erinnertingen  an  die  Heilgotter 
AegypteiiR  erhalten  ,  und  Zorn  (pag.  206.)  hat  «ehr  Un- 
recht,  wenn  er  es  ganz  anstatt  halt  Jindct,  dafs  Schulze 
leim  Tciesphorus  an  den  alten  llarpncratcs  gedacht. 
Aesculapius  Killt  mit  dem  liarpücratcs  eben  so  wohl  zu- 
sammen ,  als  jener  Herakles.  Alle  diuse  Wesen  standen 
in  dieser  Beziehung  unter  der  Obhut  und  Leitung  de» 
Vulcanus ,  als  dessen  Emanationen  in  erster  oder  zwei- 
ler Ordnung.  Du  von  hatten  die  Heraklcen  selbst  noch 
Spuren  erhalten,  z.  1),  in  dem  Mythus,  dafs  Herakles 
t  vom  Hcphästos  durch  die  warmen  Ouellen  bei  Pylä 
( 1  he»  uiopylä)  sey  erquickt  worden,  wie  Ibycus  gedichtet 
hatte.  Nach  l'isander  war  Aihene,  die  Fcuergöttin  ,  die 
Gmbcrin  gewesen  (Scholiast.  Aristophan.  iNub.  vs.  »047. 
▼s.  iu'5o  Herrn.).  Das  waren  die  Kessel,  wie  man  sie 
dort  den  Beisenden  nannte  (Herodot.  VII.  176)  — 
WuUungen  der  guten  Cutter  in  der  Erde.  Dergleichen 
sind  auch  Aesculapius  und  die  Ashlcpiaden  ,  sie  sind 
Geber  und  Verwalter  aller  Mischgctafsc  und  Gnaden- 
guter  (k$><xtjj$hdv  r.rti  ^moj  Aristid.  Orat.  in  Ascle- 
piad.  pag.  8z.  pag.  46  Jebb.).  Das  bangt  wieder,  wie 
bemerkt  ,  mit  der  Vorstellung  von  dem  winterlichen. 
Leben  der  Erde  zusammen.  Der  Wintergott  H.irpucra- 
tes  ist  ja  die  hieine  Sonne,  oder  das  Sonnchen,  wie 
die  America nischen  Wilden  die  Wrintersonne  noch  jeet 
nennen,  und  eben  kein  anderer  als  der  kleine  Tcles- 
pborus  (  vergl.  I.  Th.  pag.  277.).  Ob  nun  letzterer 
auch  als  ach  w  eige  nde  r  Gott,  mit  den  Fingerspitzen 
der  rechten  Hand  auf  dem  Munde,  abgebildet  wor- 
den sey  ,    will  ich  nicht  untersuchen.      Der  gelehrte   Ui- 


roälcrn  s.  Vinck  Amoenit.  philo!,  medio.  p.  26.  vergl. 
J.  C.  G.  Ackermann  in  ünJJingcrs  neuem  Maga- 
zin fllr  Aerzte  I.  p.  2'.»  t. 


4o8  * 

chard  Mead  (in  seiner  Abhandlang  de  namis  Smvrnaeii 
in  Medicorum  honorem  percussis,  Lond.  1794«)  hat  dort 
eine  Gedächtnifsmünze  auf  einen  Arzt  Zeuxis,  aas  der 
Schule  des  Herophilus,  bekannt  gemacht,  die  den  Aei- 
culapius  mit  jenem  mimischen  Gest  darstellt.  Hier  liegt 
die  Vorschrift  der  Verschwiegenheit  in  dem  bekannte« 
Eide  des  Hippocrates  natürlich  näher ,  als  der  Ge- 
danke an  Harpocrates,  wenn  auch  die  alten  Tempelscholca 
der  Asklcpiaden  dergleichen  Vorschriften  und  symbo- 
lische Züge  mit  früherer  Mvstcrienlehrc ,  wovon  sie  tu* 
gegangen  Maren,  in  Verbindung  setzen  mochten. 

Auch  im  allgemeinen  Volksglauben  der  Griechen 
waren  die  ältesten  Aerzte  eben  jene  begeisterten  Seher. 
Der  Gott,  der  ihnen   die  Augen  in  die  Zukunft  offfit, 
leitet  ihren  Blick    auch   auf  die  Heilkräuter  ;    und  das 
Ohr,    für  Harmonie   der  Töne  empfänglich,    wie    die 
Hand,  die  das  Saitenspiel  hervorruft,  waren  wesentliche 
Eigenschaften  des  Heilkünstlers.     Daher  ist  auch  Chiron 
des  Asklepios  Lehrer  (  Apollodor.  III.  10.  3.).     Das  hö- 
here Dogma  knüpfte  vermuthiieh  daran  eine  andere  Ge- 
dankenreihe, wenn  wir  uns  der  alten  Lichlthcorie  erin- 
nern und  der  Bedeutung  der  Lyra  darin,  und  wie  Ilithyia 
dem Aesculapius,  Apollo'sSohn,  in  Tempeln  nahesteht. 
Alte  kosmische  Begriffe ,    die  auf  den  Sohn  des  grofsen 
"Weltgeistes  Axiuri  gar  wohl  übergetragen  werden  konn- 
ten ;   denn  in  diesem  Sinne  des  Weltsystems  ward 
gewifs   auch  Esmun  -  Asklepios  gedacht.    Dies  konnte 
den  Maler  Pausias  veranlassen,  zuEpidaurus,  am  Wohn- 
orte des  Asklepios,   den  Eros  zu  bilden,   wie  er  nach 
abgeschossenem  Pfeile    statt   des  Bogens  die  Leier  er- 
greift;   es    konnte    mitveranlassendcr    Umstand    seyn, 
dafs  der  Arzl  Eryximachus  den  Eros  zum  Gott  der  Heil- 
kunde macht,    und  in  dieser  Beziehung  Bogen  und  Lvra 
nennt  (s.  oben  II.  pag.  194.  198).    Endlich  konnte  die 


4°9 

Leier  am  Himmel,  die  nach  Varro  gegen  den  ersten  No- 
nber  mit  «1er  Sonne  aufgellt  (Job.  Lvdus  de  mens«. 
p.  ic3.)  ,  einen  Grund  enthalten,  dafs  die  (»riechen  den 
Gott  der  herbstlichen  Zeichen,  Aesculapius,  mit  dem 
Inhaber  der  Lyra  *  Apollo,  in  Verbindung  setzten,  und 
ihm  selbst  vielleicht  die  Kunde  des  Saitenspiels  beüeg- 
i.  Ohne  dabei  langer  zu  verweilen,  will  ich  nur  noch 
•feige  \  m  Stellungen  des  Volksglauben!  dicker  Sphäre 
berühren.  Der  Gesang  hatte  auch  seine  heilende  Kraft. 
Im  Homerus  leisen  mir  ths  Beschwörungslied,  wodurch 
das  Blut  der  Wunde  gestillt  wird.  Besprechungen  und 
Beschwörungen  {irtnotSai)  waren  ein  groTser  Theil  der 
alten  Ileillumde,  wie  wir  aus  Pindarus  (Pyth.  III.  qi.  <)?..) 
und  andern  Dichtern  lernen.  Besonders  aus  dem  Pro- 
metheus des  Aeschylus  bann  man  sich  die  Begriffe  von 
alter  Heilkunde  verdeutlichen  (vei -gl.  B.  B.  vs.  .jfto.  und 
daselbst  die  Ausleger).  Auch  die  Sagen  vom  alten 
ler  Epimcnidcs  und  dessen  Berufung  nach  Athen, 
■wie  die  unter  seinem  Namen  angeführten  Lieder,  geboren 
hierher,  ferner  die  Titel  Orphischcr  Gedichte  und  einige 
Znge  in  dem  Orphischcn  Argonauten,  nebst  dem  Poem 
von  den  Steinen  u.dgl.  Per  Arzt  und  Sänger  war  auch 
Todtcnhcschuürer.  Durch  diesen  Glauben  motivirtc  der 
Mythus  des  Asblepios  Schiclisnl.  Er  la'fst  ihn  vom  Zeus 
mit  dem  Blitz  erschlngen,  weil  er  sogar  Todte  erweckte. 
Das  hatte  auch  der  Seher  Polyidns  gethan,  und  die  Er- 
weckuug  des  Glaucus  ,  Minos  Sohn,  ward  bald  diesem, 
bald  dem  Asblepios  zugeschrieben.  Alan  Wulste  eine 
ganze  Beibe  Todtcncrwcchungen  des  Asblepios  zu  nen- 
nen. Die  letzte  war,  nach  Eratosthenes  (Cataster.  o.), 
die  des  Hippoljtus,  des  Iheseus  Sohn,  der  nachher 
in  einem  neuen  fdeenh reise  Symbol  der  Uusterb- 
lichl.eit  ward  (Hygin.  fab.  49»  und  daselbst  Munchcr  und 
iao  Siaveren).     Bei  jener  Erweckuug   nannte  man  das 


4  io 


Wundeihrant  ßd\t<;  als  da*  Mittel .     Eine  Schlängelnd 


iden 


ndt 


eck 


Davon 

wufsten    auch  die  Lydier   zu   erzählen»  die  den  groben 
Aaklepios  auf  ihren  Münzen  führten.      Heilkrauter  wur- 
den überhaupt   von    den  Heilschlangen   aufgespürt 
die  Schlange    Agathodämon    war   der  Asklepindcn  erMi 
I  •  Iwerin  (s.  Xanthus  in  den  Fragmin,  bist,  gr.  antirjuiii 

Iias   Volk,     allenthalben    unfähig    Maafs    zu  hallen, 
kuldi  ;te  mm  den  Schlangen  ,    zumal  bei  dem    überhaupt 
Lüul'^en  und  auch  durch  Bacchisehe  Weihen  verbreite- 
ten Scklangcndienste.  Die  Beschwörer  wurden  nun  auch 
Schinngenträger,    und  ao  fand  dieses  Schematiche  Gc« 
schlecht   unter  den  Yordcrasiaten  und  Griechen 
Eingang«      Ucberhaupt  verknüpfte  sich  mit  dem  Acscu» 
lapiusdienste   ein  Haupttheil  des  grnfsen   magisch» 
fciefi.      Die   Batylien ,    die    sternhräftigen 
und    die  geweihelen   Binden   von    Samuthrace    her,  der 
fiulu   nitliciis*  7.xx  Canobua  und  anderwärts  wurden  fomalt» 
gesinnten  Volksglauben  festgehalten,  und,  wie  es  zu  geteba» 
hcnpilegt,  in  guter  und  böser  Gesinnung  empfohlen  und 
überliefert.     Dergleichen  Fanatismus    schwärrate  d 
lieh  auch  um  die  Tempel   von  Epidaurus  und  P»i 
^  üii  dorther,    wie    aus  Canobua,    wurden    wohl   xa 
jene  Amulete  gegen  Krankheiten  gebracht,  wie  z.B. 
ehe  Abracadabra  gegen  das  hemiti  itaeum,  das  d 
pelle  dreitägige  Fieber  (Serenus  Samonicus  de  Ifftü 
cap.  5?,.  und  daselbst  Ackermann  p.  i5o.),    und  iknti 
Hinge,   die  der  für  fremden  Aberglauben  so  empfangl 
Iromer  späterhin  nur  allzu  begierig  ergriff.     Ji./.t  wa 

Afseiilapius    und  sein  verhüllter   J  e)e>phorns  oft  bl«  l»c 

_  j 
Mittel  und  Werkzeuge    in  den  Händen   der  Adepten  uP* 

(..tul'.Icr.      l'as  Bild    des   gchcimnifsvollen    Zwerggolt*"5 

waid  zu    wahrsagerischen  Künsten  gebraucht,    und  c1 


4u 

ward  Batichredner  (lyyaar^-ut.^o^,  wir  Suidas  in  rtltarp. 
anführt).  Invocationen  und  Eecannmantie ,  Becber- 
wuln  sagung ,  mochte  je/t  unter  manchen  Asldeptaden 
vorzüglich  ausgeübt  werden;  und  so  konnte  es  dann 
kommen,  dafs  der  heilige  Seher  in  der  Apocalvpse  un- 
ter deu  sieben  Gemeinden  Asiens  gerade  auf  Pergam»is 
den  heiter- trüben  Blich  wirft,  weil  seine  Christen  an 
diesem  Orte  standhaft  geblieben ,  wo  doch  der  Thron  des 
Satanas  aufgeschlagen  seye  (Apocal.  II.  i3);  in  welchen 
Worten  einige  Ausleger,  vielleicht  allzu  speciell ,  eine 
Anspielung  auf  den  Telesphorus  haben  finden  wollen. 
iJen  magischen  Fanatismus  und  den  Bilderdienst  der 
I'ergamener  bezeichnen  sie  gewif* ,  und  folglich  auch. 
diese  Ashlepischen  Religionen. 

So  schieden  sich  zu  allen  Zeiten,  unter  den  kräf- 
tigen Pelas^ern  des  alten  Samolhrace,  wie  unter  den 
entarteten  Bewohnern  des  spateren  Bums  und  Pergamus, 
die  Binder  des  Fleisches  von  den  Geistlichgesinnten. 
Gleichwie  das  graue  Alterthum  schon  an  magischen  Pn- 
u-'i/en  und  Idolen  und  Atnuletcn  hing,  während  der 
bessere  Mensch  in  Sainnthrace  .sittliche  Aufrichtung  fand, 
s<i  pÜanztcn  auch  im  Zeitalter  entarteter  Cultur  sich  die 
höheren  Vorstellungen  fort.  Nach  diesen  ward  auch  das 
Religiösere  und  Sittlichere  mit  der  Idee  des  allen  Htil- 
goltes  verbunden.  Wie  alle  jene  vom  Himmel  heran- 
gekommenen Gülter  als  gute  Machte  auch  die  Seele 
wieder  von  der  Erde  erlüseu,  so  waren  gewifs  auch  in 
diesem  Siune  der  alte  Jasion  und  der  grofse  Acscula- 
pius  gedacht;  und  deswegen  hatte  also  der  Erklärer 
des  Serenus  (Achermann  a.  a.  O.  p.  a.)  die  von  den  mei- 
sten Handschriften  bestätigte  Lesart  ,  wonach  Aescula- 
piu»  die  Seelen  aus  den  Gräbern  in  den  Himmel  zurück- 
führt, zu  verwerfen  ni<  ht  nüthig  gehabt.  Diese  Vor- 
stellung ist  heinem  der  grofsen  ftaturgöttcr  fremd.     Es 


4  12 

ist  dieselbe  Idee ,    die  ich   nnten    bei  der  Bacchischen 
Lehre  bestimmt  nachweisen  werde. 


§.     10. 

Aach  in  die  menschliche  Geschichte  tritt  Aesculapiut 
ein,  wie  Herakles.  Schon  sein  grofscr  Vater  Sydyk  , 
Sedok  ,  scheint  alten  Königen  ron  Vorderasien  den  Na- 
men gegeben  zu  haben.  Wenigstens  lesen  wir  im  Euch 
Josua  von  einem  Adoni-Scdck,  König  zn  Jerusalem. 
Der  Sohn  Acsculapius  wird  als  Tosort  hrus  in  der 
dritten  I.hnastie  Aegyptischer  Könige  beim  Synccllus 
(p.  5$.  c.)  ,  und  zwar  unter  den  Memphitern  ,  unmittel- 
bar nach  Menes  eingeführt  Ihm  wird  in  den  dort  er- 
zählten Sagen  die  Erfindung  der  Arzneihunde,  der 
Schrcihehunst  und  anderer  hohen  Wissenschaften  bei* 
gelegt,  die  andere  Mythen  dein  Thul-Hermes  zuschrei- 
ben. Mit  diesem  letzteren  führt  er  auch  in  einigen  Bü- 
chern des  sogenannten  Hermes  Trismcgistus  philosophi- 
srhe  Gespräche.  In  dieser  hitloi  isirenden  Ansicht  ist 
stin  chronologisches  Vcrhältr.ifs  zum  Griechischen  \is- 
enltpitil  ohngefahr  wie  das  des  Sem  zum  Ilerahles.  Der 
Asklepius  der  Hellenen  ist  tausend  Jahre  jünger  (  Mar- 
shom  Canon  Chrnn.  p.  43.).  Auch  unter  den  Griechen 
spielen  in  den  Iletdengeschlechtern  diese  Heiln.imen 
Jmt.  Der  Anführer  des  Argunautcnchors  snllte  nun 
auch  Tom  Lehrer  der  Heilkunde  Chiron,  eben  dieser 
Lehre  wegen,  Jason  benannt  worden  seyn  (Pindar, 
Pyth.  IV.  311.  ibiq.  Scholiast.) ;  und  wenn  auch 
JSame  des  vergötterten  Lieblings  der  Ceres  vom  Her 
bringen  des  Saatenrcichthums  (ii;n>)  hergeleitet 
de    ♦•<) ,    so    fielen    doch    die  Grundbegriffe    zusammen, 


ndar. 
der 

rnen. 


7J/  Aus  seiner  Umarmung  mit  Ceres  geht  hervor  der  Riich- 
thuiu  ,   L'luius.    Dieser  ist ,  wie  dei  Vater  Jstiofl ,  ein 


4.5 

an    et   eben    die    Ceres   Cabiria    ist ,     welche    auch    die 

Mirilpflau/.cn    hervorbringt  ,     und   da    auch    d,<    Wort 

lj;t**,  im  Begriff  des  Lüsens  ,  des  Jessens  und  Linderns, 

dem   Arzte   und  seinem  Geschälte  iiuan;)    ursprünglich 

den  Namen  gegeben  hat  (Foesij  Oeconom.  Hippocrat.  in 

luch  von   der    Bezeichnung  des   chirurgi- 

tchen  Geschalt»  (äxtloSou,  Lennep.  Etymolog,  n.  69,) 

bildete    man  nun  Geschlechtsnamen.      Der  grul'se  Vater 

de*  Atklepios  ivar  ja  der  Arzt  I'äan  (Ilouai).     Dasselbe 

sollte  der  Name  'AxeVio?  sagen  ,  unter  welchem  man  den 

Apollo  ku  Llis  verehrte  (1'ausan.   V  1    24,).       So  redeten 

die  Phrygicr  Hellenischer  Zunye ;  die  alten  Attihcr  sag- 


Heiland,   denn  der  Reichthum  heilet,   stillet  alle  Noth 

,  aigt  dal  Schul,  r.iladii.  zu 
Ody^s.  V.  123.  (v.  meine  Meletenun.  I.  y>.öi.\  - 
her  wird  auch  die  Kleusinische  Ceres  in  einem  Orphj- 
sehen  Gebete  I  lymn.  XL.  20.)  einmal  um  Reichthum, 
sodann  um  Gesundheit  gtbeien.  Und  hiermit  hängt 
nun  juch  der  Begriff  der  guten  Götter  (  i*ts]  dy^L'ci }  dii 
boni)  zusammen.  Nämlich  die  utlurischen  Götter  sind 
gute  Götter,  einmal  in  so  fern  sie  die  guten  Gaben 
(Nahrung  geben  ;  Sudann  aber  auch  ,  in  so  fern  sie  an« 
Hefe  O  ra  kel  senden  ,  R  a  t  h  ertheiieu  ;  endlich  hl 
So  fern  bin  uns  von  den  Händen  des  Leibes  erlds<  n  und 
zur  Rübe  bringen!  In  diesem  Sinne  belfisi  der  "AS*;  bei 
PIjio  (, Phado  pag.  40  WyOenb.)  ein  ^uttr  Gott,  dyaSls 
S.  Cicero  de  N.  D.  III.  21.  p.  671.  wo  ich  p.  673. 
noch  einige  Hinweisungen  gegeben  habe  ,  auf  Wytten» 
tisch  zur  Platonischen  Strfle  p.  S06.  und  auf  meine  Me< 
Internate  I.  pag.  US.  Sodann  lese  man  noch  den  Diony- 
sus  pag.  214.  iU.  nach.  Der  Leser  vergleiche  auch  das 
oben  ilic   Dorische   Fragment    eines    Orphikvrs, 

der  den  Aesotl.ip  preiset  (ap.  Stob.  Eclogg.  I.  p.6s  Hee- 
ren.). Man  sieht  aus  dem  eben  Bemerkten  ,  dals  dieser 
Gott  Glück  u  11  d  R e.  i  c  h  r  h  u m  Verleiher  heifaen 
kann,  und  mithin  diese  Lesart  «unstreitig  die  wahre  i»t. 


4»4 


und 


! 


ten  dafür  vom  Arzte  'A*4Vt<op,  und  so  heifst  auch  ?)ii 
bu»  bei«  Ltiripides  (Schol.  minor,  in  Iliad.  \\ 
Nun  kommt  der  Name  Acestor  in  den  neiden  — 
▼or;  auch  die  Athnrer  hatten  unter  ihren  Archo 
■toridrn.  Lauter  Namengedächtnisse  der  alten  1 
ui.d  ihrer  göttlichen  Kinder  und  Kunsterhen.  ?s  »her  er- 
innerte der  Mythus  tüid  Philoctetcs  und  d.  Ace« 
sia.  als  eines  T heil»  von  Leninoi,  a:.  das  erste  Yntc 
lond  der  Peiasgischen  Heilgottheiten. 

Bekanntlich  hatten  die  Romer  im  Jahr  drrSl 
zur  Rettung  von  einer  Seuche  durch  eine  feierliche 
•andt -»ehalt  die  YYundei schlänge  von  Epidauru»  »Miol 
lassen.  Inier  dem  Bude  des  Gottes ,  das  einst  doi 
symedos  verfertigt,  sollte  sie  hervorgehrochen  seyn, 
auf  der  Tiberinsel,    -wo   jezt   die   Kirche   S.  Bart« 
steht»  hatte  sie  sich  im  Schilfe  versteckt.     Dort  »ar 
Gottes  Tempel    gebaut    (  Yaier.  Max.  I.  8.  o.),   und 
vollendetere  Bild   des  Gottes   von  Cephissodoms 
mar  ebenfalls  den  Römern  zu  'I  heil  g  .norden. 

Auch  sie  «tollten  ihre   Heil  man  ner  h 
nigsten«  scheinen  dahin  die  Acilier  zu  gehoi»". 
lieh  auf  Münzen  der  Gens  Acuta  erscheint  eint' 
mit  Lorbeer  bekränzte  Kopf  der  Salus,   andreren* 
weibliche  Figur,   eine  Schlange  in  der  rechten  i 
tend  ,  die  linke  »n  eine  Säule  gelehnt;    darunter  die 
schritt:  M.  Acilius.  lllvir,  Yaletu.  Dies  hat  verschied« 
Erklärungen  veranlafst.      Nach   der   einen   sollte    Äfcfr 
Acilius  triumvir  valetudinis  tuendae  ,    also  Mitglied  ein' 
Meeücinalcollegiums    von   drei    Personen    gewesen   so)0- 
Da  aber   kein  alter  Schriftsteller    ein  solches  Col 
kennt,  so  dachte  Beinesius  an  die   bekannten  triunn 
monctales,    Ilavercamp  au  die  triumviri    sacris  aedil 
reficiendis,  so  dals  also  dieser  Acilius  seine  Bwi  • 
um  den  Tempel  der  Salus  im  Andenken  erhalten 


Bai 


4i5 

Nachher  hat  dieser  Gelehrte  seine  Meinung  seihst  be- 
richtigt. Auch  kommen  noch  unter  dem  Kaiser  Claudius 
Münzen  ror,  worauf  die  Yaletndo  oder  Salus,  welche 
nach  Römischer  Sprache  und  bestimmt  auf  Münzen  syno- 
nym sind,  mit  den  Worten  M.  Acil.  II  vir,  \vr.  Uuler 
diesen  Umstanden  nehmen  O  r*  int,  VaiJlftirt  und  Kchhel 
D.N.  V.  V.  p.  inj.  eine  Namenallegorie  an  ,  -wonach  die 
Acilier  durch  jene  Valetudo  oder  H;.  gieß  auf  die  Aeho- 
Iichht-it  ihres  Namens  mit  dem  Griechischen  dcttfopai  nn- 
gespiell  hätten.     Freilieh   von    uxtu  vi    An 

(Acesii)  sich  ableiten  lassen  und  keine  Al  ilie»  (Acüii). 
Aber,  lä'fst  sich  antworten,  wo  es  auf  göttliche  Vei  herr- 
lichung  alter  Geschlechter  abgesehen  war,  worden  selbst 
c  Hindernisse  nicht  berücksichtigt.  Halten  z.  B. 
doch  jene  Fabier,  die  wir  oben  ihr  Geschlecht  an  den 
Hercules  anknüpfen  sahen  ,  Ten  ganz  etwas  Andcrm  ihren 
men,  vom  glücklichen  Anbau  der  Bohnen  (l'abae), 
wi«  die  Lentnler  von  den  Linsen,  nach  Plinius  (II.  N. 
XVIII.  3.).  Derselbe  Schriftsteller  giebt  jedoch  eine  an- 
dere Spur  des  Ursprungs  jener  Valetudo  oder  Hygiea 
auf  den  Münzen  des  Acilischcn  Geschlechts  :  Es  war  näm- 
lich ,  ersaklt  er  (XXIX.  6.  p.  4<)5  cd.  Haid.),  dem  ersten 
Griechischen  Arzt  Archagathus,  der  aus  dem  Peloponnes 
im  Jahr  der  Stadt  535.  nach  Rom  kam  ,  von  Siaatswegen 
auf  dem  Acilischcn  Scheidewege  (in  compito  Aciho) 
eine  Bude  eingeräumt  worden.  Vielleicht  also  führten 
deswegen  die  Acilier  seitdem  auf  ihren  Münzen  bald 
den  Aesculapins,  bald  die  Hygiea  oder  Valetudo  (Mo- 
ii/lli  bei  Spanheim  de  Us.  et  Pr.  INum.  II.  p.  i5.  und  Ha- 
rercamp  ad  Morelli  Thesaur.  p.  2  sq.  p.  637  sqq.).  Im- 
mer bleiben  jedoch,  auch  nach  dieser  letzten,  wahr- 
scheinlichsten Deutung,  Heil  mann  er  im  alten  Rom, 
d.  h.  Mitglieder  eines  Geschlechts,  da»  durch  Fortpflan- 
zung   Ton  Symbolen  dieser  llcilgottheitea  bemüht  war, 


4«6 

•ich  auf  unmittelbare  Weite  an  sie  anzuschließen ,  und 
unter  ihren  näheren  Schutz  zu  stellen.  Also  auch  hier 
•wieder  dasselbe  Bestreben  des  ganzen  Allerthums,  du 
Menschliche  historisch  ins  Gottliche  hinaufzu rücken. 

Ich  habe  auf  der  Tafel  V.  nr.  9.  eine  Münzseite  mit 
dem  Aesculapius  und  Telesphorus  mit  einem  sphärisches 
Gcfäfs ,  oder  einer  Kugel  neben  ersterem ,  nach  Eckhel 
copiren  lassen  (  vergl.  die  Erklärung  p.  19.).  Auf  der- 
selben Tafel  V.  nr.  11.  ist,  nach  Havercamp,  yon  einer 
Münze  im  Cabinet  der  Konigin  Christina ,  die  Seite  gege- 
ben ,  die  einen  Duumvir  Acilius  neben  der  Hjgiea  aeigt 
(vergl.  die  Erklärung  p.  3i). 


4'7 


Siebentes    Capitel. 

HÖHERES  und  HESIODES. 

Hesiodeisehe  1  heogonie.  VcrhallDtf*  des  Homerus 
und  nesiodlifi  zur  Religion  ihrer  Allvüier 
und  /u  der  ihrer  Zeilgenos^eo.  Kurze  E  eh  er- 
sieht der  Homerischen  Seelen-  und  (jülKr- 
lenre. 


§.    i. 

Einleitung. 

fjeber  jenen  heiligen  Oeriern  der  Pelasger  wölbte  «ich 
gleichsam  ein  dämmernder  Himmel,  aus  dessen  blauer 
Höhe  die  Sierngri'npcn  der  nltcn  Gottheiten  hervor- 
traten, in  wechselnder  Zahl  und  Verbindung  .  in  schwim- 
menden ,  unbestimmten  Umrissen,  vitlfultig  sich  auf- 
lösend i"  einander  und  endlich  zurückkehrend  BO  dem 
Grund  wesen  |  ans  dem  sie  alle  geJlussen.  Mit  dem  Ma- 
ren Epos  wird  in  Griechischer  Religion  selbst  Alle» 
hlarer  und  entschiedener.  Die  Gottheiten  bekommen 
ihre  Ehten  und  Aemter,  und  so  sind  die  lullen  Olym- 
pier kenntlich  und  bleibend  gesunden  und  geblattet.  — • 
Hesiodus,  bemerkten  wir  schon  oben,  bildet  den  Ueber- 
gang.  Obwohl  er  spater  gesangen  als  Bomorfll ,  so 
schliefst  er  sich  doch  in  Vielem  nieder  mehr  der  alten 
Allegniie  und  Symbolik  an,  und  entkleidet  die  Theo» 
xn)lhie.  weniger  als  dieser  ihrer  ursprünglichen  Bc.de.uA- 

iL  27 


4>8 

samketr.  Sein  Ycrhältnifs  zum  Homerus,  so  wie  zu  den 
Andern,  dert-n  Werke  oder  Fragmente  als  Quellen  Hel- 
lenischer Religion  gelten,  «erden  wir,  nachdem  wir 
toi  ber  einige  H  a  u  p  t  s  ;i !  /.  e  aus  der  'l'hcogotiic  dar. 
gelegt  und  erläutert  höhen,  folgen  lassen ,  woran  sich 
dann  die  Erörterung  d*«s  Svstems  der  Griechi- 
schen Teoipclgüller  anreiben  mag. 

5.    =. 

Hosindeische  Theogonie    *). 

Als  die  Gt  tinclwesen  treten  hei  Hrsiodtis  auf: 
Chaos,  Erde,  Tartarus  und  Eros.  Die  Urkunde 
selbst  sagt  vs.  1 16  fl. : 

Sit  he  ,  vor  Allein  zuerst  ward  Chaos  j  aber  nach  diesem 
\\  aid    die   gebixitete   Lid'    tia    ti.iurtiiilir  Shz  den    ge* 

stimmten 


1)  Je  kurzer  ich  mich  hierbei  fassen  mute,  um  so  mehr  wiJj 
ich  für  diejenigen ,  welche  sich  mit  den  verschiede- 
nen Voi  btfllung>>ji  i<  n  in  diesem  Krtise  bekannt  mi- 
dien wollen,  im  Allgemeinen  auf  die  Abhandlungen 
von  de  b  Barre  in  den  Memoins  de  l'Acadcmie  de»  In- 
sei i[*it  T.XV1.  (deutsch  im  ersten  Bande  der  vonHeyne 
veranstalteten  AbhandH.  und  Auszüge,  Leipzig  17S1.  pag. 
169  IT.),  auf  die  gleichaitigen  von  fauchet  (  Memoir.  de 
TAc.  des  Imcr.  T.  XXXIV  »,  auf  Zoega's  sechste  Ab» 
hiOdltlDI  in  dtr  von  YV<  kker  herausgegebenen  S#UUB> 
lunif  p.<g  105  ft'.  ,  Hilf  dit-  er^le  dm  Hesiodus  betreffende 
Abiheibuis;  von  Sichler*  KcdBDUS  und  auf  Hermanns  Brief 
an  mich  \  Ubei  d.i.s  Weceu  und  die  Behandlung  der  My» 
thulojjie,  Leipzig  !8l9.;  verwiesen  haben  L)ip  llernun- 
nlschen  und  meine  eigenen  Deutungs  versuche  bilden  die 
Grundidee,  und  mögen  friedlieh  mit  einander  abwechseln. 
Wiederholte  kritische  Erorteiungen  über  d;is  Ganze  die- 
ser dunkelet!  Urkunde  müssen  einer  andern  Zeit  vorbe- 
halten bleiben. 


4  »9 

Ewigen  ,   welche    bewohnen  die   IK.lwi   des   beschneiten 

Olynipnft , 
Tartaros  Graun  auch  im  Schonfse  des  weit  umwanderlen 

Erdreichs , 
Eros  zugleich,  der,    geschmückt  vor   den  Ewigen    allen 

mit  Schönheit , 
Sanft  auflösend,  den  Menschen  gesamt  und  den    ewigen 

(ȟiiern 
Blindiget    tief    im    Busen    den    Geist    und    hedachtsamen 

Rathschlufs  2). 

Ich  will  versuchen  ,  »las  Ycrhältnifs  dieser  vier  Princi- 
pien  zu  einander,  so  wie  der  aus  diesen  Priecfpicn  ab- 
geleiteten ,  nach  dem,  was  ich  weil  läuft  ige  r  und  mit 
Berücksichtigung;  von  Hermanns  Dbtscrtatio  de  Mytho- 
logia  Graecorutix  Dntiquissima  (Lipsiae  1817.)  in  Jen  von 
II.  rmsnn  und  mir  herausgegebenen  Briefen  über  Ho- 
merus  und  Hesiodus  (Heidelberg  1818.)  bemerkt  habt?, 
in  der  Kürze  darzulegen.  Wenn  wir  unter  Chaos  nach 
den  Erklärungen  der  Alten  den  leeren  Raum,  sinn- 
lich als  Luft  und  Wasser  genommen,  die  Alles  aufneh- 
mende Natur  ),  wie  Plato  sagt,  zu  verstehen  haben, 
so  ist  Tala  nicht  so  wohl  die  Materie,  sondern  die 
Erde,  wie  sie  eben  derselbe  Plato  nimmt,  und  zwar 
als    Realgrund   der   Welt.      Denn  die   rohe,    seht" 


2)  Nach  Vofs  p.  87. 

3)  In  der  Wöluspa  heifst  das  Chaos  Gap  Ginunga,  wört- 

lich: der  Becher  (Rumpf)  derG.Ühnung,  der  gähnende, 
paffende  Schlund.  Es  ist  auch  nach  der  Edda  das  älteste 
Grundwcsen,  an  das  sich  die  nordische  Theogonie  reihet. 
K  il  m  p  f  e  r  ,  welches  mit  den  Kabireo  eines  ist ,  heifst 
wörtlich  ein  Diener  und  Bewahrer  des  heiligen  II  e  chers. 
Dafi  die  Helden  dieses  waren,  beweifst  der  Sagenkreis 
vom  heiligen  Gral,  und  es  scheint  bierin  ein  Zusammen- 
hang mit  den  ägyptischen  Rruggöttcrn  ,  dem  Ey  der  Leda, 
den  Dioskuren  -  helmen  und  den  Hüten  der  alten  Zwerg- 
gülter  statt  tu  haben.    Anmerkung  von  M. one. 


4*o 


natürliche  und  acht  alteiihfimliche  Volhsansiehr , 
narh  jedes  \t»lk  ,  wenn  Tom  Ursprünge  der  Well 
Dinge  die  frage  ist,  zuerst  von  der  Erde,  ja  ni 
Ton  der  Erde  im  Allgemeinen  ,  sondern  von  der  Ei 
des  Landes,  wo  es  sich  findet ,  ausgeht,  steigert  di 
der  Weiterschende,  der  Priester  ,  mehr  und  mehr 
zum  Healg  raude  alles  Sevns  ,  -nie  die  Philosophen 
nachher  sprechen.  Doch  60  hatte  vielleicht  kein  < 
TorHeßiodus  geredet.  Ihm  war  jene  Toüa  noch  die  Allti 
gebärende  Mutter  Erde;  und  so  war  zuerst  und 
lange  Zeit  für  den  Sinn,  als  Bild  für  Auge  und  Phanta- 
sie ,  das  da  ,  was  wir  im  abstraclcn  Begriff  HeaJgrund 
nennen.  Hierhin  rechneich  den  Tempel  der  Erde  mit 
breiter  Brust  (7»?$  —  lnivikTtaiv  Evpvaxepyot ),  nel» 
eben  Pausanias  zu  Aegä  in  Achaia  (Achaic.  XXV.  8.)  u\ 
Eben  so  nennt  hier  llesioilus  die  breit  b  rüstige 
Erde;  ein  Epitheton,  worin  das  anschauliche  Bild  eil 
gewaltigen  Rie&en-  Erdmutter  enthalten 
(  vergl.  oben  II.  pag.  ia-2.).  Der  Tartarus  wäre,  w 
wir  nach  den  Alten  Chaos,  für  Luft  oder  Wasser, 
für  Erdenahmen,  und  beide  Wesen  vielleicht  zur  nat 
naturans  und  naiurata,  wenn  gleich  bildlich,  steigert 
denselben  Alten  vielleicht  die  der  natura  natural*  an- 
klebende alte  Unart,  sich  tbeilweise  immer  wieder 
Formlose  zu  verlieren  (*.  Homerische  Briefe  pag. 
—   i55.). 

Endlich  Eros,   dem   Tartarus   gegenüber,    ist 
bewegende   und  zusammenhaltende  Pnucipium  5). 
erinnere  hierbei  an  die  Rede  des  Arztes  Erviimachus  bii 
Plato  (Sympos.  VI.  3.  p.  17Ö  Sleph.  p.  i3  Ast.  p.  3üo  BckL) 


4)  Vofs  hat  blos  Übersetzt:    „die  gebreitete  Eni'*. 

5)  Arisloicles  Metaphys.  1.  4,    emet,  ^"<  »u»Jwi  *•**  - 


4*1 

Biid  an  die  oben  erwähnten  Mythen,  die  Ölen  und  Pam- 
phos  sangen  (11.  Th.  p.  120.).  Bedeutend  ist  in  dieser 
Hinsicht  seine  Genealogie  ,  wie  sie  Ibycus  und  wie  sie 
Sappho  giebt;  s.  Pausan.  IX.  27.  §.  2.  Scholiast.  Apol- 
lon.  III.  26. 

Darauf  lesen  wir  weiter  in  der  Urkunde  v».  ia3: 

Erebüf  ward   aus   dem    Chaos,    es   ward  die  dunkele 

Nacht  auch. 

Dann    aus  der   Nacht     ward    A  e  t  Ji  e  r    und    Hemera, 

Gritin  def  Lichtet , 

Welche    sie   beide   gebar    von   def    Kulm*   trauter  Km* 

pfclngniJi». 

Hier  ist  Ercbos  die  massige  ,  lastende  Finslei'nifo  ,  unu 
zwar  nicht  körperlos,  sondern  als  Nebel  gedacht ,  gleich« 
aam  ein  Itosmugouisch  polcnziricr  Humeriscbor  r  pliid- 
te$  ,  ein  Incubo  oder  Weltalp,  umso  zu  sprechen.  Und 
ihm«  dem  Bedecket-  und  Yerlinsterer ,  hätte  der  alte 
Kosmologe  ganz  passend  die  Nr§  ,  und  zwar  als  Nacht 
gef^fst  ,  zur  Gattin  beigesellt,  und  so  vielleicht  einen 
I  iebus  und  eine  Nox  ,  beide  als  Ehepaare»  gedacht. 
"\>  enn  dann  ans  dieser  Nv4  Act  her  und  Hein  er  a  ge- 
boron  Heiden,  die  Helle  und  der  Tag  ,  so  erkennen 
ilir  hier  dieselbe  Grundidee,  die  in  dem  \  ci lt,i l tu i l\  von 
Apollo  und  Diana  her  Fortritt,  welche  ursprünglich  all 
Sonne  und  Mund  von  der  Lalona  geboren  sind  '') ,  d  i. 
aus  der  Dunkelheit  ging  Licht  und  Hdle.  hervor  {  Ho- 
mer. Briete  p.  i35  —  »Sy.) 

Ilie  Nacht  erzeugt  hierauf  ohne  Zutlnin  eines  Man- 
nes aus  sich  :  das  Geschieh,  die  Ker,  den  Tod,  den 


^o  erscheint  in  Aegypten  Alhor,  die  Nacht,  ah  Urwesen, 

Lurid  dann  Tuhomis  (der  Tag)  und  Mt-mnon  ,  nls  die  7"»i 
Liclflhorta  Ac-gypitn*.  Auch  der  Tgg  wird  ganz  he- 
eiimmt  unier  «It-ti  ersten  GoUhuUn  Acgypteus  genannt; 
s.  I.  Th.  p.  2y-*.  Mf*  4*i 


/|22 

Schlaf,  die  Traume  7),  den  Moniös,  die  Mühsal, 
die  Hesperiden  ,  die  Ptlncn,  die  Kcrcn  ,  die  IV  e  - 
wesis,  den  Betrug,  die  Liebe,  das  Alter,  die 
Zwietracht.  —  Es  folgen  die  Kinder  der  Zwietracht 
(l.i  is) :  Arbeit,  Vergessenheit,  Schvermuth, 
Hunger,  K  r  ie  gs  s  ch  I  ach  te  n  ,  Gefecht,  Mord, 
Männer  Vertilgung,  Hader,  täusche  n  de  W  o  r  - 
te,  Gegen  worte  des  Eifers,  Ungesetz,  Schuld 
und  der  Eid  (»-s.  211  — 23a.). 

Es  haben  seit  Ruhnkenius  mehrere  Gelehrte  und 
noch  neulich  Hermann  sich  bestimmen  lassen  ,  diese  so 
tief  gegründete  Weltaiisicht,  welche  mit  dem  Geschlecht 
der  Sacht  und  der  Eris  uns  gegeben  ist,  für  eine  Inter- 
polation zu  erklären.  Aber,  vergessen  wir  den  kosmi- 
schen und  allgemein  menschlichen  Sinn  einiger  Zöge 
nicht,  so  wird  uns  dies  vorsichtig  machen.  Es  ist  näm- 
lich jeKt  dit»  Vollendung  da,  und  die  Natur  kann  nun 
durch  eigene  Kraft  das  RegelmaTsige  hervorbringen. 
Aber  tief  in  ihren  dunkclen  Gründen  bleiben  die  blin- 
den 'fliehe  wirksam.  Aus  dem  Schoofse  der  Nacht  stei- 
gen Zv\iet rächt  und  zw ieli ächtige  Potenzen  auf.  Die 
Materie,  aus  der  die  Welt  geworden  ,  liann  nicht  gana 
vom  Aigen  lassen.  Es  ist  Alles  gut  und  vollkommen 
geschliffen  ;  aber  gleichwohl  kommt  das  Unheil  unmit- 
telbar wieder  n;ich  der  VVcitsehüpfung ,  und  Fluch  und 
Unihat  bleiben  nicht  aus.     Es  sind  freilich  hier  wohl  diu 


7)  S.  Euripid.  Ilecub.  70: 

—     —      —     ui   rirvta.  y/^Buni, 

f.c-rrt tvyon  ftjrio  Jvjifiii»  — 
IWari  vergleiche  Porsou  zu  dieser  Stelle  ,  der   eine  Ver- 
letzt  mg  vorschlägt,  wodurch  an  die  Stelle  von  --- 

tsetZl  würde  W  c/.zrU  vJ'z ,  was  vs.  Ls.  steht,  wie  wollt 
er  noch  andere  Meilen  anfuhrt,  wo  die  Erde  als  Mut« 
te  r  der  Traume  angegeben  wird. 


4a5 


«Trümmer  verschiedener  alt-orientalischer  Systeme  nach 
und  nach  zusammengeworfen.      So  tritt ,  um  nur  einige 
gestimmte  Erinnerungen  zu  geben,    in    den    \  i'd't's    der 
Indier  unter  den   ersten   Aclionen    des    Ewigen    htfrvni 
-uhöplungst  rieb  ,     als    Maja,     d.   i.    Täuschung, 
Schein,    deren  Tuchler  Caraa  die  Liebe   ist.     Ich  habe 
im l.  Th.  pag.  5o3.   mli  Htnweisung  auf  die  HesiodeiscbQ 
Urkunde  mich  hierüber  erklärt.      Eben  so  wird  die  Uns- 
mische  Uedeuiung  der  4>iXoti?5  und  v£^i(|    der  Liebe. 
nl  des   Streits,  woraus  Entpedocles  seine  Weltprin- 
Opien  :     Trennung    und    Einigung    (vtiy.oc    und    gW.ra), 
entnommen  hatte,    nach  dem,   was  ich   in  den  Samnthra- 
)en  Mysterien  bemerkt  habe ,  den  Lesern   nieht   mehr 
rmd  sevn,    eben  sü  wenig  als  der  Hunger,    den   wie 
Jort  nach  Scbclling  (p.  11  tV. )  so  bedeutsam   unter  den 
rücn  Begriffen  der  Samolhraciscben  Lehre  in  der  Be- 
log   vmi    Sehnen,    Schmachten   und   Sucht    erkannt 
Hierher  gehört    ferner   der  Tadler    Mumui, 
den  wir  als  S'p o 1 1  redner   \'iyu>v  dort  eben  so  neben 
|MI  \\  elt  schöpfe!-  hin  treten  sahen,       Auch    das   personi- 
Leiden  und  Jammern  (u'i^c^)   können  wir  nun 
mifs verstehen  ,    da  Jammrrlaul  der  erste  Ton   der 
aeugebornen   Welt,    der  Grundton  der  frühesten  Bfen- 
icbcoge&chichte  ist.     Ich  erinnere  an  Eva,   die  den  Tod 
Ih  Abel  beweint,   an  Itayamaras,    den  ersten  Menschen 
und  Patriarchen  in  der  Persersage,  der  den  edlen  Sohn 
Si'imch,    welcher  in  der  Llülhe  seiner  Jahre  hingesun- 
ken, betrauert   (s.  f.  Th.  p.  670.),    an  das  Klagelied  der 
Aegvpticr  über  den  zn  früh  verstorbenen  Maneros  (I.  Th. 
,  welcher  sich  in  dem  Linus  der  Griechen ,  Apol- 
lo"» Sohne,    der  gleichfalls  als  Jüngling  sein  Lehen  ver- 
lor, irieder&picgelt  (s,  Homer.  Br.  p,  166  —  171.)» 

In  diesen  Kreis  fallt  nun  eine  Bcihe  von  bildlichen, 
symbolischen.  Darstellungen  der  Nacht,  des  Schlafes 
und  des  Todes,  in  welchen  sich  auch  die  Fortschritte 


4*4 

der  Kunst  bemerken  lassen.      Es  2eigt  sieh  nämlich  ei 
gro(Ve   Mannigfaltigkeit     in     den    bildlichen    Denkmalen, 
t3i<-  «>ie   versinnlichen . ,    von  den  rohe&len    Yerisurhen  *n, 
wie  die  Nacht   auf  d*m  Hasten   des  (i\psclns,    bis  ia  Jen 
gefälligsten  und  feinsten.      Dort  uar  die  iSacht  als  ein 
Weit»    dargestellt,     das    zwei    schlafende   Knaben   trag, 
eirun  Hessen  und  einen  schwarzen,  beide  mit  krummen 
Füllen  (  Fausan.  V.   »ß.    und  dazu  Heyne  über  den  Ka- 
sten des  Cypsclus  pag.  24»    u"d  Visconti  im   Museo  Pio- 
Dement.  III.  pag.  59,  wo  die  irrigen  Vorstellungen  Lea- 
sings und  Herders  berichtigt  werden).     Andere  Darstel- 
lungen  aus  dieser    Ideenreihe  führen    Brouckhuis  zum 
'J  ibnlhis    II.    1.    85.,  Lessing   in   der    bekannten   Schrift  t 
wie  die  Alten  den  Tod  gebildet,    und  "Winckclmann  in 
der  Allegorie  p.5it)  neueste  Ausg.  an.     Daher  aucneine 
Menge    von   poetischen  Epitheton   der  Nacht,  die  zum 
Tlu-il  von  Künstlern  befolgt  wurden  ,  z.  B.  das  nautikt* 
poi-  ivi  des   Aeschylus  auf  Gemmen,  wo  die  Nacht  dk'* 
Stet  neuhleid  bat    (vergl.   Schütz  zu   Prometh.  2$).  — 
Der    Schlaf    ward    als  schlafender  Genius  ddrgcsten'i 
stehend,    mit   umgekehrter   Fackel,    das    Haupt    auf01® 
reihte  Ha'd  gestützt.     Beispiele  linden  sich  bei  Ood*-nl* 
dorp  (Descript.  Legati  Papcnbroek.  nr.  43.  p.  74), 
ZofgS  BaHttiritvi  u.  A.     Oder    man   bildete  ihn   als 
genden  Genius  und  schlafend,  daneben  zmci  MohnkoJ 
die  Eidechse  „  als  ahnendes,  vorempfiiidciuK  s  Thier 
miil'i"  sla  Eingeberin  der  Traume,    oder  weil  sie 
fende  vor  Gefahren  warnt,  und  die  Fledermaus  (im  W* 
seo  Fio  - 1  lement.   IM.  nr.  l\\.    und  dazu   die  Bemerk* 
gen  von  Viscm!»).       Eben   so  vielleicht   sIs    schl.ilVnt 
Genital  ant  eine   Fackel  gestützt,    auf  unserer  Tafel 
nr.  5.  ve»gl.  die  Erklärung  p.  ih.     Auch    sehen  wir 
Schlif   mit   Sihrnetterli-  In    am   Kopfe,     denn   d?  ' 

Seh. ncUerüng  war  Svmbul  des  Schlafes   (,».  oben  I. 
p.   iuü  if  ), 


lassen 
'Mte  schlafende  weibliche  Figur,  die  auf  einem  aus- 
gebreiteten Löwenfelle  ruht,  worauf  ein  weites  Tuch. 
liegt,  in  welches  die  Unterarme  und  Beine  geschlagen 
sind.  Drei  Amorinen  liegen  neben  ihr,  auch  ein  Baum« 
zweig,  nchst  Bogen  und  Pfeilen.  Ist  es  ein  Soninus, 
wie  Bellori  und  Beger  meinen?  Dagegen  spricht  unter 
andern  die  sichtbar  hei  vor  gedrückte  weibliche  Brust. 
Oder  ist  es  die  Nacht,  wie  Meyer  zu  V\  iuchelmann's 
Allegorie  p.  706.  das  Bild  bezeichnet?  Oder  ist  es  ein 
Hermaphrodit ,  von  dem  die  Kröten  sich  wie  verschüch- 
tert wegwenden  und  schlafen?  Hiernach  ist  alsdann  das 
Löwenfell  zu  beurtheilen.  Nach  der  letzten  Erklärung 
rnufs  an  die  allgemeine  Künsllersitte  gedacht  werden, 
mit  dem  weichen  Körper  von  Genien,  Knaben  und 
Mädchen  die  Löwenhaut  tu  verbinden  (  s.  Welcher  über 
die  Hermaphroditen  der  alten  Kunst,  im  vierten  Bande 
der  Studien  p.  174.  Soo.  20 "}.).  Verfolgt  man  hingegen 
dabei  die  Idee  der  Nacht,  so  waren  vielleicht  die  noch 
dunhelen  Benennungen  des  Löwen  yupo-nö^  und  ^d^iov 
zu  beachten.  Ist  hier  an  das  kämpf  rüstige  Thier,  mit  Be- 
ziehung auf  j/apfiij,  zu  denken,  wieEinige  glauben,  oder 
an  eine  bestimmte  Farbe,  oder  au  andere  Beziehungen? 
Und  ist  alsdann  auch  die  Nachricht  des  Pausania*  von 
dem  Bilde  des  Hvpnos  (Schlaf«)  zu  berücksichtigen  ,  der 
einen  Löwen  einschläferte  (PausaiK  II.  10.  §.  0,)  ?  Wir 
wellen  hierbei  lieber  fragen  ,  als  entscheiden.  —  In  diese 
Ideenreiho  gehören  auch  die  Vorstellungen  von  der  auf- 
und   untergehenden   Luni  ,    nach  den   Reliefs  auf  dem 


Bogen  Constanlin's  ,    die  wir  auf  der  Tafel  VI.    n 
haben  cupircn   lassen    (  vergL  die  obigen  Bemerkungen 
I.  p.   i%.). 

Unter  den  Kindern  der  Nacht  ist  auch  Nemesis, 
lieber  die  Grundidee  dieses  WeM'ns  ,  so  wie  »her  *cine 
■j  •■.Indische  Darstellung  ,  ist  üben  (I.  p.  1 3  j  IV.)  kürzlich 
das  Noihigc  bemerkt  norden,  liier  erinnere  ich  hh  das 
schöne  Bild  der  mit  dem  Ellenbogen  niesM-ndeu  Neme- 
sis im  Museo  Pio -  Clement.  (Tom.  IL  nr.  i3.),  und  be- 
merke, neben  der  Münze  von  Smyrna  ,  worauf  die  !\e- 
meses  mit  dem  Richtscheite  selbst  erscheinen ,  die  von 
Tripolis  ,  welche  das  Bild  der  mit  dem  Anne  messenden 
Nemesis  zeigt  (s,  unsere  Tafel  IV.  nr.  6.). 

In  dem  bekannten  Hymnus  des  Mesomedes  auf  die 
Nemesis  heilst  die  Pike  (die  Gerechtigkeit)  ihre  Bei- 
sitzerin (napeifyo.).  Die  älteste,  roheste  Kun&isymboltk 
Btcflle  die  Gerechtigkeit  als  eine  schöne  Frau  dar,  die 
einer  häfsliehen  die  Kehle  zuschnürt  und  sie  mit  einen 
Slabe  schlagt.  So  sab  nun  H8  auf  dem  Kasten  des  Cvp 
selus  (Pausan.  V.  18,  §.  t.). 


Auch  die  Seh  aamh  af  t  i  gli  ei  t  (Atdiö.)  gesellt  II 
siodus  (Op.  et  D.  200.    vcrgl.  Jacobs   zum  Huiinus   des. 
Mesomedes    Anlhol.  gr.  II.  pag   3(T.)    ger   Nemesis    bei. 
Lanier    treffliche    Peisouilicalionen    der    Kcbonbegrrflf) 
die  in  jener  grduen  Idee  Nemesis  lagen,      leh  habe  <■!» 

auch    der 
Art  zu  gedenken.    Wie  natürlir-h  schön  die  Giiccben    die 


; 


§.     3. 
Fortsctzun 
Die  Gala  brachte  nun  aus  sich   hervor  den  Ura 


nas,   d,  i.  das  Himmelsgewölbe  (   pi 


icirt. 


\Y 


es  nun  weiter  heilst,    sie  habe  die  Gebirge  und    den 
'ontus,  d.  i.  das  Heer,  hervorgebracht,  da  sie  doch 
nachher  erst  den  Ocean  gebiert,   so  finden  wir  hier  of- 
fenbar eine  Spur,    wie  Hesiodus  manche  ältere  Begriffe 
und  Ueberlieferungen    zwar    treulich    wiedersieht ,     sie 
aber  nicht  ganz  mehr  verstanden.  Die  ältere  Lehre  näm- 
lich war  die  gewesen  ,   dafs  die  Erde,   ehe  sie   noch  mit 
dem  Himmel  das  Gewässer,   den  Ocean,    geboren,    sich 
»elbst  ihre  Gestalt  gebildet  habe.      Indem  Hesiodus  dies 
treu  aus   seinen  Vorgängern  wiedergieht ,    sagt  er  uns, 
tie  habe  die  Berge    und  das  Meer    (Jlövru;^    ■ntka.yo$ 
»iju  oiJuaxt    Si3üv)    hervorgebracht.      Allein   der   alte 
Sänger,  dem  Hesiodus  folgte ,  hatte  mit  1Iu*to^  Llos  die 
1  it-fe,    und  zwar  als  feuchte  Tiefe  bezeichnet,    und 
n<m  war  der  Begriff  vollständig  :   die  Erde  brachte  die 
Hohen  und  die  feuchte  Tiefe  hervor,  und  dann  erst  er- 
äugte sie  das  grofse  Urwasser,    das  alle  Tiefen  erfüllt 
u"il  AUet  umgieht,    den  Oceanus    (s.  Homer.  Briefe 
P«  18.  46.  und  daselbst  Hermann).      Ihn  aber  erzeugt  sie 
>nit  dem  Himmel,    so   wie   aus  derselben    Vermischung 
e*oe  ganze  Reihe  von  Wesen  (  vers.   i3i  se«pj.)  :     Hffot, 
*»reios  ,    Hyperion,   Japetos  ,    Theia  ,    Rhcia  ,     Theinis  , 
Wnemosyne,  Phübc,  Tcthys  und  zuletzt  den  aoautforsch- 
1,,-liin  Brunos,  den  Edelsten  unter  Allen,    EL#oya£  üyxv- 
zr\q  —  zum  Theil  Bersonilicatiuiien  der  Elemente  in 
*«*otUcher  Mischung,    die  erst  nach  und  nuch  durch  <Iie 
€eg«nseitige  Bändigung  entgegengesetzter  P" »lenzen  sich 
in  Eintracht  und  Ordnung  um  um   I  heil  \  eil.or- 

ßetnngea  der  Verhältnisse  um  Sonne,    Kond  und  Ster- 
Uc«,    Von  denen  die  Vor  weit   ihre  Zeiteintheiiui>g   ent- 


4-8 

leimte;  dann  Person ificationen  der  religiösen  Ordnun- 
gen, der  Sil te  und  der  Salbungen  selber.  Der  Letzte 
ist  K^ovoc ,  der  das  Beiwort  ärxt'AauijTij.;  führt,  eine 
bildliche  Bezeichnung  de»  in  sich  selbst  zurück- 
gezogenen, verborgenen  Gottes,  des  deus  in 
statu  ahseundito ,  de«  ungemessenen  dunltelen  Abgrun- 
des der  Zeit  ,  oder  in  anderer  Beziehung  de«  A  bso  tu- 
ten im  Gegensatz  gegen  das  InleUigible  (Uumer.  Briefe 
p.  i5q  -  i6>.)- 

INt'iie  Zeugungen  des  Himmels  und  der  Erde  sind 
( vs.  i3,  sqq.j  :  die  Cyclopen  9)  Brontes  t  Steropes, 
Arges ,  ferner  die  Hecatonchiren  ( Ceutimani )  Cot- 
tus,  Briareus,  der  bei  Humerus  (II.  I.  40S  sqq  )  Aegeoa 
heifit,    und  Gyges.      In  diesen  zweifachen   Driltingsbiü- 


9)  lieber  den  Namen  der  Cyclopen  vergl.  Eustathfus  zu 
Orfytfi:  r  69  p.  2i  Basil.  und  Sturz  ad  Empt-docL  Fiagg. 
P  b£\.  Lcf  <-r  die  aller/ui&che  Bedeutung  des  Cyclopen 
Polypht m  in  der  Odyssee  s.  EuMalhtus  ad  OdysS.  p  l-iJJ2 
und  p  1B&1 ,  S6  e(j  Kotn.  ,  ff  rot  r  Mtcephor  Gregor,  de 
Enorduis  Llixn  cap.  2.  und  dort  Colunibiis  p  i> i  ,  dtr 
du  genannte  zweite  St<  Itc  de»  Eastithiu«  nebst  andern 
St«  ll.n  der  Alu  11  milij<  ilieilt  hat.  Hiernach  ist  die  Fabel 
von  Polyphnn  nichts  weder  als  eine  Allegorie  des  ~'-fw;t 
Hin«  i-  dtr  (  jtlopt  ein  Bild  der  wilden,  ungezügelten 
regellosen  'lii<be  und  Leidenschaften.  Darum  hat  Q 
auch  Bill  t.in  Auge,  weil  er,  von  der  Leidenschaft  über» 
ujI  igl  ,  mein  z.vu  fach  die  verschiedenen  Momente  über- 
legt,  sondern  alle  seine  Gedanken  und  Neigungen  nur 
nitijds  allrin  gerichtet  h*t ,  wozu  ihn  seine  wilde  Leiden«. 
sch<tfi  unwid«  »Mehlich  hiureifat.  Er  wird  von  U^ses  ge- 
blendet, d.  i.  stine  Bemühungen,  das  Streben  seiner 
Lejdenftchaftea  ht  zwecklos  und  ohne  Erfolg.  Die*  ist 
die  ethische  Seite  dieses  Mythus,  neben  welcher  freilich 
Andrre  noch  eine  andere  finden  wollten.  Ihnen  war  der 
Cyclope  :  *j  rwu  oi/bc/lw  *.ab4ffvm»t%  t  d.  i.  die  Kimichtuog 
der  hii.iinliichen  Kfirpcr,  welche  im  Kreise  geseh« n  wer- 
den, wie  x.  B.  der  Zodiacus,  und  ittiagiuflr  die  Wende 
ziiktl  u.  s.  w. 


Sommer  und  Winter  «ymmctns 
einander  gestellt,  und  wir  dürften  soinii  hier  hosmugonisch 
an  das  Streben  der  Atmosphäre  denhen  ,  sich  ins  Gleich« 
gewiiht  zu  setzen.  Denn  die  Cyclosen,  B(i.ii  rr,c  Don- 
ner, Zztponr,!,  V  er  d  it  n  li  el  u  n  g,  und  *  A  i>}  *>  H  et- 
terleucliten  ,  sind  als  die-  electrisihrn  Etpbisiunen 
der  Atmosphäre  zu  iirlimen,  die  duch  vorKugficti  dem 
Sommer  angehören.  Ihnen  entsprechen  die  Hcra'-nclu- 
Ten  ,  B(.>ia,.f  <,i^  ,  der  Iliindei  larniige  .  den  schon  du'  alten 
Mythologen  als  Winter  deuteten  (J«>.  Lydua  de  mens». 
p.  *#.):  zu  uefcht-m,  ehen  als  Winter,  sieh  trirfflich  ge- 
sellen die  Brüder  KÖTTötj,  der  w  ü  :  h  v  n  d  e  Sturm« 
*  1 4)  d  ,  und  r»y>j«;,  der  Wassermann,  als  Personi- 
fication  der  winterlichen  Wasserfluth  (s.  Homer.  Briefe 
p.  162  ff.  «°). 

Diese,  die  Cyclopen  und  Centimanen»  seine  ältesten 
Sohne ,  schlufs  Uranus  bald  nach  ihrer  Geburt  in  den 
Tartarus  ein.  Dies  erbitterte  ihie  Mutter  Gäaj  sie  wie- 
gelte dieselben  aul',    und  brachte  den  Brunos,   dem   sie 


10)  Oh  jc'i  gleich  üben  bemerkt  habe ,  dafs  ich  der  Kilrze 
wegen  die  Vorstellungen  Anderer  von  diesen  Dingen 
nichrrmh«.  ilh  übergeben  mufs,  su  kamt  ich  Hoch  hier 
zwei  neue  Erklärungsversuche  nicht  unbemerkt  lassen. 
Hermann  {über  das  Wesen  der  Mythologie  pag.  hj  f.) 
Übersetzt  den  Kotts^  durch  Ferius ,  von  nl-rrw  ,  und  ver- 
sieht den  Hagel  durunter.  TC^  ..die  andere  VormVuyw 
verwirft  er»  ist  ihm  Snlcius,  g  e  ( 11  r  c  h  (  e  *  L.iud, 
B(./avJtwj  Gravinus,  der  Schnee,  so  dafs  also  diese  drei 
Riesen  den  Winier  bezeichneten.  Ganz  audtrs  Butt" 
mann  (im  Lexilogus  p.  ZiÜ  f.).  Er  lal"*i  mit  H.  niley  zu 
Hurat.  Od.  li.  17.  l4.  die  Mohrejbatl  r-'*;  oder  tV<y^$  un- 
entschieden, ja  im  aber  die  Bedeutung  der  drei  Rieben  m 
folgenden  deutschen  Ausdrückt  11  zusammen  :  Mark« 
wucht,  Koppel,  Glidmaf*.  Wegen  acte;  verwei- 
aet  er  aul  Üebneidera  LtXicon  ,  wo  aus  l'nliux  beigebracht 
wird,  d.ifs  die  Duner  den  Kopt  airra  nannten. 


die   scharfe  Hippe  schuf,   dahin ,    den  alten    Vater  de 
ethüms,  den  Uranus,    Wahrend  er  die  Gäa  umarme 
v eilte,   zu  entmannen.     Die   Erde   langt   das    Blut, 
Meer  den  verschütteten  Saamen  auf;  aus  dem  Blute  wach- 
sen  hervor   die    Erinnyen,    die  Giganten    und   die 
IVIelischen    Nymphen,    und   aus  dem    Schaume  de* 
Meeres ,     worin     des    Uranus    Zeugungsglicd     gefallen  * 
Aphrodite  (Kythereia,  Cythcrea).      Und  jene  Kinde»'-« 
«i 1 1-  »ich  gegen  den  Vater  erhöhen,    nannte  der  erzürnt*5 
Uranus  mit  strafendem  Namen  Titanen: 

Denn    er   sprach ,    ausstreckend    die   Hand   in    frevel« 

Leichtsinn 

Hatten    sie    Grofses   verübt,    dem    cin^i    nachfolgte 

Ahndung  u). 

Hiernach  stammt  dieser  Name  (TtTfliec  ,  Tirijvec)  v 
Ausstrecken  der  Hand  und  von  der  Ahndung  ab, 
Ton  xaiitn  {Ttt'vw),  TuaiVra,  ich  streche  aus,  strebe, 
ahnde,  strafe  u»  s.  W.j  s.  Lennep.  Etymolog,  p.  -3a  sq. 
und  daselbst  Scheid.  Andere  leiten  ihn  ab  von  T*- 
Taim ,  die  Erde,  in  alter,  vielleicht  Thessalischer 
Sprache;  Diodor.  Sic.  III.  57,  V.  n/>.  vergl.  mit  Schnei- 
ders YVürterb.  s.  v.  —  also  die  Erdensöhne;  endlich 
Andere  auch  vom  Phünicäschen  tit,  lutum,    oder  t 


ilä- 


titcL- ,  tiTcti',  titcc^i  König.  —  Ich  lasse,  \ 
Znsammenhanges  willen,  einige  IIermanni*che  Erh 
rungen  der  nächsten  mythischen  Gcncrdogie  folgen  ,  ohne 
sie  gerade  ganz  zu  den  rneinigeu  zu  machen.  Nach  ihm 
eh  sie  die  Streber,  Tenduncs.  Es  waren  eitle 
Bestrebungen  der  zcuguugslusligen  Natur,  ohne  Maafs 
und  Ordnung.  Darum  nahm  sie  auch  Uranus  wieder  in 
s<  inen  verbergenden  Schoofs  zurüch.  Was  er  gezeugt 
li.ttc,  war  regellos.     Endlich   legt  sich  der -wilde  Ung 


lj)  S,  Ucsiod.  154  -  207.  nach  Voft. 


45 1 

llum.  Der  regelmäTsige  Bildungatrieh  gewinnt  Oberhand 
in  de  t  Natur.  Die  Vollendung  luimmt ,  des  organuiiendo 
Gesetz  hat  sich  lebendig  in  cli-L*  Natur  seihst  eingebildet. 
Darum  wird  der  Vollender  Kp6in >.  1  )  zuletzt  gebmen, 
lud  darum  ist  er  es.  der  den  alten  Vater  des  Ungethüm» 
eiiiui.innt.  Nun  aber  (heilt  sich  auch  den  Dingen  die 
ngsltiaf)  mit  :  die  Eide  gebiert  die  Eriunyen  ,  d.i. 
d.e  Kcitigerinnen ,  die  Giganton,  d.  i.  die  Zeugenden, 
tir,il  du-  Melischen  Nymphen  '■),  eine  Persouification  der 
Prncbibafkeit,  oder  überhaupt  bestimmte  Anschauungen 
»Oo  Wachst  h  um  und  Gedeihen  der  Pflanzen  und'Ihure, 
durch  lonnenwarme  und  Wassernahrung  (llo- 
iner.  Briete  p.  »64.). 

Unter  den  symbolischen  Vorstellungen  und  Attribu- 
ten dieses  Hronos  ,  der  dann  mit  dem  Saturnus  in  Ein 


12)  So  Hermann.  Wie  die  Alien  zum  Theii  den  Kronos 
genommen  haben,  davon  zunächst  unten. 

13)  Jene  Erklärung  der  Erinnyen  scheint  srhr  gewagt ,  da 
der  so  oft  vviedf  «kehrende  Begriff  immer  auf  »l.is  Gebiet 
der  finsteren  Machte  und  auf  ethische  Personiiicalionen 
hinweist.  J>ie  Melischen  Nymphen  übersetzte  Hermann 
(Homer.  Briefe  p.  163.):  Cicurinae ,  die  Bezähmerinnen. 
Ich  habe  die  im  Text  angegebene  andere  Bedeutung  aus 
Spuren  bei  den  allen  Schriftstellern  zusammengetragen, 
und  dabei  auch  an  die  Esche  als  Kritgshuize  erinnert. 
Wenn  nun  Hermann  (Wesen  der  Mythologie  p.  S6.)  das 
Bild  von  einem  Baume  in  diesem  Zusammenhange  zu 
individuell  findet,  so  inuife  ich  jezt ,  was  ich  damals  nicht 
wollte,  wirklich  an  die  k  o  s  m  o  go  n  isc  he  Esche  Yg- 
drasil  und  an  die  ersten  Eltern  :  Eske  und  Emila  nach 
der  Edda  erinnern.  Es  ist  nieht  auszusagen  ,  wie  oA  in 
den  Kosmoconien  der  Völker  an  das  Individuellste  die 
allgemeinsten  Satze  und  Wahrheiten  angeknüpft  werden. 
Isi  denn  die  Loiushhimc  auf  dem  Berge  Mcru  und  in  Ae>- 
gyptens  N'ilibat  nicht  auch  eine  bestimmte  Pflanze, 
und.  doch  schliefet  sie  die  W  e  1 1  9  c  h  ä  p  f  c  r  in  sich  —  ! 


43a 


Wesen  zusammenschmolz,  bemerken  wir  gewohnlich  dea 
Verschleierten  Hinterkopf,  seltener  ganz  ohne  Schleier, 
ferner  die  Et  bebung  der  Haken  Haud  über  den  Hinter- 
kopf. Tiie  Hippe,  die  bei  Hesiodus  lang  und  gezahnt 
erscheint  ( z.  B.  vs.  175.  xa^yapodüvra  ,  17g.  ai>7tr;v  tte- 
Xwpiui),  siebt  man  auf  einer  Münze  und  Lampe  als  ge- 
zahnte Sichel,  oft  auch  als  blofse  Sichel.  Ferner  führt 
er  die  kreisförmige  Schlange  und  den  Herrscherstab 
{vergl.  Schlicht egroll  zur  Dactylioth.  Stuscb.  T.  I.  p.  74. 
II.  p.  79  stf.  und  oben  I.  Th.  der  Symbol,  p.  f»<>4  ff.  527  ). 
Die  auf  unserer  Tafel  V.  nr.  1.  (vergl.  Erklärung  p.  i3.) 
aus  jenem  Werke  copirte  Gemme  zeigt  den  sitzenden 
Salurnus  mit  jener  Bewegung  der  linken  Hand  und  mit 
der  zur  Erde  gesenkten  bichel. 

Es  folgt  nun  eine  Reihe  von  Schöpfungen  in  diesem 
fleiche  des  Kronos  ( vs  g33  ff.),  Pontus ,  die  wasser- 
haltige Tiefe,  zeugt  mit  der  Erde  den  Nri>£r*. ,  d.  i.  den 
unwandelbaren,  immer  ruhigen  Seegrund,  den  @4tv(i4£, 
die  peisonificirten  Meerwunder,  tf'öpxv^,  die  Vorge- 
birge und  Klippen,  Krtrö)  ,  die  Masse  der  im  Grunde 
des  Meeres  bausenden  Ungeheuer.  INereus  erhält  zur 
Gattin  die  Tochter  des  Cceanus,  Aio(>t, ,  die  Reiche, 
denn  das  Meer  fuhrt  den  Menschen  Güter  iu  Fülle  zu  ,;). 
Wenn  uns  die  fünfzig  Töchter  aus  dieser  Ehe  an  die 
fünfzig  Töchter  des  Hanaus  erinnern ,  die  man  einerseits 
gewifs  richtig  als  fünfzig  Brunnen  von  Argus  nahm,  so 
dürfen  wir,  besonders  bei  gewissen  Namen,  als  nnXv« 
vojir,    Avtovöjj  und  Avoiäracraa,    auch   andere   ßezie- 


14)  Das  Ausführlichere  sehe  man  in  den  Homerischen  Brie- 
fen p;»c.  173  ff  vt- rlmmien  mit  Hermanns  Bru  f  ul>er  das 
Wesen  —  der  Mythologie  p.  IM ,  wo  z.  B.  tiie  Möglich« 
keit  einjjerainnt  winl ,  ildfs  Doris  auch  eine  (^i-ellm  itiphe 
seyn  könne  ,  in  so  fern  üie  Quellen  Ernähterjnneu  dessen 
sind  ,  was  auf  der  Erde  wilcüst. 


435 

hungcn  und  Vorstellungen  des  Alterthums  nicht  verges- 
Mit.  Propheten,  Gesetzgeber ,  Sibyllen,  Wohrsagc- 
liniu.ri  steigen  ans  dör  Tiefe  auf,  die  Musen,  welche 
•rftprungHch  allesamt  TSyraphen  waren  15)  ,  die  Unnusen 
und  llrnymplien  hemmen  ans  dem  Wasser  und  singen 
an  den  Wassern;  wobei  MohJ  der  Gedanke  vmi  dem 
tielen  Fühlsinn  ,  ja  oft  TieiUnu  des  Weihet,  aber  auch 
an  seinen  wie  Wasserbuche  beugsamen,  unzuverlässigen 
Willen  zu  Grunde  lag.  liierbin  gehören  auch  die  Monds- 
und Wasserlrauen  Acca  und  Anna  !l;il?ens  ,  die  Donau- 
wriber  der  Nicbelungen  und  ändere  mehr,  lauter  weib- 
liehe Wesen,  lilujj ,  verständig,  zugleich  mit  der  Gabe 
der  Prophetie. 

Thaumas  verbindet  sieb  mit  der  HXtxrpji,  d.i.  die 
sich  erhebende  Meerefrwogei  und  zeugt  die  Iris  (*fox$')1 
d.  i.  den  siebenfarbigen  Bogen;  wobei  wir  an  den  Bugen 
und  das  Geschoß  *\vv  zürnenden  und  an  den  Lichtbogen 
der  versöhnenden  Gottheit  derben  Können,  Zuletzt  hum- 
neti  aus  dieser  Ehe  die  Harpyien  (eAp:rvIon). 

\  i.n  Phorcus  und  Cctu  kommen  die  T^alai,  die 
grauen  schäumenden  Wellen,  und  zwar  XleqSpncJM,  die 
reifsende  Brandung  ,  und  'Ertw  ,  die  hereinstürzende 
(▼».  070  II). 

Jenseits  des  Oceans  wuhnen  die  Gorgonen  :  Stheino, 
Euryale  und  Medusa.  Letztere  wird  verstummelt  von 
Pcrseus  ,    und  aus  ihrem  Leibe    entsteht  X^vodag  und 


15)  Ich  trage  kein  Erdenken  ,  diesen  Sat2  auch  hier  wieder 
aufzustellen  ,  unschön  ihn  Hermann  in  seiner  Abhandlung 
de  Mn.-is  Huvialibus  Epicharmi  et  Eunuli,  Lips.  isiy. 
in  Anspruch  genommen  hui.  Meine  Grönde  mufs  ich 
aber  bis  zum  «dritten  Bande  autsparen,  wo  ich  vun  den 
Musen  ausführlicher  handeln  werde.  Für  einzelne  Be- 
richtigungen bezeuge  ich  jedoch  dem  schal  Sinnigen  Vir» 
fasser  gleich  jezi  meinen  Dank. 


II. 


28 


43/f 


Uir/aooc.      Chry«aor    vermählt   »ich    mit   der  KcrMi 
und  erzeugt  den    dreiküi>ligen   V^ttOVt6^y    der   von  He 
eules  erschossen  wi<d.      Ich  habe  d.i s  Wu>en  dieses 
ihus  schon  im  I.  Th,  p.  704.  berührt ,  und  dort  angi-dr 
tet,  "wie  die  Gorgonen  Erinnerungen  sind  an  den  Mi 
als  den   finsteren   Hör  per,    und    wie  die  brüllrr, 
Schwestern    (als  lliihe)    die  unlautere  Natur   dessel 
bezeichnen  ,    welche    gereinigt  werden    soll.      Ef  lieg 
hier  die  Begriffe  von  Reinigung  zu  Grunde.      I 
und  der  J'etseidc  Hercules   reinigen   auf  Erden   uml 
Himmel.       Wenn  der   reine    Strahl    der  Sonne    uitd» 
glänzet,  wenn  der  läuternde  Genius  Perseus  die  Schrrdi- 
Dt*se  der  Nacht  des  Jahres  überwindet,  und  die  fiuslcrn 
&rhreckge«ichter  der  dunheln   Alondsscheibe  ze-ni 
dann  wird  Gold  gewonnen.     Daher  wird  seine  Hif 
und  lein  Schwert    Zeichen  der   Fruchtbarheil  .    &<»  *h 
der   Stier   aslronunmch    und  agrarisch.      Daher  hat  M* 
cenä  vom  Zeichen  des  Schwertes,  wie  des  Stieies  sein« 
Namen..     Perseus  ist  der  Ochsenräuber  Milhras  (s.  oben 
I.  Tb.  pag-  786  IT.),   und   in  einer  andern  Sonnenjalin"- 
periode   mufs  ein  neuer  Fürst  dieses  Hauses  ,  ein  dW** 
Sonnensohn,  Hercules,    auf  Eurystbeus ,    des  Weither1"" 
seilenden,  Geheis  Geryons  Kühe  aus  dem  Westlandr  1"" 
len  ,  und  in  die  Stier-  und  Schwertstadt  führen  ;  d  h.  1* 
Verlauf  vieler  Monden    (Zeiten,    Kühe)   werden  w1* 
Fürsten   des  Peloponnrstia    zu   Mycena    neue   Sonnen* 
Jahres-   und   Aclterfestc  gefeiert.     Daher  deuteten  ^'c 
Alten  den  Geryon  als  Winter,    Andere  als  die 
worauf  die  drei  Kopie  bezogen  wurden  16).      Sie  sche»,lCn 
dribei  an  yrj^u^  (Alter),  j-j^ccw  und  >',(■»-   gedachl  10 
ben.     Hiern.-uh   wäre  Ger)on  der   Alte    im  Med« 
(im  Ahendlatide  ,  Ibeiien)  ;    und  wenn  bei  ihm ,  dem  d*"c 


biet, 
den 


16)  S.  die  Darstellung ,   die  auf  u-iserer  Tafel  XL.  copirt 

vtnjl,  mil  der  Lrkhirung  p.  2i, 


435 

J.üpfißen,  Hercules  die  Rühe  Knien  mufs  ,  so  wäre  damit 
so  tiiI  gesagt ,  alt:  die  FrfihiingMonne  gewinnt  dem  al. 
lernten  Winter  im  Lande  der  Final  ernifs  die  neuen  Jah- 
reszeiten ab.  Drei  an  der  Zahl  (nai-h  aller  Fiuiheilung), 
beim  dreibSpfigen  Winter  verborgen  ,  hat  sie  die  FrSh- 

»onne  Mieder  ans  Licht  gebracht.  Hercules,  die 
Frühlingssonne,  hat  nun  die  drei  Aepfel ,  dos  ßüd  der 
diii  Jahre« zelten  ( s.  oben  H.  pag  sto»),  IS  n  bannten 
auch  die  I\»oicu  ,  die  Grauen  ,  in  die  J,*hresillegoric  tum 
>\  int  er.  Tom  grauen  Winter,   p-issen. 

Zu  den  Vul  camseben  Perguntfigationei)  (  vs.  <2t»f5  <T.) 

gehören   die  Schlange  "Eyiftvu,    niit    dem    Glutwind    Tw- 

(vcrgl.  oben  I.  p.  3s».),  und  'O^^vo.,     J)m  Evpv- 

.  den  weithinstrafende« ,  beziehen  wir.  so  nie  den 
Cerberus.  welchen  die  Fehidna  gebiert«  m|  die  Unter- 
welt, und  erinnern  liier  au  &eg?g>fisebe  ^oratel  langen, 
die  *ir  im  ersten  TLeile  (  7..  ß*  pag.  l\iü  und  a.  a  O.) 
mehrfach  nachgewiesen  haben,  da,  so  wie  die  ganze 
Heektdeiscbe  Bildet  weh  »  namentlich  diese  Stelle  einen 
tieferen  Hintergrund  verrnnthen  läfit,  den  wir  nur  durch 
einen  Rurhblicli  auf  Aegvpten  und  andere  Linder  de* 
Orients  einigermnf*en  enthüllen  Liimien,  Von  derf-ihul- 
na  Kommt  ferr.-er  Tfyij  Ae^vcttr,  ,  die  von  llermles  ge- 
todtet  wird,  dann  Xm<*u'«,  welch*  Bellerophon  •nJ  dem 
Pegasus  vernichtet,    Letzt» re   rrzengt  mit  Ortbrni  die 

Sphinx  und  den  ISemeischen  Löwen  <  Nsuciatov).  Ceto- 
gobai  dem  l'horcua  den  die  Hespetideuä'pfel  bewachen- 
den Drachen. 

Oceanus  und  der  Tetbra  Binder  (vs.  3*7  IT.)  sind  die 
Flusse  und  dreitausend  Tochter,  d.  i  dir  OuelJen  l  u- 
ter  den  Namen  ,  die  hier  Eieaiodoi  aufzibll  -  er  fülirt 
jedoch  blos  die  vorzüglicheren  (7tt»r«r|?*TorT*i)  an  — 
lesen  wir  ohne  Zweifel  manche  Namen  aus  dir  allen 
kosmogonisrhen  Li  Itunde  selber  ;  so  E.  B. '  \5«i,t.-,  As> 
einen  Namen,, den  auch  Ceres  wegen  der  Gabe  der 


436 

Nahrung,  als  Mutter  Erde,  führte.  Sprach  man  doch 
auch  von  Quellnymphen  ,  die  Früchte,  Nahrung  verlei- 
hen ,  Ton  ri-ptpats  xupjroTpo^ois  '?}.  Ferner  (Kp«*"!, 
gleichnamig    einer    der  Musen  '*),    die   ja  auch,  9€fi 


17)  Vergl   die  vierrehnte  Anmerkung. 

18)  Auf  Hermanns  neuen  Einwurf  {über  das  Wesen  der  My- 
thologie p.  1JL):  „wie  keineswegs  folge  ,  dafs  die  ^Juell« 
Uiani.i  eins  milder  gleichnamigen  Muse  seyu,  antworte 
ich  hier  nur  dies:  Es  kommt  in  diesen  Dingen  Alks  *w 
die  bmviclii  in  den  ursprünglichen  Realnexus  »**• 
Z.  B.  um  beim  Vorliegenden  sieben  Ttl  bleiben  ,  dieDo* 
do!i.ii>clitn  Nymphen  waren  einmal  siderisch  Sterne  (d»c 
Ilyaden  und  Plejdden)  im  Bilde  des  Zudiacaisiiers.  AU» 
Erden  (urrcsir  ischl  waren  sie  Quellen  und  Ausflüsse  de* 
W  a.ssi  islrtis  und  Wasserstroms  Achclous.  (  Die  Mctu* 
scheinen  aus  den  Gewässern  aufzugehen.)  Das  Auf 
und  Untergehen  jener  Sterne  scheidet  die  nasse 
dii  trockene  Jahreszeit ,  wann  die  Wasser  rauschen  ode 
KOweigen,  die  Quellen  vti  siegen  oder  murmeln  (rede 
singen).  —  Vom  Auf-  und  Untergehen  jener  Stern 
mmml  der  Hittc  wie  der  Ackermann  und  wie  der  Schiffe 
Seine  Prognostica  her  ,  d.  h.  diese  Sterne  belehren  ihn, 
was  er  in  seitun  Geschäften  zu  thun  und  zu  lassen  hat.  — 
Feiner,  auch  für  den  beobachtenden  Priester  war  J« 
Sternbild  des  Stiers  eine  der  ersten  siderischen  Ihero* 
glvplun,  da*  Siierhaupt,  der  Ochsenkopf,  war  selbst 
(ine  der  wichtigen  tdcu nabeln  de»  Alphabets  gewesea; 
und  so  wie  erwiesenermafsm  Isis  einmal  die  vom  Nil  g<« 
schwängrite  Aegypijache  Erde  war,  dann  aber  auch  t 
Stern  in  BiMe des  Hundes,  eben  so  wohl  konnten  auc 
jene  Ueidonäischen  Landesqutllen  (die  Dodonaischen 
r^vmpben)  ISJettlenle  einer  von  den  Sterngruppen  ent- 
lehnten Urschrift  der  Pelasgischen  Völker  seyn.  Nitro- 
glvphik  aber  und  selbst  Buchstabenschrift  war  im  hohen 
Alierüiume  Wenigen  vorbehalten;  Belehrung  aber  for- 
dern ,  jeder  nach  seinem  Bedarf,  Alle  —  Für  Alle  ast  der 
G  e  s  a  ü  g  bestimmt.     So  mufsien  also  jene  innerlich  zu- 


: 


eamuieuhuugcndcn  tellurischen  und  siderischen  El 


7 


4o7 

Mens  die  alleren  ,  grofsentheüs  ron  Quellen  und  Flüssen 
ihren  Namen  b  tten  ,  wie  z.  B.  Kr,qHOb> ,  Bi^vo-Seri;, 
INeiXw,  'Aoano),  'AysXmiq  und  dcrgl.  mehr  ( s.  oben  I, 
p.472.)-  Als  Kinder  des  Hyperion  und  der!  hia  (?■.  371fr.) 
werden  genannt  HXmk,  £tX>;j'>;  und  5H<&^,  welche  sich 
alle,  so  wie  die  Sohne  des  Brios  und  der  Eurybia, 
'Aarpato^,  lla.'K'Ka^  und  llipar4$,  anf  die  Gestirne  des 
Himmels  bezieben,  Letsterer,  He^arc,  ist  wohl  am 
einer  Namcnswurzel  mit  Dcoacv^  erwachsen,  und  sonach 
geboren  beide  mit  Recht  an  den  Himmel. 

Dem  Asrrä'us  gebar  £01  die  Winde,  hierauf  den 
Morgen>Urn  nebst  andern  Sternen  (  vs.  378  —  30a.). 
Stjr*  ab*r,  die  älteste  der  Oceaniden  —  der  Eisflufs  — 
•zeugt  mit  Pallas;  Z^Xo$,  Nizj;,  Kpctxo^  und  Bt'jj,  In  die« 
«er  Genealogie  InTst  sich  wohl  folgender  uralte  Sinn  er- 
nennen :  Sobald  Pallas  sich  der  Sfyx  vei  nuililt,  d.  h.  80* 
bald  die  fii>6tere  Quelle  der  Natur  und  des  natürlichen 
Menschen  erschüttert  und  aufgeregt  wird  ,  steigen  Pas« 
tiunen  und  starke  Triebe  herauf,  Eifersucht  und  Gewalt- 
ibat,  die  Alles  besiegen  und  sich  unlerwüi  (ig  machen.  — 
Pliülir  zeugt  dann  mit  Cöus  die  Lelo  (Ajjtgj)  und  die 
'Affrcpta ,  welche  von  Pcrscs  die  Exdrjj  hervorbringt 
(rs.  /404  ffj. 

Wir  folgen  der  Urhunde  weiter  t  die  uns  nun  zur 
Nachkommenschaft  des  Kronos  führt.  Ithea  nämlich  und 
Krunos  erzeugen  drei  Sühne  und  drei  Töchter,  'Eati^, 
&r,u.rltr)p  und  "Hpij ,  dann  ' \idr,$  ,  llnntt$a<i>v  und  Zeif 
(vs.  4^3  ff).  Alle  diese  verschlang  llronos  sogleich  nach 
ihrer  Geburt,  weil  er  von  Uranus  und  der  Gaa  gehört 
hatte,  dufs  er  durch  eines  seiner  Binder  dm  Thron  ver- 
lieren würde.      Als  nun  die  Mutter  mit  Zeus,  d«tn  jüngj- 


ganz  natürlich  Musen  (Gesang -  Nymphen)  werden.   — 
Wer  dergleichen    Dinge  im  Ganzen  sieht,    deu  Itfi 
diabetische  Disiincijpuep  nicht  irren. 


438 

sten,  schwanger  £in£,  wendete  «Je  sich  betrübt  zu  Gai 
und  Uranus  ,  und  erfuhr  von  ihnen  den  Willen 
Schicksals  in  Absicht  auf  Kronos.  Auf  ihren  Kaih  eill 
sie  nach  L\htos  in  Creia,  und  gebar  fori  den  Juppiter, 
an  dessen  Stall  sie  dem  grausamen  Gallen  einen  mit 
Windeln  (Fellen)  umwickelten  Siein  reichte.  Juppiter 
Wuchs  indefs  schnell  heran,  er,  der  nach  dem  Entwürfe 
und  der  Absicht  der  Gua  bestimmt  war,  Dache  am  Vater 
»ii  nehmen,  und  denselben  zu  entthronen.  Durch  ein 
Brechmittel  gezwungen»  gab  Kronos  alle  seine  Kinder 
bis  auf  den  Stein  wieder  von  sich,  welchen  Juppiter  zum 
Andenken  in  Pvtho  am  Fufse  des  Parna&sus  befestigte. 
Darauf  befreit  er  die  Cyclopen  ond  Centimanen  Toa 
ih*e»  Banden,  die  ihm  dafür  Donner  und  Blitze  ver- 
leihen. So  stürzt  er  den  Va'.er  vom  Throne,  und  legt 
ihn  in  Fesseln, 

Ich  nfll  hier  in  der  Kürze  nur  einige  Bemerkungen 
fein  schatten.  So  rvie  wir  oben  den  Kronos  als  deus  in 
statu  abftCutidita  bezeichnelen  ,  so  können  wir  hier  den 
Z«'«is  ifa  drus  in  statu  manifesto  bezeichnen,  der  sich 
fben  so  gut  als  Lichlgott  von  Thebe ,  wie  als  Wasser- 
Bjeut  RH  l>ndona  und  als  Waaaergott  der  Phönicier  be- 
greif« n  l;fst.  Auch  Poseidon  mag  in  seinem  Grundbe- 
griff entweder  als  der  weite,  ausgedehnte  (latus,  ex- 
pansus),  oder,  wie  neuere  Forscher  wollen,  als  das 
Cnfpste;  blindlings  Anseinanderfahrende  ,  Bewegliche, 
im  I  i7.  gegen  die  Patalien,    welche  die  befestigen- 

den Ib'iie  sind,  genommen  werden.  Zunächst  weiset 
uns  auch  der  Stein,  der  in  diesem  jMythus  vorkommt, 
hin  fa'ntt  lieh  auf  den  weit  vci  In  eiteten  Gultus  der  Meteor- 
steine und  a«.f  ähnlichen  Fetischdienst  in  den  vorderen 
I. indem  des  Oriei  ts,  woher  die  Griechen  ihre  wichtig- 
ste«! Reltgionsanatalten  entlehnten,  hin.  In  denselben 
llres  p  horl  auch  der  Juppiter  Castus,  auf  den  ich  un- 
ten wieJci  zurückkommen 


Was  endlich  die  habere  Deutung   de*  durch  seinen 
Sehn  entthronten  und  gefesselten  Saturnus  betiiflr,  so 
erMarten  sich  die  Stoiker  (s.  Cic.  de  Nar.  Dem*.   U. 
kitrüber  folgendermafsen :     xVinctos   est  auteiri  fc'Jove 
(Saturnus),   ne  immoderatni  cursna   haheret ,    atfjue  nt 

ideribus  alligaret. »  K*  ist  nämlich  dabei  S.»turnus 
ah  K^ovoi;  {^popos,  als  Zeit)  gedacht,  und  zwar  ala 
irr  ungern c*sene,  ungeordnete,  dunkele  Ab- 
grund der  ungezählten  Wunt-n,  so  BD  sagen  die  blin- 
de Zeit.  Nun  kommt  Joppiter  ,  der  Weltherr,  ordnet, 
tbeilet  die  Z«it  und  bindet  sie  an  den  Lauf"  der  Gestirne. 

-  \  erhält  nifs  drückte  man  auch  so  aus:  Z,evq  vov^  • 
Kpoto.  i;  «Toyota  Mal  j;  xt'v  vuv  arv^ö'kanTtq ,  nämlich  die 

de  Zeit  schliefst  auch  die  Bewußtlosigkeit 
ein.  Erst  Mptin  der  Geist  erwacht,  und  sich  seihst  von 
den  langen  sondert  und  unterscheide!  ,  dann  werden 
Zeilen  unterschieden  und  geordnet.  Eben  darum  kann 
*»ch  einer  andern  Ansicht  derselbe  RroftOS  als  das  Ab- 
» <»  I  o  t  •• ,  im  Gegensatz  Regen  Juppiter  als  das  Intel- 
l'gihle,  genommen  we»den  ,9). 

AU  ]ed  rh  die  Titanon  der  neuen  Oberherrschaft 
Jc!i  nicht  unterwerfen  wollten,  so  entstand  tischen 
den  Kronidcii  oder  Söhnen  des  Kronos,  an  deren  Spitze 
der  neue  Beherrscher  des  Himmels,  Zeus,  stand,  und 
K* liehen  den  Titanen  oder  Uraniden,  den  Sühnen  des 
l'*nus,  ein  schwerer  Krieg,  der  sich  mit  der  l'.eiicgnng 
der  letzteren   endigte ,    welche    in   den  Tartarus  hinab« 


iy)  S  meine  Melctemm,  I.  p.  -il.  und  den  dort  »nprfuhrien 
Pl.no  im  Cratylus  \>  <>'».  p.  4S  IWind.  (kevo^  tsü  vcü»,  bu- 
tttyd  i»  15t  ileind.  j  Ferner  Cbrysippua  bji.  Ltvinolog.  m. 
tlluKt.  de  mundo  enp.  4.  Molin.  de  pulcr.  p.  1.38. 
Djid  iscitis  mscr. ,  wo  die  Pliömcische  Lehre  von  Kronus 
Vorkommt  ,  und  es  unter  Andum  heifst:    KgOMfj    tIj  *y.c- 


44p 

geschleudert  und  dort  zur  Strafe  auf  ewig  einge*pci 
wurden.  I>cr  Kampfplatz  der  Kroniden  in  diesem  7.c\\n> 
jährigen  Kriege  war  der  Olympus,  der  Schlachtort  der 
Titanen  der  Othrjs.  Den  Sieg  aber  erlangten  die  Kro- 
niden durch  Hülfe  der  Cyclopen  und  Gcntimanen.  — 
"Wir  sehen  in  diesem  Uampfe  —  der  Titanomachie  — , 
welchen  unsere  Urlumdc  weitläufiger  beschreibt  ( TS. 
6j6  fT.  ■*') ,  und  welchen  viele  Sanger  des  AHcrlhum* 
zum  Gegenstände  eigener  Kpea  gewählt  haben, 
haupt  den  Widerstreit  der  Elemente  und  der  wilden, 
ungeregelten  Nalurferöfte  gegen  die  Ordnung  und  d»* 
Maafs  der  Natur.  Daher  denn  auch  die  Deutung  diese* 
Kampfes  auf  ein  Erdbeben  und  auf  tclluriscbe  und  nep- 
tunische Revolutionen  »  die  der  geordneten  Bildung  und 
Gestaltung  der  Natur  und  Erde  vorhergehen  mu fiten ,  in» 
Ganzen  gewifs  viel  Wahres  enthalt. 

Achnliche  Ideen  liegen  dem  Kampfe  der  Kronides 
mit  Typhoeus  (  Tt><praev<;,  Tr^rar)  zu  Grunde,  witlMV 
hier  die  Acgvptische  Quelle  nicht  zu  verkennen  ist  {»• 
1.  Th,  p.  3«7  ff.).  Auch  dieses  Ungeheuer,  den  jüngste» 
Sühn  der  Gäa  und  des  Tartarus,  schlug  Zeus  ni  ' 
Blitze  unter  fürchterlichem  Tosen  darnieder,  und  *»r* 
ihn  in  den  Tartarus  hinab  2l). 


20)  Vergl.  Riad.  VIII.  459  ff.  über  die  Fesselung  der  Trt» 
im  Tartarus.  Lieber  die  Homerischm  Giganten 
Odyss.  VII.  59.  206.  X.  «20.  Ucber  das  Vi 
Gigantomachie  zur  Titanomachie  S.Heyne  Obsrrva't- 
Apollodor.  p.  28,  Ebendaselbst  p.  28.  sind  die  »< 
denen  Angaben  des  Kampfplatzes,  worauf  die  GiR",r 
gesiriltcn  —  die  Gegend  von  Phlrgra  bald  in  Maceda« 
bald  ohnweit  Cuma  in  Italien  —  gesammelt. 

2t)  S.  Hesiod.  Tbeogon.  820  —  8tS.  vergl.  mit  Homer. 
II.  ?Sl  ff.  Ucber  die  verschiedenen  Angaben  der  O 
s.  meine  Fragmm.  historr.  intiquiss.  I.  pag.  166  sqq. 
Moser  ad  Nonui  Dionys.  VIII.  272. 


44« 

Kehren  wir  noch  einmal  zu  den  letzten  Titanen  zu- 
rück ,  so  tritt  uns  das  Geschlecht  des  Japetus  und  seine 
Schicksale ,  die  der  Gegenstand  so  vieler  Mythen  ge- 
worden sind,  bedeutsam  hervor  (s.  Theogon.  5f>5  seqq. 
rergl.  Oper,  et  D.  4  5  sqq.).  Japetus  nämlich  zeuget  mit 
Hlymene  (KT-v^lvr,) ,  des  Oceanus  Tochter,  den  Atlas 
CAtX-ö^)  ,  Menütius  (MerotTtoc)  ,  Promethrus  und  Fpi- 
jimI iicus.  Ich  will  liier  nicht  in  das  Einzelne  dieses  My- 
thus ,  in  welchem  hei  Hesiodus  mehrere  Erzählungen 
zusammengeworfen  ,  Anderes  auch  ausgefallen  seyn  mag, 
eingehen;  ich  bemerke  nur,  wie  in  dem  Japetus,  als 
"\  nlcan  oder  Feuergott  aus  der  Tiefe,  und  seiner  Frau, 
einer  Oceanine  ,  die  also  gleichfalls  aus  der  Tiefe  liommt, 
lellurische  Andeutungen  gegeben  sind,  wobei  auch  hin- 
-uirderum  Menütiiis  als  Petilctus  ,  wie  ihn  Hermann  über- 
setzt,  in  Betracht  zu  ziehen  ist.  Prometheus  aber  mit 
seinen  Brüdern  und  mit  des  Epimclbeus  Frau  wird  uns 
Moli],  um  dies  liurz  anzudeuten,  den  edlen,  bald  lo- 
dernden, hald  verlaschenden  Lebcnsfunhen  und  Alles, 
was  das  wunderliche  Menschenleben  an  Gütern  und  Ue- 
beln  Unergründliches  hat,  bedeuten  sollen. 

So  folgt  also  das  Hronidenreich  oder  das  dritte  Göl- 
tersystem, mit  welchem  die  Entstehung,  Gestaltung, 
Bildung  und  Ordnung  der  Erde ,  wie  der  gesammten 
Natur,  geschlossen  ist.  Oceanus,  II*  i ins ,  Eos  und  Se- 
lene  bleiben  in  ihren  alten  Aemtern,  wahrend  Zeus  nach 
Besiegung  der  Titanen  die  Ehren  und  Besitzlhümcr  (ri- 
fia<)  unter  sieb,  seine  Brüder  und  Kinder,  als  die  neuen 
Weltrcgeulcn ,  llieilt  (Theogor.  C8o  ff.).  Die  Erde  und 
der  Olympus  sind  der  gemeinsame  Besitz  aller  Gotthei- 
ten ( Ilind.  XV.  19,3.);  Zeus  erhalt  nebst  der  obersten 
He.emonie  den  Himmel,  Poseidon  das  Meer,  Ades  die 
Unterwelt,  und  jedem  der  andern  Götter  wird  so  sein 
bestimmtes  Geschäft  zugewiesen.  Ha  ich  weiter  unten 
diese  verschiedenen  Gotter  Griechenlands  besonders  ab- 


44* 

Jian dein  werde  ,  so  rerspar©  ich  bis  dahin  die  weitere 
Auseinandersetzung  dieses  Punkte»,  den  ich  hier  nur  im 
Allgemeinen  andeuten  wollte. 

$•    4- 

Yerhältnifs  des  Homeru*  und  Hcsiodus  i\ 
Religion  ihr  er  Allvater  und  zu  d  e  t  i  h  i  < 
Zeitgenossen, 

Wir  kommen  nun  auf  die  Beantwortung  de 
schon  oft  aufgeworfenen  Frage  nach  dem  Verhältnis 
welchem  Hesiodus  und  Homerus  zu  jener  priesterhthen 
und  aus  dem  Orient  herstammenden  P<  esie  stehen,  die 
ich  statuire,  und  welche  den  Dichtungen  jener  uro  viele 
Jahrhunderte  vorhergegangen  ist  ,  und  insbesondere 
warum  Leide  mit  ihren  fahl  durchgängig  rein  sinnlichen 
Mythen  und  menschlichen  Göttern  von  jener  int 
theologischen  (mysteriösen)  Seite  der  Griechische! 
thulugie,  nie  wir  sie  im  vorhergehenden  Capitrl  gesel 
haben  ,  und  welche  eben  den  Inhalt  jener  alt-pn-' 
liehen  Poesie  ausmachte,  so  selten  El  was  und  auch 
ses  nur  so  undeutlich  Lüchen  lasten.  Ich  werde 
dritten  Rande,  hei  den  verschiedenen  Ornhisd 
Schulen,  dieser  alten,  vor  •  Homerischen ,  bcdeuiuiig 
vollen  Poesie  noch  mit  Hehrerem  gedenken;  hier 
ieo  BUnäehsl  nur  den  Standpunkt  angeben,  ans  welcl 
die  Gedichte  (Lei  Hcsiodus  und  Homerus  zu  betrat 
sind,  woraus  sieh  dann  ihr  Ycrbältiiifs  zu  jenen  hül 
Gesängen  ergeben  wird  2-). 


22)  Aus  lUn  von  Hermann  und  mir  herausgegebenen  P. 
Über  Homer  und  Hesiod    (Heidelberg   ISIS.)   zum  Tlie 
abgedrucjtfj    vergl.  pag.  46  ff.     Die  Einwendungen 
mann*  gegen  einige  im  iner  hier  vorgctrageneii 
der  Leser  gern  bei  im  fünften  Brief«  j.. 

uacblesen. 


443 

Es  ist  allerdings  ein  gewalliger  Unterschied  zwischen 

der  Bedeutsamkeit  dt*r  noch  vorhandenen  theologischen 

l>ich»erlra«inentc  und  der  entschiedenen  ActiPWrli«  bheit 

ier  sinnlich- derben  und  greulichen  GStlergeatalten  und 

.handlongen   beim   ilomerus    und  Hesödos.      Und 

flcrm.irh  ,    wenn  wir  auf  Stuf!"  und  Fuim  zugleich   sehen, 

sind  die  Werke   beider  Dichter  die  ältesten    Henk  male 

lisi.'iti   Poesie,  die  uns  als  ganze  Werke  Sbrig  ge- 

febe».      Ohne  daTs  man  den  Weg  zu  betreten  brauche, 

Icher  zu  dem    wohl  bekannten    Ziele    fuhrt,    an  dem 

o  weiter   nichts   Anderes  sieht,    als  das   Homerische, 

sonnt   sich    und    Andern    die   Beruhigung   giebt :     et 

eben  weiter  auch  Nichts  da  gewesen,    so  lä'fst  sich 

die  Erscheinung ,    wie  Hörnerne  und  Hesiodus  im  Gan- 

*i*n  so  derbe  Anlhropomurphisten  seyn  konnten  ,    indem. 

doch   noch  eben   auf  dem  Srheidopunhic    von    einer 

fsen  Prieslerzeit   stehen,    doch  auf  eine    genügende 

UM   Bi  klaren.    —    Griechenland   mag  immerhin    eine 

geraume  Zeit  (es   war  alte  Künigszeit)  auf  dem  Wege 

r)\  seyn,    ziemlich  priestcrlich   und,    so  zu  sagen, 

orientalisch  zu  werden.     Auch   mochten   es  die   Erbauer 

j'ner  alten    Mauern  ,    Thore   und  Grotten  von  Tirynth, 

fycenä  und  Nauplia  (Pausan,  II.  a5.  3.   VII.  s5.  7.),  so 

*fe  jene   Priester  von  Sicvon  and  Argos  ,    wohl  so   vor- 

Aher  inGriechenländischer  Luft,  in  jenen  durch 

Walder  und  Flusse  gesonderten   und   von   der 

bespulten   Ländern   und    Inseln   — .   dort  konnte    so 

'•was  nicht   zur  Heile    kommen.      Was    die   Sage   aller 

von   dem   Austreiben   der  Pelasger  zu  melden 

*'if*  tz.  \j.  Herodot.  1.  60.  VI,  137.),  mag  wohl  grofj.cn- 

theils  auf  dieses  Auflehnen  Griechischer  Volkskraft  ge- 

|en  fremdartige,     wenn  auch   nicht  immer  gerade    von 

den  aufgedrungenen  Priesterformen    seinen  Bezug 

haben.      Jedoch  mochte  immer  noch  Vieles  davon  übrig 

ihen,    so  lange  die  erblichen  Königin  üiuer    blieben. 


444 


Als  aber,  nach  dem  Erloschen  yieler  alten  Geschlecht 
durch  ganz  Griechenland  und  bis  in  den  Pelojjnt.m 
diesen  alten  Antheil  von  Pclops  Scepier  ,  hinab  tu 


tüte«  nördliche  Stämme   festgesetzt    hatten 


da  «j 


immer  mehr  und  mehr  der  starke  Sinn  nichtiger  Voll 
xnasse   in    allon    Dingen  Meister.     Sitte  und  VerfasMl 
Denken   tind  Dichten  ward   mehr   und  mehr   ahgpHai 
vom  Tiefsinnig- morgenländischen  ,  ward  verständlich« 
.heller  ,  derber,   aber  natürlich   auch  inhaltsleerer, 
■waren    die  Ueraklidischen   Erschütterungen, 
zwölfte"  Jahrhundert,  wo  sie    anfingen,   bis   zum  RCV 
ten.    wir  Hnmerus  und  Hesiodus  lebten,  hatten  in  FoJ{ 
dieser  Revolutionen  alle  Dinge  eine  andere  Gestalt  ge- 
wonnen.     Hatten  sich  vielleicht  schon  seit  jenen  älteren 
Unruhen  (ich  will  sie  die  Pe  I  a  sgi  sc  he  n  nennen  )  «he 
alten  Priestergeschlecbler  auch  da  ,  wo  sie  blichen,  meli 
caKtenmäfbig   zusammengezogen  ,    und    d«n   Köftigffl  «c 
Adcfirhen  weniger  von  ihren  Kenntnissen  mitgetheilt. 
mufstc  dies  seil  der  II  e  r a  U  I  i  d e  n  s  ei  1    noch  mehr 
p^all  seyn.     Unter  solchen  Umständen   kann  es  niclit  *«J 
fallen,   wenn  neben    so  manchen  Elementen  altert«  Ol 
tiir,    bei  der  beweglichen  und  lebendigen  Phantast«  der 
Griechen,    bei  dem  Wohlstände  so  manche«   St   d:e  und 
Burgherrn,  Sänger  auftraten,  die  in  der  Weise  »1er  he» 
gitterten   Laien   und  des   Volkes   sangen.      Diese   hatte» 
wenig    Anlafs,     von   dem  geheimnisvolleren ,     priester« 
Heben    Wissen    Notiz   zu    nehmen.      Und  wirklich    sollte 
man  glauben,  sie  hallen  auch  nicht  viel  mehr  davon 
wufst ,    wenn  man   an    die  Jahrhunderte  denkt,    die  ni 
schon  seit  jenen  ersten  Erschütterungen   verflossen  wa- 
ren,    und   insbesondere    erwägt,     wie  sehr  diese    äoiäoi 
eine  ganz  neue  Menschenclasse  bildeten,   ganz  und   gar 
verschieden    von    jenen   priesterlichen   Sängern,    und   in 
gar  keiner  Berührung  stehend  mit  goltesdicnstlich.cn  Ge- 
schäücn.     Ja  noch  mehr  ;    selbst  von  feindseliger  Trcn. 


£ 


445 

nong,  Ton  gehässigen  Spaltungen  zwischen  diesen  Sän- 
gern und  den  pi  iesterlicht'ii  Personen,  wollen  sich  man- 
che Spuren  im  llonicrus  heller  zeigen ;  ZwistigUeiten, 
die  also  wohl  ziemlich  nahe  an  sein  Zeitalter  fortgepflanzt 
si\n  niücliien.  Han  erinnere  sich,  wie  in  der  Hitdfl 
einigemal  ISalrhas  behandelt  wird ;  w  ie  schimpflich  und 
feigherzig  der  Opferwahrsager  Liodes  in  der  Odyssee 
(XXII.  820  II'.)  fällt;  wie  ehrenvoll  hingegen  eben  da- 
selbst der  Sänger  Phcmitis  am  Leben  erhalten  wird  ;  wie 
geflissentlich  an  andern  Orten  eben  dieser  Ilomcrus  das 
ehrwürdige  lm(  und  die  sin  liehe  Würde  der  Sänger 
bfll  vorhebl  ,  z.  U.  Odyss.  III.  267  ;  wo  Euslalhius  (p.  126.) 
aus  flcmclrius  Phuleteus  und  andern  -du  ilistcllcru  die 
Aiiinerltung  macht,  beiden  Alten  aeyen  die  Sänger  ge- 
wesen ,  was  späterhin  die  Philosophen  waren  ;  und  unter 
«tidt'i  11  sey  ihnen  die  Erziehung  der  Vornehmen  anver- 
traut worden  a). 

Diese  Ansieht  einer  älteren,  bedeutungsvollen  und 
•ittihohschen  oder  theologischen  Poesie,  welche  der  des 
JHumerus  und  llesiodus  lange  vorausging,  aber  zur  Zeit 


23)  Hermann  erinnert ,  um  diese  Sätze  einzuschränken  ,  (Ho- 
mer. Briefe  p.  70.  an  die  hohe  Ehre  >  die  dem  Tircsias 
in  der  Odysste  In  ig"  legi  wird.  Ganz  richtig.  Dafs  der 
"Wahrsager  oft  als  ein«  Art  von  dämonischem  Wesen 
dasteht,  habe  ich  nicht  leugnen  wollen.  Sie  warm  ja  auch 
mit  göiilichem  Instincte  (2iiy  tc^tj  Ikrodot.  I.  62.)  be- 
gabt —  Aher  eben  deswegen  erregte  ihr  Erscheinen  eine 
Art  von  Grauen  ,  dergleichen  auch  wohl  furchtbare  Xa* 
turge walten  und  seltsame  Naturkörper  erregen  -f  und  auch 
„der  unter  den  Todien  verstandige  Tires'ias"  wird  unter 
Umstanden  vorgeführt,  die  mehr  geisterhaft  als  anspre- 
chend >ind.  Dagegen  die  S.1nger  sind  von  den  Menschen 
geehrt  und  geachtet  als  Lieblinge  de/ Muse  (Odvss.VIIf. 
47y  —  4M.).  Jn  ihn»  Ntthe  fühlt  sich  jtd»  r  h-  iiuiscb  und 
wohlbehaglioh. 


446 

jener  Dichter  schon  znm  Theif  unteegegansren  ,  cder 
d"e  Mysterien  ziii iicke»  d"  ui  -t  *ar,  ist  aiwh  zu  sehr 
recht  feitigt  durch  Alles,  was  wir  ron  Werket  üte 
Namen  und  Schulen  übrig  haben  ,  aU  daf*  IBM  »ie 
Ganzen  verwerfen  kannte,  y.umal  da  »ich  in  den  4 .« dnh- 
len  des  tlumerus  und  IJesn  dus  deutliche  Spuren  (i 
dafs  sie  manche  allere  Begriffe  und  [leperii* 
nicht  mehr  ganz  verstanden  haben.  Ich  erinnere 
den  Begriff*  von  sriytvw  ( s.  üben  II.  pag.  4*7«) »  un^ 
liefscn  sich  noch  manche  Spuren  nachweisen.  AI 
diese  beiden  (lichter  so  gar  einfältig  oder  naiv  zu 
men  ,  sogar  unwissend  in  Altem,  was  die  Theologie 
der  Nation  lehrte  ,  dies  vertragt  sich  doch  auch  mit  man- 
chen  unleugbaren  Thatsachen,  mit  der  künstlerischen 
Trefflichkeit  und  Gewandtheit  der  beiden  genannti 
und  namentlich  des  Numerus,  besonders  ober  mit /ii 
lieh  sichtbaren  Andeutungen,  die  in  ihren  Welken 
liegen ,  auf  keine  Weise. 

Zuvörderst,    die    Thatsachen    betreffend,     so 
doch  zur  Zeit  jener  Trennung  des  Priesters  »um  S.«r 
der  alte  Glaube  bedeutsamer  Religion   schon    zu  sehr 
die   Masse     des   gesammten    Griechischen    Denkens 
"\\  issens  verwebt,  als  dafs  ein  vielseitiger  und  | 
Mensch  davon  hätte  unberührt  bleiben  künnen 
mögen    wir    uns  die  Priester familien    nach  jenen   \ 
gun^en  ,    die  sie  erlitten    hatten,    auch  noch  so  ziiriii'''* 
haltend    und   verschlossen   denken,   so  bestanden  ja  d>c 
Mysterien  (deren  Entstehung  in  das  älteste  GriefhenlsÄ* 
land  gebot  tK    und  in  diesen  Anstalten  winden  di-cli  l  •»"" 
und  fort  die  Haupid'  gmen    der  alten  Naturreltgiofl 
getragen.    —    Weiter,    wo  auch  Homcrus   gelebt  h.dnn 
mag,   die  Früchte  Jontseher  Guliiir  waren  ihm  zu 
gen  erden  ,  und  er  hatte  sie  wohl  ku  benutzen  gcwuf>t. 
Nun  waren   aber  die  Jonier   damals  mit  Phöniticn    u>^ 
Aegypten  ,     diesen    Wohnsitzen    priesterlicber   Gesell 


447 

rhnften  ,  -wohl  benannt.  —  DieSajje  ist  nicht  ganz  ohne 
in t e rgr u n d  ,    dir  den    llornerus    aus   Aegvptischen 
luellen   V\  eishi  it  schöpfen  lafsl.      Und  Ephesus  mit  sei- 
ganz Asiatischen  bedeutsamen  Gottesdienste  war  ja 
den  .Ionischen  Grenzen  gelegen.    —    \  nuder  Virtuo- 
und  künstlerischen  Einsicht   des  Ho  nie  ins  zu    gebil- 
i  ii  zusprechen,  wäre  wohl  iin  höchsten  Grade 
ülxrllüssig.    Also  peheiih  zu  den  in  der  Ilias  und  Odyssee 
emerhliehen  Spuren  nicht  ganz  gemeiner  Heligionsluiude 
ihres  Meisters  über  ; 

Als  Horocrus  (Iliad.  VI.   i3i.) 

—  —   »«««''"ut'voio  Ait-n'iiToiü  ti'öijva^ 
nannte,  und  erzählte,  wie  dieser  Gott 

$00 1&  aXoc  xaru  yffia 

<b  waren  —  das  zeigt  die  Stelle  selber ,  die  Bacchischen 
Weisen  schon  längst  im  Gange,  ja  da  waren  auch  die 
Theologen  und  Weise  ( ooiptoral )  schon  aufgetreten, 
die  diesen  gehaltreichen  Beliginnszwetg  grofsai  liger  aus- 
itet  hatten  (u.e£öv<>>$  i^etpijvxv^  Ilerodot.  IL  $9.). 
Bei  der  allgemeinen  Verbreitung  der  Bacchischen  Ge- 
brauche lafsl  sich  nun  schwerlich  denken,  dafs  ein  Mann 
ton  der  Bildung ,  wie  Uomerus,  nicht  manches  We- 
'ent  liehe  von  deren  Bedeutung  gepulst  haben 
*ollte.     Und  doch  wird  jene  Sage  nur  so  obenhin  und  im 

i^ehen     hingeworfen.       Eben    so    leicht    geht    der. 

r  (  liiad.  II.  546.)  in  der  Stelle  vom  Krechthcus, 
•it  seinem  : 

—  —     —     ov  7fox  'ASiJvj; 
&pt'4t  *  A105  SryctTijp,  xixt  ii  £et'«5äjao;''Aporpa 

s.w.  über  einen  sinnvollen  Mythus  hinweg,   der  d<>ch 
der  simpelsten  Erzählung   (  wie  z.  B.  bei  Apoüodor. 


448 

111.   i4-  6.)   so   viel  Stoff  aus  ältester  Naturreligion  dar- 
bietet. 

Dafs  ich   nun  in   solchen  Stellen,    und  in  ähnlicka 
abgerissenen  Erwähnungen    in  der  Odyssee  ,   die 
Gebiet  der  Theologie  anstreifen  i  etwas  mehr  Bei 
seyn  voraussetze,    als  Mancher  sonst  wohl  zu  ihuo  ge- 
neigt ist,  dazu  bestimmt  mich  eine  allgemeine  \A  ahrneb- 
jnung.     Es   will   mir   nämlich    sein  inen,    als  gelai 
dieser  grof&e  Dichter  darin,    und  als  suche  er  auch  »ei- 
nen Zuhörern  dadurch  zu  gefallen,  dafs  er  seinem  BMf* 
kräftigen  Gesänge  durch   jeweilige  leise  Andeutung,  »o 
zu  sagen,    etwas  Pikantes  mitthuilt.     Es  sind  die  S 
im  Homerus  so  selten  nicht,  wo  es  das  Ansehen  hat,  »I» 
solle  ein  gewisser   Doppelsinn   die  Aulmerksa 
zen ,  und  durch  gelungene  Auflösung  hinterher  \  E 
gen  gewahren.   Ich  will  hier  beispielsweise  au  eine  ' 
von  Stellen  der  Odyssee  erinnern,    wo  der   unerkannt* 
Ulysses  sich  selbst  und  seinen  Charactcr  indirect  charaC- 
terisirt ;    oder  wo  er  auch  durch  einen  zweideutigen  und 
auf  die  angenommene  Personalität ,  wie  auf  di< 
passenden  Ausdruck  verstohlen  zu  erkennen  siel 
der  wirkliche  Ulysses  über  kurz  oder   lang  ausxoiubrt* 
gesonnen  ist  (XIV.490.  X1X.5Ö5.  XX.23s.   XXI.  . 
Daher  aufb   XIX.  i\oi  f.   von   dein  listigen    Manne  gf 
rade  der  Name  AtSoJV  gewählt  wird.  Es  ist  bekannt ,  tt,f 
tief  im  alten  Epos  die  Thiel  fabel  wurzelt.     In  de01* 
selben  Sinne  ist  es  gedacht,    dafs,    wenn  der  Held  ■ 
erdichtete   Person  spielt  ,     oder   ein    ersounenes   Ab 
thener   erzählt  ,    alsdann  jedesmal   ohne  Ausnahme 
Scene  nach  Creta  verlegt  wird  (XIII. a56.  XIV.  io<). 
NIX.  172  ff).   —   Das  sind  Geschienten   von  Creta 
aus  dem  Lugenlande ,    mochte  alsdann    der  befried» 
und   unterrichtete  Zuhörer  sagen.      Wie  so  Vieles  *°* 
der  Odsssee  in  Sprache  und  Ausdruck  ,  60  hat  auch  dir**1* 
Zug  der  Dichter  des  lLmnus  auf  die  Ceres  abgebotfß*" 


i!) 


I>te*e  Göttin,  als  vorgebliche  Amme,  sagt  auch,  sie 
liMinnn'  ron  Greta  her  (iü2).  Nun  will  mir  bedenken, 
tieft  Dichter,  die  doppelsinnige'Sprecher  sonst  so  tref- 
fend zu  zeichnen  und  zu  halten  wissen  ,  und  Oberhaupt 
•ich  so  gut  auf  die  Wirkung  verstehen,  die  eine  rei- 
zende Anspielung  auf  einen   gebildeten  Zuhörer  macht, 

auch  in  Stollen  religiösen  Inhalte,  zumal  wo  eine  eigene 
Itürze  VOM  sonstigen  Gharacter  des  populären  Epos  ab- 
wenht  ,  eben  in  dieser  Kürze  etwas  gesucht  haben  hön- 
uud  w.ive  es  auch  nur  das,  daß»  sie  in  ihrem  Volks- 
gesange  die  Ehrfurcht  vor  der  Gcbeimlehre  unverletzt 
bewehren  wollten ,  was  sosehr  im  Geiste  des  Alterthums 
ist.  In  Hinsicht  solcher  durch  Worlhargheit  auffallen- 
den Stellen  sage  ich  :  Die  Poesie  will  und  darf  nichts 
davon  wissen  ;  es  will  aber  der  Dichter  und  namentlich 
auch  der  Homerische  Hymncudichtet*  vor  dem  versam- 
melten Volke  den  Unterrichteten  und  Eingew eiheten  zu 
verstehen  geben,  dafs  auch  er  zu  den  Rettgiontltuui 
gebore  /J). 

Hiermit  will  ich  gar  nicht  gesagt  haben  ,  dafs  Ho- 
merus  und  Hesiodus  den  Ztisainnicnhang  der  damals 
bekannten  theologischen  Dogmen  gebannt  ballen. 
Nein;  manche  Lehrsätze  mochten  schon  in  alteren  Vi.lhs- 
gcsa'ngen  so  vom  herrschenden  Anlhrnpomurphismus 
durchdrungen  worden  se\  n  ,  dafs  diese  Dichter  sie  sel- 
ber nur  in  diesem  Sinne  nahmen,  Vielleicht  sind  dahin 
die  Stellen  von  der  Reise  des  Juppitcr  und  IVeptun  zu 
den  Aeihinpirrn  (lliad.  I.  4°-2,  Odysi.  1.  es.)  zu  rech- 
nen ;  inglcichen  die  von  der  goldenen  Kelle  des  Jup- 
piter, womit  ibu  alle  Götter  nicht  herabzuziehen  ver- 
mögen ^    vergl.  oben   I.  Tb.  p.  99.  (Iliad.  VIII.   17.)    und 


45o 

von  der  Bestrafung  der  Juno,  welche  in  der/^uft  schi« 
bend   aufgehängt   wird    {XV,  «0.),    wo  Altes   schon 
gleichsam  historisch    mit    der   ganzen    Vorstellung  d< 
volksmäfsig  gedachten  Gotterfanulie  zusammenhängt. 

Bei  der  Odyssee ,  als  Ganzes  genommen,  entstrl 
eine  eigene  Frage  :  Es  haben  schon  die  Alten  jene  fi-ine. 
folgerichtige  Anlage  dieses  Epos  nachgewiesen ,  uuJ  ■ 
kann  noch  jezt  niemanden  kickt  entgehen,  mit  welchem 
Verstände  alle  Motive  künftiger  Handlungen  gleich  tou 
vorn  herein  angelegt,  und  Mie  richtig  sie  durchgeführt 
sind.  Darum  wage  ich  aber  doch  nicht  zu  behaupten, 
dafs  der  oder  die  Dichter  auch  die  allegorische 
Folge  in  ihrem  Zusammenhange  verstanden  habm, 
die  innerlich  und,  so  zu  sprechen,  unter  der  ä'nl 
Hülle  der  Volksdichtung  durch  einen  grofsen  Theil  die- 
ses Werkes  hinzieht»  Eslä'fst,  von  dieser  Seite  gesehen, 
ein  alles  hieroglyphisches  Gebilde  im  Hintergründe  er* 
ratlirn,  eine  Allegorie  des  menschlichen  Lehens  viil- 
leicht.  Im  Laufe  der  Zeit  war  wohl  schon  manche  hi- 
storische Tradition  aus  der  Nationalsage  hinzugeth»0 
Worden  ,  ehe  Homer  die  Dichtung  ganz  volksmäfsig  Toll* 
endete.  Schon  die  Alten,  die  doch  Vieles  allegorisch 
nahmen,  hatten  diese  Einsicht ,  wenn  sie  sagten ,  mit 

Ion   Personen   und  Dingen  habe  Homer  in  der  Odj« 

nichts  Allegorisches  gewollt. 

Demnach  spreche  ich  nun  dem  Dichter  die  Erkennt* 

nifs  einzelner  Allegorien  in  diesem  Werke  nicht  ab,  ohn«" 

dafs   ich   doch   immer   hestimmen  will,    wie   weit  diese 

Einsicht  reichte. 

Und  so  wäre  das  Resultat  meiner  Ansichten  ohnge 

fahr  folgendes: 

i)  Ich  erkenne  eine  älteste  Masse  Griechischer  Poe 

sie,    deren  Inhalt  aus  dem  Orient  entlehnt  ist ;    glaub 

aber  das  Symbolische,    ja  seihst  das  Magische  and  All« 

gorische 


n»cs 


45 1 


n)  Diese  theologische  Poesie  und  Lehre  hat  sich 
EVtr  den  wechselnden  Formen  der  verschiedensten 
Zeitalter  angeschmiegt,  ist  aber  ,  ihrem  Inhalte  nach, 
den  Griechen  überhaupt  niemals  ganz  fremd  geworden, 
vielmehr  von  den  Priesterschaften  immer  möglichst  er- 
halten, weiterhin  ein  Gegenstand  der  Forschungen  von 
Historikern  nnd  Philosophen  genesen  ,  und  durch  deren, 
Hülfe  auch  von  uns  noch  in  vielen  wesentlichen  Lehren 
zu  erkennen  und  darzustellen,  wenn  wir  besonders  noch 
zu  Hülfe  nehmen  ,  was  die  Bibel,  Herodolus  und  andere 
glaubwürdige  Schriftsteller  von  den  Religionen  der  Ae- 
pvptier,  Juden,  PhÖnicier  und  anderer  Völker  des  Mor- 
genlandes melden,  und  diese  mit  alt-Griechischen  Bruch- 
stücken, besonders  auch  milden  sogenannten  Ornhiscben 
Fragmenten  vergleichen. 

3)  Diese  Ueberreste  theologischer  Poesie  sind  ihrem 
Inhalte  nach  im  Ganzen  alt ,  und  enthalten  wesent- 
liche Lehren  morgenlä'ndischrr  Religion  ,  so  wie  die 
Griechen  diese  überkommen  und  anlgelafat  haben.  Die 
dem  Inhalte  nach  jüngere  Homerische  und  Hesiodei- 
sche  Poesie  ist  aber  in  ihrer  Form,  in  so  weit  wir  von 
ganzen  Werken  reden,  die  ältere,  ja  die  älteste  Poesie  ; 
und  das,  was  Herodotus  in  der  berühmten  Stelle  11.  53. 
sagt  (s.  oben  II.  p.  297.):  Homerus  und  Uesiudu?  seyen 
die  Erlinder  der  Hellenischen  Thengonie  gewesen  —  ol 
<jcoiriaavxi^  öeoyovtijr  "EXk^ai  —  hat  meines  Erachten* 
folgenden  Sinn:  sie  fanden  das  Mittel,  in  einem  neuen 
Rittergesange,  für  Alle  passend,  Allen  zu  singen  zur 
Genüge  ,  indem  sie  das  Geheimnifs  entdeckten  ,  die  Göt- 
ter rein  menschlich  zu  behandeln  ,  zu  »»thropouiorphi- 
siren  ;  d.  b.  indem  sie  es  nicht  w\r  \  <  t -.  i.mden ,  einem 
allgemeinen  Grnndtriebe  der  menschlichen  iVatur  ^e- 
rnä'fs,  den  Gottern  sinnliche  Eigenschaften,  Kräfte  und 
Neigungen  zu  verleihen,  sondern  sie  auch  in  einen  sol- 
cheu  Ki eis   von  Handlungen  zu  versetzen,    den  LinLil- 


45: 


dungshraft  des  Griechischen  Volkes  zu  umfassen  Ter. 
motltf  ;  womit  also  die  Personi  fication  def 
Gottheiten  ganz  volksthümlich  Tollen  det 
war. 

«.    5. 

Kurzer    Abrifs    det    Glaubens    und    Wissen* 
der    Homerischen    Menschen. 

Ohngcachlet  dessen,  was  ich  in»  \  >u hergehenden 
zunächst  »her  Homers  Weisheit  bemerkt  habe,  scheint 
es  dennoch  ,  wie  ich  gleichfalls  dort  schon  angedeutet, 
dafs  er  den  Sinn  oder  den  ursprünglichen  Verstand  man- 
cher religiösen  Tradition  mein  mehr  gewuf»t  hübe.  Man 
denke  nur  an  die  Jahrhunderte  von  Orpheus  bis  Homer 
und  an  die  Metamorphosen  ,  welche  im  Verlauf  dersel- 
ben die  Mythern  unter  den  Händen  so  vieler  und  so  ver- 
schiedener Dichter  erlitten  hatten  ,  ferner  an  die  vielen 
Revolutionen  und  die  darauf  folgenden  VV  Änderungen 
Griechischer  Stämme,  die  Heracl.dischen  Stüime  und 
dergl.  mehr.  Aber,  wie  dem  auch  sey,  hier  wollen  wir 
die  Popularität  der  Homerischen  Vorstellungen  in  eini- 
gen Hanptzügen  überblicken ,  insbesondere  seine  An- 
aichien  »ora  geturnten  Himmel,  von  der  Weit,  von  den 
Seelen  und  Göltern. 

VVas  den  eisten  Punkt  betrifft,  die  Kcuntnifs  det 
Himmels,  so  stehen  freilich  hierin  Humer  und  Hesiod 
frfeH  hinter  den  Aegyptischen  Priestern  zurück.  Allein 
vielleicht  haben  in  Griechenland  auch  die  älteren  Prie- 
ster niemals  mehr  gewufst,  als  Homer  und  Hesind,  wenn 
schon  eben  diese  Aegyptier  ,  von  welchen  sie  dies 
Kenntnisse  überkommen  ,  weit  mehr  wissen  mochten— 
L'cbcrdies  waren  es  ja  wohl  nicht  immer  die  gelehrtester 
Aegyptier,  welche  als  Culonisten  in  die  Fremde  gingen 
oder  vielmehr  oft  wohl  dahin  vertrieben  wurden.     Abci 


455 


ach  im   andern  Falle ,    so  hesafsen    sie ,    wie  fast  alle 
Eaeater  des  Altcrthums,   zu  viel  Lehrweisheit,  um  eine 
stionomie    zu   verkündigen,    wo   sie    nicht  angebracht 
war.     Nördlich  von  Rhodus  um|  von  Alexandria  sah  man. 
th  zum  Theil  andere  Sterne,  als  südlich  von  diesen 
i  ProcK   S[ihacra   p.  9  sq.    p.  34  ed.   Antverp.). 
1a  mnfs  ich  hier,  wo  ich  zunächst  von  der  Stern» 
lumlc  Ilomer's  und  lle&iud's  reden  will,  des  Platonischen 
j   gedenken  (Cratyh    p.  Jq  d.    p.  49  Heindf.),    dafs 
testen  Griechen  Sonne,  Mond  und  Sterne  lür 
Gölte r  gehalten  hätten. 

Numerus  und  ITt  siodus  kennen  die  Bestimmung  der 
IllnreMteiten   nach   dem   Auf-    und   Untergange  gewisser 
Sternbilder  B)  ;    doch  wird  dieser   Auf-  und  Untergang 
nicht  astronomisch  (als  der  Mahre,  wie  er  heilst)  ,    son- 
dern nach  dem  Augenschein  (wie  er  in  die  Augen  fällt) 
genommen.       Bemerkenswert]*   ist  die  Angabe,    welche 
«ich  bei  Suidas  s.  v.   Ei>3repos  findet,  wonach  erst  Parme- 
die  Identität  dieses  Sternes  mit  dem  Morgensterne 
entdeckt  hat.  Homer  kennt  den  Abendstern  (lliad.  XXIL 
3iH,)  und  den  Morgenstern  —   EQ<,<p<tpo{    (lliad.    Will. 
2'ih.),    v.eifs   aber   nicht,   tider  will  es  als    Volksdiehler 
nitkt  wissen  ,  d.if*  beide  der  Planet  Venus  sind.     Pytha- 
oder  Parinenidea   dagegen  hatten  schon  die  Iden- 
Ics Morgen,  und  Abcudslerns  gekannt ,  wahrschein- 
lich aus  orientalischer  Tradition  ( s.  Dingen.  Laert.  V1U. 
—    Auch  die   Zeit   des    Aufgangs  und  Unler- 
g-ngs  dieser  Sternbilder  ist  bei  Homer  und  Hesiod  Dient 


J5)   Vergl.  Pfaff  de  orübus  et  oecasibiis  siderum   (  Gotiing. 
4.)  p   36  sqq.   und  den  'fort  augefUbrteu  Kästner  in 
v.  Uiblicth.  uhilolog.  p.  5$- 
i)  Ver^l.  Davisiaa  und  meine  Anmerk.  zu  Cicero  de  N.  D- 
IL  ».  p.  287. 


m 

genau  bestimmt ,  es  werden  auch  nur  die  grofseren  Jah- 
resperioden und  die  Hauptarbeiten  des  Landmanns  dar- 
nach bestimmt.  Die  sogenannten  Prognostica  auf  be- 
stimmte Tage  und  auf  Weltcrreränderung  kommen  im 
Homer  nicht  vor.  Von  Sternbildern  selbst  werden  be- 
stimmt angeführt:  der  Stier  mit  den  H reden  und 
PI  e jaden,  der  Orion  (Iliad.  XVIII.  4Ö6  ff.  ^)t  der 
Sirius  (ibid.  V.  5.  XXII.  25  ff.)  ,  Arcturus  (Odrss. 
V.  aq.)  und  der  grofse  Bär  (ibid.).  Daraus  aber,  dnfs 
nur  diese  Sternbilder  genannt  werden,  folgt  noch  gar 
nicht ,  dafs  Homerus  nicht  mehrere  gebannt  habe  ;  im 
Gegcntheil,  wir  Tonnen  aus  Stellen,  wie  lliad.  XVHL 
486  ff.  **),  wo  alle  Himmelszeicben  (rttpca  nävra)  ge- 
nannt werden ,  und  worauf  dann  einige  ausgezeichnete 
namentlich  folgen,  schliefsen,  dafs  Homerus  von  weit 
mehr  Sternen  Kenntnifs  gehabt,  dafa  er  zwar  nicht ,  wie 
Clemens  Stroraat.  V.  p.  709.  sagt,  ein  Dichter  ist:  xoojto- 
noiöiv  xaxa  xov  Mao»]*»,  dafs  er  aber  auch  andrerseits 
nicht  so  unwissend  ist,  wie  ihn  einige  neuere  Geschicht- 
schreiber  der  Astronomie  haben  machen  wollen.  Man 
vergesse  im  Hoiuer  den  Beruf  des  Dichters  nicht.  Denn 
wühl  bemerUl  :  Homer  stellt  jene  Sternbilder  durchaus 
in  Handlung  vor,  und  zwar  in  solchen  Handlungen,  wie 
der  bluffe  Ausdruck  der  Volkssprache  sie  mit  sich 
brachte ;  er  stellte  den  Himmel  und  das  Sternenheer  so 
vor,  wie  es  Volk,  Könige,  Ritter  und  der  gemeine  Man« 
anzusehen  gewohnt  waren.  Kurz,  Homer,  als  populä- 
rer öffentlicher  Dichter  eines  Volksepos  und  einer  rit- 
terlichen Poesie  ,  lnufbtc  sich  im  Kreise  derjenigen  Ileni 


27)  S.  besonders  den  feiehrten  Excursns  V.  von  Tolllus  a 
c.ilccm  Auollonü  Ltxic.  Ilomcric.    p.  743  —  748.   zu  die- 
ser Hduplstclle. 

88)  Vetjh  Heyne  ru  dieser  Stelle  und  PfafF  a.  «.  O.  p.  36. 


nisse  halten  ,  die  seine  Griechen  verstanden  —  eine 
fruchtbare  Bemerkung,  die  als  die  Grundlage  des  Ur- 
theiis  über  Homer  und  sein  Verhülluifs  zu  früherer  I*rie- 
•lerschaft  betrachtet  werden  muf«. 

Daneben  finden  wir  auch  bei  ihm  die  rohen  Anfänge 
einer  Anthropologie  ,  d.  h.  roheste  Vorstellungen  \on 
der  Seelen  Silz  ,  Natur  und  Schicksal  ®).  Was  den 
Sitz  der  Seele  betrifft,  so  schwankte  der  Hellene  zwi- 
schen LJlut  und  Odem ,  in  welchen  er  nicht  Mos  das 
I'iincip  des  Leben* ,  sondern  auch  des  Denkens  und 
Empfindens  setzte,  ganz  nach  alt  -  Ebräischer  Ansicht, 
die  dag  Blut  zum  Sitz  der  Seele  machte  (vergl.  Davisius 
*u  Cicct\  Tuscnl.  I-  g.).  Fragen  Mir  nach  der  Natur 
der  Seele  ,  so  ist  in  Homerischer  Vorstellung  der  Schat- 
ten ,  welcher  seinem  Leibe  folgt,  ein  schwebendes  We- 
**n.  Beim  Tode  vcrlüfst  dieselbe  den  Leib  durch  den 
Miind  oder  durch  die  Wunde,  und  geht  an  ihren  Ort 
in  oder  aufscrhalb  der  Erde,  welchen  Ort  er  dann  rer- 
■chiedenllich  ausgemalt  hat  (  vergl.  Halbkarl  a.  a.  O.  p. 
°4  fT.  p.  ^5.).     Sind  doch  sogar  die  Traume  persomiiciir, 

üod  haben  ihren  Aufenthaltsort  unter  der  Erde  (vergl. 
'a'l»kart  p.  29.).      Abcrauch  hier  findet,   wie  bemerkt, 

s'ufenweise    Ausbildung  und  Abscheidung   des  Roheren 

*'aU.  Denn  es  kommen  Stellen  ror,  in  welchen  etwas 
*  eitere»  liegt,  wie  ».  B.  Od^ss.  XI.  6oa  ,  wo  zuerst  von 

*e«*cules  Schatten  (et<?t»Aoy)  in  der  Unterwelt  die  Bede 

"*  >  und  darauf  die  Worte  folgen  : 

**9)  Vergl.  Halbkart  Psychotogia  Homprica  ,  Ziillichau  1796. 
St.  B.  p.  11  sqq.  p.  55  sqq.  t»ud  A.  W.  Schlegels  Recen» 
»ion  dieser  Schrift  im  ersten  Bande  der  Krilikrn  und 
Ch»r\jktprtsiiken.  Besonders  auch  Znega  de  Obeliscc. 
pag.  270  sqq.,  wo  mich  der  Ein  flu  (s-  dieser  Vorstellungen 
auf  den  ganzen  Todttndicnst  gründlich  gezeigt  wird. 

1 


45<5 


airb;  Sl  ü£t*  a'baväroicrt  Scoltriv 


also  dte  Sech 


ifsen  eelheiU 


id  das  ?ii 


gewissen 

tlcre  in  den  Hades  ,  das  Höhere  in  den  Olymp  neben 
Juppiter  versetzt  wird.  Diese  und  andere  Stellen  rer- 
aulafsten  nachher  die  Platunilter  ,  dem  Hörnern»  schon 
das  Platonische  Dogma  von  rovqf  $vyn  und  Sufioc  bei- 
zulegen. Auch  andere  Erklärungen  dieses  doppelten 
Hercules  haben  dieselben  Philosophen  versucht,  welche 
ich  aber,  der  Kürze  wegen,  übergehen  mufs  ,  mit  Vor- 
weisung auf  meine  Anmerkung  zu  Cicero  de  N.  D.  HI. 
ib.  p«g.  -jj».  Hier  möge  dal'ür  die  Bemerkung  folgen, 
dafs  diese  Stelle  mit  dem  Anlang  der  Iliade  in  aufl'allen- 
deni  Contraste  steht.  Dort  werden  die  Helden- Leib  er 
mit  dem  *  sie  selbst  (av-xovt,)»  bezeichnet.  Hier  heilst 
aber  der  vergötterte,  seines  materiellen  Leibes  über- 
bobene  Hercules  :  er  selber^). 

Wir  kommen  auf  die  allgemeinen  Vorstellungen 
ITnmer's  von  den  Göltern.  Sic  sind  Stammgötter  in 
örtlicher  Beschränkung  und  Wirksamkeit,  Götter  der 
Fhivgier,  Trojaner  und  Griechen  —  denn  aus  Stamm- 
vei  h;ilti»isseu  ging  hei  den  Griechen  Alles  hervor.  Sie 
sind  ä^ava-coi ,  unsterblich,  d.  h.  sie  dauern  länger  als 
das   kurze  Menschenleben   wahrt  3i).     Sie  können  zwar 


30)  d.  1.  (nach  Vafs)  . 

—  denn  er  »elbrr,  im  JCrei»  der  unsterbliches  G&tter, 

-   sieb  der   festlichen   Wonn*  und  umarmt  die  blühende  Hebe. 

31)  Eine  andere  ,  höhere  Vorstellung  von  der  Unterwelt  und 
von  der  Seeion  Schicksal,  die  hei  Pindar  mit  allen  Hei- 
zen der  Griecliischi  n  Poesie  au^geslattet  ist,  nilmlich 
die  Orpimch  -  Pythagoreische  ,   habe  ich   oben  I.  p.  4üt 

—  i-'2,  beider  Aegypiischen  Rdigiou,  beinerklichgernaclit. 

32)  So  l,  fj.  heifs'  es  Odya»,  XII.  118.  von  drr  Sc>1Ij: 

if  ht  rat  eu  5v>jr>} ,  oAA'  äUivaTcv  k  a  «  j  *  MTt* 


457 


s  Menschen   unsterblich  machen    — 
dem  Ulysses  Unsterblichkeit  verleihen  : 


so   will   Calypso 


—     t<paaxov 
S&r,ativ  äSdvccTOV  xotl  dyjjpaov  ^aaxa  jtavra  ?v); 

gleichwohl  können  sie  den  Tod  ihrer  Lieblinge  ol't  nicht 
hindern ,  wenn  er  Tom  Schicksale  bestimmt  ist.  Ich 
führe  als  Beweis  nur  die  Ilaupistelle  vom  Tode  des  Aga- 
memnon an  (Odyss.  I.  35.);  ferner  die  merkwürdige  Be- 
ratschlagung Jupniters  mit  der  Juno  hei  dem  Kampfe, 
m eichen  der  Lvcier  Sarpedon,  ein  Sohn  des  Juppiter, 
mit  dem  Patroclus  besteht  (lliad.  XVI.  426  ff.).  Juppitcr 
weifs  nicht ,  ob  er  ihn  retten  soll.     Er  spricht : 

Wehe  mir,   wann  das  Geschick   fpo%a)   Sarpedon, 

meinen  Geliebten, 
Unter  Patroclus  Hand,  des  Menöliaden ,  mir  bandigt» 

Worauf  Juno  unter  Anderem  antwortet: 


Einen  sterblichen   Mann ,    langst  ausersehn  dem   Ver- 

hängnifs  (aJer«j)  , 

Denkst  du  anjetzt  von  des  Tod's  graunvoller  Gewalt  zu 

erlösen. 


Sarpedon  fallt,  aber  sein  Leichnam  wird  auf  Juppiters 
Ceheifs  vom  Tode  und  vom  Schlafe  weggetragen  nach 
dreien.  Diese  uoipa  ,  d.i.  das  zugethcilte  Loos,  und 
diene  aiar,  ,  d.  i.  die  finstere,  unausweichliche  Noth wen- 
digkeit,   sind  auch  Gewalten,    denen   seihst   die  Gotter 


sich   beugen   müssen. 
Ausdehnung  kennt 


Das  Fatum    in  seiner    weitesten 
zwar  Homer  nicht,  er  ahnet  es  aber, 


13)  Odyss.  V.  135.  (nach  Vofs): 

—      -       U  ich  vfrhief*  auch 
Ihn   unsterblich  zu  t(hafi>n   in   ewig  b'uliendei    Jagend. 

Soauchik-t  Mundschenke  (oi'vc^so^j  Ganymeues  imOlym» 
pus,  IliaJ.  XX.  240  m, 


#8 

und  hat  das  Gefühl  des  Schicksals  ,  dessen  Unverbrüch 
liehkeil  er  kennt.  Dabei  aber  stellt  er  wieder  unsterblich 
Götter  auf,  die  selbst  dem  Falura  nicht  untergeben  sin« 
und  grofäc  Gewalt  und  Macht  besitzen.  Homer  hat  dl 
Gefühl  der  schrankenlosen  Notwendigkeit,  einar  aui 
(heilenden  und  rächenden  Gerechtigkeit  und  eines  tl 
waltenden  Schicksals  —  auf  diesen  grofsen  Wahrheit? 
ruht  gleichsam  die  ganze  Handlung  seiner  zwei  gl 
Gedichte  ■ —  und  andrerseits  hat  er  wieder  Götter,  di< 
so  zu  sagen,  Unmögliches  möglich  machen;  und  kann 
sind  die  Stellen  ,  wo  Juppiter  die  Schranken  seimi •  Jhck 
Ku  durchbrechen  strebt.  Das  ist  jene  liebenswürdig 
und  acht  volhsmä'fsigc ,  mithin  poetische  Inconscquen: 
des  Homcrus  mit  seinem  authropomorpbistischen  Gölter 
Iiimmel ;  der  Dichter,  wie  jeder  edlere  Grieche  in  seine 
Kraft,  ist  sich  durch  und  durch  seiner  Freiheit  bt 
und  über  ihr  vergifst  er  so  oft  das  Schicksal  ,  gc£» 
dasselbe  anstreitend.  Ucberall  linden  wir  diesen  ZW 
»palt  ;  bald  ist  Juppiter  allmächtig,  und  Nichts  über  ih 
bald  steht  er  klagend  unter  dem  Geschick  ,  dessen  V 
gungen  ei  sich  unterwerfen  mufs  ,  wie  jeder  andere G* 
oder  Mensch.  Allein  et  darf  uns  dies  an  Homer  um 
■weniger  befremden,  als  selbst  Hcrodotus,  der  >»ac 
folger  Homers,  noch  in  diesem  Conlliet  befangen  ■ 
Auch  er  schwankt,  selbst  bei  mehr  philosophisch- ihc 
logischer  Ansicht,  zwischen  der  Freiheit  der  Gotter  d 
öffentlichen  polytheistischen  Glaubens  und  der 
wendigheit  des  Schicksals.  Er  kennt  zwar  als  Princ 
»einer  Geschichte  eine  Art  von  vergeltender  Vorschau 
äeZoy  genannt,  unter  welcher  Alles  steht,  allein  demu 
geachtet  linden  wir  viele  Stellen,  die  jenen  C 
aufs  auffallendste  vor  Augen  stellen  (s.  mein  Ruch:  U 
historische  Kunst  der  Griechen  p.  i5a  ff.).  Die  Hom 
riachc  Ansicht  betreffend  vergleiche  man  Scncca's  B 
de  pro^identia  ,  mitdcsMuretusSchulitu  T.  111.  p. 


45g 

ed.  Ruhnh.,  -wo  auch  an  die  bemerhensverthe  Stelle  im 
Anfang  der  Odyssee  I.  Tfl  tiötxoi  erinnert  wird,  in  "wel- 
cher ein  reinerer  Begriff  von  moralischer  Freiheit »  Ton 
Willensfreiheit,  durchschimmert  31). 

Die  Gotter  selbst  sind  ausgezeichnet  durch  eine 
schnei  lere  Bewegung,  ßie  eilen  dahin  wie  Blitze  (  Iliad. 
IV.  75.),  oder  wie  Vögel  (Odyss.  V-  5i.),  wie  Taub  ton 
oder  Adler,  wie  die  Winde  und  dergl.  mehr.  Diese 
F,üc  und  Schnelligkeit  in  der  Art  der  Fortbewegung, 
welche  die  Götter  im  höchsten  Grade  haben,  wird  im 
geringeren  auch  als  eine  grofse  Tugend  der  Helden  ge- 
priesen ,  wie  z.  ß.  bei  Achilles,  dem  das  Beiwort  -noSäi 
vxvq  fast   ständig  ist  35).      Die  Götter  sind  stärker  als 


31)  Aber  hierbei  vergesse  man  auch  nicht  das  deutliche 
Durchschimmern  alter,  inhaltsreicher,  sym- 
bolischer Lehre  in  dtm  hellen  kindlichen  Epos  des 
Homer.  Als  Beispiele  konnte  ich  ,  auteer  den  oben  {  II. 
pag.  448. )  gegebenen!,  noch  lliad.  I.  3y6.  von  der  Fes- 
selung des  Zeus  und  dem  hundertarmigen  Briareus ,  und 
noch  vieles  Andere  in  der  Odyssee  ,  2.  LI.  vom  Wunder-» 
kraule  Moly  (X.  305.),  von  den  durch  Circe  verwan- 
drUi'ii  Geführten  des  Ulysses  (X.  135  ff".),  von  der  Nym- 
pheugroue  (XIII.  Iü4  fF.)  u.  s.  w.  anführen. 

35)  Ueher  den  Gang  der  Homerischen  Gatter  finde  ich  in  den 
neulich  erschienenen  Briefen  Morelli's  bernerfcenswerlhe 
Gedanken  von  Hieran.  Aleander  (  Jac.  Morellii  Episiola» 
rutn  scpuin  variae  erudhionis,  quarum  Ires  nunc  primum 
prodmint ,  Patavii  MÜCCCXVIIJI.).  Er  behandelt  pag. 
18  seqq.  «lies  Stelle  des  Heliodorus  ,  wo  Kalasiriä  auf  fol- 
gende Weifte  von  den  Homerischen  Göttern  spricht  [Ae- 
thiopic.  III»  12.  p.  125  Coray..]  :  „Nicht  blos  durch  den 
unverwandt  gerichteten  Blick  der  Augen  (dry.i;  &i;- 
Aou  /3A<Vcvr«{  )  ijnd  die  Gölter  kenntlich,  so  wie  durch 
ihre  Augenlieder,  die  sie  nie  schliefsen ,  sondern  und 
zwar  noch  mehr  durch  ihren  Gang;  sie  schreiten  einher, 
ohne  dufs  die  I-Ufse  von  einander  geschieden  und  ab- 
wechselnd bewegt  werden  {e-J  störet  iiirraetv  ts7>  vthehi ,  «u5« 


46o 


Menschen  ,  unJ ,  obgleich  sie  keine  irdische  Kost  neh- 
men ,  diich  schwerer  als  Menschen  ;  auch  schreien  sie 
stärker  als  Andere  \Hiad.  V.  ö^q.  ff.).  IhreGröfse  über- 
trilTt  gfcichtalls  die  der Siei blichen  —  Mais  deckt  sieben 
Hüten  Landes  (  liiad  XXI.  4o-j  IV.  y').  Die  Schönheit 
ihrer  Leiber  ist  übermenschlich  und  so  ,  dafs  man  sie 
fast  nicht  mehr  leiblich  denken  noch  nennen  kann  ^~)  - 
daneben  .«bei  haben  sie,  wie  Hercules,  der  zugleich  in 
der  Unterwelt  und  im  Olympus  lebt ,  einen  himmlischen 
Körper,  oipavLoy  iräfia,  der  selbst  bei  Philosophen 
noch  vorkommt;    s.  PUt.  Epinom.  pag.  25g,  ed.  ßip.  3S). 


fttTuSitTiv) ,  sie  scheinen  eher  die  Luft  zu  durchschneiden 
als  zu  durchgehen.  Ihrethalben  auch  die  Aegyptier  an 
den  hild  faulen  ihrer  Gölter  die  Ffifec  mit  einander  ver. 
binden  dilti  einigen;  Homer  ober ,  in  Aegvpiischtr  vYei 
heil  gebrl Jel  ,  Uft.1  davon  in  leinen  Gesungen  Manch< 
durchschimmern ,  das  drr  Verständige  wohl  verstellt. u 
Homer,  ist  nun  die  Meinung  Aleandcrs,  hal  die  Göt>» 
ter  zwar  in  Menscheiiqe-ylalt  dargestellt ,  allein  nicht  ai 
derselben  Materie  ,  m  je  die  menschliche,  gebildet,  n 
■wie  in  allem  Andern  die  Göitcr  sich  vor  den  Mensch: 
auszeichnen  ,  so  besonders  in  ihrem  Gange.  Sie  schrei- 
ten ander»  einhrr,  bu  dats  sie  leicht  vor  den  Menschen 
erkannt  werden  können.  Wie  sie  aber  gehen  ,  worin  die 
aer  Unteischitd  des  Ganges  besteht  ,  giebi  Homer  nk 
an,  Ulfrieden  mit  dir  Erklärung,  er  sey  ganz  and- 
als  der  menschliche  ,  u.  s.  w. 

36)  Auch  an  diesem  Vorzüge  lif-hmcn  die  Starnmhelden  ver- 
hMUtuTtfmjtfstgpn  Anthtii,  wie  Jrestes  nnt  tincr  Gräfin 
von  lieben  Ellen  und  andere  Heroen  mit  noch  mehreren 
nach  der  Volkssage.  Ich  habe  darüber  Mehrere»  zusam- 
mengestellt ?n  tkiodot.  I.  6B.  in  den  Commtmatt.  He« 
roJott.  I.  p.  JOl. 

37)  So  heilst  es  von  der  Ceres  in  dem  Homerischen  Hymnus 
vs.  27 1  ;  —  cm/  w  d'i.4.1  ts  tulUag  Jifs.  Man  vergleiche 
die  Aufleger  zu  dieser  Stelle. 

3S)  So  sagt  Julianus  (Orat.  VII.  p.  2UJ  D.  Spann.)  von  Her» 


46i 

Auch  Unsichtbarkeit,  in  der  Regel  wenigstens,  wird 
den  Göttern  beigelegt?  bisweilen  aber  erscheinen  sie  in 
menschlicher  Gestalt  ,  gröfser  und  schöner  als  die  Vlon- 
«.chen  (lliad  111.  3ei6.  O&fMkt  XVI  i56  ff ) ,  und  gewöhn- 
lich in  einem  Lichtglanze  (lliad.   IV7.  73.  39). 

Doch  ist  das  Sehen  einer  Gottheit  oft  den  Menschen 
verderblich  : 

Schrecken  ergreift  ihn  gewifs  ,    wenn   ein    GoM   entgegen 

ihm  warnt-  li 
Durch  die  Schlacht  ;    drnn  furchibn  zu  soliauii 
ist  der  Götter  lirsthriuuuj;   *°>. 

die  Menschen  verlieren  die  Augen,  sie  sterben  auch, 
oder  es  trifft  sie  sonst  ein  bedeutendes  Unglück  beim 
Anblick  der  Gottergestaltcn.  Ihre  Lieblinge  machen  »lio 
er  11  weh  Gefallen  sichtbar  und  unsichtbar,  s  lliad. 
111.   3tio.   wo  Venus  den  Menelaus  verbirgt. 

80  sind  die  Homerischen  Gölter,  menschlich  zwar 
gedacht ,  aber  doch  in  einer  herrlichen  Steigerung  ,  in- 
dem das  Gefühl  des  Unendlichen  seine  flechte  begehrt, 
und  diese  so  physische  Herrlichkeit  der  Götter  vermit- 
telt.      Es   liegt  nämlich  bei  den   Homerischen    Göltern 


eules :     li    3*    ou>'x    wwij'xeuTuv    eoiroS    räj  Sn'ui   *2/  naSacwreirut 

39)  Vergl.  Heyne  Excurs.  I.  ad  lliad.  I.  de  intervcnltt  Deo- 
rum  in  Homero  (Observatt.  Tom  IV.  p.  16S  bqi|.).  Di« 
oben  angeführte  Stelle  der  Odyssee  XVI.  158  ff.  ist  auch 
deswegen  noch  btmerkenswtrih ,  weil  dort  Hunde  — 
also  verntinftlose  Thiere  ,  vor  denen  sich  die  Minerva 
nicht  verborgen  hält,  mit  einem  scheuen  Wesen  sich  auf 
die  Seite  schleichen  ,  so  dafs  also  der  Naiurinstinct  das 
Thier  zur  Ahnung,  zum  Fühlen  der  Naiurgnltheif  fällig 
macht.  Vielleicht  hangt  mit  an  holt  solchen  Vorstellung 
auch  der  1  hierdienst  der  Aegypüer  (vergl.  oben  I.  Th. 
p.  483  ff.). 

40)  lliad.  XX.  130.  nach  Vofc. 


46a 

nur  die  Idee  der  Edeln  und  Honige  im  Verhi'lmifs  u 
gemeinen  Volke  zu  Grunde  ,  indem  der  König  auf  ak 
die  Weise  zu  Gott  liinaut blichen  mufs,  wie  der  Gemei 
zum  Könige.  Das  ganze  Gölterleben  ist  nur  das  »e 
herrschte  Leben  Griechischer  Burgherrn  ;  der  Olympt 
der  gemeinschaftliche  Pallast  der  zwölf  Götter,  i»t 
Allem,  innerlich  und  aufserlich,  so  eingerichtet,  « 
die  Burg  eines  Griechischen  Königs ,  wo  der  Tag  d< 
Götter,  eben  so  wie  der  der  Helden,  zwischen  Spul  ui 
Gesang,  zwischen  Uebungen,  Mahlzeilen,  Berathungenur 
dergl.  gelheilt  ist  4I).  Aber  sie  heifsen  dennoch  untterblic 
und  Alles,  was  sie  angeht,  heifst  unsterblich,  a/i 
wie  sie  selbst;  sie  leben  auch  nicht  so  schwer  und  tc 
Sorgen  gedrückt,  wie  die  Menschen ,  sie  sind  püu  i»r«f 
d.  i.  sie  leben  ohne  Muhe.  Alles,  was  sie  umgiebt  ui 
was  sie  brauchen ,  ist  gleichfalls  aji^mrov ,  %o  V 
Nahrungsstoff  Ambrosia  42)  heifst.  Dieses  Wort  (<4up*| 
0-1)7)  kommt  wahrscheinlich  von  üji^otoi;.  Kath  1 
naiven  Vorstellung  der  Homerischen  Menschen  ist  na 
lieh  jene  Unsterblichkeit  der  Götter  dem  Lichte  d 
Lampe  gleich ,  und  würde  verzehrt  werden ,  wenn  < 
Olympische  Ambrosia  ihr  nicht  immer  und  immer  wie« 
neuen  Nahrungssteff  gäbe.  Vielleicht  —  und  diesi-  \< 
muthung-  ltefse  sich  wohl  noch  weiter  steigern  —  11 
diese  ganze  Ansicht  Indisches  Gepräge,  und  ist  zulc 
nur  eine  Verzweigung  Indischen  Glaubens.  Es  fuhrt  m 
auf  diesen  Gedaohen  vorzuglich  die  Bemerkung  cii 
neueren  Sprachforschers  4J) ,    welcher  erinnert,  dafi 


41)  Vergl.  Heyne  Excurs.  VIII.  ad  tliad.  I.  4y4.    Obscrv 
p.  1S7. 

42)  Vergl.   Heyne    Excurs.  IX,  ad  Iliad.   I.  529.    OfaM 
p.  iyo. 

43)  S.  Ch.  Poupens  Tresor  des  origines  da  hl  bnqne  fr 
eoise  p.  71  sqq.    Derselbe  Gelehrte  bemerkt  aucii 


dem  Bhagavat-Geeta  der  Indler  ein  Wort  Ampitam  vor- 
komme, als  ein  Mischtrank,  wovon  sieh  die  Indischen 
Cutler  auf  dem  Moni  ,  dem  Indischen  Olympus,  eben  so 
nähren,  wie  die  Griechischen  von  Ambrosia  und  Nektar. 
Es  hat  dies  Wort  ollen  bar  Aebnlichkeit  mit  dem  Grie- 
chischen dtißpnoiat  ,  und  scheint  auch  vom  Indischen 
mpla,  mortuus,  herzukommen.  Darum  sind  die  Grie- 
chischen wie  die  Indischen  Götter  ddecra-rot,  aber  nicht 
ewig;  und  um  diese  Athanasic  zu  erhalten,  müssen  sie 
Ambrosia  gebrauchen.  Auch  Lieblingen  unter  den  Men- 
schen können  sie  diese  Unsterblichkeit  verleihen  ,  aber 
dem  Tode  können  sie  dieselben  nicht  cnlretfsen  ,  ob- 
tchon  sie  ihn  voraussehen  und  wissen.  Denn  das  Fatum 
können  sie,  wie  bemerkt,  nicht  rückgängig  machen, 
Vohl  aber  es  aufschieben,  und,  wenn  es  endlich  erfüllt 
werden  mufft,  beklagen,  Sie  sind  demnach  in  Absicht 
*uf  die  Naturgesetze  sehr  beschrankte  Götter. 


dafs,  wenn  man  dem  Worte  £pcrc(  einen  orienlalischen 
Ursprung,  von  herj,  schaffen,  gehen  wolle,  das- 
selbe zuerst  ein  Geschöpf,  ein  Wesen  bedeute. 
Buttmann  im  Lexilogus  nr.  34.  p,  132  sq.  bemerkt:  a>. 
ß^ero^  beifse  unsterblich,  davon  ap/Spoo-io;  was 
sur  Unsterblichkeit  gehört,  und  daher  dfxß^caiij  als 
Substantiv  -.jedes  die  Unsterblichkeit  nähren- 
de Mittel,  sey  es  Speise,  Trank  oder  ein  Bei* 
nif  ungsmiuel,  wie  z.B.  Uiad.  XIV.  170. 


464  . 


ACHTES     CAPITEL. 

ÜBERSICHT  DER  GRIECHISCHEN  GÜTTEfl 


E      U      S* 


Einleitung    und    Uebersicht. 

±Jie  religiösen  Bildungsstufen  der  Griechischen  Mer 
heit  müssen   natürlich  in  den  Vorstellungen  von  < 


1)  Die  Natur  der  Sache  und  die  uns  hier  gesteckten  GrJ 
erlauben  uns  nicht ,  von  jeder  Gottheit  Alles  zu  8 


jeden  National gotth  c  i  t    sichtbar  werden.     Jedoch 
möchten  sie   an   Leiner  derselben  sich  so  deutlich  nach- 
weisen lassen,  als  am  Zeus  oder  Juppiter  und  etwa  noch 
■n  der  Athene-  Mjnfil  va.      Wenn  ich  daher  auch  hierbei 
die  Granzcn  nicht  überschreiten  bann  ,  die  in  einem  all- 
gemeinen Weihe,    wie  das  vorliegende,    den  einzelnen 
Erörterungen    gestecht  sind,    so    wird  es   doch    zwreh- 
g    seyn  ,    diese   beiden  Gottheilen  ,     obschon   nicht 
mit  der   Ausführlichheit,   wie  die  Bacchischen    und  Ce- 
realischen  Religionen  sie  fordern  ,    doch  etwas  umständ- 
licher und  in  ihren  wichtigsten  Beziehungen  zu  betrach- 
ten.    Darum   werde   ich  zuvörderst  den  Zeus  der  Grie- 
chen loca]  zeichnen,    wie  sein   Dienst,    aus   Phünicien, 
Aegypten  ,     überhaupt    aua    dem    Orient     nach    Hellas 
veij.llanzt,    sieh  dort  in  einigen  Landen  ansiedelt,   und. 
die  Spuren  seiner  Abstammung  noel    bis  in  spätere  Zei- 
ten fortträgt.      An  jenen  ältesten  Oertlichkeiten   hängen 
die  ursprünglichen   Natui  ansehauungeti ,     die    man   von 
'einem  Wesen  hatte  ,    aus  denen  sich  zuerst  eine  Myaie- 
ricnlehrc  entwickelte.     Diese,  so  wie  die  Hauptsätze  äl- 
tester Philosophen  ,    die  sich  an  dio  Priesterdogmen  un- 
^Uielhar  anreihen,    müssen  sodann  unser  nächstes  Au- 
genmerk seyn.      Darauf  freilich  wird    uns   Zeus    wieder 
ganz  menschlich  erscheinen,  wir  werden  sehen,  was  er 
dem  Hellenen  in  öffentlichen   Arerhältnissen  ,    auf  dem 
''ürum  und  in  dem  Prytaneum,  iin  Krieg  und  Frieden, 
'0  wie  im  Hause,  inderEhe,  kurz  in  öffentlichen  wie  in 
"livairerhültnisscn  war;  wie  dieser  Zeus  so  ganz  in  das 
Leben  eintritt,  wie  er  am  Ende,  so  zu  sagen  ,  historisch 
*lrklich  wird,  so  dafs  man  zuletzt  nicht  mehr  bestimmt 


wjs  davon  zu  sagen  wäre,  und  namentlich  in  jede  örtliche 
Verehrung:  der  Olympier  einzugehen.  Es  kann  uns  hier 
nur  um  die  II  a  u  p  t  b  e  tj  r  i  f  f  e  und  wichtigsten  A  '-  - 

t  rili  u  t  e  2u  thuii  seyn. 

II.  5o 


anzugeben  weif»,  ob  man  in  ihm  einen  Konig  oder  eine 
Golt  verehre.  Und  hier  mufs  der  religiöse  Scepticü- 
mus  beleuchtet  werden,  der,  besonder»  seit  Alexander« 
Jahrhundert  herrschend,  sich  auch  dieser  Nationalidee 
bemächtigt  hatte,  sie  aller  angestammten  Würde  zu  ent- 
kleiden und  wo  möglich  gänzlich  zu  vernichten  strebte. 

Somit  wäre  der  Weg  bezeichnet,  den  ich  hier  za 
nehmen  habe.  Wenn  mehrere  Beiwörter,  Attribute 
und  andere  Einzelnheiten  von  mir  übergangen  werden, 
so  wird  sich  der  Leser  (lesfall s  in  einer  gelehrten  und 
schon  in  der  ersten  Ausgabe  von  uns  benutzten  Mono* 
gi-aphie  ~)  Roths  erholen  können. 


5.     2. 

Arcadischer,  Dodonä'ischer  und  C  r  e  t 
■  ischcr    Zeus. 


en* 


Folgen  wir  den  Angaben  Cicero'»  de  N.  D.   III.  *'• 
p.  584  fl{I-  3)  1    10  bekommen  wir  einen  dreifachen  Zf'V 
oder  vielmehr  drei  verschiedene  Zeus  in   verschiedene" 
Griechischen    Landen.      Cicero    nennt  sswei  in   Arcad»*0 
und  einen  in  Crela.      Homerus  nennt  zwar  den  Juppi»*f 
überall,  die  bedeutendste  Stelle  ist  jedoch  für  unsere  U"" 
tersuchung  die  in  der  Uiade  (XVI.  a33.).   Wir  werden  no^ 
mehrmals  auf  dieselbe  zurückkommen.  Besonders  mef' 


2)  Böuigers  Kunstmythologie  des  Zeus,  Dresden  lbOi^ 

3)  „Principio  Jovestres  numerant  ii ,  qut  tbeologi  non^ 

natuur:    ex  quibus   prituum  et  seeundum  natos  in  Arc^ 
dia:    alterum  patre  Aethere,  ex  quo  etiam  Prc^ 
serpinain  nalam  fertint ,    et  Liberum  :    alterum   pat  r 
Caelo,  qui  genuiase  Minervam  diciiur ,  quam  prineipen* 
et  inventricem    belli  ferunt  :    tertium    Cretensem 
Saturni  filiufn  ,  cujus  in  illa  insula  sepulcrum  ostenditur.  * 
S.   auch   die  dort   von  uns    nachgewiesenen   Stellen   de« 
Alten. 


467 

würdig  ist  uns  aber  jener  Arcadische  Zeus,  in  so  fern  er 
»ich  hier  kund  tbut  als  Zeus  Arxatot.  Die  Genealogie 
giebt  Cicero  auf  eine  gedoppelte  Weise  also  an  : 

Aelher 


Juppiter 


Juppiter 

I 
Minerva. 


Proserpina 
and  für  den  andern  Zeus  : 

ArcaJien  nämlich  —  und  diese  Bemerkung  ist  hier  von 
Wichtigkeit  —  nahm  fast  gar  keinen  Autheil  an  der 
Ueilenisirung  der  übrigen  sie  unigebenden  Griechischen 
Völker;  durch  seine  natürliche  Lage  und  Beschaffenheit 
in  der  Mitte  des  Pelopenneaus  ats  JJergland  blieb  esf 
auch  bis  in  spätere  Zeilen  hin,  von  dem  übrigen  Hellas 
wie  abgeschieden,  und  die  Stürme,  welche  die  andern 
Theile  von  Hellas  trafen ,  vermochten  nicht  in  diesen 
Gebirgskessel  einzudringen  «).  Darum  ist  dieser  Ar  ca- 
dische Juppiter  noch  der  alte  Pelasgiscke  Gott ,  und  sein 
Dienst  zeigt  uns  ganz  den  Charakter  des  waldigen,  ge- 
birgigen und  wilden  Landes  ;  es  ist  der  Juppiter  dx^toc 
der  Bergjuppiter,  der  hier  verehrt  wird.  Berg« 
'waren  die  Hauptsache  in  diesem  Lande ,  das  nur  Hirten 


4)  Ich  denke  hierbei  besonders  an  jene  grofsen  Völkerwan- 
derungen aus  Nordjeriechenland  her.  „Mit  der  Zurück- 
kunft  der  He  ra  kliden  (  sat;i  Pausauias  \L  l.-i.  $.  t.) 
ward  der  ganze  Peloponnesus  erschüttert,  Area  dien 
«usjciio'mraeii."  Vergl.  Diodori  Fragmin.  Vol.  If. 
p.  635  Wessel.  und  Marx  zu  den  Fragmenten  des  Epho- 
rus .  des  HaupiEchrittsttllen*  Über  diese  Begebenheiten, 
p.  57  sqcj. 


468 

und  Jäger  von  den  ältesten  Zelten  an  bis  heut  zu  Tage 
bewohnten.  Ackerbau  war  nicht  so  ausgebreitet.  Hier 
hatte  sich  in  grauer  Vorzeit  eine  Colonie  Ton  Aegyptens 
oder  Fhünlciens  Gestaden  her  niedergelassen ,  und  in, 
diese  Wildnisse  eine  höhere  Cultur  und  eine  bessere 
Lehre  gebracht.  Diese  Colunisten  hatten  ein  neues,  re 
ii eres  Licht  angezündet,  ein  Licht,  das  bei  dein  rohen 
Zustande  und  der  Üncultur  der  Arcadischen  Hirten  und 
Jäger  freilich  nur  den  vi  eiligeren  Gebildeteren  zu  leuch- 
ten vermochte,  während  der  gröTsere  Tbeii  des  Volkes, 
eben  jene  Hirten  und  Jäger,  in  ihrer  Robheit  ,  die  sich 
besonders  in  der  Verehrung  ihrer  Gotter  zeigt,  befan- 
gen blieben.  So  trat  hier  das  Höhere,  Ediere  dem  Wil- 
desten und  Rohesten  gegenüber,  und  stand  zugleich 
neben  ihm.  Denn,  wenn  gleich  hier  die  Rohheit  und 
Sinnlichkeit  des  Volksglaubens  in  der  Verehrung  der 
Gottheiten  überwiegend  ist ,  so  sind  doch  die  Spuren  ,  die 
un»  auf  Aegyplische  Vorstellungen  hinweisen,  hinwi 
durum  so  deutlich  und  so  offenbar,  dafs  wir  die  \  6t 
nigung  Aegyptischer  Ideen  oder  vielmehr  ihre  Anpfla 
zung,  dii's  ich  so  spreche,  auf  den  uncultitirten  Flui*  n 
Arcaditns  schwerlich  läugnen  könnten.  Wenn  wir  nun 
hören,  dafs  dieser  Zeus  den  Beinamen  Lyeäus  führt ,  so 
ist  damit  ein  Fpilheton  aus  der  Thiersehrifl  geaclzt ,  und 
wir  rufen  uns  zutorderst  ins  Gedachtnifs  zurück,  was 
die  Aegyplische  Hieroglyphe  in  dieses  Bild  niedergelegt 
hatte.  Der  Wolf  war  ein  Symbol  des  Lichtes  nach  Ae- 
gyptischer Idee,  und  erscheint  als  Führer  der  abgeschie- 
denen Seelen  auf  den  Mumiendeekcn,  als  das  dem  Ilorus 
wie  dem  GSiris  ,  dem  Herrn  der  IVdlen  ,  geheiligte 
Tbier  5).     Andrerseits  sehen  wir  diesen  Gott  mit  einem 

jeseut 


't>  CO 


Lw 


5)  Ueber  den  Wolf  b.  oben  I.  p.  4oS.  (vergl.  478.  264.)   ui 
JL  p.  U.J  und  ISS  f. 


»),    des  Pelasgns  Sohn  und  der  Arcndier  König, 
halte  des  Zeus  Altar    mit  dem  Blute   eines  Iiiudes   besu- 
delt,   und   war* darüber   seihst    zum    Wolfe    geworden 
(Pausan.  VIII.  '>.).      Seitdem  war  der  Sage  Daum  gege- 
ben !    der  Gen  ii  f*  von  Menschen  fleisch  ziehe    eine  ähn- 
liche Verwandlung  nach  sieh.  —    Wir    hören  auch  von 
Lrcäischen    Spielen,    deren  Stiftung    von  Einigen  jenem 
Lrcaon  selbst    zugeschrieben    wird.       Weit   verbreitete 
Spuren  eines  uralten  Volksglaubens  ,   vermengt  mit  be- 
deutsamen Namen  und  immer  wieder  aufgefrischt  durch 
religiöse  Flirtenfeste,  begegnen  uns  hier  in  einem  wun- 
derbaren Gewirre.      Die  charakteristischer*  Luperealien 
des  alten  Roms  ruhen    auf  demselben    Grunde.       Wer 
""iclile  es  aber  verbürgen,    immer    bis  auf  den  Grund 
der  Dinge  hindtirchzuschauen  !  —   So  viel  lMfst  sich  mit 
Sicherheit   vernuthen.      Per  Grundgedanke  liegt,  dafs 
•eh  so  sprerhe,    zwischen  Hund   und  Wolf  (entre  cliien 
et  loup )  mitten   inne  ;     d.  h.  es  waren    Feste   zwischen 
Licht  und  Dunkel,    nämlich    Frühlingsfestc,    an   denen 
der  Wust  des  finsteren  Winters    wie  das  Unholde  der 
•Uen  Schuld  und  Unart  ahgebiifst  ward;    Sühnfesle,  an 
denen  sieh  der  alte  Pelasger  wie  der  Arcadier   und  Rö« 
"Der  vom   Dunkel    zum   Lichte   beliehne.      Im  milderen 
^  i  ühlingslichte,  wann  die  Macht  des  Winters  zu  weichen 
begann,    wurden  die  Frevel  des  alten  Jahres  gehülst  — 
*Uch  die  de«,  alten  Zeit  überhaupt.  Da  muchte  der  Wolf 
*'*  Feind  der  Ileerde  dem  Hunde  als  deren  Beschützer 
ln  Bild  und  Liede  contrastiren,    und  für  die  alte  Unsitte 
™cr  Menschenopfer  mochte  die  Wolfsmenschheit  (Lvc- 
•nthropie)  als  warnendes  Esempel  den  rohen  Gernülhern 
Vorgehalten   werden,       Zeus    konnte    an   jenen    Freveln 
°ur  Abscheu  haben.     Er  und  sein  Priester  waren  in  dic- 
**m  Bezug  Abwehrer  des  bösen  Wolfs  (Aüxöfpyot ,  Lu- 
Perci).    Dieser  Welftgolt,    Wolfosiris   und  \\  olfhorus 
VAvzotpjo^  }  6.  üben)  ist  nun  auch  Zeis  ax^ios»  Juppiter 


47° 


Amnion,  d.  i.  Jnppiter  als  "Widder  auf  den  Höhen  der 
Berge  und  des  Himmels»  Heerden-  und  Lichtgnlt ,  der 
in  dieser  Rücksicht  milFaii  zusammensteht ,  auch  mit  ihm 
gleiches  Schicksal  theilt.  Denn  wenn  die  Heerden  nicht 
gut  ausfielen,  wenn  die  junge  Zucht  nicht  gedieh,  wur- 
den die  Pansbilder  geschlagen;  eine  Erscheinung ,  die 
uns  die  höchste  Volhsrohheit  in  der  Verehrung  und  in 
dem  Dienste  der  Götter  recht  deutlich  zeigt. 

Dort  in  Arcadien  trat  noch  in  später  Zeit  Pausanias 
die  Heitigthiimer  des  Pan  und  des  Zeus  Lycäus  '').  In 
McgaLopolis  sah  er  auf  einem  Tische  mehrere  Arcadische 
Nymphen  ,  zuerst  die  Kais  (Nai.),  welche  in  ihrem  Bu- 
sen den  jungen  Zeus  als  Säugling  trug,  die  Anthracia, 
'AeSpocx/a,  die  von  der  Kohle  den  Kamen  halte,  und 
eine  Fackel  hielt  7) ;  ihr  folgte  Agnu  ('Ayvtn)  ,  in  der 
ciiK-n  H;<nd  einen  Wasserhrug,  in  der  andern  eine  Schaale 
hallend  ;  dann  noch  zwei  andere  Nymphen  ,  Archiroe 
und  Myrtocssa  (*Ag¥tptfll  und  Mr^TtaeW»?)  ,  mit  Gel 
in  den  Händen,  aus  welchen  helles  Wasser  überströmte. 
In  einem  andern  Tempel  des  Z«i^  <1>«Xio^  ,  welchen  Pa 
sanias  ebenfalls  hier  sah,  stand  Zeus,  von  des  Argne 
Polycletus  Händen  gefertigt,  gnnz  ähnlich  dem  Diony» 
Mit,  auf  hohem  Cnthurn,  mit  dem  Weinbecher  in  der 
einen  und  dem  Tbyraus,  auf  welchem  ein  Adler  safs,  ia 


rs 


6)  S.  Arcad.  (VIII.)  cap.  31.  §.  2.     Hiermit  müssen  die  Pia« 

tonischen  HauptsUllcn  de  Republ.  VIII.  15.  p.  565,  p. 
252  sq.  AM«  mit  dessen  Anmerk.  p.  5y.l.  und  im  Minoi 
p,  it5.  C.  mit  Boeckh  dazu  p.  5s.  verbunden  werden. 
Die  Gebräuche  der  Liiperci  werden  wir  im  Verfolg  be- 
rühren. —  Zu  Priäneste  tag  Juppiter  der  Knabe  an  der 
Brust  der  Fortuna  frimigema  (Cic.  de  Divin.  II.  4t.). 

7)  D*    Anthracia    die   Kohlschwarze  heifsen    kann ,    so   )4fst 

Sich  Tragen,  ob  sie  eine  Latana  oder  Ltlilh  vorsullie. 
die,  selbst  Nacht,  das  Li  cht  Lind  im  \\  rdder-  oder  Stier- 
•eichtn  ans  Licht  bringt.    Die  Fackel  hatte  sie. 


der  andern  Hand  ,  aodafs,  wie  der  Erzähler  bestimmt  ver- 
sichert, man  das  Bild  für  einen  Dionysus  oder  Bacchus 
Balten  würde ,  wenn  nicht  der  Adler  auf  dem  Thyrsus 
•äfse  8).  —  ]>iese  alle  Bildncrei,  wo  Zeus  am  Busen 
einer  Flufsnymphe  ,  der  Naij,  liegt,  und  A  nt  h  ra  cia  , 
die  Dunkele ,  ilim  das  Licht  vortragt ,  Agno  aber,  da» 
Symbol  der  Lycäischen  Weihen ,  ihm  das  Wasser,  und 
zwar  das  reinigende  Wasser  nachträgt,  dies  Alles  sind 
lauter  Hieroglyphen,  die  uns  zu  erkennen  geben,  dafa 
hier,  neben  rohem  Volkscullus ,  auch  reinere  Lehre  sich 
Vorfand,  dafs  hier  Mysterien  gegründet  waren»  in  wel- 
chen Heimgang  durch  Feuer  und  Wasser,  dann  Salbung 
und  neue  Weihung ,  und  zwar  im  Namen  des  Höhen- 
gottes,  geschah,  welcher  die  Blitze  herabsendet,  der 
die  hrde  befruchtet,  der  allerwärts  waltet,  des  Diony- 
•us-Zeus,  des  Freundlichen  (lPiXioq) ,  wie  des  Sühnen- 
den (MtiKl%to<i). 

Wir  haben  also  hier  eine  Phöniciscb-  Aegyptische 
Metastase,  und  der  Zeus  mit  dem  Widdei hörne,  Juppi- 
l*r- Amnion,  Horus  und  Osiris,  sie  fallen  alle  in  das- 
selbe Bild.  Es  ist  der  Sohn  des  Himmels- 
'ichies  (Caeli  od^er  Actheiis  fa'lius  ;  Cicero  a.  a.  O.). 
***  ist  die  Idee  von  der  Natur  und  Erde ,  von  Wasser 
°ud  Licht,  die  Summe  aller  Elemente,  die  Idee  de» 
ßrofsen  allgemeinen  Lebens  und  der  Abhängigkeit  der 
*  hiere  und  Pflanzen  ron  diesem  Naturieben  ;  eine  Idee, 
^ic  wir  hier»  wie  überall,  wiederfinden.  Denn  es  ist 
Kein  Localdicnst  in  allen  Griechischen  Landen  so  borniit, 


8)  um'  rei  y?  reiz  w";  Atewvov  \rfpf*f»9t%  tsutc  (nämlich  der  Ad- 
ler, der  auf  dem  Thyrsus  sitzt)  mitf  öfjj>koyojv  fort,  Pau- 
aan.  VIII.  3t.  2.  vcrgl.  Schom  über  die  Studien  der 
Griechischen  Künstler  p.  3J2.  Der  Verfolg  wird  2eigen, 
dals  Juppiter  zu  Dodona  auch  vom  Bacchus  wenig  ver- 
schieden war.  Auch  biefs  er  dort  NöIj,-.  Hier  trägt  ihm 
eine  Naltr  am  Busen. 


po  roh  und  ungeschlachte! ,  dafs  nicht  dennoch  eine  all- 
gemeine Vorstellung  eben  jene»  grofsen  Naturlehen* 
durchschimmern  »ullle.  Es  zeigt  uns  überdies  dieser 
Juppiter  Dionvstis  einen  Zustand  der  Griechischen  Reli- 
gion ,  älter  als  Homer,  und  diese  Tempel  ,  sr»  wie  diese 
Bilder*  die  uns  Pausanias  beschreibt ,  gehören  einer  der 
Ältesten  Beligionscntwickelungen  an.  Hier  erscheinen 
noch  zwei  Gottheiten,  Zeus  und  Dionysu»,  mit  einander 
gemischt.  Als  aber  Homer  und  Hesiod  den  Olympus  auf 
menschliche  Art  zu  einem  Königshause  und  zu  einem 
Staate  gebildet ,  und  jedem  Gott  »einen  Platz  und  sein 
Geschäft  angewiesen,  da  erit  »chieden  sich  diese  Ge- 
stalten. Da  wurden  auch  die  beiden  Götter  als  beson- 
dere Personen  getrennt,  und  rein  menschlich,  poetisch 
einander  gegenüber  gestellt. 

Da  ich  im  \  fetten  Theile ,  «ur  Erläuterung  der  Be- 
griffe von  der  Proscrpina-Dione,  von  der  Dodonäischen 
Pcltffton  handeln  mufs  ,  so  begnüge  ich  mich  hier  einige 
Haupt  Vorstellungen  des  Dodonäischen  Zeus  kürz- 
lich zu  berühren.  Herodotus  erzählt  und  erklart  die 
Stiftungslcgcnden  von  dem  Heiligthume  des  Gottes  au 
Doduna  ausführlich  9).  Aber  schon  aus  zwei  HauptsleU 
len  des  Homcrus  10)  gewinnen  wir  ein  ziemlich  deut- 
liches Bild  jenes  uralten  Pelasgischen  Orakels.  In  der 
ersteren  wird  der  Gott  selbst  Pelasgisch  genannt,  und 
Seiler  (ZeXXoi,  cEXKol)  —  ein  Name,  welcher  sich  als 
ßtamuinamc  der  Helleneu  ankündigt  —   sind  in  rauhen, 


0)  Ektodot.  II.  54  sqq.  rergh  die  oben  (Tb.  I.  p.  I9if.)  g 
gebenen  mehreren  Nachweisungen. 


- 


}0)  Hiad.  XVI.2i3sqq.  Odyss.  XI  V.327  sq.  Die  Dodon'iische 
heilige  Eiche  der  Pilasger  kennt  auch  Hesiodus.  S.  das 
brinerkensuerthe  Fragment  beim  Straho  VII.  p.  327,  p. 
470  sqq.  TzscK  und  vergl.  Schul.  Suphocfis  1  rachin. 
ys.  117-J.  (11$  Erfurt!  ) 


4:^ 

inici liehen  Waldungen  «eine  Priester.  Die  «weite  Stelle 
»Pst  uns  heilige  Baume  erblicken,  aus  deren  Wipfel  der 
iott  dem  rUlh:>bi  dürft  igen  Antwort  erlheilt : 

„Jener  ging  gen  Dodona ,    erzählet   er,    dort  aus   des 

Gottes 

Hochgewipfeher  Eiche  den  Rathschhifs»  Zeus  zu  ver- 
nehmen. " 

Zn  iliesor  Stelle  Hatte  schon  ein  aller  Ausleger  die  An- 
ntritung  gemacht,  es  müsse  ein  doppeltes  Dodona  un- 
terschieden werden  ,  ein  Thessalisches  und  eins  in  Thes- 
protia.  Mehrere  alte  Autoren  liefsen  daher  den  Zeus, 
*•)  welch  ein  Achilles  in  der  eisten  Stelle  ruft,  in  Thes- 
•»lien  wohnen,  und  dieOraltcfgebung  aus  dem  Eichhaum 
in  ihciprotia  statt  finden  *•).  Auf  diesen  Unterschied. 
haben  neuere  Schriftsteller  weitere  Schlosse  gebaut,  WO* 
nach  dasThessaliselie  Hciligtliurn  alter  »ey  ,  und  bloi  von 
l'riestcrn  rerwallet  worden  ,  dahingegen  erst  in  Tbes- 
protia  Prie&terinnen  Hauptpersonen  der  Anstalt  gewor- 
I.  Hiernach  niiifstcn  wir  die  Thebaitisehe  Feie- 
»lercolonie  als  eine  verhältnirsmäfsig  spätere  Besetzung 
»irin  Filiallurche  ,  dafs  ich  so  sage  ,  betrachten.  Huro- 
dotus  scheint  aber  davon  nichts  zu  wissen.  Er  nennt 
•uch  diesen  heiligen  Ort  immer  Dodona  (Awthijj;).     An- 


*t)  Stephanus  Byz.  in  ^wSw.^  pag,  319  Berkel.  mit  den  Auf- 
legern, 

1')  ^lavier  zum  Apoüodor.  I.  35.  pag,  ?H  seq.  und  in  den 
Memoire»  sur  les  oracles  p.  9  sqq.  R  it  l  e  r  in  der  Vor- 
halle Cap.  II.  pag.  386  IT.  bat  die  Annahme  von  einem 
liieren  Thessaliachen  Dodona  gelehrt  zu  befestigen  ge- 
sucht und  werter  ausgeführt.  M  Q  1 1  e  r  in  Aeghieticorum 
lihr.  p.  159.  ist  entgegengesetzter  Meinung;.  Da  ich  hier 
blos  auf  die  Grundbegriffe  vom  Dodonaischen  Zeus  aus* 
gehe,  eo  kann  ich  jezt  das  Für  und  Gegen  nit  jt  ver- 
folgen. 


474 

dere  alte  Geschichtschreiber  liehen  den  Namen  Dodona 
(BaAJun?)  hervortreten,  und  selbst  dem  Homer  in  der 
ersten  Stelle  wollten  gelehrte  Grammatiker  diese  Schreib- 
art angemessener  finden  ,  da  ja  Bodona  ein  bekannter 
Ort  in  Periliäbia  oder  in  Thessalien  gewesen  H),  Ich 
■würde  es  für  unrecht  hallen,  die  scharfsinnigen  Vermu- 
thungcn  ganz  mit  Stillschweigen  zu  übergehen,  wodurch 
ein  neuerer  Forscher,  auf  diese  Wortform  gestützt,  je- 
nes Thessalische  HeiJigthum  des  Zeus  mit  dem  weit  ver- 
breiteten Dienste  drs  Buddha  in  Verbindung  zu  setzen 
■nebt  |J).  Früherhin,  ah  unser  Blich  noch  nicht  so  wie 
fezl  bis  nach  Indien  erweitert  war  ,  sollte  dieselbe  Na- 
mensform  der  Vcrmuthung  dienen  ,  dafs  dieses  Ileilig- 
tlnim  ein  Haus  des  Adon  ,5)  sey.  Andere,  der  ge- 
wöhnlichen Benennung  Dodnna  folgend  ,  suchten  bald 
eine  Niederlassung  der  heiligen  Tauben  (nach  der 
StiClungsIegende  beim  Herodotus),  bald  ein  Kessel- 
nder Bce  henorahel  herauszudeuten.  Wir  müssen  uns 
auf  diese  blofsen  Angaben  hier  vorerst  beschränken.  Die 
Arten  derOrakclertheilung  geboren  zu  unseren)  näheren 
Zwecke,  Sic  enthaltet)  auch  deutliche  Spuren  der  Vor- 
stellungen, die  die  Pelasgischcn  Stämme  hier  von  ihrem 
grofsen  Naturgolte  Zeus  hatten.  Sie  schliefen  sich  in 
manchen  Zügen  an  die  in  Arcadicn  herrschenden  an. 
Dort  T»ar  eine  Nymphe  (Nat^)  Säugammc  des  Götter- 
knahen.  Hier  hiefs  er  Zst*§  Nouos.  Aber  machte  auch 
dieses  Epitheton  mehr  einen  Wohnsicdler  bedeuten, 


IT,  Strphanus  Byz.  in  hmSttvi}  mit  den  Auslegern  p.  25t  Ber- 
K- 1.  Schob*  Veneta  ad  Riad.  XVI.  2di  sq.  und  Heyne 
I    -    ins.  II.  ad  lliad.  I.  J.  p.  2SJ  sqq. 

14)  Ritter  in  der  Vorhalle  Cap.  II.  p.  3y<)  ff.  besonders  391- 

15)  i1"N',3  s.  Trigland  Conjeclanea  de  Dodone  in  GroaovQ 
VbÖMUri  Aniiqq.  Graecc.  Vol.  V I J.   pag.  321  seqq.;   wo 

«lieh  die  folgenden  Etymologien  abgehandelt  werden. 


475 

rie  Manche  wollen,   bo  treten  doch  liier  die  Wiiter« 
ächte  gewallig  hervor.      Davon  giebt  die  alte  Genea- 
>gie  Hunde  (Uesiod.  Theogon.  34o  sqq.) : 

Occanus  w  Tetiiys 


Athclous ,  Diane. 

Der  Landesstrom  Achelous  war  hier  durchaus  genommen 
wie  der  Ganges  der  Indicr  nr.d  der  Nil  in  Aegypten. 
Aach  er  war  der  Flufs  der  FJüsse,  und  das  Bild  alle» 
ttinliharcn  Wassers  (Artcmidor.  Oneirocr.  111.  4&  He- 
lfen. L  p.  6J7.).  Er,  als  das  süfse  und  nährende  Was- 
ser, scheint  deswegen  genealogisch  mit  Oceanus  und. 
Tethys  verbunden  ,  um  den  Gegensatz  des  bitteren  Sce- 
wsisers  und  des  den  Saaten  und  Pflanzen  zuträglichen 
süfsen  Wassers  zu  bezeichnen,  Die  Acheloischen  Becher 
sind  noch  beim  Virgilius  das  Bild  jener  Bedingungen 
de«  ersten  rohen  physischen  Daaeyns.  Becher  oder 
Kessel  und  Becken  mochten  die  Sinnbilder  des  Flufs- 
hecliens  in  diesen  Waldungen  gewesen  seyn ,  und  in  der 
schon  oft  von  uns  berührten  Vorstellungsweise  wurden 
rinn  Ouellgü'tler  und  Quellgölliuncn  als  Bath  gebende 
"Wesen  genommen.  Es  wurde  nun  auch  aus  Bedien  und 
Weiseln  prophezeit.  Priesterliche  Anstalten  waten  ge- 
bucht ,  um  auch  aus  dem  Tone  eherner  Kessel  sich 
Raths  erholen  zu  Können  ,  und  das  redende  Becken 
*on  Dodona  ward  auch  in  diesem  Betracht  sprichwört- 
lich (Spanheim  ad  Callim.  Del.  vs.  284.). 

Dieselben  Vorstellungen  knüpften  sich  nun  aueb  an 
die  heilige  Eiche  an.  Der  Eichenkran»  war  noch  spä- 
ter der  Schmuck  des  Zeus,  des  StadtUonigs  (TLoXttvt;). 
Wem  Plutarchus  **)  den  Grund  dieses  Attributs  angiebt, 


16)  Vir.  Corialani  cnp.  3.  pag.  45  Corsy.      Das  hier  genannte 
Getränk  pt>.iTttot  bestand  nacu  demselben  Autor  (Quaestt. 


4:6 

Hellt  er  uns  für  diesen  Zweig  der  alt  -  Griechischen  Re- 
ligion auf  den  rechten  Standpunkt.  I>ie  Eiche  ,  sagt  er, 
ist  unter  den  wilden  Bäumen  der,  welcher  die  schönste« 
Fruchte  hat,  und  unter  den  zahmen  vor  allen  andern 
Marl».  Man  nahm  auch  von  der  Eiche  Speise  ,  die  lieh«!, 
und  'Frank,  den  Ilonigmcth.  Fleisch  gab  sie  auch  toi 
treidenden  Thieren  und  von  dem  Geflügel  dadurch*  daf* 
sie  Vogetleim  brachte  zu  ihrer  Jagd.  >\  er  •»  wir  nun 
die  Flpra  Grierhenlandischcr  Wälder  beachter»,  und 
an  die  cfsbnrcn  Früchte  gewisser  Baumarten  W)  denken, 
»o  -wird  es  uns  deutlich,  wie  diese  letztere  alt  walre 
Lebensbäume  ,  als  die  Geber  der  ersten  Nahrung,  be- 
trachtet werden  konnten  1>).  Daher  auch  vom  essen 
(ipaytlv)  solche  Baumarten  rpriyni  <pr,yol  genannt  icyn 
eolllen  ") ,    und  daher  auch  dieser  Gott  als  erster  Nabr- 


cnnvivall.  p.  672.  T.  III.  2.  p.  74S  Wytienb.)  ans  Koflfc 
lind  scharfen  wetnsäuerlichen  Kräutern.  Besonders  Bwi 
die  Beschreibung  jener  l\  Ia<girichf  n  Zeit  ,  ad  noch  <•'• 
Chaonischeri  Hielt*  in  (Chaoniae  glaiuka  )  das  II 
ruiigMnittcl  waren  ,  in  drr  Gleichstelle  (  De  es.ii  DtrHi 
p.  yyd  sq.  p.  SU  tVytteab.)  verglichen  werden:  — 

II  «r   Jii  il' t   ,il  i)    die    Eich«-    ausdrucklich 
und  N  4  h  re  r  i  n,     Nach  demselben  Gesell  der  Pm 
fioatioll  wird  nun  auch  der  von  den  Eichen  herttbtrtttt 

de  Honig  zur  Nvinphe  Melissa;  und  so  L*. :>t •  i  ii 
den  uaiüi  lichsie n  Bcdingungeu  de&  Lebens  und  dtr  Na'1* 
rnng  um  den  Säugling  Juppiter  ein  Nymphe  u  c  hör,  Hf*1 
die  Cretcnsiscbe  Theogouie  deutlicher  vor  Augen  siel 

17)  Quercus  esculus  Linn.      S.  Tzeti.  in  Lycophron.    vs. 

p.  2*>\  ed.  AJliller.    vergl.  Sprengel  Aniiqq.  buunn. 

p.  2i  sq. 
16)  Von  diesem  heiligen  Baum  der  Baume  Riehen  v 

richten  beim  Eusiaihiu*  aJ  O'Iyss.  XII.  A57.  p.  494 

I  .Jas  IIE  p  59b  Küster,  und  Tsett.  ad  Lycopbr.  I. 


ler   mit    dem  Namen   Fhewonä'ns    bezeichnet    wurde. 

hielt  sich  hier  die  Andacht  alter  Naturmenschen  an 
turliürpern  fest»  Im  Baume  hansete  die  Gottheit, 
ch  ihrer  Vorstellung,  und  das  Häuschen  seiner  Elä'l- 
:,  Yogelstimmcn  aus  seinen  Wipfeln  gaben  ihr  Da- 
vn  hund  ,  und  waren  Winhe  und  Befehle  lürdic,  die 
1  befragen.  Daher  werden  Hauchopfer  unter  der  Do- 
knäischen  Eiche  angezündet  20)  ,  wie  unter  den  Druiden- 
eben in  den  Waldungen  der  Celle«  -und  Germanen, 
it  Rundtänzen  wird  sie  bcgrüf&t,  wi«  von  den  Yülhcm 
ruet  ica  8  den  heiligen  Bäumen  noch  jezt  geschieht. 
amen  nun  zu  diesen  allgemeinen  Ursachen  noch  be- 
mdere   Erscheinungen  hinzu ,    die  den  rohen  Felasgef 

KrstauBcn  setzten ,  wie  hier  namentlich  bei  einer  so- 
mannten  Wunderqnelle  der  Fall  war  ^) ,  so  wird  es 
?greillich ,  wie  hier  die  Beligion  sich  anfänglich  ganz 
i  physischen  Dingen  und  Oertlichheiten  aufrichtete. 
Ii  möchte  lieber  sagen  :  sieh  in  sie  hinabsenkte.  Denn 
mz  auffallend  zeigt  sich  in  diesem  Dndor.Hisrhen  Dienste 
in  gewisser  tellurischer  Charakter.  Dieser  Juppi- 
i  war  auch  mit  Aidoneus  oder  mit  dem  Hünig  der  Un- 
iriKeh  ein  und  derselbe.  In  dieser  Eigenschaft  heilst 
ieser  auch  Eubulcuß,  dergutcBeralher  '**).  AusderErde 
nd  von  den  in  der  Erde  wurzelnden  Bäumen  herab 
■b  Zeus  Nahrung  und  Halb  den  bedürftigen  und  unwis- 
snden  Menschen.  Das  war  der  Grundgedanke;  und  wie 
ilenus  ursprünglich  mit  Dionysus  einerlei  war,    so  war 


•0)5 


Sil.  Italic,  UI.  63. 

Arbur  numen  habet 
Colitttrqtie   tepentibua  arii. 

A ■.  t-iutiArw.     Sie  stiejf  und   fiel  nach  den  Tageszeiten. 
S.  oben  I.  p.  157. 

Epitheton  des  (lade.«;    Nicamlri  Ale 


478 

er  es  auch,  und  "wird  von  mir  im  vierten  Tlieile  «1»  Jup» 
piter  -  Si  ten  us   bezeichnet   werden.      Aber,     nach   dem 
herrschenden  Triebe  der  Emanationslehre ,    werden  in 
Verfolg  die  verschiedenen  Aeufserungen  eines  ond  dem- 
selben  Wesens  genealogisch  in  verschiedene    Personen 
gesondert.      Das  war  auch  dem  alten  Horte  (ava$)  ro» 
Dodona  (wie  ihn  Achilles  im  Gebete  nennt)  widerialurn. 
In  Athen   war   er  nun    Vater  von  drei  Horten   (c*: 
geworden.     Er  halle  sie  mit  Proserpina  gezeugt.     I 
davon   hiefs  nun    wieder  Eubuleus ,    der  gute  iteratber, 
der  andere  Üionvsus ,    der  dritte   vielleicht   Zagreus  J). 
Mit  andern  Worten :    Zeus  der  Dodonäer  ,  der  Lebenv 
rjuell  in  der  Erde,    gesellt  sich  zu  die  fliefsende  Trieb- 
kraft ,  die  Proserpina  -Dione,  und  zeuget   den  Eubuleus 
und  die  andern,  worunter  Dionysusj  d.  h.  er  zeuget  die 
begeisternden  Dunste  aus  der  Erde,  und  der  Biiume  und 
der  Pflanzungen   buntes,  Irisches  Leben.     Oder  Diwr/" 
tus,  der  Fließende  und  Weiche*  ist  auch  aus  den  Wi- 
tten ani 'die  Bäume  herabgeflosseu  2i).     Das  will  sagen: 
Zeus,  dasErdlcben  und  das  atmosphärische  Leben,  gie^t 
eich  in  der  Erde  orakelnd  als  Eubuleus  kund ,  über  «kr 
Erde  in  des  Eichbaums  Stärke,  und  in  der  Nahrung  Fü"e 
als  Dionysus.     Des  Himmels  Thau  und  Hegen  ,  aus  FK-** 
sen  und  Quellen  aufgestiegen,    mufs  den  Bäumen  N  ^*" 
rung  und  Gedeihen  geben  »    und   den    Vögeln    des  Hif** 
mels  ,     jenen    Zungen   der  Götter  ,     Obdach    und   Au» 
enthalt. 

Hier  liegen  die  Incunabeln  Griechischer  und  luli 
scher  Religionen.  Die  Pelatger  bevölkerten  beide  Länder 


23)  Cicero  de  N.  D.  HI.  2t.  p.  iS6.  mit  den  Anmerkungen 
Vergl.  oben  IL.  p.  336  ff. 

24)  Aiävücc;  von  Aiä;  vuwaf,  Zeus   Bäumen ;   Scbolia&t. 
Aristid.  Panalb.  (*d  1.  p.  ISj  Jebb.) 


hon  die  geographische  Lage  der  Dodonüischen  Pilan- 
ng  lafst  vermuthen  ,  dafs  viel  Dodonäicehes  nach  Ita- 
n  hinübergetragen  worden.  Innere  Spuren  machen 
eses  noch  wahrscheinlicher.  Juppiter  Picus  (der 
.titelnde  Specht)  und  der  alte  Liber  Pater  gehören 
iHiu  oder  Lcbesius,  der  Wallende,  Fliefscnde  ,  wie  er 
ich  heilst.  Alle  sind  nicht  verständlich  zu  machen, 
enn  man  nicht  den  Acheluischen  Juppiter,  von  dem 
übne  ausfliegen,  an  den  Thesprotit-chen  Waldwassern 
kannt  bat  «—  eben  so  wenig  ist  Venus-  Libihna  ,  die 
Mische  Gottin  der  dahinwogeuden  Lebenswelle  und 
?r  üppigen  Lust,  ohne  die  Dodonaische  Diune  zu  be- 
reifen 25). 

Die  Gestalt  oder  die  Attribute  betreffend,  unter 
pnen  Zeus  zuDodona  dargestellt  ward,  so  Hill  ich  hier- 
fi  im  Allgemeinen  Folgendes  bemerhrn  :  Die  Sliftungs- 
ige  beim  Herodotus  (II.  54)  meldet,  dafs  von  der  Thr- 
ill aus  die  eine  Priesterin  zu  Ammonium  in  Libyen  ein 
•rakel  des  Zeus  gründete  ,  die  andere  zu  Dodona.  Dies 
inderte  nicht,  dafs  derselbe  Gott  am  ersten  Orte  als 
Viddergott  vorgestellt  wurde,  als  Juppiter  Ammon  ; 
ährend  zu  Dodona  die  Stierattr  ibute  vorwalteten. 


Ö)  üben  Th.  f.  p.  193.  not.  359.  ist  noch  eine  andere  Pa- 
rallele mit  den  Dodoiiaischen  Tomuren  ,  als  denPelasgi« 
sehen  b  a  r  Q  8  p ice  s  ,  angedeutet ,  die  ich  hier  nicht  wei- 
ter ausfuhren  will,  —  Aber  den  Italischen  Ilauutnamen 
des  Zeus  will  ich  hier  berühren :  Juppiter  oder  Ju- 
piter. Jenes  hat  sattsam  Beptälijjung  aus  MUnzen  und 
Inschriften  (s.  Forcellini  Lex.  Ist.  s.  v.  und  Fr.  A.  Wolf 
Museum  der  Altertumswissenschaft  I.  3.  paj»  583.). 
Dieses  will  min  wieder  Fea  zu  Horat.  drin.  I.  2.  30. 
p.  5  ed.  Meidelberg,  aus  der  Contraction  und  der  natür- 
lichen metrischen  Folge  davon  vertheidigen.  lieber  diese 
Etymologien  s.  unsere  Aumerk.  zu  Cicero  de  N.  D.  11. 
25.  p.  305, 


Dafs  die»  der  Fall  gewesen  ,  ergicbt  sich  au«  der  Aehn- 
lichlieit,  die  Zeus  dort  mit  dein  Dionysus  hatte,  und 
Achclous ,  der  "Wasserstier ,  tritt  in  dieser  Beligiua 
mächtig  hervor.  Für  diejenigen  Muhologen  nun  ,  Meltlir, 
unfähig  die  inneren  Fäden  zu  sehen  ,  woran  dergleichen 
mystische  Gewebe  hängen  ,  den  Beweis  fordern  möchten, 
dafs  der  Dodonüische  Juppiter  selbst  als  Stier  gedacht 
worden  sey ,  will  ich  an  den  (retensischen  Zeus  erinnern. 
Der  Cretcnsische  Mythus  spielt  auch  mit  Sticrbildern. 
Man  denke  an  den  Minotaurus  und  den  Stier  der  Pasiphw. 
Hier  mufs  sich  aber  Juppiler  selbst,  um  die  Europa  ia 
gewinnen  ,  in  einen  Stier  verwandeln. 

Ich  Labe  ohen  vermnihungswcise  den  Arcadiscben 
Hobengott  (otxpio;)  Juppiter  als  YViddergott  genc 
men  ,  sowohl  wegen  jenes  Beinamens ,  als  weil  er 
mit  Fan  verbunden  erscheint.  Aber  der  älteste 
ebendaselbst ,  den  noch  Folyclct  dem  Bacchus  so  ähnlich 
gebildet,  hätte  eben  deswegen  in  ältester  Form  btier- 
attributc  haben  müssen.  Es  war  dies  Alles  ganz  »|Q 
Geiste  der  ursprünglichen  Religion  :  In  Aegypten  halie 
Aman  (der  Widdergotl)  den  Osiris  (den  Stiergott) 
Sohn  angenommen.  Von  Phonieren  kommt  Juppiter 
Moloch  nach  Greta.  Die  Phonicier ,  welche  die  llo 
mische  Priesterin  nach  Epirus  verkauft  hatten  | 
dot.  H.  54.),  konnten  dortbin  eben  so  wohl  einen 
gott ,  einen  Moloch  ,  bringen  nj'). 


26)  Hierzu  vergleiche  der  Leser  mm  unsere  Tafeln  V,  nr. 
Juppiler  mit  dem  Wjdderkopfc ;  VI    nr.  5.  Juppiter 
nion,   daneben  die  LaserpizpHanzt   (  vergl.   Hcmatri 
ad  Polluc.  IX.  6.  p.  11)27.    und  Lcxic.  gr.  in  der  liibli 
Coislin.  p.  t)\'7.)    und  (ab.  V.   nr.  10.  Juppiter   U 
zwischen  zwei  Bäumen  ,    worauf  Täubt»    t>iU«n.      \  « 
dik  Likl.iruu;  der  Abbildungen  p.  lt. 


48 1 

Die  ursprünglichen  Vorstellungen  vom  Zeus  von 
Creta  nebmen  im  Wesentlichen  denselben  Gan^.  In 
diesem  Lande  der  Cureten  —  denn  Creta  seihst  hii  Ts  ja 
Curetis  (Koi-n^iu  )  —  war  das  grcifsc  X  alurieben  und 
Kalurprincip  ,  männlich«  ebenfalls  als  Zeus  aet'ge- 
faf»t.  Hiei"  war  ein  uralter  Sit«  Aegvptischer  und  Pho- 
niciacher  Pflanzer ,  wie  anfser  Anderm  zur  Genüge 
jenes  Labyrinth  -') ,  die  Groitentempel .  die  Idclo  mit 
den  Sticrattributen  u.  s  w.  zeugen.  Diese  Mwehung  alt- 
Aegvptischer  und  Phi'nici^clier  Religinn>id<  en  loiTste 
eben  jenes  Gütlrrgesehl*  cht  erzeugen ,  das  uns  die  Le- 
gende bennen  lehrt.  Obenan  triit  Uranus,  der  Him- 
mel, auf  welchen  llrono»,  der  Gott  der  Zeit,  folgt. 
Dieser  /.engt  mit  dei  Rhea  (  Fta)  ,  die  wir  als  Tcshvs  in 
Dodona  wiederfinden  werden,  d  i.  mir  dem  Fiiefsenden, 
mit  dem  leuchten  Elemente ,    den   Zeus  '&)  ,   und    dieser 


27)  Leber  freta's  jpocr.iphische  Lage  und  andere  Oertlich- 
k<  inn  spreche  ich  ,  mit  Bezug  auf  tu im-  Religion,  unten 
Th  IV.  $.  2>J.  pag,  5  rrst.  Atisff  Man  mufs  ,  wie  bei 
jedem  Lande,  so  hier  vorzüglich  mit  *\\v  dies«  Dinge 
nieiken.  AuGer  den  alteren  Nachrichten  Vps.Tautneiört 
und  A.  lese  man  jeit  die  Jtbeud  gen  Schild* runden  des 
Labyrinths  von  Goriyna  «von  üem  sich  noih  Ueberreste 
finden  ;  vr.n  dt  in  /u  Ciius-mis  nicht)  in  .Snurr  Lettres 
aur  la  Giere  111.  Will,  p  2oysq(j.;  dt s  Gehirnen  ida 
nr.  XXV,  p  2U  sqq  ;  der  Mvrn- nu-üld«* r  nr.  XXXIV. 
pa^  2'J'2  sqq  und  so  mancher  andern  Mi  rkwürtlipk.  fien 
dieser  von  der  N«tur  so  begOn-Tigten  Insel  —  Lieber  die 
in  Absicht  dt  r  Verehrung  dt*  Zeus  bemerkenswtrihrn 
Oertlichkriif n  anf  dir  f "s.eJ  Creta  verglicht-  man  auch 
des  iJicU.nch'is  Pic;'E>>ä5.  vs  I  tu  —  12>J.  (in  unsern  iVlele«. 

teram.  111.  p.  8u8.  ioy.) 

58)  Den  dritten  Juppii*-r  der  SfatMMfiker ,  Tic.  de  X.  D. 
II  t  2i.  p  5b-:  -  tertium  (Jovfin)  CfeteDaefn ,  ^atnrni 
filiiim       Ich  wiederhole  nicht   was  ich   dort  von  Parallcl- 

tttlicn  gisatunuli  habe. 


IL 


3i 


die  Dictynna.  Dieses  System  wurde  das  herrschende  ia 
Griechenland  und  blieb  es.  woher  dann  auch  die  ge- 
wohnliche  Angabe,  dafs  Crela  der  Ursit»  H< 
Religion  gewesen  und  geblieben  sey ,  wahrend  da*  Ho- 
donäisehe  Svstcm  in  den  nordwestlichen  Gegenden  und 
in  dem  nachbarlichen  Italien  Wurzel  gelalst  ,  und  dort 
zum  Mittelpunkte  geworden  ,  ohne  jeduch  unter  den 
Griechen  den  bedeutenden  Einflufs  auszuüben,  und  »ich 
so  zu  verbleiten  ,  wie  das  Cretensisehe.  Der  ganze 
Dienst  aber  war  ursprünglich  hauptsächlich  Sonnen-  und 
Mondüdienst,  mit  lauter  Gebräuchen  und  Legenden,  die 
sich  darauf  beziehen.  Juppiter  war  hier  in  allcstei  Bw 
gedacht  als  Stiergott,  als  Sonnenstier,  als  J'T* 
piter  Moloch,  und  seine  Tochter  Dictynna  als  der  Mond, 
als  die  S  t  ra  h  I  en  we  r  fer  i  n  (von  iUeiv)  ,  die  bald  »I» 
Brilnmartis  oder  siifse  Jungfrau,  bald  als  Pasipbac  oder 
AllJeuchieiiii,  bald  als  Artemis  vorhommt  2'*), 


fiy)  S.  oben  Th  II.  pag.  150.  151.  152.  Auch  dieser  Gott«*' 
dienst  entlehnte  von  na«Ui  liehen  und  örtlichen  Dinz*" 
seine  Farbe.  Z  B.  diese  Cretische  Dictynna  halle  tioen 
Kranz  von  Diclarmms  ( 47*r<w*vov).  Dies  Kraut,  8»K,en 
die  Alten,  war  in  Crela  all  in  zu  ßndm.  Sie  nannte«]" 
das  erste  aller  Kräuter,    vorzüglich   wirksam    in  Frautn* 


krankheilen  und  im  Zustande  dir  ^Schwangerschaft ,   «** 
der  tust  inet  dpr   Thiere  bttbsst   ti kannte   seine  Wund«*" 
kraue  (s.  Cic.  de  N.  ü.  II    50   p.  4l9.   mit  den  Anna*'* 
kungen).     Diese  noch  jt/l  häufig  vorkommende  Pfhir1* 
ist  fortdauernd  officimtl   hei  den  Candiolen  <  Savary  »- 
Ü.  p    2hU  fF- J-   —    So  war  sie  ein  natürliches  Attribut  tl* 
Dicurinj,    als   d*  r   Diana  Lucina  oder  Ac-^irti.     &' 
ah»  Moudgütfin  und  Vorsteherin  der  Geburt  hatte   d 
Kiaut  mit    vorzüglichen   Kräften   begabt,    und   auch  *e  ' 
Name   war  dein   ihrit>rn    verwandt.     Es  lagen  auch  hi^" 
magische  Vorstellungen  zum  Grunde,     lieber  jenen  Kr^n» 
der  Artemis  s.  den  NcholiaMen  des  Euripides   im  llipyo» 
lytus  vs.  58.  75.  mit  Valckenaers  Note;  vergl.  auch  l'lii- 


4& 


Zeus   der   Priester  lehre. 


Au*  diesen  verschiedenen  Zeusidecn  entsprang  nun 
s    ausgebildete     V\  esen    des     heidnischen     Got traters. 
ieses  höchste  Wesen,  Zeus  genannt,  das  mit  der  Aus. 
Teilung  Griechischer  und  Römischer  Herrschaft   perio- 
isch  Univcrsalgotlheit  geworden  ,    müssen    wir   nim   be- 
trachten ,   wie   es  zn  förderst    Priester  und  Philosophen, 
ansahen,  und  sodann   wie  das  Volk  es  sich  dacnie ;    wir 
müssen  in  ihm  den  Anstand  des  Pericletschen  Zeitalters 
io  seinem  höchsten  Culminationspunhte  von  dem  ruhen, 
culturlosen  Vollie  wahrnehmen  .  und  '/war  auf  dreifache 
Air ,  indem  wir  die  Sprache,  die  ilildncrei  und  die  Reste 
alter  Priestergesange  betrachten. 

Hatte  doch  schon  der  alte  Ennius  gesungen:  «  Bl'ck 
auf  zu  diesem  strahlenden  Gipfel  des  Himmels;  sie  rufen 
ihn  als  Juppiler  an  *  30).  Hier  ist  deullirh  Juupiter  da» 
Firmament.  Und  diesen  Lateinischen  bprachgebrauch, 
in  welchem  dei  t'.ott  auf  diese  Weise  elementarisch, 
genommen  wird,  beweisen  noch  andere  ähnliche  Hich- 
llen.  Wenn  daher  Horaiius  Od,  I.  I.  25.  sagt: 
■wnet  suh  J  u  v  e  frigido  Venator,  so  hat  er  ihn  hier 
Meteorologisch  genommen,   nach  Jahreszeiten,    so  dafs 


iochon  Pratrmm.  pajj   *S.  —  Mehreres  Uhcr  diesen  Zeus 
yv/*fi  i&.  Spanheim  ad  Cid  lim.  Hvmn.  in  Jov   S    und 

bonii'i  r-  Myihnlng.  V ni-lesungi  n  ,  Dresden  1M)1  »,  über 
leine  Geburt,  Über  seine  Kr ziehimR  durch  die  Nymphen 
Mrli>sj  und  Anidlihea  .  iu  den  folgenden  Theilen  ,  wo 
sich  du   IJjiMt  llung  nicht  trennen  lai'-t. 

Tic  de  N  Ü  II  25  pag  ioo  uns-  rer  Ausjj. :  ,,  Adspica 
hoc  sublime  can  iens ,  (/utm  inrocnnt  Ji>re/rr";  womit 
man  die  *  b^mlastlbM.  gleich  dar aut  anni  'ill-i  ti  *tHle  des 
Buripides  verbinde   und  das  in  den  Anmerkungen  p.  307. 


* 


er  im  Allgemeinen  fTherhaupi  die  Natur  mit  ihren  Erschev 
mmgen  bezeichnete,  im  Gulen  und  froren  :  im  h.iltrn 
Norden  ist  er  daher  der  feindselige  Juppitcr. 
Ibid.  Od.  äs.  19:  Quoil  latus  mundi  nebulae  mal  us«] «r 
Juppitcr  urget.  Ja  er  wird  selbst  zum  Hage! 
schlag;  YirgiL  Georg.  II.  41t)  :  et  jam  maturis  nt 
tuendis  Juppiter  utis  (i.  e.  pluvium,  caelum).  De« 
Alles  das,  was  dem  Land  manne  wie  dem  Weingärtner, 
dem  Hirten  wie  dem  Jäger,  droht  und  verderblich  «Wi 
ist  Juppiter  in  diesem  feindseligen,  bösen  Sinne.  So 
giebt  CS  einen  Juppiter  der  Jahreszeiten,  einen  Jup- 
pitcr des  Frühlings,  Sommersund  Winters  3t) ,  indem 
jedesmal  die  Jahreszeit  als  Juppiter  sich  persomlicin, 
er  also  die  Summe  Alles  dessen  ist,  Mas  mir  am  Fila- 
mente sehen,  das  Wesen  der  meteorologischen  Erschei- 
nungen ,  das  Jahr,  das  sich  in  die  drei  Jahreszeiten  aut- 
rollt ,  und  alles  Schone  und  Grul'se  in  der  Matur  her- 
beiführt. 

Diesen  Juppiter  hatte  auch  die  älteste  Bildnerei  vc 
herrlicht  ,  wie  wir  aus  mehreren  Spuren  ersehen  lt«n* 
nen.  Zu  Larissa ,  erzählt  uns  Pausanias  v) ,  war 
altes  Schnitzbild  des  Juppiter,  so  zwei  Augen  an  eV 
gewöhnlichen  Orte,  ein  drittes  aber  auf  der  Stim* 
hatte.  Man  sagte ,  es  sey  der  Juppiter  naTpäoc  «J'§ 
Priamus  •**),    der    vaterliche,    der   Gott  der  Vorführe*' 


irr- 
rcr- 

i$§* 

i 


31)  So  1.  B.  Juveiul.  Satyr.  V.  78.    Juppiter  vcrnilj 
lius  Thebaid.   III.  26.  Juppiter  Iiibtnius;    Ovid    h 
II.  ;jvy.  bnh  Jove    (i.  e.   suh  Uio)   duiabdiU  «t  corpul 
nuda  gerebant. 

32)  Corinthinc.  cap.  2-). 

33)  ,,-cJr=v    t;v    A/4    Hpu/tat   tyarn   ihat   rm  Aac^udoVrf: 
rf^cv."      In    dt«  Arcadicis   (VIII.)   cip.  4b.    §    2.    Mg' 
zwar  Pausauiaa  von  dein  Seh nii 2 bilde   des   Juppitcr:    — ' 


485 

fler  Allen  seinen  väterlichen  Schiit  angedcihen  läfst. 
Bei  der  Yeriheilnng  der  Trojanischen  Heute  bekam  es 
Sthenclus,  de»  Capaneus  Sohn,  welcher  es  an  diesen 
Ort  krachte.  Von  den  drei  Augen  hat  der  Tedliehe 
Forscher  die  Muthmafsung,  sie  bezögen  sich  auf  Juppi- 
tcr  ,  der  im  Himmel,  unter  der  Eide  (als  Pinta)  und  in» 
Meere  (als  Neptun)  regiere.  Aus  dieser  Ursache,  weil 
es  ja  nur  Ein  Gott  sey  ,  der  in  den  di*£i  durch  das  Loos 
getrennten  J  heilen  der  \YeIt  die  Herrschaft  führe,  habe 
■wohl  der,  so  das  ßitduifs  verfertigt,  demselben  drei 
Augen  zum  Sehen  gegeben.  In  ähnliohem  Sinne  spricht 
auch  der  Platonische  Philosoph  Proclus  von  einer  de- 
xniurgischen  Trias  (  -tpton;  Hr,uiov^ytxrl  )  ,  deren  '1  heile 
die  drei  Zeus  seyen,  der  erste,  vorzugsweise  so  bc« 
nannt,  der  zweite»  Zeus  Poseidon,  der  dritte,  Zeus 
Pluto,  Penn  in  dieser  ganzen  Trias  sey  Zeus  der  Vater, 
Poseidon  die  Kraft  (*ViauMtj),  Pluto  der  Geist  (vor 5)  MJ. 
W  ir  haben  also  in  diesen  ältesten  Tompelbildern  eine 
Ahnung ,  ein  Gefühl ,  eine  lebendige  Einbildung  von 
der  einen,  allwirhsamen  Kraft,  die  Allel,  was  ist  und 
lebet,  wirht ,  hält,  bindet  und  einiget;  wir  haben  eine 
uralte  Anschauung    von  einer  kosmischen  Trias,    einer 


allein  dies  läfst  su  h  doch  mit  der  obigen  Stelle  auf  die 
Art  vereinigen,  Hals  wir  sagen :  das  Schuiizbild  des  Zeus 
iemüo$  war  schon  von  dem  Vater  und  Vorfahrendes  IViamus 
(also  für  den  Priauiua  rargp«$)  verehrt  worden.  Uebrigens 
hatte  Facht*,  dir  ans  llesycliius  die  Notiz  brihrhigt,  djfo 
Juppher  und  Apollo  ht-sondem,  mhrr  einigen  andern 
Göttern  ,  «offdiM  geheißen  (Veryl.  auch  oben  IL  u.  156.), 
diese  Purallrlsulle  wohl  nicht  übersehen  dürfen. 

1)  Ich  habe  diese  Stelle  ans  dun  ungedruckten  Commentar 
zu  Plato's  Cratyhis  in  den  Anmcrkk.  ra  Cic.  de  N.  D. 
111.  21.  p.  584.  zum  Theil  mhgetheilt. 


466 

I>  eieinhcir,    die   hernach  aus  einflnder  fahrt,    und   d< 
Jv  de ,    di'm  Meer    und    dein   Himmel   einen   Juppiter-    lie- 
ft ri.     Uiese  Hellenische  Tfinfffrtl  ,  d<-  (V  ich  so    spreche, 
gln-r  freilich  unter,    als  du*  Kunst  der  Hellenen  sieh   bis 
«u   d'T  H'he  e»h  .ben    halte,    d  »fs   Phidtas.   seinen    Ze 
als  lielk-nenkönig  zu  Olympia  darstelfen  konnte. 


