Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
Verhaudlungcu
natnrbistorischcii Vereines
der
preiiBHtöchen RiioinlaDtlc- und WestCulciis.
Fr«n» Le*dig, A. Füratcr, P. IlußaB, Tb. W.ilf,
A. TOB Lsi»aols, W. vdh der M«rclt, Hflriu. Mmier, {
Dl. tjuliintt!r, rii. Üortkan, B> Be^kar.
Ih. C, J. AitilrA,
PQnftinddrcissIgMpr Jnlireattc*
VIerU Folge : S. Jilirgiit|.
Hb T Tafeln Alitnldnnjr«!] und i^ Ui>l«<iliQitUn_
Bodh.
¥
Inhalt.
Geographie, Geologie, Mineralogie und
Palaeontologie.
Seite
Th. Wolf: Der Gotopaxi und seine letzte Eruption
am 26. Juni 1877. (Hierzu Taf. I u. II.) . . . Verhdl. 101
A. von Lasaulx: Beiträge zur Kenntniss der P>up-
tiygesteine im Gebiete von Saar und Mosel
(Hierzu Taf. III u. IV.) - 163
W- V. der Marck: Chemische Untersuchung west-
fälischer und rheinischer Gcbirgsarten und Mine-
ralion - 237
C. Schlüter: Neuere Arbeiten über die ältesten
Devon- Ablagerungen des Harzes - 330
Pfa. Bert kau: Einige Spinnen und ein Myriapode
aus der Braunkohle von Rott. (Hierzu Taf. V.) - 346
Yom Rath legt vor drei Kartensectionen der Geo-
logical Survey of Victoria Sitzgsb. 4
— legt vor eine topographisch - montanistische
Karte des Mount Bischof auf Tasmanien ... - 7
— legt mehrere durch Herrn Ulrich dem üniver-
sitäts - Museum verehrte Mineralien vor ... - 8
— legt 2 von Dr. Kessler dargestellte Ghromalaun-
Krystalle und einen angeblich bei Hanau nieder-
gefallenen Pseudometeoriten vor - 12
— spricht über gewisse anomale Flächen am Gra-
nat aus dem riitschthal - 13 .
Andrä: üeber einige Farn der Steinkohlenflora • . - 16
V. Dechen legt die Abhandlung A. Renard's über
die Structur und mineralogische Zusammenset-
zung des 'Wetzschiefers und sein Verhalten zu
dem Eisenglanz führenden Phyllit vor. ... - 21
Schlüter legt neue fossile Antedon - Arten vor und
bespricht das Vorkommen dieser Gattung in
Jura, Kreide und Tertiär - 23
vom Rath beendet seinen Vortrag über Kremnitz
und Schemnitz - 23
Schlüter bespricht einige neue Funde von Cephalo-
poden der norddeutschen Kreide - 35
— legt die zu seiner Abhandlung über astyloide
Crinoiden gehörigen lithographirten Tafeln vor - 37
GurJt le^ einige neuere geologische Arbeiteiv \0T - ^^
vom Bath wirft einige geologische Blicke aui IUYvqtx • ^
IV
Seite
V. Dechen legt einen „Celt" aus Wetzschiefer vor Sitzgsb. 71
— legt eine Gradabtheilungskarte von 49—50 n.
ßr. und 23—31 ö. L. vor - 71
vom Rath: üeber die hydrogrraphische Verbindung
der oberen Donau mit der Achquelle .... - 83
— legt den 1. Bd. von Richthofen's „China" vor - 84
— t heilt die Analyse eines ausgezeichneten Ne-
phrits mit - 89
Mohr: üeber 0. Volger's neue Theorie des Quell-
und Bodenwassers - 91
Gieseler macht Bemerkungen zu Mohr 's Vortrag - 94
Fischer: Üeber die Tiefen Verhältnisse und Configu-
ration des Grundes der Oceane - 95
Heu 8 1er: üeber die Contaktwirkungen eines Basalt-
ganges auf Spatheisenstein - 98
vom Kath: üeber das Krystallsystem des Cyanits . - 112
— legt eine Silber stufe von Eongsberg vor ... - 116
Gurlt legt einige neue Schriften geognostischon
und geologischen Inhaltes vor - 117
Fabrioius legt vor und bespricht Riemann's
Beschreibung des Bergreviers Wetzlar .... - 119
vom Rath legt vor und bespricht Phosphoritstücke
von Elein-Curagao - 122
— legt vor und bespricht Bd. II des Rep. ü. S.
Geol. Expl. of the 40th. Parall - 124
V. Dechen legt H. 3 des 3. Bds. der „Abh. z. geol.
Specialk. von Preussen und den Thüringischen
Staaten** vor - 138
— legt einige ausgezeichnete Sandsteinstücke aus
demSchlackentuff am Wehrbusch bei Daun vor - 146
vom Rath legt verschiedene Mineralien aus den argen-
tinischen Staaten vor - 148
— legt Gesteinsstücke aus der Kohlenformation
von Fünfkirchen in Ungarn vor - 151
— macht einige mineralogische Mittheiluugon über
die Pariser Ausstellung - 151
Mohr zieht einige Consequenzen, die sich aus Wolfs
Schilderung der Ersteigiint,^ des Cotopaxi er-
geben - 155
Schlüter legt Ammonites Texanus aus dem Emscher
des Harzrandes vor '. . - 1()3
legt neue Erscheinungen der geologischen und
paläontologischen Literatur vor - 103
V. Dechen legt vor die 13. Lieferung der geologischeu
Specialkarte von Preussen und den Thürin-
gischen Staaten - 161
— legt vor: Die geologische Wandkarte von
Deutschland, bearbeitet von Dr. J. Hirsch wald - 168
Mohr knüpft an die oft wiederholte Beobachtung
eines säulenförmigen Zerfalles der Gestellsteino
derHochöfen Betrachtungen über den Plutonimus - 171
Andrä legt vor: Iconographia Crinoideorum in
stratis; Sueciae siluricis fossilium ; auct. N. 11.
Angelin - 174
Seligmann legt vor und bespricht einige interes-
sante Mineralien (Weissbleierz, Topaskrystaile,
V
Seite
Apophyllit, PseudomorpLosen von Speckstein
nach Enstatit, Vesuviankrystalle) Sitzgsb. 175
Schlüter legt das innere ArniRkelctt einer fossilen
Ophiore aus der Tourtia von Pissen vor ... - 17G
— legt Gypsabgüsse von bei Fulda gefundenen
Mastodonzähnen vor - 171)
Giirlt legi die Arbeiten von zwei ausländischen Geo-
logen, Hoefer in Klagenfurt und Keusch in
Christiania, vor - 179
Cornelius: lieber die NaturverhältniKse vonElber-
feld, Barmen und ümgojjend Corr.-Bl. 14
Bive: Ueber die Entwickelung und Bedeutung des
Steinkohlenbergbaus Rbciolands und Westfalens - 00
Fabricius bespricht die Bearbeitung des Bergreviers
Wetzlar von Riemaun - 06
Baff: lieber die geognost. Verhältnisse des Oster-
bolzes zwischen Gruitcn und Lüutenbeck bei
Elberfeld - r,0
Hövel berichtet über ein Vorkommen tertiärer
Schaalthiere bei Erkrath - 71
— berichtet über Mineralien von Mettmann-. ... - 72
Yoss: Ueber die Bergbau Verhältnisse der Eifel in
historischer Beziehung - 7bi
von Koenen: Ueber die Fauna der Cuhnibrniation - 80
Boy rieh: Ueber die geolog. VerhältniKsu der Um-
gegend von Belluno - S7
Andrä bespricht das 2. Heft der Culmflora von
D. Stur - 88
V, Dachen: bespricht unter Verla jjce der Sectionen
der neuen Generalstabskarte von Altenkirchen,
Greifenstein, Coblonz und Limburg a. d. Lahn
die Trachyte des Westerwaldes - 80
— bespricht Geological and topographieul Atlas
accompanying the report of tho geolog. exi)lora-
tion of the 40th parallel mado by authority of
the honorablc Sccretary of war by Clarence
King. 1876 - 94
— legt die 11. Lieferung der geolog. Karte von
Preussen u. den Thüringisehen Staaten vor. . - 91
* — legt glasirte Quarz- und Devousandstcine vom
Leilenkopf vor - 05
— Ueber das Residuum einer Leuchtkugel (Feuer-
werkskörper) - 05
Schwarze: Ueber eine Lagerstätte fossiler Knochen
am Unkelstein - 95
vom Rath: Topaskrystalle aus dem Ural - 101
— Ueber den Salzstock von Maros üjvar .... - 101
Fabricius: Ueber die Wahruehniungcn des Erd-
bebens vom 26. Aug. 1878 in rheinischen Berg-
werken - IUI
— Ueber Bauxit von Waldmannshausen im Amte
Hadamar - 104
Buff: Ueber einen fossilen Klephantenzahn vonllen-
nef im Siegtbale - N.^^
Ä Wagren er: Ueber eine Löss-artige Bi\d\mg \ia
Düuviiun der Wesergegend - '^^'^
VI
Seite
Botanik.
H. Müller: Weitere Beobachtungen über Befruch-
tung der Blumen durch Insecten. (Hierzu
Taf. VI.) Verhdl. 272
G. Becker: Ueber Limodorum abortivum Sw. u.
Epipogium Gmelini Rieh. (Hierzu Taf. VII.) - 361
V. '. anstein legt eine als sog. Pfropfhybride er-
zeugte Kartoffel vor Sitzgsb. 72
berichtet über eine Conferve, die mit Gürteln
oder Panzern aus Eisenoxydhydrat umkleidet
war - 73
Becker: üeber Ophrys arachnites und 0. apifera . - 96
Lindemuth: üeber Farbenveränderung der Laub- - 118
blätter
Vogel: üeber eine besondere Ausbildung der Blüthe
einer Sonnenrose - 138
Becker legt einige seltene Pflanzen aus dem Gebiete
der rheinischen Flora vor - 146
Andrä legt vor: Guide de botaniste en Belgique,
par F. Crepin - 174
Behrens: üeber anatomisch -"physiologische Unter-
suchungen der Blüthennektarien Corr.-Bl. 63
Melsheimer: üeber Fasciationen und ähnliche Er-
scheinungen an holz- und krautartigen Gewächsen - 98
V. Hanstein: üeber die Beharrlichkeit von Blüthen
und Früchten in ihrer Stellung gegen den Hori-
zont - 105
G. Becker: üeber Limodorum abortivum und Epi-
pogium Gmelini - 10()
Anthropologie, Zoologie und Anatomie.
F. Leydig: Herpetologische Zoichnungcn aus dem
Nachlass Rösels von Rosenhof Vcrbdl. 1
A. Förster: Kleine Monographien parasitischer Hy-
inenopteren - 42
P. Hesse: Beitrag zur Molluskenfauna Westfalens . - 8;-)
Leydif^: Ueber das Vorkommen und den Bau des
Jacobsonschen Organes beim Menschen und
den Thieren Sitzgsb. 20
Troschel legt eine Reihe von Arten der Gattung
Marginella aus der Sammlung des Herrn Lüb-
becke in Düsseldorf vor - 23
Schaa ff hausen zeigt ein zu Oberlahnstein gefun-
denes Steinbeil aus Diabas vor - 37
— tlieilt einen Bericht des Herrn Bergrath Hundt
über einen auf dem Hohenseelbachkopf befind-
lichen alten Steinwall mit - 3P
— spricht über die Schalen- oder Näpfcbensteine - 3f
Leydig erläutert den anatomischen Bau der Gift-
drüse einheimischer Schlangen - 3'
Troschel vergleicht die Kleider bei Menschen und
Thieren
»" .*
VII
Seite
Bertkan: lieber einige fossile Arthropodenreste aus
der Braunkohle von Rott Sitzgsb. 70
Mohnike: üeber die an den Küsten von Japan vor-
kommenden Walfischarten - 71
l^uasbanm: Ueber die Niere der Wirbelthierc . . . - 75
▼. la Valette St. George: Ueber die Spermato-
genese bei Säugethieren - 61
Bertkan: üeber die Prothorakalhörner der Puppe
von Microdon mutabiiis - 95
Gnrlt: Üeber die Metalle bei den alten Actryptorn - {)(>
Schaaff bansen legt den Katalog der authrupolo-
gischen Sammlungen Deutschlands vor .... « W.)
Mofanike spricht über die Fähifirkeit einiger Säuge-
thiere, sich an senkrechten Wänden anklammern
zu können - 112
Nu ssb au m : üeber die DifFerenzirung der Goschlechter - 1 19
Trosohel legt eine Mytilus edulis vor, in der sich
ein Seestern verborgen hatte - 145
Bert kau: Ueber die Unterschiede zwischen Aty-
pus piceus (Sulz.) und A. aftinis PJichw. im
weiblichen Geschlecht - 109
— üeber die mechanische Kraft, die bei der Be-
fattung der Spinnen das Sperma aus dem den
amen enthaltenden Schlauch heraustreibt . . - 171
— Üeber die Lebensweise des Pompilus coccineus - 177
— Üeber Lipoptena Cervi - 178
Landois: üeber abnorme Fussbildung bei einem
Hauskalbe Corr.-Bl. 06
Schmeckebier: Ueber einen Begräbnissplatz aus
heidnischer S^eit bei Schwelm - 69
— Üeber den Scorpionsatachel - 88
Koch: üeber die Fledermäuse in Rheinland-Westfalen - 89
Melsbeimer: üeber bei Linz im Rheine gefangene
Fische - 95
Üeber ein vorzügliches Fischfutter - 98
— üeber einen weissgefleckten Staar - 100
Troschel: Ueber einen wahrscheinlich dem Aber-
glauben geopferten Gartenschläfer in Bonn . . - 100
Landois: Ueber das Mikrophon in seiner Anwendung
für Tonwahmehmungen bei Insecten - 105
Schaaffhausen: Ueber eineKatzenmumio im Museum
zu Leipzig - 106
— üeber die Menschenraccn - 106
Hundt: üeber Küchenreste aus einem alten Stein-
walle im Kreise Siegen - 107
Chemie, Technologie, Physik und ÄBtronomie.
Stein berichtet über weitere Versuche zur Entfer-
nung des Phosphors aus dem Roheisen. . . . Sitzgsb. 14
Wallach: Ueber die Wirkungsweise der Blausäure. - 21
Stein: Veher KeBsehteinhildungen mit Kryatallen
von Aragonit - ^^
— Ueber Normalgewiohte aus BergkryataU ... - ^^
* *'.
VJ
/ • *
vm
Sdte"
Gurlt legt eine in Japan zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts verfasste „Bergbau- und Hüttenkunde*'
vor Sitzgab. 69
Schaaffhausen zeigt von A. Stolz in Stuttgart
gefertigte Nachbildungen von Naturgegenstän-
den in versilbertem Kupfer vor - 90
Mohr: Ueber den Stofl zu den Urmaassen und Ge-
wichten - 100
Köstcr: ÜL'bcr das Celluloid - 12Ö
Mohr: Uober die Natur der Attractionskraft ... - 13i
Binz: Ueber die Zerlegunjr des salicylsauren Na-
trons durch die Kohlensäure - 160
Schönfcld: Ueber die Untersuchungen Newcomb's
betreffs der Bewegung des Mondes - 161
Stein : Ueber Zerreissversuche amKrupp'schen „Fluss-
eisen" - 179%
Löhr: Meteorologische Aufzeichnungen für das Jahr
1877 in Köln .' Corr.-Bl. 66
Hövel: Ueber den Betrieb der Arbeiten im Eott-
Tunnel bei Barmen - 70
F a b c r : Ueber seine Universal-IIandbohrmaschine für
festes Gestein • 87
Physiologie, Medicin und Chirurgie.
Doutrelepont: Ueber Osteotomie der tibia und
fibulä an einem vierjährigen Knaben .... Sitzgsb. 16
— Ueber die Versuche zur Kadikaiheilung von
Hernien - 17
Busch macht Bemerkungen zu diesem Vortrug. . . - 18
— bespricht noch einmal die Luxation des Penis - 19
Walb demonstrirt einen Apparat für die Zerstäu-
bung von Flüssigkeiten im Rachenraum ... - 20
Kocks: Ueber die nachträgliche Diagnose der Schä-
doUagen und des Geburtsmechanismus über-
haupt aus den Geburtstraunien der Mutter . . - 20
Madelung: Ueber die sog. spontane Luxation der
Hand nach vorn - 89
Binz: Ueber die erregenden Wirkungen des Kaf-
feins und Kaffeeöls - 59
Busch bespricht den Bau des Fusses und demon-
strirt an Abgüssen sowohl die normale Form
als auch die häufigsten Abweichungen von der-
selben - 60
Mosengeil demonstrirt die Heilung zweier Pa-
tienten mit schweren Verletzungen, resp. Radia-
lisparalyse - 63
Busch bespricht eine eigenthümliche Form von
tuberculum dolorosum - 63
Köster: Ueber die mechanischen, functionellen oder
compensatorischen Hypertrophieen - 65
Busch erhebt einige Einwände gegen die Ausführun-
gen Köster^B - ^'^
Binz: Ueber die Benutzung der friscbeB, iioc\i\öbeTxa-
IX
mrmenThienniU sa pharmakodynEiiniscben Ver-
laobea
knike stellt ein auf der einan Kön»--rlui1ft(^iliiiikcl-
gefirbtes Kind vor
z: DebtT den MechaniBmiis der EitiTliildiiii;: und
den Antlieil de* illutBiiuurBtolles an dcmscllien
tBuBoh wendet «ch gi-geu eiiii^r,: Stulk'ii aus der
r Antritt! vorldEuiig de» Herrn Manns in Preiburg
FnngAr stellt einen Patieuton mit Eitus luvaraiis und
^ eine Patientin mit Waudei-niil:t vnr
[vSamelsotan spricht über Oplithalmosemiolllt . . .
"ertz: lieber delirium aciitiim iiii<j|>at)iieiini . . . .
iLOoks: üeber eine Totalcxslirpatiiiu Aca Ut^run . .
Binz le^t die Jdpsuesi sehe Uuberactzitnfi: dßr 4. Au6.
aeiner Schrift über Arzneimittel vur
Eooke: Ueber eine neue Methode der Steril isatton
der Fraaeo
Hftdelung macht auf einig'e Schwicris:kcitcn diwr
JkfoÜiode aufmorlceain
Eocka replicirt darauf
Sanelsobn stellt einen Fall geheilter Blepharopina
— stellt ein Mädchen mit einer Tuberculose der
Iris vor
BuBcb stellt eine BQjährige Frau mit durch Soda-
bebtuidlung heilendem Ulcus rodens vor . . .
— bespricht dieBeaection vonKnochengescliwülaten
Bericht über den Zustand der Niederrheiuischen
Geaellscbaft für Natur- und Heilkunde im Jabru
1877 Sitzgsb. 1
Aufnahme neuer Mitglieder - 62, 119
Beschlüsse geschäftlicher Natur ■ 15G
BesohlusB betreffs einer tietheiligiiDg der GusDllHchaft
an der Errichtung eines Ucnkmals lür I^ib. Mayer - 156
Vorstand awabl pro 1879 in der mediciniächen Sectioo 150 und IfiS
Vorstandawahl pro 1870 in der physikalischen Scutiun - 180
Mitglieder -VeraeichnisB des Naturh. Verpins , ■ . . . Corr.-Bl. 1
Bericht über die XXXV. Gene i'al- Versammlung des
NaturK Vereins in Barmen - 39
Bericht über die Kerbst-Vur Sammlung des Naturh.
Vereins in Bonn - 94
Erwerbungen der Vereins- Bibliothek - 109
Erwerbungen der na turhistori sehen Sanunlungen . . ■ 121
Nr^
}
I
! I
. i
M
i
X
Berichtigungen.
Yerhandl. S. 84 Z. 4 von unten lies V. pellucida statt VipelUicida.
— 89 — 19 » » » Hartm. statt Harter.*
— 91 — 18 » » » Basommatophora statt Rasom-
« matophora.
— 92 — 1 von oben » Barknausen statt ßorkhausen.
— 93 — 12 » » » cristatuB statt aristatus.
— 102 — 6 von unten lies L. palustris statt C. palustrii^.
— 103 — 12 von oben ist Clausula plicata nach Helix
costulata einzuschalten.
— 103 — 16 von oben lies 122 statt 121.
Sitzgsber. — 147 Z. 4 von unten lies Vergrünungen statt Vorpfrös-
serungen.
Ehren -Vice -Präsident des Vereins;
Ehrenmitglieder.
Doli, Geh. Hofrath ia Cajrlflruhe.
GÖppert, Dr., Geh. Med.-Rath, Prof. in Breslau.
Heer, 0., Dr., Prof. in Zürich,
Hinterhuber, R., Apotheker in' Mondeee.
Kilian, Prof. in Mannheim.
KÖlliker, Prof. in Wilrzburi?.
de Koninck, Dr., Prof. in Liiltieh.
V. Masaenhsüh, Reg.- Präsident a. D. in DüBseldorf.
Schultz, Dr. med. in Bitech.
Schnttlowortb, Esqr, in Bern.
Senbert, Moriz, Dr., Hofrath in Carlsruhe,
V. Siebold, Dr., Prof. in München.
Valentin, Dr., Prof. in Bern.
van Beneden, Dr., Prof. in U.wen,
Ordentliche Mitglieder.
A. ReKiemn^bezirk CSln.
Königl. Ober-Bergamt in Bonn.
Abels, Aug., Bei^weasor in Cöln (Berlich Nr. U).
A1aberg,'Salomon, Kaufmann in Bonn.
Andrä, Dr., Prof. in Bonn.
Angeibis, Guatav, Dr., in Bonn.
V. Anten, Hugo, in Bonn. .
von Auer, Oberst-Lieutenant z. D. in Bonn.
Baedeker, Ad., Rentner in Bonn (Arndts traase).
Banduin, M., Wundarzt und Geburtshelfer in Cöln.
von Beaulieu-Marconnay, Freiherr, Bergesspeotant in Bonn.
Becker, G., Rentner in Bonn.
Bendieb, F. W., Gutsbesitzer in Weiler bei Brühl.
Berntbsen, Anguat, Dr. philos., Assistent am ehem. Laboratorium
V. Bernutfa, Eegierungs-Präaident in Cöln.
Bertkau, Philipp, Dr., Privatdocent in Bonn.
Bettendorf, Anton, Dr., Chemiker in Bonn.
Bibliothek des Eönigl. Cadettenhausea in Bensberg.
8
Bins, C, Dr. med., Prof. in Bonn.
Bleibtren, G., Hüttenbesitzer in Ober-Cassel bei Bonn.
Bleibtreu, H., Dr., in Bonn.
Böker, Herrn., Rentner in Bonn.
Böker, H. Jan., Rentner, in Bonn.
Böcking, Ed., Hüttenbesitzer in Mülheim a. Rh.
Boden heim, Dr., Rentner in Bonn.
Borggreve, Dr., Prof. und königl. Oberförster in Bonn.
Brasse rt, H., Dr., Berghauptmann in Bonn.
Bräuker, Lehrer in Dersclilag.
Brockhoff, Ober-Bergrath und üniversitätsrichter in Bonn.
Bulle, Eduard, Fabrikbesitzer in Co In.
Bürgers, Ignaz, G^h. Justiz-Rath in (oln.
Baff, Bergrath in Deutz.
Busch, Ed., Rentner in Bonn.
BuBchy W., Geh. Medicinal-Rath und Prof. in Bonn.
Ca heu, Michel, Bergwerksbesitzor u. Ingenieur in Cöln (Hum-
boldstr. 23).
Camphausen, wirkl. Geh. Rath, Staatsminister a. D., Excel, in Cöln.
GlausiuB, Geh. Regierungsrath und Prof. in Bonn.
Cohen, Carl, Techniker in Cöln.
Cohen, Fr., Buchhändler in Bonn.
Crone, Markscheider a. D. in Bonn (Cölner Chaussee 49).
Crone, 4-lfr., Ma8chinen-Insi)ector a. D. in Bonn (Hofgfartenstrasse).
Dahm, G., Dr., Apotheker in Bonn.
Y. Dechen, H., Dr., wirkl. Geh. Rath, Excell. in Bonn.
Deich mann, Frau Geh. Commerzienräthin in (-öln.
Dernen, C, Goldarbeiter in Bonn.
Dickmann, Privatgeistlicher in Bonn.
Dickert, Th., Conservator a. D., in Kessenich.
V. Diergardt, F. H., Freiherr, in Bonn.
Doerr, Wilhelm, Rentner in Bonn (Kaiserstr. 16).
Doutrelepont, Dr., Arzt, Prof. in Bonn.
Dünkelberg, Professor und Director der landwirthsch. Akademie
in Poppeisdorf.
Ehrenberg, Alex., Bergwerksbesitzer in Cöln (Domhof 12).
Endemann, Wilh., Rentner in Bonn.
Essingh, H. J., Kaufmann in Cöln.
Ewich, Dr., Arzt in Cöln.
Fabricius, Nie, Geheimer Bergrath in Bonn.
Feldmann, W. A., Bergmeister a. D., in Bonn.
Fischer, Theobald, Dr., Privatdocent in Bonn.
Florschütz, Regierungsrath in Cöln.
Follenius, Ober-Bergrath in Bonn.
Frey tag, Dr., Prof. in Bonn.
»*
y. Fürstenberg-Stammheim, Gisb., Graf auf Stammheiin.
von Fürth, Freiherr, Landgerichtsrath in Bonn.
van Gansewinkel, Heinrich, Kaufmann in Cöhi (Johaanisitr.).
Garland, Jos., Oberbachem bei Mehlem a. Rh.
Geissler, H., Dr., Techniker in Bonn.
Georgi, W., Buchdruckereibesitzer in Bonn.
von Gerold, Friedr., Freiherr, wirkl. G^eh. Rath, Excedl. m Bom^
Gilbert, Director der Gesellschaft »Colonia« in Cöln.
Gör in g, M. H., in Honnef am Khein.
Goldschmidt, Joseph, Banquier in Bonn.
Goldsohmidt, Robert, Banquier in Bonn.
Gray, Samuel, Grubendirector in Cöln (Paulstrasse 33).
Gregor, Georg, Civil-Ingenieur in Bonn.
von Griesheim, Adolph, Rentner in Bonn.
Grüneberg, Dr., Fabrikbesitzer in Kalk bei Deutz.
Gurlt, Ad., Dr. in Bonn.
Haas, Landgerichtsrath in Bonn (Quantiusstr.).
Haniel, John, Bergreferendar in Bonn (Franziskanerstr.).
HUhner, Geh. Beg.-Ratli und Eisenbahndirector in Cöln.
V. Haust ein, J., Dr., Geh. Reg.-Rath und Prof. in Bonn.
Hang, E., Apotheker in Roisdorf.
Haugh, Appellationsgerichtsrath in Cöln.
Havenstein, G., Dr., Docent a. d. landwirthsohaftl. Academiein
Poppelsdotf.
Heidemann, J. N., General-Director in Cöln.
Heidenreich, Emil, Chemiker in Eitorf.
Henry, Carl, Buchhändler in Bonn.
Herder, August, in Euskirchen.
Hermanns, Aug., Fabrikant in Mehlem.
Hertz, Dr., Sanitätsratli und Arzt in Bonn.
Herwarth v. Bittenfeld, General-Feldmarsehall, Excdl. in Bonn.
Heusler, Ober-Bei^grath in Bonn.
V. Hoiningen gen. Huen«, Freiherr, Bergrath in Bonn.
Höller, Markscheider in Königswinter.
Hopmann, C, Justizrath in Bonn,
von Holzbrink, Landrath a. D., in Bonn.
Huberti, P. Fr., Rector des Progymnasiums in Siegburg.
Hüser, H., in Oberkassel bei Bonn (bei Sad^e ä, Co.),
Joest, Carl, in Cöln.
Joest, W., Kaufmann in Cöln.
Katz, L. A., Kaufmann in Bonn.
Kekule, A., Dr., Geh. Reg.-Rath, Professor in Bonn.
Keller, G., Fabrikbesitzer in Bonn.
Kestermannn, Bergmeister in Bonn.
Kette 1er, Ed., Dr., Professor in Bonn.
- -^
^^
k
f
I
Kinne, Leofold^ Bergratk in Sieglmrg.
Kiey, Civil-Ingeiiiear in Bonn.
KloBt ermann, Rad., Dr., Geh. Bergntk und Prof. in Bonn.
KSnig, Dr., Axxt, Saniiätsrath in C51n.
König, Fritz, Rentner in Bonn.
Kon ig 8, F., W., Commensienrath in Cöln.
K5rnioke, Dr., Prof. an der landwirthschaftHohen Aoademie, in
Bonn.
Krants's Rheinisches Mineralien^Comptoir in Bonn.
Kraus, Wilh., Gteneral-Director in Bensberg.
Krens er, Carl, jun., Bergwerksbesitzer in Bonn.
Kreuser, Carl, Grubenbesitzer in Bonn.
Kreuser, Emil, Bergbanbeflissener in Bonn.
Knbale, Dr., Rentner in Bonn.
Kyll, Theodor, Chemiker in Cöln.
Kyllmann, G., Rentner in Bonn.
lia Talette St. George, Baron, Dr. phil. n. med., Prof. in Bonn.
Lehmann, Rentner in Bonn.
Leisen, W., Apotheker in Deutz.
Lei st, konigl. Bergrath a. D. in Cöln.
Lent, Dr. med. and Sanit&tsrath in Cöln.
Leo, Dr. med., Sanitatsrath in Bonn.
Leopold, Betriebsdireotor in Detftz.
Lexis, Ernst, Dr., Arzt in Bonn (Kaiserstr. 22).
V. Leydig, Franz, Dr., Geh. Medicinal-Rath n. Professor in Bonn.
Lieht, Notar in Kerpen.
Lisch ke, E. £., Geh. Regierungsrath in Bonn.
Löhr, M., Dr., Rentner in Cöln.
Loewe, Postrath in Cöln.
Loewenthal, Ad., Fabrikant in Cöln.
Lorsbach, Qeh, Bergrath in Bonn.
Lüling, Ernst, Eönigl. Oberbergamts-Markscheider in Bonn.
Lüttke, A., Bergrath a. D. in Kalk.
Mallinckrodt, Felix, Grabendireotor in Cöln (Filzengraben 16).
Marens, G., Buchhändler in Bonn.
Marder, Apotheker in Grummersbach.
Marquart, L. C, Dr., Rentner in Bonn.
Marx, A., Ingenieur in Bonn.
Maubaoh, Generalinspector der preuss. Hypotheken-Aotien-Gesell-
Schaft in Cöln.
Mayer, Eduard, Advokat- Anwalt in Cöln.
Meder, Aloys, Stud. mathem. in Bonn.
Merkens, Fr., Kaufmann in Cöln.
Metz, Elias, Banquier in Cöln.
M eurer, Otto, Kaufmann in Cöln.
\
MeviBgen, Geh. Commerzienratli und Präsident itt Cü)n.
Meyer, Dr., Sanitätarath in Eitorf.
Meyer, Jürgen Bona, Dr. und Prof. in Bonn.
Mohnike, 0. G., J., Dr. med. u. K. Niederländ. General-Arzt a, D.,
Mohr, Dr., Med.-Rath und Prof. in Bonn.
V. Monschaw, Juatizrath in Bonn.
Müller, Albert, Advokat-Äiiwalt in Cola (Rii:hmondstr.J.
Nacken, A., Dr., Advokat-Anwait in Cüln.
V. Neufville, Gutahesttger in Bonn.
Obernier, Dr. med. und Prof. in Bonn.
Opdenhoff, Oscar, Apotheker in Cöln.
Oppenheim, Dagoh,, Greh. Regierangsrath und Präsident in Cöln.
Overmann, Alfred, Zahnarzt in Cöln (Riehartistr. 14).
Overzier, Ludwig, Dr. philos. in Cöln (Beneeisstr. 57).
Peill, Carl Hugo, Kentner in Bonn.
Pitschke, Bud-, Dr. in Bonn.
Poerting, C, Grubendirector in
PraetoriuB, Jakob, Apotheker i
Prieger, Oscar, Dr. in Bonn.
V. Proff-Irnioh, Dr. med., Landgeriehtsralh in Bonn.
Rabe, Jos., Hauptlehrer an der Pfarrschule St. Martin in Bonn.
V. Rappard, Carl, RittmeiEter a. D. in Bonn.
vom Rath, Gerhard, Dr., Prof. in Bonn.
Rauff, Hermann, Assistent, am naturhist, Museum in Bonn.
Rennen, Geh. Reg.-Rath, Specialdirector d. rhein. Eisenb. in Cöln.
Richarz, D., Dr., Geh. Sanitätsrath in Endenioh.
Richter, Dr., Apotheker in Cöln.
V. Rigal-Grunland, Freiherr, Rentner in Bonn.
Rnmler, A., Rentner in Bonn.
Säbel, J., Apotheker in Deutz.
V. Sandt, Landrath in Bonn.
Schaaffhftusen, H. Dr., Geh. Med.-Rath und Prof. in Bonn.
Sohmeidler, Emat, Apotheker in Honnef a. Rh.
Schmithals, Rentner in Bonn.
Schmitz, H., Landrentmeister in Cöln.
Schmitz, Georg, Dr. in Cöln,
Schlüter, Dr., Prof. in Bonn.
Schneider, KönigL Ober-Bergamts-Markscheider in Bonn.
Schreiner, Ed. M., Apotheker in Kalk.
Schubert, Dr., Baurath und Lehrer an der IwadwirthMhaftlichen
Academie, in Bonn.
Schulte, Ebb., Dr., Fabrikbesitzer in Bonn.
Schulz, J., Apotheker in Eitorf (Siegkteis).
Schumacher, H., Rentner in Bonn.
&<
Schwürz, L., Landwirtliscliaftslehrer in Deutz (Siegburgentr. 109a).
▼. Seydlitz, Hermann, Generalmajor a. D. in Honnef.
Sonnenbarg, Gymnasiallehrer in Bonn.
▼on Spankeren, Reg.-Präsident a. D. in Bonn.
Stahlkneoht, Hennann, Kentner in Bonn.
Stein, Siegfiried, Rentner in Bonn.
Spies, F. A., Rentner in Bonn.
Stephinsky, Rentner in Münstereifel.
Strauss, Emil, Buchhändler in Bonn.
Stürtz, Bernhard, Inhaber des Mineralien-Gomptoirs in Bonn. (Co-
blenzerstrasse.)
Terberger, Lehrer in Godesberg bei Bonn.
Thilmany, Generalsecretär des landwirthtchaftl. Vereins in Bonn.
Troschel, Dr., Geh. Regierungsrath und Prof. in Bonn,
von y eisen, Bergassessor in Bonn (Coblenzerstr. 98).
Verhoeff, Rentner in Poppeisdorf bei Bonn.
Wachender ff, Th., Rentner in Bonn.
Weber, Max, Dr. med. in Bonn.
Weber, Robert, Dr., Chemiker in Bonn.
Weiland, H., Lehrer an der Gewerbeschule in CÖln.
Welcker, W., Grubendirector in Honnef.
Wendelstadt, Commerzienrath und Direotor in Cöln.
Weniger, Carl Leop., Rentner in Cöln.
Weyermann, Franz, Gutsbesitzer auf Hagerhof bei Honnef a. Rh.
Wie 1er, W., Apotheker in Eerpen bei Cöln.
Wienecke, Baumeister in Cöln.
Wiepen, D., Civil-Ingenieur in Honnef a. Rh.
Wiesmann, A., Fabrikant in Bonn (Poppeisdorf er Allee 11).
Wildenhayn, W., Ingenieur in Bonn (Baumschuler Allee 12).
Wirtz, Th., Fabrikant chemischer Producte in CÖln.
Wo hl er 8, (Steh. Ober-Finanzrath u. Prov.-Steuerdirector in Cöln.
Wolfers, Jos., Landwirth in Bonn.
Wolff, Julius Theodor, Astronom in Bonn.
Wolffberg, Dr. med., Privatdocent in Bonn.
Wrede, J. J., Apotheker in CÖln.
Wrede, JuL, Apotheker in Bonn.
Zart mann, Dr., Sanitätsrath, Arzt in Bonn.
V. Zastrow, königl. Bergrath in Euskirchen.
Zervas, Joseph, Steinbruchbesitzer in Cöln.
Zintgraff, Markscheider a. D. in Bonn.
B. Regierniigsbezirk €obl«nE.
Bach, Dr., Seminar-Lehrer in Boppard.
Bachem, Franz, SteinbrncWsssilzer in Nieder-Breisig.
von Bardeleben, wirk!. Geh.-Rmth, EncriL, Ober-Präaidenl der
Bheinprovinz in Coblenz.
Bartels, Pfarrer in Alterkülz bei CaitelUiin.
Baum, Fried i, Apotheker in Bendnrf.
Belliager, gwerkadirector in Brkunfeb.
Bender, Dr., . potheker in Coblenz.
Berger, L., F« brikboaitxer in Horchbeim a. Rhein.
Bianohi, Floi - " - -
Biechof, Albi ^ in MüiiBt«r'am SWin b»
Kreuzaae _
Boeoker, Ma&_'-
Bücking, K. E., nober Hütte b. Kreunutok.
Boer, Peter, Ge., 1 bei Oberwinter.
Boerstinghau .
Brahl, Ober-B<
T. Braunmnbl, .-■■■ ^
Bnrgermeistev ,
Combles, L., B I
Daub, Steuere
DieaterwBg, ^ nmoA.
Dittmer, Geb. it^^iduu^i ^ .AtuLnui.
Dittmer, Adolph, Dr. i» Hamm a. d. Sieg.
Dubr, Dr^ Afit m CoUmus.
Dunker, ßergntfc in CtMeu.
von Eckeniteen, Obent in Neuwied-
EageU, Fr., Bergrath a. D. in CobLeiu.
Erlenmeyer, Dr., Arzt in Be«dorf.
Ftnzelberg, Herrn., Apotheker in Andarnaob.
Fischbach, Eaufmana in Eerdorf.
Geieenbeyner, Gymnamllehrer in Kreuznach.
Gemmel, Lotbar, königl. Geriobtaidireiber in BoK>&'^
Gerhardt, GrubenbeBitsar in T<)iuuntei&.
Glaser, Adalb., Dr., GTmnaüaUehrer in Wetzlar.
Grebel, Apotheker in Cobleiiz.
Hackenbruch, Heinr., jim., Hotelbesitzer in Andemaob.
Haercbe, Rudolph, Grubcndiretor in Oberweeel.
Handtmann, Ober-PoBtdirector und GeL Postrath in Coblenz.
Heinrich, Verwalter anf Grube St. Marienberg bei Unkel.
Herpell, Gugtav, Rentner in St. Goar.
Herr, Ad., Dr., Kreisphygikus in Wetzlar.
9
\
Heusner, Dr., Kreisphyiikus in Boi^^rd.
Hiepe, W., Apotheker in Wetzlar.
Hillebrand, Bergmeister in Wissen.
Host ermann, Dr. med., Arzt in Andemadi.
Hommer, Notar in Kirn.
Jnng, Friedr. Wilh., Hüttenverwalter in Heinrichshütte bei Hamm
a. d. Sieg.
Jung, Ernst, BergwesksbesHser m Kirchen.
Kirchmair, C, Apotheker in Siromberg bei Bingerbrüok.
Klein, Eduard, Director auf Heinrichshiitte (Poststation Au, Deutz-
Giessener Bahn).
Kreitz, Gerh., Bentner in Boppsrd.
Kr ober, Oscar, Ingenieur auf Saynerhütte bei Neuwied.
Kruft, Bürgermeister in Andernach.
Krumfuss-Kemy, Hüttenbesitzer in Rasaelstein bei Neuwied.
Landau, Heinr., Commerzienrath in Coblenz.
Lang, Wilhehn, Verwalter in Hamm a. d. Sieg.
Liebe ring, Bergmeister in Cobl«tkz.
Ludoyici, Herm.^ Fabrikbesitzer in Aubach bei Neuwied.
Lünenborg, Ereisschulinspector in Ahrweiler.
Maruhn, K., Bergwwksdureotor in Linz 9u Rh.
Marxhauaen, F., Kaufmann in Wetzlar,
von Mees, Regier ungsrath in Ehrenbreitstein.
Mehliss, E., Apotheker in Linz tu Rh.
Melsheimer, J. L., Kaufmann und Eisfabrikbesitzer in Coblenz.
MeUheimer, ObeHfarstftr in Linz.
Ifilner, Ernst, Dr., Gymnasiallehrer in Krenzaach.
Misohke, Carl, Hütteninspector a. D. in Rasselstein bei Neuwied.
Hü Her r EL, Rqpräoentant in Wetzlar.
Nöh, W., Grubenverwalter in Wetzlar.
Polstorf, Apotheker in Kreuznach.
P rieger, H., Dr., in Kreuznach.
Probst, Joseph, Apotheker in Wetzlar.
Bemy, Alb., in Rasselstein bei Neuwied.
Bemy, Herrn., zu Alfer Eisenwerk bei Alf a. d. Mosel.
Bemy, Moritz, Hüttenbesitzer in Bendorf.
Beusch, Dr., Apotheker in Simmem.
Bhodius, G., in Linz.
Bibbentrop, Alfr., Kgl. Bergmeister in Beizdorf (Kr. Altenkirchen).
Biemann, A. W., Bei^^th in Wetzlar.
Boeder, Johannes, Knapps<^afts-Director in Wetzlar.
Büttger, Gymnasiallehrer in Wetzlar.
€iaek, OberoRegierungsrath in Coblenz.
Schaefer, Phil., Grubenrepräsentant in Braunfels. '
Sohanm, Adolph, Grubenverwalter in Wetzlar.
10
Soheepers, königl. Kreisbaumeister in Wetzlar.
Scheuten, F., Rentner in Boppard.
Schmidt, Julius, Dr. in Horchheim bei Coblenz.
Schröder, Gymnasiallehrer in Coblenz.
Schwarze, C, Grubendirector in Remagen.
Seibert, W., Optiker in Wetzlar.
Selb, Franz, General-Director in Sinzig.
Seligmann, Gust., Kaufmann in Coblenz (Schlossrondel 18).
Siebel, Walther, Bergwerksbesitzer in Kirchen.
''Stein, Th., Htittenbesitzer in Kirchen.
Stern per, Hermann, Bergwerks Verwalter auf Saynerhütte.
Stephan, Ober-Kammerrath in Braunfels.
Susewind, Ferd., Hüttenbesitzer in Linz.
Susewind, E., Fabrikant in Sayn.
Terlinden, Seminarlehrer in Neuwied.
Traut, Königl. Kreissecretär in Altenkirchen.
Verein für Naturkunde, Garten- und Obstbau in Neuwied.
Wagner, 0., Ingenieur in Cochem a. d. Mosel.
Waldschmidt, J. A., Grubenbesitzer in Wetzlar.
Waldschmidt, Posthalter in Wetzlar.
W and esl eben. Fr., Apotheker in Sobemheim.
Wandesieben, Fr., in Stromberger-Hütte bei ßingerbrück.
Weber, Heinr., Oeconom in Roth.
Wehn, Friedensgerichtsschreiber in Lützerath.
Werkhäuser, Lehrer in Coblenz.
Wirtgen, Herm., Dr. med. u. Arzt in Daaden (Kr. Altenkirchen).
Wurmbach, F., Betriebsdirector der Werlauer Gewerkschaft in
St. Goar.
Wynne, Wyndham, H., Bergwerksbesitzer in N. Fischbach bei
Kirchen a. d. Sieg.
C. Regierungsbezirk Dfisseldorf.
Königliche Regierung zu Düsseldorf.
A^epohl, Ludwig, Markscheider in Essen,
van Ackeren, Dr. med., in Cleve.
Arnoldi, Fr., Dr., Arzt in Remscheid.
Arntz, W., Dr., Arzt in Cleve.
Baedeker, Franz, Apotheker in Düsseldorf.
Baedeker, JuL, Buchhändler in Essen a. d. Ruhr.
Barmen, Stadt (Vertreter Geh. Regierungsrath und Ober-Bürger-
meister Bredt).
Bellingrodt, Apotheker in Ob^hausen.
11
Böddinghaus, Heinr., in Elberfeld.
Bitzer, F., in München-Gladbach.
Bölling, Aug., Kaufmann in Barmen.
Boltendahl, Heinr., Kaufmann in Crefeld.
von Born, Theod., in Essen.
Brand, Friedr., Bergassessor a. D. in Ruhrort.
Brandhoff, Geh. Regierungsrath in Elberfeld.
Brans, Carl, Director in Oberhausen.
Brügelmann, M., in Düsseldorf.
vom Brück, Emil, Commerzienrath in Crefeld.
Capito, Paul, Walzwerkbesitzer in Benrath bei Düsseldorf.
V. Carnap, P., in Elberfeld.
Chrzesinski, Pfarrer in Cleve.
Closset, Dr., pract. Arzt in Langenberg.
Colsmann, Otto, in Barmen.
Colsmann, W. Sohn, in Langenberg.
Colsmann, Andreas, Kaufmann in Langenberg.
Colsmann, Eduard, jun., Kaufmann in Langenberg.
Cornelius, Ober-Lehrer a. D. in Elberfeld.
Curtius, Fr., in Duisburg.
Custodis, Jos., Hofbaumeister in Düsseldorf.
Czech, Carl, Dr., Ober-Lehrer in Düsseldorf.
Dahl, Wern. jun., Kaufmann in Barmen.
Danko, Geh. Regierungsrath und Präsident bei der berg. mark.
Eisenbahn in Elberfeld.
De icke, H., Dr., Oberlehrer in Mülheim a. d. Ruhr.
Dobbelstein, Carl, Grundverwaltungs-Commissar in Caspersbruch
bei Ohligs.
Doerr, Carl, Apotheker in Elberfeld.
Eiohhoff, Richard, Ober-Ingenieur in Essen.
Eisenlohr, H., Kaufmann in Barmen.
Ellenberger, Hermann, Kaufmann in Elberfeld.
V. Eynern, Friedr., Geh. Comm.-Rath in Barmen.
V. Eynern, W., Kaufmann in Barmen.
Fischer, F. W., Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Kempen.
Für maus, Joh. Heinr., Kaufmann in Viersen,
van Gelder, Herm, Apotheker in Emmerich.
Gempt, A., Apotheker in Schermbeck bei Wesel.
Goldenberg, Friedr., in Dahleraue bei Lennep.
Greef, Carl, in Barmen.
Greef, Edward, Kaufmann in Barmen.
Grevel, Apotheker in Steele.
Grillo, Wilh., Fabrikbesitzer in Oberhausen,
de Gru-yler, Albert, in Ruhrort.
Guntermann, J. H., Mechaniker in Düsseldori.
14
Schmidt, Emanuel, Kaufmann in Elberfeld. .
Schmidt, Emil, Dr. med. und pract. Arzt in Essen.
Schmidt, Friedr., in Ünter-Barmen (Alleestr. 75).
Schmidt, Joh., Kaufmann in Elberfeld.
Schmidt, Joh. Dan., Kaufmann in Barmen.
Schmidt, Julius, Agent in Essen.
Schmidt, P. L., Kaufmann in Elberfeld.
Schmidt, Reinhard, in Elberfeld.
Schneider, J., Dr. Gymnasial-Oberlehrer in Düsseldorf.
Schoeler, F. W., Privatmann in Düsseldorf.
Schrader, Bergrath in Essen a. d. Ruhr.
Schulz, C, Hüttenbesitzer in Essen.
Schulz, Friedr., Kaufmann in Essen.
Schülke, Stadtbaumeister in Duisburg.
Schürmann, Dr., Gymnasialdirector in Kempen.
Selb ach, Bergmeister 'in Oberhausen.
Siebel, C, Kaufmann in Barmen.
Siebel, J., Kaufmann in Barmen.
Simons, Louis, Kaufmann in Elberfeld.
Simons, Moritz, Commerzienrath in Elberfeld.
Simons, N., Bergwerksbesitzer in Düsseldorf.
Simons, Walther, Kaufmann in Elberfeld.
Stambke, Eisenbahndirector in Elberfeld.
Stein, Walther, Kaufmann in Langenberg.
Steingröver, A., Grubendirector in Essen.
Stollwerck, Lehrer in üerdingen.
Storck, Rud., Apotheker in Altendorf bei Essen.
Stöcker, Ed., Schloss Broich bei Mülheim a. d. Ruhr.
Thiele, Dr., Director der Realschule in Barmen.
Thome, Otto Wilh., Dr., Rector der höheren Bürgerschule in Viersen.
Thyssen, Hüttenbesitzer in Mülheim a. Rh.
Ti'llmanns, Heinr., Dr., in Crefeld.
Tinthof, Dr. med. in Schermbeck.
TöUe, L. E., Kaufmann in Barmen.
Uhlenhaut, C, Ober-Ingenieur in Essen.
Wal dt hausen, F. W., in Essen.
Wegen er, Bürgermeister in Duisburg.
Weismüller, Hüttendirector in Düsseldorf.
Werth, Joh. Wilh., Kaufmann in Barmen.
Wesener, Alexander, Königl. Berginspector a. D. in Düsseldorf.
Wesenfeld, C. L., Kaufmann u. Fabrikbesitzer in Barmen.
Wetter, Apotheker in Düsseldorf.
Wiesthoff, F., Glasfabrikant in Steele.
Wissenschaftlicher Verein in München -Gladbach.
Wolf, Friedr., Commerzienrath in M.-Gladbach.
15
Wolff, Carl, in Elberfeld.
1/Volff, Friedr., Grubendirector in Essen.
Zeh nie, Director der Gewerbeschule in Bannen.
D. Regierungsbezirk Aaeben.
d'Alquen, Carl, in Mechernich.
Becker, Fr. Math., Beniner in Eschweiler.
B eis sei, Ignaz, in Burtscheid bei Aachen.
Beling, Bernh., Fabrikbesitzer in Hellenthal, Kr. Schieiden.
Bilharz, 0., Ingenieur, Director in Moresnet.
Bö Hing, Justizrath in Aachen.
Braun, M., Bergrath in Aachen.
Brinck, Dr., Hochofendirector auf Concordiahütte bei Eschweiler.
Caspar i, Dr., in Düren.
Classen, Alex., Dr. in Aachen.
Cohnen, C, Grubendirector in Bardenberg bei Aachen.
D ahmen, C, Bürgermeister in Aachen.
Debey, Dr., Arzt in Aachen.
Dieckhoff, Aug., E. Baurath in Aachen.
Direction der polytechnischen Schule in Aachen.
Dittmar, Ewald, Ingenieur in Eschweiler.
Fetis, Alph., General-Director der rhein.-nassauisch. Bergwerks- u.
Hütten- Aktien-Gesellschaft in Stolberg bei Aachen.
Förster, A., Dr., Prof. in Aachen.
Frohwein, E., Grubendirector in Stolberg.
Georgi, C. H., Buchdruckereibesitzer in Aachen,
van Gülpen, Ernst jun., Kaufmann in Aachen.
Hahn, Dr., Arzt in Aachen.
Hahn, Wilh., Dr. in Alsdorf bei Aachen,
von Halfern, F., in Burtscheid.
Hasenclever, Robert, General-Director in Aachen.
Hasslacher, Landrath u. Polizei-Direotor a. D. in Aachen.
Heimbach, Laur., Apotheker in Eschweiler.
Heuser, Alfred, Kaufmann in Aachen (Pontstrasse 147).
Heuser, Emil, Kaufmann in Aachen (Ludwigsallee 33).
Hilt, Bergassessor und Director in Kohlscheid bei Aachen.
Honigmann, Ed., Bergmeister a. D. in Grevenberg bei Aachen.
Honigmann, L., Bergmeister a. D. in Höngen bei Aachen.
Honigmann, Fritz, Bergingenieur in Aachen.
Hupertz, Friedr. Wilh., Bergmeister a. D. in Mechernich.
Johag, Johann, Oeconom in Rohe bei Eschweiler.
Eesselkaul, Rob., Kaufmann in Aachen.
1«
Koerfer, Franz, Director des Eschweiler Bergwerksvereiiifi in Pnmp^
bei Eschweiler.
Kortnm, W. Th., Dr., Arzt in Stolberf.
Kraus, Obersteiger in Moresnet.
Lamberts, Abrah., Director der Aachen-Maestrichter-Eisenbahn-
gesellschaft in Bortscheid.
Lamberts, Herrn., Maschinenfabrikant in Burtscheid bei Aachen.
Lamberts, Otto, in Bort scheid bei Aachen.
Landsberg, £., Oeneraldirector in Aadien.
Landolt, Dr., Geh. Reg.-Rath, Prof. am PolytechnSEom in Aadten.
Laspeyres, H., Dr., Prof. am Polytechniknm in Aadieft.
Li eck, Dr., Lehrer an der Realschule in Aachen (Msthiadiofstr. 19).
Lochner, Joh. Friedr., Tnefafiabrikant in AAdbetu
Lorscheid, J., Dr., Prof. und Rector an der höheren Bürgerschule
in £upen.
Mayer, Ad., Kaufmann in Eupen.
Mayer, Georg, Dr. med., Sanitätsrath in Aachen.
Molly, Dr. med., Arzt in Moresnet.
Monhcim, V., Apoth^er in Aachen.
Pauls, Emil, Apotheker in C!omelimünster bei Aachen.
Petersen, Carl, Hüttendirector auf Pümpchen bei Eschweiler.
Pieler, Bergmeister auf Grube Gouley bei Aachen.
Pierath, Ed., Bergwericsbesitzer in Roggendorf bei Genrönd.
Portz, Dr.. Arzt in Aachen.
Praetor ins, Apotheker in Aachen.
V. Prange, Rob., Bürgermeister in Aachen.
Püngeler, P. J., Tuchfabrikant in Burtscheid.
Pützer, Jos., Director der ProvinBial-Gewerbeschule in Aachen.
Renvers, Dr., Oberlehrer in Aachen.
Reumont, Dr. med.. Geheim. SanitKtsrath in Aachai.
Richter, Obor-Postdirector in Aachen.
Rimhauh, Kr., Apotheker in Jülich.
Nohtirviur, Dr., Ar«t in Aachen.
NohlllingH, (Vrl, liHrgormeiiter in Gürzenich.
hii)iilt^, A I A}itiihokiir in St. Vith.
Nii)inlli>r, rnotifti'i in hürt^n.
M|iilhiv||tt|| |I|'.| tlbtirlDhitav an ihr Hi^alirohttle in Aachen.
NUi'f^, A U, KMUlStmmi in Aaohtm.
HirlliiMtki N|HHi(MMiiH>oU)r in Aaohmi.
Sui»rnutihlli Hinlli lu AHohitu.
Tholt^M, W, iltiit» llüHt^iiAttiNtttr in Altenberg bei Herbesthal.
Tiln, Hiohnnt, AiiuMn^kv^* in Malmady.
Trupol, Anir.i A<1yuk»i- Anwalt in Aachen.
Venator, R, Inirt^nliMir in Awohen.
Voss, Bergrath in IMtnm,
I
17
Wagner, Bergrath in Aachen.
Wings, Dr., Apotheker in Aachen.
Wüllner, Dr., Prof. am Polytechnikum in Aachen.
Zander, Peter, Dr., Arzt in Eschweiler.
£• Regierungsbezirk Trier.
Königl. Bergwerksdirection in Saarbrücken.
Achenbach, Adolph, Geh. Bergrath in Saarbrücken.
vonAmmon, Bergwerksdirector in Saarbrücken (Qrube v; d. Heydt),
Barthold, Wilh., Bergrath in St. Johann a. d. Saar.
Becker, Bechnungsrath in Duttweiler bei Saarbrücken.
Becker, 0., Apotheker in Rhaunen.
Besselich, Nicol., Literat in Trier.
B er res, Joseph, Lohgerbereibesitzer in Trier.
V. Beulwitz, Carl, Eisenhüttenbesitzer in Trier.
Bicking, Joh. Pet., Bentner in Saarburg.
Böcking, Budolph, Hüttenbeaitzer auf Halberger- Werk bei Saar-
brücken.
Bonnet, Alb., Director der Gasanstalt in St. Johann a. d. Saar.
Breuer, Ferd., Bergwerksdirector in Friedrichsthal.
Buss, Oberbürgermeister a. D., Geh. Beg.-Kath in Trier.
Getto, sen., Gutsbesitzer in St. Wendel.
Claise, A., Apothekenbesitzer in Prüm.
Clotten, Steuerrath in Trier.
Cornelius, Dr. med., Knappschaftsarzt in St. Wendel.
Dahlem, Rentner in Trier.
Dronke, Ad , Dr., Director der Realschule in Trier.
Eber hart, Kreissecretär in Trier.
Eichhorn, Fr., Landgerichts-Präsident in Trier.
Fief, Ph.., Hüttenbesitzer in Neunkircher Eisenwerk b. Neunkirchen.
Fuchs, Heinr. Jos., Departements-Thierarzt in Trier.
Geller, Robert, Stadtverordneter u. Handelsrichter in Trier.
Giershausen, Apotheker in Neunkirchen bei Ottweiler.
Goldenberg, F. Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Malstadt bei Saar-
brücken.
Grebe, Königl. Landesgeologe in Trier.
Groppe, Königl. Bergmeister in Trier.
Haldy, £., Kaufmann in Saarbrücken.
Hasslacher, Bergassessor in Saarbrücken.
Heinz, A., Berginspector in Griesbom bei Bous.
Jordan, Hermann, Dr., Arzt in St. Johann a. d. Saar.
Jordan, Bergassessor in Saarbrücken.
/■ ,
18
von der Kall, J., Grubendirector in Hostenbach bei Saarbräckei^:
Karcher, Ed., Commerzienrath in Saarbrücken.
Kiefer, A., Apotheker in Saarbräcken.
Klein, Abtheilungs-Baumeister in Trier.
Kliver, Ober-Bergamts-Markscheider in Saarbrücken.
Koster, A., Apotheker in Bittburg.
Kroeffges, Carl, Lehrer in Prüm.
Kuhn, Christ., Kaufmann in Löwenbrücken bei Trier.
Lautz, Ludw., Banquier in Trier.
Laymann, Dr., Reg.- und Geheim. Med.-Rath, in Trier.
Lichtenberger, C, Dr., Rentner in Trier.
Lintz, Jacob, Buchhändler in Trier.
Mallmann, Oberförster in St. Wendel.
Mencke, Bergwerksdireotor auf Grube Reden bei Saarbrücken.
Meyer, Forstmeister in Trier.
Moll ingeer, Buchhändler in Saarbrücken.
Mohr, Emil, Banquier in Trier.
Nasse, R., Bergwerksdirector in Louisenthal bei Saarbrücken.
Neufang, Bauinspector in Saarbrücken.
de Nys, Ober-Bürgermeister in Trier.
Pabst, Fr., Gutsbesitzer in St. Johann a. d. Saar.
Pfaehler, Geh. Bergrath in Sulzbach bei Saarbrücken.
Quien, Friedr., Kaufmann in Saarbrücken.
Rachel, G., Dr. philos. u. k. Kreis-Schulinspector in Saarbrücken.
Rautenstrauch, Valentin, Commerzienrath in Trier.
Rexroth, Ingenieur in Saarbrücken.
Riegel, C. L., Dr., Apotheker in St. Wendel.
Roechling, Carl, Kaufmann in Saarbrücken.
Roechling, Fritz, Kaufmann in Saarbrücken.
Roechling, Theod., Kaufmann in Saarbrücken.
Roemer, Dr., Director der Bergschule in Saarbrücken.
Rosbach, H., Dr., Kreisphysikus und Sanitatsrath in Trier.
Sassenfeld, Dr., Gymnasiallehrer in Trier (Brodtstrasse 276).
Sauerborn, Rechnungsrath in Trier.
Schaeffner, Hüttendirector am Dillinger-Werk bei Dillingen.
Schlachter, Carl, Kaufmann in Saarbrücken.
Schmelzer, Kaufmann in Trier.
Schondorff, Dr. philos., auf Heinitz bei Neunkirchen.
Schröder, Richard, Dr., Bergassessor in Saarbrücken.
Schröder, Director in Jünkerath bei Stadt-Kyll.
Schwarzmann, Moritz, Civil-Ingenieur in Buwer.
Seyffarth, F. H., Regierungs- und Baurath in Trier.
Simon, Michel, Banquier in Saarbrüdcen.
Steeg, Dr., Oberlehrer an der Real- und Gowerbeechule in Trier.
Strassburger, R., Apotheker in Saarlouis.
19
Stumm, Carl, Commerzienrath und Eisenhtittenbeeitzer in Neon-
kirchen.
Süss, Peter, Rentner in St, Paulin bei Trier.
Taeglichsbeck, Bergwerks-Director auf Heinitzgrube bei Neun-
kirchen.
Till, Carl, Fabrikant in Sulzbach bei Saarbrücken.
Tobias, Carl, Dr., Kreisphysikus in Saarlouis.
Unckenbolt, Carl, Kaufmann in Trier.
Vopelius, Carl, Hüttenbesitzer in Sulzbaoh bei Saarbrücken.
Winter, F., Apotheker in Gerolstein.
Wirt gen, Ferd., Apotheker in St. Johann a. d. Saar,
von Wolff, Regierungs-Präsident in Trier.
Wuppermann, Gefängnissprediger und Schuldirector in Trier.
Zachariae, Aug., Bergwerks-Director in Bleialf.
Zix, Heinr., Bergwerksdirector in Ensdorf.
F. Beglernngsbezirk Minden.
Stadt Minden.
Königliche Regierung in Minden.
Banning, Dr., Gymnasiallehrer in Minden.
Bansi, H., Kaufmann in Bielefeld.
Beckhaus, Superintendent in Höxter.
Biermann, A., in Bielefeld.
Bohlmann, Fabrikbesitzer u. Stadtverordneter in Minden.
Bozi, Gust., Spinnerei Vorwärts bei Bielefeld.
Brandt, Domänenpächter in Rodenberg bei Nenndorf.
Bruns, Buchdruckerei-Besitzer in Minden.
Buseh, H., Fabrikbesitzer und Stadtrath in Minden.
Busch, J., Fabrikbesitzer in Minden.
Caesar, Ritterguts-Besitzer und Kreisdeputirter in Rothenhoff bei
Hausberge.
Cr am er, Dr. med., in Minden.
Damm, Dr., Sanitätsrath und Kreisphysikus in Warburg.
Delius, G., in Bielefeld.
D'Oench, Harry, Apotheker in Vlotho a. d. Weser.
von Eichhorn, Regierungs-Präsident in Minden.
Frey tag, Königl. Bergassessor und Salinendirector in Bad Oeyn-
hausen.
Ger lach, Dr., Kreisphysikus in Paderborn.
Hammann, Dr., Apotheker in Heepen bei Bielefeld.
Hermann, Dr., Fabrikbesitzer in Rehme.
HdBse, P., in Minden.
Heye, Fabrikbesitzer in Porta bei Minden.
20
Hol«cher. Banfolirer in 3üiideii.
Hogue«, Carl. Gutspächter in Hmddenkjui«en bei Mindfii.
Johow. Kreit-Tfaierarzt in Minden.
J ungut, Oberlehrer in Bielefeld.
Kreide weiss, Stadtverordneter in Bünden.
Konter, Stadtrath in Minden.
Lax, Eduard, Rentner in Minden.
Metz, Rechtsanwalt in Minden.
Meyer, A., Ingenieor in Lohne.
Möller, Fr., auf dem Kupferhammer bei Bielefeld.
Müller, C, in Minden (auf dem Bahnhof).
Müller, Ludw., l>r., Sanitatsrath u. Badearzt in Minden-^Oeynbaiiseii.
Muerman, Kaufmann in Minden.
Notmeier, F., Gewerke in Porta bei Hausberge.
V. Oeynhausen. Fr., Reg.- Assessor a. D. 'in Grevenborg bei Yorden.
von Oheim b, Cabinets-Mi nister a. D. und LandraÜi in Holshanaen
bei Hausberge.
Ohly, A., Apotheker in Lübbecke.
Qu ante, Rentner in Minden.
Rammstedt, Otto, Apotheker in Levem.
Sauerwald, Dr. med. in Oeynhausen.
Schaupensteiner, Apotheker in Minden.
Schultz-Henke, Dr. med. , Regierungs- u. Medicinal-Rath in Minden .
Schweitzer, A., Apotheker in Bielefeld.
Sprengel, H., Apotheker in Bielefeld.
Steinmeister, Aug., Fabrikant in Bünde.
Stohlmann, Dr., Sanitätsrath in Gütersloh.
Tiemann, E., Bürgermeister in Bielefeld.
Veitmann, Apotheker in Driburg.
Verein für Vogelschutz, Geflügel- und Singvögelzucht in Minden.
Volmer, Bauunternehmer in Paderborn.
Waldecker, A., Kaufmann in Bielefeld.
Weihe, Dr. med., in Oeynhausen.
Wiche, Kaufmann in Minden.
Winzer, Pastor in Minden.
Wilken, Apotheker in Minden.
Wissmann, R., Königl. Oberförster in Neuböddeken bei Haaren.
O. Begierungsbezirk Arnsberg.
Königliche Regierung in Arnsberg.
Adolph, G. E., Reallehrer in Schwelm.
Adriani, Grubendirector der Zeche Heinrich Gustav b. Langendreer»
Alberts, Berggeschworner a. D. und Grubendirector in Horde.
:^'.
21
Aldenhoven, Eduard, Betriebsdirector auf Zeohe Musen III in
Blankenstein.
Alten loh, Wilh., in Hagen.
Arndt, Oswald, Apotheker in Eiserfeld a. d. Sieg.
Arndts, Carl, Maler in Arnsberg.
Arndts, C, Grubenbesitzer in Rumbeck bei Arnsberg.
Asbeck, Carl, Commerzienrath in Hagen.
Bacharach, Moritz, Kaufmann in Hamm.
Banning, Fabrikbesitzer in Hamm (Firma Keller & Banning).
Barth, Grubendirector auf Zeche Pluto bei Wanne,
vom Berg, Apotheker in Hamm,
von der Becke, Bergrath a. D., in Langendreer.
Becker, Wilh., Hüttendirector auf Germania-Hütte bei Grevenbrück.
Bergenthal, C. W., Gewerke in Hagen.
Bergenthal, Wilh., Hüttenbesitzer in Warsteiu.
Berg er, jun. Carl, in Witten.
Bitter, Dr., Arzt in Unna.
Böcking, E., Gewerke in Unter wilden bei Si^en.
Böcking, Friedrich, Gewerke in Eisern (Kreis Siegen).
BÖdiker, 0., Dr., Apotheker in Rhynern bei Hamm.
Boegehold, Bergmeister in Sprockhövel.
BöUing, Geh. Bergrath in Dortmund.
Boesser, Julius, Betriebsdirector in Hagen.
Bonnemann, F. W., Markscheider in Grelsenkirchen.
Borberg, Herm., Dr. med., in Herdecke a. d. Ruhr.
Borndrück, Herm., Kreiswundarzt in Femdorf bei Siegen.
Brabänder, Bergmeister a. D., in Bochum.
Brackelmann, Fabrik- u. Bergwerksdirector auf Schloss Wocklum
bei Iserlohn.
Breuer, August, Kaufmann in Iserlohn.
Breuer, August, Dr., in Iserlohn.
Brickenstein, Grubendirector in Witten.
Brockhaus, Ludw., Kaufmann in Iserlohn.
Broxtermann, Ober-Rentmeister in Arnsberg.
Brune, Salinenbesitzer in Hoppe bei Werl.
Buchholz, Wilh., Kaufmann in Annen bei Witten.
Büren, Herm., Amtmann in Kierspe (Kreis Altena).
Bus eher, Heinrich, Kaufmann in Iserlohn.
Cämmerer, Director der Gussstahl- und Waffenfabrik in Witten.
Canaris, J., Berg- und Hüttendirector in Finnentrop.
Christel, G., Apotheker in Lippstadt.
Co sack, Fabrikbesitzer und Kaufmann in Arnsberg.
Crevecoeur, Apotheker in Siegen.
Dahlhaus, Civilingenieur in Hagen.
Daub, Fr., Fabrikant in Siegen.
22
Daa'b, J., Kfarkacheider in 8ie(|;«D.
Denninghoff, Fr., Apotheker in Schwelm.
Deuse, J., Apotheker in Lüdenscheidt.
V. Devivere, K., Freiierr, Oberförster in (iHndfpId bei Medebach.
Diderichs, Oher-Maachincimieist^r der berg.-märk. Eisenbahn ia
Witten.
Dicckerhoff, Hütten director in Menden.
Diesterweg, Heinr., Dr., in Siegln.
Dohm, ApellationB-GerichtB-Praaident in Hamm.
Dreoker, Kreisrichter in Dortmund.
Dreiler, Heinr., Kaufmann in Siegen.
Dresler, Ad., Gruben- nnd Htittenbeeiteer in CreuEtha) h. Siegen.
Drevermann, H. W., Fabrikbesilaer in Enneperatrasae.
V. Droste zu Padtberg, Freiherr, Landrath in Brilon,
von Droste zu Visöhering-Padtberg, M., Freiherr in Brilon.
Droge, A., Kreisrichter in Arnsberg.
EbbinghauE, B., in Aaacln bei Dortmund.
Ehlert, A., Apotheker in Siegen.
Eilert, Friedr., Ober-Bergrath in Dortmund.
Eibers, Christ., Dr., Chemiker in Hageii.
Elbers, C, Commerzienratb in Hagen.
Emmerich, Ludw-, Bei^ath in Arnsberg.
Engelhardt, ö., Gruhendirector in Bochum.
Erbsälzer-Collflg in Werl.
Erdmann, BergaaBesaor a. D. in Witten.
Esselen, Rechtaanwalt in Dortmund.
Fach, Ernst, Dr., Hüttandireotor in Iiaaaphe t. d. Lahn.
Feldbaus, Apotheker in Altena.
Ficker, Kittmeister in Bnrgholdinghausen (Kreis Siegen).
Fischer, Heinr., Kau&nann in Lttdenscheidt.
Fix, Seminar-Direotor in Soest.
Flügel, Carl, Apotheker in Dortmund.
Flume, Eich., Apotheker in Wattenscheid.
Förster, Dr. med. in Bigge.
Frielinghaug, Gust., Grubendirector in Dannebanm bei Bochum.
Fürth, G., Dr., Regio-ungs- und MedicmalMith in Araebei^.
Fuhrmann, Fried. Wilh., MarkaohBider in Horde.
Funcke, F., Apotheker in Witten.
Funke, Apotheker in Sagen.
Gabriel, W., Fabrikant und Gewerke in Soest.
Gallhoff, Jul., Apotheker in Inerlohn.
Garschhagen, H., Kaufmann in Hamm.
V. Oangreben, Friedr., Freiherr, in Asaingfaausen.
Gerlach, Bergmeister in Siegen.
Ginsberg, Ä., Markscheider in Siegen.
1
i
r.«.
r-..
28
Gläser, Jac, Bergwerksbesitzer in Siegen.
Göbel, Franz, Gewerke in Meinhardt bei Haardt a. d. Sieg.
Göbel, Apotheker in Altenhunden.
Grae finghoff, K, Dr., Apotheker in Langendreer.
Graef, Leo, General-Director und Bergassessor auf Zeche Scham*
rock bei Herne.
Graff, Ad., Gewerke in Siegen.
Griebsch, J., Buchdruckereibesitzer in Hamm.
Grosze, Appellationsgerichtsrath in Hamm.
Haarmann, Joh. Heinr., Stadtrath und Fabrikbesitzer in Witten.
Haarmann, Wilhelm, Kaufmann in Iserlohn.
Haber, Bergwerksdirector in BAmsbeck.
Haege, Bauinspector in Siegen.
Hahne, C, Commerzienrath in Witten.
Le Hanne, Jacob, Bergmeister in Olsberg.
Hanf, Salomon, Banquier in Witten.
Hark ort, P., in Scheda bei Wetter.
Hartmann, Apotheker in Bochum.
d'Hauterive, Apotheker in Arnsberg.
Heinersdorff, Pastor in Dortmund (Hohe Str. 11).
Heintzmann, Bergrath in Bochum.
Heintzmann, Justizrath in Hamm.
Hellmann, Dr., Sanitätsrath in Siegen.
Hengstenberg, Dr., Kreisphysikus in Bochum.
Henze, A., Gymnasiallehrer in Arnsberg.
Herb er 8, Ludwig, Fabrikinhaber in Iserlohn.
Herbertz, Heinr., Kaufmann in Langendreer.
V. der Heyden-Byjisch, Otto, Landrath in Dortmund.
Hiby, Wilh., Grubendirector in Dahlhausen a. d. Ruhr.
Hilgen stock, Daniel, Obersteiger in Horde.
Hintze, W., Rentmeister in Cappenberg.
Hoechst, Johann, Bergmeister in Atteoadom.
Ho eck, Johann, Betriebsführer in Meggen bei Altenhunden.
Hof mann, Dr., Director der ehem. Fabrik in Woklum bei Balve.
Hokamp, W., Lehrer in Sassendorf.
Holdinghausen, W., Ingenieur in Unna.
V. Holzbrink, Landrath in Altena.
V. Holzbrink, L., in Haus Rhade bei Brügge a. d. Yolme.
Homann, Bernhard, Markscheider in Dortmund.
Hoppe, A., Gewerke in Hagen bei Allendorf.
Hoynk, H., Dr. med., in Arnsberg.
Hundt, Th., Bergrath in Siegen.
Hüser, Joseph, Bergmeister a. D. in Brilon.
Hüstege, Theodor, Grubenrepräsentant in Arnsberg.
Huth, Hermann, Kaufmann in Hagen.
34
Hüttenhein, Carl, Lederfabrikant in Hüchenbach.
Hätteuhein, Fr., Dr., in Hiicheiibftob bei Siegen.
Hüttenhein, M,, Lederfabrikant in Hilohenbach bei Siegen.
Hüttenhein, Wilh-, Kaufmann in Grevenbrüok bei Biittein.
Hültenachmidt, Apotheker in Dortmiinii.
Huyssen, Rob-, Kaufmann in Iserlohn.
Jüngst, Carl, in FiDkenhütt-e.
JÜttner, Ferd., Königl. Oberberganits-Markscheider in Dortmnnc
Eaeeeu, Arnold, in Siegen.
Kaeirel, W., Apotheken-Administrator in Menden.
Kamp, H., Hiittendirector in Hamm.
Keller, Job., Conrector in Schwelm.
Kersting, Dr. med., Arzt in Bochum.
Kindermann, Rechtsanwalt in Dortmund.
Klagges, N., Fabrikant in Freienohl.
Klein, Fabrik -Director in Husten.
Klein, Emat, Maschinen- Ingenieur in Dahlbruch bei Siegen.
Kley, Florenz, Dr., Apotheker in Herbede a. d, Kuhr.
Klopliauä, Wilh., Kaufmann in Schwelm.
CloBtermann, H., Dr., Sanitätarath in Bochum.
^fTiihhe, Hermann, Bergratli in Bochum.
i Ernst, Director in Gelsimkirchen.
^ i', Steuerempfänger in Gerelsberg.
, Baumeister in Dortmund,
h.'. K, Eeg.-Rath in Arnsberg.
KSttgen, Rector hu der höheren Realsohule in Schwelm.
Kohles, Cataater-Controleur u. Vennessungs-Revieor in Brilon.
Kohn, Ft., Dr. med. in Siegen.
Eollmann, Huttendirector iit Niedersohelden bei Siegen.
Körte, Carl, Kaufmann in Bochum.
Koat, Heinrich, BergbaubeSissener in Witten.
Eremer, C, Apotheker in Balve.
Kreutz, Adolph, Bei^^erka- und Hüttenbesitzer in Siegen.
Kropff, C, Gewerke in Olsberg (Kr. Brilon).,
Eüfatze, Apotheker in Gevelsberg.
Knper, Geheimer Bergrath a. D., in Dortmund.
Lareaz, Königl. Bergmeister in Bochum.
Lehment, Wilh., in Letmathe.
Lemmer, Dr., in Sprockhövel.
Lene, Wilhelm, Markscheider in Bochum.
Leye, J. C, Kaufmann in Bochum.
Liebermeister, E., Dr., in Unna.
Liebrecht, Albert, Kaufmann in Bochum.
Liebrecht, Juüqb, Fabrikbesitzer in Wickede.
V. Lilien, Freiherr, Kammerherr und Landrath in Ameberg.
25
Liese, Dr., Sanitätsrath u. Kreisphysikus in Arnsberg^.
Limper, Dr., in Altenhunden.
List, Carl, Dr., in Hagen.
Lob, Gutsbesitzer in Caldenhof bei Hamm.
Loerbroks, Justizrath in Soest.
Lohmann, Albert, in Witten.
Lohmann, Carl, Bergwerksbesitzer in Bommern bei Witten.
Lohmann, Friedr., Fabrikant in Witten.
Lohmann, Hugo, Bergbaubeflissener in Lippstadt.
Ludwig; Bergassessor a. D., in Bochum.
Lübke, A., Eisenbahnbauuntemehmer in Arnsberg.
von der Marck, Rentner in Hamm.
von der Marck, Dr., in Hamm.
Marenbach, Orubendirector in Siegen.
Marx, Markscheider in Siegen.
Massenez, Jos., Director des Hörder Berg- u. Hüttenvereins in
Horde.
Meinhard, Hr., Fabrikant in Siegen.
Meinhard, Otto, Fabrikant in Siegen.
Meininghaus, Ewald, Kaufmann in Dortmund.
Melchior, Justizrath in Dortmund.
Menzel, Robert, Berggeschworner a. D. und Bergrwerksdirector bei
dem Bochumer Verein für Bergbau- und Gussstahlfabrikation
in Bochum.
Menzler, Berg- und Hüttendirector in Siegen.
Metzmacher, Carl, Landtagsabgeordneter in Dortmund.
Meydam, Georg, Bergassessor a. D. in Bochum (Dorstener St. 13).
Mittelbach, Eberhard, .Markscheider in Bochum.
Modersohn, C, Cand. arch., in Lippstadt.
Morsbach, Dr., Arzt in Dortmund.
Muck, Dr., Chemiker und Lehrer der Chemie an der Berg-Schule in
Bochum.
Müller, H., Dr., Oberlehrer in Lippstadt,
von Münz, Ereisrichter in Arnsberg.
Keustein, Wilh., Gutsbesitzer auf Haus Jeokem bei Mengede.
Ko j e, Heinr., Markscheider in Herbede bei Witten.
N ölten, Apotheker in Barop bei Dortmund.
Könne, Julius, Bergassessor a. D. in Dortmund.
Oechelhäuser, H., Fabrikant in Siegen.
Offenberg, Bergmeister in Dortmund.
Osterrat h, Ober-Regierungsrath in Arnsberg.
Othmer, J., Apotheker in Dorstfeld bei Dortmund.
Overbeok, Jul., Kaufmann in Dortmund.
V. Pape, Egon, Freiherr, in Haus Loh bei Werl.
Petersmann, H. A., Rentner in Vörde.
26
Pieper, Bergassessor in Bochnm.
Pieper, H., Dr., Gymnasial-Oberlehrer in Bochum.
Pook, L., Betriobsführer auf Grube Emestus bei Grevenbrück.
Potthoff, W., Louisenhütte bei Lünen.
Rath, Wilhelm, Grubendirector in Plettenberg.
Randebrock, August, Grubendirector in Dortmund.
Rauschenbusoh, Justizrath in Hamm.
Re dicker, C, Fabrikbesitzer in Hamm.
Reidt, Dr., Ober-Lehrer am Gymnasium in Hamm.
Reifenstahl, Bergreferendar in Castrop.
Röder, 0., Grubendirector in Dortmund.
Roll mann, Carl, Kaufmann in Hamm.
Roll mann, Pastor in Vörde.
Rosdücher, Cataster-Controleur in Hamm.
Rose, Dr., in Menden.
Rosenkranz, Gruben Verwalter, Zecho Henriette bei Barop.
Roth, Bergrath in Burbach.
Rüben, Arnold, in Siegen.
Ruetz, Carl, Hüttendirector in Dortmund.
Rüggeberg, Carl Aug., Fabrikbesitzer in Neheim.
Rump, Wilh., Apotheker in Dortmund.
Rustemeyer, H., Kaufmann in Dortmund.
Sahlmen, R., Dr. med., in Brilon.
Sarfass, Leo, Apotheker in Femdorf bei Siegen.
Schack, Adolph, Apotheker in Wengem.
Schausten, Direotor auf Zeche Neu-Iserlohn bei Langmdreer.
Schemmann, Emil, Apotheker in Hagen.
von Schenck, Justizrath in Arnsberg.
Schenck, Mart., Dr., in Siegen.
Schlieper, Heinr., Kaufmann in Grüne bei Iserlohn.
Schlüter, Reinhold, Rechtsanwalt in Witten.
Schmid, A., Bergrath in Hamm.
Schmid, Franz, Dr., Arzt in Bodium.
Schmidt, Aug., Apotheker in Haspe.
Schmidt, Bürgermeister in Hagen.
Schmidt, Ernst Wilh., Bergrath in Musen.
Schmidt, Fr., Baumeister in Haspe.
Schmieding, Dr., Arzt in Witten.
Schmitz, C, Apotheker in Letmathe.
Schmitz, Apell.-Ger.-Rath in Hamm.
Schmöle, Aug., Kaufmann in Iserlohn.
Schmöle, Gust., Fabrikant in Menden.
Schmöle, Rudolph, Fabrikant in Menden.
Schmöle, Th., Kaufmann in Iserlohn.
Schmölter, Dr., in Siegen.
J3^
27
Schneider, H. D. F., Htittenbesitzer in Nennkirchen.
Schnelle, Caesar, Givil-Ingenieur in Bochum.
Schönaich-Carolath, Prinz von, Berghanptmann in Dortmund.
Schütz, Rector in Bochum.
Schulte, H. W., Dr. med., prakt. Arzt in Wiemelhausen bei Bochum.
Schulz, B., Bergwerksdirector auf Zeche DahlbuBch bei Gelsen-
kirchen.
Schulz, Alexander, Bergassessor in Lünen bei Dortmund.
Schultz, Dr., Bergassessor in Bochum.
Schultz, Justizrath in Bochum.
Schwarz, Alex., Dr., Oberlehrer an d. Realschule I. Ordn. in Siegen.
Schweling, Fr., Apotheker in Bochum.
Settemeyer, Regierungsrath in Arnsberg
V. Sparre, Ober-Bergrath in Dortmund.
Sporleder, Grubendirector in Dortmund.
Stadt Schwelm.
Staehler, Heinr., Berg- und Hüttentediniker in Musen.
Stamm, Herm., in Vörde.
Steinbrinck, Carl, Dr. Gymnasiallehrer in Hamm.
St ein seif er, Heinr., Gewerke in Eiserfeld bei Siegen.
Sternenberg, Rob., Kaufmann in Schwelm.
Stolz enberg, E., Grubendirector auf Zeche Centrum bei Bochum.
Stommel, August, Obersteiger in Siegen.
Stracke, Fr. Wilh., Postexpedient in Niederscheiden bei Scheiden.
Stratmann, gen. Berghaus, C, Kaufmann in Witten.
Stricker. Gust., Kaufmann in Iserlohn.
Stucken holz, Gust., Maschinenfabrikant in Wetter.
Suberg, Kaufmann in Hamm.
Tamm, Robert, Bürgermeister in Lünen a. d. Lippe.
Tiemann, L., Ingenieur auf der Eisenhütte Westfalia bei Lünen
a. d. Lippe.
Tillmann, Eisenbahnbaumeister in Amsbei^.
TU mann, Bergassessor in Königsbom bei Unna.
Trappen, Alfred, Ingenieur in Wetter a. d. Ruhr.
Trip, H., Apotheker in Camen.
j Uhlendorff, L. W., Kaufmann in Hamm.
Ulmann, Sparkassenrendant und Lieutenant in Hamm.
Unkraut, Anton, Amtmann in Brilon.
■ * V. Velsen, Bergrath in Dortmund.
Yertschewall, Johann, Markscheider in Dortmund.
V. Viebahn, Baumeister a. D. in Soest.
V. Viebahn, Fr., Hüttenbesitzer auf Carlshütte bei Altenhunden.
Vielhaber, H. C, Apotheker in Soest.
Vogel, Rudolph, Dr., in Siegen.
Voigt, W., Professor, Oberlehrer in Doxtmvmd.
28
Volmer, E., Bergreferendar und Grabendirector auf Zeche Voll'
mond bei Langeodreer.
Vorater, Lieutenant uniJ GutsbesiUer aaf Mark bei Hainm.
VoBwiiikel, A., in Hagcu.
Weddige, AmtmEnn in Big'ge (Kreis Brilon).
Waeren, Friedr., Apotheker in Hattingen,
Weiter, Ed., Apotheker in iBBrlobn.
Weiter, Jul., Apotheker in Lünen a. d. Lippe.
Westermauu. Bergreferendar in Boehum.
Westermann, Baurath in Mesehcde.
Westhoff, Pastor in Ergste hei Iseriolin.
Weygandt, Dr., Arzt in Bochum.
Weylandt, Bergwerkadirector in Siegen.
Wiebe, Reinhold, Bei^referendat in Herne.
Wiesner, Geh. Bergrath in Dortmund.
WisBenaehaftlicher Verein in Witten.
Wisakott, Wilh., Kauftuann in Dortmund.
Witte, TBrw. Fran Commerz ienräth in auf Heidhof bei Hamm.
Würzburger, Mor„ Kaufmann in Bochum.
Wulff, Jos., Grubeuilirector in Herne.
Wuppermann, Ottilius, in Dortmund.
Zöllner, t)., Steuer! napeotor in Dortmund.
Zweigert, Apellfttion»-Gerichta-Präsident in Arnsberg.
H. Begiernngabeiirk Hfiiister.
Albers, Apotheker in Lengerich.
Arens, Dr. med., Begienmga- und Medicinalrath in Münster.
Boltze, Hermann, KönigL BergaesesBor in Ibbenbühren.
Busch, L., Bergwerkadirector a. D. in Burgsteiufurt.
T. Dersehau, Bergmeister in Becklinghanaen.
Dudenhansen, Apotheker in Recklinghaueeu,
Engelbardt, Ber^^ath in Ihbenbfihren.
Farwick, Bernard, GymnaBiallehrer in Münster.
von Foerater, Arohitekt in Münster.
Gedicke, R^emngsrath in Münster.
Gressner, H., Dr., Gymnasiallehrer in Bui^eteinfurt.
Backebram, Apotheker in Dülmen.
Hackebram, Franz, Apotheker in Dülmen.
Hackebram, Apotheker in Münster.
Herwig, Walther, Königl. Landrath in Ahaus.
Hittorf, W. H., Dr., Prof. in Münster.
Hoffmann, Dr., Oberlehrer an der Realschute in MUnster.
Homann, Apotheker in Kottulu.
»TT-'N-
t»
r/-
I
29
Hosius, Dr., Prof. in Münster.
Josten, Dr. med., in Münster.
Karsch, Dr., Prof. und Medicinalrath in Münster.
Kiövekorn, Carl, Forst-Candidat in Münster.
von Kühlwetter, Wirkl. Geh. Rath, Exe, Ober- Präsident in Münster.
Landois, Dr., Prof. in Münster.
Michaelis, Königl. Baurath in Münster.
Münch, Director der Real- und Gewerbeschule in Münster.
Nitschke, Dr., Prof. in Münster.
Plagge, Dr. med., in Ibbenbühren.
Prehn, Premier-Lieutenant a. D. in Dülmen.
Raabe, Betriebsführer der Bleierz-Zeche Perm in Ibbenbühren.
V. Raesfeld, Dr., Arzt in Dorsten.
Speith, Apotheker in Oelde.
y. Spiessen, Lewin, Freiherr, Kreisgerichtsrath in Dülmen.
St ahm, Inspector der Taubstummen -Anstalt in Langenhorst bei
Steinfurt.
Stegehaus, Dr., in Senden.
Stieve, Fabrikant in Münster.
Strunk, Aug., Apotheker in Recklinghausen.
Tosse, E., Apotheker in Buer.
Volmer, Engelb., Dr. med. in Oelde.
Weddige, Rechtsanwalt in Rheine.
Wies mann, Dr., Geh. Sanitätsrath und Kreisphysikus in Dülmen.
Wilms, Dr., Medicinal- Assessor und Apotheker in Münster.
Wynen, Dr., in Ascheberg bei Drensteinfurt.
Ziegler, Kreisgerichtsrath in Ahaus.
In den flbrigen ProTinzen Prenssens.
Königl. Ober-Bergamt in Breslau.
Königl. Ober-Bergamt in Halle a. d. Saale.
AI tum, Dr. und Prof. in Neustadt-Eberswalde.
Ascherson, Paul, Dr. u. Prof. in Berlin (S. W. Friedriohstr. 217).
Avemann, Ph., Apotheker in Ostercappeln (Hannover).
Bahrdt, H. A., Dr., Rector der höheren Bürgerschule in Münden
(Hannover).
Bartling, E., Techniker in Cassel (Wilhelmshöher Allee 48 I. Etage).
Bauer, Max, Dr. phil., Prof. in Königsberg i. P.
Beel, L., Bergwerksdirector in Weilburg a. d. Lahn (Reg.-Bez.
Wiesbaden).
B er mann, Dr., Gymnasial- Conrector in Liegnitz in Schlesien.
Bergemann, C, Dr., Prof. in Berlin (Königgrätzerstrasse 91).
Bergschule in Clausthal a. Harz.
- 3.
30
Beyriah, Dr., Prof. u. Geh.-Batl. in Berliu {Fraiwöaisohe 8lr, 29).
Biechof, C, Dr., Chemiker iii Wiesbaiieii.
Böckmann, W., Rentner in Berlin. (HedeaiBnnBtraw; 3;.
Bölscbe, W., Dr. phil., in Osnabrück (Herder«tnisse).
Ton Born, Wilhelm, Rtmtuer in Wiesbaden (TiotoriaglraaBc 1),
T. d. Borne, Bergaesessor h. D., in Bemeuchen bei Wiialerwilz
(Neumark).
Bothe, Ferd., Dr., Directtir der Gewerbegchnle in Görlitz.
Brauns, D., Dr. phjl , Docent iti Halle a. d. Saale (Zink« Garten 6).
Budenberg, C. F,, Fabrikant in Buckau bei Magdeburg.
Budge, Jul., Dr.. Geh. Med.-Rath u. Prof. in Greifswald,
Busch, Herm.J Lehrer a. d. heberen Bürgeracbule in Uelzen (Prov.
Cappell. Bergraeiater iu Taniowitz (Obereohlesien),
Caspary, Dr., Prof. in Königsberg i. P.
Creapel, Georg, Rentner iti Frankfurt a. M. (Stematr. 27).
Cuuo, Regierung«- «nd Baurath in Wioabadeii.
Curtze, Maximilian, GymnaBial-Lehrer in Tboni.
Dames, Willy, Dr. philoa. in Berlin (W. Lütww-Ufer 8),
Dedeck, Dr, med. nnd Meilicifialrath in Wieabaden.
Devena, Polizei-Präsident iu Königsberg' i. P.
T. Ditfurth, Thetid., Königl. Regier ungs-AsBeasor in Breslau (Taueu-
«ienatraBBe 84a. IU).
Drniding, Dr. med., SanitStarath in Meppen (Hannover).
Everken, Gdrichtarath in Grüidierg.
Ewald, Dr., Mitglied d. Akademie der Wissenaohmften in Berlin.
Fasbender, Dr., Prof. in Thorn.
Finkeinburg, Dr., Geheim. Medicinalrath in Berlin.
Fleckser. Geheim. Bergrath in Halle a. d. Saale.
Frank, Fritz, BergwerksbeBitzer in Nievern,
Freund, Geh, Bergrath in Berlin.
Freudenberg, Max, Bergwerksdirector in Ems.
Garcke, Aug., Dr., Prof. u. Gustos am königl. Herbarium in Berlin,
Giebeler, Bergrath in Wiesbaden.
Giebeler, Carl, Hütten besitzer in Wiesbaden.
Giesler, BergaBsesaor und Director in Limburg a. d. Lahn.
Giesler, Emil, K. BergassesBor in Berlin.
Greeff, Dr. med., Prof in Marburg.
Grönland. Dr.. Assistent d. Versuchsstation Dahmc (Regierungs-
bezirk Potsdam).
Grube, H., Gartendirector in Sigmaringen.
Haaa, Rud., HütteabeBitzer in Dillenburg.
H a r t w i c h , Wirkl. Geh. Ober-Regienmgsrath «. D. in Berlin (Mauer-
atrasse 40).
81
Hauchecorne, Geheim. Bergrath u. Director d. k. Bergakademie in
Berlin.
Heberle, Carl, Berg^erksdirector von Grube Friedrichssegen in
Oberlahnstein.
Heusler, Fr., in Leopoldshütte bei Haiger.
V. Hey den, Lucas, Hauptmann z. D. in Bockenheim bei Frank-
furt a. Main.
H lecke, C, Ord. Lehrer an der Kealsohule in Oberlahnstein.
Holst e, Grubendirector auf Georges Marienhtitte bei Osnabrück
(Hannover).
Huyssen, Dr., Berghauptmann in Halle a. d. Saale.
Jaeger, Aug., Bergbeamter in Dillenburg.
Johanny, Ewald, in Wiesbaden.
Jung, Hüttendirector in Burgerhütte bei Dillenburg.
Kamp, Hauptmann in Osnabrück.
Karsch, Ferdinand, Dr. phil., Assistent am zoolog. Museum in Berlin.
Kays er, Emanuel, Dr., Kön. Landesgeologe und Privatdocent in
Berlin (Lustgarten 6).
Kemper, Rud., Dr., Apotheker in Bissendorf bei Osnabrück.
Kiefer, Kammerpräsident a. D., in Wiesbaden (Karlsstrasse 1).
Kinzenbach, Carl, Bergverwalter in Weilburg.
Y. Kistowski, Intendantur-Bath in Cassel.
Koch, Carl, J)r., Kön. Landesgeologe in Wiesbaden (Adolphstr. 5).
Koch, Heim*., Bergmeister in Kottbus.
V. Koenen, A., Dr., Professor in Marburg.
Kosmann, B., Dr., Kön. Berginspector in Königshütte (Oberschlesien).
Krabler, Dr. med., in Greifswald.
Kranz, Jul., Geh. Regierungsrath a. D. in Wiesbaden (Karlstr. 13).
Kretschel, A., Fabrikant in Osnabrück.
Krug V. Nidda, Ober-Berghauptmann a. D., Wirkl. Geh.-Rath Exe,
in Berlin.
V. Lasaulx, A., Dr., Professor in Breslau.
Lajsard, Ad., Dr. phil., Director der vereinigten Telegraphen-Ge-
sellschaft in Berlin (Königin-Augusta Str. 52).
-Leisner, Lehrer in Waidenburg in Schlesien.
Liebisch, Theodor, Dr. philos., Custos am mineral. Museum der
Universität in Berlin.
Lossen, K. A., Dr., in Berlin (S. W. Kleinbeerenstr. 8).
Marquardt, P. GL, Dr., in Cassel.
Meineke, C, Chemiker in Oberlahnstein.
Meyer, Bud., Kunstgärtner in Potsdam.
Molly, Reg.-Rath in Potsdam.
M Osler, Königl. Salinendirector in Schönebeck bei Magdeburg.
Müller, Ober-Bei^ath a. D. in Halle a. d. Saale.
Munter, J^ Dr., Professor in Greifswald.
*
32
Neuss, Chr., Apotheker iti WieabaiU-n (Hirschapotheke).
Nickhorn, P., Rentner in Braubach ». Rh.
Noeggerath, Albert, Ober-Bergrath in Clauathal.
Pietsch, KSnigl. Regierungs- ujid Baurath in Oppelii.
Poll, Robert, Dr. med-, in Thure bei Nakel (Preossen).
Reiaa, W-, Dr. phÜoa., in Berlin. (W. Potsdam erstr. 113, Villa 111).
V. Renesse, Konigl, Bergrath iii Osnabrnck.
Reusch, Ferdinand, Rentner in "Wiesbaden (Adolphstr. 10).
Rliodius, Professor an der Bergakademie in Berlin.
Richter, A., General -L and schaftsrath in Königsberg i. Pr. (Wil-
helmstrasse 3).
V. Rohr, Ober-Bergrath in Halle a. d. Saale.
Roinherg, Director der Gewerbeschule a. D. lu Görlitz.
Römer, F., Dr., Geh. Bergrath und Prof. in Breslau.
Roaenow, Hugo, Dr., Lehrer an der Sophien-R«alschnie in Berlin
(C. Sophien-Realschule).
Roth, J., Dr., Prof. in Berlin (HafenplatK 1).
Sadebeck, Alesander, Dr., Prof. iu Kiel.
Scheck, H., Dr. philos., in Hofgeismar bei Casgel.
Scheuten, A., Rentuer in Wiesbaden.
Schleifenbanm, W., Grubendirector in Elbingerode am Hara.
Schmitz, Friedr., Dr., Privatdooent in Halle a. d. Saale.
Bchrader, Bergasaessor in Stasafurt.
Schreiber, Richard, K. BergaasesBor und BergwerksdirMtor in Borg-
loh bei Osnabrück.
Hchuchnni, Dr. Director der chcmiFiL-iiiTi Fabrik in Gorlitn.
Schwarze, Dr., Geheim. Bergrath in Breslau.
V. Seebach, C, Dr., Prof. in Göttingen.
Serlo, Dr., Ober-Berghauptmann in Berlin (W. Wilhelinstraase 89).
Speyer, Oscar, König). Landesgeologe in Berlin (Lustgarten 6).
V. Spiessen, Aug., Freiherr, Oberförstemandidat in Braubach a. Rh.
Stein, Dr., Ober-Bergrath in Halle a. d. Saale.
Stippler, Joseph, Bergwerksbesitzer in Limburg a. d. Lahn.
Temme, C, Ber^director in Osnabrück.
Trenkner, W., in Osnabrück.
Ulrich, KÖnigl. Bergmeister in Diez (Nassau).
Umber, Fr., Dr.. Rentner in 'Wiesbaden,
Vigener, Anton, Apotheker in Bieberich a. Rh.
Vüllers, Bergwerksdirector zu Ruda in Oberschi esien.
Wagner, Ober-Sergrath in Halle a. d. Saale.
Wandesieben, Bergaseeaeor in Clausthal.
Wedding, Dr., Bergrath in Berlin fS. W. Tempelhof- Ufer).
Weiss, Ernst, Dr., Prof. in Berlin (Lützowerstr. 54).
Wenckenbach, Konigl. Bergmeister in Weilburg.
Wiester, Rnd., General-Direetor in Kattowitz in Oberschlesien.
33
Wink 1er, Gtäh. Kriegsrath a. D. in Berlin (Schillstr. 17J.
Z ad dach, Prof. in Königsberg.
Zintgraff, August, in Dillenbui^.
Zwick, Carl, Dr., Städtischer Schulinspector in Berlin (Schlegel-
strasse 27, l Tr.).
E. Ansserlialb Prenssens.
Abich, E. russ. Staatsrath, in Wien (Museumstr. 8).
Andrä, Hans, Landwirth inBourke, river Darling, New-South- Wales,
Australien.
Aragon, Charles, General- Agent der Gesellschaft Vieüle-Montagne,
in Rom (Corso 101).
B&^r, C, Dr., Ingenieur in Stuttgart (Heid weg 19).
Bäumler, Ernst, Ober-Bergrath a.D. und Centraldireotor d. Prager
Eisen-Industrie-Gesellschaft in Wien (IV. Heugasse 58).
Beck, W., Pharmazeut in Bitsch (Lothringen).
V. Behr, J., Baron, in Löwen (Belgien).
Blees, Bergassessor a. D. in Metz.
Bockholz, in Hof.
JBöcking, G. A., Hüttenbesiitzer in A,bentheuerhütte in BirkenfeM.
Bosquet, Joh., Pharmaceut in Maestricht.
Bra.nd, C, Dr., Dirigent der Chromfarbenfaibrik inAlt-Orsowa in d.
Oesterr. Militärgrenze.
Brass, Arnold, Stud. che^^ae in Leipzig (Münzgasse 21. III).
Briard, A., Ingenieur zu Mariemont in Belgien.
Bücking, H., Dr. philos. in Qiessen (Frankfurterstrasse),
van Calker, Friedrich, Dr., Prof. in Groningen.
Castel, Anatol, Gutsbesitzer in Maestricht.
Castendyck, W., Bergwerks-Director u. Hauptmann a. D. in Goslar.
Dahl, Wilh., Reallehrer in Braunschweig.
Deimel, Friedr., Dr., Augenarzt in Strassburg.
Dewalque, Prof. in Lüttich.
Dewalque, Prof. in Löwen (Belgien).
Dörr, H , Apotheker in Idar.
Dörr, Lud., Apotheker in Oberstein.
Dreesen, Peter, Gärtner in Antwerpen (rue de soleil Nr. 7).
JDressel, Ludwig, S. J., in Quito.
Drö scher, Friedrich, Ingenieur in Giessen.
von Dücker, F. F., Freiherr, Bergrath a. D. in Bückeburg.
Ecik, B,,, Dr., Prof. am Polytechnicum in Stuttgart (Neckarstr. 75).
Eichhoff, Oberförster in Saarburg in Lothringen.
Emxnel, Rentner in Stuttgart.
Fassbender, R., Lehrer in Maestricht.
Firket, Adolph, Bergingenieur in X<üttich !(8t. M»x\«^.
S4
Föhrigen, Obor-Foratmeister in Schleswig.
Fromberg, Rentner in Ambeim.
Fucha, Dr., Prof. in Meran in Tyrol.
Gilbert, Eaiserl, Bergmeiater in Metz.
Gille, J., Ingenieur au curps rayal des Minen in Mona irue de Iva
Halle 40).
Gilkinet, Alfred, Doetor, in Lnttich.
Greve, Dr., Oberthierarzt in Oldenburg.
Grothe, Prof. in Delft (Holland).
Grotrian, H., Geh. Kammerrath in Braunschweig.
GÜmbel, C, W., Konigl, Ober-Bergrath, Mitglied der Akademie i
Mündhen.
Härtung, Georg, Dr., Particulier in Heidelberg.
Haynald, Ludwig, Dr., k. wirk!. Geh. Rath n. Erzbiachof, Exo. ieim
Kalocsa in Ungarn.
Hermoa, Ferd., S. J,, Ditton-Hall. Ditton near Warrington j
England,
Herwig, Dr., Profosaor am Polyteohnioum in Dannstadt.
Hiidebrand, Fr., Dr., Prof. in Freiborg i. B.
Hofmann, Otmar, Dr., Bezirkz-Arzt in Wür^burg.
Hornhardt, Frilz, Oberförster in Biesterfeld bei Rist-henau (Lippft^J
Detmold).
Kanitz, Ang., Dr. phil., Prof. in Klausonburg in Siebenbürgen,
Karcher, Landgerichts-PrSsident in Saargemiind,
Kftwall, H., Pastor in Füssen in Kurland.
Kickx, Dr., Prof. in Gent.
V. Klippstein, Dr., Prof. in Giessen,
Krämer, H., Eisenhüttenbeeitzer in St. Ingbert.
Laigneaux, C, Betriebsdirector in Klein-Rosseln (ElgasB).
Lehmann, Johannes, Dr. philoe., in Penig tEönigr. Sachsen).
Lindemann, Oberlehrer in Lemgo.
Ludwig, Fritz, Dr., Director der städtischen Realschule in Strass-
burg im Eleass.
MaasB, Berginspector in Fünfkirchen in Ungarn,
Märtens, Aug., Oberförster in Schieder (Lippe-Detmold).
Martens, Ed., Prof. der Botanik in Löwen (Belgien).
Maurer, Friedrich, Rentner in Darmatadt.
Mayer, Ed., Landforstmeister in Strassburg (Kronenburgerstr. 27).
Menge, R,, Steuerrath in Lemgo (Lippe-Detmold).
Miller, Konrad, Dr., Kaplan in Unter-Esaendorf in Würtemberg.
vonMöller, wirkl. Geh. Rath, Exe. u. Oberpräaident in Strassburg.
von Möller, Valerian, Prof. an d. Bei^akademie in St. Petersbnrg.
Malier, Hugo , Bergassessor in Mecheln (Malines) , rue de la
Net
1 71.
ayr, Melchior, Dr. philoa., Prof. i
Wien,
85
Nobel, Alfred, Ingenieur in Hamburg.
Nobiling, Theodor, Dr., Fabrikdirector zu Schoeningen im Herzog-
thum Braunschweig.
Oehmichen, Dr., Prof. der Landwirthschaft in Jena.
Oldham, Thomas, Prof. in Calcutta.
Ottmer, E. J., Prof. in Braunschweig (Kasemenstr. 38),
Overbeck, A., Dr. in Lemgo (Lippe-Detmold.
Petry, L. H., Wiesenbaumeister in Colmar.
Ploem, Dr. med., in Java.
Preyer, Dr., Prof. in Jena.
Benard, A., S. J.» Musee royal in Brüssel (Belgien),
van Rey, Wilh., Apotheker in Vaels bei Aachen (Holland),
von Roehl, Platzmajor in Metz.
von Roenne, Ober-Bergrath in Strassburg (Franciscanerg. 1).
Rörig, Carl, Dr. med., Brunnenarzt in Wildungen (Waldeck).
Rose, F., Dr., Prof. in Strassburg (Fegergasse 3).
Ruchte, S., Dr., Lehrer an der k. Gewerbeschule in Neuburg an d.
Donau.
Schemmann, C. J., Kaufmann (Firma Schemmann und Schulte) in
Hamburg,
van Scherpenzeel, Th. Ad., Director de la Vieille-Montagne zu
Valentin- Cocq, Station Yemeppe (Belgien).
Schrader, Carl, Apotheker in Metz.
Simens, Charles William, Dr., F. R. S. in London (3. Great George
Street, Westminster).
von Simonowitsch, Spiridon, Dr. und Prof in Tiflis.
de Singay, St. Paul, General-Director in Chenee bei Lüttich.
Schnitze, Ludwig, Dr., Bankdirector in Hamburg.
Schumann, Geheimer Kriegsrath a. D., in Dresden.
Siemssen, G. Theodor, in Hamburg (Buschstr. 9).
von Strauss u. Torney, Regierungsrath in Bückeburg.
V. Strombeck, Herzogl. Kammerrath in Braunschweig.
Tecklenburg, Theod., Bergmeister in Darmstadt.
Thorn, W., Bergverwalter in Giessen.
Thywissen, Herrn., Telegraphen- Vorstand in Gera.
Tischbein, Oberforstmeister in Eutin (Für stenth. Lübeck).
Übaghs, Casimir, inMaestricht (Naturalien-Comptoir rue des blan-
chisseurs).
de Vaux, in Lüttich (Rue des Angis 15).
Wagener, R., Oberförster in Langenholzhausen (Fürstenth. Lippe).
Weissgerber, H., Hüttendirector in Giessen.
Winnecke, Aug., Dr., Professor in Strassburg.
Wittenauer, G., Bergwerksdirector in Luxemburg.
Zartmann, Ferd., Dr. med. in Metz.
Zirkel, Ferd., Dr., Professor in Leipzig.
Mitglieder, deren jetziger Aufenthalt nnbekannt iHt.
Budorf, MogTin», früher Lehrer an der Healechule ia Augsburg.
Brockmann, General-Direutar. früher in Guanaiuato in Hexifco,
Burchartz, Apotlieker. früher in Aachen.
von dem BuBche, Freiherr, frühei' in Bochum.
Drees, Dr., früher in Fredeburg.
Foreter, Thood., Chemiker, früher in StasstUrt.
George, Markscheider, früher in Oberhansen.
Gerstein, Ed., Dr. med., früher in Dortmund.
Klaas, Fr Wilh., Chemiker, früher in Othfreaen bei liitilzgitter.
Klinkeuberg, Aug., Höttendir., früher in [.andaberg b. Ratingeo^
Leneien, Ernst, Chemiker, früher in Rheydt.
Moll, Ingenienr und Hüttendirect-jr, früher in Cöln.
Mundt, Hanptmann a, D., früher in Broiehcrhof bei Bunsberg.
Regeniter, Rnd., Ingenieur, früher in Cöln.
Binteln, Catastercoutroleur, früher In Lübbeuke.
Roessler, Dr., Ingenieur, früher in Bonn.
T Rykom, J. H., Bergwerksbositzer, früher in Burgstoinfurt.
Schöller, F. W,, Ber^beamter, früher in Rübeland.
Spioker, Alb, Bergexspeotant, früher in Bochum.
Welkner, C, Hüttendirector, früher in WittmarsohsB hei Lingen.
Wüster, Apotheker, früher in Bielefeld.
Am 1. Januar 1878 betrag:
Die Zahl der Ehrenmitglieder 14
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder;
im Regierungsbezirk CÖln ... 229
Coblenz 111
„ „ Düsseldorf 185
„ „ Aachen 82
„ B Trier 92
„ , Minden 60
„ „ Arnsberg 331
„ „ Münster . 41
In den übrigen Provinzen Preusacns 134
Ausserhalb Preuseen 110
Aufenthalt unbekannt 21
U13
87
Seit dem 1. Januar 1878 sind dem Verein beigetreten:
■
1. Stürtz, Ingenieur-Hauptmann in Mülheim a. Rh.
2. So ehren, H., Gasdirector in Bonn (Colmantstr.)
3. Storp, Ingenieur in Dülmen.
4. Schemann, Wilh., in Annen bei Witten.
5. Kl eye, Carl, Kaufmann in Bochum.
6. Wellershaus, Albert, Kaufmann in Milspe (Kreis Hagen).
7. Selve, Gustav, Kaufmann in Altena.
8. Braselmann, Bernhard, Banquier in Schwelm.
9. Mühlinghaus, Gustav, Kaufmann in Barmen-Rittershausen.
10. Di eckerhoff, Emil, Kaufmann in Rauenthahl bei Barmen-
Rittershausen.
11. Schmidt, Carl, Kaufmann in Elberfeld.
12. Schmidt, Fritz, in Unter-Barmen (Alleestr. 75).
13. Schmidt, Albert, in Unter-Barmen (Alleestr. 76).
14. Ark, Grubenverwalter in Arenberg bei Ehrenbreitstein.
15. Othberg, Eduard, Director des Eschweiler Bergwerk- Vereins
in Pumpe bei Eschweiler.
16. Bickel, Gustav, Stud. philos. in Bonn.
17. Renk er, Gustav, Bergwerksrepräsentant in Düren.
18. Schüller, Dr, Gynrmasiallehrer in Aachen.
19. Drecker, Lehrer an. der Realschule in Aachen.
20. Lürges, Hubert, Rentner in Bonn (Meckenh.-Str. 54).
21. Roemer, C, in Quedlinburg.
22. Cornelius, Heinrich, Dr. med. in Elberfeld.
23. Simons, Robert, Dr. med. in Elberfeld.
24. Geilenkeuser, Wilhelm, Hauptlehrer in Elberfeld.
25. Olearius, Alfred, Agent in Elberfeld.
26. Brabaender, Wilh., Apofheker in Elberfeld.
27. Fels, Wilh., Fabrikant in Barmen.
28. Faber, J., Ingenieur in Barmen.
29. TrÖsser, C, Bankvorsteher in Barmen.
80. Realschule IL Ordn. zu Barmen -Wupperfeld (Director Dr.
Burmester).
31. Bredt, Aug., Ober-Bürgermeister in Barmen.
32. Schüller, Otto, Beigeordneter in Barmen.
33. Köttgen, Gustav, Fabrikant in Barmen.
34. Hövel, Clemens, Ab th. -Baumeister in Barmen.
35. Reum, Dr., Oberlehrer a. d. Realschule H. Ordn. in Barmen.
36. Bellingrath, Alfr., Apotheker in Barmen.
37. Schüller, Wilh., Kaufmann in Barmen.
38. Ho 11 weg, August, Kaufmann in Barmen.
39. Lohmann, Fried., Kaufmann in Barmeii.
88
40. Hölken, Rieh., Fabrikant in Bannen.
41. Lauer, Herrn., RönigL Josiizrath in Barmen.
42. Bredt, Victor sen., Kaufmann in Barmen.
48. Büren, Exlnard, Kaufmann in Barmen.
44. Dahl, 6. A., Kaufmann in Barmen.
45. Brenne eh eidt, Aug., Kaufmann in Barmen.
46. Blecher, Jul., Architect in Barmen.
47. Colsmann« A., Dr., Augenarzt in Barmen.
48. Hasse, Apotheker in Barmen.
49. Erdmann, Wilh., Rentner in Hildesheim.
50. Weymer, Gustav, Hauptkassen- Assistent in Elberfeld.
51. Pauly, Herm , Dr., Director des Märk.-westf. Bergwerk- Vereins "
in Letmathe.
52. Greeff, Carl Rudolph, in Barmen.
53. Deetz, Richard, Dr. in Marburg.
64. Schtissler, Oberlehrer in Dillenburg.
55. Frankenberg, Ober-Bürgermeister in Paderborn.
56. Naturwissenschaftlicher Verein in Elberfeld.
57. Sprannick, Herm., Lehrer in Homburg v. d. H.
^. ^
39
Correspondenzblatt.
Bericht über die XXXV, General-Versammlung
des Naturhistorischen Vereins für Rheinland und
Westfalen.
In diesem Jabre fand die Versammlung in Barmen am 11. und
12. Juni Statt, nachdem sich bereits am Abend des 10. Juni in den
Gesellschaftsräumen der 9Concordiac eine beträchtliche Anzahl von
Vereinsmitgliedern zu einer Vorversammlung und ersten Begrüssung
zusammengefunden hatte.
Die erste Sitzung wurde im Saale der Concordia am 11. Juni
gegen 10 V2 Uhr durch den Herrn Vereinspräsidenten, Excellenz
Dr. V. De che n, vor ca. 90 — 100 Mitgliedern eröffnet; derselbe er-
theilte zunächst das Wort dem Herrn Ober-Bürgermeister Bredt, der
die Versammlung im Namen der Stadt und deren Vertretung unge-
fähr mit folgenden Worten bewillkommnete:
Meine hochzuverehrenden Herren!
Es ist zum ersten Mal, dass der naturhistorische Verein der
preussischen Eheinlande und Westfalens nach 35jährigem Bestehen
in unserer Stadt tagt und sein Jahresfest feiert.
Schon lange beseelte uns der Wunsch, diesen hochansehnlichen
Verein, gleich ausgezeichnet durch seine hevorragenden und bewährten
Leiter, wie durch seine gediegenen und gemeinnützigen wissenschaft-
lichen Bestrebungen, in unserer Mitte gastlich empfangen zu dürfen.
Wir haben es daher mit Freuden begrüsst, als die vor zwei Jahren
in Trier tagende General -Versammlung unserer Einladung Folge
gab und Barmen für dieses Jahr zum Versammlungsort wählte.
Der naturhistorische Verein für Rheinland und Westfalen
hat es sich ja zur eigentlichen Aufgabe gemacht, durch seine Gene-
ral-Versammlungen in den weitesten Kreisen anzuregen und neben
seinen eigentlichen wissenschaftlichen Zwecken auch die vielfachen
Berührungspunkte der Naturwissenschaften mit der Industrie hervor-
zuheben und eingänglich zu behandeln, dadurch aber auch diese
letztere zu beleben und wesentlich zu fördern.
Meine Herren! Sie tagen diesmal in einer Industriestadt, die
hart an der Grenze der beiden Provinzen liegt, deren Gebiete die
Wirksamkeit des Vereins umfasst. Ragt diese Stadt schon durch
eine rasche und mächtige Entwickelung, durch die Maunichfaltigkeit
ihrer Industrie ansehnlich hervor, so hat deren Bürgerschaft nicht
minder ihren Ruhm stets darin gesucht, so'VfoViV ^ää ^^\^^. ^^"^
40
WisBenschaft wie dev geistigen Bestrebungen überhaupt nach Kräften
zu pflegen, zu fördern und zu erweitern.
Darum, meine Herrn, im Auftrage der städtischen Vertretung,
im Namen dieser Bürgerschaft heisse ich Sie von Herzen willkommen
und spreche den lebhaften Wunsch aus, dass Ihre Vereinsbcstrebungen
auch in unserer Stadt immer mehr Wurzel fassen und dass es uns
gelingen möge, Ihnen für die kurze Zeit Ihrer Anwesenheit in unserer
Mitte ein gastliches, ein freundliches Heim zu bereiten.
Auf diese warmen Begrüssungsworte sprach der Präsident seinen
Dank der Stadt und dem Fostcomite für die Umsicht aus, mit der
für die Versammlung gesorgt sei; unter dem Hinweis auf dtjn Umstand,
dass die Stadt Barmen bereits seit vielen Jahren ein treues Mitglied
des Vereins sei, knüpfte er daran die Hoffnung, dass, der Vorein in
dieser Stadt an Boden gewinne; das Bestreben des Vorstandes sei
darauf gerichtet, die Ziele zu bewahren, die den Stiftern des Ver-
eins vorgeschwebt haben.
Hierauf verlas der Vice-Prasidont, Herr Geheimer Bergrath
Fabricius, den Bericht über die Lage und Wirksamkeit des Vereins
im Jahre 1877.
Der Verein hat in dem abgelaufenen Jahre 1877 sehr zahl-
reiche Verluste seiner Mitglieder zu beklagen. Nicht nur, dass der
Tod eine grosse Ernte unter ihnen gehalten hat, iml om deren 41
uns entrissen wurden, auch die Zahl der freiwillig ausgeschiodenen,
welche sich auf 56 belauft, ist eine sehr orheblicho zu nennen,
wenngleich sie nicht die Höhe der v()rjäliri«i«'ii orrficlit. Schon
in der letzten Gcneral-Versaninihui;j: in Mäustci- wisv«!,» diirauf liiii-
gewiesen, dass allerdings die ungünsti/i^fn/ritverhilltiiisse eine woHcMit-
liche Schuld an den Austrittserklärun<rcii trajren: um s») nnOir wird
es aber für die treu zum Verein lialttmilon ^Mitj^liodcr oini* IMIiclit,
unter Freuudon und Bekannton Ersatz »laliir zu wtu'bt n. zumal man
ja oft dio. Krlahrung machen kann, dass dieKinric]itr.i!g<'n dci^Voroins,
dessen Zweck und Ziele den auf^serhalb stehenden ganz unbekannt
sind, und wenn diese davon näher unterrichtet werdi-n, selir »^ern
die Aufnahme nachsuchen. Der Vorstand liat es dalier [\h. den Ver-
einsinteressen förderlich erachtet, gedruckte Beilrittsauirorderun^^en
mit Angabe der Vereinszwecke PersönlichkeitJMi zuzusenden, von
welchen er auf eine Tlieilnalimc dafür glaubte rechnen zu können,
und nicht ohne Erfolg; damit letzterer aber um so belangreicher
werde, mag heut jeder der Anwesenden wenigstens eine oder nach
Bedürfniss mehrere solcher Aufibrderungen in Em|)i'ang nehmen,
und damit für einen neuen Zuwachs der Gesellbchaft unter scnneii
Bekannten wirken.
Am Schluss des Jahres 187G betrug die Zahl der Mitglieder
1448. Im Laufe des Jahres 1877 starben die Ehrenmitglieder:
41
Staatsminisier a. D. von Bethmann-Hollweg und Professor
Alexander Braun in Berlin; femer die nachfolgenden ordentlichen
Mitglieder: Geh. Bergrath Jung, Berghauptmann und Prof. Nögge-
rath und Rentner W. Schmithals in Bonn, Bergrath Ger lach
und Kaufmann Knab in Hamm a. d. Sieg, HüttendirectorF. Jaeger
jun. in Wissen, Di\ med. Schellenberg in Wetzlar, Bergrath
Vietor in Neuwied, Sanitätsrath Dr. Döring und Verwalter Koecke
in Düsseldorf, Bergwerks-Director Lind in Essen, Prof. Dr. Fuhl-
rott InElberfold, Apotheker Maesscn in Dülken, Commerzienrath
Ed. Molineus in Barmen, Dr. Gerhard Roemer in Moers, Berg-
rath Raiffeisen in Neunkirchen, Rentner J. Scherr, Regierungs-
undBauratb Spannagol und Dr. med. Tampke, sämmtlich in Trier,
Commerzienrath Kaselowsky in Bielefeld, Kaufmann Carl Arens
in Arnsberg, Bergrath Christ in Bochum, Chemiker Dr. Drever-
mann in Ilocrde, Gewerke Carl Ileutclbeck in Werdohl,
Fr; Freiherr von Hoeve 1 in Ilerbcck bei Ilagen, Staatsminister a. D.
von Holzbrink in Arnsberg, Kaufmann Lehrkind in Haspe bei
Hagen, Gewerke Anton Linhoff in Lippstadt, Gewerke H. Schlei-
fenbaum zu Haardt a. d. Sieg, Kreisphysikus Dr. Schütte in Iser-
lohn, Kaufmann IL Thoniee jun. in Werdohl, Geh. Justizrath Wer-
mut h in Arnsberg, Dr. med. Wester mann inBochum,Prof. Dr. Heis
in Münster, Apotheker Unckenbol d jun. in Ahlen, Salineninspector
Schlönbach in Salzgitter, Jonkher Binkhorst van Binkhorst
in Maestricht, Prof. Dr. Hermann Karsten in Rostock, Studiosus
Meimaris aus Mytilene auf Lesbos. Die Gesaramtsumme dieser
und der freiwillig ausgeschiedenen Mitglieder beträp;t 97, wogegen
62 neu hinzutraten, so dass am I.Januar 1878 ein Bestand von 1413
verblieb. Im Laufe dieses Jahres sind bis jetzt 25 Aufnahmen erfolgt.
Wenn hier noch Veranlassung genommen wird, der zwei dahinge-
schiedenen langjährigen Mitglieder, Berghauptmann Prof. Nö g ge-
rat h und Prof. Fuhlrott, besonders zu gedenken, so erfüllen wir
hiermit nur eine Ehrenpflicht mit Rücksicht auf ihre dem Verein
geleistete wissenschaftliche Unterstützung und für die grosse Theil-
nahme, welche sie den Bestrebungen unserer Gesellschaft gewidmet
haben. Dem Andenken an Jacob Nöggerath, dessen Tod am
13. September 1877 in Bonn erfolgte, hat der Herr Präsident in der
letzten Herbstsitzung in einer eingehenden, das Leben und die Wirk-
samkeit des allverehrten Gelehrten schildernden Rede, die in unserem
Correspondenzblatt besonders abgedruckt ist, Auqdruck gegeben.