US 


IN  och  ein  anderes  Sehnilzlnld  mag  uns  diese  Ansicht 
des  G riech ischeu  Volkes  von  seinem  Zeus  oder  Gott« 
v/ater  erläutern.  In  Olvmpia  war  ein  Standbild  des  Zeus, 
ein  Weihgeschc^h  der  Metapuiitmrr  ,  von  dem  Aegine- 
ten  Aristunus  gefertigt,  Uas  Gesicht  fielen  Morgen  ge- 
wandt, hatte  er  auf  der  einen  Hand  einen  Adler,  mit 
d.^r  rmdern  führte  ei  den  BlitS  :  sein  Haupt  schmückte 
ein  Kran»  vor»  F  ••  ü  h  I  i  n  g  «  !>  I  u  m  e  n  ,'6).  Hier  haben 
wii  ;iK<>  einen  Juppiter  verum,  wie  Juvenal  a.  o. 
a.  O.  sich  ausdockt,  einen  Juppiter  des  Frühlings;  und 
vir  finden  hier  ciur  bise  Andeutung,  d;<fs  die  drei  Au- 
gen des  Zpus  TT  i  i .  i-w-.  zu  Lartssa  eben  so  wohl  auch  auf 
die  drei  Jahreszeiten  beAugen  neiden  konnten  und  auch 
Wühl  bezogen  wurden  sind. 

So  verpachte  eine  unbeholfene  Svmholik  dem  religiö- 
sen Gefühl  Hü  He  zu  leisten,  und  Jene  Ahnung  von  einem 
einzigen  Uoeidlb  hen  in  rohen  Tempelbitdern  zu  versinn- 
Hcheit,  Sie  stammten  aus  einet*  Zeit,  ah  die  Vielgötterei 
durch  den  Zauber-  der  Poeftie  u>ieh  nicht  herrschend 
geworden  war«  Hatten  wir  nun  auch  die  Gebctsfnrmeln 
und  die  Hymnen  noch,  die  um  jene  ungeschlachten  Pelas- 
gisehen  Bild  r  des  Gottvaters  ei  tönten  ,  so  wäre  es  uns 
leb  hier,  jenen  priestei  liehen  Zeus  in  seiner  alten  Ge- 
stalt su  erkennen.  Jezt  sind  uns  nur  Schlüsse  vergönnt, 
die  wir   aus   einigen   Fragmenten   ziehen    können. 


48? 

merkwürdiges  Bruchstück  solcher  altpriesterlicher  Tem- 
»elgesänge  hat  uns  Pkilostratus  aufbehalten;  es  bat  den 
alten  Sänger  Pamphus  zum  Verfasser  und  lautet: 

Rohmwürdigster  Zeus,  Gröfster  der  Götter,    umhüllet 
■>  Miste  der  Schaale,   Rosse  und   Mäuler»  3Ä).      Hier 
wird  also  Zeus,    der  höchste  GoU  ,    der  Gottvater,   «um 
Ufer  ,    der  in  dem  Miste  der  verschiedenen  1  'hicre  hau- 
tet,  ganz   nach   Aegyptischer  Vorstellung,   wo   der   aus 
dem  Miste,  wie  man  glaubte,    erzeug. e  Käfer    die  hei- 
ligste Teropelhieroglyphe  mit  der  Idee  des  Lebens  und 
der  Palingcnesie  war  (s.  oben   I.  pag.  489.).     So  ist.  hier 
dieser  Juppiter  als  Käfer  nichts  weiter ,  als  die  befruch- 
tende, nährende  Kraft,  tu  faofovavv  &). 

Andere  Ueberreste  jener  bedeutsamen  Tempelpnesie 
lind  mehrere  Orphische  Hymnen  ,  die  uns  Stobäus  auf- 
Ulirthen  hat;  so  z.  li.  der  an  Zeus,  s.  Eclog.  I.  pag. 
4o  wjq.  Heer, : 

«Zeus  war  der  Erste  und  der  Letzte,  Zeus  das 
Haupt  und  die  Glieder,  aus  ihm  entsprang  Alles,  Zeus 
Mm  de  Mann  und  reine  Jungfrau  ,    Zeus    die  Stütze  der 


36)  Philostrat«  Heroic.  cap.  2,  p.  98  ed.  Boissonad. 

37)  Auch  als  Fliege  oder  als  Mücke  ward  Juppiters  Kopr 
vorgestellt;  s.  unsere  Ta fr I  V.  nr.  3.  Ich  habe  schon 
dort  in  der  Erklärung  p.  \\.  so  wie  ahea  II,  p.  66.  Note 
112.  an  die  Uebereitisiimmiing  dieses  Fliegengottes 
oder  Fliegenabw  ehrers  mit  dem  Beelzebub  der 
Ebionitcn  erinnert,  —  Schlichtegroll  zur  Daclyl  Slosch. 
II.  pa?.  i)7.  will  lieber  an  die  Biene  und  an  die  erste 
\  a  h  r  un  g  (  wovon  noch  weiter  unten  im  dritten  und 
vierten  Theile;  bei  diesem  Z«v«  aropühi  denken. 


488 


Erde  nnd  des  Himmels ,  Zeus  der  Athcm  von  Allem  und 
die  Bewegung  des  Feuers.  Zeus  die  Wuizel  des  Meeres; 
Zeus,  Sonne  und  Mond,  er  der  long,  der  Alles  ge- 
schaffen ,  Eine  Kraft ,  Ein  Glitt ,  der  grofse  Anfang 
(Herrscher)  von  Allem  j  Alles  umschliefst  Ein  einziger 
herrlicher  Körper,  Feuer,  Wasser,  Erde,  den  Aether, 
diu  Nacht  und  den  Himmel,  Metis  die  erste  Bildnerin 
den  süfsen  Eros,  dies  Alles  umschließt  sein  gewalliger 
Leib  t  u.  s.  w. 

Hier  ist  also  die  höchste  göttliche  Einheit  (Zeas) 
in  einem  körperlichen  Ganzen  versinnlicht ,  in 
einem  menschlichen  Biesenleihe.  Das  Universum  hat 
menschliche  Gestalt  angenommen.  Wie  sehr  freilich 
diese  Ansicht  mit  den  Indischen  Mythen  und  Gebilden 
Ton  der  Trimurti,  von  Brahma,  Locmus  und  dergl.  mehr 
verwandt  int*  und  wie  s»hr  überhaupt  die»  Ganze  mit 
<li  m     Indischen    Pantheismus     zusammenhängt,      darauf 


blanche   ich    wohl    verständige    Leser    nicht   weiter   auf- 


mei  hsam   zu  machen.      Yeigl.  z.  B.   den  ersten  Th.  d 
Srmbol.  p.  586  ff.  6-ju  ff. 


- 


Später  freilich  erst  gelangte  die  Griechische  Nation 
in  ihren  Phiiosophemen  dahin,  sich  den  Grund  dieses 
göttlichen  Wesens  dialektisch  anzugeben,  oder  seinen 
Urgrund  aufzufinden  ,  nachdem  nämlich  der  Sceplicis- 
mas  sich  aeregt»  und  der  Anlhroprrmorphismus,  schwan- 
kend gern  h  fit,  »ich  nicht  mehr  hallen  konnte.  Thaies 
und  Inaxagnras  waren  die  Ersten,  welche  Rechenschaft 
i'.nde.tcn  iilicr  ihren  Gott  ,  und  so  entstand  denn 
die  älteste  philosophische  Schule  in  Jonien  ,  obschon 
ni.ch  ganz  prieiierlich  ,  in  Versen  und  Bildern  sich  aus- 
sprechend In  Prosa  sprachen  zuerst  Pherecydes  und 
Pvth.-igoras  ErMcrcr  hatte  unter  Zeus  (Z»;')den  Aether 
vcista»'dn.  d.  h,  den  iiufsersien,  höchsten,  Alles  ura- 
tchliefscndcn  Feuuriiimmcl ,  oder  das  Licht,  als  das  pi>- 


4*9 


tenfcirle  Urelement  *) ;  eine  Idee,  welebe  Persischen 
Reiigiunsideen.,  die  ich  oben  im  ersten  Theile  sc  um  öt'tern 
(\erg|.  z  B.  p.  öqi.  69t/.  7«/0.)  berühr!  habe,  gan«  ähn- 
lich ist  *  und  uns  an  den  Ursprung  dieser  PhiJosopheme 
aus  dem  Magtenystem  erinnert,  üben  daher  stammt  auch 
du«  Pythagoreische  Ansieht  (t.  I.  Th  p.  fryq.  >  von  zwei 
Prmcipien  ,  da»  eine,  Gott»  Zeus,  oder  d;e  Monas  (r,  na- 
vots)  und  das  Gute  (tö  ayxSov)  -  der  Met,  Ihm  sieht 
die  fJuoL ,  die  Zweiheit,  als  Grund  der  Materie  und  auch 
des  Bübcn,  gegenüber  (vei'gh  Siobaci  Eelogg.  I.  p.59). 
Uebiigens  ist  es  bekannt,  dafs  die  Pvthagoreer  aut  h 
Von  einer  Burg  des  Zeus  (Zai'o;  m^ijo)  und  \on  einer 
Au»,  fpuXax»?  oder  Warte  des  Zeus ,  nämlich  von  der  Ve- 
eta  oder  dem  Centi  allcuer  ,  sprachen. 

Gehen  wir  weiter   zu  den  Stoikern,    so  war  hier, 
wenigstens    bei    Chrvsippus,    Zeus    der    allgemeine 


3&j  Vergl.  Pherecydis  Frag  mm.  p.  <44  ed.  Sdtri.  und  daselbst 
unier  antlern  Hcnniae  irrisio  genlilium  philosophorum 
chu.  12,  p.ig.  -iüi  cd.  Benedictin,  Pherccydes  hallt-  über- 
haupt drei  Principien  der  Welt  angenommen:  Zijv  i  Jup- 
piler)  ,  XScvoj  und  Xf&ttf,  iNdiüiiieh  erlitten  diese  Säizc 
Verschi  tue  Aut-Ir  Rungen.  Wenn  einige  alle  Sclirift- 
suiler  den  Phc-ecydeischen  Zeus  i.oder  Zijv  als  Pt  uer 
nahmen  ,  die  Chthonia  als  Erde  ,  so  war  diest-r  Sinn  der 
alir-n  l'riesie  Hehre  ganz  grmjfc.  Diese  hatte  ziemlich  all- 
gemein Himmel  (K»utr)  und  Erde  als  kosmische  rVinci- 
pirn  gesetzt.  Mau  st  he  was  oben  II.  p.  32'j  f  darüber 
btmeikt  wurden.  Andere  nannten  W  .t  s  0  e  r  als  das 
zw«  ue  Princip  des  l'ln  1  erydes  ,  wtJches  sich  mit  dir  er- 
sten Angabe  Vereintpen  liifst  (Sturz  a  a.  O  p.  li  seq.). 
Das  Verhfthnif*  des  eisten  Piincips  zum  zweiun  halte 
dieser  ahc  Denker  ganz  orphisch  (  d.  i  mysteriös  poe- 
ti->.  h:  so  duSjrjedrOckt:  XStfvqj  ovofia  iyt'vtro  ly,  irtiS>f  aJrJ 
yfyq,  3<«Jt?  (  Diogen.  Lafrt.  J.  §  I9.J:  „t'hthonia. 
Wind  brdi  genannt,  nachdi  in  Zeus  ihr  die  Ehre  ver- 
hehtn."  Al*o2tu*  erschien  Ijht  »uch  als  Bruder  und 
Ehtniami  stiller  Schwester  und  Caum  .Lide. 


49" 

Lebensrjueil,  die  Lebenskraft  in  allen  Weseu. 
J>enn  Zeus  beifse  er,  weit  er  Allen  das  Leben  (t6  £r,v) 
verliehen,  Dis  (A-cr.)-  weil  du  ich  ihn  Alles  ist39).  Im 
Pinto  erscheint  Zeus  iheils  als  Wellbaumeister,  als  l)e- 
jniurg,  lliei's  als  Providcnz  *).  Was  endlich  die  Neu- 
platoniher  belnlYr,  so  fühlt  Plolinus  sehr  oft  die  Plato- 
nischen Ideen  vom  Jnppiier  aus  (•/..  II.  p.  098.  p.  4o3. 
p.  55 1 . ) ,  die  ich  eben  deswegen  als  bekanntere  Yorstel- 
lungsarten  übergehe.       Als  Beleg  der  alttheulogischen 


39)  S.  Stobati  Eclogg.  f.  p.  48  cd.  Heeren.  Utber  den  Jup- 
piter  d«  r  Stoiker  veig.lticbe  man  ins-besondtTe  Seneca© 
epi<»t.  iid  Lucil.  IX.  und  dazu  die  Schollen  Muttis  im 
drin«  r>  Bande  p.  3i  Opp.  ed  Ruhnken.  Den  111 1  rkwür» 
digen  Mjinnus.  dis  CUanihr*  an  Zeus  bat  uns  ebenfalls 
Slnbäus  aufbehalten  in  dm  Eclogg.  I  p  30  sqq.  Hteien. 
und  sonst  noch  oft  rdirt  ^S.  tabi  icii  Bibl.gr.  III.  p.53J.), 
auch  ins  Deutsche  übersetzt  von  He rder  in  den  zerstreu- 
ten Blattern  II.  pag.  20.4.  Man  achte  hier  vorzüglich  auf 
dtn  ethischen  Geist  ,  worin  ZeuR  aufgefaist  ist.  Ich  ver- 
weise hierbei  auf  die  neulich  erschienene  Schrift  von 
Schwabe:  Specimen  throL  exhib.  KitavSoi/';  C'fAvov 
et*;  A/ar,  cum  diseipl  chrjsi.  comparat.  indact.  etc.  Je* 
nae  1M9. 

40)  S.  Ptato*«*  TiniäTTs  und  auch  den  Pbädrus  cap.  26.  p.  246. 
p.  4l  Bt-kki  r.  vergl.  Stohaei  Eclogg.  I.  p.  al.  In  dar  an-« 
ji  IUhnm  hnUhtmen  SitUe  des  i'hüdrus  ,  wo  Zhis  der 
grübe  Ali  illirer  im  Himmel  behal  ,  liatien  viele  alte 
St  iir.fisi«  IU  r  Z<us  als  Sonne  genommen  (s.  die  Stellen 
b«  i  A>t  tm  t  um  in  cnt.  p.  297.  und  in  d«  n  Additamm.  ad 
ealc.  Ktiptihl.  p.  65  1  sq.),  Da  wir  aus  den  orientalisch«  n 
Religionen  h*r  uns  gtwühnl  haben,  die  >onne  auch  als 
1  nti  1 1  ig  e  n  z  oder  Geist  zu  decken  ,  so  will  ich  nichts 
vvtiltr  als  dii  krhiache  Anmtikung  hiu/ufugr:n  ,  dafseiuige 
Eiklllrer  in  die  *>t*  Mo  des  Plalo  sogar?  «mv  *j>te;  ein- 
schieben wollten,  wie  man  ans  den  Verfolg  der  Stelle 
des  Eusiathius  ad  Udy&s.  M,  p.  4?b.  Btthtj  welche  Ast 
nicht  ganz  mitgclheilt  hat. 


49 l 

Orpbischen)  Ausdrucksart,   zu  der  diese  Philosophen 
läufig  Miidcr  zurückkehrten,    fheiie  ich  einen  Satz  des 
■i  rplnfius  mit,    den  uns  Stobaus   aiifhehalten  :     «Zeus 
also  ist  die  ganze  W  e  1 1  ,  das  T  h  i  e  r  aus  den  T  h  i  e  - 
ren  (C,ü>ov  tx  £aa>y),    der  Gotl  aus  den  Gnuern  :    Zeus 
aber  auch,    in  so  fern  er  die  Intelligenz  (voi~s)  ist, 
durch  welche  er   Alles  hervorbringt.      Denn  durch 
die    Ideen    bildet    er    die    Dinge     (irrt  Sr^itovftytl 
toi;  voKuaai)  y>  **).    —    Dieser  Zeus  ist  also  die  höchste 
Ordnung  in  der  wirklichen  Welt,  wie  Kronos  die  höch- 
ste Ordnung  in  der  intclligihlen  Welt  (vcjVxj;)  ist.     Zeus 
und  seine  Burg  sind  nur  ein  leiblicher  Ausdruck  für  die 
Einheit  der  wirklichen  Dinge  der  Welt,   in  ihm  erst  er- 
halten alle  Dinge  ihre  Einheit   und  bestehen  nur  in  ihm, 
dem  größten  Naturleibe,  dem  Adam  Kadmon,  demWelt- 
Gottmenschen  4-).  In  dieser  Eigenschaft  geht  aus  seinem 
Haupte  hervor  die  Athene   ("Y2hfva)t   die  ewig   keusche 
Jimgfrau  Minerva,  die  Einheit ,  die  sich  ihrer  selbst  als 
Weisheit    bewufst   ist  ,    und    dem  gemrifs   handelt,      Sie 
kennt  sich  selbst ,   sie  handelt   nach  ihrem   Bewufstseyn, 
*ie  ist  das    weise  Beginnen    und   kluge  Vollenden ,    die 
ptTsonilicirte  Kriegsweisheit   und  der  Sieg,  welcher  der 
Strategie  folgt,     und   steht   so   auf  der  einen  Seite   ala 
ideelles    Wesen  ,    wahrend    Zeus  in  der   Mille  steht  **). 


4l)  Aus  der  verlorenrn  Schrift  des  Porphyrius  <"{-<  dya>^dTwvt 
bei  Stobtus  Lclogg.  t.  p,  4b  Herr. 

4-)  S.  Achilles  Tatius  Isagog.  *n  Arati  Phaenom.  p.  123  (in 
Petavü  Umnolog. )  ,,  Aralus  sehr  irrt  die  Stellung  StViv) 
des  Ganzen  dem  Juppiier  lu-i/ulegc-n  ,  die  Erzeugung  und 
Er.«inuiin;  desselben  aber  dem  Asirüus  —  wenn  er  nicht 
eiwa  dm  Am  raus  als  den  SctiöpftT  (toojtijv  der  Sterne, 
den  Juiiuiter  aber  als  den  Anordner  (xeff/*>fnfO  der» 
selben  da i stellt,  *' 

43)  S.  meine  Mek-ttram.  I.  p.  45.      Mehr  davon  im  Verfolg. 


Zeus  zeugt  nun  mit  der  Juno  Jen  Mars,  "Apr;^  oder  - 
t£.vväliioi;  ,  d,  i.  die  Slärhe  des  Eisens,  aber  auch  die 
blinde  Kricgswnlh  und  die  rohe  Gewalt,  welche  besiegt 
■wird  und  weichen  mtifs,  wenn  Minerva  mit  ihrer  Weis- 
heit die  Feinde  angreift.  Einen  dritten  Sohn  gebiert 
dem  Zeus  Scmcle;  sie  die  personificirte  Erde,  er  der 
Vater:  Aelher,  als  Blitz  und  als  himmlisches  Feuer. 
"Weil  aber  die  Erde  zu  ohnmächtig  ist,  die  ganze  Herr- 
lichkeit des  Strahls  zu  tragen,  so  geht  sie  unter,  and 
wendet  sich  auf  längere  Zeit  der  unterirdischen  Nacht 
zn.  Semele  stirbt,  aber  den  unreifen  Sohn  Dionysu» 
verbirgt  Juppiler  in  seine  Hüfte,  und  er  wird  so  der 
Sohn  seiner  Lenden  in  ganz  besonderem  Sinne.  End- 
lich geht  er  hervor  aus  den  Hüften  als  die  personificirte 
"Vielheil ,  als  Nfttpr,  Es  genüge  hier,  diese  Eine  Ansicht 
von  Barchus  Geburt  und  Wesen  anzudeuten.  Bei 
Dionysischen  Religionen  im  dritten  T heile  mufs  doch 
vou  ausführlicher  die  Rede  seyn. 

Ist  aber  Zeus  die  Einheit ,  so  ist  er  auch  zugleich 
die  Vielheit,  indem  diese  in  der  Einheit  begriffen  ist. 
fllii  andern  Worten:  Zeus,  der  schon  zu  Dodona  und 
in  Arcaden  vom  Dionysue  liaum  unierscheidbar  war, 
ist  zugleich  die  formenreiche  bunte  Natur  oder  Diony- 
sus,  nämlich  er  ist  es  potent  iä,  nicht  actu.  Die  Na- 
tur, als  werdend  gedacht,  entwickelt  sich  (wie  auch 
viele  alte  Philosophen  eine  Drciheit  von  Weltpotenzen 
annahmen )  in  einer  Dreiheit  von  Zeiten.  Dies  ist  das 
alte  natürliche  Jahr.  Darum  hat  Zeus  ;.!s  Jahr  auch 
drei  Gesichter,  weil  er  das  in  die  drei  Jahreszeiten  ge- 
rn dncle  Jahr  bezeichnet,  weil  er  die  Ordnung  ist. 
bat  die  gr<>i\e  Eiulheilung  (iiolfa)  ,  und  ist  es  selber  das 
Eintheilungsprincip  kalendarisch  gedacht.  Dies  stellt 
sich  nun  in  der  Gretensischen  Theogonie  folgender- 
maßen :  Zeus  hat  drei  Töchter,  die  Hören  ('ßpai^ 
welche  er  mit  dem  Urgcselz,  mit  der  Theims  ,   erzeugt 


icht 


das 
eilt 


493 


At'x>7,  das  R  echt  (als  menschliche»),  Etvofii'a,  die 
Gesetzmäßigkeit,  das  Wohlgeordnete  in  der  Ge- 
setzes|>ilege  ,  Itnd  Elf  rtvrt  ,  der  Frieden,  der  nach 
(jcin  Sommer,  wo  die  Kriege  geführt  werden',  eintritt. 
In  dieser  Hinsicht  beiffM  Zeus  M  oi  f>u  ^ttj  g  (hoch- 
»ter  S  cli  i  eh  s  a  1  s  I  er»  k  e  r),  der  Gesetzgeher  der  gro  fsen 
Fintheilungen,  welche  sein  Werk  sind.  Diese  Hören 
sind,  wie  hemerht ,  calendansch  griffst .  die  drei  Jah- 
reszeiten, und  elhisch  genommen  den  Titanen,  jenen 
blinden,  regellosen  Natu  ihr  allen ,  den  Feinden  aller 
Ordnung,  entgegengesetzt  ;  sie  sind  die  geordneten, 
gleichmi'fsigen ,  in  einander  übergehenden  Strebnngen 
in  der  Natur,  die  Ordnungsstil'terinnen,  die  ßefürderin- 
nen  der  Cultur  und  des  Ackerbaues  1l). 

Ehe  ieh  -weiter  schreite  in  der  Betrachtung  des 
Zeo»  und  seine  Idee  weiter  zu  entwickeln  suche,  hann 
ich  nicht  umhin,  wiederholt  den  allgemeinen  Satz  ins 
Gedacht  nifs  zurück  zu  rufen,  dafs  es  der  Orient  und 
namentlich  Kfcinasien  war,  von  wo  aus  Griechenland 
riele  Vorstellungen  und  Bilder  von  seinen  Göltern  und 
deren  Verehrung  erhielt.  Dort  in  I'leinasien,  bei  dem 
kriegerischen  Volke  der  Garer t  die  sich  auch  mit  den 
Griechen  vermischten,  hatte  man  einen  Zeus  La  b  ran- 
deus  (Aa^poutftic).  Der  Name  kommt  wahrscheinlich 
Ton  XaSpvq ,  die  Kriegsait  4>r) ;  denn  ein  kriegerische» 
Volk  denkt  sich  seine  Götter  als  Krieger.  Es  war  dieser 
Zeu»  der  Garer  ein  kriegerischer  Zeus,  ein  Krirgsgolt, 
in  seiner  Idee  dem  Mars  au  vergleichen  (Ztv;  axpano.). 
Dargestellt   wurde   er   als   ein  schöner,    bärtiger  Mann, 


44)  Man  vrrj;l.  oben  (Th.  I.  p.  165  f.)  die  Formeln  dVrAtlie-* 
niensischen  Gt-hete  zum  Juppiter  Pluvius  und  zu  den 
Hören. 

4i)  S.  JaWonski  de  liug.  Lycaon.  mit  Te  Waters  Zusätzen 
pag.  »7. 


4o4 

mit  der  doppelten  Streitaxt  in  der  Hand  *).  Es  ist  aber 
im  Grunde  derselbe  Zeus,  der  auch  unier  dem  Namen 
Chrysaoieus  nnkammt,  woraul  ich  beider  Oreali- 
schen  Religion  zm  ückkoniiiien  weide.  Er  ist  ferner 
auch  derselbe  mit  Ztr-v  dx^toq  und  xtpantns ,  der  auf 
der)  Hüben  thront ,  und  von  hier  aus  Donner  und  Blitze 
sendei  ,  der  durch  seine  Donnei  keile  die  Wolken  zer- 
spaltet, und  in  starben  Regengüssen  herabfahrt  (Zev{ 
xwtatfia.Tr,*,  4I},  Juppiler  pluvtus) ,  in  Regengüssen  oder 


46;  Die  Angaben  hierüber  ,  so  wie  die  weitere  Ausführung 
der  in  dtrarm  kriegerischen  Zriit,  der  Carer  (ganz  ähnlich 
dem  ZtJft  "Af.s*o;  der  Euiroitn  ,  bei  Plu>arch.  lArrh. 
cap.  5  )  enthaltenen  Ideen  und  Vorsit  Mutigen  ,  folgen  im 
vieriin  rheite  ve-rgl  pag.  12  ff  der  ersten  Au üjj.>.  Ich 
will  hif  r  nur  einige  Citale  zum  Nachlesen  beifügen  !  HcH 
rodoi.  V  llQ.  mir  den  Auslegern  ;  vtrgj.  jezt  auch  Siebe- 
lis  ad  Demonis  Fiagtnm.  p.  21.  K2  sq. 

47)  S.  Pelri  Rurinauni  Jupiter  Fulgeralor,  Eeidae  t73  '•-  und 
meine  Mt-Ietemm  Tom.  I.  p*g.  '3  —  Erinnern  »ir  uns 
hierbei ,  dafs  der  Winter  als  ein  kämpfender  Unhold  und 
Dämon  Hriivreus  genommen  (oben  Ji  pag.  42)).  ,  d.ifs 
Juppiter  als  der  liroffner  des  neuen  Jahres  im  Frühling 
vorgestellt  ward  ts.  vorher),  und  dafc  im  ältesten «MUw 
anfang  ,  im  Frühling ,  die  Völker  zu  Feld»-  zogen,  dann 
wild  uns  dpr  Zusammenhang  dieser  Vorstellungen  von 
cm-iii  Juppiter,  der  Anführerin  Kriege  ist,  weil  er 
Kröflner  der  Pforten  desJahres  ist,  begreiflich  »tnlm; 
Vorstellungen,  ohne  die  auch  der  rettende  Jnppiter 
pluvius  an  der  Autoninischetl  Säule  so  wenig  ab  das 
Seh  liefst  n  di  s  JanuMempels  beim  allgemeinen  Frieden 
vendändlich  sind.  —  Hierhergehört  Zfii«  der  Alfter  von 
Friede  und  Eintracht,  von  dem  ■*<  olisrhen  o^sA-cv  <d  i. 
JTc  c'utvcijTiHiv  hm  */kwmov  g»  nannt  *()fj»e>u'i'j;.  Unter  diesem 
Naiiien  w,<rd  er  in  Bootien,  besonder»  in  Thebtn,  aber 
auch  in  rtiessplien  verehrt.  Es  gab  auch  ein  Fest  Ho-» 
moloia  Auch  Cerr*  und  Fan  werden  mit  diesen  Kpi- 
theten  bezeichnet   i,s.  i^holii  Lex.,  pajj.  843.    öuid.  in  I 


4-J5 


milden  Frühlingsregen  ,  welche  den  Schnee  von  den 
e^'gen  berabschwemmen  und  die  Erde  befruchten.  So 
ird  er  endlich  zur  linden,  lauen  Luft ,  welche  Frucht- 
rkeil  bringt,  und  so  hiefs  er  z.  D.  beiden  Cretern  der 
de,  milde,  sie  bestückende ,  ihnen  Heil  und  Segen, 
Hause  Fruchtbarkeit»  im  Ft-Ide  Sieg  verleihende 
Cutt,  rt7tia<i  4S) ;  aber  den  Andern,  den  Feinden  seines 
geliebten  Volkes,  ist  erschrecklich  und  furchtbar,  er 
schmettert  sie  mit  unwiderstehlicher  Macht  darnieder, 
rächend  sein  geltcucs  Volk,  dem  er  der  milde  ist.  In. 
dieser  Beziehung  ,  als  eine  den  Feinden  furchtbare  Macht, 
heilst  er  dann  Zti'S  'AXaor-irwp  (vindex),  ein  bitterer 
Genius,  Trixpi^  Aaitiojv,  wie  Hesychius  dieses  Wort  er- 
klärt 4'').  Als  Juppiter  ultor  ('AXäcnrop),  als  rächender 
Gott,  ist  er  Zti-^  M^o-xcap,  er  sendet  den  Feinden  paui- 
»cKen  Schrecken  und  Furcht,  so  dafs  sie  gescheucht  vor 
(einem  Dräuen  fliehen  50).  Seinen  Günstlingen  aber  ist 
nZtvq  &4*ioq  51),  d.i.  der  die  Feinde  zum  Weichen, 


und  dazu  Reincsius  und  Müller  in  Observv.  pag.  1S5. 
Scholiast.  Thcocrit.  VII.  103.  und  dazu  Kieföling  p.  y.S. 
und  Siebtlis  zu  Istri  Fragmm.  p.  56.  57. 

h$)  S.  Etymolog,  magn.  p.  431.  Zonaras  Lex.  gr.  p.  1001. 
Nicetas  in  meinen  Meleiemm.  I.  p.  18. 

4$)  S.  Hesychius  l,  p.  219.   und  daselbst  Alberti.    «*MfH  d.  i. 

herb,  buter,  scharf,  wie  die  zweischneidige  Akt, 
die  er  führt. 

JtyZfJ?  RI^TTuif  (poßoto,  Iliad.  VITI.  22.  vrrt;b  mit  an- 
dern Stellen,  z.  B.  ibid.  10S.  VT.  y?.  S.  Duiiiinü  L*x. 
Homer,  p.  1  ibO._  und  Apollonü  Li*  Homer,  p.  459  Toll. 
Er  beißet  aber  auch  ah  rbrather  l&fraip,  Apnlton  \.-x.. 
Homer,  p.  669.  und  Heyne  Obss.  ad  Und.  IV.  S28.  VII. 
366.  und  VIII.  22. 

H)  i  3uv«/x«voc  ircttjeai  $«71^   röv  k/vSuvov,  Fbile- 
mon.  Lex.  Technolog,  p.  US.    Li  weiden  daselbst  noch 


49*5 

zur  FInrht  zwingt,    der  seinen  Getreuen,    wenn  sie 
]\.»lh  sind,    wenn   sie    eingeschlossen   nicht   mehr  xu 


fli»-lifn   und  der  Gefangenschaft  zu  entrinnen  \cr 


duich  seinen  hingen  Raih  dennoch  einen  Ausweg  ber« 
tf  t  und  sie  so  rettet.  Indem  er  aber  rettet .  indem 
Ton  Knechtschaft  befreiet ,  indem  er  das  Sclavenjut 
zerbricht,  und  die  Fesseln  der  Nationen  löset  52) .  ist 
Z  e  r  c.  eXerSepioc,  Juppiter  Liberator;  »ber 
auch  im  höheren  Sinne  der  t  welcher  die  Seele  au«  dem 
Kerker  des  Leihe«  befreit,  welcher  sie  aus  allen  Müh- 
seligkeiten des  Lehens  hinüber  in  ihr  wahres  Yaterlaod 
zurückführet  5*). 

Aber  jener  Zeus  Wloiyapixrjq  **) ,  den  wir  eben  als 
Eintheiler  und  Ordner  dtr  Zeiten  und  Vater  der  Hören 
gesehen  ,  ist  auch  Schicksalslenker,  aber  tnehren- 
tbeils  nicht  sowohl  Entscheider  und  willkührlicher  Spen- 
der der  Schicksale ,  als  nur  Auslhciler  derselben  ,  Ver- 
leiher dessen  ,  was  die  Motpu  unabänderlich  verfügt  hat 


mf  hrere  Epitheta  des  Zeus  erklärt.     Ueber  den  Z. 
hat  der  Schoüast   des  Apollooius   Rhod.  IV.  699.   L>» 
einstimmendes.     Auch  führte   Zeus   den   Namen 
weil  die  mit  einer  Blutschuld  Behafteten  zu  ihm   flüchte- 
ten    Kuhn  zum  Pausanias  II(.  17.  p    iS2.). 


52)  Pausan.  IX.  2.  4  und  5.  Piodar.  Olvmp.  XII.  t.   und 
cobs  Aniraadw.  ad  Antholog.  gr„  T.  VF.  p.  - 


:tere 


53)  Lipsius  ad  Tacit.  AnnaL  XV.  64.  und  XV  f.  35.  Ihn 
war  nun  der  Begriff  Zeus  des  Retters  (  «cr»}v«o;  (, 
c-uittj^  )  manchm-il  n3he  verbunden.  Ueber  d.is  letzt« 
Epitheton  s.  Oberhaupt  Pausan.  IV.  3t.  5.  Aristoph.  Plut. 
b7S.  1176  und  Wesst  linsr  ad  nindor.  Sic.  IV.  3.  Auf  die 
politische  Idee  des  ZrJ;  iktuSfftPt  werden  wir  am  Schlüsse 
hinweisen. 

54)  Pausan.  Phocic.  (X  1  94,  $.  4.  und  Büuigcr  Kunstinyüio- 
logie  des  'Ztus  p.  -.  ff*. 


497 

^vergl.  oben  II.  p.  l\5"j.  die  Homci  ischcn  Vorstellungen); 
er  ist  das  ^cil-zeug  einer  ;dlwallendi«n  hüherrn  Macht, 
eines  unergründlichen  blinden  Fatums,  und  in  dieser 
Ü4  zichung  b  eilst  er  N  t  (u  o  t  w  |i ,  welcher  jedem  zu- 
theiiet ,  was  ihm  gebühret,  odt-r  auch  Tajxia^,  der 
S  c  li  aH*n  e  r  ,  welcher  ein  ihm  anvertraute*  Gut  ver- 
waltet. Die  Macht  aber,  welche  (in  inderer  Bezie- 
hung mit  ihm  identisch  ,  in.  der  gewöhnlichen  Vorstel- 
lung ihm  übergeordnet)  ihm  dasselbe  anvertraut,  i«t 
die  Müljia  ,  die  über  Alles  herrscht  und  Alles  bestimmt, 
die  den  Zeus  nur  zum  Vollstrecker  ihres  Willens  ge- 
macht hat.  Zeui  hat  nur  die  Waagschaale  für  Ssi  Le- 
ben und  den  Tod  der  Sterbt  eben  ,  er  kann  im  Hample 
blos  die  ßeelenwaage  prulen ,  um  zu  bestimmen,  uer 
sterben  und  wer  leben  soll. 

,,  Jetzo  streckte  d  r  Vater  hervor  die  gnMrne  Wage, 
Legt  in  die  Schalen  hinein  zw»  i  finalere  TodeSloose, 

Dieses  «Km  Peleionea  und  <ta*  «i-m  reifigep  Hektar, 
Fafete  die  Mi«'  und  wogi  da  Isstete  Hektar**  Schicksal 
Schwer  zum   AYdeS  hin,   es  verlieft  ihn   Phübos  ApoU 

tuu'*  55;. 


55)  Homer.  Iliftd.  XXII-  209  iE.  nach  Vol*  ;  s,  ebendaselbst 
VIII.  by.  und  meine  Note  ?u  Cicero  de  N.  Ü.  I.  15.  p. 
6h  seqq.  Nlmlich  dss  Fdlum  halte  in  seiner  dopprhrn 
Beziehung  zwei   Symbole  ,    wdebe    rht   PhifofeOpben    von 

den    tbeulogibchen     Annl ti    ÜeS  Juupiter    <  n  lt  Innen. 

Als  Gsupsalfl  xus  drr  wirklichen  Dinge  betrachtet  ward 
es  durch  dje  goldene  Kette  d»s  Zeus  eXuntj  Version* 
licht  j  als  Verhangnifs  ,  oder  als  riati  unht-greil liehe  ads« 
tbeilende  Prmeip  (pcTga),  durch  die  W a«£tehaal*i)  d-*s 
Zeus  (A104  räiwjra  oder  Ai;  i-*;*).  Diese  Ideen  wur- 
den auch  astronomisch  angeschaut  ,  und  daa  Zeicneii 
dt  r  \\  ddge  am  (limine)  wurde  lutd  Aäoj,  Justicia  ,  fce- 
nanm  ,  bald  AmiJj,  J  up  pit»  rs  und  rier  I  he  m  i  s 
Tochter  (Hygtn.  poci.  astioiioni.  88,  pjg,  i?7  ataver.  mit 
den  Auslesern;. 

IL  3* 


■Verden  5*)  ,    eröffnet    lieb 

treibe,  die  wir  erfassen  müssen,  uro  den  Zeus  »1 
den  idealen  Mittelpunkt  des  panzen  bürgerlichen  Le 
zti  betreuen.  Der  Begriff',  wonach  Zeus  als  König 
gedacht  wird,  bat  sieb  aus  dem  des  Hausvaters  un<A 
Hausherrn  organisch  entwickelt,  wie  aus  dem  P** 
triarchaJtegiment  die  Griechischen  Vorstellungen  vondc** 


. 


*ieJe, 
HM  n 


56)  Es  wurde  oben  (Th.  T.  p.  166.  not.  277.)  bemerkt,  <1j 
Zeus  vorzugsweise  Vater  in  Gebctsformeln  genannt 
Ward.  Darauf  sollie  man  doch  um  so  mehr  achten,  je 
\\t  Ifillliger  die  Erklärungen  sind  ,  welche  man  bis  auf  den 
heutigen  Tag  von  dem  Namen  Z«uj  und  7,-Ij  versucht  hat 
(s.  oben  1.  p.  170  ff.)-  Wir  werden  gleich  sehen  ,  dafs 
l'loio  in  dit-M-m  Ndinen  ganz  vorzüglich  die  Bedeutung 
des  Lebens  findet.  Und  ich  möchte  wohl  Jeden  auf- 
fordern, litien  Begriff  anzugeben  ,  der  allc-s  das  Viele 
was  der  Grieche  in  seinem  Zeus  sieb  d.ieiiie  ,  ersc 
pf..nder  darstellte;  aber  man  vergesse  auch  den  Ni 
Ait,  nicht,  so  wenig  als  Plato  ihn  vergibt.  IkiJes  nun 
zus.immengL'falst ,  was  wird  man  in  der  Kürze  Bt 
sagen  können  ,  als  :  Zeus  war  eben  das  waltende  L 
b  e  n  beides  der  Natur  und  des  Geistes? 

57)  So  wie  uv^t  2,  B.  in  dem  Gebet  des  Acliilles  (llial.  X' 
253  sqq.).  Anch  ward  er  in  Eidsformeln  zu  Athen 
genannt.  Auch  hießt  er  Iva-  «v«Kr»v  (  Aeschyl.  Supplic 
vs.  531.).  Zuwrilr*n  werden  beide  Alpdrücke  •*•*  In 
ßaeiXtJ$  Verbanden  gebraucht  (Aeschyl.  Pers.  vs.  5.  vgl. 
Spanheim  zum  CaJiimaoh.  Jov.  v*.  2.;.  Bei  \0Wr4 
Zi  us  im  Athen  König  genannt;  veigl.  Spanh.  ad 
■loub.  llut,  v*.  1096. 


499 

uigcn  selbst.  Man  könnte  sagen ,  in  dem  Namen  Anax 
vnni  Zeus  ganz  besonders  «fr  gebraucht ,  liegen 
noch  beide  Begriffe  in  ihrer  ürspi  ünglichkeit  verbiin- 
ul  \%  tollte  man  auf  die  alt  -  Attischen  Anaces 
lortc),  welche  auch  Ehegütter  ■waren,  verweisen  (s. 
ben  Th.  11.  p.  34o.)i  so  litfse  dies  sich  noch  mehr  he- 
Uigtn.  Hier  will  ich  cirige  andere  Andeutungen  nie- 
Jerkgen  :  Ben  Gegensatz  bürgerlichen  Vereins  erblicken 
rir  in  der  Schilderung  des  Cvclopischen  Lebens  beim 
lomer  (Odjss.  IX.  114  (T.) : 

—    —    ,,und  jeder  ricWl  nach  Willkühr 
Weiber   und    Kinder  allein;     und   niemand    achtet  des 

andern.  " 

Zustand  der  blinden  Gewalt  und  Geislloslgkcit  (aro^eta, 
*ie  Kronos  denn  wirklich  von  den  Alten  gedeutet  war 
—  es  war  die  blinde  Zeit  und  die  blinde  Gewalt  der 
Jrwelt).  Dieses  Wallen  (  9-*moT*ruv)  der  isolirten 
hasvä'tcr  nennen  die  Griechen  t teilend  rh  alroxga-r ti- 
<r&«i  (Eustath.  zur  angeführten  Stelle)  t  und  setzen  ihm 
da«  Hoivfi  3To?.iT£vea2,ait  entgegen.  Letzteres  wird  nun 
*nmt  in  den  Zeus  gesetzt.  Auf  die  rohe  sorglose  Oeko- 

und  Zeus  ist  der  erste 
Auiq ,  d.h.  er  ist  Buigherr,  worin  nun  die  Bc- 
Tifle  des  Hausvaters  und  di-s  Regenten  (B  ünigs) 
ch  verbunden  sind.  Von  dieser  Vorstellung  eine» 
ten  Hausraters  und  Ilanshrrrn  entspringen  nun  alle 
•^geleiteten  Begriffe  des  Familien  und  Bürgervereins, 
tind  der  Gedanke  an  Zeus  lebt  und  wirkt  in  ihnen  alleu 
fürt.  Er  ist  der  Mittelpunkt  der  dreierlei  Arten  von 
Gemeinschaften,  die  die  alten  Griechen  als  ursprüngliche 
**>zlen  ,  derwäxpo,  der  <f't»aT£ta  und  drr  (pvX^  (I)icaar- 
c^us  ap.  Steph.  Byz.  p.  M2  Berkcl.).  Ich  will  hier  nicht 
'n  die  verschiedenen  Bedeutungen,  die  sich  nach  Zeit 
"amen  geknüpft  haben,   weiter  ein- 


5oo 


geh>n  (Man  Tcrgl.  darüber  die  Scholiasten  des  Pindjinu 
Pyih.  VI.  5.  und  die  Ausleger  zn  Ncm.  IT.  79,  und  Miib 
]er  in  Ae;;;   cticis  pag.   i38sq)    —    genug,  im  Zeus  all 
?r<>?.ier.   urd  narpünq   weiden  alle  Rechte   und  Pflichten, 
die  die  Mitglieder  der  phratrien,    der  Phvlae,   der  Ge- 
Bchlrrfitt-r  ijiir.)  gegen  einander   zu  beobachten  hab«, 
gleichsam  Verkörpert  ;    und  so  nimmt    der  Gott  von  die- 
ser Familien-   und  bürgerlichen  F.inthcilungen    mclwcrc 
Beinamen    an,         Auf  dem   Grunde   dieser    nitürlirden 
und  volltsmtifsigen  ItegtifTe  erbauten   nun  »uch  dJePi** 
losnnlien  manche  ihrer  Lehrgebäude.     In    diesem  Sine* 
rede«  z.  B    Plalo  \n\n  Zms  als  Vater   und    all  Ki- 
Im  Cratylu«,  wo  der  Philosoph  die  lYamen  Zets  und  ^  4 
erklären  will  .  sagt  er:    «Die  Einen  nämlich  nennen  in« 
Zeus,  die  Andern  Dis;  stellt  man  aber  beide  zusammen» 
dann    offenbart    er   uns    das  Wesen    de»   Got* 
tes,   welches  ja  eben,    wie  »vir   sagen,    ein  Kamen  Mw 
ausrichten  liunnen.     Denn  keiner  ist  für  nns  und 
Alles    insgesammt    so   sehr    die    Ursache  de* 
Lebens,   als   der  Herrscher    und    König    über 
Alles»     (Piaton.  Cratylus    p.  3,6.    p.  45  Hdl.  ).      Wk 
nun  aus  der  einen  Grundidee  des  Zeus  als  des  Lebens- 
(j  u  c  1 1  s    das   Dogma   von   der  Welt  seele   g»nz  I 
recht    (  und  auch   i<n  Sänne  der  morgen  kindischen  ' 
stnlehre)  entwickelt   « i » d ,    eben  so  folgerichtig   bild  *l 
sich   nun  aus  der  Vorstellung  Zeus  des  Königs  die  an- 
d<  if  Idee  von  einer  feostnis< ben Intelligenz  oder  von  « 
allgemeinen  höchsten  W  e  1 1  g  e  i  s  t  I  Is  demjenigen, 

worin  wir  den  Grund  erkennen    von  Allen,    was   i 
Natur,  in  der  Folge  der  Jahreszeiten  und  in 
Woltlurdnnng  der  natürliche!!  Dinge  vci  nunltmifsig 
scheint,  tn  diesem  Sinne  bildet  Platu  im  Phil 

|7  si'«[.  Bip.  |>.  1-1  sei].  Beiher. )  seinen  Zeus  aus, 
Emli  "•  w  unter  andern  sieh  $<>  ausdrucke  :  «Somit  *ir*i 
Du  s-gtn  müssen,  es  lebe  in  Joppitcr  eine  ltöni| 


5oi 

Seele  und   ein  königlicher  Verstand»    (  Satnlixiiv 
fttv  $v-/i;v%  fiaotXtxov  St.  rovv).       Aul  dir  st'  und  ähnliche 
e  wurde  das  immer  weiter  fotgehildclc  neu- Plaluni- 
»ehe  D.^m.i  vom  Verstand  als  IUuiig  («'«>is  fJauiXt''-)  ge- 
gründet.   Beide  Begrißsreihen   beruhet**!!  auf  m  imt.tli- 
sehen  Anschauungen  ,  die  «iroben  hei  «Jen  Aegypto-chen 
und    Asiatischen  Religionen    angedeutet    haben.       Hier 
■11  wir  nun  die  populäre   Vorstellung   vom  Grie- 
ben Zeus  als  Hausvater  und  als   König   in   kurzen 
Umrissen  andeuten. 

Zeus,  durch  Hhcas  List  vor  der  verzehrenden  Ge- 
walt des  Hronofl  geborgen  **)  ,  wird  zwei  Amtneu  anver- 
traut, der^lt»;  (  \ndere "1<?»,)  nrul  'Aüyao-Tnu.  «Es  ge- 
,.l»er  die  Alien,  sagt  Platarcbuf,  dem  Zeus  zvwi 
Ammei  ,  die  ]du  und  Adraslcia  ,  gleichfalls  dem  Apollo 
zwei,  die  Aletheii  und  Itoiyihaleia,  Dionysos  aher  hat 
mehrere,  veil  dieser  Gott  auf  mehrfache  Weise  erzo- 
gen, gebildet  und  seine  Natur  gemitdei  t  werden  mufs  »  *"). 


58)  Die  Utnsfäntle  von  Jupptteri  Errettung  durch  den  unter- 
gt  scliorit-iui)  Slrjii  Wurden  nhtn  (II.  Th,  p.  \3b.)  nach 
der  Tlitogonir  lirnurkt.  Horln-r  gtliürt  j*«  folgende 
Sldle  iin  LrXfC.  rli'tor.  (in  Htkken  Anfcduiti  urnece. 
Tom.  I.   p    J.  I  i  .    BarrvAof  A&ot*    eC'-u;  initttre  i  tt 

«ivri  tcj  Ai;j%,   v,tKl    ri    rvAeV    .vri    vv*    '$3at.       \-i-f. 

oben  Th.  I.  p.  170  F.    JuppUcr  wunt«*  aueh  sill'M  ^ts  ein 

Suiij    Verehrt.       J).<S    «jf   dir    Z.j;  I-J-i:^  ,    als    iinloriii- 

liclor,  wohl  auch  kegelförmiger  Mein  vorgestellt  (,s.  Ja- 
eobi  ober  den  Rrichtbum  <«ti  plast.  Kuostw.  p.  48  f.   und 

Millin    Galerie    mytlmlog.    lab.    X.    nr,  4u  ,     »<>    .ti-ppilcr 
jus  ai»  Stein  im  Peristyl  tincs  Tempels  abgt  bildet  ist 
nach  VailtanO.   —    Urbrr  den  Juppiitr  Idäns  veigl.  man 
die  Ausleger  lOtn  Pro  perl  ins  MI.   1.  27. 

))  Plutarch.  ftympot,    III.   y,  p.  657  E,    p.  6hi   Wytteehy: 

l^>fv  (Andere  "Inj»)  v.ui   rij-j  'A  &%  d  <r  r  «  t  a  p  •    a«t>*i  3i 
x."  tcj  'A«*VXttf#(   Wo,    tijv  "A/>;-<.iiv   Kai  nfa    ffntm^iiA nfint ' 


5oa 

Auch  Callimachu«  singt :  «Dich  schläferte  ein  Adrastea 
in  der  güldenen  Wanne»  M).  ISicht  minder  bemethens- 
werth  ist  die  Stelle  des  Proclus:  «t  Der  Demiurg,  wie 
Orpheus  s-ig(  ,  wird  von  der  Adrastea  aufgezogen  ,  mit  der 
Ar.artLe  ahei  zeugt  er  die  Heimarmem'  »  6l).  Lieber  diese 
"Yerhindung  erklärt  sich  Z<.  ega  in  den  Ah  Land  II-  p.  54.  so  : 
«  Die  Ordnung  der  von  den  Menschen  unabhängigen  Dinge 
i  t  der  Grundbegriff  von  Allem.  Sie,  als  cni»es  Ge- 
setz gedacht,  heif^t  eigentlich  Tliemis,  als  das  We- 
sen der  vollkommensten  Gerechtigkeit ,  IHhe,  als»  ab. 
gebildet  in  der  Schönheit  des  Firmaments,  Adrastea, 
als  nothwendig  und  unveränderlich,  Ananhc,  und  als 
scheinbar  zufällig  und  wandelbar,  Tyche».  Ferner 
(pag.  56.):  «Gehen  wir  zurück  auf  die  Geschichte  des 
Bildnisses  der  Göttin  von  Hhamnus  62) ,   wie  ich  sie  ge- 


teu  ii  Aisvv'wj  T>t«ova^  ,  cn  3s7  rov  5sJv  toütcv  frj  -xk&ioct  fxi- 
T|Sii,  wfifyjtv  rt$a9ctMvfimwv  xa<  vatisxjGjxcvcv f  tftiaewrtfov  toiwj 
xai  <pv.ew/».-ij;cv.  Pattssnias  Arcid.  cap.  47.  2.  kennt  aber 
doch  mehrere  Ammen  des  Z<  ms  ,  daiuiiur  die  N  e  tl  a 
(Nöa'ij  s.  meine  Anmi rknng  zu  Cicero  de  N.  D.  III. 
31.  u  5lj:.  Von  der  Adrastea  werde  ich  in  der  Folge  tu 
der  IIerodoltiM;heii  Sttllc  I.  i^.  in  den  Commentt.  Hero- 
doli.  genauer  handeln. 

60.  Hymn.  iu  Jov.  47  sq. 

—       —      0-5    54    KOJJUMW   'A&tfCTBIJl 

Hier  bemerk«  der  Scholiast,  rtafs  die  Adrastea  Schwe- 
ster dl «I  Cureten  sey.  Vergl.  auch  Spaftfrän  «u 
dieser  Stelle  und  Zoega  in  den  AbhamJll.  h<  rausgtg.  von 
\\  ticker  p.  4l  ff.  i>.  6(1  £ 

ßt)  S.  Proclus  in  'lim.  V.  p.  -^23:    l  S-jn/cuf-ye; ,  a;  o  'Oftftwlt, 

lf-<*(,   f-ft(ftf)4HU    p»   -J-'   r*,   'A  j_- inVat  ,  TJWJTl   8*  rjj  'A>-i-yK>, 
7.  äi  tijv  E.u^.utvijv. 

62)  Vertjl.  auch  ^uiilas  in  'Fcpvstjcrta  N^Atfri  •  'iSjJffaro  &i  wJr^v 


5o5 


cfunden  auf  den  Säulen  des  dritten  Thot,  Bruder  de» 
Thol ,  den  die  Grieche»  Asttlepios  nennen,  Unter  den 
»hebten  Gottheiten  der  Kebropjden  war  Athor  odi-r 
Adra ,  die  ihher  Adrasleia  genannt  haben  ,  dio 

Mutter  ds    M  »iide»  und   der    Dioscuren,    Tncliler    des 
Oke«no«,  und  *>ic  bellet  die  Nacht,  nicht  die  Göttin  des 
k&als,  sondern  die  Mutter  der  Sehichsals^ötter  ,  aus 
deren  Sehoufs  Phosphoros   hervorgeht,    und  Hesperos 
^»'»'seiikt    sich  in  ilne    Arme,    und  um  den  Kranz  ihres 
Hauptes  kreisen  die  Hirsche  der  |oi  ").      Wiewohl  die 
Hauptideen  Zoega'a  gewil's  richtig  sind  ,  so  sind  mir  doch 
*'nige  Bemerkungen  eingefallen,     die    ich   dem   unpar- 
teiischen Leser    zur   ßeurtheilung  hier   vorlegen  v\\\. 
»o    mufs   ieh   vorerst  fragen  ,    ob   denn    Jene  'Ad^do-zna 
to*i  dt u  Griechen  nach  ihrer  Sprache    "nd  ihren  ßegrif- 
'<'t\  nicht  so  gewendet  war ,  dafs.  sie  diu  Ralhschläge 
«o  r   Menschen    rückgängig    oder     vergeblich 
^öcht,   zumal   da   dies  im  Begriffe  von  aSpuoxaq  lie^t? 
"^mer  nennt  auch  Apollodorus  (I.   i,  7.  p.  7  Heyn.)  die 
*  ^?I  neben  der  Adrastea  als  Tochter  des  Melisseus  und  Jup- 
?*tcrs  Amme.     Sollte  nun  dte  Lesart  der  HaiuUchi  iften 
,r*  «ler  o.a.  Stelle  des  Ptutnrchus  richtig  &eyn»  «omiifsteman 
8r»Tnhmen  ,    es  habe  eine  alle  Form  irn^  gegeben  ffltr  die 
** •ehberige  it^s  1   d.  i.  unternehmend,  dreist,  un. 
e    r*ch  rocken    63).      Al&dann  lwin;e  der   l»oppelbegiiff 


64)  VereJ.  auch  paij.  <ll.  ebe-ndaselWt ,  wo  er  V»n  der  Aefcyp- 
lischen  Athor  und  »00  der  Alaroth  in  l'hönicit  n  ,,  mit 
dem  At-gyptiiclien  llattptbegriffe  der  Nacht,  als  dir  Mut- 
ter aller  Dinge"  «bricht.    S.  Symbol.  I.  Tb«  p.  5i9  ft'. 

64)  8.  Plato  Sympos.  cap.  ?•).  p.  61  Äfft,  «fad  dazu  die  Scho- 
ben p.  4S  Hulutk. ,  wo  es  durch  S*<r*V<  ciklärt  wird; 
vergl.  Aristotrf,  Problem.  XXIX.  1  wo  es  in  guiem 
Sinne  genommen  wird  ,  und  Schimmer  Turae  novit«, 
in  PhoiÜ  Ltxic.  p.  66.  Scllpffi  Specim.  nov,  edit.  Photii 


sehr  passend  heraus  :  Tt*t  die  Unternehmende, 
Thut  befördernde;  'AS^äaxtta.  die  Hindernde, 
Rathschlage  r  ü  c  U  g  a  n  g  i  g  mac  h  ende,  sie  zer- 
nichtende. Diese  beiden  w  idei  strebenden  Kräfte 
-Herden  also  dem  Knaben  Zeus  zugesellt.  Denn  dieThat- 
]ust  (,"W>;)  besehliefst  Manches  zu  rasch,  was  rückgängig 
gemacht  werden  mufft,  was,  obgleich  es  geschehen,  un- 
geschehen gemacht  •  dessen  Folgen  völlig  aufgehoben, 
■werden  »ollen  (\-\A^a«jTeia).  So  ernäehst  der  Knabe 
Zeus,  von  Ite  und  Adrastea  auferzogen,  er  besteigt  den 
Thron  seine»  Vaters  Kronos,  er  wird  Vater  der  Gölte 


Lex.  p-  127.  Es  würde  mich  zu  weit  führen,  wenn  ich 
die  Mythen  vun  der  t£r  Ziehung  des  Zeus  bemerken 
Wollte,  Der  Leser  wird  beim  Spunheim  zum  Calliinachus 
in  Jov.  das  Meiste  beisammen  finden.  Anderes  mnis  ich 
im  Capitel  von  Her  Ceres  und  Proserpina  ohnehin  be« 
rühren.  Der  genannte  Ausleser  drückt  sich  zum  vs.  -i7. 
einmal  etwas  sonderbar  aus:  —  et  lilam  ,  ut  ibi  legitur, 
seu  Nedam,  al>  ob  er  nur  eine  Variante  darin  eikeimen 
wollte.  Doch  nun  vergl.  denselben  7u  Vers  33.  —  Die 
andere  durch  die  Handschriften  gerechtfertigte  Lesart  hat 
Wyitenhftcb  beibehalten.  Dies  ist  sehr-zu  billigen.  Wahr« 
seh-  inlich  war  auch  diesrr  mysteriöse  Name,  wie  die 
meisten  die«  er  Au  nach  der  Mvsterien  Weise,  vieldeu- 
tig. D<  i"  erste  natürliche  Gedanke  bei  dem  Namen  war 
an  iirt ^  Waldgebirge  Irfa  ;  wie  ja  auch  Hesiodus  den 
andern  Berg  ai  Plirygirn  malt  (Tbeog.  I0ü9.  "i^t,  —  tffcs» 
,  und  HefodotUS  tVIl.  llt.)  braucht  das  Wort  <3»j 
im  Plural  und  sppellalivisch  su.  Das  waren  naillrlicl)e 
A  llrjjurien  ;  Zeus,  das  Lehen  der  Natur,  hat  einen 
Fluft  Neda  und  ein  W'ahlgehirg  Jda  xu  Ammen,  erzieht 
Seine  Lebenskräfte  aus  liolur  Luft  und  Bäumen  und  aus 
Quellen  —  Sprach  und  schrieb  man  aber  dm  Namen  an- 
d»  rs  ,  so  konnte  man  in  der  Amme  I  te  an  die  Kraft  und 
(legeist M*nng  denaettj  die  su  kühnen  Thaten  antreibt.  — 
Man  sollte  immer,  wo  möglich,  die  verschieden»  n  Be* 
giüFu  »oleht-r  alltu  Namtu  neben  einander  hinstellen. 


Menschen  ,   wo  ihm  dann  zur  Seite  trelen  :   Kpdvo$ 
[dBia.    Kraft    und  Gewalt  63Ji »   die  auch    dein    He- 
/.ur   Seite    stehen,    aU  er  den    Prometheus    en- 
det.     Mit  diesen  Gewalten    h.it   sieh   .luppiter    als 
iter  Gerichlshalter  umgeben  ;    Ms  König  i-.t  er  Auch 
eile   von    allen    K  ö  n  i  »  s  r  e  c  h  t  e  n  *•).      Denn 
jdaf«  dic  Könige    auf  Erden    Quelle    des  Rechts   und  der 
•*.e  sind,  dafs   sie  das  Scepter   fuhren   liö'nnen  ,    das 

Verleibet  ihnen  Zeus,   der  Kdnta  der  Könige.     So  lo'fst 

Huiih  ins  den  Achill  von  seinen,  Scepter  sagen: 


*>jj   S.   Aeschyl.   Choephur.   vs.  212.     Callimach.    Ilymn.   in 
-lov.  67, 

I .!•  Elemente  des  Griechischen  Kömgsrechis  bestimmte 
der  Pytbagoreer  üiotogenes  (apnd  Sioh.  iSerm.  XLVI. 
p.J2y  ■><!.)  bündig  so:  Dem  Kör  ige  komme  zu  die  Kriegs- 
fülnung  (ts  oTQainjyüv  ,  die  Gerich  ff  Verwaltung  («  i««;. 
**)iv.)  und  der  Gottesdienst  (*d 5faanrtüM» ml( 5w^),  Dafs 
dies  letzte  nicht  uneingeechrlttkl  zu  verliehen  i.st ,  darüber 
belehrt  ans  Aristoteles  (Poh*t.  III.  ll  cap.  lJ  p.  VIS  ed. 
Schneid.).  Nämlich  gewisse  aufst Tordenttiche  Opfer, 
QelQbdeopfer ,  mochteu  die  Könige  verrichten  für  die 
ganze  Bürgerschaft.  Auch  ist  es  st-hr  natürlich,  d.i fs  sie 
den  vaterländischen  Heroen  und  gewissen  Stammgöilern 
«'  rdtn  geopfert  haben.  Denn  wessen  Opfer  sollt«"  <-ie- 
St  n  »ollJgt  t.ilügf  r  srin,  al»  das  dtr  Könige,  die  ja  als 
Nachkommen  dieser  Götter  oder  Halbgötter  gellt ft.  Es 
hing  hier  Alles  an  der  >  Jt  e  des  Erbrechts.  In  letzter 
(Melle  Hofs  ul^e  Königsgewalt  Aj45i«j  von  Zeus,  her 
(Aeschyl.  Agamemn.  -iJ  sq.).  Das  Königthum  war  Jup- 
piters  Tochter  (Att's  Bvy&nß  >j  BccSSiXsül ,  Schul.  Aristoph. 
1  vs  13(0.)  ,  und  die  Formet  ,  welche  ll<  indoius  von 
italischen  Königshäusern  braucht  (vorf  -ra^a  txt^ 
lil>.  I.  cap.  ?.),  hatte  ihre  volle  An- 
wendung au»  das  älteste  Griechenland.    —    Allenthalben 

auch  hier  ErbkönigthOmer  («*t{  .'•  u  Thueyd.    I. 

l.t.   i'<i<|.  Schul.)  —  die  alle  mit  tinander  vom  König  Zeus 
odtr  von  diesen  Söhnen j  den  S(ammheroen ,  ausflicken. 


5o6 

—    —     ,,und  edtte  Söhn»  Achaja's 
Tragen  ihn  jezt  in  der  Hand  ,  die  richtenden  ^  welchen 

Kxunioo 
Seine  Gesetze  vertraut"  —  *"}. 

Als  aber  späterhin  die  Könige,  die  Stell  Vertreter  dieses 
teil  Honigs  ani'  Erden,  abgeschalYt  wurden,  und 
die.  Hellenischen  Staaten  sich  gr«  iffrcntheiis  in  \i  r 
hratien  oder  Demokratien  verwandelten,  so  blieb  dot 
auch  in  diesen  freien  Staaten  Zeus  in  der  Andacht  der 
g'auhi  cn  Hellenen  als  ä'l  ester  Stadtltünig  und  Burg- 
herr (wie  z.  B.  zu  Athen  als  TtoXreü*; ,  als  R'Am»- 
£oc.  **)  lebendig.  Er  selber  sollte  nun  die  Stadt  sihfTz- 
jcen  ,  er  selbst  die  OLhut  übernehmen  »  denn  er  ist  kraft 
seines  Kiinigsiechtes  der  gro(\e  Aixas-ifiÄoc,  nicht  blos 
Gesctzcs<iuelle  ,  sondern  auch  Gesctzesausiührcr, 


67;  S.  Uiad.  !.  238. 

—     —         uüv  aüri  fxtv  uTJ;  'AjfJfcü» 
fj  (po^'j-3*  3fX3;TflAe< ,  o  i  t  f  St'/Jt  ta  r  «^ 
t  [.  o  5  A  i  e  ;  giflSarat*  — 

FergL.Hamerisubc  BrieFe  p.  81.  22.  und  Calliinachus 
in  J«v.  IV  f  »,tk  M  A*4;  jBar  t  Aif  <  t  "  crc.)  nebs>t  Spaii- 
heinis  Bern  rkimi*<  n  Dalier  Runter  (^■^')  beim  He- 
•iudua  Küiii^l-  [ßofAtii)  L(it>en»  'EfY-  vs.  *02.  und  in  dtr 
Haup&tellt-  ,  die  hierher  recht  eigentlich  gehört,  wo  vorn 
Zeil*".  getagt  wiiü  ,  von  ihm  gehen  die  geraden  Rechts- 
Spruch*  dm  Ltoitn  aus  l'£;7-  3$.  vergt.  die  Scholien). 
Hiermit  häti^t  nun  die  Vorstellung  vom  Juppiler  dem 
Aufseln-r  ansammelt.  Denn  wenn  auch  alle  Güiter 
•Vtytw  (inspectores)  genannt  werden  (Sophocl.  Philoct. 
vs.  IOjJ.;  ,  so  lut  doch  Juppiter  vorzugsweise  diesen  Bei« 
Hamen,  und  ein  alter  Dichter  (heim  Stohäus  Eclogg.  phy- 
sicc.  I.  cap.  h.  $,  o.  pag.  106  Meer.)  sagt  kurz  und  Maik: 
»wjj  t"iu  A/J;  £$SoAfa£$  }>  Jupphers  Auge  schlaft  nicht". 

68)  S.  meine  Mi  letemofc  I.  p.  17.  und  Ilcmsierhuis  2U  Ari- 
üitjjih.  I'ini.  p.jhi.  üeber  diesen  Ztv*  voXtrSt  vtrgl.noch 
PJutaich.  Coriukn.  cup.  d.  Vol.  II.    p.  <Ü  sqq.  ed.  Cor« 


>07 


in  dessen  Namen  die  Richter  sitzen  und  Reel  tt  sprecht  u. 
In  die-.«-!  Eigenschaft  bat  er  zur  Seite  dm  A  *xij  (  jus), 
Ate  Verwalterin  und  VolUlreckerin  des  u  .cnschlicl.cn 
!.:s,  und  die  'Oair,,  die  Verwalterin  di  st>  göttlichen 
Beclits.     Mit  beiden  onigeben  ist  er  die  Rcr' usuelle  für 


P 


:bt 


dir    ät 


iah  l'<  testen  echt  ,  wie  lue  das  l.aienrrenl  3er  i>t.-incin< 
de,  Rechtsquelle  und  Hechl:»gehei'  für  alle  Hellenen. 
Da  nun  die  gröfseste  Versammlung  der  Crtiechen  die 
ayopu  ist ,  60  greifen  liier  die  liegt  irTe  ein  ,  die  der  Rö- 
mer mit  den  Wörtern  forum  und  forensi  »  verbindet. 
Auch  diese  waren  in  einem  Griechischen  J  uppitee  ver- 
bot pert.  Er  hiefs  Zfi%  öyopaloc,  und  hatte  auf  dem 
Mai  hie  seinen  Altar,  z.B.  zu  Athen  (llesych.  I.  p.  6aAlb. 
und  dn>elbst  die  Ausfeger).  Diesen  Namen  fiih  vle  der  Gott 
einmal  als  Betebutser  der  Treue  und  Redlichkeit  im 
Ilandfl  und  \\ 'andel.  Darüber  belehrt  uns  eine  Stelle 
des  Theophrastus  (apud  Stob.  Serm.  Tit.  XL  II.  p.  iao. 
p.  sfll.).  Reim  Verkauf  eines  Hauses  oder  Gl  undstücks 
mufsteu  liiufcr  und  Verkäufer  beim  Apollo  I  picomaus 
(  I  nxMuaiov  ,  des  Ouarliers  -  oder  ("antonsi  :hützers) 
schworen,  dnfs  es  bei  Rauf  und  Yeihauf  aufrieb  lig  zuge- 
gangen. Statt  dessen  war  in  gewissen  Fallen  ei  u  Opler 
von  Räacherwerb  (StüUfftttm)  mit  diesem  Eide  vor  dem 
Zeus  verbunden  (Si'tiv  xuv  &QMQV  IttI  toi"  AtuC  »)  0  e«aiv). 
Nur  unter  Beobachtung  dieses  feierlichen  Opfvrcides 
durfte  die  Obrigkeit  den  Kauf  rinrfgistrtrcn.  Hh&r  er- 
bliehen wir  in  den  beiden  Gattern,  die  ins  v'crbo.rgcno 
sehen,  im  Juppiter  und  Apollo,  die  Garantie  der  JEhr- 
licbbeit  bei  bürgerlichen  Privatgeschäften  gegeben.  Als 
\  reteher  der  ülTenilichen  Beredtsamheit. ,  die  auf  dem 
Marl.le  in  der  YolI;-<gemeinc  gilt,  gesellt  sich  Juppiler 
US  seine  Tb'chtcr,  die  Musen,  hei.  Dies  erhellet 
aus  dem  Orabet  an  den  Vater  des  Sociales.  Jenem 
winde  angedeutet,  er  solle  seinen  Sohn  tbun  lassen  was 
diesem  nur  zu  thun  beliebe,   er  solle  ihm  weder  Gewalt 


anthun  ,  noch  ihm  sonst  eine  willkührliche  Richtung  ge- 
hen ,  sondern  den  natürlichen  Trieben  desselben  freien 
Lauf  lassen  ,  wohl  aber  für  ihn  zum  Juppiter  Agoraus 
und  zu  der,  t.  Musen  Gebete  und  Gelübde  vcriichten  (  t.r>- 
jfouevov  -i-ji  li>  aviov  At'i  ayoqaim  xol  Moi-aau),  sintemal 
dieser  Sohm  einen  Lebensführer  in  sich  habe,  besser 
als  tausend  Lehrer  und  Pädagogen  (  Plutarch.  de  ger.io 
Socr.  p.  58g  .  p.  377  Wyttenb.  vergl.  auch  Stanley  ad  Ae- 
schyli  £um«!nid.  vs.  9,76.  vs.  971  Schütz.).  Hier  war 
also  unler  den  Schutz  des  Juppiter  Agoraus  und  der 
Musen  die  Ueredlsamheit  gestellt,  wodurch  Socratesj sei- 
nen Miihür  gern  die  Weisheit  des  sittlichen  Lebens  lie- 
benswerth  zu  machen  wufale.  —  Rathsherren ,  werden 
wir  gleich  im  Verfolg  hören,  mufalen  zum  Juppil  r 
^orXu/oc,  dem  Beretker,  and  eur  Minerva  beten.  A 
anderwärt  t  ,  z.  B.  zu  Sehiius  ,  in  Elia,  111  Sparta  ,  hatte 
Zeus  Agoaräna  Allare  («.Taylor,  ad  Lys.  p.  191.  p.7'»stjq 
Reisls.).  Den  Philosophen  ist  Z<  Ul  der  Anfang,  die  Ent- 
stehung und  die  Wurzel  aller  Gerechtigkeit,  al! 
Hechts;  nur  ans  ihm  VCrtltö'een  wir  zu  bestimmen,  w 
Gut  und  was  Hose: ,  «as  Rechl  und  was  Unre< 
So  der  Stoiber  Chryaippoa  in  einer  bemerlteaawerthei 
Stelle  ,  die  uns  Plulareh  atiibehalten  hat ,  und  die  ga 
im"  Sit  ine   des  höheren  Altcrthuins  abgelafat  ist  ',). 


byjl    Chrytippus    ap.   Ptuta'ch.  de    Smicnrnm  rfpugo,    p.  tO.lÄ 
1       Tom    V.    p.  2 1 8  Wytienb. :    OJ  yi^-  irm  luftüv  rij;  Si. 

-■f-j    m    TYfr    K0(Vlf$    4'  ü  u  (tu  5  •    svT6vS*v    fio  hki   iräv  ri 

iw  rift  'iryv  i/iij,  t!  jAiUcj-t-fj  ti  ibtT'j  wji  ayo9»»  noj 
ikiküv.  lieber  diesen  Juppiter,  als  göttlichen  Hechts- 
körper,  aus  dem  Volksbewuistseyn  heiauhjji bildet  von 
den  Philosophen  ,  s.  Cicero  de  N.  D.  I.  15.  p.70unsercr 
Aufgabe:  Idmupie  (Chrysippns)  cliam  le  g  is  perpetuae 
»I  aetvrnie  vira,  qiiac  rjujsi  dnx  viue  et  magistra  otfi- 
cioiuni  eil ,  J  u  v  c  m  dicit  esse.     Ebenderselbe  de  Legg. 


! 


5og 

demselben  Sinne  eröffnet  Dato  sein  Buch  Ton  den  Ge- 
setzen. Von  Gott,  behauptet  «1er  CieN.'ttser  Clinias, 
lnH.micn  die  Gesetze.  Rieser  Gott  Hey  Zpus  nach  der 
Landessage  —  und  darauf  Werden,  nach  des  Aiheni- 
»chen  GastiVenndes  Vorschlag,  die  Gpaprecbe  Über  die 
Gesetze  auf  dem  Wege  von  Lnossus  Li»  zur  Grmtc 
und  dem  T  e  m  i»  e  I  dos  .{  u  p  p  i  t  e  r  fcn  i  gefuhrt  (Plalu  de 
Legg.  I.  p.  f»a5,  p.  b  Ast.  p,  itto  Beb  her.  ru). 

Wir  bücken  auf  den  Zeus  lloXtii:  /.«m'ick  ,  dessen 
Begriff  sich  allmä'hlig  eben  so  erweilet  te ,  wie  die  Be- 
deutung der  rtöXtii  (der  alten  Burg  der  Griechischen 
Konige)  bis  zur  Stadt  und  Bürgerschaft.      Die  Religion 


II.  4.  10.  fpag.  118  Goereuz.):  Qujmnbrem  lrx  vera 
atqne  prineeps  ,  apta  ud  jube-nduui  et  ad  vttandum  ,  ra- 
tio esi  reeta  jummi  Jovis.  —  Zum  Tbcil  Bruch- 
Blicke  aus  der  Schrift  des  Chrvsippus:  vom  Gesetz 
(ti  f  i  vo  peu  ), 

70)  Daher  Cicero  de  Legg.  L  5.  U.  an  jrne  Scene  erinnert: 
„nl  ille  Crete  cum  Clinia  et  cum  Laeeilfleinonio  Mrgillo, 
aestivo  qut  iii.idinodum  describit,  die,  in  cupressetis 
Cnosioruin  et  Bustut  silvestribus  t  c>ebn>  insifttenS ,  inter- 
duiti  iCquieftC£n&|  de  institutis  rerum  publicarum  ac  de 
optimis  legibus  dispntat."  loh  habe  die  alte  Lesart  wie- 
der hergestellt,  wie  auch  Aht  und  Becker  dem  Plato 
KvtL<roj  wiedergegeben  haben.  Meine  Handschrift  Lac 
deutlich  Gnosiorum,  und  die  Mlhuen  dieser  Stadt 
gtben  eben  so  wohl  Kvwffftu»  als  Twxrhi»  ( s.  Srstini  Clas« 
»e«  generales  Geograph,  nunmm.  p.  28.  Die  Form 
roü  bei  Dichtern  und  Schriftstellern  heutiger.).  Diese 
Stadt  war  der  reiche  K5itfg*sHt  des  Minos  (  s.  Polyb  W. 
54.  $,  2.  und  die  Griechischen  Ausleger  nebst  Hryne  zu 
Biad.  W  KL  5!H),).  Ihr  Name  ist  noch  in  dem  heutigen 
Cnossu  Uhriij  ,  aber  von  d«  r  alten  Herrlichkeit  nichts, 
als  die  natürlich«  u  Reize  und  Segnungen  der  paiadie^i-» 
scheu  Umhegend  (s.  Savary  Leu  res  sur  la  ürece  XML 
p.  iy2  sqq.;. 


sammt 
wonach  sich    alle  Bürger    wie   in  einem   Familien 
fühlten,  niemals  gnnz  unterging.  Ich  will  hier  vo 
Stelle   des  sogenannten    Aiis-tuleles    ausgehen.       \ 
fahrt,    nachdem   <r   mehrere  Beinamen  des  Zeus 
führt   hat,    so  fort:    «Auch  heifst  er  IIoAurf.    von  dm 
Städten.     PwiÄXui^  auch  und  'F^xtioq  und   Ofjö^rto.-  und 
11  ycnxL»;   von   der  Gemeinschaft  ,     worin  er   mit   diese« 
Verhältnissen  stehtv  7t),    Abu  Stadt  und  Haus  itt  un- 
ter Juppiters  Schutz    gegeben,    und    alle  Yerbindunge0 
6ind  ihm  anvertraut,    die  wir  unter  diesen  beiden  Y\  o '" 
ten  zu  begleiten,  pflegen.     Gehen  wir  dem  Umfang   dl 
Becrifle,    wie  von  dem  ;iun>ers>ten  Kreise  nach  dem  Mit  > 
telpunlite  hin  ,  nach  ,   so  finden  wir  dort  schon  vom  An  "" 
fang  des  bürget  liehen  Vereius  die  Mitglieder  desselben"1 
in  städtischen  und  ländlichen  Gauen   zerstreut,    und  di^ 
Bürgerabthcilungen  tragen  oft  die  iSamen  solcher  gott-**- 
lieber  Sehutzherrn,      Im  allen  Attica  Tl)   haben  die  vier*"" 
Tribus   (tprXat)   unter   der  Bt^ierung  des  Erichthonius 
von  vier  Gottheiten  ihre  Namen.  Sie  heif»en  Aiu.,    A 
vuiz ,  IlontiStäViä,  und  HfpcuaTiaq.     Das  waren  die  * 
grofsen  Besitzer  des  Attischen  Grundes  und  Bodens,  U 
Zeus  Mar  untei  ihnen  der  eiste  ",).     Aber  er  hatte  au 
als    Gegenstand    grofser    jährlicher  Sühnopfer   von  d 
ganzen  Stadt  »eine  Huldigungen.      Am  Ausgang  de*  Mo- 
nats Anlhcsterion   leierten  ihm  alle    Bürger    sein    Fest, 
Diasia  (Aiaotc)  genannt i  viele  nach  alter  Weise  opfer» 


i 


7t;  A'istotel.  de  mundo  VII.  5.  p.  313  ed.  Kjpp. 

72)  l'ollux  VIII.  9.  §.  109. 

73)  Bekanntlich   haue    nachher  jede   der  zehn  Aihcnisd 
Zünfte    (^ta&ou)   zwei  C  la>s,cn    (ffvfxft^Muj.    JJie  Miij;iu. 
einer  söhnen  l  Lis»e  hauen  auch  ihren  Juppiu  r.  Kr 
ZtCy  irju^hi  (bcuolia&t.  Eunpid.  llecub.  vs.  diS.   vs. 
cd.  iri&Uh.). 


Ölt 

ten  ihm  ländliche  Fruchte ,  andere  Opferthiere  ;  und 
wegen  dieser  Versöhnungsgebrä'nche  hiefs  Zeus  in  dieser 
Eigenschaft  der  Versöhnte  (Mu^Mf^  Placat  js  ), 
oder  auch  Placator,  der  Versöhner  7|).  Das  Mf  ein 
Fest  der  städtischen  Fnmilic.  Denn  der  alte  Begriff  von 
Haus  und  Hof  war  dabei  nicht  vergessen.  Das  seien  wir 
daraus  ,  weil  von  der  Ei  henntnils  und  Verehrung  des 
Zeus  Hcrceus  ("E^xüo,),  d.i.  des  Zeus,  der  von  dem 
Ipxui,-  ( ireptdeAo*  ) ,  von  Holraum  und  HofbezirU  ,  den 
Namen  hatte,  der  Besitz  des  Bürgerrechts  abhing  "5). 
Denn  zu  Athen  ward  bei  der  Prüfung  der  Magistrats- 
peisonen  gefragt :  ob  der  Mann  ein  Athener  sey  von 
Vater  und  Mutter  her  im  dritten  Geschlecht,  ob  er  Phra- 
toren  habe  (Mitglied  einer  Curie  sey),  und  ob  er  Altäre 
di  i  Ze««  Pairous  und  de*  Zeus  Hcrceus  besitze  76). 
Nämlich  wer  diese  Religion  bannte,  der  konnte  auch 
auf  gewisse  Fragen  antworten,  die  nur  den  Eing?wcihe- 
ten  dieses  mystischen  Dienstes  benannt  seyn  lumnle'i  '"). 
Die  Frage  nach  der  Phratrie  oder  Curie  schlofs  diese 
religiöse  Gemeinschaft  in  sich;  und  in  Athen  nament- 
lich wufste  man  sowohl  von  einem  Zti<;  tp^äx^to^  als  von 


74)  Tbucyd.  I.  125.  mit  den  Scholl n.  \'er%\,  Scholiast.  Ari- 
stoph.  Nubb.  vs.  407.  und  besonders  T.  Hemsterhuis  za 
Lucians  Timon.  Vol.  I.  p.  dal  Bip.  Mehrere  Stellen  fin- 
det man  in  den  Vitien.  1.  psijr.  17.  Uebtr  die  lateinische 
Uebersetzunj  vergl.  man  Henr.  Steph.  Thes.  L.  er.  1 1. 
p.  lfilÄ.  Der  ers>tc  Stier  an  dem  Altar  des  Zeus  Polieus 
solhe  unter  dem  König  Ererhlheus  geopfert  worden  ie?d 
C  I*  jus.au.  I.  HIH.  lt.).  Daran  knüpften  sich  mysteriöse 
Gebrauche,  die  ich  im  vierten  1  heile  bei  den  Cerealic-n 
beschreibe. 

75)  Hyperides  «p.  Harpocrat.  in  'Ef xiTe;  ZrJ$  p.  171  Gronov. 

76)  Dinarchus  ap.  Harpocrat.  I.  1.  Pollux  VIII.  &.  §.  SS. 

77)  Hemstrrhuis  zum  Pollux  I.  1.  p.  yoö. 


5l2 

einem  Zfi(  hxtloq.  «  Wir  nennen  einen  Zeus  Phr&trios 
und  Herceus  und  eine  Alhenaea  Phralna»,  lesen  wir 
beini  Platu  ?~).  lliese  Gol theiten  waren  Penates  publici 
oder  Jie  Stodt-Pc-naten  von  Athen  *').  In  Rom  gekSrtOO 
unter  andern Juppiter  und  Minerva  auch  in  diese  Güt- 
terclas.e  (Livius  III.  17.).  Wu  Menschen  nicht  schützen 
und  hellen  können,  da  sollten  sie  schützen  und  he^en, 
und  sollten  fori  und  fort  das  Wachsthum  der  städtischen 
Wohlfahrt  befördern  ,  so  wie  jeder  einzelne  Burger 
Ton  seilen  Haus- Penaten  unbegreiflicher  (und  auch 
■wohl  magischer)  Weise  seinen  Hau?>segen  erwartete. 
Beide  Gntlhciien  sollten  auch  den  llathsherrn  der  Stadt 
mit  ihrem  Rathe  beistehen.  Darum  hatten  sie  auch  in 
den  Ralhsver&arutnlungen  ihr  Heiliglhum  (tepöv),  und 
die  Mitglieder  beteten  zu  ihnen  beim  Eintritt  in  die- 
selbe Sü).  Haben  wir  nun  im  Bürgerverein  den  Begriff 
eines  religiösen  Familien  verein»  durchschimmern  sehen, 


78)  Ze-J;   3'    iJjjmv  —   mütTrou  s'fx«ic;  —   aui  (pjärws^   «ai  *A- 
ij^arf/i   Pidton.   Euthydnn.   p.  302     p  4U«  HJf.  'AStpc 
]e&e    »ch  hier  statt  'Ai/sjvä  aus  Kusl.ith.  ad  Odyss.  Mi. 
p.  112  Bctil.  nach  utr  Vorschrift  der  Allen. 

79)  Nepos  in  TbemisiocI.  VII.  4  :  „  Athenienses  suo  consi- 
Jio  ,  quod  communi  jure  gentium  facere  pussent,  Deoi 
puhlicos  »uostpic  p.utiüs  uc  Renates,  quo  fscilim  ab 
hoste  poSM  nt  de trndere  ,  mortS  srpsisse.*'  Ueber  diese 
liier  genannten  Arten  von  Gottheiten  s.  man  J,  Fr.  Gro- 
nov,  ad  Statu  Sil v.  IV.  S.  pag.  w4y.  und  dam  die  Anmer- 
ku  tg  von  Hand. 

80)  Antiphon    «Sfl   wS   yo%.    p.  146.    p,  7Sp  Reisfc.    *u  tv    au'rw 

(  rC>  ßz-J  f.:/  .ui  A  «  ^;  ßa^kalou  kii  A-v^vi;  ßyjkjaj. 
ivri ,  Kai  ±/;/o'vTic  ci  jioutaura«  wj.osti.'^svTa*.  VVrgl  Scbu 
111  j  n  n  ilf  Cunniiis  AihriiiniMuiu  cip.  X.  pag.  J06 
Pausanias  t.  j.  J.  4.  tarnen  wir,  ei.il's  hier  rir»i  Schnitz- 
bilder  standen  ;  das  des  Zeus  Uul  jus,  des  Apollo  und  des 
Demos  (Volks;. 


5i3 

so  hönncn  wir  jezt  mit  Wenigem  noch  bemerhen,  wie 
«ich  auch  das  religiöse  Band  der  Geschlechter,  Familien 
und  Hausgenossenschafien  aus  der  Idee  eines  gültlichen. 
Hausvaters  und  Bargherrn  ,  Zeus  genannt  ,  herausbil- 
det. Der  Zeus  Phratrius  (Juppi  ter  curinlis)  ist  uns  schon 
oben  begegnet.  Wir  gehen  weiter  :  Zuvörderst  die  Ge- 
beten (gentiles)  hatten  r.n  Athen,  den  Zri>{  'Epxelo^  zum 
Schutzherrn  ihres  Geschlechts  ,  und  verehrten  ihn  all 
<Jcn  gemeinsamen  Vorsteher,  nie  auch  den  Apollo  Pa- 
trous  R1).  Die  Sühne  der  Gerteion  (yevftxai)  nannten 
»ich  Stammgenosseii  (ä^üyvioi).  Diese  hatten  ihren  Zivq 
ou.öyjuoc  (Aristotcl.  de  mundo  VII.  5.  Roheiten,  ad  Tim. 
pag.  iq»  seq.  Daher  auch  ein  alter  Ausleger  sagt  ,  die 
aüiktyoL  haben  den  Zeus  upiij  no  +  [Scholiast.  Earip.  H-- 
cub.  3-|'5.  vs.  Sl|3  Matth.],  welches  so  wohl  Brüder  als 
nahe  Blutsverwandte  bedeuten  hann)  *>-).  Eben  so  gab 
es  in  den  Griechischen  StammreJigionen  einen  Zei?;  avy- 
yl9t\o$  (Juppitcr  affinis).  In  seinen  Sehn t»  waren  die 
AI  finita  tsrechte  gestellt  (ö  xa  t>;^  trvpytytiitq  älxaiu 
i<popöVy  hei  ist  er  in  der  gleich  anzufahrenden  Stelle), 
Nämlich  wenn  die  ~tot  bpdyvtm  als  Beschützer  der  llluts- 
iieurnie  gedeicht  wurden,  so  ward  hingegen  mit  den. 


M)  Demoslh.  advers.  Eubulid.  p.  1319  ed.  Rcisk.  und  dessen 
Anmerkung  Tom.  VI.  p.ig.  17J.  Die  ganze  Analogie 
Spricht  dafür,  dafs  es  in  Athen  auch  ein*  Minerva  der 
Geschlechter  gab.  Ich  nenne  sie,  nach  handschriftlichen 
Spuren  ,  'ASijva  rntfrtdq  "(s.  Meleteinm.  I.  p.  2i  eq.;. 

§2)  Eine  höhet  e  Deutung  dieses  Zeus  lftfrfWB\  lesen  wir  bei 
Cicero  de  Legg.  I.  8  :  ,,  —  ininonm  ii-c  ingeneraium  a 
Deo  ,  ex  quo  vere  vel  agnatio  nuhis  cum  cocle- 
stilius,  vel  genus  vel  stirps  adpcllari  (  üavisius  liest 
adrogarj.  L'nnoihig.)  polest."  Davisius  gedenkt  hei  die- 
ser Uli  He  des  Griechischen  Glaubens  an  den  Z.eu 
7>'c;,  und  fuhrt  die  Stelle  des  Dio  Chi  ysostoruus,  Orat. 
1.  p.  8.  an. 

II.  M 


t    10- 


crt}7 tveioc  auf  die  Affinen  gesehen,  auf  Schwiegersöhne 
umd  Schwiegertöchter;  wie  denn  aryyira'x  ganz  bestimmt 
als  dasjenige  Vcrhäilnifs  bezeichnet  wird,  das  nicht  10- 
wt.hi  auf  der  Natur  als  auf  bürgerlichen  Gesetzen  ( 
raih  um]  dergl.)  beruhete  *J).  Zuweilen  mag  die  err 
»eta  in  einem  andern  Sinne  genommen  werden  j  wie 
Pl»tn,  welcher  damit  die  Gemeinschaft  der  Äeoi  opäy 
zugleich  nennt.  In  derselben  Stelle  gedenkt  er  auch 
einer  andern  Gattung  Tun  Göttern  dieser  Art,  der  yt- 
riirA'OU' .  die  man  sich  geneigt  machen  könne  zur  Er» 
zcugiing  seiner  eigenen  Kinder  8').  Hiermit  mufs  man 
jezt  eine  Aeufaerung  de»  Porpbyrius  verbinden.  Dieser 
Philosoph  Jährt  (in  der  epistola  ad  Marcellam  cap.  ■> 
p.  4  ed.  Mediulan.  p.  282  ed.  Lips.  )  unter  andern  Gr 
den,  die  ihn  zur  Hcii.ilh  bewogen,  auch  diesen  an: 
habe  auf  diese  Weise  gedacht  die  Gcncthlischen  Göt 
zu  versöhnen»  ( u.7toftti'ki$<XG~ai  xpiruq  rovq  yer&'kio 
S?tui\,).  U.is  sind  nun  die  dii  g  e  n  i  1  a  I  e  s  ,  d.  h.  die, 
welche  der  Zeugung  vorstehen  ,  und  die  glückliche  Ge- 
hurt der  Binder  befördern.  Dazu  geholte  nun  nament- 
lich auch  Juj'piler.  Die  Theologen  nannten  ihn:  «. All- 
er zeuge  r,    den  Anfang  Aller     und  Aller  Lude»  s*). 


.   *. 


. 


bJ)  Polin«  III.  5.  6. 

64)  Plaio  de  Leg*.  V.  2.  p.  729.   p.  163  Ar»,    mit  dessen    An- 
merkung :     gwyyi*v«*av  ok  vm   iueyvwv  r*üJv   v.cnvaivia 
TaürcJ    Q)UPfV   uifxar&i   lycucan  t//juuv   rt%    n.ai   ff*.4cM*ve;   tu  » 
«vvjvjSAi'ju;    1  su  >tj|iji»i   und  it'ilmkin  ;  -i 
■xtiibwj   m.vToü  e t 0 £ ci v   Yey^ti.     Leberden   oben 
merkten  [fegrilF  von  »t/yymtc«  ninf«  man    naobh 
dtr  MchoUfttt  zum  Lnci.ni.  'Jinmn.  $    51.  p.  t20  Hip. 
Stlidaa   I.    p.   i\  mj.  Kurier,    und    Ammonium  in   A-yy 
pag.  Hl.  ddiiüHT  sdQtu.     Diese  Ü>aiMnitiaagea  hingen 
di  m  %ui«chen  Crbieclit  ausammen  u.  \  dlckcnd.ru  a 
a<t\«r*s.  daMtbtf  Cap.  1.  p.  4  —  «#.J 

85,  Urplni  i  Hvinn    XV.     u      rft, 


5t5 

Das  war  seine  kosmische  Würde  als  Welterzeoger.  — 
Aber  auch  im  Leben  des  einzel  »en  Mensehen  bewies  er 
sich  wirksam,  und  der  Allerzeuger  war  auch  der  Gott, 
der  die  Saat  des  Kindes  (oiiapuv  TtatSö^.  s.  Plato  a.  a.  0.) 
in  jedem  Mutterschoofse  beförderte.  Darum  hiefs  auch 
er  vorzugsweise  :  ZeH  ytW$Xws  R6).  —  Wie  wir  mit 
Zeus  von  der  Königsburg  ausgegangen,  so  wollen  wir 
mit  ihm  ins  Privathaus  zurückkehren,  und  in  seinem 
Bilde  noch  kürzlich  die  allen  Rechte  und  Pflichten  jedes 
liautvaiers  betrachten. 


f. 


£>. 


Zeus  als  himmlischer  Vater,   als  Hansvater. 

Hier  begegnet  uns  nun  wieder  der  fruchtbare  Ur- 
be griff  des  Zetx;  'Efixsloq.  Der  Hufraum  und  Burgbezirk 
(t|>xou)  schliefst  alle  Güter,  allen  Segen  ,  aber  auch  alle 
Satzungen  des  patriarchalischen  Vereins,  Vaterrechie 
und  Kindespflichlen  in  sich.  Er  verwahret  das  Heilig- 
thum  der  Ehe  in  seinem  Beschlufs.  Die  Ehe  dies  Zeus 
und  der  Here  (Juno)  ist  das  Vorbild  aller  Ehen  auf  Er- 
den s").  Sie  ist  eine  heilige  Ehe,  upd<;  ydpoq,  eine  wahre 
Weihe;  und  Juno  heiftt  in  so  weit  xt\$la%  d.  h.  die 
durch  ein  Sacrament,  durch  eine  Weihe  ihrem  Eheherrn 
zugesellte  Göttin;  sie  hiefs  ferner  j'  i«  h  ;;  Ä  i  »  ,  .  pro- 
nuba,  die  Brautwerberin.  In  höherer  Beziehung  fällt 
tic  dann  mit  der  Latona  als  Eine  Gottheit  zusammen. 
Als  nämlich  Juppiter  die  Juno  auf  dem  Citbäron  zuerst 
im  Verborgenen  umarmte,  so  hiefs  sie  bei  Einigen  Mv 
%ia  (wegen  der  Grotte,  wo  es  geschah),  bei  Andern 
Nv^t'a  ,  weil  es  bei  Nacht  geschah  ;    und  diese  nächtliche 


86)  Aristoteles  de  mundo  VII.  5.  p.  31?  Kapp. 

87)  Vergl.  Heutiger;  Die  Aldobrandinische  Hochzeit  p. 
126  ff.  163. 




5i6 

Jano  ist  mit  Latona  (der  Nacht,  s.  oben  II.  p.  isl) 
ein  und  dasselbe  Wesen.     Oder  man  sagte  auch: 
Juno  ist  die  Erde,   Latona  die  Nacht,    welche  nichts 
anderes  ist,  als  der  Schatten  der  Erde  8g).     Ein  Abbild 
dieser  himmlischen  Ehe  des  Zeus  und  der  Here  war  ein 
jede  Ehe  ,   welche  auf  Erden  geschlossen  war  ;    und  *i« 
Ehestand  und  Hausstand  mit  festem  Besitz,  Ackerboden 
und  Ackerbau  in  Zusammenhang  standen,    so  herrseben 
nnn  auch  agrarische  Bilder  und  Ausdrucke   in    den  älte- 
sten Vorstellungen  von  Ehe  vor.     Hicroglvphische  Per- 
sonifikationen ,    -wie   die   vom  Buzyges  (der  die  Ochsen 
angejocht)  und  des  doppelleibigcn  Cecrops ,  der  die  Ehe 
gestiftet  (s.  oben  II.  p.  35.)  und  dergl.  mehr  waren  im 
alt- Attischen  Gesetzes-    und  Mysteriencodex,    noch  in 
Calendern  der  Priesterschaften   radende  Beweise  davon. 
An  dergleichen  Bilderschrift  und  Bildersprache  muß  man 
denken,   wenn  man  nur  verstehen  will,    was  eigentlich 
Zeus-  Moloch  der  Stiergott ,  der  sich  mit  Europa  gattet, 
was  "H^  £r/ia  (Juno  cinxia ,  jugalis  )  bedeuten  wollen, 
und  warum  im  alten  Argos  die  verheirathete  Prieaterin 
der  Juno  mit  Kühen  zu  dem  Tempel  hin  fuhr  (Herodot. 
I.  3i).     Da  ich  bei  den  Cereaüschen  Religionen  von  die- 
sen Vorstellungen  ausführlicher  handeln  mufs,  so  bleibe 
ich  jezt  bei  einem   aus  demselben  Bilderhrei&e  entlehn- 
ten Ausdruck  stehen.      Er  wird  uns  zum  Zeus,    als  dem 
Beschützer    der  Häusel»  re,    hinleiten.      In    ähnlichen 
Bildern  drückte  man  nämlich  auch  den  Zweck  der  Ehe, 
die  Erzeugung  von  Hindern  ,  aus  ,   es  geschehe  die  Ehe: 
in"  agö-tbi  bV)   svaiSuv   yi^oitDVj     i.  e.    ad    arationem 


88)  S.  Plntarchi  Fragm  ap.  Ensel».  P.E.  II r.  1.  p.  81.  und 
\  ol.  X.  p.  7.->6  m|.  ed.  VYyuenb.  Ein  Mehrere»  im  nach- 
wrn  Abschnitt. 

fjj)  I)«'r  Goit  Dagon  der  Phönicier,  von  dem  im  Vorherge- 
henden die  Rede  gewesen,  kommt  in  der  Iheogouie  auch 


filiornm  germ  a  n  o  r  um  ,  utserantur  ».  exarenl 
iilü  gerrnaui ,  neque  spurii  'k').  Bedeutefld  i*t  der  Zusatz 
fMloltoV,  d.  i.  Ächte,  im  Hause  mit  der  nun  rert-hlichtca 
Gattin  r.a  erzeugende  Kinder,  im  Gegensatz  gegen  die, 
die  aufser  einer  solchen  ,  unter  dem  Schulze  der  Cutter 
geschlossenen  ,  Ehe  in  die  Welt  gesetzt  wurden.  Ihn  um 
ist  der  Zeus,  welcher  dein  gesacnmten  Hause  und  allein 
dem,  was  das  Haus  enthält,  vorsieht,  der  Zeus  'E^xelu., 
auch  Vorsteher  der  Trauen,  die  sieh  unter  das  Joch  der 
Ehe  begehen  ,  und  im  Hause  in  stiller  Unterwerfung  un_ 
ler  des  Mannes  Gesetz  Ehesegen  gewinnen.  Deha  im 
Hause,  nicht  aufser  dem  Hause,  soll  das  Weib  wirken 
und  thatig  sein»  darum  ist  die  ou'Xij,  der  Huf  des  Hau- 
ses,  gleichsam  die  Grunze,  die  Schwelle,  die  das  \Ve»b 
nicht  überschreiten  soll  5l);    darum  ist  Jupniter  fpxfiog 


als  ZiJ;  Ä\a'rp;;  vor.  Er  wird  alft  Sohn  des  Uranus  und 
Brutirr  des  Kronus  aulgelührt,  und  man  leijte  ihm  die 
Erfindung  de*  PUu£es  bei.  Daher  dieser  Name  (.Pt-iphyi . 
■p.  Euseb.  P.  E.  I.  p.  61  h'n.  Colon.;. 

90)  S.  Plato  Cratyl.  p.  7R  Heindorf,  und  die  dort  gesehenen 
Nach  Weisungen  •  Yeiijl.ducli  Böüiger  Aldobra  ml  misch» 
Huclizt-ii  pay.  166  f.  Ich  will  hierbei  noch  mit  Einem 
Horte  an  di<*  ähnlichen  Ausblicke  der  Homer  erinnern: 
Liberorum  treandorum,  procreaj)(Iorutn  und  antik 
quafsundüm  caussä  {  s.  Festus  in  quaeso.  Brkso* 
nius  de  Formull.  p.  5Ä2  sq.  und  Meineccius  ad  Leij.  Jul. 
et  Pap.  Poppaeain  pag.  22i.).  Die  Frage,  '.vie  die  allen 
Völker  in  verschiedenen  Perioden  über  den  Zweck  der 
Ehe  dachten,  Würde  mich  zu  weit  führen.  Man  lese  nur 
den  schönen  Brief  des  Porphyrius  un  seine  Frau  M^rcclU 
Cap.  H  sqq.  p.  4  sqq.  ed.  princ. 

$1)  tü>  7«v  y-Jvatna  a.7  ci/.c-.-.h  v.at  i^Siv  f*iV*v  ,  war  das  Pytha- 
goreische Gebot,  wie  die  Pythagoreische  Phitilvs  Pagt 
(ap.Stob.  Serm.  p.  4ll.  und  bei  J.  Chr.  Wolf  iu  Mutierr. 
grr.  fragmm-  p.  11/6.  Min  vergl.  meine  Comuietut.  Ha« 
rodott.  I.  p.  2Jy.; 


(Herceus),  stehend  im  Hofraum  an  der  Thüre,  eben  da* 
durch  auch  Juppiter  Cuslos,  der  Wächter  über  die 
Hau  seh  reder  Frauen,  wie  wir  ihn  unter  Andern  auf 
einer  Grablampe  sehen ,  mit  den  Attributen  des  Blitzet 
und  des  Hundes,  bei  Bellori  part.  II.  p-  i. 

An   diesen   Juppiter  Herceus ,   den  Beschützer  dei 
Hauses   und  aller  Habe  ,    den  Verleiher  jeglichen  Haut* 
segens,  wie  wir  ihn  noch  weiter  unten  erkennen  werden, 
den  Wächter  über  die  Hausehre,    reihen  sich  von  selbst 
mehrere  Beziehungen   dieses  Gottes  auf  die  wichtigsten 
Verbindungen  des  Lebens  und  der  menschlichen  Gesell, 
sebaft  an.     Eine  sehr  deutliche  Stelle  eines  Griechischen 
Auslegers  mag  uns  dazu  den  Uebergang  bereiten.    *Die 
Schutzsuchenden  ,  sagt  er  ,   bergen  sich  hinter  den  Ze 
i.x£<rtO£,   die  Beisammenwohnenden  hinter  den  i<f>iaxn 
die  Freunde  hinter  den  (piXio^  ,    die  in  einen  Heerbaofen 
(xaijiO  und  eine  Bürgeretasse  (Zunftabtheilung ,  avtiuo- 
pia)  geordnet  sind,    hinter  Zeus  e?uipe7o(,   die  fremden 
Gastfreande  hinter  den   ^evtog;   die  durch  Eide    l  c-ber- 
einluinfte  treffen,  hinter  den  öpxioq  j  die  Brüder  (Bluts* 
verwandte;    s.   oben,    adtkfpoi)    hinter    den  Zeus    6uö- 
yvto^»  '**),       Also   zuvörderst    der   ipxoq   der   Hufbezirk 
und  die  i^xiu   der  Fcuerheerd  und  Opferplatz   für  die 
Hausgötter.  —  Diese  Oertlicbkcilen  vereinigten  im  alten 
Griechenland  die  Hausgenossen  ,    und  gewährten  Sühne 


und  Schutz  den  Hülfsbedürftigen, 


Die  erste  Beziehung, 


die  des  Familien  Vereins  ,  haben  wir  oben  überblickt. 
Wir  wenden  uns  zur  zweiten.  Sie  stammt  aus  grauen 
Zeiten  her,  und  aus  Zuständen,   wovon  wir  im  Morgen* 


92)  Seholiast.  Euripid.  Hecub.  vs.  345.  vs.  342  Matth.  Ueber 
dus  Detail  dieser  und  anderer  einzelnen  Beinamen  d-s 
Juppiter  habe  ich  zum  Büchlein  des  Nicttas  in  den  Me- 
li u  mm.  I.  pag,  16.  viele  Stellen  gesammelt .  die  ich  hier 
nicht  wieder  anfuhren  will, 


land  vrie  in  der  neuen  Welt  saitsam  Belege  finden.  Die 
fürchterliche  Blutrache  war  es,  die  diese  Institutio- 
nen ins  Lehen  rief,  die  wir  jezt  berühren  wollen.  — 
Ist  einer  erschlagen,  vorsätzlich  od~r  unvorsiilzlich  ,  so 
hat,  wenn  wir  uns  des  Alterthums  Sitte  vergegenwärtigen,, 
der  nächste  Anverwandte  des  Erschlagenen  die  Pllicht  der 
Blutrache  gegen  den  Thaler  oder  dessen  Familie.  DerThä- 
ter  mufs  nun  seine  Ileiroalh  verlassen  ,  und  in  der  Fremde 
umherirren,  verfolgt  von  dem  Blut  racher  und  der  gött- 
lichen Bache  9J) ,  die ,  nach  dem  Begriffe  jener  Zeit, 
auch  unfreiwilligem  Morde  folgte.  Allein  hier  öffnet 
»ich  ihm  ein  Zufluchtsort,  ein  Asyl,  gegründet  auf  die 
Pflicht  der  Gastfreundschaft ,  die  im  ganzen  Altertlium 
herrschte,  und  in  ihren  Folgen  so  segenreich ,  so  heil- 
bringend war.  Zwei  Hausvater  nämlich  hatten  sich  ver- 
einigt,  und  nicht  blos  für  sich,  sondern  auch  für  ihre 
Nachkommen  auf  ewige  Zeiten  hin,  Gastfreund- 
schaft (£evta)  geschlossen.  Dies  geschah  auf  eine  ganz 
einfache  Art.     Man  zerbrach  ein  viereckiges  Stück  llulz 


95)  Und  hier  ward  JuppitT  zurrst  selbst  als  Blut  räch  er 
gedacht,  und  hiHS  als  Solcher  ZrJf  *  u  >.  i  uvx  7o$.  So 
hiefd  zuerst  derjenige  selbst,  der  die  Blutschuld  auf  sich 
X*  laden  halte,  der  (pawnft  oder  fjuu^s',.  Aber  ehrn  wi.il 
Gewaluhat  zunächst  wieder  Gewaltthat  fordert,  so  nahm 
auch  der  Gott,  drr  das  vergossene  Blut  rilcht  ,  diesen 
Namen  mAafxyajot  an;  s.  Arisioul.  de  mundo  VII.  o.  (wo 
der  naSd^ctii  und  'Ix&<«$  wie  auch  «■^•/'t;  d.unit  /itsaui- 
mengeijteUt  wirdjj  vergi.  Ilesych.  II.  p.  84 1  sq.  mit  den 
Auslrgern  ,  und  b* sonders  Photii  Lex.  p  271  Herrn«  In 
dieser  Beziehung  heifel  auch  Zeus  «ppftaueg ,  und  auch 
dieses  Wort  bezeichnet  einen  Mörder,  dann  über  euch 
•inen  Schutzsuchenden  und  Juppiter  selbst  als  den  Gott, 
bei  dem  sie  Zuflucht  suchen;  wt  Icher  Zusammenhang  der 
Bedeutungen  sich  aus  der  Natur  der  Sache  ergiebt  (vergl« 
PUot.  I.  1.  und  p.  342.  und  Hesych.  II.  p.  1052  sq.  ibiq. 
aonott.J. 


5ao 

oder  Metall ,  wovon  jeder  Tbeü  eine  Hälfte  *  nritnana, 
die  er  nur  vorzeigte ,  um  die  freundschaftlichste  Aat 
nähme  und  den  besten  Schutz  zu  finden  (crcu.0oXor ,  vgL 
oben  I.  p.  29.  3o.).  Solche  Xenien  fanden  auch  zwischen 
Familien  und  ganzen  Staaten  statt ,  wie  z.  B.  Cimon  mit 
Sparta  in  solchem  Verhältnifs  stand  {-xpo^svla  *•).  yyar 
nun  Einer  des  Schutzes  bedürftig,  so  floh  et  zun  Gast- 
freunde,  welcher  verpflichtet  war,. den  Flüchtling  gast- 
lich aufzunehmen ,  zu  beschützen  und  zu  entsühnen. 
(So  flieht  der  Phrygier  Adrastus,  der  seinen  Bruder  er- 
schlagen, zum  Lydischen  König  Crösus.)  Er  setzt  sich 
(als  EfpiuTioi;)  neben  die  'E<rxia ,  d.h.  den  häuslichen 
Feuerheerd  ,  den  ideellen  Mittelpunkt  aller  Gefühle  des 
Hechts  und  Schutzes.  Er  schlägt  seine  Augen  nieder, 
senkt  sein  Schwert  oder  das  Werkzeug,  womit  er  den 
Mord  verrichtete,  in  die  Erde,  und  gieht  dadurch  zu 
erkennen  ,  dafs  er  ein  Schutzsuchender  —  lx£xrtq  '5)  — 
sey.  Stillschweigend  schlachtet  jezt  der  Hausrater  ein 
noch  säugendes  Ferkel ,  mit  dessen  Blut  er  die  Hände  des 
zu  Sühnenden  bestreichet,  indem  er  dabei  zum  Juppitcr 
dem  Sühner  (MeiXI%io$)  betet.  Darauf  wurde  alles,  was 
zur  Sühne  gebraucht  worden  war ,  aus  dem  Hause  ge- 
tragen.    Zuletzt  verbrannte  man  Kuchen  auf  dem  Altar, 


$4)  Ueber  £/v»; ,  *£o*svot  vergl.  man  Reiskii  Indic.  Demosth. 
p.  526  und  p.646,  ferner  Paciaudi  Monuinm.  Pelopoon* 
III.  136.  und  was  ich  noch  in  der  Praefatio  ad  Ephon 
Fragmin,  (ed.  Marx.)  pag.  XXIX.  weiter  naebgewies«0 
habe. 

$5)  Eigentlich :  Ankömmling,  <r$mruif  (s.  Taylor  ad  Lf 
siae  Epitaph,  pag.  71  fiq.  Reibk.)  und  a(p<xro^c;  Ankömin" 
linge ,  Schutzsuchende  (Aeschylus  Supplicc.  vs.  244.)  5 
daher  Juppitcr  selbst  d&*rtuf  heißt  ( ibid.  va.  I.).  VVi»" 
müssen  ,  um  nicht  zu  weitläufig  zu  werden a  unsere  Lettf 
auf  diese  ganze  Tragödie  verweisen* 


521 


gols  ein  Tranltopfer  Ton  Wasser  aus  ,  und  betete,  zur 
Abwendung  der  Erinnyen  (Furien)  und  zur  Erweichung 
des  Zeus  ''■).  JViun  erst,  nachdem  durch  diesen  Act, 
welchen  der  Hausvater,  als.  Stellvertreter  des  göttlichen 
Hausvaters  ,  verrichtet ,  die  göttliche  Bache  versühnt 
ist,  tragt  ntun  den  Flüchtling  um  seinen  Namen  und 
Herkunft;  und  stellt  er  sich  dann  durch  das  halbe  Ta- 
felchen (tessara,  aiiißoXuv  )  als  Gast  freund  dar,  so  ist 
ihm  auch  weltlicher  Schutz  gesichert;    er  ist  im  Hause 


Apollnnii  Rhod,  Argon.  IV,  6y3  sqq.  Eine  Vergleichiing 
r  Griechischen  Gebrauche  init  den  Germanischen 
ist  belehrend.  S«  darüber  die  schöne  Abb. nulluni,'  vmi 
Grimm  über  die  Mordsühnc  der  allen  Deutschen,  in 
v.  Savigny's  Zeitschrift  für  die  Rechtswissenschaft  Stück 
Jil.  —  Uehrigens  mag  die  Griechische  Sühne  nnch  an- 
dere Gebrauche  enthalten  haben ,  nach  Zeit  und  Um- 
iUindcn.  Ich  will  nur  noch  einen  anführen,  weil  er  sich. 
auf  den  Juppiter  ale  den  grufstn  SUlmgoit  bezieht. 
Wenn  man  dem  Zeus  MtiL);i!;  ein  Opfert  hier  gcschlach- 
let  halle,  so  b«  wahrte  nun  das  Fell  desselben  auf,  und 
die,  welche  gereinigt  wurden,  mulstcn  mit  dem  linken 
Fufse  hi  i  der  Rrinigungseäremonie  darauf  treten.  Dieses 
FtJI  hitfs  vom  Zeus«  Aic;  kcdJmv,  und  es  wird  bei  dieser 
Gelegenheit  auch  Zeus  als  Kr^i»;  bezeichnet  (s.  Sni~ 
das  ».  v.  Vol.  f.  p.  604  kust.  und  Hesych.  Vol.  L  p.  100J 
Alb,  iliii],  Ititerprr.).  D.h.  Vom  Hausaltar  ,  wo  die  Sühne 
geschah  ,  ging  aller  Segen  ,-ms  ,  und  derselbe  Penate  ,  der 
die  Söhnt  gewahrte,  verlieh  auch  Habe  und  Besitz. 
Deswegen  Hellte  mau  Kein  Bild,  in  einem  Schrein  C 
oderGefafs  (käöjtks^)  verwahrt,  in  den  \ 'orrathskammern 
Kct:,)  auf.  Der  Dienst  dieses  Gottes  gehört  zu  den 
geheunnifcvoljen  UausreJigionen  der  Griechen.  Ein  Bruch- 
stück aus  dem  Exegeticus  des  Anticlides  ,  worin  die  CiU 
rimonien  angegeben  werden,  womit  das  Bild  dieses 
eingeweiht  werden  mulVte ,  giebt  unj  einen  redenden  Be- 
weis von  der  ängstlichen  Sorge,  womit  die  Griechin  diese 
Gebiauche  beobachteten  (Alhenacns  Xf.  p.  ^7J.  p.  -jI 
lächwtigh.  mit  den  Anmeikk.  der  Au 


>22 


und  bleibt  dort,  wenn  er  nicht  mehr  in  »eine  Vaters» 
öder  in  sein  väterliches  Haus  zurückkehren  bann.  Er 
hier  aufgenommen  als  ein  Sohn  des  Hauses,  er  tl 
alle  Rechte,  er  ist  gesichert  unJ  geschützt.  Ueber  diel 
Alles  nacht  Zeus,  er  steht  allen  diesen  Verhältnisse! 
vor  als  höchster  Sehutzherr  und  Obhuter,  als  Zeus  Hi- 
yto^,  ixt  o  10  c,  oder  Ixcttjctio?,  ra^dpaioq  odef 
ovxdcrtvc  (den  letzten  Beinamen  führt  er  wegen  der 
Feigen  ,  deren  man  sich  bei  Entsühnungen  auch  zutei- 
len bediente),  endlich  als  Zeus  ^ciXi^ioc,  d.  i.  der 
Freundliche  ,  der  Beschützer  derer  ,  die  mit  Suhnopfern 
ihm  nahen  und  ihn  besänftigen  **).  Aber  ebenso  VlW 
er  auch  zum  furchtbaren  strafenden  Gull  für  Jeden,  der 
diese  geheiligten  Rechte  der  Gastfreundschaft  nicht  ach- 
tet .  und  sie  frevelnd  verletzt.  Als  Zeus,  der  Vor- 
steher und  Vollstrecker  des  Eides .  heifst  v 
xi  o$  ,  und  so  war  er  mit  zwei  Blitzen  tu  beiden  llJndtrn 
in  »lern  Rathhause  zu  Olympia  furchtbar  vorgestellt  A). 
Er  ist  in  dieser  Beziehung  Herr  (t«m[«c  s.  Euripid.  LL) 
des "'OpK oti ,  des  Eides,  welcher  selber  als  eine  Person 
vorgestellt  war.  Ein  Orakel,  das  uns  Hcrodotus  auf- 
behalten  hat,  giebt  uns  von  diesen  Vorstellungen  der  al- 


beich 


97)  Die  Stellen  der  Alten  und  der  Neueren  hierüber  habe  ich 
gesammelt  in  meinen  Meletemm.  1.  paij.  16  sn.q. 
und  y.  Hier  will  ich  nur  bemerken  ,  dafs 
lieh  ilcii  bezeichnet,  der  sich  am  Mansaltar  beGndet 
rjj  iTr.'a.  oVf  wie  es  der  Scholust  Apollonii  Rhod.  IV.  vs. 
7-t7.  erklärt).  Daher  ursprunglich  in  diesem  Worte  die 
Br^rftt  von  üausgcnosstnschui't  und  von  dem  Schutx» 
suchen  verschmolz«  n  sind.  Deutlicher  unterschied  man 
na.  hher  so:  Zeus  als  Vorsteher  der  Hausgenossen  liciTvt 
e^i'irr/o;  ,  jh  llofl  der  Schu.ziuchcnden  aber  nufeME,  (s.die 
o.  *    Sielte  des  Kui 'pidisl. 

98)  PauÄan'ms  V.  81    2    Ennj.iJ.  Med.  vs.  171  sq.  vs.   169  sq. 
Mitth.    ver-i    Laciaa.  Tiuion.   J.  1.   ibiq.  Ilemsterhusius 


p.  322  sqq.  ßip. 


525 


ten  Griechen  einen  deutlichen  Begriff,  und  beweiset  zu- 
gleich ,  dafs  die  Orakel  Griechenland»  dem  Meineide  zu 
steuern  suchten.     Ich  will  es  daher  hier  ganz  mittheile»: 

„Glaukos,  du  Sohn  Epikydes,   es  bringt  zwar  jetzo  dir 

Vortheil, 

Wenn  du  durch  Eidscbwur  siegst ,    und  den  Schatz  zur 

Beute  gewinnest  j 

Schwöre  nur,  weil  ja  der  Tod  auch  redliche  Manner  er- 
wartet. 

Aber  es  folget  dem  Eid  (£f*3»)  ein  Sohn  ,  der  führet  nicht 

Namen, 

Führet  nicht  Hand  noch  Fufs,  doch  ereilt  er  dich,  bis  er 

das  ganze 

üaus  ergreift ,   und  das  ganze  Geschlecht   von  der  Erde 

vertilget. 

Doch  des  redlichen  Mannes  Geschlecht   hat  Ruhm  bei 

der  Nachwelt"  "}. 

Srhrechlich  straft  die  Gottheit  den  Meineid  ,  und  furcht- 

»bar  zernichtet  sie  den ,  welcher  des  Eides  vergifst. 
Schwören  ja  selbst  die  Götter  bei  den  unterirdischen 
Flüssen,  hei  dem  Höllenwasser  Styx .  d.  L  der  Furcht- 
baren Göttin  der  dunhelen  Tiefe;  und  dieser  Eid  ist, 
unverbrüchlich,  die  Götter  selbst  können  ihn  nicht  un- 
gestraft brechen  (Hesiod.  Tbeogon.  400.). 

K§.     6. 
Fortsetzung. 
Aber  das  Haus  gewahrt  auch  Besitz ;    und  hier  liegt 
im  Begriff  des  Juppiter  Herceus  der  eines  .Beschützers 


S#)  Herodot.  VI.  86.  3.  nach  der  Uebersetzung  von  Lange. 
Ueber  die  treffliche  Allegorie  vom  namenlosen  Sohne 
des  Eides  ("Oj-kou  «a&j  avwvjuo;)  vcrgL  man  die  Ausleger; 
auch  Heyne  zur  Hiade  IX.  vs.  498  sq.  und  Huschke  de 
frbutl.  Arcbilochi ,  in  Maithiae  MiscdUiin.  philoll.  I. 
p.  20  »q. 


des  ganzen  Hauses,  des  ganzen  Eigenthuim,  jeglicher 
Habe,  limz,  Alles  dessen ,  was  der  Römer  unter  dem 
"Worie  fnniüia  hegreift.  Er  ist  der  Vorsieher  des  Hau- 
ses ,  der  Schirmvogt  des  Heerdcs  und  aller  der  Din^e, 
die  in  diesem  Worte  gedacht  werden:  Figeulhuni,  Habe 
aller  Art,  Vieh,  Sclaven  ,  Familie.  Sicherheit  des  Hau- 
ses, Vaterrecht,  väterliche  Gewalt  u.  s.  w.  Dihcr  an 
seioem  Altar  Keeintrachtigungen  des  Hausrechtes  gefragt 
und  abgeurlheilt  werden.  Dieser  Hausnbar  mit  dein. 
Bude  dee  Jup  piler  Hercens  stand  am  äufsersien  Thore, 
welches  den  Hof  und  die  denselben  einschliefsenitö 
Mauer  und  Zaun  ("^«^  ,W))  öffnete.  In  diesem  Zeus  lag 
also  religiöser  Weise  die  Ouelle  und  Lrsaehe  des  Haus- 
segens, des  durch  \  ieh  und  Feld  gewonnenen  Beich- 
ihums.  Fr  ist  der  Penatc,  weicher  dem  Hanse  Wohl- 
stand und  Segen  giehL,  der  de*  Hauses  Reinheit  und  Un- 
heflcck^heit  ,  der  strenge  Stltenzneht  bewahrt»  und  den 
Bruch  der  Ehe  und  Treue  straft.  So  fuhrt  in  Sparta 
Demaratus,  um  seine  Jlcilujnft  aus  dem  Geschlecht  der 
I  i  i.clidi'n  zu  versichern  ,  seine  Mutter,  die  eines  uner- 
laubten Umgangs  mit  Andern  beschuldigt  worden,  *0f 
den  Altar  des  Juppiier  Ilcrceus,  schlachte^  ein  Opfer- 
thier,  und  lal^t  seine  Mutter  auf  die  Fingeweide  des 
Opfers  sihwöVen  ,  ihm  die  Wahrheit  zu  sagen  wegen 
seiner  Herkunft;     also   vor  dem  Altar  des  Gottes,    der 


ilie  den 


100)  Fben    von  «px»$,  der  Zaun,   die  Mauer,  weicht 

Hof  ttUSchf  oft ,  klimmt  (tu  IMjmr.  'E^.  k  »Hot,  oder  He  r- 
ct'us.  Daher  noefa  der  Ausdruck  herciscere,  bei 
Eihschafisvr  rlheüungt-n  ,  wn  das  Haus  mit  aller  Habe 
unter  die  Frb.n  getheilt,  und  die  Matter  de»  Hofes  einge- 
ii  s- 11  wird;  &  Rrneutl  Clav.  Cicer.  ibique  Digest«  X.  2* 
und  dort  Gajua  atledichnn  provinciale.  —  Zeus  ward  auch 
Vorzugsweise  w^9w4rw^t  Stamm vatr r  ,  genannt  (Tbeophii 
lu»  *J  Autuiycuiu  üb.  1.  p.  41  cd.  J.  Chr.  Wolf.). 


5a5 

die  TJansehre  schlitzt  und  räeht  *r,,)>  Einen  ähnlichen 
I  dll  erzählt  Pherceydes  (pag.  öo  Fragmm.).  Als  l);.nae 
achnanger  nar,  wollte  Acrisius  wissen,  wer  des  Kindes 
"Vater  sey  .  und  läfst  deswegen  seine  Tochter  bei  dem 
Altai'  des  Juppiler  Hevceus  schwüren,  liier  h.-itte  frei- 
lich Zeus  gegen  sich  selber  '/.engen  müssen  ,  d.<  er  \  ater 
des  jungen  IVrveus  war;  alter  diese  Sage  soll  uns  hier 
nur  als  Spiegel  alter  sittlicher  und  rechtlicher  Begriffe 
dienen.  I'er  mvsleriü>e  Hintergrund  des  Mythus  ist  an 
andern  Stellen  dieses  Kochs  berührt  minien.  iSuch  auf- 
fallender tritt  diese*  \  erhältnifs  in  der  letzten  Kala* 
Strophe  des  Trojanischen  Krieges  hervor.  1  >i e  ganze 
LishtIu-  dietet  Krieges  ist  \  et  letzung  der  Gatftcund- 
srh.ifi.  Paris,  gastlich  aufgenommen ,  blicht  das  Gast- 
reeht  ,  er  ? erfuhrt  die  Gattin  seines  Geatfreonde*  ,  und 
entflieht  mit  ihr  in  sein  \  aterland.  I>»nt  srhützt  ihn 
sein  Vater  f'iiamus,  slalt  den  ein  brechet  "tacken  Sohn 
ku  bestrafen  ,  und  die  durch  denselben  vei  lt  izlen  j^ü^t- 
lii  lun  Rechte  zu  nähren.  Darum  mufs  Tvoja  in  die 
Hände  der  das  Unrecht  rächenden  Griechen  fallen  und 
uniergehen.  Bei  di'iij  Untergang  der  Stadt  (lüchtet  s i <  h 
v<ir  den  müi  derischeu  Uänden  der  Griechen  der  alte 
Priamus  au  den  Altar  des  Zeus  Herceus;  allein  an  die- 
sem Altar,  vor  d.  in  Bilde  des  Gottes  wiid  der  Greis 
ohne  Erbarmen  et  sehlagen.  Jczt  ist  Juppiler  Ilerocus 
gerächt.      Aber  der  gerächte  Gott   verladt    seine    Statte. 


10t)  llcrodot.  Vf.  fiS.  Ich  habe  in  den  Tommmiatt  Hpro- 
doli  t,  ji  iV«  —  2iy.  zu  «»w*-isri>  «^ '  ucl't  ,  il.iis  ,  il.i  in 
de  ms«  lt).  n  Könutabausc  tli»-  CapeMc  riaea  H  ros  genannt 
»ml  ,  .)ii(i|iiu  r  Hi  ■  lins  den  als  Renate  grnommen  *sr, 
jener  HeruN  iber  ata  I  ir     nVhn  man  re<  iilr  nicht,  dafit 

•s.urj  in  Ömchcnl.ind  und  Koni  ui  -|>i  anglich  «iic  r-. 
1«  i  *dn  n);  f<  raer  .  dafr  In  id«  Juppffer  and  der  ikro»  im 

BulVauiue  iure  Cuyellen   und   Bilder  Im 


5j6 


er  zieht  mit  den  Griechen  fort,  und  wird  nun  als 
gott  im  Hause  des  Sihenelus  angesehen ,  welcher  die»« 
Gnadcnbtld  des  Trojanischen  Königshauses  als  Raffen* 
beute  mit  sich  genommen  hatte  ,02). 

Aber  nicht  blos  über  eheliche  Treue,  auch  übe? 
Freundestreue  wacht  Juppiter  Herceus.  AdraM, 
der  Sohn  eines  Phrygischen  Königs,  flüchiet  sich 
eines  un  vorsätzlich  begangenen  Brudermordes  zu 
sus;  er  erhalt  die  Sühne,  und  wird  als  Gastfreund  auf- 
genommen. Crösus  iibergiebt  ihm  vertrauensvoll  so- 
gar seinen  eigenen  Sohn  zur  Obhut  und  Fürsorge  «M» 
lein  der  unglückliche  Adrast  tödlet  durch  Zulall  den 
Sohn  seines  Wohlthnters  auf  der  Jagd ,  und  nuntiant 
Crüsns  zum  Zeus  xöSctpcxo«;,  l<ftitrTto<;  und  ixaiptio;.  Kr 
rnli  ihn  /.um  Zeugen  des  erlittenen  Unrechts  in  der  ersten 
Eigenschaft  an  ,  weil  der  GasüVeund  in  seinem  Haute  ser 
gesühnt  worden  ;  in  der  zweiten,  weil  er  (Crösus)  ihm 
in  seinem  Hause  Obdach  und  Nahrung  gegeben,  ohne 
zu  ahnen,  dafs  er  in  ihm  den  Mörder  seines  Sohnes 
nähie  ;  in  der  dritten,  weil  er  den  Flüchtling  als  Wäch- 
ter seines  Sohnes  auf  das  Abenteuer  ausgesendet  h»be. 
Adrast,  des  Unglticlmterns  sich  bewufst ,  der  über  ihm 
waltet,  tüutel  sich  selbst lft3). 


10*)  S.  Vir?.  Aen.  II.  506.  und  dort  Heyne.  Paus>an.  Corjo^- 
24.  5.  und  Arcad.  46.  §.  2.     Dieser  Zeus  wird  in  der  tT~ 
btin  Stelle  rttf^oi  ,  in  Her  zweiten  «f>uuof  genannt.    VefF' 
llljtr  di.s,e  Epitheta  des  Zeus  Melireres  in  meinen  Md*" 
Uiiiiu.  I.  p«  i.  -   Not.  7. 

I0J)  Ikr.Jot.  T.  3.5—  45.  Aus  diesem  erblichen  V  e  *" 
blltttif«  i  v.'tU  isi  namentlich  die  llerodotetscf*4 
Stell«  '"  >i  klaren;  worüber  ich  die  weitere  EfihlcnUM 
d-  ii  litt..  cisiben  Commentationoti  voi  beballen  mni"'*' 
Der  l    i  .  u  .  du  zwischen  dem  Freunde  i' <£•**»)  un^ 

di.ni  u>  't)  statt  fand,  ging  nun  auch  auf 


5-    7- 
Zeus   des   Phidias   als    Hellenischer   Kö- 
nig und  Goll'Vatcr.    —    Die  Olympischen 
Spiele. 

Wir  haben  gesehen  ,  dafs  alle  diese  Begriffe  :  Zeus, 
rrr  des  Himmel*  und  der  Erde,  Vater  der  Götter  und 
tuschen,  Honig  ,  Beherrscher  der  Natur,  Onell  alle» 
hens,  Ursprung  aller  Ordnung  und  alle?  Rechtes,  in 
in  Liedern  und  Tempeln  bedeutsam  genug,  bald  ro- 
r,  bald  feiner  angedeutet  norden  waren.  Aber  das 
bhaflige  Abbild  des  Zeus,  die  sinnliehe  Erscheinung 
s  ganzen  Vereins  jener  Begriffe  fehlte  noch  —  der 
'ieche  wollte  und  sollte  nun  auch  seinen  Gott- Vater, 
e  er  war,  lebendig  vor  Augen  sehen.  Uud  dies  bc- 
u  I. stelligte  Ph  id  i  as. 

„Also   sprach,    und   winkte    mit   schwarzsehen    Brauen 

Krön  ton ; 

Und  die  ambrosischen  Locken  des  K-mijjes  wallten  ihm 

vorwärts 

Von  dem  unsterblichen   Haupt;  es   tr Lunten  die   Höh'a 

de*  Olympos"  «>*.. 

i  diesen  Worten,  worin  allerdings  die  BfW?i  Hauptideen 
>n  Zeus,  als  Herrn  der  Natur,  andrerseits  als  König 
'd  Gebieter  der  Götter  und  Menschen,  liegen,  hallen 
*",  nach  einer  bedeutsamen  Sage,  die  Entstehung  die- 
s  Juppiters  durch  Phidias  zu  suchen.  Dieser  Ge- 
ahrung    windende   Zeus    —    Zrv(    in  ivtvav  j 


Begriffe  vom  .lupptier  öbrr.  Daher  ruft  hier  Ortfsus  den 
irjtftic;  bU  Zangen  verteilter  Jj«Kdt;i-iii»>,sr  risrhaft  an. 
Fi  rund    im  rnseren  *»inne    war   er   nicht  gewesen.       Ich 

Ji.tliL  über  die>e  Unterschiede  die  nörliigi  n  Bt  lege  in  den 
Mt-hitii'in    f.  p.  •?  und  IS.  Aoi.  7  uud  11.  gegeben. 

Iliad.  1.  52»  iF.  nach  Von*. 


5aS 


ein 


der  gnädig  auch  ganzen  Nationen  zuwinht  und  sie  hnl 
voll  anblickt  —  dieser  Zeus  ward  nun  da$   vorzugli 
Abbild    des    Gottvaters  am   Hauptorte  der  Panbe 
ni  sehen  Spiele,  zu  Olympia.      Diese  Sj 
in  aller  Heroensieit   ein  Sohn    des  Juppiter   und 
mg.     von   Juppiter    eingesetzt.     Hercules    und    P 
lops  10») ,  gestifter.  Das  sollte  Hercules  der  Idäer,  rin 
derDaculcn,  gewesen  seyn  ,  also  einer  der  Sterngcnii 
aus  dem  Lichtsystem  der  Samoihracier  und  HleinSMJt 
einer  der  Trabanten  des  grofsen  Zeus  auf  dein  Scheit 
punhte  des   Himmels    —     mit   Einem   Wnrle ,    II 
der  S  on  n  en  s  o  h  n  ,    der   Kämpfer   im  Licblstreitc.  der 
Nachfolger  des  Persen*    vunChemmis,    wo    man  i 
%vl  Ehren  auch  Jahresspiele  —  Segensspiele  !• 
rodot.  II.  91.    s.  oben   I.  Th.    p.  329  f.    und    II.  p. 
■wann  Hercules,  des  Juppiters  Sohn,    den  Scheitelpunkt 
des  Himmels  als  ein  rüstiger  Kämpfer  im  Thieikn 
Itampft    und    erklimmt   h;itte ,    wann    die    gereiht- 
gereilte  Erndte  brachte.       Zu    Olympia   sollte   de- 
nach    Juppiter   einst  selbst    mit   Hercules    ge» 
Ben  m)  ,    wie  dort   Jacob    mit   Gott.       Hier,  halte  c 


JOS)  S.  He  rodot.  VI.  127-     Piuisan.  V.  cap.  1.  2.  3.  VI 
Schobast.  Pindar.  Olyinp.  I.  144.     Anollodor.  II. 
daselbst  Heyne.     Es  kann  meine  Absicht  nicht  seyn, 
die  Sageufülle  von  diesen  Spielen  liier  einjugehen.    t     ' 
die  Perioden  dieser  Anordnungen  und  Über  d.is  pi 
Gewicht    derselben    auf   die    Verhältnisse    verscbicdvi 
Königreiche  von  Griechenland    vergl.  man   Mtlller  Ai 
neu.   p.  36  und   p.  55.      Ueber  die   An  der    Frier  ». 
IS  achuci$ungcn  und  Stellen   in  meinen  Meletm.m      P, 
pa*.  4  —  6;     wo    der   ScholiaSI.   ad   Aristid.  sagt 

also  von  Hercules  gestillel  wegen  des  Felop«. 

106)  Tieu.  in  Lvcophr.  v«.  662  sq.  p.  724  Müller.     JJ 
i  aj-ric,  (  nanilich  'ü, 


rlops ,  welchem  Zeus  verliefen  das  Scepter  und  damit 
inigsrccbte  und  Künigsninclil  (irxf^Tgoy  t;o'£  Stu.ioTou), 
YVngenrennen  die  Tochter  des  Oenomaus,  die  Hip- 
damia  ('iTiTrooauecu  ,  die  von  den  gebändigten  Rossen 
n  Namen  trägt  ^  ,  errungen  lü7)  ,  und  war  dadurch, 
rbe  des  reichen  Peloponnesus  geworden  v-). 


tv  'OAv^T/a.  Die  Thaten  des  Hercules >  als  geglaubten 
Stifters  dieser  Spiele,  waren  auch  an  dem  berühmten 
Timpcl  des  Juppiter  zu  Olympia  angebracht  (Siebenktta 
Über  den  Tempel  und  die  Bildsäule  des  Juptter  zu  Olym- 
pia pnj*.  39.  Völkel  pag.  öl  (T).  Bekanntlich  streitet  man 
Über  dm  Sinn  der  Lucalbenennune,eu  von  Pisa  (IT"?«; 
über  diesen  Namen,  in  welchem  Einige  *iet x ,  wasser- 
reiche Ebenen,  finden  wollten,  s.  meine  Melelemm.  1. 
p.  ly.)  und  Olympia  <  s.  LarcherTabl.  geogr.  zum  lle- 
rodot.  Tom.  VIII.  p.  3,u0  und  4i-i.).  J-?ie  anschaulichste 
Vorstellung  von  diesen  Oenlichkeilen  gewähren  Charte 
undPInn  des  Barhte  duBoccage  zu  der  neuesten  Ausgabe 
der  V'oy.  d'AnacbsrS.  nr.  29  und  n  r.  30.  mit  deu  Nach  Wei- 
sungen aus  den  Ahm  in  der  Analyse  des  cartes  p.äbsq.; 
womit  du-  Resultate  von  Fauveli  Untersuchungen  an  Ort 
und  Stelle  in  Pouquev.lle's  Reise  durch  Morea  und  Al- 
banien (Leipi.  von  Müller  1.  pag.  88  —  90.)  verbunden 
werden  müssen.  Die  historischen  Perioden  dieser  Frier, 
und  wie  sie  erst  denen  von  Pisa  eignete  ,  nachher  weit 
der  HeraHMf  mvanderung  ein  Beeii/tuum  der  Eleer  wur- 
de (Müller  Aegine.it.  1.  I.)>  gehören  nicht  in  meinen 
mythologischen  Kreis. 

107)  Scliol.  Pindar.  Olymp.  I.  111  -  127.    Hygia.  fab.  2J3. 

tOS)  Wer  obige  Ansicht  der  Olympischen  Spiele  au  ajtrono- 
misch  finden  sollte  ,  der  nuige  bedenken ,  dafs  ifh  die 
andern  Bchachtmigsarlen  damit  nicht  ausschliefen,  dai» 
ich  aber  den  Zeus  hier  als  panlit  llenischcn  Ns-i 
tur-  und  Bundesgott  deutlich  machen  will.  Iflfl 
nmfsie  also  die  oben  (Th.  I.  p.  329  [f.  471,  743.  und  IL 
pag.  201  —  20S.)  anfeinliffteai  Faden  hier  weiter  fort- 
fahren. 


IL 


i 


55o 

Diese  ahen  Jahres*piele  sanctionirten  nun  C« 
gebcr  und  Alle,  welche  sich  zum  Hch • nenbundc 
ten;    sie  wählten  aus  ihrer  Mitte  T.       ■  .    Ritl 

■welche,  auf  dem  Markte  zu  Ulis  versammelt,  üfcer 
Zweck  und  Absicht,    über  Ordnung  und  Zucht  bri 
ser   Feier  wachen   mufsien.      Von   ihnen    ontp' 
Hellenischen  Jünglinge  und  Männer  d<  BS  '•'h 

wenn    sie    in  tüchtigen  Ha'mpicn    und  Ucbungen   »ick  »H 
ürdige  ISachfolger   erwiesen   v*<u   den  alt*  -sin- 

nen, welche  Jahres»egen  und  Heil,  bür^t-i  liehen  V 
und  liecM  gegründet,  und  den  vaterlaiultsriien  Beta 
>ei  ihiituigt  hatten  ,  sie  selber  nur  iNacbeiiarrr  de* 
j  i  " fste  n  Va  te  rs.  Dieser  war  der  erste  Kample 
über  die  finsteren  Erdmachte  ,  über  die  Titanen  und 
Giganten,  der  erste  Ringer  zu  Olympia  gewesen.  liaVicr 
muffte  er  auch  der  erste  (der  bmmlische)  de  lauodike 
st-yn,  und  dazu  pafste  nun  ganz  ihe  Homerische  I*iee 
des  gnädig  gewährenden  II  rrn  »1  e  r  Natur. 
Da  safs  er  nun,  Ton  Ph)di<n>  (  ^chafien,  am  finde  der 
Altis  in  seinem  Tempel  in   kolossaler   Gestalt  !0),    die 


10y)  Von  rinem  wildm  Oelbaum  in  der  Altis  zu  Olymp», 
cTt'^2v«(j  ftt  mordtou  (s.  die  5>ull*n  in  meinen  Mtleieuim. 
I.  p.  4  sq.'. 

ItO)  Ueber  Tempel,  Thron  und  Bildsäule  lese  man  nach: 
Böiiiger  Andeutungen  p.  94.  Vfi  I  ke  I  a.  a.O.  p.£0ff. 
p.  125  ff.  Sieben  kee  s  p.  100.  J  o  e  tke  n  de  Phidiae 
Jovp  Olympto,  Goetting.  lBlu.  Maren.  Haus  Saggio 
sul  teinpio  e  la  statua  di  Jove  Olympio  ,  Palermo  1MI. 
und  rx-sonders  (J_natreuiere  df  ^uincy  le  Jupiter 
Olympien  p.  256  sqq.  p.  2t»H  sqq.  und  dazu  die  Kupfer- 
tareln  nr.  XI  —  XVII.  —  Ueber  die  unzahligen  Dmb 
inale  in  dem  heiligen  Haine  i.  Altis)  vergl.  n.an  Jacobs 
Ober  den  Ktichtlnim  der  Griechen  an  plast.  Kunstwerken 
p.ig.  3>  ff.  Daft  übrigens  Zeus  siiz«n«i  vorgestellt  war, 
bezogen  Einige  allegorisch  auf  die  Festigkeit  seiner  Macht 
(fcuidas  ia  ZtJf  II.  w.  5  Küster.). 


55 1 

oberen  Thcile,  Haupt,  Hals,  Brust  nnd  Oberarme,  in 
grofsartigen  Formen  hervortretend ,  die  unteren  Theile 
durch  einen  wallenden  Mantel  verhüllt,  in  Bekleidung 
und  reichen  Attributen  mit  höchster  festlicher  Pracht, 
aut  der  rechten  Hand  die  Siegesgöttin  —  N/xi;,  welche 
ihn,  den  ersten  Sieger,  selbst  bekränzt,  in  der  Linken 
den  Sceptcr  mit  dein  HuoißsfOgel,  dem  Adler,  auf  der 
Bpitse  **')  ,  umgeben  fOÖ  «■)«?»■  Huren,  den  Jahreszeiten 
und  Orduungsgeuicn  "^  ,  so  wie-  von  den  Grazien;  zu 
seinen  FuT&cn  die  gehcimnifsvoUen  Sphinxe,  in  seinem 
göttlichen  Angesicht  leiblich  aussprechend  die  drei  höch- 
sten Kigeuscli. <lti  n  ,  Macht  ,  Weisheit  und  Güte;  Macht 
im  Ganzen  des  Kopfes  ,  in  dem  mächtig  emporstreben- 
den und  wellenartig  hernbMiefsendcn  Haupthaar;  NV  eis- 
heil in  der  edlen,  grofaeu  Siirne,  deren  Augenbraunen 


ilt)  Pindar.  Pvth.  L  10.  —  Diesm  Juppiter  als  Sieger  auf 
seinem  Throne,  auf  de*  Richten  die  Nike  haltend,  die 
ihm  den  Kranz  darbeut  ,  zeiijt  der  rlollSCDtlitt,  den  ich. 
ob*  n  p.  46-1.  habe  beifügen  lassen.  Andere  Darstellungen 
des  Zeus  liefern  die  bcid«  n  Gemmen  aus  der  Stoscbi- 
sehen  Sammlung ,  die  auf  unserer  Tafel  V.  nr.  3  und  4. 
copirt  bjnd. 

112)  Ein  schönes  Fragment  des  Archvtas  hf im  Stobüus  Serm. 
XU.  p.  2b(J  sq.  belehrt  uns,  dal»  Juppiu-r  als  Anordner 
der  Jahreszeiten  und  Nalurordnung  aucl«  ■  :  ;  biefs.  Er 
redet  vun  dem  Laure  der  Sonne  durch  den  Tbierkreis, 
und  wie  dadurch  Leben  und  Nahrung  der  Erdbewohner 
möglich  werde,  und  setzt  dann  hinzu  :  t*X*%)  «h  wfiaf 
Ml  tUth  -av/9X|va?a^vü;.  &t&  xai  p  l  (l  t  e  c  xji  v*. 
tlffi  :  ;   '/.tj^   v.u/ttrn,  v.u  vcutC^   o   IfSM^Uw  rJLf  r^c^ja,   ts~z 

mim.  Hier  haben  wir  also  tltn  alten  N'alurgott  auch  als 
Hirtin  und  Nährer  der  Scbaafe  wieder.  —  Davon  unter- 
scheide man  den  ZsJ;  Kt/Mtiei  oder  auch  wohl  Najufrift 
vun  Locris.  und  Argolis  (Thuc)d.  III.  y6.  Pausan.  II.  30. 
Ä.  und  Steph.  Byzant.  j>.  5s6  Merkel,  und  dazu  die  Note 
Ober  die  verschiedenen  Formen  dieser  Locslnamen'. 


53i 

Gewährung  winken ,  der  Thetis  dort  und  hier  dem  Preis« 
Bewerber  und  Sieger;  Güte  in  den  sanften  Zügen  oa 
den  Mund,  Abo  in  Wahrheit  eine  höchste  Gott- 
heit in  Menschengestalt  für  den  Hellene: 
euch  für  den  frommen  Römer  noch,  wie  der  grob* 
Paulus  Aemilius  lühite  113). 

§.    8. 

Zeus  der  Olympische   und  Panhellenische. 

Um  nun  die  Vorstellung  des  Olympischen  Jop* 
piters,  so  viel   in   der  Kürze  möglich»  deutlich  zu  ma- 
chen, will  ich  vorerst  von  diesem  Manien  ausgeben.    Er 
rerrath  uralte    Verehrung   der   Berge.      Wir  blicken 
uum  Lycaischen  Höhengolt  zurück ,    von  dem    wir  oben 
ausgingen.       Hier  begegnet  uns    Pausanias    (  ArcaJ- 
XXXV  III.   i.)  als  Führer.      «Zur  linken  Seite  des  Tem- 
pels  der   Uespoena,   sagt  er,    ist    der  Lycäische  Berg, 
den  sie   auch  Olympus    nennen,    und  andere  der 
Arcadier  die  heilige  Höbe.     Sie   sagen,    Juppi- 
ter    sey    darauf  erzogen    worden».      Will  man 
nun   auch  sagen:    das  waren  Arcadische  Legenden,  wo* 
durch  die  Landesbc wohner    ihre   Berge    zum  höchsten 
Goli ersitz  steigern  wollten,    wie  sie  auch  ebendaselbst 
von  einem  Arcadischcn  Greta   sprechen    —   so   will  ich 
dies  zwar  nicht  in   Abrede  sielten;    aber,   um   jezt  Ton 
Crela  zu  schweigen  ,  so  beweisen  doch  schon  die  Home- 
rischen Bi-schreibungen  des  Olympus    hinlänglich ,   dafa 
die  älteste  Volksmeinung  das  Olympische  in  einem  sol- 
chen Sinne  nabln,  dafs  man  nicht  wufstc,  oh  von  hirara- 


113)  Livius  XLV.  flK;  —  „.Tovem  velut  prieienten 
iniutns,  motus  animo  est.  Itaque  haudsecusquam 
li  in  Capiioiio  inimolalurus  csstt ,  sacrificium  ampliua 
soll  tu  apparari  jussii. " 


533 


jschen  Bingen  oder  von  Bingen  auf  Erden  die  Rede 
ar;  unl  Homers  Olympus  scheint  manchmal  in  höhere 
äume  über  den  Wolken  versetzt  (  s.  die  Nachweisun- 
en  oben  IL  p.  462  f.).  Das  uralte  Wort  *0?.u(i?r[><;  hatte 
eben  die  glückliche  Unbestimmtheit  einer  Bedeutung, 
die  dem  Naüonalgcfühle  gemafs  Irdisches  und  Himmlisches 
vermischte.  Daher  allenthalben  Olympi,  Götterberge; 
pnd  wenn  auch  Einige  nur  sechs  nannten  (Seholiast. 
Apollonü  Arg.  I.  5()^.),  so  wollten  Andere  noch  von 
mehreren  wissen.  Es  waren  gewöhnliche  Hochgebirge, 
«Ären  Gipfel  sich  in  den  Wolken  verloren.  Dies  gilt 
namentlich  von  dem  Phrygisch  -  Mysischen  (Keciscc- 
daghi ,  wie  er  jest  heifst ;  man  lese  die  malerische  Be- 
schreibung des  Sestini  il*)  ;  nicht  minder  von  dein  zwu 
•eben  Thessalien  und  Pieria  ,  wo  die  Natur  in  grofsartt- 
gen  Zügen  sich  den  Naturmenschen  noch  heut  zu  Tage 
kund  thut ,  und  wo  die  Fülle  der  Bergwasser  und  die 
reichste  Mannigfaltigkeit  der  Vegetation  an  die  verbor- 
genen Kräfte  der  Natur  mächtig  erinnern  1(5).  Dieser 
im  Stammlande  der  mächtigsten  Hellenischen  Stamme 
gelegene  Berg  ward  nun  durch  das  grofse  Nationalepos 
vor  allen  andern  verherrlicht ,  und  mit  ihm  Juppiter, 
dessen  Verehrung  von  Alters  her  in  Thessalien  allge- 
mein war  1M).     Aber  Elis  in  Südgriechenland,  wo  mäch- 


tig) Voyage  Jans  Ja  Grece  Asiatique  XVIII.  pag.  143  sq.  — . 
Stellen  der  Alten  über  diesen  Olympus  s.  in  meinen  Mi« 
storr.  antiqq.  frdgmm.  p.  177  sqq. 

115)  Man  s.  Stuart  bei  Bartbelemy  Voyajr.  d.  j.  Anachars« 
II L  pag,  384  sqq.  ed.  stereotyp.  Paris  1617.  Vergl.  Über 
diesen  Thessaliscben  Olympus  Larcbtr  zum  Herodor. 
Tom.  VIII.  pag.  38y.  und  Heyne  zu  Jliad.  I.  vs.  494  sqq. 
(Excurs.  VIII.  p.  1S7.) 

Jlu)  Daher  wollte  Havercamp.  Dissert.  de  liter.  graeep.  for- 
ma in  numis  pag.  275.  eine  lYIUnzcngattung  mit  dem  be« 


53-4 

tigc  Fürsten  Ton  allen  Zeiten  Jahresspielc  angeordnet 
hatten ,  mufstc  auch  seinen  Berg  Olympus  haben  (Seh* 
liast.  Apollon.  Bhod.  1.).)*  Auch  auf  dem  Thessalisckes 
sollten  Olympische  Spiele  ('OXvu.7iia)  gefeiert  worde* 
seyn  (ibid.)*  —  Alle  diese  Berge  und  Alles,  was  um  sie 
her  -war  und  geschah,  umstrahlte  nun  in  <ler  Yolksan- 
schauung  eine  himmlische  Herrlichkeit  —  die  Berge 
waren  selbst  zu  Göttern  geworden,  wie  Amanns  der 
Yorderasiaten  ,  wie  Meru  bei  den  Indiern.  Auf  ihren 
\n  Wolken  gehüllten  Gipfel  verbergen  sie  die  Ge- 
heimnisse der  Gotterzeugung  und  Göttergeburt.  Dock 
im  Volksdienst  der  Griechen  mufste  der  mystische  Ka- 
turinstinet  einem  helleren  Bcwufstseyn  Platz  mache«  ,ß). 


krSnzten  Juppiterskopf  und  mit  der  Beischrift  FA.  nach 
Alea  in  Thessalien  ziehen.  Andere  vei  weisen  sie  zu  den 
Faliscern.  Jezt  wird  sie  den  Eleern  mehrentheils  zage- 
eigtiet  (Vöikel  Ober  die  Bildsäule  des  Jupiter  p.  t37.  aad 
Mionnet  Recueil  d.  Medaill.  T.  1.  p.  49.  p.  98.  vergl. 
tab.  LXXI1I.  nr/2.). 

XU)  Dafo  der  Satz :  die  Berge  sind  Götter  (s.  oben  Th.  I. 
p.  158  f.)  auch  bei  den  Griechen  Eingang  gefunden ,  und 
dafs  namentlich  der  Olympus  mit  Bezug  auf  Juppiter 
eine  mystische  Topographie  gehabt  hat ,  möchte 
wohl  nach  d**i ,  was  wir  oben  von  der  Dodon&ucheo 
Eiche  gehört  haben ,  nicht  unwahrscheinlich  seyn.  Dafs 
aber  dieser  Götterberg  selbst  zum  Zeus  geworden ,  da« 
von  will  ich  einige  Spuren  nachweisen.  Bekanntlich  wird 
im  Homer  von  Beugungen  (ttv'x'S  heißen  sie)  des  Olym-< 
pus  geredet.  Im  zwanzigsten  Gesang  der  lliade  vs.S.  wird 
besonders   von  einem  Haupt  des  vielgebogenen 

OH*inpUS  (xjare;  —  OCk'Ju-rsto  ro  A.yrr  u'^ov)  gesprochen. 

Die  ganze  Stelle  hat  etwas  Besonderes.  Alle  Flösse  («- 
Taust";  und  plle  Nymphen  müssen  zur  Versammlung  kom- 
men ,  die  auch  diesui »'  außerordentlicher  Weise  von  der 
*Themis  zusammenberufen  wird,  weil  dieser  Götter- 
yereiu ,  wie  ein  AusJeger  bemerkt ,  die  höchste  und  leiste 


535 

ie  nähern  sich  den  Persern   mehr,   die  auf  der  Berge 
»ipf'ul  opfern  und  beten ,  und  den  ganzen  Unikreis 


gaset!  liehe  Entscheidung  geben  soll  (Schol.  Ve- 
jict.  ad  vs  -l.j,  Uhr  gab  es  nun  (Ur  dje  Erklärer  zwei 
Wege  Einige  oHrlt»irit  n  die  Stelle  als  fremdartig  dem  Ho- 
rn<.iJ-.chf n  Epos  <s.  Heyn.  Obs*  adh.l.);  Andere  legten 
»ie  in  beueut- amen  Beziehungen  au*.  Diesen  war  hier 
der  Ulynipus  dt r  Weltgeld  Juupiicr  6ellisl.  Dau  Haupt 
di  s  Berge«  war  al*o  itappitert  Haupt,  und  die  Vielen. 
Buchten  {vrvym)  iit\  Olympus  waren  die  acht  Himmels- 
spnaren  ,  einacbJtcJkjloh  dir  einen  fixen,  unbeweglichen 
(  Eustalh.  ad  I.  1  ).  Uafs  Uie  Theologen  nun  tuen  diese 
Seite  des  Olympischen  Juppiters  als  Wellrichters  aus- 
gebildet li.utt  ii  ,  lafst  sich  kaum  bezweifeln.  In  einem 
Orphiscbcn  Fragment  (nr.  II.  pag.  4iQ  seq.  Herrn.)  ,  wo 
von  dem  Schauen  und  Erkennen  Goltes  die  Rede  ist, 
werde  11  die  miyd  neben  einer  Wolke  t.vttyv,  als  die  Hin- 
dernisse genannt,  w.nuiii  (Ha  .Menschen  ujs  Wallen  der 
Gottheit  nicht  durciisciMiieu  koiinc.i  (  vs.  20.  21.).  — 
Homerisch  würde  die»  ,  nach  üllegorischer  Auslegung 
(s.  vorher,  beifsen  :  In  die  Schluchten  des  in  V\  Otiten 
gehüllten  Olympischen  Gipfels  dringt  kein  Sterblicher 
ein.  Dort  versammelt  Themis  die  Versammlung  der 
Götter,  die  im  Verborgenen  das  Gesetz  geben.  Nun 
werden  auch  Fähen  und  verschlossene  Rollen  Juppuers 
um  Bezug  auf  dessen  Richtersprliche  genannt  (s.  das  Frag- 
ment aus  Euripjdes  Melanippe  und  daselbst  Valckcnaer 
Diatrib.  pag.  185.),  und  das  Schauen  des  Zeus  in  d  esa 
Geseizesrollen  war  fast  sprichwörtlich  geworden  <s.  eben- 
daselbst). Eine  kosmisch-  mysteriöse  Legende,  wie  Zviis 
einst  die  Here  mit  goldenen  Ketten  gebunden  und  mit 
eisernen  Ambofsen  beschwert  habe,  wird  aus  einem 
Buche  des  Ilellanicus  angeführt  ,  welches  d-  r  einzige 
Schriftsteller,  der  es  Renal  ,  Dios  polyiychia  betitelt 
(s.  Pulgent.  I.  2.  p.  631  Staver.).  Man  hat  gtraflnn 
r«*vix,  go  dafs  das  Buch  von  Jen  vielen  Kindern  Jupjdters 
gehandelt  hatte.  Sturz,  der  die  noch  kühnere  Aenderung 
•v  A;:'{  $><).o>.cy;<f.  des  Gyraldus  llistor.  Deorr.  p,  1  li*.  gar 
nicht  anfuhrt,  vectheidigt  die  gewöhnliche  Lesart.     Dann 


55Ö 


des  Himmels  Zeus  nennen  "*).       Des  Himmel 
Umfang    ist    dort   der  Thftten  kr-910   de»  Orzuuzd  ,r 


Buch 


wäre  es  ein  Buch  von  dem  mannigfaltigen  Geschick 
Zc.is  gewesen  (ad  Hellnn.  p.  7>.).  Ich  «lachte,  du* 
wäre  betitelt  gewesen  A6;  tcAutt  «X'a-  Leineret 
hat  noch  mehr  Auetoritat  als  jenes,  das  gar  leeine  hat. 
Alsdann  enthielt  es  eine  Erklärung  des  vielgebogenen 
Olympus  ( xokuirrvyjHi  'OXv(xtg\j  )  —  aber  des  Olympus« 
Zeus.  Denn  mit  Einem  Worte:  Es  gab  eine  Anseht, 
wonach  der  Olympus  dem  Griechen  eben  so  wohl  ein 
Gott  war  ,  wie  der  Berg  Argaus  den  Cappaduciern  (s.  das 
pben  Angeführte).  Nach  solchen  Vorstellungen  werden 
heilige  Berge  zum  lebendigen  und  kbendi  ^machenden 
Gott  selber.  In  der  Sternenschrift  des  Himmels  ist  d*« 
erste  Gesetz  gegeben.  Themis  und  die  Hören  bewahr«  u 
eil,  und  versammeln  die  Gölter,  und  weisen  sie  hin  auf 
die  siderische  Satzung.  Das  zweite  Gesetz  wird  geget 
auf  des  Olympus  Gipfel.  Seine  lichte  Hohe  ist  für 
Menschen  in  Wolken  gehttllt;  in  seine  Untiefen  M 
kein  sterblicher  Fuls.  Juppiters  Winken  ist  des  Geseti 
Ausdruck.  —  Aber  dieses  Bewegen  seines  H<ttipte8  er- 
schüttert die  Olympische  Burg;  und  unter  Donner 
Blitz  werden  seine  Gesetze  verkündigt.  Wenn  aber 
sts  den  Israeliten  vom  Gesetzesberge  Sinai  steinerne 
fein  bringt,  so  werden  dem  Griechischen  Volke  0 
pi^ehe  Rollen  aufgeschlagen ,  bereitet  von  der  Haut  der 
Ziege  Amalthea ,  die  mit  himmlischer  Milch  den  Gott 
der  Gesetze  Erzogen.  Was  diese  Rollen  tu  ihren  vielen 
Falten  enthalten  —  das  Gesetz  der  Natur  und  des  Gei« 
stes  —  das  ist  A<;;  *eAuTTu^/a,  und  wunderbare 
oft  rathsclhaften  Inhalts. 


i  am 

| 

itzes 

er» 

St 

e  Ta- 


US)  Herodot.  I.  131. 


r baten. 


119)  v.  Hammer  MorgenJandiaches  Kleeblatt  p.  4.   um 

Note  1.  —  Daher  Zeus  auch  T^yowipaTo;  ist  (  Eut>tath.  ad 
Odyss.  XX.  98.  pag.  124  Basi!.),  der  alle  <■><**>,  «lle  Br- 
scheinungen  des  Vogelflugs  ,  alle  Auspicia  stehet  und  zu- 
winkt.  Duhcr  ihm  der  Adler  beigesellt  ist,  der  Vogel  auf 
des  Himmels  Höhe,  aber  auch  der  Königsaur  (vargl.ebcu 


Er  durchschreitet  alle  rwfHf  Zeichen  de»  thierischen 
Kreises,  streitend,  richtend,  schreckend ,  begnadigend; 
und  ei  begnad  gt  die  Heroen  und  die  Stammkinder  der- 
selben, die  ihm  auf  dieser  Bahn  nachfolgen.  So  geht 
die  Mtrunomitche  Ansicht  des  Nationalgottes  in  die 
menichliche  und  practische  über.  In  diesem  mcnschlieli  - 
practifteben  GesamintgeiÜhl  der  Griechen  wird  nun  der- 
»tlljr  Gott  '/.um  üetobütaer  und  Vorbild  aller  Hellenen, 
und  heifit  d.iher  auch  an  einigen  Orten  der  Hellenische 
|  ii".)  und  der  Panhellenisehe  (lla«?tXi;vw^).      Wa- 

tüi  ich  waren  diese  Namen  IVüherhin ,  bei  der  Absonde- 
rung t\er  Griechischen  Stämme,  oft  auf  kleine  Bezirke 
beschränkt,  bis  nach  und  nach,  und  besonders  mit  den. 
Pertei  kriegen ,  das  NationaJgefühl  sich  erweiterte,  und 
alte  Griechen,  im  Gegensatz  der  Nichtgriechen  (ßapßa- 
f in)  ,  in  jenem  religiösen  Gesaramtnamen  beschloß.  Da 
wurden  auch  bei  Plataa  ,  nicht  weit  Ton  dem  gemeinsa- 
men Hellenengrabe ,  und  bei  einem  Altar  Zeus  des  Be- 
freiers ('EXtvEHfiom )  Freiheilsspiele  ( "EXcvöt'pia  )  alle 
1  Inf  Jahre  gefeiert,  und  der  Hellenische  Zeus  wurde 
M.n  auch  von  jedem  Griechen  ebendeswegen  als  Befreier 
{'EAwÄtpi«)  gedacht  ™). 

Wendete  sich  nun  »o  der  Hellenische  und  Pan- 
heileiiische  2eus  mehr  dem  Leben   der  Völker  zu; 


1  b>  I.  p.  3J  f.  p.  723.)*  —  Man  sagte  dann  auch:  Juppi-. 

itr  hat  (im  Adler,  zum  Zeichen  dafs  er  über  die  luft- 
diticliw.tni)ernden  Gö'Utr  (tww  diyuail|Nv)  oder  Geister 
{■wnHfttirm)  herrscht,  wie  der  Adler  Über  die  Vögel  in 
hoher  Luft  [Sttküp  Vol.  II.  p.  5.  ibiq.  Küster.). 
1,0;  ;.".i.in  IX.  9.  4.  vergl.  Mlilleri  Aeginetica  p.  155  sqq. 
—  In  diesem  Sinne  retten  auch  die  Athenischen  Ge- 
i  zu  tparta  von  Zeus  HcJIcnius,  beim  Herodot. 
1;  im«i  Mäandrius ,  der  Saraos  befreien  will,  ge-» 
•i- .ii  Z«  us  eleuiherius  Altar  und  Priestcrtbum  ( Ht* 

iuuui.  m.  ui.). 


so  ward  im  Oiym  pi  s  eben  beides  das  Natnr- 
tlas  Volksleben  Angeschaut.  In  der  Grundanschauung 
war  Beides  ursprünglich  nur  eins  und  dasselbe.  Es  wa- 
ren ja  Calendergötter  diese  Olympier ;  und  den  Zeui 
hatten  die  ältesten  Priester  aus  den  Thierhrciscn  Bahr» 
Ions  und  Aegyptcns  den  Griechen  zugebracht.  Er  Kam 
auch  zuerst  in  Thiergestalt  aus  der  Thebais.  Er  halte 
^n  sich  das  Widderzeichen,  das  Zeichen  des  Stiers;  und 
wenn  die  Fasiphae  in  Creta's  labyrinthischcn  Grotten 
nach  dem  Stiere  gelüstet,  so  war  das  eine  siderisehe 
liUst.  Es  war  das  Gelüsten  des  Mondes  nach  der  Sonne 
im  Stier,  Der  finstere  regellose  Trabant  will  den  or- 
dentlichen Bahnen  der  Sonne  folgen.  Der  labyrinthisi-ho 
Tanz  zu  Cnossus  an  Zeus  Geburtsort  legte  diese  \V» 
Itcit  fort  und  fort  den  Königstöchtern  practisch  ans  II« 
In  des  Mannes  geregelten  Willen  sollen  sich  die  .' 
fugen.  So  ward  in  alten  Religionen  vom  Himmel  dl 
Gesetz  des  Lebens  entnommen,  und  Natur  und  Geist, 
ursprünglich  Eins,  vermählten  sieh  immer  auf*  neue. 
Denn  alle  natürlichen  Klüfte  und  alle  ethischen  Acnfsc- 
rungen  liefen  in  Juppitcr  beschlossen;  und  wie  Osiris 
der  Sonnensticr  und  Pharao  zugleich  wegen  i^rsclic- 
dencr  Kräfte  und  Wirkungen  verschiedene  Benennungen 
annimmt ,  so  der  Zeus  der  Hellenen  i2i).  Abstammend 
aus  der  ungemessenen  Zeit,  aus  dem  verborgenen  Schoofse 
des  Hronus,  macht  Zeus  den Uebcrgang  zu  einer  andern, 
zu  der  begränztt  n  Zeit  lö).  Mit  ihm  werden  calendarisch 
und  naturgemäß  die  Zeiten  geordnet.  Er  geht  im  Fruit" 
hftgtriebte  des  Widders  auf,  und  thut  seine  Macht  hund 
b^ld  durch  Blitze  und  Donner  und  Regengüsse ,    bald  in 


i2l)  Jamblich.  de  myslcr.  Ar^yplt.  VIII.  .1.    p.  15.1.   r»iW 
le'a   Note.    —   «ÄÄaj  bt   uA'.aj  b\jvü>*u$  t»  kj 
\Aitxt,  ty  i. 

±22)  Ariblotel.  de  mundo  VII.  4.  p.  312  Kapp. 


" 


Ilhcrischer  Heitcrlteit.  Durch  beides  giebt  er  Früchte 
und  Nahrung.  Darum  beifit  er  ä.uT(iu-xuiin;  und  (Wv- 
•tBiüc  und  «tijfioi;  oder  aiSnuoq  und  xtpavvio^  xiuditnoi; 
und  tnixdoitio$  auch  r^). 

So  war  es  also  ganz  im  Geiste  der  alten  Ileligiuns- 
begriffe,  wenn  spjiicrhin  der  logisch  sondernde  Verstand 
cini  n  elcmentarischen ,  einen  psychischen  und  einen 
pragmatischen  Juppiter  unterscSied.  Danach  Mar  Zeus> 
elementarisch  (axot^tiotxwu)  die  reine  heitere  Himmels- 
luft  und  die  obere  Hemisphäre;  psychisch  (tjrvgustff} 
•war  er  der  Geist  (  v uv,  )  ;  pragmatisch  (7rpayu.aTtxci>^) 
endlich  war  Zeus  der  König  12*).  Das  Alles  war  er  wirk- 
lich und  ursprünglich  dem  Griechenrolke  gewesen,  und 
der  Glaube  religiöser  Griechen  empfand  fortdauernd 
dies  Allc9  willilich  ,  wenn  ihr  Mund  den  Namen  Zeus» 
dl  er  Olympier  aussprach. 


$•     9- 


Zeus,    der    vergötterte   Mensch. 
System  des  Euhemerus. 

Es  ham   eine   Zeit,    wo    jene    altreligiöse    Denkart, 
>relchc   gewohnt    gewesen   war,    alle  jene  natürlichen, 


123)  Ibid.  Daher  auch  Zeus  mit  einem  Prucbtborn  und  mit 
einer  Schalle  vorkommt  ( Winckelmanu  Descrtpiion  d.  p. 
gr.  du  cabinet  de  Stosch  p.  46.).  Auch  wurde  Juppiter 
als  Gebieter  der  Winde  und  Beschützer  der  Seefahrer 
gedacht,  und  in  dieser  Hinsicht  ZeJ;  tugMf  genannt,  wcl» 
eben  Gott  Cicero  tWrrin.  IV.  57)  auch  Imperator  nnint. 
.Andere  haben  eine  andere  Bedeutung  in  ofgret,  suchen 
Mulkri  (  s.  Jablonski  Op«i»cc.  p.  72  sq.  mit  Te  W'jler'a 
Xote).  —  Juppiler  ifarttf  (ptuviu«)  sollte  auf  dem  Gebirge 
Tmolus  seine  GeburlssUlte  haben  (Job.  Lydus  de  mens», 
p.  M»  >. 

12 1>  'AMtflopat  qyopwnw  5iw> ;  in  meinen  Meletemm.  Part.  I. 
P.  -13    Sq«l. 


sitstichen  «nd  rechtlichen  Wahrheiten  in  einem  grof**n 
fcalionalvater  Zeus  zu  verkörpern,  einer  ganz  andern 
Denkart  Platz  machen  mufste.  Nachdem  die  Philosophie 
in  Griechenland  eine  Macht  geworden,  die  nun  schon 
Jahrhunderte  hindurch  ihre  Waffen  mannigfaltig  Ter» 
sucht  hatte,  so  wurden  diese  auch  endlich  gegen  die  re- 
ligiösen Volksideen  gewendet.  Dies  war  schon  früher 
im  Einzelnen  versucht  worden.  Aber  den  Angriff  auf 
das  ganze  Religionsgebiiude  machte  erst  mit  der  gröfse- 
eten  Kühnheit  der  Cyrenaiker  Euherncrus  zu  des  Königs 
Kassander  Zeit*  Wohl  wissend  ,  dafs  er  es  mit  Griechen 
zu  ihun  habe,  einem  Volke,  dessen  Religionsglaabe  auf 
dem  allen  Epos  ,  also  auf  dem  Grunde  der  Sage  beruhete, 
griff  er  die  Sache  historisch  an.  Da  wufste  er  denn  sei- 
neu  LaudsJeuten  zu  erzählen  T  wie  er  viele  fremde  Lan- 
der durchwandert  und  unbekannte  Meere  durchsegelt 
habe,  und  wie  er  endlich  nach  manchen  Tagereisen  im 
südlichen  Ocean  auf  eine  Insel  gekommen  mit  Namen 
Panchä'a  ,  von  Cretern  bewohnt,  welche  ungeroessene 
Schütze  und  lleichthümer  besäfsen.  Euherncrus  rühmte 
die  Ordnung,  Pracht  und  Herrlichkeit,  die  er  auf  jener 
Insel  gefunden.  Sechszig  Stadien  Ton  der  Hauptstadt  ,2S) 
entfernt,  erzählte  er,  lag  ein  grofser  Tempel,  dem  er- 
sten der  Götter  (Juppiter)  gewidmet,  von  erhabenem 
Bau  |  mit  uneimefs  liehen  Schätzen  ;  darin  stand  eine 
Saute  von  Gold,  mit  den  Lebensbeschreibungen  der 
Götter,  des  Uranus,  Ilronos,  Zeus,  Apollo  und  Diana 
(als  der  Gottheiten  ,  deren  Verehrung  im  Volksglauben 
vorzüglich  ausgebreitet  war).  Hier  fand  denn  Euheme- 
rus  auch  die  Nachricht  aufgezeichnet,  dafs  diese  Goti 


I 


125)  Diese  Hauplsf.ult  keifst  hei  Diodor.  V.  42.  Pansra, 

ihre  Einwohner  nannten  sich  Schützlinge  oder  Diener  des 
Zeus  der  drti  Stamme  (Aisj  Tf i$«Uft :   s.  die  Kote  % 
Wesseling  daselbst  p.  305.), 


54 1 

allesamt  früher  Menschen  f  dafs  insbesondere 
Zeus  ein  alter  König  von  Creta  gewesen. 
Mithin,  schief*  et  weiter,  sey  allein  wahr,  dafs  dJ£  l\a- 
tur  ein  Werk  des  Zufalls,  und  liein  wirklich  von  Göt- 
tern gebildetes  Wesen  sey.  Denn  die  Bewohner  jener 
Insel,  die  Verfasser  der  Lebensbeschreibungen,  seycn 
eben  Philosophen,  aus  Creta  abstammend,  gewesen, 
die  folglich  das  Alles  aufs  genaueste  gewulst  hätten. 

Dafs  Euhemerus  angebliche  Entdeckung,  dis  er  in 
einem  eigenen  Werke,  Upot  dvceypcn^nj  betitelt  li6),  nie- 
derlegte, nichts  ganz  JVeues  war,  JäTst  sich  nicht  bc- 
Bweifeln.  Er  hatte  selbst  eine  alte  Sage  benutzt ,  die  una 
Lucianus  mitgethcilt  bat  i£7).  Auf  der  Insel  Creta,  mel- 
dete sie,  sey  Zeus  begraben.  Auf  dem  Grabe  stehe 
eine  Säule  mit  der  Inschrift:  *Juppiler  werde  nicht  mehr 
donnern,  denn  er  sey  längst  gestorben».  Gegen  diese 
Sage  suchten  sich  freilieh  manche  Altgläubige  dadurch 
xu  wahren  ,  dafs  sie  behaupteten  ,  es  fehle  in  dieser  In- 


126)  S.  Cicero  de  N.  D.  L  42.  p.  i$l  unserer  Ausg.  und  die 
dort  von  Davits  und  mir  gegebenen  weiteren  Nachwei- 
sungen;  femer  Potyb.  ap.  Sirabon.  p.  i6d.  Plutarcli.  Mo- 
ral, p.  SSO.  Diodor.  ap.  Euseb.  P.  E.  p.  49.  Vtrjl.  oben 
Th.  I.  p.  SOS. 

127)  Luciani  Juppit.  Tragoed.  Tom.  VI.  pag.  579  ed.  Bip. 
tttrft  oi  y  «t  K^-ijt^j  njr.ovrs;  aikka  *jixiv  ifffrityroty  raoej  tni 
*üSt  iti'wjfSji  i  Hai  evifk^  i^icrüsjtt  hjXaüm  x>$  cjxi'ri 
/Jj>  »  vt*jV  ••  tv  «  v  o  Z  «  J  ,-,  T.Svte«;  n/'Äai.  Auch  Ci- 
cero de  N.D.  1IL  21,  wo  er  von  den  drei  Joves  spricht, 
führt  den  dritten  so  an:  Tertium  Cretensem,  Saiurni 
ftlium  ,  c  u  j  u  s  in  i  1 1  a  i  n  s  u  I  a  sepulcrumosten- 
ditur."  S.  dort  die  Nachweisungen  von  Davits  p,  5SS 
uns.  Ausg.  Hiermit  verbinde  man  die  Stelle  des  Grego- 
rys von  Nazianz,  die  ich,  so  wie  einige  andere  Data,  im 
ersten  Bande  der  Meletemm.  p.  44.  gegeben.  Mt-hreres 
im  vierten  Tkeile  der  Symbol,  (p.  461  der  erbt.  Au*g.) 


schritt  ein  Wort ,  und  statt  xov  Ataq  xafoq  habe 
heilten  und  müsse  es  beifsen  Mifoo;,  tov  A«o£  to'^t, 
«].  i.  Grab  Jos  Minos  ,  des  Sohnes  Juppiters.      -Aurb  rler 
berunmto    Callimachus  ,     am    Hole    der    I'tolt  inaer  *u 
Alexaudrien   lebend  ,   widersetzte  »ich  dieser  Kul.< 
itücheu  Ansicht,,   die  auch  in  dcrThat,    obwohl  so  fein 
und  kunstreich  ausee?ponnen  ,  doch  nie   zum  hen 
den  V  «j  1  ksp  1  a  u  b  e  n  weiden  konnte.    Er  spridbt  in  sei- 
nem Hyn.nus  ittf  Zeus  deutlich  und  wicdeihoit  die  Idee 
Ton  der  Ewigkeit  des  Zeus  aus  *-5). 

Da  ich  bereits  oben  r  beiEutwickelung  der  Idee  Tom 
Osiris  (Th.  I«  p.  nq1)  —  807.),  d»e  Anlasse  des  Svstci 
welches  «len  Gotlerdienftt  der  allen  Völker  aas  der  Apt 
theose  herleiten  will,  erörtert  habe,  und  im  \»erti 
Thei!«  bei  den  (ierealischen  Religionen  zu  den  MyStffU 
des  Cretessischen  Zeus  zurückhehren  muPs,  so  vi II 
hier  zum  SchluFs  11  neb  einige  Ausdrücke  beruhten, 
welche  der  Vorstellung  von  der  Apotheose  manchmal 
Vorschub  gelhan  haben  mögen.  So  sprach  man  z.  l'<- 
Ton  Jiipptter  zu  weilen,  als  sey  er  Sohn  des  Prometheus  ; 
■welches  dann  freilich  Einige  dahin  erklärten  ,  er  sey  der 
Vorsehung  Sohn  W).  Vielleicht  bat  es  auch«  um  in  den 
Thessalischcn  Gebieten  fortzufahren  ,  einen  Juppiler 
JVmphictron  gegeben  13n).  Und  da  Juppiter  der  beste, 
Torzuglicbste  der  Götter  war  (&^iuto>),  so  dürfen  wir 
uns  nicht  wundern,  wenn  derselbe  Gott  auch  als  bc 
Herrscher,  als  Ztif  'AgiaTap%o$ ,  bezeichnet  wird. 


rom 

I 

ich 


d.      So 


128)  S.  Ifymn,  in  Jnv.  vs.  8  sqq.  nach  Ahlwardt : 

,,tmm<r  Ittgrn  die  Kreter!    ja  »e'bn  dir  KOnig  ein  Grtbnat 
,.  itaben  die  Kreter  eibiut,  dir  Lyndon,  Uer  da  nicht  »tUbetf.' 


129)  .Tob.  Lydus  de  menss.   p.  96.   ui 
u'sv  (r;v  Aia-,  w'ewt  r$(  T^tvca;.      Vcrgl.  lulgeniii  M)  th 
II.  9.  p.  6&0  Stavcren.  ibiq.  Inlerprr. 

130)  Müllcri  Aeginetica  p.  dt. 


hol. 


545 

kalte  ihn  der  Dichter  Simonides  genannt  W).  Mit  ähn- 
licher allegorischer  Bezeichnung  wurde  Hades  (Pluto) 
'Aj^aiXaoc  und'A^Jitrov^pos  ,iZ)  genannt;  ein  schicklicher 
Name  für  den  Gott,  der  die  Scuaaren  ins  Todtenreich 
fuhrt  und  ihnen  dort  gebietet  —  eben  so  passend,  als 
^enn  die  Asopier  dem  Aesculap  den  Namen  «I>tXöX«o^t 
Volhsfreund ,  gaben,  andere  den  Hercules  vAAe5<<;  und 
die  Diana  TijXe'uopjo^  nannten  t3S).  —  Je  practischer 
aber  nun  der  Begriff  des  grofsen  Volksgottes  Zeus  ge- 
worden war,  je  durchgreifender  durch  alle  Griechische 
Stamme,  je  herrschender  in  allen  Städten  und  Gauen, 
desto  weniger  konnten  bei  diesem  Gotte  gerade  Beina- 
men ausbleiben  ,  welche  seine  Idee  ganz  in  mensch  Li  che 
Nabe  rächten  und  in  örtliche  Schranken  beschleusen. 
Aber  dafs  die  von  Fitestem  geleitete  Religion  hierbei 
doch  das  Allgemeine  dieser  Idee  von  dem  Besonderen 
und  Bedingten  wohl  au  unterscheiden  pflegte,  dafür 
ipricht  eine  bemerhensweiihe  Nachricht  des  Iferodotus. 
•r  Folgende  Erbrechte,  sagt  er,  haben  die  Spartaner 
ihren  Königen  verliehen:  Zwei  Priesterschaften,  de» 
I.a  cedn  mo  n  i  sehen  Zeus  und  des  Himmlischen 
Zeus»  ,J4)»     Hier  war  also,  dem  Namen  zufolge,  Zeus 


iil)  Valckenaer  ad  Herodot.  VI.  SS.  Vergl.  über  diese  und 
einige  folgende  Benennungen  CaSaubon.  ad  Athen.  HL 
tt!  Tom,  II.  p.  195  Schweigh.  und  Bckker  ad  Apollonium 
de  Construct.  pag.  399.  —  Vom  Juppiter  Ast  raus  ein 
Mehrere»  ino  Verfolg  (s.  Tb.  IV.  p.  4ll£  erst.  Ausg.).  Er 
hiefs  auch  ikfiaTo; ,  Geber  der  Feuchtigkeit,  auf  der  Insel 
Ceos  (Clem.  Alex.  p.  7S5.  wo  inftaif  gelesen  werden  niufa 
statt  'IsSfxta)^ 

132)  CaUimacn.  Lavacr.  Pallad.  130. 

tJJ)  Valckcnaer  a.  a.  O. 

li'l)  lifsctiVat  4w«  ,  Atct,  r*  AaKiiai'fxpv;c,  y.ai  A/e?  Ow  • 

{.ov.'ou.    Ilcrodot.  VI.  5£>.     Man  vergl.  daselbst  Valcke- 

nacr  und  Larcber. 


544 


«um  Laccdfimon  ,  wie  ru  einem  ideellen  S'adr 
geworden  ;  wovon  der  allgemeine  König  d*s  Himi 
nach  hieratischen  Satzungen  bestimmt  unterschu 
ward»  Nach  einem  andern  Schriftsteller  wäre 
städtische  Zeus  von  Sparta  noch  mehr  iridivielnaiis 
worden,  da  er  auch  Agamemnon  genannt  worden.  \l 
weifs  aber,  dai's  die  Alten  früher  schon  in  diesem 
aigsnamen  etwas  von  allgemeinerer  I.«  deutung  _ 
haben  (s.  oben  Tb.  I.  p.  /)53.).  Vielleicht  hatte  es 
dem  Namen  Hector  dieselbe  Bewandnifs.  Deiselh. 
tor  meldet,  dafs  dieser  denen  Ton  llion  für  einen  Gott 
galt  l*>).  Aufaolcbe  Weise  konnte  dann  manchmal  das 
erhühete  Selbstgefühl  eigenliebiger  Menschen  sich  in  der 
Art  hinaufsteigern,  dafs  sie  sich  selb«!  -«".n  liehe  Namen 
gaben,  wie  der  Syracusische  Arzt  Menecrates,  der  alle 
himmlische  Herrlichheit  mit  dem  Namen  Zcns  auf  sein« 
Person  überzutragen  wähnte  13Ä)» 


G.     10» 
Juppiter  der  Italischen  Vülher. 

Diese  Betrachtungen  hangen    mit   der   Vervielfälti- 
gung des  Juppiter  zusammen,   wovon  auch  die  Römer 


J35)  Aihenagoras  :   &  *I).i4u;  Sjav^Exroj«  Xtya ,   e  ii  A«k»; 
.tc^  'Ayank'i*v»w  A  ■  j.  vi/Sit.    Vergl.  die  oben  angeführ- 
ten Aufleger. 

116)  MavtKfäri;)  —  o  SjfaKeuVro;  e  Z  l  v ;  »■nxaAaJjj.rvc^  — 
w;  fAo»ot  aTnei  tcü  £jjv  roT;  ov^w-rcr^  ytvlfj-tw,  Athen.  VII. 
p.  2by.  p.  i4  sqq.  Schwcigh.  wo  mehrere  ähnliche  Bei- 
spiele angeführt  werden;  vergl.  Ael'uni  V.  II.  XII.  5t. 
Dir  Etymologie ,  worauf  Mcnecrat*  s  als  Arzt  bauet«, 
habe  ich  oben  aus  dem  Plato  angeführt.  Sie  #ar  aber 
von  Vielen  angenommen;  s.  z.  B.  Aristotel.  de  mundo 
VII.  2.  pag.  311  ,  welcher  Autor  offenbar  aus  dem  I 
geschupft  batj  vergl.  auch  Fulgtntii  MythoJog.  hb.  I. 
p.  629  Stavcr. 


•p 


wnfsien.  Varro  hatte  zum  Beispiel  von  dreihundert 
Göttern  dieses  Namens  ( Jovts  oder  Juppiterem)  gere- 
det ,3')  Besonders  mufslen  die  (lauschen  Vulher  viele 
Jiippitcres  haben,,  weil  sie  Juppiicr  appcllal  l\  isch  von 
vielen  andern  Gottheiten  brauchten  **).  Wirklich  wird 
uns  in  B  «"mischen  Sagen  Juppiler  mii  mehreren  Bei- 
namen genannt,  thcils  In  Beziehung  auf  einzelne  Bele- 
denheiten ,  theils  in  örtlicher  Bedeutung.  Dabin  gehö- 
ren z.  li.  die  Namen  feretrius,  stator  (Livius  I.  1.0.  ig.), 
ferner  Latialis  (Cicero  pro  Milonc  cap.  3i.  Macroh.  Sa- 
turn. I.  2.).  An  den  Dienst  de»  letzteren  war  bekanntlich 
der  Latinische  Bund  zum  Theil  geknüpft,  und  in  so  fern 
hönnle  dieser  Gott  mit  den  Ampbirtyonischen  Uundes- 
pnitheiten  J,/)  gewisserniafsen  in  Verbindung  gebracht 
werden.  Aber  auch  im  physischen  Verstände  halten  die 
alten  Bauer  eine  Mehrheit  von  Jiippitcres,  um  die  alle 
isform  beizubehalten.  In  diese  Classc  gehört  Vc- 
•  is  ,  den  Einige  als  einen  unholden  ,  schädlichen  Gott 
bezeichneten  (Gell.  N.  A.  V.  1?.);  Andere  als  einen 
zur  Hülfe  unfähigen  ,  schwachen  ,  hnnhenarligcn  Gott. 
Er  war  bartlos  vorgestellt  ,  und  eine  Ziege  war  ihm 
beigegeben  (Ovid.  Fastor.  [IL  4'|3.  ).  Ls  liegt  des- 
WegOO  sehr  nahe,  dafs  man  an  den  Zeus  Avxaio$  der 
Arcadicr  dabei  erinnert,  den  Wir  oben  mit  Pan  ver- 
bunden gesehen  haben.  Hiernach  fällt  er  mit  dem  Jup- 
piter  Axur  oder  Aniur  zusammen,  von  dem  die  heulige 


137)  GrIÜi  N.  A.  V.  12.     Lactant.  divin.  Insiitutt.    I.   9.   -10. 


546 

Stadt  Terracina  ihren  alten  Namen  hatte  **>).  Nach  der 
ursprünglichen  Torstellung  im  calendarischen  System  der 
Aegyptier  mufs  er  Zeus-  Harpocrates  heißen.  —  Die 
höchste  Herrlichkeit  und  die  Oberherrschaft  über  Natur 
und  Welt  dachte  sich  der  Römer  in  seinem  Juppiter 
optimus  maxi m us  vereinigt,  der  auf  dem  Capitol 
seinen  Sitz  hatte  ,  und  als  Capitolinus  Mittelpunkt  der 
öffentlichen  Stadt-  und  sofort  auch  der  Reichsreligion 
geworden  war  ,41). 


§• 


11. 


HERE    —    JÜNO, 

Ans  dem  alten  Calcnderkreise  hatte  sich  in  der  ge- 
bildeten Theogoi  ie  eine  Znölfzahl  yon  gottlichen  Wesen 
(ot  däSexa  ,  dcodtxdStui,)  entwickelt»  eine  Götterfamilie: 


140)  S.  die  gründliche  Ausführung  dieser  Meinung  in  Thor- 
lacii  Proluss.  et  opuscull.  Acadeinm.  XVI li.  besonders 
p.  2S7,  251  sqq.  vergl  die  Annott.  zu  Cic.  deJN.  D.  III. 
24.  p.  630  sq.  und  p.  78S. 

!4l)  Tacit.  Histor.  IV.  72.  Auf  die  Ordnung  dieser  Worte 
legten  Philosophen  ein  besonderes  Gewicht;  s.  Cicero 
de  N.  D.  II.  25.  pag.  305  sq.  wo  ich  über  diese  Formel 
Machweisungen  gegeben.  Gleichwohl  übersetzt  Rudolph 
von  Montfort  im  Barlaam  und  Jo&aphat  p.  244.  15.  16. 
nach.  Köpke'a  Ausgabe:  der  höhestc  und  beste. 


Hl 

Zeus  neLst  einem  Bruder ,  drei  Schwestern  v  drei  Töch- 
tern und  vier  Salinen.  In  dieser  Olympischen  Ordnung 
ist  nun  Bare  dem  Zeus  als  öchwester  und  ordcntlir.au 
Gattin  beigesellt,  Sie  mtg  ihren  Ursprung  herleiten 
Wolter  sie  «olle,  vorüber  gleich  das  Nähere  bemerkt 
Verden  soll  :  ihren  Namen  kann  man  al»  Griechisch  an- 
erkennen. Die  alte  Sprache,  deren  Formen  im  Aeoli- 
eehen  Dialect  am  häufigsten  vorkommen  1  kennt  too^L 
fppo-:,  wovon  sieh  tya  und  hernach  "H^nj  natürlich  ablei- 
ten lassen,  jenes  in  der  Dedeutung  von  Herr  und  ii.it 
her  us  Verwandt,  dieses  liei  rin,  hera  1"12).  Den 
Italischen  tarnen  JuBO  wollten  Bekanntlich  schon  aha 
Schriftsteller  von  j  u  v  a  re,  helfen,  herleiten.  Neuere 
Italien  lieber  an  jurare  derben  wollen,  frei!  mau  bei 
ihr  vorzüglich  zu  schwüren  pflegte,  während  doch  da» 
alte  Joris,  Juvint  (Juviuo)  naher  liegen  möchte,  und 
noch  naher  Diune,  Ai&rg,  ir'uit  Alf  u).  Ks  dari  hierbei 
nicht  vergessen  werden,  dal's  diejenige  U  n  b  e  «.  t  i  m  m  t  - 
heil  von  Begriffen  \  die  mit  diesen  Nlmeo  verbunden 
wurden,  bei  den  Italischen  Völkern  sich  länger  erhalten 
litit ,  als  hei  den  Griechen,  Es  wurde  nämlich  die  alte 
Orundvoi&tcllung  vun  einem  grollen  weiblichen 
Schutzgeist    durch   die  benenn ung   Juiiu   in  Italien 


l4«)  Hesych.  I.  p.  1445  Alfoerfi,  Ltmiep.  F.iyinol.  bog.  gr. 
pag.  22*.  2-iS  ed.  alter.  Hö'nigtrs  kutisiiuydiologie  der 
Juno.  Odei  t\a,  »j;->r *  die  Eiut;  vei$l.  Fayuc  Knight 
s)nibol.  lang.  &.  35.  P-  ^  *" • 

143)  Cicero  de  N.  D.  II.  _u.  und  dazu  Wyttenlmeh  pag.  7S4 
unserer  Ausg.  und  jezt  Payne  Kmght  sytnbob  Ung.  §  iö. 
p*  26.  Dis  (A«'s),  davon  L)  i  a  ,  Scheine«  die  t iiitachiüen 
Formen ,  und  auch  der  Bedeutung  iucIi  ganz  allgemein 
Gort,  Göttin,  zu  bezeichnen«  N un  folgt  auch  At^aa , 
und  dann  die  übgt-lt-  iu  u  n  K>rmtu  Djsuui  (Janut), 
1>  i  a  ii  a  ,   D  i  ü  II  e   und  J  uiib. 


5^8 

auf  mohrere  Wesen  ausgedehnt,    z.  B.    auf  den   Gebl 
der  Otts  und  auf  den  Schutzgeist  aller  Matronen  '*•). 

Ueberhlichen    wir    nun    die    bedeutenderen    Sach- 
erklär  u  n  ge  n  ,    die  von  der  Here -Juno  bei  den  Altei 
sich  tiiden  ,    so  wird  es  uns,   bei  der  Weitschicht  igkeit 
von  jenen  ,    sehr  begreiillch  werden,    wie  diese  Gottheit 
mit   \  »elen  weiblichen  Naturwesen  des  Orients  für  gleich- 
bedeutend  genommen  werden  mufste.      Sagten    die  Stoi- 
ber  z.B.:    Here   ist  der  Luftkreis   zwischen    Meer  und 
Himmel  u>) ;  so  sagten  Andere  :  Here  ist  der  Mond ,  sie 
ist  die   Erde  und  das  Dunkel   auf  und   unter  der  Erde, 
sie  ist  Fiusternifi   und  Nacht,    und  die  Bewußtlosigkeit 
der   Schlafenden  ,i).    —    Diesen  Vorstellungen  zufolge 
würde   es  zuvörderst   statthaft   seyn ,   in  der  Here -Juno 
jene  Indische  Bha  v  ani   zu  finden,    welche  von  Brehm, 
dem   unbekannten   Gölte,    ausgehend,    die   Mutter    der 
drei  £iofsei»  Dejota's,  der  drei  Bedingungen  der  ganzen 
sichtbaren  Welt,  wiid  (s.  o"hen   Th.  I.  p.  587.).    —    AI» 
Mond  ist  sie,    nach  einer  herrschenden  Vorstellung  des 
Murgenlanders,  die  Emp fängerin  aller  zeugenden  Keime, 
die  v«>n  ihr  der  Erde  mitgetheilt  werden  (s.  oben  Th.  II. 
p.  8  ff.).   —    So  will  Juno  ferner  nachgerade  zur  Anaitis 
oder  zur  Mitra  der    Perser,    zur  Astarte,  zur  Yenus- 


144.)  S.  meine  Anmerkung  zu  Cicero  1.  1.  p.  309.  und  beson- 
ders auch  die  dort  angerührten  Alterthumsforscber: 
Laiizi  (Saggio  di  ling.  Etrusc.  p.  238.  578.)  und  Marini  gli 
Atti  de'  fratelli  Arvali  p.  160.  174.  3S6.  4l4.  500  sqq.  und 
p.  (186.  —  Sclavinnen  .-schwuren  in  Rom  bei  ihren  Juno- 
nen ,  d.  i.  bei  dem  Gtisi  ihrer  Gebieterinnen.  Aber  jene 
Bedeutungen  :  Geist  der  Ceres  und  der  Matronen  hatten 
doch  einen  gemeinsamen  Grund. 

ihn  Cicero  de  N.  D.  a.  a.  O. 

146)  Plutarch.  ap.  Eu&eb.  Pr.  Ev.  pag.  83.  vergl.  Plutarch. 
Fragmin.  IX.  p.  7-6  sq.  Wytteub. 


5>9 


'mriLi   der  Phönicier   und    Carlhnger   werden  ,    welche 

i/.trir    j.i   auch  unter  Römischer  llcrrschalt    vorzüglich 

lie   Juno    verehrten    (  s.  oben    II.    p.  i/|i,  ffl    p;  »70  II.); 

md  niemand    wird    es  dem  Lueianus   verdenken   wollen, 

wenn   er    die  Syrische   Göttin  zu   Mabog- Mierapidis   mit 

3er  Griechischen  Here  vergleicht  (s.  II.  p.  61  tl'.). 

"W  ie  wenig  uns  aber  solche  allgemeine  Verglei- 
chnngen  geniigen  Können  ,  mag  daraus  ersehen  worden, 
dafs  einige  ältere  Schriftsteller  mit  Znstimmm::  dies  ge- 
lehrten Plutarehus  1;7)  die  Here  «r-d  Leto  (Lato oa)  für 
einerlei  nahmen,  welches  einen  Aegyptischen  Dfsprung 
jener  Göttin  voraussetzen  würdej  nährend  doch  Hero- 
dutus  ui)   die  Here  der  Griechen    ausdrücklich  den  wc- 


147)  8  Fragmin,  laudd.  p.  757  Wyttenb.  —  Damit  man  mfc  h. 
nicht  mißverstehe,  so  soll  da»  »u»  min  im  'J Vxie  folgt 
kernt  Opposition  gegen  die  Annahme  machm,  dal*.  .Juno, 
wenn  wir  nach  dir  letzten  Quelle  fragen,  an*  dem  linia- 
nationssystem  der  I  ndier  anzuleiten  seyn  möchte.  Viel- 
mehr bitte  ich,  nachzulesen  was  im  ersten  Thtil  (p.O(M.) 
von  der  Juno  *  Lucina  alt)  Indifc-her  Fihavjni  verrouthei 
wird.  Ich  knüpfe  hier  aber  meine  Untersuchung  an  'lie 
Babylonische  Myli'.ln,  welche  letztere  dann  vielleicht 
selbst  Bhavaui  ist. 

i4S)  Herodol,  1 1.  50.  —  Man  wird  im  Verfolg  sehen .  dafs 
ich  auf  jene  Mythen  beim  Plutarch  viel  Gewlobt  lege, 
aber  um  der  Begriffe  willen,  nicht  mn  das  Vaterland  dir 
Juno  daraus /u  erforschen.  Jene  Verlegenheit  Griecht-« 
scher  Schriftsteller  aber  —  wohin  sie  bei  der  yr< 
Asiatischen  Nattirgöltin  mit  ihren  vielen  Namen  sulh  n  — 
w.if  zeigt  sie  uns  anders,  als  dafs  in  Grieche nl.ujd  ein 
poetischer  Polytheismus  tief  h;s  Volk  eingedrungen  war, 
wahrend  sich  bei  den  Hai  baren  Asiens  von  <!  I 
Religion,  dem  Monotheismus,  noch  »Mehrere  Spuren 
erhaluu  hatten.  Wenn  andere  Griechische  Scbrißtteilcr 
von  einer  Aegyptischen  Juno  reden,  z,  li.  HofflpOllo  I. 
11,   so  muA  man  darunter  Athor  verstehen;   s.  Laicher 


nigon  Gottheiten  beigesellt,  die  ihren  Ursprnng  hei 
Aegyptiern  nicht  genommen  haben.  Dafs  eine 
vonArgolis,  mit  dem  Crinamon  Prn-ivmna  bezeichnet, 
jener  Aegyptisrhen  Buto-Latona  im  Wesentlichen  äbo- 
lieh  gewesen,  wird  der  Verfolg  wahrscheinlich  i" 
aber  jene  Aehnlichheit  ,  die  sie  mit  der  Latona  gehal 
macht  sie  auch  der  Artemis  von  Ephesus  und  jener  4dl 
tischen  Liliih  -  Ilithyia  heinahe  gleich,  weil  alle  diese 
Wesen  in  gewisse  Grundbegriffe  von  Nacht  und  Licht 
sich  gemeinsam  theilen.  Und  so  bleibt  also  die  erste 
Frage  nach  dem  wir]»  liehen  Stammorte,  der  dei 
Griechen  ihre  Here  geliefert,  Tor  wie  nach  zu  beant- 
worten übrig 

Derselbe  Vatrr  der  Geschichte,  der  nns  bei  dieser 
Frage  von  Aegypten  ablenkt,  Jäfst  doch  einer  Grirchi- 
schen  llere  von  einem  Aegyptischen  Hünige  Weihge- 
selienhe  senden.  Sie  wurden  vom  Amasis  nach  Samos 
gestiftet;  und  eben  wegen  seines  Heräum  wird  Samos 
von  dem  Geschichtschreiber  ausgezeichnet.  Es  war  d*r 
grüTseste  Junotempel  in  Griecbibchen  Landen,  der  nnr 
gewissen  Bauwerken  der  Aegyptier  nachstehen  raufite  '"). 
Diese  Inselstadt,  zum  Juriischen  Bunde  gehörig  ,sa), 
mufste  frühe  und  schon  vor  der  Jonischen  Pflanzung 
mit  den  Asiatischen  Yölltcrn  in  geistigem  Verhehr  ge- 
wesen seyn.  Vielleicht  war  selbst  ihr  Name  Phönicisch 1il). 


zum  Hercdot.  K  I.  p.27S„  Bemerkenswertn  ist  die  Nachricht 
I  sn  et  ho  (ap.  Porphyr,  de  Abstin.  II.  35.),  dafs  zu 
1 1<  liopolis  der  Juno  täglich  drei  Menschen  geopfert  wur- 
den ,  wo  man  wohl  an  die  Buhastis  (Diana)  denken  mnfrj 
s.  Khoer  zu  dieser  Stelle  p.  200. 


»nect 
nachher     ciu     rJanptverein     Griecbiacbei     Kunstwerke 
-ward  ,5-).     BSan  wird  erwarten:,  d?f>  efa  aoichee  litilig- 
ilniin   .in   Stiftangalegendea  keinen  Mangel  hatte.     Wir 

nn'is^  ■:•  sie  berubren  .  v.eil  sit-  lUH  den  Ursyi'ing  dieses 
J  i i .  .  .s  and  seinen  Charakter  kenntlich  machen.  Ihnen 
Bafoige  machten  die  von  Argos  aui"  (Im  li'Uiere  Alter- 
thwm  ihrer  Uwe  Anspruch.  Von  dort  hätten  erst  dt« 
A'  .  :  iten  das  älteste  Bild  nach  Besaoa  gebracht  x5i). 
W  enn  nie  Samier  sich  dagegen  den  Ursprung  der  Him- 
mclaltdnigin  zueigneten,  so  wofsten  :i»;  dafür  eine  he- 
inertt«  ns-,\  i Tilic  Beglaubigung  beizubringen,  und  die 
Tempelexcgeten  sorgten  dafür»  dafa  sie  nicht  unterging. 
In  ihicr  Insel,    sagten  sie,    sc)'  die  Gottin  geboren f   am 


~ 


muihet  MHnter  (Erklärung  ahifr  Griechischen  Inschrift 
nag,  r;1.),  sey  aus  ilnn  Pnöniciechen  abzuleiten«    Mmbo 

«aRl  (üb.   X.   pag.  -iü7.),    2rJ^«Uj  habe  man  dir  IJöhm  tje- 

nantii;  s.  Scbeliing  Die  Gottheiten  von  Samoihr.  p.  4  i  f. 
not,  l.  Sie  führte  auch  den  Namen  flrngStvia  .Parthenia), 
welchen  Namen  die  S.ig<!  für  den  früheren  ausg«-!'«  ;i 
wothf  (Spanhc m.  ad  Calttmaoh.  Del  Js--  —  Batnoa  war 
von  Pelasgero  besetzt  worden,  und  hatte  mcljnn.ils  Grie- 
chische Colonien  aufgenommen;  virgl.  Ranul  Röchelte 
llist.  de  .'etahüsefmeat  des  ColonJe»  Grecques  Tom.  I. 
p.  2M.  Tom.  IL  p.  206.  221.  226  14$. 

152)  Appulej.  Florid.  I.  p.  350  Efmenhorst,  Vergi.  RöUigers 
Andeutungen  pag.  52.  Jacobs  über  den  Rtichlhum  der 
Griechen  p.  i  i.  und  Quatremerc  «Je  Unincy  Ic  Jupiter 
Olymp,  part.  III.  vergl,  auch  Heyne  Opuscc.  Academra. 
Vol.  V.  p.  343  sqq. 

153)  Pausan.  IV.  7.  4.  p.  247  Fac. 


55a 

Flufse   Imbrasus  15i),    und   unter    einem  Stamme  toi' 
einer  Weidenart  (kvyoq),  den  man   nach  dem  Pausanui 
im  Heräura  zeigte.     Diese  Legende   trägt  nun   ein  Sarai* 
scher    Chronist,    Menodotus,    so  charakteristisch    vor, 
dafs   \\ir   das   Wesentliche    seiner    Erzählung    aushebet 
müssen:     Admeta  ,    des  Eurystbeus    Tochter ,.  entflieht 
von  Argos  nach  Samos.      Durt  erhält  sie  eine  Epinbaiiie 
der  Here.     Dies  bestimmt  die  Schutzsuchende,   Prieste- 
rin des  alten  Tempels   der  Juno   zu  werden.      Nymphen 
und  Leleger  hatten  ibn   gebaut.       Aber  seeräuberische 
Tyrrhener,  von  den  Argivern  aufgestiftet,    müssen  das 
alte  Bild  der  Göttin  rauben,    um  der  Admeta  Strafe  zu- 
zuziehen.    Allein  nun  steht  das  Schiff  unbeweglich.    Die 
erschrockenen    Seeräuber    tragen  es   ans   Ufer  zurück , 
und  versöhnen  es  durch  eine  Spende  von  Kuchen.    Am 
andern  Tage  suchen  die  wilden  Einwohner  das  Bild.     Da 
sie  es  am  Ufer  finden,   glauben   sie,    es  sey    von    selbst 
entlaufen ,.  und  befestigen  es  an  einem  Zaune  von  Wei- 
denbüschen.    Admeta  löset  es  ab,    und  stellt  es  wieder 
auf  seine  vorige  Unterlage.      Daher  alljährlich  «das  Fes- 
selungsfest (Ti>v£a),    wobei  das  Schnitzbild  ans  Gestade 
getragen  wird,  und  Spenden  vonI{uchen  empfängt155). 


iS'i)  Fausan.  ebendaselbst.  Daher  "Hf«?  'Ipßpurnj  die  noch 
bestimmtere  örtliche  Benennung  der  Saniischen  Here. 
Auch  hiefs  sie  von  einer  Königin ,  oder  von  einem  Orte, 
dieser  Insel :  'Itvs*j vtj;  oder  *Hjij  ixvoverfa.  Stephan.  Byz. 
p.  421  Berkel.  vergl.  p.  4l6. 

%55)  Athenaeus  XV.  p.  672.  p.  449  Schweig».  Man  vergl. 
daselbst  die  Anmerkk.  Vol.  VIII.  pag.  56  —  69.  Heyne, 
der  dieser  Sage  in  der  Urgeschichte  der  Griechischen 
Bildnerei  die  gehörige  Aufmerksamkeit  schenkte ,  stiefs 
doch  dabei  an,  dafü  die  Nymphen  und  Leleger  den  »1- 
testeu  Tempel  der  Here  gebaut  haben  sollten.  Er  schlug 
vor,  für  Nuwftöv  zu  setzen:  Aväwv  (Arn' um  inter  Grae- 
t?os  tempora  Opuscc.  Acadd.  V.  pag.  315.;.     Raoul  Ro» 


Ich  übergehe  mehrere  Umstände,*  welche]  schon  im 
Vorhergehenden    erläutert   worden,    und    vchmüc   Lei 
andern.     Hier  ist  nun    vorerst  der  alte  barbarische  Ur- 
sprung des  Tempels   und   Tcmpeldicnstcs    ausdrücklich 
bemerkt.     Here  war  nicht  zuerst  -von  Argos  gebdmmen. 
Barbarisch  sind  auch  die  Gebräuche  und  Vorstellungen. 
J  s  ist  ein  magisches  Bild  ,    dessen  Besitz  auch    magisch 
befestigt  wiid.     Es  tbut  Wunder ,  und  das  jährliche  Tra- 
gen  des  Bildes   ans   Ufer,   seine  Fesselung  tind  Lösung 
(ursprünglich  von  Jahresepochen  und  Hocdspbasen  und 
deren    symbolischer  Andeutung    ausgegangen)    werden; 
nun  in  Volhslegenden  umgedeutet.      Man  erinnere   sich 
nur  an  die  Art,    wie  im  allen  Aegyplen   die  heilige  Buh 
mit   Attributen  von   Sonne    und  Mond   jährlich  aus    den 
Tempeln  hervorgeführt  ward. 

Dieses  Schnitzbild  der  Samischen  Himmelskönigin 
war  roh,  und  zuerst  vermulhlich  einer  Spitzsäule  ähn- 
lich,   oder  doch   gewifs    ein    blofses    Schtiilzwerh    aus 


chette  Bist,  de  I'etahliss.  des  Colonies  Grecqnes  Vol.  IV. 
pag,  3S6.  müchte  lieber  Mivwüv  le.-,en  ,  so  dal"-,  diese  zwei 
Volksstämme,  die  öfter  beisammen  genannt  werden,  als 
Bewohner  von  Saiuos  Urheber  jenes  Tempels  wiiren.  — 
II'  .  n«:  schickt  aber  seiner  Cunjecttir  den  Zweifel  voraus: 
Kisi  mythicum  aliijuid  subest.  Dieses  Mythische  nun, 
örtlich  briraehlet,  niacbf  um,  auf  den  Flufs  Imbrasus 
aufmerksam  ,  an  dessen  Ufer  der  alte  T«fflpel  stand.  Das 
konnte  wohl  mythisch. beiften:  die  Nymphen  haben 
ihn  gebaut.  ViYim  man  nun  aber  weifs,  dafs  die  Le leger 
selbst  symbolisch  ab  Störche  genommen  wordtn,  und 
wenn  man  sich  erinntrt,  dafs  SU  Dodona  das  HeJIigthum 
von  Tauben  besorgt  worden  tryn  sollte  ,  und  dafs  Bie- 
nen zu  Delphi  ein  Ti  nipelchen  aus  Vogelfedern  und 
^\  lis  sollten  gebaut  haben  (Pausan.  X.  5.);  dann  wird 
man  auch  an  den  Sambchcn  Nymphen  und  Lelegem  kein 
Acrgernifs  nehmen. 


Hol«  iSi).     Kachher  noch  "ward  es  mit  dem  Calathns  oder  \ 
mit  dem  modius  (Scheffel) ,  dem  Bilde  derFruchtbarliei 
auf  dem  Kopie  gebildet.      Dia  ausgebreiteten  Hände 
beten  auf  Stäben,  welche  (verua)  an  der  Bi>s»s    i 
Boden  befestigt   wurden;    gleich   den   Standbildern  < 
Arteniis  von  Ephcsus  (s.  oben  11.  p.  J76.).      Auch    r< 
schlciert  Maren   dergleichen    Bilder  häufig.       Nur   llere 
wurde  auf  Münzen   oft    entschleiert   vorgestellt,    indem 
der  Schleier,   der  sie  vom  Kopf  bis   auf  die  Füfse  be- 
deckte,   zurückgeschlagen   ist,   oder    von  beiden  Seiten 
des  Kopfes   hinten  herabhängt.      Hiermit   wurde  sie  als 
Stifterin  der  Ehe  bezeichnet,    indem    die     Griechische 
Ehefrau  von  dem  Brautschleier  nun  befreit  erseht 

Die  Hauptsache  für  unsern  jetzigen  Zwech  ist,  da( 
wir  in  jenen   Legenden   auf  die  Erwähnung   der   Wei- 
den zweige  inctltcn.     Es  kommt  uns  hier  nicht  sowol 


156)  Plutarchi  Fragmin,  p.  762  sqq.  Wyttenb.  *Hpoc.   & 
Zafx/j;  guAtvev  »lyo'j  iTbos,  ,    n;  tyct   K.z),h)x  -y;.      Ks    folg« 
die  Worte,   welche  in  den  Fragmenten  des   Catlimacliti 
sieben  pag.  477.      Erst  hatte   man   ra   Simns  ein    l>lo&< 
llolz  ,  Brett,   «1s  Gegenstand  der  Verehrung.     N.iclilu 
halte    Sniilis    ein    menschenähnlicheres   Schnit7l>,ld    der 
Göttin  gemacht   (  Clemens  Alex.    pag.  4t    Polier,    vergl. 
Heyne  Artium  inter  Graecos  tempora  j  in  Opuscc.  Acadd. 
Vol.  V.  p.  312.  34<t.). 

157)  Spanhriin   ad   Callimach.   Dian.   vs.  229>.    mit  d^n  xw« 
Bildern  p.  iJJ.  und  p.  417.    Börtiger  Kunstmythologie  d«i 
Juno  p.  89,     Dessen  Aldobrandin.  Hochzeit  p.  38.  p.  \1 
Münzen  von  Samos  und  ein  Relief  mit  den  alleren  Vor- 
Stellungen  der  Juno  liefert  Miliin  Galerie  mytholog.  T«b. 
VI.  81.  Tab.  XII.  -Ji>.     Zu  diesen   nlrerrn    \ 

der  Göttin  sehe  man  auch  unsere  Taft!  l\  .  2\.  und  die 
11  .'inuNilie  Münz-  ,  worauf  Jtippiler  der  Ehegott  und  Juno 
die  Ebegüttin  erscheinen,  auf  dem  llolzschuitt ,  oben  vor 
diesem  Paragraphen  ciugedrucLt. 


dd. 

der 

126. 


derselben  in  einem  solchen  Strauch  eingewachsen  und 
aufrecht  stehend  gefunden  worden»  so  wie  die  Aegrp- 
ticr  ihren  Osiria  und  die  Thebaner  ihren  Dionvstis  in 
einem  Baume  oder  in  einer  Säule  gefunden  haben  woll- 
ten ,59).  Wir  werden  durch  die  in  Weidenzweigen  ein- 
gebundene Samische  Here  auf  eine  Babylonische 
Here  und  auf  Phünicische  Benennungen  aufmerksam. 
Ein  alter  Lexicograph  sagt  uns  Folgendes  :  «Ada  ('\tbx): 
Ijust,  Quelle«  bei  den  Baby  In  nie  rn  die  Here 
(Juno);  bei  den  Tyricrn  aber  die  Weide»  16°). 
Betrachtet  man,  wie  man  sonst  wohl  oft  mufft  1  diese 
Glossen  ah  getrennt,  so  hat  der  Weidenbaum  dort  mit 
der  Juno  nichts  gemein  als  den  Namen.  So  siebt  einer 
der  Ausleger  diese  Sfclle  an,  bescheidet  sich  jedoch, 
dafs  auch  eine  andere  Ansicht  richtig  sejn  tonne  161). 
Er  erinnerte  sieb  der  Legende  nicht ,   die   uns  die  Juno 


1.58)  S.  nurEustafb.  »d  Odyss.  IX.  427.  p.  367  und  p.  369  Ba- 
sil.     Andere  Stellen  der  Alten  führe  ich  im  Verfolg,   bei 
den  Cerealischen  Religionen  ,  an.     Man  vergleiche  vor- 
isy  der  ersten  i 


556 

in   dem   Weidenzaune  tor  Augen  gestellt  bat.     Data 
•werden  wir  auf  die  andern  Erklärer  hören,    novon  der 
eine  uns  lehrt«  dafs  am  Laaberhüttenfeste  der  Israelit» 
Weidenzweige   in    den  Händen    getragen  wurden,   und 
dabei  der  Freuderuf  Hosanna  AdonaT  erscholl  (wie  in  Ae- 
gypten  bei  derOeffnung  der  Nilschleufsen  Lotusstengel  mit 
Freodengeschrei  getragen  wurden  und  w  erden  ;  s.  I.  Tk 
p.284  ff.)  Daher  die  Weide  selbst  den  Namen  der  festlichen 
Freude  gewann.    Den  Namen  Ada  als  Namen  der  Jnno  be- 
zieht aber  ein  anderer  Erklärer  zunächst  auf  den  Mond, 
welchesGestirn  dieserGöttin  besonders  zugeeignet  war  tU), 
und  vermuthlich  unter  jenem  oder  einem  ahnlichen  Na- 
men ('Ana ,  *It£cc)  bei  den  Tyriern  gottliche  Ehre  ge- 
noß».    Welche  Meinung  nun  aber  auch  die  vorzuglichere 
scheinen  mag,    in  jedem  Falle  haben  wir  Zeugnisse  ur- 
alter   magischer   Religionsgebräuche    im  Dienste   einer 
Asiatischen  Juno.     Denn  einmal  ist  gewifs  ,  dafs  man  der 
Weidenart,    Keusch -lamm   genannt,    besondere  Kräfte 
gegen  den  Bifs  der  Schlangen  und  erkältende ,  den  Ge- 
schlechtstrieb hindernde ,  Wirkungen  beilegte.  Andrer- 
seits wissen  wir,   dafs    die  alten  Italischen  Frauen   die 
Juno  unter  dem  Namen  Fluonia  anbeteten ,  weil  sie  nach 
der  Empfangnifs  die  Menstruation   zum  Stillstand    brin- 
gen sollte  1&>).     Hierin  ward  Juno  also  ganz  und  gar  der 
Göttin  Mena,  Juppiters  Tochter,  ähnlich,   welcher  die 
.Alten   gleichfalls    die   monatlichen   Reinigungen    unter- 


if>2)  S.  die  Noten  a.  a.  O.  und  daselbst  Macrob.  Saturn.  I. 
15.  vergl.  Gerh.  Vossius  de  Idolol.  Üb.  II.  cap.  6. 

163)  Festus  in  voce ,  vergl.  Arnob.  adv.  Gentt.  III.  30.  und 
daselbst  die  Anmerkt.  Tom.  II.  p.  157  Orell.  Allein  in 
einem  allgemeinen  Sinne  war  Juno  auch  als  die  feuchte 
Natur  und  als  Wasser  genommen  (Job.  Lydus  de  menss. 
p.  66.).  Rhea ,  das  personificirte  Fließen ,  war  auch  ihre 
Mutter. 


557 


rorfen  glaubten;  während  Andere  diesen  Ein  11  ups  dcrGat- 
in  de   Jappiter,  der  Juno  ,  selber  zuschrieben  "'»).    Und 
so  trug   alv>  jener  Samische  M  e  n  o  d  o  t  u  a  einen  Namen, 
der  ganz  jhjs  dem  Ki  eise  der  Mundsgütlinnen  genommen 
w.r  .    deren   eine   er  in   leinen  liegenden'  verherrlichte. 
]  'a  möchte  dies  wohl  der  seh  chlichsie  Oü  se\n  ,  diesen 
Kreis  der  .itien  Junonisclic     Religion  kürzlich  zn  berüh- 
ren.     Alle  physische  Zustände    und    alle  moralische  wie 
auch    rechtliche  De  Ziehungen  ,   in  welche  das   weibliche 
Geschlecht    sein    ganzes    Lehen    kommen    konnte  ,     wa- 
ren unter  den  Schutz   der  genialen  Hera- Juno  gestellt, 
und   sie    war   ihnen   selbst    unterworfen   gewesen.      «Da 
!   sich  ,     sagt  ein    alter    Kirchenschriftsteller,    heine 
Ifchwester  und  Gottin    des   Allmächtigen  Jnppiler  linden 
n;  keine  Fluonia,  heine  l'omona  (Corona),   heine 
Ossipagina  ,  heine Fehrutis  ,  heine Pupulonia,  Cinxia  und 
rotina  v  *(,r).     Die   Bedeutung  des  ersten  Beinamens 
wurde  so  eben  von  uns  angegeben.      Das  zweite  Epithe- 
ton würde  sich   auf  die    Gai  tenfiüchte   bezielien  ,    wenn 
man  nicht  lieber  Covona  (Corclla)  lesen   will,    welches 
die  Urania,  die  Göttin  des  gestirnten  Himmels,  bezeich- 
nete §u).      Von    dem  Beinamen   Populouia  werden    ver- 
schiedene Ei  hlä'rungen  gegeben,  die,  so  widersprechend 
sie  auf  den  ersten  Blich   erscheinen  ,    sieh  dennoch  ver- 
einigen lassen.     Die  Ehe,    sagten  die  Eineiig   giebt  Völ- 
kern   das    Dnscyn  ,     daher    heilst   Juno  :    Populouia 


16-i)  S.  die  Anmerkk.  zum  Arnobius  a.  a.  O.  Juno  kommt 
als  Mond  auch  beim  Job.  Lydus  demenss.  Romann»  p.36. 
vor.  veigl.  p«  60. 

l6i)  Arnobius  a.  a.  O.  vergl.  Augustinus  de  Civitate  Dei 
VII.  -\ 

166)  Covona  (icovoi.  t,  coelo)  oder  Covella  ;  Varro  de 
L.  L.  V.  p.  4y.  vergl.  die  Noten  zum  Arnobius  p.  158. 


558 


(a  populis)  16:).      Ein   anderer  Zeuge    führt  gerade  l*\ 
Poputonia  als  Wiltwe  (vidua)   an   1M).      "Wenn    nun  ta| 


geJ 


:hr1i 


iph  i(#)  diese  Hei 


lese  Benennung  hei  derJiiMi 
unpassend  lindet,  und  darin  eine  besondere  Gott; 
itiuthet,  weil  Juno  nicht  als  Willwe  gedacht    *eide, 
erinnerte  er  sich   nicht,  an  ein  bemcrkensM  'ertbet 
nifs,    welches    uns    von  einem  alten  Dienste    der 
sehen    Here   Nachricht   giebt.       J>ie   Stympba      > 
folgende   Legende:    Teroenua ,   Sohn   des  l'ulasgu 
erzog  die  Here  zu  Stymphalus,     und    weihete    il»?    «Im 
Tempel:  den  eisten  der  Jungfrau  (nap&Ercp) , 
ten  der  Ehefrau   des  Zeus  unter    dem   Beinamen  Trlea 
(rtXtta);    den  dritten  der  Wittwe    (yj.fu  i ,    aU  sie  *i< 
>oii  Zeus  einst  getrennt  hatte,  und  nach  Stymphalus  z.u 
lückbani  171),     liier  sehen  wir  also  die  Here  vor  der  El 
in  der  Ehe   und  nach  deren  Auflösung.      Wann  aber 
Stiller  des  Lbebuiides  sich  trennen,    wann  Juno  Wftl 
viid,    dann  wird  die  Welt  verheeret    und  uicnschcnU 
(pupuiatur),    —    So  konnte   sich    die   Italische  Sprache 
selbst   von  dieser   Vorstellung   Rechenschaft   geh*. 


167)   Macrob.  Saturn.  Tit.  2.   der  das   Jus    Papirianuin   da 
erwähnt.    MirUanus  Capetla  de  nuptt.  philol.    II.  p.  3S. 

vtrgL  zum  Arnut).  a,  a.  U. 

l6S)  Seneca  »ptid  Auguninum    de  Civil.  Dei    üb.  VI.    cap. 
■ub  fin. 

lti'J)   Furccllini  im  Lcxicon  tut.  Laiin.  unier  Populonia. 

170)  .Juno  liierfs  auch  selbst  Ptlasga  ,   welchen  Hc  inameii 

ttige  auf  die  Argivische  Hera  beaogan;  Amine  au; 

Saknotj  weil  diese  ln»t)  auch  Pelasgia  gehei&eji  i 

171}  Pausan.  VIII,  22.  2.  p.  4lt  Fac.  TJeber  dtn  Hcinamea 
Hu^tjia $  den  man  bald  aut  die  Sa  mische  bald  aut  die 
Arcadische  Hera  bezog,  s.  findari  Olymp.  VI.  vs.  150  IT. 
und  P)ib.  II.  L2.  und  an  beiden  Orten  die  Scboliasteti, 

172;  Hermann  nimmt  die  Griecbistbt  "11^»;  auch  «1»  Pupu 


- 


VVcnn  nun  in  jenem  dreifachen  otando  von  Jungfrau, 
Frau  und  Wittwe  die  erste  und  letzte  Bestellung  weni- 
ger ausgebildet  ward,  so  hatte  dies  in  dem  IlauptbegrifFo 
Beinen  Grund,  weil  Hera-Juno  doch  vor  Allem  als  Ehe- 
frau und  als  Vorbild  aller  Ehefrauen  galt.  Daher  dieso 
\\  ürde  nun  auch,  nie  wir  sehen  weiden,  in  vielen  My- 
then und  Beiwörtern  nach  allen  Beziehungen  hervortritt. 
An  das  Mädchen  Hure  schliefst  sieh  nun  die  als  Braut 
Verhüllte  ,  brautliche  (vvfup§vtn*tinj)  an.  JNun  wurde  sie 
zur  Heimfuhrerin  (dotniduca ,  inlerduca).  —  Nun  sollte 
siea  utb  unxia  heifsen,  weil  die  Thürpfoflten  dos  neuen 
Hauses,  das  die  Braut  aufnimmt,  vorher  gesalbt  wur- 
den ,73).  Hier  empfängt  sie  auch  die  Schlü*8tel,  deren 
Bewahrung  daher  auch  der  Junu  beigelegt  wird  ,r).  l»ie 
Vollziehung  der  Ehe  ist  ihr  zuletzt  noch  als  der  "Z,vyt<*, 
(Ctnsta)  anvertraut  ,74).  Und  die  ganze  Ehefeier  ward 
durch  den  Vorgang  der  eisten  Olympischen  Ehefrau, 
Htie  selbst,  als  eine  Weihe  betrachtet  und  behan- 
delt i:  ).     Hieran  seh  tieften  sich  nun  Leinamca  der  Gut- 


iiia  ,  und  denkt  dabei  au  die  Verwandtschaft  das  erbten 
A\  ortes  mit  «ptjpAatf  in  Sehiiaren  sammeln  ,  und  null!  e  er 
(s.  unsere  Hüiucnschcn  Briefe  p.  1S8  f.).  Aber  ich  habt 
dort  schon  bezweifelt,  daß  dieser  Begriff  der  llaujube- 
giilF  sey. 

173)  Wovon  man  auch  uxor  berleilcn  will.  Andere  wollen 
dahe  i  lieher  an  junpere  oder  auch  an  das  Griechische 
gt/pu?  denken;  s,  Melctt.  III,  p,  J3i 

17  i)  Auch  mit  Beziehung  auf  den  Verein  der  Ehe  selbst; 
Aristoph.  The&mophor.  °S2.  ^85.  *)  KÄ.g4as  «;«juu  ipu« 
Aarrt«. 

J75)  Zuyi'x  und  TtAaia  j  sieh.  Stanley  ad  Aeschyl.  Agamcmn. 
vs.  6->. 