Carl P^uhlrott, welcher unserm Verein seit der ersten constitui-
renden General- Versammlung in Aachen im Jahre 1843 angehörte,
und bis vor wenigen Jahren noch an unsern Sitzungen Theil zu
Behmen pflegte, verschied am 16. October zu Elberfeld. Seine
geogqpstischen und anthropologischen Arbeiten, die, sich namentlich.
über das rheinische Gebiet verbreitend, in \xTiaeTö\iNet\iaxÄi\\«i^^T^
42
abgedruckt sind, legen Zeagniss von dem grossen Eifer ab, mit
welchem erden heimathlichen Boden zu erforschen bemüht war. Beide
Männer werden unserer Gesellschaft in treuester Erinnerung bleiben.
Auf Grund einer Mittheilung aus Löwen, dass man die 40jährige
Lehrthätigkeit unseres Ehrenmitgliedes Herrn Professor Dr. van Be-
neden, des ausgezeichneten Zoologen und Lehrers der vergleichen-
den Anatomie an der Universität daselbst, durch eine besondere
Feier am 18. Juni 1877 zu ehren gedenke, nahm der Vorstand unseres
Vereins im Namen des letztern Veranlassung, dem verdienstvollen
Gelehrten ein Glückwunschschreiben zu den bedeutsamen Erfolgen
seiner wissenschaftlichen Leistungen und zur Feier des Tages zu
übersenden.
Was die Herausgabe der Vereinsschriften betrifft, so ist der
34. Jahrgang der Verhandlungen den Mitgliedern bereits zugegangen.
Er umfasst im Ganzen 49^8 Bogen. Davon entfallen 18 V* auf die
Originalaufsätze, zu welchen die Herrn Wichmann, Laspeyres,
G. Becker, Angeibis, vom Rath, Winter, J. Lehmann, Her-
pell, Bertkau und Trenkner beigetragen haben; 9 auf das Cor-
respondenzblatt, welches das Mitgliederverzeichniss, die Sitzungs-
berichte der General- und Herbst-Versammlung des Vereins, eine
kleine botanische Mittheilung von Kosbach und den Nachweis über
die Erwerbungen der Bibliothek und natiirhistorischen Sammlungen
enthält. 21 ^/j Bogen umfassen die Sitzungsberichte der Nieder-
rheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, und ^/g Bogen
Titel und Inhaltaverzeichniss. Die zu dem Bande gehöriprpn artisti-
Beilagen bestehen in 4 Tafeln Abbildungen, 14 Holzschnitten und
einem Portrait in Lichtdruck.
Der Austausch der Druckschriften mit andern pfolehrten Ge-
sellschaften ist durch 7 neu hinzugetretene vermelirt worden, und
zwar von 3 in Oesterreich und je einer in Italien, Portupil, Nord-
amerika und Neu-Süd- Wales, wonach die Jüiiriialnummer jetzt 222
aufweist. Ausserdem sind zahlreiche Geschenke an die Bibliothek'
gelangt, worunter wir als besonders dankenswerth hervorheben
wollen die von der Direction der Königl. pfoolofrischen Landesanstalt
in Berlin herausgegebenen und dem Verein übermittelten Karten
nebst deren Begleitschriften. Auch die naturhistorischen Sammlungen
sind von vielen Mitgliedern bereichert worden, namentlich die palä-
ontologische Abtheilung, nicht minder die entoniolofrische. von der
hier ergänzend zu den A'ufzählungen im Corrcspondenzblatt noch
besonders zu erwähnen ist, dass Herr Dr. Bertkau 34 Glaskasten
mit Insecten der verschiedenen Ordnungen gesammelt und gefüllt
hat, so dass diese Fauna zur Zeit 06 Kästen umfasst.
Der nun völlig restaurirte bei Trier gefundene Mammuth-
schädel ist Jetzt im Sitzungssaale des Vereinsgebäudes auf ein^ be-
sonders dazu angefertigten Glasschrank zur Schau gestellt, welcher
48
letztere die übrigen Knochenreste birgt, die muthmasslich dem Thiere
zugehörten. Auch für die Einordnang der noch in Eisten verpackten
Naturalien wurde von Seiten des Vorstandes Sorge getragen, und
nnser Mitglied H^rr Dr.* Angeibis hat sich namentlich dieser Müh-
waltung mit grosser Ausdauer unterzogen.
Angekauft wurden 2 paläontologisch -geognostische Werke,
16 ausgestopfte Vögel und 5 Säugethiere und 3 Skelette. Sämmt-
liehe Erwerbungen sind im Correspondenzblatt Nr. 2 näher aufgeführt.
Die Geldverhältnisse des Vereins sind aus folgenden Angaben
zu entnehmen.
Nach vorliegender von Hm. Ren-
danten Henry eingereichten Rech-
nung für 1877 ergibt sich ein Kas-
senbestand aus 1876 von .... 472 Mark 26 Pf.
An Einnahme im Jahre 1877 incl.
eines Zuschusses von 350 Mark aus
den Kapitalzinsen 9531 9 55 >
10003 9" sTV
Die Ausgaben betrugen in 1877 9974 » 34 »
Bleibt als baarer Kassenbestand 29 » ^^ * \
Hierzu tritt noch ein Guthaben / zusammen
beim Banqier Goldschmidt & Comp. f 784 Mk. 2 Pf.
zu Bonn Schluss 1877 von . . . 754 » 55 » '
An Werthpapieren waren vorhanden im Nominalbetrage:
40 Stück ungarische Anleihen ä 80 Thlr. = 3200 Thlr. oder 9600 Mk.
15 J » » ä400 j =6000 » » 18000 »
Köln-Mindener Prioritätsobligationen . . 1400 » » 4200 »
und die im Laufe des Jahres 1877 aus
Kapitalzinsen angeschafften Prioritäts-
Obligationen der Bergisch - Märkischen
Eisenbahn von , . . . . 3000 »
zusammen 34800 >
Die General- Versammlung zu Pfingsten 1877 tagte bei über-
aus gastlicher Aufnahme und zahlreichem Besuch in Münster. Hier
wurden die Herrn Excellenz von Dechen zum Präsidenten und
Prof. Andrä zum Sekretär für die nächsten 3 Jahre wiedergewählt;
ferner die Herrn G. Becker aus Bonn als Sektion s-Director und
Prof. Förster in Aachen als Bezirks- Vorsteher aufs neue bestätigt,
so wie Herr Dr. Gramer an Stelle des verzogenen Herrn Baurath
Pietsch zum Bezirks- Vorsteher für den Regierungsbezirk Minden
ernannt.
Einer am zweiten Sitzungstage eingelaufenen freundlichen Ein-
ladung vom Magistrat der Stadt Soest, im Jahre 1879 daselbst die
General- Versammlung abzuhalten, wurde von den Anwesenden okoA
weitere Erörterung dankbar zugestimmt. Di© H.öT\iÄ\.-N et^^xcLTS^xMi^
in Bonn fand am 1. October anter sehr grosser Betheiligung der
Mitglieder Statt.
Anschliesend an diesen Bericht schlägt der Präsident für die Revi-
sion der RechnuDgablage die Herrn Dr. v. der Marck und Er ab an-
der vor, die mit Acclamation angenommen werden und liest sodann
, ein vom Magistrat der Stadt Soest eingelaufenes Schreiben vor,
i welches eine Einladung Seitens dieser Stadt zu der 36. General-Yer-
;i Sammlung im nächsten Jahre enthält; auf Vorschlag des Präsidenten
\ [ wird diesem Anerbieten mit Dank zugestimmt. Femer hatte die Stadt
! Essen den Wunsch geäussert, die zweitnächste Versammlung (1880)
j in ihren Mauern tagen zu sehen, welchen Wunsch Herr Dr. Natorp
j warm befürwortet. Da sich keiner aus der Gesellschaft gegen die
j ' Wahl dieses Ortes äussert, so wird der Präsident dieses Anerbieten
im bejahenden Sinne beantworten. An diese geschäftlichen Mit-
theUungen reihten sich die nachfolgenden wissenschaftlichen Vorträge.
Üj Herr C. Cornelius, Oberlehrer a. D., hielt zunächst folgen-
^ den Vortrag über die Naturverhältnisse von Elberfeld,
'. Barmen und Umgegend.
j Wenn ich der geehrten Versammlung im Namen imd Auftrage
des naturwissenschaftlichen Vereins von Elberfeld, dessen
; Mitstifter und Ehrenmitglied ich mich nennen darf, hier in möglichst
engem Rahmen ein Bild von den natürlichen Verhältnissen der Gegend,
in der wir heute tagen, vorführe, so erlaube ich mir folgende Vor-
bemerkungen.
Das Material zu meinem Vortrage ist zum Theile den ge-
druckten Verhandlungen des genannten Vereins, die ein ))credtes
Zeugniss von seinem erfolgreichen zwei und dreissigjälirigen Streben
ablegen, entnommen; die geologisch -geognostischen Älitthcilungen
verdanke ich einem mir von ihm zur Benutzung überlassonen ungo-
drucktcn Aufsatze meines im Herbste vorigen Jahres dahingeschie-
denen Freundes, Prof. Dr. Fuhlrott, Hauptstifter und ununter-
brochener Präses des naturw. Vereins; für mich nehme ich nur die
'J Verarbeitung und Zusammenfassung des Materials nebst eingestreuten
Vergleichungen, eingezogenen Erkundigungen, wie auch einigen eige-
nen Beobachtungen und Erfahrungen in Anspruch.
Unsere Gegend heisst »das Land der Berge«, das ber-
gische Land«, oder auch kurzweg »das Bergische«, und das
Thal, welches in seinen bedeutendsten fast zusammenhangenden
Städten der Länge nach von Osten nach Westen von der Wupper
durchschnitten wird, ist unter dem Namen >'Wupp erthal«, in einem
engeren Sinne genommen, allgemein bekannt, auch berühmt und —
bestverleumdet.
Das Ländchen liegt in der Hügelregion des Ebbe gebirg es
45
oder der Egge, und der Thurm der alten reformirten Kirche zu
Elberfeld nach den sorgfältigsten Berechnungen des dortigen längst
verstorbenen Arztes Dr. Pottgiesser unter 51** 15' 24,2" N. B. und
4® 49' 38,6" östl. L. von Paris, also 20® weiter östlich von Ferro.
Die Ausdehnung unseres Gebietes wollen wir annehmen nach
Osten bis Schwelm, da, wo die Wasser der Ennepe und Ruhr zu-
fiiessen; nach Norden \)iB zum Ncvigser Bach, ebenfalls dem Ruhr-
gebiet angehörig; nach Westen bis Hochdahl, und dem von der
Dussel durchströmten Neanderthal an die Rheinebene; nach Süd-
westen und Süden bis Burg,JKronenberg und Remscheid, ein Flächen-
raum von etwa 4 Q-Meilen.
Es ist eine Hochebene, von derWupper und von zahlreichen,
meist kleinen, in engen Thälchen zu ihr hinströmenden Buchen, nach
Westen von der Dussel durchfurcht, und erhebt sich am bedeu-
tendsten auf dem linken Wupperufer am Lichten platz zwischcQ
Barmen und Ronsdorf nach Forste mann's barometrischen Mes-
sungen bis zu 1100 Fuss; der Holz scheid berg bei Remscheid
vielleicht noch etwas mehr, der Kisbe'rg bei Elberfeld über 800
Fuss. Die Thalsohle in Elberfeld am Fusso des alten reformirten
Kirchthurms soll etwa 425 pariser oder 440 preussische Fuss über
der Nordsee liegen.
Ein früherer Oberbürgermeister von Elberfeld pflegte bei feier-
lichen Veranlassungen seinen mit Vorliebe auf die vaterländische
Gegend ausgebrachten Toast mit den Worten einzuleiten: »Meine
Herren, das Land der Berge — es ist ein schönes Land«. — Und
das muss wahr sein, geehrte Versammlung!
Will man den Charakter unseres Ländcheiis in epigrammatischer
Kürze bezeichnen, so kann man sagen; Mann ich faltigkeit und
häufiger Wechsel in lieblichen Naturbildern, und seltene
Fülle von Menschenleben und Gewerbsthätigkeit.
Meist sanft ansteigend, zeigen die Berge nirgendwo schroffe oder
gar grossartige Erhebungen, während es dabei doch den Thalsenkungen
nicht ganz an steilen Abhängen nach tiefen dunkeln Gründen zu
fehlt. — Die zahlreichen, mitunter buchtenartigen grünen oft buschi-
gen Thäler und Thälchen sind meist mit zerstreuten menschlichen
Wohnungen ausgekleidet, in denen nach der nördlichen Seite der
Webstuhl jängelt und knarrt, südlich aber nach Kronenberg und
Remscheid liin Schmiede Werkstätten, Hämmer und Schleif koten der
kleinern Eisenindustrie ihre Dienste leihen. — Besteigt man einen
Hügel, einen Vorsprung, oder tritt man an eine Bergecke — sogleich
eröffnet sich dem Blick ein neues Thal, ein neues Bild voll Anmuth,
voll regen Lebens und Treibens. Das Ganze aber ist mit schönem
grünem Laubschmuck bekleidet, hie und da von Gehöften und Käuser-
gruppen mit Saatfeldern, Ackergeländen, Wiesen- und Weidengehängen,
auf denen schweres Milchvieh graset, unterbTOc\ieTi»
f.
46
Reizend und interessant zugleich sind die mannichfaltigeu
Aussichten von den Höhen in das Wupperthal. Hier treten
die Schönheiten der Natur im Bunde mit menschlichem beharrlichem
Fleisse, Unternehmungsgeist, Geschicklichkeit, Einsicht und erfolg-
reichem Streben in aller Fülle und Lebendigkeit vor das Auge.
Wie man auch den Standpunkt wechseln mag — überall und
immer wieder verschieden, besonders an den Abhängen bei Barmen
und den östlichen des Nützen- und Kisbergcs bei Klberfeld, zeigen
sich kleinere oder grössere Theile der langgestreckten Städte, in den
Senkungsverlängerungen der Berge oft eng abgeschlossene Bildchen,
mit etwa einem Kirchthurm oder hoch emporragenden Schornsteinen
zwischen den Häusergruppen, gegenüber die zahlreichen zerstreuten
an den Hügeln emporkletternden Häuser, von Gärten und Bäumen
umgeben, in weiter Ferne der Blick von Wald begrenzt. — Ganz
besonders aber wird unser Interesse freudig erregt, wenn wir von
dem Thurm auf der Haardt auf das Wupi)eithal blicken. Hier, wie wohl
kaum an einer andern Stelle, haben wir beide Städte in ihrer ganzen
Ausdehnung mit all ihren Naturschönheiten, mit allen Zeichen ihrer
gewerblichen Thätigkeit in Einer ununterbrochenen Linie vor uns
liegen, und das Auge reicht östlich bis zu den Schwelmer Tlioren
und zum Gevelsberg, westlich bis zum Kisberg und Nützenberg, die
an enger Stelle die Wupper trennt, eine andere Porta bildend.
Ohne bedeutende Anstrengung gelangen wir zu den Höhen
auf den Wegen nach Ronsdorf, Kronenberg und Remscheid. Alles
ist hier mit Häusern, einzeln oder in «grossem und kleinen Gruj)])en,
wie besäet. Meistens sind die Wände, wie überhaupt im l)erp:itäclK'n
Laude, mit zweckdienlichen düstorn Scliiefern bekleidet; iibor d«*r
Bergische liebt es, die Fensterladen sch(">n grün und Kulnnen und
Bekleidung, wie auch die unbekleidete GicbeKvand l)li'ndend w<'iss
anzustreichen und dadurch dem Hause ein mügliclist freuntilichos, ja
schmuckes Aussehen zu geben. Pjin Dlick aber von diesen Hülien
in die Weite kann, gute Beleuchtung überall vorausgesetzt, geradezu
entzückoiid genannt werden. Da liegen vor uns die liübsclien ge-
werbthätigen bergischen Städte und Städtchen Beinscheid, Wermels-
kirchen, Ronsdorf, liüttringhausen, Lennep, zur Seite Kronenberg
und Solingen in geringer Phitfernung, und wenn wir «lie rechten
Punkte zu treffen wissen, so erreicht das Auge die Rlieinebene und
gewahrt wohl den Strom selbst und den Rauch aus den Schornsteinen
der Dampfscbilfe, wie auch den Kölner Dom und den Drachenfels
im Siebengebirge.
lOin Spaziergang von Elberfeld die Ronsdorfer Strasse hinauf
zum Lichtenplatz und hinab zum Fischertlial bei Barmen; ein ande-
rer durch den Barmer Wald oder die Oede nach Beyenburg: noch
ein anderer nach Külleuhahn und zurück durch das Burgliolz nach
der Evertsaue und Sonnborn, oder über Kohlfurth nach Kronenberg ;
fev
47
ein etwas weiterer Ausflug über Ronsdorf, Remscheid, Burg, Solingen,
Gr&frath und Sonnbom zurück — alle diese und noch viel andere
gewähren in der That hohe Naturgenüsse und dürfen sich, wenn
auch der Grossartigkeit ermangelnd, recht wohl vielen zur Seite
stellen. Ich darf daher wohl an die Gäste unsers Thaies die Bitte richten,
einige Tage bei uns zu verweilen, um unsere Gegend näher kennen
zu lernen, indem ich die Versicherung gebe, dass wiederholt weit-
gereiste Fremde von ihrer Eigenartigkeit auf das angenehmste über-
rascht wurden. *
Nicht dürfen wir unterlassen, an dieser Stelle der Verschöne-
rungs-Vereine beider Städte — Barmen voran — daukbarlichst zu
gedenken, die es verstanden haben, durch glückliche sinnige Ver-
anstaltungen den Sinn für Natur^enüsso zu wecken, zu beleben, zu
stärken und sie selbst zu vervielfältigen und zu erhöhen.
Hinsichtlich der Luft und der Witterungsverhältnisse
steht das Wupperthal und besonders die Stadt Elberfeld nicht im
besten Rufe. Fremden, vornehmlich denen aus ebenen Gegenden,
will das enge, zugige, feuchte und nebelige Thal, der häufige Regen,
der Dampf aus den Fabrikschornsteinen, der abschreckende Anblick
derWupper und ihre Ausdünstungen wie die der in den Rinnsteinen
langsam fortschleichenden übelriechenden Farbstoffe oder staguiren-
den schmutzigen Wasser mit Recht nicht behagen. Der Einheimische
fragt weniger darnach und besonders ungesund muss es wohl nicht
hier sein, da Epidemien selten auftreten, auch Achtzigjährige gar
nicht selten sind und im vorigen Jahre gar Einer begraben wurde,
der 100 Jahre ununterbrochen ausgohalten hatte.
Die mittlere Jahrestemperatur von Elberfeld ist nach den vom
Prof. Förstemann aus den zwölfjährigen — 1818 — 1829 — Beob-
achtungen des verstorbenen Dr. Rauschenbusch zu Elberfeld
gezogenen Berechnungen 7^,282 — immer Reaumur — und stimmt
mit den meisten westeuropäischen Küstenstädten ziemlich überein.
Der mittlere Barometerstand fällt zwischen 27 Zoll 8 Linien
und 27 Z. 9 L. Als höchster Barometerstand in 12 Jahren ist der
vom 6. Februar 1821 mit 28,75 Z., der niedrigste am 27. December
1822 mit 26,583" beobachtet. Den höchsten mittleren Barometer-
stand hatte das Jahr 1822 mit 27,9-^6, den tiefsten 1827 mit 27,810 Zoll.
In allen Jahreszeiten ist Südwestwind am häufigsten, Ost ist
im Verhältniss von 100:383 seltener als Westwind, Nord seltener
als Süd im Verhältniss von 1:2. Der Ostwind schneidet scharf ins
Thal und über die Höhen, so dass selbst in den wärmsten Sommer-
tagen l/ßi Ostwind ein späterer abendlicher Aufenthalt an unge-
schützten Stellen im Freien nachtheilig werden kann.
Mit andern Orten verglichen, stellen sich die Witterungsver-
hältnisse, wie schon erwähnt, bei uns keineswegs günstig heraus.
Die Zahl der bedeckten Tage übertriät die der heVt^Tn, SiAeav ^ \«ä
t
i 48
1
<
aller Tage im Jahre wenigstens bewölkt sind. Nach Eämptz be-
tragt die mittlere Zahl der Regentage für ganz Deutschland 148| bei
uns steigt sie nach Förstemann auf 160 und unter 60 Orten Eu-
ropas, von welchen die Begentage bekannt sind, kommen nur 16
vor, an welchen ihre Zahl noch höher ist. Unser verstorbener Elber-
felder Mitbürger P. I. Frische, ein fleissiger und sorgfaltiger Be-
obachter, meint: „Durchschnittlich darf angenommen werden, dass
in unserem Thale jährlich an 150 bis 155 Tagen Regen, an 20 bis 25
Tagen Schnee und Hagel föllt,' dass an 80 bis 90 Tagen der Himmel
bedeckt und trübe erscheint, und dass etwa 100 Tage klar und heiter
sind." — Auf jeden Monat kommen im Mittel 13 — 14 Regentage,
und Regenstunden in jedem Monat 76. Die Zahl der Hcrbstregen
ist grösser, die der Winterregen kleiner, als das für Deutschland be-
stehende Mittelverbältniss (Förstemann).
Nach W. Böckmann beträgt, am Elberf eider Regenmesser
beobachtet, die Regenmenge bei uns nach sechsjährigem — 1R48 — 1854
25,363 par. Zoll, nach löjährigem' Durchschnitt 26,250 Zoll. Diese
Wassormenge ist mit der im übrigen nordwestlichen Deutschland
ziemlich übereinstimmend, aber es regnet bei uns öfter.
Die Zahl der Gewitter ist im Ganzen nicht gross, doch ver-
schieden, z. B. im Jahr 1848 nur 6, im Jahre 1856 dagegen 20, und
in 1857 gar 21. Die meisten, etwa 7, kommen im Sommer zum Aus-
bruch, im Frühling 4 — 5, im Herbst 1 — 2, und alle 3 Jahre ist ein
Wintergewitter zu erwarten. Ein wahrhaft furchtbares Gewitter mit
ungeheuerem Orkan und verwüstendem Ilagolschlag brach in den
frühesten Morgenstunden nacli der Nacht vom 23. zum 24. August
1855 über Elberfeld und seine Umgebung hernieder.
Erdstösse wurden am 25. Juli 1846 Abends 9 Uhr 25 Min.
mit 5 bis 6 Schwankungen und 1877 am 24. Juni kurz vor 9 Uhr
Morgens in einem schwachen wellenförmigen Stopse verspürt.
Wenden wir uns zu den geognostischen Verhältnissen
unserer Umgebung!
Die steinige Unterlage der hiesigen Gegend besteht aus nur
zwei wesentlich verschiedenen Steinarten, aus Grauwacke und Kalk-
stein, sogenanntes Dovonsches Gebirge.
Die Grauwacke erscheint bei uns in den mannichfaltigsten Ab-
stufungen der Färbung, Härte u. s. w. Hinsichtlich des Korns be-
obachtet man bei Remscheid \md am Hasten ein grobkörniges Con-
glomerat aus zum Theil eierdicken Kieselsteinen zusammengebacken.
Zwei Localitäten, nämlich der Eisenbahudurchschnitt der Steele-Voh-
winkler Bahn bei Vohwinkel und ein verlassener Steinbruch in der
Oede bei Kittcrshausen, sind durch eine auffallende Menge kugeliger
und elliptischer Absonderungen, wie sie auch der hiesige Alaun-
schiefer auf der Kammhöhe des Gebirgszuges zwischen Elberfeld und
Barmen in der Nähe des Eynern Grabens enthält, ausgezeichnet, die
49
in der Oede mitunter Kugelformcn von 5—6' Durchmesser aufweisen.
— Versteinerungen enthält die hiesige Grauwacke meist von See-
thieren, als Conchylienabdrücke und Kerne, mitunter auch Trilobiten
und Ceratiten im Steinbruche am Neuenteiche zu Elberfeld. Auf-
fallend muss das Vorkommen von häufigen Pilanzenabdrücken, an-
scheinend von einer breitstcngeligen Alge herrührend, im Steinbruche
in der Oede erscheinen. Hier und da finden sich in der Grautvacke
auch kalkige Gebilde von grösserem Umfange und unregelmässigen
Umrissen, die sich als vereinzelte Korallenstöcke ausweisen, wie in
den Steinbrüchen der Ilaardt und der Klüse, oder in grössern zu-
sammenhangenden Massen auftreten und dann ein vollständiges Ko-
rallenriff darstellen, wie ein solches an der östlichen Fortsetzung
der Haardt in unmittelbarer Nähe der Wupper zu Tage tritt und
auch am Döppersberge bei Anlage der dortigen Bahnhofsgebäude
beobachtet wurde.
Diese kalkigen Gebilde am nördlichen Rande der Grauwacke
macheu gleichsam den Uebergang zu der zweiten Ilauptabtheilung der
Gesteine unseres Gebiets — zum Kalk. — Er ist ein Zwischenglied
der langen aber schmalen Kalksteinkette, die in der Nähe von Erk-
rath aus der llheinebeno auftaucht, in östlicher Richtung über Grui-
ten, Wülfrath, Elberfeld, Barmen, Schwelm bis in die Mitte von
Westfalen fortläuft und sich durch seine Neigung zur Höhlenbildung,
wie durch grossen Petrefactenreichthum aus den Gattungen Buc-
cinum, Murchisouia, Megalodon (z. B. M, CKCÜllatus), Stringocephalus,
üncites (z. B. U. gryphus), Spirifer, Cyathophyllum, Stroraatopora,
Tcrebratula, Aulopora, Orthoceras und einige Encriniten auszeichnet.
Er umgiebt das Weichbild von Elberfeld und Barmen auf der rechten
Wupperseite halbkreisförmig und tritt auf dem linken Ufer nur an
wenig Stellen und auch hier nur in sehr geringer Ausdehnung zu
Tage. Seiner undeutlichen Schichtung wegen ist er unter dem Namen
Massenkalk oder auch Elberfelderkalk den Geognosten bekannt. Im
Neanderthal wurde der dortige körnige Kalk oder Marmor eine Zeit-
lang industriell ausgebeutet. Bei Barmen besteht der Kalkzug, na-
mentlich der „Hohe Stein" aus Dolomit, in der Gegend von Ritters-
hausen finden sich mit dem Kalk Galmei, Bleierze wie auch Malachit-
spuren und bei Vohwinkel der merkwürdige Halloisit. Im Matt-
felder Eisenbahndurchbruch bei Schw^elm wurde StrwgocepJhalus
Burtini in schönen Exemplaren und reicher Anzahl gefunden.
Da die steinigen Fundamente unseres Gebiets im Urmeere ent-
standen sind, in ihnen somit die mehr oder weniger fein zerriebe-
nen und wieder zusammengekitteten Trümmer der ältesten Erdrinde
und der über den Spiegel des ürmeeres emporgetriebenen Ueber-
gangsmassen vorliegen, sie auch den Entwickelungsprozess zu zahl-
reichen folgenden Niederschlagsbildungen vorbereiteten, so w^rd
unser Gebirge von den Geologen mit Recht UebeT^2tiv^%^^V\x^^
50
genannt. — In nördlicher Kichtang folgen unserem Kalkzuge folgende
Glieder oder Etagen der hiesigen Gebirgsbildung : Flinz- und Knoten-
kalk — in Westfalen Kramenzolstein, von von Dechen ursprüng-
lich Mergelschiefer genannt — die mit ihren nördlichen üeberdeokun-
gen : Kohlenkalk^ Thon- und Kieselschiefer, plattenförmiger Kalkstein
und flötzleerer Sandstein — alle jünger als unser Kalk — eine weit
spätere Periode — die Kohlen formation eingeleitet haben.
In der sogenannten Tertiärzeit haben grosse Fluthgänge
und wiederholte üeberschwemmungen unbezweifelt unser n heimath-
lichen Boden zu einer Zeit heimgesucht, da Holland und die Rhein-
lande, bis zum Siebengebirge aufwärts unter Wasser stehend, eine
ausgedehnte Seebucht bildeten, deren östliche Grenzen in den Dünen-
bildungen bei Hilden und Erkrath, wie in den mächtigen Sandab-
lagerungen vorliegen, die von Erkrath aus über Vohwinkel und Sonn-
born-Lüntenbeck auftreten, sich erst bei Elberfeld zu verlieren schei-
nen und noch hier im aufgeschwemmten Boden, am Brile wie an der
Eisenbahn bei Vohwinkel ei- und kartoflFelförmige Kieselsteine auf-
zeigen. In der jüngsten Periode dieser Zeit mögen sich in jener
1 Bucht, die sich etwa bis in die Nähe von Vohwinkel und Hammer-
I stein erstreckte, jene vor mehr als dreissig Jahren durch den Eisen-
j ' bahnbau zwischen Vohwinkel und Hochdahl blossgelegten Nestor von
i Braun- und Ilotheisenstein, welche die Veranlassung zu der Hoch-
ofenanlage in Hochdahl gaben, wie auch das bei Vohwinkel vor zwei
Jahren entdeckte Braunkohlenlager gebildet haben.
Das Wupperthal war vor Urzeiten gleichsam eine Fostlauds-
bildung, bis es durch mächti«re Fluthgänge und IJeborschwenniiuu-
gen mit Geröll und Leliramassen — dem sogenannten Diluvium —
überdeckt wurde. Die Spuren und Rückstände davon kinincu wir
noch an beträchtlichen Ilöhcnpunkten unseres Thaies beobachten,
und es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, dass sie aus einer Vor-
zeit stammen, zu welcher die Flussthäler in ihren heutigen Umrissen
noch keineswegs vorhanden waren, und als die Gewässer zwar in der
Richtung des allgemeinen Gefälles der Landschaft, aber in beträcht-
licher Höhe über dem Niveau der heutigen Thalsohle abflössen. In
der Nähe von Sonnborn, dicht an der bergisch-märkischen Eisenbahn
und 9ü— löO' hoch über der Wupper zeigt sieh eine 20 — 25' mächtige
Ablagerung von Gerülle und Flussgescbieben, die nach ihrer Ueber-
einstimmung mit dem jetzigen G(^.schiebe des Flusses weder über
ihre Herkunft aus dem Quellengebiete und dem obern Laufe, noch
über die einstmalige Richtung und Höhenlage seines Bettes irgend
einen Zweifel aufkommen lassen. Ein gleiches Lager von Geschieben
konnte man vor Jahren um Döppersberg bei Elberfeld beobachten,
bis es durch Eisenbalinbauten weggeräumt wurde. — Die merkwür-
digste, nian könnte sagen weltbewegende Erscheinung aus der Dilu-
vialzeit unseres Gebietes war unstreitig die Auffindung eines mensch-
!
r
51
liehen Schädels von aufPallender Bildung und einiger dazu gehörigen
Gebeine, die sich in einer Kalksteinspalte des Neanderthales in Lehm
eingebettet fanden. Nachdem Fühl r Ott später im genannten Thale,
wie auch in den nicht weit entfernten Steinbrüchen von Dornap und
Wülfrath, und in den Lüntenbecker Sandgruben zahlreiche fossile
Thierüberreste aus den meisten bekannten hierher gehörigen Gattun-
gen und Arten aufgefunden hatte, machte er, um mit seinen eigenen
Worten zu reden, „den ersten bestimmten Versuch des Nachweises
for das damals noch sehr fragliche diluviale Alter der Menschheit'^
Die Wupper, diese Pulsader im Organismus des industriellen
Lebens in unserm Thalo von der Bleicherei in der Vorzeit an bis
auf die bedeutenden Webereien, Färbereien, Druckereien und die
chemischen Fabriken der Gegenwart; dieser Hebel des Beichthums
und der Wohlhabenheit im Thale, auf denen die Unterhaltung so viel
und mancherlei trefflicher Bildungsaustalten, wie die Verfolgung und
Erfüllung so mancher ästhetischer und humaner Zwecke, auch nach
aussen hin, beruht: dieser an Grösse unbedeutende Gebirgsfluss ent-
springt am Fusse des Unnenberges in der Gegend von Gum-
mersbach, fiiesst, im Anfang Wipper, nachher bei Hückes-
wagen Wupper genannt, zuerst von Südost nach Norden und
Nordwest, von Rittershauseu an westlich und von Hammerstein an
dauernd nach Süden, bis er nicht weit unter Opladen bei Reuschen-
berg, nachdem er kurz vorher die Dhün aufgenommen, zwischen
Bheindorf und Wisdorf nach etwa zehnmeiligem Laufe in den Rhein
&llt, — Von Barmen abwärts wird das Thal enger, von Hammer-
stein nach der Evertsaue und der Eohlfurth hin treten die hohen
romantischen Ufor immer näher an den Fluss hinan und bilden bei
Burg einen engen tiefen Thalkessel, aus welchem er bald den flachem
Gegenden und der Rheinebeno zuströmt.
Die Wupper würde, wie in ihrem obern Laufe, so auch bei
uns ein schönes grünes Kleid tragen, wenn das Wasser nicht durch
so mancherlei Fabrikabgänge getrübt und verunreinigt würde. In
anhaltend heissen Sommern versiecht der Fluss oft bis auf einen
schmalen Strom, der sich mühsam durch den schwarzen Schlamm
hinwindet, wobei weder das Auge noch die Gernchsnerven augenehm
afflcirt werden. Vom Herbst bis April dagegen, nach lang andauern-
dem Regen, oder wenn nach starkem Schneefall plötzlicher Tempera-
turwechsel eintritt, gibt es Hochwasser und wohl auch Ueber-
schwemmungen, von denen die vom 28. März 1845 als seit Menschen-
gedenken die bedeutendste verzeichnet ist, indem das Wasser nach
den Beobachtungen meines Freundes des Herrn Banrath Heuse zu
Elberfeld am Pegel der Isländer Brücke daselbst eine Höhe von 11' 7"
zeigte, in Barmen mit den Gartenhecken gleich stand und mir auf
einer Rückreise aus Westfalen beinahe in den Wagen stieg. Die
Wassermenge der Wupper beträgt nach Egen, des frühern Dir ^ct^onc^.
52
mündlichen Mittbeilungen ein Drittel der Lenne und ein Sechstel
der Ruhr. Die Breite des Flusses ist im Mittel hei Elberfeld und
Barmen 80', die Stromgeschwindigkeit bei Hochwasser nachHeuse's
Messungen an der Mäuerchenbrücke in Elberfeld 10' in der Secunde,
und die Massenentwicklung in derselben Zeit 10000 Kubikfuss.
Das Brunnen- oder Quellwasser des Thaies, aus verschie-
denen Brunnen geschöpft, enthält nach der Analyse des Apothekers
Tripp, früher in Barmen, Kohlensäure, Kalk, Magnesia, Eisen und
Spuren von Salzsäure ohne Angabe der Quantitäten. Das Barmer
"Wasser enthält mehr Magnesia, wohl weil der Kalkzug bei Bormen
grossentheils aus Dolomit besteht. Die Temperatur des Brunnen-
wassers in Elberfeld betrug in den Monaten September bis Januar
nach zahlreichen von mir veranlassten Beobachtungen bei einer Tiefe
von 20—30' zwischen lOVa und 8^ bei 40— 80' Tiefe 8— 7<* und bei
80 — 130' 7^2^ ß- Als tiefsten Stand zeigte die ausflicssende Quelle
in der Klüse zu Elberfeld nach 9 Beobachtungen des Directors E gen
das ganze Jahr hiudurch ohne bedeutende Schwankung im Mittel
6^907. — Im Allgemeinen ist das Brunnenwasser im Thale angenehm
zu trinken imd gesund.
Wenn ich nun dazu übergebe, die Organismen unsorer Ge-
gend zu besprechen, so muss ich gleich im Voraus bemerken, dass
sich in Berücksichtigung der klimatischen Verhältnisse, der Boden-
beschaifenheit und des Mangels an mancherlei jȟnstigen Bedingun-
j gen eben kein grosser Reichthum weder hinsichtlich der Flora, noch
i der Fauna erwarten lässt. Wir haben kein Hochgebirge mit eigen-
thümlichen Pflanzen undThiercn, auch nur wenig (iobir<2[Riirten, kf.'ine
vulkanischen Verwitterungen, keine i\Ioorü und aus<redohnte Haide-
flächen, noch Dünen, breite Thäler, sandige Flussufer und ISümpfe;
es fehlen unserem Gebiete Seen, ausgedehnte zablreiehe Weiher und
Teiche, wie auch Thermen, Salzquellen und Brakwasser. Fs gibt
mit Ausnahme des Burgholzes kaum eigentliche Wälder und in den
Büschen nur wenig Nadelholz. Wir haben keine Weinberge, und
bauen keine Arzenei- oder Handelsgewächse.
DieZahlderElberfelder phan er ogami sehen Pflanzen-
species, die kryptogamischen Farnkräuter hinzugereclmet,
ist noch nicht sicher festgestellt, weil Fühl rot t, der be.ste Kenner
dieses Gegenstandes, die Botanik zu früh fallen liess, um sich andern
Studien hinzugeben, und, soviel ich weiss, bis jetzt keinen ent-
sprechenden Nachfolger gefunden hat. Seiner mündlichen Mittheilung
zufolge sind nur etwas über 400 Arten, also kaum der dritte Theil
der von Vt^irtgcn für die ganze Rheinprovinz und der fünfte der
von Curie (1840) für das nördliche Deutschland von 50^ N. B. an
aufgezählten Species. Das Aachener Becken hat nach Kaltenbach
800, eine Erstlingsflora von Düsseldorf in 1846 857 Arten, Jüngst'a
Flora von Bielefeld (und einen grossen Theil Westfalen's 1837) 870
53
und Waldeck-Pyrmont nach Mülle r 948 Arten aufzuweisen. Sicher-
lich sind bei uns besonders im Gebiete der Cyperaceen. Gramineen,
unter den Rubus- Arten u. a. noch Eutdeckungen für die heimath-
liohe Flora zu machen, wie ja in der uns benachbarten Gegend von
Grafrath durch Hrn. Postverwalter de Rossi 600 Phanerogamen ge-
funden wurden, wohingegen manches spärlich verbreitete PÜänzchen
dorch Bodenkultur und bauliche Anlagen verschwinden mag. — Als
im Allgemeinen und besonders in den übrigen Theilen der Rhein-
provinz nicht gerade häufigen Pflanzen können wir für Elberfeld
nennen: Clneraria palustris, Ilclleborus viridis, Sagittaria sagittae-
foUa, Galanthiis nivalis und Botrychium liinaria am Lichtenplatz bei
Barmen; andere schöne sehr geschätzte Farne des Neanderthales
sind unter den feindseligen Gebilden der Menschenhand längst zu
Grunde gegangen. Die im eigentlichen Rheinlandc so überaus zahl-
reichen Umbelliferen, Ranunculaceen und Papilionaceeu sind bei uns
nur schwach vertreten. Von Solan een ist Datura stramonium recht
selten, Hyoscyamus fehlt, Atropa belladonna kommt erst im Gestein.
Solanum nigrum bei uns ebenfalls nicht vor. Von Gentianen, deren
in Westfalen und dem weitern Rheinlandc 7 Arten oder melir ge-
funden werden, haben wir nur G. pueumonanthe und auch diese nur
als Seltenheit aufzuweisen. Orchis, in Westfalen 12, im Rheinland 11,
sind bei uns 2 oder 3, an Cypripedium nicht zu denken. Matricaria
Chamomilla ist hier ein seltenes Pflänzchen und Viola odorata nicht
so häufig, wie anderswo, doch bei Barmen von Dr. Gust. Stachel-
hausen in schöner weisser Varietät gefunden. Aconitum und
Aqnileja kennen wir nur in Gärten, unsere Wiesen schmückt keine
Salvia pratensis, nur sehr vereinzelt Colchicum, und an unsern Wegen
würde man Cichorium vergebens suchen; Centaurea cyanus. die Korn-
blume, steht in unsorn Klee- und Getreidefeldern viel spärlicher, als
in andern Gegenden. Echium vulgare wächst erst seit einigen Jahren
in unserer Nähe an der Eisenbahn, durch die es violloiclit aus der
Bheingegend herübergeführt ist. Lichte Waldstellen und Abhänge
sind dagegen oft auf weite Strecken mit dicht stehenden Purpur-
blüthen von Epilohium angmtifoUum geschmückt, wo nicht die
prächtige Digitalis purpiirea seine Stelle einnimmt.
Die Bergweiden geben den Milchkühen vortrefiliches Futter,
die saftigen Wiesen zwei- oder auch dreimal im Jahre gutes Heu.
Getreide wird mit gutem Erfolge, doch nur in den gewöhnlichsten
Arten, Gerste fast gar nicht angebaut. Gartenfrüchte werden
nur w^enig gezogen, und die Obstcultur kann keine hohe Stufe ein-
nehmen, weil ausser Birnen nur die grübern Obstsorten gedeihen.
Hochwald finden wir nur in dem forstlich bewirthschafteten
königlichen Forste Burgholz zwischen Sonnborn und Kronenberg,
1258 prcuss. Morgen oder etwa 300 Hectaren gross und Vs aus
Nadelholz, ^/^ aus Laubholz, vorzüglich Eichen und Buchen bestehend.
54
Hier gibt es nicht gar za selten Eichen von 100 cm, Buchen von
80 und Nadelholzstämme von 60 cm Durchmesser. Auch ganz in
der Nähe von Elberfeld, z. B. in der Distelbeck standen früher ähn-
liche mächtige und wohl noch stärkere Eichen. Seitdem aber der
Sinn für Waldkultur schwächer geworden zu sein scheint und dem
Walde sein natürlichster Dünger, das abgefallene Laub, genommen
wird, bleibt Alles nur Buschwerk. Einen grünen Schmuck auch im
Winter bildet in vielen Waldgegenden die mitunter baumartig ent-
wickelte und mit rothen Beeren bedeckte Stachelpalme oder Hülse,
Hex aquifoUum, Bei dieser Gelegenheit will ich eines Pflänzchens
noch gedenken, das meist unsern Waldboden bedeckt, von Erwachse-
nen wenig beachtet und nur von Kindern recht geliebt und geschätzt
wird. Es ist dies die Wald- oder Heidelbeere — Vaccinium 3Iyrtühts.
Herr Revierförster Weth in der Ruthenbeck bei Sonnbom,
der das Burgholz verwaltet, schreibt mir: die Heidelbeere gibt be-
kanntlich in den Sommermonaten für viele arme Familien eine loh-
nende Erwerbsquelle, und wird der Ertrag der diesjährigen (1877)
Ernte auf 8 — 10000 M. veranschlagt, der fast durchaus im Detail-
verkauf gewonnen wurde. In der arbeitslosen Zeit gingen erwach-
sene Mädchen und sogar kräftige Männer Morgens von 4 Uhr bis
spät Abends, ein Butterbrod zum Unterhalt mitfahrend, in den Wald,
um Heidelbeeren, auch wohl Himbeeren zu lesen, und eine Familie
gab den Ertrag im Sommer dafür auf 80 Thaler an.
Die Zahl der Wirbelthiere unserer Gegend mag gegen 175
Arten betragen.
Von Säugeth leren glaubt Fuhlrott 40 Species für uns in
Anspruch nehmen zu dürfen, was ungefähr die Ilälfto der von Bla-
siu8 beschriebenen deutschen Mammalion ausmaclion würde. Doch
mögen immerhin unter den mehr verborgen lebenden Fleder-, Spitz-
und Feldmäusen einige Arten noch übersehen worden sein^). Di«
wilde Katze, ausschliesslich eine Bewohnerin grosser dichter Wälder,
kommt hier gar nicht, der Baummarder (Mustcla 3Iartrs) im Burg-
holz als Soltenlieit vor. Fischottor wurden vor Jahren in der Lake
bei Barmon ziemlich oft erlegt. Der Hamster fvhlt glückliclierweise,
wie er auch in Westfalen nicht vorkommt. Das lieh findet sich im
Burgholz zuweilen als Wechselwild einzeln ein, und es wird aiigon-
l)licklich ein Pärchen von solchen Verirrton daselbst ;i:ehegt: Hirsche,
ebenfalls vorlauft^n. wurden zu zwei Stück, der letzte im Jahre 1S70
gescliossen. Wildschweine dringen nicht zu uns.
Der einheimischen hier nistenden Vögel können wir ziemlich
genau 100 Species und fast eben so viel durchreisende, hier erlegt«*
1) Wie Herr Landesgeologe Dr. C. Koch in Wies})aden, ein
Kenner unserer Gegend hinsichtlich dieser Thi(?re, in einem ebenso
lehrreichen, als ansprechenden Vortrage bestätigt.
55
Gäste annehmen, so dass von etwa 400 deutschen Vögeln der vierte
Theil auf unsere. Gegend kommt. Am stärksten sind die kleineren
Singvögel vertreten, doch ist die Zahl der Individuen nicht besonders
gross, und die Gegend ist von diesen Thierchen nicht so belebt, wie
anderswo. Die Nachtigal wird bei £lberfeld als Seltenheit zu drei
oder vieren aufgezählt; die Goldamsel (Oriölus gaXbuld) dagegen, der
Staar, der Schwarzkopf (Sylvia atricapiUa), wie auch beide Roth-
schwänzchen und das Rothkehlchen sind nicht selten. Der Eisvogel
ist von der Wupper verschwunden, der Wiedehopf wird einzeln im
Burgholz gesehen, wo aber der Uhu fehlt. Wachteln lassen ihren
Schlag erst bei Tönnisheido ertönen, Waldhühner kennen wir bei uns
nicht. Als Gäste erscheinen zuweilen bei bedeutendem Hochwasser
Möven, und der kleinste aller Schwimmvögel, der sogenannte Peters-
vogel oder Petrell (Thälassidroma pelagicaYig,), einheimisch in den
nördlichsten Gegenden des atlantischen Oceans, wurde als seltenster
aller seltenen Gäste einmal lebendig auf der Wupper in der Mitte
von Elberfeld gefangen.
An Reptilien und Amphibien sollen 15 oder 16 Arten hier
vorkommen, und die Angabe, dass Lacerta viridis — die grüne Ei-
dechse — bei uns gefunden sei, wird wohl ebensogut auf einem
Irrthum beruhen* als das Vorkommen von Vipera (Pelias) herus —
der Kreuzotter. Meines Wissens, mit Fuhlrott übereinstimmend,
haben wir hier nur zwei eigentliche Schlangen: die Ringelnatter
{Tropidonottis natrix) und die glatte oder bunte Natter {CoroneUa
laevis), welch letztere von Unkundigen gern für die Kreuzotter ge-
halten wird. Der Laubfrosch kommt bei Elberfeld sehr vereinzelt,
so viel ich weiss nur in der Mirke vor. Der gefleckte Salamander
ist hier bei weitem nicht so häufig, wie am Rhein.
Die Artenzahl der Fische unserer Gewäser wird auf 19 an-
gegeben, wird aber für die Wupper von Barmen abwärts von Jahr
zu Jahr wohl sehr zusammengeschmolzen sein. Bei Hückeswagen
und weiter hinauf, wo die Wupper noch nicht verunreinigt ist,
liefert sie mächtige Hechte, viel Aale, Barsche und Forellen, wäh-
rend letztere sich bei uns nur in wenig Gebirgsbächen noch finden.
Vor Jahren habe ich wiederholt zur Laichzeit im Frühjahr das Auf-
steigen der Bleie, Rothaugen u. a. Fische in der Evertsaue beob-
achtet. Zu Tausenden drängten sich die Thiere bis nach Hammer-
stein hinauf, bis sie, von den verderblichen Ausflüssen der Färbe-
reien und chemischen Fabriken vergiftet, halbtodt oder todt wieder
hinabgetrieben kamen und mit ihren am Ufer abgesetzten Leibern
die Luft in weitem Umkreise verpesteten. Auch das findet nicht
mehr statt, seitdem Rothförbereien sich auch an der untern Wupper
etablirt haben, und es ist nur zu verwundem, dass von dorther,
namentlich von Burg, immer noch wie früher sogenannte Maipieren
{Cypi'inus phoxinus) unter dem Namen »Rümpchen«, portionsweise
58
Granzen 1800 Species, darunter etwa 750 Macros. Die Rheinprovinz
hat 1554 Arten mit 854 Macros; von Aachen sind bekannt 925,
darunter 559 Macros, von Trier 950 mit 572 Macros, von Crefeld
1008 mit 520, von Elberfeld und Umgegend 1054 mit 654 Gross-
schmetterlingen. Letztere hat Hr. Gnst. Weymer in dem Jahres-
bericht des »naturwissenschaftlichen Vereins von Elberfeld«, Mit-
für 1878, wissenschaftlich geordnet und zahlreichen mit schätzens-
Noiizen begleitet, namhaft gemacht.
Seltene Arten und Varietäten darunter sind: Apatura Uta
(einmal gezogen), Ap, Iris var. Jole (desgl.), Vanessa PolycJHoros
(desgL), V, Antiopa var. Hygiaea (einmal gefangen), F. Cardui var.
Elymi (einmal gezogen), Deiopeia PulcheUa (einmal gefangen), bis-
her nicht in der Bheinprov. gef.j, Hepialus VeUeäa (bisher nur bei
Elberfeld selten und sonst nicht in der Rheinprov. entdeckt), Lasio^
campa Pruni (öfter gefangen), L. Popülifolia (gezogen), Drepana
Sicuia (zweimal gefangen) Harpyia BicuspiSt Hyhocampa MiVhauserij
^otodonta Qtierfta, Lophopteryx Carmelita, Agrotis Molotliina (bisher
nur an zwei Stellen in Deutschland) Agrotis Sobrina (bisher noch
wenig in Deutschld., in der Rheinprov. gar nicht, bei uns öfter beob-
achtet), Agrotis Dahlii (einmal gef., bisher noch nicht in der Rhein-
prov.), Amynoconia Caecimaeiüa (fast alljährlich gef., bisher nicht im
nordwestlichen Deutschi, beob.), Orthosia liuticilla (als dritter Fund-
ort in Deutschld.), Xylina Zinkenii (oft gef., sonst nirgendwo in der
Rheinprov.), Eugonia fuscantaria (bisher nicht in Deutschland), Sco-
donia Belgaria (bisher nur in zwei Exemplaren in Deutschland, hier
6 Exempl. gefunden). — Merkwürdig, und für die, die es erlebten,
unvergesslich bleibt das zahlreiche Vorkommen von Sphinx Nerii und
das eben nicht seltene von Sph, Celerio im Jahre 184G.
Der Zweiflügler oder Dipteren unserer Gegend ))es^zt
die Elberf. Realschulsammlung an 480 Arten, eine Zahl, die durch
spätere Sammler natürlich bedeutend vermehrt werden kann, und
hoffentlich wird. Als Seltenheit darunter kann ich leicliomyza fusca
Maquard anführen.
Gradflügler oder Orthoptera zählen wir in derselben
Sammlung aus unserer Gegend bis jetzt 48 Arten, die meisten unter den
kleinern Heuschrecken. Im denkwürdigen Jahre 184G statteten uns
einzelne Wanderheuschrecken — Oedipoda migratoria in auffallend
grossen Exemplaren einen Besuch ab. Wahrscheinlich waren sie
mit Pachytylus stridulus und P. caeridesccns aus der nicht weit ent-
fernten Hildener Haide gekommen, wo alle drei ständig sind. Styh-
pyga (Blatta-Periplancta) orientaliSj die Küchenschabe, ist seitdem
wir transatlantischen Verkehr pflegen, also schon lange, bei uns
eingebürgert ^).
1) In Dortmund fand ich vor Kurzem an der Stelle der St. orien-
59
Von Nenropteren oder Netzflüglern, deren wir bis jetzt
von hier erst 15 Arten besitzen, kommen Libel]aliden am häufigsten
bei Aprath in der Umgebung des dortigen grossen Teiches und im
Burgholz vor. Im Jahre 1862 berührte ein gewaltiger Zug von Xi-
beUula quadrimacülata Linne das Wuperthal bei Sonnbom, um nach
Mettmann und Solingen weiter zu ziehen. Der Ameisenlöwe, bei
Düsseldorf so häufig, fehlt uns.
Bie Zahl der von mir gelegentlich gesammelten und aufbe-
wahrten Rhync boten oder Schnabelinsecten beträgt ausser
zahlreichen noch nicht determinirten Aphidien 300 Arten, während
von Mink beiCrefeld schon 592 derselben festgestellt sind, die auch
bei uns wohl zu erreichen sein mögen. Eine Seltenheit und bisher
nur in Schweden und Böhmen gefunden ist die von mir voriges
Jahr im Gaswasser angetroffene Sigara minutissima L.
Die Spinnen und verwandte Thiere harren bei uns noch des
Sammlers und Eenners.l
Von Erustenthicren fehlt in unmittelbarer Nähe der
Flusslcrebs, der an der obem Wupper häufig genug vorkommen
soll; dagegen findet sieh im Sommer im Trinkwasser nicht selten
das niedliche schneeweisc Brunnen-Flohkrebschen Gatnmarus puteanus
zu unnöthigem Schrecken der Wassertrinker.
Hinsichtlich der Mollusken unserer Gegend hat mir Herr
Geh.-Reg.-Rath Dr. Lischke zu Bonn, früher Oberbürgermeister von
Elberfeld, ein Kenner ersten Ranges in diesem Stück, freundlichst
Auskunft gegeben, soweit es seine Erinnerungen ihm möglich machten.
£r schreibt mir:
»Die nächste Umgebung Elberfeld's ist arm an schalentragenden
Schnecken. AufiEallend war mir der Einfiuss des hin und wieder
zwischen der allgemeinen Decke von Lenne-Schiefer zu Tage treten-
den Kalks auf die Zahl der Arten und Individuen. Auf solcher
Ealkinsel fand sich wohl Alles zusammen, was die Umgegend über-
haupt an Gattungen und Arten bot: Helix, Pupa, Clausüia, BulimuSj
Hycdina, Vertigo, Achatina, Vitrina, Sucdnea, Carychium. Die Arten
waren, unserm rauhen, feuchtkalten Klima entsprechend, meist solche,
welche verborgen, am Boden unter Steinen u. s. w. leben. Die sonst
so gemeinen: Ildix pomatia und Helix nemoralis nebst H. liortetisis
sind um Elberfeld ziemlich d. h. verh%ltnissmässig selten, während
sie unten in der benachbarten Rheinebene im grossesten Ueberflusse
vorhanden sind. So finden sich namentlich bei Erkrath zahlreiche
imd schöne Varietäten von Helix nemoralis und hortensis, z. B. die
nicht ganz gewöhnlichen kafieebraunen und violetten. Das Neander-
tälis in einer Küche Phi/7lodromia (Blatta) germanicay und bemerkens-
•werther Weise unter ihnen eine noch nicht ganz ausgebildete orten-
t4Üi8.
60
thal war frülier sehr artenreich und enthielt insbesondere die schöne
Helix persoTuUa, aber die Steinbrüche haben fast Alles vernichtet —
Süsswasserschnecken und Muscheln habeich nur gelegentlich
gesammelt. Neritina, Ancylus sind in unsern kalten Bächen ge-
mein, Lymnaea, Cyclaa und Pisidwn in Tümpeln, Hydrohia Dun-
Jceri in Quellen, Unio hatavus in der Dussel zwischen Erkrath und
HochdahL — Unter den Schnecken bei Elberfeld ist Vitrina Dra*
parnäldi durch Häufigkeit und ungewöhnliche Grösse ausgezeichnet.
Von Nacktschnecken ist Arion rufus und, Limax cinero-niger in
Wäldern, Limax agrestis in Feldern überaus gemein. Der ächte
Limax cinereus findet sich in Kellern und in der Nähe von Wohn-
gebäuden, nie aber im Walde. Im Düsselthal ist Limax arhorum
häufig an Bäumen.« Ich kann noch hinzusetzen, dass Palwlina viri-
dis, bis dahin in der Rheinprovinz noch nicht aufgefunden, vor
dreissig Jahren in hiesigen Bergquellen massenhaft gesammelt wurde,
und dass Anodonta cygnea im Aprather Teiche nicht selten ist.
Das einzige Pflanzenthierchen, was meines Wissens hier
beobachtet wurde, ist der grüne Armpolyp Hydra viridis L. in
Teichen und Tümpeln der Umgegend von Elberfeld.
Hierauf hielt Herr Generaldirektor Rive einen Vortrag über
die Entwickelung und Bedeutung des Steinkohlenberg-
baues Rheinlands und Westfalens in geognostischer, tech-
nischer, mercantiler und wirthschaftlicher Beziehung.
Durch bereitwilligstes Entgegenkommen Sr. Durchlaucht des
Prinzen zu Schönaich-Carolath, König). I5erghaiH)t]naims, sowie dos
Herrn Bergraths Schultz (Bochum) war dem Hedner ein wahrhaft
grossartiges, höchst interessantes Kartenmaterial zur Verfügung ge-
stellt, was derselbe im Eingang seines Vortrages besonders aner-
kennend erwähnte.
Das Rheinisch- Westfälische Steinkohlengcbirge bildet den Süd-
rand des ehemaligen »Meerbusens von Münster«, welcher Ilufeisen-
form mit östlich geschlossener Wendung besitzt, durch die Städte
Mülheim a. d. Ruhr, Essen, Bochum, Dortmund, Soest, östlich durch
Paderborn und Detmold, nördlich durch Bielefeld, Halle und Tecklen-
burgmarkirt ist,.und auf der trefi'lichen v. Dechcn'scheu Karte (1800)
sehr deutlich hervortritt. S^in Ausgehendes findet das Stoinkoklen-
gebirge in der Nähe der Ruhr, wird aber in weiterer nördlicher Er-
streckung von der Kreideformation überlagert, deren Mächtigkeit
nach neueren Bohrversuchen bei Dotteln, Werne a. d. Lippe und
Hamm i. W. über 2000 Fuss beträgt. Sie gehört nach Schlüter
einer besonderen Etage zwischen Senon und Turon, dem sog. »Em-
scher«, an, wird überlagert von Quadratenschichten, unterlagert von
Cuvieri Pläner. Die in letzteren eingeschobenen Grünsandlager treten
häufig in drei Gliedern auf, wechseln jedoch sehr in Bezug auf
61
Mächtigkeit und Zahl, so dass oft nur das unterste, das Steinkohlen-
. gebirge unmittelbar überdeckende, Glaukonith führende Glied aus-
gebildet ist. Nach Norden hin ist das Steinkohlengebirge keines-
wegs regelmässig eingesenkt, wie man früher glaubte, sondern man
findet lokale Erhebungen und Ein Senkungen, die von der jüngeren
Formation eingoebnet sind und nach neueren Bohrversuchen oft das
Bothtodtliogende scheinbar inselformig, nach Norden hin aber wohl
schichtenweise eingelagert enthalten. Das Ereidegebirge tritt nach
den jetzt vorliegenden Aufschlüssen in der Gegend östlich von Dort-
mund mehr klüftig und sehr häufig stark wasserführend auf, und
verursacht somit dem Bergbau beträchtliche Schwierigkeiten; ein-
zelne Klüfte weisen ein Wasserquantum von 3 — 400 Kubikfuss pro
Minute auf und stehen unter einem beträchtlichen Ueberdruck, der
unter geeigneten Bedingungen das Wasser bis auf 100, ja 200 Fuss
über die Erde zu treiben vermöchte. In der Gegend von Werne und
von Hamm sind in den letzten Jahren durch Tiefbohrungen mäch-
tige Thermalquellen erschlossen worden, deren Wasser in seiner Zu-
sammensetzung dem der Ocynhauser Quellen ähnlich, jedoch reicher
an Chlornatrium (60,5 g statt 33,4 g in 1000 g) und kälter (27,84^
statt 33,75 ° C.) ist. Dagegen zeigt sich das Kreidegebirge nach
Westen hin in der Nähe des Rheines in geringer Mächtigkeit, unter
fast gänzlicher Ausscheidung des sog. Emscher, und ist hier über-
lagert von bis zu 500 Fuss mächtigen Diluvial schichten. Das
Stcinkohlengebirge selbst zeigt ein Einsenken nach Norden, indem
gleichzeitig die Muldenbildung ganz gewaltige Dimensionen und Teufen
annimmt. Dem entsprechend haben sich in den nördlichen Mulden
erheblich mehr Flötze einlagern können, als in den südlichen. Es
werden vier Ilauptmulden durch drei Hauptsättel unterschieden,
und zwar von Süden ausgehend die Wittener, die Bochumer, die
Stoppenberger und die Horster Mulde. Während die südlichen
Mulden nur magere und Fettkohlenflötze aufnehmen (Leitflötze:
Hundsnocken, Sonnenschein, Röttgersbank), lassen die nördlichen die
Gas- und die Gasflammkohlen einlagern. Die Horster Mulde besitzt
vermuthlich eine Teufe von etwa 2500 m vom hängendsten bis zum
liegendsten Flötz senkrecht gemessen. Schon sind hier 75 Flötze
von mindestens V2 ^ Mächtigkeit erschlossen, und immer noch werden
deren neue aufgefunden, z. B. im Muldenmittel mit den Schächten
Ewald und General Blumenthal, die den Reichthum der bekannten
Kohlenlagerstätten Westfalens noch erheblich vermehren.
Beim Vergleich der Quantität und der einzelnen Qualitäten
der Flötzablagerungen Westfalens mit denen Englands kam Redner
zu dem Resultat, dass Westfalen qualitativ mindestens den gleichen
und quantitativ einen erheblich grössern Reichthum wie England
besitzt.
Ferner beleuchtete Redner speziell die "FoTTasAivoTÄTjL ^^'a ^\ft\sk-
62
kohlengebirges, indem er die Ausdehnungen der Hauptmulden und
Sättel näher bezeichnete und dieselben in ihrer Streichrichtung ver-
folgte; er besprach z. B. ausführlicher einen neuerdings erschlosse-
nen grossen Muldensattel, welcher unzweifelhaft zwischen den Zechen
General Blumenthal und Ewald nachgewiesen ist. Ferner berichtete
er über die Hauptstörungen und -Verwerfungen im Steiukohlenge-
birge, machte dabei auf die sehr charakteristische Erscheinung auf-
merksam, dass fast sämmtliche Störungen ein Einfallen nach Osten
zeigen, und wies nach, dass einzelne dieser Störungen einen Niveau-
unterschied bis zu 700 m veranlasst haben.
Im zweiten technischen Theil seines Vortrags lieferte nun
der Redner den Nachweis, dass die Fortschritte der Bcrgtochnik
soweit gediehen sind, um diese Schwierigkeiten zu überwinden und
die Eohlenscbätze auch im Norden und Westen des Gebietes zu
heben. Zur Erläuterung des Gesagten bezog er sich auf ein durch
die Berggewerkschaftskasse zu Bochum s. Z. für die Hamburger
EohlenausstelluDg angefertigtes grosses Profil, gelegt durch die Linie
Steele, Gelsenkirchen, Horst in einer geographischen Längserstrockung
von 20 km, ferner auf eine interessante Flötzprojektion des Herrn
Markscheider Baunemann in Gelsenkirchen, gelegt in eine Horizon-
tale vom Rhein über Osterfeld, Recklinghauseu bis östlich von Eastrop.
Seit der primitiven Gewinnungsweise zu Beginn dieses Jahr-
hunderts haben sich unsere Förderungsmethoden ausserordentlich
vervollkommnet; zunächst teufte man den Schacht ab, wandte ge-
wöhnliche Zimmerung an, mauerte später wasserdicht aus und ging
schon in den 50er Jahren zum Englischen Tubbinprs verfahren über.
Aber auch diese Methode genügte bei grösserem Waeseraudrang nicht
mehr; man wendet dann au Stellen, wo man mit festen Mergeln
zu thun hat, das Abbohrungsverfahren der Schächte unter Wasser
an. Anders ist es hingegen, wenn man, wie an den Ufern des Rheins,
mit Diluvialschichten zu thun hat, unter welchen noch der Pläner
liegt. Redner beschreibt die mit so glücklichem Erfolg angewandte
drehende Bohrmanipulation unter Benutzung des Sackbohrers auf
der Zeche »Deutscher Kaiser«, sowie die stossende Manipulation
nach System Chaudron oder Lippmann, angewandt u. a. auf Zeche
Dahlbusch und Zeche Königshorn.
Angesichts dieser stets gesteigerten Vervollkommnung der
Förderungsmittel wirft sodann Redner die Frage auf nach den er-
reichten Resultaten und macht diese durch eine höchst interessante
graphische Darstellung anschaulich. Es betrug die Produktion im
Jahre 1852 2 018 060 t, der Werth 10 144 218 M., die Zahl der Ar-
beiter 14 632. Im Jahre 1876 dagegen betrug die Förderung 17 036 757 t,
der Werth 107 573 241 M. und die Zahl der Arbeiter 81438. Der
Werth der Produktion belief sich 1873 sogar auf 176 Mill. Mark.
Bei neunfacher Produktion hat sich also die Zahl der Arbeiter nur
63
venechBfaoht, mithin die Leistungsf&liigkeit des einzelnen Mannes
wesentlich erhöht. Aber zu einer ferneren viel rapideren Steigerung ist
nnser Steinkohlenbergbau berufen, wenn die Bedingungen geschaffen
.werden, welche in so reichem Masse unsere Nachbarstaaten Belgien and
England der Industrie bieten. Während jene Lander weder qualitativ
noch quantitativ den Kohlenreichthum Westfalens, und dazu minder gün-
stige geognostischeVerhästnisse aufweisen, hat sich dort eine solche
Entwickelung dieser* Grossindustrie gezeigt, dass wir beschämt vor
eine vorgelegte Exportkarte zu treten haben, durch welche in gra-
phischer Darstellung der Nachweis geliefert wird, welch ungeheure
Massen Kohlen England an unsere Nordkäste entsendet. Ohnmächtig
unter dem Druck der Eommunikationsyerhältnisse, vermochte die
Westfälische Eohlenindustrie erst in den letzten Jahren einen schwa-
chen Kampf auf diesem Deutschen Gebiete gegen den Englischen
Import aufzunehmen. Erst die Einführung billigerer Frachten, die
Einrichtung besserer Verkehrswege und eine Aenderung der seit-
herigen Handelspolitik werden hier bessere Zustände herbeiführen.
Verweigert der Staat die Mittel zum Emscher-Kanal, so sei der Ge-
danke, den Khein bis Ruhrort und Köln um 1 m für Seeschiffe zu
vertiefen, in nähere Erwägung zu ziehen. Wenn der Staat zu ge-
nannten Verbesserungen die Hand biete, alsdann werde die Eng-
lische Kohle bald vom Festland verdrängt sein, und Deutsches Ka-
pital und Deutsche Arbeit, beide höchst gefahrvollen Bergbauunter-
nehmungen zugewandt, würden den Lohn finden, der seither ver-
gebens ersehnt sei; dann werde der im Schooss der Erde ruhende
Bergsegen^ der Träger des Wohlstandes unserer industriellen Nach-
barstaaten, auch uns zu Theil werden.
Nachdem hierauf ein Schreiben der Naturwissenschaft-
lichen Gesellschaft in Elberfeld verlesen worden war, das eine
Einladung zu der am Mittwoch Abend Statt findenden Sitzung ent-
hielt und zugleich das Programm der zu haltenden Vorträge mit-
theilte, sprach Herr Dr. Behrens über seine Anatomisch- phy-
siologischen Untersuchungen der Blüthennektarien.
Durch die Arbeit des R. J. Gamerarius de sezu plantarum
epistola hat man zuerst erfahren, dass Blüthenstaub und Frucht-
knoten zur Erzeugung reifer Samen nöthig sei. Zumal Conrad Sprengel
bewies dann zu Ende des vorigen Jahrhunderts, dass die Blüthen
nicht durch ihren eigenen blüthenstaub, sondern durch den einer
anderen Blüthe, natürlich von derselben Art, befruchtet werden.
Diese Uebertragung des Pollens geschieht durch Insecten, welche
durch einen äusserst sinnreichen Mechanismus der Blüthen, der jedoch
bei den verschiedenen Pflanzen äusserst verschieden ist, gezwungen
sind, jene Uebertragung zu übernehmen, indem sie den Honig aus
der Blüthe saugen. Der Honig selbst wird in gewissen Theilen der
64
Blüthe, den sogen. Nektarien bereitet, und es beschäftigen sich
die Untersuchungen des Eedners mit dem anatomischen Bau der
genannten Organe, mit den in ihnen eingeschlossenen Stoffen, mit
der physiologischen Umwandlung dieser in Nektar (Honig), mit dem
Process, durch welchen derselbe an die Oberfläche transportirt wird,
und mit der chemisch-physiologischen Zusammensetzung des Honigs
selbst. Der Redner gibt aus seinen, dahin bezüglichen Beobach-
tungen, welche im Laufe dieses Jahres in Form einer grösseren, durch
Abbildungen illustrirten Abhandlung veröffentlicht werden sollen,
eine kleine Auswahl, um an diesen den Bildungsprocess des Honigs
zu erklären. Die Nektarien sind Theile der Blüthe, welche meist
ein aus kleinen, polyedrisclien Zellen bestehendes Gewebe darstellen,
dessen Wände zart, nicht verdickt sind. Entweder sind diese Nek-
tariengewebe mit einer cuticularisirten Epidermis bedeckt oder der
obersten Zellschicht fehlt die Guticula vollständig. Der anatomische
Bau bietet somit wenig Verschiedenheiten dar, selbst abgesehen
davon, dass die Nektarien an den verschiedensten Theilen der Blüthe,
an Kelch, Blumenkrone, Staubgefassen und am Fruchtknoten vor-
kommen, ist nicht einmal die Eleinzelligkeit ihres Gewebes immer
vorhanden, weshalb eine anatomische Definition des Nektariums
nicht gegeben werden kann. Desto genauer lässt sich aber jenes
Gebilde physiologisch erklären: Ein Nektarium ist ein Blüthentheil,
welcher Honig oder honigartige Stoffe bereitet und ausscheidet, oder
wenn letzteres nicht der Fall ist, eine derartige Beschaffenheit be-
sitzt, dass er von den Insecten zur Honigbereitung verzehrt werden
kann. Das Nektariumgewebe enthält verschiodeno Stoffe, aus denon
später Honig wird. Zunächst findet sich sogen. Metaplasma, mit
welchem Namen der Redner ein körniges Protoplasma, d. h. eine
eiweissartige Substanz bezeichnet, welche eine hell- bis hoch^clbe
Farbe besitzt und die Fähigkeit hat, sich später in andere Stoffe
umzusetzen. Mit diesem Metaplasma gemischt, tritt dann häufig
transitorische Stärke auf, welche in Gestalt von sehr kleinen Körn-
chen zumal in gewissen Zellen sich findet imd sich später zu Zucker
umsetzt. Schleimartige Substanzen und Gummi finden sich in fast
allen Nektarien; unter diesem Namen fasst Redner alle jene Stofie
zusammen, welche durch Anilintinktnr purpurroth gefärbt werden,
dabei aber keine Stärke-, Protoplasma- und Zuckerreaktion zeigen.
Fast ebenso häufig finden sich zuckerhaltige Flüssigkeiten; dieselben
sind häufig partienweise im Nektarieng^webe vertheilt und kommen
nicht selten mit den schon vorhin erwähnten Eiweisssubstanzen ge-
mischt vor. Bei einigen Nektarien konnte der Vortragende auch
durch concentrirte Schwefelsäure Krystal Inadeln nachweisen, welche
vielleicht aus Cerotinsäure, einem Componenten des Wachses, bestehen.
Aus allen den genannten Stoffen wird der Nektar d. h . Honig gebildet,
und zwar ist derselbe ein metamorphisches Umwandlungsprodukt.
65
Dieses wird alsdann (kurz vor dem Aufblühen der Blüthe) auf der
Oberfläche des Nektariums ausgeschieden. £s kann die Secretion
auf sehr verschiedene Weisen zu Stande kommen z. B. durch theil-
veise Resorption d. h. langsame Auflösung der in diesem Falle
wenig oder gar nicht cuticularisirten Epidermis. Die Wände der
Epidermiszellen besitzen alsdann eine so starke QucUbarkeit, dass
sie sich nach und nach in Schleim auflösen oder zerreissen. Hier-
durch tritt alsdann der Inhalt der epidermidalen oder subepidermidalen
Zellen frei nach aussen, was man beispielsweise sehr schön an der
Basis des Nektar höckers von Diclytra spectabilis beobachten kann.
In einem zweiten Falle geschieht die Honigausscheidung durch £ndo-,
£xo- oder Diosmose nach vorherigen Diffusions vergangen der Zell-
flüssigkeiten unter einander. Nach dem Gesetze von Dutrochet und
Yierordt/ dass die Stärke der Endosmose der Dichtigkeit der Lö-
sungen proprotional ist, müssen alle diese Diffusionserscheinungen
mit grosser Energie vor sich gehen. Redner erwähnt, dass in seiner
demnächstigen Publication diese schwierigen physikalischen Vorgänge,
die selbst den Physikern noch nipht genau bekannt sind, auf Grund
physikalischer und mathematischer Auseinandersetzungen eingehend
besprochen und für den pflanzlichen Organismus discutirt werden
sollen. Als dialytische Diffusionsmembranen wirken bei den Nek-
tarien entweder die Epidermisschicht oder Scbleimpapillen. Der
ersteren fehlt alsdann die Cuticula und sie unterscheidet sich von
dem angrenzenden Nektarium-Parenchym nur wenig. Die ausge-
schiedenen Stoffe bemerkt man häufig auf der Epidermisschicht zer-
streut liegen. Bei den Scbleimpapillen lässt sich der Diffusionspro-
cess verfolgen, wenn man den zuckerhaltigen Inhalt der Papillen
durch Kupfersulfat und Kaliumhydroxyd weinroth färbt. In dem
ausgeschiedenen Secret lässt sich dann Traubenzucker, z. B. ver-
mittelst des Polarisationsapparates, nachweisen. Bei einem dritten
Falle der Honigabsonderung hat Redner gewisse Apparate entdeckt,
die einen äusserst merkwürdigen Bau besitzen und die er mit dem
Namen Saftventile bezeichnet. Sie sind kleinen Spaltöffnungen
nicht unähnlich, besitzen kleine, mit Protoplasma und Stärke dicht
erfüllte Schliesszellon und den Athemhöhlen correspondirende Saft-
höhlen von grösseren oder geringeren Dimensionen. Sie stehen in
derselben Höhe mit der Epidermis oder sie sind etwas in dieselbe
eingesenkt. Die Honigausscheidung durch die Saftventile geschieht
in der Weise, dass der in honigartige Substanzen umgewandelte
Zellinhalt des Nektargewebes durch Diffusion in die Safthöhlen ent-
leert und hier durch den Turgor der angrenzenden Zellen durch die
sich öffnenden Schliesszellen nach aussen entleert wird. In einigen
Fällen tritt neben jener Exosmose gleichzeitig eine Quollung und
Verschleimung der subepidermidalen Zellschicht ein, wodurch die
Menge des durch die Saftventile ausgeschiedenen Secretionsstoffes
66
noch vermehrt wird. Was endlich den ausgeschiedenen Nektar
anbelangt, so besteht derselbe grösstentheils ans Kohlehydraten,
Zucker, Gummi und den Zersetzungsproducten der oben genannten
transitorischen Stärke. Der Nektar scheint mehr gummiartige Stoffe
zu enthalten, als der Bienenhonig; jene sollen von den Bienen in
Zucker umgewandelt werden. Protoplasmatische Stoffe, überhaupt
Prote'insubstanzen, dürften in den meisten Nektarflüssigkeiten in nur
geringer Menge vorhanden sein. Ob die Componenten des Wachses,
Gerotinsäure und Palmitinsäure-Myricyläther in den Nektarflüssig-
keiten vorkommen, muss bei der äusserst geringen chemischen Kennt-
niss jener Stoffe einstweilen dahingestellt bleiben, üebrigens sollen
die Bienen aus Zucker Wachs zu erzeugen vermögen. — Durch diese^
umfassenden Arbeiten des Vortragenden, welche mehrere Jahre in
Anspruch nahmen, dürfte der bis dabin vollständig unbekannte Bil-
dungsprocess des Honigs in den Pflanzen klar gelegt sein.
Inzwischen waren von Herrn Löhr mehrere Exemplare seiner
Zusammenstellung der meteorologischen Aufzeichnun-
gen für das Jahr 1877 in Cöln eingetroffen, die zur Einsicht
aufgelegt wurden, worauf die wissenschaftlichen Vorträge von Prof.
Landois aus Münster fortgesetzt wurden. Derselbe suchte den
Nachweis zu führen, dass dieselben Entwickelungsgesetze bei der
Bildung der Extremitäten der Vertebraten, wie wir sie in den geo-
logischen Epochen verfolgen, auch noch in der Jetztwelt gelten. Zum
Belege wurde ein Skelet vom Hauskalbe vorgelegt mit äusserst merk-
würdiger Fussbildung. Der eine Hinterfuss weicht von der normalen
Gestalt nicht ab; an dem andern sind die Hufglicder frei, die beiden
oberen hingegen verwachsen. An beiden Vorderfüssen findet sich
dieselbe Bildung, wie bei den Einhufern.
Herr Geh. ßergrath Fabricius aus Bonn legte sodann die
Bearbeitung des Bergreviers Wetzlar von Riemann vor und
theilte mit, dass im Auftrage des Ministeriums für Handel etc. alle
Reviere in ähnlicher Weise durch kartographische Darstellungen mit
Text behandelt werden sollen. Ferner berichtete er von den Fort-
schritten, welche die geologische Landesuntersuchung gemacht habe
und übergab der Versammlung zur Ansicht mehrere Karten, die
mit Zugrundelegung der Generalstabs-Karten im Verhältniss von
1:30000 mit Aequidistanzen von 30 Fuss angefertigt werden.
Herr Bergrath Buff sprach über die geognosti sehen Ver-
hältnisse des Osterholzes zwischen Gruiten und Lünten-
beck bei Elberfeld.
Auf Veranlassung unseres Präsidenten hatte ich die geogno-
stischen Verhältnisse eines kleinen Gebietes in der Nähe unseres
heutigen Versammlungsortes untersucht, und erlaube mir eine kurze
Mittheilung hierüber.
67
Der grosse Zug des mitteldevonischen — Elberfelder — Kalk-
steins wird nahe seinem Verschwinden nnter den Diiuvialmassen
des Rheinthals etwa 2 Meilen westlich von Barmen durch eine
zwischengelagerte Schieferpartie in 2 Züge getheilt. Dieselbe bildet
den Rücken des Osterholzes, das sich in der Richtung von Südwest
nach Nordost von Gmiten bis Lüntenbeck in einer Länge von etwa
1 Meile erstreckt und eine grösste Breite von nahezu 2000 m er-
reicht. Auf der geologischen Karte von vonDechen int diese
Schieferpartie als dem Oberdevon und zwar dem Flinz angehörig
und ebenso in der geognostischen Uebersicht des Regierungsbezirks
Düsseldorf bezeichnet. Herr von Dechen hebt indess zugleich das
zweifelhafte dieser Bestimmung hervor, indem er auf die auflallend
mächtige Entwickelung des Flinzes hinweist. Es dürften dann auch
entscheidende Gründe vorhanden sein, diese Schiefer nicht als Flinz
anzusehen, sondern ihnen ein höheres Alter als dem Elberfelder
Kalkstein zuzuschreiben.
Die Schiefer, welche in dem c. 25 m tiefen Einschnitte der
Steele-Yohwinkler Bahn und neuerdings in dem sog. Tescbtunnel
der Rheinischen Bahn, dessen Sohle etwa 10 m unter dem der Steele-
Yohwinkler Bahn liegt, vollständig aufgeschlossen sind, sind von hell-
grauer und grünlich grauer Farbe, ziemlich häufig sind Adern von
Kalkspath und es wird der Schiefer wohl durchgängig kalkhaltig sein.
Quarzadern fehlen gänzlich. Von Versteinerungen ist bis jetzt auch
nicht eine Spur aufgefunden. Die Schiefer bilden grösscntheils dicke
Bänke, die Schichtungsflächen sind sehr selten ebenflächig, meistens
krummflächig, sehr häufig sind vollständig kugelige und schaalige
Absonderungen. Ablösungen setzen nach allen Richtungen durch
das Gestein. Eigentliche Schieferung ist kaum zu beobachten, das
Gestein zerfällt meistens in unregelmässig geformte Stücke mit
krummen muschligen Flächen, theilweise findet auch eine undeutlich
g^ffelförmige Absonderung statt. Das Streichen und Einfallen ist
an einzelnen entblössten Schichtungsflächen nicht mit Sicherheit zu
bestimmen, sondern nur da, wo die Schichten auf grössere Länge
und Höhe biosgelegt sind und in ihrem Zusammenbange und Ver-
laufe übersehen werden können. Die petrographische Beschaffenheit
der Schiefer ist somit sehr verschieden von der des Lenncschiefers
und es gründet sich hierauf wesentlich die Bestimmung derselben als
Flinz. Die Abweichung von den Schichten des Flinzes ist indess
wohl noch auflallender. Die characteristischen dunkelgefUrbten Schiefer
mit deutlicher meistens abweichender Schieferung und die zwischen-
gelagerten bituminösen Kalksteine, welche in der weiten Verbreitung
des Flinzes überall auftreten und in der unmittelbarsten Nähe im
Dorptnnnel aufgeschlossen sind, fehlen hier gänzlich. Aus dem
peirographischen Verhalten der Schiefer lässt sich das Alter der-
selben daher nicht mit Sicherheit bestimmen, . wohl aber aus den
•äy-
1^'
LftgGfiuigBVBrhältuiaaen, welche durch die neaen Aufschlüsse in dem
öetlicbeo VgretDsänlUe des Ten^tunDels klargelegt sind.
In der geognoatiBchea Debersicht dae Reg. -Bez. Düseeldori' iat
das Streichen der Schieferschichten in dem nördliclicD Theile des
Einsohnitta der Steele-Vohninkler Bahn za h, Il'/g mit iiördlichem
Einf&lleQ voii&0°, das Einfallen nahe beJVohwinkel als gegeti Säden
gerichtät angegebeo. In dorn öatliolien Toreinschnitte des Tesch-
tmmola, vdcber die Sohichten in vestöstlicher Richtung durcbbritdit,
nnd di«e«Iben aof eine b^trlMihUiche Höhe bioagelegt, und «a kann
hier daa Streichen in h- 2 — 3 bei öatlichem Einfallen vou 40 — 50°
oonatatirt werden. Der nördliche Ealksteinzug ist durch xabireiche
Steinbrüt^e aufgesohloBsen. Die Schickten Eeigen bei einem Streichen
in h. 9—11 ganz deutliche« nöFdlichee Einfallen von 50—60°. Der
endliche Zug iat s. Tb. von Dilarialmacueo überdeckt, und die Kalk-
steine aind mutig, ohne regelmtaaige SohiohtungsMohen. Auch da,
wo aioh der Bildliche Zag vor seiner Vereinigang mit dem D5rd>
liohea Ewischen Lüntenbeck nnd Na^ath bis Tarrenbeck, wo sich
der Kalkstein anf den Lenneichiefsraattal de« Natcenber^ legt, be-
trächtlioh erweitert, fehlt ea an Aofsoblüiien rar genauen Ermitte-
lung des Streichens und Ein&lleDe des nur stellonvreise und dann
mäsaig zn Tage tretenden Kal^teins.
Wenn der Schiefer des Oaterholzes dem Flinz angehörte und
eine Mulde iwiscben den beiden EalkateiuEilgen ausfüllte, so müsate
der nördliche Zug einen Sattel bilden, dessen südlicher Flügel sich
unter dieser Mulde fortsetzte und dessen nördlicher Flüge! die ober-
dcvoniacben Schichten unterteiifte. Da das Emfallen des nördlichen
Zuges bis ganz nahe an die Schiefergrenze ganz unzweifelhaft gegen
Norden gerichtet ist, so müsste der Sattel uotbwendig eine Ueber-
kippung erlitten haben. Derartige Ueberkippungen sind an dem
Nordrande des rheinischen Schief ergebirges nicht selten und es würde
die Möglichkeit immerhin zuzugeben aein, wenn nicht andere Anf-
achlüsae vorhaudeu waren. In dem östlichen Voreinschnitte des
Teachtunnels sind nun die Schiefe rsohichten so voUatäudig aufge-
schlossen, dass deren östliches Einfallen bei einem Streichen in h.
2—3 uDKweifclhaft constatirt werden kann, so wie, daaa sie die iu
dem Tbale vor ^eta Einschnitte anstehenden Kalkateinachiohten
unterteufen. Die Annahme, dasa auch hier eine Ueberkippnog statt-
gefundan hatte und zwar nach verschiedener Richtung — an der
nördlichen Saite gegen Süden, hier gegen Westen — ist wohl gans
ausgeaehlosaen. Es iat hier ohne Zweifel die regelmässige Schicbten-
folge vorhanden und es muss daher ebenso an dem Nordrsnde die
ungestörte regelmässige Lsgemog sein. Hierdurch iat die sattel-
förmige BildoDg des Osterholzea nachgewiewn und ea müssen die
Scbiefereoliichten desielben daher älter ab der Elberfelder Kalk-
stein sein.
■rti ■
'-.•■■ '
69
Dieae Sattelbildung tritt auch in der Gestaltung der Ober-
fläche ganz deutlich in die Augen. Der Bücken des Osterholzes
▼erläuft von seinem Beginne bei Lüntenbeck bis in die Nähe von
Oruiten ganz zusammenhängend und überragt zum Theil erheblich
die auf allen Seiten desselben in den Thälern und Einsenkungen
anstehenden Ealksksine.
Die Schiefer müssen also entweder dem Lenneschiefer ange-
hören und ihre abweichende Beschaffenheit ist dann vielleicht einer
Veränderung zuzuschreiben, welche sie durch die aus den überge-
lagerten Kalksteinschichten eingedrungenen kalkhaltigen Wasser er-
litten hatten, oder sie bilden ein hier lokal entwickeltes unteres
Glied des Elberfelder Kalksteins.
Herr Dr. Schmeckobier ausElberfeld theilt mit, dass in der
Nachbar Stadt Schwelm da, wo jetzt die lutherische Kirche steht,
ein ausgedehnter Begräbnissplatz aus heidnischer Zeit
her sich vorzufinden scheine. Schon als 1840 der Platz zum Bau
der genannten Kirche geebnet wurde, sei man auf ausgehöhlte Baum-
stämme gestossen, welche die Stelle der heutigen Särge vertreten hätten.
In jüngster Zeit, vor etwa sieben Jahren, habe man behufs Anlage einer
Luftheizung in der Kirche einen tiefen Canal vor den Altarstufen aus-
werfen müssen und es seien die Arbeiter in einer Tiefe von 6 Fuss
unter dem Fussboden der Kirche wiederum auf einige solcher Särge
gestossen. Die Kirche bewahre noch zwei Stücke eines solchen auf.
Hier habe er sich durch den Augenschein belehrt, dass der Eichen-
stamm- wenigstens ^/^ m im Durchmesser haltend, in zwei ungleiche
Theile gespalten sei, das Kernholz des dickeren Stückes sei dann
durch ein scharfes Instrument (Beil, Meissel oder dergleichen) heraus-
gearbeitet, das dünnere sei dagegen als Deckel benutzt. Aus dem
einen Sarge sei der Schädel des in demselben befindlichen mensch-
lichen Skelets herausgenommen und ihm durch gütige Vermittlung
in die Hände gekommen. Alle Kennzeichen wiesen darauf hin, dass
dieser Mensch, der auch schon Zahnweh gehabt haben müsse, wie
ein kranker Zahn in der linken Seite des Unterkiefers erkennen
lasse, höchstens 25 bis 30 Jahre alt gewesen sein könne, als der
Tod ihn ereilt habe. Der Tod sei aller Wahrscheinlichkeit nach
plötzlich über ihn gekommen. Denn die erdige Ausfüllung des
Hirnkastens, welche Redner vorlegte, zeige oben in der Mitte eine
trichterförmige Vertiefung, welche sich naturgemäss deuten lasse,
dass mit einem spitzen Instrument der Schädel eingeschlagen sei ;
es spreche ferner hiefür, dass sich von den Scheitelbeinen nur
schwache üeberreste gefunden hätten, während Stirnhein, Felsen-
beine und Hinterhauptsbein gut erhalten wären. Es läge also die
Vermuthung nahe, dass dieser junge Sachse mit dem Schwert in
der erhobenen Rechten vorgestürmt sei gegen die verhassten Franken,
6
70
in der Hitze des Gefechtes aber die mit Stacheln besetzte Streit-
keale oder den Morgenstern nicht wahrgenommen habe, mit welchem
ihm der tödtliche Schlag beigebracht wurde, so daas er lautlos zu-
sammenbrach.
Herr Al^theilungshaumeister Hövel machte am Schlüsse der
Tagesordnung in Betreff der nach dem Mittagessen in Aussicht ge-
nommenen Besichtigung der Bohrmaschinen etc. im Rott-Tunnel einige
Mittheilungen über den Betrieb der Arbeiten in dem ge-
nannten Tunnel. Der Bauvorgangbei dem durch einen flachen Hügel,
> den Rottberge, zu treibenden Tunnel, der auf seiner ganzen Länge von
350 m das hiesige Kalkgebirge durchörtert, ist kurz folgender: Zunächst
wird auf der Sohle des Tunnels ein Stollen von 2,7 m mittlerer Weite
und 2,5 m Höhe getrieben, der für den Tunnel als Förderstollen
dient. Dieser Stollen wird mit Bohrmaschinen ausgeführt. Uober
dem Sohlenstollen, jedoch hinter dem Fortschritt des letzteren zurück-
bleibend, wird in der First des Tunnels der „Firsts tollen" mit Hand-
bohrung vorgetrieben. Von dem Firststollen aus erfolgt dann der
weitere Ausbruch des Gebirges in kleinen Stücken von 6— 8m Länge
bis zur Eämpferhöhe des Tunnelgewölbes, so dass das aus Ziegel-
steinen herzustellende Gewölbe eingespannt werden kann, was auf
eisernen Lehrbögen geschieht. Alle in dem oberen Thoile des Tun-
nels gelösten Berge werden durch sogenannte Kolllöcher in die im
Sohlenstollen stehenden Wagen herabgestürzt und mittels der letz-
teren aus dem Tunnel gebracht. Nachdem so das Gewölbe auf eine
Strecke von etwa 50 m Länge fertiggestellt ist, folgt der Ausbruch
des noch stehengebliebenen Gebirges und schlicsslicli die ünterfaii-
gung des Gewölbes, d, h. die Herstellung des Widerlager-Mauerwerks
in kleineren Stücken von etwa 2 m Länge. Dieser unter dem Namen
der belgischen Tunnelbaumethode bekannte Bauvorgang ist in Deutsch-
land bisher fast gar nicht in Anwendung gekommen; es wird viel-
mehr in der Regel bei den in Deutschland und namentlich in Preussen
auszuführenden Tunnels zunächst das ganze Profil ausgebrochen,
dann zuerst das Widerlager und dann das Gewölbe eino^emauert.
Die Methode, zuerst das Gewölbe einzuspannen, hat jedoch für ge-
wisse Gebirgsarten ganz unzweifelhaft sehr bedeutende Vortheile.
Es mag hier noch erwähnt werden, dass sowohl der Mout Cenis-
Tunnel wie auch der Gotthard-Tunnel nach dieser Methode ausge-
führt sind, bezw. werden. Jedoch wird beim Gotthard-Tunnel auf
der Sohle des Tunnels kein Stollen getrieben, sondern nur in der
First des Tunnels, während beim Mont Cenis auch ein Sohleustollen
getrie))en wurde. Wie oben bemerkt, wird der Sohlenstollen mit
Bohrmaschine vorgetrieben, und zwar in nachstehend beschriebener
Weise. Vor dem Tunnel ist in einem kleinen Zechenhause eine Dampf-
maschine aufgestellt, welche die Compressionsmaschine treibt, mittelst
71
deren die Laft angesogen und bis auf 5 Atmosphären zusaminen-
gepresst wird. In einem nebenanliegenden gewöhnlichen Dampfkessel
wird die comprimirte Luft aufgespeichert und mittelst 5 cm (2")
weiten schmiedeeisernen Röhren in den Tunnel gefuhrt, bis in die
Nähe des vor Ort befindlichen Bohrwagens. Dieser Bohrwagen ent-
hält in seinem unteren Theile zwei Cylinder, yon denen der eine die
comprimirte Luft durch Kautschukschläuche, die an die vorgenannten
Bohren angeschraubt werden, aufnimmt, während der andere Cylinder
Wasser enthält, welches unter dem Druck der comprimirten Luft
in die Bohrlöcher gespritzt wird, um das beim Bohren erzeugte
Bohrmehr zu entfernen. Der Bohrwagen trägt femer in der Mitte
eine Säule, an welcher zwei nach allen Seiten drehbare und in jeder
Kichtung festzustellende Bohrarmo befestigt sind, welche die eigent-
lichen Bohrmaschinen aufnehmen. Durch einen Eautschukschlauch
werden diese Bohrmaschinen wieder mit dem Luft-Cylinder in Ver-
bindung gesetzt, und es kann uun, nachdem der Bohrer, der an der
Kolbenstange der Bohrmaschine sitzt, eingerichtet ist, -die Bohrung
beginnen. Nachdem ein Loch auf eine Tie/e von etwa Im gebohrt
ist, was in einer Zeit von etwa ^/j Stunde geschieht, wird die Bohr-
maschine verstellt, um ein anderes Loch zu bohren. Auf diese Weise
werden in die Brust des Stollens etwa 4 — 20 Löcher gebohrt, sodann
werden die Eautschukschläuche gelöst, der Bohr wagen mit der Bohr-
maschine wird zurückgezogen und nachdem die Bohrlöcher mit Dyna-
mit geladen sind, erfolgt das Abschiessen mittels Zündschnur. Nach
der Entfernung der gelösten Berge wird der Bohrwagen wieder
vorgezogen und es wiederholt sich dasselbe Verfahren. In dem Rott-
Tunnel sind nur Bohrmaschinen nach dem System Sachs zur Ver-
wendung gekommen. Diese Maschinen zeichnen sich durch einen höchst
interessanten Mechanismus aus, durch den der Gang der Maschine
sich ganz von selbst je nach der grösseren oder geringeren Härte
des Gesteins und dem dadurch bedingten Vorschreiten des Bohrers
regelt. Der Arbeiter hat nichts weiter zu thun, als die Maschine
in der gewünschten Stellung zu befestigen, sie bei der Arbeit zu
beobachten und von Zeit zu Zeit einen anderen Bohrer einzusetzen.
Im Anschluss hieran machte Herr Hövel noch folgende Mit-
theilung.
In der Nähe der an der Bergisch -Märkischen Eisenbahn von
Düsseldorf nach Elberfeld gelegenen Station Erkrath, ca. 8 Kilometer
oberhalb Düsseldorf, durchschneidet die im Bau begriffene Linie
Düsseldorf-Hörde in einer Tiefe bis zu 12 m einen Hügel, der im
Wesentlichen aus dem gelben Sande besteht, wie er auch in der
Nähe von Gerresheim vielfach vorkommt. In diesem Hügel wurde
eine ca. 30 cm starke weit ausgedehnte Schicht von Steinkemen
tertiärer Schaalthiere angetroffen, von welchen zahlreiche Exemplare
auf den seitlichen Tischen aufgestellt sind.
I
72
Die noch vorliegende Ealkspathdruse sowie der Schwefelkies
und Bleiglanz wurden bei Herstellung einer durch die Eisenbahn-
Linie nothwendi^ gewordenen Verlegung der Chaussee von Hochdahl
nach Mettmann, in der Nähe der sogenannten Vollmühle V« Stunde
unterhalb Mettmann, im Lenneschiefer gefunden.
Die gefundenen Gegenstände wurden vom Herrn Abtheilungs-
Baumeister Hövel der Sammlung des Vereins überwiesen.
Hiermit erfolgte gegen 2 Uhr der Schluss der Sitzung, worauf sich
ungefähr 120 Mitglieder zu dem gemeinsamen Mittagessen in dem
durch Blattpflanzen geschmückten Concertsaale der »Concordiac ver-
sammelten, wobei der Herr Präsident Exellenz v. Dechen in An-
betracht der hochernsten Zeitverhältnisse einen ergreifenden Trink-
spruch auf unsern hochverehrten Kaiser ausbrachte, der begeisterte
Aufnahme fand. Nach dem Mittagsmahl wurden unter Führung des
Herrn Abtheilungsbaumeisters Hövel die Bohrarbeiten im Rott-Tunnel
in Augenschein genommen, dessen Raum durch fortlaufende Reihen
von Lämpchen, dann durch bengalisches Feuer und Magnesiumlicht
unter dem Donner der Sprengschüsse erhellt wurde. Am Abend fand
sich die Gesellschaft als Gast der Stadt Barmen in den Anlagen des
Verschönerungsvereins zusammen, wo Concert und eine höchst ('£Fect-
volle Beleuchtung des Kriegerdenkmals, sowie weithin unten im
Thale abwechselnde bunte Flammen, dem Laufe der Rheinischen
Eisenbahn folgend, die angenehmste Uoberraschung und Unterhaltung
boten.
Am Morgen des zweiten Sitzungstages, am 12. Juni,wurd«'n
zunächst unter kundigor Führung hervorra;;rende industriello Etablisse-
ments der Stadt besucht, insbesondere die Knopffnbrik von IL lleog-
maun, H. Sohn, die Bänderfabrik von F. Tillmann & Cump.
und die Stückfärberei mit Appreturanstalt von Buddo u. Müller.
Die Sitzung begann gegen lO'^Ulir mit geschäftliclien Mitthcihmgen.
Nachdem die Revisoren die von dem Rendanten Herrn Henry vor-
gelegten Rechnungen für richtig befunden, v/inl demselben IX'eharge
ertheilt; an Stelle des verstorl)enen Prof. Dr. Fulilrott als Bezirks-
Vorsteher für Düsseldorf Herr l)r. Cornelius auf Vorschlag dos
Präsidenten gewählt, und ferner die Wiederwahl des IIiM'rn Ober-
Postdirektor Plandtmann für Coblenz durch Acelamation vc»llzog«'n.
Noch war in Anregung gebraclit worden, die Ilerbstversammluiig in
Bonn von dem bisher üblichen Montag aur den Sonntag zu verlegen,
namentlich mit Rücksieht auf Beamte, die an VY'ocheutag'. u verhin-
dert sind. Es wurde beschlossen, mit der diesjäbrigen Ilerbstver-
sammlung den betreffenden Versuch zu machon und die Sitzung um
6. October von 11 Uhr an abzuhalten.
t;^''y
73
Von Herrn Bergmeister Höser waren einige Phosphorite,
von Herrn Dr. Behrens einige Exemplare seiner »Untersuohan*
gen über den anatomischen Bau des Griffels und der
Narbe einiger Pflanz enartenc, zur Einsichtnahme ausgelegt.
Die Reihe der wissenschaftlichen Vorträge eröffnete heute
Herr Bergrath Voss aus Düi'en mit einer Darlegung der
Bergbauverhältnisse der Eifel in historischer Beziehung.
Von den Thälern der unteren Mosel und der mittleren Maas
aufsteigend, liegt, Deutschland gegen Nordosten zugekehrt, das Ge-
birge der pjifel und der Ardennen.
Nur das Eifelgebirge oder die östliche grössere Hälfte des
durch eine im Wesentlichen ganz gleiche Aufeinanderfolge und Zu-
sammensetzung der Schichten gekennzeichneten Gcbirgslandes gehört
zu Deutschland und umfasst, mit Ausschluss des südlich der Mosel
liegenden Theiles des Regierungsbezirkes Trier, die Rheinprovinz
zwischen der Mosel und dem Rheine bis heran an eine Linie, die
von Bonn über Aachen bis zur Landesgrenze gezogen wird.
lieber die Geschichte des Bergbaues dieses Gcbirgslandes der
Eifel will ich reden.
Ehe ich jedoch auf die Sache selbst eingehe, wollen Sie mir
gestatten, über die Zusammensetzung des Gebirges und über die
Natur der in einzelnen Schichten aufsetzenden Erzvorkommnisse
einige Bemerkungen vorangehen zu lassen.
Nach der Zusammensetzung des Gebirges hätten wir, abgesehen
von den erloschenen Vulkanen, die in der Form schöner Berge mit
ihren, anmuthige Seen einschliessenden Kratern einstmals aus dem
geschichteten Gebirge sich erhoben haben, in wirklicher Aufein-
anderfolge des Silur und die Schichten des Devons von den Coblenz-
schichten an bis einschliesslich des productiven Steinkohlengebirges
anzuführen, ausserdem den bunten Sandstein in seiner übergreifenden
Lagerung auf Grauwacke, als auch in dessen Mulde verbreitet,
Keuper- und Muschelkalkschichten in richtiger Aufeinanderfolge zu .
nennen, und endlich zur Kreide gehörige Schichten in ihrer Er-
fitreckung über den westlichen Theil des Kohlengebirges zu ver-
merken.
Zum Bergbau selbst stehen die Vulkane m keiner Beziehung,
ihre Gesteine liefern nur Material zu Wege- und theilweise auch zu
Monumental-Bauten.
Weniger auch im Silur, in dessen Schichten wir nur verein-
zelt für technische Zwecke den Dacbschiefer finden, als in den dar-
über in grosser Verbreitung aufsetzenden Coblenzschichten, tritt
uns die Möglichkeit bergbaulicher Ausführungen entgegen. Es sind
Eisen- und Blei-, sporadisch auch Kupfererze, welcVi'ö ^ot\. 'so^otso-
men, in grosser Häufigkeit jedoch nur die loev^eii «t^Xi^t^tl.
.1
i
I
1
74
4
t
i
,j Der eigentliche Trager derselben ErzyorkommnisBe aber ist
! der Kalk, und zwar sowohl der Eifelkalk als der Eohlenkalk, in
:< welchen ausser den genannten Erzen auch Zinkerze in ziemlich
reicher Fülle vorkommen.
Bleierze endlich führt auch der bunte Sandstein.
Im productiven Kohlengebirge dagegen begegnen wir der Stein-
kohle, die ihrer grossen Verwendung wegen das wichtigste Mineral
»
■.i
?*
4 des ganzen Bergbaues ist.
Ohne jedes bergmännische Interesse erscheint die Kreide, wo-
J gegen das tertiäre Gebirge ansehnliche Braunkohlenlager aufzu-
weisen hat.
Es genüge für den vorliegenden Zweck eine kurze Charakter-
istik der genannten Mineralien und ihres Vorkommens.
Was zunächst das Eisenerz angeht, so unterscheiden wir Braun-
und Thoneisensteine, die lager- oder gangartig in sehr verschiede-
ner Mächtigkeit auftreten. Dasselbe gilt von den Blei- und Zink-
erzen, von denen das erstere vorwiegend in seiner Zusammensetzung
als Bleiglanz, weniger als Weissbleierz, das Zinkerz durchweg mit
Bleiglanz und untergeordnet auch mit Schwefelkies zusammen vor-
kommt.
Sehr verschieden von dem Vorkommen der genannten Erze
{ ist die Ablagerung der Steinkohle in Flötzen und in Mulden, als
deren letztere wir zu unterscheiden haben zwei grosse Kohlenmuldcn,
die grössere unter der Bezeichnung Worm- oder Aachener Mulde,
die andere als Inde-Mulde, welche durch den grossen Gebirgssattel,
auf welchem die Stadt Aachen liegt, von einander getrennt sind.
Die Indemulde hat 14 bauwürdipre Flötze und vorzugsweise
Fettkohlen, während im westlichen Theile der ungleich grossem
und reichern Worm-Mulde nur magere Kohlen vorkommen, die aber
weiter nach Osten hin fetter werden.
Diese beiden Steinkohlenmulden geben die Grundform für die
Schichten-Lagerung ab; wenigstens nehmen auf dem Nordwestrande
der Eifel, wie im Thale derVicht deutlich zu ersehen ist, die unter
dem Kohlengebirge vorkommenden Schichten bis zu den Coblenz-
schichten hin ihre Stellung als Südflügel der Indemulde ein.
Da, wo der Roerfluss das Gebirge verlässt und in das Thal
von Düren tritt, findet man auf den Schichtenköpfen des devonischen
Thonschiefers in übergreifender Lagerung Buntsandstein aufgelagert,
der sich in muldenartiger Wendung bis nach Commern fortzieht.
Im Buntsandstein finden sich, namentlich am letztgenannten
Orte, mächtige Niederlagen bleiischer Mineralien, namentlich von
Bleiglanz eingeschlossen.
Die gekennzeichnete Gegend ist der Schauplatz der frühesten
Bergbau-Entwicklung in diesem Lande.
Schon die Römer haben bei Call und wahrscheinlich am ganzen
- 4 76
Bleiberge wie auch bei Gressenioh unweit Stolberg Bergbau be-
trieben.
um diese Orte herum hat sich denn auch im Laufe der Zeit
der Bergbau weiter bewegt, und entwickelt bis zu gegenwärtigem
, Zustande seiner Existenz. «
Da wir an anderen Orten der Eifel aber nirgends einer so
frühen und so umfangreichen Entwicklung des Bergbaues begegnen,
80 wird es auch genügen, wenn ich zur Würdigung des geschicht-
lichen Verlaufs statt von dem ganzen Gebiete wesentlich nur die
Gegend des Nord-Nordwestabhanges der Eifel von Commem bis
zum Altenberge in's Auge fasse und, so weit es nöthig, auch dae
Hüttenwesen mit berühre.
Wenn ich nun unbekümmert darum, ob dem Bleierz- oder dem
Eisenerz-Bergbau der Vorrang bezüglich des hohem Alters gebühre,
sogleich mit dem erstgenannten Bergbau beginne, so kann ich leider
doch nur anführen, dass durch das Vorhandensein römischer Münzen
und Vasen, wie deren im Landkreise Aachen zu Gressenich und bei
Brimig in Berghalden gefunden worden sind, wie auch durch die
Thatsache, dass die berühmte römische Wasserleitung, welche aus
den Höhen der Eifel herab bis nach Cöln führt, da, wo sie den Ort
Call berührt, über Bleierzhaldenterrain geht, durch diese Gründe
unwiderlediglich dargethan wird, dass diese Bergbau-Ausführungen
von den Römern herrühren.
Dasselbe gilt wohl unzweifelhaft für den ganzen Bleiberg, wo
noch bis ganz vor Kurzem Tausende von alten Halden den Boden
deckten.
Etwas verschieden davon liegen die Verhältnisse zu Maubach
im Kreise Düren.
Statt . der hangenden Schichten, in welchen zu Commem die
Enottenerze aufsetzen, und wo bekanntlich dieses Erzvorkommen
eine so ungewöhnlich grosse Production ermöglicht, ist zu Maubach
in der Nähe der Roer nur der liegende Wackendeckel des Bont-
sandsteins vertreten, welcher sich in übergreifender Lagerung auf
Grauwacke verbreitet befindet. In diesem Wackendeckel brechen
an einer Oertlichkeit, Teufelsloch genannt, mag nur ein oder auch
ein zweites Erzlager daselbst vorhanden sein, übereinstimmend und
vorwiegend Weissbleierze, auch kommen Knottenerze in einzelnen
homogenen Partien in grösserer Tiefe vor.
Das obere Erzlager, oder die obere Partie des massig gegen
Nordosten einfallenden und 0,5 — 30 m mächtigen Erzlagers ist total
verhauen und eine Pinge von 370,17 m Oberfläche mit steil aufrecht
stehendem Rande zur Stelle geblieben.
Ebenso haben die Alten das untere Lager oder den unteren
Theil des Erzlagers von der Pinge aus mit einer nicht unbedeutenden.
Menge von Schächten in Angriff genommen*, Ql\ö ^^^ä3ö^ä ^^^"«^^
76
sind jedoch kreisrund, die Ausfuhr uug ist aber so glatt, als wären
die Seiten abgehobelt.
Wenngleich nun diese runde Form nicht direct für römischen
Ursprung sprechen möchte, so muss doch auch dem Umstände Rech-
nung getragen werden, dass das Gestein sehr fest und we^en der
geringen Dimension der Schächte auch nur eine Anwendung von
Schlägel und Eisen möglich war.
Dass aber durch das ganze Mittelalter bis in die neueste Zeit
hin niemals von einem Bergbau zu Maubach die Rede ist, spricht
wenigstens dafür, dass diese Ausführungen einer Vorzeit anpfehören.
Ob mit dem Abgange der Römer der Bergbau an den vor-
genannten Orten lange Zeit hindurch aufgehört bat, oder ob die
Insassen des Landes denselben bald nachher fortgeführt haben, ist
gar nicht nachzuweisen.
Erst im 11. Jahrhundert, findet nach Dr. Adolf Gurlt's
Bergbau- und Hüttenkunde Bleierz- Bergbau zu Bleialf Statt, welcher
nach derselben Quelle im 15. Jahrhundert in grosser Blüthe gesbinden
haben soll.
Ausserdem wird an anderen Orten vom Ende desselben Jahr-
hunderts, vom Jahre 1492, berichtet, dass Herzog Wilhelm von
Jülich Attlass genommen habe, die Bergwerksrechte von Pjschweiler
und Gressenich nach dem altern Bergweisthum von Call entwerfen
zu lassen.
Als Frucht dieser Bemühungen haben wir die unter der Re-
gierung des Herzogs Wilhelm IV. für Jülich, Cleve, Berg, Mark und
Ravensberg erlassene Bergordnung vom 27. A})ril 1542 anzuoi'kennon,
als deren eigentliche Quelle nach Dr. Brassert's Bergordnuiigen
der preussischen Lande die Ilerzoglicli-Sächsisclie Bergordnung vom
12. Juni 1509 anzusehen ist. Von den au das Territorium dor ver-
einigten Herzogthümer angrenzenden Ländern bat aber nur Chur-
Cöln eine Bergordnung erlassen, welche vom 4. Januar 1G()9 datirt,
für den vorliegenden Zweck jedoch von keiner Bedeutung ist.
Für die genannten IJerzogthüraer selbst kam am 9. September
1666 der jülich'sche Erbfolgevergleich zu Staude, in Folge welchen
Anlasses das Herzogthum Cleve und die Grafschaften Mark und Ra-
vensberg an Brandenburg fielen.
In den übrig bleibenden Ilerzogthümern Jülich und Berg hat
dagegen die Bergordnung vom 27. April 1542 bis zum Jahre 1719,
in welchem unterm 21. März eine neue Bergordnung erschien, in
Kraft gestanden.
Dieser neuen Bergordnung, die der angezogenen Quelle zufolge
nur in unwesentlichen Sachen sich von ihrer Vorgängerin unter-
scheidet, folgen dann bis zur französischen Besitzergreifung noch
zwei Erlasse, die Generaledicte vom 10. März und vom 16. Kovember
1752, von welchen das erstere eine Abgaben-Ermässigung für fristende
77
Graben, and das andere eine dreijährige Zehntfreiheit für neue
Betriebsanlagen gewährt.
Während der franzÖRischen Zeit erlangte zunächst Geltung
in den ocoupirten deutschen Ländern das französische Gesetz vom
28. Juli 1791, welches den Inhabern der neueren wie den früheren
Bergwerks-Berechtigungen nur höchstens eine 50jährige Dauer zuer-
kannte, während schon im Wege einjährigen Nichtbetriebes der
Werke die Concession derae ben verlustig gehen konnte. Die Bedin-
gungen, unter welchen diese Genehmigungen erfolgt sind, müssen
ungleich schwerer zu erfüllen gewesen sein, als es nach dem Wort-
laute des Gesetzes den Anschein haben könnte; da trotz der vielen
Orte, wo um Stolberg herum in der Vorzeit Bergbau betrieben
worden ist, doch nur ein einziges Grubenfeld Diepenlinchen seine
Berechtigung aus der Zeit des genannten Gesetzes aufzuweisen hat.
Das zweite französische Gesetz, das Berggesetz vom 21. April
1810, hat dem Bergbau schon ungleich mehr Vorschub geleistet, da
das verliehene Bergwerk unwiderrufliches Eigenthum wurde. Indess
waren auch nach diesem Gesetze noch die Bedingungen für die Erwer-
bung nur Bewerbern ausführbar, die im Zustande hinlänglicher Mittel
zur Führung des Bergbaues sich befanden. Schon um deswillen hat
das seit dem 24. Juni 1865 in Preussen und anderen deutschen
Ländern allgemein gültige Berggesetz, durch welches gerade jede
Beschränkung aufgehoben worden ist, einen so grossen Vorrang vor
dem französischen Gesetze erlangen können.
Der Betriebsausführungen zu dem in Rede stehenden Berg-
baae habe ich bisher noch mit keinem Worte gedacht, es wird indess
kaum zweifelhaft sein könueu, dass vor der Zeit des Dampfes auch
überall nur blosse Schacht- oder Stollen-Betriebe oder Tiefbaue mit
Hülfe von Wasserrädern haben stattfinden können. Da diese ver-
schiedenen Betriebsperioden indess auch beim Steinkohlenbergbau
eine ausgiebige Stelle finden, so begnüge ich mich mit der Mitthei-
lung, dass nicht gleich mit dem Abzüge der Franzosen im Jahre
1814, sondern erst nach dem Jahre 1840, und zwar nach der Bildung
grösserer Bergwerksgesellschaften, der im Augenblick zwar ein wenig
. darniederliegende Bleierzbergbau einen gegen früliere Zeiten unge-
ahnten Aufschwung genommen hat.
Für den Eisenerz-Bergbau, dem ich mich nunmehr zuwende,
liegen in Betreff seines Alters leider eben so wenig bestimmt« An-
haltspunkte vor.
Aus dem Umstände aber, dass noch vor Kurzem in der Gegend
von Stolberg unter dem Namen » Römerschlacken c sich grosse An-
häufungen von Eisenschlacken vorfanden, die zwar zum grössten
Theile beim neueren Bleihüttenbetriebe Verwendung erhalten bafe^o^^
bat der Zusammenseteung der Schlacken vregen der ^^JtkVxsÄÄ ^«lö^«^
78
werden können, dass sie von einem Betriebe mit Lnppenf euem oder
catalonischen Oefen herrühren.
Nan ist aUgemein anerkannt, dass kein Volk anders als das
der Römer der Schöpfer dieser primitiven Einrichtungen, deren sich
noch manche in Spanien finden, war.
Durch die erste Folgezeit dringt jedoch kein einziger Licht-
strahl, und erst in Pick 's Notizen zu einer Geschichte der Stadt
Eschweiler findet sich, und zwar als unrichtig hinsichtlich seiner
Beziehung auf den Steinkohlenbergbau in Eschweiler angegeben,
dass die ältesten Eohlzirkel nach vorhandenen Urkunden Schenkungen
Ludwigs des Frommen waren.
Bis ganz vor Kurzem haben derartige Wald- oder Meiler-
Gerechtigkeiten, die sich zunächst ausschliesslich auf den Eisenhütten-
betrieb bezogen haben werden, in den Thälem des Weh- und des
Yichtbaches bei Stolberg bestanden, indess führen die zu Nutzen
der Eisen- wie auch der spätem Messinghütten ertheilten Schen-
kungen in ihrem nachweisbaren Ursprung auf Jülich'sche Regenten
zurück.
Demnach scheint beim Eisenhüttenwesen ein längerer Still-
stand zwischen diesen genannten beiden Perioden stattgefunden zu
haben.
Da aber namentlich nach Dr. Brassert's Zeitschrift für Berg-
recht aus den Mittheilungen des Dr. Becker über den Eisenhütten-
betrieb im Amte Weilburg hervorgeht, dass dort schon um das Jahr
780 ein solcher stattgehabt hat, so liegt durchaus kein Grund vor, die
Glaubwürdigkeit der erstgenannten Mittheilungen in Zweifel zu ziehen.
Welcher Beschaffenheit übrigens die Oefen waren, deren sich
die letzten Perioden bedient haben, ob die Oefen selbst noch kleiner
Art, oder schon eine Art von wirklichen Hochöfen waren, ist durch-
aus nicht zu entziffern gewesen.
Von dem wirklichen Betriebe kleiner Hochöfen sagt Dr. Gurlt
in seinem Leitfaden zur Bergbau- und Hüttenkunde, dass ein solcher
zu Ende des 13. Jahrhunderts im Schleidener Thalo umgegangen sei.
Darnach liegt aber erst wieder Kunde vom 16. und 17. Jahr-
hundert vor, als in den Thälem der Call, Vicht u. s. w., grossen-
theils von den Emigranten her, ein flotter Eisenhüttenbetrieb statt-
hatte bis über die Zeit der französischen Besitzergreifung hinaus.
Auch beim Eisenhüttenwesen hat erst die Anwendung des
Dampfes der weiteren Entwicklung Bahn brechen können.
Nachdem der erste grosse Coakshochofen in Deutschland im
Jahre 1796 zu Königshütte in Schlesien erbaut worden war, hat es
noch geraume Zeit gedauert, ehe an anderen Orten solche zur Aus-
führung gekommen sind.
Namentlich auf der linken Rheinseite ist, abgesehen von den
Werken der Quint, im Regierungsbezirk Aachen erst um die
rjabre 1863 nnd 1859 die Erbauung von 4 Hochöfeu, 3 zu Concordia-
I Hütte am lebenberge bei Escbweiler, und ein Hochofen Marie Pru-
■rdence an der Station Stolberg dar Rheinischen Bisenbahn, vor sieh
■■gegangen. Nur einer von diesen steht in Folge der allgemeinen
E Montan- Krisis iu Betrieb.
■ Weit früher waren jedoch aohon -Eise a walz werke, die Haapt-
■rabnehmer von Roheisen, dasolbst im Gange.
I Das erste Werk dieser Art ist von dem Gründer dar noch
kjetst zu Düren besCehenden Hacdelsfirma Eberhard tloasch &
KBÖhne in den Jahren 1819 bis 1S21 ta Lendersdorf angelegt. Dann
■folgte EU Anfang der dreissiger Jahre die Erbauung der Esch-
■■■weiler Drahtfabrik und des Walzwerkes Eschweiler Pümpchen, welchen
Kl640 das grosse Walzwerk Escliweiler Aue imd mit dem Jahre 1848
■die Walzwerke Rothe Erde bei Aachen nnd Eschweiler Station sich
K&ngesuhloBSeii haben.
■ Noch zwei kleinere Walzwerke derselben Gegend — Bschweiler,
f Stolberg — gehören hinsichtliub ihrer Erbauung mehr der neueateu
L Zeit an.
P Beim Steinkohlenbergbau, zu dem ich jetzt übergehe, erfolgte
I die erste Eatdeekuog der Steinkohlen in der Rheiuprovinz bei dem
t Dorfi! Pescli unweit Herzogenrath, im jetaigen Landkreise Aachen,
lum das Jahr 1113, wie in Wagner's Litteratur des Bergreviers
L Aachen nachgewiesen ist. '
t Durch die Lage genannter Oertlichkeit auf dem Nordflngal
Vder Aachener- oder Worm-Kohlenmglde bin ich veranlasst zu der
^Bemerkung, dass die Oberfläche dieses in seiner wesentlichen Aua-
I dehnung nur magere, also nicht zu vercokende Kohlen führenden
k Kohlenbeckens vou dem Flüaschen Worm in der Richtung von Süden
[ nach Norden durchschnitten wird, dessen 77 m tiefer Einschnitt,
tgegen die beiderseitigen Urerhühen damals die Landeagrenze Kwischen
■-«irsohiedenen Territorien bildete.
K Auf der Westseite hatte die Herrschaft Heyden, eine Unter-
Kherrachaft vom Herzogtbum Jülich, den grössten Theil des Landes
riUBe, der übrige Theil gehörte zum Herzogthum Brabant, während
L auf der Ostselte die Territorieu von Jülich und der Stadt Aacben
I «ich befanden.
I In der Herrschaft Heyden ging die erste Ausbeutung von den
V Grandbesitzem aus auf ihrem eigenen Grund und Boden, und erst
I nach und nach sind Betrieb s-ßerechtigungea unter den Gründen
Y Anderer gegen gewisse Abgaben an die Grundbesitzer entstanden.
I Derartige Ausführungen und Ucbertragungen habeu zunächst
> in den Territorien von Aachen und dem Herzogthum Brabant be-
I standen; im Herzogthum Jülich, b e si eh unga weise dem Gebiete des
I.Atatea Wilbelmstein, mögen dagegen schon früh den zu Eschwetler
r gültig gewesenen Belehnungen ähnliche Festsetaungen ergangen sein,
80
■
wie wenigstens das Generaledict des Herzogs Carl Theodor von
Jülich vom 6. März 1752 geradezu schliessen lässt.
Auf der linken oder westlichen Seite der Worm hat sich der
Betrieb zunächst entwickelt, wenigstens finden wir in der angezoge-
nen Litteratur angegeljcn, dass zu Würselen und Morsbach erst zu
Anfang des 14. Jahrhunderts der Bergbau aufgenommen sei.
Wie wenig aber die Bergbauausführun^en zu bedeuten hatten,
geht wohl daraus hervor, dass erst im Jahre 1333 die öffentlichen
Gebäude Aacheu's mit Steinkohlen geheizt worden sind, und dass
erst 20 Jahre später von Stollenanlagen die Rede ist.
Bis dahin sind also nur Tagebaue und nachher Schacht
und Strecke-Betriebe zur Ausführung gekommen.
Dass jedoch vom Jahre 1616 ab zur Anlage von Wasserrädern
für Tiefbauzwecke geschritten worden ist, macht es einleuchtend,
dass in der Zwischenzeit schon ein regerer Betrieb stattgefunden
haben müsse.
Von dem Zeitpunkte der Entdeckung der Kohlen ab waren
bis dahin also schon 500 Jahre verflossen. Indess nicht allein das
■
Feld über der Stollensohio hatte man abfj^ebaut, sondern auch grosso
ünterwerksbaue sind bis dahin zur Ausführung gekommen.
Aus nahe demselben Zeitpunkte, nämlich vom Jahre 1002, datirt
die für das Keich Aachen erlassene Kohlenordnung, die schon eine
Vorgängerin vom Jahre 1505 gehabt, und bestimmt hat, dass die
Eigenlöhner keine Flötze über 0,62 m Mächtigkeit bauen und nicht
unter die Thalsohle niedergehen durften.
Zweihundert Jahre später (im Jahre 1811) ging allmählich
der Tiefbau mit Wasserrädern soinoru Ende zu, indem in dioscm
Jahre auf der Grube Lanj^enberg die erste Dampfmaschine erbaut
wurde.
Ganz ausnahmsweise und nur an einer Stelle auf einem Flötze
waren die Alten bis zu einer Tiefe von 200 m niederg'^gangen, an
den meisten Stellen jedoch nur auf geringe Tiefen unter die Stolion-
sohle.
Für den Betrieb mittelst Dampfmaschine, mit dessen Einfüh-
rung die neue Zeit beginnt, war, da die Mulde in grcjsser Teiife
geht, noch immer ein sehr ergiebiges Feld übrig geblieben.
Nachdem erst die Regularisation der alten Berechtigungen auf
der Grundlage des damals geltenden französischen Berggesetzes vom
21. April 1810 erfolgt war, nahm der Betrieb auch bald andere
Dimensionen an, vorzugsweise in Folge der Bildung grösserer Berg-
werksofosellschaften und es erreichte bald die Production eine Höhe
von 4,000,000 Scheffel aus 11 Grubenfeldern.
Mit dem Jahre 1H40 wurde die Eisenbahn von Cöln nach
Aachen eröönet, welche dem Kohlenabsatze ein neues Absatzgebiet
schaffte.
81
Eine sehr grosse Wichtigkeit, hatte femer die Entdeckung
der Fettkohleupartie im östlichen Fortstreichen der Mulde im Jahre
1846, bis zu welcher Zeit hin östlich des Feldbisses, eine grosse
Verwerfung, welche die östliche Grenze der alten Gruben bildet,
das Feld für die Erwerbung von Bergwerksconcessionen geschlossen
war. Schnell waren aber alsdann in diesem östlichen Felde drei
Felder concedirt, von denen sogleich auch zwei derart in Betrieb
gesetzt wurden, dass es ihnen schon in kurzer Zeit möglieh geworden
ist, eine namhafte Förderung von Fettkohlen auf den Markt zu bringen.
Die höchste Förderung des Aachener Reviers fand im Jahre
1873 statt und hat betragen:
7,503,767 Ctr. magere Kohlen
und 8,736,878 » Fett- und Flammkohlen.
Im Üebergange zu dem zweiten Kohlenbecken, welches süd-
lich des grossen Aachener Gebirgssattels sich befindet, die Inde-Mulde
nämlich, bin ich leider nicht so glücklich, über den ersten An-
fang des Bergbaues mit einer näheren Kenntniss der Thatsachen
dienen zu können. Vielmehr war die auf den ersten Anfang fol-
gende Stollenzeit schon vorüber, und der Tiefbau mit Wasserrädern
hatte bereits begonnen, ehe überhaupt historische Kunde über den
Kohlenbergbau des Indethales zu uns gelangte.
Nur eines Vorganges aus früherer Zeit hätte ich noch zu er-
wähnen.
Schon beim Bleierzbergbau führte ich an, dass um das Jahr
1492 der Herzog Wilhelm von Jülich die Bergwerksrechte von Esch-
weiler und Gressenich nach dem Bergweisthum von Call habe ent-
werfen lassen.
Obgleich die Bergordnung, welche daraus hervorgegangen ist,
weit weniger dem Kohlen- als dem Erzbergbau des Herzogthums
Jülich gegolten hat, so ist doch unverkennbar aus jener Zeitbe-
stimmung die Folgerung zulässig, dass damals der Bergbau schon
eine ansehnliche Entwicklung gehabt haben* müsse.
In der That finden wir denn auch schon im Jahre 1597 zu
Eschweiler Pumpe einen Tiefbau mit Wasserrädern derart fix und
fertig, dass sogleich die söhligen Lösuiigsarbeiten zur Erschliessung
der Flötze begonnen werden konnten.
Im Gegensatze zum Kohlenbergbau von Aachen aber, wo ur-
sprünglich die Grundbesitzer Eigenthüraer der darunter befindlichen
Mineralien v/aren, verfügte der Herzog von Jülich als Landes-
herr über das jus subterraneum und Hess, indem er als Lehnsherr
Anderen durch seinen jedesmaligen Vogt Bergbauberechtigungen
auf einzelne Flötze in gewisser Ausdehnung abtrat, gegen eine Ab-
gabe von sogenannten Gewinnpfennigen, die den 4. bis 14. Theil
der Brutco-Förderung betragen haben, aus diesen Gefallen die Kosten
des Tiefbaues bestreiten.
82 ■
Der Fürst, Hess nirgends hier den Bergbau far seine Rech-
nung betreiben, sondern auf Grund öfltentlicher Verpachtungen den-
selben an Andere in Pacht geben, auf 6, 9 und 12 Jahre.
Im Gegensatz zu den durch blosse Belehnnngen erworbenen
Hechten bestanden diese wie die Pächter in Bergbau-Berechtigungen
auf gewisse Zeiträume innerhalb gewisser Grenzen nach horizontaler
und verticaler Ausdehnung, und erst zu Ende des 18. Jahrhunderts
sind auf vier der besten Flötze der Inde-Mulde Bclehnungen in
ewige Teufe ertheilt worden.
Wenden wir uns nun dem Betriebe wieder zu, so wäre wohl
zunächst zu erwähnen, dass um's Jahr 1596 zu Probstei, 1601 zu
Ichenberg, itt beiden im Bereiche der Aussenwerke gelegenen, zu
Centrum gehörigen Partialfeldern, Bergbaubetrieb mit Wasserrädern
umging.
Dasselbe war zu Weisweiler um*8 Jahr 1630 und 1706 zu Bir-
kengang, Atsch und Aue der Fall.
In dem Grubenfelde von Centrum, welches die ganze Fett-
kohlenpartie der Indemulde, sowie den Nordflügel der Aussenwerke
umfasst, soweit seine Begrenzung nach Westen reicht, wurde schon
um's Jahr 1793 von der ch urfürstlichen Regierung die erste Dampf-
maschine, eine Newcommen'sche Dampfmaschine nebst kupfernem
Dampfkessel, einem Kofferkessel zur Hebung der Wasser aus der
43,94 m tiefen Herrenkunstsohle aufgestellt.
Im Jahre 1794 aber besetzten die Eriegsschaaren der damaligen
französischen Republik das linke Rheinufer, die churfürstlicho Ad-
ministration wurde aufgelöst und die Gegend als erobertes Land
behandelt.
Die französische Regierung, anfangs willens, die damals in
Betrieb stehenden ch urfürstlichen Bergwerke Centrura und l^irken-
gang für Rechnung des französischen Staates zu betreiben, trat
später aus Anlass der kostspieligen Ausführung des Betriebes von
diesem Vorhaben wieder zurück, willigte aber erst, nachdem vorher
und zwar auf Grund des damals bestehenden Gesetzes vom 28. Juli
1791 provisorische Betriebserlaubnisse auf die Dauer (nncs Jahres
für die genannten beiden Bergwerke waren ertheilt worden, unterm
15. August 1801 in eine öffentliche Verpachtung derselben ein.
In dem öffentlichen Verpachtungs-Termine am 27. September
1802 erhielten nun die Rechtsinhaber der zu Ende der chur fürstlichen
Zeit ertheilten 4 Belehnungen auf ewige Teufe den Zuschlag zu einer
jährlich zu erlegenden Summe von 19149 Frcs. oder 15319,2 Mark
und gegen Erlegung einer Caution von 200,000 Frcs. oder 160,000 M.
Noch mehr als 3 Jahre sollten vergehen, ehe die Concessions-
urkunden für Centrum und Birkengang, ertheilt unterm 24. December
1805 auf einen Zeitraum von 50 Jahren, ausgefertigt wurden.
Noch nicht 5 Jahre später erschien das französische Bergwerks-
»'>»'
83
getetz vom 21. April 1810, dasjenige Gesetz, welches auf dem linken
Bheinufer bis zur Zeit des Erlasses des nun allgemein gültigen Berg-
gesetzes vom 24. Juni 1865 in Kraft gestanden hat.
Da es die Pächter zu Eigenthümem der Bergwerke machte,
ohne dass aber in dem Verhältnisse derselben zu den Wasserhai-
tungsanlagen der früheren churfürstlichen Zeit eine Aenderung ein-
getreten war, so hat in Folge dieses Anlasses erst durch den im
Jahre 1882 erfolgten Ankauf der genannten Wasserhaltungsanlagen vom
preussischenFiscusdas volle Eigenihumsrecht erworben werden können.
Schon hatten im Jahre 1814 die Franzosen die Rheinländer
verlassen und Preussen Besitz von diesem Landestheile genommen.
Damals ging der Betrieb im Felde der Hauptgrube Gentrum,
neben welcher noch vier Felder, davon drei auf die Aussenwerke
berechtigt — eines derselben schon abgebaut — bestehen, blos im
Nordflügel der Indemulde über der Padkohlsohle um, die 28,88 m
unter der an den Herrenkunstschächten 43,94 m tiefen Herrenkuust-
sohle liegt, bis auf welche die Baue der Jülich'schen Zeit nieder-
gegangen waren.
Längst ist aber der Nordflügel abgebaut, nicht minder haben
echon die Baue des Südflügels der Binnenwerke die tiefste Sohle —
circa 300 m unter der Padkohlsohle — erreicht, und es mag noch
drei Jahre dauern, bis das ganze Fcttkohlenfeld von Centrum ver-
hauen sein wird.
Mit dem Verschwinden der Fettkohlen aus dem Grubenfelde
Gentrum wird indess die Fettkohlenförderung daselbst noch keines-
wegs aufhören.
Aehnlich, wie die Worm-Mulde durch den Feldbiss wird die
Inde-Mulde gegen Osten durch eine andere, nicht minder wichtige
Störung abgeschnitten, ebenso ist in dem an Centrum östlich an-
Bchiessenden Grubenfelde Eschweiler Reserve nach Ausführung kost-
spieliger Bohrarbeiten auf einer bei der Oertlichkeit Nothberg sich
befindenden Berg Werksanlage nahe der ganze Südflügel der Binnen -
werke bis an die Mulde in zwei Sohlen von 230 und 280 m derart
ausgerichtet, dass mit dem Verschwinden von Centrum bei Nothberg
eine neue Aera der Fettkohlenförderung beginnen wird.
Die Glanzzeiten der Fettkohlenförderung im Inde-Thale datiren
ans den Jahren 1857 bis 1861 durch eine Jahresproduction von etwa
4,200,000 Scheffel.
Seit dieser Zeit hat die Production beständig abgenommen,
dieselbe erreicht gegenwärtig noch nicht 3,000,000 Scheffel, und
mag diejenige der Aussenwerke etwa 1,600,000 Scheffel betragen.
Im Uebergange zum Zinkerzbergbau erlaube ich mir zunächst
an die Thatsache zu erinnern, dass vor der Anwendung der Bletidft^
deren Benutzung für die Zinkfabrikation dem gegen7w«bT\A!^e!\ "i^öos-
84
hundert angehört, diesem Zwecke ausschliesslich der Galmei ge-
dient hat.
Die erste Entdeckung eine« solchen Erzvorkommens erfolgte
am Altenberge, im jetzigen neutralen Gebiete, im Jahre 1405, von
welchem Zeitpunkte ab in der dortigen Galmei-Mulde ununter-
brochen und namentlich während der letzten 30 Jahre bedeutende
Gewinnungen dieses Erzes stattgefunden haben.
Um die angegebene Zeit gehörte die Oertlichkeit nebst vielen
anderen, dem jetzigen Ereis Eupen zusammensetzenden Orten zur
Grafschaft Limburg imllerzogthum Brabant, dessen östliche Grenze
unter andern an das Reich von Aachen stiess.
Bis zum Jahre 1438 brachte indess der in Rede stehende
Galmei-Bergbau, obgleich derselbe zum neunten Theile des Aus-
bringens verpachtet war, nur einen Erlös für den Landesherm von
40,4 Mark unserer Währung ein.
Günstigere Verhältnisse traten erst ein, nachdem vom Jahre
1450 ab, aus Anlass der spanischen Religionsverfolgungen in den
Niederlanden, die Messingfabrikation sich in Aachen angesiedelt hatte.
Interessanter aber als die Frage, wohin der Galraei des Alten-
berges zunächst seinen Absatz gefunden habe, erscheint unstreitig
das für die Grafschaft Limburg im Jahre 1497 erlassene Betriebs-
verbot für fremden Galmei, da es Aufschluss giebt über das Be-
stehen einer Concurrenz, die nach unserer Kenntniss nur von Iser-
lohn aus möglich war, da zu der Zeit an anderen Orten keine Gal-
meiaufschlüssc bekannt waren.
Im Verlaufe der Zeit hatten sich die protestantischen Messing-
fabrikanten Aacheu's bald zu Ansehen und Wohlstand emporgear-
beitet, so dass sie schon um das Jahr 1505 Mitglieder der Stadt-
Regierung Aachen's waren.
In Folge der Wirren aber, die ein Antrag von ihrer Seite um
Gestattung öffentlichen Gottesdienstes hervorrief, haben dieselben
um das Jahr IGOO Aachen verlassen müssen.
Sie siedelten sich in Stolberg an, und ihnen ist die Entwick-
lung desGalmeibergbaues des Cornelimünster'sclien Landes zu danken.
Bevor ich auf diesen Gegenstand näher eindrehen kann, habe
ich Ihre Nachsicht dafür in Anspruch zu nehmen, um über die Stadt
Aaclien noch anführen zu können, dass sie in dem fruchtlosen Bj-
ßtreben, den Ausfall des Wegganges der Messingfabrikanten zu über-
winden, in diesem Zustande im Jahre 1658 oder zwei Jahre nach
dem grossen Brande, so glücklich gewesen ist, im städtischen Gruben-
felde bei Verlan tenheide ein Galmei vorkommen zu entdecken.
Für den Galmeibergbau des Corneiimünster'schen Landes, welcher
sich fast ausschliesslich in den Feldern Breinigerberg, Busbacherberg,
85
Diepenlinchen und in der Herrschaft Eilendorf, im jetzigen Gruben-
felde Kirelifeld und Heideben bewegt bat, wüsste icb eine officielle
Quelle seines Ursprunges nicbt zu nennen.
Nur so viel kann über diesen durch seine bergrechtlichen Eigen-
thümliohkeiten interessanten Packenbergbau gesagt werden, dass für
denselben um't} Jahr 1686 schon Packenbücher als Rechtsquelle ge-
führt worden sind, und dass ein lebhafter Betrieb bis zur franzö-
sischen Besitzergreifung daselbst bestanden hat.
Für die Erwerbung der ersten Packenfelder, deren jedem ein-
zebien ein Kreis von 18 m Durchmesser entsprach, mögen blosse Ge-
wohnheitsrechte bestanden haben, aus denen dann später die Berg-
ordnung vom 27. Juni 1747 und deren spätere zusätzliche Bestim-
mungen vom 7. Juli 1790 hervorgegangen sind.
Bei der grossen Unkenntniss der damaligen Zeit, mit den
*Lagerungsverhältnissen des Gebirges ihrer Gegend, nannten die
Paokentreiber das Gebirge, in welchem sie bergten, einfach Galmei-
gebirge, während sie, was das Grubenfeld Breinigerberg wenigstens
angeht, ihre Betriebsstelleu ausschliesslich im Ausgehenden der in
oberer Höhe Galmei mit etwas Bleiglanz schüttenden Bleierz- und
^inkerzgänge, d. h. Bleiglanz mit Blonde und untergeordnet auch
mit Schwefelkies, gehabt haben. Im Felde von Busbacherberg und
an anderen Orten mögen es mehr unregelmässige stockwerksartige
Verbreitungen gewesen sein.
Mit Ausnahme von dem bereits erwähnten Grubenfelde Alten -
berg ist indess an allen anderen Orten das Zink durch Blende
vertreten, deren Verwendung zur Zinkbereitung auf dem linken
Rheinufer erst vom Jahre 1846 an datirt.
Von dieser Zeit ab hat daher auch auf allen Zinkhütten der
schon beim Bleihüttenbetriebe bekannt gewordene Röstprocess statt
der früheren Calcination des Galmei's aufgenommen werden müssen.
Damit wäre ich in die Verhältnisse der Gegenwart zurück-
gekommen.
Ich möchte Ihnen nun noch ein Bild darüber geben, wie sich
nach den Befreiungskriegen oder seit dem Beginne der preussischen
Bergverwaltung auf dem linken Rheinufer die Montan-Industrie bis
zur Gegenwart hin entwickelt hat.
Da haben wir, wenn das Jahr 1817 mit dem in Bezug auf
Production keineswegs glänzenden Jahre 1877 verglichen wird, noch
einen merkwürdigen Umschwung zu constatiren.
86
Es belief sich Dämlich die Production
im Jahre 1817 — im Jahre 1877.
von Steinkohlen 2,293,388 gegen 20,031,905 Gtr. oder
» Braunkohlen 1,185,444 — 1,697,709 » »
— 938,239 ^ »
— 235,172 . »
— 692,035 » »
— 332,915 » »
— 263,858 » »
Bleierze
49,733
Zinkerze
15,127
Eisenstein
830,080
Alaun
2,600
Roheisen
120,000
Gusswaaren
20,000
Stabeisen
70,834
9 Mal mehr
IV,'
19 »
15 »
IV, »
133 >
2 >
^ I 1,175,078
90,834
Für die Eisenproduction hatten wir jedoch nur für das Jahr
1877 die entsprechenden Daten aus dem Landkreise Aachen vorzu-
legen; die gezogene Schlussfolge ist daher nicht absolut, sondern nur
annähernd richtig.
Herr Prof. v. Eoenen aus Marburg sprach darauf über die
Fauna der Culmformation, welche noch sehr ungenügend aus-
beutet ist.
Redner besitzt vom Weinberge bei Herborn, der in der Lite-
ratur als »geistlicher Berge bezeichneten Lokalität, einige 50 Arten,
von welchen freilich mehrere, meist Pelecypoden und Brachiopoden,
nicht generisch bestimmbar sind ; immerhin bleiben einige 40 Arten
übrig, etwa 4 Mal so viel, als Sandberger aus diesen Schichten be-
schrieben hat. Diese Fauna wird demnächst im neuen Jahrbuche
veröffentlicht werden. Von Interesse ist das Auffinden von Posido-
nomya Becheri mit deutlichen Ligament gruben.
Obgleich Redner anderen Culmlokalitäten (Wirrainghauaen,
Nehden, Aprath bei Elberfeld) nur ganz flüchtige Besuche, noch dazu
meist bei Regenwetter, abstatten konnte, hat er doch auch dort eine An-
zahl interessanter, in der Literatur bisher von dort nicht erwähnter
Formen gefunden, so beiWirminghausen und Nehden (ausser den von
Schülke, diese Zeitschr. 1867 Verhandl. S. 146) namentlich eine
Area (Ä. Decheni n. sp.) und eine Mydlina (M. mytüo^es n. sp.),
bei Aprath ausser einigen von Sarres (de j)etrefactis, quae in schisto
posidonico prope Elberfeldam urbem inveniuntur. Dissert. inang.
Berolini 1857) erwähnten Arten auch einen sehr schönen Abdruck
der Analseite von Poteriocrinus regularis H. v. Meyer. Es ist hier-
nach keinem Zweifel unterworfen, dass im Ciilm noch genug Neues
und Interessantes zu finden ist, um so mehr, als zumal am Nord-
und Nordostrande des rheinischen Schiefergebirges bisher nur we-
nige Aufschlüsse der Culmschichten ausgebeutet worden sind.
87
Herr Geb. Rath Professor Beyrieh aas Berlin machte eine Mit-
theilung über die geologischen Verhältnisse der Umgegend
von Belluno, wo am 29. Juni 1878 sehr bedeutende Erderschütterun-
gen Statt gefunden hatten, die in jüngster Zeit namentlich den östep-
reichischen Geologen zu eingehender Erforschung des Gebiets Ver-
anlassung gaben. Der Vortragende knüpfte seine Erörterungen be-
sonders an eine Schrift von Dr. Hörnes: »Das Erdbeben von Belluno
und die Falb'sche Erdbebenhypothese, Graz, 1877 c, worin er indess
die von Flörnes vertretene geologische Anschauung nicht für natur-
gemäss hält. Nach seinen eigenen Wahrnehmungen wird dieser
Gegenstand noch vielfacher Untersuchungen bedürfen, um endgiltige
Ergebnisse zu erhalten.
Herr Ingenieur F ab er aus Barmen hielt nachstehenden Vortrag über
fleine Universal-Handbohrmaschine für festes Gestein:
Die Herstellung der Sprenglöcher in hartem Gestein ist mühsam und
raubend, wesshalb man fortwährend nach Mitteln sucht, dieselben
rascher und billiger herzustellen. Durch die Anwendung von Dampf
oder comprimirter Luft und neuerdings von stark gepresstem Wasser
ist es zwar gelungen, rascher vorwärts zu kommen, dagegen sind
die dazu nöthigen Anlagen, z. B. Dampfkessel, Luftcompressoren,
Druckpumpen, Bohrmaschinen mit schweren Gestellen, Bohrleitungen
11. s. w. durchaus nicht geeignet, billigere Sprenglöcher herzustellen;
im Gegen theil werden die Kosten derselben meistens bedeutend höher
als mit Handbetrieb, so dass es gerathen ist, sich dieser Hülfsmittel
nur dann zu bedienen, wenn man bei grösseren Anlagen rascher
zum Ziele gelangen will. Auf diese Weise kommt der oben ange-
bene Vortheil nur grösseren Unternehmungen zu Gute, während
man im Allgemeinen bis jetzt nur auf Benutzung des Stossbohrers
oder Schlägels angewiesen ist. Es sind viele Constructionen von
sogenannten Handbohrmaschinen für hartes Gestein entstanden, welche
jedoch meistens sofort als unpraktisch und nicht leistungsföhig be-
zeichnet und erkannt wurden. Die Anforderungen, welche an eine
solche Maschine gemacht werden, sind nämlich so mannigfacher und
oft einander gegenüberstehender Art, wie solche selten bei einer
Maschine vorkommen. Z. B. soll die Maschine möglichst leicht sein,
fest stehen und soll freistehend, ohne eingespannt zu sein, einen
kräftigen Stoss in horizontaler Richtung gegen das Gestein ausüben.
Ferner soll die Maschine in unebenem Terrain und jeder Ecke hori-
zontale oder verticale Löcher unter jedem Winkel bohren können,
dabei aber möglichst einfach, leistungsfähig und transportabel sein.
Aus diesen Gründen ist es mir erst kürzlich gelungen, eine brauch-
bare Maschine zu construiren, trotzdem ich mich seit einer Reihe
von Jahren als Specialist mit Steinbohrmaschiuen und deren Anlagea
beschäftigt habe. Ich hatte bereits gestern ^\^ "lEJox^^ 'V^oassa ^^
88
wirkliche Maschine am Rott-Tannel in Betrieb zu z^gen ; da ich dort
jedoch keine Gelegenheit hatte, Ihnen die Beweglichkeit und mannig-
fache Anwendung des Gestelles zu zeigen, so erlaube ich mir, Ihnen
dieselbe mittelst dieses Modellchens zu erklären. Die Maschine, deren
completes Gewicht 140kg beträgt, lässt sich leicht in einzelne Theile
zerlegen, welche unter Umstanden von Einem Manne transportirt
werden können, und dieser Mann kann die Maschine auch in Betrieb
setzen; besser nimmt man jedoch noch einen Hülfsarbeiter dazu.
Durch Drehen eines Schwungrades macht die Maschine in der Minute
etwa 100 — 120 Schläge bei etwa 130 Mill. Hub. Letzteren kann man
yerstellen. Beim Heben des Bohrers dreht sich derselbe und schiebt
sich gleichzeitig nach Belieben etwas vor. Dieses Vorschieben kann
nach Belieben rasch oder langsamer, je nach der Gesteinhärte, mit-
tels einer Schraube reguUrt werden. In sehr festem Kalkstein war
das Eindringen des Bohrers bei einem Lochdurchmesser von 40 Mill.
gleich 30 Mill. in der Minute. Die Maschine wird durch das Ge-
wicht der sie bedienenden Leute belastet und kann freistehend in
Steinbrüchen, Eisenbahneiaschnitten, Schächten u. s. w. oder auch
eingespannt im Tunnel, bei Borgwerken, in Stollen u. s. w. benutzt
werden. Nach den bisher gemachten Erfahrungen glaube ich, dass
die Maschine den oben erwähnten Anforderungen entspricht und
sich bald einführen wird, da dieselbe leicht von jedem Arbeiter zu
begreifen ist und die Anschafifungskosten im Vorhältniss zu dem
daraus erzielten Nutzen gering sina.
Herr Dr. Schmeckebier theilte sodann mit, dass ihm aus
mehreren Gründen zweifelhaft geworden sei, ob der Scorpions-
stachel wirklich hohl ist. Er habe desshalb mehrere untersucht
und gefunden, dass durch den Stachel zwei Giftcanäle horizontal
nebeneinander hergehen, welche sich kurz vor dem Ende des Sta-
chels vereinigen und so als ein Canal austreten.
Herr Prof. Andrä aus Bonn legte das am Schluss des verflos-
senen Jahres erschienene 2. Heft der Culm-Flora von I). Stur vor,
worin auf Grundlage sehr umfassender Studien in eingehendster Weise
zunächst die Pflanzen der Ostrauer und Waldenburger
Schichten beschrieben werden, und darauf die geologische Stellung
der letztern, dem Jüngern Culm aiigehörig, ausführlich zur Erörte-
rung kommt. Das prächtig ausgestattete Werk in Gi-ossquart um-
fasst 46 Bogen Text, die von 27 z. T. Doppeltafeln der rfla-.)zenbilder,
ausserdem von zahlreichen Zinkographien, einer Revierkarte und zu-
gehörigen geognost. Profilen begleitet sind. Der Inhalt des Werkes
wurde ausführlich besprochen und dabei auf das grosse Verdienst von
Stur hingewiesen, die richtige Anschauung von dieser Flora erschlossen
zu haben, wenn auch die daraus abgeleit te geologische Stellung der
Schichten doch noch anders gedeutet werden kann.
89 %
Der Vortrag des Herrn Oberlehrer Cornelius gab Veran-
lassung zu einer Ergänzung, indem Herr Landesgeologe Dr. Eooh
aus Wiesbaden in Betreff der Fauna von Rheinland und West-
falen die Angabe machte^ dass es in diesen beiden Provinzen
58 — 63 Säugethicre gäbe. Die grossen sind als Jagdthiere
allgemein bekannt; die kleinen aber entdeckt man nur, wenn man
mit Fallen Jagd auf sie macht oder ihr Vorkommen aus dem
Gewölle der Eulen nachweist. Insbesondere sprach der Bednar
über die Fledermäuse, die sich in Bergwerken, Ealkhöblen u. s. w.
aufhalten, und deren er 18 Species im Gebiete gefunden hat. Zwei
davon kommen nur sporadisch alä Ueberläufer aus anderen Gebieten
vor, zwei als Wanderthiere. Letztere sind eine Vesperugo, die im
Sommer am weissen Meere lebt, den Winter aber in Mitteldeutsch-
land zubringt, und eine Vesportilio, die im Sommer auf den. nord-
deutschen Seen wohnt. Die 18 Arten theilen sich in 5 Geschlechter:
1) Ehinolophus oder Hufeisennasen.
2) Plattnascn:
a. Epilemata oder Spomlappen, unter ihnen CinotuSy in
Bergwerken häufig.
b. Vespertilio, unter • ihnen der ebenfalls in Bergwerken
lebende Plecotus attritus,
c. Vesperugo, darunter F. pipistrellus, den Kedner in der
Fürstengruft zu Siegen nach einer Berechnung in 4 — 5000
Exemplaren vorgefunden hat.
d. Nanugo.
Der Winterschlaf der Fledermäuse, welcher im Norden 7, bei
uns 5 — 5^2 Monat dauert, ist ein physiologisches Bäthsel. Sie hän-
gen dann mit den Vorderfüssen angekrallt ohne Lebenszeichen. Feuch-
tigkeit scheint ihnen Bedingung des Lebens zu sein; denn wenn
man sie in trockene Räume bringt, trocknen sie völlig ein. Die
* Fledermäuse sind äusserst nützlich, denn sie verzehren unendliche
Massen von Insekten und verdienen jegliche Schonung. Besonders
den Bergleuten, die ein Vorurtheil gegen diese im Haushalte der
Natur so nothwendigen Thierchen haben, seien sie zur Schonung an-
gelegentlich empfohlen 1
HerrWirklicher Geh. Rath von Dechen legte die 4 Sectionen
der neuen Generalstabskarte im Maassstab von Vioooou*
Altenkirchen (287 D.), Greifenstein (287 E.), Coblenz (299 D.)
und Limburg a. d. Lahn (299 E.) vor, auf welchen die Tra-
chyte des Westerwaldes verzeichnet sind.
Ausserdem enthalten dieselben auch die oligocänen Braunkohlen
und Thone nach markscheiderischen Auftragungen der Bergbehörde.
Die Trachyte der Rheinprovinz und des Regierungsbezirkes Wies-
baden schliessen sich den drei grossen Basaltgrup^n d\!^^^x ^^*^T\r
den: dem Siebengebirge, der bolien li^iiöV \x.iA ^^tq. '^ ^^^äy«^^^ "^^
90
der Weise an, dass die Trachyte im Siebengebirge gleichsam den
Kern bilden, von dem die Basalte ausstrahlen nnd sowohl mit dem
Unterdevon als mit denoligocänen Schichten, zu denen sie ansehn-
liches Material geliefert haben, in Berührung stehen. In der hohen
Eifel treten die Trachyte nur als einzelne kleinere Kuppen im ünter-
devon auf in der Nähe von überwiegend vielen Basaltbergen. Im
Westerwalde sind die Trachyte zwar sehr zahlreich, treten aber in
der Masse sehr gegen die Basalte zurück, mit denen sie eng ver-
bunden sind, und nehmen nur einen beschränkten Raum, an der West-
seite der gössen Basaltmasse und des oligocänen Braunkohlenbassius
ein. Nur wenige kleine Trachytkuppen entfernen sich südwärts von
dieser Gruppe, wie die beiden Arzbacher Köpfe, die von Ems und
das Eichholz bei Isenburg N. von Sayn.
Redner hat in einem Aufsatze 1865 in der Zeitschrift d. d.
geol. Ges. Bd. XVII eine Uebersicht der Trachyte im Westerwalde
S. 88 — 92 gegeben. Dieselbe enthält manche Irrthümer, ist auch
unvollständig und kann jetzt berichtigt und vervollständigt werden.
Die Eckpunkte der Gruppe lassen sich gegenwärtig in folgen-
der Weise von N. anfangend angeben :
Kramberg, auch unter der Bes^ichnung Kriegershecke in der
Literatur, aber nicht in der Gegend bekannt, in der Nähe der
Strasse von Rotzenhahn nach Wölferlingen, der nördlichste Punkt;
gegen W. Hartenfels, am Fusse des Kegels mit der Ruine
Steinburg;
gegen SW. Krümmel W. von Selters (Wied-Selters am Sayu-
bach), der westlichste Punkt;
gegen S. Winterrother Hof;
gegen SO. Hetzstein bei Heilberscheid, kleine flache Kuppe,
dicht am Orte, der südlichste Eckpunkt;
gegen NNO. Sengelberg bei Salz und Wanscheid, kleines Vor-
kommen am NO. Abhänge des Berges, der östlichste Eckpunkt;
gegen N. Gershasen, am SW. Ende des Ortes;
der Anfangspunkt liegt von hier gegen WNW.
Die grösste Entfernung von N. gegen S., von Kramberg bis
Hetzstein beträgt 19 km; von W. gegen 0., von Krümmel bis Sen-
gelberg beträgt 16 km.
Bei weitem die zahlreichsten dieser Vorkommen gehören dem
Hornblende-Andesit an, und zwar kleine und feinkörnige Abän-
derungen mit wenig Hornblende und keinem mikroskopischen Glim-
mer. Die meisten grösseren Partien, welche durch Steinbrüche mehr
aufgeschlossen sind, gehören hierher, besonders folgende: Hahn oder
auf der Wacht dicht unterhalb Selters auf der linken Seite des
Saynbachs, die Dahlener Steinbrüche an der Strasse zwischen Dahlen
und Ruppach — die ältesten der Gegend; Burgwald zwischen Hof,
Langewiesen und Ruppach; Hunnenberg (Distrikt Bergebeutel) zwi-
91
Bohen Weidenfaahn nnd Düringen; Wölferlingen dicht 0. am und im
Orte, westlicher Fuss des Schwengersbergs; Hülsberg zwischen Wir-
ges und Leuterod; Bergfeld Kuppe und oberer Bruch zwischen
Moschheim und Bannbergscheid, Silberborner Erlen an der Strasse
von Obersayn nach Ettinghausen.
Von Wichtigkeit ist das Vorkommen eines Ganges von Hom-
blende-Andesit am SW. untern Abhänge des Hülsbergs, der auch
als Herz- oder Harzberg bezeichnet wird, gegen Wirges hin. Dieser
Gang, 1.26 bis 2 m mächtig, streicht in Stunde 8V2 und fallt mit
65 Grad gegen SW. ein und setzt in einer Abänderung von Basalt
auf, die vielfach in dieser Gegend vorkommt, sich durch ein sehr
dichtes Gefüge und eine dünnplattenförmige Absonderung, derjenigen
des Phonoliths ähnlich, auszeichnet. Nach der Untersuchung von
Emmons ist kein Zweifel, dass diese Gesteine dem Plagioklasbasalt
angehören.
Zu den gangähnlichen Vorkommen von Hornblende-Andesit
in gewöhnlichem Basalt sind diejenigen vom Johanneskopf, 0. von
Oberahr und vom Eramberg zu zählen, da sie bei verhältnissmässig
geringer Breite in grösserer Längenerstreckung aufgeschlossen sind.
Die Verhältnisse sind aber nicht deutlich, da die Berührung beider
Gesteine nicht blosgelegt ist.
Kleinere Partien von Hornblende-Andesit, deren Verbreitung
und' Grenzverhältnisse unbekannt sind, finden sich am Breiterberg
bei Ober-Oetzingon, am Bitterberge zwischen Maxsayn und Kückeroth,
am Sengelberge bei Salz und Wanscheid und an der linken Thalseite
beim Hofe Langewiesen, am W. Abhänge des Burgwaldes. Diese
Berge bestehen übrigens vom Fusse bis zum Gipfel aus Basalt und
das Vorkommen des Hornblende-Andesits ist an diesen Stellen nur
durch Steinbrüche, z. Th. ältere und wie der verlassene, bekannt gewor-
den. Die Gesteine vom Breiterberg und Bitterberg hat Dr. Angeibis
in Dünnschliffen mikroskopisch untersucht: sie haben ein fiaseriges
Gefüge, bestehen aus sehr kleinen Partien irgend eines Plagioklases,
der Horublende-Mikrolithen enthält. Die Gesteine vom Kramberg,
Sengelbcrg und einer Stelle bei Maxsayn hat Dr. Bertel untersucht
und dieselben mit dem Namen Isenit bezeichnet, doch bieten sie
nach der Ansicht von Rose nbu seh keine wesentlichen Unterschiede
von Hornblende-Andesit dar. •
Wenn die entfernteren Stellen hinzugerechnet werden, erhält
man etwa 30 Vorkommen von Hornblende-Andesit in diesem Bezirke.
Die Sanidin-Trachyte oder Sanidin-Oligoklastrachyte sind bei
weitem weniger zahlreich, als die Hornbleude-Andesite.
Die meisten Punkte, an denen Sanidin-Oligoklastrachyt bekannt
ist, bilden einen ziemlich eng begrenzten Bezirk, der sich an der
Hammermühle zwischen Selters und Maxsayn, zwischen Zürbach,
Weidenhahn, Ewighausen, Niedersayn, Bla\xm\iöi«ii, "ÖÄN&Äx^vt^'s^.^
92
Quirnbach, Ober-Oetzingen, Niederahr und zwischen letzterem Orte
und Meudt verbreitet. DaB JBergfeld zwischen Moschheim und Bann-
bergscheid liefert ein Beispiel von dem nahen Zusammenvorkommen
von Hornblende- Andesit und Sanidin-Oligoklastrachyt, welcher letztere
in einigen am tieferen K. Abhänge gegen Moschheim hin gelegenen
Steinbrüchen aufgeschlossen ist.
Zu den wenigen Punkten, welche nicht in diesem engen Be-
zirke eingeschlossen sind, gehört der Steinbruch am Fusse des Kegels
mit der Ruine Steinburg in Hartenfels. Das Verhalten dieses Sani-
din-Oligoklastrachytes zu dem Gesteine, welches den Kegel selbst bil-
det und von A. B. Emmons mikroskopisch untersucht ist, bleibt
wegen mangelnden Aufschluss unbestimmt. Dieses Gestein gehört
danach zwar noch zu den Basalten, die sich durch ihre dünnplat-
tenformige Absonderung auszeichnen, aber doch schon durch. das
Gelatiniren mit Salzsäure den eigentlichen Phouolithen nähern.
Es werden etwa 15 Stellen dieser Sanidin-OIigoklastrachyte
gezählt. Sie unterscheiden sich dadurch von denen des Siebenge-
birges, z. Th. auch der Eifel, dass in demselben die grösseren Ein-
sprenglinge von Sanidin fehlen, das Korn ein gleichmässigercs ist. Da-
bei tritt der Glimmer sehr zurück, wenn derselbe vielleicht auch an
allen Fundorten dieses Gesteins vorhanden ist.
Ausser den bisher aufgeführten Trachyten und Andesiten blei-
ben noch einige Punkte übrig, deren Gesteine der näheren Bestim-
mung entgegen sehen. Dieselben sind sehr feinkörnig und ist daher
ohne eine mikroskopische Untersuchung nicht zu entscheiden, ob sie
der einen oder der anderen übtheilung anj^ehören. Im Aeussern sind
sie der feinkörnigen flaserifyen Grundmasse des Sanidin-Oligoklastra-
chytes vom Kühlsbrunnen im Siebeiigebirge ähnlich. Damit soll aber
keineswegs behauptet werden, dass sie sämmtlich oder theilweise der-
selben Abtheilung der Trachyte angehören. Zu diesem Vorkommen
sind zu zählen: Lanzenberg oder Sonnenberg, Vielbacher Koppel,
ausgedehnte Steinbrüche W. von der Strasse von Vielbach nach Mo-
gendorf, an einer flachen von 0. gegen W. gestreckten Kuppe; Stein-
chen, ein neuer Steinbruch, dicht 0. des Weges von Montabaur nach
Staudt, am flachen, mit Feldern bedeckten Abhänge ist über die
Verbreitung dieses Trachyts Nichts zu beobachten, in einiger Ent-
fernung von NW. und S. tritt gewöhnlicher Basalt in mehreren
Kuppen auf.
Heckenheest, eine Kuppe am N. Ausgange von Dahlen zwischen
den Strassen von hier nach Meudt und nach Berod; an dem untern
S. Abhänge ist das Gestein in einem kleinen Steinbruche entblösst,
während die Kuppe aus Basalt besteht.
Am Rupberg zwischen Ruppach und Dahlen, S. von den Dah-
lener Steinbrüchen kommt auf dem Rücken Hornblende- Andesit, am
93
IT. Abhänge eine feinkörnige, nicht zu bestimmende Varietät vor,
die hier aufzuführen ist. Der Trachyt ist von Basalt umgeben.
Der Hetzstein eine flache Erhebung auf der 0. Seite von Heil-
bersoheid ist durch kleinere Steinbrüche, die theil weise verschüttet
sind, aufgeschlossen. Das Gestein von Krümm el, W. von Selters ge-
hört zu den feinkörnigsten und daher am wenigsten zu bestimmen-
den dieser Gegend.
Dadurch steigt die Zahl der Fundstellen von Trachyten-Ande-
fliten des Westcrwaldes auf 51.
Es sind nun noch einige zweifelhafte Trachytvorkommen dieser
Gegend zu erwähnen. Zirkel (Mikrosk. Beschaffenheit der Miner.
und Gest. 1873. S. 385) erwähnt einen Trachyt von Dernbach bei
Montabaur wegen dos Auftretens von Tridymit. Das Stück hat die
Üniversitäts-Sammlung Leipzig von dem Mineralien-Händler Hey-
mann in Bonn erworben. Nach allem Nachforschen hat ein Trachyt-
punkt in der Gemarkung von Dernbach nicht ermittelt werden kön-
nen. Die Trachyte des Steinchens bei Staudt und des Hülsbergs bei
Wirges liegen beide 3 km von Dernbach entfernt.
Die Siershahner Kuppe ist wohl als Fundort von Trachyt an-
gegfeben worden. Nachforschungen haben ergeben, dass an der flachen
Kappe, welche W. von Siershahn, S. von Mogendorf sich erhebt, an
deren SO. Abhang die Braunkohlengrube Berggarten lagert und
welche ganz aus Basalt besteht, kein Trachyt auftritt.
Die Angaben über Trachyte am Forst zwischen Mcudt und
Ettinghausen, am Neuroth, W. von Meudt und unterhalb Meudt an
der rechten Seite des Eisenbachs müssen noch näher geprüft werden.
So erwünscht weitere Aufschlüsse über die Lagerungsverhält-
nisse der Trachyte und Andesite zu den umgebenden Basalten auch
wären, so wenig Aussicht ist vorhanden, dieselben durch Fortsetzung
der vorhandenen oder durch Aufnahme neuer Steinbrüche zu ge-
winnen.
Nachdem hierauf der Herr Präsident für die zahlreiche und
aufmerksame Betheiligung an den Sitzungen und den Vorträgen ge-
dankt, und zu einer regen Betheiligung an der Herbstversammlung
in Bonn eingeladen hatte, erfolgte der Schluss der Sitzung gegen
2 Uhr.
Ein gemeinsames Mahl im Hotel Vogeler vereinigte noch
einige 50 Theilnehmer, worauf die meisten auswärtigen Mitglieder
der inzwischen eingetretenen ungünstigen Witterung wegen sich zur
Heimreise anschickten. Allgemein schied man von Barmen mit
dankerfülltem Herzen für die so überaus freundliche Aufnahme daselbst.
u
Bericlit über die Herbst- Versammlung des Natur-
historisclien Vereins für Rheinland und Westfalen,
Nach einer Vorversammlung am Abend des 5. October in der
Lese- und Erholungs-Gesellschaft zu Bonn fand die Sitzung am
6. October um 11^4 Übr im Vereinsgeb&ude Statt und wurde von
dem Herrn Präsidenten v. Dechen vor mehr als 70 Mitgliedern er-
öffnet. Zum ersten Male war hierzu ein Sonntag, statt des üblichen
Montag gewählt worden, was von wesentlichem Einfiuss auf die leb-
hafte Betheiligung gewesen zu sein scheint, daher es sich wohl für
die Folge empfehlen dürfte, erstem Tag beizubehalten. Da die Vor-
träge mit Rücksicht auf die Sonntagsfeier später als sonst beginnen^
so ist den auswärtigen Mitgliedern auch dadurch Gelegenheit ge-
boten, vorher die naturhistorischen Sammlungen eingehender betrach-
ten zu können.
Herr Wirklicher Geheimer Rath V. Dechen legte zunächst das
kürzlich eingegangene prachtvolleEartenwerkvor, welches den
Titel führt: Geological and topographical Atlas accompanyingthereport
of the geological exploration of the 40th parallel made by autho-
rity of the honorable Secretary of war byClarenceEing, U. S.
geologist in Charge. 1876. Dasselbe besteht aus einer Uebersichts-
karte, 10 topographischen und denselben entsprechend 10 geologi-
schen Karten, 2 Blättern mit Profilen. Die Ausführung ist ungemein
sauber und läset Nichts zu wünschen übrig. Gleichzeitig wurden
drei Bände Text, welche zu diesem Atlas gehören. II. Bergbau. III.
Beschreibende Geologie, IV. Paläontologie und Ornithologie, welche
schon früher eingegangen und anderweitig besprochen worden sind,
vorgelegt.
Ferner wurde vorgelegt die so eben erschienene 11. Lieferung
der geologischen Karte von Preiissen und den Thüringi-
schen Staaten im Maassstabe von 1:25 000. Es ist die erste Liefe-
rung, welche Karten aus dem Norddeutschen Flachlande enthält, N.
W. von Berlin die 6 Blätter: Linum, Nauen, Markau, Cremmen, Mar-
witz und Rohrbeck. 4 Blätter sind durch Dr. Berendt, 2 durch den-
selben in Verbindung mit L. Dulk geologisch und agronomisch bear-
beitet. Es ist der erste Versuch diese grossartige Arbeit zur unmittel-
baren Benutzung für die Land- und Forstwirthschaft bereit zu stellen.
Gleichzeitig mit derselben ist das 3. Heft des zweiten Bandes
der Abhandlungen zur geologischen Spezialkarte von Preussen und den
Thüringischen Staaten erschienen, welches die allgemeinen Erläuterun-
gen zu den vorhergehenden Karten enthält und eingehender als in den
Erläuterungen zu jedem einzelnen Blatte, den Zweck und die Art
96
der Benutzung dieser kartographischen Arbeit behandelt. Dieses Heft
wurde ebenfalls vorgelegt.
Femer wurde eine Sammlung von glasirten Quarz- und
DeTonsandsteinstücken aus dem Schlackentuffe des Lei-
lenkopfes bei Niederlützingen unfern Brohl vorgelegt, welche Herr
J. Zervas der Vereins -Sammlung zum Geschenk gemacht hat.
Dabei befinden sich auch einige grössere Stücke von Devonsand-
atein, welche radial säulenförmig zerklüftet sind, ähnlich wie Gestell-
steine aus den Hochöfen.
Ferner wurde ein Brief des Herrn Apotheker J. Bloos in
Brühl vorgelesen, nach welchem demselben am 21. Juni 1874 Abends
10 Uhr eine heisse erst flüssige Masse vor die Küsse gefallen ist,
und die er nach dem Erkalten aufgehoben hat. Diese Masse wurde
vorgezeigt. Sie ist als das Residuum einer Leuchtkugel (Feuer-
werkskörper) erkannt worden.
Noch macht Kedner Mittheilung über ein von dorn Yereins-
Yorstande an den berühmten Physiologen Professor Schwann in
Lüttioh zii dessem 50jährigen Jubiläum gerichtetes Glückwunsch-
Schreiben, worauf eine freundliche Antwort des Jubilars eingegan-
gen ist.
Schliesslich wurde mitgetheilt, dass die berühmte Eiersamm-
lung von F. W. J. Baedeker in Witten, welche dessen gros-
sem Werke: »Die Eier der europäischen Vögel« zu Grunde liegt,
zufolge testamentarischer Bestimmung des am 8. Juni d. J. in Düs-
seldorf verstorbenen Herrn Franz Baedeker dem Yereins-Museum
als Geschenk überwiesen worden sei.
Herr Berg Werksrepräsentant H. Schwarze aus Remagen be-
sprach hierauf eingehend eine Lagerstätte fossiler Knochen
amUnkelstein, auf dem linken Rheinufer unweit Remagen gelegen,
und berichtete über die seit dem Jahre 1871 betriebene Ausbeutung die-
ses Fundpunktes bis zur völligen Erschöpfung in der Gegenwart.
Eine ausführliche Mittheilung über diesen Gegenstand werden die
Yereinsverhandlungen im Jahrgange 1879 bringen.
Herr Oberförster Melsheimer sprach L über bei Linz
im Rheine gefangene Fische. Indem ich mir erlaube hier
einige Mittheilungen aus der rheinischen Fauna und Flora zu machen,
will ich mit der Fischfauna des Rheines beginnen. In dem vortreff-
lichen V. Siebold'schen Werke »Die Süsswasserfische von Mittel-
Europa, Yerlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1863«, sind in
der tabellarischen Uebersicht, Seite 39G — 403 die Fische des Rhein-
gebietes mit 43 Arten angegeben; davon wurden bei Linz 36 Arten
und ausserdem noch eine Art, nämlich der Kaulbarsch Acerina eer-
ni*a, welchen die Tabelle für das Rheingebiet nicht verzeichnet ent-
hält, im Rheine gefangen. Es befinden sich 32 Arten ^vsom Yd ^^-^
96
hier ausgestellten Gläsern, welche nebst den sich ebenfalls hier be-
findlichen 14 Schachteln mit Scblundzähnen von Cyprinoiden für die
anatomische Sammlung unseres Vereins bestimmt sind. Die 36 Fisch-
arten, welche bei Linz im Rheine gefangen worden, sind folgende:
1. Perca fluviatilis Lin. Flussbarsch.
2. Äcerina cernua Lin. Kaulbarsch oder wegen seines sehr
schleimigen üeberzugs auch Rotzbarsch genannt.
5. Cottus Gohio Lin. Eaulkopf.
— 4. Gasterosteus aciüeatvs Lin. Sticbling, Stachelbarsch.
~ 5. > 'pungitius Lin. kleiner Stichling.
6. Lota vulgaris Cuv. Rutte, Quappe, Quappaal.
— 7. Platessa Flesus Lin. Flunder.
8. Cyprinus Carpio Lin. Karpfen.
— 9. Carassius vulgaris Nils. Karausche, Gareisel.
10. Tinea vulgaris Cuv. Sohleihe.
11. Barhus fluviatilis Agass. Barbe; wird im Rheine nicht
selten von zwei Krankheiten befallen, von denen die eine von den
Fischern Pockenkrankheit genannt wird, und sich in bculenartigen
Geschwüren von Erbsen- bis Baumnussstärke zu erkennen giebt, die
andere in einer gänzlichen Abmagerung besteht. Wahrscheinlich
nehmen beide Krankheiten für die damit behafteten Fische einen
tödtlichen Verlauf. Eine mit pockenartigen Geschwüren behaftete
Barbe befindet sich unter den hier ausgestellten.
12. Gohio fluviatilis Cuv. Gressling, Gründling, Güvchen.
13. Bliodeus amarus Bl. Bitterling, Blattfischchen.
14. Abramis Brama Lin. Brachsen, Bresem.
— . 15. Blicca Björhm Lin. Blicke, Güster, Kohlbresem.
16. AThurmis lucidus Heck. Laube, üekelei, Alve.
17. » hipunctatus Bl. Schneider.
18. Scardinius erythroplithalmus Lin. Rothfeder, Rothauge.
19. Leudseus rutilus Lin. Eothauge, Plötze.
20. Squalius Ccphahis Lin. Dickkopf, Miene.
21. » Leuciscus Lin. Hasel, Hässling, Bachmiene.
22. Phoxinus laevis Agass. Pfrille, Elritze, hier am Rheine
Rümpchen, in der Eifel stellenweise Maipäiizchen genannt; letztere
Benennung hat das zierliche Fischchen jedenfalls durch den von den
Ovarien stark aufgetriebenen Leib des Weibchens zur Laichzeit im
Monat Mai erhalten.
23. Cliondrostoma Nasus Lin. Nase, in der Eheinprovinz aber
nur unter dem Namen Makrele bekannt. Von diesem Fische kommt
im Rheine eine Abnormität mit verbogenem Schwänze stets und
nicht selten vor; drei Individuen davon befinden sich hier in zwei
Gläsern. Die Biegung beginnt bei fast allen an derselben Stelle,
etwa der 38. bis 40. Schuppe der Seitenlinie, von wo aus der Schwanz
in einer Länge von 9 bis 12 Schuppen stumpfwinkelig aufwärts steigt
97
und dann wieder nach hinten wagereoht verläuft. Wodurch diese
Misigestaltung herbeigeführt wird, konnte ich bis jetzt nicht ergrün-
den; einige Fischer hörte ich die Ansicht aussprechen, sie sei die
Folge einer Quetschung, welche die Makrelen durch die Eisschollen
erhielten, was aber um so unwahrscheinlicher sein dürfte, als eine
ähnliche Erscheinung bei anderen Fiscbarten, die nicht weniger dem
Treibeis ausgesetzt sind, als die Makrelen, von mir nicht wahrge-
nommen werden konnte. Jedenfalls wäre es interessant zu erfahren,
ob in anderen Flussgebieten diese Abnormität auch vorkommt, oder
ob dieselbe nur allein auf den Rhein beschränkt ist.
24. Thymalltis i>ülgaris Nils. Asch, Aesche.
25. Trutta Salar Lin. Lachs.
26. Trutta Trutta Lin. Lachsforelle, Salm.
27. Trutta Fario Lin. Forelle.
28. JEsox lucius Lin. Hecht.
29. Ähsa vulgaris Cuv. Maifisch.
— 30. » Finta Cuv. Finte.
81. Cöbitis fossüis Lin. Bissgurre, Schlammpeitzger.
32. > harhatula Lin. Bartgrundel, Grundel, Schmerle.
33. Anguilla vulgaris Fl. Aal.
84. JPetromyzon marinus Lin. Seelamprete.
85. 9 fluviatilis Fluss-Neunauge.
86. » Planeri kleines Neunauge, Moderbeisser, Stein-
beisser, wurde im Larvenzustande früher als eine besondere Art,
Ammocoetes branchialis Cuv. angesehen. A. Müller hat zuerst die
Verwandelungs-Stadien der jungen Larven des Petromyzon Planeri
SU gesohlechtsroifen Thieren beobachtet. Larven verschiedenen Alters
befinden sich nobst dem vollkommen entwickelten Thiere ebenfalls
hier in einem Glase.
87. Äcipetiser Sturio Stör. Nach der Neuwieder Zeitung wurde
in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni d. Jhrs. im Rheine bei
Neuendorf ein Stör von 65 Pfd. und einige Tage früher von Fischern
ans Mülheim ein solcher von 830 Pfd. gefangen.
Bis jetzt konnte ich von den in der v. Siebold'schen Tabelle
für das Rheingebiet augegebenen Fischen im Rheine folgende 6 Arten
nicht auffinden:
1. Silur is Glanis Lin. Waller, Wals;
n 2. Bliccopsis ahramo-rutilus Hol. (Bastard);
3. Aspius rapax Ag. Schied, Rapfen;
4. Idus melanotus II. Nerfling, Aland;
- 5. Coregonus oxyrhynchus L. Schnäpel und
n 6. Cöbitis taenia Steinbeisser, Steinpeitzger.
In den Beschreibungen dieser 6 Fische sagt v. Siebold, dass
der Waller im Mittelrheine eine seltene Erscheinung, Bliccopsis
ahramo-rutilus aber ein Bastard sei (der wahrsohömWOa. ä\ää \^^
98
vom Schied oder Rapfen aber nicht wo derselbe im Rheine gefangen
worden. Dieser Fisch dürfte sich überhaupt nicht bis zu den Gren-
zen der liheinproyinz versteigen. Die rothe Varietät des Nerfling
soll nach Nau im Rheine und Main vorkommen, der Schwarznerf-
ling nach v. Siebold in Norddeutschland überall verbreitet und der
Schnäpel schon zu Cöln im Rheine gefangen worden sein; endlich
soll der Steinbeisser mit der Bissgurre, dio ich oftmals aus den
Rheintümpeln oberhalb der Ahrmündung erhalten habe, gleiche Ver-
breitung haben.
II. Ueber ein vorzügliches Fischfutter. Nach der Auf-
zählung der Rheinfische will ich es nicht unterlassen, ein vorzüg-
liches Fischfutter, besonders geeignet zur Gesunderhaltung von Fischen
in Aquarien, bekannt zu machen. Dasselbe besteht aus der pulveri-
sirten Eintagsfliege, Augustfliege auch Uferaas genannt, Epheniera
albipennis L. Vor etwa 10 Jahren liess ich mir von diesen Fliegen,
welche im Monat August gegen Abend an den Ufern der Flüsse in
grosser Menge schwärmen, -von Fischern an der Mosel sammeln und
trocknen; für 3 Mark erhielt ich etwa G Liter davon in (j^etrockne-
tem Zustande, wie sie sich hier in einem Glase vorflnden. Die ge-
trockneten Fliegen werden von den Flügeln befreit, was sich einfach
durch Reiben zwischen den Händen über einem Teller oder einer
Schüssel bei etwas Luftzug, welcher den sehr leichten Flügelstaub
wegweht, bewerkstelligen lässt, demnächst im Mörser pulverisirt oder
in einer Mühle möglichst fein gemahlen, und so den Fischern als
Futter ins Wasser gestreut. Die Menge des einzustreuenden Pulvers
richtet sich ganz nach der Anzahl und Grösse der damit zu füttern-
den P'ische; im allgemeinen genügt ein Theelöffel voll für etwa 10
Fische von 8 bis 10 ctm. Länge für die Zeit von 2 Tagen. Wenn
man im Monat August gegen Abend über dem Wasser eines Flusses
von den Fliegen schwärmen sieht und dann beim Dunkelwerden am
Ufer ein Feuer unterhält, so schwärmen die Fliegen gleich Schnee-
gestöber den Flammen zu, verbrennen die Flügel und fallen haufen-
weise um das Feuer zu Boden, wo sie aufgelesen werden können.
Das Auflesen kann man sich dadurch erleichtern, daas man um das
Feuer herum Tücher oder grosse Papierbogen ausbreitet, mit denen
dann die darauf gefallenen Fliegen aufgehoben werden können.
III. Ueber Fasciationen und ähnliche Erscheinungen
holz- und krautartiger Gewächse. Die von Herrn Med.-Asses-
sor Dr. Wilms der Generalversammlung unseres Vereins zu Münster
in Westfalen im vorigen Jahre vorgelegten und besprochenen Fascia-
tionen, verschiedener holz- und krautartiger Stengel, mitgetheilt im
Correspondenzblatt Seite 63, veranlasste mich heute ebenfalls einige
interessante Exemplare derselben vorzulegen und einen weiteren
Beweis dafür zu führen, dass die Ursache solcher Fasciationen in
der Verwachsung von zwei oder mehren Zweigen besteht, wie Herr
99
Pr. Wilms an Exemplaren von Salix Caprea gezeigt hat. Nach
meiner Ansicht gehen alle Fasciationen aus Zwillings-, Drillings-
u. 8. w. Knospen hervor und zeigen meist eine Vereinigung des
Markparenohyms der miteinander verwachsenen Zweige, wie die hier
-vorliegenden Exemplare von Salix Caprea, Citism läburnum und
Diphiaxis ienuifölia zeigen, oder aber die Vereinigung der Zweige
erstreckt sich nur auf die Rinden- und Bastgewebe, wie es bei der
hier in einem Glase ausgestellten Knautia curvensis der Fall ist. Be-
kanntlich tragt die zuletzt genannte Pflanze im normalen Zustande
am Ende eines jeden Zweiges nur einen Blüthenkopf. Dieselbe zeigt
denn auch in dem Glaso einen einfachen Zweig mit nur einem
Blüthenkopf, sowie 2 bis zur verkürzten Achse mit einander ver-
wachsene Zweige mit 2 endständigen und drei ebenso mit einander
verwachsene Zweige mit 3 endständigen Blüthenköpfen; ein Beweis
dafür, dass die Fasciationen aus wirklich mit einander verwachsenen
Zweigen bestehen, wie er deutlicher nicht wohl geführt werden kann.
Die Fasciationen der Holzgewächse stehen in naher Beziehung zu
den sogenannten Hexenbesen, welche aus einer Anhäufung freier
Knospen als Ast- und Zweigwucherungen hervorgehen. Solcher
Hexenbesen, auch Kollerbüsche genannt, welche Fasciationen und
Zweigwucherungen zugleich zeigten, habe ich an oberirdischen Pflan-
zentheilen mehrfach wahrgenommen, an einer Wurzel aber zum
ersten Male an der hier vorliegenden von Primus domestica L., welche
beim Umgraben eines Gartens zu Dattenberg aufgefunden worden
ist. Dieselbe zeigt auf einer Seite hexenbesenartige Wurzelwache-
rungen, auf der anderen Seite einen Büschel eigenthümlicher Fascia-
tionen und zwar beide an ihren unteren Enden mit einander ver-
bunden und theilweise ineinander übergehend. Ein Hexenbesen ohne
Verbänderungen liegt hier von Carpinus Betulus vor.
Die vorgelegte Fasciation von Salix Caprea zeigt eine schnecken-
förmige Drehung mit 3 Windungen, deren Entstehung ich dem Ver-
bundensein eines stärkeren Zweiges mit einem schwächeren zuschreibe.
Die Drehung wird in einem solchen Falle nach der Seite des gerin-
geren Zweiges hin stattfinden müssen, wie ich eben nachzuweisen
versuchen werde. Wenn wir zwei freie verschieden dicke aber gleich-
altrige Zweigtriebe an einem Aste irgend einer Holzart betrachten,
so nehmen wir wahr, dass der dickere Trieb den dünneren in der
Regel auch im Längeuwuchse überholt hat. Bestände nun eine Fas-
ciation aus so zwei ungleichen Trieben, wie es anscheinend bei der
hier vorliegenden von Salix Caprea der Fall ist, so müsste auch
in dieser Verbindung der dominirende Wuchs des stärkeren Triebes
versucht haben, sich geltend zu machen. Wenn sich aber Grösseres an
Kleineres der ganzen Länge nach anlehnen soll, so muss nothwen-
digerweise eine Krümmung des Grösseren entstehn. Der stärkere
Trieb vdrd im Wachsthumsverlaufe den schwächeren fottwüÄÄ^xA
100
überwachsen wollen und dabei zagleiob zwingen, mit ihm in der
Achsenveflängerang eine spiralige Drehung einzugehen. Bei dieser
Fasciation von Salix Caprea scheint beim spiraligen Wachsthums-
verlaufe durch das Streben des stärkeren Zweiges, sich vertical auf-
zurichten, eine Spannung eingetreten zu sein, die das äussere Ge-
webe der Epidermis am inneren Rande des schwächeren Zweiges
fortwährend zum Zerreissen brachte, wodurch sich die an der gan-
zen inneren Spirale bemerkbare, korkartige Wucherung gebildet
haben mag. Eine andere Art der Verwachsung als die bis jetzt be-
sprochene, zeigt der hier vorgelegte, in einer Höhe von 8 m von
einem Stamme der Buche, Fagus süvatiea, im Hönninger Walde ent-
nommene Abschnitt, nämlich diejenige zweier ursprünglich frei ge-
wesener Aeste zu einer Stammrundung, an der von aussen keine
Spur der inneren Verwachsung zu bemerken ist. Wie sich nach
den deutlich sichtbaren Jahresringen beurtheilen lässt, waren die
Aeste etwa 21jährig und hatten eine Stärke von 8 und 11 cm Durch-
messer, als sie sich mit der in der Mitte des Abschnitts noch sicht-
baren Rinde zuerst berührten. Von da an ging die innige Verwach-
sung rasch von Statten ; die Jahresringe beider Aeste erscheinen an
den Seiten der ZusammenfüguDg so lange in excentrischem Verlauf
bedeutend verstärkt, als die daselbst vorhanden gewesenen Einbuch-
tungen noch nicht ausgeglichen waren ; sobald aber diese Ausgleichung
stattgefunden hatte, sieht man alle übrigen Jahresringe die beiden
Aeste als nun zu einem Stamme vereint, regelmässig concentrisch
umgeben.
IV. üeber einen Staar, Sttirnus vulgaris L., mit fast ganz weis-
sem Kopf und Hals und schönen weissen Brust- und Schulterzeicli-
nungen, der von Herrn C h a r b o n von Kripp an der Ahrmündung
vor etwa 8 Tagen geschossen worden und der heutigen Versammlung
vorgezeigt wurde. Dann legte der Vortragende eine Mappe mit vor-
züglichen colorirten Zeichnungen der Raubvögel Deutschlands und
des angrenzenden Mitteleuropas von 0. v. Riosenthal nebst den
zugehörigen Beschreibungen zur Ansicht vor.
Herr Prof. Troschel legte einen Becher vor, in welchem
sich ein vertrockneter Gartenschläfer befand. Derselbe
wurde vor Kurzem in der Saugasse zu Bonn in einem Hause beim Ab-
bruch gefunden und dem Vortragenden für das Naturhistorische Mu-
seum durch Herrn Stadt-Baumeister v. Noel übergeben. Er soll in
einer viereckigen ausgestemmten Höhlung im Dachstuhl gefunden sein.
Dem Hause wird ein Alter von mindestens hundert Jahren zuge-
schrieben. Der Becher wird von Kundigen für römischen Ursprungs
gehalten. So alt ist das Haus und der Siebenschläfer offenbar nicht.
Es scheint aus diesem Funde hervorzugehen, dass doch noch in
ziemlich neuer Zeit der Aberglaube bestanden habe, es müsse beim
101
Neubau eines Hauses ein lebendiges Tbier eingemauert werden. Der
Yortragende erinnerte hierbei an einen Fund in Lippstadt, wo eine
Hatte im Fundament eingemauert gefunden wurde. Es folgten einige
Betrachtungen über Mus rattus und deeumanuSy von der noch eine
dritte Art wird unterschieden werden müssen, so wie über die drei
einheimischen Arten der Siebenschläfer.
Herr Prof. vom Rath legte im Auftrage des Herrn Hoff-
mann (Firma Dr. A. Erantz) mehrere an beiden Enden trefflich
ausgebildete Topaskry stalle aus dem Ural vor und knüpfte dar-
an die Mittheilung, dass der Genannte von seiner zu mineralogischen
Zwecken nach dem Ural unternommenen Reise glücklich und mit
reichen Schätzen seltener und schöner Mineralien zurückgekehrt seL
— Derselbe sprach dann über den Salzstock von Maros-Ujvar
und das dortige Salzbergwerk.
Herr Oeh. Bergrath Fabricius gab eine üebersicht der-
jenigen Wahrnehmungen, welche bei dem Erdbeben vom 26. August
1878, Vormittags gegen 9 Uhr, unterirdisch innerhalb der im
Bezirke des Oberbergamtes zu Bonn gelegenen Bergwerke gemacht
und amtlich gesammelt worden sind. Die öffentlichen Blätter haben
zwar ausfuhrliche Mittheilungen über die auf der Erdoberfläche be-
obachteten Wirkungen dieses Erdbebens gebracht, welches wohl als
die stärkste von allen Erderscbütterungen bezeichnet werden moss,
die seit länger als einem Menschenalter am Niederrhein und in den
benachbarten Landestheilen aufgetreten sind, doch sind sichere Nach-
richten über ähnliche bei diesem Phänomen im Innern der Erde ge-
machte Wahrnehmungen bisher nicht bekannt geworden.
Im Allgemeinen sind auch derartige Beobachtungen in den
Bergwerken schon desshalb seltener ausführbar, weil die meisten
Grubenarbeiten mit kräftigen körperlichen Arbeiten verbunden sind,
wodurch schwache Bewegungen des Gebirges unbemerkt bleiben,
und innerhalb der Gruben bei der Gewinnung und Fortschaffung
der Produkte, durch den Maschinenbetrieb u. s. w. starkes Geräusch
verbreitet wird, gegen welches das mit den Erdbeben vielfach ver-
bundene unterirdische Getöse leicht verschwindet.
Aus den angestellten Erhebungen geht nun hervor, dass in
denjenigen Landestheilen der Rheinprovinz und des Regierungsbe-
zirks Wiesbaden, welche südlich von der Mosel und Lahn liegen,
Wirkungen des Erdbebens innerhalb der Bergwerke nicht bemerkt
worden sind.
Dahingegen wurde im oberen Flussgebiet der Sieg auf einer
Zahl von Gruben theils in den der Oberfläche nahe gelegenen Gru-
benbauen, theils in grösserer Tiefe stellenweise nicht allein ein Er-
zittern des Gesteins und die Bewegung von lose auf dem Bod».^
102
liegenden oder von fest mit dem Gestein verbundenen Gegenstän-
den, sondern audi das Loswerden von Gesteinsstücken oder von
Bergversatz bemerkt und unterirdisches Geräusch vernommen.
Derartige Wahrnehmungen liegen vor: aus den oberen Bauen
der Gruben Glücksbrunnen und Löwengrube bei Siegen, Vorderster
Kraemer bei Eisern, Schlaenger &, Eichert und Scheuer bei Eiser-
feld, hier in einer Höhe von 80 m über der Thalsohle, aus der be-
nachbarten Grube Reinholdforster Zeche, wo theils ein Erzittern
des Gesteins oder eine heftige Erschütterung bemerkt, theils auch
ein unterirdisches Getöse vernommen wurde; aus den Bauen der
Gruben Ohligerzug bei Biersdorf, Apfelbaum bei Bruchbach und
Glücksbrunnen bei Fischbacher Hütte, wo in letzterer Grube ein
Knistern und Abspringen von Stücken des vor dem Feldort anstehen-
den Spatheisensteins beobachtet wurde; von der Grube Bindweide
bei Steinebach, wo in einem Fabrschacbte ein zweimaliges Schwan-
ken des Gebirges und an einer anderen Stelle eine Hin- und Her-
bewegung von lose auf dem Boden liegenden Hölzern, sowie das
Schwanken eines Förderhaspels wahrgenommen, vpn anderen Arbei-
tern ein dumpfes Rollen gehört worden ist, worauf ein zweimaliges
Schwanken und Rütteln des Gesteins eintrat; von der Grube Huth
bei Hamm a. d. Sieg aus Tiefen von 50 und 65 m unter der Erd-
oberfläche, wo ein heftiges Erzittern des Gebirges entstand.
Auch in einzelnen, dem Rheinthale näher gelegenen Bergwerken
sind derartige Beobachtungen gemacht worden. Auf den Eisenstein-
gruben bei Hochausen wurde zu derselben Zeit, als das Erdbeben
stattfand, ein plötzliches Niedergehen von Bergversatz, begleitet von
einem etwa 2 Minuten anhaltenden donnorartigen Rollen, auf der
in der Nähe des Wiedbachthales gelegenen Grube Anxbacli au einem
Punkte ein Krachen der Zimmerung, auf der Grube Consolidirte Louise
bei Krautscheid eine Bewegung im Bergversatz beobachtet, während
auf der Grube Washington bei Bensberg an einer 12 m mächtigen
Stelle der Erzlagerstätte über der 104 m-sohle ein Rütteln in dem
Bergversatz, sowie ein Knistern und Knacken in der Zimmerung
wahrgenommen wurde.
In den Steinkohlenbergwerken des Worm-Reviers nördlich
und nordöstlich von Aachen wurden nur an wenigen Punkten Wir-
kungen des Erdbebens bemerkt, und zwar in der Stoinkohleugrubc
Anna bei Alsdorf, wo in den Bauen des Hermannschachtcs bei 186 m
Tiefe vor 2 Pfeilerabbauen mehrere Erdstösse, an einem derselben
sogar Windsausen, in den Bauen des Wilhelmschachtes ähnliche Er-
schütterungen des Gebirges bemerkt wurden; in der Steinkohlen-
grube Langeuberg bei Kohlscheid wurde ein starkes Getöse gehört,
welches auch im Pumpenschachte zu Voccart vernommen worden ist.
Verbreiteter waren die Wirkungen des Erdbebens in den Stein-
kohlengruben des Inde-Reviers. Im . Schachtfelde Louise des Stein-
„i*"."
'. f
103
kofalenbergwerks Centrum bei Eschweiler, 144 m unter Tage, ver-
nahm man an einem Punkte ein Geräusch, als ob Gesteinsstäoke zu
Boden gefallen wären ; im benachbarten Schachtfolde Nothberg hatte
ein in der zweiten Tiefbausohle auf einem Steinhaufen sitzender
Arbeiter die Empfindung, als ob er mit dem Haufen in die Höhe
gehoben und dieser dann auseinander fallen würde; ebenso empfand
ein unterhalb der 280 m-Sohle der Steinkohlengrube Birkengang bei
Stolberg auf einem Holze sitzender Grubenbeamter einen plötzlichen
Stoss, und mehrere stossähnlichc Erschütterungen sind dort auch
von anderen Personen beobachtet worden; auf der James-Grube bei
Stolberg wurde im Schachtfelde Heinrich ein heftiges Getöse ver-
nommen, worauf alsbald die Luft in beträchtliche Schwankungen
gerieth.
Im Bereich der benachbarten Erzgruben wurde an verschie-
denen Stellen, auf der Grube Diepenli neben bei Stolberg in sämmt-
lichen Tiefbauanlagen ein fremdartiges Brausen und Getöse, weniger
eine wirkliche Erderschütterung bemerkt, während auf der nahe
unter Tage bauenden Eisensteingrube Cornelia bei Breinig ein von
starkem Geräusch begleiteter Erdstoss wahrgenommen wurde, wel-
chem 10 Minuten später ein zweiter und gegen 11 Uhr Vormittags
ein dritter Erdstoss, beide jedoch von geringerer Stärke, folgten.
Heftiger noch waren die Erscheinungen des Erdbebens auf mehreren
Braunkohlengruben im Bergrevier Brühl. Auf der Roddergrube bei
Brühl entstand plötzlich ein etwa 6 Sekunden dauerndes Gepolter
mit starker wellenförmiger Erschütterung, so dass die Zimmerung
im Schacht und in der 12 m tiefen Strecke in Bewegung gerieth
und allen Halt verloren zu haben schien. Auf den Braunkohlengru-
ben Grefrath und Herbertskaul bei Frechen, 10 km westlich von
Cöln, wurde in 20 m Tiefe ein Zittern und Schwanken aller Gruben-
baue sowie unterirdischer Donner, letzterer noch viel stärker als
über Tage, wahrgenommen; auch in denjenigen Strecken, welche in
den festesten Lagen des Braunkohlenfiötzes stehen, traten Brüche
ein ; auf der Grube Herbertskaul brach sogar die Streckenzimmerung
stellenweise zusammen, und die in den Grubenbauen befindlichen
Arbeiter mussten sich an den Stössen festhalten.
Die heftigsten Erscheinungen wurden auf den Braunkohlen-
gruben Giersberg-Fortuna bei Oberaussem, Urwelt bei Quadrath und
Beisselsgrube bei Ichendorf beobachtet, welche südöstlich von Berg-
heim und etwa 10 km östlich von demjenigen Landstrich zwischen
Elsdorf und Buir gelegen sind, auf welchem die Wirkungen des
Erdbebens auch über Tage am stärksten bemerkbar waren. Der
Grubenbetrieb geht auf den beiden ersten Gruben in einer Tiefe
von 28 m, auf der letzten in einer solchen von 36 m um. Die Wir-
kungen des Erdbebens waren dort derart, dass die Arbeiter ^<vx
einer Seite auf die andere, und die Bch^ör \i^\a,^eiietL ^ Qx^er«^'^^
104
auf der Grube Fortuna aus dem Scbienengleise geworfen wurden.
Die Erdbewegung war eine wellenförmige und wiederholte sich
mehrmals. Die erste und stärkste Erschütterung hielt auf der Grube
Urwelt länger an, als auf der Grube Forlfina, wo ihre Dauer auf 8
bis 10 Sekunden geschätzt worden ist. Auf letzterer Grube schien
sie von Südwesten nach Nordosten gerichtet. Auf der Grube Urwelt
zerbrachen an einer Stelle der Streckenzlmmerung 6 Thürstöcke aus
Gzölligem Holz, welche vorher frei von jedem Seitendruck gewesen
waren. Auf der Beisselsgrube wurde um 11 Uhr 25 Minuten Vor-
mittags ein zweiter, weniger heftiger Stoss bemerkt; der Gruben-
steiger befand sich in demselben Augenblick grade im Fahrschacht
auf der untersten Leiter, und gerieth mit letzterer in lebhaftes
Schwanken, wobei er ein starkes donnerähnliches Getöse vernahm.
Auf den. Gruben Fortuna und Urwelt trat nach der ersten Erschüt-
terung alsbald eine Vermehrung der Wassorzuflüsse um etwa ein
Drittel des bisherigen Quantums ein. Wiederholungen der Erdbe-
wegung sind im Tagebau der Grube Fortuna am 26. August d. J.
10 gezählt worden, und selbst bis zum 6. September d. J. verging
kein Tag, an welchem dort mehr oder minder starke Erdstösse be-
merkt wurden.
Derselbe Redner machte hierauf unter Vorlegung von Probe-
stücken einige Mittheilungen über das auf der Eisenstein-
grube Waldmannshausen dicht bei dem Orte Mühlbach im Amte
Hadamar des Regierungsbezirks Wiesbaden in diesem Frühjahr auf-
gefundene Mineral Bauxit, welches zuerst in Baux bei Avignon
entdeckt und seitdem zur Darstellung^ des Aluminiums sowie zu verschie-
denen Zwecken der chemischen Industrie verwendet worden ist. Der
Verein zur Beförderung des Gewerbefleisses in Preussen hatte bis zum
Jahre 1872 für die Auffindung eines Minerals in Preussen, in welchem
mindestens 30 Procent Thonerde und höchstens ein Sechstel davon
an Kieselsäure enthalten sei, einen Preis von 3000 M. oder die sil-
berne Denkmünze ausgesetzt, doch waren alle Ermittelungen bisher
vergeblich gewesen. Die Herren Troost und Dr. Carl Bischof zu
Wiesbaden fanden nun jenes Mineral an dem vorerwähnten Orte
wirklich auf, doch ergab die erste Untersuchung ein noch wenig be-
friedigendes Resultat, indem die Probestücke einen Gehalt von 32,5
Procent Thonerde und 6,7 Procent Kieselsäure hatten. Neuerdinjj^s
sind 5 anderweitige Proben von derselben Fundstelle bei der König-
lichen Berg-Akademie zu Berlin untersucht worden, bei welchen
sich folgende Resultate ergeben haben:
I.
IL
111.
IV.
V.
Kieselsäure: 3,6
3,1
8,4
7,0
2,8 Proc.
Thonerde: 53,4
58,3
48,2
46,0
50,3 y>
also Verhäl tniss der Kie-
selsäure zur Thonerde: 1: 14,8
1:18,8
1:5,73
1:6,57
1:17,9.
106
Hieroach unterliegt es keinem Zweifel, dass mit Ausschluss der Probe
III. die übrigen Stücke für technisoke Zwecke sehr wohl verwend-
bar sein werden.
Der Bauxit ist der chemischen Zusammensetzung nach ein
Thonerde- Eisenoxydhydrat und enthält in reinem Zustande 80 Pro-
cent Thonerde, ist aber in der Kegel durch Eisenoxyd und Kiesel-
säure mehr oder weniger stark verunreinigt, so dass die geringeren
Sorten zu Antrim in Irland und in der Wochein in Oesterreich als
Eisenerze Verwendung gefunden haben.
Auf der Grube Waldmannshausen findet sich der Bauxit am
südlichen Rande des Wosterwaldes Basaltkonglomerates dicht unter
der Oberfläche in fettem Thon eingebettet mit Rollstöcken von Ba-
salt und scheint ein Zersetzungsprödukt des letzteren zu sein. Es
unterliegt wohl keinem Zweifel, dass der Bauxit innerhalb des auf
dem Westerwalde sehr verbreiteten Basaltkonglomerates noch an
vielen Stellen aufgefunden und der vaterländischen Industrie recht
nützlich werden wird.
Herr Prof. v. H an s te i n zeigte darauf an einer Anzahl lebendiger
Beweisobjecte die Beharrlichkeit von Blüten und Früchten
der verschiedensten Pflanzen in ihrer Stellung gegen den
Horizont. Aufrechte, hängende, wagerecht oder schief geneigte Blumen
stehen in ihrer Richtung in bestimmter Beziehung zu ihrem übrigen Bau
und somit zu der mittels Wind oder Insectenhülfe möglichst ergiebig
auszuführenden Befruchtung. Bei Früchten entspricht die Richtung
dem Bedürfniss einer günstigen Yerstreuung der Samen, also der
Nachkommenschaft. Für jede Pflanzenart ist die Richtung von
Blüten und Früchten nahezu constant, und die zufällig oder gewalt-
sam aus ihrer Stellung gebrachten derartigen Organe suchen auf
sehr verschiedene Weise durch ungleichseitiges Wachsthum ihrer
Träger in dieselbe zurückzugelangen.
Herr Prof. H. Landois aus Münster hatte schon vor mehreren
Jahren in seinen Arbeiten über die Thierstimmen auf inductivem Wege
den Beweis geliefert, dass es ausserordentlich viele und mannigfache
Töne gebe, welche das menschliche Ohr nicht zu empfinden im Stande
sei. Die Neuzeit hat nun das Mikrophon gebracht, welches in ana-
loger Weise für das Ohr wie das Mikroscop für das Auge wirkt.
Redner führt aus, dass dieses Instrument die früher auf inductivem
Wege gefundenen Ergebnisse vollends bestätige, und demonstrirt
mehrere Modificationen des bisher noch sehr unvollkommenen In-
struments, welche namentlich auf die Verstärkung des Tones berech-
net sind.
HerrG. Becker aus Bonn sprach über den ausserordentlichen
Reichthum an Orchideen, der sich in d\e«öm^«JVkT^VgMÄ\^\ia^».
106
Eine Art, Limodorum äbortivum, die grösste unserer einheimisohen
Orchideen, wurde in diesem Jahre zum ersten Mal im Gebiete unserer
Provinz (bei Trier) mit Sicherheit nachgewiesen, so wie eine zweite,
ebenfalls sehr seltene Art^ Epipogium Gmelini, an einem von früher
her bekannten Standorte, an welchem sie in den letzten Jahren ver-
geblich gesucht worden war (Laacher See), in mehreren schönen Exem-
plaren aufgefanden. Eine eingehendere Mittheilung über diese beiden
Pflanzen enthalten die Verhandlungen dieses Jahrganges (Seite 361).
Herr Prof. Schaa ff hausen bemerkte im Anschluss an die
Mittheilung Troschel's, dass sich im Museum zu Leipzig eine
Eatzenmuinie befinde, die man in einem Hohlraum einer
alten Mauer gefunden habe: Die sitzende Stellung derselben be-
weise, dass das Thier lebend eingemauert worden sei. Es sei diese Sitte
aus dem grausameren, im Alterthum üblichen Gebrauche, beim Neubau
eines Hauses Menschen lebend einzumauern, hervorgegangen. — Sodann
spricht erüberdieMensohenracen, derenVerbreitung nicht allein,
sondern deren Ursprung die Forscher jetzt beschäftige. In Deutsch-
land sei diese Untersuchung durch das Ergebniss der statistischen
Erhebungen über Farbe der Augen, Haare und Haut uns näher ge-
rückt. Doch soll man nicht von einer hellen und dunkeln Race
sprechen, denn innerhalb derselben Race komme die helle und dunkle
Färbung vor, und wiederum seien verschiedene Racen dunkel von
Haar und Auge. Der Umstand, dass die rohesten Völker und alle
Anthropoiden, ja, die Säugethiere überhaupt ein dunkles Auge haben,
beweise, dass das blaue Auge aus dem dunkeln hervorgegangen, also
jünger sei als dieses. Die blaue Farbe der Iris sei indessen nur eine
optische Erscheinung wie die der Luft, des Wassers und des Eises;
sie komme zu Stande bei geringer Menge des Pigmentes. Man müsse
sie eben so erklären, wie den Pigmentmangel der weissen Haut inner-
halb der gemässigten Zone. Der Kohlenstojff werde hier weggeath-
met, der sich in der Haut des Negers ablagere. Die blonden Men-
schenstämme gehören ursprünglich nördlichen Gegenden an, und es
geht ein Gürtel derselben durch Asien bis nach China. An Haar
und Auge haftet das Pigment fester als an der Haut. Wenn die
Polarvölker dunkel sind, so weilen sie vielleicht nicht lange genug
im Norden, dass die Kälte ihren Einfluss hätte üben können. Nafjh
der Sprache lässt man die Germanen aus Indien kommen, aber die
Hindus sind schwarz. Pösche sucht die Heimat derselben in den
Rokitnosümpfen Litthauens, wo der Albinismus herrscht; man wird
aber die kräftigsten Völker nicht aus einer Krankheit entstehen
lassen wollen. Der Albinismus kommt selbst bei den Negern vor.
Die Umwandlung der dunkeln Stämme in blonde muss sich innerhalb
des gesunden Lebens vollzogen haben. Auch die Cultur konnte Ein-
fluss darauf haben, weil sie die Einwirkungen der äussern Natur
■»,
107
m&ssigt. Was beim Menschen die Cnltur, das wirkt beim Thiere
die Zähmung, und Naumann berichtet, dass die wilden Gänse mit
dunkler Iris schon in der ersten Generation nach der Zähmung eine
blaue haben. Manche lassen die Arier um 600 v. Chr. in Westeuropa
eindringen ; aber auf einem ägyptischen Gemälde, welches die Sieges-
züge Kamses* III. darstellt und aus dem 15. Jahrhundert vor unserer
Zeitrechnung herrührt, ist schon ein Volk mit heller Haut, langem
Haar und blauen Augen abgebildet. Die noch im Atlas wohnenden
blonden Stämme, die man gern von den Yandalen ableitet, sind, wie
es scheint, tausend Jahr älter, als man geglaubt hat.
Herr Bergrath Hundt aus Siegen machte eine Mittheilung
über Eüchenreste (Eockenmödings) aus einem alten Ringe (Stein-
walle) im Kreise Siegen. Es ist dies der erste Fund von sogenann-
ten Küchenresten aus einem der alten westfälischen Ringe, im Volks-
munde Burg oder Hünenburg genannt. Er stammt aus einem erst
vor Kurzem geöffneten Ringe der sogenannten Burg bei Niedemdorf
am Fusse des Gibelwaldes. Derselbe liegt auf einer kleinen Bergkuppe
etwa 100 Fuss über der Thalsohle, ist 20 und 30 m im Lichten weit
und im Walle 6 bis 8 m hoch. Eine Trockenmaner, umwerfen von
Thon oder Lehm, bildet die Umfassung, bezw. den Wall. Kleinere
Wälle liegen zur Seite. Uralt ist diese Culturstätte; die Geschichte
schweigt über sie wie über alle unsere alten Ringe, bezw. Burgen.
Der Fund wurde in einem Aufwurfe von 6 bis 8 Fuss Tiefe gemacht.
Oben lag Gestein und Lehm und darunter die Culturschicht, Asche,
Kohle und Gestein. Die Reste von Thieren, die sich darin vorfanden,
sind hier aufgelegt und bestehen zumeist in Zähnen und Knochen.
Die Zähne sind vom Schwein, dem Hirsch, der Ziege und einem
noch unbekannten Nager. Die Knochen sind unbestimmbar, aber
dadurch besonders interessant, dass sie wie in den Küchenresten des
diluvialen Menschen der Länge nach gespalten sind, um aus ihnen
das Mark zu entnehmen. Eine Topfscherbe zeigt antike Form, kann
aber schon auf der Töpferscheibe gefertigt sein. Thon mit Quarz-
sand bilden die Masse. Die Ausgrabung auf der Burg hat erst be-
gonnen; sie soll fortgesetzt werden, und hoffentlich hat irgend ein
Verein das Wohlwollen durch Geldmittel die Sache zu unterstützen.
Unsere alten Ringe, Burgen, Hünenburgen sind sicherlich die alten
Wohnsitze der Urbevölkerung Germaniens. Kelten oder wohl noch
ältere Völkerstämme haben sie erbaut. Ring von ri = Haus, inca ^
Versteck, Haus, bedeutet wie Burg ein Berghaus, Waldwohnung.
Der Name »Burg« oder »Ring« weist bei Orts- oder Burgnamen
immer auf eine solche alte Culturstätte hin, und man soll wohl dar-
auf achten. Viele Burgberge haben schon ihre alten Steinwälle ver-
loren und nur die Sage, der Volksmund, wahrt ihnen noch ein ge-
heimnissvolles Andenken.
HeT| Bergrath Buff aua Deuti legte einen (oBeileii Baob-
' tehn von Elephas primigritius vor, welcher bei Seeligenthal unweit
Bennef im GeröUe des SiegtfaaJes aafgefunden worden war, und be-
■pr*äb hierbei iuibesocdere noch die looalen VerhäUniaie des Fnnd-
pnnotes.
Da bereits 3 ühr herangekommen war, BChloas der Herr Pi4- 1
sident die Sitiimg mit einem Uank für den zahlreiahen Beaach nnd
die BQBdanernde Theilnahme der hier versammelt geweaeneii Mit-
gheder, worauf sich noch gegen äO derselben wa einem gemeinsaracn
MittagsBBen in der- Lese- und Erholunga-Gasellaohaft vereinigten.
Oeologrische IHittheiliiDg.
üeber eine Lösa-artige Bildimg im Diluviam
'* der Weeergegend.
VoB B. Wagener zu LaDgenhokhausen.
Die Oberfläche der von de» beiden Annen dea CaUebachi,
welcher eine Stunde nordweatlioh von Langenholxhauaen ins offene
Weserthal einmündet, der Weater- nnd Oatercalle, eingeschlosBenen ,
Mnechelkalkerhebung des Rothenbergs wird in dem inneren be-..
weideten Theile, soweit die ateileren Berggehänge reichen, von dem
uiatohenden Kalksteine gebildet; an den äusseren flacheren Abfallen,
welche fast durchans nur als Ackerland benutzt werden, ist derselbe
dagegen bis zu einem gewissen Niveau hinauf rundum von, zumeist
ziemlich mftchtigen, diluvialen Lehm- and Thonaohichten, mit vielen
* Einsohlnssen erratischer Geschiebe von Feuerstein, Granitblöcken etc.
überdeckt, ans welchen jener Kalkstein, stellenweise auch der auf*
gelagerte Keuper, insular hervorragt. —
Nur wenige und aehr wasserarme Thalgründe, der Ber^orm
entspiechend zuerst von steileren Gehäugen eingeschlossen, tind all-
mahhg flacher auslaufend, ziehen sich aus dem Walde in die Thäler
der Weater- und Oatercalle hinab. —
In demeinen, nacb Nordosten geöffneten Seitenthale, dieLuh-
grund genannt, zugleich dem einzigen, welchem oben eine förm-
liche Quelle, der Schwarzenborn, vorliegt, deren Wasser nach kur-
zem Laufe zunächst wieder in den Boden versinkt, um etwa 600
Meter weiter im Tbale abwärts von Neuem hervorzutreten, and
sodann im Lubwege zur Ostercalle abzuflieBsen, — iat etwa im
höchsten Niveau der Dilnvialscbichten durch einen, einige Meter
tiefen und steilen Einschnitt des Fahrweges und Baches auf eise
kurze Erstreckung eine eigenthümliobe Ablagerung einer kalkigen.
l».
109
in S&uren aufbrausenden, staubartigen Masse ohne Bindemittel, mit
yielen, meist weiss gebleichten Schalen und Schalenresten von Land-
nnd Süsswasser-Conchylien aufgeschlossen, von denen bislang die
nachstehend angegebenen Arten vorliegen ; die beigefügten Zeichen
bedeuten:
* häufiges
** sehr häufiges
t seltenes
tt söhr seltenes
? zweifelhaftes
1. Limax cinerus M. ff
2. « flav\i8 L. t
3. Hyälina ceUaria M. **
4. Helix arhustorum L. ft
Vorkommen in der Schicht.
13. Helix lapieida L. f?
14. > obvoluta M.
15. BuUmus montanus Drap. ?
16. CioneUa lubrica M. f
17. > Menkeana Pf. f
18. Succinea öblonga Drap. **
19. > putris L. **
20. lAmnaeus palustris Drap, ff
21. » vulgaris Pf. *
22. > avriciüatus Drap, ff
23. > pereger Drap.
24. Pisidium ohttisale Pf.
Diese Fauna hat zwar viel üebereinstimmendes mit der der
benachbarten T u f f a blager u n gen aus dem Muschelkalke desWinter-
bergs beiVlotho; doch herrschen in letzteren bei Gaildorf (Lippe)
und Horst bei Walldorf (Preuseen) mehr die Land-Conchylien vor,
auch ist die mineralogische Beschaffenheit derselben eine ganz ver-
schiedene; wir glauben die Ablagerung am Luhwege vielmehr als
«in Aequivalent desLöss ansehen zu dürfen, und mögen ähn-
liche Lager unter den bedeckenden Diluvialschichten der hiesigen
Oegend noch an verschiedenen Orten verborgen sein.
5. j
' nemordlis L. *
6. :
» hortensis M. ff ?
7. 1
> fnUicum M.
8. )
• inca/rnata M.
9. i
» rotundata M. *
10. 1
• hispida lu **
11.
» striata Drap. *
12. :
» personata Lam. ff
Verzeichniss der Schriften, welche der Verein
während des Jahres 1878 erhielt.
a. Im Tausch:
Von dem Naturhistorischen Verein in Augsburg: Ezcursions- Flora
für das Südöstliche Deutschlandi von Friedr. Caflisch. 1878.
Von dem Naturforschenden Verein in Bamburg: Elfter Berieht.
Zweite Lieferung. Bamberg 1877.
Von dem Gewerbeverein in Bamberg: Wochenschrift 1877. No.
1 — 29. 17. Jahrgang der naturw. Beilage. No. 1 — 12. Die 24.
Industrieausstellung des Gewerbe-Vereins in Bamberg. Festgabe
zur 25. Ausstellung. Bamberg 1877.
110
Yon der Königlich Preuadsohen Akademie der Wissenschaften in
Berlin: Monatsbericht. September, October, November, Dezem-
ber 1877, Januar, Februar, März, April, Mai, Juni, Juli und Au-
gust 1878.
Yon der Deutschen Geologischen Gesellschaft in Berlin: Zeitschrift
XXIX. Bd. 3. Heft. 4. Heft (October bis December 1877). XXX.
Bd. 1. Heft, 2. Heft, 3. Heft.
Yon dehi Preussischen Gartenbau verein in Berlin: Monatsschrift,
Januar-December 1877. 20. Jahrgang.
Yon dem Botanischen Yerein für die Provinz Brandenburg in Berlin :
Yerhandlungen, 19. Jahrg.
Yon dem Entomologischen Yerein in Berlin: Deutsche Entomolog.
Zeitschrift. 21. Jahrg. (1877). 2. Heft. 22. Jahrg. (1878). 1. Heft.
2. Heft.
Yon der Gesellschaft Naturforschender Freunde in Berlin: Sitzungs-
berichte, Jahrg. 1877.
Yon dem Naturwissenschaftlichen Yerein in Bremen: Abhandlungen,
5. Bd. S. Heft. 4. Heft. Beilage No. 6.
Yon der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Bres-
lau: 55. Jahresb. für 1877. Breslau 1878. Fortsetzung des Yerzeioh-
nisses der in den Schriften etc. von 1864 — 1876 incl. enthaltenen
Aufsätze, geordnet nach den Yerfassern in alphabetischer Folge.
Yon dem Naturforschenden Yerein in Brunn: Yerhandlungen, XY.
Bd. Heft 1 und 2.
Yon der Mährisch-schlesischen Gesellschaft für Ackerbau, Natura
und Landeskunde in Brunn: Mittheilungen, 57. Jahrg. 1877.
Yon dem Yerein für Naturkunde in Cassel: Uebersicht der in der
Umgegend von Cassel beobachteten Pilze. Cassel 1878.
Yon der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Chemnitz: 6. Be-
richt 1878.
Yon der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig: Schriften. Neue
Folge. lY. Bd. 2. Heft. Danzig 1877.
Yon dem Yerein für Erdkunde in Darmstadt: Notizblatt. 3. Folge.
XVI. Heft. No. 181—192.
Yon der Leopoldinisch- Carolinischen Akademie der Naturforscher
in Dresden: Leopoldina. Heft XIH. No. 23—24. Heft XIV. No.
1—22.
Yon dem Naturhistorischen Yerein Isis in Dresden: Sitzungsberichte,
Jahrg. 1877. Juli — December.
Yon dem Naturwissenschaftlichen Yerein in Elberfeld : Jahresberichte
nebst wissenschaftl. Beilagen. 5. Heft 1878.
Von Herrn Liesegang in Düsseldorf: Photographisches Archiv:
XIX. Jahrg. 1878. No. 365. 366. 367. 368. 369. 370. 371. 372. 373.
374.375—378.379. 380. 381. 382. XIH. Jahrg. 1872. No. 246. 248.
XIV. Jahrg. 1873. No. 275. (Auf Reclamation.) Laterna Magica.
II. Jahrg. 1. Heft. No. 5.
\
Von der Natu rforach enden GeeeUachaft in Emden: 63, Jahreßbericbt.
(1877.) Emden 1878.
Von der Redaction des „Zoologischen Gartens" iu Frankfurt a. M.
Zeitschrift: Der Zoologische Garten. XVIII, Jahrg. No, 4, 5. 6;
XIS. Jahrg. No. 1. 3. 3. 4. 5, 6.
Von der Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften in
Freiburg im Breisgau: Berichte über die Verhandlungen, Bd. VII,
Heft n.
Von dem Verein für Naturkunde in Fulda; V. Bericht. Fulda. 1878.
Meti'oroL-phaenologiache Beobachtungen aue der Fuldaer Gegend.
1877. Fulda I87S.
Von der Oberhessisehen Gerellschaft für Natur- und Heilkunde in
Giessen; 17. Bericht 1878.
Von der OberlauaitziBc-hen GeaellBchaft der WiBsenschaften in Görlitz;
Neues Lausitzisches Magazin, Bd. LUl. Heft 11. Bd. LIV, Heft I.
Von dem Naturwissenschaftlichen Verein für Steiermark in Gra:c:
Mittlieilungen, Jahrg. 1877.
Von dem Akademischen Natu rwisaenschaftU oben Verein in Graz;
Jfthreebe rieht, n. Jahrg. 1B76.
Von dem Verein der Aerzte in Steiermark in Graa; Mittheiltmgen.
Vereinsjahr 1576—1977.
Von dem NaturwiBaenscbaftlichen Verein von Neuvorpommem und
Bügen in Greifswald : Mittheil ungen. IX. Jahrg.
Von dem Natur wissouschaf Hieben Verein für Sachsen und Thüringen
in Halle: Zeitschrift, 3. Folge. Bd. I und H. (Der ganzen Reihe
. XLIX. und L. Bd.) Halle 1877.
Von dem Na tarwissenechaftliohen Verein in Hamburg: Verhandlungen
des Naturwissenschaftlichen Vereins in den Jahren 1875 und 1876.
Neue Folge. I.
Von der Natur historischen Geselischaft in Hannover: 25, Jahresbe-
richt für 1874— 187&. Hannover 1876. 26. Jahresbericht für
187&— 1876. Hannover 1877.
Von der Redaction des Neuen Jahrbuchs für Mineralogie, Geologie
und Paläontologie in Heidelberg: Neues Jahrbuch. Jahrg. 1878.
Heft 1. 2. 3. 4. 5, 6. 7, 6. 9.
Von dem NaturhlHtoriach-mediciniBohen Verein in Heidelberg; Ver-
iiandlungen. Neue Folge. U. Bd, 2. Heft.
Von dem Siebenbürgi scheu Verein für Naturwisaecs chatten in Her-
mannatadt: Vorhandlungen und Mittbeilungen. XXVIII. Jahrg,
Von der Med izinisch-naturw lasen schaftlichen Gesellschaft in Jena;
Zeitschrift. XI. Bd, Neue Folge. IV. Bd, 4. Heft. XU. Bd.
Nene Folge. V. Bd. 1. Heft, 2. Heft 3. Heft, 4. Heft.
Von dem Ferditiandeum für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck;
Zeitschrift des Ferdinande um a. 3, Folge. 21. Heft, 22. Heft
Von dem Naturwissenschaftlichen Verein fär Sohleswig-Holstein J
Kiel: Schriften. Bd. Hl. 1. Heft.
112
Yon der E. physikalisch-ökonomischen Gesellschaft in Königsberg:
Schriften. XVn. Jahrg. 1. u. 2. Abth. XVIII. Jahrg. 1. Abth.
(Auf Ilecl.)XIL Jahrg. 1. Abth. Beiträge zur Naturkunde Preussens.
I. Die Ameisen des baltischen Bernsteins. IL Miocene baltische
Flora. III. Die bis jetzt in pr. Geschieben gef. Trilobiten.
Yon der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissen-
schaften in Marburg: Sitzungsberichte^ Jahrg. 1876. 1877. Schriften.
Bd. XL 1. 2. 3. Abhandl. Cassel 1876 und 1877.
Von der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften in
München : Sitzungsberichte, 1877. Heft III. 1878. Heft I. H. HL
Abhandlungen. XIII. Bd. 1. Abth. Die geognostische Durchfor-
schung Bayerns. Rede von Dr. C. W. Gümbel.
Von dem Verein Philomathie inNeisse: 19. Bericht von Mai 1874 —
Mai 1877. Neisse 1877.
Von dem Verein der Freunde der Naturgeschichte in Moklenburg
in Neubrandenburg: Archiv. 31. Jahr. (1877).
Von dem landwirthschaftlichen Verein in Neutitschein: Mittheilungen.
XV. No. 1—12. XVL 1. 2. 5. 6. 7. 10. 11. 12.
Von der Naturhistorischeü Gesellschaft in Nürnberg: Abhandlungen
der Naturhist. Gesellschaft. VI. Bd. Nürnberg 1877.
Von dem Verein für Naturkunde in Offenbach: 15. und 16. Bericht
über die Thätigkeit 1873-1875. 17. und 18. Bericht über die
Thätigkeit 1875-1877. Offenbach 1878.
Von dem Naturhistorischen Verein Lotos in Prag: Jahresbericht
für 1877.
Von der K. Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag :
Sitzungsberichte 1877.
Von dem Zoologisch-mineralogischen Verein in Regensburg : Corres-
pondenzblatt. 30. Jahrgang 1876. 31. Jahrgaog 1877.
Von der Botanischen Gesellschaft in Regensburg: Flora. Neue Reihe.
35. Jahrg. 1877.
Von dem Entomologischen Verein in Stettin: Entomologische Zei-
tung. 38. Jahrg. (1877).
Von der Gesellschaft für rationelle Naturkunde in Würtemberg
zu Stuttgart: Würtembergische naturwissenschaftliche Jahres-
hefte. 34. Jahrg. 1.— 3. Heft.
Von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien: Sitzungs-
berichte. Jahrg. 1876. 1. Abth. LXXIV. Bd. Heft III. IV. V.
Jahrg. 1877. Heft I. H. u. III. IV. V. Jahrg. 1876. 2. Abth. LXXIV.
Bd. Heft HL IV. u. V. Jahrg. 1877. 2. Abth. LXXV. Bd. Heft
I. IL III. IV. V. LXXVL Bd. Heft L Jahrg. 1876. 3. Abtl
LXXIV. Bd. Heft I u. IL HL IV. u. V. Jahrg. 1877. 3. Abthei
LXXV. Bd. Heft I— V.
Von der Kaiserlichen Geologischen Reichsanstalt in Wien : Jahrbucl
Jahrg. 1877. XXVH. Bd. No. 3. 4. Jahrg. 1878. XXVHL Bc
No. 1. a. 3. Tsohermak^ Mineral. Mittheiiungren. VII. Bd. 4. Heft.
I Verhandlungen. 1877. No. 14—16. 1879. No. 1— lä.
Von dem Zoologisch-botaniBohen Vereiu in Wien: Verhandlungen
XXVn. Bd. Wien iSTS.
Von dem Kaiserl. Ilofmineralienkabinet in Wien; Mineral. Mitthei-
lungen TOu TBchermak. Jahrg. 1877. Heft 1, U. III. IV.
Von der K. K. Geographischen Geaellachaft in Wien: Mittbeil ucgen
XX. Bd. (der neuen Folge X.)
Von dem Verein zur Verbreitung NaturwiMenschaftÜeher Kenot-
niese in Wien: Schriften. SVIII. Bd. Jahrg. 1677/78.
Von dem Verein für Naturkunde in Nasean zu Wiesbaden: Jahr-
bücher. Jahrg. XXIX u. XXX. (1876 u. 1877.)
Von der Phj'sikaliBoh-niedioin lachen Gesellschaft in Würzburg; Vec-
I handlangen. Heue Folge. XI. Bd. S. a. 4. Heft. XIL Bd. 1. n.
2. Heft. 3. u. 4- Heft.
Von dem Naturwissenschaftlichen Verein in Magdeburg: 7. Jahres-
bericht nahst Sitzungsberichten a. d. Jahro 1876 (1677). 8. Jahres-
bericht nebst den Sitzungsberichten a. d. Jahre 1877 (1878).
Von dem naturwissenschaftlich -mediEiniscben Verein in Innsbruck:
Berichte. VI!. Jahrg. 1B76. I. Heft. 2. □. 3. Heft.
Von dem Botanischen Verein io Landshut; 6. Beriebt. Landshut 1877.
Von der Physikalisch- medizinischen Sooietät in Erlangen: Sitennga-
berichte.
Von dem Verein für Naturkunde in Zwickau: Jahresbericht 1877
(1878).
Von dem Westfälischen 'Verein für Vogelschutz, Geflügel- u. Bing-
Tögelzucht in Münster i. W.; Jahresbericht der zoologischen Sec-
tion für 1877/78. Jahresbericht der botanischen Sectiou pro 1877.
Von der Kedaction der Entomologischen Nachrichten in Pulbus:
' Entoniologische Nachrichten, III. Jolirg. Heft 12. IV. Jahrg. Heft 1.
2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13, U. 15. 16. 17. 18, 19. SO.
f 21. 22. IE, Jahrg. 11. Heft (nachträglich).
I Von der Königl, üng. Geologisch eil Anstalt in Budapest: Mitthei-
, Inngen. V. Bd. Heft 2. 1878.
I Von der Redaclion der „TermeazetraJH Füzetek" (Natur bis torische
Hefte) in B.idapeat: Naturw, Hefte 1. 2. 3. 4.
Von dem Naturwissenachaftliohen Verein in Aussig: 1, Bericht, Für
l die Jahre 187fi u, 1877 (1878).
} Tonder Redaetion ,,Der Bienenvoterans Böhraeii" in Prag; III, .Tahr-
L gang 1877. Nti, 1—6. 9—12 nebst Titel. IV. Jahrg. 1878. No. 1.
[ Ton der Natur forsch endeu Gesellschaft in Leipzig: SitKungsberichte.
i 1. Jahrg. 1874. a. Jnlrg. 1875. 3. Jahrg. 1876. 4. Jahrg. 1877.
L Von dem Vereiu für Erdkunde in Halle a.d. S.r Mltthailungen 1877.
^Jfr^n der Natu rforseh enden Qesellschafl in Basel; Verhandlungen.
Hje. Theil. 3. u. 4. fiea
114
Von der Naturforschenden Gesellschaft in Bern: Mittheilungen aus
dem Jahre 1877. No. 923—936.
Von der Schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Natur-
wissenschaften in Bern: Verhandlungen. 60. Jahresversammlung.
Jahresbericht 1876/77. Lausanne 1878.
Von der Naturforschenden Gesellschaft Graubündtens in Chur: Jah-
resbericht. Neue Folge. XX. Jahrg.
Von der St. Gallischen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in St.
Gallen: Bericht über die Thätigkeit während des Vereiusjahres
1876—1877.
Von der Societe de physique et d'histoire naturelle in Geneve: Me-
moires. Tome XXV. Premiere Partie. Seconde Partie.
Von der Societe Vaudoise des sciences naturelles in Lausanne:
Bulletin. Vol. XIV. No. 77. 2. S. Vol. XV. No. 79. 80.
Von der Societe des sciences naturelles in Neufchätel: Bulletin.
Tome VI. II. Cahier.
Von der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich : Vierteljabrsschrift.
XXI. u. XXII. Jahrg.
Von der Academio royale des sciences in Amsterdam: Verhandelingen,
Zeventiende Deel 1877. Verslagen en Mededeelingen, Afd. Natuurk.
Tweede Reeks. Elfde Deel 1877. Afd. Letterk. Zesde Deel 1877. Jaar-
boek voor 1876. Processen- Verbaal, van Mei 1876 tot en Met
April 1877. Carmina latina: Pastor bonus. Fasti insubrici.
Von der Societe royale de Zoologie, Natura artis magistra in Amster-
dam: „Linnaeana". Amsterdam 1878. Rede ter Herdenking van
den Sterfdag van C. Linnaeus, door Dr. C. A. J. A. Oudemans.
Amsterdam 1878.
Von L'Institut royal grand - ducal in Luxemburg: Publications.
Tome XVI. Observations Meteorologiques. Luxemburg. 1867.
Carte geologiques du Grand-Duche de Luxembourg par N. Wies
et P. M. Liegen. (In IX Blättern.) Wogweiser zur geologischen
Karte des Grossh. Luxemburg von N. Wies. 1877.
Von der Redaction des Nederlaudsch Archief voor Geness- en Na-
tuurkunde von Donders en Koster in Utrecht : Onderzoekingen. Derde
Reeks. V. 1. Aflev.
Von der Nederlandsche Maatschappij ter Bevordering van Nijverheid
in Harlem: Tijdschrift. 4. Reeks, Deel I. Afl. 12. Vervolg van
de 8 Aflev. Deel. II. Afl. 1. 2. 4. Reeks. Deel II. 1878. März,
April, Juni, Juli, September, August, October, November. Notice
Historique. Harlem 1879.
Von der Societe HoUandaise des sciences in Harlem : ArchivesNeerland.
Tome XII. Livraisons 2 — 5. XIII. Livrais. 1. 2. 3. Memoire sur
les Chromides marins ou Pomacentroides de l'Inde Archipelagique
par P. Bleeker. (Natuurk. Verh. d. Holl. Maatsch. der Wetensch.
3. Verz. Deel. H. No. 6.)
Von def Nederlandeche botaniaohe Vareeniging- in Nijinegen; Neder-
landsch Kruitkundig Archief. Tweede Serie, Tweede De«!. 4,
Stuok. 3. Deel, 1, Stuck.
Von dir Kederlandsehe Dicrkundige Vereeniging iii S'Gravenhage
TijdBclirift, Derdö Deel, 4. Afl. 1878. Vierde Deel 1. Afleev.
Von der Academia royala de Belgique ä Brnxelles : Annalea Mfiteo-
rologiquea. 1874. 1875. 1876. Bulletins. 44. ann^e. 2. aer. T. XLL
1876. XLIt. 1876. XLIII. 1877. XLIV. 1877. SLV. 187B. Annuaira
1877. 187H.
Von der Aeademie royaie de medec.ine de Belgique ä Bruielles:
BuHatin. 3. aerie. Tome XII. No. 1. 2. 3., 4. 5. 6. 7. 8. 9. M6-
moires ooaroan. Collect, in 8° 3. 4. 5 Tom. IV. et dernier Fase.
Tom, V, 1. Faso.
Von der Societe royaie des sciences i Liege; Mömoires. Deux 36rie,
Tom. VI. 1377.
Von der Federation des aocietes d'horticiilture de Belgiqne ä Liege
Bnlletin 1876. Liege 1877, Bulletin 1877. Liege 1878.
Von der Societe Entomologique de Belgique ä Bnisellea: Annalea,
Tome XX. Faec. III. Coaipte Benda. Ser. U. No. 46. 48. 49. 50.
51. 52. 53. 54. 55. 56. 57.
Von der Aasoeiation des Ingenieura ä Liege: Bulletin, Nouv. Serie.
Tome I. No. 9 et 10; 11 et 12. Tome IL No. 3 et 4. 5—8. Re-
vue univereolle etc. Tome U. 3 num. Rüyue uniyeraelle, Annuaire,
Tom. III. No. 1. Jan., FesT. 1878. 3, Num. Mai, Juin. Tora. IV.
1. Num. Juillet et aout.
Von der Societe Oeologique de Belgique ä Liege: Annalea de la
Uociete Geologique de Belgique. Tome quatrifeme 1877.
Von dem Muaee royal d'Hiatorie naturelle de BelRnque in Brüssel:
Annales, Tome I. Descriptiona des oaaementa fosailes des CDvirona
d'Anvera, avec un atlas, par M. van Beneden, Prem. part. 1877.
Von der Societe dea sciencea phyaiquea et naturelles ä Bordeanz;
Memoirea. 2. Sei-. Tome H. 2. Cahier. 3- Cahier.
Von der Societe Nationale des acienoes naturellea de Cberbourg ä
^ Cherbourg; Memoiree. Tome XX. (Dauxiem. ser. Tom. S.)
1876,77.
Von der Societe d'hietoire naturelle ä Colmar; Bulletin 18, et 19.
Annees 1877 et 1878. (Colmar 1876.)
Von der Aeademie ine aciences, belles. lettres et arta k Lyon: Me-
moirea. Tome XXII.
Von der Societe d'AgrieuItnre äLyonr Annalaa, IV. Ser. VIII. 187B.
(Lyon 1876). IX, 1876 {Lyon 1877).
Von der Societe Linneeane i, Ljon; AnnaleB. Nouv. S^r. Tome
XXIII.
Von der Aeademie dea Bciencas et lettres k Montpellier; Memoirea
de la Sect. dos aciences. Tum. K. ¥*»c, \. \W?) ■^WnivraeA lia
Sect, de Medecine. Tome T. Pr6niat Fxcicala ftnnftiw
■fflBT2— 1B76.
Ton der Societe geotogique de Frsnce'L Parie; BalletiD, 8. afeis.
, Tome V. No. 8. FeuiU. 30-35. H et 3. No. 10. FeuilL 41—46.
* VI. No. 1. Fenill. 1-3. et A. VI. No. 2. PenüL 4—9. et B. 71.
No. 3. FenUl. 10—13. C. et D. U— 16. E.
Ton der Kedaction der Aniialee des aaieaces natureUea, Zoologie,
in Paris; Annalea. IV. Sit. Tome V. No. 6. Tome VI. No. 1 et
■ j^ .. ■ '2. Tome VII. No. 1.
^ Ton der Soeietö botaniqne h Paris: BoUettn de 1» Soc. bot. Tome
r- ' ' . XSIV. CoiDpt. Rend. d. Seancei 2. 3. Bulletin. Seisioa Hyoologiq.
* Oot. 1877. Revue Bibliographique E. 1B77. A. 1878. Seinon
T extraordinaire do CotsQ. 18T7. i
vB - Tim der Societe des Bcieuces de Nancy: Bulletin. Ser. II. TonuIII.
^ ■ ■ , Fmo. Vn. 10. annäe. 1877.
r ' T<R1 der Societä Geologiqoe daNord äLille: Annales. IV. 1876 1677.
i^. ' ' Ton der Sooieta dei NalaTalisti ia Modena: Anauario, Ser.II. Anna
'0'-', XI. Fmo. teno e qw^. 1677. Annauio, Ser. U. Anno XIL Diip. :
'}.;■•.■'' •'-'! n. 2. ISra Kip. Sa.
Ton d«m S. Iititoto [iombardo in Uailand: Rendi conti. Ser. 11.
: > r ToL X. Memoria. Vol. XIT. Fa«. L
f; Von dem B. Ictitoto Teneto dt Sdence, Leiters ed Arti in Venedig;
:'' At& Tomo terae. Serie qninta. Diipenaa IV. V. VI. VII.
' , . Ten dem B. Comitato gaologioo d'Italia in Born: Bolletino, 1678.
^" - No. 1 e,2. 8 e 4. B e 6. 7. e 6. 9 e 10.
Von der Sooietä Toscana di scienze natorali in Pisa: Processi V«r-
bali. 14. marzo 1677. 13. gennsio 1878. 10. marzo 1878. 5. maggio
1878. 1. laglio. 7. luglio. 10. novembre. Atti. Vol. III. Fase. 2.
Von der Society Ädriatica di scienze naturali in Triest : Bolletino,
Vol, m. No. 3. Vol. IV. No. 1.
Von der R. Accadeinia dei Lincei in Kom: Atti, Serie terza. Vol.
II. Faso. 1. 2. 3. 4. 6. 6 e 7 (Schiusa).
Von der Natarforachenden Gesellschaft in Dorpat: Archiv. Erste
Serie. Bd. VIH Heft 3. Zweite Serie. Bd. TU. 4. Lief. Bd. VIII.
1. 2. Lief. Sitzungsberichte IV. Bd. 3. Heft.
Von der Finnländischen medioinischen Gesellschaft in Helsingfors:
Handlingar 1877, Nittonde Bandet No. 4. 1878. Tjugondo Bandet
No. 1. 2. n. 3. 4.
Von der Kaiserlichen Nalarforechendeu Gesellschaft in Moskau :
Bnlleüo. Annee 1877. No. S. 4. Annöe 1878. No. 1. 2.
Von der Acadämie imperiale des soiences in St. Petersburg: Bulletin.
Tome SXIV. FeuiU. 29—36. {No. 4 et demier). XXV. No. 1
(Feuilles 1—6). No.'2 (FeuiUes 7—14).
Von dem Nsturforscher-Verein in Biga: Correspondenzhlatt. 22.
Jahrg. 1877.
[ Von dem Kniserlichen iHitanischen Gttrton in Petersburg: Acta Horti *
PetropolitBtti. Totniia V. FasC, I.
Von der Kon. Svenska Vetenskapa Akademien in Stockliolm: loono-
graphia crinoideorum in stratia Succiao silinicis fosgiliiim auotOre
N. P. Angeliii' Cum tabulis XXIX. JH7M.
Von der Botanical Society in Ediobucgii; Transact. a. Prooaed. Voi,
Xm. Part, I. 1B77.
Von der Natura. A weekly iHustrated Journal of Science in London:
Nature. Vol. 17. No. 427. 428. 429. 430. 431. 432. 433—486.
437—443, Vol. 18. No. 444. 44B. 446—455. 466. 457. 458. 459.
460. 461. 462. 463. 464. 465, 466. 467. 468. 469. 470. 471. 472.
473. 474. 475. '476.
Von der Eoyal Soeiety of Edinhnrgh : Tranaactions. Vol. XXVIH.
ParL I. 1876/77. Froceedinga, Session 1876/77.
' Von der Natural History Society of Glasgow: Proceedinga, Vol. III.
Part. 11. 1877.
Von der American Aeademy of Arts and Sciences in Boston, Mass.:
Proceedings, New Ser. Vol. IV, Whole 8er. Vol. XII. Host. 1877,
Procieedings, New Ser. Vol. V. Whole 8er. Vol. XIH. Part, 1. 11.
m: Bost. 167B,
Von der BostonSocielyof Natural History in Boaton, Mass.; Procee-
dings, Vol. XIX. Part, I. IL Meraoirs Vol. 11. Part. IV. Number VI.
Von dem Museum of Coraparative Zoology in Cambrid^, Mass.:
Memoirs. Vol. V. No. 2. Vol. VI. Ho. 2. Bullet. Vol. IV. Tha
terrestrifll Air-breatLing Mollusks of the On. St. etc. deacr. n.
illuatrated by W, G. Biney. Vol. V nebst Atlas. Cambridge 1878.
Bulletin, Vol. V. Ko. 1. Letter No. 1. 1878. No. 3. The Riehmond
Boulder Trains; by E. R. Benton. No. 4—5. Deaer. of a New
speo. ot Corbicula etc. by Terapie Prime; Notas on the Anat. of
Corbiculadae oto. by Tcmple Prime. No. 6. Letter No. 2. Bull,
Vol. V. No. 7, Tt. Lyncan: Ophiuridae a Astrophytidaa on the
„Challenger" Exp. Part, I. Ancual Report for 1877—78.
Von der Äkadeiny of Sciences in Chii^go, 111,: .^nnual address. 1878
Artesian Wells, A. Paper etc, By John Dean Caton. LL. D.
Von der Ohio State Board of Agrioulture in Columbns, Ohio: 31:
. Jahresbericht 1876. {1877.)
Von der Wisconsin State Agricultured Sooiety in Madison, Wiec.
TransaetionB. Vol. IJI. 1875—1876,
Von dem American Journal ot Science and Arta in New Havon :
American Journal Vol. XV, No. 85. 8G. 87. 88- 89. 90. Vol. XVI. ._
No. 91. 92. 94 95. 96. ,d
Von der Amerioan Philosophioal Society in Philadelphia: Proeesi^B
dings. Vol. XVIL No, 100. 101. List ot Surviying Menibers. ^
Von der Aeademy of Natural Sciences in Philadel^bit-, BtatÄSiöm^
1877, Part. I, n. IlL Joarnal; Ifew Serie». "*Io\."^^. ■««s\.. Vi-
118
' Von der Peabody Academy of Science in Salem, Mass.: The Amer. Natu-
ralist. Yol. IX. No. 1 (auf Reclam;). Second and third Annual
Reports of the Trustees for 1869 and 1870 (auf Reclam.).
Von dem Essex Institute in Salem, Mass. : Bulletins, Vol. 8. No. 1 —
12. 1876. Vol. 9. No. 1—12. 1877.
Von der Califomian Academy of Natural Sciences in San Francisco,
Cal.: Proceedings, Vol. VI. VII.
Von der Academy of Sciences in St. Louis, Mo. : Transactions Vol.
III. No. 4.
Von der Smithsonian Institution in Washington: Die Argentinische
Republik . . . von R. Napp. Buenos-Aires 1876.
Von dem Departement of Agriculture of the Ünit^d States of Ame-
rica in Washington; Report of the Commissioner of Agriculture
for the Year 1876.
Von der Office ü. S. Geological Survey of the Territories in Was-
hington: Ninth annual Report for the year 1875. By F. W. Hay-
den (1877). Report ü. S. Geol. Surv. of the Territ. Vol. VII.
(Lesquereux, Tert. Flora). Vol. XI. (Coues a. Allen, Rodentia).
Von der Connecticut Academy of Sciences of New Haven: Trans-
actions. Vol. m. Part. 2. Vol. IV. Part. 1.
Von. der Academy of Natural Sciences in Davenport Proceedings :
Vol. IL Part. IL (Januar 1876— Juni 1877).
Von der Zoological Society of Philadelphia: The fifth annual Report.
April 26. 1877.
Von der Redaction d. Canadian Journal of Science, Literature and Hi-
story in Toronto: Vol. XV. No. V. Apr. 1877. No. VI. Juli 1877.
b. An Geschenken erhielt die Bibliothek
von den Herren;
A. Renard: Memoire sur la structure et la composition mineralo-
gique du coticule etc. Par A. Renard S. J. 1877.
V. Dechen: Das Erdbeben von Herzogenrath am 24. Junni 1877.
Von Dr. v. Lasaulx. 1878. The Quarterly Journal of the Geologi-
cal Society 1861. 1862. P. 1. 1863. P. 1. 1864. P. 3 u. 4. 1865—1876.
Vol. XXXUI. P. 1-4. (No. 129—132.) Vol. XXXIV. P. 1. u. 2. (133
u. 134.) P. 3. (135.) Geological Exploration of the forthieth Pa-
rallel. Tom. IL in. u. IV. New-York State cabinet of natural
history 20. Report. 1867. ü. S. Geological and geographical Sur-
vey of Colorado etc. 1875.
Von der Universität Löwen: Manifestation en Phonneur de M. le
Professeur P. J. van Beneden 1877.
H. Deicke: Die Brachiopoden der Tourtia von Mülheim a. d. R.
Von H. Deicke. 1878.
1 Foraminil'ere
, 1878.
1 kauksaiecliei
"B. Lindemuth; Vegetative Baal arderzeupung durch Impfang, i
Lindemuth. 1878.
Valerian von Möller; Die apiral-g'e wunden
vusgiachen KoUenkaika, von V. von Möller
Herrn. Äbich: Geolog^sclie ForsuhuDgen in
dem. 1. Th., voe'H. Abioh, 1878.