176)  Diese  Begriffe  wurden  schon  oben  beim  Juppiter  be- 
rührt;   und  ich  bin  Überhaupt  um  so  kürzer  darüber  ,  da 


ooo 


tin,  die  den  Ehesegen,  glückliches  Gebaren  ttnd  dergl 
bezeichnen.  Dahin  gehören  die  Juno  Katalis  und  Lud- 
na ,  die  zum  Lichte  iürdrrndc ,  und  mehrere  Bezeich- 
nungen,  die  den  gebtu  tshtlienden  (jeveSTiloiq)  Gottbettet 
gemeinsam  sind.  U.'id  vor.n  wir  in  der  Juno  Opigena 
wirklich  eine  Geburtshelferin  haben,  so  würde  die  Ot* 
sipa^ina  (oder  Ossinaga)  gar  eine  Gottheit  bezeichnen, 
Welche  im  Multerleibe  die  Unochen  der  Embryonen  bil- 
det tf").  —  Mit  dem  Beinamen  Februtis  oder  Febrolis 
ferner  wird  Juno  als  reinigende  Göttin  bezeichnet,  die 
im  Reinigungsmonat  Februarius  Heerden  und  Hirten 
entsühnet  —  Vorstellungen,  die  wir  oben  beim  Arca- 
dischen  Juppiter  berührten,  und  die  sich  in  den  Römi- 
schen Luperealien  wiederfinden  ,7S). 


B  ö  1 1  i  g  e  r  derselben  zweimal  gelehrte  Ausführungen  ge- 
widmet hat,  in  der  Kunstmythologie  der  Juno  pag.  yi  ff 
und  in  der  Aldobrand.  Hochzeit  p.  140  ff*. 

177)  Arnob.   III.  30,   mit  den  Anmerkk.  p.  158  OrelL     An« 

dere  wollen  zweifeln ,  oh  Juno  beide  Epitheta  gehabt 
habe  ;  aber  das  Ossipäga  ist  gut  vertheidigt  von  Gerh» 
Vnssius  und  Andern.  Daher  auch  die  Römer  au  den 
Kaienden  des  Junius  auf  dem  Capitol  der  Juno  Gelübde 
darbrachten  ,  und  von  Morgens  früh  an  kaltes  Wasser 
tranken.  Das  sollte  gegen  Krankheiten  ,  besonders  gegen 
das  Podagra  schützen,  und  zugleich  die  Frauen  vor  mon- 
strösen Geburten  und  Zwillingen  bewahren  ( Joh.  Lydus 
de  menss.  Romm.  p.  106.). 

178)  Arnob.  und  die  Annott.  I.  1.  Beim  Johannes  dem  Ly- 
dier  de  m<*nss.  p.  68.  lesen  wir  :  der  Februar  sey  der  Juno 
geweiht,  weil  diese  Göttin  physisch  als  die  Luft  genom- 
men werde  ,  und  weil  die  Reinigung  wesentlich  der  Luft 
zugehörig  sey.  Martianus  Capella  IT.  pag.  38:  „  Hie  te 
(Junonem  nämlich)  aeriam  potius  ab  aeris  regno  nunen- 
patam  puto".  Wegen-dieser  reinigenden  Kraft  der  Luft 
sollte  sie  auch  als  Attribut  die  Schecre  haben ,  weil  man 
auch  den  Körper  mit  der  Scheere  reinige  (Suidaji  II.  p.67. 


Samierinnen  vom  Weidenbaume  ,  so  von  jenem  die 
Zweige  mysteriös  gebrauchten  ,7?).  —  Zu  den  uralten 
Religionen  Italiens  gehörte  auch  die  Verehrung  der  Juno 
der  Retterin  (Sospita)  zu  Lanuvium.  Die  Beschreibung, 
die  uns  Cicero  von  ihr  macht,  giebt  den  Beweis  davon. 
Sie  hatte  ein  Ziegenfell  umhängen  ,  war  mit  einem  Spiels 
und  Schildlein  bewaffnet,  und  die  Füfse  waren  mit  auf« 
gestülpten  Schuhen  bekleidet.  So  sehen  wir  sie  noch 
in  einem  Bilde  der  grofsen  Pio>  CJcmentinischen  Samm- 
lung ,h0).     Die  Römer,   ob  sie  gleich  ihre  Juno  Romana 


und  daselbst  Küster;  vergl.  Eudocia  pag.  20S.).  Viel- 
leicht  halte  die  Scheere  aber  auch  auf  die  Juno  als  To- 
desgo'ttin  Heziehung.  Auf  Komischen  K.iist- rm  Unzen  er- 
scheint Juno  mit  dem  Beinamen  M  »  n  i  j  I  i  s  mit  Spiefs 
und  5>cheerej  s.  Eckhel  D  N.  V.  Vol.  VII.  p.  .-Ü8  sqq.; 
welcher  dieses  Attribut  auf  die  Hülfe,  die  man  von  der 
Juno  in  der  Fest  erwartete  ,  bezieht ,  zugleich  aber  auch 
andere  Erklärungen  anderer  Archäologen  angiebt.  Dafs 
<t>u)'i  von  dem  Instrument  zum  llaatscheeren  gebraucht 
wird  ,  ist  klar.  Einer  anderen  Bedeutung  de»  Wortes 
werde  ich  weiter  unten  gedenken. 

171»  Varro  de  L.  1_.  V.  3.  pag.  47.  Macrob.  Saturn.  I.  11. 
Aiiioh.  a.  a.  O.  mit  den  Annntait.  um  diene  Zeit  ge- 
schah an  einigen  Orten  die  Cnprificaiio  oder  künst- 
liche Veredlung  der  Feigen;  s.  Columt-IU  de  re 
ru«t.  XI.  2.  56  p  51S  Schneider,  vergl.  Hcrodot.  I.  193. 
unJ  daselbst  Larcher  und  die  Ausleger  zum  Ai  turnen« 
XIV.  p    bot.  Animadvv.   Vol.  VII.  p. SM  Schweigh. 

180)  Museo  Pio- Clement.  Vol.  II.  tab.  2t.  mit  Visconti'« 
Bemei  kungrn.  Die  Stelle  des  (  iceio  Mehl  dt-  N\  D.  1, 
29.  p.  l«il  unserer  Ausgabe,  wo  in  den  Ainnerbk.  Meh- 
rere« darüber  gesagt  isi.    biß  wurde  auch  selbst  mit  gros* 

II.  56 


56a 

und  Capitolina  hatten  ,  verschmaheten  dennoch  nicbu 
dieser  alten  bewaffneten  Hirtengöttin,  'an  Welcher  e* 
Italische  Volk  mit  abergläubischer  Verehrung  hing ,  * 
ihrer  grofsen  Roma  Tempel  einiti räumen.  Im  Anfang 
des  Insubrisrhcn  Krieges  weihete  ihr  einen  ordentlich« 
Tempel  auf  d«'m  Furo  Olitario  der  Consnal  Cn.  Cornelias 
Cethegus  (Liv.  XXXfl.  So.  XXXIV.  53.),  nnd  selbst 
Tom  Au.gustus  wurde  ihr  in  der  Nähe  des  Palatinischea 
Bügels  eiust  am  erbten  Februar  ein  heiliges  Hans  ge- 
deiht ;  welcher  Tag  .  in  die  Tafeln  von  den  Thaten  die- 
ses Fürsten  und  in  die  Jahi bucher  des  Reichs  eingetra- 
gen ,  noch  späterbin  seine  Feier  behielt  tt1).  So  halfen 
die  von  Gabii  ihre  Juno  und  mehrere  andere  Städte  Ita- 
liens. Die  kriegerischen  Sabiner  stellten  ihre  Juno  Cu- 
ritis  18*)  gleichfalls  mit  dem  Spiefse  bewaffnet  vor.  Man 
wollte  auch  ihren  Namen  von  curis,  auf  Sabinisch  Spiefs, 
herleiten  ;  und  die  Rum  ischen  Hochzeit  gebrauche  hatten 
aus  diesem  Kreise  einen  Zug  aufbehalten.  Der  Bräuti- 
gam scheitelte  das  Haupthaar  der  Braut  mit  der  Spitze 
einer  Lanze  1R3)j  ein   Gebrauch,    über  dessen  Sinn  die 


sen  Hörnern  vorgestellt;  vergl.  die  Nach  Weisungen  da- 
selbst. 

181)  Üvid.  Fastor.  II.  SS  sqq.  mit  den  Auslegern.  Juno  Ro- 
mana Cic.  de  N.  D.  1.  29.  p.  131.  Die  Juno  Capitolina 
hatte  auf  dem  Capitol  mit  Juppiter  und  Minerva  ein  ge- 
meiribchafüiclies  Tempeldach.  Rechts  stand  Minerva, 
links  Juno  (  Lactant.  Firmianus  Üb.  I.  cap.  11.  vergl. 
Just.  Ryckius  de  Capitol.  Cap.  XIII.  p.  15S  sqq.). 

182)  Auch  Quiritis  genannt,  wie  in  einer  alten  Inschrift  in 
den  Antiqq.  Heueventt.  Cl.  1.  nr.  8. 

183)  Ovid.  Fastor.  II.  SS9.  560.  vergl.  vs.  475.  mit  den  Ans« 
legem.    Festus  in   Curis  und  Ctlibaris  (  Caelibaris  ,  wie 

•jene  Lanze  auch  genannt  wurde).    Macrob.  Saturn,  f.  9. 
Arnob.  adv.  gent.  II.  67.  mit  den  Annotatt.  p.  102  OrelJ. 


hon  seihst  verschiedener  Meinung  waren.  Böltigers 
lrermuihung ,  dafs  die  Bewaffnung  der  Here  Grelensi- 
•chcii  Ursprungs  sey,  mag  hierbei  noch  von  uns  bemerkt 
vciiK'ii,  ohne  dafs  wir  darüber  entscheiden  möchten. 
So  viel  ist  gewifs,  dafs  die  Italischen  Völker,  wie  in 
Ii  et  reff  der  übrigen  Gottheilen  1  so  au  eh.  mit  ihren  Ju- 
nonen  an  der  alten  bedeutsamen  Weise  fester  hingen, 
als  die  meisten  Griechen,  ohwuhl  auch  sie,  seihst  nach 
ausgebildeter  Kunst  ,  gerade  in  der  Darstellung  dieser 
Gottheit  manches  mysteriöse  Attribut  beibehielten. 

Dieses  erinnert  uns  zunächst  an  die  Sa  mische 
Juno,  wovon  wir  ausgegangen  waren.  Mehrere 
Spuren  leiteten  uns  dahin,  dafs  diese  Gott- 
heit von  dem  Gottes  dienstc  der  Babyloni- 
schen Naturgüttin  ausgegangen,  oder  viel* 
mehr  dieselbe  sey.  Schon  die  obigen  Bemerkun- 
gen müssen  hier  den  Einwurf  beseitigen,  dafs  ja  die 
Mylilta  der  Babylonier  ausdrücklich  Aphrodite  (Venus) 
genannt  werde '^).     Aber  —  hier  noch  ein  bestimmterer 


Am  Vermahlungstage  wurde  auch  im  Hause  des  Bräu- 
tigams tin  eigenes  Luger  aufgeschlagen,  das  dtm  Genius 
und  der  Juno  geweiht  war  ,  und  lectus  genialis  hiefs  ;  s. 
Arnob.  a.  a.  O.  —  Sehr  berühmt  war  auch  einst  derTein- 
pel  der  Juno  Lacinia  ,  gleichnamig  mit  dtm  Italischen 
Vorgebirge  am  Tarenlinischen  Busen  (  Virgil.  Aeneid.  III. 
SM.  und  d.ist  Ihüi  Servius  und  Heyne).  In  der  Nahe  lag 
Croton  (l.ivius  XXIV.  3.),  und  diese  Juix»  kommt  auf 
den  Münzen  dieser  Sladt  vor  (Eckhel  D.  N.  V.  Vol.  I. 
p.  171.).  —  Der  vorgt  bliche  Tempel  einer  Juno  Lacinia 
zu  Agrigent  beruht  auf  einem  Irrtlnime  des  Faztllus  ,  wie 
Dorville  in  den  Siculis  I.  p.  100.  gezeigt  bat.  Er  stand 
bei  Croton  ,  und  war  ira  Akerihuxn  auch  durch  ein  Bild 
von  Zcuxis  berühmt.  Heut  zu  Tage  siebt  man  noch 
Reste  dieses  Gebäudes;  Dorville  a.  a.  O.  und  p.  274. 


184)  Herodot.  I.  13t.  ibid.  cap.  1& 


564 

Beweis!  —  auch  Griechenland  hatte  seine  Here»  Apbfr  | 
dite.  In  Laconien  hatte  der  Eurotas  den  gröfsteu  TWi 
des  Landes  überschwemmt.  Das  Orakel  gebietet  in  die- 
ser Notb  der  Here  Hypercheiria  {'Tvtg^ti^la^y  einet 
Tempel  zu  bauen.  Ihr  Schnitzbild  wird  Venus-Juno  *) 
genannt.  Es  ist  ein  alter  Gebrauch ,  dafs  die  Mutter  ihr 
Opfer  bringen ,  wenn  ihre  Töchter  sich  verheirathen. 
liier  sehen  wir  so  recht  die  alte  Naturgöttin  ,  die  ihre 
beiden  Aerme  ausbreitet,  die  in  Fluthen  der  Wasser 
sich  kund  giebt ,  die  dem  Monatsflusse  der  Frauen  vor- 
steht, die  die  Ehe  einsegnet.  Man  weifs  aber  nicht,  ob 
sie  Hera  oder  Aphrodite  heifst.  Sie  ist  an  Wasserflalhea 
Babylons  geboren;  und  dieselben  Weiden  (t-rea*),  an 
denen  Israels  verbannte  Sänger  ihre  Harfen  aufhangen 
(Psalm  i36.  137.  3.)  ,  wölben  sich  der  Göttin  zum  älte- 
sten Tempeldach.  Diese  Bäume  ,  die  sie  hier  umschat- 
ten, sind  durch  die  Kräfte  der  Flüsse  her  vorgetrieben 
und  genährt.  Also  hier  zu  ßabtlon,  wie  dort  zu  Sa  mos, 
haben  die  Nymphen  dieser  Göttin  ein  grünendes  Haas 
gebaut.  Das  ist  der  Geist  der  allegorischen  Sprache 
religiöser  Vorzeit  —  oder  hören  Mir  nicht  auch  von 
Griechischen  Volke  die  schönen  Bäume  ,  die  auf  einer 
Anhöhe  ein  Grabmal  umschatten,  Jungfrauen  ge- 
nannt? (Pausan.  VIH.  24.  4*  p*  4>9  S(l-  i''ac.) 

In  den  klaren  Fluthen  der  Gewässer  wie  in  der 
blauen  Luft  spiegeln  sich  die  goldenen  Sterne  des  Hirn« 
in  eis.  Darum  ist  ihr,  der  Himmelskönigin  (Urania- 
Juno),  der  Pfau  gewidmet,  der  aufseinein  Schweife 
einen  ganzen  Sternenhimmel  tragt  tbb).      Er  bat  sich  die 


IM)  'Ai^e&rjy;  —  r'Hf«; ;  s.  Pausanias  III.  13.  6.  p.  3S7  Fac, 

18w)  «loh.  Lv'us  de  nu'iiss  p.  66.  *«<  Tuwvat  mJ-v  e;.wOa  ts";  vV.eej 
Tijt'IifOj  et  lf>vcmt<  bthsxaiv  ,  6.cv*i  tsv  aVr*f  tnrej»  «t^a,  »nt 
eJ.-avc'y. 


5G5 


Nebt  d«  Frühlings  zugeeignet»  und  scheint  mit  der 
unten  Fülle  der  Wiesen  wetteifern  v.w  wollen  1S~).  Er 
t  der  stolze  Vogel«  mit  dem  ein  Pcrserhunig  in  seiner 
blendenden  Pracht  verglichen  wird  ,ÄH)  ;  der  title  auch, 
dem  der  Liebling  der  Venus  ,.  Paris  ,  in  seiner  selbst- 
gefälligen Schönheit  zum  Gegen  bilde  dienen  mups  ,"9). 
In  jeder  Hinsicht  war  also  der  Pfau  zum  Junonischen 
Vogel  geeignet.  Zu  Sanum  hat,  sagt  ein  alter  Schrift- 
steller ,  Here  da*  goldene  Geschlecht  der  Y6gel ,  dio 
überaus  schönen  Pfauen,  die  aller  Augen  auf  Bich  zie- 
hen l90).  Im  Samiseheii  Tempel  bezirk  wurden  der  Hera 
heilige  Pfauen  genährt.  Oh  sie  dort  non  zuerst  waren 
und  von  daher  in  die  übrigen  Lander  harnen,  wie  der 
andächtige  Menodotus  in  dem  Buch  über  den  dortigen 
Tempel  au  sagen  geneigt  scheint  f  geht  uns  nichts  an. 
Genug,  die  Samicr  verewigten  den  heiligen  Vogel  auf 
ihren  Münzen  m). 

Es  war  eine  alte  1Teinung  f   dafs  Juno  den  Sternen 
angehöre.      Euripides  spielt  darauf  an ,    wenn  er  sagt, 


157)  Lucianus  de  domo  $.  11.  vergl.  Hemstcrh.  lum  Nigri- 
nus  L  p.  2(7. 

188)  Ibki.  und  daselbst  Pbilostrali  Iconn.  II,  cap.  32. 

18^)  Philostrati  Heroica  p.  724.  p.  Ib6  Boissonade. 

Vjü)  Antiphanes  apud  Athenaeum  XIV.  pag.  655.  pag.  363  sq. 
Schweigh. 

191)  Athenäen»  a.  a.  O.  rergl.  die  Animadvv.  p.  $25.  Eck- 
hel  Doctr.  Nunim.  vett.  Vol.  H.  p.  568  sq.  Und  weil  die 
Volkssage  meldete,  ein  Strauch  von  Keusch- Lamm 
habe  der  Göttin  zur  Wien  gedient,  gab  man  ihr  auch 
roch  auf  Römischen  Kai?ermünzen  aufser  dmi  Pfau  ei- 
i»«>;i  Strauch  als  Attribut.  rWlbelcniy  Anschaffe  VI. 
p.  B97,  Man  vergleiche  daselbst  au  P.  42.  im  Aila»  die 
Grolsmlinze  von  Sumos. 


Bern  wohne  in  dem  bunten  Revier  <!er  Sterne  nt%.  Art 
die«e  Priesterlehre  beruft  sich  Plotinus  hesti— t.  Kats- 
dem  er  zu  zeigen  gesucht .  <dbf*  Venu»  die  Seele  dies  Jap- 
piter  »er.  fugt  er  bei,  dies  bezeugen  nck  dfie Priester 
und  Theologen ,  welche  die  Aphrodite  warf  «He  Hera  ad 
Ein  Wesen  zurückführen,  und  nennen  dem  Stern  der 
Vena*  am  Himmel  Slern  der  Jnno  ffiJ-  Padharcfc  ward 
Jnno  abo  Göttin  des  Morgen  -  und  Abeadsterau»  Damit 
mögen  die  Vorstellungen  ron  der  Jnno  f.nci—  zusam- 
menhingen ,  ob  man  gleich  auch  diesem  Beinamen  zwei 
verschiedene  Deutungen  gab.  Nach  der  einen  war  sie 
rom  Liebte  so  genannt  lH).  Dahin  norde  auch»  dae  Jnno 
Matnta  gehören,  die  beim  Aurelius  Victor  and  ia  mehre- 
ren Handschriften  des  Liiius  rorkommt  ws).     Habt  sin 


i'J2)  Helena  vs.  1103.  (1096.)  rs.  1105  Matta.  rerrL  Span« 
hem.  ad  Callimach.  Duo.  vs.  l6l.  20-i.  —  Das  Epithe- 
ton der  goldthronenden  Here  ( x?"r5'-cc'e5 )  wurde  auch 
von  Einigen  auf  die  von  der  Sonne  wiederstrahlende  Luft 
bezogen  (bcbol.  Venet.  ad  Iliad.  A.  vs.  611.). 

193)  Pag.  298-  —  t*>«(  uagr-~?s-Jj7vsj  ts-„'ts»  tsü  ksyx  «f£Ü>  r«  «i 

r£;  'Avf5«<T^  ärri^i  h  s-Sgzxf  »"Hfoj  >Jyz\m.  Er  hat  hier-« 
bei  auch  die  Pythagoreer  im  Auge.  Denn  TimSus  de 
anima  mandi  p.  550.  (in  Gale's  Opuscc.  mytholl.)  redet 
auch  von  einem  Sterne  der  Hera,  und  setzt  hinzu:  „den 
das  Volk  Stern  der  Aphrodite  und  Phösphorus  nennt". 
Als  Seele,  wie  Plotin  die  Venus  nimmt,  wurde  aoeh 
die  Juno  von  alten  Mythologen  genommen  (s.  unsere 
Meletemm.  I.  p,  44.). 

194)  Ovid.  Fast.  II.  449  sq.  mit  den  Auslegern.  Ueber  die 
Juno  Lucina  vcrgl.  Eckhel  D.  N.  V.  II.  p.  569.  und  VII. 
p.  99. 

195)  XXXIV.  53.  mit  den  Noten  in  der  Drakenborchischen 
Ausgabe,  wo  im  Texte  jezt  Junonis  Sospitae  steht, 
weil  ihr  Tempel  auf  das  Forum  olhariuro  versetzt  wird, 


aber  bestimmt  Matuta  gehciTsen  oder  nicht,  sie  Mai  doch 
als  Inhaberin  r<. >a  Moigt  nsier  ms  die  Göttin  des  Murren- 
lichtes.  Die  weÜMJ  Lilie  auch  war  ihre  lilume.  und 
hiefs  die  Junonische  R«»se.  Und  weil  du*  Augeuhraunco. 
das  edle  Organ  beschirmen  ,  durch  welches  unser  J 
per  Licht  empfängt,    so   naren   sie    vorzu^s^eioc    unter 

der  Juno  Schutz  gestellt  (  Vario  de  L.  L.    IV und 

i  i  >,ius  in  Mjpetcilia).  —  Aber  wie  der  Murgensiern  auf 
der  Scheidelinie  von  Nacht  und  Tag  erschein»,  so  grhSfit 
fhr  ,  der  himmlischen  Stememltönigin  ,  auch  djs  FU-u rfa 
der  Nacht  an.  Es  ist  dieselbe  Mutter,  die  des  Menschen 
Auge  schliefst  und  die  es  öffnet;  und  die  Schreie  in 
ihrer  Hand  löset  das  l{ind  von  der  Nabelschnur,  und 
schneidet  die  Locke  des  Sterbenden  ab.  Das  Alles  ist 
Junonisches  YV  alten  ,  oder  Dionei'sthcs,  Denn  Diono 
ist  Proserpina- Venus  ;  und  wie  uns  im  FVluponnesus 
eine  zum  Schlaf,  auch  zum  Todevschlaf  ein  niesende 
Hera  begegnen  wird,  eben  so  werden  wir  in  Italiens 
Tempeln  eine  Juno-Fcronia  oder  Proserpina  ünden  1M)A 


wo  Cctbejrus  dieser  einen  solchen  jreweiht  hatte.  Ander« 
wollten  lieber  Inonis  Mfttatat  lr»e»,  weH  In*»  bekannt* 
Jieh  Matal«  hiefs  (Cic.  de  \.  I).  III.  l'h  vtrfil.  c.tp  15.). 
Aheres  könnte  gar  wohl  seyu,  cluü  Juno  beide  Bein«- 
men  halle;  und  Ino  {'LcJ  ,  die  mau  ah  dds  WllSCI 
deutete,  war  reell  der  Juno  ve»  wandt  <s.  obtn  und  vrtj. 
Olyiupiudorus  ad  PUtoois  Phacdon.  p.  *51  ed.  YYyiunbJ. 

196)  Die  Dodonäische  Dione  oder  Proserpina  -  Venus  wird 
beim  Orcalischen  Religiousdienst  im  vierten  Tfaeile  deut- 
licher erscheinen.  Jezl  will  ich  nur  mit  Einem  Worte 
andeulrn  ,  dafs  die  Dndonaischen  Wesen  Teihys  tind 
Acuelous  (s.  oben  IL  p.  475.)  die  natürlichen  Vorbilder 
von  Thetis  11  rnj  Achilles  sind;  jene  das  Bette  der 
UrjrevaMer  und  jener  der  Urstrom,  diese  die  Nymphe 
und  dieser  die  schnell  vorüherrauschende,  mächtige  ,  küh- 
ne Lcbenifluth.     Correlat  scheinen  die  Verhältnisse  u\ 


Alle  diele  Gegensätze  verbergen  «ich  unter 
Schleiern  der  Babylonischen  Mylitta  and  unter  der  HW 
roglyphendeche  der  Ephesischen  Artemis.  Wird  Stylit 
unter  dem  Namen  Venu*-  Urania  zur  Hera -Juno, 
verbirgt  sich  Diana  mit  der  Juno  unter  dein  gemeia* 
«amen  Namen  Lucina  oder  Lichtbringcrin  ;  und  wem 
die  Alten  die  Syrische  Göttin  schon  nicht  tu 
der  Juno  erkannten ,  so  dürfen  wir  uns  nicht  wuodrm, 
diese  letztere  ganz  bestimmt  die  Assyrische  benaoot 
zu  hören  l9r)>  —  Mit  Einem  Worte  :  die  Indische  Bba- 
vani  mag  bei  den  Persern  als  Mitra  sich  in  die  Strahlen 
des  Sterns  der  Liebe  versenkt  haben;  bei  den  Arabern 
als  AJilat- Litith  in  neuem  Morgenglanze  aufgesaugt 
•eyn,  um  in  Assyrien  und  im  üppigen  Babylon 


gegangen 

*4fc. 


•eyn  zwischen  Juno-  Fluonin  und  Ino-Mafnt».  Damm 
will  ich  aber  dem  Achilles  sein  ohnehin  kurzes  wirkliches 
Leben  und  Daseyn  nicht  abgesprochen  haben.  —  Hier- 
her gehören  übrigens  ,  um  nur  einige  Winke  211  geben, 
die  Mythen  von  der  Erziehung  der  Theti«  durch  die  Ja- 
no  ,  von  den  Verwandlungen  derTbetis,  von  ihrer  Hoch- 
zeit ,  bei  der  sich  die  Götter  im  Sturm  und  Regen  ein- 
finden wollen  (  Apollodor.  III.  13.  pag.  346.  Scholust. 
Apollonii  IV.  816.) ,  und  besonders  folgende  sonderbare 
Legende:  Juppiter  verfolgt  die  Juno  mit  seioer  Liebe; 
sie  entflieht  in  die  Höhle  des  Achilles,  des  Sohnes 
der  Erde  (yt-yeveü;)  „  der  sie  aber  Oberredet,  sich  dem 
Juppiter  zu  ergeben ,  und  so  wird  Juno  vom  Juppiter 
zum  erstenmal  umarmt  (Ptolem.  Hepbaest.  ap.  Phonum 
p.  £52.  p.  332  ed.  Gate.). 

197)  Jtinoni  Assyriae  auf  Inschriften  hei  Spanheim  zum  Cal- 
lunachus  Dian.  vs.  tS7.  Daher  die  Syrische  Sage  von 
dem  klaren  Flusse  Burrhas  ( IW^pn« —  Abnrrhas),  zwi-» 
sehen  dem  Euphrat  und  Tigris  fließend.  Erduftefe  weit 
umher  Woblgcrllciie  aus ,  weil  Juno  nach  dem  Beifager 
mit  dem  Juppiter  sich  darin  gebadet  (  Aehun.  H.  A.  XII. 
30.  p.  39b  Schneid.). 


5G9 

MWiita  zu  schwelgen  ,  und  aufs  neue  dann  als  Hora  zu 
Walten  in  dem  stolzen  Eilande  Ton  Samos  ,w).  —  fn  der 
Religion  der  Baalirns  ist  sie  allenthallien  ata  Baaltis  oder 
Königin  begriffet  worden,  und  noch  Rom  eignet  ihr 
Yorzugsweise  den  Namen  Regina  zu.  Der  Venus -Li- 
bitina  wird  dort  das  schweigsame  Reich  der  Todtcn  an* 
heimbegeben.  Die  Peloponnesische  Prosymna  und  die 
Dodnnäische  Dione  waren  alle  beide  noch  Königinnen 
der  Lebendigen  and  der  Todten  zugleich  gewesen. 

§.      12. 

Bei  diesen  vielen  Spuren  inniger  Verwandtschaft 
«lev  Griechischen  Here  mit  den  weiblichen  Naturgotthei- 
ten Asiens  wird  es  uns  nicht  auffallen,  wenn  selbst  die 
Laccdämonische  Here  auch  der  Phrygischen  Cybele  ähn- 
lich votltommt.  Ein  Griechischer  Grammatiker  W)  be- 
lehrt uns,  die  Laconier  hatten  einen  Kranz  ( <TTE<£«voc;)f 
den  sie  dem  Bilde  der  Juno  aufzusetzen  pflegten,  pyleun 
(itvXtutv)  genannt.  Nun  stehet  dicre  Sprachbemerliung 
«war  in  dem  Capitel  von  Kränzen ;  was  die  neuesten 
Lciicographen  noch  bestimmt  hat,   die  Laconische  Juno 


1*JS)  Der  Poet  Asios  und  der  Historiker  Duris  beim  Alhe- 
naua  (XII.  pog.  525.  e.  f.  pag.  459  Schweigh.)  geben  uns 
einen  BegrifT  von  dem  orientalischen  Luxus ,  womit  die 
Sainier  ihrer  Hera  zu  Ehren  festlich  einberzogen.  Sic 
hatten  dabei  weifse  Gewänder  an,  die  bis  auf  den  Boden 
herabfielen ;  künstlich  gearbeitete  Armbander  schmückten 
ihre  Hunde,  ihre  Haare  Bossen  in  wohlgeordneten  Locken 
auf  die  Schultern  herab  ,  goldene  Bänder  und  goldene  Ci- 
caden  waren  eingt flochten.  Dieser  lJrachta*jfzug  wurde 
Sogar  sprichwörtlich:  0o&$mv  'HfoTpv  JpYrrAeyjwdtop  ( Ince- 
«lere  Junonium  impleXi*  capillis).  Darauf  spielt  Moralins 
Satir.  I.  i.  9.  an. 

199)  Pamphilus  apud  Athen.  XV.  p.  676.  p.  469  Schweigh. 
vergl.  p.  6S1.  a.  p.  Aü'l  Schweigh. 


mit  einem  Kranze  geschmückt  ta  denken.  Allein  Wio* 
ckelmann,  der  auf  Münzen  die  Juno  mit  der  Thurm- 
krone  bedeckt  fand,  hat  auf  die  viel  ungezvvnngen 
Herleitung  von  wvlr,  ,  Thor,  Pforte,  aufm«  1 1, 
gemacht,  und  angenommen,  dafs  die  Laconische 
mit  dem  Hauptschmuclie  der  Phrtgischen  Cybele  bed 
gewesen;  eine  Erklärung,  der  neuerlich  der  gi-U-hrto 
Herausgeber   von  A'bmans  Fragmenten  *ü0) ,    meint* 


»e- 


500)  Welcker  in  den  Fragmin.  Alcmanis  Lyrici  r 
p.  47.  Winckelmann  Monumenii  inediti  zu  Nr.  6. 
brigens  ist  irukadv  (so  schreibe  ich  mit  Seh  weif  h3u»er) 
einerlei  mit  «uAuv.  Ueher  letzteres  Wort  s.  Diodor.  I 
I.  pag .  56  Wesseling.  und  die  Description  de  I' Egypie 
Vol.  IL  p.  142.  Amkjq.  mit  den  Kupfern  .  woraus  wir  uns 
je at  den  anschaulicben  Begriff*  bilden  können  von  dem, 
was  im  Alterthum  Pylone  waren.  —  Bei  dieser  Gelegen« 
licit  bemerke  ich,  dafs  die  Kopfbinde  ,  die  die  Ahen  we- 
gen der  schleiiderfö'rmigcn  Gesi*lf  c^i-.'.l:*  nannten 
meine  Meletemm.  1.  pag.  73.) ,  vorzüglich  bei  der  Ji 
blafig.  war.  Man  sehe  Bölligers  Andeutun. 
und  die  Juno  auf  dem  allen  Kelief  auf  unserer  '1 
nr.  1.  So  ist  auch  die  sogenannte  Barbi-riniscbe  l. 
(Museo  Pio- Clement.  Vol.  f.  tab.  2.)  catlumirt,  die 
Miliin  jezt  Juno  die.  Königin  nennt  (».zur  Galerie  tnytl 
nr.  470.  Ganz  so  ist  auch  die  Juno  bei  SchöpSin  AJ*a«. 
illustr.  Vrol.  I.  «ab.  VH.  nr.  7.  pag.  472.  geschmückt.  — 
Blofre  artistisch?  Bemerkungen  liegen  aufser  meinem 
Wege  ;  aber  hier  mache  ich  eine  Ausnahme  ,  weil  ich 
aueb  in  jenem  Diadem  etwas  Symbolisches  venmuthe. 
Da  die  ältesten  Reliefs,  wie  bemerkt,  schon  diese  Kopf- 
binde  der  Juno  haben,  da  Homer  auch  von  einer  in  der 
Luft  schwebenden  Here  weifs ,  so  war  dieses  Diadem 
viclleirht  eine  Andeutung  darauf.  Aber  auch  selbst 
der  Ellipse  fcich  nähernde  Form  der  Binde  konnte 
den  Vorstellungen  von  der  Juno  zusammenhan., 
dafa  wir  also  in  der  Juno  mit  dem  pyleon  die  Gülim 
Entfeste  ,  in  der  mit  der  sphendone  die  GiHtin  d> 
vermutben.  düifen. 


lern 


571 

Recht,  beigetreten  ist.  ; Ein  Schmuck,  der 
die  Phrygischc  Göttin  der  E rd fes te  bezeichnet ,  fairen 
der  Hera  nicht  fremd  sejn  ,  die  uns  ja  ganz  bestimmt 
Krde  genannt  worden  ist.  Ja,  tbcn  die  Ilere  sullte 
auch  mit  einem  Sohne  der  Erde,  mit  dem  Titanen  Eu- 
rymedon ,  heimlich  gebuhlt  und  mit  ihm  den  Prometheu* 
erzeugt  haben  20')  ,  der  hernach  als  Feucrh ringrr  be. 
atraft  wird.  Dieser  Mythus  eröffnet  nun  eine  Reihe  TOB 
Traditionen  ,  womit  sich  die  Samier  trugen.  So  wufs- 
ten  sie  auch  zu  berichten  :  Zeus  und  Hera  hatten  sich 
dreihundert  Jahre  heimlich  geliebt,  und  ohne  Wissen 
des  Kronos  und  der  fthea  (oder  des  Oceanus  und  der 
Tethys)  den  Hephästos  gezeugt.  Endlich,  nach  des  Kro- 
nos Sturz,  fuhrt  Zeus  tue  Hera  als  ordentliches  Ehe- 
weib heim,  und  seitdem  hiefs  sie  eigentlich  erst  telea 
(xiXtia).  Damit  aber  Hera  als  Jungfrau  auftreten  konnte, 
SO  ward  vorgegeben,  llephä&tos  ,  der  unterdessen  auf 
der  Insel  Na\os  beim  Kedalion  die  Schmiedeltunst  Jernte, 
tey  von  Hera  ohne  Zutbun  eines  Mannes  geboren.  Die 
Samier  jedoch  hielten  jene  heimliche  Umarmung  ihrer 
grofsen  Göttin  so  beilig,  dafs  sie  die  eheliehe  Vertrau- 
lichkeit der  Brautpaare  als  etwas  Religiöses  betrachte- 
ten, und  nachher  erst  die  öffentliche  Vermahlung  folgen 
liefsen.  Homcrus  lafsl  auch  nachher  noch  mit  Entzücken 
den  Zeus  und  die  Herc  daran  denken,  als  sie  sich  um« 
armt  hatten  : 

„ —    —    —    geheim  vor  den  liebenden  Eltern.  " 
Eben  deswegen  aber  trifft  den  Dichter  der  sittliche  Ta- 
del des  Philosophen  202)  j   wogegen  ihn  hinwieder  andere 


20t)  Eustathius  ad  Iliad.  XIV.  296.  p.  9S7.  vergl.  Scholia  Ve- 
neta zu  dieser  Stelle  und  xu  Iliade  A.  609. 

302)  Des  Plato  in  der  Republik  III.  4.  p.  390.   p.  69  sq.  A&lü. 
Alan  vergl.  Iliad.  XIV.  296,    und  dazu  Heyne  Observv. 


573 

Denker,  -wie  Syrisnns  und  »ein  Schuler  Proclns,  n1 
tbeidigen  suchten.  Wir  werden  wohl  gestehe«  aas 
dafs  der  naive  Sänger  diese  Sachen  nach  seiner  Alt  gif 
sehr  naturlich  beschrieben ,  dafs  es  aber  «och » 
Amts  nicht  war  ,  noch  eine  andere  Hülle  hinweg  sa  sa- 
hen, und  die  kosmischen  Nat a  r Wahrheit««, 
die  dahinter  liegen,  vor  Augen  zu  stellen.  Diese  far- 
sichen  Wahrheiten  sind  für  uns  sehr  einfach.  Dens 
wer  sieht  nicht,  dafs  zuvorderst  das  Bohlen  8er  Jas» 
mit  einem  Erdriesen  und  das  Gebaren  eines  Fenergeaiss 
ans  dieser  Buhlschaffc,  dafs  sodann  die  dr^ihundertjäfirige 
heimliche  Liebschaft  mit  dem  Juppiter  and  das  verhör- 
genc  Erzeugen  eines  lahmen  Feuergottes  —  dafs  dieses 
Alles  Volkssagen  sind,  alte  Erinnerungen  an  das,  wst 
sich  in  und  um  6amos,  Naxos  und  Lemnos  (d.  h.  astls- 
sein,  die  so  viel  vulcanische  Spuren  an  sich  tragen) zwi- 
schen Himmel  und  Erde  und  unter  der  Erde  in  grofsea 
«Zeiträumen  zur  Verwunderung  alter  Pelasgischer  Mea- 
schen  Außerordentliches  und  Furchtbares  ,  aber  in  sei- 
nen  Folgen  Heilsames,  zugetragen  hatte.  Denn,  an 
der  Sache  auf  den  Grund  zu  sehen,  müssen  wir  antat 
die  Ansicht  gewöhnen ,  dafs  allemal,  wo  Sonnen  warnte 
mit  atmosphärischer  Luft,  Erdfener  mit  dem  Meere  and 
mit  dem  Dunstkreise  in  eine  auffallend  thätige  Beruh» 
rung  und  Bewegung  kommen ,  die  symbolische  Physik 
der  Vorwelt  von  einer  Hochzeit  der  Juno   ("Hpaf 


p.  5K8.  —  Utber  die  Versfofcung  des  Hephlsfos  habe  ich 
bei  der  Bccc!;ischrn  Rf  ligion  im  dritten  Theile  mehr  ge- 
sagt. Man  verj»l.  $.  26.  pat;.  -1l4  —  421  der  ersten  Ausr. 
Jtzt  brmerkr  ich  noch,  dafs  Vulcans  Rache  an  der  Ju- 
no in  scenischen  Handlungen  vorgestellt  ward.  Auf  einer 
Vase  bei  Mazochi  I'ahb.  Hrracll.  p.  137.  sehen  wir  die 
Hera  ,  wie  die  alte  fikischrift  zeigt ,  auf  drm  Fesselsluhle 
sitzen;  Mdis  (Kn  ualios)  will  sie  btfreien,  und  streitet 
dailiber  mit  Vulcan,  der  hier  als  Aa<3aA»t  bezeichnet  ist. 


575 

yaunc)  eu  reden  weifs.  Dichter  nahmen  diese  S  ii/.e 
prie.iiei  liehet  Physik  in  ihre  Gesänge  ,'uif ,  und  führten 
sie  in  heiligen  Legenden  aus  —  jeder  nach  Standpunkt 
und  Ort.  Vom  Cilhäron  und  vom  Berge  Thnjnax  her 
werden  wir  ähnliche  Licderl'ragmente  sammeln  ,  nur  in 
etwas  anderer  Art,  nun. lieh  in  dti  V\  eise  von  Argolis 
und   von  liöotien. 

Schon  Homer  lehrt  uns  diese  Jnnoncn  des  Pe» 
1  o  p  o  ii  n  e  s  u  s  und  des.  initiieren  Griechenlands 
kennen.     Er  stellt  zusammen  2u<)  : 

„Hcre  von    Argos  zugleich  und    Athen' ,    Alälkömene's 

Gtiuia." 

Und  die  erstcre  zählt  in  demselben  Gelange  (vs.  5i  ff.) 
ihr«  Pelononnesischcn  tluuptstitzc  aul  : 

„  Siehe  ,  cliti  uir  rt  1  len  sind  inirdit  gelieb  eslen  Siadte, 

Arges  lind  äptrte  *°*J  zugleich  und  die  tfejtdurohwpbnii 

M}ketie. " 


IHsd.  IV.  8.  nach  Voft. 

20t  Y\i  den  JjintniMhm  Siüdten  gelitfrte  nuch  Tirynth; 
PaubäJ)  II.  i7.  5.  i»  239  r'ae.  Utb*  r  das  Hiiänni  ohn- 
Wi  ii  Mvoem-  fflttfl  man  jt-7t  die  Fol  schlingen  von  \\  illiain 
G«-*ll  m  dir  ArgoKs  j».  44  ft'  vergleichen.  In  Betreu*  von 
SujiU  macht  Hevm  Obscrw.  ad  MuiiiLiiini  1.  1.  p.  5(ji. 
dir  fruchtbare  B«  meikim? ,  link  die  Verehrung  dei  Here 
dort  in  dtrt  alten  Hi  lat-gUchen  Zeiten  bedeiUemler  war, 
als  nachher,  dl&  duicb  die  Dorer  nach  der  Rückkehr  der 
11.  rakliden  die  slten  Religionen  überhaupt  groike  Er- 
KeliOttartingen  eiluhnn.  Panamas  kennt  in  Laconien 
enn n  Tempel  der  Argiviieben  Here  und  einen  der  Here 
Hypercheiria,  auch  Apbroaite  sjenaiini  (III.  13.  6  p.  dS7 
Von  dieser  Juno  ist  schon  im  Vmht igt  henden 
die  Rede  gewesen.  In  Laconien  vereinte  man  auch  eine 
V \<  gen  i  wende  Juno  (*Hfft «ry>(fl#y»t) %  von  weichem  Bei-« 
nuiiun  tiuc  >age  aus  dm  lleiakken  etzlltilt  wird  (Tau« 
san.  111.  U.  7.  p.  3y?  Pac), 


llicr.m  schliefst  sich  nun  die  Beschreibung  ,  die  Tmu- 
nias  2oS)  von  diesen  Oertlichheilcn  giebt  ,  und  w< 
-wir  ausgehen  wollen:  «  Zur  Linien  von  Mveene  b« 
d»  t  sich  in  einer  Entfernung  von  fünfzehn  Stadien 
Beraum.  An  dem  Wege  (liefst  ein  Wasser  ,  Kictitht-i 
genannt.  Dieses  brauchen  zu  den  Reinigungen  die 
ateherinnen  des  Tempels  und  der  geheimen  Op 
Der  Tempel  selbst  stehet  auf  einer  Niederung  von  Eo- 
büa.  Denn  diesen  Berg  nennen  sie  Eubna,  und  ersch- 
ien, der  Flufs  Asterion  habe  drei  Tochter  gehabt, 
büa,  Pros\imia  und  Atuäa,  und  diese  se)en  Ammen  di-r 
Here  gewesen.  Von  der  Akräa  benennen  sie  den  Berg, 
der  dem  Tempel  gegenüber  liegt ;  der,  worauf  er  selbst 
»lebt,  bftifst  Kuböa,  und  Prosymna  ,  das  Blacht'elu  sn- 
nächst  unter  dem  Tempel.  Der  gedachte  Asterion,  der 
unter  dem  Tempel  fliefst,  fallt  in  einen  Schlund,  und 
verschuldet.  Es  Machst  aber  an  seinen  Ulern 
Braut,  sie  nennen  es  Asterion;  und  dieses  selbige  Kraut 
bringen  sie  der  Here,  und  machen  von  seinen  Blättern 
Kränze.  Als  den  Baumeister  dieses  Tempels  nennen  sie 
den  Eupolcmus  aus  Argus,  v 

Das  genannte  Kraut  heilst  Asterium  (iaxe^iov)  f  «od 
gehört  zu  den  Arten  des  Phalangium  ,  welche  ueaen  den 
Bifs  der  Phalangicn  (Giftspinnen)  als  wirksam  bt 
net  weiden.  Dieser  Art  legten  die  Alten  noch  and« 
besondere^Wirkungen  bei  iar).  Hieran  reihen  wir 
andere  physiealisebe  Bemerkung,  welche  mit  dem 
tesdienste  der  Juno  verbunden  wird.      «Es   findet  sie 


205)  II.  17.  1.  2.  p.  CJsFac. 

206)  aVe^Twn  schlug  Kuhn  vor,   und  Ciavier  hat  es 


nu  turnen. 


"• 


207)  Nicnnriri  Theriaca  vs.  72.5.   ibiq.  Scbolia   und  die  Noten 
p.  lui.  p.  gft  j,ij.  Schneider. 


575 

in  ihm  (im  Argolischen  Flusse  Inachus)  auch  cio  Stein, 
dem  Beryll  {ßr,iivX}.to)  etwas  ähnlich.  Dieser  wird  schwarz, 
irenn  ihn  einer  in  die  Hand  nimmt,  der  ein  falsches 
Zeugnifs  ablegen  will«  Es  liegen  aber  vielein  dem  Bei« 
ligthume  der  Pi  osymnäisehcn  llere  {n.^oariivuia^"i].u^)1 
wie  Timothcus  in  den  Argolischen  Geschichten  betieh- 
Es  gedenkt  derselben  auch  der  Samier  Agathon  im 
%  weiten  Buche  von  den  Flüssen  »  -ÖS).  —  D;cse  einfachen 
Legenden  »teilen  uns  gleich  wieder  auf  den  Grund  und 
Duden  dieser  i"Naturreligionen,  bei  denen  es  ohne  magi- 
sche Vorstellungen  und  Handlungen  nicht  abging.  Ein 
SternenJluls  und  ein  Sternenkraut  von  wunderbaren 
BrSften  —  and  der  alle  Landesstrom  Inachus  selber 
fuhrt  Steine  in  seinein  Grunde  ,  die  durch  ihre  Verdun- 
kelung die  Falschheit  des  Herzens  ans  Licht  bringen!  — 
F.s  lagen  viele -Steine  der  Art  in  dem  Tempel  der  Here, 
und  es  mochte  hier  Mancher  die  Lichlprybe  haben  be- 
stehen müssen.  Denn  die  Güllin,  glaubte  ohne  Zweifel 
das  Volk  ,  bewirbt  solche  Gewissensprube  wunderbar, 
so  wie  sie  auch  dem  Sterncnlttaute  Phalangium  die  Wun» 
derhraft  gegen  giltige  Thierc  mitlbeilt. 

Diese  Göttin  heifst  nun  hier  die  Prosymnäiache. 
Der  Ort  in  der  Landschaft  Argolis,  wo  sie  einen  Tempel 
hat,  keifst  selbst  Prosynina.  Er  lag  beiMidea,  und  zwar 
auf  einer  Höbe;  denu  Stalins  singt: 

Celsae  Junonia  templa  Prosymnae  vß). 
Aber  Prosymna  nennt  Pausanias  auch  eine  der  Töchter 


:0S>  Plutarcb.  de  flununib.  XVIII«  3.  p.  1160  sq.   p.  1032  sq. 

■VVyttcnb. 

209)  Tbebaid.  lib.  I.  vs.  383.  wo  sebon  Casp.  Barth  erwiesen 
hat,  dui's  die  Stadt  und  die  Landschaft  Prosymna  hicisen 
(s.  p.  132.)..  Man  vergl.  Strabo  VIII.  p.  373.  mit  Casau- 
honus  Commenisr  (p.  232  Tisch.)  ,  womit  tnanJeM  Will. 
Gell's  Argolis  p.  44.  p.  52  sq.  verbinden  mufs. 


des  Flusses  AslerU>n.  Alle  drei  geben  Oertern  den  Na- 
men. Die  älteste  Euböa  einem  Orte ,  den  man  bald  von 
den  guten  Kühen  bald  von  der  fetten  Weide  benannt 
wissen  wollte.  Es  wäre  über!) rissig,  bierüber  etwas  mehr 
zu  sagen  als  die  zwei  einfachen  Dinge:  dafs  wir  uns  am 
Flusse  Inaebus  beiluden  ,  dessen  Tochter  lo  mit  Stier- 
liüjnern  abgebildet  wurde ,  und  dafs  die  Juno  in 
Aitiibut  von  Stier  und  Kuh  bei  genommen  der  lo  hier 
ganz  ähnlich  war  oder  vielmehr  einerlei  mit  ihr;  so  dafs 
die  Tempelsitle  zu  Argos  gebot,  die  P»  testet  in  der  Juno 
mufste  auf  einem  mit  Rindern  bespannten  Wagen  zu 
dem  Tempel  fahren  -lü).  Die  dritie  FlufMiympbe  und 
Dienerin  Ahtäa  trägt  einen  Namen,  der  an  die  Höhen 
von  Argnlis  erinnei  t.  Die  Stadt  Prosyntna  heilst  auch 
die  hohe  :  und  nenn  Juppiter  der  Gott  der  Höhen 
(ax^ioi,)  genannt  wurde,  so  wird  auch  Juno  so  gehtilacn 
Laben.  Sie  kommt  wirklich  unter  diesem  Namen  vor  *•'). 


310.)  Herodot.  I.  31.  IT.  4l.  In  der  letaleren  Stelle  vergleicht 
der  Geschichischreiber  eben  deswegen  die  lo  mit  drr  Isii. 
bitte  tk  auch  mit  der  Aslarie  vergleichen  können. 
Beide  halten  als  Attribute  bald  den  SlicTiopf,  LJd  bonne, 
Mond  uud  Stern  (s.  I  Th.  u.  264.  und  II.  Th.  p.  6i  ti.). 
Ja  auch  zu  NilUM  in  Assyrien  hatte  man  ein  Uild  der  ge- 
hörnten lo  (  Philostrat.  Vit.  Apollonü  1.  iy.  p.  23  Olear. 
veigl.  ineine  Annitrk  in  Rekkeri  Sptcim.  Philcstr.  p.  61. 
not.  12).  —  !so  war  auch  Juno  in  Argus  eine  als  Kuh 
dargestellte  Gottheit  gewesen  ,  mit  Beziehung  iuf  den 
Mond,  und  im  tHernenflufr  und  Sternenkraute  (A^tcrion) 
spielt  noch  das  liderische  Attribut  durch-  —  Noch  Rö- 
mische k-mti.nnen,  deren  Vorbild  die  Juno  w*r,  wur- 
den auf  Münzen  und  andern  Bildwerken  auf  einem  von 
Kühen  gezogenen  \\  agen  fahrend  vorgestellt;  S  ü>:>  jOn- 
grri-n  Visconti  Munuiit  ■  r.cvdopediche  di  Koma  »ulle 
belle  arte  T.  Hl     p.  61    -  67. 

Man  s.  den  Zetiubius  Proverb.  I.  £7.  p.  7  Schott.     Der 
reu  pej  der  Juuo  Akrata  »Und  au!  dem  Wege  nach  der 


577 

Einem  Worte,  eine,  jede  Wärterin  wird  den  Namen 

grofsen  Pflegetochter  thcilen  nullen.     Das   heilst, 

ir  auf  den  Geist  alter  Religionen  sehen,    die  ver- 

.denen  Eigenschaften  einer  Gullheit ,  mit  ihren  IS.a- 

.en  bezeichnet ,    müssen   zu  besonderen  Personen   iwr. 

den»  und  als  selbststündige  Wesen  handelnd  vor  unsere 

Augen  treten. 

Dies  sind  aber  die  Ammen  der  Juno  noch  nicht  alfe. 
Wir  hören  noch  von  einer  vierten;  ?ind  diese  witd  uns 
tiach  der  andern  l'aibü.i  und  nach  Boutien  geleilen  ,  \vn 
uns  jene  grofse  Juno -ProSymna  hoch  mehr  von  sich  Hu 
erkennen  gebi?n  wird.  Pintaich  führt  als  Beispiel  eines 
symbolisch  -atlegoi  isthen  Mythus  folgende  Soge  an  Z1 '-)  : 
Juno  Hird  •uf'Euboa  erzogen,  Juppiter  entführt  siaf 
und  Cithä'ron  ;.  euiihit  ihnen  eine  Höhte  zum  SCuattUj  n 
Brantlagcr.  Ihre  Amine  Macris  (aIux-.h^)  kommt)  die 
Geraubte  zu  suchen.  Cilhäron  «eist  sie  mit  der  Naeh- 
rie-iil  zuiücli,  dafs  Juppiter  dort  mit  der  Latona  (  tj]  Ajj- 
toi)  in  Liehe  Vereinigt  ruhe.  Seiltlern  will  Juno  mit 
der  Latona  Einen  Tempel  n\td  Altar  haben,  keifst  auch 
selbst  die  nächtliche  ( '  vv/J'x  ) ,  die  verborgene  (p^ia), 
ja  wird  selbst  für  Eine  Gottheit  mit  Latona  genommen. 
So  weil  die  Sage.  Es  folgen  phjsicaliselje  Erklärungen: 
Juno  sey  der  Erdschatten  ,  der  die  Lull  verfinstert  und 
den  Glanz  des  Mundes  in  den  Eklipsen.  Niemand  wird 
leugnen  wollen,  dafs  der  Grundherr! T  richtig  aufgefafst 
sey.  Dafür  spricht  der  Name  Prosymna.  Er  kommt 
immer    bei  tcllui  ischen  oder  chthoniseben  Dingen   and 


Burg  von  Argos  (Pausan.  11.  2\.  1,  p.  266  Fac.).  tfebrl» 
jffns  hauen  mehrere  Gouhtiien  den  Beinamen  "Am^cus/, 
"  A-*yu<u  (  Spanh,  Callim.  in  Jov.  vs.  82.). 

2\2    Apud  Euseb.  P.  E.  III.  pag.  81  sq.  und  in  den  Fragmin, 
p.  7ö6  sq.  Wjiunb. 


II. 


Vi 


I 


578 

Personen  yor.     Ceres  führt  ihn  im  Lande  Argolis  in 
Religionen  von   Lerna  (Pausan.   II.  df.  2.    p.   3rto  F 
eben  dort,  wo  ein  Genius  Prosymnus  dem  Dior 
Führer  dient  ,  als  er  seine  Mutter  Seinela  au> 
der  Unterwelt  wieder  ans  Licht  bringen  will  -H). 

Jener  Raub  des  Mädchens  Here,  wie  Juno  in  dieser 
Sape  bestimmt  ht  ifst  ,  und  ihre  Uinarmnny  auf  dem  Ci- 
thitui»  ist  also  ein  wahrer  Rauh  der  Kora.  bie,  die 
Juno,  ist  hier  Proaerpina,  und  er,  der  Juppiter,  Ut 
der  unteiitdische  Zeus.  Unter  diesem  iNamen  Leimt  ihn 
noch  Hdintnis  -'*).  In  aiten  Herahleen  war  auch  die 
unterirdische  Juno  vorgekommen,    und   auch  davon 


hat 


213)  Clemens  Alex.  Protrept.  p.  8  sq.  vcrsjl.  Zoega  de  Obe- 
Jisct.  p.^.'sq.  Di?  Form  II  ;-.'-:;  ist  nur  tine  weichere 
Aiif^p1  rfche  ilir  ll^üru-me^  -  und  dcrtulhi  Genius  - 
auch  aU  l'ulj  [uns  vor.  Es  ist  sehr  erläuternd  was 
Pluiarch  in  unserer  Stellt-  »ur  Erklärung  des  Kegiilis  der 
Latuiu  Juni»  s.igt  :  wf-  äi  ^  Aijra',  kifSni  n. 
utvcv  r^ttv^MVtsVi  Ks  sind  eben  Gottheiten  und  Genien 
des  Schlafes  und  des  Todes.  —  Nun  konnte  es  aucli  n 
fehlen,  dafs  .Inno  -  Latcrna  in  der  vergeistigteren  Leine 
d)  i  Philosophen  «)s  Vergessenheit  desirdiacben 
und  materiellen  Lebens  ginon.im n  ward.  Leto, 
sagte  irun  in  diesem  Sinne,  bringt  Vergesse nhtii  aller 
Ucbel ,  die  di*  Seele  belasten  ,  in  so  fern  sie  ihnen  das 
Rewufsi.s«  vn  nnnnit  von  den  stürmischen  Wogen  dies.es 
leiblichen  D-istyns,  die  die  \ele  nicht  zur  Ruhe  kora* 
men  Usscn.  tn  diesem  Sinne  wird  Leto  dem  gemeinen 
Gedachlniis  (rjj  pwy/og)  entgeg«  ngesetzt.  Diese*  haftet  an 
sinnlichen  Dingen.  Htogefen  die  Mnemosyne  erweckt 
das  Angedenken  ju  das  Meille,  Kai  tZe*"*?  ij  Mv^ef 
v  v]  ttJv  f*v»j'uj»v  tsvv  vmjtcüv  uvsyn\ut  cCrw;  k«i  «j  A  «  r  <ü 
^ijr^v  ZoLftlrM  m-»  »vuAcbv  (Proclus  mscr.  in  Platonia 
Cntjrl«   mit  Anführung  des   Plotinus). 

hi)   Iliad.   IX.  4^7.    Z«u;  r*  xnra^J:  w:;    v.it   «irtuv»j  Ilf^r^a 

Vergl.  Pausan.  IL  24.  5,  p.  26ü  Fac 


5?9 

Homerus  die  Spuren  aulbehalten.  Itercules  verwundet 
die  Hera.  Ob  dieser  Kampf  nun  um  Pylos  geschah,  oder 
am  Thore  der  Todte»  ,  wie  ich  glaube  2iij ,  mag  d;ihin 
gestellt  bleiben  —  genug ,  sie  bekämpft  durt  den  Her- 
cules als  Bundesgenossin  des.  (Indes -Pluto«  Wir  brau- 
chen  nach  allem  Vorhergegangenen  nicht  viel  Worte  zu 
machen.  Es  ist  eben  Hercules  im  Kampfe  mit  Busiris, 
Hercules,  der  zum  lachte  ringet,  und  gegen  den  die 
Mächte  des  finsteren  Schattenreiches  sich  verschworen. 
"Wann  die  läge  kurzer  werden,  und  die  Erde  mehr  und 
mehr  in  da»  Reich  der  Schatten  füllt,  dann  ist  Juno- 
Terra  dem  finsteren  Bräutigam  zugethan  ;  dann  ward  in 
Aeg\  ptenland  das  Kind  der  Isis  mit  einem  schwarzen 
Schleier  behängt.  Su  wird  auch  Juno  -  Isis  oder  [o  in 
Griechenland  den  Augen  entzogen  ,  und  mufa  sich  im 
Verborgenen  dem  unterirdischen  Juppiter  vermählen  2U). 
Isis  ist  jezt  zur  Alltor  geworden;  und  wenn,  wie  wir 
•wissen,  Juno  bei  den  ll:ihylonterii  Ada  hiefs  ,  so  sieht, 
die  Yermuthung  frei,  d.tfs  mit  diesem  Namen  etwas 
Achnliches  gemeint  seyn  honutü. 


215)  Und  wie  auch  Wolf  und  Vofa  die  Stelle  genommen  ha- 
ben. Heyne  (  Observv.  ad  I.  t.  p,  77.)  weil's  auch  ,  dafs 
Hades  und  Juno  in  demselben  Kampfe  gegen  Hercules 
vrtwundtt  worden,  hat  aber  nicht  auf  den  Grund  des 
Myih'is  durchgeschaut.  Sonst  hatte  er  nicht  so  geschwankt, 
und  am  Funde  gar  die  Verniuihung  wahrscheinlich  (gefun- 
den ,  .l.i  |$  diese  Stelle  erst  aus  spateren  lleraklecn  der  lliade* 
aiiRtRickt  fsty.  Nein,  das  sind  Nachklänge  aus  allen  Lir- 
dem,  die  noch  von  einem  dreifachen  Juupiter  wulsten 
und  auch  von  einer  nntet  irdischen  Juno  ,  von  einer  Juno - 
Pros)  m  Da. 

216)  Die  Aegypiische  Grundlage  dieser  alten  Ca]end?rfeste 
ist  oben  im  Capitel  von  Aegyptens  Religion  nachgewiesen. 
Man  eehe  besonders  I.  p.  40y  —  4l3.  Neti\.  ^,  Siü. 


Wendet  sich  aber  Juno  dorn  finsteren  Hades  freund- 
lich zu ,   so  wendet  sie  sich  eben  deswegen  ab    von  dem 
Juppiter  des  Himmels,     Auch    von  diesem  Zwiespalt  ha* 
bin   wir   eine  sprechende  S«ge    übrig  n*)  :    Juno  konnte 
sich  mit  Juppiter  nicht   vertragen,    und  hielt   sich    vor 
ihm   verbürgen.       In    i  athlos  ein     Zustande     irret    dieser 
herum,  und  trilT'r  einen  gewissen  Alalliomenes.      Dieser 
giebt  ihm   den   listigen  Anschlag,    die   Juno   dadurch    zu 
täuschen,  dafs  er  Miene  mache  ,  als  «olle  er  eine   iad 
heirathen.     Juppiler  haut  mit  des  Ralhgebers  H'j'Jfc  eine 
große   Etche,     schnitzt   sie   menschenähnlich  .    s<  hmückt 
sie    brä'utlich  aus,   und  nennt    sie  Daedale   (ActiddXr 
Schon  singt  msn  den  Hymenaus  ,  schon  bringen  die  1 
tonidischen  Nymphen  da»  Wasser   zum  Brautbade,    und 
schon  rüstet  Böotia  Flöten  und  festliches  Mahl.    Da  kann 
sich  Juno  nicht  länger  heilten ,  sie  eilt  vom  Cithäron  un- 
ter    einem   Zulauf   von    vielen  Platäischen  Frauen   zum 
Juppiter  hin.    Der  Betrug  wird  sogleich  entdeckt.     Zorn 
und  Eifersucht   verwandeln  sich   in  Scherz  und  Freude; 
Juno  seihst  geht   als  Brautführerin    vor  dem  Trugbilde 
her,  stiftet  zum  Andenken  das  Fest  Dadala  (  Aat'JaXa), 
verbrennt  jedoch   aus  einem  Ueberreste   von  Eifersucht 
selbst  das  todte  Bild.   —    Hier  stellt  uns  der   Referent, 
dem  wir  diesen  Volhsmvllius  verdanken,    selbst  auf  den 


217)  Phnarch.  ap.  Euseb.  III.  pag.  83  sqq.  und  in  Fragrom. 
pag.  75i*  »eqq.  Wytienb.  ,  der  diesen  Mythus  rinfaltiger 
{mjqStfTtpv)  als  die  vorherigen  findet.  Das  Folgende  wird 
gleich  zeigen  ,  dals  die  heene  in  Uöotien  ist.  Homer  Iliad. 
IV.  8.  sie  llt  die  Alalcomenische  Athene  mit  der  Art 
sehen  llere  zusammen;  und  zu  Plataa  in  Böotien  ,  wo 
Juno  timn  großen  und  sehenswürdigen  Tempel  hatte, 
hie  fr  rlicbe  Goiun  wieder  rcAwt  (  Haus an.  IX.  2.  ö\  pag.  9 
Fac),  also  die  vollendete  und  geweihetc  Ehetrau, 


8 


oöi 


richtigen  Standpunkt.  Er  bemerkt  zuvörderst,  dafs  der 
Ebczwist  ,  der  die  Juno  vom  Juppiter  trennt,  nichts 
anders  als  eine  Störung  und  Zrirüming  der  elementari- 
achen  Verhältnisse  sey,  su  nie  die  Aussöhnung  die  Wie- 
derherstellung der  tdementarischen  Ordnung.  Bann  aber 
macht  er  uns  nebt  mythologisch  auf  üöntiens  ISaturrevo- 
lutionen  aufmerksam.  Dieses  Land  sey  in  der  Vorzeit 
großen  Thcils  vom  Wasser  bedeckt  gewesen  ;  end- 
lich beim  Ablauf  der  Flutben  haften  die  hohen  Eichen 
zuerst  ihre  Wipfel  erhoben  ,  und  dieser  Baum  habe  den 
Menschen  zuerst  durch  seine  Früchte   und    durch  Honis 

n 

zur  Verehrung  angeregt.  So  weit  Plutarchus.  —  Und 
in  Wahrheit,  dieser  rohe  und  volksmä'fsig  -freie  Mythus 
—  er  trägt  die  Spuren  einer  alten  IVIasgerzcit ,  als  die 
Flufäbette  des  mittleren  Griechenlands  noch  nicht  gere- 
gelt waren,  als  die  Ableiiungsnerke  am  See  Copai's  die 
grofsen  Wassermassen  noch  nicht  gebändigt  hatten.  Da- 
mals konnte  der  himmlische  Zeus  seine  Erdbrau t  ver- 
geblich suchen.  Sie  war  unter  den  Wassern  verborgen, 
und  der  Käme  'Peu'tvr,  spielt  an  auf  ihr  altes  Wasser- 
baus 218)  —  Da  rmifs  er  die  von  der  Berge  Gipfel 
hervorragende  Eiche  einstweilen  und  zum  Nothbehelf 
als  Erde  nehmen  ,  bis  diese  selber  wieder  allmablig  sicht- 
bar wird,  und  in  neuer  Liebe  sich  mit  ihrem  Gemahl, 
dem  Himmel,  vereinigt.  —  Wenn  wir  nun  von  den  Ae- 
gv^tischen  Pamylien  lesen,  an  denen  man  das  Männliche 


213)  So  halte  Euphorion  sie  genannt,  Etymolog*,  m.  p.  703. 
p.  6*7  l.ips.  Auch  bei  Nicetas  uuJ  Andern  kommt  dies 
Epitheton  vor;  s.  Mtletenim.  I.  p.  30  sq.  An  die  Fl  u  - 
onia  der  Rom«? r  haben  wir  schon  verschiedentlich  er- 
innert. Der  physischen  Revolutionen  vom  alten  ßuotien 
und  der  Emissarien  am  See  CopaYs  habe  ich  bereits  oben 
gedacht.  Ji2t  bitte  ich  meine  Leser,  Ritters  Vor- 
halle p.  3yS  ff.  zu  vergleichen. 


»reo 

.11*.  u 


58a 

des  Osiria  in  hülzerneu  Bildern  eratterirog  ,  "weil 
führend  er  in  den  Wassern  begraben  lag,  diese»  1. eilige 
Abzeichen  eingesei/.l  halte  iV)  —  werden  wir  dann 
mißverstehen  Jo"nnen,  was  von  den»  Britischen  liWder- 
fcsle  (AaiäaXa)  beigefügt  wird  ?  Fs  waren  Calcnder. 
feste,  die  an  die  alten  Perioden  der  Fluth  erinnerten. 
Herc-Rheione  war  verborgen..  Alte  Lieder  gaben  die 
Kunde  von  dieser  Böotisrhen  Juno  -  Fluonia.  Ea  waren 
Traucrlieder ,  aber  auch  zugleich  freie  Hymeniien, 
Unter  Scherz  und  Lachen  ((irr dt  yupüc  xal  jtAwto; 
umarmt  die  wiedergefundene  Gnüin  den  hitnroliser 
Juppiler  wieder  **).  Was  beim  Chilis  Tod  heifst ,  heifst 
bei  der  Proserpina  und  Juno  V  e  r  B  ch  w  in  d  e  n  ,  Ent- 
weichen, sich  Verbergen, 

Aber  auch  Todesged  a  nken  w&rcn  mit  dem  Be- 
griffe von  der  Juno  verbunden.  Ich  mufstc  schon  eini- 
gemal diesen  Punkt  berühren.  Je/.t  soll  uns  dieselbe 
Ideenreihe  zu  der  Argi  vischen  Here  zurückführen, 
von  der  vir  ausgegangen  waren.  Aus  ihrem  Tempel  SB 
Argus  brachten  einsl  die  Griechen  das  Gut lesuri heil  zu* 
i  üch  ,  wie  es  dem  Mensehen  besser  scy  zu  sterben  all 
zu  leben.  Einst  war  die  Stunde  des  Junonischen  Festes 
erschienen,  aber  die  Kühe  fehlten,  die  den  Wagen  der 
Priesterin  ziehen  tollten.  Da  zogen  ihn  deren  beide 
Söhne  Kteubis  und  Bium  —  und  die  Belohnung  der 
Juno  für  diese  Kindesliebe  war  ein  sanfter  Tod  beider 
nach  dem  Festmahle  am  selbigen  Tage.  Zum  ewigen 
Andenken  wurden   die   Bilder  der  beiden  Brüder     nach 


219)  S    oben  Th.  I.  p.  26:  ff. 


che* 


220)  Wenn  wir  lesen  ,  dafs  die  Priestrrtnnrn  der  Argiris« 
Ibre  niclu  Mos  'Hj*cr.Cf; ,  sondern  *ucli  «T.i>i5*,  grn«niit 
wurden  ,.3,  oben  Th.  I.  p.  1&*.  not.  3£S.),  so  irhrjlM  dies 
auf  eine  Vermuthuog  von  PJiaJiagogicn  iu  tQhicu. 


585 

Delphi  gestiftet  221).  Zu  Argos  waren  sie  mit  der  te- 
bt'iinus  (Trtßewoi)  oder  mit  langen  Feiet  kleidern  ange- 
than  ,  dergleichen  die  Könige  im  ALterthume  so  tragen 
pflegten21').  Wir  wissen  ja  ,  wie  sehr  das  königliche 
Argos  a'gyptisirte.  W  ir  haben  daher  an  die  alle  Prie- 
sterwürde zu  den  km,  die  mit  den  Königen  so  \  ielos  ge- 
mein Hatte  ( s.  oben  Th.  1.  pag.3n.ij,  und  müssen  also 
bei  solchen  Namen  an  die  langen  Pricsterrüche  auf  den 
Aegyptischen  Sculpturea  denken  (s-  z.  B.  unsere  Tafel 
XVII). 

In  solchen  Umgebungen  erblicken  wir  die  alt- Grie- 
chische Here.  Hier  zunächst  mufs  sie.  nun  ais  Prosjmnäa 
gedacht  weiden,  d  h  als  Göttin  ,  die  selber  ins  dunkel 
hinabgestiegen,  und  die  durch  des  Sehlales  Pforten  zum 
Tode  fiih.et.  —  Anrh  diese  Vorstellung  hatte  das  alte 
Italien  aus  dem  Pelupunnesus  herübergenommen,  und 
»war  von  Laeedamnn  her.  in  Latium,  im  Sabinerlande 
um  Circeji    und  bei   den   ILitukrn,    kannte    man    eine 


■211)  Herodot«  I.  31.    Auch  zu  Argos  sah  man  dergleichen  j 
Pausan.  II.  120.  p.  250  Füc. 

832)   Pollnx  Vif.  61.    mit  Meringa's  Verbesserung  Obserw. 

C  l[).  i.  Jl.  2$)  Sl|.  Tijy  öS  &vefia{aflfytfi)  rt£j8iwev  rü;  üb/  rvüv  irtfi 
I\.rv.jJt  *ii  KA&/3»  tr/svüt^  «v  "Atffm  ftaptft  tyust.  nj>jgvv/äa 
S1  cnfayy  tuXiTv  d^toQvn.  bollie  etwa  nach  t? adrfy  fehlen! 
r^v"JI^v,  so  clafs  dieses  letztere  ein  Epiiiieton  tltr  Göuin 
aelbsst  wlire  ?  Die  Argivibchf  Juno  dis  Polyklet  IihIIc 
auch  vom  Gewände  einen  Heiuamen.  —  Photius  Lcjc. 
gr.  p.  42i>.  sagt  von  der  tebennus:  tyofiüm  rv'paytiMj  vergl. 
Zonar.  Lex  gr.  pjg.  1727.  Es  wiid  dies  Qewaod  auch 
Ftrs ischen  Königen  beigelf  gl  fPluiarch  Lnctill.  cap.  3J}.). 
U;iuHg  ist  das  Wert  von  der  Rütnisclien  Togd  gebraucht  ; 
Schweigli.  Lex.  Pulyh.  pag.  6t7.  Man  vergl.  Jo.  Lydus 
de  Magistrat.  Romann.  I.  7.  p.  20  —  22.  idori  ist  von  den 
Römischen  Königen  die  Rede  )  und  Da  Cange  Glossar, 
p.  1577.  in  nfaftma ,  denn  diese  Form  kommt  auch  vor , 


.luno-Feronia. 

schied« 


"Der  Name  wird  im  Gl  irchi«ehen  t< 
>ben  ;-'27,).     Um  ihren  f  Jcp,» ilT  richti 


scuicdcn  geschrieben  --").  im  ihren  i»cgim  richtig 
zufassen,  mcrlicn  wir  auf  drei  S;ilzi  ,  die  wir  aus 
Allen  gewinnen.  Sie  beifst  einmal  bestimmt  Persephone 
(tl'fptjf^  6vr,y  •  sndarin  erhielten  in  ihrem  Tempel  die  Le- 
freicten  SclaTCn  die  Haarscliitr  und  den  Hut  ein 
heit  ;  endlich  ward  sie  auch  »ts  die  blühende  od» 
nie«  tragende  (&v$tia  *'*) ,  ötvSij'popoc; ,  <pi\oati'( 
bezeichnet.  Der  Verfolg  wird  uns  hei  den  Cef  ealisclicn 
Religionen  zeigen,  dafs  Proserpina  unter  dem  Blumen- 
pflücken  geraubt  worden  ,  und  dafs  ihr  der  Blumenkranz 
Ühcrreicht  wird  zum  Zeichen ,  sie  solle  im  Frühling 
wieder  zum  Olymp  zurückkehren  (s.  unsere  Taf.  XIII.)» 
Dieselbe  Proscrpina  befreiete  auch  die  Seele  ron  den, 
Wanden  des  Leibes  ,  wie  Juno-  Feronia.  Beide  schnei- 
den die  Locke  der  Sterbenden  ab.  Feronia  schneidet 
auch  die  Locke  des  Scl.iven,  der  von  den  Banden  der 
Knechtschaft  befreiet  wird.  Juno  ist  überhaupt  eine 
Freundin  der  Bedrängten  und  Schulzsuchcnden ,  und  der 
Flüchtling  Adraslus,  nachdem  er  in  Sicyon  Schutz  ur 
Königreich  gewonnen  ,  fiiicbtelder  die  Männer  schi 
den  Ileie  einen  Tempel  •*), 


222    fofcBvafe,   4cg«Wa,  ,   $i%mf*f  auch  4«pm«Ai  und 

^ojeuvs/a;   s.  unsere  Meletemm.  I,  p.  29.    und  daselhst 
H.iuptsiellen  ;  Diotiys.   Atititjq.    11.  49.  p.34ü  Reiste. 
32.  p.5ys.     Livius  I.  30.  XXI!.  I.  XXVI.  11.  XXVII.  4. 
Virgif.  Aeneid.  VII.  600.  milden  Auslegern.    Horai. 
I.  5.  24.    Sii.Ital.  XIII.  84.     Fibreliilnscriptt.  p.  4it»qq. 
Paiin  iiuniisinin.  lamill.  Ki»mm.  p.  205. 

22i)  Gerade  als  'ArttU  halte  Here  auch  211  Argos  einen  Ter 
pd;  Pausan.  II.  22.  1.  vergl.  EcJihel  D.  N.  V.  Vol.  | 
p.  2b7. 

225)  "Upn  &*£&•£•»   Menaechmus  Sieyonitis  apud   SeboltM 
Piadari  Nem.  JX.  4U.      Here  halte  in  Argo%   auch  de« 


rra. 
>qq. 

ist. 


585 


Dieses  Mitleid  gegen  FIJiHlose  batte  einst  Jnppiter 
benutzt,  um  sie  zu  seiner  Gattin  zu  machen.  Die  jung- 
fräuliche Here  safs,  die  Einsamheit  suchend,  an  der 
Südspitzc  von  Argofi»  »i  f  dem  Berge  Thornax.  Zeu» 
erriet  einen  Sturm,  und  in  einen  Kukuk  verhandelt 
flüchtet  er  zu  ihr  hin.  Sie  nimmt  den  erstarrten  furcht- 
samen Vogel  in  ihren  Sclioofis  auf,  und  so  wird  vom 
'Wieder  umgewandelten  Zeus  das  erste  ßeüager  gehalten. 
Itaher  hier  auf  dieser  Stelle  der  llere  xtXtia  ein  Tempel 
erbaut  wurden  236). 


Schild,  und  ward  öfter  bewaffnet  vorgestellt.  Ihr  tu 
Ehren  ward  auch  an  einem  Fest  ein  Wettstreit  angefüllt, 
y^x>y.tToi,  aycuv;  He*ycb.  I»  p.  7lJ  Alb.  Callimach.  in  Pal- 
Jad.  vs.  35.  und  daselbst  Spanheini.  Böuiger  Kunstmy- 
tliologie  der  Juno  p.  130  ff.  In  der  Erklärung  der  Bilder 
p.  4l  r.  habe  ich  die  verschiedenen  Sagen  vom  Argoli- 
»eben  Schddkampfe  berührt. 

226)  Pausan.  IL  17.  4.  p.  239  Fac.  vergh  II.  36.  2.  p.  3t6  sq. 
Scholiust.  Thcocril.  XV.  64.  und  V.ilckenaer  zu  dieser 
Stelle.  Ich  finde  von  den  Herausgebern  nicht  bemerkt, 
dafe  der  Berg  beim  Pausanias  0&vtt£ ,  beim  genannten 
Scholidsten  aber  Ö^-o'vj^  heif»t.  Nachher  hiefs  er  Sfeij 
Kc/.Avyi&j.  Unter  Wolken  war  der  Kukuk  gekommen. 
Ob  vielleicht  Arisiophanes  ,  der  die  allrr  ligiöseu  Sagen 
so  gerne  komisch  benutzt,  bei  seiner  vt$tke*o**vyi!z  in 
den  Vögeln  819  ff.  darauf  mit  angespielt  haben  mag?  D* 
er  dort  den  Namen  Sparta  komödirt,  und  auch  bei  Sparla 
ein  Berg  Thornax  lag,  so  hatte  ihn  dies  vielleicht  auf 
den  Einfall  bringen  können.  Vom  Kukuk  halten  die 
Griechen  schon  viele  Sagen.  Hierher  gehört,  dafc  sie 
ihn  der  Weibe  (/a^fldf)  ahnlich  ,  und  als  einen  furchtsamen 
und  geschwatrigen  Vogel  beschreiben  (Tzeti.  Schoh  ad 
Lycopbr.  vs.  3y5.  p.  576  Müller.).  Ueber  die  Oertlich- 
keiten  lese  man  noch  Gell  in  der  Argalis  pag.  132.  n.ich. 
Drr  andere  Vogel  h¥«y*  ward  ato  Symbol  des  Ltebeszau- 
bers  betrachtet.  Eine  Zauuerin  ,  die  durch  ihre  Liebes- 
tränke  den  Zeus  zur  Liebe  der  lo  bewogen.  WattÄ ,  vAS\fc 


fere  im  Sturm  und  Regen 
deutet  auf  den  Grund  der  Fabel  hin.  Die  Samothrao 
sche  und  alt-  Italische  Priestei  spräche  nannte  es  eint 
Vermählung  des  Cülus  mit  der  Dea  Dia,  des  Himmelt 
mit  der  Erde,  wann  »ich  in  fruchtbaren  Gewittern  du 
eleetriich«   Himmelsbraut    der  Erde    mittheilt.       Recht 


' 


gn.f-.arhg  und  im  ächten  Geiste  des  Altcrthums  bat  Vi 
gilius  (Georg.  II.  354.)  dies  ausgesprochen  : 


Tum  pater  omnipotent  ,  feeundis  imbribus  A  etber 
Conjugis  in  gromium  laetae  descendil ,  et  ornnei 
Magna«  alii ,  magno  commixtus  corpore  ,  fetus. 


cht 

I 


neu, 
chon 


Liegt  aber  auch  nun  die  Hauptbedeutung  der  Fabel  r 
Augen  —  wer  wollte  es  unternehmen»  alle  Nebenzu 
enträthseln  zu  wollen  ?  Es  waren  eben  Hierogljp 
die  ihren  geheimen  Sinn  enthielten.  Dies  läfst  *ch 
die  Art  merken,  womit  sich  Pausanias  über  jenen  Mvthui 
erklärt.  Und  seihst  noch  der  Urheber  des  Junonischen 
Ideals  ,  Polyklet,  hatte  in  seiner  Here  zu  Argos  jenem 
Vogel  ,  der  die  mysteriöse  Gotterehe  bezeichnete  ,  unter 
den  Attributen  seineu  Platz  gelassen. 

Denn  auch  hier,  zu  Argos  ,  erwachsen  alle  Reli- 
gionsideen dieses  Kreises  aus  denselben  örtlichen  An- 
lässen, wie  zu  Samos.  Was  dort  der  Weidenstrauch 
>?ar,  war  hier  der  wilde  Birnbaum.  Erst  war  Meeres- 
grund und  trockenes  Küstenland  zweifelhaft  gewesen; 
und  wie  zu  Athen  um  den  Besitz  der  Burg  die   Athene 


von  der  Juno  in  diesen  Vogel  verwandelt  worden   s 
(Nicephnrub  in  Scholiis  ad  Syncsium   p.  360  ed.  Pcuv 
Ueb^r  die  Jynx.  in  andern  Bedeutungen  s.Th.  F.  p 
Mit  Sirenen  auf  der  Hand  war  das  alte  Bild  der  Juno 
vom  TlirUaner  Pyffaodorus  iu  Coronea  in  Boot« 
gesiellt.       Diese  Sirenen    waren  Tochter    des   Acl 
(Pausan.  IX.  81.  2.  p.  107  Pac). 


587 


it  Poseidon  siegreich  gchämpft  hatte,  so  hatte  Here 
m  die  Herrschaft  über  Argos  nftti  demselben  Gölte  den 
ampf  bestehen  nvissen  ^),  Naihdem  Here  gesiegt, 
.  h,  nachdem  die  Wasser  in  ihre  Grenzen  gewiesen, 
ordnet  Pirasus,  des  Argus  Sohn ,  den  Dienst  der  Gottin, 
aber  eben  wie  er  in  einem  wilden  Lande  seyn  kann. 
J  i  si  bnitzet  aus  den  wilden  Birnbäumen  um  Tirvnth  ein 
Bild  derselben  ,  und  steJtl  dabei  seine  Tochter  Kallitbyia 
als  Priesterin  au  *ffl).  Also  weiden  aus  Weiden,  au» 
Eichen  und  Birnbäumen  die  ersten  Junonischen  Bilder 
gemacht.  Dort  stand  das  alte  Schnirzbild  ,  Im  Tirynth 
•von  den  Bewohnern  von  Argot,  zerstört  ward.  Hier  fand 
et  im  Hci'ii'uni  seine  Stelle.  Ebendaseihst  sah  man  aber 
noch  ein  etwas  spateres  auf  einer  Säule.  Es  wird  ,  als 
das  alte,  von  jenem,  dem  ältesten,  unterschieden,  und 
Von  beiden  das  neue,  aus  Gold  und  Elfenbein  ,  ein  Werk 
des  grinsen  Polycletus.  Das  war  nun  die  Argoiischc  Ilere 
in  aller  ihrer  Herrlichkeit,  auch  tvti^thiv  genannt,  von 
ihrem  schönen  Gewände  ;ü9).  —  Also   drei  weit  von  ein- 


217)  Scholiastes  mscr.  Aristidis  ad  Panalhen.  (  ad   verba  eu^' 
i  r;7,  '  \  syttote,  j>.   IRR  Jebb.J.     Aiyu  8i  o  IleA/pay  iv  t>$ 
'£/Ai]WK<j  iffrc^a  ,  cri  fytvtiv  xj!  ■xigl  toü  ''Ai.yzut,  Wocab cüv  mat 
*Hj- ?,  v.m  tfTTifSy  v.;u   ixt7. 

S2S)  Pausan.  If.  17.  5.  p.  2i9  Fac.  Plutarch.  ap.  Euseb.  P. 
E  III,  W  und  in  den  Fragmin,  pag.  763  Wyitenb.  Er» 
sterer  nennt  <d*  rt  Stifter  flit^o^,  letzterer  Yltipa,  ;  erste- 
rtr  dm  Caum  dy[d--,  »  letzterer  eyx'^-  Wer  die  ältesten 
Mythen  kennt,  wird  es  nicht  tadeln,  wenn  hierbei  von 
mir  an  den  HfrgJOyjj  und'O^^  tut '  Kuböa  erinnert  wird, 
der  den  Namen  halle  uto  rij;  i*ii  6%iixst  %TQt  tw>  -9«öv  yu- 
gtou;  Atot,  Kairll^  (  sich,  die  Stellen  beim  Yalckenaer  xu 
Thenent.  Adoniaz.  vs.  61.  pag.  366  sq.).  Die  Birne  ist 
häufig  ein  erotisches  Bild  bei  den  Alten. 

t29)  Pausan.  a.a.  O.  Sirabo  VIII.  pag.  517  B.  und  dazu  jezt 
die    in»  Einzelne  gebende  technische   BcscVut\Ww^  V>*\ 


txm 


588 

ander  entfernte  Zeitabschnitte  «ah  hier  der  Beschauer 
in  Bildern  vor  Augen.  In  dem  letzten  war  Here 
erst  in  einem  andern  Verstände  vollendet  (xO.tia) 
worden,  d.h.  sie  war  nun  vollendet  im  Homeriscl 
Geiste,  wie  der  Olympische  Juppitor  des  Phidias,  neb«a 
dem  Juno  auch  zu  Olympia  einen  Tempel  hatte  ,  and 
d<tzu  noch  einen  Altar  i<0).  Polyklet  hatte  ihr  nun,  als 
der  Ottrrpierin,  einen  Kranz  gegeben,  worüber  die  Hö- 
ren und  die  Chariten  schwebten,  und  zur  Seite  hatte 
Naurydes  die  Hebe  gestellt,  oder  die  Göttin  der  schön 
gereiften  Jugend.  Aber  auf  Juno's  Scepter  in  ihrer  einen 
Jl.md  safs  noch  immer  der  mystische  Kukuk,  and  die 
andere  hielt  den  noch  mysteriöseren  Granatapfel  &1). 
Davon  haben  einige  Altertbumsforscher  ausführlich  ge- 
handelt lii).  Doch  kann  ich  ihnen  darin  nicht  beistim- 
men ,  dafs  er  blos  ein  Liebespfand  bedeuten  soll  ,  weit 
Aepl'el  überhaupt  erotische  Gaben  bezeichnen.  Die-« 
?s  verbietet  meines  Frachten s  schon  die  Stelle  desPau- 
sanias,  sodann  aber  der  Gebrauch  des  Granatzweigs  bei 
mysteriösen  Opfern,  wo  vom  Apfel  gar  nicht  die  Hede 
ist  iiJ).     Wenn  wir  lesen  ,  dafs  im  Dienste  der  flhea  ei" 


- 


Qualremere  le  Jupiter  Olympien   p.  326  sq.    mit  der 
tarnten  Kupfertafel  XX. 

230)  Pausan.  V.  t-1.  6.  p.  63  Fac.     Auch  die  Argivische  Juno 
wird  von  einem  .theo  Dichter  Olympische  Königin   ('<  I 
<x«i;  ßx'siXtta)  genannt  (  Phoronides  Auetor  ap.  Clement. 
Alex.  Strom.  I    p.  4l8  Potler.). 

231)  Pausan.  II.  17.  5.  nennt  den  Mythus  von  ihm  einen  noch 
verborgeneren  (era^cafrfrigc«), 

232)  Bötliscr  in  den  Andeutungen  p.  12) ;  in  der  Kunstmy- 
thologie der  Juno  p.  98.  Welcker  in  der  Zeitschrift  für 
a.te  Kunst  I.  p.  10  —  12* 

213)  Festus  in  voce  inarculum  (so  nennt  er  es)  und  Srr- 
vius  ad  Virgil.  Aencid.  IV.  137:  Arculum  vero  est  mt- 


_ 


gewisses  Gefafs  cernus  (x((tvoq)  besondere  Bedeutung 
hatte,  dafs  es  allerlei  Sämereien  enthielt,  wovon  gewisse 
Personen  etwas  genossen  *&)  ,  so  ist  es  wohl  zu  Termu* 
then  erlaubt ,  dafs  der  Granatapfel ,  als  ein  natürliches 
Saamenbehällnifs  ,  mit  besonderen  Vorstellungen  van. 
der  Farbe ,  Gestalt  und  von  den  Eigenschaften  dieser 
Frucht  verbunden ,  den  Göttinnen  eignete ,  in  deren 
Schoofse  so  viel  physisches  Leben  und  so  viele  Saarnen 
der  Pflanzungen  und  Geschlechter  verborgen  lagen. 
Denn  nicht  vergebens  wird  Juno  als  'Ptiuyij  (Fluonia) 
bezeichnet.  Sie  hat  am  meisten  von  der  R  h  e  a  an  sich  2Ä)„ 
Mit  andern  Worten  ,  sie  ist  im  neuen  Göttersystem  der 
Olympier  was  Rbea  im  alten  war.  Sie  ist  eben  auch  da* 
Unstate  und  IP1  i efsendc. 

Fassen  wir    nun   diese    unbestimmten  Prädicate    in 
ihren  verschiedenen  Momenten  auf,   so  werden  wir  zum 


ga  ex  malo  Puniro  ineurvata,  quae  fit  quasi  corona,  et 
iiwa  summaque  Enterte  alligalur  vinculo  laneo  albo,  qunm 
in  saciificris  certis  rtgina  (d.  i.  die  Gemahlin  des  Rex  sa- 
crificulus)  in  capile  lubebat.  Flaminica  autrm  Dia« 
1  i  s  omni  sacrifientione  uti  debebat.  Das  Vorb  ergehen  de 
wird  schon  belehren ,  dafs  Thiersch  (über  die  Epochen 
der  bildenden  Kunst  p.  8.)  to  Unrecht  nicht  bade  ,  wenn 
fr  den  Granatapfel  der  Proserpina  dabei  in  Erinnerung 
brachte.  Auch  die  v^«Ai';  ,  welche  «inen  Bogen  bildete, 
war  der  Juno  heilig.  Es  war  dabei  vielleicht  eben  so  an 
die  bogenförmige  Gestalt  gedacht,  als  an  die  Scheere  (s. 
oben  und  vergl,  Schneider  iin  Wörterb.  unter  d/oJ 

234)  Alhrnaeus  XL  p.  477.  p.  265  Schweigh.  vergl.  meinen 
Dionvsus  p.  22!  sq. 

2J5)  Mit  der  Rhea  wird  Juno  auch  in  der  Pythagoreisch» 
symbolischen  Geometrie  zusammengestellt.  Denn  beiden 
Göttinnen ,  und  außerdem  der  Venus  ,  Certs  und  Vesta, 
eigneten  sie  die  Figur  des  Vierecks  (•WTfarymJvo»)  zu  (  Eu- 
doxus  beim  l'lutarch.  de  lsid.  et  Osir.  p.  363.  p.  4S7  sq. 
Wyttenb.). 


5gb 

Schlüsse  dieser  r.etraehtung ,  so  v  eit  es  in  schlichter 
Prosa  geschehen  bann,  zusagen  im  Stande  seyn,  was 
denn  Juno  eigentlich  im  Religionssysteme 
der  alten  Völker  ihrem  Wesen  nach  war. 
Wir  hörten  oben:  Juno  sey  die  Luft  zwischen  Fi  de, 
Meer  und  Himmel  ■'v').  Vom  Juppiter  wird  sie  an  des 
Himmels  Gipfel  schwebend  aufgehängt  ,  und  der  tillu- 
rische  Vulcan  hält  sie  unten  in  seinem  Fe&selstuhle  ge- 
fangen. Sie  buhlt  mit  dem  Crdensobae,  dem  Titanen, 
und  ein  Frdensohn  beredet  sie  doch  wieder ,  sich  dem 
Herrscher  im  Himmel  zu  ergeben.  Sie  prangt  nun  an 
seiner  Seite  in  Sternenglanz,  und  gelallt  sich,  durch 
ihre  Tracht  und  Hoheit  aller  Augen  auf  sich  zu  z  the-u, 
und  dennoch  sucht  sie  oft  die  Einöde ,  und  weicht  von 
ihrem  Gatten  ;  sie  ist  nicht  selten  widerspenstig  ,  erkennt 
•her  doch  auch  wieder  seine  Ileri schalt  an,  und  ist  am 
£nde  doch  und  heifst  auch  die  Gute  l'~).      Sic  scheint 


r« 

Im 


136)  So  tjiebt  auch  Augustinus  de  Civil.  Dci  IV.  10.   auf  die 
Frage ,   warum  /uppiter  und  Juno  verbunden  seyen  ,   <li 
Antwort  der  Heiden  an  :  „Qttia  Jovem  (.inquiuut)  in  a 
^here  aeeipimus,  in  iiere  Junuiirin," 

237)  Bona  Jtino  Virg'il.  Aencid,  I.  734.  Ich  weife  zwar  wob!, 
dafe  sie  eigenili«  h  so  hit-fs,  weil  sie  zu  den  alten  Penaten 
oder  den  g  uteri  G  ö it  (ei  n  gehörte.  Man  lese  nur  was 
Servius  zu  dieser  Mrlle  saj;( :  „Aul  siegt  supra  dictum 
*st  »  "Xi-'F"!  i  qimd  est  bona  ,  quam  inier  Peualcs  Tro- 
jaoi  habuisse  dicuniur.  "  Vi-rher  balle  erder  Juno  in- 
ferna  gedacht.  Ivian  vergj.  auch  daselbst  zu  vs.  iS  tqq« 
Allein  Juno,  al.s  \  urhild  der  Ehefraue n  ,  ward  auch  in 
diesem  äinue  nt*>  die  Gute  bezeichnet.  Plut.uch.us 
(Fragmin.  IX-  2.  pag.  755  seq,  VVyueiib.)  redet  von  der 
Feindschaft  der  Here  und  des  Dionysus,  bemerkt  dabei, 
dafs  die  PriesteriniiLii  zu  Athen  »ich  gegenseitig  erinnern, 
keinen  Epheu  ,  die  Racchische  Pflanze  ,  in  den  Tempel 
der  Here  mitzubringen  ,  und  wendet  dies  als  Andeutung; 
der  Nüchternheit ,   als  der  notwendigen  Bedingung  des 


ihm  gegenüber  keinen  eigenen  Willen  eu  haben ,  und 
dennoch  schweif  sie  wieder  in  blindem  Eigendünkel  über 
alle  Grenzen  hinaus.  Ihr  Sinn  ist  klar,  sie  verbreitet 
Licht  (Lucina)  ,  und  dennoch  entziehet  sie  sich  wieder 
dein  Lichte  des  Juppiter,  wandelt  als  rasende  Mondskuh 
lo  ihre  ungemessene  Bahn,  und  wird  ganz  und  gar  zur 
finsteren  Brimo-  Proserpina  ,  bis  sie  wieder  umkehret» 
und  zur  würdevollen  und  geordneten  Juno  sich  verklä- 
ret. Sie  ist  die  grtifse  all^eiiitirie  Seele»  solange  der 
grofse  Geist  der  Welt  (Juppiter)  sie  leitet.  Sie  weicht 
von  ihm  ,  und  sofort  schweifet  das  seelcnhatfe  Leben 
ohne  Bahn  und  Maafs  —  aber  auch  er,  der  Geist,  fühlt 
alsdann  sich  verödet,  und  mufs  die  Seele  suchen.  Nur 
in  ihrer  Eintracht  blühet  das  volle  Leben.  —  So  ist  also 
diese  Gattin  nichts  anders  als  eine  Personilication  der 
Natur  ,  aufgefafst  in  dem  beständigen  Wendepunkte  von 
Chaos  und  Kosmos  (Unordnung  und  Wohlordnung). 
Das  ist  die  Geschichte  ihrer  Ehe  mit  Juppiter.  Es  ist 
Leine  andere,  als  die  wir  oben  aus  dem  Itf&f  Xoyoi,  vom 
Cülus  und  von  der  Dia,  vom  Mcrcurius  und  Proserpina, 
su  entwickeln  versucht  haben  *&).  Das  Khegcsetz,  des« 
sen  Anerkennung  oder  Verwerfung  hier  in  leiblichen 
Handlungen  hierogljphisch  erscheint  —  dieses  Gesetz 
ist  ein  kosmisches  und  ein  bürgerliches  zugleich.  Es  ist 
das   Gesetz    der  Welt  und  des  Hauses.     Der  weibliche 


Eheglücks  und  Ehesegens.  Daran  knüpft  er  die  Nach» 
rieht,  dafs  diejenigen,  welche  der  Juno  opfern,  ihr  nie- 
mals die  Galle  der  Opferthiere  mit  darbringen,  sondern 
sie  neben  den  Altar  begraben ,  weil  das  eheliche  Leben 
zwischen  Mann  und  Weib  rein  bleiben  »olle  von  Leiden- 
schaft und  Bitterkeit  (*<;  ä«'*v  aSu^iev  xal  cc-^clev  v.aJ  kiS*- 
fnj0'.«-av  OfY^i  ku<  «W(ät|  kTaV^-j  ~<jy  ■yiv.nxej  *u  liiifa  »hur 
e-jfj.ßStucij). 


238)  Tb.  IL  p.  326  C. 


Theil  soll  es  hinnehmen,  ob  es  von  ihm  erkannt  ist  Q 
nicht.     Im  letzteren  Fall  erscheint  ihm  dieses  Gesell 
als  Geschieh,  im  ersteren  sieht  er  darin  sein  GIG 
In   keinem  Fall  hat.  das  Weib  das  Gesetz  gemacht, 
her  in  diesem   Junonischen  Kreise    so   viel    vom  Gm 
■waltet,  im  guten  und  im  Lösen  Sinne.  "Was  in  dei  W 
Ordnung   wie  im  Hause    als   eines    6tärheren  ,    als    einn 
männlichen  Geistes  Willen  empfanden  werden  mufs,  dal 
Alles  ist  Junonische  Regel.  Aber  im  Yei  /.iihtleistcn  m| 
den  eigenen  Willen  ,  in  freier  Einigung  mit  «.«-su  Manne, 
ist  die  geniale  Juno    die   Glücklich«,,    und 
als  der  gute  Geist   den  Hausfrauen  vor  2,v).       Ihr  iLun 
und  Lassen  hat  Italiens  alte  Religion   in    mehrere  »< 
liehe  Wesen  zerlegt,  in  die  geisterhaft  sein  echliche  Na- 
nu ,  in  die  buhlende  Aeca  Larenlia  und  in  die  gute  Anna 
Percnna     .Sie   alle   sind  schwebende  geniale    Geilte», 
und  was  die  Zeit  in  ihrem   Laute»    "was   das   kn 
Mond  SO  Jahr  W)    in  Stadt  und   Land,    in    Haus   und   ' 
Gutes  und  Roses  bringen  —  das    Alles  ist    Junouisili 
ihnen  begriUcn. 


2i9)  S.  oben  zu  Anfang  dieses  Abschnitts  die  Anmerkte, 
versl.  Plin,  |1.  N,  IL  7-  Daher  auf  Inschriften;  Juni 
Augustae;  Juno  Claudi.1,  .Julia,  Junta,  beim  Grutt-r 
p.  £l  sq.  Häher  die  Schwüre-  der  Frauen  bei  dtr  J; 
und  der  ScUvimien  per  Junonem  berat  (s.  die  Auslegtr 
zum  Ti bull us  HL  6.  <i8.  und  Ruperti  zum  Juvenaü* 
98.).  Juno  ist  auch  t«A««c  ,  Aufseherin  über  die  ehelic 
Treue,  und  heilst  auch,  nebst  Juppiler ,  Vorsteherin 
Khe  («fu'rawj  w»v  ■yiuu.-v  SuidM  in  rtXiia  Toin.  III.  y. 
Küster.).  Daher  sie  auch  hei  Verlöbnissen  als  Zeuge  an- 
gerufen wird.  Ovid.  Heroid.  XII.  b? :  ConscU  titJuuo, 
sacris  pruefecla  niaritis. 

240)  Juno  wurde  von  den  Pontifices  an  den  Knienden  als  No- 
vells Mgerafen,  und  in  Laureu  tum  ward  sie  von  Alters 
her  als  Kalendaris  verehrt  ( Macrobius  Saturn.   I.  l4.j. 


*J" 


5g5 


§.    14. 

POSEIDON     —    NEPTÜNÜS. 

Ueber  den  Kamen  des  Poseidon  (  UotrtiSüv ,  TLaaei- 
av,  Ncptunus)  hat  man  mehrere  vergebliche  Etymuto- 

;n  der  Griechen  ,  die  ich  liier  ühergehe  ** ).  Denn  es 
st  derselbe  vermulhlicli  Putiischen  Ursprung,  und  be- 

jutet  den  Breiten,  AusgedehnLe»  -u).     Auch  die 


Auch  war  ihr  der  erste  Tag  jedes  Monats  gewidmet.  Mit- 
hin war  die  Beobachtung  des  Mondenjahrs  an  die  Juno- 
nische Religion  gektiüptl.  W  enti  wir  nun  hören  ,  daTs  sie 
auch  Moneta  hiefs  ,  mit  welchem  Namen  itie  Lateiner' 
auch  die  Mntmo.syne  ,  Jupphers  Weib  und  der  Musen 
Minier  ,  luzeichnetcu  <s.  zu  Cicero  de  N.  D.  III.  18« 
p.  Stty  una..  Ausg.),  so  mochte  im  Namen  Juno  Monc-ia 
wohl  zuerst  der  mündlich  überlieferte  Priettercalendet 
personihVirf  seyn.  Naturphatumiene  gehörten  in  den  Kreis 
alter  Pasti ,  und  §o  wird  ts  begreiflich  ,  warum  Junu  Mo-> 
neta  bei  einem  Erdheben  gebietet,  wie  mm  die  Gölter 
versöhnen  soll  (Cic.  de  Divin.  I.  45.  >.  Dals  sie  von  der 
Geldmuh  ,  die  sie  in  dem  Tarenitnischeri  Kriege  von  den 
Rfimern  abgewendet,  den  Namen  Mdoeta  erbalten r  und 
dafa  seitdem  die  Miin/m  in  ihrem  Tempel  geprägt  norden 
(buidas  in  Movijt«  Vol.  II.  p.  57-  Kii3t*r.  vergl  Sfunhcm. 
de  usu  et  praest«  numm.  \  ol.  (.  pag  2y.) ,  Ut,  «»L-  Jeder 
lieht,  eine  spätere  Sage.  Sie  erscheint  aber  darin  in  ihrer 
königlichen  und  politischen  ISedtmung,  wie  Füihtr  schon, 
mU  ihr  Bild  den  Willen  etklärte,  die  Göuin  wollt  \  .  ji 
%  erlassen  ,  und  den  Kölnern  folgen  <  Livius  V.  22.  und 
cap.  31.  und  Dionys.  Hai.  Exccrptt.  et  Fragmin.  XIII.  3. 
p.  *u  sq.  ed.  Mcdiolan.). 

S4t)  S.  Etymolog,  magn.  p.  66i.  vergl.  mit  dem  Etymolog. 
Gudianum  p.  476.  40  sqq. 

242)  So  Bochart;  vergl.  Lennep.  Etymol.  L.  Gr.  pag.  602. 
Munter  i,die  Religion  der  Carthager  p.6.i.)  verwirft  zwar 
Pocharts  Eiklanmg  durch  die  Rehaoptang ,  d.is  Liby- 
sche  und  i'umscbe  Sprue be   verschieden,   und 


IL 


3b 


5g4 

Gottheit  selbst  ist  Puntschen  Ursprungs.  Nach  Hero« 
dotus  verehrten  die  Libyer  zuerst  den  Poseidon  (II. 
5o.  IV.  188.  vergl.  oben  II.  Th.  p.  ?6i.),  und  von  dort 
her  haben  ihn  die  Griechen,  welche  ihn  sodann  in  ihr 
Cretensisches  Göttersystem  eingeführt.  Nun  ward  er 
des  Zeus  Bruder  und  selbst  Meerzeus,  oteXayouoc  W) ; 
daher  mit  Bezug  auf  die  Farbe  des  Meeres  der  Dunkele, 
Schwärzliche,  ö  MiXav^oq ,  genannt  2*i).  Kr  ist  Dorro- 
•noaeidfpv ,  d.  h.  er  hat  die  Herrschaft  über  das  innere 
Meer,  über  den  Pontus  (vergl.  Tb.  II.  p.  4*7-)*  Dort 
waltet  er  furchtbar  gebieterisch  und  tosend  ,  als  Mvxj;- 
**!$  245).    Doch  sä'nfligt  er  sich  auch ,    und  hält  die  Erde 


Poseidon  keine  Phönicische  oder  Carthagische ,  sondern 
eine  Libysche  Gottheit  scy  ;  s.  auch  oben  I.  Th.  pag. 
321.  Nut.  Schelling  hingegen  (  über  die  ^Gottheiten  von 
Saanothr.  p.  S>l.)  hat  die  Bochartsche  Erklärung  wieder 
*  angenommen,  zumal  da-sie  (vergl.  oben  IL  'l'h.  p.  375.) 
mit  allen  Übrigen  Attributen  und  Beinamen  dieses  Gottes, 
insbesondere  wo  er  der  Unfeste  ,  der  Erderschütterer 
heifct,  in  Einklang  i*t ;  s.  auch  oben  IL  p.  438. 

243)  Ueber  dieses ,  so  wie  über  andere  verwandte  Pridicate 
des  Poseidon,  ist  Paubanias  Achaic.  2t.  §.  d.  Haupt- 
sttlle. 

244)  S.  Eustathius  zur  Odyss.  XVII.  212.  p.  6:6.  42  Basil. 

245)  S.  Cornutus  de  N.  D.  p.  li/3.  Endoc.  p.  34t.  Ans  die- 
sem Brüll« n  und  Tosen  der  Wogen,  das  dem  de«  Miers 
gleicht,  wollte  man  auch  den  andern  B*  inain  en  des  Po« 
seidon,  r*w'{«/o;  (statt  dessen  bixweilen  auch  gerade 
roöfo;,  der  Stier,  steht,  8.  Hesyctu  II.  p.  1351.)  er- 
klären ,  wiewohl  Andere  bald  an  die  Gestalt  der  Wogen, 
oder  an  das  dem  Ntptun  gewöhnliche  Opfer  von  Stieren 
dachten:  s  HtsioJ.  >cut.  10t.  und  Iliad.  XXI.  2-7.  uebst 
den  Sc  ho  lim  tMrletemm.  I.  peg.  62  1.  —  IWln  minder 
zahlreicne  und  verschiedene  Aus!«  Rungen  gu  in  man  dem 
N Jim  11  Ai'yji'wv,  unter  welch« m  Poseidon  oiurs  vor« 
kommt.      Da  dachte  man  bald   an   die   Stadt  Aega  in 


59r> 

zusammen  (Taino%oc;)  und  stellt  sae  fest  und  sicher,  als 
Wo 901X1  oi,  2-**).  Er  erschüttert  sie  aber  am  h  durch  Erd- 
beben ,  er  ist  Erderschuttercr ,  ^.vvoalyatoq  y  'Evoat'^- 
&ov ,    Zeiaiföap   und   Ku^ar/Say  W).     Er  trotzt    wohl 


Achaierlande,  wo  er  verehrt  wurde  (s.  Ilcyne's  Obiervv. 
711  Riad.  VIII.  20J.  Pansan.  VIT.  25.  7.),  oder  an  Aeg* 
auf  Euhöa  (s.  Sirabo  \ III.  pag.  386.  vergl.  mit  Meyae's 
Observv.  zu  lliad.  XtJI.  21. v,  oder  an  die  Wogen,  wel- 
ch»! wie  die  Ziegen  <  J&ijv  uiyö^  )  emporspringen  ;  oder 
man  leitete  es  endlich  ab  von  tf»7uiev,  da>  .so  viel  als  -»'- 
Aorya;  ,  Meer,  bedeute;  s  1  /-•;.•>  s  tu  Lycophr.  115.  \\  ie 
Pherecydes  ihn  genommen  ,  laT&t  sich  nicht  mit  Sicherheit 
bestimmen;  s.  Schob  Apollon.  Rhod  I,  bM.  undSturz  zu 
des, Pherecydes  Fragmin.  p.2li.  (Mtkiemm.  1.  p.  12.) 

£46)  Ueber  yat^cyc^  und  die  andern  verwandten  Formen 
s.  Riad.  XIU.4*.  Paus-n.  III.  20.  2.  Spanh.  zu  Oalhmacb. 
in  Del.  vs.  30.  und  was  ich  sonst  uoch  in  den  Meletemra. 
I.  pag.il.  Not.  3<).  bcmtvkt  habe.  In  derselb  n  Note 
(p  il.)  habe  ich  auch  die  nöibiijen  Beweise  für  das  Bei- 
wort 'Affipil^e;  bcigebinehl,  und  die  verschiedenen 
Abweichungen  in  der  Schreibart  bemerkt;  s.  Ileliodor. 
Aelhiop.  VI.  p.  2.12.  und  dort  Coray  p.  *f>7.  Pausan. 
VII.  21.  und  III.  11.  S.  Die  Rhctier  insbesondere  ver-» 
ehrten  den  Poseidon  unter  diesem  Namen;  s.  Straho  I. 
p.  Sl .  p.  15.5  Tzsch.  Auch  kommen  ütiers  beide  Kamen 
in  Verbindung  vor,  z.  B.  bei  Plut.  TbfcSeUSj  711  binde, 
cap.  36.  Schob  Aristoph.  Acham.  Juy.  bMJ.  ftttil 
p.  363. 

fii7)  Uebfr  diese  häufig  vorkomtmndcn  Namen  des  Posei- 
don habe  ich  schon  in  den  Meletemra,  I.  p.  32.  gespro- 
chen. Sie  haben  alle  den  Sinn  :  Ei  schütterer,  Be- 
weger der  Erde;  virgl  /.  B.  Rian.  XIII.  10.  und 
sonst  häufig.  So  erklären  iuefa  die  ahc  n  Grammatiker 
dieselben,  z.  R.  Apollontus  im  Lex.  Hon»  r.  p.  34fc:  i  *t* 
v^rtj;  rij;  7  ?  ^  ,  oder  wie  Pin  dar,  («ihm.  IV  6J  s.'Ct  : 
«  Kfj^r*}-j  v<i;,  and  SopbocteN  ('irachin.  5<m.  urbai 
den  äiliolun;:  r.viv. ra^>  yaini,  Wrgl  noch  Span- 
heim zu  Callimach.  Uymii.   in  Del.  3ü.     Ileiodou  VV\- 


596 

selbst  dem  Zeus,  doch  erkennt  er  öfters  seine  Ober* 
macht  an  : 

„Unmuthsvoll  nun  begann  der  Erdcrsdbßtterude  Herr« 

scher  : 

Traun,  das  helfet,  wie  mächtig  er  sey,  hochmfUhig  ge- 
redet : 

Mir,  der  an  Würd'  ihm  gleicht,   mit  Gewalt  den  Willen 

zu  hemmen. 

Denn  wir  sind  drei  Brüder,  die  Kronos  zeugte  niilRheia." 

und  dann : 

Kimmer  folg'  ich   demnach  Zeus  Ordnungen :    sondern 

geruhig 
Bleib'  er ,  wie  stark  er  auch  ist ,  in  seinem  bescheidenen 

Driuheil. 
Nicht  milden  Armen  fürwahr,  wk  den  Zagenden,  schrecke 

mich  Jener*'  2<*). 

Sein  Zorn  ist  Seefahrern  oft  furchtbar  ,  wie  dem  Odrs- 
seus,  seine  Bache  nicht  minder  schrecklich,  wie  die, 
welche  er  am  treulosen  Laomedon  nimmt,  u.  dgl.  mehr. 


129.  mit  Wesselings  Bemerkungen.  Kurz  und  klar  sigen 
die  Scholien  zu  Odyss.  I.  74.  vergl.  mit  III.  6:  ,,'E»e- 
ciy_9  wv  i  c  t*)v  y*jv  miviOv*  t'.u!<ri$  Y**P  9  K«>"jff<5-*' 
Procl us  spricht  in  einer  Stelle,  welche  ich  in  den  Vele« 
temm.  mitgetheilt,  aus  dem  ungedruckten  (Ym  uentarza 
Plato's  Cratylus ,  dieses  Verhttltnif»  des  Poseidon  folgen» 
d  ermaßen  aus:  „Der  mittlere  unter  den  drei  Göttern, 
Poseidon  ,  nimmt  man  an,  ist  für  Alles,  seihst  für  das 
Unbe  weeliche  <  w;  xat  aursi;  ro7;  ax<vip-o<;  "J ,  Ursache  der 
Bewegung.  Als  Urh«  her  ci»?r  Bewegung  heilet  er  \Evvp- 
viyaiot,  ,  und  ihm  ist  umer  denen,  welche  um  das  Kro- 
nische Reich  gclooset,  d««s  mittlere  |.«os  und  zwar  das 
'  leicht  Inwtjjltehe  Meer  zu?«  fallen"  (c  ptVsg  k>*}'s^  tut 
•f  rJKi'vijrc;  Sukavci  avrtu  ävuK&irxti, 

548)  lliad.  XV.  iSi  IT.  nach  Vofs;  s.  ebendaselbst  VIII.  440. 
XI II.  HS5  ff. 


597 

Er  ist  in  dieser  Hinsicht  ein  wilder,  furchtbarer  Dämon, 
und  seine  Sohne  sind  wild  und  vermessen,  wie  er  (vgl. 
oben  Th.  II.  p.  386.  -').  Mcorilurchbiücbe  und  andere 
l'hvsisi  l»e  Hevolutioncn  an  den  Küsten  Griechenlands 
und  im  Arcfaipelagm  mucbien  wohl  die  historische 
Grundlage  zu  diesen  dichterischen  Rudern  du*  Poseidon 
gegeben  haben.  Eben  dabin  gehört  auch  »ein  Beiname 
<I>  VTGtXfi  i  oc, ,  der  das  Meeruasser,  wodunh  er  vm  her 
11  und  der  Gewächse  Wurzeln  verdorben,  sonder 
Lide  zui  iieh/.icht   (oi-xe'ti   nhnr,v  üir,rev  eli;irtv  7»jv),  der 

also  das  Gedeihen  der  Früchte  befördert,  Zwar  wufs* 
ten  Andere  auch  ganz,  allgemein  von  einem  noo-eiÄuy 
<poiTÜ\tuoi,  d.  i.  der  in  der  Salzftulh  ,  im  Meere  Hau- 
tende (ö  tv  rv,  «X»jj  r^ovwtSm  * u). 

Das  AYcrhzcug  seiner  Gewalt  ,  das  Zeichen  seiner 
Macht,  so  wie  daher  das  Symbol  der  Seeherrschait,  ist 
die  -rn/atva  ,  ti  idens ,  fiiscin^a  ,  der  Drcir.ack,  Sein 
Attribut  ist  ferner  da*  l'leid,  vtuhei  er  der  H  cisj  gef 


24°)  Fiber  «Jen  HrgrifF  der  W  i  I  d  h  e  i  f ,  welchen  die  Allen 
hlufig  n>il  '  in  BegrtfT;  Meer,  Poseidon,  so  wie 
mit  den  Sahnen  d«  sm-llien  ?  den  S&hnca  <lcr  Ftmh  ,  ver- 
banden ,  I.  aularr  dein  Bobon  oben  1  h.  fl.  p.»g.  396,  Be- 
merkten ,  Fustalhius  zur  ü<J)ss,  IX.  1S7.  jmr.  3  ib  Basil. 
oben  ,  lernet  Units  iti  Cicero  de  N.  D.  I.  25.  pag.  t02. 
unJ  den  dort  angeflmruii  Et  klarer  des  Lycophrun  vs.  156: 

5     r-JH:;.:.;     y.u    alvSfs/09(     11  Z  9  t  t  i  du  v  C  1,    M  lAtffn 
»«  ~ib  je  | 

ÄSO;  Ueber  di<scn  Poseidon  itvru^fao^  baue  ich  schon  in  der 
ersien  Aufgabe-  derüymboL  'J'h.  IV.  p.  &7  t.  F.miges  be- 
»;iei  Li  .Kvi  verbinde  man  damit  das  in  den  Mi  letemm. 
I.  p,  3J,  Gri4;fc.  —  lieber  die  letzlei  Erklärung  vergl. 
man  besonders  Zonajrai  Lex.  Gr.  p,  $27.  Ut-hcr  die  er- 
•tene  PlaUrcb.  Syjapoi  vin.  s.  p.  7J<>.  p.  1013  \\  yt- 
tenb.  und  die  fltopuMelte  du  PawtniM  II.  32.  7.  von 
ittM  Foseiduii  *isrükiuo$t  den  d»t  Aigivcr  verehrlcu. 


59« 

der  Ritter,  b  "Ixttcoc  und  'favctoc ,  neifst.    Dem 
Atiischen  M)then  ist  er  auch  Schopfer  des  Pferdes. 
mochte  aber -wohl  schwerlich  dieser  Mythus  Mos 
xa  erklären  aeyn,    dsfa    Poseidon    im    Vaterlands 
Bosse ,  auf  den  Küsten  der  Barbarei ,    ursprünglich 
ehrt  ward,  und  dafs  die  Phonicier  mit  dem   Kep 
dienste  sogleich  die  Pferde  aas  Kordafricn  in  ihr  Vi 
land  brachten,   und  Beides  an  die  Griechischen  Bista, 
besonders  an  die  Peloponnesischen ,   Attischen  nad  Hl 
nach  Thessalien   hinauf  eingeführt   haben ,     in  weksn 
Landern    der    Poseidonsdienst    hauptsächlich    hlSaeft. 
Bottiger  (Andeut.  sur  Kunstni} thol.  des  Neptnn  p.  iS5  £) 
hat  ihn  so  erklärt  S1)  (vergl.  auch  oben  Th.  II.  p.  «j8£)> 
Oder  müssen  wir  zugleich-  an  die  Pelasgische  Benins 
der  Cabiren  denken  ,    an  die  Bofsgeburt  der  vom  Pom> 
don  geschwängerten  Demeter,   an  das  dunkele  Rofs  der 
tellurischen  Kräfte,   und  an  dessen  Gegensats  gegen  du 
weifse  Rofs  des  solarischen  Geschlechts  ?   Die  erste  Met« 
ttung ,  dafs  Poseidon  von  der  Bändigung  der  Pferde  dk> 


£51)  Utber  Tir**»;  oder  *ir*e«oi,  wofür  auch  /»-r^y/T^; 
(unter  welchem  Nairnn  ihn  die  Delier  verehrten;  s. 
Tzctz.  zu  Lycophron  767. )  vorkommt ,  und  Ober  die 
verschied«  nen  Erklärungen  dieser  so  .häufig  vorkon  *co* 
den  Epitheta  s.  aufser  dem  im  Texte  schon  Angeiabruf», 
IVtbseling  zu  Diodor.  V.  69.  p.  dS6.  Aristoph.  Nub.  83. 
mit  den  Au.slegern.  Euripid.  Pboeniss.  1701.  Cornutss 
de  N.  D.  p.  iy5.  Eubtath.  zu  Odyss.  I.  174.  Cp.  43.)  u. 
9.  w.  (Meletemm.  I.  p.  32.)  —  Der  Ansicht  von  Böttigtr 
über  den  Grund  dieser  Beinamen  scheint  auch  HUllroaaa 
beizupflichten  (  de  Consualibus  scripsit  C.  D.  Hallmann, 
BonniSlu.  p.4.),  wenn  er  nämlich  das  Attribut  des  Pferdes 
daher  leiten  will ,  dafs  vor  Alters  Ober  das  Meer  die 
Pferde  in  Griechenland ,  besonders  in  den  Peloponnes, 
eingeführt  worden ,  und  wenn  er  eben  darauf  die  ver- 
schiedenen Namen  des  Neptun  ,  deren  ich  oben  erwähnt, 
beziehen  will. 


599 

ien  Namen  habe,  tragt  Pausanias  (Achaic.  cap.  fei,  §.3,) 
tim'.  Derselbe  Schriftsteller  theilt  aber  an  andern  Stel- 
len ,  WM  uir  gleich  sehen  werden,  Mythen  und  symbo- 
lische Züge  mit,  die  uns  eben  veranlassen,  diesen  In- 
stoiisehen  Sinn  nicht  für  den  einzigen  oder  ältesten  zu 
halten.  Man  vergesse  nicht,  dafs  die  Arcadier  auch  noch 
von  einer  T  o  c  h  ter  erzählten  ,  die  aus  derselben  Um- 
armung geboren  worden,  l.s  war  ein  li^öi  ^oyo^,  den 
man  sehr  zurückhaltend  berührte;  selbst  über  den  Na- 
men dieser  Tochter  Despöna  will  Pausanias  (Arcad.  5j» 
(j.  6.  coli.  25.  \>.  5.)  nichts  JRcslimmles  sagen.  Auf  jeden 
Kall  gehören  diese  Symbole  und  Mythen  in  den  Cereali- 
schen  Geheimdienst  von  Areadien  und  Attica  ,  wie  denn 
die  Athener  namentlich  die  Ersehallung  des  Pferdes 
durch  Poseidon  sich  zueigneten.  Auch  Pamphos,  der 
uralte  Dichter  der  Attischen  Cereshymnen  f  hatte  de* 
Poseidon  als  des  Gebet*  der  Schill c  und  Piosse  gedacht 
(Pausan.  Achaic.  21.  §.3.);  ein  Mythus,  den  nachherige 
Dichter  und  Verfasser  der  Atthiden  weiter  atisbildvteii- 
<\  irgil.  Georg.  I.  10.  ibi<j,  Interprr.).  Ohne  die  histori- 
schen Züge  von  der  Verpflanzung  der  Pferdezucht  durch 
Seefahrer  zu  verwerfen,  wird  man  bei  einem  näheren 
JJücli  auf  diesen  Arcadisch-  Attischen  Fabelkreis  bemer- 
hen  ,  dafs  das  aus  dem  Meere  gehorne  Hofs  ein  Symbol 
aller  Religion  war,  wodurch  physische  Erinnerungen 
festgehalten  Minden.  All  tellurische  Wuhungen  erin- 
neit  auch  die  Ceres  Erinnvs,  wie  bereits  oben  bemerkt 
wurde.  Hiermit  verbinde  man  nun  die  merkwürdige  Er- 
zählung des  Pausanias  (Arcad.  4->  §•  3.)  von  dem  alten 
Schnitzbildc  der  Ceres  zu  Phigalia  in  Areadien.  Dieses 
hatte  einen  Pferdehupf  mit  der  Mähne  und  mit  Bildern 
von  Schlangen  und  allerlei  andern  Thieren.  Auf  der 
einen  Hand  hielt  es  eine  Taube,  auf  der  andern  einen 
Delphin.  Der  übrige  Leib  Mar  mit  einem  schnaizeu 
Untcihieide  bedeckt.     Daher  nannte  mau  diese  Gerea  die 


rnbo- 


scbwtrze.  Es  -war  ein  Trauerkleid,  wie  weiter  erzählt 
■uinl,  und  dic'6c  schwarze  Ceres  war  die  trauernc 
die  zornige  Ceres  t  die  über  Poseidon  zürnende,  Wp 
"kann  bei  diesen  Erzählungen  den  Charakter  alt-symbo 
lischer  Sprache  und  Bildnerei  verkennen  ,  und  zugl 
die  Aehnlichkeit  mit  den  Aegvptisch- Attischen 
von  der  trauernden  Isis  -  Demeter  ?  An  der  j»hv»i 
sehen  Bedeutung  dieser  letzteren  zweifelt  aber  Niemand. 
In  die  ahen  Pelasgischen  Tleligionen  gehörte  auch 
das  dem  Ncptunus  eigene  Thicr  ,  der  f  >  e  1  p  h  i  n,  I 
die  physische  Geschichte  dieses  Wunderthicrs ,  dem 
Bilde  des  Mittelmcers  <s,  oben  I.  pag.  272.),  haben  sich 
schon  die  Alten  seit  Aristoteles  verbreitet  (Schneider 
EcJog.  physir.  png  /ji*)-  Es  i*t  der  Tümmler ,  der  DcU 
phintis  detphis  Linn.,  und  nicht  der  Manatus  252).  Hier 
nur  einige  Bemerkungen  darüber  in  Bezug  auf  Nep 
uns:  Den  Pelasgern  nämlich  eignet  schon  der  Dom 
sehe  fünfte  Hymnus,  auf  Bacchii* ,  dieses  Sinnbild  za. 
Dort  verhandelt  dieser  Gott  die  Tyrrhcner  (ohne  Zwei- 
fel Tyrrjienische  Pelasgcr)  in  Delphine.  Das  war  denn 
der  Delphin  als  Sternbild  ,  nach  Aglaosthcnes  in  den 
Naitischcn  Geschichten  ,  der  uns  die  ganze  Erzählung 
mittheilt  (Hjgin.  poet.  Astronom.  XVII.  p.  460  Sta 
ein  berühmter  Mythus,  dem  man  im  Bildwerke  darge- 
stellt sah  auf  dem  Monument  des  Evsicrates  zu  Athen 
(Heyne  ad  Apollodor.  p.  a33.).  Auch  durch  andere  Fä- 
den hing  der  Delphin  mit  den  Bacchischcn  Sagen  zusam- 
men. Man  denke  nur  an  Ino  (Leucothea)  und  derea 
Sohn  PilSraon  K3),   dessen  Bildsäule   man   au i  einem 


2S2)  Brclcmnnn  ad  Amigon  Caryst.  p.  110.  Schneiderad  Ae- 
tiun.  II    A.  II.  S2. 

$53)  Vcrgl,  Appfllej.  Metamorph.  IV.  p.  30S  ed.  Oudendorp. 
,,ci  auriga  parvulus  Delpbini  Piliicmon", 
wo  man  Qudenrioips  Anmerkung  vergleichen  mub. 


6oi 

Delphine  stehend  darstellte  (Pansan,  Corinth.  cap.  3. 
$.  4.).  Auch  die  Bacchischcn  Vasengemälde  zeigen  nicht 
B  dieses  wunderbare  Täter.  So  hatten  auch  die  Ver- 
fasser der  Dionysiadcn  vielfältige  Gelegenheit  desselben 
r.u  erwähnen.  An  den  Uwupisilz  des  Bacchusdienstes, 
ISaios  ,  scblofs  sich  die  alle  Sage  von  nelphinmenschcii 
an  ,  und  so  wurde  dann  in  den  Porim-n  dieses  Kreises 
häufig  darauf  angespielt.  Das  zeigt  noch  IXnimus  aS4). 
Dafs  er  aus  früheren  Vorgängein  schöpfle,  beweisen 
ihcils  die  angeführten  Excerpte  bei  Hyginus,  iheils  an- 
dere Spuren  ,  wie  z.  B..  das  Fragment  aus  den  Bassarica 
des  Dionysius  bei  Stenhanus  von  Byzanz  (in  Kdorrftpo.:). 
Doch  wir  hehren  zum  Vorliegenden  zurüch  :  der  Del- 
phin war  und  hiefs  Tyrrhenus  piscis  (  Seneca  Aga- 
memn.  4 '3 1 . ) ,  weil  die  Tvpa^voi  (Tyrrheni)  ihn  zumSinn* 
bilde  ihres  Landes  und  ihrer  Schilfe  wählten  (BuonarMa 
bei  Passeri  Pictur.  vasc.  Elrusc.  I.  p.  5o.).  Fragen  wir 
aber  nach  dem  Grunde,  so  fallen  darauf  verschiedene 
Antworten  :  weil  ihr  Name  mit  dem  Namen  des  Meer- 
schweins, tursio  (Griechisch  ^ixaiVft),  gnjfse  Achn- 
lichheit  hatte,  oder  weil  der  Delphin  eine  glückliche 
Seefahrt  bezeichnete  255).  IV.vch  den  Deweiaen,  die  ich 
anderwärts  aus  älteren  G>  ii ■( bischen  Dichtern,  Pindaru» 
(Pyth.  IV.  29.)»  Furipides  (Helena  1467.  Elcctr.  /j33.), 
beigebracht  habe,  bann  kein  Zweifel  übrigbleiben,  daf» 
die  letzte  Erklärung  die  einzig  richtige  ist.  Von  Alters 
her  war  der  Delphin  ein  dem  Menschen  freundliches 
Tbier  ((piXcoS^uTiov  ££(.'?),  ein  1  liier,  das  durch  die 
Töne  der  Musik  1  üln bar  {Qi\opovoov)  war  ,    und  ,  nach 


254)  S.  1.  B.  die  Stellen  :  XXIIT.  292.  XXXVIII.  371.  XLIII. 
191.  »8. 

HS)  Bochart  Geogr.  s,  p.  3fi6.    Spanheim  de  Ugu  et  Praest. 
Momiaia«  I.  j>.  ?. 


"Vielen  Erzählungen  der  Jasier  und  Carier  ,  der  BcwtüV. 
ner  von  Puteoli  in  liniieia  .  Menschen,  besonders  Hin» 
cern  wunderbare  Anhänglichkeit  bezeigte  ;  ein  Thier,  du 
den  Sängern  Arton  und  Hestodus  gehuldigt  haben  sollte; 
de&scu  Gestalt  der  Gutt  der  Museuhunst,  Apollo,  sei- 
ter angenommen,  als  er  das  Heiligtbum  von  Delulii 
siiften  wollte.  Mit  Einem  Worte,  durch  eine  von  frü- 
hen Zeiten  her  forllaufende  Tradition  Mar  der  Delphin 
ein  Symbol  der  Humanuni  im  Abgrmde  des  .Meeres,  der 
♦in.st  nur  wilde  Ungeheuer  birgt;  und  was  Daule  in  der 
Holle  (nach  A.  \V.  Schlegels  Uebers.)  als  Gleicbnif»  ge- 
braucht : 


..Wie  ein  Delphin  mit  bot h  gekrttmmtem  Rücken 
DwFImh  durchspielt,  und  t-o  dm  bch-ft'et  wjrut, 
>if£n  Fahrzeug  schnell  den  Stürm»  zu  entrücken"  — 


das  war  im  Grunde  uraller  Grirchenglaubc.  Hiermit  ver- 
banden sich  Beobachtungen  oder  Yun*lellungen  von  der 
ungemeinen  Schnelligkeit  dieses  i"iscl>es  - "').  Was  das 
Pferd  ku  Laude  war,  dus  war  der  Delphin  zur  See. 
Sprichwöiler  ,  wie  das  :  oex  iaxi  iUXoüvo,  iv  /J*>Jtä  z 
tu  L  a  u  d  e  h  :\  t  der  Delphin  h  e  i  n  e  Macht  (  ^  i :  • 
tenbach  ad  Select. hUtof.  p.  4-3.),  deuteten  anschaulich 
auf  Jie  Herrschaft  beider  Thierfl  über  Land-  und  \\  •<•- 
«erreiche  hin  ;  und  wenn  die  weissagende  Medea  das  irr- 
änderte  Schicksal  drr  Insulaner  von  Thera  bezeichnen 
will  r  die  zu  Cyrene  Landbewohner  werden  würden,  so 
setzt  sie  das  Ruder  dem  Zügel  und  den  Delphin  d.  m 
Kofs  entgegen  (Pindar.  Pyth.  IV.  2u.).  So  war  also  der 
Delphin  ein  ganz  natürliches  Bild  der  Seefahrt  and 
Seebe  i  rschaf  t  geworden  (s.  meine  Abhandln», 
thor.  ab  aiiium  opeiibus  piui'ccloruin  exeniplum  ). 


6o5 

honntc  nun  auch  in  diesem  Sinne  Pferd  ond  Del- 
j»  h  i  n  symbolisch  verbunden  werden,  und  der  alle  Pe- 
kasgische  Mythus  von  der  Ceres  Erinnys  und  Neptuns 
\  erfolgung  ,  in  der  Bedeutung  eines  Elementen- 
h  n  in  p  I  s. ,  konnte  in  dieser  neuen  Ideeureibe  den  Streit 
und  die  nachherige  Vereinigung  Ober  Land-  und  Sce- 
herr  schaff  bezeichnen.  Daf«  die  Tolchinen  von  Hho- 
dus  und  der  Gegend  ,  die  nach  der  Sage  Erstellen  de» 
Poseidon  waren  ,  von  Juppiter  aber,  ihrer  Zauberei  we- 
gen, erlauft  wurden  ,  zuerst  den  Libysch-  Phdaicisctten 
Pf  er  desc  bö  p  f  er  mit  dem  Wasser-  Zc  u  s  verknüpft 
haben,  ist  sehr  möglich,  ja  wahrscheinlich.  Ob  aber 
aus  der  gemuthmafsten  Verwandtschaft  des  Wortes  teX- 
ylv  (ptXfiv  ,  Zauberer)  mit  o'£?.(p/v  25")  die  Na\isthe  Sage 
von  den  in  Delphine  verwandelten  Schiffern  gedeutet 
m  könne  (wie  Buttiger  a.  a.  O.  p.157.  vcrinuthcl), 
jnöehte  ich  bezweifeln  ;  unter  andern  auch  deswegen, 
vicil  die  allere  Aeolische  Sprache  nicht  dikrpiv  ,  sondern 
ßs7.tplv  sagte,  wodurch  also  ein  Wurzefburhstah  we- 
sentlich rerindert  wird  (s.  Ltvtnol.  magn.  p.  300,  27  cd. 
Sylh.).  Aus  demselben  Grunde  kann  ich  auch  Lcnucp 
nicht  beipflichten  ,  der  (im  Ktyniol.  p.  172.)  den  Delphin 
von  seiner  bauchigen  Gestalt  (dVX<fw$)  genannt  ßejrn 
läTst. 

Auf  jeden  Fall  war  der  Delphin  Symhol  des  Posei- 
don, in  der  mystischen  Sage  der  wilden  Pelasger,  wie 
in  den  Poemen  der  gebildeten  Hellenen  und  in  den 
Schöpfungen  Griechischer  Kunst.  Die  Äleeresstillci  die 
auf  ebener  Bahn  die  Schule  sanft  und  schnell  dahin 
gleiten  lofst ,  die  gesä'nitigte  Fluth,  die  glückliche  Fohlt 
und  der  versöhnte  freundliche  Mccrcsbchcrrscher  (üa<p«- 


257)  Vergl.  über  die  Verbindung1  der  Teichinen  mit  den  Del- 
phinen oben  Th.  IL  p.  M5. 


—  dos  waren  die  Begriffe,  tlie  man  an  diese*  Jure» 
und  durch  pnetische  Thier  anknüpfte.  Daher  Yerbandn 
die   Hünstier  es   auch   mit   dem  Bilde  de*    Gottes,   baM 
gaben   sie    es   ihm   in   die   ITand  ,     bald    unter    die 
A-it    diese  letztere  Art  gebildet  stand  derselbe    auf  de« 
BfarHte  zu  Anticyra  (Pausan.  Fliucic.  3»  ),  den  Di 
hatte  ei  in  «irr  Hand,      Auf  einem  Delphin    über   eii 
Schiffsschnabel    mhrnd    sieht  man  ihn    zu  Dresden 
Statue  (Becher«  August,  lab.  4®.).      Bei  Lucianus  in 
Meergättergetpräxhen  (Tom.  VI.  pag-  io5  Bip.)   foi< 
Po5>eid<»n  ,   um  geschwind  zu  seiner  Geliebten  Amrmooe 
nach  Lei  na   kii  kuntmen,    einen   der  schnellen  Delphior, 
dei'   ibn    also   ans  Ziel  seiner  Wünsche  trug.       !):•- 
denn  iiu   eigentlichen  Sinne   eine   glückliche   Fahrt 
(  Manuel  Phile  de  aniinaliuin  proprietate  bist.    << 
f 71X01  a  ;    welche    Worte  auf  einem    Cameo   angedeutet 
ind ,  das  uns  den  Eros  auf  einem  Delphin  reitend 
( Wiucliclmann  Deacript.  du  cab.  de  Stosch.  r».  • 
mcnseheniVcnndlichc  Thier  begünstigte  wie  die  Haust,  »• 
die  Liebe«  Zu  finidus  verehrte  man  die  aus  dem  Meere  ge- 
bnt  ne  Göttin  der  Lieb  e  seihst  ah  Eu  p  I  G  a  Ä5).    Der 
Schmetterling   über   dem  Delphin   schwebend  . 
andere  Gemme  ihn  zeigt,  Uonnie  sonach  die  1 
gcsäi«  flirte   und   gerührte,   sehnende   Seele  sejn  ,    t» 
man  nicht  lieber  (mit  Winchelmaon  Allegorie  p.  61c  der 
neuest. A)  an  den  Zephyruind  denken  will,  der  die  S 
fahrt  fördert.      Auch  zur  geliebten  Amphilrite  hatte 


g*. 
Der 

enn 


2J8)  r  ;    5.  Pansan.  Attic.  I.  3.     AU  srlihe  hare 

am  Gt  surfe,    an   HäTen    und   auf   Inst  In   ihre    anhll 
Tempel.   Hierauf  bezieben  sk-h  iacb  die  Beiwort« 

ia$j  tmier  welchem  Namen  sie  au  Herrnk 
einen  Tempel  halte  ( Pausan.  Aitic.  II.  31.)  ,  und  m 
I       "    -rammtn  nueb  besungen  wird;  s.  Mit&cberhch 


Huiai.  Od.  i.  i.  1. 


6u5 

Delphin  den  Poseidon  hingetragen ;  für  welchen  Dienst 
er  unter  die  Steine  ttrsetst  ward  (Eratostb.  Catast.  3i. 
Uygin.  I,  I.).  Daher  gehörte  er  nach  alter  Malerconven- 
tion  immer  in  Poseidons  Umgebung  (Philostrat.  Icon. 
p.  774  Olear.).  Er  Mar  sein  Liebling  und  zugleich  lie- 
bender Dienrr  seiner  Günstlinge  und  Söhne.  Daher 
auf  li  zur  Hochzeit  der  Thetis  und  des  Pelens  Eros  ,  der 
Gott  der  Liebe  j  auf  einem  Delphine  reitet  (  s.  d.is  Eas- 
reibt'  bei  Zotig*  Bossir.  nr,  53.).  Daher  auch  die  übri- 
gen "Wesen  des  Meeies  ha'ulig  durch  Delphine  kenntlich 
gemacht  werden;  Mie  z.  B.  der  Triton,  ürb-r,  wie  An- 
dere deuten,  Oceanus  im  IfuSCe  Napoleon  (XI IL  nr./|  >.), 

aus  dessen  Bari  z«oi  Delpbinenkopfe  herforragen  ;  wie 
der  i\ilus  ebendaseibsl  (nr.  46,).  Die  Delphine  auf  der 
AnhitiHVf  in  einem  (Hrcui  (ehendas.  VII.  67.).  erklärt 
man  als  Anspielung  auf  den  IN'eptunus,  too  dessen  Ca- 
]ielle  man  noch  Spuren  unter  dem  (  iicus  des  Carccalla 
sieht.  Es  ist  behanril,  dal'-,  die  alten  Künstler  dieses 
'J  hier  Wegen  der  geschwundenen  Wellenlinie  seiner  Ge- 
stalt  sehr   gern   zu   ihren    Du  Stellungen  Wählten  ,    ober 

Lei  dem  Cireai  lagen  noch  enden  Zwecke  zum  Grunde« 

IMan  zahlte  an  den  Delphinen  die.  Touren  der  Wagen  (Pe- 
tit Padel  I.  I  ),  und  das  hing  wieder  mit  dem  ursprüng- 
]  1  bi'ii  Begriff  vom  Ncptunus  nim^  >on  I'fird  und  Del- 
phin ,  als  Bildern  der  Schnelligkeit,  zusammen. 

Seestädte  und  Seefahrer  aber  wühlten  sieh  letztere 

besonders  zum  Zeichen.  In  diesem  Sinne  führte  ihn  auch 
Odysseus  in  seinem  Schilde  und,  wie  man  hinzusetzte, 
auch  in.  LyCOpbr". Cassandi.  633.  ibiij.  Tzer- 

Dafür  mufste  um  so  snehr  ein  Grand  ersonnen  werden,  da 
in.:  11  ans  dfii » .'o  rw:  den  Poseidon  als  Verfolger  des  Odys- 
seus bannte,  weil  dieser  deu  Polyphem  geblendet  hatte  - 


£Sy>  0  Ivss.  XI.  too  IT.  V.  2H2ff.  —  Auch  (kn  Schlauch,  den 
Acolas  dem  Odysscttfl   gegeben  j    und   worin  üic   Winde 


6o6 

l)a  sollte  denn  einst  ein  ff  eundlicbef  Delphin  den'  in  & 
See  gefallenen  Telemachus  gerettet  haben  (Plutarch.  k 
solert.  anitnal.  pag.  985  B.).  Diese  Sage  gehörte  in  tit 
Keihc  jener  Schiffer  mährchen,  die  täglich  mehr  and  mehr 
anwachsen  mufsten,  je  häufiger  die  Seefahrer  langt  da 
Küsten  von  dem  fernen  Hespcrien  bis  nach  Yorderaaks 
hin  Bilder  von  Delphinen  als  hergebrachte  Symbole  Tat 
Seestädten  erblickten.  Das  Bild  auf  Tänaron  in  Lacostes 
hatte,  bei  dein  alten  Glauben  von  der  Sanftmath  n*l 
Kunstliebe  dieses  Thieres,  zu  dem  schonen  Mythos  von 
Sänger  Arion  Anlaß  gegeben.  Das  alte  seemächtige  Ta» 
rent  hatte  auch  seinen  Delphin  zum  Wahrzeichen  (Mi* 
zochi  Commcntar.  ad  tabb.  Hcracll.  I.  p.  99).  Da  tollte 
nun  bald  der  Heros  1a ras ,  des  Neptunns  Sota, 
selbst  auf  einem  Delphin  geritten  seyn  ,  bald  sollte  des 
Taras  Sohn  Y  den  dieser  mit  der  Nymphe  Satutia  erzeigt 
hatte,  aus  einem  Schiffbruch  durch  den  Delphin  wen* 
derbar  gerettet  worden  seyn  (Probus  und  Pompon.  Sabi- 
nus  ad  Virgil.  Georg.  11.  197.).  So  schlang  sich  allent- 
halben um  dieses  wunderbare  Seethiex  ein  schöner  Zaa* 
bcrltrcis  von  Mythen,  der  uns,  wollten  wir  ihn  in  alle 
Wendungen  verfolgen,  zu  weit  von  unserm  Ziele  ent- 
fernen wurde.  —  Hierzu  vergleiche  man  die  im  Bilder» 
hefte  Tab.  VI.  nr.  4.  beigefügte  Münze  von  Tarcut,  mit 
dem  Heros  Taras  auf  einem  Delphin. 

Was  das  Geschlecht  des  Poseidon  betrifft  ,  so  habe 
ich  über  seine  mystische  Ehe  mit  Demeter  schon  oben 
geredet.  Seine  Gattin  ,  nach  öffentlicher  Religion ,  uar 
Amphitritc,  Tochter  des  üceanus  ( Hesiod.  Theog.  930. 
Apoilodor.  I.  4.  4.).  Mit  ihr  erzenste  er  den  Triton  uad 
die  Rhode.     Seine   übrigen  Kinder  sind,    von  der  Iphi- 


verschlossen  waren,  hieben  Einige  für  die  Haut  eines 
Delphin  und  für  verzaubert;  Kusutb.  ad  ürfyss.  X.  18>. 
p.  ijy  U.ioil.  {,».  eben  II.  p.  i\)S.) 


Goj 

media  :  die  Aloidcn  (».  oben  IT.  p.  385.)  :  von  der  Molione 
die  Molirmiden  (».  II.  p.  3f»ö.) ;  von  der  Libya  :  Ageimr, 
Belus  und  die  BeUden  ;  von  Hipjmihoe:  Proteus;  von 
der  Medusa:  Pegasus  das  Flügetrols  n,  s.  w.  (s,  Tab.  VI. 
zu  Apollodor.  ed,  Heyn.).  —  Sein  Wohnsitz  war  bei  Aega 
iro  Meeresgründe ,  daher  AiyuiMv  (s.  oben),  oder  hei 
den  Aethiepen  (Odyss.  I.  52.  V.  iti?.)  ;  die  berühmte- 
sten Tempclsitze  so  Tanaron,  Trü/en  ,  Helike  ,  auf  dem 
Isthmus  von  Corinth  ,  wo  ihm  zu  Ehren  feierliche  Spiele, 
die  Isthmi.i ,  angestellt  wurden;  ferner  auf  dem  Vorge- 
birge Snnion.  Blichen  wir  buh  noch  in  der  Bürze  auf 
die  Tempeihildcr  und  Kunstideale  dieses  Gottes  ,  so  fin- 
den wir  ihn  in  den  alteren  Vorstellungen  bekleidet,  mit 
einem  langen,  faltenreichen,  bis  auf  die  Füfse  herab- 
geheuden  Mantel,  in  schnellem  Schritte,  wie  im  Sturm- 
schritt, cinhersc-hrt-itend«  mit  dem  Drciz.ich ,  dem  Zei- 
chen seiner  Macht,  in  der  Hand;  so  z.B.  auf  unserer 
Tafel  IV.  nr.  i.  ( >gl.  Et  hlärung  p.  i3.  und  Taf.  XXXVI. 
9,  d .)  Charakteristisch  auf  den  verschiedenen  Vorstel- 
lungen des  Neptunns  ist  feiner  das  strenge  Ansehen  ,  der 
fast  wilde  Bück,  das  etwas  verworrene  Haar  und  dergh 
mehr.  Die  Ideale  dieses  Gottes,  majestätische  Colosse, 
schufen  dann  Praxiteles  Tind  Lvsippns.  Sein  Gefolge, 
die  IJippo  campen  (  s.  Vofs  Myiholng.  Brit  fe  1h.  II. 
p.  T2  —  sq.)  ,  bildeten  in  mehreren  Bnnstdai  Stellungen 
lUyron  und  Scopas ,  wovon  vir  noch  TVachhildun^cn  in 
dem  Musen  Pio-  Clementino  besitzen.  Auch  die  Münzen 
Ton  Posidunta  und  einigen  andern  Seestädten  geben  uns 
schöne  Darstellungen  des  Mcptun  2(*>).  Hieiher  gehört 
auch  die  weibliche  Figur,  die  mit  <|<wu  Oherieib  a>is  Wel- 
len hervorragt,  und  uiii  beiden  Händen  vier  I' forde 
hält,  unter  denen  zwei  grofse  Delphine   spielen,   auf 


fitoJ)   S.   Kouigcr   Andeutungen  p.  159.    und  KunMmythol.  der 
Juno  p,  tJ*.   liy. 


6o8 

einer  alabasternen  Urne  abgebildet ;  bei  Micali  (  Fltalii 
avanti  il  dominio  dei  Romani  tav.  XXV.) ,  der  eine  aal 
dem  Meere  heraufsteigende  Aurora  darin  sehen  will 
(s.  T.  II.  p.  76.). 

Entsprechend  dem  Poseidon  der  Griechen  sind  die 
Italischen  Götter  Neptunns  und  Consus  (s.  Dionvs. 
lialic.  II.  3i.  Plutarch.  Romul.  cap.  i/|.).  Den  Namen 
Neptunns  leitet  der  Stoiker  Baibus  bei  Cicero  de  *.  P. 
II.  26.  p.  3  io.  ab :  a  nando,  d.  i.  vom  Schwimmen. 
Andere  zwar,  wie  Varro  (de  L.  L.  IV.  p.  so.),  lehrten: 
a  nupto  oder  a  nubendo  ,  weil  das  Wasser  die  Erde  ura- 
giebt,  einhüllt  (quod  aqua  nubat  terram,  s.  Arnub.  III. 
3i.  mit  den  Auslegern  p.  160.),  s.  Davies  und  meine  An- 
merkung zu  der  a.  St.  Wyttenbach  (ebendas.  pag.  7$V) 
will  Heber  an  das  alle  nepos,  Griechisch  veno$ ,  Fisch, 
oder  vinuiv,  alliiere,  denken;  eine  Ableitung,  bei 
welcher,  wie  hei  der  Cireronianischen  ,  doch  immer  der 
Begriff  von  Wasser  oder  Meer  zu  Grunde  liegt.  An« 
dere  erklären  den  Namen  aus  dem  Libyschen  (  s.  Th.  I. 
p.  3s  1.  Not.). 

Den  andern  alt- Lateinischen  Namen  Consus  deuten 
die  alten  Grammatiker  fast  eisntiinmig  auf  den  Gott  der 
ß athschläge  ,  den  Bcrather,  deus  consilioruin, 
ßovXaio* ,  wie  Plutarchus  a.  a.  O.  sagt  26').  Unter  sei- 
nem Schutz   und  unter  seiner  Obhut    versammeln   sich 


26l)  Amobius  advers.  gentt.  III.  23:  Salularici ,  et  fida  con- 
silia  .lOhtris  suggerit  cogitationihus  Consus;  si»  h.  die 
Note  von  Elmcnhorst  T.  II.  p-  l4l  Oieil.  und  den  dort 
angefühlten  Jkrvius»  zu  Virgils  Arn.is  VIII.  636:  „Con- 
sus aulein  Deus  est  consilioruin,  qui  ideo  iciu- 
plum  sub  tecto  habet,  ut  ostrndufur ,  lectum  esse  d<-bere 
con»iliuni.  "  Fe&tus  s.  v.  p.  £»f».  „f  onsualia  lurii  di- 
cebjntur  ,  quos  in  honorem  Consi  Ucirbant ,  quem 
d  e  u  in  c  o  n  a  i  1  i  i  puUbant. " 


6c>9 

Völherstämrv.e  Latiums,  um  über  die  gemeinsamen 
Angelegenheiten  des  Yateriondes  sieh  v.u  beratheu  :  ilini 
ku  Ehren  (eiern  sie  die  Cunsualia,  ihm  ,  dein  Neptanne 
e<|utster,  nach  Li*  ins  I.  u.  nwt  den  Auslegern;  ein  fett, 
wie  Bullniano  Consual.  p.  8.  glaubt,  blus  zur  Feier  der 


^N 


iisanin 


'bundeten  Völker  Lati 


mnilnn^eu  jener  vcruiirulclcn  \  unser  catiuius ,  un- 
ter dein  Schutze  des  Constis.  Sie  scheinen  nachher  in 
«lic-  CireenaUchen  Spiele  übel  :i  zu  seyn  *r  ). 

J)ie  philosophische  Ansicht  von  diesem  Gölte,  ins- 
besondere die  der  Stoiker,  gieht  Cicero,  wenn  er  de  IS. 
1».  III.  a5.  \eigl.  U.  oR,  sflfjt:  Neptun  scy  der  Geist 
oder  der  verständige  Hauch,  der  durch  das  Meer 
-v  e  r  b  reitet  s  ey  —  animus  cum  intelfigentia  per  mai  e 
Dens.  Ihm  entsprechend  sayt  Iftiimfii  Tjrius  l*is- 
sert.  X.  8.  ^  ul.  I.  p.  iö3  Bcislt  :  Poseidon  sey  « —  ib 
TiiiittfAf  »li<*  j  v,  xui  2uiAuzTrMc,  iuc,  oinoVGftOVP  «froit»  xi,v 
cx&aiv  xoei  äi'iim-Luv.  •->  Achnliche  Salze  linden  sich  bei 
Cornutus  de  N.  D.  2-3.  pag.  ityi  stjq.  cd.  Gel«,  und  an- 
derwärts; vergl,  meine  Anmerkung  zu  Cicero  a.  a.  O. 
p.  3*23. 


*6J)  S.  Scrviiis  a.  a.  O.  ,,Istc  Cousus  et  e «piestris  Neptumis 
dicilur,  unde  eüjni  u\  ejus  liutiurt  m  lincenses  eUu*- 
braitfur,"  An  dem  Feste  der  ('orisiiaijeu  beging  Romu- 
lus  den  Raub  der  Sabinisohcn  Jungfrauen,  und  Dionysius 
(  II.  30.)  giebl  diesen  Kaub  als  Grund  der  Einsetzung 
dieser  Spiele  an.  HOllmaiiu  (dt  ConMtalibus  p.  11  sq..) 
skia  in  diesun  Raube  eine  Ehe  Verbindung,  wie  sie  un- 
ter benachbarte,  i]  Völkern  der  älu-tun  Zeit  üblich  gewe- 
sen, und  zur  Vermehrung  oder  l'jrrichtuiig  von  UUrger- 
abtheiluugcn  .,  Phralrien  oder  Curien  bt-igetrjgcn,  JJie 
Freier  erwarben  sich  als  Nieger  in  den  Weitbampfcn  zu 
Pferde  vur  ikin  ve rtaiuinelltn  Völkern  die  Töchter  eines 
andern  Yolksstammcs  ,  deren  Vltcr  Ungern  in  die  Ver- 
bindung mit  fremden  Stammet)  willigten  ,  und  80  die  Sa* 
che  vor  der  Vti Sammlung  dem  faitge  im  Kampfe  über- 
luden. 


n. 


39 


6io 

§.    .5. 
ARES    —    MARS. 


I 


"Wir  werfen  hier  noch  einige  Bliche  auf  Arei 
(vA(»jj<;)  oder  Mars,  den  Mir  schon  oben  in  Samothract 
als  AxioUersos  gesehen  haben  (II.  p.  3so  (F.).  Name  und 
Vaterland  des  Ares  ist  Thracicn  (s.  Arnobius  adr.  gentt 
IV.  2.5^  und  die  Ausleger  Tom.  II".  p.  a3i  OrclI.).  Die 
Idee  dieses  Wesens  bietet  eine  Vcrgieichung  mit  der 
Pallas  dar.  Der  Areopagus  zu  Athen.  Der  Gott  führte 
mehrere  Beinamen;  vorerst  Evv d Xio<;  ^lliad.  XVIIL 
321.  und  dort  Heyne),  der  Kriegerische,  6  noXcuc 
*6q  ,  wie  es  die  Grammatiker  erklären.  In  der  Folge 
jedoch  unterschied  man  zwischen  Mars  und  Enyaliu»  ab 
zwei  verschiedenen  Gottheiten.  Letzteren  gab  man  für 
einen  Sohn  des  Mars  und  der  Enyo  ,  oder  ,  nach  Andere, 
des  Kronos  und  der  Bhea  aus  -6;s).  In  demselben  Sinne 
heifit  er  auch  axpdxioq;  s.  Plutarch.  'Epwr.  p.  35:  oxka 

—  —  —  toxi  ti(  Ifyoqüv  xal  ßytxßtvav  'EwdXtoc  tat 
avpavioc.  Daher  singen  die  Krieger,  wenn  sie  in  die 
Schlacht  gehen,    dem  Enyalius  zu  Ehren  einen  Hymnus 

—  d\a7.d£eiv  "Ervo'ktoj ,  und  bringen  ihm  Opfer  als  dem 
Vorsteher  der  Waffen  und  des  Kampfes  -64).  Kr  heifst 
ferner  Aijlutj» io$  und  Ai£ovo<;  -65)   mit  Bezog  auf  sein« 


863)  S.  Schol.  Aristpph  Fac.  456.  Alkman ,  heifst  es  dort, 
soll  beide  bald  für  Eine  Gottheit  genommen  ,  bald  sie  un- 
terschieden haben.  8.  Frag?.  Alcnian.  Lyric.  ed.  Welcker. 
XLl.  p  55.  Sophocl.  Ajac.  179.  und  dort  die  Ausleger, 
nebst  Cornutus  de  N.  D.  21.  p.  190. 

261)  Z.  B.  Xenoplion  Anab.  I.  8.  12.  Cyropoed.  VII.  1.3. 
Arrian.  Exped.  I.  14.  10.  etc.  —  Pau*.an.  111.  ll.  Muo- 
cker  ad  Albricum  p.  960. 

265)  S.  Zonaras  Lex.  gr.  p.  507:  A/,u.'t£/s;  •  o  tCo  pi'rpa;  Pjja-v, 
c  «cti,   TcAj/JtiKct^  {w'v2;  v  $  jliv  fpfvat,  Sid  p/rcu*    «\po. 


Gm 

Hü'stungalsKricgsgott :  der  einen  doppelten  B  ri . 
(;ui't  um  seine  Lenden  trügt,  eilten  gewebten  oele-  einen 
u.-n  und  ledernen.  Daher  ihn  auch  Bdphoclee  (Ajax 
i-j)  XaJ.xoiroyßi; ,  d.i.  den  mit  ehernem  Panzer 
<3e  wappneten,  nennt.  Derselbe  (Antimon.  140.  mit 
tlen  Auslesern)  giebt  ihm  ferner  den  \uineu  &i§i6ottf04 
(vorher  stand  ^«4"'/.* ':.'"-)  ^  d.i.  der  Ungestüme,  m > t 
ltuchsicht  auf  das  Kriegsrofs  ,  nie  Hermann  '/m  der  an- 
geführten  Stelle  meint.  Nieeta»  (Epithel t.  Deorr.  in  mei- 
nen Melcterom.  1.  p.  33.  vergl.  die  !\utu  p.  37.)  nennt  ihn 
aber  9c4todetpo(,  analog  mit  iok^69iifo^  und  tu».«.«. 

.    riclleicht  mit  Bezug  auf  das  Pindaritfche  (Olymp. 
IX.   i65.)   rf^fipucd  $f£t4f -rto;  ,   der  Mars  ,  der  mit  seinem 

beweglichen  Nacken  I rieht  und  geachicbl  die  Streiche  der 

I  -inde  vermeidet  oder  gewandt  ausspähet.  Er  ist  der 
ftl aoernen turmer,  l'tc/tomXiixr^  (iliad.  V.  3i.  und 
dort  Heyne),  der  Mcnscheinvürffcr,  der  die  Männer 
im  Kriege  tödlet,  ' Avfy o^uj-t?^ ,  'Al  mfö  (Iliad.  II. 

65t.  und  dort  Heyne) ,  rit«oToAo*7<>-  und  utatiip<fee(  (Iliad. 
V.  3i.  846.  mit  den  Bemerkungen  von  Heyne).  Mit  Be- 
>ul  die  Stallte  seiner  Gewalt  und  seiner  Stimme 
lieifst  er  ferner  ßptr.itvoii  „  d.  i.  der  Starb  schreien- 
de, o  ficyrjtXw^  j-Joüüv  (Iliad.  XIII.  5c!i.  Und  dort  Kustath.). 
Endlich  fuhrt  er  den  Beinamen  Mridjito*;  (Cernutus  de 
N.  D.  21.  pag.  191.),  entweder  als  der  Ungestüme, 
Tolle,  oder,  wenn  f»Wn£  die  Peitsche,  den  Sporn  be- 
deutet 2'J  )  ,  der  Reitige,  o  'injtio.;,  wie  bei  Tansanias 
V.  1  j.  /|.  Ebendaselbst  homret  er  vor  als  drotfcecc  (III. 
19,  8,),   und  zwar  Lei  den  Lacedämonicrn ;    ein  INaine, 


-3  ci  ujrai  tVturtfev  r-^  P  riJktAf/o;,  >J  Xa*'~ 

KaiAjTiJs;.  In  den  MeUtfUitu.  1.  p.  36,  habe  ich  aus- 
fülnlicher  diese  beiden  Enitbeu  tief  Mars  zu  erlauuin 
gesucht. 

C66)  S.  Xcnopb.  Equestr.  VIII.  cf.  Hesych.  s 


6l2 

welchen  man  von  seiner  angeblichen  Amme  0r,pw  ablei. 
tete,  oder,  wie  Pausanias ,  von  §np  (wildes  Thier); 
also  der.  Wilde,  M  u  th  i  g  e ,  Ungestüme,  denn  der 
Kämpfer  müsse  sieh  nicht  mild,  sondern  wild  , wie  i* 
Löwe,  im  llaruplgcwühl  zeigen.  Im  Gefolge  des  Man 
ist  "Ejus,  f:  ö^>.  ,  iltifiöv;.  In  die  mythische  Geschichte 
dieses  Gottcb  lallen  die  Aluiden  (  lliad.  V.  385  ff.),  Die 
medts  (ibid.  655  IT.),  Pallas  (XXI.  4o3.  ».  auch  obft 
II.  Tl>.  j<ag.  385  ).  —  Des  Römischen  Mars  (Mamtn, 
Mavors)  Genealogie  und  Kinder  giebt  Ovid  Fast  V. 
220.  s<;q.  Auch  er  entspricht  «einer  Idee  nach  ganz  je* 
nem  Sanio'.hracischen  Axiobcrsos,  wie  sich  unten  deol- 
licher  ergaben  wird,  wo  von  dem  ihm  geheiligten  Monat 
Mar/.  (  Mt.1  tius  Mei'sis) ,  von  seinen  Priestern  ,  den  Sa- 
liern ,  \on  den  Aitcilien  und  dem  Campus  Martius  st 
Itom  geredet  werden  mufs.  Dort  tiitt  auch  sein  Yer- 
hültmis  zu  der  l;etlona  hervor.  —  Den  JSanicn  Mavors 
erklärt  (  iecro  de  IS.  D.  II.  26  :  qni  magna  verteret.  An* 
dere,  v. ic  ich  in  den  AnnierUh.  zu  dieser  Stelle  p.  3i3. 
Lenietkt,  gaben,  und  vielleicht  richtiger,  dein  Wolle 
einen  Oscischen  oder  Sabinischen  Ursprung;  s.  Festos 
und  Varro  de  L.  L.  IV.  10  fin.  etc.  und  Lanzi  Sagg.  di 
ling.  Etr.  p.  723  sq.  p.  740.  -67). 

Yon  Kunstvorstellungcn  des  Ares  beschranke  ich 
mich,  die  anzuführen,  welche  unsere  Tafel  IV.  nr.  3. 
unten  zeigt,  wo  Mars  nach  alt- Griechischem  Stvl,  in 
starkem  Schritte ,  mit  Speer  und  Harnisch  und  mit  dem 
doppelten  Gürtel  erscheint.    Den  Helm  hat  er  ab- 


267)  Buttmann  im  L?xilogus  p.  1P5.  bringt,  wie  Mars  —  mas 
—  maris  ,  so  "A^;  —  <*(-{y,v  mit  einander  in  Verbindung, 
als  nach  einer  und  derselben  Analogie.  Festus  s.  v.  Ma- 
iners p.  £17  Dacer. :  Osei  Martern  Mamertem  ap- 
pellant ,  und  :  Mamert  Mainertis  fach  ,  id  est  1  i  u  g  u  a 
Ose*  Mars  Martis. 


r».5 

genommen,  und  trö'^t  ilm  mit  der  einen  Hand.  Durch 
denselben  ist  er  aocli  kenntlich  anter  den  übrigen  eilf 
Güllein  auf  dem  runden  Altar,  s.  Tafel  XXW  I.  nr,  2. 

$.     »6. 
APHRODITE    —    V  E  \  ü  S. 

Der  Ursprung  dieser  Göttin  {'Aq[n>*iti-xt})  gehört, 
nach  dem  Si.lu.il  vielfach  Gesaglcu  (  s.  I.  I'li  p.  ^'i'S.  (1. 
p.  22  H'.  62.  75.  und  über  den  Samol]irari$ehrn  Di<  tist 
II.  p.  32o  II.).  nach  Asien.  Sit*»  dieser  Gottheit  Maren 
<\j>eru,  Cytheie  (  Patrean.  t.  i/j.  fr.  mit  VYesselings  Be- 
richtigung zu  Ucr<.d->t.  1.  io5).  CntdoBj  Cos,  .Milet, 
Lthcn  ,  Sparta,  in  Sicilicn  r>v\  ,  Corintfa  (  s.  die  Anl- 
ieger zum  ersten  Briefe  Pauli  an  die  C<i  mtber  ).  Meh- 
rere Spuren  aller  Vctmsbilder  linden  wiv  auch  in  Grie- 
chenland: Urania  (Pansen.  Attic.  14.  §.6.  nj.  §.c.),  die 
schwarze  Melä'nis  (  Pausan.  Arcad  6.  <j.  2.  -°*)<  die  be- 
waffnete (Lacon.  23.  §.  1.)  u.  s.  w.  Ihre  Griechische 
Genealugie  giebt  Heeioddi   (s.  oben   It.  j>.»^.  i\i«,).     Sie 

stau«]  aitä  dem  Schaume  des  M eeres  ,  worin  des  1 
r»us  Zengun^sorgan  gefallen  war.  Pvach  Homcrus  hinge- 
gen und  nach  dem  Cretuchen  System  (Ap-ollodor*  I.  j. 
1.  und  dort  Heyne)  stammt  sie  von  der  Dione  ah.  Jene 
fuhrt  Cicero  unter  den  vier  Vcncres.  (de  N.  I>.  111.  23. 
nag«  621  sq.)  als  die  zweite  auf;  diese,  die  Tochter  des 
Zeus  und  der  Dionc,  die  Gattin  des  Yulcan,  als  die 
di'ute      ').      Daher   ihre  Beinamen   Ato)»ai^    und  Aiwjjj 


263)  Sie  beifet  MaAajvt(,  „vht  a>}c  itb  ev'2»,  or/  ttevSgwrow 

iä  h'-i-j  i-j  v^f,,"  S.  P.u^.uii.iN  a.  a.  O.     Sollte  jedoch  liier 

nicht  eine  tiefere  Itoaumche  lk<ltu<nnjj  ?uin  timmlr    lic- 

?     Ich  will  nur  au  die  Acgypti&cue  Nachleüttin  Athnr 


6.4 

(wovon  Mchrcrcs  im  vierten  Thcilc),  'A^poj/vrta ,  die 
in  oder  aus  dem  Schaume  Geborene.  Nach,  ihren 
Uaiiptsitzen  und  Verehrungsö'rtern  führt  sie  xerschie- 
dene  Namen,  als:  KvTrpoyivEia,  die  zu  Cypern  geborene, 
KrSfpei«,  die  Cythercische  27C)  und  ITaepia  ,  die  Paphi- 
***h,c,  Toot^via,  die  Trözcnische ,  Ztjovv&ia  ron  der 
Zcrynthiscben  Grotte  inThracien,  aucbM^iet,  einBei- 


fiir  diesen  Punkt  besonders  merkwürdige  Stelle  aus  dem 
ungedruekten  Commentar  des  Platonischen  Philosophen 
X'roclus  in  Plato's  Cratylus  bei,  fol.  rect.  144  der  Manch» 
«er  Handschrift  :  »  &&f>t\c~?t  jusv  euv  dHfy.wv  et!  Scai,  iura  rs 
curia  v.a\  vtard  rat,  rd^st;  v.at  y.ard  rd(  5jva;.*£/$  •  >J  /xey  y&b  i*. 
reu  ou  qa'jeZ  JirefKotr/Ji/o;  irrt  Kai  äva-ytuYs?  tri  ri 
vetjTev  y.dkko^  v.at  dyjj&vTtrj  <\wfc  X°\J*iy°$  *-ul  Y*v*'«w;  ^t- 
£  i'^e/  •  »J  5£  3  /  tu  v  a  /a  ivtr^vxtü &t  -rdca$  rd%  iv  tü>  ov^xv/iru  kstusi 
»toti  »ylÜ  ewrory&fai  **<  auvSs*  w^o;  aAA*Äa;  ,  y.ui  rehsiii  rd;  *,'«v- 
ipfrtv.de,  avrwv  T[C&Oovf  Oiü  t>j;  cjucvcipfvöj;  «ry^fy'^ea.-^  «  (  VClgl. 
Meletemm.  I.  pag  28  sq*).  Von  dieser  Venus,  welche 
Cicero  die  zweite  nennt,  und  aus  Hermes  ward  Eros  ge- 
boren f  Job.  L^dus  de  menss.  p.  89.).  Andere  gaben  als 
die  EHern  dieser  Venus  den  Aphros  an  ,  d.i.  den  Schaum, 
und  die  Eurynome  ,  des  Oceanus  Tochter ,  welche  ge- 
wöhnlich die  Mutter  der  Grazien  .ernannt  wird;  s.  Apol* 
lodur.  1.  3.  1.  und  dort  Heyne  p.  12.  —  Ueber  die  Geburt 
der  Venus  aus  Schaum  s.  Cornutus  de  N.  D.  2i.  p.  197. 
und  über  die  dritte  Venus,  aufser  Cicero,  Joh.  Lydus  a. 
a.  O.:  Tfi'njy  Aiai,  x«i  A«an»ij;,  JJv  ty^u-tv  "H$a*crc; ,  /dSpx  bi 
etvry  cvvtXSvLv    A^jjj   l'rtv.i  rlv  'AvS^cura"  (besser  'Avr&wraj. 

270)  Urber  KuS^no  s.  Homer.  Hymn.  IX.  1.  und  Ruhn- 
Jten.  Epist.  crit.  I.  p.  51.  Heyne  Antiquarr.  Aufsätze  I. 
p.  115.  u.  s.  w.  Ueher  llafpia  vergl.  die  Genannten  und 
insbesondere  Pausanias  VI  11.  5.  2.  Der  Gründer  von 
Paplios,  Agapenor,  hatte  such  hier  der  Venus  einen 
Tempel  erbaut ,  welche  bis  dahin  von  den  Cy prior n  an 
einem  Orte,  der  Golgoi  hiefs  ,  verehrt  worden  In  Pa- 
phos  sollte  sie  auch  mit  C  inyras  ,  ihrem  Gelu.btrn  ,  be- 
'irt  seyn  (Schob  in  Gregor.  JSaz.  Carmm.  p.  35.). 


6.5 

wort ,  da*  sie  mit  mehreren  Göttern  der  alten  Gricchi- 
srhen  und  llaiitciicn  llcligion  (den  Penaten)  KtRlttO 
hat  -•  ) .  KmXidi  von  einem  Vorgebirge  gleichen  Nament 
in  vt'icA,  wo  sie  einen  berühmten  Tempel  baue*  Cebex 
ihre  Verbindung  mit  Anchiscs  vergleiche  man  den  nu- 
merischen Hymnus  in  Venerem  vs.  53  Sfjq. ,  so  wie  ober 
ihren  Zaubergürte!  (xe(jtci.)  Heyne  ad  Homer,  lliad  T. 
VJ.  p.  620  —  ta.  Tu  den  Homerischen  Kreis  fallen  fer- 
ner die  Namen  >,  uTioaxpörpia.  2>aXau<o>>  ujaacra, 
so  wie  die  ,  Welche  ihr  als  der  Göttin  der  Schönheit  zu- 
Kommen:  ^firotj; ,  die  goldene  (lliad.  III.  64,  Odyss.  IV. 
i'i  mit  «Jen  Schollen  und  ErMnriwn)  ,  <f>i\optidfe)  die 
d.*«*  Lachen  liebende,  die  freundliche  -"■  ) ,  i'^ixußXicpa 
die  schönängige   U.  s.  w. 

Ihr  analog   ist  die  Römische  Venus,    so  genannt, 


271)  liehe  r  die  Vrnus  Tfc/^vu  s,  Furipid.  IIippr*Jyt.  32  sq. 
mit  Vtlckenaera  Note<  Tzrt/.  zum  Lycophr.  610.  p.  6l»7 
MQM.  Knstatliiiis  zur  lli.-ss  IL  p*2a7<  L; c I > l  1  die  Z  e  r  y  n  - 
Chit?clie  Aphrodite  i,  dal  1  (\innl.  majn,  pag.  4 1  i  ,  25 
Bylbi  p.  3/i  I-'pF.  und  Tsrlsea  Rum  Lycophr.  44&  p. nt7. 
Von  der  Aphrodite  Koliaa  sprechen  Pauaaniaa  I.  J.  4. 

und   Alcipbron  LpiMt.  III.  11,  K.  p,  40,    um  Berplers  und 
Wagners  Anmerkungen.    Stau  odet  sich  «meh  i-»-- 

,  wie  hei  Snidns  II.  5.^2.  und  Orpfaei  H.  LXIX.  (6S) 
3.  Diese  -•«-'  "-Jyjci  der  alten  Griechischen  Religion  ver- 
gleicht Diomsius  von  Halicarnato  1.  67.  p.  5-1  Sylb,  mit 
den  Penaten  des  allen  Ruins. 

272)  S.  Iliad.  III.  21.  WO  die  Schotten  es  durch  (päjptoj  und 
ikapl  erklaren.  Dahin  gehört  auch  dir  Name  'AtPfolfay 
*yf.c<yiktxT:$  ,  unter  welchem  sie  in  Orphischen  Ge- 
dichten vorkoi.nnt;  s.  Wrrfcr  in  Acn.  Philoll,  Monaco. 
II.  1    p.  tso.     llesiodns  hingegen  (Theogoa«  200)  lutte 

genannt,  weil  sie  aus  den  Ge- 
►  chlechisineilen  dos  l  ranus  hervorging,  8«  /  .**■>- 

-? ;  s.  Lcnnep  ru  Coluth.  II.  4.  p.  y3  sq. 


6i6, 

—   « «jnia  ad  res  omnes  venit »  2*-^.      Sie  erscr  -"int  all 
Genitrix  (Plin.  H.  N.  XXXV.  9.)   und  Victrix  (eben- 
das.  V11I.  7.)  ,  wie  ich  in  der  Erklärung  der  Bilder.  psg. 
so  f.  gezeigt  habe   (auch  Victor   auf  Münzen;    s.  Bar- 
mann  ad  Quintil.  II    /{.  p.  i43.).     Venusfeste  gab  es  ia 
Vorderasien,   Griechenland ,    Sicilien   (ai'aywyta)    und 
Rom.     Unter  den  Kunstvorstellungen   bemerke    ich  die 
Aphn.dite  von  Cnidus  auf  einer  Münze  dieser  Stadt  (s. 
unsere  Tafel  VI.  nr.  3.) ,   ferner  die  Venus  Victrix  auf 
unserer  Tafel  L.    nebst  der  Erklärung  pag.  19  IT.     Eine 
Venus,   -welche  auf  einem   Schwane   sitzt,    habe  ich  anf 
der  Tafel  LI II.    nr.  2.  copiren  lassen.      Die  ältere  Vor- 
stellung der  Venus  ,    ein  blos  konisches  Idol  mit  dem  At- 
tribut der  zwei  Tauben  und  Leuchter ,  zeigt  eine  Cvpri- 
sche  Münze  auf  unserer  Tafel  III,  nr.  7.    vergl.  Erklär, 
pag.  23.     Auch  das  Bild  der  'A^podtTq  tv  K^n-otg  in  den 
Gärten  zu  Athen   war  noch   in  jenem  alten  Sinne   vier* 
eckig,  wie  das  der  Hermen  {xav%r,q  yap  oyrt)xa  plv  tt- 
Tpayovov  xaxa  Tavra  xal  xqiq  'E^iulq  Pausan.  I.  19.  2.). 
Von  ihrem  Sohne  Priapus  und  dessen  Gefolge  s.  oben 
II.  pag.  111  tf.     Der  Dienst  desselben   war  besonders  in 
Propuntis   verbreitet,    so   wie  der  des  Eros    CEp<a$). 
Ferner   bemerken  wir  noch   den  Eros   von  Pari  um  and 
den  Dienst  des  Eros  zu  Thespiä  in  Böotien  (Pausan.  IX. 
37.)  ,  wovon  im  Verfolg.     An  beiden  Orten  hatte  Praxi- 


273)  So  leitet  der  Stoiker  Baibus  bei  Cicero  de  N.  D.  IL  27. 
fin.  den  Namen  her  (s.  die  Note  pag.  320. ) ,  und  eben  so 
.Arnobius  adv.  gentt.  III.  33.  „quod  ad  eunetos  ve- 
niat",  wo  Elinenhorst  und  Nourr.  noch  einige  andere 
Etymologien  angeführt  haben  Tom.  II.  p  163  Orell.  Die 
meisten  folgen  jedoch  der  Ciceronischen  Etymologie  (s. 
G.  Voft>ii  Etyniol.  L.  L.  p.  $46  ).  Auch  Lennep  im  Eiymol. 
p.  211  sq.  Micht  die  Wurzel  dieses  Wortes  im  Griechi- 
schen i'vu»,  wovon  venio  selber  abzuleiten  sey. 


Ci  7 


trlcs  die  Ideale  dieses  Gottes  geschaffen.  Griechische 
Dichierideen  von  Eros  gehen  ihm  auch  ein  Gelbige  ,  als 
Jlimeros  ("iuepos) ,  Porhns  (jtt&oc).  So  sah  Tansanias 
den  Ki  os,  Himcros  und  Politus  Ton  des  Scopas  Hr.nd 
( Pausan.  I.  43.  vergl.  oben  JT.'E  h,  p.  332.).  Efoa  selber 
>»ar  der  Snhn  des  Mercur  und  jener  Venus,  die  aus  dem 
Schaume  des  Meeres  entstanden  ;  den  Anten  s  halte  sie 
(angeblich  die  Tochter  des  Zeus  und  i\vv  Dieme,  die 
dritte  des  Cicero)  aus  des  Ares  heimlicher  Umarmung 
^ebnren  (s.  den  oben  angefühlten  Lydus  und  Pausan.  I. 
3o.  VI.  i»3.  vergl.  meine  Anmerkung  »u  Cicero  de  N.  1>. 
$3.  p.  623.)-  —  Ueher  den  Mithus  von  Amor  und  Psyche 
-vergl.  vorläufig  ThoHacius  Opuscc.  aeademm.  p.  3 1 5  sqq. 
Ueber  den  Einflufs  dieser  Ideen  auf  di<ji  Mysterienlchre 
i.ii  Verfolg  ein  Mt-hreres. 

In  dem  Sinne  der  Philosophen  endlich  war  Aphro- 
dite genommen  als  Lust,  Begierde,  i'.TiSnua  oder 
1  <;  ;  wie  Thcudoretus  de  Provid.  örat.  I.  Tom.  IV. 
pag.  4O4  Opp.  sich  bestimmt  ausdrückt.  Als  tottSbvput 
wird  sie  auch  erklärt  in  den  Allegorr.  Deorr.  (s.  Mele- 
temm.  1.)  p.  l\'\.  s.  Tzetz.  zur  Dias  p.  55.  Apion  in  den 
1  lomerischen  Glossen  (ad  ealccm  Etymol.  Gudian.  p.6o3, 
sagt  ,  Aphrodite  bezeichne  mxr.v  Saiuuva  xal  tjj»> 
Qvvvvalav.  v   Vergl.  Anuilua.  Lex.  Humer.  p.  i3o  $([. 


§.      17. 

HERMES     —     M  E  R  C  ü  R  I  U  S. 


Ueber  d^n  Ursprung  des  \atsicns  ('Kpu?;,* ,  Mercurinr] 
und  der  Gottheit  selber  in  Acgypten    nm!  Lttfi   am 

der  Zusammenstt/. mg  von  Tholh  (  l'aaut)  und  Anuhi» 
habep  wir  üben  I.  i  •«  p  3^3  ff.  und  II.  p.  m  £  auafuJ  .- 
lieh  gehandelt,  so  nie  über  die  Bedeutung  desselben  in 
den  Samolb'.neisrhen  Reli  (asmilos  ude»  Kad- 

nilius,    11.   In.   p.  .«2u  •:  VvAVÄVt 


6i8 

diesen  Gott  den  Griechen  zugeführt.  Daher  er  auch  bei 
diesen    als   die    personiOcirtc    Klugheit,    Handels- 

'  hlugheit,  genommen  wird;  s.  Böttiger  Vasengem.  La. 
Mit  Bezug  darauf,  so  wie  auf  seine  frühe  Gewandtheit, 
haben  ihm  die  Griechen  verschiedene  Namen  gegeben, 
als  7..  B.  6  aöcpoq,  der  Weise,  Kluge,  o  Xä-ytot;,  der  Be- 
redte 27),  aber  auch  TrotxtXofufTi^c ,  der  Verschlagene, 
Gewandte,  SöXiog ,  der  Listige,  der  List  und  feinen  Be- 
trug aussinnt  und  angieht ,  crx^ocpaloq  in  demselben  Sinne 
der  Gewandte,  Kluge,  Listige  -75). 

,  Im  Griechischen  Göttersystem  ist  seine  Geburt  sstälte 

auf  dem  Berge  Cyilene  in  Arcadien;  woher  er  auch  der 
Cyllenier,  6  KvXXrtviog  ,  so  häufig  heifst  *76).  Er  ist 
der  Sohn  des  Zeus  und  der  Plejade  Maja  -7r).      Haupt- 


274)  S.  Plat.  Phaedr.  p.  272.  p.  340  Heind.  nebst  den  Schollen 
des  Hermias.  Euseb.  P.  £.  1.  9-  p  31«  Diodor.  Sic.  V. 
75.  mit  den  Auslegern  ,  und  Andere ,  die  ich  in  meinen 
]\leletemm.  I.  p.  33.  Note  31.  angeführt.  Aus  dem  merk, 
würdigen  Scholion  zu  der  Rede  des  Aristides  (Tom.  II. 
1%.  173  Jebb.)  will  ich  nur,  der  Kürze  wegen  ,  den  Schlufs 
beifügen  :  pakXcv  6i  oTJdv  Ac'yo;,  Sio  y.cu'E$ jucu  ü/o;  e  )£• 
f*ot,  o  tvre^vc;,  km  va^ä  2ts5  StiifAtvo^  n\  ica&ivm.  Also 
i  s  i  H  e  r  m  e  s  s  e  1  b  e  r  l  /-  i y*  i  J  *•  oben  I  Tb.  p.  3S1. 
und  überXc'7.",  Wort,  Sicklers  Thoth  p.  XVIII. 

275)  S.  Spatiheiin  zu  Aristopban.  Plut.  vs.  1158.  pag.  636  der 
Beckschtm  Ausg. 

276)  S.  EustaHiius  zur  Ilias  IL  603.  XV.  618.  Odysa.  XXIV. 
1.  nebst  Spohns  Dissertat.  de  extr.  Odyss.  part.  p.3Ssq. 
Apollodor.  Bibl.  III.  10.  2.  und  dort  Heyne  p.  273.  Pau- 
san.  VI II.  17.  1.  und  was  ich  sonst  noch  in  den  Meleit. 
I.  p.  34.  Not.  angeführt. 

277)  Dieser  Mercur ,  des  Zeus  und  der  Maja  Sohn  ,  ist  un- 
ter den  fünf,  welche  Cicero  de  N.  D.  III.  22.  aufzahlt, 
der  dritte  ,  und  der  Vater  des  Pan;  s.  auch  Job.  Lvdus 
de  menss.  p.  100  sqq.  lieber  ihn  verbreitet  sich  Pro- 
cius  zu  Plato's  Alcibiades  l.  fol.  78.  mit  Ausführlichkeit. 
Hier  zeichne  icU  nur  die  betnerkenswerthen  Worte  aus : 


C>*9 


in  hundc  ist  liier  immer  der  lien  lirhe  Homerische  Hym- 
Tins  auf  Heimes,  verglichen  mit  Uiad.  V  3<)r>.  und  A  pol« 
lodnr.  111«  10.  1  sqq.  In  diesen  rein  Hellenischen  Sagcn- 
l.reis  fallen  nun  seine  Verbindungen  mit  der  Chiunc, 
Jlerse,  Polymcla  und  Andern,  worauf  ich  hier  nicht 
veiter  eingehen  will;  ferner  der  Raub  der  Rinder  A[»ul- 
ln's,  die  Wegführung  des  gefesselten  Ares,  der  Mord 
dos  ArgOfl,  der  ihm  d   n  Namen  A  rg  o  s  t  öd  t  e  r  ,  *A$J 

r. ,.  -:*)J  verschallt  hat.  Hermes  ist  ferner  der  Gut* 
tfiljutf,  u  xfpv£,  der  Wanderer  zwischen  Erde  und 
Himmel,  der  Seelcnführer ,  tyvy*ymy6qi  vt'A^oTiotntoqj 
<!<  >■  Führer  der  Träume,  der  Geber  des  Schlafes  -?') , 
der  Unterirdische,  yJ^6pio<;  und  ipiovvioi  2S0)  ,  Beinamen, 


nj*  fugwxv  8(om7tOi  re7;  fauTpO  Tf 0<p*jtMt(  "  (s.  meine  AnmeM 
kung  zu  Cicero  p.  6l0.\ 

278)  S.  lliaJ.  II.  103.  nebst  Heyne'*  Ohservv.  Homer. Ilymn. 
in  Mercur.  vs.  jJ.  und  dmi  llgi-ii.  PulgCJIC.  Mytltnl.  I. 
Ji.  ihiq.  litte rprr.  Esist  dieser  Meicur,  welcher  den  Argoe 

diel  ,    und  deshalb  nach   Aejrjrpten    floh  ,    wo  er  den 
piiern  lalsThoth)  Gesetze  unti  Seh» ifL  gebracht  hat, 
der  fünfte  bei  Cicrr.»  de  V   D.   [II     88. 

279)  Vergl.  Odyss.  VII.  138.  wo  das  Srholinn  der  Pfalzer 
Handschrift  von  Hermes  sagt:  t*»i  avttfa+aftvit  x-xt 
.  *vticr>({.  Eustathius  zu  Odyss.  VIII.  27b.  p.itt  Ba- 
*il.  bringt  dort  mehrere  Etymologien  des  Wortes  '£;•"'; 
nder  'E.ui'v  (der  Pufl  M  den  Bettstellen)  vor,  unter  an- 
dern auch  eine  von  Hermes  .  als  Geber  des-  Schlaft  B,  d<  r 
deswegen  auch  an  Bettstellen  al>c  bildet  war  —  *j  ~':<1  riv 

.    Ijuten  die  Woile.    ' 

Y.21     I  ttTVIVÜTC. 

S.  IILmI.  XX.  7J.  mit  He]  nertangen ,  den  Honte« 

fischen  Hymnus  an:  I,   tmd  d.tsrlo.t   tilgen. 

Etymul.  mego,  p.  j74.  Co  \.  D   np  16.  p.t63. 
ts.  \l<  letemm.  I.  p.  -■»(.; 

JM#t  K<d- 

kreft,  erblicken  wir  «Ml  unserer    i.ikl   XXWli.   oben, 


6ao 

deren  tieferen  Sinn  wir  zum  Tncil  schon  oben  (11.  TkB  ' 
p.  379  ff.)  erkannt  haben,  und  die  Aegjptisch-Phönki" 
sehen  Ursprungs  sind  (rergl.  I.  Tb.  pag.  376  ff.).  Eba 
dahin  gehören  auch  die  Attribute  des  Bechers  (cxw. 
«Jeio>),  des  Heroldstaahes  (x^pvxctor,  caducens),  Sjn> 
hole  dieses  Gottes  schon  in  den  ältesten  Religionen  (t 
I.  Th.  p.  377  ff.  und  Dionysus  p.  209  sqq.).  Daher  du 
Epitheton  Xpvanppam^ ,  das  ihm  Homer  häufig  giett, 
der  einen  goldenen  Stab  fuhrt  -**),  Hernes  ist 
endlich  Diener  beim*  Göttermahl,  Camillus  ,  Menestrator. 

Die  ältere  Bildung  dieses  Gottes  mit  spitzem  Bart* 
nnd  mit  einem  Stabe  zeigt  unsere  Tafel  IV.  nr.  3.  TergL 
mit  Wincbelmann  Monunim  I.  3o.  Auch  das  Schlss- 
genattribut  ist  hier  nicht  zu  übersehen.  Auf  Etruriscbea 
Denkmalen  soll  er  mit  Flugein  gebildet  erscheinen.  Ich 
habe  daher  nach  einem  Yasengemäldc  bei  Passeri  eines 
solchen  angeblich  Etruriscben  Mercurins  mit  Flügels, 
mit  der  Reisehaube  (petasus),  mit  Flugelschuhcn  umi 
dem  Attribut  der  Schlange,  auf  unserer  Tafel  II.  nr. 3. 
(».  Erklärung  p.  57.)  copiren  lassen  ;  obgleich  damit  der 
wirklich  Etrurischc  Ursprung  desselben  nicht  ausgespro- 


wo  ich  in  der  Erklärung  pag.  16.  insbesondere  auf  Cicero 
de  N.  D.  III.  22.  pag.  603  sqq.  meiner  Ausg.  verwiesen 
habe.  Auch  c  wx.ee,  wird  er  in  Verbindung  mit  es:ic-.'v»i 
genannt;  lliad.  XX.  22.  mit  Ileyne's  Bemerkte.  undApol- 
louius  Lex.  Ilom.  p.  628.  —  Nicht  blos  als  Führer  der 
Seelen  heilst  er  ty  v  /  0  -r  0  \t.  -*■  0  j  und  ito\j.  -ra  ls  5  f  sondern 
auch  als  Führer  der  Irrenden,  des  Weges  Unkundigen, 
als  Wegweiser  ;  er  ist  Hermes  vfytul  vie  ;  undcvsäis;. 
Auch  hierüber  geben  die  Erklärer  des  Aristophanes, 
Spanhtim,  Hergier  und  Fischer,  zu  vs.  1160  des  Plutus 
\icle  Nachweisungen. 

28!)  Z.  B.  OJyss.  X.  277.  331.  Apollon.  Lex.  Ilom.  p.  715. 
Cornutus  de  N.  I).  p.  165.  u.  8.  w.  vcrgl.  mit  Virgils  Ae- 
ncis  IV.  212.  und  den  Auslegern. 


62 1 


hcn  seyu  »oll.     Sein  Name  !in  Efrurien   soll  Turms  ge- 
wesen seyn  ;  5.  VYinckcdnann  a.  a,  O.   II.  53. 

Unter  den  vielen  Beinamen  diese!  Gottes  bemerke 
liier  noch  einige  der  auffallenderen  und  gnviiihnli» 
i.  '  ^^"/<!i;ü^u^  betfsl  er  als  der  Gute,  der  Bosheit 
und  Lcbcl  aller  Art  abwehrt,  der  ein  Feind  alles»  J 
Vl!s  ist  (s.  8j  atikeim  zu  CallÜn&cH,  Hymn.  in  Dian.  lA3.)t 
Als  Beschulter  der  llterden  beifst  er  Nsfttoc  J"  ).  wo- 
)  er  ihm  auih  das  Attribut  des  Widders  zukommt  (sieh. 
W  iiK-helmann  a.  a.  O.  I.  3i.).  Mcrcur  ist  EiJinder  der 
I-M.-i.  Vorsteher  der  Pal.-ütra  —  ivayon-to^  (vcigl.  Eu- 
ttathiuszu  <  > 1 1  >  >. s ,  \  III.  »66.  p.  3«>«;  Bas.)  —  überha,  L,t 
der  YVeUkampfe;  er  ist  praeaes  agonum,  dessen  Bild 
darum  «iuch  am  Eingange  des  Olympischen  Stadiums 
stand,  wie  Pausanias  Y.  i4  berichtet.  Einige  schrieben 
jhm  sogar  die  Erfindung  ui.d  Einrichtung  der  Wettl.äm- 
pftr  selber  zu  (Oppian.  Cyneg.  II.  27.);  was  er  sonst  ge- 
wShnlicfa  mit  Hercules  t  heilt  ->s  ).  Als  Gott  und  \  or- 
stcher  der  Marktplätze  und  des  Handels  endlich  beifst  er 
u)  opqloq  und  xtffäi$Q%  28  ). 


2S2)  Sn  z  B.  in  dem  Homerischen  Hymnus  häufig  ;  s.  Hesiod. 
Thcogon.  4M.  mit  dm  Scholicn;  Apollodor.  IN.  10.-. 
und  dort  Heyne  ;  Curnutu*  de  N.  D.  cap.  16.  p.  16S. 

2sl)  S.  Spanheim  und  Bcrgler  zu  Aristophanes  Plutus  vs.tl6Z. 

Lieber  den  Namen  Rafäffcc.  ,  der  dem  Mercur  besonders 
im  Homerischen  Hymnus  so  oft  beigelegt  wird ,  s.  Span* 
lu  hu  zu  Callimach.  Hymn.  in  Dian.  6S.  und  zu  Aristopb. 
11J6.  Hcmslerhuis  zu  Lucians  Timon.  T.  I.  p.  ^07 
ed.  Bip.  und  Andere,  die  ich  in  den  Melctemm.  I.  p.3J. 
angeführt.  Ich  habe  dort  auch  eine  Stelle  aus  liem  Com- 
mentar  des  Proclus  zu  Plato's  Cratylus  mitgetheilt ,  wo 
dieser  Platonische  Philosoph,  nachdem  er  die  verschie- 
denen Begriffe  eröitert,  welche  die  Idee  des  II.  nnes  in 
enthalt,  also  schliefst:    tu  &  v.ul  3-w«'- 

Be'flWib 


Ö22 

In.  den  Kreis  der  Kunstvorstellungen  dieses  Gottes. 
deren  ich  oben  einige  erwähnt,  gehören  anch  die  Her- 
men ,  kypidia,  über  deren  Begriff  und  Ursprung  Gurlilt 
Versuch  Über  die  Büstenkunde  p.  3  ff',  nachzulesen  ist; 
ferner  der  Hermaphroditus,  Hermerakles  ,  Hcrmathent, 
Hermeros ,  Hermares  ,  Ilermopan ,  Hermanubis  ;  wor- 
über Welcher  in  dem  vierten  Tb.  der  Stadien  p.  187  ff. 
sich  verbreitet  hat. 

§.     18. 

HESTIA—     VESTA. 

Der  Name  dieser  Gottin  —  'E artet,  Feaxtacnd 
Römisch  Vesta  —  wird  von  i3o  oder  wahrscheinlicher 
von  e£w  oder  von  wxo,  laxen  (axdo>)  abgeleitet;  «Uaer 
laxin  oder  kotla ,  der  feste  Sitz  (s.  Tib.  Hemsterhak  it 
Lenneps  Etymol.  pag.  224.)-  Auch  Cicero  bemerkt  ms* 
drücklich ,  dafs  der  Name  Vesta  den  Griechen  angehöre, 
und  von  'Eorlu  herkomme  (  «  vis  autem  ejus  ad  aras  et 
focos  pertinet»  dp  N.  D.  II.  27.  p.  3i4  s<j.  -s5). 


toG  9eoS  3cvf2  wxi  *V«,A«,  -'""*?>  ««;  (fyach  ei  do-rqoXtyst ,  wfj*; 
dSi-cit,  liuSto-iorj  0  5*e;  iiBtuatv.  —  Eben  dahin  gehört  auc» 
der  Beiname  sVxoA<z?e;,  der  Handelsmann  oder  der 
Vorsteher  des  Handels;  man  sehe  Spanheim  und  die  Bbri- 
gen  Erklärer  zu  der  angeführten  Stelle  des  Aristophaael 
p.  6ö-1  ff.  der;  Beckschen  Ausg.  Bei  diesem  Dichter  erblk 
er  auch  (.vs.  1154.)  den  Namen  cr^o^aTa  e, ,  in  so  ferner 
neben  der  Tliüre  bei  den  Thürangeln  ( ar^cOptit, ,  cardine») 
steht,  um  die  Diebe  abzuhalten j  wiewohl  dasselbe  £fi* 
theton  auch  den  Begriff  listig,  verschlagen,  g e- 
wandt,  in  sich  schliefst;  inun  sehe  nur  die  Auslegern 
der  angeführten  Stelle  (vergl.  oben  II.  p.  bis.). 
285)  S.  auch  Cicero  de  Legg.  II.  12.  und  Ovid.  Fast.  VI.  £& 
wo  Gierig  mit  Recht  die  Stelle  des  Arnobius  III.  p.  it9- 
Qcap.  32.3  beigesetzt,  eine  Stelle,  zu  welcher  jest  Orclfi 
('Lora.  II.  p.  162.)  viele  Nachweisungen  giebt. 


625 

Der  Ursprung  dieser  Cottheit  ist  nach  flerodotn» 
II.  5o.  nicht  aus  Aegyptcn  herzuleiten  ;  er  möchte  eher 
in  dem  mittleren  Asien,  in  den  Religionen  Irans,  zu 
tili  !  «-n  seyn.  Im  Cietensische»  Guttei  svstem  ist  sie  die 
e  I  'echter  des  Rronoi  und  der  Hhea  J5  ).  Sic 
schlug  Poseidons  und  Apollo'»  Werbungen  aus  ,  und 
blich  Jungfrau.  Sie  ist  u fl u ij 1  >; .  ¥  ic  Athene  ;  daher 
einrr  wie  der  andern  die  einjährige  Koh,  jurenca,  ge- 
VL-ilift  ist  (  s.  Bpanheim  zu  Callitnaeli  in  Cerer.  109.). 
Sie  littt  auch  am  weuigtlen  mythische  Ceschielite ,  sie 
bat  die  wenigsten  Symbole  ,  den  cinfacLstcn  Tempel« 
Apparat  u.  s.  vv. 

Den   Grundgedanken,    «elcher   hei   der   Verehrung 

■teser  Gottn»   unter  verschiedenen  Namen  vom  enifern- 

1  Osten  his  in  den  Westen  vorwaltete,  haLe  ich  he- 

reits  oben  I.  Th.  p.  7-J  ll.  auseinandergesetzt.     Ei  i^t  die 

illui.g  von  der  11  11  v  e  r  I  ö  s  c  L  I  i  e  h  e  n  Krall 
im  Mittelpunkte  d  0  r  Erde  und  des  1 1  i  111  m  e J  s 
vei  horgen en  Feuers  (s.  I.  Th.  p,  6o*o.  Kot.  und 
n,  -~~.)-  Daher  denn  der  Vcsla  das  reine  Feuer  gehei- 
ligt ist,  das  nie  verloschen  darf,  und  das  ihr  zu  Ehren 
out  dem  häuslichen  Altäre,  dem  lleerdc,  angezündet 
nird  2S').      Denn   sie,   die  grofsC  Feuergüttih ,    «eiche 


£S6)  Ilesiod.  Theocon.  45  L  Homer.  Hymn.  in  Vener.  2j. 
Vergh  Heyne  Obscrvv.  ad  Apollodor.  p.  7.  und  üben  der 
Symbol.  II.  Th,  p.4J7. 

Dionysiufl  Hai.  Antiqq.  11.    p.  126.  giebt  als  Grund  an: 
tri  y.7  t-  I  ro'j  utffov  Kor^owra  tcj  t 

;  re/5  uftra  p  uwi;;   Denn  Einige 

nahmen  die  He*ti*  als  Feuer,  Andere  als  Erde;  s  anien. 
Spanhcim  Uialrib.  de  Vest,  §.  10.  p.  67S  sqq.  in  (jMevii 
Thesaur.  Antiqq.  Roinni.  T.  V.  Riebt  viele  Stellen  der 
Alten  über  das  der  Vest«  zu  Ehren  unterhaltene  tsvige 
?r. 


I 

-cht 


aus  dem   Innern  der  Erde  unsichtbar  vtirht,  ist  auch 

1,   welche   vom  Innern   des  Hauses  aus  S< 
Jleil   über  das  gftflBC  Ha  US    und    über  die    ganze  Kami 
verbreitet«     Her  Ueercj  im  Innern  de»  Hauses  <  ii 
tralihus)  ist  Uli   !  tu,   ihr  Altar,    hier  unlinct 

liier  Opfert  man  ihr.  liier  ledert  ihr  ein  l'i'ircr  bestant 
empor,  eben  weil  ja  vom  Heerde,  vom  innersten 
Hauses  aus,  auf  unsichtbare,  leibeigene  Weise 
lieber  Haussegen  und  alles  Glück  des  Hauses  aus 
und  gefördert  wird.  Sie  ist  also  die  unbegreilii«  1 
bin  wttnderban  Bedingung  alles  dessen,  v«as  in  den  W 
ten  Haus,  Haussegen  und  häuslicher  Sc  hu 
lit-^t ;  «ie  schliffst  überhaupt  den  liegtifl  des  siche- 
ren, bergenden  Mittelpunktes  der  häusli- 
chen und  bürgerlichen  Vereinigung,  Ein- 
tracht und  dergl.  mehr  in  sich.  Und  in  dieser  Desir- 
hung  bannte  demnach  Cicero  de  N.  I).  II.  vj,  pag.  3i3. 
Wohl  lagen  :  A  is  ejus  ad  aras  et  focos  pertinet.  ltaque 
in  ra  dea  ,  quae  est  rem  in  custos  intimarutn, 
omnis  et  precatio  et  sacrilicalio  extrema  1  |  letz- 

teren Punkt  werde  icn  unten  zurückkommen!    \l,-. n  ver- 
gleiche überdies  noch  (.icero  de  Legg.  II.  is.   Derui 
b'">i  t  sie  auch  gans   vorzüglich  zu  den  Penaten  ilcr 
iner,    wie  ttnten   deutlicher  «erden   wird»   und  führt 
denselben  den  ehrenvollen  Namen  M  u  tte  r,   Mater  - 
Anden-  Beinetten  sind  EuTtcc  naTpröa,  d.  i.  domestic 


28S)     Unter   diesnn  Namen   (Vesta   Mater)    kotun 

hauiig  auf  Müitztu  ,   losohriflen  und   1.  uen   An« 

reden,    Anrnfttttgett    u.  :».  w,  l.uie  der    andere 

grol'se  bt.-idipen.ue  von  Kuiii  ,  Man,  als  M  j  r  &  Pater; 
s.  9p*nbeina  dt-  \pmü  §1  ..   —   Wegen 

der  Vesta,   als  Römischer  l'enjtt,  *ill  ich  vorläufig  auf 
t>panlu.ini  verweisen  ePtndof.  p.  ofcj  »q«{. 


patrima  28'),  «am  Unterschied  von  der  'Eutta  xift  *o- 
ktac ,  der  Göttin ,  unter  deren  Obhut  das  Wohl  und 
Glück  der  ganzen  Gemeine  t  des  Familien  Vereins,  ge- 
stellt ist  (s.  Letbonai  Protrept.  p.  3i5.)j  ferner  Äcau.a- 
titjjc,  etjJtaTiQC,  «voixoij ,  auch  arvotxoc  'Eaxt«.  und 
in  alter  Dorischer  Sprache  hiefs  der  Hausherr  als  Be- 
sitzer des  Heerdes  'EuTtoita.fi.Giv  (s.  Pollux  Onomast.  X* 
ao.  p.  1164  Hemsierh.).  Weil  aber  der  Heerd ,  als  der 
Sitz  der  Vesta  ,  ein  Zufluchtsort,  ein  Asyl  ,  eine  gehei- 
ligte Statte  ist,  die  einem  jeden  Unglücklichen  ,  der  hier 
uro  Schutz  liehet ,  Sicherheit  und  Unverletzbarkeit  ge- 
währt, so  tritt  Vesta  mit  ihrem  Bruder  Juppiter*  wel- 
cher als  Zers  ifpiaitoq  (9.  oben  II.  Th,  pag.  5ao.  5sa. 
Not.  0,7.  -9ü)  der  Beschützer  dieser  um  Hülfe  Flehenden 
ist,  der  ihre  Bechte  wahrt,  der  sie  aufnimmt  und  süh- 
net, in  ein  nahes  Verhä'ltnifs ,  und  wird  darrim  häufig; 
mit  ihm  in  Bündnissen  angerufen  ( s.  Beinesii  Inscrintt. 
p.  101.).  Darin  liegt  auch  der  Grund,  warum  bei  dem 
feierlichen  Abschlüsse  von  Bündnissen,  Verträgen  u.  s, 
w.  die  Vesta  vor  den  andern  Göttern  angerufen  wird, 
warum  man  hei  ihr  vorzugsweise  schwört,  warum  end- 
lich der  Schwur  bei  dieser  Göttin  ganz  besondere  ,  bin- 
dende  Kraft  hat  ,    und  unverbrüchlich  -  heilig  ist    2"}. 


289)  Die  Beweise  und  weiteren  Erörterungen  liefert  Span- 
heim  ad  Callimach.  vs.  109.  und  insbesondere  in  der  Dia- 
liib.  de  Vesta  $.  A,  p  666.  a.  a.  O.  —  Vesta  sollte  auch, 
der  Sage  nach  ,  deswegen  in  jedem  Hause  verehrt  werden, 
weil  sie  die  Verfertigung  dir  Wohnungen  und  Häuser 
erfunden ,  und  durch  Mitiheilung  dieser  Erfindungen  um 
das  menschliche  Geschlecht  sich  so  verdient  gemacht. 

890)  S.  auch  die  vielen  Stellen  ,  welche  hierüber  aus  den  alten 
Autoren  Spanheim  de  Vesta  $.S.  pag.  675  sqq.  a.  a.  O* 
getaumelt, 

£91)  S.  Spanheim  a.  a.  O.  $.  6.  p.  671  sqq. 

II.  4o 


6a6 

Der  Yeftta  opfert  man  und  zu  ihr  fleht  man  ,  ehe  man  die 
andern  Gottheiten  anruft  und  ihnen  Opfer   brin^ 
der  Vesta  endigt  jedes  Gebet ,  das  an  die  Götter  gerich- 
tet  wird,  mit  einem  Opfer  an  sie  schliefst  sich  jede  got- 
tesdiensllidic  Handlung  -'-'). 

Aber  es  erweitert  «ich  gleichsam  der  BegTifX  dieser 


292)  Die  Beweise  gieht  Spanheim  de  Vesta  et  Pry'ann.  $. 
p.  661  sqq.  a.  ■•  Ü.      Und  darin,    dafs  mit  der  Vesta 
jedein  Upier,    Gebet   u.  «.  w.  der  Anfang    gemacht  w 
hat   »«cli    die  Redeusart  ihren  Grund  ,   welche    t 
Chilenen  Schriftstellern  so  häufig  vorkommt: 
Jfvs#9n.     Aufter  Spaiiheim  (a.  a.  Ü.  p.  t»6S.  A.   B.)  »» 
Schal.   Arisioph.  Vesp.  bJ2.     Plat.  Cratyl.    p.  401  A. 
dort  Heindorf  p.  62.     Wyitenbach  au  Plutarch.  de  S. 

V.  p,  22  Animadvv.  Aber  auch  den  S  c  h  I  u  f  s  in« 
ein  Opfer  oder  Gebet  an  Vesta  ,  welche  daher  bei  Homer 
irp'rij  x  a*  rupcrij,  die  erste  und  die  letzte,  heifs?, 
s.  Spanheim  a.  an^ef.  O.  Cicero  de  N.D.  II.  27.  p.  3li. 
sagt  deshalb:  „Vis  auiem  ejus  (der  Vesta)  ad  aras  et  fo- 
cos  pertinet.  Itaque  in  ea  dea,  quae  est  nrum  custos  in- 
timxrum  ,  omnis  et  precatio  et  ••  cri  ficalio 
ext  rem  a  «st."  Bei  dies«  n  letzten  Worten  ,  omnis  - 
extrema  est ,  sucht  Davies  die  Meinung  geltend  zu  «li- 
ehen ,  dafs  über  diesen  Punkt  sehr  wenige  Zeugnisse 
vorhanden  sryen  ,  indem  die  meisten  bloa  bewiesen  ,  JtA 
man  mit  dieser  Göttin  den  Anfang  bei  dem  Opfer  ge- 
macht habe.  Diese  Behauptung  des  gelehrten  Hm 
hat  aber,  wie  ich  in  dt-r  Note  zur  angeführten  Stelle 
Cicero  bemerkt,  Marini  fgli  Alti  du'  trat,  arvali  p.  i, 
widerlegt,  indem  Davits  hier  blos  Griechische  S 
steller  vor  Augtn  gehabt,  und  Römische  Sitte 
Griechischer  verwechselt.  Denn  dafs  bei  den  R  0  - 
mtrn  wii  kltch  mit  dieser  Göttin  der  Scliluls  bei  jedem 
Gehet  und  bei  jedem  Opfer  gemacht  worden  ,  beweise* 
nicht  nur  bestimmte  Stellen  Komischer  Autoren  ,  wie  Vir« 
gil.  Georg.  L  fett.     Yeihj.  Patcrc.  lt.  lil.     Juvenil.  SaU 

VI.  WS.,    sondern   auch   die  Formeln  der  Arvali* 
Bi  aderschaft. 


g*- 


627 

Schut2gb"ttin  de*  Hauses;  es  wurde,  wie  ich  schon  oben 
angedeutet ,  die  'Entia  .  der  schulsende  Mittelpunkt  des 
Hauses,  auch  Kum  schützenden  Mittelpunkte  de»  bürger- 
lichen Vereins,  der  alle  Familien  in  sich  schliefst,  der 
Stadt  utid  Gemeine.  Heimath,  also  ö  ffentl  ich  und 
privat,  ist  auch  hier  wieder  als  Grund  begriff  erkenn- 
bar. Wie  in  jedem  Hause  das  Innerste,  der  Hrerd,  ihr 
heilig  ist,  so  ist  im  Innern  ,  im  Mittelpunkte  det  Stadt  -93) 
ihr  ein  Haus  gebaut,  >vo,  wie  dort  auf  dem  Hausheerde» 
so  hier,  als  auf  dem  Stadlheerde,  ein  Feuer  brennt,  das 
nie  verloschen  darf  -9").  Dieses  Haus  hesfst  ll^vravslov^ 
und  hier  bringen  im  Namen  der  Gemeine  die  Obrigkeiten 
der  Stadt,  n^vräv«?  genannt,  der  Feuer-  und  Schutz- 
goltin  Opfer.  Sie  seiher,  der  personiKcirte  Stadtheerd  -95)f 
heilet  auch  Hovzaviriqt  xotyri  'E<rxlar  'Eoria  tf $  9Bf$jUMfr{| 


293)  Vergl.  oben  Note  2S7.  Es  brannte,  wie  Spanbeim  de 
Vesla  S.  iL  p.  b?lJ  sq.  a.  a.  O.  erwiesen  ,  iu  den  verschie- 
denen Griechischen  Prytaneen  der  Vesta  udWEcrr/*  nicht 
blos  ein  immerwährendes  Licht,  sondern  es  loderte  auf 
dem  ihr  geweiheten  Altnr  ein  Feuer,  das  beständig,  Tag 
und  Nacht  ,  unterhalten  wurde.  Darauf  scheint  insbe- 
sondere Tansanias  Eliac.  1.  (V.)  cap.  15.  §.  5.  hinzuwei- 
sen:  ,,«V  aJT^?,  (sc.  'Evriaq,  nämlich  im  Prylaneuni 
der  Elee r)  tu  ^  avu  *atrdv  re  ^pt^ay  Kai  iv  tuo-jj 
vuktJ  w  ,-  «  u  r  w  $  *ai it  atlt  etc. 

fcS)4)  S.  Livius  XLI.  20.  Cyzici  Prytaneum  id  est  p  e  n  e  ■. 
trale  urbis  etc.  Dionys.  .Hai.  IL  cap.ft5.  p.  125,  3.9  sq. 

WAfo»(  a«amg  etc.   S.  Spanbtim  tu  Callimachus  II)  mn.  iu 
Cerer.  129.  p.  73-1  sqq. 

695)  Cicero  de  Leg?.  II.  t2.  §.  20:  cumque  Vesta  quasi  focum 
urbis,  tu  Graeco  nomine  est  appetlnia  (quod  nos  pro- 
prie  idem  Graecum  interpretatum  nomen  ttneraus)  coin- 
plexa  sit  ,  ei  colendae  virgänes  praesint  u.  s.  w.  Und 
ebendas.  cap.  8.  §.  IG:  Virgines  Vestales  in  uibe  cus»ta« 
diunto  ignem  foci  public  i  sempilernum. 


62Ö 


*E<rrJa   ßovXala  u.  s.  w.     So   kann   es   nicht   befremt 
wenn  in  Ähnlichem  Sinne  das  Delphische  Orakel  die  St 
Athen  eine  xoivq  Eaiia    oder   U^vxavelov  <*ft<i    J 
nannte     9  ). 

Der  Dienst  dieser  Hestia  -novravirn;  war ,  aufser 
eben  genannten   Prjtanen   oder  Stadtobrigkeiten , 
sterinnen    anvertraut,    und  zwar  in   Griechenland 
wohl  Wiltwen  (s.  Plutarcb.  Vit.  Nuro.  cap.  9.)  ,    in  B< 
aber  keuschen  Jungfrauen,  die  denn  hier,  im  Römischen 
Cultus,    als   Virgin  es    Vestales    besonders   hei 
treten,    und  deren  Hauptgeschäft  die  Unterhaltung 
ewigen,    unvcrjöschlichen  Feuers  war.      Bei    d«. 
chen  heifsen  diese  Priesterinnen  :  *E<iTiäo*e<; ,  npt-rai 
oder  HqwaviSei   (s.  Spanheim  zum  Callimachus  H)i 
in  Cerer.   120,.). 

Der  Dienst  dieser  Göttin  selber  war  übrigens,  wie 
schon  oben  bemerkt,  in  den  ältesten  Zeiten  sehr  eis* 
lach.  Aufser  dem  Feuer  ,  das  auf  dem  Heerde  ihr  flamm- 
te, streuele  man  anfänglich  ihr  zuerst  und  dann  dei 
übrigen  Göltern  grüne  Grliser  auf  den  Altar  ( 
phrastus  beim  Porphyr,  de  Ah&lin.  LI.  5.  p.  iu6  Rho« 
In  Rom  libirte  man  der  Vesta  ,  nebst  Janus  und  den  La- 
ren, mit  Wein  (s.  Spanheim  de  Vesta  §.  8.  pag.  676  D. 
a.  a.  O.).  Eben  so  nahm  man  statt  der  Graser  später 
Weihrauch  (s.  ebendas.  p.  665  E.) ,  und  endlich  s 
schlachtete  man  der  Vesta,  wie  den  übrigen  Götte 
Thiere.  Dieses  fand  aber  sowohl  bei  Griechen  (  $ 
Aeschjl.  Agam.  io65.)  als  bei  den  Römern  statt ,  wo 
insbesondere  das  S  c  h  a  a  f  o  p  J'e  r  bemerklich  machen,  das 
die  Arvalischen  Brüder  der  Vesta  brachten. 


>  wir 

_u,     llA» 


296)  S.  Aeliuii  V.  H.  IV.  6.    und  dort  des  gelehrten   Perwo 
nius  Nute.     Aufscrdem:    Spanheim  de  Vesta  §.  7.  p- 
a.  a.  O.    Mehreies  habe  ich  darüber  in  den  Anmerkt.  ia 
der  Rede  de  civiute  Atbenar.  p.  54  sq.  zusammengestellt. 


Gag 

Und  hier  mögen  sich  einige  kurze  Bemerkungen  über 
ie  Verehrung  und  den  I  Henst  der  Römische  nVesta 
ireihen  2<}7}.  Dieselben  Grundgedanken  t  dieselben 
rrundbegiifle  t  die  ich  oben  zu  Anfang  dieses  Parapra- 
hen  angegeben  ,  und  die  der  Porter ,  wie  der  Grieche, 
lit  dem  Worte  Vesta  verband,  walten  freilich  auch 
ier  vor,  ja  sie  treten  hier  fast  noch  mehr  hervor.  Der 
repmng  dieses  Dienstes,  Worüber  man  mehrere  Sagen 
nzugeben  uufste,  fallt  ohne  Zueilt  1  in  die  ältesten 
eilen  Roms.  Die  meisten  Angaben  vereinigen  sich  in- 
efs  dahin,  dafs  INuina  ihn  angeordnet  29s),    Er  erbauete 


297)  Feh  kann  hier  um  so  kürzer  seyn  ,  da  diesem  Gegen- 
stände von  mehreren  Gelehrten  eigene  Abhandlungen  ge- 
1  widnru  t  worden  sind.  Ich  rechne  hierher  aufser  der  schon 
mehrmals  erultluiltn  Schrift  des  gelehrten  Spanheini: 
J.  Lipsii  Syntagma  de  Vesia  et  Vestalibus  ,  in  Graevii 
Thes.  Amiqq.  Rom  in.  Tom.  V.  p,  6ty  sqq.  und  die  neu* 
lieh  in  zwei  Hainen  erschienene  Abhandhing  von  G-  H. 
Nochden  in  ihe  Classical  Journal  Vol.  XV.  p.  125  sqq. 
und  p.  2.57  snq.  Sie  führt  den  Titel :  Some  Observation« 
on  ihe  Worthip  of  Vesta  a  and  the  Huly  Fire  in  Ancient 
Home  —  wilb  an  aecount  of  the  Vestal  Virgins. 

296)  S.  Livius  I.  20.  Flut.  Numa  cap.  lt.  Ovid.  Pastor.  VT. 
259.  Dionysius  von  Halicarnafs  (  Komm.  Anliqq.  IL  65. 
pag.  125  seq.)  untersucht  die  Meinung  der  Gelehrten, 
welche  die  öffentliche  oder  allgemeine  Verehrung  der  Ve- 
ata  in  Rom  ,  so  wie  die  Anordnung  von  Vertauschen 
Jungfrauen  u.  s.  w  ,  dein  Romains  zuschreiben.  Er 
findet  aber  diese  Angabe  unstatthaft,  indem  Romulus 
wohl  in  jeder  der  dreißig  Curien  einen  lleerd  (ierSä)  auf- 
gerichtet ,  auf  welchem  die  Curialen  und  an  ihrer  Spitze 
der  Anführer  derselben  geopfert»  nach  Sitte  der  Grie- 
chen ,  wo  in  den  Prylaneen  die  höchsten  Obrigkeiten  der 
Gemeine  Opfer  bringen.  Allein  einen  allgemeinen  Tem^ 
pel  der  VeMa  h*a£v  /afi«  t>s  'Eur,/;)  habe  er  nicht  errich- 
tet,  noch  .Jungfrauen  zum  Dienste  dieser  Göttin  bestellt. 
Dieses  gehöre  vielmehr  dem  Muma  zu,  der,  ohne  jedoch 


eiterst  dieser  Gottin  einen  Lochst  einfachen  Tempel ,  nir 
aus  einem  mit  Pappeln  bedeckten  Weidengeflechte  be> 
stehend  ,  und  zwar  in  runder  Form  ,  weil  Vesta  die  Erde. 
die»et    die  Erde,    aber    rund   sey    2").     Auch  fand  si 


ld  sici. 

I 


damit  den  Dienst  der  einzelnen  Curien  abzuschaffen, 
erst  einen  allgemeinen  FJeerd  (w«ijv  -rayraiv  p& 
iirricrj)  zwischen  dem  Capitoli>im  und  dem  P*lai  mischen 
Hügel,  so  wie  Vertausche  Jungfraum  ,  letzteres  nach  vJ- 
terlichrr  Latinischer  Sitte  —  xarä  -ev  -rdr^cv  -rtiv  Axmta 
vofKv  —  angeordnet.  Hier  wird  also  der  Dienst  der  ei»* 
zelnen  Curien  und  der  des  ganzen  Volkes ,  aller  Curiea, 
unterschieden;  ein  Unterschied,  den  Dionysius  selber 
kurz  zuvor  mit  dtn  Worten  U^ü  xs/va,  *ckt7rxa.  and  «*fi 
«•vyyjv/xa  bezeichnet ;  s.  Heidelbb.  Jahrbh.  d.  Liter.  ISt 
nr.  78.  pag.  1231.  —  Ueber  den  mysteriösen  Dienst 
Vesta,  von  Aeneas ,  wie  man  annimmt,  in  Rom  einge- 
führt ,  so  wie  über  den  ältesten  Tempel  und  die  Vereh- 
rung der  Vesca  ebendaselbst,  vergl.  auch  C.  V.  v.  Bon- 
stettens  Reise  in  die  cla«sischen  Gegenden  Roms,  bearb. 
von  K.  G.  Schelle  (Leipzig  1805.)  I.  p.  277. 

299)  Hauptstellen  hierüber  sind  Festiis  s.  v.  pag.  460  Dacer.. 
„Rotundam  aedem  VesUe  Numa  Pompilius  rex  Ro- 
manoruin consecr.i89e  videtur ,  quod  e  a  n  d  e  m  esse  t  e  r  « 
rain,  qua  viia  hominum  sustentaretur ,  crediderit  ,  eara- 
que  pilae  forma  [ich  finde  hier  bei  Andern  angeführt 
in  pilae*  fonnam  J  esse  ,  ut  sui  simili  templo  Dea  CO* 
leretur."  Ferner  Ovid.  Pasc.  VI.  265  sqq.  liehst  Gierig. 
Plutarch.(V.  Num.  oap.lt.)  weifs  auch  von  diesem  runden 
Tempel  der  Vesta,  den  Numa  gleichsam  zum  Schutze  des 
unverlöschlichen  Feuers  gebauet,  bemerkt  aber,  daf* 
Numa  hierbei  nicht  sowohl  die  Gestalt  der  Erde  ,  als  wenn 
diese  die  Hesiia  sey  (  ri»;  y^;  «u;  'Eor/fc;  ou<r»js  ) ,  nachge- 
ahmt, als  vielmehr  die  des  Weltalls,  in  dessen  Mine 
nach  Pythagoreischer  Ansicht  der  Sitz  des  Feuers  ■ 
Dieses  Feuer  aber  nannten  die  Pythagorecr  Hegfia  oder 
Monas.  Mehrere«  Über  diese  philosophischen  Ansichten 
der  Vesta  unten.  Vergl.  auch  LtpailM  de  Vesta  $.  8.  p. 
630.  a.a.O.  und  ßoxhorn  £uaestt.  Romm.  XXXI.  p.yCO 


65 1 

nach  Ovids  ausdrücklicher  Versicherang,  darin  keine 
Bildsäule  der  Göttin,  sondern  blos  ein  Altar,  auf  wel- 
chem das  heilige  Feuer  brannte.  Kn  Tertrat  demnach 
hier  die  reine  Flamme  die  Stelle  des  Götterbildes  300)„ 
Der  Zugang  in  das  Innere  des  Tempels  war  jedem  Manne 
untersagt.  Servius  Tutlius  erweiterte  den  Dienst  der 
Vesta  ,  und  vermehrte  auch  die  Zahl  der  von  Numa  zu 
demselben  angeordneten  und  bestellten  Vcstalischen 
Jungfrauen,     der    Yirgines    Vestales    ■Jül).       Sie    sollten 


C.  ebendaselbst.  Endlich  sagt  uns  nneb  derselbe  Plu« 
tarchus  in  einer  bemeikeuswe riken  Stelle  (  Sympos.  VII. 
Quaest.  j.  §.  7.  p.  70 i  H.  p.  S»9y  VVytt.)  :  tjttftf  bi  i&zYH  hu) 
fAijj.vjjia  r*e,  y>j$  •}  r^dxt^K  t,v<n  •    wjjj  yjp  t<jj  f^äpsa  *r*i;  »«u 

e  rf  s  y -y  J>  sj  y.m  |us'w,ac;  tan    neu  muAcut;   u  x'  ivi'uv  iarii 

n&kitrttt. 

300)  S.  Ovid.  Fast.  VI.  295, 

£ue  diu  irultut  Ve»ue  simulier«  ptitavi  ; 

Mos  didiri  cutvo  null*  lubcne  iholo. 
Ignii  iatXWlBCWM   teinplo  relaiur  in   »IIa 

liffiiiem   nulluni    Veiti  nee  igriit  b<tbont. 
Man  selie  jedoch  Gierig  zu  dieser  Stelle  p.  337. 

301)  Ueber  die  Virgin  es  Vestales  8.  Flntarch.  Nmn. 
cap.  V.  10.  11.  Umitysius  Halic.  II.  65.  Gellius  Noctl. 
Att.  I.  12.  Waö  ihre  Anzahl,  Wahl,  Insignien,  ihre 
Geschäfte,  Vorrechte  it.  s.  w.  betrifft,  so  hat  Lipsius  am 
a.  ü.  p.  M-J  8q<|.  hinreichend  hierüber  geredet.  Sie  wur- 
den anfangs  ,  als  alle  ftacerdntia  Eige  nthum  «Irr  Patricier 
waren,  nur  aus  den  l'atricischen  Geschlechtern  g( nom- 
inell. Eine  lex  Papia  verfugte  nachher,  dals  nach  dem 
Gutbe-findeu  die  Veslalinneti  aus  dem  Volke  gewählt  wür- 
den <e  populo  legerenlur)  ,  d.  h.  aus  dem  ganzen  Volke» 
die  Plebejer  mit  inbegriffen.  Man  kann  annehmen  y  und 
weäfs  aus  einer  Stelle  des  Dio  Cassius  (IV.  p.  563.)  ,  dafs 
die  Patricier  ohnehin  nicht  gern  ihre  Töchter  zu  dem 
strengen  Dienst  und  dein  freudenlosen  Daseyn  dieses 
Sundes  verdammt  wissen  wollten.  Vergl.  auch  Sueton. 
August.  31.  und  s.  überhaupt  den  Mcineccius  ad  legem  Jul, 


bei 


über  das  heilige  Feuer  wachen,  welches  stets ,  hei 
Tage  wie  bei  Nacht,  unterhalten  werden  mufste, 
dessen  Verlöschen  Tür  eine  schwere  Vorbedcutut 
für  ein  Zeichen  des  Untergangs  der  Stadt  (  u.<pmvia\ 
T>7^  Tioktbi<i  oijficlov)  ,  wie  Dionjs.  II.  p.  138,  6.  sagt  30J^ 
genommen  ward.  Dafür  wurde  dann  die  Vestalin  durch 
eine  schimpfliche  Züchtigung  gestraft.  Sie  erhielt  näia» 
lieh  Schlage,  jedoch  an  einem  abgelegenen  Oi  t 
zwar  vom  Pontifex  Maximus  ,  welcher  überhaupt  die 
ganze  Oberaufsicht  über  die  Vestalischen  Jungfrauen, 
so  wie  über  den  Dienst  der  Vesta  hatte  ä0  ). 

Nächst  dieser  Sorge  für  die  Unterhaltung  des  Feeers, 
womit  das  Gebot   einer   strengen    Keuschheit   j0')  ver» 


'pfer 


et  Pap.  Popp.  p.  4  —  S   —  A  uteer  den  Vesta  tischen  Jung- 
frauen    li.difii  auch   die  Arvalis chen  Brüder  e. 
eigenen  Dienst  der  Vesta,  bei  welchem  das   Schaafo 
eingeführt  war  (s.  oben  p.  628.). 

302)  Vergl.  auch  Livtus  XXVIfl.  cap.  11. 

303)  Ueb^r  diesen  Punkt  giebt  J.  A.  ßosius  de  Pontifice  Ma. 
xi'mo  vet.  Rom.  cap.  IV.  §.3.  in  Graevü  Thes.  Antiqq. 
Ramm.  Tom.  V.  p.  249  sqq.  die  meisten  StrMcn  der  Al- 
ten an.  —  Ueber  die  Bestrafung  der  Vestalinnen  bei 
terlassung  de»  Feuers  sehe  man  Dionys.  Hai.  II.  p.  127,40. 
und  IJpsius  de  Vesta  cap.  8.  p  638.  a.  a.  O.  Derselbe  Ge- 
lehrte bemerkt  noch  weiter,  dafs  diese  Züchtigung  der 
VestJin  mit  dem  Plagrum  sonst  nur  bei  Sclaven  üblich 
gewesen  ,  dafll  «ie  demnach  höchst  schiinflich  und  ernie- 
driger.d  war.  Festul  s.  v.  p.  178  ed.  Dacer.  sagt:  Igni« 
Vestac  si  qnando  interstinetus  esset,  virgines  verberibus 
afEciebantur  a  Pontifice. 


301)  DcrGumd  dieses  Gebotes  war,  wie  Plutarch  (V.Num. 
anguhi,   entweder  der,    weil  da»   leine  ,    unverdort 
Wesen  des    Peuers   auch  unbefleckte,   reine  Körper  tu 
feinen  Dienste  erfordere  —   eine  Ansicht,  die  mit  Plu« 


r!.sne 


653 


inden  "war,  muPsten  sie  häufig  Opfer  bringen  ,  und  son- 
tge  hierauf  sieh  beziehende  Geschäfte  verrichten ,  in 
eichen  Handlungen  denn  viele  Vasen  und  Münzen  sie  uns 
?igen.  Lipsius  n.  a,  O.  cap.  10.  pag.  6-);3.  lot  mehrere 
er  letzleren  abbilden  lassen.  So  wurde  auch  in  den 
testen  Tempeln  der  Vesta  das  Brod  bereitet.  Kine 
teile  des  Suidas  scheint  insbesondere  anzudeuten,  dafi 
unia  den  Vestalinnen  auch  die  Sorge  für  das  Wasser 
bergab  3üS).  Endlich  lag  in  dem  Tempel  der  Vesta 
och  das  Palladium  ,  das  Unterpfand  des  Reiches  ,    ver- 


tarchua  Djonysius  und  Andere  thcilten ;  oder  weil  das 
Feuer,  wie  die  Juiigfra^chaft  ,  unfruchtbar  sey  —  ,,  t'i'rs 
tu;  v.uZj-.av  *ji  ii£~u^r.-j  riyi  ti-ü  TOPaf  o\i?ij.-j  MtlffnTMj  /  '( 
dfüd-srcu  ira^urtSsfx^ou  (sc.  *oü  Nruf.ua)  otufJMrtv ,  tfrs  ri  OKOf/ 
wev  xa)  uyovcv  rg  mtAdtyjji  trwsiy.ttsJ-jTcx,.'*  Demi  in  Grie« 
chenland  ,  in  Delphi  und  Athen  ,  haben  keine  Jungfrauen, 
sondern  YViitwen  die  Sorge  für  das  ewige  Feuer.  Sollte 
sich  ü?r  Fall  ereignen  ,  dafs  da» Feuer  ausgehet,  so  könne 
man  ein  neues  nur  dadurch  machen,  dufs  man  es  an  einem 
reinen  und  unbefleckten  Funken  von  der  Sonne  anzünde 
(vergl.  Festtis  s.  v.  Ignis  Vestae  und  dort  die  Note  p.  17S 
ed.  üaeer.).  AuchOvidius  Fast.  VF.  2S4  sqq.  giebt  einen 
doppelten  Gt  und  an  ,  den,  dnfs  V'usta  stets  Jungfrau  gc- 
blieben,  und  darum  auch  Jungfrauen  zu  ihrem  Dienste 
verlange  j  der  andere  ist  der  von  Plularch  und  ,  wie  Gie- 
rig bc mer kt ,  auch  von  Lactcnt.  tntt,  I.  12.  S.  angeführte 
von  dirr  Unfruchtbar keit  des  Feuers,  aus  welchem  nichts 
tritbltbl  ,  sondern  welches  im  Gegenlbeil  Alles,  was  sich 
ihm  nähert,  verzehrt,  Endlich  gehört  hierher  noch  die 
Ciceronianische  Stelle  de  Legs-  II.  12:  ,,t'-uinque  Vesta 
quasi  tu  cum  urhis  —  complexa  sit ,  ei  cokndae  virgines 
praesint  ,  ut  advteikair  facilius  ad  custodi.im  ignis  et 
sentiant  mulieres  in  natura  feruinarum  omnem  castilalem 
peti." 

30J)   i»  NojuJ;  rä;  'I  .;   reü   Weif  Hol  U&ZrttJ  tv;v  in. 

ffAun  t-ftir.'  -  tt    Lipsius  a.  a.  O.  'p.  6-1-1»  hat  diese 

Stelle  zu  erlUuteru  gesucht. 


634 

banden,  wie  es  scheint,  mit  einem  mysteriösen  Dieartr, 
unter  der  Obhut  dieser  jungfräulichen  Priest e.  innen  *^ 
In  so  weit  war  die  Göttin  Schirm  göttin,  und  so  «er- 
den Vesta  und  Veste  verwandte  Begriffe  (rgl.Wadv 
ter  Glossar,  germ.  I.  527.  II.  1783.). 

Das  Fest  dieser  Göttin  warde  im  Juni  gefeiert,  h 
war  mit  einer  Procession  verbunden,  bei  welcher  3k 
Esel  (sonst  das  Thier  der  Cybele)  vorkommt,  der  frev 
lieh  der  Vesta  einst  durch  sein  Schreien  einen  grofst* 
Dienst  erwiesen  hatte  (  s.  Job.  Lydus  de  mens»,  p.  1 
Oviil.  Fast.  VI.  3u  —  348.  Tergl.  der  Symbol.  Th 
p.  225  erst.  Ausg.). 

Die  Identität  mancher  dieser  eben  entwickelten  Be- 
griffe mit  denen  von  andern  weihlichen  Gottheiten,  tu 
Gäa ,  Bhea  ,  Cybele ,  Diana  ,  Ceres ,  Proserpina ,  liegt t«c 
Augen.  Wie  diese  Gottheiten  ,  so  heifst  auch  Vesta  tot* 
zugsweise  Mutter,  Mater  (s.obcn).  Darum  darf  esssi 
nicht  auffallen,  eine  A/;urx>^>  'EaTtov%o<;  zu  linden,  uss 
eine  Proserpina  unter  dem  Kamen  x§ovLa  'E.axla  .  bei 
Sophocles  Oed. .  Col.  1727.  Die  Verwandtschaft ,  so  int 
die  Verschiedenheit   der  beiden  Feuergöttinnen  Minerri 


3fWi)  S.  das  Nähere  unten  bei  der  Minerva.  Aufser  Plutarcb 
Vit.  Camill.  20.  vtrgl.  man  noch  den  Dionysius  An' 
Romra.  II.  66.  p.  127  Sylb. ,  der  die  verschiedenen  v 
Über  dieses  Palladium  und  den  mysteriösen  Dienst  nngiebt. 
Die  Sache  selber,  weil  sie  ein  Mysterium  war  ,  darzulegen« 
hall  der  fromme  Mann  für  frevelhaft.  TnaUneür'  «m», 
fr,  SOS  %Ej/it  *oX\rrf<jrfncvt7v  ojti  itxavrov,  fturt  aWv  cu&*a 
ß: .) c/jii vcuv  rd  t^c;  tc-j;  Sto-J^  eviat  ry^tTv  (vergl.  ebend.i 
p.  56,  10  sqq.).  Uebrrhaupt  will  ich  bei  dieser  Gelegen- 
heit  meine  Leser  aufmerksam  machen  ,  wie  sehr  doch  die 
Berichte  dieses  Ge&chicht.schreibers  über  die  Vesta  und 
ihren  Dienst  zu  Rom  von  der  religiösen  Denkart  dess'l* 
lim  sengen.  Ihn  halte  also  der  Unglaube  meiner  Za* 
wohl  nicht  ergriffen  und  mit  fortgeritten. 


kgM, 


6Vj 


und  Yesta  wird  noch  weiter  unten  lierücksichiigt  worden. 
Auf  eine  Vcrgleichung  de*  Yestadienstes  in  Rom  mit  der 
\  ertlirong  des  Mithraa  in  Persicn  kann  uns  die  Stelle 
des  Juh.  Lydus  de  menss.  pag.  47-  führen,  die  ich  oben 
1.  Th.  p.  773.  mitgetheilt. 

Fragen  wir  endlich  noch  nach  der  mystischen 
und  philosophischen  Ansicht  dieser  Gottheit  f  so 
■war  sie  dazu  vorzüglich  geeignet,  da  sie,  wie  bemerkt, 
in  dem  Mythus  und  Volksdienste  sehr  wenig  hervortrat. 
Der  Orphilier  (Ilrmn.  8[,  [83.])  glebt  ihr  das  mittlere 
Hans  im  ewigen,  gröTsestcn  Feuer,  und  spricht  von 
ihrer  läuternden  Flamme  in  Bezug  auf  Mysterien.  Aehn- 
Jich  scheinen  einige  Pythagoreer  sie  genommen  zu  haben, 
■wie  aus  den  Dogmen  des  Philolaos  hei  Plutarch  (placit. 
philo«.  III.  1 1.)  erhellet,  wo  das  mittlere  Feuer  tov  jrav- 
toc  fort«  ist.  Andere  nannten  die  Erde  lleslia  (Tim. 
Locr.  pag.  07.  D.),  Es  entsteht  daher  die  Frage,  i>ie 
sich  dieser  BegritT  zu  dem  des  Central  Feuers,  oder 
der  Weltscele,  wofür  Manche  die  Piatonische  lleslia 
erklärten,  verhalte?  Die  Hauptstelle  im  Phädrus  des- 
selben (p.  Stj6.  p.  s5»  Meind.)  gab  nämlich  alten  nach- 
herigen  Philosophen  zu  vielen  Fragen  über  diese  lleslia 
Anlafs,  die  dort  «in  der  Gotter  Dause  allein  bleibt» 
(  s.  Ast  zu  dieser  Stelle  pag.  297   des  Commcntars  5°~). 


307)  Nach  Plularehtis  (Vif.  Nnm.  cap.  it.)  nannten  die  Py- 
thagoreer das  Feuer,  das  in  den  Mittelpunkt  —  11  teilt  so- 
wohl der  Erde,  welche  Einige  als  'Ecrria  nahmen,  als 
vielmehr  —  des  Weltalls  gesetzt  sey,  "Evria  und  Mö- 
llns. Denn  die  Erde,  .lie  weder  unbeweglich,  noch  in 
der  Mitte  des  Umschwungs  (h  i*f'r:y  r^;  irfpf$«g£()  sey, 
sondern  ringsum  das  Feuer  schwebe  ,  gehöre  weder  zu 
den  geehrtesten  (rtlv  r/'.t,i.LT«r<i.v)  ,  noch  zu  den  ersten  Thei- 
len  der  Welt.  Auch  Plato  ,  setzt  PIntarchus  hinzu  ,  soll 
im  Alter  dieselbe  Meinung  von  der  Erde.  ^cVkübv  VwJwa.. 


Die  Grundbegriffe  dieser  Gottheit  selbst,  wie  tie  fort- 
dauernd ziemlich  allgemein  gedacht  wurde,  ihre  Ver- 
wandtschaft mit  Ceres,  Cybele  ,  FUiea  u.  s.  >v. ,  und  die 
Art  ihrer  Verehrung  gaben  den  Philosophen  reichen 
Stoff  zu  Theorien  über  dieses  Wesen.  Viele  davon  sind 
in  der  Thal  nur  Expositionen  von  dem,  was  ein  fron- 
Hut-  Grieche  und  Römer  dunkel  atmete.  Man  lese  z.  B. 
die  Stelle  des  Joh.  Lydus  (p.  47)  »  wo  er  von  der  goltes- 
dienstlieheu  Bedeutung  verschiedener  Farben  spricht, 
und  des.  Lauchgrün  gedenkt ,  und  dabei  von  Ve&ta  und 
Mithias  redet  (s.  oben  I.  Th.  pag.  773.).  In  einem  sehr 
hohen  Sinne  nahmen  Platonische  Philosophen  die  He- 
stia,  und  wenn  Einige  sie  mit  der  Ceres  identificirten, 
so  stellte  Plotinns  (IV.  4.  pag.  4 '9-)  >n  »einer  Theorie 
vom  Leben  der  Erde  den  neuen  Satz  auf:  Hcstia  sey  die 
Intelligenz,  der  Geist  {vovy)  der  Erde,  Demeter  aber 


Es  sey  dieselbe  nämlich  in  einen  andern  Platz  gestellt, 
weil  der  mullere  und  hauptsächlichere  (tijv  ^t'<r<fj  n«i  xup»> 
Tarif/)  einem  andern  mächtigeren  (*%trrrivt)  zukomme. 
Ueher  die  höhere  Ansicht  der  Pylhagoreer  und  Piatoni- 
ker  von  der  Vesta  s.  auch  Spanlieim  de  Vesta  §.  16.  17. 
p.  687,  a.  a.  O. ,  der  auch  den  Grund  auszuinim  In  sucht, 
warn  in  man  bei  vielen  alten  Schriftstellern  die  Yesta  bald 
als  Feuer,  bald  ah  Erde  genommen  finde.  So 
Ovidius  Fast.  VI.  267: 

Vat»  »dem  cm,  quac  terra  — 
und  cbtndaselbsi  r«.  460: 

—   et  Tellui  VeiUquo  numen  iden  est. 
Dagegen  vs.  291: 

Ncc  «u  *liud  Veit  »m,  quam  vivain  intellig«  flaut  na  m. 
Auch  Euripides,  wie  Gierig  (zu  Ovid.  p.  3J5.)  anfuhrt, 
in  dtn  Fr.  178.  sagt : 

Tau  p%rtQ  •  'F,TTix  it  <t   ei  c$tyoi 

B^crivv  xaXoüctVj  yjf/.t%^jv  i'y  a£Mah 

Die  MtinujjgdesDiouysiug  habe  ich  schon  oben  Not.  2S7. 

belühil. 


bald 


GS-, 


die  Erdseele.  Ueber  diese  Ansicht  erklärt  sich  Pro- 
clus  (ad  Plat.  Tim.  p.  s8o.  "EaTi'a  ^SoWa),  und  trägt 
dort  seine  eigene  Theorie  vor  (  vergl.  dessen  Erläute- 
rung der  obfgm  Stelle  des  Plalo  pag.  «69  ,  womit  nun 
noch  der  neulich  edirte  Hermias  p.  1 35  sqq.  zu  verbin- 
den  ist). 

Derselbe  Proclus    mscr,    im  Commentar   zu   Plato's 
Cratylus  (toi.  i3a  Cod.  Monac.)  verbreitet  sich,  über  die 
Ycsta  folgendeimafsen  :    Hestia  und  Here,  sagt  er,  sind 
die  beiden  gemeinsamen   Elemente    für  die   schaffenden 
Ursachen.     Denn  Hestia  giebt  aus  sich  das  feste  Behar- 
ren und  den  festen  Sitz  in  sich,    das   unauflösbare   We- 
sen ;   Here  theilt  ihnen  mit  die  hervortretende  Neigung 
und  die  Vervielfältigung  zum  Secundärcn ,  sie,  die  leben- 
spendende Quelle  für  Alles    und    die    Mutter    der   zeu- 
genden Kräfte,      Darum  wird  sie  auch  vermählt  mit  dem 
Weltsc hopfer  Zeus  ,  und  erzeugt  durch  ihre  Theilnahmo 
mütterlich  (uiiTpix(ij<;)  ,    was  jener   väterlich  (itarptMiäs)» 
Hestia    aber,   bei   sich    beharrend ,    bewahrt  eine  unbe- 
fleckte JungfYauschaft ,   sie,    welche   für  alle  Dinge  die 
Ursache  ihrer  Selbstständigkeit  enthält  (TarTi-x^xo^  aixia 
ovau  wetatv).     Eine  jede  der  beiden  aber  besitzt  aufser 
ihrer  eigenen  Vollkommenheit    auch  die    Kraft   der    an- 
dern ,  vermöge  der  Gemeinschaft  ,   und  in  so  fern  leiten. 
Einige    den    Namen    Hestia    ab    von   dem  Heerde    (t^v 
'Eariav  äna  ttj?  iaviai,  xexXrta^at  tpaalv).  wobei  sie  auf 
das  eigene  oder  eigentümliche  Wesen  der  Gottin  sehen, 
Andere  von  Curia,  dem  Stofse,   weil  sie  die  Ursache  des 
Stofsens  ist    («Batai',   lÜtrews  ovaav  airiav   cf.  Plato  Cra- 
tyl.  p.  64-Heind.),   und  sehen  hier  auf  die  Leben  erzeu- 
gende und  bewegende  Kraft,   die  ihr  von  der  Here  zu- 
kommt. Denn  Alles  in  Allemist  das  Göttliche  ,  und  beson- 
ders hat  das  elementarisch  Gemeinsame  an  einander 'I  heil 
und  besteht  eins  im  andern.    Mithin  hat  eine  jede  sowohl 
der  vtellbauenden   als  der  Leben  zeugenden  Ordnungen 


638 


ihre  Idee  selbst,  was  sie  an  sich  ist,  von  der  Hestia 
durch  Mitlheilung  empfangen.  Am  Himmel  haben  die 
Kreise  der  Planeten  das  so  und  so  (ihre  Bahn  und  Gran») 
aas  ihr ,  und  die  Pole  und  die  Centra  haben  das  iuhi;r 
Beharren  von  ihr  empfangen.  —  Hestia  ist  also  nicLi 
düS  Wesen,  sondern  der  alleinige,  feste  81 
des  Wesens  in  sich  (rt  "Ecrria  ov  t^v  ovalav  Sr} 
äXXä     t>';v    jiCH'jjv     xol    araStfctv    tdpvotv    ty    zu 

OVOtOtc}    U.   8.  Y.-. 

Die  Kunstvorstcllungen  der  Vesta  geben  viele  Schwie- 
rigkeit wegen  der  häufigen  Verwechselung-  mit  Bildern 
von  Veslolinnen  n.  s.  w,  Vesta  erscheint  mit  dem  Scep- 
ter  auf  dem  Capitolinischen  Puleal ,  bei  Wincheliaano 
Monumm.  nr.  5,  (  s.  dessen  Bemerkungen  p.  .4  deutsch. 
Ausgabe)  ;  mit  verschleiertem  Hinterkopf  und  mit  den 
Scepter  auf  dem  Belief  in  der  Villa  Alba.ii  (bei  Win» 
ckclniann  a.  a.  O.  nr.  6.  und  besser  Lei  Zoega  Bassiril. 
nr.  nn.);  gleichfalls  mit  dem  Scepter ,  der  sich  oben 
kreuzförmig  endigt  ,  auf  dem  Candelaherfufse  in  der 
Villa  Borghese  ( s.  unsere  Tafel  IV.  nr.  3.  die  letzte  Fi- 
gur, vergl.  Erklär,  p.  i3.).  —  Man  hatte  früher  (durch 
jene  Stelle  des  Ovid  Fast.  VI.  su5  sq.  *°),  dafs  im  Tem- 
pel der  Vesta  die  reine  Flamme  die  Stelle  des  Götter- 
bildes vertrete)  sich  veranlaßt  gefunden  zu  bezweii 


30b)  S.   Gitrig  zu  dieser  Stelle    p.  337.     Er  scheint  anzunt 
men  ,   dafs  weder  zu  llnm   im  Tempel   der  Vesta   irgend 
ein  Bilii  derselben  gesiunJen  ,   noch  in  den  Griechist 
Tempeln,  nach  der  auch  von  Andern  deshalb  ansei 
Un  Stelle  des  Pausdni45  Coriolh.  35.  §.  2:  -. 

Stu9vci  'Emu.  Allein  aufser  dem  Temptl ,  neizt  er  lux 
Sey  ihr  Uild  aul '  mannichfnehe  Weise  dargestellt  worden. 
Uebrigins  widerspricht  hier  Ovid  sich  selber ,  in  so  fern 
er  nUmli9h  fast.  111.  45.  von  einem  „simultctuin 
Vestne"  redet. 


: 

Luneh- 
irgend 

ZI" 


639 

ob  es  denn  wirklich  Stnlucn  und  Bilder  der  Vesta  in 
Rom  und  Griechenland  gegeben  habe.  AHein  schon 
Spanheini  in  der  mehrfach  angeführten  Diatriba  de  Vesta 
§,  12.  i3  vergl,  mit  Lipsius  de  Vesta  cap.  3.  bat  dagegen 
zu  zeigen  gesucht,  dafs  freilich  zu  Rom  im  Tempel  der 
Vesta  blos  der  Altar  mit  der  ewigen  Flamme  sichtbar  ge- 
wesen ,  im  innersten,  heiligsten  Räume  des  Tempels 
ber,  Penns  genannt,  welcher  blos  ihren  Priesterinnen 
ugänglich  gewesen  ,  ihre,  wie  der  andern  Penaten  Bild- 
säulen aufgestellt  waren.  Dies  beweisen  nicht  allein 
manche  Stellen  beglaubigter  Römischer  SehnftsleHer, 
■welche  von  einem  «simulacrum  Vestaey  sprechen, 
sondern  auch  viele  Münzen  ,  die  diese  Gültin  als  ein 
Weib  mit  verhülltem  Hinterhaupte,  gewöhnlich  das  Pal- 
ladium oder  eine  Schüssel  in  der  einen  und  einen  Stab 
in  der  andern,  zeigen.  So  auch  auf  unserer  Tafel  IV. 
nr.  3.  Häufig  haben  sie  auch  die  Umschrift:  Vesta 
Mater.  Eine  hei  Spanheini  (p.  6tte.)  abgebildete  Mün- 
ze zeigt  uns  auch  diese  Göttin  in  einem  Tempelchen 
sitzend,  vor  ihr  einen  Altar  mit  einer  Flamme,  welche 
von  den  herumstehenden  Vestalinnen  unterhalten  wird 
(s.  noch  Lipsius  de  Vesta  ebendas.   p.  632.). 

Jn  Griechenland  finden  wir  an  mehreren  Orten  Tem- 
pel der  Vesta,  und  darin,  nach  des  Pausanäas  ausdrück- 
licher Versicherung  3Q9)  9  Statuen  dieser  Göttin.  Frei- 
lich die  näheren  Angaben  über  die  Beschaffenheu  dieser 
Bilder  fehlen  ,  wenn  uns  nicht  eine  Angabe  des  Porphy- 
rius  und  Münzen  darauf  leiten.  Es  werde  nämlich  die- 
selbe ,  sagt  er,  als  eine  Jungfrau  dargestellt;  in  so  fern 
sie  aber  das  Princip  der  Befruchtung  in  sich  enthält,  als 
ein  Weib  mit  he  r  abhängenden  Brüs  ten   j|°). 


3(&)  Z.  B.  Atüc.  cap.  18.  §.  3.  etc. 

310)  Bei  Eusebius  P.E.  III,  p,  109:   «««  rl  ph  fosftwdrf»  rf| 


nc..>. 

= 

hen. 


mit  den  gebildetsten   Religionen    «des   Morgenlandes   is 
Verbindung.     Sic   nennen   die  Minerva   bei    den   tiefsin- 
nigsten Siitzen  Acgyptischer  Priesterlehre  (s.  oben  I. 
p.  5oq  JT.)  und  bei  den  Weihen  ,  die  der  Persische  K 
mit  dem  Antritt  seiner  Regierung  empfing    (s.  ebend.». 
pag.  73o.). 

Auf  diese  Vorstellungen  werden  'wir  zurückhom 
müssen.  Hier  aber ,  wo  wir  erst  zu  zeigen  versuch 
wie  diese  Göttin  zu  so  hoher  Würde  gelangt,  werden 
wir  Ton  andern  Punkten  auf  dem  Gebiete  der  alten  Re- 
ligionen auszugehen  haben.  Auch  sie,  die  hohe  Gottin» 
verleugnet  in  ihrem  Ursprünge  nicht  die  natürlichen 
Elemente  der  Ältesten  Culle.  An  den  Wassern  gehe» 
die  ältesten  Spuren  von  ihr.  Ehe  sie  zur  Herrschaft 
der  Stadt  gelangt,  die  von  ihr  den  Kamen  trägt, 
sie  mit  dem  WTasscrgolte  Poseidon  streiten  ,  und 
Ercchtheum  zu  Athen  stellt  eben  sowohl  ein  Meer 
einen  Oclbaum  auf,  als  die  Zeugen  dieses  alten  S 
tes.  In  dem  heiligen  Hause  des  aus  der  Erde  st- 
Bornen  Erechtheus  sind  diese  Zeugnisse  verewigt, 
zugleich    die  Vorbilder   von  der  Bestimmung   der  Stadt, 


chal: 


ySevii^  hmifttui  rE(TT/a  *.(*k*frat9  *;<,    «7  jAfjta    -rapSi 
k  c  v    >                                 <3f  j/u/vcv  •    Rx&'    o    ii   y4i 
ffijlMtiVOlHTlV  arJ  TIJV   *y  U  V  J.  t  v.  o  ;    iTiit    irpc/x4ffro-J     .     so 

ich  Bimlieh  mit  Cuperus  und  Spanheini  statt  der  Vul 
*%a  naarcZ.    Spanheim  hat  a.  a.  ü.  p.  685.  eine  .VlUnje 
gegeben  ,  welche  uns  die  Vesta  zeigt ,   als  ein  Weib  . 
zend  ,  mit  verhülltem  Haupte,  und  in  der  einen  Hand  das 
Bildchen  einer  andern  Göttin,    ahnlich    der  Ephesiscbtn 
Diana,  mit  vielen  Brüsten  ,  haltend. 


64 1 

deren  Besitzerin  Athene  ist  Äty.  —  So  'kündigt  sich 
Minerva  gleich  als  die  Krieglicbendc  (<£>iXw7iuX«uüs  )  an. 
Darum  wird  sie  auch  gerne  mit  Mars  zusammengestellt, 
und  mit  Vulcanus  theilt  sie  die  Bestrebungen  in  den 
II ij nsten  3i;).  Aber  bis  ihr  die  Künste  gelingen,  his  sie 
nicht  blos  die  Kriegliebende  ,  sondern  auch  die  Weisheit- 
Hebende  {ipiXoaocpm, )  beifsen  liann  —  müssen  erst  die 
alten  Kriege  beendigt  seyn  ,  die  sie,  mit  Himmel  unrl 
Feuer  im  Bunde  ,  gegen  die  Mächte  des  feuchten  und 
dunhelen  Abgrunds  zu  führen  hat.  Libyen,  Asien  und 
Europa,  alle  drei  Thetle  der  alten  Welt,  haben  Zeug- 
nisse von  diesen  elementarischen  Kämpfen  und  Siegen 
«3er  Göttin  aufzuweisen.  Mit  Wachen  und  Wehren  be- 
ginnt ihre  Geschichte.  Die  Libyer  melden,  « Athenä* 
sey  des  Poseidon  Toehter  und  des  Seet  Triton,  Sie  aber, 
entrüstet  wegen  etwas  über  ihren  Vater,  habe  sich  dem 
Zeus  zugewendet »  (Herodot.  IV.  iÖo).  —  Unmut h  Kün- 
digt diese  Gottheit  an,  und  die  Libyschen  Frauen  haben 
bei  ihrem  Dunste  die  Gesangweise  der  Klagelieder  au* 
erst  angestimmt,  die  man  zu  Tioja  und  Athen  bei  den 
Festen  der  Minerva  hört  'u).  Auch  die  Bekleidung  der 
IHinervenbilder  und  die  schreckende  Aegis  mit  den  daran 
hangenden  Trotteln  rühren    von  den  rutligcfarbten   Zie- 


lil)  Herodot.  VIII.  SS.  t&ft  2v  t5  u'xfSTi'A/  rovrj  E^^^; 
toü  y*iye'ss'o$  lityofxt'veu  uwu  v*;h ,  iv  tw  i X  a  i  y  ra  *.ai 
Su^neau.  Xvu  Darauf  die  Ei  waluiuug  des  Streites.  Vergl. 
Paitsan.  1.  27.  und  Dionys,  Mal  Alltioq  librr.  deperdd. 
XIV.  4.  pag.  44  ed  ]>rinc.  Mediol.  der  die  H« rodnteische 
Stelle  copirt  hat.    Vgl   auch  Prodi  lly:nn.  in  Minerv.  vs.21, 

•12)  ProcluÄ  in  Platonis  Cratylum,  riir  Stelle  p.  7f  Hmnd» 

3ld)  Herodot.  IV.  189.  Vtfgt.  Ili.is  VI.  30t.  ad  3'  oXokvyjj 
xatrai  VA&jyy  xügag  avte/cv,  vergl.  vs.  304.  und  Aristouh. 
Aves  vs.  222.  und  Mailhue  ad  Hymn.  Homer.  Animadw, 
p.  157. 

IL  4i 


642 

genfallen  her,  womit  die  Libyerinnen  eich  »eiber  «■• 
hüllen  iiS).  —  Wie  nun  Ziege  und  Böcklein  und  Klag* 
geschrei  sich  auf  natürliche  Dinge,  auf  Storni  und  Wet- 
terwolken sich  beziehen  ,  will  ich  hier  nur  mit  Eise« 
Worte. andeuten  ,  da  ich  in  andern  Capiteln  dieses  Werb 
davon  ausführlicher  rede  J'5).  Jezt  sehen  wir  uns  vor. 
erst  im  Geschichtlichen  dieser  Libyschen  Religionen  aav 
«An  dem  jährlichen  Feste  der  Athenäa,  erzählt  Hera* 
dotas  3U) ,  treten  ihre  (der  Libyschen  Auseer)  Jungfrases 
in  zwei  Haufen ,  und  kämpfen  gegen  einander  mit  Stei- 
nen und  Knütteln ,  sagend ,  sie  verrichteten  der  einhe^ 
mischen  Göttin,  die  "wir  Athenäa  nennen,  die  altväter- 
lichen Gebräuche.  Und  die  Jungfrauen  ,  die  an  des 
Wunden  sterben,  nennen  sie  falsche  Jungfrauen.  Est 
sie  aber  aus  einander  gehen  vom  Streite,  thun  sie  also: 
gemeinsam  schmücken  sie  diejenige  Jungfrau ,  die  sieh 
jedesmal  am  rühmlichsten  gezeigt ,  mit  einem  Cormtbi* 
sehen  Helm  und  mit  voller  Hellenischer  WafTenrüstnag 
aus  ,  setzen  sie  auf  einen  Wagen  ,  und  führen  sie  ring» 
um  den  See  her. »  Darauf  folgt  die  Vermuthung  ,  itf* 
sie  sich  früher  Aegyp tischer  Waffenrüstung  bedient  ha- 
ben ,  und  die  obige  Genealogie  von  der  Tritoniscbes 
Athenäa  (s.  vorher);  womit  wir  noch  die  Notiz  des  Ge- 
schieh tschreibers  verbinden  (IV.  189.),  dafs  die  Griechen 
die  Kunst,  vier  Pferde  zusammen  zu  spannen,  Ton  den 
Libyern  gelernt  haben.  Sfogen  jene  Waffen  nun  vorher 
Aegyptisch  gewesen  seyn  oder  nicht  —  ungesucht  stel- 
len sich  uns  hierbei  Aegyptische  Gebräuche  von  SaTs 
Tor  Augen.     «  Es  ist  auch ,   erzählte  derselbe  Geschieht« 


8l4)  Herodot.  IV.  89.    vergl.   mit  Heinrich  ad  Hesiod.  Senk 
Hercul.  vs.  223. 

3!5)  Vergl.  Th   IV.  p.  150  Excurs» 

816)  IV.  ISO. 


•chroiber  (II.  170.)  ,  die  Grabställe  von  einem  ,  den  ich 
mit  Namen  zu  nennen  hei  dieser  Gelegenheit  Scheu  tinge, 
zu  Sai's  in  dem  Heiligthume  der  Athenäa,  hinter  dem 
Tempel,  immer  dicht  an  der  ganzen  Wand  der  A  t  In- - 
n  n  a  entlang.  Und  in  dein  heiligen  Bezirke  stehen  gn  Le 
Spitz süulen  (oßeAut)  von  St»  in,  und  daran  störst 
*?in  See,  verziert  mit  einer  steinernen  EinfaMttlMt .  und 
ami hl  aiisgeai  Leitet  im  Kreise  (iv  xvxX^>)y  und,  meines 
ßedünhens  ,  so  grofs  wie  der  auf  Delos  ,  «1er  da  heilst 
der  kreisförmige.»  Darauf  Ifftf  er  die  Nachricht,  von 
den  nächtlichen  Mysterien  daselbst  folgen,  ingleichen 
von  den  Thesmophoricn  der  Ceres  und  von  den  Töch- 
tern des  Danaus,  die  sie  mit  n.irli  (>i -iechenland  gebracht 
haben.  Wir  werden  dieselben  Danaideu  im  Verfolg  auf 
der  Insel  Rhodos  ein  Gnadenbild  der  Athene  wetheu 
aclicn. 

Blicken  wir  nun  auf  den  Kampfund  die  Keuschheils- 
probe der  Libyschen  Jungfrauen  zurück ,  so  sind  uns 
diese  Dinge  in  so  weil  nicht  fremd  ,  als  wir  in  den  Ge- 
bräuchen der  Amazonen  die  Begriffe  von  jungTi  äulicher 
Enthaltsamkeit  mit  der  Streitbarkeit  schon  anschaulich 
verbunden  gesehen  haben,  und  zwar  beide;»  im  Dien- 
ste 1  u  n  a  r  i  s  c  h  e  r  und  s  o  l  a  r  i  s  c  h  e  r  Religionen. 
Hier  und  dort:  Scheu  vor  den  Männern,  Kampf  und 
Streit  in  gemessenen  Perioden  ,  nach  Souucnuinlriufen 
und  Mond&'yclen.  Zur  gesetzten  Zeit  werden  Kämpfe 
bestanden  und  Watfeniänze.  Alsdann  ertönet  das  helle 
Geschrei  (oJUAv^j  s.  oben)  der  Jungfrauen.  Auch  Flö- 
ten lassen  sich  hören,  aus  dem  Holze  des  Lotus  oder  aus 
den  Knochenröhren  der  Libyschen  Gazelle  geschnitzt  "). 
Das  war  noch  die  Libysche  Pallas,  die  die  Flöte  erfun- 
den haben   sollte   (sie  ward  in  ihrem  Dienste  von  den 


317)  Kayser  ad  Philetae  Fragmro.  p.  56, 


644 

Libyerinnen  geblasen),  noch  nicht  die  Athene,  die 
Flöte  unwillig  wegwirft.  Dieser  begeisterten  Jangfi 
Einbildung  gefallt  sich  noch  in  der  langen  Monoto 
des  Flötengetöns  ,  was  nachher  der  Grieche  mit  dea 
verachtenden  Sprichwort :  «Ein  Arabischer Flotner»  *' 
stolz  verwarf.  —  Und  dennoch  mögen  wir  auch  bei  die» 
tem  Flötenspiel  und  bei  diesen  Waffentänzen  on  brdeot« 
saniere  Lehren  denken,  die  durch  beide  versinnlicb 
werden  sollien.  Erinnert  doch  die  Umkreisung  de*  Tri- 
toniseben  Sees  mit  der  hcwafXneten  Jungfrau  an  SaVti- 
sche  Gebrauche  in  den  Mysterien  der  IVeith  -  Athcnät 
"\\  arum  sollten  nun  die  Bedeutungen  dieser  Dinge  anf 
Aegypten  beschränkt  geblieben  seyn?  Es  ist  also  statt- 
haft, hierbei  gleich  an  die  Dioscuren  zu  denken,  denen 
Athene  mit  der  Flöte  den  WafTentanz  vorspielt  ält). 
Wenn  Mir  min  weiter  erfahren  werden,  dafa  gerade  i« 
Bezug    auf  Minerva  die  Corybanten   und   die   Dioscern 


- 


318;  'Afußiet  au'AijT»;;   Steph,  Ryz.  in  voce   p.  151   Rerkel. 

daselbst  die  Auf-leger  über  die  Atheniensische  Mi  nervi, 
über  Alcibiades  und  seine  Verachtung  des  Flöien«|i* 
Gegenstände  ,  die  neuerlich  ßötligcr  im  Atiischen 
»cum  I.  2.  pag.  3\9  ff.  gelehrt  ausgeführt  hat.  Ich  will 
hierbei  nur  noch  folgendes  bemerken  :  Proclus  (ad  Pia« 
tonis  Alcib.  fol.  St.  rect.)  vergleicht  Cithar  und  Flöte  in 
ihrem  Ein  Rufs  auf  Religion  und  auf  Erziehung.  Letzter* 
rechnet  er  zu  den  erregenden  Instrumenten  ,  und  fahrt 
dann  fort :  M  Die  erregenden  sind  am  meisten  gemacht, 
um  Begeisterung  zu  erwecken;  daher  ist  auch  in  den 
Mysterien  und  Weihungtn  die  Flöte  von  Nutren.**  Ich 
werde  in  einem  andern  Capitel  auf  diese  Aeufsertragea 
zurückkommen. 


119)  Scholiast.  Pindari  Pvth.  fr.  127.  ö  ü  'Et^o?^  nj>  *J 
all  SjfcaW  reit,  Aiecxsv^ct;  tcv  fWwAjv*   löuev  rTiiA^rafc      Al 

des  Tom.  I.  p.  26  C.  nennt  hierbei  den  WafTentanz 
(M    Vergl.  Trb,  Hemslerh.  ad  Lucian.  Dialogg.  Deorr. 
Vol.  II.  p.  273  Bip. 


3 


: 


645 

zusammengestellt  werden,  und  auf  die  Genealogie  mer- 
ken, wonach  jene  für  Söhne  des  Melius  (der  Sonne)  und 
der  Athene  gehalten  wurden  ^°)»  so  werden  wir  vor- 
läufig das  Gebiet  erkennen  ,  auf  dem  wir  uns  hier  belin- 
den, nämlich  in  den  Culten  van  Sonne  und  Mond. 
Das  Weitere  möchte  noch  zu  frühe  kommen. 

Aber  wenn  wir  nun  doch  nach  jenes  Kampfes  Ur- 
sache fragen  müssen  ,  den  die  Libyerinnen  als  Hensch- 
heitsprobe  unternehmen  —  so  möchte  uns  dies  noch 
"weiter  führen.  Es  könnte  am  Ende  gar  der  Indische 
Krieg  von  Lanca  seyn  ,  dessen  dramatische  Darstellung 
eine  Feuerprobe  enthielt,  wodurch  Sita  ihre  eheliche 
Treue  bewies.  Dort  kommen  ja  auch  Processioncn  vor, 
wobei  die  Wallfahrer  mit  Ziegenfellcn  bedeckt  und  mit 
Sandelpulver  gefärbt  sind,  ähnlich  den  Libyerinnen ,  die 
(s.  oben)  ihre  Geifsfelle  roth  ftirben  321).  —  Aber  nähet* 
mochte  wohl  verwandt  seyn  der  andere  Indische  Streit, 
der  Krieg  der  Koru's  (Ituru's)  und  der  I'andu's.  Jene 
sind  die  Mondsliinder  ,  und  lliischna,  der  in  den  Meinen 
der  letzteren  streitet ,  hat  das  Zeichen  der  Sonne  am 
Halse  geholt  et ,  und  in  seine  »lache  Hand  ist  das  Dreieck 
gezeichnet  3Z2).  Letzteres  ist  ja  auch  das  Zeichen  der 
Minerva  •,-3),  —  In  der  That  werden  wir  bei  der  Athene 


320)  Strabo  X.  p.  723.  p.  204  TtBch. 

321)  S.  f.  Tb.  p.  607  —  609.  Dabei  könnte  etwa  Einer  die 
Indische  Sita  mit  i.  /  t  iu  v  *a ,  einem  Beinamen  der  Athe- 
ne, gewöhnlich  1lTwvia  (Eustatb.  ad  Lliad.  IL  pag.  324.), 
vergleichen.     Doch  davon  mehr  im  Verfolg. 

322)  Th.  L  p.  618.  620  -  622.  62L 

323)  Damascius;  s.  die  Stellt  in  uriBern  Commenü.  Herodott. 
I.  p.  3l3.  Auch  der  Beiname  r^trcyivtix ,  den  Minerva 
führte,  ward  von  den  Pwhagoreern  auf  das  Dreieck  be- 
zogen; wovon  im  Verfolg. 


646 


selbst  der  Indischen  Avntara's  noch  gedenken  rn3i 
Einstweilen  mögen  diese  Andeutungen  auf  ihrem  Wer 
beruhen.  —  Wir  sammeln  zuvörderst  Stimmen  in 
Nahe  zur  Antwort  auf  unsere  Frage  ,  was  denn  \t 
jungfräuliche  Probestreit  eigentlich  bedeuten  will.  !U>  | 
rodutus  hat  unbestimmt  und  räthselhaft  von  einer  Rnt« 
rüstung  der  Minerva  über  ihren  Vater  Ncptunus  and 
von  ihrem  U  ebergang  xuni  Juppiter  geredet  (IV 
eap.  180.).  Davon  gehen  uns  nun  andere  Schriftsteller 
einen  verstandlicheren  Bericht«  Minerva,  hSree  »ift 
hat  ihren  Vater  sogar  getödlctj  weil  er  ihrer  Jung 
schaft  gefährlich  werden  wollte.  Ttier  heilst  nun  ibr 
tcr  Pallas,  und  wird  als  beflügelt  beschrieben;  und  noch 
mehr,  seine  Haut  wird  von  der  siegreichen  Tochter  so- 
gar als  Aegide  um  den  Leib  getragen  3 '  ).  Es  wird  nokl 
Niemand  zweifeln,  dafs  dieser  Pallas  liein  anderer 
als  eben  der  Lrschülterer  Poseidon  selber.  Diesen 
steten  Hiebet  sie,  und  flüchtet  ihre  Stetigheit  in  den 
Schoofs  des  feurigen  Zeus,  der  ihr  eigentlicher  Vater 
ist.  Mit  andern  Worten  :  Sonne  and  Mond  und  Sterne 
gehen  zwar,  nach  alter  Lehre,  im  Meere  unter,  aber 
sie  verlieren  dort  ihre  Feuerkraft  nirht ;  ihr  eigentlich«.* 
Wesen  behalten  sie  unversehrt.  Darüber  belehrt  uns 
auch  eine  andere  Sage  vom  Tritonssee  her  :  Minerva 
wird  heim  Triton  erzogen ,  der  eine  sterbliche  Toch- 
ter Pallas  hatte.  Beide  üben  sich  in  den  Waffen,  Aber 
plötzlich  erwachter  Neid  bewaffnet  die  Hand  der  Pallas 
gegen  die  Minerva.  Jene  will  eben  den  tödtHchen  Streich 
führen.  Da  tritt  Jnppiter  mit  seiner  Aegis  dazwischen. 
Die  geschreckte  Pallas  wendet  ihr  den  Bück  zu.  llit 
Moment  ergreift   Minerva,    und    lodtet    die    \cidi 


32-1)  Cicero  de  N.  D.  IH.  23.  p.  639  sq.  nnd  Tiet. 
ad  Lycophr.  vs.  355  p.  iJ3  :q.  cd.  Müller,  verg! 
D.  \.  V.  Vol.  V  .  p.  *5. 


Öi7 


Doch  bald  folgt  Schmerz  über  die  rasche  That.  Minerva 
fertigt  ein  der  Todtcn  ahnliches  Schniubild  ,  legt  ihm, 
die  Aegis  um  die  Brust,  die  ihres  Schrccliens  Ursache 
gewesen,  und  weihet  es  ehrenhaft  neben  Jnppiter.  Ducti 
nachher,  als  die  vom  Juppifer  geschwächte  LteClia  M 
dem  Bilde  gellüchlet  war,  wirft  Minerva  das  dadurch, 
verunreinigte  Bild  zur  Erde  herab.  Uu.m  nimmt  es  auf, 
Uns  weihet  ihm  einen  Tempel ,  und  das  ist  das  alte  vom 
Himmel  gefallene  Palladium  der  Trojaner    25J. 

In  diesen  Mythen  stehen  nun  ein  Pallas  und  eine 
Pallas  der  Minerva  gegenüber.  Von  jenem  ist  sie  die 
Tochter ,  aber  auch  vom  Poseidon.  Um  nun  sofort 
selbst  zu  zeigen  ,  dafs  meine  obige  Deutung  die  Sache 
nur  von  Einer  Seite  gefpfst  hat,  will  ich  gleich  die  Erin- 
nerung beifügen,  dafs  die  Erzeugung  der  Minerva  vom 
Pu&eidon  und  von  der  \wnphe  Tritouis  auf  dem  Grunde 
der  allgemeinen  alten  Lein*«  ruht,  wonach  Üceauus  und 
Tetliys  (man  deutete  mehrenthcils  :  Wasser  und  Erdi.) 
den  Göttern  das  Daseyn  gegeben  Alt).  Aber  der  Minerva 
eigentliches  Wesen  gehört  nicht  der  F.rde  und  dem  Was- 
ser an.  Hier  liegt  nun  die  Yergleichung  mit  den  Indi- 
schen Avatar's  sehr  nahe.  In  ihnen  geben  auch  die  Göt- 
ter oft  aus  den  \\  assern  hervor.  Hierbei  begegnet  mir 
die  Erörterung  eines  Freundes ,  deren  Ergebnifs  ich 
dankbar  mittheile,  um  desto  schneller  zu  meinem  Haupt- 
zwecke   zu     kommen.       Er    geht    von  dem    Hauptsalze 


325)  Apollodor.  ID.  12.  3.  mit  Heyne'»  Anmerkte,  p.  297. 

326)  Iliad,  XIV.  201.    Dieser  Salz  war  eben  sowohl  Orplii* 
als    die    Grundlage    der    Lehre    Jonisehcr    Philosophen. 


648 


aus  32rh  dafs  der  Buddhaculfus  durch  Pi  iestercoloni 
bis  nath  Griechenland  hin  verbreitet  worden,  und  nachd 
der  \  erfasse  r  eine  weibliche,  oft  mannweiblichc  ,  Gutth 
jn  dieser  Religion  nachge«  lesen  ,  schliefst  er  mit  folgend« 
Ansicht  ton  einer  ur  Attischen  Minerva  Budeat- 
«  Nur  dadurch  ollein  hebt  »ich  der  vielfache  Wider- 
spruch ,  dafs  Iliiiu  (  Ppt/t  T7,.  nämlich)  später  als  Ahnherr 
der  IJnt.idischeii  Phralrie  -8)  oder  des  Prieaterge- 
bchleehts.  früher  als  Heros,  und  vordem  als  Gott, 
der  Eine,  galt,  welcher  zu  gleicher  Zeit ,  wie  Buddha- 
Vischnu,  aus  den  Wassern  hervorgebend, 
als  androgynischer  Awatrr,  im  Erecht  heu» 
der  wohhhätige  Landesvater,  Mann-Fisch  (Schlangen- 
füfsler  '*'),  im  heraklidisch  -  männlichen  Wesen  zam, 
Poseidon  (vielleicht  auch  Butu  wohl  einst  genannt, 
wie  sein  Sohn:  Bovtov  tov  UuattSowoi  vidij  Eiymol.  m. 
pag  210  Sylb  )  ward,  als  weiblicher  Gott  in  die 
männliche  Pallas  •  Athene  sich  umbildete 
der  die  Butadcn  darum  Schirme  trugen  3 
weil  sie  auch  Mincrva-Budea  war  n 
hiefs  JJ),  nämlich  die  aus  den  Wassern  he 


3 


327)  Rittet  In  der  Vorhalle  p.  8.  p.  40S  f.  vergl.  p.  164  fF. 

828)  lieber  Ritlee  ,  Pandions  Sohn  ,  Priester  der  Athene  und 
öVs  Poteidoil,  so  wie  über  die  Bufaden,  a.  ein  Mehrerei 
in  unstrm  vierien  Theile  (p.  3S7  ff.  erst.  Ausg.). 

329)  Dieses  PrSdical  werden  wir  im  Verfolg  bei  den  Attischen 
Mythen  von  agrarischer  Bedeutung  finden. 

33(T,  Nämlich  an  den  Sfeirophorien ;   s.  unsern   vierten  Theil 
<p.  tiH)  ff.  erst,  Ausg.).      Daher  Minerva  selbst  den  Bei- 
mnien  inva;  führte.  Sirabo  IX.  p.  347  Tisch,  und  meh- 
rere Naefcweirangen  in  unsern  Meletemm.  I.  p.  24.     Ic 
werde  unten  auf  diese  Beinamen  der  Minerva    aurüc 
kommen. 


53!)  Siepb.  Bvz.  p,  235  Berl;cl.   mit  den  Noten.     ilesvcli. 


«▼orgegange  ne  Erdeiimottor,  die  Jungfrau  ,  die 
Soniir,  Köre,  die  im  Punlisch-  Thracischen  Norden  zur 
Thriis,  am  Tanais  zur  Mäetis  ward,»  Im  Verfolg  be- 
rührt der  Verfasser  nochmals  jenen  alt-  Athenisch-  ßöo- 
tis.'l<.Ti  Religionsdienst ,  wo  er  in  der  Pallas- Athene  den 
au>  «Ion  Wassern  hervortretenden  Awatar-Buddha- 
Y  i  m  h  n  u  und  Sol  marin  us  findet  (pag.  4'0«)*  — 
leh  denke ,  meine  Leser  weiden  sich  durch  das  hier  Mit- 
geihcihe  schon  hinlänglich  gereizt  1'ühlen,  um  nun  amli 
die  gangen  Ausführungen  des  geistreichen  Yerfossers  zu 
verfolgen,  und  jene  Mäetis  la-nneri  zu  lernen,  die  in 
Jen  finnischen  Landern  ganz  in  der  Würde  jener  Tclhy* 
erscheint,  die  uns  Uumerus  (lind.  XfV.  201.)  als  die 
H  u  1 1  c  r  der  Götter  nennt.  —  Hier  liefsc  es  sich 
nun  wieder  wahrscheinlich  machen,  dal's  auch  nach  At- 
tica  hin  von  jenem  Kriege  der  Horu's  und  Pandu's  eine 
Kunde  geliotnnicu  ,  indem  ja  eben  die  Pandioniden  im 
Dienste  der  Sonne  -  Athene  die  Sonnenschirme  (ragen. 
Aber  ich  will  lieber  meine  Loser  von  den  Politischen  und 
Douisehen  Seen  zuiiäclisf  an  die  Libyschen  und  Aegypti- 
scheu  zur üch führen.  Hier  wird  das  L.ied  vom  Kriege 
zu  El  cutis  vorläufig  antünen ;  das  wir  aber  in  seinem 
ganzen  geistlichen  Verstände  erst  in  den  Cerealischen 
Religionen  verstehen  lernen  werden. 

Also  Festspiel  und  Mythus  am  Tritonssee  gehen  jung. 
frauliche  Zucht  und  strenges  kriegerisches  Wesen  liuud. 
Durch  beides  wird  eine  Göüin  Pallas  verherrlicht,  die 
toch  weder  vom  Vater  Pallas  noch  von  dcrOespiclin  des- 


p.  747.  not.  7  Alb.  Tzeiz.  in  Lycophron.  vs.  359.  p.  562 
IM ü Her.  hcv&tia.  Dort  wird  aueb  derundere  Name  der« 
selben,  AiStM8|  Minirva  fuHca,  vuti  einem  VVasservogH 
des  NwneM  aui  den  Unterricht  im  Schiffbau  bezogen, 
den  diese  Uöuiu  die  Menschen  gelehrt  habe.  S.  darüber 
Hiller  p.  432  ff. 


65o 

selben  Namens  etwa«  wissen  will.  Sie  wendet  sich  strafend 
ab  von  dein  Unreinen,  wirft  weg  das  Palladium,  nach  denn 
die  unreine  Electra  berührt ,  so  wie  sie ,  nachher  als  Ata* 
näa,  die  Flöte  wegwirft;  die  entstellende  und,  sage  ick, 
die  erregende  ,  die  leidenschaftliche.  Vom  Wassergolt 
nnd  von  der  Seenymphe  ist  diese  strenge  Pallas  geboren, 
aber  —  so  fremd  ist  ihr  dieses  Element  —  sie  geht  in 
die  Höbe  zum  Zeus,  und  will  ihn  zum  Vater  haben.  Jt, 
nach  der  gewöhnlicheren  Stammtafel  ist  e  r  auch  ihr  Vs* 
ter ,  der  sie,  wie  der  Verfolg  zeigen  wird,  ohneZuthna 
des  Weihes  ans  seinem  Haupte  geboren.  Ob  nun  die 
Mysterien  am  Tritonischen  See  auch  diese  Pallas  ge- 
kannt, und  ob  sie  in  ihrer  TptToyevetoe  nicht  blos 
die  aus  dem  See  Geborne ,  sondern  auch  die  aus  dem 
Haupte  Hervorgegangene  gesehen  haben  —  diese  Frage 
geht  uns  weniger  an,  als  die  Fülle  von  Begriffen,  die 
in  diesem  Prädicat  niedergelegt  waren.  Denn  "vpiToytvtta 
sollte  Pallas  genannt  Sern  aus  vielen  Ursachen',  wotod 
immer  Einer  diese,  ein  Anderer  jene  gellend  machen 
wollte  33  ).  Hier  werden  nämlich  als  Grund  des  Namens 
angegeben  zuvörderst,  wie  gesagt,  der  Tritons- See, 
dann  der  dritte  Monatstag,    dann  der  Kopf  33i)  ,    ferner 


332)  S.  über  das  Folgende  nur  Heyne  ad  Apollodor.  pag.  297. 
und  Tzetzarum  Scholia  in  Lycophron.  vs.  519.  p.  666  sqq. 
ed.  Müller,  mit  den  Nuten;  um  nii  ]:t  Alehreres  antu- 
führen. 

833)  Jnppiters  Haupt.  Tzefz.  1.1.  tj/tcw  yd?  Bo/pr/KoTf  i  4k- 
<paJ>).  Auch  ward  der  Name  Triton  nun  in  der  mysteriö- 
sen Erdkunde  bald  hierhin  bald  dorthin  versetzt,  wo 
Pallas  vorzüglich  verehrt  waid.  So  strömt  er  als  Plufs 
auch  in  Thessalien  und  in  ßöotien;  Schol.  Apollonü  I. 
109.  IV.  13tl.  Pausan.  IX.  33.  Strabo  IX.  p.  427  Tisch. 
Hierbei  n.ulV  nicht  verfassen  werden  was  die  Chrono- 
logen sagen:  ,,  Am  T'iiiunsf-CP  wird  dcrName  der  Athene 
bei  den  Griechen  vcruümmtu  **  Synccllus  p.  126.  vergi. 


65  f 

der  Moni]  von  seinen  Phnten  nach  der  Dreizahl ,  die 
Seele  nach  ihren  drei  Kräften  ,  die  Luft,  nach  den  drei 
Jahreszeiten  «  die  Weisheit,  Einsicht  (fvuiii  »jnn,) ,  wegen 
ihrer  drei  Gaben:  gut  rarhen  ,  recht  urlheilen  und  rich- 
tig handeln;  oder  endlich,  meinten  Andere,  weil  sio 
die  Bösen  zittern  (xpilv)  mache,  und  KriegsBchrecken 
über  sie  bringe  (Cornuliis  3n.  p.  lUb.  und  daraus  Eudo- 
cia  pag.  4-).  Das  Alier  des  Mythus  von  der  Geburt  aus 
Juppiters  Haupte,  so  wie  die  herrschende  Auctorilät 
dieser  Genealogie  ,  lafst  sich  schon  daraus  abnehmen, 
4afs  Hesiodus  diese  seiner  'J  heogonie  einverleibt  hat : 

„Ihm    ans   dem   eigenen   Haupte    fuhr   Zeus    blauäugige 

Tochter  , 

Schrecklich,    umrauscht    vom    Gewühl,    Heerführern-, 

nimmer  bezwungene 

Herrscherin,    die  an  Getöse    sich    freut,   und  au  Kampf 

undEn(scheidungc'  JJ^. 


Eusehn  Cbron.  II,  pag,  271  ed,  Maji  Medial.  JKt8.  — 
Da6  war  jene  Urztic,  als  im  OgygiscUen  Bootien  C.ecrop« 
über  die  ahen  Siadle  Orchomenos  ,  Eleusis  und  Athen 
»niTriti>n*ßu.s6e  geberrscbl  haben  soll.  Siehe  über  diese 
SrfS»u  MullerH  ürebomenos  p.  45.  819.  p.  3il  ff. 
und  Ritters  Vorhalle  p.  4lS.  Da  obeu  neben  der 
Minerva  die  Magna  Mater  genannt  wurde  ,  su  wird  es 
wohl  nicht  uunöthig  seyn  ,  hierbei  zu  bemerken,  dafs  die 
Bli.ivani  der  Indier  ,  in  der  streitbaren  Eigenschaft  Durga 
genannt ,  nach  «lern  Buche  Tschandi  ,  auf  einem  Löwen 
reitet  ,  wie  Cvhcle  ,  dafc  fic  von  denselben  herab  einen 
bö>tn  D.uiioii  Mahischasur  mit  dem  SpieDs  erlegt,  dafc 
l\i  furchtbar-  reichende  Gottheit  aus  den]  i;r«ifscu 
Eetierauge  des  Schiwj  gebort- n  seyn  soll ,  und  dal's  dir 
Bild  am  Schluß  eines  großen  Festes,  Durgolsava  ge- 
nannt ,  ins  W«8«er  zurückversenkt  wird  j  s.  Asiatische 
AMumllJ.  15.  f.  p.  208.  B.  IM,  p.  2i\  ff.  B.  IV.  p.  60. 
vcrgl.  mit  Paultiui  System.  Brahman.  pag.  99  —  102.  Ich 
werde  auf  die  Vorstellung  von  dieser  Durga  zurück- 
kommen. 
|$l)  Hestarf.  Theogon.  9i7  ff.  nach  Voö. 


In  demselben  Sinne  nennt  sie  dann  auch  Homerus  äei 
stallten  Vaters  Tochter  •  5).  Nicht»  A ndere» 
giebt  das  Festspiel  am  See  Triton  zu  erkennen*  Mann. 
liehe  Jungli  aucn  kämpfen  unter  furchtbarem  Gelöse  um 
der  Tapferkeit  Preis.  Erbarmungslos  strecken  sie  dit 
Schwachen  und  Zaghaften  zu  ihren  FüTsen  nieder.  — 
Schwäche  ist  der  Unheuschheit  Folge  —  so  lautet  dieses 
Libysche  Frauengeset  z ;  aber  die  Tapferste  wird  als  reine, 
spröde  Athcnäa  mit  dem  ehernen  Kopfschmuck  in 
'iriumph  um  den  See  geführt.  Aus  diesem  See  ist  ein« 
»eine  Jungfrau  geboren,  und  unversebrbai  e  Jung, 
frauschaft  ist  des  Festes  Zier  und  des  Landes  Stolz. 

Dieses  Alles,  soll  es  nicht  buchstäblich  von  einem 
Libyschen  A  m  az  onen  st  a  ate  verstanden  werden,  ist 
nun  noch  ziemlich  unbestimmt  und  räthselhaft.  —  Un- 
bestimmt, denn  die  Amazonen  gehören  auch  der  Artemis 
•D,  jener  Artemis,  die  als  Uithyia  die  theuerste  Pflicht 
der  Fi  au,  die  Mullcrpflicht ,  fördert,  und  hinwieder 
«loch  Alles  fliehet  ,  was  auf  das  Geburtsgcschäfl  Bezie- 
hung hat  *36).  Aber  eben  diese  scheinbare  Inconse<jtu 
in  den  Verstellungen  von  beiden  Göttinnen  wird  ui 
wenn  wir  sie  in  ihrem  Grunde  erfassen,  zum  wahi 
Verständnils  fuhren.  Widerspruch  und  Lösung  gewühlt 
der  h$o$  X#)Oi  der  Athener.  Eine  doppelte  Legende 
ging  dert  um  den  alten  Tempel  der  Athene  Polias  um. 
Die  erste  berichtete  Folgendes  ;  Hephastoi  erblickt  die 
Athene.  Er  nahet  sich  ihr  mit  ungestümer  Zeugungs- 
lust.  Sie  wendet  sich  entrüstet  ah.  Aber  schon  war  der 
Soame  zur  Erde  geflossen,  und  durch  ihn  erhält  Fi 
theus    das   Daseyn  ,    welcher   nun    der   Erdgeborn« 


szie- 


3*5)  'Oßppowirgt  Iliad.  V.  747. 

336)  Ma* vergleiche  Plutarch.  de  Superstit.   pag.  170  B. 
Wjucnbachs  Anmerkungen  Vol.  VI,  pari.  U.  p.iuio 


655 

heifst  3,r).  Aehnliches  Gelüste  gegen  dieselbe  Gültm 
hatte  einst  Prometheus  schwerer  biifsen  müssen.  Kaum 
"war  sie  mit  seiner  Beihülfe  aus  Zeus  Haupte  geboren, 
so  wollte  er  ihre  Keuschheit  verletzen,  ward  ober  dafür 
zur  Strafe  an  den  Caucasus  gefesselt.  Daher  die  Cau- 
casischen  Völker  dem  Zeus  und  der  Athene  keine  Ehre 
erwiesen  ^s).  j>as  war  Prometheus  ,  der  den  Feuer- 
funlien  mit  der  Erde  vermischte,  der  den  ätherischen 
Geist  in  irdische  Leiber  bannte,  dessen  Dirhten  und 
Trachten  vorwärts  auf  die  Folge  irdischer  Geschlechter 
gerichtet  ist.  Mit  diesem  hat  Pallas- Athene  nichts  ge- 
mein. Auch  hat  sie  nichis  gemein  mit  dem  telluri- 
schen Hcphästos.  Beide  buhlen  nur  mit  der  aus  dem 
Scheitel  des  himmlischen  Zeus  Gehörnen  ,  sie  wollen  ihr 
entloctten  den  ewigen  LehensstorY,  wodurch  das  mate- 
rielle Feuer  und  der  Erdensohn  Unvergänglichheit  ge- 
winnen. Aber  materielle  Zeugungen  sind  nicht  die  Be- 
stimmung dieser  Tochter  ,  die  ohne  Zuthun  des  Weibes 
vom  Zeus  dem  Himmlischen  geboren  ist.  —  So  weit 
auch  hier  streng  bewachte  Jungfrauschaft:,  Entrüstung 
bei  der  Gefahr,  sie  verletzt  zu  sehen  —  abweisende, 
strafende  Sprüdigkeit.  —  Aber  nun  nahet  sich  ihr  ein 
anderer  Hephästos.  Es  ist  der  älteste  Vulcanus ,  des 
Cölus  (des  Himmels)  Sohn  '  9).  Diesen  weiset  sie 
nicht  ah  ,  sondern  freudig  ihn  umarmend  zeugt  sie  mit 
ihm  den  Apollo  ,  den  Vorsteher  edler  Altvordern  und 


837)  Apollodor.  FIT.  t4<  p.  358.  Scholtastes  mscr.  Aristidis 
$sve<1).  pap.  ltS.  vergl.  pag.  102.  Hcmslcrh.  iirf  Lucian. 
Di.ill.  Deorr.  VIII.  p.  28.  in  Annott.  p.  274 sq.  und  meine 
Antnerk.  zu  Cicero  de  N.  D.  III.  22.  p.  SQ9. 

£38)  Duris  Samius  ap.  Schot.  Apollonii  II.  1253.  vergt.  Hera- 
sterh.  a.  a.  O.  p.  275. 


den  Schutzgott  der  Stadt ,  der  sie,  die  mütterliche  ,  dt 
Kamen  gegeben  »").  Es  gab  noch  eine  dritte  Gene* 
gic ,  wonach  Minerva  des  \  ulcanus  Tuchler  WM 
Firmic.  de  err.  prof.  religg.  pag.  20.).  Hiermit  mei  I 
wir  nun  auf  die  alt-  Attischen  Sagen,  die  uns  Ptato  at 
behalten  :  Wie  einst  die  Güller  auf  Erden  regier!  , 
t  Irren  verschiedene  Lander  unter  sich  vert heilt 
wie  Ilephnslos  und  Athene,  mit  gemeinsamer  iv  >tur  be- 
gabt, und  Geschwister  als  Kinder  desselben  Vaters  ,  dann 
auch  wegen  ihrer  Liebe  zur  Wci*lieit  und  zur  Kumt  nach 
Einern  Ziele  strebend,  da3  Land  Altica  /,u  ilircm  Anlhcil 
bekommen,  als  für  Tapferkeit  und  Klugheit  am  Uni-' 
•von  Natur  eingerichtet,  wie  sie  tüchtige  Aul ochl honen  h 
Laude  hervorgebracht,  edle  Männer,  in  deren  Geist 
die  Wahlordnung  des  Staats  einprägen  borinten.  Hit 
auf  wird  di*  Einrichtung  der  verschiedenen  S' 
durchgegangen,  und  wie  die  Kricgercaste  die 
höh  e  n  besetzt,  und  in  dem  Tempel  des  ilephasK 


J40)   Plato  Euthydem.   p.  302.  «1.   p.  404  Hcind.    'A- 
vgf>«t  genannt,  wt-gm  luno  ll<  ikuntt.     Minerva  I 
*ÄJhfA  ipjatfta  (curidtis).     Ich  habe  aoderwArlS  m*tb  1> 
schnlilielun  sparen  die    VtrniiMhuiiK    gt-wagi  . 
dort  auch  vielleicht  ytmjrtd^t  Vorsteherin  der  *,<■*! , 
Geschlechter,  |e4Moni  worden  sey  (  Mtleumm.   I.  p 
Sq.)-     Die  religiöse    Genealogie   lautet   im    \\  rüenilic 
so:    Die  Ailum-r  sind   Auiochihuru-n,      Erde   und    !>o 
sind  ihre  Litern  ;    als  Junier  ist  Apollo  dir  Ahnherr  , 
der,  welcher  mit 'der  GreuM ,  de*  Ertcluhtuo    I 
den  Ion  ettfUft  hat.     Detnetei  »-. i  ihre  Amme  n.. 
rcrin  (*£*$»$);    Ailienr  ist  Gcherin  ihres  Namroa ,    MfpV 
Strcitciin  und  Besitzerin  ihrer  Siadt  (  M  vuu*«,  , 

pmjfpii  -roktcjy^Oy  I  ;  s.  die  AnfUhrungrn  zur  Sielle  des  1 
und  Vergh  Mcnrsii  AttlecLectt.  V.  5.  (Gronov    I 
A.  Gr.  Vol.  V.  p,  Iflgp,   und  dessen  Leert.  Atticc.   II 
p.Ui.)  besonders  auch  noch  Uiot-ürysontum.  Ur.  LM»  . 
p.  8JS  Rciik. 


U.i- 


und  der  Athene,  wie  in  einer  einzigen  gartenähn- 
liehen,  mit  einem  Walle  umgebenen  Wohnung,  beisam- 
men gelebt,  und  was  die  Sage  vun  ihrer  bitte  und  Le- 
bensweise weiter  zu  melden  weift  j.  Hierbei  kommen 
nun  die  Namen  Ceerups,  E  recht  heat  ,  Erichtbunius  w  ie- 
tler  vor.  D.i»  ist  der  doppetgestaJtetC  (^*<P*>jO  Cecrops; 
ton  dem  es  in  den  Chroniken  licifsi  :  «.Unter  ihm,  dem 
Erdgebornen  (jtjyartfc) ,  ist  zueist  der  Oetbaum  auf  der 
Burg  geuach&en.  Er  bat  zuerst  von  der  Athene  die 
Stadt  Athen  benannt.  Kr  ha!  zuerst  den  Zeus  (Z17V0)  al» 
Gott  angerufen  ,  und  zuerst  das  Bild  der  Athene  aufge- 
richtet —  Anordnungen,  von  denen  man  vor  Alter» 
nichts  wufsle  »  3*-)-  Ich  hebe  aus  diesen  Sagen  zu  meiner 
Absiebt  einige  Hauptsätze  aus.  Hcphästos ,  heif^t  es, 
und  Athcna  haben  eine  gemeinsame  Natur  ("'II 'pra  10x05 
de  xotviiv  xai.  'ASijrä  *pvmv  t-^urii:).  Sie  ist  seine  Schwe- 
ster ,  von  demselben  Vater  (Zeus)  geboren  («uc*  «£* 
äocXcp^v  fic  tqcCtov  ^»t'x'ij)  ;  in  Liebe  zur  Weisheit  und 
ru  den  Künsten  gehen  sie  einem  gemeinsamen  Ziele  nach 
(»u«  3't  fptk'Hjorpia  qptkoxzyvia-  xe  tirl  xä  ctvxa  tXSrovTe»). 
Ihren  Tempelraum  bewohnen  nun  die  Krieger,  die  Be- 
schützer (<fr?.ct*e;)  ihrer  Mitbürger,  und  Anführer  der 
übrigen  Hellenen  ,  die  ihnen  freiwillig  folgen  3-*3).  — . 
Hier  tritt  nun  die  YY  t  i  s  h  e  i  t  und  Krieg  liebende 
(  (piXöaoqpot;  xat  tpiXn'no'ksuo:  )  Athene  wieder  in  ihrem 
ganzen  Wesen  hervor  ,  und  zwar  hier  im  Bunde  mit 
einem  gleichgestimmten  Bruder,  dem  himmlischen ,  feu- 
rigen Hephäst os  Wenn  wir  die  Schaaren  <ler  Krieger 
um  ihre  Tempel  gelagert  sehen ,  Krieger,  die  ihrer  Mit« 


J4l)  PL.io  in  Ciitia  p.  109  —  111    rVl.  JM.  Vol.  II.  pag.  150 
—  156  ed.  Bckker. 

942)  Euseb.  Canon.  Chron.  II.  p.  226  §q.  cd.  Maji  Mcdiohu. 

3'U)  Pluto  im  Ccitui  a.  a.  ü. 


6W 


burger   Beschützer   und   der   Höriges  Grieche 
setzte  ( fytpovt^)  sind ,    so  kann    uns   bei  diesen 
)i(  hm  Naturen  wohl  die  Königsweihe  wieder  ins  Gedacht, 
nifs  kommen,  die  der  Persische  Regent  in  einem  Tempd 
empfangt,  deren  Gottheit  man  Athene  nem 

Doch,  um  die  Grundbe:;»  ill'r  von  dem  Wesen  «kr 
Minerva  zu  erhenneu,  ist  es  nüthiger  ,  die  H'ickktbr 
nach  Aegyptens  Tempeln  zu  nehmen,  deren  Gebiet  «ir 
in  diesem  Abschnitt  schon  einmal  berühren  roufskn. 
Und  -  mit  Einem  Worte  —  die  Platonische  Sage  ist  ja 
ganz  und  gar  Acgyptisch  ,  oder,  bestimmter  zu  reden, 
ileinphiiiacb.  und  Sai'lisch.  Denn  wenn  liephästos  in 
Athen,  des  Himmels  (Zarc)  Sohn,  die  Athens»  zum 
Weibe  gewinnt ,  und  mit  ihr  einen  Stammvater  derAthe- 
DÜscben  Jonier  zeuget,  so  ist  damit  folgende  Meniphi- 
tisch-  Saitische  Genealogie  gegeben; 


PhthaswNcith 
I 

Hoi'U9. 


Beal  betrachtet  will  Beides,  das  Attische  und  das  Ae 
tische  Dogma,    sagen:    Das    immaterielle    Feu 
mannlich  (Phlha*),    zeuget    mit  dem   immater 
Jen  Feuer,   weiblich,   das  reinste  matcrie 
Feuer,    die  Substanz    der  Sonne   —    der  Son 
der   Natur    und   der  des    Geistes.      Denn    Sonne 
Sinne  der   alten   Religionen,    der  morgenlandischen 
mal,    ist  eben   der    Strahlenpunkt  des  Geistes   und 
Leibes,    des  rniellccluelleu  und  des  Physischen  $iS).   — 
Und  dieser  Sonne  Bestand,    d.h.  dieses  physischen  und 


5 

»JU 

nne 

z 


344)  S.  I.  Th.  p.  730. 


,    Ol  M 


345)    In  der  Kürze,    und  um  solche  Elementarste , 

deren  Einsicht  alle  Mythologie  fruchtlos  ist,  ntcht  wieder 
susführen  zu  müssen ,  verweise  ich  auf  I.  Th.  p.  547. 


intellectuellen  Lichtes  Grund,  ruhet  in  den  Eltern,  in 
Phthas  und  Neith.  Sie  haben  von  sich  ahgetlian ,  was 
im  besonderen  Daseyn  getrübt  erscheint;  sie  wachen 
und  vi'ehren,  dafs  nichts  Unlautere«  an  ihr  Wesen  rühre 
—  sie  «trafen  und  kämpfen  ,  um  de*  Lichtes,  luve  zu  ret- 
ten ,  ohne  welche  das  besondere  Lieht  kein  Lieht  mehr 
w.;ire.  Das  war  Saflifche  Lehre;  und  um  Salt  Tempel- 
haus lagerte  die  Kriogercaste ,  wie  sie  im  priesterlich- 
alten  Athen  lagerte  um  Hephästos  und  Athene ns  heiligen 
Bäumen.  Den  Hermolvbiern  i4') .  den  Kriegern  des 
einen  Stammes,  war  in  At*»ypten  unter  andern  der  Sai- 
tisrhe  Nomos  als  Lagerplatz  angewiesen.  Inj  Ursprung* 
Hchen  Geiste  der  Religion  war  nun  priesterlicher 
Kampl  ihre  Bestimmung,  Da  werden  an  Festlagen 
Kriege  geführt  worden  seyn ,  wie  der  von  F,  lensis. 
Jedoch,  da  dieses  Krieges  Sinn  erat  bei  den  Ceieatischen 
Religionen  verständlich  werden  hann,  so  knüpfen  wir 
hier  unsere  Erörterung  blo»  an  die  Minei  'rauschen  Ge- 
brauche an,  die  uns  zuvor  schon  einmal  vom  Libyschen 
Tritons-See  an  den  Rund- See  im  Heiligthurae  der  Sai- 
tischen Athene  geleitet  haben. 

Dafs  nun  zuvorderst  jene  Attischen  Sagen  beim 
Pia  tu  a.  a.  O.  ganz  und  gar  Aegyptischen  Charakter  ha- 
ben, beweist  schon  die  Beschreibung  des  Kiiegi-rslam- 
mes.  Denn  von  den  Aegyptischen  Kriegein  lesen  wir 
dasselbe.  Ward  ein  König  aus  der  Kriegercaste  genom- 
men ,  so  ward  er  sogleich  den  Priestern  einverleibt, 
und  ward  eingeweiht  in  ihre  symbolische  und  allegori- 
sche Philosophie  3iT).     Das  heilst  nun,    wie   wir  wissen, 


346)  Hi-rodot.  IL  164.  iGS. 

347)  PlutaroK.  de  Tsid.  et  Osirid.  p.  354.  p.  452  6fj.  Wyttenb. 
fO  ii  *x  iJ.iyjfj.tuv  d-reitStty-  ;  iyivtro  rwv  tt^tiuv  t  Ka? 
>A6Tir^*  t^5  ipJ.o«(p<3j  ,    welche  darauf  beschrieben  wird. 

II.  4^ 


■II  i  vereint  ward,  haben  wir  bereits  gesehen.  $*b, 
behaupte»  einig«  Schrilt&teller .  war  auch  der  AegTpt^ 
»che  Name  flu  \ibene  -'*'").  Auch  hatte  einer  der  tiet 
siltesten  \ftis«Jien  Stumme  <  trihns  ,  <$>vk<x<  )  von  dir*« 
Göttin  cl -  t i  .N.'men.  Ei  iehtboitius  ,  meldete  die  Sagt, 
halle  die  Attiker  in  vier  Abiheilungen  geordnet,  und 
sie  nach  vier  Gottheiten  Ai«s,  'Abiji'a'^,  riocft^ono, 
und  'H'p'JttcrTia^  genannt  5Ö).  liier  stufst  sich  ein  neue- 
rer Forscher  gleich  an  den  Namen  der  ersten  trik— t 
die  vom  Juppiter  benannt  seyn  sollte,  erinnert  >>*> 
doch  nachher  an  den  Zefcc  7raxp(5o4  der  Athener  J  '. 
Ganz  richtig.  Aber  den  organischen  Zusammenhang  der 
religiösen  Genealogie  hätte  er  in  seinen  Gründen  geseben, 
wenn  er  sich  der  Stelle  des  Plato   im  Ciitias    (s.  oben 


Die  Leser  mögen  selbst  die  Parallele  mit  der  Platonischen 
Beschreibung  der  alt-  Attischen  Kriegerca^te    nein 
anderer  Hinsicht  habe  ich  die  Plularcheische  Stelle  in  d«t 
Commentt.  H^roriotl.   I.  p,  *l4  sqq.  erläutert. 

348)  Arisiidis  Or.  in  Miticrv.  p.  12  Jebb.     Proclus  in  PU 
Tim.  p.  ii».  sapl  von  der'Aihjvp;  Mnfl  -oXmvw 


s 


349)  Pausan.  IX.  12.  2.  p.  37  Fac.  Charax  ap.  Scboliast.roscr. 
Ari*tidis.  Dieae  und  andere  Milien  habe  ich  in  den  Me» 
letemni.  1.  p.  63.  mhgetheilt.  Hier  will  ich  noch  beile- 
gen, iijfe  dt  r  JaMot^kibclit  Versuch,  den  Aegypiiscben 
Namen  Sva'i  zu  erklaren,  vergeblich  ist;  s.  dessen  Voce 
Atgyptt.  p  ic-  2-ia  seq.  und  darüber  Champollion  l'Egyptt 
sou»  les  Fharaons  11.  p.  kiy  sq. 

350)  Pollux  VIII.  10y.  p.  931  Htmsterh. 
33 1)  Schümann  de  Comitiis  Atheniensium  p.  3-iy. 


65g 

«rinncrt  halle,  fco  Athene  und  Hephästos  Minder  Eines 
"Vaters,  nämlich  des  Zeu9 ,  genannt  werden.  Mir  liegt 
■«s  nun  oh,  diesen  Org;  nismus  nachzuweisen.  Zu  dem 
JKnde  rufe  ich  die  andere  Stelle  de*  Plato  iS  )  meinen 
Lesern  in»  Gedächtnift,  wo  der  Philosoph  den  Zeus  Her- 
ceus  der  Athener,  sodann  den  Apollo  Patrous,  als  den 
Vater  des  Ion,  und  die  Athenaie  Phrattia  aufführet. 
Nehmen  wir  nun  noch  den  Cicero  und  Johannes  den  hj- 
dier  35j)  hinzu ,  so  bildet  sich  die  Stammtafel  so  : 

Cülu8_„Dies 


Vulcaj 


ulcanusw  Minerva 


Äpullo^Creusa 


loa. 

Erste  Zeugung:  Licht  und  Tag  (oipavuq  xat  a?uepa) 
bringen  den  Hephästos  hervor;  zweite  Zeugung: 
Hephästos  und  Athene  geben  dem  Apollo  das  Daseyn ; 
dritte  Zeugung:  Apollo  und  Creusa  erzeugen  den 
Ion,  den  Ahnherrn  der  Jonicr.  Das  waren  die  genea- 
logisch aufgefaßten  Erinnerungen*der  Attischen  Mensch- 
heit von  den  Ogygischen  Zeiten  her.  In  jener  Periode, 
■wo  Böotien  grofsentheils  Sumpf  Und  war  ,  und  Altica's 
Gauen  haulig  unter  den  Wellen  des  Meeres  begraben 
lagen,  da  konnte  dieses  Land  wohl  noch  selbst  Posidonia 
( lloaeiSavla  Strahl»  IX.  p.  ^97.)  genannt  werden.  Da 
war  Ogvges,  das  alte  Bild  der  Fluthen  ,  da  war  Poseidon 
der  beiden  Länder  Herr,  da  waltete  Athene  an  Trito- 
nisch  -  Booleschen   Flüssen.      Als    aber    die    Nacht    ge- 


552)  Im  Euthydemus  p.  302.  p.  404  Heir  d. 

353)  Cicero  de  S.D.  II.  22.    Job.  Lydus  demenss.  f.  105. 


66o 


schwunden  war,  und  als  Zous,  der  grofse  Naiarleib, 
dem  Tage  tJen  himmlischen  Feuergott  gezeaget,  tier 
in  der  Athenäa   wieder  eine  Göttin    des  Lichtes   and 
Wärme  umarmt,    und   als  aus  dieser  Ebe  der    m 
Sonnengott  dem  Lande  geboren  ward,  da  konnte  im  gM 
trockneten    Boden    Erichthunius ,     der    Mann    der   EvÜ 
nnd  des  Ackerbaues  ,   seine  Intel  ihanen  in  Haufen  thri- 
len  ,    wovon    die  Mehrzahl  den  Namen    Ton    Licht-  un< 
Feuergottheiten  an  sich  tragt.  Nun  behauptet  der  liirarr- 
lische  Zeus  in  Anica  seine  Rechte  als  Burgherr  i 
und  noXtet-.)  ;  Poseidon  hat  sich  mit  Athene  abgefunden; 
sie  gieht  der  Burg  den  Namen  ,  und  gesellt  sieb  dem  He- 
phästos  als  Gottin  bei.     Das  Walten  aller  Tier  Uot 
wird  nun  in  den  vier  Stämmnamen  (/pt-Ani,)  v«. 
licht.     Die  Brüderschaften  aber  in  kirchlichem  Verstand, 
die  Cnrien  (t^avoteu),    begeben  sich  unter  den  Sei 
von    Zeus   und  seiner  Tochter    Athene.      Beide    wen 
ph  rat  rische  Götter  gekannt,  und  Apollo,   Ions  Vi 
keifst  der  Gott  der  Väter,    der  Altvordern    (  TtciToeo,) 
und  der  Ahnherr  der  Geschlechter  («t»;c'7t'T,J*)« 


*?<*) 


Mögen  nun  diese  Sagen  und  Stammtafeln   von  Dich« 
tern  bearbeitet  worden  seyn  ^  )  —  wer  wird  dies  nicht 


354)  Schümann  de  Comit.  Athen,  pajr  3iQ.  Wenn  dersrlb« 
heim  Acschylus  Eumeiiid.  vs.  lt.  in  den 
in  Bezug  auf  die  Atlutnr,  eine  Anspielung  dul  j<n« 
tische  Genealogie  von  dun  Vulciinu*  sieht,  so  ist 
ganz  richtig.  Sie  mute  «bei  auch  iloil  in  ihren 
kcltta  Zusammen  baag  genommen  werden.  Apollo  k« 
vom  See  auf  dir  Insel  DeJos  ivs.9,),  begilbt  aici 
dem  Sil*  dtr  Pallas  mich  Athen,  und  verehrt  von 
Hepiiüstus  Söhnen  (.den  Athenern  ,  die  dat  raube 
Land  fruchtbar  machen ,  und  die  ihm  die  Wege  bahnt», 
uendat  <r  sich  nach  Delphi.  Diesen  Culiurweg  der 
Athenischen  Sonnenreligiou  bezeichnet  Ept 
ru»  heim  Sirabo  IX.  p.  64t».  »ehr  gut  in  schlichter 


66i 


wahrscheinlich  finden  f  —  sie  rnheten  dennoch  auf  dem 
festen  Grunde  der  allen  natürlichen  Religion  des  Landes, 
sie  waren  in  da*  reügiÖBc  Gefühl  des  Volkes  aufgenom- 
men —  kein  Poet  hatte  sie  Kur  Kurzweil  aus  seinen  Fin- 
gern gesogen.  Berg  und  Thal,  Bucht ,  See  und  Flufs, 
so  wie  die  ganze  natürliche  Geschichte  der  ältesten  Li- 
vilisalion  Attischer  S  trimme  —  sind  vollgültige  Bürgen 
i  ü  r  ihre  innere  W  a  h  l  b  e  i  t. 

So  geht  ein  Geschlecht  himmlischer  Mächte  ans  dem 
andern  hervor,  um  einem  dritten  das  Daseyfl  zu  -eben, 
und  durch  unter  Alle  vertheiltsn  Besitz  Attica'«  Land 
und  Bewohner  zu  heiligen.  Ganz  gleiche  \usgicrsungcn 
haben  wir  oben  in  den  Genealogien  der  Aegyptier  wahr- 
genommen. Auch  Aegvnlens  erste  Herrscher  waren 
Götter  gewesen.  Sie  waren  aber  zurückgegangen ,  wo- 
brr  sie  gekommen.  Der  vordere  Gott  nimmt  den  nach- 
fo?genden  immer  wieder  in  sich  zurück.  Für  die  mensch- 
liche Anschauung  war  dies  durch  Götlerlod  und  Gotter« 
grab  vei  sinulicht.  i\  t-ii  h  Isis  stirbt ,  und  wird  im  hei- 
ligen Hau  nie  des  llephastos  beigesetzt ,  der  als  zueile 
Potenz  ihr  Gemahl ,  als  erste  ihr  Vater  war.  Gleicher- 
innigen  wird  in  ihrem  Heiligthum  Osiris  oder  Hnrus  be- 
graben 5i).  Seine  Cii  abstillte  lag  zu  Sais.  Was  der 
Name  besagen  will,  wissen  wir  nicht;  aber  das  wissen 
wir,  d äff  hier  an  dem  Jahresfeste  eine  Lichifeier,  ein 
Lampe niest  ('Aiy/yu "■*>>,  \  ln-^angen  ward  '  ')  zu  Ehren 
der  Aihenäa;  von  welcher  Feier  ein  mysteriöser  Mythus 
umging,     in  demselben  Säuischen  Mincrventempelraum, 


Man  vergleiche  Ephori  Frngmm.  nr.  70.  p.  t82  ed.  Marx. 
Im  Verfolg  werden  wir  diesen  Gang  dir  Cultur  umgekehrt 
angegeben  rinden. 

355)  S.  oben  Tb.  I.  p.  4t  I. 

956)  llerodot.  IL  59.  62. 


66a 

im  heiligen  See  worden  Osiris  Leiden  und  Tod  in 
riösen  Schauspielen  der  Versammlung  tot  Augen  ge»ti 
jener  Tod,  der  in  ganz  Aegyptenland  mit  Wehklag 
bejammert  ward  j5").  In  demselben  heiligen  Räume 
Sa'is  waren  grofse  Obelisken  aufgerichtet  3j5)  —  das 
les  im  Bezirk  der  SaUischen  A'hene.  Aof  dem  Be 
Pontius ,  bei  Lerna  in  der  Griechischen  Landschaft 
golis  ,  sah  Pausanias  die  Trümmer  eines  Tempel» 
Minerva  der  Sai'terin  {'A^vä^  ZaixtBoq )  359^  D^ 
feierte  man  auch  t»m  Alcyonischen  See  Mysterien,  Treu 
dort  Dionysus  in  die  Unterwelt  hinabgestiegen  ,  um  teine 
Mutter  Semela  wieder  herauf  zu  führen  <6°).  Dionuai 
Wir  ins  Todten  reich  eingegangen,  aber  auch  wieder- 
gekommen, und  Semela,  die  Erdrauttcr,  war  nicht  in 
der  Erstarrung  gehlieben;  sondern  neu  aufgelebt  and 
befreit  wrr  sie  als  Libera  den  Gestirnen  des  Himmelt, 
dem  Tageslichte,  wieder  enthüllt  worden,  Daron  *ib 
der  Phallus  Kunde,  der  in  den  Lernäischen  Weihen 
am  Todtensee  aufgepflanzt  ward  ^6l).  Am  See  zu  Sali 
waren  Spitzsaulen  aufgerichtet.  Auch  Colossen  waren 
dort  hingcstiflet ,  und  grofse  männliche  Sphinxe  Mi)  ah 
des  Geheimnisses  Wächter.  Sie  lagen  vor  dem  Heüig- 
thume    der   männlichen    Alhenäa.     Dieser   Göttin  mann- 


357)  Herodot.  TT.  170.  Athenagor.  legat.  §.25.  vergl.  obes 
Th.  I.  p.  S7S. 

358)  Herodot.  II.  i?0.  Dort  war  auch  eioes  der  Königsjrl- 
ber  für  die  Pharaonen;  Strabo  XVII.  pag.  S02.  pag.  539 
Taacb. 

359)  Fausan.  H.  36.  8.  p.  Sr$>  Fac.    Ueber  die  Reste  in  diesen 


665 

lieh  es  Thun  und  Streiten  ward  am  Triromsenen  See  von 
Jungfrauen  gefeiert.  Dofl  «  ii  lie  <üe  bHegerfsc-he  GSt- 
tin  und  die  spröde.  Als  solche  haue  sie  sirh  auch  _c- 
zeigi ,  als  sie  da»  von  der  entjungferten  ßleetrt  berührte 
Palladium  im  (Juniulh  zu  Boden  ^c«"ilcn.  Dieser  Zeus, 
de"-  bis  zu  sterblichen  Jungfrauen  sieh  herablaTst .  nid 
nicht  als  Vater  v«n  ihr  ei  bannt,  wohl  aber  jener  -idi-ret 
der  ihr  und  dem  HepnÜatos  das  Leben  gegeben.  Mit 
dieses  himmlischen  Juppiters  feurigein  Sühne  zeugt  sie 
selber  die  schöne  Sonnt-  ,  den  Mortis  Apollo.  In  Athe- 
näa  Hegt  der  Grund  von  Apollo'*  unvergänglicher  Kraft. 
Osiris  der  gute  und  IfofUl  dei'  schöne  —  sie  hönnen 
nicht  auf  immer  untergehen  ™  )„  Ihres  immer  wieder 
auflebenden  Licbtei  Kraft  ist  darch  das  W  est  n  der  Alhe- 
nä'a  versichert,  die  am  Sterblichen  keinen  Theil  hat. 
Daher  ist  loch  des  Bestehens  Kraft  in  Allem,  was  sie 
gebildet.  Selbst  das  verletzte  und  verworfene  Palla- 
dium gilt  «1«  Unterpfand  und  Zeichen  dessen,  was  blei- 
ben »oll. 

§•     Ali 

P b a  1 1 u « ,  Pallas,  Palladium    und  das  Gericht 
beim  Palladium. 

Das  ist  nun  ein  Hauptsatz   aus   der  Lehre  von  der 
Pallas,    vom    Palladium    und    vom    Phallus.    — 


36J)  Im  Lauft)  des  Jahres  kehret  die  Sonne  wieder,  die  Erde 
gewinnet  wieder  ihren  Schmuck,  und  bringt  gute  Nah- 
rung. Im  Begriff  der  Minerva  sind  Apollo  und  Dionysos 
vermittelt.  In  dir  Athenischen  Religion  ixt  sie  des  ersten 
Mutter  j  den  letzleren  aber,  den  8ohU  dir  Kora  -  Pro- 
Sernina,  den  insbesondere  die  Allietier  verehren,  und 
dem  feie  den  Jacchos  singen  (Arrian.  Exped.  Alex.  II. 
16.  >  ,  zerrt  ifsen  zwar  die  Titanen,  die  Machte  der  mate-» 
riellcn  Erde  ,  aber  Pallas  -  Athene  reitet  sein  noch  schla- 
gendes Herz  zu  dein  Vater,  der  ihn  gezeugt,  zum  Ztus. 


664 


Worum  ich  letzteren  bei  der  Minerva  »u  nennen 
davon  werden  aufmerksame  Leser  den  Grund  in  d« 
Musen  ldeer)t;aiige  linden,  den  ieli  bisher  genommen, 
und  der  mich  auf  die  Phallusvcrehrung  zu  Lern«  leitete. 
Doch  ehe  ich  die  auffallende  Zusammenstellung  da 
Phallus  und  des  Palladium  zu  rechtfertigen  *  er- 
suche ,  inufs  ich  ganz  in  der  Kürze  der  vielen  \  i 
gen  gedenken  ,  welche  die  Allen  selbst  von  dem 
der-  hochverehrten  Pallas  und  ihren  allerwarts  heili 
Palladien  gegeben  haben.  Mit  diesen  Etymologien  fin< 
■wir  schon  sehr  alte  Sagenschi  eiber  beschäftigt,  zu« 
Maren  Beweis,  dafs  die  Griechen  frühe  schon  die  ver- 
schiedenen Seiten  dieser  Religion  in  ihre  Anschauung 
aufgenommen  halten.  Phereeydei  leitete  die  Benennung 
des  Palladium  vom  Werfen  oder  Schleudern  her,  und 
dichte  dabei  Bn  jenes  von  der  unwilligen  Pallas  auf  die 
Erde  berahgeworfene  himmlische  Bild  j64)  j    oder  voai 


D»te  also  Dionysus  fortlrbt  ,  so  wie  dafs  Apollo  irmntr 
wiederkam ,  um  neu  zu  leuchten  und  zu  warmen,  davea 
ist  Minerva  der  Grund. 

361)  Pherecyd.  p   208  Sturz,  vergl.  Scholiast.  Aristid.  p. 
p.  18/  Jebb.  ElaAAodtf  nucAotw.  y.ahA  Aty«i  4>«g>»Kud»*c 
iMva  ti\  yijv  »<*  tsJ  cv^avoj  ttyaA/x«ra  •    ref  Aüitv  ■% 
ro  ßdkktm  iXryov.     Ich   habe  diese  Stelle   nach   Yal 
naers  Verbesserungen  mitgetheilt  (s.  dessen  Aunotait 
loca  qu.ied>un    libror.  Novi  l'oed.   an  Hemsterh.  et 
cken    Oral«,  p.  366.).      Es  hiefse  die  Geduld    der    Leser 
lnifsbfäuchen  ,    wenn   ich  alle   übrigen   Etymologien  mit 

Vhktit  angeben  wollte.  Ich  begnt 
mich  also  einige  allgemeine  Xachwcisungen  darUbei 
beirufügen  :  PJatp  im  CratyiuS  |>.  407.  p.  7y.  SO 
Apnllonii  Lex.  Romer.  p.  S2G.  Ltymol.  m.  in 
Etistath.  ad  Odyss.  I.  3.H>.  p.  SO  Basil.  Ilryne  ad  Apol« 
lodor.  III.  2.  3.  pag,  2'„  i.  Tz-et*.  Scholl«  iu  Lycopbron. 
-  vs.  AS5.  p.SJi.  mit  Müllers  Amnerkk.  und  Tib,  Hemsterh* 
Lenaeni  Etymolog,  p.  543  c.l.  aller. 


ien  mit 
begnüge 
»er  hier 


66r> 

Schwingen  (waXXen»)  des  Spiefses  der  kriegerischen 
Göttin.  Andere-  belogen  den  Namen  auf  den  Giganten 
Pallas  (U.dXXawa) ,  den  Minerva  überwunden,  oder  auf 
ihren  Vater  desselben  Namens,  der  ihr  Gewalt  anlhun 
-wollen,  und  den  sie  gelödtel  hatte.  Oder,  sagten  An- 
dere t  sie  lieifst  Pallas  als  Jungfrau  (jraXX(i4) ,  oder  end- 
lich ,  •well  sie  des  Dionvsus  noch  schlagendes  Herz  (_t>;i» 
■7trxXXoy,iyr,if  xapfiiuv)  zum  Valer  Zeus  hingetragen  habe; 
and  was  der  Etymologien  mehr  sind. 

Man  pflegt  gewöhnlich  {ene  Wort-  und  Namen- 
erkla'rungen  ,  wovon  der  Platonische  Dialog  Gratylus 
voll  ist ,  für  blofse  Spiele  des  Witzes  oder  für  Ironien 
zu  halten,  Jch  will  keinesweges  die  Operationen  recht- 
fertigen, womit,  gewöhnlich  dort  die  Etymologien  er- 
zwungen werden;  aber  auf  dasjenige  achte  ich  immer, 
was  ebendaselbst  zur  Erklärung  der  Namen  beiläufig 
gesagt  wird.  Das  haben  auch  alte  Erltlärer  gethan  ; 
und  Proclus  -<65)  hemcrlit  chen  beim  Namen  Pallas, 
dafs  darin,  nach  des  Sociales  Ansicht,  die  erh  a  1 1  cu  de 
und  beschützende  i<p^<jvor,%ixr,v)  Bestimmung 
der  Göttin  liege.  In  der  Thal  sind  damit  mehrere 
Seiten  ergriffen  ,  die  in  den  Mythen  von  der  Pallas  Lie- 
gen. Man  Miederhole  sich  doch  nur  folgende  Züge  in 
Gedanhen  :  Da  vüll  sie  bald  das  Herz  des  Bacchus  ,  bald 
ihre  Keuschheit  erhalten,  bald  will  sie  die  Olympische 
Burg  gegen  die  Giganten  schützen  ,  und  sie  schlitzet  und 
beschirmet  den  Pcrseus,  den  Hercules,  den  Ulysses  und 
andere  Heroen.  Um  die  Begriffe  Mann,  Weib  und 
reine  Jungfrau  spielen  aber  die  ältesten  Gebräuche 
des  Pallasdienstes.  Im  Jungfrauenstreit  am  Tritonischen 
See  gewährt  Keuschheit  Schutz  gegen  Wunden  und  Tod; 
und  dennoch  mufs  die  Gültin  selbst  sieb  den  unreiuen 
Begeht  ungen  eines  Vaters   Pallas   durch   die  Flucht 


3fö;  In  Craiylum  I«  1. 


666 


entziehen,  mufs  mit  einer  ihr  sehr  unähnlichen  Fatli 
kämpfen  ,  muf»  das  durch  unltousche  Hände  hesnd« 
Palladium  wegwerfen;  und  noch  bei  Troja's 
schändet  Ajax,  des  Oileus  Sohn,  die  das  Palladii 
umarmende  Cassandra  ^f')  —  lauter  scharfe  Gegen&itttl 
Es  nml\>te  in  anderer  Beziehung  schon  oben  daran  er 
nett  und  bemerkt  werden,  wie  in  der  ältesten  l\el 
Minerva  dennoch  Mutter  ist.  Ja  noch  mehr,  sie 
armt  nie  hl  aUrin  einen  Mann,  sondern  sie  vei 
beide  Geaeh' echter  in  ilnrm  Körper;  sie  ist  Mann 
Weib  Zugleich,  und  dennorh  die  auf  Kriege  Sini 
und  die  \\  -ise  36?).  Aber  auch  die  Umkthrun- 
GetcklechtsÄ'uffcerttngen  sehen  wir  mit  Namen  verbun« 
den,  die  dein  Wirrte  TcxXKäi;  verwandt  sind.  [).•%  Ort- 
hel  gebii  -1  dem  Artimcdes  von  Chdlcis  ,  er  soll- 
da  niederldS-M-ii ,  «wo  er  einm  Mann  von  einem  Wrtba 
schwängern  sehen  «erde».  Als  er  nun  bei  Italien*  Vi» 
1  antiu  m  (HaXarTtov)  vorbeifahrt,  sieht  er  einen 
stock  einen  wilden  Feigenbaum  umschlingend.  Das  w 
der  angedeutete  Beischlaf.  Der  umarmende  >\  einstock 
war  das  Weib  ,  der  umarmte  Feigenbaum  ,  der  Mann 


366)  Lycophro«  vs.  34s  —  358. 

367)  Hymn.  Orph.  in  Mincrvam  XXXTf.  (31.)  vs.  10. 

afcr*;v  ui-j  HOl  9$Aug  *'<( v;  ,  to)  gfjJjrcv.a  ,  p*}Tt. 

168)  Dionysii  Halic.  Excerpta  XVII.  3.  p.  1t>3  ed.  princ.  Me- 
diotan.  Djs  Orakel  hstte  Resagt :  n«S'  uv  «vfij  t£v  *(i"* 
Jt3  rij;  fy>nzt,  <uto[<ta£vzv  —  so  mufs  Hort  corrjgirt  werde« 
statt  u.V-.r  ...  —  Djn  Römische  riaXkdvnn  oder  PjIIad« 
jii  ,  wie  es  auch  geschrieben  wird,  einer  der  ersten 
Sitae  der  alfen  Pflanzer f  nachher  der  Pal.iiiniscue  H 
(DIooys.  l!.i!ic.  I.  31.  pag.  80  —  83  Reisk.),  könnte  auch 
solche  religiöse  Spuren  rerrathtn  .  besonders  wenn 
bedenkt  ,  daß  der  Capitolinische  Hügel  ursprünglich 
larnia  hief»; ,  und  dal»  Saturnus  als  alter  Satur  einen 


i  tr- 


667 

ted  Juppiler  seihst  mups,  um  die  Pallas- Athene  hcr- 
orzuhringen  ,  zum  Weibe,  und  nach  .  Frauenart  ent- 
bunden weiden  —  aber  wohl  bemerkt,  aus  dem  Haupte. 
"Mit  Einem  Worte,  wir  stehen  hier,  bei  der  Pal- 
las, auf  «lein  Gebiete  einer  höheren  Phallus- 
lehre.  Oder  stiftet  sie  als  Isis-Neilh  nicht  etwa  den 
Phallus  bei  des  Osiris  Tode,  bei  dem  Tode,  dessen  Feier 
im  Terepelr&nme  der  Isis  zu  Sai's  begangen  wird?  und 
ist  jncht  das  Phaliuszeichen  gerade  in  Lerna  am  See  ein- 
heimisch gewesen,  wo  Dionysus  in  die  Unterwelt  hinab- 
•lieg  ?  Ja  ohne  die  Retterin  Minerva  hätte  Dionysus 
gar  nicht  geboren  weiden  lionnen ,  da  erst  durch  da* 
Verschlingen  des  Herzens  von  Zagreus  die  Semele  fähig 
wird,  den  Dionysus  zu  gebären  ^) ;  gleichwie  Zeus  erst 
die  Metis  verschlingt,  und  darauf  die  Minerva  hervor- 
bringt J"l)).  In  diesem  Indischen  Bei  igionsh  reise  verei- 
i  sich  die  Gottheiten  bald  androgynisch  in  Einem 
Leihe,  bald  nehmen  sie  sich  gar  verzehrend  in  einander 
auf.  Denn,  um  es  kurz  zu  sagen  ,  eine  Seite  des  Pallas- 
dienstes ist  aus  dem  Indischen  Emanationssystem  ent- 
lehnt. Es  ist  diese  Pallas  die  Indische  Bhavani-Durga. 
Als  Rhavaui  auf  dem  Berge  Meru  ist  sie  die  hosmische 
Joni.  D.h.  sie  ist  die  weibliche  natura  und  uiatrix,  aus 
deren  Dreieck  (xpLyowov)  sich  der  Phallus  der  Weh  er- 
hebt i     von    dem    die    drei  grofsen  Dejota's  :    Brahma, 


phallns  bezeichnet.  Sjtornns  hat  die  Schöpfung  vorMM- 
lieh  (poleulia)  in  sich  ,  ist  Demjurg  in  so  fem  (  Danias- 
eins  nihcr.  vergl.  unsere  Melett-mm.  I.  p.  45. >  ,  und  ist, 
in  gewittern  Betracht  g  die  Sonne  ( Mdnetho  ap.  Euseb. 
in  Chron.  p.  39  cd.  Maii)  —  Sonnenphallns. 

369)  Hyj?in.  fab.  176.  p.  282  Slaver.  vergl.  unsern  dritten Theil 
(p.  353  erat.  Ausg.). 

370)  Hesiod   Thcogon.   vs.  Sb6  sqq.     Ueber  die  Melis  vergl. 
llenod.  Fragm.  LXXVH. 


Vischnu  und  SWa  ausgehen.  Alt  Bhaxani  nimmt  sie 
beim  allgemeinen  Wcltbrande  die  Saamen  aller  Di 
in  ihre  Gebärmutter  zurück.  Aber  als  Durga  heifst 
der  schwere  Zutritt  J'-),  un^  wachet  und  Hehr« 
mit  Schild  und  Speer  alle  unbändigen  Dämonen  und 
Riesen  ab,  die  das  Unterpfand  alles  Lebens,  den  Vh*U 
Ins,  zerstören  wollen.  Sie  wachet  für  die  Erhaltung  der 
Substanz  der  Welt.  So  wachet  Pallas,  die  gei  i 
im  Olympus,  bekämpft  die  finsteren  Kräfte,  die  C.igan- 
ten ,  und  als  es  dm  Titanen  gelungen  ist,  den  Zagreut* 
Dionysus  zu  zerfleischen  ,  so  rettet  sie  in  seinem  noch 
schlafenden  Herzen  die  S  u  bsla  n  z  d  e  r  N  at  u  r.  Sub- 
stanz und  Wesen  ist  in  allen  Dingen  ihre  Sorge,  nicht 
die  einzelnen  Dinge  selber.  Darum  mufs  auch  Oiiris* 
D  -iis  als  Gott  der  Zeitlichkeit  und  der  Vielheit  Wi- 
tt- n.  Aber  seine  Seele,  sein  ewiges  Wesen  ist 
der  .  ihenä'a  geborgen  ,,  und  zu  SaVs ,  wo  sein 
Leichnam  l<ei  der  Mutter  ruhet,  dort  feiert  man  sein. 
tinte»'gH.ngliches  Wesen  in  mysteriösen  Dramen. 

Das  ist  die  edlere  Lehre  vom  Phallus,  die  grofssr- 
tifl^re.  welche  die  besseren  Weisen  nach  Griechenland 
gebracht  halten.  Melampus,  des  Kadmus  Zeitgenosse, 
halle  nur  einen  rohen  Regriff  vom  Phallus  gefafst 
In  Sais,  wie  in  Kali  (Renales)  wufste  man  Ton  jenem 
Zeichen  des  Lebens  einen  reicheren  Unterricht  zu  gell 
woTon  die  Indischen  Purana's  die  Lchini  tiliel  anfheh. 
ten  haben.  Sie  Missen  von  einem  Phallus  -  Kanlaket, 
von  einem  Phallus- Vyaghres ,  von  einem  Satles, 
Phallus  -  Ratnes    und  vom   Phallus  -  Riitibasa 


hat- 


37D  Asiatische  Abhandlungen  I.  p.  211. 

212    llerodot.  lt.  4«. 

373)  Catalogue  des  inaimsct  ilsSan^crils  de  Is  tliblioih.  iinprr. 
par  Langles  et  Hamilton  p.  29.  p.  S5. 


<569 

nun  Herodotu»  von  verschiedenen  Deutungen  des  Phal- 
lus in  Griechenland  meldet,  so  würde  »ich  diese  Lehre, 
auf  Pallas-Athene  angewendet,  etwa  so  darstellen ,  wenn 
^vir  die  oben  urkundlich  uiitget heilte  Stammtafel  z»  Hülfe 
nehmen  :  Uranus  und  Hcmera  erzeugen  den  Hephä'stos 
—  erster  Phallus;  Ilt-pha'Mus  erzeugt  mit  Pallas  den 
Apollo  —  zweiter  Phallus;  Apollo  zeigt  nun  Mie- 
der Söhne,  wie  z.  B.  den  Aesculapins  —  dritter  Phal- 
lus, und  so  weiter.  Diese  Indis  h -  Acgyplischen  Dog- 
men waren  weit  verbreitet.  Allenthalben  stoßen  sich 
Spuren  davon.  Ich  muffte  oben  der  Palicischen  Gelter 
gedenken  71).  Diese  haben  einen  Stammvater  Juppiter, 
auch  einen  51enaniis  ,  dessen  Sühn .  Vulcanus  ist,  dem 
»ich  der  übrige  Götterchnr  anschaffst.  Im  Menanns  ha- 
ben wir,  der  Sprache  nach,  einen  Festen,  Mulhi- 
gen  "  )  —  und  in  den  Pal  i  eis  sämmtlich  Götter,  die 
denselben  Namen  tragen  wie  P  a  1  e  s.  Diese  Gottheit 
steht  der  thierischen  Vermehrung  vor,  wird  bald  Mann 
bald  Weib,  bald  Vesta  und  Magna  Mater,  bald  des  Jup- 
piter mannlicher  Schaffner  genannt.  Sie  ist  der  grofse 
und  die  groTse  Pales  l7G) ;  sie  ist  androgynäscher  Natur, 
In  Juni- Lingam  liegt  der  Charakter  ihres  Wesens  be- 
griffen •*■  und  im  Worte  ^>aXX6i  (pballus)  ist  der  Ur« 


374)  Ssoi  iraA/Kcr',  s.  oben  II.  pag.  229;  und  wegen  des  gleich 
folgenden  mnne  Anmerkung  zu  Cicero  de  N.  D.  III  22. 
p.  60i  sqq.  Wenn  ich  oben  in  der  Symbolik  a.  a.  O.  die 
Deutung  von  waA*v  gehen  lit-fs  ,  so  war  dies  aufjenem 
Standpunkt«  not  big.  Ich  mufe  Überhaupt  voraus- 
setzen ,  dafs  mau  sich  gewöhnt  hat.  jede  mythologische 
Idee  in  ihren  niederen  und  höheren  Bedeutungen ,  die 
eine  jede  hat,  anzuschauen. 

375)  Unten  wird  von  der  Minerva  Menerva  die  Rede  seyn. 

376)  Virgil.  Gnorg.  III  1.  und  daselbst  Servius,  Amobiue 
III.  2i.  111.  hq.  vergl.  die  Annotatt.  p.  172  ed.  Orell. 


»7o 


•prung  ihre«  Namens  so  wie  des  der  Palici  gegel 
Oder  soll  ich  in  Beweisführungen  noch  weitlauftit; 
nachdem  ein  gründlicher  Forscher  3,~)  die  mar: 
gen  Verzweigungen  dieser  Wortfamilie  verfolgt 
Man  gedenke  doch  nur  des  Hermes  -Phale»  (*bd< 
Das  ist  eben  der  Mercurius,  der,  wie  Mir  oben  »at 
unablässig  «senget.  Er  isc  der  Sonnenphallus, 
dem  finsteren  Monde  das  Gesetz  der  Ordnung  und 
Lichtes  ingencrirt  i"9).  So  zeuget  Hermes ,  und  so 
er  seines  Geistes  Zeugnifs.  Er  eenget  Gedanken 
Gesetze  ;  in  den  Sternenbildern  ist  seine  Schrift  und 
»ein  Gesetz  zu  lesen  ;  an  Obelisken  auch  — .  Sie  sind 
die  Sonnenstrahlen  auf  Erden  ,  und,  fest  gegründet  an/ 
ihrer  Basis  ,  antworten  sie  mit  ihren  Inschriften  den 
Sternenschriften  des  Himmels.  So  standen  auch  die 
Phallen  und  die  edelsten  derselben ,  die  Palladii 
nachdem  sie  vom  Himmel  auf  Erden  geworfen  waren 
als  grofße  Buchstaben  für  die  Nachwelt  aufgerichtet, 
bleibende  Zeichen  des  Lebens  und  des  Bestehet 
Stand-  und  Bestandbilder  in  jedem  Sinne,  Unterpf« 
der  physischen  und  bürgerlichen  Wohlfahrt ;  als  H< 
der  Städte  und  als  heilige  Mahlzeicben  für  die  Gerichte; 
wie  der  Verfolg  noch  deutlicher  machen  wird. 

Am   Saitischen  See  erheben  sich  die  Obelisken   — 
aus  dem  Tritonischen   See   steiget  Pallas   die  Jungfrau 


rgl.  Pia« 


377)  Zoega  de  obeliscis  p.  219.  252  sqq.  289  sq. 

378)  Lucian.  Jov.  tragoed.    Vol.  VI.    p.  -75  Bip.   rei 
san.  VI.  26. 

379)  &.  oben  II.  p.  327  f. 

380)  Nach  obigem  Mythus.  Hiernach  müfsten  sie  Wurf- 
bilder heifsen.  —  Ob  nun  Pfeil,  Pfahl,  Bild  mit 
ßdXkctv  verwandt  sind,  will  ich  hier  nicht  untersuchen. 
Pfahl  und  Phallus  hat  sebon  andern  Forschern  verwandt 
geschienen. 


67* 

f.  «—  EinPrometheot  —  nur  auf  Erhaltung  sterbliche« 
enschcn  bedacht;  ein  Pallas  auch,  ein  Phallusgott  nie- 
rer Art,  wollen  ihre  Jugenilblüthc  verletzen  —  aber 
;  ,  die  unversehrbare,  steigt  zum  höheren  Vater  auf  —  ; 
Juppilcrs  ätherischer  Warte  (tvAi«,-  yvXaxj])  ist  ihre 
ehausung  und  Veste.  Dort  bewahret  sie  bleibend 
id  standhaft  das  ätherische  Licht  und  Leben;  und 
enn  Hestia  die  Feuersäule  auf  Erden  befestigte ,  so 
eilt  der  Obetiscus,  der  als  Spitzsäule  sich  zur  Sonne 
'hebt,    das  Streben  und  das  Wesen  der  Pallas- Athene 


ir 


35; 


)• 


So  hatte  sich  die  Phalluslehre  in  den  Mysterien  von 
aiS  ausgebildet.  Sie  kann  nach  den  angedeuteten  Spu- 
rn  von  Priestern  des  Vischnu  herstammen.  Den  Geist 
er  Vischnu lehre  hat  sie  ganz.  Auch  diese  war  eine  Op- 
osition  gegen  den  rohen  Schiwaismus,  der  in  Phallago- 
ien  rohester  Art  ausschweifte.  Diese  Opposition  tritt 
i  den  ältesten  Mythen  von  der  Pallas  hervor.  Man 
bersehe  den  bedeutenden  Zug  nicht,  dafs  Pallas  und 
ie  Palladien  immer  geschützt  werden  müssen  gegen  un- 
eine  Geschlechtslust.  —  Sie  wird  geschützt:  der  äthe- 
ische  Phallus  bleibt  unversehrt,  und  Pallas,  wieDurga, 
ann  der    schwere   Zutritt  genannt  werden.      Nur 


381)  Man  vergleiche  was  oben  von  der  Persischen  Hestia 
gesagt  ist  ,  und  von  der  nach  unten  verjUugien  F«-uert<aiile, 
im  t.  Th.  p.  778.  So  kann  Pallas-  Athene  mit  dem  Übe-. 
liskt-n  die  entgegengesetzte  Hestia  genannt  werden  In 
den  Begriff  des  Bleib*  ns  und  des  Besu-hens  theilen  sich, 
bt-ide.  „Hestia  bleibet »  beim  Plalo  im  Phadrus,  allein 
im  Hause  der  Götter.  "  —  Uebrigens  haben  *<ch  in  vie- 
len Ortsnamen  S»puren  jener  Wortfamilie  erhahen.  Hier 
mir  Ein  Beispiel  :  tin  Attischer  ('antun  hießt  HzM».*, 
und  haue  sein«  Athene  lla*).yv<\  j  Herodot.  1.  62,  Aiüe- 
naus  V  1.  26.  und  dazu  Caaaubon  und  bchweigbauser  Vol. 
III,  Aninudvv.  p.  *\S|. 


672 

einem  Lichtgotte   wird  sie  Gehör  geben  ,     nur  auf  des 
Aethcrs  himmlischer  Burg   kann  ihr  Braut  bette   atel 
Sterblichen  Menschen  und  materiellen  Göttern   blcil 
ewig  unzugänglich.     Das  war  die  Pallas  -  Athene  ,  w 
ren  Heitigthume  zu  Sais  geschrieben    stand  :     *  Wi 
ist  |  was  da  seyn  wird  und  was  gewesen   ist    —    das 
ich.  Meine  Hülle  hat  Keiner  aufgedeckt,  unddiernu 
die  ich  geboren  ,  ist  Sonne  geworden  ■»  3S2).      Diese  let* 
teren    Worte    erhalten    durch  Folgendes    Erlauterm 
Nach   Aegyptischor   Lehre    hatte    Minerva    den    ol 
Halbkreis  des  Himmels  im  Besitz,  Juno  den  unteren 
Daher  bezeichneten  sie  auch  den  Himmel  weiblich  (t 
oi^avbv  Griechisch  ausgedrückt),    «sintemal  die 
gung  von  Sonns,    Mond   und   von   den  übrigen   St< 
im  Schoofse  des  Himmels  zu  Stande  gebracht  wird;  nu 
des  Weibes  Geschäft  ist  »  JS4).     Hiernach  ist  in  der  Pal- 
las-Athene    der  Mutterschoofs   Ton  Sonne,    Mond 
Sternen  pcr6uniticirt.     Hephästos    und    Athene  sind 
erzeugenden  Potenzen  der  Welt  in  höherein  Sinne.  Pea 
Hephästos  bezeichneten  die    Aegyptier   in    :hren   Uiei 
gly-phen   durch  einen  Käfer  und  einen  Geier  (xdira. 
xuiyiKta),  die  Athene  durch  einen  Geier  und  einen  li«: 


382)  Proclus  in  Pidtonis  Tim.  p.  30. 

363)  Horapollo  Hieroglyijh.    I.   cap.  12.  pag.  22  Pawij. 
wird  einwenden,  tierodolus   kenne  keine  Here-Juoo 
Aegyptt-n  (  s.  oben  den  Alischniü   von  oer  Jnno  zu  An- 
fuui;)'     Darauf  dient  zur  Antwort:    HorapoUo   Lj 
genannt,   was  er  h<htr    Isis  oder  virlJeicbi  Brno  nest 
sollen.      Denn  Isis  in   ihrer  zweiten  Jirbcheinung    ist 
zu  denken.      In  in» er  ersten,  als  IMeilh,  bat  sie  die  ot 
Hemisphäre  dos  Himmel»;   in  so  fern  m  tja  UM 

inne  )tj( ,    j.-t  sie  Btno-  Lator.a  ;   denn  dem  unteren  III 
mel  gehen  Sonne  und  Mond  unter,  u*iu  obere!  1. 

38*1)  Horapollo  ibid.    «hör/  vuü  *  v 

Aoitwv  dartpuv  *v  ay  tuS  dmTtXiinti ,  2*/j»  irrt  SyKkUi  fyyrr. 


{fvita  v.aX  xavSotpor) ,  weil  jede  dieser  beiden  Gottheiten' 
mannweiblich  war,  und  weil  aus  männlichen  und 
weiblichen  Potenzen  die  Welt  besteht  J*5).  So  standen 
riiln-is  undNcith,  das  grofse  kosmische  Ehepaar,  hicro- 
glvphiseh  in  Aegyptischen Tempelbildern  als  K.'il'er-Geier 
und  Geier-Hafer  vor  Augen,  und  nur  die  Ordnung  bei- 
der gab  zu  evbennen  ,  ob  man  an  die  potent ia  mundi 
xnascula  oder  an  die  ferninea  ,  an  die  männliche  oder 
weibliche  Weltpotcnz,  denken  solhe.  Es  zeigen  sich 
Spuren,  dafa  8olcl«c  Hierugl)  phenbilder  zu  Griechischen 
Mythen  den  Stofl'  geliefert  habcD.  Im  Vorhergehenden 
wurde  von  uns  ein  solcher  berührt,  wonach  Pallas  als 
ateiict  ,  als  tauchende*«  Wasservogel,  vorgestellt  wird, 
•von  dem  die  Menseben  die  Verlei  tigung  der  Ruder- 
schifie  knien.  Aus  den  Wassern  sollte  ja  die  Tritoni- 
sche Pallas  aufgestiegen  v>yn.  Neben  dem  Wasserzei- 
chen, den  Fischen,  erscherm  ein  anderer  Minervalischer 
i  ,  die  Eule,  noch  in  Gritchisch  -  Römischen  Calen- 
deiliildern  3ftJ*).  Darauf  folgt  unmittelbar  der  Widder, 
das  Zeichen  des  neuen  Frühling*  und  des  Lichtes,  aber 
auch  des  Lichlbringera  Hermes.  Wenn  wir  nun  auf  ge- 
schnittenen Steinen  einen  Mauerbrecher  gebildet  sehen, 
mit  einem  Widderliupfe  vornen  ,  oben  darauf  eine 
Eule  und  daneben  den  Hermesstab ,  so  sollen  wir  zuerst 
an  die  physisch -calendarisehe  Vereinigung  dieser  Bilder 


385)  Horapollo  I.  13.  pag.  24.  Es  wird  gleich  vorher  vom 
Geicrgeschlecht  geredet,  welches  die  Aegyptier  für  rein 
Weiblich  hielten,  und  daher  einen  Geier  mahlten  ,  wenn 
sie  eine  Göttin  and  Mutter  bezeichnen  wollten;  dahin- 
gegen alle  KiPer  fUr  mannlich  gehallen  wurden  ,  und  zur 
hieroglyphischenBezeichnung  des  Mannes  dienten.  Vergl. 
oben  Th.  I.  p.  4»y. 

S66)  S.  die  Kupfertafel  Nr.  XLIX.  mit  der  Erklärung  in  un, 
serm  Bilderhefte  p.  13. 


ii. 


43 


6rf 


denken.  Dann  Tonnen  wir  aber  auch  mit  ■ 
sagen  :  Hier  sind  ausdauernder  Mulh  und 
Klugheit  und  Wachsamkeit  bildlich  bfisetchnel  - 
Die  Eule  siebet  und  wachet  in  der  Finster ni Tu  , 
dem  Dunkel  des  Winters  glänzet  im  WuHensek 
Sonne  des  Frühlings  krähig  und  f'i  uchtbai 
vor.  Darum  hat  auch  der  Helm  der  Pallarf  -  Athen« 
Meilen  Y\ 'idderhöpfe ,  wie  z.  B.  jener  der  echSivea 
nerva  GtttitillUni  ^S).  Derselbe  hat  auf  si 
die  .Sphinx  mit  verschleiertem  Hinterkopfe, 
Schultern.  Sie  ist  verhüllet,  nie  K'onos,  dei 
rerborgenen  Sonne ,  der  auf  den»  Scheidepunkte 
sehen  Zeit  und  Ewigheit  steht.  So  meldet  auch  die 
tische  Inschrift  von  einem  Sch'eier  der  Neil h  -  Athene. 
Aber  auch  die  hierogtvphisck'"  Vögel  dieses  Kreises 
verrathen  weitete  Spuren  sebst  in  einem  Homerischen 
Clciclinifs.      Athene    verschwindet  in   der    Odvssec 


3S7)  Eine  solche  Gemme  «lehl  bei  Tischbein  im  Homer  in 
Bildern  llttt  IL  pay-  L  Letztere  Erklärung  gab  Herne 
p,  St.  Ich  wollte  nur  an  den  natürlichen  Grund  derstU 
ben  erinnern. 

3hS;  Widderköpfe  hat  auch  der  Hrl:n  der  Pallas  auf  dem  an« 
vtrgkifliln.li  geschnittenen  blassen  Sapphir  in  der  Sj 
hing  des  Gt-htrme  Hailis  von  Schcllersheim  ;  s.  K.  M 
gensrerns  Reise  in  Italien  p.  44i.  Eine  von  deu  Miuei 
des  PhididS  auf  der  Hurg  zu  Athen  hatte  au  den  Stil 
ihres  HHms  zwei  Greile  *Y{ÜT«,;)f  Pausan.  J.  2j.  6.  p  9t 
Pitc.  Hierbei  mufs  man  zunächst  an  Minerva  als  Mutter 
des  Apollo  |  oder  der  Sonnt,  denken.  Die  Greife  wa» 
ren  in  Indien  der  Sonne  geheiligt  (Philostrat.  Vit.  Apol- 
Ion.  IV.  48.  p.  134.  und  dasrlbet  Olearrus).  Der  Greif 
als  scharfsehendes,  wachsames  Tber  war  Oberhaupt  dem 
Apollo  geheiligt,  und  kommt  bestimmt  so  auf  Milua 
vor  (Eekhel  D.  N.  V.  Vol.  VII.  p.  i<j6.). 

Mit)  Odyss.  III.  37 2. 


G?5 

«  wie  ein  Aarr  (<pr,vr,  tl3of.th>;).      Dabei  %% li  d   von   alten 
Erklärer  n  de  L  i  c  li  T  b  riii  g  c  ri  n  Minerva  gedacht   390). 
Doch,  um  noch  einen  Blich  auf  Minervcns  Ursprung 
zurückzuwerfen,    so  war  es  ganz  im  organischen  Geiste 
des  al'en  Mythus,  daPs  auch  die  Saitische  Neiih- Atbenäa 
aus  den  Wassern  geboren  wnr,    gleich  tler  Tiitonischen 
Pallas.     Die  Aegyptische  ward  als  des  Nilus  Tochter  von 
den  Genealogen  bezeichnet    9).     Die  Hieroglyphe  hatte 
diesen  Ursprung  in  einem  prägnanten  Mi/ de  gezeigt, 
,:  nn  n  r.och  zu  Athen  an  der  Burg.  Sie  war  auf  einem 
sitzend  vorgestellt.    Wenn  der  EntShler  hierin 
d«*r  Beweise  Ton    iler  Aegrntisjchen  Abkunft   der 
Athener  findet  -19*),  so  hat  er,  Wi*  den  letzten  Satz  be- 
stimmen des  Allcrthums  für  sich.      I 
bil.annt ,    dafs  Plalo   in  einem   seiner  Dialogen   39t),    wo 
Ncith  als  die  Stifterin  von  Sat's  an  des  Nils  Ufern    an- 
en  wird,    den  Griechischen  Hainen  Athena.  ganz 


390)  Eustaihios  2iir  angeführten  Stelle  p.  13  i  Basil.  ,  der  die 
andere  Stelle  Odyss.  üb.  I.  320.  vergleicht  y  und  dann 
fortfuhrt  :  (ptjvij  yl?  t^u.  ts  yzf-jtr/  i'ciy.t  rafiyjfai  •  4vf  -, 
po;  et  >5  'A  Qyjvi.  Minerva  ward  für  das  ätherische  Feuer 
gehalten  (  Eusiath.  ad  liiad,  !.  pag.  128.),  Daher  gaben 
ihr  die  Alten  gern  b.iltl  ein  rotlies,  bald  ein  gelbes  Ge- 
wand; WincJ&elniant)  in  der  Allegorie  pag.  SIS  neueste 
Dresd.  Ausg. 

39t)  (Ueero  de  N.  D.   II.   23.  Secunda  (Minerva)  ortaNilo, 
quam  Acjjyptii  Sa'ilae  colunt. 

592)  Char3X  ap.  Scholiast.  Aristidis  Panafh.  pag.  9$  Jebb.  — 
■xai  reuroy  tta^uyn  juafrufct  ri  ftjv'ASißtiv  hnyiit&w  k^oh;; 

MIM 

393)  1 


393)  Im  Timaus  p.  21.  p.  12  Bckker.  —  e£  1%  mftrw;  9«*«  «f- 

y^/j\    n'i   irri'j ,    AfyuTTfffri  fj&v  rwvopt  ;\J  *  f  5  ,   'EAAtjVWT*  öi, 
«;  0  *  ;,  'AI'tjKä.     Aul  diese  Stells  spielt  Arno- 

bius  au  üb.  IV.  cap.  16. 


bestimmt  als  die  Ucbersetzung   des  eben  genannten 
gyptischen  giebt.     Uek.mntlkh  hat  auch   der  Griechische 
Name   dieser  Göttin   bei   Alten   und  Neueren    sehr    \ 
Herleitungen  erfahren.     Den  ersten  Mannern  unter  den 
Philologen  galt  Plalo's  Auctoritüf  so  viel ,  dofs  sie  darauf 
banden.     Ob    nun   der   Griechische  Name    eine   lieber- 
■etzung  des  Aegyptisthen  sey,  oder  eine  nur  veränderte 
Schreibart  t  darauf  kann  uns  am  wenigsten  ankommen  s9*). 
Auch  neiden  meine  Leser  aus   dem  ganzen  Idcengapgc, 
den    diese    Untersuchung    und    numentlich    auch 
Theil  derselben  von  seli>6t  herbeigeführt  »  hier  nun  « 
ter    keine    ausführliche    Beweisführung    erwarten,    ob, 
und   aus  welchen  Gründen   wir  die  gebildete;    Athenien- 
ftisthe   Pallas-  Äthane    wirklich    für   eine    Sa  Her  in    and, 
zwar  aus   der   frühen   Pbaraontsthen   Vorzeit    zu  halten 
haben   i?5).      Demohngeachtet  will  ich   mich    nun   nicht 


3y4>  Jin  ktzteren  Fall  würde  Nelha  die  AcgyptiFche  Form 
und  A  i  h  v  ii  nach  der  Schreibung  von  der  linken  wr 
rechten  Hand  die  Griechische  seyn.  Diese  Meinnng  de» 
AegypiiNcben  Ursprungs  von  'A£vvi  fanden  Hemsterhois, 
Alherii ,  VaJcienaer  und  Ruhnkenius  am  wahrscheinlich« 
sten.  Andere  begnügten  sich  mit  der  Annahme  ,  dafs  die 
Göttin  von  dir  Stadt  den  Namen  habe ,  wobei  ab~r  die 
Frage  nach  dem  Namen  der  Stadt  sich  erneuert;  ».die 
Ausleger  zum  Fulgentius  p.  667  ed.  Smver.  und  besonders 
Jublonski  und  Te  Wuter  in  den  Voce.  Aegyptt.  pag.  436. 
Raoul  Röchelte  Ilist.  des  Colonies  grecques  Tom.  I.  p. 
1 1 6  sqq.  hat  fllr  die  Coloni.sirung  Atlica's  von  Acgjpten 
aus  neuerlich  Mehrere»  genagt.  Er  halt  den  Cecrops  für 
einen  der  iiirienlionige  ,  die  damals  im  Besitz  von  Sk 
gewesen  ;  eine  Untersuchung ,  die  mich  hier  zu  weit  füh- 
ren  würde. 

395)  Ich  kann  es  innig  geschehen  lassen,  wenn  Andere  die 
lo  lieber  nach  Aegypten  ,  die  Medea  nach  Medien, 
den  Periseus  nach  Persien  »ollen  wandern,  und  dort  in 
yöfkerft,  Stujten  und  Tempeln  ilne  Namen  verewigen 


677 

begnügen ,  *He  Meinung  vom  Aegrptischen  Ursprang  des 
Namens  'A§r,vä  angeführt  zu  haben ,    sondern  ich  halte 


lassen,  bin  auch  gar  nicht  willens  Diejenigen  in  ihrem 
Glauben  irre  zu  inachen  ,  die  Alles  ,  was  Griechisch  ist 
und  heilst ,  rein  fttr  sich  und  abgesondert  von  allem  An» 
dem  ,  besonders  vom  Orientalischen  ,  nehmen  wollen. 
Aber  wenn  ein  junger  Mann  ,  von  rühmlicher  und  gründ- 
lii  )>•  r  Forscbb«  gierde  beseelt ,  Zeit  und  Kräfte  in  solchen 
Bemühungen  verbraucht,  dann  wird  es  Pflicht,  ein  sonst 
gern  beobachtetes  Stillschweigen  zu  brechen.  —  K.  O. 
Möller  in  seiner  \  cj  dienstlichen  Schrift ,  Orchomenos 
und  die  Miuye r  betitelt  ,  U-lehrt  uns  p.  106  IT.  ,  dafs  Ho-. 
nier,  llcrodot,  die  Tragiker  und  Andere  nichts  von  einer 
SaYlischen  Colonie  in  Anita  wissen,  d  fs  Plalo  imTimäus 
die  Satter  und  Athener  nur  befreundet  nennt,  dafs  der- 
selbe aber  im  Menexenua  die  Sache  richtiger  vortrage, 
und  data  sonach  Theopompus  wohl  zuerst  bestimmt  der 
Colonisirung  Athens  von  Sois  aus  gedenke.  Hierbei  kann 
ich  ihm  die  Sache  noch  commoder  machen.  AuchTheo- 
pompus  sagt  dios  noch  nicht  einmal.  Denn  wir  dürfen 
ja  nur  die  Lesart  *toi*cv;  heim  Proclus  in  !Jlaion.  Tim, 
p.  30.  annehmen  ,  so  sagt  die  Sielte  schon  was  ganc  an- 
deres (s.  Wytltnbach  zu  Jaldonski's  Opuscc.  III.  p.  19.). 
Ich  will  gar  nicht  geltend  machen ,  dafs  Wesseling  zum 
Diodor.  I.  28.  p.  32.  auf  diese  Lesart  nicht  reHectirtj  viel-» 
mehr  will  ich  noch  bcinerklich  machen,  dafs  der  Philo- 
foph  Atticus  des  Theopompus  Glaubwürdigkeit  auch  darin 
verdächtig  gemacht  hatle  (  Proclus  und  VVcsstiing  I.  I.) ; 
will  euillich  auch  verschweigen,  dafs  Wessüing  schon 
bemerkt  hat,  wo  Plato  im  TimJius  hinaus  wollte  —  und 
wer  sollte  es  nicht  meikrn,  wenn  er  sieht,  wie  dort  die 
Acgyptier  als  die  Wissenden  aus  grauer  \  orzeit  her  den 
Griechen  als  unwissenden  Neulingen  entgegengestellt  wer- 
den—  ?  Ja,  dafs  ich 's  kurz  mache  ,  meinetwegen  mag 
erst  Charax,  «in  ziemlich  dunklet  HSstoriolM  nach  Nero 
und  spüler,  zuerst  gesagt  haben  ,  die  Athener  »eyea  Satter 
(vgl.  meine  Meklcmm.  I  p.  bi.).  —  Mit  solchem  Mus- 
etm  Umfragen  werden  wir  in  dergleichen  Dingen  nie  zum 
Ziele  kommen.     Dato  lagl'l  und  sagt's  auch  nicht  (Ganz 


cs  für  mythologische  Pflicht,  auch  der  andern  Herlti- 
tungen  kürzlich  Erwähnung  zu  tltun  ,  weil  auch  die  of- 
fenbar latschen  Etymologien  auf  Ansichten  gegrü 
sind,  die  von  einer  Seite  etwas  Wahres  enthalten, 
liegt  2.  B.  gleich  den  im  Platonischen  Cratylua  vorge 
genen  zwei  Etymologien ,  wofon  eine  so  gezwungen  bt 
als  die  andere»  eine  tüchtige  Ansicht  zu  Grunde;  d 
der  Verfolg  wird  zeigen,  dafs  die  Minerva  allerdings 
Thconoa  (Heoröa),  als  der  Geist  in  Gott,  genommen 
worden.  Nicht  minder  war  sie  von  der  ethischen 
als  das  Vernunft mäfsige  in  der  Gesinnung,  als  Eth< 
("Häoj'J?;)  ,  gedacht  ä5').     Es  folgen  andere  Etymologe 


f    Ol« 

2 

■ 


natürlich  und  wie  immer  —  wie  es  eben  zum  vorlief« 
den  Discurs  passet).  TbeopompussagTs  vielleicht , 
leicht  auch  nicht;  so  lauft n  wir  bei  den  Zeugen  bt* 
—  und  wissen  am  Ende  njebt  mehr  wie  vorher.  — 
wenn  es  Niemand  gesagt  —  wie  <Vun  ?  —  Aber  so  ist 
Wen  die  Begriffe,  wen  Ton  und  Inhalt  dt.r  Religio 
•i'ze,  wen  die  oiganiseb?  Ganzheit  eines  Mythus  mc 
überzeugen  —  wie-  sollte  der  zu  überzeugen  seyu?  — 
Sa  möge  auch  dieser  Versuch  ,  die  Minerva  nach  ihre» 
Wesens  Grundbegriffen  zu  zeichnen  ,  den  Unbefangenen 
gewidmet  bleiben.  —  Ich  habe  keine  Verpflichtung  auf 
miefr  genommen  ,  für  den  Orient  Jünger  zu  werben;  — 
aber  nun  mute  ich  auch  von  Andern  die  Vergünstigt 
erwarten,  nach  der  alten  logischen  Regel:  Secunrfah 
secjiutur  principale,  da»  Morgenland  in  Religion  und  My- 
thus für  das  Priticipale  hallen  zu  dürfen. 

396)  Platorais  Cratjl.    p,  4ü7.    p.  81  Heindf.     Man  verst. 

die  Anmerkung.  Ich  bin  mit  Schleieruiacher  Buttmanns 
Lesart  gefolgt.  Bekanntlich  leiteten  Römische  Philoso« 
phen  Minerva  bald  von  m  i  n  tf  e  r  e  bald  von  ni  i  na  ri 
ah,  beides  grundfalsch  (  s.  Cicero  de  N.  D.  IT.  27 
den  AnmeiLk.  |i.  3fJ  uns.  Ausg.),  obwohl  da«  Ven 
dem  wie  das  Drohen  durch  die  Vorstellung  von  dir 
gtiiüchcn  Pallas  dem  Begriff  nach  richtig  ist.    Diese 


guten  Theils  aas  den  Schriften  der  Stoiker  entlehnt.  Da 
heilst  sie  'A%r,vä  von  ä^finy,  vom  sehen,  oder  von 
<i.£|iüüi, ;,  versammelt  (Cornutus  de  N.  U.  cap.  20.  p.  iÖ5 
Gal.).  Im  letzteren  fall  dachte  man  an  den  Beinamen 
{byämfc,  aj'eXaia  (Eudociae  Violar.  p.  4.),  in  so  fern  sie 
Iiiiegsheere  sammelt.  Oder  sie  lial  ihren  Kamen  von 
&$&«£,  privativ  ,  weil  sie  nicht*  Weibische»  hat  (Cor- 
nutus a.  a.  O.),  oder  von  &j;XiJ  ,  gleichfalls  privativ, 
v» eil  sie   nicht  an  der  Muttcrhrust   gesäugt    —    Nelacta; 


mologen  dachten  aber  an  die  alte  Namen'fiform  nicht: 
Mtnrfa,  Menerva  (Lanzi  Saggio  cti  Lingua  Etrusc 
pag.  JA?  seq.  203.  205.  2ü<J.).  Ujvondann  Mmerva. 
Richtiger  legten  Andere  das  Griechische  p&of  zum  Grunde» 
leiteten  aber  davon  menco  i.  tj.  monco  ab,  so  dafs  Mi- 
nerva zur  Moncta  wurde  (Amol).  III.  31,  mit  den  Aus- 
logern  p.  I5y  OiellA  Bei  ptos  mufs  zuerst  an  fiAai  ge- 
dicht  werJui  (Tib.  Heimterhuis ,  Lennep  und  Scheid  im 
Elymol.  p.  <ill.  M2]  iq.  94).).  So  wird  (*£*(  als  unwan- 
delbare, ewige.  K*aft  richtig  auf  Menerva  bezogen  ;  vor- 
züglich bleibend-.  Geisteskraft.  In  diesem  Sinne  wird  sie 
wirklich  *j  S.Vjt/un  »u  Aio'i  genannt,  Juppiters  Kraft  (  Ari- 
Slidis  Urat.  in  Mitierv.  pag.  16  Jebb.).  —  Sie  ist  die  uti. 
wamklharc  Intelligenz  des  Juppitet'.  Daher  sie  auch  oft 
als  die  erste  Göttin  nach  Juppiter  genommen  wird  (IIa- 
rat.  Carinm.  I.  12.  VJ.  und  daselbst  Mitscherlich).  Wie 
aber  von  pAot,  fttdm  und  p4*wXP  herkommt,  so  geht  nun 
auch  von  i««V«e,  der  Begriff  der  Behallsamkcit  aus,  und 
Minerva  selbst  ist  und  heifst  Mtmor,  die  Bebaltsame, 
auf  Inschriften  (  s.  Victorius  zu  Ciceron.  Epiftt.  famill. 
XII.  25.  p.  413  ed.  Gracvü).  In  so  fern  hatten  also  die- 
jenigen nicht  ganz  Unrecht,  die  si«  aU  Gtdächmifs  nah- 
men ,  und  Menamerva  dachten  (Arnob.  a.  a.  O.).  Wer 
aber  den  inorgenlandiselun  Ursprung  derGrundidee  rieh« 
tig  erkennen  will,  mufs  an  Ze'is  Peuergeisl  und  an  die 
ätherische  Feuerwarte  dtnken  ,  der  die  Minerva  vorsieht. 
Darum  ist  ihr  der  ausdauernde  und  behaltsame  Lichfge- 
nius  der  Pharaonen  ,  Memnon  s.  oben  Th.  I. 

p.  4id.  <J61,  470.)  iu  Kaurcn.  u:id  Bigull  verwandt. 


oder  von  %r,veo%>at  mit  dem  privativen  Alpha,  -weil  i« 
niemand  unterworfen ,  oder  \on  Äaw  mit  dem  intentirtei 
d  als  die  greTse  Nahrerin  {flitr.vr,,  Feder  in  Aetch'l 
Agamcmn.  Commentat.  p.  3s.),  oder  vom  Aetker,  aUs 
statt  zu  Ragen  A  i&fpoj-eiav,  haben  sie  die  Mensche: 
vdv  genannt  (Continus  a.  a.  O.)  ;  oder  endlich  u 
die  Unsterbliche  (Munclier  ad  Fulgent,  p.  b(v)  Stat 
80  ■welteiferten  Griechische  I'hilosophen  und  Gl» 
tiher  ,  die  hohe  Göttin  durch  Etymologien  wo  inu 
dem  \  alet'landc  zuzueignen,  während  Herodotus  und 
ihm  folgten  den  Aegyptischen  Ursprung  dieser  Guti 
anerkannten.  Aber ,.  da  doch  nicht  geleugnet  werden 
kinn  ,  wie  auch  aus  dieser  Untersuchung  sich  tfgi 
d.'ils  in  diesen  Ileligtonszweig  Asiatische  Elemente 
schlösse.«  sind»  so  war  es  natürlich,  dafs  neuere 
lehrte  auch  andere  Sprachen  »ur  Erklärung  dieses 
mens  benutzten.  Hier  wurden  nun  zwei  Etjmoloefel 
beliebt,   entweder  von  7JVK  1  fortis,  starb,    oder  toa 

'    r        l 

Hrfil  1  ntedilari,  nachdenken  39:).  Zum  Schlu»»« 
mufs  ich  noch  der  Vorstellung  eines  geistreichen  und  gc- 
lc-.rlcn  Forschers  39ä)  gedenken  ^    die  in  ihren  Gründen 


rden 


3X)  Gerhard  Vossius  (de  Orig.  Idololatr.  II.  42.    p*g.  JJ 
gab  beide  Herleitungen  an.    Daniel  Heinsius   im  Afist 
chussacr,  p. 712,  a.  zog  die  letztere  vor.    Sickkrim  K.i 
mus  p.  LXXVIII.  vergleicht  ]ru  ,  g  e  b  c  n  ,  und  will  Ne 
und  "A-^-a?  als  G  a  be  nspend  e  rä  11  erkUren. 

3pS)  Kanne  in  der  Mythologie  der  Griechen  pag.  113.  — 
füge    hier    noch   einige    Bemerkungen    über  den    N.i: 
Athene   bei,   welche  wenigstens  Tür  den  Geist  der  a1 
charakieristisch  sind.     Es  wurde  schon    einmal    I 
dafs  die  Sprachgekhrten  in  altert  1. undicht  n  Formt  In 
Natncn  'AStjvä  ausgeschlossen   und  du  für  'AI 
wissen    wollten,    z.B.  in   PIhIo'ü  Euthyd.    p 
Hund,  nach  Bnstath.  zurOdyss.  [>.  H2.     Ai 
ErLidrer  zur  Iliad.  p   &•},  und  aus  Sjuidas   Vol.  I.   p,  70  ! 


68 1 

•  ehr  lehrreich  isl .  wenn  auch  die  Etymologie  selbst  nicht 
für  gelungen  geachtet  werdci  dürfte.  Dieser  denkt  sich 
clie  Verehrung  der  Minerva  tis  einer  Vermischung  von 
Religionen  entstanden,  viic  VB  in  den  Pontisehen  Län~ 
dum  stall  gefunden.  Asiatisdie  Aegyptier,  glaubt  er, 
in  Itolchis  ,  mit  Chaldäern  ,  Pusem  und  Svrern  zusain- 
mengeflosser, ,  hätten  einen  Got  aufgestellt,  welchen  sie 
doppelnamig  Fal-Adon  genaint,  und  ein  weibliche» 
Wesen  Pal  lab- Adnnah,  Göttin,  Herrin;  letztere  als 
Göttin  der  magischen  Gclehnanihcit  und  der  Künste. 
Weil  sie  aber  hier  an  Scylhens  Grunzen  und  in  den 
Wohnsitzen  der  Amazonen  eine  kriegerische  Göttin  vor- 
gefunden, so  sey  durch  eine  natürliche  Verbindung  der 
Culte  jener  doppelte  Charakter  der  kriegerischen  und 
weisen  Pallas  -  Athene  entstanden.  —  Der  Amazonen 
habe  ich  in  dieser  Erörterung  oben  selbst  gedenken  müs» 
eeu.  Aber  nach  meiner  Ueberzeugung  ist  die  Idee  von 
Krieg    und    Weisheit     ursprünglich     au»    Einer 


ster.  erfahren  wir  die  Gründe.  NHmltch  ursprünglich  sollt« 
der  Name  als  heiliger  Name  der  Göttin  vorbehalten  blei- 
ben. Daher  nannten  sieb  zwar  die  Männer  'AJhpaSoti  die 
Frauen  aber  wurdeu  'Att/ko/  oder  dcrrxi  genannt.  Nach- 
her aber,  als  auch  die  Frauen  'ASijvaütf  genannt  wurden, 
ward  der  Göttin  die  Namenstörin  'AS^ü  vorbehalten. 
.Darüber  gab  es  noch  eine  andere  Tradition  ,  nämlich  die 
Athener  hatten  ihre  Frauen  deswegen  nicht  'Aftptiäoi  ge-» 
iiaunt ,  weil  wegen  der  Vorgunst  der  Frauen  gegen  diese 
Göiiin  Poseidon  das  Land  AUica  mit  Urberschwcramun- 
gen  heimgesucht  habe  (Varro  beim  Augustinus  de  Civ. 
D.  XVIII.  9.  [>.  538  sq.  cd.  Lud.  Viv.).  Stiidas  fahrt  nun 
Regen  diese  BehauptmijM  n  Süllen  dtr  Komiker  an  (man 
vergleiche  auch  Philrmou's  l*'rrij;rnente  p.  322  sq.  und  da- 
.s-Ih-i  Clericus).  I)i>cli  will  man  bemerkt  haben  ,  daß  vor 
Kuclidcs  in  allen  öirentlichcn  Urkunden  A' ■•••,' ,  oiemall 
-  ,  vorkomme  (vergi.  Böckh  Staatshaubhalmng  der 
Athener  II.  p.  2Q\),), 


I38i 


Wurzel  erwachsen;  ivid  so  -will  ich  denn,  f>!U 
der  Name  Athene  nicht  Aegypliachon  Ursprung«  in, 
r  abwarten,  bis  uns  .lunt'tig  vielleicht  eine  glück- 
liche Entdeckung  aus  Inischen  Schriften  den  walwn 
Ursprung  des  Namens  brngt.  Denn  Indische  Visclum. 
lehre,  verbunden  mit  Ägyptischer  Lichltheorie ,  »er« 
räih  sich  doch  ^ar  zu  deutlich  in  den  Grundgedanke* 
von  der  Pallas  -  Athene. 


Fortetzung. 


Ten   Acgypten    und   Ton  Libyen   au»    verfolge»  wir 
diesen  Iteligionszweig   weier,     zunächst    läng»    Vordrr- 
asiens  Husten.      Hanaus    ais  Chemmis   3")    bekommt  Li- 
byen zum  Antheil ,  mufs  aber,  weil  das  Orakel  vor  der 
Hciralh  seiner  fünfzig  Töchter   mit   den  fünfzig  Sübr 
seines  Uniders  Aegvptus  gewarnt  hat,    um    deren  Jl 
Stellungen  zu  entgehen,  über  das  Meer  entfliehen.  Hie 
bei  erscheint  nun  bestandig  Minerva  hulfreich.   Sie  gi« 
den  Uau  des  Schilfes    an,   auf  dem  Danaus  mit  sei« 
Töchtern  entfliehen  soll,  und  als  endlich  doch  in  Af| 
lis  nur  der  Holen  sie  von  den  ungestümen  Brautweibc 
befreien  kann,  und  die  Köpfe  der  neun  und  vier 
mordeten  Junglinge  in  den  See  von  Lerna  versenlit  sir.d» 
so  mufs  auch  Minerva  ^t;<J)  die  Mörderinnen   wieder  rei- 
nigen. ^Venn  wir  nun  erwägen,  dafs  der  Lernaischc  See 
auch  hier  nieder  bedeutsam,   und,    gleich  dem  Tiitoni- 
schen,  mit  der  Anspielung  auf  den  Kopf  in  Verbindung 


gesetzt  wird  ,  wenn  wir  ferner  erwägen  ,  dnfs  gerade 
L.nccus  der  Gerettete  ist,  der  Luxüugige  -,01),  wenn 
r  endlich  die  Doppclzahl  Fünfzig  in  Anschlag  bringen 
—  so  lä'Pst  sich  wohl  vernünftigerweise  nicht  zweifeln, 
dafs  die  Danaidcnsage  wo  nicht  aus  dem  calendarischcu 
Dilderkreise  hervorgegangen,  so  doch  durch  das  Medium 

feiner  hieroglyphischeii  Lichltheorie  hindurchgegangen 
ist.  Aber  worauf  ich  hier  vorzüglich.  hw#oiiefl  wollte 
—  wiederum  ist  hier  vun  gefährdeter  Jcngfrauschaft 
und  von  Flucht  die  Rede.  So  iheilcn  die  Danaiden  das 
Schicksal  ihrer  Göttin.  Aber  sie  hilft  ihnen  auch  zur 
Flucht,  und  geleitet  sie  glücklich.  l>enn  obgleich  des 
Aegyptus  Sühne ,  von  blinder  Leidenschaft  getrieben,, 
den  Danaiden  unverwcilt  nachsetzen  ,  wie  Habichte  den 
Tauben  ^2)  ,  so  gewinnen  diese  dech  den  sicheren  Port 
von  Lindos.  Hier  auf  Rhedus  Eiland  setzten  sie  ihren 
Fufs  zuerst  auf  den  festen  Reden ,  und  da  gedenken  sie 
der  festigenden,  ständigen  Gottheit .  und  stiften  derPal- 
Jas- Athene  Tempel  und  Standbild  4ü  ).    Dieses  Eild  wird 


401)  Auf  diese  und  andere  allegorische  Zuge  habe  ich  in  der 
Erklärung  der  Abbildungen  p.  36  iT.  besonders  p.  4ö  f.  auf- 
merksam gemach:.  Wenn  ich  gleich  darauf  von  calenda- 
rischcu Allegorien  und  Hieroglyphen  hei  diesen  Sagen  rede, 
so  «rill  ich  liier  noch  einige  W  inltc  geben.  Man  vergesse 
nicht  die  Triloniselie  Pallas  ,  und  wie  sie  am  Se  e  zu 
Safe  das  Grab  des  üsiris  in  ihren  heiligen  Bezirk  auf» 
nimmt ;  wie  aber  auch  der  Ucpräsenlanl  dt-s  Osiriä  ,  der 
mil  >inem  Dreieck  bezeichnete  Stier  Apis,  zu  Mem- 
phis in  einem  Brunnen  oder  bei  Syenu  in  dun  Tiefen 
des  N  i|  versenkt  wird  (vcrgl.  ungern  ersten  Th.  p.  in. 
413.  <ibJ.). 

402)  Bildlicher  Vergleich  des  Aeschylus  im  Prometheus  *•(<!. 
Ki\.y.u  mkußv  mt  •h^ixtvoi.  Man  nmfs  die  gan/e 
trellliche  Stelle  k 

i03)  Ihrodut.  II.  182;  mit  geringer  Abweichung  AtiJerc  ,  die 


timmt  unter 
einsehen   Bildwerhe 
man  •wissen  ,   eine  Säule 
sen   ■i0>).      Aber  t 

Teichinen  hatte  Rhodus  einen  seiner  vielen  Namen 
kommen.  Jezt  werden  wir  wohl  nicht  z»  eif'eln ,  d*J» 
die  gewaltigen  Künstler,  seihst  auf  die  Ehre  An- 
Spruch  machen  ,  der  Athenaa  ein  Bild  gefertigt  zu  haben. 
«Sie  waren  Hünstier,  wird  von  ihnen  gemelde* ,  ahmtet 
der  Vorfahren  Werke  nach,  und  setzten  euei 
Tetcliinisehen  Athene  ('A^tj»«^-  TtX^ir*.«.,)  ,  das  ist  tu 
gen,  der  bezaubernden  Athene  ■,0>)  ,  eine  Bildsäule» 


ran 


den  Danaus  selbst  als  Süfter  nennen,  vergl.  Diodor,  V. 
.SS.  mit  den  Auslagern,  lieber  die  Tempeltrümmer  n 
Lindas  s.  Savarv  Ltures  sur  la  Grece  p.  bi.  verg).  p.  iL 
und  Snnuini  Voyage  en  Grece  Tom.  1.  p.  17 1  sq. 
<ltn  angeblich  Aegypiischen  Charakter  dieser  Bjl 
möchte  man  mehr  Belehrung  wünschen.  —  Von  Rhodal 
kam  auch  Minerva'g  Dienst  nach  Agrigenl  in  Sicilien ,  «o 
die  Göttin  auf  einem  HUgcl  4*&\po^  'AStjvoToj)  rinen  prich* 
tilgen  Tempel  hatte  ;  Scholiast,  Pindar.  Olymp.  II.  1& 
Pulybius  IX.  21.  7.  vergl.  Dorvillii  Sicula  p.  i*).  p.  tOi 
und  daselbst  auch  Über  den  prächtigen  Minei  vcmempel  « 
Syractis  p.  li>5. 

40l>  So  etwas  von  roher  Arbeit  will  wenigstens  CalKoBi 
dem  Zusammenbaue  nach  dabei  gedacht  ui*-en, 
mag  nun  dort  statt  X*7a>  lesen  A£<w  oder  *ucv  ;  »..  IVj; 
nr.  CVr.  p.  477  ErneMi  und  dazu  Bentley  und  Tonp, 
YVytienbach  iu  den  noit.  critt.  zu  Plutarcfcj  Fragmin, 
76  K  und  Heynii  Opuscc.  Academm.  Vol.  V.  p.  Jii. 
yrp  ' h.%fttti*f$  tv  ArvSi  Aovoftf  Acrav  S9ipu  12j$. 

405)  'ASjjvä;  fliry.d-jcu  Nicol.Dama-ccn.  ap.  Stob.Scrm.  p. 
Fragmin,  p.  146  Orell.    Dem  Worte  nach 
der  neidischen  heifsen  (vergl.  oben  Th.  11. 
—  3ü8.)  —  aber  wegtn  der  Sagen  von  den  PalUr 
ich  hier  diesen  Sinn  vor,  der  aber  auf  derselben 


C85 

Und  hier ,  längs  Kleinasiens  Küsten,  eröffnet  >u  h 
dann  auch  der  grefsc  Zaubertireis  der  Palladien, 
welchen  wir  in  dieser  Untersuchung  wenigstens  berüh- 
ren müssen. 

Bekanntlich  wollten  viele  Städte  der  alten  Welt  im 
Besitz  von  Palladien  seyn ,  und  darin  ein  Unterpfand 
ihrer  dauernden  Wohlfahrt  haben  406).  Es  genüge  uns 
hier,  ganz  kürzlich  der  Palladien  ?on  Truja,  Athen  und 
Hörn  zu  gedenken.  Es  mulsie  schon  oben  des  Mythus 
Erwähnung  geschehen  ,  wonach  llus  und  llium  zum  Be- 
sitz des  vom  Himmel  gefallenen  Palladium  kamen.  Die- 
ter Mythus  wendete  sich  auch  so  :  llus  hatte  hei  der 
Gründung  dieser  Burg  ein  gutes  Zeichen  vom  Zeus  be- 
gehrt, und  nun  fand  er  das  Palladium  vor  seinem  Zelte. 
Es  hatte  Sonnenkraft  in  sich  das  Bild,  aus  den  Sternen- 
kreisen  war  es  hetabgetiommen.  Von  dort  her  kommt 
Lehen  und  Unvergänglichheit ,  und  der  Phallus  ist  des- 
sen Zeichen,  In  so  weit  er  das  ätherische  Gotterlehen 
darstellt,  gehört  er  auf  den  Gipfelpunkt  des  Himmels, 
wo  die  reine  ,  strenge  Pallas  thronet.  In  so  weit  aber, 
nach  Juppitcrs  Rath  und  Willen,  auch  das  materielle 
Leben  ,  das  Städte  -  und  Menschenleben  ,  Bestand  haben 
«oll  ,  niufs  das  Phalluszeichen  auf  Erden  herab.  Weil 
aber  auch  hier  bei  ihm  auf  das  unversehrte  und  unzer- 
störbare Frincip  gesehen  wird ,   so  wird  es  als  Bild  der 


Stellung  mit  jenem  beruht.  Das  Volk  sagt  in  doppeltem 
Versuude:  heschreien.  Ich  möchfs  daher  die  Tt>- 
jC&ii  nicht  T*ux'"v<;  erklären  ,  wie  Hermann  thut  de  Hi- 
storiae  graecae  primordiis  pag.  II.  Denn  der  Begriff  des 
Zaubenis  ist  iu  diesen  mythischen  Personalitäten  herri 
sehend. 

4o6)  S.  die  Abhandlungen  von  Fontcnu  und  von  du  TTieil  in 
den  Memoire*   de  l'Academie  des  Inscriptt.    Tom.  V.   p. 
tqq,  und  Tom.  XXXIX.  p-  2J8  sqq. 


Jungfrau,   als  reines  Bild  *'")    utul  Palladium ,    ge~r 
Sein  ganzes  Wesen  ist  gcltcirnniis v o!l.     Wer  es  1 
ieht ,  snnfs  erblinden.      Man  weifs  nicht   * 
es  ist,  denn  die  Sorge  der  llünige  und  Prii    • 
gleich  eine  Mehrzahl   von  Bildern  b.ei-,  damit 
desto  zweifelhafter  aey.      Daher  wird   es   i 
drei  Ellen  grefs  ,    bald  als   sehr  Mein    l>» 
Daher  seine  Entführung  so    mifsfich,    und  d.s  C< 
derselben    <)ie    wichtigste   Aristie   des    Ti 'ojarteril 
Unter  den   mannigfaltigen  Mythen    von   dieser  TfeM 
ist  für  untern  Zweck  folgender  der  wiehtigste!    Hek 
hat  verraiben  müssen,  worauf Troji's  Schicksal   l.rr 
Diomedes  und  Ulysses   machen  sieh   auf,    um    da«  l'i\h- 
diuin  ku  rauhen.     Auf  des  letzteren  Schottern  et' 
der  erslcrc  die  Mauer,    zieht  aber   nun    den   I 
nicht   nach  sieh,  so  sehr  dieser   danach    verlangt, 
inede«  entwendet   das    Bild    allein.     Beide    hehren 
das  Feld  zurück      Diomedes  sucht  den  Fragen  des  li» 
gen  Ulysses  durch  das  Vorgehen  auszuweichen  :  er  In 
das  rechte  Bild  nicht,   sondern  ein    anderes.      Da  at 
das  Bild  sieh  wunderbarer  Weise  bewegt,  so  sieh 
ses  wohl ,  dafs  es  das  rechte  scy.   Er  zuckt  sein  Schwert, 
um  den  Diomedes  von  hinten  zu  lüdton  ,  und  den  Achtern 
allein  das  Palladium   zu   bringen.     Da  aber  Ulysses  den 
Streich  führen  will ,   blitzt  das  gezüchte  Schwert  in  de» 


407)  Trypliiodor.  vs.  54.  (vs.  55  ed.  WernicLe) 

408)  Apollodor.  III.  12.  p.  328  Heyn.  *»>  ä*  tu. 
Conon  cap.  34.  pag.  30  Kannii  —  rnlMS*  gVtwv  ri  cpa^i- 


.: 


409)   S.  darüber  Spanheim   ad  Callim  ich  II.  in  Pallad,   vs. 
p.  650  sqq.     Heyne  im  Excuib  IV.  **  und  Exoura  IX. 
Acncid.  II.    p.  330.    und  p.  845  sqq.    vergl.  jezi  ;    [ 
cosc  t'atnlj    di  Roma  antica  da  Frjnc.   CancelHeri. 
IMS.  nr.  VII.  p.   il  stjq. 


Diomedes  Augen;  und  nun  treibt  er  den  verratherischen 
"Ulysses  mit  flacher  Klinge  schlagend  Tor  sich  her  *  ). 
Aeltiitiche  Ziige  beim  Vrgiltus  il:).  Kaum  stellt  das 
Palladium  im  Griechische/Lager,  so  ▼«rhundigl  es  atrial 
Wnnderkraft  durch  lichtende  Feuerstrahlen ,  durch 
Schweifs  und  durch  dreimaliges  sich  Erheben.  Man  hat 
•  ich,  dieser  letzteren  Worte  wegen,  dieses  Palladium 
der  Trojaner  als  ein  Htzbild  rorstrllen  wollen.  Das  ist 
aber  nicht  nölhig  undnirbt  einmal  richtig  ^12).  Freilich 
gab  es  auch  ein  Trojanisches  Sitzbild  der  Pallas.  Das 
war  das,  au i  dessen  Jchoofa  llecuba  den  Peplus  nieder- 
legte *'■').  Auch  Stnbo  *u)  bezeugt,  dafs  es  nicht  nur 
zu  llium,  sondern  aich  an  andern  Orten,  zu  Phocäa, 
Chios,  MassUia  und  Tlum,  sitzende  Minerfenbilder  gab; 
desgleichen  auch  eines  im  Metroon  zu  Athen  ^  ).  Eine 
nähere  Beschreibung  de»  Trojanischen  Palladium  giebt 
Apolluilorus  '■')  :  Et  war  drei  Ellen  buch  j  mit  aneinander 


4ip)  Conon  cap.  34.  p.  30  sq.  Kanu. 

411)  AeueM.  IL  171  sqq. 

klty  Cance Ititri  p.  56.  und  daselbst  auch  Filippo  Visconti  und 
Guiseppe  Guattani  zum  Museo  C  hiaramemu  p.  44, 

•iu  lliad.  VI.  i^  sq.  £73.  303.  mit  Hevnr's  Observv.  Vol.  V. 
p.  l£>5.  und  dessen  Excurs  ?u  Vin»il.  II.  pag.  317-  Ueber 
das  Palladium  und  Über  die  andern  Pillasbilder  zu  Troja 
vcrgl.  auch  Wim  kdinanns  Anmr-rkk.  zur  Geschichte  der 
Knast  I.  p.  271  neueste  Drcsd.  Ausg. 

4t4)  XI II.  p.  897. 

415)  Arrian.  Peripl.  Pont.  Enx.  I.  p  7  Hudson,  vcrgl.  Rit- 
ters Vorhalle  p.  201  ff. 

4t6)  III.  12.  p.  32S  H<  yn.  und  daraus  Tieti.  in  Lycophr.  355. 
p.  5i3  ed.  iVrlior.  mit  den  Anmerkk.  Der  Ausdruck  da- 
selbst:  -->;  W  wbc  acht  Schwierigkeiten.  Can. 

cellieri  Übersetzt  p.  5i.    ,,co'  pivdi  ancora  congiunti  uno 


6m 


knapp  anstehenden  Beinen  enhersrhreitend  hatte  e* 
Spiels  aulgehoben  in  seiner  rechten  Hand,  in  der 
hen  aher  Spindel  und  Rocken  Hier  will  ich  nun  n 
mit  Heyne  streiten,  ob  das  so  beschriebene  Bild  das  nl 
Tora  Himmel  gefallene  war,  odu- ein  zweites  mehr  a 
bildete»,  wahrend  jenes  roher  uid  einfacher  war 
genug,  Spindel  und  Rochen  gehören  zu  den  a!tt»tes 
Altrlhuten  der  Göttinnen  ,  wie  sie  in  Syrien,  in  ander» 
Asiatischen  Landern  und  im  alten  Italien  dargestellt  »or* 
den.  Da  ich  mich  hierüber  anderwärts  ausführlicher  et- 
kläre,  so  will  ich  hier  nur  bemerken,  dafs  Heyne»  Li- 
terscheidung, mag  sie  nun  richtig  oder  unrichtig  sr»o, 
darin  ihren  Grund  bat,  dafs  er  hierbei  gerade  nicht  inß 
dachte,  dafs  der  Pallas  zu  Troja  der  Peplus  auf  eis* 
feierliche  Weise  geweibet  wird.  Deset  macht  aber  mit 
Spindel   und  Rocken  einen    organischen  öyiitbolenkrtit. 


Ickb* 


con  l'altro  ,  in  atto  dt  camminare  spontaneamrte'*, 
sieht,  dafs  auch  er  die  gewöhnliche  Lesart  beibt 
Ucber  ähnliche  Züge  der  ältesten  Götterbilder  veröle:* 
man  das  oben   IL  TU.    p.  4-Sy  f.    Bemerkte.     Mein««  B*» 
dünkens    mufsten    solche  Vorstellungen  entstehen 
dit-    ältesten  Götterbilder  mumienartig  verbundene  FOße 
hatten  ,  und  doch  auf  Schiffen  oder  Wagen  erahergefab* 
reit  wurden,  so  dafs  die  ruhige  Stellung  und  die  ßewe 
zugleich  in  die  Augen  fiel. 

4l7>  Heyne  zum  Apollodor.   pag.  296,     Heyne  hatte  aber  4H 
Palladium  nicht  auch  der  Hände  beraubt,  wie  Sahir 
geihan  hat.     Dieser   letztere  giebt  in  den  NotJcea  et  Ex« 
trails  des  Manuscriis  du  Roi  Yol.  I.  p.  53y.  aus  Johanne« 
Kaiuhuiza    folgende    Vorstellung  vom    Palladium:     ,,L« 
Palladium  etait  forme'  de  deux  figures  de  jrunes  geus 
mos,   qui  etoient   Sans   mains,    t<I  Ih   8*a 
ijTXv  a'x"f  orrohfra ,    et  phlB  bas  :  u^  fl«*»/-»Ta  y«p  noi 
«»6fr«  —  c'est  ä  dire ,  quil's  avoient  les  bras 
dann  et  coll^s  scion  Fanden  costurne  uaite 
premiers  (emus  da  la  Ortet".     Wenn   nuu   Kanabutu, 


ens  ar» 

pen- 
ntia  tes 


C8g 

Mit  Einem  Worte:  Pallas  hatte  tu  Ilion  den  Peplus, 
wie  sie  ihn  zu  Sai's  und  zu  Athen  hatte,  und  aus  den- 
selben Gründen.  Sie  war  die  Weberin  des  kosmischen 
Gewebes,  sie  seihst  über  der  Welt,  and  verborgen  hin- 
ter dem  Peplus;  aber  sie,  die  verborgene,  hatte  das 
Licht  der  Sonne  hervorgebracht ;  und  gerade  auch  die 
Minerva  llias  hat  auf  Trojanischen  Münzen  die  Fackel 
in  der  Hand  4iS).     Daraufweisen  auch  die  obigen  Legen- 


wie  Saintecroix  zeigt  ,  den  Dionysius  von  iLlicarnafs  vor 
.Augen  hatte,  so  hatte  der  Erklärer  auch  seilen  müssen, 
dafs»  dort  (I.  6S.  pag.  17  t  Rcisk.)  auch  von  Trojanischen 
Penaten  überhaupt  die  Rede  ist  ,  die  als  Werke 
alter  Kunst  ("};  *akajä;  i'^yz  rt'x^T; )  in  Jünglingsgestalt 
dargestellt  waien.  Aber  der  Hauptfehler  ist,  dafs  Sainfe-. 
croix  nicht  ans  N.  T.  gedacht  hat  ,  wo  er  hätte  finden 
können ,  dafs  d^ti^eTtitjra.  heifsl :  nicht  von  Men- 
schenhänden gemacht,  dem  das  StoVi/jirra,  von 
Gott  gesendet,  entspricht ,  und  liem  die  5*oJ  K^ya.  ys*' 
föiv  av5cauTuiv  (  LXX  im  Buch  der  Weisheit  Xtll.  10.) 
entgegengesetzt  sind.  Mit  Liuem  Worte  :  es  werden  5<o- 
'Kt-rHj  (  vom  Himmel  gefallene  Bilder,  aber  keine 
mit  mumienanig  angeschlossenen  und  gesenkten  Händen 
damit  bezeichnet.  Gerade  von  den  Palladien  brauchen 
die  Gebrüder  Tzctzae  (  ad  Lycnphr.  355.  p.  555  Müller.) 
denselben  Ausdruck,  den  Kaiubutza  gebraucht,  nlinlich 

dyit(iGT5i*}T3. 

418)  Eckhel  D.  N.  V.  Vol.  lt.  p.  484  sq.    Er  hat  die  Fackel 

aufser  Zweifel  gesetzt ,  und  diese  Tetradrachmen  mit  der 
JlaAAä;  IA/aj  der  Stadt  Ilium  vindicirt.  Dieselbe  Minerva 
heifst  auch  'lAüia ,  und  ihr  wurden  Spiele  ( Iliea,  'DJsta} 
gefeiertj  Eckhel  daselbst.  Mehreren  darüber  in  meinen 
Meletemm.  I.  p.  22  sq.  Pallas  kommt  öfter  mit  einer 
Lampe  vor  ,  so  z.  B  auf  einem  Barberiniscben  Sarkom 
phag ;  s.  Zoega  in  Welckers  Zeitschrift  für  alte  Kunst  I. 
39,  wo  Welcker  selbst  Mehreres  über  die  Pallas  richtig 
angemerkt  hat;  ebendas.  p.  77-  Unsere  ganze  Darstel- 
lung des  Minervenbegriffs  wird  immer  wieder  auf  dies« 
alte  Licht  lehre  zurückkommen  müsse  n. 

iL  •  44 


Vorzüglich  auch  lflitm1  die  durch  Feuer  läuternde,  ootl 
die  Feuerzeichen  ,  die  von  «Jen  Phallen  des  \  jstiinu  aus- 
gehen.    Denn   diese    reinere    Ausscheidung    des    Fi 
dieattes    (teilt    sich,    vue  schon    öfter    beincihr,    in   dtt 
Palla«   und  in  dem  I!i  eise  der  Palladien  dar  ;     aber  am 
MannermUkh  und  Krieg. 

Dos  Alles  läuft  nun  in  den  Attischen  Mvihcn  fa 
Dort  hat  gerade  ein  Demophon  (A/j'iorpr.Tv)  mit  den 
ladium  viel  zu  thun.  Mag  nun  dieser  Name  einen  Wi 
ger  im  Vollie  bedeuten,  oder  einen  Opferer.  der 
der  leuchtenden  Opferflammc  und  vom  Fette  den  \amrn 
hat,  immer  rauf*  darauf'  geachtet  weiden,  dal»  die  ahf 
Feuer  lau  lern  ngslehrc  und  dt  r  Krieg  von  Elerj&ia  mit  ei 
Demrphon  verbunden  sind  ■*'■), 


~ 


Einem  Attischen  König  Demophon  .   dem  Sohne  d« 
Theseus  ^  °),    vertraut  Diomedes  das  Trojanische  Palla- 


419)  Diese  Fdfenrrihe  ist  von  nur  fm  vierten  Thf «I  (p, 
p.  298  ff.  erst.  Ausjj.)  verfolgt  worden,     liier  bemerke 
nun  ergänzend,  dafs  mein  Freund  Welcker  in   >- 
Schrift  für  nite  Kunst  I.  p.  129.  den  Namen  . 
SC-harfcinnig    aus   c^xi;.  Feit,  und  tyitrj,    <J>cu/««v,    . 
U\Art;    wodurch  wir  also  im  Demophon  eint-  Personifika- 
tion ^eu  innen  ,  worin  die.   reinigende,   lSutermi 
heilende  üpfeiijanime  veikörpert  ist. 

420)  Von  der  Phüdra  oder  von  der  Antiope.  PlularcK  Tl 
p.  13.     l'indari  Fragmin,  p.  90  und  117  Heyn.     Vir-l« 
Ihen  gingen  vr,n  .liesem  König  in  der  Sa^e  ,    die 
Kürze  wegen   übergehe,     AJan  vergleiche  aber  A 


dium  an.  Er  lüf&t  es  durch  Jen  Buzyges  (Bor^r)  rt)  nach 
Athen  bringen,  und  ein  nachgemachtes  in  seinem  Zelte 
aufstellen.  Agamemnon  kommt,  und  fordert  das  Bild 
zurück.  Demophon  weigert  sich  y  und  mit  verstelltem 
Kampfe  sucht  er  des  falschen  Bildes  Besitz  zu  veiihei- 
digen,  Lis  endlich  Agamemnon  siegt,  und  getauscht  da» 
u nachte  Palladium  wegführt  4-1). 

Dergleichen  Legenden  gab  es  mehrere.  Denn  jedö 
Stadt  wollte  das  wahre  Bild  des  Heils  besitzen,  und 
Athen  lionntc  nicht  zugeben ,  dafs  das  in  Allem  wettei- 
fernde Argos  das  wahi  heftige  F-l!adium  besitze.  Das 
ist  uns  gleichgültig;  —  aber  nicht  «■»  die  symbolische 
Andeutung,  dafs  der  Künig  Demophon  heilst,  und  der 
Mann,  dem  er  das  Bild  auf  die  Burg  zu  überbringen 
giebt :  BufeYgtl  (Ochscnausp  •  ner).  Darüber  können 
Mir  hier  hurz  seyn  ,  da  der  ganze  Ideengang  nur  erst  im 
Verfolg  aus  den  Cerealischcn  Mysterien  erklärt  werden 
hann.  Es  sey  also  hier  blos  gesagt*.  Es  liegen  hier  Na- 
men und  Bilder  von  Feuerlüuterung  und  von  der 
Pflanzung  agrarischer  Institute. 

Ceres  bringt  mit  der  Geislenähre  Satzungen,  und 
iat  und  heifst  'I  hesmophoros  ((-»tafimpopoc).  Das  ist  Ce- 
rcaiisrhes  Gesetz,  aber  auch  Palladischcs.  Denn  mit 
dem  Palladium  wird  eine  alte  Mahlstä'tte  ge- 
gründet, und  ßlutge  richte  gewinnen  einen 
festen    Sitz    unter    dem    Zeichen    der    stü'ndi- 


de  Rpgno  Athen.  HL  fi—  S.  in  Gronov.  Thes.  IV-  pajf. 
1113  sqq.  Birnes  ad  Euiipitl.  Heracll.  116»  £1-1..  Phtrecyd. 
Fragmm.  p.  1?6  sqq.  Sturz.  Prodi  Chrestom.  in  der  Bibl. 
der  alten  Liter,  und  Kunst  I.  p.  38.  Tzelz.  ad  Ljxophr. 
>i.  p.  650  Müller,    und  Uygin.  fab.  5y.  mit  den  Aus* 


s 


eine* 
Menschen  um  das  Leben  gebracht  haben.  D.vfs  Demo- 
phon  der  erste  sey,  welcher  vor  diesem  Gericl.. 
standen  ,  wird  von  niemand  in  Zweifel  gezogen  ;  wegen 
der  Ursache  aber  sind  die  Meinungen  verschieden.  Dio» 
medes,  s>agt  man,  liam  nach  der  Zerstörung  Ton  T 
zu  Schifte  zurück,  und  bei  dem  Hafen  Phaleron, 
schon  2s acht  war,  an.  Die  Argivcr  ,  so  bei  ihm  wa 
«liegen  aus,  und  stickten  durch'*  Land,  wie  durch  ein 
feindliches  ,  weil  sie  in  der  Nacht  es  für  ein  anderes 
hielten  und  nicht  für  Atlica.  Darauf  zog  Demop 
ebenfalls  nicht  wissend,  dafs  h"e  von  den  Schiffen 
gestiegenen  Argivcr  seyen,  gegen  sie  aus,  machte  eini** 
von  ihrer  Mannschaft  nieder,  und  nahm  das  Palladium 
als  Beute  mit  sich.  Ein  Athener  aber,  den  er  nicht 
•wahrgenommen,  ward  vom  Pferde  des  Demophon  an- 
geworfen, und  zu  Tode  getreten,  Nun  sey  er  von  den 
Angehörigen  des  zertretenen  Mannes  vor  Gericht  gefor- 
dert worden  ;  Andere  aber  behaupten,  von  dem  ganzes 
Argivischen  Volke»  423J,    _    gs  jsi  hier  nicht  der  Ort, 


s 


422)  L  28.  9.  pag.  101)  F*c.  Tch  folge  hier  den  Verbesserung 
feil  der  Herautgebtr  ,  die  auch  der  neueste,  Chtvur, 
wahrscheinlich  Endet. 

423)  C^uellen  über  die  Entstehung  und  die  Einrichtung  dieses 
Ephetcngerichts  (Appellaiionsgerichts);  Pollux  VIII.  118. 
Harpocration  in  im  nx>>.ao*ty.  Hesych.  I.  pag.  <*94.  I.  p. 
ISN  und  p,  |£47  Alb.  Etymol.  m.  in  r»i  IizAAaS.  Saidät 
unrtr  demselben  Artikel ,  verglichen  mit  Phou  Lex.  Gr. 
p.  36.  uud  Zonar.  L.  Gr.  p.  8l2  und  p.  1>ZG.  und  Phano- 
demi  et  Clilodemi  Fragmm.  p.  11  uud  p,  37  ed.  Lenz  und 
a>irbclis.    Ein  Tut  il  dieser  Zeuge«  nennt  statt  des  Dio» 


6g3 

über  dieses  alle  Gericht  y.u  sprechen  ,  das  zu  derjenigen 
Clane  der  Attischen  Geiicht&höTe  gehörte  t  die  man  von 
der  Appellation  die  der  Epheten  nannte.  Auch  will  ich 
einem  andern  Orte  die  Frage  aufsparen,  ob  diese  Ephe- 
ten ('E<fcT«t)  beim  Palladium  längere  Zeit  zur  Hallte 
aus  Argirern  ,  zur  andern  Hälfte  aber  aus  Athenern  ge- 
prahlt worden  sind.  Nur  Folgendes  gehurt ,  meines  Be- 
dunhens,  hier  zur  Sache:  Die  Geschäfte  dieses  Gerichts- 
hofes  betraren  nicht  blos  unvorsätzlichen  Mord ,  son- 
dern   auch   Nachstellungen    (dw^nff^,   insidiac)     und 


medes  den  Agamemnon  in  dieser  Sage;  alle  aber  nennen 
den  Altischen  König  Asjuetf  ■*•./.  >,ur  eine  Quelle  weicht 
hierin  ab,  der  ScholiaM.  m^cv.  des  Aristid.  Punath.  p.  1S7 
Jebb.  Ich  theiie  die  Stelle  hier  mit«  —  &<*  t&  waidAttiv 
$*j<r<  to  £*i  Tf oiati  -  u  yln  Ayfxltykoi  (so  alle  drei  Codd.  die 
ich  vor  mir  habe ,  und  so  auch  Valestus  im  Exct-ipt  zum 
Harpocration  pag.  71,  drr  aber  AiflMtt^rfv  verbessert)  r«fi 
AtofjajBifv  {-rafii  A»e/mf5ev;  Vales.)  äVttOfttf  tfc  r^v  **fAfl>  ijyu-yey. 
L'*ujr/v*<  Auff/JH  *v  rüj  vxip  Twy.^äre'j^  Tfö;  llokvxf, ar>;v  i.cytu. 
i.i'yti  Si  av  *ai  t*£i  ukXwv  xoA/<Sv  FlaXAaS.u.v  ,  toü  ts  KaroAue» 
/juvsv  rc'v  ccjre'yScjx  xai  tcüv  -Mfi  4vrt(ßu£ä.-v  naAdllfH^WV ,  <i>i 
ti's^cK'j'&j;  Kai  'Avt/cj^c;  irrc^cjffi,  wai  t«üv  xarfvi^a'y/xtvcvv  /xn> 
T$  tü»v  rcyivnuv  potjfjj*  (*l  ,v  «Yi3**""?  *  ^u'Ajf^c';  lf*;Ti.  — 
Die  Worte  sind  in  allen  Mscrr.  zum  Theil  verdorben. 
So  viel  g.bt  daraus  hervor,  dafs  es  mysteriöse  Traditio- 
nen von  den  Palladien  gab ,  die  bei  verschiedenen  Gele« 
ge  nheiien  vom  Himmel  gefallen  seyn  «olhcn ,  und  data  es 
ihrer  viele  gab,  —  liier  mag  noch  der  sonderbaren  Sa%e 
gedacht  werden  ,  daii  es  auch  ein  Palladium  gab  ,  das 
utis  den  Resten  von  Pelops  Gebeinen  gemacht  worden 
(s.  Clemens  Prolrept.  I.  foL  43.  vtrgl.  MQller  zu  Tzetz. 
in  Lycophron.  pag.  5SS  seq.).  Di«  obige  Stelle  des 
Scholiastea  zum  Aristides  erhalt  zum  Theii  durch  ein 
Fragment  dt»  l'lutarchus  ( I.  p.  765.  763.)  Licht ,  wo  er- 
lahlt  wird,  das  hölzerne  üild  der  Polias  (  **&  Ylckidfa*,  )  % 
das  die  Athener  noch,  aufbewahrten,  tey  von  den  Auto- 
chlhontn  gestiftet. 


Oy4 


Todesfälle  als  Folge  empfangener  Wunden.  ">Var  tun 
im  ersten  Falle  das  Un  vorsätzliche  eines  Mordes  anige>| 
mittelt  worden,  so  brachte  dieses  alle  Gewohnheitsrecht 
dennoch  mit  sich  ,  dafs  der  Mörder  sich  auf  einem  ilii 
bestimmten  Wege  aus  dem  Lande  entfernte  ,  auf  ciof 
Fri*t  Ton  einem  Jahre,  während  welcher  Zeit  er  »ich 
in't  den  Verwandten  des  Erschlagenen  rertrajjcn  Lonntt. 
Aber  auch  dann  noch  folgte,  nach  der  Büchhehr, 
religiöse  Sühne  (xabdpotov)  4-^). 

l>afs  nun  diese  alten  G  e  r  i  ch  t  s  geh  rau 
aus  der  Idee  Ton  der  Minerva  hervoi 
wachse  n  varcn,  bann,  nach  allem  Ubigcn  ,  mit 
nigen  Worten  dargelhan  Meiden.  Athene  hat  im  H 
<lcs  Triton  an  dessen  Tochter  Pallas  eine  NebenboU 
die  in  ihrer  Leidenschaft  sogar  die  Gültin  lödten 
Juppiler  tritt  dazwischen,  und  schüfst  sie  mit  sei 
Acgidc.  Nun  fuhrt  Athene  den  Streich  auf  die  Falsche, 
und  verwundet  sie,  welche  Wunde  dieser  das  Lehf" 
hostet.  Die  über  den  Tod  des  Madchens  betrübte  Palla» 
stiftet  deren  Bild  in  Juppitcrs  Burg.  Das  war  das  erste 
Palladium  lZä).  Also  N  o  t  h  h  o  b  r  und  u  n  f  r  e  i  w  i  I  li- 
per  T  o  d  s  c  h  1  a  g  von  den  Händen  der  Athene. 
Auf  der  andern  Seile  Hintetlist  und  Nachstellung. 
sollten  durch  Streiche  gestraft  Meiden.  Der  Tod  *ar 
sieht  der  Gottin  Vorsatz.  Darum  wird  das  Bild  der 
Gefallenen   beim  Zeus  niedergesetzt.      Es  bleibt  W«r* 


r  wc- 

i 


42i)  Demosih.  EnNcaer.  p.  f34S.  in  Everg.  p.  lißo.  in  Arisro- 
crat.  pag.  6X9.  coli.  63-i.     Har  poerat.  pag.  37  ed.  Graz 
bcholMöl.  Kiuipid.  HippoJyt.  vs.  35.   cf.  Matthiae  de  j« 
cits  Athcniensa.  in  MisceH.  philoll.  p.  ÜO.  ib)q,  IjhJ. 
raldus  in  dun  öbservv.  ad  Jus  Auie.  ei  Rom.  p.  34t. 
über  die  Attische  Appellation  (*g*?*;)    Oberhaupt  Ih 
walcker  Über  ilic  Diäte  un  in  Athen  §.  7.  p.  i\j  ff. 

A25)  Apollodor.  HI.  12.  p.  329  sq.  Heyn. 


Cy5 

n  u  n  gs  z  eichen  ,  G  cricli  t  s  raalil  für  tl  ic  Hinter- 
listigen, und  RochlfartigVltg  der  reinen  Jungfrau  Athene. 
liiotncdes  ( ili  r  im  SiDBO  tics  Zeus«Dis  Denkende  und 
Handelnde)  Italic  dabei'  auch,  seinem  Charakter  treu, 
den  mit  Mord^ewchr  ihn  hinterlistig  anfallenden  Ulysse» 
nur  mit  den  Streichen  der  flachen  Itlingc  gestralt.  Im 
andern  Falle  (wie,  nach  der  Stiftuugslegende,  d«r  At- 
tische König  Dtmojihon  )  hülle  seihst  der  unvursatzliche 
Mörder  duch  immer  Illut  vergossen,  und  wenn  er  Ter 
dem  Pallad ieugericht  gerechtfertigt  war,  so  mufste  OS 
«loch  durch  Flucht  eine  Zeit  lang  biifscn,  und  durch  den 
reinigenden  Zeus  +i6)  einer  religiösen  Sühne  thciihaflig 
■w  erden. 


426)  7.i'.,  KsSdt^o'ift«  S.  darüber  oben  im  Abschnitt  vom.Tup- 
piter.  —  V\  eil  Wir  eben  WOB  Ansehen  Bluigericbten  han- 
tlein, so  mufi  auch  eines  Stichworts  gedacht  werde«, 
das  unserer  Göttin  zum  Lobe  gereichte,  Wir"  lesen  hei 
den  Alien  von  einem  'AStpSi  v>;^c;  (suffragium  Miiier» 
vae),  von  einer  Abstimmung  derMinerva  (  Phi- 
iostrati  VU,  Sophist.  IL  3.  pag.  56S.  Zeoobii  »tiorumep^a 
Adagu  p.  6üü.  vs.  374.).  Es  wird  gewöhnlich  in  der  1W- 
deutung  eines  l  re  f  fe  ndenUrlheils  genommen.  DfW 
wahre  Grund  des  Sprichworts  ist  aber  auch  in  einem 
menschenfreundlichen  Gericlitsgcbrnuch  der  Atfaeuiemet 
zu  suchen.  Waren  nämlich  in  einem  Criminalprocefs, 
z  11.  vor  dem  Areopagus  ,  bei  der  Stinimzilhlung  die 
schwarzen  und  weifsen  Steinchen  gleich  ,  so  kam  diese 
Gleichheit  dun  Beklagten  zu  gut  und  nicht  dem  Klager 
(Antiphon  de  caede  Herodis  pag.  135.  psg.  730  Rxisk.  — 
fftgayt  xal  nn  v^ij^av  c  d^t&f*&\  jf.c-sj  yc-vc^vi;  tcv  (ßcuyovTa 
t*'y  öüi/ovra.),      K»  warf  auch   wohl   der 

Herold  einen  weiften  Stein  zu  Gunsten  des  Angeklagten 
in  die  Urne.  Dieser  Gebrauch  halte  ,  wie  alle  derglei- 
chen, seine,  heilige  Legende.  Minerva,  erzählte  man, 
hatte  einst  auf  diese  Weise  den  Orest  vor  dem  Bluigc- 
richt  gerettet.  Daher  auch  t*Pn  ALtjvSi  die  iltcieuluiig 
gewann :  ein  rettendes  Unheil. 


ehe». 


0y6 

Solche  Satzungen  eines  uralten  Gewohn, 
heitsrechts  gingen  von  dem  Dienst  des  Jup* 
piter  und  der  Minerva  aus.  Aber  das  Palladium 
gewahrte  auch ,  -nie  bemerkt ,  Schutz  und  Bestel 
Nun  häufen  sich  die  Sagen  von  seiner  Verpflanzung 
Laurentuni  ,  Alba  longa ,  bis  in  den  Tempel  der  Yesta  ia 
Born,  von  welchem  Platze  es  der  Kaiser  Elagabalus  ia 
den  Tempel  de»  Juppiter  bringen  liefs  427).  Es  erscheint 
auf  den  Münzen  der  Römischen  Geschlechter  ,  e.  It.  der 
gens  Julia  ^-s).  Weil  aber  die  gens  Nautia  die  Best 
aung  des  Palladium  hatte,  so  meldete  auch  daion  ein« 
6age  den  Grund  J*29) ;  und  so  durfte  dann,  nach  dem 
Sinne  der  alten  Religion ,  auch  das  neue  Rom  —  ( 
stantinopel  —  sich  am  Ende  der  Zeiten  noch  dcsßetiuei 
yom  Palladium  erfreuen  "*"). 

Phon  »eis  eher    Zweig    des    Pallasdienstei 
in  Biiotien    und   anderwärt«, 

Wir  waren  von  dem  alten  Pallasbilde  ,    das    Pansai 
tu  Lindos  gestiftet  hatte,  ausgegangen.     Portbin  Kehirn 


4?7)  Die  ersteren  Sagen  bei  Dionysius  Halic.  I.  45.  57, 
zum  Theil  frühere  aui>  Arctinus  und  den  Cyclikern, 
kritischen  Prüfungen  bei  Heyne  Excurs.  IX.  ad  Aenei.l 
II.  p.  3-15  sqq.  Fkifsige  Sammlungen  bei  Cancelberi  ie 
sette  cos*  fatal!  di  Roma  antica  p.  45  sqq.  Die  histori- 
schen Momente  erwogen  von  Riebuhr  Rom.  Gesch.  I. 
p.  128  f.  p.  135.  Die  späteren  Ereignisse  bei  Herodian.  I. 
1-).  put».  603  ed.  Irmiäch.  mit  den  Nacnwcisun^cn  dieses 
Auslegers. 

42S)  Morelli  Thes.  tab.  I.  nr.  5.  T.  XX.  nr.  6. 

4?y)  Servius  ad  Aeneid.  II.  166.  vergl.  CanceHitri  p.  46  *q. 

4.30)  Olympiodor.  in  Meteorr.  I,  vergl.  M^ursii  Alticc.  I 
lib.  V.  pag.  I88ö.  in  Grcmov.  Thes.  Vul.  V.   und  Canc 
|i«ri  p.  56. 


607 

wir  zurück,  um  die  Verpflanzungen  dieser  Bcligion  wei- 
ter zu  verfolgen.  Nicht  lange  nachher  ,  meldet  die  Sage, 
kam  Cadmus,  die  Europa  suchend,  eben  dahin,  und 
ehrte  die  Lindische  Minerva  durch  Weihgeschenke, 
worunter  auch  ein  eherner  Kessel  von  alter  sehenswert  her 
Arbeit  mit  Phönicischer  Inschrift  war,  -worin  besagt 
wurde  :  er  »cy  zuerst  aus  Phö'nicien  nach  Hellas  gekom- 
men H-).  Der  Insel  tfhodus  gegenüber  in  Pliönicien  lag 
die  Stadt  Astyra  ("AcTtpa).  Auch  diese  hatte  ihre  Pal- 
las.     Sie  ward  Aslyria  ("Aot^ic)  genannt  43  ). 

So  laufen  nun  die  Spuren  des  Minervendienstes  fort 
längs  Kletuasicns  Küsten  bis  zum  Pontus  und  gegen  den 
Caucasus  hin.  Ich  hebe  nur  noch  einige  wenige  aus.  Zu 
Priene  inJonicn,  wie  zu  Phocäa  ,  hatte  Minerva  Tempel. 
Bedeutender  aber  ist  was  wir  von  der  Bildsäule  der  Pallas 
zu  Erylhia  lesen:  «Es  befindet  sich,  heifst  es,  zu  Ery- 
thro auch  ein  Tempel  der  Minerva  Polias ,  und  ein 
grofses  Uüd  von  Holz,  sitzend  auf  einem  Throne.  Es 
hat  einen  Spinnrocken  in  der  einen  Hand  und  auf  dem 
Kopfe  einen  Helm  (oder  Kugel).  Dafs  dieses  ein  Kunst- 
werk des  Eudous  sey  ,  schliefscn  wir  thcils  aus  andern 
Merkmalen,  thcils  wenn  wir  die  Arbeit  innerhalb  des 
Hildes  betrachteten,  wie  nicht  minder  wegen  der  Grazien 
und  Hören,  die  aus  weifsem  Steine,  ehe  sie  hierher 
kamen,  unter  freiem  Himmel  standen»  433).     Einer  Mi 


43t)  Diodor.  Sic.  V.  58.  p.  377.  mit  Wcsselings  Anmerkung. 
Vergl.  auch  Larcher  Chronologie  d'Herodote  p,  320,  der 
das  Jahr  155t  für  die  Ankunft  des  Cadmus  auf  Rhodos 
setzt,  und  übereinstimmend  Raoul  Hochettc  flistoire  des 
Colonies  Grecquts  Tom.  1.  p.  12J. 

432)  Stephan.  Ryz.  p.  189  Berkcl. 

433)  Pausan.  VII.  5.  $.  2.  3.  4,  p.  25J.  252  Fac.  In  der  letz- 
teren Stelle  habe  ich  Beim  für  Himmelsuugel  gesetzt, 
weil  ich  Heynen  beipflichten  muß,   der  statt  »o'Xov  vor- 


6g8 


unt 


Hü 


nctva  aas  dem  nordöstlichen  Asien  gerenkt  Taus» 
auf  eine  bemerhcimvcrthc  Weise.  In  Laconien 
den  Resten  der  Stadt  Las  (Aäc.)  zeigte  man  den  Beben- 
den einen  Tempc!  der  Athene,  mit  dem  15  ein  amen  der 
Asiatischen.  Ihn  hatten,  vvullte  man  wissen,  Castor  und 
l'ollux  errichtet,  da  sie  glücklich  ron  Kulchis  h< 
kommen.  Hierbei  wird  nun  die  Laconi*che  Sage  ang<* 
führt,  dal*  die  Kolchier  eine  Asiatische  Athene  f 
Aaiat)  verehren  **  f).  Dieses  hat  einem  neueren  F<-r 
■eher  zu  der  Vevmuthung  Anlafs  gegeben,  diese  Mio 
möge  ji ne  Göttin  a-n  Phasil  seyn  ,  deren  Sitzbild  Arriin 
*ils  ein  Bild  der  Magna  Mater  beschreibe  ,  dabei  aber 
der  Minerva  im  Mctroon  zu  Athen  gedenke  4*5).  Di  dir 
genannte  Gelehrte  mit  fruchtbarer  Umsicht  diesi 
asiatische  ('«ebict  der  ältesten  Vöi'.ergeschichic  u> 
helleres  Licht  gesetzt  bat ,  so  will  ich  meine  Leser 
ihn  n eisen,  und  mich  hier  mit  der  Vermuthung  bc; 
^cn,  daf;»  auf •  diesem  Y\  ege  «olil  die  IJee  einer 
byriscb -Persischen  Minerva,  mit  den  Yors 
langen  ?on  strenger  Feuerläuterung,  wobei  Per« 
seus,  jener  AaayrUch«  uder  Persische  Genius,  als  ria 
gerechter  Mörder  *  6),  dieser  Göttin  beigesellt  nt, 
zu  den  Griechen  gelangt  seyn  mag.     Doch  die  Läuterun 


schlaft  irita  (Opuscc.  Academm.  V.  p.  3i£  sq.).     D« 
auch  die  Trojanische  Minerva  sey  eine    plicata   gcwei 
juch  Lu'sUth.  pasj.  627.     Ich  möchte  aber   lieber  an 
galiala   denken j    denn    tlic  '1  rojanisc'ifn  Palladien    hat 
gewöhnlich  den  Helm,   z.  B.  wo  es  vom  Dtoi 
raubt  wird;  s.  z.  B.  unseie  Tafel  XXXIX.  nr.  3. 


fr)9 

begriffe,  wie  sie  die  Religion  der  Athene  mit  sich  bringt, 
können  erst  im  Verfolg  unserer  Betrachtung  ins  Licht 
treten. 

Es  ist  nun  Zeit  nachzusehen ,  welche  Hauplbegriffe 
von  der  Minerva,  tbeits  von  Vorderasien  theils  von  Ae- 
gyplcn  aus  ,  in  GricchcnJö'ndischcn  Religionen  sich  an- 
gesiedelt und  weiter  ausgebildet  haben.  Und  hier  machen 
vir  jezt  den  Anfang  mit  den  Cadnicisrhen  Pflanzungen. 
«Unter  freiem  11  mimet,  erzählt  Tansanias  in  der  Be- 
schreibung von  Theben,  stehet  ein  Altar  und  eine  Bild- 
säule. Cadmus,  sagen  sie,  habe  sie  geweihet.  Der  Be- 
hauptung derer  nun,  die  da  sagen,  Cadraus  ,  der  nach 
der  ThebaVs  gekommen,  sey  ein  Aegyptier  und  nicht  ein 
I'honicier,  siebet  der  Name  dieser  Athene  entgegen,  da 
sie  Onga  genannt  wird  nach  Pbiinici scher  Sprache  und 
nicht  SaVs  nach  Aegyplischer  »  ^  ").  Diese  Beweisfüh- 
rung will  ein  Gelehrter  nicht  gelten  lassen  ,  urv  vorzüg- 
lich die  Vorstellung  von  Aegyplischeu  Colunisalionen 
Griechenlands  veithcidigt.  Er  sagt,  wenn  ein  Thor  von 
Theben  das  Onhäische  genannt  worden  T  so  habe  dage- 
gen ein  anderes  das  Neitiscbe  geheimen ,  welcher  Name 
doch  offenbar  an  die  Aegypli&chc  Neith  erinnere 
Er  hätte  noch  anführen  können ,  dafs  ein  Scholiast  wirk- 


437)  Pausan.  IX.  il.  2.  p.  37  Fac.  Es  ist  jezt  IfnjfSt  ausge- 
macht,  dafs  hier  stau  l/y^  gelesen  werden  inurs '''Oyya. 

438)  JaMonski  Voce.  Aegyptt.  pag.  2i4.  'Oyv.ti'ai  irjleu  Scho- 
liast. Aeschyli  Sept.  adiers.  Theb.  vs.  163.  vs.  143  ed. 
Schwenk.  Derselbe  Scholiast  fQhri  auch  den  Antimachus 
an,  ohne  Zweifel  in  der  Tliebald« ;  vergl.  Schellenberg 
ad  Antimaehi  Rc-Iiipj.  XXX.  p  77  st|.  Das  andere  Thor 
LuJY:  väkm  Nij/tiÄi;  von  der  N*75  s  wie  Jablonslii  meint. 
Wrgl.  Heyne  .um   Apollodor.    pag.  2i3.    Nott.  critl.  und 


700 


sscn, 

5 

Ick 


lieh  diesen  Namen  Onjja  oder  Onka  «inen  Aegyptitcnn  | 
nennt;  welche  Notiz  hingegen  ein  Ausleger  eben  duich 
jene  Stelle  des  Pausauias  zu  widerlegen  sucht  -*9).  Eä 
Anderer  zeigt  sich  geneigter ,  eben  dieser  Ungewißheit 
vegen ,  lieber  beide  für  verdächtig  zu  hallen.  Er  will 
zunächst  an  das  Thebaniscbe  Dorf  Onhä'  gedacht  nisscn, 
ho  ja  eben  das  Bild  der  Göttin  errichtet  gewesen; 
Weil  denn  doch  wegen  der  Sphinx  das  Aegvptische  nie 
ganz  zu  verkennen  ist,  sucht  er  einige  Spuren  von  *f 
terer  Heltenisirung  Acgyptischer  Dinge  auf  **°). 
lasse  gern  einem  Jeden  seine  Meinung ,  und  möchte  io- 
gar  hier  noch  beifügen  ,  elafs  sich  Sphinxartige  Figuren 
auch  anderwärts  wohl  noch  finden  heften.  Ich  eile  n 
meinem  Hauptzweck  ,  und  will  nur  bemerken,  dafs  jener 
Ton  Pausnnias  berührte  Streit ,  oh  Onga  der  Aegypti- 
schen  oder  PbSnicischen  Sprache  angehörte  ,  auf  einer 
andern  "th,!i tigeren  Differenz  beruhete,  ob  Cadmus  ur- 
npi  ünglich  der  Aegyptischcn  Thebait  angehöre  oder  den 
Lande  Phönicien  «■*'•).  Ich  glaube  ,  die  Entscheidung 
darüber  werden  wir  der  Zeit  überlassen  müssen,  die 
uns  tiefere  Blicke  ins  Pharaonenland  und  dessen  Ge* 
schichte  verspricht.  Es  gab  im  Böotischcn  Theben  «i 
llcüiglhümcr  der  Minerva  f    eins    der  Ismenischen , 


439)  Stanley  uitn  Aeschylus  Sept.  adv.  Theb.  vs.  163.  vs. 
ed.  Schwenk. 

440)  Möllers  Orchotnenos  p.  121  f.  mit  Anführung  vom  Schot 
Pindari  Olymp.  IL  39.    und  Tzctz.  ad  Lycophr.  vs.  iüS. 
(p.  9&S  ed.  Müller,  dtr  dort  über  die  Ouga  noch  mehrere 
Kachweifcungen  giebl.) 

441)  S.  meine  Fragmm.  Ilistorr.  antiquiss.  pag.  35  sqq.  zum 
Hecataus  Milesius  ,  und  Commentu  Herodutt.  I.  p.^Osq. 
wo  ich  mehrere  retlle  Uebereinstimnitingcn  der  beiden 
Theben,  des  Aegypüschen  und  Uiiouscheu ,  ohne  zu  cui* 
sein iden.  berührt  habe. 


70i 

andere  der  Onküihchen  448),  Hiermit  konnte  man  den- 
jenigen Zu  Hülfe  kommen,  die  niclil*  Aegyptisches  hier- 
bei annehmen,  wenn  man  anders  den  isrnenischen  Apollo 
als  einen  Esmunischen  ,  folglich  Phonicischen,  aufser 
Zweifel  gesetzt  hatte.  Doch  ich  will  ja  selbst  der  ge- 
wöhnlichen Vorstellung  keineswegs  widersprechen,  dafs 
Cadmus  eine  Phüuicische  Colonie  nach  Böotien  gefuhrt 
habe.  Bekanntlich  Mar  diese  Aupltanzung  sehr  berühmt, 
und  die  Tragiker  welteiferten  mit  den  vielen  Dichtern 
von  Thebaiden  ,  um  sie  in  einem  recht  schonen  Lichte 
eu  verewigen.  Dabei  wurde  so  mancher  Zug  aus  der 
alten  Sage  benutzt,  —  bis  zur  Gründung  der  Cadmeer- 
burg und  des  Onkäischen  Tempels  der  Athene,  welchen 
er  sogar  auch  durch  eine  Inschrift  geweihet  haben 
sollte  **  ).  Man  wird  erwarten ,  dafs  neuere  Sprachge- 
lehrte nicht  weniger  bemüht  gewesen ,  die  Bedeutung 
des  Namens  Onka  oder  Onga  auszumitteln  4^).  Valckc- 
naer ,  das  Gewicht  der  Sagen  und  historischen  Zeugnisse 
Tom  orientalischen  Ursprung  Thebe's  fühlend  und  wür- 
digend ,  ging  von  der  Phonicischen  Sprache  aus,  und 
schlug  vor,  bei  der^Oj'xa  des  Cadmus  an  np3*3?»  vom 
Verb  um  pjj?,  zudenken,  wonach  sie  als  prominens,  ex- 
ccllcns ,  die  hohe,  hochstehende,  bezeichnet  wür- 


442)  'Iffp^/a*  —  'Qyxalat,  *A4pfi|  nach  dem  Scholiastcn  des 
Sophocles  bei  Hrunck  zum  Aeschylus  Sept.  vs.  166.  und 
mit  dessen  Verbesserung.  Ueber  die  letztere  Minerva 
vtrgl.  man  Hesych.  iu'Oyya  und'OyKa;  p,  713  Alb. 

443)  Woraus  eine  Stelle  miigfthetlt  wird  vom  Scholiastrn  des 
Euripides  zu  den  Phoenix,  vs.  1068.  wo  man  Valckenaers 
Arm"rk.  p.  725  sq.  vergleichen  mutü ,  wie  auch  ßrunck 
zum  Aeschylus  a.  a.  O. 

444)  Valckenaer  gitbt  die  Njch  Weisungen  a.  a.  O.  pag.  715. 
wozu,  aufeer  dem  gleich  auzuführenden ,  noch  Kann«  im 
PauiL«on  p.  312.  kommt. 


elubt 


de  ;  so  dafs  Cadmus  durch  sein'Oyxa  halte  sagen  wollen« 
was  die  Griechen  meinen ,  wenn  sie  die  Pallas  bald  '.V 
ha\d'EnfJiv^lTt<i  nennen.     Auch  liabe  Minerva  als  Staut« 
beschul/.«. lirv   (HoXiac,  HoXtovyo^    oder    Puat'rrr. 
genannt  seyn  können  445).     Ein  anderer  Forscher , 
nach  der  Richtung  seiner  Untersuchungen,  Aegypüs 
Sprachwurzeln  wenig  oder  gar  nicht  gelten  lä'fst,  bei« 
den   Pausanias    wegen    seines    Widerspruchs    gegen  die 
ogyptisirende  Parihei,    und   (indet  in  dem  bekannten 
blisehen   Namen  der  Enahim  ,    Z"*p3J? »    das    StammwoiL, 
und  zwar  in  gedoppelter  Bedeutung,   physisch  als  Rie» 
sin,    und  ethisch ,   die  Erhabene,    die    Herrsche- 
rin;   wie  denn   jenes  Wort   im  Arabischen    Vorotoac, 
Fürsten  ,  bezeichne  ,4J6). 

Sehr  willkommen  waren  uns  nun  Nachrichten, 
diese  Onka-  Athene  vorgestellt  genesen.  Pausanias  mel- 
det nichts  davon.  Doch  hat  er  etwas  Bedeutendes  gc« 
sagt .  indem  er  bemerkt ,  der  Altar  mit  dem  Bilde  Habe 
an  der  Stelle  gestanden,  wo  der  Stier,  der  dem  Cadmut 


445)  Valckenaer  a.  a.  O.  Der  gelehrte  Mann  setzt  ge« 
voraus ,  dafi*  stine  Leser  das  Scholion  zum  Acscbv 
Sept.  advers.  Theb.  vs.  171.  (vs.  145  Scbol.  A,  Sc 
kenocten  ,  was  ich  jüngerer  Leser  wegen  dech  beif 
will:  —  yj'J  v.ji  A'JXff^tüv  rvXntrtia.  ).t~/stt  b ,1  -.' 
trSai  Tmur^v  t<Zv  r^;  ToAieu;  tvXiSv.  Hierzu  vergleiche 
Tztiz.  ad  Lycophron.  vs-  i$6t  wo  der  gelehrte  SU 
pag.  561.  jenes  andere  Schulion  nicht  vergessen  hat.  — 
Gelegentlich  bemerkt ,  so  begünstigt  die  Stille  des  Tzetie* 
die  obige  Vorstellung  des  Verfassers  der  Schrillt  üherOr« 
chomenos  nicht.  Vielmehr  müfste  nach  Tzeues  auf  dra 
Thuren  Minerva  auch  abgebildet  gewesen  seyn.  I_) 
\  alckenaer  an^clührtc  Epitheton  wurde 
Andern  f\..r-  hrieben,  s.  die  Xacbweisungcn 
meinen  Mdeiemm.  L  p.  21. 

446)  Sicklcr  im  Kaumus  p.  LXXIX  f. 


den  Ort  gezeigt,  wo  er  die  Bnrg  bauen  sollte,  ermüdet 
Im  Zeichen  des  Stiers  war  diese  Stadt 
gebaut,  wie  mehrere,  und  die  Senkung  des  Stiers  (ox\u- 
oi;)  haue  auch  ihre  astronomische  Bedeutung  im  Früh» 
lingssegmcnt  des  Thierhrcises.  Darüber  werden  die 
Bacchischen  und  Cerealischen  Religionen  im  Verfolg 
unseres  Buchs  mehr  Licht  geben.  Jczt  gedenke  ich  der 
obigen  rdeenreihe  nur,  wonach  Alhenc-  Minerva  den 
Bacchus- Stier  im  Tode  bei  sieh  aufnimmt.  Sie  1*1  der 
irdischen  Dinge  Schlufs  ;  in  ihrer  Einheit  lösen  sie  sich 
auf,  von  ihr  gehen  sie  aus.  Da  sie  Run  auch  hier  zu 
Theben  Thorbeschützerin,  und  da  Hin-  und  Ausgang 
unter  ihre  Aufsicht  gestellt  war,  so  wäre  es  tn^lich, 
dafs  sie  hier  als  xXstSai^oc ,  als  SchlüascUührcrin, 
gedacht  und  gebildet  ward.  Es  soll  dies  nicht  für  mehr 
gölten  als  für  eine  Vermulhung,  die  Jeder  nehmen  mag 
wie  er  will.  Den  Grund  dazu  giebt  mir  die  Stelle  des 
Aeschylus  "*■**),    wenn  ich  sie  mit  einer  des  Aristophanes 


447)  Sept.  adv.  Theb.  vs.  t64  sqq.  vergh  Arbtopfa.  Thesmo-. 
phor.  vs.  1151  seqq.  Beim  Aeschylus  ruft  der  Choi  die 
Minerva-  Onka  an,  ah  Königin  der  Stadt,  preiset  ihr 
Gtilck  im  Knege  ,  bezeichnet  ihren  Wohnsitz  vor  der 
Stadt ,  und  flehet  sie  an  um  Beschlitzung  von  Theben 
(—  -V.t-j  "Oyna  Tfi  riXtv;  TScraevAn  £5c;  frtffiev.  Val- 
ckf-nat-r  gedachte  auch  dabei  der  /«ffÄrt&kj ,  s.  vorher). 
Auf  ähnliche  Weise  wird  nun  beim  Aristophanes  ,1.  t,  O. 
vs.  1I4(j.  die  Athenische  Pallas  herbeigewünscht  und  um 
Schutz  gebeten.  Dabei  wird  sie  a\h  Besitzerin  und  itarke 
Beschirmen»  der  Stadt  beschrieben,  unJ  mit  dem  Na- 
men SclilÜ?seltrJig<:rin  bezeichnet  (KAgfeu^f  r*  KaXtTra«). 
In  wie  vielen  Beziehungen  Gottheiten  dieses  hlpithelnu 
führten,  ist  bereits  von  Andern  bemerkt  worden.  Man 
vergleiche  nur  Spanheini  zum  Callimachus  Ccr.  vs,  45. 
und  IVesselings  Observv.  1.3.  —  Minerva  konnte  na- 
mentlich auch  als  höchstw-ise  Rathgenossin  des  Welt« 
beherrschenden  Juppiter  so  genannt  werden.     Unter  den 


yergleiche.  —  Auf  sicheren  Zeugnisten  der  Alten  rulx 
der  Satz,  dafs  es  auch  in  Arcadien  «inen  Ort  Onki 
gab  *4^  ,  und  der  gelehrte  Verfasser  des  ersten  Thrill 
Griechischer  Stammgeschichte  44<7)  hat  bei  der  Büutischee 
Onkä'a  sehr  gut  an  das  Arcadische  Local  erinnert,  Wirk- 
lich hat  sich  auf  Inschriften  der  Name  einer  LacooiscI'CD 
Onga  und  Oga  gefunden  4i0).  Es  verdient  Aufmerksam» 
hrit ,  wenn  ein  gelehrter  neuerer  Schriftsteller  hieria 
einen  genetischen  Zusammenhang  nachweist.  Er  tenoo« 
thet ,  dafs  die  durch  des  Cadmus  Colonie  aus  Büutin 
vertriebenen  Lcleger  bis  nach  Laconicn  vorgedrun^m 
seyen,  und  setzt  damit  die  Britische  Onga,  die  sich  auch 
in  Liiconien  findet  t   in  Verbindung  ^5f).      Die  AleaimitT 


Miturvenbildern  des  Phidias  war  auch  eine  Scbli 
gerin    (  Plin.  II.  N.  XXXIV.   19.   pag.  650  Mard.    Fe: 
Clicluchum  [Minervaml  —  ).      Auch  dieses  Attribut 
seinen  geistlichen  Verband.    Schön  sagt  Proclus  im 
nus  auf  die  Minerva  :    „  Uu  hast  die  von  Gott  betreten*» 
Pforten  der  Weisheit  geöffnet"  (vs.  ".): 

»j   ccipitjt;   Ttrilcuffa.  BtoertßtM,  T'jAiivva;. 

445)  Tj'Ii.  ad  Lycoplir.  vs.  1225.  p.  965  Muller.    vergl 
machi  Fragmin,  nr.  Will.  p.  65  sq.  ed.  Schellenberg. 

4J£>>  Müllers  Orchomenos  pag.  121  f.     Die  Schlüsse  ,  die 
daraus  zieht,  liegen  aufser  meinem  Zweck.      Nur  ine 
ich    mit   Einem  Worte    die   Verrauihung    hier   andeut 
dafs.  die  ?.Brnende  Ceres  (Demeter  Etinnys  mit  dem  Rc 
wovon  im  Verfolg  an  seinem  Orte  ein  Mehreres)  der 
nerva,    als  der  mit  dein  Neptun  hadernden  Tochter  (*> 
oben),  sehr  ähnlich  ist. 

4i0)  Academie  des  tnacriptt.  Tom.  XV.  p.  400  sqq.  Nament- 
lich scheint  Onga  in  Amyclä.  verehrt  worden  zu  scyit. 
Durl  sollte  ihr  ein  alter  Laconischer  Eurotos  einen  lern« 
pel  erbaut  haben  ;  s.  Laicher  Chronologie  p.  354  sqc 

451)  Rarwil  Rochette  Bist,  des  Colonies  Grecques  T.  I, 

£05  sq.     Seine  weiteren  Satze  Ober  Lacedämons  Coloaäa« 
tion  durch  die  Sparten  verdienen  Piüfuug. 


!U 


7o5 


um  das  Vorgebirge  Coryphasium  Latten  auch  eine  Mi- 
nerva dieses  Namens  a5  ).  Es  werden  sich  vielleicht 
innere  Analogien  dieser  letzteren  mit  den  Begriffen  von 
jener  Minerva  zeigen,  die  der  Böoti&chc  Si.n^cr  an«  Ue- 
licon  aus  Juppjlers  Haupte  hervorgehen  läfst.  Je/t  wol- 
len wir  vorertf  noch  aidue  Mincrven  Böotiens  und  Nord, 
griecliiiilands  kennen  Jet  «en. 

Zunächst  kommen  wir  hier  an  den  See  Cnpais.  ins 
fJebiet  der  Sladie  Alalcomcna ,  Coronea  und  Haliartus. 
Die  altere  Stadt  Orchomcnos  und  dts  frfiheie  Athen 
sollten  dort  in  den  Flulhcu  untergegangen  seyn.  Das 
"Haren  im  Altert  hu  nie  schon  Erinnerungen  aus  der  Vor- 
welt. Dort  flofa  auch  ein  Ti  ifon^bach  ,  dem  die  Büoti- 
sche  Sage  ■i5A)  den  Vorzug  vor  dem  Libyschen  Flusse 
desselben  Namens  zuerkannte.  An  jenes  Baches  Ufern 
sollte  Minerva  erzogen  worden  seyn,  und  davon  sollte 
sie  den  Namen  Tritonische  (Tjhtü»»'».  )  erhalten  haben. 
Die  obige  Betrachtung  bat  bereits  gezeigt,  dafs  der 
Name  priesterlirh  und  absichtlich  gewählt  war,  weil  er 
recht  viele  Bedeutungen  zuliefs.  Es  war  eben  damit, 
wie  mit  Olympus  und  Olympisch;  welche  Namen  sich 
auch  die  verschiedensten  Oerter  aneigneten.  Allemal 
kann  man  bi  i  solchem  Wettstreit  um  religiöse  Namen 
etwas  Mystisches  voraussciy.t-n.  Es  toi]  nicht  damit  ge- 
sagt seyn,  dafs  jeder  Dichiei  «der  Schriftsteller,  der  die 
Tritogenia  (%pt%9fiv€tu)  nennt,  diese  Beziehungen 
immer  gewufst  oder  beabsichtigt  hat  4j  )  ;    aber  bei  dem 


452)  Pausan.  IV.  36.  i.  t.  p.  590  Fac. 

433)  Pausan.  IX.  31.  5.  p.  105  Fac. 

454)    Slellrn  habe  ich  nnchg- witSen   114  den  Melett.    f.    p    23; 
unter  andern  uV  HonKfiScben  Hymnen   XI  uml  XX VIII. 

Man    IUrc   bti   den  neugefundentn    Hvinnu*  de»  Proclas 
auf  diu  Miau  w  vs,  4. 

a  45 


706 

OrpÜischen  Hymnus,  'der  fliesen  Beinamen  auch  est» 
Tiält  4iS) ,  mnfs  man,  r/ach  dem  ganzen  Geiste  desselben 
an  dergleichen  denken.  In  dem  arithmetischen  und  geo- 
metrischen System,  der  Pythagöreer  4var  die  Dreizahl  ead 
das  Dreieck  als  Minerva  j/ersonificirt,  in  der  Art,  tiVi 
.diese  Philosophen  das  gleichseitige  Dreieck  ,  eingetheih 
in  sechsrech; winkelige  Dreiecke  oder  Elemente,  Athene 
Tritogenia  nannten  ^/j) : 


Solche  Beziehungen  können  nun  .verschieden  beorÜteiH 
werden,  entweder  so  dafs  man  darin  «endlose  und  kasa 
der  Betrachtung  würdige  Mytbologumene »  findet  ^ 
oder  in  der  Weise ,  dafs  man  in  ihnen  die  symbolische  Eis« 
bleidung  alter  Priesterwissenschaft  erblickt ,  and  es  dasi 
sehr  belohnenswerth  achtet,  diesen  Spuren  Wissenschaft* 
licher  Kenntnisse  nachzugehen  ,  die  dadurch  an  ihre» 
Werthe  nichts  verlieren,  dafs  sie.  in  ein  uns  fremdes 
Gewand  eingehüllt  waren  *&).   <*—    In  keinem  Falle  darf 


455)  Hymnus  Orphicus  XXXU.  (31.)  vs.  13. 

456)  Plutarch.  de  Isid.  et  Osirid.  p,  3SI.    p.  56l  Wyttenb.  0» 

H  ll%,3jiyc{S:Gt  Kai  dpSfJLOj$  v.A  oyyi*urx  ittüüv  i\ils-u.^era-j  *vs;- 
tfyoput$.  To  fit  v  yü  p  iiVo  x  A  s  u  o  o  v  rr^lymvov  «xuAe.' 
'AS>jväv  v.cp'jtyayt'ji}  xui  f  f<r  cy&'v  f  t  ctv  ,  er*  Tjrf» 
Ko«£tr;<;  uto  t£v  Ti-itü»  •ywvrtÄv  «y3u»v.«;  5^»^.e?Ta*.  Ich  habe 
bereits  ol»en  die  ähnliche  bulle  aus  Datuascius,  crev  'A$t< 
vä;  (uiv  re  rj/yurvsv,  angt fühlt. 

457)  Böckh  über  Philcluos  p.  U>6. 

458)  Jomard  Memoire  sur  le  Systeme   mdtrique   des  anciens 
Egyptiens,   Paris  1817.  —  ein  The il  der  Oescription  dt 


7<>7 

der  Mythologe  dergleichen  Sätze  mit  Stillschweigen  über- 
geben ,  Komal  wenn  er  historische  Zengritsse  gefundi-n, 
dafs  manche  unter  den  Alten  schon  hinge  vor  <ivr  Alex- 
andrintschen  Periode  pulsten,  Pyrhagoras  habe  in  der 
Stille  AegTplHcbe  Priestcvlchren  zu  den  seinigen  ge- 
macht, und  sie  in  Griechenland  als  die  seinen  verbrei- 
tet   «9). 

Wenn  die  Alten  nun  ferner  die  Tritogenia  mit  der 
Glailltopit  (  j  XaiDXQ  ti  « .)  zusammenstellten,  so  war  dabei 
der  Gedanke  an  die  blaue  Wasserten  he  der  Seen  und 
Flusse.  Dieee  Iwltlärung  beruhete  auf  einem  sicheren 
physischen  Grunde;  denn  die  ursprünglichen  Begriffe 
dieses  Etel)£ioBisweigq  sind  von  Indischen  Aratara's  aus- 
gegangen. Aus  den  Wassern  kommt  nach  der  ältesten 
Anschauung  dieses  wunderbare  Wisen,  welches  nach- 
her verschiedine  Wandlungen  durchgeht«  Feuer  ist  sein 
Hein,  und  die  Sterne  hohen  ihr  I.icht  von  ihm.  Es  hat- 
ten die  Noturphilusophcn  auch  die  M ';»'>;,  den  Mond, 
<*%avxerxtt  genannt,  und  Euripides  hatte,  seiner  Ge- 
wohnheit nach,  ihnen  dieses  Bild  abgeborgt  '°).  Dieses 
suchten  Einige  60  zu  erklären  :  es  sev  damit  das  schwärz- 
liche und  meei  hliiuliehe  Licht  des  aufgehenden  Mondes 
bezeichnet.      Andere  wollten  dabei  lieber  an  die  siJber- 


l'Eeyptc  p.  245.  und  vorher,  wo  unter  andern  die  Grad* 
toetsong  Wen  alten  Ai-evpüern  rogesproched  ,  und  die 
tyeberetnttHnnraufl  der  »ujtrfttiftahen  MaaTse  dieses  Volkes, 
nach  der  grof«etl  Pyramide  gemess.n,  mit  den  harmoni- 
schen Zahlen  der  PythagorerT  eioilert  wird. 
*  • 

459)  S»  meint  Commentt.  Htiodott.  |,  p.  165  sqq.  und  p.  317. 
zu  Herndnt.  M.  4y  und  123. 