B. Eosniann: Die Brau nkciklfnbil dang des Hohen Flemniing.
Ton Dr. Eosmann. Dia neueren g'eog'nostisnhen und palaeonto-
logiecbeu ÄufscblÜBse auf der Eönigsgrube bei Eöuigshiitte. Yon
Dr. Eosmann, 1878.
T, Deohen: Mittheilungen aus Juatus Perthsfl geographi scher An-
sUlt. Von Dr. Ä. Petermann. 24. Band 1878. — BrgäazuirgBliefta
Nr. 53—56. — Vierteljahresaohrift der Astronomischen GeaellBobaft
Von Sohönfeld und Winaeoka. 12. Jahrg. 4. Heft 1877. 13, Jahrg.
I. 2, 3. 4. Heft. 1878. Jahresbaricht der Commiassion zur wiBsen-
Bchaftlichan Unterauchung der deutschen Meere io Eiel für die
Jahre 1874, 1875, 1876. IV. V. VI. Jahrgang 1878. — Drei Monate
in der libyschen Wüate. Von ü. Rohlf. Mit Beiträgen von Ascher-
son,. Jordan und Zittel 1878. PbyBiache Geographie und Meteoro-
logie der libjichen Wüste, bearbeitet von Dr. W. Jordan, 1876.
V. von Möller: Pulaeoutologisehe Beiträge und Erläuterungen zum
Briefe Danilewakj'a über die Resultate seiner Reise an den Ma-
nytach. Von V. von Möller.
V, Decben: Palaeontograpliica. Beiträge nur Naturgeachiobte der
Vorwelt. 25. Band, oder dritte Folge. Erster Band. 1. bis 6.
Lieferung. Von Dunker u. Zittel.
Von der Direction der Königl. geologiachen Landeaanatalt in Berlin:
Oeologische Karte von Preuaaen und den Tbüringiacben Staaten,
II. Lief, mit den Sectionen Liuum, Neuen, Markau, Cremmen,
Marwits, Rohrbeck; 13. Lief, mit den Sectionen Langenberg, Gera,
Grossenstein, Ronnebnrg, Mit den Erläuterungen dazu. — Ab-
handlungen, Bd. 11. Heft 3. Die Umgegend voa Berlin. Von Dr.
G. Berendt. 1877. Bd. H. Heft 4, Die Fauna der ältesten Devon-
Ablagerungen das Harzes. Von Dr. E. Eayeer. 1878. Nebst Atlas ,
mit 36 Tafeln.
Von der Commiasion der geolog. Landeaunte rauch ung von Eiaass-
Lothringen in Straaaburg: Abhandlungen Bd. I. H. DI. Das Gneiss-
Gebiet von Murkirch in Ober-Elsaas. Von P. Groth, 1877. Bd. I.
R. IV. Oeber die Trias in Elsaaa -Lothringen und Luxemburg.
Von E. Beneeke. 1877.
H. Geyler: Daher foaaile Pflanzen vonBorneo von H. Gayler. 1875.
C. Boettger: Beitrag zu einem Katalog der Vertreter der Land-
aohneckengattung Clausilia Drap, innerhalb des ruaaiachen Heicha.
Von Dr. 0. Boettger.
D. Braune: Die technisobe Geologie. Voo I>(. 1). ■Btb.u-ö», ■v^'\%-
120
Richard Schomburgk: Report of the Progress and Gondition
of the Botanic Garden & Gouvernment Plantations during the
year 1877. — Catalogue of the Plante under cultivation in
the Gouvernment Botanic Garden, Adelaide, South Australia. Richard
Schomburgk, 1878.
W. Behrens: Untersuchungen über,, den anatomischen Bau des
Griffels und der Narbe einiger Pflanzenarten. Von W. Behrens, 1875.
Damour et Fischer: Notice sur ia distribution geographique des
Haches et autres objects prehistoriques en Jade, Nephrite et en
Jadeite, par M. M. Damour et Fischer, 1878.
De Koninck: Notices sur quelques fossiles recueillis par M. G. De-
walque dans le Systeme Gedinnien de A. Dumont et decrits par
de Koninck, 1876. — Sur üne nouvelle espöce de Crustace du
terrain houillier de la Belgique, par de Koninck, 1878.
J. vanNooten: Kruidkundige waarnemingen op het gebied der Horti-
cultuur. Van Nooten, 1878.
F. Plateau: Sur la Vision des Poissons et des Amphibies par F.
Plateau 1866. Recherches sur la structure de l'appareil digestiv et
sur les phenomcnes de la digestion chez les Araneides dipneu-
mones. Par F. Plateau 1877. Note additionnelle au memoire sur les
phenomenes de la digestion chez les Insectes. Par F. Plateau, 1877.
Francesco Ardissone: Le Floridee italichc, descritte ed illu-
strate da Fr. Ardissone. Fascicolo I. Rivista delle Callitanniee Ita-
liche. 1874.
Fischer von Wald he im: Les Ustilaginees par AI. Fischer von
Waldheim, 1878.
0. Boettger: Die Tertiärfauna von Pebas am obern Marafion, von
0. Boettger. — Ueber das kleine Anthracotherium aus der
Braunkohle von Rott bei Bonn, von 0. Boettger. — Ueber die
Fauna der Corticula-Schichten im Mainzer Becken. Von 0. Boettger.
H. Geyler: Ueber fossile Pflanzen aus der Juraformation Japans.
Von H. Geyler.
A. Preudhomme de Borre: Notice sur les especes des tribus
des Panageides, des Loricerides, des Licinides, des Chlaeniides
et des Broscides, qui se rencontrent en Belgique. Par A. Preud-
homme de Borre, 1878.
Hermann Credner: Geologische Specialkarte des Königreichs
Sachsen, Section Lichtenstein, Zwickau und Profil tafel Zwickau
nebst zugehörigen Erläuterungen.
c. Durch Ankauf wurden erworben:
Debey und von Ettinghausen: Die urweltlichen Thallophyten
des Kreidegebirgs von Aachen und Maestricht. 1857. (antiq.)
Saporta et Marion, Essai sur l'etat de la Vegetation ä l'Epoque
des marnea Heersiennes de GeVmdeü. \%1^. l^^ii\iv\>i
Blackwall'« A. Hislory of the Spiders of Great Britain aod Ireland.
Part. I u. II. 18S1— 64.
Klein, Einleitung in die KrygUliberecbnung. 1875—1676,
Grand' Eury, Flore carbonitere dn Departement de k Loire et
du centre de k Fraoce. 1677,
J. H. Kaltenbaoh, Die Pflanzenfeiude aus der Klaaae der Insecten.
1674.
Wilh. Eiemann, Beschreibung dea Bergreviers Wetzlar neb?l
Karte. Boqd 18T8.
C. Naumann, Elemente der Mineralogie. 10. Änflage von Dr. F.
Zirkel. 1877.
Erworbnngen für die Naturhistorischen
Sammlungen.
a. Geschenke von den Herren:
Oberförster Melfibeimer in Linz: 3 Vogelbälge, Emben'za eitri-
nella, IringUla montifringilla (2 Exp.)
Bergmeiöter Frohwein in Dillenburg; Versteinerungen aus dem
Culm von Ilerborn.
Bergmeieter Le Hanne in Olsberg: Fossile Knochen aua der
RÖaenbecker Höhle.
Landesgeologe Grebe in Trier: Baclteahn von Elepbas primigenius
von Wellen bei Trier (von dem frühem Fundort). Devonische
Versteinerungen auB der Gegend von Trier.
Prof. Förstor in Aachen: insecten aua der Gruppe dar Pteroma-
Bergrath Riemaun in Wetdar: Rotbkiipferer« mit Malachit über-
zogen von Grube Meilbard bei Fellin gahauaen (Kreia Bidenkopf),
Gruben Verwalter Ark in Arenberg b. Ehrenbreitstein; Knochen aus
den alten Bauen der Grabe Weinberg bei Vallendar.
Landesgeologe Grebe: Yerateinerungen aus dem Jura Luxemburgs
und Lothringens.
Bergmeister Frohweinr Blätter- Abdrücke ans der Weaterwälder
Braunkohl B.
■ Wirkl, Geh. Rath von Dechen: Aus dem Nacblass von Prof. Fühl-
rott, Knochen vonDornap nnd aus dem Feanderthal, zwei Zähne
von Elephas primigenins, 1 Schädel vom Sohaaf, 3 Schädel grosser
Katzeuarteo, 1 Gypsabguss des Neanderthaler Me na cheu- Schädel»,
3 SteinnaSeo von Haan.
Bergwerksdirector Zachariae in Bleialf: Bleierze von Bleialf.
Wirkl. Geh. Rath v. Dachen. Inaeotenreste UMi deulMÜMwäiw^öTti
D Rott.
122
•
6. Seligmann in Coblenz: 8 Stücke Coblenzer Grauwacke mit Me-
iQcrinus von Ober-Lahnstein.
Prof.. Hosius in Münster: 60 Arten Miocen Versteinerungen ?on
Dingden in Westfalen. (Im Tausch gegen Devonversteinerungen.)
Bergwerksdirector Beel in Weilburg: Braunkohlenstück mit einge-
schlossenem Basaltgeschiebe von Grube Nassau bei Höhn im Ober-
westerv^aldkreise.
Bergmeister Ulrich in Diez: 1 Stück Boghead-Eännelkohle mit
Einschluss.
Bergwerksdirector Nasse in Louisenthal: Steinkohlenpflanzen aus den
Saarbrüoker Kevieren.
Bergmeister Ribbentrap in Betzdorf: Gontactgesteine von Grube
Eulmwalderzug bei Bruchbach, und 2 Stufen Coblenzer Grauwacke
mit Yersteinernngen von Altenkirchen.
Hotelbesitzer von Landenberg in Gerolstein: eine grosse devo-
nische Goralle aus der Gegend von Gerolstein.
Oberförster Melsheimer: Einen Bussard aus der Gegend von Linz.
13 Amphibien in Spiritus: Triton taeniatus (2 Ex.), Triton crista-
tus (2 Exp.), Triton alpestris (2 Exp.), Triton helveticus (3 Exp.),
Lacerta vivipara (2 Exp.), Lacerta muralis (2 Exp.), Lacerta agi-
lis (2 Exp.), Bufo vulgaris (2 Exp.), Bufo variabilis mas. et fem.
(2 Expl.), Bufo calamita (2 Expl.), Bombinator ;igneus (2 Expl.),
Alytes obstetricans (1 Expl.).
Jos. Zervas in Cöln: Gefrittete und glasirte Grauwackenstücke
vom lieilenkopf.
Dr. Angeibis in Bonn: Verkieseltes Holz aus dem Basal tconglo-
merat des hohen Seibachkopfes. (Vergl. Nöggerath in Karstens
Archiv XIV Bd. 1. 240. Tf. IX.)
Oberförster Melsheimer: Vogelbälge von Sturnus vulgaris, Passer
montana, Anas creca, Lanius excubitor, Cinclas aquaticus, Loxia
coccothraustes.
Oberförster Melsheimer: Rheinfische in Spiritus, und zwar Chon-
drostoma nasus (nebst Monstrosität), Barbus flnviatilis, Blicca
Björkna, Alburnus bipunctatus, lucidus, Leuciscus rutilus, Cobitis
fossilis, barbatula, Alausa finta, Abramis brama, Thymallus vul-
garis, Tinea vulgaris, Cyprinus carpio, Carassius vulgaris, Rho-
deus amarus, Cottus gobio, Scardinius erythrophthalmus, Squaliu'
leuciscus, cephalus, Gasterosteus pungitins, aculeatuSj Acerir
cernua, Perca fluviatilis, Esox lucius, Phoxinus laevis, Lota vi
garis, Anguilla fluviatilis, Eingeweide vom Aal. Trutta far
Gobio fluviatilis, Petromyzon branchialis, Planeri, fluviatilis.
Schlundzähne von Squalidus leuciscus, cephalus, Leuciscus rut
Alburnus bipunctatus, lucidus, Scardinius erythrophthalmus, G
ßuviatilis, BJicca Björkna Phoxinus laevis, Chondrostoma na
Barbas ßuviatilis, Cyprinus carpio, Cataa%\\xaN\3\^"M:\s,T\\i^^N\
128
Abtheilungs- Baumeister Hövel in Bannen: Tertiärconohylien aus
dem Eisenbahnbau in der Nähe von Erkerath.
Ein überaus werthvolles Geachenk erhielt der Verein in d^r
berühmten Bädeker 'sehen Eier Sammlung, welche ihm durch
den jüngst verstorbenen Herrn Franz Bädeker in Düsseldorf
testamentarisch vermacht worden war. Dieselbe ist bereits in dem
zoologischen Saale des Vereinsgebäudes aufgestellt.
P. Boer in ünkelbach: Photographie des Basaltsteinbruchs am Dung-
kopf bei Unkelbach.
b. Durclf Ankauf:
8 Stück Tertiärschiefer mit Insectenresten von Rott, und eine Stufe
Kalialaun von der Hardt.
82 Stück Steinkohlenpflanzen, z. T. grosse Platten mit Stämmen und
Farnwedeln von Grube Heinitz.
■ • :'i
Für die in dieser Vereinsschrift veröffentlichten Mit-
theilnngcn sind die betreffenden Autoren allein verant-
wortlich.
*■ l*- .1
Sitzungsberichte
der
niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und
Heilkunde in Bonn.
Bericht über den Zustand der Gesellschaft während
des Jahres 1877.
I. Physikalisclie Seetion.
Im verflossenen Jahr hat ans der Tod das älteste Mitglied
unserer Gesellschaft entrissen, Jacob Noeggerath. Er gehörte zu
den Stiftern der Gesellschaft und war Mitglied derselben seit dem
Bestehen, seit dem Jahr 1820, also wahrend eines Zeitraums von
55 Jahren. In früheren Jahren war er ein sehr eifriges Mitglied,
auch fruchtbar an Vortragen. In den letzten Jahren, seit dem
20. März 1871 konnte er freilich wegen hohen Alters die Sitzungen
nicht mehr besuchen. Sein letztes Wort, am 5. December 1870,
sprach er um den Antrag zu stellen, die Gesellschaft möge Gustav
Rose zu seinem Jubiläum gratuliren, welches derselbe am 9. Decbr.
1870 feierte. Wir werden sein Andenken in Ehren halten. — Herr
Professor Pfeffer hat eine ordentliche Professur in Basel übernom-
men, und ist damit in die Zahl der auswärtigen Mitglieder überge-
treten. — Herr Geheimerath Haelschner hat seinen Austritt aus
der Gesellschaft angezeigt.
Da die Zahl der ordentlichen Mitglieder am Anfang des vori-
gen Jahres 80 betrug, ist sie durch den Abgang der drei Genannten
auf 77 herabgesunken. Dagegen sind im abgelaufenen Jahre sechs
neue Mitglieder eingetreten:
1) Herr Oberstlieutenant v. Au er am 16. Juli,
2) Herr Di. Angeibis am 10. December,
3) Herr Dr. Bodewig in Cöln am 18. Juni,
4) Herr Dr. Wilhelm Veiten am 18. Juni,
5) Herr Dr. Carl Wachendorff am 10. December,
6) Herr Theodor Wolf f am 12. Wkez.
Sitznngeb. d. niederrHeJn. Oeiellachaft in Bonn. IVlft. \
2 Sitzungsberichte
Demnach stellt sich die Zahl der ordentlichen Mitglieder auf
83 (das Yerzeichniss ergiebt dagegen 84).
Von auswärtigen Mitgliedern ist kein Abgang angemeldet oder
bekannt geworden. Aufgenommen sind vier:
1) Herr Dr. Da Silva Sardinha in Brasilien am 18. Juni,
2) Herr Dr. Kyll, Chemiker u. Stadtverordneter in Cöln am 18. Juni,
8) Herr Dr. Julius von Haast in Christchurch in Neuseeland
am 18. Juni,
4) Herr Theodor Löbbecke in Düsseldorf am 10. December.
Die statutenmässigen 14 Sitzungen sind gehalten worden, 9
allgemeine und 5 der physikalischen Section. In den allgemeinen
Sitzungen sind 49 Vortrage gehalten worden, nämlich 8 von Herrn
vomRath, 5 von Gieseler und Troschel, 4 von v. Dechen und
Stein, 3 von Mohnike, Mohr, Bertkau, 2 von Zuntz, Andrä,
Schaaffhausen, Schlüter, je 1 von Gurlt, Bleibtreu, Fischer,
vom Leydig, Schoenfeld, Fa'bricius. Somit betheiligten sich 18
Mitglieder an den Vorträgen, 3 Mediziner und 15 Naturforscher. —
In den Sitzungen der physikalischen Section wurden 29 Mittheilungen
gemacht, nämlich 3 von Bertkau, Schaaffhausen, Stein,
2von Gieseler, Mohr, Becker, v. Dechen, Schlüter, je 1 von
Garlt, voniRath,Lindemuth, Dünkelberg, Veiten, Bernth-
sen, Hanstein, Borggreve, Körnicko, Troschel. üeber den
Inhalt der Vorträge geben die gedruckten Berichte nähere Auskunft.
In der Sitzung vom 10. December wurde statutenmässig zur
Neuwahl des Vorstandes geschritten, und es wurde der frühere Vor-
stand wiedergewählt: zum Director Professor Troschel, zum Secre-
tair Professor Andrä.
II. Medicinisclie S^eetion.
Die Section hielt im Jahre 1877 acht Sitzungen unter dem
Vorsitz des Geh. Med.-Rath Professor Leydig.
Es hielten Vorträge:
22. Januar Geh.-Rath Rühle: 1) ein Fall von thrombotischer
Auflagerung auf der! Tricuspidalis, 2) chronische Myocarditis mit
Vorzeigung von Präparaten.
Prof. Eoester: Ruptur der Aorta, Hyperaemia universalis
mit Vorzeigung des Präparats.
26. Februar Dr. Samelsohn: intraoculäre Tumoren.
Prof. Binz: Antagonismus von Morphium und Atropin.
Prof. Doutrelepont: Hygr oma patellae mit kalkigen Con-
crementen.
Geh.-Rath Rühle: Fall von Miliartuberculose der serösen
Häute, ausgehend von einem Ulcus im Coecum.
19. März Dr. Walb: Tuberculose der Conjunotiva und der
inneren Theile des Auges.
der niederrheinischen Gesellsohaft in Bonn. 8
Dr. Ungar: Versuche mit Apomorphin.
Prof. Koester: Acute Endocarditis und embolische Ansamm-
lung von Zooglöahaufen in den Coronargefassen.
Derselbe: Acute catarrhalische und hypostatisohe Pneumonie.
25« Mai Prof. Doutreiepont: Knabe mit zwei Daumen.
Dr. Walb: 1) Medicnmentöse Behandlung der Paukenhöhlen-
oatarrhe ; 2) Katheterisirung der Eustachischen Trompete durch den
Mund; 3) Cataractextractionsmethoden in England.
Prof. Zuntz: Circulation zwischen Mutterthier und Foetus.
Dr. Nussbaum: 1) Besorption des Indigcarmins; 2) Nieren
der Batrachier.
Geb.-Rath Leydig: Aquaeductus vestibuli bei Fischen, Sau-
riern und beim Menschen.
25. Juni Prof. Binz: Salicylsäure gegen Heufieber.
Dr. Walb: Chinin gegen Entzündung der Conjunctiva.
Prof. Doutreiepont: Papillom der Uvula.
Geh.-Rath Leydig: Anatomische Eigenthümlichkeiten ein-
heimischer Giftschlangen.
Dr. Nussbaum: Einfluss des Lichts auf die Iris der Batrachier.
23. Juli Prof. Binz: 1) Chinin bei Augenentzündungen; 2)
Jodoform und Jodsäure.
Dr. Nussbaum: Blutcirculation in den Nieren der Tritonen.
Dr. Lindemuth: Impfung von Pflanzenvarietäten auf ein-
ander.
Geh.-Rath Rühle: Perniciöse Anämie, Ziegelbrenneranämie
und Morb. Adlssonii.
19. November Dr. Nussbaum: Zusammenhang der Ham-
und Samen kanälchen bei Amphibien.
Dr. Ungar: 1) Asthma nervös um; 2) schwarze Zunge.
Dr. Leo: Albuminurie bei einer Schwangern.
Geh.-Rath Busch: 1) Hasenscharten, angeborene Heilung;
2) Muse, orbicular. oris; 8) Sayre, Behandlung der Spondylitis durch
Gypsverbände.
17. December Dr. Walb: 1) Otitis nach Scharlach mit Vor-
stellung; 2) Demonstration eines bulbus.
Dr. Samelsohn: Glaucom.
Prof. Doutreiepont: Behandlung der Syphilis durch subcu-
tane Einspiitzung von Sublimatpräparaten.
Prof. Binz: Ueber Coffein.
In der Novembersitzung wurde pr. 1878 der bisherige Vor-
stand wiedergewählt: Geh. Rath Leydig zum Vorsitzenden, Dr. Leo
zum Secretair, Dr. Zartmann zum Bendanten.
'^' .'i
Sitzangsberichte
Mitgliederbestand Ende 1876 47
Zogung:
Dr. Hago Schnitz.
' Dr. Mfinzel, Nenenahr.
Dr. Finkler. 3
Summa 50
Abgang:
Dr. Peitzsch nach Barmen.
Dr. Hago Schultz nach Karlsruhe. 2
Rest 48
Allgeaiieliie Sitzung Tom 7. Januar 1878.
Vorsitzender : Prof. Troschel.
Anwesend: 21 Mitglieder.
Prof. vom Rath legte vor und besprach drei Kartensek^
tionen der Geological Sarvey of Victoria (Maassstab 2 Zoll
£tB 1 eiigLM^ d. h. etwa 1:60,000), welche ihm von Herrn George
Ulrich, Lectorer on Mining at the üniversity of Melbourne etc.,
verehrt worden. Die genannten Blatter (theils gemeinsam von den
Hrn. C. D. H. Aplin und G. Ulrich, theils von letzterem allein
anfgenommen) stellen einen Theil der vom Loddonfluss (entspringt
mfem Ballarat, fliesst mit nördlichem Laof znm Goolwa oder
Mnrray) dorchströmten Goldfelder dar mit den Grafschaften £1]^-
instone, DramoMnd, Burke, Holcombe, Yandoit etc. und legen
rühmliches Zeugniss ab sowohl für die ausfahrenden Geologen als
anch für die Colonialrcgienmg. Die auf den gen. Sektionen zur
Darstellung gebrachten Formationen sind: Untersilurische Schichten
(Sandstein, Schiefer und Gonglomerate) als herrschendes Grandge-
birge, älteres Pliooan, jüngeres Pliocan, vulkanische Bildungen (Ba-
salt, Dolerity Anamesit, Lava, Schlackenconglomerate etc.) von plio-
canem Alter, postpliocane Schichten. Durch geeignete Zeicben ist
das Streichen and Fallen der Schichten, die Quarzgange, Erzlager-
statten etc. angegeben, ausserdem die freien Stellen und der Rand
der Kartenblätter za vielen wichtigen und lehrreichen Mittheilungen
benutzt. Die silurischen Schichten, welche den bei Weitem grössteo
Flächenraam des dargestellten Terrains einnehmen, bilden steile,
felsige Rücken, in deren schmalen Thidfurchen nur wenig jüngere
Drift sich findet. Eine überaus grosse Zahl von Quarzgangen tritt
in den silar. Schichten auf, s&mmtlich annähernd parallel von N
gegen W nach S gegen 0 streichend, bald nur sehr karz, bald meh-
rere km lang, in ihrer MächtiglBeit zwisdien wenigen cm und 80 m
sehwankend. Diese Quarz-Reefs, deren die drei vorliegenden Blät-
der niederrheinisohen Geielltohaft in Bonn. 5
ter über 600 darstellen, sind in diesem Gebiete die primären Gold-
lagerstätten. Doch sind bei weitem nicht alle bauwürdig. In Be-
treff der Vertbeilung des Goldes unterscheidet G. Ulrich (Descrip-
tive Catalogae^ Melbourne 1875) folgende Fälle: Das Metall ist gleich-
massig yertheilt durch die ganze Mächtigkeit und Ausdehnung des Reefs;
dies der seltenste Fall. Häufiger wechseln unregelmässig angeordnete
reichere und ärmere (jangpartien mit einander ab. Noch häufiger
erscheint das Gold in sogen. Shoots, d. h. in faden- oder band-
förmigen Zügen von verschiedener Mächtigkeit, welche verschiedenen
Richtungen in den Quarz-Reefs folgen, doch in jedem einzelnen Vor-
kommen ziemlich konstant zu sein pflegen, so dass man sie mit
einem Schacht treffen kann, wenn ihr Ausgehendes und die allge-
meine Richtung der Shoots in dem betreffenden Reef bekannt sind.
Nicht selten beobachtet man, namentlich bei mächtigen Gängen, dass
der Goldgehalt, entweder in unregelmässigen Partien oder in Shoots,
nur dem Hangenden oder dem Liegenden (weniger häufig beiden
Saalbändern) angehört und die übrige Gangmasse frei von Edel-
metall ist. Die früher ausgesprochene Ansicht, dass das Gold in
den Gängen mit der Tiefe abnehme und endlich ganz verschwinde,
hat sich zum Heile der Goldindustrie der Provinz wenigstens in
den meisten Fällen als unrichtig erwiesen. Gewiss ist, dass in Teu-
fen von 500 bis 1000 Fuss in vielen Gruben noch lohnende Erze ge-
wonnen werden, und ein Beweis des Yerschwindens des Goldgehalts
dort nicht vorliegt. Allerdings scheint im Durchschnitt (wenngleich
auch Beispiele einer Veredlung nicht fehlen) der Gangquarz mit
wachsender Tiefe ärmer zu werden. Auch ist es zweifellos, dass
manche tiefe Gruben nur durch grosse Sparsamkeit und Vervoll-
kommnung der bergbaulichen und metallurgischen Methoden noch
einen Gewinn erzielen. — Die Drift, welche die Sohlen der schmalen
Thalgründe im silurischen Schichtensystem bedeckt, zeigt überall
Spuren von Gold, doch nur in wenigen Gegendon von solchem Reich-
thum, dass Goldwäschen darauf angelegt wurden. Zu jenen an
Waschgold reichen Gegenden gehören der Klarte zufolge die Um-
gebungen von Fryers Town und von Taradale. Namentlich besitzt
die Grafschaft Drummond, südwestlich Taradale, sehr ausgedehnte,
mit goldführendem Seifengebirge erfüllte Thalgründe. — Die ter-
tiären Bildungen, welche theils durch Thon-, Sand- und Gonglomerat-
schichten, theils durch vulkanische Massen dargestellt werden, haben
die grösste Bedeutung für die Goldgewinnung, da die reichsten Gold-
Alluvionen (Drift) dem altern resp. dem Jüngern Pliocän angehören.
Die tertiären Schichten des Mio- und Pliocäns nehmen etwa die Hälfte
der Oberfläche von Victoria ein, bilden bald nur eine. dünne Lage, bald
bis 100 m mächtige Decken, und heben sich vom Meeresniveau bis
zu Höhen von 4000 F. empor. Eine genaue Parallelisirung dieser
Schichten mit den typischen europäischen BUdM\i^^x\. \^^ \\.^0(i ^iSsdoX.
6 Sitzungsberichte
durchgeführt. Die vulkanischen Bildungen {Tuffe und hMaltisobe
Lavartrötoe), welche dem jüngeren Tertiär (Pliocän) angehören, sind
von grosser Bedeutung lur Unterscheidung der drei Golddrifte. Die
heiden äitern goldführenden Alluvionen werden n&mlich von den
vulkaniaohen Massen hedeckt, während die jüngere Golddrift üher
den Lava- und Tu&'decken ruht. Die vulkanischen Massen übef-
Iftgern die anfgerichteten silurischen Straten und die filtern terti-
ären Bildungen, indem sie plateau ähnliche Decken (zuweilen mit
verticsj-säulenförmiger Absonderung der ISasaltlava) konstituireii.
Eines der auBgeEeichnetsten Territorien dieser Art ist dasjenige,
welches von Turadale gpgen Malmsbury und weiter gegen Süd
und West fortsetzend, auf der Karte dargesteli'- ist; es ist dies das
Colibao- Goldfeld. Die ralkaDisohen HaiseD des Coliban-Dittrikts
ruhen auf dein Bilnrisohen Grundgebirge (dem sogen. Rock bottom),
alte ThnlseDknngen deBsdbeu erfBUend. Durch Soh&ehte werden
die goldreiohen Deep leada auf der alten Jhalsatale aafjgeeucht. Diese
Arbeiten haben ann fftr das Colibaa-Goldfeld die Anffindnng einen
dem heut^cn Wasserlauf entgegengesetiten Thal- nnd Flusswege«
zur Folge gehabt. W&brend der Coliban von S nach N flieaat, neigt
die goldführende Tiefrinoe (Deep lead) von Taradale gegen SSO nach
Malmsbnry. Die Karte gibt den mttthmaaalicben Terlanf 'der gold-
fahrenden alten Flusarinnaale an (Ijeada, Deep leads etc., a. Sita.-
6er. 6. Mfirt 1877), welche ein Stroninett unter den bis 100 m mäch-
tigen plioc&nen und postpliocänen (sediment&ren und vulkaniaohen)
Ablagerungen bilden. — Auf derjenigen Karten Sektion, welche die
Grafschaft Tandoit umfasst, iat das Goldfeld von Frsnklinford, sowie
der berühmte erloschene Vnlkan Mount Franklin, 2092 F. (687 m),
die hesterhaltene Kraterform Victoria's, dargestellt. Auf diesem
Blatte drängen sich namentlich nördlich der Stadt Franklinford die
Quarzgänge (Reefs) ausserordentlich dicht zusammen; man zählt 83
parallel-, fast genau N — S streichende Reefs auf einer 2'/i km langen
Strecke von 0 — W. Am östlichen Rande dieses Blattes aehneidet
das Middleton Creek in die silurisehen Straten ein. In seiner schma-
len Thalsohle sind Ablagerungen der jüngeren Golddrift angegeben,
hoffnungsreicher noch ist die auf den Höhen des östlichen Thalge-
hänges dargestellte ,.ältere pliocäne Golddrift". Durch eine Decke
von dichtem schwarzem Baaalte aind hier die alten, wahrscheinlich
ein Thalbecken erfüllenden Ablagerungen vor der Zerstörung be-
wahrt worden. Die nordöstliche Ecke der Sektion in Rede bringt
die Sehastopol-DiggingB znr Darat«Ilung. Die goldführende Drift
erfüllt enge verzweigte Schluchten in den sihirischen Sandatein-
schichten. Einem der dortigen Quarzgänge ist die Bemerkung bei-
gefügt: „Dieser Gang war nahe der Oberfläche ausserordentlich reich,
so daas er 20—30 Unzen Gold in der Tonne lieferte. In vergleichs-
weiae geringer Teafe nahm indesa der Go\ä(5e1ia.U aetT act-öftW 8.\i,
der niederrheiniscben Gesellschaft in Bonn. 7
so dass kaum die Kosten gedeckt wurden. Die Quarz- und Schiefer-
straten in unmittelbarer Nähe des Ganges enthalten sehr zahlreiche
Eisenkieswurfel. Verschiedene Proben mit Eisenkies aus dem Reef
ergaben einen Goldgehalt von 8 — 9 Unzen auf die Tonne/^ — Auf dem
dritten Blatt, Theile der Grafschaften Holcombe und Burke umfas-
send, erblicken wir den Lauf des Loddonflusses, sowie gegen 0. den
Colibanfluss mit dem Kangaroo Greek. Das Loddonthal wird durch
eine Reihe in Folge der neueren Erosion getrennter Tertiärpartien
bezeichnet, welche durch Basaltdecken überlagert werden. Erwäh-
nenswerth für den wechselnden Adel der Gänge ist eine Bemerkung,
welche dem Kangaroo- Quartzreef nahe der Vereinigung des Kang.-
Creek's mit dem Colibanthal beigefügt ist: »Bildet an seinem Aus-
beissen einen mächtigen verticalen Gang von bläulichweissem Quarz
[annäherd N.-S, streichend]. In einer Teufe von etwa 10 F. theilt
sich der Gang in zwei Trümmer, deren eines 35^ gegen 0., das
andere 46^ gegen W. fallt. Das verticale Ausgehende des Ganges
erwies sich sehr goldreich (aus 3 Tonnen des Gangquarzes wurden
145 Unzen gewonnen). Unterhalb der Gangtheilung stellte sich fol-
gende Vertheilung des Adels ein: der westliche Gangzweig zahlte
auf eine kurze Strecke eben *noch die Kosten, um dann alsbald
gänzlich zu verarmen. Das östliche Gangtrumm führt Gold in Adern
[Shoots], welche unter verschiedenen Winkeln nördlich einsinken.
Ausser Gold, welches zuweilen unvollkommene Dodekaeder bildet,
führt die Gangmasse Eisenkies, Bleiglanz und Blende. Die Salbän-
der bestehen aus einem weichen schwarzen Schiefer, welcher zahl*
reiche Eisenkies-Dodekaeder führt."
Es wurde ferner eine topographisch-montanistische Karte des
durch seinen Zin ns te in -Reichth um berühmten Mount Bischoff
auf Tasmanien, ausgeführt von G. Ulrich (Maassst. 10 Chains auf
1 Zoll) vorgelegt. Die Ausbeute der Zinn steingruben des Mt. Bischoff
(s. Sitz.-Ber. 5. März 1877), hat selbst die kühnsten Hoffnungen
übertroffen, indem sie in den beiden Monaten August und Septem-
ber des vor. J. 500 Tonnen (= 10 000 Ctn.) guten Erzes betrug.
Nach einer brieflichen Mittheilung des Hrn. G. Ulrich hofft der
Direktor der Mt. Bischoff-Mine Hr. Kayser das Erträgniss auf 300
Tons monatlich bringen zu können. Nicht ohne Interesse ist es,
jene in zwei Monaten gewonnene Ausbeute mit der Zinnerz-Produk-
tion zweier europäischen Staaten zu vergleichen. Sachsen erzeugte
auf 7 Gruben im J. 1876 3717 Ctr., während die Zinnerz-Erzeugung
Grossbritanniens in demselben Jahre 284565 Ctr. betrug. Wenn
sich die Hoffnung des Hrn. Kayser erfüllt und die Grube am Mount
Bischoff monatlich 6000 Ctr. Zinnerz liefern wird, so würde ihre
Produktion fast genau ein Viertel der gesammten Zinnerz-Ausbeute
von Grossbritannien betragen.
B Sitzungsberichts
Eb wurden dann mehrere durch Uro, G. Ulrioh neuerdmgE
dem MuBeum verehrte Mineralien vorgelegt:
Nickelerz von der Boa Kaine drube auf Nen-Caledoiiien
(s. Sitz.-Der. 5. März 1677). 1^8 ist dies das reinste und reichste
Ere jenes VorkomnienB, für welohea Prof. Iiiveraidge den Namen
Noumeait (nach Koumea, der Hauptstadt der gen. Insel) vorschlug,
während W. B. Clarke den Namen ßamierit nach dem Entdecker
jener NickeLkgeratätte (Garnier, 1865) empfahl (vgl. Edw, Dans,
Second Appendix to Oana'a Mineralogy S. 23), Schon Liversidge
wies liei Mitthoiluug seiner Analyse (Kieselaäure 4T'S4. Tbnnerde
und EisHuoxyd 1-67. Nickeloxyd 2i-0I. Magnesia 2166. Wasser 5'97.
Sa. 99-81)) darauf hin, dass die Substanz in Zersetzung hegrifi'en und
demnach die Kichtigkeit der Formel zweifelhaft. Diese Vermuthung
wird nun durch eine neue Analyse mit frischestem Material, welche
von Hm. Dann (V), Assiatent des Prof. Newberry auageführt und
von Hrn. Ulrich brieflich mitgetheilt wurde, vollkomraeu bestätigt.
Diese Analyse ergab:
Kieaelsaure S£.45
T honerde und Eisen oxyd
Nickeloxyd
WasBer, Verlust bei 213°
0,50
45,15
2.47
4,05
Wasser, Verlust bei Rothgluth . 1 1,60
99,12
Diese Mischung nähert sich einem wasserhaltigen normaleu Nickel-
Bilikat JNiSillj -(- 3HjO, wßlches folgende Miacliung besitzen würde:
kieselBaate 37-27. Nickeloxyd 45-96. Wasser 1677. Der im Ver-
gUjche zur iualyae von Liveraidge so sehr geringe Magnoaia-
gehalt lasst vermuthen, dass das Mineral von Boa Kaiue als ein
bisher nicht bekanctes reines Nickelsilicat KU betraohtcn ist, worüber
indLsa, 30» le über den Wasaergehalt, erst eine neue Unterauchung
Sicherheit \ rachaifcii kann. Das Mineral von Boa Kaiue würde
alsdann den Namen Ijarnierit behalten, aber die Formel eine andere
«ein als jene, welche Liveraidge aufstelUe.
tt eiassptüssglanz (Valentinil) «kam vor in einem butzenarti-
gen Einachlusa in Stibnit (GrauBpieaaglftßz)auf dem reichen Antimon-
erz Gang der Ringwood Antimony Mining Comp., Itingwoodnahe Mel-
bouioe. Gut auagebildete Krystelle scheinen äusserst selten zu sein.i
S !■ 1 <■ u h a i t i ge r W i s m II t h g 1 an z von der Balhanuah Bisrauth-
Mine, Süd-Australien.
iSillimannit; dies Mineral , kommt im Zinneragang derWa-
jvlah-Mise, Mount Bisobofi' vor. Da» ausgefressene Änaebeu irt
2,acä»e >Fa6rschemlJcb durch Zerstörung pod Eisenkies hervor gebtaftbt.
der Diederrheiniaoben Gmellschnft in Bonn.
Eine Analyse, Busgeführt von Mr. Hill, einem AsiittenUn dea Hrn.
Newberry ergab:
Eiaeeliäure 36, IS
Thonerde 62,98
Wasser 0,58
98,64.
Jedenfalls iat du Vorkommen dieses Minerale auf einem ZioDttein-
gange aeui.
Dies durch sein Vorkommen höchst bemerkanswertha Mineral
stellt fasrige Massen dar, deren Fasern atrahlig gruppirt sind. Die
L&nge der krystallinisohen Fasern erreicht, bis 10 mm, ihre Dicke
bleibt unter 1 ram, beträgt meist nur '/> ^'^ 'It ■"■"■ Farbe weiss
bis licbtgraa, perlmutterglänzend. Spec. Gew. 3.419. Da an einer
Stelle der vorliegenden Stufen die fasrigen KryBt4tloben Spuren von
Scheitel flächen darboten, so versuchte iob die Formen zu bestimmen.
Es gelang namentlich zwei Kryställchen aus def verwachsenen fasri-
gen Masse zur Untersuchung herauszulösen, das eine (Fig. 1) ist 1 mm
lang, V< nim dick; das an-
dere (Fig. 2) iat 3 mm. laug,
\i '" I \ 'J^ V»"™ dick. Letzteres konnte
\ Ton einigen aggragirten Fa-
\ aem nur auf einer Seite be-
^ freit worden. Bei der auaser-
ordentlichen Kleinheit der
Fliehen und ihrer unvoll-
kommen sn Beschaffenheit
kennte ihre Messung nor
durch Anwendung eines in
sehr geringer Entfernung
vom Goniometer befind li-
Fig. 1. I I oben Lichtes geschehen. Ob-
Fig. 2. gleich mit Rücksicht hier-
auf die Meaaungsfehler bis 1" steigen können, unternahm ich doch
eine möglichst sorgsame Beatimmung dieser beiden Erjrställcben,
deren Scheitelfliohen dem unbewaffneten Auge unsichtbar sind. Eine
Beziehung der Scb eitelflächen des einen zu denjenigen des audem
Eryställchen aufzufinden, wollte nicht gelingen. Vergeblich wurden
beide in paralleler Stellung neben einander an die Platte befestigt
und gemeinsame Zonen gesucht. So muas ich mith, in der Hoffnung
einst vollkommeneres Material zu erhalten, darauf beschränken, jedes
Krystätlchen zu beschreiben, von einer krystallonomiscben Beatim-
mung der Fl&ohen vorläufig absehend. Die Prismenfl&chen beider
Krystalle, welche porträtÄhnlich in den Fignreii wiedergegeben aind,
konnten mit völliger Bestimmüieit identifioirt wetd«n.
:t'
10 Sitzungsberichte
Kr. 1. Dm PriamH 1 m n k ist, begrenzt von den beiden
ScfaeitelflächeD O und p. Gemesaene Winkel;
l:n = I04V, 105'/,". lTin=162Va°. n:k = 162V.''. l:k = 87<'.
p!n = 151'/,''. p;k = 145'/,». 146'/,°. p:l = 106V,», 107°.
o; 1 = 142'/,°. o:m= 146". o:n = 124V. 136'/,°. o:p=UO».
Kr. 2, bemerken 8 worth durch eine einspringende Kante der
Seh eite) flächen. Dieselbe bietet durchaus das Ansehen einer Zwillinga-
kante, doch gelang es bei der äiisaersten Kleinheit des Objektes
nicht, etwaa Näheres y.u ermitteln. Die Zone z : x führt nicht zu
einer der yorhandeneo Prisraenflächen, Gemessene Winkel:
1 : n = 104'//, lOa'/i"- n ; k = 163°. m : n = 123'. s : 1 = 116'/) ",
m'l,". x:ii = 03", 94'/,. y:l = 70''. y:n = 120V. 120'/,".
X :y := 124° z:\ = 106'/^°. lOTV*". z:n = 115». HSV- »;b = 153°.
154" einspr.
Eine ganz kleiue, punktUbiilieho Fläche wurde in der Zone
x:n bemerkt; dieselbe bildet mit s annähernd den Wiuke! 134°'
Aus dieser sehr mühevollen Untersuchung scheint mit Bestimmt-
heit hervorzugehen, dasa das tasmanische. den Zinnateiti begleitende
Mineral im triklinen System krystallisirt und dem Cyanit (Ebätizit)
naheBteht, mit welchem ea der Analyse des Brn. Hill zufolge die
chemische Zusammenxetzung theilt, Al,SiO^ = Kieselsäure 36-9.
Thonerde 63'10. Etwaige Beziehungen der Kryatnllform des tasma-
nischen Minerals mit dem Cyanit nBohzuweisen, muss spätem durch
besseres Material unterstützten Untersuchungen vorbehalten bleiben.
Doch darf schon jetzt darauf hingewiesen werden, dass der Winkel
des Cyanit-Prisma 106° 16' ziemlich nahe kommt der Kante 1 : n
der tasmacischen Kryalällcheii. Eiue recht deutliche Spaltbarkeit
qiier zur Verticalajre ist vorbanden, dieselbe scheint annähernd senk-
recht zu den prismatischen Flächen zu stehen, im äussern Ansehen
ähnelt unser Mineral am meiaten dem Xcnolith Nordens kj öl d 's und
dem Bamlit Erdmann'e.
Struvit. fläcbpn reiche [4 bia 8 mm grosse) Krystalle aus
dem Guano der Skip ton- Höhlen bei Ballarat (Victoria), b, Sitz.-Ber.
vom 5. März 1877 und G. PIrich Contributions to the Mineralogy
of Victoria (1870). Diu Krystalle {s. Figur 3) sind eine Combination
folgender Flächen:
p = (2a:b:mc), tof 2
t =(a;cob:c), Poi '
m ^(a:a:l>-.c), Po.
h = (aia;b:2c), 2^0=
c = (cc a : « b ; c), oP
Die vorliegenden (22) Kryatalle sind s&mmtlich deutlich hemi-
ji/crj^h. inäcm dje Basis am obern Ende klein, sehr glänzend, am
k
der niederrfaeinisehen GeMUmsbaft in Bonn.
11
untern ansgedehnt, zuweilen allein Tor-
banden, aber weniger gl&nzend ist.
UebrigeDB finden sich an beiden En-
den die gleicben domatischen Flliohen
nnr in Terachiedener Anedehnnng. Da
die KT7stalle luweilen trefflich glän-
zende und ebene Fliehen benitien, so
mass ich folgende Eanten,
p : p (hracbydiagr. K.) = 62° 45'
h:c = 118° 40-
h':c = 118' 41'.
Fig. 3. Aus denselben berechnet sich folgen-
de» Axenverhältni
a : b : c = 0.567 : 1 ; 0.9145.
DicBe Werthe stimmen sehr nahe mit denen, velcbe A. Sade-
beck (b. Mineralog. Mitth. ges. v. Teohermali 1877, S. HS) aus
seinen Messungen des Hamburger Vorkommens abgeleitet bat
(a:b:c = 0.56e; 1:0.913).
Die australischen Krjstalle sind zuweilen in der Bichlung der
Brachyaxe ausgedehnt, zuweilen auch sind sie prismatisch parallel
der Verticalaxe.
Mit der muthmasslicben Bestimmung Bruahit liegen der Sen-
dung lichtgelbliche, prismatisch ausgebildete, 10— )2 mm lange.
1 — 2 mm dicke Krjstalle bei, welche Hr. M'Jvor vor Kurzem im
Guano der Skipton-Höhlen zusammen mit Struvil aufgefunden hat.
Hr. 6. Ulrich bemerkt in Bezug auf diese Krystalle; „Die dünnen
Prismen zeigen sehr selten Endflächen und stimmen nicht mit der
i Dana's Mineral ogy beim Brushit gegebenen
' \ Figur. Das Mineral enthält kein Ammoniak; es
"~" kommt selten vor und ist vielleiohl neu."
Trotz der meist unvollkommenen Scheitel-
ansbildung der Krystalle ist es mir nach vieler
Bemühung gelangen, die Axcuelemente mit ziem-
lich befriedigender Genauigkeit lu bestimmen.
Das System ist triklin. Die Krystalle (s.
Fignr 4) sind eine Corabination der Flächen n,
m, o, a, c. Wählen wir m und n zu Flächen des
rhomboidischen Prisma, a zum Makropinakoid,
c zur Basis, lassen wir ferner durch o das Ver-
Jhältniss der Axen b :c bestimmen, so erhalten
i^' die genannten Flächen folgende Symbole
y n = (a:b:ooc), ooP'
. m={a:b':«.o), <c'P
Fig. 4. o = (8a':b':c), P,8
-I
12 Sitzangsbcrichte
a = (a: 00 b : 00 c), oo P od
c = (oo a : CO b : c), oP.
Auf Grund dieser Formeln and aus den Messungen
a : n = 140« 28'. m : n (über a) = 114o 34. a : c = 114« 32'.
u : c = 129* W, o ; a = 109^ 36'
berechnen sich folgende Axenelemente:
a (ßrachy-) : b (Makro-) : c (Verticalaxe) : 0,69903 : 1 : 0,97432
« = 122« 31'. ß = 126<> 46'. y = 540 10 Va'-
A = 1060 45 V2. B = 1140 32'. C = 67o 2'.
Sämmtliche Winkel gelten für den rechten obern Oktanten. Ich
gebe in Folgendem den Weg an, auf welchem diese Axenelemente
ermittelt wurden, wobei eine Schwierigkeit darin bestand, dass
die Kante o : c nicht zu messen war ; indem nämlich c nur an
einem Krystali als eine glanzende messbare Fläche beobachtet wurde
und an diesem o so unvollkommen war^ dass es keinen genügenden
Reflex gab. Aus den vier Kantenmessungen a: n, m : n, a : c, n : c
konnten zunächst die Winkel cc, ß, y, A, B, C, sowie das Yerhältniss
der Axen a : b berechnet werden. Zur Bestimmung der Axcnlänge
c bedurfte es der Messung einer zweiten Scheitelfläche des Krystalls.
Eine solche lag in der Oktaidfläche o vor. Um aber durch o das
noch fehlende Axenelement (Länge der Verticalaxe) zu berechnen,
muBste ausser einer genauen Messung (der 5., welche zur Bestim-
moDg eines triklinen Systems durchaus nothwendig), die Formel von
o, resp. das Yerhältniss ihrer Axenschnitte a:b bekannt sein. Da
die Symbole ron 0 nicht durch Zonen zu ermitteln, so musste eine
zweite annähernde Messung ,(0 :mss 120^45') zu Hülfe genommen
werden, um die Formel von o zu bestimmen. Das Frgebniss der
Berechnung der Axenschnitte von o war 3,10 a' : b' : c. Supponiren
wir hierfür (8a' : b' : c), so ist der Weg gefunden^ unter Ausschliessung
jenes nur annähernd bestimmten Winkels o:m, auf Grund obiger fünf
Messungen die Axenelemente zu berechnen, wie oben geschehen.
Es berechnen sich femer
o : c =3 124<> 41'. o : m = 119<> 24 V»'. o : n = 89o 1'.
Die Krystalle zeichnen sich durch mehrere sehr deutliche Spal-
tungsrichtungen aus: parallel der Basis c, parallel m und n, endlich
parallel einer Fläche oo i^'3. Diese letztere Spaltungsfläche liegt in
der Zone o : c, und bildet über n mit a = 96^ 54', was annähernden
Messungen des aus dem Innern der Prismen hervordringenden Re-
flexes entspricht. Die Flächen m und n sind vertical gestreif t, na-
mentlich in der Nähe ihrer Kanten mit a. o ist matt und etwas
gewölbt. Das spec. Gewicht bestimmte ich zu 1.893. Die Beziehung
dieses Minerals zum Brushit muss einer chemischen Untersuchung
vorbehalten bleiben, zu welcher ich das Material von Hm. G. Ulrich
zu erhalten hoffe.
Es wurden alsdann zwei Ohromalaun -Krystalle, ein ein-
der niederrheinisoben Gesellschaft in Bonn. IS
facher Krystall von 80 mm Grösse, sowie ein Zwilling^, beide von
höchster Regelm&ssigkeit der Ausbildung vorgelegt, welche von Hm,
Dr. Kessler in Hanau dargestellt und dem Museum verehrt worden
waren ; sowie ein kleiner (nur 0,8 gr. schwerer) randlicher Stein, ein
Pseudometeorit; welcher angeblich am 21. Aug. v. J. Ab. 6 U. in
Hanau niederfiel und als ein Meteorit beschrieben wurde (s. Köln.
Zeitung Nro. 283, 1. Bl.). Die potrographisohe Beschaffenheit des
rindenlosen Steinchens, dessen sp'ec. Gew. nur 2*5 und in dessen
porphyrartigem Gemenge Quarz sichtbar ist, widerspricht indessen
der Annahme einer kosmischen Natur desselben. Auch wurde da-
rauf aufmerksam gemacht, dass bei dem angeblichen Niederfall des
Steins keine Detonation bemerkt wurde, welche bei Meteoriten stets
gehört wird. Welche Art von Sinnestäuschung bei dem Hanauer
Ereigniss vorliegt, war nicht zu ermitteln.
Derselbe Vortragende sprach sodann über gewisse anomale
Flächen am Granat aus dem Pfitschthal (s, die betreffende Ar-
beit im Mon.-Ber. der Berliner Akademie, P'ebruar 1878).
Prof. Andrä besprach einige Farn der Steinkohlen-
flora, und zwar zunächst Pecopfßfis nervosa Brong., wovon ein
Bruchstück von Saarbrücken vorlag, dessen circa IV2 ^^- breiter
nackter Spindeltheil mit 2 jederseits gegabelten und symmetrisch
gestellten Aesten endigte, woran das doppeltfiedertheilige Laub sass.
Hiernach ist der Wedel also fussförmig getheilt, und nicht, wie
man bisher annahm, dreifach gefiedert. Der Habitus ist ähnlich
Hemiomtis pedata Sw., wenn man hier von der geringern Zertheilnng
des Laubes und der mittlem kleinem Fieder absieht, dieanunserm
Exemplare nicht bemerkt wird. Die Fiederchen des letztern reprä-
sentiren die Form ß, microphyUa Brong., die allerdings sehr au
Pecopteris Sauverii Brong. erinnert, welche Schimper neuerdings
auch mit Pec, nervosa vereinigt hat, von dieser aber doch wohl zu
unterscheiden sein dürfte. Das in Rede stehende Fragment zeigt
nämlich da, wo die Fiedern mit ihren Endigungen erhalten sind
und sich nicht ins Gestein krümmen, eine oft 3 bis 4 mm über das
Parenchym^ hinausreichende Mittelrippe, die das Aussehen einer Sta-
chelspitze angenommen hat, was die bei Brongniart gegebene
Abbildung dieser Form allerdings nicht in dem Maasse, ii;nmerhin
aber annähernd erkennen lässt. In Uebereinstimmung hiermit sind
zahlreiche andere kleinere Fiederbruchstücke namentlich von Esch-
weiler. Bei der ächten Pecopteris Sauverii nun, die nach Andeutung
einiger Gabeläste wohl denselben Wedeltypus besass und aus Bel-
gien in mehreren schön erhaltenen Exemplaren vorlag, ist stets ein
mehr oder minder grosser stumpfer Endlappen vorhanden, so dass
darin doch eine Artverschiedenheit stecken kann, wenn gleich bei
sehr unvollkommener Erhaltung die Entscheidung für d\^ ^\t^^ ^^«t
14 SiUungsberichU
aadara Art kaum möglich isL Ein ilcu aagafährten, besonders im
NerventTpus, sehr nahe stebaader Farn ist noch Pecopterh muricata
Brong., der zwar in den £ndtheilen dea Laubes oft gaus mit Pec.
neri'osa übereioBtimmt, doch aber naob einem prächtigen 32 Centm.
laugen Wedeltheile von äaarb rücken, mit nur doppelter FiederuDg
und allermeiiit üedertheiligeit bia gezähnten Fiederchen, uasweifel-
laft eine besondere Art darstellt. Audautungeu für eine fuBsförmige
Verzweigung wurden bisher vergeblich geeucht. Unter einer grÖBseren
Anzahl von Bruchstücken der Pecop. nervosa, die der Kedner jüngst
aus dem Wormrevier erwarben hatte, fanden sich mehrere, wo an
den Laub- und Spindel tbeilen zahlreiche kleine Lungeuscbueckeu,
JPalaeorhü ammoniK Coem., hafteten, deren Vorlage erfolgte.
S
cgfri
ad
Ste
D berichtet übe
r eine w
eito
c Heih
»y
nthe
tisch
r
Ver
uche u
nd dur
cb diese
ben
erlangt
Be
stät
gong
a
ine
aufge
teilten
Hypotbe
sen
Liber dl
£n
tfer
aung
de
a Ph
osphor
aua de
m Boheie
an b
im Höh
ofenbetrieb.
Wie schon früher von ihm nachgewiesen, bewirkt Cy»n-Äm-
moniitDi die Entfernung des Pbosphora aus Eiflenersen bedchungs-
weise aua KoheiBen in der Weissgluht und bildet damit flüchtige
Phosphor- Verb in du Ligen. Sie charaktertsiren sich sofort durch deu
EOhönen grünen Flammenssum der angezündeten Gase, welche aua
dem Hohofeu entnommen wurden, als der Versuuh in der Praxis
geschah im grossen Betrieb durch Aufgabe von PottaHchu-Losung
über die Koaksgichten. Aua d^r Pottasche bildete sich Cyankaliunt,
dieses wurde zerlegt durch Einblasen von überlutatem Wasserdauipf.
Es bildete sich Cy an -.Ammonium, dieses zersetzte die feston Phos-
phor-Verb in dun gen der aufgegebenen Beac tii ukungs- Mal üri alten und
BO entstanden die vorerwähutcn flüchtigen gasförmigen Fhoephor-
Verbinduugen.
Wird neben Pottasche ein Miueral mit aufgfgeben, welches
Titanaäure enthält, am Bestan in der Form von Titankoaks, wie
liies a. a. 0. eingehend vom Verfasser beacbrieben ist, so bildet
eich Cyantitäu- Stickst oSli tan im Gestell deg betreffenden Bobofens.
Unter den vorerwähnten Pronedureii (Einführung von überhitz-
tem Waaaei'dampf) werden dieselben Resultate erlangt und dieselben
gasförmigen Verbindungen treten in Ersoheiuung.
Werden nun solche Gaae mit diesen Phosphor- Verbin Jungen (Phos-
phor wasserst off, oder Phosphorstickstoff, oder Phoaphorcyau oder wie
dieselbi uauch zusammengesetzt sein mögen), also in Gegenwart von Koh-
leuäiiue oderauchvou Kohleuoxyd über das erwähnte Cjantitau -Stic k-
atofltitau oder über die daraus durch dun überhitzten Waaserdampf
in statu nascendi entstandene Titansäure geleitet, so bildet sich
^Mespborsaures Titanoxyd resfi, -oxyäal. AusLetaterea wird die Phos-
der niederrheinisohen Gesellschaft in Bonn. 15
phorBäure nicht wieder reduzirt durch Kohle, selbst nicht bei mehr-
maligem Erhitzen in höchster Weissgluth eines Porzellanofens oder
in einem Seefström-Sohmelzofen. Es bildet sich hierbei weder Phos-
phortitan noch dampfförmiger Phosphor. Gibt's Doppelverbindungen ?
Auf freundliches Hinweisen des Chemikers Herrn Dr. Betten-
dorf von hier wurde direkt phosphorsaures Titanoxyd dargestellt.
Es ist wenn getrocknet ein weisses amorphes Pulver, welches aus-
geschiedener Kieselerde ähnlich sieht. In seinem Verhalten, ver-
schiedenen Rcagentien gegenüber, ist es identisch mit demjenigen
Material, welches darzustellen dem Vortragenden in folgender Weise
gelang.
Durch Ueberleiten von Cyanammonium über Titankoaks wurde
die in letzterem enthaltene Titansäure vollständig in Gyantitan-
Stickstofftitan verwandelt, üeber dieses wurde darauf folgend solange
Phosphorwasserstoff und Kohlensäure geleitet, als ersterer noch ab-
sorbirt wurde. Diese Prozesse dauerten je über drei Stunden und
geschahen in einem Porzellanrohr, welches in einem Seefström-
Schmelzofen zur höchsten Weissgluht bis zur Erweichung des Rohrs
erhitzt war.
Nun wurde phosphorsaures Titanoxyd mit Kohle und phosphor-
säurefreiem Eisenerz gemengt, dann Zuschlag beigegeben und das
Gemisch im Tiegel geschmolzen. Es resultirte eine entsprechend
phosphorsäurereiche Schlacke und phosphorfreies Roheisen.
Dies ist nicht der Fall, wenn phosphorsaurer Kalk, phosphor-
saure Magnesia oder Thonerde zur Anwendung kommt, sondern es
bildet sich wie beim gewöhnlichen heutigen Hohofen-Betrieb eine
phosphorsäurefreie Schlacke und phosphorhaltiges Roheisen. Phos-
phorigsaures Titanoxyd verhält sich in allem ähnlich.
Wird phosphorsaures Titanoxyd in Salzsäure gelöst, so fällt
aus der sauren Lösung auf Zusatz von etwas Ammoniak das phos-
phorsaure Titanoxyd wieder aus.
Aus der salzsauren Lösung einer Schlacke, welche neben
Thonerde, Eisenoxyd und den anderen darin gewöhnlich vorkom-
menden Bestandthcilen auch noch phosphorsaures Titanoxyd enthält^
wird dieses auf Zusatz von etwas Ammoniak zuerst ausgefällt. Dann
kann die Lösung noch sauer sein und erst durch Uebersättigung
mit Ammoniak, wie beim gewöhnlichen Gang der Analyse, fallen
dann auch Thonerde, Eisenoxyd und die in dieselbe Gruppe ge-
hörenden Oxyde aus. Frisch gefälltes phosphorsaures Titanoxyd ist
im Ausehen zum Verwechseln ähnlich mit frisch gefällter Thonerde.
Aus diesen Thatsachen, die gewiss neu und eigenthümlich ge-
nannt werden können, ist es erklärlich dass diejenigen Herren Che-
miker, welche eine solche Schlacke zu untersuchen hatten — wie es
dem Schreiber dieser Zeilen selbst in früheren Jahren ergangen
ist — eine solche Verbindung übersehen konnten, sie bfti ^<^^^Vsäs|^^
16 SitEUDgsberichte
UeberBättigung der salzsanreii hosang als Thonerde lallti!n iind ftla
Bolohe gn wogen haben.
lieber die Art der Analyse derartiger Schlacken wird an
anderer Steile berichtet werden, potiald eine grossere Reiha wird
ausgeführt ecio.
Hierdurch ist aber auch die Erklärung für die a. a. 0, in dem
Beriuht vom 7. Febr. t. J. heniurgebobene Hess'sche Änalyan *) mit
9fil> "In Phosphorsäure und 6,70"/, TitangSure gegeben und deren
Richtigkeit nicht mehr zu bezweifeln. Ebenso ist die UewiBsbeH
gewonnen durch diese Thatsachen, dass die Beobachtungen des Vor-
tragenden im Jahre 1854 über die ausscrgewühnlichen ErachelnungeD
aiQ Hohofen, auf dem von ihm damalB raitbetri ebenen Wflrk —
Niederrhe in lachen Hütte — richtig autgefnsst nurden, sowie dMi
alle von ihm seitdem darauf gebauten Schlüsse nunmehr Test be-
gründet sind nnd wenn äucb langsam doch sicher zu dem erstrebten
Ziel geführt haben durch das Studium der organischen Chemie.
MedIt'lniHctae Section.
Sitzung vom 21. Januar 1878.
VorsitKouder Geh.-ltath Leydig,
Anweseud 19 Mitglieder.
Prof. Ooutrelepont stellte einen 4jährigen Knaben vor, an
welchem er die Osteotomie der tibia und fibula ausgeführt
hatte.
Pat. zeigte neben geringeren Verb iegun gen beider Ober-
schenkel und Untereohenkel unterhalb der condylen der tibiae an
der Grenze des mittleren und unteren Drittels beider Unterschenkel
in Folge früherer Fracturen eine besonders links fast rechtwinklige
Verkrämmung und zwar mit nach innen offenem Winkel. Da es
nicht gelang den Knochen an dieser Stelle subcutan zu brechen,
entfernte D. den 21. Nov. 1877 am linken Unterschenkel zuerst an
der fibula, welche dort verdickt und sehr fest war, ein keilförmiges
Stück darch den Meissel, dann als trotzdem die tibia, welche ver-
dünnt erschien, sich noch nicht einbrechen liess, wurde diese auch
freigelegt und dnrcbgemeiseelt, worauf die Grade st reckung gelang.
Beide Wunden wurden mit Catgut genäht und der Listcr'sche Ver-
band angelegt. Die Wunde an der £bula heilte ganz per primam int.,
die der tibia durch Eiterung, nar aber schon nach 3 Wochen
geBohloasen. Nur dreimal wurde der Verband gewechselt und am
20. Dec, nachdem es gelungen war am rechten Beine die ünter-
*) In Wedding-Percy Eisenhüttenkunde Band II. 8. 697 ohne
Zweifel herstammend ans: von Leonhard HüttenerzeugniEse Anfi.
der niederrheinischen Gesellechaft in Bonn. 17
Schenkelknochen einzubrechen, an beiden Beinen Gipsverbände an-
gelegt. Die Temperatur stieg nur am Abende des 6. und 6. Tages,
als die Tlbiawande eiterte, auf 99^ G. in recto, sonst war der Ver-
lauf ganz fieberfrei.
Sodann sprach D. über die Versuche zur Radikalheilung
von Hernien, welche unter streng antiseptischer Behandlung in der
neueren Zeit von Nussbaum, Gzerny, Kiesel, Schede u. A.
gemacht worden sind und stellte einen Patienten vor, an dem er
die Operation ausgeführt hatte.
S. Blatter, 22 Jahre alt, Fabrikarbeiter, wurde in's evangel.
Hospital wegen einer Hemia ing. ext. dextra aufgenommen, welche
zwar reponibel war, aber darch ein Bruchband nicht zurückgehalten
werden konnte; die Bruchpforte Hess sehr leicht zwei Finger ein-
dringen; die Bruchgeschwulst über Gänseeidicke. Der sonst gesunde
Patient verlangte dringend operirt zu werden, da er schon viele
Bruchbänder vergebens versucht habe und er durch sein Bruch-
leiden arbeitsunfähig sei. Nachdem längere Zeit durch Abführ-
mittel, horizontale Lagerung und durch ein passendes Bruchband
den Bruch zurückzuhalten vergebens versucht und der Patient mit
den Gefahren der Operation bekannt gemacht war, entschloss sich
D. auf den dringenden Wunsch des Patienten einzugehen und führte
am 14. Dec. 1877 die Operation aus. Nach Spaltung der Haut wurde
der Bruchsack freigelegt und der Versuch gemacht, ihn von allen
Seiten zu lösen; es stellte sich jedoch heraus, dass er auf der
hinteren und unteren Seite sehr fest mit dem Samenstrang und den
Häuten des Hodens verwachsen war, welcher umstand von der voll-
ständigen Exstirpation desselben abzustehen zwang. Der Bruchsack-
hals Hess sich jedoch an der Bruchpforte ganz lösen und wurde,
nachdem er soweit als möglich aus dem Inguinalkanale hervorge-
zogen war, und nachdem man sich überzeugt hatte, dass der Bruch-
inhalt vollständig reponirt war, mit einem dicken Catgutfaden unter-
bunden. Hierauf wurde der Bruchsack erst gespalten und seine
vorderen Wände, so weit sie mit der Umgebung nicht verwachsen
waren, exstirpirt. Unterhalb der ligatur wurden 8 Catgutnähte,
welche den zurückgebliebenen Theil des Bruchsacks mit der äusseren
Haut vereinigten, jederseits angelegt, in den unteren Theil des Bruch-
sacks eine Drainröhre einges/stzt und darüber die Haut auch mit
Catgutfaden zugenäht Der Verlauf nach der Operation war sehr
günstig; nur am Abend des zweiten Tages stieg die Temperatur
auf 38.8^ Cuyhn den ersten 8 Tagen 4 mal 38.2, sonst während des
ganzen Verlaufs unter BS^ C, keine Leibschmerzen, Verdauung ge-
regelt. Beim zweiten Verbandwechsel zeigte sich^ dass das an der
Haut angenähte Stück des Bpichsacks gerade unter der ligatur^
welches von der Umgebung ganz abgelöst worden war, sich brandig
abstiess, ohne jedoch weitere Erscheinungen zu mo^c^Vi^TL.
Sitzmigsber. d. nlederrbein. Oesellidh. in Boim. 1Vl%. ^
IB Sitzungsberichte
Am 34. Tage oBoh derOperatioii (bis dahin war der Verband 6 mal
gewecboelt) konnte ein Bruchband abgelegt nerden, and der Patient
verliesB das Bett. Bei der Dnteraucbung stellte sich heraui, dasi
auf der operirten Seite der Anprall der Därme beim Husteti dee
stehenden Patienten geringer iat, als auf der geaunden Seite.
Prof, Busch bemerkt zu diesem Vortrage: Wir leben zwar
nicht mehr in den Zeiten des alten Lawrence, welcher in Bezug auf
die Radicalkur des beweglichen Bruches anasprach: »Wer sieb eines
eingeklemmten Bruchea wegen operiren lässt, unterwirft sich der Ope-
ration nra Bein Leben zu retten, wer aber einen nicht eingeklemmten
Brueh hat, setzt sein Leben iiiif das Spicli — * denn das Listereohe
Verfahren bat auch hier, wie überall, viel von den Gefahren der
Operation zürstrcut. DaBs aber die Operation niclit absolut unge-
iährlicb ist, haben Sie aus dem Vortrage entnommen, indem von 26
Operirten einer starb. Ausserdem ist auch in der jäugeten Zeit ein
Todesfall durch Herrn Küster bekannt gemacht worden.
Fast wichtiger noch als die öetahrliobkeit ist aber die Un-
Sicherheit des Resultates in Bezug auf die Beseitigung des Bruches.
"Wenn wir in den Zeiten der früheren Wundbehandlung einen ein-
geklemmten Bruch mit ErÖffnuDg des Bruchsacksa operirt hatten,
so geiehab die lleiluDg in der Weise, daes von den Wunden des
Sackes Gewebssprosscn auswuchsen, welche mit einander verschmolzen
und den Sack obliterirten. Trotz dieser festen und derben Narbe
gehorte die Radiealheilung '■" den alterselteasten Ausnahmen. Die
Patienten waren in der Regel nur von der Lebensgefahr befreit,
hatten aber nach wie vor ihren Brucb und mussten ein Bruch-
band tragen. Da nun schon diese feste Narbe nicht ausreicht das
Austreten des Bruches zu Tcrbindem, so wird es noch weniger der
Fall sein bei der am meisten gebräuchlichen der modernen Radical-
Operationen. Wenn wir den Bruchsaokhals an dem äussern Leisten-
ringe unterbinden, so bleibt, wie auch in dem demonstrirten Falle,
der Bruchfelltrichter in dem Leistenkauale zurück. In diesen werden
«ich wieder Eingeweide senken und, wenn sie nicht dauernd durch
ein Bruchband zurückgehalten werden, den Trichter dehnen nnd
einen nach aussen vortretenden Bruch hervorbringen. In einigen
Fällen hat man zwar auch versucht diesen Trichter zur Obliteration
zu bringen, indem mau den Leistencanal spaltete den Bruchsaok
otmgeßhr in dem Niveau des Innern Leistenringes unterband und
dann den Leistenkanal durch tiefgreifende Snturen, s^^tverständ-
lioh mit Schonung des Samenstrangea verschloas, aber^nan machte
dann durch den grösseren Eingriff die Operation auch wieder um so
ge&hrlicher.
Unter diesen Umständen glaubt B., dass die Operation der
nicht eingeklemmten Brüche auch heute noch nur ein sehr beschränktes
Terrain beha1t«n wird. Es werden ihr nur diejenigen Brüche anheim-
fnllen, bei welchen es durch kein anderes Mittel möglich int, die
Retention durch ein Band zu bewirken und so dem Patienten die
Arbeits^higkeit wiedent »gehen. Dass dieses auch bei mubilen Brüchen
vorkommen könne, leugnet B. nach den Erfahrungen anderer Chi-
rurgen nicht; es musB aber äussere rdeatlich selten sein. Er selbst
bat Doch keinen mobilen Bmch gesehen, der, mochte er so gross
sein wie er wollte und moohte er noch so lange unoperirt getragen
sein, nicht schliesslich unter Anwendung von langer Rückenlage, kalten
Umschlägen, leichtem Abführen, leichter Diät zurückgebracht werden
und dann auch durch ein Band zurückgehalten werden kannte. Das
wesentliche Contingent werden für die Radicaloperation daher die
adhfirenten Brüche stellen.
Prof. Doutrelepont hob noch einmal hervor, dais über die
beschriebene Operation als Radioalkur erat die Zukunft entsoheiden
würde, dass bei grossen Brüchen wie in dem vorgestellten Falle der
Leistenkanal sehr verkürzt vräre, so dass durch Hervofziehen des
Briichsackhalses aus demselben vor dem Anlegen der Ligatur der
zurückbleiben de Trichter nur sehr klein sein könne, wenn überhaupt
noch vorhanden, und daia man doch einen Unterschied machen müsse
zwischen der Heilung nach der jetzigen Operation, indem der Sack
abgebunden und entweder esstirpirt oder ganz gespaltet und durch
Granulation üb ildung zur Obliteration gezwungen würde und der Hei-
lung nach der Hermiotomie mit Eröffnung des Sackes, bei der man
die Verödung des Brucheackes nicht direkt bei der Nachbehandlung
erstrebt habe. Jedenfalls habe die Operation in dem vorgestellten
Falle erreicht, dass der Patient wieder arbeitsfähig geworden und
dasa durch das Tragen eines Bruchbandes dem Wiederaustreten der
Därme entgegengewirkt werden könnte.
Prof,BuBcbheapricbt4joch einmal die Luxation des Penis.
In der Sitzung vom 23. Febr. 1875 hatte er bei Gelegenheit der
Veröffentlichung des Moldenbauerschen Falles darauf aufmerksam
gemacht, dass bei dieser Verletzung der Penis eine durchaus passive
Rolle spiele und dass vielmehr die Haut, wenn eine Gewalt das
Praeputium erfasst und vorwärts zieht, über den Penis weggezogen
werde, so dass der letztere dann, je nach der Richtung des Zuges
entweder in das Scrotum oder unter die Bauchhaut schlüpfe. Be-
dingung für das Zustandekommen der Verletzung ist natürlich ein
langes Praeputium, welches die Eichel überragt, so daas die einwir-
kende Gewalt eine Handhabe findet. Auf Grund von Beobachtungen
von totalen Abreisaungeo der Penishaut durch Maschinengewalt glaubte
B. damals annehmen zu müssen, dass die Stelle, an welcher die Ver-
bindung des Penis mit der Haut einrisse, so daat et 7.af4cVaȀv\'iv^l*^
SmÜ
20 Sitzungsberichte
könnei die InsertioD der äussem Haut am ionereD Blatte Aee Prae-
patiniiiB sei. Gegenwärtig, wo er zum erBten Male diese selteDeTer-
leUung beobechteD kotiute, mnas er diese Annahme zuriiekcehmsD.
Ein kleiner Knabe war, sechs Tage vor saiaer Aufnahme in die
Klinik, von einem Pferde zu Boden geworfen und auf die Geaohlechta-
tbeile getreten worden. Ausser geringen Bluteztravasalen fand man
die Hauthülie des Penis leer ; ein Einkuiff derselben bestand auf
der linken Seite. In der rechten Scrotalhäfce fühlte man neben dem
etwas gtscbwoUenen Hoden den Penis, Glückliober Weise hatte der
Stollen des Hufaiaeua die ScrotaUiaiit gegeuüber der Spitze des Penis
vollständig durchbohrt, so dasa der Knabe dureb diese OefTnung uri-
niren konnte und daas Urinintiltralionen vermieden wurden.
Behufs der Reposition muaate die Peuiahaiit auf dem Rücken
in der gnnr.f-a Länge gespalten werden. Hierbei aabpa wir, daaa die
Insertion dea äussern Blattes des Praeputinms an das innere Toll-
ständig erkalten war. dass hingegen das innere Blatt von aBJner lo-
aertion hinter der (Joroiia glaiidis abgerissen war. Die Trennung
hatte nicht in der ganzen Circumferenz stattgefunden, sondern auf
der boken Seite war ein kleiner Tbeil der Anhefliing erhalten, ao
dasH bei dem Zurücksciilüpfen des Penis in daa Sci'otuio durch diese
Anheftung die Peniahaut eingezogen wurde. Beiläuüg sei bemerkt,
dass nach der Spaltung der hakenförmig gekrümmte Finger den
Penis leicht hervorheben kannte und dass nach der Heiinng das
Glied das Anaeliu eines aoluben hatte, bei welchem die Phimoson-
operation durch InciEiou gemacht war, der Hautachnitt aber etwaa
weit auf den Penisräcken hinaufreichte.
Dr. Wal b demonstrirte einen Apparat für die Zerstäu hang
vonFlüasigkeiten im Nasenrachenraum. Derselbe ist nach dem
Ricbardaon'scben Princip conatruirt und hat ein Catboter ähnlicbeB
Spritzrohr, wodurch er sich von dem Trölzsoh'achen unterscheidet,
und auch zur Einspritzung in die Tuba gebraucht werden kann.
Dieser Theil des Apparates ist susserdetfl abnehmbar, wodurch eine
bequeme Handhabe ersielt und die Benutzung für beide Seiten er-
möglicht wird. Aach läast sich derselbe hierdurch während des
Gebrauchs drehen, also die Spitze nach allen Richtungen wenden.
Die Brauchbsrkeit für die Tuba wurde bei Patienten mit Perforation
des Trommelfelles constatirt, wo es gelang die Flüssigkeit am äus-
seren Ohr auszutreiben.
Dr. Eocks sprach lUeber die nachträgliche Diagnose
der Schädellagen und des Oeburtsmechanismus über-
haupt, aus den Oehnrtstraumen bei der Mutter.*
Prof. Leydig bespricht auf Grund fremder und eigener Unter-
suchungen das Vorkominen und den Bau der Jacobson'scben
Or.gi,iie beim Meascben and den Thieren.
der niederrheiniMhen OeseUtohaft in Bonn. 21
Allgemeine (Sitrang Tom 4. Febmar 1878.
Vorsitzender: Prof. Tr ose hei.
Anwesend 21 Mitglieder,
Professor WaHach sprach über die Wirkungsweise det
Blansäare. Durch eine Reihe chemischer Reactionen, namentlich
durch das von ihm ausführlich studirte Verhalten des Gyankaliums
dem Chloral gegenüber, ist der Vortragende zu dem sichern Sohluss
gelangt, dass die Blausäure bei Gegenwart solcher Verbindungen,
welche sich gleichzeitig leicht oxydiren und reduciren, als Wasser
spaltendes Agens wirkt und dass die Gomponenten des Wassers
(Sauerstoff und Wasserstoff) bei dieser Gelegenheit von der zweiten
anwesenden Verbindung verbraucht werden, während die Blausäure
selbst ganz unverändert bleibt. Die Blausäure wirkt demgemäss,
wie man sich auszudrücken pflegt, durch Gontactwirkung. Eine
Erklärung dieser Wirkungsweise wird von dem Vortragenden durch
eine chemisch-mechanische Betrachtung gegeben, eben so wie er die
Möglichkeit ausführt, die merkwürdige physiologische Wirkung der
Blausäure durch die von ihm dargelegten Thatsaohen zu deuten.
Wirklicher Geheimer Hath v. De eben legt die Abhandlung
von Hrn. A. Renard, Gonservator am königlich belgischen Museum
für Naturwissenschafben in Brüssel» über dieStructur und mine-
ralogische Zusammensetzung des Wetz Schiefers und seines
Verhaltens zu dem Eisenglanz führenden Phyllit (besonderer
Abdruck aus dem 41. Bande der M^moires couronnes & publies
par PAcad. royale des sciences & de Belgique) vor.
Der Wetzschiefer, dessen mikroskopische Analyse Herr Ronard
hier liefert, kommt in dem rothen Phylitt bei Salm-Ghateau, Sart,
Lierneux und Bihain in Belgien vor, tritt aber auch in dem angren-
zenden Theile des Kreises Malmedy bei Recht auf und besitzt daher
für die petrographische Kenntniss unserer Provinz ein allgemeineres
Interesse. Prof. Zirkel hat bereits 1874 den rothen oder violetlich
grauen Phyllit von Recht untersucht und gefunden, dass die bräun-
lichen Körnchen ein Haufwerk von bluthrothen dünnen Täfelchen
von Eisenglanz bisweilen mit noch sechsseitigem ümriss sind, deren
Länge nicht 0.005 mm übersteigt. Ausserdem sind einzelne Eisen-
glanzschüppchen durch die ganze Masse des Schiefers verstreut. Der
zweite vorwiegende Gemengtheil, aus welchem die Hauptmasse des
Schiefers besteht, ist farbloser Glimmer oder ein Sericit ähnliches
Mineral in zarten Lamellen. Dieselben schmiegen sich um die dich-
teren Ansammlungen von Eisenglanz. Quarz und irgend ein Feld-
spath fehlen gänzlich, dagegen tritt Granat als dritter wesentlicher
Gemengtheil in höchst kleinen Krystallen von ganz blassröthlicher
Farbe und bis 0.025 mm Achsenlänge auf. Ausserdem zeigen %v<:.\^
noch sehr kleine gelblichgrüne Krystalle, dift ^x k\x^\\. ^'^^^^
22 SitzuDgsberichte
werden und glatte, ganE acbvrttTEe und gar niohl duroliBcbinimeriida
Eömchen, bei denen an Kohle -Partikel xa denken ist, welohe in dem
bläulich- und schwärzliohgraaen Dachftchiefer so häafig vorbanden
Bind. - Von grossem Interesse ist der Vergleich der Wetzschiefar ia
ihrer so sehr eigenthümlicbenMineralznsBmmenBetztingniit dpm rothen
Pbyllit. ia dem sie als besondere dünne Lagen von 13 bis 60 mm
Stärke vorkommen. Ein sehr gleich mäsBJges und fi/ines Korn und
ein bedeutender Härtegrad, der 7 übersteigt, macht sie wertliToll
als Schleifsteine, besonders als Rasirsteine (pierre ä rnsoir). Jn dem
duakeln Pbyllit Keicbneu sie sich durch ihre licht strohg-elbe Farbe
aüs, die bisweilen in beüea Grau übergeht.
Von deu Bestandtbeileu. welche nach Zirkel'e Untersuchung
den rotben Pbyllit ziigammensetzeu, fehlt im Wetzsohiefer durchaus
der Eisenglan:^ in beiden Formen als einzelne Schüppchen iii der
Masse zerstreut und als Zusammenbau Tungeu in Körner und die plat-
ten Eörncben von schwarzer Koblc, wenn etwa diejenigen schwar-
zen Pünktchen ansgenommen werden, welche sieh innerhalb eines der
später aurzuführendcn Mineralien befinden. Dagegen bilden die über-
ans kleinen Granatkrystalle, welche bis 0.02 mm Acheen-
iänge steigen, den überwiegenden Bestaodlbeil, während das dem
Serioit ähnliche Glimmer-Mineral nur als ein harter Schleier die-
selben umgiebt. Der Farbe und der chemischen Analyse nach,
welche Dr. von der Mark von einem von Recht herrührenden
Exemplare ans der Sammlung des naturbistorisohen Vereins und
Pufal in Berlin von einem belgischen Exemplar gematht hat, kann
der Qranat nur dem Mangangranat oder Spessartin angehören. Die-
ser enthält aber zwischen 27.36 und 32.18 Procent Manganoxydul,
oder im Durchschnitt nahe 80 Proceat. Danach würde in dem Wetz-
schiefer von Eecht 73.8 Procent und in dem belgischen Wetzschiefer
G8.3 Prooent Mangaogranat enthalten Bein. Hiermit stimmt auch
das Volumengewiobt des WetzBchiefers überein, welches 3.2 beträgt.
Der Augtt findet sich ebenfalls im Wetzscfaiefer, in ähnlicher Weise
wie in dem Phyllit von Reoht; recht häufig Bind Zwillingskryttslte
dieses Minerals beobachtet worden. Es tröten aber noch zwei Mi-
neralien hinzu, welche bisher in diesem letzteren nicht beobachtet
worden sind, aber beide nur untergeordnet, zunächst Turmalin
in Prismen von 0,07 bis 0.08 mm Länge u. O.Ol mm Durchmesser,
von licht grüner oder graulieb blauer Farbe. Die Verschiedenheit
der Endflächen, die dunkele Färbung an dem einen Ende, so wie
das optische Yorbalten lassen keinen Zweifel an der Bestimmung
dieses Minerals. Kleine schwarze Pünktchen zeigen sich in diesen
Turmalinkrystallen, welche für Kohlen -Partikel gehalten werden.
Aehnliohes ist auch sonst schon bei der mikrOBkopischen Untersu-
chung dieses Minerals bemerkt worden. Endlich hat der Verfasser
nodi sehr kleine dreiseitige Zufillingskr^laAU eiBes ariden Minerals
der niederrheinischen Gesellschaft in Bonn. 28
beobachtet, deren Grundlinie kaum 0.001 nun beträgt. Am deutlichsten
treten dieselben in dem Gestein Ton Ottrez auf und hier glaubt der
Verfasser dieselben als Chrysoberyll erkannt zu haben, dem auch
Prof. vom Rath nach den ihm vorgelegten Dünnschliffen zustimmt.
Die beiden chemischen Analysen haben keine Beryllerde nachgewie-
sen, indessen ist auch wahrscheinlich nicht danach gesucht worden,
so dass hieraus um so weniger ein entgegengesetzter Schluss gezo-
gen werden kann, als diesen Analysen ein Material zu Grunde lieg^
worin nur wenige oder gar keine Individuen dieser Art vorhan-
den sind. Das ist die höchst eigenthümliche Zusammensetzung des
Wetzschiefers, welche Herr Renard durch die mikroskopische Un-
tersuchung erkannt und wodurch sich derselbe auch ein Verdienst
um die Kenntniss einer seltenen Gesteinsart unserer Provinz erwor-
ben hat.
Prof. Schlüter legte eine Anzahl neuer fossiler Antedon-
Arten vor und besprach nach Darlegung des anatomischen Baues
derselben das Vorkommen dieser Gattung im Jura, in der
Kreide und im Terti&r. Die neuen Arten werden von Abbil-
dungen begleitet im nächsten Hefte der Zeitschrift der deutschen
geologischen Gesellschaft beschrieben werden.
Prof. Troschel legte die Gattung Marginella aus der
Sammlung des anwesenden auswärtigen Mitgliedes Hrn.
Löbbecke in Düsseldorf vor, um dadurch eine Probe der
Reichhaltigkeit und Zierlichkeit der Aufstellung dieser Sammlung zu
geben.
Siegfried Steiü berichtet über Kesselsteinbildungen,
auf deren Oberfläche sich schöne Krystalle von Aragonit als
sehr zierliche Drillinge in Form sechsseitiger Tafeln angesetzt hatten.
Physikalisehe Seetion.
Sitzung vom 18. Februar 1878.
Vorsitzender: Prof. Troschel.
Anwesend 24 Mitglieder.
Prof. vom Rath beendete seinen in der Sitzung vom 3- Dec.
v. J. abgebrochenen Vortrag über Kremnitz und Schemnitz in
Ungarn, indem er den um Schemnitz und Hodritsch herrschenden Erup-
tivgesteinen einige eingehendere Bemerkungen widmete. — Schon in
der früheren Mittheilung war gesagt worden, dass der für das Ho-
dritscher Gestein herkömmlich gebrauchte Name »Syenite vom pe-
trograpbischen Gesichtspunkte kaum zulässig sei. Dennoch glaubte
34 Sitzungiberichta
Redner damals ihn uocb beibehalten zu miiaaeu, 'weil es bedenklich
scbieo, einen eo allgemein eingebürgerten Namen zu äDdern. Eine
wiederholte Krwigung überieugte Ihn indess, daei das Gestein in
Rede mit seinem stets vorwiegenden Plagioklas, mit dem sparHchen
Orthoklas, dem stets und meist reichlich vorhandenen Quarz nidit
KQ den Syeniten, qiiarzfreien OrthoLlaBgesteineu, gezählt werden dürfe.
Weit nahei' als den Syeniten steht das Hndritscher Gestein den qiiars-
führenden Dioriten. Zu demaelbeu Sohluas kam auch schon Hr.
J.W. Jndd (On tbe ancient Tolcano cf SohemnitE, Quart. Jourii. geol.
BOc Aug, 187G, p. 299): >Dies Gestein (vonHodritsch) aollts demnaah
mit groBserem Rechte ?.a den Dioriten als za den Syeniten gerechnet '
werden.! Suchen wir die nächsten Verwandten des hodritscher Ga-
steins anf, so finden wir dieselben in den berühmten Gesteinen du
Banat, und zwar von Caiklüva, Oravicia, Dognacska und Moravicti.
Die genannten Vorkommniase sind dem Hodritscher Gestuine ao ähn-
lich, das» sie von demaelben zuweilen kaum zu unterscheiden sind.
Die Analogie tritt ausser in den constituirenden Mineralien und ihrem
relativen Mengenverhältnisse vorzugsweise in folgenden Punkten
harvur: in der Armuth an acoeasoriachen Mineralien, der chemischen
Zusammensetzung des Pkgiokks (Andeain), dem wecbaelnden Anaehen
des Gesteins, der Eracheiniing von Contaktgebilden dort, wo es an
Kalkatoiu grenzt. So wenig wie das Uodritaeher üeatein können —
mit Rücksicht auf ihre mineralische Conatitntion — die Banaler
Eruptivgesteine zum Syenit gestellt werden. Schon J. Niedz-
wiedzbi, welchem wir eine schöne Arbeit über die »Banater Erup-
tivgesteine' verdanken (Uiner. Mitth. gcLV. Tichennak 1BT3. S. 256),
sagt vollkommen zutrefiend: >Der Natur des Feldspalhbestandtheils
nach muBS die Gesteins Varietät von Dognacska als quarzführender
Diorit bezeichnet werden.!
WoUte mau mit Rücksicht auf den zwar untergeordneten, aber
wobl niemals fehlenden Ortboklasgehalt Bedenken tragen, das Hodrit-
scber Oeatein als Diorit (Quarzdiorit) zu bezeichnen, so müsste man
es Tonalit nennen. Ein untergeordneter Orlboktasgehalt ist bekannt-
lich neben herrschendem Plagioklas (Andesin) ein Kennzeichen des
Tonalit. Auch Judd deutet schon die grosse Aehniichkeit des Qe-
steins aus dem Adamello-Qebirge mit der Hodritscher Felaart an.
Nachdem indess Rosenbusch in seinem vortrefflichen Werke iMikro-
' skopische Fhysiographie der massigen Gesteine' (S. 255 und 259)
sieb ausdrückliob dahin ausgesprochen hat, das» der Orthoklas zu
den in den dioritiaohen Gesteinen als accessorischer Oumengtheil
• nahezu allgemein l>eigemengten Mineralien' gehöre, trage ich kein
Bedenken, das Hodritscher Eruptivgestein als Quarzdiorit zu bezeich-
nen. Der allgemeinen Charakterisirung des Gesteins, welche oben
(s. Sitzber. v. Deo. 8. S14; Sep.-Abdr. S. 24) gegeben wurde, möchte in
Bezng auf das mikroskopiache Verhalten .noch Folgendes hinzugefügt
t
I
der niederrheinischen GeBelUchafC in Bonn. fHI
werden. Der FUgioklas *eigt eine so vielfach polysynthetiecho Zu-
HammenseUung, wie ich aie biiher noch nicht in gleichem Maaaae
wahrgenommen, indem gewöhnlich ein doppeltes System von Zwillinga-
streifen, welche aich annähernd unter einem rechten Winkel treffen,
vorhanden iet. Während das eine System, dessen Linien gewöhnlich
der Längsrichtung der Durchschnitte entspricht, dem Gesetze ange-
hört, bei welchem das Brachypinakoid Zwillingaebene ist, sind die
kärzeru Querstreifeu auf dasjenige Zwilliugsgesetz zu beziehen, bei
welobein die makrodiagouale Axe Zwillingsaxe ist. Die zwischen
den LäugSBtreifen bleibenden Felder sind zuweilen durch die Quer-
etreifen getheilt, sodass eine Art von gilterförmiger Zeichnung ent-
steht. Doch scheint ein eigentüehes Durchsetzen des einen Streifens
seitens eines anderen nicht stattzufinden, tielmehr endet der Qaer-
streifen hei seiner Berührung mit den Längsstreifeo, um an einer
andern Stelle wieder fortzusetzen. Auch der Orthoklas iet mit dem
Plsgioklas auf das Innigste durchwachsfu. Mitten im Orthoklas sieht
man kleine gestreifte Partien von Plagioklas. Zahlreiche Apatite
Mikrolithe sind dem Feldapath beigemengt. Der stets mit unregel-
mässigen, oft sehr au agebuohteten Umrissen erscheinende Quarz um-
Bchliesst eine Anzahl von FlÜEBigkeitseinscliliissen, in deneu gewöhnlich
eine Libelle sichtbar ist. Vortrefflich kann mau u. d. M. die Um-
wandlung von Biotit und Hornblende in eine chloritische Substanz
in ihren verschiedenen Phasen beobachten. Neben Magnetit erscheint
Kuweiien aueh Eisenkies. Von accessor isoheu Gemuugtheilen kann
iob mit Sicherheit nur Zirkon angeben, eis in Dioriten bisher nur
selten beobachtetes Mineral. Das betreffende p rismati sehe Kry stalle ben,
von rötblioh brauner Farbe, hat zwar nur die Länge von 'j, mm,
bei ca. 'la mm. Dicke, Dennoch konnte ich durch Messung die
Comhination w F. P. untergeordnet od P co, mit Sjoherbeit bestimmen.
Das Vorkommen des Zirkon in Dioriten beweist, dass dieselben auch
in Bezug auf ihre accessorischen Mineralien von den Syeniten nicht
scharf geschieden sind'). Dem Titanit scbeineu sehr kleine lioht-
gelbliche Erystallkörpcrcben anzugehören. Da die Ermittelung der
chemischen Zusammensetzung des Plagioklas aus dem Hodritsoher
Qnarzdiorit von einer gewissen Wichtigkeit zu sein schien, so habe
iah den Zeitaufwand nicht gescheut, nach der gröblichen Zerkleine-
rung des ÜBSteins von den weissen Plagioklas -Fragmenten eine ge-
nügende Quantität (1,2 gr) auszusuchen. Es erwies sich iudess als
unmöglich, die Substanz vollkommen auf mechanischem Wege vom
Quarz zu trennen. Ich iinteroabm die Analyse, deren Bestimmuugen
■ich auf Kieselsäure, Thooerde und Kalkerde lioscbrankteD, in der
UeberKeugUDg. dass die zu untersuchende Substanz mindestens durch
1) UeberZirkoi
S. 250 Anm.
1 Jiiorit das Veitlins b. P-jgg. Ann, Bd. 144.
26 SitzacgBberichte
einige Proceote (Joarz verunreinigt sei. Spec Gew. 2.595. Glüh-
»erluBt 0.26 PlagiokUB des Quarzdiorit von Hodritocb.
Eieaelsäare 61.44
Tbooerde 25.38
Kolk 7.T9
Natron (Verlust) 6.39
100.00
Ana dieser ZiisammenaeUung geht, uotcr Berücksichtigung
eiiies kleinen beigemengten Quarzgelialts, wohl mit lieetinimtheit
hervor, dass der iinteraucbte Plagioklas kein OligoklaB sein könne,
sondern als Andesin zu hetrachteu ist. Es steht dies auch im Ein-
klang mit dem ErgebuiBs Niedz wiedzki's für den Plagioklas dea
Gesteins von Dognaeska und bestätigt bis zu einem gewissen Grade
die Termiitbung Jitdd'e, daes der hcrrscbende Feldspntb des hodritr
Gcber Gesteins nicht Oligoklas sondern Labrador sei. — Als ein nega-
tives Kennzeichen des Hodritscher (juarzdiorits ist das Fehlen des
Augits zu beteichnen. — Im Eiseubecher Thal stehen im ADgen
kleinkörnige sowiu kleinporphyriiohe Varietäten des Gesteins
Weit schwieriger als die Bestimmung der früher als ■Syenit«
bezeichneten Gesteine ist die Diagnose der Propylite, der früher als
•Grünsteine« und "Grünsteinporpbyre« bezeichneten Felsarten, welche
den öatlichen Theil des Schemnitaer Gaugsystetns einschliessaD. —
Der Name Propylit bat bekanntlich nicht sowohl eine potrographische
als vielmehr eine vorzugsweise geologische Bedeutung* es sind Plagio-
klas-Gesteine »on tertiärem Alter, welche von v, Richthofen, dem
Begründer dieser Gestein sgruppe, als Vorläufer der tertiären und
recenten vulkaDischen Tbütigkeit betrachtet werden (vgl. v. Richt-
hofen. >Dia natürliche Gliederung und der innere Zusammenhang der
vulkanisobau Gesteine*; Ztachr. d. d. geol. Ges. Bd. XX. S. 685. 1B68).
Indem ich denNamenPropylit für diese Sohemnitzer Gesteine zunächst
noch beibehalte, verkenne ich das Miseliche und Bedenkliche einer Ein-
theiluag nicht, welche in ein und derselben Ge stein sklasse (Tracbyte)
theiU auf mineralogische, theils auf geologische Merkmale Dnterab-
thellungen begründet. Wenn wir absehen vom geologischen Auf-
treten der fraglichen Schemnitzer Gesteine, und sie nur nach ihrer pe-
trographischen Constitution bezeichnen wollten, so würde sich der Name
iDiaba« oder iDiabasporphyr* wohl als der zutreffendste erweisen.
Diese von den bisherigen Angaben verschiedene Auffassung bedarf
indesB einer besonderen Rechtfertigung, da des Torkommens von
Augit (eines wesentlichen Gemengtheils der Diabase) in unseren
Schemnitzer Gesteinen bisher nicht Erwähnung geschehen ist und man
mit blossem Auge oder mit der Lupe in denselben vielleicht ver-
geblich nach diesem Mineral suchen wird. Dennoch habe ich die
Ueberzeuguug gewonnen, dass in den typischen eog.Propylitgesteineu
von Schemuitz Augit als ein ursprünglich vorhandener (häufig der
2B Sitiungsbpriohte
tiBchen SabelaDE und untcrBcbeiden sich voii der Grundmaaae su-
weilen cur durch dia lichtere Färbung. Bei polarisirtem Lichte ViP-
btüten Bie sich wie mikrokrystuliiniaohe Aggregate. Hat man din-
Dial diese Äugite, welche zuweilen nur als b chatten ha ftt: Gebilde
sieb darstellon^ erkunnt ale das was sie sind, so kann man auch über
dicNaturdes tiesteina als eines diabaBähnlichen > Augit-Propj'liti niofat
zweifelhaft sei, Braune Horublendn ist diesem Gestein in nur ge-
ringer Quantität beigemengt, Bern p r kens wert h ist es, daa in der Grund-
mawe des PrQpylit lelir veoige Plagioklaa-Mikrolitiie aiohtbar smd.
2) Ton Uinliclier BeschaffHiheit i«t der dUDltelgrünlioligraoe
Frop^lit vom närdlioban Abhänge de« PBradeisbargei, in sehr gromen
Blöcken am Bothenbruun sich findend. Dm Oeiteio ut, weDDgleioh
zu Tage liegend, weniger verändert als jenes aus 200 Klafter Tiefe,
zum Beweise, daea die GeateinametamorphoBe nicht imnier durch die
Nahe der EideberMche allein bedingt ist. Die Plagioklase sind
durch Mikrolitbe verunreinigt, znweilen in ihrer fsunzvii Masse, zu-
weilen nur im Innern, zuweilen nur in einer oouoentri sehen Zone
auch sah ich einige Male, durch eine Querlinie getheilt, die eine
üälfte des polysynth et Lachen UrystnlU durch Mikrolithe getrübt,
die ändere rein. Die Äugito sind hier deutlicher und beBaer er-
halten als beim vorigau Gestein, bis fast l mm ("rosa. Ü, d. M,
zeigen sie bei pol, L. duruh lebhafte Farben, daaa sie noch wenig
verändert und, von Verunreinigungen abgesehen, ziamtich homogen
sind. Sehr feine Spiünge gehen den Spaltungsflächen parallel; grö.
Iiere, unregelraaaaige ZerklüftunifBU oiitatehen in Folge der Geateina-
Umwandlung; von letzteren geht disZenetzung resp. Cfaloritisirung aus.
Die Aagite sind gewöhnlich Zwillinge, oft altemiren die beideu Indivi-
duen mehrfach ; ein sehr regelmäsBigeB Oktogon von '/, mm Grosse wird
z. B. von einem '/jo mm. breiten Zwillingsstreifen in zwei vollkommen
symmetrische Hälften getheilt. An Hornblende fehlt ea nicht, zuweilen
regellos mit Augit verwachaen oder von ihm fast umschloaieD. Die
Hornblende bildet viel seltener Zwillinge; ihre Zersetzung in eine fas-
rigecbloritischeMaiiBe ist weiter vorgeschritten. Magnetit und Eisenkies.
3^ Den beiden vorigen sehr ähnlich ist der Propylit von Sobbo ').
Die weiter vorgeschrittene Umänderung äussert sieb in der unge-
wöhnlichen Betcbaffenheit der Flagiokl aaleisten. Zahlreiche etwaa
wellig gekrümmte Adern mit einer wahrscheinlich kaolinartigen
ZersetzuRgsmasse erfüllt, dringen in transversaler Richtung in die
Lamellen ein. Von diesen Adern aus achreitet die Umwandlung in
der Eryatallmasae fort, allmälig die Zwillingsstreifung verwischend
und daa Wesen des Krystalls gänzlich zerstörend. Der Augit ist
spärlich vorhanden und stark verändert. Hornblende ist häufiger
1) Auf der Lippold'achen Karte iGelnerowskiWrt oder »kleiner
Sebobobi, unmittelbar nördlich von Rothenbrunn.
der niederrheinisehen G^etollsohaft in Bonn. 29
uDd leicht kenntlich an ihrer von Magnetitpunkten starrenden Peri-
pherie, fiiotil, in nicht geringer Menge, bietet u. d. M. ein sehr un-
reines Bild, und stellt ein Qemenge von Chlorit und Magnetit dar.
4) Schwärzlicher Propylit (in Schemnitz auch Äphanit genannt)
vom Pochwerkswagenhaus 1 km südöstlich von Schemnitz an der
Strasse nach Szent Antal. Die Betrachtung u. d. M. lehrt, dass
dies Gestein viel mehr verändert ist, als das 'äussere Ansehen
ahnen lässt. Die Grundmasse erhält zahlreiche Plagioklas-Mikrolithe,
welche die bei vulkanischen Gesteinen so häufige Fluktuationsstruktnr
nicht zeigen. Besonderes Interesse erweckt hier die Hornblende;
sie zeigt die bekannte Umrandung mit Magnetit in ausgezeichnetster
Weise. Vielfach lässt die Magnetit-Imprägnation nur einen geringen
Kern von Hornblende frei, zuweilen stellt sich die ganze Hornblende-
form als ein Aggregat von Magnetit-Körnern dar. Sehr deutlieh
erkennt man sechsseitige Tafeln von Biotit, sie sind indess gänzlich
umgewandelt in ein sehr unreines Aggregat von Chlorit und Mag-
netit. Letzteres Mineral bezeichnet in einem sehmalen Saum auch
den Umriss der ehemaligen Glimmertafel. Es bedarf schon einer
recht eingehenden Prüfung, um das Vorhandensein, wenigstens die
ursprüngliche Anwesenheit, des Augits zu erkennen. Während die
Hornblende auch dort wo sie umgewandelt und ihrer Substanz nach
verschwunden ist, in den Magnetit-Säumen noch ihre frühere Existenz
verräth, findet ein gleiches beim Augit nicht statt. Dennoch gelingt
es auch hier die gleichsam schattenhaften Umrisse der mit einem
Aggregat von Chloritkörnern oder -schuppen erfüllten Augite zu
erkennen und sich von dem ursprünglichen Vorhandensein dieses
Gemengtheils neben Hornblende zu überzeugen. — Eines eigen thüm-
lichen Verhaltens der Plagioklase in diesem Gestein ist noch Erwäh-
nung zu thun. Einige derselben begrenzen sich scharf und rein
gegen die Grundmasse. Andere sind an ihrer Peripherie mit Grund-
masse imprägnirt; ja dies Magma scheint den Erystall ganz zu ver-
drängen. Eine sehr schmale reine krystallinisohe Hülle bezeichnet
dann die Peripherie des Erystalls und trennt die Iroprägnationszone
von der Grundmasse.
Ein weiterer Grad der Metamorphose und Zersetzung ist es,
in Folge deren die Schemnitzer »Propylitec jenes Ansehen gewinnen,
auf welches der alte Namen »Grünsteinporphyre hindeutet. Schöne
Varietäten finden sich z. B. bei Rothenbrunn, im Teplipatak (am
Wege zwischen Schemnitz und Hodritsch), am Pulverthurm ca. 2 km.
südwestlich von Schemnitz gegen Windschaoht und an vielen andern
Orten unseres Gebiets. Die Aehnlichkeit dieser Gesteine mit
Diabasen resp. Diabasporphyren wird Jedem in die Augen fallen,
der sie ohne Voreingenommenheit betrachtet. Auf sie beziehen sich
ohne Zweifel die Worte v. Pettko's, dass „einige Varietäten des
Grünsteins bei genauerer Untersuchung als Diabase erkannt ^^sc^^esc^
dürften.« In einer entweder licht oder d\xiik«\ gtW3LV55\«xaTi ^t\«A.-
30 Sitzangsberiehte
masse liegen sehr zahlreiche bis 4 mm grosse weisse oder grdnlioh-
weisse Plagioklase, sechsseitige Prismen und Tafeln von Biotit, stets
in Chlorit umgewandelt. In Chlorit sind aach metamorphosirt die
prismatischen Gebilde, deren ehemalige Natur, ob Hornblende oder
Aagit? durch mikroskop. Betrachtung nur schwierig zu ermitteln ist.
Einzelne gerundete Quarzkomer fehlen vielleicht niemals, wenngleich sie
oft sehr zurücktreten. Die Zersetzung des Gesteins (vom Pulverthurm) ver-
rath sich auch in kleinen, unregelmässig buchtige Hohlräume füllenden
Kalkspathpartien. Oft erscheint das ganze Gestein von feinen Ealkspath-
partikeln imprägnirt. — Je eingehender man die Gesteine in Rede unter
dem Mikroskop betrachtet, um so überzeugender tritt ihre weit fort-
geschrittene Umwandlung hervor. Die Grundmasse ist mikrokrystal-
linisch und anscheinend zu nicht geringem Theil in eine chloritische
Substanz umgeändert. Diese letztere Umwandlung scheint hier vor
Allem den Augit betroffen zu haben. Es bedarf deshalb einer genauen
Durchmusterung der Präparate, um ihn zu erkennen. Derselbe er-
scheint häufig nur noch gleichsam in Schattengebilden und auch
diese sind nur unter günstigen umständen erkennbar. In der klein-
kdmigen Grundmasse erblickt man, zuweilen nur bei geeigneter Stel-
lung der Nicols, die auf Augitformen deutenden Umrisse, während
die Substanz selbst der chloritischen Umwandlung anheimgefallen
ist. Neben Augit scheint Hornblende fast immer und zwar zuweilen
in überwi^ender Menge vorhanden zu sein. Dieselbe unterlag, so
scheint es, der Umwandlung hier weniger leicht. Jedenfalls ist ihre Form
durch die Hülle von dichtgedrängten Magnetitkömehen besser be-
wahrt; der Biotit ist gleichfalls umsäumt mit Magnetit, doch seiner
Substanz nach gänzlich in eine kömige Masse umgewandelt, in welcher
Chlorit überwiegt Eisenkies ist ein wohl niemals fehlender Gemengtheil.
Zuweilen umschliesst das Gestein (vom Pulverthurm) unregelmässig be-
grenzte, drusenartige Partien, welche mit sekundären Gebilden erfüllt
sind. In diesen kleinen Druaenräumen bemerkt man zunächst prismati-
sche, stark polarisirende, weisse oder durchsichtige stabähnliche Formen,
welche, sich durchsetzend, den Raum in unregelmässige Fächer oder
Zellen theilen. Diese letzteren sind dann mit fasriger Gbloritsubstanz
oder vielleicht Serpentin erfüllt. Die Richtung der Fasern steht
senkrecht zu den stabformigen Gebilden, welche ihrer Länge nach
gewöhnlich von einer oder mehreren feinen, den Anwachsstreifen
ähnlichen Linien durchzogen werden. Dieselbe stark polarisirende
Substanz dieser prismatischen Gebilde konstituirt zuweilen auch
breitere Erystallkömer. Da ich niemals etwas den geschilderten Ob-
jekten Aehnliches bisher wahrgenommen (an Apatit konnte bei dem
ganzen Ansehen jener Prismen nicht gedacht werden), so ersuchte ich
Hm. Prof. Rosenbusch um sein gewichtiges UrtheiL Derselbe
hatte die Güte, mir Folgendes mitzutheilen: »loh glaube mit Sicher-
heit behaupten zu können, dass diese farblosen Stäbchen Quarz sind,
der niedenlieinischen Gesellschaft in Bonn. 81
welcher pseudomorph nach einem andern Mineral auftritt. Ich
stütze mich dabei auf folgende Thatsaohen. Die St&bchen verhalten
sich im polarisirten Lichte nicht in ihrer ganzen Ausdehnung gleich-
artig. Die Auslöschnng des Lichtes zwischen gekreuzten Niools voll-
zieht sich in manchen von ihnen in unregelm&ssig begrenzten Partien
in verschiedenen Azimuthen; die Elastioitätsaxen liegen also nicht
in allen Theilen des scheinbaren Erystalls gleichmässig, sondern in
verschiedenen Theilen der Art verschieden, dass man auch nicht an
eine Zwillingsbildung denken kann. Das Gebilde ist also ein Aggre«
gaty allerdings ein homogenes, soweit sich das ohne chemische Unter-
suchung erkennen lässt. Es hat von einem Erystall nur die Form,
nicht das Wesen (Gleichwerthigkeit aller parallelen Richtungen). Es
ist eben eine Pseudomorphose. Bis hierher bin ich meiner Sache
absolut sicher. Dass aber nun die Substanz dieser Stabe Quarz sei,
das ist lediglich eine subjective Anschauung, die ich aus der Yer*
gleichuDg dieser Dinge mit den Quarzkömern des SchlifiTes gewonnen
habe und die mir durch den ganzen Habitus der Stäbe nahe gelegt
wird. Vielleicht war das primäre Mineral Plagioklas.«
Noch möge erwähnt werden, dass die Gegenwart von Ortho-
klas in diesen diabasähnlichen Propyliten in hohem Grade wahrschein-
lich ist, so wie dass unter den Mikrolithen auch Apatit angenommen
werden darf.
Die mikroskopische Untersuchung führt demnach — im Ein-
klang mit dem äussern Ansehen — zu dem Ergebniss, dass diese
um Schemnitz verbreiteten »Propylitec durchaus verschieden sind von
den eigentlich vulkanischen, d. h. tertiären und nachtertiären Erup-
tivgesteinen, und dass sie in jeglicher Hinsicht älteren Gesteinen
und zwar den Diabasen gleichen. Mit Rücksicht auf dieses petro-
graphische Ergebniss sind wir wohl berechtigt zu fragen, auf welchen
Gründen und Beweisen die jetzt allgemein geltende Ansicht des ter-
tiären Alters des Schemnitzer >Grünsteintrachytsc beruht? Vergeb-
lich habe ich mich bemüht, in der Literatur Beweise für jene An-
sicht aufzufinden. Ich wage zu behaupten, dass es sich hier um
eine unerwiesene Annahme handelt. Von Pettko, welcher — wie
es scheint — zuerst das tertiäre Alter des »Grünsteintrachytc be-
hauptete, begründet die Zugehörigkeit desselben zum Trachyt [An-
desit] mit den Worten: iDer Grünstein erweiset sich als ein wesent-
liches Glied des Trachytringes theils dadurch, dass er zwischen Eisen-
bach und Glashütte dessen innem Ran^ selbst bildet, theils durch
die oft unmerklichen Uebergänge in Trachyt [Andesit]«. Diese
üebergänge konnten indess nicht bestätigt werden. Auch in dem
Aufsatz des Hrn. Judd (Ancient Volcano of Schemnitz; Quart. J. Geol.
See. 1876.) finden wir die gesuchten Beweise nicht, sondern in Bezug
auf das Alter des Gesteins in Rede wesentlich die Wiederholung der
Anschauung v. Pettko's: >they [die Grünsteinel at^ w\!L^avjJö\Ä^iN:^ ^s»par
32 Sitzungsberichte
aeoted with the Tertiary andegitei of the sarrountliag volcajiic girdle,
and indeed paaB into the latter by the moBt inBeosible gradfitioni*
[S. 297). Möchte diese in jeder Hinsicht äberaus wicbtit;? Präge
nach dem Alter des diabasähnlichen Propjlit von SebeninitK recht
bald durch erneute Beobacbtungen gelöst werden. Die vorlieKenden
Andeutuugen Bolleo nur einen Zweifel an der jetzt herrschenden An-
acbauung aussprechen und zu vorurtbeilsfreier Prüfung anregen.
Auf die andenitiscbeo Gesteine, welche iu einam weiten ge-
schlossenen Ring den Diabas -Prapylit und den Quarzdiorit (iSyenitt)
von Schomnitz umgeben, habe ich meine Unterauchung nicht anage-
debut. Nur wenige Ben>erkiingen sind es, welche ich zur Ergänzung
der Arbeiten anderer Forscher mitlheilen kann. Wohl die interea*
Banteste Varietät der Schemnitzer Andeaite findet »icL auf dem
Gipfel des Sitlnabargas (Sitzber. v. 3. Den. 1S77. S. 306). Dies Ge-
Btl^ic enthält in einer bald Hebt- bald dunkclgrauen GnindffiflSBe
Plagioklas, Angit, Hornblende, Biolit, Magnetit, Titanil. Der Angit
ist in reichlicherer Menge vorhanden als die Hornblende. Da» 6o-
ateiu enthält zahlreiche kleine Hohlräume, welche mit den zierlichsten
Tridjmiten (bis 1 mm. gross), sowie einnelnea (Joarzen bekleidet
sind. Efl möchte dies die erste Beobachtung des Tridymits im
SehomnitEer Gebiete sein. Die Association von Tridyniit und Quarz
erinnert durchaus an die gleiche Vergesellschaftung der lieidon
kry stall iniaehen Modiflcationen der Kieaelaäure im Tracbyt der Perlen-
hardt, Siebengebirge.
Auch in andarn Andesitun des Schemnitzer UebieU ist Augit
neben Hornblende in makroakopiachen Kry stallen vorhanden, so
namentlich in dem schonen rothen Andesit von Mocaar (')'/i ^''^
iiord nordöstlich von Schemnitz), welcher neben sehr frischem weissem
Plagioklas, schwarzer Hornblende und Biotit einzelne Augite ent-
halt. — Dolerite waren bisher aus dem in Rede stehenden Gebiete
nicht bekannt. Es möge deshalb hier noch erwähnt werden, dass
— zufolge einea Handatückea, welches ich Hrn. Cuatoa Hrntsar
verdauke, am Berge Rigel bei Kohlbach ein doleritähnliohes Ge-
stein — wesentlich ein feinkörniges Gemenge von Plagioklas und
Augit — vorkommt. Auch erhielt ich von demselben eifrigen
Sammler ein Gestein von Dilln, welches in dichter Orundmasse
zahlreiche kristallinische Kömer von Quarz und Plagioklas enthält
und wohl am zutreffendsten als Dacit bezeichnet werden kann.
Als ErgebnisB der mitgetbeilteni allerdings nur fraginentariaohen
Beobachtungen und Studien glaube ich Folgendes bezeichnen und
zugleich der bestätigenden oder berichtigenden Forschung geehrter
Fachgenossen empfehlen zu dürfen:
1. Die im Schemnitzer Gebiet verbreiteten Eruptivgesteine ge-
hören verschiedenen Epochen an und können weder in Betreff ihrer
miaeralogiachon Constitotion noch in Hinsicht ihrer Entstehungazeit
der niederrheinisofaen Gesellschaft in Bonn. 88
als ein geologischer Körper betrachtet werden. 2. Der sog. Syenit
von Hodritsoh ist ein Qaarzdiorit mit untergeordnetem Orthoklas-
gehalt; er ist ein platonisches d. h. vorterti&res Gestein. 8. Der
sog. Grünsteinporphyr, Grünsteintrachyt, Propylit von Schemnitz
ist ein Diabas ^), gleichÜBtlls von vorterti&rem Alter, doch jünger als
der Quarzdiorit. Diese beiden Gesteine (sowie die gneiss&hnlichen
Gesteine des Eisenbacber Thals) umschliessen das edle Gangsystem.
4. Die tertiären Eruptivgesteine von Schemnitz, die And^te und
Rhyolithe, welche von umfangreichen Gonglomerat- und Tufi^nassen
begleitet sind, stehen in keiner nähern Beziehung zu den vortertiären
Eruptivgesteinen und besitzen keine Erzgänge.
Diese Aufifassung des Propylit als Diabas bezieht sich aus-
schliesslich auf das Schemnitzer Gebiet.
Die Kenntniss der Schemnitzer Mineralvorkommnisse glaube
ich durch eine in der Literatur — so scheint es — bisher nicht
aufgenommene Thatsache vermehren zu können ; sie betrifft Pseudo-
morphosen von Ealkspath nach Aragonit vom Spitaler Gang, Michaeli-
Stollen. Diese Gebilde, sowohl in älterer als auch in neuerer Zeit vor-
gekommen, sind von etwas verschiedenartiger Ausbildung. Einem
altern Vorkommen gehören zwei Stufen der Schemnitzer Sammlung
(Bergakademie; Direktor Bergrath von Win kl er) an, von denen
die eine ca. 10, die andere ca. 20 cm lang ist, bei einer Dicke von
4 bis 6 cm. Diese Gebilde scheinen in der Endigung vorzugsweise
durch die Flächen eines Brachydoma begrenzt und der ursprünglich
von Aragonit eingenommene Raum gänzlich von Ealkspath erfüllt
zu sein. In letzterer Hinsicht gleichen diese Paramorphosen manchen
der seit lange bekannten Vorkommnisse von Herrengrund. Die in
neuerer Zeit auf dem Spitaler Gang gefundenen Stufen stellen über-
aus schöne und zierliche Hohlformen dar. Das mir vorliegende
Exemplar, ein Geschenk des Hm. Gustos Hrntsar, ist 7 cm
lang, 4 cm breit und stellt dar eine 2 bis 8 mm dicke, die
Form des Aragonit wiedergebende Schale, welche aus einem Aggre-
gate trefflich ausgebildeter, 3 bis 4 mm grosser Ealkspathkrystalle
(R 3 . — '/] R . 00 R) besteht. Diese kleinen Skalenoeder, welche in
gleich trefflicher Ausbildung sowohl die Innen-, wie die Aussens/site
der Schale bekleiden, besitzen keine regelmässige Stellung zum
1) Nicht unmöglich scheint es mir, dass eine von Prof. Rosen-
busch in dem den Augit-Andesiten gewidmeten Abschnitt seines aus-
gezeichneten Werkes, »Mikroskop. Physiographie der massigen Ge-
steine c S. 42 erwähnte Felsart von Schemnitz zu unserm Diabas gehört«
Der verdienstvolle Forscher sagt an der betreffenden Stelle: »Eine
echte Umsetzung des Augit in chloritische Faseraggregate ist sehr
selten und wurde an einigen ungarischen Augit-Andesiten von SioK^^si-
nitz und von Göncz beobachtet, t
Sitzns^pb. d. niederrbein, Oesellscliaft in Bonn. l%n%. ^
"O.l
v>i-1
H Sfil«mgab«mliie
/
i^jMgonitkiyHtll. Gleiofa den oben arwähatan grossen Krystallea
der Sehemniizer Sammlung ist aacii das vorliegende Ekwnplar nicht
durch die Baeis, sendem durch em steiles Brachydoma begrenzt,
dessen krystaUograpluMiie Bestiiamung indess — da die Form des
arsprüngilchen Arsgonit nur nsiToUkoiBQineii durch das schalenförmige
Aggregat Y09 EalkspaÜikrystallea nachgebildet wird — nicht ge-
liBgen wollte. Wahrend die Banunorphosen der g«uinnten Stufen
r&m Mutter^stein abgelöst sind und über dasselbe ans keine Belehrung
gewähren konn^i, aeigt ein ausgeseichnetes -OAugstück des mine*
ralogisehen Bf usenm auStuttgart, auf welches ich durch Prof. Fraas
aufmerksam gemacht wurde, ein ca. 3 cm. grosses hohles pseudohexa*'
gonales Prisma — eine Paramorpbose von Ealkspath nach Aragönit —
auf einem schalenförmigen Gkoigsttck von Schemnitz aufgewachsen.
In Bezug auf die bergbaulichen Yerh<nisse von Schemnitz
möge echUesslich auf die voirtreffliehe Arbeit von Lipoid »der
Bergbau ^non Schemnitz in Ungarn« (Jahrb. k. k. Geol. R. A. 17. Bd.
1867) hingewiesen werden. Daselbst findet sich auch eine yoU«
ständige Angab« der beirefifenden Literatur. Die Mineralvorkommr
nisse wurden mit rühmenewerther Sorgfalt in dem ausgezeichneten
»Mineralog. Lexicen für das Kaiserthum Oesterreich« YonZepharo^
vi oh aufgeführt^).
1) Briefliche Mittheilung des Hm. Ministerialrath Pech, Chefs
des Schemnitzer MontandistriktS; an O. vom Bath.
Schemnitz, 18. Mai 1878.
»Es gereichte mir zur besonderen Genugthuung, dass Ihre An-
gaben über alle jene Vorkommnisse von Schemnitz und Eremnitz,
welche auch ich Gelegenheit hatte zu beobachten, mit meiner eige-
nen Erfahrung vollkommen stimmen; nur einen lapsiis cälami er-
laube ich mir zu berichtigen, obwohl die Sache ^anz unwesentlich ist.
Auf pag. 308; Sep. 18 wird nämlich gesagt, dass am Rothenbrunn »zwei
ansehnliche Teiche sich befinden, welche dem Grubenbetriebe dienen.«
Es sollte wohl heissen »zwei unansehnliche Teiche«, denn diese Teiche
sind die kleinsten der ganzen Umgebung, und werden nur dann ge-
öffnet, wenn in der Stadt Feuer ausbricht. Im übrigen fand ich
die ganze Beschreibung insoweit meine eigene Beobachtung reicht,
mit dieser ganz übereinstimmend.
Erlauben Sie mir, dass ich über Ihren Vortrag noch eine Be-
merkung mache.
Es hat mich nämlich die auf Seite 323 ; Sep. 33 des Vortrages über
Kremnitz und Schemnitz befindliche Schlussfolgerung überrascht,
dass »durch die Thatsache, dass unter dem Propylit sedimentäre
Schichten verkommen, die Hoffnung auf ein Niedersetzen der Gänge
mit edler bauwürdiger Füllung bis in sehr grosse Teufen wesentlich
vermindert wird«; und dass »allen bisherigen Erfahrungen gemäss«
der Wechsel des Gesteines »einen gänzlichen Wechsel der Gang-
füllung oder ein Taubwerden des Ganges bedinge.«
Ich will nicht bestreiten die Möglichkeit dessen, dass eine
oder die andere Gangspalte an dem sedimentären Gesteine ihr Ende
ßndet, obwohl bei den meisten unserer Gangsp^Aten. «ich nach-
der niederrheiniflehen G^ellsohaft in Bonn. 35
Prof. Schlüter besprach einige neue Funde vom. Cephar
lopoden der norddeutschen Kreide.
Redner hatte in seiner Abhandlung: »Verbreitung der Gepha-
lopoden in der oberen Kreide Norddeutschlandsc nooh keine Cepha-
lopoden aus. den beiden tiefsten Gliedern des westphälisohen Senon,
nämlich dem Sandmergel von Becklinghausen (Marsupiten-Zone,
und den Quarz-Gesteinen yon Haltern (Zone des Pecten muricatus)
aufführen können. Inzwischen hat sich die Vermuthung, dass auch
hier dergleichen Reste sich noch finden werden, bereits bestätigt
und es steht zu erwarten, dass bei fortgesetzter Aufmerksamkeit
diesen ersten Spuren noch weitere Erfunde folgen werden.
Im Sandmergel von Recklinghausen fand sich zunächst
Äctinocamcuc verua Mill.