460)  Hcnistrrhnis  zum  Lucbn.  Di.d.Deorr.  VIIT.  T.  IT.  p. 
27 -i  hip.  und  d.:.M  Ibsi  die  Stellende!  Einpedoclei  und  Eu- 
ripides, vergl.  Empedoclis  Fragmin,  vs.  176. 


708 

weifse  Farbe  des  Mondes  denken  4").  Nun  war  ei  » 
türlich,  dafs  nieder  Andere  auch  die  luflblaoe  Falk 
in  Anspruch  nahmen,  und  die  Minerva  Trito genta  sei** 
als  Luft  umdeuteten ,  nämlich  in  so  fern  sie  »ich  dreinl 
im  Jahre,  im  Frühling,  Sommer  und  Winter,  liesest 
lieh  verändert  46-).  Nun  mufste  Minerva  als  Luft  da 
Perseus  als  Sonne  unter  ihre  Obhut  nehmen,  und  die 
Gorgone,  der  vergängliche  Tag,  ward  ihre  Widerstehe- 
rin  *6s).  Nun  mufs  Perseus,  der  die  Luft  durchlaufest« 
scharfe  Sonnengenius,  mit  der  Hippe,  dem  Bilde  der 
Geschwindigkeit  und  Schärfe,  unter  Minervena  leitender 
Aufsicht,  die  Gorgone,  den  unstetigen  Tag,  abschlacs* 
ten.  Daru/n  ,  wollte  maji  Missen  ,  sey  auf  den  Waiser- 
oder  Sonnenuhren  das  Bild  der  Gorgone  eingecrtsea. 
Aber  wie  Athene  den  Namen  der  ihr  feindselige»  Pitt* 
annimmt  (s.  oben),  so  dürfen  wir  uns  nicht  wunden, 
Wenn  sie  auch  selbst  als  Gorgo  (Fup;o>)  vorkommt  Der 
Bonig  Phorhyn  ,  der  Beherrscher  der  drei  Hercakt* 
säulen ,  hatte  der  Athene  ein  vier  Ellen  hohes  goldesfl 
Bild  errichtet.  Hiermit  wird  die  Nachricht  Verbundes, 
dafs  die  Bewohner  von  Gerne  die  Minerva  als  Gorgo  bt> 
zeichnen  ^6).  —  Alle  solche  Widersprüche  sind  nicht n 


461)  Flutarch.  p.  920.  929.  934.  und  Sturz  ad  Empedod.  p&> 

462)  Joh.  Lydus  de  mens«,  p.  66.  —  yXawLWTtv  ib  im  t*v  «5 
dfyot,  "c\J.iv  JfyyAauKov  sheu.  Dem  Dioriorus  zufolge  wlres 
die.se  Sätze  Aegyptisch ,  s.  Lib.  I.  cap.  12.  p.  16  Wessd- 
vergl.  Arnob.  111.  31.  mit  Orelli's  Appendix  zu  den  Ab» 
nott.  p»  42. 

4M)  Job.  Lydus  1.  1.  und  Tzelz.  ad  Lycophr.  vs.  17.-  Vol.  I. 
p.  2*6  ed.  Müller. 

464)  Palaephat.  XXX IT.  6.  rag.  136 sq.  Fischer.  —  KaXoSet  Ü 
rip  'AS»jväv  Ktpa'et  To^yai.  Dies  ist  die  altere  Attisch« 
Form,  wofür  htm  ach  rc^.yivyj  gebräuchlich  ward.  Daf* 
hierbei  Palaephatus    die  Insel    Ccrne ,    im   Atlantischen 


7°9 

lösen,  wenn  man  sich  nicht  in  den  Indischen  Avatnr's 
oricntirt.  Dorr  ist  nichts  gewöhnlicher,  als  dafs  einem 
göttlichen  Grundwesen  sich  ein  Scheinbild  gegenüber 
•teilt,  da*  des  ersten  Natur  und  Eigenschaften  trügerisch 
annimmt;  in  welchem  Trug  aher  eben  seine  eigene  Zer- 
nichtung  Jiegt.  Ich  vill  hier  noch  nicht  mehr  sagen  als 
die«:  Athene,  als  Piincip  der  txeine,  der  Sonne  und 
des  Mondes  ,  kann  das  Wechselnde  in  ihnen  nicht  als 
ihr  Kigenihum  betrachten»  Diesem  Wechsel  ist  sie  l'eind. 
Sic  ist  in  Sonne  und  Mond,  und  nimmt  ihre  Namen  an; 
•her  was  in  ihnen  Büttel  ist,  vird  von  ihr  verfolgt  und 
vernichtet.  Die  weitete  Erörterung  wird  darüber  Aut- 
schi ufs  geben. 

Aber  die  meerblaue  Farbe  (yXavxörr^)  ,  in  so  weit 
sie  aus  den  Augen  reissender  Thiere,  der  Pardel  und 
Löwen  ,  blitzt,  kündigt  auch  Blut  und  Tod  an  :  und  der 
Mensch  kann  diesen  Anblick  nicht  ertragen.  Auch  darum 
hat  Minerva,  die  strenge,  mannhafte  und  gegen  ihre 
Feindin  schreckliche  Göttin  ,  mecrblaue  und  zugleich 
feurige  Augen  46S).  Das  ist  nun  die  poetische  Anschau- 
ung der-  kriegerischen  Athene;  und  wenn  Orphische 
Dichter  ^S(1)  in  diesem  Beiwort  an  jene  andern  Bcziehuu» 
gen  dachten,  so  wollten  Hominis  und  die  ihm  nachfol- 
genden Bitlersanger ,  so  wie  die  für  den  natürlichen 
Sinn  arbeitenden  Hünstier,  damit  zunächst  den  Eindruck 
bezeichnen  ,  den  die  unter  dum  Helme  det  Göttin  hervor* 


Ocean  gelegen  ,  nennt,  is-t  ein  grober  Irrtlmni ,  und  he« 
ruht  auf  Verwechselung  mit  der  Insil  Cneinj  oder  Ccr- 
cinn*  bei  der  khtnen  Svrie.  Dorthin  gebären  iJie  Gor* 
gont-n  ,  s.  Is.  Vosslus  zum  MeU  IL  7.  p.  "JUS.  111.  y.  p. 
SM)  ed.  Abr.  Gronov. 

4dJ)  Comuiuä  de  N.  D.  20.   p.  tSi  G-l.  und  daraus  Euducia 
p.  3  bq.     Joh.  I.jdus  de  mens*,  p.  8-J. 

466)  Hymn.  Oruh,  XXXII.  (Jl.)  vs.  !l  Y>.<ra«tr. 


710 

blitzenden  Augen  machten  ,  wenn  sie  Tod  und  Verderb« 
iiber  die  Feinde  brachte  467). 

In  diesem  Charakter  war  die  Alalcomeneiscit 
Athene  genommen,  die  Homerus  mit  der  Ar  gif  iscWi 
Here  zusammen  nennt  J,6S).  Pausanins  sah  noch  den  sefe 
beschädigten  Tempel  dieser  Minerva  bei  einem  Fleck« 
in  Böotien  ,  in  der  von  uns  oben  bezeichneten  Gegeii, 
und  gedenkt  dabei  schon  verschiedener  Sagen ,  wo  rot 
die  eine  einen  Alalcomenes  als  Erzieher  der  Minerva, 
eine  andere  eine  Tochter  des  Ogyges  Alalcomene  Bau- 
te 469).  In  der  Homerischen  Stelle  haben  die  meiite» 
feueren,  nach  Strabo's  Vorgang,  diesen  Namen  als  etat 
Localbenennung  genommen  47°),  und  man  mufi  iasea, 
zumal  in  jener  Stelle,  wo  die  Argivische  Here  gleich 
daneben  genannt  wird,  Beifall  geben.  Aber,  auf  des 
Grund  gesehen,  soll  man  nun  bei  dem  Orte,  wie  bei 
der  Göttin  ,  auch  an  den  Ursprung  denken  ,  nämlich  daft 
diese  im  Kampfe  (a^xr?)  ausdauert  (f*evet)  ,  oder  daf»  sie 
mit  ausdauernder  Kraft  (fievci)  kämpft  nnd  beschützt  *'')• 
—   Es  war  eben   die   Burg  der  starken   Göttio; 


467)  Darüber  hat  Htmsterhuis  zum  Lucian.  Vol.  I.  p.  274 Bip. 
Alles  gfrs..gt,  was  darüber  zu  sageu  ist.  Das  seitdem  er« 
schienen«  Homerische Lexicon  desApollonius  p.  SOSToU. 
kann  Über  diesen  dichterischen  Worlverstand  noch  nach- 
gesehen werden.  Froclus  meint  nun  schon  wieder  etwas 
anderes,  wenn  er  ein  reines  Licht  ( $is%  cfyva»)  tob 
dem  Antlitz  der  Athenäa  strömen  läfsst  (vs.  31.). 

468)  Ilias  IV.  8. 

469)  Fjusan.  IX.  33.  4.  p.  104  Pac. 

470)  Heyne  Observv.  ad  Iliud.  1. 1.  p.  556.  und  daselbst  Strato 
IX.  634.  (p.  413.  p.  470  Tzsch.) 

471)  Etymol.  mngn.  p.  36.  p;  51  Lips.  und  wiederum  beson- 
ders in  Kj'tj/;  (p.  546.  p.  495  Lips.),  vergl.  Apollonä 
Lex.  Homer,  p.  86  Toll. 


7u 

und  lange  vor  dem  g  e  i  6 1 1  i  t  .  h  e  n  H  i  i  < •  g  e  von  E  l  e  n  - 
eis  (der  11  ad  er  Stadt)  waren  um  Al.iliomcnä  Briefe 
geführt  worden  —  physische  Kämpfe  ,  elenn-nf m  i-eho 
Kriege,  wo  die  nuslrnchncndc  1' euerki  Ott  feiten  ^'>Jen 
abgewinnen  muffte  den  Posidonischen  und  Gigantischen 
Mächten,  die  in  den  Ogygiscl^en  Zeiten,  in  der  Periode 
der  Pluth,  das  ganze  Büolieu  in  Besitz  genommen,  und 
in  einen  stehenden  Snmpf  verwandelt  hatten.  Darum 
heifst  Alalcoinene  mit  Hecht  eine  Ogygische  Torliter. 
Das  Haren  die  liriege  '"'-)  um  das  Ogygisch-  Böotische 
Athen,  die  sich  nachher  in  dem  neuen  Erecht  heischen 
Athen   wiederholten    (s.  ober»  und  da»  Weitere  hei  den 

tischen  Religionen). 

Auch  hatte  dieses  neue  Athen  vrrmuthlich  sein 
Itoniscb  e  &  Thor  ,  von  einer  Böotisih-  Thessalisehen 
Athenria  genannt,  in  der  Nuhe  des  l>enUma!a  der  Ama- 
zone Antiope  *7i).     Doch  im   neuen  Athen   mufs   dieser 


•MD    Von   den  allen    Städten    Orchomtno*   oder  Athen    und 
Mensis ,  die  vom  Copalacttcn  Si  langen  worden, 

sieh.  Strabi.  IX.  p.  407.  p.  487  Tzsch.  Slepli.  Byz.  p.  45 
Bcrkel  rergt,  Raeftl  R.ocb*rte  Mist,  üb  I' Etablissement 
des  Colanies  grecquea  I.  \>  i^/l  si]  KHters  t  orhallc  p.. 
418.   Ulld  Müllers  Oichomt  nos  p.  57  ff.   mit  der  Charte. 

4i"3)  Aescliin«s  im    I  £..-{.  p.  11  Mepb. 

p    I'  wo  die  aeuesten  Hera  i  g  brr  die  Les- 

.iii  »II«  i  u$    mit  Hecht    \  t  nlif  idiijcn. 

Ich   uiil    hiel  'im   sagen,    »k    gnf  l  in    Itoni- 

a  c  h  e  s  Thor  ihe de* Denkmals  einer  A ma» one 

paffet.  Nur  das  will  icii  bemerken,  daßj^I^rwv  und'lru- 
*t%  rintr  der  Vielbedeutenden  Nnnicnist,  die  sich  meh- 
reren Oenern  mbzuiheih  o  pfli  pen.  n  weist' 
diesen  Ortsnamen  $U  phanus  der  Byzanticr  Cp>g<  ■-"  W|l* 
BeiLtl  )  in  TheautKtn,  Epiru»,  an  Uaraus,  in  Italien 

und  in  Lydien  nach.  Da  gerade  die  Minerva  Itonia  in 
so  rnge  Verbindung  mit  dem  Tritoni  sehen  Walser  und 
mit  dem  feuchten  Monde  kommt ,  so  sieht  mau  sich  un- 


7ia 

Name  andern  Benennungen  weichen ,  die   der  Stadt 
Namen  selbst  gegeben.     Mit  Josto  sprechenderen  Z5f*| 
ist  er   in   dun  Religionen    Ton   liüotieu    und     rhemlwt 
verbunden. 


Minerva     I  t  o  n  i  a. 

Der  Gegenstand  dieser  Religionen  war  die  IWinef« 
va  lionia  *r  <).  Unter  diesem  Kamen  war  die  Gotha 
sowohl  suCoronea  in  Böutten  als  in  Thessalien,  in  eine« 
zwischen  Pherä  und  Larisse  gelegenen  Tempel ,  verehrt 
Dort  hatte  eine  Stadt  Ron  gestanden  ,  die  Homer  aoes 
lennt,  und  welche  auch  Siton  genannt  ward  *75\.  Pif 
Lage  dieses  Tempels ,  in  der  Landschaft  Hestiäotis  *■ 
Flusse  Curalius  ,  der  sich  nicht  weit  von  diesem  Heibg- 
thume    in    den  Peneus    ergofs  ,    beschreibt    Strabo  g#- 


willkührlich  veranlagt,  das  Wort  Itonia  mit  jener  B* 
bylonisch  Phünicischcn  Mondgöuin  A  t  ia  ,  Itea  (».1 
JI.  pasj.  555  L)  tnaammcniuttetlcn.     Aber  diese  Man 
bat  vcrmuthlich  auch  Silonia    g< -heilten.      Nun 
in  vielen   Indischen  Avjui's   (oder  Mythen    von  Gottri 
Herabkunft  a\;l  Erden)  Sita  die  umgepflügte  Kide  (trrnic 
vtrsura)  ,  und  ihr  Gemahl  heilst  der  Führer  des  PI 
ges;  s  ob.n  I.  p.60o.    Gerade  aber  alfi  Süonia  b»fo« 
Mim  rva  tlta  Getreidebau. 


xB*> 

i 

JotM 
trrri* 

irdeft 


474;  ItwyTa,   auch  'Ircuvoia,   'Irumdt,   und  'Jntv/;    Strphan.  Byv 
peg.  42y  seq.  Berkcl.   und   mehrere  andere  Stellen  in 

HedVigen  Sammlung  unter  uyoApa  im  neuen  Stephanis 
Thesaurus  p.  3W  —  3.21  ed.  V  alpy. 

475)  "irirv  oder  '1W*  und  Imw,     Wenn  Valesius  ad  Kxcerjiii 
Polybii  p.  22.    die  letztere  Form  nach  dt  r  teuren  corri* 


1.  Hjn. 
HCDH 


giren  wollte,    so  hai   ihn  HeiLd    i'im  Sttph.  H 
schon  durch  andere  Zeugnisse  widerlejft.     Man 
Eusiath.  ad   lliad.  II.  vs.  696.  und  Heyue's  Observv. 
r  Stelle  p.  373. 


neuer  *?*).  Diener  Dienst  war  sehr  alt ,  und  der  Logo- 
graph Hecatäua  und  Andere  hatten  davon  gehandelt.  Der 
Culi  hatte  auch  seine  Senologie <  wodurch  er  mit  den 
berühmtesten  Heroen  der  Griechischen  Stämme  in  Ver- 
bindung gebracht  wurde.  Beide  Religionen  sollten  von 
einem  Sohne  des  Amphictynn,  Itoaut  ('1  rwvfii,) ,  ihren 
Namen  bekommen  haben  ,7~).  Wir  dürfen  diese  Genea- 
logien ,  der  ihnen  zum  Grunde  Hegenden  Begrifft  wegen, 
nicht  aus  der  Acht  lassen.  Denn  der  alte  Bund  der 
Ainphictyonen  stellte  sich  unter  den  Schulz  einer 
Minerva  Pronöa   (Ilpoyciois)    476).     Auf  dieselbe   Weise 


476)  Lib.  IX.  p.  458.  III.  p.  635  Tisch.  Vor  Casaabonus 
stand  dort  'Iroiu/o^ ,  woraus  man  «ine  I  toniische  Minerva, 
ah  i  im  verschied  tu-,  uiii ich) ig  lui  machen  wollt n.  Eben 
so  wenig  war  in  demselben  Schriftsteller,  wo  er  von  der 
Böolischen  Göttin  redet,  vorher  larjia;  statt 'Ituivü;  ge- 
schrieben} $4  Tzhchucke  zu  d.  a.  St. 

477)  Scholiast.  Apollonii  I.  5-Sl  und  72t  ;  womit  man  je2t  die 
Pariser  Schollen  p.  4i  Schäfer,  vergleiche.  Pausan.  IX. 
3-i.  t.  wo  'Irav.ou  steht.  Spanbcim  zuinCallim.  Cer.  vs.75. 
corrigirt 'Iru^sy,  w«  k-bes  m  den  neuen  Sleph.  Thesaurus 
aufgenommen  worden;  aher  Tmvroj  hat  jedoch  Taetz.  in 
.Lvcophron.  v&.  3.55.  p.  5i4  ,  wo  man  Müllers  Kote  ver- 
gleiche. 

478)  Pau-.ui.  X.  K.  |.  p.  l6s,  wo  Faciusiuit  Recht  die  Lesart 
aller  Handschriften  II  :^/;;  heilighalten  hat.  Denn  wenn 
is  gtefoh  Stellen  gehen  mag,  wo  die  Lesart  Tlpmmta  oder 
Jon-sch  U;cv»rj  vorzuziehen  ist  ( s.  Herodot.  I.  \)2,  und 
AI  II.  .17.  und  daselbst  YVetsseiing) ,  so  hat  Lennep  zum 
Ph^Uris  p,  14J  M.  in  einer  gründlichen  Ausfuhrung  langst 
bewitKtn  ,  dafs  Minerva  zu  Delphi  und  an  andern  Orten 
früher  Il^cve/a,  Providentia,  als  El^ovgtSs,  die  Göt- 
tin vorihmTe  iiipH  (des  Apollo)  genannt  worden 
6ey  —  üs  war  nicht  tue  Absicht  des  gelehrten  TiMniann, 
in  diesen  religiösen  Thcil  der  Bundesversammlung  weiter 
einzugeben  ,  sonst  hatte  er  darüber  mehr  sagen  können. 


dem  The6salischen  in  einer  genetischen  Verbindung  pe, 
»fanden.  Dann  die  Cadmecr  oder  die  UnlertbAneu  de* 
Beherrschers  der  Phünicisch-Bootischen  Pelasger  hauen 
sich  in  mehreren  Haufen  nach  Nordgriechen  I  and 
gen,  und  nameniüch  in  der  Thessalischen  Heslia 
Colonien  gegründet.  Ein  Theil  dieser  Cofonien  sem 
Bachher  wieder  rückwärts  Colonisten  nach  Bootien 

Dieses  sind  die  historischen   Spuren   vom  Uriprun» 
und  von  der  Verbreitung  dieses  Religionszweigs  in  G 
chenland.     Fragen  wir  nun  nach  den  Voj  Stellungen ,  die 
ihnen    zum   Grande  liefen,    so  führen  uns  Gene»' 
und  Mvthen  immer  wieder  zur  Tritonischen  Minerva  i> 


Vorsichtig  hat  er  sich  so  ausgedrückt:  „Bei  den  Zu«. 
menkünfun  zu  Delphi  aber  opferten  die  AmphrktToaci 
wahrscheinlich  dem  pythisebrn  Apollo,  der  Diana,  i»er 
Latona  und  der  Muh  rva  Pruiioei  (oder  Prodan'1' 
6.  Tili  mann  über  dt -n  Bund  «Jer  Amphiktvonen  pag. 
Ich  will  hierbei  tut  B*sttligung  jener  Ansicht  nur 
tauig  das  Eine  bemerken,  daTs  Hecatatis  in  einem  Mfli 
ner  Scholion  zum  Thucydides  einen  Pronaus 
Sohn  des  Dencalton  ,  und  also  in  demselben  Ve« 
zu  ihm  wie  tonst  Amphictyon,  kennt.  Weiterhin  kommra 
wir  auf  diese  Begriffe  von  der  Vorsehung  surfick. 

479)  Strabo  IX.  p.  4fi.  p.  459  Tisch.  Pausan.  IX,  34.  p. 
l'ac.  vergl.  Spanhtim  zum  Callimach.  in  Pal  lad.  es, 
der  auch  Inschriften,  die  davon  Meldung  ihun  ,  anfü 

Larcher  zum  Ilerodot.  Tom.  11.  p.  278.  und  deutlicher 
und  ausführlicher  Ranul  Röchelte  Ilisl.  de  I' EubUsft.  d«« 
Colonies  greejues  Vol.  II.  p.  235  sqq. 


ora 


7-5 

rüi  lt.  Wir  müssen  sie  aber  dennorh  bcochtpn  ,  weil  sie 
uns  nun  auch  wieder  andere  Aussichten  eröffnen,  hunns, 
so  lautet  dereine  Mythus,  hatte  zwei  Tochter,  Athen*) 
und  lodama.  niese  ,  wetteifernd  mit  einander  im  YVaf- 
fenkampfe  ,  geriet  heu  in  ernste  Feindschaft ,  bis  Indama 
v««n  du  Athene  erschlagen  ward  '  ).  In  dem  Tntoni- 
cchen  Mythus  hiefs  di*  Gespielin  und  Feindin  der  Alhe- 
ne,  wie  wir  gesehen  haben  ,  Pallas.  Hier  erlaubt  schon 
die  Analogie  den  Schi ufs,  dafs  auch  Iodarnia  ein  ISame 
derselben  GöTtni  gewesen  ,  von  welchem  ieh  erst  nach 
Anführung  der  zweiten  Legende  sprechen  werde.  Jezt 
•werde  nur  vorerst  der  .nythische  Grundzug  ins  Gedicht* 
nif*  zurückgerufen,  wie  auch  hier  ein  schwesterlichst 
jenbild  der  Minerva  sich  gegenüber  stellt,  ein  Kind 
desselben  Vaters,  und  ihrer  Herkunft  wie  ihrer  Neigung 
nach  denselben  Bestrebungen  wie  die  Schwester  folgend, 
dann  aber  sich  verfinsternd  in  ISeid  und  Eifersucht,  und 
nun  von  der  starlieicu  Seh  wester  dem  Tode  geweihet. 
"\\  er  nicht  rein  und  lauter  bleibt,  wird  von  Athene  be- 
kriegt, und  Untergang  ist  sein  unabwendbare»  Loos. 
Mulm»  auch  hier  wieder:  die  wachsame  und  läuternde, 
die  strenge,  weise  and  streitbare  («ptXncoqtos  x*l  rpiAo» 
ytöliu- 1-  )  <  öitin.  Mit  jeder  neuen  Legende  Ton 
ihr  hören  wir  auch  von  einem  neuen  Kriege. 
Es  ist  der  Kampf  des  Lichtes  mit  der  Finstcmif»  ,  wie 
uns    sogleich    folgender    Kyfnus    zu    verstehen    giebt: 


481)  Siinonid*>s  Genralojjus  im  Etymol.  m.  p.ijr.  -i...>  Hcidelb. 
p.  )iS  Lips.  Dieser  Autor  schreibt  den  Namen  Tttotpasi, 
so  auch  TattS«  in  I.yropbron.  vs.  M5.  p.  5j-1  sq.  der  jene 

L Stelle  abgeschrieben,  Paossniss  IX.  34,  i.  pjg.  tot»  Fjc. 
hat  'icrj 'Xe tm ,  nach  det  gewöhnlicheren  Form  in  dieser 
Nammcldssr  ;    vrrjjl.   z.  li.  '1*^^.  Hoch  hat    der 

Moeeeaer   Cudix  im   Pausanias   wiederholt  die  Lesart: 


«  In  dem  Tempel 
berichtet  Pat:sanias  a.  a.  O.)  befinden  sich  die  Bilder  An 
Itoniscben  Athene  und  de«  Zeus  aus  Erz,  BunstwerVi 
des  A^oracritus,  eines  Schülers  und  Lieblings  des  Pb> 
dias.  Man  hat  auch  zu  meiner  Zeit  die  Bilder  der  Cht- 
riten  dorthin  gestiftet.  Auch  erzählt  man  Folgende»; 
Iudamia  sey  einst  bei  Nacht ,  um  die  priesterliiht 
richtungen  bei  der  Giittin  zu  versehen  ,  in  das  H«-il»*- 
thuin  gegangen,  als  ihr  die  Athene  selbst  erschienen. 
Auf  dem  L'ntcrlileide  der  Göttin  sey  der  Hopf  der  Me- 
dusa, der  Gorgone ,  gewesen,  lodamia  aber,  als  üb 
dies  gesehen,  sey  zu  Stein  geworden;  und  darum  legt 
eine  Frau  jeden  Tag  Feuer  auf  den  Altar  der  lodmt, 
und  spricht  in  Böotischer  Sprache  die  Worte 
Iodama  lebt,  und  verlangt  Feuer».  — 
eine  durch  das  Schrecken« gesicht  verursachte  Verv» 
lung.  Das  ist  jenes  uralte  Gorgonengesicht  (ydpyeio», 
yoftyöriuiv  ),  mit  breiten  aufgeblasenen  Bachen  ,  das  an 
dem  Munde  fletschend  die  Zunge  herausstrecht  **ty 
Aehnlith  schrecken  die  drei  Gorgonen  dort  auf  der 
Sthreckensilui't  an  der  Grenzscheide  von  Licht  und 
Finsternifs, 

„  Die  bellend  nie  ein  Sterblicher  den  Geist  behalt*'  **). 

482;  Cormitus  de  N.  D.  20.  p,  186  Gal.    vpßißX*:y.. 

<7  2v,    pollux  X.   167.     Vtlckenaer  ad  Euripid.   Phoeni« 
in  den  Scliolien  p.  bfd  ;  wie  es  «Jie  metallenen  Masken 
die  fcjrut  ist  iirn  Münzen  von  [Jup1una  noch  zeizen  (s.  d»s 


■v.anJ. 


7l7 


Dort  wird  l  o  Tor  ihnen  gewarnt.  Pcrseos  hatte  sie  erst 
apoter  iiberuunilcii ,  und  seitdem  war  dasGorgonenhaupt 
auf  Minervens  Erustschild  gekommen.  Wir  Itaben  oben 
▼on  alten  Erklären!  Deutungen  gehört ,  WOAMÜl  Pri  seus 
den  Gorgonen  ,  als  die  rastlose  Sonne  den  drei  verfäng- 
lichen-Zeiten,  gegenüber  steht.  Das  war  die  lieroen« 
lhat,  womit  er  der  Tritogenia  huldigte.  Sie  ward 
auch  die  aus  meei  blauen  ,  blitzenden  Augen  buchende 
(yAavxoTTic)  genannt.  Diesen  Namen  führte  auch  die 
Mene  ,  der  Mond  '*ü ').  «  Was  Apollo  in  der  Sonne  ist, 
das  ist  Athene  im  Monde.  Als  Athene  ist  sie  des  Leuch- 
tens  Bild»  *8  ).  Also  Minerva  ist  der  Mond,  aber  nicht 
als  dunlteler  Körper,  sondern  in  so  fern  er  strahlet  und 
leuchtet.  Das  Finstere  in  ihm  ist  das  Gorgonische.  Der 
Mond  an  und  für  sich  Hebt  die  Finstcrnifs  und  Unord- 
nung. Es  mufs  erst  ein  ordnender  Lichtgeist  kommen, 
der  ihn  auahlärer,  läutert  und  ordnet  **'').  Er  mufs  ge- 
bändigt und  geregell  weiden.  Das  In  -ifst  :  über  die  lo 
(*l(j)  4:)  mufft  eine  wachsame  und  leitende  lodamia 
kommen  —  aber  es  mufs  die  achte  lodamia  ,  die  feste 
Bändigerin  der  wilden  In.  der  rasenden  Mondskuh, 
seyn.  Wer  sich  nicht  standhaft  hält  in  den  Bestrebungen 
im  und  zum  Lichte  ,  dessen  wird  die  trage  Masse  Meister  ; 


4S4)  S.  oben  nnd  daselbst  Empedocles  vs.  176, 

465)  Porphyr,  apud  Euscb.  P.  E,  III.  11.  Minerva  luminis 
mjnistra  beim  Arnobius  IV.  25. 

486)  S.  oben  II.  p.  327  ff.  Als  finsterer  Mond  heifst  er  auch 
y^yivnv,  a.  oben  I.  p,  7<r4  ff. 

487)  lo  (IJ;  hiefs  der  Mond  in  alfer  Sprache;  s.  oben  I.  p. 
531.  j.oi.  3JI.  vergl.  de  Rossi  Etyniol.  Atgypt.  p.  75  sq. 
Dir  Name  'J;3J/.u«a  jsi  nach  der  Analogie  von  'Imro3a^«a^ 
RofeBebindtferitt,  gebildet.  Es  wird  uohl  bei  so  alten 
T^üine u  ,  wie  "iw  und  "Idi^ttay  wegen  des  langen  und  kur- 
zen o  Niemand  eine  Einwendung  machen. 


8 


oder  wer  auch  zaghaft  und  nachgiebig  jene»  Bändigung 
werk  betreiht,    der  ist   dem  halten  Tod    verfallet 
wird  im  Seh  rechen   über   die  Gorgonisclien   IM. 
todten  Steine.      Aber   des  initgetheilten    Lichtes   Fi 
lebet  auch  im  Steine  fort  ,  und  die  todte  Masse  Ins. 
endlich  wieder  nach  dein  Lichte    '8  ).  —     Das  ist  die 
schichte    der    Ijoolischen    Iodamta.      Sie    hatte    auch 
Lichtdienst  übernommen ;  aber  Leidenschaft  und  Z  • 
hinderten  sie  in  ihrem  Werke.   Die  Materie 
ihren  Geist.     Sie  konnte  dem  Gorgnniscl 
gesieht  nicht  ins   Auge  sehen,  und  Erstarren   ist  D 
Loos.      Aber  in  dem  Zustande  der  Verzauberung  beiu'l 
sie  doch  die  alte  IVeigung  zum  Liebte.     Diese  lebet  aoet 
in  der  Erstarrten  fürt,    und    sie  fordert  Licht,     und  er. 
hält  Licht.     Dreimal  täglich    wird  ihr  das    Feuer  »et* 
heifsen.     Das  sind  des  Tages  drei  Zeiten  ,   der«n  l 
die  standige  ,    feurig    blichende   Tritogenia    beherrsch. 
Diese  drei  Tageszeiten  sind  in  den  drei  Mondseeil 
griffen.     D»ei    sind   auch  der   Gorgonen.      lhi 
ist  in  der  dreigeslalteten  Hecate  (Hecate  tricens)  begrif- 
fen.    Das  ist  die   dunkele    Mono  (axoTÖuara  )    in   ihren 
di  «.ifachen  Wechsel.     In  so  fern  sie  aber  der  Dunkeler** 
entsagt  ,     wird   sie    zur   milden    jungfräulichen    A 
oder   Diana    triformis.       Der    Heiterkeit    und    de 
Ordnung    Grund     liegt     in     der     L  i  c  h  t  g  ö  1 1  i 
Athene-Iodamia. 


Das  war  also  die  Licht-  und  Läuterungslehre  so* 
den  Tempel-  und  (  alendcrhicroglyphen  der  Bootiseben 
Athene  -  Itonia.  Sie  verröth  in  manchen  Zügen  Per- 
sischen  Charakter.       Man  denke   nur    an    den  C 


4SS)  Paralh  Im  s.  oben  f.  p.  775  fF.  in  den  Mythen  von 
ans  dt  in  Felsen  gebor neu  Diorphus   und  von  de: 
nischen  küuen. 


len  Mann  mit  dem  Goldsch  werte),  der  nebst  dem 
Fltigelrofs  Pegasus  aus  dem  Haupte  der  getö'dtctttft 
Gorgune  Medusa  entstellt  h/).  Diese  Uilder  weiden  im 
Verfolg  durch  die  Idee  der  Minerva  Aleo  oder  Hippias 
deutlicher  werden.  Den  Persischen  Besitzer  des  Gold- 
achwertes hennen  die  Leser  aus  den  Erörterungen  in 
unserni  ersten  Theile.  Hier  will  ich  nur  bemerken,  dafs 
der  herrschende  und  läuternde  Geist  Gottes  (der  "köyo^) 
bei  einem  SchriHsieller  ,  der  in  die  orientalischen  An« 
achauungen  tiefe  Blicke  gethan,  durch  das  Bild  des  feu- 
rigen hchweites  versinnlicht  wird  -*1"1).  Ein  goldenes 
Bi  ustschild  legt  namentlich  dieser  (tonischen  Minerva 
ein  alter  Dichter  hei  4''  ),  und  einen  goldenen  Helm  ein 
anderer  (Proclus  lljmn,  in  Minerv.  vs.  40  >  der  *,e  7S1  u" 
aroTi'.X),^  nennt. 


48J?)  Uesiodi  Theogon.  vs.  277  sqq. 

490)  Philo  de  Cheiubim  p.  112  Francof.  Tom.  F.  p.  144  Man«. 

jjey.  \iysu  11  njv  Cp>.c-Yj'v;jv  ftuftyuaa   ( eJi*ßcXcv  »7-jm),     Vergl. 
denselben  de  Prot'ugis  p.  4b5.). 

4yt)  Bacbylidcs  beim  I)ionv*ins  Halic.  de  Compos.  pag.  240. 
pag.  <00  Sehafer.  'AWä  y^^cityils^  'Iriuw'a^.  Wer  meinen 
Idteii  gefolgt  ist,  wird  nicht  IjIos  eine  s  c  h  ö  ne  Acgide, 
dergleichen  die  Gö  tri-  haben,  darin  gelten.  —  Es  wird 
jedoch  nicht  unnütz  seyn  ,  hier  beizufügrn  was  ein  airer 
Erklarer  zu  Uta«  \ '.  vs.  12-i  IF.  bemtrkt  (  in  Lronis  Allalii 
Excerpta  ,  Rom,  16-Jl.  pag.  12.  mit  den  Vtrhesscrungt-u 
nach  dem  Codex  von  Baal  in  Rredowu  Fpistoll.  I 
pag.  55.):  Feuer  Mrahlt  von  Uicmedes  Waffen ,  und  «tie 
Fitisle ruifs  wird  von  atinefl  Augen  genommen.  .Das  ist 
das  Werk  der  lichibringi  nden  Athene,  welche  den  Geist 
leitet  und  fördert.   ""Er/  ri  axara^a-ffrev  m>£>,   o  iiäprt 

•j    'Aw-^vä,     x<ii    j(Of  leyj;    iart    voü,    xai   ^.^»ui^fffui^ 
a^-  -r^*  t  jj   Aistx^bo\j^  sf'Uj^ä'P'"4tKU'T^v 

Wy>  'ars,    ijycJv    rijv    a'yvwiriav.     Am 

ludst  es:  So  ist  das  Feutr  zu  verstehen  und  Athene,  div 


7 


20 


Dieser  Tempel  war  berühmt  durch  das  Alter  sero* 
Entstellung  und  nachher  durch  historische  U mstJmdf. 
Hierher   flüchteten   sich   manche    Bootier  ,    als  %U 

ilaus  bei  Coronea  geschlagen  waren  9  ).  Auch 
der  König  Pcrseus  von  Makedonien  unter  andern  in 
Tempel  der  Itnnischen  Minerva  die  Edicte  ar.scM 
-worin  Amnestie  und  Wiedererstattung  der  Güter 
Verbannten  versprochen  ward  i9  ).  Uns  mnfs  l'n'g 
Erzählung,,  weil  sie  ganz  die  Farbe  dieser  Religion 
inih,  für  unsere  Absicht  bedeutender  erscheinen: 
Bootischer  Mann,  so  lautet  die  Sage  49')  ,  PI 
Namen  ,  hat  eine  Tochter  Calirrhoe ,  gleich  ausgez 
net  durch  Schönheit  und  Zucht.  Drcifsig  der  vornrhnv 
sten  Jünglinge  Büotiens  werben  zugleich  um  sie.  PhvcoJ 
6ucht  einen  Aufschub  nach  dem  andern.  Endlich  erklirt 
er,  von  ihrer  Zudringlichkeit  Gewalt  befürchtend,  ii« 
sollten    dem   Pythischen    Apollo    die   Wahl     überlaiten. 


Dieser  Vorschlag  bringt  sie  in  Zorn,  und  sie  erschlug 

'S 


den  Mann.     In  dieser  Verwirrung  entflicht  dessen    I 


ter ,     und    mitleidige  Landleulc    verbergen    sie ,    da  di« 
Jünglinge  ihr  nachsetzen  ,  im  Getreide.     So  reite/ 
-vorüber.     Auf  diese  WTeise  gf rettet,  wartet  die  Jungk 
das  Fest  des  Boolierveieins  ab;    sodann  begiebt  sie  »i< 
nach  Coronea i    und   setzt   sich  als  Schutzsuchende  iv 


es  verleihet,  nach  Proclus,  —  Mithin  WaffVnglanx 
ein  H i kl  vom  unbesiegbaren  Glanz  des  strebenden 
kämpfenden  Geistes. 

492)  Pausan.  III.  9.  7.  p.  36S  Fac. 

iS3)  Polyb.  XXVI.  cap.  5    pag.  343  Schweigh.     In  der  llar 
Schrift  stand  hier  Jj-rmiai, ,  sieh,  oben   und  vergleiche 
AniiiMidw.  zur  d.  bt-    p.  >78  Schweigh. 

494)  Plutarchi  Aiualorr.  narratt.  IV.  p.  7Ü  seq.    p.  106  teqq. 

Wyuciib. 


721 

Altar  der  Ilonischcn  Athene  *9S).  Nachdem  sie  alle  Um. 
blande  der  Frevelthat  erzählt  und  die  Namen  der  Freier 
und  ihre  Geburtsorte  genannt  hat,  so  fühlen  alle  Bou- 
in  r  den  tiefsten  Unwillen.  Die  Freier,  davon  unter« 
richtet,  flüchten  nach  Orchomenos.  Dort  ibgetffiesrA 
finden  sie  hei  den  Einwohnern  des  festen  Flechens  IJip- 
pol»  Schutz.  Auf  die  Weigerung  eie  auszuliefern  i 
«teilen  die  Thehaner  den  Ort,  und  zwingen  ihn  durch 
^Y<<5scrmangel  zur  Ucbergabe.  Die  Freier  werden  ge- 
steinigt, und  die  Einwohner  von  Uippols  zu  Sciaven  ne« 
macht.  In  der  Nacht  vor  der  Einnahme  de»  Flcclccns 
soll  der  Geist  des  Phocus  vom  Berge  Helieon  herab  ge- 
rufen haben:  Ich  hin  da.  An  dem  Tage  aber,  als 
die  Freier  gesteinigt  wurden,  soll  von  dem  Grabmal  del 
Alten  (Phocus)  Safran  gellossen  sevn  ^<f<>). 

Bitte  diese  Erlegung  der  Freier  ( fir'enTWM»- 
xtovia)  einen  Horaerus  zum  Bearbeiter  erhalten,  so 
Wurde  sie    poetisch    berühmter    sevn,    als   sie   {est  UK 

Beide  ,  die  in  der  Odyssee  und  die  vorliegende  ,  sind  mit 
Ingredienzien  der  Naturreligion  versetzt.  Bei  d«*r  Home- 
rischen hüben  die  alten  Ei  Klarer  auf  da»  Fest  des  Neu- 
mondes und  des  Apollo,  auf  die  zwölf  Ae\te,  woran 
sich  die  freier  vergeblich  vor  ihrem  Tode  versuchen, 
und  auf  den  Ulysseshogen  anlmerksam  gemacht  'iv  j. 
Ehen  so  hann  hier  in  der  Sage  von  der  Calirrhoc  die 
Zahl  Dreifsig  der  Freier  einen  ca'lcnda-i  ischen  Grund 
haben.  Nicht  minder  ist  der  am  Todestage  vom  in 
des  Greises  Phocus  ilielsende  Sali  an  sjuiboüseh  zu  nch- 


fcjj)    —  tj  if  5iavu.Dt7ff a ,  »^ü'AaJ*  tj;v  r&V  Tteflßuerriant  *V.t  • 

tt    h';    Kopevtim    iA5cü«ra,     ixn;     kuStftr.at    ixt    f  u» 

4l-6)  Ibid.  p.  108.  rs  pif)p6  rt  ''■"• 

h\ü)  EastSu*.  ad  Odyss.  XX. 


IE 


46 


7aa 

inen  ;  und  da  sein  Geist  auf  dehn  Musenberge  Helicon  » 
scheint ,  so  fallen  einem  auch  die  Musen  mit  safranlar* 
bigen  Kleidern  49s)  ein ,  und  die  bekanntere  Anrora  a 
safranfarbigem  Gewände  (*$ox6iten'ko$  'H<oc).  Aber  «fit 
Jungfrau  wäre  nicht  gerettet,  und  nicht  so  furcblbtr 
der  Vater  gerächt  worden ,  wenn  jene  niebt  im  Getreide 
(Iv  T<p  aitm)  verborgen  worden.  Als  Rächerin  wiri 
hier'die  Minerva  zur  Praxidice  (flpa^A^txi;)  ,  welche  ab 
des  Ogyges  Tochter  und  Amme  der  Minerva  bezeichnet 
wird,  und  den  Böotisch- Attischen  Religionen  angehört 
Sie  gewähret  Sieg  gegen  die  Frevler  und  deren  Beschüt- 
zer ;  und  wenn  am  Schlüsse  jener  Sage  gemeldet  wird, 
die  dem  aus  dem  Felde  zurückkehrenden  Thebanisdws 
Feldherrn  so  eben  geborne  Tochter  habe  er  zum  glück* 
lieben  Zeichen  Nicostrata  genannt  ■*") ,  so  werden  vir 
an  die  Minerva,  die  Sieg  bringende  500)  ,  erinnert,  *• 
wie  an  die  Carmenta  Italiens.  —  Unter  dem  Schot« 
der  Itonischcn  Athene  stand  aber  auch  das  Getreide, 
und    sie   konnte    auch    Z.Ttovta,    von  dem    Getreide, 


4y8)  Mw<rat  KfOKcVexAo/.  4Icman.  np.  Hephaest.  de  metris  p.& 
vergl.  Alcmanis  Pragmm.  VII.  p.  23.  —  Die  Namen  des 
Fhocus  ( 4*01X0-,;)  und  der  Callirrboc  (KaXXi^pJ^)  spielea 
auf  drts  Meer  an.  Der  letztere  ist  an  sich  verständlich, 
und  eine  Tochter  des  Achelous  heifst  auch  so  (Pausao. 
VI II.  24.  4.).  Der  erster«  aber  ist  mit  den  Seefisch« 
(phoca)  verwandt  (vergl.  aber  diesen  Fisch  Sestini  De* 
scr.  degli  Stateri  anlicht  p.  22  sqq.). 

4&0  Flutarchus  a.  a.  O.  p.  108.  —  afsWpcvcv  r-fc;ayoc»i/9at  X» 
KeoTjarjjv. 

300)  Orphic.  Hymn.  XXXII.  (31.)  vs.  13.  T>  rrcV*-v,,a ,  Aumj» 
KaK.sSv,  viy.-^or.s  Saiuwj.  Die  Verehrung  der  Minerva  »b 
Victoria  (Nm>j)  und  als  Praxidice  ,  die  jedem  zu  fernem 
Rechte  verhilft ,  ist  im  vierten  Thtile  §.  37.  p.  213  ff.  erst. 
Ausg.  abgehandelt  worden. 


7^3 

hcifscn  50 ).  Dies  ist  ein  ähnlicher  Beiname  wie  der, 
den  Ores  führte:  Sit«  ;  und  es  ist  in  andern  Capitcln 
i  mir  daryelhan  worden  ,  dafs  nach  der  Elcusinischen 
Lehre  Minerva  mit  der  Ceres  und  mit  der  Proserpina 
iliiem  Wesen  nach  jjnnz  nahe  verwandt  Ist  50  ).  Anjezt 
'will  ich  ihrer  enjjcii  Verbindung  mit  dem  Hermes  ge« 
den  den. 

Ganz  in  der  Nachbarschaft  ron  Coronea ,  zu  Leha- 
dea  in  Büotien,  war  die  berühmte  Höhle  mit  dem  Ora- 
kel de*  Trophonius  ^°'').  Dieser  Tpurpou'to.,  hatte  nun 
eben  so  g«it  ujvd  ohne  die  geringste  Veränderung  de» 
(  Sinnes  auch  Zitüviq$  heifsen  können.  In  den  Mvstc- 
rien  lernte  man  ,  und  späterhin  wufste  man  öffentlich, 
dafs  dieser  Trophonius  kein  anderer  als  Hermes-  Mer- 
curius  war  5W).  In  diesen  Attisch  «Böolischen  Religio- 
nen war  dieser  Heimes  Trophonius  der  Athene-  Itonia 
gerade  so  beigesellt,  vue  in  den  Sa'itiscb- Aegvptischen 
Hermes-  Anobis  der  Isis-Neith.       Was  sie  in  ihres  Gci- 

tes   Tiefen   bildete,    das  brachte  er  zur   Wirklichkeit. 
Diese  Ideen  der  Minerva  leitet  er,    der   Bote  und   Mini- 

trant,  auf  den  Mond  und  anf  die  Erde  herab,  und  prägt 


SOt)  S.  oben  und  besonders  Steph.  Byz.  p.  429  Berkel.  und 
Eusia'li.  ad  lliari.  lt.  vs.  696,  —  *»*\  ii  ^v»m«i,  At'-ycvr«^ 
«t<  uivew^^'-c  v n  l(rtüv,ö(«i  rä  fiTofySf»*,  »VJan  v»  rql. 
Berkel  »i.mlust  über  den  Bt-inamen  der  Göiiin  nach  timr 
Handschrift,  worin  ZirwAa  sieht. 

502)  S.  den  Th.  IV.  p.  153.  p.  21i  ff.  erst.  Ans£.  Dort  »bd 
auch  von  der  Minerva  Victoiia  (NAajl  gehandelt;  wozu 
man  dtn  Corsini  in  dtn  Fasli  Atüci  Tom.  II.  pag.  225. 
vergleiche. 

503)  Pausan.  IX.  37.  3.  p.  HS  Fac.  vergl.  Schob  Ariatoph. 
Nuhb.  vs.  508. 

50i)  Cicero  de  N.  D.  HI.  22.  Mercurius  —  is  qui  sub  lein* 
habetur,  idem  Trophonius. 


J. 


7a4 

sie  ihnen  ein  als  organisches  Gesetz.  Ohne  dieses  hoben 
Fener  und  Licht  viäre  der  Mond  halt  ,  und  tonnt«  a 
Keime  der  Pflanzen  und  Thiere  weder  empfangen,  nod 
hinwieder  befruchtend  der  Erde  roittheilcn.  Alle  Trieb- 
kraft wäre  nichts  nütze  ohne  geregelten  Bildungarid 
Ton  dieser  Zwechmäfsigheit  ist  Athene  die  Quelle,  na 
er  der  Ver  wirklicher  und  Vollstrecker.  Sie  2i«wia 
er  "TpocfHarioq.  In  beiden  liegt  das  Princip  alles  Organs- 
mos  und  aller  Nutzbarkeit  505). 

§.      25. 

Das    Attische    Geschlecht     der    Liest* 
"k  i  n  d  e  r. 

Diese  Lehrsätze  der  priesterlich  -  Pelasgischen  M* 
stcrien ,  deren  wesentlichen  Inhalt  wir  schon  aus  d« 
Samothracischen  Dogmen  kennen ,  waren  nun ,  nick 
der  Weise  der  gesammten  Vorwelt,  auch  in  BGolia 
und  Attica  genealogisch  ausgeprägt.  Wie  Zew 
Sich  mit  der  Sclcne  vereinigt,  und  mit  ihr  die  Her» 
(Juppiter  mit  dem  Monde  den  Thau)  erzeuget,  ist  be- 
reits im  Vorhergehenden  50  )  bemerkt  worden.  Jezt  vol- 
len wir  die  hierher  gehörige  Bootisch  •  Attische  Oe- 
schlechlstafel  beifugen  : 


505)  S.  oben  IT.  p.  377  ff.  die  Ausführungen  Ober  den  Hermes 
Eriunius  oder  Trnphonius.  —  Namentlich  auch  bei  <Un 
Röoticrn  fiihrle  Minerva  den  recht  agrarischen  Beinamen 
B  o  3  r  m  i  a  i  Bca^/a)  9  weil  sie  die  Stiere  anjochte  und  an 
den  Pflug  spannte  (xa^a  rö  d^^öerai  kcu  <rv$tQ%a*  w;  (s/j.» 
km  u\cTfCv  ßlat,),  Tzet?.  in  Lycophron.  vs.  520.  p.  66S. 
vergj.  Pliavorinus  in  voc.  Wir  haben  oben  schon  dea 
Ochsenanspanner  Buzyges  bei,  dem  Palladium 
gefunden. 

506)'  S.  oben  II.  p.  186  ff.  und  dort  die  Erörterungen. 


vermähl  i 

mit 

hiechtheus. 


Butt 

I 

vermählt 

mit 

Co  iliouia 

I 
D.ihcr      die 

Bittadu 

(Kteoliul.'idrn; 
•  r    «1. 

Bfni 


Da  wir  über  die  ältesten  Traditionen  Tom  Bö'otisclien 
Athen  und  Elcusis ,  oder  von  jenen  Ogvgischcn  Muhen, 
bereits  oben  das  Nölhige  gesagt  haben  ,  so  wollen  wir 
liier  über  einige  nachfolgende  Hauptglieder  der  Genealo- 
gie hurze  Bemerkungen  folgen  lassen.  Hoxncrus  spielt 
darauf  an  507)  : 


7*6 

„Dann  die  Athenä  bewohnt  des  hochgesinnten 

theux 
Wohlgebauete  Stadt ,  des  Königes  ,  welchen  Atbeot 
Pflegte,  die   Tochter  Zeus,   (ihn  gebar  die  fr 

Erde;) 
Und  in  Athenä  setzt'  in  ihren  gefeierten  Tempel: 
Wo  das  Herz    ihr  erfreun   mit  geopferten    Fairen 

Lämmern 
Jünglinge  edler  Athener,  in  kreidender  Jahre  Vc 

düng.  " 

Homerus  hatte  nämlich  eine  Sage  von  einem  Er  eck» 
theus  vor  sich  ,  den  er  als  Autochthonen  und  als  Lid»- 
ling  der  Minerva  preiset.  Ein  anderer  Mythus  melden 
von  einem  Erechtheu» ,  den  Andere  Erichthonius 
ten :  er  scy  aus  der  von  dem  Saamen  des  Hephäslus  ge« 
schwängerten  Erde,  als  dieser  die  Minerva  umaraet 
wollte,  entstanden  50S).     Minerva  hatte  das  Kind  aidge- 


508)  S.  oben  zu  Anfang  dieses  Abschnitts ,  und  vergl.  die  ra* 
schiedenen  Sagen  bei  Mcursius  de  Regn.  Athen.  II.  t 
und  die  Ausleger  zu  der  angeführten  Stelle  des  Hörnern*. 
Erichthonius  ward  von  Andern  fUr  einen  Sohn  des  Ht* 
pbüstus  und  der  Atthis  gebalten;  s.  den  Apollodor.  Ul- 
li. 16.  p.  35b  Heyn.  Der  Scholiast  rascr.  zum  Arisiidei 
im  Panath.  p.  102  Jebb  sagt:  Tüiaixä  &i  tc-J  'HijteiffTft  w 
fxiScv ,  ort  rijc,  'ASsjviZ^  ipaaBuc,  na)  3<cJxcuv  axj-njv  a\f  ijy.«  ri  eri[- 
l*a  irrt  rij;  yij;  ,  xai  oyru^  dvt&cSy  6  T^äro;  u>S^wst'y 
Wonach  also  Erechtheu»  der  erste  Mensch  ,  der  Atti« 
sehe  Adam,  wäre.  Nach  Pausanias  1.  i4;  5.  pag.i3 
Fac.  stand  dieser  Verbindung  wegen  ein  Bild  der  Mioerta 
im  Tempel  des  Vulcanus  zu  Athen.  Erichthonius  wurde 
auch  als  DrachenfQfsler  beschrieben ,  und  sein  Name 
bald  von  i\-x  Erde ,  bald  von  ijiffv  Wolle ,  bald  von  ?t<» 
Streit  abgeleitet  (Hygin  fah.  166.  mit  den  Auslegern  p.  2Si 
Suvcr.).  Die  letzte  Ei'.larung  von  dem  Streit  um  «Im 
Jungfrauschaft  und  vou  X"0*"»  Erde,  stimmt  wenigueu* 
mit  den  Grundbegriffen  von  der  Minerva  vollkommen 
Ubercin. 


727 

nommcn  ,  und  in  einem  Kästchen  den  Töchtern  des  Dop- 
pelmenschen Cecrops  50')  übergeben}  welche,  als  sie  die 
Kiste  öffneten ,  neben  dem  Kinde  eine  Schlange  fanden. 
Dieses  Tliier  ward  nun  ein  treuer  Geführte  der  Athene. 
In  einem  ihrer  Tempel  zu  Athen  'wurde  noch  zur  Zeit 
der  Persciuriege  die  so  genannte  Hausbeschützende 
Schlange  5"°)  unterhalten,  und  alle  Monate  mit  Honig- 
buchen  gefüttert;  und  die  Schlange  blieb,  theils  in  aci«- 
1  ist  hur  tbcils  in  ärztlicher  Beziehung,  der  Minerva  stän- 
diges Attribut,  wie  so  viele  ihrer  Bildsäulen  beweisen, 
selbst  die  von  der  ausgebildeten  Kunst,  wie  z.B.  die  der 
Minerva  Giustiniani.  Das  waren  Ueberbleibsel  des  Thier* 
«lieustes  von  Aegypten  her;  wohin  auch  die  Hieroglyphe 
des  Crocodits  gehört ,  das  in  Athen  der  Minerva  beige- 
sellt war  ,  wie  wir  bereits  oben  gesehen  haben.  Alle 
diese  Fetische  waren  die  Begleiter  jener  ältesten  Cecro» 
pischen  Athene  gewesen  ,  jener  Folias  und  Poliuchoa  S"), 


50y)  Kjxgtfy  i  &i<$-j*r>t  d.  »■  der  Schlange nfDfsUr ,  nach  einer 
symbolischen  Hieroglyphe ,  welche  ,  ursprünglich  auf 
Ackerbau  bezüglich,  nachher  die  verSchicdeiMtfl]  Aus- 
lt  gongen  erhielt,  z.  B.  von  dem  doppelten  Vaterland« 
des  CecropS  ,  von  seinen  zwei  Sprachen  ,  der  Aegypff« 
Sehen  und  der  Pelasgischen f  von  der  Ehe,  welche  tr 
eingesetzt,  von  seinem  doppelseitigen  Charakter  u.  dergl. 
Ich  hübe  die  Stellen  in  den  Mclctemm.  1.  pag.  63.  zu- 
sammengestellt. Buttniann  im  Ltxilogus  p*$.  o7  f.  fi« ah  t 
im  Kekrops  ,  wie  in  Pelops,  Merops,  die  mythische  Per- 
sonifikation verschiedener  Stamme.  Weiler  unten  »etile 
ich  auf  diesen  Namen  zuiUckkomraen. 

510)  ci'y.c-.r.ii  5s /Vav  c<*.  ($4  lierodot.  VIII.  -St.  mit  Valcke* 
naeri  Amncikuug. 

511)  rI'it).  MemMerbml  ad  AriMophanis  Ph.t,  W,  7?:.  IhtaE;, 
I7--  t)nla  cs  auf  der  Cadnuciburg  auch  sn  gfi»t- 
Seii ,  beweisen  schon  die  Stiflungslegenden  von  Thehen, 
von  drni  Stier,  des  Cadmus  iührer,  von  der  Schlange  an 


d.  lt.  ursprünglich  jener  F.eschützerin   und  Sthirrnr««t»l  »-1 
der  Cccuopidenburg,    welche  ja  tlie  erste  s; 

lerlassung  (fröXi?)  war.      Im  Tempel  der  Polias  *j 
i  der  heilige Oelbaum  gezeigt,  und  dabei  d;u 
es/.iililr,  dafscr  im  Perserhriege  verbrannt  worden, 
MM  andern  Tage  nieder  ellenhoch  gewachsen  sej  ',:- 
tiflQ  Sage,    die  eben  so  auf  dem  Ek-grilV  <1»  v  unter 
licht  u  Hi  A\  der  Minerva   beruhete,    wie    der 
in  de  nselbcn  Tempel  ein  ewiges  Licht  ku  untei  ballen  • 
Jene  Vorstellung  schwebte  dem  Homerus    Tor,  und 
Melle  in  der  Odyssee,    wo  die  Göttin    dem   ; 
I  iit  iiKiehus    mit    einer   goldenen    Lampe-     wundci 
f  "Heuchlet  ,    gab   allen   Erklärern     Au!. 

Liebt  /.u  Alben  zu  erinnern ,  und  wie  der  Mit 
von)  Dichter  schicklich  das  Licht  und  dju  I.eucbn 
elegt  werde,   weil    sie    Geist    und    Weiskci 
sey   5|).      Auf  dem  Grunde   solcher  noch    unge 
Anschauungen  der  Natur    und  des  Geistes    beruhet  tOe 


der  Quelle  ,  und  von  den  Dracberuäbnen  und  Spartet. 
VergJ.  Hellanici  Fraguim.  nr.  XXVI.  p.  65  sqq.  und  ttf. 
LU.  p.  82  sq.  nnt  den  Anmerkk.  von  Sturz.  Priester»« 
nen  der  Pol'us  weiden  in  Albenischen  I nachritten  fr« 
walint  ,  Corsiaj  Pasti  Aniei  I.  p,  42  sq.  Auf  den  höbe* 
Burg« ilx  der  Minerva  zu  Athen  spielt  Proctus  Hyuui.  i* 
IVJiuerv.  vs.  22.  bedeutsam  RH. 

512)  Herodrt.  VIII.  SS.     Pansan.  I.  27.  2.   p.  101  F«c     Pn>- 

clus  Hymn.  in  Mmerv,  vs,  27.   nennt  diesen  Uelbauin 
Zeichen  ICr  die  Nachkommen. 

513)  Pausan.  I.  26.  7.  p.  99  Phc.  wo  auch  der  goldene  Leo< 
ter  ,  em  Werk  des  Callimachus ,  bemeikt  ist.     btraho 
pag.  606".    und   mehrere  Stellen   bei  Mcursius    in  | 
cap.  21.  (Gronovü  Tbes.  A.  Gr.  Vol.  IV.  p.  ■ 

51  i)   Odjnu.  XFX.  33  sqq.   und  daselUl  das  8choU< 
Ulysses,)  «tftgtni  rö  iptüj. 


2Q 


alle  Religion ,  und  dieser  Tlieil  derselben  gründet   sich 
namentlich    auf   einen    Feuer-     und    Li  eh  t  d  i  c  n  s  t. 
Die  Personificationen  dieser  Art  treten  in  der  niitgel  licil- 
enealogie  des  allen  Attischen  Königshauses  wiedet- 
holt    hervor.       Cecrops  hatte   eine  Aglauros  (  die  helle) 
zur  Gatün  ,    und  eine   der  Töchter  führt  denselben  l\a- 
'">);    L'in  \anip,    womit  Minerva  nicht  selten  selber 
lehnet  ward  5l  ).      Dieser   IUdigionszweig  hing  mit 
len   Religionen    von   Cvpern    zusammen  ,    wo    Ccphatu» 
i\ '1  Aurora,  T  i  t  h  o  n  u  s  und  1'  h  a  e  t  h  o  n  als  Stamm- 
cljpiu  im  Geschlechtsregister  der  Könige   nicht    weniger 
"geführt  werden,    wie  in  Athen.      Das  war  Phaethon, 
niera  (der  Tag)  gerauht  halte,  und  der  im  llci- 
li^thume  der  Insel   Cynern  vor  leuchtete  5|~).      Nun 
a\  ürde  man  aber   sehr   irren ,    wenn    man  in   jenen  alten 
Pclasgischcn   Zeilen    diesen   Gottesdienst    selbst     immer 
i.'ir  rein  und  erleuchtet  halten  wollte.      Wir  haben  oben 
bereits   entgegengesetzte   Züge  in  den  Cyprischen  und 
andern  Religionen  nachgewiesen.  Dazu  kommt  nun  noch 
die  bestimmte  Nachricht  der  Alten,  dafs  zu  Salamis  auf 
<  .\  [vern   der  Aglauros   selbst    ein  Mensch    jährlich   zum 
Opfer   gebracht  wurde   5IS).       Auch    lä'fst  das  Schicksal 
iler  Aglauros,  Herse  und  Pandrosos ,  dieT  nach  der  At- 
tischen  Sago,    Ton   Minerva   gestraft,    sich   selber  ent- 


515) "AyJ.a.fc;  oder *A<ypauAo$.  Beide  Formen  waren  in  Aihrn 
selbst  gebräuchlich;  s.  Rhoer  ad  Porphyr,  de  Absün.  II. 
54.  p.  tys.  Andere  wollen  die  Ayraulo» ,  als  des  Cecrops 
Tochter,  von  der  Aglauros,  der  Tochier  des  Erech- 
theus,  unterscheiden,  wie  Larcher  zum  Herodot.  VII. 
53.  p.  47  t  sqq. 

516)  Meursii  Lectt.  Atticc.  II.  13.  p.  1816  Gronov. 

517)  S.  oben  TU.  I.  p.  Sil  —  3i7. 

518)  Porphyr.  a.a.O.  vergl.  Theodoret.  Therapeut.  lib.VIT. 

p.  by-1  ed.  Schulz. 


73o 

leibten  519) ,  vielleicht  auf  einen  strengen  Charakter 
ältesten  Religion  von  Attica  schliefsen. 

Bedeutsame  Gebräuche  wurden  allen  drei  iocnti 
des  Cecrops  zu  Athen  gefeiert.  Der'Aglaaroi,  m 
einen  Tempel  auf  der  Burg  hatte ,  war  das  jahrliche 
nigungsfest  (to  nXvvxr^ia)  gewidmet  5^°).  Der  Herttl 
("EpoT?)  zu  Ehren  wurden  ebendaselbst  die  Hersephorin 
CEpo-jjcpdpia)  gefeiert.  Ein  festlicher  Aufzug  sollte  ehrt! 
den  Hermes  auf  die  Schönheit  der  Uerse  aufmeri$ia 
gemacht  haben.  Er  wählte  sie  zu  seiner  Braut,  wi 
zeugte  mit  ihr  den  Gephalus  ,  der  dann  -wieder  St»» 
vater  des  Phaetbon  und  anderer  Lichtgenien  ward  ty 
Pandrosos  5iS)  endlich  hatte  eine  mit  dem  Tenpd 
der  Minerva  Polfas  zusammenhängende  Capelle  (*•»• 
työaiov) ,  worin  bald  ein  heiliger  Oelbaum  ,  bald  mehren 


519)  Hygin.  fab.  166.  p.  282.  Poet,  astronom.  XIII.  p.  446  t*. 
Staver.  Aristid.  Panathen.  p.  182  Jebb.  mit  dem  Scholu* 
bten;  obgleich  aus  der  Vergleichung  dieser  Sagen  »ica 
auf  symbolische  Bedeutung  schlit  A>en  läfVt.  Sonnet- 
schein  ,  Momlcslicht,  Thau  und  Vegetation  sind  zu  einem 
vergänglichen  Loos  bestimmt.  Diese  Satze  liegen  io  die» 
«er  ganzen  Genealogie  :  Morgen  seh  immer  und  Morg*r» 
thau,  Abendroth  und  Nachtthau  rinnen  Ober  Athenes 
Burg  herab;  so  können  sich  Aglauros  und  ihre  Schwe» 
Slcrn  auch  wohl  herabstürzen,  wie  die  Fabel  sagt. 

320)  Ueber  ihren  Tempel  und  ihr  Fest  s.  Herodot.  VIII.  J3. 
mit  W'esselings  Amnerk.  und  Meursius  de  Regib.  Atticc. 
1.  11.  p.  10i8  Gronov.  (Thes.  Vol.  IV.) 

521)  Apollodor.  III.  14.  p.  354  Heyn.  Ovid.  Metamorph.  II. 
7ü8  sqq.  Mehreies  bei  Meursius  de  Regg.  Atticc.  I.  lt. 
p.  1048  Gronov. 

522)  navapser»;  gewöhnlich;  vergl.  Apollodor.  III.  14.  p. 35.3 sq. 
Der  Scboliast  mscr.  des  Aristid.  Panath.  pag.  182  Jebb. 
hat  im  Leydner  Codex  IIoA^eVif,  im  Münchner  Apo- 
graph :  Yl<r,i%iv*. 


75t 

gestanden  lieben  sollen  5-3).     Beule ,  Aglaurna  und  Pan- 
^rosus  ,  hatten  zu  Athen  gemeinschaftliche  Mysterien. 

Mit  diesen   Attributen   und  Gebräuchen    stehen   die 
Bildwerke  auf  Aiheniensischcn   Münzen  in  Verbindung. 
Man  weif»,  dafis  die  alteren  den  Kopf  der  Pallas,  die  Eule, 
die  Sichel  des  Mondes  und  daneben  einen  Oelzweig  ha- 
>en  5-')j    andere   unter  der  Eule   eine  Diota  oder   dop- 
leltgchenkclten  Illeinen  ISrug,  und  neben  ihr  einen  Hirsch. 
[>ie  Olive,    derOelbaum,   wie  die  Alten  sagten,   liefert 
des  Lichtes  Stoff  (eAi;)  ,    und  Licht  ist  das    Wesen   der 
Hinerva.      In  dieser  Beziehung  stellte  die  alt-Athenische 
Maturreligion  diese  Gottheit  in  folgenden  Verhältnissen 
mit    zwei   andern   dar:      Zeus  ist  der  Alles   umfassende 
Himmel,  Apollo  ist  die  Sonne,  Athene  aber  der  Mond  5-5). 
Der  Hirsch,   ein  bekanntes  Attribut  der  Artemis,   stand 
in  den  Allegorien  des  Altertbums  mit  dem  Monde  in  Ver- 
bindung. Dieses  fluchtige  Thier  wird  von  den  Gottheiten 
der  Sonr.c  und  des  Mondes  gebändigt  und  gezügell  5-f). 


523)  S.  meine  Commcnlatt.  Ilerodolt.  I.  p.  232.  und  daselbst 
Pliilochoiuä  p.  2.  Apolludoius  p.  352.  nennt  eine  ikakt 
im  Pjtidrufcium ;  Andere,  mehrere,  genannt  t**$«Vj  auch 
iorai  und  Ti-;/.^:i;  vergl,  Meur^ii  Cecropia  12.  pag.  glJ 
Gronov.  t/fbes.  Tom.  IV.) 

S2i)  Eckln-I  D.  N,  V.  II.  200  sq.  Ein  schönes  Exemplar 
dieser  (lasse  besitze  ich  selbst  durch  die  Güte  des  H> 
Geheimcralb  Freih.  v.  S  c  h  c  I  I  e  rshc  im.  Man  Vtrgl« 
j<  cl  den  goldnen  Stater  bei  Sestini  Descr.  d.Staieti  anhebt 
tab.  IX.  nr.  26.  mit  detten  Bcmcikk.  p.  10y  sq.  woraus 
Bfickh's  Slaatsh.  d.  Athen.  I.  p.  23  f.  zu  berichtigen  ist. 

3*5)  Daher  Zeus  wAiffj^pi,   Apollo  «tttypfc  ,   Albe;- 

zu  Athen;  s.  die  Stellen  der  Alten  bei  Meursius  Leen. 
Altiec.  V.  5.  p.  16*9.  und  Alben.  Attic.  II.  Jff.  p.  t:JCito- 
jhjv  I'iuclus  IJymn.  in  Minerv.  vs.  25.  Minerva  lUnn- 
licii  Licbtgeisl  des  Mondes.    Davon  noch  im  Verfolg« 

S2C)  S.  die  Athenische  Münze  auf  unserer  Tafel  VI,  nr.  lt. 
und  da*  Kelkf  aui  der  Tafel  LI.  nr.  1.     Ucber  die  Albe- 


73a 

I'lanetendienst  war  in  den  Pelasgiscnon  Culien  fast  über- 
all anzutreffen.  Darauf  bezogen  die  Alten  nun  insbe- 
sondere die  Skiraphien  (axipu^tla)  T  oder  ein  Wü'rfeU 
spiel,  welches  an  gewissen  Tagen  beim  Tempel  der  Mi- 
nerva Skiras  vor  der  Stadt  von  den  Athenern  gespielt 
ward.  Sein  ursprünglicher  Sinn  war,  wie  man  meldet, 
astronomisch  ,  und  es  ward  das  Erscheinen  und  ^  er- 
schwinden  der  fünf  Planeten  durin  vorgestellt  5-"). 

Mit  diesen  astronomischen  Allegorien  des  Mincrvcn- 
dienstes  hingen  nun  die  bemerkten  Allegorien  und  Ge- 
nestogton  zusammen.  Aglauros  erinnerte  durch  ihren 
.Viiiien  an  siderisches  Licht;  Herse  aber  und  Pandrosos 
waren  PcrsoniJicationen  de»  Nacht-  und  Morgenthaues. 
Audi  die  Person  des  Cranaus  war  aus  dem  dürren  (xpa- 
rut(,<)  Attischen  Boden,  entstanden,    und  die  Conseque 


nischen  Münzen  mit  der  Nachteule  (Jäher  yAavv.«;  je» 
nannl)  s.  Schob  Aristo^«.  Aves  vs.  1100.  vergl.  Philo« 
clioti  Fragmm.  p.  83.  so  wie  auch  üIjpt  die  diota  darauf 
Corsini  Fasti  Atlici  IL  p.  2-Ü.  und  Eckbel  D,  N.  V.  II. 
p.  212. 

527)  Clearcbua  np.  Eustath.  ad  Odyss.  I.  vs.  107.  p.  28  Basil. 
Man  findet  lach  OTU/^aQria,  und  ein  Grammatiker  in  Bek- 
keri  Anecdott.  I.  p.  300.  schreibt  'ASyjü  T*atf4i ,  welches 
Andere  in  £m/£cc;  umändern.  Späterhin  war  dieses  Spiel 
ausgeartet  ,  und  es  wird  Beiner  mit  Tadel  gedacht;  s.  Isu- 
crat.  Areopagit.  cap.  IS.  und  dazu  Bergmann  (Leid.  I8iy.) 
p.  143.  Jm  Ceramicus  zu  Athen  sah  Puusanja*  (I.  3,  p.  11 
Fac.)  auf  dem  Dache  der  königlichen  Halle  die  thönernen 
Bilder  de»  The6eus ,  wie  er  den  Skirou  ins  Meer  stürzt, 
und  der  Hemera,  wie  sie  den  Cephalus  rauht.  Man  ver- 
gleiche was  Pausanias  von  diesem  Mythus  weiter  sagt. 
Diese  Bilder  gehörten  dem  Licht  dien  sie  an,  und 
Skiron  steht  im  Gegensatz  gegen  die  Hemera  (man  vergl. 
was  oben  über  die  Minerva  Skiras  bemerkt  worden  ). 
Paciaudi  in  den  Monumm.  Peloponn.  II.  p.  3y  sq.  leitet 
die  S»/fa4  vom  Gypse ,  ««  reo"  ck<;sv  ,  ab.  Unwahr- 
scheinlich, 


733 

der  Allegorie  forderte,  dafs  es  auch  eine  Cranaistlie 
Minerva  geben  mnfstc  WS),  Aber  Herse  und  Pandrosos 
tranken  dMdatttige  Land  aus  ihrem  IW-cher,  wovon  die 
Diuta  in  lnn  der  nächtlichen.  Eule  auf  Athenischen  Mün- 
zen das  Zeichen  ist  s-'J)'j  und  Hermes,  versunken  in  flu: 
Schönheit  der  Hinimelstoi  hier  Heise,  prägt  ihr  ein  seine 
zeugende  und  bildende  Kraft.  INtin  kann  der  Mann  der 
Lide,  der  Schlangenliifsler  Erichtlionius  ,  mit  Hoffnung 
den  vaterländischen  Boden  bauen.  Warme  verleihet 
ihm  sein  Vater  Ilcphästos  von  unten,  und  aus  der  Höhe 
giefseu  die  Lichtgötter  und  die  lii-hcri  scher  von  Sonne, 
Mond  und  Planeten,  Apollo,  Heimes  nnd  Atliena;», 
Licht  und  Thau  über  seine  Fluren  %  aus.  Aber  in  dem 
ballen,  steinigen  Uod.cn  von  Anita  müssen  mehrere 
Ei  lehlhone   kommen   5Jil) ,    bis   endlich    das    Gesetz   der 


528)  P.iusanias  X.  34.  4.  p.  2S2  Fac.  —   'AAjtffe  wwtZhffn  Kp* 

.   Jv. 

SCii)  Es  ist  mir  nicht  unbekannt ,  dafs  Corsini  Fast!  Atiioi 
l'.in.  II.  [>.  235  st),  das  auf  dm  Albenlftchrn  MfiftMfl  voi- 
kommende  Geftlft  BttJ  die  btiühmten  Töpferarbe iltn  der 
Athenicuer  beziehen  will.  Es  isi  mir  aber  nicht  minder 
bekannt,  dafs  diese,  so  wie  andere  Erklärungen,  auf 
blulst  n  Meinungen  ruiuhrn  ,  da  die  Alien  davon  schwei- 
gen ;  und  so  mag  denn  auch  meine  Erklärung  hier  ihre 
Mtlle  finden.  —  Die  Etil«  kommt  auf  den  Aihenicnsischtn 
ColonialmOnien  Siciliens  nebst  dem  Kopie  der  Pallas  vof 
(Corsini  a.  a.  O.  p.  Bat.),  namentlich  auf  denen  vonMr- 
gata  und  Camtiinaj  Corsini  ebendaselbst,  s»  besonders 
auch  D'Orvilk  Stall  p.  4ii  —  416.  4sy.  4yi.  Auch  PaU 
las  mit  der  Medusa,  sieh,  ebendaselbst;  auch  Hercules, 
Apollo,  Pallas  und  dir  Medusenkopf  in  der  Sammlung 
des  Prinzen  Biscari  zu  Catana ,  s.  Sestini  Lcttres  sur  Ja 
Sicile  Tom.  J.  p.  4yi. 

550)  li.tr  die  Mehrheit  der  Erfchlheus  und  Erichthonius 
vergl.  Js.  Vossius  zum  Justinus  II.  6.  uud  unsere  genea-. 
logische  Tafel  vorher. 


754 


Demeter,  die  Cerealiscbe  Satzung,  unauslöschlich  w  irJ. 
IStin  treten  mehrere  agrarische  Personen  auf:  Zuerst 
Bosyget,  der  die  Ochsen  an  den  Pflug  geipannt«  Sein 
allen  ward  bleibend  im  heiligen  Gebrauch  ,  indem 
rtiBf.  dreimal  in  seinem  Dsamen  mit  feierlichen  Carimoa 
einen  Acher  umpflügte  5  ').  Diesem  Heros  schrieben 
die  Aiitener  jene  Verwünschungen  der  alten  Roheit  zu: 
«  Verflucht  wer  einem  Verirrten  den  rechten  Weg  nicht 
zeigt •  :  »Verflucht  wer  einen  Leichnam  unbeeidigt  lie- 
gen l:tfst»  u.  s.  Vf.  j  ja  seihst  Vorschriften  höherer  Sit- 
tenlehre, wie  die:  «Thue  dem  Andern  was  du  willst 
dafs  dir  geschehe».  Daher  man  diesen  Buzyges  auch 
Eptmenides  nannte  '*  ).  Auch  war  dieser  Vater  Du 
ges»  nach  einer  den  Alten  geläufigen  Allegorie,  zuglei 
der  erste  Stifter  der  ehelichen  Verbindung,  und  er,  d 
Ochsenantpanner  ,  ward  als  I'hestifter  in  den  heilig 
Sagen  von  Eleusis  verewigt  r>').  Das  war  denn  al> 
•wnhl  Itein  Anderer,  als  eben  jener  Triptolemos ,  dessen 
Name  in  dieser  Beziehung  ebenfalls  vom  drei- 
maligen Pflügen  (tpU,  TioJUlv)  hergeleitet  ward  — 
Lauter  mythische  Personificationen,  um 
die  verschiedenen  Verhältnisse  und  Fort- 
schritte der  agrarischen  Cultur  und  des  ge- 
setzlichen Lebens  zu  bezeichnen.  Diese  eisten 
Acltermänncr  waren  in  jeder  Hinsicht ,  wie  die  Götter, 
von  denen  sie  abstammen  sollten  ,  Heilande.  Wie  Jacchu» 
während    der    Perserschlacht    in    lautem   Festjubcl 


lins 

W 


531)  HeFvch.  T.    p.  74S  Alb.    Beu^/y^.   3C'*s  'Attik«V    ö  «| 
ßzü$  i/'ts  Sg&rgev  $tJ*a^  fao&uro  5i  'Et./xfv*^; •    mt9*gr>*B  3i 

532)  Vergl.  die  Annotalt.  zu  meiner  Rede   de  civhaie  Aibe- 
narum  omnis  humanitalis  parmte  p.  53, 

533)  Vergl.  Büüiger  Die  Ahlohrandinischr  Hochzeit  pag. 
und  oben  in  dem  Abschnitt  von  der  Juno. 


735 

F.lens  is  erschien  ,  so  war  auch  der  Pflugmann  Ecbetlos 
(von  £^exX);)  in  diesem  Kriege  hülfreich.  Er  hatte  in 
der  Maralhoiiisclien  Schlucht  mit  seiner  Pllugschanr,  un- 
ter die  Athener  sich  mischend  ,  einen  giufsen  Haufen 
Pener  erschlagen  5j<). 

§.     a6. 

Athene-TIephästfihule    oder    Minerva    die 
Heilende    (  M  e  d  i  c  a  ) . 

"Wie  Minerva  in  der  agrarischen  Allegorie  von 
einem  Chor  von  drei  Frauen  ,  A^Uuroi,  Heise  und  Pan« 
drosos,  umgeben  ist,  und  darunter  ihre  Kralt  vertlieilt ; 
so  hat  sie  in  der  ärztlichen  wieder  drei  Begleiterin- 
nen, die  Panacea,  Jaso  und  Hygiea.  Zu  Oropos, 
ehemals  in  llöotten  ,  nachherzu  Attica  gehörig  ,  sah  Pau- 
sanias  einen  Altar  des  von  der  Erde  verschlun- 
genen Gottes  Amphiaraus,  dessen  eine  Seite  dem 
Hercules,  Juppiter  und  A  p  oll»  P  a  o  n ,  die  dritte 
der  Vesta,  dem  Mercur,  dem  Amphiaraus  und 
Amphilochus,  die  vierte  der  Venus,  der  Pana- 
cea,  der  Jaso,  der  Hygiea  und  der  Minerva  Pä- 
onia,  die  fünfte  den  Nymphen,  dem  Pan  und  den 
Flüssen  Achelous  und  Ccphissus  gewidmet  wa- 
ren 53S).     Also  ein  ganzer  Kreis  von  Lichtgüttern  ,  Fluls- 


534)  Pausanias  I.  15.  4.  p,  56  Fac.  wo  *Ex»rAo;  steht ,  und  I. 
32.  4.  p.  125.  wo  er  '£x*rAa7»t  Reifst.  Ciavier  hat  beide 
Lesarten  beibehalten ,  da  die  Handschriften  dafür  spre- 
rhrn.  Dieser  Echetlaus  erscheint  noch  so  mit  seiner 
Pflnj^schaar  auf  einem  Relief  der  Villa  Albani ;  bei  Win« 
cktlmanu  in  den  Monnmcnli  (vergl.  dessen  Ki-Iiluteriingen 
p.  75  der  deutsch.  Aus?.)  uml  bei  ZoSga  Bassinl.  t.i't>.40. 
und  d&iu  die  LikiUrung  p,  304  der  deutschen  L'ebciseis. 
vt.n  Wtlikcr. 

535)  Pausanias  I.  ii.  2.  p.  13t  sq.  Fac.    .1  '  •'.  m  Mf ,  — 


7^(3 

göltern    und  telltirisehen  und  ärztlichen  Wesen,     liier- 
hei  Wenden  wir  uns  /.cMÜrdcwt  erinnern,   dafs,  nach  Pi- 
sanders   Zeugnils ,    Minerva  es    war,     die  zur  Stärkung 
des  Hercules   bei  Thcrmopyla  die   warmen  Quellen   aus 
den   sogenannten    Kesseln   hatte   her voi  springen    lassen. 
Kickt  minder  werden  vvir  an  die  genaue  Verbindung  des 
Lichtgottes  Apollo    mit   dem  F.smun  -  Aesculapius    den- 
ken $  &).     Weiter,  bei  diesem  Küoliechen  Gott  Ampbia- 
raus  unter  der  Erde,    der  local   und  real  dem  Hermes* 
Trophonius  ,    gleichfalls    unter  der  Erde  ,    so  nahe   ver- 
wandt ist  (s.  Pau&anias  a.a.  O.)  ,  werden  wir  aufmerksam 
werden,  wenn  einer  der  Acseulapc  Bruder  des  Her- 
ines genannt  wird,    und   awar  gerade  desjenigen  Her- 
mes,   der  unter  «U-r  Ki  de  hauset,    des  Hermes-  Tropho- 
nius   5  ").       Hier    tritt    also     Hermes-Cadmilot 
mit  Esmun-Ashlepios  in  die  genaueste   Ver- 
bindung, und  wir  erblichen  die  P  hü  nie i sehe  Seile 
dieses  liöotischcn  Religionssvfttcms  in   Personiiicationen 
tellurischcr  und    med  {einfacher  Uegrift'c.     Hie    Acgyp* 
tische    Seite    tritt    im    Hermes     und     Pan    hervm. 
«Des   Hermes  ftachfolgcr   war  Tat,    sein   Sohn  und  zu- 
gleich der  Empfänger  seiner  Lehren,    und    nicht    lange 
darauf  auch  AsMcpius  lmulhcs,    der  Sohn  des  Pan   und 
der  Hcnbäslobule  9 •     !>;<*  ist  derjenige  Aesculapius.  der 
auch  als  Urheber  der  Poesie  bezeichnet   wird    5ib).    — 


'A(pfotrrif*  xai  Ilavjv.i.'aj,  tri  Si  'forej;  tuu  'Tys/iz;  t  x.ai  \ 
vi;    Wuivi'jiii, 

£36)  Ich  bitte  oben  IL  p.  '3u7  IT,  zu  vergleichen. 

J.J7)  Cicero  de  M.  D.  III.  22.  p.  607  sq.  vergl.  p.  612  meiner 
Aufgabe* 

53S)  Hermes  ap.  Stob.  Sermon.    I.  p.  030  —  93-.    und  p.  10!>2 

e<l.  Heeren,  o  'AtmA^t^j;  l  'I/WSjj;  }    Jl*..\   vu  '{\ 

.     —   [ijyiUwv)  rrctvfnr.r,   rrdJn  l  'AthJ 


7*7 

In  diesem  Emanationssystem  hat  nämlich  Hermes ,  der 
geniale  und  erfinderische  Geist,  Söhne  und  Nachfolger, 
die  seine  Ideen  verwirklichen ,  Tat,  die  Handfertigkeit 
in  allen  Künsten,  Aesculapius,  die  ärztliche  Umist,  und 
Aesculapius  -  Imuihes  ,  der  durch  den  Zauber  der  Töne 
die  Krankheiten  besänftigt  und  heilet.  Das  sind  Lehr- 
sätze aus  der  xögr,  xüc^ov,  d.i.  aus  einem  Buche  der 
Isis  55').  Wenn  wir  nun  imCapitel  von  der  Aegyptischen 
Religion  gelernt  haben  ,  dafs  der  Isisehe  Krug  ,  um  den 
sich  eine  Schlange  windet,  als  ein  Heilkelch  vorgestellt 
war,  so  wollen  wir  jezt  bemerken,  dafs  die  Acgyptiscbe 
Isis  bestimmt  als  Eltinderin  von  Arzneien  beschrieben 
wird,  und  dafs  sie  den  llülfsbedürftigen  in  ihren  Tem- 
peln vermittelst  der  Incuhation  Heilmittel  angab  S4°). 
lncubatiun  war  auch  in  den  Böolischcn  Religionen  von 
Lebadea,  beimTrophoniu*,  gewöhnlich,  und  wir  werden 
bald  erfahren,  dafs  Minerva  zu  Athen  durch  Träume 
Arzneimittel  verordnete.  Nach  Aegyptischen  Begriffen 
lifirn  auch  die  Arzneikunde  ganz  naturlich  von  der  Athene, 
dicweil  auch  Asklepios  der  Geist  des  Mondes  ist,  wie 
Apollo  der  der  Sonne  5j,t).  So  wollte  Purphyrius  wissen. 
Jamhlichus  aber  wollte  den  Aesculap  auch  nicht  von  der 
Sonne  getrennt  denken;  und  wenn  wir  erwägen,  wie- 
nahe der  Pbönicischc  Eaman  -  Aesculap  mit  der  Sonne 
in  Verbindung  stand,    so  werden  wir  ihm  Recht  geben 


539)  Vti-ftl.  Fabricii  Rill.  Gr.  I.  p.  59  und  p.  (A  Maries.  Hee- 
ren zum  ötobäus  a.  a.  U.  macht  auf  deü  ziemlich  allge- 
meinen Phünicisch-Ae^yptiscben  Güiiernanien  MfffS  auf.« 
merksam.  Vergl.  Jablcnski  Voce.  Aegyptt.  p.  94.  wo  an* 
dere  Meinungen  über  den  Namen  ty«(SSi{f  angeführt  \mc-> 
den  ,  die  man  dort  selbst  nachsehen  mag.       ■  ■* 

5-iO)  Diodor.  [.  25.  p.  29  Wsssel.  —  wd  **M  r«hj  u«D0V$  «"$ 
a,%cvvt  btböwxi  ßoySyiMtra.    Vergl.  Wcsseling  daselbst. 

54l)  Porphyrius  ap.  Proclum  in  Platon.  Tim.  I.  p,  49. 

IL  M 


738 

müssen  54:).     uns  ist  es  Yorjeat  wichtiger  Folgend» 
bemerken  ,  zuvörderst ,  dafs  Pan  an  der  Burg  z«  ~i! 
Dicht  weit  von  dem  des  Apollo  ,  einen  Tempel  battt 
eine  Grotte  in  der  Gegend  von  Marathon  $**);   «weil 
wissen  wir ,  dafs  in  der  alten  Religion  von  Athen  3Jm< 
Muller  des  Apollo  heilst ,  des  Gottes,  der  in  der  gr* 
liehen  Genealogie    alt  Vater  des  Aesculapius  m£| 
wird  5-}i)  ;    drittens,  dafs  sie  eben  iu   dieser  Athen»«« 
Religion    Gattin    des    Hephästos    ist    5iSi.      J< 
mann  wird  aber  zugeben,  dafs  wir  nicht  alle  Gesohlt 
register   der  Attischen   Religionen  kennen.      Da  nui 
obiger  Genealogie    die  Frau  des   Pan    mit    dem  Nm 
II  e  [i  h  as  t  ■>  h  a  I  e    bezeichnet   wird,     also    Rathgel 
des  Hephä'stos-  Yulcanus ,    da  gerade   zu   Athen    TM 
nerva  als  der  Buläa  (Rathgeberin)  die  Bede  ist  :" 
werden  wir  wohl  vermutben  dürfen,    dafs   diese  fli« 
phastobule,  des  Pan  Frau  und   des  A  sklepiti 
Matter,   keine  andere  Göttin    als    eben  Albe- 
ne-  Minerva  selber  »ey.     Es  war  Hermetische  las* 


542)  Jairiblichus  ebendaselbst;  vergl.  oben  II.  p.  4o6  —  ¥Sl 
Mjn  triwaee  auch  folgende  Genealogie  nach  Herm.ppJ 
beim  Scholiasten  des  Aristnphan.  Flut.  vs.  701:  Askle* 
p  i  o  8  heirathet  die  L  a  in  p  e  t  i  a  ,  die  Tochter  des  He 
1  i  u  s  ider  Sonne)  ,  und  zeuget  mit  ihr  den  Machaon ,  dt« 
Podaleirios  ,  die  Paru.keia  und  die  Aigle.  JEbendaselba 
wird  auch  der  Tochter  de»  Ampbiaraog  ,  der  Jaso,  |t* 
•licht  —  Aerztliche  Personen,  aus  dem  Uchidi«osie  aus- 
gegangen. 

343)  Pausan.  I.  28.  4.  p.  107  Faci  ,  wo  Ciavier  mit  Recht  ta 
erste  nm  TJa^i  weggelassen    iat ,   und  I.  32.  6.  p.  126. 

5«)  Cicero  de  N.  D.  III.  22.  p.  399  und  p.  6l2. 

345)  S.  ebendaselbst,   und  vergleiche  den  Anfang  dieses 
Schnitts. 

516)  'AS>jvIj  Bovkf*<,  j  $.  oben  II.  p.  512. 


7^9 

re  ,  dafs  der  WeltgHst  Pan  mit  dem  weihlichen  Licht- 
geist Athene  den  Arztgott  ui.d  Musiker  Ashlepio*  erzeugt 
habe  1»':).  Die  Göttin  aber  wird  in  dieser  Beziehung 
Hcpbüstohule  genannt,  weil  sie  dem  Yuicanus  helfend 
und  j'iuternü  zur  Seite  sieht.  Vulcanua  kann  aus  den 
Feueressen  der  Erde  keine  Heilquellen  hervot  bringen, 
ohne  dafs  seinem  Feuer  die  erhaltende  und  rrini-rende 
Kraft  au»  der  Höhe,  dieselbe  Kraft  ,  von  der  die  Sonne 
hervorgebracht  ist,  und  die  den  Mond  und  die  Sterne 
läutert,  eingeisligend  bei«  ohne.  In  so  weit  konnte  man 
dann  sagen ,  dafs  Minerva  warme  Heilquellen  hervor- 
bringe,  ivie  Päsander  gesungen,  weil  Vuicanus  das  Ma- 
terial zwar  liefert,  die  Heilkraft  aber  von  »einer  Rath- 
gehet  in  Minerva  herrührt.  Das  ist  die  eine  Seite,  von 
welcher  sich  diese  Lehre  betrachten  läfvt.  Die  andere 
kennen  wir    von   Acgyptcn   her,    wo  Phthas-  llenhästos 


5'fl)  Auf  diese  Weise  ist  vielleichi  auch  die  Minerva  Mit» 
sica  entstanden,  von  «reicher  Plinius  II.  N.  XXXIV.  8. 
secl.  iy,  sagt;  Miner vaiu  quae  Musica  appellatur,  quo-> 
niam  dracoues  in  Gorgoue  ejus  ad  tcins  ctiharae  linniliun 
resonant.  Man  ueil'aja,  welche  Künste  und  wohl  auch 
Gauckt  leien  mit  Schl.ingMi  von  den  Asklepiadtn  getne- 
ben  wurden  ,  und  selbst  mit  Mincrvenbildern  niag  man» 
ehe  Kün*tel*i  der  Art  veranstaltet  worden  Seyn.  Des-, 
halb  r  ■  kannten  Verständigere  dennoch  titit  alte  symbolische 
Bezeichnungsart  mit  dem  gesunderen  Gt danken  ,  dafs  die. 
Schlangen  der  Gorgone  ,  jenes  alten  Symbols  der  wider- 
spenstigen Materie  ,  durch  die  Gewalt  ikr  Minerva  me- 
dica  und  inusica  bil  zur  harmonischen  Fügung  unter  den 
geistigen  Willen  besänftigt  werden.  Thorlaciu.s  (Proluss. 
acadd.  pag  l-*S  )  dachie  wohl  an  diesen  Itleengang  nicht, 
da  er  eine  Meicidanensisr.be  Minerva,  weil  sie  die  Gor- 
goue habe  ,  nicht  für  eine  Medica  gelten  lassen  will.  — 
Minerva  hatte  auch  von  dem  lieblichsten  G^sangvo^el 
einen  Namen,  Steward  bei  den  Pamphylicrn  ür/y.C-. ,  Nach- 
ligall,  genannt  (llesych.  I.  pag.  121.).  Dafs  sie  mit  den 
M  usen  in  Verbindung  erscheint,  ist  bekannt. 


74o 

als  der  männliche  Feuergeist  im  ganzen  ünirer< 
sich  die  Neith- Isis  als  das  \n eibliche  Licht  iu  hi 
Liebe  beigesellt. 

Das  ist  nun  jene  Minerva  ,  die  mit  dem  Ashlr 
in  einer  genauen  Einigung  lebt,  und  der  d. 
Athener  als  der  Athene  Hygica  einen  Altar  £• 
haben  5<4S).  Pausanias  führt  eine  Bildsaale  der  Bfinrm 
Päonia  (Lloucortat; ,  der  ärztlichen)  an,  die  drauf»'-. 
am  Thore  vor  dem  Ceramicus  stand  54^)  ;  und  au!' de? 
Burg  befand  sich  ein  Heiliglhum  der  Minerva  der  lWh> 
rin  55°).  Wenn  nun  gleich  dieser  letztere  Beiname  a» 
sich  von  allgemeinerer  Bedeutung  ist ,  und  wenn  s.  fi. 
Ulysses  auch  nach  der  Rückkehr  von  seinen  Irrfahrt» 
der  Athene  Heilerin  einen  Tempel  gewidmet  hau* 
so  JäTsl  sich  duch  nicht  zut  Hein,  dafs  die  Dankbarkeit 
der  von  Krankheit  Genesenen  diese  Göttin  oft  ronop* 
weise  als  Reiterin  (SdrrEtpa)  bezeichnete.  So  verord 
z  B-  Ai  istoteltfs  iu  seinem  Testamente  Weihgeschenke 
die  Reiterin  Athene,  weil  sie  den  Nicander  am  L« 
erhalten  habe  55-).  Ferner  ist  es  bemerkenswert!),  d*f* 
man  der  Minerva  ,  unter  allgemeinen  Piädicaten,  int 
z.B.  der  Stadtgottin  (lluXia^),  der  Minerva  von 
treuem  Gedä'chtnifs  (Memor)  ,  auf  den  Vottvtafela 
der  Genesenen  gedacht  findet  55J)   —   und  gewifs  hatten 


= 


MS)  Aristidis  Hynm.  in  Minerv.  Vol.  I.  p.  14  Jcbb. 
040)  Pausan.  I.  2.  *,  p.  10  Fac. 

SSü)  Lycurgi  Orat.  advers.  Leocrat.  pag.  16S.  pag.  109  sq. 'd. 

Haupt  in.    Kai  ri  itf&v  rs\j  Aic;   reü  i.wr^ro;  ,    m 
V  ü  i    T  tj  %    Laruf  ä{. 

551)  Pausan.  VIII.  44. 

552)  Diogenes  Laert.  in  vk.  Arislolel.  J.  16. 

*\53)  Beispiele  bei  Cuper  ImcripU.  et  Marinora  antkjij.  illu 
p.  301,  und  bei  Gruterus  p.  LXXXI.  °.    vergl.  Paci 


n.  i/ie 
in  den  gesammten  alten  Religionen  sehr  bemerkbare 
Emanationslehre  legte  jenes  ärztliche  Vermögen  zuerst 
in  das  Grundwesen  selbst,  und  gab  ihm  in  dieser  Bezie- 
hung zuweilen  einen  besonderen  Beinamen  ;  dann  son- 
derte sie  diese  bestimmte  Eigenschaft  von  ihm  ,  und  per- 
•ontfictrte  sie  in  einem  eigenen  Geiste  oder  Genius.  So 
in ufs  die  Nachricht  des  Pausanias  genommen  werden, 
wenn  er  in  einem  Attischen  Tempel  das  Bild  einer  Hy- 
giea ,  einer  Tochter  des  Ashlepios  ,  und  daneben  das 
Bild  einer  Athene-  Hygiea  sah  55*).  Das  heifst : 
Minerva-  II ygiea  hat  sich  in  einer  zweiten 
Hygiea  ausgegossen,  wie  ftlinerva-Aglauros 
sich  in  einer  zweiten  Aglauroa,  des  Cccrops 
Tochter,  ausgegossen  hat.  Jene  Athene- Hygiea 
war  eben  die  grofse  Burggüitin  der  Athenienser  selbst. 
Als  solche  hatte  sie.  einst  gerade  auf  der  Burg  selbst 
augenscheinlich  Hülle  geleistet,  und  zwar  dem  Manne, 
der  ,  m  ie  beim  anderer,  jenen  Wohnsitz  der  grollen  Göt- 
tin verherrlicht  bat.  Perides  555)  hatte  die  grofsen  ßau- 
denhmalc  daselbst    fast  vollendet.      Eben    war  er  noch 


Moüumenta  Peloponn.  IL-pag.  158.  wo  Votivtafeln  vor- 
kommen, von  Kranken  der  JVJi.ierva  Ylc>iii$ ,  der  Minerva 
Memor  ,  auch  der  Minerva  Cabardiacensis  (  von  einer 
St.nlt  Cabardiacnm  genannt  )  ,  nach  3er  Genesuntj  gewid- 
met. Mtn  vergleiche  auch  Celhfrii  Dissert.  XJI.de  An- 
tiquität), medicis  p.  234  sq.  undThorlacius  in  den  Prolaps. 
academm.  p,  t4l  su,q. 

554)  Pausan.  I.  23.  5.  pag.  £6  Fac.  —  ayaXpd  fort»  Tytii 

555)  Plutarch.  Pericl.  cap.  13.  p.  160.  p.  0)5  Coray. 


J— 


daran,    die  Propyläen  anzufügen,    als  sein  Picrtr 
siclrs  ,   der  den  Hau  besichtigte,    VOO    der    Hohe    her**. 
ffiMt.     Fr  liegt  schwer  danieder,    und  die  Aerxtc  gfbc» 
alle  Hoffnung  a;»f.     Da  erscheint  dem  lief  Lc  i 
titlet  Athcnäa  im  Traum  ,  und  giebt  das  Mittel  an,  dnrt» 
dessen  Gebrauch   Ifneticles  in  Kurzem  wieder  h*  ige* 
■wird.     Deswegen  ward  auch  der  Athene  U 
hild  neben  dem  Altar  auf  der  Burg  geweiht.       Das  M 
war  das   Mauerkraut  gewesen.      Es  wurde    aber   seildc« 
das  Kraut  der  Jungfrau  genannt  ss*).     Auch  wunie 
auf  gesehen  ,    »inW  durch  »ntgfallige  Anpflanzung   di 
Krault'S  um   die  Burg  herum   die  wohlthniige  11 
gtofsen  Burggottiu  im  Angedenken  der  Nachwelt  ei 
ten    ward    55").       Wie  die  Athenischen  PropylftM 
ISachahmung  der  Vorhallen  des  Tempels    der    iNeilhl«» 
in  der  Aegvptbchen  Sais  waren ,    so  hatte  sich  auch  h«r 
Athene    dem    grefsen    Pencles   acht  Acgyplisch   als  1 
Salutaris  im  Traume  bewahrt.      Das  war  die  Lichtgutiin 
aus  der  Lichtstadt. 

Dieselbe  hatte  auch  dem  gottlichen  Helden  Diomedet 
die  Finsternils   von  den  Augen  genommen,    damit  er 
Schlachtgewühl  Wunder  der  Tapferkeit  verrichten  hont 
Zur  Dankbarkeit   wi  »liefe  er  ihr  nachher  zu  Argot  cir 
Tempel,     der    scharf  sehenden    Athene     heilig 
Ich  habe  mich  in  der  Erklärung  der  AbLU- 


;««i 


Si6)  Firn.  H.  N.  XXII.  17.  20.  pag.  272  Hard.  Perdieium, 
nachher  Parihenium  (ITapS/wev),  Junsfernkraut  ge- 
nannt. Celsus  bezeichnet  es  als  herba  muralis  ,  de  Mr- 
di.  inä  II.  23.    Es  soll  die  '£'=<.*  dt*.  Dioscorides  1\T.  36. 


düngen  3S9)  bemüht ,  den  Zusammenhang  dieser  Vor- 
stellung mit  dem  Argolischen  Licbtdienste  deutlich  zu 
machen.  Jezt  mufs  ich  der  Huldigung  gedenken,  womit 
Lycurgus  (dessen  Name  ,  wie  wir  "wissen,  auch  ursprüng- 
lich der  Lichtreligion  angehörte)  dieselbe  Göttin 
-verehrt  halte.  Alcander,  einer  seiner  Widersacher 
beim  schweren  Werke  der  Gesetzgebung,  hatte  ihm  ein 
-Auge  ausgeschlagen.  Lycurgus  weihctc  der  Augengöttin 
Athene  ein  Ileiligthum  5,,a).  Sic  sollte  ihm  nun  das  Licht 
seines  einzigen  Auges  erhalten. 

Ein  bemerhenswerlhes  Relief,  zu  Athen  gefunden, 
stellt  uns  diese  Göttin  im  Heilungswerke  recht  lebhaft 
tor  Augen.  Mit  Helm  und  Schild  bewaffnet,  streckt 
sie  ihre  rechte  Hand,  worin  sie  einen  Kräütcrbuschel 
lialt ,  gegen  drei  Hilfsbedürftige  aus.  Der  erste  scheint 
am  Kopfe  zu  leiden,  der  zweite  ist  unverkennbar  ein 
llliudcr,     und    der   dritte  reckt   eine  lahme  Hand   her- 


vor 


56i 


)• 


So  zeigt  sich  hier  Minerva,  als  Hygiea ,  in  einem 
dreifachen  Heilungswerke  zugleich.  Dieselbe  Göttin 
ward  nun  auch  ,  unter  dem  Namen  Minerva  Medica  ,  ein 
Gegenstand  der  Römischen  Religion  50i').      Sie  halle  im 


559)  S.  das  Bilderheft  p.  40  ff. 

560)  Plularch.  Lycurg.  cap.  11.  pag.  203  sq.  en*.  Leopold.  — 
itj4  *A9>jV&i  it{l\> ,  yv  'OttiXj'to  xf  oppfsfijri  •  reu ;  yJf 
i(p9akfi4\i$  cttiAcu;  9*  T^it  Acuf/t?,  uaXfiütiv.  Pausania*  III. 
18.  1.  p.  408  Fac.   nennt  denselben  Tempel  :    v 

•nie;  'Aftjva;.  Vergl.  auch  Curay  zum  Plulai'cu.  1. 1.  p.  38L 

561)  Pacuudi  Momimm.  Peloponu.  II.  p.  155  —  16-1.  Miliin 
hat  das  Bild  verkleinert  miitjeiheili  in  der  Galerie  in  vi  ho« 
log.  Tal».  XXXVI,  vrrgl.  Fxplication  daselbst  Vol.  I, 
p.  34.  Einige  kleine  AI>wticliQngcu  in  seiner  Erklärung 
des  Bildes  Übersehe  ich  ,  da  sie  hierher  nicht  gehören. 

562)  Cicero  de  Divinat.  II,  59.  Ovi.l.  Fast.  III.  809.  827  iq. 
ve/gl.  Tuorlacii  Troluss.  acadtnjiu.  p.  1-iO. 


Esquilinischen  (luai  tier  zu  Rom  einen  Tempel ,  nnd  fco 
auf  Münzen,  geschnittenen  Steinen  und  Inschriften 
■verschiedenen  Beziehungen,  z.  B.  Meraor,  Medica,  S* 
luliiera,  vor  5<>  ).  AufGemtnen  und  Münzen  charakte» 
risirt  sie,  neben  den  gewöhnlichen  Attributen  lU-la 
nnd  Schild  ,  der  mit  Schlangen  umwundene  Stab  in  der 
Hand  5i ').  .Auf  einem  in  den  Trümmern  des  E*<]uiLa 
gefundenen   Frescogemaide    richtet  sich    neben   der  bt» 

vatlneren  Göttin  eine  Schlange  empor,  und  scheint  eiset 
Lorbeerkranz,   den  sie  im  Maule  hat,   auf  die  Knie  Act 

Göttin  niederlegen  zu  wollen  ä  s).     Sie  will  ihr  mit  den 

reinigenden  Braut   ihre  Diensiferiigheit  beweisen. 

dem  Relief  eines  Barbcrinischen  Candelaber»  futtert 

Göttin   von  einer  Schaale   eine  mächtige  Schlange; 

so  ist  dieses  T liier  auch  in  andern  Bildwerken  der  he 

den  Minerva  ständiger  Begleiter  5£l'')» 

Minerva- Er gane    oder    die    Künstleri 

Wir  haben  oben  die  Yenus  in  Gesellschaft  diesff 
Minerva  Hygiea  und  ihrer  Dienerinnen  gesehen.  Das  iA 
die  Aphrodite,  wovon  uns  der  Arzt  Eryximachus  im 
Platonischen  Gastmahle  so  viel  Naturphilosophisch«*  xi 
sagen  weifs.  Seine  Theorie  geht  uns  hier  weniger  an, 
als  der  Grund,  worauf  sie  beruhete,  nämlich  jene  hie- 
roglyphische Priesterlehre.      Aus  den  Bildern  von  Thes* 


563)  Gudii  Inscrr.  p.LI.  nr.  5.  7.  vergl. Thorlacius  p.t4l»q 

564)  Moncfaucon  Diar.  Ital.  cap.  VIII.  pag.  122.  Tristan  im 
ersten  Band  Über  die  Münzen  der  Julia  Sabina  ,  verjl 
Paviaudi  II.  p.  156  sq. 

36$)  Thorlacius  p.  146. 

566)  Guatiani  Monumm.  inedd.  IfirlS.  T.  12.  Musen  l*»o 
meut.  Tom.  IV.  üb.  6.  Mus>tc  Napoleon  Tom.  1.  tat.! 


7/,5 

pia,  jenem  Büotischcn  Heifigthume  des  Amor,  zahlt  an» 
Fausanias  neben  einander  folgende  auf:  Dionysus,  Tyche, 
Hygiea,  Athene  Ergane  und  Plutus  5j7).  JNatur,  Glück, 
Gesundheit  ,  weise  Thatigkeit  und  Rcichihum  bilden 
einen  Tun  selbst  verständlichen  Kreis  natürlicher  Alle- 
gorie; und  Proclus  bittet  in  seinem  Hymnus  (vs.  43  ff«) 
die  Minerva  um  Gesundheit  zuerst,  dann  um  die  übrigen 
Güter,  die  das  Leben  erhalten  und  verschönern.  Diese 
Athene- Ergane  war  die  Vorsteherin  aller  Arbeiten, 
wozu  Geschiclilichhcit  gehört,  und  Erfinderin  der  Kün- 
ste i0!!i).  Es  ist  eine  bcmerltensw  crlhe  Nachricht  ,  dafs 
die  Göttin  bei  den  Athenern  und  Sannern  besonders  so 
bezeichnet  ward,  ja  bei  jenen  zuerst,  wie  ein  Schrift- 
steller versichern  will;  ein  anderer  zwar  nur  in  so  weit, 
als  sie  für  Vorsteherin  weiblicher  Arbeiten  genommen 
ward  W).  Ergane  (fejav»;)  war  eben  ursprünglich  das 
Tagwerk  und  die  Arbeitsamkeit  seihst;  eine  Bedeutung, 
wovon  die  Griechen  noch  in  ihrer  Sprache  die  Beweise 
lieferten  5"(J).     Diesen  Begriff  müssen  wir  vorerst  fest- 


367)  Pausanias  IX.  26.  5.  p.  St  Fac.  vergl.  Pausan.  T.  34.  2. 
Letztere  Steile  habe  ich  oben  erläutert.  Hier  will  ich  Je* 
dfich  nicht  unbemerkt  lassen,  dafs  Stavereu  in  den  Mis- 
ccll.  Obsarvv.  X.  2.  p.  .¥jy.  400.  dort  an  die  Venus  jt«. 
rrfe*p<u(,  die  Krankheiten  der  Liebe  abwendende,  denkt. 
Doch  bemerkt  er,  dafs  Venus  auch  £wratg4i  genannt  wird; 
welcher  Name  hauptsächlich  ärztlich  sey. 

£6S)  Photii  Lex.  gr.  *BtffAnf  *■,  'AApa,   *ag&  rt  täs  tyf*»  •«*• 

rrarsTv,  rcrJnjt,  tb  ptfj-ivyt,  tJ;  räyrvat,.  Die  Worte  des  foU 
genden  Artikels:  'Efya<TT<T*fev  Jufrvum  verbindet  Cor«y 
lum  Aelun  V.  H.  I.  2.  p.  28.?.  mit  dem  Vorhergehenden, 
und  verbessest  'Eyyurtv  trt^ot  Atyaucnv ,  so  dafs  also  auch 
die  Form  TStffdtn  gebrauchlich  gewesen. 

560)  Suidas  in  T5tfx*i  Vol.  I.  p.  &50  Kusu  Pausanias  I.  2h  3. 
p.  90  Fac. 

S70)  Hcsych.  Vol.  I.  p.  I4i7  Alb.  ifi/Af  $  iftarSL    Man  ver- 


746 


halten.  —  Diese  Gottheit ,  von  der  die  Sonne  ihr 
empfängt,  die  den  Augen  ihr  Licht  wiedergtebl  und 
Thatkraft  den  gelähmten  Händen  ,  sie  bot  nicht  ter 
lieh  tinter  ihren  Vögeln  auch  den  Hahn.  Denn 
bei  seinem  Schrei  der  Morgen  wiederkehret ,  so 
uns  dieser  »um  Dienste  der  Atbenäa  Ergane  und 
SIarktvor>tchers  Hermes  5:').  Mit  des  Morgens 
chen  bürt  man  wieder  das  Getose  der  Hammer,  das 
rausch  der  Sägen  und  die  Stimmen  der  ausrol 
rolde  57-).  —  Da»  waren  bekannte  Tone  in  jenen  i 
Ländern  der  Trichinen  und  Dädale ,  auf  den  In»c4i 
Bhodus  und  Samos  und  zu  Aihcn.  Das  waren  die  ervU» 
Griechischen  Länder,  wo  die  werkthätige  Minen» 
den  Menschen  erschienen  war.  Dort  mufste  man  »I* 
freilich  diesen  Namen  der  Güitin,  wie  jene  Gewähr««» 
ncr  versichern  ,  am  Frühesten  huren.  Früher  aber  hat* 
sich  Geist  und  Werkthäligkeit  in  Aegypten  und  Phiö. 
cien  geregt.  Aus  diesen  Morgenländern  war  auch  Ilaatt> 
Hieb  und  l'unstgeschick  aufgegangen.  In  AcgTpten*ii 
Heimes,  Thotb  ,  der  erste  Geist  ,  Lehrer  und  Schreiber. 
Ton  ihm  gehet  ein  Sohn  oder  Enkel  aus,  Tat  ,  d.  ü  die 
Hand  und  das  Schreiben  57  ).      Hermes  steht  der  Neitb 


gleiche  daselbst  die  Anmerkung   von  Tib.   Hemstcrt 
der  in  dieser  Beziehung  den  Clemens  Alex,   im  P« 
III.  4.  p.  C69.  anführt,    welcher,   vermuihlich  aus  ti 
alten  Schriftsteller,    YMOitutniirti  ifflacia  hat.      Vcrgl. 
Coray  a.  a.  O. 

571)  Plutarchi  Cnnvivall.  Disputt.  TD.  6.  p.  654.  p.666Wrt« 
trnb.  —  i  bk  o^B^ot,  n"^  rJjv  i^yi^v  'AiV.äv  x^i  riv  gfttiAt 
'EfM^-  rwoviffn^i.  Den  H.ihn  auf  dem  Helme  t 
va  zu  Elis  bezieht  Pausanias  VI.  26.  2.  pag.  228  Fac. 
die  Ergane. 

572)  Plutarcbus  ebendaselbst. 
i"3)  Zoega  de  Obeliscis  p.  5SI. 


Gebrauch  der  lluder&chific.  Dieser  Geist  geht  vom  Le- 
hen in  den  Wassern  aus,  und  so  ist  auch  Athene  seihst 
als  Taircherin  (.AföoMt)  bezeichnet  S:).  In  den  Ce- 
cropischen  Ländern  ergiefset  sich  Athe- 
näa's  Kraft  agrarisch  in  einem  ganzen  Ge- 
schlecht von  Genien  und  Heroen,  ärztlich 
eben  falls,  wie  wir  gesehen  haben;  welche 
]  e  t  7,  t  c  r  e  G  e  i  s  t  c  s  U  r  a  f  t  dann  in  denAsklepia- 
den  Tor  (gepflanzt  wird.  «—  Aber  jener  erste 


574)  S.  oben  IL  p.  572.  not.  202.  Den  Dadntus  sollte,  nach 
der  Sage  ,  Minerva  unterrichtet  haben;  Hygin.  fab.  3y. 
p.  101  sq.  Staver.  Die  Verehrung  der  Minerva  Ergane 
war  in  Sainos  und  Alben  vorzugsweise  gebräuchlich,  und 
die  Dadalidcn  ballen  Verrichtungen  dabei;  Mulkii  Ae- 
ginett.  p.  97. 

575)  S.  zu  Anfang  dieses  Abschnitts.  Minerva  Ergane  war 
auch  bei  den  Aegincten  \  'orstehciin  des  SchilUwesens; 
s.  Mülleri  Aegineit.  p.  tuS.  Die  Athenienser  hallen  ver- 
goldeie  Minervenbilder  (zTaXA&ta)  auf  den  Vorderiheilen 
ihrer  Schifte  ,  AriMophan.  Acharn.  vs.  546.  mit  dem  Scbo« 
hasten;  woraus  Suidae  III.  p.  5  Kutter,  geschöpft  hat.  — 
In  den  Grabgewölben  von  Pompeji  sieht  man  unter  an- 
dern *  in  Sc  hat  abgebildet ,  auf  dessen  Verdenkt  il  ein  Kopf 
der  Minerva  steht;  s.  Millin  Descr.  des  tombeaux  de 
Pumpet' ,  Naples  ISU.  p.  90.  und  dazu  pl.  Vll.  1  und  4. 


748 

Attische    Erdensohn,   der    h  i  e  r  o  g  1  y  p  h  i  s  c  b  e 
K  r  i  c  h  l  h  o  n  i  u  s  mit  den  Schlangen  f  üfsen,   er- 
findet durch  Athenäa's  Kraft  den  vierspän- 
nigen  Wagen,    und   glänzet    dafür    zum   ewi- 
gen Andenken    als  Fuhrmann    unter    den  Ge- 
stirnen des  Himmels   5"').     Die    nämliche    Er- 
findung   legen    Andere    der   Minerva    selber 
bei    5"),    ganz    im    Geiste     der    alten    Emana- 
tion sichre.        Denn     was     die    Primärpoteni 
zuerst   gethan,    das   "wird    nachher   in    beeun- 
deren,  secundä'ren    Personen    verkörpert.  — 
So  wie  also  Aglauros  in  That  und  Namen  siderisch  mit 
der  Ailimr   conuauniciit ,    eben  so    wird   ein  weil* 
Genius  Ergane    künstlerisch  in  Thai  und   Namen  mit  ilir 
zusammengestellt  worden  seyn.      Und  wirklich  sprechen 
die  Alten  von  dieser  Ergane  zuweilen  so,  dafs  man  nicht 
weif s ,  ob  Miuerra  selbst  oder  eine  eigene  Person  damit 
gemeint  ist,  z.  B.  Aelianus  ,  wein  er  von  der  Webcliunst 
und  den  Gaben  der  Göttin  Ergane  redet  57s).  —  Und 
auch  hier    tritt    der  Gegensatz  in  einer  eigenen  Per- 
son hervor.     Wie  im  astronomischen  Mythus  eine  Pallas 
und  eine  Iodama  der  Göttin  erst  zugethan,  und  nachher 
abhold  sind  ,    so  mufs   auch  in  diesem  Gebiet  Arachne, 
nachdem  sie  die  Wuhllhaien    der  Minerva   mit  Stolz  er- 
wiedert,    durch  diesen  Stolz  sich  seihst  ihren  Fall  bf> 

576)  'Hvioytn,  Aurigaj  Eratosthen.  Caiaster.  13.  Hygjn.  poet. 
Astrou.  II.  13.  Virgil.  Geurg.  III.  113.  mit  dt  n  Auslegern. 

577)  Cicero  de  N.  D.  III.  23.  pag.  621  sq.  Quarta  (Minen*) 
—  quam  Arcades  Coriam  nominant,  et  quadrtgarum  iu- 
ventricem  ferunt. 

576)  Aelianns  V.  II.  I.  2.   'T^ovt/kijv,  v.m  -JQahirj,  xii  cw^a  T^- 
;  ^7.ixevc;.     Er  nennt  dieselbe:    r^v  Stow  t^j'I 
ilist.  Animalt.  lib.  I.  cap.  21.     .Itiliinus  p.  531.    sagt  voll- 
ständiger: rijs  'E^ymnji  'A.^-ü;  lid.^i. 


749 

reiten  5;I').  Es  war  ein  aller  Mythus  von  Phrygien  und 
jydien  her.  lieber  diese  Länder  kamen  die  Babyloni- 
schen Webereien  und  Stickereien  zu  den  Griechen  hin- 
über. Phönicien  und  das  Pbaraoniscbc  Aegyptcn  hatten 
dieselbe  Kunst  seit  undenklichen  Zeilen  geübt.  Die  fein- 
sten baumwollenen  StcfTe,  die  man  in  den  Gräbern  der 
Thebais  lindet,  liel'ern  davun  redende  Beweise,  "wie 
nicht  minder  die  Aegyptisehen  Malereien ,  welche  ge- 
blümte und  andere  künstlich  gefärbte  Zeuge  darstel- 
len W).  Aegypten  verehrte  also  gewifs  auch  in  diesem 
Betracht  seine  Neith  als  Künstlerin.  Samos  und  einige 
andere  Inseln  nebst  Athen  wurden  frühzeitig  mit  dem 
Kunsllleifäe  der  Phünicicr  und  Aegyplier  bekannt.  Wenn 
also  dort ,  wie  wir  berichtet  worden ,  Athene  zuerst  als 
Erganc  verehrt  ward ,  wer  möchte  da  den  Begriff  der 
kunstreichen  Weberin  von  dieser  Religion  auch  in  ih- 
rem Ursprung  ausschlielsen  wollen  **'•)?  —  Mir  ist 
das  verhängnifs volle  Gewebe  der  Peneitope  und  »o  man- 
ches Andere  hinlänglich ,  um  sogar  auch  an  die  uralte 
Bedeutung  einer  symbolischen  Weberei  zu  glau- 
ben 5S).     Es  giebt  auch  die  allgemeine  Bezeichnung  der 


579)  Ovid.  Metamorph.  VI.  5  sq<|.  Denn  dieser  Mythus  ht, 
trotz  der  neuen  Alexamlrinischen  Zusätze,  die  Oviiiius 
noch  erweitert  hat  ,  in  seiner  Grundlage  alt. 

580)  Die  Belege  findet  der  Leser  kurz  beisammen  in  meinen 
Commentatt.  Ikrodott.  I.  %.  4.  p.  46  sqq. 

581)  Malier  in  den  Aeginrtt.  p.  i>7.  not.  x  :  „Ergine,  opificii 
muliebiis  prtteacs,  serioris  est  temporis." 

582)  Darüber  ein  Mehreres  bei  den  B.icchischen  und  Cerca- 
tischen  Religionen.  Man  vcrgl.  z.  B.  den  dritten  Thcil 
dieses  Buchs  (p.  557  ff",  trst.  Ausg.),  wo  auf  die  Indischen 
Anschauungen  hingewiesen  ist.  Es  ist  ein  solcher  uraller 
Satz,   wenn  beim  Urphiker  (ll)mn.  IX.  2.)   die  Natur 

iW«  genannt  wird. 


Minerva  M  a  c  h  a  n  i  t  i  s  einen  hinlänglichen  Beneis ,  daf« 
die  natürliche  Religion  der  alten  Griechen  bei  der  ur- 
■prui  glich  -  orientalischen  Anschauung  von  der  Minerva, 
als  Feuer,  Licht  und  Geist,  geblieben  war.  «Zu  Me- 
galopulis  in  Arcadien,  sagt  Pausanias,  steht  ein  Tempel ' 
der  Athene  —  Machanitis  zubenanm,  die  weil  diese  Gut« 
tin  von  vielerlei  Ratb^chlägen  und  Künstlichen  Werken 
die  Erfinderin  ist»  5ili).  —  So  war  in  der  Thal  die  erste 
An&chauung  der  alten  orientalischen  Lehre  :  Hermes, 
der  GeniMs  des  leitenden,  feurigen  Sirius,  war  Schrei- 
ber t  Lehrer  und  Ordner;  Neith- Athene  war  der  Sonne 
Mutier,  ihr  Licht  und  ihr  Geist;  Hephästos,  das  Alles 
durchdringende  und  Alles  bändigende  Feuer.  Dem  He- 
phnstos  stehet  Minerva  zur  Seite  als  Hephä'stuhule  —  ; 
sie  lenket  zweckmäßig'  des  Feuers  Kraft.  Hermes  zeu- 
get und  wirket  männlich  und  bildend  was  in  Athenen» 
Lichtgeist  offenbart  wird.  Beide  zusammen  bilden  die 
Hermathene:  zuerst  in  der  Hieroglyphe  von  Widder, 
Hahn  und  Schlange  ,  als  den  beiden  Gottheiten  an 
rigefl  Thieren  :  nachher  rein  menschlich  vermahlt  in  der 
ideal&choiien  Gruppe  einer  Herrn- Athene. 

Die  Haupteigenschaften  der  Minerva  Ergane  sind  in 
Folgendem  gut  angegeben  Sß*)  :    *  Athene  ist  den  Harn! 


583)  Pausin.  VHI.  tf.  3.  pag.  463  Fac.  'A&p*(  Ufo  «M>pir 
t&rxnert&oi  (Codex  Mosern  .  et  Faciu's  :  M.,-/-/v.>  S;;).  Mi- 
nerva wrrd  in  diesem  Betracht  auch  *:$»;  genannt  ,  Dio* 
nysius  Perieg,  vs.  i'i2.  wo  Eustathius  es  durch  iffytnf  er» 
klart.  Es  gilt  dabei  die  alle  Bedeutung,  wonach  r- - 
alle.  K  (Inste  und  jede  körperliche  Geschicklichkeit  begriff. 
Der  Heimatheua  gedenkt  Cicero  ad  Atticum  I.  i.  und  I. 
4  vergl.  die  Ausleger  daselbst  und  Gur  litis  Büsten- 
künde  p.   1.1. 

5Sl)  Artemidorus  im  Traumbuch  (Oneirocrit.  IL  35.  p. 
p.  201  KtifT.).     Es  wird  nämf?ch   erkllrt,   welchen 
sehen'. ..  äatn  Tvlinervcns  Erscheinung  im  Traume  gun 


*m 


werkern  günstig  wegen  des  Namens ,  denn  sie  wird  Er- 
gane  genannt;  denen,,  die  ein  Weib  nehmen  wallen, 
denn  sie  bedeutet,  dafs  dasselbe  züchtig  und  häuslich 
werden  wird;  den  Philosophen,  denn  sie  ist  die  Weis- 
heit und  aus  Junpiters  Haupte.  Auch  den  Landleuten 
ist  sie  günstig  ,  denn  sie  hat  mit  der  Erde  denselben  l5e- 
gr»J'T  wie  die  Philosophen  sagen  53:)  ,  und  denen,  dio 
in  den  Krieg  gehen  wollen ,  denn  sie  hat  denselben  l'.e- 
griff  wie  Ares*.  Daher  ist  Minerva  Ergane  Vorstehe- 
rin aller  Künstler  und  Werkmeister  5iJ).  Der  Stell- 
macher, der  dem  Landmanne  seinen  Pflug  bauet,  ist 
der  Athene  Diener  W).  Sie  hat  die  Menschen  gelehrt 
Lanzen  fertigen    SsS) ,  Häuser  bauen,  Gewänder  weben) 


und  ungünstig  sey.  Ungünstig  ist  dieselbe  den  Frauen, 
die  sich  vermählen  wollen,  auch  den  Hetären  und  ehe- 
brecherischen Frauen ,  weil  die  Gültin  eine  reine  Jung- 
frau i>t. 

585)  tsv  y*f  ayrpv  e§  •yi?  A  o  «y  s  v  ty^H*  Tch  setze  das  Griechische 
hier  bei  für  die  ,  denen  etwa  der  B  e  g  ri  f  f  d  t  r  Erde 
undeutlich  seyn  möchte  (  üb  sc  hon  ich  oben,  bei  der  Mi- 
nerva Itonij,  das  Noihtge  darüber  bemerkt  habe.  Ueber 
den  vorhergehenden  Sau  vergl.  man  den  Fulgentius  IL 
f.  p.äbbStaver.  Wenn  von  Philosophen  als  Schütz-» 
linsten  der  Minerva  die  Rrde  ist,  so  mul's  man  an  das 
Zeitalter  des  Artemidorus  denken  —  eben  so,  wenn  Pro. 
clus  im  Gesang  auf  Minerva  von  Athen  als  M  u  1 1  e  r  d  e  r 
Bücher  spricht  (vs.  2J.).  Das  war  nun  das  gelehrt« 
Athen. 

5S6)  Graevii  Lectt.  Hesiodd.  cap.  X.  p.  558  ed.  Losner.  Lam-* 
bin.  ad  Horatii  art.  poet.  p.  407.  p.  456. 

587)  'ASjpaöft  Spwiti  Hesiodi  'E^y-  vs.  430.    vergl.  Gravius  I.  J. 

588)  AoC^a  T(y.T^vae9at  Oppiani  Halieut.  IL  vs.  2t  sqq.  Ich 
weifa  nicht ,  ob  Coray  zum  Aelian.  V.  H.  pajj,  283.  seine 
Conjcciur  über  den  Text  des  Hesychins  Vol.  I.  p.  lit?. 
zurückgehalten  haben  würde,    wenn   ihm  die  Stelle  des 


und  Frauen  und  Jungfrauen ,  die  an  Weberei  Vergnü- 
gen finden,  und  die  Ergane  verehren,  bemühen  sich 
um  ein  wohlgeordnetes  und  zuchtiges  Leben  58').  Da- 
lu-r  endlich  in  dem  Gesang  auf  die  Athene  ein  Orphiker 
sie  die  vollbcglücliende  Mutter  der  Künste  nennt,  und 
am  Ende,  beim  Gebet  umGIüch,  Gesundheit  und  r  i  ie- 
den ,  der  Erfinderin  der  Künste  nochmals  ge« 
denht  r,,L')  —  Vorstellungen  und  Wünsche ,  ganz  in  dem- 
selben Sinne  gedacht ,  wie  sie  uns  Pausanias  aus  den  al- 
legorischen Ftildern  von  Thespia  oben  sinnlich  vor  Augen 
gestellt  hat.  Die  Frieden  bringende  Minerva 
(  st|j>;»'o<f>opo? ,  paeifera)  gehört  in  diese  Ideenreihe  we- 
sentlich. Bildlich  wird  sie  gewöhnlich  mit  umgekehrter 
Fachel  und  ohne  Lanze  vorgestellt  5").  Als  Ergane 
ltonimt  sie  auch  in  einigen  Denkmalen  der  Bildnerei  vor; 
so,  auf  einem  Belief,  den  Bau  der  Argo  darstellend, 
wo  sie  bemüht  ist,  dem  Tiphys  ein  Segel  befestigen  eu 
helfen  552).  Ein  anderes  erhabenes  Werk  Komischer 
Periode  zeigt  uns  diese  Göttin  in  Verbindung  mit  Bild- 
hauern und  andern  Künstlern;  dabei  auch  einen  Genius 
in  Schlangengestalt  59j). 

Oppian  eingefallen  wäre.     D«r  Lexicograph  erklär  r 
lieh  vy-tyiJ  unter  andern  auch    durch   top*.     Dabei  siiefs 
schon  Küster  an;    Hcmstcrhuis   nicht,    der    diese   Stelle 
des  Hesychius  doch  genau  behandelt  hat, 

5S9)  Rchlufsworte  eines  Briefes  des  Alciphron  III.  41,   p.  128 

Wagner. 

590)  Hyinn.  Orpbic.  XXXII.  (3t.)  vs.  8.  vs.  14  sqq. 

"591)  So  bei  Paciaudi  Mnnumm.  Peloponn.  I.  p.  .35.  mit  der 
Unterschrift  'ASypä  Efy*jwfyGfo$,  Ein  anderes  Bild  im  Mm» 
seo  Piu  -  CJcmeut.  II.  23. 

592)  Bei  Winclcehnann  Monumm.  inedd.  I.  und  darars  bei 
Miliin  Galerie  mytholog.  CXXX.  nr.  4t7. 

593)  Bei  Miliin  a.  a.  O.  XXXVIII.  nr.  13<J. 


y53 


§.     s8. 


Minerva  Coryphasia,  Coria,  und  die  Cory- 
1  >  .1  ii  i  e  n  .  oder  die  aus  J  u  p  p  i  t  e  r  s  Haupte 
gehör  ne    reine   und  reinigende  Jungfrau. 

Der  Minerva  war  also  der  frühe  Morgen  heilig; 
wann  der  Hahn  die  Menschen  erweckt,  und  sie  zu  leib- 
licher und  geistiger  Thäti^luii  ruft.  In  der  allegorischen 
Genealogie  umgitbt  daher  ein  (.bor  von  Personen  i«'ite 
Göttin,  worin  diese  natürliche  Gedanhcnrcihe  verltür- 
pert  erscheint:  Aglaurus,  die  helle,  die  sieh  mit  dein 
rüstigen  Hriegsgolt  Ares  vermählt,  und  mit  ihm  die  Frau 
des  starben  Hosscs  Alcippe  erzeugt ;  Heise  und  Pandro- 
sos ,  Nacht-  und  Morgenihau  ;  beide  vom  Hermes  ge- 
liebt, diese  von  ihm  Mutter  des  Kery*  *),  des  Herolds, 
dessen  Hieroglyphe  das  Thicr  des  Hermes,  der  Hahn, 
ist;  jene  von  demselben  Gottc  des  Cephalus  Mutter. 
Dieser  letztere  erzeugt,  darauf  mit  Aurora  den  Tlthunus, 
den  Vater  des  Phaethon  49  ).  Es  liefse  sich  viel]  icht 
selbst  durch  die  Namen  wahrscheinlich  machen ,  dafs 
Cephalus  und  Aurora  in  der  Grundanschauung  nur  ein 
Wiederschein  von  Cccrops  und  Aglauros  sind.  Das  ist 
gewifs  ,  dafs  Cephalus  ein  Mann  des  Hauptes  ist.  In 
ihm,  dem  Sohne  des  l'hancs  und  des  Hermes,  der  dem 
Monde  zur  Seite  steht,  müssen  wir  aber  ein  sideri- 
s  c  h  e  s  und  atmosphärisch-physisches  Haupt 
suchen.  Er  erscheint  auf  des  Himmels  Höhe,  und  Au- 
rora ,  das  Frühroth,  wird  ihm  vermählt,  Betift+n  wir 
noch  die  Cj  prischen  Gedichte  und  die  N'osten ,   so  wür- 


*)  Scliol.  mscr.  Aeschinis  in  Timarch.  (ad  p.  45  ed.  Reisk.) 

Ktf^UKwv  ior'iv  »v   AB^iuti  yt'jfj  b'.    nwrn  tcuv  Tai/avvuiv  c«  st&tVf 
<tTs  Ktj^uKo;  nv  'EquoC  kui  t  \mfyievfi,  r»j;  ktx^-cir«;.  Die  Form 
Fandtose  haben  wir  schon  oben  einmal  angetroffen. 
594)  Apollodor,  IM.  l4.  p.3Jl  Heyn,  vgl.  oben  I,  Tb.  •>.  34 1 . 


II. 


43 


den  diese  Allegorien  deutlicher  vor  Augen  liegen.  AI 
wir  haben  noch  Data  genug ,  um  der  Sache  auf  den 
Grund  zu  sehen.  Cephalus  wird  auch  $<>hn  des  Deion 
und  der  T)iumede  genannt  595).  Auch  hier  könnte  man 
der  Bedeutung  des  Namens  nachgehen  Ich  will  mich 
lieber  begnügen  zu  bemerken,  dafs  nach  einer  anderen 
Erklärung  dieser  Deion  kein  anderer  als  Hermes  selbst 
war  59,  In  diesem  Falle  wäre  wohl  die  Yermuthung 
erlaubt,  dafs  auch  die  andere  Frau  .  die  man  ihm  giebt, 
Prodis,  im  Grunde  wieder  die  Eo«  oder  Aurura  war. 
Diese  ganv,e  religiöse  Allegorie  der  alten  Athener  ging 
aus  von  einem  Kampfe  der  Alheuaa  mit  dem  Poseidon« 
Erechtheus  S57)i  mif  dem  ersehfilternden,  unl'esten 
Wassergott.  Aus  den  Wassern  gehen  die  Gestirne  her« 
Y^r,  und  Prodis  ist  des  Erechtheus  Tochter.  Diese 
Sterne  oder  Lichtgöttinnen  ,    diese    Vorläuferinnen  des 


S±>5)   Ai>ollodor.  I.  9.  3,    III.    tS.  I.  pag.  365  Heyn.  KtyaX* 

•596)  H>gin.  fab.  CCXLI.  pag.  350  Staver.  Cephalus  De.onis 
sive  Mercurii  filius.  Verbevkzum  Antonin.  I.iher.  XLI. 
p.  273.  äufsert  hierbei  einen  bescheidenen  Zweifel.  Aber 
wenn  wir  hier  auch  auf  dem  Deion  {  Amiuv)  bestehen  wollen, 
so  verliert  i\*$  Ganze  der  Allegorie  nichts;  denn  dieser 
ist  eni  weder  der  brenn  ende  od  er  dtrkricgerieicbe. 
Proer is  <ri(.ÖK^;)  leitet  Damm  im  Lex.  Homer,  von  «f* 
m^itrSm  ab.  In  der  Thal  wäre  der  Name  :  die  Auser« 
wählte,  Vortreffliche,  gana  passend.  Allein  viel-» 
leicht  ist  der  Name  der  Procue  (Hfexv-),  die  dieser  At- 
tischen Gent  dlngit-  auch  angehört ,  damit  verwandt.  Beide 
werden  in  Handschriften  oft  verwechselt;  s.  Spanheim  ad 
Cjlliiiuch.  Dian.  vs.  20y.  und  die  Ausleser  zu  Xenophont 
Cymget.  XI H.  18.  und  zu  derselben  Stelle  Gait  im  Phi- 
lologue  Tom.  VI,  chap.  XII 1    p.  SQ. 

5ljT)  Man  vergleiche  den  Anfang  dieses  Abschnitts.  Posei- 
don hatte  in  Athen  den  Namen  ri  rechtheu  s.  Hesych. 
I.  p.  423  Alb.:  'E^t^Si-J^.  llccaiw,,  iv  'A5>jvauf. 


755 

Tages,  gehören  aber  eben  so  wohl  der  Minerva  als  dem 
Neptunus  an.  Der  alte  Streit  ist  ausgeglichen,  und  der 
Oelbaum  stehet  im  Erechtheum  neben  dem  Meere 
(s.  oben). 

Sehen  wir  uns  jezt  in  den  Bildwerken  um,  die  der 
unschätzbare  Pausanias  beschreibt.  «Neben  der  Thyia 
(Po&eidonsGeliehte  ;  *.  im  Teite  vorher)  steht  desErech- 
theus  Tochter  Prokris,  und  hei  ibr  die  Btymene.  Es 
kehret  ibr  aber  Klymenc  den  Buchen  zu.  In  den  Nosten 
wird  gesunken,  lllvmene  sey  des  Minjas  Tochter,  sie  sey 
aber  mit  dem  Hephalos  ,  dem  Sohne  de»  Dei'on  ,  ver- 
mablt  gewesen  ,  und  sie  hätten  den  Iphiktos  zum  Sohne 
gehabt.  In  Betreff  der  Prolins ,  so  singen  Alle,  dafs 
sie  eher  als  Klymene  dem  Kephalos  vermahlt  gewesen, 
und  auf  welche  Weise  sie  von  der  IJand  ihres  Mannes 
gestorben*  5*fl).  Phaethon  ,  des  Cephalus  Enkel ,  wird 
auch  als  Enkel  des  Sol  (der  Sonne)  und  als  Sohn  des 
K  I  v  menos  aufgeführt  5").  Hier  treten  die  Ge- 
gensätze der  Lichtreligion  deutlich  hervor. 
Denn  Klymenos  (KXvutvot.)  ward  der  König  genannt,  der 
unter  der  Erde  herrschet.  So  halte  ihn  schon  der 
alte  Lasus  von  Hermione  in  einem  Hymnus  bezeichnet (<00). 


159$)  Pausanias  in  der  Beschreibung  der  linken  Seile  der  La* 
sehe  zu  Delphi  lib.  X.  cap,  29.  2.  p.  253.  Die  Verschie» 
denheit  der  Genealogien  ,  die  ich  hier  nicht  verfolgen 
kann  ,  btmerkJ  schon  Facitis  zu  dieser  Stelle.  Man  füge 
hinzu  die  Bemerkungen  von  Siaveren  in  den  Misctll.Ob« 
servv.  X.  2  p.  30.1  sq.  und  zum  Hyginus  fab.  l4.  p.39sq. 
Verheyk  zum  Antouin.  l.tb.  cap.  4l  p.  27  £  sq,  Sturz  zu 
Hellanici  Fragg.  p.  12i.  und  zu  Pherecydis  FlWfg«  p.  123. 
599)  Hygin.  fab.  154.  p.  266  Slavcr. ;  Phaethon  Clyincni  Solis 
fjlii  et  Meropes  Nymphae  filiua. 
600)  S.  die  Belege  und  Erörterungen  im  vierten  Th.  Cap.  3. 
§.  31  p.  44  f.  der  ersten  Ausg.  dieses  Buchs.  Hier  be- 
merke ich  gelegentlich ,  dafi  Mahn  in  seiner  Darstellung 


756 

In  der  That  steht  Ccphnlus  «wischen  dem  nriehe  der 
Nacht  und  drs  Tages.  Er  steht  auch  zwischen  Pmcrii 
und  CHmene.  Erstcre  hat  von  der  Artemis  den  nimmt* 
fehlenden  PI  eil  uud  den  unerreichbaren  Hund  bebora» 
men  6o  )  (d  h  Symbole  der  Artemis  und  lle- 
cate).  und  Uymene  kündigt  sich  schon  durch  ihren 
Namen  als  ein  Wesen  der  Nacht  und  des  Dunkels 
an.  In  einein  Köderen  Hilde  sehen  wir,  wie  Hemer« 
(die  Göttin  des  Tages)  den  schönen  Cephaloi  ent- 
fuhrt. 60  ).  Nun  höre  man  aber  vollends  die  Geschichte 
Ton  Cephalua  und  Procris.  Zuerst  stellt  er,  im  (lantou 
Thoricoi  bi  \itica,  die  Treue  seines  Weihes  auf  die 
Probe«  l»a  verkleidet  er  sich,  und  kommt  mit  Schmuck 
und  brennenden  Fackeln.  Mach  der  \  ersuch. mg  und 
Versöhnung  gehl  er  alle  'läge  aufs  Gebirge.  Eifersucht 
bemächtigt  sich  der  Seele  des  Weibes,  sie  wäth&t,  al» 
lie  gar  boret,  dafs  er  allemal  den  Namen  einer  Xiflnlc 
ausrufe,  SO  oft  er  im  Gebirge  sey.  Jene  will  sich  »elLsC 
übi  i  mengen.  Sie  verbirgt  sich  auf  dem  Gipfel ,  «'»«1 
bürei  nun  seihst,  wie  et  rufet  :  O  Ken  heia  komm; 
und  nun  füll  die  strafende  und  eifersüchtige  I'rudis  VM 
des   Gephalus  eigenem  Pfeile   getreuen    6U  ).      Cephalu* 


derLrxicofcrapbie  I,  p,  421.  diesen  KAJ/mvo;  in  Wort  und 
Sacht  gut   mii   dem    Ebrüischen   Scheol  vergleicht,  dir 
Alle    t  u   sich   fordert,  'Ntf,  mit  Veigk-ichung  von 
Ovidii  Fast    VI.  762, 
60t)  Anionin.  Lther.  XLI.  p.  2*0,  mit  den  Ausl»  jjern. 
602)  Pausanias  I.  d.  l.  p.  n  Fac.  vcrgl.  das  oben  Hcmciktc 
603;  So  lautet  <lie  alte  c -in Fache  Sage  ,  wie  sit  PluKcydes  beim 
Schblias  en  zur  Udyss.  Xj.  320.  aufbeh.dtru  liat.      Vcrgl. 
Pherecyd.  Fr.iemm.  XXV     p.  I?2  sq.  Slttri.      Er  kommt 
Versuchend  if>  ,   er  RPh»   —  i?f  me<,  *p ( 

rr  uitdijtdh    ilir    Worte:    *    Ni  -      tytymt,      ProcnS 

koinim  ii.  )v  *CfrJ$v  Kai  h  tjj.    —    Es  pafft 

außerordentlich  gut    in  das  Ganze   der  Allgorie,    Uaf* 


mit  Fackel  und  Schmuck  ist  die  Morgensonne,  die 
der  Tag  (Hemera  )  rauht,  die  mir  dei  W  «•  1  J<;  e  (i\rphele) 
kühlen  will ,  die  sich  nachher  am  Abend  mit  dir  Königin 
der  Schallen  und  dei  Dunkels  (CLmene)  vci  bin- 
det ;  früher  aber  ist  die  schöne  Prucris -Aurora  von  des 
Cephalus  Pfeile  gestochen. 

Ich  habe  den  Leser  auf  diesen  Standpunkt'  stellen 
müssen,  »m  die  natürlichen  Anlässe  von  der  Vorstellung 
der  Min  er  u  Corjphssis  klar  zu  machen,  und  zu- 
gleich die  naive  Seite  des  Mythus  von  Athen  ha'*  Ge- 
burt aus  Jnppilers  Haupt".  Reiten  wir  nur  jene 
in  allem  Mulms  herrschende  Anschauung  lest,  die  in 
den  Sternen,  Bergen,  Flüssen  und  Meeren  lebendige 
G  ol  t  heilen    sieht«    so    können    wir    nun    nicht    mehr 

Ewt-il'cibafi  bleiben]   wie  die  Corjpnastsclie  und  die  von 

Zeus  aus  dem  Kopfe  geborne  Athene  zu  nehmen  ist. 
Mimrva,  wie  schon  oft  bemerkt,  ist  der  Licht-  und 
LehcnsgcUt  in  Sonne  und  Mund.  Beide  Lichter  des 
Tages  und  der  IVacht,  beide  Götter,  gehen  aus  dem 
Heere  hervor,  und  gehen  den  Menschen  auf  über  der 
Berge  Gipfel«  Juppiier,  <ler  Natur  Leib  und  Leben, 
thrönel  nicht  etwa  hlos  auf  den  Höhen  (ducpiOf) ,  sondern 
er  ward  in  den  Stammrcligionen  der  verschiedenen  Gauen, 
als  Naturleib  ,  zum  heiligen  Berge  selber.  Sonne  und 
Mond  in  ihren  verschiedenen  Standen  werden  jedesmal 
wieder  eigene  Personen.     So   bekommen   wir   eine  Co« 


Cephalus  auch  tle r  erste  gewesen  ,  der  sich  von  dem 
Leucadischen  Krisen  herabgestürzt  habe.  Freilich 
die  Sonne  dem  Griechen  hinter  den  Bergen  der  west- 
lichen Jnsel  Santa  Maura  (Leucidia)  nieder.  In  dem- 
selben Fabel  kreise  kommt  auch  der  Zug  vor,  dafs  Co- 
nditio ihrem  Vater  Pltrelau»  das  goldene  II  aar  ab- 
schneidet; s.  Strabo  \.  y.  p.  *S2.  p»68tq<  Tuen«  Tests« 
in  LycopUion.  va  pJ2.  p.  b&\  Mülkr. 


758 

ryphe  (Kopi1^),  des  Occanus  Tochter  ,  die  mit  Jap« 
piter  die  vierte  Minerva  zeuget  ''°  ).  Das  hei  Pst ,  aus 
dem  Naturleib  Juppiter  gehen  Sonne  und  Mond  hervor, 
aus  seinem  Haupt  als  heiligem  Berge;  indem  sie  auf  sei- 
nem Scheitel  culminircn  ,  erscheinet  und  strahlet  Minerva 
das  siderische  Licht  in  ihnen.  Das  ist  Athene  an» 
Juppiter»  Scheitel  {ix  iiiö*.  xopi^^).  Mao 
sagte  eben  so  wohl  und  ef>en  so  bald  :  —  aus  Juppi- 
ter» Haupte  (ex  Atä(  xe<ptt\7j<;)  MS).  Jener  Sa« 
war  früher  eine  astronomische  Hieroglyphe,  und  ward 
dadurch  im  Naturepos  zur  Person,  nur  Nymphe  Co- 
ryphe;  dieser  Satz  ward  auf  demselben  Wege  »am 
schönen  Cephalu»,  jenen  Jüngling,  den  die  herr- 
liche ,  mit  Artemi»  Pfeil  bewaffnete  Procri»  eifersüchtig 
-verfolgt,  den  Hemera ,  de»  Tages  Göttin,  entführt,  und 
der  endlich  in  das  Brantbett  der  nächtlichen  ,  dunUelen 
Clymene  aufgenommen  wird ,  nachdem  Procri»  früher 
gestorben  von  seinem  Pfeil,  d.  h.  von  der  eulminirenden 
Sonne  Strahl.  Ihres  Todes  Ursache  war  ihre  Eifersucht 
auf  die  vermeinte  Nebenbuhlerin  ISephela,  die  verÜn- 
•ternde  Wollte.  Aber  hinter  der  Wolke  bricht  der 
Sonne  heifser  Strahl  hervor  —  es  ist  der  Pfeil  vom 
Sohne  DeVons ,  des  hitzigen  Kriegers.  Das  ist  die  Epi- 
phanie  des  eulminirenden  Sonnengeistes.  So  gewaflnet 
und  voll   heifser  Kampflust    springt  Athene   au»   Zeus 


601)  Cicero  de  N.  D.  ill.  23.  pag.  624.  Quarta  (Minerva) 
Jüve  naLa  et  Co  ryphe  ,  Oceani  filiä.  Man  vergleiche  die 
Anmerkk.  daselbst. 

605)  Ersterea  soll  Hesiodeisch  ,  letzteres  Homerisch  seyn; 
Hesiod.  Theogon.  vs.  923.  Homer,  ilyinn.  in  Miner?. 
(XXVII.  vs.  J.),  in  Apollin.  vs.  309.  vergl.  Naeke  ad 
Choerilum  Samiuin  p.  1.42.  Hermanns  und  meine  Home- 
rischen Rriefe  p.  20t.  und  Dessen  Brief  Über  da«  Wesen 


der  Mythologie  p.  115. 


I 


Haupte  hervor.  Sic  schwingt  ihre  Lauzo  ,  der  Olym- 
pus erzittert ,  die  Erde  tönet ,  das  Meer  bewegt  sich, 
der  Sonnengott  hält  seine  Rosse  zurück  606).  —  Der 
culmi.iirendc  Licht»  und  Feuergeist  AthenaVs  wirket 
zu  gewattig  —  selbst  der  materielle  Sunnenleib  bedarf 
der  Hü  he.  Mit  Minervens  h  rscheinen  auf  des  Himmelt 
Höhe  kann  kein  Dunkel,  kein  Dunstwesen  mehr  beste- 
hen, —  In  diesem  einfachen  Sinne  war  wirklich  Aibe- 
nens  Geburl  im  Altert  hume  genommen  worden.  «  In 
Creta  war  sie  geschehen.  In  einer  dunkelen  W'»lke  Mar 
die  Göttin  verbürgen  gewesen;  Zeus  hatte  die  Wolke 
serri'sen,  und  die  Göttin  ans  Liebt  gebracht  >»   ' lj7). 

Das  geschah  auf  dem  Cretischen  Ida ;  es  geschah  auf 
dem  Attischen  Parnes  oder  auf  dem  Penteficus;  es  geschah 
alle  Tage  auf  allen  Beigen  Griechischer  Lande  —  War- 
um sollte  es  nicht  auch  auf  dem  Messenischen  Vorgebirge 
Co  ry  p  h  a  si  u  m  geschehen  seyn?  —  So  willig  mag  ich 
es  leiden,  wenn  Minerva  von  diesem  Vorgebirge  die  Co- 
ryphasisrhe  genannt  worden  seyn  soll  6(l8).  Sind  doch 
auch  die  Berge  —  des  Herrn  —  nein,  der  Herr,  der 
Herrgott  selber.  Auf  seinem ,  aus  seinem  Haupte  und 
auf  und  aus  seinem  Scheitel  gehen  herrliche  Jungfrauen, 
Sternengeister,  Sternenheroen,  die,  ihres  Ursprungs 
eingedenk,  als  Coryphen ,  Coryphasien  und  als  Cephale 
über  die  Bahn  des  Himmels  schreiten  ,  und  das  Planeten- 
revier  zum  Schauplatz  ihrer  kriegerischen  Thaten  ma- 
chen.    Ihr  Leib    ist  ein  Ausdampfen  des  Wassers 


*W). 


606)  Homcri  Hymn.  XXVII.  vs.  7  sqq. 

607)  ArLstarchus  oder  Aristocles  in  einem  alten  Scholion  zum 
Pinddr.  Olymp.  VII.  66.  v^n  yz'f  tyypi  xfKj.v'^Sa«  t^v 
5*cv,  rev  5i  A/a  ir/.i)>avTfX  rö  v£\pej,  wj/Clpavui  aJrn'v. 

608)  Naeke  ad  Chocril.  ham.  p.  143. 

609)  Es  war  ein  alter  und  von  Heraclitus  nniurphilosophisch 


:6o 


ihr  Leben  and  ihre  Kraft  rührt  von  Juppiter,  dem 
gemeinen  Leben,  her,  und  ilir  Licht  und  Geist  ist  von 
der  Athene.  So  begreifen  wir,  warum  dieselbe  Cm 
auch  des  Poseid  OH  Tochter  genannt  wird  •  °) :  v 
ein  Mythus  den  Meergott  Palämon  Jappiters  Haupt  spaL 
ten  l.ilst ,  damit  Athene  ans  Licht  der  Well  komme  M1). 
Zeus  ist  ja  auch  das  leih  liehe  Leben  in  den  Was« 
um!  die  Tritoniiche  Athene  niufs  aus  oder  n 
sehen  Wassern,  d.  h.  an  den  wallenden  Wogen  s< 
Hauptes  (s.  oben),  geboren  werden ,  damit  aus  il 
Lichtgeiste  den  später  gebornen,  ja  zum  Theil  vnn 
gebornen  Planeten  6i  )  Licht,,  Kraft  und  Ordnung 
Ja  es  hat  eine  physische  Ansicht  gegeben,  die  die 
Lorgene  Geisteskraft  ,  die  Metis  (M., n. )  oder  die  C>. 
als  die  unergründliche  Tiefe  der  Urgew asser  sc 
nommen.  Es  ist  eine  nicht  geringere  Beschränktheit, 
wenn  man  den  Nalurreligionen  der  Vorwelt  ihre  natür- 
lichen Wurzeln  abschneiden,  als  wenn  man  sie  unter 
der  Scbcerc  einer  platten  Philosophie  oder  seichten  Phi- 
lologie verstümmeln  will,  damit  sie  nicht  in  den  Ilir 
wachsen.  Sie  spotten  der  Scheere,  denn  ihre 
Natur  und  Geist,  haben  ihnen  eine  Kraft  gegel 
die  sie  zur  edelsten  Bestimmung  führte. 

Also  ist  auch   jene  Metis  nicht  unter   den   Was 
geblieben.     Als  veiburgcnus  Licht,   d.  i.  auch  als  tj 


anfjyefafeter  Satz,   dafs  die  Gestirne  eine  iw&itjtimrn t 
Aus.J.iinpitii  des  Wassers,  seyen.     Nur  nm 
bei  Feuer  und  Wasser  recht  verstehen.    Die  Belege 
meinem  Diunysus  p.  St  sqq« 

6t0)   Harpocration  in  'I-rrri  'AAp£,    vcrsl.    die  Anmerkk.  n 
Cictru  de  \.  D.  III.  23.  \>. 

61 1)  Schollst.  Pin  den  Olymp.  VII.  66.    verst.    Hcm 
ad  Lncian    Ü.  L).  Vol.  II.  p.  275  Bip. 

612)  Die  Sonue  \A  Minerva':»  Kind. 


761 

liorgener  Geist,  bat  sie  sich  kund  gegeben  in  einer 
herrlichen ,  feurigen,  streitbaren  und  gesetzgebenden 
Tochter.  Diese  ist  Minerva  Curyphasia.  Man  weifs  ja, 
•wie  auch  diese  BcgrilTe  wieder,  jeder  nach  seiner  Art, 
einen  Leib  anziehen  muf-icu  —  in  der  1  ei  blith- 
geistigen  Bcligion  der  Vurwelt.  Da  mufste 
Juppiter,  das  allgemeine  Leben  ,  bald  die  Metis  bald  die 
Themis  beschlafen  ,  oder  er  mufste  gar  die  Metis  in  sich 
trinken  ,  auf  dafs  Atheniia  geboren  Herde.  Ja  Metis 
tnufste  schon  in  Juppitcrs  Leibe  der  Tochter,  die  da 
ltommen  sollte,  die  furchtbare  Acgide,  dieses  allgewal- 
tige Schreckbild  gegen  alle  F'i  11  Stern  i  fs  ,  dieses  alte 
Zeichen  der  schrechlirh  -  verborgenen  Geisteskraft,  be- 
reiten; und  nun  konnte  erst  Athene  mit  goldenen,  blit- 
zenden Wallen  emporschweben  über  Juppiters  Haupt  6|  ^ 
—  Nun  ward  der  prägnante  Inhalt  dieser  uralten  Alle- 
gorie vielfach  aufgefafst,  naiv  und  leibhaftig,  p  h  jr- 
sisch,  ethisch  und  spcculativ.  Das  Volk  von 
Athen  dachte  an  seinen  Ccphalns  und  Phaethon  und  an 
der  Sonne  Mutter  Athene  ,  wenn  es  über  seinen  Bergen 
den  «Stern  des  Juppiter  (den  Planeten  Phaethon  6l4>), 
und  wenn  es  die  Morgensonne  über  deren  Gipfeln  sah. 
Die  Messenischen  Landleute  gedachten  der  Minerva  Co- 
rypbasia und  der  Coryphe,  wenn  über  den  Coiypha- 
sischen  Hoben  Sonne,  Mond  und  Sterne  leuchteten  — 
in  ihnen  allen  war  das  unversehrte  jungfräu- 
liche Licht.  Darum  nannten  die  Arcadier  ihre  Minerva 
auch  Cor  ja,  die  reine  jungfräuliche  6,s). 


6l3)  Sieh,  die  Belege  bei  Kubnkenius  in  der  Epislola  er  it.   I. 
p.  100  hq. 

614  Jovis  Stella  —  (pjtfwv  Cicero  de  N.  D.  II.  20.  p.  285. 

6lJ)  Cicero  de  N    D.  ftl.  CJ.  pa?.  62i  sq.    Quarta  (Minerva) 
Jove  nata  et  Coryphe  —  j   quam  Arcados  Coriam  nomi« 


762 

Da  aber  Juppiter  nun  einmal   zur  Ferson   geworden 
war,    so    Konnten    die    mannigfaltigsten     Vorstellungea 
nicht  ausbleiben,  wie  die  Zeugung  und  Geburt  der 
nerva  aus  Juppiter    und  von   ihm  zu  denken   sev. 
Hauptverschiedenheit   war   nun    vorerst  und     l 
die,   ob  Zeus,    wenn   gleich  aufsei  ordentlicher    W 
mit    einer   Gattin   sie    gemeinschaftlich    hervor^ 
bähe,  oder  ganz  allein.     Letzteres,,  wollten    einige 
Ausleger  behaupten  ,   sey  die  Meinung  des  Hesiodu»  ge- 
Wesen   "'  ).       Hiernach    Mar   dann    Zeus    im     st  t  engsten 
Sinne  Selbstgebar  er    seiner  Tochter,    welche  djbcf 
auch    äp^Twp  ,     die   mutterlose,    genannt    wird 
Es  wnre  unnölhige   Weitläufigkeit ,    nun  auch   alle  tu« 
T erschied r nen    Ausdeutungen    anführen    zu   wollen,  die 
sich  die  Griechischen!  Philosophen  und  Ausleger  bi*  taf 
die    späteste  Zeit  herab   von   jener  Wundergeb 
Pallas  gemacht  haben   6,s).     Es  wurde  bereits  von 


nant.     Ueher  das  Vorgebirge  Coryphnsiuin   und  die  '1 
vi  Ko?u$37<a  s.  Pausan.  IV.  36.  1.  2    p.  590  Pac.  und  0(«er 
die  Minerva  Coria   VIII.    2t.  fin.    pa$.  4 10.     Tempel  voi 
Bild  stand  bei  Clitorium    in  Arcadirn:     -rt-roi^rai  U 
ofeue  xefuj/ijs  (Cod.  Moscov.  x*$a>%  ;    welches  wrgrn  der 
jraiuen  Allegorie  zu  bemerken  ist)  —    va«;  hm 
'A&pä;  Esf/oc..    Vergl.  die  Amuerkk.  zu  Cicero  de 
III.  23.  p.  624  —  626. 

616)  beholiastes  minor  ad  Iliad.  VIII.  vg.  3t.   vcrgl.  Rnha* 
ken.  epist.  crit.  I.  p.  101. 

617;  Nonni  Dionys.  VIII.  8t.  «utotoxo?  Z*l%.  Dieser  Dichter 
gefällt  sieb  besonders  in  Wiederholung  dieses  Beiwoni, 
z.  B.  XXVII.  p.  702.  Er  beschreibt  die  Geburt  der  Pal- 
las öfter,  vergl.  XXVII.  p.  716.  p.  1181.  —  Den  Namen 
der  mutterlosen  Minerva  braucht  Euripides  Pboe* 
nisS.  670.  Aia$  d^äro^ot,  Y\x)jjlsi.  S.  dort  die 
Hasten  und  Valckenaer ,  und  über  diese  Namcnclas^c 
Oberhaupt  Wesseling.  Obss.  lib.  II.  cap.  X.  p.  171 

618)  Die  bedeutendsten  Stellen  habe  ich  in  den  Meletcm 


765 

bemerkt,  dafs  in  der  alten  Pncstcrlehre  dieser  Mythus 
gewifs  schon  seine  geistigere  Deutung  gewonnen  hatte. 
Von  den  gelehrteren  Auslegungen  will  ich  zwei  anfuh- 
ren ,  weil  ßie  so  ziemlich  die  zwei  verschiedenen  Rich- 
tungen ron Exegese  bezeichnen,  zwischen  welchen  viele 
andere  in  der  Mitte  lagen.  Chrysippus  sagte:  Alle  Leh- 
ren und  wissenschaftlichen  Mittheilungen ,  die  wir  zu 
Herzen  nehmen,  werden  in  der  Verborgenheit  unseres 
Inneren  gezeitigt ,  und  bilden  sich  zum  Begriff  (koyoc) 
aus.  Nun  aber  wollen  sie  hervortreten,  und  äufscrlich 
•werden.  So  kommt  es  denn  t  dafs  sie  als  vernunftige 
Worte  (köyot)  durch  den  Theil  unseres  Hauptes ,  den 
wir  Mund  nennen,  ausgesprochen  werden.  Er  nahm 
demzufolge  das :  l*  xopv<pr,$  für  eine  dichterische  Frei- 
heit ,  und  das  andere  :  «x  xecpa'kiji  erklärte  er  für  eine 
Synecdnche,  so  dafs  der  Mund  bezeichnet  würde.  So 
war  ihm  also  Athene  das  vernünftige  Wort  aus 
Juppiters  Munde  6:9).  Dagegen  macht  Galenus  auf 
den  Ausdruck  xopv<pT}  (Scheitel)  besonders  aufmerksam, 
und  sucht  zu  zeigen  ,  wie  die  Erkenntnifs  (d.  i. ,  sagt  er, 
der  psychische  Geist),  nachdem  sie  in  den  unteren 


psg.  45  sq.  nachgewiesen;  womit  mau  die  Anmerkk.  zu 
Cicero  de  N.  ü.  I.  15.  pag.  71.  vergleichen  kann.  Dort 
huren  wir,  dafs  »in  Stoiker  Diogenes  von  Babylon  die 
Geburt  der  Minerva  naiurphilosophisch  erklärt  halte. 

6l9)  Chrysippus  Stojcus  apud  Galenum  de  Mippocrat.  et  Pia- 
ton, placitl.  III.  S.  p.  273  sq.  Basil.  p.  130  sq.  ed.  Char- 
ter. Ebendaselbst  wird  angeblich  aus  Hesiodus :  *-<ip  ko- 
fvXJ^v  angeführt.  Pindar.  Olymp.  VII.  67.  in  der  kräftigen 
Beschreibung  von  Alhene's  Geburt  sagt :  «w^o;  *o%v(puv 
yur'd'xpav,  und  hat  doch  offenbar  den  Homerischen  Hym- 
nus auf  Minerva  <nr.  XXVII.)  vor  Augen  gehabt.  — 
Ueber  Sache  und  Wort  vergl.  man  noch  Spanheim  zu 
Calliinacb.  Pallad.  vs.  135.  und  die  Ausleger  zum  Hygin. 
I>.  12  Staver. 


1H 

Theilen  des  Leibes  empfanden  aey  ,  im  Kopfe  ihre  ReA 
gewinne,  und  vorz'igbch  im  Scheitel  (xa-r. 
■w^il  in  diesem  Theile  die  mittlere  und  wichtigste' 
hfr'hle  liege   '  ').      Diese    physiologische     DeatOttCMrl  er 
gnnzt  ein   Anderer   dadurch,    <lafs  er   den    Vulcan  al»  di< 
fernste  Ausdampfung  ( ava&rutaffit. )    des     Blutes    ni 
die  durch  die  Blut-  und  Schlagadern  das  Raapl  de 
piter  anrege,  und  das  Gehirn  veranlasse,  die 
l:en    h  e  r  v  '»  r  z  u  h  r  i  n  g  e  n  ,    d.  h.    die    Äl  i  n  c  r  r  t 


erzeugen 


62  I 


Poetischer,  als  diese  Auslegungen  ,  ist  die  Bescl 
bung ,    die  uns  Philnstratus  von    einen»  Gerauld« 
d       Minervens  Geburt  darstellte.     Da  athrner    Zens 
aber  freudig,  wie  einer  der  um  einen  grofsen  Prt 
großen  Kampf  glücklich   bestanden  t,i  ).    Er  si. 
Kind  an,    und  frohloebet  über  die  Geburt.      I< 
diese  Schilderung,  die  man  ganz  lesen  mufs,  weil 
gleich  auf  eine  Yerheifsung  anspielt ,  die  Mine: 
hurt  vorhergegangen  war.     Helms  hatte  denen  von  Rl 
dus    und   von    \then   verkündigt,   diejenigen  wü- 
nengebnrne  Gottin    auf  immer  besitzen  ,    die    ihr   zu< 
opfern  würden.     Nie  Rhodier    beeilten  sich  sehr 
gafsen  aber  das  Feuer  ;    während  dem  hatte  Cetil 
Athen  sein   Rauchuptcr  vollendet.      Nun  wohnt* 
bei  den  Athenern    als    den   weiseren.     Zeus   jedm  ii 
dete  in  einer  goldenen  YVolhe  den  Plutus   auf  d  i 
der    Rhodier   herab,   weil   auch  sie  die  Athene   erlor 
hattt  n.      Es  regnete  Gold  auf  ihre  Mauser   and 
and  in  jenem  Gern;  'de  stand  l'lulus  als  ein  goldener 


620;  Galenns  a.  a.  O.  p.  274. 

tj^l  ,   aus  einer  Heidelberger  Hand' 

in  unscrii  Melctemm.  T.  p.  -iJ. 

612)  Philostrau  Icunn.  II.  ::.  t>.  9S2  sq.  Ülear. 


765 

flüjjelfcr  Genius  mit  geoftietefe  Augen  *»f  der  Berg 
JRhc.dus  &  ■')  —    Al < >j.i« lungt  n  auf  <!••  <  alten  Patt.-  d 

Sonnenden«!  *-^)  «1er  Bewohner  (Keffer  Insel,  äl  h 

aut  den  heiteren  Himmel  .   der   biet     hc'-rtut. 
nalÜT  liehe   Güte  dieses    Landes    und    aul    die    I 
Womit  seine  l'ewuhner  die  grolsen   \m»h«ile  iL 
ru  benutzen   verstünden.     In  ihrem  Ursprung   vai 
diese  Alle,  orte   aus  den  naturlichen  Anschauungen    i     i 
Li<  ht ,  Sonne   und  ihren  Segnungen  sosgegangen:    Gold 
st i  •"•tut  ober  das  Eiland  dar  Rbodiei  hei  ah  .  «  indem  Zeus 
dir  Wolke  zernilsl ,    weil  auch  sie   um  Aihene  sich  be> 
ltiimmerl  hauen  »   6iS).      Der  Sonne  belebendes   und  be- 
fruchtendes Lieht  ist  eist  Ausllufs  von  dem  unheilecltten 
Lichie  der  Paljas.      Mit  güldenen  \\  allen  und  abwehrend 
ging  üie  aus  des  Vaters  Haupte  hervor,   und  wird  seihst 
die   goldene    genannt,     anzudeuten    ihr    intelligi- 
bles,    unbeflecktes    und    immaterielles    We- 
sen   •■''•).       Hier  ist  nun   schon    eine   rationale  Ansicht 


623)  PhiUistr.ilus  a.  a.  O.  p.  853.  vergl.  Scholiast.  vet.  Pin« 
dari  Olvmp,   VII.  71. 

624)  Leber  die  Verehrung  der  R Modischen  Pallas  ist  oben  dag 
Notlüge  bemerkt  worden.  Den  Sonnendienst  anlangend, 
SO  wollten  die  vornehmen  Geschlechter  dort  von  den 
Heli.idtn  und  durch  sie  vom  Melius  abstammen.  Man 
feierte  dort  Sonnenspiele,  rJLXAm  auch  IMwoAsAn  dywvt^; 
vergl.  Cicero  de  IM.  D.  III.  21.  mit  den  Anmerkk.  p.  5yj 
—  WS.  und  über  die  religiösen  Symbole  auf  den  Münzen 
von  Hhodus  besonders  Spanheim  de  usu  et  praestant. 
numismm.  Vol.  1.  pajj.  321.  Im  Rhodischen  Religions- 
System  stand  vermuthlich  Apollo  in  demselben  VerhSlt- 
nifs  zur  Minerva  Wie  im  Athenienbischen. 

625)  Philostratus  pag.  $5i.   —  Ä#y*t»i  y^voi,  «'£  ou'faveü  fVJira/, 

626)  Proclus  in  Pbtonis  Cratyl.   XP*9  ptVrtv,  Ko£airtp 


766 

von  der  Minerva  gegeben  ;  worüber  Mir  im  Verfolg  Mei- 
reres  beibringen  «erden.  Denn  gerade  über  die  reise 
Jungfrau  (xä^;)  Minerva  haben  die  philosophische! 
Erklärer  der  Griechischen  Religionen  Vieles  zu  sag* 
ge  w  ufst. 

Aber  hierbei  liann  ein  Zweifel  nicht  unberührt  blei- 
ben, ob  denn  auch  Minerva  bei  guten  Schriftsteller* 
scdp77 ,  das  Mädchen,  heifse.  Ein  grofser  Sprach/sf» 
scher  bat  dies  in  Abrede  gestellt,  und  sogar  Bewewt 
vermifbt,  d»fs  Pallas  den  Namen  xö^a  als  blofses  Epi- 
theton führte  6  7).  Andere  haben  neuerlich  dag 
mit  Recht  an  die  Minerva  Coria  erinnert  6JS).  Aber 
förderst  neiden  wir  gleich  von  den  drei  *6gan  spre» 
eben  müssen,  wovon  diu  Philosophen  reden,  und 
welchen  eine  die  Minerva  ist;  sodann  wird  dieser  N 
der  letzteren  in  etlichen  Steilen  ganz  bestimmt 
legt  6^9). 


■vJs/kvu/mvoi  t>jv  vc«£av  aoT>f  Kai  uy(gavTcv  ojV/ov   not  aüJtev  i 
dfirfy  irjöi  yt\tetv.    Das  Epitheton  die  goldene, 
flihri  iXiccias  von  der  Minerva  au.     Sie   taiefs  aber 
^fu'o-»}  auf  der  gleichnamigen  Insel;  8,  Melett.  I. 

627)  Tib.  Hemsterh.  zum  Pollux  IX.  6.  74.  p.  1074. 

62S)  Thesaurus  gr.  Ling.  Slepb,  ed.  Valpy  L  3.  p. 

629)   Arisioph.  Tbesinopbor.  vs.  1147  —  1150.    II 

*afS«'v!jv  afuyj.  K*f*p<  Galenits  de  Hippocr.  et  Piaton. 
citt.  III.  8.  p.  274.  njv  yiwyjSilcraY  *-j  aSrüi  *c\.<jv  a'-rt* 
hd  nj^  Kti^zA^;.  —  Kö^ot,  bedeutet  einen  reinen,  umch  A 
digen  Knaben  ,  und  so  auch  K^f  em  solches  My 
Letzteres  wird  auch  ko^  di<*ro$ ,  virgo  intaeta ,  genannt 
(  Valckeuacr  Scbol.  in  N.  T.  I.  pag.  354,  II.  pag.  202  .'. 
Auch  bemerkt  Heni&terliuis  selbst,  dafs  im  Verfolg  Pol- 
lux Cp.  10490  bestimmt  anführt ,  die  Alten  hatten 
sen  ,  worauf  der  Kopf  der  Pallas  stand  ,  ««V-H  genaaot; 
und  man  mufs  nicht  vergessen,  wie  jung  Ht-msterhuia 
war,  als  er  seine  Anmerkungen  zum  Pollux  schrieb.   — 


767 

igebirge  von  Brasia  in  Laconien  sah 
Pausonias  dt  ei  hteine  Erzbilder ,  nicht  großer  als  ein 
Fufa  ,  mit  Hüten  auf  den  Küpren.  Er  weift»  nicht  zu  sa- 
gen ,  ob  sie  von  den  Einwohnern  Dies  euren  oder 
Coryhanten  genannt  worden ;  aber  so  viel  weifs  er, 
dafs  es  ihrer  drei  waren,  und  dafs  das  vierte  davon  die 
Äthane  war  fj  <).  Dafs  nach  einer  Genealogie  die  Cory- 
banten  Sohne  des  Helios  (der  Sonne)  und  der  Athene- 
Minerva  sind,  baben  wir  bereits  bemerkt  6ji').  Wir 
kennen  auch  die  Minerva  als  Apollos  Mutter;  und  jezt 
rufen  wir  un&  den  Satz  ins  Gedächtnifa  zurück ,.  dafs  die 
alten  Religionen  auch  einen  Apollo  hatten,  den  sie  als 
Sohn  des  Corjbas  bezeichneten  &J).  Dies  mufsten 
wir  vorausschicken,  um  nun  auch  zu  sehen,  wie  Mi* 
nerva  Coryphasia  und  Cora  mit  Apollo,  mit  der 
Artemis  und  mit  Persephone  in  Yerhättnifs  tritt,  oder 
mit  andern  Worten  ,  wie  sich  die  drei  Jungfrauen  (xoj>cu) 


Dafs  Kc'ft;  auch  Puppe  und  Bildsäule  bezeichnet,  darüber 
seht  man  den  Steph.  Thesaurus  ed.  Valpy  a.  a.  O.  verg!. 
Böckh  Siaatshausli.  der  Athener  II.  p.  271 ,  der  dort  die 
Worte  einer  Inschrift:  x«f>j  x?u*5»  auf  die  Nike  oder 
Athene  bezieht. 

6i0)  Pausanias  Hl.  24.  4.  p.  439  Pac.  Diese  Stelle  habe  ich 
bereits  oben  11.  p.  3t I  f.  bei  der  Lehre  von  den  Dioscu- 
ren  berührt. 

631)  Strabo  X.  p.  723.  p.  204  Tisch,  kennt  dieses  Geschlechts- 
register. Payne  Knight  Inq.  into  the  symb.  lang.  §.  226. 
p.  i»7  ,  der  blos  die  Straboniscbe  Stelle  anführt,  nimmt 
diese  Herkunft  der  Corybanten  ,  die  ihm  Priester  sind, 
allegorisch  so:  es  sey  ihre  göttliche  Wissenschaft  damit 
bezeichnet.  Da  dieser  Gelehrte,  der  allgemeinen  Rich- 
tung seiner  Gedanken  nach,  auf  dem  rechten  Wege  ist, 
«o  will  ich  über  Einzelnes  nicht  mit  ihm  streiten. 

632)  Cicero  de  N.  D.  III.  83.  p.  6i5  meiner  Ausg. 


7GS 

zu  einander  verhalten  *3);  und  wie  die  drei  Corj. 
kanten  oder  Cureten  sich  ferner  an  die  Athene,« 
ihren  Vater  Juppiter  und  an  ihren  Sohn  Apollo  t> 
schlierten.  Ich  werde  hier  die  alten  Exegelen  stlkr 
reden  lassen  :  «  Wie  der  Honig  A  pol  Ion  dui 
falt  des  Denkens  (vor,<reaq)  mit  der  Sonne  in  \  •  i! 
steht,  so  niufs  man  auch  von  der  Athene  glaube* 
dafs,  da  sie  von  ihm  (dem  Apollon)  ihr  \>  i 
und  sein  vollendeter  Begriff  ist  (»voäv  te  an 

i),    sie  die  um   die  Sonne   schwellenden  Götter  mi 
eben  dem  Honig  des  Ganzen,  mit  der  Sonne,  oh>" 
dnsteiung,    zur   Einheit   verbindet;    und   dwfs   sie  seih* 
das    unversehrte    und    reine  Lehen    Tun    dein    höchtttl 
Scheitelpunkte  des  Himmels  durch  alle  siehe" 
aut  den  Mund  herab  verlheüct;    welchen  Muni),    «I« 
letzten  der  sphärischen  Körper,  die  Göttin   (  \ 
Geist  erfüllet.     Durch  sie  (vermittelst  ihres  Eiull 
schauet  der  Mond  einerseits  die  intelligiblcn   Din«*c 
dem  Himmel »  theils  schmücket  er  unter  sich  die 
mit   Ideen  (Gestalten)  aus,   und  nimmt  hinweg  was  in 
thierisch,    verwirrt   und    unordentlich    ist» 
diesem  Einigung»-  und  Reinigung* werbe  erscheinen 
die    Cureten    und   die  Coiybanten,    welche, 


633)  In  diese  Verhältnisse  der  Proserpina  zur  Minerva 
ich  jezt  nicht  weiter  ein.     Mm    mufs   darüber  nacht 
was  im  Abschnitt    von  Cere*   und    Proserpina  in   i 
vierten  I  heile  (p.  SS5  eist.  Ausg.)   davon  ausführlich  j<* 
sagt  wird. 

634)  Julianus  hnperai.  Orat,  IV,  p.  449  ed.  Spanheim.     Um 
nur  einige   Hauptausdrucke    im   On*  :usetirn, 
legt  der  Verfasser  da-  Minen  ■  die  \  erbreifoiig  der 

tcj  Hai  xaI?jvJt,  (vre,  bei ;  unter  ihrer  Leitung  beirjchu 

Mond  :      bip'    *:    jj'   ct/lfvx   Turf    uVif   r}y   CV^aviv    Stopft« 

K^i  ra.  u(fi  aurifv  y.er/xo-j  <r<x  vi»v  £ ky\>  reii$  *lZtar*  .  liwu&tt 
fiü&ti  ajri]i  Mai  tu^x^'S  Hai  aroxrev. 


769 

an  der  Zahl  ,  wie  wir  sahen,  in  alten  Bildern  der  Pal- 
las* Athene  beigeordnet  worder. ,  als  deren  Traban- 
ten und  Diener.  «Die  Kurcten  sind  die  Vi  -  und 
Musterbilder  aller  wohlgeordneten  Bewegung  (vcäor^  tt|; 
cvpvduoe  xtvf-oetaq  a^^rjyixa  itafiuSeif para),  Ihnen  ste- 
hen die  Titanen  ,  die  Bilder  der  Vielheit  und  der  Ver- 
wirrung, entgegen.  Daher  sie  ,  die  Titanen  ,  da»  Bac- 
chuskind zeircifsen  (  d.  h.  was  ini  physischen  Daseyn, 
im  Gotte  der  bunten  Natur,  vom  Zeus,  als  der  Einheit 
der  Natur,  noch  Eins  ist  b  s) ,  das  soll  unter  dem  Auf- 
ruhr der  teil  11  tischen  Kräfte  ganz  und  gar  in  die  Vielheit 
versinken  und  darin  untergehen ).  Diese»  Titanische 
Unternehmen  wird  nun  ausgeglichen  durch  das  Bestre- 
ben der  Pallas,  welche  als  jungfräulich  -  reine  Athene 
( "ASi;vü  xoptxij)  und  als  II^o^öij ,  als  geistige  Bildnerin 
der  Sitten,  das  noch  schlagende  Herz  des  Zagreu» - 
Dionysos  zu  seinem  und  ihrem  Vater  Zeus  hingetragen 
und  gerettet  hatte  (sie  hatte  des  vielfachen  Naturleben» 
Keim  in  die  ewige  schöpferische  Einheit  geflüchtet ). 
Orpheus  und  Plato  begnügten  sich  nicht,  der  Ku  reti- 
schen Ordnung  ssu  gedenhen ,  sondern  sie  fügen 
auch  deren  Eine  E  i  n  heil  (  tr,v  ^lav  uiväv  povä 3a )  f 
*ie  Herrscherin  Athene  (t»jv  öi'a^oiiav'A&^iöv), 


635)  E«  giebt  einen  Standpunkt,  worauf  wir  den  Kronos- 
litunun  lt»  die  un?csonderte  blinde  Zeit ,  im  Gegensatz 
gei»Ki  <fen  Ordner  der  Zeit,  den  Zeus  -  Juppiter ,  er- 
kannt haben.  Nach  einer  andern  Ansicht  ist  aber  Krnnos 
der  von  Ideen  gesättigte  verborgene  Geist  C*tffj  dodg^Oi 
und  die  t'urritn  haben  das  Amt,  den  letzteren  mit  dem 
ersten  n  in  Zusammenhang  und  dagegen  mit  den  Titanen 
in  'Trennung  und  Zwiespalt  zu  srtzen  (  Damascius  mscr. 
cod.  Mniidc.  fol.  2ij.  vtrs.).  Jezt  werden  wir  aluu-u, 
warum  Zeus  in  einer  alten  TilAnonitchie  als  tan- 
zend auigilülirt  wirdj  s.  Athenäus  Üb.  I.  p.  22.  p.  W. 
>:rgl.  lib.  Vll.  p.  277.  p.  10  cd.  Schweigh. 

11.  ^ 


«.  hinzu;  von  weither  letzteren  die  gan*e  alte  Theolop» 
jenen  Stamm  der  Kureten  abhängig  macht.  Sie  t  i 
Cötiin^  hf tatet  die  Kuretenschaar  oben  (in  der  intelü^ 
blen  Hühe)  mit  AthenaVsclien  Symbolen  ,  sie,  die  V«n 
sfeherin  des  ewig]  blühenden  Lebens  (  det^u 
und  des  eulmini i enden  'Begriffes    (xal  xrfu   u 

i.     Denn  die  obersten  I'ureten   geboren    der  intelb- 
giblcn  Güllin  {yoi{TTtq  Seor)   an,  und  sind  Trabanten  vti 
Gefährten  der  verborgenen  (xi?t;  xprcpia;)  Göttin  r 
l\nti  wollen  wir  die  Korn' Athene  im  VerhÜltnifs  i 
letnis  und   zur  Persephone    sehen  :    Nachdem  zuvor  bf» 
merht  worden,  daf«  die  Kurs  in  Betracht  des  Jense 
der  Anordnung  und  Verwaltung  (voto,  tö  3Ttr>a. 
xotru^frEGK)  vom  Orpheus  Alhcne  genannt  werde, 
Jiur    eigentlichen    Ilora    (Proserpina)    ü 
gangen ,    und  Folgendes  vorgetragen  :      «.  Die  Kora 
vermöge  der  Artemis  und   der  Athene  ,    die  in  ihr 
Jungfrau  bleiben   6<").      Allein    nach    der  in    der  P< 
phonc  befindlichen   ZewgttT»g*kraft  verbindet    sich 
mit  dem  dritten  Demiurgen  (mit  dem  Hades),    tmi 
biert  neun  Tochter.  »  —  «Es  nimmt  sich  aber  die 
selbst  zusammen,    und  richtet  sich  auf  durch  den  A 
Ion  und  durch  die  Retterin  Athene,    indem    sie   Wir 
reinigungsweise  pliitosophiret  »    6  r"). 


636)  Pruclns  in  der  Theolog.  Phiton.  p.  32?.  p.  372  cd. 
hurg.     Derselbe  sagt  im  Hymnus  auf  Minerva  vs.lt 
diese  Göttin  habe  das  lJn?erstückclie  des  zertbetlten  B** 
chus  in  den  'fielen  des  Aethers  gereuet. 

637)  Proclus  in  Piaton.  Cratyl.    fol.  137  und    | 

V2TU     fj.lv      T>JV  "AfTiMfV      Tjjü     tV    MUT 

iiytTui  im'vsiv  x.  t.  A.     Mun  sehen  wir  den   Grund  , 
Minerva  den  Pluto  am  Haube  der  Kor»  -  Proser 
bindern  will;   s.  das  Relief  aul"  unserer  Tafel  Ml. 
dazu  die  Erklärung  im  Bilderhefle  p.  49. 
t    638)  Olympiodorus  in  Piatonis  Phaedon  : 


Das  ist  nun  Minerva  die  Retterin  im  geistli- 
chen Verstandet  so  wie  diese  Kora- Athene  eine  Rei- 
nigerin und  Bildnerin  des  Geistes  ist*  —  Wenn  ich 
weiter  noch  Ein  Wort  hinzufügen  wollte,  so  würde  dies 
ein  tadelnswerlhes  Mifstrauen  in  die  Einsicht  meiner 
Leser  verrathen  ,  die,  wie  ich  denke,  in  den  Stand  ge- 
setzt sind  ,  die  Verbindungspunkte,  worin  die  eben  mit» 
getheilien  Philnsophcmc  mit  den  oben  vorgelegten'  Sym- 
bolen, Allegorien,  Bildwerken  und  Mythen  zusammen« 
hängen,  für  sich  selbst  aufzufinden* 

§■     29- 
Minerva-Alea   oder  die  ätherische  Zu f  1  acht. 

Es  sind  noch  einige  bedeutende  Vorstellungen  von 
der  Minerva  zu  betrachten.  Zunächst  zieht  die  Athene  - 
Alea  unsere  Aufmerksamkeit  auf  sich.  Da  sie  unter 
diesem  Nasen  im  Petoponncsus  vorkam,  so  werfen  wir 
vorher  einen  Kurzen  Blich  auf  einige  andere  Minerven 
dieser  Halbinsel.  J)a  bat,  um  nur  einige  Beispiele  zu 
geben,  Arendten  sein  Athennum,  nicht  weit  von  der 
Stadt  Asca  '' "'v) ;  und  wir  lesen  von  einem  Hügel  Athe- 
näum, vorher  der  d-iaunische  genannt.  Jenen  Namen 
legte  ihm  Diumedcs  bei,  als  er  nach  Trofas  Zerstö- 
rung nach  Argos  zurückgekehrt  war,  und  hier  ein  Ilei- 
ligthum  der  Athene  gc&iii'tet  hatte    fti0).     So  finden  wir 


*)  y-x*?  >  aus  drm  Vorhergehenden )  Ii  AtJa/u.^  *3i  -^; 
iiuTfi'f  a;  'ASijv«;,  *a£jf-rjv.oJ;  tm  j'vr/  ty\W}<ptoiffat  — 
Darum  biiut  Pruclus  llymn.  in  Mincrv.  vb.  3i.  J  i.  die 
Outtin ,  sie  niüjje  der  J>eele  reines  Licht,  Weis» 
h  <  i  i    und  Liebe  verleihen. 

639)  Pawuia.  VIII.  4-i.  2.   p.  4S7  Fac.    Ein  Tempel  und  ritie 
Bildsäule  dtr  Mim  i\  i. 

640)  riutarch.  de  fluminib.  XVIII.  12.    p.  t016  Itytaiefe*  -».-a 


77* 

eine  Minerva  Larissäa  von  einem  Flusse  £»arisos  M),  h! 
der  Grä'nze  von  Achaia  und  Elis.  Auf  dem  Berge  B» 
porthmos  bei  Hermione  hatte  sie  unter  dem  Namen  Pr* 
machorma  6i2)  ein  Heiligthum.  Dies  erinnert  «■  4» 
Minerva  Area  ("Apeia)  ,  welche  als  eine  Vertheidigcm 
tlcs- Rechts  geschildert  wird  64).  Auch  hat  dieselbe 
Göttin  von  den  Kriegsheeren  den  Namen  militari»  (orft- 
Tia).  Die  Ruhe  vom  Kriege  ward  durch  die  Negitk» 
desselben  Epitheton»  bezeichnet«  das  man  der  Arten»- 
Diana  beilegte  64 ').    Minerva  hatte  ferner  einen  Teapd 


rifAtvoi  'A£mv£(  v.xrae-Keuaova; ,  rl  ejo;  a-x©  Ttj$,  S*S;  \AJ>f.£» 
/xjTwvi'/^ao-fv.  Vom  Tempel  der  scharfsehenden  Minen» 
zu  Argos ,  den  Diomedes  gestiftet  hatte  ,  war  im  Vorhtf 
gehenden  die  Rede.  Vergl.  Pausan.  II.  24.  2.  p. 267  F*. 
und  \V.  Gell  Argolis  p.  62.  Ueber  die  Namensfonn  '& 
vaTcv  s.  tlenr.  Stepb.  Thes.  ed.  Vaipy  III.  p.  199  sqq. 

640  A «(.»«%.  Es  sollte  daher  wohl  AajKrsua;  statt  Aa^rsn 
im  Pausanias  VII.  17.  3.  p.  235  Fac.  gelesen  werden.  E* 
guh  im  Peloponnes  auch  eine  Athene  aller  Achäer  (lk- 
ax«h)  Pausan.  VII.  20.  2.  p.  308  Fac. 

642)  U^iayl^ioL  Pausan.  II.  34.  8.  p.  310  Fac.  vergl.IV.  Gel 
a.  a.  Ü.  p.  126. 

643)  Cornutns  de  N.  P.  20.  p.  188.  "A{«3  tf  exA»j5>;,  tw  rrj*- 
Tvflc/il  ttvui,  neu  3/cm»jr/y.iJ  »cAf'puv,  xai  u  wcppa^ifrsM 
toü  5/k a/ou.  Hiermit  hängt  nun  die  Sage  lusainnK«. 
dafs  Orestes ,  als  er  im  Gericht  auf  dem  Areopagus  los- 
gesprochen war,  einen  Altar  der  Athene  Area  ('Af«*) 
gestiftet  (Pausan.  I.  28.  5.  p.  107  sq.  Fac.).. 

644)  S.  Pausan.  III.  25.  2.  vergl.  meine  Meletemm.  I.  p:?l 
und  Feder  ad  Aeschyl.  Agamemn.  carm,  epod.  prim.  p.& 
Hierbei  bemerke  ich  gelegentlich  ,  dafs  in  der  KQhniscbea 
Ausgabe  und  auch  in  der  von  Facius  (s.  Tom.  III.  p.3ü 
und  p.  395.)  auf  eine  Minerva  Ai}u>a\  oder  Ai/uman;  ver* 
wiesen  wird  ,  da  doch  im  Pausanias  selbst  nur  von  ciscr 


773 

eu  Clconä  auf  dem  W>gc  nach  Argos  MS).  Die  Troze- 
nicr  halten  einen  Tempel  der  Athene  Apaturia.  Ihn 
hatte  Aethva  pestiflet  ,  als  sie  vom  Poseidon  umarmt 
Morden,  und  dabei  den  Gehrauch  eingeführt,  dafs  die 
Jungfrauen  vor  ihrer  Hochzeit  ihren  Gürtel  dieser  Göt- 
tin vieiheten  ("<>).  Auch  halte  Minerva  mit  dem  Poseidon 
um  den  Besilz  der  Stadt  Trözcn  streiten  müssen.  Zeus 
entschied  so,  dafs  die  Stadt  beiden  verblieb,  und  Po- 
seidon ward  sofort   als  Honig   dort  bezeichnet,    Athene 


A  rl  c  m  i  s  dieses  Namens  die  Hede  ist;  s.  Pausan.  HI. 
2.  6.  p.  3J7.  nnil  daselbst  Focius.  So  redet  auch  Victorius 
zu  Cicero  ad  faniil.  Tom.  II.  p,  414  ed.  Graev.  zweimal 
von  einer  Minerva  Limenrtis  und  Limnalis  ,  tnjl  Ver- 
tveieang  auf  Mcur&ii  MitcelUn.  hscun.  <  s.  Mb.  1.  cap.  2. 
Tbcb. Gronov.  Tom.  V,  p. S301  tqq.)>  All» -in  in  ob  dort  ist 
Hur  von  der  Diana  die  Hede,  die  diesen  Beinamen  im 
Pelouonncs  ("Ulme.  Uebcr  die  Formen  und  über  deren 
Unterschied  von  AtßOMT't  vcrgl.  jezi  Ferler  a.  a.  Ü.  p.  2y. 
Dtr  Bedeutung  nach  wurde  sich  der  Beiname  zur  Minerva 
gut  Schicken«  Denn  kipvoi  sind  Seen  und  anliegende 
l'Jalze.  Man  denke  nur  an  die  Minerva  Trilogema.  Auch 
wollte  Einer  die  Minerva  'JLUumpfy  w  Corimb  (s.  die  Aus- 
leger zum  Aihenäus  XV.  p.  y7  Animadvv.  ed.  Schwcigh.) 
von  EUf»  See,  herleiten.  Aber  im  Fausanias  I.  28.  init. 
hat  Ciavier  mit  Recht  tk>fftaim  beibehalten  ,  die  Minerva 
der  Lemnier»  wo  der  Wiener  Codex  A^wfcj  hat. 

6l5j  Pausan.  IL  15.  init.  p.  2ii.  vergl.  Gell  a.  i.  O.  p.  19. 

616)  Pau?an.  II.  23.  !.  pag. 305.  vereh  Gell  pag.  135.  'Aiy^; 
'Ararcv-ia;  übersetzt  man  gewöbniieb  :  der  Täuschen- 
den. Goldhagen  hat  Bedenken  getragen  dieses  zu  tliim. 
Vermuthlicb  war  der  Name  mysteriös  und  vieldeutig. 
Die  Vetbindung  von  Poseidon,  Aethra  (Ai"3(,a)  und  Athene 
lassen  liier  ähnliche  pliysicalibclie  Andeutungen  vermu- 
iben  ,  wie  wir  deren  im  Vorhergehenden  nachgewiesen 
haben.  Es  ist  eben  ein  Naehschiinmer  der  Indischen 
Avüiai  j. 


774 

aber  als  Stadtgätün  und  als  die  Starke  (IToTuäs  xal  Zn. 
n«t);  auch  verewigten  die  Münzen  dieser  Stadt  den  ge- 
meinsamen Desitz ,  die  auf  der  einen  Seite  den  Dreizack 
des  Neptun,  auf  der  andern  den  Kopf  der  Minerva  zei- 
gen 6J7).  Die  Bewohner  von  Sicyon  hatten  einen  Tem- 
pel der  Minerva  Colocasia  ( 'A£>>?j'ds  KoXoxctoias)  Ws). 
Zu  Argos  sah  man  einen  TenipeJ  der  Minerva  mit  dem 
Beinamen  Salpinx  (luX.tr,.;,  Trompete).  Die  Göttin 
eoll  so  benannt  worden  seyn  ,  weil  der  Stifter  des  Tem- 
pels ,  Hegeleon  ,  ein  Sohn  des  Tyrsenus  war  ,  welcher 
letztere  die  Trompete  erfunden  hatte.  Den  Gebrauch 
dieses  Instruments  hatte  Hegeleon  die  Doricr  gelehrt. 
Vor  diesem  Tempel  sollte  Kpimenides  begraben  liegen  &J"). 
Dafs  wir  in  diesen  Namen  gewisse  Thatsachen  der  alten 
Hriegr. .  und  Culturgeschichte  haben,  dafür  bürgen  uns 
schon  die  Namen  selbst ;  denn  Hegeleon  ( HyeXcdiv)  ist 
ja  eben  ein  Yolksanfubrer.  Noch  mehr  aber  spricht 
Folgendes  für  Thatsachen.  Hie  Tyrrhcnier  wurden  we- 
gen ihrer  Einarbeiten  im  AHerthum  gepriesen,  und  na- 
mentlich als  die  Erfinder  der  Tubae  oder  Trompeten, 
so  wie  mancher    eherner   Waßcnslückc,    genannt   6i0). 


647)  Tansanias  II.  30.  6.   p.  293.  mit  Facius   Anmerk.    verg 
Will.  Oeli  a.  a.  O.  p.  1£0. 

648)  Aihenäus  III.  p.  72.  p.  285  Schwelg]).  Es  war  aber  **-. 
XcvÄvtav  eine  Aegypti.sc he  Sumpfpflanze  mit  rosenrotber 
Blüthe,  die  Bohnen  ata  Früchte  trug,  s.  ebendaselbst. 

649)  Pausan.  II.  21.  3.  p,  255.   vergl.  VV.  Gell  a.  a.  O.  p. 

650)  Plinius  IX.  N.  XXXIV.  7.  vergl.  Böttigers  Andeutungen 
zur  Archäologie   pag.  28  f.      Dieser  Tyrsenus  wird   vom 
Pausanias  a.  a.  O.  ein  Sühn  diu  Hercules   und  der  Lydi- 
Schcn   Oniphalc   genannt.       Ich    werde  unten  im  Ca| 
vun  deu   Italischen   Religionen    auf    dje   hier  aiigeru 
Fragen  ^urückkomnicu. 


Auch  die  Trompeten,-  und  WaJTenweihe,  die  alle  Jahre 
iin  März  zu  Rom  gebräuchlich  war,  bezogen  einige  alle 
Schriftsteller  auf  die  Religion  des  Mars  und  der  Minerva. 
Die  Göttin  hiej's  in  Sahinischer  Sprache  Jvetine,  welches 
Einige  durch  Tapferkeit  erklärten,  und  daher  an  die 
Minerva  dabei  dachten.  Andere  deuteten  Nerine  als  \  e- 
uus  ;  und  freilich  waren  nach  der  Samolhi  aibchcn  Re- 
ligion Mars  und  Venus  Eheleute,  und  jenem  der  März, 
ihr  der  April  geweiht;  so  dafs  also  bei  kriegerischen 
Völkern  Venus  als  Kriegsgelährlin  genommen  ward  6il). 
Hieran  schliefet  sich  nun  ein  naires  Voiksmithrchen  von 
einem  Wundersleine.  Er  keifst  der  II  üb  n  -  Verzagte 
(ßpaaiStiXo^)  ,  6ieht  einem  Holme  ähnlich,  und  ist  nur 
im  Flusse  Eurotas  zu  finden.  Höret  er  (man)  die  Trom- 
pete ,  so  springt  er  dem  Ufer  zu  ,  fallt  aber  wieder  in 
die  Tiefe  zurück,  wie  der  Alheim' er  gedacht  wird.  Es 
liegen  aber  dergleichen  Steine  viele  in  dem  Tempel  der 
Athene    C  h  a  1  c  i  ö  c  o  s    (  vom  ehernen  Hause  ge- 


651)  Job.  Laureat.  Lydus  de  mens«,  p.  s.S.     Das  Fest  heißrt 

dort  uüSoffti^  CuLXirtyyot;  v.M  x/y>j<7i$  Ttuv  Zx'/wv  ( Tubihistr  ium 
t  i  .1»  moi  (im  exeiciüa);  die  Göttin  auf  .V.bjnisch  :  Nenne 
(N«P>Vm).  Job.  Laurentius  sucht  nun  durch  Homerische 
Stellen  zu  beweisen  ,  dafs  vielmehr  an  Minerva  aL  au 
Venus  dabei  zu  denken  sey.  Es  ist  sonderbar  ,  dafs  er 
nicht  den  Tansanias  antührt,  oder  vielmehr  den  Plutar-» 
chus  ,  den  er  doch  sonst  so  ort  ausschreibt.  —  In  diesen 
Kreis  physisch- martialischer  Allegorien  gehört  auch  die 
Minerva  XäKattm  ,  so  benannt  ,  weil  sie  dem  Coriuthi~ 
ftchen  Heros  Uelleropbou  das  Flügelrofs  Pegasus  gebän- 
digt und  gezSumt  halte;  Pausanias  li.  4.  1  und  5.  p.  1^2. 
1MJ  Fac.  —  Aber  man  redete  auch  von  einun  unzerbrech- 
lich tu  Zügel  der  J  u  u  g  fr  a  u  s  c  b  a  ft ,  den  Athenaa 
bewahret  hatte.  Proclus  Hyuui.  vs.  10.  Ilap9«»/iff  i\pJ« 
Wf«l«*H  «3i/x«vra  yx).t-,yj'f  naUulich  als  Vulcan  sie  um- 
armen wollte. 


nannt)   M2).     Das  ist  nnn  die  große  StadtbeiitzM 
vonSparta  *ST).  Ihren  Beinamen  vom   ehernen  Hm 
bringt   Faiisanias    unter    den   Beispielen     von    ahuiic; 
Bauwerken  bei  654).     Andere  wollten  den  Beinamen  (l 
■xioixu.}  von  den  Flüchtlingen  aus  Chalcis  herleilrn,  4t 
den  Tempel  dieser  Göttin  gebaut  haben  sollten  6iS). 
weiden    wohl,    nach    allem  Bisherigen,     die   Sache 
Sinne  der  ganzen  Allegorie  fassen,  die  den  OJvmpis 
Göttern  eherne ,    unvergängliche  65e)   Wohnungen 


652)  Nicanor  apud  Plutarcli.  rTe  Flmnin.  XVII.  2.  pa?. 
p.  1030  Wyttenb.  Die  Hauptworte  lauten  :  «pa 
«•ryyo;  d*oJn,  «ti  «Jv  t^Sav  xfc^w^?.  VVyttenbacli 
cäk-Kiyz  aMewenu :  M  wenn  die  Trompete  sich  hören  lata' 
aber  tr  erinnerte  sich  an  die  Bildsäule  de»  Kmsonit 
Rotterdam  ,  der  das  Buch  aufschlagt,  so  oft  er  die  Gl' 
hört;  gerade  wie  der  Dominicaner  Conrad  zu 
auf  dem  MUnchbrunncn.  Es  liegt  etwas  Schalkbafteii 
dtr  so  erzählten  Sage.  Man  denke  nur  an  die  Athr"! 
Der  Grund  der  Sage  war  aber  eine  alte  Allegorie  ans  *»• 
Kreise  des  Pallasnienstes  der  kriegerischen  Dorer.  Dtt 
Doriseben  Dialect  verraihen  noch  VVortformen  in  to 
Sage. 

613)  noAJS^oj  Pausan.  TU.  17.  3.  p.  40-1  Fac, 

654)  Lib.  X.  S.  S.  p.  158. 

655)  Scholiast.  Tbucyd.  I.  128.  Das  Scholion  ist  mit  eiorr 
Verkürzung  von  Suidas  III.  p.65l.  aufgenonirnen  wonJe-. 
Ueber  diesen  Tempel  und  Beinamen  vergleiche  man  d-s 
Ausleger  daselbst  tu  I.  cap.  134.  Peritonitis  . 
V.  11.  IX.  12;  die  Ausleger  zum  Nepos  im  Paus. 
|.  Leopold  zu  Plularch.  Lycurg.  V.  4.  p.  1S6.  und 
Ansieger  zum  Athenäus  XIII.  p.  574.  (  Anmudvr.  T 
VII.  p.  Wj  Schweigh.)  Man  Bndet  diese  Minerva 
XaW»a«t  und  Xa/.*^«;  genannt;  s.  meine  Meletemm. 
I.  pag.  25. 

656}  Pas  Feste,  or*f«si>,  erkannten  schon  alte  Erklärer 


Utn. 


777 

legt:  wobcidann  freilich  aber  der  Gedanke  an  eherne 
Rüstungen,  die  man  dieser  Göttin  zuschrieb,  nicht  zu 
vernachlässigen  ist..  Es  war  eine  feste  Burg  dieser  alte 
Tempel  der  Spartanischen  St  ad  I  gottin  Athene;  d.  h.  je- 
der Bedrängte  konnte  sich  auf  seinen  Schutz  verlassen. 
Dieses  Asyl  genährte  jedem  Sicherheit,  der  es  erreichen 
konnte,  selbst  wenn  er  zum  Tode  verurtheilt  war  ",:). 
In  diesen  Tempel  zog  an  gewissen  Opferfesten  die  ganze 
Spartanische  junge  Mannschaft  bewaffnet  in  feierlicher 
Procession  ,  und  die  Ephoren  richteten  das  Opfer  aus  ö38). 
Außerdem  scheinen  die  Lacedämonier  in  einem  ihrer 
Cantons  noch  eine  l'itanatische  Minerva  verehrt  zu  Ka- 
ien  «?). 

Haben  wir  nun  in  diesen  Namen,  Bildern,  Allego- 
rien und  Sagen  die  himmlische  Unvergänglich- 
lteit   und   Z  u  v  c  rläss  igkeit,    angewandt   auf  bür 


diesem   Worte;    s.   das  angeführte  Scholion  zum  Thu- 
cydides. 

657)  Polvbius  üb.  IV.  cap.  35.  p.  88  Schweigh.  vergl.  die  an- 
geführten Stellen  des  Ktpos  und  Pluurchus  mit  den  Aus- 
legern. 

65S)  Polvbius  a.  a.  O. 

6sy)  'Athpiu  ri/Tcrvirr^,  Von  Hm&M,  dem  Gau;  s.  ToupEmen- 
dait.  in  Suidam  111.  p.  Ai9  ed.  Lips.  Er  verbesserte  IL- 
TmaTiii  in  f  int  in  Epigramm  des  Leonidas  Anth.  I.  212. 
p.  156  Jacobs»  Da  aber  die  Oertlichlceit  nicht  pafct,  und 
da  drei  Mädchen  besungen  werden  ,  die  der  Minerva  Er- 
gane  ihre  H'eberwtrrkzeuge  widmen,  So  hat  Reiske  die 
Lesart  der  Handschrift  OavaTi^j,  von  injvf  .  dem  Einschlags- 
faden,  vorgezogen;  womit  Minerva  als  A\reberin  und  Spin- 
nerin bezeichnet  wäre.  Auch  Jacobs  bezweifelt  die  Rich- 
tigkeit jener  Conjectur ,  s.  Animadverss.  ad  Atitholog. 
Tom.  VII.  p.  67.  6j).  —  Auf  dem  Wege  von  Sparta  nach 
Arcadien  stand  auch  ein  Bild  dir  Minerva  Parca  ( 'ATmvjc; 
%)t  Pausan.  HL  2Q.  8.  p.  422. 


im,     -welche« 
£u&tus  neu  hatte  auibauen  lassen.     Drittens  die 
Jlüilsö'ule  der  Minerva  Alea,  welche  der  genannt* 
Leschrciber  zu  i'egea  sah;  und  «eiche  aus  dem  <..■; 
Manthurier  6l-)   dorthin   gebracht    worden    war  * 


660)  VIII.  y.  3.  p.  375. 

661)  Pauaanias  VIII.  23.  i.  pag.  4l5.  Ueber  die  Lage  ix* 
Sude  und  ihre  Umgebungen  VtTgl,  Will.  Gelfs  Arja» 
pag.  70  sq. 

662)  RIaw5ouf<iaiv.    Man  vergl.  Steph.  By«.  uns 

663)  Pausanias   VIII.  46.  lu  Anfang  p.  492.    und   VIII    0 
2.  p.  sty2.    vergl,  VIII.  45.  3.   p.   m.      Auch    gab  n  b 
selbt.1  nuch  ein  Gemälde  der  Minerva.     I 
seine  Umgebungen  müssen  die  Berichte  >crta 
der  Beschreibung  des  Pausanias  verglichen  Werden, 
des  Poiuiueviile   in  seiner  Voyage  de  Muree  *  Con 
ucple  1.    p.  I6.i  der  deutsch.  Lebers.   und  de 
in  iler  Argolis  pag.  78  sq.     Den  neueren  Tempel  der! 
nerva  zu  l'cgea  beschreibt  Pausanias  als  ciueu  i] 


779 

Unser  Geschäft  ist  es  nun,  die  Begriffe  oder  An« 
schauungen  zu  bemerken  ,  die  mit  dem  Dienste  der 
Aleischen  Minerva  verbunden  waren.  Wir  gehen 
Ton  der  letalen  Stelle  des  Rcisebcschreibers  aus.  Er 
erzählt  uns,  die  Manlhyrier  halten  die  Göttin  Hippia 
(ijrjrici)  genannt,  weil  sie  im  Kampfe  der  Götter  mit  den 
Giganten  ihre  Pferde  mit  dem  Wagen  gegen  den  Ence- 
ladus  angelrieben ,  und  ihn  so  niedergeworfen  habe. 
Doch  habe  nachher  der  Name  Alea  (  AJUet)  unter  den 
Peloponnesiern  und  unter  den  übrigen  Griechen  den 
Vorzug  behalten.  Auch  bemerkt  er,  daß»  der  Minerva 
dort  ein  Kind  zum  Tempeldicnsle  geweiht  sey ,  aber 
immer  nur  bis  zu  den  Jahren  der  Mannbarkeit.  Darauf 
avennt  er  zweierlei  Spiele,  die  bei  dem  Tempel  gefeiert 
worden:  die  Aläa  ('AXocia)  und  die  Ilalotia  ('AAmtio.  641)j 
letztere  zum  Andenken  der  vielen  «Spartaner  ,  welche 
die  Tcgeaten  einst  gefangen  genommen.  Von  Spielen 
ähnlichen  Namens  6fjä)  haben  wir  oben  auf  der  Insel  der 
So  n  n  e  n  h  inder ,  auf  Ilhodus,  gehört.  Da  aber  Pau- 
tam'as  selbst  eine  Legende  mit  Bezug  auf  diesen  Namen 
beibringt  ,  so  müssen  wir  billig  ihn  erst  hören.  Er  mel- 
det uns  die  Sage  der  Landeseinwohner,  dafs  ein  alter 
Konig  Aleus  ('AXeo.;)  den  älteren  Tempel  der  Minerva  zu 
Tegea  gebaut  halte.  Wollten  wir  nun  nach  einer  jezt 
wieder  beliebten  Weise  \ erfahren,   so  könnten  wir  mit 


ten  und  sehenswürdigsten  in  Ranz  Griechentand.  Der 
Uertihmte  Scopas  halte  ihn  mit  Bildsäulen  und  Reliefs 
ausgeziert;  s.  Quatrenitiede  Ouincy  le  Jupiter  Olympien 
p.  W'J.  Thicrsch  über  die  Epochen  der  hüllenden  Kunst 
I.  p.  21.  und  1  ulken  ül-t-t  das  Basrelief  p.  73  f. 

664)  E-P.a'r/a  lütte  Amasüus  vermutlich  gelesen,  nicht  so 
gut.  Vergl.  Sitphani  Thesaur.  Litig.  gr.  III.  pag.  JIS  td. 
Valpy, 

665)  'Ay<ivii  'Ah'wv  odti 


7&> 

dieser  Notiz  uns  beruhigen  ,  indem  ja  mit  derselben  der 
IName  vollständig  erklärt  sey.  Dann  aber  würden  wir 
v  ernachlässigen  ,  was  derselbe  Autor  meldet ,  dafs  die 
nämliche  Minerva  auch  und  zwar  früher  llippia  gc- 
Leifsen  ;  nicht  zu  gedenken ,  dafs  nun  noch  immer  dir 
Frage  nach  dem  Namen  Aleos  selbst  unbeantwortet 
bliebe.  In  der  Thal  haben  auch  frühere  Alterthuras- 
forseber  sich  nicht  dabei  beruhigt,  sondern  weiter  nach 
dem  Grunde  des  Namens  gefragt.  Wir  wollen  uns  zu- 
vor de  ist  um  die  willenlosen  Zeugen  ,  um  die  Bilder  ,  l>e- 
luimmcm  ;  und  da  linden  wir  dann,  d.if>  gerade  zu  Te- 
gea  die  Bildsäulen  des  Aesculap  und  der  Hygiea  dieser 
Minerva  beigesellt  waren  Mt').  Nun  haben  wir  aber  be- 
reits den  Aesculap  als  ein  solarisches  Wesen  hinlänglich 
licnncn  gelernt.  Zweitens  wollen  wir  nicht  übe» sehen, 
dafs  dieses  Honigs  Aleus  Tochter  Auge  (Ai*^)  beifst, 
und  dafs  Hercules  sie  zu  seiner  Geliebten  erwählt.  Der 
So  an  dieser  laiche  ,  Telephus,  wird  mit  der  Mutter  in 
einem  Kasten  in  die  Mecrcswellen  geworfen,  bis  er  end- 
lich wieder  ans  Licht  liommf,  und  als  tüchtiger  Heros 
seinen  Urspmng  verrälh  "").  So  mufs  also  Auge,  die 
Helle  und  die  Sehende  ,  ins  Dunkel  gehen  ,  und  des 
Hercules,  des  S  o  n  n  e  n  h  e  1  d  e  n  ,  Sohn  Telephus  erlei- 
det ein  Schicksal  wie  Osiris  und  noch  vielmehr  wie  Pcr- 
sens.  Das  beständige  Bild  des  Winters,  der  Calydo- 
nische  Eber,  war  auch  hier  in  diesen  Tempeln  noch 
seinen  Ueberbleibseln  zu  sehen.  Seine  zerstörenden 
Zuhne  winden  zu  Tegea  im  Heiligthum  der  Minerva  Alea 
verwahrt  MS),  Die  Sage  wächst  organisch  fori,  Cepheus, 


666)  Pjusanias  Vlff,  47.  i. 

667.)  Tansanias  VIII.  4.  6.  p.  358,    aus  den  Historien  des  He- 

catüuä  ,   vergl,  llecataei  Milesii   Fragmin,    (in  Ilistoricc. 

graecc.  am*|q.  fragmm.)  p.  4i4  sq. 

66s;  Pewssaiat  VIII.  4&  i,  p.ti.^. 


;8i 


jenes  AIcus  Sohn,  hatte  von  der  Minerva  eine  Locke 
der  Medusa  empfangen*,  sie  war  ein  Unterpfand  für 
die  Sichei  heil  der  Stadt.  So  lange  die  Locke  dort  ver- 
blieb, konnte  Tegea  von  keinem  Feinde  eingenommen, 
werden.  Eine  andere  Sage  wollte  wissen,  Hercules  habe 
diese  Loche  ,  die  er  von  der  Athene  empfangen,  dem 
König  Cepheus  mit  der  Versicherung  gegeben ,  jedesmal 
winden  die  Feinde  weichen,  wenn  man  diese  Locke  \<>n 
der  Alauer  zeigp.  Dadurch  hatte  er  ihn  zur  Thi-ilnahme 
an  seinem  Kriegszuge  bestimmt  6o9).  Diese  Locke  der 
finsteren  Gorgone  war  eine  Beute,  die  Perseus  der  klare 
Kämpfer  gewonnen,  nachdem  er  dem  finsteren  Monde, 
der  Gorgone,  den  Tod  gebracht,  —  In  Arcadicns  win- 
terlichen Bergschluchten  mufs  jeder  Feind  zurück- 
v eichen ,  wenn  der  untergehende  Mond  und  die 
Schrecken  der  Nacht  den  Krieger  erzittern  machen. 

So  lauten  die  Legenden  von  Tegea  und  Alea  her. 
Dabei  wurden  Halotien  ,  Kriegsfeste,  gefeiert,  zum 
Andenken  der  Feinde,  die  von  Arcadicns  Bewohnern  zu 
Gefangenen  gemacht  worden.  IVnn  werden  wir  Wahl 
vermuthen ,  dafs  jene  Aläa  auch  Spiele  zu  Ehren  der 
Sonne,  der  Sonnenhelden,  gewesen.  Das  Ange- 
denken an  Hercules  und  seine  klare  Auge,  an  Aleost 
dessen  Stadt  das  Haar  der  finsicren  Gorgone  als 
Palladium  verwahrte,  und  an  Atbena  Alea  selbst  erhielt 
sich  treu  an  diesen  Festen  07C). 


6X<9)  Pausanias  VIII.  47.  4.  p.  4«5.  Apollodor.  IL  7.  3.  p.  213 
Heyn,  wo  ßoerp/fy»  re^yovof  steht. 

e»70)  In  Auge  fAu<yy)  ist  nur  der  Accent  zu  andern,  um  den 
Strahl,  das  Licht,  den  L  i  c  h  t  b  I  ick  (a»y^)  ,  BN  be- 
merken. Die  Gorgonen  aber  werden  von  HrModus  (Theo-» 
gon.  vs.  275.)  au  die  Gränze  der  Nacht  gesetzt.  Daf§ 
nach  Andern  Libyen  ihr  Sit?,  war,  ist  bekannt,  und  hangt 
mit  jener  Geographie  zusammen. 


78a 

Nun  haben   wir  aber  von  demselben  Pansatuai 

lernt,   dafs    die  Minerva  Alea  früher    Hippia  gei 

-worden.     Von  diesem  Beinamen  werden  mehrere 

angeführt  ö:t).     Einmal  wird  sie  eine  Tochter  d« 

don  und  der  Coryphe,   des  Oceanus   Tochter,   gl 

sie  bekam  den  Beinamen  Hippia  ,    weil    sie   isuerst 

Wagen   erfand    67^) ;    oder  weil   sie    mit  einem  fr 

von  Rossen  aus  Jnppilers  Haupte  hervorgekommen 

der  alte  Hymnus  singt;    oder  weil   Aclrastos    auf 

Flucht  von  Theben  auf  dem  Lolonos   (einem 

Gau  in  Altica)  seine  Pferde  stille  stehen  liefs;  oder 

lieh,    wie  Pausanias  in  Arcadien  vernahm,    weil  sie 

Giganten   Enceladus    mit  ihren  Rossen    und   Warren  "* 
o  o 

dergerannt.    —     In   Betreff   der   beiden   ersten 
brauche  ich  meine  Leser  nur  auf  die  obigen  Er«*; 
gen    über    Athene     als     Tochter     aus      Jappltfrf 
Haupt    und    über    Cephalus,     der    Sonne 


671)  Der  Name  kommt  unter  der  doppelten  Fori 
'J-mrtij.  vor  j  s.  Henr.  Stepli.  Thesaur.  L. gr.  III.  p. ! 
Valpy.     Da  dort  Vieles  aus  den  (Quellen  zusammeng 
gen  ist,  so  verweise  ich  meine  Leser  darauf,    und  •< 
nur  Etniges  noch  beibringen  ,  was  ich  dort  nicht 
finde. 

672)  S.  Henr.  Steph.  Thesaur.  a.  a.  O.  Verbinde  dsi 
l.mcou  Bibl.  Coislin.  p.  604.    welche  Steile  Hering«  in« 
Observv.  rap.  XVIII.   p.  152  sq.   bereits  so  veH 
wie  sich  nachher   durch   Photius,    Zonaraa    unJ 
Bekker  her.utsgebenen  Grammaliker  bestätigt  hat.     AI 
dings  mitfs  in  den  meisten  Stellen  der  Ahm 
sen  »erden,   vielleicht  auch   in  dem  CoisUnianitchM 
xicon,  wo  Heringa  Kfyifi  hat  stehen  lassen.      Da  aber 
cero  eine  Arcadische  Minerva   Coria   als   Erfinderin  <4er 
Wagen  kennt  (de  N.  D.  III,  23.  p.  624 sq.), 
Zurückhaltung  zu  loben.     Leber  die  Stellen   des  PI 
und  anderer  Lexicogflphen  vcrgl.  man  noch  Sc  hu* 
ciin.  novae  cdiiionis  Lcxici  Photii  p.  113  sq. 


r 


783 

der  Berge  Gipfel ,   zu  erinnern.     Auch  die  andere 
Legende  vom  Poseidon,   dem  Valer  der  Minerva,    und 
■von  der  ihr  beigelegten  Kunst  des  WagcnlenUens  führt 
uns  ganz   wieder  auf  den  ersten  Grund   und  Boden  der 
T  1  itonischen  Minerva  in  Liliyen.      Denn  die  Bewoh- 
ner von  Barce  in  Libyen  rühmten   sich,   von   Poseidon 
die  Erziehung  der  Pferde,    von   der  Alhene   aber  ihre 
Zügelung  erlernt  zu  haben   Ä~  ).      In  dem  Hippodrom  zu 
Ohmpia    fanden   steh  die  Altäre   des  Poseidon  Hrppios, 
der  Alhene  Hippia  und  der  Dioscuren  6r).     Die  Dioscu- 
ren  haben  in  der  Allegorie  und  Poesie  weifae  Rosse  '':  {). 
In  diesen  Kreis  gehören  auch  die  Spartanischen  Leticip- 
mden  (AtvawntiBii) ,    jene  Töchter  des  Apollo,  die  von 
jen   m  eifsen   Pferden   ihren    Namen  hatten  ,    und    deren 
jviesterinnen  veieder  Leucippiden  hiefsen.      Jene  hatten 
eine  Benennung,    die  durchaus  der  Lieht  religion   ange- 
hört.    Die  altere  ward   HiUiira  ('lAoeipa)  ,    die  jüngere 
Phöhe  (<J)oißrt)  genannt  <'"1').      Am  ersten  Januar  rilt  der 
Römische  Conial ,   in   eine   weifse    Toga    gehleidet,    auf 
einem   weiften   Rosse   auf  das  Capitohum.     Das  geschah 
dein  Juppiter  zn  F.hren ,  der  hier  als  die  Sonne  betrach- 
tet ward    (nach  Pherccydes  ).      Ks  war  eine   Feier   zum 
Andenhen    von    Juppiters    Sieg   über  die    Giganten,     in 
m  sichern  Kampfe  der  vielbändige  Briareus ,  der  hinter, 


673)  Stephan.  Byz.  in  Baf**  pag.  2t  t  sq.  ed.  Rrrkcl.  In  dem 
Artikel  vom  Poseidon  habe  ich  d?r  symbolischen  Züge 
dieses  Kreises  der  alten  Culturgeschichle  gedacht. 

674)  Pnusan.  V.  15.  4.  p.  66  sq. 

675)  Pindar.  Pyth.   I.   127.  nennt  die   Dioscuren  Xiunot. 
Kuripidea  in  der  Helena    vs.  6'i6.  tantrrtWtJ    vergl.  auch 
Cicero  de  N.  D.  II,  2.    Övid.  Mrtam.  VIII.  372. 

"ausanins  DT.  16.  zu  Anfang  p.  3fjS.  Davon  haue  He-» 
atudus  gesunken  in  einem  verlorenen  Theile  seiner  Ge- 
dichte j  vergl.  meine  Note  zu  Cicero  de  N.  D.  p.  614. 


vom  Juppiter  überwunden  worden  war  6").      Dieser  Ge- 
brauch  verknüpft  steh  von  selbst  mit  dem  Mythus  beim 
Pausanias,     wonach  Minerva    sich  dadurch    den    Namen 
verdient  halte,    dafs  sie  im  Gigantenktmpfe   den  Biesen 
Encchidus  (  E^xAuiJov) »  den  Lärmenden,    mit   ihren 
Rossen  niedergeworfen  hatte.     Er  war  des  finsteren  Tar- 
tarus  und  der  Erde  Sühn  ,    und  sein    Gelöse    wird   dem 
Brausen   der   winterlichen  Orcane    und    dem    Rau- 
schen der  Bergatröme  nur  stur  Folie  oder  zur  Ver- 
körperung dienen.  —  So  umkreiset  uns  auch  hier  Mieder 
derselbe  physische  Cyclos  ,    der  natürliche  Jabreskicis, 
nur  in  etwas  veränderten  Bildern.      Im  Mittel-  und  auf 
dem    Gipfelpunkte    bleibt   immer    die    fcOTcrsehrte 
Jungfrau    Minerva  Corypbasia    und   IT i  p  p  i  a    si«\jen. 
Wicht  vergebens  ist  sie   mit  Ruft  und  Wagen   aus  J  u9. 
piters  Haupte  hervorgegangen.      Sie  soll  sein  Licht, 
das  Licht  der  Sonne,    die   sie   als  Mutter  geboren, 
als  Jungfrau   retien.       Denn    sie   ist   nur    des    reinen 
Lichtes  Mutter  ,  und  dicLeucippiden  ,  die  Bändigerinnen 
der  weifsen ,    reinen   Rosse ,    sind   der   Sonne   Töchter. 
Nahrung  den  Bossen  giebt  Poseidon,   des  feuchten  Ele- 
ments Beherrscher,    so   wie   Sonne»   Mond  und   Sterne 
aus  dem   Meere  ihre  Nahrung  ziehen.     Die  Richtung 
auf  der  siderisehen  Bahn,  die  gemessene  Halturg 
bis  auf  den  Gipfelpunkt  des  Himmels,  verleibet  den 
Sonnenrossen    Minerva,    der   Corjphasia    Tochter; 
welche  letztere  vom  Ocean  herstammt.     Sie  heifst  aber, 
eben  vie-gon  ihrer  Reinheit  durch  und  durch  r  bei  densel- 
ben Arcadiern  Bora,  die  reine  Jungfrau. 


Hier  liegen  nun  wieder  die  Libyschen  und  Ae- 
gyptischen  Elemente  in  einer  strebsamen  Lichtreligion 
verbunden.     Wir  haben  deren  Wurzeln  und  Yerzwei- 


677)  Job.  Laur.  Lydus  de  meuss.  p.  58. 


7^5 

gütigen  im  Vorhergehenden  hinlänglich  erörtert.  Hier- 
her gehurt  nun  die  Bemerkung t  dafs  diese  Religion  iti 
Sinn  und  Geist  sich  auch  als  Persisch  ankündigt; 
nicht  bloS  wegen  Perscus,  tLa  lieber«  inders  der  Gor- 
gone,  sondern  auch  wegen  einer  sichtbaren  Heiligung 
der  Pferde;  welche  hier,  nie  in  Persien,  reine  Thieie 
sind,  von  denen  Auguricn ,  Vorzeichen  der  Zuhunft, 
genommen  werden.  Allegorisch  war  wohl  die  Grund- 
idee dieses  Glaubens,  so  wie  auch  der  Gebräuche.  Die 
Arcadicr  hatten  zu  Tegea  ihre  Haläa  mit  einer  reinen 
RoTsgöttin,  Athene,  und  in  dem  heiligen  Haine  zu 
Olympia  stehet  dieselbe  Göttin  unter  demselben  Namen 
(Hippia)  den  Wagenrennen  vor,  die  von  den  gesamtnten 
Hellenen  in  der  Sonnenwende  geleiert  werden. 

»Die  letzte  Sage  endlich,  dafs  Minerva  Hippia  von 
den  Rossen  des  Ad  rastos  den  Kamen  bekümmert, 
führt  nun  den  .Myt  litis  auf  die  Erde  und  auf  den  Schau- 
platz der  S  t  a  m  m  h  e  I  ii  e  n  zur  (ich.  Diesen  Adrastos 
hatte  ein  Wunder  rofs  von  unsterblichem  Ge- 
schlecht gerettet.  Ariun  war  dessen  Name.  Alle 
Helden  waren  vor  Theben  gefallen;  nur  er  allein  ent- 
kam. Diese  Rettung  halle  er  dem  göttlichen  Rosse 
zu  verdanken.  Aber  erst  in  Athens  Gau  »ah  er  sieh  ge- 
borgen, und  auf  dem  dortigen  nOlthuse]  konnte  er 
seiner  Bettung  sicher  se)  n  ,  da  wo  Poseidon  unter  dem 
Zeichen  des  Bosses  waltete,  und  wo  Alhcnüu  mit  die- 
sem Gölte  befreundet  w  ur  6:  ). 


678)  S.  außer  dem  Ohicrn  Ilias  XXIIT.  vs.  34(5   mit  dm 

lesen»;  und  Ober K*Ä*v«f  Knrtat  bei  Athen  die  Ssnmtlutt« 
gen  bei  Meursius  Fl.  Auic.  cap,  6.  —  Wenn  wir  nun  &o 
die  orientalischen  Kit  mime  rraea  isi-ronoalaohrfl 
Pfe  r  dec  u  I  tu  s  grfafst  ha  Den,  so  wurden  wir  .»ncli  dis 
Attribut  des  Pferdes  auf  dem  U  e  I  in  t  der  Mi- 
nerva verstehest;  Ei  (ek&rt  n  dieselbe  Mtuboli»cuo 
II. 


786 

Der  Name  Minerva  A 1  e  a  kommt  zweimal  im  Ha»! 
dotas  vor  679).  Ohngeachtet  nun  Pausanias  die  Erbaust 
des  Tempels  dieser  Göttin  einem  Konige  Aleus  ('Aam) 
beilegt,  -worin  er  der  Sage,  folgte,  and-  o bschon  wirk» 
nen  Grund  haben  ,  das  wirkliche  Daseyn  eines  Areas* 
sehen  Honigs  dieses  Namens  zu  bezweifeln  6S0),  sobaba 
die  Ausleger  jener  Stellen  sich  doch  veranlafst  gesehen 
nach  dem  Ursprung  und  der  Bedeutung  des  Wortes  ■ 
fragen.  Mit  Recht;  denn  auch  im  andern  Falle  woBa 
wir  doch  wissen,  warum  der  Mann  Aleus  geheifseo,  ui 
woher  also  der  Name  der  Pallas  rührt.  Wesselin».  t» 
muthlich  von  dem  Zeugnisse  des  Pausanias  ausgebt 


Reihe ,  wie  der  Widder  auf  demselben  (s.  oben).  B» 
Schlange  umwindet  das  Bild  dieser  Göttin  von  unten.  Ei 
ist  dos  Symbol  der  Erde ,  und  eignet  der  Minerva,  b» 
fern  sie  den  Erdgeist  regelt,  und  agrarisch  und  lrxtfie* 
läutert  und  bessert.  Die  Schlange  war  scroti  in  der  atoi 
Wahrsagung  der  Erde  Kind  genannt  (  Flerodot  Ifth 
Das  Rofs ,  das  den  Wagen  der  Sonne  zieht  ,  das  {ntnge 
Hofs,  gehört  auf  ihr  Haupt,  und  kündigt  uns  die  Gönia 
auf  der  höhe  des  Himmels  (Coryphasia)  an,  die  «••? 
reine  Mutter,  welche  der  Sonne  Daseyn  and  Liebt  j*» 
geben. 

679)  I.  65.  IX.  70.  Viele  Stellen  aus  Pausanias  und  Anden 
finden  sich  jezt  im  neuen  Stephanischen  Thesaurus  Hl. 
p.  317  fcq.  beisammen  ,  die  der  Leser  dort  finden  baa. 
Ich  werde  einige  andere  Zeugnisse  der  Grammatiker  bei* 
bringen. 

680)  Die  Münzen  beweisen  auch  wenigstens ,  dar«  die  Area* 
dier  einen  H^ros  dieses  Namens  verehrten  ,  derdannaoea 
in  den  Geschlechtsregisiern  an  den  angefahrten  Ort« 
beim  Pausanias  aufgeführt  wird.  Von  ihm  wie  von  seinem 
Sohne  Cepheus  haben  die  Münzen  Spuren.  Namentlich 
kommt  auf  denen  von  Tegea  der  bärtige  und  mit  dem 
Diadem  gcschuiückto.  Kopf  des  Aleus  vor,  wie  auch  der 
Kopf  der  Pallas;  s.  Eckhtl  D.  N.  V.  II.  p.  2&. 


1 


wonach  Minerva  erst  Hippia  und  dann  Alca  von  ihrem 
sip« reichen  Kampfe  gegen  *cn  Giranten  Enrehidns  be- 
nannt worden  ,  erinnerte  an  die  Homerische  Stelle  lliad. 
XX 11.  3oi  ,  wo  die  Griechischen  Ausleger  das  Wort  <Yt.ui 
durch  txj'^taic,  indlr^tc  ,  Rettung  gewahrende 
Flucht,  erklären  —  eine  Meinung,  die  auch  Laicher 
angenommen  und,  wie  er  pflegt,  weiter  ausgeführt 
hat  6S  ).  Das  Passende  dieser  Erklärung  zeigt  sich  auf 
den  ersten  {Hielt.  Man  denke  nur  an  den  Mulh  der  PaU 
Jis  .  wodurch  den  Göttern  im  Giganten  kämpfe  vorzüg- 
lich Rettung  gewonnen  ward  °s )  ;  nicht  zu  gedenken, 
dafs  ja  allenthalben,  wd  eine  Rettung  durch  Flucht  vor- 
kommt ;,  vorzüglich  Pallas  als  Retterin  genannt  wird, 
wie  z.  B.  gleich  zunächst  beim  Adrastus.  Aber  auch 
Renting  und  Befreiung  durch  Widerstand  und 
Ausdauer  ist  einer  der  Ilauptbrgiifte  dieser  Religion. 
Und  in  diesem  Sinne  handelten  auch  die  Tegeaten.  Nach 
Eycurgus  l'nde  waren  die  Eaccdninonier  über  die  An.i- 
dier  hergefallen  ,  und  ,  so  gewifs  versprachen  sie  sü  h 
den  Sieg  über  das  vermeintlich  schwache  Volk,  dafi  sie 
s c h r> n  die  Fesseln  mitgebracht  halten  ,  womit  sie  dasselbe 
in  die  Sclarerei  führen  wollten.  Aber  sie  erlitten  eine 
Niederlage  ,  und  nun  hingen  die  Tegeaten  diese  Fesseln 
im  Tempel  der  Athene  Alea  auf  6bi).  Es  ist  also  sehr 
wahrscheinlich,  dal»  jenes  Epitheton  'Wim  die  Göttin  als 
Retterin    im    Kriege    bezeichnet   hat.      Nun   würde 


68t)  Wessclinji  zu  Herodot.  I.  GS.   und  Larcher  ebendaselbst 
{lom,  i.  paa  320  td.  sec).    Mau  vergl.  roch  den  rleet« 


788 

ich  in  der  That  die  Geduld  meiner  Leser  ■rifsbra 
nenn  ich ,  nach  allem  Bisherigen  ,  »och mal«  da 
wollte»  dafs  Zeus  ax^d%toqf  der  Fuhrer  der  Heere, 
Minerva  iitniu ,  die  Rosselenherin  ,  zuerst  und 
sachlich  Naturgottheiten ,  und  dafs  ihre  Siege 
sprunglich  keine  andern  waren  ,  als  Siege  der  »awi 
sehen  Ordnung  über  die  Unordnung,  Sieges*! 
Sonne  und  anderer  Gestirne  über  die  Finster» 
nifs;  mit  Einem  Worte:  Verbreitung  von  Licht, 
Leben  und  Warme.  Diese  Begriffe  beseicaMt 
aber  der  Grieche  durchsein  äXea  ebenfalls  ***).  R» 
bemerkt  zwar  Etistathius  ö*5) ,  dafs  diese«  Wort  tri 
nach  Ilomerus  W  arme  bedeutet  habe.  Allein  in  H» 
siodns  finden  sich  schon  Beweise  für  diese  Bedeutung  *^ 
Auch  erklären  die  Alten  sunt  Theil  in  der  Odyssee  4* 
Wort  aXit]  gerade  auf  dieselbe  Weise  *t>7).  Unter  etat* 
Umstanden  bleibt  also  über  das  hphcAlter  dieser  Bedeatsaj 


684)  Hesych.  a.  a.  O.  mit  den  Auslegern.  Man  verbinkf* 
dabei  den  Orion  ad  Calcem  Etymolog.  Gudian.   |MjC.&- 

*  wo  C8  keifst:  dkfrxeSau  ckxAäüu,  iv^n^ra»  x^  2*  [* 
sei7t  die  zweite  Handschrift  hinzu)  diro  xuj-o^  iiajpuni*  (kp 
SK<ßi*y*-"v  )•  dXka  yup  ij  äa^\xaaia  roü  tu^((  .  it* 
■  Feuers  Wärme),  3x**a  r«;  eZva  ,  *■*■»  roü  3mo>  w  «a* 
Im  Griechischen  altut, »  womit  auch  ein  weit  hin  strafifcs- 
der  Schild  bezeichnet  wird  ,  und  im  Lateinische«  *s* 
hat  sich  das  Wort  mit  Nebenbrgnfltn  erhalten. 

6S5)  Ad  lliad.  XXII.  301.  p.  1270.  Vergl.  die  Ausleget  des 
Hesychius  a.  a.  O. 

686)  Wenu  auch  bei  Hesiod.  '£4-7-  495.  i-raXte  A*V^y  adjeco* 
visch  genommen  wird  ,  wie  auch  Spohnthut,  m>  bleibt  doca 
eine  wärmende  Halle. 

6S7)  XVII.  23.  ü)*y  ts  »yüijTai  „und  die  Luft  sich  gemildert" 
Vofs;  ganz  nach  der  Eiklürungdes  Apollooius  im  Lei. 
Homer,  p.  S4  Tollü ,  wo  es  St^uas-/« ,  E  r  w  I  r  m  u n g,  er- 
ilflrt  wird. 


7^9 


l«cin  Zweifel  übrig.  —  Heide  Bedeutungen  nun 
zusammengenommen  fliefsen  aus  einer  ge- 
meinschaftlichen, nämlich  aus  den  An- 
schauungen alter  Lichtreligion,  worin  die 
Götter,  die  über  Finstcrnifs  und  itirrcnile 
Hätte,  über  das  Ungethüm  des  alten  Ab- 
grün  des,  über  die  Ausgeburten  de«  Tarta- 
rus., der  nur  ein  U  c  b  c  r  h  I  e  i  b  s  c  1  des  alten 
Chaos  ist,  den  Sieg  davontragen,  und  Licht, 
Leben  und  Wärme,  Heil  undOidnung  schaf- 
fen, als  Helfer  und  Retter  in  alter  N »» t  h  be- 
trachtet werden.  Die  Bahn  der  Sonne  und  die 
Sphären  über  ihr,  jene  ätherischen  Feuerkreise,  waren 
selbst  personificirl  in  jener  Lichtrcligion.  Wenn  Jup- 
pitcr  der  Acther  war,  so  war  Paltas  dieses  Aethers  Mit- 
telpunkt und  Herz.  Das  ist  der  rechte  Zufluchtsort 
für  Alle,  die  gerecht  handeln  und  Unrecht  leiden  's"). 
Schwer  ist  dar  Zutritt  lur  reinen  Fat  las  den  Unreinen 
und  Ungerechten  ;  aber  derselbe  Feuer,  und  Lebens« 
geist ,  der  die  physische  Welt  hesaaniet  und  et  hält ,  der« 
selbe  erquickt  und  beschirmet  auch  Alle,  die  der  Hülfe 
bedü rfen.  Und  so  ist  also  in  der  Minerva  Alea 
wieder  derselbe  Begriff  gegeben,  den  wir 
nun  schon  von  der  schwer  zu  erreichenden 
Indischen  Durga  an  durch  die  verschieden. 
•  tenLocalvor  Stellungen  hindurch  mit  dem 
Begriffe  der  Fallas-Albcnc  verbunden  ge- 
sehen haben. 


6SS)  Dies  erinnert  an  eine  Stelle  des  Fbifo  (  dt  Somn.  p.  575 
Franc if.  Vol.  I-  p*  6^0  MswgejT) ,  wo  dieser  contempra« 
live  JikIl  iüc  Gottheit  als  eint  n  Ort  vorstellt,  und  auch 
deswegen  ,   weil  er  für  Alle  Zuflucht  bey.    Karo.  l>  tjf. 

rev  rvfta/vc^svcv   Sueif    o  £*o?  xoAt'rJ/   ri-a-t   —    Mäi  T«p  v.  <  • 

T  u  v£  u  y  »j  v  j  .'UffüvTwv  a  u  r  o  v  tlvau 


79° 


Minerva  T  v  o  n  ä  a    und    Pronöa,     oder  Tempi 
wache  und   Vorsehung. 

Wie  wir  zunächst  im  Pcloponnes  eine  Panactui 
Athene  angetroffen  haben,  so  bemerkten  wir  i 
her  eine  Aniphiclyonische  ,    eine  Vorsteherin  jene* 
bleu    Vereins   Griechischer    Stamme.        Das   ist  au 
Minerva   Pronöa,  die  Vorsehende.     Mit  der 
trachtung  dieser  Vorstellung   weiden   wir   dirv 
Abschnitt  beendigen  Itonnen.      Der   Lexicograpb 
cralitjii  6i9)  sagt,    mit  Anführung   der  Rede  des 
nts  gegen  den  Ctcsiphon  :     «Es  fand    sich    bri   den 
phiern  eine  Alhena  Prouöa  (llpdrota)  ,   weil  sie  vur&a 
Tempel  (npo  rov  vaov)  ihren  Platz  hütte.      Diese  nrem 
Hfiodutus  im  achten  Buche  -npoir.lr,.      Es  hat  m 
dein   Staphylos    in    dein  Buch    über    die    Aeoli»chen  (V 
schichten  von  ihr  gemeldet. »     Hier  sieht  nun  gleiftfl* 
Jeder  ,    dafs  die  YVorlerUäxung  zum  Worte   nicht  pftt 
Man  mufs  ■n^uyula  lesen,  und  so  hat  wirklich  eistW 
tor-Uche«  Lexicon    6,°) ;    allein    mit   einem    Zusatz,  err 
sieh  nieder  mit  dieser  Aenderung  nicht  verträgt:  •*&» 
,   weil  sie  Fürsorge  getroffen  ( Jtpoiroyatv  ),    dafs  Lctop 
baren  Konnte».     Da  also  eine   verschiedene   Krvmoi 
des  Namens  selbst  von  gelehrten  Grammatikern  an 
ben  wird,    so  dürfen  wir  uns  nieht  wundern,    wenn 
oft  nachlässigen  Büchercnpisleu  hierin  im  höchsten  Gr»<* 
schwanken.      So    hat  z.  B.  gleich  Pholius    aus  der  Strik 
des  Herodotus  ,    die  doch  von  UarpocralioD  als 


79» 

ur  die  llftova'ia  angefühlt  wird,  statt  Ufoptffapi  die 
L»esart  npovoiitv  gegeben  691).  Die  neueren  Kritiker  be- 
u Igten  den  Grundsatz,  dafs  sie,  voraussetzend,  die 
Delphische  Minerva,  die,  uie  wir  aus  Hcrodutus  a.  a.  O. 
sen,  vor  dem  Tempel  des  Apollo  ihren  Platz 
hatte,  habePronäa  {H^ovaia)  gebelften,  last  immer 
auch  üpofata  corrigirlcn ,  indem  hei  weitem  in  den  mei- 
ten  Stellen  der  Alten  von  dieser  Delphischen  Minerva 
lic  Rede  ist.  Hingegen  liefsen  Einige  eine  weniger  bc- 
ühmte  Attische  Minerva  für  eine  I*  r  o  n  ö  a  (ll|>orotat), 
orsehende,  gelten  6'-').  Dagegen  haben  aber  die 
findigsten  .Beweise ,  die  ein  anderer  Kritiker  /j9^)  gclie- 
ert  ,  ein  ganz  entgegengesetztes  und  tWM  folgendes  Re- 
6ii!tat  aufgestellt:  Die  Minerva,  die  zu  Delpht  einen  be- 
rühmten l'empel  halle,  ward  von  den  Alten  die  Vor- 
sehende (Pronüa  *  üpoVoia)  genannt;  desgleichen  die 
Minerva,  welcher  im  Attiaehen  Canton  Zoster  ein  Altar 
gedeihet  nar  ''''),  Nur  allein  die  Minerva  ,  weiche  bei 
Theben  eine  Bildsäule  hatte,  führte  den  Kamen  Pro- 
na  os  (Upö?aa().     Man  wird  gestehen  müssen,    dafs  der 


6iM)  PJioiii  Lex.  pr,  pag.  3>7.  Man  vergl.  SchweighUuser  zu 
llciudot.  VIII-  AI-  und  Scntauaneri Cnrte  novit*« in Phot. 
p.  d68.  Der  Comptlator  aus  IW-roilots  Uuchern  in  unserm 
hiesigen  Codex  Bf.  129.  Riebt  in  ged«ichri.r  Stelle  auch  t^; 
»;■«»«":  'A/S»pwflftj  b.  meint  Commemaii.  Hrrodoir.  I. 
p.  449.  Man  \<  ii;l.  211  ilersttlbtn  Stelle  auch  The  cllMf- 
tul  Journal  Pdit.  XI.  p.  151. 

fi*2)  Meursii  I.eeit.  Alt.  lib.  II.  c.ip.  17.  de  regno  Lnrnii,  V. 
p.  22.  vergl.  IVeaseliitg  tum  DIodor.  XI.  14,  p,  ■4\s.  und 
zun1  Rrrodot.  I  h  La t eher  da&elbat  Fol.  I.  pär« 

3fci  sejq.  ;   ingltichen  Bast  Lct:re  critiquä  p.  20 i.  und  Ja- 
cobs jil  Amliolog.  gr.  Tum.  VII.  p.  65. 

693)  Lennfp.  ad  Phalaridis  epist.  40.  p.  ili  —  1*7. 

6^1)  Pausanias  I.  31.  j.  p.  lüu  Fuc. 


79? 

genannte  Gclehrie  den  Salz  :  die  bcTtihmle  Delphiscl 
Blincrva  habe  den  ttcinamcn  die  Vorsehende  gefühlt« 
durch  eine  Reihe  der  unverdächtigsten  Zeugnisse  aufser 
Zweifel  gesetzt  hat.  Ich  will  nur  eins  beibringen.  l>e- 
gnO&theneB  sucht  seinen  Gegner  als  einen  oh  gcd.-iiiken* 
losen,  oft  unsinnigen,  unverschämten  und  tollkühnen 
Menschen  darzustellen.  Dies  führt  er  nun  durch  eine 
Reibe  von  Sätzen  und  Gegensätzen  aus.  Darauf  fügt  er 
Bei:  die  alten  Völker  hätten  unter  andern  einen  Tempel 
der  vorsichtigen  Athene,  aber  nicht  der  Un- 
vorsichtigkeit (Tollkühnheit)  und  der  Srhaamlosig- 
lteit  errichtet  fi9i);  worauf  dann  von  der  grofsen  und 
guten  Athene  Pronöa  und  von  dem  sehr  grofsen  und  sehr 
schonen  Tempel  derselben  neben  dem  des  Apollo 
geredet  wird.  —  Aliein  nun  ist  offenbar  Lennep  auf  der 
andern  Seite  zu  weit  gegangen ,  wenn  er  den  Namen 
Pronä'a  (  riyoreua)  bei  der  Delphischen  Minerva  gar 
nicht  gelten  lassen  will,  Dafür  sprechen  doch  die  be- 
sten Handschriften  zu  deutlich,  Namentlich  mufft  hier 
auf  die  Jonische  Schreibart  ll$uvr,C)i  geachtet   werden. 


Die 


(#5)   Demosth.  in  AristoErfnn.   p.  813.   p.  779  sq.  Reisk. 

Hauptworte  sind  :  —  w*i  Tlfovoia.$  'A9if2$  —  oAA'  eu« 
«Tovo/a;,  ovi'  eoKuitiOi.  Taylor  v.n  dieser  Stelle  <  ptg« 
822  h<if|,  Keisk.)  sah  so  sehr  ein,  tinfs  die  Worte  keinrn 
Sinn  haben,  woim  die  Delphische  Minerva  nicht  I 
nöa  geheiften  habe,  dafs  er  lieber  die  Rede  für  nicht  De» 
mosihcnisch  haken  wollte.  Allein  damit  sind  die  andi  rn 
Vielen  Beweise  nicht  beseitigt ,  s.  Lennep  p.  l-'t  J  sq.  Denn 
was  Lsreber  zmn  Herodot.  a.  a.  O.  gvgen  die  Beweise 
aus  der  Demosthenischen  Stelle  sagt  ,  ist  in  der  That 
nichts  gesagt.  —  Vorsichtig  hat  auch  Wyttenbach  im 
FUtiarch.  Reipubl.  Gerend.  Praeceptt.  pag.  825.  pag.  305. 
11  f  o  vom;  im  Texte  gelassen.  Es  ist  dort  such  von  der 
Delphischen  Minerva  die  Rede,  Ich  bitte  meine  Leser, 
nun  wieder  an  den  obigen  Pronous  (Ilf&M$)f  den 
liirsicbligen  Sohn  des  Deucalion  ,  zu  denken. 


7<P 

welche  in  den  bewährtesten  Handschriften  des  llerodotua 
erscheint  ,y>K) ,  utnl  keine  so  leichte  Verwechselung  mit 
yipovoiat.  gettattcf  ,  nie  dies  bei  der  ordinären  Form  rcyo- 
»«i^*  der  Fall  ist.  Zweitens  begeht  Leurtcp  auch  eine 
|ncnnse<]ucnz.  Kr  zieht  aus  Pausanias  1.  3i.  i,  wo 
Athene  in  Atlica  mit  dem  Apollo  verbunden  erscheint, 
die  Vermuthung  ,  dafs  sie  auch  dort  lipo  rot«  gchcil^rn 
habe  69r).  Nun  frage  ich  ,  da  derselbe  Pausanias  (  X. 
3i.  3.)  die  Minerva  ,  deren  steinernes  Bild  vor  dem 
Eingang  zum  Tempel  des  Ismenischen  Apol- 
lo stand,  ausdrücklich  II  p  ö  i' est  o  $  nennt:  warum  soll 
die  Minerva  zu  Delphi  wegen  gleicher  örtlicher  Verhält- 
nisse nicht  auch  ilpuvui'a  geheißen  haben? 

Sie  hat  beides  geheißen;  und  die  gelehrten  Gram- 
matiker, wie  Harpocration  und  Andere,  haben  sehr 
wohl  gethiin  ,  dal's  sie  die  locale  und  reale  Namens- 
erlilärung  nebeneinander  stellten.  Ich  hoffe,  die  f '« » I - 
gende  Darstellung  soll  keinen  Zweifel  übrig  lassen,  dafs 
die  alten  Griechen  auch  bei  diesen  Namen  die  Gewohn- 
heit befolgt  haben  ,  wonach  sie  bei  sehr  heiligen 
Dingen  gern  zweideutige  und  leicht  umr.  u- 
heugende  Benennungen  brauchten. 

Ein  Schriftsteller  eröffnet  seine  Betrachtung  über 
die  Minerva  mit  folgender  Bemerkung:  *  Alhena  ist  des 
Zeus  Einsicht  (in-.i.n.),  sie  ist  dieselbe  mit  der  ihm  bei- 
wohnenden Forschung  (jrpopota)  ;  weswegen  denn  au  eh 
der  Athcna  Pronöa  Tempel  gebaut  weiden  v   698j.     Hier 


696)  Wesselinjf  und  Schweishätiser  m  den  kritischen  Anmerkt, 
xu  Herodot.  I.  i?_\  VIII.  SOT« 

697)  Lemiep  a.  |,  O.  p.  1  'ib. 

698)  Cornutus  de  N.  D.  20.  p.  18)  Gal.   und  daraus  Eudocia 
p.  2.  aber  nicht  so  vollständig.     Damit  hierbei  Niemand 


7Pi 

erscheint  schon  diese  Vorsehung  als  eine  Eigenschaft  des 
Juppiter,  als  seine  Vorsorge,  und  dann  als  abgeson- 
derte Person.  Mithin  sind  hier  Zeus  und  Athene  Pronöa 
verbunden,  Andere  Zeugnisse  der  Alten  zeigen  um 
dieselbe  Göttin  noch  in  einer  weiteren  Umgehung  von 
gOtttichen  Personen.  Vor  dem  Tempel  des  Apollo  haben 
wir  diese  Minerva  schon  angetroffen.  In  den  Amphi- 
etyonischen  Religionen  und  im  lyundcseide  war  Athene 
Pronöa  ruit  der  Leto  ,  mit  Apollo  und  Artemis  veilniii- 
den  f,99J.  Puusanias  in  der  Hescln  eibung  der  Attischen 
Gauen  macht  uns  mit  derselben  Göttcrgruppc  bekannt, 
und  giebt  uns  einen  Winh,  wie  wir  sie  ru  verstehen 
haben  7"'')  !  <<  In  Zoster  am  Meere  befindet  sich  auch  ein 
Altar  der  Athene,  des  Apolton  ,  der  Artemis  und  der 
I.cto  (Latena).  Mau  sagt  nicht,  d;«fs  Leto  ihre  Kinder 
hier  geboren,  wohl  aber,  d»!s  sie  wegen  der  bevor- 
stehenden Geburt  den  Gürtel  aui'geloset  habe,  und  da- 
her iej  dem  Orie  der  Maine  (Ztwrtfp,  Gürtel)  geworden  *. 
Dals  diese  Minerva  nun  keine  andere  als  die  Prunü'.i  W* 


den   fremd, trtisjpn   Begriff  einer   göttlichen   Vorse- 
hung  im  jetzigen  philosophischen  oder  christlich« 
einmische ,  bemerke  ich  gleich  vorläufig  ,  daß 
Synonym  mil  -^ci^nt  hier  zu   bei  rächten   i*:t.    Siehe  die 
Beweise   bei  Lennrp  p,  l"i7  sq.      NJ an  verbind«"    damit  das 
Ji,tyniotot;icum   Gudianuni    p.  48t..  wo  ileutungtn 


ar, 


795 

lernen  wir  von  dem  Redner  Aris'.uks  70r)  :  <tT..eto  nun, 
nachdem  sie  zu  Zoster  in  Attica  ihren  Gürtel  abgelegt, 
tind  dem  Orte  seinen  Namen  hinterlassen  hatte ,  immer 
vorwärts  schreitend  gegen  Morgen  bin,  unter  Anfüh- 
rung der  Athene  Pronoa »  landet  endlich  auf  Dclos,  und 
da  gebiert  sie  dann  die  Götter,  die  Artemis  so  v*ohl  nie 
den  Apollo»  den  väterlichen  (Tatpwov)  für  die  Stadt» 
(Athen).  Hierbei  macht  nun  das  gedruckte  Scholion  die 
Anmerkung:  «Pronoa  ward  Athena  genannt ,  weil  sie 
fürdieLeto  bei  dem  Gebarung* wer he  Sorgo 
trng  (n^oror,oau.ivr,)  dadurch,  dals  sie  dieselbe  über  das 
VorgebirgeSunion  in Altica  nachDetos  hin  überführte  | 

Dic&cn  Dienst  hatte  Athenäa  der  Latona  früher  geleistet, 


701)  Panathmaic:.  Ti>m  f.  p.  y7  Jfhb.  Vttgl.  Macrnb.  Sa- 
Iure.  I.  17.  pjg.  2^5  I5i|>.  „  Uiviii.te  pmovitteatiac  vicit  in- 
Matilii» ,  quae  creditur  juvisse  partum  (Lulonae).  Ideo 
in  iuMlli  UtJo  ,  ad  eonfiriuandam  BdtVCl  bbttltft,  aedes 
Proviuenuae  ,  ijuam  ww*  rif*yoit*$  *A£ijv2<  npjieU.int ,  apla 
religioa«  ct-lebratur. •'  Hiernach  *4re  auch  auf  der  Insel« 
Dt  los  ein  Tiinpel  der  Minerva  l'roiiöii  gewesen.  Len^ 
n*-p  p.  l47.  will  ,  wegen  des  Stillschweigens  andtrer  Au- 
toren ,  Delphis  statt :  in  insuta  DcJo  les»tn  —  ohne 
Handschriften  zu  kUlin. 

702)  Die  oben  angeführten  Lexicograpben  haben  diese  Notiz 
abgekürzt.  Im  imgtdruckien  Scholiasten  des  Aristides 
<bei  Lmiiep  p.  1  il>  )  i.st  sie  noch  erweitert.  Ich  bi  merke 
mir,  daft  vom  Letzteren  noch  der  Keilnrr  llyperidts  an-, 
geführt  ist  —  zum  Trost  für  die  ,  denen  der  mystische 
Ariülides  und  drr  astrologische  Macrobius  nicht  genug 
Zu>rautu  gewähret)  natfehren.  Lieber  aber  »ind  mir  s>ol- 
cht  Leser,  die  auf  den  iniirrcn  Zusammenlung 
der  Bf  ti  ill'e  ihr  Zut-auen  sem  n.  —  AufdemVor- 
gehirge  Sunium  itti  AtUca's  SÖdspiUe  hatte  Miiurva  einen 
alten  Tempil ,  und  hiefa  davon  \Ä  Odyss. 
JU.  278.  mit  dem  Eiisiath.  Putisan.  I.  I-  1.  mit  A.  Nihby 
Juggio  sopra  Pausanja   p.  li.    Jett  heilst  das  Vorgebif  »e 


als  Andern,  «fcs.  B.  da  sie  den  Danaus  mit  seinen  Töchtern 
auf  die  Insel  der  Sonuenlunder  ,  nach  Rhodos,  hinüber- 
itllirle.  Sie  hatte  Mehreren  den  Weg  ge«eigt  ,  unter 
andern  auch  dem  Ulysses,  der  sie  daher  auch  die  Weg- 
weisende genannt  70  ).  Merlicn  wir  aber  hier  auf  die 
Richtung  de*  Weges.  Von  Nordwest  nach  Osten  geht 
die  Fahrt.  Von  den  Tritonischen  Gewässern  steiget  die 
Jungfrau  auf,  die  vorsorgende,  um  dieLeto,  die 
kreifs ende  Nacht,  zuleiten.  Sie  bringt  sie  auf  die 
Insel  Delon.  Auf  dem  Eilande  der  Offenbarung  i* 
A»;Xm)  liomm°n  die  Lichter  des  Tages  und  der  Nacht 
auf  die  Welt,  und  mit  ihnen  Fülle  und  Rcichthum.  Es 
geschab  nicht  ohne  Absicht,  dafs  ick  an  die  Sonneninsel 
llhi.dus  erinnerte.  Zwar  spater  als  die  Alhenäer,  ver- 
nahmen wir  oben,  hatten  ihre  Bewohner  der  Minerva 
zu  Ehren  das  Feuer  angezündet,  aber  doch  eifrig  und 
von  ganzem  Herzen-  Sie  ehrten  Jupniter*  Tochter  hoch. 
Dafür  belohnt  sie  der  Vater.  Er  lälVt  auf  die  Insel  in 
einer  goldenen  Wullie  den  Plutus  (den  Heichthuro)  her- 
absteigen. Sein  goldenes  Bild  stehet  zum  Andenken  auf 
dein  Gipfel  der  Burg,  Der  Gott  ist  nicht  blind  vorge- 
stellt, wie  sonst,  sondern  sehend,  «denn  aus  For- 
schung ist  er  ihnen  gekommen  »  '°*).  Das  heifst :  er 
ist  ihnen  um  der  Minerva  willen,  und  durch  sie, 
gekommen.     Sic  ist  die  Fürsorgende,   sie  siebet  vor 


Crfj*o  Colonne  von  den  tlbrig  gebliebenen  Säulen  einef 
Tempels  der  Mfncrv. .  Ansichten  davon  geben  die  Rei- 
senien,  und  danach  das  ergänzte  Kupferblatt  zu  Barthe- 

lemy  Anacharse. 

703)  KOt^tla  Pausan.  HL  12.  4.  p.  381  Fac. 

?ö4)  (Jeher  das  Uebrige  s.  vorher.  Hierher  gebort  obige 
Beschreibung  dt-s  Rhodischen  Plutus,  Phrlostraii  Iinagg. 
II.   27.   p.  BJ3  Olear.    Ypy^vrm  *^i  ^<«w,  «*  »pevcii; 


797 

wnd  sorget,  dafs  Leto  (die  Nacht)  gebaren  Könne,  und 
difs  mit  Sonne  und  Mond  Heichthum  und  Irühliches 
Gedeihen  auf  Erden  sich  niederlassen.  Zeus,  dcrgmlse 
Austheiler  (it^tTO^  «.  oben  11.  p.  4«>7-),  verfüget  über 
diese  Wohlihaten  und  veitheilet  sie  —  mit  Recht,  dum 
er  ist  der  gi'bfse  Naturleib  und  des  Lebens  Quell.  Aus 
ibm  ist  die  grofse  versorgende  Tochter  hervorgegangen. 
Hatte  er  nicht  des  Lebens  Licht  und  vorsehendes 
Wesen  in  sieb  geballt,  wie  baite  M  können  her  vorge- 
bracht werden,  und  wie  hätten  mitbin  aus  dem  hrcilVcn- 
den  Sthoof.se  der  Nacht  die  Lirbier  des  Tones  und  der 
rbt,  jene  Quellen  des  natürlichen  Daseyns,  hervor- 
gehen können  ?  —  «  Dieses  so  grofse  Heer  von  Gott« 
heilen  vereinigend  in  eine  herrschende  Einheit  stellt  et 
die  Athene  Pronoa  auf  ('A^var  ■xydvQtuv  KCc^idmattpy. 
Von  ihr  s;i«t  der  Mythus,  sie  sey  aus  Juppiters  Scheitel 
(xoprcp^)  geboren  ;  wir  aber,  sie  sey  ganz  aus  dem  gan- 
«en  Honig  Sonne  (*HX*o«)  hervorgegangen  als  in  ihm 
begriffen,  insu  weit  abweichend  von  dem  Mythus,  dals 
wir  sie  nicht  aus  des  Hauptes  Scheitel,  sondern  aus  dem 
ganzen  hervorkommen  lassen  ,  indem  wir  auch  darin 
von  dem  alten  Spruch  nicht  abweichen,  dafs  wir  den 
Zeus  in  nichts  von  der  Sonne  verschieden  nehmen;  auch 
darin  neuem  wir  nicht,  d.'Ts  wir  eben  diese  die  Athene 
Pronoa  nennen  r  .  Ks  wird  ein  Zeugniis  eines  altrn  1  lich- 
ter* hinzugefügt ,  welches  besagt,  wie  einer  «nachPvtho 
(Delphi)  und  zur  blauäugigen  Pronoa  gekommen»  7u5). 


JliS)  Julianus  Imperator  in  Orat.  IV.  pag.  f 49  ed.  Spannern, 
und  iI.ir.uiM  Eustatbius  ad  lliad.  A.  p.  a\3.  Man  liefet,  wie 
liier  Zeus  als  Sonne  ,  d.  li.  als  Nonne  in  böeüster  Potenz, 
alt-  Bedingung  der  GebJrerin  der  natürlichen  Sonne  ,  ge- 
nommen wird.  Man  bemerke  aber  auch  t  daf*  der  Kaiser 
diese  Verbindung  der  Atlicne  Pronoa  herumbrachte 
Lehre  lirnni.     Dir  Vers  aus  dein   Dichter  Ir  if>t : 


79^ 


Hiernach  Hunnen  "wir  uns  die  Elemente  der  Delphi* 
sehen,  Thebanischen  und  Altischen  Sunnenlehre  nach 
ihren  Pei  soniueationen  tabellarisch  ordnen : 

Zeus  (Naturleib  und  Leben) 

Leto  (Nacht)       Athene-  Pronoa  (vorsorgende  Ge- 
hü  Hin  der  Lichlgebui  t). 


I^^M 


Apollo  (Sunne)     Artemis  (Mond) 

So  sind  hier  von  den  Lehrern  der  Nalurreligionen  die 
groftea  Bedingungen  alle6  Lebens  in  erster,  zweiter  and 
di  i|  ter  Ordnung  verkörpert:  Obenan  Zeus,  der  grufse 
Naturleib  und  das  unbestimmte  Leben,  so  lange  er 
noch  nicht  die  Bestimmung  gefunden*  Aber  er  blieb 
nicht,  in  sich  selbst  verschlossen  ,  sondern  siinftigte  sich, 
wallrte  über  in  Liebe,  und  theilte  sich  selbst  in  sich  als 
den  Lichtquell  und  in  die  Lielitfürdererin.  Mit  inni 
Wohlgefallen  sah  er  die  strahlende  und  für  Licht  I, 
pfendc  Tochter  aus  sich  hervorgehen.  Nun  war  F 
schung  getroffen,  und  die  gute  Athenäa  leitet  die 
hreifsende  Nacht  auf  den»  hnsteren  Wege  ins  Morgen- 
land, auf  dafs  sie  gebaren  könne  auf  der  Tages-  und 
O  f  fe  n  bar  u  n  gsi  n  s  el  "°').  Hie  Offen'iartmg  wird  ent- 
hfillt  ku  Delphi  an  dem  Orakelorte  (lluSut).  Dorthin 
mufs  derjenige  sich  wenden,  wer  die  blauäugige 
Pronöa  kennen  lernen  will  I"ü").  Die  blauäugige  Athene 
gesellet   sich  zur   iinsteren   Leto   (der  Nacht) ,    weil  aus 


i  als 

s 


?{Wi)  Orpln-us  ad  Mnsaeum  (Hvmn.  L  vs.  3n.)  Mnkt 
t«  9*ouf    ä'ydfjj-;  ft  im  ratet  IIfCvo«orv.      \J.\^    i>[ 
Ivl  i  I  ich  i  is,  der  gütige.      Demostht-nes  a.  a.  U. 
ll^Gut,  'AT-vä;,  ul;   u-yd)-^  *CU  4  • '  %  i '■  i)  c,  !hoS.     Den  \1 
nach  Morgen  (*\.i;  s'ou)  kennt  Arisiides.      Das  Y.\< 
auf  der  Tagesinsel  \h  Ay. 

707)    Der  Dicbtrr  beitu  Julianus  a.a.O.   flvi  w    - 
m  £  ir  a  1 1  a  <.' :  :  i  >j  v. 


799 

den  blauen  Flutben  der  Urgcwn'sser  (am  Trlmmschen 
See)  und  aus  dem  Schoolse  der  finsteren  Nacht  Sonne 
und  Mond  emporsteigen,  und  weil  die  Sterne  aus  dem 
fluchten  Elemente  ihre  Nahrung  ziehen  ,  aber  auch, 
weil  die  unergründliche  Tiefe  des  blauen  Himmels  die 
ewigen  Wohnungen  verbirgt,  aus  denen  die  Sterne  her- 
vortreten» 

Nun  «erden  wir  wohl  einsehen  ,  wie  es  kommt,  dofs 
Athene  Pronoea  vor  dem  Tempel  des  Apobo  zu  Del- 
pht  und  bei  Theben  stehet,  .mithin  Pronoea  (  Hp' 
heifst  und  ist,  und. warum  sie  eben  dort  auch  die  Für- 
s  eben  de  heilst  und  ist  ^UfOi-oia)  —  sie  inufs  ja  sorgen, 
dafs  er  komme,  sie  muß*  ihn  unter  ihre  Aufsicht  neh- 
men. Ohne  diese  Gegenwart,  Obhut  und  Vor- 
sicht ist  kein  Licht  zu  hoffen  und  zu  erhallen,  auch 
keine  Einsicht  in  die  Zukunft,  kein  Weissagen 
und  Wahrsagen  ,  welches  Apollo,  die  Alles  durchdrin- 
gende Sonne,  vollbringt.  —  Das  ist  eine  Fürsorge  und 
"Vorsorge  (IIpou  *;&£*«)  für  die  ewigen  und  unwandelba- 
ren Lichter  und  für  die  Seher  "°  )>  Prometheus  ent- 
lehnte einen  Lichtfunken  vom  Himmel. 

$.  3.. 
Ideen  über  Minerva  überhaupt. 

Nun  wird  ein  Jeder  von  selbst  sich  vorstellen,  dafs 
die  Denker  unter  den  Griechen  auf  diesem  Grund  und 
Boden  alter  natürlicher  Anschauungen  nicht  stehen  ge- 
blieben ,   nachdem  einmal  Plato  angefangen  ,    von  einer 


70S)   Daher  Soplincles  in  den  Trachinerinuen  82J.  (SJ6.)  einer 
wai  ;  jjeuYnkr  ,  wo  Andere  *  schrie- 

ben ,   d.  h.  r>j;   irdkau  //  *■■>  j   der  von   Alters    her 

weis4jgc1.de  c  Man  veigl,  den  Schoü.ist« n  und  Musjjrave 
daselbst,  welcher  den  Bopbocle*  im  Oedip.  Colon,  vs.45-1. 
vergleicht. 


8oo 


•npovota  ^eoi",  von  einer  Vorsehung  Gottes,  in 
reden  70<)).  Doch  erst  die  Stoiber  gaben  ihr  eine  in  Re- 
grillen  gedachte  Selbstständigkeit ,  und  gesellten  ihrem 
"Werkmeister  der  qualitälcttluscn  Materie  eine  eigene 
npövotu.  oder  providentia  bei ;  worüber  sie  mit  den  Epi- 
kureern in  Streit  geriethen  7t0).  So  trennten  sich  nun 
die  Theorien  über  die  Minerva  weiter  fort.  Einige  re- 
deten von  ihr  als  Ton  der  das  Universum  durchdringen- 
den Vernunft  7M);  und  Cclsna  hatte  diejenigen  belobt, 
die  in  der  Sonne  und  in  der  Minerva  den  höchsten 
G  o  tt  verehrten  ,  während  Origenes  7'-2)  dieses  nur  tro- 
pisch verstanden  wissen  ,  und  die  selbstständige  Existenz 
{yTtöoiaoii,)  dieser  Gotlin  leugnen  wollte. 


709)  Im  Timäus  p.  10.  p.2f>  Bf  kker.  *o*fäf»  — 
toC  2*ov  y»v&&ai  t^vdiivj  und  oiicr;    vergl.  P 
in  Tim.  p.  1-6.  und  EavorinuS  a|i,  Diogen.  Laert.  üb. 111. 
§.  24. 

710)  Plutarch.de  Isid.   p.  36y.    p.  .511  Wyltenb.   oirsd-roiev 
l^ms^yz-j  */>;;,    fvfl  Xayvv    Kai    fifa  ,    t^  oi  1 

y.ci ,  ite^iyatrfa'-^  andynw  v.itt  v^areJc-^v.  Vergl.  Cicero  de 
N.  D.  I.  8.  p.  31.  und  u.  77).  mit  dm  Anmerkungen  iu 
Unserer  Ausgabe. 

711)  fyanftti  eil  muran  SrtjKOBo-«   Aihtmror.  Legat,  cap.  i?. 
p.  86.  trefft.  Jajnbu'ch.  de  Myster.  Argypi.  V  111.  i.  p.  toi. 

712)  Adversus  Celsum  hb.  VIiL  pag.  42^.  Cudwonh  im  Sy- 
stem. inlHkctuiil.  p.  615.  Vergl.  p.  46S.  findi  £Ln 
wahrscheinlich,  dal*  die  allen  Griechen  ihre  Athene  zu- 
weilen lUr  die  höchste  Gottheit  selbst  genom- 
men, und  Begriffe  damit  verbunden  haben,  wie  wir  sie 
in  Salomons  Sprtlchetl  von  der  c-cvp/a  bemerkt  finden, 
t.  B.  VIII.  23  ff.  ,,  Ich  bin  eingesetzt  von  Ewigkeit,  von 
Anfang  vor  der  Erden.  Da  die  Tiefen  noch  nicht  wai 
da  war  ich  schon  bereitet  ,  da  die  Brunnen  noch  ni 
mit  IVawer  (pioHen.  Ehe  6t:\\n  die  Bi-t^e  eingebe] 
M.ucnj    vor  dtu  EjQgtfn   Wfti  ich  bereitet,"     IM  in   »i 


Die  Verfolgung  dieser  theoretischen  Differenzen 
gehurt  in  die  Geschichte  der  Philosophie.  —  Wir  Wol- 
len zum  Schlüsse  sehen,  wie  die  nachdenkenden,  aber 
bei  der  Religion  ihrer  Vater  gebliebenen  Griechen  sich 
andächtig  und  geistreich  über  ihre  grofse  Athene  ei  kla- 
ren. Ihnen  war  und  blieb  sie  das  Wunderkind  aus  dem 
mütterlichen  Schoofse  oder  Haupte  eines  Vaters. 
Darüber  läfst  sich  nun  ein  priesterlieh  gläubiger  Mann 
so  aus  7ii):  *Zeus,  der  niemand  ihm  an  Würde  Glei- 
ches finden  konnte ,  um  durch  diesen  sie  hcrvorzubi  tn- 
gen  ,  erzeugete  sie,  indem  er  sich  in  sich  selbst 
zurückzog  *'4),  und  gebar  sie  auch.  Daher  ist  sie 
auch  allein  festiglich  des  Vaters  ächte  Tochter.  Der 
Tater  ist  aller  Dinge  Werkmeister  und  Konig.  Sie  ist 
aus  seinem  Haupte  geboren ,  aus  dem  nichts  Schöneres 
geboren   werden   konnte  als  Alhcräa.     Sie   aber  konnte 


»ich  vorstellen,  w|e  hierbei  Moshe  im  abwehret,  ein 
Mann,  der  übrigens,  bei  aller  seiner  Gelehrsamkeit, 
einen  wunderbaren  Mangel  an  Sinn  für  die. Religionen  der 
\orwelt  halte.  Cudworth  hatte  da*  Af  rgernil*  verhindern 
können  ,  wenn  er  den  einfachen  und  ewig  wahren  Sau 
vorangeschickt  haue  ,  dar»  die  Körper-  und  Geisterwelt 
an  der  großen  Minerva  gleichen  Anthetl  haben.  Die 
Idee  von  der  Minerva  ist  freilich  Beweis,  dal«  in  den 
Priesterlebren  der  Vorwelt  ein  Rationalismas  im  Keime 
lag  ,  aber  auch  im  Keime.  Mit  andern  Worten  ,  Minerva 
ist  ihrem  Wesen  nach  bestimmt,  ein  all  wirksamer,  selbst- 
standiger  VernunftbegrifF  zu  werden  ,  aber  der  gewaltige 
fi  a  i  o  r  g  e  i  s  t  des  Morgenlandes  liefs  sie  nicht  lo- 
tst und  bleibt  im  Gebiet  der  Religion  eine  grobe  An- 
schauung orientalischer  Priester. 

713)  Aristides  in  Minervam  I.  p.  9.  p.  17  sqq.  Jebb. 

7t4)  'Ä;iyo.^cii  atrii  n\  aCrt,.  Das  lautet  ga  \i  Indisch  ; 
und  wer  sieht  nicht,  dafs  der  Hintergrund  von  Mmervens 
Geburt  und  Wesen  ein  Indischer  Avatara  i*l? 

II.  5i 


802 

«  auch  aus  keinem  besseren  Orte  kommen  ,  als  aus  die- 
sem Haupte  7l5).  Sic  kam,  gleich  der  Sonne  ,  die  mit 
vollen  Strahlen  aufgeht,  ganz  gerüstet  aus  des  Vaters 
Haupte,  weil  sie  bereits  inwendig  Ton  ihm  den  Schmuck 
empfangen.  Daher  ist  sie  auch  unzertrennlich  von  ibm. 
Sie  bleibt  beim  Vater,  wie  mit  ihn»  zusammengewachsen  ; 
sie  athuict  in  ihm  (uvaTii'ti  eiq  oivtqv).  Sie  allein 
ist  mit  ihm  allein  (uovr,  ftoVbi)  ihrer  Herkunft  eingedenk. 
Daher  ist  sie  selbst  dem  Vater  achtbar.  Sic  ist  m 
Beisitzerin  und  Bathgeno&sin  7l6).  Sie  sitzet  zu  seiner 
Bechten  ;  empfangt,  höher  als  alle  Boten  ,  für  die  * 
ter  des  Vaters  Befehle,  und  ihr  kann  selbst  des  fecHl 
Dunner  und  Blitz  nichts  schaden  ,  weil  sie  stärker  ist 
als  diese.» 

«  Die  Theologen  preisen  hauptsächlich  »wei  Kräfte 
an  unserer  Gebieterin  Athene,  die  bewahrende  und  die 
■vervollkommnende.  Die  eine,  welche  die  unversehrte 
und  unbegreifliche  Ordnung  des  Ganzen  über  der  Ma- 
teiie  bewahret;  die  andere,  die  alle  Dinge  mit  intel- 
lcctuellcm  Lichte  erfüllet  und  sie  zu  ihrer  Ursache  hin. 
w endet.  Dem  gemäfs  preiset  auch  Piaton  im  Timaeus 
die  Athene  als  die  Kriegliehende  und  als  die  VNeisheit- 
liebende  7l7).  Der  Ordnungen,  die  von  ihr  angegeben 
werden ,    sind    drei  :    Eine   die   queliiuäfsigc    und   inttl- 


715)  Physisch  nahmen  dies  Andereso:  Minerva  ist  des  Ae» 
lh« .-r-i  Gipfel  ,  Juppuer  des  Acihcrs  Mitte,  und  Juno  "lie 
Luft  unten  samt  der  Erde.    Macrub.  Saturn,  III.  4. 

716)  Man  eiinnrrc  sich  an  Zeus  den  Berather  und  Albtue 
die  Beratlierin  ,  oben  11.  u.  512. 

717)  <$t>jrTcksfAov  ts  *.m  fyk&mfytto.  Darüber  6.  oben.  Jett  will 
ich  nur  noch  bemtrken.  dafs  Valckenaer  im  Theopbilus 
od  Auinlycuin  üb.  DI.  pag.  278.  auf  dem  Rande  meine« 
Kxrmplar»  dort:  ASy-ü;  rijj  <P»AohoAtöv  richtig  in 
vp  /  A  0  «  e  A  ifj.o  u  verbessert. 


8o5 

«lectuelle,  Vermöge  Welcher  sie  sich  seihst  im  Vater 
setzet ,  und  von  da  nimmer  hervorgeht.  Die  zweite  die 
herrschaftlich«?  (  prineipmäTsige  ) ,  vermöge  welcher  sie 
der  Kora  (Pcrsephone)  beistehet,  ihren  ganzen  Hervor* 
gang  bestimmt,  und  sie  wieder  zu  sich  seihst  zurück- 
wendet. Die  dritte,  die  abgesonderte  ,  vermöge  welcher 
sie  die  ganze  geordnete  YV  elt  vollendet  und  heuachet 
und  mit  ihren  eigenen  (Athenäischen)  Kräften  um- 
hüllet»» ?  5). 

Dies  waren  diePrincipien  einer  naturphilosophischcn 
Theorie  von  der  Minerva,  Wir  beschtiefsen  diese  Be- 
trachtung mit  einer  kurzen  Darlegen»  der  Hauptsatze, 
die  ein  gelehrter  und  beredter  Grieche  vom  Standpunkte 
des  allgemeinen  rsationalglaubens  in  einer  ül- 
.entliehen  Hede  aufgestellt  hat  : 

«  Athcna,  sagt  Arislides  "")  i  ist  die  Urheberin  des 
geselligen  und  gebildeten  Lebens,  beides  für  den  Krieg 
und  Mir  den  Frieden.  Sie  gewahrte  das  Oel ,  der  Ge- 
sundheit iliilfsuiittel  ,  sie  erfand  Kleidung  zur  Gesund- 
heit und  zur  Zier,  Waffen  für  den  Mann,  "Webereien 
i'ür  das  Web,  Burgen  und  Städte.  Daher  ist  sie  Stadt* 
besitzerin  (TtuXtoü^o^)  ;    Gesetze  iür  den   Frieden  7-ü), 


718)  Proclus  in  Piatoms  Cralylum.  Ein  Theil  dieser  Worte 
und  der  folgenden  ist  in  den  Actis  phuoll.  M  jijjcc.  II.  1. 
pag.  Ü5.  Vi  im  Beugen  Werfer  und  von  mir  in  den  Mrlc- 
leium.  I.  p.  25.  im  OlaginsJ  miigetheilt  wordrit.  Aus  dt  m 
Folgenden  bemerke  ich  uur  noch  ,  tial  >  iiir  ■)«  bewah- 
rnidtr  Krall  der  Name  PjIIjs,  als  vollende -m.1  •  r, 
der  der  Athene  eigne.  Darauf  noch  fclinigeg  von  ih« 
rem  Yerhälmifs  zu  den  Cureten,  worüber  oben  beitits 
das  Notlüge  beigebracht  worden. 

"19)  Orat.  in  Minervam  Tom.  I.  p.  2t.  p.  11  sqq.  Jebb. 

;:o    \trgl.  damit  Julian«  Or.it.    IV.    p.  |50  Spanh.   Kar«*«T*. 


8o4 

«Waffen  zum  Kriege,    Rüstung  für  Fufsganger  usji 
Reuter,  Scliildc  für  den  Mann  und  Zäume  für  diel 
In   der  Göttin  Macht  Hegt  der  Sieg.      Sic    hilf 
bauen  zum  Krieg  und  zum  Verkehr;     sie  half  des 
zyges  Stiere  an  den  Pflug  anspannen.      Sie  ist  sehr 
schenf'reundlich,  auch  dem  Asklepios  zugethsn.  os4( 
haben  die  ältesten  Athenner  als  der  Hvgiea    eines 
errichtet.    Nicht  minder  ist  sie  dem  Poseidon  j.tttw. 
itövTtoq  (dem    der   Rosse    und    der    Fluthen   dcf  Mit 
meeres )  hold;    hold   auch  dem   Hernie«.       Ihr  hu 
Apoll  (in,  Dionysos,  die  Chariten  und  die  Muses.    Cs 
ihrer  Aufsicht  führen  die  Dioscurea  Tänze  auf.    S*«i 


k  »j  v  iii  eotyiat,  Ko/vwv/av.     Daher  die  Sage  vota 
leucus  ,  der  als  Hirtenknabe  von  der  Athen»  vo 
Offenbarungen  gewürdigt ,  nicht  als  seine  Sonde 
Gedanken  den  Locriern  Gesetze  gab.   Aristotel. 
hast.  Pindan  Olymp.    X.    17.     Chamaelton    ap. 
Alex.  Strom.  I.  p.  SS2.     Plutarcbus    de  sui  U 
p.  192.     Dafs  diese    alte  Volkssage    der  historisch 
istenz  des  Zaleucus  keinen  Abbruch  thun  kann,  hatHr« 
gegen  Reniley  und  Andere  gut  gezeigt  (  OjjUSCuH.  acaÄ 
II.  p.  62  —  65.  und  der  gelehrte  Göller  ist  ihm  mit  ladt 
in  dit-sem  Unheil  gefolgt  (de  situ  Syracusarurn  ad  Tal* 
Fragmin.  LV.  p.  25ysq.).  —  Als  Tlskiovy^e^  ward  M inert 
in  mehreren  Griechischen  Städten  verehrt,    wie   tirlf 
reits  gelegentlich   bemerkt  haben.     Auch  zu  Ch«os  {R> 
rodot.   I.  160.).      Auch  in   einer  Cretensi>chen   Bens» 
Urkunde  beim  Gruterus  Tfaes.  p.  DV.    V.    12.      Gant  «* 
Geiste  der  alten  Religion  weihete  Cicero    bei  seinem  AV 
gang  ins  Exil  ein   Bild   der  Minerva   mit  der  Auftehri. 
Custodi  Urbis,  welches  Plutarchus  übersetzt:  'Ai 
W  «K'Ajr*/,  5.  Vit.  Ciceron.  cap.  29.  p.  877.  p.  258  td.O 
ray ,  vergl.  Cicero  de  Legg.  II.  17.  $.  42.  ad  Famill.  XÜ> 
25.      Dieses  Bild   war  durch  einen   Sturm    umgeworh«, 
aber  auf  Befebl  des  Senats  wieder   aufgerichtet  woraVst 
(vergl.  den  Victorius  zu  dieser  Stelle    p.  2-.«   und 
Graev.). 


8o5 

«Führerin  and  Beschützerin  der  Heroen  gewesen,  des 
Bellerophon  and  Perseus,  des  Herakles  and  Odysseui. 
Sie  heifst  Nix»? ,  "Ep^dnj  und  Tlpovota.  Sie  ist  die  Rei- 
nigende (xaSotptrtoc)  und  Aufseherin  über  die  vullkom- 
mensten  Abwendung«-  und  Siihumiltcl.  Sie  beschwich- 
tiget den  Krieg  in  uns,  unter« ir II  die  mit  uns  von  Natur 
zusammengewachsenen  Feinde  (xoi>c.  avve%ei$  xai  iruu.- 
tpixovq  iföqovc),  und  giebt  dadurch  allen  Tugenden  Ge- 
deihen. Die  Worte  des  Zeus  und  die  der  Alhenäa  sind 
gemeinsam,  und  sie  kann  sonach  nicht  unschicklich  des 
Zeus  Kraft  (n  ovt'au.ts  tov  &iöq)  genannt  werden  »    ~- '). 

Vergleichen  wir  was  oben  bei  dem  Namen  Miner- 
va beigebracht  wurde,  so  werden  wir  kaum  etwas  Bes- 
seres finden ,  um  in  der  Kürze  das  Wesen  dieser  Gott- 
neil zu  bezeichnen,  als  wenn  wir  mit  Aristides  sagen  i 
sie  ist  Juppitcrs  Kraft  (  Aioq  oVvaun,  oder  alter- 
thümlicher:  £k6v  fiarot,).  Es  wurde  oben  gesagt:  Zeoi 
könne  ohne  Athene  nicht  seyn,  und  hinwieder: 
Athene  alhme  im  Zeus.  So  ist  also  in  Pallas- Athene 
einmal  des  gtofsen  kosmischen  Lebens  (des  Welllebens) 
unwandelbares  Besteben  gegeben,  Sie  ist  der  Licblkern 
der  geordneten  Welt ;  sie  ist  das  Lichtband  ,  das  alle 
endliche  Dinge  mit  dem  Urwcsen  verbindet,  und  ihr  Be- 
stehen im   Ewigen   sichert.       Sie    ist    der  begeisternde 


7T1)  Als  Dichter  hat  Proclus  sich  anf  denselben  Standpunkt 
mehrenlheils  gestellt ,  und  man  findet  daher  die  wesent- 
lichen Sat/.e  ,  die  wir  hier  am  Schlüsse  zur  Uebt- rsicht 
niedergelegt  haben  .  in  seinem  neuerlich  erst  auf  gründe» 
nen  Hymnus  *<"-,  'AStpd»  rcJw/^nv,  in  Heerens  und  Tych- 
sens  Ribhoth.  der  alten  Liter,  nnd  Kunst  I.  1.  Ineditt.  p. 
47  seqq.  Ilerdrr  hat  ilin  deutsch  gegeben  iu  Schillers 
Haren,  17^5.  St.  10.  Besonders  gehören  hierher  die  Verse 
37  ff.  ,  wo  er  die  Göttin  bittet ,  ihm  Vergebung  zu  ge\»:il»^ 
ren  wegen  der  Verirrungen ,  denen  der  Mensch  in  die- 
sem verwirrten  Leben  hingegeben  ist. 


SnG 


Feuertrieb  zu  allem  heroischen  Thun,  und  indem  sie 
allen  Naturen  und  allen  Geschöpfen  das  Urhitd  ihres 
"YVesens  vorhält,  wird  sie  der  i.nnul  seiner  Verwirk- 
lichung. Sie  ist  physisch  und  ethisch  unüberwindliche, 
unbcllccklickc  Lieht kratL  Die  Lqser  haben  gesehen, 
wie  wir  bemüht  gewesen,  euncret  zu  Werke  zu  gehen, 
und  alle  Vorstellungen  von  der  Minerva  in  Griechischen 
Landen  örtlich  und  wirklich  aufzusuchen ;  oberes 
durfte  nun  auch  nicht  unbemerkt  geladen  werden  ,  dafs 
der  Mittelpunkt  der  Minervenidee  mit  den  Lehrsätzen 
des  Persischen  Zendcesetzes  «irofsc  Aehnlichkeit  ver- 
i  Hill  '  ),  mag  auch  die  Minerva  selbst  Indischen  oder 
Aegyptischen  Ursprungs  sey», 


Darstellungen  der  Minerva  in  Athen. 

I'anathcnäen. 

Dieser  Gottheit  gab  nun  Athen  die  würdigste  Wuh- 
rtung  und  die  edelste  Bildung.  Zu  der  Burg,  wo  sie 
ihren  Haupt  sitz  hatte,    führten    die  Propyläen  "-■>). 


722)  VergL  unsern  ersten  Thtll  p.  713  f. 

723)  Vorhallen  halle  ihr  Tempel  auch  zu  Sats ,  und  gelehrte 
Forscher  wollen  in  den  Alhenjensischcn  Aegypti^che 
Nachahmung  finden,  Ueher jene  Aegyplischen  s.  Ifero- 
dot.  IL  17^;  über  die  Atlienisrhen  *foxjAa/a  Plutarcbi 
Pericl.  cap.  13.  mit  Philochori  Fragmin,  und  den 
mrrkk.  dazu  p.  55.  vergl.  mit  Stuart  Athener.  Antii 
Part.  II.  cap.  V,  pl,  III.  IVj  die  Nacbweisungen  in  Bot- 
tigers Andeutungen  p.  77;  ingtticlien  die  Betrachtungen 
von  Jomard  in  der  Uescription  d>.  I  BgVpte  Auliqq.  Vol. 
L  p.  3.  Vol.  IL  p.  207  sqq.  lieber  die  Burg,  Umgegend 
und  die  Fernsteht  oben  Herodot.  VI  II.  52. mit  den  Ausleget 
Eunpirlis  Hrp|i')lytu>  v$.  31  sqq.  mit  Valcken.ier.  Spol 
Inner,  p.  2ii.  und  fleerens  Ideen  1(1.  1.  p.  39. 


807 


ihrem  Ausgang;  sah  man  rechts  auf  der  Burg  den  neuen 
Tempel  ,  den  Parthenon  (6  TitJtpiSevdtv ,  das  Haus  der 
Jungfrau)  "24),  und  in  diesem  Tempel  die  chrys-  elephan- 
tinische  Bildsäule  der  Athene  Polias  (IloAt«v)  odci  Jung- 
frau (IlapSei'os),  mit  der  Siegesgöttin  (Nt*i;)  auf  der 
rechten  Hand ;  von  welchem  Idealhilde  die  Pallas  von 
Ycllclri  und  die  Pallas  Giustiniani  für  Nachbildungen  ge- 
halten  werden.  Jene  war  ein  Werk  des  Phidias,  wie 
noch  mehrere  andere  Minervenbilder  zu  Athen ,  z.  B. 
die  beschirmende  (  .-tijouoc^oü)  mit  der  Eule  auf  dem 
Fufegestell,  und  die  Lemnierin,  auch  ■xal.Xluopfpoq  ge- 
nannt 7ii). 


724)  Plutarcbns  a.  a.  O.  Balliger  Andeutungen  p.  73  f.  Stuart 
pl.  XXII.  XXX.  und  daraus  the  Elgin  Marbles  (  vergl. 
ilit  Tab.  XXXV  III.  nr.  3.4.5.  in  unserm  Bilderhefie  nebst 
der  Ki  klärung  p.  18.  über  dir  Fragmente  der  Reliefs)  vergl. 
Y\  ilkins  Athentensia  ,  London  lMo.  und  dazu  Cockerell 
in  Millin's  Annales  encyclopediques ,  Mdi  tb|7.  pag.  115. 
und  Letronne  im  Journal  des  Savans,  Octobr.  1817. 

725)  Von  der  Cliduchu«  ist  schon  oben  die  Rede  gewesen. 
Ueber  diese  verschiedenen  Minerven  des  Phidias  s.  die 
Stellen  der  Alten  in  unsern  Meletcmm.  I.  p.  24.  und  die 
Nachwcibungen  bri  Corsini  Fasti  Aitici  III.  p.  217  sqq. 
Büirigi-rs  Andeutungen  p.  8-i  f.  Heyne  Opuscc,  Tom.  V. 
p  J67.  Jacubs  Über  den  Reicht  h.  der  Griechen  an  plast. 
Kunstwerken  p.  23.  Thiersch  über  die  Kpochen  der  biU 
ilt-ndi-n  Kunst  p.  13  f.  Beck  Grundrifs  der  Archäologie 
p.  ISS —  IJJ7.  BdeJch  SlaatshauKhalunig  der  Athener  II. 
p.  2y5  IT.  300.  II :.  316.  319.  Ferner  ül.rr  die  Nachbildun- 
gen tler  Promaclios  und  Kallimorphos  zu  Drrsden,  Cas« 
Sil,  Wien,  München  in  Statuen,  Rüsten  ,  geschnittenen 
Steinen  u.  s.  w.  YVinckelmann  in  der  Gesell,  der  Kunst 
an  mehreren  Stellen,  besonders  p.  116  —  118.  (im  B.  IV. 
der  Werke  ueuestt  Ürendn.  Au-g.)  mit  den  Herausgebern, 
daselhkt  p.  Mi)  f.  31)5.  40n  und  R.  V.  p.  562.  und  daselbst 
3'ich  Ober  die  besten  Pallasbilder,  das  der  Pallas  von  Vel- 
letri .   in  der  Villa  Albani  und  Giustiniani.    Thiersch  a.  a. 


Su8 

Jene  HeilSgtnumer  auf  der  Atheniensischen  Burg 
waren  das  Ziel  der  festlichen  Prucessionen  ,  wnrnn  uns 
die  von  <  huisseul  Gouflier  und  von  Elgin  mitgebrachten 
Relief»  eine  anschauliche  Verstellung  gewähren 
Vorzüglich  sind  hier  die  gröTseren  und  die  kleineren 
P  an  a  t  h  e  nä  e  n  (xa  llui'ai*^}  ata)  auszuzeichnen.  Beide 
Feste  halten  ,  wie  fast  alle  Feste  der  Griechen  ,  ihr« 
Sagengeschichte.  Die  Parische  Chronik  giebt  den  Athe- 
nischen Honig  Erichthuiiius  als  deren  Stilter  an;  wonach 
ihr  Anfang  in  das  Jahr  i5o6  oder,  nach  Andern,  i5at 
Tor  Christi  Gebnrt  zu  setzen  wäre  727).  Die  kleineren 
Panathenaen  wurden  jährlich,  die  gröfseren  alle  fünf 
Jahre  gefeiert.  Jene  waren  mit  gymnischen,  mnsicali- 
sehen  und  Rent erspielen ,  mit  einem  nächtlichen  Fackel- 
lauf' { ^au-nador^os  «^(ov  7   Xoiftnao^u^opia  )  T-s)    und  mit 


O.  Eckhel  Choix  d,  pif  rres  grr  ees  nr.  18.  Schlichte« 
groll  in  der  Stoschischen  Sammlung  geschnittener  S 
IC  tab.  24.  i90.  Pellerin  Recueil  d.  Medailles  II.  ^8. 
Slieglitz  Versuch  einer  Einrichtung  antiker  Münzsamm- 
lungen p,  it.  Völktl  in  Welkers  Zeitschrift  für  die  alte 
Kunst  B.  I.  Becker  zum  Augusirum  I.  nr.  li.  15.  II. 
nr.  4l.  III.  nr.  y8.  und  über  das  G  uue  t^uatreniere  de 
Quincy  \t  Jupiter  Olymp.  p.  2l°sqq.  und  dazu  die  Kupfer« 
tafeln  p|.  VIII.   IX.  X. 

726)  Man  vergleiche  die  angerührten  Englischen  Werke  , 
gleichen  Mtllm's  Monuraens  inediu  iL  i.  p.  4i.  und  Mu- 

sec  Napoleon  Vol.  IV.  p.  26. 

727)  S.  die  Parische  Chronik  Epoche  6  und  10.  p.  4  und  27. 
nach  der  Ausgabe  von  Wagner,  vergl.  Meursii  Panjihe- 
näa  (Vol.  VII.  Thesutir.  Antiqq.  Graecc.  Gronov.)  c-jp.  1. 
und  Corsini  Fasti  Altici  Tom.  I.  p.  30.  T.  IL  p.  iSl.  und 
T.  III.  p.  91  sq.  Man  hat  *AC^va/a  und  ElavaSwvaja  und 
von  diesen  wieder  die  kleineren  und  gröfseren  zu  unter« 
scheiden. 

72?)  Meursius  Panath.  cap.  8.  p.  88;  womit  man  den  Hermi** 


einem  gemeinschaftlichen  Stiernpfer  verbunden.  An 
den  größeren  hatten  alle  diese  Cnrämonien  eine  grofsere 
Feierlichkeit.  Alsdann  sangen  Rhapsoden  die  numeri- 
schen Gedichte,  und  dann  ging  auch  die  gruf&e  Proces- 
sen der  gesammlcn  Atheniensischen  Bürgerschaft  mit 
den  Schützt1  erwandten  ;  wobei  viele  Personen  beider  Ge- 
schlechter ,  nach  verschiedenen  Abstufungen,  die  fest- 
lichen und  zum  Opfer  erforderlichen  Gerathe  (SotXXo- 
ffto/pia  ,  xarqqyopia ,  a*arpt;<popia)  zur  Burg, hinauf  trugen. 
Den  Zug  begleiteten  YYaflentänzc ,  mimische  Darstellun- 
gen des  Gigantenkriegs  ,  wobei  Minerva  vorzüglich  sich 
ausgezeichnet  hatte.  Daher  sie  auch  vorzugsweise  die 
Würgcrin  der  Giganten  biePs  :-'').  Hierbei  müssen  wir 
etwas  verweilen ,  da  ein  wesentliches  Symbol  dieser  Pcst- 
lichltcit  zu  bemerken  ist,  wozu  ich  aus  einer  ungedruch- 
ten  Quelle  etwas  beitragen  kann.  Es  ist  jener  Zug  der 
Athenischen  Matronen  mit  dem  Peplus  (jtenXcK).  Zu- 
vorderst müssen  in  Betracht  des  vollen  Anzugs  der  Göt- 
tin Minerva  unterschieden  werden:  die  Tunica  (o  ^*tuv), 
sodann  niyic,,  der  Schuppenbarnisch  oder  das  lederne 
Schutzgewand  mit  dem  schlangenhaarigen  Gorgonenkopf 
(yaiiyovitov)  7  °) ,  und  endlich  der  Peplus,     Dieses  Wort 


in  Plalonis  Phaedrura  pag.  78.  und  den  Scholiasten  iura 
Plato  pag.  57  Rubriken,  verbinden  inufs.  Bildliche  Dar- 
stellungen dieses  Fackellaufs  giebt  das  Englische  WTertl 
von  Tischbeins  Vasengcmalden  .  z.B.  Tom.  U.  nr.  25. 
Tom.  J1L  nr.  48. 

729)  Cornulus  de  N.  D.  cap.  20.  p.  169  ed.  Gal.  Eudocia  p.  5, 
welche  sie  yiyxvrc^cvribii  nennen,  Ucber  die  Sache  verg]. 
man  noch  Tzeiz.  in  Lycophron.  vs.  63.  mit  Müllers  An- 
merkte, p.  359  sqq. 

730)  Ueberdie  Aegis  vergl.  Grubers  Worterb.  der  Aesthetik 
I.  p.  6l  (F.  und  zur  Versinnlichung  besonders  den  bemer- 
kenswerten Sturz  der  Dresdner  Pallas  im  AujOfteem 
I.  tab.  9. 


s 


10 


bezeichnet  bekanntlich  oft  einen  Schlrier  ,  oft  aber  und 
bei  der  Pallas  insbesondere  einen  Mantel,  oder  vielmehr 
ein  mantelartiges  Frauengewand.  Die  friedliche  Miner- 
va ,  wo  sie  als  Medica  oder  als  Begleiterin  der  Musen 
oder  in  ähnlichen  Situationen  erscheint,  hat  in  der  Regel 
jenen  Pcpius  an.  Sobald  sie  aber  im  Kriege  thatig  war, 
legte  sie,  nach  der  dichterischen  Vorstellung,  dieses 
lange  und  im  Kampfe  beschwerliche  Frauengewand  ab  *-*'). 
In  JSetreff  der  Panalhenäen  sind  nun  zwei  Peplt  {•niitXot) 
zu  unterscheiden  ;  denn  auch  an  den  kleinen  Panathe- 
näen ward  ein  Peplus  in  Prucession  getragen  7l  ).  Ei- 
nigen Zeugnissen  zufolge  war  auf  dem  Pepius  der  klei- 
neren Panaiheuäen  der  Sieg  der  Athener,  als  der  Zög- 
linge der  Minerva,  gegen  die  Atlantiner  vorgestellt 
nach  Andern  war  diese  ganssc  Feier  zum  Andenken  des 
Sieges  über  den  Giganten  Aster  oder  Asterios  eingesetzt 
winden,  und  zwar  vom  Krichthonius ,  dem  Sohne  des 
Amphictyon  7  4).  Der  gelehrte  Scholiast  des  Arislides 
a.  ö.  O.  führt  zwölf  berühmte  Spiele    der   Hellenen  auf, 


T'.li  lliarl.  V.  736.  vergl.  E.  Q.  Visconti  zum  Museo  Pio- 
Clement,  L  pag.  yi  der  neuen  Mailander  Aubgjlie.  Sehr 
dtmlich  zeigen  uns  manch**  Griechische  Vasenbilder  die 
Dorische  Tunica  1,0  y_iru.v)  ohne  Aermel,  und  denPeplu» 
oder  das  faltenreiche  Frauengewand.  Man  vergleich?  jezt 
EnglefiVId  —  Vases  by  Henry  iVJoses  Heft  II.  pl.  10.  und 
dazu  die  Uemcrkk.  des  Herausgebers  p.  13.  p.  15. 

732)  Ein  Satz  ,  den  zwar  Menrsius  hal  leugnen  wollen  (LectL 
Allicc.  1 1,  8,  p.  I8t4  —  1S16  Gronov.  und  Panaih«?n.  cap.  17. 
p.  1V7  Gronov.)  ,  der  sich  ahrr  aus  mehreren  Stellen  der 
Griechischen  Erklärer,  z.  B»  des  Scholiattea  zum  Plato 
p.  1  ii  Kuhnken.  unwiderleglich  ergiebc. 

733)  Scholiast.  Piaton.  a.  a.  O. 

73 i)  Scholiastes  mscr.  Aristidis  Fanathen,  (zu  pag.  1^9 
Jebbiscben  Textes) 


8 


1 1 


fangt  mit  den  FJeusinien  an,  und  endigt  mit  den  Pythi« 
sehen.  Nach  dieser  Ordnung  habe  sie  Aristoteles  aufge- 
führt ("AptffTOTtAjtt  *i$  ninkovq  avv$n\c,  r^eSeTo).  Das 
ist  nicht  der  Stagirite,  sondern  ein  anderer  Aristoteles, 
der  Verfasser  eines  Gedichts  Tti-nXoi  betitelt.  Es  waren 
darin  die  Grabmäler  der  Heroen  besungen ,  und  das 
Werlt  wird  von  andern  Schriftstellern  auch  angefühi1 
In  jener  Aufzahlung  nach  Aristoteles  nehmen  nun  die 
lileinen  Panathenaen  (die  älteren)  die  zweite  Stelle  ein. 
Der  Name  des  Giganten,  dessen  Tod  sie  verewigen  sol- 
len, heifst  dort  das  einem  al'AffTjfp  ,  das  nndcremarA«jx£- 
pioc  Der  Attische  Mythus  hennt  diesen  Namen  auch 
sonst  als  den  eines  feindseligen  Wesens.  Auch  der  Na- 
lionalheros  Theseus,  der  Erneuerer  der  Panathenaen, 
sollre  einen  'AaTt^ioq  oder  'Aarfptov,  den  Sohn  des  Mi- 
nos,  auf  Greta  erschlagen  haben.  Auch  dort  also  ver- 
schiedene Schreibart  736)  :  auf  jeden  Fall  mufs  nun  in 
cem  ohnehin  so  verdorbenen  Texte  des  Hyginus  (fab. 
praefat.  p.  4  Staver. )  in  dem  Verzeichnis  der  Giganten 
der  Name  Asträus  in  Aster  oder  Asterius  geändert 
werden.  Nach  der  Natur  der  Sache  können  wir  jezt  ver- 
muthen  ,  dafs  der  Peplus  der  lileinen  Panathenaen  die 
Ai'istic  gegen  den  Giganten  Asterius,  als  eine  einzelne 
I  hat . ,  die  man  von  der  ganzen  Gigantomachie  abson- 
derte ,  dargestellt  habe.  Der  Peplus  der  grofsen  Pan- 
athenaen enthielt  den  ganzen  Gigantcnlumpf.  Dafs  die- 
ser Peplus  nicht  blos  am  Rande  ,  sondern  auf  seiner 
ganzen  Oberfläche  mit  Figuren  besetzt  war,  scheint 
mir  nach  den  Stellen  der  Alten  (Fischer  ad  Piatonis  Eu- 
typhr.  cap.  6.)  nicht  nothwendig.      Vielmehr  gefallt  mir 


715)    Meursü  Panstb.   cap.  18.  p.  9S.    A.  Gellii  Praefatio  ad 
Noctt.  Atticc.  p.  5.  und  daselbst  Gronovius. 

736)  Heyne  ad  Apollodor.  Ilf.  1.  4. 


oll 

Böttigers  Ansieht  (Andeutungen  pag.  58.)  j  der  aus  den 
Streifen  mit  zwölf  Feldern  an  dem  Peplus  des  be- 
rühmten Sturzes  der  Dresdner  Pallas,  in  Verbindung 
mit  Beobachtungen  an  Aegyptischen  Bildwerken  ,  den 
Schluß  macht,  dafs  wir  hierin  das  achte,  nach  Athen 
fortgepflanzte,  Aegypliscbe  Statuencostume  erblicken. 
A uch  der  Myt.hu*  ,  dafs  Minerva  mit  den  übrigen 
Olympiern  in  der  Gigantomachie  thütig  gewesen 
mnfsle  auf  zwölf  Felder  (o"©3exci&to$)  führen,  die  «m 
füglichsten  den  Rand  einnahmen. 

Was  war  aber  in  der  Mitte?  Ein  früherer  Gelehr- 
ter 737)  vermuthete  :  die  sichtbare  Welt.  Ich  glaube  I 
diese  Meinung  ist  so  übel  nicht,  wenn  wir  sie  richtig  Ter- 
stehen;  nämlich  als  den  xöafiQ$  ,  als  die  geordnete 
L  i  c  h  t  w  e  1 1.  Das  ist  ja  die  Olympische  Ordnung, 
und  ob  diese  erhalten  werden  oder  untergehen  sollte, 
darum  galt  ja  der  Kampf  mit  den  Giganten.  Wie  schic'  - 
lieh  also ,  wenn  am  Rande  die  Kämpfenden  abgebildet 
waren  ?  Man  denke  auch  an  den  Homerischen  Schild 
mit  dem  Firmament  in  der  Mitte,  um  welches  die  Scenen 
auf  Erden  in  verschiedenen  Abschnitten  herumgelegt 
waren.  Noch  vielmehr  möchte  ich  jezt  an  die  Sternen- 
himmel an  den  Decken  der  Aegyptischen  Tempel  mit 
den  Thiei  ki  eisen  erinnern  T  wie  sie  das  grofse  Franzö- 
sische Werk  vor  Augen  stellt;  und  zugleich  meinen  Le- 
sern ins  Gedächtnifa  zurückrufen,  dafs  wir  die  Mi- 
nerva als  die  erste  Epiphanie  der  Li  cht weit 
kennen  gelernt  haben.  Nun  blicke  man  auch  auf 
die  oben  gelieferte  Geschlechtstafel  der  Athenischen  Kö- 
nige zurück,  und  sehe,  wie  dort  einErysichthon  Uinder- 
v  los    neben    Hcrse ,    Aglauros   und  Pandrosos    erscheu 


6ib 

Im  vierten  Theile  *JS)  unseres  Bucht  werden  wir  den 
Erysichthon  als  eine  Art  von  Typhon  kennen  lernen, 
d.  h.  als  einen  feurigen ,  verderblichen  Dämon.  Mit  dem 
Typhon  mufMen  die  Götter  auch  kämpfen  ,  ehe  die  Olym- 
pische Ordnung  gesichert  war.  J*k>  Sonnensphäre  und 
das  siderische  Firmament  haben  auch  ihre  Feinde.  Wenn 
Sonne,  Mond  und  Sterne  in  gemäßigter  ^  irKung  Ge- 
deihen und  Segen  bringen,  so  zerstören  dagegen  die 
rothen  ,  glühenden  ßiandgcister  Alles,  was  Athene  und 
Ceres  geordnet  haben.  Acgypten  hatte  diesen  Gegen- 
satz in  seinem  Typhon  personificirt.  Da  nun  die  Athe- 
nische Genealogie  ihren  £rysichthon  hat ,  welcher  auch 
A  et  hon  (AtStar)  oder  der  Brenner  hiefs,  und  da  un- 
ter den  Giganten  auch  ein  Asterius  genannt  wild, 
dessen  Niederlage  auf  dem  andern  l'eplus  abgebildet  war, 
ein  Name,  der  an  das  ä<rrpo$okf,<xai  und  an  den  schäd- 
lichen Siderismus  uns  erinnert  —  so  dürfen  wir  wohl 
annehmen  ,  dafs  jene  Panathenaischen  Festgewänder  das 
Firmament  mit  den  guten  und  bösen  Mächten,  oder  mit 
andern  Worten  ,  den  Kampf  des  Lichtes  mit  der 
Finsternifs,  dargestellt  haben.  Auf  dem  l'eplus  der 
grofsen  Panathenäen  sah  der  Zuschauer  den  Kampf  der 
Olympier  mit  den  Giganten,  auf  dem  der  kleinen  den 
Streit  der  Athener  mit  dem  bösen  Sternendämon 
Asterius  oder  mit  den  von  den  Pforten  der  Finster- 
nifs her  kommenden  Atlantinern  vor  Augen  gestellt. 
So  waren  also  die  Athener  als  Nachahmer  der  Olympier 
and  als  Kämpfer  für  Licht  und  Ordnung  bezeichnet. 

Jener  l'eplus  ward  nun  an  den  grofsen  Panathenäen 
während  eines  Theili  der  Cärimonie  als  Segel  an  ein 
durch  Maschinen    über   den  trockenen  Boden  bewegtes 


7J8)  8.  Th.  IV.  §.34.  Erysichthon  oder  der  Fluch  der  Ceres 
p.  151  ff.  erster  Ausg. 


s 

um 


Schill  7  ■r>)  befestigt.  Uierbei  mag  man  nun  entweder  an 
die  Gottin  denken  ,  die  sich  mit  Poseidon  auf  dem  trok- 
lienen  Boden  des  fruchtbaren  Attica  versöhnt  hat,  an 
Pallas  und  Poseidon  ,  die  dem  Landbau  und  dem  See- 
wesen vorstehen ,  oder  an  altpriesterliche  Erziehung 
der  alten  Athenaer,  deren  Gemüther  wie  die  Schi 
vom  Steuermann  durch  da»  Steuerruder  leicht  und  zu 
Sittlichen  gclenltt  worden  7«°) ,  oder  woran  man  will. 
Nur  dafs  Niemand  in  diesem  ganzen  symbolischen  Rrflill 
an  t'lwas  L'nbedeutsames  denke.  —  Sobald  der  Zug  aus 
dem  Gerannen»  beim  Eleusinium  und  ETeUsgicum  vorbei 
und  am  Tempel  des  Pvthischen  Apollo  angekommen 
war ,  lösetc  man  den  Peplus  vom  Schiffe  ab ,  und  nua 
trugen  ihn  die  ersten  Matronen  der  Stadt  in  einen  Tem- 
pel  der  Minerva  auf  der  Burg  74!).  Dort  scheint  das  Bild 
der  Minerva  auf  ein  Lager  von  Blumen  gelegt ,  und  mit 
jenem  Peplus  bedeckt  worden  zu  sevn  »4-). 

§.     33. 

Minerva     in     Rom. 

Griechische  Schriftsteller  reden  auch  von  Römi- 
schen l'analheniier-.  Sic  bezeichnen  damit  das 
Fest  dtr  (Juinqualrf«  "^)»    und  in  so  weit  nicht 


73J)  va-J;  vvergcyei  Scholiast.  mscr.  Arisiid*  ad  p.  iy7  Jebb. 

740)  Platonis  Criiias  p.  109.  p.  150  Beklier. 

T4i)   Philoatrat.  Vit.  Sophistt.  II.  p.  550.    Heliodor.  Aethiop. 
p.  15  eil.  Coray. 

742>  Hesych.  in  r^»e/f  (Tom.  II.  p.  «7t  Alb.)  Pollux  VII.  U. 
vergl.  Meursii  Panalhen,  cap.  iy.  p.  100  Groiiuv. 

743;  Dio  CnKhius  LXVIf.  1.    p,  1100,    mit  Reimarus  Anmrrk. 
Der  Kaiser   Dodritiaous,    der  vor  allen  Goahriien  d 
Minerva     ci:ie    vorzügliche    Verehrung    widmete  ,    pßef 


8i5 

passend ,  ala  von  den  Kleineren  Panathenäen  die  Rede 
ist.  Das  Römische  Fest  fiel  jährlich  auf  den  19.  März. 
Der  Grund  des  Namens  war  von  der  calendarischen  Zah- 
lung von  den  Idus  an  hergenommen.  Hiernach  sagten 
die  Italischen  Völker:  quinquatrus,  der  fünfte  Tag  von 
den  ldus  an  gerechnet,  sexatrus,  der  sechste,  septima- 
Itus  ,  der  siebente.  In  der  älteren  einfacheren  Zeil  war 
nämlich  vermnthlich  das  Fest  auf  Einen  Tag  beschränkt 
gewesen.  Nachher  ward  es  auf  fünf  Tage  bis  zmti  c3. 
Blara  ausgedehnt.  Dieser  neuen  Feier  folgt  Ovidius  in 
seinem  Festcalcnder  ,  and  da  war  es  dann  natürlich, 
daf&  Manche  glaubten,  der  Quinquatrus  oder  die  C 
»juatria  hätten  von  der  fünftägigen  Dauer  ihren  i\a- 
roen  7**). 

Wir  haben  bereits  oben  (IL  Th.  p.  56o  )  bemerkt, 
-wie  die  Minerva   auf  dem  Capitolium  mit   dem  Juppiter 


dieses  Fest  besonders  feierlich  zu  begehen.  M.in  verjjl. 
«Jen  Suctonioa  in  viia  Domiiiani  cup  4  p.  274 sq  «d.Wolf. 
niit  den  Auslegern.  Er  gab  sich  sogar  für  einen  Sobn  der 
Minerva  aus  (Philostrat.  Vit.  Apollon.  VII  24.),  d.  h. 
recht  orientalisch  für  eine  Sonne.  Die  vielen  Pallashildt-r 
auf  den  Münzen  dieses  Kaisers  gewahren  noch  jtvt  den 
augenscheinlichen  Beweis.  S  darüber  Etkhel  Ü  N.  V. 
VI.  pag.  375.  »jikI  \  «  «mnmeyi  r  SpectttM  Historico-  Nu- 
misTnaticuin  de  Minerva  a  DonritiflOO  s»iipersiit>ose  culi.i, 
Ulinae  1S0.2.  —  UebriRcns  inula  die  l'.ILi*  VQO  gewissen 
Römischen  PirsOi.inVationen ,  v»it  Htlioua,  V'iitus  ,  und 
besonders  Vun  der  Göttin  Roma  unterschieden  Werden« 
Man  sehe  daiüber  YVinckelinann  Gesch  der  Kunst  B  IF. 
p.  117.  mit  den  Herausgebern  p.  J37  f.  neueste  Dresun. 
Ausg.  Visconti  zum  Museo  Pio-Clemtm.  Vol  II.  p-ie. 
»0  seq.  zu  tab.  40.  und  ZuÄga  in  den  antiken  Basreliefen 
von  Rom  T.  I.  p.  ?37.  übersetzt  von  VVHoker. 

744)  Varro  de  L.  L.  V.  3.     Festus  in   OtrinquatTUo      Gellii 
N.  A.    IL   Sl.   p.  167  Gronov.  mit  deu  Anmerkk.    Ovid. 


8i6 

und  mit  der  Juno  unter  einem  gemeinsamen  Dache 
k-,  in  der  Alt,  dafs  ihr  Bild  recht«  neben  Juppittr 
Hand,  links  das  der  Juno.  Auch  Lalle  man  ihr  au)  d«a 
A  VL-ntimschen  Hügel  einen  Tempel  geweiht  **>).  Sil 
gehörte  in  die  Reihe  der  städtischen  Penaten,  oder  ji 
Schutzgötter,  die  au«  Pelasgischcr  Htligion  beruh« 
kommen.  Es  war  dies  jener  malle  hienst  der  Fall*« 
'worüber  ich  mich  oben  erklärt  habe.  Hier  bei 
ich,  dafs  ein  Schriftsteller  das  Collegium  der  Rom» 
Ponühce*  von  dem  Griechischen  Priestei  Institute 
Gephyräer  ableitet,  welche  dem  Dienste  de»  Palh 
gewidmet  gewesen  '*'').  Die  Roiner  feierten  am 
Ouinquatrus  den  Geburtstag  der  Minerva.  Dabei 
natürlich    der    Geburt    aus    Juppiters    Haupte    g< 


Fastor.  III.  809  sqq.  mit  den  Auslegern.    Job.  Laar.  Ly« 
dus  de  Menss.  folgt  der  neuen  Weise  ebenfalls  p 

745)  Auch  hatte  ein  Vorgebirge  in  Campanien  seinen  Statt* 
von  der  Minerva;  •.  Pplybioa  XXXIV.  51.  5,  mtkhrra 
"AS>jvaf0v  nennt.  —  So  wichtig  auch  Juno  in  der  ahm  K,*- 
Jigion  der  Italischen  Landleute  und  selbst  in  der  B 
religion  der  Latrner  und  Römer  war,  so  Iiatte  doch  c 
öffentlichen  Diensie  der  Stadt  Rom  Minerva  vor  ihr  dn 
Vorzug;  vergl.  auch  Eckhel  D.  N.  V.  Vol.  V.  p.  M. 

746)  Job.  Laurent.  Lydus   de  menss.  vett.  Romann.   ptf.la. 

"Ort  I lc\n\(i,xt;  •<  d^yjB^il^  ra^u  'Puua/ojc,  iltycnrre,  lu:- 
i.  ASiptfUt,  to  röi.cu  l's^v^alot  —  biet  to  tri  rij$  y»i$yf*^  n* 
i.T«fj<t<oC  rorafteS  itpartvttv  tw  TlaXXaiitfi.  lieber  die*« 
7«ypuv.i(T(X34  wird  bei  den  Eleusinien  Mthreres  vorkomme». 
M .in  vergl.  Ib.  IV.  pag.  SbS  ff,  erster  Ausg.  —  Wer  ■* 
bis  hierher  aufmerksam  gefolgt  ist  ,  wird  von  selber  •>*• 
der  an  die  Minerva  Apaiurii  und  somit  an  die  Indi- 
schen Avalars,  wie  diese  tauschenden  G&ter» 
Verwandlungen  heifsen ,  ingleichen  an  den  Mindostjt&> 
sehen  Brücken  krieg  und  an  die  Persische  Brück« 
Tschinevad  denken,  an  welcher  die  Geister  um  dk 
Stelen  streiten. 


Darauf  bezogen  nun  manche  Erhlnrer  vaterländischer 
Festgebtänche  den  mysteriösen  Namen,  den  die  Gottin 
gerade  in  dieser  Fefer  führte,  Minerva  Capta  ,  welche 
sie  einmal  als  die  Tochter  des  Hauptes,  dann  aber 
euch  folgerecht  als  die  geistige  and  durch  geistige 
Kraft  herrschende  (capitalis)  ausdeuteten;  wäh- 
rend Andere  andere  Hevleituugen  suchten  7").  Auf 
den  letzten  Tag  des  Festes,  den  a3.  März,  bei  dieTrom» 
peten  weihe  oder  das  T*  bilustrium ;  worüber  im  Vor* 
hergehenden  das  Nothige  bemerkt  worden,  liier  mag 
die  Bemerkung  den  Schlaft  machen  ,  dafs  die  Römer, 
theils  i'ihrjich  ,  theils  in  allgemeiner  Math  von  einem 
Dictatur  an  der  rechten  Seite  des  Tempel»  de»  Juppiter 
Capitnlinus,  da  wo  er  an  den  der  Minerva  angrauzte, 
einen  Nagel   einschlagen   liefsen.     Bürgerliche  Yerwir* 


747)  Ovidius  Pastorr.  III.  837  ff.  gieht  diese  und  andere  Her« 

leiiungen  an,  «{»steht  die  Ungewißheit  aller,  und  spielt 
auch  darauf  au,  dafs  sie  von  den  Faliskern  als  ci  ptiva 
gekommen.  Oder  c,pt«  vom  captus  locus,  vom 
CylrrpUtzc  ,  benannt  ;  s.  Ftstu*  in  voo.  Es  könnte  Je- 
mand auch  wühl  an  die  allgemeine  Sitte  des  Alterthums 
denken,  die  Gö'uerhilder ,  denen  eine  vorzügliche  Kraft 
beigelegt  ward,  zu  fesseln.  Job  Lydus  pai».  84.  folgt 
der  erbten  HeHeitung,  und  nennt  die  Minerva  bei  dieser 
Gelegenheit  Kt^akma,  d.i.  capta,  capitalis.  —  Die 
Römischen  EtagM  \um  Ursprung  des  Namens  Capito- 
jiuni  und  von  dem  daselbst  gefundenen  Kopfe  sind 
btk.mnt  (  Li»  ms  1.  lt  und  55.  mit  den  Auslegern;  Varro 
de  L  L.  IV.  7.)>  Vielkielrt  war  auch  Cecropia  eine  Ca-» 
piiolma  ,  wt  nii  k«'»v«y  mit  «upiApaAe^  verwan-.lt  ist;  auch 
Theben  war  «ine  l  apiiolma ,  wenn  das  Pharaonische 
Tht.br  in  Atgypien  von  lape*  (eaput)  herzuleiten  ist,  wie 
Champuliiun  will  f_P  fcigypte  sous  les  Pharaona  I.  p.  216.). 
Dergleichen  l'arallelen  h.ihtn  in  solchen  Religionen  selbst 
ihre  Rechtfertigung  ,  und  sollen  hier  nur  zur  weitarta 
Prüfung  hingelegt  teya. 

II.  5a 


9i8 

rung,  Krankheit  und  einmal  die  Furcht  einer  anstecke» 
den  Geiateseerrüttung  gaben  ku  dieser  Cärimonie  Anlaü 
Doch  finden  »ich  auch  Spuren  Ton  jährlicher  Wieder^ 
holung  ssur  Zeit  der  Herbstgleiche  74S).  Wir  hsbea  dit 
Minerva  oben  als  Juppiters  beständige  Gefährtin,  n 
«einen  Geist  und  seine  Kraft  bezeichnet  gesehen ;  vir 
haben  auch  gehört,  dafs  sie  auf  den  Votiv tafeln  der 
Krtmhen  als  Memor  aufgeführt  ward,  d.  h.  als  die,  die 
der-  Kranken  und  Schwachen  eingedenk  war.  —  Se 
haben  auch  Etrusher  und  Römer  bei  jener  Cäriaoiie, 
mochte  nun  dabei  blofse  Jahreszahl  arg  oder  Erinnern^ 
an  herrschende  Noth  beabsichtigt  seyn ,  den  Grundgeha- 
lten von  Jäppiters  des  grofsen  Königs  he  naiv 
lamer,  unwandelbarer  und  hülfreicher  '*) 
Rathsgenossin  im  Sinne  gehabt. 


748)  Livius  in  der  Hauptstelle  VII.  3.  vergl.  VIII.  18.  -  Wo 
Juppiters  Wohnung  an  die  der  Minerva  gr&nzte,  itwwrdi 
der Nagrl eingeschlagen,  wodurch  beider Gotihcfes en$s 
Verbindung  im  GedBchtnite  erneuert  ward. 

749)  Minen»  Mcmor  und  Medica. 


3 


9 


/** 


Neuntes    Capitel 
All-Italische    Religionen. 


Di 


$.  .. 

Einleitung. 


'ie  Abstammung  der  Religionen  Italiens  zum  Theil  au» 
Pelasgischem  Cultns ,  so  wie  den  fortdauernden  fcinflufs 
Griechischer  Begriffe  darauf,  haben  wir  oben  und  zu* 
nächst  im  vorhergehenden  Capitel  zu  bemerken  Gele* 
genhcit  gehabt.  Allein  wegen  ihres  so  eigen  (nämlichen 
Geistes  ,  und  "eil  sie  zum  Theil  auch  aus  anderen  als 
Griechischen,  Quellen  geflossen  ,  verdienen  sie  eine  be- 
sondere Betrachtung ;  wozu  wir  hier  einen  kurzen  Ab* 
rifs  entwerfen  wollen. 

Quellen.  Unter  den  ältesten  Griechischen  Logo- 
graphen werden  Italier  genannt",  wie  z.  B.  Theagenei 
und  llifipys  vonßhegium  und  Antiochus  von  Syracus  '). 
Hernach  haben  viele  Griechische  Historiher  diesem 
Lande  ihre  Aufmerksamkeit  geschenkt,  Callias ,  Alcimua 


I)  Vrrjjl.  Gollrr  de  Situ  et  Origin«  SyTacwsarum ,  Lips.  ISIS. 
Prooeui.  p.  Vlll  sqq. 


und  die  besonders  ausgezeichneten  Timü'ns  und  Philist  us  2). 
Namentlich  über  die  Etrusker  hatten  grofsC  Schriftalrl* 
ler  der  (.»riechen,  wie  Aristoteles,  Theophrastus ,  Ghrr- 
sinpus  ,  auch  Dorolheus,  Myrsilu»  von  Lesbos  ,  Alexan- 
der Polyhistor  und  mehrere  andere  geschrieben.  Hierzu 
hommen  riete  von  den  noch  vorhandenen  von  Herodo- 
tus  ,111  uis  auf  JuhannesLvdus  herab  ,  worunter  besonders 
Dionysius  von  Hulicarnafs  und  PJuKnchus  genannt  wer- 
den müssen.  Unter  den  Hörnern  sind  zu  nierhen  die 
Otigincs  des  Purcius  Cato  ,  deren  Fragmente  wir  mit 
denen  der  übrigen  Annalisten,  des  Fahiua  Pictor,  Cin- 
cius  AEnnentus  und  mehrerer  Anderer  T  bei  den  Schrift- 
stellern zerstreut ,  und  zum  Tbeil  gesammelt  bei  meh- 
reren Aufgaben  des  Sallustius  linden.  Ueber  Elrutien 
hallen  Mehiere  und  auch  Claudius  Cäsar  ein  Weih  Ton 
«uanzig  Rüche»  n  geschrieben.  Von  den  noch  ganz  oder 
zum  Theil  erhaltenen  Weihen  sind  wichtig  die  Buchtr 
dt*  \  arro  de  Lingua  Laiina  und  de  He  ruslica  ;  die  Schul- 
ten des  Cicero,  Linus  und  fast  aller  Römischen  Schrift- 
atcJler,  besonders  des  Pltnius  Hist.  natur. ,  des  Senec» 
Qnarst.  natur.  Unier  den  Dichtern  vorzüglich  die  Pasti 
des  Ovidius  und  die  Gedichte  des  Virgilius  ,  welche  so 
manche  Anspielungen  auf  Italische  Mythen  enthalten; 
womit  die  alten  Ausleger  dieses  Dichters ,  Servius,  Pro- 
bus  und  die  Grammatiher  Festus  u.  s.  w.  zu  vergleichen 
sind.  —  Unier  den  ESeueren  haben  besonders  Etruricn» 
Staatsverfassung,  Handel,  Religionen  und  Denkmale 
viele  Bearbeiter  gefunden  ,  bekanntlich  von  sehr  un- 
gleichem Sinn  und  Erfolg.  Schrillen  der  früheren  sind 
zum  Theil  in  den  Thesauren  von  Grävtus  u.  s.  w.  ge- 
sammelt; auch  die  Englischen  Verfasser  der  allgemeinen 


2)  flrirchülUcke  ihrer  Werke  s.  bei  Göllrr  in  der  angefahrten 
ächritl  [>.   lnii  sqq.  p.  2Ü9  bvjcj. 


Welthistorie  und  deren  Deutsche  Bearbeiter  J)  verdie- 
nen bier  genannt  zu  werden.  Ferner  Dempster  ,  Gori, 
Passer!  und  mehrere  andere  Anhänger  des  sogenannten 

IToscanischcn  Systems,  vorzüglich  aber  der  gelehrte  und 
kritische  Lanzi,  wegen  seiner  eigenen  Schritten  so- 
wohl ,  als  wegen  der  Beiträge  zu  den  Abhandlungen  der 
Academie  vonCortona,  und  Micali  wegen  seines  neuer- 
lich erschienenen  Werks  :  L"  Italia  avanli  il  dominio  dei 
Borna«!  ,    Florenz  1810.    vier  Bande  mit   einem  Hupter- 

Iband  4).  Unter  den  Deutschen  vorzüglich  Heyne  in 
mehreren  Abhandlungen,  die  wir  bei  einigen  Sätzen  an» 
zuführen  Gelegenheit  haben  werden,  der  allgemeineren 
Werke  von  Winchelmann  und  Andern  nicht  zu  ge- 
denken. Eine  gedrängte  Zusammenstellung,  besonders 
der  Heyneschen  Resultate,  giebt  die  Schrift  von  Span« 
genberg  de  veteris  Latii  religionibus  domestick,  Got» 
ting.  1806.  Auch  sind  zu  bei  ticksichtigen  alt-  Italische, 
besonders  Etrurischc  Bildwerke  und  Denkmale,  diu  je- 
doch wegen  der  leichten  Verwechselung  mit  altiGrio- 
Ichischen  viele  Schwierigkeiten  darbieten. 
Ein  Blick  auf  die  historischen  Epochen  des 
alten  Italiens,  zumal  Etruriens,  kann  um  so 
weniger  überflüssig  scheinen,  da  er  erst  die  anschauliche 
TJeberzeugung  giebt ,  wie  in  diesen  Mischungen  und 
Wanderungen    der  Volk  er  auch  die  religiösen  Institute 


3)  Im  dritten  Theile  der  Erläutertjnjüschriftrn  und  Zusätze 

/ur  allgera.  Wekhtst.  j».  43  — ISO.  (zweite  Ablh).  —  Vor- 
züglich auch  Chr.  D.  B e  c  k  s  All*.  Welt  •  u.  Völkergeach. 

4)  Womit  aber  folgende  Schrift  von  Francesco  Inghi- 

r  a  m  i  verbunden  werden  mufö.dieeine  erofteniheiis  scharf« 
Kritik  des  Micilisc ben  Werkes  und  besonders  des  Kupfer« 
bartdts  ruihälr:  Oi^ervazioni  sopra  i  Monumenii  Auticht- 
uniti  all  op'-ra  intitolata  l' Italia  avanli  ü  donünio  de'  Ro- 
m*ni.    In  Fircnze  lSlt. 


nichts  ander*  als  ein  gemischtes  Ganze  werden  konnten. 
Hit  r  also  die  Hauptsätze  :  Physische  Revolutionen  des 
alten  Italiens  und  die  Losreifsung  Siciliens  vom  Conti» 
nent ,  nach  den  Stellen  des  Justinus  (üb.  IV.  cap.  i.), 
wovon  die  letztere  ganz  gewifs  aus  Theopompus  genom- 
men ist,  welcher  grnfse  Geschichtschreiber  gegen  die 
Verunglimpfung  won  Strobo  über  diese  Parthieen  seiner 
Werke  gewifs  Rechtfertigung  verdient  *)-  Die  neueren 
Untersuchungen  von  Dolomieu  ,  Niebuhr  und  Andern, 
und  Schlüsse  daraus  für  die  Religionsgeschichte  der  Ita- 
lischen Völker.  Mythische  Traditionen  von  den  Indige* 
tes,  Abongines;  von  den  ältesten  Pflanzern  aus  der 
Fremde»  Hercules,  Jason,  Diomedes  ,  Ulysses,  Ante- 
ru>r,  Aeneas.  Standpunkt  zur  Beurtheilnng  derselben 
(vergl,  Micalt  l'Ualia  avanli  il  dorn.  d.  Rum.  I.  p.  33  — 
37.  p.  .|<).).  Angeblich  älteste  Einwohner:  U.nbrer,  Si« 
euler,  Ausoner,  und  ihre  Sitze.  Erste  Pelasgftche  Co- 
lonie  unter  Oenotrus  und  Peucetiua  (Arisiotel.  Peiit. 
TU.  10.  Dionrs.  Halte.  I.  3o.)  vor  Chr.  Geb.  iftp.  and 
Einttufs  derselben    6).       Zweite   Colunie    von   Pelasgcrn 


5)  Einen  Tbeil  dieser  Rechtfertigung  habe   ich    versucht  in 

der  Praefaiio   ad    Ephori  Fragmin,  ed.   M.    Marx.    pag. 
VII  sqq. 

6)  Freilich  mächten  die  neueren  Untersuchungen  Niebubri 
zu  ganz  anderen  Ret>uliaten  (Uhren.  Nitbuhr  halt  wohl 
Oenotier,  Peucetier  und  Epiroten  für  Zweige  des  Ptttta 

gi»clu.-n  Siaimues,  ohne  dafs  man  jedoch  brrecliligi  sty, 
hieraus  Auswanderungen  zu  folgern  (  s.  Rom.  Gesch.  f- 
p.  i7.).  In  Bezug  auf  die  Oenotrer  stellt  er  die  Vermu« 
thung  auf,  dal»  in  uralten  Zeiten  ein  Volk,  den  Epiroten 
verwandt,  von  Etrurlen  her  die  ganze  Küste  am  uniertn 
Meere  und  die  grofsen  Vorgebirge  SUdiulii-ns  hewoluue, 
dann  aber  atlmählig  von  nördlichen  Stammen  überwallet 
und  vertilgt  ward  (s.  Rom.  Gesell.  I.  p.  4ä»),  Wax 
mulh  erklärt  die  Nachricht  von  der  Colunie  unter  Ocno» 
trus  und  Peuceüus  aus  Arcadien  nach  Italien  für  cm  von 


Ö2Ü 


Iid  Hellenen  nnter  dem  Arcadler  Evander  in  Ober,  und 
itteliulien  ,  i53<j  v.  Chr.  Geb.  (Larcher  Cbron.  p. 570.). 


den  Neueren  einrtinimig  verworfenes  Milhrcben  (?);  er 
behauptet,  dafs  Ulan  tlie  \  ölktr  der  „üdlichrn  KöMen  »ia- 
tient,  Oenotrer,  Cboner,  Peucetier  11.  s.  w. ,  mit  größter 
Wahrscheinlichkeit  sammtlich  tUr  Stämme  tUyriachcr 
oder  auch  Epirolischer  Abkunft  halten  könne.  Diese 
Spur  dar  lllyrischcn  Bevölkerung  ziehe  sich  dann  an  Her 
Kti>te  nordwgrls  durch  die  Peligner  und  die  Stadt  Trmu« 
tum  bis  zu  den  Venelern  (s.  A eitere  Geschichte  d<->>  Rö- 
mischen Staats  p.  6t.).  Ueberhaupt  geht  das  De-streben 
Niebubts  dahin,  die  gewöhnliche  Annahme  von  Einwan- 
derungen fremder  —  Pelasgischer  —  Summe  in  Italien 
von  Osten  her  umzustoßen ,  und  sie  in  eine  Auswande- 
rung der  Tyrrhener  (  eines  nicht  Eiruscischcu  Volks- 
ftammrs)  nach  Griechenland  umzukehren,  was  dann  die 
Sage  zu  einer  Auswanderung  aus  Griechenland  nach  Tyr- 
rhenien  umgebildet  (  b.  Rom.  Gesch.  I.  pag.  69.).  Eben 
darum  ist  er  auch  genöthigt ,  die  Einmischung  oder  Ein- 
wanderung Griechischer  (besser:  Pelasgischer }  SiHnitne 
in  Mittelitaljen ,  namentlich  in  Latium  ,  zu  verwerfen  t  s. 
p  119  ff).  Er  hiebt  in  der  Fferakleischen  Fabel,  welche 
mit  dtr  andern  von  der  Niederlassung  Evanders  und  Kei- 
ner Arcndier  an  der  Tiber  verbunden  ist,  und  welche 
schon  dadurch  ihren  rein  Entmischt n  Ursprung  verleug- 
ne, daf»  sie  auf  Arcadische  Genealogien  bezogen  ist,  Wie 
zu  Rom  vor  dem  Augusteischen  Zeitalter  gewils  nicht 
bekannt  waren,  eine  Fictiun  spaterer  Griechischer  Dichter, 
gebildet,  als  Rom  schon  herrschte  <  ?  ?  ) :  ,,  im  sechsten 
Jahrhundert,  da  sogar  schon  der  Alcxandrini*chen  Poe- 
sie ßiüthe  verwelkt  war"  (s.  pag.  I2i  fCj.  Diese  Sätze, 
insbesondere  die,  welche  tieb  auf  die  Pelasgiscbrn  Wan- 
derungen nach  Griechenland  beziehen  ,  haljedoch  Wacha- 
muth  a.  a.  O.  p.  92  (F  zu  widerlegen  ,  und  die  Zeugnisse 
der  Alten  von  einem  Zuge  alt  -  Griechischer  Stämme  dar 
Pelasgcr  oder  Tyrrhener  nach  Italien,  namentlich  nach 
Etrurien  ,  zu  rechtfertigen  gesucht.  In  dem  Lande  La,- 
lium  .  wo  für  den  Norden  und  Süden  Italiens  eine  Ati 
Völkei  scheide  bestand,  findet  er  (p.  100  Ü.)  liue  Yeriui- 


8a| 

Die  Siculer  verlassen  Italien,  i3^o  t«t  Chr.  Geb.  (ibid. 
p.  57^.).  Hieran  schliefst  »ich  nun  zunächst  die  Helle- 
nische Colonie  unter  Hercules  an  ,  darauf  die  Trojani- 
sche anter  Aeneas,  IHomedes ,  Antenor ,  gegen  1177 
vor  Chr.  Geb.  T).     Wohnsitze  dieser  Pflanzer.     Ankunft 


scbung  verschiedener  Völker,  Umbrer ,  Sabiner,  Auso- 
ner  und  SicuW ,  in  Frieden  oder  Unfrieden,  bis  die  An- 
kunft der  Pela*ger  von  Nordosten  her,  aus  Epirus  ,  einen 
Theil  dieser  Völker  zur  Flucht  und  Auswanderung,  den 
anderen  aber  zur  Unterwerfung  nöthigte.  Letztere  ,  mit 
den  Pelasgern  gemischt,  erzeugten  dann  das  Volk  der 
Latiner.  Der  Name  und  Charakter  des  Evander  sey  reia 
erdichtet,  um  der  von  Epirus  angekommenen  Pclasgi- 
achen  Colonie  ein  Haupt  ,  das  ihr  fehlte  ,  in  der  Folge  zu 
geben.  Üjfs  Evander  »us  der  Pelasgischen  Sage  hervor- 
gingen ,  zeige  die  Angabe  seines  Vaterlandes  ,  Area« 
dien  ,  einem  Ur*iize  der  Pelasger.  Die  Kröndung  der 
Griechischen  Buchstaben  in  Arcadjen  sey  blulse  Klick- 
deutung, von  Evander  ausgehend  t  eine  absichtliche  Er- 
dichtung, die  sich  noch  durch  die  Menge  Wund^rgahen 
verrmli  ,  deren  Einführung  in  Italien  man  ihm  zuschrieb. 
Das  Sabinischc  Palatium,  welches  an  das  Arcadtsche  er- 
innerte, schließt  er,  gab  vielleicht  den  ersten  G>  danken, 
dies  Mahrchen  zu  erfinden  (  ??  >.  —  Ganz  anders  aufsert 
sich  ein  geistreicher  Reisender  über  diesePunkte.  „My- 
thologie ,  Uebrrlieferung  ,  Sprache  ,  Geschiente  ,  Alles, 
sagt  er,  belehrt  uns,  dafs  ursprunglich  in  einem  fcühert-a 
oder  späteren  Zeitpunkte  die  Bewohner  Latiums  und  set- 
ner Umgebungen  Griechen  waren.  Aeneas  kam  unter 
Hirtenvölkern  an,  die  Ackerbau  trieben  ,  und  kriegfrisch, 
aber  weniger  culiivirt  waren ,  ata  er  mit  seiner  Mann- 
schaft;  er  kam  in  ein  halb  cullivirles  Land'1  (s.  V.Bon- 
stetten's  Reise  nach  Rom,  bearbeitet  von  Schelle 
I.  Th.  p.  225.).  —  Man  vergleiche  über  das  Ganze  noch 
Raoul  Rochette  HiMoire  critique  de  I*  etablissuuent  des 
Colonies  Grecques  I.  p.  2dl  644.  p.  iüu.  c»t6.  3^2.  IL  p. 
355.  III.  p.  2  sq. 

7)  Die  Erzählung  von  der  Troischen  Misdeitassung  in  La- 


8a5 


der  Rasenner  an»  Gallien  über  die  Alpen  her,  und  Re- 
volutionen ,  die  sie  in  Italien  bewirkten,  gegen  1000 
■vor  Chr.  Geb.  Die  Abseitdung  von  zwölf  Etrurischeil 
Colonien  nach  Campamen,  gegen  800  vor  Chr.  Geb. 
Vermischung  der  Campaiier,  Volsker  und  Fidenater  mit 
den  Sammlern  und  Ausoniern  ,  gegen  418  vor  Chr.  Geb. 


Ein  Blick  auf  die  ahen  Eirusler  (s.  Heyne  de  fa- 
bull.  graecc.  ab  Elrosca  arte  i're*j*j.  in  den  Commentt 
Soc.  Scient.  Gott.  Tom.  III  —  MI.  vergl.  Lanzi  Saggio 
dt  Lingua  Etrusca  III.  pag.  171  seqq.  und  jezt  Micali  I. 
p.  fj<)  sqq  ).  Mischung  dieaer  Nation:  aua  Ligorern  und 
Siculem,  Iherischen  Stammes,  au«  Umbrern  und  aus 
Gallischen  Rasennern,  endlich  aus  Pelasgern  ,  und  zu- 
letzt aus  Hellenen.  Verfassung:  die  Eidgenossenschaft 
der  zwölf  Etrurischen  Städte  ,  jede  unter  ihrem  Lucumo, 
zuweilen  alle  unter  Einem  Oberhaupts ,  doch  ohne  nion- 


ttum  achtet  Niebuhr  (Rom.  Gesch.  I.  p.  135  f.)  für  eine 
einheimische  Nation  alsage,  welche  man  nicht 
sirenger  als  irgend  einen  andern  Umstand  der  mythischen 
Zeil  verwerfen  könne.  Mit  Recht  macht  er  hier  aufmerk- 
sam auf  die  der  Römischen  Religion  eigentlich  angehö- 
rende Verehrung  der  Penaten  zu  Lavinium,  an  die  von 
den  ältesten  Zeiten  an  ,  wo  man  alles  Fremde  und  Grie« 
ehi-che  verabscheuete  ,  Troische  Sagen  geknüpft  waren. 
Timäufc  hatte  von  den  Laviniensern  gehört,  dafs  Troi- 
sche 1  h  i)  d  ü  r  n  e  Bil  d  e  r  (die  Penaten)  in  ihrer  Stadt 
aufbewahrt  würden;  s.  Dionys.  Hai.  R.  A.  F.  67.  Auch 
W'«chsmuth  (  Aeltere  Rom.  Gesch.  pag.  10-J  ff.)  stimmt 
Kiehuhm  bei,  tlafs  die  Sage  von  der  Ankunft  des  Aeneas 
und  der  Abstammung  des  Romulus  aus  seinem  Geschlecht 
nicht  Griechisch  sey ;  daß  sie  inländisch  sey ,  wer» 
d*  durch  das  Benehmen  der  Griechen  selber  wahrschein- 
lich. Hiermit  sind  nun  die  Untersuchungen  von  Raoul 
Rochrtte  Hiat.  d.  Goloniee  Grecquee  II.  p.  495.  35  j  sqq. 
p.  36»  sqq.  xu  vergleichen. 


8a6 


archische  Gewalt  f).  Der  Bundestag  zu  Tulsinii  (  Bol- 
*ena)  im  Tempel  der  Voltumna  (LiviuslV.  a3.  V 
Diunys.  IIa).  HI.  61.).  Lage  dieses  Staats  in  der  guten 
Zeit.  Blühender  Hantle]  im  Tvrrbeuischen  und  Joni- 
»chen  Meere,  ja  selbst  im  Archipelagus  (vergl.  ftiebubr 
Hörn.  Gesch.  1.  p  U4  1.).  Hierbei  Erörterung  der  Haupt» 
frage:  Ist  Etrurien  durch  Ljdier  aus  Kleinasien  eultivirt 
norden  oder  nicht?  Diese  Colooie  ist  den  Angaben  nach 


fl)  Niebulir  (Rom.  Gesch.  T.  p.  77  AT.)  sucht  die  Namen  die- 
ser zwölf  Städte ,  welche  als  die  souveränen  Beherrsche- 
rinnen de»  übrigen  Landes  verbündet  waren  f  nirgends 
aber  namentlich  ver/»  ichnet  werden,  zu  bestimmen.  Die 
in  dem  Umt'ang  des  Gebiets  einer  jeden  derselben  liegen- 
den kleineren  Städte  waren  von  dieser  tbeils  als  Colonien 
abhängig,  iheils  ihr  auch  völlig  unterthaii  (ebendus.  p.79.). 
Denn  es  w.ren  die  alten  Einwohner,  welche  durch  Ero- 
berung in  niese  Abhängigkeit  gcriethen.  Daher  die  Menge 
dtr  Giraten  1  so  wie  des  Adels,  und  daher  wohl  schwer- 
lich dort  ein  freier  Voll.s5t.-1nd,  wie  die  Römische  Tb-bs; 
darum  keine  Volksgemeinden  oder  Rathsversaroralungcn, 
sotuleru  blufse  Zusammenkünfte  der  Magnaten  ,  der  Häup- 
ter des  Landes  ,  welche  die  wichtigsten  Beschlösse  ab- 
faßten. So  und  nicht  im  Sinne  wirklich  freier  Völker 
habe  man  sich  die  Zusammenkünfte  am  Tempel  dtr  Vol- 
tumna vorzustellen.  Jene  Grofsen  Etruriens  waren  tiue 
Streitbare  Priestcrcaste  ,  L  nc  u  in  o  neu,  d.i.  Besessene, 
Begeisterte  oder  Lichtprieattr  (s.  oben  I.  In.  p.  351  f.), 
genannt,  ähnlich  den  Römischen  Patriciern,  welche  mit 
ebensolchem  Rechte  Lucumontn  (weil  ja  dieser  Name 
Name  ihrer  Caste  ,  nicht  der,  allerdings  aus  ihnen  stam- 
menden Künige ,  gewesen  )  genannt  werden  könnten  ( s. 
p.  80.  81.). 

Die  Nachricht  von  einem  gemeinschaftlichen  Könige 
beruht  nach  Niebuhr  fp,  8).)  auf  einer  Sage;  hlut>  tin- 
zelue  Völker  wurden  von  Königen  beherrscht.  .Uebrigens 
war  das  Band  der  ConföJeraiion  sehr  lose,  und  verhin- 
derte blos  Kriege  der  einaelnen  Völkerschaften  unter 
einander. 


8:»7 

i$44  ▼©*  Chr.  Geb.  gegründet  worden).  Grofse  Aucto- 
ritaten  unter  den  Alten,  für  ( Herodotus  |.  ^4.  Tt» 
maus  beim  TertuIHanus  de  Spect.  cap.  5.)  und  gegen 
(Xanthus  und  Dionysius  von  Halicarnafs;  s.  meine  \n- 
xnerlt.  zu  den  pragmm.  des  Xanthtis  p.  i5a  sqq.)-  Daher 
auch  grofse  Verschiedenheit  unter  den  neueren  Schrift- 
ttrllem  (».  ebenda*.).  Für  die  negative  Meinung  erklärt 
•ich  Niemand  bestimmter  als  je/t  Micali  (s.  I.  pa».  160.). 
Momente  zur  Beui'theilung  dieses  Streits,  wobei  z.  B. 
die  Nachrichten  von  den  Künsten  der  Lydler  und  Etrus- 
ker  ,  von  der  Metallurgie  u.  s.  w.  sehr  in  Anschlug  zu 
bringen  sind  *).     Der  Ursprung  des  Namens  der  Nation 


9)  Aufser  Lanzi  (  Saggio  di  Lingua  Etrusca  I,  p.  17.  1S9.  II. 
pag.  il.)  hat  neuerdingx  Niehuhr  in  der  Köm.  Goch  I. 
p.  64.  und  mit  ihm  Schlegel  (Heidelhb.  Jatwbb  lsi6.  nr. 
64.  p.  8S4.)  die  Nachricht  de  Hemdotus  von  einer  Atis- 
wanderung aus  Lvdicn  nach  Elrurien  geradezu  verwür- 
fen ,  picht  blos  nach  der  Auctontat  des  Uiouysius  und 
Xanthus,  sondern  auch  wegen  der  Verschiedenheit  der 
Sprache,  Gewohnheiten  und  Ktbcinn  brider  Nationen. 
Wachomuib  l)inj?»g<n  in  der  alteren  Gesell,  lloms  p.Siff. 
bat  mit  Hecht  die  Angabe  des  IJerodolug  wieder  tft'-gen 
Dionysius  in  Schutz  genommen,  und  die  auf  diesen  ge- 
stützten Behauptungen  Niehtihrs  von  der  Unähnlichkeit 
im  Charakter,  in  bitten  und  in  der  Sprache  der  Blnwfctf 
und  Lyder  als  nichtig  darzustellen  gesucht.  Er  glaubt 
auch  in  den  allgemeinen  Grnndzügen  orientalischen  Cha- 
rakters und  in  einzelnen  Eigentümlichkeiten  oiirntali* 
scher  Völker  die  Keime  Etruocischer  Sinnesart  finden  zu 
können.  ScblülVIich  wagt  er  noch  dir  Vermuthuug  ,  dafs 
die  niedere  Masse  des  Etruseischen  Volkes  aus  den  frü- 
heren B*  wohnern,  Ligurcrn  ,  Umhrcrn  ,  Siculem  ,  frü- 
her eingewanderten  Pelasgern  »ind  dergl.  mehr,  bestan- 
den ,  welche  ein  Haufen  Übermächtiger  Fremdlinge  ,  wahr- 
scheinlich ans  dem  Ori»  nt  kommend,  sich  unterworfen, 
und  dann  als  Lucutijoncs  jene  zu  Sclaven  oder  dienten 
gehabe.  —   Ohne  hier  die  Sage ,  welche  uns  Herodotue 


wird  nach  jenem  Ja  und  Nein  Kam  Tlieil  benrtheilt.    An. 
goblicher  Tytrlienu».  Tyrrbener.   Die  uuwahi schein. 


mitget  heilt,  von  der  Auswanderung  eine*  Theils  der  Ly- 
der  bei  Gelegenheit  einer  Hungersnoth  ,  unter  AnfQhrnng 
d.  --  Ivlnig&ohnes  Tyrsenus ,  nach  Mittelilalien  (t;  '0,*3ff. 
v.cj,-) ,  geradezu  zu  verwerfen  oder  anzunehmen  ,  will  ich 
blos  einige  Data  niederlegen  ,  die ,  wie  ich  glaube  ,  bei 
der  Untersuchung  über  den  wahren  Ursprung  der  Etrus- 
leer  und  über  die  Richtigkeit  der  Angabe  des  Herodotus 
einige  Würdigung  verdienen.  Vorerst  möchte  ich  nicht 
co  viel  auf  das  Zeugnift  des  Xauthus ,  eines  Lyder«, 
bauen  ,  «'eil  dieser  gerade  deswegen  wohl  Grund  haben 
konnte  ,  diese  Auswanderung,  deren  Ursache  dem  Natio- 
nalatolze  sehr  empfindlich  und  kränkend  seyn  niulVie  ,  m 
verschweigen.  Zudem  hatte  Herodotus,  wie  wir  wissen, 
unter  andern  auch  die  Nebenabsicht,  falsche  Nachrich- 
ten des  Xanthiis  zu  widerlegen.  Ferner  war  eben  Italien 
das  Land ,  wo  jener  Geschichtsforscher  sein  Werk  ver- 
besserte und  vollendete ,  wo  er  also  Gelegenheit  hatte. 
Ober  den  Lydischc»  Ursprung  der  Etrusker  besser  nach- 
zuforschen, und  bessere  Erkundigungen  einzuziehen,  so 
dafa  den  wahrheitsliebenden  Forscher  ohne  Zweifel  wich- 
tige Gründe  bewogen  haben ,  dies  Factum  «intunehmen. 
Ich  will  hier  nicht  weiter  die  Aehnlichkeit  beider  Völker, 
der  Lyder  und  Etrusker,  in  Religion,  Sitten  und  Charak- 
ter untersuchen  ,  ich  will  nur  an  die  Geschicklichkeit  in 
der  Verfertigung  von  Erzarbeiien  und  dergl.  erinnern, 
worin  beide  Völker  sich  ausgezeichnet  haben  sollen.  Eine 
andere  Bestätigung  endlich  würde  diese  Verwandtschaft 
erhalten,  wenn  die  im  Inneren  Kleinasiens  neulich  gefun- 
denen Inschriften  mit  Etrurischen  Charakteren  wirklich 
Übereinstimmen,  wie  man  bemerkt  haben  will  i&  llumil- 
tons  Acgyptiaca  Append.  nr.  6.  und  The  Classical  Jour- 
ml  Vol.  |L  p.  30J  —  iJy).  Bekanntlich  suchte«  die  Ge- 
sandten von  Sardes  in  Lydicn  durch  eine  Urkunde  der 
Eir.isker  vor  dem  Römischen  Senat  die  alte  V'e«  wandt- 
Schaft  mit  den  Etruskern  zu  beweisen  (Tacilus  Annal. 
III.  SS.j.  -Darauf  sowohl  als  auf  andere  Gründe  sucht 
Raoul  Rochette  (,  ritst.  d.  Colon,  Grecqq,  I.   p.  3*$  sqq.) 


8: 


le  Erklärung  aus  Tursio  (die  Delphinmanner)  nach 
chatt  wurde  oben  11.  Th.  p.7»oi.  berührt  Andcrer- 
ts  :  Tynheni ,  Tusci ,  Etrusci,  nur  verschiedene 
i  iinii  Lines  Stammworts  ,  T  u  rasen  i  von  jcmu  Gal- 
;hen  lUseni  (Heyne).  Oder  der  wahre  Name  war 
kätier,  von  Be&ao,  einem  ihrer  Anführer  {v.MiHi 
•  Allgemeine  Gesch.  I.  pag.  5i.)    l0).      Aul  jeden  Fall 


aufs  neue  die  Wahrheil  des  Herodoteischen  Berichis  zu 
stützen.  Er  sieht  in  den  Tyt  rhenern  ein  Theasali-<  li  - 
Pelasgisches  Volk ,  das  sich  in  Lydien  niedergelassen, 
und  das  dem  Keiche  des  Tautalus  einverleibt ,  aus  den- 
seihen  Grllnden  seine  Wohnsiue  um  «Irin n  in  Italien  ver- 
tauscht habe,  aus  welchen  LVI«»ps  auswandern  müssen, 
nämlich  wegen  der  um  sich  greifenden  liebet  macht  der 
Trojanischen  Fürsten,  —  Soll  ich  immer  YLinung  noch, 
etwas  beit'llgen,  so  trage  ich  ktin  Hedenken  SU  sagen, 
dal;,  mich  die  ta  bei  haften  Lmsiande,  woiin  die  Erzählung 
des  lierodotus  die  Sache  erscheinen  Utt'sJ ,  an  d»  r  \\  ahr« 
heit  der  Sache  seihst  zu  zweifeln  niemals  haben  besinn» 
inen  können. 

IC)  Die  Namen  Tusker,  Etruskef,  Tyrrhener, 
sagt  Niebuhr  (  Röro.  Gesch.  I  p.  66  ff.),  seyen  diesem 
Volke  selbst  fremd  gewesen,  es  habe  sich  II  a  5.  e  n  a  ge» 
nannt  Es  sey  aber  dieses  Volk,  welches  als  Sieger  der 
alteren  Umbrer  und  anderer  Volker  des  Landes  das  ei  • 
gern  liehe  Errunen  hewohnt,  de&selben  Getxhlrchts  mit 
den  llhUtiern  und  anderen  Alpenvölkern.  Khä'icn  war 
das  urspi  Üngliche  Vaterland  des  Etruscischen  Volkes, 
von  dem  es  sich  zuerst  in  Oberitalien  und  dann  auch 
über  die  Appenninen  ausbreitete  (*.  p.  70  f.  7J  f.).  Vorher 
jedoch,  in  uralter  Zeit,  setzt  er  hinzu,  hatten  ohne 
Zweifel  die  Umbrer ,  das  älteste  Volk  Italiens,  eine  viel 
weitläufigere  Landschaft  und  den  gröTsten  Theil  der  Ge- 
genden inne  ,  welche  die  Etmsker  in  der  Folie  ihrer 
Macht  besafsen.  Schlegel  (  HeniHhb  Jahihh.  18 1 6  BT. 
SÄ.  p.  854.)  hingegen  widerspricht  der  j\i«  huhr&chen  An- 
gabe, und  findet  in  dem  Namen  Turseni  den  des  Volkes 
&e)bst,  welchen  die  Griechen  so  von  ihnen  gebort ,  Ulm« 


83o 

waren  die  Et  rurier  in  einer  ihrer  Hauptwurzeln  nor» 
diachen  (  vielleicht  Gallischen)  Ursprungs.  Mischung 
des  Etrurischcn  Grundslaoims  (vgl  Alteali  I.  p.  «»5  sqq.) 
j)  sehr  früh  durch  Pelasgcr,  die  unter  ihnen  aafsen; 
3)  durch  die  Abfuhrung  der  zwölt  Colunien  unter  die 
Griechen  in  Campauien  (s.  obeu);    3)  durch  spätere  Co- 


lieh  Tusci  ,  von  SuVv,  gleichsam  Opferer,  Opfer* 
pries  ter.  \\  'achsmutli  (Adtere  Höiu.  Gesch.  p.  Kl  f.) 
nimmt  dt  u  Namen  Kisen  a  für  den  inländischen  N.men 
des  Volk«»,  njeh  Uiorn  sin.  f  lai.  1.30.  an,  welcher  Ns0M 
auf  die  RhUiier,  ihre  Verwandle  oder  Abkömmlinge, 
führe.  —  Hier  entsteht  ihm  die  Frage  ,  die  auch  Wachs- 
xnuth  a.  a.  O.  zu  erörtern  gesucht  hat,  ob  die  Etrusker 
Stammvolk  und  mithin  die  Früheren ,  oder  umgekehrt 
di'  Hhltitr  Stammvolk  seyenj  für  die  Einwanderung  ins 
G'-bnge  sprächen,  aul-er  Aiideiem  ,  die  Ueberrestc 
KiriiM.'isciier  Kunat  in  Rh<Uir n  ,  die  man  nicht  einem  rau- 
hen Hergvolke,  wie  die  Eiru*ker  vor  ihrem  Aufbruche 
in  die  I'.fnjie-  hüllen  seyn  müssen,  sondern  einem  in  def 
Ebene  gebildeten  zuschreibt  u  könne.  —  Mone,  dem 
Deutschen  System  huldigt  ml,  will  bi  i  den  Tuactern 
an  die  nordischen  Tliurn-n,  Kielen  ,  und  an  die  Göt- 
ter T  y  r  und  T  i  u  s  ko  gedacht  wipse-n.  Hierbei  k<<mml 
ihm  Zoega  7U  Hülfe,  der  in  dui  vun  Welcktr  h»  raus- 
gegebenen  Abhandlungen  p  5*7.  sagt:  ,,L)af»  t.  R.  Tut« 
ker  dasselbe  Y\  urt  sty  ,  als  Tbeolisker  ,  stehe  ich  nicht 
sehr  an  zu  glauben,  indtm  ich  such  sehe,  daf>  in  dt r 
Dänischen  Mundart  die  Deutschen  noch  heute  mit  einem 
Namen  benannt  werden  ,  der  von  Tusker  nicht  mehr 
verschieden  ist  als  y  von  #".  Vorher  halle  dt r»ell»e 
Grlthrte  dem  von  Mehreren  behaupteten  $*i/e  Beifall 
gegeben,  d.ifr.  die  Autoi  Inhnnen  von  Italien  Verwandte 
der  Theoti^ker  (  Deutschen)  seyen.  Den  Zusammenhang 
der  \liitt  liiahscben  Etrusker  mit  den  Khatietn  bähen 
MülUr  in  der  Schweixergeschichte  1.  Bd.  Cap.  S.  vüA 
v.  Hormayrr  m  der  Geschichte  von  'Jvrul  I.  p.  2U  und 
p.  \il  IT.  iMchzuwisen  gesucht.  Man  vergl.  auch  Vater 
in  Adelungs  MithridaCt»  11.  p.  4«  ff. 


lonialzüge  diese»  Volkes  nach  Unteritalien  und  Sieilicn, 
vo  sie  -wieder  unter  Griechen  Kamen  (»<•**  •  -,,  v.i 
Chr.  Geb.).  Untergang  der  Etrurischen  Colo^ei  in  <  01- 
panten  (gegen  424  —  428  vor  Chr.  Geb.  Swi<  \<„  ,-,, 
der  Peloponncsische  Krieg  und  bÜchste  Stute  der  üunit 
im  Griechischen  Mtitterlande).  Unterwerfung  de«  Etru» 
riftchen  Staats  unter  die  Römer  (  gegen  »80  v.  Chr.  Geb. 
im  Jahre  Rom»  474).  Au»  dieser  historischen  Uil.er- 
$ieht  nun  ergeben  sich  für  unsere  Betrachtung  fol-< 
Schlüsse:  In  dem  religiösen  Beulten,  in  der  Mythik  >..\<i 
Symbolik  der  Ilatischen  Volker  lagen  ungozncilclt  sehr 
Terscbiedene  Elemente ,  unter  denen*  namentlich  die  nei- 
dischen (Gallischen,  Germanischen),  l'rlasgischcn  und 
alt-  Hellenischen  hervortreten  mufsten  ;  und  die  fortdau- 
ernden Einwirkungen  der  Griechen  aufseilen  auf  sie  alle 
e  rufte  11  Einflnfs. 

Für  die  richtige  Beurtheilung  der  Italischen  Mytho- 
logie und  Kunst  ist  besonder«  die  Beantwortung  def 
Frage  von  Wichtigkeit ,  in  wie  fern  Griechische  Reli- 
gion und  religiöse  Bildnerei  darauf  Einlluf»  gehabl.  Die 
Bestrebungen  der  Toseanisehen  Gelehrten  bis  in  die  Mitte 
des  achtzehnten  Jaltrhunucris  sind  bekannt,  Sie  hatten 
die  Absicht,  Religion  und  C'ullur  der  Etrusker  vorzfig- 
lieh  unabhängig  von  Allem,  was  Griechisch  be.ftt,  recht 
buch  zu  stellen.  Luigi  Lanzi  hat  die  Bahn  gebrochen, 
und  die  Vorherrschalt  der  Griechischen  Mythologie  und 
Sprache  in  den  Etrurischen Denkmalen  erwiesen,  lirvne, 
der  in  seinen  Abhandlungen  über  das  Ettuscischc  Altcr- 
tbum  noch  sehr  schwankte,  und  noch  viele  nationale 
und  ursprüngliche  Mythen  den  alten  Italiern  zueignete 
(man  sehe  den  fünften  Evcui«  zur  Aeneide  dritter  Ausg. 
pag.  102.  seqq.  —  wonach  auch  Spangcnbe'gs  Schritt  de 
Religg.  Eat.  domesticc.  beurtbeilt  werden  muft),  gab 
doch  in  den  letzten  Jahren  ,  wie  ich  aus  seilten  Brieten 
«eifs,    viele  jener  Vorstellungen   auf,    und   sollte 


83: 


•cbarF  sondernden  Lsnzi  Tollen  Beifall  (man  vergf. 
Lanzi'a   Difesa  del   Saggio    dt  Lingua    Etrusca    $. 
In  dieser  Lebetzeugung  vereinigten  «ich  auch  die  fi 
Alterthumsforsrher  verschiedener  Lander,    wie 
lj.ii  ll'tkViv  ,  Fabbioni,  IHorelli,   Maiini,   E.  Q.  Vi 
und  Andere  (  Difesa  a.  a.  O.   und  Mutco  Pin-  <  Ire 
Tom.  VI.  pag   83.).     Man  kann  jezt  diese  Ansicht  al 
in  hrut*ihland  herrschende  betrachten   (man  vergl 
Bütiirers  Andeutungen   zur  Archäologie  p.  v- 
dafs  ganz  neuerlich  wieder  mehrere  Gelehrte    dir 
meilibantkeit    auf   die    nordische    Abkunft      1 
Stamme  gelenkt  haWen  ;  wovon  nachher,    lnghirami 
dem  Mitali   vorwirft,    er  habe  »ofuit    für  national 
rtsche  Mythen  ausgegeben    was  er  nicht   sm  erkläre* 
•tanden  (Osservazioni  p.  179)»    schliefst  sich   glr» 
ganz  an  Lanzi  an,    und  sagt  unter  Anderem    (1 

>.  1*8»)  l  «  Auimettcndo  l'antica  veouta  di  colonieCr 

Italia  non  posbiamo  rigettar  dagli  Etru&chi  \*  e*f*> 
sionc  dclla  Greca  Mitologia  e  vedendonla  rappnitlül 
Costaotemente  ne'  monumenti  anche  i  piü  antichi  ri»a*n- 
ci ,  non  possiamo  dubitare  ch'essa  non  prevalese  iaajal 
altra  nelle    nostra   contrade. »      Und  in  der   Tbat .  sssi 

larf  nur  die  Reihe  der  Eti  urischen  Denkmale  bei  Gwri 
bis  zu  Lanzi  durchgehen,  um  sich  von  der  Yorberr* 
schaft  der  Griechischen  Mythologie  zu  überzeugen.  - 
Sehr  belehrend  ist  auch  in  dieser  Hinsicht  Uhdens  A^» 
handlung  über  die  Todtenlmten  der  alten  Etrusker  |ia 
den  AhhandlL  der  histor.  philolog.  Classe  der  Berl 
Academie  der  Wtssensch.  1816.  1817.  pag.  sj 
Auswahl  der  mythologischen  Gegenstände  auf  di 
Sarcophagen  (man  verg).  a.a.O.  p.  29.  p. 46.)  bann 
zu  manchen  Betrachtungen  Stoff  liefern.  'Wa* 
zwischen  auttretenden  Genien  unr1  dämonisch 
ten  bet rillt ,  so  wird  den  Kundigen  schon  die  cii 
Umleitung  auf  den  Kasten  des  Cypselua  erinnern, 


dergleichen  Anomalien  Jen  Griechischen  Ursprung  nicht 
ausschliefsen.  Ich  mochte  lieber  von  Pelasgiscben 
sprechen.  Denn  meine»  Bedanken»  hat  das  alte  hauen 
und  namentlich  F.trurien  theils  von  Thracien  und  Samo- 
thrace  her,  theils  von  Thessalien  und  ton  Dodona  reli- 
giöse Einflüsse  empfangen  (s.  oben  II.  Th.  p,  478  f.) , 
und  weil  die  Alles  verschönernd»*  Poesie  über  die  Itali- 
sehen  Religionen  niemals  die  bedeutende  Macht  ausgeübt 
hatT  jene  Vorstellungen  und  Bilder  getreuer  und  ao  zu 
tagen  pelasgischer  bewahrt.  —  Wenn  ich  aber  mit 
Lan/.i  im  Pelasgiscben  (oder  Urgriechischen)  Ele- 
mente die  Grundlage  Italischer  Sittigung  und  CuJtur 
erkenne,  und  mithin  das  Wesentliche  auch  der  Etruri- 
schen  Religion  für  alt-Griechisch,  so  bin  ich  damit  noch 
nicht  gemeint ,  diese  schwierige  Uniersuchung  für  ge- 
schlossen zu  halten;  ja  ich  stimme  Vätern  in  so  lern 
bei,  dafs  Lanzi  in  diesem  Griechischen  System  wohl 
manchmal  andere  Elemente  zu  wenig  in  Anschlag  ge- 
bracht hat  (im  Mithi  idates  II.  nag.  456.)  —  immer  wird 
ihm  das  Verdienst  ungeschmälert  bleiben  ,  als  ein  achter 
Schcideküustler  die  Haupt-  und  Nebenstoffe  der  alt- 
Italischen  Sprachen  und  Dichtungen  zuerst  zerlegt  und 
Aufgezeigt  zu  haben. 


Betrachtung  der  alt-Italischen  Religion 
überhaupt. 

Ueber  den  Geist  der  Italischen ,  besonders  der  Rö- 
mischen Religion  wird  unten  am  Schlüsse  dieses  Capitel* 
zu  reden  Gelegenheit  seyn.  Hier  heben  wir  nur  einige 
Hauptzüge  vorläufig  im  Altgemeinen  aus.  Allenthalben 
stofsen  wir  hier  auf  dieselben  Erscheinungen  wie  in  Vor- 
derasien ,  und  Alles  erinnert  an  nahe  Verwandschaft ,  ja 
Identität  mit  den  Pelasgiscben  Gülten.  Fetiscbdienst  auch 
11.  55 


834 

Lier ,  um]  ganz  nach  dem  Charakter  der  Völker  ,  die 
ihm  huldigen.  So  ist  z.  R.  dein  wilden  Saliner  ein  auf. 
gestechter  Spiels  sein  Kriegflgott,  »ein  abwehrender, 
iurektbarer  Maiuers.  Daneben  WarTcntanze  ron  begei* 
s'crtcn  Priestern  ,  und  wie  in  Phrygicn,  Creta  ,  Lemnot 
Cor}banten,Cureten,Carcinen,  »o  hier  Salier  und  Lupt 
AuchhierPhallica,  wie  unter  den  PelasgernaufSaruolhrsc« 
und  inAttica;  und  wieso  hä'ufij;  sonst,  »o  auch  hier  blutiger 
Dienst  und  Menschenopfer.  Dabei  das  dankbare  Ange- 
denken  an  Fremdlinge,  die  diesen  religiösen  Ausbrüchen 
der  Wildheit  gesteuert ,  und  die  Menschen  zuerst  dem 
Opferinessev  entzogen  haben ,  wie  Hercules  (s.  oben  II. 
p.  255.)  und  Andere,  wenn  gleich  in  ausserordentlichen 
Füllen  der  Fanalismus  immer  noch  seine  Rechte  behaup. 
tele.  Vom  Ueioendiensle,  der  sieb  aus  der  Erinnerung 
an  solche  Gesetzgeber  und  Wohlihätcr  ganz  natürlich 
entwickelte ,  finden  sieh  in  Alt-Italien  gleichfalls  Spore«. 
Auch  Reinigungen  ,  mit  denselben  Begriffen  wie  im  Mu- 
sischen Carimonialgesctz  .  im  Vorderasiatischen  Mond*- 
dienst  und  in  den  Cubiriscbcn  Religionen.  Hierher  gc- 
hüii  der  Frauendienst  der  Fehrua  mit  den  Vorstellungen 
von  der  Menstruation  ,  die  sich  zum  Thcil  durchs  Mittel- 
alter hindurch  erhalten  haben,  und  mit  den  Reinigungen 
durch  die  Luperci  vermittelst  des  Ziegenfells.  Uralte 
Jahrc&feste  auch,  wie  in  der  ganzen  Vorwelt»  besonders 
Erntefeste  ,  und  verhältnilsmäTsig  spater  erst ,  bei  der 
Seltenheit  des  Weinbaues  in  Alt -Italien  (Plin.  H.  N. 
XIV.  19.),  Wctnfeste.  Andrerseits  finden  wir  uralte 
Stammwörter  bei  den  verschiedenen  Völkern  dieses  Lan- 
des :  jenen  Mamera,  den  Latinus  und  die  Latia  ,  Kaunos 
und  die  Oscische  Ops  und  andere;  auch  Pries terschafteo 
ip  alten  Familien  erblich  im  Dienste  gewisser  Gotthei- 
ten .  wie  z.  ii.  das,  der  Sage  nach,  dem  Sonnendienste 
geweihete  Geschlecht  der  Aurclier  ,  die  Naulier  im  Be- 
sitz eines  Priesterthuras  der  Minerva  u.  t.  w.     Uebrigens 


zeigen  diese  Italischen  Religionen  im  Allgemeinen  »ich 
näher  verwandt  den  Asiatischen  v  als  den  durch  das  Epos 
bearbeiteten  Griechischen  Begriffen.  Jene  hallen  vee« 
muthlieh  viele  androgynisebe  Gottheiten.  Wenigstens 
schwankt  die  Sprache  sehr  häufig  in  den  Gölternamen 
zwischen  beiden  Geschlechtern.  Deus  selbst,  will  ea 
acheinen  ,  war  die  beiden  gemeinsame  Bezeichnung  t 
Deus  Venus  u.  ».  w. ;  und  wie  Vorderasien  seinen  'Acp^o- 
iixo,  hatte  (s.  oben  11.  Th.  pag.  34.),  so  redete  man  in 
Alt- Italien  von  einem  Venus  «Imus,  Wovon  sich,  wie 
oben  bemerlit ,  noch  spät  Ueherbleibsel  erhallen  haben. 
Auch  Juppiter  ward  zugleich  als  Göttcrmutter  gedacht. 
Ucbcrhaupt  ward  dieser  Name  erst  durch  Einwirkung 
der  Pelasger  von  Griechenland  her  und  noch  mehr  mit 
der  Verbreitung  des  Crctensischen  Göttersystems  auf 
Einen  Begriff  von  einem  grofsen  Götterkönig  fixirt.  Im 
alt  -  Italischen  Sinne  ward  Juppiter  appellativisch  ge- 
braucht; der  vergötterte  Lalinus  ward  Juppiter  Latialit 
genannt;  Ve-jovis,  oder  Ycdius,  möchte,  von  einer 
Seite  betrachtet,  ebenfalls  hierher  zu  rechnen  seyn; 
und  Aeneas  nehst  seinem  Sohn  Ascanius  wurden  auch 
mit  dem  Prädicat  Juppiter  bezeichnet,  wodurch  man 
also  ini  Allgemeinen  die  hohen  Stammhelden  und  Wohl- 
thäter  in  die  Götterzahl  hin  au  fruchte  (sieb,  das  vorher- 
gehende Capitel  pag.  5.(5  f.).  Dasselbe  gilt  von  Juno, 
womit  man  ursprünglich  keineswegs  die  hohe  Himmels- 
königin bezeichnete.  Diese  Bedeutung  kam  vielleicht 
erst  ans  Griechenland  herüber.  Die  Alt  -  Italier  hatten 
viele  Junones.  Die  Frauen  nannten  ihre  Genien ,  ihre 
Schutzgeister  so    1 '). 


11)  S.  meine  Homerischen  Briefe  psg.  t8S.  in  der  Note  and 
oben  II  Th.  der  ;»ymb.  p.  547  f.  mit  der  Note  144.  fer- 
ner p.  S\}2.  und  die  Note  21'J. 


$.  3. 

Religion     der     Etrnaker. 

So  viel  im  Allgemeinen.  Unter  den  einzelnen  Reli- 
gionen Italiens  fordert  natürlich  die  der  Etrujker 
im  meisten  Aufmerksamkeit.  Sie  ist  die  Mutter  vieler 
von  den  übrigen ,  und  diese  Nation  ragte  an  Bildung 
vor  den  andern  weit  hervor.  Die  Bestimmung  des 
Grades  derselben  wird  immer  wohl  Gegenstand  wider* 
•»(reitender  Meinungen  bleiben  .  weil  von  der  Literatur 
dieses  Yollics  nichts  auf  uns  gekommen.  So  dürfen  wir 
uns  nicht  vi  uudern  ,  dafs  der  Toscanische  Gelehrte  seint 
\  urfahi en  sehr  häufig  zu  Inhabern  der  höchsten  Y\  eis- 
heit  machte,  während  Auslander,  besonders  neuerer 
Zeit,  desto  geflissentlicher  bemüht  waren,  was  zu  hoch 
gestellt  war  nur  recht  tief  herabzusetzen.  Ware  nur 
eist  die  Scheidung  der  national-  Etruriscben  Bildwerke 
von  den  Griechischen  ältesten  Slyls  über  allen  Wider- 
sprach  erhoben.  Doch  ist  einzelnes  mitunter  sehr Mci  ii- 
wiudige  schon  durch  die  bisherigen  Untersuchungen  den 
Etrusttem  als  ungezweifeltes  Eigentiium  zuerkannt.  Be- 
nimmt reden  aucli  alte  Schriftsteller  von  den  Verdiensten 
derselben  um  'Wissenschaft  und  Religion.  Daf»  sie  die 
Philosophie  der  Natur  und  Theologie  mit  gtufsem  Erfolg 
bearbeitet,  versichert  Üiodorus  (üb.  V.  cap.  40.)  aus- 
drücklich, der  hier  ohne  Zweilei  dem  Timäus  oder  an- 
dern alteren  Führern  folgte.  Hiermit  steht  die  Nachricht 
des  Livius  (IX.  36.)  in  Verbindung,  nach  welcher  fru- 
btvhin  die  Römischen  jungen  Leute  in  der  Etrusciscben 
Literatur  unterrichtet  wurden  ,  an  deren  Stelle  spät 
die  Griechische  trat  ,2).    Heifst  das  freilich  nur  so  viel 


1*0    Was  Cicero  de  Divin.  T,  41.   $.  i*2.   und  Valeriua  Mi 
1.  I«  >tiie  prirtetputn  Jiliis  Ktruviac  in  discipiit: 

sagtu,   behauptet  Goren»  ,    sey  von  den  Subnca 


dt  ■ 


6*9 

ie  seyen  in  «1er  disciplina  Etrusca,  d.  i.  in  djeraruspicin.i 
nterricbtet  worden,    wie  Cicero  (de  Divin.  1.  41.)  er» 


der  vornehmen  Etrusker,  keineswegs  von  denen 
der  Römer  zu  verstehen.  Auch  f.lnde  »ich  niemals  unter 
den  Hanispices  ,  40  viele  ihrer  genannt  werden,  ein  Rö- 
m  i  seh  er  Name;  s,  ad  Cicer.  de  Lcgg.  II.  9.  pag.  13t. 
wo  er  aber  die  von  mir  angeführte  Stelle  des  Livius  nicht 
berührt.  Es  ist  also  dieser  Gegenstand  noch  genauer  zu 
untersuchen.  Vergl.  Niebubr  Rom.  Gesch.  I.  p.  80.  95, 
welcher  ebenfalls  die  Sache  so  ,  wie  ich  ,  dargestellt  hat, 
ohne  Rucksiobtsnahme  auf  die  Behauptung  von  Gören*. 
Die  Stelle  selber  lautet  $  „Prodigia,  portenta  ad  Etrusco« 
(et)  llaruspices  ,  si  senatus  jtisserit ,  deferunto  :  ILtru- 
riaeque  prineipes  diseiplinant  docenlo,"  liier  will  ich 
gar  kein  Gewicht  darauf  legen,  dato  meine  Handschrift 
das  Bindewort  nach  Etruscos  beibehalt  (wie  auch  in  der 
Stelle  de  N.  D.  If.  4.  p.  222  unserer  Adf£).  Ich  habe 
immer  dem  Muretus  Beifall  gegeben,  der  bereits  die  co- 
pula  atmtistreichen  ^crathen  hat  (  Conimentar.  in  GJCCT, 
Cltil.  III.  6.  pag.  62S  Rubrik.)  —  aber  da  Livius  a.  a.  O. 
vom  M.  F.ibius  Käso  (oder  nach  Andern  vom  C.  Claudius) 
erzählt:  „Caere  educatus  apitd  hospites ,  Etruscis  inds 
Jileris  eruditus  erat,  linguaurtiue  Eiruscam  probe  nove- 
lat";  und  dann  hinzusetzt:  „Ilabeo  auetores ,  vulgo 
tum  Romanos  pueros  ,  sicut  nunc  Graecis  ,  ita  E'ruscU 
titeris  erudiri  solilos M  —  so  sehe  ich  nicht ,  wie  man  den 
gedachten  Ciceronischen  Stellen  einen  anderen  Sinn  un- 
terlegen will.  Wyttenbach  hat,  wie  ich  aus  seinen  band« 
.-»chrift  liehen  An  merk  k,  zu  Cic.  iU  Lc^g.  a.  a.  O.  sehe, 
H'iic  Stellen  auch  nicht  andere  gt-nomm«  n.  Ob  Rom  eine 
Colon  ie  von  Care  war,  will  ich  jezl  nicht  untersuchen ; 
aber  die  enge  Verbindung  beider  Siä'fle  |ftf«|  sich  nach 
%iclen  Zeugnissen  der  Alten  nicht  ItyMtWt  ifcln,  und  Livius 
a.  a.  O.  spricht  ja  selbst  von  dem  Gastrechte  ,  das  zwi- 
schen Borgern  beider  St;tdle  bestand.  Wie  natürlich  war 
es  daher  ,  dafs  Römer  ihre  Söhne  dorthin  in  den  Unter- 
richt gaben.  Mune  giebt  hierbei  noch  die  Parallel?; 
daf>  späterhin  Gallische  Jünglinge  in  den  Truthcnsc,ht:lcn 
der  Britanuicr  gebildet  wurden. 


zahlt,  so  beschränkt  sich  jener 

rieht  auf  die  Heiiiitnifs  gewisser  priesterlicher  Geschäfte 
und  Deutungen.  In  den  Händen  einer  dort  sehr  zahl- 
reichen Priesterschaft  war  wohl  ohne  Zweifel  der  ganze 
Schatz  der  nationalen  Kenntnisse  höherer  Art.  Man 
liann  auch  zugeben,  dafs  die  Religion  und  die  zu  ihrem 
Dienst  erforderlichen  Einsichten  die  Grundlagen  bilde- 
ten,  an  die  sich,  wie  an  den  Hern  ,  alles  andere  Denken 
und  Erfinden  ansetzte.  Wie  viel  dieses  letzteren  nua 
gewesen,  ist,  wie  gesagt,  jezt  wohl  schwer  zu  bestim- 
men. Dafs  es  doch  nicht  so  wenig  war,  wie  einige 
neuere  Alterthumsforscher  ii.i  Widerspruche  gegen  die 
tlebcrschätzungen  jener  Toscaner  wollen  ,  ist  wohl  un- 
bestreitbar gewifs.  Mag  also  immer  Manches  anderen 
"Völkern  angehören ,  mag  z.  B.  jenet  Tragödiendichter 
Yülumnuis  bei  Varro  (de  L.  L.  lih.  IV.  pag.  16)  kein 
Etrusker,  sondern  ein  Römer  gewesen  sejn  ;i);  so  hat- 
ten doch  die  Elruricr  einheimische  Annalen  ( Dioors. 
Dal.  III.  46.),  sie  hatten  frühzeitig  das  Licht  religiöser 
Erhennluifs,  vielleicht  durch  Lyder  und  gewifs  durch 
Pelasger  mitgetheilt,  aufgenommen  und  benutzt,  sie 
blieben,  mußt  man  zugehen,  fortdauernd  durch  ihre  See- 
fahrten mit  den  östlichen  Landern,  vielleicht  selbst  mit 
Aegypten  ,  im  Verhehr.  Der  ihnen  eigentümliche  me- 
lancholische und  religiöse  Geist  ist  jenem  Tiefsinne  «ehr 
befreundet  und  förderlich ,   der  den  Menschen  im  Nach- 


13)  S.  Niebubr  Rom.  Gesch.  I.  pag.  88,  welcher  eben  aus 
dem  Komischen  Namen  des  Verfassers  ,  V  O  1  umniui, 
hctiließt,  dafs  die  Tragödien  desselben  in  späterer  Zeit 
abgefafa,  wie  sie  denn  überhaupt  der  Nation  eigentlich 
fremd  gewesen  ,  und  die  Etruscische  Literatur  nie  da 
die  Griechische  verfeinert  worden  tu  seyn  scheine.  Schle- 
gel (in  den  Heidclhb.  Jahrbb.  1S16.  nr.  Si.  pag.  860.;  da* 
gegen  will  den  Namen  Volumuius  als  einen  acht  Etrusd- 
schen  anerkannt  wissen. 


denken  ober  das  Gemeine  erhobt  antl  auf  neue  Wahr- 
heiten leitet  ,i).  Priester,  die  natürlichen  Pfleger  aller 
wissen  seh  alt  liehen  Bildung  ,  hatten  sie  in  zahlreicher 
Menge,  and  unter  einem  Oberpriester  gewifs  in  cchr 
geordneter  Verfassung.  Mitbin  konnte  bei  dem  außer- 
ordentlichen Wohlstande  der  Nation  in  diesen  Pric*ter- 
schaften  ein  System  religiös  -  scientifischer  Sätze  sich  ge- 
stalten und  durch  Ueberlieferung  fortgepflanzt  werden, 
bis  man  mit  Empfang  der  Schrift  im  Stande  war,  es  in 
heiligen  Büchern  niederzulegen  ,5).  Wir  lesen  auch  hie 
und  da  Nachrichten  von  Schulen  in  Etruricn  ,  woran  die 
Kinder  der  höheren  Stände  Theil  nahmen  ,  wie  z.  B.  zu 
Falerii  (Li f.  V.  27.).  Dadurch  ward  die  Grundlage  zu 
einem  Patriciat  gelegt,  das  auf  edlere  Geburt  nicht  blos, 
sondern  auch  auf  Vorzüge  de*  Geistes  gebaut  war,  wo- 
von das  alte  Rom  noch  viele  Spuren  zeigt.  Waren  auch 
die  Störungen  grofs  t  die  Etruricn  schon  früh  durch 
Einfalle  fremder  Volber  erfuhr,  so  setzen  säe  doch  nicht 
die  gänzliche  Ausrottung  der  Priester  in  allen  Städten 
voraus.  Folglich  konnte  bis  auf  dio  Römische  Zeit  in 
Tradition  und  Schrift  manches  sehr  Alte  von  religiöser 
und  wissenschaftlicher  Erlicnntnifs  gerettet  werden.  Und 
so  mögen  die  sogenannten  Bücher  der  Nymphe  Bygois 
über  die  Kunde  der  Blitze  (Servius  ad  Yirgil,  Aeueid. 
VI.  72.),  die  Acheruntiachen  Bücher  des  Eidgottes  Tages 
und  die  Auslegungen  seines  Schülers  Bacchcs  (s.  oben 
L  Th.  p.  18C.)  und  ähnliche  Angaben  unThische  Einklei- 
dungen historischer  Nachrichten  von  der  Pricsterlradi- 
tion    und  Prietterschriften  seyn.     Allcuhalbcn  ,    wo   alt© 


14)  Kein  Vo'.k  hat  mit  dieser  Gemtkusarl  mehr  Ueberein- 
Stimmung  al*  das  Tonische.  Man  darf  nur  die  Edden  und 
Nibelnngrn  lesen.    Mone. 

15)  Vergl.  auch  Nicbuhr  R.  G.  L  paij.  93  f.     Unten  »erde  ich 


&4p 

Religionen  bestanden  ,  waren  ja  die  hohen  Güllor  die 
heiligen  Schreiber  und  Schriftsteller:  Brahma,  Oanncs, 
Hermes,  Taaut  u.  s.  w.  So  Jcgte  denn  auch  der  Etras* 
Ijc.  die  Blume  des  geistigen  Besitzes  in  den  Schoofs  sei- 
ner Gottheiten  zurück.  Was  der  kriegerische  Römer 
vernichtete  oder  aus  religiöser  Ursache  aufnahm  ,  aber 
eben  deswegen  als  Geheiranifs  behandelte,  davon  korw 
jicn  -wir  freilich  keine  ganz  deutlichen  und  vollständigen 
Nachrichten  haben.  So  beschrankt  sich  die  Henntnift 
JDtruriacher  Literatur  auf  die  bemerkten  und  andere  ein« 
seine  Angaben,  z.  B.  daß»  Tarquinius  Priscus  ein  Osten* 
taiium  Etruscum  (Macrub.  Saturn.  111.  7.  20.  Lactant. 
I.  10.  welcher  den  Verfasser  Tarquitius  pennt)  geschrie- 
ben habe. 

Glücklicherweise  liefern  Bümcr  and  Griechen  einige 
Berichte  über  den  Inhalt  der  Etrurischen  Religionalehre 
und  der  damit  zusammenhängenden  Welt  ansieht  und 
Naturbetrachtung. 

Der  ernste  Geist  der  Italien  kündigt  sich  gleich  in 
ihrer  Lehre  von  den  Zeitaltern  an. 

Gewisse  Zeitalter  (yevi;)  ,  lehrten  sie.  sind  den 
Menschen  und  menschlichen  Dingen  gesetzt,  und  der 
Uebergang  aus  einem  ins  andere  wird  jedesmal  durch 
Erscheinungen  und  Vorzeichen  am  Himmel  und  auf  der 
Erde  angedeutet.  Davon  machten  sie  auf  Etrurien  fol- 
gende Anwendung  ,ö):  Zehn  Zeiten  (aetates)  seyen  durch 


t&)  S.  Nicbuhr  Rom.  Gesch.  I.  patr.  91.  Auch  er  bcmcrl', 
wie  die  Geschichte  dieses  Volkes,  gleich  der  der  Urami* 
nfii ,  in  einem  astronomisch  -theologisch  bestimmten 
Umrifs  der  gesairmten  Zeit  eingetragen  war.  Eine  Welt- 
norhe  von  acht  Weltlagen  war  für  das  jetzige  Mer  sehen« 
geschleckt  auf  Erden  bestimmt;  jeder  dieser  Weh* 
IGr  einen  andern  Volksstamm.  Ein  solcher  Wclttag  be- 
j[iifF  zehn  SücuTa ,   zusammen  1l0t>  Jahre,   und  so   »üblte 


64  f 

peinlichen  RalhRehluf*  diesem  Staat«  zur  Dauer  bestimmt. 
Von  den  \ier  ersten  bestehe  jedes  aus  io5  Jahren;  das 
fünfte  aas  »a3  Jahren,  das  sechste  aus  119,  das  siebente 
gleichfalls  u.  s.  w.  Hiernach  bann  man  die  acht  ersten 
Zeitalter  zu  904  Jahren  berechnen.  Nach  Ablauf  des 
zehnten  Saculum  war  dem  Etrurischen  Staate  sein  Ende 
bestimmt  (Varro  ap.  Ccnsorin.  de  die  natal.  17.  Plutarcb. 
in  Sulla  p.  456.  A.  Francof).  Hierzu  die  TNachricht  de» 
Kaiser  Augustus  (heiServius  ad  Virgil.  Eclog.  IX.  47.) 
Ton  der  Weissagung  des  Etrurischen  aruspex  Volcalius 
während  der  Spiele  des  Cäsar,  dafs  in  jenem  Augenblick 
«las  zehnte  Zeitalter  angebrochen  sey. 

Hieran  knüpfen  wir  die  Kosmogonie  der  Elrns- 
her  und  ihre  Lehre  von  dem  grofseti  Jahre.  Sic  lautet 
so:  Der  Demiurg  bat  diese  Welt  in  sechstausend  Jahren 
geschaffen:  im  eisten  Jahrtausend  Himmel  und  Erde; 
im  zweiten  das  Firmament ;  im  dritten  das  Meer  und  das 
Gewässer  auf  der  Erde;  im  vierten  die  zwei  grofsen 
Lichter  der  Natur  y    im  fünften  die  Seelen  der  Vegel , 


die  Wckwoche  8800  Jahre.  Also  betrüge  die  Dauer  einet 
Welljabrcs  von  3S  Wochen  oder 30 i  Tagen  :  331, 4no  Jahre. 
—  Wenn  Mone  die  Idee  vnu  einem  tausendjährigen 
Reich  unil  von  den  sieben  Weltaltem  ,  welche  das  ganze 
Deutsche  Volk  im  Mittelalter  ergriffen  haue,  lieber  aus 
dem  Hintergründe  des  Heidenthuras  aU  aus  apokHJypti- 
schen  Vorstellungen  herleiten  will,  so  kann  ich  ihm  darin 
nicht  beistimmen;  aber  was  er  nun  weiter  sagt ,  mag  hier 
seinen  Plalz  finden:  ,,  Dieser  Volksglaube  ist  wichtig, 
und  hemcrkcnswerih  die  fromme  Unbefangenheit,  womit 
dif  alten  Chroi>  kschreiber  die  Geschichte  nach  den  sechs 
VVeltallern  eintheilen,  denn  im  siebenten  ,  stellen  sie  sich 
vor,  wird  die  Weh  untergehen.  Hecht  volksmäfsig  sind 
diese  Meinungen  ausgesprochen  in  G.  A  1 1  s  Weltchronik. 
KQrnberg  I4y3.  fol.  Blatt  260."  Meines  BedOnkens  ist 
eben  die  Siebe n zahl  ein  Beweis  des  apokalyptischen 
Ursprungs. 


der  Reptilien  und  aller  andern  Thiere,  die  in  der  Luft 
auf  der  Erde  und  im  Wasser  leben ;  im  sechsten  den 
Menschen.  Eben  so  lange  dauert  das  Menschengeschlecht, 
so  dafa  die  beiden  grofsen  Weltperioden  zwölftausend 
Jahre  umfassen.  Das  ist  das  grofse  Jahr,  nach  dessen 
Ahlauf  alle  Sterne  wieder  in  dieselbe  Constellation  wie 
beim  Schlüsse  des  vorhergebenden  kommen. 

Ohne  uns  hier  in  den  Streit  über  die  wahre  Dauer 
dieses  grofsen  Jahres  der  Etrurier  einzulassen  ,  müssen 
wir  doch  die  Hauptfrage  berühren,  ob  diese  Koamogonie 
auch  wirblich  alt-Etrurisch  sey?  Heyne  hat  dieses  be- 
stimmt verneint  (».  Etrusca  antiquitas  a  comm.  üb.  in 
Comment.  Soc.  Gott.  VI!-  pag.  35  sqq.).  Er  sieht  darin 
einen  sehr  späten  Nativitatsteller  ,  und  zwar  einen  ebn- 
eten ;  denn  vorerst  habe  er  die  Zeitalter  (ye'vij),  die  sieb 
nur  auf  Elrurien*  Staat  bezogen,  auf  das  Menschenge- 
schlecht bezogen ;  sodaun  rerriethen  ihn  auch  biblisch» 
hellenistische  Ausdrücke,  wie  oTfpcw^a,  r^Äva  nnd  dgl. 
Ich  bann  diese  Meinung  des  gelehrten  Veteranen  nicht 
zu  der  meinigen  machen.  Zuvörderst  ist  das  TJrthcil 
aus  einzelnen  Ausdrücken  immer  unsicher,  und  ganz 
neue  Beispiele  haben  gezeigt ,  wie  leicht  es  irre  führe. 
Allein  mancher  Ausdruck,  der  hellenistisch  heifsen  muf«, 
weil  er  aus  Alexandria  und  aus  der  Periode  der  grofsen 
Sprachenmischung  herstammt ,  ist  darum  noch  nicht  aus 
der  Bibel  entlehnt.  So  braucht  z.  B.  auch  Damascius  in 
seiner  Schrift  von  den  Principien  das  ifSara  verschie- 
dentlich, und  doch  war  er  niemals  dem  Christenthome 
zugethan.  Auch  hat  neuerlich  Munter  aus  einer  Inschrift, 
betreffend  die  Samolhraci&chen  Mysterien,  worin  trd^X 
und  ähnliche  Ausdrücke  vorkommen»  mit  grofser  Wahr- 
scheinlichkeit gezeigt,  dafs  in  die  Mysteriensprache  (und 
mithin  auch  in  die  Priestersprache)  mit  orientalischem 
Begriffe  auch  manches  Wort  eine  dem  atlgemeinenSprach» 
gehrauche  fremde  Bedeutung  erhalten  konnte.   —    I)af& 


845 


aber  jener  Befcrent ,  wer  er  «ach  sey,  die  Weltall«- 
nicht  falsch  gedeutet  habe,  geht  aus  der  angerührten 
Stelle  des  Plularchus  hervor ,  wo  ja  ganz  entschieden 
Von  Zeitaltern  geredet  wird»  die  nach  Et rurischer  Lehre 
dem  Menschen  gesetzt  seyen.  Dafs  die  alten  Perser 
etwa*  Aehnliches  lehrten ,  hat  Heyne  selbst  berührt. 
Vergleichen  wir  diese  Nachrichten  naher  mit  dieser 
Etruscischcn  Kosmogonie,  so  iteigt  sieb  eine  auffallende 
Uebereinstimmiing  :  Dort  wie  hier  zwölflausend  Jahre, 
und  in  beiden  Systemen  die  zwölf"  Jahrtausende  ,  nach 
den  zwölf  Sonnenhäusern  eingctheilt ,  und  die  zwölf 
Zeichen  des  Thierkrcises ,  Symbole  der  zwölf  Jahrtau- 
sende (Zendavesta  I.  10.  und  Anhang  II.  p.  8t.  und  da- 
selbst das  Zeugnifs  des  Theopompus)  17).  Dadurch  kann 
freilich  ntir  die  Uebcrcinstimmung  mit  alt- orientalischen 
Weltansichten  bewiesen  werden.  Der  Weg,  auf  de-'ft 
dieses  System  zu  den  Elmshorn  gelangt  seyn  mag ,  läfst 
«ich  nicht  bestimmt  nachweisen.  Doch  ein  Bh'ck  auf  die 
Sätze  der  Pythagoreer  deutet  auch  die  Brüche  an  ,  auf 
der  sie  nach  der  Wcstwelt  kommen  konnte.  Es  sind  dies 
Satze  aus  einem  Ideenkreise  ,  der  in  den  Priestersystemen 
des  Alterlhums  fast  allgemein  aufgenommen  war.  Um 
so  weniger  dürfen  wir  zweifeln,  dafs  auch  Etruriens  Prie-» 
•ter,  deren  höheres  geistiges  Streben  durch  so  Manche« 
sich  ankündigt,  in  ihren  Besitz  gelangt  waren. 


17)  S.  oben  I.  Th.  p.  70S.  Auch  nach  I  nd!  seh  er  Tradi- 
tion tritt  zu  Ende  des  vienen  Yug,  in  welchem  wir  leben, 
nach  Verlauf  von  1^000  Götter-  oder  4,320,000  mensch- 
lichen Jahrrn  ,  das  Weitende  ein  (s.  ebenda».  pag.  60.-1.). 
Ueber  die  Aegyptischen  Lebren  8.  p.  369  fl".  p.  4J2  ff. 
Kiebuhr  a.  a.  O.  erinnert  an  ein  ähnliches  Ende  und  be- 
stimmtes Ziel  des  Lehens  selbst  der  Götter  in  der  nor- 
dischen Theologie.  Auf  die  hier  wie  anderwärts  stets 
vorkommende  Zwölfzahl  hat  auch  Wachsmuth  (Aeltere 
Rüra.  Gesch.  p.  66.)  aufmerksam  gemacht. 


84- 


Die     Gottheiten     der     E  t  r  n  s  It  e  r. 


Die  Gottheiten  der  EtrusUer  l!)  sind  theils  all- 
gemeine ,  denen  alle  Städte  der  Eidgenossenschaft  hul- 
digten, theüs  SchutzgoUheiten  einzelner  Städte.  Zq  den 
ersten  gehtfren  zunächst  die  Pelasgischen  hohen  Wesen, 
sodann  aber  auch  einige  einheimische,  wie  z.  ß.  die 
JVortia  (Fortana),  die  zwar  zu  Vulsinti  (Bolsena)  ihren 
Silz  hatte  ,  aber  zugleich  Gegenstand  allgemeiner  Ver- 
ehrung war  (  Cincius  Alimentus  beim  Linus  VII.  3.  Tgl. 
Burmann  ad  Autholog.  Lat.  I.  o*j.)-  Zu  den  auslrindi- 
scheuGciUern  allgemeinen  Dienstes  geborten  Juppiter, 
Juno  und  Minerva  oder  vielmehr  Menerr«,  wie 
sie  immer  auf  Etrurischcn  Opferschaalen  geschrieben  ist 
(\\\i  ali  IL  pag,  47'  so  auch  auf  uns.  Tafel  LYll.  nr.  c.)> 
Das  Hohen  wir  auch  daraus ,  dafs  es  zum  Begriff  einer 
ordentlichen  Stadt  unter  den  Etrubhern  gehörte ,  drei 
Tempel,  nämlich  des  Juppiter,  der  Juno  und  der 
Mencrra,  zu  haben  (Servius  ad  Tirgil.  Aen.  I.  &%\ 
Dem  Juppiter  war  ein  Goltcrraih  zunächst  unicrgeord- 
net ,  der  aus  sechs  männlichen  und  eben  so  viel  weih* 
liehen  Wesen  bestand.  Sie  hiefsen  in  Tuscischcr  Sprache 
Gonsenles  und  Conipliccs  19).  Nach  Varro  (ap.  Arnob. 
advers.  gent.  III.  p,  123.)  hiefsen  sie  so,  weil  sie  mit  ein- 
ander zugleich  geboren  worden  und  sterben.  Hiernach 
wären  sie  also  nur  Mittelwegen,  die  Juppiter  in  der 
Weltcegierung  als  seine  Diener  und  Dienerinnen  ge- 
brauchte.    Ihre  einzelnen  Namen  ,   sagt  derselbe  Zeuge, 


IS)  Vcrgh  auch  Niebuhr  I.  p.  Oj. 

JH)  Vcfgl.  auch  oben  im  Capitel  von  der  SsmotbraciscTien 
tteligioq,  II.  Th.  p.  366.  und  p.H5:  daf*  die  dii  con- 
sr  ntes  und  cotupüccs  eine  bloße  LVoerscfzung  des 
irprlr5  <  1  a  b  i  r  c  n  ic* 


8|5 

waren  unbekannt.  Der  allgemeine  Name  eine»  Gottes 
war  nach  Suetonius  (August.  97.  p.  329  ed.  Wolf.)  Ae. 
aar,  welche»  Einige  mit  dem  Römischen  Cäsar  in  Ver- 
bindung setzten;  Andere,  wie  Niebu.hr  (Rom.  Gesch.  I. 
pag.  225),  mit  den  Äsen  der  Scandinavier  20).  Vom 
Juppiter  (Tina  im  Etrurisehen  genannt)  hatten  die 
Eti  u&ker  desto  höhere  Begriffe.  Er  war  ihnen  die  Welt» 
seele  und  der  letzte  Grund  aller  Gründe  (causa  causa- 
rum) ,  mithin  Fat  um  und  Vorsehung.  Er  war  die 
Natur,  aus  der  Alles  geboren  worden  ,  and  der  ersto 
Odem,  durch  den  Alles  lebet;  er  war  Bewahrer  und 
Regierer  des  Universum  (Seneca  Quaest.  natur.  II.  45. 
Tcrgl.  oben  II.  Th.  pag.  490  f.).  Man  hatte  gegen  diese 
Darstellung  durch  die  Bemerkung  Mißtrauen  erregt, 
dal»  der  Referent  ein  Stoiber  ist.  Wer  wird  es  leugnen, 
düls  die  Philosophen  dieser  Schule  die  Mythen  der  naiv 
phantasirenden  Vorwelt  oft  sehr  gewaltsam  umdeuteten  t 

SO)  Derselbe  erinnert  a.  a.  O.  zugleich  bei  Lucer  an  La- 
ser van  lugen,  seilen)  ,  was  freilich  Schlegel  a  a  O. 
pag.  S95.  lächerlich  zu  machen  sucht,  ohne  jedoch  etwas 
dagegen  vorzubringen.  Waren  die  Etrurischen  Gotthei- 
ten als  vergänglich  gedacht,  so  uürdr  die  innere  Ver- 
glficliung  mit  dt»  sterblichen  Äsen  der  Edda  nliher 
Jagen  War  aber  der  Etmrische  Jujjpittr  -  Tina  als 
Schicksal  gedacht  ,  so  könnte  beim  Namen  A  e  s  a  r  an 
aiea,  Schicksal,  erinnert  wc  rden ,  in  so  weit  Juppiter 
vorzugsweise  der  Gott  ist.  Dünn  wäre  vielleicht  auch 
Tina  mit  Di»  (Dens)  verwandt.  Aber  auch  mit  Tieri, 
Himmel,  verwandt,  kann  er  das  Schicksal  seyn  ,  weil  die- 
ses in  den  Sternen  geschrieben.  Aufmerksamkeit  ver- 
dienen noch  Zoega's  Worte  in  den  von  Welcker  her- 
aus, gegebenen  Abhandlungen  p.  327  f.:  ,,  Ae&ar,  Nim« 
der  Gottheit  bei  den  Etruskern  ,  wird  noch  in  der  Islän- 
dischen Mundart  gebraucht  als  Plural  des  Wortes  Ai, 
welche»  Gott  bedeutet,  wonach  Aesarwic  Elobiro  Plural 
für  Singular  genommen  seyn  würde.'* 


846 


Wir  haben   oben  selbst  darauf  aufincrhsan*  zu 
Anlaf*   gehabt.      Auch  stelle   ich  nicht    in  Abrede« 

rir  in  dieser  Beschreibung  grofscntheils  Stoische  Ha 
-u  ort  er  lesen.  Aber  die  Ideen  selbst  trifft  dies 
Römer  und  Griechen  blicken  auf  Etrurische  Pri 
lehre  mit  hoher  Achtung  zurück.  Ein  tiefsinniger, 
Ewigen  zugewandter  Geist  charahterisirt  die»e 
Nation.  Ihr  geistiger  Verlichr  mit  dem  Orient  ist 
als  wahrscheinlich.  Konnten  unter  diesen 
die  Etruner  von  ihren  höchsten  Wesen  ,  Joppitcr, 
aus  u.  s.  w.  weht  andere  als  solche  Vorstellungen 
zumal  dl  die  Fortpflanzung  Samothracischer  Religio« a 
ihnen  be&iimnit  angegeben  wird,  eine  Religion,  in  6e 
die  höchsten  Potenzen  doch  auch  gewifa  sehr  hoeft  p 
«teilt  waren?  Mit  Einem  Worte,  was  Memphis  roam 
nem  1'hthas  ,  was  Thebe  von  seinem  Amun  lebrlr,  i» 
honnte  der  Etrusker  wissen,  und  auf  »einen  Jopptal 
and  Janus  übertragen. 

Auch  in  der  Dämonenlchre  Etrurieni  txk 
sichtharlich  derselbe  Acgvptisch-Samothraciscs«  F** 
den  fort.  Ich  werde  unten  darüber,  so  wie  über  di» 
Heroenlehre  ,    das   Nülhige    im   Allgemeinen    b einerlei. 

rorjezt  bleibe  ich    beim  Vorliegenden   stehen.      Jcitf 
Gott,  jeder  Mensch,  jedes  Haus,  jede  Stadt  hatten  ihm 
Genius.     I'ie  der  Götter  heiPsen  Pen  a  tos,    und  es  {t» 
überhaupt  vier  Classen  von  Genien,  die  des  Tina  (Jej> 
piter) ,  des  Neptunus  ,  der  unterirdischen  Got« 
tcr  und  der  Menschen    (Migidius  lib.  XVI  utubü- 
vin.  ap.  Arnob.  advers.  gent.    III.    40.  p.  t3a  Orell.  »4 
Appendix  ad  Arnob.  p.  44  sq.).      Es  war  ein  Systea  tos 
'Wesen,    die    in  herabsteigender   Ordnung    die  hoberts 
Götter  mit  den  niederen ,  und  die  Gottheit  mit  den  Men- 
schen verbanden.     Eine  grofse  Pyramide  gleichsam,  4r> 
ren    Spitze    sich     in   dem    wcltregiercnden    Mittelpunkt 
Tina  (Juppiter)   verlor,   und  deren  breite   Basis  nach 


»47 

■Uen  vier  Weltgegenden  auf  Erden  ruhete  (ver«1.  oben 
I.  Th.  p.  3q2  ff.  über  ähnliche  Aegyptiscbe  Vorstellun- 
gen), lieber  dem  Strahlenpunkte  jeder  individuellen 
Personalitat,  dem.  Charakter  und  dem  Sinn  jedes  Meto. 
achcnlebens  ,  schwebet  als  Herr  und  Regierer  ein  (ie- 
nienpaar,  wovon  der  eine  sorgsam  und  freundlich  über 
die  ihm  anvertraute  Seele  waltet,  der  andere  ßnattjr  und 
drohend  ihre  Flügel  hemmt.  Auch  wo  Menschen  bei- 
sammen wohnen  ist  unsichtbar  ein  Genius  gegenuaiitg. 
Das  liebe  Gut,  das  wir  unter  der  Vaterstadt  zu  denken 
pflegen ,  jenes  heimathliche  Gefühl,  das  uns  bei  iluem 
Namen  beweget,  eines  wie  das  andere  ist  unter  den 
Schirm  des  Genius  gegeben.  Si*  auch  das  Vaterhaus. 
Jedes  tbeuerste  Gefühl,  das  ein  Kind  bei  diesem  Anden- 
ken empfinden  mag,  jene  Gewohnheit  des  Lehen»  in  ihm 
ton  frühester  Erinnerung  an  ,  die  bergende  Sicherheit, 
die  stille  Vertraulichkeit  jedes  Winkels  ,  der  ruhige  Ver- 
Jafs  auf  dies  von  den  Vätern  ereibte  Eigcnthuro  ,  und 
wie  die  Beziehungen  alle  keiften  mögen  ,  sie  alle  sind 
in  den  Begriff  des    Lar   (Lars,    Herr  -')    zusaminen- 


21)  Lieber  die  Wörter  La  r,  Lara,  Lartes  «.besonders 
Lanzi  Saggio  di  Ling.  Etruaca  Tom.  II.  p.  £83  —  iJ86.  und 
Müller  de  diia  Romanorum  Laribus  et  Penaribus  lUf- 
niae  181t.) ,  welcher  p.  S6  IF.  ,  mit  Lt  bergehung  d'rGrie-* 
einsehen  Etymologien  von  taufet,  ViatM  und  amlrrn  der 
Art,  Bchon  auf  den  TuHcischtn  Urjprjng  dieses  Worte« 
aufmerksam  gemacht  hat,  wonach  Lar  so  viel  ht-Jcui« 
als  Fürst,  Herr,  xf  oo-runn,  prineeps,  wie  es 
auch  bisweilen  noch  vorkommt  ,  man  vrrgl  de  diis  La- 
ribus dissent  1 .  llempeJius,  Zwiccavue  1797.  png  XIX. 
und  ungern  II.  Th.  pa<.  S8.).  Und  in  so  f-rn  hä'ige 
dieses  Won  auch  mit  den  Persischen  Heroen,  Artcs 
(davon  'AfreciM  s,  oben  1.  Th.  p.  7  >5  f.)  zusammen,  und 
bilde  die  vordere  Hälfte  in  den  Wörtern  Anabanus,  Ar« 
Uxerxes  und  dt-rgl.  Durch  den  blofitn  Zusatz  tines  L 
wlre  iiieraus  der  Marne  Lartes  geworden.    In  der  FoU 


8{8 

gedrängt ,    der  das  Taterhaus  als  unsichtbarer  Gebietet 
bewohnet.       Darum  heilst  er    auch  Lar    ia  miliaris; 


ge,  nachdem  auch  die  Römer  den  Namrn  überkommen, 
habe  man  mit  Lar,  La  r  t  i  s  ,  dun  Vornamen  ,  mit  Lar, 
Laris  aber  den  Gott  bezeichnet.  Dies  ist  also  nichts 
anderes,  als  das  Griechische  A«v';,  Ziu';,  und  das  La- 
teinische Ucus,  ein  Herr,  von  dem  ich  mich  in  Allem 
und  gänzlich  abhängig  erkenne  ,  ein  gebietender,  mich« 
tigtr,  gnädige r  Herr  (s.  oben  I.  Tb.  ,».  171.).  Dasselbe 
Wort  Lar,  Lane  ,  findet  Laiui  auch  in  vielen  anderen 
Griechischen  Wörtern  als  G rund wurzel  ,  in  Laertes, 
Aa^rkj,-;  i.  Saggio  di  L.  E.  Ff.  p.  390  —  Jy4.  xn  der  Etru- 
rihchcit  Inschrift  nr,  138.  Lartbiasses  ;  ebendaselbst  in  ei* 
ncr  Inschrift  nr.  äU).  pag.  JJJ.  (und  dort  die  Note)  I.«- 
r  i  s  a  Ca  r  c  an  ia.  Es  ist  aber  L  a  r  i  s  sa  (  Aagte&a)  der 
Name  vieler  Städte  in  Griechenland,  z.B.  in  Thessalien, 
ferner  der  Burg  von  Argots  u.  s.  w, ;  s.  Stephan.  ByzanL. 
pag.  511  Berkd.  Die  Melle  des  Job.  Lydus  de  menss. 
p.  107  :  Adfvö  t&  AiTüf-k,  t~  cu  *ai  kijSci  t'vergl.  Hef 
Steuiiani  Thcs.  Tom,  V.  pag.  13^7.  in  Aa^vfJec-Sj»  d.  i. 
Ti'«r3aij  könnte  vielleicht  einen  Sprachforscher  auf  die  I 
kannte  orientalische,  ja  biblische  Allegorie  führen  vc 
Fett,  Glanz  und  Wohlstand,  —  Larinum  ist 
auch  in  Italien  ein  Stadcenaine  ,  z.  B.  bei  Cicero  pro 
Cluem.  cap.  6.  Att.  IV.  12.  VII.  13.  Larissa  aber,  ein 
aller  Sitz  der  Thematischen  Pelasger,  hat  ihren  Namen 
mit  der  Burg  von  Argus  ,  mit  Burgen  und  Städten  in  J«>- 
nien  ,  Aeolitn,  Troas,  Creta,  Julien  und  in  andern  Lan- 
dern  gemein,  —  Noch  darf  die' Etymologie  von  *' 
(  Abhandll.  von  Welcker  pag.  327.)  nicht  verschwiegen 
werden,  wonach  in  Landau,  wie  in  Lapersa,  in  La* 
koner,  Lapiihen  und  Pclasger,  ja  selbst  in  Latiner,  die 
gemeinschaftliche  V\  urzclsylbe  enthalten  wäre,  die  in  *9( 
oder  Aae;  (Volk)  eracheinl.  Es  wundert  mich  ,  daf*  der 
felebrte  Zoega  hierbei  nicht  an  die  ältere  >chreib  und 
Sprachart  erirmt-rt  hat.  Denn  die  älteren  Römer  sagten 
L  a  s  e  s  statt  L  a  r  t  s  (Scaurus  in  Putschii  Gramm  alt.  Latt. 
p.  2252.  vergl,  Jsp.iltiing  zum  Chiintilian.  Inst.  Ural  I.  4. 
U,  |>»g.  70.)«    So  lesen  wir  in  eiaem  Hymnus  der  A> 


8.j9 

ein  vielsagende»  Wort,  womit  die  Alten  alte  jene  Vor- 
stellungen verbanden.  Heimathlos  in  diesem  Sinne 
zu  si*v  ii ,  tl.  h.  keinen  Lar  läiniliaris  zu  haben,  ist  da» 
Aeul>eiste,  was  die  Alten  sich  unter  den  Entbehrungen 
des  Lebens  zu  denken  vermochten.  Darum  ist  es  auch 
dort  beim  Salluslius  (Catil.  cap*  20.)  ein  zündendes 
Feuerwort,  das  der  schlaue  Catilina  in  die  Seelen  der 
mifs  vergnügten  Yerschwornen  wirft,  wenn  er  das  Loos 
der  Römischen  (irnfsen  ,  die  Häuser  an  Häuser  buueten, 
den  ihrigen  mit  dem  Ausdruck  gegenüber  stellt:  «nir- 
gends hatten  sie  auf  der  weiten  Welt  einen  Lar  familia- 
ris  mehr  » . 

Dadurch  erhält  auch  die  Stelle  des  Cicero  (Philipp. 
II.  3o.)  ihre  Bedeutung,  wo  dieser  grofse  Redner  dem  An- 
tonius vorwirft,  dafser  der  väterlichen  Gütter,  der  Altäre» 
des  Heerdes,  ja  sogar  des  Hauslaren  —  also  des  höch- 
sten Gutes  der  unglücklichen  (Unterlassenen  des  Pompe  jus, 
sich  bemächtigt  —  «  repetebant  praeterea  deos  patrios, 
aras,  focoa,  Larem  suum  familiär  em ,  in  quae  tu  in  vaseras  » 
u.s.  w.     Man  vergl.  auch  Abramius  zu  dieser  Stelle« 


sehen  Brüderschaft:  Enos  Läse?  iuvate ,  welches  Lanzi 
in  "»aggio  di  Ling.  Kirusc.  I.  pag.  142.  1-J4.  erklärt:  N09 
L.ir.'s  iuvate  .,  H tritt t  uns  Laren*';  eine  Erklärung,  die 
auch  M.irini  miigetheilt  hat  (Atti  Arval.  IL  p.  6(i0  sqq.). 
—  So  viele  Meinungen  aber  auch  über  den  Namen 
Lares  versucht  seyn  mögen;  ihr  Begriff  und  Wesen 
tritt  in  vielen  Bezahlungen  deutlich  genug  hervor.  — 
l  t  I».  r  rU-ii  orientalischen  Ur».prung  der  Laren  ,  oder  viel 
m<*hr  übt-r  ihre  Identität  mit  Gottheiten  des  alten  Orients 
un<i  Griechenlands,  sagt  Arnobius  adv.  gem.  III.  cap. 4i. 
p.  )3i  Urr-Il.  :  ,.  In  diversis  Xigidius  scriptis  modo  tecto* 
runi  ilutuuiniique  custndes,  modo  Curetas  illos ,  qui  oc- 
Ctiltaftac  p»rhib<mur  Jovis  acribus  aliquando  vagitum, 
m<»>1o  Dijitus  NdtiH.thi.ici-tg,  quos  quinque  indicant  Graeci 
Id^eos  Uatty)n>  nunciipari.  M  Vergl.  dazu  die  Ausleger 
Tum.  JL.  p.  17*  üitll. 

II.  54 


65t 


Sonst  kommen  die  Lores  familiäres  häufig;  ror, 
und  erinnern  an  die  Sacra  familtarum  der  Römer.  Wenn 
auch  Pcnates  familiäre«  vorkommen,  z.  B.  bei 
Marini  gli  Atti  de'  Arvali  I.  p.  tso,  so  scheint  hier  fa- 
miliäres im  engsten  Sinne  von  den  Mitgliedern  Eines 
Hauses  unter  Einem  Hausvater  gedacht  werden 
bu  müssen  (  vergl.  meine  Recension  in  den  Heidelbb. 
Jahrbb.  1817.  nr.  78.  p.  ia38.).  —  In  diesem  Sinne  mufs 
auch  die  Sielle  des  Cicero  de  Legg.  H.  17.  42.  genom- 
men werden ,  wo  er  von  den  Umstanden  seiner  Verban- 
nung redet:  <<  Omnia  tum  perditerum  civium  scelere, 
discessu  »reo  jma  puUuta  sunt:  vexati  nostri  L.ares  fa- 
miliäres :  in  curum  sedihus  exaediiieatum  ternplum  Li' 
ceittiae»;  wo  Gorenz  gut  an  die  Parallelstelle  pro  Domo 
cap.  37.  §.  i/|4.  erinnert,  wo  noch  die  Penates  pa* 
trii  erwohnt  werden.  Ebendaselbst  wird  auch  der  Mi- 
nerva gedacht,  die  Cicero  als  W  achterin  (Custos)  sei- 
ne«. Hauses  verehrte;  worüber  ich  im  Capitel  von 
Minerva  das  Nöthige  bemerkt  habe. 

Es  hingen  aber  diese  Ideen  auch  mit  der  ganzen 
Seelen  -  und  Geisterlehre  der  Alt  -  Italier  zusammen. 
Von  dieser  Psychologie  und  Pneumntologie  vi II 
icli  hier  sogleich  das  Hauptsächlichste  anlügen.  Sie  be- 
ruht für  uns  auf  der  HauptBlclle  des  Appulcjns  (de 
genio  Socratts  p.  5o  ed.  Francof.),  womit  man  die  an- 
dern ,  des  Servius  (ad  Virgil.  Aen.  III.  3o2.) ,  des  Ma- 
ciobius  (Saturn.  I.  3.)  und  des  Marcianus  Capella  (II. 
pag.  40  ed.  Grot.)  vei  binden  mufs.  Ich  will  de»  Inhalt 
der  ersten  Stelle  hier  Willigen,  theils  weil  sie  sich  durch 
ihre  Deutlichkeit  empfiehlt ,  theils  weil  darin  der  Ver- 
fasser (Appulejus)  sieb  auf  den  alt- Lateinischen  Sprach- 
gebrauch beruft.  Hiernach  wurden  diejenigen  Dämonen, 
die  ehemals  als  Seelen  in  einem  menschlichen  Leibe  ge- 
wohnt hatten,  Lemurcs  genannt;  so  dafs  also  Lemm 
ganz   allgemein   den   vom  Korper  getrennten  Geist    bc- 


der 


85 1 

Zeichnete.     Nahm  »ich   ein  solcher  aemer  Nachkommen 
in  ,    und  bcsafs  er  so   mit   sanftem  Walten  (placidu  nu- 
mine)  das  Haas  seiner  Kinder  geistig,    so  hiefs   er   Lar 
f*a  miliaris;    halte  er  hingegen   wegen  seiner  Sünden 
am  Leben   keine  freundliche  Ruhestätte  gefunden,    son- 
dern trrete   unstä't    wie  im   Exil  umher,   so  erschien   er 
ls   Larva    -' )  ,    ein   leeres    Schreckbild    für   die  guten 
Menschen,    aber  schädlich   den   bösen.     Da  es  aber   un- 
£e*ifs  ist,   welches  Loos  einem  Verstorbenen    im  Tode 
asu  Thcil  geworden,    ob   er  Lar  oder  Larva  «ey,   ao 
nannten  sie  ihn  unbestimmt  Gutt  Manis  (Manem  deum). 
Müller  (de   Diis  Romanorum  Larihus  et  Penatthu», 
Baffhiae  1811.    pag.  60  aqq.)   unterscheidet  mehrere  Be- 
griffe,   welche  die    \Iten   mit  dem    Worte  Lar  -)    ver- 
bunden.    Es   seyeri    nämlich   unter  Lares  zu  verstehen : 
1)   die   Genien    der   Menschen,    die   8alpove<;    der 
Griechen,  Geister,  Seelen,  welche  nach  glücklich  voll- 
brachter irdischer  Laufbahn  nun ,    von   den   Banden  des 
Körpers  befreit,   als  selige  Geister ,   als  Schutzengel  für' 
das  Wohl,    für  die  Tugend  und  Frömmigkeit  der  Men- 
schen  Snrge  tragen;     9)  die  Seelen    der  Verstor- 
benen,  die  vom  Körper  erlösten  Geister,  welche   den 


22)  Die  Larven  (Larvae;  90  nannten  die  Rötner  geister« 
hafte  Erscheinungen  zumal  bei  Nachi  ,  und  daher  Lar« 
vmi  diejenigen,  ihren  Gtisi  dergleichen  Erscheinungen 
zerrüttet  halten  ;  Festiis  u  20U  cd.  U.icer.  vergl.  Appule- 
jus  de  genio  Socraii>  pag.  50  cd.  Elm<  nlioraf.  )  ,  die  jeiu- 
Weilen  ,  tb*ils  Schreckend  ,  theils  GlUck  bringend,  den 
Menschen  erscheinen ,  werden  eben  darum  von  dtil  Ha- 
ruspicts  genau  beobachtet;  s.  J  C.  Bultnger  de  prodigiis 
IV.  20.  (in  Graev.  Thes.  Antitjq.  Rnnun.  V.  p.  iihO  bqq.) 

£3)  Ueber  die  Laren  sind  nun  noch  die  neueren  Untersuchung 
gt  11  von  Lanzi  im  *aggio  di  Ling.  Etr.  pag  801  22b  283« 
346.  362  sq.  3.m4.  4u2.  433  und  43T*.  und  Marini  gli  Aui  d«' 
Arvali  p.  600  sqq.  zu  vergleichen. 


Leitenden  bisweilen  erscheinen  ,  zuweilen  sie  auch  «U 
Schreckgestalten  beunruhigen  und  angstigen.  In  so  fern 
heifsen  sie  auch  Maries.  (  Hie  rauf"  folgt  nach  Appulejm 
der  Unterschied  zwischen  den  verschiedenen  Bezeich» 
nuugen  Lemur  ,  Lar  familiaris,  Larva  und  Manes,  wie 
ich  ihn  schon  angegeben.);  3)  die  Genien  oder 
Schutzgeistcr  der  Verstorbenen,  welchen  sie  im 
Leben  von  der  Geburt  an  beigegeben,  von  denen  sie 
nie  gewichen,  und  für  deren  Seele  Schicksal  sie  auch 
nach  dem  Tode  Sorge  tragen.  Sie  heifsen  gleichfalls 
(nach  Servius  zu  Yiigil.  Aen.  III.  63.)  Manes;  und  d*t- 
mit  sie  nicht  schaden  ,  mufs  man  sie  durch  Opfer  zu  be- 
sänftigen und  zu  geninnen  suchen;  4)  die  Schutz* 
gotter,  Wächter  und  Be  wahrer  des  Hauses 
(deos  aediuni  custudes).  Sie  wachen  für  das  Haus,  sie 
sorgen  für  das  Hauswesen  ,  von  ihnen  kommt  jeglicher 
Haussegen,  —  Jeder  sieht,  dafs  in  diesen  Dingen  sich 
noch  mehrere  Abiheilungen  machen  liefsen;  wobei  aber 
eben  so  wenig  strenge  Sonderung  der  Begriffe  zu  er« 
warten  ist,  als  in  den  angegebenen.  Damit  soll  nicht 
gesagt  seyn,  dafs  in  der  Dämonologie  der  Vorwclt  über» 
bau]it  keine  logische  Methode  gewesen  —  die  orientalischen 
Priestersysteme  zeugen  vom  Gegentheil.  Nur  das  wollt* 
ich  bemerklich  machen,  dafs,  wo  die  Schriftsteller,  wie 
hier,  aus  dem  Volksglauben  Berichte  liefern  ,  in  solchen 
Anschauungen  grofse  Unbestimmtheil  herrscht. 

Varro ,  wenn  wir  anders  der  Nachricht  des  Arno* 
bius  ( ad  vera.  geiit.  III.  4>.  Pag-  i33  Orell.  nebst  den 
£rklä'rern  Toni.  11.  p.  179.)  trauen  dürfen  ,  hatte  die  La- 
ren bald  als  Manen  genommen,  und  daher  auch  die  Ma« 
nia  als  Mutter  der  Laien  erklärt,  bald  als  in  der  Luft 
schwebende  Götter  und  Heroen  (atirios  deos  et  heroas). 
bald  ,  und  hierin  mit  älteren  Gelehrten  übereinstimmend, 
als  larvac,  als  Genien,  als  die  Geister  oder  Seelen  der 
Abgeschiedenen.    Dia  Mutler  der  Laren  wird  bald  Mani« 


SS5 


genannt  (s.  aufser  «1cm  Angeführten  Maerob.  Saturn.  T. 
7.  p.  s3i  Bip.) ,  bald  Lara  und  Larunda  (Manni  « li 
Atti  de1  fratelli  Arvali  II.  p.  373.). 

Es  haben  auch,  nach  Zoega  (de  obeliscc.  p.  269.), 
die  alten  llalicr  ihre  Todten  in  den  Häusern  begraben, 
•wovon  (nach  Scrvius  zu  Virgil.  Aeneid.  V.  64.  VI.  i'5a. 
und  Isidor.  Origg.  XV.  11.)  der  Grund  eben  in  der  Re- 
ligion der  Laren  enthalten  ist.  Denn  man  wollte  den  «b- 
gesebiedenen ,  im  Grabe  ruhenden  Vater,  der  nun  als 
Geist  für  das  Wohl  seiner  Hinterlasscnen  Fortwjflir— 4 
sorgt,  bei  sich,  und  um  sich  haben,  um  seiner  beson- 
deren Hülfe  desto  sicherer  und  gewisser  zu  seyn  ( s. 
Müller  a.  a.  O.  p.  67.).  Diese  Sitta  wurde  jedoch  in  der 
Folge  zu  Rom  durch  die  Gesetze  der  zwölf  Tafeln  ver- 
boten, worin  es  hiefs  (s.  Cicero  de  Legg,  II.  a3.  58.): 
thominem  mnrtuum  in  urbe  ne stpelito  f  neve  witov.  Aber 
nicht  blo*  in«  alten  Italien  ,  sondern  auch  im  alteren 
Griechenland  Mar  das  Begraben  in  den  Häusern  allge- 
mein eingeführt,  wie  eine  Stelle  des  Pinto  zeigt,  im 
Minus  pag.  3t 5.  E.  «  ol  <V  av  ixtivetv  7tpÖT£poi  avroü  xal 
i&«»tuv  iv  xf  oixlat  tovc,  djroSavöj>Tac<;'  ijuli»  ctt 
xovtwv  oisSev  «OiufpcV.  » 

Nach  der  allgemeinen  Bedeutung  des  Wortes  Lars 
war,  wie  bemerkt,  auch  der  ganz  allgemeine  Begriff 
eines  geistigen  und  unsichtbaren  Herrn  und  Scbutzherm 
damit  verbunden,  und  so  hatten  die  Etrurier  ihre  La« 
res  public os  und  privatos  **),      Wie  gesagt,   wo 


C-i)  Heber  diese  Lares  privat  i  und  public!  s.  Hempei 
lius  de  Diis  Laribus  (Zwiccaviae  1797.)  pag;.  XXIV'  sq. 
und  pag.  XXXV HI.  Er  vergleicht  doit  die  Lares  privali 
oder  familiäres  mit  den  Penates  parvi  oder  nrivaii ,  den 
SchutzgottfTit  und  ^clulUJ•ei^tern  einzelner  Menschen, 
Familien  u.  s.  w.;  zum  Unterschiede  von  den  Pönales 
public!  oder  majores,   welche,  wie  die  Lares  public! ,  dir 


854 

Menschen   wandeln    und  versammelt   sind,     und  in   den 
nichtigsten   Geschäften   des  gemeinen  Wei.cn*   oder  de» 


Scluilzgöfter  ganzer  Gemeinden ,  Städte  und  Völker  wa- 
ren. Lieber  beide  führt  er  viele  Stellen  der  Alttn  an. 
Die  Grutiri Vorstellung  der  Laren  war  freilich  die  von 
Hausgöttern,  von  inwohnemieu  llausge -intern  ,  verbunden 
Uiil  dein  Htgiiff  des  fortdauernden  .Schutzes;  ein»'  \  ur- 
Stellung,  welche  aber  dann  auch  weiter  ausgedehnt  uad 
übertragen  wurde  in  ein  Schutzverhahnifs  im  Allgemeinen, 
rl.issich  auf  ganze  Germinheiten,  Städte  U.S.«.  erstreckte. 
Der  Bogt  tIF  der  Laren  ei  weilt  rte  sich  also  gleichsam  aus 
dem  llcjfrjuuie  ,  ihrem  Mündigen  Sitze  ,  heraus,  und  man 
dachte  bald  auf  Schutagcister  aufser  dem  Hause  auf  den 
Wegen j  besonder»  da,  wo  mehrere  Wege  zusammen* 
treffen s  an  Kreuzwegen,  wo  leichler  Gefahren  treffen, 
und  also  besonderer  Schulz  nölhig  ist.  Daher  die  Li- 
re* v  i  a  I  c  s  ,  c  o  m  p  i  t  a  I  e  s  ;  vergl.  Maritii  gli  alii  de' 
_  fratelli  Arvali  IL  p.  375,  der  aus  Servius  ad  Aeneid.  IM. 
3l>2.  zeigt  ,  daf*  die  Italischen  Völker  unter  den  Lirrs 
viales  sich  die  seligen  Geister  der  Verstorbenen  dachten, 
und  ihnen  zur  angenehmen  Wohnung  Haine  (lucos)  auf 
den  Feldern  widmeten.  Cicero,  der  sich  in  seinen  Ge- 
be tzen  so  genau  an  die  religiösen  G«  brauche  der  Vor- 
fahren hält,  sagt  daher  daselbst  IL  8.  \'J:  —  ,,  Lucos  in 
agris  liabenio  et  Larum  sedes.  M  Man  sagte  auch  La« 
riuin  ,  s.  Cicero  de  N.  O.  IL  27.  pag.  315.  und  III.  25. 
p.  633  unserer  Ausg.  Doch  ,  wie  schon  bemerkt ,  auch 
jeder  Einzelne  hatte  seinen  Lar ,  seinen  Genius  und 
Schutzgtist ,  sogar  das  Kind  und  der  Säugling;  dann  ganze 
Familien  ihren  Lar  ab  Paiuiliengolt  j  ehen  SO  die  g«  ntet , 
wo  dann  der  Larenbegriff  zugleich  im  Heroenbegriff"  ent- 
halten war  (so  z.  H.  bei  Muralori  Tbesaur.  Inscriptt. 
p.  S5  nr.  7.  auf  einer  Inschrift}.  So  hatten  die  dreifsij 
Curjen  in  Rom  ihre  Laren  —  die  Lares  grundul<s, 
nach  dem  Wunder  des  Schweins  ,  das  die  dreil'-ig  I  •  i  kv  l 
geboren  (s.  HempeJius  a  a.  ü.  p.  XXIII.  Müller  a.a.O. 
p.  77.  und  Njebuhr  Rom.  Gesch.  I.  p.  136.).  Diese  La« 
res  grundules  des  Arnobius  1.  28,  hatten,  »ic  bemerkt, 
ihren  Namen  entweder  von  dem  Mmterschweinc  ■    das 


855 

rivatlebcns ,    waren  solche  Genien  oder  Larcs    gegen« 
artig.       Strafscn  und   Wege   waren  ihnen   anvertraut, 


drelfsjg  Ferkel  geworfen  —  daher  der  von  Romulus  den 
Lares  grnndules  nach  den  dreifsig  Cunr-n  angeordnete 
Dienst  —  oder  vom  Sugsrundarium ,  dem  licgrjJbnilVorte 
der  Kinder,  wtlche  noch  nicht  vierzig  Tage  alt  in  der 
Stadt  gestorben  waren;  s.  Fulgentius  de  prise.  *.  in  voc. 
nebst  Llmcn'iorst  2»  derangef.  Stelle  des  Arnobiiis  T.  I. 
p.  306  Oiell.  So  kommt  auch  auf  einer  im  Ji-hre  1T2S  zu 
Nismes  gefundenen  Inschrift  ARIBVS.  AVG.  vor,  wel- 
ches ohne  Zweifel  Laribua  Angustalibus  oder 
AujtnMis  gelesen  werden  mufs  —  die  Laren  als  lie- 
scliüizer  des  erlauchten  Kaiserhauses ;  s.  Miliin  Magaz. 
Encycl.  1,814.  Novemb.  p.  12.  19.  *0.  vergl.  Visconti  zum 
Miisco  Pia  Clement.  Vol.  IV.  p.  92  si]q.  und  Müller  a. 
a.  O.  p.  S7.  —  £tn  anderes  Denkmal,  das  zu  Rom  auf 
der  heiligen  Siral'se  (in  via  Sacra)  ausgegraben  worden, 
und  in  dessen  Inschrift  die  La  re  s  p  u  b  1  i  c  i  vorkom- 
men, hat  M.  Z.  Hoxhornius  (  OjtaesiL  Romm.  nr.  VI. 
in  Graevii  Thesaur.  Antiqq.  Komm.  Tom.  V,  p.  923  sqq.) 
bekannt  gemacht ,  mit  der  Erklärung ,  dafs  diese  Lares 
publici  keine  andern  seyen  ,  als  die  Seelen  derer,  welche 
sich  durch  ihre  Verdienste  um  den  Staat  ,  dem  sie  ange- 
hörten und  in  dem  sie  lebten,  den  Himmel  erworben, 
du  über  nun  üb  himmlische  G»  ister  den  Staat  umschwe- 
ben, und  für  das  Wohl  ihrer  gewesenen  Mitbürger  auf 
eine  unsichtbare  ,  verborgene  Weise  sorgen —  also  He- 
roen. Ja  sogar  ein  Collegium  Lamra  wird  er« 
wähnt;  s.  Marini  gli  Ani  de'  Arvali  pag.  IIS  sqq.  Daher 
halt  es  1'  l  a  t  n  e  r  (  Beitrage  zur  Kenntnifs  des  Attischen 
Rechts,  Marburg  1820.  p.  100.  Not.)  für  wahrscheinlich, 
dafs  der  Laren-  und  Pcnatendienst  nicht  durchaus  der 
Willkühr  der  Individuen  überlassen  worden,  sondern 
aufaer  den  eigentümlichen  Familiengottheiten  auch  auf 
die  Nationalster  sich  bezogen  habe  ,  welche  jeder  in 
seinem  Hause  unter  gewissen  Modificationen  verehrte. 
Zu  einem  solchen  öffentlichen  Cultus  (Larcs  publici) 
sty  dir  Grund  in  den  saens  prjvntis  der  Römer  enthal- 
ten ,  welche  deswegen  auch  unter  Aufsicht  der  Poniificc, 


856 


Städte  und  Häuser  standen  unter  ihrem  Schutz,  und  im 
Kriege  hauen  sie  das  Vaterland  vertheidigen.  Daher 
die  Benennungen  La  res  viales,  rurales,  compi- 
tales,  grundilcs,  ho  Stiles  und  andere.  Es  waren 
zum  Theil  die  Seelen  der  Verstorbenen,  weiche  nun  oft 
freundlich  oder  schreckhaft  die  Lebenden  umschwebten. 
Nfiller  a.a.O.  p.74ff.  bat  über  die  verschiedenen  Namen 
der  Laren  sich  weit  lauf  liger,  mit  Anführung  der  hierher 
gebürigen  Stellen  der  Alten,  verbreitet.  Sogar  das  Meer 
stand  unter  dem  Schutze  der  Laien,  sie  retteten  Schi tT- 
Lrüchige,  und  wachten  über  die  Kampfer  zur  See.  Die- 
sen La  res  permarini  halte  Ancilius  Hegillus  zu  Rom 
einen  Tempel  errichtet.  Uebrigens  ist  die  Vermuthung 
derer  nicht  ungegründet,  welche  sie  in  dieser  Rüchsicht 
mit  den  Pbönicisehen  Patähen  (s.  oben)  gleich  stellen. 
Was  den  Seefahrern  die  Lares  permarini ,  das  waren  die 
Lares  viales  den  Reisenden  überhaupt.  So  betet  C.ari- 
nus  im  Kaufmann  des  Piautus  V.  2,  ehe  er  seine  Reise 
antritt:  «  Invoeo  Vo»  Lares  viales,  ut  me  bene  fufetis». 
Otto  hat  in  seiner  Ahhandlung  de  Diis  vialibus  noch 
viel  mehrere  Stellen  aus  den  Alten  beigebracht.  Man 
»ehe  dessen  cap.  IX.  pag.  i30  seqq.  de  Laribus  vialibus. 
Daher  wird  auch  auf  Romischen  Inschriften  der  Lar  via« 
lih  mit  der  Fortuna  Redux  verbunden,  z.  B.  auf  einem 
Altar  bei  Gruterus  pag.  LXXV1II.  nr.  1,  Nach  diesen 
Spuren  hat  Mai  ini  in  den  Atti  Arvali  II.  p.  5 10.  eine  an- 
dere Inschrift  glücklich  ausgefüllt.  Weil  aber  auch  Al- 
les ,  was  das  Haus  enthalt ,  unter  ihrem  Schutze  steht, 
ihnen  zur  Sicherung  anvertraut  ist,    heilsen  sie  Prae- 


gestanden.  Von  den  sacris  prlvatis  der  Römischen  Lares 
familiäres,  wobei  das  Itlzier«.  vVort  wohl  im  engsten sinne 
von  den  Mii^liedern  Eines  Hauses  11  n  l » >i  '. 
Hausvater  zu  verstehen  ist ,  veigl.  mein*  Hfflflcrl 
gen  in  den  Heidelbb.  Jdbtbb,  1817.  nr.  7S.  p.  12J7  f. 


8^7 


i  tes,    «  quod  praestant  oculis  omnia  tuta  suis«  (Ond. 

st.    V.    »33«)  i   0l  TrpoeoTorcc ,    wie  Plutarchus  in  der 

eich  anzuführenden  Stelle  sagt. 

Das  natürliche  Attribut  der  Laren,  als  der schützen- 
en   und  wachenden  Haosgfittcr ,   war  der  11  und;    vtel- 

en  eben  darum  auch  Jnppiter  Custos  —  gleichsam  als 
or  erste   der   Hausgötter    —    auf  einer  Grahlampe    hei 

artoli  und  Bellori  (Lucern.  sepulcr.  P.  IL  p.  i.)  neben 
ich  hat  ;  s.  meine  Gommcntatt.  lierodott.  P.  I.  p.  s3a, 
ergt.  mit  Symbol.  L  Tb.  p.  538.  und  ü.  p.5.8.  2S)     l>en 

rund  ,  warum  die  Laren  das  Attribut  des  Hundes  haben, 
oder  selbst  iv nbl  mit  Hundsfellen  bedeckt  erblicbl  wer- 
den ,  giebt  Plutarchus  an,  Romm. Quaestt.  LI.  p.  067.  F. 
iTol.  II.  p.  i3o  Wyltenb,  Als  Vorsteher  nämlich  (Prac- 
tites  ,  npciioxiTat,  H^ueo-TÖTtc )  ,  als  Beschützer  und 
"Wächter  des  Hauses  sind  sie  ,  wie  der  Hund,  feindselig 
und  furchtbar  gegen  Fremde,  zahm,  mild  und  linde  ge» 
gen  die  Inwohner;  oder  —  so  deutete  des  Chrysippus 
Schule  —  weil  die  Laren ,  als  büsc  Geister ,  als  Plage- 
geister ,  von  den  Göttern  gesandt  werden  ,  Bösewichter 
x,  11  strafen ,  so  führen  sie  den  Hund ,  um  desto  besser 
solchen  Menschen  nachzuspüren  und  sie  zu  erreichen 
(xu\  xvav  itdpeipöq  iaxtv ,  Ö-;  ifeivolt,  ototv  l$i%i>ivoau.  xal 
liextXibtiv  to«5  itovijgovq). 


SS)  Wenn  Übrigens  in  Arcadren  bei  schlechtem  Gedeihen 
der  Heerden  (s.  oben  (F.  p.  470.)  die  Bilder  des  Pan  ,  als 
Schutzzolles  der  lleerden  ,  geschlagen  wurden,  so  wer- 
den wir  hier  bei  den  Laren,  den  bchut/gottern  rler  Fami- 
lien ,  auf  ähnliche  Erscheinungen  aufmerksam  gemacht. 
Wenigstens  berichtet  MUller  a.  ü.O.  p.6y.  nach  Suetoniu» 
Caligul.  S,  und  Valer,  Max.  IV.  5,  dafs  Menschen  in 
groft»er  Trauer,  dur  Verzweifelung  ndhe  ,  wo  sie  sich 
von  ihren  Schutzgöttern  ,  den  Laren,  gänzlich  verlassen 
wtiim*n ,  dafür  an  ihnen  sich  zu  rächen  glaubten,  djfe 
sie  ihre  Bilder  verstümmelten. 


858 

Endlich  werden  auf  einer  allen  Insr 
Spanheini  de  Ye&t,  et  Prylann.  Graee«:  <  m  GraevüTa: 
säur.  Anliqq.  Romm.  Tom.  V.  p.  666  sq.)  erläutert  u 
La  res  Coilo  Potentes  genannt,  d.i.  die 
die  im  Coilon  (d.  i.  coelum,  welches  oft  so  *iel 
letalsaer,  Luft,  Luftregion),  im  Lultrericr  seb» 
und  von  hier  aus  gleichsam  ihre  Herrschaft  ai 
die  im  Luftreiche  wohnen  und  hausen. 

Der  gewöhnlich«  Ort,  wo  man  den  Laren 
war  der  Heerd.  Hier,  als  an  ihrem  Altar,  brachte  » 
Opfer  mannichfacher  Art  und  Spendungen;  ersten  | 
wohnlich  in  einem  Schwein  -6)  oder  einer  Henne,  i 
den  Reicheren  bisweilen  auch  in  einem  junget  S* 
oder  auch  in  den  Erstlingen  aller  Früchte 
letztere  gewöhnlich  mit  Wein.  Auch  bei  jedes 
licmnalilf  schichte  man,  bevor  man  selbst  gege 
Laren  auf  den  Heerd  einen  Theil  der  Speisen 
bare  dapes  J7).  Ferner  bei  der  Verheirathsa;. 
doch  nur  bei  der  Art  von  Ehe  ,  welche  eine  «•*•* 
war,  legte  das  Weib  ein  Geldstüc'i  (As)  auf  deoBfl^ 
den  Laren  ihrer  Familie,  und  ein  anderes,  elftid 
um  damit  den  Eingang  in  das  Haus  des  neuen 
sich  su  erkaufen  ,  auf  dem  benachbarten  Kti 
nieder  -s).  Vornehme  Jünglinge  weiheten  nach 
des  fünfzehnten  Jahres  die  Bulla,  welche  sie  als 
ihrer  Kindschaft  bisher   getragen ,    den   Laren. 


26)  S.  z.  B.  Ilorat.  OJ.  Ifl,  23.  vs.  2  sq. 

Si    iure   placaris   et  hörn» 
Kruge  Lares  avidayue  parca. 

Man  sehe   hier   die  weiteren  Xacbwcisungen    T< 
seberlich. 

27)  S.  die  Anführungen  bei  Möller  a.  a.  O.  p.  6S  ff. 
2s)  Non.  Marc,  de  propr.  Serm.  c-p.  XII.  p.  7$4  Goüxoi 


8Sg 

t  Persius  (Satir.  V.  3i.):  Bullaque  succinctis  Lari- 
Dus  donata  pcpendit.  Ja  dte  Laien  selber  pflegte  man 
mit  Bullen  gesehmückt  dai zustellen  2 ').  Sutdaten  v. 
iicten  nach  rühmlich  vollbrachtem  Kriegsdienste  den 
•Laren  ihre  Waflfen  (Ovid.  Trist.  IV.  8.  ai.),  Getangeno 
Und  Sclaven,  nachdem  sie  fiei  geworden,  ihre  Ketten 
,(ll*<rat.  Sermon.  I.  5.).  Beim  Antritt  einer  Beise  oder 
hei    glücklicher  BücUUe}ir     bcgrüfstc    man    feierlich    die 

cn,  man  flehete  «der  dankte  für  den  verliehenen 
Schutz  30).  Ja  es  will  sogar  seht  inen  .  dafs  man  auf  Bei- 
»en  oder  im  Kriege  dieselben  mit  sich  geführt,  um  so 
ihres  Schuttes  desto  sicherer  und  gewisser  zu  seyn  *') 
.Auch  der  neue  Hautherr  bekränzte  die  Laren  des  von 
ihm  eben  geltauUen  Hauses  (Plaut.  Trinumm.  I.  2.);  eine 
Sitte,  die  indef*  auch  sonst  allgemein  herrschend  war, 
tand  bis  in  dic*pa'tercn  Zeiten  fortdauerte  '  ).  Der  eigent- 
liche Ort  der  Verehrung  der  Laren  ,  wu  ihre  Bilder  stan- 
den «  war  das  Lararium  ,  die  Hauucapelle,  im  Atrium, 
*»o  auch  die  Büsten  (imagincs)  der  Vorfahren  standen. 


99)  S.  De  la  Chsusse  in  Graevii  Thcs.  Antiqq.  Romin.  T.  V. 
p.  7&3.  nik  der  Abbildung  auf  der  Tafel  XXVII,  welche 
zwar  eigentlich  emen  Harpocrate*  zeigt,  jedoch  wegen 
anderer  Attribute  auch  für  einen  L.ar  domesticus  angese« 
hrn  w<  rdtn  könnte.  —  Man  vtrgl.  auch  unsere  Tafel  LI« 
nr.  2.  im  Bildet  hefte. 

SO)  S  Ovid.  Trist.  I,  3.  33.  und  Müller  a.  a  O.  p.  70.  vergl. 
oben  und  daselbst  Everh.  Uuo  de  (bis  vialibua  cap.  IX. 

3t)  S.  Müller  a.  a,  O.  p.  7L 

32)  S.  die  in  den  Commentatt.  Herodott.  I.  p.  2)5.  Not.  an* 
geführten  Beweisstelle  n.  Insbesondere  wird  eine  Ver- 
ordnung des  Kaiser  Augustus  erwähnt,  wonach  auf  den 
ersten  August  die  Lares  Compitales  mit  Blumenkränzen 
geschmückt  werden  sollten;  s.  Suetnn.  August.  31.  und 
dort  Casaubonus  T.  Hl.  p.  309  dec  Wolf.  Ausg. 