Derselbe war in Westfalen bisher nur in wenigen Exemplaren im
Emschermergel beobachtet worden, hatte sich jedoch im Gebiet« der
subhercynischen Kreide in grösserer Zahl der Individuen in Schichten
gezeigt, von denen kaum zu bezweifeln war, dass sie etwas jünger
sein und bereits dem tiefem Senon angehören. Nachdem sich die
Art jetzt auch in Westfalen und zwar nicht bloss bei Recklinghau-
sen, sondern auch bei Osterfeld und zwar hier im Eisenbahnein-
schnitte ziemlich häufig gezeigt hat, darf als Hauptlagerstätte der-
selben das tiefere Senon angenommen werden. — Neben der bezeich-
neten Art fand sich noch ein zweiter Belemnit bei Recklinghausen,
den Redner als
Äctmocamcuc ef. grantdattis Blainv.
bezeichnet hatte, der sich durch die Granulation der Oberfläche von
weisen lässt, dass sie Dislocationsspalten sind; auch das scheint mir
wahrscheinlich, dass die Gangausfüllung sich im veränderten Gesteine
anders konstruiren dürfte; aber muss denn daraus folgen, dass die
Ausfüllung taub werde? Die Ausfüllung unsrer G^ge im Grünstein
wie im Syenit ist abwechselnd tftub und edel, und es enthalten selbst
unsre edelsten Gänge wenigstens ebensoviele taube Parthien als edle ;
warum soll es höchst wahrscheinlich sein, dass die Gänge im sedi-
mentären Gesteine gar keine edle Ausfüllung haben? Es giebt ja
auch anderwärts edle Lagerstätten, Gänge und Stöcke im Sedimentij*-
gestein. und unsere Schiefer scheinen auf Syenit zu liegen, im Sye-
nit haben wir aber edle Gänge ; ist es nicht vielmehr wahrscheinlich,
dass wir unter den Schiefem im Syenit neue — in den späteren
Ablagerungen nicht mehr vorkommende Gangspalten finden werden,
welche mit ebensoviel Wahrscheinlichkeit edel als taub sein können?
Schade, dass wir nicht im Stande sind über diese Fragen Be-
stimmtes zu antworten, und auch schwerlich im Stande sein werden,
denn durch die Eröffnung des Josefi II Erbstollens wird dem hie-
sigen Bergbaue oberhalb des ErbstoUens ein so massenhaftes Terrain
eröffnet, dass wir die Erschöpfung desselben, und den Angriff der
Teufe wohl schwerlich erleben, c
36 - Sitsungsbericfate
Act, ioestfalieus, und durch die geringe Tiefe des nicht eekig ein»
ge^hnittenen Alveolartrichtera von Act. quadratua unterscheidet. —
Abgesehen von einem nicht näher bestimmbaren Nautilus-Fragmente
fand sich bei Recklinghausen zuletzt noch
BacüliUs ificurvatus Duj.
In den Quarzgesteinen der Haardt, welche den Sandmergel von
Recklingbausen überdecken, hat sich ein Ammoniten-Fragment ge-
zeigt, welches, wenn auch nicht völlig sicher bestimmbar, doch auf
die Verwandtschaft mit Ammanites hidarscUus Ad. Rom. hinweisel^
der sowohl in Westfalen wie am Harze bis jetzt nur aus der nächst
jüngeren Zone: den Kalksanden von Dülmen und dem Heimburger-
Gestein bekannt ist. Daneben fanden sich auch ein paar Fragmente
von sehr grossen Scaphiten, welche ebenfalls nicht näher bestimmbar
sind und sich unter den bekannten zunächst an ScaphiUs inflatus
Ad. Rom. anzulehnen scheinen.
Aus der Mucronaten-Kreide von Darup liegt ein bisher noch
noch nicht erwähnter Nautilus vor, welcher sehr wahrscheinlich mit
dem von Leymerie') beschriebenen Nautilus Charpentieri ident iaL
Sodann erinnerte der Vortragende daran, dass neuerlich aas
der subhercynischen Kreide insbesondere durch Dr. Griepenkerl
mehrere neue Cephalopaden an nicht allgemein bekannter Stelle')
benannt sind, nämlich:
Nautüus restrictus Griep. dem N. AMtenensis Schlüt. nahe ste-
hend, aber durch grössere Involubilität, mehr S-förmig geschwungene
Nähte und die Lage des Siphos wesentlich verschieden.
Hamites phaleratus Griep. mit zweierlei Rippen, stärkeren mit
1 Knoten an jeder Seite des Rückens und schwächeren ohne Kno-
ten. In der Jugend findet sich nur die erste Art, im mittleren Alter
findet ein regelmässiger Wechsel beider statt, im späteren Alter
überwiegen die knotenlosen Rippen, indem 2 — 3 derselben zwischen
den beknoteten liegen. Die Lobenlinie ist ganz eigenthümlich, in*
dem beide Lateralloben an Gestalt und Grösse völlig gleich sind.
BacuUtea süblaev^is Griep. Bei glatten Flanken ausgezeichnet
durch Faltung der Rücken- und Bauchseite und durch eigenthüm-
liehe Lobenlinie.
Auch erweitert Dr. Griepenkerl die Kenntniss zweier schon
v:
1) Memoire sur un nouveau type pyreneen parallele ä la craie
proprement dite, par M. A. Leymerie. Mem. soc. geol. France,
1861, pag. 198, tab. 11, fig. 2.
2) Ueber die obere Kreide von Königslutter und ihre Oepha-
lopodenfauna von Dr. 0. Griepenkerl. Amtlicher Bericht über die
49. Naturforscher- Versammlimg in Hamburg 1876.
der niederrheiniBolienGesellsoliaft in Bonn. 87
■
länger bekannten. Arten. Ueber die biaher unbekannte Lobenlinie
des Heteroceras polyplocum Ad. Rom. sp. bemerkt er: die Loben
zeichnen sich durch sehr tiefe Dichotomie und starkes Spreizen der
Aeste ans. Die der concaven Seite entsprechende Hälfte der Loben-
linie ist weit spärlicher mit 2iacken ausgestattet.
üeber die Alveolarschale der BelemniteUa mucronata erfahren
wir, dass dieselbe auf der Aussenseite zu beiden Seiten des Antisi-
phonalkieles eine sehr feine parabolisch gekrümmte Yerticalstreifung
besitzt, ähnlich wie sie Q neuste dt von B. pexiUosua abbildet.
Zuletzt glaubt Herr Bruno Förster') einen neuen Sdicoce-
ras, den er H. ligatum nennt, im Scaphiten-Pläner aufgefunden zu
haben. »Es liegen zwei Windungen vor, von denen die eine Hälfte
noch im Gestein haftet; die erste Wiudung scheint verbrochen zu
sein, dagegen scheint das Ende vorzuliegen. Der Durchmesser der
letzten Windung beträgt 5 mm. Regelmässige um ihren eigenen
Durchmesser von einander entfemtstehende Rippen überziehen sämmt-
liche Windungen. Beide Windungen zeigen je eine tiefe Einschnü-
rung, welche so stehen, dass noch eine dritte auf der im Gestein
sitzenden Windung zu vermuthen i^
Es steht dem Helieoceraa annütatum d'Orb. am nächsten, von
dem d'Orbigny allerdings nur eine halbe Windung beschreibt, und
von dem sich unsere Art besonders durch die tiefen Einschnürungen
unterscheidet. Die Art der Berippuug ist ähnlich wie bei HeHicO'
ceras flexuosum Schlüt., nur ist sie noch einfacher und stehen die
Rippen hier enger zusammen.« —
Von ausländischen Funden gedachte Redner des Vorkommens
von Ammonites Texanus. Nachdem Brossard (Bull, de la Soo. g6ol.
France, 2 scr. tom. 24, p. 387) denselben in der Kreide Algier's auf-
gefunden hatte, hat er sich neuerlich auch in Palestina bei Kerak
gezeigt (Vergl. Lartet, Exploration, geologique de la Mer Morte.
Paris 1877, pag. 133 tab. 8, fig. 4). — Herr Dames fand zufolge
brieflicher Mittheilung den Ammonites inconstans bei Raspenau un-
weit Friedland auf, etc.
Schliesslich legte Redner die zu seiner Abhandlung Ueber
astylide Crinoiden gehörigen lithographirten Tafeln vor
und erörterte bei Besprechung derselben insbesondere das Cyathidium
Spüecceme aus dem Eocän Oberitaliens.
Professor Schaaffhausen zeigte ein zu Oberlahnstein schon
1867 im Garten des Hotel Lahneck gefundenes und dem Herrn W.
Maurer daselbst zugehöriges Steinbeil von schwarzgrüner Farbe vor.
Dasselbe ist 183 mm lang, in der Mitte 73 breit, an der Schneide
50 mm hoch. Das gut gebohrte Stielloch ist etwas konisch, es
misst oben 27, unten 24 mm. Selten hat ein Beil die ganze rohe
1) Die Plänermulde östlich von Alfeld (Grona,wftt "^xäj^^- ^'^V
tinger Inaugural-Dissertation, 1877.
'i -f
Fatm dM GenifaMbM mit aU«a UMbcaDfaeHen M beibahaltw wia di«> "^
*M, u dem aar üsSohtaeMe n* Hantehaalmd gaudiliffeii und da* '~
Loch gebohrt üt. Gfegm ^e AOnakiM, <daM da» fertig« Beil tiel- -1
leidkt EaB ObaAlsbe gsnwdan Mi, ipriobt das AoMdien and dar ji
Fandort. Du Beil kt 1038,70 gr. idiweiv'dM «peoifiaofae Gewicht -J
besüsimto Harr Tb. WBokettdorf ra CWS. Du Hioeral i«t nach i
Herrn Geh. ßath t, Decben Diabat, der im ohern Lahngebirg^ nnd _ j^
also auoh wohl im Lahn ge rolle vorkommt. Dieae Steinwaffe istdena- .%
nach in der Kihe dea Fundortes auch gefertigt. A
Sodann tbeilt er einen Bericht dea Herrn Bergrnths üundt inSiegen '^
üher einpnanf dem Hohen aeelbach köpfe betindlichen allen Steine all mit. >j
Auf dem Gipfel dieeea 1704 FiisB hoben Ba^altkegeU ist biis lie^eudan . _^
Basal taäiileu. die ohne Mörtel eii Barn tnen gefügt sind, ein 3 bia 3 m -,S
starker St ein ring gebildet, der ursprünglich wohl ebenso hoch war. Im .]
Innern dieses Ereiaes scheint eine Reibe von au fgorich toten 1 bia ;J
1'/^ m hohen Üusaltsäulen der Kest eines äholiohen Baues zu lein. ^
Auch findet sich an einer tiefen StHlle, wo die Tagewasser sich »m- !^
mein, ein Brunnen. Von einer Burg, die Balduin im 14. Jabrhun- . i
dert zerstört hat, ist keineSpur vorhanden, sie mag auaserhalb dea -^j
Steinwalles gestanden haben. Eiserne Pfeilspitzen und Streitäxte, ''i
die sich fanden, gehören dieser Zeit an. Das prähistorische Alter '-'^
des Steinwalles, der sich dnrch den sorgfältigen Aufbau von den ^^
rohen Steinkreiaen unterscheidet, müaate durch Aiifgrabunaan näher .
erforscht werden. Ein Stein brucbbe trieb bi'drobt das alteithiimliohB -i
Denkmal, und es ist bereits ein Urittheil deaaelben zerstört. Anefa
die nahen Kuppen des Kindeliberges und der Altenhurg sind mit
SteinwElien versehen. Im mittleren lieutacfaland sind Bergg^ipfel oft
auf diese Weise befestigt und haben wohl in Kriegszeiten ala Za-
flnchtsortc für Meuaohen und Vieh gedient. —
Zaletat weist der Redner auf die jüngst viel beaprocbenen Schalen-
oder Näpfcbenateine bin, Steinblöeke mit rundlichen Höblungen, die
wahraefaeinlich ala Symbole von reiigiöaer BedeotuDg zu betrachten sind.
Zuerst heachrieb Trojon 1849 einen solchen von Montlavüle im Jnra,
Keller berichtete über solche in der Schweiz, Hittheil. der antiqiiar.
Getellscbafl in Zürich XIV und XVII, d« Cau m on t hielt sie für Opfer-
ateine; «on Bonatstten hielt die acbalenfSrmigen Vertiefungen
für natürliche, durch daa Herauswittern von Sphärolitben entstandene
Höhinngen, wogegen ihre oft regelmäsaige Anordnung spricht. Eb
sind in derSchweiz deren mehr ala 50 jetzt bekannt. Dr. J. Simp-
son stellte die in England, Skandinavien und andern Ländern in
seinem Werke: Archaic sculptures of cupa, circles etc. upon atones and
rocks in Scotland, England and otbar countries, Edinburgh 1667, zu-
sammen. Rivett-Carnac entdeckte sie kürzlich auf Felswänden in
Indien, wo Ve r c h ö r b aie vor 10 Jahren schon auf erratischen Blöcken
des KaachmirthaleH fand. Der Redner legte die Zeichnungen des
der niederrheinisobeo GeseUsehaft in Bonn. 5^^
enteren aus dem Joum. of the Ab. Soc. of Bengal 1677, so wie die
Solirift vonE. Deaor, Lea Pierre b ä£caelleB, Geoeve 1878, nnd die
Photographie einea Schalenateina von Göteborg vor. Attoh in HoW
stein und Brandenburg sind eolcbe entdeckt worden, vgl. Ztschr. für
Ethnol. Berlin 1872. S. 223. Sie «cheinen in Westeuropa den Weg
der indogennanischen Wanderung zu bazeicbnen, Näherea enthält der
Bericht üb«r die Anthropologeo-Versammlung inConatatiz, 1877,8, 126.
Dr. Gurlt legte einige Arbeiten von fremden Geologen unter
kurzer Angabe des Inhalts vor. Nämlich von Prof. EJerulf in
Christiania: über die Thal- und Fjordbil düngen in Norwegen durah
vier Systeme von Spalten, die gleichzeitig Verwerfungen bis zu 3000'
Böhe bewirkt haben, und von demselben: die Geologische Uebersicht»-
harte des Stifts Drootbeim nebst erklärendem Texte. Von Hans
Bensch in Christiania über die Wirkung des Meerea an der nor-
wegiaohen Westküste mit Hinsicht auf Bildnng von Höhlen, Riesen-
topfen und Strandterrassen und anachliessRtid eine Arbeit von Prof.
Hans Hoefer in Klagenfnvt über Kieaentöpfe 1}ei Pörtschach in
Kärnten, die wahrscheinlich durch sogen. Gletachermlihlen entstanden
sind. Kudlich von dem schwedischen Reich sgeologen Eduard Erd-
mann mehrere Au (sätiie, welche die Qu aternärfonn ation im südliohen
Schweden, namentlich in Schonen, betreffen ; so das Vorkommen von
marineo Muliuaken, Cardium, Mya und Paludiftella im Diluvium bei
Bjerreil; feraer eine interglacialeEinlagerungvonSüsBwaaaerschnecken,
Pisidiatn, mit Früchten arktischer Sträucber in dem glacialen Ge-
Bchiebothon (Krosstenslera, bonlder clay) bei Glumelöf, endlich un-
gewohnhche Ablagerungen und Verwerfungen in den Diluvialscbichten
bei Palsboda, Asmundstorp und Ahua.
MoliciiilBCh« Neclion.
Sitzung vom 25. Februar lB7a
Voraitstender Geh.-Rath Leydig.
Anwesend: 12 Mitglieder.
Dr. Madelung spricht über die sogenannte ispontane
Luxation der Hand nach vorne.i Er aohildert das Bild dieser
durchaus nicht seltenen, bisher aber nur ungenügend beschriebenen
Form- und Funotionsstörung. Die apontane Luxation der Hand ge-
hört zu der Gruppe der Wachatbumaatörungen, bildet ein Analogon
zur Scolioae, dem Genu valguni und dem Pes planus. Sie entsteht
durch den allmälig umformenden Einfluas, welchen relativ zu schwere
Arbeit auaübt auf ein im Wachsthum begrift'enea, oder durch vor-
angegangene ErniLbrungsatörungen geachwächtea Handgelenk.
Prof. Lejdig erläutert nach eigenen und fremden Unter-
■uohnngen den anatomischen Bau der Giftdrüse einheimi-
■cher Schlangen.
Oeffentlicbe tSltninK der nlederrbeinlsi^en OeMeÜ-
sebaft Cur Natur- und Heilkunde
am 11. März 1878,
Prof. vom Rstb hielt folgenden Vurtrag.
Hochgeehrte VeraamtnluDg 1
In einer nur kurz zugemeiaeoeu Frist einige geologische
Blicke auf Italien') zu werfen, möge mir geatattet sein. Erst aus
der geologiscbeu Kenntniss einee Landes entspringt das TerstandnieB
ieiner geograpbiachen Gestaltung. Diese aber bedingt — vermöge
der Abhängigkeit des McnschengeBcbleclita von der Mutter Krde —
auch die Geschichte der Völker. — Ho gewimieo wir bekanntlich
nnr durch eine Keontniss der Natur des Nilthals ein Verständniss
der Geechicbte des alten Egypten. — Dieselbe Abhängigkeit eines
Volkes von seiner Wohnstätle finden wir in der griechisohen Welt.
In keinem andern Theile der Erde ist Meer und Land in Buchten.
Vorgebirgen und InSeln so glGcklich und verheissungsvoll gestaltet
als in Grieclienlnnd und der gegenüberliegenden Küste von Elein-
Bsien. .Im Einklang mit dieser höchsten Ausgestaltung des ihm zu-
gefalleneo Landes sehen wir das Volk der Griechen sich zu der viel-
bewunderteti Höhe seiner Ciiltur erheben.
Diese Tbatsachcn sind wohl geeignet, allgemeines Interess«
für die geologische Forschung, za deren Zielen anoh die Erklärung
der geographischen Gestaltung gehört, eu erwecken.
Freiswürdig vor allen Meeren der Erde ist das Mittellindisnhe
Meer, unter allen Binnenmeeren das grösste, das geschlossenste, das
reichste in seiner Küste neut Wicklung, durch das herrlichste Klima be-
günstigt. Sein anderes Meer hat in der Erziehung und staatlichen
Entwicklung der Völker eine anoh nur entfernt ähnliche Rolls ge-
spielt. Cultur- erweckend haben sich in der Geschichte die Küsten
dieses Meeres, des Weltmeers der Alten, erwiesen. Es scheidet sich
in zwei Hälften, indem die langgestreckte Halbinsel Italien gleich-
sam eine Brücke hinüber nach den afrikanischen Gfstaden baut.
Auch da, wo unsere Karten zwischen Afrika und Italien eine Unter-
brechung jener Landbrüoke zeigen, hangen dennoch die beiden Con-
tinente untermeeriach zusammen. Es genügte eine vergleichsweise
geringe Hebung des Meeresbodens, so würden wir Sicilien mit den
tripolitanischen Küsten sich vereinigen sehen. In dieser wenig tiefen
Jleerenge zwischen Sicilien und Afrika sind in alter und neuer Zeit
1) Eine grosse, von Hrn. Lithographen Laurent hierselbst
gezeichnete Karte von Italien erläuterte diesen Vortrag.
der niederrheinisohen Gesellschaft in Bonn. 41
vulkanische Kräfte thätig gewesen, den Boden des Meeres zu er-
höhen und so gleichsam die Ausfüllung jener Lücke zu bewirken.
Die Insel Pantellaria und die im J. 1831 aufgeschüttete, aber durch
die Wogen des Meeres wiederum zerstörte Insel Julia bei Sciacca
bilden einen Beweis des Gesagten.
Suchen wir Italien in seiner grossen Gestaltung zu erfassen,
so erkennen wir, dass sein Gerüste, seine Wirbelsaule, der Apennin,
nur ein Glied, ein Strahl des grossen Alpensystems ist. Vom Monte
Yiso aus scheint in der Vorzeit der Erde jene Bewegung, jene Spal-
tung, Faltung, Erhebung begonnen zu haben, welche Europa seine
bezeichnenden Lineamente gab. Die Gebirgsstrahlen , welche von
den Alpen ausgehen und als Nebenhebungen zu betrachten sind, er-
füllen fast das gesammte mittlere und einen grossen Theil des süd-
lichen Europa. Jene von den Alpen auslaufende strahlende Be-
wegung verfolgen wir bis zu den Quellen des Main, im weiten Ge-
birgsringe der Karpathen, in den Felsriffen, die aus den Sandebenen
Ungarns hervortauchen, in dem Insellabyrinth Dalmatien's, in den
Bergen Montenegro's und Albanien's und bis zu den südlichen Spitzen
Morea's. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch Italien aufzufassen.
Beginnen wir unsere Umschau über italisches Land auf der Höhe
der Superga bei Turin (700 m. h.]. Vom jugendlichen Po umflossen^
erheben sich hier schöne Hügel; auf dem höchsten Gipfel, ca. 500 m.
über dem Flusse steht eine schöne Euppelkirohe ; sie umschliesst die
Gräber der sardinischen Könige; der Sarkophag des unglücklichen
Fürsten Carl Albert's ist der letzte in der Reihe. Von der Superga
aus erblicken wir zu unsem Füssen eine etwa 4 d. M. breite, herr-
lich bebaute Ebene. Stets an Breite gewinnend, dehnt sie sich gegen
0.; ver schmälernd zieht sie gegen S.-W. und S. Diese halbmond-
förmige Ebene wird gegen N. und W. durch eine mächtige Gebirgs-
kette, eine wahre Gebirgsmauer mit Zinnen und Thürmen, umfasst.
Von der spitzen Pyramide des Monte Yiso bis zur breiten Masse
des Monte Rosa reiht sich ein Schneegipiel an den andern. Zahl-
reiche Flüsse stürzen aus den Felsenthoren dieser Berge hervor,
fliessen in reissendem Lauf über die Ebene und haben durch ihre
Geschiebe den Po unmittelbar an den Fuss der Superga-Hügel ge-
drängt. Ganz verschieden von unsem deutschen und schweizerischen
Alpengehängen stellt sich der Absturz des grossen Gebirgs zwischen
dem Lago maggiore und dem Monte Yiso dar. Wer kennt nicht
die schönen Yorhöhen, mit Wiesen und Wäldern bedeckt, welche
das südliche Baiern und die Schweiz zu einem Paradies für alle er-
holungsbedürftigen Menschen machen 1 Yon der Superga aus er-
bliken wir nicht jene dunkelwaldigen Höhen, nicht jene smaragd-
grünen Alpenwiesen, Jäh und unvermittelt steigen vielmehr die
Berge aus der Ebene empor, — aus Granit und krystallinischen
Schiefern gebildet, welche in der Schweiz und in den T"^tQ\«t fe^-^^ö^
42 SitiuogBbertehtB
auf die innere Axe det Gebirg« beschränlct Bind. So lehrt sobon
der anfmerkaaine Blick voo der Superga aus uns eine groise geo-
logische Thatflache kennen. In ihrem normalen Bau beBteben die
Alpen aus einer centralen Zone krjataltinischer Gesteine, an welofae
aioh beiderasita die Nebenzonen aus Kalkstein, kalkigem Schiefer, Uer-
gelO] Sandsteinen, Conglomerateu anschliessen. Diese Gesteine sind
es, welche die Vorberge dea grossen Gebirgs bilden. Auf jener
Strecke vom Muule Bosa bis xam Monte Visu und darüber hinaue
fehlt die Nebenaone auf der italienischen Seite. Kesor enaze Qe-
biriistheil acheint entweder durch eine mächtige Vei'weifunii; binab-
gesunkon oder nie emporgehoben zu spin *). Zahlreiche sulche Ver-
werfungen, d. h. Spalten, längs denen die Gebirgatheile gegen einander
verschoben und versenkt sind, finden sich auch auf der Nordseite
des Alpengebirga; aber in gleicher Grossartigkeit wie auf der 35 M.
langen Linie vom Monte Hosa bis zum Monte Viso dürften Jena
Dislokationen an keinem andern Punkte zu beobachten sein. In der
angedeuteten Weise erklai't eich der Steitabsturz des Gebirge gegen
die piemontes lache Ebene. Die Hügel von Turin'] bestehen zum
grossen Theil aus Conglonieraten, deren BeBtandthelle, DioHte, Granit«,
Porphyre, Gabbri. Breocien, Kalke etc.. aus den Alpen und Apea-
ninen stammeii. Die Zerstöruugsprodukta der Gebirge sind zu
Bergen aufgethürmt. Nicht gros« genug können wir den MaasE-
stab wählen für die Beurtheiluug der Zerstörungen, denen die Hoch-
gebirge unterlagen und fort und fort unterliegen. Die Erosion nagt
tiefe Thäler aus, tragt die Theilc der Gebirge zur Eheuu nieder, so
fällen sich die Seen und Niederungen. Die zerstörende Kraft löst
dpa Fels und stürat ihn zur Tiefe. — Warum ist der altehrwürdige
Brocken tO flach and scbildfÖrmig gewölbt? Warum »gen der
Montblanc und die Oottbardhömer in Bolch' spitzen Zacken empor?
Vielleicht bedingt das Alter in wesentlichstem Maasse die Form der
Berge. Vielleicht werden einst die Alpen zu ähnlichen schildförmigen
Gestalten herabsinken, wenn über ihren Fetskolossen die zerstörenden
Kräfte des Luftkreises eine gleiche Anzahl von Jahrhunderttausenden
gewaltet. Wie über nnsern nord- und mitteldeutachen G ranitgebirgen. —
Ancb im Lauf der Flüsse und ihrer Tbäler zeigt sich die gewaltige
Wirkung der Erosion und zugleich der länderbauenden Kraft der
Ströme. Einst war der Thalweg der grossen Ströme eine Reihe
von Seen. So bildete in der Vorzeit auch die Donau einen See
oberhalb Theben (Presaburg), das ganze ebene Ungarn war einst ein
1) B, Studer's vortrefflicbeB Werk, «Geologie der Schweiz»,
Bd. I, 8. 57. Bern und Zürich 1861.
3) B. Bartol. Gsetaldi >Sug1i elementi che c
coDglomerati miocenici del Piemontet. Torino 1861.
der niederrhemisohen GMeUsohaft in BonD. 48
grosser Binnensee. Durch die Flothen des Stroms und seiner Neben-
flüsse, durch die schwebenden Theile des fliessenden Wassers sind
jene Seen Festland, die Tiefen von mehreren hundert Metern aus-
gefüllt worden. Nun arbeitet der gewaltige Strom an der Ausfüllung
eines andern noch grossem Beckens. Auch das Schwarze Meer
wird dereinst Festland werden durch die Thätigkeit derselben Kräfte,
welche die ungarische Ebene, das Marchfeld, die bairische Ebene
aufgebaut. — So ist auch die ganze grosse Po-Ebene von Coni
über Turin bis zum Meere, von Verona bis Bologna und Rimini ein
Geschenk der Alpenströme und der Apenninenflüsse, abgerungen
dem Meere, ausgefüllt und aufgeschüttet durch translocirtes Material
aus den Alpen und Apenninen. Im Gardasee liegt uns noch eine
Bucht jenes grossen Meerbusens vor, welcher, von der Adria aus-
gehend, den Raum zwischen den beiden Gebirgen einnahm. Der
Beweis für diese Thatsache kann nicht nur auf geologischem Wege
geführt werden, er wird auch yervollständigt durch gewisse Thier-
formen, welche in den Tiefen des Gardasees leben und wahrschein-
lich Abkömmlinge ehemaliger Meeresbewohner sind*). — Wer über
die Alpen zu den schönen südlichen Thftlern niedersteigt, zu den
Gestaden der Seen von Garda, Iseo, Como, Lugano, des Langen- und
Orta-Sees, wer sich des milden Elima's und der Blumenpracht jener
glücklichen Gegenden erfreut, der ahnt wohl nicht, wie das Ansehen
der Erde verwandelt ist, im Vergleiche zu dem jüngst verflossenen
Erden tage, im Vergleiche zu einer Zeit, welche — nach geologischem
Maassstabe gerechnet — dem Heute ganz nahe liegt. Ungeheure
Eismassen (deren verschwindend kleine Reste die Gletscher der
Gegenwart darstellen) dehnten sich aus von den Gentralalpen, er*
füllten alle Thäler und ruhten mit ihrer mächtigen Stirn auf den
Hügeln von Turin oder weit in der lombardischen Ebene. Ihre
Stirnmoränen, halbkreisförmiga Blockwälle, bezeichnen noch heute
die Ausdehnung der alten Eislasten '). Vor der Mündung eines jeden
der piemoutesischen Alpenthäler finden sich kantige Blöcke der-
jenigen Felsarten, welche in dem betreffenden Thalgebiete anstehen,
in solcher Weise angeordnet und ausgebreitet, wie es nur durch
Gletscher geschehen konnte.
Ganz verschieden vom Absturz der Alpen gegen die piemon-
tesiche Ebene stuft das Gebirge sich ab gegen die Terra firma von
1) Die Eenntniss dieser Thatsache verdanke ich Hrn. Geheim-
rath Prof. Leydig. Es sind namentlich Palaemon fluviatilis
und Telfusa fluviatilis, welche, im Gardasee lebend, auf eine
ehemalige marine Heimath schliessen lassen.
2) s. E. Stau di gl, „Die Wahrzeichen der Eiszeit am Süd-
rande des Gardasee's«, Jahrb. geol. R. XVI Bd., ^. 41^, \^^^.
44 SitxQD gäbe richte
Tenedig. Dem Hochgebirge ist hier eine breite Zone von Kalkateia-
schiohten vorgelagert mit merkwürdig eogea Tbäiem,
Canali; es Bobeiiien wahre Risse im Felsgebäiide ku eeia. Aus
wenig geneigten Schichten, deren Pro6llinien oft horizontal encheioeD,
bauen sieb jene natüi'licheD Mauorw&ode auf. Darüber hinaus wer-
den die merkwürdigsten Berge der Welt sichtbar, die DolomitkoloiBe.
Sie umstehen mit ihren th urm ahn liehe n , abenteuerlicheu Gestalten
das Dorf Pieve di Cadore, die Ueimath Titian's (geb. 1477, gest. 1576),
Wir finden diese seltsamen Berggestalten auf manehen Heiner Bilder
wieder. Die KuBOtforschor glauben wohl, solche Berge könne es in
■Wirklichkeit nicht geben; es seien Phantasiegebilde dus Malen.
Aus der weiten seeähnlichen, lumbardisch-venetiatüscheu Ebens
ragt eine der schönsten Hügelgruppen empor, die Euganeischen
Berge; es sind kegel- und glockenförmige (jestalten, welche schon
von Ferne die vulkanische Bildung verrathen. Wie die Höhen des
Siebengebirgs über den Horizont von Küln, so erheben sich die
Euganeischen Berge am Horizont der Lagunenstadt (7 M. fern); nur
höher und zahlreicher sind ihre Gipfel. lo der Vorzeit, als disM
Hügel rings vom Meere umfluthet waren, heri'schte auf ihnen eiae
lebhafte vulkanische Tbatigkeit; trBuhytisuhs Massen ergossen oder
thürmten sich auf; auf einem Feleriöe, einem Gange von traubyti-
scher Lava, erheben sich die Trümmer der Burg Ezzelin's von der
Romagna'), Auf einem der südlichen Vorberge bei dem DorfeArquä
verehrt man das Grab Petraroa'a (geb. 1304, gest. 1374). Als daa
Meer sich von jenen Hügeln zurückzog, erloschen die Vulkane; viel-
leicht würde auch der Vesuv schon erslorbeo sein , wenn eine neu-
geschafFene breite Ebene sich zwischen seinem Fusse und dem Meere
ausdehnte, wie es bei den Euganeen, wie es bei unserem jetzt so
friedlichen Rodderberge der Fall. Als einzige Fort- und Nach-
wirkung der vulkanischen Thätigkeit der Euganeen in unseren Tagen
blieben die heissen Quellen, die heissen Bäche in der Gegend von
Abano (dem Geburtsort des Gesohichtschreibers Livius, geb. 69 v-,
gest. 11 n. Chr.), die heilbringendsten Thermen Italiens.
Gleich dem Juragebirge besteht auch der Apennin vorzugs-
weise aus Kalkstein schichten der Jura- und Kreideformatiou, denen
die tertiären Schichten aufruhen. „Aus dem welligen Hügelland
tertiärer oder vulkanischer Bildungen erhebt sich das höhere Ge-
birge des Apennins und bildet den schönen Hintergrund italienischer
Landschaften, nicht als schroffe Felswand, wie oft die Kalkalpen,
aber auch nicht als ein gleichförmiger, fortlaufender Wall mit hori-
zontalem Kamm oder flachen Erhebungen des Rückens wie der Jura.
1) „Sonderbar unvermittelt, feindlich erhebt eich dieser öde
Felskamm aus dem freundlichen Lande", s. Dr. Ed. Reyer, „Die
Euganeen, Bau und Geschichte eines Vulkans", S. tG. Wien 1877.
Ider siede rrbeiaischen GeaellBcbaft in Bonn. 4^^
Kühne Formen der Gipfel, kulisaenartig hervortretende Ausläufer,
stiifenweifle Unterbrechungen des Abhanges und die reiche Vegetation
dunkler Kastanien- oder Eichnnwälder, zuweilen unterbrochen durch
schroffe Felsabstürze, erzeugen oft hochat malerische Ansichten, Im
Innern des Gebirges fehlen die viel^restalteten Thäler der Alpen,
aber auch die ermüdend einförmigen LängenthfLler des Jura" — mit
dieaeo Worten aehildert S tu der, der verdienstvolle Begründer der
Geologie des „drei strahl igen" Alpensyateme , den Charakter des
Apennin, — Sehr verschied en artig ist der Charakter des Gebirgg
in seinem FortHtreichen von NW. nach SO. Uebersoh reiten wir das-
selbe EUnäohat auf der grossen Strasse von Bologna nach Pistoja und
Florenz. Herrlich liegt die tilte ßunonia an der Tia Emilia, am
Fuaae schöner sanfter Hügel (pliocäne Sande und Thone und ober-
miocäne Mergel), an denen lange Säuleug&nge ta Andachtstätten
hinaufführen. Der Hauptkamm des nördlichen Apennin zieht vom
Monte Molinatico bi;i Pontremoli 1553 m. gegen den Monte Falterona
1649 m, an der Quelle des Arno in nordw est- südöstlich er Richtung? M.
fern von Bologna vorüber und erreicht seinen Culminationspunkt im
Cimone 3167 m. Die nördliche Abdachung ist ungleich sanfter und
regelmässiger als die südliche. Die Bahn benutzt das Thal des
Reno-Fluases, um lum Kamm des Gebirgs hinaufzuatoigen. Der
□ntere Tbeil des Renothals ist 1 bis 2 km. breit; über eine ausge-
dehnte steinige Fläche wälut der Reno seine nach jedem Regen graaen
Fluthen,
Die GehiLnge bestehen aus pliocänen und jungen mtocänen
Schichten. In einer Schichtenwölbung treten hier schon Thone der
Ereideforrastion hervor, deren Hauptverbreitung erst dem hohen
Kamme angehört. Das Thal schneidet quer gegen das Streichen
der Schichten, sodass man stets die lehrreichsten Proßle erblickt.
Nördlich der 2. Stazion , Saaao, erhebt sich ein scharf gezeich neter
Berg, welcher in seiner untern Hälfte aus graublauen Thonen des
MiDoäns, in der obern aus gelben plioo&nen Schichten besteht, welche
mit Südfallen aufeinander rohen. Bei Sbsso verengt sich das Thal,
Blaugraue Mergel dea Miocäus werden herrschend. Die Schiebten
sind auf eine weite Strecke achwebend, bald horizontal, bald nord-
bald südfallend ; zuweilen bilden sie ein schönes Gewölbe, geschlossen
oder mit aufgebrochenem Scheitel. Wieder erweitert sich die Thal-
sohle EU einer ehemaligen kleinen Seefläche, Die Höhen zeigen
nackte Rutsebflachen, von denen in Folge der letzten Wolkenbrüche
die auflagernden Schichten abgeglitten sind. Wo die Oberfläche
etwas festem Halt darbietet, wächst niederes Gebüsch. In kleinen
Tunnela werden vorspringende Thalaporne durchbrochen. Vielfach
wechseln graublaue und gelbe Straten mit herracbendem Südfallen.
Bei Vevgato ist das Gestein äusserst morsch, so dass ungeheure
Trümmer- und Schlammmassen fRüfeu) sich in den Schluchl-en beiaV
46 flitKugibwiahta ^
ziehen.' Gegen Porrett* wird de« QeeUi» fetter, ei be^nt dia „Pietra
forte", ein feinModiger KeJkrtem Ton groieer ZUiigkr>it, wcldier
der obem Kreide engehört; du BeuoUial wird lur p.ugen Fela-
eoklucht. Die Sobiohten, beld in groeeen Wölbungen aurge richtet,
bald In enge Feiten inMnunengedrflokt, foheinan lich oft in Haureti
vonTrtmtnern anfonlöean. Die hoben lan^eatreekten Geliirgegipfel
(bit tum Mai noeh tobneebedeokt) eind nun guu ualie. Die Stai.
Pracobia itt erreicht; die Bahn Terliut das BenotLnl . durchbricht
in einem grosaen Tunnel dai Gebirge, am bei PiteMiin, nftbe den
Quellen dei Ombrone wieder an* Tageelioht zu tretFu. lu weiten
Gurren (telgt die Bahn hinab gegen die Mhöne rings vun Gebirgen
umiobloMene Thalebene Talombrone. Erde und Hiniucl tiind rer-
ftndert} nicht gröeier itt der Contratt switohen dem Nord- und Süd-
Abbang der Alpen alt deigenige zwiaohen der LombardiacbGLi Eliene
und dem Toioaniioheu Lande, dem Garten Italient. Weiti'i- gegen
SO., im ehemaligen Kirchen itaat , gewinnt dar Apennin ein auggS'
ceuibneteret Belief, ali et in Toecana der FalL Nacli Ziltel, wel-
chem wir wichtige Fortahungau im römitohen Apennin vordunkuu '),
betteht dai Gebirge dort sui einer Beihe von ellipacidischcii SubiuliLeu-
gewölbsn tod tehr regelmfctiigem Bau. „Einige derbt>lbeu iibarragen
die andern an Höbe und Breite, lind entweder Bul^eborsteii oder
durch Qnenpalten lerritten," Eine eigentliche Centralketto ist im
römischen Apennin nicht vorhanden. Du autgeieiohnHteUi jener
elliptoidiichen Gewölbe finden wir im Monte Catria IVfiOni. (\0 M.
W3W. TOD Anoona). Ueber dem terti&ren Bägsl lande <lci Adria er-
heben tich plötzlich die Kalkberge. „Der Gebirga rücken bildet die
Decke einet gehobenen und theilweite durch eine Längsapalte tief
aufgerittenen Schieb tenge wo Ibet . dessen innere Tbeile aus weissem ■
oder grauem, die äuBiarn an den Abb&ngen sichtbaren aus rothem
Kalk zusammen gesetzt sind." Zittel wies im Ellipaoid des Monte
Catria und des Monte Nerone durch bezeichnende Versteinerungen
die ganze Sohichtcnreihe von der obern Kreide bit zum untern Liat
nach. Ein zweites weniger bekanntet llebungsellipsoid stellt das
Sibyllinitcbe Gebirge, 2198 m., 4 M. westlich von AsooJi dar.
Mit dara Eintritt in die drei Abrutziscben Provinzen (Teramo),
Aquila, Chieti) thürmt sich der Apennin stets wilder und höher auf
und erreicht seinen Culminationspunkt im Uran Saaso d'Italia (292t m,
gerade dort, wo die Höhenlinie bit auf wenige Heilen (nicht gani:
ö in der Luftlinie) dem adriatischen Meere sieb nähert. Lernen wir
in diesem gross artigsten Tbeil des Gebirges die Profillinie kennen,
welcher die neue Bahn von Peacara nach Aquila (IT M.) — ein wahres
1) Geolog. Beobachtungen aus den Central - Apei
,,6eognott.-pal&ontolog. Beitrage" t. Beueoke, München 1
Dieilerrheiniaohen GesellschaFt in Bonn.
Wunder der Baukunst — folgt'}. Das Thal des Peacarafliissns, wel-
ches der Bahn ihren Weg voTEeicbnel, durcbscbneidet xuo&chBt die
aus wsioben, leicht zerBtörharen Tertifinobicliteii beatehonde Eüsten-
ter&Bse. Graublaae TIiodo büdeo die Basis, gelbe Sande und Breccieti
die Scheitelflächen der plateaiiäbolioliea Höhen, welche durch steile
Sohlucbteu Eerschoitten und aertheilt sind. Auf einer aolchen Hoeh-
ter&ue in prachtvoller Lage zwischen deu Tbälcm des Pencara und
Alento thront Cbicti(326in. üb. M.). Höh er erheben sieh dieGehänge,
daa Thal verengt sich. Bei den Staxionen S. Valentino und Torre
dei Passeri erblicken wir den erhabenen Gebirgslislb kreis des Monte
Terrono (2080 m.) und Monte Majella (2727 m.), welcher, gegen N,
sich öfTnend, durch seine kühnon scharren Formen, durch die während
neun Monate dauernde Sebneedecke an die Hochslpen erinnert Bei
Tocco di Casauria, bekannt durch seine Petroleumqnetlen, scbliflsst
sich das Thal, die Bahn tritt ein in den fichlund der drei Berge
(Qola dei tre monti), so genannt, weil za dieser Enge die drei Abruiien
mit drei Bergen (Monte rotondn 1732, Rocca la tagliata 9TG, Monte
Castiglione 592 m.) sich begrenzen. Die tertiärpn Schiebten weichen
hier fetten Kalk schichten mit Hippuriten und Nummuliten. Aus
dem IM. langen FeUenscblund. einem ungeheuren keilförmigeo Ein-
BObnitt in das Gebirge, tritt die Bahn heraus auf die gebirgsum-
wallte Hochebene von Sulmona (478 m. ,die kühle , wasserreich e"
Heimath des Ovid, geb. 43 v. Chr., gest. 17 n. Chr.). in welcher aus
der Vereinigung des Sagittario und des Aterno dur Pescarailuaa
entsteht, In dieser Ebene von Sulmona erkennen wir ein altes See-
becken, wie es deren viele gibt zwischen den zahlreichen Bergge-
wölben des Apennin. Ihre Richtung änderud. wendet sich die Bahn
gegen NW. und steigt durch die F eisen schlucht des Aterno zur
Hochebene von Aquila empor. Die Aternoachincht, le gole di San
Venanzio genannt, ist noch malerischer, noch wilder, ja schrecklicher
als der Sdilund der drei Berge. DerFluss brüllt in der Tiefe. Die
Kronen der Bergwände steigen weiss, nackt und drohend 340 m. hoch
über die Tiefe empor. Auf eine Strecke von 3 M. sind Flusa und
Bahn in diese FeUencugun eingeschlossen, dann öffnet sich das Ge-
birge zu einem alten grossen Seebeoken (die Valle Amitcrniaa), in
dessen Mitte Aquila (731 m.), auf einem Hügel thronend, die Haupt-
stadt der Abruzzen, sichtbar wird. Herrlich schaut auf Aquila und
seinen weiten Gebirgskessel der Gran Sasso herab. An den höchstan
Gipfel, den Monte Corno (292t m.), reihen eicb die Nacbbargipfel,
der Monte Intermeadie (2646), Monte Corno piccolo (2GS7). Monte
Corvo (2626) , Monte Portella (2388). Die tiefsten am Gran Shsso
bis jetzt bekannt gewordenen Bildungen bestehen aus rothem Ammo-
1) C. De Giorgi, ,Appunti geologici da Pescara ad Aquila"
im BoUettino d, R. Comitato geologico d'Italia. 1877, p. BSS.
48 SitzungBberiohto |
oiteßkaJh und geboren dem Liae an. Darauf ruhen Hippuriten- tmd
Nummsliten- führende Schiebton. Am Fane des Gran Saaso, der is
furchtbar Bchroffen Feiewänden gegen S. und S.-W. abBtärzt, in der
berilhmteD Sabineretadt Ämitemum nurde im J, 66 Sallnst geborea
{gest. 35 T. Chr.).
Für die vielfach bewährte Tbatiache, dass die grossten Er-
hebungen nicht die Waaserecheidcn bilden, bietet auch der Grui
Saaao ein deutliches Beiepiel; alle Gewässer, welche ihm entströmen,
fliessen der Adria zu. Gipfel au Gipf«! reihend, ohne erkeunbare
Ordnung und Regel setzt das grosse Gebirge seinen Zug nach S.-O.
fort, aich altoälig mehr dem tyrrhenischen Gestade nähernd. Einige
der höchsten Gipfel sind: la Meta (2245 m.), 5 M. aüdl. von Sulmoa»
der Mte Mileto 2054 (7 M. nordwestl, Benevent) u. a. Sun wirft
sich das mächtige Kalkgebirge ganz an die tyrrh^nischo Küste, gegen
die Golfe von Salemo und Follcastro, während gegen das adriätische
Gestade ein ebenes, aas jüngeren Meeres schichten gebildetes Land,
die Platte von Apulien (il tavogliere di Puglia) sich ausbreitet. Flaohe
plateauartige Höhen aus tuftabnlichem weissem Kalkstein gebildet,
nehmen die südöstliche Spitze der Halbinael, die Terrn d'Otranto ein.
Der eigentUche Apennin streiobt durch die wenig bekannten 6e-
birgswildniBse der Provinzen Principato eiber iore und Basilicata
und tritt inCalabria citra ein. Da endet die 120 d. M. lange Ketto
in prachtvollem Äbsturü plötzlich unfern der Stätte des alten Sybaris,
nahe dem Tarentiner Golf, indem sie nochmals im Mte. Poüino hin
zu 2300 m. sich aufthurmt. Weiter gegen S. verändert sich das
Land Tollkommen. Das Kalkgebirge ist verschwunden. Duroh
Sümpfe suchen die Flüsse Crati und Coscüe ihren Weg zum Meere.
Jenseits dieser Sümpfe, das einstige Stadtgebiet von Sybaris, "ibebt
sich der iSIIawaldi. ein mächtiges Granitgewölbe 1600 m. mit zahl-
reichen Gipfeln und verachlungeaen waidigüii Thalgründen. Den
granitischen Höhen lagert sich gegen Ost ein breiter, aus jüngsten
Tertiärschichten bestehender Landstrich vor, die alte Flur von Kroton.
Anders die tyrrhenieche Küste, welche von einem schmalen hohen
Kamm, der unfern dos salzreichen Lungro vom Apennin abzweigt,
begleitet wird. Jener scharfe Rücken besteht aus Gneiss und kry-
atalliuiacben Schiefem mit einzelnen isolirten Kalkgipfeln {Mte Co-
cuzzo 1550 m.). Wiederum senken aich die Berge zur Landenge
von Catanzaro. Granit, Schiefer und ältere Kalkachich teu ver-
schwinden und tertiäre Schichten mit tiefen Fl usb rinn aalen reichen
von Meer zu Meer und beweisen, dass noch in jüngster geologischer
Zeit Calabria ultra eine Inael war. Ganz iaolirt steigt daa breite
Granitmassiv empor, welches die Südapitze des festländischen Italien
bildet. £a endet würdig und gross mit dem plateauähnlicben »rauhen
Berget, dem Aspromonte (1Ü74 m.). Ihm gegenüber ragt die 'Säule
des Eimmelgi, der schneebedeckte Aetna.
der niederrheinischen Gesellsohaft in Bonn. 49
Wenden wir nun unsern Blick von der centralen Aze der
Halbinsel auf ihre Gestade, so tritt uns eine auffallende Verschieden-
heit entgegen zwischen der adriatischen und der tyrrhenischen
Küste ; — eine Verschiedenheit, welche auch in der Geschichte ihren
Ausdruck gefunden hat. Reist man von Kimini und Ancona gegen
S.-O., so erstaunt man über die ungeheure Monotonie von Land und
Meer. In allmäliger Senkung neigen sich die Schichten der Jura-
und Kreideformation, überlagert von einer Tertiärdecke zum schmalen
Küstenstrande. Insellos ist das Gestade. Kein grosses Thal dringt
von dieser Seite in den Apenninenkörper ein. Und nun gar das
gegenüberliegende illyrische oder dalmatinische Gestade; eine reine
Küstenbildung ohne Hinterland. Vielleicht ist kein Land der Erde
so sehr von seiner Küste, von seinem Meeresrande getrennt, wie
jene die Adria im 0. einschliessenden Länder. Das schönste, insel-
und buchtenreichste Gestade; aber dahinter eine fast unersteigliche
Felsenmauer; das ist der Absturz jener Berge der Freiheit, der
Tschemagora. — Der adriatische Apenninenrand war zur Gründung
grosser Städte und Staaten offenbar weniger geeignet als das westliche
Gestade. Wir finden zwischen Ravenna und Tarent kaum einen
einzigen alt- und hochberühmten Städtenamen. Kein grosser Herrsoher-
sitz hat gleich Rom von diesem adriatischen Gestade aus die Ge-
schicke der alten Welt geleitet.
Gänzlich verschieden ist das tyrrhenische Ufer. In zahlreichen
schönen Buchten dringt das Meer in das Land ein; inselartige Vor-
gebirge ragen weit hinaus. Der Mte Argentario und das Cap der
Circe sind schöne Beispiele der nur durch schmale flache Nehrungen
mit dem Festlande verbundenen Vorgebirge. Auch ist das Meer
belebt von zahlreichen Inseln; es sind losgerissene Theile des Fest-
landes oder Gipfel eines mächtigen untermeerischen Gebirges,
welches vielleicht einst, einer kühnen Ansicht zufolge, die Meeralpen
mit Calabrien verband; — oder endlich selbständige vulkanische
Hebungen. Eine noch grössere Bereicherung erhält diese Küste durch
die grossen Inseln Sicilien, Sardinien, Corsica. Dies tyrrhenische
Gestade stellt, im Gegensatze zur Adria, im Allgemeinen eine hohe
Steilküste dar. Kulissenformig schieben sich die Gebirge zum Meere.
Nach dieser Seite hin öffnen sich die grossen Flussthäler, welche
das Innere der Halbinsel erschliessen; — vor allem Arno und Tiber.
Der Arno, 5 M. östlich von Florenz, am Berge Falterona
(1649 m.) entspringend, beschreibt, das Gebirge Prato magno (1580) um-
strömend, eine gegen S.-O. gewendete Schleife. Hier, in der oberen
Val d'Arno hat sich eine ungeheure Menge von Knochen grosser
vorweltlicher Säugothiere gefunden. Der Fluss nimmt die Sieve auf,
bespült Florenz, um dann durch die Stromengen youl 'MLcs^^Nj^xs:^^
nach einem Lauf von etwas über 100 MigMeu ^4=ä\1Ä.^ «e«i«xi^^^t
BitMungßb. d. niederrhein, Oesellsohaft in Bonn. 181&* ^
60 SitiuDgaberichtc
^
7UII1 Meer zu neliineii '), Grossartige Arbeiten aind in Val Chiana
auagefahrt imd dadurch Sämpfe entnäasert und ein Ifebeafluss der
Tiber dem Arno zagefübrt.
Die Tiber, am Berge Fumajolo, 4 M. gudöatlicli der AmoqnetU
eatspriDgead, besitzt unter alles ApenninenflÜBsen das grösete Strom-
gebiet. In der obern Hälfte ihres Laufs slrömt sie durch den Apennin
berührt die hochberübmte Stadt Perugia, tritt dann bei Orvieto saa
den Gebirgen heraus in den Ager Romanus, durchfliesat die ewige
Stadt mit den Bieben Hügeln, um — ausstrüniend in'a Meer — die
leoU aacra zu bilden. Die Mündung, welche einat bei Oatia lag, iat
seit den Zeiten des Königa Ancus Marciua, d. h. in 35 Jahrhunderten
um fiiat 1 i. M. durch die Anachwemmungen den FluaeeB binaugge-
Bchoben worden.
Die Stromthäler, welche daa Land uach dem tyrrbeniaahen
Meere hin öffnen, haben auch das Em]>orkommen der grüssen Städte
länga des tyrrhenischen Geatadea bedingt. — Der grössere Rciohthum
dieser Seite der Ualbinael zeigt sich ferner in den Schätzen, welche
die Berge umschliesBen. Marmorberge, Erzlagerstätten, brennende
Vulkane sind nur dem tyrrheniseben Geatade gegeben.
Nachdem wir in flüchtigem üeberblick dem Apenuin und den
aiob anreihenden calab riechen Granitgebirgon gefolgt, werfen wir
nocli einen Blick auf dieausserapenniniaoben Tbeile der langgea treckten
Halbiaael, In Itezug auf diese anti-apenninischen Küstengebirge
tritt besonders deutlich der unsymmetrische Bau des Landes bervor.
Diese Verschiedenheit spiegelt sich wieder im Verlauf der Hundert-
fadenlinie (I engl. F. = L827 m.), welche im tj-rrbeniBchen Meer
der Küste viel näher tritt als itn adriatischcn; ja in letztcrem reicht
sie durch die Strasse yon Otranto eintretend, überhaupt nur bis an
den iSporu Italiens!, den Mte Gargano. Es entbehrt, wie at]9 den
obigen Andeutungen bereits hervorgeht, der eigentliche Apeonin
von Ligurien bis zu den sjbaritiachen Ebenen des Granits, der
krystaltiniBcben Schiefer, sowie aller ^älteren Gebilde, welche wir in
der Centraizone einer normal gebauten Gebirgskette (Pyrenäen und
Alpen) zu finden gewohnt sind. Wohl aber treten jene Gesteine und
Formationen, isolirte Gcbiigskörper bildend, in einem lateralen Zuge
längs der tyrrhenischen Seite hervor. Diese Thataaohe, verbunden
mit der gänzlich verschiedenen Küste ngestaltung hob zuerst Paul
Savi (hochverdient als Anatom und Geologe) hervor, indem er darauf
die Anfliebt stützte, daas längs der tyrrhenischen Küate in vergleichs-
weise später Epoche ein Niedersinken grosser Gebirgstheile stattge-
funden habe -). Eine weit bestimmtere und umfassendere Deutung
1) Un fiumicel che nasce in Falterona
E oento miglie di corso no 1' sazia. (Dante)
2) s. G. Meneghini iSu di un lavoro di Suessi, Boll, R. Com.
^eol. n'ItaIJa, HI. p. 72. 1872.
der niederrheinisohen Gesellscliaft in Bonn. 61
erhält jene Thatsaohe durch die Theorie von £. Süss ^)^ der zufolge
das Kalkgebirge des Apennin nur die eine (jateralzone des grossen
»italischen Gebirges« darstellt, als dessen Trümmer (disjecta membra)
jene Gebirgsinseln des ligurischen und tyrrhenischen Meeres, sowie
Calabriens und Siciliens aufgefasst werden (»die vereinzelten, zum
Theil deutlich gebrochenen Trümmer der altem krystallinisohen
Felsarten« ^)). Nach dieser Anschauung liegt die Gentralzone des
italischen Gebirgs, deren Trümmer in den Graniten Ligurien's, Cor-
sika's, Elba's, Giglio's, Calabrien's, Messina's erhalten sind, im west-
lichen Meere begraben. Die. hohen unvermittelten Gebirgsabstürze,
welche nach dieser Seite gerichtet sind, bekunden, jener Theorie
zufolge, den ungeheuren Riss der Erdkruste, eine Verwerfung, welche
ein Senkungsgebiet von einem stehengebliebenen Theil der Erdfeste
löste. Auf dieser Bruchlinie erhoben sich die vulkanischen Gesteine
von der Insel Capraja (10 M. südwestlich von Livomo) bis zu den
Liparen. Diese geniale Auffassung, welche wir Prof. Süss ver-
danken, verknüpft scheinbar getrennte Thatsachen ; sie gibt der geo-
logischen Untersuchung eine neue Richtung; doch fehlt noch vieles,
bevor wir sie als bewiesen annehmen dürften. Im Apennin selbst
und seinen Schichtenwölbungen müsste man — so scheint es — Be-
weise finden können für eine seitlich schiebende Bewegung von der
tyrrhenischen Küste her. Solche Beweise sind indess noch nicht
bekannt geworden. Auch bleibt die Stellung des Mte. Gargano im
»Italischen Gebirge« noch unerklärt. Denselben einfach als ein
»Gebirgsstück für siehe zu betrachten, während wir kühn genug
sind, trotz der 80 M. langen Lücke zwischen Giglio und dem Cap
Yaticano und Peloro diese alten Massen als Fragmente einer cen-
tralen Axe aufzufassen, heisst nicht mit gleichem Maasse messen.
Endlich erscheint die Lage des erloschenen Vulkans Vultur bei Melfi
in Apulien, am Aussenrande des Apennin, im Widerspruch zu jener
Theorie, welche den vulkanischen Ausbrüchen nur auf den Bruch-
linien der Gebirge ihre Stellung anweist.
Unter den anti-apenninischen Gebirgen fesseln zunächst die
Marmorberge von Carrara, die wunderbaren Berge der alten Luna
(primum Etruriae oppidum, wie PI in ins sie nennt) unsere Aufmerk-
samkeit. Mit kühnen Alpenformen stellen sich die Marmorberge
dar — prachtvoll erglänzen sie bei Sonnenuntergang gegen la Spezzia
hin, im Monte altissimo 2100 m. erreichend. Marmor gibt es an
manchen Orten, so an den Bergen Hymettus und Pentelikon in
Attika, auf der Insel Paros etc. ; von geringerer Reinheit ist das Gestein
an zahlreichen Punkten bekannt. Aber ein Marmorgebirge gleich
1) s. E. Süss, »lieber den Bau der italienischen Halbinsel c,
Sitz.-Ber. Wien. Ak. 21. März 1872.
2) 8. E. Süss, »Die Entstehung der Alpen«, S. 27.
eil Siteungaberichte ■ Ti
den oarrarcsischen oder apuaniscfaen Älpeu steht in dieser Auh-
debnung uad Vollkoinmeiibeit einzig da. Eb dehnen sich diese r5tb-
liohgT&u Bohimmemdea, prncbtvolleD Felspyraiuideii von Carrant
bia Pielraaanta 3 M, aus, bei einer Breite von 2 M. Auf den niederen
Gebfiflgeti ruht eine frnchtbare roLhe Erde, welche auch die Spalten
erKllt, ea ist die ^Terra roasa"; wo aber die Felsen geöffnrt sind, da
leuchtet der scbneeweiBae Marmor hervor. Drei gewundene Tbälsi',
welche in zahlreiche Schluchten eich tbeileo, zerschneiden das Ge-
birge; im N. das Thal des Corrione, bei Carrara zur Ebene mündend,
dann der Frigide, bei MasBa die schmale KüBtencbene eri'eicbend,
endlich, im südlichen Theile, der Fluaa Versiglia, durch Vereinigung
der Bficbe Serra und Vezjia bei dem Städtchen Serravea^a entstehend.
Diese Thäler bieten treffliche natürliche Proßle der das Marmorge-
birge aufbauenden Formationen dar. Dieselben zeigen eine kuppei-
förmige Lagerung, ao dass über die altern Schichten des Centrutii
aioh die Jüngern Straten wölben '). Zwei solcher Kuppeln von GneiBi-
und SchieferHobichten (der paläoKoiBohen Epoche zugezählt) werden
unterBchieden, eine nöniliche, welche von den Thälern Frigido und
Carrione diiruhBchnitteo wird, und eine BÜdliche, durch welche die
Ursprungabäche des VernigliB ihren Lauf nehmen. Nach Hm.
Stefani besteht der Kern jener Oowölbe auB einem dichten eisen-
schüssigen Kalkstein; auf demselben lagert mit grosser Mächtigkeit ^
ein protoginabnlicher Gnelss, nun folgen die Marmormassen, welche
mit Wahracbeinlichkeit der Triasformation zugezahlt werden. Dn-
kryatalliniBche Kalksteine und Schiefer ruhen auf dem Marmor.
Zahlreiche Erzlagerstätten erscheinen in jenen altern Gneias- und
Schieferstrateo, bo der Zinnober zu Ripa und Levigliani, silberhaltiger
Bleiglana zu Bottino, Kupferkies und Schwefelbieiantimon-Verbin-
dungen an zahlreichen Funkten, Ueberaua gross ist die Mannich-
faltigkeit des Marmors. Der reinste, edelste, durchscheinende ist der
Statuario; der weniger durehaoheinende ist der Ordinario. Hat der
letztere eiue intensiv bläulichgraue Farbe, ao hcisst er Baräiglio,
ala edler Baustein hochgeacbätzt. Von mehreren hundert Marmor-
brüchen der Berge von Karrara, Maasa und Serravezza *) liefert jeder
eine etwas verscbiedene Varietät. Die Brüche Creatola und Cavetta
(bei Carrara) geben den unübertrefflichsten Stein, von grossem Korn,
festem Gefüge, so dasa der Bildhauer die feinsten Formen nach-
ahmen kann. Polirt, zeigt dieser Stein einen wunderbar schönen
wach sahn liehen Schimmer. Der Marmor aus dem Bruche Mosaa ist
von elfenbeinartigem Ansehen und für Gewandstatuan bcBOnders ge-
1] s. Carlo de Stefani >Conaiderazioni stratigraflche aopra
icoe piü aatjcbe dells Alpi Apuane e del Monte Piaanoi in Boll.
om. geol. 1874.
2) Jervia „Mineral resourcea of Central Italj"-, London ISßT.
der nioderrheinisohen Geseilsohaft in Bonn. 63
eignet. Auch Polvaccio ist ein Bruch von grösstem Ruhm; schon
zu römischer Zeit lieferte dieser Bruch das Material zu den Wunder-
werken der Kunst; der Apollo von Belvedere ist aus diesem Stein
gehauen. Polvaccio liefert einen feinkörnigen Marmor und gestattet
die Gewinnung ungemein grosser tadelloser Blöcke. Zampone, Poggio.
Silvestro^ Betogli sind gleichfalls berühmte Fundstätten des Statuario.
Unter den Marmi ordinari sind am hervorragendsten Grotta Colum-
bara, Fossa Cava, Ravaccione u. a. Bei der Gewinnung spielen die
Madremacchie (Muttermale) eine wichtige Rolle. Es sind einige ctm,
dünne Lagen von Glimmer oder Talk, denen sich Quarz^ Eisenkies
etc. zugesellen und welche die Schichtung (il verso) der Marmor-
massen andeuten. Höhlungen mit den herrlichsten Bergkrystallen
schliesst der Statuario ein; sie siud das Entzücken der Mineralogen,
oft aber dem Bildhauer ein grosses Aergerniss. Auch Eisenkies-
würfel, welche zuweilen im Polvaccio-Marmor ganz unvorhergesehen
erscheinen, können den Künstler zur Verzweiflung bringen.
Die glänzenden Marmormauem Luna's, welche von Rutilius
Numanzianus besungen werden ^) und durch ihr Material und die
Grösse der Werkstücke noch im 15. Jahrh. Bewunderung erweckten,
haben kaum noch eine Spur zurückgelassen. Der Ort, wo die alte
Etruskerstadt stand, liegt jetzt ca. 3 km. vom Meere. Die schwebenden
Theile der Flüsse Arno, Serchio, Magra haben hier ein sumpfiges
Vorland gebildet. Viele Jahrhunderte ruhten die Marmorbrüche,
bis Michel Angelo sie gleichsam wieder entdeckte. Dieser Künstler,
der an vielseitiger Begabung unter den Sterblichen kaum seines
Gleichen hat, pflegte zu seinen Werken die Blöcke in den Brüchen
selbst auszusuchen. Er durchwanderte das Gebirge zu diesem
Zwecke und hatte die grosse Genugthuung auf florentinischem Ge-
biet, nahe dem Gipfel des Mte Altissimo den herrlichsten Statuario
zu entdecken. Aus einem Golossalblock des Bruchs Polvaccio
bildete er, damals 29jährig, seinen .berühmten David. Wir wissen
auch durch Vasari, dass der grosse Künstler im Gebirge selbst die
Steine für die Bildsäulen des Tages und der Nacht *) aussuchte,
welche das Medicäergrab schmücken.
Von Querceto unterhalb Pietrasanta wandert man durch einen
Wald von Olivenbäumen gegen Serravezza. Die hoch aufstrebenden
Berge treten schnell zusammen zu einer gewundenen Thalenge. Die
1) Advehimur celeri oandentia moenia lapsu
Nominis est auctor sole corusca soror.
Dives marmoribus tellus, quae luce coloris
Provocat intactas luxuriosa nives.
Itin. Lib. II. (s. Jervis a. a. 0. S. 5).
2) Es ist dies die Statue, welcher Mio\ie\ Ku^S^o Vci'^TÄÄSst
54 Sitsongsbericlite
zackigen Felsformen, sowie das krystallinische Schiefergestein , wo-
raus sie bestehen, erinnern an die Centralzone der Alpen; mit dieser
Erinnerang bildet aber der Anblick des Olivenwalds einen seltsamen
Gegensatz. Jene Schiefer (Fallen 55 bis 60^ gegen W.) mben auf
dem Marmor, in dessen weissen Felsen zahllose Brüche geöfihet sind.
Prachtvoll ist der Blick das Serrathai aufwärts gegen den Monte
Altissimo. Wir folgen in östlicher Kichtung dem Thal der Vezza*
Die Brüche liegen oft hoch oben an den steilen Thalmulden. Die
Marmorblöcke werden über die steilen Geröllflachen zur Thalsohle
herabgeschleift; so bilden sich jene schneeweissen, weithin leuchten-
den Gleitbahnen, die ^Bavaneti^, welche einen bezeichnenden Zug in
den Mormorjandschaften darbieten. Weiter hinauf bietet sich die
Aussicht ins Thal Carduso. Hoch oben in einem Marmorberg öffnet
sich ein ungeheures Loch, durch welches man den Himmel erblickt ^).
Bei Stazzema im obem Vezzathal bricht man die hochberühmte.
Marmorbreccie «Mischio di Serravezza^, welche unter allen Marmor-
arten als der kostbarste Architekturstein gilt. Schon Cosmus I. lies»
in Stazzema Mischio brechen und Florenz damit schmücken. Dem»
selben Bruche wurden 24 grosse herrliche Säulen für das neue Opern-
haus in Paris entnommen. Die unvergleichliche Breccie bildet ein
(12 ^ gegen N.) fallendes Lager von nur geringer Mächtigkeit im
gewöhnlichen Marmor. Die Dicke der brauchbaren Mischioschicht
«beträgt 4,5 m. Weisse^ gerundete Marmorstücke liegen in einer krystal-
linisch-schiefrigen Grundmasse, welche, von schönrother Färbung,
gebänderte Zeichnungen bildet und auf das Innigste mit den Marmor-
stücken verbunden ist, deren umrisse oft v^ie verwaschen erscheinen.
Der Mischio wird in unterirdischen Brüchen gewonnen, da an der
Gebirgsoberfläche das schöne rothe Geäder ausgebleicht ist. Aehn-
liche Steine, wie den apuanischen Mischio haben die Alten in Asien
zur Ausschmückung der Prachtbauten Koms gewonnen; es darf an
den Marmor „Fior di Persico" erinnert werden.
über die Lage des Vaterlandes die schweigenden Worte in den Mund
legte :
Grato m'e il sonno e piu l'esser di sasso,
Mentre che il danno e la vergogna dura;
Non veder, non sentir mi e gran Ventura,
Perö non mi destar; deh! parla basso.
1) Schon Dante kannte die Höhlungen im Marmorhochgebirge,
wie folgende Verse beweisen (Inferno^ Canto XX).
Aronta
Che ne' monti di Luni — —
Ebbe tra bianchi marmi la spelonca
Per sua dimora: onde a guardar le stelle,
E'l mar non gli era la veduta tronca.
der niederrheinischen Gtoflellsohaft in Bonn. 55
Die Entstehung des Marmors ist ein noch ungelöstes Problem,
unzweifelhaft ist die ursprüngliche Bildung eine sedimentäre; durch
noch unbekannte Kräfte (wahrscheinlich eine hohe Temperatur) wurde
die Metamorphose des dichten unkrystallinischen Kalks in den weissen
Marmelstein bewirkt, welcher wie kein anderer irdischer Stoff gedient
hat, die höchsten Ideen der Menschheit sinnbildlich darzustellen.
Die Carraraberge gaben den Marmorblock, woraus jener unbekannte
Künstler den rettenden Apollo von Belvedere schuf; aus gleichem
Stein,, von demselben edlen Gebirge, bildete Thorwaldsen die Kolossal-
statue unseres Heilands in der Frauenkirche zu Kopenhagen.
Zu den anti-apenninischen Gebirgsgruppen gehört auch Elba,
jene schöne und glückliche Insel, welche an Mannichfaltigkeit der
Berg- und Küstengestaltung, an Krystall- und Erzschätzen vielleicht
von keinem gleich grossen Gebiet der Erde erreicht wird. Die West-
seite der Insel ist ein prachtvolles Granitgewölbe, in Adern und
Drusen, neben schönfarbigen Turmalinen, Berylle und Feldspathe
bergend; die Inselmitte ist ein anmuthiges Hügelland, der Osten ist
ein scharfgeformter, nordsüdlich streichender Gebirgsrücken. Am
Gehänge dieses Höhenzuges gegen das Meer hin ziehen sich die Eisen-
erzmassen hin (Eisenglanz, Botheisen) zu Hügeln von 200 m. ansteigend.
Von diesem östlichen Gebiet zweigt gegen S. eine breite Halbinsel
ab, das Plateaugebirge Calamita, berühmt als Fundstätte natürlicher
Magnete. „Aithalia", die Leuchtende, die Brennende, ist der alte Name
der Insel; denn einst sah man wohl vom Meer und vom Festland
aus viele kleine Eisenöfen brennen. Jetzt kann auf der holzarmen
Insel kein Eisen mehr verschmolzen werden ; ein kleiner Theil wird
in der Maremme (Follonica) verschmolzen, die grössere Menge geht
nach Frankreich. — Giglio, der Monte Argentario, der Pisaner Berg
und Campiglia gehören zu derselben Klasse von Gebirgserhebungen
wie die Berge Elba's und Carrara's. Neben dem Granit und Eisen
Elba's, neben dem Marmor von Massa-Carrara verdienen auch die
Naturschätze der Maremme Erwähnung, des Landes zwischen den
Etruskerstädten Felatri (Volterra) und Populonia. Wer kennt nicht
den scbneeweissen Alabaster, aus welchem unzählige Werke der
Kunst, der kleinen Kunst, gefertigt werden. Der Stein für alle diese
Arbeiten, welche fast über die ganze Erde verbreitet sind, kommt
von Castellina marittima, unfern Volterra. Es sind Sphäroide, kaum
über 1 m. gross, welche in einem tertiären Thonmergel liegen. —
Von der hochliegenden uralten Etruskerstadt mit ihren Cyklopen-
mauern überblickt man gegen Süd weithin die öden menschenleeren
Höhen der Maremme. Dort steigen am Horizont weisse Dämpfe auf.
Es sind die Fumacchien der Borsäure-Lagoni, welche diesem Lande
ein so hohes Interesse gewähren. Auf einer Fläche von ca. 2 M.
Länge, IV2 M. Breite entspringen (namentlich bei den Orten Monte
Cerboli oder Larderollo, Monte Botondo, GastAl üwctiq.» ^ssv.\a.^
56 SitzODgeberichte
Eulfureo, sowie bei Travate u, a. 0.) dem thooig'eD, zeraelzten Boden
heisae Quellen und Dampf et i'fthlen, beladen mit Borsäure. la ebenso
einfacher wie oigenthüraliclier Weise wird dieaer zur Darstellung-
Ton GlaBuren auf Poroellan et<i. nothwendige Eörper aus der wäs-
serigen Lösung gewonnen, indem man die aus der Erde dringenden
heiasen Dämpfe unmittelbar zum Eindampfen der Borsäure-Löeungen
benützt. Man treibt ein Bohrloch in die Erde und hervorbricht mit
ungeheurer Kraft ein Dampfstrahl, der unter die Äbdampfsehaien ge-
leitet wird. Im J. 1876 erzeugten die toacanisohen Lagoni mehr
als 2-5 Millionen kgr. Borsäure (Borsäurehydral) im Werth von über
3 Millionen fc. — Nur noch an einem einzigen Funkte, in Califomieit,
bietet die Erde ähnliufae Borsäure-Lagoni dar wie in Toscana.
Wie die Entstehung des Marmors, so ist auch diejenige der
boraäurehaltigen Dampf- nnd Wasserquellen noch räthselhaft. — !u
der Nähe der Lagoni hat die Natur grosse Mengen von Kupfererz,
vorzugsweise in Verbindung mit Gabbrogentein und Serpentin nieder-
gelegt. Hier gewannen die Etruaker das Kupfer zu ihren kunst-
vollen Metallarbeiten.
Wo die Metallkgeratätten und die Marmorberge enden, da he-
ginnen die »ulkaniachen Erscheinungen, welche in einer breiten, fast
ununterbrochenen Zone bis Neapel ziehen und ein so ausserordent-
liahes Interesse der tyrrbeniacben Seite der Halbinsel gewähren.
Von gar verachiedenartiger Form sind die vulkanischen Berge in
Italien und gar verschiedenartig war ihre Thätigkeit. Ea beginnt
jene Feuerzone mit einem hohen maohtigen Trachytgebirge, dem
Monte Amiata {1732 m.) Dies Gebirge ist von herrlichen Kastanien-
Wäldern bedeckt, an dtri'n Saum in 7 bis 80O m. MeerealiöhG zahl-
reiche St&dte und Dörfer hoch über der im Sommer durchglühten,
fiebererfüllten Ebene liegen. Sie bilden während der Sommermonate
eine Zufluchtsstätte für Tausende von Menschen . welche vor der
Malaria fliehen, um die frische Am iata-Luft zu athmen. Südlich des
Traohytgebirgs beginnt das grosse vulkanische Tufigebiet der rÖmi-
aohen Campagna. In der jüngstvergangenen Erdenz«it sind hier
mächtige Vulkane thätig genesen. Denkmäler ihrer Wirksamkeit
sind Ringgebirge mit einem Centralpik, ao der Monte di Vieo bei
Viterbo mit einem centralen Kegelherg {dem Venusberg), eine Berg*
gestalt, welche an die unerreichbaren Reliefformen des Mondes er-
innert. Grosse Seen stellen sich ein, welche Senkungsfelder im vul-
kanischen Land erfüllen, ao derBolsenerSee, derjenige von Bracciano,
Sohlackenberge und erloschene Krater spiegeln sich in jenen stillen
Fluthen. Schweigende Thalgründe sind in die Tuffplateaus des
römischen Patrimonium eingeschnitten. An den Steilwänden der
Thäler ziehen weitbin die Todtenkammem, des Etruskischen Volkes,
zum. Beweise, dass einst diese erstorbenen Thäler tahlreicbe Be-
wohner nährten.
Am aädÖEtlicheo Horizont von Rom erhebeo siah dia atbaDiacheu
Berge nicht weniger bemerkenawerth für den Geologen, als berufen
der QeBchiohte. Am nabsn Gestade soll Aenene, Anchises Sohn,
gelandet Bsin; dort iit die Stätte von Liivinium (heute Prattica).
Alba longa streckte sich latighin am Gehänge Ewiscbeo dem boheo
Monte Cavo (954 m) und dem Albaner See. Das Gebirge von Latimu
e Albaner Berge), wo einst der latiniscbe Städtebund blühte, stellt
en groisen erlosuhenen Vulkan dar, dessen Basis umfani^reicber
ist, als diejenige des Vesuv. An Höhe fi'eilicb erreicht der albauioohe
Vulkan den Vesuv nicht, wie leioht begreiflich, denn der Mona
Albanas hat frühe schon seine Thätigkeit (die Aufschüttung von
Lava und Schlackecsandea am die KrateröfTnung) eingestellL Den-
noch hat er grossartige Spuren seiner Wirkung zurückgelassen; grosse
LaTaatrÖme, welche, aum Theil unter Tuffmasien begraben, strahlen-
förmig von den Gehängen des grossen vulkanischen Kegels zur Ebene
liehen. Wer hätte nicht gehört von der Via Appia, der röraischen
Gräberstrasse, auf der sich 2 M. weit Grabmal en Grabmal reihtl
Sie lauft auf einer flachen wallabnlichen Höbe nach Albano hin-
Jn diesem breiton Wall, welcher die wellige Tuffebene der Campagna
überragt, erkannte der ehrwüi'digerömiscbeGeologeÜius. Ponzi einen
Lavastrom, der aus dem grossen Central krater, dem Campo di Anni-
bale, sich ergoas. Bei Rocca di Papa (807 m.), «der Papstburg",
aühauen die schwarzen Lavafelsen (Leucitophyr) hervor am hohen
Kraterrnnd, auf dessen höchstem Punkt, dem M. Cavo, einst der be-
rühmte Tempel des Jupiter Latiaris stand. Vielleicht hat der al-
banische VulkiLU erst in historischer Zeit seine Thätigkeit eingestellt.
Zu Gunsten dieser Ansicht, welche vorzugsweise durch Hrn. PoDii
vertreten wird, werden angeführt eineiseita gewisse geschichtliche
Nachrichten, welche wir bei Diooys von Halicarnass und bei Liviua
finden, andrerseits die Entdeckung einer uralten Todtenstitte unter
einer Decke vulkanischen Tuffes. Die Erzählung eines ungewöhn-
lichen Naturereignisses bei Dionys, wodurch der gottlose König Hel-
ladius Sylvius seinen Tod fand, ist verworren, sagenhaft und kann
kaum auf einen vulkanischen Ausbruch bezogen werden. Etwas
weniger unbeatiromt berichtet Flinius über einen Steinregen im
latinischen Gebiet: „Es wurde dem Könige (Tullue Hostilius) und
den V6tam gemeldet, dass es auf dem albanischen Berge Steine ge-
regnet habe. Da man dieses kaum glauben konnte, ao wurden Leute
zur Untersuchung des Wunders hingeschickt; es fiel vom Himmel
vor ihren Augen eine Menge von Steinen, nicht anders als wenn
der Sturm einen dichten Hagelschauer zur Erde jagt" (B. I. Cap. 31).
Noch BUB einer apätern Zeit, im Jahre der Stadt 540, berichtet Livins
ein ähnliches Ereignias: „Es gab schreckliche Gewitter. Auf dem
albaDiscben Berge dauerte ein Steinregen zwei Tage lang" (B.XXV,
'Cap. 7). — Pouzi deutet die hier von Livins buricttete^i >Ii).Ivlt-
■.»•.■.■ «IT* A
t-'^
. 7V^
58 Sitzangsberichte
ereignisBe nicht nur mit grosser Bestimmtheit auf vulkanische Erup-
tionen, sondern er glaubt auch im Monte Pila am nördlichen Rande
des Campo di Annibale die Stelle zu erkennen, wo der ersterbende
Vulkan in historischer Zeit den letzten Ausbruch gehabt Indess
einen vollgültigen Beweis dieser Ansicht scheinen weder jene Be-
richte bei Diouys und Livius zu erbringen, noch auch die alte
Nekropole am Mte Cucco und Mte Crescenzio zwischen Castel Gan-
dolfo und Marino. In Betreff dieser Todtenstätte scheint es nämlich
nicht vollkommen erwiesen, ob der auflagernde vulkanische Tuff von
einem spätem Ausbruche herrührt.
Am schönsten Golf der Erde erhebt sich der Vesuv, der Stolz
und Schrecken Neapels, der einzige thätige Vulkan des festländischen
Europa. Wenn in der Nacht sein rothes Licht intermittirend leuchtet
— ein Selbstleuchten der Erde — , wie viele Fragen regt es an ? —
Woher die Gluth ? ist es ein Strahl der heraufleucbtet aus dem Innern
des Planeten? War er einst sonnenähnlich selbstleuchtend, ein roth-
glänzender Stern? Dürfen wir annehmen, dass das Innere des Planeten
noch heute die Feuergluth bewahrt, mit der wir die Sonne leuchten
sehen? Leider haben wir nur Vermuthungen über das Innere unseres
Wandelsterns. — Der Fuss und die niedern Gehänge des Vesuv ge-
währen einen bezaubernden Anblick, gleich einem Garten mit tau-
send Landhäusern. Es ist die fruchtbarste, wärmste Erde; eine
sehr kleine Fläche ernährt eine Familie genügsamer Menschen. So
pflanzen und ernten und wohnen die fröhlichen Menschen ganz
nahe den zerrissenen Lavafeldern und dem drohenden Eruptions-
kegel. — Furchtbar ist der Berg, wenn er, aus langer Ruhe er-
wachend, Ströme flüssigen Feuers ausspeit und einen Flammenschein
gen Himmel strahlt. Die fliessende, schiebende Lava und die zer-
staubende Asche versengt, verbrennt, begräbt die Fluren und die
Werke von Menschenhand. So begrub der Berg im J. 79 n. Chr.
die Städte Herculanum und Pompeji; siebzehn Jahrhunderte barg und
hütete die Bimsteinasche diesen unvergleichlichen archäologischen
Schatz, eine Stadt des Alterthums, unberührt von den Verwüstungen
des Mittelalters. — Schrecklich brach der Berg nach mehr als hundert-
jähriger Ruhe wieder aus im J. 1631. In der Nacht vom 15. zum
16. Dezember wurden die Bewohner Neapels und der dem Feuer-
berge nahen Orte durch heftiges Beben der Erde geängstigt. Als
der Tag anbrach, sah man aus dem Gipfelkrater eine ungeheure
Dampf- und Rauchsäule sich erheben, welche schirmförmig ausge-
breitet, die berühmte Piniengestalt annahm, deren bereits Plinius
erwähnt. Theils aus dem Gipfel, theils aus neugebildeten Schlünden
floss die Lava in zahlreichen breiten Strömen. ,Der ganze Berg, sagt
ein Augenzeuge, scheint in Feuergluth zu zerschmelzen.* Gegen
40 Tausend Menschen aus den bedrohten Orten drängten sich fliehend
auf der Strasse nach Neapel. Mehrere Tausende wurden von den
t:
der niederrheinischen (JeteUschaft in Bonn. 69
Feuerströmen erreicht ond verbrannt. Einen traurigeren Tag sah
wohl Neapel nicht; bald schwand vor der sich aasbreitenden Asche
das Tageslicht. Schauerlich leuchtete der Yesuy an jenem Unglücks-
tag. Der Donner des Berges übertönte das Jammern der Menschen.
Nahe und gewiss schien Jedem der Tod. Ungewöhnliche Scenen
erfüllteo damals die sonst so heitere Stadt. Alles stürzte nach den
Kirchen, um Sündenvergebung zu erlangen. Die Kirchen fassten
die Gläubigen nicht; die Zahl der Priester genügte nicht. Da er-
mächtigte der Cardinal-Erzbischof zahlreiche durch ihre Tugenden
bekannte Laien, das Bekenntniss anzunehmen und Absolution zu
ertheilen. Doch bei der Todesangst und der Verwirrung der Men-
schen reichte auch diese Maassregel nicht aus. Da hörte man viele
Menschen, von Verzweiflung ergriffen, öffentlich auf Strassen und
Plätzen mit lauter Stimme ihre Sünden bekennen 1 Gleich dem Meer
und seinen Fluthen, so erwies sich damals der brennende Vulkan
als ein gewaltiger Gewissenskündiger. — Seit der Entzündung des
J. 1681 ruhte der Vesuv nur während kürzerer Epochen. Eine der
erschreckendsten Eruptionen ereignete sich am 26. April 1872, sie trat
plötzlich ein und vernichtete den Wahn, dass es bestimmte Vor-
zeichen der vulkanischen Ausbrüche gäbe.
Mit dem thätigen Feuerberge am parthenopäischen Busen
enden gegen Süden auf dem Featlande die vulkanischen Berge;
während sie in den äolischen Inseln wiedererscheinen und eine Fort-
setzung der vulkanischen Zone beweisen, welche mit dem gigantischen
Aetna und den erloschenen Vulkanen des südöstlichen Siziliens ihr
Ende erreicht. Die zwischen Vesuv und Aetna in weitem Halbkreis
ziehenden vulkanfreien Ländermassen (Basilicata, Calabrien) sind vor-
zugsweise den Erdbeben unterworfen (Calabrien 1788. Potenza 1857).
Das Land Italien, welches während langer Jahre nur durch
seine Schönheit und sein Unglück unsere Theilnahme erweckte — wir
sehen mit freudiger Bewegung es in jugendlicher Kraft erblühen
zu neuem Leben.
Darauf sprach Prof. Binz über die erregenden Wirkungen
der beiden hauptsächlichen Bestandtheile im gerösteten
Kaffee: des Kaffe'ins und des durch Destillation leicht
darstellbaren aromatischen Kaffeeöls, und erläuterte die-
selben an einer graphischen Zeichnung, welche seiner experimentellen
Abhandlung (1878) über diesen Gegenstand angehört. Die ange-
stellten Versuche ergaben die Bestätigung dessen, was auf dem
Wege der Erfahrung bisher in allgemeinen Umrissen bekannt ge-
worden war, und zugleich eine Analyse der Einzelwirkungen vom
Kaffein und Kaffeeöl gegenüber den wichtigsten Factoren des Orga-
nismus. Vom Thee gilt im Wesentlichen das Gleiche wie vom Kaffee,
weil das sogenannte Them mit dem Kaffein \deii\.\&^ SsX» ^^\A ^^
60 Sitzungaberichte
aromatisch -brenzligen Riechatoffe hier dea nämlichen Charakter
tragen wie dort. Ethnograpliiach intereasant ist die Thataache, dass
an den verBchiedensten Stellen der Krde die Eingeborenen aolube gam
verachiedenartige Pflanzen zu GenuEBmittelu machten, welche KaSein
als Haiiptbeatandtheil enthalten: im westlichen Äeien den Esfiee-
baum (Coffea arabiea). im oatlichen den Theestrauch [Theo ehinetuü),
in Südamerica eine Stechpalme {Jlex paraguai/eftsis), in WeBtafriea
den Colabaum (Cola aeutninata) und endlich in Mittelamerica den
Caeaobaum (Theobroina Cacao). welcher awar kein Kaffein aber einen
doch aohr nahe damit verwandten cheniiBchen Körpar, das Theobro-
min, enthält. Von Bedeutung für die Wirkung des Kafffin und
Theobromin auf die Nervencentren erscheint beaondera, daas der Er-
regung kdine entsprechende Erachlafung folgt, wie dieae unter An-
derm dem Weingeist zukommt. Daa iat der Grund des hohen
Werthes, den Kaffee, Thee und Chocolade — bei allen dreien gute
Qualität und kräftige Quantität natürlich vorauageselüt — beim
Ausführen anstrengender Märsehe darbieten. Das preussischo Kriegs-
ministerium hat dcsahalb Bachgemäss gehandelt, als es vor Jahren
für die mobilen Truppen an Stelle des Branntweins die Zugabe einer
Kation KafTce anordnete. Die Wirkung des Kaffeins heschränkt
eich- jedoch auf das Nervensystem ; der Stoffwechsel, d. h. dor Ver-
braach an Körperaubstanz, wird durch dasselbe nicht verlangsamt,
wie man von Seiten der wiasenschaftliohen Forschung einige Mal
bebanptot hat. In dieaer Hinsicht leistet der Weingeist mehr und
iat darum für gewisse Fälle dem Kaffee vorzuziehen. (IJie Einzel-
heiten vergleiche im Archiv für esperiment. Fath. und Pharmakologie
Bd. IX. Leipzig, AprU 1878.)
Siegfried Stein bemerkt in Bezug auf einen pariaer Bericht
der Kölnischen Zeitung vom 25. Jsn. d. J., daaa die Meter-CommiBsion
bei einem pariaer Mechaniker die Normal-Kilogramme aus Bergkry-
stall anzufertigen bestellt habe, also wohl nicht dae so theure und
doch auf die Dauer unbrauchbar werdende Metallgeraisch von Fiatin
und Iridium zur Anwendung gelangt Bei. Auch für die Nnrmal-
MasBBtäbe würden naturgemäas solche aus Bergkrystall zur Anwen-
dung kommen mÜBsen. Redner betonte weiterhin, dass einem Fran-
zosen die Arbeiten in Auftrag gegeben würden, deren Ausführbar-
keit und ZweokmäBBigkeit in Deutschland zuerst nachgewiesen worden
ist. Die deutschen Mitglieder der internationalen Moter-Commiasion
sollten zum wenigsten darauf bestehen, dass die für Deutschland
bestimmten Normalen auch in peutschlaad angefertigt würden,
Prof. Bnsch bespricht den Bau des FusseB und demon-
strirt an Abgüsaen sowohl die normale Form als auch die
häufigsten Abwetchungen von derselben. Sodann geht er
1
>«■
der niederrheinischen Gesellschaft in Bonn. 61
za den gebräuchlichsten Fehlem bei der Anfertigung der Fnssbe-
kleidung über und yerweilt am längsten bei dem schon einige Mal
in der Geschichte der Moden aufgetauchten, dann wieder verschwun-
denen und jetzt wieder eingeführten Stöckelschuh. Er will nicht
sprechen von den häufigen und zuweilen lebensgefahrlichen Ver-
letzungen, welche er durch dieses scheinbar unschuldige Ding hat
hervorbringen sehen, sondern will nur dessen Einfluss auf den Fuss
und das Gehen betrachten. Wenn wir ans der Mittellage des Fusses
welche wir beim Stehen einnehmen, vorwärtsschreiten, so wickelt
sich der Unterschenkel am Fusse, der Fuss am Boden ab. Diese
Bewegung geschieht hauptsächlich im Sprunggelenke und den Zehen-
gelenken. Freie Bewegung in diesen ist Bedingung für ein nicht
ermüdendes, elastisches Gehen. Wenn wir nun ein Gerüst unter
dem hinteren Theile des Fusses aufbauen, so stellen wir den Fuss
mehr oder weniger in stumpfwinkelige Beugung und setzen dadurch
den unteren Theil der Zehengelenke und den vordem des Sprung-
gelenkes ausser Spiel. Desswegen muss die Trägerin des Stöckel-
schuhes das Bein mit fast steif gehaltenen Gelenken des Fusses vor-
wärts setzen, ungefähr in der Bewegung, welche wir bei Pferden
»Steppen« nennen. Der Gang erhält hiedurch, wenn wir ihn mit
dem elastischen schwebenden Schritt des normalen Fusses vergleichen,
etwas Auffallendes, und da auffallend so oft mit schön verwech-
selt wird, 80 bürgerte sich der Stöckelschuh in der Frauenwelt Eu-
ropas bald ein. Der ausgebildete Fuss der erwachsenen Frau er-
leidet durch den hohen Absatz keine dauernde Formveränderung,
er ist nur leistungsunfahig und es bilden sich leicht lästige Schwielen
in der dauernd gedrückten Haut vor dem Mittel fussköpfchen. Ausser-
dem entwickeln sich zuweilen hartnäckige Enieleiden durch Ueber-
anstrengung des Kniegelenkes und seiner Streckmuskeln. Selbst im
Stehen ist Maskelanstrengung nothwendig, da der Fuss auf einer
geneigten Ebene steht, und beim Gehen haben die Trägerinnen des
hohen Absatzes dieselbe Anstrengung für das Knie, als wenn sie
dauernd bergab gingen. Der bildsame Fuss des jungen Mädchens
hingegen kann durch diesen Schuh in einen abscheulichen Hohlfuss
verwandelt werden, welcher beim Auftreten gar nicht mehr federt.
Die Entstehung dieser Mode wird wahrscheinlich eben so wie die
der Crinoline darauf zurückzufuhren sein, dass sie ursprünglich be-
stimmt war, eine Unschönheit zu verdecken. Ein schlauer Jünger
Crispin's hat wahrscheinlich mit dem hohen Absatz zuerst den un-
schönen Gang Plattfüssiger corrigirt. Plattfüsse werden nämlich,
wenn die Körperlast auf den stumpfwinklig gebeugten Fuss einfällt,
hohler. Wenn daher Jemand deutlich empfindet, dass er mit einem
hohen Absatz besser geht als ohne denselben, so ist ihm entschieden
zu rathen, die Stelze als orthopädisches Heilmittel für seinen fehler-
haft gebauten Fuss beizubehalten. Die der MehtzaLloi tkÄsätL ^^äs&rsi.
Sit^tuDg-abericbte
1
gabauteo Füsee aaserer Landsmänu innen wünecben wir aber dem
eUtiechen Echnebenden Schritte wieüergegebeD zu seliea, dessen ij
Verluat nicht aufgewogen wird durch die Hobeiobare Vorküreiing, i
welche der Stöckelschuh dam Fuase verleiht.
Sohlissglich hob Prof. Troschol hervor, dass ein weBentlicher
ÜntarBchied des Menschen tod deu Tbicren darin bestehe, dasa der
Menach aich Werkzeuge und Kleider verfertige, wob bei keinem
Thiere gefunden werde. Den Thiereu wachsen die Kleider von
seibat, und wenn sie auch beim Rauhen uad bei der Mauser ihre
Kleider nach der Jahreazeit wechseln, so trägt doch jede Tbierart
nach Gestalt und Farbe eeit Jahrtausenden dasselbe Kleid, ihre
Toilette ist nicht der Mode unterworfen. Ändere ist dies beim
Menschen. Da -wechaelt die Bekleidung nach der Mode, und am
meisten in den Städten und in den höheren Ständen. Die Land-
bevölkerung hält meiat lange Zelt an der einmal eingeführten, oft
Bchr charakteriatiachen Bekleidung fest, so daaa man den Leuten
ansieht, woher sie kommen. So wechaetvoll nun auch die Mode die
Toiletten vorachreibt, so iat ea doch auffallend, wie wir viele, viel-
leicht die meisten Trachten auch bei den Thieren vertreten ünden,
als ob der Menach von ihnen daa Muiiter entlehnt liätte. Der Tor-
tragende zeigte, um dies zu beweisen, eine Reihe vuc Thieren vor:
den Pfau mit der Schleppe, den Meloekäfer mit der Crinoline, den
heiligen Ibis und den Kranich mit dem Ueberwurf, den Goldfasan
mit der Pelerine, eine Hühtiervarietät {Gaüus domesticu« vor. cri-
spus) mit Volanta, deu Königsgeier (Calharies papa) mit der Hals-
. krause (Fraise), die Jabottauhe mit dem Jabot, die Schleiereule und
den Schleieraffen mit dem Schleier, den Kiebitz mit dem Saivez-moi,
dass Blässhuhn mit dem Regardez-moi, den Wiedehopf mit der
hbhen Frisur, das Löwenäffchen mit der Perrücke, den Kapuziner-
affen mit der Kappe, die männlichen Hühnervögel mit dem Sporn
u. s. w. Er erklärte alle Trachten, wie aie bei den Thieren ver-
treten sind, für verzeihlich, dagegen gebe es Trachten, von denen
bei Thieren auch nichts Aehnlichea gefunden werde , und diese
seien unnatürlich und hässHoh, z. B. der Cylinder und das Plisse.
Sfedlclnlecfae Seotlon.
Sitzung vom 18. März 18TS.
Stellvertretender Vorsitzender Dr. Leo.
Anwesend II Mitglieder.
Dr. Max Weber in Bonn wird 7um ordentlichen Mitgliede
aufgenommen.
Prof. V. Mosengeil demonstrirt zwei Patienten, deren
einer eine schwere Verletzung dadurck erlitten, dass er mit
der niederrheinisohen GeBellschaft in Bonn. 68
der Hand zwischen einen Transmissionsriemen und das Bad gekom-
men und mehrere Minuten lang herumgeschlendert worden ; subcu-
tane und complicirte Fracturen, sowie starke Gontusio-
nen waren die Folge. M. legte nach geeigneter Vereinigung der
Wunden einen »aseptischen Contentivverband« an, bei welchem der
Gypsbrei mit Garbolwasser angemengt wurde; an Stellen, wo Blut-
und Wundsecret den Verband von innen her zu durchdringen droh-
ten, wurden spirituöse PhcnoUosungeu aufgestrichen. Die Heilung
ging aseptisch per primam vor sich. Später stellte sich in Folge
schlechter Ernährung ein Schwund der Enochencalli am Ober- und
Unterarm ein und am letzteren trat eine spontane Fractur auf, die
langsam unter geeigneter Behandlung heilte.
Der zweite Patient war operativ von einer Radialisparalyse
geheilt worden. Diese war als Folgezustand nach einer brandigen
Phlegmone am Oberarm zurückgeblieben, wobei in der Mitte dessel-
ben, hinten und aussen eine etwa handtellergrosse Partie der den
Knochen deckenden Weichtheile necrotisch zu Grunde gegangen war.
Das bei der Heilung sich bildende Narbengewebe hatte den Nerv
comprimirt und gelähmt. — Bei der Operation wurde derselbe an
der Grenze des Supinator longus aufgesucht, nach oben zu etwa
6 — 7 Zoll lang verfolgt und dabei eine zolllange, in Narbenmasse
fest eingebettete Partie freigelegt. Die Heilung der Operationswunde
erfolgte per primam, die der Lähmung, welche schon seit Monaten
bestand, erst nach mehreren Wochen. Genaueres über die Fälle ist
in der deutschen Zeitschrift für praktische Medicin 1878 Nr. 15
veröffentlicht.
Prof. Busch bespricht eine eigenthümliche Form von
Tuberculum dolorosum und stellt die zwei betreffen-
den Patienten vor. Ausser den eigentlichen, wahren Neuromen
sind in der Litteratur die ihrer Struotur nach mannigfaltigsten Ge-
schwülste beschrieben, welche der Sitz der heftigsten neuralgischen
Affectionen und selbst die Ursache krampfhafter Zufalle waren. Am
häufigsten sind es Neubildungen von Geweben aus der Bindgewebs-
gruppe, aber auch Gefassgeschwülste, Muskelgewebsneubildungen etc.
waren es, welche die schmerzhaften Erscheinungen veranlassten.
Bald war sowohl bei der anatomischen Untersuchung als auch zu-
weilen schon bei der Operation der Zusammenhang des Knotens mit
einem Nervenstämmchen nachweisbar, bald konnten auch geübte
Untersucher keine Nervensubstanz weder an noch in der Geschwulst
entdecken. Am häufigsten sitzen die Tubercula dolorosa in dem
subcutanen Gewebe und besonders an denjkleinen Hauteisten am Ende
der Extremitäten.
Wir haben nun in der letzten Zeit zweimal Gelegenheit ge-
habt» Tubercula dolorosa zu beobachten, welche an den Gel«QJsjb\A<sc^
64 Sitzungeberichte
entstehend, dem Knochen fest aufgitcen und welche aas einem ahso-
Int oervenlosen, knorpeligen Gewebe heetehen, aber nichts dealo-
weniger die Vermitteler der heftigsten Schmerzempfindung-en sind.
Der erste Fall betrifft einen schwächlichen Schneider, welcher seit
4'/^ Jahren zeitweilig die heftigsten Schmerzen in der Gegend dea
Gelenkes zwiachen der ersten und zweiten Phalanx dea rechten
SanmeQB empfand, aber eret anderthalb Jahre apäterzuerst ein, dann
mehrere feste Knötchen entdeckte, welche hart an der Knorpelgrenze
der ersten Phalanx an dem genannten Gelenke aufsttssen. Bei der
Unters ucbting waren diese Eörperchen sehr leicht zu entdecken, sie
waren hart, unbeweglich am Knochen befestigt, die leiseste Berüh-
rung rief einen heftigen Schmerzanfail hervor, welcher einige Minu-
ten bia zu einer Viertelatunde dauerte. Aber auch spontan traten
diese Schmerzen auf, so daas der Patient unfähig war, sein Hand-
werk auszuüben. In zwei verschiedenen Sitzungen wurden vier die-
ser Körperchen entfernt. FAna von iboen saes extra capaulam, die
andern drei innerhalb der Gelenkkapsel und zwar so nahe der
Knorpel grenze, dass sie gan^ ebenso aussahen, wie die osteopbytisdien
Wucherungen, welche bei Altersveränderungen in den Gelenken vor-
kommen. Das gröfiöte Tuberculura hatte die Grösse einer Erbse.
Sie Hessen sich sehr leicht vom Knochens abschälen, aber dabei
mueate die Eindensubstanz des Knochens verlatrl werden. Die Un-
terauchung ergab, ^aas die Knötchen von reinem hyalinen Knorpel
gebildet wurden. Gegenwärtig sind die Stellen, an welchen sie ge-
aessen, absolut achmerzlos, wie die Betastung der kleinen Narben
ergibt, aber es besteht noch ein fünftes Knötchen, welches noch ex-
stirpirt werden muss.
Der zweite Fall betrifft einen 45 Jahre alten, sehr kräftigen
Fabrikarbeiter. Derselbe erhielt während seiner Dienstzeit als Sol-
dat einen Huf schlag gAgen das rechte Bein. Nachdem eine in
Folge des Traumas entstandene ziemlich heftige Endzündnng abge-
laufen war, konnte sich Patient seines Beines wieder vollständig
bedienen und bemerkte zehn Jahre lang nicht das geringste Abnorme
an demselben. Erst im Jahre 1864 trat eine leichte Schmerzhaftig-
keit ein, indem sich bald nach dem Aufstehen ein nach oben und
unten ausstrahlender Schmerz zeigte, welcher aber nur kurze Zeit
dauerte. AUmälig nahmen die neuralgischen Anfälle an Intensität
zn, hu sie in den letzten Jahren eine unerträgliche Höhe erreicht
hatten. Mebreremals am Tage wurde der Patient von diesen eine
halbe bis anderthalb Standen danemden Schmerzanfällen heimge-
sucht. Wenn er im Gehen begriffen war, mnsste er sich niedersetzen;
denn ein convulsiriscbes Zittern durcbbebte das ganze Bei», so dass
er sich nicht anf dasselbe stützen konnte. In Folge der gestörten
Nachtraho und der unerträglichen Schmerzen war der im Uebrigen
kräftige Mann sehr heruntergekommen und seine Gesichtszüge
}
:L. ■
der niederrheinisohen Gesellachafl in Bonn. 65
hatten einen sehr leidenden Ausdruck. Als Ursache dieser Erschei-
nungen fand man auf der innem Seite des innern Gondylus femorii
eine etwa bohnengrosse, leicht gelappte, fest aufsitzende Geschwulst,
deren leiseste Berührung einen längere Zeit dauernden Schmerzan»
fall hervorrief. Im Uebrigen war das Kniegelenk ganz unverändert,
es war keine Flüssigkeitsansammlung in demselbeui die Synovialis
erschien glatt und, wenn kein Sehmcrzanfall vorhanden war, bewegten
sich die Knochen im Gelenke ganz frei. Vor der Operation liesB
sich nicht entscheiden, ob die kleine Geschwulst noch innerhalb
oder schon ausserhalb der Kapsel sich befand. Alle bisher ange*
wendeten Verfahren gegen die neuralgischen Anfälle, Nervina, Haut-
reize, selbst die Anwendung des ferrum candens, Electricitat waren
vergeblich gewesen.
Bei der Operation fand sich, dass die Geschwulst innerhalb
der Kapsel lag und sich als eine gelappte, harte, knorpelige Knospe
aus einer Knochenstelle erhob, welche noch durch einen ziemlich
breiten Streifen Knochensubstanz von dem Knorpelrande getrennt
war. Ihre Basis erstreckte sich ziemlich tief in den Knochen hinein ;
denn nachdem sie mittelst eines feinen Hohlmeissels ausgegraben war,
blieb ein halbkugeliges Loch in der Knochensubstanz zurück, wel-
ches die Einführung der Spitze des kleinen Fingers erlaubte. Unter
antiseptischer Behandlung heilte die kleine Operationswunde in kurzer
Zeit, aber schon gleich nach der Operation waren die neuralgischen
Anfälle vollständig verschwunden und der Patient erholte aich
sehr schnell.
Wir sehen also, dass kleine aus dem Knochen in der Gelenk*
gegend aufschiessende Enchodrome zuweilen der Sitz der heftigsten
Schmerzempfindungen sein können, sowohl bei der directen Berührung
der kleinen Geschwulst als auch spontan. Da das hyaline Knorpei-
gewebe nervenlos ist, so kann dies natürlich nur durch Vermittelung
der Nerven des Knochens oder Gelenkes geschehen. Diese Erschei-
nung ist aber um so auffallender, als die gewöhnlichen Enchodrome
fast immer ganz imempfindlich sind und nur äusserst selten und
dann auch nur nach stärkeren Insulten leicht schmerzen, niemals
aber spontan die heftigen, allgemeineren neuralgischen Anfölle ver-
ursachen.
Prof. Koester spricht über die mechanischen, functio-
nellen oder compensatorischen Hy p er tr o ph ieen. Die
grosse Anzahl der Hypertrophieen, durch welche eine relativ oder
absolut verminderte oder zerstörte Function direkt oder indirekt
restituirt wird und welche man desshalb compensirende oder vica-
riirende nennt, lassen sich etwa in drei Gruppen bringen: 1. Resti-
tution mechanischer Leistungen (compens. Hyperthrophieen des
Herzens, der Gefösse, der Muskulatur des Oesophagus, Ma^ei^A >^\^^
Sitzungsber. d. niederrhein« Oesellsoli. in Bonn. 1B1B. t)
■- ■ *^T?
.'-?^
66 Sitzangsberiohte
Darms, der Harnblase bei Stenosen n. s. w.) 2. Restitution einer
secretorischen oder chemischen Function (eompens. Hyper-
trophie der Nieren, Leber, Lungen etc.). 3. Ausgleich von Wachs-
thums- und Productions-Verhältnissen (eompens. Wachs-
thum an den Schädelnähten, Epiphysenlinien, des einen Hodens
nach Exstirpation oder Verkümmerung des andern (2. Gruppe?),
Vergrösserung der Lymphdrüsen nach Exstirpation der Milz, Ver-
grösserung der rothen Blutkörperchen nach Blutverlusten u. v. a.
Zur Erklärung der chemischen und plastischen com>
pensatorischen Hypertrophieen genügen die Anhaltspunkte noch nicht.
Für die mechanischen Compensationen jedoch glaubt der
Vortragende eine Erklärung geben zu können.
Es handelt sich um Muskel-Schläuche oder Höhlen. Die Mus-
kulatur besitzt je nach Contraction oder Dilatation verschiedenen
Blutgehalt. Auf der Höhe der Contraction wie der Dilatation sind
die Capillaren wegen des äussern muskulären Drucks blutarm; am
blutreichsten sind sie zwischen beiden Zuständen (in der Mesosystole).
Durch Injection der Coronararterien unter starkem Druck kann
man ein systolisch contrahiries Herz in etwa halbe Diastole versetzen.
Wird nun beim Entstehen eines Herzfehlers oder einer Stenose
des Intestinaltraotus oder der Harnblase der vor dem Hinderniss
liegende Abschnitt durch Stauung um ein Geringes dilatirt (Meso-
systole) oder kann er sich nicht völlig contrahiren oder bleibt er
längere Zeit als normal in mittlerer Contractions- bez. Dilatations-
periode, so wird er länger als normal oder selbst permanent iii
hyperämischem Zustand sein.
Diese Hyperämie allein kann jedoch nicht die Ursache der
Hypertrophie sein, denn sonst müssten alle Gewebe z. B. das inter-
muskuläre Bindegewebe, die Magen- und Darmschleimhaut u. a., die
gleichfalls hyperämisch sind, mit hypertrophiren. Es ist aber That-
sache, dass nur diejenigen Gewebe hjrperthrophisch werden, deren
Function in Beziehung steht zu dem Hinderniss oder Ausfall,
nicht auch die Gewebe, die mit der mechanischen Leistung direct
nichts zu thun haben. (Die Thatsache, dass nur die functionellen
Gewebe hypertrophiren, gilt für alle compensatorischen Hypertro-
phieen.) Vielmehr kann die Thätigkeit der andern Gewebe herabge-
setzt sein und in ihnen können durch die Hyperämie Degenerationen
eingeleitet werden, weil abnorme Assimilationen stattfinden.
Es ergibt sich also, dass als zweites Moment zur Erklärung
der compensatorischen Hypertrophieen die specifis che Function
in Betracht kommt. Wird diese durch die Hyperämie nicht beein-
trächtigt, sondern vielleicht sogar auf das physiologische Maximum
gebracht, so wird durch die Function aus dem in vermehrter Weise
zugeführten Ernährungsmaterial eine erhöhte Assimilation erfolgen
und damit eine Hypertrophie. Erst durch die Verstärkung der
der niederrheinisoben Gesellschaft in Bonn. 67
I
functionellen Gewebe wird deren Leistung verst&rkt. Der Vortra-
gende wendet sich gegen die bisherigen Erklärnngsversuche, die sich
mit teleologischen Betraohtongen abfanden. Es sei unrichtig erklä-
ren zu wollen, das Herz hypertrophire, weil wegen eines Ostienfeh-
lers eine erhöhte Anforderung an die Muskulatur gestellt werde.
Wer stelle die Anforderung ? ! Die Function kann nicht eher be-
stehen, als das Organ dem sie zufallt. Eine über das physiologische
Maximum gesteigerte Function kann nicht eher vorhanden sein^ als
die erhöhte Leistungsföhigkeit. Diese wird aber erst durch die
Hypertrophie geschaffen und nicht umgekehrt.
Hiergegen erlaubt sich Prof. Busch folgende Einwendun-
gen zu erheben. Zunächst muss er nach seinen chirurgischen Be-
obachtungen es nicht als richtig bezeichnen, dass muskulöse Schläu-
che am blutreichsten sind in der Mesosystole, dagegen sowohl im
Zustande der höchsten Gontraction^ als auch dem der höchsten
Dilatation anämisch sind. Bei der stärksten Gontraction werden
diese Organe natürlich anämisch sein, da das Blut aus den Gefassen mecha-
nisch herausgedrückt wird, umgekehrt hingegen bei der Dilatation.
Wir beobachten die verschiedenen Grade der BlutfüIIe am besten
an den Därmen bei den Laparotomieen. Machen wir einen Bauch-
schnitt behufs einer Ovariotomie, so sehen wir die normalen Därme
nur von blass-rosa Färbung, die engeren etwas weisslicher als die
weiteren und nur diejenigen Theile röthen sich lebhafter, welche zu-
fallig im Verlaufe der Operation dem Reize der Luft ausgesetzt
werden. Oeffnen wir hingegen die * Bauchdecken wegen einer innem
Einklemmung^ so sehen wir die oberhalb des Hindernisses gelegenen
Darmtheile, welche das Maximum ihrer Dehnungsfahigkeit in Dicke
und Länge erreicht haben, sämmtlich dunkelroth gefärbt und von
hyperämischen Gefassen durchzogen. Die dunkele Färbung ist um so
intensiver, je stärker die Dehnung ist, d. h. je näher dem Hindernisse
der betreffende Darmtheil sich befindet.
Aber auch abgesehen von diesem Punkte muss der Umstand,
dass hauptsächlich nur diejenigen Gewebe hypertrophisch werden,
deren Function in Beziehung zu dem Hindernisse steht, welches
überwunden werden soll, die teleologische Erklärung dieser Gewebs-
veränderung vorzüglicher als die mechanische erscheinen lassen
Die erhöhte Anforderung an seine Leistungsföhigheit lässt den Mus-
kel allmälig stärker werden. Unsere normale Arm-Muskulatur ist
einer gewissen Leistung fähig. Stelle ich höhere Anforderungen an
dieselbe, indem ich ausgedehnte Turn-, Fecht- oder Ruderübungen
vornehme, so verstärkt sich dieselbe allmälig immer und mehr,
so dass schliesslich, wenn die Verstärkung des Muskelgewebes
einen hohen Grad erreicht hat, dessen Leistungsfähigkeit auch eine
viel höhere ist als im Anfange. Schon be\deTL'^FnXSiKto\v3si«iv'^^
.4
■ M
6S Sitzucgsb erlebte
soben "wir aleo, dau die Natar, nenn ich willkürlich gröuere Anfor-
deningen stelle, die Organe, nelche das grössere Bedürfnis« befrie-
digen fflÜBBen, verstärkt. Ganz dasselbe findet Statt bei dem ganz
unwillkürlich et) Muskel, dem Herzen. Die Anforderungen stellen hier
die Gewebe, welche ein beslimmtee Mass von Blutzufdbr für ihre
Emahrung verlangen. Wenn dureh einen Klappenfehler die gewöhn-
liche Action dus Herzens nicht hinreichen würde, dieses Mass von
Smäbrungsflüesigkeit zn belöi-den, so wird das Herz, eben weg«)
des schreienden Bedürfoisaca zu verstärkter Leistung angehaltei»
und wieder wegen der verstärkten Anforderung hypertrophirt der
Muskel.
Das Gleiche sehen wir bei den zum Theile willkürlichen, zum
Tbeile unserm Willen entzogenen Muskeln der Blase. Strictnr und
Prostataleiden bewirken die hypertrophische Entwickeluug, Die
erhöhte Anforderung stellt die Blase selbst, deren Fültoog du Be-
dÜifnisB der Entleerung erzeugt. Im normaleu Zaetande kommt uns
dies Bedürfaias znm Bewnsstaein und vom Gehirn aus erfolgt dann
der Büfehl an die Blasenmuskulatur zur Contraction. Vielleicht in-
taresairt es, wenn hier Beobachtnugeu mitgetheilt werden, aus wel-
chen hervorgeht, dass dieser Befehl, naeh unter brecliung der Leitung
zwischen Gehirn nnd Rückenmark auch direct von dem letzteren
ausgeben kaau. Es gibt freilich seltene Fälle von geheilter Fractar
der Rückenwirbel und Falle von Wirbelcaries, bei denen im ersteren
Falle durch das Trauma, im letzteren durch das Essudat im Wir-
belcanale das Rückenmark an einer bestimintön Stelle aü coraprimirt
■wurde, dass die Leitung von der Peripherie nach dem Gehirn und
umgekehrt vollständig aufgehoben wurde. Im Anlange ist in diesen
Fällen voUstftndige Paralyse der unteren Extremitäten und in Bezug auf
die Blase Anfangs Retention, später unwillkürliches Urinträufctn vor-
handen. Unter Umständen kommt hier insoweit eine Heilung zu
Stande, dass der untere Abschnitt des Rückenmarkes gleichsam ein
Centralorgan für sich wirdj welches nur keine Nachrichten nach oben
gelangen lassen nnd von oben keine Befehle empfangen kann. Für
die unteren Extremitäten bewirkt dies, dass dieselben nicht mehr
paralytisch daliegen, aondern zeitweise in un zweckmässigen, weil
nicht vom Willen heeinflusaten, spastischen Contra ctiu neu sich ab-
mühen. Obngefähr wie bei der Charcotschen Lateral - Sklerose
stehen die Extremitäten dann in Adduotion, leichter Flection und
Ein^rtsrollung und zuweilen sind die Contractureu so fest, dass
man den Beinen die theilweiae Stützung des Körpers anvertrauen
kann. Für die Blase, welche uns hier allein interessirt, hat sich der
Zustand insoweit geändert, dass kein Urin abträu fein mehr stattfindet,
die Blase füUt sieh and wenn sie gefüllt ist, findet eine Urinenilee-
rimg Statt, welche der im normalen Zustande ganz ähnlich ist, mit
Ausnahme dessen, dass sie nicht zum Bowusstsein kommt. Wenn es
der niederrheinisohen OesellBchaft in Bonn. 69
gelingt die Patienten hierbei zu beobachten, so sieht man, daas der
Urin in vollem Strahle ausgetrieben wird und bei der Untersucfaimg
der Blase findet man sie nachher leer. Die Füllung der Blase be-
wirkt alsO) dass, ohne dass das Gehirn etwas davon erf&hrt, das ab-
geschnittene Centralorgan des Rückenmarkes den Befehl zur Expul-
sion ertheilt. Stundenlang sind die Patienten frei, dann aber müssen
sie, wenn sie nicht durchnässt werden wollen, genau aufpassen, um
gleich den ersten Urinstrahl auffangen zu können.
Allgemeine Sitzung vom 6. Mai 1878.
Vorsitzender: Prof. Troschel.
Anwesend 22 Mitglieder.
Dr. Gurlt legte ein seltenes Buch von nicht geringem cultnr-
historischen Interesse vor, nämlich eine in Japan zu Anfang des
17. Jahrh. yon dem Bergverständigen Mastadzuma oder Sou-ten-bou
y erfaste >B ergbau- und Hüttenkundec. Das Buch, in klein Folio,
trägt den Titel Eo-Dou-Dru-Hoku oder »Bericht vom Kupferschmelzen«
und enthält 27 Tafeln mit Abblildungen und 12 Seiten chinesischen
Text. Die sehr gut gezeichneten und theil weise illuminirten Tafeln
stellen u. A. dar, einen Stollen, Erzgewinnung vor Ort, Wasserhal-
tungsschacht, Handscheidung, Erzröstung, das Schmelzen auf Kupfer-
stein, Schwarzkupfer, Bosetten- und hammergares Kupfer; dann die
Entsilberuug des Schwarzkupfers durch den sog. Saigerprocess mit
Blei, nämlich das Anfrischen, Saigern und Abtreiben des silberhal-
tigen Bleis, Frischen der Bleiglätte und Auswaschen der reichen
Schlacken ; endlich die verschiedenen bei diesen Arbeiten gebrauchten
Gezähe, Geräthe und Gebläse. Der Verfasser nennt sich den Schüler
des Sumitomo Zhiyasai aus Raukwa, des ersten Japaners, der aus
Kupfer durch Saigerung Silber gewonnen hat, welche Kunst in Japan
1591, zu Ende der Begierung des Tenschei, zu Sakai im Lande Sehen
durch fremde Schiromidzu, d. i. Weisse die über das Wasser ge-
kommen, also wohl Portugiesen oder Spanier eingeführt worden war.
Der Vortragende hat das sehr interessante Buch der gütigen Ver-
mittlung des Herrn Karl Koenigs in Crefeld, der mit Japan in
direkter Geschäftsverbindung steht, zu verdanken.
Prof. Binz sprach über die Benutzung der frischen, noch
lebenswarmen Thiermilz zu pharmakodynamischen Ver-
suchen. Unter Herstellung der normalen Verhältnisse von Druck und
Wärme wurde das Blut des nämlichen Thieres durchgeleitet und an der
Hauptvene des Organs behufs der Untersuchung seiner Veränderungen
aufgefangen. Durch vorherigen Zusatz wichtiger Arzneistoffe — Wein-
geist, Chinin, Salicylsäure — lassen diese Veränderungen sich variiren.
Es ermöglicht die von C. Ludwig 1866 f^ «nÄftx^ QncssNDÄ ^^"^^l?**
i
70 Sitzaiigsberiobte
Bchlagene, bisbar bei der Milz nocb nicht aogewendete Methode eiueB,
wie es scheint, guteu Eiabtick ia gewisse Fuaotioneii des gsoaiiiiteii
OrgaDB uDd in deren künatliche Gestaltung. Du Nähere soll seiner
Zeit eine Kachzeilschrift bringen.
Dr. Pb. Bertkaii si>rBch über einige fossile Arthropo-
den res te aus derBraunkohlu vunRott. in deren Besitz das Ma-
seum dea Naturbisturiaohen-V^ereina der preussischea Rheinlaiide und
Westfalens kürKÜob durah Veriaittelung Sr. Excellenz des Herrn
V. Decbau gelangt war. Uuter denselben waren namenllich die
Araohniden zahlreich vertreten, -waa daher rührt, daes die Insecten
bereits früher, von V.Hey den und Hagen, bearbeitet sind. VonMyria-
ptMien war ein Julua, von Insecten eine Fliege und eine Fliegen.
puppe, sowie zwei Exemplare einer Wauzenlarre (vermuthliub
vojtOoTisa] vertreten. Die AraohnidenrestegeböreQ acht Artenao, von
denen eine der Familie der Drassiden, vier den Theridiiden, Bwei den
Epeiriden, eine den Agyronetiden (zum Theile allerdings mit Zwei-
fd) beizuzählen sind. Nur in dem letzteren Falle lieas sich auch
die Art genau bestimmen oder wenigstens mit Sieherbeit angeben,
dasB die Rottor Art, die in filnfzeho mehr oder weniger gut erhal-
tenen Esemplat-en vorliegt, mit unserer Argyr. aquatica (Ülerok)
nicht identisch ist, da die Tracheen spalte bei ersterer sich im
zweiten, bei letzterer im ersten Drittel der Hinter leibslänge befindet)
während die Kralteozahl &n den Füssen, die lange und dabei ab-
stehend«!, dichte Qehaarunu; der Beine, namentlich der Sehen kel, diu
zahlreichen Stacheln der Beine, sowie das Vorhandensein mächtiger
Trachoenhanptstämme im Hinterleibe, das an drei Exemplaren wahr-
genommen 'werden konnte, beweisen, daaa die Art der Gattung
Argyroneta angehört. Wie sich die zweite lebende Ärgyroneta-Art,
die nach Capit. Hntton aut den Chatb am -Inseln vorkommt,
mit fiücksicht auf die Lage der Traoheenepalte verhält, konnte der
Vortragende nicht angeben, da er in der Literatur nichts darüber
vorfand und eine au Rev. Cambridge gerichtete Anfrage bis da-
hin unbeantwortet geblieben iit.
(Nachschrift. Vor einigen Tagen (25. Mai), erhielt der Vortragende
von Herrn Camb ridge freundlichst ein($jEsempkr der besagteuNeu-
seeländischen Art mit dem Bemerken zugesandt, dass dieselbe von ihm
irrtbümlich für eine Argyroneta gebalten sei, sie vielmehr in die
von L.Koch aufgestellte GattungCambridje« als C/osci'oiaL. Koch
gehöre. Ich überzeugte mich allerdings von der Unmöglichkeit,
diese Art in die Gattung Argyroneta zu stellen, da sie einmal keine
Schwimmhaare besitzt und da ferner die sehr schmale Tracheen-
Bpalte dicht vor den Spinnwarzen liegt, und demnach anzunehmen
ist, dasB ihr Tracheensyslem in demselben geringen Grade, wie bei
den meisten einheimischen Spiimen ausgebildet ist (4 einfache Röh-
der niederrheinisoben Gesellscbaft in Bonn. 71
reo). Es sind demnach, nur zwei Argyroneta-Arten bekannt:
A, aquatica, die jetzt lebende, und Ä, antiqiM von Bott; eine zweite
fossile, von Heer beschriebene Art, gehört nicht der Gattung Argy-
roneta an.)
• •
Dr. Mohnike machte einige Mittheilungen über die an den
Küsten von Japan vorkommenden Walüscharten.
Prof. Troschel legte einige Bände der Atti della B. Ao-
cademia dei Lincei in Born vor, welche als Geschenk an die
Gesellschaft eingegangen waren.