Die  Lararta  der  Armen  waren  eine  Art  Ton  Wand- 
schränken, nicht  sehr  hoch,  und  entweder  run.l  oder 
■viereckig  ;  die  der  Reicheren  hingegen  lange  Schränke, 
in  einer  Erhöhung  angebracht,  mit  Sänlen  und  andern 
Verzierungen  ausgeschmückt.  Sie  waren  durch  Flügel« 
thtiren  geschlossen,  die  man  aber  jeden  Tag  bei  dem 
Opfer  öffnete  8 ).  Es  hatten  die  Reicheren  sogar  ein 
doppeltes  La  rar  in  m  ,  ein  grosseres  und  ein  kleineres;  sie 
Latten  ferner,  wie  man  aus  Inschriften  ersieht,  eigene 
Aufseher  über  die  Hauscapellen  ,  Sclaven  ,  Magist  ri 
Laruin  genannt,  welche  Alles  besorgen  mufsten  ,  was 
sich  auf  die  Einrichtung,  den  Zustand  u.  s.  w.  dieses 
Lararium  bezog.  Von  ihnen  sind  die  Decurioncs 
Lamm  ntcht  sehr  verschieden.  Die  Aermeren  freilich 
mufften  sich  oft  mit  demblofsen  Heerdo  begnügen  ,  wo  sia 
ihrem  Lar  mit  Weih  rauch ,  Wein  und  sonstigen  Opfern 
dienten,  und  ihn  bekränzten. 

Man  feierte  auth  den  Laren  zu  Ehren  öffentliche 
Feste,  die  Lararia  und  (.',  ompilalia.  Ihre  Zeit  fiel 
in  den  Winter,  in  den  Decembermonat ,  kurz  nach  den 
Saturnalien,  und  sie  waren  gleichfalls  mit  feierlichen 
Spielen  verbunden,  deren  Stiftung  die  Rumische  Sage 
dem  filteren  'larcjuii  iius  zuschrieb  4).  Sie  galten  den 
Laren  als  gnädigen,  freundlichen  Göltern  (diis  propitiis) 
oder  Schutzgeistern  ,  hatten  auch  eben  daher  einen  hei- 
teren ,  fröhlichen  Charakter,  und  bildeten  in  so  fern 
eine  Art  von  Gegensalz  zu  den  Lemurien.  Die  Compi- 
talia  lS),  den  Lares  Coropitales  ge weihet,  feierte  man  im 


33)  lieber  die  Lararta  sehe  man  besonders  J.  Gutherius  de 
veteri  jure  Ponijificio  III.  10,  (in  Graevii  Thes.  Antiqq. 
Romm.  Tom.  V.  p.  IS'J.) 

31)  PlinhuH.  N.  XXXV.  27. 

35)  S.  Hcwyeüus  de  Diis  Laribu*   p.  XLUI  sq.     Hauptsielle 


Freien,  da  wo  mehrere  Wege  zusammentrafen,  aufKreuz. 
weren  (ubi  viae  competunt,  ia  comjiitis),  und  zwar  auf 
keinen  bestimmten  Tag,  Servius  Tullius  hatte  sie  zu 
Rom  eingesetzt,  und  der  Senat  bestimmte  dann  den  'lag 
der  Feier.  Vordem  schlachtete  man  bei  diesem  Feste 
der  Gottin  Mania  Kinder;  hernach  veränderte  sich  diese 
grausame  Sitte  dahin,  dafs  eben  so  viele  Wullluiauel, 
als  Seelen  im  Hause  waren,  an  der  Thüre  des  Hauses 
aufgehangen  wurden  36).  Jede  Familie  brachte  einen 
Kuchen  (libum)  zum  Opfer;    Knechte,  AIaöde,  Sclaven 


Weiht  immer:  Dionysius  Halic.  IV.  p.  219  Sytb.  p.  635 R. 
nebst  Gellins  N.'A.  X.  2-i.  und  den  Aushgern;  vergl. 
auch  C.  Sicca  ma  in  faslos  Calend.  Romm.  in  Graevii 
Thes.  Antiqq.  Rumm.  Tum.  V  111.  p.  oy  sqq. 

36)  S.  die  Haupistelle  des  Macrobtus  in  den  Saturnalien  f.  7. 
p.  232  sq.  Bip.  „yunltm  nunc  permutationem  sacrilicii 
«—  inciuorasii ,  invenio  postea  Compitalibus  celebratam, 
cum  ludi  per  urbein  in  cumpiti»  agitabanlur,  rcslitmi  sei- 
licet  a  Tarquinio  Supeibo  Laribus  ae  Maniae,  ex  re- 
sponso  Apollinis,  quo  praeeeptum  est,  ut  pro  capitibus, 
capiubus  supplicaretur  ,  idque  aliquamdiu  observaiutn  f  ut 
pro  fit  miliar  um  bospu.ile  pneri  mactai  etnur  Maniae  Üeae 
Matti  Lamm,  quutl  sacriiicii  genue  JonUia  Brutus  Con. 
tu)  ,  Tarquinio  pulso  ,  aliter  cODBlliail  ctlebrandum ;  nam 
capitibus  atiii  et  papaveris  su;  pheari  jun»it,  ul  rrsponso 
Apollinis  Mtiafieret  de  nomine  e.ipituin.  "  Also  Köpfe 
von  Knoblauch  und  Mulm  traten  an  die  Stelle  der  Kna- 
benköpfe. Auf  diese  auffalle  mir.  Sine  hat  auch  Thorlarius, 
von  der  Natur  und  dm  Absichten  der  Römischen  Volks- 
feste ( in  seineu  populären  Aufsätzen,  deutsch  von  San- 
der, Kopptnhagen  J 8 1 2. >  pag.  178-  aufmeiksam  gemacht, 
und  bemerkt  ,  wie  das  Volk  in  solchen  Festen  eine  sehr 
lebendige  Darstellung  seines  ältesten  Zuslandes  gefunden, 
und  bich  gefreuet,  in  der  Cultur  vorgerückt  zu  seyii. 
Denn  diese  Volksfeste  dienten  eben  da/u,  diese  Port« 
schritte  bekannt  tu  machen  ,  uud  der  Nation  ein  Gefühl 
ihres  Wenhei  zu  geben. 


86a 

feierten  das  Fest  in  Tolliger  Freiheit  und  Cleicnheit  mit 
ihren  Herten,  gerade  nie  an  den  Saturnalien;  Solaren 
•  elbst ,  und  Leine  Freien,  dienten  den  Priestern  bei  dem 
Opfer ,  das  diesen  Schutzgeistern  der  Wege  gebracht 
w  urde ,  als  Geholfen  ;  eine  Silte  ,  Welche  die  Römer  sehr 
zu  bewahren  »achten  37).  Endlich  gaben  die  Viertel- 
meiste r  dn  Stadt,  die  Vico-  magist ri,  öffentliche  Spiele 
seit  der  oben  erwähnten  Stiftung  durch  Tarquimus  Pris- 
Cut.  —  Auch  wurden  dem  Lar  familiaris  bei  Todes  laben 
in  einem  Hause  Schüpse  geopfert.  Cicero  de  Logg.  IL 
22.  55.  quod  genus  naciificii  Lari  verveeihus  liat;  welch» 
Lesart  Gürenz  mit  Becht  vertheidigt.  Man  vergleiche 
die  dort  von  Ursinus  beigebrachten  Inschriften.  So  le- 
sen wir  auch  bei  Marini  (Atti  frat.  Arval.  II.  pag.  373.) 
eine  lnschtik:  Lar.ibus  verbeces  duos,  fllatri  Larum 
Oves  duas.  Die  falsche  Lesart  mehrerer  Handschrilten 
bei  Gicero  a.  a.  O.  verberibus  zeigt,  dafs  auch  dort  die 
aUerlhümlicbe  Form  verbeeibus  herzustellen  ist, 


37)  S.  Dionys.  Haue.  IV.  pa$j.  219  unten  ,  pajr.  210  ot  en  : 

twy  T01/4  ty^wof  (Aum^svei   xai  utjv  tc  bcZlcs  xürä 

Cliätpwct  t  f**'yx  rt  xa«  o>/mvcv  tjjcüV; ,  y_  l t,c- rt ^ot  -y.vttvrjtt  ~\i 
Teu'i  hkCiriruif  xa«  tu  Avnyj-a  rv,  Tvy*n  ijrre-. 
Auf  die  Freih* il.  der  Scbiveii  b*j  diesem  rtsie  b»- zieht 
sich  auch  die  Stelle  des  Cicero  Kpisi.  ad  Muc.  V  lt.  7. 
(vergl.  de  Dnft  Komm.  Laribb.  ei  Peuatt  pag.  bl.):  ego, 
quuinam  IV  ftou.  Jan.  co/npttalitius  dies  est,  nolo  eo 
die  m  Albaiium  venire  ,  rie  moUstus  sitn  fcuniüam  ( I.  e. 
servis;  ,  so  wie  die  Worte  des  Horutius ,  Od.  iil.  17.  14 : 

■■■     —     cr»i  Ceniuiu   mero 

Curabi*  et    porco   Lnurstri 

Cum  J'amulis  operum  tolulis. 

Man  Sehe  Mil-cttorftcb  zu  dieser  Stelle,   und   Ober  das 
Fest  dtr  Cmnpualia   tiucb   1*.  Moresiellua   de   fru^   Kc 
niMiii.  Dialog.  XI,    m  Giaevü  Thesaur.  Autiqq.  Koi 
Tom,  VUL  p.  U)i  sq. 


865 


Was  nun  die  bildlichen  Darstellungen  der  Laren  be- 
trifft ,  so  hat  schon  Müller  a.  a,  O.  p.  84  ff-  einiger  Denk- 
mäler, nach  Muntfaucon,  Passeri  und  Andern,  gedacht. 
Ich  habe  selber  nach  einer  Münze  der  gens  Cäsia  zwei 
Laren  unten  am  Schlüsse  dieses  Paragraphen  in  Holz- 
schnitt beifügen  lassen  (  vergl.  die  Erklärung  der  Abbil- 
dungen pag,  57,).  Sie  i'ühren  das  Attribut  de»  Hundes, 
während  auf  anderen  Denkmalen  ihr  Haupt  häufig  ein 
Hundsfell  bedeckt ,  oder  ihre  Tunica  aus  einem  Hunds« 
feile  gebildet  ist.  Für  einen  Lar  giebt  auch  Lanzi  (Sag» 
gio  d.  Ling.  Etrusc.  Tom.  III.  lab.  XV.  nr.  4.)  die  Figur 
aus,  welche  auf  unserer  Tafel  XL1X.  nachgebildet  ist. 
Ferner  sieh.  Birger  Thorlacius  in  der  Abhandlung:  An- 
tiqui  totes  quaedam  ex  monumenlis  priscia,  praeeipue  ex 
gemmis  mitsei  Münteriani  etMonradini,  Havniae  i8ij. 
p.  »2  sqq.  nebst  Miliin  Magazin  encjclop.  1814.  Ilrcrmb. 
p.  462.  Er  bemerkt,  dafs  sich  hei  DAgincourt  Collcc- 
tion  de  terrcs  cuites  pl.  XI V.  nr.  3«  (auf  unserer  Tafel 
LI.  nr.  2.  cupirt,  vcrgl.  die  Erklärung  pag.  58.)  in  der 
1  'hat  ein  Lar  abgebildet  finde,  in  der  Gestalt  eines  nack- 
ten Kindes  mit  der  Bulla  am  Halse  (a,  die  Erklärung  in 
unserm  Bilderhel'te  pag.  59.),  und  zu  den  Füfsen  einen 
Hund.  In  der  Abbildung  bei  Thorlacius  ist  er  mehr  er- 
wachsen ,  und  hat  außerdem  noch  einen  Stab  und  ein 
Hundsfell  um  den  Hopf.  Doch  zweifelt  Miliin  a.a.O., 
ob  jenes  Bild  (bei  Thorlacius)  wirklich  einen  Lar  dar- 
stelle, und  nicht  vielmehr  einen  andern  Gott.  Das  eherne 
Idol  eines  Laren,  der  bei  Santa  im  ager  Clivensis  ausge- 
graben wurde,  etwa  zwei  Bell  grofs,  findet  sich  bei  M. 
Z.  Boxbormus  in  QasettC  Romm.  VI.  p.  944.  Tom.  V. 
Thes.  Graer,  Antiqq   Romm.  abgebildet. 

Auch  ,die  YVcscnclasse  der  Manen  *)  war  in  ein 
System  geordnet ,  gleichsam  in  ein  Geschlecht  unter  einer 


SS)  Eine  neue  Ansicht  von  den  Manen  hat  Sandal  (Cosmojo- 


86 


Starommotter  und  Vorsteherin«      Die  Sabiner 
eine  Göttin  Larunda   in   diesem  Sinne.     Sie  airti 
den  Saliarischen  Gedichten  ab  AI  •  n  i  a  angerufen  (Ti 
de  L.  L.  VIII.  p.  14a  Bip.  Featua  in  Man.  p.  as3Uac 


niae  Antiquitatis  primae  linrae  Partie.  II.  Hafaiae  W 
p.  187  und  18S  sqq.)  aufgestellt.  Kr  sucht  an*  mrbit 
Stellen  der  Alten  zu  zeigen,  wie  die  vit-r  Principim 
TJrstoffe  der  Welt  auch  die  des  Menschen  seyea, 
wie  die;  Seele  des  Menschen  aus  denselben  Priocfh 
woraus  die  Weltseele,  gebildet  sey,  und  zwar  aofeV 
selbe  Weise.  Es  sind  also,  nach  dieser  Ansicht,  ia  ai 
menschlichen  Seele  dieselben  Götter,  wie  iu  der  w'w 
scele  ,  vorherrschend  und  leitend.  Jene  vier  Urstoft  aar 
im  Menschm,  eben  so  wie  in  der  Weltseele  ven* 
sind  die  M a n e n.  Diese  sind  die  Genien,  sowohl  na 
sIs  böse  ,  die  wir  mit  unserer  Geburt  erhalten,  andfc 
uns  unser  ganzes  Leben  hindurch  begleiten,  die  nsa> 
roer  zur  Seite  stehen ,  und  die  uns  entweder  aas  4t*s 
Leben  in  einen  besseren  Zustand  fahren  ,  oder,  je  we*- 
dem  wir  ihnen  folgen ,  in  Verdammnifs  stürzet,  0** 
swei  Genien  sind  Aether  und  Wasser,  Juppirerwi^f" 
tunus,  oder  (wie  bei  Arnobius)  der  genius  JavüVaal 
Pales  ,  also  dieselben ,  welche  man  Penates  und  Pm** 
tes  nenne.  Jener  ermahne  und  führe  tum  Gut»,  ata 
er  sey  Ao'yej  und  voJ$,  dieser  cum  Bösen ,  denn  er  s? 
sinnlich  (sensualis). 

99)  In  diesen  Kreis  scheint  auch  die  Göttin  Man«  Gen*11 
(Tivs/tij  MJvjj;  zu  gehören,  der  man  einen  Hund  opfere 
mit  der  Bitte,  daiVs  Niemand  von  den  im  Hause  Gebora-i 
gut  werde.  Plutarchtis  ,  welcher  uns  diese  Nachricht  *-■ 
behalten  (  Quanstt.  Roman».  LH.  p.  277.    Vol.  II.  p.  & 
WyttenbO,  stellt  verschiedene  tragen  auf,  umdenGn&i 
dieser  sonderbaren  Sitte  zu  erklären.     Zuletzt  venuntoc'» 
er,  unter  „Guten"  seyen  hier  die  Gestorbenen  so  ver- 
stehen,  so  dafs  also  dieses  Gebet  auf  die  Erhaltung  d« 
Hausbewohner  am  Leben  sich  bezogen.      JDie  Göttin  **'• 
her,  welche,  wie  ihr  Name  andeutet,  auf  die  Emstebanf 
und  Gabun  verweslicher Körper  {rAvq&agtmv)  aichbeneat. 


865 


An  die  Manen  knüpften  sich  manche  Begriffe  ,  die  selbst 
in  der  Römischen  Staatsreligion  hervortreten«  Auch 
hier  wieder  viele  Erinnerungen  an  Aegypiische  Dämo- 
nologie. Die  Maries  hauen  in  der  subtunarischen  Welt 
zwischen  dem  Mund  und  Erdkreis  ihren  Sitz.  Auch 
wird  von  der  Unterwelt,  als  ihrer  Wohnung,  geredet. 
Hier,  wie  in  Aegypteu,  ward  ohne  Zweifel  Unterwelt 
in  verschiedenem  Sinne  gesagt,,  so  wohl  in  der  ersten 
Bedeutung,  als  auch  in  der  von  tellurischer,  unterirdi- 
scher Behausung.  Das  Unbestimmte  ist  diesem  geisler- 
halten  Gebiete  allenthalben  natürlich  und  eigen.  IN  ach 
Römischem  ,  ohne  Zweifel  aus  der  diseiplina  Etrusca 
überliefertem  Glauben  nahm  man  an,  die  Manes  kämen 
dreimal   im  Jahre  aus  der  unteren   auf  die   obere   Welt, 

Iam  *2/j.  August,  am  5.  Oclober  und  am  3.  November, 
Uns  waren  Dies  religiosi ,  an  denen  der  Römer  nichts 
"Wichtiges  vornahm  ,  keine  Schlacht  lieferte  und  dergl. 
(Festus  in  den  Grammatic.  bei  Guthufred.  pag.  122  und 
223.  vcrgl.  Macrob.  Saturn.  1.  16.).  Das  Volk  versinn- 
lichte  sich  diese  periodische  Seelenwanderung  durch  den 
lapis  Manalis,  der  auf  einem  Schlünde  lag.  Aus 
diesem  Steine  (Manalis)  liefs  man  die  Seelen  im  Volks« 
Sprichwort  herausiliefsen  (nianare).  Freilich  knüpfte 
man  auch' andere  Mjtben  an  diesen  Geislerslein.  Doch 
galt  er  gemeinhin  für  die  Thüre  des  Orcus ,  und  die 
Zeit,  wahrend  die  Geister  emporstiegen,  bezeichnete 
der  Ausdruck  Mundus  patet.  Der  gelehrte  Matihiä 
hat  (in  seinen  Bemerkungen  über  Stellen  des  l.itms 
u.s.w.  Frank. urt  1Ö10.  p.  iu)  einen  andern  Ausdruok, 
Hundus  Ceierts  palet,    davon  zu  unterscheiden  gesucht. 


mn 


Für  letzteren  fand  er  erst  spatere  Zeugen.  Hi 
eu  schliefen  ,  konnte  also  die  Vorstellung  cioer 
als  tellurischer  Potenz  spater  zu  den  Hörnern  gel 
sejn,  als  ihre  Pneumotologie  sieh  gebildet,  leb 
Auch  diese*  liaum  aus  jenem  Ausdruck  folgern.  I»r* 
griff  der  ältesten  Ceres  der  Pelasger,  der 
Ceres  (s.  oben  II.  Th.  pag.  34u  0".),  >var  ei  « 
einer  Erdma<  hl  ,  einer  tellui  isihen  Todesgollheit. 
Ki  de  sendet  Geister ,  sie  sendet  aber  auch  Früchte 
alle  gute  Gaben;  und  wie  die  Erdgötter,  die  1 
götter  in  aller  Religion  sa'mmllich  auch  die  gl 
Götter  sind  und  heiPsen  ,  so  war  Ceres  x^ux 
und  Wesen  Eins  mit  der  in  Alt-  Italien  rnytterwt 
ehrten  Bona  D  e  a.  Trennte  man  gleichwohl  in»  \ 
glauben  und  im  örtlichen  Dienste  liiu  und  da  die 
Dea  von  der  Ceres ,  so  ist  dies  eine  Erscheinung, 
nur  beweiset,  dafs  man  hier,  wie  öfter,  b 
Eigenschaften  Eines  Grundwcseni  eigene  Persooa 
gab;  welches  wir  schon  öfter  zu  bemei  lau  Gefcgeaae« 
hatten.  Als  ein  solches  Grundwesen  tnufs  aber  a*Ca> 
birische  Ceres  gedacht  werden.  Auch  ArcMi»<  ** 
die  Religion  derselben  so  herrschend  >sar,  wollte e» 
Schlund  des  Orcus,  durch  welchen  Persephone  bismV 
gclührt  worden,  bei  sich  haben;  und  die  Phencslei  M- | 
iiteutlich  ,  duse  eifrigen  Diener  des  Hermes  und 
Ceres,  hatten,  wie  wir  oben  sahen,  auch  ihren 
Stein  aiT^o)(ia,  der  am  Jahresfeste  der  Ceres  unt 
rimonicu  etiilTnrt  ward.  Alle  diese  Yi>i  Stellungen 
gen  niii  der  Lehre  von  den  abgeschiedenen 
Manen  unmittelbar  zusammen. 

Von  den  Festgcbraurbcu  ,  die  in  jenen  Ta»fn 
Römer  beobachtete,  haben  wir  nur  dunkele  Veras* 
thungen  ;  aus  dem  sehr  begreiflichen  Grunde  ,  weil  *» 
Alles  ja  an  die  Gehcimlchre  gränzie  oder  selbst  diiu  ^ 
höite.     Wenn  man  sie  als  eine  Art  ron  A  Herst 


86? 

fest  sich  denkt,  so  mag  dies  «eine  Walnheil  haben.  Nur 
mups  immer  das  öffentliche  Seelenfest  der  Homer  davon 
unterschieden  Wfrd— l  I»»e»  ward  im  Februar  gefeiert, 
wenn  die  Sonne  im  Zeichen  des  Wassermanns  war,  und 
bestand  hauptsächlich  in  Trnnhopfern  ,  die  man  den  Ma- 
nen darbrachte.  Es  wird  als  eine  Eigenheit  bei  den  Alten 
bemerkt,  daf»  Dceimu«  Lrutus  sieh  von  der  allgemeinen 
Sitte  trennte,  und  dies  Fest  im  Herein  her,  also  im  Stein- 
bock, feierte  *°).  Dies  Alles,,  liege!  und  Ausnahme, 
kann  erst  unten  im  dritten  Theile  v erstaudüch  weiden, 
"wo  wir  der  Seelen  w  andci  ung  gedenlu  n  bM»*SC«.  Ks  wa- 
ren dies  alte  Leitren  Aey\  ptisch  -  Orphischer  Priester- 
sehulen  ,  und  Pythagoras  wie  die  Elrushcr  hatten  sie 
daher,  wenn  mau  auch  keineswegs  gemeint  ist,  diesen 
Philosophen  für  einen  Elrusher  ku  halten.  Es  lag  Tiel 
Sittliches  in  dieser  Lehre ,  wie  jeder  Unbefangene  ge- 
stehen wird,  der  auf  einige  Bftiiptkugc  geachtet,  wie 
».  B.  darauf  t  dafs  die  schreckliche  Larva  dem  frommen 
Hausbewohner  nicht  schadet,  dafs  c*  iheure  Pflicht  ist, 
den  Todten  bu  bestatten  —  und  die  sinnvolle  Lehre 
vom  Lar  familiaris  wie  greift  sie  nicht  zum  Herzen  ,  wie 
nimmt  sie  nicht  den  Menschen  in  seinem  ganzen  gewohn- 
ten Leben  in  Anspruch,  und  macht  ihm  Vaterland  und 
Vaterhaus  lieb  und  heilig  !  Ueberhaupt  ist  es  denn 
nicht  wohl  gel  hm,  den  kräftigen,  sinnlichen  Natur- 
menschen durch  so  viele  Bande  als  möglieh  au  den  Him- 
mel anzuknüpfen,  ihn  so  viel  als  möglich  an  die  Gott« 
Iteit  und  unsere  Verwandtschaft  mit  ihr  zu  erinnern  t 
Dafs  Elruriens  Priesterschnft  eine  su  ernste  und  a  Ver- 
liehe,  so  freundliche  und  so  heilsame  Leitung  der  Völ- 
ker verstanden  ,  geht  aus  Allein  hervor.     Dieser  Todicn- 


40)  Cicero  de  Leg*.  II    2t.  Plutareh.  Quarrt.  Rom.  XXXIV. 
p.  272.  p.  lli  WyUeub-    Juli.  Lydu*  de  meiWt»  p.  W. 


dienst  war  dem  Volle  theuer  geworden.  Es  huldigte 
ihm  fortan  gern  und  erzählte  »ich  dabei  Ton  dem  from- 
men Acneai,  der  zuerst  diese  Feier  angeordnet  habe. 
Auch  die  hohen  Geschlechter  des  stolzen  Roms  blieben 
dabei.  Da»  Mauenfest ,  das  jahrliche  Besuchen  der  Grä- 
ber der  Vorfahren  führte  den  Geist  zur  F.rinuerung  an 
die  Vorweif  zurück  ,  an  die  Edelsten  der  Vergangenheit. 
Halte  doch  der  Ahnherr  der  Sladt,  Romulus  selbst,  die 
Lcmuraiia  gestiftet  4I).  Dieses  Fest  hatte  angeblich 
Romulus  angeordnet ,  um  seinen  erschlagenen  Druder 
Dennis  ,  iler  nun  als  ein  böser  Geist,  Unglück  drohend, 
als  I.iniut  die  Stadt  umschwebt ,  zu  versühnen  **-).  Dana 
wurde  das  Fest  zu  einem  allgemeinen  Sühnfeste,  um  die 
büsen,  abgeschiedenen  Geister  oder  hi-muri's  zu  besänf- 
tigen und  Unglück  abzuwenden.  Die  Feier  wahrte  drei 
Tage,  den  9.  11.  und  i'i.  Mai,  und  wurde  zur  Nachtzeit 
gehalten.  Aufscr  Anderem  suchte  man  die  Lemutes 
durch  ullichtmaTsige  Reinigung  und  Sühnung  zu  besä'nf- 
tigen  ;  man  warf  bei  nächtlichem  Opfer  Dohnen  zum 
Fenster  hinaus,  und  sagte,  man  werfe  die  Gespenster 
(Lemures)  damit  aus  dem  Hause. 

Die    kunstfertigen    Etrusker    stellten   in    demselben 
Geiste  sinnvolle  Bildwerke  auf43).  Wie  tief  die  Genien- 


„. 


4t)  Gvid.  Fast.  V.  490  —  4y2.    Livius  I.  9.    Servius  ad  Vir. 
gib  Aeneid.  III.  63. 

42)  Daher  bollle  das  Fest  eigentlich  Remuria  genannt  wer« 
den,  und  ilaiaus  ,  der  leichteren  Aussprache  wegen  ,  Le- 
in u  r  i  a  entstanden  styn;  s.  Siccama  in  fastos  dlend.Ro« 
m*,nn.  cap.  XI.  in  Graevii  Thes.  Anti(|tj.  Komm.  VIR. 
p,  70.  Es  ist  oben  jedoch  bemerkt  worden,  dai's  Appu- 
lejits  de  genio  Socraii«.  p.  50  Flmtnh.  den  Lemur  unbe-* 
81  im  int  nimmt  für  einen  abgeschiedenen  Geist  üht-rhaupt, 
und  hingegen  die  nach  dein  Tode  unruhigen  Geister  und 
mithin  die  Gespenster  Larva«  nennt. 
)   LT«ber  dies«  bildlichen  Darstellungen  der  Etrusker 


lehre  in  die  Wurzel  der  Nation  grdrungen,  davon  sind 
ihre  Denkmale  redende  Zeugen.  Wir  beschränken  uns 
•uf  ao/chc  Werke»  deren  Etrurischer  Ursprung  unter 
Kennern  unbczneifcll  ist.  Jene  Pateren  und  Relief«, 
die  man  in  den  Trümmern  alt-  Etrurischer  Srä'dte  ,  und 
oft  mit  Etrurischer  Schrift  findet.,  sind  in  der  That  zum 
Thtit  eine  bildliche  Driinonenlehre.  Seit  Dempstcr  und 
Gori  sind  jene  Vorstellungen  durch  Kupferwerke  ver- 
breitet. Ganz  neuerlich  h*t  IMicali  in  dem  angeführten 
Werke  mehrere  merkwürdige  Denkmale  der  Art  mitge- 
theilt.  Ich  he!ie  nur  einige  aus.  So  zeigt  eine  alaba- 
sterne Urne  (  Micalt  nr.  XXVI.)  eine  auf  einem  Pferde 
sitzende  verschleierte  Figur.  Vor  dein  Pferde  gebt  der 
böse  Genius  von  fürchterlichem  Anseht)  und  mit  dem 
Hammer  bewaffnet.  Er  hat  es  im  Zügel  gefalst,  und  ist 
also  hier  sichlbarlich  Seetenführer.  Es  folgt  eine  ju- 
gendlich schüne  männliche  Figur ,  der  gute  Genius,  der 
die  Seele  nicht  lassen  will  und  ihr  nschgeht.  Hier  sind 
die  Genien  nicht  beflügelt.  Auf  der  Tafel  nr.  5a.  (wo- 
von unsere  Tafel  LIX.  eine  Copie  liefert;  vergl.  Erklä- 
rung p.  6t.)  haben  sie  Flügel,  und  so  fast  immer.  Hier 
sind  sie  an  einem  Wagsn  angespannt,  auf  welchem  eine 
weibliche  verschleierte  Person  sitzt.  Dereine  ist  schwarz, 
der  andere  weifs.  Es  folgt  ein  männliches  Wesen ,  und 
hinter  diesem  sieht  man  wieder  zwei  schwarze  beflügelte 
Genien,  wovon  der  eine  am  Eingang  eines  Thores  steht. 
Man   vergleiche   die  andern  Darstellungen  daselbst  (auf 


gleiche  man  jnt  Francesco  fnghirami  Osjervazioni 
sopra  i  monumenli  uniii  all'  Opem  Jmitolata  l'ltali.i  ftVaMM 
il  dominlo  de1  Romani  pag.  62  sqq.  und  U  h  d  e  n  über  die 
Xodtenkisten  d^r  jltrn  EtruskeVj  brsonders  Über  die  »n 
denselben  gebildeten  Reliefs;  in  den  Abhandll.  der  bitfta 
philolofrtehea  CUt.se  der  Künigl.  Prcuss.  Academie  der 
W  mensch,  Berbu  ISI«.  p.  25  ff. 


870 

den  Tafeln  33.  34.  43.  45.) ,  um  sich  von  den  rerx 
denen  Wendungen  zu  überzeugen  ,  die  Etrorien»  I 
ner  diesen  Ideen  zu  geben  wufsten.  Die  Piatom1 
Allegorie  im  Phädrus  von  den  zwei  Rossen  weifser 
schwarzer  Farbe  war  mithin,  wie  so  Vieles,  eist 
redte  Einkleidung  alter  Symbole  in  die  schone  Atti 
Sprache.  Schönes  zu  bilden  war  den  unter  dem  G< 
väterlicher  Religion  arbeitenden  Kunstlern  Etr» 
nicht  erstes  Augenmerk;  wie  die  alten  Pelasge:  um 
frühen  Hellenen  suchten  sie  vor  Allem  nur  reck] 
deulsam  zum  Auge  zu  sprechen.  Die  Forderung«! 
Sinnes  vermochten  sie  nicht  immer  zu  befriedigen, 
huldigten  dem  alten  Glauben.  Daher  gaben  sie 
auch  den  Genien  Flügel,  mit  Augen  übersäet,  ante 
ten  ihre  umsehende,  immer  wachsame  Vorsorge  0 
Bildweihe  bei  Micali  nr.  33  IT.  4'  ff.  vergl.  dessen 
}I.  p.  4y.  und  unsere  Tafel  LIX.). 


Von     den    Penaten. 

Wenn  also  die  Laren  Beschützer  and  Horte 
denen  die  Güter  des  Hauses,  ihre  wohlthStige  Wh 
und  Erhaltung  anvertraut  ist,  so  sind  dagegen  die 
naten,  welche  den  &eai€  pv^Loii  ,  xri;<riot$  und  nX 
ddxaiq  der  alt  -  Griechischen  Religionen  entspre 
eben  die  verborgenen  Kräfte,  woraus  der  '. 


871 

gegen  und  alle  Gfiter  des  Hanse»  entspringen  **).  Dalier 
strahlen  sie  von  der  Vesta  aus,  und  nehmen  ihren  Silz 
im  Innersten  des  Hauses;  daher  ihr  Name  Penales, 
man  mag  ihn  nun  von  penus,  jede  Art  von  mensch- 
licher Nahrung  (weil  sie  allein  dieselbe  verleihen),  oder 
von  p  c  n  i  t  us  aMeilen  ,  so  dafs  sie  die  Inneren  sind, 
die  im  Innersten  hausen,  deshalb  auch  penetrales  von 
den  Dichtern  genannt  45).  Also  im  Innersten  wohnen 
sie,  Hie  die  &£ui  \tvynfi ,  von  hier  aus,  gleichsam  wie 
aus  den  Verborgenen,  Segen  und  Wohlstand  über  das 
Haus  verbreitend  ,  und  in  so  fern  gleichbedeutend  mit 
den  d'fotf  xT^atciti»  und  7rXovTo<?ÖTat£  der  Griechen;  wie 


44)  Den  Unterschied  zwischen  Liren  und  Penaten  denkt  sich 
Planier  (  Beitrüge  zur  Kenntnifs  de»  Attischen  Rechts, 
Marburg  1S20.  pag.  y4  f.)  so,  dafs  die  Laren  mehr  auf 
die  inneren  Verhältnisse  des  Staates  und  der  Familie  ,  so 
wie  auf  die  Sichersulltmg  derselben  vor  den  An  Tüllen 
feindseliger  Mächte,  die  Penaten  dagegen  auf  die  aus« 
seren  und  deren  wandelloses  Portbestehen  in  Glück  und 
Frieden  sich  bezogen  hätten.  —  Schon  Dionyaius  von 
f Ulicarnals  in  der  Hauptstrlle  von  den  Kömischen  Penaten 
(Anttqq.  Romano.  I.  67.  p.  54.  p.  ifrj  Reisk.)  bemerkt, 
djtfs  man  dieselben  hm  Griechische  B  tald  S«l  tjrji»/,  bald 
ywtShoi ,  bald  Knfr*N  ,  bald  ^yjoi  oder  jueb  t^m  nenne; 
lauter  Benennungen ,  deren  jede  eine  TCigenschaft  oder 
etwas  den  Penaten  wesentlich  Zugehöriges  bezeichne: 
iitvi  ii  toJtiuv  iVa&rot,  aar*  r»ve{  täv  ovftßaßtfx&rw  aJrabj  iro;-. 
»"o-Sm  tijv  nhtXijrn  •  untwjgJmt&i  t*  au  to  euxi  vcsVrtj  ,  o/«cj  */** 
*wi  to  auro  )iytrj. 

45)  S.  Cicero  de  N.  D.  IL  27.  —  ,,Nec  long*  .ilisnnt  ab  bao 
vi  diiPenates,  sive  a  ptnu  tliuiu  nomine  (r*t  enim  omne% 
quo  veseuntur  kommet ,  penus)  ,  sive  ab  eo,  qtiod  ptH$» 
tits  insident  :  ex  quo  eliain  penetrales  «1  poeiis  vueantur." 
loh  habe  <l<>rt  p.  115.  Jl'».  mehrere  Nachweisungi  . 
geben.  Vergl.  besonders  M fiter  d«  Dül  Homm.  Larib. 
et  Penot.  p.  10.  nnd  J.  F.  Gr..  |  tiatrib.  in  SUtium 
ad  Sulv.  W.  8.  cap.  XLIV.  p.  451  ed.  Ha.id. 


872 

solches  bereits  Spanheim  (de  Vesta  et  Prytann.  $.  14.  i 
Graevii  Thes.  Antiqq.  Romm,  V.  pag.  685.)  gezeigt! 
Tergl.  auch  oben  11.  Th.  pag.  379.     Eben  darum  gtta 
sie  zu  den  grofsen  und  mächtigen  Göttern  ,   dii  potei 
Stol  ärva-rol ,  yttyciXot   (s.  Spanheim  a.  a.  O.  pag.  6fcWJ 
'welche  das  alte  Griechenland  gewifs  eben  so  gut  kui 
-wie  das  alte  Etrurien'und  Latium,  die  auch  überdieiil 
bestimmten  Nachrichten  der  Alten  als  identisch  mit  *il 
Göttern  von  Samothrace  genannt   werden  ,   sie  si»d  all 
Cabiren  von  Samothrace,    die  ersten  Grunde  all«  M 
seyns  (s.  oben  II.  Th.  p.  336.)  46).      In  diesem  Sinne  »I 


46)  fn  kosmogonischer  Hinsicht  sind  ,  wie  Sandal  (Cosnw!* 
uiae  Anliquitatis  primae  lineae  Part.  I.  fiafniae  1819.  p4 
185  sq.)  zu  zeigen  sucht,  diese  großen  Götter  oder  Po 
naten  zu  nehmen   als  die  vier  Prineipieh    oder  ideclM 
Urstoffe  ,  welche  in  der  Weltsecle   vereint  sind,  Ffnrr, 
Wasser,  Luft  und  Erde;   und  so  fallen  Apollo  wdStf 
tunus,  ersterer  als  Aether  (  Feuer). und   Luft,  &W* 
Wasser  und  Erde,  in  die  Zahl  jener  grofcen  Gfcer nebst    I 
Juppiter,   Minerva   und  Juno;    Minerva  als  d«  fc1* 
Thcil  des  Aethers,  als  Feuer,  welches  die  übrigen  xese 
durchdringt,  Juppiter  als  die  reine  Luft,   Juno  ah  Wis* 
ser  und  Erde ;  was  auch  Servius  gewisse  rmnfsen  besttep 
(zu  Virgil.  Georg.  IL  323.).    Und  dahin  gehöre  auch« 
Angabe  des  Nigidius  bei  Arnuhius  III.  40.  p.  133  Onl'. 
dafs  Neptun  und  Apollo,  welche  die  Mauern  vou  Ifo* 
erbaut ,  DiiPaiates  seyen  ,  und  dufs  die  Etruscische Prie* 
stei  lehre  vier  Arten  von  Penaten  angebe    (s.  oben).  I* 
diese  Vierzahl  von  Penaten  stellte  Castus  dagegen:  For- 
tuna,  Ceres,  Genius  Joviatis  und  Pales,  letzteren  als t* 
männliches  Wesen,  ais  Diener  dea  Zeus  and  Verwahrt 
(villicns).     Die  beiden  ersten  nimmt  Sandal  a.a.O.  p.l£> 
als  Luft  und  Erde ,  den  genius  Joviatis  als    Aether  uei 
den  Pales  als  Urwasser.     Varro  (bei  Araobius)  hatte  ge- 
lehrt ,  man  kenne  weder  die  Zahl  noch  die  Namen  dieier 
Götter,   „r/ui  sunt  introrsus  attfue  in  intimis pmnttrs» 
Uhus  cocli."   Die  Etrusker  nennen  sie  auch,  wohl  Cos« 


873 

klärt  sie  auch  Macrobius  als  die  Götter,  durch  die  wir 
leben  und  weben,  durch  die  wir  einzig  und  allein  sind 
und  bestehen  ^).  Es  ist  demnach  mit  den  Penaten  der 
Begrilf  vom  Inneren  des  Hauses  und  von  alli*n  Ciitern, 
die  es  enthält,  personiliin  t.  Es  ist  das  geheime  Wallen 
der  Gottheit,  an  welches  wir  bei  den  Penaten  denken 
müssen,  eben  das,  was  die  Bedingung  aller  Wohlthaten 
ist,  die  uns  Heimath,  Haus  und  Hof  gewähren.  Ohne 
hier  die  Verwandtschaft  dieser  Penaten  mit  den  Sahiren 
und  andern  orientalischen  oder  Griechischen  Gottheiten 
(s.  Müller  a.a.O.  pag.  19  iE)  ,  noch  den  angeblich  Troi- 
schen   Ursprung   *■)    der  lUimischen  Penaten    weiter   zu 


«entts  und  Complices,  weil  si**  zugleich  entstehen 
und  untergehen  ,  sechs  männliche  un  1  sechs  weibliche 
Gottheiten  mit  unbekannten  Namen  ,  Ratligeber  des  höch- 
sten Gottes  Juppiur;  und  in  der  Zwölfzahl  kennt  sie  auch, 
Varro  de  R.  lt.  I.  1.  Andtie,  setzt  Arnobiu»  hinzu, 
bk  Um  J  u  ppi  t  e  r  ,  J  un  o  und  Minerva  für  die  Pe- 
iijini,  „sine  ijuitint.  vivete  ac  sapere  nequt-amus  ,  sed 
qui  penitus  uns  rcg.mt,  ratione  ,  calore  ac  »piritu." 

47)  SatnrnaL  HE  4:  Sed  ,  qui  ditigentius  eruunt  veritatem, 
pönales  esse  dixetunt ,  ptr  auus  penitus  spiruinus s  per 
quos  habemus  corpus,  per  quos  rationcin  animi  posshle- 
mus ;  vergl.  oben  H.  Th.  p.  J»>.  Eint  andere  Ableitung 
giebt  Ff  suis  (  p.  3Ü  Uacer.)  und  Scrvius  zu  Virgil.  Aen. 
HI.  12:  tiPtnus  dictus  locus  in  aede  Veslae  imimus,  et 
qui  elatis  diebns  circa  Vestalia  aperitur  et  claudiiur, M  — 
JJalu-r  nun  der  Name  der  Römischen  Penaten,  zu  denen 
eben  deswegen  auch  Vesta  gehört;  vergl.  oben  11.  Th. 
pag.  02i.  0  'j. 

4$)  Vergl  N'kbuhr  Rö;n,  Gesch.  E  p.  135:  „Wichtig  aber 
und  eigentlich  der  Römischen  Religion  ange- 
hörend, der  Tuscischcn,  wie  es  scheint, 
fremd,  war  die  Verehrung  der  Penaten  zu  Eavi- 
11  i  u  m  (der  Glaube  an  das  Dasryn  des  Palladium  im 
Itinpel  der  Vtsu  ist  jung  und  ward   nie  allgemein)  (  '!  )  . 


M 

berühren,  ^ill  ich  nur  bemerken  ,  wie   so   »anr  &P 
griff  dieser  Italischen  GolthtMten    mit    dem    i 
Kftjoi    bei  den  Griechen  übereinstimmt  ,    an  deren 
Juppitcr  Hercet.s  steht  (vergl.   oben   II.  'I  h.  p.5iil 
Kot.  und  52:~>.).      Kr   und    Vesla  ,    seine  Schwester, 
die  gi  <.f\en  Stadtpenaten,  Roma,  die  vaterlandiscVc» 
ler  (dii  Patrii),    durch  deren    verborgene«,    aal 
bares  Walten  diese  Stadt  beschützt   und  snr  11 
der  Welt  ei  hohen   ward.      Diese  Verbindung  oder 
mehr  diese  AebalicbUeit  des  Zri.,-  'E.t  ,|»  In« 

sehen  Hausgottes,  mit  den  Römischen  Hjüs;. 
Penaten  ,  auf  die  schon  Spanheim  a.  a.  O.  aufatfl 
gemocht,  hat  nun  Platncr  ■''')  weiter  durchzuführen 
sucht.  Er  ist  der  Meinung,  an  dem  Beispiele  die»«1 
tes  gezeigt  zu  haben ,  dafs  die  Griechen,  so 
miedie  Römer,  cineArtLaren-  und  Pen*« 
dienst  gekannt  haben. 

Es  serfallen  aber  die  Penaten  ,    \%ie   die  Law 
oben  p.  853  ff.),    in  Penates  pobltci  n«jr-,  rrJa 

Penates  privati,  auch  minoies  und  familiäres  ~catfrt*p 


an  denen,  wenn  nicht  von  d^n  ältesten  2>i?*n  bef  T»aV 
sclie  Sagen  an  sie  geknüpft  gewesen  ,  ohne  Zwn.'tlaJn 
ältere   Nationalst n  gehangen   hal.rn    m Orden  "   u. 
Vcrgl.  auch  v.  Bonsteitens  Rtiie  nach  Rom  I.  Tb. 
der  deutschen  Bearbeitung. 

49)  Beitrage  zur  Kenntnifs  des  Attischen  Rechts  png.  *T 
Ich  bin  in  meinen  Conuneutau.  Herodott.    f.    l 
pag.  2J3  eq.    von  demselben  Grundsatz  aust'i; 
weiter   wir  in  der   Griechischen    Keliginn 
hinaufsteigen,   und  je  mehr  wir  von   Jr«    Poefen  .•' 
hirf  n  ,  desto  mehr  Achnlichkcit  mit  der  *U   [.«Iircfa. 

50)  S.  Müller  a.  a.  O.   pag.  16.     Hempeliua 
p    XXIV.    Außerdem  Ober  diese  dii  ,Jlk4j 
Manes,  Lares,  Pcnat«s  der  llümcr  ,  J.  fr".  Gio 


875 

Jene  sind  es,  die  mit  unsichtbarer  Kraft  das  Grdeihen 
und  die  Wohlfahrt  von  Städten,  Gemeinden  und  Völ- 
kern fördern,  die  darum  Tempel,  Altäre  und  Heilig« 
ihiimer  haben,  wo  sie  die  Opfer  und  Gebet*  ihrer  Ver- 
ehrer empfangen.  AU  die  Mnsichthar  waltenden  Sehnt«* 
geistcr  einer  Stadt  fallen  diese  Penates  publici  mit  den 
(1  i  i s  patriis  {äeul^  JMMrvfßetf ) ,  womit  ehen  die  beson- 
deren Schutzgütter  einer  Stadt  oder  einen  Vulltes  be- 
neiehnci  werden,  zusammen.  Fs  werden  daher  häufig 
dii  patrii  und  Penaten  in  Verbindung  genannt,  z.  K.  bei 
Cicero  pro  Sulla  cap.  3*.  und  anderwärts,  oder  die  Po- 
naten  erhalten  selber  das  Beiwort  p  a  t  r  i  i ,  w  ie  bei  Sla- 
tius  a.  a.  O.  S1) 


tri!»,  in  Statium  cap.  XLIV.  ad  Silv.   IVr.  8.    pag.  456  sqq. 
ed.  Hendl 

51)  S,  ilii7.ii  Gronovius  R,  a.  O.  p.  Il9*d,  Hand.  Wenn  man, 
bemerkt  Hand ,  streite,  ob  die  Penaten  unter  die  Zahl 
der  dii  patrii  gebort  und  aUo  mit  diesen  identisch  seyen, 
oder  nicht ,  so  habe  beides  in  gewisser  Hinsicht  seine 
Richtigkeit ,  nur  mUs«e  man  annehmen,  dafs  die  Penaten 
Ott  not  dein  allgemeinen  Namen  der  dii  patrii  benannt 
worden.  Die  Penaten  nämlich  waten  entweder  publici 
oder  privett,  die  dii  patrii  immer  publici,  d.  h.  solche, 
die  von  der  ganzen  Stadt  und  dem  gesamniten  Volke  (nicht 
von  den  elntelnen  Individuen)  als  Schutzgötter  verehrt 
wurden.  Dem  zu  Folge  küiitie  man  die  Penates  publici 
mit  riecht  patrii  nennen,  die  Penates  privati  aber  wohl 
nicht.  Auch  Gronovius  selber  ( a.  a.  ü.  p.  4'<7.)  macht 
bemeiklich  ,  dafs  man  die  Penaten  öfters  den  dii*  patriis 
entgeg'  ij;e->etzi  finde,  wo  sie  als  diejenigen  begriffen  wür- 
den ,  welche  man  tonM  als  L.ires  familiäres  bezeichne, 
patrii  dagegen  Oft  statt  derer,  unter  deren  Schulz  Völker 
und  Städte  stehen  ,  also  publici.  —  Und  es  Ufa  sich  In 
diesem  h< •HJuriklen  Gebiete  der  alten  Volksreligion  wohl 
v«  i muiliru  ,  dafs  die  ßegrifle  der  Penaten  uud  der  Lares 
nicht  immer  so  schärf  geschieden  worden. 


Sn6 

Die  Penates  priTati,  familiäres  oder  minores  werden 
im  Inneren  des  Hauses,  auf  dem  Heerde  verehrt,  wo 
ihnen  ein  Feuer  brannte ,  wie  der  Vesta  ,  die  ja  selbst 
in  der  Zahl  der  Penaten  mit  einbegriffen  ist.  Denn  der 
Heerd  ist  der  gemeinsame  Strahlenpunkt,  Ton  wo  aal 
nach  allen  Seiten  Heil  und  Glück  für  das  Haus  ausgeht. 
Die  Penaten  sind  es  ja  —  n«i'  qnoa  penitus  spiramus  — 
welche  unser  sinnliches  Lehen,  unsern  Hauch  und  die 
innersten  Gesetze  unseres  Körpers  bedingen  ,  denen  wir 
das  Pulsiren  unserer  Adern,  wie  den  Odem  unserer 
Lippen  verdanken,  die  uns  Lebensnahrung  und  des  Le- 
bens Nothdurft  verleihen,  die  uns  das  liebe  Gut,  den 
jährlichen  Ertrag,  die  Habe  spenden  (peol  xx^otot),  die 
xiber  den  llofraum  segnend  walten  5Z)  (Seo!  epxciot),  die 
die  Hausflamme  anfachen ,  und  Alles  das  verleihen,  wo- 
durch der  Hausgenosse  sich  behaglich  fühlt. 

Diese  Vorstellungen  vereinigen  sich  nun  sämmtlich 
im  Uegrifl'e  von  der  Vesta  (vergl.  oben  II.  Tb.  p.  624. 
und  sonst  im  §.  1Ö.) ,  als  der  ersten  Penas  ,  der  ersten 
und  der  letzten  ,  der  innersten  Göttin ,  der  Vorsteherin 
aller  Penaten  5  ).  Nachher  ward  ihr  die  Pallas  beigesellt, 
und,  obgleich  Rom  aus  Pelasgisch-  orientalischer  Tra- 
dition nur  diese  zwei  Penaten  hatte  (das  Feuer  der  Vesta 
nid  das  Gnadenbild  der  Pallas,  aus  Asien  mit  den  Troi- 
sehen  Ankömmlingen  hierher  verpflanzt  ;  vergl.  auch 
oben)  —   so  bekrm  doch  in  der  Folge  II um  noch  meh- 


SZ)  Juppifer  Herceus  hatte  im  Hofe  eines  Spartanischen  Kö- 
nigs ,  neben  einem  Heros»  seinen  Allar;  der  grufse  ?•■ 
nate  neben  dem  Lar  (s.  meine  Commentait.  Herodott. 
Lp    23y.). 

53)  Schon  nach  der  oben  erwähnten  Etymologia  von  penus, 
dem  Hcilii;thum  der  Vesta;  s.  E.  Spanbeia  de  Vesta,  in 
Graevii  Phes.  Antiqci.  Komm.  V.  p.  6t>f». 


«77 

rere  Penaten,  Juppiter,  Jantis  (vergl,  oben  II. 
Th.  pag,  5qo.  Not.  a37. )  ,  Mars  und  Romulus.  Sie 
insgesammt ,  mit  der  Vcata  und  Pallas,  waren  die  Stadt- 
penaten  und  grofsen  Schut^gütter  Roms,  Penates  pu- 
blic» M):  Juppiter,  der  an!  dem  grofse n  Natimialort, 
im  Capitol ,  in  dem  edelsten  Hufraume  wohnet;  Janus, 
aller  Hinge  Anfang;  Vesla,  der  Anfang  und  das  Ende, 
die  Summe,  das  Wesen  und  die  Seele  aller  Dinge  (vergl. 
oben  II.  Th  p.  638.)  ;  Mars,  als  der  grofse  Anfänger 
der  Zeit  und  des  Jahres,  der  Inhaber  des  ersten  .Monats. 
(des  Miii-K  ,  nach  altem  Römercalender} ,  dessen  SptüTs- 
Jinge ,  Romulus  und  Remus  ,  Rum  gegründet.  Auch 
Meri'tu  ius  wurde  ihnen  zugezahlt,  nach  einer  Stelle  des 
Servins  (s.  Spanheim  de  Yesta  et  Prytt.  $.  i5,  in  Giae- 
Tii  The«.  V.  p.  686.). 

Ueber  die  bildlichen  Darstellungen  der  Penaten 
fehlen  uns  nähere  Angaben.  Bios  Dionysius  von  Ha- 
licarnafs  sagt  55)  ,  dafs  die  zu  Rom  in  einem  Tempel  be- 
findlichen Troischen  Penaten  zwei  sit/.endc,  mit  einem 
Speere   bewaffnete  Jünglinge   gewesen,    von   »ehr   alter 


*"4)  S.  Gronovius  zum  Statius  a.  a.  O.  p.  450. 

SS)  S.  Antiqq.  Romm.  I.  67.  p.  55.  p.  i69  sq.  Reisk.  Servius 
au  VirgiL  Aen.  IT.  S25.  —  quos  ta...^n  Penairs  alii  ApoU 
liiiem  et  Isieptunum  voluut ,  alii  hastatos  esse  et  in  regia 
posiios  tradum.  Vergl.  oben  II.  Th.  p,  344.  Die  Aehn- 
lichbeil  buiI  den  Dioscurcn  liegt  zu  Tage.  —  Auf  die  krie- 
gerische Stellung  der  Ptiutrn  mag  sich  auch  tlt-r  Gahini- 
sche  Gurt  oder  Gewandwurf  beziehen,  mit  dera  sie  be- 
kleidet gewesen  seyn  soltrn  j  wenigstens  finde  ich  in  einer 
Trierer  Handschrift  des  Persius  folgendes  Scholium  zu 
Satir.  V.  3t.  „  {Bullaque  succinciit.  L^ribus  donala  pe- 
pendit )  quia  Gabino  habitu  ci/icti  Senates  tormjbantur 
ubvoluti  lo*a  super  huniero  sinistro  et  dextro"  (die  ge- 
wöhnliche Ltsart  hat:  cinetuque ,  so  wie:  humeru/n  sU 
riutrutn,  dextro  ftuäo). 


Arbeit  In  vielen  andern  alten  Tempeln  habe  er  diesel- 
ben eben  so  als  zwei  bewaffnete  Jünglinge  dargeiteft 
gefunden«  Und  sie  sind  es  auch  wahrscheinlich  ,  weicht 
wir  auf  einer  patera  bei  de  la  (Jhausse  (in  Gracvii  Tb«. 
Antirjq.  Mumm.  Tom.  V.  p.  32i.  Tab.  \XI1.)  erblicke*. 
Es  sind  nämlich,  gerade  wie  Dionysius  besagt.  r«ri 
Jünglinge  mit  Speeren  in  sitzender  Stellung  ,  an 
gelehnt.  Derselbe  Geschichtschreiber  föhri  zugleich 
dieser  Gelegenheit  aus  dem  Timaus  an  ,  dafa  mao 
einem  Tempel  zu  Laviniuni  Mcrcuratähe  au»  i 
Erz  und  Trojanische  Werke  aus  "J'bon  sah. 

In   der   allen  Yaticanischen  Handschrift    der  Aem 
des  Yirgilius  sehen  wir   die  Penaten    abgebildet  , 
dem  Aeneas  an   den  Husten    von  Greta  ,     wo   er    hm 
lieh  den  ihm    vom  Orakel  i  erheil'sencn  Ort  gebucht, 
scheinen  ,    und  ihm  Italien  bezeichnen  ,   als  d.i 
Gölte  ihm  verheißene   Land.        Aeneas    ist 
Lager    hingestreckt,    um   ihn  die  beiden   Üü: 
männliche,    ältere    und    eine    weibliche,    dem 
nach  kleinere  Figur,    beide   uin*chleiert.      Zv 
tragen  die  Decke  des  Zimmers,  über  welcher  mt 
und  den  Mund  erblickt.     S.  MUlin  Galerie 
Tom.  II.    Tab.   CLXXYT.    nr.  op.    und   Ftulicatioa 
plauch.  pag.  i  .  V 

Ucl. ersehen  wir  endlich  noch  einmal  in  dir  Ki 
beide  Wesen,  Laren  und  Penaten,  so  finden  wir. 
die  Penaten  In"  her  stehen,  als  die  Laien  ;  denn  sie 
prsprungl ich  Gölter,  sie  sind  pcrsonificivie  iN 
sie  sind  die  wunderbar  wirkenden  ,  schalenden  und  e  i  sen- 
genden ,  die  unbegreiflicher  Weise  schützenden  und  ret- 
tenden Gottcskraflc ,  denen  w  ii  es  7.u  danken  haben 
ijai.li.iiib  in  gutem  Zustande  bleibt ;,  wenn  der  Haust 
und  die  ganze  Familie  rüstig  ai  Leitet,  die  Scheune 
lullt,  der  Segen  von  lag  /.u  Tag,  mau  weifs  nicht 
»ick  mehret.      Sie  sind    die  unsichtbaren  Gv 


879 

Leben,  Nahrung ,  Segen,  Kurz  Alle«,  was  der  Mensch 
»ich  selber  nicht  geben  hann,  verleihen.  Ganz  anderer 
Art  sind  die  Laren.  Sie  Maren  einst  unseres  Gleichen, 
Menschen,  wie  wir,  die  auf  Erden  gelebt,  und  nach 
ihrem  Tode  als  Geister  com  um  das  Haus,  das  sie  he- 
Kohnt,  we?!en,  die,  wiedas.  treue  Hau*«  hier,  der  Hund, 
als  Beschützer  und  Wächter  das  Haus  umsch weben  und 
bewahren.  Denn  sie,  die  selber  Menseben  gewesen, 
wissen  am  besten,  woher  die  Gefahr  droht,  und  woran 
es  den  hülfsbedüH'tigcn  Sterblichen  gebricht.  Sic  wachen 
also,  von  aufsen  die  Gefahr ,  die  dem  Hause  droht,  ab- 
wendend, während  im  Inneren  die  Penaten  wohnen, 
Wunder  des  Segens  und  Fülle  de» Glücks  anwendend. 

§.     6. 
i     n     l     s. 


Nach  diesen  Vorbemerkungen  über  die  Theologie 
der  Eti  uiiei  ii  bei  blichen  wir  die  Hauptgotthei- 
ten,  und  reden  dabei  zugleich  von  ihrem  heiligen 
Dienste.  Unter  den  gröfseren  Göttern  steht,  neben 
jenem  Tina-  Juppiter,  ohen  an  J  a  n  u  s.  Hie  Vermu- 
thung  des  Salinasius,  der  Name  sey  vom  Acoiischen  'Luv 
abzuleiten,  ist  schon  deswegen  unstatthaft,  Weil  Janus 
offenbar  kein  rclasgisches ,  sondern  ein  national  -  Itali- 
sches Wesen  ist.  Dies  geht  schon  aus  der  Hauptstelle 
des  Ovidius  (Fast.  I.  qo.)  hervor,  wonach  Griechenland 
heinen  Gott  hat,  den  es  ihm  an  die  Seite  setzen  konnte. 
Allein  etwas  Wahres  scheint  jene  Bemerkung  doch  zu 
haben,  dies  nämlich,  dafs  im  höheren  Fi  ieslersystera 
Juppiter  und  Janus  identisch  warm.  DifM  Meinung 
hegte  Varro  mit  mehreren  Anderen  (  Auyusfin.  de  Civit. 
Dei  VII.  io.).  Doch  ohne  mich  bei  Etymologien  aufzu- 
hallen ,  zu  denen  Johannes  Lydus  (de  menss.  pag.  56.) 
noch  Beiträge  liefern  kann,    will  ich  kürzlich  die  Haupt, 


S8o 

eigenschaften  angeben,   die  die  Alten  diesem  Gölte  bei« 
legen  56).      Wenn  man    einerseits    von  ihm   als  eisen 


i6)  So  schrieb  ich  in  der  ersten  Ausgabe  dieses  Buchs.  Jett 
möchte  ich    1)  nicht  so  benimmt  versichern  ,   dafs  Jana 
ursprünglich  Italisch  sey.     Ich  habe  bereits  oben  II.  Tk 
p.  547.  den  Janas  als  Djanus  mit  der  Diana  uun« 
mengestellt.    Beide  Namensformen  lösen  sich  in  die  ein« 
fächere  der  Dia  auf,  welche  für  die  Griechische  -Wf*» 
setzt  wird.    Diese  Dea  D  i  a  aber  gehört  den  Samotbo 
cisch-  Attischen  Religionen  an,   und  ist  die    Pcla»giicLe 
Ceres,   die  in  den  Formeln  und  Liedern  der  Fcldpiicscr 
(der  fratrcs  Arvales)  vorzüglich  häufig  vorkommt  (Mi- 
rini  Atti  fratr.  Arval.  p.  XXIII.    p.  SO.    126  seqq.    vergL 
meine  Anmerk.  zu  Cic.  de  N.  D.  III.  22.  pag.  603  seq.). 
Wenn  die  Dodonäische  Dione    als  Juno   und  Venös 
Libitina  zu  den    Italiern  und  Römern    kam  ,  so  tcbeiat 
Dea  Dia  -  Diana  und  Janus  aus  den  Pontischen  Landern 
und  Samothrace  zu  den  Ltruskcrn  gelangt  zu  sevo.    Ibo» 
Leucothta   oder  die  Mutter  des  Morgenlichtes  Mamu 
gehöret  zu  demselben  Götterkreise.       2)    Wie  am  4er 
Samothracische  Uranus  oder  Cölus  als  Djanus  seiner  Dia 
oder  Djana  beigesellt  war,  und  in  Etruriens  System  als 
Janus  erschien ,  eben  so  hatte  dasselbe  Italien  von  Do« 
dona   her  seinen  Juppiter  Dodonlut   als  Gemahl 
einer  Dione  ,  Juno  oder  Venus-  Libitina  (denn  daß  an- 
dererseits   Juppiter    Sohn    des    Cölus    heißt,    Yen* 
Tochter  der  Dione,  kann  Niemand  irre  machen,  du 
da  weiß ,  wie  in  den  Priemtet  Systemen   die  emanirte  Po« 
tenz  immer  wieder  wie  ihre  Quelle,   Sohn  und  Tochter 
wie  Vater  und  Mutter ,  .vorgestellt  werden  ;  vergl.  oben  II. 
pag.  467.).  —  Aber  bei  der  Verglcichung  der  LatiniscLen 
und  Etrurischen  Systeme  hatte  man  schon  zwei  hoch* 
st e  Götter,   einen  Janus  und  einen  Juppiter.     Dies  er- 
zeugte bei  den  Denkern  Verlegenheit ,   die  man  bald  da* 
durch  zu  heben  suchte,   daß»  man  den  Janus  zum  Lr- 
p  r  i  n  c  i  p  ,    woraus  Alles    genommen ,    stempelte  ,    den 
Juppiter  aber  zum  Oberherrn  und  Regenten  aller 
Wesen  und  Dinge  machte;   bald  dadurch,   dafs  man  den 
Janus  geradezu  als  Juppiter  nahm,     in  diesem  Sinne  re- 


88  t 


g  der  Italischen  Vorzeit  spricht ,  der  Janiculum  er- 
ntet und  durch  andere  Werke  »eines  Namens  Gedricht- 
fa  gestiftet  habe  (  Arnub.  ;ulv.  gent.  III.  p.  147.  ),    und 
Heros,    der    sich  durch   die    Stiftung   religiöser    An« 
lten   verewigte  vLydus  pag.  57.)  .  so  le£t  man  ihm  an- 
■erseits  wieder  alle  Prädicatc  einer iNaturgotthcit  bei  5"). 


den  besonders  die  Griechischen  Philosophen  vom  .Turins. 
Sie  mimen  ihn  geradezu  Zeus.  Z.  B.  Proclus  im  Hym- 
nus aul  Ilecate  und  Janus  (  ßiblioth.  der  alten  Lit.r.  und 
Kunst  I.  p.  46.)  sagt  geradezu  :  ,,  Scy  gegrillt  Janus  ,  Ur- 
■hn  ,  unvergänglicher  Zeus ,  sey  gegrtlfst  o  Zcos  drr 
Höchste  •«  (vs.3.  ,,"l3vi  -  ZröoCpfT«  —  urar«  ZrJ"  ). 
3)  Auf  den  Grund  der  Suche  gesehen  ,  so  kündigt  sich 
Zeus  -  Juppiier  als  ein  Aegyptlsches  Wesen  aus  der 
Thehais  und  von  Douona  her  an,  Janus  aber  als  ein  I  n  - 
di  seh  es.  Denn  Janus  mit  srmer  Frau  und  Schwester 
Canuscne,  dem  Fisch  Weibe,  wird  nur  verständlich, 
wenn  man  an  die  lndit>chen  Avatara's  oder  an  die  Herab- 
kuiifl  und  Wandlungen  der  Indischen  Gottheit  denkt.  — 
Hiermit  soll  aber  natürlicher  Weise  nicht  gesagt  seyn, 
da  ('s  Junus  so  unmittelbar  und  unvennischt  nls  Indisch 
zu  nehmen  sey.  Vielmehr  mufs  vermuthet  werden  ,  daö 
einige  Phönicische  und  UodonSisch  -  Aegyptische  Vor- 
stellungen sich  mit  der  Indischen  Grundidee  vom  Janus 
verbunden  hauen,  vielleicht  schon  ehe  dieser  Gott  in 
Italien  einheimisch  gewotdri.  Mit  andern  Worten:  Es 
finden  sich  Spuren,  daf»  Manches,  was  dem  Italischen 
Juppiur  eigentümlich  war,  auch  auf  den  Jjiius  überge» 
tragen  wurden.  Am  Ncblus«c  dieses  Abschnitts  werden 
einige  bestimmte  Bewrise  dieser  Satze  folgen,  und  vor- 
her noch  andere  Erklärungen  dtr  Namen  Janus  und 
Jana  berührt  werden. 

57)  Bullmann  (in  den  Abhandll.  der  König;!.  Pmiss.  Aeade- 
mie  der  Wis^ent-chaften  zu  Berlin  ,  1SI6  —  IS  17 -  p.  129ff.) 
sucht  den  Janus  an-*  jenem  allgemeinen  Ideenkreise 
schützender  Gvnicn  zu  erklären,  welche  den  Menschen 
unsichtbar  Überall  umschweben,  die  ihn  im  Hause  schüt- 
zen ,  und  aufoer  dem  Hause  ,  auf  dm  Wegen  und  auf  denn 

r.  56 


882 

Zuvörderst  Keifst  er  der  Himmel ,    und  «war   bestimmt 
naci;   1  uscischer  Lehre  (^Lydus  a.  a.  O.  pag.  57.).     Er  ttf 


Felde,  vor  bösen  Dämonen  bewahren.  Aber  im  Hiniuv 
geben  aus  dtm  Hause  ist  ein  Punkt,  wo  der  Hau*to 
in  ich  gleichsam  entlälsi  ,  und  die  Göuer  draufscn  m« 
imch  nicht  übernommen  haben.  Auf  diesen  Angeat 
lauert  vielleicht  ein  böser  Dämon.  Hier  tritt  aber 
Genius  des  Uthergangs  ein,  cm  Gott  der  Thürei 
der  111  Freundschaft  sieht  mit  den  Göltern  draufsen 
drmntn  ,  d<  r  seinen  Blick  ha<  nach  außen  und  nach 
gelichtet,  und  in  dessen  besond»- rem  Schutze  der  MrcKi 
stein  bei  jedem  Uuichganj».  Und  diese  Vorstellung  dr* 
Jatius  ,  als  eine«  TlüigoUes,  wurde  dann  ausgedehnt  tu! 
dt  n  VV  echte!  d<  r  Zeiten.  Er  ist  Eröffner  des  neuen Othr 
res.  mit  Mi  in  Micke  auf  bi-ide  Zeiträume  gerichtet,  toi 
$0  wird  rr  ein  Gott  jedrs  andern  Wechsel*,  auch  del 
der  Geschäfte  und  V  trhiiltnisse.  Diesen  Sinn  einet  Got- 
tes dtr  TbBren  und  der  Uehergängc  sehen  wir  auch  m 
Griechenland  deutlich  in  dtm  Apollo  ~j^alo%  oder 
dessen  Analogie  mit  Janua  steh  gleich  darbt! 
Rumiunn.  —  Mach  meiner  Ansicht,  die  von  ewttn 
fjnjjlicli«  11  Monotheismus  ausgeht,  der  allniahlijf  »n  Pol 
theü-mua  »erspHltert  worden,  ist  die  Sache  umzukttire 
und  .Linus  ist  ThOrgott  geworden,  weil  er  uisprBs 
als  Anfang  und  Ende,  als  Ein-  und  Ausgang  ge«Jj 
oder  weil  er  die  Negation  aller  Zeitlichkeit  ,  und  ül*cr  ArT 
Z<  n  <  »"haben  war.  Mit  Einem  Worte:  Ich  sehe  im  Janas 
ein  l  •  ht  t  hlribsel  eines  reineren  Rtligionsglauber.s  .  ■  •« 
im  indischen  P.rabrahma  ,  der  auch,  selbst  \\ 
Zeil  und  Weihsei,  aller  Avalara's  und  Yuga's 
tat.  IW-i  dtr  "m  Jiöpfung  der  wirklichen  Welt 
Brahma  der  Lih-ib,  aus  dessen  Gliedern  die  Nil 
genommen  werden.  Dieser  Brahma  über  den  Wassern 
Scheint  nun  durch  mannigfache  Metamorphosen  in  4r* 
Babylonischen  ,  Poniischen  undSamnihraciscben  l\ 
tun  endlich  in  Italien  als Janus  wieder  aufgetreten  zu 
Dafs  er  L'hQren  und  Thore  bewacht,  ist  nur  eine 
Jenerhöheren  Idee  abgeleitete  Eigenschaft,  11  rr.n 
cUtitlliclic  Kirche  singt;    „Unscrn  Eingang  segne  Gott i 


ß83 


das  Jahr,  und  seine  Symbole  spielen  bald  auf  die  Zahl 
der  Monate  ,  bald  auf  die  der  Tagfl  des  Jahres  an.  Der 
nach  ihm  genannte  Monat  begann  nach  der  Einriehl ung 
des  Nuraa  das  Römische  Kirchenjahr  (ebenda»,  pag.  55.). 
Am  ersten  dieses  Monats  hrarhie  man  ihm  das  Janual, 
ein  Opfer  ron  Wein  und  Früchten;  man  belir&Mta  sein 
Bild  mit  Lorbeer,  und  an  demselben  Tage,  an  d<-m  der 
Cotisul  in  leierlichem  Zuge  auf  das  Capilolium  tilt,  be- 
schenkte mau  sich  gegenseitig  mit  Kleinigkeiten  (strenaej 
Ovid.  Fast  Hl.  1*7,  Herodian.  1.  ib.  §.  6  sqq.  J.  Lydus 
p.  58,)  ;  welche  Sitte  in  Sache  und  Wort  (etrenncs  5S) 
bis  auf  den  heutigen  Tag  fortgepflanzt  ist  Als  Natur- 
gott führt  er  auch  den  Schlüssel  Er  fuhrt  ihn  als  Thür- 
wnchier.  Er  et  öffnet  die  Jahresbahn  ,  und  jede  Pforte 
auf  Erden,  bis  auf  die  Thürcn  der  Häuser,  liegt  unter 
seinem  Kcschlufs.  Ueber  dieses  Symbol  hat  bereits 
Spanheim  (adCallitu.  Lerer  %&  vergl.  auch  de  la  Chausse 
in  Giaevii  Thes.  Anliqq.  Komm.  V.  p  776.)  das  Notlüge 
bemerkt,  womit  jezt  Job  Lydus  (pag.  55.)  verbunden 
■werden  bann.  Die  Bedeutung  lu'nnte  auF  versehirdenen 
Standpuuhteu  höher   und  niedriger  geftfst  werden.     Er 


UtiSt*rn  Ausgang  gleichermaßen",  so  meint  sie  ohne 
Zweifel  und  mit  Recht  nur  den  Minen  lebendigen  Gott 
Hitmut  Is-  und  der  Erden  oder  die  allgemein*  göttliche 
Vorsehung.  Nun  könnte  aber  tinmal  ein  zum  Christen« 
tlium  bekehrtes,  aber  nachher  wieder  in  Abgötterei  ver- 
sunkenes Volk,  unter  andern  christlich*.  11  Kormein  und 
SurUci'i-n.  auch  jene  Vti-e  aiil'bewuhit  haben.  Es  würde 
alsdann  um  er  Jenem  Gnu,  der  den  Ein  und  Aufgang 
segnen  soll,  vernuithlich  auch  einen  besonderen  Geist 
•»erstellen,  der  an  dm  Tb  Ären  Wache  hielte,  und  viel« 
leicht  ihn  gar  bildlich  uls  einen  besonderen  ThUrgötzen 
vorstellen. 

58)  S.  Reche rches  curieuses  d'  Antiquile  pag.  48  sqq.    Unten 
im  $.  8.  das  Weitere. 


konnte  bald  Mos  als  Gott  de»  J*hressegens  Lctra 
werden  ~y').  der  die  Schlüssel  der  Ouellcu  ur. 
hat.  olsn  in  demselben  Sinne,  wie  Serapis  den  Nilscnlä» 
sei  fuhrt  (s.  1.  Th.  pag.  3i3.),  bald  konnte  tr  damit  ili 
Heii  der  Natur  im  Allgemeinen  betrachtet  weuJ. 
dies  nicijt  blofse  Vermin  hung  ist,  beweiset  die  Stell« 
Ovidms  i  Fast.  1.  117  sqq.),  wo  er  redend  eing« 
'wird,  wie  er  sich  die  Bewahrung  des  ganzen  li 
sums,  des  Himmels,    der  Erde,    des  Meeres  b0)  , 


59)  AU   Naturgott,    als  Gott  des  Jabressegens ,    bringt  itt 
1  1 »  ilnunn  dem  Janas,  ehe  die  Erndte  beginnt  ,  > 
Opfer    vun   Kuchen    (strues)    mit   Weihrauch   um) 
Uud  bittet  ihn ,   den  V'attr  Janus,   um  Gnade ,  G'Ück. 
und    Segen   für  das  ganze    Haus.     Hin   Gleiches  gexk 
auch  der  Juno  und  dem  Juppiter;   der  Ceres  Schlacht 

•  1  'in  Schwein;   s.  Calo  de  Re  rusl.  cap.  134.  iuii 
Erläuterungen  von  J.  Gutbeiius  de  veteri  jure  i 
IV.  cap.  3.  in  Graevil  Thesaur,  Antiqq.  Rouns.  Tom. 
p.    1  >«•  «qq. 

60)  bedeutsam  ist  die  Darstellung  des  Janus  auf  Münzer. , 
z    H.  auf  dein   1  lolzf>chnitte   des  Titelblatts   diese* 
der  Symbolik    vijl.  die  Erklärung  der  Abbildung!  > 
Die  t  ine  Nute  nämlich  2t  igt  einen  Januskopi  . 
dere  «in   S  ch  tffs  vo  rd  e  rthei  ]   und    eine     Victor! 
Die  gewöhnliche  Angabe  ,   es  my  dies  zur  Ehre  do  Kr 
not,  Welcher  auf  einem  Schiffe  nach  Italien  gefahrur. 
hält  PluUrchus  f^uaestt.  Komm.  XLI.  p.2?J   E 
p.lii  -<|.  Wyttenh,)  mit  Recht  für  ungenügend  und  SB 
gi  im  in.      Er  scheint  vielmehr  folgende  Erklärung  für  i>* 
richtigere  zu  halten:   Das  ,  *a>  für  die  Städte  da»  EiUb 
das  Beate  (  ^i  ^«-yo-rcv  t*v  koAw»)  und  das  N'oihwenrii 
ist,     bcMeht  in  guten  Gesetzen    und  im    Uebtf  Flusse   itt 
nothwendigen     Lelitn>bedürfnishe.       Ersteres    hat 
Janus,  dei  ilne  iauhj  Lebensweise  milderte,    vethel 
letzteren  erfahrt  ihnen  dir  schiffbare  Flufi ,  wrkl 
M'cre  aus  wie  tom  festen  Lande  das,  was  sie  nölhig 
teil,  zuführt.    Auf  jene  Umänderung  des  Lebens  und 


beiiegt.  In  dieser  Bedeutung  de«  Schlüsselfuhren*  hatto 
er  auch  den  Beinamen  Clusius,  so  wie  er  als  Aufseher 
über  die  Welt  (uriatius  liiefs  (Lydus  p.  55.).  In  diesen 
und  anderen  Bestimmungen  erscheint  Janus  ganz  in  der 
Eigenschaft  jener  Jahresgötter  Aegyptens,  Pcrsiens, 
Phöniciens  ,  ganz  wie  Osiris  und  Sem-  Hernie  es .  «ie 
Dschcmsrhid  und  Ähnliche  Incai  nationen.  Wie  sie,  so. 
ist  auch  er  das  pe  rton  ifi  ci  rt  e  Jahr  in  keiner  Ent- 
wichelung  durch  alle  zwölf  Zeichen  ,  mit  seinem  Steigen 
und  Sinken,  das  Jahr  in  der  ganzen  Fülle  Keiner  GftbtQ, 
Und  weil  denn,  wie  unten  deutlicher  «erden  «ird,  die 
Jahresbahn  durch  die  Zeichen  auch  die  IIa  Int  der  «an» 
«Jernden  Seelen  ist,  so  erhalt  er  dasselbe  Svelenumt,  dar. 


Sitten  bezieht  sich  dos  Doppelgesicht  des  .Tanns,  drs  Ge- 
setzgebers, auf  den  Fluf*.  das  Schiff.  Servins  zu  Virgils 
Aeneis  VIII.  357:  Janus  in  Juuciilo  hahit.ivjt,  qui  qnnd 
navi  exul  vmit  ,  in  peeunia  ejus  ex  im*  p.irte  Jini  rjput, 
ex  altera  navi*  »JgttaCl  est.  Mjn  vergl  Ovidii  Pastor.  I. 
229  sqq.  mit  den  Auslagern;  und  Draco  Corcyräus  beim 
Athenäns  XV.  p.  6y&  p.  523  sq.  Schweigh.  —  Llt:khcl  bat 
in  der  üoefr.  X.  V.  Tom.  V.  p.  II  sq.  und  p.  214  sqq. 
die  verschiedenen  Vorstellungen  des  Janus  und  seiner 
Attribute  auf  M Unzen  und  die  Angaben  der  Alien  zusam- 
mengestellt. Bc-onilera  verdient  dj<  jenige  Münze  Auf- 
nni  'ks.tmkeit  f  die  auf  der  einen  Seileden  Doppelkopf  de» 
Janiis  mit  einem  spii/eu  Hute,  auf  der  andern  einen  UcU 
phin  mit  der  Inschrift  V  e  I  a  t  h  r  i  Rihrrl  ;  s.  Lanzi  (  Sagg. 
tli  p*?.  9)  sqq.  mit  der  Abbildung  Tom.  II.  lav.  V'll.), 
der  vie  nach  Volterra  verweist.  Ueber  die«e  Münzclasfe 
ist  vitl  gestritten  worden.  Ich  will  nur  «weierlei  bemer- 
ken; l)  dafs  wir  beim  Delphin  wie  beim  Srh  ff  an  die  In- 
dischen um!  Phoniciscb'n  Wasser-  und  Sehifffcölter  *'i 
denken  haben;  2)  dal«  uns  jezt  die  Monumenli 
Etrnsci  dal  Cavaliere  Francesco  Inghirami, 
Fiesole  181°.  4.  unter  andern  trefflichen  Abbildung«  n  Ita- 
lischt r  Kunsfdenkmale  mich  (T.  I.  S.  III.}  eine  meister- 
hafte coloritir  Copie  jener  Münze  liefern. 


886 

die  andern  Natorgütter  haben.  Er  anrird  darin  gans  je- 
nem Osiria-  Sc rapis  gleich.  Er  heilst  auch  ,  wie  dieser, 
die  Sonne    61) ,  und  das  Thor  des  Aufgangs   wie  fa 


6l)  Wenn  also  Janus  so  viel  ist  als  S  ol,    Sonnengott, 
so  wird  es  uns  nicht  weiter  befremden  ,   zu  hören,  da& 
der  Mond  auch  Jana   hiefs.     Varro    wenigstens  de  Re 
rustica  I.  37.  i.  p.  187  Schneider,  sagt:    „Nunquam  mit 
audisti ,  oetavo  Janam  [lunaiu]  et  crescentem  et  contra 
scnesceniei«  ?  et  quae  ctescente  luna  fieri  oporteret,  [et] 
tutnen  quaedam   melius  fiVri   post  oetavo  Janam  [luium] 
quam  ante?"     Jana  also,  wie  Scaliger   (de    veteri  anoo 
Romann.  in  Graevii  Thes.  Antiqq.  Romm.  Vlll.  p.3tl.) 
bemerkt,  ist  hier  Luna,  und  daraus  durch   iSeifagunf 
des  Wortes  Dea  geworden  üeiana,  so  D  e  i  v  a ,  1) ei« 
viana.      So  wie   man   nun  sagte  Deiva  Jana,  so  hieft 
auch  Janus,  der  Sonnengott ,  im  Carmen  Saliare:  Dei« 
vosJanos(„  Duonos  Manos  Ceruses    Deivos  Jaoo« 
Venet").     Die  weiteren  Folgesätze,  welche  bieraui  Sca- 
liger  zieht ,   dafs  nämlich   das  erste  Römische  Jahr  ein 
Mondenjahr  gewesen,  übergehe  ich  hier.  —   Hierauf  bt-. 
zieht  sich  auch  wahrscheinlich  das,  was  Niebahr  (Rom. 
Gesch.  I.  p  122.)  sagt:  „Janus  oder  D  i  anns  ist,  *"* 
Scaliger  gezeigt  hat,    der  Sonnengott"    u,  s.  w.     Noch 
deutlicher  spricht  sich  JMigtdius  bei  Macrobius  (Satunu 
I.  9.)  hierüber  aus:    ,,  pronunciavit  Nigidius  ,  jipollina* 
Janum  esse,    Dianamque.  Janam,   apposita  d  litera*'; 
denn  Luna  ,  Diana  und  Jana  waren  so  dieselben  Gottheiten; 
s.  Sibrandus  Siccaraa  in  fastos  Calend.  Romm.   in  Graevii 
Thes   Antiqq.  Romin.  Tom.  VIII.  pag.  59.  -*-  Die  wahre 
Etymologie  der  Namen  Janus,   Diana  u.  s.  w.   habe  ich 
bereits  oben  angedeutet.    Sonst  giebt  man  auch  das.  alte 
Griechische  und  Lateinische  Vrrbum  io  (davon  iie  ,jao 
als  Wurzel  der  Namen  Janus,  Janua  und  J.vuiarius  an; 
eine  Etymologie,  die  auch  Cicero  de  N.  D.  II.  27.  ■  „ab 
eimdo  nomen  [sc.  Jani]  est  duetum  "  )  ungiebt  ;   k.  <i*za 
Wyttenbach  p.  754.      Auch  Buttmann  a.  a.  O.    p.  127  IT., 
der  ebenfalls  von  dem  EU  griff  des  Janus  und  d«  r  Jana 
als  Sonnen     und   .VI  o  n  d  gottheit  ausgebt,   erkonnt  in 
diesen  uralten  Namen  Italischer  Nationalgottheiten  durch 


387 

Niedergangs  liegt  unter  seinem  Beschlufs  (Lutatius  beim 
l.ydn*  p.  57.).  Daher  führt  auch  er  wie  jener  die  Seelen 
aus  den  höheren  Wohnungen  in  den  lunarischcn  drei» 
herab  (ebendas.).  Aber  auch  Mittler  zwischen  den  Sterb- 
lichen und  Unsterblichen  ist  er,  gleichwie  jenci  Mithras 
der  Perser.  Janus  tragt  die  Gebete  dor  Menschen  dun 
höheren  Wesen  zu  (üajus  Basstift  hei  Lydus  a.  a.  O .) , 
und  auch  in  Bezug  auf  dieses  Uittlcraint ,  weil  er  sein 
Angesicht  zur  Götter-  und  Menschenwelt  hinhebi  1 ,  deu- 
tete man  sein  Doppelantlitz  6).      Aber  gerade   wie  man 


etymologische  Forschung  den  Zop  und  die  Zorn  d^-r  Grie- 
chischen Stämme  ,  als  Nebenformen  von  Zeus  und  H-  re, 
oder  vielmehr  denselben  Hjuptuamen  der  höchsten  Gott- 
heit, welcher  vom  Orient  aus  in  den  verschiedenen  Iteli- 
g  ionszweigen  in  den  Formen  Jah,  Jao,  Jova,  J  o  V  18 
«ich  fortgepflanzt  hat;  wozu  noch  der  orienialiacfce  Name 
des  Tages:  Jom  hinzukommt.  Payae  Knigbt  Inq.  imo 
the  symbol  lang.  §.  134.  png.  104,  vermuthti,  iler  Name 
Jjuus  sey  von  Jao,  Janu,  einem  isyatsriö&eu  Heina- 
men  des  Bacchus,  abgeleitet.  Bekanntlich  hat  mm  im 
J.iiius  auch  eine  heidnische  Unibildung  des  Noah  der 
KUraischen  Sage  et  blicken  wollt  n,  und  in  der  Anpflan- 
zung des  Weinstocks  ,  der  richtigeren  Eintlieiluog  des 
J.ihres  und  dergl.  die  Gleichheit  nachzuweisen  gesucht 
(s.  Viola  du  veleri  novnque  temporal»  ratione,  in  Graevii 
Thes.  A.  FL  VUL.  p.  173  sqq.). 

62)  Nach  Plularchus  (Quaestt.  Romm.  WH.  p.  269.  Vol  li. 
p.  100  VVyttenb.)  bezieht  sich  das  Dopp«  Igesicht  des  Ja- 
nus entweder  darauf,  dafs  Jana»,  ein  Hrlk-ne  ans  lJerhl- 
bien  ,  nach  Italien  gekommen,  dort  tinter  den  Barbaren 
sieh  niedergelassen  .  und  seine  Sprache  und  Lebensweise 
verändert  haben  sollte  —  ein  anderer  MeMch  geworden 
tey ;  oder  vielmehr  als  Gründer  und  Siif'rn  agrarischer 
Cultur  und  bürg«  rlicher  Hinrichtungen  unter  d<  n  rollt  n 
Völktrn  Italiens  —  ein  Poppt  Im«  nsch  in  <l< -m  9tntM  ,  wie 
der  doppelleibige  Cecrop*  in  Aitica  ,  dir  soi;ar  aül  Mün- 
zen ,  wie  Janus  ,  mit  zwei  Gesichtern  erscheint  (s.  oben 


'888 

jene  Natur-  and  Jahresgötter,  z.  B.  den  Herahtes,  Toa 
Jahresvorsteher  zum  Gott  aller  Zeit  und  so  cur  Unend- 
lichkeit erhob,   so  gerade  geschah  es   mit  $em  Jaaat 


II.  Tb.  pag.  35.  Not.  44.).    Ein  Anderer  könnte  eben  ti 
wahrscheinlich  für  ein  Symbol  erklären  ,  dafs  Janas  ab 
Anfang  nnd  Ende  ,  als' Ein-  und  Ausgang  gedacht  wurde. 
Aber  die    Romische  Nationalsage    wufiste  einen  anderes 
Grund  anzugehen.  Da  war  Janus  mit  dem  Doppelgewehr 
dessen  Tempel  Komulus  und  Tatius  nach  ihrer  Vereint* 
gung  gegründet,    ein  Zeichen    der    Vereinigung   beider 
Reiche.    Vergl.  auch  Servius   zu  Virgils  Aeneid.  I.  I$i. 
VII.  607.  610.  und  XII.  |47.  IS«,  wo  verschiedene GrOn- 
de  über  das  Doppelgesicht  des  Janus  angegeben  werden. 
Lanzi  hat  diese  Nachricht  des  Servius  aufgefafst,  am  das 
Doppelgesicht  des  Janus  auf  den  Münzen  von  Volterr« 
und  andern  Städten  zu  erklären  (,  Saggio  d.  Läng.  Etrosca 
Tom.  II.  p.  y6  sqq.).    Eckhel ,  der  in  der  DoctrinaN.V. 
Tom.  V.  p.  216  sqq.  die  mannigfaltigen  Sagen  vom  Dop- 
pelgesicht des  Janus  gesammelt  bat,   bleibt  auch  hierbei 
seiner  Behutsamkeit  getreu,   dafs  er  keine   Entschtiduns 
wagt,  macht  aber  mit  Hecht  auf  zwei  Punkte  aufmerksam: 
einmal ,  dafs  ähnliche  Doppelgesichter  auf  den  Münzen 
von  Athen,    Syracus  und  Ktruricn  vorkommen;  sodann 
dafs  man,   welcher  Erklärung  man  auch  den  Vorzug  ge- 
ben wolle ,  auf  jeden  Fall  an  etwas  Allegorisches  zu 
denken  habe.    l'ayne  Knight  ( symbol.  Lang.  §.  134.  paj. 
101)  geht  von  demselben  Grundsatz  aus.    Was  nun  mei- 
ne Ansicht  betrifft,  so  wäre  es  wohl  im  höchsten  Grade 
Überflüssig»  mich  darüber  erklären  zu  wollen  ,  da  ich  be- 
reits im  Vorhergehenden   zum  öftern   von  der  DopfeU 
gestalt  orientalischer  Gottheiten  geredet,  und  noch  zu- 
nächst vorher  den  Satz  ausgesprochen  habe ,  dafs  ich  den 
Ursprung  des  Janus  in  den  ludischen  Avatar's  finde.     Er 
ward  auch  mit  vier  Gesichtern   (als  quadrifrons )   abge- 
bildet <  Servius  ad  Virgit.  Aeneid.  VII.  607.    Augustin.  de 
Civ.  Dei  Vit.  4.) ,  also  gerade  wie  der  Indische  Brahma 
(sieh,  unsere  Tafel  XXI.  und  die  Erklärung  dazu  pag.  9» 
nr.  i.>. 


H80 


Auch  er  heifit  nun  vorerst  Aufseher  der  Zeit,  dann  die 
Zeit  selber  (Fronlejui  bei  Job.  Lydus  57.  cf.  58.).  Noch 
unterschied  man  ihn  jedoch  in  dieser  Mittelwürde  vom 
Juppiter.  Janus,  sagte  man,  hat  Anfang  und  Ende  un- 
ter sich  (Cicero  de  N.  D.  II.  37.),  Juppiter  führet  das 
Regiment  über  Alles.  Auch  im  reaiphysisclien  Sinne 
fafste  man  Janus  als  Chaos  auf.  So  Ovidius  (vergl.  Joh. 
Lydus  p.  57.).  Darüber  mufste  freilieb  noch  ein  Ordner 
st<lien,  und  dieser  rauchte  denn  Juppiter  seyn.  Aber 
vor  der  höheren  Ansicht  mufste  auch  diese  Scheidewand 
fallen.  Schon  als  Janus  Clnsius,  sahen  wir,  hatte  er  ja, 
nach  einer  Deutung  t  Alles  unter  sich,  und  Hellas  hatte 
kein  Wesen  ihm  an  die  Seite  zu  stellen.  Dafs  diese  Ideen 
nicht  etwa  erst  Resultate  späterer  Philusopheme  sind, 
beweiset  alt  -  Römischer  Festgebrauch  und  Festgesang. 
F.r  war  und  biefs  der  Anfänger  (  Initiator;  Augustinus 
de  Civ.  D.  IV.  it.),  und  an  den  Festen  der  grofsen 
Götter  brachte  man  ihm  zuerst  das  Opfer  (Cicero  de 
ff.  D.  II,  27.)  f,t).     Er  war  und  hiefs  der  Vater  Janus 


63)  „Cumque  in  omnibus  rebus  vJm  haberent  maxiraam  prima 
elcxrem«,  princijiem  in  sacrificarnio  Januni  esse  vo- 
hierum.  *■*  Aulser  dem,  was  Oavisius  hier  über  diesen 
Vorrang  des  Janus  bri  jedem  Opfer  und  bei  jeder  heiti« 
gen  Handlung  bemerkt  ,  bahr  ich  noch  dort  (p.  314, }  die 
bcinerkcnswerlhen  Stellen  des  Ovid.  Fast.  I.  17  I.  und  des 
Aureliu>  \  ictor.  caji.  3.  angeführt;  s.  auch  Arnohius  adv. 
gem.  111:  Jaiim»  quem  tu  cnnctis  anteponitis  preeibus  et 
viaiu  vnbis  pandere  ad  Dcoriitn  audientiatn  creditis,  ntbst 
Deindorf  zu  fiofaaaa*  iatireu  11.  6.  20.  und  unserer  zu* 
nächstfolgenden  Anmerkung,  liebe*  den  Namen  p  a  t  e  r, 
den  Janus  führ*,  sind  die  \< -rschicdfiieu  Fonnctu,  wel- 
ch«: Hrissonius  de  furmull.  1.  p.  ■/.>  sqq.)  angcityhrft,  wie 
z.  B.  J  a  11  o  Pf  tri  Arieies  II.  nachzusehen.  Insbe- 
sondere aber  iiu.i  >  ich  in  diesem  Punkte  auf  die  Erörte-« 
ntogeq  M.uini's  verweisen:  Gli  Aui  de'  ftattlli  Arvali 
j>.  365  sqq.  J7ü. 


8qo 

(Paullinus  in  Anecdot.  Muratorn  I.  p.  122.)  ,  und  io 
Saliarischen    Liedern    nannte  man   ihn    den    Gott 
Götter  (Deorum  Deus ;    Macrob.  Saturn.   I.  q.i 
Was  bedarf  es   weiterer  Zeugnisse  ,    d»f*  auch   die 
tische  Priesterschaft  im  Sinne  und  Geiste  des  Mo 


64)  S.  T.  Gutberlethus  de  Salus  cap.  20.  (in  Polen»  Saj 
Thes.  Amiqq.  Tom.  V.  p.  72^.).  In  der  von  mir 
führten  Stelle  des  Macrobius,  wo  es  vom  Janus 
5,  Saliorum  quuijue  antiquissimis  cann'uiibus  De  01 
Deus  c.mitur1'  ,  wollt«  Morula  <  ad  Lmni  r  i  ifmm.  p.! 
lesen:  Uivom  Dem,  weil  hier  Macrobius  wohl  4t 
Saliarische  Gedicht  vor  Augen  gehabt ,  dessen  Virro  6 
L.  L.  Vf.  erwähne  :  ,,  Divum  extaeunte  ,  D  i  v  uut  Des 
supplice  einte."  Diesen  Deorum  Deu»  oder  Jao» 
nannten  die  Salier  auch  Jan  es  {  li.  Dickmson  d 
in  Italiam  adventu  p.  155.;;  oder  na  h  Tertullian  Kau* 
(„exci|)it]«  a  Jjno  ,  vel  ut  Salti  volunt  ,  Eino"). 
die  Salier  selbst  hiefsrn  J a  n  e  s  oder  Eaui  —  »;< 
der  Priester  häutig  den  Namen  seines  Gottet  Äfcfl; 
Vossiits  Insr.  Oral.  IV7.  cap.  1.  §.7.  vergl.  auch 
tu  Virgiis  Aeneid.  VII.  6l0.  —  Janus  wurde  voa  <i( 
mern  auch  bei  der  Einweihung  ihrer  Ai  •   int« 

fen.  Cato  de  Re  rustica  CXLL  (1-J2.)  p.  M;cd.  Schi 
„  Agriu«  luslrare  sie  oportet.  —  Janum  Jovem  , 
praefamino. "  Darauf  hat  man  die  wiederholt  vorkoa* 
mende  Formel  der  Arvalischcn  Brüderschaft  belogt«: 
Jano  Fairi  Arietes  II.  (Marini  Atti  d.  fratrllt  Arvil.  U. 
j».  366.  und  p.  6s6.).  Nach  den  Angaben  der  frsberea 
Gelehrten  gehen  alle  dergleichen  Formeln  unier  dem  N*~ 
men  der  Saliarischen.  Die  neueren  Erörtrt 
von  Marini  (  Proemio  *u  den  Atti  d.  fr.  Arv.  p.  XII 
haben  es  aber  wahrscheinlich  gemacht,  dafk  d 
Arvales,  deren  bei  alten  Schriftstellern  lufoe 
Erwähnung  geschieht  (desto  mehr  abt  r  auf  li 
t»nter  dem  Ges.tiwnuuinrn  der  S*  I  i  e  r  mtibegrifTen 
Umhange,  Tanze  und  andere  C.trimunicn  ,  die  von 
Saliern  erwähnt  werden,  fanden  gerade  so  auch  beide« 
Arvalischen  Brüdern  statt. 


«9t 

laiulrs  dachte  und  lehne?  Hier  nie  dort  Götter  aus 
Gott  geboren  ,  und  in  ibtteigender  Linie  von  Regenten, 
die  ihre  Kinder  und  Erben  sind,  im  Abbilde  drin  \  «>lku 
gezeigt.  Jsnus  der  König  gründet  Stfidte  ,  bauet  Thoro 
und  Schutzwehi  ,  und  stillet,  zum  Heros  verklart,  Hei- 
ligthum  und  Gottesdienst  in  geweiheten  Hainen,  sorgt 
für  der  Völker  Heil  durch  alle  Monden,  bestimmt  heili- 
ge* Jahr  und  bürgerliche  Ordnung  Janus,  der  Gottes- 
sohn ,  durchläuft  nun  schon  seihst  als  Sonne  die  Zeichen 
der  J&hre&bahn  6j*j ,  öffnet  mit  dem  Schlüssel  dieSchleus- 
aen  de*  Wasserreiches,  tränket  Menschen  und  1  liiere, 
-wärmt  und  zeitigt  duich  seinen  belebenden  Strahl,  wal- 
tet über  Auf-  und  Niedergang,  und  beschützt  die  beiden 
Pforten  als  der  HeJdenldufer  und  Kämpfer  im  Himmels- 
heere.  Darum  betet  man  zu  ihm  im  Kriege ,  und  das 
geöffnete  Dopuellhor  seines  Tempels  ist  das  Zeichen  des 
Krieges;  das  geschlossene,  des  geschlossenen  Friedens  ("s). 


65)  Daher  auch  die  Form  Eanus  vom  G  e  h  e  n  (ah  eondo); 
s.  oben  und  daselbst  Cicero  de  N.  D.  II.  27*  p.  Sl4.  vgl. 
auch  Symbolik  IL  Th.  p.  213. 

66)  Den  Sinn  der  Eröffnung  des  Janustempels  in  Krieg«zeilei 
und  seiner  Schbefsung  im  Frieden  hat  neuerlich  Itutfinanu 
a.  a.  O.  p.  134  ff.  auaxumiileln  gesucht.  Er  geht  von  dem 
Salze  aus,  dafs  nirgends  bei  d<  u  Allen  eine  Spur  von  ei« 
nem  eigentlichen  Tempel  des  Janus  sicli  finde,  und  data 
der  sogenannte  Jami>temp<d  nichts  weiter  als  f  i'n  bloßer 
Janus,  d.i.  ein  Durchgang,  gewesen.  Solcher  Durch- 
gänge gab  es  in  den  ahm  Städten  ,  wie  r.  B,  in  Rom, 
mehrere  mitten  in  ihr  Stadt,  gi  wohnlich  Üeberresle  eines 
alteren  ,  kleineren  Umfange*  der  Stadt  ,  wovon  mau  die 

U'liorc  Mclitn  I ■  t ■{'$.  Alle  niese  hießen  Jhiii  ,  und  so  war 
Wahrscheinlich  J.uuts  mit  Port«  KleichtitdtuiMid.  l'nter 
den  vitkn  Januis  dieser  Ar«  stand  ein«  s  sqi  forum  aus 
den  ältesten  Zi  iten  Roms  ,  dasein  L  mfang  noch  heschiihikt, 
und  also  das  Forum  am  Thorc  lag  Mit  diesem  l  höre, 
das  jedoch  schou  frühe  mitteu  in  die  Stadt  zu  liegen  kam. 


S9a 

Darum  heifst  er  Patulciu»  and  Clusius,  und  Städte 
(Ciuaium)  verherrlichen  durch  ihren  Manien  den  himm- 


war ein  beiliger  Gehrauch  verbunden  und  eine  alte  Saj 
dafs  es  nur  offen  icy  im  Kriege  ,  im  Frieden  aber  geschl 
stn.  Der  Grund  dieser  Sage  mochte  nun  wohl  dai 
beruhen,  dafs  in  den  ältesten  Zeiten  dieses  Stadtthr. 
das  nach  Norden  hin  Regen  dieSabiner,  die  ärgsten  Feinde 
des  alten  Roms,  zu  lag,  im  Frieden  immer  geschlossen 
war,  um  gegen  unerwarteten  Ueberfall  zu  schützen;  int 
Kriege  aber,  wenn  die  Bürger  ins  Feld  gezogen,  stein 
offen  seyn  mutete  ,  wohl  bewacht  und  beobachtet ,  um  die 
Streiter  bei  jedem  nachtbelligen  Erfolg  schnell  wieder  in 
die  Stadt  aufzunehmen.  Es  wurde  geschlossen  und  pe öff- 
net mit  feierlichen  Gebrauchen ,  und  höchst  wahr- 
scheinlich dem  Schutzgütte  der  Thore  t  dem  Janus,  zur 
Zeit  des  Offenstehens  ganz  besonders  durch  heilige  \\  rihe 
befohlen.  Weil  demnach  die  Schließung  und  Oeffnun« 
des  Thore»  mit  Krieg  und  Frieden  so  genau  verbunden 
war,  so  bekam  der  Gott  dieses  Thores  ,  Janus,  eine 
Art  von  Waltung  Über  Krieg  und  Frieden  ,  welche  schon 
in  dem  Begriffe  selbst  des  Uebergangs  vom  Frieden  »um 
Kriege  und  umgekehrt  lag.  Unter  andern  Bestatitjui.^cn 
aus  den  Schriften  der  Allen,  welche  Buttmann  für  diese 
Ansicht  anführt,  will  ich  hier  hlos  die  Uauptstelle  bei- 
setzen, aus  Varro  IV.  3-1:  Tertia  est  Janualis  (er  zahlt 
Roms  Thore  auf)  ,  dieta  ah  Ja.no ,  et  irleo  ibi  poMlum 
Jani  signum  et  jus  tnstituturn  a  Pompilio  ,  ut  seiihit  in 
annalibus  l'iso  ,  ut  sit  clausa  semper,  nisi  cum  bellum  Sit. 
Weil  ferner  Janus  in  dieser  Beziehung  auch  Qu  i  ri  n  u  ' 
hei l"-i ,  und  zwar  nur  in  der  alten  Formel :  Janum  Qiiir 
nun»  cktsh ',  so  vermulhet  Buttmann  weiter  (a.a.O.  \> 
142.),  daf»  dieses  Thor  der  ältesten  Stadt,  das  von  ihr 
aus  n^ch  Norden  ins  Sabjneiland  nach  Cures  führte,  von 
ihr  den  .\  j:ik  n  daa  C  tl  r  i  n  e  r  -  Thor  ,  Janus  Quirinus, 
bekommen  habe.  —  Ich  habe  bereits  oben  (II.  I  h.  pag. 
4*>4.  Not.  47.)  angedeutet ,  wie  dieses  Schliefen  des  Ja» 
rnstf nipels  einen  ganz  anderen  Grund  h.it.  Es  bezieht 
sich  dasselbe  vielmehr  auf  d i .-  Vorstellung  des  Jani 
(*ic   dort   des  Juppiter,  de»  Zilt,  <rr<ur/ojj    its  Erüf! 


$95 

Jüchen  Beschtiefscr.  Er  steht  edlen  Geschlechtern  vor, 
darum  heilst  er  Curiatius,  und  das  edle  Meldende* 
schletht  R.  ms  '  verherrlicht  durch  That  und  Kamen  des 
GoU« t»  IJuhni  und  Ehre.  Er  ist  Verfechter,  darum  heifst 
er  y  u  i  i  i  n  u  i  (  Labco  beim  Job.  Lydus   pag.  55.)    tr)  , 


nerj  de«  neuen  Jahres  im  Frühling,  wo  die 
Völker  zu  Felde  ziehen.  Janus,  der  ErÖffner  der 
Pforten  des  Jahres,  eröffnet  auch  den  Kr  kg ,  und 
ist  der  Anführer  im  Kriege.  —  Die  natürliche  Allegorie 
gab  nun  dem  Janus  auch  eine  Gelieble  bei.  Es  war  die 
Nymphe  Carna  (Carda,  Cardea).  Einige  wollten  Carda 
und  Carna  unterscheiden  ;  so  dafs  erstere  den  Thurangeln, 
letztere  dem  Fleuch  und  leiblichen  Leben  vorstehe  (Ma- 
crob.  Saluraal.  1.  12.).  Aber  Ovidius  ( Kastor.  VI.  toi.) 
legt  der  Einen  Carna  Beides  bei;  mc  wacht  Ober  Schwelle 
und  Thüren  und  Über  Gesundheit  und  Leben  der  Kinder, 
damit  die  Hexen  (striges)  ihnen  nicht  die  genossene  Milch 
aussaugen. 

t")  Ueber  den  Namen  Q  u  i  r  i  n  u  s ,  welchen  Janus  und  auch 
Romulus  fuhrt,  a.  Buttmann  (Über  den  Janus,.  in  den 
Abhandll.  der  histor.  philolog.  Ciasse  der  König!.  Preus*. 
Ac.idcmie  der  Wissensch.  zu  Berlin,  1S16  - — ■  IfclT,  pag. 
142  ff.).  Er  nimmt  an,  dafs  der  in  Rom  neben  den  lln. 
tnani  wohnende  Sabinische  Vulksstamm  ,  einerlei  mit  dem 
in  der  Stadt  Cures  (daher  der  Name  Curetes  oder 
CMiiriles),  einen  Heros  Cjuirinua  als  Stiller,  $.0  wie 
der  Latinische  Stamm  in  Rom  einen  ähnlichen ,  den  Ro- 
inulus,  verehrte,  dafs  aber  ,  nachdem  beideStamme  gani 
in  Ein  Volk  zerschmolzen,  die  mythische  Sage  auch  Ei- 
nen Heros  unter  beiden  Namen  vereinte  —  Beiden 
Namen  Qtiirinus  und  Curialius,  wenn  wir  ersteren  mit 
Cures  verglichen  sehen,  muls  erwogen  werden,  dafs  die 
Stammsylbe  Cur  in  verschiedenem  Sinne  vorkommt. 
Der  Juno  Curilis  oder  Ou'uiiis  i-t  oben  Et  dacht  wordm 
(II.  Th.  pag.  562.).  Auf  Elf utinchen  Denkmalen  kommt 
ferner  Cure  vor,  wt-Iche».  Lanzi  I  Saggio  d.  Ling.  Etr. 
IL  p.  388.)  inil  dem  Griechischen  c  Ȋfef  vergleicht  und 
als  puer,  junger  Mensch,  erklart.     Ebendaselbst 


Ö94 

und  dem  grnfsen  Streiter  Homulus  *veißi  der  Senat  nach 
«einem  Hiutritl  keinen  höheren  Namen  beizulegen.     Jan  u» 


(p.  J45.)  kommt  in  einer  Etrurischen  Inschrift  Curial 
vor.  Aber  in  Absieht  des  Jauus  sagt  Job.  Lydus  (p.  5i.), 
der  hierbei  mehrentheiTs  ähere  Outll.n  nennt,  Kuj 
w?j?fi  t.,;'/<  r^;V  (  \,  (,  t  f  r  c  h  »  e  r  ).  Also  will  er  dabei  an 
c  u  <  i  s  ,  S  p  i  c  f  s  ,  gedacht  wissen  Vom  Beinamen  C 
ria  tius  aber  ragt  er  :  Koupicfrroy,  *cvi 
und  führt  fort  :  Koufiarui  7^  v.«i  'Ojär/e/  iviftat 
TftBwv  h'ti.  Oafs  ein  Patriciergrhchlcchi  in  Rom  Curial 
hiefs,  scheint  nueb  kein  Beweis,  difa  dieser  Name  Edel, 
geborene  bedeutete.  Aber  der  Satz  hat  andererseits 
doch  seinen  guten  Sinn.  Man  erinnere  sich  nur  an  den 
Apollo  T^Tjeüo;  und  an  die  Athene  d^fäyfrts  zu  Athen 
(s.  oben).  Bekanntlich  hat  neuerlich  besonders  Niebuhr 
(Bon».  Oesch.  II.  3i.)  den  Saiz  vertheidigt ,  data  die  Ple« 
blrjer  in  den  Curien  keinen  Platz  gehabt ,  indem  die  Cu- 
rien  die  Gesammibtit  und  Gemeinde  nur  der  patricischen 
Geschlechter  (  gentes  ;  gewesen;  wogegen  A.  VV.  Schle- 
gel '  in  den  Heidelbb.  Jahrbh.  1816.  p.  895.)  alle  Bürger 
ursprünglich  in  den  Curien  sitzen  lalsi.  icli  mufs  die  Be- 
weisführung fOr  meine  Ansicht  einem  andrrn  Orte  vor« 
behalten,  und  will  hier  nur  die  folgend'  n  Satze  hinlegen: 
In  der  hierarchischen  Staatsverfassung  der  Lluisker  war 
nur  eine  Gaste,  die  dtr  Parririer,  im  Berits  der  höheren 
IVfibe,  Da  aber  daran  der  Besitz  der  Re^ierung-t ■>  1 ! 
geknüpft  war  ,  oder  da  die  Mitglieder  der  Gescbleci 
ter  gentes),  weil  sie  die  Weibe  hatten  ,  nur  allein  alle 
MaguirutsMf  llen  bekleideten,  so  war  es  na'üilich  ,  d.tfs 
lie  auch  allein  in  den  Curien  da»  Regiment  führten 
Mitglieder  der  Ctfrien  waren  Alle.  Plebejer,  Client« 
wie  Patricter  (d  h.  sie  waren  einer  Kircherg  meinde  «in 
verleibt  .  ;  aber  Vorgeht  r  der  Curien  <  Curicmcs  y  waren 
im  afitsten   Elrurkcben  System   nur  die  I  rd.  h. 

sie  waa-n  die  geborenen  KirchenvnrMrHr r  )•  —  L>aS 
Wort  Curia  kommt  im  ältesten  Ktrusei-cl  en  vor  j  I.anzi 
Saggio  di  Lin;;.  Ltr.   II.  pag,  345  Hi   tn.uh  fas«e  ich 

nun  den  Begriff  des  Janas  als  C  11  riati  ut  so:  Janus 
war  die  Quelle  der  hieratischen  Offenbarung  uud  der  prie- 


895 

ist  Autochtlion  und  Sohn  des  vaterländischen  Bodens, 
Vater  auch  aller  nachfolgenden  Söhne  des  Vaterlandes; 
darum  heifst  er  Patrx  ci  u  s  (Labeo  ebenda*.)  .  und  die 
ältesten  Geschlechter  Etruriens,  Alba's  und  Hom»  ,  die 
hohen  Häuser,  die  aus  priesterlicher  Unterweisung  von 
Alters  her  göttliche  und  menschliche  Gesetze  verstehen, 
und  die  Geheimnisse  des  Tempeldienstes ,  die  hohe  Wis- 
senschaft des  Rechts  als  theurcs  Erbgut  ihrer  I'inder 
bewahren  und  fortpflanzen,  nennen  sich  auch  Pairi- 
ciert  Vater  und  Vaterländische.  Letztlich  ist  Janus 
Vater  im  höchsten  Sinne.  Die  göttliche  Herrlichkeit 
Itehrt  in  den  Schoofs  zurück,  aus  der  sie  durch  Sonne 
and  Sonneuliinder  auf  Erden  herabgestrahlt  war.  Dort 
in  sich  wird  sie  zum  ewigen  Vater,  zur  Götterqucli© 
selber,  zum  strahlenden,  nimmer  getrübten  Mittelpunkt, 
in  dem  sich  alle  Wesen  vereinigen,  zu  dem  Sonnen  und 
Sonnenkinder  sehnsuchtsvoll  zurückblicken  ,  und  nach 
Ablauf  der  Zeit)  ihrem  besseren  Theile  nach,  nieder 
aufgenommen  werden.  Dnfs  auch  in  dieser  höchsten 
Würde  Janus  gedacht  worden,  eben  so  wohl  wie  Osiris 
und  ähnliche  Wesen ,  ergiebt  sich  aus  dem  Obigen ;  und 
Proclus  betet  zum  Janus  und  zur  Ilecate  ,  sie  möchten 
ihm  die  Hände  reichen,  ihm  dem  Armen  die  göttlichen 
Wege  zeigen  ,  damit  er  das  hochwürdige  Licht  erblicken, 
entfliehen  möge  des  dunhclen  Erdenlebens  Jammer  und 
Mühsal  (atvaträffi  —  xftxör^a  ytrtSXij?;  Hvmn.  in  llecat. 
et  Janum  vs.  8  —  10. ),  und  gelangen  in  den  Tort  der 
Frommen  (  vs.  n.  ia.).  Und  so  befanden  wir  uns  gan» 
in  demselbeu  Gebiete  religiösen  Denkens,  das  wir  schon 
«>  vielfältig  berührten. 


stet  liehen  Gslehrsamk*  i(  ,  und,  weil  danin  alle  Rr.^ie- 
rungsgewalt  hing  ,  (Quelle  der  Gesetze  und  des  Rechts. 
Er  war  den  Eiruskem  —  was  Zeus  den  Griechen  — 
Ilfchtsquelle  ,  Itechtskorper  und  letzter  Grund  der  Herr« 
ichergewult. 


8<ß 

§•    7- 

Fortsetzung. 

Aach  eine  Schwester  des  Janus  lernen  wir  aus  den 
Zeugnissen  alter  Schriftsteller  und  namcnim-h  de* 
neuerlich  herausgegebenen  Johannes  Lydus  kennen.  Er 
führt  das  Zeugnifs  des  Detnophilus  an  (p.57.),  der  uns 
das  oben  Bemerkte  tom  frumnien  Heros  Janus  erzählt, 
und  dann  hinzufügt ,  dessen  Schwester  habe  Camasene 
geheifsan.  Mchreres  giebt  uns  der  Epitomist  nicht; 
aber  nach  der  ganzen  Analogie  zu  schliefen  ,  war  diese 
Schwester  dem  Janus  in  eben  dem  Sinne  zugesellt ,  wie 
dort  Isis  dem  Heros  Osiris,  wie  Baaliis  dem  Bel-Kronus. 

Um  nun  die  Umgebungen  des  Janus  und  die  Wen- 
dungen ,  die  sein  Fabelkreis  nimmt ,  noch  etwas  näher 
kennen  zu  lernen  ,  gehe  ich  von  einer  Stelle  des  Athe- 
näus  aus  6")*  Die  dem  Janus  dort  beigelegten  Eründun- 
gen  und  den  übrigen  Inhalt  dieses  Zeugnisses  haben  wir 
schon  oben  berührt.  Jczt  ist  es  uns  uro  das  Geschlechts« 
register  zu  thun  ,  das  sich  hiernach  so  darstellt: 

JanuswCaiuiso 
l 


Acthex 
(Aföjjxa  oder  Afö»jßo) 


Olistene 


Draco  erzählt:  Janus  habe  seine  Schwester  Camisc  £f) 


68)  Draco  Corcyraeus  apud  Athen.  XV.  pag.  692.   p.  538  sq. 

SchweishAus.  > 

69)  Kaptfufv.  So  hat  Schweighäuser  nach  Canters  Conjectur 
im  Athenaus  <a.  a.  O.)  drucken  lassen.  Die  alleren  Aus- 
gaben hauen  Kaiticvysv  und  KapwijvvM»«  Job.  Lydus  hat, 
wie  bemerkt,  KiM^^'-vv.  Casaubonus  (zum  Athenaus  a. 
a.  ü  )  führt  aus  Cato  einen  Bruder  des  Janus  .Namens 
Ca  mis  es  an.  Icli  finde  dort  zu  wiederholten  malen 
Game  sei  (p.  4  sqq.  ed.Baail.  ÜJO.).    Auch  Macrobm» 


*97 

gcheirathet,  und  mit  ihr  eint»  Sohn  und  eine  Tochter 
(die  Namen  sind  vermuthlich  verdorben)  erzeugt.  So 
fänden  wir  hier  eine  ähnliche  Geschwlsterehe  ,  wie  in 
Aegypten  (s.  oben  I.  Th.  p.  282.)  und  in  allen  alten  Güt- 
teri'amilien ,  deren  Ursprung  in  den  Orient  zurückgeht. 
Diese  Schwester  und  Gattin  des  Janus  ,  Camasene  ,  ist 
aber  auch  ein  göttliches  Fisch  weih,  wie  die  Ater- 
gatis  und  andere  Phönicische  und  Syrische  Gottheiten 
(s.  oben  11.  Th.  p,  64  II".  besonders  p.  66,).  Denn  Kapa- 
oi;vi<;  heil'sen  im  alt -Griechischen  die  Fische  :0).  Was- 
ser ist  der  Grund  aller  Dinge  t  aus  dem  Wasser  hat  sich 
die  Erde  erhoben  ,  sind  die  Menschen  hervorgegangen* 
an  den  Wassern  haben  sich  Burgen  und  Städte  gegrün- 
det T|).     Aus  dem  Wasser  steigen  auch  Wahrsagerinnen 


(Satumal.  f.  7.)  nennt  denselben  ,  nach  Hygirms  und  Pro- 
tarchus:  Games  es.  Auch  in  den  Fragmenten  des  Be- 
rosus  kommt  nehen  Janus  ein  Italischer  König  Camese- 
nuus  vor  (so  heifst  er  Inder  lat.  Ausg.  von  Basel  p.26sq.; 
eine  andere  ist  mir  jezt  nicht  zur  Hand;.  Von  ihm  hat 
der  Italische  Landstrich  Camesene  oder  Camesena  seinen 
Namen  (s.  Cato  und  Macrobius  a.  a.  O.  und  Sempronju« 
de  Diviftione  lialiae  pag.  57  Basti.).  Hieraus  ergiebt  sich 
wühl  t  daß  Kauimj  als  Name  von  Janus  Schwester  im  Athe- 
fiihis  schwerlich  richtig  ist.  Vielmehr  werdeu  wir  auf  den 
Namen  Camesene  geleitet  oder  auch  etwa  Camasene, 
wenn  man  das  Ka/«tciyvij  des  Job.  Lydus  als  blofse  Abwei- 
chung des  Dialects  ansehen  wollte. 

70)  Mehrere  Poeten,  die  den  Archaismus  in  der  Sprache 
liebten,  hatlfn  dieses  Wort  gebraucht  ( 8.  Antipater  in 
der  Antholog.  gr.  Tom  L  p.  107  Jac.) ,  besonders  auch 
der  so  alterlhümliche  Einpedocles  (s.  die  Stellen  beim 
Athen.  Vlü.  10.  Plutarch.  Sympos.  V.  10.).  Die  naiur. 
liebste  Herleitung  ist  aus  dem  Phönicischen ;  8.  Empeda- 
clis  Frag  mm.  p.  6<>6  ed.  S<m?. 

7t)  Janus  (Tfaj&)  hofst  ein  gewisser  Berg  ,  noch  aufser  dem* 
Janiculum,   aber  auch,  was  besonders  bemerkenswert!! 

II.  ^ 


&)8 

and  Prophetinnen  auf,  die  Musen  (s.  oben  T.  pag.  4t3. 
vergl.  H.  pag.  ^36.).  Wäre  aber  jene  Camasena  oder 
Cemesne  mit  der  Ciroena  einerlei  ("welche  Varro  de 
L.  L.  VI.  3.  p.  5o  ed.  Golhol'red.  mit  ihrem  alten  Namen 
Casmena  bezeichnet ,  wovon  Ca  •  men  ae  oder  Carme- 
nae,  die  Musen),  so  hatten  wir  in  ibr  zugleich  eine 
Muse  oder  Gesangnymphe,  was  uns  unmittelbar  zur  Car- 
men t;*  oder  Carmentis  fuhrt  ,  welcher  die  Hausmütter 
und  Frauen  den  11.  und  i5.  Januar  das  Fest  der  Car- 
men t  a  ]  i  a  *-)  leierten.  Wie  Camasene  dem  Janus  ,  dem 
ältesten  Nationalgotte   Italiens,    so  steht   sie   als    älteste 


ist,  ein  Flufs;  s.  Aihenttns  a.  a.  O.  Hiermit  und  mit 
dem  Folgenden  hängt  dann  auch  folgende  Genealogie  or- 
ganisch zusammen:  Janas  hat  die  Vcnilia  tur  Fia«. 
und  zeugt  mit  ihr  die  Cunetts,  welche  letztere  den 
Ficus  he.ir^ihtri  (Varro  de  !..  L  IV.  10.  Cvid.  Metant. 
Mit.  Ü'L  vKL  Heynii  EXcurs.VIl  ad  Aenejd.  VII.  01 
Nun  ist  Vcnilia  die  Welle,  welche  ans  Ufer  kommt,  *ie 
S.il.icia  die  ins  Meer  (t>ahuu)  zurückkehrende  (  Varro  ap. 
AugUBtin.  de  Civit.  Dei  VII.  22.).  Von  solchen  Litern 
kommt  nun  die  Gcsanguvmpbe  Cancns,  die  dm  weis- 
sagenden  Vogel  (Picus ,  die  Hieroglyphe  der  Vogelschau 
—  nuspicina  )  zum  Manne  hat.  —  Die  Allegorie  ist  von 
Befbfel  Veratlüdlieb.  In  dieser  Genealogie  wird  Ja  uns  mit 
Saturn  us  in  Verbindung  gebracht,  nämlich  durch  den 
Picus.  Denn  letzterer  war  Sohn  des  Saturnus  ,  und  eben 
dieser  Picus  erzeugt  den  Pannus,  der  dann  mit  der  Maries 
den  La  t  in  u  s  zeuget  (vergl.  Virgii.  Aentid.  VII.  -ii  &qq, 
und  dazu  Heyne**  Lxcurs  V.J. 

72)  (Quellen  über  dieses  Fest  sind  Üvidius «Fastor.  I.  46l  sqq. 
Virgilius  Aen,  VIII«  3.-!^  sq.  Varro  de  Ling.  Lat.  V.  3. — 
Bedeutsam  und  auf  alten  reinen  Naturdienst  hinweisend 
bleibt  immer  der  Zug,  daf*  die  Frauen  hei  diesem  Feste 
nichts  von  Leder,  Wolle  (aus  dein  Thien triebe)  an  sich 
haben  durften  (s.  Ovid.  Fast.  I.  6 17  >q<{.) ,  wie  die  Ae- 
gyptischen  Priester,  denen  jede  Kleidung  von  thieiiachcm 
Slotfe  untersagt  war;   s.  oben  I.  in.  p.  2äi. 


899 


ff 


ttgöttin   dem  Evander,    di 


iesem  Latinischen  Natio- 
nalheros,  diesem  Verbreiter  und  Beförderer  der  Cultur 
in  Alittclitalten  t  rathgebend  und  hülfreich  zur  Seite.  Sie 
heifsf  bald  Mercurs  Tochter  (s.  Servius  xu  Virgils  Aen. 
VIII.  i3o.)  ,  bald  dessen  Frau,  und  durch  ihn  Evanders 
Mutier  (Lir.  1.  7.  Dionyi.  Halic.  I.  3.).  Sie  kommt  aus 
dem  Lande  Arcadien  mit  Evander  nach  Italien,  wird 
dessen  Ratbgeberin  ,  und  erlangt  dort  einen  Altar,  her- 
nach einen  Tempel  vor  der  ihr  geweiheten  porta  Car- 
ment alis  1  ).  Von  Einigen  wird  diese  Carmenia  den  bei- 
den Schwestern  Porrima  und  Postverta  als  die 
dritte  beigeseilt  t  oder  es  zerfällt  vielmehr  dieses  Wtsin 
in  eine  Piuralitat  toxi  •  zwei  andern  weiblichen  Wesen: 
Porrima  oder  Prorsa  und  Postverta,  welche  bei  Varro 
(ap.  Gell.  XVL  ib.)  die  «wei  Carmentes  heifseu.  Beirle 
sind  die  grofsen  Hebammen  ,  welche  über  die  Bildung 
des  Kiniles  im  Mutterleibe  wachen.  Ist  Alles  glücklich, 
liegt  das  Kind  im  Mutterleibe  vorwärts  ,  and  kommt  eine 
Kopfgeburt,  so  waltet  die  Porrima  oder  Prorsa;  liegt 
aber  das  Kind  verkehrt ,  so  wallet  die  böse  Postverta, 
die  böse  Lilith  der  Rabbinen.  Aber  die  Prorsa  singt 
auch,  was  verlangst  (porro)  ,  vor  alter  Zelt  geschehen 
ist  r  und  die  Postverta,  was  nachmals  geschehen  wird 
und  was  in  der  Zukunft  verborgenem  Schoofse  liegt  7)> 
Also  auch  zugleich  begeisterte  Sängerinnen  und  Wahr- 
sagerinnen ,    welche   die  Schicksale   sineen ,   welche  den 


73)  8.  Plutarch.  Ou«e*ft.  Komm.  cap.  36.  p.  278.  B.  p.  137 
VVyltenb.  vergl.  Ovid.  Fast.  II.  £01.  (  Liv.  II.  49.)  und 
Virgillua  a.  den  a.  O,  nebst  Servius  uud  Heyne'»  Excurt 
1.  zu  Aetietd.'  VIII.  51. 

74)  S.  Ovid.   Fast.   I.  633. 

Porrima  placantur ,  PottttrtiUjue ,  «ire  lorore«. 
Siv'c  fugar  0"Oii(«t,    JVTaenali  ayoipha,    tuae: 
Altera,   quod  yorro  fuer&t ,  cecinuae  putatur  i 
Alter* ,   venurum  pomoodo  qoidquid  erst. 


900 

Schicksals-  und  Lebensfadeo  spinnen,  gleich  denrV« 
Ken.  Daher  die  Namen  Carmentae  oder  C  arme  ms» 
und  ca  rm  inare  :  die  Wolle«  die  Leinenraden  kii 
reinigen,  krempeln;  aber  auch  si  n  gen  fs). 
wir  diesen  Gedanken  fest,  so  werden  wir  in  diesen 
menten  die  Griechischen  EdvTpiat  erkennen  ,  unter 
chem  Namen  Aeschylus  eine  Tragödie  gedichtet  hatte 
Sie  sind  die  beiden  Sirenen,  die  groften  t  ailui 
Schicksalsgüüinnt'D  ,  die  bei  Homer  singen  : 

Uns  ist  Alles  bekannt,  was  ihr  Argeier  and  Troer 
Durch   der    Gölter   Verhängnifs    in   Trqja's    Flures  gl» 

duldet  t 
Alles,   was  irgend  geschieht  auf  der  Lebentckcnieaiia 

Erde  ~>. 

Dafs  man  aber  bereits  im  Altertham  diese  CarmenU  als 


75)  Sidon.  Epist.  I.  9:  V^terem  Musam  votivum  quid 
vel  tunmltuariis  fidibus  carmi/ian/em.  Die  drei  Ret 
tinnen  des  Schicksals  (  dominae  fati;  Ovid  . 
17.)  oder  die  Parese  wurden  aus  demselben  Gründe  i 
Fataeoder  Fata  genannt  (vergl.  Qher  ihre  DsrstftV 
gen  Zoega  Bassirilievi  T.  I.  64.  pag.  107.  und  Ca&ccUkri 
le  Seite  cose  fatali  di  Roma  p-  67.  not.  2.).  FroatoSt 
Nepote  amisso  I.  p.  203  ed.  princ.  Mediol.  sagt:  „Fata 
a  fundo  ap  pell  ata  AJUfit:  hocciue  est  recte  fari?  PoeUB 
aulem  colus  et  fila  Fatis  adsignant.  Nulla  profecto  tum 
sit  importuna  et  insciens  lanifica,  quae  erili  (  i.  e.  henk) 
togae  solidum  aut  nodosuin  ,  servili  autem  subtile  ettenat 
suptegraen  neverit.  "  Man  sieht ,  wie  der  Philosoph  « 
diesem  Versuch  einer  Theodicee  diese  Bilder  der  Yoiki* 
religion  wendet. 

76)  S.  Pollux  Onomast.  X.  117.  ibiq,  Tnterprr.  p. 
Hp  raste  rh  us. 

77)  Nach  Vofs;  s.  Odyss    XII.  189. 

\h\j.\j  yi^  rot  -«'/S'  oe   *vi  'V^oifj  ijfinf 
'A^ytla    J\iü*';  rt  Stwv  tsrifri  f*iy^9u 


9oi 

Parze,  als  Scbicksalsgo'ttin  genommen,  zeigt  die  bemer- 
kcnswerthe  Stelle  des  Plutarchus  (Qaaestt.  Romm.  LVI. 
p.  B7O.  B.  Vol.  IL  p.  i37  sq.  Wyttenb.).  Er  berichtet, 
wie  die  Romischen  Frauen  nach  glücklicher  Niedei  hunft 
der  Carmenta  einen  Tempel  gesetzt.  Diese  Carmcnta 
»ey  als  Evandera  Mutter  nach  Italien  gekommen  ,  ihr 
Name  Thernis,  oder,  wie  hindere  wollten,  Nico&trnte; 
»ie  habe  Orakel  in  Versen  gesungen  ,  und  daher  (  von 
carmina)  den  Namen  Carmenta  bekommen.  Andere  je- 
doch nahmen  die  Carmenta  als  Parze  (oi  9k  fiotpov 
i\yovvx<xi  xrtv  Kapitivrav  elvat),  und  bezogen  darauf  das 
Opfer  der  Mütter.  Der  Name  selbst  bezeichne  eine  Be- 
sinnungslose (ioTipnuivrt  vov  d.i.  carens  mente),  eben 
wegen  der  Begeisterung.  So  sey  von  ihr  vielmehr  das 
Wort  carmina  abzuleiten ,  weil  sie  begeistert  Orakel- 
sprüche in  Versen  gesunken,  als  ihr  Name  Ton  car- 
mina 7S). 


7S)  Man  vergleiche  hierzu  den  schon  oben  angeführten  Ser- 
vius  su  Virgil  Aeneis  VIII.  336.  Auch  er  erwähnt  des 
Namms  Nicostrata,  welchen  Carmenta  führe.  Ucber 
den  Namen  Carmeniis  selber  sagt  er:  ,,Ideo  Carroeniis 
appcllata  a  suis  ,  auod  divinatione /ata  canertt;  nam  an» 
tique  vales  Carmentzs  dicebantur,  unde  ttiam  librarios, 
qui  eorum  dieta  perscriberent ,  Carmentarios  nuucupalos. 
Alit  hnjus  comites  Porrimam  et  Pmtvortam  tradunt, 
quia  vatibus  et  praeterita  et  futura  sunt  nota.  Alii  cii.im 
Tyburtem  dictum"  u.  s.  w.  —  Nachdem  die  Bootische 
Call  irr  hoc  (die  Schönflief  sende)  wcrui  des 
Todschlags  ihres  Vaters  Phocui  (  der  vom  See  rnL- 
ben  den  Namen  hat)  an  den  d  rei  Psig  Freiern  durch 
den  Sieg  des  The  basischen  Heerführers  gerächt  i*t ,  da 
wird  diesem  eine  Tochter  geboren,  die  er  auch  Nico- 
strata benannte.  Die  Recht  v  e  rl  c  i  h  e  n  d  e  Minerva 
(Praxidice)  hatte  den  Frevel  blutig  bestraft.  Das  sollte 
der  Name  dieser  Jungfrau  der  Nachwelt  sa^en.  Ich  h<ibe 
oben  (II.  p.  7^2.)  bereits  die  Allegorien  in  jener  Sage  be- 
merküch  gemacht. 


p03 

So  ist  also  jene  Garmenla,  die  au»  Arcadiea 
Ii.ilic-n  kommt,  eio  allgemeine«  Wesen,  Ilebamac,  0*1 
hui  tshelferin  ,  YVirUerin  au»  der  Tiefe,  aus  dem  Mi 
schoofse,  Weltmultcr,  Nymphe,  Amme,  Wirkeria 
Gebens,  aber  auch,  als  Nymphe,  Mus«  (Maja,  Hoi 
Cameua),  begeisterte  Sängerin  und  Wahrsagerin 
mithin  ist  sie  eine  Idee  aus  der  physisch  -  intellectac 
llei  meslehre  von  Arcadien ,  wo  Maja  die  erste  der 
jaden  ist,  aus  denen  Welter  und  Wind  prophezeit 
(vorgl.  oben  II.  7h.  pag.  436.  Noi.),  sie  die  Tochter 
Piejune  und  Enkelin  des  Oceanus,  Tun  Zeus  in  eioit 
Grotte  er/engt  (s.  Apulludur.  III.  10.  *.  Mehrere*  äi 
dritten  Theile,  vergl.  pag.  aö5  tT.  der  erst.  Ausg.).  Ma* 
ist  eine  der  Plejnden,  der  Yerkündigerinnen  der  Jabrn» 
Zeilen  ,  welche  dem  Zeus  als  Tauben  Ambrosia  br  taget 
(s.  Odyss.  XII.  6t.  Alhetiäus  XI.  p.  3i6  Schweighiuvi, 
und  zwar  ist  sie  die  älteste  in  der  Plejaden  Zahl 
Bezeichnung  der  Regenzeit,  der  Jahreszeit,  in  «ajchrr 
sich  Regen  über  das  Land  ergtefst ,  um  es  fruchtbar  Ja 
machen  und  dem  Pfluge  vorzubereiten  5").  Sie  ist  die 
Tochter  des  Zeus,  mit  Moneta  erzeugt,  und  UrsvrK*, 
mit  ihr  erzeugt  dann  wieder  Zeus  den  Hermes  ,  das  per- 
lonifietrta  Dichten  und»T  rächten,  Hermes,  mit  welche« 
gegeben  ist  die  geniale  Krall  des  Schöpfers,  des  H 
hringers  aus  der  Tiefe   und  aus  dem  Nichts.     Und  die« 


VJ)  Eben  ?o  weissagen  in  der  Deutschen  Sage  die  Meerweib 
Uiuhurg   und   Sigelinde  im  Brunnen   an  der  Donau 
alten  Hellten    liegen    »las   Schicksal;    k.  .Nibelungen 
Mr.  25,  vt>.  6145  ff.     In  denselben  Kreis  fallen  die  W't 
sagrrmnen  unsere!  Vorfahren  :   die  Jetten  ,    V'clIedeA 
die  Melusinen  dpr  romantischen  Sagen. 

£0)  Den  17.  Januar  (den  11,  und  U.  feierte  man  die  Can&eo* 
talia  )  tritt  die  Sonne  ins  Zeichen  des  YV  a  s  •  e  r  m  a  n  a  » i 
üvid.  Patt.  I.  641. 


.rwejber 

>au  im 


9o5 


Schöpferkraft  ist   doppelt,     in»    Geilte  und   im   Körper 
{  Hermes  ist  Sohn  der  Maja  —  #iä  tb  iv  |tV»H  SptnTtxov 
uind   Sia  to   tov  "kayov  ^tr^TiKÖv  81).      Diesem   Herme« 
und  dieser  Maja,  welche  sich  uns  als  Mutter,  Amme,  aber 
«uch  als  Plcjade,  als  befruchtende,  nährende  Kraft  und 
Verkündigerin  dir  Jahreszeiten  darstellt,    diese«  beiden 
Arcadtschcn  Wesen  analog  {In den  wir  jn  Italien  Carmenta 
und  Evander  s);    Carmenta  ueb6t  ihren  Schwestern  «Ja 
Mutter,  Amme,  Nymphe  ,  Saagerin,    Prophetin,    gleich 
der  Maja,  der  ersten  Plejade;    und   was   uns   der  Name 
Mai'a  im  Griechischen  besagt,    das  wufste   die   alt- Itali- 
sche Sprache    mit    Carmenta  anzudeuten.     Sic   ist    (von 
carminare;  s.  oben)  die  Weberin  des  Schleiers  der  Na- 
tur,   welche  den  Lebensfaden  spinnt,    welche  das   Kind 
im  Mutterschoofse  empfängt  und  bildet.    Der  Grund  der 
Bildung  des  Kindes  aber  ist ,  wie  bei  der  Welt ,  im  Was- 
ser  ,  auch  dieses  liegt  im  Schoofse  der  Mutter,  im  Feuch- 
ten ,  wie  die  Welt  einst  im  Feuchten  lag  und  schwamm. 
So  bildet   Carmenta  das   Kind  ;     aber  indem    sie   bildet, 
spinnet   sie    auch    die  Fäden   des    Schicksals,     von   wel- 
chem das  lieben  des    zu   gebarenden  Kind"s  abhängt.  — 
Im  Feuchten  sind  alle  Dinge  begraben  ,    und  man   weif* 
nicht,  was  sich  bilden,  was  da  weiden  wird.    Dennoch  ist 
Thaiighcil  erforderlich.     Und  dieser  Begriff  der  Thätig» 
keit  ist  mit   Evandcr  (eeardpoi;,  vir  strenuus)  gegeben. 


61)  S.  Eustath.  ad  Odyss.  XiV.  4J5. 

S2)  Was  Hermes  in  Aegynten  (  vergl.  oben  I.  Th.  pag.  365  (F. 
pag.  374.  und  sonst)  ,  da»  ist  Evander  in  hauen.  Er  soll 
zuerst  die  Cadrueischen  Schrill/«  ichen  nach  Italien  ge- 
bracht haben;  a.  Job.  Lydus  de  menss.  pag.  5.  In  der 
spateren  Künmchen  Sage  tritt,  wie  hier  Evandcr  und 
Carmenta,  so  Numa  mit  der  weissagenden  Nymphe  Mire- 
na oder  auch  mit  den  Cuiuiut  (Musen)  in  VeiLin- 
dung;  s.  Piui.  Nun),  p.  l6i.  B. 


9°4 

demieteten  Sohne  des  Majcn-  oder  Carmen  tengesci 
dem  letzten  Hermes,    dem  Vorstreiter  (npouafo;) 
Völker ,  mit  welchem  Latiums  Geschichte  beginat. 
wären  wir  auf  einem  Standpunkte,    der    in    allea 
Religionen   sich  nachweisen   läfst,    wo  gleichsam 
ein   magisches  Band  Geist  und  Natur   nie    in  Eines 
flochten  sind  ,  eine  geheiranifsvolle  Verknüpfung, 
auch  die  alten  ltalier  in  ihrem  Evander  und  seiner 
teenta  verkörpert  hatten. 

Endlich  spielt  auch  der  Mythus  mit  dem  Geyern 
Carmenta  nämlich  ist  auch  Postrorta ,  die  l  nklaghoC 
welche  Alles  bu  spät  thut.  Sie  ist  es,  welche  hei  des 
Opfer  für  den  grofsen  Sonnengott  und  Jahresheroi  Her« 
Cules  zu  spät  kam,  d.i.  welche  den  Acher  zu  spät 
und  so  Strafe  erleiden  mufste  »■). 

$.    8. 

Fortsetzung, 
i 

Bemerkenswcrth  ist  noch  folgende  Genealogie 

Jan  us  &4)  : 

Cölus^Hecate         Vultnrnus 

I  I 

Jan  us  v /  Jututna 

1 
Footu|. 


fi)  S.  Plutarch.  Quaestt.  Romm,  LX.  p.  278.  Tom.  II.  p.| 
Wytlenb.  vergl.  oben  II.  Th.  p.  2lü. 

84)  Arnobius  advers.  gent.  lib.  III.  cap.  2y.  p.  126  Orell.  - 
„JanuiTi,  quem  Icrum  Coelo  aique  Hechte  proei 
in  li.ilia  rtgnasse  primum  ,  Janiculi  oppiJi  eonditortm, 
palrein  Fonti ,  Vullurni  gentium,  Julurnae  rajrtfttro.u 
l)ie  Herausgeber  corrigiren  Fontis  (a.  Annoll.  II.  |»{. 
B5l.  vi-rgl.  Append.  p.  42  Orell.).  Dagegen  hellte  W  v 
Der  im  Cicero  de  Legg.  II.  22.  66.  ad  Font  i  anwj 
(jörcni  F ontis   wicderhcrget»tcHi  hat;   und  t>u  hat 


ses  Geschlechtsregister,  obgleich  durch  und  durch 
talisch  colorirt,  verräih  sich  doch  in  seinen  Gründen 
ler  Hauptsache  nach  als  Samothracisch.  Man  sehe  un- 
ere  obigen  Erörterungen  nach  s5).  Cölus  hier  wie  dort 
in  der  Spitze  des  Systems;  dort  der  Aj;©  oder  Dia  Ceres 
tls  Gemahl  zugesellt ,  hier  der  Hecate.  Ihr  Sohn  dort 
Wert  ur ins ,  hier  Janus.  Es  ist  wieder  der  alte  Satz : 
Himmel  und  Erde  erzeugen  den  Lichtgeist,  der  die  Sit- 

mg  der  Völker  bewirkt.  Diese  Hecate  ist  aber  alt 
Ceres  oder  als  Dia  Dea  zu  nehmen  ,  wie  sie  in  den  For- 
meln der  Feldpriester  heilst  56)  ;  Formeln,  an  die  wir 
Auch  gleich  bei  dem  letzten  Gliede  dieser  Geschlechts- 
tafel werden  erinnern  müssen.  Mercnrius  verbindet 
•ich  (um  der  obigen  Stammtafel  zuvörderst  zu  folgen) 
ehelich  mit  der  Proserpina- Luna ,  mit  dem  feuchten 
Monde;  Janus  mit  Juturna.  Sie  ist  eine  der  Nymphen 
de»  Flusses  Numicius ,  und  ein  See  hat  von  ihr  den  Na- 
men.    Die  andere  Nymphe  desselben  Flusses  ist  Anna  8T), 


meine  Handschrift.  Dafs  aber,  nach  dieser  Genealo- 
gie, Föns  oder  Fontus  als  Gott  oder  doch  als  Halbgott 
gedacht  worden,  möchte  ich  nicht  in  Abrede  stellen. 
Eben  so  hake  ich  es  für  viel  zu  kühn ,  ohne  tüchtige  ur. 
kundliche  Autorität  im  Arnobius  Fonti  ändern  zu  wol- 
len. In  den  Eugubmischcn  Tafeln  kommt  die  Formel 
vor:  Fanos  seis  d.i.  propiltus  sis  ,  vom  Aeolischtn 
F<zv=;,  wovon  bonus,  und  so  die  Formen:  fos  ,  fons, 
im  Plural  fones  (8.  Lanxi  Saggio  III.  pag.  7-ii*.).  Warum 
soll  e*  nun  nicht  einen  Foatus  gegeben  haben,  das  heifst 
einen  guten  Geist  der  Quelle?  Unsere  Landleute 
reden  ji  auch  von  guten  Brunnen. 

85)  II.  p.  329. 

86)  Formeln  der  Fratres  Arvales:  Junom  (d.i.  Genio)  Dtae 
Diae ;  In  Luco  Deae  Diae ,  bei  Marini  ad  tab.  I.  und 
XXXII.  p.  10.  126  sqq.  1-16.  365. 

•7)  Virgil.  Aeneid.  XII.  Ü9.  miiServius,  und  Heyne  Excurs. 
III  ad  Aeneid.  VII.  2J  sqq.  p.  US  unten. 


d.h.  das  persomficirte  Monden  jähr  der  alten  It  alier. 
Der  Juturna  Vater  ist  Ynlturnus.  Dieser  kommt  alt  Gott 
▼or,  als  Wind  (Evpovo%o<; ,  Süd- Sud- Ost  6»),  und  alt 
Flufs  ,  der,  auf  Samniums  Gebirgen  entspringend  ,  nach« 
dem  er  mehrere  Flüsse  aufgenommen  ,  sich  ins  Tyrthe* 
ner-Meer  ergiefst  aS).  —  Gerade  so  sind  die  Sann 
ciachen  Dioacuren  und  die  Attischen  Anaces,  oder  Hurte, 
Beherrscher  der  Winde  und  Beschirmer  sur  See  '^. 
Ynlturnus  waltet  auch  über  die  Winde  ,  und  Janus  bauet 
Schiffe ;  aber  Yulturnus  treibet  auch  aus  Süden  die  Ke- 
gen«  ulken  zusammen,  die  sich  auf  den  Gebirgen  von 
Sanmiiim  entladen,  den  Flüssen  Mittelitaliens  Entstehung 
und  Nahrung  gehen.  Das  ist  Juturna*  Geschichte.  Sie 
«enget  nun  mit  dem  Gott  an  den  Wassern,  mit  den 
gri»l sen  ersten  Schiffer  Janus,  einen  guten  Qucllen^eist, 
einen  Fontui,  Er  giebt  gutes  Brunnenwasser,  und  ist 
als  Geist  der  Quelle  (funs)  ein  guter,  fonus,  bonus; 
gleichwie  die  Götter  run  Samothrace  und  die  alten  Horte 
^on^Athen  die  Guten  (Dii  Boni)  heifsen  ,  und  einen 
Gott  in  ihrer  Mitte  haben,  der  gut  zu  rathen  weifs  t.Eu- 
nuleus)  91).  Ich  f-enke  ,  nun  haben  wir  keine  Anstren- 
gung iiülht^,  in  dieser  Juturna  nur  eine  andere  Be- 
zeichnung der  Camasene  zu  erblicken,  die  wir  bereits 
als  des  Janus  Frau  kennen  gelernt;  eine  Carmenta  auch, 
d,  h.  eine  gute  Halhgeherin  und  Pruphetin  aus  den  Was- 
sern aufsteigend.  Aber  zum  Beweise,  dafs  die  alten  lu- 
lier  bei  ihr  an  heilsame  Quellen  selber  gedacht,  führen 


9°7 

r  nun  h?cr  den  Zag  noeb  an,  dafs  die  Gelehrten  den 
men  Juturna  toid  Helfen,  juvare,  ableiteten  9-). 
hunnte  sie  keinen  anderen  als  einen  guten  Quell- 
»hn  (Fontus)  hervorbringen.  Dafür  empfingen  auch 
ide,  Mutter  und  Sohn  ,  die  Huldigungen  der  dankbaren 
illter.  Ihr  feierten  Alle  die,  welche  ein  Geschult  ira 
er  am  Wasser  trieben  (qui  artilicium  aqua  exercent), 
D  Fest,  Juturnalia  genannt.  Eben  so  feierten  gewisse 
nungen ,  die  mit  dem  Wasser  zu  thun  hatten,  wie  di« 
falcker  und  Gerber  (fullones),  Fontinalia  oder  Fon.- 
lalia  '  )  ;  und  in  den  Liturgien  zweier  Priestervereine, 
r  Umbrüchen  Atierati  und  der  Latiniscben  und  Hönii- 
ben  Arvales,  finden  wir  Formeln  wie  folgende  :  Fonti 
erbeces  duu;  woraus  wir  ersehen,  dafs  diese  Prie- 
Tbchaiu-a   dem  Quell   und  dessen  Geiste  Schöpse  ge- 


I)  Servjus  ad  Virgif.  Aeneid.  XU.  139.  Ob  die  Etymologie 
Hjlir  oder  falsch  ist,  thut  nichts  zur  Sache.  Die  Veran- 
lassung dazu  war  in  jenen  organischen  Anschauungen 
gegeben.  Heyne  tadalt  die  Herleitung  am  angeführten  O. 
—  Jis  sey  hierbei  'auch  bemerkt,  dafs  Vulliirnus  ,  von 
v  11  I  i  ii  r  ,  Geier,  ganz  in  den  Kreis  der  Palicischen 
Religionen  eintritt,  Diese  Götter  Sicilirns  ,  Pulici  genannt, 
sollte  Juppitcr  in  Gestalt  eines  Geiers  (als  vultitr)  er-« 
zeugt  haben.  Es  waren  zum  l'heil  Flufsgötter ,  wie  z.B. 
Atnenanus,  und  die  Grundidee  von  dieser  Religion  war 
die  Vorstellung  von  dem  Ab-  und  Zunehmen  der  na,» 
lürltchen  Dinge  ,  wofür  die  Flüsse  und  Quellen  die  deut- 
lichsten Bilder  liefern  (  s.  oben  Tl.  p  StSf.),  Vulturnua 
war  alsn  der  Geierflufs  ,  wie  der  Nil  auch  Adlerflufs 
hiefs.  In  den  Thebaischen  Sculpturen  erscheint  ein  Vo-. 
gel  mit  dem  NilschlUssel ,  und  erweckt  den  erstarrten 
Osiria  von  dem  Lager.  Der  Löwenkopf  des  letzteren 
deutete  an  ,  dafs  der  Gull  im  Zeichen  d*.s  Löwen  als  ge- 
waltiger Strom  sich  erheben  wird. 

93)  Mariui  Aiti  Arval.  II.  p.  4l6.     Da»  Fest  fiel  zu  Rom  auf 
den  13.  üetdber. 


9o8 

opfert  und  überhaupt  verschiedene  Spenden  dargebracht 
haben   9J). 

Von  diesen  grofsen  ond  guten  Göttern  leiteten ,  nach 
der  herrschenden  Gewohnheit  des  Alterthums,  auch 
•terbliche  Menschen  ihre  Herkunft  ab.  Ich  will  jett 
nicht  daron  sprechen,  dafs  der  epische  Dichter  Rom» 
ä die  eingeborne  Göttin  vonLatiurav,  wie  er  die  Juturni 
nennt,  au  einer  Tochter  des  Daunus  und  zur  Schwester 
des  Turnus  macht  9s).  Die  Flebejerfamilie  der  Fonteji 
fuhrt  den  Doppelhopf  des  Janus  und  ein  Schiff  auf  ihren 
Münzen.  Hier  sah  Vaillant  sehr  richtig,  und  Eckhel  be* 
•tätigt  es  durch  viele  ähnliche  Beispiele,  dafs  die  Fon- 
teier damit  sagen  wollten,  sie  stammen  vom  Fontus  und 
durch  ihn  vom  Janus  ab  '*).  Die  plauderhaften  Griechen 
trieben  sich  noch  mit  anderen  Legenden  um ,  wie  einst 
unter  den  gerechten  Atlanliern  ein  weiser  König  Cola* 
geherrscht,  wie  er  seine  Völker  gebildet  und  durch 
«eise  Gesetze  regieret,  wie  er  die  Bahnen  der  Sonne 
und  des  Mondes  bestimmt,  und  in  den  Sternen  6ie  "Lvl- 
k unlt  gelesen  ,  wie  er  sein  Reich  nach  Sonnenunlergang 
und  Mitternacht  ausgebreitet,  wie  er  mit  der  Tilea,  auch 
Aicha  genannt  (von  der  Erde),  fünfzehn  Söhne,  die 
Titanen,  erzielet,  die  in  der  Folge  mit  Juppiter  selbst 
um  die  Herrschaft  gestritten»  und  wie  ihn,  nach  sei« 
nem  Tode,  seine  dankbaren  Unterthanen  als  Cöius 
oder  Janus  unter  die  Götter  versetzt  haben  97).  —  Wer 


<t\)  Lanzi  Sit^gio  l.    p.  36l.  374.    II.    p.  666.  74$.     Marini   II. 
I>.   »75    Jl6,     vergl.  die  Anmerkung  zu  Cicero  de  N. 
111    2w    |#.  582  unserer  Ausg. 

95)  Virgil.  Aeneid.  XII.  785. 

khel  Ü.  N.  V.  Vol.  V.  p   211 

I  ■  .!»  treten  novaqueRomann.ternpp.  ratione  ,  inGrae- 

rius.  a .ii.  vm.  p.  tj4. 


9°9 

lieht  hier  nicht  einerseits  den  Evhemerischen  Grund  und 
Boden  ,  und  andererseits  das  hellenisirende  Bestreben, 
die  Griechische  Theogonic  mit  der  Italischen  in  Einklang 
zu  bringen  ?  Also  kein  Wort  weiter  I  —  Ein  Anderes 
ists,  wenn  eine  Sage  den  Janus  aus  Perrhäbia  in  Thes- 
salien nach  Italien  ziehen  läfst  ").  Denn  die  Begriff« 
erinnern  uns  an  die  grofaen  und  guten  Gotter  von 
Nordgriechenland  und  Samothrace.  —  Mit  Ei- 
nem Worte:  Janus  scheint  aus  Indien  ursprüng- 
lich abzustammen  ,  und  mit  Phonicischen,  Samo- 
thractschen,Thessalisch-Dodonäischen  Um- 
gestaltungen in  Italiens  Boden  verpflanzt,  und  dort  recht 
einheimisch  geworden  zu  seyn. 

Fortsetzung. 

Dem  Janus,  dem  grofsen  EröfFner  der  Zeit  und  insi- 
besondere  des  Jahres,  ist  der  erste  Monat  geheiligt,  und 
führt  nach  ihm  den  Namen  Januar ius  ").     Diese  Ein* 


98)  Plutarch.  Quaestf.  Romm.  XXII.  p.  269.  p.  100.  und  XLI. 
p.  274.  p.  124  Wyttenb. 

99)  Wenn  Longmus  diesen  Monat  als  AiV/eJf«;«  von  aAJv,  di« 
Zeit,  hergelfitet  hatte  ,  so  fanden  dies  die  Griechen  selbst 
gezwungen  (  Stiidas  in  Tavcv«^:;  II.  p.  ^0  Ktist.  Eudocia 
p.  2*3.  und  Tzetzae  Posthörner,  vs.  77t  sq.  und  daselbst 
Jacobs  p.  17-5.).  Rulinkcinus  meint  jedoch  ,  eine  solche 
Etymologie  sey  dem  Griechen  Longinus  noch  nicht  so 
übel  zu  nehmen  ,  als  die  andere  dem  Römer  Cicero,  der 
den  Janus  als  Eanus  ,  von  eundo,  aufrührt  (de  N.  D.  II. 
17.  s.  Ruhnk.  de  Vit.  et  Script«.  Longini  §.  XII.  p.  338  sq. 
ed.  Leid.,).  —  Dem  Leser  werden  dabei  von  selbst  gam 
neue  Etymologien  verschiedener  Art  einfallen.  —  In  der 
Sacht:  lag  aber  etwas  Wahres,  nämlich  dies,  dafjj  Janus 
w'nklich  von  den  Ahm  ab  Vater  der  Zeit,  unüvet, 
**TiV»  genommen  ward;  und  auch  selbst  für  die  Namens-« 


gio 

ricMung,  wonach  gedachter  Monat  das  Jahr  Im 
»eiche  die  Sage  dem  INuma  zuschrieb  ,  findet  eta 
Forscher  in  der  Natur  der  Sache  gegründet  i*^ 
man  setze  doch  am  besten  des  Jahres  Anfang  in  die 
nach  dem  Wintersolstitium,  wenn  die  Sonne  ihre 
vollendet,  und  sich  uns  wieder  ku  nahern  anfange. 
Namen  selber,  -wie  schon  bemerkt,  leitete  man  TM 
ttus  ab:  *  Caeterum  Januarium  et  Februar  iura, 
quidem  additos,  sed  nominibus  jam  ex  Lotio  suratn 
Januarium  ab  Jatin  ,  cui  attribntus  est ,  tivmtn  /fa 
je»  t01).  Andere  wollten  den  Namen  weniger  pasiai 
ron  janua,  dieTbüre,  ableiten  10/).  Die  lerschiedrait 
Erklärungen  und  Erläuterungen  über  diesen  Munal  fis 
den  sich  bei  J.  Laruuiantinus ,  de  anno  Romano  ,  inGrK- 


form  Eanus  werden  sich  im  Verfolg  Stimmen  vert»*l 
lassen.     In  Joh.  Lydu»  liuch  von  den  Monaten  sjf.J 
lesen  wir  vom  Janas :   a>Ao;  9?  a/»»*  dp «•«  a 
nai  (8iuAira(.     Die  Form  .«u>vw»{«^  mochte  ich  «csiss* 
tasten  ,  aber  Malt  ßouXtruu   hatte  die  Lesart 
Vorzug  verdient,   denn  es   ist   hierbei    immer   v 
gezwungenen    Erklärung   die   Rede.       Auch 
p.  2ii.  hat  ytu^sntt  und  die  Form  aianod 

100)  Plurarch.  Quaesit.  Romm.  XIX.  p.  2GH.  Vol.  II.  , 
Wyilenh.  vergl.  Vit.  Nnm.  cap.  Ib.  19. ,  wo  dieser  Pm»1 
ausführlicher  behandelt  Ist; 

101)  Cctisorinus  de  die  natali  cap.  22.  nebst  den  Auflegern. 

102)  S.  Porphyrius  de  antr.  Nymph.  cap.  23:    ä/e  ii 

fva..    Jedoch  bat  van  Göns  zu  dieser  Stelle  pag. 
LMeabrog  zu  der  angeführten  Stelle  des  Censorinos 
andern  Schriftstellern  die  richtigere  Ableitung  des 
rius  von  Janus  nachgewiesen.     S.  Macrob.  Saturn.  I 
Isidor.  Origg.  V.  33.     Vetgl.   auch    Davies  xu  i. 
N.  D.  II.  27.  p.  il4  uns.  Ausg. 


9'» 

vü  The».  Antiqq.  Homm.  Tom.  VIÜ.  pag.  574.  und  bei 
Hadr.  Junius  de  annia  et  roensibus,  ebendaselbst  p.  314. 
Sonst  giebt  P.  Morestellus  (de  impositione  nominum  sin- 
gulis  mensibus ,  ebenda»,  p.  746.)  denselben  physischen 
Cirund  an,  den  ich  oben  bemerkt,  warum  gerade  der 
Januarius  das  Jahr  beginne. 

F.ine  Abbildung  de»  als  Gott  personirteirten  Monats 
Januarius  linden  wir,  nach  einem  Calendarium  aus  der 
Zeit  des  Käsers  Constamius  ,  in  Graerii  The».  Antiqq. 
Romm.  VIII.  zu  fol.  y6.  Es  ist  ein  dem  Ansehen  nach 
bejahrter  Mann  ,  in  feierlicher  Amtskleidung,  der  eben 
\\  eihraurh  auf  einem  Dreifufs  anzündet.  In  der  andern 
Hand  hält  er  eine  dreiblätterige  Blume.  Neben  dem  Drei- 
fuf&e  steht  ein  Hahn  ,  und  aufsei  dem  zur  Seite  ein  Gefäf» 
mit  Weihrauch  (pyxis  thuraria),  beides  Symbole  der 
aren  und  der  Wachsamkeit ,  wie  P.  Lambecius  in  den 
Koten  ebendaselbst  p.  io5.  A.  meint.  Bereits  oben  (II. 
Th.  p.  uo.)  sahen  wir  den  Hahn  als  Symbol  des  Feuer- 
gottes Nergal  in  Samaria.  Denn  es  ist  der  Hahn  über- 
haupt ein  der  Sonne  geheiligtes  Thier ,  und  daher  ein 
Attribut  mehrerer  Gottheiten;  namentlich  auch  des  Mer- 
c  11  mit  (  H.  Aleander  Tab.  Heliacae  e\plicati<>,  in  Grae- 
vii Thct.  A.  R.  Tom.  V.  pag.  718.  A.)  und  der  Minerva 
(s.  oben  II.  Th.  §.  27.  p.  746.).  Die  Bedeutung  des  Hahns 
wurde  ganz  natürlich  dem  personificirten  Januarius  bei- 
gegeben, weil  dieser  den  Monat  darstellt,  ««klier  nach 
der  Wintersonnenwende  das  Erwachen  der  Natur  ver- 
spricht. 

Dem  Janus,  dem  grofsen  Anfanger  des  Jahres,  war, 
ie  bemerkt,  insbesondere  der  erste  Tag  des  Januar 
(Calendae  Januariae)  geheiligt.  Es  war  dieser  Tag  ei- 
gentlich kein  Feiertag,  allein  er  wurde  doch  sehr  festlich 
begangen.  Man  safs  zu  Gericht,  verrichtete  auch  seine 
Geschäfte  und  arbeitete;  allein  dabei  war  der  Tag  doch 
den  grofaen  Göttern  Janus  und  Juno  heilig,    und  durch 


912 

mehrere  feierliche  Handlungen  aasgezeichnet.  Der.m 
dieser  Tag  einerseits  ein  Festtag    tod    hoher  Be« 
war,  so  wollte  doch  auch  der  Römer,    dessen  Sinn 
»uf  das  Pralltische  gerichtet  war,  diesen  Tag,  den 
des  Jahres  ,  nicht  durch  gänzliche  Unthntigkeit  udJ 
schäftalosigkeit  bezeichnen  ;  er  hielt  es  für  seine  PI 
an  demselben    gleichsam   einen   Yorschmack    von 
Geschäften    zu   erhalten,    und  eine   gute    \orb« 
für  das  ganze  Jahr  zu  nehmen  ,03).   So  spricht  schoi 
lümei  Ovidius ,  dem  diese  Sitte  selber  aufgefallen: 

Postea  mirabar ,  cur  non  sine  lilibus  esset 
Prima  dies.    Caussam  pereipe  Janus  ait. 
Tempora  commisi  nascentia  rebus  agendis 
Totus  ab  auspicio  ne  foret  annus  itiers  ***). 

An  diesem  Tage  brachte  man  dem  Janus  ein  O: 
stehend  in  einem  Kuchen  (libum)  von  Mehl,  Mika  osi 
Bonig,  das  Janual  10S).  In  der  Frühe,  wenn  der T«l 
graute  und  der  Hahn  rief,  sah  man  alle  Hausthüre*  red- 
lich geschmückt  mit  Lorbeerzweigen  und  anders  Krss- 
zen.  Andere  begleiteten  mit  Gebeten  einen  reiches  ssi 
angesehenen  Mann  in  den  Tempel  bei  Fackelschein,  ortt 
weifsen   Kleidern    angethan    106).      Dies  war  nämlica  e* 


103)  Vergl.  Herodian.  I.  16.  mit  den  Anmerkk.  von  Inssck 
pag.  68?  sqq.  und  Thorlacius  populäre  Aufsauc  s.S.«. 
übersetzt  von  Sander  (Kopenhagen  ISIS.)  p.  isi. 

104)  Orid.  Fast.  I.  165  ff.  176.  1S5. 

105)  S.  Feslus  s.  v.  p.  177  Dacer.  Janual  ,  Übt  gen 
Jano  tantummodo  libatur, 

106)  Die  Neueren ,  welche  über  die  Feier  des  Jahrei 
geschrieben  haben  ,  verzeichnet  Fabricius  in  der 
graphia  antiq.  p.  461.  462,  jedoch  mit  mehreren  fäbest* 
Citaten  und  sonstigen  Unrichtigkeiten.  EJbeafctt  In  Act 
"Emp^ov;  feAdv&w  (Tom.  I.  p.  17S.)  Vol.  IV 

Kitak.  erzählt  Mein  eres  ,  was  zu  seinerzeit  aus  Tage  «  ■  I 


feierliche  Procession ,  worin  der  neu  angehende  Consul 
auf  einem  weiften  Rone  und  in  weifsem  Kleide  ins  Ca- 
pitol  in  den  Tempel  de»  Juppiter  Capitolinns  (dem  alt 
Sonnengoita  das  weifse  Hofs  geweihet  ist)  scog  ,  und 
dort  ein  Opfer  verrichtete  dem  Gotte ,  welcher  den  win- 
terlichen Kampf  überstanden  ,  und  nun  als  Sieger  die 
neue  Bahn  beginnt.  Denn  jezt  ist  derWinter  überwunden, 
das  Reich  seiner  Finsternifs  hat  ein  Ende ,  das  Licht  hat 
gesiegt ,  es  beginnet  die  Herrschaft  der  Sonne  von 
neuem. 

Nun  machte  man  sich  gegenseitig  Geschenhe  ,  Stre- 
nge, die  in  verschiedenen  Zeilen  auch  verschieden  wa- 
ren* In  den  ältesten  Zeiten  gab  man  sich  trockene  Fei- 
gen»  csricae,  lo-^äStq^  in  Lorbeerblätter  gewiebelt  i0')f 
vermutblich  drei  an  der  Zahl.  Dieser  Gebrauch  der 
Strenae,  sagt  Symraachus  (Epistoll.  X.  oü.) ,  sey  fast  so 
alt  als  die  Stadt  Rom,  seit  dem  Vorgänge  des  Konigt 
Tatius,  der  aus  dem  Haine  der  Göttin  Strenua  die  Reiser 
des  heiligen  Baumes ,  des  Lorbeers ,  abgebrochen  und 
geweihet,  um  das  neue  Jahr  selbst  zu  weihen  (  verbeuat 
felicis  arboris  ex  luco  Strenuae  auui  novi  auspices  prU 
jnus  aeeepit).  Der  Name  strena  und  strenua  zeige  nun 
schon  T  dafs  das  Geschenk  den  viris  strenuis  wegen  ihrer 
Mannhaftigkeit    und  Stai  Ue  gegeben    neide.      Llpidiauu» 


und  am  ersten  Januar  selber  beobachtet  wurde ,  und 
unter  AnJrrm  auch  Hie  Zügr ,  »elcbe  ich  ofy  n  pqefeftO« 
gen  habe.  Ich  will  daher  blos  die  letzten  Worte  (p.  10J4.) 
im  Original  hier  beisetzen  :   ot  ii  u'yovetv  t/(  /ip«  *uv 

OWV.  wv  ri  irAl'cv  iropfnJ^sf  k<Ji  kufJ-fäitu  ir  •  A  >  ä  vtl^t'y^ti 

tö  tffw  4.  'Av«jp  tmrfdt$o$  bezeichnet  aber  hier  einen  rei- 
chen und  vornehmen  Mann  fboJ&U  nobilis  et  beatus )  — 
einen  Consul. 

107)  S.  Herodian,  I.  16.  7.  mit  Irmiscb  p.  668  sqq.  und  vergl. 
jezt  den  Job.  Lydus  de  meut.  p-  J'J. 

II.  58 


9»4 

hingegen  (nun  lograVy  bei  Jon,  Lvdus  a.  a.  O.)  gab 
Worte    strena    einen    Sabiuiachen    Ursprang,    mit 
ledeutung :    Gesundheit;     was  in    diesen    Idee« 
licht  minder  passend   ißt,    nämlich   als    ein  Glüo.wi 
beim  Beginnen  des  neuen  Jahres;   so  wie  die  Feigen, 
die  siifse  Speiße,  beim  Anfange  des  Jahres  gege 
zudeuten,    man    möge   im  neuen  Jahre    Leine  n 
Schicksale  erleben. 

Endlich  sagt  uns  auch  Festus  (s.  ▼.  strena 
Dacer.),  Siena  sey  so  viel  als  Irena,  d.i.  I 
eine  Gabe  in  der  Dreizahl:  «.  Strenam.  vocausus, 
datur  die  religioso,  ominis  boni  giatia  a  numero  quoi 
nilicatur  alteruru,  tcrtiuinque  ventuium  similis  com 
Teluli  irenam  ,  pracpo&ita  S  littera  „  ut  in  loco ,  et 
solebant  antiqui.  »  Mithin  Mar  dabei  eine  Erinnern} 
an  die  Dreizahl  und  an  die  Dr  eih  eit  ;  woraus , 
aus  den  schon  oben  bemerkten  Zügen,  sich  zur  Gei 
ergiebt,  dafs  die  ganze  Idee  aus  orientalischen  R« 
nen  harn.  Es  ist  nämlich  die  Dreizahl  die  vollbasMMM 
Zahl ,  und  mithin  deswegen  schon  ein  Symbol  dv 
sundheit,  wie  das  verschlungene  Dreieck  ( »eicke» 
fünf  andere  Dreiecke  bildete,  ein  Pentagon)  bei  in» 
Pvthagoreern  'Tyltia  hiefs,  womit  nicht  blos  InblicW 
Gesundheit,  sondern  auch  Seelenheil  gemeint  «r 
(s.  oben  1.  Tb.  p.  106.  und  p.  407.)  :  und  so  erhält  «ca 
jene  Angabe  des  Elpidianus  Sinn  und  Bedeutung. 

Auch  die  Feigeh,  die  süfse  Speise,  ein  uralte«! 
bol  von  ueinigung,  "Weihe,  von  Bedeckung  der  Sei 
und  Sühne  ,  Meisen  uns  nach  dem  Orient  und  nacb  Grie- 
chenland. In  Iran,  bei  der  Thronbesteigung  des  Ufcif» 
und  seiner  Einweihung  zu  Fasargadä  ,  h'nden  wir  i* 
Feigensymbol  (5.  Plutarch.  Artaxerx.  cap.  3.)  ;  in  Grie- 
chenland sahen  wir  es  bei  dem  Juppiter  ,  der  ebe»  »0* 
ihm  seinen  Namen  hat,  bei  dem  Ztvq  ov*dan..  (*. 
11.  Tb.  pag.  5aa),    und  weiden  es  iu  der  F'oJge  bei 


gi5 

.riechischen   Mysterien    noch    mehrmals    wiederkehren 

lehen.     Durt   war  es   ein  Symbol,    das  «ich    auf  die  alte 

»it ,  auf  die  Anfänge  aller  Sättigung,    besonders  agrari- 

cher  C.ultur  ,  bezog.  Daher  auch  das  alte  einfache  Opfer 

un    Milch   und  Honig,    das    dem  Janus  gebracht   wird; 

enn  Honig  ist  die  Speise  des  Himmels ,   weil  da»  Tbier, 

on    welchem   er    kommt ,    ein   reines,    unschuldiges  ist. 

lonig  ist   unter  allen  menschlichen  Speisen   die  reinste, 

esundeste ,  am  wenigsten  irdische,    eine  Host,   die  sich 

ler  Götterspeise  nähert,  und  deren  Geschmack  sehr  ge- 

ignet  ist,    Heil  zu  gründen  für  das  Gelingen  jeglichen 

Weihes    >°s). 

Wenn  nun  Joh.  Lydus  a.  a.  O.  sagt,  diese  Feigen, 
Iche  eine»  Theil  der  Strenae  ausmachten  ,  waren  der 
Nix?7,  dei  Siegesgöttin  (Victoria)  gewidmet,  so  erblichen 
wii  hier  nur  eine  Verschmelzung  der  Kriegs-  und  Siegs- 
idee mit  der  Idee  des  besiegten  Dunkels  (Winters),  wir 
erblichen  Sonnenkampf  und  Sonnensieg,  aber  auch  guten 
Anfang  überhaupt  und  neue  Zeit  (politisch  und  ethisch 
—  eine  glückliche  Anfängerin  und  Vollenderin  ,  eine 
Hpa^idixi; ;  wovon  unten  ein  Mehrere» ).  —  Es  war  also 
das  Ganze  eine  Huldigung  des  alten  Römers ,  einem 
höchsten  Wesen  bestimmt,  von  dem  er  bei  des  Jahres 
Anfang  gluckliebes  Beginnen,  und  ein  glückliches  Ende 
erwartete,  zu  Hause  und  im  Felde,  öffentlich  und  in 
seiner  Familie,  Gesundheit  und  Heil  in  allen  Hingen, 

Späterhin  gab  man  sich  gegenseitig  als  Strenae  statt 

k    Feigen,    Kuchen,     und  statt    der   Lorbeerblätter, 
Id  (s.  Herodian.    a.  a    O.    und  Joh.   Lydus    a.  a.  O. ). 
Das  Wort  selber  Strena  hiefs  Griechisch  hnvoul$  ,  wurde 


108)  Daher  afsen  auch  die  PyJhagoreer  jeden  Morgrn  Biurt 
mii  Honig,  und  winden  darum  nicht  mit  Blindheit  und 
Augtnubeln  geplagt ;  s.  Athenaeus  II.  pag.  US  sqq.  cd. 
bcliweighüus. 


9i6 

aber  nur  von  den  Geschenken  gebraucht ,  die  m«n  am 
Neujahr  dem  Kaiser  herkömmlich  gab  l0').  Eigentlich 
hattcu  die  Griechen  kein  Wort  für  Strena.  Neuere  Grie. 
chen  gebrauchen  da*  Wort  tva^tafiöq  n°).  So  linden 
wir  noch  in  dem  Codex  Theodos.  üb.  VII.  Titul.  XXIV 
Tom»  II.  p.  448  sqq.  eine  Verordnung  der  Kaiser  Are*- 
diu»  und  Honorius,  des  Inhalts  :  Quando  votis  comruuni- 
hu*  Jeiix  atmus  aperitur  in  una  libra  auri  solidi  aeptua- 
ginta  duo  obryziaci  Principibus  offerendi  devotionem 
animo  libenti  mseipimus  ,  alatuenies,  ut  deineeps  sequen» 
tibus  annis  uniuseujusque  sedulitas  Principibus  suis  talia 
ingerant  semper  et  deferant. 

Zu  dieser  Stelle  zeigt  nun  Jac.  Gothofredui  :  1)  dafi 
hier  nur  von  den  Strenis,  die  man  den  Kaisern  dar- 
brachte, die  Rede  sey.  2)  Dafa  man  sie  auch  vota 
nannte  und  die  Handlung  votorum  ablatio,  wegen 
der  Gelübde  und  Wünsche  (vota),  die  beim  Jahresanfang 
zu  Rom  und  in  den  Provinzen  für  das  Wohl  des  Kaisers 
geihan  wurden.  3)  Diese  Gelübde  für  den  Kegenten 
wurden  am  dritten  Tage  nach  den  Kaienden  des  Januar 
gethau.  In  einem  alten  Calendarium  aus  Constantinu» 
Zeit  heifse  dieser  Tag  daher  selbst  vota.  4)  Seit  Au- 
gustus  Zeit  sey  es  mit  jenen  Geschenken  verschieden  ge- 
halten worden  ;  denn  manchmal  hatten  die  Kaiser  die- 
selben angenommen,  manchmal  nicht  ( Sueton.  Tiber, 
cap.  34.  Caligula  cap.  42.),  aber  in  diesem  Jahrhundert, 
worin  Arcadius  und  Honorius  lebten,  sey  die  Sitte  beob- 
achtet worden;    s.  Symmachi  Epist.  Üb.  X.  cap.  28.  (ein 


10! 0  S.  auch,  aufser  dem  schon  Angeführten  ,  in  Betreff  die- 
cer  Geschenke  Libanii  'E«ty«cr.  haA.  pag.  luü  Reisk.  und 
Gotholredus  zu  der  gleich  anzuführenden  Stelle  des  Cod. 
Theodos.  Tom.  II.  p.  -hS  sqq. 

110)  S.  Athenäus  III.  p.  97.  p.  a7y  Schweig u.  und  Casaubo«. 
nus  dd  h.  I,  in  AninudvcrM.  Vol.  11.  p.  ISS, 


9'7 

ichtiger  Brief,  der  manche  Worte  und  Formeln  ent- 
halt, die  jene  Verordnung  des  Arcadius  und  Honorins 
erläutern1).  5)  Diese  atrenae  »olemnes  brachte  am 
ersten  Januar  selbst  der  praefeclus  urbi  im  Namen  des 
Römischen  Senats  dem  Kaiser  dar,  ials  ein  Zeichen  sei- 
ner Wachsamkeit  und  Tapferkeit  und  als  eine  Art  von 
Opfei spende  (libamcn  ;  s.  Symmach.  a.  a.  C). 


W 


<LFI50 


Jjfl 


TI 


X 


§.      10. 

Der    Gott    M  antut. 

Unter  den  Etrurischen  Oberguttern  wird  auch  einer 
Namens  Mantus  genannt.  Man  erklärte  ihn  für  den 
Vater  Dia,  d.i.  für  den  Pluto  ,,r).  Einen  andern  Na- 
men des  Etrurischen  Gottes  der  Unterwelt  nennt  uns 
Anysius,    nämlich  den  FcLruus    I1-').      Doch  ist   nach 


itf)  Servius  «d  Virgil.  Aeneid.  X.  198 :  Mantuum  autem  ideo 
nominalem  ,  auod  Riruscd  lingitd  Mantutn  Ditem  Pa- 
trem  apptllanl ;  vergl.  Heyne'*  ersten  Ex  cur»  zu  dieser 
Stelle  des  Dichters  p.  323. 

112)  Apud  .To.  Lvdum  de  mens«,  p.  68.    'AvuVio;  Zi  h  tw  üffi 

A/y«.  —   Nachher  fuhrt  er  aus  den  PontificalbUcheru  den 
Februs  (to'.3teO  als  Pluto  an. 


9i3 

Andern  das  letztere  Wort  viel  mehr  für  SahintKa 
halten  M  ).  Es  ist  ein  guter  Gedanke  von  Znega 
liscis  p.  ci/6),  diesen  Etrurischen  Mantus  mit  dem 
amanthus  zusammen  zu  stellen ,  weil  Ament  im  A( 
sehen  die  Unterwelt  bedeute,  und  dieser  Mantus  g« 
als  König  der  Unterirdischen  bezeichnet  Vfcrde.  D» 
Mantus  und  seine  Gattin  niufs  jeder  schauen,  der 
diesem  Lieben  scheidet  i,;);  ohne  Zweifel  war  er 
eine  Fersonification  der  Schrecknisse  des  Todes  aod 
Finsternisse  der  Unterwelt,  und  ward  daher  Vediu» 
Löser  Gntt  genannt.  Mehr  wissen  wir  von  diesem  \NV 
sen  nicht.  Dafs  es  jedoch  auch  in  anderer  Bedeutaaf 
und  minder  schreckhaft  gedacht  worden  ,  wenige 
der  Pi  iesierlehre  ,  dafür  möchte  der  Gesammtii 
ter  Mysterien  sprechen;  woron  unten  ein  Mehl 
Vielleicht  führte  daher  auch  dieser  Mantus  die 
aus  der  unteren  Sphäre,  wohin  Jauus  sie  herabgefui 
hatte  (s.  vorher),  zu  ihrem  höheren  Vaterlaodc  wifiß* 
zurück,  wie  jener  finstere  und  gute  Serapia  und  ü»*> 
hus  von  Aegypten ,  welcher  der  Stadt  Canobus  t; 
nien  gab.  Vom  Mantus  sollte  Mantua  benannt  worin 
seyn,  das  Ocnus  gegründet  hatte.  Doch  \>  ufsten  aodrrt 
Sagen  andere  Etymologien  anzugehen  1l5).  Als  Fami- 
lienname kommt  Vedius  unter  Roms  Geschlechtern 
vor. 

Diesem  Gölte  Febrous  scheint  der  Monat  Fei 
rius  heilig  gewesen  zu  seyn.     Den  .Namen   dieses 


sefu&rt 


ebro». 
s  Bi 


113)  Tsidori  Origg.  V.  23. 

114)  Italischer  Glaube,  nach  Martianus  Capeila  IIb.  II.  »,3a 
ed.  Grot.  vergl.  Spaogenberg  de  veter ia  L-m  religf.  <&• 
mestt.  $.  y.  p.  31. 

115)  S.  Servius  a.  a.  O.  und  zu  Virgils  Eclog.  IX.  60,  uni 
vergl.  Pignorii  Auiunor  pag.  it.  Cluvcrii  Jtalia  am*].  I- 
p.  £55.  und  Dcumeri  Lwuna  regal.  11.  56. 


i'9 

gungs  -  und  Sühnmonats  sowohl  in  physischer  als  religiö- 
ser Hinsicht  leitete  man  ab  von  f'ebrua,  d.  i.  Siihnun- 
gen  ,  xaSdpaia ,  oder  von  februare,  reinigen, 
sühnen  1l6).  Es  war  ein  Sabinisches  Wort ,  wie  Varro 
de  L.  L.  V.  sagt :  *  Febntum  Sahini  purgamentum  ,  et  id 
in  sacris  nostris  verburo  » ;  daher  auch  die  Juno  Fehrua 
und  Februlis  (vergl.  Fcstut  lih.  VI.  pag.  145  Dacer.). 
Andere,  z.B.  Isidorus  (Origg.  Iib.  V.  cap.  33),  leiteten 
dna  Wort  her  eben  von  dem  Gotte  Februus  ,  dem  Vater 
des  Ois  oder  Pluto  oder  dem  Pluto  seiher  (s.  Joh.  Lydus 
de  menss,  pag.  68.),  welchem  man  im  Februar  opfere. 
Nach  Andern  hiefs  <pi$i?  (oder  nach  der  andern  Hand- 
schrift .<pißp)  so  viel  als  TtevS-ys,  Trauer,  und  Februa- 
rius  i'7)  der  Trauet  monat,  weil  mau  alsdann  die  Todten- 


Il6j  S.  Gerhard.  Vos.ii  Etymolog.  Lat.  pag.  20«.  vergl.  mit 
Lenncp  Etymolog,  pag  901,  weither  fe  b  r  uo  von  fe  r-« 
buo  herleitet :  cum  fervort  ej  i  c  io;  *.  auch  P.  Mo- 
restellus  de  mtuss.  UuL  III.  in  Graevii  Thrs.  Antiqq. 
Komm.  VIII.  p.  7-iS.  und  Hadriauus  Junius  ebendaselbst 
pag-  2\i,  —  So  pflegte  man  bei  dem  Opfer  die  kleineren 
Stücke  ,  ehe  sie  verbrannt  wurden,  mit  Mehl  durch  ein 
Sieb  zu  bestreuen,  und  dabei  die  Worte  auszusprechen  : 
se  ea  februare,  d.i.  man  reinige  sie  (  s.  Varro  in 
Fragmin,  bei  J.Gutherius  de  jure  Pontif.  Lib.  IV.  cap.  2. 
in  Graevii  Thes.  Antiqq.  Ronim.  V.  p.  17SO,  Hiermit 
hängt  auch  die  Juno  Februlis  oder  Februlis  zu- 
sammen (  s.  oben  IL  Th.  pag.  560.').  Joh.  Laur.  Lydus 
pag.  6S.  führt  februare  in  der  Bedeutung  von  reinigen 
aus  den  PontificalbÜchern  an. 

117)  Eine  Abbildung  des  Monats  Februarius  nach  einem  alten 
Calendarium  findet  sich  in  Graevii  Thcr.aur.  Antiqq.  Ro- 
mann. Tom.  VIIL  zu  fol.  y7.  Merkwürdig  ist,  und  da- 
her auch  .schon  von  P.  Lambecius  in  den  Noten  zu  die* 
sem  Calendarium  (ebendas.  pag.  lOJ.  D.)  bemerkt,  dafs, 
withrend  alle  übrigrn  Monate  in  männlicher  Gesialt  er- 
scheinen ,   dieser  aliein  als  eine  weibliche  Figur  gebildet 


920 

feier  oder  da*  Allerseelen  fest  beging,  «n  das  icb  schon 
oben  (If.  p.  378  f.)  erinnert.  Den  19.  Februar  nämlich, 
also  bald  nach  dem  Untergänge  des  Wassermanns  (den 
i5.  Februar)  und  nach  dem  Anfange  des  Frühlings  (den 
q.  Februar  l,fi),  wurde  dieses  Todtenf est ,  das  Fest  der 
Parentalia  oder  Feralia  (ai  jjoal  xclv  xuTo^opüöji ;  s. 
Job.  Lydus  de  mens*,  pag.  71.)  gefeiert,  wo  man  neben 
andern  symbolischen  Gebrauchen  auf  das  Grab  der  Ver- 
atorbenen Tranhopfcr  ausgofs  (Manibus  parenta* 
tur  ll9).  Einige  Tage  zuvor  (den  i3.)  wurden  auf  der 
Tiberinsel  die  Fauna lia  begangen t  und  den  Faunen 
eine  junge  Ziege,  Wein  und  Milch  geopfert,  eugleich 
mitderTodtenfeier  für  die  dreihundert  gefallenen  Fahier 
(Ovid.  Fast.  I).   ia3  ff.).     Her  Grund  dieser  Feste  hängt 


ist;  wahrscheinlich  darum,  weil  der  Ju  n  o  ,  einer  weib- 
lichen Gotibeit  ,  die  daher  auch  Februtis  oder  Febrtilis 
hiefs  ,  dieser  Mnnar  geheiligt  war;  s.  oben  II.  Th.  p.SbO. 
vergl.  562.  Die  Urne,  aus  welcher  Wasser  flief*t.  so  wie 
der  Fisch,  der  ab  Attribut  sich  daneben  findet,  deuten 
auf  Fluih  ,  auf  die  VVasserzeit  oder  auf  das  Zeichen  des 
Wassermanns  ,  der  in  diesem  Monat  aufgeht.  Auch  die 
Gnns  ,  sonst  auch  Attribut  der  Proserpina  als  tc-ilurisches 
Wesen  und  als  Leichrngötlin,  ist  bedeutsam;  s.  die  Er- 
klärung unserer  Abbildungen  p.  60. 

JiS)  S.  Ovid.  Fastor.  IL  l49.  1°5.  345.  533  —  570.  Die  Tafel 
ces  Julius  Cäsar  bei  Schneider  (Scriptorr.  Rei  rust.  T.  I. 
a.)  hat  den  7.  Februar;  s.  Krebs  zu  Ovid.  Fast.  p.  WIM. 
vtrcl.  auch  fladriani  Junii  Fastorum  über,  in  Giaei 
Thes.  A.  R.  VIIL  p.  23i  sqq. 

il9)  Manitius  parrntatitr  ulpoie  in  srgno  (sfquarii)  ,  quod 
hutnanae  vitae  contrarium  vel  adversum  feratur.  M.i- 
crob.  in  Somu.  Scip.  I.  12.  verej.  Cic.  de  Lesg.  II.  If« 
§.  54.  Servius  ad  Virgil.  Georg.  I.  43.  Plurarch,  Quaestt. 
Ronim.  p.  lt)  ed.  Wyilenb.  Job.  Laur.  Lydus  de  tat 
p.  7i.  und  meinen  Diunysus  p.  292.  (vergl,  .n:cb  oben 
II,  Tb.  p.  867.). 


921 

mit  der  Bedeutung  des  Monats  selber  zusammen,  Es  ist 
der  Monat,  welcher  für  die  Reinigungen  und  Sühmingen 
bestimmt  ist,  in  welchem  der  Mensch  durch  Opfer  du 
Schaar  der  bösen  Geister,  welche  Krankheiten  denen 
zusenden,  die  ihnen  nicht  gehörig  dienen  ,  sühnen  soll  Jj(l). 
Diese  ganze  Beschwichtigung  der  bösen  Dämonen  ge- 
schah nun  im  Zeichen  des  Wassermanns  ,  weil  die  Ffuthen 
und  Wasser  den  ahm  Schlamm  der  abgelaufenen  Zeit 
oder  des  verflossenen  Jahres  abwaschen  müssen.  Dem 
jezt,  wenn  die  Zeit  erschienen  ,  wo  der  alte  Wust  ab- 
gethan  werden  soll,  mufs  Alles  opfern  und  «.ich  dadurch 
sühnen.  Wann  mit  dem  Frühlingsanfang  das  nette  Le- 
ben zurückkehrte,  dann  sah  die  naive  Einbildung  des 
Italischen  Eandmanns  Feld,  Flur  und  Wald  von  einer 
Schaar  genialischer  Bewohner  erfüllt —  Faunen  nannte 
er  sie  insgemein;  ein  vielbedeutender  Name,  und  ohne 
Zweifel  all  -  Pela*-gischen  Ursprungs,  verwandt  mit  ff1«« 
und  <ptxri»,  lureo  und  fnr  (ich  glänze  und  ich  rede),  an- 
zudeuten ,  wenn  das  Frühlingslicht  wieder  erglänzet, 
dann  wird  das  Garze  der  Natur  aufs  neue  belebt,  beseelt 
und  von  wunderbaren  Stimmen  erfüllt.  So  heifst  weib- 
licher Seits  die  Göttin  Fauna  auch  Fatua,  d.  i.  die  Natur, 
die  reiche,  Hülfe  leistende,  hervorbringende  Erde, 
aber   auch    die   grofse    Hebamme   und    Weltmutter  1-1). 


420)  Darum  stand  auf  dem  Palalinus  ein  Tempel  der  Fcbris. 
Cicero  rie  N.  D.  III.  25.  p.  632:  Febris  et  i  am  f am  im  in 
Pa'atio.  S.  jezt  :  Sul  culto  ,  reso  daßli  anhclii  Romani 
alia  De»  Pebre  disserlazione  de'  Dotlor  G.  de  Mat- 
fhaeis,  Roma  lSi-1.  Uebi  r  die  in  diesen  Gegenden  jezt 
besonders  so  herrschend  gewordenen  Fieber  vergJ.  man 
v.  Bonsieilen's  Reise  nach  Rom  II.  Th.  besonders 
pjj,  63  f. 

»21)  Vergl.  Macrob.  Salurnal.  I.  42.  und  dort  Labeo ,  wo 
Fauna    mit  Bond  Dea,   Tellus,    Terra,    Ops 


9« 

Ich  will  mich  hier   auf  diese  Andeutungen   br- 
welche  ich  im  dritten  Theile  (vergl.  p.  918  AT.  der 
Ausg.)  weiter  ausführen  und  näher  beleuchten  werd 

Um  aber  das  Fest   der  Parentalien   richtig  zu  bt 
theilen,  müssen  >v i  1    gleichfalls  in  die  Pelasgis« 
gionen  ,    denen    ja  die   Bewohner   des    allen   Italien* 
Ganzen  so  treu  geblieben,  zurückgehen.     Im  alteaür 
chenland  linden  wir  ähnliche  Feste  ,   Xoa>l  genannt,  a 
besondere  zu  Athen   das  Fest  der  xv-vpot,    weichet 
den   i3.  Anthesierion  ,    also   ungefähr    zu  derselben 
wie  in  Bora  die  Parentalien  ,  feierte  ;  ein  Fest  zur  Ena* 
nerung  an  die  l'lulh  gestiftet  dem  Hermes  GhthoniaiW 
den   Wenigen  ,    die  sich  aus  der  Fluih   gerettet,   um 
Manen    der    in   der  Fiulh   Umgekommenen  Zu 
und   den   Hermes  Cblhunius    zu    besänftigen.       l)cn 
dieses  Festes  ,  so  wie  der  dabei  vorkommenden  Gehraa- 
che ,    habe  ich   schon   oben   II,  Th.  pag.  373  fl.  berifcrt« 
Übergehe  sie  also  hier  billig. 

Aber  über  die  C,  a  r  ist  i  en  (Charistien» 
um  so  mehr  einige  Worte  hierbei  folgen,    da    dii 
selbst  dieses  Fest  mit  dem  der  Feralicn  oder  «lern  Tod» 
feste  in  Verbindung  bringen   ii-).     Die  Chatistien 


und  M  aj  a  zusammengestellt  wird  ,  auch  F  a  t  u  a  f entaot 
von  fari,  weil  die  Kinder  nicht  eher  eine  Stimm«  »W 
sich  geben  ,  bis  sie  die  Erde  berühren. 

422)  Ovidios  Fastorr.  II.  61 7  sqq.  : 

Proxitna  cognati  dixrrr  Ctmth  rari, 

•  oir  ad  social  torba  profuqnl  dape« 
Scilictt  a   tunttlit,   et,  qui  periere  ,  propinyuis 
Frotuim  ad  tivot  ora  refexie-  j 

Poitqne  toi  arnitioi ,  tfuidqutd  dt  sangaine  restdt 
,4d<p\cri e  .   et  gener is  dtnurrierare  grmdiu. 

Die  folgende  Betrachtung  des  Dichters  verdient  gl 
ihm  selbst  nachgelesen  zu  werden. 


9*5 

auf  den  22.  Februar.  Die  Hauptstelle  de«  Valerius  Ma- 
ximum l-r)  enthält  noch  einige  wesentliche  Züge.  Et 
■war  ein  eigentliches  Familienfest.  Der  Aelteste  gab  allen 
Mitgliedern  einer  Familie  eine  Mahlzeit.  Weil  ein  sonst 
gelehrter  Antiquar  dieses  Fest  zu  den  sacris  gentiütiil 
rechnet,  und  ein  anderer  gelehrter  und  geistreicher 
Forscher  Ton  den  gentes  den  Begriff  gegeben  hat ,  dafi 
man  darunter  nicht  einzelne  Geschlechter  in  Rom, 
sondern  gröfsere  Genossenschaften  als  Theile  der 
Curien  zu  denken  habe  l24),  so  ist  von  mir  absichtlich 
die  Stelle  des  Valerius  M.  ganz  beigefügt  worden.  Nach 
meiner  Ansicht  will  der  Geschichtschreiber  angeben,  bis 
zu  welchen  Graden  der  Verwandtschaft  die  Befugnifs, 
an  jenem  Familienfeste  Theil  zu  nehmen  ,  sich  erstreckt 
habe ;  wobei  er  dann  die  cognati  und  affine»  nennt  l25). 
Auf  jeden  Fall  sagt  er  ,  dafs  auch  die  Cognaten  und  Af- 
finen  bei    diesem  Feste   zugelassen   wurden   ,2').      Nacl 


123)  FF.  i,  8.  Conviviiira  ethm  solemne  majores  nostri  insti« 
Hiermit ,  idque  Cbaristia  appelJarunt ;  cui  praeter  cognatos 
et  affines  nemo  interponebatur:  ut,  si  «jua  inltr  neeessa- 
rios  quere  la  esset  orta  ,  apud  sacra  mensac  et  inier  hila« 
ritatein  animorum  fautoribus  concordiac  adlubitis  tolle« 
retur, 

\2k)  S.  Chladenius  de  gentilitate  pag.  49.  und  Niebuhr  Rom. 
Gesch.  I.  p.  228  ff.  vergl.  Heidelbb.  Jahrbb.  I8i7.  nr.  72. 
und  nr.  78.  p.  11  i«  ff.  und  p.  1238  ff. 

125)  Hierbei  mups  der  Unterschied  zwischen  agniti  und 
cognati  bemerkt  werden;  s.  Cicero  de  Legg.  I.  cap.  7. 
$.  2-3.  mit  den  Auslegern  ,  Cujacii  Observatt.  lib.  XXVII. 
cap.  6.  pag.  $u\  sq.  Heioecc.  und  jezt  Gaii  fnstiiutt.  lib.  I. 
$.  156.  p.  39  sq. 

126)  Chladenius  de  gentil.  pag.  1O1.  unterscheidet  die  cognati 
von  den  gentiles,  und  maclit  die  Charislien  doch  zu  sacris 
gentilitüs.     £r  scheint  die  Stelle  des  Valerius  Max.  nicht 


934 


dieser  Vorbemerkung  mögen  wenige  Worte 
um  den  Geist  dieses  Festes,  das  uns  die  Römisch« I 
ligiun  von  einer  sittlichen  ,  ja  liebenswürdigen  Seite: 
bemerklich  zu  machen.  Sittliche  Eigenschaften 
der  Dichter  einzig  von  den  Tbeilnehmern  dieser  Fi 
vielleicht  gerade  in  einein  absichtlich  gewä'l 
•atz  gegen  die  blofse  Rücksichtnahme  auf  Verwarn 
in  seiner  sittlich  so  entarteten  Zeit.  Aber  wie  denn 
eeyn  mag:  —  man  kam  eben  von  den  Grabern, 
erneuerte  Erinnerung  an  die  Hinfälligkeit  des 
lieben  Lebens  mufste  auch  den  Unempfindlicheren 
und  friedfertiger  stimmen  als  er  gewöhnlich  war. 
also  versammelte  der  Acl teste  die  Glieder  seiner  »ansei 
Familie  zu  einem  Liebes-  und  Versohnungstnahle ;  fr, 
der,  menschlichem  Ansehen  nach,  zunächst  den  JirWo 
Todten  beigesellt  werden  sollte.  Anjczt  erblickte  ■•■ 
ihn  noch  im  heiteren  Familienkreise.  Denn  erbdaOT 
sollte  dieses  Fest  nach  der  mehrtägigen  Sühn-  und  Tai* 
tenfeier.  Es  hatte  von  der  sänfVigenden  Charts 
seinen  Namen,  und  hing  mit  der  inneren  Seite  alter 
ligionen   zusammen,    welche  Freudigkeit  vom  Ged« 


an  den  Tod  nicht  trennte    >27).    —    Also  eine  schickbc 
Zeit ,    um    Zwistigkeiten   unter    Familiengliedern   ai 
gleichen.  Diesem  Tage  war  die  Eintracht  (die  Concoi 
dia)  besonders  hold  und  zugelhan   {Jb).      Wer  in  ihre» 
Sinne   dachte   und   handelte,    sollte  h:   r,    am  Familie 
tische,  die  Klagen  der  Verwandten  beschwichtig, 
wenn  man  jezl  den  Laren  die  gemeinsame  Opfer  jp< 


gekannt  au  haben.     Auf  das  cognati  bei  Ov:ii«s, 
einem  Dichter,  dürft-  man  weniger  Gewicht  leren. 

127)  Diese  Seite  ist  oben  Th.  I.  p.  4t~.  in  Sprache  und  Sacke 


darbrachte  l2f)  ,  so  mufste  man  ja  wohl  geneigter  als 
sonst  vielleicht  seyn,  das  versöhnende  Wort  desjenigen 
zu  hören,  der  nun  bald,  nach  seinem  Hintritt,  jenem 
Chor  der  Laren ,  der  seeligen  Herren  und  der  unsicht- 
baren Aufteher  und  Beschützer  des  ganzen  Geschlechts, 
beigesellt  werden  sollte. 

In  diesem  Sinne  konnte  der  alte  Römer  ehemals  das 
Jahr  beschließen ,  denn  der  Februar  war  anfangs  der 
letzte  Munal.  Aber  auch  ferner  kennte  er  in  diesem 
Sinne  aus  dem  Hause  ins  Freie  treten,  seine  Feldmarken 
begehen,  und  die  Verkündigen«  des  Frühlings,  die 
Schwalbe ,  begrüTsen   l3°). 

§.     ii. 

Der     Gott     Tages. 

In  der  Zahl  Italischer  Untergottheiten  ragt  vor  allen 
jener  Etruriscbe  Tages  hervor.  Sein  mythischer  Ur- 
sprung führt  uns  gleich  in  den  Mittelpunkt  gewisser  durch 
das  ganze  Alterlhum  hindurchziehender  Ideen.  Als  man 
einst,  so  erzählte  sich  das  Yolh,  hei  Tarquinii  (Corneto) 
in  Etrurien  den  Acker  pflügte,  stand  jener  Gott  aus  der 
Furche  auf,  in  Hnabenge&talt  ,.  aber  mit  des  Greisen 
"Weisheit  ausgerüstet  (Cicero  de  Divinat.  II.  a3.  und  da- 
selbst Davies,  vergl.  Isidori  ürigg.  V 1 II.  o.  pag.  374  ed. 
Arevall.).  Darum  heilst  er  «uch  hie  und  da  der  ausge- 
ackerte K  n a  b  e.  Er  war  der  Erde  Sohn,  und  aus  ihrem 
Schoofse  hatte  er  die  Gabe  der  Weissagung  he  ran  (ge- 
bracht;  gerade  so  wie  jener  wundersame  Seher  des  alten 


129)  Ovid.  vs.  333  sq. 

130)  Auf  den  23.  Februar  fielen  die  Terminal]«  (Ovid.  vs.639.) 
und  bei  dein  24.  RcdenlU  derselbe  Diwhttr  (vo.  bii.)  der 
Ankunft  der  bchwulben. 


Tbraciens ,  Silenus  ,  Vielen  für  einen  Sohn  der 
galt,  welcher  ohne  Zuthun  eines  Mannet  aus  der 
Sc!i  mfs  entsprang  (Nonni  Dionys.  XIV*.  <r 
Auch  in  jeder  andern  Beziehung  erinnert  dieser  li 
an  die  tellnrischen  Mächte  von  Samothrace  und 
Er  ist  als  Knabe  gebildet,  wie  sie,  in  den  ältesten 
len ;  er  weissagt  aus  der  Tieft-  liummcnd  ,  wii 
wie  KsiiMin-  Ashlepios.  Kurz  alle  jene  Vorstcllun»e»i 
Pelasgischen  Religionen  kehren  hier  Mieder.  Vom 
aber  mufs  an  den  Cabirischen  Hermes  gedacht  «er 
Denn  nicht  sobald  ist  Tages  geboren  ,  so  tritt  M  alt 
rer  auf.  Die  Wissenschaft  von  göttlichen  Dingen, 
Kenntnifs  des  Vogelflugs  ,  die  Kunst  in  den  Eiugeveia» 
der  Opierthieve  zu  lesen,  das  Alles  ist  sein  Werk.  & 
bat  in  allen  dusen  Dingen  seinen  Schüler  Baccbe»  ■*» 
tei  wiesen.  Ibm  hat  er  die  Acheruntischen  Bücher  über- 
gehen  ,  die  in  den  Priesterschnlen  Etrurieas  einet  *r* 
sentlichen  Theil  der  Theologie  begreifen.  Darin  mir 
die  mystische  Lehre  von  der  Reinigung  der  Seein  »*r» 
getragen,  wie  z  1>.  durch  das  Rtut  gewisser  Thict.  ge- 
wissen Gottheiten  geschlachtet,  die  Seelen 
Loos  der  Materie  erlöset  und  zur  Heroen  würde  erhol 
weiden  könnten  '*').  Aber  auch  die  heiligen  Gchras 
und  das  ganze  Cä'i imonialgesetz  leitete  die  1 
Priesterschaft  von  Tages  und  Bacches  her  (  vergl.  ob«* 
1.  Th.  p.  iü8.).  Die  Kitualhücher,  wie  sie  hiefsen 
ohne  Zweifel  auch  die  Entsühnungen  bei  drohe 
zeichen  vorgeschrieben  waren  ,  hatten  den  j\»n;v 


m  sca 

■:::: 

i  fiscal 


i3l)  Amobjus  adv.  genlt.  II.  62.    Vergl.  die  Ausleger 

Tom.  II.  p.  yO  Orcll.      Liudenbrog   wollte   anstatt  Ac 
runtici  libri  lesen:  Aruahui;    vergl,  <len  Comn.! 
Anunian.  Marcellin.  XVII.    in.   p.  282  ed.  V* 
ltin   da  hier    von   telluriscben   chthonisebaa   Witts 
Rede  ist,  iu  mufs  die  «he  Lesart  für  sehr  p***ct>d  gt 


9*7 

an  der  Spitze.  Labeo  hatte  sie  in  fünfzehn  Büchern 
ine»  Lateinische  übersetzt.  Die  Kenntnifa  der  Meteore, 
des  Blitzes  und  Donners,  in  heiligen  Büchern  niederge- 
legt, wird  gleichfalls  jenem  beigelegt.  Nu  eh  lesen  wir 
bei  Job.  Lvdus  im  Tractat  von  den  Erdbeben  ]  )  die  Rö- 
mischen Auszüge  aus  Tagetischen  Schriften  über  diesen 
Gegenstand  t  z.B.  welche  Lander  der  Eide  bedroht  sind, 
wenn  ein  Erdbeben  liummt  zur  Zeit  da  die  Sonne  im 
Widder,  welche,  wenn  sie  im  Stier,  in  den  Zwillingen 


132)  Pag.  130  ed.  Schow.  Aus  diesem  Büchlein  erfahren  wir 
auch  zuerst,  dal?  die  in  Versen  niedergesebrieht  tienOra* 
kel  des  Tages  zuerst  von  Vicehus  und  nachher  von  Ap- 
pultjus  prosaisch  waren  vorgetragen  worden.  Vermuth- 
Jjch  niuls  aber  anstatt  Bt*t/.to$  (  Victlius  )  gelesen  werden 
Bz-yovAcs  (Figulus),  indein  wir  noch  Fragmente  «iner 
Brontoskupie  von  NigidhiH  Figulus  haben  (s.  Schneiders 
Index  zu  den  Scriptorr.  K.  rust.  p.  35S.  und  Spangenberg 
de  religg.  Latii  dornest!,  pag.  3t.).  Bekanntlich  hat  man, 
weil  von  Togetischen  Büchern  gemeldet  wird  ,  den  Tages 
als  einen  Philosophen  und  >chnftsiellcr  an  die  Spitze  der 
Etruhcischtn  Literatur  gestellt.  Dagegen  erklärt  sich  nun 
Lsnzi  im  Sagg'vu  di  Ling.  Elrusc.  II.  pag.  5M  seq.  mit 
Recht,  und  sucht  zu  beweinm,  dafs  die  1'agetischen 
Lehrsätze  ursprünglich  mündliche  Orakel  gewesen.  Von 
der  rhythmischen  Form  spricht  auch  Johannes  der  Lv« 
ditr.  Mir  scheint  folgende  Sieht  eittCI  Lateiners  Vorzüge 
lieh  geeignet,  um  ups  einen  richtigen  Begriff  *nn  diesen 
Tagetischen  Büchern  zugeben.  Censorinus  dt-  die  MtaJi 
cap.  11:  In  agro  Tatquimensi  puer  dicitur  divmitua  ex- 
ortus  nomine  Tages ,  </ui  diseiptinam  cecinent  uxtispi% 
cii ,  quam  Lucumoncs  Eltruriae  potentes  exscripserunt. 
Also  Tages  hat  die  Vorschriften  der  Opferschau  gelun- 
gen ,  und  die  Etruibchen  Hierarchen  haben  sie  geschrie-« 
ben.  —  Ich  brauche  wohl  weiter  nichts  hinzu  zu  setzen, 
um  den  Leser  auf  den  rechttn  Standpunkt  zu  »teilen.  Die 
ganze  Art ,  wie  ich  den  Tages  genommen,  und  besonders 
die  Vergleichung  mit  Hermes  wird,  denke  ich,  die  rkflH 
tige  Ansicht  vollenden. 


92Ö 

oder  im  Krebse  stehet,  und  so  durch  alle  Zeichen  hin. 
durch. 


Es  war  ein  alter  Glaube  der  Völker,  der  in  die 
sten  Orakelstiftungen   eingreift,    dafn    aus  den  dunkelen 
Uralten  der  Elemente  die  Selicrkraft  abstamme.      Weis« 
sagende  Vögel  kommen   aus   hoher  Luft.      Die    Flufhen 
des  .Meeres  stof&en  den  Propheten  Babylons  Oannes  au« 
(der,    wenn  nicht  im  Namen  ,    doch   in  der    Sache,   alt 
Fi  seh  mensch,  mit  Janus  verwandt  zu  seyn  scheint), 
diu   Erde   war  die    frühere    Besitzerin    des   Delphischen 
Orakels,    Amphiaraus   giebt    Visionen    in    seiner    Höhle, 
so  wie  das  Erdfeuer  des  Aesculapius  Heiltraume  in  sei' 
neu  Tempeln.      An    solchen  \  01  Stellungen    lichtete  sich 
die  älteste  Naturhunde  auf.     Aus  jener  Drontoshopie  der 
Priester   erwuchs    die   Meteurologie ,    aus  dem  Glauben 
an  Erd-  und  Schlangengölter  die  Kunde  der  Heilquellen 
und  Heilkräuter.     Hier  steigt  neben  dem  Pflug  aus  der 
Furche  der  lehrende  Dämon  auf,  und  weiset  dem  .Acker- 
bauer der  Steine  Lauf,    die  Perioden   des   Jahres,   d< 
Erde  Leben  und  die  Natur  des  Bodens  ,  "Wind  und  Wet 
ter  in  ihrem  Einfyu.fi  auf  des  Landmanns  Geschäft,  und 
den   Zusammenhang   der  Hiinmcls/.eichen   mit   den  Revo- 
lutionen dvr  Eide.     So  sind  die  Phänomene  der  gesamm- 
ten  Natur  mit  dem  Ackerbau  in  Verbindung  gesetzt.    Die 
Ei  de  lebet  und  lehret,  und  ihr  Pfleger,  der  Achermann, 
siebet  ihr  i'hun   und  höret  ihre  Stimme.      So  nennt  der 
fromme,    Klare  Xenophon   im  ßueh  vom  Landbau    (Oe- 
conomu  XJX.   17  sqq. )    den  Ackerbau    einen    menschen- 
freundlichen,   linden   Lehrer,    der  uns,    wenn  wir   nur 
offene  Sinne  haben  ,   auf  das  geschwindeste  weise  macht. 
So  waren  denn  auch   jene  ersten  Ackerbauer   und  Pflog« 
mariner   Osiris,    Triptolemus  ,    Bnzjges  ,   Ei  ii.  litlionius, 
und  wie  sie  alle  heifsen  mögen,    die  ersten  Leinet    mil- 
derer   Sitte   und   gesetzlicher    Ordnung.       Darum    waid 


9a9 

ihnen   an  cli  Heroen  ehre   nach  ihrem  Tode   (  vergl.  oben 
Cap*  Vi.  §.  7.  besonders  p.  384.). 

In  dieten Chor  tritt  auch  Etruriens  Taget  l11).  Doch, 
■wie  gesagt,  göttliche  Wissenschaft  erhebt  ihn  zu  hühe- 
rer  Würde,  zur  personificirten  Intelligenz.  Die  Wohl- 
tbaten  des  Acltcihaues  und  der  büi  gerlichen  Ordnung 
sind  sein  Geschenk«  aber  auch  die  ungemeine  Wissen- 
schaft von  höheren  göttlichen  Dingen-  Im  Priesteraystem 
der  Ktruskcr  mochte  er  also  auch  wohl  dem  Janus  als 
Camillus  oder  Hernie»  eben  so  zur  Seite  stehen  ,  wie 
Thoth  -  Hermes  dem  Osiris  im  Aegyptiacben.  Daher  sind 
die  Tagetischen  Bücher  dem  Elrusher  in  jeder  Beziehung, 
was  die  Hermetischen  dem  Aegyptier  gewesen.  In  ihnen 
war  die  Blülhe  Tuscischer  Weisheit  niedergelegt  ;  die 
heiligsten  Lehren  vun  der  Seelen  Schicksal  und  Läute- 
rung, und  von  dem  göttlichen  ewigen  Wesen.  Nach 
dieser  Sitte,  auf  den  Gipfelpunkt  der  priesterlichen 
Wissenschaft  jenen  Tages  zu  stellen,  mnfs  auch  die  An- 
gabe beurtheilt  werden  ,  die  ihn  den  gi  üiWsten  Weisen 
der  Griechen,  Pythagoras  und  Platt»,  anreiht,  und  die- 
sen drei  Weisen  die  Lehre  von  Einem  höchsten  Gotte, 
dem  Regenten  aller  übrigen  Gottheiten  (de  uno  Deo 
principe  et  ceteiurum  nnminuni  urdinatore)  .  beilegt  (Pla- 
eidus  Lulatius  zu  der  Thebais  des  Statins   IV.  5tb  ). 

Die  Sladt  Tarrjuinii,  in  deren  Gemarkung  der  Leh- 
rer Tages  aufgestanden  nur,  galt  im  Alterthum  für  eine 
der  angesehensten  Zwülfstadte  Etruriens.  Noch  jezt 
zeugen  manche  Spuren  von  ihrer  ehemaligen  Gröfse, 
be*i>ndera  jene  merkwürdigen  unterirdischen  Grabge- 
wöJhe  vcii  Coineto ,  mit  ihren  Reliefs,  Nischen  ,  Urncu 
und  Bildwerken  verschiedener  Art.      Mitali  hat  in  den 


133)  Xitbuhr  Rom.  Gesch.  I.  p.  93  ff.  gedenkt  auch  kQralioh 


des  Tages. 


11. 


Sa 


Kupfern  zu  dem  angeführten  Werke  auf  der  5i.  Platte 
die  schöne  Ansicht  eines  solchen  Gewölbes  gegeben.  Im 
Jahre  1770  fand  man  in  den  Ruinen  von  Corneto  das 
bronzene  Bild  eines  sitzenden  Knaben  mit  Etrurischer 
Schrift  auf  dem  verstümmelten  linken  Arme »  unter  der 
Erde.  Der  erste  Gedanke  war  an  den  Tarquinischcu 
Erdgott  Tages,  und  man  wollte  dahei  auch  die  Sitte  gel- 
tend machen,  dafs  die  Etrurischcn  Lehrer  sitzend  zu 
unterrichten  pflegten.  Die  Statue  ward  darauf  nach  Rom 
in  die  Vaticanische  Sammlung  gebracht.  In  einer  bei 
dieser  Gelegenheit  toii  Passeri  geschriebenen  Abhand- 
lung, die  mit  dem  darin  befindlichen  Rüde  vor  mir  liegt 
(Passeri  Conimentntiu  de  puero  Etrusco,  Romae  1771.), 
wird  diese  Vorstellung  bestritten,  und  unter  andern  aus 
der  am  Halse  des  Knaben  hängenden  bulla  wahrscheinlich 
zu  machen  gesucht,  dafs  es  ein  donarium  eines  patrici- 
schen  Knaben  sey ,  das  man  nach  einer  Krankheit  dessel« 
ben  den  Göttern  gewidmet  habe  (i.p.XXYH.),  Am  sicher- 
sten wird  man  also  bei  der  allgemeinen  Bezeichnung  :  der 
Etrurische  Knabe  stehen  bleiuen   [i4). 


u 


/.. 


Den  Namen  Tages  leitet  Lanzi  135),  nach  seinem 
Grundsatze  ,  alles  Wesentliche  der  Italischen  Religionen 
aus  dem  Griechischen  herzuleiten,  vom  Thessalischen 
Tajd^-,  Heerführer,  Volksbaupt  (Herzog), 
denn  die  Tartjuimcr  seven  Thessalischen  Ursprung»   '- 


i34>  Eine  Abbildung  in  verjüngtem  MaafaSfube    liefert,   nacl 
Lanzi ,   unsrre  T'afeL  XLIX.  unten.     Man  vergleiche  die 

Erklärung  p.  S(J. 

135)  baegio  di  Ling.  Etr.  IL  p.  33$, 

136)  rayiv  beim  Xenoph,  Hist.  Gr.  Vf.  1.  6.   von  dem  Thes« 


leb  habe  selbst  den  Et rtiri sehen  Tages  für  Gticchisch 
oder  bestimmter  für  Pelasgiseh  erkannt;  und  da  ich  des 
Silenus  dabei  gedachte ,  also  des  alten  Bacchus,  so  kann 
ich  schon  deswegen  nichts  dagegen  haben  ,  wenn  Tages 
Herzog  h  ei  f seil  soll.  Denn  als  Heerführer  war  ja  IHo- 
nvsus  recht  eigentlich  genommen.  Aber  soll  leb  ineine 
wahre  Meinung  sagen,  so  glaube  ich,  Lanzi  bat  sich 
diesmal  von  dem  Tarrjuimschen  Lncal  zu  sehr  beengen 
lassen,  um  mit  einer  T  hess  a  I  ische  n  Sprarhfnrm  sieh 
vu  befriedigen,  die  im  Grunde  doch  nur  etwas  Allge- 
meines sagt.  Ich  deulte  ,  wir  Itimnen  einen  eigenthüra- 
lichereu  und  bestimmteren  Grund  und  Sinn  dos  Namens 
finden  ,  und  zwar  ohne  einmal  weit  von  Thessaliens  Gran- 
iten wegzugehen. 

Es  war  so  eben  vom  Silenus  und  Bacchus  die  Rede. 
I>avon  wollen  wir  um  so  mehr  ausgehen  ,  da  des  I  ages 
Schiller  urkundlich  Baccbes  genannt  wird,  d.  h.  ein 
Begeisterter,  ein  Orahler  (Spruch Sprecher). 
Nun  treffen  wir  an  Thessaliens  Grarizen  einen  eks  ta- 
tischen Bacchus- Silenus  an.  Zu  Dodono  in  Tbes- 
protien  linden  wir  ihn  als  einen  astrologischen 
"Weissager  —  als  einen  begeisterten  Stern- 
deuter oder,  was  dasselbe  ist,  als  einen  Astroh  a- 
cua  *  7).  Nun  aber  wird  Bacchus  in  den  Orplmcben 
Gedichten    als    t<pa-*Twp    und    e7tri<piO(    bezeichnet, 


137)  'Affr^ißano; ;  g.  Hy?in.  poet.  astronora.   cap.  23.    pap.  473 
Slaver.  vgl,  mein«  Commeutt.  Herodoti.  I.  p.  251  —  260. 


Balischen  Heerführer;  vtrgl.  PolluX  I.  <88.  ira)  iua -.yot,  aoj 
Ötrru>üv  ra-yr;  ,  und  Siurz  Lex.  Xniuph.  IV.  p.  2i%  »tq. 
Wenn  daaclhst  titmerkt  wird  ,  daffc  man  auf  den  H.i 
der  MandcchrifheB  Tctyjjv  Mali  rjcyi'j  fand  ,  *o  m  in  int  «lies 
jezt  Autnicrksaiiiktit  m  verdienen.  Lauzi  haue  s;fw'fs 
davon  Gebrauch  gemacht,  wäre  ihm  diese  Variante  be- 
kannt gaweaen. 


93a 

welche»  Joseph  Scaliger  jedesmal  sehr  glücklich  und  al- 
terthümlich  durch  Tages  übersetzt  ,3s).  Tagit  sagte 
die  alte  Sprache  statt;  langit  lJ9)i  wovon  auf  die  natür- 
lichste Weise  von  der  Welt  Tage»  abgeleitet  werdea 
hann.  —  Und  dieses  stimmt  auch  mit  den  BegritUii 
vom  Tages  aufs  beste  zusammen;  man  mag  ihn  nun  tel- 
lurisch  oder  siderisch  betrachten.  Er  ist  aber,  wie  wir 
sahen,  in  diesem  zwiefachen  Sinne  zu  nehmen;  denn 
er  steiget  aus  der  Furche  neben  dem  Ackermann  auf, 
lehret  der  Erde  Natur,  und  unierrichtet  die  Menschen 
in  den  Zeichen  des  Himmels.  Bacchus  berühret  die 
Furche  der  Erde  l^°),  und  j;Iebt  Belehrung  über  ihr  Thun 
und  Wesen.  Dieser  Satz  hatte  seine  Genealogien«  be- 
deutsame Namen  und  Handlungen.  Wir  müssen  uns  da- 
mit bekannt  machen,  «Tages,  heilst  es,  ist  Sohn  des 
Genius  und  Enkel  des  Juppiter,  ein  Knabe,  der  die  zwölf 
Völker  Eiruriens  in  der  Opferschau  unterrichtet  haben 
soll  »  **').  Also  vom  Juppiter  geht  ein  Genius  aus  und 
vom  Genius  ein  priesterlicher  Lehrer  Eiruriens.  In  den 
Phrygischcn  Sagen  hurten  wir  Folgendes:  Zeus  lafst  im 
Schlafe  seinen  Saamen   zur  Erde  herablliefsen ,   daraus 


138)  Hymn.  Orph.  L.  (49.)  7.  LH.  (5t.)  9.  vergl.  Gesner 
Oiphti  Fragmin,  p.  476  Herrn. 

139)  Pestus  p.  SST  Dacer.  Tagere  ist  aber  mit  dem  Griechi- 
schen S/ys/v  ,  berühren,  verwandt. 

«40)  Wie  die  Myslerienscenen  auf  eine  für  die  Kirchenväter 
Ärgerliche  Weise  diese  und  ähnliche  agrarische  Saizc  ver- 
sinnJicbten  ,  kann  der  Leser  aus  dem  sechäzehnien  Or- 
phischeu  Fragment  (,p.  451  Herrn.)  ersehen.  Bekanntlich 
wird  sulcus  und  vomer  lllr  aifoia  gebraucht.  Man  vergl. 
nur  Lucret.  IV.  1265. 

ihi)  Pestus  p.557  Dacer:  Tages  nomine ,  Genti  filius  ,  nepos 
Jovis ,  puer  dicitur  discipltnun  lunpicu  danüitt  duudecwu 
populis  Elruriae. 


953 


entsteht  ein  Genins  (<taiu<av)  und  daraus  ein  Heros  At- 
tes  ;4  )  ,  Lehrer  der  Phrygischen  Menschheit.  Also 
Juppiter  ist  der  Besaamung  und  der  Belehrung  letzter 
Grand.  Ist  sein  Saame  geflossen  und  der  Schoofs  der 
Mutter  Erde  geschwängert,  so  Iiann  der  Landenann  mit 
Hofin ung  pflügen.  Der  Saaten  Gedeihen  hangt  aber  auch 
wieder  vom  Himmel  ah;  seine  Sterne  und  Erscheinungen 
wollen  verstanden  seyn  und  angewendet  auf  das  agrari- 
sche Geschält  Schädliche  Einwirkungen  aus  der  Tiefe 
und  aus  der  Luft  wollen  abgewendet  seyn  (der  Zorn  der 
unterirdischen  und  der  Luft- Götter  will  gcsiihnt  seyn), 
soll  andere  Fülle  und  Wohlstand  gedeihen.  Damm  steigt 
der  geniale  Knabe  Tages  aus  der  Erde  auf,  legt  die 
Hand  auf  die  Furche  l4*),  segnet  die  Erde,  und 
belehret  ihren  Bebaucr  über  ihre  Natur  und  ihr  Wesen, 
über  der  Sterne  Laufund  die  mancherlei  Zeichen  in  der 
Luft,  giebt  auch  die  Mittelan,  wie  der  Landmann  und 
der  Gärtner  ihr  Feld  vor  schädlichen  Dämonen  bewahren 
sollen  ,S4).  —  Auf  diese  Weise  hingen  die  Erscheinun- 
gen am  Himmel  und  die  Veränderungen  auf  Erden ,   die 


1-12)  S.  oben  11.  Th.  p.  4S  f.  Beim  Schlafe  des  Zeus  er- 
innere man  sich,  was  wir  oben  über  .Inno  -  Prosymoa  ge- 
sagt haben  (II.  p.  577. J.  Der  Name  Bivßta ,  welche  vom 
Jacciuis  im  gedachten  Orphischc»  Fragment  fiech  berührt 
vi  dil  ,  be/it  ht  Meli  uuf  Schlaf  und  auf  das  Geharen  der 
Erde    im  Verborgenen. 

«43)  S.  das  Bild  aur  unserer  Tafel  XLIX.  unten.  Also  Tages 
der  Berühre  r. 

l44)  Columella.df  eultn  bonorum  X.  vs.  344  sq.  :  llinccapnt 
Arcsdtci  niiduin  cutc  fertur  N*elli  Tyrrhemis  fixissc  Ta- 
ges in  liuiiie  ruris.  Ver/jl.  die  Ausleger  daselbst  p.  .538 
Schneider.  Ein  Eselsschadel  dirnte  aU  ScDtriSmitfel  der 
Frlder  und  Glitten.  Der  Süt-nlsche  Esel  hatte  seine  me- 
teorologischen und  agronomischen  Bedeutungen»  S.  die 
Cominentait.  fiiiodott.  a.  a.  U. 


9H 

Zeichen  der  Vogel  und  der  Opferthiere  mit  den  Arbeilea 
des  Lindmannes  zusammen.  Wir  sagen  in  unserer  Spra- 
che «.vom  Donner  gerü  kr  et  v  ;  so  sagten  die  Italier 
Y<»iij  Blitze,  dafs  er  berühre.  Fin  Bümischer  Schrift- 
steller drückt  sich  darüber  so  aus:  « —  ut  in  Tagetici» 
Hbris  legitur,  Vejovis  fulmine  mos  tangenäos  adeo  he- 
betari ,  ut  neo  tonilrum,  nee  majores  aliquos  posaint  au- 
dire  fragores  »  • ,5).  Da  derselbe  Autor  an  einer  andern 
Stelle  das  tangere  bei  dem  Tages  nochmals  ge- 
braucht l<*6),  so  konnte  vielleicht  Jemand  darin  eine  An- 
spielung auf  diesen  Namen  suchen.  Ich  suche  sie  nicht. 
Aber  Folgendes  suche  ich,  oder  vielmehr ,  es  bietet  sich 
Ton  selber  dar:  Die  Priester  Acgyptens  lehrten:  Ein 
Blitzstrahl  berühret  eine  Kuh,  und  befruchtet  sie.  Aus 
dieser  Befruchtung  wird  Apis  geboren;  und  diesen  Apis 
nannten  die  Griechen  ,  nach  ihrer  Weise,  um  sich  in  ihre 
Sprache  das  fremde  Wort  umzusetzen,  Epaphus  ,^r). 
D.  h.  die  Erde  wird  vom  Strahle  des  Himmels  berührt, 
und  nun  gebiert  sie  den  Sohn  der  Berührung,  den 
Epaphus.  Das  ist  Bacchus  lnä<pta$ ,  der  Berührer. 
DerBacchische  Stier  ist  diu  Hieroglyphe  des  Ackerbaues; 


i4S)  Ammiamis  MarcrlUmis  XVII.  tO.  2. 

1  i&  XXI.  1.  9  ond  1<>.  —  sm  qnod  tanyifnr  eornm  adfectio- 
ne  —  —  Cujus  discintiliac  l\7ges  nomine  quidjm  mon- 
btrstor  «"vt.  Auch  kannten  iJie  Freunde  des  Magnetismus 
an  die  elec.tri--c.lir  Baguefte  beim  Tages  denken  —  Fragen, 
die  Kaiser  meinem  Kreise  liegen.  —  In  derselben  Stelle 
des  AmmianU8  §.  ll.  werden  neben  Donner  und  Blitz  auch 
Furchen  d»r  Gestirne  erwähnt  (siderum  sulei), 
womit  das  Sclnelisen  oder  scheinbare  Fallen  der  Sterne 
(die  Sternschnuppen.)  bezeichnet  werden. 

4  i?     Hr-rodot.    III.    27.  TS.    ct)a;  »V»  tjJv  ßeJv  iv.  toO  oufavaJ  *or» 
kiyurrictm  .     A-j;  ,    rJv  '  £Aa»jv*>'E  ▼- 
"  'c--t.    Vergl.  oben  1.  II».  p.  4SI  f. 


955 

eines  der  vorsüßlichsten  Zeichen  der  Thierschrift 
i  der  Ochsenhopf.  Himmel  und  Erde  haben  dem  Osiris- 
ftcchus  das  Daseyn  gegeben  I/|H)  —  wie  dem  Tages, 
fern  Sohne  der  Berührung  aus  Juppiters  Saamen.  Der 
litz  ist  der  Saame  des  Zeus;  nnd  sn  können  Tages 
"*id  sein  Schüler  Bacches  ldV)  die  Zeichen  der  Erde 
nd  des  Himmels  den  Völkern  deuten.  Stegeben  Zeug- 
ifs  von  Himmel  und  Erde,  weil  sie  von  beiden  ge- 
enget sind, 

§.     .*. 

Die     Auguricn. 

Mit  Ackerbau  ,  Saat  -  und  Erntefesten  hängt  die  ge» 
rdnete  Jahresznhlung    zusammen.      Auch  darin    sollten 
die  Elrurier  es  ziemlich  weit  gebracht  haben.     Wie  viel 
ie     hierbei     von    auslandischen    Einsichten     benutzten, 
möchte  schwer  zu  bestimmen  seyn.     So  viel  ist   gewifa, 
ie  halten  schon  einen  geordneten  Calender.     Numa,  der 
as  alt-Bömische  IWondsjahr  auf  das  Sonnenjnhr  zurück- 
ithrte ,     bediente    sich   dabei  vorzüglich  der   Hülfe  der 
riester.     Wenn  Macrobius  (Saturn.  I.   i3.)  seiner  Ein- 
sicht dabei  I.obsprüche  macht,    zugleich   aber  der  Grie- 
chen  gedenkt,     deren  Kenntnisse    er    vielleicht    benutzt 
habe,    so  widerspricht  ihm  der  gelehrte    Verfasser  der 
Geschichte  der  Astronomie  (Bailly  Hist.  de  lastion.  "\  II. 
pag.  »<|5,),    weil  die  Griechen    damals   selbst    noch   nicht 
zur  feineren  Kennlnifs  dieses  Gegenstandes  gelangt  wa- 
ren.    Daher   haben   Andere   die  Elrurier  dem  Nunia  bei 
. 


l48)  Semela  muftte  vom  Donner  e/röhrt  werden  ,  auf  dafs 
unter  dem  Feuerstralile  des  Blitzes  Oionysus  geboren 
werde. 

lly)  Einer  der  belügen  Stiere  Aegypten*  hier«  auch  Bacis  ;  s. 
oben  a.  a.  U.  p.  4bl, 


diesem  Geschäft  an  die  Seite  gesetzt;  was  wir  nicht  wei- 
ter untersuchen  wollen    'SOj. 

Hierbei  werfen  wir  einen  Blich  auf  die  Hauptarten 
der  priesterlichen  I)  i  v  i  n  a  t  i  o  n  unter  den  Etruskern. 
Da  diese  ganz  genau  mit  ihrem  Göttersvstem  zusammen- 
hing, so  Jäfst  sich  bei  der  mangelhaften  Kennt  nifs  von 
diesem  nicht  der  ganze  Zusammenhang  ihrer  Divinations- 
theorie  nachweisen.  Doch  sehr  charakteristische  Satze 
daraus  (heilen  uns  die  Alten  mit.  Zuvorderst  das  ganze 
Augurienwesen  hing  an  dem  auch  im  alten  Pcrsien  and 
Griechenland  verbreiteten  Glauben,  dafs  die  Bewohner 
der  Luft,  die  Vögel,  von  Gott  getrieben  werden.  «Et 
aves,  sagt  Seneca  (  Quaest.  Nat.  II.  32.)  ,  deus  movit». 
Auf  diesem  Princip  beruheten  die  Etrurischen  Augurien. 
Daher  jene  Aufmerksamkeit  auf  den  Flug  der  Vogel ,  auf 
ihre  Stimmen,  auf  ihr  Fressen,  auf  ihr  ganzes  Thun 
und  Wesen.  Hieraus  entwickelte  sich  nun  eine  voll» 
ständige  Theorie  mit  kunstin;if»igeii  Hegeln  und  Bestim- 
mungen. Wie  der  Vogel  Eorosch  in  den  Zendbiichern 
Symbol  der  Zeit  und  Dollmctscher  des  Himmels 
Le ifst ,  wie  der  Adler  nach  heiliger  Naturgeschichte  den 
Persern  erster  in  der  vierten  Classc  der  Tbiere  war  und 
hohe  Geister  rcprä'semirte  ,  wie  mau  dort  von  vier  Hina« 
melsvögeln  redete  (Izeschne  I.  Ha.  G:j.  H.  8y.  s,  oben 
T.  'Jh.  p.  733  f) ,  so  hatte  auch  der  Elrutier  seine  hei- 
lige Ornithologie,  und  die  Kiittheilungen ,  die  wir  in 
Piöuüschen  Schriftstellern  lesen:  in  alites ,  praepetet 
und  oscines ,  so  wie  die  Beobachtung  dieser  Himmels- 
hoten  aus  holier  Luft,  sind  MHUnÜtch  Etrurische  Augu- 
ralinstitute (vergl.  oben  I.  'Jh.  p.  1Ö7  f.).  —  Plinius  (I 
IV.   X.  ij.)  bemerkt  ausdrücklich  ,  dafs  man  in  der  Etrus« 


150)  Gründliche  R<  Ichrung  über  diesen  Theil  der  Etruriscl 
Wissenschaft  gewahrt  jezt  Niehubr  in  der  Hörn.  Gesch. 
I.  p.  183—  2üo.  besonders  p.  l9i  ff. 


)'7 

disciplina  mehrere  Vogel  abgebildet  fände,  die  zu  seiner 
Zeit  Niemand  mehr  kannte.  Hatten  wir  die  Augural- 
bücher der  Etrurier  oder  auch  die  Schrift  des  Labeo  de 
Etrusca  disciplina  noch,  so  würden  wir  besser  imMande 
seyn,  zu  unterscheiden,  was  hierbei  der  Naturbcobach- 
tung  oder  der  symbolischen  Biiducrei  angehört  haben 
mag.  Dafs  aber  die  Priester  dieser  Nation  auf  die  le» 
bendige  Haushaltung  der  Natur  sehr  aufmerksam  gewe- 
sen ,  dafs  sie  mit  scharfem  Blich  und  sorgsamem  Fleifs 
alle  Reiche  derselben  beobachtet  haben,  davon  zeigen 
sich  mehrere  Spuren.  Etruricn  war  reich  an  heilsamen 
Kräutern,  und  jene  Pfleger  der  Religion  waren  sehr  dar- 
auf bedacht,  ihre  Kräfte  zu  erforschen  und  anzuwenden. 
Derselbe  Ruhm,  der  dem  Acgyptier  im  Morgenlande 
beigelegt  .ward,  Erfinder  der  Heilkunde  zu  seyn  ,  ward 
in  dir  \A  cm  weit  dem  Tuscter  gegeben.  Wie  Aegypten 
das  Land  beilsamer  Würze  heilst ,  so  keifst  Etrurian  das 
Vaterland  der  Heilmittel  (  Mai  cianus  Capeila  de  mipf. 
phil.  cap.6.).  Auch  Theo|ihrastus  (llist.  plant.  IX.  i5.) 
preist  es  in  dieser  Hinsicht,  und  führt  dabei  einen  Vers 
des  Aeschyltjs  an,  worin  die  Tyrrhencr  als  Meister  der 
Arzneikunde  genannt  «erden.  Auch  mehrere  Quellen 
Ltiurietis  waren  im  Alterthume  wegen  ihrer  roedicini« 
sehen  Wirkungen  berühmt  (Dionys.  Anli-pj.  K  37.  Plin, 
H.  N.  II.  io3.  ibtq.  laudalt.).  Auch  darauf  richteten  des- 
sen. Bewohner  grufse  Aufmerksamkeit;  wie  überhaupt 
Brunnen  und  Quellen  sorgfältig  von  ihnen  benutzt  wur- 
den. Varro  beim  Nonius  cap,  1.  n.  Ö.  (in  Aquilex)  ge- 
denkt eines  Etruiischen  Brunnenmeisters,  und  Labeo 
(ap.  Fnlgent.  4-)  giebt  uns  ähnliche  Nachrichten.  Die 
Haruspicina  (Extispicium)  war  ein  anderer  wesentlicher 
Theii  von  Tuscischer  Priesterwissenschaft  (vergl.  oben 
I.  Th.  p.  188.).  Auch  diese  hatten  die  Etrusker  mit  den 
ältesten  Griechen  gemein.  Doch  unter  diesen  trat  sie 
'  itcrgruud  zurück.     Desto  mehr 


938 

ward  sie  in  Etruricn  ausgebildet.  8ie  war  eine  förmliche 
Disciplin  geworden,  deren  Satze  die  1  i  b  r  i  haruspi- 
cini  enthielten.  Dafs  die  so  häufige  Beobachtung  des 
Inneren  der  thierischen  Korper  nicht  ohne  Kinflufs  auf 
Anatomie  bleiben  konnte,  ist  wohl  natürlich. 

F.s  wird  Niemand  Ton  mir  erwarten  ,  dafs  ich  hier 
ausführlich  von  dem  Auguralwesen  der  alten  Romer 
handle,  Bekanntlich  haben  Bu  lenger  (de  Auguriis, 
in  Graevii  Thesaur.  Antiqq.  Romm.  Tom.  V.)  und  Belli 
(ebendaselbst)  das  Meiste  ans  den  alten  Schriftstellern 
zusammengetragen  ;  und  das  Unentbehrlichste  ist  auch 
bereits  in  die  Hand-  und  Lehrbücher  über  die  Römischen 
Alteithümer  aufgenommen  worden.  Ich  will  mich  also 
begnügen  t  einige  Gesichtspunkte  anzudeuten  ,  die  hier- 
bei zur  Charakteristik  der  Römischen  Staats  -  und  Privat- 
religion festzuhalten  sind  ,  und  dabei  vorzüglich  auf  einige 
neu  ei  öffnete  Quellen  Rücksicht  nehmen. 

"Wir  dürfen  nur  auf  die  Cnpitel  von  den  Persischen 
und  Aegyptischen  Religionen  zurückblicken  ,  um  uns  zu 
Überzeugen,    dafs    die    Etrurisch- Römische   Vogelschau 
morgenländischen  Ursprungs  ist.  Doch  behaupteten  auch 
hierin  Landesart  und  Volksansicht  ihre  natürlichen  Rechte, 
und  es  wurden   selbst  Hauptsätze  hie  und  da  mannigfach 
gemodelt,  wie  z.  R.  schon  die  bei  Griechen  und  Römern 
abweichende   Bedeutung    von    recht    und    link,     von 
rechten  und  linken  Vögeln   (aves  dextrae  und  si- 
nistrae)    sattsam  zu    erkennen    giebt.       An    die   Araber, 
Phry^iri'  und  Giftete  r  erinnert  Cicero  (de  Hivinat.  I.  4*.) 
selbst  ,  indem  er  die  Entstehung  des  Auguralwesens  aus 
dem  Hii  t*jiIrli«Ti  andeutet,  und  auf  die  gleiche  Lebens- 
art der  Einwohner  Pittdient   und  Umbricns   aufmerksam 
macht.     Nicht  minder  gehören   die  ebendaselbst  genann- 
ten Telmesier  dem  vorderen  Asien  an,  welche  die  Grie- 
chen  von   ihrem  Hellenischen  Apollo  abstammen  liefsen 
(s.  die  Ausleger  zum  Herodot.  I.  78.  besonders  Larchcr 


9^9 


I.  p.  3^3.).  Unter  diesen  Umständen  Fiat  die  Sage  beim 
Lydier  Johannes  (de  Magistratihus  R-unm.  prooem.  p.  i.), 
recht  verstanden  t  ihren  guten  Sinn:  «t  Dafs  die  naehbe- 
rigen  Obrigkeiten  de.»  Römischen  Gemeinwesen«  anfangs 
Priester  gewesen,  ist  überall  \it-mand  unbekannt,  sintemal 
Tyrrhenus  sich  aus  Lydicn  gei*en  Abend  gowendet,  und 
die  damals  sogenannten  Etrusker  (es  war  aber  dies  ein 
Sitianiscb.es  Volk)  in  den  Weihen  (rAcTCt;  )  der  Lydier 
unterrichtet,  welche  (Etruskerl  demzufolge  von  der 
Opferschau  (tx  tris  Svoaxoit tat)  Thusker  (Oovckovc)  ge- 
nannt worden  sind  i .  Die  letztere  Notiz  ,  da  sie  bereit» 
im  Vorhergehenden  berührt  wurden  ,  lassen  wir  billig 
zur  Seite  liegen  ,  und  halten  dafür  den  Hauptsatz  fest, 
dafs  die  Magistratspersonen  Priester  gewesen ,  d.  h.  dafs 
in  Roms  älteren  Zeiten  die  Patricier  Geweihetc 
und  als  solche  die  geborenen  Inhaber,  Verwalter  und 
Ausleger  der  ihrer  Caste  offenbarten  Geheimnisse  waren. 
Dafs  dieser  ausschliefslifhe  geistige  Resitz  in  allen  Ter- 
fasstingen  des  Orients  statt  gefunden  t  ist  im  ersten  Theile 
allenthalben  nachgewiesen  worden.  Hier  will  ich  nur 
bemerken,  dafs  nach  d'.m  alten  Honigsrcchic  die  Eupa- 
triden  in  Athen  gleiche  Privilegien  hesafsen  (  Plularch. 
Thes.  p.  ii.  C  cap.  24.  p.  60  mj.  Leopold:  Et'jraTpio'a.c 
piv  yivwoxetv  tu  Sei«,  xotl  -nu^i/iiv  tx^ynvxaq  aiioÜiA$ 
—  0>?oci>5  —  *al  vnitmv  9ft$a<TIEa&6W$  tlrat  ,  xat  öui'wv 
xal  ie^htv  (Sijj'iitiu';  s/gl.  Ruhnhcn.  ad  Tim.  p  110.). 
Hiernach  mufs  nun  der  Satz  de  alten  Römischen  Staats- 
rechts benrtheilt  werden  ,  dafs  es  zum  Wesen  eines  Rö- 
mischen Magistratus  gehöre,  die  V ö g el  seh  au  oder  die 
Schau  zu  haben  (nuspicium  habere,  speclinnera  ha- 
bere) ;  und  die  Abstufung  der  verschiedenen 
Magistrate  nach  Würden  und  Rechten  war 
geistlicher  Weise  auf  diese  Abstufung  der 
W etben  und  priesterlichen  Functionen  ge- 
gründet.   Daher  grofsere  und  kleinere  (ma jora  et  mi- 


nora)  Auspicien ,  und  der  'staatsrechtliche  Vorzog  der 
grösseren  Gültigkeit  der  einen  vor  den  andern  (magis 
rata  :  minus  rata)  und  dergl.  (a.  die  Hauptstelle  des  Gel» 
lius  N.  A.  hb.  XNI.  cap.  14.  und  Cicero  Philipp.  II.  33. 
mit  den  Anmerkt,  des  Abramius).  Daneben  aber  behielt 
eine  eigene  Priesterclasse ,  die  Augures,  ihre  beson- 
dere Vogelschau  ;  und  es  kommt  in  der  Erklärung  der 
alten  GesetzesiYagmente  und  Schriftsteller  sehr  darauf 
an,  die  Augurien  der  Magistratspersonen  Ton  denen  der 
Augirren  seihst  ,5f)  gehörig  zu  unterscheiden  (z.  B.  bei 
Cicero  de  Legg.  III.  19.  43:  auspicia  servanto  ,  anguri 
parento  —  quos  in  auspicio  esse  jusserit  etc.  vergl.  den 
Gö'renz  daselbst  p.  278.). 

Wie  nun  neuerlich  Niebuhr  in  der  Romischen  Ge- 
schichte (II.  pag.  3ßo  ff.)  den  Einflute  der  Elruscischen 
Aruspicin  auf  die  Form  nachgewiesen  hat,  wodurch 
die  Römer  das  zum  Eigenthum  Tom  Gemein- 
gut abgesonderte  Land  bezeichneten,  und  seine 
einzelnen  Theile  mit  unveränderlichen  Grunzen  um- 
sein »eben,  «eine  Form  ,  die  älter  als  tue  Stadt,  und  die 
dem  Anschein  nach  eine  gezwungene  und  hinfällige  Kün- 
stelei,  mit  der  innere»  Kraft  Römischer  Institutionen, 
den  Untergang  des  westlichen  Reichs  um  ein  halbe»  Jahr- 
tausend überlebt  bat »  —  eben  so  belehrend  wurde  e» 
seyn ,  wenn  nun  einmal  Jemand  die  Etru  lisch-  Rö- 
mische Auguraltheorie  mit  dem  ,  was  der  Zcnd- 
avesta  und  andere  neu  gewonnene  orientalische 
Urkunden  der  Art  enthalten,  im  Einzelnen  Terg. 
eben  wollte.  Dies  würde  vielleicht  manche  Parallelen 
darbieten    mit  dem   Einzelnen  jener  Italischen  Zeich 


94 1 

deuterei,  mit  dien  ayes  l52)  laetae  und  tristes  (cuatot  und 
otx  uioiot),  mit  den  praepete»  und  osciues  (Servius  ad 
Virgil.  Aeneid.  I.  A*ß.  111.  246.  36 1.  3<j8.  Fe&tus  p.  366 
Dater.),  ruit  den  admissivae,  arculae  (arcivae),  inhtbae, 
remores ,  volsgrae  ( Festus  p.  8.  p.  l\'iy.  mtl  den  Ausle- 
gern), und  was  dergleichen  Classificationen  mehr  sind. 
Mau  weifs  ,  welchen  Einllufs  das  Augui  alrtesen  auf  Wahl 
der  Obrigkeiten  und  anfalle  oft  entlichen  Verband« 
lungen  und  Geschäfte  hatte    li")   (  Cicero  de  Diviuat.    I. 


152)  La -tue,  Vögel,  die  durch  ihr  Erscheinen  Freude 
bringen j  weil  sie  Heil  und  Glück  bedeuten;  tristes, 
die  das  Gemeinheit  ankündigen.  Diese  beiden  Classen 
haben  nun  mehrere  Üolerablbt  ikmgen  ,  z.B.  volsgrae, 
die  sich  mit  ihren  Klauen  und  Schnäbeln  gegenseitig  zer» 
fleischen;  remores,  die  uns  in  einer  Unternehmung 
aufhalten,  zu  zögern  nöthigeu;  inhibae,  inebrae, 
cnebrae,  welche  einen  bindern;  arculae,  arci- 
vae,  ai  ciliar,  welche  abhalten.  Die  o  «eines  und 
praepetes  werden  verschieden  erklärt,  doch  die  allge- 
meinste Meinung  nimmt  je ne  als  solche,  deren  Stimme 
bedeutsam  ist  ,  wie  die  Krähe,  die  Eule;  praepetes  aber, 
deren  Flug  von  glücklicher  Bedeutung  ist,  besonders 
wenn  &ie  auf  den  Augur  gerade  zurlivgen.  —  Erschien 
nach  dem  ersten  Augurium  ein  anderer  und  zwar  unglück- 
licher Vogtl,  so  wurde  durch  ihn  die  frühere  Anzeige 
aufgehoben;  dann  hiefs  er  a  1 1  era  a  v  i  s.  Hingegen  ein 
zweiter  glücklicher  Vogel  bestätigte  das  erste  günstige 
Augurium. 

153)  Beulet  kc ti Swerth  ist  auch  die  Erzählung  Johanne»  des 
Lydiers  ,  wie  die  Kömer  noch  bis  in  die  Kaiserzeit  hinab 
im  Januar  die  Prognostik  des  ganzen  Jahres  stellten  (de 
menss.  p.  t>2  sq.:  *ui  aWpapM  r»)v  oiwvoff  xo  xia  v  0/  um* 
rn   tc?;    aurun^drs^vi ,     Si'    i)t,    iyfjtüffHaro ,    icotj.vo^    u'ga    I 

0  ewaorej).  Als>o  der  Consul  mulsie  dem  Kaiser  das  Pro-» 
gnoatikon  meldt  n.  Eh  kam  dabei  darauf  an  ,  auf  welchen 
Tag  das  Fest  der  Katenden  des  Jauu.11  t>  liel  ,  und  unter 
welchem  Planeten  dieser  lag  stand.     Einen  Theil  die.er 


94a 

16 und  17.);  ^neofthier  die  Vogel  (■  vea),  die  spectio 
(Fest us  in  voc.  pag.  5so.)  und  das  de  coelo  servare 
erwähnt  werden;  v.  eich  ein  Hinderiüfs  der  Flug  einer 
Eule  (si  bubo  volasset )  bei  den  Volksversammlungen 
machte.  Eben  dieser  Vogel  kann  als  Beispiel  dienen,  wie 
dergleichen  Vorzeichen  nach  Örtlichen  und  volks- 
mäfsigen  Ansichten  ihre  Bedeutungen  änderren  ,  und 
wie  sehr  auch  das  Privatleben  der  alten  Völker  »on 
solchen  Meinungen  durchdrungen  und  beherrscht  war. 
Er  galt  dun  Alhenern,  als  Vogel  der  Minerva,  für  ein 
glückliches  Zeichen  (Bulenger  IL- 6.  p.  i\  18  sq.);  dage- 
gen den  Römern  bedeutete  er  'lud  oder  Feuersgefahr 
(Scrvius  ad  Virgü.  Aen.  IV.  462.).  —  "Wenn  wir  noch 
in  unseren  'Jagen  die  Spuren  dieser  Vorstellungen  beim 
Volke  finden ,  ao  erinnert  dagegen  der  Adler  ,  der  als 
Vogel  des  Zeus  den  Etruskern  und  Römern  stets  ein 
glückliches  Zeichen  und  zuweilen  ein  Verkündiger  hoher 
selbst  königlicher  Würde  war  (Bulenger  11.5.  p.  4i5sqq.),- 
an  die  uralten  Persischen  Ideen,  die  wir  auch  in  den 
Ebraischen  Propheten  angedeutet  linden.  Denn  anch  die 
alten  Monarchen  von  Iran  wählten  ja  den  Adler  zum 
symbolischen  Ausdruck  königlicher  Würde  (sieh,  oben 
I.  TL.  pag.  7a3  f.). 

§.      i3. 

Die     Theorie     von     den     Blitze 

Die  libii  fu  1  g  u  ra  1  es  enthielten  die  religiöse  Theo- 
rie des  Blitzes.     Dafa  darin  sehr  genaue  Beobachtungen 


Stelle  hat  schon  Marmi  I.  64.  aus  einer  Handschrift 
init£etheilt.  Das  Prognostiken  vom  Saturnus  mufa  jezt 
mit  einem  Griechischen  Fragment  verglichen  werden, 
welches  der  gelehrte  Hase  in  den  nolis  philoll.  ad  Leo-« 
ncni  Umcoiiluii  lib.  X.  p.  25S.  miigeihcilt  hat. 


943 


enthalten  waren,  genauer  als  sie  irgend  ein  Volk  der 
Erde  hatte,  bemerken  die  Alten  ausdrücklich,  liie  Be- 
merkung des  Antheils,  den  die  Eide  an  den  Blitzen  habe, 
die  JNotizen  von  Farben  der  davon  getroffenen  Körper 
sprechen  für  eine  genaue  Auf'merltsauil'.cii  der  Etrusher 
auf  electristhe  Erscheinungen  !*  ).  Eine  gemeine  Mei- 
nung legte  ihnen  noch  die  Kunst  bei,  nach  Wi'llihr 
den  Blitz  vom  Himmel  heranzulocken.  Sie  selbst  ruh. n- 
ten  sich  dieser  Fertigkeit,  und  alle  Traditionen  in  ihren 
Annalcn  erzählten  Betspiele  der  Art  (Pütt.  II.  N.  11.53.  155). 
Neuere  Schriftsteller  haben  daraus  auf  eine  sehr  richtige 


151),  Caedana  apud  Senecam  Qiiaest.  Natur.  IL  49.  vergJ. 
If.  3y.  i'ljn.  IL  N.  IL  52,  Diodor.  V,  40, 

tSS)  Die  meisten  Stellen  der  Allen  ,  welche  auf  diese  Ansicht, 
als  könne  man  durch  Gebete  und  Opfer  den  Blitz  vom 
Himmel  herabiockeci,  sich  beziehen,  hat  bereits  J.  C. 
Baldiger  de  Terrae  motu  et  fulminn.  üb.  V.  cap.  14.  (in 
Graevij  Thes,  Autiqq.  Romm.  Tom.  V.  pag.  537  sq.)  ge- 
sammelt. Dort  finden  sich  auch  die  Hauptslellei)  Über 
den  Juppiter  Elicius.  Eben  >o  wie  Blitz  suchte  man  Re- 
gen vom  Himmel  heranzulocken.  Das  Opfer,  das  man 
deshalb  dem  Juppiter  (pluvius)  brachte,  ftitfö  A  cj  ttae- 
licium  j  s.  Peslus  s.  v.  p.  i4  Dac. :  ,,  AqiutJicium  di- 
citur,  cum  aqua  pluvialis  remetNi?  quibtisdjtn  elicitur,  ut 
quondam  ,  bi  credilur,  manali  lapide  in  urbem  dueto." 
Sieh,  dazu  die  Note  von  Dacier.  Der,  welcher  durch 
solche MUttl  Regen  herablockte  ,  hiefsTuscus  Aqui« 
I  e  x.  Dafs  aber  Aquik-x  auch  einen  wirklichen  Rrunnen- 
metster  bedeutet,  hat  schon  Scatiger  aus  alten  Glossarien 
in  seineu  Noten  zum  Festus  a.  a.  O.  bewiesen.  Dies  ist 
vielmehr  die  gewöhnlichste  Bedeutung.  Columella  de 
R.  R.  ü.  2.  20.  p.  75  Sq.  Schneider,  nennt  solche  Leute 
aqua  tum  indagatores.  Auch  heif&eu  sie  aqua« 
ru  in  libratores.  Bei  den  Kömern  kommen  sie  unter 
den  Personen  vor,  denen  Immuiutaten  »  rtlieilt  worden 
(s.  die  Pandecten  J.  L.  6.  6.  und  besonders  Jac.  Gotao- 
fred  zum  Cod.  Theodos.  XIII.  4.  2  und  3.). 


Renntnifs    des   elektrischen    Fluidum  ,    ja   sogar  auf 
Gebrauch  des  eJectrischen  Stabes,  der  Blitzableiter 
dergl.    schliefsen  wollen,     und   die  mythischen    Vor 
lungen   vom  .Juppiter  Elicius  damit    in    YcrbiM 
gesetzt.     Dieser  Gottheit    weihet*  Numa    auf  dem  A 
tinischrn  Hügel  einen  Tempel   (Livius  l.    so.).     Mi 
der  in  dem  angeführten  Werbe  (II.    pag.   10,6  ao,q  >  «i- 
und  andere  Nachrichten  von  der  wissenschaftlich 
tue  der  Etruilier  bcurlheilt,  möchte  diesen  Juppiter 
Symbol  des  Blitzes  selbst  erklären  ,  von  dem  man  gfaufc 
man    könne  ihn  auf  der  Erde   durch   mysten 
wieder   hervorlocken.      Die  ratio  fulguralis ,   die 
Theorie  der  Blitze,  mufste  in  den  Priesterwissenset 
einen  hohen  Rang  haben.     Denn    was    ein    Blitz  *t 
digle  ,    das  ging  jeder  andern   Anzeige  vor  ,    und  hob 
auf.     Enthielten    die  Eingeweide  des    Opferthieret, 
Stimmen  oder  der  Flug  der  Vögel   drohende  YorbeäW 
tung,    und  es  kam  ein  glücklicher  Blitz   dazwischen.  ** 
war  diese  Drohung  zernichtet.      Was  dagegen  der  JKf> 
ver kündigte    war  unwandelbar    und   durch   kein 
Vorzeichen    autlöslich    (Caecinna  apud   Senccam  ? 
Quaest.  11.  3<i).      Zum   Zweck   dieser  Himraelsbeot 
tungen    hatten  die  Tuscischen   Auguren  deu  Himmel 
aechszehn  Theile  eingetheilt  (Cicero  de  Divinat.  IL  i&) 
Unter  den  Ultizen    machten   sie   mehrere  Classen  in 
echifdener  Hinsieht ,  theils  in  Bezug  auf  ihre  Bedeot 
tbfili  in  Betreff  ihrer  Wichtigkeit   und  der  Dauer  il 
Sinnes.      Seneca  ( a.  a.  U.   II.  40.)  giebt   nach  Cäcii 
folgende   Kunstwörter  an,    denn  Erklärungen   man  Irti 
ihm    selbst    nachlesen    kann:     Fulroina    monitoria,    pesti- 
fera ,   Eallacia,    dejii  ccanea ,   peremptalia  v    Attestats.   at> 
terranea  .  obrota  .  regalia  ,    hospitalia  ,    nusiliatia.     JUb- 
rere  erklären  sieh   von  selbst.     Ueber  andere  waren  die 
Römischen  Theoretiker  im   Streit.     Aueh    hier   komme« 
wieder    phvsicaliache    Unterscheidungen    vor ,     uod   die 


eobam» 

:mei   * 


945 

islier  sprachen   z.  B.  bestimmt  von  Blitzen ,   die  aus 
Ki  de  hervorbrechen   (Plin.  H.  N.  II.  53.)    »54).     Ich 


56J  Rti  der  Eintheilung  der  Blitze  müfs  von  der  rlauptsfelle 
desSeneca  Naturall.  J^uaesf.  II.  <iO.  ausgegangen  werden, 
wovon  ich  den  Anfang  hier  beifügen  will  >  ,,  Primoomnium 
uon  sunt  fuhnbium  genera ,  sed  sbtjrnßcationum.  Nani 
fulmimiin  genera  sunt  ilta,  quod  (e rebrat ,  quod  discutit, 
quod  tirit"  cet.  Vorher  halle  Seneca,  nach  der  'I'heorie 
des  räeinna,  drei  Arien  der  Blitze  aufgezahlt:  führten 
cnnsilUrhun  ,  f.  aticlorilalis  ,  f.  Status  (  a.  a.  ü.  lt.  iv.). 
"Wir  würden  also  vtin  einer  physicatißchen  und  von 
einer  s  y  m  balischen  (  odrr  theologischen  >  fMassifica- 
tion  der  Blitze  reden.  Aus  oiesen  ond  andern  Stellen  der 
.Alten  haben  nun  neuere  Altertumsforscher  eine  Art  von 
TJehersicht  dieser  ganzen  Lehre  zusammengestellt,  wovon 
ich  hier  einiges  Wesentliche  ausheben  will.  So  giebt  .F. 
P.  Valeriana«  (de  fnlmtmim  srgnific.itt.  in  Graevü  Thes. 
A.  II.  Tom.  V.  pag.  6<M».  )  drei  physicalische  Unterschei- 
dungen der  Blitze  an :  Sic  cum  oder  trocken  htefs  der 
BtiiZj  wenn  er  nicht  brennt,  noch  die  Farbe  der  berühr« 
ten  Geg>nvittnde.  verändert,  sondern  sie  zuweilen  nur 
leicht  berührt.  Ein  anderer  Name  itieser  Art  von  Blitzen 
war  ventaneum;  ergalt  J'iir  eine  Vorbedeutung  grofeer 
Dinge  den  Nachkommen.  Die  andere  Art  isl:  f  u  m  i  - 
dum,  üie  brennt  gleichfalls  nicht  ,  giebt  aber  den  C< 
Stand»  n,  die  getrotiVn  werden,  eine  schwarze  l'atbr,  und 
ist  der  \  orhoie  von  Unglück ;  denn  alles  Schwarze  ,  Dun*. 
kele  ist  dfn  unteren  Milchten  geweiht.  Endlich  darum 
ist  der  Blitz,  wenn  er  die  Fa*>er  leert,  ohne  die  Decke 
7U  verletzen  und  irgend  eine  andere  Spur  von  sich  zurück- 
zulassni.  Er  zündet  zuweilen,  sonst  ni.icirt  er  blos  lull, 
er  macht  Gtdd  in  Gefilden  findig,  und  die  Gefllfse  selbst 
bleiben  unversehrt  und  ilergl.  mehr.  Er  i^t  ein  Glück 
bringendes  Zeichen.  Genauer  bestimmt  diese  verschie- 
denen Auen  J.  C.  Buten.;  I  ).  p  J*i  seqq.)  nach 
den  mehrfachen  Angaben  der  Alten  ,  welche  sich  freilich 
vtrscnirdrn  bterQber  itisdrOcken.  So  sieht  Suidas  drei 
1  *n  an:  *a.TaißaTat  {  sc  aufeuto*),  Blitze,  welche 
herabsteige n  ,  vj/s>.Ji>tj;,  rulöigte  ,  schwarze,  und>if 
IL  <io 


946 

\ibergehe  andere  Etntheilongen  dieser  Blitztheorie ,   und 
bemerke  nur  noch,    dafs  man  einen  wesentlichen  L'nter- 


■yijre;  ,  klare,  helle.  So  auch  t!er  angebliche  Aristoteles 
de  mundo  IV.  I».  p.  13t  Kapp.  Er  erklärt  dort  die  ver- 
schiedenen Bez»  i«  lniungen  für  himmlische  Krscheinutigin 

dar  Alt,  aU  CV.-j-rrc'c,  T^v-CTr^,  T^aj'v  u.  s.  w.  Twv  ii  W- 
(.  r.vü'y  ci  fjJ-j ,  fuhrt  er  dann  fort,  tf/ij/u.:^;,  ^c/.c'jvri; 
ilAfmi*at)  p'  i^  ra^k'a^  Stdrrwrat.  «fYijT«;,  'Amf«j  5*  » 
<y^a;j.fjLcn':wy  tßffojwiväij  ffKijirTci  3e  er«  tt/iraa-wij'TTc'wer«  *<',  rij 
was  Schulten  übersetzt:  Donnerkeile,  die  nur  Schwefel» 
dumpf  zurücklasse  n,  nennt  man  dampfende;  die,  so  schnell 
entzünden  ,  hcilsen  Argetes  ,  feurige  Strahlen;  Helicia, 
die  geschlungelten  u.e.w.  Lieber  das  Rinzelne  verbreitet 
sich  dort  Kapp  p.  UM  f.  in  dm  Anmerkungen.  Bekannt- 
lich ist  hierbei  Aristoteles  Meleorolog.  111.  I.  p.  7yt>  P. 
als  llaupti|iit  lle  zu  betrachten;  und  aus  diesen  Quellen 
hat  auch  Joh.  Lau  reut  jus  der  Lydier  p.  53  f.  und  p.  12?  f. 
seine  Notizen  geschöpft.  Zahlreichere  Unterscheidung  r, 
besonders  auch  mit  Besuij:  auf  die  \Vjrkung  und  Be- 
deutung der  BJiize,  geben  Plinius  und  i>eneca  an. 
l'Diiiilaturii  z,  B,  waren  die  ,  die  ein  Opfer  E 
ten  ,  das  vorher  entweder  unterlassen  oder  nicht  auf  dil 
gehörige  Art  geschehen  war;  Monitoria  ,  welche  uns 
erinnern,  wovor  wir  uns  hüten  müssen;  Pestifera, 
welche  Tod  und  Verderben  andeuten;  Fa  Ilacia,  die 
durch  einen  Schein  von  Nutzen  ,  den  sie  /eigen  ,  nur 
Schaden  bringen  ;  ütprecinti,  die  eine  scheinbare 
Gefahr  ohne  wirkliche  Gefahr  bringen  ;  Peremptalia, 
wodurch  die  Drohungen  der  früheren  Blitz«  ^: 
werden;  Attestat  a,  welche  die  früheren  beüiawcen; 
Atterranea,  welche  in  einem  eingschtossenen  RauflM 
hieb  ereignen;  Obruta,  welche  das  ,  wa>  RoitOfl  vorher 
zwar  grtroBea  ,  ab»?r  nicht  abgesühm  ist ,  tr<  (fVn  ;  K  -  g  a» 
lia,  die  aul  das  Comilhitn  oder  irjjtnd  einen  Hauptpla'*, 
Hauptpunkt  einer  freien  Stadt  irefiR  n  ,  und  diel 
Tyrannei   druhrn  ,    oder  auch     überhaupt  n    0<rr 

Herrschaft  oder  eines  Keiches  (  s.  tbtndas.  pag   i> 
vergl.  Mitscherlich  zu  lloiai.   l'armm.    I.   2.   ^  ■>'[   >;     in- 
fei  na,  die  aus  der  ürde  hervorspringen;  II  ob  p  i  t  a  1 1  *, 


947 

schied  machte  zwischen  fulmina  publica  (die  aufs  ge- 
nuine Wesen  gehen)  und  privata  (die  das  Schicksal 
von  Individuen  betreffen).  Blitze  der  erstcren  Art  er- 
strecken sich  nicht  über  das  dreißigste  Jahr  hinaus,  die1 
letzteren  nicht  über  das  zehnte  (Seneca  Ouaest.  r\atur. 
II.  48.).  Doch  nehmen  sie  bei  letzteren  diejenigen  aus, 
die  am  Geburtstage  ,  am  Tage  der  ersten  Vermählung 
dem  Menschen  kommen.  Blitze,  die  aufs  ganze  Leben 
gehen,  hiefsen  1  a  m  i  I  i  a  r  i  a.  Die  Sitte,  den  Ott,  wo 
ein  Mensch  vom  Blitz  erschlagen  wurden,  durch  Schaaf- 


welche  durch  Opfer  den  Juppiter  zu  uns  rufen  oder  ein- 
laden ;  A  11  x  i  I  i  a  r  i  a  ,  welche  zum  Gluck  der  Anrufenden 
kommen.  —  Einzelne  Nachrichten  bei  Pestus  und  andern 
Schriftstellern  bestätigen  diese  Eintheiluiig  ,  welche  Seneca 
(Naturr.  Quaes«.  II.  4%)  nach  Cäeinna  a.  1.  Ü.  gieht, 
weichen  auch  in  einigen  Punkten  ab.  Noch  nennt  un* 
Flinius  vH.  N  II.  43. )  füllt!  in*  bruta,  schwere, 
starke  Blitze.  Blitze  von  der  I  inken  Seite  her,  so  wie 
die  Vögel  in  derselben  Richiung  ,  galten  für  glücklich« 
Vorzeichen  ;  s.  Plin.  IL  N.  II.  54,  vcrgl.  Bulenger  a.a.O. 
Daher  hatten  die  Etrurhcheu  Götterbilder  den  Blitz  in 
der  linken  Hand ,  nach  Buonarotti'a  Bemerkung,  verxl. 
Lanzi's  Saggio  d,  L  Etr.  IL  p.  2ä$.  Endlich  die  Aufleger 
dieser  verschie denen  Arten  von  Blitzen  m  h*t  ihren  Wir- 
kungen bildeten  eine  eigene  C  lasse,  fu  I  g  u  ri  tu  res  ge- 
nannt ;  8.  Appuk-jus  de  Ueo  Socrati»  p.  \S  Elmenb.  und 
Hulrngera.  a.O.  Diese  eben  angefilhrle  Wort  form  kommt 
auch  i«i  der  mythischen  Literatur  der  Etrusker  vor;  Ser- 
vius  ad  Virgil.  Aenfeid.  VI.  7*:  —  .,et  fieguis  Nymphae, 
quae  Artem  scrip^iral  Fttlijuritarum  upud  Thscqs  "  s 
wo  Andere  Begones ,  Bygoi's .  tlygoes  lesen;  s.  Salmasii 
Exercitt.  Plinn,  p.  SA.  Ich  weifs  Dicht,  auf  welche  Aucto- 
riial  hieb  der  gelehrte  Lanzi  Müt/.t ,  wenn  er  arborunt 
fulgnritdruni  schreibt  (Sflfgia  II.  pag.  562. ).  InderSage 
*.ilt  fiese  Nymphe  Bygo€  für  eine  Etrurische  Sibylle, 
und  ist  also  der  Velleda  ,  Jetta  und  andern  ähnlichen  Vto* 
phetinnen  anderer  Völker  beizugesellen. 


948 

opfer  und  Einzäunung  zu  weihen  (bidental),  war  ur- 
sprünglich auch  Etrurisch  iiT).  Durch  Blitze  wird  der 
Wille  der  Gottheiten  dem  Menschen  angedeutet  15s).  h 


157)  Ueber  das  Bidental  sind  die  Stellen  Her  Alten ,  wievoH 
durch  einander  und  ohne  Ordnung  ,   gesammelt  bei  B*> 
lenger  a.  a.  Ü.  p.  552  sqq.    Jeder  Ort  nämlich,  wo  ent- 
weder der  Blitz  eingeschlagen  ,  oder  gar  ein  Mensch  tob 
Blitze  getroffen  war  (ßidentai),  wurde  dadurch  gtwisw- 
niafeen  ein  heiliger,  den  Göttern  geweiheter  Ort.   Mb 
umgab  ihn  mit  einer  Einfassung ,   und  hielt  es  för  frevel- 
haft, dieselbe  zu  überschreiten  oder  gar  wegzuneatK* 
(movere  bidental;  Horat.  Art.  Poet.   471.   mit  dfo An- 
legern).   Hier  lag  auch  der  Erschlagene  ,   welcher  m:at 
verbrannt  werden  durfte ,  beerdigt  (  Johannes  der  Lynkr 
sagt  dagegen  ,  ein  solcher  Leichnam  habe  nicht  been%t 
werden  dürfen;  de  menss.  p.  54.).    Oerter  „  weiche  ran 
Blitze  getroffen  waren,    hiefsen  ferner  obstita,  fal- 
gurita  (s.  Bulenger  a.  a.  O.  pag.  53>.).     Uebrisens  <*k 
man  es  in  Rom  stets  als  eine  üble  Vorbedeutung»,  *«* 
Jemand  vom  Blitz  erschlagen  war  ,    wie  viele  BHspieiet 
besonders  aus  Livius  ,  beweisen.    Ereignete  sich  eis  wW 
eher  Fall,  so  zog  man  die  heiligen  Ritualbücher  so  fU» 
the ,   und  das  Coilegium  der  Poniifices  bestimmte  n«*, 
nach  Verschiedenheit  des  Vorfalls  ,    irgend  ein  in  jeeti 
Büchern  angegebenes  oder  bestimmtes  Opfer,  auch  Ge- 
bete ,  um  die  erzürnten  Götter  zu  besänftigen.     Dies  hieb 
procurare  fulinina.       Weil   der   Sahnpriester  (h*r> 
spex)  die  Spuren  des  Blitzes  mit  Erde  bedeckte,  so  *«* 
auch   der  Ausdruck    fulinina    c  o  n  d  e  r  e    gebräuchlich. 
Vom   Blitze   getroffene  Orte    oder  Gegenstlnde   »urJ«» 
taeta   oder  attaeta   genannt.  —    Alle   diese  Fonnela 
finden  sich  bei  Schriftstellern  und  auf  Inschriften  (  $  Ba- 
ienger V.  14.  p.  536  sq),   insbesondere   auch  auf  denje- 
nigen ,  die  sich  auf  die  heiligen  Gebräuche  der  Arvaüxrb*» 
Brüder  beziehen  (  worüber  die  Erörterungen-  des  Mjnai 
II.  p.  678  sq.  und  p.  687  sq.  zu  vergleichen  bind). 

158)  Unter  andern  war  der  Blitz  auch  eine  Vorbedeutung  der 
Ehe;  s.  Bulenger  a.  a.  O.  p.  5&J.    Daher  auch  der  Bfis 


rschiedcnem  Sinne  nehmen  die  Götter  an  den  Blitzen 
teil.  Bald  ist  von  neun  BfilzgaUern  die  Rede;  bald 
erden  die  zvtü'lf  Güller  berufen,  wenn  ein  Blitz  gesen- 
t  werden  soll  ;  bald  schleudert  ihn  Juppiter  aus  eige- 
$m  Eni  seh  Infi.  Juppiter  ist  im  höchsten  Sinne  Inhaber 
»r  Blitze   159).     Erführt  sie  als  höchstes  allgenugsames 


: 

II 
R 


Ober  dem  Juppiter  auF  der  oben  ( II.  Tb.  pag.  546.)  mit- 
geiheiheri  Römischen  Familien  münze  ,  welche  uns  in  al- 
terthUmliehtin  Cosmme  das  himmlische  Ehepaar  vor 
Augen  stellt. 

i)  S.  Bulengcr  a.  a.  O.  V.  cap.  6.  pag,  528  sqq.  Die  mei- 
sten der  dort  angeführten  Stelkn  zeigen  freilich,  dafs 
Juppiter  als  höchster  Inhaber  der  Blitze  genommen  wur- 

e,  der  sie  auf  die  Erde  herabschleuderl,  wobei  ihm  der 
iJler  hülfreich  zur  Seite  steht,  ja  sie  ihm  heranbringt, 
ach  Fliuius  If.  52.  nabuieu  die  Etrurier  neun  Blitze 
hlendemde  Götter  und  zwölf   Arten  der  Blitze  selber 

ii  ,  wovon  drei  allein  dem  Juppiter  angehören.  Die  Rö- 
er  hingegen  nahmen  blas   zwei  Gattungen  an,   solche, 

ie  bei  Tage  erscheinen  —  Bliue  des  Juppiter,  und  sol- 
che ,  die  bei  Nacht  »ich  zeigen  —  Blitze  des  Suinrnanus, 
An  die  viellachen  Benennungen  ,  welche  besonders  Jup* 
piter  in  dieser  Beziehung  bei  Griechen  und  Römern  hatte, 
als  MgaJwa;  ,  tyißqtptnft  und  dergl. ,  habe  ich  zum  Thiil 

chun    oben   erinnert.     S.  auch  Cicero  de  N.  D.    II.   25. 

itd  meine  Anmerkung  dort  pag.  30S ,  wo  ich  aus  Maiini 
(Acta  frairr.  Arval.  p.  6S7.  6yb.)  des  in  alten  Formt  In  und 
Inschriften  vorkommt nüen  J  u  pp  i  t  e  r  Fu  1  g  u  r  gedacht 

abe.  —  Ich  werde  unten  von  dem  So  mysteriösen  We- 
sen Summanu*.  in  der  Kürze  noch  besonders  sprechen. 
Hierbei  will  ich  nur  noch  bemerken  ,  dafs  Niebuhr  in  der 
Rom.  Gesch.  I.  pag.  9t,  einer  Erklärung  von  jenen  neun 
Göttern  gedenkt ,    wonach  sie    als  SterngöUer  zu  nehmen 

Aren ,  ohne  derselben  jedoch  beizustimmen.  Sollte  da- 
bei nicht  vielleicht  an  die  neun  Nimmelsspharen  zu  den- 
ken sevn  ,  die  ,  wie  wir  gesehen  ,  in  den  Religionen  meh- 
rerer alten  Völker  vorkommen?  Neun  Bücher  sollte 
auch  jene  Sibylle  Amalthea  dem  Tarquiniut  verkauft  ha- 


g5o 

Wesen  ,  und  sie  sind  da»  Zeichen ,    daf»   ohne   ihn 
geschieht   (  Seneca  Natnrr.  Ouaest.  II.   45.). 
Blitze  in  seiner  Rechten,    jeden  in  einem  andern 
Sie    heifsen     in    der    Auguralspruchi-     manu  hin 


hm    ,,i»  quibus  rrant  fnta  et  remedia  Roitmoi" 
ad  VjrgiL  Aendd.  VI.  72.      Ks  waren    neun  Kollro, 
haltend  .luppitcrs  Rathschlllsse ,    und   nicht    ohne 
rnnfs  die  Inhaberin  derselben  A  m  a  1 1  h  e  A  genannt 
ilf  •>  (  ».  oben   II,  Th.  pag.  536.  not.   117.).      J 
Lydier  (de  mens;,  pag.  7°.)  nennt  jedoch   nur  drei  Bt 
eher  ,  dit  die  Cumäi&che  Sibylle  Amalihea  Tarquiom»  4tS 
Alten  angeboten  habe. 


160)  S.  Bulenger  a.a.O.  Tom.  V.  p.  528.  wo  »ich  noch 

rcre  Stellen  der  Alteu  finden  ,    die  ,  sie  im  Oti- 

ten Ober  die  Manubiae  in  Urbereinstimnuuig  ta4 
doch  oiniite  kleine  Verschiedenheiten  beim' 
Die  Manul'«'  n  waren  (  s.  ebendaselbst  pag.  i*i.  B.  s»i 
Acro  zu  Horat.  Od.  I.  2.)  weifs  und  schwarz;  ü»  4tt 
Juppiter  aber  rotli  und  blutig.  Haupi&t»  Ile  ist  Irirra*.'- 
pag.  2J6  D.ic. :  ,,  M  u  11  u  b  i  a  e  Jovis  tres  ritcuaar  im«, 
qnarum  unae  sunt  tuinimac ,  quac  lnoneant  pUciäatqcl 
sint,  Alterae  ,  quae  majorts  sunt ,  ac  veiii«m  com  lt> 
göre,  discutiantque  aui  divcll.tnl ,  quae  4  Juve  «ißt,  «* 
ccinsiliti  deorum  mini  extstimentur.  Tertia«  bi»  a»p&e 
res,  quae  cum  igne  vcnianl ;  et  quarnquaui  nulluni 
igne  tulgiir  est,  hac  propriam  differentiain  liabcant, 
aut  adurant,  aut  fttlmiiie  deformem,  aut  accendant, 
statuin  mulent  deorum  consilio  superiorem. " 
dort  die  Note  von  Dacerius  ,  und  halte  folgenden  I 
begriff  fest,  den  die  Griechischen  mit  den  Rörtmcbco  Re- 
ligionen gemein  haben  :  Juppin  1  ist  der  Reraihcr 
oder  ßouhüetii  s.  oben  II.Tb.  p.  StJ.),  Seineu  Kalb 
erden  Sterblichen  unter  andern  durch  Blitze  zoweü 
erkennen.  —  Diese  seit  Homeru»  von  allen  1  I 
nutzte  Vorstellung  hatte  nun  die  ElrurUcb«  Pr»e«rrlthr» 
in  der  Art  ausgebildet,  dafs  sie  v<  1  u  I  m  c  n  coi* 

«iliarium,    von    einem    Rath    gebenden    I 
•»prach.    Caciana  beim  Scneci  N.  O.  IL  Jy,    gu  L>t 


Ctiruiu* 

ith  |»* 

reilcaa» 

lern  b«* 


q5i 

Der  erste  Blitzt  den  er  allein  aus  eigener  Belegung  «en- 
det, ist  erinnernd  und  linde.  Den  zweiten  sendet  Jup- 
piter auch  ,  aber  nicht  ohne  den  Götterralh  der  Zwölfe. 
Dieser  Blitz  bringt  zuweilen  Gutes,  doch  nicht  ohne 
etwas  Böses  dabei.  Auch  den  dritten  HJitz  schleudert 
Juppiter,  aber  mit  Zuziehung  des  Halb*  der  höheren 
Götter,  der  verhüllten  Götter  (invuJuti),  Dieser  Blitz 
verheeret  und  verändert  den  Zustand  des  öll'entlichen, 
wie  des  Privatlebens  (Sencca  a.a.O.  /it.).  In  dieser 
Auguraltheorie  lagen  ethisch  -  politische  Lehren.  Die 
höchste  Macht ,  Juppiter,  sendet  allein  und  ohne  Bera- 
thung  nur  erinnernde,  linde  Blitze.  Je  hoher,  je  furcht- 
bare- die  Gewalt,  desto  gemäfMgler  soll  sie  seyn.  Was 
als  strengeres  Zuchtmittel  über  die  schwächeren ,  nie- 
deren Naturen  kommt  ,  höiine  nicht  ohne  den  ganzen 
Götlerrath  liommen ;  was  mit  Einem  Schlage  nieder- 
schmettern soll  .  vi  erde  im  engen  Vereine  der  Edelsten 
abgewogen.  Seneca ,  der  uns  (ebendas.  ^3.)  diese  Satze 
mitthcilt ,  findet  unmittelbar  ethischen  Sinn  für  Mächtige 
der  Erde  darin   16  ).      Warum  sollten  wir  zweifeln,  dafs 


folgende  Definition:  Es  ist  ein  Blitz,  der  den  Menschen 
gegeben  wird,  wenn  sie  etwas  in  Gedanken  gefaiät  haben, 
vorder  Ausführung,  und  der  Vorsatz  wird  dadurch  eni- 
wtder  wRferrmthen  oder  angerathen.  Kommt  ein  Blitz 
nach  der  A  usfflhrung  ,  «o  heifi-l  er  «  u  c  to  r  i  t  a  ti  s  ,  und 
deutet  den  glücklichen  oder  unglücklichen  Erfolg  an.  Hu 
man  nichts  vor  weder  in  Gedanken  noch  in  Handlungen, 
So  In  l\t  der  alsdann  fallende  Blitz:  Status.  Darum 
lieset  Wytienbach  im  Gfccro  de  Eegij.  III.  iQ.  41:  Jovj- 
que  Optimo  Maximo  aujue  ( onsiliario  cet.  Doch  da- 
von an  einem  andern  Orte. 

l6l>  Die  Allen  v?  matteten  verschiedenen  Schutzmitteln  gegen 
den  Blitz.  Man  umgab  sich  mit  der  Maut  eines  Bcefctlbefa 
«der  man  trug  eirten  Lorbcei  kränz  auf  dem  Haupte,  oder 
pflanzte    auch  wohl   eine  wetlse  Rebe  um  fein  Haus.   — 


jene  Tuscische  Priesterschaft ,  so  lang«  sie  bei  ieoerl 
den  Würde  des  Lebens  und  Leinens    blieb,    nicht 
selbst  dieses  Augenmerk  genommen   halle,    zumal 
ja  so   ganz  im   Geißle   des  Morgenlandes    dachte, 
eigenste  Gewohnheit  es  war,  Könige  und  Regenten 
Himmel  hinzuweisen,    um   in  Sonne    und 
Planctenchor,  die  Vorbilder  ihres  Wandt  U  . 

Wie  alle  Religion  der  Vorwelt  aus  dem  Leben 
wuchs,  nicht  aus  Reflexion  und  Begriffen  ;  wie 
nächst  aus  dem  Boden  sprofste,  welcher  ihr. 
nährte  und  trug  —  so  war  auch  diese  ganze  Au« 
disciplin  aus  dem  Schoufse  Etruriens  selbst  heraufge 
gen.  Es  war  ein  warmes,  schwüles  Land,  dieser 
Tusrien.  Eine  dicke  Luft  ,  wie  die  Alten  sagten,  lut 
schwer  auf  seinen  Bewohnern.  War  des  Juniers  i«ics> 
tes  Blut  in  dem  geniäfsigten  Clima  ,  in  der  linden  ,  -Ifjrs» 
inäTsigen  ,  heiteren  Luft,,  leicht  beweglich,  und  biaotca 
unter  jenem  Himmel  leichte,  wohlgefällige  Gütterlikkr 
und  Dichtungen  gelingen  $  so  nährte  dagegen  da» 
Tuscion  ernstere,  in  sich  gehehrte  Sühne.  De« 
Lorenen  Hange  zur  Schnermuth  und  zum  Tiersiaae 
ner  Bewohner  bot  die  abnorme  ISatur  des  Landes  in 
derbaren  Phänomenen  reichen  Stoff  zu  wer 
sehen  und  Sinnen  dar.  Die  mit  heifsen  Dünsten  anikl 
gertc  Atmosphäre ,  so  wie  der  Grund  und  Boden  selbit, 
zeigten  viele  Abweichungen  vom  gewöhnlichen 
lauf.  Meteore  und  Erdphunumcne  l  -),  seitsann 


Denn  der  Adler ,  das  Seekalb    und  der   Lorbeer, 
man ,  werden    nicht  vom  Blitze  getroffen  -t    b.  u»e 
von  l'lüiius  bei  Bulvnger  a.  a.  O.  p.  5iQ. 

J6J)  Dahin  gehören  auch  die  häufigen  Erdbeben  ,    ti 
unt«  Komische  Geschiohtscbrciber  zum   otiern  eral) 
Erdbeben,  welche  bisweilen  gsnzeStJdte  ztrai. 
dtr  Erde  gleich  machten,  been  auf  der  Eben?  cnfau 


955 

bei  Menschen  und  Vieh  ,6S)  waren  dort  nichts  Ungcwühn- 
liclies  (Cicero  de  Divin.  I.  41  sq.).  Dies  hing  vielleieht 
zum  1  JiL-il  mit  der  physischen  Geschichte  des  alten  Ita- 
liens und  namentlich  mit  den  dortigen  Vulcanen  zusam- 
men, tun  denen  Kundige  Reisende  in  der  Nähe  von  Etru- 
rien  ,  in  dem  ehemaligen  Kirchenstaate,  Sputen  entdeckt 
haben  wollen  16^).  Stockungen  in  diesen  grofsen  Ab- 
teiteni  mufsten  freilich  auf  das  Clima  grofsen  Ein  Hufs 
haben.  Schwieriger  möchte  die  Erklärung  jener  Erzäh- 
lungen von  Ungeheuern  sevn  ,  die  sich  zuweilen  in  Etru- 
rien  gezeigt  haben  sollen,  wie  die  Volla  zu  Volsinii,  die 
Stadt  und  Land  verheerte  ,  bis  endlieh  die  Priester  durch 
Herbeiziehung  eines  Blitzes  sie  getödtet  halten  (  Plin.  H. 
K.  II.  53.  54.).  WS*  verweilen  lieber  in  der  Absicht  da- 
bei und  bei  ähnlichen  Zügen  T    um  daraus  auf  den  Cha- 


liel\cn  ,  wahrend  andere  gänzlich  von  drr  Oberflache 
der  Erde  verschwanden  j  Jirner  Spalten  und  Abgründe, 
welche  plötzlich  da  entstanden,  w«  bisher  fester  Bu- 
den gewesen;  endlich  dumphs  unterirdisches  Gelöst. 
Alle  diese  Dinge  waren  natüilich  Hauptgegt iistande  der 
Verehrung  der  abergläubischen  F.iruriei  ;  und  da  sie  für 
Anzeigen  schweren  Z-orns  tler  Götter  und  grossen  bevor- 
stehenden  o<ler  drohenden  Unglücks  Mtf  Knien  galten,  so 
erforderten  sie  große  ,  oft  harte  und  grausame  SUhinuigen. 
Viele  Stellen  der  Alten  hierüber  giebt  Bulenger  a.  a.  O. 
c.41.  1  und  IS.  p.  ili  sqq.  und  p.  5iy  sq. 

163)  Eine  Menge  Beispiele  von  Mißgeburten  und  dergl.  ,  die 
sich  in  den  Schriften  der  Alten  erwähnt  finden  ,  giebt  Bu- 
lenger de  Prodigiis  lib.IV.  besonders  cap.16.  17.  in  Grac- 
vii  Thes.  A.  11.  V.  p.  475  sqq. 

16  i)  Eine  Uebersicht  giebt  Sickler's  Charte  Plan  topographi- 
que  de  la  campagne  de  Korne,  Borne  1811.  Die  neueren 
geognostischen  Untersuchungen ,  mit  eigenen  Beiner» 
kungen  des  Verfassers  verbunden  ,  findet  der  Leser  in 
Leojiuld  Gmelin's  Observatt.  oryctogr;oslt.  el  chemni.  de 
Iiauyna  ,  Hudelbcrg  1814.  besonders  im  cap.  1. 


rakter  des  Etruskervolkes  zurückzuschliefscn.  Melancho- 
lie und  Religiosität  bildeten  die  Grundzüge.  Zum  erste- 
ren  gehurt  der  Vorwurf  der  Kirchenlehrer,  wonach 
Elruiien  des  Aberglaubens  Muller  ist  ,65).  Ein  formen- 
reiches, beengende»  Ritualgesetz  umstellte  den  Geist  der 
Nation.  Ein  leierliches,  prächtiges  \"\  esen  verhüllte  ihn. 
Es  war  ein  c.üiimonienrcichcs  Volk  ,  und  selbst  den  Aus- 
druck dieser  Eigenschaft ,  Ceremonia  (  caetiinonia  )  wol- 
len Einige  von  der  Etrurischen  Stadt  Cere  herleiten 
(G.  Vobsii  Etymolog.  L.  Eat.  p.  88).  Fast  allen  I'mii|i. 
womit  sich  hei  den  Römern  blaat  und  Religion  umgab, 
die  Rtich&iiisignien  ,  den  curuliseben  Stuhl  u.  s.  w. ,  hat- 
ten sie  von  den  Tuscier»  bekommen  •''  ).  Und  diese 
religiöse  INnlinn  war!'  einen  Truhen  Blto!(  ,  so  seheint  es, 
in  die  sie  umgebende  V\  *  lt.  Davon  sind  die  häutigen 
Entsühnungen  Beweise,  die  in  ihrer  Ascetik  vorkor 
davon  haben  wir  redende  Zeugen  an  jenen  Etrurischen 
Monumenten  mit  jenen  Larven  und  Lngeheuern  ,  mit 
jenen  Eoiien  und  Todesgelfttern  ,  «eiche  Hamm« 
Kolben  führen  167j.      Die  Walir»»ge*chriften  der  Etrus- 


165)  Arnob    VIT.  2fi.  p.  29».  p.  2-16  Orell.  :    ,,Gcni«rix  etmi 
ler  s.uper«ni:ionis  rUiruria."      Den  Einßuftt  dieser  rrligi 
sen  Linikarl  auf  die  l>iirger|iche  Verfassung   der  I 
berüin  t  L.i  m  p  r  e  di  dt  I  Governo  CtVile  degli  antichiTc 
cani  ,  Lucca  libO.  p.  21  t>q. 

166)  lieber  die  Insignicn  der  Römische n  Könige  und  höher 
Magfctraiipetcooeu  verbreite t sich  Jod.  Laurenihn  Lyi 
ausführlich,  de  rVJagiatratt.  Il'-nun.  I.  7.  p.  £0  sqq.  I.  K. 
p.  5i  j»«|i{.  Er  gieb«  dort  Mehrere«  jI-  Laiiüiacfe  »n  ,  un»i 
unterscheide)  die  von  den  i'tiM-ieru  angenommen«  n  Ab- 
zeichen. In  der  andern  Schritt  dt  tnensihus  V"  1 1 .  p.«g.  y. 
giebt  er  die  s>  mbo  tischen  und  theologisch*  n  Lkdeulungcii 
einiger  'Insigmen. 

167    Beispiele  \»  i  Gori  Museum  F.trnsc.  I.  lab.  \i.  FIT.  4.  10. 
und  iunsi  ;    bei  Micali  tab.  XXVI.  und  öfter  ,   und  d.traut 


0^5 

sr  erfüllten  die,  die  «ie  lasen,  mit  Furcht  und  Grauen 
Cicero   de  Divinat.    I.    12.).     Gleichsam  als  leibhaftige 


auf  unsf.rii  Tafeln  LVNi.  (Sühnopfer)  LIX.  (weifte  und 
schwarze  Genien),  vergh  die  Erklärung  p.  fi(.  Mci  man- 
chen dieser  Gestalten  denkt  man  an  die  Verse  des  Hora- 
lius  Cirmni.  1.  35.  16  sqq.  ,,Te  setnper  anieit  saeva  .Vi>- 
ctss/tas  ,  Clavos  tra/taUs  et  euneos  manu  grstans  aena", 
wo  Mitsche rliuh  an  die  Mc7. tt  und  "AvJyxij  der  Griechen 
trinm.it.  J ezl  mllsscn  besonders  U  h  d  e  u  k  genaue  Erör- 
terungen über  die  auf  den  Etrarischen  Todtenkistca  vor» 
kämmenden  dämonischen  Gestalten  niobgeteben  werden. 
Mjd  vi  ijl  z.  ü.  was  dieser  GelehrVe  pjg.  so  ff.  über  jene 
Tuscischen  Sehicksalsgciiunnen  (Parcae,  MeT^eu)  sagt, 
jngleichen  über  den  iti  ein«  mythische  Handlung  eingrei- 
fenden furchtbaren  Genius  (  pag.  dl.).  Eine  Hauptstellc 
iheiic  ich  mit  seinen  eigenen  Worten  mit.  Der  Verfasser 
redet  von  der  berühmten  Todtenkiste  im  Museo  pubblico 

u  Volterra  {jezt  bei  Micali  (ab.  XLVJI.  abgebildet:  die 
Ermordung  der  Clyteinnestra  und.  Orestes  und  Pylades 
von  Furien  verfolgt),  und  bemerkt  bei  der  letztem  Scene: 
,,  Unter  dem  Altar  sind  zwei  jt-rn •Mjniii  1  schreckende  Ge- 
„nkn  gebildet.  Die  eine  weibliche  Furie  kniet  unter  dein 
„Pylades,  und siüf*t  gebenden Orest  eine  lange  brennende 
„Fackel  empor;  ober  ihrem  Kopf  springt  eine  Schlange 
„in  die  Höhe |  und  beiist  den  Pylades  in  die  Gelten  de* 
„linken  Fufses.  Diese  Furie  hat  ein  glattes  freundliches 
,,  Gesicht  j   sie  trägt  eine  kurze  aufgegürtete  Tunica,   der 

,  rechte  Arm  ist  nackt  und  die  rechte  Brust.  Unter  dem 
„Orest  sitzt  ein  häßlicher  Genius  mit  runzlichnn  Gesicht, 
„größter  Pulcinello-  Nase;  in  der  Rechten  häk  er  einen 
„grulsen  Hummer  ,  mit  dem  er  von  unten  gegen  die  Ära, 
„auf  welcher  die  Mörder  knien,  zu  pochen  scheint.  Er 
„trägt  eine  Tunica  und  eine  Chlainys,  sein  Name  steht 
„unter  ihm  eingehauen  ,  er  heilst  C  h  a  ru  n.  Der  Name 
„der  andern  Furie,  der  vermuthlich  am  unteren  Rande 
„  stand  ,  ist  ganz  und  gar  weggefressen.'*  —  Treffliche 
Abbildungen  auch  von  Todteukisten  versprechen  uns  die 
M o n ument i  Eir Uschi  von  Franc.  Inghiranii.  Man  sehe  dis 
rrobeblatur  S.  |.  T.  I  und  II.  S.  11.  T.  I  und  II. 


cpö 


je»e 


Furien  ,  mit  brennenden  Fackeln  und  Schlange 
Händen,  erschienen  einst  die  Priester  von  Tanjuinü 
dem  Römischen  Heere  (  Liv.  VIF.  17.).  Auch 
tigen  Leichenspiele  hatten  die  Römer  aus  Et:  1 
kommen,  Unter  diesen  Umständen  befremdet  es  n 
wenn  wir  in  den  Alten  lesen,  dafs  man  in  einer  Etruin» 
•eben  Stadt,  zu  Falciii,  der  Juno  zu  Ehren  föaraa 
oplei  te  (  Flutarch.  Parallela  Graecc.  et  Romm. 
p.  3i4.  D.  p.  287  Wyttenb.).  Hier  wären  ganz  be*"; 
Nachrichten  sehr  belehrend  .  die  uns  über  das  Verhalt« 
der  Priesterschafl  g<*gen  diese  iriflam  bolischen  Awh 
wüchse  nationaler  Andacht  unterrichteten.  So  viel  in" 
gewifs,  manche  ihrer  religiösen  Verordnungen  «enge* 
von  einem  sehr  sittlichen ,  weisen  Charakter  ,  uns1  ae 
rechtigen  zu  der  Yermuthung  ,  dafs  sie  es  nicht  untar- 
lassen  ,  dem  Symbolischen  zugleich  einen  ethische«  Sias 
unterzulegen.  Aufser  dem  bisher  Bemerkten  fa 
wir  als  Beispiel  die  Ktrurische  Sitte  an  ,  die  Tempd 
Venus,  des  Mars  und  Vulcanus  aufsei  halb  der  StWtf 
Tim  legen,  wobei  die  Hurnspices  die  moralisch  -  pohtäcat 
Ausdeutung  gaben ,  das  Hjius  der  Venus  entferne  mn 
aus  den  Mauern,  um  damit  auch  Jünglinge  und  Franc« 
den  Reizungen  sinnlicher  Lust  zu  entziehen;  der  Tc» 
pel  des  Vulcanus  werde  von  den  Hausern  abgesondert,  •*• 
zudeuten  ,  dafs  man  Stadt  und  Haus  für  Eeuersnoth 
bewahren  suche ;  Mars  endlich  müsse  draußen  VN 
damit  Zwietracht  und  Waffengewalt  aus  der 
Bürger  entfernt  bleibe  (Vitruvius  L  7.  pag.  1 
Schneider,).  Ob  diese  Auslegung  den  ursprüngliche* 
Sinn  getroffen,    \  Immer  ist  sie  ein  Be- 

weis,   dafs    die   Römer    von    dem    sittlichen    Frnsie   de* 
Eirurischcn    Piicsterstar.di  s    sehr  gute   Begriffe    hat 
die   uns    bei  der  genauen  Verbindung   beider  Völker 
uikundlichc  Zeugnisse  gelte-  \uch  spricht 

für  AUes,   was  wir    sunst    von  Tusciscbctn  Nation 


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rahter  wissen.  Hatte  er  auch  jene  ITartnnnie  nicht ,  die 
liebenswürdig  und  glücklich  macht,  so  war  er  desto  fester 
jjn  sich  gegründet,  und  tief  gewurzelt  in  den  tiefen  Grün- 
den  des  religiösen  Glaubens. 

Von  Göttern  niederen  Banges  und  einzelner  Etruri» 
rischen  Städte  werden  noch  verschiedene  angeführt »  ohne 
dafs  viel  Näheres  von  ihrem  Dienst  und  Wesen  bemerkt 
wäre.  Dahin  gehört  die  V  o  I  X  u  m  n  a  ,  bei  deren  Tempel 
am  Ciminischcn  Berge  (nach  geniueren  tTnterauchon  en 
hei  Vilerbo  )  die  Etruseiscke  Eidgenossenschaft  ihre 
Bundesversammlungen  hielt  l6S).  -  DieNortia  (NttT- 
sia  ?  Fortuna),  die  ihren  Tempel  zu  Volsinii  (Bolsena) 
hatte,  an  dessen  Wand  eine  nbiighcilliche  Person,  zur 
sinnlichen  Jahreszahlung  für«  Volk,  einen  "Nagel  schlug ; 
eine  Sitte  »  welche  bekanntlich  zu  den  Rfönern  überging 
(Cincius  Alimentus  beim  Livius  VII.  3.).     Leber  die  Be- 


töS)  Liviiis  IV.  23.  25.  4l.  lieber  die  Mitglieder  il*  r  T'f  Hin- 
sehen Bundesversammlung  und  Dber  den  politischen  Geist 
der  Verfassung  mute  man  denLdinpredi  Gnvrrnndi  loscc. 
pae.  55  seqq.  und  besonders  Niebuhrs  Reim.  Gesch.  I. 
p.  7i(f  und  11.  p.  2(0.  nachlesen.  In  Betreff  des  religiö- 
sen Charakters  solcher  Bflndniaae  habe  ich  obt  d  im  Ab- 
schnitt vom  Juppiter  und  von  ihr  Minerva  rinige  Hemer« 
knn^en  niedergelegt.  An  diese  beiden  Gottheiten  mutete 
auch  „  besonders  gedacht  werden,  wenn  Lmzi  mit  st  nur 
Erklärung  Kerhi  li.it.  Es  wurde  oben  lx-merki  ,  dafs 
beide  von  jäo'^»;,  Kath,  einen  gemeinsamen  Ue-.namen 
hatten.  So  soll  aoeh  Volumina  von  ßhnXsunj;  herknmm«  n, 
mit  d<  r  pasMven  Endung  in  swava  jitniia,  wie  Pilumnua 
von  piium ),  Hiernach  «aie  the  Rtraacfctcbe  Volumina 
einerlei  mit  der  Göttin  Conso  der  Rönn  r  .  nlitnüch  die 
Göttin  drr  i'div nülehen  lljilisthl.  leichutzerin  det 

R.ubshcrren  (>jj;^io  di  Liug.  Ivr.  II.  {>.  I « -S. ),  In  einem 
alten  (tineiar  wild  sie  V ohurna  genannt  («,  chcndaseJb.s^ 
p.  107.).  Die  Mitglieder  des  Latinischen  Bundes  versam- 
melten sich  in  einem  Haine  der  GüLlin  Fcreulina  i^Dionys. 
Hai.  IV.  45.}. 


derNortia,    einer  GÖrtin  der  Sutriner ,    zu  untemkv 
den  (s   Rupert!  ad  Juvenal.  Sarir.  X.  74.    I.  p.  nb,  0«< 
II.  p.  607.).    —  Ancaria  (Ancharia),   eine  Göttin,  £t 
man  v.n  Fiesole,  dem  alten  Fasulä  ,    vcuhrli'   (  I  eitaiüat. 
a.  a,  O.)  ,   wovon  sich  auch  auf  Inschriften    brt  G 
77.)  noch  au»  der  Hämischen  Periode  Spuren  find! 
—    A  Ins  us,   Golt  von  Veii  (Senilis  ad    \ 
Till.  2Ö5.    Passeri  Paralip.   pag.  229.)  ,     aus  Neptun» 
schlecht.   —    Sodann  die  Finnischen  Gottheiten  ton 
gewissem  Local :    z.B.   Verluranus,  ein  Ton  dm 
niern  hoch   gefeierter  Gott.     Sie    hatten    ihn    von 
Finnischen  llülfscorps    unter  des  Colins  Anführtin* 
hommen  ,    und  nun  erhielt   der  neue  Gntt     im  vicu» 
cos  Reinen  Tempel  (  Varro  de  L.  L.   IV.   8.     p.  14  Sc» 
Propert.   IV.  2.  inil  ).     Die  weiteren  Etymologien 
K amen 3  ,  so  wie  die  Sagen  von  ihm  ,    übergehe  ick  **'• 
Fr  heifst.  endlich  auch  Herbstgott,  seine  Gattin  Po— »^ 
sein  Sohn  Cocains.     Hier  liegt  der  allegorische  Sina  ?ot 
Augen.   Vertumnus  ,  von  der  Sonnenwende  benuiti 
Wirbt  um  Pomonn,  die  Personißcation  der  Gartenlrü 
erwirbt  sie   aber   erst,    nachdem    sie   gealtert,    und 
wird  ein  blinder  Sohn,  Cäcutus  vom  nintei  liehen 
bei  genannt ,   von  ihnen  erzeuget.      Früher  hatten 
pns  und  die  Satyrn  der  Pomona  nachgestellt  —   eine 
elische  Allegorie  der  drei  Jahreszeiten.   —    AndiVD 
ternamen  sind:     Yolumnius,    Muthur,    Laptvci 


..r.n'H 

1 


thei  und  dergl,  (vergl.  Spangenberg  de  veteris  Latii  re- 
Kgg.  p.  33  sq.). 

Viele  Etrurischc  Gülternamen,  die  bei  den  Alton 
gar  nicht  toi  linmmen  ,  liefern  jene  ehernen  Schaalen 
(palernc),  welche  man  auch  jext  noch  gtöTstenlkeihi  fit- 
Acht  Etturisth  halt,  und  deren  in  dir  hcrrschatilir.ht.-ii 
Sammlung  /.u  Florenz,  so  wie  in  !Viratmti*een  ,  noch 
eine  betr. :ü  hl  liehe  Zahl  vorhanden  ist.  Unter  diesen 
Kamen  henieilit  man  vorbildlich  folgende:  Tina,  Thal- 
n  a  ,  T  u  ran,  S  e  t  h  i  a  n  »  ,  T  li  a  n  a  .  T  i  n  i  a  ,  Turms, 
Ethis,  Eria  u.  s.  w.  ßehauntlkh  haben  sie  zu  vielen 
Etymologien  Anlafs  gegeben  ,  die  wir  liier  billig  über- 
gehen 7u).  Mit  mehreren  dieser  INamen  weiden  Pelas- 
gische  und  Griechische  Gottheiten  bezeichnet. 
Denn  die  Etltttlter  baden  die  Sille.  diesen  fremden  Gott- 
heiten,  diren  Dienst  sie  unler  rieh  aufnahmen»  nai  b 
bemerhler  Aehnltchheit  mit  atren  TotcitcKen  Stamio- 
gollheitcn,  die  Kamen  dieser  letzten  beizulegen.  So 
nannten  sie  '/..  \\.  den  Ilephästos  St  tlii.ms  ,  den  Her- 
m  es  Turms,  die  Athene  Menerva,  den  Zeus  Tina  l7)) 


170)  Man  mute  darüber  besondt  rs  d>  n  f.jiui  im  Saggio  I. 
p.  ni  sf[i|.  II.  |».  iyi.  201.  2*6.  ÜO  sejq.  nachsehen ,  wor- 
aus ich  nur  einige  kur2e  Noh'arn  beilttten  will.  Mir  mach 
«Ären,  mit  Hülfe  des  abgekürzten  Artikels  ro ,  diese  Na- 
men aus  dem  Griechischen  Vt  erklären  :  ThattM  statt 
5'  SAm«,  Venus  mirina  ('AlßgoJ  •  ;  I  n.iu  .st.tU  ti  "Afav 
(e"Afij^>,  Mar«,  oder  statt  rü  UJfiv.;  ,  \  enus  Urania; 
TliHiia  statt  -  Ü\'.-Tt  oder  l'luii  Tui  ,  d.i.  Ui.niaj  Turms, 
to  toj'E^Jj^,  Marouriusj  SetnUne»  V  ulcanus  (heida 
Bedeutungen  sind  durch  Vasenmalereien  mit  hc  ijeschrie- 
benen  Namen  envns'ii  ;  Ethis,  Tu"  Kilos  i'llbot.),  Vo- 
lufttdi;,  l.usi  ;  Ei  is  '£v.^)}  Zwietraeilti  Ima  wird  gleich 
unten  bemerkt  werden. 

171)  Tina,  U  i  ti  a  ,  naeh  Lanzi .  v/'<e  ich  im  ersten  Th.  p?f. 
171.  bemerk!  ,  vom  Douochen  Atfv  isutt  Zw)i  nach  Vis- 
conti von  Ata. 


960 


hI  <!• 


(vergl. 


Micali 

Sehr  früh,  wie  gesagt,  gestatteten  die  Etruskcr  <]«•» 
lasgisehen  Religionen  Eingang  bei  sich  ,  nicht  n 
Cabiren  ,  sondern  auch  andern.  M>rsilus  von 
(  beim  Dionysius  Haue.  A.  R.  I.  23.)  rechnet  zu  c 
lasgiseben  Göttern  ,  die  sie  erhielten«  bestimm 
J  u  p  p  i  t  er  und  A  p  n  1 1  n.  In  der  obigen  Stelle 
ttu\nis  landen  wir  ja  bestimmt  die  Tempel  des  V 
des  Mars-und  der  Venus ,  vor  Elruriens  Städten,  t 
geben.  Das  waren  vermulhlich  jene  Samnthraci« 
Wesen  Axiuri,  A&iokcrsos  und  Asiokersa  (  \ 
Cap.  VI.  p.  3os  ff.  p.  32o  fl. ).  Dia  Romtad 
leitet  Dionysius  (LI.  1a.)  bestimmt  aus  diesem  Lul tu*  ktr. 
A\  ie  Bacchus  ihnen  zugeführt  worden,  haben  *ir  ob** 
in  mythischer  Andeutung  gelesen,  und  50  wanderten  «>a 
Etiushern  fort  und  fort  auch  dicGotlheitcn  der  I  Ii-Heim  ta 
Dagegen  empfinden  aber  auch  diese  Einiges  vom  Tud- 
sehen  Dienste  zurück  (s.  die  bemerken*  wert  he  SUHl 
Flato  de  Logg.  V.  p.  73b\  C.  P.  39ö  ,  Ö.  P.  || 
Rehher.).  Dieser  Pelasgische  alte  Dienst  fo' 
hei  den  strengen  Etruricrn  woM  seine  Recht- 
nen  Lehren  von  Samothracc  und  Lenin  OS  her  empfiafl* 
ie  auch  wohl  die  Idole,  d.  h.  also  heilige  Rinden  *• 
Amulete ,  Krug-,  Bauch-  und  Zwerg&Gttef ,  heilige 
Schlangen;  aber  wohl  auch  den  Phallus.  In  wie  I 
damit  der  Orgiasmns  unter  ihnen  Eingang  1 
ich  nicht  zu  bestimmen.  Theater  hatten  a 
sehen  Städte ,  und  selbst  Komüulen  wurden  au*" 
Auch  zeigen  die  Bilder  auf  Etroscisehen  < 
welche    nicht   bios    furchtbare    Ge  de     dar»ie 

Hochz« 


fr* 


Spi 


\l,l, 


und  der  gl.    ir),    dafs    die    nationale  Halle    durch 


5.  Fe a  und  die  Deutschen  Herausgeber  »11  W  ine  keim 
Geschichte  der  Kunst  1.  \>.  38|  (F.  —  Es  wart  b.cr 


schaft liehe  Fröhlichkeit  zuweilen  gesündigt  ward.  Aber 
der  ernste,  airenge  Geist  der  Nation  blieb  gewil's  mehr 
als  die  Griechen  bei  der  symbolischen  Bedeutung  jener 
allen  Bildersprache  stehen  ;  und  wenn  BDch.  diese  den 
Phallus  und  andere  Bezeichnungen  physische?  Art  wähl- 
te ,  so  vci'&chmähetcn  die  Tuscischen  Theologen  doch. 
geuil's  jene  weit  ausgesponnenen  Geschichten  von  Lie- 
beshandeln  der  Gottheiten,    worin  sich    das    Hellenische 


zu  bemerken.  Ich  begnüge  mich  einigt  Hauptpunkte  an» 
zuteilten:  Die  grul-e  Macht  der  E'Jnisker  (  noienies 
Elruscorum  opesj  und  ihre  Herrschaft  auf  dem  m.ire  su- 
per o  und  int\  ro  b<  merkt  Livius  I.  2.  V.  31.  Das  Tyr» 
rhenisebe  und  da»  Jonische  Meer  siaud  ihren  Schiffen 
offen  )  Eu&ebii  Cbron.  pag.  66  ).  Die  Tyri  hent-r  mit  den 
Carthngei  n  verbunden  (nicht mitden  Phömciern  ,  wit  -mich 
in  VV'uu ktlmann>  neuester  Atiss;jl)f  der  Gc-.eii.  d.  K.  I. 
pag.  15.  »lebt  }    liefern   den  Jontachen  PhncSeru  ein  bee- 

trtßVn  ( Herodof.  I    166.),     D.^u  die  inneren  Hülfanfiitel 

des  fruchtbaren  Landes.  Daher  fast  an  das  Unglaubliche 
grunzende  Nachrichten  von  Eli  usci sein  r  Pr.ichtliebe  und 
R.iehtbuin  an  Kostbarkeiten  Hin.rl.N  XXXIV.  7.  I?.), 
nicht  minder  von  ihrer  Schweigern,  Völlerei  und  Wol- 
lust. (Man  lese  nur  die  Auszüge  der  Goschichtschreiber 
beim  Alhenäus  IV*.  p,  tii.  p.  yS.  und  besonders  Xtl.  p. 
517.  p.  422  sqq.  Schweigh.  wo  sogar  der  Gemeinschaft  der 
W«.  iher  gedacht  wird.  Aber  dabei  ist  Mehreres  zu  be- 
rücksichtigen, einmal  die  YVeMschichtigkeit  de,H  Namens 
Tyrrlimer  >  zumal  bei  Griechischen  Schriftstellern  ,  vergl. 
Niebuhr  Rom,  Gesch.  I.  p  (*  l  .  sodann  dal's  wir  hier  zum 
Thetl  (.lurakierzuge  aus  den  Zeiten  des  Verfalls  gesam- 
melt finden.  Mehreres  der  Art  ,  besonders  tnii  ße/iehung 
tuf  die  politischen  Schfcknate  derKtrusker,  hat  Lunpredi 
pag.  Zi  ff.  znsanininngesit  Itt  >  Eine  sinnliche  V  orsteHang 
von  dem  häuslichen  YVohlkben  der  Etrusker  gewithieii 
manche  Bildwerke,  wie  z.  B.  die  zwri  Vastimilder  von 
V.-herra  bei  Micali  lab.  XXXUI.  XXW'II.  Vergl. 
auch  die  Herausg-  her  zu  V\  inckelmanus  Gesch.  d.  K.  I. 
p.  3J>t  tl'.  neueste  Dresdner  Ausg. 

IL  6i 


962 

Epos  gefiel.      Wir  werden   unlcn  dafür  im  Allgemeinen 
t'in   bestimmtes  Zcugnifs   beibringen.      Im  Uebrigen    ist, 
wie  bemerkt  ,   das  Unheil  über   die   Etruriscbe    Gut 
Symbolik  schwierig,  so  lange  nicht  mit  Sicheiheit  un 
schieden  ist,   was  auf  Ileuhmalen  Etrurisch  und  alt-< 
chisch  ist.      Heyne    (de  vestig  dornest,  relig.  Etrusc.    in 
dt  n.  Commcnt.   VI.   j»ag.  4U  ftrjq.  und  anderwärts)    hat  mit 
den  Et  sten   darauf  aufmerksam  gemacht ,    und  späterhin 
sich   mehr  und  mehr  den  Ansichten  von  I.anzi  belreun- 
det ;    welchem  letzteren  nachher  mit  Recht   die  meisten 
von   mir 
lebrer   '"^  gefolgt  sind. 


oft   genannten  Alterthumsforseher   und    Kunst- 


§.      14. 

Ein  Blich    auf  die  Culle   einiger  andern  X < 
her    des    alten    Italiens. 

Ei  übe    Erwähnung    der  Umbrer    '7-4)    ( Herodot. 
94.  IV.  49.  und  daselbst  die  Ausleger).     Ihre  lange  pol 


173}  Man  vergl.  auch  Niebüll r  in  der  Rom.  Gesch.  |.  p.S7 
mii  A.  W«  Schlegels  Bt-  ine  1  kungen  in  den  Ik  idtlbb.  Jakrbb. 
1816.  p.  858  ff. 

17-1)  Nitbubr  Rom.  Gesch.  I.  p.  $7  f.  hält  die  Umbrer,  von 
den  Griechen  Ombnker  genannt,  tu r  das  alirste  Volk  Ita- 
liens, das  lange  vor  den  Etruskeru  grof»  j;iw«?i>cn  und  ein 
sehr  weites  Lund  bewohnt.  Dazu  gehörte  aurVer  dem, 
v.ts  in  der  Folge  Umbrien  blieb,  wahrscheinlich  da« 
liehe  Etrtirien  und  die  Landschal,  welche  die  Sabiner 
zwischen  dem  Appentiinus  und  der  Tiber  einnahmen. 
Außerdem  sollen  sie  sich  gegen  Norden  und  den  Po  als 
Eroberer  ausgebreitet,  und  die  Libtirner  von  der  KQste 
vertrieben  haben.  Freilich  umerlagen  sie  dt  n  Etruskern, 
d»  rt  .  Silien  ,  Sprache  u.  s.  w.  sie  zum  '1  heil  annahmen. 
U'achiiiiuih  (Aehere  Gesell,  de«  R  \  er- 

muihet,  sie  seyen  Gelten  gewesen  ,    widerspricht  übrigen» 
rTiebuhr,  in  so  fern  kein  Grund  da  scy,  die  Umbrer  das 


gC3 

tische  Abhängigkeit  von  den  Etraskern.  Ihr  Land  ward] 
oft  /„um  Gebfei  jener  gerechnet  tbiv.  V.  3/j  ).  Auch  in 
Sitten.  Buchstaben .  Spraclie  und  Wissenschaften  war 
wischen  I »eitlen  Völkern  en«e  Gemeinschaft  (  Liv.  IX. 
36.  vergl.  Spangenhcrg  p.  3i;  st|q.  und  besonders  RfiofeJi 
I.  p.  60  si|fj.).     Auch  (jutter)ehro  und  G&terätenei  hat- 

len  sie  mit  den  Etrushern  gemein  1  und  wir  gedenken 
ihrer  nur  ganz  kurz  einiger  neuen  Angehen  und  Denk- 
male  wegen*  Die  Umlirer  gaben  ihren  Stadien  eigene 
heilige  Namen.  So  btefi  *  I».  Engnbium  (Inguhium,  jezt 
Gubbio)  lluiveina.  Hierbei  von  den  Engubinischen  Ta- 
feln. Aullindung,  Beschaffenheit  und  verschiedene  Ab- 
bildungen und  Erklärungen  (9  x.  B.  Grnteri  IftBCripifc 
Tom,  1.  pag.  i4"i.  Gori  EtruscUchc  Allertb.  pag.  §36  IT. 
u.  s.  w.).  Die  neueste  Erklärung  von  Lanzi  (Sag»io  llf. 
p.  irjj  IV,)  ist:  sie  gebären  zu  den  Eti  uscischeu  BiluaU 
talejn  ,  und  bet reffen  heilige  Observanzen  und  Functio- 
nen. Hiei -mil  stimmt:  jezt  auch  Micali  (b  p.  6o.)  im  \\  e- 
sentlichen  übeiein,  welcher  noch  die  Bemerkung  macht* 
dafs  man  den  Namen  T  11  sei  gstuc  deutlich  darin  lese  "5). 
Die  darin  vorkommenden  Gottei  nainen  :  Serite ,  Sata, 
Sepses  u.  s.  w.  sind  bis  jezt  weiter  nicht  bekannt.  Aber 
die  ebendaselbst  (Tab.  VI.  lin.  26.)  genannte  Gottheit 
Rupinie  kennen  wir  aus  Romischen  Schriftstellern  (  s. 


filterte  Volk  zu  nennen.  Ich  mufs  mich,  der  Ktlrze  we- 
gen, auf  diise  hlofsen  Angaben  hier  b*  sein  ünken  ,  und 
will  d^ber  auch  nur  noch  im  Allgemeinen  auf  X.oe<a'a 
Ablt.mdll.  beranafef.  von  Weleker  p.3^(T  verwti 
17S)  N'ebunr  Hüin.  Gesch.  I.  p.W.  bemerkt  in  einem  Tfieile 
dieser  "rüttln  Umbrische  uns  unverständliche  Wune  uiit 
La'< 'irnKrlirn  unttrmitchl  ,  woraus  er  Hie   YK-iminj;  für  er- 

wiisiicb  halt  ,  dal*  ein  UmbrweheJ  Volk  zu  den  Urvätern 
der  Latiner  gehöre«      Man   mufs  damit  A.  VV.   Schlegels 
Kritik    in   den   Heidelbb.  Jabrbb.    15>lo,    pag.  860  f.    v 
gleichen. 


964 


Yirgil.  Georg.    I.    i5o.    mit  <len  Auslegern      und 
N.  A,   V.   11.  mit  den  Auslegern).      E*  it»r   der  R« 
R  obig  us  oder  die  Göttin  It  u  1<  i  g  o  ,     und  d.i«   I 
Robigalia  \>at   l'mln  isch-Kli  uscischen  t/rapra 
den  Zogen  dieser  Festfeier  gebärt«  das  Opfer  • 
then,  (richtigen  Muli    und  nachher  eine«   Hui 
war  also  der  Mund    als  Ittid   des    Sirius,    der   llilae 
des  Getraidchrandea  u.  s.  w.  genommen.       Dir  I'j 
mit  den  Aegyptisehen  Lehren    von  Typboo    und  Itj 
sehen  Wirkungen  Hegt  nahe.     Der  Umhrische  !*Uta 
Tie,  auch Aheruniamen ,  der  Zerstöre  mit  (I 

ment  eines  darroen  satinve  bei  Festna    in   Mattem 
p.  23o  Dac.)       Valentia,    eine   Göttin     \üii    (»triolrt 
(Tertalh  Apot.  cap.  24.).     Viridiann»,  um 

ISarnia    (Narni,  s.  ebendas.).      Aach    dieselben   ir&u&t» 
Culle  Hütten  die  Umbrcr  bei  si<  h  in  nun. 

Reh'gion  der  Sa  bin  er.     Sie  war,  wie  immer, 
Ausdruck  des  Nation. dgeUles ,  und  mitbin  aehi 
Sabiner  standen  am  weitesten    von  der  rütruriscfcs* 
luv  ab.     Alles  kündigt«  eine  halbe  \\  ildbeil 
■erat  despotische  Verfassung,    die  Uerab\iÜ!< 
Frauen  zu  tiel'er  Sclaverei  und  zu  den  nirdri« 
sten.     In  F.truriiMi  waren  sie  geehrt  ,  und  die 
waraiistociotir.li.      Diesen  Charakter   Lrhi. 
zur  Romerherischaft   (  vergl.  Spangenberg  pag.  a»t 
und  Micali  I.  p.  i'ij  ^qu,.).      Daher  denn  «och  n 
listlidienst  unter  ihnen,   und  blutige  Opfei  ,  dem  fui 
baren  Manier»  dargebracht.     Sie  hatten 
\on  Gottheiten.      Ihr  Stammgolt  war    Sa  hu*    oder 
bin  us    (Cato  in  Origg.    heim  Dionys.  Hai.   II 
hat  verschiedeuc  Deutungen  dteses  Namens,    \ergl. 
Ltdus  de  ments.    pag.  2.   ein  Weinpflan&er  u.  s,  w„).   - 
Aufterdem ;    Sul  (  Varro  de  L.  Ii.   I\.   p,   10.),    di-r»o  die 
Sabiner  waren  eifrige  Sonncndicncr.      La  eod»s. 

p.  20.).     San c us  Semo,  nach  Einigen  ein  >crgöt 


965 


rb'inig   ( Angustin.  de  Civ.  D.   XVIII.  10,.).     Seine  Ver- 
wechselung mit  Hercules  und  dessen   drei   Namen  Scmn, 
Fidius  und  Sancus    (  Ovid.  Fast.     VI.   ?ij  *qq.).      Sancus 
*oll  im  Sabiniscncn  *\vr  Himmel  heifsen  (Ju.  1/vdus  de 
>nss.  pag.  io").     Verweebselnng  mit.  Simon  lYl.igus  bei 
len  Kirchenvätern   (Justin.  Martyr .  Apnlirg.  2.  Tcrtullian. 
kpolog.   i3.).      Sornnus,   ein  G«.lt  des  Tode»  (  Servius 
id    Virgil.  Aeneid.    XI.    785.),    auch   Fchiuu*   genannt 
lsidor.  Ortgg.   V.  'z'\.\.  —    Geber  die  Novensile*  lin- 
len    sich   in  der  HauplstelJc   bei  Arnobius  adv.  gebt.   III. 
I.   3q.    pag.  i3i  sqq.  (hell.    U*)    verselredene  Angaben. 
'iso  verseifte  sie  als  Gottheiten  in  der  Neunzahl  zu  den 
ibinein,  wahrend  Graniui  sie  für  die  Musen  hielt,  an- 
lerer Angaben,  über  die  Bedeutung  und  den  Sinn  dieser 
iötter,  su  wie  über  den  Namen  selbst,  nicht  zu  gedenken. 
ins  füge  ich   noch  bei*    dafs   Mauilius   sie   für    die  nenn 
Götter  hielt,  denen  allein  Juppiler  (der  höchste  Inhaber 
der   lllitze)  die  Machi   verlieben,    Blttse  bu  schleudern. 
Sollten  sie  d.irum  identisch  seyn  mit  den  neun  BliUgüt- 
tern  der  Klrnshcr,    wovon  wir  bereits  oben  pag.  o,ji;  tl. 
geredet  ? 

Stimmanus,  der  Gott  nh'rhtlirhrr  Rlitze  ,  wieJnp- 
piter  der  am  Tage  erscheinenden.  Augustinus  de  Civil. 
Dci  IV.  ?.3.  sagt  von  diesem  Summanus,  die  älteren  Rö- 
mer hatten  ihn  mehr  geeint  als  selbst  den  Juppiter.  So 
▼iel  ist  genifs,  dal*  bei  den  Alten  seiner  oft  Fi-Mähnung 
geschieht.  Man  vergl.  Cio.  de  Uivin.  t.  110.  0?id.  Fast. 
VI.  720  tf.  Pün.  II.  Ni  II.  53.  mit  den  Auslegern.  Einige 
hielten  ihn  für  den  Polarstern,  der  für  die  Auguraliuli 
freilich   von    grofaer  Wichtigkeit   war.     Aber   bestimmt 


176)  Man  verbinde  damit  die  Noten  der  Herausgeber  T.  II. 
p.  WJ  sqq.  Ort  II.  und  den  dort  angeführten  Jac.  Nico]. 
Loensis  Miscrll.  F.pipbyll.  LH*.  IV.  cap.  15.  in  G«ulcrs 
Lanip.  cnt.   Vol.  V.  p.  4JI  sqq. 


•wird  dem  Summanus  auch  das  Werfen  nächtlicher  Blitae 
beigelegt  (Tergl.  Niebuhr  Rom.  Gesch.  1.  p.«£.  «,j.i.  In 
den  Uikundeu  der  Arvaiiachen  Br38er  \s  ird  er  Pater 
genannt  (Marini  p.  hob  »q,;  der  dabei  p.  6  '».  sehr  got 
an  die  Stelle  des  Cicero  de  N.  I».  II.  Tb.  euu-eit,  wo 
tum  der  Eidlualt  die  Rüde  ist,  die  dem  I)  tsT' a  t  er  ge- 
widmet sev).  Es  scheint  also  dieser  F-truscische  Gull, 
■wie  der  älteste  Zeus  der  Griechen,  einmal  als  Inhaber 
der  himmlischen  Pute,  und  das  andercmal  als  dei  Regent 
de*  El  'dabgl  undes  und  de»  Lehens  der  Erde  gedacht  Mor- 
den zu  sevn.  —  Vacuiiii,  Abweichende  Vorstellungen 
Ton  ihr  (Ofid.  Fast.  VI.  307.  Schöltest.  Boret.  Epist.  I. 
10.  lin.)  mit  ihrer  Tochter  Mcnerva  (Minerva)  (f)ionrs. 
Bette  L  3s.  Arnob.  III.  cap.  3t.  l7r).  Der  Name  der 
eislcien  wird  bestimmt  Sabintsch  genannt  (  Yarro  de  I>. 
L.   IV.    in.  p.  H^j  üip.).     r  ernnia,  Freihc  in     Hir 

Tempel  am  Rergc  Snracte  oder  bei  Trehula  (  Jtiurns. 
Ualic.  III.  32  vergl.  II.  \(\.  Und  Heyne  zu  Virgils  Aenei» 
Yll.  8nor  vergl.  Fahren!  Inscriptt.  p.  ^5?.).  Yeuery>ro- 
ben  randen  bei  ihrem  Heiligthume  statt,  und  nee  hau. 5 
verschiedene  Mythen  von  ihr.  Einen  anäerfl  Tempel 
hatte  sie  zu  Terracina,  «o  die  Sclaven  ihie  Freiheit  tt* 
hielten  und  ihr  Haar  auruckliefscu  (Liviuf  XXXII.  1. 
Seriin.s  ;h]  Virgtl.  Aeneid.  VIII.  %|).  Man  nannte  sie 
auch  f'i .  sei  pina  ,  auch  Juno.  Auch  Acttcrgtittia  heilst 
sie  bei  Lidurus    (in  Glocsis).      Ihr  Sohn  lletilus   mit 


J77)  „Eandem  (sc.  Minervam  dlxi mm)  memori.im  nonnulli: 
uuiJe  fpsuni  iiunitii  Minerva  iju.ied.un  Mt  mimi  v a  forma* 
nun  eat*'  eic.  (veigl.  oben  IL  Th.  pjg.  67*/.).  Von  der 
Vacuna  sai»te  Varro:  ijnü.l  im  nuxime  bigeodeol,  oei  sa- 
pitntiae  vacsni  («.  die.  Ausleger  zu  cier  sqgefDbrieti  Mtlle 
des  Ovid.)  ,  utni  die  bcbolienzu  rlorat.Ep.  I.  IO  li  1  \  j - 
tun*  in  Sabinis  dea,  qu«e  miI>  incertl  e^t  sptcio 
ftunijia.  Hanc  quideui  üelluuani,  alii  Mnitrviiii, 
•hi  Djauauj  dieuut.  Vugl.  auch  dort  Lambmus  p. ISy.  L- 


9^7 

drei  Leibern  wird  als  Honig  von  Präneste  genannt  (Vir- 
gtl.  a.  a.  O.).  —  Untergottheiten:  Terminus, 
Panis  (Ceres),  Cloacina  {  Ovid.  Fast.  II.  6  (,5  sqq.)  t 
Larunda  und  die  La  res  ( s.  oben).  Die  Nymphen 
Yirae  und  Vclinin  (Varro  de  L,  L.  IV.  91.)  —  Un- 
ier den  Gottheiten  einzelner  Sabinischer  Studie  tritt  der 
Gott  von  Cure*  (Mars)  hervor.  Er  heilst  daher  pa- 
ter  Cutis  ,  auch  *  tuiiis.  Outrinus.  Die  gewöhnliche.  Ab- 
leitung  dieses  Woiles  ist  Ton  queir,  cur,  cri,  guer- 
ra,  guerrc,  Krieg;  ein  Ki  icgsgolt ,  als  Fetisch  unter 
dem  Bilde  einer  Lanze  verehrt.  Titiai  führte  seinen 
Dienst  in  Rom  ein.  Nach  Tertulliau  (Apolog.  2/j.)  war 
er  ein  Gott  der  Falislter.  Auch  hatte  man  eine  Juno 
Curitis,  deren  Bild  sich  auf*  eine  Lanze  stützte  (Dto- 
nys.  Halic.  II.  4H.  Flutarch.  HomuL  sß.  vergl.  oben  II. 
p.  56 2  ff.).  Gcbetsformel  an  sie  gerichtet  zuTibur  (Scr- 
viua  ad  Virgil.  Aeneitl.  I.  16).  Bedeutung  dieser  Ge- 
brauche und  Formeln  (».  Bulliger  Iiunstmj.  thologie  der 
Juno  pag.  86  iL).  Die  Gattin  des.  Mamcrs  (Mars)  hiefs 
Neriene,  d.  i,  die  Stallte,  Mannheit  (virtus);  »•  R0*- 
mer  beieieii  zu  ihr  ,:a).  Diesem  Kriegtfetucll  Mamers 
feierte  der   barbarische   Sabim-r   einen   h!<  (igen  Upl'er- 


178)  Von  demselben  Sa  bi  tuschen  Worte  leiteten  die  Römer 
auch  den  Familiennamen  Nun  in  dem  Cljudischeu  Ge- 
ichltclit  ab  ;  s.  Liv,  XXVII,  4lsuq,  Suelon,  Ttber.  caj»,  1. 
besonders  Gellii  N.  A.  XIII.  22;  womit  manjezt  dmXi- 
hannes  ans  Lydien  de  m<?n*p.  pag.  HS.  vrrbinden  Riufr: 
vi^/v^<yj^  t)  «v5v/i  *V-i  ku  '.Kuvf;  reu;  dv8g»tpv$  m  2 
nj>eue-iv.  Die  Neune  ward  im  Frühling  mit  dem  Mars 
gemeinschaftlich  verehrt,  nämlich  bti  Gelegenheit  der 
Trompetenweihe.  Man  verglich  diese  Göttin  bald  mit 
ck-r  Venus,  bald  mit  der  Minerva  (*,  obenS  Im  erslcrcn 
Falle  waren  Mars  und  Venus  nach  Saniothracischer  Re- 
ligion als  die  groAen  Eröflner  des  alteren  Italisdun  Jah- 
res und  des  I-Vldiugs  genommen. 


p68 

dienst.  Zar  Zeit  allgemeiner  Noth  gelobte  er  ihm  den 
ganzen  Ertrag  eines  Frühlings  an  Pflanzen,  Thieren  and 
Menschen.  Nach  erhörtem  Gehet  wurden  im  nächsten 
Jahre  alle  Früchte  des  vorigen  samml  Thieren  und  Men- 
schen dem  Mamers  geopfert.  Nachher  milderte  man  di« 
harte  Sitte,  und  widmete  einzig,  was  zwischen  dem  er- 
sten März  und  ersten  Mai  gehören  war  ,  dem  Gotte  .  so 
dals  man  Jlnnhen  und  Mädchen,  wenn  sie  erwachsen  wa- 
ren,  verhüllte  und  über  die  Grä'nze  schichte,  uro  Colo- 
nien  zu  gründen:  Ver  saorum  (  Livius  XXII.  9.  10. 
Dtooyt,  1.  16.  und  daselbst  die  Ausleger^  Fcstus  s.v. 
Maniertin.  p.  318  paecr.  wo  er,  oder  vielmehr  <\er  dort 
angeführte  Aldus ,  auch  den  Apollo  nennt,  welchem 
das  Ver  sacrum  galt;  s.  denselben  Fes  tu  9  s.  v.  Ver  sacr. 
p.  58-).  Auch  andern  Gottheiten  brachten  die  mit  den 
Pelasgern  vermischten  alten  Bewohner  des  Sahinerlande» 
Menschenopfer.  Unter  ihnen  preiset  der  Mythus  d< 
Hercules  als  Urheber  linderer  Sitte  (s.  oben  II.  j> 
Auch  eines  Orakels  wird  unter  den  Sahjncrn  gedacht. 
Es  war  dem  mächtigen  Mars,  bei  Mrtticna,  gel'- 
und  nicht  unähnlich  dem  Dodonätschen.  Man  fabel 
hier  von  einem  Vogel  pieus  (Specht),  der  auf  des  Got- 
tes Geheifa  von  einer  Säule  herab  die  Antwort  gab  (I)io- 
■yt.  Hab  I,  14.)  -79).  Er  hei  Pol  auch  der  Vogel  des  Mar 
(Ovid.  Fast.  III.  37.).  Hieran!  bezieht  sich  auch  der 
thus,  dafa  einst  der  Konig  Numa  die  beiden  Scher  Mar- 
tius  Picus  und  dessen  Sohn  Fauuus  durch  Hülfe  der 
Nymphe  Egeria  gefangen,  und  (so  vie  dort  Midas  den 
Silenus)  zum  Weissagen  gezwungen  habe  (Valerius  An- 
tias  apud  Arnob.  advers.  gentt.  V.  1.  pag.  483.  vergl. 
Heyne  Excurs.  V.  ad  Aeneid,  \|l.  und  Rupert!  zum  Ju- 
venalis    VIII.    i3i  ). 


179)  Von  Jupptter  Picus  vcrgl.  oben  II.  Tb.  p.  473. 


9^9 


§.    i5. 
Religion    der    Latiner    (Rom  er). 

Ihre  Bestandteile  und  Quellen  sind  grofsentheils 
Etrurisch  ,  dorh  bei  weitem  nicht  ganz  und  gar;  und  es 
zeigt  sieh  eine  frühe  Vermischung  mil  Pelasgischen  und 
Hellenischen  Culten.  Auch  Sabinische  und  andere  Ele- 
mente waren  darin  aufgenommen ,  so  wie  viele  fremde 
Mythen  (  vergl.  Heyne  de  fabulL  graecc.  ah  Elrusc.  art. 
fre«]uent.  Nov.  Comraenl.  Soc.  Gotting.  III.  p.  5<s.).  Ue- 
hm  lilirli  der  Völher  von  Latium  (vergl.  P.  M.  Cunradin* 
de  piiseis  anlirpi  Latii  pnpulis  ,  Rom.  171M.  Yulfiii  La- 
tium vclus  und  Micali  I.  pag.  |jfc5  seqrj.  ts").  Es  waren 
sehr  starke  Nationen ,  die,  erst  getrennt ,  nachher  in  den 
Latinerbund,  ähnlich  dem  Etrurischen,  »usainmcnllos- 
scn,  Natur  dieses  Bundes:  religiöse  Grundlage  1&I) , 
feriae  Latinae  ,  Latiar.  Fragen  wir  nach  dem  National- 
charaltter  der  Laliner,  an  standen  sie  in  der  Mitte  zwi- 
schen Etrurtschcr  höherer  Bildung  und  jener  Sabinischen 
Ridieit.  Auch  hier  hatte  das  weibliche  Geschlecht  ein 
hartes  Loos.  Doch  frühe  schon  ward  der  Nationalgeist 
gemildert  durch  agraiische  Cultur  und  durch  gesetz- 
liche  Verfügungen  zu  ihrer  Förderung.  Verfassung, 
Magistrate  ,  Po  11 1 ihres  ,  Priestercollegien  in  jeder  Stadt; 
frÜherhin  Könige,  nachher  r.itei  jährliche  Dictatoren. 
Grofse  Anhänglichkeit  der  Latiner  an  ihre  Könige.      Im 


J80)  In  v.  ßonstettrns  Reise  nach  Rom  L  pag.  222.  sind  Aber 

Ldie  allinalilige  Ausbildung  der  Launischen  Religion   Ver- 
mulhungen  gewagt,  die  wir  auf  sich  beruhen  hissen. 
isi 


181)  Den  Hain  der  Ferentina,  wobei  die  Latiner  ihre  Bundes-» 
Versammlung  hielten  ,  verwechselt  Dionysius  Hai.  A.  R. 
JH.  34.  mit  dem  Ferrntinum  der  Hernicer;  s.  Grimm  ad 
Dionys  Ha],  p.  155.  not.  y.  und  N'iebuhr  Rom.  Gesch. 
I.  p.  210. 


Altgemeinen  herrschte  eine  gute  linde  Nationalist ,  die 
ihren  F.inJlufs  auf  das  politische  Schicksal  dieser  Volke* 
und  auf  ihre  Religionen  zeigte  In  Kunst  und  Wisien- 
schalt  können  sie,  wie  bemerkt,  mit  diu  Ftrushcrn  nicht 
Verglichen  werden.  Erst  durch  diese,  wie  durch  die 
Griechen ,  empfingen  sie  kessele  Einsichten ,  selbst  in 
den  praktischen  DisciplinOB, 

Die  religiösen  Feste  der  Latincr  und  Römer  waren 
ursprünglich  nach  einem  &clui monatlichen  cvclisthen 
Jahre  bestimmt  ,  wobei  die  Römer  noch  lange  nach  der 
königlichen  Hei  i  schalt  geblieben  zu  seyn  scheinen,  wie 
denn  überhaupt  die  Zahl  zehn  in  Etrorieni  Religio«  und 
zwölf  in  der  Römischen  eine  Grundzahl  waren.  1» 
»li ,  oder  der  Festcalcndcr  des  Ovidius  ,  mit  andern 
richten  der  Alten  verbunden,  mit  den  Uebci  bleibseln 
der  allen  Catcndaiien  bilden  die  Ouellenliteratur 

Gottheiten    von    Latium.     Allgemeine.     Da 
den  Obergöliern  behauptet  Saturnusden  ersten  Rang, 
tivn  auch  die  Fiiusher  hei   sich  aufnahmen.     Sein  'S 
I    Itniffl  zum  Jamis  und  zum  Griechischen  lironos.  Frühe 
Yerwivrhnrg-  beider   Wesen    (  vcrgl.  auch    oben   II.  Tb. 
pt  d|3i   f.  hi{)  )■     l'.infiihi  ung  des  Saturnus  in  das  Crcten- 
sischu  Göttersystem  dareb Etymologien  {Latium «  latere), 
duicb    (Genealogien     ( s.  Saxii  Tab.  II.    und    daselbst 
Geschlecht  von  Kronos   nr.  3).      VeihÜitnift  der  Lvtta 


182)  Nitbuhr  Rom.  Gesch.  I.  p.  200  fF.  in  der  durchdachten 
Unierbuchung  mute  hier  besondtrs  verglichen  wer  Jeu. 
In  ßeirrfT  der  Quellen  verweisen  wir  auf  die  Patti  d»>  I 
dius  und  deren  Ausleger,  auf  die  Calendaria  bei  Grae  viua 
im  Tbcs.  Aniiqq.  Romm.  Vol.  VIII.  und  auf  die  Fish 
Prdienesiiui  mit  dem  Comnientar  des  ßoggini 
ton.  de  Gnimmill.  cap.  J7.)  Ruin.  »?Sl.  fo|.  und  hei  der 
Wölfischen  Ausgabe  des  Suetonius  III.  pag.  21  »'1  IV. 
pag.  Jl5  t%. 


97» 

rar  Ops  und  zur  Griechischen  Hhea  und  Demeter.  Ueber 
die  Idee  de*  1  .a ein Uehen  Natqrgottee  Satumus,  von  dem 
im  Wesentlichen  dasselbe  gilt,  was  von  Jann&  gesagt 
worden  ,  nur  dal's  die  L.ifinisehcn  Thrnreme  nirht  so 
metaphysisch  waren,  blanche  ich  nach  dem  Obigen  nichts 
zu  sagen  ,sl)>     Auch  ist  im  Vorhergehenden   (u.  3i5f.) 

Von  den  charakteristischen  Züyen  seiner  Fettfeier  ge- 
redet worden.  Philosopheme  über  diese  Gottheit  und 
den  Planeten  Saturnus.  Ihm  ist  die  Siebenzahl  beilig. 
Pythagoreische  Ideen  des  Phtlnlau»  und  Anderer  ( s.  die 
Bxrerpl e  bei  Job,  Lydus  p.  25  sq.).  —  N  e  p  t  u  q  u  i ,  das 
pci  •*  uiilii  ii  ic  Kiistciuneer.  Sein  Verhidtnifs  zum  Grie- 
t  ln>c  h  -  J<üiv»cben  Poseidon  wurde  oben  Cap.  VIII.  §•  »4* 
berührt.  Beine  Frauen,  nach  Launischer  Genealogie, 
sind  Sulucia  und  Venilia,  zu  denen  die  Römer  zu 
beten  pflegten  (Gelli-ii  8.  A.  XIII.  !*.)•  Charahteri- 
slisch  is»t  die  Bedeutung  des  Ausdrucks  Nep.tuni  filii, 
rohe  Menschen  (s.  oben  II.  Tb.  pag.  5*^,  Not.  249 .).  -- 
F  e  r  e  n  t  i  11  a  und  ihr  heiliger  Main  am  F'ufsc  des  Alba- 
nerbergs. Zusammenkünfte  und  Jahrmärkte  daselbst 
{Tat,  I.  :ju.).     Hierbei    vom  Vejovis  und  Juppiter, 


183)  Niebuhr,  welcher  (Rom.  Gesch.  I.  pag.  9i.  Not.)  den, 
Saturuus  uml  Mars  als  PlaiieteugötU  r  nimmt,  glaubt 
(ebentLts.  pag.  i-J.),  daf*  >jiu»hus  mit  ItiOem  Weibe 
Ops  höchst  wahrscheinlich  Erdgult  und  Erdgötlin  sey» 
das  Ht-lt-bt-mle  und  dal  Empfangende,  Hervorbringe nde 
der  Erde:  ,,sein  RetCtt  llftd  ihre  Tiefen.  Die  Deutung- 
dieser  Götier  auf  Könige  i.st  das  neuere. ki  —  Es  wurde 
im  V01  hergehenden  von  mir  bemerkt ,  daft  Sahir,  bald 
mit  der  Vorstellung  eines  physischen  bald  mit  der  Idee 
einen  metaphysischen  Urgrundes  der  wirklichen  Dinge, 
der  Grundbegriff  des  Satamus  heyn  möchte.  In  der  er- 
sten Beziehung  hat  er  auch  in  de  11  Tafeln  und  Formt  bi 
der  Arvaf|jiiesler  seine  Stelle  als  Stifter  der  agrarischen 
Culiur.  Mail  vergl.  nur  dt»  Mariui  gli  AUS  d.  fr.  Arvali 
I.  p.  13a. 


97* 

A  \  u  r  (Anxur).  Streit  unter  den  Alten  schon  über  die 
Bedeutung  und  Bildung  dieser  Wesen  :  Der  jugendliche 
Juppiter  (Ovid,  Fnst.  III.  4^7-) i  ^er  jugendliche  aber 
böse  Juppiter,  dem  man  Ziegen  opferte  (Gellius  V.  \i.). 
Ist  der  Juppiter  An\ui  <kr  \  olshcr  von  \n\ur  (jezt  Ter- 
racina)  ein  jugendlicher  Juppiter  (Servius  ad  Virg.  Am. 
VII.  ßoo.)  ?  Verbreitung  des  Vejofvfsdienstefl  in  Born 
(s.  das  oben  pag.  5j5  f.  Bemerkte).  Juppiter  Juvenil 
und  Anxur  auf  Münzen  (s.  Hasche  Lexicon  rei  num,  s.v. 
Anxur)  und  auf  Gemmen.  Hierzu  die  Gla*paste  ,  den 
Juppiter  Anxur  darstellend,  nacht,  mit  Dm  wie  hellem 
linken  Arm,  in  der  linken  Hand  einen  Schalt  hüllend, 
in  der  rechten  drei  Blitze;  deneben  der  Schild  und  Adler 
zu  seinen  Pfiffen  (  in  der  Stuachi»chcn  Sammlung,  s. 
Schüchtegrnll  Dnctyliolh.  Slosch.  I.  nr.  20.  p.  iß  ff.).  — 
Hauptsatz:  auch  hier  wieder  die  durch  das  ganze  Aller- 
thum  herrschende  Idee  von  periodisch  zürnenden  «  <]«r 
verfinsterten  IVaturgntlheifrn.  Erinnerung  an  Bruno, 
Demeter-  Eiinnvs  ,  Hercules-  Mafaeril  u.  s.  vr, 

U  n  t  ergo  1 1  hei  1  e  n  :      Luhitina,     bnbentina 
Ursprung  und  erster  Begriff  divon.      Ihr  Verhüll 
Volnj'i.i,    zur  Aphrodite,   Venus   (•«  Ctnciui  AHmenl 
bei  Macrub.   I     ifi.  und  V.irro  de  L.  L.    V«   pag.  ">3  Scal.). 
Venusdionst    in  Ilmn    und    erster  Tempel    dcrs> •! befl  ,     ■ 
■urb.  45y  vuii  Kabiua  Gurges  gebaut.      Tempel  der  Luhi- 
tina  (Libiltna)   in  Born  und  Bestimmung  desselben   (Die 
nys.  Hai.  IV.   r5.    vergl.  Spangenberg  p.  O7  sq.    ' 
Anna    Perenna.        Verschiedene    Mithen    (bei  Ot 
Fast.  III.  523  sqq.  Virgil.  Aen.  IV.  9.  421.  5oo.  Sil.  hei, 
Till.  7<>).      Sie  vßrd  von  den  Bötnern  eben  so  wohl  in 
die  Griechische  Göilermvlhologie  verflochten  ,  als  iu  die 


io- 

id. 


iSJj   pie  lücrher  gehörig«- n  Begriffe  sind  thcüs  oben  im  Ab- 
schnitt von  der  Juno   berührt  worden,    theils  \*c»u>n 
l'robcrrina  deutlicher  u erden. 


975 

Genealogie  nationaler  Heroen  i^5).  Daher  ihr  Verhält- 
nifs  zum  Mars  und  ■/um  Aeueas.  Sie  wird  nämlich  dem 
Mars  zugesellt,  und  liat  mit  »hm  dasselbe  Fest.  Damit 
-\  erhand  sich  der  lustige  Mythus,  den  uns  Üvidius  (Fast. 
HL  680  sijij.)  auihchulRn  hat,  wie  einst  Anna  den  in  die 
Minerva  verliebten  Mais  getauscht  hatte,  da  sie  sieh  an 
ihre  Stelle  setzte.  Sonst  ist  sie  die  Schwester  der  Dido, 
welche  vor  Jaibas  zum  LS-ittus  naeh  Malta  flieht,  und  dar- 
auf zum  \eneas  naeh  [tauen.  Dort  findet  sie  gote  Auf- 
nahme; zieht  sieh  aber  dadurch  den  Hals  und  die  Eiler- 
sucht der  Gemahlin  des  Aeneas,  Lavtnia,  zu.  So  springt 
sie  endlich  in  der  Gefahr  aus  dem  Fenster,  und  itumt 
sich  in  den  Fluis  Nuinicius.  Der  Schlüssel  zu  allen  die- 
sen Mythen  liegt  in  ihrem  Feste,  den  i5.  März,  in  den 
dabei  üblichen  Gebrauchen  und  Formeln.  Es  war  ein 
Jahres-  Und  Frühtingslest.  Die  dahei  gesungenen  Lie- 
der hatten  ganz  den  treten  Ton  orgias lischer  Festgesauge. 
Es  war  eine  Feier  des  mit  dem  Frühling  neu  gewonnenen 
Jahics,  Man  betete  dabei  zur  Anna  Pcri-mia  !  Ill  annale 
perennareque  coinmudc  liccal  ( Macrob.  Sat.  1.  ia.)  — 
*  dals  man  i'roh  und  gesund  das  Jahr  durchleben  möge,  v 
Dieses  frische,  neue  und  dauernde  Jahr  war  eben  jene 
Anna  selbst.  Es  war  eine  Persunificatjon  des  alten  Mon- 
den Jahres   18c).      Darum  heilst  sie  auch  seihst  der  Mond. 


185)  Ol»  Anna  Perenna  in  CarthagO  umer  den  Heroinen  ver- 
ehrt ward,  beruht  auf  Sit.  Ii.il.  VII.  vs.  23 J.  ,  der  den 
Hanaibal  vor  der  Schlacht  bei  Canng  ihr  eine  IhUsaule  im 
Tempil  du  Didu  gi  lohen  lafstj  s.  Münn-r  Ret.  der  Car- 
thager  §.  11.  p.  70.  Derselbe  hemeikt  in  den  Zusätzen 
aus  v.  BonsteUena  Vofugt  sur  le  seena  de  six  derhfera 
livres  de  I' Eneide  ,  Gentve  1SI".  p-  l!fc>,  dal's  Anna  Pe- 
reiuia  uochjesi  in  Latiuin  umer  dein  Namen  Ani 
na  Pei:uiiill.i  eine  Cuprife  hat. 

186;  S.  Homerische  H  riefe  pag,  HS.  Lennep  findet  (  Ety- 
molog, p.  210  seqq.)  in  •  •»•=?»  jjjiius,  die  ürundbedeu- 


974 

Sie  war  die  Fuhrerin  der  Monden,   zugleich  aber i 
Beherrscherin  der  leuchten  Sphäre  ;    daher  sie  emgj 
Flusse   Numicius  Hegt,    und  immer   und  immer  ott: 
dahinfliefst.     Sic  ist  der  Flufs  der  Monden  ,   Jahre  i 
Zeiten  selber.      Daher  die  Becherzählung  bei  den 
jahrs>vünschen  an  ihrem  Feste.      Daher  ihr  Tod  » 
Wellen.     Sie  ist  die   Jungfrau  an  Mi  das  Grabe,  dkl 
lange  dort  liegt,    «als  das  Wasser  noch  (liefst ,  altl 
hen  werden    die   Bäume. »      Ja  sie  giebt  selbst  Blulk 
und  Früchte.     Sie  läfst  die  Saaten   spriefsen.    Dh< 
traide  (annona)  steht  zunächst  unter  ihrer  ObhnL 
ist  die  Nährmutter  lS"),  die  gute  Mutter  vom  Beige, 
dem  von  seinen  Treibern  bedrängten  Plebcjei haufei  I 
Bovillä  die   warmen  Kuchen  bringt.      Alle  guten  fatal 
hommen  von  ihr  und  auch  die  Freiheit  18s).     MiliW] 


tungretro,   und  J.  C  Schmid   ( AnimadversotS* 
Lennep.  Etymolog,  in  meinen  Meletemm.  III.  p»J-Ä 
leitet  gleichfalls  vetus,  alt,  von  sVc^,  Jahr.A- 
Einige  aspirirten  auch    das  Wort  tvo$   und  sagte»1** 
(.s.  Valckenaer  ad  Amnion.  Animadvv.  pag.  197.  vd^ 
selbst  Theodoritns  in  Lexico  ▼«(-«  irvfu/xaToiv.     evo;  iit  •*" 
a  n  u  s  i.  e.  a  n  n  u  8  ,  indem  die  alten  Römer  die  Bocks* 
ben  nicht  verdoppelten  (s.  Valckenaer  a.  a.  O.  p.  ttW»  I 
und  daher  kommt  auch  der  Ausdruck  «">*>  xal  via,  ort  | 
alte  und  neue,   d.i.  der  dreifsigste  Tag ,  wo  der  tW* 
Mond  mit  dem  neuen  im  Mondenjahre  »eckst»* 

187)  Sie  hat  auch  der  Sage  nach  dem  Juppiter  die  erste  N«** 
rung  gegeben;  s.  Ovid.  Fast.  III.  vs.  660: 

Teqae  Jori  primot  Anna  deditte  eibo*. 
und  was  ich  sonst  noch  in  den  Homerischen  Briefen  p.& 
angeführt. 

188)  AnnaPerenna  wird  verglichen  mit  AnnaP«"" 
De  vi  der  Indier  1)  von  Paterson  in  den  Asiatick  R<" 
searches  VIII,  pag.  69  sqq.  Dort  wird  p.  72.  Foltead«1 
xnitgetheilt :  Description  of  slnna  Purna  JDevf,  fron»  th» 
Annadä  Cripä.  „Ske  in  of  ruddy  coraplexion,  her  rob 


97^ 

mit  ihrem  Feste ,  Malralia  genannt.  Ihr  VerhäUnif»  zur 
Griechischen  Leucotbea.  Ihr  Sohn  Porlunus  (  Melicer- 
tes)  lS').  A  1  b  u  n  e  »  ,  die  Sibvlle  von  Tibur  (  Horat. 
Od.  I.  7.  12.  und  daselbst  Mitscherlich  und  Fca ).  P». 
1  e  s.  iVatne  und  Begriff  dieser  landlichen  Gottheit.  Hier 
befinden  wir  uns  wieder  im  Gebiete  des  I'hallusdienstes 
(vergl.  Zoega  de  Oheliscis  pag,  ai'i  sqq.).  Sie  ward  oft 
androgyuisch  gedacht.  Ihr  VerhäUnif«  zur  Yesta.  Die 
Palilia  oder  l'ai  ilia  (  Ovid.  Fast.  IV.  721  sqq.  Vir- 
gil.  Georg.  HI.   1.  und  daselbst  die  Ausleger  i9°).      Un- 


of  varimis  dies  ,  a  er  e s  e.  e  tit  011  her  forehpad;  shegives 
subsislaucr  ;  she  is  hent  by  the  iveiyht  0/  heur  Juli  bre~ 
usts  /  Ji/iata,  nr  S'iva  i,  as  a  child  )  ,  is  playtug  before 
her,  with  j  ertscem  nn  liis  fbreheidj  she  looks  at  hiin 
wilti  pteastire,  and  srafed  (nn  a  thront-)  relieves  bis  hnn- 
grr;  all  good  is  united  in  her;  her  numes  arc  ^In/mJci, 
sfttua  Purna  Der/,  Shaeatli ,  and  Bhägavati."  Es 
folgen  vergleichende  Auszüge  aus  Komischen  Dichtern. 
2)  Von  H,  T.  Cülelirouke.  Dieser  liefen  in  den  Be- 
lltet kungcti  über  vorstehende  Abhandlung  noch  folgende 
Znsatze  (ebcndacejbsl  paf.  W.):  „Anna  Purnä  Deii,  or 
the  goddess ,  who  Ulis  tvith  food ,  is  the  berteji cetit  form 
o/~  lihunim  ;  und  in y  s/miiar  to  Lacshmt  or  the  godm 
dt ss  of  ahundanc* ,  through  not  the  same  Deity.  "  Sie 
sty  beschrieben  und  ibre  Verehrung  eingeprägt  jn  einem 
von  den  'Ja  ti  d  ra  's,  aber  nicht  In  den  Puran.Vs;  n  u  r  in 
dem  b  i  v  a  l'nrann  komme  sie  vor,  und  es  fanden  pich 
nicht  viele  Legenden  von  ihr.  Sic  habe  einen  Tempel 
zu  llcnares  nahe  bei  dnin  von  \ 'iswr'.swara.  Vielleicht  sey 
A  niu  l'iima  verwandt  mit  der  Annuna  der  Römer. 

18y)  S.  Ovid.  Fast.  VI.  473  sqq.  mit  den  Auslegern.  Einige 
Handschriften  und  Ausgaben  geben  Portmniius ;  wogegen 
sieh  Uudendorp  zu  Appulejua  Metamorph,  p.  307  s<|.  er- 
klärt ;  vergl.  auch  die  Annirrk.  zu  Cic.  de  N.  D.  [I,  26. 
p.  311  unserer  Ausg. 

1£y0)  Das  Scholton  zu  Persius  S.U.  f.  72.  der  Trierer  Hand- 
schrift sagt:   „  Palilia  dies  sacer  in  honorem  lliae  ,   quae 


976 


tcrschcitlung  von  den  Dii  Palici  (TraÄixoi)  in  Sicilien  (f. 
darüber  CluveriiSicüia  antiqua  p.  .'in  sqq.  und  Yalckenär 
ad  Callimach.  Eleg.  Fragmin,  p.  175,  wo  auch  die  Aetnäi- 
schenCiüUcr  erwähnt  werden).  S  i  I  v  a  n  u  s.  Zweifelhafter 
Ursprung  seines  Mythus.  Sein  \  ei  hültnifs  zum  Pan  und 
andern  landlichen  Gottheiten  (Virgil.  Aen.  VII  L  000  sqq. 
und  daselbst  die  Ausleger).  Meditrina,  eine  Heilungs- 
götlin.  lhi  Fest  Medritinalia.  Formeln  dabei  (Varrode 
L.  L.  V.  cap.  3.  p.  48  Seal.  Feslus  in  voc.  p.  2^4  Dac). 
Mulunus,  Tutunu«,  ein  Lalinischer  Priapus.  Dil 
Nachrichten  der  strafenden  Kirchenlehrer  von  der  Yer- 
ehrung  desselben  (  Auguslin.  de  Civ.  t).  Vi.  o,.  'l'ertul- 
lian.  ad  nalion.  II.  11).  Scmones.  Bcgrifle  von  diesen 
Wesen  (vergl.  Fulgentius  de  prisco  sermone  p.  172 
Mancher.).  Hierbei  Herne rlumg  der  grolsen  Zahl  v« 
vergötterten  Menschen  in  der  Latinischen  Ilcligiou. 
Stammtafel  der  Semones  (  vergl.  Spangenberg  pag.  62. 
Pilus  Pannus  (s.  üben).  Fauna  (Fatua,  Fatui 
la  v  ).  Sehr  bedeutsame  Sagen  von  ihr.  Ihr  Vrrh.ilt- 
»ifs  zur  Buna  Dea,  deren  Namen  Manner  nicht  BtuBJ 
wissen  durften.  Sacra  opertanea  (  Macrob.  S»t.  I«  11.). 
Ueber  die  Uona  Dea  hat  Middleton  im  Leben  des  Clotri 
das  IVothigc  beigebracht.  Hiermit  verbinde  man  die  Lc- 
xnerltungcu  von  Hatthiä  (über  Livius  etc.  p  21.).  Ceres 
und  liuna  Dea  (s.  Dionysus  p.  214  sq.  und  oben  im  Ab- 
schnitt von  den  Laren).  Sterculiua,  Sohn  de»  Fäu- 
lnis, auch  Pilitmmis  genannt.  Die  drei  SchutzgottheiteD 
der  Schwangeren:  Pilumnus,  Intcrcidua,  De. 
verra    (Augustin.  de  Civ.  D.    VL   9.    Dalcchamp  giebt 


pcpcrii  Remum  tt  Romutum,  et  dieuntur  palilia  qna»i 
parilia."  Anders  lauie»  die  alleren  Schollen;  s.  pag.  28. 
157  ed.  Aehaintre. 

1<?1)  Serviu*  ad  Virgil.  Aeneid.  VII.  47.  Moser  zu  Nunni  DI 
ny*.  XIII.  325.  p.276. 


977 


zn  Flintus  H.  N.  XYUL  3.  wo  der  Name  Pilumnus  als 
Hämischer  Familienname  vorkommt  t  pag.  811.  iNachwei- 
»ungen  über  den  Gott  Pilumnus;  vergl.  Lilius  Gyral- 
thiB  Hist.  Deor.  Synt.  I.  p.  56.  wo  auch  von  einem  Deus 
Intcrcido  und  einer  Dea  D  e  v  e  r  ra  die  Rede  ist  ,  und 
CoeL  Bhodigin.  L.  XXIV.  cap.  6.).  Dautius,  Sohn  dea 
Pilumnu»,  und  dessen  Kinder  Turnus  und  Juturna  (Ovid. 
Fast.  I.  160  sfjq.). 

Gott  heilen  einzelner  O  erler:  MajuszuTus- 
culum;  V  iaidianus  zu  Narni ;  Delventius  zu  Caasino; 
Curia  zu  Alba  (  Cardea  ) ;  die  Nalio  oder  Ratete  au  Ar- 
dea,  wo  man  ihr  zu  Ehren  feierliche  Umgänge  hielt  und 
Opfer  verrichtete.  Sie  ward  als  die  Beschüizerin  der 
Frauen  heim  Gebaren  gedacht,  und  davon  auch  be- 
nannt ^-).  Sie  war  also  die  Launische  TernrlXU.  Am 
Gestade  von  Minluma,  am  Hier  des  Flusses  Litis,  hatte 
eine  Göttin  einen  heiligen  Hain,  Marica  genannt  ■'■*). 
Sie  ward  bald  für  Venus  ,  bald  für  die  Girre  ausgegeben, 
besonders  für  die  nach  dem  Tode  vergötterte  Circe  i,-i). 
Dals  beide  Angaben  nicht  widersprechend  sind,  sondern 
auf  der  gemeinsamen  Vorstellung  von  dem  Zauherkreise 
des  irdischen  Lebens  beruhen,  kann  ich  hier  nur  an- 
deuten. Im  Verfolg  dieses  Werks  müssen  wir  ohnehin 
von  der  Circe  ein  Mehrcres  sprechen.  Dürfen  wir  an 
den  Griechischen  Maptxäi;  dabei  denken,  so  halten  wir 
in  die&er  Italischen  Marica  auch  die  Bedeutung  der  Wol- 
lust (Hesych.  IL  pag.  $|t  Albert.).     Der  Name  Maricaue 


192)  S.Cicero  de  N.  D,  III.  IS.  mit  den  Auslegern  pajj.  569 
und  73-1  unserer  Ausg.  und  daselbst  Moser  über  die  Schrei« 
bung  des  Namens. 

193)  Servius  ad  Virgil.  Aeneid.  VII.  47.  Milscherlich  ad  Ho- 
rat.  Carmm.  111.  17.  7. 

194)  Servius  a.  a.  O.  LacUnt.  de  fals.  relig.  I.  21.  pag.  l4S 
Bünem, 

IL  62 


9/8 

kommt  in  Etruscischen  Aufschriften  vor  >9S).  — 
aber  der  Name  auch  bedeuten  mag;  an  ihn  war  ein  Grie- 
chisch- Italisches  Gcsehlecbtsregisler  geknüpft,  das  ich 
ganz  kurz  tabellarisch  beifügen  will : 


TelemaebuawCirce 
i 
Latinut   196). 


Salurnus 

l 

Pitus 


FauuuswMarica 

i 

Latinua   t9~). 

Auch  halte  Latium  noch  eine  grofse  Menge  Gottheiten, 
dereu  Ursprung  wir  nicht  kennen  ;  aehr  viele  Acker- 
gottheiten  (Tertullian.  ad  Nat.  II.  i5.)  ,  Geburt«-  und 
Todesgottheiten:  die  Latiniichen  Farcen,  die  Moita, 
Ehegottheiten  (Augustin.  de  Civ.  D.  VI.  9)  und  dergl. 

Bei  der  Aufnahme  der  vielen  fremden  Gottheiten, 
die  in  Latium  Eingang  fanden  ,  verfuhren  die  Lariner 
wie  die  Etrusker;  sie  nationulisirten  sie  durch  Namen, 
durch  Frauen  aus  ihren  Götter-  und  lierocngeschlech- 
lern  u.  a.  w.  Hierbei  ein  Blick  auf  die  Geschlechtsrc- 
gister  dieser  fremden  Wesen  :  E\  ander  und  Nicustrata 
(Cartnenta)  mit  ihren  Begleiterinnen  Porrima  (Prosa) 
undPostverta,  in  Bezug  auf  das  Geburtsgeschaft ,  wovon 
oben.  Hercules  (s.  oben  II.  pag.  240.).  Aencas.  Vesta 
(s.  oben  Cap,  \ Hl.  §.  18.).  Diana  und  Virbius.  Ety- 
mologien und  Sagen:    von  Orestes  und  Iphigcnia,    von 


t$S)  Lanzi  Saggio  I.  p.  24».  IL  p.  422. 

196)  Hygin.  Fab.  127.  p.  230  btaver,  milden  Auflegern,  vergl, 
Briefe  über  Homer  an  Hermann  p.  £21  II'. 

197)  Servius  a.  1.  O.  Herne  Exourft.  V  ad  Aeneid.  VII. 
45  sqq.  Spangenberg  de  religg.  Lat.  domestt.  p.  65.  und 
Micili  IL  p.  4t. 


979 


Hippoljtus  ond  PhJidra ,  nebst  einem  iepo?  Xoyoq  und 
Philosophen)  (Zuega  Bassiril.  IX.  nr.  49,  und  die  Erklä- 
rungen). Bildliche  Denkmale:  der  Piiesterkampl "au  Aii- 
cia.  Rex  INemorensis  (Beinhaid  und  Sichler  AJman.  aus 
Born  ifcho).  Der  Elruiisehe  Janus  ,  der  auch  Tun  den 
Latinern  au  Ige  nom  men  und  verschieden  gedeutet  wurde. 
Hierbei  letztlich  ein  Wort  von  dem  Dienste  der  For- 
tuna (Ti'^t^)  au  Anliura,  Präneste  und  lang*  der  ganzen 
Latinischen  Küste.  Dieser  Dienst  stammte  ans  den  Samo- 
thracischen  Religionen ;  wenigstens  erzählte  man  sich 
von  E  t  r  u  r  i  s  c  h  e  n  C  a  b  i  r  e  n  ■ vS)  ,  die  aus  Lemnos  ge- 
kommen suvt'ti ,  und  nannte  sie  Ceres,  Pal  es,  For- 
tuna ( Schuliast.  Apollon.  I.  60Ü.  Servius  ad  Aen.  II. 
3s5.  vergl.  oben  IL  Th.  pag.  873.).  Diese  Tyehe,  For- 
tuna ,  ward  auch  in  die  Orphi»chen  Systeme  eingeführt» 
Koch  haben  wir  unter  den  Hymnen  der  Orphikei  einen, 
der  an  sie  gerichtet  ist  (  nr.  72.  [71.]);  auch  im  Besten 
Orphiachen  Fragment  finden  wir  Andeutungen.  Der 
ursprüngliche  Begrill"  dieser  Tyehe  hing  mit  dem  Monds- 
dienste zusammen,  und  das  Watten  über  Ehe  und  Ge- 
burt, die  Stellung  und  Lenkung  der  Kativilät,  waren 
dabei  die  herrschenden  Ideen.  Daher  ward  diese  For- 
tuna bald  mit  llilhyia,  bald  mit  Artemis  Luna,  bald  mit 
der  Juno  verglichen.  Auch  kam  sie  bei  den  Hochzeiten 
der  Alten  vor,  und  es  war  ganz  in  diesem  Sinne,  wenn 
in  Alt- Italien  die  Genien  der  Frauen  Junones  hielsen. 
Weitere  Ausbildung  des  Begriffs  Fortuna  und  spätere 
Wendungen  ,  die  er  erhielt.  Bildliche  Darstellungen 
dieser  Göttin.     Berichte  der  Alten,   z.  B.  des  Pausania* 


iQS)  Hierhin  gehören  die  Nachrichten  von  den  Dii  Consenles 
und  Comulices ,  nach  der  HauptsteLle  des  Anmhius  adv. 
geint  III.  40  und  daselbst  die  Ausleger  T  II.  p.  1?4  *q. 
Orelli  ;  worüber  wir  schon  üben  iL  Xh.  pag.  H4.  366  ff. 
geredet  haben. 


98ü 

(IV.  3o.  IX.  16.),  den  Plutarchus  (de  Fortuna  Roman.). 
Ein  Blick  auf  die  Monumente  ,  bei  Montfaucon  Antiq. 
expl.  I.  2.  tab.  jq6  —  tq8  ,  die  Fortuna  im  Museo  Pio- 
Clement.  II.  tab.  »2,  auf  der  bei  Heidelberg  gefundenen 
vierseitigen  Ära  (Acta  Acad.  Theodur.  Palat.  I.  tab.  1. 
p.  i<)3.)  und  andere  Vorstellungen  (vergl.  Hirt  M^thol. 
Bilderb.  p.  o,5.  und  daselbst  Tab.  XII.  BT.  r»  )  ;  auf  Mün- 
zen (  s.  Rasche  Lesicoa  rei  nmn.  s.  Fortuna)  ;  auf  Gem- 
men (Wilde  Genim.  sei.  pag.  160.).  Hierzu  der  Siegel- 
abdrucU  einer  Gemme  Ton  Munter,  copirt  auf  unserer 
Tafel  VI.  nr.  10:  Fortuna -Ceres  mit  Ruder  und  Füll- 
horn   i?9). 


§.     16. 
Die    SaliacLen    Priester. 


dieser 


Fragen  wir  zuvöiderst  nach  dem  Ursprünge  di 
Einrichtung,  so  weisen  uns  nicht  blus  oflenbare  CVher- 
einslimmungcn  mit  orientalischen  und  alt  Griechischen 
Instituten,  sondern  auch  bestimmte  Nachrichten  der  Al- 
len auf  Vorderasiatische,  Cretensische  ,  Snmntht  acische 
und  alt- Griechische  Institute  und  Vui  Stellungen  zurück. 
Dort  war  es,  wo  wir  ähnliche  Priester  unter  verschie- 
denen Namen  kennen  gelernt  haben  ,  und  zum  'I  heil  im 
Verfolg  noch  hennen  lernen  werden  j  Priester,  die  in 
ihren  Waflentänzen  den  Lauf  der  Gestirne  und  die  Bahn 
der  Planeten  zu  versfnnlichen  Buchten  (s.  oben  II.  Th. 
p-  3o5  fT.).  Es  sind  die  Salier,  um  hier  gleich  den  rech» 
ten  Standpunkt  anzugeben,  die  Corybantcn,  Curetcn, 
Teichinen  und  ldiier  des  alten  Italiens.  Her  Gott  ,  dem 
sie  sich  gevteihet,  heilst  Mars  —  "Afttf,  der  grofse Aiio- 
heisus   von  Saniothrace  ,    der  mächtige  Befruchter  und 


199>   V»rgl.  auch  die  Erklärung  der  Abbildungen   zu  diesem 


o8 


Besaamer  der  Erde,   der  Anfanger   und  Zertheiler   der 
Zeit  (s.  II.  Th.  p.  3"-o  ff,). 

Der  morgculandischc  Ursprung  dieses  Priesterordena 
Terräth  sieb  ,  wie  bemerkt ,  ferner  in  Namensei-klärung 
und  Sage.  P'olemo  (bei  Feslus  s.  v.  p.  /| 74  Dacer.)  leitet 
den  Namen  von  einem  gewissen  Aio.ul.er  oder  (nach 
Plutarch.  V.  Num.  i3.)  SamothracierSalius  her,  welchen 
Aeneas  mit  sich  nach  Italien  geführt  ,  wo  er  die  Italische 
Jugend  den  Waffentanz  gelehrt ;  ei«  Zengnifs ,  das  einen 
neueren  Forscher  veranlagt  hat,  die  Salier  für  eine  An- 
ordnung des  Evander  aus  Arcadicn  anzugehen  -oa).  Cri- 
tolans,  ebenfalls  bei  Pcstus,  verweiset  an  einen  Sjvtio- 
thracier  Saon,  welcher  mit  Aeneas  die  Penaten  nach 
Lavinium  gebracht.  Doch  bedeutender  als  diese  einzel- 
nen Angaben  bleibt  das  Unheil  des  gelehrten  Dinnvsius 
von  Ualiearnafs  -ü1).  Er  nennt  die  Salischcn  Priester 
Cborcuten  ,  welche  die  bewaffneten  (Völler  besingen  (Xo- 
^evTttl  xtftii  tiat  xai  vpvr,val  tv*v  ivoitkiatv  Scdir),  und 
findet  hein  RedcnliCn,  den  Namen  Salti  geradezu  durch 
das  Griechische  K.oiv-.;Ttc,  Cureten,  zu  übersetzen ,  wel- 
ches Worj  die  Griechen  zwar  von  dem  Alter,  von  xoü- 
qoi  ,  Jüngling,  herleiteten,  während  die  Römer  dieselben 
Priester  nach  der  Bewegung,  die  sie  machon,  oder  viel- 
mehr nach  dem  Tanzen  oder  Reihen  (salire),  Salii 
nannten  -0-').     Die  Ancitien  oder  heiligen  Schilde  ,  welche 


100)  F.  Hi.inclnni  T>ei  Gutberleth  de  Salus  cap  HL  in  Poleoi 
Supplem.  Th*>s.  Anifqq.  Vol.  V.  paff.  7JM,  Dort  finden 
Meh  alle  Stellt  u  ihr  Aken  Ulver  die  vi  1  -scliiciienrn  Ablei- 
tungen Jes  Namens  Salii  angrRebrn  Die  '^t  wohnlichste 
Intet  ihn  ab  von  s  a  I  1  r  e  ,  tanze n,  hupfen,  mit  Bezug  auf 
die  Thiue,'  wilchr  iheae  Mar>-priester  aufführten.  Vergl. 
auch  Laiizi  Saggiu  <i.  L.  Etr.  IL  p.  liy. 

201)  In  der  HauntMrHe  Atitiqq.  Komm.  IL  pag.  120  sq.  Sylb. 
p.  3S-1  cqq.  K»  isk    cap.  70.  71. 

202)  Km'  cfctv  oi  Idt.f.t  j    Kord  ywv  «j*   fyujv  y\ü.<rtv,  'E>/ 


98a 

die  Salier  tragen ,  seyen  gerade  wie  die  Schilds  derer, 
die  die  Curetiscben  Weihen  in  Griechenland  feiern  *0A). 
Endlich  her v ins  zu  Virgils  Aenei»  VIII.  285.  giebt  nach 
Andern  die  Nachricht ,  dafs  Dardanus  die  Salier  in  Rom 
angeordnet,  damit  sie  den  Dienst  der  Samothracischen 
Götter  besorgten  -°*).  Aus  demselben  Servius  erfahren 
wir  auch  ,  dafs  Tibur  seine  Salier  hatte  ,  so  wie  die  Tus- 
culaner  lange  vor  Rom  203).    Dafs  Veji  sie  hatte ,  scheint 


fj.t Sef  /x>jvttS^vT»;    evdftari  Koi/f  »fri$ ,   u$'  «J/aöi»  fj£v  are  t^c,  tjkt. 

(tVö    T»J«    ffUVTOV&U    Hl'JVpSOit,  "     t£    Y^    iztiXk&Bai  T»    Hai    Tlj&Iv 

A7fg  ut"  ciutsuv  A.i'ysTÄ/.  —  «'  3»  o^Sbü;  JrttAi^ßa,  setzt  dann 
der  redliche  Forscher  hinzu  ,  rajrtfn  auroi*  njv  >rfo$»rycg 
direJi^c)^,  pm  TiL-v  ytvoi-ifvnv  vw  suttüv  o  /3oAo"J|Jfvoc  Tuu.<3oX»r. 
auch  die  amh  rt  Hanpcsteile  hei  Plutarch.  V.Num.  cap. 
Und  die  mannigfachen  Angaben  heiGutberleth  de  Salus  a.i 
O.  cap.  1.  2.  .1.  vergl.  [,anzi  Saggio  II.  p.  50J ,  der  unter 
andern  bemerkt,  daTs  die  Salier  in  Rom  nach  dem  After 
in  drei  Chöre  ,  Knaben,  Jünglinge  und  Manner,  einge« 
thetlt  waren.  Die  Saue  vom  Numa  berührt  auch  Niebuhr 
Rom.  Gesch.  I.  p.  167. 

f03)  a.  a.  O.    —  o?a;  (sc.  -rt'Ara;  )    Myovrat   a!    tu    KßUgfan 

£AAi}7<v  «titiAoüvt«;  »«ja. 

$04)  Nonnulla  tarnen  <er  hat  vorher  der  andern  Nachricht, 
welche  ihre  Anordnung  dem  Areadier  Salius  zuschr 
erwahnf  hos  a  Dardano  institmos  volunt,  qtii  Samuihra- 
cib-is  ditfl  Sacra  persolvennt.  Noch  eine  Sage  ebenda- 
aelb&t :  (^uidam  etiam  dieunt,  Salios  a  Morrio  rege  Ve- 
jeniaiioriim  insiitutos  ,  uiAlesus,  Ncptuni  filius ,  eorum 
carmtne  lauilartiur,  tjui  ejusdem  regia  fimiliae  auetor  fuit. 
Lanzi  (Saggid  a.  a.  O.)  hat  diese  Stelle  nicht  Ohersehen, 
und  unter  andern  auch  int  verschiedenen  Namen  wahr- 
scheinlich zu  machen  gesucht,  dal'ü  die  Etrusker  schon 
Salier  gehahl  Ilaheu, 

205)  Et  Tiöurtes  S'aäos  etiam  dieaverant.  —  Habueram  sane 
et  Tusculani  Salios  ante  Romano«. 


983 


aus  einer  andern  Sage  über  die  Anordnung  der  Salier  her- 
vorzugehen. 

Die  gewohnliche  and  in  Rom  allgemein  herrschende 
Sage  macht  sie  zu  Prieslern,  deren  Obhut  Numa  die 
vom  Himmel  gefallenen  heiligen  Schilde,  die  Ancilicn, 
anvertraut  habe.  Früher  zwar  schon,  in  älterer  Zeit, 
sollen  sie  Priester  des  Hercules  gewesen  seyn  -°'h)  ,  big 
Numa  diese  Aendcrung  getroffen  ,  wodurch  sie  zu  Prie- 
stern des  llriegsgoiles  Mars  bestimmt  worden.  Und  als 
dieses  Gottes  Priester  wird  nun  fort  während  ihrer  ge- 
dacht. Ihre  Zahl  belief  sich,  nach  Numa 's  Anordnung, 
anf  zwölf,  welche  nach  dem  Palatinischen  Hügel,  wo 
sie  ihr  Gotteshaus  hatten  und  den  Dienst  verrichteten, 
den  Namen  Pa laiin i  führten. 

Tullus  Hoslilius  vermehrte,  wie  man  erzählt,  die- 
selben mit  noch  Bw51f  andern  ,  welche  nach  dem  Colli- 
irischen  oder  Quirinalischen  Hügel,  so  wie  jene  nach 
dem  Palatintschen ,  Collini,  Quirinales,  auch  Agonalct 
hiefsen.  [Nächst  diesen  werden  noch  Salii  Albani  ge- 
nannt -0T),  Der  erste  unter  den  Saliern  war  der  Prae- 
sul  ;  ihm  lag  es  ob,  den  Reigen  oder  Waffentanz  zu  lei- 
ten ,  und  Alles  darauf  sich  beziehende  anzuordnen  ;  dann 
folgte  der  Vates  ,  dessen  Geschäft  sich  vorzugsweise  auf 
das  Absingen  der  heiligen  Gesänge  oder  Hymnen  bezog. 
lieber  beide  ,  So  wie  über  die  säiumllichen  Salier.,   führte 


206)  ,,Sunt  autem  Salü  Marlis  et  Herculis  :  qiioni.im  Chaldaei 
stellam  Martis  Herculcin  dieunt :  quos  Varro  sequitur. " 
Servius  a.  a.  O. 

207)  Diese  sr>  wie  die  folgenden  Punkte  sind  in  der  anpeföhr» 
U  n  Schrift  von  Gututrleih  ,  iheils  nach  Stellen  der  Alten, 
ihtils  niich  Inschriften  ,  ausführlicher  erläutert;  s.  cau.  5. 
6.  7.  Strvius  zu  ViryiTs  Aencis  VI  II.  66-v.  macht  dort  tu 
dem  Worte  Salios  den  Zusatz:  —  qui  sunt  in  tuteU  Joris, 
AJartis ,  Quiritü. 


der  Magister  collegn  SaUorum  die  Oberaufsicht ;  er  mufste 
über  die  gehörige  Vollführung  Alles  dessen,  was  der 
Dienst  erforderte,  wachen  os).  Wer  unter  die  Z»hl 
der  Salier  aufgenommen  wurde,  mufste  patrieischer  Her- 
kunft seyn  *'09);  was  sieh  bis  gegen  das  Ende  der  Repu- 
blik hin  erhalten  zn  haben  seheint.  Seine  Eltern,  Vaier 
und  Mutter  mufsten  beide  zur  Zeit  der  Aufnahme  noch 
am  Leben  seyn. 

Die  Salier  zeichneten  sieh  aus  durch  eine  bunte, 
gestickte  Tunica  (tunica  p»cta  -  ^itöii-  huixiXoi;)  nach 
Dionysius  ;  ihr  Haupt  deckte  eine  spitz  zugehende  Mütze, 
welche  mit  einem  Helme  fiele  Aehnlicbltejt  hatte,  apei 
genannt;  oder  es  war  verhüllt  nach  Gabinischer  Sitte. 
So  sehen  wir  sie  ,  die  Ancilien  einhertragend,  auf  unserer 
Tafel  LV1.  nr.  4.  (lergl.  Erklärung  p.  6a.)  und  bei  Gut- 
berlcth  de  Salus  cap.  17.  p.  723.  Aehnliche  Vorstellun- 
gen nach  Münzen  s.  ebendaselbst  cap.  11.  p.  707  ff.  Dort 
sind  auch  die  weiteren  Angaben  über  den  Fund ,  über 
die  Zahl,  GcMalt  und  Beschaffenheit  der  heiligen  Schilde 
einer  näheren  Betrachtung  gewürdigt  -l0). 


208    S.  ebendas.  cap.  8.     Man  verbinde   damit  den  Marini 

den  Atü  Hi  t'ra.it.  Arvall.  p.  Sud 
209)  S    bt  sonders  Dionysius  von  Hjlicarnafs   in  dfr  oben  an* 
geführten  Stritt- :     ioA/ou^  avr&$  0  Nevua;  d*ü*i*w  im  riv 
II  3  r^i  K  iw  v,    Sihötmz    rou;  «J-rftTf^rarcü;    »ti,  t~d***vQi    vtew> 

Und  hiermit  stimmen  «ucli  di«-  Angehen  ao<l<  rer  Schrift« 

Bleib  r  Überein  j  ».  Gulberieth  de  Salus  a.  a  O.  ctp'J, 
dessen  Sammlungen  Jt  21  durch  die  charakteristischa  Stelle 
des  Johannes  Laur.  Lydus  pag.  5b.  vervollständigt  wer- 
den:     A'jCKji^tx»   T^uravt;(     *\ö;   tOj    NoiMJ    NO(    »  ;/  cjoi'. 

vcj;  LoAicuf  o^ffOijväi  ^uiriv,  .'avpüvT«;  -  mstw 

riv  riv  'lra.Xt*<Zv  /xwvuo    a^tL-'ilv.      A'  lebet    oder 

Mf-iati  r  nennt  -m-  Johannes,  M.m  wiid  sich  dabei  er- 
innt- rn  ,   d.ifi»  in  manch'  n  Gri<  Republiken  auch 

der  Übt  rpru 
210/  Mau  wird  Aar'  »n 


»»gen  und  Angaben  über  den  Fund  ,   üher  die  Gestalt  und 
iescbaffnhejt  der  Ancilien  ,    über  die  beim   Herumtragen 
md  Niederlegen  derselben  Üblichen  Cürimonien  ,  dann  in 
lie    verschiedenen    Etymologien    Über    das    Wort   selber 
eingebe  ,  da  diesen  Punkten  Gulberteth  in  der  angeführten 
Schrift  mehrere    Capiiel    (  besonders   cap.  12  —  i4  incl.) 
jewidmei  bat.     Hauptstellen  bleiben  immer  Dionysius  von 
laÜcarnals  II.  p.  HO.   cap.  71.   und   Plutarchus  in   Numa 
'omp.  cap.  13.     Dabei  vergleiche  man  die  nach  Augustini 
:opirte  Abbildung  der   Ancilien  auf  unserer  Tafel    LVI. 
ir.  4.   —    IJiei  will   ich   nur  noch   einige  Worte  über  Co- 
ilume  und  Attribute  der  Salier  und  deren   muthmafsliche 
Bedeutung  beifügen.      Aul  dun  bekannten   Silbernen  Ge- 
lte von  Cliiusi  bei  Dempstcr  T.  I.  lab.  77.  und  hei  Lanzi 
Saggia  fav.  XIV.  nr.  4.)   kommen  tanzende  Figuren  mit 
lehn  und  Schild  vor.     Passe ri  wollte  deswegf  n  Salier  er- 
lennen.    Lanzi  abt.r  Ti  IL  p.  £0J.    widerspricht  ilnn   mit 
Lecht,    denn  sie  haben  keine  Ancilien,   wie  auf  unserer 
I'afel  und  bei  Lanzi  Tav.  VIII,   nr.  1.    derglticben  vor» 
umiium,   wo  dieser  Gelehrte  auch  den  Etruriscben  Sa- 
liern die  Ancilien  b  iles>t.     Auf  jenem  Gefafs  sind  es  wafre 
Argclischr  Schilde,    gleich  d«im  auf  unserer  Tafel  XLIII. 
Ab>  rein  Kleidungsstück,  das  wir  üben  »ls  Ornat  im  Dienste 
der  Ar^ivisch'*n  .lutv>  angetroffen  bähen,  die  tehrntin  (rif- 
ßawa)  oder  die  purpurne  T<>ga  ,  Irgt  Dionyftiufl  den  Saliern 
bei  (  A.  R.    IL  7".   p,  J>i.   virgi.  oben  II.  Tb.   ».  4J3.). 
Dals  in  den  Religionen  der  Argtvinchetl  Juno,  der  Wims 
und  anderer  Landesgo'biiien  der  Schild  und  Vhildkampf 
sehr  bedeutend  war,  ist  bereits  in  der  ßrkltrunf  dei   Hil- 
der  pag.  H  f.  von  mir  bemerkt  wnr<fen;   und    wir  dürfen 
nicht  zweifeln  ,    dafs  der  runde    und  glänzende  Argoli^i  he 
Schild   in  gntlesdienstlichtii  Gebräuchen    als  ein    H'inbol 
der  Snnne  genommen  werden.     Mau  weifs  ,   dafs   die  Ko- 
lonie des  Pelopa  Phrygiüche  und  l .ydische  Gebrauche  in 
dir  von  ihm  genjnnif  Griechische  Halbinsel  gebracht  hat. 
Nun  vergleicht  Dionysius  (4.  R.  It.  7l.  p.  JSS  sq.  R.  i->k.) 
und  unlcrüchtidet  doch  auch  wieder  die  Ludiones  (,-V.Au,- 


986 

angemerkt  worden,  Mars,  und  zwar  Mars  Gradi- 
▼  us,  *a  gradiendn  in  bella»  2U),  ein  Kriegsgott ,  der 
zum  Kampfe  eilt  mit  raschem,  schnellem  Schritte.  So 
sieht  man  ihn  auch  auf  Römischen  Münzen  dargestellt21 


va^)  mit  und  von  den  Saliern.  Ihr  religiöse«  SpiH  leitet 
derselbe  von  den  Saliern  ab  (  ebendas. ;  was  Lanzi  nach 
Kt-iiu-ra  System  freilich  auf  die  Ktrusker  bezieht  a.  a.  O.). 
Vielleicht  war  also  jener  runde  Argolische  Sonnen. 
Schild  Lydi. sehen  Ursprungs.  Was  für  einen  Ur- 
sprung die  Ancilirn  hatten,  will  ich  nicht  bestimmen j 
■ber  die  .sag.  ,  d,<fs  eins  vom  Himmel  gefallen  ,  die  Zwölf- 
zahl  dabei,  so  wie  endlich  die  ganze  Analogie  der  Chi 
tanz-  mit  den  astronomisch  -  mimischen  Tänzen  Afcia 
sc.tr,  Cretischer  und  Samothrrfcibcher  Priester,  erlauben 
die  Yermuihung,  dafs  auch  diese  Schilde  eine  astrono 
misch  catrndaijsche  Bedeutung  gehabt.  Auch  lesen  wi 
beim  Johannes  dem  Lydier,  dafs  die  Salier  nac 
der  Zahl  der  Italischen  Monate  den  Janu 
besungen  haben  (s.  vorher). 

211)  S.  Festus  s.  v.  p.  164  ed.  Dacer. :  „Graciivus  Mars  ap- 

pt-llaltis  est  a  gradkndo  in  bclla  ultro  cilroque  ,  sive  a  vi- 
bratione  hastae  ,  quod  Graeci  dicuut  *f oaWfcw ,  vel ,  ut 
alii  dieunt ,  quia  gramine  Bit  ortus ,  quod  interpretatnr, 
qnia  corona  graminea  in  re  militari  maximae  est  honora- 
tionis."  Di-r  dori  in  der  Note  angeführte  Servius  zu  V  ir- 
gils  Aenris  III.  35.  giebt  noch  mehrere  Erklärungen  die- 
ses Namens  an  ,  und  setzt  dann  hinzu  !  Nonnulli  eundem 
So!  cm  ri  Vulcanum  dieunt,  sed  Vulcamun  generis  esse 
oninis  prineipem,  Martern  vero  Romae  laniuin  stirpis 
auetorem. 


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or- 

au- 

■n 

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212)   S.  Gntberleih  de  Salus  cap.  4.  p.  705.  a.  a.  O.    —   N  ich 
«incr  Stelle  des  Servius  zu  Vjrgils  Aeneis    II.  325.    sollen 
die  Salier  Priester  der  von  Dardanus  nach  Troja  und  von 
hier  durch  Acneas  nach  Rom  gebrachten  Götter  oder 
natm  s>e)  n :    ,,nam  et  Samothraces  imrum  PtenatiMB 
tisitf>s  suos  (  Gulberleth  lieset  hit-r  Coet»)  VOOtfc 
po^tea   a  Rotn.nis   6a/ii  appellaü  sunt.    JJi  «tum  sat 


neu 


987 


Sein  Fest  fiel  auf  den  ersten  des  ihm  geheiligten  und 
nach  ihm  benannten  Monats  Marlius.  Wir  müssen  näm- 
lich hier  an  das  älteste  Römische  Jahr  denken  ,  welche« 
Imit  dem  Märzmonat  begann  (  vergl.  Cicero  de  Legg.  II. 
*i.);  'wofür  erst  späterhin  Numa  den  Januarius,  den 
Monat  des  Janus  (wovon  oben),  einsetzte  -M).  Mit  dem 
ersten  März  feierte  also  der  alle  Hümcr  des  Jahres  An- 
fang 2i4)  .  ^;e  Salier  führten  ihre  Waffentänze  auf,  und 
sangen  ihre  Lieder  (Ovid,  Fast.  III.  s5o  sq^.). 

Auf  denselben  Tag  2ls)  feierten  die  Matronen  das 
Fest  der  M  a  l  ro  n  a  lia  ,  ein  blofses  Frauenfeat,  wobei 
jedoch  Alles  auf  die  neue  Zeit,  auf  des  Jahres  Anfang 
hindeutete.  Man  hing  in  den  Tempeln  frische  Blumen- 
kränze auf,  auf  dem  Altar  der  Vesta  wurde  das  Feuer 
ausgelöscht  und  ein  neues  angezündet.  Dabei  betete 
man  zur  Juno  Lucina  (  wovon  oben  )  um  Fruchtbarheit 
und  Ehesegen.  Männer  erhielten  Geschenke  von  ihren 
Frauen;  und  damit  jedes  Glied  der  Familie  der  festlichen 
Feier   des  Tages  recht  inne  weide,    wurden   Bohnen 


Petiutiutn  curabaiit ,   quos  tarnen  Penales  alii  Apn Hinein 
et  Nepiuttum  vohmt"  cet. 

213)  lieber  das  Römische  Jahr  s.  Petavius  de  Doctr.Tempp. 
II.  cap.  l'l.  Ideler  über  die  astronomischen  Untersuch. 
de»  Alten  pasj.  3  iy  —  356.  vergl.  Ovid.  Fast.  II.  47  —  5l. 
wo  schon  Gierig  tlirse  Stellen  nebst  Macrobins  Saturn.  I. 
13.  angeführt  hat.   S.  auch  Gierig  zu  Ovid.  Fast.  III.  155. 

St4)  Tinnitus  III.  t.  1. 

TVUiris  Rorauni   (et'ae  venire  Katend.ia 
l-.x-mni»   «■■um  hie  in.it  annm  avii. 

815)  S.  Th.  Dempnitri  Caletidar.  Rom.  in  Graevii  Thes.  An- 
tiqq.  Ruinui.  Tom,  Vit  f.  p.  116  sq.  Ueber  das  Fest  sel- 
ber &.  Ovid.  Fast.  |If.  t67  —  258.  mit  den  Erläuterungen 
von  uteri? ,  womit  noch  Job.  Lydus  de  menss.  p.  76.  zu 
verbinden  ist. 


dargereicht  und  gegessen.  Die*  ist  die  eine  Seite  des 
Festes,  welche«  dein  neuen  Jahre,  dem  neuen  Erwachen 
der  Natur  und  ihrer  Kräfte,  den  Hoffnungen  des  neuen 
Segens,  im  Felde  wie  im  Hause,  gewidmet  war  2'*), 
Die  andere  Seile  ist  martialisch  in  dem  andern  und  uns 
verständlicheren  Sinne.  Es  sind  die  Vorspiele  des  Feld« 
zngs.  Diese  begannen,  nach  alter  \  olkershte  ,  wann 
die  Felder  grünen  und  Hofs  und  Mann  unter  freiem  Him- 
mel ausdatiern  bann.  Hm  mm  langen  am  ersten  Tage  des 
neuen  Jahres«  am  ersten  Tage  des  M.irz,  die  Priester 
des  Jahiesgottcs  ,  der  die  Zeit  wie  den  Kampf  eröffnet, 
ihre  YVatTenübungen  ai  I  dem  Marsdeldc  (Campus  Maitius) 
an  ;  es  verherrlichen  ihn  die  Salier  durch  ^'alTentSnze, 
mit  den  Ancilicn  herumziehend  in  der  Stadt,  die  seine 
Söhne,  ein  marnrtisches  Geschlecht ,  gegründet;  sie 
schlafen  an  dieselben,  schütteln  sie  gleich  den  Curctcn, 
und  führen  in  ekstatischer  Stimmung  unter  Gesang  ihre 
Beigen    auf. 

Die  Hymnen,  die  sie  dabei  absingen ,  enthaften  das 
Lob  der  unsterhtirhen  Gölter  und  ausgezi  icbneterSterb- 
lichcn  ,  welche  durch  ihre  heroischen  '1  haten  sich  den 
Lohn  erworben,  nach  ihrem  Tode  neben  den  unsterb- 
lichen ü£tterfl  in  den  Gesängen  der  Salier  verherrlicht 
zu  werden.  Leider  hat  uns  die  Zeit  auch  diese  Gesan 
■o  ehrwürdige  Denkmale  alt  -  Latinischer  und  alt-Rümi 


216)  Man  vergleiche  auch  djs  Bild  des  al»  Goit  geschmucl 
ten  Monais  Viln  in  dem  VIII.  Bande  des  Tb«.».  Antiqqa 
Rumm.  von  üraevius,  um!  i»ar  die  Tafel  zu  fol.  .l/^. 
nebst  pag.  105.  Es  ist  ein  kräftiger  Mann  in  eilendem 
Schritte,  Jialb  njekt  .  um  die  LendVn  mit  eint  in  \\  olftfetl 
iniiqurlet ,  welcher  mit  dir  einen  Hand  einen  brttOAttgra 
Beck  lialt.  Neben  an  ein  Milcligefafc  ,  grünendes  fCrattl 
und  eine  Schwalbe  -  lauter  Zeichen  des  Frühlings,  der 
neuen  Ueberfluf*  bringen  wird. 


Religion,  entrissen;    sie  sind  ssimmflich  ,  einzelne 
ist  liehe  ausgenommen ,  untergegangen  -  7). 


I  Diese  Gedichte,  weicht  die  Salier  abhängen,  hi«  feen 
A  x  ,1  nm  ii  i  a  ;  |.  fc'e-sius  fl,  v.  p  g.  i0  lJ.un.  „Ax.muma 
dicehantur  cantlilM  Äakiria,  ijuae  a  Salus  s.icc  rdo'ibua 
pomponebamar  (bettet  lesen  Andere  caAütamw)  im.ui- 
vei>us  homlnet  compiiSiia).  Nun  in  Utas  Mtigulos  ver- 
sus facti,  a  notnimhus  eorum  appt  llahantur  ,  ut  Janvalii, 
Junouii ,  Mincrvii. '*  S.  Gutberleih.de  Salus  cap.  19  p. 
727  scj.  Eben  derselbe  hat  cap  31,  p  73<'sqq.  eine  Samm- 
lung der  aus  diesen  alten  Gedieh:  en  vorhandenen  L't-ber- 
bleibst  l  veranstaltet,  theils  aus  klonen  Salzen,  theils  aus 
blofscn  einzt  Incti  Wörtern  lesttlund,  welche  sich  abtr 
durch  gitii  atterthUmlichcs  Woen  und  Ausdruck  aus» 
zeichnen.  Mit  Gutberlcths  Sammlungen  mufsnun  durch«» 
weg  M  u  r  i  n  i '  s  U'eik  Aui  e  Monument!  de'  fratelii  Ar* 
vali  verglichen  werden;  denn  da  der  Salischen  Gesänge 
bei  den  Allen  so  oft,  der  Arvalischcn  aber  gar  nicht  ge- 
dacht wird,  von  welchen  litrlcrcn  die  Inschriften  doch 
so  merkwürdige  Ausbeule  liefern,  so  ist  es  wahrs.hein- 
lieh,  daft  unter  den  Salischen  Liedern  die  der  Ar- 
valiscLui  Brüder  tiihbegi  dL  11  >ind  (M.111111  H.  p.597.). 
Die  alte  rolle  lersarl,  die  man  die  Sa  uminische  nannte, 
war  diesen  Liedern  ohne  Zweifel  uicprüngllch  eigen  (Ser- 
vius  ad  V  j rg  1 1 .  Georg.  If  38lsq<|,  vergl.  Marini  p.  596). 
Z.u  d>  u  Gottheiten  ,  deren  in  diesen  Hymnen  gedacht  wird 
(Murini  a.  a.  O.).  müssen  wir  nach  dem  Zeugnifs  des 
Jobaimes  aus  Lydien  (p.56.  vcrgl.  oben)  auch  den  Janui 
rechnt-n.  Wenn  Menschen  nach  ihrem  Tode  in  einem 
Saliarischen  Hymnus  erwiihnt  wurden,  so  konnte  dies  fllr 
«ine  An  von  Apotheose  gelten.  So  begehrte  das  Römi- 
sche Volk  naeh  dem  Tode  des  Germanicus  ,  „dafs  sein 
Nanu-  im  Saliarischen  Liede  gesungen  werden  soll  "  („ut 
nomen  {jus  Sabal i  carmine  caneretur"  Tacit.  Annal.  IL 
SL  und  daaellist  LipMiis;  vergl.  auch  Maiini  a.  a.  O.), 
Die  ältesten  Italischen  Heroen  und  Heroinen,  die  diese 
Ehre  genossen  ,  waren  Mainurins  Vt  türkis  (wovon  nach- 
her;, Mdiii.i  der  Laren  Mutter  und  Lucia  Volumnia  Ma» 
rini).  Diese  Lieder  wurden  späterhin  für  sehr  Unverstand- 


Der  Sinn  dieser  ganzen  Feier,  so  wie  die  Grund- 
idee, wird  uns  nun  hoffentlich  nicht  mehr  fremd  siyn. 
Mars  ist  hier  genommen  als  Anfang  aller  Dinge,  als  er- 
ster Zertheilcr  des  Chaos«  der  die  Zeit  bringt,  der 
darum  das  Iv leine  Jahr  beginnt,  wie  er  das  große  Wel- 
tenjahr begonnen,  als  großer  Naturgott,  als  Besaamer 
der  Erde,  aber  auch  als  erster  Streiter  und  Kampfer, 
lli-rti'si  und  Axioltersos  nach  Samothracischer  Lehre  ; 
welcher,  als  der  trennende,  als  der  Krieger ,  gegattet 
mit  Axiohersa  (Venus  ^ls),  der  verbindenden  ,  nun  erst 
die  Weltordnung  hervorbringt,  und  zum  Weltvatei  und 
Fruchtbringer  wird.  Ich  habe  diese  Ideen  im  Vorher- 
gehenden ausführlich  zu  entwickeln  Gelegenheit  gehabt, 
die  uns  nun  hier,  in  den  alt  -  Italischen  Religionen,  wie- 
der begegnen  ( s.  II,  Th.  p.  32o.  3«4  ff.).  Diesem  mäch- 
tigen Naturgotle  Mars,  durch  den  jedes  Jahr  im  Früh- 
lingc  das  neue  Leben  beginnt,  feierte  der  Römer  mü  den 
oben  beschriebenen  Cfirimonien  am  ersten  März  das  Fest 
des  neuen  Jahres,  ein  Fest,  das  durch  Anspielungen  auf 
Ehesegen  und  Befruchtung,  w  ie  durch  WafTengeräusch  und 
Ki  iegsgelümmel.  »ich  benierhlich  machte.  Dieselbe  alt - 
Italische  Votstellung  von  Mars  als  Naturgott  spricht  sieh 
in  einem  alten  Licde  der  Arvalischen  Brüder,  welches  an 


lieb  i;*  hallen    (  Quinclilian.  Institut.   Oral.  I.  6.  40.    p 
Sq-alditig.    „  Et  Saliorum  carminr,' VlX    :-acerdu: 
sniiä   uuelJecta"   mit  Spaldings  Note;.      Die   S.iliariv 
reichen  Mahlzeiten  (dapeij  epulaeSaliarcjO  sind  aus  Cicero 
(Atlic.    V.  y.  ■   und  Bnr'ulitjs   .  Carm.  I.  d7    2sqq.>  bekannt. 
Auch  kommen  Mahlzeitt-a  der  Fraires  Arvales  vor 
lab.    XXIJI.     ,,  nd  perugctidum    üacriKcium    per    Fr<.. 
cpu/a/Ues"  eet.  vergl.  Mai  im  pag.  20-1.  5^0.  und  Fea  zum 
Hotalius  Carm.  IV    5.  M*  p.  I?2  sq.  td.  Both.). 

118)  Daher  war  in  Rom  der  April,  drr  zweite  Monat  des 
Jahres,  welcher  auf  den  Mlrt  untniJtelbar  folgt,  der  Venu* 
geweiht;  I«  Ovid.  t'üt.  1.  jy.  und  dort  Gierig. 


99» 

dem  ländlichen  Feste  der  Ambarvalia,  den  ag.  Mai,  ab- 
gesungen wurde  ,  gut  aus,  -  Mars  wird  hier  io  dreifacher 
Benennung  neben  den  Laren  und  BmtOM  oder  Land- 
gütlern angerufen.     Ich  füge  es  daher  hier  bei : 

Helfet  uns  Laren! 
Lafs ,  Mariiur,  keine  zerstörende  Seuche 
Unsere  Saaten  verderben! 

Verleibe,  Mars,  d*m  Korne  Heilt 

Hemme  ,  Ares,  jede  Pestluft  vom  Meere} 
Rufet  abwechselnd  alle  Serannen  an  1 

Auch  du,  M  iimurius  :il,j,  hilf  uns! 
.  Zum  Jubel!  Zum  Jubel:  »J 


5- 


Werfen  wir  einen  Blieb  auf  die  Religionen  Italiens 
und  vornehmlich  Roms  zurück.  Es  führen  uns  die  Be- 
richterstatter selbst  zu  dieser  allgemeinen  Betrachtung. 
Dafs  auch  dort  Orgiasmus  und  PhalJusdienst  nicht  ganz 
unbekannt  waren,  ist  bereits  betnerht  wurden.  Auch 
die  Volkssage  hat  Einiges  davon  aufbehalten ,  das  obseön 
heifsen  inufs ,  wenn  man  die  Außenseite  ansieht,  z.  B. 
die  Erzählung  von  der  Schwangerschaft  der  Königin  Ta« 
naquil  heim  Aruobms  (adv.  gent.  V.   18.  wo  Elmenhorst 


21$)  Nach  der  Lt-gende  war  der  Name  des  Mnmurius  zur  Be- 
lohnung seiner  Kunst,  womit  er  die  übrigen  Ancilien  ge- 
macht, aus  Ende  des  Salierliedes  gesetzt  worden;  9,  Uvid. 
Fast.  IM-  2S9  f.  MS  ff.  vergl.  Marini  Arvall.  II.  p.  5y7. 

220)  Aus  Lanzi  Saggio  Tom,  I.  pag.  112.   vergl.  Marini's  Attt 
.  Arvall.  p.  oOOsqq.  und  oben  II.  p.SÜSf.  Not. 21.  Deutsch 
bei  Thorlacius  in  den  populären  Aufsätzen  ,   das  Griechi- 
sche u.s.w.  Alterthmn  betreuend,  Übersetzt  vou  Sander, 
Kopenhagen  1812.  p.  205. 


p.  3ooOrell.  noch  die  ausführlichere  Stelle  des  Dionvsius 
von  Halicarnafs  IV.  inif.  p.  207  Sylb.  anlnhrt)  und  der 
mythische  Zug  vom  Vulumnius  ,  im  Fragment  des  Varro 
(beim  Nonius  in  voc).  Es  wäre  ein  ^rofser  Mifsver- 
stand,  wenn  man  diese  und  ähnliche  UeherJieferungen 
mit  jenen  epischen  Güitergeschichten  des  Hellenischen 
Anlhropomorphismus  verwechseln  wollte.  Von  dieser 
mahi  eben  hallen  Geschwätzigkeit,  von  dieser  kinder- 
leichten Fafsl  ichkeil  war  der  religiöse; Sinn  des  alten  Ita- 
licrs  am  weitesten  abgewandt.  Diese  Gerechtigkeit  taf»t 
selbst  der  Grieche  Dionyaius  den  Römern  widerfahren. 
In  einer  auszeichnungswerthen  Stelle  (  Antiqij  R-nnrn. 
II.  iO  sq.  p.  273  Reislt.)  gedenkt  er  der  Weisheit  der  re- 
ligiösen Einrichtungen  des  Rumulus,  und  zeiyi  den  nros" 
sen  Vorzug  der  alt-  Römischen  Religion  vor  dei  G 
einsehen.  Jene  habe  ihre  Tempel,  geweihete  Oerter, 
Altäre,  Götterbilder  und  Symbole;  auch  lehre  sie  von 
den  Ki  alten  und  VYohltbaten  der  Götter  gegen  das  men*ch- 
liche  Geschlecht ;  auch  feiere  sie  Feste  ,  Opfer ,  habe 
gotiesdicnstliche  Versammlungen,  Ruhetage  und  Gottes- 
frieden mit  den  Griechen  gemein.  Dagegen  die  von  die- 
sen überlieferten  Mythen,  mit  allen  den  blasphemischen 
Zügen  von  Götter  kämpfen ,  Verstümmelungen,  Kun- 
den, Tod,  Gefangenschaft  und  Sclaverei  der  Götter, 
habe  die  Religion  der  Römer  sammt  und  sonders  ausge- 
stoßen  --').       Versteht    man    diese   Stelle,    nach   ihrem 


S2I)  In  derselben  Stelle  (  II.  21,  p.  278.)  verdient  der  Tadel 
des  Dionysius  besondere  Aufmerksamkeit,  der  diejenigen 
trifft,  welche  die  Priesterämter  dem  Loose  Überliefen, 
«der  sie  wohl  durch  öffentlichen  Ausruf  versteigern  bes- 
sert;  im  Gegensatz  gegtn  das  Romitlische  Verfahren  ,  der 
fünfzig  Jahre  alte  ,  durch  H  e  r  k  u  n  f  t  und  guten  Cha- 
rakter {yt'vii  Kai  t/gtrj})  Ausgezeichn«  (•  Manner  aus  den 
Curie  n,  aus  jeder  zwei,  habe  erwählen  lassen. 


993 

Zusammenhang ,  von  dem  ursprünglichen  Gepräge  alt- 
Romischer  Religion,  so  enthält  sie  eine  durchaus  richtige 
Zeichnung  des  eigenthümlkhen  Charakters,  der  den  al- 
ten Römerglaubcn  kenntlich  macht.  Die  Riimer  nahmen 
giofstcntheil»  die  Pelasgiscben  Religionen  auf,  und  blie- 
ben lange  Zeit  dabei.  Es  war  eine  Zahl  alfer  Gottheiten, 
die  m>m  in  der  Circensischen  Ponipa  ftufcu führen  | 
(Dionvs.  Antiqq.  VII.  7^.).  Hiermit  übei  nahmen  sie  zu- 
gleich gewisse  uralte,  sehr  bedeutsame  Gebräuche,  die 
Augurien  ,  die  Evlispicien  und  ähnliche;  Dinge,  die  in 
Griechenland  ziemlich  früh  in  fast  allgemeine  Verges- 
senheit harnen,  wohlbcrnerht  im  öffentlichen  Dienste. 
Dori  wurde  durch  das  grofse  Ansehen  des  lloinerus  und 
Hcsiodus  der  episch  gewendete  und  ausgesponnene  My- 
thus im  N'ationaldienste  herrschend,  und  auf  den  Rui- 
nen de*  alten  tieferen  Ahnens  und  Glaubens  erhtijb  sich 
die     sinnliche    Herrlichkeit     diese*     i>  h  -  klaren 

Olympus.  In  Elruiicn  und  Rum  hingt  gM  gewann  das 
poetische  Element  in  dem  öffentlichen  Glauben  ni« -mals 
diesen  Sieg  über  das  mystische,  weil  Dichter  und  Rünst- 
ler  niemals  über  die  im  Schoofse  einer  ernsten  Priester- 
schaft  ruhende  Staalsreligion  jene  grofse  Gewalt  ausüb- 
ten. Jene  hohen  und  strengen  Geister  Etrurient  waren 
durch  den  Zaubergürtel  des  Jonieehen  Epns  nicht  zu 
fesseln.  Ihr  Rück  drang  über  die  engen  fiTinifll  des 
menschlichen  Olympus  in  die  Tiefen  des  Himmels  und 
der  Eide.  Jene  frommen,  würdigen  Väter  des  stillen, 
milden  ,  sinnigen  E.itium  waren  durch  die  bewegliche 
Phantasie  Hellenischer  Aüden  dem  lieimatlichen  Kreise 
der  väterlichen  Religion  nicht  zu  entrücken.  Hundert 
und  siebenzig  Jahre  lang  diente  der  alte  fromme  Römer 
seiner  Gottheit,  ohne  der  Rüder  zu  bedüifcn  --  ).     Und 


222)  l'lutarch.  in  Ntima  cap.  VI  IT.  §.  4.  p.  65.  B.  p.  287  Leo, 
pold.    vergl.  Auguiim.  de  Civ.  D.  J\.   )|.   —    Es  ist  mir 

II. 


994 

auch  ferner  noch,  nachdem  bereits  Idole  in  den  heiligen 


nicht  unbekannt,  was  für  Zweifel  Heyne  (Opuscc.  acadd. 
II.  p.  71.)  gegen  diese  Darstellung  der  alt  -  Römischen 
Religion  erhoben  hat.  Aber  dem  trefflichen  Manne  fehl- 
ten dazumal  diejenigen  urkundlichen  HülfsmiuH,  die  uns 
jert  auf  einen  ganz  andern  Standpunkt  erheben,  eben  den, 
worauf  ich  in  diesem  Buche  meine  Leser  zu  führen  suche. 
Sodann  vergesse  man  doch  nicht,  dofs  von  diesen  würdi» 
geren  CharakicrzUgen  jener  altvaterischen  Religiosität  der 
Römer  JVJe'hrerts  auf  Rechnung  der  Einfalt  ihrer  Sitten 
fällt,  und  mithin  manches  Rühmliche  der  Art  negativer 
Natur  ist.  Der  gelehrte  Posidonius  giebt  uns  daiüber, 
meines  Bedünkens  ,  recht  bedeutende  Fingerzeige  ,  wenn 
er  (beim  Athenäus  VI.  p.  274.  p.  5<iS  sqq.  Schweighaus, 
vergl.  Posidonii  Rhodii  Reliquiae  p.  l6y  sqq.  ed.  Bake) 
von  den  älteren  Römern  sagt:  „Herkömmlich  war  bei 
ihnen  Ausdauer  und  einfache  Lebensweise  und  ein  einfäl- 
tiger ungesuchter  Genufs  ihrer  Güter,  ingleichen  eine 
bewundernswerthe  Verehrung  gegen  die  Gottheit  (tri  H 
tvck'ßia  BavfMKrry,  teift  rä  daijucv/cv ) ,  auch  Gerechtigkeit, 
sehr  viel  Enthaltsamkeit  in  Betreff  der  Beeinträchtigung 
anderer  Menschen,  verbunden  mit  dtr  fleißigen  Betrei- 
bung des  Ackerbaues."  —  Darauf  folget),  mehrere  An« 
gaben  im  Einzelnen,  deren  Summe  darauf  hinausläuft, 
dafs  die  alten  Römer  auch  in  religiösen  Dingen  einfach 
auf  dem  gewiesenen  und  abgesteckten  Wege  geblieben; 
worauf  am  Schlüsse  der  Gegensatz  folgt :  „  W  ir  hielten 
es  für  abgeschmackt,  den  Göttern  Gaben  feierlich  dar- 
zubringen nach  der  Vau  r  und  des  Vaterlande»  Brauch, 
uns  selbst  aber  Dinge  vorsetzen  zu  lassen  ,  welche  man 
aus  der  Fremde  hereingebracht.  Also  wird  was  wir  an 
uns  wenden  nach  dem  Nutzen  bestimmt ,  was  wir  aber  den 
Göttern  anbieten  sind  einige  Erstlinge  davon.4'  —  Den 
grofsen  Einflufs  des  Landlebens  auf  die  alt- Römische 
Religion  wird  Niemand  verkennen.  Neuerlich  hat  Dorn- 
seiflen  (Vestigg.  vilae  nomadicae  in  morr.  et  legg.  Roinm. 
conspicua ,  Traj.  ad  Rhen.  1619.  cap.  2.  §.  10.  p.  Si  sqq.) 
in  Betreff  der  Opfermittel  und  Opferaustnlteu  einige  be- 
sondere Spuren  nachzuweisen  gesucht. 


99* 

Nischen  Platz  genommen,  behielt  er  im  großen  Dienste 
der  hohen  Vcsta  das  Angedenken  an  das  alle  Gesetz. 
Fortan  genügte  ihm  in  ihrem  stillen  heiligen  Hause  die 
lodernde  Flamme  des  reinen  Fenere,  ohne  l'öld  und  Ab- 
tseichen.  Und  wenn  im  Krdhchen  das  »»  li..inmijsvnlle 
Wallen  der  dunhclcn  Uralte  lieh  schrecklich  verspü«  en 
lief's,  dann  hielt  sich  de*  Homers  Gemülh  in  dienen  dtin- 
helen  ,  ahnungsvollen  Gebiete,  und.  betete  zu  heinem  be- 
stimmten ,  zu  keinem  bekannten  t,  »te  s2  ).  Ware  er 
bei  diesem  Glauben  der  Väter  sachlichen  ,  hätte  er  fer- 
nerfort  seine  Triebe  unter  drr  bindenden,  heiligenden 
Gewalt,  Religio  genannt,  gefangen  gehallen,  v. 
er  nicht  fremden  Gültern  nachgelaufen  ,  hätte  er  es  nicht 
Torgezogen,  seine  Aufscnsi-ite  Hellenisch  zu  bilden  und 
zu  glatten,  so  halle  aus  der  alten,  geheimnifsvollon  ,  na- 
turdurchschauenden, ernsten,  sittlichen  Religion,  nach 
der  l.emerkung  eines  grofsen  Schriftstellers  (A.  W.  Schle- 
gels, über  dramat.  Kunst  und  Literatur  IL  p.  31.),  aus 
dieser  tiefen  Wurzel  religiös  gegründeter  National ilüt 
auch  eine  Kunst  erlilühen,  eine  Tragödie  sich  heraus- 
bilden lumnent  die  ihren  eigenlhumliehen  Geist  uud  Werth 
über  Zeilen  und  Völker  hinaus  behauptet  hatte,  statt 
daPs  wir  jezt  oft  vergebliche  oder  hatbgetungene  Beälre- 
bungen  in  einem  fremden  Gebiete  bedauern  müssen. 
Einen  noch  empfindlicheren  Stofs  erlitt  dadurch  das  Ge- 
wissen des  Altgläubigen  ,  während  den  Neuernngftftüch* 
tigen  mit  dem  leichtfertigen  Inhalte  Hellenischer  Göi 
geschichten  eben  recht  gedient  «ar    -    ).       Doch  auch   in 


096 

Griechenland  hatten  edlere  Geister  fortdauernd  ernai 
Anderes  gesucht  und  gefunden.  Wenn  dem  flacheres 
Sinne  diese  bunte,  helle,  laute  Gö'tterwelt  genügte,  so 
flüchtete  der  ernstere,  tiefere  Mensch  sein  reiferei 
PenUen  und  sein  heiligeres  Gefühl  in  den  Schoofs  der 
Mvsterien.  Diesen  Yereinigungspunkt  für  würdige 
hwli«  re  \at»iren  hatte  die  Vorzeit  gestiftet ,  und  alte  Prie- 
stei  gischlecUter  hatten  ihn  mitten  unter  dem  herrschen- 
den Anthropi-morphismus  in  Griechenland  zu  behaupten 
gewufst.  Jene  Institute  wurden  nun  auch  für  den  Rö- 
mer in  einer  trüben  Zeit  von  Zerrüttung  oder  Knecht, 
schaft  eine  Freistätte ,  wo  die  strebende  Seele  Auflich- 
tung und  Heilmittel  fand-  —  Diesen  neuen  Kreis  von 
Lehren  und  Bildern  wollen  wir  im  dritten  Buche  zu  be- 
schreiben suchen. 


$.     18. 

Die  Palilicn    und   linm    die   ewige   Stadt. 

Wir  haben  so  eben  den  Einllufs  des  Landlehens  auf 
die  Religion  der  allen  Römer  berührt;  und  so  werden 
wir  uns  nicht  wundern,  mit  einem  Hirtenfeste  die 
Feier  von  Rums  Gründung  verbunden  zu  se- 
hen -25).  Es  war  das  Fest  der  Pal  es,  oder  die  Pa- 
lilien.  Der  Gollhuit ,  der  es  gewidmet  war,  mufsten 
wir  schon   oben  bei  der  Pallas  gedenken;    wo  wir  in  ibr 


3 


Denkart,    mufs  auch  als  eine  Haupiursache  von  d«s 
mischen  Staats  l  erfatl  augesrhen  werden;  wie  dies  m< 
tttt  Stellen  des  Dionysiua  besagen:    Anh.pi    Kumm. 
6.  p.  848  sq.  H-i-k.  il.  p,  860.   \i    p.  865.   üJ.  p.  - 
p.  d08   7i    j>  ap.   |(f.  gl    p.   164  sq     \ .  M>.  P.  ysy.   VII. 
35.  p    19651    VM    37.  p    Ift«.  X.  17.  p-  MM3  sq. 
225)  Im  Zusammenhang  mit  dem  alt    Rfiinfocben  Hirten» 

rOhrtauch  1  a  V«  ~  *  'SÄ-  *•*•  nomad.Romm« 

Cap.  II.  $.  b.  p.  -ls  64.  ÜR*es  l'e&t. 


ein  mysteriöse»  Wesen  gefunden ,  zweifelhaften  Ge- 
schlechts, bald  grofse  Mutter  bald  Vesta  genannt,  aber 
gewifs  dem  Kreise  der  PballuBgottheitcn  angehörig  — 
dafs  ich  so  spreche:  eine  Italische  Bhavani  oder,  was 
dasselbe  sagen  will,  eine  Gottheit,  die  das  Leben  giebt 
lind  erhalt  -6).  Den  Italischen  Hirtenvölkern  war  sie 
nun  insbesondere  Schutzgottheit  und  Mehrerin  der  Heer- 
den  und  ihrer  Hüter.  Daher  man  auch  der  andern  Na- 
menslorm  des  Festes,  Parilia,  die  Deutung  gab,  dafs 
dasselbe  vom  gebaren,  parere,  benannt  worden  2-7). 

Die  Umstände  dieses  Festes  mit  den  daran  geknüpf- 
ten Legenden  wird  man  wohl  am  liebsten  beim  Ovidius 
selbst  nachlesen  t  welcher  bekanntlich  diesen  Tbeil  der 
altvaterischen  Religionen  seiner  Land»leule  mit  besonde- 
rer Liebe  und  nicht  ohne  Sinn  für  die  Einfalt  des  allen 
Hirtenlebens  geschildert  hat  —s).  Die  wesentlichen  Züge, 
die  er  uns  hauptsächlich  davon  aufbehalten  ,  stellen  uns 
ein  S  ü  h  n  f  c  s  t  der  11  ce  r  d  c  n  und  Hirten  sinnlich  vor 
Augen  ;  und  da  das  Anzünden  ron  grofsen  Feuern  3-9) 
mit  allerlei    Abwendung*.,-    und  Bannungsformeln    dabei 


S.  oben  II.  Tb.  p.  669  ff". 

227)  S.  die  Ausleger  KU  Virgil.  Georg.  III.  1.    Ov'td.  Fastorr. 
IV.  67t.  820,    iM.narch.  Romof.  cap.  XI.  p.  4iCorsjr.  i». 
ltü  sq.  und  d»selb*i  Leopold.    Im  Dienystvf  llalic.  I.  88. 
p.  22H  Reisk     liesc*  man  seil  tylburg  IJaX&ta  siati  I 
rd>.ia  ;  und  HaXiha  ha  |  denn  beide  Formen  sind 

gebräuchlich  )  will  auch  C'or.iy  in  Phi(are.hffl  llotmilus 
cap.  12.  tür  tlaXpM  gesetzt  wiw  n  (s,  lesft  n  Note  Vol  I. 
p,  670.);  eisten  >  h*<  Leopold  in  den  Text  aufgenommen. 

W)  Fast.  IV.  721  sqq. 

229,  Ovi<l.  a.  a.  O    7S1  ?(\. 

Mnx  jiip  p.-r  tfdrMM  tripnti?  crcrit^mii  acervot 
TnJ&ebl  erltii   .innu,|   numbra  pede. 
Vergl.  vs.  121.  JjOS  *q. 


99^ 

•wesentlich  war,  ao  haben  bereits  andere  Alierthnmsfor- 
•cht  i  uiii  «lieseii  Palificn  die  Feuer  zu  Ehren  der  Osler* 
oder  die  Maifeucr  der  alten  Deutschen  verglichen         ). 

Ueber  den  Ursprung  und  ursprünglichen  Sinn  der 
Palilien  dnVhi  sieh  Dinnysiua  mit  Vorsicht  aus:  «  Ob 
si»*  (die  Hömeij  aber,  sagt  er,  diesen  Tag  s-  1  er 

wepen  der  damit  verhniipften  fröhlichen  Gebraut  1k-  zur 
Gründung  der  Stadt  för  Tor»8g|ich  geeignet  gehalten, 
oder  erat  mit  dem  Anfang  der  Erbauung  geheiligt,  and 
die  den  Hirten  günstigen  Güttcr  an  demselben  vci  ehren 
zu  müssen  geglaubt  hahen  ,  vermag  ich  nicht  bestimmt 
zu  versichert!  »  -  ).  bestimmt  versichert  dagegen  Plo- 
ta rebus,  dafs  bereits  vor  Gründung  der  Stadt  Rom  da» 
UirlenfeSt  (^.»TT^Mxr,  iopti,)  dir  Palilien  in  I.atiurn  ge* 
Li  unehlich  gewesen.  Derselbe  erwähnt  auch  die  Sage, 
dafs  der  Stiituugstag  gerade  auf  einen  Tag  gefallen,  an 
dem  die  Sonne  durch  den  Mond  verfinstert  worden 

Hiermit  will  uns  also  die  Volhssagc  seiher  schon 
erinnern,  daf*  wir  bei  der  Stiftung  Roms  den  gestirnten 
Himmel  nicht  au»  den  Augen  lassen  buIIpo.  Und  es  war 
ein  uraltes  Frnhiingsfest ,  angeordnet  nach  den  calenda 
rischen  Zeichen  des  Thierkrciscs.  Am  ao.  April  trat  die 
Sonne  in  das  Zeichen  des  Stieres;  mit  dein  «i.  feiert« 
ft>»m    seinen  Stiftungstag   und  die  Palilien   M  j.      Tjm  ca 


23Ö)   S.  die  Ausleger  tu  Virgil.  Georg.  III.  1.   und  NiehuLrs 
Ho  n,  Gescl..   I     p,  156  f. 

2U    Dionys,  Hai.  A   R.  I.  8s   p.^R-.. 

2J2)    Plmarchi  Romnl.    XI.    pojj.  110.    und    da«elbst 

Dort  tindei  man  auch  die  chronologischen  Angab**«  wo- 
mit Niebahr  in  der  Rum.  Gesch.  I.  p.  »9-  »T.    zu  \ 
clun  ist.    Sic  gehören  nicht  zu  nnsenn  Z»uk. 

233)  8.  die  Römischen  Pasti  und  daselbst:  XII 

in   Taurum    «ibit;     XI  Kai,  M*j     Palili»    R' 

n Stalls;    V«rg(.     IMmaich    I.  I.    mit  den  Au&lrgtru    oi.d 

GiLiig  7u  Ovtdi  Fji>ii  Tom.  II.  p.  Sii. 


999 

harz  zu  sagen:  mit  dem  Tolleren  Frühling,  wann  die 
grofse  hosmuche  Conjunction  des  sidetischen  Slieres 
mil  der  Iluh  erfolgt  ,  aber  auch  wann  der  Stier  der  (la- 
uschen Uecrden  brünstig  wird,  wann  neues  Lehen  und 
Fortpflanzen  gedeiht  —  dann  feierte  der  alte  Homer  die 
Pflanzung  seiner  Vateistadt.  Au  sok-hc,  allen  Völkern 
der  Vorzeit  gemeinsame  ,  astronomische  und  agra- 
rische Hieroglyphen  sollen  nie  denken,  wenn  wir 
höieu,  Rums  Geburtstag  sey  im  Zeichen  des 
Stieres  gefeiert  Worden.  Zur  Kthl.iiting  dieses 
Grundgedankens  lüge  ich  kein  Woit  weiter  bei,  wul 
ich  Leser  voraussetzen  darf«  die  mir  auf  dem  bishvi 
Wege  gefolgt  sind  ,  und  die  also  mit  mir  in  verschiedenen 
Landen  der  Vorwelt  Tempel ,  Grahmaler  und  Städte  im 
Siietzeichen   gründen   gesehen  haben  -J*).     Ich  berühre 


234)  Man  erinnere  sich  was  im  Vorhergehenden  Ober  Mem- 
phis,  Myctnc,  Theben  u.  fl.  9  bemerkt  worden.  Auch 
die  Ältesten  MQnaeg  von  Athen  hatten  den  Stier;  Eck  hei 
D.  N.  V.  T  I!.  ji  107,  und  Beck  ad  Aristophanis  Aves 
vs.  tl<>6.  vtr-l  jeti  Robert  VVaJpol«  's  Memoire  p,  4fr7  *<[. 
Serviu«  ad  Nirgil.  Aeru-id.  VIII.  128.  ,,At  tialia  plura 
nomina  hahuit;  dieta  est  eoim  ;  I  Ansonii  t  buiur^ 

nia  ,  Vitalia.**  In  Betreff  des  histtfrisdun  Sinnes  jener 
erst  partiellen ,  dann  atitnihfif  erweiterten  Benennungen 
uill  ich  nur  auf  Niebuhrs  Rom.  Gesch.  I.  pag.  S2  ff.  ver«. 
weihen.  Der  Namt  I talia  hat  seit  Bocfairi  Geogr.sacr. 
pag.  5y5  sqtj.  die  verschiedensten  Etymologien  erfahren. 
Man  vergl.  nur  Diunya.  Hdic.  1.  6$.  mit  den  Auslegern;* 
Ilesych.  II.  p.  82  Alberti;  Sickler  de  Monumm.  Uiouyss. 
p.  tö.  und  des  Kitters  L.  Bossi  Geschichte  Italiens  vor  Er- 
bauung der  StadtRom,  übers,  v.  Leidenfrost,  Weimar  t 
pag.  3  f.  —  Aber  wir  haben  alle  Ursache,  auf  folgenden 
Zeugnissen  alter  Historiker  zu  fulsen  ,  einmal  ,  daisdiesvs 
Land  wegen  seiner  Viehweiden  und  Rindviehzucht  be- 
rühmt war  ( 1  iiuaeus  ap.  Gell.  N.  A.  XI.  1.  und  fiso  ap. 
Varron.  de  Rc  tust.  IL  1.),  sodann  dafs  Italien  von  froJuff 
den  Namen  haue,   welch««  Wort  in  Etrurischer  Sprache 


lOOO 

nur  noch  einige  Stiftungalegenden,  die  auf  Rom  sich  be- 
sonders beziehen,  Rumulus  umackert  den  Boden  der 
Stadt  mit  einem  Stier  und  mit  einer  Kuh  2,5J.  Der 
Stier  war  auf  der  Seite  angejocht,  die  nach  aupsen  m 
die  Kuh  ,  nach  innen;  anzudeuten  ,  daTs  die  Männer  dm 
Auswärtigen  furchtbar,  die  Krauen  aber  den  Ei  n- 
heimischen  fruchtbar  werden  sollen   2ij).     Dieses 


einen  Stier  bedeutete  ( ApolloJor.  II.  5.  10.  und  des >m 
Fragmin,  pag.  ÜO.  mit  Heyne's  Aumerkk.  Munckcr  u.:J 
Stavtr.  zum  Hygin.  Fab.  127.  p.  2J0  sqj.  Wirklicl 
die  Iguvinischen  Tafeln  vitlu  für  bog,  und  die  fu 
sehen  ,  namentlich  Samnilischen  Münzen  geben  das 
des  Ochsen  mit  der  Aufschrift  V  iteliu  (A.  W  .  S 
in  den  H:idelbh.  Jahrhb.  1S16.  p.  8-if*.  vergl.  die  oben  vor 
diesem  Capitel  eingedruckte  Italische  Münze  ,  mit  der  Er» 
klarung  in  unterm  Bitderhefte  p.  .61.).  Im  Lateinischen 
viuilus  ist  das  Wort  noch  Übrig,  und  die  oben  v. 
vius  angegenene  NameosForm  V  iialia  zeigt  uns  di> 
Hache  VVortform  F*rceAe$|  FiraXitt  (venl.  Lanzi  daggio  II. 
p.ij»  W'J  sq  ),  Wer  nun  die  urspt  Uni;  liehe  .Sprec/iarr  der 
alten  Völker  kennt,    wird   die  Sage  nicht  iicsjti 

UsSCjB  ,  d  1  (  's  Hercules  mit  seinen  Geryonstn 
d  e  r  n  durcli  [falten  gezogen   (  A  pullodor.  a.  a. 
Aman    Exn.  Alex.   II.    16.    vergl.  die  Pra 
Mdcsii  p.  5(1  iqq  ).      Sie  weiset  uns   wieder  IUI   iIm 
Ijngsxelchen   im   Zodiactis   und   auf  d- n   religiös  -  cjltnda- 
tischen  Grund  vom  Stiftungstsge    Roms  im  Zeichen  des 
Stieres  bin.      Da  w;r  oben  dk  Heracleeo  von  diest 
betrachtet  haben  ,  so  brauchen  wir  dazu  nicht»  beizu 
Die  Wirklichkeit  (die  physisch)    Fruchtbarkeit  l" 

und    die   ideale   An»cliauimg  ,    wun.ic.Ji    ilie  Ntadte    Abb«) 
der  himmlischen  Zeichen  sind,    behaupteten  ncbiu 
ander  ihre   Rechte. 
«35)  Ovi.l.   Post,   IV.  825  sq. 

Inde  pinnen»  itivam  derignar  mnenia  sulco 
Alba   ju;ira   nn>u   cum    buvr   vacca  tu  it 
Vgl.  die. Ausleger  daselbst  und  Job.  Lydus  de  mei. 

236,  Lydus  a.  a.  O.    Sagen  ähnlichen  Sinnes  ausdei 


1001 


Zosammenjochen  ^*ar  zugleich  ein  Bild  der  Ehe.  Da  ich 
diesen  Punkt  schon  im  Abschnitt  KW  Jet"  Juno  berührt 
habe,  so  bemerhe  ich  hier  um  ,  d.il's  auf  diesem  agra- 
rischen Biidetitretse  die  ganze  Peterliche  Ehestiftung 
der  alten  Römer  und  die  eben  deswegen  eo  genannte 
Cont'arreatio  berührte  - "").  Daher  auch  die  alt  - 
Beimische  Ehelurmel.  wmdiitch  die  Unzei  ti  ennlicblieit 
der  \  ermahlten  Icicrlich  bezeichnet  ward:  «tibi  tu  Ca- 
ius  ,  egoCaia»,  wubei  eben  Cajus,  oder  rielmehr  Gaius, 
zuerst  agrarisch  das  männliche ,  «'» hrhai'te  agrarische 
Thier  ,  und  mitbin  Ca  ja  (Gate)  die  milhelfende,  frucht- 
bare, nützliche  Buh  bezeichnet  hatte  -  s).  Die  ev\i^  m 
sicli  ruhende  (nach  attei'  Vorstellung)  und  ewig  na'hi  en- 
de, fruchtbare  Erde  und  der  vereinigte  Eleif*  von  Mann 
und  Weib  bei  ihrer  Behauung  —  das  waren  die  Bilder 
von  dem  Heil  und  Bestehen  der  S  t  ad  t  und  des  städti- 
schen und  häuslichen  V  c  r  e  i  fi  >.  In  diesem  Sinne 
rufte  Bomulus  ,  nach  der  Legende,  den  .Mars  und  die 
Vesta  um  Schutz  bei  der  Gründling  der  Stadt  an  -  <r). 
Nun   mußte    auch  die  Stadt  ihren  i\amen   haben ,    oder 


legende  von  Cartbago  werden  wir  im  vierten  Theile  die- 
ses Buchs  bemerken, 

237}  Da  ich  die  genauere  Erörterung  davon  einem  anderen 
Orte  aufbehalten  muts,  so  wtil  ich  meine  Leser  vorläufig 
nur  auf  des  Gdjus  Bisliiuiionen  1.  $  112.  png.  40  sq.,  als 
auf  eine  neu  gewonnene  Urkunde,  verweisen. 

238)  Plutarch.  Quaestt.  Komm.  30.  Hesych.  I-  pag.  791  Alb. 
ra7o$  •  i  ifydrm  /JeJ;;  verttl.  die  Ausfc  Ibst 
und  Dornseifien  de  vit«  nomad.  Romm.  p.  199k  Bei  ytüit 
dachte  man  auch  an  die  Erde  (Gaf «)  ;  s.  Hesjrcfa.  u,  790. 
und  oben  den  Abschnitt  von  der  Religion  der  Juno. 

239)  Ovid.  Fast.  IV.  827  sq. 

Vo?c  fuit  btec  legi»  :  condemi ,  Juppiier ,  Urbcra 
Et  geoitor  Mavor»  {  Ve*taqutj  nutcr  .ide». 

II.  (»4 


1002 

■vielmehr  mehrere,  gemeine,  ungemeine  und  gebeimnifs- 
vnlle.  Man  vteifi  ja,  wie  viel  Kraft  die  Völker  der  Vor- 
zeit in  geheimjnlVvullen  Aainen  suchten  - '•'").  IIa  gab  es 
Kamen ,  die  nur  Gütier  und  gottvertraute  Menschen 
wuisten,  Namen  nur  den  I*i leite  rn  bekannt,  und  Namen 
für  alles  Volk.  Drei  Namen  gab  auch  Romulus  seiner 
Sladt :  einen  gcheimmfsvollrn  {TrO.taxty.ru  );  einen  piie- 
sterlichen  (iapaTixov) ;  einen  bürgerlichen  (7roÄtxi> 
Der  geheim nifsvulJe  war:  Liebe  (*£i;mc),  auf  dafs  Alle 
durch  gottliche  Liehe  in  der  Stadt  begriffen  and  ver- 
einigt seyeu  2);  der  priesterliche:  Flora  (OXw^a) 
oder  Anthusa  ("Aj-'&oro-a) ;  der  bürgerliche:  Roma 
(Tw^ot)  24  ),  f)ie  benannte  Stelle  in  der  Apokalypse  des 
Johannes  (XVII.  5.)  hat  zu  mehreren  Untersuchungen 
über  den  geheimnifs vollen  Namen  der  Stadt  Rom  Anlal» 
gegeben.  Das  Geprül'teste  hat  Munter  neuerlich  gelie- 
fert -*■*).  Er  führt  die  bedeutendsten  Meinungen 
und  wundert  sich,  dafs  Niemand  auf  den  Namen  Satui 


2iQ)  PLitonis  Cratylug  p.  438,  pag.  177  fit  indorf.  Oritenes  c. 
Cels.  V.  45.  p.  -J5  de  J.t  Rue.  Jamblich,  de  myster.  VII. 
5.  p.  154  Gal. 

-it)  Job.  Laur.  Lydus  de  menss.  pag.  yS.  Jeder  sieht,  dafs 
JiiL-r  eigentlich  an  die  Ueb  ersetz  ung  Amor  und  de- 
irii  Au^vranun  Roma  gedacht  werden  muffet  Johannes 
deutet  dies  gleich  seihst  durch  seine  Anspielung  auf  das 
Virgdifiche  Amaryllia  an.  Nämlich  er  schliefst  sich  den 
alten  Auslegt"  rn  an,  welche  bei  Virgil.  Kclog.  I.  5.  in  der 
Amaryl \\s  eine  geheiuinifevolle  Bezeichnung  von  Rom 
buchten;  s.  den  Probus  und  Servius  daselbst. 

243)  Es  folget)  noch  einige  Bemerkungen  Ober  diese  Namer 
worüber  ich   meine  Leser,    der  Kürze  wegen,    den 
crobius  Saturn.  111.  5.  und  den  Solinus  cap.  1.  miibalma« 
sius  zu  vergleichen  bitte, 

2-U)  De  oeculto  urbis  Ronue  nomine  ,  in  den  autiquarr.  Ab- 
liandll.  nr.  1. 


oo3 


nia  gefallen.  Die»er  Name  war  in  Etrurien  und  Lalium 
geheiligt ,  und  da*  älteste  Rom  '-'*-')  hatte  zuerst  zwei 
Hügel  in  seinen  Ringmauern  ,  das  PaLlanlrum  ,  nachher 
der  Palatinische  Hügel ,  und  den  Capitnliiii&chen  ,  worauf 
ehemals  eine  kleine  Burg  Saturnia  gestanden  -i4s);  und 
Munter  will  auf  alten  Römischen  Münzen  noch  Spuren 
gefunden  hahen  ,  dafs  Saturnia  die  älteste  Rexeichnung 
der  Ocitlitlilieit  gewesen,  die  nachher  als  Capitoliniseher 
Hügel  vorkommt.  Her  pricslei  liehe  Käme  Anthusa 
(Flora)  hatte  seine  eigene  Legende:  Tarqwntaa  der  Alle 
will  auf  dem  Tarpejischen  Hügel  (dem  naeblierigcn  Ca- 
pitulinischen)  bauen.  Zudem  Ende  müssen  vielePlöi*", 
worauf  Altäre  stehen,  exaugurirt  (dem  gemeinen  Gehrauch 
feierlich  gewidmet  )  werden.  Hie  Auguren  beworhstel- 
Jigen  dies  mit  allen  übrigen  ohne  Schwierigkeit ;  nur  Ter- 
minus und  Juventas  ->-i6)  wollen  nicht  weichen.  Der  Schlufä, 
den  die  Wahrsager  aus  diesem  Ereignifs  ziehen,  i*t  die 
erfreuliche  Hoffnung,  dafs  keine  Zeit  die  Grä'n- 
7.  e  n  der  Stadt  Rom  verrücken,  oder  ihre 
Höhe  umkehren  werde.  Das  war  Flora,  die  R  I  ü  - 
hende,  da»  war  Valcntia-Roma  (  Pwu  »; ) ,  die 
Starke 


214}  Roma  quadrata,  vergl,  Rossi  Geschichte  Habens  p.  26.5.' 

—    nach  der  Furm  der  Römischen  Feldlager,   wenn 

man  den  wahren  Grund   dieser  Anlage  der  Stadt  iriwen 

will  •  6.  Niebuhrs  R.  G.  f.  p.  1 
M5)  Dionys.  Hai.  |.  34.  II.  I.     Varro  de  L.  L.  IV.  7.     Hey. 

nt's  Excurs.  ad  Virgil.  Aen?id.    VIH.  vs.3l4.    pag.  274. 

Munter  a.  a.  ü.  p.  44.  und  Zocga'a  Abhandll.  von  W'el- 

cker  p.  3i2  IT. 
246)  Dionys.  Hai.  III.  69.  p.  5S6  Reisk.     Im  Texte  steht 

«;;  t  gewähnlicher  in  diesem  Sinne  ist  sonst "ll^;  s.  meine 

Anmerk.  zu  Tic.  de  N.  I>.  I.  4o.  p.  18*. 
347)  Man  hatte  eine  Sage:    Rom  habe  zuerst  Valentia  ge-. 

heifeen  ,  sey  aber  von  Evauder  Roma  (P&t*i)  nach  dem 


1  oo  4 

Ihre  Stärhe   und  Festigkeit  hatte  noch  andere  Ver- 
sicherungen   aufsei    ilen   magischen   .Namen.      Leber  der 
R«"mer    Siadl   wjtltete  auch    eine   sorgsam    verheimlichte 
Seh  u  t  z  g  o  i  l  h  e  i  t  :     «  Auf  dem  Cspitoi  ward  ein  Schild 
geweiht  ,   aul  dem  geschrieben  stand:  Jiem  Geist  (Gesti 
der  Stadl   Rom»  soy  er  nun  Mann  oder  Weib»  -**)*  gan« 
im  Sinne   der   alten   golteslürchügen   Romer,    die   über 
dasjenige  am    wenigsten    zu  bestimmen    wagten,    wora 
ihnen  BSfl  meisten  gelegen  war. 

Endlich  garantirten  auch  im  Bcwufstsern  der  Nati'T 
sieben  heilige  U  n  t  e  rpi'än  der  Roms  ewige  Dauer: 


Griechischen  genannt  worden  (Solinus  a.a.O.).  Monier 
macht  «her  p,  Jti  die  richtige  Bemerkung,  dafsjene  Form 
(Vahmia)  zu  neu  sey,  und  dals  die  älteren  Körner  v 
mehr  \  ateria  oder  Valesid  j^e&aijt  liehen  würden, 
sehr  Verschiedene«  Angaben  vom  Namen  Roma  findet 
der  Li\siT  heioj  Pesius  j).^.i.si|ij  ed  Daccr.  b  i 
Bekanntlich  hat  neuerlich  A.  VV. Schlegel  wieder  d 
Riologie  vun  r  u  in  a  >  i.  e.  tnatnma,  1$  r  i 
W  tun  der  Le*>er  Ktch  erinnern  will  ,  was  wir  ol>-  n  \>ei  der 
Minerva  von  dem  willen  Feigenbäume  brmeikien,  der 
ein  altes  Zeichen  Italisch«  r  Stfidti  war,  und  wa*  die  Rc 
mer  Aehnhcbes  vom  vjcos  ruminahs  unti  von  den  um 
dem  Feigenbäume  ernährten  Brüdern  Roiputoe  und  Re> 
Mus  erzUbflen  .  so  wird  er  die  Ansicht  selbst  wohl  nie 
obeißächlii'h  finden.  AbirK.nnd  (ali f«f/*j)  ,  Starke,  hat 
nicht  wi-niger  rn>lhologi>chen  Hintergrund,  \t  — 

Säumnis  jsi  tbt-n  dei  Männliche  und  Stdike,  wuMjvors. 

54fl)   Serviu*  ad  V  irgil.  Aeneid.  II.    093  —  96;    ,,Gcnio   urbis 
Rnmae,  sjve  mas  .*it ,  sive  fciemina.  "     Maorobius  S.iiuin. 
III    5.  »-dg! ,   in  alten  Schriften  werde  diese  Gotthri»  vir- 
Schieden    bezeichnet ,    bald    als  Juppiier,    bald   als   .) 
bald  als  Uea  Angerona.     Er  selbst   will  die  Ups  Con 
verstanden  wissen.     Wie  man   diese  letztere  nun   mit  der, 
von  uns  schon  oben  et  l,i(it<  tun  ,  Dia  D  t  a  zusammtnge 
stellt  hat.    mul's  man  bei  Mariui  Atti  Arvall.   y>ag,  1U  st 
nachlesen. 


ioo5 


der  konische  Stein  -49);  der  thnncrne  Juppiierswagen 
ton  Vcji  \  die  Asche  des  Orestes  -äüJ ;  da«  Scepter  des 
Priamus  ;  der  Schleier  der  Helena  oder  der  Iliune  -5,)j 
die  Anciücn:  das  Palladium.  —  Ww  briinden  uns  hier 
auf  einem  religiösen  Boden.  Auf  den  historischen  er- 
hoben sich  die  alten  Völker  erst  ft {röter.  Ebendarum  aber 
Mir  Ute  jener  Glaube  so  wunderbar,  beides  bei  den  Rö- 
mern und  bei  tat wi rügen  Vülltern.  Diese  einzige  Stadt 
halte  eben  alles  Geheimnisvolle  und  Magische  in  «ich 
T€ reinigt«  VVas  hnunte  ihr  schaden?  Noch  \  irgitius 
spricht  im  alt^n  Ilöinei  sinne  das  Wort  der  Vei  heifsung 
aus  '  ).  Wenn  diese  Stadt  einerseits  sich  im  Namen 
der  schonen  -5  )  gefiel,  und  wenn  noch  das  neue  Rom, 
die  Sladt  di-s  Constontinus,  eine  Versicherung  der  ewi- 
gen Blülhc  mit  dem  Namen  Flora  auf  sieh  überzutragen 
beJlissen  war  -5  )  —   so  wollte  jene  doch  vorzugsweise 


24y)    Man  streitet    über  die  Lesart:  cautes  Ccotes)    und  «cus. 

Im  enteren  Falle   wäre  von  einer  Nadel    oder  von  einer 

bptodel  oder  von  einem  Bilde  (.lypus  bi  zeichnet)  die  Rede. 

S.  Cancellieri  1* seile  cosi  faiali  di  Roma  aniica  §   1.  p.  2|  sq. 
Ä5D)  Desselben  Leichnam  war  für  Sparta  ein  Unterpfand  von. 

Sieg  und  Heil;  Herodot.  I.  67  sq.  vergl.  die  Commentatt. 

Herodott.  1.  §.  2i.  p.  2yh  s,qq. 
25t)  Verschiedenheit  der  Lesart;  s.  Cancellieri  §.  5.  p.38sqq.r 

252)  Aeneid.  L  277  sq. 

H>»  (den  I\..ratin)  ego   nee  melj.«   rrtiim  nee  termpora   pono  | 
Imperium  »ine  fme  dedi. 

253)  'H  kjl>iJ  Athrriaus  III.  p.  807  Schweigh. 

254)  Joh.   Laur.  Lvdus  p.  9y.  'IV/jw,  4>;.üp«  y.  >'•  if  %)m*Ui»rtmI* 

T0*'S  j  ry3LV  '  Av2eu<T4.  —  An  « mtm  J  bore  von  ConManti- 
lioptl  lieset  man  nach  eine  Inschrift,  worin  die  festen 
Müiiern  dieser  Siadt  geprusen  werden,  und  wie  kaum 
Pallas  eine  festere  Burg  habe  gründen  können  (Sestini 
Letlres  sur  l.i  Turquir;  Vnl.  III.  p.  bi.  .  liitr  ist  Pallas 
wieder  die  ewige,  unwancie Ibare  Geisteskraft  und  die  per- 
Bonificirte  Furldauer  der  6udt. 


ioo6 


die  ewigeStadt  seyn  und  heifsen.  Kein  Beinamekonst 
)  häufiger  auf  Münzen  und  Aufschriften  vor  -5S),  als  der 

/  der  Aeterna  Urbs.     In  diesem  Sinne   eröffnet 

alte  Dichterin   ihren  Lobgesang  auf  Rom  mit  folgend« 

Strophen ,   womit  wir  diesen  Theil    unseres  Bucht  a> 

scbliefsen  wollen  25') : 

„  Heil  sry  dir ,  o  Tochter  des  A"res ,  Roma  , 
„Mit  dem  Goldband,  schlachtenbeseelte  Herrin, 
„  Die  Olyrapös  Fracht  du  bewohnst  auf  Erden, 
„'Stets  unerschUttert. 

„Dir  allein  gab  Möra,  die^ allerhabene , 
,,  Hoheit  unzerreifslicher  Königsherrschaft , 
„  Dafs  du  stets  die  Herrengewalt  besitzend 
„Führest  die  Andern. " 


255)  Bei  Gnrterus,  Eckhel  und  A.  vergl.  Heyne  sd  Vkjü- 
Arneid.  1.  277.  Amholog.  graec.  Vol.  IV.  p.  175  Jacob», 
und  Cancellieri  p.  4  sqq. 

£56)  S.  Stob.  Sermon.  VII.  p.  87.  vergl.  Welcker  in  mein 
Meletemm.  II.  p.  18 sqq.  und  Denselben  in  der  deutsche« 
Ausgabe  vpn  Zoega's  Bassirilievi  di  Roma  ,  mit  Zocgi'i 
ausführlicher  Abhandlung  selbst  XXXI.  p.  2J7  —  US. 


Berichtigungen. 


Seite  176,    Statt  $.  19.  lies  $.22. 

—  335.    Zeile  2.    Statt  Pullux  lies  Pollux. 

—  496.    Z.  13.    Statt  Moiyaf *V>j;  I.  Mo(;.ay*nß. 

—  63t.    Z.  5  der  ersten  Note.    kliA-w;  I.  koAw;. 

—  .642.    Z.  3.  ist^sic  h  auszustreichen. 

—  662.    Z.  7.    Statt  Pomius  I.  Pominus.  , 

—  66i.    Der  $.20.  ist 'hier  durch  ein  Versehen  zu  bezeichnen 

unterlassen  worden. 

—  884.    Z.  2  der  Note  60.    Statt:  des  Titelblatts  dieses  Theils 

der  Symbolik,  mufs  es  heifsen:  zu  Ende  dieses 
Abschnitts. 

Im  ersten  Theile  der  Symbolik  S.  185.  Z.  4  von  unten  lese  man 
Stuhr  statt  Ruhr. 


Heidelberg ,   gedruckt  bei  Josepb  Engclmanu.