Wirkl. Geh. Kath von De eben legte einen Celt (Steinbeil)
vor, welcher ihm zum Zwecke der Gesteinsbestimmung von Herrn
Professor E. aus'm Weerth übergeben worden war. Dieses Stein-
beil ist von milchweisser Farbe, mit einigen wenigen schwarzlich
braunen Flecken und Zeichnungen versehen, die auf ein versteckt-
schieferiges Gefüge hinweisen. Das specif. Gewicht ist von Herrn Prof.
G. vom Rath zu 2.968 bestimmt worden. Die Härte liegt zwiscben
5 und 6 (Apatit und Feldspath). Das Instrument ist 260 mm laug,
88 mm breit, die grösste Dicke am spitzen Ende beträgt 20 mm,
sehr wohl polirt und weder an der vorderen halbkreisförmigen
Schneide noch sonst wo verletzt. Hiernach ist vorläufig und bis
eine chemische Analyse eine andere Deutung rechtfertigt, das Gkstein
für > Wetzschiefer c zu halten.
Derselbe legt eine Gradabtheilungskarte von 49 bis 63
Grad N. Br. und 23 bis 31 Grad 0. L. vor, auf welcher diejenigen
Messtischblätter der Aufnahme des Preuss. Generalstabes (60 auf die
Fläche von 1 Breiten- und 1 Längengrad) bezeichnet sind, welche
durch die geologische Landesanstalt in Berlin bis jetzt ver-
öffentlicht und bearbeitet wurden. Dieses Blatt zeigt, in welchem
Umfange dieses grossartige Unternehmen der Durchforschung unseres
Vaterlandes in geologischer Beziehung und in dem Maasstabe von
1 : 25 000 vorgeschritten ist. Es geht hieraus hervor, dass seit 1870
45 Messtischblätter in 8 Lieferungen veröffentlicht, ausserdem 25
bereits in Buntdruck vollendet sind, von denen sich 6 auf das nord-
deutsche Flachland beziehen. Ferner sind 93 Messtischblätter geo-
gnostisch kartirt und druckfertig und 74 stehen in der Eartirung,
von denen 12 resp. 5 dem Flachlande angehören.
Die Thätigkeit hat sich also bereits auf überhaupt 237 Mess-
tischblätter erstreckt. Die Thüringischen Staaten haben sich diesem
Unternehmen von Anfang an angeschlossen und so ist denn auch
die Untersuchung im Harz, der Thüringer Mulde und dem Nordrande
des Thüringer Waldes am weitesten vorgesobrittfön.
72 SitEuagsberichte
Ann ODBerer Prorina und awar dem Bildlichsten Tlieile der-
aetben Bind IS Mesatiscbblätler — den productiven Tbeil der Saar-
bröcker SleinkohleoablageruDg darstelleod erachieneD, 6 Blätter
Bind in Bimtdrack vollendet, 10 Ulatter sind geognüstisch kartirt
und druokfertig, 7 sind iu der Arbeit begriffen.
Prof. V. Hanstein legte eine als sogenannte Ffropfhy-
bridc- er Beugte Kartoffel vor, welche ihm von deren Züchter, dem
Kgl.Uufgäi'tnerÄ d. Rente r aofdcrPfaueninsel bei Potsdam, zugesandt
worden ist. Dieselbe ist, wie schon ähnliche andere in der Litteratur
besprochenen Erzeugnisse, durch Inoculation einer Knospe aus dem
Knollen einer lajigen, hellgelben Sorte (tMexicainc) in den Knollen
einer runden, blauen Varietät {iBlack Kidnegt). und zwar bub den
Producten dieser Knospe erhalten worden, und von ihrem Ur-
heber tKind der I««e(« benannt. Diu Knollen des Erüeugniaaea
Bt«hen nun ati Gealali und Farbe iwischen beiden urspi-ünglichen
Formen in der Mitte, aind dicker als die der Mexicaine und schlanker
als die der Black Kidnej und von mannipfach zum Bräunlichen ab-
schallirtem Rothviolet. Die äbersandten Exemplttre zeigten eine
Neigung zur Bildung ucregelmäsBiger Knollzweige und waren durch'
schnittlich grösser als die Knollen der Stammformen. Da uun, wie Herr
Reater niittheili, diese Form seit mehreren Jahren bei reiehhoher
Cultur und Ernte durchaus oonatant gehliehen ist, so bietet sie in
der Tbat einen nicht zu unterschätzenden Beleg für die Ansicht
derer, welche die •Pfropf-Hybridisation" iils wissenBchaftlich featge-
stellte Thateaohe vertheidigen. Wenn auch von anderer Seite ') daa
in der That berechtigte Bedenken erhoben wird, dasH eben alle
solche formenreichen and variablen Gewächse, und zumal die Kar-
toffel, «ehr leicht durch Zufall solcherlei Formen- und Farbengo-
miacfae hervorbringen, so spricht doch die Constanz bei dieser Misch-
form einerseits und andererseits die recht genaue Mitte, die sie
EWisoheu den Stammformen einnimmt, erheblich dafür, daas hier
wirklich ein Mischeinfluss vorliegt. Von theoretischer Seite ist zn-
zngeben, Auss ebensowohl, wie sich beim Zeugimgsact zwei ver-
schiedene Zellen vereinigen, um ein Neuwesea aus ihren beidersei-
tigen Qualitäten zu combiniren, so auch aus der Vereinigung ganzer
Zellgewebstheüe eine solche Vermischung von zweierlei Typen hei^
VOTifehen könne. Nur würde dabei noch die Frage zu lösen sein,
ob wir hierbei auch an die Verschmelzung ganzer Frotoplaamaleiber
beiderlei Ursprungs denken dürfen, oder d^fegen ans mit der An-
1) Vgl. Lindemnth in diesen Berichten Jahrg. 1877. 8. 80
n. 200 nnd dagegen die «iederbotten Hittheilungen von P. Magnus
in den Berichten der Beriiner Natorforscbenden Freunde u. a. w.
1
nähme begnügen sollen, dnss schon die duroh DifTiisioD stattfindende
AnstauRcbiuig flüssigen Saftes allein ausreiche, speciüche odtT indivi-
daelle Qualitäten mitzntheilen und untereinander zu mischen. Wie
dem aber auch sei, so bleibt das von Herrn Reuter erzielte Erzeug-
nJM einstweilen ein schwerwiegendes Belegstnclc für die Annahine
der Möglichkeit rein vegetativ zu erzeugender Miachbildungen zwi-
schen verschiedenen Pflanzen form an.
Derselbe berichtete alsdann über eine Conferve, welche die
fingen thämlicbkeit zeigt, sich mit Gürteln oder ganzen Panzern aus
Eisen oKydhydiat z» umkleiden. Er fand diese Pflanze juiallipf in
einem Graben bei Godesberg, der zuerst das sehr warme Wasser
eitler Dampfmaacbine und danach noch eisenhaltige Tngwäaser auf-
nimmt. Die recht leinen Confervun waren bald auf kurze, bald auf
lingere Strecken, bald u Ute ibro eben, bald zusammenhängend mit
diukeren oder dünneren ockei' farbigen Hüllen umgeben, durch welche
sie bald in steife zerbreohlichu ßoraten, bald in zierliche perlsehnur-
föruiige oder fein kuotige F^den gestaltet wurden. Die zusammen-
liüttgenden PanzerbüUeu sowohl wie die t so lirten Gürtel und Knoten
aiod nicht allein von deutlich erkennbarer Membran umhüllt, son-
dern die Äblageruugamasse ist in derselben soch mehrfach ungefähr
con oontri 6 uh geschieht Bt, und auch die Sohichteu durch bautäbuliche
Grenzen gesondert. Wo viele Gürtel nah aufeinander folgen, bilden
ihre äueseren Contoure fortlaufende Linien, so dass man sieht, das»
sie ursprünglich zusammengehangen haben, wofür auch die von
aorrespondirenden BruchMchen begrenzten Klüfte zwischen ihnen
Zeugnis» ablegen. Hieraus folgt, daas die im ZuEBmmeubaug erzeug-
ten Panzerröhran durch späteres Länifenwaclisthuin der Zellenreihe
Eerklüfcet und auseiuaudergerüokt sind. VereinzeU erscheinende
Gürtel oder Kauten sind dag'egen häufig riugaum nieinbrauös scharf
begrenzt, so dass diu nüUmembran sich nach beiden Seiten der nicht
bepauzerten Auasenhaut des Zellfadcns anschmiegt- Der Quer-
durchmesser dieser Eisenpanzer ist nicht allein an verschiedenen
Fäden sehr verschieden, sondern wechselt ebenso stark an den Glie-
dern eines und derselbe u Fadens. Ja die conti uuirlicheu Panzer- oder
Gürtelreihen werden bald dicker, bald dünner in sehr auffallender
Weise. Die stärksten Ablag er ungamasseu übertreffen wohl das
UOfache des Fadendurchniessers, während die schwächsten als kaum
sichtbare Ringe auftreten. Selbst vereinzelte Streifen, Wärzchen und
Pünktchen deuten die beginnende Ablagerung an, Uin alle diese
Formen in ihrem Entwickeluogegang deutlich zu mocheu, ist die
Behandlung mit Ferrocyankalium und einem Salzsäure -Zusatz, wo-
duruh sich das Eisen löst und sofort in die Bildung von Berliner
Blau an Ort tmd Stetle eintritt, besundera geeignet, ilan sieht hier-
bei, wie die- ersten Anfönge der Eiseuablagerung sich zuerst als
74 SitzuDgflbericbta
Püaktchen Ewisohen der äueBBrea and ümereii Hautachicht zeigen,
die sich dano zum Theil vereiaigeu, oder aber zwischeo den Scbeide-
wHtidscbichten in zwei zueammeii steh enden Zellen aufreten und von
hier nach aussen dringen und sich scbeidenförniig nach beiden Rich-
tungeu über die Zellauaaenfiäcbeu, ~ die änaaersle Bautschicht
mit emporhebend — verbreiten. Auch schiefe, sattelförmige Aus-
scheidungamaaaeD Bammeln aich auf dieae Weiae. Die BililuQg mehr-
facher concentrisoher Schichten durfte ein wiederholtes Abheben
äusserer aufeinander folgender McmbreiiBcbichlon erweiaec. Sehr
zahlreiche zum Theil recht zierliche und iatereasant« Gestaltungen
kommen bei dieaen Bildungen vor.
Es iat nun diese Eracbeinungs reihe von Kütziug in seinen
Tabulae physiologicae III. T. 48 und 49 abgebildet und unter einer
Anzahl vei'schiedcuer Species-Nnmeii als fragliche Gattung Psichohor-
mimn (Vgl. auch KiiUing Specie» Älgarura 8. 374 f. u. Raben-
horat Flora Europaea Algarum lll S. 290 f. 93 h, und S. 3i4 f. —
Richtiger 'Paichormiuvit zu schreiben) verzaichnet. Dia Mehrzahl
dieser Formeu lag iin ersten mikroskopischen Präparat, das aus
einem snlohen Conferven rasen gefertigt wurde, beisammen. Die Ar-
ten Külzing's sind augenscheinlich nur individuell oder loual ver-
schiedene AuabildungB - Stufen und 'Formen, die ihrem Autor zu-
fällig getrennt zu Händen gekommen sind, hier aber Eiiaammen
auftreten. Die auf dergl. Ausscheidung allein begründete Gattung
I^nchormiam dürfte daher nicht ausreichend motivirt erBoboinen,
und da such die Arten nur unvollkonimeu diaguosirt sind, und
keine eigentlich prävalirt, so wäre es vielleicht am besten aie
alle, bis ein genauerer Algen -Systematik er sein Urlheil darüber zu
sprechen Gelegenheit findet, unter neuem neutralem Namen ale
Con/m>ania)ttaZis zusammen zu fassen, da wenigstens die Kützingsoben
Arten RKhormium globuUferum, distans, appToadmatum, iruuqttale,
graciU, verrucosum und fuscescens sicher hierher zusammen gehören.
Genaueres über die systematische Stellung könnte ja überhaupt erst
nach ausreichender Ermittelung die Fortpflanzungs weise dieser Con-
ferven erhellen, welche Vortragender bisher sich nur durch Zerfallen
in ihre Glieder hat vervielßiltigen sehen.
Die Bemerkung der Autoren, dass ausser dem Eisenoxydhydrat
auch kohlensaurer Kalk in der Fan zersubs tanz vorkomme, ist dem
Vortrsgenden noch nicht genügend klar zu stellen gelungen. Wohl
aber findet sich stellenweia der kohlensaure Kaik sehr reichlich lose
auf der Oberölcbe oder zwischen den Fäden sowohl dieser als an-
derer Confervaceen oder ähnlicher Algen ausgeschieden, ohne bisher
eine organische Umhüllung sicher gezeigt zu haben. Ein Oedogofiium
zeigte in der Cnltur des Vortragenden auch ähnlich gestaltete Kan-
ten, Gürtel undPanzerröbren vonkrystalliniachem kohlensauren Kalk.
Doch schien er nur äusaerlich angeheftet, oft von kleinen Raschen,
^^H von Baeü
^f fattlten KU
der ciederrheimecheo Geeellscliaft in Boan.
>oa Bflcifloriaceen, Leptothrichen, BoUist biiacheligen Bacterien festge-
fattlten KU sein. Dias Vorkommniaa illustrirt die Bemerkung Rabeu-
dasB msDche Autoren die tPsichormien' überhaupt nur für
>incruBtirte Oedogoniert' bielten. Hiertu mögen die K ützing'schen
Figuren a. a. 0. Ps. antUare, cinereum, pubesceas u. b. w. gehören.
Die ganze eigenthütn liehe Grscheinung erklärt sich physiolo-
gisch wohl am einfauhateu dadurch, dass diese Ounferven, im üppi-
gen Wachsthum gierig nach Kohlensäure, den im kohlunaauren Was-
ser gelösten Spatheiseu stein in sich mit auhielimen, ihn seiner ge-
«ammten Kohlensäure berauben und das durch die innere Haut zu-
rfiokgeschobene, mittels des frei werdenden SauerEtofi's oxydirte
und mit Wasser versehene Eisen unter seiner äussern abzusoheiden-
den HautBohicht liegen lassen. Der kohlensauere Kalk dagegen bleibt
naab Verlust eines Atoms EobletiBäaro gewöhnlich aueaeu, zuweilen
aber, wie Yortr. früher (Jahrg. 1872. S, 149) von Chai-a mitgetheilt
bat, auch in inneren Räumen liegen. Genaueres ülier diese Erachei-
nung wird andern Orts mit Abbildungen mitgetheilt werden.
Med lein l*4cbe Sectio ■■■
Sitzung vom 20. Mai 1878.
Generalarzt Dr. Mühnike zeigte der Geeeilachaft ein wohl-
gebautes gesundes Kind weiblichen G es chleehtes, im Alter von 5 Mo-
naten, vor, welches von seiner Geburt an, von dem Kopfe und Ge-
eichte auagebeud, auf der einen Körperhälfte dunkel, schwärzlich
roth gefärbt ist. Herr M. behält sich vor, diesen Fall an einem an-
dern Orte ausführlicher zu beapreohen.
Dr. Moritz Nuasbaum spricht über die Niere der Wir-
belthiere.
Aua seinen Untersuchungen über die Eutwickelung der Nieren-
Organe tei den Teleoatiern und Batraohiern hebt der Vortragende,
anlehnend an die durch Roaenberg, Goette und Fürbriuger
entdeckten Thatsachen, Folgendes hervor.
Bei Embryonen der Forelle enden die WolfPsohen Gänge blind
un hinteren Leibesende, das sie erst später, zu einer blasenartigen
Anschwellung vereinigt, durchbrechen. Daa Lumen dieser Excretions-
o^fane ist vor der Bildung des Glomerulus schon mit Krjstallen
Jiarnsaurer Salze angefüllt, ao dasa auch durch die Entwicklunga-
. geschichte höherer Thiere, wie durch das bei niederen Thieren be-
kiuinte Verhalten der Niere erhärtet wird, daaa der Glomerulus eine
aeoundäre Bildung, und die eigentliche Drüsentbätigkeil au die Zellen
eicli knöpft.
n Sitznngs berichte
Die Bildung det Glomeialae luiluigeDd fand aicb als erst beob-
Bcbtetei Stadium ein grosser einfacher Sack mit Blutkörpercbea go-
fällt und durch einen engen Hals mit der Aorta zus4mmeti haarend,
auf dCT- AuBBB »fläche von niedrigen uubienhen Epithelieu nberkleidet,
die continairlich in das Epithel des vorderen gewundenen Absclinittes
des Wolffschen Ganges übergingen. Weitere Untersuchnngea müaseo
lehren, ob diese Anlage dt-i Glomernlu« durch actjves Wachsthum
des WoHFachen Ganges in die Aorta hinein oder durch primkre
Wucherung der Aortenwand entsteht. Jedenfalls ist soviel aus dem
vorliegenden Material mit Sicherheit zn schliesam, dass das bipolare
WundernetE des Glomerulus durch Wuiiberung «einer Ausaenwand
zn Stande kommt, indem die zuerst genau kreisförmige Begrenzung
des sackartigen Glomerulus ohne weKenLliche VergrÖsserung ieines
Vo'.nm» irotiier bnekliger wird. In IJebercinstimmung damit bildet
dar epitheliale Ueberzug des fertigen Gtouierulus keinen einfachen
glatt begreniten Sack, sondern die einzelnen CapilUren aind jede
für sich vom Epithel der Bowmaiin'schen Kapsel überwogen. Dies
Hess sieh mit Bestimmtheit au den GlomL'rulis von Petromyson nta-
rinus, Perca flumatäis, Eaja claimta, Galfxu canis, Bana esculenta,
Pelobates fascus und anderen Betrachiern nachweisen.
Das Epithel im jjewüiidenen vorderen Aliaclmitt des Wolff-
Bchcn Ganges wimpert von einer gewissen Zeit au, indem die Cilten
aus den zuerst nackten Zellen hervorsproasen. Die bleibende Niere
entsteht am hinteren Leibeseude durch SprosBeubildiing dus Wolff-
sohen Ganges.
Bei d«n BatracbierD ist, wie durch die Untersuchungen Uoatte'i
imd Fürbringer'a bokannt geworden, der Glomerulus nicht in den
Anfangstheil des Wolffschen Ganges (Vomiere) eingelagert. Hier
fiingirt die ganze Bauchhöhle gleichsam aU Bowmann'sche Kapsel und
ihr Inhalt wird durch drei wimpemde Trichter (Bana fusca) in die
Vomiere befordert. Die Zellen dieser Trichter sind von schwarzem
kornigen Pigment ganz erfüllt und nur an glücklich zerzupften
Zellen Irakommt man den grossen homc^aen Kern zu sehen. Die
Cilien dieser Zellen sind sehr lang und schlagen gegen den breiten
Abschnitt des VornierencanalL's, der später als die Trichter ebenfalls
einen Wimperhesatz seiner Zellen zeigt; hier sind die Cilien kurz;
die Zellen gleichen denen im sogenannten 2. Abschnitte der Ham-
kanäle in der bleidenden Batrachiemiere. Diese entsteht durch
Wucherungen vom Peritoneum her, die zn Schlauchen formirt mit
dem Wolffscben Gange sich verbinden. (Goette, Fürbrlnger.)
Die Entwicklung begannt bei Roma fasca am hinteren Leibesende
und schreitet von da nach vorn vor.
Versuche über die Secretion der Vomiere schlugen fehl, dooh
gelang es die Gallencapillaren in der sich entwickelnden Leber and
weiterhin die Gallenblase mit indigsohwefelBanrem Natron erfüllt ta
^
. der niederrheiniaehen Gesollsobaft in Bonn. 77
sehen, wenn den jungen Quappen von Bona fumsa diesei Pigpnent
per Os einverleibt worden war. Der Ductus oholedoohus flimmert
bei Larven und erwachsenen Fröschen ; nur sind beim fertigen Thier
Gruppen von Sohleimzellen unter die Flimmerzellen gemischt, ähn-
lich wie es an vielen andern Orten beobachtet wird.
Prof. Binz spricht über den Mechanismus der Eiterbil-
dung und den Antheil des Blutsauerstoffs an demselben.
Schon 1867 hatte ich die Beobachtung mitgetheilt, dass farb-
lose Blutzellen, in einem Gapillargefäss liegend, wohin einige Zeit
hindurch rothe Zellen ihren Weg nicht nehmen, kuglig rund
und ruhig verharren, ohne durch die Gefösswand auszutreten, dass
die Extravasation aber sofort beginnt, sobald die rothen Körperchen
an den farblosen vorbeistreifen (Arch. f. pathol. Anat. 59. 293).
Zwei spätere Beobachter (Zahn und Heller) haben das bestätigt.
In dem kurzen Zeitraum, welcher zwischen dem Stillliegen der farb-
losen Zellen und ihrer Auswanderung vorhanden ist, kann sich in
den Dispositionen sonstiger Art nicht leicht etwas geändert haben.
Der Blutdruck ist zum mindesten nicht geringer in dem Capillar-
gefass geworden, eine »Alteration der Gefässwand« konnte sich in
solcher Zeit ohne nachweisbare Ursache wohl kaum entwickeln, nur
die Strömung, welche vorher Null war, ist eingeleitet worden und
damit ein wichtiger Factor sogar ungünstiger für das Beharren
der farblosen Zellen an dem Ort des Austretens gestaltet. Ich schloss
daraus und aus einigen andern Thatsachen, dass der Sauerstoff des
Oxyhämoglobin und die von ihm veranlassten Lebenserscheinungen
der farblosen Zellen unentbehrlich seien zum Entstehen der soge-
nannten Extravasation. Diese sei also kein rein physikalischer, auf
Blutdruck und grösserer Durchlässigkeit der Gefässwand allein be-
ruhender Vorgang, wie Gohnheim seit mehrern Jahren im Gegen-
satz zu seiner frühem Ansicht lehrt. Die Betheiligung des Sauer-^
Stoffs sei das bisher fehlende Glied zur zwanglosen Erklärung der
von dem genannton Forscher constatirten Thatsache. Im Einklang
damit stand, dass sich durch Chinin, während die Circulation ganz
wohl erhalten bleibt, der Auswanderungsprocess am Froschmesen-
terium einschränken und sogar unterdrücken lässt. Das Chinin
lähmt aber specifisch die farblosen Zellen innerhalb des Blutes, ohne
dass das Herz eine Lähmung zu erfahren braucht, eine Thatsache,
welche von 7 andern Beobachtern bestätigt wurde, zuletzt von Seiten
des pathologisch-anatomischen Instituts in Heidelberg (Arch. f. path.
Anat. 71. 864), und welcher ernstlich nur die unreinlichen Versuche
von H. Köhler (Halle) bisher Widerspruch entgegensetzten.
Cohnheim hat nun meine Erklärung damit verneint, dass
er sagt (Vorlesungen 1877. S. 238), wenn durch Zuklemmen der
Hauptarterie eines Entzündungsherdes der Bluts^tOTKi vci%€tA^\föCi
78 Sitiungsberiohte
nerde, lO höre die AntnaDderang- aafrenbHcklich auf. einfach neil
kein Druck mehr da sei. Es beweise das die Richtii;keit der Auf-
fassung von Hering, dm» die sogenannte Answanderuni^ ■ledig'lioh
ein Fi ItratioDS Vorgang" sei, der nichts zu tbun habe mit Bpontanen
Locomotio CS Vorgängen des contra etilen Protoplasmas.
Dieser Einwand scheint mir widerlegt zu werden durch Be-
trachtung der Vorgänge bei dem isolirten Zuklemmeu der Vene
des beohaehteten Entzündungsherdes (Arnold, Arch. f. path.
Anat. 58. 204). Der Gesaramteffect auf die EntKÜndnag ist der
gleiche: augenblicklich hijrt die Auswanderung auf. Aber der Blut-
druck ist noch immer da wie vorher. Auch die »Alteration der Ge-
tasswand«, welche Cohnbeim unterstellt, ist nicht kleiner gewor-
den, ja so bedeutend wird sie bald, dasB sogar eine mächtige Dia-
pedesis der rothen Körper entsteht, während die »wand ständi-
gen- (cf. Arnold, 216 u. 229) weissen Blutkörper in Ruhe
verharren und nur gelegentlich von den rot.ben nach aussen hin
mitgeschleudort werden. Es muss also etwas anderes sein, als deT
Blutdruck, was den weissen das inerte Verharren an der Gefässwand
dietirt, und dieses Andere finde ich sowohl bei der arteriellen wie
venösen Stauung in den chemischen Veriindeningen. welche das
Blut, eiogeschlosBen in Gefässwände, erfahrt. Es verliert hier seinen
disponiblen SauersttifF und beladet sich mit Stoffwechsel producten,
von denen die Kohlensäure das bestgekannte ist. Abwesenheit also
des normalen Rei/ts. wie eiiiganga von dem stagnirenden Capillar-
gelaaa beschrieben, und Anwe-tenheit eines als "loicheB conatatirten
Protoplasmagiftes sind die beiden ausreichenden Ursachen sum Ver-
ständniss des Stillstandes der KntzOodung, gleichviel ob der Blut-
druck gleich Null oder im Status quo ist.
Vielleicht könnte man gegen diese Deutung den Einwand vor-
bringen, dass mit dem Umschnüren der Vene die typische Rand-
itellung der farblosen Zellen aufhöre, sie also der Wand nicht mehr
adhärirten. Das geaohieht mit einem Theil unzweifelhaft, ein anderer
Theil aber bleibt an der Wand liegen, »wandatändig, in der Wand-
Bchicht gelegen, wandständig gestellt«, wie die betretenden Angaben
von Arnold a. a. O. lauten; nnd diese an der Wand verbliebenen
Zellen sind ebenso unbeweglich, ebenso verharrend innerhalb des
GeRisses, wie die von der Wand abgeschwemmten. Aber selbst da«
Wegtreten der farblosen Zellen von der Wand, wenn es wirklich
die Regel wäre, beweist, dass wir bei der Stauung und also auch
beim freien Strom mit dem Saaerstoff des Blutes zu rechnen haben. Die
Fähigkeit des Haftens ist eine Lebenseigenschaft jener Gebilde.
Sobald man sie mit irgend etwas vergiftet, hsften sie nicht mehr
an der Unterlage fest, sondern geben der leiseaten Strömung nach,
welche sie passiv weitertreibt. Das Eratickungsblut des abgeklemm-
ten Geflsses wirkt genau wie sonstige verdünnte Gifte. Darum sind
der niederrlieimBchen GeselUcb&ft in Bonn.
die Zellen dort Tvie hier rund, tetaniscli. zqf kleinsten Form
Hamm engezogen und können durch die Piilsationen der aufgehaltenen
BlittBBule leicht tou der Oefaaawand abgelöst und unter dis rothen
Elemente hineingetrieben werden. Don »kiigligenc Zustand der
Zellen während der venöaen Stauun;? erwähnt Cohnheim selber
(bei Yirchow 41. 220), ohne ihn zu erklären.
Ijiisat sich nun weiter eine VerHuchBeinricbtnng treffen, in
welcher die amöboider Bewegungen der Zellen schon innerhalb dea
Gefäaaes eine Hemmung erleiden, ohne daaa sonst die geringste gif-
tige Einwirkung auf andere Factoren sich (teilend macht, so gewinnt
meine angefochtene Erklärung eine neue Stütze. Man musa zu die-
sem Zweck irgend welche Dämpfe wählen, welche Örtlich sich leiuht
anwenden lassen, nachdem man dieselben an den isolirten Zellen in
der feuchten Kammer auf ihre rasche Giftigkeit geprüft hat. Ba
würden sich dazu verschiedene Dinge eignen, ich blieb bei denen
des schon einmal und zwar unter der Leitung von Huizinga zu
einem andern Zweck darauf geprüften Eucftljptol (Mees, Arch. f.
klin. Med. 13. 640). Daa Meaenterium oder Mesometrium des Fro-
sches über einem Glaaring ausgebreitet, auf dessen Boden ein star-
ker Tropfen des klaren, h cht durchl aasen den Kohle nwasaeratoSs aJuh
befindet, bleibt — natürlich bei voller Unversehrtheit des Herzens —
bis zu 4S Stunden ohne Eiterbildung, während bei einem daneben-
liegenden Controlfrosch die genannte Membran dicht von den extra-
vasirten Zellen bedeckt ist. Und damit der Einwand nicht Platz
greife, die Eucalyptoldämpfe übten eine zusammeu ziehen de, die Ge-
fsiaswand verdichtende Einwirkung auf die Gewebe aus, wurden
eigena Meaaungen der Ausdehnungen mit dem Glaamikrometer an-
gestellt. Keinerlei Einflusa war sichtbar. Die Meaaungen ergaben
weder abweichende Verengerung noch Erweiterung. Was man aber
von der Einwirkung den Eucalyptol wie der des Chinin auf die farb-
losen Zellen selber weise, reieht zur Erklärung des Verhütens der
Eiterbildung vollkommen aus. Man bat dabei nicht nöthig xa der
doppelten Hypothese zu greifen, die EKtravasation entstehe dca-
halb nicht, weil daa Eucaljptol der lAlteration der Ge^sswand«
entgegentrete. Nimmt man abpr an, wofür einige Thatsachen zu
sprechen aoheinen, die .Anlagerung der leben athätigen farblosen Kör-
per an die zarte Gelasswand bedinge eine bef^innende Brüchigkeit
derselben und sie sei die weitere Ursache des unter dem Einflnss
des Blutdrucks und der kriechenden Bewegungen stattfindenden
Austrittes bei der gewöhnlichen Eiterbildung, so wäre die Wirkung
des Eucalyptol abermals wieder eine auf das lebende Protoplasma
der genannten Elemente sich erstreckende. Man mag die Sache von
irgend welcher Seite her betrachten, überall wird man finden, daas
eine ungezwungene und anf alle Tariationen des Versuches von
Cohnheim sich beziehende Erklärung nur möglich ist, wenn niBD
n
60 Sitzuugsbericlite
die von einem ventilirten Blut abhängende Vitalität der Eiterelemcnte
mit heranzieht. Ihr uuter dem EinfluiiE des BlutsaueretoSs eich
saBserndeB Lehen ist nicht die einzige Craacbe den Aunlcetena hei
der EntzünduDg, aber ee lEtt eine der un erläaalic he a Ursachen dieaea
Vorganges. Daaa aber eine krankhafte >Alterati(jn der Geftaswand«
nicht daa ha-iptanohliGh Bedingeade der Extravasation farbloser
Körperchen ist, beweint allein schon die yon Recltlinghauaen
beschriebene Thataaehe, daaa bei Proschlarven in ganz noi^malam
Zustand ohne jedes Trauma, deren Austritt t;eschieht.
Die Einzelheiten über die vorgttrugenen neuen experim enteilen
Unteranohnngan sind im Archiv f. pathol. Anat 73. ISl. Juniheftvon
1H78 niedergelegt. Hier seien noch einige Gesichtspunkte therapeu-
tiacher Art angefügt. Zuerst, dürfte es wohl sicher sein, dasa eine
st uver lässige Therapie der Entzündung nur möglich ist, wenn wir
erst den Hergang der Eiterbildung in seinan einzelnen Phasen und
Ursachen genau diirobaohanen. Gelingt es meinen Untersuchungen,
auch den letzten Zweifel darüber zu haben, dasa in der ganzen Kette
der Stimulus des Bliitsaueretoffs auf die farbloaen Zellen ein Haupt-
glied ist. so -wird die Therapie der Entzündung hier einen ihrer
Angrifispunkte zu suchen haben. Andere Glieder bekämpft sie be-
wuaat schon lange mit andern Maasregeln: daa Daniederliegen der
StrömungB verbal tniaae mit örtlichen Blutentdehungen, die Steigerung
der Zufuhr mit Druckverbänden u. a. w. £a fragt sicil, was gegen
die apontane Locomotion aiisaerlich und innerlich geschehen k&iui.
Die AawBaüaDg der ätherischäu Oele zur Vurhütuog das Eiteia an einer
entzündeten, d. h. erst congeationirten Stelle ist alt. Will man eine
drohende Eiterung hervorrufen, so bedeckt man den Entzündungs-
herd mit einem Träger feuchter Wärme von 40—50 Orad Celalus ;
will man aber die Entzündung zur Zertheiluug bringen, so applicirt
man ätherisch -ölige Dinge der verschiedensten Art nnd in den ver-
schiedensten Formen, wovon gepulverter Kampfer in Watte gestreut
eins der häufigsten eo sein scheint Wohl die meisten unserer
officinellen ätherisehen Oele, wenn sie frisch deatillirt sind, wirken
lähmend auf die weissen Blutzellen ein, vom Kampfer habe ich
früher mich selbst überzeugt. Noch in einer Verdünnung von
1 : 3000 förbt er sie dunkel, schwarz gekörnt und macht sie kuglig,
freilich nur vorübergebend, denn beim Verdunsten dea Kampfers
erlangen die Zellen ihre Bewegungsfähigkeit wieder. Die ätherischen
Oele besitzen femer die Eigenschaft, durch die Epidermis hindurch
in die Haut einzudringen, mithin oberflächlich gelegene fintzündunga-
herde zu erreichen. Und innerlich genommen kommen sie inaofern
an dieselben, wo sie auch etablirt sein mögen, heran, ala viele von
diesen Koblenwasserstoffen sich nur langsam und schwer im Orga-
nismus so verändern, dass sie zu indifferenten Verbindungen werden.
Alles das, zusammen mit den lUsuItaten des Huizinga'schen La-
J
boratoriumB und von mir betreffs der Einwirkung der Eucalyptol-
dämpfe aaf das zur Entzündung disponirte FrosriimeBenterium odpr
I Meaometrium, l&Bst die von unaern Vorfahren oft gtirühmte enzün-
t dungswidrige Kraft aroniatiaoher Drogueii vielleiebt wichtiger er-
I scheinen, als es die mit ihrer Negation violfach über daa Ziel hin-
^ -«UBBohiesseude moderne Hcilmothode anerkennen will. Ich brauche
iziidcuten, dass in viden Fällen die Anwendung sehr
»"niederer Wärmegrade ebenfalla zur Lähmung jener die GefäBBwand
1 "perforirenden Gebilde dient; aber daa Evb iat zur Erfüllung dieses
r Zweckes nicht überall anwendbar, und darum dürften "andere ge-
I artete Hellmittel neben ihm in Betracht zu ziehen sein. Das sehr
[ mild wirkcudo und in Folge der bedeutenden Anpflanzungen von
. Bncalyptua globalua in Südeuropa immer billiger werdende Euca-
lyptol (im neueaten Katalog von U. Ti-ommadorff iu Erfurt finde
ich 10 Gramm mit 2 M. 70 Pf, aufgeführt) gehört wohl in eroter
Reihe dazu.
Prof. V. la Valette 3t George theilte die Re snltat e
aainer Un terBuchnngen über die Sperro at ogenese bei
Auf der Innenfläche der Drüaenkanälchen fand er zwei Arten
□ Zellen, deren eine groaee Ki.rna mit glänzendem Kernkörperehen
i ffihrt, während die andere kleinere, oft mit undeutlichen Zellgrenzen,
f die entere ein/uhetten bestimmt ist — Uraamen — und FoUikel-
l-xellen. Die Spermatogonien vermehren sich durch Thcüung und
Felden Zellenknospen — Spermatogemmen, welche ala kürzere oder
I l&ngere sfiulenartige Gebilde in das Lumen dna Canälchens binein-
J wacliBen. Die Zellen, aus welchen die Samenknospen besteben, pro-
f duciren in der vom ßednei' beBchriebenen Weise ula Spermatooyten
:nkörperehen. Zwischen diu radiär auf die AchBe des Ca-
I nälchaaa zustrebenden Spermatogummen setzt sich daa Gewebe der
\ Foltikelzellen fort, indem es die Samenknospen mehr oder weniger
I deutlich einhüllt und gegon einander abgrenzt. Bei der Theilung
FAer Spermatogonien behufa Umwandlung zu Spermatocyten bleibt
[ stets ein Kern mit einem Saume von Protoplasma, der Innenfläche
I der membrana propria dicht anliegend, in dem peripherischen Ende
r der Spermatogemme zui'ück und wird dort von den FolUkelzallen
«ingeaohloBsen und in seiner Lage gehalten.
iat das im Wetientlicbon derselbe Entwickelungsmodu»,
t welchen der Vortragende bai den Amphibien und vielen wirbellosen
n aufgefunden und beaohrieben hat, der, seiner Meinung unch,
s Gesete der Spermatogenese sich allgemeine Geltung verschaffen
Prof. Busch theilt einige St eilen aus der An tri ttB-Vorle-
ng des Iltrrn Maaa iu Freiburg mit, welche ihm zuß^llig
82 der niederrheiu lachen Geflellsobaft i:
erat jetzt zu Gesichte gekommen iat (Ber
1878 Nr. 2). lu dieser wird zum Gegenaatee gegen die r
Emtiirie von einer Art der Empirie gesprochen, welche theila kritik-
los, theila unwiaaend das poat hoc und propter hoc verweuheelt,
der WisHensohaft fern liegt und zur direoten Quacksalherei Führt.
In aiuem Athem werden hierbei nebao den berüchtigten Mitteln
Serapiona gegen Epilepsie (Kameelhlrn, Seh ildk röte nblut), n(ibsii dem
Beapreohea der Roae eto, auch die Behandlungen dea Hautkrebaea
mittelst Alkalilöaungeu gendnut. Redner glaubt sich berechtigt, ge-
gen eine derartige Kritik, welche ohne Prüfung einea Gegecatandea
eine Behauptung in die Welt sendet, gegen welche jeder Forscher
Hchutzlos iat, öffentlich Verwahrung einnulegen. Er glaubt sich dea-
wegeu dazu berechtigt, weil ausaer Herrn Volkmanti, welcher mit
diesem Mittel den beginnenden Theerkreba beseitigt hat, gerade er
es gewesen ist, welcher diesea Verfahren gegen einige Fälle des
Hautkrebaes der Alten empfahlen hat. Diese Beb andimig ist nicht empfoh-
len worden nach einem planlosau Probiren mit äuaaern Mitteln, aorideru
aie entstand aas einem Gedankengange, wie er jeder rationollen
Empirie zu Grunde liegen musa. Bei einer Form dea Epitbelial-
krehsea, dem Schornsteinfegerkrebse, iat es bewieaen, dass er hervor-
geht aus einer urapr anglich ganz lokalen Hautaffectioo, welche
durch einea chamischea Reiz bewirkt wird. Bei vielen Hautkrebsen
der Alten aehen wir als erste, mit unaern Sinnen wahrnehmbare
Veränderung eine üeberproduotion von Epidermla, welche scheinbar
ein gaaz lakalaa Uebul i^t. Geschieht uiclita gegen diese EpidüiuiiB-
anbäufuag, so kann aich ein lokal und allgemein zerstörender Krebs
entwickeln. Auch das Mikroskop zeigt uns in den jüngsten Stellen
des Epithelialkrebaes zunächst nur eine Vermehrung der Epithelial-
zellen. Da nnn eine alkalische Lösung das beste hornlöaende Mittel
ist, so lag es nahe zu prüfen, ob man mit dieser Lösung beginnende
Hautkrebae heilen könnte. Wenn die Probe auf daa Exempel nicht
gelungen wäre, ao wäre daraus zu folgern gewesen, dass eine Prä-
miase falaoh gewesen, nämlich die. dass auch in denjenigen Formen,
in welchen wir als erste Veränderung eine Üeberproduotion von
Epithelialz eilen erkennen, diese erste Veränderung nicht^daa Wesent-
liche iat und daas eine andere, unserer sinnlichen Wahrnehmung bis
jetzt entzogene Ursache dem Uebel zu Grunde liegen muss. Glück-
licher Weise bat der Erfolg für sehr viele Fälle auch die Richtig-
keit dieser Prämisse erwiesen.
Zum Beweise, was eine ans solchem Gedankengange entstan-
dene >Qaackea!berei« nützen könne, wird ein Patient vorgeatellt,
welcher aeit vier Jahren einen zerstörenden Epithelialkreba der Nase
hat und welcher seit etwas mehr als einem Monate nur mit Soda-
lösung behandelt ist. Wie man aus der vorhandenen jungen Narbe
erkennt, erstreckte sieh das Geschwür ursprünglich von dem linken
Sitsungsberiohte 88
Nasenflügel bis auf das Septum und auf dem Rücken bis zum An-
sätze an den knöchernen Theil und reichte bis zuni Ansätze des
rechten Flügels. Ebenso erkennt man aus der Narbe, dass die £pi-
thelstolonen am linken Nasenflügel und an der Spitze bis in den
Knorpel hinein sich erstreckt haben; denn es sind deutliche Enor-
peldefecte vorhanden. Gegenwärtig ist alles verheilt bis auf eine
kleine Stelle am rechten Nasenflügel, an welcher man den Charak-
ter des Uebels noch gut erkennen kann und welcher wahrscheinlich
auch der Exstirpation verfallen wird, da seit 14 Tagen keine Ver-
änderung zur Heilung zu bemerken ist. Während aber durch Ex-
stirpation des ganzen Geschwüres ein Defect geschaffen worden
wäre, welcher nur durch eine grössere plastische Operation sich
mangelhaft hätte ersetzen lassen, ist jetzt nur eine kleine keilförmige
Excision nöthig, welche einen kleinen Einkniff hinterlassen wird.
Leider sind wir bei den meisten Formen der Garcinome nicht
im Stande den Nachweis ihrer Entstehung aus einer Anfangs ver-
hältnissmässig unschuldigen Localaffection zu führen; wo wir dies
aber zu thun im Stande sind, wie bei einigen Formen der Haut-
krebse, da ist uns auch die Möglichkeit gegeben, durch eine pro-
phylaktische Therapie, welche im Beginne des Uebels angewendet
wird, der Entwickelung der zerstörenden Neubildung vorzubeugen.
Allgemeine Sitzung Tom 8. Juni 1878.
Vorsitzender: Prof. Andrä.
Anwesend 20 Mitglieder.
Professor vom Rath berichtete auf Grund eines Aufsatzes des
Herrn Prof. Knop im N. Jahrb. f. Min. 1878 über die hydrogra-
phische Verbindung der obern Donau mit der Aohquelle
und durch diese mit dem Bodensee und dem Rhein. Zwi-
schen Immendingen und Möhringen, wo das Donaubett in weissen
Jurakalk eingeschnitten ist, versinkt auf einer Strecke von 8 km ein
Theil des Wassers in Felsspalten. Bei niedrigem Wasserstande liegt
das Flussbett zwischen Möhringen und Tuttlingen trocken da. 11km
südwestlich von erstgenanntem Orte bricht 178 m unterhalb des Do-
nauspiegels die mächtige Quelle der Ach (3 bis 4 cbm in der Secunde)
hervor. Schon seit lange war die Ansicht in der Umgegend ver-
breitet, dass ein Theil der Achquelle, welche doppelt so wasserreich
ist wie die Donau bei Immendingen, durch Donauwasser gespeist
würde, welches durch die Spalten des weissen Jura zum Rheingebiet
und zur Nordsee fliesse. Frühere Versuche, mittels schwimmender
Körper (Häcksel etc.) die Verbindung nachzuweisen, führten nicht
zu einem befriedigenden Ergebniss, bewiesen NV^Voi^T^ ^^%% >ean:^
Wasserlauf mit freier Oberfläche die \o^\>m^\M[i9^\i«t«^^^ft. "^^ ^^
84 Sitzungsberichte
in Rede stehende Frage stu einer praktisoh juristischen geworden wnr
Ewiachen den Indualrif^lIeD der Ach und der Donau, aa beaurttagle
die badiEohe Regierung den Prof. Knop mit der Uuterauehung'.
Auf stiineu Vorachlag und unter seiner Leitung wurden am *24. Sept.
V. J, •unter den Augen der Sie n erbeb örde» 200 Ctr. KochBali
eine der grÜBaten Versinkungaspalten hinabgeBchüttet. In etwa einer
Stunde war die Arbeit geschehen, daa Salz war vom Wasser prfasst,
gelÖBt und in die Gebirgatiefe veraebwunden. Nachdem dies ge-
e:;hehen, begann die Unteranchung deB Achwassers an der hügel-,
ja, fonta inen artig hervorbrechenden Quelle. Es wurden i:uuftcbst in
Perioden von l'/i, später von 1 Stunde Flaschen gefüllt und auf das
sorgsBroste — unter lleröckaichtigung des normalon GehaltB der
Quelle — auf ihren Kocbaalzgehslt untersucht. Die Füllunge& wur-
den während 88 Stunden furtge setzt. Das Ergebniss dieser wichtigen
Unteraiuibuug bestand in folgenden Tbatsachen: Die gesanimte Koch-
salz masse, welche in die V er aenkuugas palte der Donau gebracht
worden, kam in der Achqnella wieder zum Vorschein. Die ersten
Spuren der Veraalzung ersehienen jinch etwa ^0, das Maximtim nach
tlO und das Ende nach etwa 90 Stunden. Da die Donauspalten durch
die lösende und zerstörende Wirkung des Wassers sich immer niebr
erweitern, ao nimmt die Wassei-menge der Aeh auf Kosten der Do-
nau bei Tuttlingen allmählich tu. Die obere Donau gehört in rein
hydrographischer iiiiiaicht sowohl iium [iebiete des schwarzen Mee-
res als zu demjenigen der Nordsee, zeitweise — bei niederem Was-
serstande — sogar dem ietxtertn allein an.
Prof. vom Kath legte ferner den I. üand des Werkes >China,
Ergebnisse eigener Reisen und darauf gegründeter Studien von F.
Frhrn. v. Richthofent vor und erstattete Bericht über die erste
Äbtheilung dieses epuchem ach enden Werkes, welche vorzugsweise
Centralasien gewidmet ist. Im Gegensatz zu früheren Definitionen be-
zaiehnet Bichthofen aU Centralasien das continentale Gebiet der alten
abflussloaen Wasserbecken vom tibetanischen Hochlande im Süden
bis zum Altai im Norden, von der Wasserscheide des Pamir bis zu
derjenigen der chinesischen Riesenströme. Als peripherische Theile
werden diejenigen Gebiete bezeichnet, deren Gewässer nacli dem
Meere oder nach den seeartigen Ueberrasten desselben auf dem Fest-
lande (Kaspisches Meer, Aralsee) abfliessen. Die Zone des Ueber-
gangs begreift solche Länder, welche in der jüngsten Periode aus
abllusslosen in abfliessende Gebiete oder umgekehrt verwandelt wur-
den. Während in den peripherischen Theilen desContinents die
ZerstÖrungsproducte durch die Flüsse dem Meere zugeführt werden,
bleiben im centralen Gebiet der gesamnite Detritus und alle schwe-
benden wie gelösten Theile der Gewässer im Lande; die Neubildun-
gen erfolgen vorzugsweise durch aubaerisohe Thätigkeit. Während
in den peripherischen Gebieten die Unterschiede des Bodenreliefa
lieh IjeBtSndig' vergröasern, gleichen sie sich im centralen Theile
mehr und mehr nua. Dort eotstehen schrufFe Alpenformen mit tief
einscb neidenden Tbälern und mehr stromahwarta schöne, fruchtbare
Thnlebnen, während im centi-alen tthünsBlosen Theile des Continenta
eintönige, charnkterlose Formen, annfte Gehänge in ausserordentlicher
Honotonie Bi<:h aiiBhilden. Ein anderes untersoheidendea Moment
von höchster Wichtigkeit für das organische Leben beruht darin,
(Um in den peripherischen Ländern die löslichen Salze des Bodens
a Meere zng-eführt werden, während sie innerhalb des abfiusslosen
ßebiets in einer für die Vegetation verderblichen Weise Eurüek-
bleibea nnd sich anhäufen. AbfluBslo^e Länder werden zu Sülzstep-
in denen der Mensch — von einzelnen Oasen abgesehen —
Jkaine festen Wohnsitze Rründen kann, sondern auf ein Nomaden-
angewiesen ist. Der Menscli hat dort keine feste Heimat.
I Der charakteristische Zug von Centralasien beataht in einer grossen
rZabl iusserat flacher Depressionen, welche theila iaolirt. theils durch
rinnen verbunden sind Die tiefsten Puncte jener Depressionen
.werden von einem Salzsee oder Salzsnmpf mDgenomnieo. Die Ufer-
atreifen der Flüsse bieten die relativ günstiRsten Bedingunßen für
dss organische Lehen dar. Sie strömen in breiten, kiesigen Betten
begleitet von aohmaleo Streifen Grasland und von verkrüppelten
Pappeln, dem Aofentlialtsurte der Tiger und Wölfe. Entfernter von
den Flüssen verschwindet die Baum Vegetation'; häufig fehlt auch der
Oraswuebs und eine Sulz- oder Sodakruste bedeckt den Boden. Eine
ungeheure Eintönigkeit charakterisirt wie das Relief, so auch die
Flora Centrale siens. Die Einflüsse dt'r Breite und der Meereshöba
treten zurück im Vergleich zu dem entscheidenden EirfiuBe, welchen
der Salzgehalt des Bodens auf die Flura und damit auch auf das
thierische Leben ausübt. Nach der Beschaffenheit der Oberfläche
■ unterscheidet Richthofen die gelberdige oder LÖsasteppe (die herr-
I lehende Steppeoform Centralasiens, an deren Aufbau Hubaerlsche
""Tbätigkeit vorzugsweise gearbeitet), die Ssndsteppe oder Sand wüste,
die Kies-, endlich die Schutte oder Steinsteppe. Die mittlere Zone
von Centralftsien wird von einer ungeheuren Senkung eingenommen,
im Norden vom Thien-shan, im Süden vom Kwen-lun bagränzt. Sie
bezeichnet nach Richthjofen ein ausgetrocknetes central aeiatischeB
Mittelmeer (400 d. M. lang, 70 breit), für welches er den chine-
aiBchen Namen Han -hai (trockenes Meer) einföhrt. Pas Han-hai
scheidet sich in das Tarymbecken mit dem berühmten Lop-nor und
in das Shamobiicken gegen Ost. Das Quellgebiet des Tarym ist von
iner Groasarligkeit, wie sie keinem andern Flusse der Welt zu-
> kommt. In weitem Halbkreis schliesst' sich um dasselbe der höchste
und gewaltigste Uebirgskranz, dessen Gipfel 7- bis 9000 m erreichen.
Der mächtige Tarymatrom, dessen Hauptzwoige, vom Kwen-lun, Pa-
mir and Thien-ihnn bernbBtroraend, die Oasen von Ehotan, Yorkand
86 « üederrheiniaohen Gesellschaft in Bonn.
und Eascligar bewässern, vereiegt nach einem Lanfe von 250 d. M.
im Lop-DOT und der gegen Osten beginnenden Wüste fliegenden
Sandes, welche zwar von M. Polo (13. Jahrhundert) noch durch-
reist wurde, aber jetzt von keiner Karawane, von beiDem mensoh-
liebcD Wesen mehr durchwandert werden kann. Auch die alte
Südstrasee (Nan-lu), welche von Lop am Südrande des Tarynibeckens
nach Yarkand führte, ist l&n^at verlassen, die einst dort blühenden
Oasenreicha der Versandung anheimgefallen. Demselben Geschick
verGel die grosse Nordsüdatrasse . auf welcher Debingie Khan mit
Hnnderttausenden von Reitern von Karakorum nach Tangut (Koko-Bor)
EOg. Das Uan-hai besitzt zwei grosse Abzweigungen, die eine gegen
China führend, vom Bulungir-gol, dem NordfusB des Kilien-shan
entlang in das Thal von Lan-tehou-fti nach der Provinz Schensi. Es
ist dies die alte VÖlterstraese and das Einfalktbor der Barbaren
gegen China , welchen erst das welthistoriBohe Werk des Baues der
grossen Mauer ein Ende machte. Auf jener Strasse liegt das be-
rühmte Felsenthor Yü-mönn, durch welches der kostbare Yüstein
(Nephrit) von Khotan nach China gebracht wurde. Die zweite Ab-
zweigung liegt in der grossen dsungarischen Depression vor, welche
theils nach dem Zaisan-See, theils nach dem Ililande zu den peri-
pherischen Gebieten führt. Jene Senkung, durch welche gemäss
V. Riohthofen's Auffassung das asiatische Mittelmeer seinen Rück-
zug nahm, bietet neben einer Anzahl bogünstigtor Oasen eine Menge
kleinerer Sandwüsten (Gobis) dar. Da liegt z. B. der Sahsee Ebi-
üor, »eine Wüste von Sümpfen, Binsen, Scorpionen und MosqiiitOH,
die in der Welt nicht ihres Gleichen an Oede und Armseligkeit hat.i
Wie die physische Geographie Centralasiens keine festen Scheidungen,
sondern eine gränzcnlose Gleichartigkeit darbietet, so haben auch
die oentralasiatischen Völker in ihrem wandernden unsteten Leben
keine fest umgränzten stetigen Reiche gründen können. Ursprünglich
Hirtenvölker dsungarischen, türkischen oder mongolischen Stammes,
werden sie, fast ein jedes zu seiner Zeit, von kriegerischer Bewegung
ergriffen und stürmen von ihren Weidegründen und Steppen hervor
in begünstigtere Länder, entweder gegen China durch das Yüthor
oder durch die dsungariache Continentalsenkung nach den aralo-
kaapischen Ländern und weiter nach den iranischen Gebieten oder
dem südöstlichen Europa. Jene natürlichen Pforten und Mulden
wiesen den Völkern und Völkerheeren , welche aus den fernen
Steppen der östlichen Mongolei in unerklärlichem Meuscheureichthum
hervorbrachen, in den Jahrtausenden ihre Wege an: Immer unüber-
steiglich erwiesen sich die RiesenwaHe, welche Innerasien von Indien
trennen; auch die Oebirgswelt des Pamir wurde von Völker- und
Eeereszügen fast nie benutzt. Unter den von jenen Nomaden-
Völkern gegründeten Reichen ist das mongolische unter den Gross-
Khasen da« erstaunlichste; das gröiste, welches die Welt gesehen
(vom Gelben Meer bia Polen , vom EimnlBya bis zu den aibiritchen
Ebenen reicheod), doob KUft'cioh auch dnu hinfälligBtc. Jener MeuBoheu-
fttllti und zugleich den itürmeaden Einbrüchen der innerasiatiachen
Völker hat der Lamaismiia ein Ziel gesetzt. Auch die Drsitze des
cbineBisclien Cultiirvolkes ündet Riohthofen in Centralaaien, und
snvar im siidweHtüchen Theile dea Tarymbeokens um Eholan und
Tukand. Vom zweiten Jahrhundert n. Chr. an bef^innen die Chi-
nesen wieder von Osten her allmählich ihre Herrschaft über Innar-
aeien auszudehnen , zugleich auch heisfinot unsere Kenntnisa dieser
weiten Länder. Einer der wichtigsten Abschnitte des v. Richt-
hofan'schen Werkes ial den Lösslandschaften des nördlichen China
und ihren BeBiahungen zu Centralasien gewidmet. Der Löss — uns
. BheinUndern so bekannt — ist jene gelbe, feinerdige, schichtunge-
lose Ablagerung, welche oft in hohen senkrechten Wanden an den
Tbalgehängen ansteht und sowohl durch ihre chemische Ziisammen-
Bstznng, einem Gumenge von Thon und kohlensaurem Kalk, als auch
durch ihre lockere Beschaffenheit (von zahllosen feinen verticalen
Canälchen bedingt) die Fruchtbarkeit in l>esondereni Grade be-
günstigt. Der chinesische Lüss ist bia auf seine Kalkconcretionen.
die Löasmäunchen (im Chinesischen als Stein-Ingwer bezeichnet), die
Landsohnecken u. s, w., vollkommen demjenigen dos Bheinthales
gleich, nur in seiner Maesenhaftigkeit übertrifft er alle curopaischeii
Vorkommnisae. Das Wasaer dea Bwang-ho (gelbar Fluss) und dea
Gelben Meeres wird duroh schwebende Lösalheile geerbt. Während
der europäische Löse kaum eine Mächtigkeit von RO m erreicht, wird
der ohineaischa 6 600 m mächtig und zieht sich gleich einer ge-
waltigen gelben Decke von iinersehopflicher Fruchtbarkeit aus den
weiten Thalebenen bis zu Höhen von 2O0O, ja, über 2500 m hinauf,
Lösa bedingt die ausserordentliche Fruchtbarkeit dea nördlichen
China, namentlich der Provinzen Tsi-Ii, Shen-si, Sheu-si, Kan-su.
So weit gegen die Mongolei hin der Löas reicht, so weit sind die
Chinesen mit ihrem fleiaaigen Feldbau vorgedrungen. Wo der Löbb
endet und die Steppe beginnt, weichen die wimmelnden Chinesen-
Bchareu den Viehzuchten den Numadenschwlrmen. Im LÖssgebiete
dea Wei-Fluasea um -Shi-nga-fu blühte vor 4000 Jahren der älteste
chinesische Ackerhauataat: Der Luss bii^tet Millionen von Menschen
Wohnungen dar. In den senkrechten Lösa wanden bemei'kt man
Thüren und Fenster, welche den dahinter liegenden Kammern Licht
geben. Isolirto Löaamassen, kleine Plateaux mit 100 m hohen senk-
rechten Abstürzen, konnten leicht za natürlichen FeEtungon um-
gestaltet werden. Die Zugänge zu grossen Lössgebieten als den
Korn- und Schatzkammer ii des Reiches wurden seit den ältesten
Zeiten von den chinesischen Kaiacrn mit besonderer Sorgfalt be-
feBtigt, ao z. B. die grosse KnieLeugung des Hwaug-ho durch die
Festung Tuijg-kwan. Wie der Lösa die Fruchtbarkeit Chinas be-
■■Ol, ^^^ Sitzuogsbericlite
dingt, so erklärt der eigenthümticbe, regenbedürftigi' Bodun auch
die periodUch über ganze ProTinxeii hereisbre abend eii Iliingersi^ötlie.
Wenn dar Regen ausbleibt, gewinnen die fruchtbarsteu Laadatricbe
Aa,B Aneeben von gelben Staub wüsten. Die Kntatebung des Löu
bietet bekanntlich der Geologie einea der allerflchwierigsteTi Pro-
bleme dar. Für den cbinepiscben LÖss und Jane durchaus analogen
Gebilde, weiche Centralaeiea fast ringa iirageben , weist v. R, auf
die Bubaerigcbeu Ablagerungen bin. Es ist ein weeentliclma Ver-
dienst V. Ricbthofen'E, auf die Btdeiitucg der trockenen atmo-
sphärischen Niederseblägo als einer der geologischen Kräfte die
Aulmerkaamkeit gelenkt zu haben. In Europa, dem in Bezug auf
Gliederung und TlialgeKlIe voll kam mens ten Erdthtil, kann man sich
von den Staub- und Saudwehen des abflussloaeu Centralftsieiia kaum
eine Vorstellung machen. Die Lössgobiate Chinas besitzen >Belbst
bei voUkommner Windstille oft durch mehroi'c Tage eine gelbe, un-
durchsichtige Luft. Die Aussiebt ist verhüllt; die Sonne erscheint
nur «ooli als matte bläuliobe Scheibe.« Johnson berichtet, dass
in Khotau, selbst wenn kein Wind wehe, die Luft so dicht mit
Staub erfüllt sei, dass er um Mittag Liebt anzünden musste. Dieser
Staub ist von grösster Fruchtbarkeit. Auch Stolimika beobachtete
um Yarkand 'Wolken fruchtbaren Staubest. Auf seiner kühnen
and ergebniss reichen Reise zum Lop-nor litt der russische Forscher
Frjewalski uuausspreohlicb durch den Staub, welcher bei einer
Kälte von —20" bis —38" C. die Luft dick ei'fuUtB. Die Wüsten-
winde, über Jie nackte Erdi; hiabraueecd, führen die feineren tho-
nigen Theile weithin zu den penpherischen Gebieten; die Sand- und
Steinpartikel bilden wandernde, Alles vernichtende und begrabende
Dünen. Zurück bleiben Stein- und Scbuttfläclien , Steppen mit
eckigen oder runden Kieseln bedeckt. Damit der Staub — in
Centralaaien salz geschwängerter Staub — festgehalten werde und
geologische Neubildungen erzeuge, muss eine Grasvegutation vor-
handen sein. Der Wüstenstaub, auf Grassteppen fallend, wird nach
Richthofen zu Lobs umgewandelt. Für viele der centralasiatiachen
Beoken nimmt der Verfasser eine Ausfüllung durch Löss an, welcher
sich an der Oberfläche durch die fluviatilen, so wie durch die Ab-
lagerungen des centralen Salzsees der Wahrnehmung entzieht. Wenn
solche den peripherischen Gebieten naheliegenden Becken Abfluss
zum Meere gewinnen, was durch verschiedene Ursachen geaeheben
kann, so beginnt die Umwandlung der salzgescbwängerten Steppe
in fruchtbare Lösagebiete. Das Salz wird ausgelaugt, idie Vegetation
ändert eich und mit ihr die Thierwelt; der Mensch findet geschützte
Stellen "und^ gründet Städte und Staaten«. Auf Grund umfassender
Beobachtungen und vielseitigen Wissens giebt v. Richthofen eine
geistvolle Schilderung der allmählichen Umwandlung jener continen-
talen Gebiete, welche als eine sehr wichtige Bereicherung der geo-
f logiBchen uDd geograpbischeu An seh au uu gen zu bezeichnen iet. Die
klimatisehea Verhältnisae, der Lauf und Durchbruch der Ströme,
die ßeschaSenheit des fiodauB, die GEschichte der Völker mit Wander-
zelten oder festen Wohnungen — alle diese Momente werden von
V. BiclitbofcD zu einem grossen meisterhaften Gemälde vereinigt
und so dem Leser zugleich mit dem Verständniaa des centralen Conti-
□ents auch die Grundlage für die specieltere Erkenntnias Chinas ge-
boten. Die zweite Hälfte dea ersten Baadea ist der .Kutwicklung der
Kanntniss von Chiaa'' gewidmet. Das grosse Riebt hofen'sohe
Werk über China erhebt aich hoch über die Schilderung einer ein-
lelnen Reiae und ihrer Ergebnisae, ea beaitzt die Bedeutung eines
geographiauheu Fundamental Werkes. Durch die Munificenz dea
Kaiaera ist es möglich gewesen, dem Werke bei einem massigen Freiae
eine boobet würdige Äuaatattung zu geben, ao daes dasselbe nach
Inhalt und Form als ein Ruhm und eine Zierde der deute eben
nisienBobaftliäben Literatur zu bezeichnen ist.
Schliesslich theilte vom Rath da« Resultat der Analyse eines
ausgezeichneten Nejihrit aus der Mineraliensammlung der hiesigen
Universität mit. Dieser über 3 kgr schwere Block, dessen bereits
Prof. H. Fischer in seinem Werke „Nephrit nnd Jadeit", S. 33C
Erwähnung thut, hat eine kurzpriamBtische Gestalt mit zwei grossen
ebenen, gHachlifTenen und zwei theila ganz, theila nur stellenweise
gerundeten P'tachen. Diese gewölbte Oberfläche scheint indesa nicht
auf das Vorkommen des Steins als eines Gerölles hinzudeuten, son-
dern vielmehr ku beweisen, daaa der Stein ein Fragment eines pla-
stiacben Kunstwerks ist. Die Farbe ist dunkellauchgrün, fast gleich
derjenigen der Heliotrop.
In einem Theile dea Blocka verräth sich durch balbkreis förmige
Sprünge eine gewisse Neigung zu eigcnthümlich kugeliger oder
oytindriacher Abaonderung. Der Bruch ist splitterig. Auf der
dunkelgrünen ScblifTfiäche treten einzelne weisse Flecken hervor,
ausserdem schwarze Partieu, welclie — wie der Schliff verräth —
Ton merkbar geringerer Härte sind. — Dieser Nephritblock, als
dessen Heimath fragweise China genannt ist, gewann ein erhöhtes
.Interesse durch die von Fischer aufgestellte Vermuthung, dasa es
sich hier um ein sädamerikaniEches Torkommen vom Flusse To-
pajBS handle (s. die Grande in H. Fischers nMineralog.-archäolog.
Studien", Sep. -Abdruck aus den Mittheiiungen der anthi-opol. Ges.
zu Wien, Bd, VIIL, S. 176). Das spec. Gewicht des in Rede ste-
henden Nephrit wurde au 2949 bestimmt ; es atebt an der untern
Grenze der bisher bekannten Ntphritgewichte (nach Fischer,
Bohwnnkend zwiachen 2'9BT und 3'16J, s. 'Nephrit und Jadeit«, S. 348.
nim*. Diederrheiiiisahen GesellEChoft in Bona.
Die Analyse erg»!) ;
Kiese leäiire 57'32
Thonerdft 1-36
Eiaenoxydul 3 -SB
Kalk 13-39
Magnesia 31-75
GlühTerluat 3.13
100.51
Eb entepHoht dieae ZuBammenBetKung, wenn wir von dam
etwas hohem WHaaergehalt absehon , vollkommen derjenigen der
normalen Nephrite, uamoatlich auch des rohen Fundstiicks aus einer
Alaiinerdegrube zu Schweraaal bei Düben, anweit Lplpv.ig, deasen
ZuBammpnaetzunR L. R. von FeUenberfr. wie folgt, ermiltelte:
KieaelsSure 57-66, Tbonerdo 1-80, Eisen- und Manganoxydul
309, Kalk 13-44, Magnesia 33-00, Wasser 1-05.
Von sehr &hnlichi?r Mischung sind die Nephrite aus dem Orient,
Tui-kestau, welche von Damonr, Scheerer, Nordonakjold,
Fellenberg u. a. untersucht wurden. Alle diese Analysen be-
weisen, dftsB der echte Nephrit in chemischer Hinaicht gewiaaen
Tremolithen am nächsten steht, .ia als mit ihnen identisch aneu-
Behen ist.
Prof. SoIiBaffhauBBn »eigt von A. Stota in Stuttgart
gefertigte NachbtldiiDgen von Naturgegeuständ en in
versilbert ein Kupfpr vor: ili^n Aetosau-ms ferratue Fraaa in
verkleinertem Massatab und einigeder feingeaehnitzten thayingerFiuide,
unter dieaen den merkwürdigen Kopfdes Ovibos moschattis. Er th eilt nicht
die Ansieht, daas dieses Bild nach den Knoohenzapfen eines Sohädela
gemacht sei, sondern hält ea für möglich, dasa bei einer Abart des
Thieres die Hornspitzen nur nach vorn und nicht wieder aufwärts
gekrümmt waren, wie ea beim lebenden Ovihos und heim Bubalus
ettffer der Fall iat. Der grosse Untorachied in dem Anaatz der
Knochenzapfen am Stirnbein, der in den Zeichnungen sieh ündet,
ist auch vielleicht mehr als eine bloaee GeaohlecIitsverHciiiedi'nlieit.
Er legt die Mittheilung von Lariet über die Reate dieses Thieres
in Frankreich vor und beatätigt die Angabe Romer's, dass Herr
Schwarze unter den Knochen von Kolandaeck auch Kieferstüclco von
Ovibos gefunden hat. Jetzt lebt das Thiei' nur im hohen Nu rden, in
den sibiriachan Tundraa wie in Grönland und auf der MdviüeiusoL
Ea überschreitot nicht den fil, Grad nördlicher Breite, — Sodann
legt er verachiedene ihm von Hrn. N. Resaelich in Trier zugeaandte
Thierknochen vor, Kunächat einen koloaaalenWalf lach Wirbel, aus
dem durch Aushöhlen ein groaaer Pflanzenkübel ^macht iat. Er be-
spricht die Verwendung der Walfisch knoohen als eines primitiven
Baumatorisls, Grönländer gebrauchen Kinnladen und Rippen zu ihren
]
Uütten und Boten, in Dörfurn der bolllnditchen und engliBobsB
Küsten sieht mau die ersteren ala Tboreinfaasaitf;. Strabo und
PliniuB berichten diesen Gebrauch ecbon von den Anwohnern des
indiacben und arabiBcben Meerea. Der üneitu Gegieuataad ist ein
Hippopotamuszabn, der in oder bei Trier gefunden sein loll. Wie-
wohl diese Zähne zu Gerätben verarbeitet wurden (das Poppals-
dorfer Museum besitzt zwei daraus gefertigte Trinkhörner von un-
bekannter Herkunft), so iiält doch der Redner für diesen Fund wie
für den 1876 im Bett der Mose] bei Pfalzel gefundenen KameelBchädel,
der ein sehr altes Änaelien bat, eine andere Erklärung für wahr-
scbeinlicber, Diese Reste aueländisctier Thiere köanen von den
Kampfapiolen des römischen Cireua in Trier herrühren, dessen ßuiue
noch in dem ÄmphitheBter erhalten ist. Trier war unter Coustan-
tin die Hauptstadt von Gallien und wird in vielen Dingen Rom nach-
geahmt haben, wo oft seltene Thiere und ausdrücklich die genann-
ten zur Schau gestellt wurden. Zuerst zeigte M. Scaurus im Jahre
58 V. Chr. das Nilpferd mit 5 Krokodilen bei den Spielen in Rom.
Auch Octavian, Hei iogabalu. 6 ordian zeigten FliiBSpferde,Com-
modus deren sogar fünf. Nero liesa einen mit vier Karaeelen be-
spannten Wagen im Circus aehen. — Hierauf «eigt der Redner einen
nicht ganz vollständigen, von Torf gebräuaten Schädel des Elens,
(Jervm aices, der ebenfalls bei Trier gefunden aein boU. Er hat ge-
nau das Aussehen eines Turfscbadels, gebort aber nieht der Stein-
zeit an, denn die Geweihstangen Bind an ihm glatt abgesägt; man
erkennt anch deutlich die Spur einer groben Feile, und wie die
Farbe an der Schnittfläche zeigt, ist er erst nach dieser Arbeit in
den Torf gelangt. Der Name alees. mit dem ihn Cäsar bezeichnet,
kommt wohl von dem deutschen Elch. Sonennt ihn das Nibelungen-
lied; ob der „grimme Scheich" das männliche Eleu ist oder der
Riesenbirsch, bleibt uugewiss. Eine Urkunde Otto'a dus Grossen vom
Jahre 943 verbietet schon die Jagd auf das Blen in den niederrfaeini-
Bohen Forsten von Drenthe ohne bischöfliebe Erlaubnise. Wild lebt
ea nur noch in den höberKO Breiten Europas und Asiens, auch in
Schweden und Norwegen wird es geschont. Im Ibeuborster Forst
bei Memel wird es noch erhalten, 1B67 zählte man noch mehr als
200 Thiere. J. F. Brandt hat in seinen Beiträgen aur Natnr-
gesohichte des Elens, Peterfll)urg 1870, nachgewieaen, dass das lebende
eupopäisob- asiatische Elen sowohl mit dem fossilen uls mit dem
amerikanischen Moose-äeer (Musethier) identisch ist.
PliyHikallsehe Section.
Sitzung vom 17. Juni.
Vorsitze iide r ; Prof. Ä n d r ä.
Anwesend 19 Mitglieder.
Prof. Mohr berichtete über Otto Yolger'ä neue Thaorif
..des Quell- und BadenwasserB, wodurch dar beröLimte Geologe
J
r
Sitzungsbe richte
die geWi."nli Änaioht über die uumittelbare Ableitung des Quell-
und Bodenwfl s von Begeu gerade auf den Kopf stellt durch den
umgekekrten Önlz; iKoiu Wasaer dea ErdbodBns rührt vom Regen-
waBser her.> Ea bricht dieier Satz ao vollatäadig mit der land-
läufigen Quellenlehre, dasB heftiger Widerspruch unvermeidlich ist.
Auch der Vortragende war davon überrascht, hatjeduch bei g't.'niiner
Pröfnng der Thataacben sich dieser Auaicht so vollatändig augo-
Bchloeseii, daaa er bereit ist, jeden' Theil der Verantwortlichkeit zu
übernehmBn, den ihm der Entdecker überlassen wird. ZunäehBt
wird die jedem Gärtner und Gartenfreunde bekannte Erfahrung an-
gezogen, dass der heftigste strömende Regen das Erdreich nicht viel
über einen Fuss tief zudurchfeLiobten vermag, und dass man darunter
immer trockenen Boden fiudet. Uro hierülier zahlensichere Ergeb-
niBse zu haben, machte der Vortragende die folgenden Verauche:
Eine cyliodrischfi Glasröhre von 4,6 um lichter Write, also 16,62
qom Fläche, wurde mit gesiebter Gartenerde auf 37 cm Höhe an-
gefüllt. Die Dichtigkeit der Erde ein sohl i es« lieh der Luft war 0,961
gegen Waaaer als 1. Nun wurde aus einem graduiiteii Cylinder,
welcher 600 com Wasser enthielt, Wa^eer Ruagegosaeu, im Ganzen
260 ccm. Am andern Tage waren 12 ocm Wasser abgeflnseen, also
248 ccm steckeu geblieben. Diese nehmen In dem Cylinder eine
Uölio von 14,92 cm ein, oder 43 pCt. von der llöbe der Erde. Ein
zweiter Versuch mit reinem Meeressand ergab, dass derselbe '/i
seiner Höhe an Wasser aufnimmt, ohne etwas abfliessen zu lassen,
Beträgt nun die Brunnontiefe in unseren Gegenden 3u bis 40 Fusb,
so würden 10 bis IS Fuss Kegeuhöhe erforderlich sein, um an der
Brunnentiefe anzugelangen. Nun beträßt aber die Regenmenge in
einem ganzen Jahre Jiur 20 bis 33 Zoll aenkrechtcr Höhe; es würde
also erforderlich sein, dass die gan/o ReHonmonge von 5 bis 6 Jahren
hintereinander ohne jede Verdunstung fielp, um bis an die Ober-
fläche des Wassers in unseru Brunnen zu kommen. Der etärkate
Regen, der achon an Wolkenbruob grenzt, wenn er rasch lallt, be-
tragt aber uur 1 Zoll senkrechter Höhe. Es ist ako klar, dass durch
unmittelbares Abrinnen nieniala ein Regen bis auf die Brunnentiefe
gelangen kann, sondern dass er in den Zwischenräumen der Erde
durch Capillarität ebenso in dem Boden haften bleibt, wie auch das
Waaaer an der gewaachenen Hand haftet und nicht abfliesat. Dabei
ist »ber ein sehr bedeutender Factor gans ausser .\cht gelassen,
die Verdunstung. Nach Versuchen von Schubler u. Franz Eilhart
SchulzebetrBgtdieVerdunBtungeiner offenen WasserflächeinTübingen
und beziehenthch Rostock bedeutend mehr, als die in gleicher Zeit
gefallene Regenmenge. In einer von Schulze im Jahre 1B59 ange-
stellten UnterauchuDg, deren Referat preisgekrönt wurde, hat sich
herausgestellt, dass in den 5 Monaten Mai \m üetober vun 1 qm
WasserBäcbe 8181 Wasser mehr verdunstet sind, als Regen in der-
leiben Zeit giefnlles ittt. Kr mncht Aie» gerade einen Fueb hoch
Wisaer Hiis. Bedenkt mnii, -la&s dies in zif tu lieb nördlicher Gegend
nahe am Meere stnttgefundDn hat, so mass mnn aehliesscn, das^ in
Bädlichen Gegenden bei seltenerem Regen und grösserer Hitze dai
Dsbergewicht der Verdunstung' noch weit grösser sein müsse. Es
OTsobeint danach kaum begreiflich, wie überhaupt Flüsse noch Was-
ser führen können, wenn nicht nuch eine ganz neue Quelle des
FloBB- und Üodenwassera gefunden wivd. Diese hat nun Volger
äatnh ainen jener fieisteahlitüe, womit er schon die Vorurtbeile der
Geologen beleiiehtet hat, in der Verdichtung von Wasser aus dem
gasförmigen Wasser der atmosphärischen Luft gefunden, und in der
That ist keine andere Quelle des Wassers im Boden denkbar, wenn
flüasiges Wasser überhaupt nicht und Schnee noch weniger in den-
selben gelangen hanu. Das Eindringen der feuchten Luft in die
Erde und die Auswechselung der etwas entwässerten gegen feuchtere
goiohieht durch die Diffusion der Gasarten (Excurs über die Dif-
fadon). Es liegt eine grosse AnzB.hl von Thatsachen Tor, wulche in
anderer Weisse gar nicht erklärt weiden können. Der Redner führt
aas eigener Erfahrung die folgenden an; Eine Meile von Bonn, in dem
DorfeDuisdorf, entspringt eine reiche Quelle, welche schon von den Kur-
fürsten gefaast und in die Stadt geleitet ist- Sie fliesat in der Üniversitit,
auf dem Markte und in verschiedenen Häusern. Sie gibt in der
Idlnnte nahezu 11 Kubikfuas Wasser. Dieses Wasser ist fast chemisch
rein und enthält kein Chlor und keine Schwefelsäure. Nun ist die
O^end um Buiadorf sehr fruchtbar und die Felder reichlich mit
natürlichen und künstlichen Düngemitteln überfa.hren. Es ist ganz
nnmoglich, dass eindringendes Wasser nicht auseholiche Mengen
von Kochsalz und Gyps mitnehmen sollte. Das Wasser ist aber wie
destillirtes. Der Laacher See hat einen künstlichen Abfluss, aber
keinen Zufluss. Die Umgebung ist reichlich mit Wald bewachsen,
so dass selbst bei etarkem Regen kein Wasser in denselben abflieast.
Dm Weinfelder Maar hei Daun liegt 1700 Fuss über dem Rhein,
kat ebenfalls keinen ^uliuss und bei dtir steilen Abdachung seiner
Umgehung wenig Regenfang, der in dem lockeren Tutf versohluckt
irird, Es deckt die grosse Verdunstung lediglich durch ßodenwasser*
Der Moosbiiicher Weiher liat zwei Abflüsse, den Trierbach nach der
Ahr und den Ueebach, an dem Bertrich liegt, nach dem Moselthal.
Auch wenn es nicht regnet, flieseen beide BIche. Der Achensee in
Tirol hat einen unbedeutenden Zufluss bei Pertesau, dagegen fliesst
die Ache ans demselben und ergiesst sich in die Isar, und ein unter-
seeischer Ausfluss bricht ans dem Gebirge heraus auf tiOü Fußs Höhe
Gber dem Innthal und fliesst überirdisch bei Imbach in den Inn.
Die Oasen in den afrikanischen Wüsten ernähren ihre Pfiaiizen durch
Bodenwaeser, welches nur von der Loft herrühren kann, da es in
jenen tiegendan nur an wenigen Tagen im Jahre regnet. Dass
■m Diederrbeiaitoheu Gopellachaft in Bonn,
feiiobte Luft al iiu äaa Steigen des Grundwaasera bewirkt, wird diircli
verBobiedene Tbatsacheu erhärtet. Um München -Gladbach steigt
gegen Ende des Winters das Grundwasser über die Erde und über-
BChwemmt grosse Strecken Wieeen, ohne dass ein Tropfen Regen
gefallen ist. Die Drainröhren fangen au güDstigen Oertlicbkeitea
acboii viele Stunden vor dem Regen au eu fliessen, wie vielfach fest-
gestellt worden ist. Die erwähnten Seen sind solcbe Oortlichheiten
wo das Grundwaaaar immer über der Erde steht. Der See bei
Oberhausen ist durch eine Senkung des Erdreiche unter das Niveau
des Grundwaasors entslauden, ein Anspumpeu d^sahalb eine Danaiden-
arbeit, Er hat keinen oberirdischen ZuQuaa und deckt dennocli die
Verdunstung, welche in unseren Gegenden über drei Fusa Waaser-
liöbe für das Jahr beträgt. Diese Entstehung des Grundwassers
durch Thauec im Boden ist ein groases Glück für die jVleuachbeit,
denn ohne aie wären ganze Länder unbewohnbar. Die Stadt Köln,
welche schon über 1800 Jahr bewohnt ist, kat noch viel gutes Trink-
wasser, ungeachtot sie wegen ihrer flachen Lage von je her Schling-
gruban zur Aufnahme das Schmutz Wassers besitzt. Oberirdisches
Wasser dringt nicht bis zur Tiefe von 30 bis 40 Fuss. Das oatüi'licho
Grundwasser eutiiält Kohlensäure uud ist angenehm beim Genuas, AJle
Tagewasaer schmecken fade wegen Mangels an Kohlensaure und ent-
halten leicht organische Verunreinigungen (Hamburg, Berlin). Bäche
und Flüsse werden unter ihrer Oberfläche vom Grundwasser gespeist,
welches überall höher steht als der Fluss. Es kommt also keiu
Rheinwasser in die Brunnen, sondern umgekehrt, das Brunnenwasser
äieast unterirdisch von den Höhen nach dem Rhein.
Dr. Gieseler bemerkte, dasser, um die Volger'scben Be-
hauptungen zu prüfen, Mitte Jan. d. J, folgenden Versuch an-
gerteUt habe. Ein unten mit Metall verschlossener, 49 mm weiter,
oben offener Glascj'linder wurde senkrecht in ein Blecbgef^s gestellt
and dann 79cm, hoch mit reinem lufttrockenem Quarzsande gefüllt.
Hierauf wurde Eis in das Blechgefäss geworfen und so viel Wasser
nachgegossen, dass die im Glascylinder enthaltene Sandsäule bis zu
einer Hohe von 18,5 cm von Eiswasser umgeben war. Dieser Zu-
stand wurde 40 Stunden lang erhalten. Während des Verauchcs be-
achlug das Blechgefäas so stark, dass das Condensationswasser fort-
während in Tropfen herabrieselte und der mittlere Thaupunkt der
Zimmerluft wurde za 4,6° Celsius gefunden. Uuter so günstigen
Terhlltnissen mueate man erwarten, die nntem Schichten des Sandes
wenigstens feucht zu finden ; indessen war für das Gefühl keine Feuch-
tigkeit bemerkbar, nnd die Prüfung mittels der Waage ergab den
Gewichtsverlust beim Glühen, der ursprünglich von lg Sand 1^4 mg
betrug, zu nur 2,58 mg, also im günstigsten Falte auf 1 kg Sand
noch nicht Ifi g condeusirtes Wasser. Dieser Versuch und der Um-
Sitzungsberichte 95
stand, dass tiefere Bodenschichten im Winter wärmer sind als im
Sommer, w&hrend ihnen durch Condensation gerade im Sommer
latente Dampfwärme zugeführt werden müsste, lasst die von Volger
betonte erhebliche Condensation in tieferen Bodenschichten zweifel-
haft erscheinen.
Dr.Theob. Fischer gab einen kurzen Ueberblick üb er den ge-
genwärtigen Staudpunkt unserer Kenn tniss der Tiefen Ver-
hältnisse und der Configuration desGrundes derOceane.
Er hob zunächst hervor, welch rasche Entwickelung gerade die Hydro-
graphie, hier im maritimen Sinne, seit zehn Jahren genommen hat, wie
zuerst die Eabcllegungen im atlantischen Oceane seit 1856 rein wissen-
schaftliche Forschungen veranlassten, aber erst seit 1866, seit der
Lightning-Expcdition, eine gründlichere Kenntniss der Meere beginnt
und alte Irrthümer beseitigt werden, die durch mit ungenügenden
Instrumenten vorgenommene Untersuchungen und vorschnelle Ver-
allgemeinerungen in die Wissenschaft eingedrungen waren und fast
ein Vierteljahrhundert geherrscht hatten. So die Ross'sche Theorie
der Temperaturverhältnisse der Meerestiefen und die Forbes^sche
Theorie über den Mangel an animalischem Leben in denselben. Der
Vortragende gab dann eine kurze Skizze der Tiefen der Oceane und
des Reliefs ihres Grundes, soweit das an der Hand der Forschungs-
resultate der Expeditionen der Schiffe Ligthning, Forcnpine, Shear-
water, Challcnger, Tuscarora und Gazelle möglich ist, und hob
namentlich auch den Antheil der deutschen Marine und der damit
in Beziehung stehenden Institute (der deutschen Seewarte in Ham-
burg, des hydrographischen Bureau der Admiralität in Berlin und
der Commission zur Erforschung der deutschen Meere in Kiel) ge-
bührend hervor. Erläutert wurde der Vortrag durch eine vom
Vortragenden entworfene Tiefenkarte des Mittelmeeres in grossem
Massstabe, auf der in Farbensymbolen die Schichten von 100, 500,
1000, 1500 und 2000 Faden nach allen erreichbaren Admiralitäts-
karten dargestellt sind, sowie durch Vorlegung zahlreicher Frobe-
blätter von deutschen, englischen, französischen und österreichischen
Admiralitätskarten, namentlich der neuen französischen Vermessun-
gen an der algerischen Küste und der österreichischen in der Adria.
Dr. Fh. Bertkau sprach über die Frothorakalhörner
an der Tonnenpuppe "von Microdon mutabilis. Der weitere
Fund von 3 Larven unter einem Steine in Gesellschaft von Ameisen
gab dem Vortragenden Gelegenheit, eine derselben bis zur Entwick-
lung des vollkommenen Insektes zu bringen. Nachdem die Larve
bereits längere Zeit ruhig gesessen und ihre Haut eine etwas runzelige,
hornige Beschaffenheit angenommen hat, ist von den erwähnten Aus-
wüchsen noch nichts zu sehen. Dieselbexk «li^»'vv:^SJ^w ^vSci ^ax^^
.-.■■■■ ^ ■■■■ ■ - ■-■■■-^3
96 SitEangsberiGhte
längstens innerlialb eines Tages, da täglich nachgesehen wurde, und
am 18. April zeigten sie sich an der früher (s. oben 1877 p.237) be-
merkten Stelle, die demnach im Zusammenhang mit dem folgenden
als obliterirtes Stigma anzusehen ist. Die Wandung dieser Hörn-
chen ist ganz hornig, höckerig und nirgends mit einer Oeff-
nung versehen; dieselben befinden sich am Prothorax der Puppe
und der in sie hineintretende Tracheenstamm ist einfach. Beim
Ausschlüpfen der Fliege werden die Tracheen natürlich mit gehäutet
und es bildet sich dann am Prothorax ein sehr breites Stigma, das
später bei der JFliege weniger deutlich zu sehen ist. Eine Betheili-
güng dieser Hörnchen beim Sprengen der erhärteten Larvenhaut
kommt nicht vor, da dieselbe hinter ihnen in einem Quer risse auf-
sprang, während der abgestossene Deckel in mehrere Stücke ge-
sprengt wurde, in deren zweien je ein Hörnchen ziemlich in der
Mitte sass. Es scheint hier also eine einfache, aber immerhin in
ihrer Bedeutung noch unerklärte ModificatiOn dos Vorganges vorzu-
liegen, wodurch bei hemipneustischen oder apneustischen Insekten
(Palm6n) das geschlossene Tracheensystem geöffnet wird. Auffal-
lend bleibt es aber hierbei, dass das unmittelbar nach dem Aus-
schlüpfen weit klaffende Stigma später fast ganz geschlossen er-
scheint, so dass es wohl kaum noch functionirt. — Vorstehende Angaben
mögen zugleich dazu dienen, di& vom Vortragenden früher ausge-
sprochenen Vermuthungen zu benchtigen.
Dr. Gurlt sprach über die Metalle bei den alten Aegyp-
tern und legte die Abbildung des Situationsplanes eines alt-
ägyptischen Goldbergwerkes aus der Zeit von Seti I. oder
um 140Q vor Chr., vor. Es ist die älteste Karte, welche überhaupt
bekannt ist. Das Original befindet sich auf einem Papyrus im Museum
zu Turin und die Karte wurde von F. Chabas mit Erläuterungen
in den Farben des Originals herausgegeben. Ferner wurden gezeigt
die Abbildungen von zwei Stücken sehr alten ägypt. Eisens, die sich
im britischen Museum in London befinden. Das Eine wurde 1837 von
Oberst H. Vyse in einer innern Mauerfuge der grossen Cheops-
Pyramide zu Gizeh gefunden und kann nur gleichzeitig mit ihrer
Erbauung, um 3600 v. Chr. dahin gelangt sein; das andere ist eine
Sichel, die von Belzoni unter einem Sphinx zu Kariiak angetroffen
wurde und aus der Zeit der Erbauer des Tempels zu Karnak,
Seti I. oder Ramses IL, etwa um 1350 v. Chr. herzuleiten ist. Er-
wähnt wurden endlich die bildlichen Darstellungen von ägyptischen
Schmelzarbeiten in Rosellini's grossem Werke Monumenti dell'
Egitto.
G. Becker legte blühende Exemplare \onOphrys arach-
nites Reich, und Ophr, apifera Huds. vor, besprach den äusserst
der niederrheinisoben GeseUsebaft in fionn. 97
interessanten Blüthenbau derselben und zeigte dann nnter Demon-
stration der betreffenden Blütbentbeile an 0. aptfera, wie bier die
Selbstbefruchtung stattfindet. Die Pollinien io den der fiefruobtangs-
säule angewacbseuen Antberenfachcrn treten sehr bald, oft schon
bei der noch nicht völlig geöffneten Blüthe aus den gleichzeitig sich
öffnenden Fächern hervor, biegen sich vermöge ihrer verhältniss-
mässig sehr langen und zarten biegsamen Stielchen nach unten nm,
legen sich, oft kreuzweise, der fe;,uchten klebrigen Narbe fest an, wo-
rauf nun sofort die Befruchtung der Eichen durch Entsendung der
PoUenschläucho in die Narbe vor sich geht. Die Klebscheiben der Polli--
nien bleiben indessen in ihren Beutelchen sitzen, während die Pol-
lenmassen auf der Narbe sitzen bleiben und mit den andern Blüthen-
theilen vertrocknen.
Hier erfolgt die Befruchtung nicht durch Insekten, wie es
sonst allgemein bei den Orchideen der Fall, und ist diese Art fast
die einzige, welche zur Selbstbefruchtung eingerichtet ist.
Rob. Brown machte zuerst diese Beobachtung, und Darwin*)
hat sehr eingehend weiter beobachtet und eine Menge Fälle angefahrt,
welche diese interessante Thatsaclie bestätigen. Sowohl an den
britischen wie an den rheinischen Pflanzen der 0. apifera werden
fast alle Kapseln reif, während bei 0, arachnites nicht der gleiche
Fall eintritt. Honig sondert keine unserer Ophrysarten ab.
Medicinisehe fileetion.
Sitzung vom 24. Juni 1878.
Vorsitzender Prof. Leydig.
Anwesend 18 Mitglieder.
Dr. Hess in Bonn wird als ordentliches Mitglied von Geh.
Rath Leydig und Dr. Leo vorgeschlagen.
Eingegangen: Der sechste schlesische Bädertag und No-
velle von Dr. Scholz in Cudowa.
Dr. Ungar stellt einen Mann mit situs inversus sowie
eine Patientin mit Wandermilz und eine andere mit Wander-
niere vor und bespricht, an drei weitere Fälle von Wanderniere
anknüpfend, die Aetiologie und Symptomatologie der wan-
dernden Organe der Bauchhöhle.
Dr. Samelsohn aus Cöln spricht über Ophthalmosemio-
tik und die Erkennung von inneren Krankheiten, nament-
lich Hirntumoren, durch das Ophthalmoskop.
*j 8. dessen Werk über Einrichtungen zur Befruchtung der
Orchideen p. 45 ff.
Bitznngsber. d, nlederrhein. Oesellsoh. in Boim.lVl^ ^
"'J-
98 SitEUDgBberiohte
Allgemeine filitzung Tom 1. Juli 1878.
Vorsitzender Prof. Leydig.
Anwesend 20 Mitglieder.
Oberbergrath Heusler besprach den auf der Grube
Euhlnwalderzug bei Brachbach im Kreise Altenkirchen in
verschiedenen Sohlen aufgeschlossenen Basaltgang, welcher
den daselbst bebauten Eisenerzgang durchsetzt und am Contakte
mit dem Spatheisenstein Erscheinungen zeigt, wie sie in den oberen
Sohlen, wo Brauneisenstein vorherrscht, nicht so deutlich beobachtet
werden konnten.
Das Durchsetzen von Basaltgängen durch Eisenerzgänge ist
auf verschiedenen Gruben in den älteren Grauwackcn oder Coblenz-
schichten, so vorzugsweisse auf der Grube Alte Birke bei Eisern im
Kreise Siegen und auf der Grube Louise bei Ilorrhausen im Kreise
Altenkirchen schon seit Jahren und mit der fortschreitenden Tiefe
in derselben Weise wie in den oberen Sohlen wieder aufgeschlossen
werden. Am Contakte der Basalt- und Eisenerzgänge zeigt der
Brauneisenstein die bekannte Erscheinung, dass er in Magneteisen-
stein umgeändert und polarisch magnetisch geworden ist.
J. Ch. L. Schmidt beschreibt in der Abhandlung in Nögge-
raths Zeitschrift »Das Gebirge in Eheinland und Westfalen nach mine-
ralogischem und chemischem Bezüge«, II. Band, Bonn 1823, die
Contakterscheinungen des Basaltganges mit dem Eisenerzgange auf
der Grube Alte Birke, und erwähnt ausserdem noch zwei Gruben,
wo zu damaliger Zeit Basaltgänge mit Eiscnerzgängon in Bt rührung
kommen. Die eine dieser Gruben, Entenweier bei Offhausen liegt un-
weit des durch seine Säulenbilduug ausgezeichneten Basaltkopfes
Druidenstein, etwa 6 Kilometer von der Grube Kuhlnwalderzug
entfernt und die zweite, Xeue Mahlscheid, ist nicht weit von Ilerdorf,
in der Nähe der mit dem Namen Mahlscheid bezeichneten Basalt-
kuppe gelegen. Der auf der ersteren Grube gangartig auftretende
Basalt, welcher in Wackenthon umgeändert ist, hat zwar eine Ver-
änderung des Brauneisensteins hervorgerufen, indem er nach Schmidt
am Contakte das Ansehen hat, als ob er einem Rostfeuer ausgesetzt
gewesen wäre; dagegen soll derselbe nicht magnetisch geworden
sein.
Auf der letzteren Grube kommt nach Schmidt der dort auf-
tretende Basaltgang zwar mit dem Eisenerzgange an einem Saal-
bande in Berührung, durchsetzt denselben aber nicht; die Contakt-
erscheinungen auf diesem Spatheisenstein führenden Gange treten
daher nicht unmittelbar hervor, sind aber insoweit vorhanden, als
in der am Hangenden des Eisenerzganges vorhandenen trassartigen
Masse eine Menge von frischeckig gebrannten Thonschiefer- und
Grauwackenstückchen von der Grösse eines Hirsekorns bis zu der
GröBse eines KubikzoHea pingekeilt sind und der ThonMhiefer so
Tflräudert ist, daes er kaum noch als solcber erkennbar ist.
Während bialic-r die ContakterscbeiDungen von Basalt- upd
Eisen erzgan gen hauptsächlich bei Gäogen mit Brsnn eisen erzauafül-
long beobaobtet wurden, die Art der Einwirkuog daher, weil in der
Farbe eine Aendenuig nicht hervortritt, nicht scharf und nur diiroh
flia magnetiBche Eigenschoft festgestellt werden konnte, ist durch
den Contakt des Basaltes mit dem Spalheisenstein in der Orube
Eublnwalderztig ein sehr bestimmtes Anhalten über die Veräade-
rangen gewonnen, welche der Spatheiaenstein erlitten hat und es
werden grade durch diese letzteren die Gründe verstärkt., welche
filr die eruptive Natur des Basaltes sprechen.
Die Grube Kuhlnwalderzug liegt auf einem etwa 2'/i Kilo-
meter langen Gacg^uge, welcher eine Art von Verbindung üwisobeu
dem grossen Eiserfelder oder Elsenzecber-Hoemeler Gangzuge und dem
Dermbacber oder Hollerter Gangzuge herstellt; letzterer hält in seiner
westlichen Fortsetzung die Richtung auf den obenerwähnten Basalt-
iopi des Druiden Steines ein.
Bbs Streichen des in dei) Coblenzachichten aufsetzenden Kuhln-
iralder-Ganges ist in hör. 9 — i und Ecblicsst sich dem Schichten-
streichen mehr oderweniger an; dagegen durchfällt derselbe bei TOGrad
nordme etlichem Einhalteo die Schichten nod i»t soniit als wahrer Gang
chfirakterisirt. Die Durchsetzung des Basaltganges durch den Eisen-
erzgang war bereits • in den oberen Sohlen, wo Branneisenstein
äuTch Zersetzung aus Späth eisenst ein die Gangzusfüllung ausmacht,
V>ekBnnt und zeigte hier die Erscheinungen, wie sie auch ander-
weitig beobachtet worden sind. Der Contakt mit Spatheisenstein
. wurde zuerst in der tiefen Stollnsobie, ca. 200 Meter unter dem
Ausgehenden deü Ganges und in der zunächst folgenden Tiefbauaoble
gleiehmäsaig aufgeschlossen. An beiden Aufscbliissstellen hat der
Baaaltgang , welcher vollständig zersetzt und in die sogenannte
Bsaaltwacke umgeändert ist, eine Mächtigkeit von nur 50 — 70 cm,
während der hier in einem edlen Mittel von ca. 160 Meter Länge
entwickelte Spatheisenstein gang 5—6 Meter mächtig ist. Der Basalt-
i;BDg durchbricht, vum Liegenden kommend, die Thon schiefere obicMen
ond den Gang in etwas diagonaler Richtung, legt sich hierauf auf
KiJlJne Länge von ca. 9 Meter an das hangende Saalband, sich mit
K'^Kob Gange schleppend, und durchbricht alsdann wieder die Thon-
•'»ÖueferBcbicbten. Welchen Einfluso derselbe auf diese ausgeübt
üat, konnte aus Mangel an Aufschlüssen nicht ermittelt werden
und es muaü die Beobachtung darüber den Aufecblüssen in einer
tieferen Sohle, welche demnächst bevorstehen, vorbehalten bleiben.
Der Eiofluss auf den Spatheiseneteio aber ist genau constatirt wor-
den, da von dem AnSahren der Grundatrecken und dem Abbau eine
Menge von Belegstücken vorhanden waren, nach welchen derselbe
mat
100 SitEUBgsberichte
an den Saalbändern des Basaltgangs vollständig umgeändert ist und
eine schwarze Farbe, dem gerösteten Spatheisenstein ganz ähnlich,
angenommen hat. Diese durch den Verlust der Kohlensäure be-
dingte Umänderung ist nicht an allen Stellen eine durchgreifende,
vielmehr auf den krystallinischen Blätterdurchgängen am stärksten,
indem sich auf denselben das Eisenoxydul-Oxyd in staubartiger Form
ausgesondert vorfindet, während der innere Kern mitunter noch
weniger zersetzt ist. Durch den Compass wurde der Beweis ge-
fuhrt, dass der umgeänderte Spatheisenstein sehr stark polarisch
magnetisch ist, wogegen der unzersetzte auf die Magnetnadel gar
nicht influirt. Die Einwirkungen des Basaltes zeigen sich in einer
Stärke von ca. 30 — 50 cm auf beiden Seiten des Basaltgangos und
können bei der sonst hellen Farbe des Spatheisensteins gegen die
umgeänderte dunkelschwarze Farbe kaum irgendwo besser beobachtet
werden.
In den Siegenschen und den benachbarten Eisenerzgangrevieren
ist die Oxydationsstufe des Eisenoxydul-Oxydes (Magneteisenstein),
von Spateisenstein herrührend, nur im Contakt mit dem Basalt, und
zwar an der beschriebenen Stelle nachgewiesen; die sonstigen Oxy-
dationstufen, wie Eisenoxydhydrat (Brauneisenstein) und Eisenoxyd
(Rotheisenstein, Eisenglanz) sind dagegen ganz allgemein verbreitet
imd es wird kaum noch von einem Geologen bezweifelt, dass diese
Eisenerzarten durch eine Zersetzung des Spatheisenstcins auf wäss-
rigem Wege entstanden sind. Da aber der -Magneteisenstein mit
den sonstigen so häufigen Zersetzungen des Spatheiseusteins in den
Eisenerz-Gangrevieren nicht zusammen und nur im Contakt mit
Basalt vorkommt, so muss der Schluss um so mehr gerechtfertigt
erscheinen, dass die Umwandlung des Spatheisenstcins in Magnet-
eisenstein an der bezeichneten Stelle durch die Eruptionen des
Basalts und dessen feurig flüssige Einwirkung veranlasst worden ist.
Prof. Mohr sprach über den Stoff zu den Urmaassen
und Gewichten. Bekanntlich ist das Urmeter der Archive zu
Paris, welches unmittelbar von der Toise abgeleitet wurde und den
zehnmillionsten Theil eines Quadranten des Erdmeridians darstellen
soll, aus Platin gearbeitet. Bei der Verbreitung des metrischen
Systems über die meisten Culturvölker der Neuzeit stellte sich das
Bedürfniss heraus, sehr genaue Copien dieses Urmaasses, die selbst
wieder als ürmaasse in den einzelnen Ländern gelten sollen, in grös-
serer Zahl darzustellen. Von der Metercommission wurden gegos-
sene Etalons aus Platin-Iridium vorgeschlagen und ausgeführt. Doch
sollen dieselben nicht dem Zwecke entsprochen haben und die
Frage ist noch eine offene geblieben. Die Wärmeausdehnung war
wohl eine verschiedene von dem reinen Platin, und bei einem frisch
der niederrheinisohen Gesellschaft in Bonn. 101
geformten Körper sind moleculare Aendemngen dnrch die Zeit nicht
ausgeBchlossen.
Aus dissem Grunde wurde der Bergkrystall als Stoff zu den
ürmaassen vorgeschlagen, weil dieser bei seiner grossen Cohätion
und der Läoge der Zeit seines Bestehens keinen Veränderungen in der
Zeit mehr unterworfen sein könne. Von dem geschickten Künstler
Stern in Oberstein an der Nahe, dem klassischen Orte der Achat-
industrie, wurde ein Maassstab von 0,1 m Länge angefertigt und
hier (Bonn) vorgezeigt. Die Arbeit war vollendet schön, entsprach
aber nicht den Bedingungen eines Urmaasses. Wenn nun auch Ana-
sicht vorhanden ist, dass man Maassstäbe von Bergkrystall bis zu
^/s m Länge werde darstellen können, so ist doch die Wahrschein-
lichkeit ausgeschlossen, solche von einem ganzen Meter Länge sn
erhalten. Auch wurden solche nicht in der genügenden Zahl zu be-
schaffen sein und in jedem Falle sehr theuer werden.
Es muss aber von vornherein ausgesprochen werden, dasB
jeder Maassstab, der nicht das ganze Meter vorstellt, als Urmaass nicht
gelten kann. Der Gebrauch des Zehntelmeters würde schon bei
einer Barometerscala den möglichen Fehler mit 8 multipliciren.
Die Frage, ob das Pariser Meter wirklich der zehnmillionste
Theil dos Quadranten eines Meridians sei, ist schon öfters erörtert
worden. Durch Hinzuziehung noch späterer Gradmessungen, als
derjenigen^ woraus das Meter abgeleitet wurde, fand Bessel (Pogg.
Ann. 42, 623), dass ein Quadrant der Erde 508,7 Meter grösser sei,
als die 10 Millionen Meter. Später fand Puissant, dass in der Be-
rechnungsart, welche 1808 angewandt wurde, um die Entfernung
der Parallelen von Montjouy und Mola auf Formentera aus den
Beobachtungen von Bio t undArago herzuleiten, ein Fehler began-
gen worden ist. Es fand sich, dass diese Entfernung 60,62 bis
69,89 Toisen grösser ist, als sie angenommen wurde. Wäre dieser
Fehler nicht begangen worden, sagt Bessel (Pogg. Ann. 65, 529),
so würde die Länge des Meters 0,04 Linien grösser festgestellt wor-
den sein. Man muss desshalb die anfangs beabsichtigte Bedeutung
des Meters ganz fallen lassen und festhalten, dass es ein anfangs mit
einer gewissen Absicht gewählter, aber dennoch innerhalb engerer
oder weiterer Grenzen willkürlicher Theil der Toise de Perou sei.
Bei Elimination des Fehlers ergiebt sich, dass der Erdquadrant
855,76 Meter grösser sei, als die vorausgesetzten 10 Millionen. Bei
alledem bleibt das Meter so, wie einmal festgestellt ist, und nnr
sein Yerhältniss zum Erdmeridian ist durch genaue Messungen einer
Veränderung auf unbestimmte Zeit unterworfen.
Da nun die am 20. Mai 1875 in Paris zusammengetretene
internationale Maasscommission mit ihren Arbeiten noch nicht fertig
ist, so ist es noch an der Zeit, mit Vorschlägen hervQcz.MLiT^«&.«
Was den Stoff betriffti woraus die Gopieen ^«ä \irEiÄ\«t%«ö.^|^^s^^
102 ' Sitzangsberichte
werden sollen, so ist der Gedanke festzuhalten, dass man keineaT
nengeformten gegossenen Körper nehmen soll, sondern einen solchen,
der wie der Bergkrystall schon eine unendlich lange Zeit des Be-
stehens hinter sich liegen hat. Nothwcndig ist, dass man ihn in
Grösse des ganzen Meters und etwas darüber erlangen kann, und
wünschenswerth, dass er eine möglichst kleine lineare Ausdehnung
durch Wärme habe. Die erste Bedingung setzt voraus, dass er von
Gesteinen oder Gebirgen genommen werden müsse. In Bezug auf
die Wärmeausdehnung durchgehen wir die Tafel der Ausdehnungen
im Annuaire des Längenbureaus von 1877, S. 446 und 447, wo die
6. Decimalstelle, also die Millionstel der Länge, den Ausdehriungs-
coefficient für 1 ° C. angeben. Da finden wir für Platin 9 Millionstel,
für Eisen 11, für Glas 9, für carrarischen Marmor 8, für schwarzen
Marmor 4 Va Millionstel. Der letzgenannte Stofif, der unkrystallinische
schwarze Marmor, auch Eohlenkalk genannt, ist schon mit Erfolg
als Pendelstange angewendet worden, und ich schlage vor, denselben
als unveränderliches Urmaass zu verwenden und zwar in sehr be-
deutender Dimension. Er ist in jeder Grösse zu haben, leicht zu
bearbeiten, nimmt eine schöne Politur ab und ist weich genug, um
eine Diamantspitze bei Durchtheilung eines ganzen Meters und auch
wohl von hundert Stücken nicht merkbar abzunutzen. Ich schlage
einen Block vor von 110 cm Länge und 20 cm Höhe und Breite, also
ein Parallelepipedon von 44,000 ccm, welches bei einem spec. Ge-
wicht von 2,7 ein muthmassliches Gewicht . von 18,8 Kilogrm. oder
nahezu 2V8 Centner haben würde. Diese Dimensionen geben einen
genügenden Schutz 1) gegen Zerbrechen, 2) gegen Durchbiegen,
3) gegen rasche Wirkung der Wärme, 4) gegen Diebstahl und ferner
geben sie die Möglichkeit, die Temperatur des Blockes genau zu
bestimmen, indem man in ein bis in die Mitte gebohrtes Loch ein
Thermometer in eingegossenes Quecksilber einsetzen kann. Bei einem
Platinmaassstabe kann man die Temperatur an einem daneben liegen-
den Thermometer nur unsicher erkennen. Die feinen Theilstriche
werden auf dem Marmor mit Zinkweiss eingerieben. Die Weichheit
des Materials im Vergleich zam Bergkrystall ist kein Nachtheil, da
das ürmaass niemals berührt wird. Beim Copiren wird kein Zirkel
eingestellt, sondern nur das Fadenkreuz der Loupe, die au das
Reisserwerk befestigt ist und wenn das Fadenkreuz einsteht, wird
der Strich auf die Copie gemacht. .Die ganze Vorrichtung gleitet
über eine gehobelte Schiene von Gusseisen, welche mit derTheilung
des Urmaasses parallel läuft und es wird entweder nur Anfang und
Ende, oder die ganze Theilung copirt.
Der ganze Maassstab trägt die Theilung in Vio Meter und
eines davon in cm und mm. Damit kann man jede Grösse inner-
halb des Meters bis auf 1 mm direct ablesen. Kleinere Theile wer-
nitteUt des NoniuB oder mit MikrometeraclirBuben abgeieaen
und sind desahalli nicbt iiuf fiem Etalon sngebracht.
Welche Wirkung die Wärme aul' die Richtigkeit dieses Meturs
aoaäben werde, ergiebt sich aua dem AusdehnungBcoefficient von
0,0000015 far 1» C. Da das Meter 1000 n
i liüt,
) ht
_]_
1000 ^
= 1 Milliontel Meter. 4,5 taaieodtel Millimeter sind = ^j^^ mm,
eine Grösse, die obne Mikroskop gar nicht zu Beben ist.
Das particulnre Urmsaas aus scIiwarEem Marmor ruht auf einem
gemauerten Untersatz, wo möglich aas Kalkstein, in einem Locale
ebener Erdo gegen Norden gelegen und ist während des Nicbt((e-
Vrancbs gegen Verletzung und Staub in passender Weise geschützt.
Dem fichwsrzen Marmor dtirfta der lithographische Stein von
Solenbofun gleichuu stellen sein iin4 vielleiuht auch der schwarze
Dacbafhiefer. Der carrarische Marmor nimmt ebenfalls schöne Poli-
tur an und die Theilstriche mit Kienruss eingerieben sind gewiss
sehr gut zu erkennen; allein seine lineare Ausdehnung von S Mil-
liontel ist nahezu die doppelte des schwarzen.
Für Gewichte ist ebenfalls Bergl^rystall empfohlen und von
Stern in Oberstein in prachtvoll gearbeiteten Exempkren benutzt
Der Bergkrystall hat hier mehr Berechtigung, als bei den
Maassen, weil Gewichte liei Benutzung nothwendig berührt und be-
wegt werden müssen. Seine ungemeine Härte sehntzt ihn gegen
Abnutzung. Das geringere speo. Gewicht desselben von 2,65 hat
den wesentÜcben Vorzng, dasa es sich demjenigen der meisten Kör-
per nähert, welche der analytische Chemiker zu wägen hat, wie
Kieselerde, Thonerde, reine und pbosphorsaure Bittererde, kohlen-
saurer Kalk, schwefelsaurer Barjt, Chlorsilbor und ähnliche, und wenn
Uewicbt und Last ein gleiches spec. Gewicht haben, so ist die
Wägung gleichsam im luftleeren Raum gemacht, was in jedem Fall
wünschenswerth ist, wenn es auf leichte Weisne erreicht werden
kann. In diesem Siime hat Regnault das Gegengewicht seiner Gas-
ballon s aus UohlgefasEon vom gleichen Vulum hergestellt. Die
meisten organischen Körper haben ein spec. Gewicht, welches nicht
weit von der Einheit steht und auch für diese sind Gewichte aus
Bergkrystall und Glas jenen aus Messing, .\rgentan oder Platin vor-
zoaieben, weil der Unterschied des Gewichtsverlustes weniger be-
trägt, als gegen metallene Gewichte
Bekanntlich soll das Kilogramm das Gewicht eines Würfels
i 1 Decitneter Kante von reinem Wasser bei + 4" C. im luft-
leeren Räume sein. Dies lautet theoretisch sehr rigoros, ist aber
praktisch ganz fehlerhaft, denn man kann im luftleeren Ranme nicht
104 Sitsongsberichie
w&gen und eine Berechnung auf den luftleeren Raum konnte auch
nicht stattfinden, weil man vergessen hatte das spec. Gewicht des
Platins an dem Urkilogramm der Archive zu bestimmen. Dasselbe
wurde erst im Jahre 1831 von dem dänischen Etatsrath Schum acher
durch Messung bestimmt und zu 20,644 gefunden. Diese geringe
Dichtigkeit rührte daher, dass das Platin nach Jeanety's Methode
aus Arsenplatin durch Yerfiüchtigung des Arsens dargestellt und da-
durch etwas blasig geblieben war. Ein von G ambey für Schumacher
hergestelltes Platinkilogramm war nach WoUaston's Methode durch
Schweissen von Platin schwamm erhalten und hatte das spec. Gewicht
21,212 und das von d'Elhuyart und Deville geschmolzene Platin
zeigte die höchste Dichtigkeit von 21,450. Soll nun ein Kilogramm
von Bergkrystall dargestellt werden, so kann das nur gegen ein Ori-
ginalkilogramm von Platin und zwar in der Luft geschehen. Wegen
des grösseren Volums des Bergkrystalls ist der Auftrieb desselben
durch die Luft grösser als bei tlatin und wenn beide in der Luft
gleich wiegen, so enthält das Kilogramm von Bergkrystall mehr
ponderable Masse als jenes von Platin. Das Liter trockene Luft bei
0^ C. und 760 mm Barometerstand wiegt nach Regnault 1,293187
g und bei jeder anderen Temperatur wiegt es diese Grösse divi-
dirt durch das Volum der Luft bei dieser Temperatur. Nun kann
man bei 0° und + 4" C. nicht wägen, weil man diese Temperatur
nicht erhalten kann und weil alle Körper mit Feuchtigkeit be-
schlagen. Wir müssen zum Wägen eine mittlere Temperatur, etwa
-f 17 0 c., wählen, wobei die Luft von 0« C. das Volum 1,06222
hat, nämlich 1 4- 17. 0,00366. Das Liter trockener Luft von dieser
% "^ 293178
Temperatur wiegt ' ^ = 1,217 g, also 1 com 0,001217 g.
Ein Kilogramm von Bergkrystall von dem spec. Gewicht 2,65 nimmt
ein Volum von — — = 377,3 ccm ein und die von ihm verdrängte
2,65
Luft, oder der Auftrieb, wiegt 377,3 X 0,001217 = 0,4591741 g.
Ein Platiukilogramm von 21,212 spec. Gewicht nimmt ein
Volum von 47,14 ccm ein und diese wiegen in Luft von 17^ C.
0,05736 g. Es hat also das Kilogramm von Bergkrystall einen
um 0,4018 g grösseren Auftrieb als jenes von Platin, d. h. es
enthält beim Gleichgewicht in Luft von 4- 17« C. und 760 mm
Druck 0,4018 g mehr ponderable Substanz als jenes von Platin
und würde im luftleeren Räume um dieses Gewicht schwerer er-
scheinen. Das Gleichgewicht findet also nur unter denselben Be-
dingungen statt und bei einer anderen Dichtigkeit der Luft stimmen
beide nicht mehr über ein.
Die einzigen Naturforscher, welche mit guten Waagen und
feinen Gewichten arbeiten, sind offenbar nur die Chemiker ; bis jetzt
ist es aber noch keinem eingefallen, bsi seinen Wäffangen das Baro-
imd Thermometer, ausacr bei Gasen, zu Ratbe zu ziehen, yielmehr
finden sich in demselben Gewichtssätze Stücke van Messing und
Platin und dcisselbe Gewiaht gebrancht man in MOneben boi 1700
Fues Moereehöbe, sowie in London, Kiel, Greifawalde bei geringer
Erhebung ühor Meer. Gegen diese Fehler des ungleichen Auftriebs
Bohützen uns die besten Gewichte nicht, und man kanu eagen, dass
sllä Entdeckungen ira Gebiete der Chemie mit Vernachlässigung
dieser Feblarquelle gemacht worden sind. Man sieht leicht ein,
dass es ohne alle Bereobtigung ist, weiter als Milligramme auazii-
wägen in allen Fällen, wo ein Platintiegel im Spiele ist, eine Filter-
Hache, GtassgetSase mit l)edeut«ndem Lul'tinhalt und grosser Ober-
flSobe, oder Niederschläge, die nicht absolat unlösHob sind. Selteo
wird der Stoff gewogen, den man sucht, wie Kieselerde, Thonerde,
Bondern meistens wird er aus einer anderen Verbindung berechnet,
wie bei Chlor, Schwefelsaure, und da kommt noch die Unsicherheit
der Atomgewichte hinzu, dia in vielen Fällen „abgeruudel" sind,
wie bei Phosphor, Natrinm, Calcium, Magnesium u. a., und man
Itann sagen, dass das ganze Gebäude der organischen Chemie mit
«ioem falschen Atomgewicht des Kohlenstoffs aufgebaut ist, was auch
heute noch nicht sicher steht. Aus diesen Gründen sind die WSgan-
gen der Chemiker weit weniger richtig, als wofür man sie gewöhn-
lich hält, besonders wenn man die Dichtigkeit der Luft nicht be-
achtet. Angenommen das Bnrometer fiele um 10 mm, so wiegt dae
1,217 X 750
Liter Luft 1
L 17° C.
700
1,201
0,001201 g, Der Auftrieb das Bergkrjstallkilo's ist jetzt 0,453137
g und des Platinlrilogramms 47,14 x 0,001201 = 0,05eGlB14
g,,also der Unterschied beider 0,396522; vorher war er 0,4018
g; es erscheint also das Bergkrystall stück '' 3 mg hw
all vorher durch ein blosses Sinken d Brat w I hes
wohl in einem Tage eintreten kann. ^ ö d
Original copieca eines Kilogramms bis auf Dec I M 11
gramms zu ajustiren, wenn das Barometer dl h d Th
mometcr so grosse Veränderungen bervorbr k h. I
sich alao diese beiden Gewichte aus Quar d Fl l g ht
vergleichen, wenn man uioht die Lufldichtigkeit uotirt hat und be-
achtet. Bis jetüt ist in keinem Gewichtssatz darüber eine Andeu-
tung gegeben. Ehe ich meine Aufmerksamkeit auf diesen Gegen-
stand richtete, war ich durch die Beobachtung unangcuehm berührt,
dass ich bei Abwägung trockener Flaschen auf derselben Waage mit
denselben Gewichten jedesmal verschiedene Zahlen erhielt. Es ist
1 absolut unmöglich, dass der Chemiker bei Abwägung verschie-
denartiger Stoffe, deren spec. Gewicht ihm häufig unbekannt ist,
Eücksioht auf den Gewiohtaverluat durch ungleiche Dichtigkeit der
^t
106 Sitzungsberichte.
Luft nehme, und unsere Wägungen werden immer, abgesehen von
Waage und Gewicht, mit einem gewissen unbekannten Fehler be-
haftet bleiben, und es ist schon ein Gewinn, dass man eine Ursache
desselben kennt.
Fragen wir nun, aus welchem Material die Gewichte am
zweokmässigsten gemacht werden sollen, so ist die erste Bedingung^
dass alle Gewichte aus Stoffen von derselben Dichtigkeit angefertigt
werden, damit der Auftrieb bei Veränderung der Luft bei allen
Stücken in gleicher Weise sich ändere. Eine zweite wünschenswerthe
Eigenschaft ist die, dass das specifische Gewicht der Stücke sich
möglichst demjenigen nähere, welches die meisten analytisch ausge-
schiedenen Körper besitzen, die wir oben genannt haben. Eine dritte
Bedingung ist eine gewisse Härte, welche gegen Abnutzung schützt.
Der Bergkrystall würde alle diese Bedingungen vereinigen, allein die
Gewichtssätze werden sehr theuer, wegen der Arbeit. Die Cylinder
müssen mit diamantbewehrten Kronenbohrern aus dem Ganzen
herausgebohrt werden. Die Preise der Gewichtssätze , obgleich weit
höher als die der metallenen, fand ich in Betracht der wundervoll
schönen Arbeit und der damit verbundenen Mühe noch ausser-
ordentlich billig. Statt des Bergkrystall s würde ich Gewichte aus
massivem Glase von grossem Kieselgehalt vorschlagen, aber keine Hohl-
gewichte, die mit Quecksilber oder Schroten beschwert sind, weil
sie unvermeidlich ungleiche Dichtigkeit haben werden. Durch Pres-
sen in Metallformen werden sie annähernd mit einem kleinen Uober-
gewicht hergestellt, dann durch Schleifen und Poliren ajustirt. Der
erste Schliff geht bis zu einem noch kleineren Ucbergewicht und
diese Arbeit kann von gewöhnlichen Schleifern ausgeführt werden,
nur die letzte Politur und Richtigstellung geschieht dann von einem
»tüchtigen Künstler, mit Beachtung der Constanten der Luft, die
in dem Satze notirt werden. Für die kleineren Gewichte ist Alu-
minium mit dem spec. Gewicht 2,56, oder eine vielleicht etwas
schwerere und haltbarere Legirung mit Silber anzuwenden. Alle
Stücke werden rund, mit Angriff in der Mitte und nicht an einer
Ecke hergestellt.
Für die meisten Arbeiten des Chemikers ist es vollkommen
gleichgültig, ob seine Gewichte mit dem Urkilogranim übereinstim-
men oder nicht, wenn sie nur unter sich das richtige Verhältniss
haben und man kann Gewichtsanalysen mit jedem beliebigen Ge-
wichte ausführen ; dagegen ist es nicht gleichgültig, wenn auch wie
bei Gasanalysen und der Titrirraethode zugleich gemessen wird. Wenn
man neben der Waage noch Büretten, Pipetten, Messflaschen, Gas-
glocken anwendet, die aus verschiedenen Werkstätten bezogen sind,
so können diese nur dann mit einander stimmen, wenn sie von dem
absolut richtigen Gewicht abgeleitet sind.
Es ist nun noch die Frage erhoben worden, ob die Ableitung
^ der niederrheinisohen OesellscKaft in Bonn. 107
des Kilogramms aus dem Meter, wie sie jetzt in denUrmaassen vor-
liegt, eine richtige sei und diese Frage würde zu einer neuen Be-
stimmung des Gewichtes von einem Cubikdecimeter destiilirten Was-
sers bei 4- 4^ C. führen. Diese Frage ist von Wild*) behandelt
worden. Die älteste von diesen Revisionen ist von Lefevre-Gineau
ausgeführt uod giebt genau das Gewicht des Cubikdecimeters Was-
ser zu 1 Million Milligrammen; am nächsten steht dieser die Be-
stimmung des russischen Physikers Kuppf er, welcher ein Manco von
11 mg ergiebt; dann die von Stampfer in Wien, welche ein
Manco von 847 mg feststellt ; ferner eine Bestimmung von Berzelius,
Svanberg und Ackermann, welche einen Ueberschuss von 296
mg und schliesslich eine Bestimmung von Shuckburgh und Kater,
welche einen Ueberschuss von 480 mg nachweist. Diese Diffe-
renzen sind ganz enorm und wenn man die am weitesten auseinander
liegenden nimmt, so betragen sie 0,827 g, was unmöglich richtig
sein kann. Aus so abweichenden Resultaten lässt sich mit Berechti-
gung kein arithmetisches Mittel ziehen und wenn man es doch
thut, wie Wild, so folgt, dass als Mittel aus den fünf Bestimmungen
das Gewicht des Cubikdecimeters Wasser um 84 mg schwerer ist,
als das Kilogramm der Archive. Dieses Resultat hat offenbar keinen
Werth, weil nicht feststeht, ob die einzelnen Forscher absolut rich-
tige Copien des Urmeters und Urkilograrams der Archive gehabt
haben.
Was soll nun geschehen? Man könnte das Verhältniss aller-
dings mit den fortgeschrittenen Hülfsmitteln schärfer feststellen, mit
allgemeiner Geltung aber nur an den ürmodellen der Archive selbst
und nicht mit Copicen. Bei alledem muss das M»3ter und das Kilo-
gramm genau dasselbe bleiben, wie es festgestellt ist, wegen der
unzähligen Menge existirender Copieen. Käme ein neues revidirtes
Kilogramm heraus, so wäre die Verwirrung unheilbar. Es würde
dann auch eine nochmalige Correctur in späteren Zeiten nicht aus-
geschlossen sein. Sollte sich also ein Fehler im Kilogramm ergeben,
so kann man ihn nur notiren, allenfalls durch Berechnung demselben
gerecht werden, aber die Copieen der Urmaasse dürfen nicht geändert
werden. Es sind nämlich bei der Ableitung des Kilogramms vom
Meter drei praktische Fehler gemacht worden: 1) dass man Wasser
von -f 4° C. als Vergleichungsobject genommen. Das Wasser hat
bei jeder anderen Temperatur ein ebenso bestimmtes Volum, wie
bei seiner grössten Dichtigkeit; dagegen kann man diese Tempera-
tur von + 4^ C. im grössten Theil des Jahres gar nicht haben und
es muss nicht nur das Wasser, sondern auch Waage und Gewicht,
überhaupt die ganze Umgebung constant dieselbe Temperatur haben,
wenn eine längere Zeit dauernde Wägung mit Notirung der Schwin-
*) ^^SE' Ergänzungsband 5, 15.
108 Sitzangsberiohte
guQgen am Gradbogen Werth haben soll. Dagegen kann man eine
mittlere Temperatur von 14° R. = 17,5° C. auf unbestimmte Zeit
festhalten. 2) Dass man die Wägung auf deü luftleeren Baum be-
zog oder bezogen haben wollte. Dass dies gar nicht richtig ge-
schehen konnte, geht daraus hervor, dass man das Gewicht eines
Liters trockener Luft von normalen Constanten noch gar nicht
kannte und schliesslich, weil man den dritten Fehler begangen hatte,
8) dass man das specifisches Gewicht des angewendeten Platins
gar nicht bestimmt hatte. Ob man Barometer und Temperatur der
Luft und der Objecte bei der letzten Vergleichung notirt habe, ist
mir nicht bekannt. Jedenfalls schwebte das Gewicht, welches den
cylindrischen Körper von 1 Decimeter Würfel in Wasser von -f 4°C.
eintauchte, in der Luft von den damaligen Constanten.
Alle diese Fehler sind jetzt nicht mehr gut zu machen und
bei Anfertigung von Copieen des Kilogramms der Archive kann man nur
die vermeiden, dass man die Vergleichung nicht auf den leeren
Kaum bezieht, dass man eine mittlere, durch Compromiss festgestellte
Temperatur annimmt, dass man einen Tag wählt mit möglichst
mittlerem Barometerstand von 760 mm, und dass man alle diese
Dinge in dem Gewichtssatze notirt. Es handelt sich nicht darum,
ob die Gewichte gleich viel ponderable Substanz enthalten, sondern
dass sie unter bekannten leicht herzustellenden Bedingungen eine
gleiche Wirkung hervorbringen.
Man könnte nun noch die Frage aufwerfen, warum die erste
Metercommission die Ableitung ihres Urmaasses von dem Meridian
der Erde gewählt habe, da sie doch im Secundenpendel, speciell in
dem K at er'schen Reversionspendel nur die Entfernung zwischen zwei
stählernen Schneiden zu messen gehabt habe. Es wird als Grund
angeführt, dass das Pendel eine zweite Grösse anderer Art, nämlich
die Zeit eingeschlossen enthalte. In jener Zeit, dem letzten Jahr-
zehnt des vorigen Jahrhunderts, hatte man noch gar nicht einmal
diejenigen Gründe, die wir jetzt haben, eine Aenderung in der üm-
wälzungszeit der Erde, d. h. des Sternentags, zu befürchten, nämlich
die Zunahme der Erdmasse durch Meteorite und die hemmende
Wirkung der Gezeiten. Das Wiederfinden des verlorenen Meters
aus der Grösse der Erde durch eine neue Gradmossung ist doch
wohl eine Täuschung, denn das einmal festgestellte Meter kann
wegen der Copieen nicht verloren gehen und wenn man keine
Copieen mit absoluter Gleichheit machen kann, so hat auch das ür-
meter keinen Werth. Das einfache Yerhältniss zum Erdquadranten
ist jetzt schon nicht mehr vorhanden. Radenhausen führt in seiner
Isis (4, 207) einen anderen Grund an^ dass nämlich Laplaoo und
seine Genossen diese Gelegenheit benutzt hätten, um gleichzeitig
einen anderen, die Zwecke der Menschheit fortbildenden, Gegenstand
SU erreichen: die genaue Kenntniss der Grösse der Erde. Sie
(oblugen eine GradmessaDg auf dem Meridian von Paris von Düq-
kircheu bis zur Insel Formenlera vor, um daraus das Ur-
maaa« abnuleiten, Sia waren na kuudigf in diesem Facbe, als daw
sie nicht hntten wisBen eolleo, es sei unmöglich, für alle Folgezeit
das riDhCige Maasa des Erduaifaoges zu ermitteln, um den zehnmil-
UoDsten Theil des Viertelkroists j^enau genug festzuatetlen, dasa er
als unwandelbares d. h. Jodonseit aus dem Erdumfänge geuaa
nieder h er sua teilte ndes Grundmanes dienen könne. Diu Gradmessnng
war aber in keiner anderen Weise bewilligt au erhalten, weil die
entscheidenden und die Mittel bewilligenden Körperschaften den
wissenschaftlich an Nutzen derselben nicht erkannten^ desshalb war
M zweckmässig, ihre Vorliebe für die Bintiibrung eines Grundmaasses
als Mittel zu benutzen. Man hatte die ganze Deciinaleintbeiiung
treffen nnd einfuhren können, ohne der Gradmeasung zu bedürfea
usd jedes andere Verhältniss des Meters zur Toise hatte denselben
Dienst geleistet. Es war höchst gleichgültig, welchen Theü das
Erdumfangs das neucMaass ausmachte. Allein der hohe Zweck recht-
fertigte die Mittel; die Menschen mussten genommen und verwendet
. werden, wie sie waren, damit nicht die Menschheit durch Unklug-
heit leide; die Tortheile der GrndmesBung blieben unverloreu, wenn
I sie auch dem angeblichen Zwecke nicht dienten.
Prof. Schaaffhausen legt den im Auftrage der deutaehen
anthropologischen Goselhchaft herausgegebenen und im Druck be-
gonnenen Katalog der anthropologischen Sammlungen
Deutschlands vor. Das erste Heft enthält die Sammlung des
Bonner anatomischen Instituts, welche durch die 'Bemühungen ihres
früheren Directors J. C. Mayer, der den anthropologischen Studien
sehr ergeben war, reich an salteoen und merkwürdigen Schädelbil-
dungen ist. Bei der Ueborführung aus dem alten in das neueAna-
tomiegebäude kam Manches in Unordnung, welche zu beseitigen einige
Mühe gemacht hat. Das eweite jetzt fertig gewordene Heft enthält
die berühmte Blumenbach'scho Sammlung in Göttingen, es werden
die von Freiburg, Königsberg, München, Frankfurt am Main, Darra-
stadt, Stuttgart und Leipzig folgen, welche drei letzteren der Red-
ner selbst aufgenommen hat. Diese mit zahlreichen Messungen ver-
sehenen Arbeiten bilden die einzig sichere Grundlage einer wissen-
schaftlichen Craniologie und zeigen, wie reich Dtutechlanil an sol-
chen Schätzen ist, die freilich in andern Ländern weniger zerstreut,
sondern in grossen Museen wie in Paris und London vereinigt sind.
Er hebt hervor, dass die Messung eines Schädcb in der Stellung
desselben vorgenommen zu werden pflegt und für einige Bestim-
mungen, wie Höhe nnd Gesichtswinkel, vorgenommen werden muss,
in der er von der Wirbelsäule getragen wird. Bisher bat man sich
I ftber vergeblich bemüht, dnrch eine swei bestimmte anatomische
-.\f:^ .
1 1 0\ SitzungB berichte
ruiildo iIkh Soliüilcls v(Tl)iii(loi]de Linie eine für alle Schädel gültige
lliM'ixniiluli« loiii/ijHlrlh'M. I'. ('am per, desson Abhandlung über den
nulürliclu'ii lIiilrrHrhit'il (Um* (Josichtszttji^e, vom J. 1790 vorgelegt wird,
/.it*lii. YHV nrntiiiiniui)^ Koiiu'K (lORichts winkeis die Horizontale »vom
(l««l)itr};un^o y.uiii unlorston Thi'il dor Nase«. Kr nimmt es mit die-
HiMi rmikltMi niolit sohr jronaii, in seinen Profilbildern geht die
Luiio nuMrt vom obcrn Hando iloa Ohrloclis aus, zuweilen schneidet
Hill dHi Ohrlooh, vnrn \*v\\i sio meist zum vordem Nasenstachel, wie
Hic% tutrli Moitiui v.'whl, und nur ausi>iihmsweise zum Nasengrund.
Kr lindit oinon InttM-srhird in der Haltung dos Kopfes zwischen
dorn Ktdiuukkon und dorn No^or, abor sein Kalmukk ist auch ein
NoNjor! Kii'bti^ luMuorkt or, dass» beim Orangutan der Kopf nach
xv^ru sinko, wod dor riitt'rstüti*un»rsi>unkt mobr nach liintt-n liege.
Kalsob i>i Tii'ii;o IJohauptunsr «bor» dass dor Kopf dos Negers hinter-
wÄrt^i sinko, \vo\l da* liir.tovhaupt das sohwersto <oi. Trtfiend be-
mork( or abor \oui Kurvpäor, dass soiu Haupc im Gleichgewicht
bloibo wud \iio stou'ojto lUltui.iX babo. Ks sir.d etwa 1-4 verschie-
xlouo Mori^vM^ialou \v»r>iA'sohlj«gon. K. Owen und Gosse betrachten
.vU *\*\iio dio l'rt#i,<, Äuf dor dor Sohäd-M ».hi^e UrtorkieiVr ^^teht,
Moi»s«or l.;^^t dio Kb«ro do5 Ko::::tr«:". nMarv.urj. als so'oiie z-.I'en-
l . w 0 A o u li vi l * II tv o u 1 1 0 r »: '..-i u W r , v? 4ss d .e K :ol: :u v ^r de s J ochboyens
ihr ov.tsoivoSo. Iho io. Gottii'^oii 1><>1 Vi'r:fii-r:v.o::;:i A-j:.:rov: lesen
:wh iwoii *v l O.Ol'. V o v*o \' " a^: v\ \ o v l^ a ,* r ' s ^ ". s \\ ^r\ .'O r : aU* e:n<? Licie
dl i\ d •. 0 o. 0 u\ o bo ! '.'. K Ä V do o. OS J 0 0 V. bo ^^ : s 0 r TSV r icl: : , :d £ r iu.- h die.
woio^.o \\*i».s Vv.tä:*^ do» obo~v. cxiro.i's A-.s Jcclco-^^"« zioh dem
Viti » 1 .. ■ "T" ■■
.• v> > \ > « -■ ^ »Als —V ..• ki.> .... ^-.s7 L>- V. . * <. . _^_ ■.•r£^Zl
<• «A« . « ■■ \« « ■ ^. k\ .« . s«^ <•. « 9 k i« - •« ..- <• • •'•^ •.«... ^i^.. k.-i.-.^ «>. UV - '
••' . »> ^
sX\" ',i •• .o?"'\i -y: >«<*o -v-.A* *^ .: * V :.:.*: ■;:»: ^r*;<:~:ji :ir M~.::i i«;»
» », ... . » «,
..■».■■.■.i'i.'«4 ■■■■•i* •• • •■► •»-..•.■■•7» <■■■;.••».■«"■ <■•.*.?•.•.-• ^•►:r»»j '^et
>;«• '.'■■•"*tH»* *■* ..~., ... . « i'- t~"»i »»j > " «•..., - .. ^ t* •.. •*_
>*iw.*v:^ :ro —. c.* v ".•■.•.■" jji- .i\- ■; :«. r *_.:•: ^-i ".ri:'..:! :■. ia:en.
'♦x'.v; ^c • .'l» ior ^k';-.' i-.*s ."''i-ivr-'s : .•« :*':.t': \ ;:cm! ' .:"ou."*^i;:de
itvi.\ v.-^r ro :;i:..icJ .:-..■•. C'jvt.^ ■. S:i:.t.:e. st.!i;! »CA^ir:». «e
Si-v.i -..ic-! -^ .i'^-*:. -•■ >t- :--.:-.-j.:.-.ilt» s^ j.:-^ .itr ^•^.■s«%:2 V.fi;n
i::t; ".Vi- \ AT*, v.r y-'ä.«.:*. *'i.i:: »-i;:.! -ri:'v.j .:•.(. ,** ■.•.!; O-c?- -'iis ^m
.r^v;\"!i.c-. jctjr sc-.iis;;*?. '.:ti i:v s,- .r:0.\U ;„v. *V .-.^i.. :u n-j^s^^r.
jökc«.:: ^r%tti ::«ca '?.ra ^rrv'üL;:« sc.
Die Sache verbält sich so, ä&sa es gar keine allgemein gültige
HorizontalQ giebt. Ecker sprach sich schon 1871 dabin &ns, dass
der Negi^rachädel nach vorn betvächtHch mehr gesenkt ist, als der
enropäiacbe. Wenn der Neger ihn aber auf dem Atlas in das
Gleichgewicht eii bringen sucht, so miiss er daa CüeBieht mehr heben
als der Europäer. Wenn man Schädel verschiedener Rasaen oder
auch vergchiBdenen Alters in der Profilanaicht gerade stellt und
daiu den Scheitelhogei), die Zahnlinie und vor allem die Richtaog
der Orbita heuatzt, so zeigt sich, dasa eine von der Mitte desOhr-
lochs gezogene Horizontale dag GeBichtaproftl an verschiedenen Punk-
ten schneidet. Die Beobachtung C. von Baer's an Lebenden, dasa
die genannte Horizontale das untere Dritttheii der Nase abschneide,
ist für die meisten europäischen Sobädel zutreffend, bei rohen Ras-
sen aber geht diese Linie zum Nasetigrund oder »och tiefer.
Ich glaube, daas die Npgerbilder in Damman's Atlas, die Ecker als
unnatürlich nach oben gevtendet tadelt, die natürliche Haltung des
Kopfes bei dieser Raaae wiedergeben. Der Redner zeigt an Photo-
graphieen eines sechsjährigen Kindes, einer lOOjährigeji Frau, eines
prognalben Negers, eines Mikroeephalen und des Orangutan, sowie
an den Schädel bildein des Carus'sebon Atlas der Cranioscopie, wie
die Horizontale wechselt and wie sie abhängt von der verscbiedeneu
Bekstnng des Schädels durch das Kil- fergerüste und die mehr oder
weniger entwickelte Stirne und von der Stellung dea Hinterhaupt-
loches, welches hei uiedern Rassen mehr nach hinten liegt. Läaat
man den Schädel auf eintm in das Hinterhauptloch eingeführten
dünnen Stabe ko schweben, dass dieser zwischen den Gelenkflächon
g&az frei in deren Mitte steht, so ahmt man seine Gleichgewicbis-
lage auf dem Atlas nach. Schwebt so der Schädel des Kindes, ao
trifft die Horizontale den Nasengrund, bei der Greisin schneidet sie
daa obere Dritttheii der Nasenoffuung ab, beim Neger trifft sie die Mitte
deBOberkioforfortsatzes, beim Orangutangacbädel trifft man keine Stelle
am Scheitelgewölbe, um ihn in die Schwebe zu bringen. Immer
■wird er nach vorn hinabgezogen. Doch musa man sich hüten, die
für den leeren Schädel gefundene Gleicbgewichtalinic ohne Weiteres
auf den lebenden mit Hirn und Blut angefüllten Kopf zu übertragen.
Welchen Einfluss das Streben, den Kopf im Gleichgewicht zu tragen,
auf seine Haltung hat, aieht man an den Frauen, die wegen der
schweren Haarflechten, die den Kopf hinten belasten, ihn melirnach
vorn gesenkt tragen als die Männer.
Generalarzt Dr. Mohnike tbeilte mit, das», in ähnlicher
Weise wie Mitglieder der Saurieifamile der Geokoniden oder
Ascalabotiden an ihren Fusssoblen eine eigenthümliche Vorrich-
tnug beaassecL, mittels welcher sie sich nicht nur an glatten perpeo-
dioularen Mauerflächen, sondern sogar anch, mit senkrecht herab-
112 Sitznngsberiehte
hangendem Körper an den Plafonds von Zimmern fortbewegen
könnten^ auch mehrere Säugethierarten durch eine eigenthümliche Bil-
dung ihrer Fusssohlen befähigt wären, zwischen letzteren und der
von ihnen begangenen Fläche einen luftleeren Kaum darzustellen,
wodurch es ihnen möglich wird, kraft des atmosphärischen Druckes
ihre sie nach unten ziehende Eörperschwere zu überwinden und an
glatten Baumstämmen, senkrechten Felsplatten u. s. w. hinaufzulaufen.
Herr M. bezeichnet als mit dieser besonderen Organisation ihrer
Plantae pedum versehen, einige Affenarten der alten Welt wie t/wwwwssjpg-
ciostts in Japan, J. ecaudatus in der Bcrberei und auf den Felsen
von Gibraltar und Cercopithecus cynomolgus auf den ostiudischen
Inseln. Er erwähnt hiebei, dass Schwein furth in seinem Reise-
werke ^im Herzen von Afrika" — B. I. 5. 419—20 — ganz dasselbe
bei einer nioht näher bestimmten afrikanischen Art von Hy^rax —
Klippschliefei — wahrgenommen habe. Herr M. behält sich vor,
auf diesen Gegenstand an einem andern Orte ausführlicher zurück-
zukommen.
Prof. vom Hath hielt folgenden Vortrag über das Krystall-
system desCyanit, unsere Kenntniss von der Krystallform des
Cyanit war bisher eine nur sehr unvollständige, da die bis jetzt be-
obachteten Krystalle keine Zuspitzungsflächen darboten, auf Grund
welcher das Verhältniss der Verticalaxe zu den in der Basis liegenden
Axen hätte bestimmt werden können. Die Untersuchung eines kleinen
von zahlreichen glänzenden Zuspitzungsflächen begrenzten Krystalls
vom Greiner in Tyrol (aus der früher Krantz'schen Sammlung)
gestattet mir, die angedeutete Lücke in unserer Kenntniss des
merkwürdigen Minerals auszufüllen. Bei einer Durchmusterung loser
Krystalle von Ghironico (Monte Campione) im Kanton Tessin be-
obachtete ich feine eingeschaltete Lamellen, welche sich als eine
beim Cyanit bis jetzt unbekannte Zwillingsverwachsung enthüllten.
Unsere krystallographischen Kenntnisse des Cyanit beruhen
auf den von Phillips ausgeführten Messungen, deren Werthe in
allen bisherigen Darstellungen sich unverändert wiederfinden. Diese
Messungen stimmen unter sich nicht zum besten überein, wie man
aus der von Des Cloizeaux gegebenen Winkeltabelle ersieht,
welche zwischen den berechneten und den gemessenen Werthen
Abweichungen von 0^25', 0''41', ja sogar von mehr als 1*^ aufweist.
Einige sehr wichtige Bemerkungen über den Cyanit finden sich in G.
Rose'snKrystallochemischem Mineralsystem" (1852)8.78.79. Er macht
zunächst darauf aufmerksam, dass unter Annahme dreier Messungen
von Phillips (m:t= 107^ 15'. p:m= 100° 50'. p: t = 93n50 der
ebene Winkel auf der meist ausgedehntesten Fläche m, welchen die
Kante p : m zu m : t bildet, annähernd ein Rechter, nämlich 90^ 15'
ist. »Ich lasse es dahin gestellt, sagt G. Kose, ob die ebenen
lipa, in welcher
1. Twin-faca m (di
le of the
sich a.ach Ery9tall(
Winkel auf m in der That reohte Wiabel Bind, und habe die Kry-
Btalle einstweilen uoch ein- und eingliederi^ genommen.. Rose
faeobaclitete ausser dem van Mobs bereits richtig definirten Zwillings-
gesetze iDrebungsaxe die Norraale zu mi noch ein zweites, häufiger
TOrkommendes, bei welchem die Kante m : p als Drebungsaxe fungirt.
In demselben Jahre wie Hose's »Mioeralayateio' erschien die durch
3 und Milier gäozlieb umgearbeitete Mineralogy yon Pbil-
mnäehat zwei Zwillingsgesetz e bestimmt werden.
( bereits durch Mohs definirte Gesetz). 2, Twin-
^onemt. Es wird daan hinzugefügt: lEs finden
welche mit der Fläota m in der Weise ver-
bunden sind, dass die Flächen p und die Axen der Zonen m t beider
Individuen parallel sind und die Flächen t einen einspringenden
Winkel bilden. < Diese Gruppirung entspricht genau dem von
richtig bezeicbnetea Gesetze n^'^il'ii'gsBxe parallel der
Kante p m''. — Des Cloizeaux unterscheidet in seinem „Manuel"
klar und bestimmt jene drei Verwachsucgen, welche das GemeinBame
haben, dasa m Verbindurigs ebene ist Indeta Des Cloizeaax von
1 Phillips 'sehen Messungen ausgeht, anerkennt er nicht den. von
G. Rose frageweise betonten rechten ebenen Winkel auf m. Er
bebt demnach ausdrücklich hervor, dass bei zweien der von ihm
aufgeführten Zwillingsverwacbsungen die Flächen m sich nicht mit
parallelen Kanten berührten, vielmehr entweder die Kanten m p
oder m t einen Winkel von 0" 30' mit einander bilden, d. h. den
doppelten Werth der Abweichung vom rechten Winkel, welche für
den ebenen Winkel auf m aus den Phillips'schen Messungen
folgt. Da meinen nlsbald mitzutheil enden Ermittlungen zufolge
' ebene Winkel auf m als ein rechter betrachtet werden darf
jedenfalls eine etwaige Abweichung nicht nachweisbar Ist), so er-
t sich, dass bei sämmtljchen Verwachsungen in Bede sowohl die
Kanten m : t als auch m ; p der Zwillingsindividuen entweder voll«
. parallel sind, oder wenigstens nur in einem nicht nach-
!n Grade divergiren. — Ueber das optische Verhalten des
Cyanit verdaaken wir Hrn. Des Cloizeaux treffliche Beobachtungen
(s. such Roaenbusch „Mikroskopische Physlographie S. 345 — S4B),
L deren Ergebnissen hier nur hervorgehoben werden möge, dass
eine Biscctrix fast genau senkrecht zur Fläche m steht und
demiafolge die Zwillinge, deren Zwillinga ebene m, Axe die Normale
, auf optischem Wege von einfachen Krystallen nicht zu unter-
scheiden sind.
Der kleine Kryatall vom Greiner, aufgewachsen in einem
dmsenäbnlicben Raum eines aus Cyanit und Quarz bestehenden
Aggregats, besitzt eine Lange von 2 mm, bei einer gröasten Breite
ran \ mm nnd einer Dicke von etwas weniger ala '/* '"'"- ^'^
BlUangsber. i. uiederrbeln. OsiellioJi. In Bann, 1B18. S
114 SitKUDgsberiohie
Fig. 1 itellt denselben in gerader Protection in etwa 90 facher Ver-
gröBserung dar.
m.
X
-r
^
m
Die Entzifferung und Messung eines so ausserordentlich kleinen
Krystalls, dessen ^Zuspitzungsflächen dem blossen Auge nur bei
günstigem Reflex noch als leuchtende Punkte erscheinen, war mit
'um so grösserer Schwierigkeit verbunden, da zugleich die Natur
des Erystalls, ob einfac'hi ob zwillingsverwachsen und zwar nach
welchem der drei obigen Gesetze? entziffert werden musste. Gewisse
merkwürdige Eigenthümlichkeiten des Cyanitsystems (fast vollkommene
Identität der Kanten o:m' und q:m, sowie eine Annäherung der
Winkel v:m und z:m' unter einander und an einen Rechten) erschwer-
ten die Lösung der Frage sehr. Erst nach mehrwöchentlicher Unter-
suchung und vielem Nachsinnen gelang die Entscheidung der schwie-
rigen Frage, ob die beiden Hälften des Krystalls als Zwillingsindivi-
duen aufzufassen oder ob sie — nur durch eine äusserst dünne Zwil-
lingslamelle gefrennte — Theile Eines Individ seien. Bei der Klein-
heit der, wenn auch sehr glänzenden Flächen und der dadurch beding-
ten schwachen Reflezbilder musste die Messung, um überhaupt am
Fernrohrgoniometer ausgeführt zu werden, im verdunkelten Zimmer
geschehen. Eine gewisse Ungenauigkeit der Messung resultirte hier-
bei daraus, dass das Fadenkreuz nicht zu erkennen war; oder an-
dererseits der schwache Flächenreflex erlosch, wenn die zerstreute
Helligkeit erlaubte, die Fäden wahrzunehmen. Trotz der angedeuteten
Schwierigkeiten liegt die Fehlergrenze der Fundamentalwinkel gewiss
innerhalb +. 5'. Die Figur 2 stellt ein einzelnes Individ unseres
Zwillings dar. Die Flächen m, t, e, i, k und p waren bereits be-
kannt, alle andern sind neu.
TU
Zunächst wurde die Untersuchung gerichtet auf den ebenen
Winkel, welchen die Kanten p:m und i:m (resp. e:m) bilden.
Zu dem Zwecke wurden gemessen die Kanten m' : p = 79° 0';
p:i' = 80® 59'; m': i' = 145*^ 3'. Aus diesen Werthen ergiebt sich
der ebene Winkel auf m', anliegend der Kante i' = 90° 4'. Dass
diese Abweichung vom rechten Winkel innerhalb der Beobachtungs-
fehler liegt, wird dadurch bewiesen, dass andere kombinirte Messungen
(m*:!; x:i'; m'; i') jenen ebenen Winkel eben Boviel kleiner wie
90° ergabsD , als jene oben aDgeführten Messungen ihn groaser er-
Boheinen liessen. Diese Beeilt w in kligkeit wird in mehr direkter
Weise durch die Zonen bewiesen, in denen die Flächen beider Indi-
viduen unseres Zwillings liegen. In der That fallen die Flächen
m, X, p; i:xa in eine Zone. Da der vorliegenden Verwaehsung
bIb ZwillingsBxe die Verticale (Kante m : t) zu Grunde liegt, ao kann
jene TautoKonalität nur bestehen, wenn der ebene Winkel auf m
ein rechter ist. Unter Voran aaetzuug diesea Winkels {n, Winkel der
Äsen b und c) bedürfen wir zur Ermittlung des Cyanitsyatems nicht
5 MesBungen, wie bei andern trikliuen Systemen, sondern nur 4,
Als die am meisten Vertrauen erweckenden Messungen wurden die
folgenden (wenugleich sie iUr die Rechnung ziemlieh unbequem waren)
der Ermittlung der Axenelemente zu Grunde gelegt:
m':i = 145" 35'; m' ;s = 121" 58'; x:r = 150"26'; i'r r = 137» 20*.
Unter dar Voraussetzung, dasa m Makropinakoid, i eine Pris-
menfläche, X ein Hemidoma, r eine Tetartopyramide ist, berecfanmi
flieh folgende Elemente :
a (braohydiag.) ; b (makrodiag.) ; c (vertic. Ase) ^
= 0-9164: 1;0 70996.
a = ilO°0'; ^ = 100M8'Vi; j- = 106' 23"/4.
A = 93" 13"/, ; B = 101" 16"/, ; C = 106" 40'Vä.
, c ist der von den Axen b und c ein geschlossene Winkel.
A ist der der Axe a anliegende körperliche Winkel u. e. w.
Alle Winkel gelten für den rechten obern, vordem Oktanten.
Die beobachteten und (mit Ausnahme von f, welchefl an KryetalloD
von Ghironico sich findet) in die Figg. eingetragenen Flächen
Bind die folgenden ;
m.-=(a:a> b:(D c), oopcc . t=(oo B:b:oo a),co ? ai. p=( i» a: o^h : c).0 P
i={a:b;anc),wP'. k = (a:b': o^O), co'P. e=(Vsa:b: ooo),aoP'a
B={a:'/,b';a. c), ai'P2. s=(a': o.b:c)„P, oo . l=('/.a': ocb' '/.c),'/j,P,cd
q=(ooa:b:o), ,P'co. v=(a;a:b':e),'P,ffl. f={coa:'/il>':e), 2'? B,
o=(a' : b : c), ,P. r=(a' ; b' : c), P,. z=la' :■/»!>: '/«"). ,^2.
w={'/ia':b:c),3,P2. u=(V,a';'/äb;c),2,P. y=(a' : '/, b : c), 2 ,f 2.
Aus den Axonelementen wurdi
= 101° 16"/» 1
= 106 40'/, 1
1 folgende Winkel berechnet;
:f =
: 142 53
122 19
z = 143 6
o = 134 6
: w= 115 8Va
: 112« 48'
116 SitnmgrBberiohte
m': u = 120 28 p : i = 99 17
m': y = 96 30V, p : t = 93 13Vj
m : f = 97 26 P : P = 157» 27'
p : X = 136 45Va q :j^ == 160 45Va
z : v^= 179 20V2.
Mit diesen berechneten Winkeln zeigen die gemessenen eine
befriedigende üebereinstimmung.
Das System des Cyanit bietet offenbar ein nicht geringes
theoretisches Interesse dar, — vor allem durch einen rechten
ebenen Winkel der Axen. Für diesen speciellen Fall ist bisher
nur noch ein zweites Beispiel bekannt, gleichfalls durch Zwillings-
bildang bewiesen, bei dem Andesin, einer intermediären Feldspath-
species. Ein ferneres Interesse bietet der Cyanit dar durch die
Zone m : q : z : o. m : z beträgt nämlich genau 90^ und m : q ist
ÜEkst genau gleich m' : 0. Desgleichen ist auch m' : v sehr nahe 90^.
Die Flächen v und z fallen an unserem Erystall zufolge der Zwil-
lingsbildung ungefähr in ein gleiches Niveau. Diese Winkelwerthe
fordern zur Untersuchung der Frage auf, ob es möglich sei, den
Cyanit auf rhombische Axenelemente zu beziehen (vergl. Groth's
Zeitschrift f. Kryst, Bd. III., Heft 1),
Indem ich an einem Cyanit von Ghironico die an demselben
dargestellte Spaltungsfläche parallel t genauer betrachtete, bemerkte
ich feine Streifen, welche vollkommen das Ansehen von Zwillings-
lamellen besitzen. Ihr Gesetz ist „Zwillingsebene die Basis". Die
auf der Fläche t entstehenden aus- resp. einspringenden Zwillings-
kanten betragen 173° 33', was sehr nahe mit der Beobachtung über-
einstimmt. Diese Lamellen setzen zuweilen durch die ganze Breite des
Krystalls hindurch, zuweilen enden sie indess auch mitten im Krystall.
Wenn die Cyanite hinlänglich durchsichtig sind, so verrathen sich
die angedeuteten Lamellen durch einen sehr lebhaften Lichtreflex,
welcher aus den Krystallen hervortritt, wenn man auf ihre Basis
blickt. — Nicht mit gleicher Sicherheit wie diese parallel der Basis
eingeschalteten Zwillingslamellen gelang es, eine zweite Art von
Lamellen zu entziffern , welche mit jenen in einem eigenthümlichen
Connexe stehen. Von jenen Linien beginnend, in denen die La-
mellen 1. Art mit den m-Flächen sich berühren, setzen die Blätter
der 2. Art ein, indem sie eine entgegengesetzte Neigung besitzen.
Diese letztere Art von Zwillingslamellen liegt gleichfalls in der Zone
m:p und zwar annähernd parallel einem Hemidoma (Vs a' : 00 b : Ve c)»
Prof. vom Ra th legte dann eine dem Museum zu Stuttgart ange-
hörige, durch die Güte des Prof. Fr aas dem Vortragenden anver-
traute Silberstufe von Kongsberg vor. Dieselbe stellt eine
Zwillingsplatte von stemförm igem Bau dar und erinnert in hohem
Qrade au die früher besprochene Goldplatte tod Vöröapatak aus der
ehemaligen Kranta'schen SammluD^. Die Platte hat «ine grösste
ÄuBdelinuiig von 74 mm, bei einer Breite von 38 mm, die Dicke
nur Vi ^^- ^'^ Aggregation der atrablenförmigen Erystalle'lemeote
oder die Richtung der Strahlen iat parallel den Diagonalen der-
jenigen Oktnederfläohe, welche als Zwillingsfiache fnngirt, genau wie
ea hei der Goldplatte stattfindet. Während nun die Tektonik eina
gleiche, bo ist die Form der Elementarkryst^Ie, welche innig an
eioaDder ichliessend, die Platte konatituiren, eine ganz verschiedene.
Bei dem Golde fanden wir den Mitte Ikryat all zwischen Oktagder
und Würfel nebst dem Dodekaeder; die Elemente der SilherpUtte
sind hingegen voni 'Ikositetraeder 303 begrenzt, tu welchem nur
eine einzige Oktaederfläche, jene, welche der Zwillingsebene pa-
rallel ist, hinzutritt. Manche Eigeathümliohkeiten dea schönen Oe-
hÜdea lassen sieh ohne Fi^. nicht wohl zur Anschauung bringen,
ea sei daher gestattet, in Bezug auf die genaueren Details auf
Grotha Zeitachr. f. Kryst., Bd. IH., Heft l,
Fltysfballsctae Sectioii.
Sitzung vom 15. Juli.
Voraitzender Prof, Troachel.
Anwesend 18 Mitglieder.
Dr. Garlt legte mehrere neue Schriften zur Ansicht vor,
die sieh theile auf das Vorkommen von Steinkohle nnd Eisen be-
sonders in Nordamerika, theils auf die Geologie Skandinaviens
bezogen. Die Eohlon- und EiBenerz-Lageratätten Nord-
amerika's von Hanns Hpfer bilden das XXIII. Heft des Berichtes
der österreichischen Cnmmisaion über die Ausstellung in Philadelphia.
Dasaelbe giebt in überaiclitlicher Weise mit 7 Karten und einem
Beitrage von E. Poaepny einen Ueberbliofc Über den Beichthura der
Vereinigten Staaten an beiden Fossilien, wobei der Bedeutung dar
Anthraxitkohle und des Magneteisensteins besonders 2U gedenken
iat, sowie des Dmatandes, dasa die meiateu Erze Phosphor enthalten,
aber arm an Mangan aind. Dia Schrift von Richard Akermann,
Om Jernliandteringen i Nordamerikas förenta Stater, ist eina
ausführliche Darstellung des Eiaenhüttenwesens und der Bessemsr
Stahlfabrikation mit 14 Blättei'n, Karton. Zeichnungen und statisti-
Bohen Tafeln von grossem Werthe, Endlich das Buch von Job.
Pechar, Kohie und Eisen in allen Ländern der Erde, -Berlin
1876, ist in 3 Sprachen erBchienen und giebt einen allgemeinen
statistischen Ueberhliek, der nach den besten Quollen mit ausser-
ordentlichem Fleisse zusnmmeugea teilt ist und die Ursachen der Zu-
und Aboahme der Producticn in den eioxelnen Ländern erläutert.
Unter den auf Skandinavien bezüglichen Schrift«D ist luerat eine
KbiungsbericHe
Arbeit von A. El. Idmebohm, Om SrerigeB vigtigare Diabas - ooh
Oabbro - Artsr, zn nencen, die eine sehr Tallatändige mikroBkopitdi»
□uneralogiBche üoteriuchaiig der Bohwedisohen Grünsteine entUUt
and sie in 2 grosae Gruppen, des IHabaa nnd Gabbro, jede mit vielen
Varietätee, eiutheilt, je nach der veraohicdenen minerBtogiacben Za-
sammeu Setzung. Die zweite Arbeit von Bans Reaach, Gruud-
Qeldet i aoeodre Soeedemoer og en del of NordQord, giebt ein«
geologiaohe Daratellaeg der Gegend nördlich vom Sognefjord in Noi^
wegen iat und von besonderem InteresBe durch das Vorkommen von
diakordanter Lagerang in kryatallinischem Bohiefer, von Oliveofela ,
in demaelben, und von Eklogitm&aaen im Geeiegranit. Endlich eine
Bohrift von ProfesBor TL Kjerulf, Om stratifikiLtioneiia apor, ent-
halt lahlreicbe Beiapiele von geaohiobteteu Gesteinen, die in Berfih-
ning mit eruptiven MaBseugesteinen metamorphiairt aind. So
Alannschiefer in Chiastolitscbiefer mit noab erhaltenen Graptolithen,
Silnrkalk in Marmor mit Versteinemngen und Vesuviankrj^tallen in
den Höhlungen, und auch mit Skapotitkryatallen, die ein Produkt
der Umwandlung sind. Ferner wird an Schiefern das socundare
Auftreten der Schieferung and der Erzad^rn, ganz abweichend von
ilirer Schichtung erläutert.
Prof. Mohr bemerkte, dasa ihn die eben vorgetragenen That-
eachen in seiner Ansicht beatärken mnaaten, daaa alle krystalliniacban
Silioatgeeteine nur durch nasse Metamorphose auf dieselbe Unter-
laute, Thonechiefer oder fijtlk, entstanden seien, und führte diesen
SatE dea Weitem ana.
A. Lindenmnth aprach über Farbenver&nderüng der
L&abblltter, insbea. die aog. Panaehure, die Weissfleckigkeit oder
Albieatio, deren apontanea Auftreten er an einer grösseren Zahl von
Pflanzen in dem Veranohagarten der landw. Akademie in Foppelsdorf
beobachtet hat. Die Natur der Albteatio sowie die üraache ihrer
Eatatehung ist zur Zeit noob nnbekannt. Der Yortragende erörtert
die zum TheU bisher äberaehenen , änsserlich wahrnehmbaren
Yerindernngen, die «ine Folge dieses Znstandea sind, wie t. B. Ter«
kfirtung der Achse, Terkleinemng der Blattspreite und Abänderung
dar Biattform; er ist geneigt, äw Aßncaüo als eine durch unbekannte
Hmere Vorgänge bedingte Anomalie nnd als einen krankhaften Pro-
MBB an&afassen, der oft nnr von localer Art nud mit Rücksicht anf
die Indiridualität der ergriffenen Pflanze keineswegs immer als ein
allgemeinM, den ganien Organismas Bobwächendea Kranksein sich
erwaüt, in vielen Fällen aber die Lebensdauer der afScirten Indi-
vidnaa naahveialieh vei^firzt — diese gleichzeitig mit Hülfe beecblea-
iBgtar Yegetatiaii ihrem £!nditelfl, der BIflten- nnd Fruchtbildnng,
■ntgegenllUiraid — md in MÖtKn Hanmnm, der völligen Eot-
fftTbung, vor Erreichung der Fructification, den Tod herbeif&hrt.
Die Älbicatio kann durch ImpfuDg auf grünblätterigB Individuen
übertragSD werden; es können aber nach den AiiBführnngea dea Vor-
trageaden derartig inficirte, angesteckte Pflanzen nicht als auf
UDgeschtechllicbem Wege entstandena basterdo angesehea werden.
SchliesBlicb legte Geb. Ratb Fabriciui
IchreibuDg des Bergreviera Wetzlar, Bonn 1878,
diese Schrift eingehend.
Medizinische Sectlon.
Sitzung vom 22. Juli.
Eiemann'B B»-
'or und besprach
Vorsitzender Prof. Leydig.
Anwesend 13 Mitglieder,
in Bonn wird zum ordentlichen Mitglied aufge-
Dr. MoritzNussbaujn spricbt über dieDiffereniirung
der GeBcblecbter. Die Resultate seiner an den Embryonen und
weiteren Entwickelungaformen der Teleostier nnd Batrechier ange-
stellten Unters nchun gen, die demnöchat ausführlich an einem anderen
Orte roitgetbeilt werden sollen, faset er in folgende Sätze zusammen.
1) Hoden und Eieretock geben ana derselben Anlage, einer be-
schrankten Anzahl von Geschlecbtsz eilen, durch einen compliciiten
Theilungsproceas hervor.
2) Das Follikel epithel dea Eies und die Zellen der von la Va-
lette BOgenannten FoUikelhant entstehen durch Abspaltung vom Urei
resp. der UrBamenzelle.
3) Hoden und Eierstock sind insoweit von einander verschieden,
ala beim Hoden viele S ildungs Zelle n (Spermatogonien v. laValette)
in einer gemeinschaftlichen bindegewebigen Hülle, Ampulle, Hoden-
oanalchen vereinigt bleiben; beim Eierstock dagegen jede Geachlecbts-
zelle (Ei) mit ihrem Follikelepitbel durch eine bindegewebige Hülle
(FoUikelhaut) von den benachbarten getrennt wird.
4) Das Ei vergröBsert sich durch Wach ath um ; es spricht Vieles
daftir. dass auch die Follikelepithelzellen hierbei betheiligt sind
(Waldeyer). Die Spermatogonie theilt sich und producirt bei diesem
Theilungaprocess ausser den die äamenkorper liefernden auch die zur
Cystenmembran zusammeutretenden Zellen (v. la Valette!.
5) Homolog sind demgemäss Ei und Spermatogonie (v. la Va-
lette); Follikelepithel und die FoUikelhaut. Besondere Bildungen
sind fQr das Ei die FoUikelhaut; Tür die Spermatocyste die Cysten-
membran; wobei jedoch nicht unerwähnt bleiben soll, dass auch die
durch v. la Valette uaohgewieeene Cystenmembran noch diesem
SiUungBlM richte
Äator dieselba Art dev EntstehuDg hat aJa die Folläelbaat dar ',
Spermatoganie und das Follikelepithel des Eies.
Gibt man dem 3. Satze eine andere FasBung, so wird nun
BBgen körnten: die DifTerenzirang der Gesehleabter tritt mit dom Mo-
ment ein, wo die Geschlechtszellen jede von ihrer epithelialen Hülle
nmUeidet zu vielen vereint in einer gemeinsobaftüehen bindegewe-
Itigen Kapsel liegen. Der Hoden entsteht durch Grappirang der
tilH^en Elemente (Spermategonie mit FoUikelhant) an der Wonfl*^
dsf bindegewebigen Kapsel — Bildung der Ampallen tiad der ge-
wundenen Hodencanäle — ; die ÄuBfährungsgänge nehmen von der tlr-
(dere ihren Ursprung (Waldeyer, Goette, Semper, Braun).
Der Eierstock bildet weh durch Äbachnürung (Pflüger) jedei
7<:^'' eiaKelnen Elementes (Ei mit Follikelepithel), indem durch Wucherung
tt'. ' der bindegewebigen Kapsel die FoUikelhaut des Biea gebildet wird.
(^',. Dass in der Natur überall auf einen weiblichen Keim viele männliche
&!; kommen, wird histologiscfa erläutert durch das Eigenwacbsthum der
hs- weiblichen Geschlechtszelle und die Theilung der männlichen, die
a^./;. ~ bis EU einem gewissen Stadium beide gleich gewesen waren.
f^'- Dr. Herta spricht über Delirium acutum idiopatianmi
^ entstanden durch Yerengernng der lÄcher im Schädel, durch welche
'^-f die Venen passiren.
' Dr. Bocks spricht Über den weiteren Verlauf der bereits
froher mitgetheUten Totalexstirpation des üteras.
AUsentClne Sitzung vom S. AnguRt.
Torsitzender Prof. Leydig.
■ Anwesend 21 Mitglieder.
Prof. Koester hielt einen Vortrag über Cellnloid. Die
Cellnlose, der Hauptbestandtheil der Membran aller Pflanzenzellen,
von der Natur selbst schon in einer unendlichen Eeihe von Modi-
ficationen geformt und geataltet, wurde bis in die neuere Zeit
technisch wesentlich doch nur auf mechanischem Wege ver-
erbeitet (z. B. Holzprodukte, Leinen, Baumwolle, Papier a. s. w.).
Die chemiechen Metamorphosen, welche die Cetlulose eingehen kann,
nnd erst spät bekannt geworden. So entsteht durch Eintauchen
der sn Papier verarbeiteten Cellnlose in Schwefelsäure das künstliche
Pergamentpapier, dnrch Tränken des Papiers oder besser der Baum-
woUe mit Schwefelsfture und Salpetersänre je nach der Behandlungs-
art die tn Aether lAsUehe CoUodinmwolle oder die in Aether nn- .
lösliche SohiewbaamwoBo.
Glekbfalla darch Behandlung der CellaloBS mit Schwefel- und
SftlpeterBäure kaim man Sutietanzen erhatten, die, gepresHt uod ge-
trooknet, eine sehr feste Consietenz und Widerstandskraft gegen
meahaniscbe und chemisc^he Eingriffe besitzen. Auf diese Weise
scheint der Engländer Parkes das nach ihm benannte Parkeain
dargestellt zu haben, dessen technische Verwerthung jedoch einge-
stellt wurde. Die Darstellung des neuerdings von England, aus ein-
geführten Xyionitea, aus Holzfaseratoff bereitet, beruht auf derselben
chemische D Grundlage.
Die voriüglichete Masse der Art erfand jedoch cach Jahre
langen Experimenten der Amerikaner Uyatt, die er Celluloid
nennt und die wegen ihrer ausgezeichneten Eigenschaften eine viel-
fache Verwendung findet und noch mehr ei'fahren wird.
Hyatt setzt breites Seidenpapier einem Regen von 5 Volum-
procont Schwefelsäure und 2 Tolumprocent Salpetersäure aus. Da-
durch wird die Callusoae knetbar weich. Sorgfältig ausgewaschen,
getrocknet und mit 4 pCt. Kampher Termischt wird das Gemenge
erwärmt und unter hohem Druck zusammengcpresst. Dies ist der
Bohstoff, Celluloid, der jetzt d&n Aussehen durchscheinenden, blau-
gelben BiifCelhorns hat, jedoch zäher und elastischer ftls dieses ist.
Wegen dieser Ach nlichkeit schlug ReuleaiiK fiirden Bcliwerf&lligen
Namen Celluloid den deutscheu Ausdruck : Zel 1 h o r n vor. Der
Stoff lässt sich durch Bleichen klären und nimmt fast jegliche Far-
benmischung an. So werden Stoffe fabricirt von dem Aussehen von
Bernstein, Schildpatt, Eorallen, Malachit, Lasur- und Speckstein,
Elfenbein u. a. Die Haupteigenschaften sind aber: 1) die grosse
Elasticität, die etwa 10 Mal grösser als die elastischer Hölser ist,
BO dasa die aus Celluloid dargestellten Gegenstände die Bezeichnung
«unzerbrechlich« in hohem Grade verdienen; 2) die Fähigkeit beim
Erwärmen auf 125° eine Weichheit anzunehmen, vermöge derer der
Stoff in jede Form einpreasbar ist (schon bei etwa 60 " wird er sehr
biegsam, bei 140 ° dagegen wird er trübe und spröde und zerfällt
bei 145 ") ; S) die enorme Besistenz gegen Säuren, nur concentrirte
Salpetersäure greift ihn an, Wasser und alkalische Lösungen lassen
ihn unverändert. Die einzige Untugend, dasa das Celluloid sehr
leicht und rasch fast ohne eine Spur von Asohe zurükzu lassen, ver-
brennt, beschränkt seine 'Verwertbbarkeit nur wenig. Explosibel
iat das Material jedoob nicht, wie man eine Zeitlang behauptet hat.
Vermöge dieser Eigenschaften lässt sich das Celluloid in der
mannichfachsten Weise verarbeiten und bereits sind auch einige
Fabriken mit der Herefellung von Celluloidwaaren in ausgedehntem
Maasse beschäftigt. Ausser einer Fabrik in New- York sind es rwei einer
deutschen Aoti enge Seilschaft gehörige Fabriken: die amerikaniiche
Gummi- und Celluloid- Waaren- Fabrik in Mannheim und die Com-
pagnie franco-emericaine de uaouUohouo dnrci et aonple zu St. Denis,
122 SitsangBberiohte
welche beide ihr Rohmaterial von der Compagnie francaise du Cel-
laloid zu Staines bei Paris fabriciren lassen.
Vor allem sind es zunächst eine grosse Reihe von Gegenstän-
den, die man bisher aus Hartgummi machte, welche jetzt aus Cellu-
loid gearbeitet Werden, namentlich also Kamm- und Bijouterie-
waaren, wie denn überhaupt das Hartgummi durch Celluloid grossen
Theils verdrängt werden wird. Eine ausgedehnte Yerwerthung hat
es schon medizinischer Seits gefunden, indem man jetzt die Gaumen-
platten und Eieferleisten für künstliche Gebisse daraus darstellt.
Sehr schön sind Platten jeglicher Färbung mit Metalleinlagen für
Etuis, Bücherdeckel u. dergl. Auch Billardkugeln, Messergriffe,
Hähne (selbst für starke Säuren verwendbar), kurz eine noch nicht
übersehbare Reihe von Gegenständen sind aus diesem Stoff zu fabri-
ciren. Und wegen der Säurebeständigkeit, auch wegen schlechter
Leitung der Wärme und Elektricität, wegen Mangel an Aufnahme
von Feuchtigkeit u. s. w. wird sich das Celluloid in vielfacher Weise
für Bestandtheile wissenschaftlicher und technischer Instrumente
eignen.
Der, Vortragende lässt eine grosse Reihe von Celluloidartikeln
verschiedenen Gebrauchs und Musterplättchen des Rohmaterials
circuliren.
Prof. vom Rath legte vor und besprach eine Reihe grosser
schöner Phosphoritstücke von der Insel Elein-Curagao in der
karaibischen See, ein Geschenk des Herrn Dr. L. Meyn in Uetersen,
an die hiesige mineralogische Sammlung. Das Phosphoritgestein
von Klein-Curagao ist vorherrschend conglomeratähnlich, die Farbe
braun in helleren und dunkleren Tönen. Es ist ein Conglomerat,
dessen Cement wesentlich gleicher Art ist, wie die verkitteten Bruch-
stücke. Zuweilen bietet sich statt des Couglomerats auch wohl eine
homogene Masse dar; nicht selten zeigt sich die schönste schalige
Bildung theils ebenflächig, theils sphärisch. Es ist dieselbe Aggre-
gation, welche für manche Blende-, Aragonit- etc. Vorkommnisse u. s. w.
so charakteristisch ist. In den conglomeratischen , sowie in den
derben Massen finden sich häufig Höhlungen, deren Wandungen mit
kleintraubigem Phosphorit bekleidet sind, eine Ausbildungsweise,
welche auch für viele nassauische Phosphorite charakteristisch ist.
Manche der vorliegenden Stücke haben ein für Phosphorit recht un-
gewöhnliches Anseheo, indem sie eine gewisse Aehnlichkeit mit dem
sogenannten gehackten Quarze besitzen. Auf schaligem oder derbem
Phosphorit ruht nämlich eine zellige, wie mit zahllosen Einschnitten
versehene Masse. Eine genauere Betrachtung lehrt, dass es sich
hier um lauter pseudomorphe Hohlformen oder UmhüUungspseudo-
morphosen handelt, deren Inneres entweder vollständig leer oder
nur mit skelettähnlichen, den Spalten und Hohlräumen des allmälig
der niederrheiniBohen Gesellsohafb in Bonn. 128
yersohwindenden Minerals entsprechenden Phosphoritpartien erf&Ut
ist. Um welches Mineral es sich hier handelt, darüber giebt ein
25 cm grosses Schanstücki welches eine 12 cm im Durchmesser
haltende Druse umschliesst, Kunde. Diese Druse umschliesst n&m-
lich dieselben rauhflächigen Hohlformen, welche in der Gesteins-
masse dicht zusammengedrängt und durchbrochen, daher zellen-
ähnlich erscheinen. Jene Formen besitzen die charakteristische
Linsengestalt des Gypses. Es liegt demnach hier eine bisher un-
bekannte Pseudomorphose von Phosphorit nach Gyps vor. Diese
DeutuDg steht auch im Einklänge mit dem Vorkommen des Gypses
auf mehreren Guanoinseln. So bildet auf Jaryis (unter dem Aequa-
tor, 160° westlich von Greenwich liegend), einer der peruanischen
Guanoinseln, Gyps, „theils krystallinisch und fest, theils weich und
breiartig'^ das Unterlagemde des Guano. Auf der Mao-Eean-Insel
ist gleichfalls das Guanolager von Gyps unterteuft und selbst von
Gyps durchdrungen (s. Dr. L. Meyn, „die natürlichen Phosphate
in ihrer Bedeutung für die Landwirthschaft^; Leipzig 1878). Die
erwähnten Pseudomorpbosen sind bis 4 cm gross, flachlinsenformig
und meist scharfrandig. Streifen und Furchen in der klinodiago-
nalen Ebene liegend, lassen die Zusammensetzung der Linsen aus
parallel verwachsenen Erystalltheilen , entsprechend dem Klino-
pinakoid, erkennen. Zuweilen tritt in den Hohlräumen des Phos-
phorit auch Kalkspath auf, theils derb, theils in kleinen spitzen
Skalenoedern auskrystallisirt. — Aus dem Schreiben, mit wel-
chem Dr. Meyn seine schätzenswerthe Sendung begleitet, mögen
folgende Bemerkungen hier eine Stelle finden. „Ein Dritttheil
der Insel Elein-Curagao besteht aus diesem Phosphorit, welcher
80 bis 90 pC. phosphorsanren Kalk enthält.' — Es ist offenbar eine
Eorallenbank, welche in Phosphat umgewandelt wurde, wie der Fels
von Sombrero, welcher aber jetzt untermeerisch gebrochen werden
muss, während bei Curagao ein hohes Steilufer frei von der Hand
abgebrochen wird. Der Gentner dieses Phosphats kostet, je nach
der Analyse, reichlich 8 M. Während bei Sombrero Knochenab-
lagerungen die Umwandlung bewirkt zu haben scheinen, ist hier
keine Spur davon, daher man wohl annehmen darf, dass ein ver-
schwundenes Guanolager (dessen lösliche Bestandtheile durch me-
teorisches Wasser dem unterliegenden Eorallenkalk zugeführt
wurden), die Umwandlung bewirkt habe. Ob die Ealkbildung eine
Eorallenbank der Gegenwart ist, oder tertiär oder cretacisch, ver-
mag ich noch nicht zu sagen. Einen schönen Pecten habe ich vor
kurzem gefunden, vielleicht gestattet die Auffindung anderer Petre«
fakte bald eine nähere Bestimmung dieser merkwürdigen Phosphorit-
lagerstätte.**
•
Prof, vom Bath legte femer vor unäL "Väbswääi ^«ij». "^^"^
124 SitzangBberiohte
;^
Kurzem erschienenen II. Band des Beport of the United States
Geological Exploration of the f ortieth Parallel, jenes
grossartigen Unternehmens, an dessen Spitze als Greologist-in-charge
Herr Glarence King steht. Der vorliegende Band, welcher mit einer
grossen Zahl von herrlichen, nach Photographien ausgeführten Litho-
graphien, Fels- und Landschaftsgehilde darstellend, geziert ist, ent-
hält die Descriptive Geology, bearbeitet während der Jahre 1867 —
1873 von den HH. Arnold Hague und S. F. Emmons. In dem diese
Abtheilung des Werks begleitenden Schreiben Gl. King's an den
Brigadier-General Humphreys heisst es von den genannten beiden
Geologen: „Die wissenschaftliche Schärfe ihrer langjährigen Arbeit
ist unverkennbar zwischen den Zeilen zu lesen, welche die Resultate
ihrer Untersuchungen zum Ausdruck bringen. Jetzt, da sie ihre
Hämmer niederlegen, bleibt mir nur übrig, meine aufrichtige Anerken-
nung der von ihnen während zehnjähriger Forschungen bewiesenen
Kraft und Ausdauer auszusprechen.^ Die Herren Emmons und Hague
theilen in ihrer Zuschrift mit, dass die Descriptive Geology in
5 Hauptabschnitte zerfalle, entsprechend den 5 Sectionen des diesen
Band begleitenden geologischen Atlas, welche von Ost nach Westsich
folgen. Die Autoren betonen, dass ihr Werk nicht den Anspruch %
derjenigen Genauigkeit erhebe, welche man von einer auf genaue
Karten gegründeten geologischen Aufnahme europäischer Gebiete
verlangen könne. Ihre Arbeit sei vielmehr eine geologische Reco-
gnoscirung in einem unbekannten und oft unbesuchten Gebiet, wo der
Geolog und der Topograph gleichzeitig arbeiten mussten, wo also
zuweilen unter Vernachlässigung der Einzelheiten nur die Hauptthat-
sachen der geologischen Beschaffenheit der betreffenden Landestheile
erforscht werden konnten. Eine jede der Kartensectionen umfasst
ein Rechteck von 167 Miles Länge (Ost-West) und 105 Miles Breite
(N-S). Die äusserste östliche Grenze der untersuchten Zone begreift
die Umgebung von Cheyenne (Wyoming), während die Virginia Range
nebst dem Pyramide Lake (Nevada) die westliche Grenze des Auf-
nahmegebiets bezeichnen. Die 5 Kapitel tragen wie auch die betreff. Sec-
tionen folgende Bezeichnungen : I. Rocky Mountains, II. Green River
Basin, III. Utah Basin, IV. Nevada Plateau, V. Nevada Basin. Der
Maassstab der Karten ist 4 engl. M. auf 1 Zoll d. h. 253,440 : 1.
Die mit bewundernswerther Technik ausgeführten geologischen Kar-
ten zeigen, mit sehr feinen Linien ausgedrückt, Isohypsen, deren
vertikaler Abstand 300 e. F. (1 e. F. = 0,3048 m). Jedem geolo-
gischen Blatte ist ein topographisches in gleichem Maassstabe bei-
gefügt, welches die Oberfläche des Landes in reliefähnlicher Be-
handlung zeigt. Die Ausführung sowohl der topographischen als
der geologischen Blätter kann sich gewiss dem Vollendetsten ver-
gleichen, was bisher in dieser Richtung geleistet worden ist.
Das I. Kapitel, welches die Ueberschrift „Rocky Mountains^'
•i
trä^, bebandelt m einzelnen ÄbBolinitten den Colorado- und Laramie-
QebirgBzug mit den östlicli vorgelagerten ETieuen, dann die Laramie-
Ebenen westlich des genannten Zuges, die Medicine Bow Range, den
Distrikt North Park nebst dem westlich vorbei streich enden Gebirge,
Park Hange genannt, dss im Westen des Xurth Platte gelegene Land,
endlich die Elkhead Berge nnd die Thsler der Flosse Yampa und
Little Snake. Der geologischen Beachreihung der verschiedenen Ter-
rainabschnitte gehen stets auschauliehs Schilderongen des allgemeinen
Beide Fs voraus- — Der Inhalt des 1. Kap. möge hier angedeutet werden.
Oestlich vom Fusae des Felsengebirgea dehnen eich bis zum
Missiseippithal mit ganz sanfter Neigung die lOrossen £benen< aua.
Nor der weatlichste, SO bis 35 Mi lea breite Streifen derselben fallt i&
das Gebiet der Karte. Hier erscheinen die Ebenen entweder als ein
Plateau! and oder als eine sanftwellige Fläche, nur unterbrochen
durch sanfte Höhen, welche durch die grossem Flüsse in ateilwandigen
Schluchten durchschnitten werden. Noch in einer Entfernung von
20 M. vom Fuss des Gebirges ist die Neigung der Ebene kaum
wahrnehmbar und erst in grosser Nahe hebt aioh dieselbe merk-
bar empor. Zwischen Sjduey in Nebraska (Station der Pacific-Baha)
und Cheyenne (6075 e. F.) beträgt die mittlere Neigung des Landes
20 FuBs per Mile. Westlich von Chejenna hebt sich die Ebene
schneller empor und zwar bis zum Granite Caüon, wo die Bahn dM
grosse Gebirge erreicht, 70 F. per Mile. Im Meridian von Cheyenne
beträgt die Meereshöhe der grossen Ebenen 5000 (der südiiche Theil)
bis 6000 F. (der nördliche Theil). Nur wenige der von den Bergen
durch die Ebeuen strömenden Flüsse (Tributäre des Nord- oder
des Süd-Platte sind von ansehnlicher Grösse. Sie haben sieb in dem
lockeren Sandstein, welcher die Ebenen constituirt, breite (4 bis 5 M.),
überaus ciniormige Thäler ausgenagt, welche selten mehr als 100 bis
SOG F. unter das allgemeine Niveau eingeseukt sind. Eine genauere
Untersuchung ergiebt, dasa im Einzelnen das Relief der Ebanen viel
manniohf altiger ist, als man ahnen sollte. So wird es bewiesen, dass
aaoh hier die Denudation in bedeutendem Maasse gewirkt. Mit Aus-
nähme einiger begünstigter Stollen in den breiten Thälern sind die
Ebenen durchaus baumlos. Eine ungewöhnlich scharfe natürliche
Grrenze scheidet die Ebenen von dem plötzlich und steil aafsteigen-
den Coloradogebirge. — Mit dem Namen „Laramie-Hügel" ist man
übereingekommen, den Kwiachen dem 41, uud 42. Breitengrad lie-
genden, vergleichsweise niederen Theil der östliolien Parallelkette dea
Felsengebirges zu bezeichnen. Dieser GebirgGabachnitt, welcher im
Norden durch den Durchbruch des Laramie-FIussea, im Süden durch
den nördlichen Quellarm des Cache la Poudre begrenzt wird, besitzt
eine länge von 80 M. bei einer zwischen 14 nnd 18 M, weohaeln-
dan Breite. Im Gegensatz zu der nördlichen und südlichen Fort-
setzung der grossen Gebirgskette stellen die Laramie Hills ein wel-
SxteuDgsbericMe
]iges Plateau mit gemndetcn, gegen Osten allmälig so Höhe abneh-
menden Gipfeln dar. Die allgemeine Gipfelhöhe schwankt swisclieo
7800 und 8300 F.; wenige Funkte überragen dtetaa Nivean und bis
SOOO steigt wahrecheinlloh nur ein eimuger Gipfel, der Sanders Peak
(9077 F.). Andere culminirende Gipfel sind; Central Peak 8774 F.,
Arrow Peak 8683 F. Die Station Shermsn, der frostige, traurige
Culminationapunkt der gansen Pacificlinie, hat eine Böhe voD 8271 F.
Alle Genaseer der Lara mie- Hügel ergieisen sich gegen 0., alle
Thäler und CaSons ziehen mit sanfter Neigung ebendorthin. Die ihal-
acheidenden Eüclcea Bind gerundet and unterbrochen durch lahlreidie
Hügel und Kuppen von Granit, welche der Landschaft Mannichfal-
tigkeit gewähren. Auf den Gebirgahohen iat der Baumwuchg sehr
beaohränkt, wenngleich über die ganze Gebirgafläcbo hin an dan
Gehängen und unter dem Schutz grösserer FeUkuppeu manche kleine
Fichtenwäldchen sich finden. Sie geben der Landachaft einen maleri-
achen Charakter, ohne indeaa von gTösserein praktischem Werth zu
sein. In den Thalsoblen findet aich gutes Bauholz, doch Bind die
Stämme nur Mein. Die höheren Thalmuldan aind mit Zitterpappeln
geschmückt. Zu Culturland sind mit sehr wenigen Ananahman
weder die Thäler noch die Höhen geeignet. — In Bezug auf ihren
geologjachen Bau bilden die Laramie-Hügel eine einziiire aiitiklinale
Wölbung und zwar eine der ausgezeichnetsten in dem geaammten
Unter euchungBgebtet. „Metamorphische Granite" und granit&hnliche
Geateine archäiaohen Alters bilden die centrale Axe, während die .'
Gehänge aus Schiebten von Sandstein und Kalkstein paläoaoischen
Altera beatchen, weiche von der Mittellinie des Gebirga fort gegen
0. ond W. fallen. Diese paläozoischen Massen ragen za grösseren
Höhen empor als die centralen kry stall inischen Gesteine. Obgleich
von ersteren keine Ueberbleibsel im centralen Gebirg sich finden,
SQ kann doch kein Zweifel bestehen, dass sie ehemals ein gescbloa-
senes Gewölbe über den krystallinischen Gesteinen gebildet haben.
Auf der westlichen Seite des Gebirgs constituiren die paläozoischen
Schichten groseartige, nnunterbrochcae Züge, welche in nordaüdlicher
Eichtuog streichen und mit 4 bis 10 " gegen W. fallen. Ganz ver-
sobiedeu ist die Erscheinung dieser Schichten am Östlichen Gehänge,
ihr Zusammenhang ist hier häufig durch das aufgelagerte SüsswasseT'
Pliocän dar grossen Ebenen unterbrochen. Auch schwankt das Fallen
hier weit mehr, nämlich zwischen horizontaler Lage und aaigerer
Stellang. Die archäischen Gesteine der Laramie-Hügel sind Granite,
Gneisse, Glimmer- und Hombtendschlefer ; unter ihnen zeigen die
Granite die weiteste Verbreitung. Sie können mit grÖBster Wahi-
Bcheinlicbkeit zur laurentiachen Abtheilung gerechnet werden, ent-
apreohend den ähnlichen Gesteinen Canada'a, New-Tork'aonddMndrd-
' liehen Europa. Anf eina centrale Muse ton grobkfindgaa
Granit folgt gegen 0. wie g^;«n W. eine komptkt«, »h geiohiabtote
Masse von rotblichea, aus Quarz ucd Feld spat li besteh enden, gracit-
ähnlichen GeBtoinen. Qegea N. und S- werden die Granite ellmä-
lig aohiefrig und gehen über in Gueisee und Schiefer. Durch Ver-
witterung nehmen die Granitfelsen oft gar Heltsame Formen an,
welohB VeraulasBung zu beaondern Namen gaben (z. B. Skull Rock,
Tbe Tower, Lighthouse Rock). Die granitabn lieben Gesteine, welche
die aettliobeiv Partien des archäiscben Distrikts bilden, besitzen
nancbe Eigenthümlichkeiten, wodurch sie sieb vqqi centralen Granit
anters che iden. Sie sind zähe, in scharfkantige Stücke brechend,
der Vewitterung energisch widerstehend. Diese peripherischen gra-
oitähnlicbea Gesteine zeigen kein gescbl essen es Verbreitungsgebiet.
An manchen Funkten fehlen sie. In charakteristischer Weise sind
sie bei der Station Granite -Cafion, wo die Bahn von Cheyenne kom-
mend, das Gebirge erreicht, entwickelt, nämlich als äusserst zähe
rothliche Gesteine, bestehend aus grauem oder röthlichem Quarz und
kleineu tafelförmigen Kryatallen röthliehen Feldspatbs (weseiitlich
Orthoklas mit nur untergeordnetem Plagioklas) ; Biotit ist an diesem
Pnnkte etwas häufiger ala gewöhnlich. Von den peripherisebeji Gra-
niten wurden xwei VorkoramniHse durch Herrn R. W. Woodward
der Analyse unterworfen; beide zeigten eine nahe U eher ein Stimmung
(Kieflels&ure 747, 76'6; Thonerda 120, 12-4; Eisenosyd 3'2. 1-3;
Kalk 0'9, O-e; Natron 3'3, 3-1; Kali B'3, 5-4; Glübverlust 0-6, (J-5).
Der geringe Kalkgahalt beweist, dass Anortbit oder Labrador nicht
in wesentlicher Menge vorhanden sein können. — Der centrale kör-
nige Granit geht in seiner nördlichen Fortsetzung, etwa unter 41 "
30', an den Quellarmen des Chugwater, in wohlausgebildeten Gneiss
und Schiefer über; das Gleiche fiudet auch gegen Süden eljitt.
Häufig führt der Gueiss Hornblende als wesentlichen Gemecgtbeil;
die Varietät des Central Peak enthält mikroskopische Zirkone. —
Der Granit des „EiaeobergB", hördlich der Chugwater-Sehlucht irt
dadurch bemerkenswert!], dass er eine grosse lagerähnlicbe Masse
von Ilmenit umscbliesst. Äpophysen von Granit dringen in den
Eisenkörper ein, ja sie werden fast ganz von demselben eingehüllt.
Es ist ein wahrer Ortho kl asgranit mit nur wenig Plagioklas. Kieael-
Säuregehalt des Gesteins nach Hrn. Woodward = 71*6 p, C. Er-
wähnenswerth sind auch einige Gabbrokuppen, welche unfern des
Eiaenbergs die granitähnlichen Gesteine durchbrechen. Die Labra-
dcrc dieses Gabbro werden zuweilen 2 bis 3 Z. lang und zeigen ein
schönes Farbenspiel. Diallag ist nur in geringer Menge vorhanden,
wie die Analyse des Gesteins durch Dr. Wiedermann beweist, welche
sehr nahe einem Labrodor entspricht. Der Eisenberg (aus titan-
baitigem Eisenglanz oder Ilmenit bestehend) erhebt sich 600 F.
über den Spiegel des Chugwater. Die Eisenerztoasse stellt sich am
steilen Gehänge des CaQon gleich einem mächtigen, vertioal auf-
iteigenden Gange dar. Die Längeuausdehnung der Hauptmasse be-
j 128 Sitxungrsbericbte
Tt
7i
trÄj:t wr.p'^rahr • ^ M. : fio cr.dot poc« n Xorilen scharf abg'eschni
wahror.d fio jrop r. S. in kloir.cn v.r.rpp Imäsfigen Partier. sich :
woil vortV.jion iässt. Wiitrr ir:jrt" >• »»rschfiüen am Hone C
wiOi^rru-ni llmonitiriasjsrr.. wrlohi* Wvl.j als d:-? F-^rtst-tzur-^ des E
Wr»:-'- ar.'/r.srhi-n sind. T»«? V.v? li«« Ki<vr.'! erres wurde vor. ]
Kirh«rd}8 in l^oston '.;r.tors..oh: F. «;"■:•.. Nv.i;;'. 24-5 : EisenC'Xvi -.
Tii a n >a ji r«-» CS • i? : U r. '. . .sl i :• I . -. * L' • i . 1 : . : ■ . r. •. r k -rr. '.zrv. Va rietä:
Frzos stcipt na^h ^^ .•^^^^vfl^.": .:•• r '-c ;.:»".: ar. Ti:a:isAu^r sogar
4PT> r.. r. Do:- höhe T/.a:.:.;: :i.: m rr..'r..itr: irii-r' drTi "W
dinsps Fr/i^R. wa;* um ?.■ r..tV.T : . ':--.":.t..:rr.. üä ^as V:rk.'nnfa
dir AuslMMitr smisi fü:.fi;ii. :.:..•. .:':r "..-.* "Wy. n/.r.j;: -:ir. e:«cz.iJ
Land ist. Aiit CU'V •wcsiiii-!«:-,. >•.::■ ;•. r liLjrr'.keitv. f-rsrhriz«
wi'iinn iii }v»dfuti'.ndt'r. ^iasst: . ..:.::...•: C-:':-.: h.: ätr. laiLrertis
*
Stra'fr. i'iT.iri'lap-ri. h;. V:"l ■: .". : '. ■.r:;r:..e-HL£rt-i f^biri. "^
Tr.«f}»' ift's*<-nii-: i-rsi siu.iifr ":•: . "^ ;..r. :* r.r.. Fi ■L.iifr Crftk ii.
lorad.-. iy*j.')ii'ii,t Ttasfil: . S:«.'. .::•:. ."• r Kr-w. i-w::ri:';a*2cr d-
hrp.h. rd
I»;»- -iHllii'.br KuT'ijsf^ri.T.L n- r "..'.:•?. r: .r-n-lp-:*! xrira d::rcL
«i-.-! jr.sflif- (Tf)i;rp'i'' vo] v ,. .irfi.. ^''.■...■' r»'':h:\:r ä*r T-crü
T'-^'M! d- *j'it llifi,. ii, IM!!-: l-.'>'."-:k .:.« : S ?»!.. fkl:t i:. das*jrt
d» ' F\nr?» . vi'li^hf- nuh'ss c-. ^-..'..v- ;-■."• ..j^sff ^ Arebaear. R
.'2.' l»;»- Sri M.. zur Ans.-Ii;.: ..n: :.'.:." 1» : - iifirr.k-.fr de? L&:
«•».i- r' vu'l. srhni'ii. v.'i.i v .: .::.* ^.: ••- • ai-hf- :i. I'-mdre i
Vf.» •.,,'• fr.d liii !.H"aiM« ::..{^ '•■ ' ..'•«•• . • -. :»• rr' v'trätTi w
Tr.!<v».,.'i.- . iIm-. V },n,M,}. t!: !t- ..-.. .... f. : : .*i.rc':.&-.if ^ropsart
IVhU l'-.'T«' 1.. M •$•:• ." :.::^ • • ••..». ".:•.. *n:';;, p p,u ■
und I.i'Ui."- !'<'}ik "•;:"" \ .'• :. :»*:...i.:e äi*w«»i iTt'bir;
wrl.i,itii»s hr-.i :> !l;^ 'j \. '::..:::.•. -. '!..:. «ic»!. lancresin
(loliät,»:« s. T.k!!i. ij'M: ^' •■<.••■:.• ; ..• «- •.: i-r ]«'■ Kl irenä
Pi. övii:.!..., V ..•: s,T.^-: I ■■. • • : .. .. • ;. :i..?i. Ai^ien^ipfek
ihh. :. M.v;;. .: v. : r . .. ; : • .: :.:t. ririin.uidsL
5>ch>.^<-.- ^ ■: .:•■ :; •. . .-...- f!:-.. .^t ^a? Gei
i-dw;. •.- .i. :'..■•. ■ .- ... •"■!■"• :-::;::ifr^i.. Gr
'*'• - '■ " * .1. >rriomveist. b
••-■•' 4.» if. Ii. K
' ■ ' ' ■ • -TiüiSNi^t»:" Form.
' * • •'••' ;:•.?": Miete öt
*" '•:• nii: K.efen
*•" ^ ^ ■^'•'^ ••:•*- Kt-nnzeicha
• '•- :!S" Rchmaler;
■"••■•■■" " -' vx\:\^.^<^ Qxn mid
%■
?.■
der niederrheinischen Gbsellsohaft in Bonn. 129
ken sich zu jenem interessanten Mittelgebiet zwischen dem Colorado-
und dem Medeoine-Bow- Gebirge. Dies mittlere Senkungsgebiet
zwischen den beiden mächtigen Gebirgsketten (6 bis 7 M. breit) ist
zwischen dem Hague's Peak und dem Kichthofen Peak ein sanft ge-
welltes Land mit Plateancharakter, gegen N. und S. geht es indess
bald in die breiten Glacialthäler des Grand River und Cache la
Poudre über. Der letztgenannte Fluss entspringt am Westabhang
des Hague's Peak, fliesst zunächst gegen N. zwischen den beiden
grossen Gebirgen, beschreibt dann unter 40* 45' einen grossen
Bogen gegen 0., vereinigt sich mit zwei aadem Quellarmen, dem
South- und dem North Fork und tritt bei der Stadt Laporte aus
dem Gebirge, um sich 26 M. weiter gegen W. nähe Greeley mit dem
Süd-Platte zu verbinden. Der südliche Theil des hier in Betracht
kommenden Gebirgsabschnitts wird durch den Big Thomson ent-
wässert, welcher am östlichen Gehänge des Hague's Peak entsprin-
gend, gleichfalls dem Süd-Platte zufallt. Prächtiger Tannenwald
(Pinus ponderosa, Äbies Engelmanni) bedeckt den grössten Theil
der östlichen Gehänge, so namentlich auch das Hochland um den
Monitor Peak. Die Grenze des BaumvTuchses kann in dem G^birgs-
abschnitt nördlich des Long's Peak auf 11000 F. angenommen wer-
den, vorausgesetzt, dass die Lage nicht allzusehr exponirt ist.
In der Colorado Bange finden wir den gleichen geologischen
Charakter wie in den Laramie Hills, d. h. eine dominirende Masse
von krystallinischen Gesteinen von archäischem Alter, seitlich be-
gleitet von jungem Sandsteinen und Kalksteinen; hier aber im süd-
lichen Gebiet ragen die sedimentären Schichten nicht zu solcher
Höhe empor wie gegen N., sie erheben sich über die Ebene nur
5—600 Fuss, während die archäische Formation, zu mehr als der
zehnfachen Höhe emporsteigend, das ganze weite Gebiet zwischen den
Ebenen und der Medecine Bow Bange einnimmt. Ein fernerer
Unterschied wird dadurch bedingt,» dass im südlichen Gebiet die
Lagerung der archäischen Formation eine sehr viel verwickeitere
ist. Die Schwierigkeit der Untersuchung wird besonders dadurch
vermehrt, dass auf weite Strecken eine Schichtung nicht vorhanden
oder nur schwierig zu verfolgen ist. Bei dem einförmigen Charakter
der Gesteine, bei dem Fehlen einer Diskordanz dürfen wir die ganze
Masse archäischer Gebilde zu ein und derselben Abtheilung und zwar
in Hinsicht der petrographischen Beschaffenheit zur Laurentischen
rechnen. Granite, Gneisse, Glimmer- (seltener Hornblende) schiefer
setzen den Colorado-Gebirgszug zusammen. In wenigen Gegenden
mag deutlicher als hier ein allmäliger Uebergang von massigem
Granit zu deutlich geschichtetem und dünnschieferigem Gneiss zu
beobachten sein. Eine Analyse Woodward's ergab für den centralen
Granit dieses Territorium's dieselbe Zusammensetzung wie fOx ^^
archäischen Granite der Laramie Hills. "WeBtlicbi "^om laOTi^^"^««?«.
BlUrmgBber, d, nledertbeSxL Oeiellsch. in Bonn. 1818. ^
I • i. "
130 Sitzungsberichte
wurden Gänge von Sohriftgranit beobachtet. An einem 3000 F.
hohen mauerförmigen Absturz sieht man überzeugende Beweise von
Gesteinsmetamorphose. Westlich von jenem Punkte lagert eine Masse
feinschiefrigen Glimmerschiefers zwischen Bänken eines lichten granii-
ähnlichen Gesteins. Schmale Gänge eruptiver Gesteine durchbrechen
die archäischen Massen, sie sind indess von nur geringer Erstreckung
und weder in topographischer noch in geologischer Hinsicht von merk-
barem Einfluss auf die Gebirgsumgebung. Ihre Mächtigkeit erreicht
höchstens 10 bis 15 F. Ihr Streichen ist ungefähr nordsüdlich; das
Gestein meist ein Quarzporphyr. Auch schmale Gänge eines reinen
Quarzes finden sich.
Paläozoische und mesozoische Schichten bilden den schmalen
östlichen Saum des Gebirges und trennen die alten archäischen Mas-
sen von den weiten Ebenen, welche in Colorado aus Schichten der
obern Kreide, in Wyoming aus Pliocän bestehen. Dort erheben sie
sich 500 — 600 Fuss, in Wyoming bis 1000. Ihre Breite zwischen
V2 und 10 M. wechselnd, ist von ihrer geringeren oder starkem Er-
hebung abhängig. Trotz ihrer geringen Höhe machen sie, von den
grossen Ebenen gesehen, einen imponirenden Eindruck. Von der
südlichen Grenze des Aufnahmegebietes bis zur Pacifischen Bahn-
linie ist der Zug der sedimentären Schichten nicht unterbrochen.
Weiter gegen N. entlang den Laramie-Hügeln erleiden die paläo-
zoischen Schichten einige Unterbrechungen, indem sie tief herab-
sinkend vom Tertiär überlagert werden, welches dann unmittelbar
die archäischen Felsmassen berührt. Dieser Zug sedimentärer Schich-
ten besitzt zwar im allgemeinen einen einfachen geologischen Bau,
indem das Fallen stets gegen die Ebenen gerichtet ist, im einzelnen
findeif aber in den Winkeln des Fallens zwischen horizontaler und
saigerer Stellung ein mannichfacher Wechsel statt. Zwischen
den paläozoischen und den mesozoischen Schichten herrscht durch-
aus konkordante Lagerung; und zwar ist in den Laramie-Hügeln
eine gleichförmige üeberlagerung von den ältesten paläozoischen
Straten beginnend bis zu dem der Kreide angehörigen Dacota-Sand-
stein zu beobachten, während in Colorado eine konkordante Schich-
tenfolge von der Trias bis zur Kreide vorliegt. Die Mächtigkeit
der einzelnen Formationen kann, wie folgt, geschätzt werden: Paläo-
zoische Schichten 850 F., Trias 800, Jura 200, Kreide 4300 (die
letztere Formation wird von unten nach oben in folgende Etagen
getheilt: Dakota 300, Colorado 1000, Fox Hill 1500, Laramie 1500).
Diese Formationsreihe zeigt indess in den verschiedenen Theilen des
Gebirgszuges eine wechselnde Mächtigkeit ihrer Glieder. Wo z. B.
die paläozoischen Schichten am besten entwickelt sind, da sind die
Jura- und Kreideschichten nur wenig mächtig. Bemerkenswerth ist
auch das Verschwinden der paläozoischen Formation zwischen den
Parallelen von 40^ 55' und 39°. Die paläozoischen Schichten des
Colorado -Gäbirgies siod auf der Karte mit einer eluzigan Farbe be-
zeichnet und swat als Eohtenkalk. Schiuhteu dieser Fortnatioa Bind
ee nämlich allein, welche durah palaontologlEche Merkmale btstimmt
werden konnten. Dieselben bilden den gröeeteD Theil des geeammtcn
Scblcbtenkomplexes indem sie sich von den Gipfeln bis zu eiaem
Niveau von 150 F. über den grossen Ebenen erstreoken. In den
rothen Sandsteinen, welche diese letztere Stufe bilden, haben aiob
bisher keice FoBsilien gefunden; doch ist nach Analogie mit den
Black Hills, wo in_ ähnlichen und ähnlich gelagerten Schiebten Obo-
lella und Li ngulepia vorkommen, anzunehmen, dass die tiefsten Stra-
ten der Laramie Hille glcicbfalls dem untersten Silur angehören. Die
paläozouclieci Schichten, deren groaete Mächtigkeit 1000 F. betrügt,
bestehen vorzugsweise aus Sandsteinen und Kalksteinen mit nur
nntergeordneten Lagen von Thonscbiefer. Unter den bezeiobnenden
Versteinerungen ist nameutlicbProductus semireticirtatus zu nennen. —
Auf dem Kohlenkalk ruben die mäehtigen Bänke des rothen Trias-
kalka, deren Zug nur auf kurze Strecken unter diskordaot aufge-
lagerten Tertiärsehiohtcn sich verbirgt. Die Mächtigkeit der Trifts-
eobiohten schwankt zwisehen 800 F. (in Colorado) und 300 (nördlich von
Granite-Caiion d. h. der Bahnlinie). In der unteren Abtheilnng herr-
schen, namentlich südlich vom Cache la Poudre, Conglomerate, in
denen Trümmer der archäiscbaa Formation überwiegen. Schieferigo
und thonige Zwiacheolager sind characteriBtisch für die mittlere Äb-
theilung, während die obere aus feinkörnigem Sandstein mit dünnen
Zwischeulagen von Kalkstein und Gyps besteht. Falsche Schiefermig
bt ein bezeichnendes Merkmal dieser rothen Sandsteinschichten. —
Lockere, zerreibliche Sandsleine, Kalksteine, Mergel, unreiüe Thone,
vielfach wechselnd in Farbe und Korn, (innig verbunden mit den
Triasacbicbten) 'aind es, welche man als jaraaaiscb betrachtet. Die
Grenze zwischen beiden Formationen, welche durchaus konkorduit
auf einander ruhen, konnte nicht ohne eine gewisse WOlkühr gezogen
werden. Bezeichnende jurassische Fosailien haben sich allerdings
auf der östlichen Seite des Colorado-Oebirges noch nicht gefnnden,
wohl aber an der westlichen Seite auf den Laramie-Ebenen, in Schich-
ten von gleicher petro graphisch er Besohaffeuheit. Die Mächtigkeit
wechselt zwischen 160 und 75 F. Die obere Grenze der juraBsisohan
Schichten und das Liegende der Kreideform atiou ist gewöhnlich
scharf ausgeprägt. Letztere beginnt mit dem Dakota Sandstein,
einem festen quarzigen Sandstein, welcher sehr bestimmt durch seine
aufgerichteten Bänke ins Auge fallt, wenn man sieb von den groBsen
Ebeoen dem Gebirge nähert. Denn wenn auoh die nächstfolgende
" Kreide-Etage, die Colorado-Etage, konkordant, also mit gleichar
Schichtenneigung, aufruht, so ragt sie doch bei ihrer leichten Zer-
Btörbarkeit nicht zu solcher Höbe empor. Die ColoradO' Gruppe be-
steht aus Thonen, Sehieferu, Mergeln, Kalksteinen mit vielen Yer-
«Aijr. • «f ü^..«** : MiAÄ^?.. Uli- iiüDfrCkiiK'! n tr^riuuiei. iii<
ikOj, u<' »«■.*'-■*•• "• .'M*-*-'* - ^' ■ •-■»■•' 1 »ITT"- sn»"i: or
i^v^M«»^«-' -■ ^' ***■ '- ■•^- ^^Tii^'---ni"i.'tf-: ir Dir ru
Hu»'-- •...*-• *^» i*«.-/' »•- '•' *** " e'-- *T««i:iiibirT-. Sic:. cei*ei. S. in
■, ^, ^ . . .. .. u. u» : i. ' /!*- ^■' J ^ i*?: u»:- Vi .-vx-e^ - t »f TFtfdii
,^J •♦v» i-.i^i.iACi '»■ .'.-'■. r. \ .' '. —V» .-. 1l
•b4<»'-4.A .*«. ' 'jt-oi«;/' i^rfbiitomiii«.. -v*rr¥i*tr*ri. ic. band-, oder Vi
^44.,i.oi .--vui »*!<•***• u «>•-.• '-i- hiÄii*!- z*;rKr«?.:: suic. enun&haL
tf^»wt v'm^' Bi.f.v*uv t.iMi«j£ib<;jj*:' V» iiB§e: . "wknreiic anöert-
^^^ o«*.i/.M v«^' I uHfKi- 'i-:. lüG II. ae: ir ji-jLeiieL jairpawicn
tiM« y'»uf.\^i. '*• • J.ij'-u'-i iirüjrL. fl^^lj'.'L *-Ilit lecimiBchr Vei
AuMiMMi- Ijfeufiiv^'i'-ii^ iKiU*''. Kici liur IL dez. FiDBEiiüiterii.
d«*. l^iMf««i. Uli! (jrnc i>i'u*.v'j;; bizjG. VüL t>e60Dderm
^itfite*»*' *«l 'iii I rij).'riiiiiJi' u*** SiaziuL (.üxno. naii€ dem
M«y4M- 'iM^ Mi-ritiiui:j Lii aiitiKimalef Gevölbe von Srtiichf . i
PU lU'««<ir uiiü ci'-» .hiru (Tii-b: eicL liier nämlich über du i
IMrt*li9ii ^f'Anr.uu'u tiiM miulfTL Kreide besiehende FbteHk J
i 4mi flüfubi-tj i'^rhiiiiiiiip;i.lmlii iiimnjt eis kleiner See Wft * ;
» iruftUuiMTr rnii,'<'hiiTi^ tun. Comer See genannt. „Ivsay «^
•i|iM tu« iwni«* f<>r Uli» sheei of water^. — Der S.Ab- 1
Mi^Msiae Ikiw Range gewidmeL Dies Oelikg«^ |
wetohes in den Gipfeln Maunt Riclithofen (fast 13 000 F.)> Clerk'e
Peak (13167 F.), Medecina Peak (12231 F.), Elk Mountam{ll Bll F.)
knlminirt, trennt Bieh unter 40" 15' vom Colopado-Zuge und Htreioht
in nordwestliuher Kichtung bis 41° 40'. Südlioh vom Mt. Richl-
hofeu (40° 28' n. Br.) nimmt daa Gebirge eine fast rein nordaüdlichfl
Biobtucg an und stellt siueii Bohmalen zackigen Kamm dar mit nur
kurzen, durch, die Thätigkeit früherer Gletscher ausgehöhlten Thal-
schluchtan (glanial oaEona). Mt. Richthofen überragt um 600 — 900
F. die umliegenden Giiifd. Blickt man vom Park-BaaaiD gegen 0.,
BO stellt sich der Mt. B. als eine gewaltige schön kontourirte Granit»
masBe dar. Alle höher« Theila dieses Gebirges üeigeo deutlinbo
^aran der Thätigkait des Eises, Alle hohen Thalmulden vraran hier
ehmals von Gletachera eingenommen. Tauneowälder bedecken den
grÖBBten Theil des Gebirges: Äbies Douglasii, A. Engelmanni, PinM
jJtHwfcrosa sind die herrscbenden Bäume. T)io Baumgrenze erhebt eiofc,
wie im Colorado- Gebirge, bia 11000 F. Gleiohder Colorado-Range besteht
ftueh das Gebirge Medecine Bow uua liocbkrystalliniBohen arohäiscben
0s«teioen, Granit, Gneisg, Hornblende- Glimmer- und Thonscbiefer eto.
Gewisse Verschiedenbeiten Jm Vergleiche 2a den Colorado-Gesteine»
(lumentlicb eine deutlichere Schichtung), machen es nicht unwahr-
■obeislich, dase im Madecine Bow Range eine obere Äbtheilung de«
Archäischen {das Huron) vorliegt. — Der 4. Abschnitt behandelt
den Nordpark. Die „Parks" siud bekanntlich vom Hochgebirge um-
wallte DepressionRgebiete, welche eine charakteristische Figenibüm-
licbkeit der Rocky Mountains darstellen; der Mordpark ist ein>
wellige, 35 M. io oord südlich er, 28 bis 30 M, in ostweatlicher Bichtnng
mesBende Hoobebene (7500—7700 F.), welche 4500 bis 5000 F. unter
den Gipfeln der umgebenden Hochgebirge Medecine Bow und Park
Bange eingesenkt ist. Gegen Horden ist äer Park (bis auf den
Durchhrnoh des Nordplatte) durch jene beiden konvergirenden Ge-
birge geschlossen, während gegen S. ein weniger scharfer Ab schluM
gegen denMittelpark stattfindet. Vom Mt. Richthofen, welcher den
Park gegen SO. überragt, läuft in nordwestlicher Richtung ein 600
bis 800 F. b. Höheniug von RhyolJth in Jas Dppressionsgebiet, wäh-
rend von der Park Range aus ein ähnlicher Zug von Granit gegen SO.,
also jenem entgegen, streicht. Die den Park umwallenden Gebirge
sind mit Conifereuwald bedeckt, die wellige Hochebene aelbat iat
(mit Aosnahtne der Flussthäler) baumlos, doch mit ungewöhnlieb
. rwobem Graswuohs geschmnokt. In den Umgebungen des Nordpark
finden sich vom Kohlenkalk bis zur obern Grenze der Colorado-'
Kreide alle Formationen, welche auch vom östlichen Gehänge des
Felsen gebirges beUaunt sind. Eine Verschiedenheit zwischen beiden
Gebieten wird indess bedingt durch das Auftreten .(üngarar vulka-
nischer Gasteine im Nordpark, dessen centrale Ebene vom Pliocän
«Dgenommeu wird. Rhyolithe haben sieh gleich ungeheuren Fluthen
••:>
134 ' Sitzungsberichte
▼on den westlichen Gehangen des Mt. Richthofen ergossen; während
eigentliche Trachyte und Basalte das flachgewölbte Gebirsre (der
Parkview Peak erreicht mehr als 12000 F.) bilden, welches den
Nord- und Mittelpark scheidet. An der Constitation dieses Grenz-
gebirges nehmen indess auch Ereideschichten theil; emporgehoben
durch Trachytansbrüche, sind sie eingeschlossen von vulkanischen
Massen nnd von Gängen durchsetzt, welche manerförmig emporragen.
Die Park Range, welcher der 5. Abschnitt gewidmet, bildet die
dritte, westliche Parallelkette des Felsengebirges. Als westliche
Grenze des Mittel- und Nordparks erstreckt sich die Park Range,
ein aas krystallinischen Gesteinen der archäischen Epoche bestehen-
der Gebirgskörper mit einer zwischen 12 und 35 M. wechselnden
Breite durch mehr als zwei Breitengrade und endet unter 41 ° 20'.
Die höchsten Gipfel sind: Mt. Zirkel 12126. Ethel Peak 11976,
Pelham Peak 11524. Der Mt. Zirkel, in dessen Thalschluchten die
Sparen der Gletscherthätigkeit erkennbar, besteht Yorzugrs weise ans
Homblendeschiefer nnd -Gneiss. — Der 6. Abschnitt schildert das
Kreidegebiet zwischen den Stationen Como und Separation (107^28'
w. L.). Das Land ist ein flachwelliges Plateau, 6500 bis 7000 F.
ü. M. Die bemerken swerthesten Punkte zwischen diesen, in der
Laftlinie 70 M. entfernten Orten sind: Carbon (diese Stadt liegt
656 M. von Omaha in wilder trauriger Gegend inmitten eines cre-
tacischen Kohlenbeckens, auf dessen Flötzen vor mehreren Jahren
ein energischer Abbau stattfand); das Elk (Elen) - Gebirge (bildet
einen fast ganz isolirten Ausläufer des Medecine Bow; liegt 9 M.
südlich der Paciflc-Bahn, die umliegende Ebene 4500 F. überragend);
der Rawlings Peak (bezeichnet den Culminationspunkt eines antikli-
nalen Erhebungsthals, in dessen Centrum Granit erscheint, umgeben
* Ton paläozoischen, Trias-, Jura- und Kreideschichten). — Einen
Distrikt von hervorragendem Interesse schildert der 7. Abschnitt,
das Elkhead-Gebirge ; ein in ungewöhnlichem Maasse malerischer
Charakter zeichnet diese an hohen Gipfeln reiche vulkanische Gruppe
aas, welche, auf annähernd kreisförmiger Basis von ca. 37 M. sich
erhebend, das grosse Park Range-Gebirge von den weiten tertiären
Ebenen des Green River trennt.
Dichte Coniferen Waldung bedeckt die Höhen bis zu den Gipfeln,
während die Thäler in wohlthuender Abwechslung Lichtungen und
Haine von Zitterpappeln darbieten. Die östliche Hälfte des Ge-
birges mit den Gipfeln Camel Peak 9158 F., Whitehead P. 10817 F.
Hantz P. 10906 F., Crescent P. 10355 F. besteht aus Trachyt (als
eine besonders merkwürdige Varietät hebt Zirkel — welcher bekannt-
lich den VL Bd. „Mikroskopical Petrography" des grossen Werks
yerfasst hat; s. diese Berichte, 18. Juni 1877. S. 180 — das Gestein
des Whitehead P. hervor wegen der Association von Sanidin, Quars,
Hornblende, Aagit und Olivin), die westliche Hälfte mit den .Gipfeln
der niederrheinischen Geaelhohaft in Bonn. 185
Anita 10661 F., Weltha, Navesink 9610 F. ans Nephelinbasalt. Von
de^ Trachytmasse des Grescent Peak zweigt sich in nordwestlicher
BichtuDg ein mächtiger Trachytgang ab, welchen auch die Karte
zur Anschauung bringt. Gleich einer 20 bis 50 F. dicken, verti-
calen Mauer sich aus dem sanftwelligen Kreideterrain 50 bis 100 F.
erhebend, streicht der Gang mehrere Miles weit fort; in horizontale
Säulen abgesondert. Die Gangfiäche hat in Folge der aus dem Ge-
stein ausgewitterten Quarzkörner ein eigenthümlich rauhes Ansehen.
Auch aus der Umgebung des Hantz Peak, des höchsten und östlich«
sten Gipfels des gesammten Gebirges, wird eine merkwürdige geo-
logische Thatsache berichtet. „Sein Gipfel ist ein spitzer Kegel,
dessen Abhänge namentlich gegen Süd und Ost ungemein steil (40^)
abfallen. Am nördlichen Gehänge liegt, etwa 300 F. unter dem
Gipfel, ein Ueberrest von sedimentären Schichten, eine horizontal ge-
schichtete Sandsteinmasse, welche stark verändert, ja stellenweise
sogar vollständig verglast ist." Dieser zum Theil als Conglomerat
ausgebildete Sandstein wurde der Dakota-Abtheilung der Kreide zu-
gerechnet. Unter den basaltischen Gipfeln ist der Mt. Weltha der
höchste, er ist ein ungemein sanft emporsteigendes breites Gewölbe.
Am äussersten westlichen Fuss des Mt. Weltha beginnend läofb
gegen WNW. ein höchst merkwürdiger Basaltgang „Rampart" ge-
nannt, in Bezug auf sein gradliniges Streichen und äusserst regel-
mässige Erscheinung einer künstlichen Mauer gleichend. Der Gang
hat eine gleichbleibende Mächtigkeit von 6 F., die Höhe wechselnd
zwischen 30 und 60 F., seine Erstreckung beträgt 3 bis 4 M., voll-
kommen gradlinig. Viele thurmähnliche Hervorragungen gleichen
Bastionen. Das Gestein dieses Ganges, welcher aus rothen eocänen
Schichten hervortritt, ist ein trachytähnlicher Basalt. — Der 8., den
Thälern des obern Yampa- und des kleinen Schlangenflusses (little
Snake) gewidmete Abschnitt schildert ein Gebiet, welches topo-
graphisch und geologisch bereits dem Green River Basin, welches im
n. Kap. zur Darstellung gelangt, angehört.
Mögen diese Andeutungen ein schwaches Bild geben von dem
reichen Inhalt des grossartigen Werkes, welches zur höchsten Ehre
gereicht sowohl den Topographen und Geologen, welche die Unter-
suchungen durchgeführt, als auch den einsichtsvollen Behörden, welche
in freigebigster Weise die Mittel zu dem grossen Unternehmen
bewilligten. ^
Prof. Binz legt eine japanesische Schrift über Arz-
neimittel vor. Dieselbe ist die Uebersetzung der 4. Auflage seiner
Schrift und ist angefertigt von Dr. Adatzi, japanesischem Ober-
stabsarzt in Yeddo.
.".%"■
136 Sitzangsberichte
Prot Mohr ^rach über die Natur der Attractiona-
kraft. Bekanntlich werden die Erscheinungen der Bewegrung dor
Weltkörper seit Newton durch die Annahme einer gegenseitigen An-
ziehung der Körper im Yerhältniss der Masse und im umgekehrten
Yerhaltniss des Quadrates der Entfernung erklärt. Ein Beweis fär
die Existenz einer solchen Kraft ist noch nicht erbracht worden.
Man kann sich denken, wie von einem Körper eine Bewegung aius-
geht, aber nicht wie in ihm die Ursache liegen solle, dasa eine
äussere Kraft auf ihn übergehen müsse. Wir kennen die schwin-
gende Saite, den leuchtenden Platindraht, den inducirenden Strom-
leiter; in allen diesen Fällen geht die Bewegung von dem Körper
aus, aber nicht zu ihm hin. Der Begriff der Anziehung ist logisch
onfassbar und uns nur geläufig, weil er uns in einem Alter beige-
bracht wurde, wo wir nur aufnehmen aber uicht prüfen konnten
and auch noch anderes aufnahmen, was wir nachher abschüttelten,
and viele auch nicht.
Newton selbst hat die Schwere nicht als eine der Materie
anhaftende Eigenschaft angesehen. In seinem berühmten Werke,
Principia Philosophiae naturalis p. 672, sagt er: „Bis hierhin habe
ich die Erscheinungen der Himmelskörper und unseres Meeres durch
die Schwerkraft erklärt, aber die Ursacht; der Schwere habe ich
noch nicht bezeichnet (causam gravitatis nondum assignavi). Diese
Kraft entspringt allerdings aus irgend einer Ursache, welche bis in
die Centren der Sonne und Planeten ohne Verminderung ihrer Stärke
eindringt. — Den Grund dieser Eigenschaften der Schwere habe
ich noch nicht aus den Erscheinungen ableiten können (rationem
horum gravitatis proprietatum ex phaenomenis nondum potui dedu-
cere (!j, und Hypothesen stelle ich nicht auf (hypotheses non fingo).^
Das ist deutlich genug, um sich nicht auf Newton betreffs der Er-
findung der Anziehungskraft zu berufen, wie die nachgeborenen Lehrer
der Physik allerwege thun. Kepler hat die Gesetze der Planeten-
beweg^ng, und Newton die Gesetze der Schwere, aber nicht ihre
Ursache entdeckt. Die Anziehung ist ein leeres Wort statt eines
Begriffs ; sie würde allen Anforderungen genügen, wenn sie existirte;
aber das ist gerade ihre schwache Seite, dass man das nicht be-
weisen kann, und dass sie physikalisch unmöglich und unbegreiflich
ist, und aus den ErscheinuDgen, die man mit ihrer Hülfe erklärt,
kann man logisch nicht rückwärts ihre Existenz beweisen. Wir kommen
nun zu der Frage, wie kann eine Kraft überhaupt in die Feme
wirken, und darauf gibt die neuere Physik die ganz bestimmte Ant-
wort: nur durch dazwischen liegende Materie. Eine Bewegung an
flieh ist undenkbar; es gibt nur ein Bewegtes. In allen Fällen ist
die Unterlage von Wärme, Licht, Electricität, Magnetismus, chemi-
scher Affinität ein Körper. Durch einen absolut leeren Raum kann
keine Bewegung fortgepflanzt werden, und so muss auch der Welt-
j_
tBOm einen fenlöniiten StofF enthaltEm,
atxalü ihn darchdringeo können. Wir i
BBther, verstehen aber darchaas nicht
Optischen Aether. ein neaentoBea Ding
damit Idcht- und Wftrme-
ennen diewn Stoff den Welt-
dar unter den Bog;enaiiaten
zwischen Kraft und Stoff.
welches die Lichtbewegung Biifnehmen eoll, ohuu köi'perlich zi
irahifaeB alle durcbaichtigen Körp(
uJiEnnehmen, vielmehr verstehen
G&e mit allen Eigene cbaften, die
auf'unBerer Erde die Vermittler
oität etc. sind. Von den MdliOE
siehnngskraft empfingen, bat nur
fen, iwie ist Anziehung möglich' und di
IraRchtet worden. N. Dellingehauset
durotdringen soll, obne Baam
darunter ein sehr rerdünntas
an Gasen kennen, und die auoh
Schall, Wärme, Licht, Electri-
welche die Lehre von der Aur
Einziger die Frage aufguwoi^
.□e ist gründlich nicht
lief lau Jiacher Baroa
dQu,tscher Abstammung, hat in einem sehr inhallreichen Werke
iGrondzügB der Yibratioustbeorie der Natur ISTSt auf S. 32T diese
FraK^ aufgenommen, aber nicht vollständig gelöst, nachdem er die
Uumöglichkeit der Anziehuag ausgesprochto und für den Unbefan-
genen bewiesen bat. In einem neueren Aufsatz (Kosmos III. S. 397)
tritt er der Sache näher und giebt folgende Erklärung ab, die wir,
als eine Absohlagszahlnug auf die Lösung ansehen könoen. >Der
Weltaether muss wie jedes Gas von loDgitiidinalen Wellen dnroh-
lanfei] werden, deren Schwjngnngeu von der Grusse uod Dauer jener
.dar Licbtwellen sind (?). Indem diese Aetherwellen auf feste Körper
treffen, üben sia auf diese durch ihre Stösss einen Dmck aus, und
'Werdeii von ihneo in ihrer Fortpflanzung aufgehalten. Die Folge
davon ist, dass zwei Körper, welche in einem Gase oder dem Welt-
äther eingetaucht sind, auf ihren von eioaüder abgewendeten Seiten
mehr StÖsse empfangen, als auf den einander zugekehrten; sie he-
w^en sich daher gegen etnander.f
Nach meiner Ansicht ist es nicht nothwendig, dass die Wellen,
welche die Schwere bewirken, mit den Lichtwellen gleichartig sind,
dann letztere könuen wir auf ihrer Bahn hemmen; di^anigen, welche
die Erscheinung der Schwere bewirken, aber nicht, Dase aberWel-
len Ton verschiedener Dauer und Weite ungleich durch dasselbe
Mittel fortgeflaozt werden können, sehen wir täglich. Eine Buhwia-
gende Saite theilt der Luft nicht nur ihren Grundton, sondern noch
i bis 5 Obertöue mit, zugleich pflauzt diese Luft Liaht- und Wärme-
Wellen fort, und wenn wir wollen, auch electriacha Induction und
Magnetismus, und kann auch eine Verbrennung unterhalten. Yiet-
mehr müssen wir annehmen, dass diese Wellen, wcluhe die Schwere
bewirken, bis in die Körper eindringen, zum Thell noch hindurch,
wie uns das Telephon gelehrt hat, dais wenn man gegen eine 2 Fase
dicke Wand achreit, die Wand selbst in Schwiugung geräth, und
auf der andern Seite noch ein Stück des Tones mit der ganasn
Klangfarbe als Ton wiedergiebt. Die» Vielseitigkeit d«r Qaie u&d
138 Sitzungsberichte
des Weltaethers nöthigt uns dieselbe als continnirlicb und elastisch
zu. betrachten. Die jetzt allgemein angenommene Lehre von der
Natur der Gase ist die von Erönig, welche er damit versinnlicht,
dass elastische Kugeln in einem hölzernen Kasten geschüttelt wür-
den, und dann wegen ihrer vollkommenen Elastieität ewig hin und
her zu schwirren fortfahren müssten. Denken Sie sich, in diesem
Saale (im Stern zu Bonn) wäre nur ein Kubikcentimeter Wasserstoff-
gas vorhanden, so wurden doch zwischen den wenigen Atomkufi;eln
grosse leere Räume, und zwar absolut leere, vorhanden sein, die
den Lichtstrahl nicht fortpflanzen könnten. Die Erfahrung ist da-
gegen, und wir müssen die etwas hölzerne Gastheorie von den massiven
Kugeln und leeren Räumen aufgeben. Fällt aber das Wasserstoff-
atom, so stürzt die ganze moderne Chemie zusammen, die darauf
gebaut ist; sieht man nicht also, dass nicht nur im Staate Dänemark,
aondem auch in Physik und Chemie noch einiges faul ist. Das Ge-
setz der multiplen Proportionen, worauf allein die Atomtheorie ge-
gründet ist, wird so gut eine andere Erklärung finden, als die an-
ziehende Kraft sie gefunden hat. '
Major Vogel sprach über eine besondere Ausbildung
der Blüthe einer Sonnenrose.
Allgemeine Sitzung Tom 4. IVoTember 1878.
Vorsitzender: Geh. Rath Leydig.
Anwesend 31 Mitglieder.
Geh. Rath von Dechen legte das 3. Heft des II. Bandes
»der Abhandlungen zur geologischen Specialkarte von
Preussen und den Thüringischen Staatenc vor, welches eine
Arbeit des Landesgeologen Prof. G. Berendt über die Umgegend
von Berlin, als allgemeine Erläuterung zur geogn.-agronomischen
Karte derselben und zwar deren erste Abtheilung »den Nordwesten
Berlins c enthält. Von den 9 Blättern der Karte sind erst 6 ausge-
geben, welche ebenfalls vorgelegt wurden und die einen höchst in-
teressanten Theil des Norddeutschen Flachlandes zur Anschauung
bringen. Schon seit längerer Zeit sind Versuche gemacht worden,
die geologische Beschaffenheit des Flachlandes kartographisch dar-
zustellen und für die Land- und Forstwirthschaft nutzbar zu machen.
Es kann hierbei daran erinnert werden, dass von Bennigsen-
F Order bereits 1843 eine »geognostische Karte der Umgegend von
Berlin c herausgab und in den Jahren 1864 — 67 eine Bodenkarte der
Umgegend von Halle bearbeitete, welche erst lange nach seinem
der imderrtieia
'Coäe auf Veranlaasang des laudwirthBchaftliahen MiniBteriuras ver-
Sffontlicht worden ist. Bei der Grüadung der geologiachsu Laades-
L 1873 wurde daher auch die Frago der geologischen Unter-
■uohuDg und Kartirung des Norddeutsotian Flachlandes und die
möglichste Nut/barmaclmng dieser Aiifnahraan als Bodenkarten für
- dia Land- und Forstwirthschaft erörtert. Bereita im folgenden Jahro
koantea solche von Prof. Orth ncd von Prof. Berendt bearbeite-
1 Kurten -Entwürfe vorgelegt werden, es erfolgte eine Einigung
Ster die Erfordorniaae solcher Karten für Land- nnd Forttkulfnr
und nber die Art der Darstolhing. Prof. Berendt beurbeitato nua
mit Dr. Läufer und Dr. Dulk die 9 ersten Sectionen-im Nordwesten
Ton Berlin und wurda im Jahre 1875 in einer Conferenz der geolo-
. flohen Landes an ötalt mit Vertretern der Land- und Foratknltnr
aserkannt, dass die in der Zeichnung vorgelegten Karten den von
praktischer Seite zu stellenden Anforderungen genügen.
orliegende Schrift dient zur Orientirung über den Znsam-
monhang der guognostiscben and der BodenvorhältniBse, eineciiliess-
Uoh der Ackerkrume nnd erläutert die Methoden der Darstellung
, Ulf den Karten, um dem Landwirthe die Art der Benutzung der-
, eelben für seine Zwecke zu zeigen.
Die allgemeine Kennzeichnung der Lage der 9 Kartenblatter
in K. von Liuum bis Oranienburg, in S. von Markau bis Spandau
^nd auf diesem letzteren von der Berlin -Harn bürg und Berlin-Lehrte
.^senbahn durchschnitten hat ein grosses luteresBc.
iche Lauf der Oder über MüUroeo, Berlin und
HRvelberg zur unteren Elbe ist bereits vor länger als 50 Jahren
'TOO L. V. Bnch erkannt, später von Girard genauer nachgewiesen
worden, diesem wichtigen Factor in der Oberflächengestaltung der
"betreffenden Gegend fügt nun aber Berendt noch den Nachweis
|i'du alten Laufes dei' Weichsel von Fordon, Bromberg, Nackel und
, iKrtrin bis zur jetzigen Oder und weiter über Neustadt-Eberawalde
naob Oranienburg hinzu, wo die Havel sich in die damalige Weioh-
sal ergoBs und die schmale Landplatte zwischen diesem Strom und
Äer Oder durchbrach und so eine grosse Flussinsel von Marwitz bis
Tehrbellin — das Ländchen Glin und Bellin — bildete, während die
fhnptvereinigung der Oder und Weichsel zwischen Fehrbellin und
'IWeaack lag und ihre Wasser von hier aus gemeinschaftlich zur
tinteren Eibe abflössen. Die geognostiaohe Gliederung dieser Gegend
.wird auf Grund dieser alten Hydrographie äusserst einfach.
5 Quartärbildungen derselben zerfallen in :
Jung-Älluvium; ala Tort- nnd Moorerde, Wiesenerz, Wieeenraer-
gel, Infusorienerde in verschiedener Wechsellagerung; Flusa-
(Aue)!ehni, FluBs-sand, -grand, -geröll; Dünen- oder Flug-
sand, Abrutsch- und Abschlämm'Maasen, beide letztere dem
Jung- und Alt-Alhmum angehörend.
140 Sitzongsbenohte
Alt-Allaviam: als Thalsand (Haidesand).
Oberes Diluvium: als Ob. Diluv.-sand (Deok-Geschiebosaud), Grand-
und Gerölllager; Ob. gemeiner Diliv.-mergel (Lehm-mergel,
Ob. Geschiebe* mergel, mit Lehmdecke) ; nicht wechsel-
lagernd.
Unteres Diluvium mit Päludtna düwoiana und geschrammten
Geschieben: als Unt. Diluv.-sand (Spathsand, Glimmersand,
Braunsand), Uut. gemeiner Diluv.-mergel (Schluff- Unt. Ge-
schiebemergel), Dil.-Thonmergel (Glindower Thonmergel,
geschiebefreier Thonmergel), Mergelsand, Dil .-Grand-, Ge-
röll- und Geschiebelager in mehrfacher Wechseliagerung.
Die Ausführung der Karten ist ihrem Zwecke so vollkommen
entsprechend, dass einige Worte darüber wohl hier eine Stelle finden
mögen. Juug-Alluvium wird durch weissen Grund, Alt-Alluvium
durch grünen Grundton, Oberes Diluvium durch gelblichen und
Unteres Diluvium durch grauen Grundton bezeichnet. Ausnahmen
finden nur beim Dünen- oder Flugsand und bei den 'Abrutsch- und
Abschlamm -Massen statt, die ersteren sind mit gelben Punkten, die
letzteren mit einem aus gelb und grau zusammengesetzten Grund
bezeichnet.
Auf diesem Grunde sind durch engere und weitere Schraffi-
rung (Reissung) die verschiedenen thonigen, thonig-kalkigen und
kalkigen Bildungen (letztere blau), durch Punktirung die sandigen
und durch kurze horizontale Striche die humosen Bildungen bezeich-
net. Damit ist der Vortheil erreicht, dass die petrographisch glei-
chen und ähnlichen Gebilde der verschiedenen geognostischen Ab-
theilungen dem Auge leicht aufiallen und dass die dem Land- und
Forstwirthe erwünschte Unterscheidung von Sand-, lehmigem, Humus-
und Kalkboden unmittelbar gegeben ist, und selbst die Uebercinan-
derlagerung zweier, sogar dreier petrographisch verschiedener Schich-
ten möglich wird.
Die Verbreitung der Forraations-Abtheüungen tritt auf den
Karten sehr einfach hervor. Das eämmtlicbe Terrain ausserhalb der
alten, oben bezeichneten Thäler, der Höhenboden, ungefähr über der
Niveaulinie von 120 Fuss = 37.66 m gehört dem Diluvium an —
wenn die Dünen- und Flugsandbildungen ausgenommen werden — ;
das Alt- Alluvium, der Thalsand, tritt zwischen 120 und 105 Fuss
(32.95 m), das Jung-Alluvium unter dieser letzteren Niveaulinie bis
zu dem durchschnittlichen Wasserspiegel in 97 Fuss = 30.44 m auf.
Die chemischen und mechanischen Analysen der verschiedenen
Materialien, welche in dem chem.-agronomischen Laboratorium der
geol. Landesanstalt unter der Leitung des Prof. Orth ausgeführt
und in den Erläuterungen zu den einzelnen Karten-Sectionen mit-
getheilt sind, finden sich hier in einer übersichtlichen Form zur
I firmittelang des Gehnttea an Tliou, Kalk, Sanü »od Humus zusam-
[ nangestellt.
e mecbaDiscbB Analyao liefert nach der KarDgrOESe: Grand
[ aber 2 mm, Sand in 5 Äbetufuti^en von 2 bis zu 0.05 mm, Staab
] a Stufen von 0.05 bis O.Ol mm und endlich feinatü TbeiU,
I worunter der getammte Gehalt an plastisuhem Thon entlialten ist.
Die DiluviatbilduDgen enthalten im un verwitterten Zustande
1 inch kohlensauren Kalk (bez. Magnesia), die Alluvialbildungen viel-
[ foch auch Humus (bez. Kohle). Die Bestimmung dieser Gemengtbeile
I gebt am besten der mechanischen Trennung voraus.
Die Bestimmung von Nebcnlieatandtheilcn, welche in agrono-
misoher Beziehung von Wichtigkeit sind, ist auf die feinen und
I feinsten Theiie, sogenannte Feinerde beschränkt worden, weil diese
1 wegen ihrer leichteren Aufschlieasbarkeit bei fortschreitender Ter-
' vittemng för Pflanzen emäbrung zunächst in Betracht kommt.
■ nähern Erörterung der Einzelheilen dieser Analysen
f kann hier nicht eingegangen werden, nur einige wenige Bemerknn-
Ton allgemeinem Interesse mögen hier hervorgehoben werden.
Das Diluvium unteisoheidet sich von dem darüber liegenden
jBschiebe gröastentbeüs nordischer Herkunft
fehlenden Kalkgehalt in den un verwitterten
D obern Teufen, wo er in tbouig-kalkigen
Q mächtigen Sandscbichtea bis zu 10 m
t angelaugt ist. Aus dem Diluvial- oder Gescbiebemergel lässt sich
I Aie ganxe Reihe der Gebilde von den grossen Oescbieben bis xum
I Intisten Thonmergel durch blosses Abschlemmen entstanden denken
im Kleinen künstlich darstellen.
Der Obere und Untere Geschicbemergel ist nur nach seiner
I goOgnostitcben Stellung, bei im Ganzen gleicher ZusamraansetKung
1 nnterseheidon ; doch enthält der letztere einen etwas gröisoren
L &lkgflhalt. Der Durchschnitt ergiebt für den Oberen 10.2, für den
I Unteren Geschiebemergel 17.1 Proc. kohlensauren Kalk (einschl.
r Magnesia und Eisenoxydul) und dieser Gehalt steigert sich in den
3 Thonmergel näher stehenden Gebilden noch beträchtlich.
Der Späths and oder gemeine Diluvialaand wechselt vomgi'oben
f Kauersand bis zum feinen Stuben- und Streusand und zeichnet sich
i tertiären Quarzsanden durch den Gehalt an rothen
I Feldapatb körn oben aus, die von 20.5 bis herab zu 8.4 Froc. wechseln;
\ sutserdem enthält derselbe im nnvcrwitterten Zustande einen 4 Proc.
[ jedoch niOht leicht übersteigenden Kalkgohalt.
In dem Grande des Diluviums lassen sich ausser den Feld-
' spftthkör^ahen unterscheiden: Granit, Goeiss, Diorit, ausgewitterte
Tersteinerungen von Silurkalk, Quarzit. Sandstein, Feuerstein, Eeete
! TOn Beleniniten, Kreide, Eisenkonkretionen.
Bei dem Spathsand des Oberen Diluviums wird die Schichtung
[ Terti&r durch die
I ttnd durch den n
1 Gebilden. Derselbe fehlt i'
[ Behiobten bis gegen 2 a
• 4
I
142 Sitzungslieriohte
nach verBchiedenen Korngrössen vermisst, während die ganze Masse
desselben ungleichkörnig, selbst mit Geschieben gemengt isti Sonst
entscheidet hier wie auch bei den Granden die Lagerung. Nur ist
der Obere Grand in der Kegel etwas abgerollter, der Untere scharf-
kantiger. Die aus den norddeutschen Diluvialbildungen bekannten
polirten und geschrammten Geschieben, welche wohl ihre Abstam-
mung aus dem Grunde von Gletschern verrathen, sind nach den
letztjährigen Beobachtungen besonders auf den Unteren Gcachiebe-
mergel beschränkt. Dagegen finden sich im Oberen Diluvium und
namentlich auf Höhen, wo nur die Geschiebe desselben liegen ge-
blieben sind, eigenthümlich angeschliffene dreikantige Geschiebe,
welche den Eindruck von Artefacten machen.
Ausser den eingeschwemmten Resten fossiler Säuge thiere, wie
Elephas primigeniuSy Ehinoceros tychqrhinus u. s. w. findet sich eine
Süsswasser-MoUuskenfauna, wie Välvata contorta im Oberen Diluvial-
mergel, dagegen scheint Fäludina düuviana auf den Unteren Spath-
sand und Diluvialmergel beschränkt zu sein.
Das Alluvium zerfällt in Süsswasser- und in Flugbilduogen.
Zu den ersteren gehören die Alluvialsande, welche sich nur wenig
von dem Diluvialsande unterscheiden, da sie nur ein Product der
Ümlagerung oder der Auswaschung diluvialer Schichten sind. Es
sind Feldspath führende Quarzsande, mittlerer oder feiner Korn-
grösse, ohne Kalkgehalt, dagegen zeigen die obersten 0.4 bis 0.6 m
des Thalsandes einen geringen Humusgehalt, als einen ursprünglich
mit niedergeschlagener Gemeugtheil. Sie unterscheiden sich von dem
Oberen Diluvialsande durch ein gleichmässigeres Korn, und von dem
Unteren durch den Mangel an dem Wechsel von feineren mit grö-
j= beren Schichten.
>! Fuchserde, durch braunrothen Humus gefärbter oder ver-
\\ kitteter Sand, der in vielen Gegenden für Alt- Alluvium charakteris-
tisch ist, hat in dieser Gegend noch nicht mit Sicherheit nachgewie-
sen werden können.
Der Wiesenthon, Wiesen thonmergel, letzterer geht in Wiesen-
kalk über, weicher durch Beimengung von Sand ebenfalls einen
sehr schwankenden Kalkgehalt zeigt. Als ein diesen Gegenden eigen-
1",; thümliches Gebilde stellt sich der Moormergel dar, welcher die
Y • obersten 0.1 bis 0.2 m der grossen Wiesenilächen des Havelluch
1 ' " strich- und nesterweise bildet. Derselbe enthält viele Schaalreste von
Valvata, Bythinia und Planorhis und gleicht doch dem kalkfreien
Moorboden. Als Moorerde werden die Zwischenstufen von
eigentlichem Torf bis zu humosem Sand bezeichnet, ein geringer
Gehalt von Humus (2^2 Proc.) reicht schon hin, um einen feinkörni-
gen Sand als Moorboden erscheinen zu lassen.
Eine geringe Beimengung von Chlornatrium im Moorboden des
Havelluch, wie bei Nauen und Ceestow, ist bewundernswerth, und
ii
Hl
:?'-
'S ■
der niederrheinisohen Gesellaohaft in Bonn. 148
wird auf eine aus grosserer Tiefe zu Tage tretende schwache Salz-
quelle zurückgeführt.
Torf kommt in den vorliegenden Kartenblättern über grosse
Flächen hin im Zusammenhange und zum Theil von bester Aus-
bildung aber nicht grosser Mächtigkeit vor. Das grosse Rhinluch
(Linum) erfüllt zum grossen Theil den Norden der Blätter Linum
und Cremmen. Das Havelluch zeigt bei Nauen ein zwar nicht tiefes,
aber horizontal recht ausgedehntes Lager. Der Einschnitt der Wu\)-
litz (Sect. Marckau) ist ebenso damit erfüllt, wie sich ein ausge-
dehntes Lager an der Havel, in Sect. Oranienburg und Hennigsdorf
erstreckt. Aeltere Analysen und Versuche über den« Heizwerth
werden mitgetheilt.
Moostorf würde kaum besonders unterschieden worden sein,
da er hier uur untergeordnet auftritt, wenn er nicht in W. und 0.
des Norddeutschen Flachlandes in den grossen Hochmooren von
bedeutender Wichtigkeit wäre.
Infusorienerde, aus mikroskopischen Eieselpanzem meist
von Diatomeen bestehend, im trockenen Zustande mehlig und sehr
leicht, kommt in Wiesen und alten Flussläufen vor, wie Wiesen-
kalk, mit dem sie so oft verwechselt wird. Reine Infusorienerde
ist in dieser Gegend noch nicht gefunden worden, aber durch feinen
Sand und Quarzstaub verunreinigt unter dünner Moordecke in
einem zusammenhängenden Lager von 0.5 bis 1.5 m an der Spree
unterhalb Berlin, an der Havel unterhalb Spandau.
Die Dünensande dieser Gegend unterscheiden sich ihrer
Zusammensetzung nach wenig von den übrigen Alluvial- und somit
auch von den Diluvialsanden, nur das absolute Fehlen jeden gröberen
Grandes und kleiner Gerolle lässt dieselben mit Sicherheit erkennen.
Die äussere Form der Hügel lind bei vorhandenen Durchschnitten
die Yegetationsrinde der ursprünglichen Oberfläche giebt noch
weitere Kennzeichen.
Ausführlich sind die agronomischen, pedologisohen Verhält-
nisse und die Pedographie der hier auftretenden Bildungen behandelt.
Da wo die vorher beschriebenen Forraations- Abtheilungen
unmittelbar die Oberfläche bilden, sind sie chemisch durch Zer-
setzung, mechanisch durch Dislocirung gewisser Gemengtheile unter
dem Einflüsse der Atmosphärilien und der Pflanzendecke (der Wur-
zeln) von oben wieder verändert, so dass eine Oberkrume unter-
schieden werden kann, welche für den Land- und Forstwirth von
grösster Bedeutung ist.
Der oberste Theil der Oberkrume, welche künstlich gemengt
und gelockert ist, bildet die Ackerkrume, welche ziemlich scharf
und gradlinig nach unten in 0.2 bis 0.3 m Tiefe abschneidet und
sich durch gleichmässige Mengung mit humosen Bestandtheilen schon
144 Sitzungsberichte
in der Farbe von der tiefen Oberkrume oder dem Unter gründe
uiitcricheidet.
J)iH Oborkrumo ist mithin nur die Verwitterungsrinde der *an
der OlMirfläobo litsgfindon Schiebt und richtet sich, wie die Unter-
suchungen naohgowioMOn haben, in ihrer Begrenzung nach der petro-
graphiHclion Hfisohaffonheit der letzteren. Darin liegt die Möglichkeit,
bei den Aiifnahinoii und ihrer Darstellung dem Geognosten und
dem Jjandwirthe (der Wissenschaft und der Praxis) zu genügen.
DifiNO agroiiomiHchen Bezeichnungen sind nun mit roth ein-
giMiriiukUii) Buchstaben auf den Karten angegeben, wo nach Prof.
Orth S Hand, (J ürand, L Leltm, M Mergel, £" Kalk, ^ Humus
buKOiohiHii. Daraus ergubnii sich die Zusammensetzungen LS leh-
miger Kund, SL sandiger Lnhm, IILti humoser lehmiger Sand und
^.7^^ sandig Udiiiiigt^r Hand (oder schwach lehmiger Sand) und
HSL sandig sandigiu* Lehin (oder sehr sandiger Lehm). Sie gelten
fl\r Oherkriim» und Untorgrund, wo die dem Zeichen der Ober-
kruniu beigefügte Zahl die Tiefe derselben in Decimeter (0.1 m)
angiobt. Diese Zahlen sind durch kleine Bohrungen von 1.5 bis 2 m
Tiefe, fttr jedos Blatt ßüO bis 100() ermittelt.
F«8 büseiohnet LS X 5 — 10 Oberkrume : lehmiger Sand 0.5 — 1 m.
SL Untergrund: sandiger Lehm.
Ist noch eine verschiedene petrographische Verschiedenheit
iu\ Unti^rgrunde erkannt worden, so muss dieselbe ebenfalls ange-
geben wenleu.
las bezeichnet SLS 7 Oborkrume: schwach lehmiger Sand 0.7 m
SL h Untergrund: sandiger Lehm 0.5 m
SM tieferen Untergrund: sandiger Mergel.
Um diese Verhältnisse noch anschaulicher zu machen, sind
auf dem Kaudo jeder Seotion Protile der am häufigrsten vorkom-
menden Bodenverhältnisse beigefügt worden.
Die BodeubiUlung besteht hiernach in der Verwitterung der
Ober tl&(*hensi*h ich t Dieselbe ist für die sammtlichen hier aufti«-
teudeu Schichten vlurch sahireiche Analysen nachgewiesen. Als Typus
kann der Oang der Verwitterung beim Diluvialmergel dienen. Pro-
tile in iichm- und Mergelgruben sind häufig. In einem Beispiele aas
Sectiou Markau ist die Ackerkrume 0.2 m, die Oberkrume besteht
au« LSs die Orenae beider ist der Oberdäohe parallel und an der
durch Humus bediugteu grauen Färbung der Ackerkrume kenntlich.
Die wei^MÜche Vlkrbuug s«?tzt noch schärfer gegen die rostbraune
von >W. O.S bis 0.t> darunter ab, welcher hier vom Landwirth all-
gemein als Untergrund bezeichnet wird. Dann folgt SJI die unver-
änderte Ablagerung. Die obere Grenze des lehmigen Sandes ist
«ehou welleutormig. noch vielmehr die untere, scharfe Zapfen und
Trichter bildend. Bis au dieeer letiteren ist der Gehalt an kohlen-
saurem Kalk gvuüch verschwunden. Der schwache Kohlensauregehalt
der niederrheinisolien Gesellsohaft in Bonn. 146
der atmosphärischen Niederschläge genügt den vorhandenen Kalk
aufzulösen und als doppelt-kohlensauren Kalk fortzuführen. So ent-
steht die kalkfreie Yerwitterungsrindo von 1 bis 1,5 m. Die rost-
braune Farbe derselben zeigt, dass der grössere Theil des kohlen-
sauren Eisenoxyduls nicht in Lösung fortgeführt, sondern an Ort
und Stelle in Eisenoxydhydrat umgeändert wird.
In dem Schlusskapitel über die Nutzbarkeit der verschiedenen
Bildungen verdienen besonders die Bemerkungen über das Mergeln,
über die Wirkung des gemeinen Diluvialmergels, des Thonmergels,
Wiesen mergeis und Wiesenkalkes Beachtung.
Wir sehen hier den Anfang einer überaus grossartigen und
wichtigen Unternehmung vor uns, die gleich einflussreich auf die
Wissenschaft, wie für die Land- und Forstwirtbschaft eines grossen
Theiles unseres Staates und unseres gtmeinsamen Vaterlandes von
der Russischen bis zur Niederländischen Grenze sich erweisen wird.
Die Arbeiten, welche Prof. Berendt bereits früher über denselben
Gegenstand in der Mark Brandenburg, dann während einer Reihe
von Jahreu'in Ost- und Westpreussen geliefert hat, lässt an dem wissen-
schaftlichen und nach dem vorliegenden Berichte und den Karten-
blättem auch an dem praktischen Erfolge nicht zweifeln. Dabei kann
nur der Wunsch ausgesprochen werden, dass das Unternehmen die
ihm gebührende Anerkennung des land- und forstwirthschaftlichen
Publikums und die dauernde Unterstützung der höchsten Staats-
behörden finden möge.
Derselbe legte einige sehr ausgezeichnete Sandstein-
stücke aus dem Schlackentuffe am Wehrbusch bei Dann
vor, welche mit glänzendem starkem Glasflusse, bisweilen von lebhafter
grüner oder blauer Farbe, umgeben sind. An einigen dieser Stücke hat
Prof. Zirkel bei Besichtigung dieser Sammlung in dem Glasflusse ein-
gelagerte Krystalliten bemerkt, welche Entglasungs-Produkten ent-
sprechen. Aehuliche Krystalliten finden sich in den Resten der
Glasmasse, welche bei der Bearbeitung des Glases in den Häfen
zurückbleiben. Die Verhältnisse dieses Tuffes sind in dem Geognost.
Führer zu der Vulkanreihe der Vorder-Eifel 1861, S. 79 näher er-
läutert und ist nur anzuführen, dass die mit demselben vorkommende
Lava nach der Untersuchung von Zirkel zu der Leucitbasaltlava
gehört. Die vorgelegten Stücke sind einer zahlreichen Suite ent-
nommen, welche die Herren Grethen und Niebuhr in Dann der
Sammlung des naturh. Vereins für Rheinland- Westfalen in dankens-
werther Weise überwiesen haben.
Professor Troschel zeigte eine Muschel (Mytüas eduilis)
vor, in welcher sich ein Seestem (Ästeracanthüm rubens) verbor^ea
hatte. Dieselbe war von Herrn Küpper in CoVn. «vii%Q!«»i\A\.. —
Sitsangsb. d. nlederrheiiL Gtosellsohaft in Bonn. \<^
UG SitsangBberiohte
Fornor vorlas doraolbe ein Sohreiben des Herrn Küpper, worin er
Koinlichkoii l)oim Brodbacken empfiehlt.
G. Hocker lepfto einige seltene Pflanzen ans dem Ge-
bioto dor rhoini schon Flora vor und besprach dieselben. Zu«
nAohst l,ifmtM(^ia thfffsiflora L., eine Pflanze aus der Familie der
IVimuUcoon; dioso ist im Allgemeinen nicht sehr verbreitet, und
i«t o« wohl nicht uninteressant, etwas näher auf ihre geographische
Vorbrt>itung oin/ugohen.
Im hohen Kordon, in Schweden und Norwegen, ist Xrystmodbta
ikitri^\>f\% li. ^us gomoin, besonders in Wald- und Bergregion.
In IHmnuark im Xordon und Osten (n. Fries).
In IVut^chUnd im nonlöst liehen und nordwestlichen Gebiet äem-
lioJi vorbrvitot. moi*t aber vi^roinzelt: im Süden nur an hochgele-
gnen lV.>kien. so Un Müuohon ^Roichenb.h bei Tuttlingen a. d.
IVtvftu vRo*lor^: von WiKingxni und dem Federsoe bis Isny und inm
lH>i«»$ie<e vM * r ; 0 n « * K em m i e r Fl. v, ^Vü^ttb^.^ : bei Seebm^g nnd
Ktv^t^^^aeh in NA«m'.i (Fuokel^: bei IjKutem in der Rheinplmli
^roKicV . ia der Khou:rrv.>vinr b?; Goch ur.d Gellem, am
UQ4ce:\ Or:*" er*: ;u vV;*em Somcer ^1^7^^ von L. Feaih anf-
^fucd«t.
Ir. K:>h:v.*" *:<'r.^r.w\?;». -r. N:ede?*ötf:<?rrf:clu an der böhmiMli-
»i^r:4c>»^r. v*?rrr5v Sf: W^:--* .::•.,'. Gr*t5i= rinfc Hos:.
^ . «.. ■- TV-M--. -,^,4.
• '■r'^.-»«frjL'?^,
ÄTi^^rX
V^Ä*^.«-». i»fcfts^ *:•,' ;i.T',' -V.7 TC^.*. ^"iS* i^*. >.T»,'c:. Vr5y;r;.zi
der niederrheinischen GeBellsohaft in Bonn. 147
Dannlegfte Vor tragender eine Juncaeee vor, Juneus capitatua
Weigel, von Lehrer Traut bei Traar (Grefeld) in diesem Sommer
aufgefunden, Ihr Vorkommen ist bis jetzt mit Sicherheit nur be-
kannt im Gebiete von Saarbrücken, daher dieser Fund ein werth-
voller . für die rheinische Flora. Sie mag indessen vielfach über»
sehen sein, da sie grosse Aehnlichkeit mit gewissen Formen des
Jtmcm sitpini^ Mönch hat.
Ferner wurden von demselben Formen eines Schachtel-
halms, Equisetum Telmateja Ehrh. vorgelegt, vorkommend an Sumpf-
stellen im Marienforst bei Godesberg, und an diesen die Erschei-
nungen bei der Umänderung des sterilen Stengels beleuchtet. Vom
Mai an treten an gedachten Sumpfstellen 30 — 60 cm hohe ste-
rile Pflanzen von Equis, Telmateja auf, welche kürzere oder län-
gere Aehren treiben und die Form serotina AI. Braun dar-
stellen. Sie sind anfangs in Nichts von der normalen sterilen Form
verschieden, bleiben jedoch in Grösse weit hinter jenen zurück,
da sie die Höhe von 60 cm selten überschreiten, wo hingegen die
gemeine Form bekanntlich oft über 3 m hoch wird. Langsam und
allmählich sich entwickelnd, bis gegen Ende September hin, treiben
viele dieser sterilen Pflanzen Fruchtähren, und zwar längere bis zu
5 cm, die Form macrostachya Milde — und kürzere bis zu 1 cm,
die Form microstachya Milde darstellend.
Einige Pflanzen nun von dieser fruchttragenden sterilen Form
zeigen an ihrer Spitze die Aehre gleichsam durchwachsen, indem
aus der Spitze der vollkommen entwickelten Aehre der Stengel
sich fortsetzt, einfach, kurz, nicht ästig, 2 — 4 cm lang, — und ästig,
bis zu 20 cm lang; sie stellen die Form proUfera Milde dar.
An diesen Formen ist deutlich die rückschreitende Umbil-
dung der Fruchtähre zu erkennen, indem man sieht, wie bei
der Form microstachya der nicht veränderte Theil der Aehre sehr
klein, und der umgewandelte, zu seinem Ursprung, dem Stengel,
zurückgeschrittene Theil der Aehre verhältnissmässig stark und
lang über den unveränderten Theil hinausragt; und umgekehrt, wie
bei der Form macrostachya die Umbildung der Aehre in unbedea-
tendem Maasse sieh vollzogen hat, indem hier der zurückgeschrit-
teue Theil als Stengel unbedeutend über die Aehre hinausragt, der
nicht veränderte Theil daher sehr wenig verkürzt ist.
Es ist wünschenswerth, den Ursachen einer solchen rückschrei-
tenden Umbildung, sogenannten Durchwachsungen oder Sprossungen,
bei Equiset, Telmateja Erhr. nachzuforschen; sie scheinen, analog
den Yergrösserungen bei AnagdHis, Bosa u. a. nicht regelmässig
sich zu wiederholen, und da sie hier im Marienforst einen fast
bestimmt begrenzten ^^um einnehmen, in den nntQkxVs^v&Kdc^fisci.
Fortpflanzungs- Apparaten der Pflanze zu Buckeno. b^Vü. \A^c^lV^
.-/«..-■<rs*fW
148 Siüsnngsberichte
bat diese interessante Form hier zaerst aufgefunden, und dass sie
sehr selten ist, geht schon daraus hervor, dass Milde sie in seiner
Monographia Equisetorum 1865 neben den übrigen Formen swar an*
führt, aber keinen Standort angiebt und sie in seinen Schriften:
»Höhere Sporenpflanzen etc. 1865« und »Filices Europ. et Atlantid.
1867 c vollständig ignorirt; sie scheint ihm also von keiner Seite mit-
getheilt worden zu sein.
Prof. vom Rath legte mit dem Ausdruck des Dankes ver-
schiedene Mineralien aus den argentinischen Staaten, ein
schätzenswerthes Geschenk des Herrn Prof. Stelzner, vor und be-
gleitete dieselben mit einigen Erläuterungen. EinTheil der gütigst über-
sandten Mineralien, nämlich Beryll, Triplit» Heterosit und Go-
Inmbit, stammen aus den granitischen Quarzstöcken in der Umgebung
von Gordoba (s. A. Stelzner, Mineralog. Beob. im Gebiete d. argent.
Bep.; in Tschermak's Min.Mitth. 1873 S. 219). Die Sierra von Cor-
doba streicht, in drei Parallelketten getheilt, in nord- südlicher Rich-
tung durch drei Breitengrade. Bei einer absoluten Höhe von 1600 m.
überragt sie die ringsum ausgebreiteten Pampas-Ebenen um etwa
1200 m. Das Gebirge besteht au4 Gneiss und krystallinischem
Schiefer, denen Bänke von körnigem Ealk eingeschaltet sind. In
diesem Schiefergebirge treten, ausgedehnte Plateaux bildend, Granit-
massen hervor, deren Oberfläche theils mit Graswuchs bedeckt ist,
theils öde Steinflächen darbietet, in letzterem Falle den norwegischen
Fjelden nicht unähnlich. Aas den granitischen Plateaux endlich
ragen (in Folge der Verwitterung der umgebenden Massen), zuweilen
mehrere hundert Fuss hoch, Quarzstöcke, eigentlich aus sehr quars-
reichem grobkörnigem Granit bestehend, in Gestalt weissglänzender
Riffe, hervor. Dies ist die Lagerstätte der genannten Mineralien. —
Den eben erwähnten Zwischenlagern von körnigem Ealk gehört die ^
vorliegende Stufe von Wollastonit an; sie stellt ein Aggregat von
weissen oder lichtröthlichen Wollastonit-Prismen mit nur spärlich ^i
eingemengten weissen Ealkspathkörnem dar. Nach Stelzner 's An- :
gäbe ist in der Sierra de Gordoba Wollastonit das am weitesten '^
verbreitete accessorische Mineral der Ealkbänke. — In der Siernk J;
de Famatina (Provinz la Rioja) sammelte Prof. Stelzner die vor^ s
liegenden Stufen von Enargit (Grube S. Pedro Alcantara), sowie K
Famati nit (Grube Mejicana Upulungos). Das eine Stück zeigt' den ■]
Enargit als ein schönes, strahlig-blättriges, reines Aggregat. Mit ^'
diesem Vorkommen sah Stelzner den 1 m mächtigen Hauptgang -^
der Grube S. Pedro Ale. zu »/s erfüllt. Die andere Stufe stellt ein - .j
Gemenge von Eisenkies und Enargit dar, mit einer Druse, in welcher i
zierliche Erystalle, vorherrschend Zwillinge und Drillinge, ans- ..;•
gebildet sind. * ' i
der niaderrhainiiohen GeHÜaehaft in Bonn. 14
Die EnargitkiTttslle dieser fitnfe erreiohen eine Grotte von
3 mm sie eeigea ansBer den gestreiften FÜloben der Pnsmenzone
nur die sehr glftozeade Basis Letztere ut fein geitreift, parBlIel der
Makrodmgonale Bei den Zvilhngen ersoheint diese Streifung feder
förmig sich nahe unter 60° begegnend bei den DurchkreoKungsdril
lingen (s F ^ 1; ist die Streifung sternförmig voltkommen thnlioll
nf der bekannten dreifachen Stret-
.11 fung auf der bei eineA Cliryso-
m^ j[ "" beryll Drilling den drei ludivi
'" d en gememaamen Pimkoid
^ 1 flache Ea geht aus dem Ge-
ji I ( sagten hervor daai als Zwil
1^ J ! 1 lingaebene der Enargit Vei>
g, — wachs ung die Fliehe emM
Prisma fiingirt daasen Kante
uDgefihr 120° raisst Es ut
dies das Prisma coP'/, ('/g B
b « o) wenn wir die herr-
schende Form mit der Kante
97* 53 zum Orundpnema wählen Es berechnet sich nämliob die
hrachyd agonale Kante von oo P°/, = 119° 43 /j Es ut die« m
gleich d e Ebene mit welcher sich d e Individuen meist ebenfllohig
berühren Als Begrenzungaflache habe ich ausser m := «P noch
folgende Prismen beobachtet
n = »P2 (a Vi b t» o) Brachjdiag Kante 69' 42'/»
1 = «PS (a Va b CO c) „ , 41 BS
r = «P3 {V«a b CO c) „ „ U7 87
Die durch die Flachen m gebildeten einspnngenden Kanten
messen 142° 23 'j, ein Werth welcher mit der Messung so nahe
übereinstimmt wis ea nur die durch die verticale Streifnng der
Pnsmenflachan bedingte Fehlergrenze gestattet Die einspringenden
Kanten □ denen «ich die m Flachen der Individuen II und III be-
rühren berechnen s ch zu 141° 33 '/, — Es bedarf mcht der Er
wahnung dass diese Enargit Verwaehsungen auch als Zvnllinge nach
coP2 erklart werden konnten in welchem Falle die Zwillmga-
kanten m m sich berechnen zu 141° 49 '/, D e Verbindung de;
Individuen wurde unter dieser Annehme nicht mit der Zwillings-
fläche, sondern mit einer zu ihr normalen Ebene erfolgen. — Die
bisherige Angabe, dass der Enargit Zwillinge parallel einer Flftohe
m P bilde, beruht also wohl auf eiaem Irrthum.
Der Famatinit, eine von Prof.Stelzner aufgestellte Spezies,
unterscheidet sich bekanntlich in chemischer Hinsicht nur dadurch
vom Enargit, daas jener eine Schwefelanttmonkupfer-Terbindnng,
der Enargit die entsprechende SohwefelarsBnkupfer-YerbindnDg iaL
Beide Mineralien sind anch in der Farbe T«iKAi.\B&ea, &sc '¥msx^
■ ^"^ A»*?*^SBI'S
150
Sitzungsberichte
Bohwarz, der Famatinit kqpferroth. Das vorliegende Stüok zeigt
beide Mineralien in derber Masse mit einander gemengt. TOw^
kleine Drase in der rötblichen Famatinitmasse umschloss zierliche,
bis 1 mm grosse Krystalle, welche augenscheinlich demselben Mi-
neral angehören. Dieselben konnten trotz ihrer sehr geringen Grösae
gemessen werden. Sie erwiesen sich als vollkommen isomorph mit
dem Enargit; etwaige Winkeldifferenzen entzogen sich der Wahr^
nehmnn% Bestimmt wurden die Formen coP, ooPs, ooPco, oP.
Endlich liegt der von Prof. Stelz ner verehrten Gollectiön
eine schöne Linarit stufe bei, von dem durch den genannten Forscher
entdeckten Vorkommen der Grube Ortiz in der Sierra de las Ga-
pillitas, Provinz Catamarca. Wie bereits Stelzner erwähnt, erreichen
die Krystalle, welche zuweilen recht flächenreich sind, eine Grösse
bis zu 1 cm, ihre Form theils prismatisch in der Richtung der
Orthoaxe, theils tafelförmig parallel dem positiven Hemidoma s oder
parallel der Basis c. Jene prismatischen Erystalle erwiesen sich
als eine Combination (s. Fig. 2) von *
M = ooP, (a : b : ooc)
y = — Poo , (a : (30 b : c)
X = «»/aPoo, (V : cßb : c)
u = 2Poo, (Vaa' : oob : c)
s = Poo, (a' : oob : c)
c = oP,
g = 2P2,
r = (Poo),
a = 00 Poo ,
a
(ooa : oob . c)
(Vaa' : b : c)
(ooa : b : c)
(a : oob : ooc).
-it-
a
Fig. 2.
Die durch vorherrschende Ausbildung der Basis c tafelförmigen
Erystalle sind flach linsenförmig gewölbt. Ihre grössere Ausdeh-
nung entspricht der Orthoaxe; hier erscheinen als Zuschärfungen
der gewölbten Tafel die Flächen a und s. An ihrer schmalem Seite
werden diese Tafeln begrenzt durch die äusserst niedrigen Flächen M.
Hftuflg beobachtet man Zwillinge. Die Zwillingsebene ist das Ortho-
pinakoid, Fläche a (vollkommene Spaltbarkeit). Die Zusammenf&gung
der Individuen erfolgt indess nicht parallel dieser Fläche, sondern
ist mehr oder weniger unregelmässig; häufig liegt ein Zwillingsstück
angewachsen auf einem durch Flächenausdehnung herrschenden
der niederrheiniBchen GeseUschaft in Bonn. 161
Individ, genau so, wie es vortrefflich darch Hessenberg dargestellt
worden ist (s. Min. Notizen VI Taf. 3 Fig. 23). An diesen mehr
tafelförmigen Krystallen findet sich aach ein wegen Krümmung nicht
ganz sicher bestimmbares Flächenpaar, welches entweder mit z (von
Hessenberg als ^/7P8 bestimmt) identisch ist, oder doch sehr nahe
mit dieser Fläche übereinstimmt. Als eine spätere Bildung bemerkt
man auf den Linaritkry stallen Malachit.
Als ein ferneres höchst dankenswerthes Geschenk Seitens des
Herrn General-Direktor Maass, wurde eine Sammlung von Gesteins-
stücken aus der Kohlenformation von Fünfkirchen in Ungarn
vorgelegt, welche die dortige Kohle im Gontact mit Eruptivgesteinen
sowie die durch letztere bedingte Veränderung der Kohle in eine
koaksähnliche Masse zeigen. Die interessanten Stücke, welche aus
dem Yasas-Gebiet etwas nordöstlich von Fünfkirchen stammen, sind
den Flötzen 8, 10 und 12 entnommen. Das Eruptivgestein, eine Art
von Grünsteintrachyt (vielleicht Phonolith), der indess in den vorlie-
genden Stücken stark zersetzt ist, dringt in höchst unregelmässigen
Partien in die Kohle ein, welche bis auf einen Abstand von 1 bis 2
decim. von der Contaktfläche in eine stenglige Masse umgeändert
ist und genau dasselbe Ansehen zeigt, wie es so häufig die künstlich
bereiteten Koaks darbieten. Der Vortragende wird sich gestatten,
in einer folgenden Sitzung noch einige weitere Mittheilungen über
Fünfkirchen und das genannte Vorkommen zu machen.
Schliesslich machte Prof. vom Rath einige mineralogische
Mittheilungen über die Pariser Ausstellung. Als neues,
wenigstens bisher in Europa wohl noch nicht gesehenes Mineral ist
zunächst der Huantajayit aus den Silbergruben San Simon und
Descubridora bei Huantajaya, 15 Kilom. vom Hafen Iquique entfernt,
in der Provinz Tarapacä in Peru, zu erwähnen. Herr Raimondi,
der Entdecker dieses merkwürdigen, aus einer Verbindung von
Chlornatrium mit Chlorsilber bestehenden Minerals, erzählt in seiner
vortrefflichen Schrift: »Mineraux du Perou, Catalogue raisonn^ etc.
Paris 1878«, die Auffindung in folgender Weise: »Bei einem Aus-
fluge nach dem berühmten Grubendistrikt von Huantajaya sammelte
ich (1853) verschiedene Proben von Silbererzen: Hornsilber, Silberglanz,
Silberkupferglanz etc. In einer nur wenig tiefen Grube des Gebirges
San Augustin fand ich eine kleine Stufe, welche mit einer dünnen
Salzrinde bedeckt war. Als ich dieselbe mit der Zunge berührte,
um mich zu überzeugen, ob die Substanz löslich sei, wurde die
Oberfläche milchig weiss, nahm dann allmälig eine dunkelviolette
Färbung an. Ich schloss daraus sogleich, dass hier ein lösliches
Silbersalz vorliege, welches, befeuchtet mit Speichel, zufolge des Ge-
halts von Chlornatrium im Speichel sich in Chlorsilber verwandle.
Die violette Färbung ist die bekannte, durch Licht auf Chlorsilbec
ausgeübte Wirkung. Das Mineral wurde mit «\ä t«ä ^^«q. -^«st-
kommend und sein Trivialname LecTiedor (JAWoIbÄti^ «xi^«i\^^«ö., '^stä
163
in Lima begonnene chemische üntenachnng konnte damals weg^u xa
ereringer Quantität nicht dunibgefnhrt werden. Erat im Jahre 1678
gelangte ich nach vielen vergeblichen BemöhuDgeo durch die Güte
meines Frenndes Pedro Qamboni wieder in den Besitz des neuen
Minerals. -BGi einem Venuohe, dasselbe in destillirtem Wasser ea
lösen, sah ich, daas sich sogleich eine weisse flockige Sabstanz ab-
Bohied, welche bei Einwirkung des Lichts eine violette Färbung
umabm und Chlorailber war.« — Der Hnantagayit kryatallisirl in
Würfelu; er erscheint gewöhnlich in Form von Kmsten, welche aus
eioem Aggregat kleiner (I mm) Würfel beatchen. Die Farbe ist
weiss, eine violette Firbung des festen Minerals tritt selbst bei
direktem Sonnenlicht nicht ein. Zuweilen ist die Substanz durch
eine beigemengte Eisen Verbindung rötblicb; auch grünliche Färbung
kommt vor und ist auf etwas beigemengten Embolit (Chlorbrom-
■ilber) zurückzuführen, welchen man indoaa leicht als Einmengung
öFkennt Der Huantajayit ist spröde, Teiobt zn pulvern, was ihn von
dem geschmeidigen, wacbsäbnliohen Hornsilbcr unterscheidet , Auch
fasrige Struktur findet sich an den Krusten des neuen Minerals,
velches zuweilen die tbonig-kalkige Gangmasae bia zu 10 Pct. ihres
Gewichtes imprägnirt. Der Huantajayit zieh! weniger leicht Feuch-
tigkeit an als gewöhnliches Eocbsalz, nichtsdestoweniger wird er
an Lima feucht, wenn im Winter die Atmosphäre mit Wassergas
gesättigt ist. Beim Schmelzen mit kohlensaurem Natrium bilden
sioh inmitten der geschmolzenen Masse sehr kleine Eügelchen von
metallischem Silber. Im Mittel aus S Analysen fand Raimondi
die Zusammensetzung des Huantajayits: Chlorsilber 11 p.C, Chlor-
natrium 89 p.c. entsprechend der Formel 20 NaCl + AgCl.
Es ist allgemein bekannt, dass in einer Lösung von Kochsalz
eine gewisse Menge von Chlorsilber löslich ist und dass die ent-
stehende Doppel Verbindung auch in Würfeln krystallisirt erhalten
werden kann. Doch ist die dem Chlomatrium isomorph beige-
mischte Menge von Chlorsilber stets nur sehr gering und bleibt
selbst wenn man die Lösung bei einer Temperatur von 100'' dar-
gestellt hat, unter 1 p.C. Eine Verbindung, welche 11 p.C. enthält,
muBS sich demnach unter wesentlich verschiedenen Bediogiingen der
Temperatur oder des Druckes gebildet habeu. Alles deutet darauf
hin, dass zur Zeit, als die Erzlagcretättec entstauden, dieser Theil
des Cootinents unter dem Ocean lag, dessen Chlor-, Brom- und Jod-
Gebalt wir in den Silbererzen der Cordilloren wiederfinden.
Unter den die brasilianischen Diamanten begleitenden, von
der Firma Roulina ausgestellten Minerahen erregten grüne okta-
edrische Krystatle, >än)aragde aus Brasilien*, die Aufmerksam-
keit der Mineralogen, Die 1 mm grossen regulären Oktaeder sind häufig
schmal abgestumpft durch die Flächen des Dodekaeder. »Spinell-
iwillingei fehlen nicht. Dnrchscheinend, glasglänzend. Farbe: licht
der niederrheiniBolien Oetellschafb in Bonn. 158
oder dunkel gelblichgrün, bläulichgrün, blau. Spec. Gew. 4,52—4,56
(Damour). Die Analyse des Herrn Damour (s. Bulletin Soc. min6r.
de France 1878 p. 93) ergab: Thonerde 59*41; Zinkoxyd 88*82;
Eisenoxydnl 6*17. Glühverlust 0*14. (Summe 99'54). Das Mineral ist
demnach ein Zinkspinell oder Gähn it. Farbe und Glanz würden
gestatten, dasselbe als Edelstein zu schleifen, wenn es in etwas
grösseren Rrystallen oder Eöruem vorkäme. Nach einer durch Herrn
Des Cloizeaux mitgetbeilten Aeusserung des Herrn Lawrence
Smith kommt Gahnit auch im Seifengebirge von Nord -Ca-
rolina vor.
In der russischen Abtheilung der Ausstellung erregte ein
geschliffener Edelstein grosses Interesse, welcher als Demantoid,
Diamantoid, bezeichnet wurde. Dieser Stein istfast farblos, mit
einem schwachen Stich ins Grüne und besitzt, wenn geschliffen,
einen sehr lebhaften Glanz und prachtvolle Farben. Er ist nach
Des Cloizeaux ein Kalkeisenoxyd- Granat (»Melanit«) von nahe über-
einstimmender Zusammensetzung mit den grünen Granaten von Ala,
Zermatt u. a. 0. Auffallend ist es, dass wir als reinsten hier im »Diaman-
toid i vorliegenden Melanit eine fast farblose Granatvarietät finden.
Ausserordentliche Schätze an Zinnstein hatten die australi-
schen Colonien, Victoria, Neu-Süd- Wales und Queensland, gesandt. Sehr
zahlreiche grosse Schaustücke zeigten prachtvolle Zinnsteinkrystalle
(mehrere cm gross) theils auf-, theils eingewachsen einem Greisen-
ähnlichen Gestein ; auch faust- und fast kopfgrosse gerundete Stücke
einer dem sog. Holzzinn ähnlichen Varietät des Zinnsteins lagen
aus. Man erhielt den Eindruck, dass die Ostküste Australiens unge-
heure Zinnschätze bergen müsse.
Feldspathin verschiedenen Arten und Varietäten war nament-
lich in der norwegischen Abtheilung zu finden. So bot sich für
Herrn Des Cloizeaux die erwünschte Gelegenheit, Studien über
die Verbreitung des Mikroklin zu machen. Es ergab sich, nach
gefälliger mündlicher Mittheilung desselben, dass diese trikline Spe-
cies des Kalifeldspaths sehr viel verbreiteter ist als der Orthoklas,
welch letzterer vorzugsweise auf den Zirkon-fuhrenden Syenit be-
schränkt ist. Auch prächtige Stücke von Oligoklas, viel&ch in Schrift-
granit-ähnlicher Ausbildung, waren vorhanden. — Olivin in faust-
grossen rundlichen Partien, eingewachsen in Glimmerschiefer, von
Birkedal unfern Stat in Norwegen, erregte das lebhafteste Interesse
aller Mineralogen. Die Apatite, welche Canada gesandt, übertrafen "
an Grösse und trefflicher Ausbildung alles was man bisher gesehen,
die norwegischen Apatitschätze nicht ausgenommen. Man bewun-
derte ausser sehr zahlreichen kleineren, bis 0,8 m grossen Erystallen,
auch zwei Riesenapatite, deren Grösse parallel der Haijptaxe 0,6 m
betrug, bei einer Dicke von reichlich 0,8 m. Auch metergroacA
Blöcke einer Apatitbreccie, mit groasen ÜTa^^Vi^VaXXATii ^isi^n^^^
154 Sitzungfsberiolite
hatte Ganada gesandt. Die dortige Apatitlagerstatte gebort be*
kanntlioh wie der norwegische Apatit der ürformation (Gneiss) an.
In der Ausstelliing kalifornischer Erze und Mineralien lernte man ein
nenes oder sehr ungewöhnliches Vorkommen von Zinnober kennen,
in Höhlungen eines jugendlichen Chalcedon-ähnlichen Quarzes,
welcher einem Quarztrachyt angehört. So ist das Vorkommen yon
Sulphur-Bank, Lake Co, Californien. Das ganz zersetzte Gestein
wird durch Tagebau gewonnen, es liefert VU P*^- Quecksilber.
Trotz dieses geringen Gehalts ist es vorzugsweise jene Grube, welche
durch die ungeheure Menge billig erzeugten Quecksilbers einen
Sturz im Preise dieses Metalls bewirkt hat (jetziger Preis 4 Jd. das
Kilogramm). Californien liefert jetzt fast zwei Drittel der gesammten
Quecksilberproduction der Erde.
Ein besonderes Interesse erweckten die grossen Blöcke yon
N 0 u m e i t oder Garnierit von Neu-Caledonien, welche einen Maass-
stab für den Beichthum dieser Insel an Nickelerz darboten. So
hatte die berühmte Firma Christofle & Comp, zur Construktion
ihres der »Metallurgie de Nickel« gewidmeten Baldachins schön ge-
schliffene Quader des grünen Nickelerzes von 1 m. Höhe bei 0,6 m.
Breite in Anwendung gebracht. Die Mineralmasse ist theils homogen,
theils conglomeratähnlich. Andere Blöcke von kaum geringerer
Ghrösse waren in der Abtheilung der französischen Colonien aus-
gestellt.
Diamanten von grösster Schönheit waren sowohl im rohen
als im geschliffenen Zustande ausgestellt. Rohe Diamanten im
Mnttergestein bewunderte man namentlich in der Ausstellung von
Hrn, Coster, sowie in der Abtheilung des Caps der guten Hoffnung;
darunter mehrere Oktaeder von lichtgelbem Farbenton oder farb-
los, bis 40 Karat schwer, von vortrefflicher Ausbildung, einge-
wachsen im Muttergestein, einem aus Bronzit, Smaragdit, Diallag,
Vaalit (s. N. Story Maskelyne and W. Flight, »Diamantiferous Hock
of South Africa«; Quart. J. of the Geological Society, Nov. 1874),
Titaneisen bestehenden Conglomerat; auch Neu-Süd- Wales, die hol-
ländischen Colonien, Brasilien etc. hatten rohe Diamanten gesandt.
Die Ausstellung der Geschenke, welche der Prinz von Wales auf
seiner indischen Reise erhalten, bot eine unzählbare Menge grosser
Diamanten im älteren, indischen Schnitt. Man hatte dadurch treff-
liche Gelegenheit, den Vorzug des Brillantschliffs wahrzunehmen
bei einem Vergleiche der indischen Rosetten mit den Brillanten,
welche die französischen, englischen und holländischen Juweliere
ausgestellt. Bei vielen gefassten indischen Steinen erkannte man
auf das Deutlichste die subtrianguläre Form der Diamantzwillinge.
Alle diese Schätze überstrahlte der berühmte Regent aus dem
französischen Kronschatze, umgeben von anderen herrlichen Dia-
manten, Rubinen, Saphiren, Smaragden, Opalen u. s. w«, deren
Werth nur daroh den R^^nt übertroffen -wird. Die Entdeckung
der Capdiamanten, unter deceu vergleiohBweiBe viele von ansehn-
licher Grösse, hat hekanittlicb den Schätzangs werth der groseea
Diamanten bedeutend herabgedrüctt. Es bewahrheitet sich diese
Thataacbe auch ia der neuesten Schätzung des Eegents. Während
früher dieser unvergleichliche Stein auf 13 Millionen Frcs, taxirt
wurde, kann sein jetziger Werth nur etwa aü B bis 6 Millionen ange-
nommen werden *).
ProfesBor Mohr verwies auf den iaden diesjährigen Verhand-
lungen des naturbisto fischen Vereins für Rheinland -Westfalen ent-
haltenen interessantSD Bericht des Mitf^Hedes Dr. Theodor
Wolf in Ecuador über eine gelungene Ersteigung des
höchsten Vulcaoa der Erde, des Cotopaxi. 27, Monat nach
der furchtbaren Eruption vom 26. Juni 1877. Es heissn in demsel-
ben; »Von einer Hebung des Cotopaxi oder einzelner Theile desael-
ben int festen Zustande ist nirgends die geringste Spur zu UtideD,
vielmehr ist der Cotopaxi durch einfache Anhäufung der ausgeschleu-
derten und ausgeflossenen Massen nm den zum vutcaniscben Ueerde
fahrenden Canal, den spateren Krater, entstHnden.< Diese wörtlich
angeführte Thatanc he sei sehr wichtig und gestattet einen Rücksehluss
anf die granitischen Alpen der Schweiz, den Montblanc und andere.
Diese können nicht im flüssigen oder halbflüssigen ZuBtaade gehoben
worden sein, ohne auaeinander zu fliessen. und auch nicht bei Man-
gel jeder vulcanischen Erscheinung nach Art des Cotopaxi entstan-
den sein; sie müssen vielmehr im Innern der Erde durah langsame
Metamorphose schon fertig gebildet, sehr langsam gehoben und ober-
flächlich durch Erosion entblösst worden sein. Dadurch werde für
die Schweiz die Theorie der Eruption hinfällig. Der Vortragende
sieht aus Dr. Woll's Mittheilungen eine Reihe von Folgerungen
gegen die pliitonische Theorie und schliesst mit den Worten: Es
wird von der plutoniscben Schule angenommen, dass längere Zeit
'fahrend der Abkühlung der Erde die Atmosphäre überall eine fast
gleiche Temperatur gehabt habe und dass sich dadurch die Gegen-
wart palmenartiger Gewächse in den Gesteinen höherer Breiten er-
kläre. Das ist phyaioaliech geradezu unmöglich, und der Cotopaxi
bestätigt das, Dr. Wolf fand, auf der höchsten Lavascholle atehend,
—3" C, aber hinter einem Felsen 1 m vom Boden -|- 27° C. Wäh-
rend Bart und Haare ihm voll Eiszapfen hingen, brannten ihm die
*) lu ßezng auf ausführlichere Mittheilungen über die Ge-
steins- uod Mineralschätze der Pariser Weltausstellung von 1878
erlaabt sich der Vortragende auf seine demnächst (Frühjahr 1879)
im Verlage von Max Cohen * Sohn erscheinende Schrift: „Natur-
vrissanschaftliche Brinnernngen von der Pariser Weltausstellung"
. ■- V'
15G SitzuBgibericiite
Soblsn unter den Füssen Ton der heinen Lava. Unter aoldien Um-
ftinden würden alle Pflanzen im Boden verbrannt and in der Lnft
erfroren tein; nnd diese Beobachtung fand Statt nnter dem Aeqa»-
tor, 2' t Monat nachdem die geschmolzene Lava aasfloss nnd der
ganze Kegel des Berges noch heiss war. lYon ausgeworfenen Mi-
neralien, etwa den vesuvischen Augiten und Leuciten Tergleichbar,
fand sich gar nichts, wie überhaupt der Cotopaxi und alle südame-
ricanischen Vulcane weit hinter dem kleinen Feuerberge bei Neapel
zurückstehen. c Diese Bemerkung des Dr. Wolf findet ihre Erklä-
rung darin, dass die Anden selbst keine grossen Erystalle enthalten
nnd dass solche nicht durch Erstarren von Silicaten entstehen kön-
nen. Im Vesuv sind die grösseren Mineralien schon vorher vorhan-
den gewesen; denn wenn sie durch langsame Abkühlung entstehen
könnten, so müssten sie in den Laven des Cotopaxi viel grösser sein,
da er den Vesuv an Höhe sechs Mal, an kubischem Inhalt woU
zweihundert Mal übertrifft. So ist denn aus der sehr mühevollen
Ersteigung des grossen Feuerberges manche nützliche Bereicherung
unseres Wissens und Klärung der Ansichten hervorgegangen.
Auf den Antrag des Herrn Geh. Rath Troschel wird be-
schlossen
1) dass spätestens drei Wochen nach der betreffenden Sitzung
wenn die Vorträge seitens der Redner nicht eingereicht
werden, nur deren Titel in den Verhandlungen abgedruckt
werden soll,
2) dass von solchen Vorträgen, die bereits in andern Zeit^
Schriften erschienen sind, in den Berichten gleichfalls nur
der Titel zu veröffentlichen ist.
Es ist ein Aufruf zur Betheiligung der Gesellschaft an der
Errichtung eines Denkmals für Robert Mayer in Heilbronn ein-
gegangen. Auf den Antrag der Herren Binz und Busch, zu die-
sem Zwecke 100 M. aus der Gcsellschaftskasse zu spenden, wird be-
schlossen, die Entscheidung darüber den beiden Sectionen zu über-
lassen.
Medizinische Section.
Sitzung vom 18. November 1878.
Vorsitzender: Dr. Leo.
Anwesend 16 Mitglieder.
Vorstandswahl pro 1879. Zum Vorsitzenden wurden Gteh.
Rath Leydig, zum Secretair Dr. Leo, zum Rendanten Dr. Zart-
mann wiedergewählt. Für das in Heilbronn zu errichtende Denk-
mal von Robert Mayer beschloss die Soction ihrerseits 50 M.
beizutragen.
Eingegangen der Jahrgang 1S77 des Berichts über die Me-
diziaalvervaltuDg in Frankfurt a. M.
Dr. Kocks machte eine vorläufige Mittheilung über
eine neue Methoda der Starilisation der Frauen. M. H.
£g giebt eine grössere Anzahl von Fällen, in denen die Sterilität
der Frauen wünsctenswertb erscheint, Fälle in denen der Geburts-
act oder die alleinige Schwan gerachaft perniciöae Folgen be-
fürchten lassen.
Ich erinnere nur an die abaoluta Beckeuenge, an Herz-
kraukheiten, Lungen- und Nierenaffeotionen, Psychosen
Dieses zu erreichen versnchte inh vor kurzem eine Operation,
velche wir die iSterilieatiom nennen wollen, bei einer Dame, die
von einer chronischen Erkrankung der rechten Lunge befrkllen war;
ich • erlaube mir dieeelbe vorläufig kurz mitzutheilen, in der Ab-
sicht auf dieselbe am geeigneten Orte zurückzukommen.
Da unsere Operation zum Zwecke hat, die zuOperirende gänzlich
and dauernd steril zu machen, so kann man diesen Umstand bedeuk-
lich finden und einwenden, dasa wir Mittel genug besitzen Conoep-
tion zu verhindern und eventuell zum künstiiahen Abort greifen
können.
Was nun den letzteren betrifft, so ist derselbe nicht ganz un-
bedenklich, besonders da, wo der Operateur gezwungen würde, die
Früchte immer wieder zum Absterben zu bringen, während die ver-
Bchiedenen Mittel, welche die Conception überhaupt zu verhindern
bestimmt sind, das eheliche Zusammen leben schädigen und deletir
ffir das Nervensystem beider Tbeile wirken.
Die Operation ist also in allen Fällen wo eine danernda Ste-
rilität zur Vermeidung das Leben bedrohender Störun-
gen nothwendig erscheint, indicirt.
In meinem Falle handelt es sich um eine Frau, 32 Jahre alt.
Matter von 4 Kindern, die in den Wochenbetten jedes Mal sehr
teducirt wurde, nnd besonders nach dem letzten eine LungenaffectioQ
davon trug, welche besonders ernst aufgefasst werden mosste, weil
die Familie zur Phthisis dispouirt. Eine Schwester starb an Lungeu-
Bohwindaucht, eine zweite Schwester scheint an demselben Uebei zu
leiden. Die dritte Schwester ist unsere Patientin, welche seit An-
fang Sommers an sich immer wiederholenden Katarrhen beider Lun-
genspitzen laborirt, dabei öfter trockene Pleuritiden hatte und häufig
abendliche Temperatursteigerung zeigte. Zur Zeit der Operation war
die linke Luuge frei, rechts oben bestand hinten mäaaige Dämpfung
bis aur spina acapulae, das Athemgeräusch war in dieser Region
tinbeatimmt, die Exspiration bronchial, dabei ziemlich reichliches
mittelgroBsblasigea Easaeln. Vorn sind bis zur dritten Rippe abwärts
dumpfe EaaaelgeräuBche hörbar, die Exspiration ist etwas verlängert,
. -■ •■ ^. -^V?»)
158
Sitzangsbericbte
der Percussionsscball normal. Der GrundgedaDke der Operation
ist, durch eine künstliche Obliteration des Orificiam
uterinum, respective der Pars uterina der Tube, dem Ei
den Zutritt zum Uterus, resp. dem Sperma zum Ovulum
zu wehren.
Eine complete Obliteration ist deshalb unbedingt erforder-
lich, weil sonst die Gefahr der Tuben resp. der interstitiellen
Schwangerschaft nahe liegt.
Dieses suchte ich nun durch Cauterisation mit einer dazu
construirten galvano kaustischen, Uterussonde zu erreichen.
Es wäre auch mit andern geeignet construirten Instrumenten, etwa
nach vorheriger Erweiterung des Uterus oder auch ohne sie, die
Operation ausführbar, so etwa durch Anwendung eines feinen Ferrum
candens, eines cachirt einzuführenden Aetzstiftes etc. Die Galvano-
kaustik scheint hier jedoch mehr als irgend am Platze zu sein.
Man kann eine solche galvanokaustische Uterussonde, mit der
geeigneten Krümmung versehen, in di^n Uterus einführen, ohne ihn
vorher erweitert zu haben, dieselbe in die Trichter, welche im Cavum
za den Tubenöffnungen führen, bis an die tiefste Stelle dieser
conischen Seitentheile (Homer), in deren Spitze die Tube mündet,
hinaufbringen, hier fest andrücken und jetzt die Kette schliessen, um
beliebig lange Zeit die vorher controlirte Gluth des Brenners ein-
wirken zu lassen.
Es ist dabei nicht uöthig ganz genau die Tubenöffhung zu
treffen. Man dringt, indem man einen leichten Druck auf die Sonde
ausübt, mit ihrem brennenden Knopfe etwa 1 Centimeter weit in die
Tiefe, eine wie lange Sirecke die Pars uterina mindestens im Uterus-
parencbym zu verlaufen pflegt. Hierbei wird die Aetzung bei der
nöihigen Hitze des Brenners so stark, dass das Gewebe verschorft
and bei der nachfolgenden Heilung der feine Canal der Tube obliterirt.
In dieser Weise machte ich am 31. October den ersten Ver-
such bei oben erwähnter Patientin.
Herr Prof. Zuntz war so freundlich mir dabei behülflich zu
sein und vorher den obigen Befund der Lungen zu constatiren.
Die Patientin war am 8. October zuletzt menstruirt gewesen
und erwartete gegen den 6. d. M. die Wiederkehr ihrer Menses, so
dasB sie also am 7. Tage vor den erwarteten Katamenien operirt
wurde.
Die oben erwähnte, aus weichem Kupferdrahte mit Platinspitze
angefertigte Sonde wurde mit den Leitungsdrähten der galvanokan-
stischen Batterie in Verbindung gebracht und, ehe der vorher ge-
prüfte Strom geschlossen wurde, in den Uterus der (nicht chlorofor-
mirten) Patientin gebracht, dann zuerst links und nachher rechts in
oben erw&hnter Weise zur Tabenöffnung gebracht und die Kette ge-
•ohlossen.
Sit der Uhr üj der Hand lieaaen wir zuerst linksseitig 45 Sb-
COnden und dann reditaseitig eine Minute die Glühsonde einwirkea.
Die Schmerzen waren gering und die Operation in wenigen
Minuten vollbracht.
Als Zeichen dafür, dasH beide Male eine gründliche Aetznng
vorsichgegangen war, könnte der Umstand dienen, dasB Ich an dem
in der Scheide liegenden die Sonde haltenden Zeigefinger ein deut-
liches Knistern, von aus dem Uterus entweichendem Wasserdumpf
während der Dauer der Äetzung constatiren konnte.
Gleich nach der Operation fuhr die Dame nach Hause und
legte sich einige Tage zu Bett.
Mit Ausnahme von leichten Uterinkoliken hatte die Patientin
nicht über irgend welche Folgen der Operation zu klagen. In den
nächsten Tagen atellte sich etwas bräunlicher AusDusb ein, der am
10, d. M. während mehreren Stunden blutig wurde, so dass wir
diese Blutung als Mensea betrachten können.
Ich verhehle mir nicht, dass dieser Operation die Sicherheit
das Gewünschte erreicht zu haben noch fehlt. Allein diese Sicher-
heit zu erlangen, könnte nur die Obdaction Gelegenheit bieten, da
selbst eintretende Sterilität andere Gründe haben könnte.
Wenn man bedenkt, daas energische Aetiungen am Uterus
überhaupt gut ertragen werden, wird man die Operation, wofiir ja
auch der vorliegende Fall ein Beispiel bildet, zu den ungefährlichen
reehnen mäasen und stünde daher auch einer Wiederholung dersel-
ben, bei etwaigem Zweifel an dem Erfolg oder bei notorischem Miaa-
erfolge nichts im Wege.
Dr- Madelung macht auf die Schwierigkeit aufmerksam, die
Einwirkung einer, nach Dr. Koeks Vorsohlag, tief in die Uterus-
höhle eingeführten und dann zum Glühen gebrachten Sonde auf
einen lieatimmten Punkt der Uteruswandung zu beaohränken. Er
fürchtet, dasa dabei leicht der Uterus parforirt werden könne. Be-
kanntlich ist zuerst aus der Bonner Klinik von dem verstorbeneo
Dr, Hoening über einen Fall berichtet worden, wo die in den
Utema eingeführte, gewöhnücho, stumpfe Sonde, trotzdem dass jede
Vorsieh tsmassregel beobachtet und keine Genalt angewendet worden
■war, die Wandungen des Uterns perforirt hatte, Aelinlicbe Fälle
sind von Anderen mitgetheilt worden. Wenn dies nun die üterus-
Bonde in kunstgeübter Hand thiin kann, wie viel leichter wird dann
das galvanokau stiach wirkende, '|^ Minuten lang in glühendem Zu-
stand angedrückte Instrument Perforation herbeiführen, ganz beson-
ders wenn es an einer verbältniBsmässig so dünnwandigen Stelle zur
Wirkung kömmt wie der Tubeneingang es iat. Die Perforationen
des Uterus durch die Dterussoude und deren Wanderung in der ,
Peritonealhöhle haben in den bisher mitgetheilten Fällen keine nach-
•'. ■■■ .• -" • ■■»■■.■■■
.r '■■■•^«■■■•-.^■"ro5
■ ■ * V ■ +
160 SitKongsberichte
f
k ■
theiligen Folgen für die betreffenden Patienten gehabt. . Der glühen-
den Sonde jedoch werden aller Wahrscheinlichkeit nach Därme und
Blutgefässe nicht aasweichen, sondern gleichfalls eröffnet werden.
Dr. Eocks: Die Befürchtungen des Herrn Dr. Madelung
kann ich aus folgenden Gründen nicht theilen:
1. Eine Perforation des Uterus mit der gewöhnlichen
üterussonde bei normalem Parenchym kann nach meinem Dafür-
halten überhaupt nur die Folge kunstwidriger Handhabung dersel- ^
ben sein. Zu einer solchen ungeeigneten Manipulation kann man
sich zwar verleiten lassen^ wenn Hindernisse dem Vordringen der
Sonde entgegen stehen, oder wenn man mit der Sonde einen schwer
beweglichen Uterus anheben oder Deformitäten desselben corrigiren
will. Alles dies ist beim Gebrauche der Glühsonde nicht in Frage
und mit der von mir angegebenen überhaupt nicht ausführbar, weil
dieselbe, aus weichen Eupferdrähten gebildet, sich bei solchen Bemü-
hungen biegt und so eine schädliche Eraftäusserung unmöglich
macht.
2. Die Stelle des Uterus, auf welche wir die galvanokan-
s tische Sonde einwirken zu lassen empfehlen, ist sogar dicker als die
übrige Wandung desselben, und beträgt 1 bis 1,5 Centimeter, da
die Tube im Parenchym (Pars uterina tubae oder Isthmus tubae)
verläuft und das Einführen der Sonde in den feinen Canal selbst
nicht gelingt. Man übt auf die Sonde überhaupt keinen stärkeren
Druck aus, sondern hält sie nur mit dem Parenchym in Gontact und
schiebt sie dabei höchstens 0,5 Centimeter vor. Sollte ein kleines
Gefass auf dem Wege getroffen werden, so würde es sicher nicht
zu einer Blutung Veranlassung werden können, da die glühende
Sonde, wie das ferrum candens, als energisches Stypticum wirken
würde.
Professor Binz sprach über die Zerlegung des salicyl-
sauren Natrons durch die Eohlensäure. Wie schon früher
mitgetheilt (Sitzung vom 20. März 1876 und Berl. klin. Wochen-
sohr. 1876, No. 27) gelingt es leicht, durch Einleiten von Eohlen-
säure in eine Lösung von Natriumsalicylat die Salicylsäure so zu
lockern, dass sie durch Aether ausgeschüttelt werden kann. Bringt
man nun die Eohlensäure mit jener Lösung so zusammen, dass das
ungebundene Gas in dem Procent der Spannung sich darin befin-
det, in welchem es gemäss den Untersuchungen von A. Ewald
innerhalb entzündeter Gewebe vorhanden ist, d. h. zu etwa Vs ^^
Volums, so gewahrt man, dass in jener Lösung, welche zugleich die
Nährstoffe für Bakterien enthält — Zucker, weinsteinsaures Ammo-
niak, phosphorsaores Eali — innerhalb 3—4 Monaten ungeachtet der
günstigsten äusseren Bedingungen sich keine Spur von Bakterien
w
^:- ■
der mederrheinisohen Oefellsdhftft in Bonn. 161
entwickelt. Damit keine anfängliche andere freie Säare das Dispo-
nibelwerden der Salioyls&ure verursacben köone, wurde die das Na-
triumsalicylat enthaltende Bakteriennährflüssigkeit durch etwas Soda
alkalisch gemacht, ehe die Kohlensäure eingeleitet wurde. Zum Ein-
pressen des Gasüberschusses war ein Druck von 360 Millimeter Queck-
silber erforderlich. Dieser nämliche Druck, angewendet auf ein Gon-
trolpräparat, welches nur die oben genannten drei Bakteriennähr-
stoffe und die Kohlensäure enthielt, aber kein Salicylsalz, femer an-
gewendet auf ein zweites Controlpräparat, welches die Nährstoffe,
das Salicylsalz und statt der Kohlensäure 20 Volum-Procent Luft
hatte, ergab keinen Schutz vor Fäulniss der Flüssigkeit. In kurzer
Zeit waren die Controlpräparate undurchsichtig und in heftigster
Gärung begriffen. Der Vortragende demonstrirte die Präparate.
Sie waren am 4. August dieses Jahres angesetzt worden. Das eine
von ihnen war so klar wie am ersten Tag. Es geht aus» diesem
dreimal mit gleichem Erfolg angestellten Versuch hervor: Salicyl-
saures Natron in alkalischer Lösung bei einer Kohlensäurespannung,
welche den Verhältnissen entzündeter Gewebe beim Menschen ent-
spricht, wirkt auf äusserst leicht zersetzbare Verbindungen energ^ch
zersetzungs widrig. (Die Einzelheiten vgl. Archiv f. experim. Pathol.
u. Pharmakol. Bd. X.)
Allgemeine Sitzung Tom 2. December 1878. <
Vorsitzender Geh. Bath Prof. Troschel.
Anwesend 31 Mitglieder.
Professor Schönfeld sprach über die neuesten Untersu-
chungen von Prof. Newcomb in Washington, welche derselbe
in seiner umfangreichen Abhandlung »Researches on the motion of
the moon, Part Ic niedergelegt bat. Schon früher hat Newcomb
darauf aufmerksam gemacht, dass Hansen's Mondtafeln, ange-
schlossen an die Beobachtungen 1750 bis 1850 und an sehr alte
Sonnenfinsternisse, jetzt bereits um mehr als 8" fehlen; zugleich aber
auch, dass es nicht ausgemacht sei, ob nicht der gute Anschluss an
den Himmel auch in früheren Zeiten ebenfalls nur ein scheinbarer,
einerseits durch gezwungene Deutung der unbestimmten Nachrichten
aus dem Alterthum, anderntheils durch gewisse, theoretisch nicht
zu rechtfertigende Rechnungsvoraussetzungen erreichter sei. Um
alles dieses näher zu prüfen, hat jetzt Newcomb zuvörderst alle
älteren, vor 1750 angestellten Beobachtungen des Mondes, welche
ihm in dieser Frage stimmfähig schienen, einer eingehenden Discus-
sion unterworfen. Diese umfasst vor Allem die Finsternisse, welche
uns Ptolemäus im Abnagest und sporadisch andere alte Schriftstel-
ler überliefert haben; die arabischen Beob^c\i\>\m^^Ti "^oro. ^?Ä '^'^ä
Bitxangaber, d. niederrhehu Oeiellsoh, in Bonxu Ififl^. W.
162 SitiDD^bariohte
1004; endlich die toq AstroDomeD des liebenzeboteii and des be
ginnetidea aohUehnten Jabrhnuderts beobaohtaten Bedeckangen von
Sonaa and Sternen dnrob den Uond. Unter den letzteren befinden
Hioh die Beobacbtnngen der ersten pariier Akademiker, die der Ter-
faeser handachriftlieh von -PariB erhalten hat. — Die Abweichungen
' von HBQsen'a Theorie fanden eieh für viele Zeiten unerwartet groes.
Der Verfasser sucht diese Theorie nun erst nach seinen Ansichten
nmzugestalten, bzw. zu reinigen, indem er för Hansen'a Coefficien-
teo für die aäculare Beschleunigung der Mondbewegung so nie für
eine von der Wirkung der Venus herrührende Ungleichheit andere
Werthe substituirt. Es gelingt aber nicht, durch eolche Äeuderan-
gen eine allseitig befriedigende Cebereinstimmung kq erzielen, wäh-
rend doch die Beobachtungen, etwa mit Aasnabnte der vieldeutigen
ältesten, zu sicher erscheinen, am ihnen selbst den Grund der Ab-
weichongen aufbürden zu können. Wir haben also hier einen der
wenigen Fälle, in welchem unsere bisherige Entwicklung der Gravi-
tationstheorie sicher nicht ausreicht, um die Erscheinungen zu er-
klären. Dies kann zunächst in der Mangelhafligkeit unserer Analyse
liegen, und hier wäre vor Allem auf die Schwierigkeit hinzuweisen,
die in der Berechnung der Plan etenstörnn gen des Mondes notorisch
vorhanden und in der That so gross ist. dass wir noch keineswegs
sicher sein dürfen, diese Einwirkungen auf die Mondörter ganz zu
übersehen. Auf der andern Seite ist es sicher, dassauf die Uotation
der Erde eine Reihe von Ursachen einwirken, welche ihrd Gleich-
förmigkeit — und diese liegt doch all unseren Rechnungen als Hy-
pothese ZQ Grunde — beeinträchtigen. Dann wären die aufgefun-
denen Abweichungen der Mondörter von der Theorie nur Fehler der
zugehörigen Zeiten; z. B. wäre jetzt die Erde um 15 Zeitaecunden
in ihrer Rotation vor einer gleichförmig rotirenden Erde voraus
(1750 und 1850 als Normalzeiten angenommen). Und in letzterem
Falle wurde es dann überhaupt unmöglich sein, die Mondtheoric an-
ders als empirisch zu vollenden. Zur Zeit iat es noch nicht möglich,
zwischen beiden Erkläruagsgründen endgültig zu entscheiden. Wenn
aber der letzte der richtige ist, so muas sich diese Ungleichförmig-
keit unserer Zeitbestimmungeu bei allen Himmelskörpern in gleichem
Sinne nur nach der Geschwindigkeit ihrer Bewegung grösser oder
kleiner zeigen. Bis jetzt ist nur der Mond genügend lange und zu-
gleich genau genug beobachtet, um dies zu verrathen. Wir dürfen aber
bofEen, dass noch vor Schluss des Jahrhunderts auch Venus und
Mercur, auch wohl die Jupiterstrahanten stimmfähig sein werden.
Es muss aber mittlerweile auch die Theorie der Planeten Störungen
beim Monde ausgebildet werden, wenn die Entscheidung eine sichere
sein soll.
der niederrheinitohen Geselliihftft in Bonn. 168
Professor Schlüter legte ÄmmonHea Texanua ans dem
Emsoher des Harzrandes vor. Obwohl nur ein Windangefra^
ment, so ist dennoch das Stück sicher bestimmbar. Dasselbe war
durch Herrn Bergrath Württenberger in Goslar behufs n&herer
Yergleichung nach Bonn gesendet worden. Herr Württenberger
hat das Stück an dem dem Sudmerberge gegenüberliegenden Ab-
hänge des Petersberges in dem Eisenbahneinschnitte gemeinschaft-
lich mit Siphonia ficuSf Jerea punctata^ Plocoscyphia muricatat Ver-
rucospongia sparsa etc. aufgelesen. Vom Vortragenden ist diese Lo-
Jcalität bereits früher als Emscher angesprochen und liefert somit
dieser erste im subhercyni sehen Emscher aufgefundene Ammonit
einen weiteren Beweis für diese Ansicht. Die weite Verbreitung des
Ammonites Texanus macht ihn zu einer der wichtigsten Formen
des Emscher's überhaupt. Er ist bis jetzt nachgewiesen in Texas,
Palästina, Algier, Frankreich, den Alpen, in Böhmen, Westfalen und
nun auch am Harz.
Dann legte derselbe neue Erscheinungen der geologi-
-schen und paläontologischen Litteratar vor und besprach,
den Inhalt derselben.
Zunächst den ersten Band der neuen Folge der im Verlago
von Theodor Fischer in Cassel erscheinenden Palaeontographica,
welche nunmehr unter Mitwirkung einer Commission der deutschen
geolog. Gesellschaft herausgegeben wird. Der sehr erheblich er-
mässigte Subscriptionspreis wird auch zu der weiteren Verbreitung
dieses wichtigen Unternehmens beitragen.
Sodann das 4. Heft des I. Bandes der »Abhandlungen zur
geologischen Specialkarte von Elsass-Lothringen«, welches eine ausser-
ordentlich ausführliche Arbeit über die Trias in Elsass-Lothringen
und Luxemburg von Prof. Benecke enthält. — Diesem schliesst
sich ein zweites kleineres Werk desselben Verfassers an: »Abriss der
Geologie von Elsass-Lothringen. Besonderer Abdruck aus der sta-
tistischen Beschreibung von Elsass-Lothringen, herausgegeben vom
statistischen Bureau des kaiserl. Oberpräsidiums c
Weiter das 4. Heft des H. Bandes der Abhandlungen zur geo-
log. Specialkarte von Preussen, welches einen sehr eingehenden Auf-
satz von Dr. Kays er über »die Fauna der ältesten Devon-Ablage-
rungen des Harzes« bringt. Da diese Abhandlung wegen der viel-
fachen Beziehungen zu dem alten Gebirge der Rheinlande und West-
falens auch ein ganz besonderes Lokal-Interesse beansprucht, wurde
der Inhalt ausführlich dargelegt. (Vergl. den laufend. Band der
Verhandl. d. preuss. Rheinl. u. Westfalens.)
Dann The geology of England and Wales by Horace Wood-
ward und zuletzt: Die Fortschritte auf dem Gebiete der Geologie.
Nr. 3. 1876—77 (von Dr. Brauns).
w^w^W ■'^^^W^Ä^^^^^^^^* ^»^^^^^
W^^tW. ^>*fc, fcrtfc t'vft. iM^fc^Ji isf*, ▼'-»?; f/> JJ- Ll^i^'-
6*9m 4m IMfMt f^vA, K V,, 'h'Mtt/t^ v,'''**^^^* n*r vi,'^ ^-tt ^«rm r/^
n^iM iHT4 *tft4 1^^ lu 4*:r *A. mA 4, L,^/<rr^f.^ 12 x :..«*»»» ««hif^
P^,rtffitUrh Ht'MUffi 4«r/** ufi4 4«flr V/«5^,;'//j /Attsr«rf*f>'rf/ ;>,;^Wi Bar
¥m\ii\m ^r%A^ h'iar f.'int^u wfAUftt Vor«f/r«jr<(( pF*ii(*sii S, \fM*sti utA nkhe^
%H \\\t*%$%\\ toh tU'.u t\ytn\\K^iU*vii 'fUiUtüUfAiU nfnwtmi w<;ni«;rs. hltn^s
AliüMfi Ah\hf(tsrt$upr^u nfhtitt'.ft 4*'.u i(r^0m*rr*9n '\\»fA\ 'J^r %.-'*». H'niiion
\iimu*'\mryi «in, v'uhrt'AUni nwM von htf.r tu hun^hu\'nih':r W^i««^ *uf
Of'/MKfftMii^f)» nmi tfhhpr^»tti\ftzrK nur tjnh'9'l«;tjt4;ri'J<; Pmrli'jn (\ifnt^\htm
iiriUr 'Iw* jf)r<^<?r«Tr« Kh\H^t'.rnnyi*'.n h*irfurir*'Mn. Um Streichern d«r
ilUr'f/i h/;hl/;hM^/« vor» H, H, W, f/C^tf^'^u S. S, O, tritt in <l«ri (jrrffnxfcn
t\*tr 1f»fru1^^^M^^nt^n AUih*- tUtuK^iU tuA in 4i«;n uuUirf(tortin*iUin \A%^Hru
4i*Mitif;h h«'Tiror, Di'f Oh«*fl'9rijfj{( t\nrm\StHn int «sin^t ««;hr n;ichkftltig«.
Von unt^ffi iinfiin(/«fri'J wir«l iji<t«fnif'Jii«;rl/;ri: i)Mn\)r\nti\ni L'<9^>er((arigf'
forinfitloii mU l'hyno'l<f«i»i»|ji'ff<tr, von 4fin<$r vorkornrnond'^n Alf;« h«;-
imniii, Hilur, li^von und t'ulni, \)*^r Stxmn TambriHch«} \U:h*'Tf(iiUf(n'
foinmUnn Nf;h<^int nt';)il r«''')iL |»HMM<;nH und whh', loichtzu Vi»rin6idf;n
fjtfWMH'fn, du di'i llo/iti^dinuii^ *n<i)Kir(((infr« ^nnx iJhoHluHHi^ \ni und
nur Vf^rwiriunf/ vtnmlHNM'tn kunn. ihm Hiliir int in l)nU*r-, Mittel-
imd Olfiir HHiir f/ittmnnl iind duhifi Miud im woifjhnn ThonHchifsfer des
Dnl'ftr Hlliir noidi diti (J>iiiirxii«iinliL|{'ir'ijMf(iih ijnU)rHc)ii'tflf% daiiMittel-
Htlnr Int hU KhiuMlH^dtiiirMr mit nrii|fiolitfi«;n htiAfÄrhunif daH Oljar-
Hilnr Kiirfallt in «timt nntfirn kulki^ii Alilh'siliinfi^, widohft biiihnr keino
und'frH ViirNlnlniininf/Hn nh imlHiHtimniliurM Hliidj^limlor von CVinoideen
Kidinfiirt tnit und vinH'iudi hIn KnolMrikiilk fiuHfi^olnldfit iNt, und eino
idfitr««, widitltM MUH hriiiMilud) Hitliwitr/.H.m witichnn Hohiid'or mit roioli-
liidi tt\nnrn\ii i*u^\mui KiHiiiikiHN liitHtnlil und dnNhHlli iiIh Alauniichiufer
liHKHiinlinid. wird. IMmidlMi iMiMiillt /.nldn'iclin (IniptolitlKui, nur hiichfit
Nidlun M<ilHi|{ituH KuriiiMti. Um dnr uarUimm AtixHhl von VorMtoine»
*iin|jiui durilfi NM wohl Nnhwnr xu htduiuptoii hcIii, diiNH dirB» Abthoi»
uj^/fifw /hßf Hiiiir //dt di<J)jiud/{on undurnr (jiif(ondou QhnreiuBtimmon.
Torlänfig dürfte ihnen liier nur eine lokale Bedeutung beiiulegen
flein. Die Verfolgung des in i Mulden eingelagerten Mittel-Silar
niDia als ein Ergebniex bewundernswerther Ausdauer und grÜBd-
Uobatea Studiiims hervargebol>en werden.
Dag Devon ist ebeufalh in drei' Abtheilungen xerlegt. Die
tiefste wird als Thüringincbes UuCerdevoD bezeichnet, Sobiefer mit
Tanlacuüten, die beaondera in deu titfsten Schiebten in gröaster
"Uange auftreten. Als besondere Einlagerungen sind uuteracbieden :
SftlicBteiDe, welche aus Kalkknoten bestsbeu, Quariite mit Kereiten
(Nireograpsiis) und Grauwacken. Diese letEtorcn werden als ein
graues, feinkärnlgeB Konglomerat von Schiefer-, Quarzit-, QuBrE-
und Kieselschieferbröckchen beEcbrieben, bo dasB in der That hier
gnäo der Name iGranwacke«, welcher nichts anderes als Sandsteiae
TerBchiedenBter Art und Konglomerat bezeichnet, als nur eu Ter-
veohslungen Veranlassung bietend, besaer vermieden worden wäre.
Dieses ünterdeTon erfüllt eine von 3. S. W. gegen N, N. 0. ge-
fltreckte, vod der Linda'schen Wiadmi^hle bis Fosterstein reichende
Holde im Silur, wo dasselbe durch mehrere Verwerfungen abge-
flohnitten wird, tritt dann noch in einer grösseren Partie in und bei
Bonneburg auf, welche sich auf der Section Gera als ein langge-
etrecktes Band vom w. Bande des Silur von Naulitz über Kamberg
I aacb Niebra erstreckt und hier vom Mittel- und Oberdevon und Culm
I bedeokt wird. Die Grenze Kwischeu Unter- und Mitteldevon ist
I aoliwer feslius teilen. In letzterem herrsohen weiche liahtbräunliche
' 6<lbiefer, dickschiefrig und pol^edrisch abgesondert vor, darin be-
I Benders unteo und oben braune bia weissliche Sandsteine. Bemerkens--
^eith ist ein mächtiges Lager von Breccie, w. vom Sehlosa Foster-
, »t^D, welche aus Brocken von tuffartigem Schiefer, Sandstein, Quar-
-Üt und Diabas ia einem ursprünglich kalkig-scbiefrig-tuffartigen Bin-
I 4fimittel besteht und im verwitterten Zustande Abdrücke von Fa-
I W»t«« aldeornis, Calamopora fibrosa, Zaphrmtis Göldfusti, Atrypa
■nticuZaris u. e. w. wahrnebmen lässt. Aus der Seetion Gera wer-
t iu den nur Cipridiuen angeführt, welche a der Section Ronnebuig,
vie gewöhnlich im Überdevon und hier mit Tentacubten auftreten.
IHeseH ist überhaupt hier nur dürftig ausgebildet und erst sttdliob
dan TOrliegenden Sectionen tritt es charakteristisch mit einer reichen
Fanna auf. Auch im Oberdevon herrschen Schiefer vor, unten und
oben mit graurothen Sandsteinlagen, in der Mitte mit Ealkknoten.
An diesen lassen sich durch Aetzung undeutliche Formen wahmehm-
' bar machen, welche auf Goniatiten hinweisen. Das Mittel- und
Oberdevon ist mit den EinlagerungKu durch je 3 verschiedene Far-
bsD und Signaturen vertreten.
Die Steinkohl enformation ist nur durch die tiefste Abthailung,
4ea Cnlm, theila unterhalb Posterstein im Sprottetbale, theiU bei
I Lfibsohwitü an der Elster vertreten. Es werden zwei Abtheilungen
166
Siteung^beriohte
antersohieden, der untere Calm besteht aas sohwärzlichem Schiefer
mit zarten Sohmitzen von Eohlenblende und wenigen Sandsteinlagen.
Er «enthält flachlinsenförmige Einlagerungen sandiger Schiefermasse^
ist überall transversal geschiefert und so, dass Versuche auf Dach-
schiefer gemacht worden sind, welche durch das Vorkommen sehr
brauchbarer Dachschiefer in dieser Formation im Frankenwalde
angeregt wurden. Einzelne Lagen zeichnen sich durch viele, in der
Regel undeutliche Reste von Pflanzen aus, darunter : Cälamites trän»
siHonis, Sagenaria remota, IHctyophyton Libeanum. Posidonomyen
sind bisher nicht aufgefunden worden, wohl aber Phyllodocites
J<uksonit Ph. thufingiaeuSj Crosopdia Henricit PcUaeockorda sprialis.
Diese gehen durch den ganzen hier vorkommenden Culm durch.
Die Abtheilung des oberen Culm unterscheidet sich nur durch die
mächtigen Sandsteinbänke mit eingeschalteten Schieferlag^u. Diese
veranlassen die beträchtliche Einengung des Elsterthaies bei der
Zoitzmühle oberhalb Gera. Nach der Ablagerung des Culm sind
die Schichten gehoben, gestaucht und geknickt worden; besonders
sind die Schichten des oberen Culm stark gewunden, verbogen
und verworfen, während das Rothliegende sich durch regel-
mässige Lagerung auszeichnet, von diesen Störungen also nicht mit
betroffen worden ist.
Ein Versuch, die productive Steinkohlenformation unter dem
Rothliegenden bei Pforten oberhalb Gera aufzufinden, hat kein Re-
sultat ergeben. In der Tiefe von 845 m wurde Culmsandstein ange-
troffen und bei Cuba unterhalb Gera wurde das Rothliegende nicht
durchbohrt.
Nur das Ober-Rothliegende tritt auf diesen Sectionen, in
grösserer Verbreitung im SO. der Section Ronneburg, als ein Kon-
glomerat von grauen Quarzit- und weissen Quarzstückchen, durch
ein thoniges rothes eisenschüssiges Bindemittel verkittet auf. In
der Section Gera überlagert dasselbe den Culm von Kamberg bis
Trebnitz als ein Konglomerat von Kieselschiefer, Sandstein, Schiefer
und Quarz, seltener Diabas, Kalkstein, Hornstein und Siderit. Roll-
stücke von Porphyr und Granit sind nur ganz einzeln gefunden.
Die oberste Lage des Rothliegenden ist unter dem Zeche tein
weiss gefärbt, gebleicht und bildet den unteren Theil des Weiss-
liegenden, dessen oberer Theil als Zechsteinconglomerat das unterste
Glied dieser Formation bildet. Dieselbe ist in den Sectionen Lan-
genberg und Gera am vollständigsten entwickelt und zerfällt in
Zechsteinconglomerat imd Kupferschiefer, Zechsteinkalk und Dolomit
als untere Zechsteinformation, als Hauptdolomit und Bryozoeudolomit
als mittlere und als untere Letten mit Sandsteinlagcn , darin Gips,
Plattendolomit und obere Letten als obere Zechsteinformation. Die
Gegend von Gera ist durch eine reiche Fauna dieser Formation
ausgezeichnet. Ausser vielen kleinen Versuchen hat in alter. Zeit
i lebhafter Betrieb anf Kupfererzen ani Lasurlierge bei Pforten
i bei Trebiiitz BtettgefimiieD. Am letzteren Orte sind in neuester
Zeit Versaehe, aber obne günutigeü Erfolg gemacht.
Der Buntsandstein ist auf den beiden N. Sectionea sehr ver-
breitet, aber vielfach durcb Tertiär und DIluTium bedeckt. Auf der
Seotion Gera nimmt derselbe die linke Seite dea Elsterthalea ein, und
auf der Seotion Ronnebarg ist derselbe auf eine kleine Partie in
' der SW. Ecke und einige kleine Partien am N. Haude beschränkt.
Im Buntsnedatein ist der untere und mittlere unteracliiedeii , der
obere fehlt.
Von hier an fehlen sämmtliche Formationen bis zum OligocäB,
velche« durch Süss Wasserbildungen (BrauBkohlenformation) vertreten
ist. Diesp Formation iat zwar auf allen vier Seetionen vorhanden,
aber auf der Section Gera und GrosaeuBteiu doch nur in sehr unbO'
deutender Verbreitung, nur auf der Saction Laogenberg lagert sie
in einer Unzahl unter einander durch seichteres Wasser verbundener
Beckeo und ist hier auch in der Nähe von Elein-Agn braunkohlon-
führend. Zu untcrat liegen Thone und Sande von verschied enem
Eomo mit Quarzit in Bänken von 0.5 m Stärke oder dünnen Lagen.
Dieeelbee sind besonders ausgezeichnet im Zeitzer Forst, wo sie in
einzelne Schollen zerborsten auf dem Bunt Sandstein plaleau liegen
nnd zu Tausenden ijber den westlichen Abhang der Hochebene zer-
streut sind. Sehr weit verbreitet sind Lager von Gerollen, weiche
fast lediglich aus Quarz, nur selten aus Kiesel schiefer und Horn-
stetn bestehen und die oberste Lage dieser Formation bilden-
Auch hier folgt wieder eine bedeutende Unterbrechung in den
Ablagerungen, da sich keine Spur des .jüngeren Tertiär findet und
tritt nun sogleich das untere Diluvium auf. Dasselbe besteht aus dem
Sand- und Schotterlager mit nordischen Geschieben und unterscheidet
Bicb dadurch von den oligocänen Gerollen. Es werden angeführt:
Feuersteine, verkieselte Kreide, Granit, Granitporphyr — ein manns-
boher Block zwischen Mahlen und Wittgendorf auf Section OrOHsen-
stein — Fclsitporphyr, Gneiss, weniger häufig : Diorit, Quarzit,
Thonschiefer, Sandstein und quarzfreier Porphyr. Darüber Gesehiebe-
]ehm mit eingestreuten Feuerstein splittern und nordische Geschiebe,
der den wirth schaftlichen Reicht hu m des Alten burger Ostkreises
bedingt.
Auf der Section Ronneburger reichen die nordischen Geschiebe
bis Linda nahe an dem S. Rande.
Das jüngere Diluvium ist in Löss oder geschiebefreien Lehm
und in Ssndlebm getrennt, lagert an allen Abhängen der Tbäler
( Flanken lehm) und ist aus der Abschwemmung des Geschiebelohms
und älterer Schichten hervorgegangen.
Als älteres Alluvium ist Schotter, und allgemeiner verbreitet
Anelehm aufgeführt, welcher die Thalauen eiDnimmt ; als jüngeres
168 Sitzaagsberiolite
Allaviam findet eich: Eies und Sand, Lehm, Süsswasserkalk und
Torf.
An eruptiven Gesteinsmassen finden sich auf der Section
Bonnebarg vielfach, dagegen nur an wenigen Punkten auf der Section
Oera kömige Diabase, der Mehrzahl nach als kleine schmale Lager
in den Silurschichten. Dieselben bestehen aus Plagioklas (fast immer
Oligoklas), Augit, Ghlorit und Titaneisen (Ilmenit). Dieselben treten
auf einigen Punkten gangförmig in denselben Schichten auf. An
der Oberfläche sind dieselben sehr verwittert und zersetzt, oft kaum
erkennbar.
Auf der Section Ronneburg finden sich auch einige Porphyr-
durchbrüche, theils quarzarmer, theils quarzreicher Felsitporphyr,
sowohl im unterdevonischen Tentaculitenschiefer, als im Mittel-
devon.
Melaphyr kommt auf dieser Section an mehreren Stellen theils
im ünter-Silur, theils auf der Scheide desselben mit dem Ober-
Rothliegenden vor. Derselbe ist an der Oberfläche so zersetzt, dass
eine sichere Bestimmung seiner Zusammensetzung nicht möglich
erscheint.
Derselbe legt:
die geologische Wandkarte V.Deutschland. Zum Gebrauch bei
Vorlesungen über Geologie an Universitäten, Polytechnischen Schulen,
Berg-, Forst- und landwirthschaftlichen Akademien, so wie beim
Unterricht der physikalischen Geographie in den höheren Klassen
der Realschulen und Gymnasien. Mit Zugrundelegung eines Reliefs
von C. Raaz nach den vorhandenen Materialien bearbeitet von
Dr. J. Hirschwald, Professor an der k Gewerbe-Akademie zu
Berlin. Leipzig, 1879. F. Graap's Landkartenverlag
vor.
Die Karte ist 1,40 m breit utid hoch; reicht vom 45. Grad
bis über den 55. Grad N. Br. hinaus und vom 20. Grad 0. Länge
von Ferro bis 39. Grad. Sie umschliesst Memel in N., Paris in W.,
Florenz in S., Warschau in 0. und umfasst also besonders in W.,
S. und SO. einen ansehnlichen Theil der Deutschland angrenzenden
Lander, bringt besonders die Alpen vom Mittelmeer bis zur Donau
und einen ansehnlichen Theil der Karpathen zur Anschauung.
Der Maassstab derselben ist 1 : 1*034'500 oder 1 km = 0,967 mm.
Dieselbe enthält die Terraindarstellung bei schräger Beleuchtung
in kräftiger Tuschmanier.
Die geologische Farbenzeichnung erstreckt sich auf die Sedi-
mentärformationen: Diluvium, Tertiär, Kreide (Pläner- Quader- und
Neocomformation), Jura (Wealden, Weisser und brauner Jura, Lias),
Eeuper, Muschelkalk und Buntsandstein (in verschiedenen blauen
Farben) als Triasgruppe, unbestimmte Schiefer der Alpen (Bündner-
Sohiefer), Dyas (Zeohstein und Rothliegendes), Steinkohlenformation
'<
der niederrheiniioheii GeMllacshait in Bonn. 169
(Prodactive und Flötileere dorch Signatur unteraohieden)» Ueber»
gangsformation (Deyonisohe, Silurische und Cambriaohe Formation).
Dann folgt : Eryatallinische Schiefer- und Granitformation und
Plutonisobe Gesteine mit den Farben-Unterschieden von Granit,
Porphyr (Syenit, Diorit und'Gabbro) zusammengefaut» Trachyt, Ba«
salty Vulkanische Produote.
Bei dem kleinen Maassstabe der Karte erscheint die Ver-
einigung von Terraindarstellung und geologischer Colorirung als
sich gegenseitig störend. Eine Trennung auf zwei neben einander
aufzustellenden Exemplaren derselben kartographischen Grundlage
würde für die Anschauung mehr leisten; die geologische Colorirung
würde deutlicher hervortreten und die orographischen Verhältnisse
könnten durch Niveaulinien oder coloririe Höbenschichten neben
derselben Terraindarstellung, wie sie hier vorliegt, einen schärferen
Ausdruck finden und eindrucksvoller auf den Beschauer wirken.
Die geologische Behandlung giebt Veranlassung zu einzelnen
Ausstellungen. Der Namen »Uebergangsformation« wird in dem jetit
bei uns verbreitetsten Lehrbuche »Elemente der Geologie von
H. Credner« von dem seit 1872 bereits die 4. Auflage erschienen ist.
nicht gebraucht. Diese Uebergangsformation enthält nach der an-
genommenen Eintheilung drei Formationen, von denen jede einzelne
an Wichtigkeit die Triasgruppe übertrifft, welche abgesondert in
ihren drei Unterabtheilungen dargestellt ist. Aus dem Bilde würde
zu folgern sein, dass den drei Formationen, der Devonischen, Sila-
rischen und Cambrischen zusammengenommen, keine grössere Be-
deutung beizulegen wäre, als einer der drei Triasabtheilungen. Ein
ähnliches Missverhältniss findet beim Tertiär statt, bei dem ganz
besonders in den Alpen das Eocän von den oberen Abtheilungen
viel schärfer gesondert ist, als eines der Triasglieder von dem
anderen. Diese mögen genügen.
Ungeachtet dieser Ausstellungen ist nicht zu bezweifeln, dass
die vorliegende Karte zu ihrem speciellen Zwecke als Lehrmittel
vielfach in Gebrauch genommen werden und auch nützliche Dienste
leisten wird.
Dr. Ph. Bertkau sprach über die Unterschiede zwi-
schen Ätypus piceus (Sulz,) und Ä, affinis Eichw. im weib-
lichen Geschlecht. — Von der Gattung Ätypus sind mit Sicher-
heit 3 Arten aus Deutschland bekannt: A. picetis (Sulz.), Ä. affinis
Eichw. und A, anachoreta Auss. Am frühesten wurde A. piceus
bekannt gemacht, und die zweite Art vielfach mit demselben ver-
wechselt. Die unterirdische Lebensweise dieser Gattung brachte es
mit sich, dass zuerst und für lange Zeit allein die Männchen zur
Kenntniss kamen, wenn sie auf ihren Wanderangen nach einem
Weibchen dem Sammler in die Augen fielen, und so können wis
i; 1-
■•rr;*-.»jPi ■
170 Sitzangsberiohte
uns denn auch heute noch nicht rühmen, die Weibchen von ^. affinisnnä
anachoreta zu kennen, obschon die erstere in dem nördl. Theile Deutsch-
lands viel häufiger zu sein scheint, als Ä, piceus ^). Da ich bei Bonn
die Männchen beider Arten, and zwar die von Ä. piceus mit ihren
Weibchen zusammen, die von Ä. affinis dagegen sehr häufig umher^
laufend fand (noch heute, wo ich dies schreibe, am 1. Jauuar 1879
fand ich 3 Männchen), unter den zahlreichen ausgegrabenen
Weibchen dagegen keinen Unterschied bemerkte, so kam
ich auf die Vermuthung, dass die Weibchen beider Arten einander
sehr ähnlich seien, und sprach ferner aus, dass die von Thor eil
für Weibchen von Ä. piceus erklärten Exemplare, die aus Ländern
stammten, in denen bisher nur ^ von A. affinis gefuuden sind (Hol-
land, England) letzterer Art angehören möchten *). In dieser Vermu-
thung werde ich noch bestärkt durch eine Erfahrung, die ich in
diesem Sommer gemacht habe, und die ich nicht anders deuten
kann, als dass ich das Weibchen von A, affinis^ äusserlich von A,
piceus kaum zu unterscheiden, aufgefunden habe. — Am 23. Juni
grub ich nach den Weibchen von A, piceus in der Hoffnung, bei
dem einen oder andern Exemplar auch ein Männchen zu finden. Ich
war sehr überrascht, als ich im Grunde einer Röhre ein Weibchen
schon mit einem Eiersäckchen vorfand, während sich dieselben sonst
erst gegen Mitte Juli zeigen. Das Weibchen war auch etwas kleiner
als ein ausgewachsenes piceus ^, und daher kam ich auf den Ge-
danken, ich möchte hier das Weibchen einer andern Art erwischt
haben. Als ich nun das rec. sem. untersuchte, fand ich diese Yer-
muthung vollkommen bestätigt: Während, wie ich bereits 1874 ge-
zeigt habe, bei A, piceus jederseits 13 — 14 keulenförmige Blasen
vorhanden sind, fanden sich hier nur je 2 kurz gestielte kugelige
vor, so dass kein Zweifel obwalten kann, dass hier eine andere Art
vorliegt, und da von Männchen nur noch affinis gefunden ist, so
stehe ich nicht an, in dem von mir gefundenen Exemplar das Weib-
chen der letztgenannten Art zu sehen. — Ich habe mich vergeblich
bemüht, andere, leicht in Worten fassbare Unterschiede herauszu-
finden: Die oberen Spinnwarzen scheinen mir dicker und kürzer zu
sein (kürzer als die beiden letzten Fussglieder des hintersten Paares);
1) Die eigenthümlichen Gespinnströhren der Arten dieser Gat-
tung sind vielfach verkannt worden, so von Taschen her g, der sie
einer Lycoside, wahrscheinlich auch von Kar seh, der sie einem
Gastes atropos zuschrieb. (Verzeichniss westfälischer Spinnen; Yerh.
Naturh. Ver. Preuss. Rheinl. u. Westf. 1873 p. 137). Dass A. affinis
in Westfalen vorkommt, erfuhr ich durch Herrn Reallehrer Adolph,
der mir ein im September bei Schwelm gefangenes ^ zusandte.
2) Versuch einer natürl. Anordnung d. Spinnen in: Troschel*8
Archiv. 1878. I. p. 865 und Yerh. Naturh. Ver. preuss. Rheinl. u.
'WeBtpbaL 1877 p, 269, Anm. 1.
B Terbindangabaut zwischen Kopfrand und Mandibeln, die bei A.
S geschwärmt erscheint, iat hier blass ; auch sind die drei von
r Röckengrube nach vorn ausstrahlen den schwaraen Linieu kaum
merkbar. In vne weit diese Untersohiede Gültigkeit haben, liesBo
1 erst nach Ansicht eines ausgedehnteren Materials entscheiden.
U EelbEt habe mich an den Stelieu, wo ich die Männchen in grossec
iLl fand, vergebeoa nach den Röhren der Weibchen umgesehen und
ithe, daas dieselben auf dem Haideboden viel schwerer zu ent-
1 siad als die von A. piceus, von welcher sie sich gewöhnlich
Brgwiesen finden. Es wäre mir daher sehr angenehm, wenn
QB ioichen Gegenden, wo n u r ^ von A. affinU gefunden sind,
jewRChsene $ znr Untersuchung anvertraut würden, und baraerka
, daas durch die Präparirung dea reo. sem. der Hinterleib fast
E unversehrt bleibi;.
Femer sprach derselbe über die mechanische Kraft, die
tenden Schlauch heraustreibt. Zuvörderst ist /u bemer-
, dasB die Blase, die man bei einem in Thätigkeit befindlichen
JUS eines Spi nnenm an n ebene bemerkt, und die schon DeGeer
1 hatte, durch den Zufluss des Blutes entsteht. Ich hatte Ge-
änheit, dies in der unwiderleftbarsten Weise zu oonstaliren. Einem
1 begriffaneti (^ von Mierommata mrescens quetschte ich
Amlloh den Taster an der Fatella ah; daa Weibchen lief mit dem
KAbgequetscbtea Theile davon, uud'erst nachdem icb dasselbe längere
r Hand gehalten und mit Müsse betrachtet hatte, um miob
t die Lage der Oeffnung dea rec. sem. zu Orientiran, löste sich
albe altmählich los, wobei aber die Blase uuveräudert blieb. Erat
h in dieselbe einen feinen Stich machte, quoll ein grosser
m (grünlichen) Blutes hervor, und sofort fiel die Blase zusam-
— Da nun ferner die Wandung des den Samen aufnehmenden
ches (Spermophor) z. Th. verhornt, z. Th. aber elastisch ist,
1 damit die Bedingungen gegeben, dass der Druck dea Blutes
:n elastischen Thell der Wandung den Inhalt des Spermophora
■JiBranatreibt. — Eine weitere Frage bleibt nun noch die, durch welche
auf welche Weise das Aufsteigen des Samens in das oft
r enge Spermophor bewirkt wird, und diese Frage hoffe ich im
tnmenden Sommer zu beantworten.
Prof. Mohr trägt vor: Es ist m eh reremal beobachtet worden,
■ beim Aufbrechen von ausgeblasenen Hochöfen die Gestell- oder
»Bodensteine in säulenförmige Stucke von b bis 7 Kanten gespalten
larBoheinen. Ein Fall dieser Art war in der Sitzung vom 5, Deebr.
■ 1870 von Herrn Diractor Dr. Üroiike vorgeaeigt worden, wo der
PBodensteio des Hochofens der Concordinhütte bei Sayn in senkreeht
tt ttelienda Bäulchen zerborsten war. Die Aehnlichkeit der Form mit
■.i-^'-'-^v^^
172 Sitzungsberichte
den basaltischen Säulen und die im Hochofen unbestrittene Wirkung
der Hitze Hess leicht einen Schluss zu auf die Entstehung des Ba-
saltes durch Contraction beim. Erkalten, und so wurde denn diese
Saulenform als einer der Beweise für die pyrogene Entstehung des
Basaltes angesehen und angesprochen. Die Aehnlichkeit der Verhält-
nisse war aber nicht gross, denn vom Basalt nahm man an, dass er
geschmolzen gewesen sei, und von den Gestellsteinen wusste man
mit Bestimmtheit, dass sie niemals auch nur bis zum Erweichen ge-
kommen waren. Von Hrn. Dr. Dronke erhielt ich vor Kurzem ein
Stück dieses Bodensteins, dessen Untersuchung zu einer ganz andern
Erklärung der Erscheinung führte. Bekanntlich hat die Kieselerde,
welche im krystallisirten Zustande das spec. Gewicht 2,65 zeigt, die
Eigenschaft durch starkes und anhaltendes Erhitzen, noch mehr aber
durch Schmelzen, sich bedeutend bleibend auszudehnen und im letz-
ten Falle auf das spec. Gew. 2,2 herunter zu gehen. Da nun die
Gestell- und Bodensteine der Hochöfen meist aus reinem Quarz be-
stehen, so mussten dieselben durch die unter Umständen 4jäh-
rige ununterbrochene Dauer einer starken Weissglühhitze ebenfalls
eine solche Ausdehnung zeigen, und das hat sich auch durch die
Untersuchung bestätigt. Das spec. Gewicht des vorliegenden Säul-
chens zeigte sich als Ganzes =2,3279 und in Pulverform 2,487, also eine
Verminderung des spec. Gew. um 0,812 oder 11,8 pCt. des Volums.
Da nun die lineare Ausdehnung ein Drittel der kubischen beträgt,
so betrug dieselbe 3,93 pCt. der Länge, oder auf 1 Meter Länge
39 Vs Millimeter oder IV2 Zoll. Es musste natürlich dadurch ein
ungeheurer Druck entstehen, wenn die Wände nicht nachgaben,
was im Bodenstein noch viel weniger leicht war als in den Gestell-
steinen, die nur von freistehenden Mauern eingeschlossen werden.
Die Wirkung eines solchen Druckes äussert sich vielfach in der Art,
dass Spaltungen parallel der drückenden Fläche oder senkrecht auf
die einwirkende Kraft entstehen. Wenn man kaltes Eisenblech an-
haltend hämmert, so spaltet es sich im Innern parallel der Ambos-
fläche oder senkrecht auf die Richtung des Hammers. Wenn Draht
mehrmal durch das Zieheisen ohne Ausglühen durchgezogen wird,
so erhält er im Innern Längsrisse, und wenn man ihn in Säuren
auflöst, so zerfällt er in eine Anzahl dünner Fäden. Das Schlagen
des Gold- und Silberblattes, die Bildung des Glimmers und Talk-'
Schiefers unter Druck sind solche Fälle, wo die Cobäsion parallel
der drückenden Fläche stark bleibt, senkrecht darauf sehr schwach.
Im Bodenstein des Hochofen^ entsteht die drückende Gewalt von dem
Widerstände, welchen die ganze Umgebung der Ausdehnung der
Kieselerde entgegenstellt; es müssen also die Säulen senkrecht
stehen d. h. parallel der drückenden Fläche, oder senkrecht auf die
Richtung der Gewalt. In den Gestellsteinen kommt der Druck von
den Seitenwänden; die Säulchen müssen also horizontal liegen, wie
ea&nch in der That der Fall ist. Sie drücken sich zumTheilftua der
Wand harans. Wahrscheinlich ist das apec. Gew. der Geatellsteine
noch stärker vermindert als das der Bodensteine, weil letztere nur
das geschmoliene GuBaeieen mit etwa 1200" C. 6ber sich haben, im
Oeateil vor der Form aber die Temperatur wohl auf 1800 " C. stei-
gen kann.
Hieran aehlieest sich auch die Beobaehtvtng; bei den eog. Di-
naasteiuen. Diese bestehen aus gepochtem Quarz, dar mit einer
kleinen Menge Kalkbrei gebunden wird. Diese sehr feuerbeatän-
digen Steine babeu die böse Eig-easchaft, sich im Feuer auszudehnen
und dann die Mauern des Ofens anseinander ku drüuken. Um dies '
in verhindero, werden sie sogleich bei der BerBtellung 7 bis 8 Tage
lang scharf geglüht, damit sie den grössten Theil ihrer Ausdehnung
schon hinter sich haben, ehe sie in festes Mauerwerk eingesetzt
werden. Die Eigenschaft, durch Glühen oder Schmelzen dauernd
BUigedehnt zu werden, kommt von allen Beatandth eilen unserer Erde
«lleiD der Kieselerde zu. üeberbaupt sind nur 4 Erden dabei be-
theüigt: Kieselerde, Tbonerde, Kalk und Bittererde. Von diesen
sind Ealk und £ittererde absolut unschmelzbar, wenigstens in allsn
bis jetzt erreichten Hitzegraden ; Kiesel- und Thonerde sind lohmeU-
bar, aber in keinem Ofenfeuer, sondern nur im Knallgas geblase.
Dabei schmilzt Thonerde dünn, flach Terlaufend; Kieselerde aber
steif, gallertartig, zäh in Kugelform im Feuer stehend, und naeh
dem Erkalten in grosser Ausdehnung verbleibend- Diese eine That-
Baohc entscheidet über die Geologie der Silicate, denn alle haben
Ton der Kieselerde die Eigenschaft, durch Schmelzen ihr Yolum
dauernd zu vermehren, und wir haben in diesem Versuche ein
nntrüglichee Zeichen, ob die Verbindnng auf feurigem oder kaltem
Wege entstanden ist. Frauenstädt sagt in seinem Werke über
den Materialismus; «Eine einzige Thataache vermag SyB,teme ganzer
Jahrhunderte über den Haufen zu werfen and ganze Bibliotheken
in Hkoalatur tu verwandeln. Gegen Tbatsachen hilft kein Sträuben
und Protestire Q."
Eine aolche Thatsache ist die, dass Kieselerde und alle ihre
auf nassem Wege entstandenen Verbindungen durch Schmelzen au
Dichtigkeit abnehmen und an ihr wird der Plutouissius von Hutton
nnd Humboldt verbluten. Noch hat sich kein Anhänger der alten
Schule auf eine DiBcuasion dieser Thatsache eingelassen, was auoh,
da sie nioht weggesohafi't werden kann, vergeblich sein würde.
iT( 'Bsr»xvax^äwsTiväxiit
fib j wllr mlkm^i^
K'V. Atc.'i i*ir'-% «V*. in. Au^litdt kiTi'.:ii -erFtti*-
i-ti.«: 1 t*. V rv .hj tt fcC 1 1 ?:l>;i% "W'trct v.T. zi^ -e: fi?r G-in*
ti V *: t; i kt t i . •« • '; . t ^ *:. fc » . * - u V . fcu'r.vr 1 2^' . S.. A i. r 1 1 : i.. «I*::'!^ ii:»FrLr
lifAi^jk^H Vrlh* 'li ^'^--»''.f v*r.'-«*.:.tli'^it efüt uOerrtBcbed et:»»*-
*/f* b«;i*.«*..'b ^*?faijt^^>i; 'i'.A i.'rMjiti? •f.'Lil^tr.e FrrTii*^ ir t-sTr-
4frr «i<;lü w^Msj.iJki. *.*jf -ii*; Ai;?*.T/ft der für die ÜL-seracieii^j?
ekÄmJctt?ri«lJb<;>j.<rii M.*rri:By»l*; b*AC?iriii£t. Du Mi-UrTifel z:: 5i**er
Art^rt i*t ifa «r;x;.*rr Ljif;/*:fj fifrürt; Ton Jihrei: d^s-cb der: isi Jiir*
JW<5 z'j ht/xJch'/;y/A v«?nfVvr>^rj*rD Professor Anpelin mii l^e-sr-öadsm?-
w«rrt^*«rr Auii«i*^i*r j/l«-i<;h für d*;n Zweck einer gpäterea PnblikBii&n
g4rMi ri///i<; Jt yf*jr*ifiu, d^hf.r die hier zoit;^etheilten Tafeln «ich aiich
)jttr*:iU$ *y«ffeftibrt ubd von Diaj^o^n begleit« im Xachlftss des
AMt/zr« vorfkiMfti, Vm Ak«4er/jie der Wissenschaften in Stockholm
\t»^ufir^*/yi \u yo)v,'i d«««en die ruhmlichet V/ekannten Pa:äont-ologc-n
liOv^n uiA lAii'iHiröm mit der Heraostrabe des Werkes, das wir
nun aJ« eine hervorra^reude Zierde der Wissenechaft und als ein
U4;ue« lliihme»z<$ichen de« urn die Paläontologie Schwedens so Ter-
dieiifetvoU'rti Forüehem rnit Freuden hegrussen. Der Inhalt der hier
darf^esielUen Fauna urnfahst 2 Hauptgrappen: ächte Crinoideen und
Cyi»tideen. Die itruUiu nind nach der Zahl der Basaltafeln in Trimera,
Teiramfra, l*antamera und l'olymera gesondert. Die Abtheilnng
Trinura ini in 21 Gattungen mit 100 Arten vertreten, wovon nur 7
ilnr Nitxteren l>er«;itf« bekannt waren. Die Tetramera enthalten 7
(itttiungen mit B5 Arten (2H neu), die Pentamera 12 Gattungen mit
40 Arten ('Mi w*ii)f un<i J'otym/ira 1 Gatt, mit einer neuen Art, wo-
naeli die OeHarnnit summe sich auf 17ß Arten belauft. Die Gystideen,
wi'leh') üherhiiupt H[)urHanier vertreten sind, weisen gleichwohl hier 23
und diiruntifr 17 n'Mie Arien auf. Ausführung und Ausstattung des
WnrkiiH HJnd vorircfTlieh ym nnnnen. — Die zweite Druckschrift fuhrt
den Tit<el: (Julde flu MoUniHtu vn liolgiqno (Plantes Vivantes et fos-
silnN). pur KriincoiH Ontpin, Dirnetour du jardin botanique de Tl^tat,
nruxiilli*N'PiiriH 1R7H, und int b(;i einem Umfange von 14 Bogen in
Oktuv /unli<:liNt hoNtiinnit, iingeh(>ndo Botaniker mit den Hülfsmitteln
hekiiiint xu ninelion, <lin das Studium der Pflanzenkunde, insbeson-
dm'ü auf dem (i(>1)iete der belgiHchcn Flora orfordert, wobei sowohl
He Inlmnilon wie diu fussilon IMlanzen Berücksichtigung finden. Es
der niederrheinUohen Gesellsohaft in Bonn.
176
Bind aber auch für den erfahrenen Fachmann, namentlich des be-
nachbarten Auslandes, Mittheilangen in dem Werke enthalten, die
es selbst jenem beachtenswerth machen and wozn insbesondere die
nachstehenden Kapitel Veranlassung geben: Geschichte der Botanik
in Belgien, botanische Institute edes Staats, botanische Geographie
Belgiens, Wanderungen in die verschiedenen Florengebiete, allgemeine
Bibliographie der Botanik in Belgien.
G. Seligmann legt vor und bespricht:
1) Ein neues Weissbleierz-Vorkommen von der Grabe
Friedrichssegen bei Ober-Lahnstein, an dessen prächtigen
Erystallen eine grosse Reihe der seltensten Formen zu beobachten
war und auch eine neue bestimmt werden konnte. Es fanden sich:
OP
*8Poo
2Poo
*Poo
00 Poo
00 Poo
*7Poo
*6r>oo
*5foo
*4f 00
*3PoD
foD
V2P00
»VsPoo
V»Poo
00 P
00^3
1/,
p
p
a
*2P2
*2P3
*2P2
*'/i P »/,
Von diesen Formen sind die mit einem 'i' bezeichneten bis
jetzt an Stücken des genannten Fundorts noch nicht beobachtet wor-
den (vergl. diese Verhandl. Jahrg. 1876 pag. 244); 81*00 ist neu.
2) Rundum ausgebildete Topaskrystalle aus dem
Ilmengebirge im Ural, die einen neuen Typus der Ausbildung
erkennen lassen, der durch das Zurücktreten der Flächen der Pris-
menzonc bedingt ist.
3) Rosenrother Apophyllit von Uton in .Schweden,
den der Vortragende der Güte des Herrn Professor Nordenskiöld
in Stockholm verdankt. An demselben wurde folgende für dieses
Mineral ganz ungewöhnlich flächenreiche Combination bestimmt:
ooP.ooPoo.xP2.ooP3.0P.P.VsP. VioP.Poo- VaPoo- V6PoD.3P3.
Die Formen Vio P . P od . und 3 P 3 sind neu.
4) Pseudomorphosen von Speckstein nach Enstatit
von Snarum in Norwegen, deren Erystallc sehr viel kleiner aber
schärfer ausgebildet sind als die früher (Zeitschr. f. Cryst. Bd. I. 18)
von vom Rath und Brögger beschriebenen von Bamle, von denen
sie sich auch noch durch das vorherrschende Auftreten der Pyra-
mide P2 unterscheiden. Dieselben sind durch das Kraut z 'sehe Mi-
neraliencomptoir in den Handel gelangt.
5) Eine Reihe doppelfarbiger Vesuviankry stalle aus
dem Alathal in Piemont, die darauf hinzudeuten scheinen, dass
an den Enden von braaner Farbe nur oP, an denen von grüner
Farbe dagegen die Pyramiden zur Ausbildung gelangen.
176 Sitzungsberichte
Prof. Schlüter legte das innere Armskelet einer fos-
silen Ophinre aus derTourtia von Essen vor und erläuterte
dasselbe unter Hinweis auf den präparirten Arm einer lebenden
Ophiure {Ophioderma longicauda M. T. aus dem Mittelmeer) und be-
merkte, dass auch die mehrfach abweichende Beschaffenheit dieser
inneren Theile für Species -Charaktere von Bedeutung sei.
Sodann legte derselbe Gypsabgüsse von bei Fulda
aufgefundenen Mastadon-Z ahnen vor, welche Redner dem Um.
Dr. Speyer verdankt. Der Fund ist deshalb von so hervorragen-
dem Interesse, weil er das Alter gewisser hessischer Tertiärablage-
rungen, in denen bisher noch keine fossile Reste gefunden wurden,
festgestellt.
Die ersten Spuren von Mastodon-Zähnen wurden schon im
Jahre 1865 bei Anlage der Bebra-Fuldaer Eisenbahn in einem kleinen
Einschnitte östlich von Fulda aufgefunden und durch Hrn. Dr.
Speyer auf der 40. Versammlung der deutschen Naturforscher und
Aerzte in Hannover (p. 144) vorgelegt, und einige Jahre später durch
H. V. Meyer im 17. Bd. der Paläontographica als neue Art mit der
Bezeichnung Mastodon virgatidens beschrieben^ Die neueren Funde,
welche Herr Dr. Speyer mit Hülfe des inzwischen erschienenen
Werkes von Yacek »über österreichische Mastodonten und ihre Be-
ziehung zu den Mastodonten Europa's«, sowie der reichen Sammlung
von Mastodon-Resten im Museum der k. k. geolog. Reichsanstalt in
Wien, näher bestimmen konnte (vergl. Zeitschr. d. d. geolog. Ges.
1876, tom. 28, pag. 417 und 1877, tom. 29, pag. 852) haben ergeben,
dass die von H. v. Meyer benannte Art mit Mdstodon Borsnoi zusam-
menfallt, und dass damit zusammen auch Mastodon arvemensis,
Groizet bei Fulda auftritt. Diese beiden Arten von Mastodon finden
sich zusammen in den pliocänen Tertiärablagerungen in Oestereich,
Italien und Frankreich. Hierdurch ist das Alter dieser hessischen
Tertiärlager, welche vom Diluvium bedeckt den Thalniederungen an-
gehören und ausser Zusammenhang stehen mit den höher gelegenen
älteren oligocänen Tertiärbildungen Hessens, welche in der Rhön
und am Meissner von Basalten bedeckt werden, festgestellt; sie ge-
hören dem Pliocän an und sind als die Aequivalente der knochen-
reichen Sande von Eppelsheim bei Worms im Mainzer Tertiärbecken
zu betrachten. Bisher waren in den deutschen Tertiärbildungen
nördlich vom Main nur die beiden mittleren Gruppen des Oligocän
und miocän bekannt gewesen, indem das älteste und jüngste Glied
das Eocän und das Pliocän zu fehlen schienen, es wird also nach dem
Fuldaer Funde die Entwicklungsreihe dieser Tertiärgebilde durch
Hinzutritt des Pliocän wesentlich erweitert.
Der Vortragende erinnerte sodann daran, dass auch in ande-
ren Theilen des norddeutschen Tertiärgebietes neuere Beobachtungen
zu einzelnen veränderten Auffassungen genöthigt haben. Lange Zeit
hindarch hat man die geaammte nordoBtdsatacEie Braunkohleabildimg
&b ein uoheillicbea Ganzes und als daa tiefste Glied des Uotei-
Oligooän bötraohtet, indem man nur iu der Gegend von Egetn,
Biere und Aecbereleben eine marina Bedeckung deaaelbsn und zwar
durcb unteroligacäne Lager kannte. In neuerer Zeit stellte Bioh
dann heraus, d&ss einzelne jeuer Braunkohlen jünger seien. Zuuäcbst
ergaben die Profile an der Oetace, im Samlande, dasa die' dortige
ßraunkoblo die unteroligocänen berDeteißfübrcnden Schiebten über-
lagere. Jetzt seigt ein bei Cüttbua [SO. Serlin] niedergebraohteB
Bohrloch, dass auch in den westlicher gelegenen Gegenden jüngere
Bmunkoblon nicht fablan. Dr. Speyer berichtete über dasselbe in
der Sititung der deutschen geolcg. GeeellEchaft vom 7. August dieses
Jahres, Unter zwei durchsnnkenen Braunkohl enflötzen wurden bei
151 — 177 Meter Teufe ein grauer, glimmerreicher feiner Sand mit
marinen Rosten erbobrt. Die hier gefundene Fauna (Na^sa pygmaea,
Terebra Beyrichii, Äctaeon Phüippi, Eulima stüiuiata etc.) weiset
auf ein oberoligocänes Älter dieser Sande hin und bedingt für die
überdeckenden Braun kohl enflötze ein weit jüngeres Alter, als bisher
für dasselbe angenommen werden konnte.
Dr. Ph. Bertkau sprach über die Lebensweise des
J'ompüas eoeeineus Fabr. Während die meisten Pompilidon gleich
den übrigen Grabwespen für ihre Brut in der Weise sorgen, dass
sie andere Insekten oder Spinnen durch ihren Stich Uhmeu und sie
in diesem Zustande in die zukünftige Larvenkammer eintragen, war
durch F. Karecli für eine Art eine schmarotzende Lebensweise
bekannt gemacht wcrdeuj Giebet's Zeitschrift, XXXIX. p. 441 ff.
Die betreffende Mittheilung war nach awei Richtungen hin ungenau
oder unrichtig, indem sie einerseits den Namen des Wirthes
nnrichtig angab, andererseits den des Schmarotzers unbestimmt
liess. Als ersten gab nämlich Earsch Tarentitla inquiUtia (Clerok)
an, wahrend die Ahbitduug eine andere Art zeigte (T. atidrenivora
WaIok.)j später sah Eerech seinen Irrthumauch ein,B. dessen Verz.
Westf. Spinnen in Verb. Naturh. Ver. preuss. RheinL u. Weatf.
XXX. p. 144. In der Angabe der Wespenart widersprach sich
barsch ebenfalls: er betiteh seine Mittheilung als einen Beitrag
t Naturgeschichte der Gattung Fompilus Schiödte, benannte die
t als Pomp, fitscus F., während letzterer kein Potnpilus, sondern
__ a Friocnemis im Sinne Schiodte'a ist Das Flügelgeäder seiner-
■eitf scheint für die Gattung Pompüus entscheidend, und so mag
denn wohi eine nicht identifioirtu Pompilua-An jene schmarotzende
Lebensweise zeigen. (Hierauf beziehen sich die ¥ hinter den Namen
i:i meinem entomologischen Bericht 1871—1872, p. 112.) Ich habe
nun eine ähnhche Beobachtung gemacht, die mir nicht ohne In-
teresse KU sein scheint. Bai einem Besuclie des Rochusbergea nämlich
, pUiiiiaab«r. d. nlederrlieln. Qomllioli, li
H
178 Sütangsberiohte
■
am 13. Juli 1878 fand icli neben einigen unversehrten Exemplaren
von Eresus einnabarinus 2, die zwar noch in ihren Geweben sassen
und noch langsame Bewegungen mit ihren Beinen ausführten, deren
Hinterleib aber beinahe ganz von je einer blassgelben Made auf-
gezehrt war. Ich setzte beide isolirt in je eine SchacMel, und als
ich zwei Tage später, bei meiner Ankunft in Bonn, wieder nach
ihnen sah^ hatten sie inzwischen auch den Cephalothorax von hinten
fier angefressen und machten Miene sich einzuspinnen^ indem sie
bereits ein lodceres Gewebe verfertigt hatten und anfingen, inner-
halb desselben einen regelmässigen walzenförmigen Cocon zu ver-
fertigen. Ich sah fleissig nach, und am 14. August war aus dem
kleineren der beiden Cocons ein männlicher Pompüus ausgeschlüpft,
den ich für P.coccineus Fabr., Syst. Piez. p. 191. Nr. 18. (coccin^ws,
wie es dort heisst, ist wohl Druckfehler) halten musste, worin mir
Kriechbaumer, dem ich den Pompüus, namentlich dessen eigen-
thümlich geformten Hinterrücken, genauer beschrieb, beistimmte; der
andere Cocon hat mir bis jetzt noch keine Image geliefert.
P. coccinms scheint selten beobachtet zu sein, da verschiedene
Verzeichnisse, die ich mir hierauf ansah, ihn nicht anführen;
Fabricius giebt allgemein an: Hahitat in Germania, Vielleicht
hängt die Seltenheit dieser schönen Wespe, wenigstens in Deutsch-
land, mit ihrer Lebensweise zusammen, wenn nämlich Eresus cinna^
barinus das einzige Wohnthier ihrer Larve ist. Da nun letztere Art
nur an wenigen Punkten Deutschlands beobachtet ist^), so darf ein
häufigeres Vorkommen des von ihr abhängigen Schmarotzers nicht
erwartet werden. Letzterer scheint auch an Stellen zu fehlen, wo
erstere vorkommt, so bei Halle, von wo Taschenberg ihn nicht
aufführt, während E. cinnäbarinus dort gefunden ist. Die schma-
rotzende Lebensweise des P. coccineits hängt vielleicht insofern
von E. cinnäbarinus ab, als die Wespe denselben schwerlich aus
seinem filzigen Gewebe herausholen könnte; alle Spinnen, die ich
von Pompiliden habe in deren Nester eintragen sehen, machen näm-
lich kein Fanggewebe (ausser Lycosiden sind es die Gattungen
Dendryphantes, Xysticus, Clübiona). — Für den von Kar seh beob-
achteten Fall hat diese Erklärung einer von den Sippenverwandten
weit abweichenden Lebensweise allerdings keine Gültigkeit.
Ferner sprach derselbe über lÄpoptena cervi (L.) und deren
Synonyme, die z. Th. die verschiedenen Geschlechter, z. Th. ver-
schiedene Zustände der Fliege, im Besitz ihrer Flügel und nach
Verlust derselben, bezeichnen. Der Vortragende zeigte einige Männ-
chen und Weibchen der Art vor, die der Conservator des Natur-
Dl
1) Leydig fand, wie er mir mündlich mittheilte, ein ^ dieser
Spinne bei Cochem a. d. Mosel, im August 1878 im Sonnenschein
umherlaufend.
der niederrheinischeii Gesellschaft in Bonn« 179
historischen Museums, Herr F endler, von dem Kopfe eines bei
Lennep geschossenen und ihm zum Ausstopfen übergebenen Rehes
abgelesen und in Alkohol geworfen hatte; unter den Männchen fand
sich ein Exemplar, das seinen linken Flügel bereits verloren hatte,
den rechten aber noch vollkommen besass; alle andern Exemplare
hatten nur die Flügelwurzeln.
Dr. Gurlt legte zur Kenntnissnahme die Arbeiten von
zwei ausländischen Geologen vor. Eine seismologische Studie
von Professor H. Hoefer in Klagenfurt betrifft die Erklärung der
Erdbeben von Herzogenrath in den Jahren 1873 und 1877
und kommt aus der Gestalt der homoseisten Linie oder Linie gleich-
zeitiger Erschütterung, zu dem Scbluflse, dass die Ursache derselben
keinen centralen Sitz hatte, sondern dass sie hervorgebracht wurden
durch das Aufreissen unterirdischer Erdspalten. Von diesen hypo-
thetischen Spalten werden 3 unterschieden, von denen die erste in
der Richtung nach NW. über Aachen und Herzogenrath, die zweite nach
NO. von Herzogenrath über Linnich nach Neuss, die dritte nach ONO.
südlich von Aachen über Dürwiss in der Richtung auf Cöln, verläuft.
Wie weit die aufgestellte Spaltentheorie Gültigkeit hat, können nur
weitere Beobachtungen an zukünftigen Erdbeben lehren, wenn es
gelingt, von ihnen ein vollständigeres Material der gleichzeitigen
Erschütterungen zu sammein, als es bis jetzt der Fall gewesen ist. —
Ferner wurde besprochen eine Arbeit von Herrn Hans Reu seh in
Christiania über Erscheinungen, die sich in ähnlicher Weise an den,
durch Eis in der Glacialzeit glatt gescheuerten und mit Vertiefungen,
wie Strudellöcher, Hohlkehlen und Rinnen, versehenen Gebirgen in
Norwegen, besonders bei Frederiksvärn und Laurvig, zeigen, wie
auch an den Gebirgen Corsica's. Hier sind die losen Blöcke, Aus-
höhlungen, grotte und tafoni und andere merkwürdige Gestalten von
Felsen nur auf starke Verwitterung als Entatehungsursache zurück-
zuführen und nicht auf glaciale Einwirkungen, wie französische
Forscher früher angenommen hatten.
Herr Siegfried Stein berichtet über Zerreissversuche,
die mit einem Eisen angestellt worden, welches die Firma
Friedr. Krupp in Essen unter dem Namen »Flusseisen« in den Ver-
brauch eingeführt hat. Es ist ein Eisen, welches ohne Zweifel im
Converter so weit wie nur möglich Verblasen ist, alsa weicher Guss-
stahl nach früherer Bezeichnung. Nach einer von Div Bettendorf
ausgeführten Analyse enthält dieses Eisen wenigstens noch 0,22 pCt.
Kohlenstoff und 0,08 pCt. Phosphor. Die vorgelegten Bruch- und
Zerreissproben zeigten eine feinkörnige Textur, die an den Bruch
von schwedischem Stabeisen, welches aus bestem schwedischen Holz-
kohlenroheisen im Holzkohlenfrischfeuer erzeugt wird, erinnerte.
1^1 Sfixun^^Mlßfirichvi
S}nM y/tftfsn ii%T Qn^^h^-jer zähe, dicht, f^ das blosse An?? scol&cken-
frei *jfid fr*rj rofj ^r-iVihhAfm. T^iA/sr der Loupe zeigten rieb tur
jffcnz v<^reiriZ<;U kWinn BlÄ«*?nräume. I>ie beim Zerreifsen Toa Stäben
airi» di^em Kwen erbÄltenen Ergebnisse, ausgedrückt in Kiloeramm
iUi\imifwf( auf den Qua/lratmillimeter Querschiiitt, erschienen dem
Vortrafferiden jreradezu überwältigend, im Gegensatz zu den beim
/j*irr^'inu*in von gewöhnlichem Flisen oder Kessemer-Gussstahl erhal-
t/?ri'-n. Gewöhnlich'?« Stal^^jisen 37 — 38 Kilo. Bestes Stabeisen 45
- 47 Kilo. Weiche» Krufip'wjhes Fluseeisen dagegen 61 Kilo. Wurde
dftii UtirMre schwach rothwarm gemacht und in Wasser abgelöscht,
«o h&rt«t4 Cff »ich nicht wie Stahl, sondern es blieb weich; aber die
KeHigkcit «tieg noch bedeutend. Bessemer-Gussstahl soll nach der
von Manch inen meiHter Wöhler aufgestellten Tabelle je nach der ver-
lieh i^KJenon Verwendung eine Festigkeit zeigen von 45, bzw. 55 und
05 Kilo auf den qmm Querschnitt. Das in Wasser abgelöschte, aber
noch weiche »KluHseisen von Krupp« zeigte eine Zerreissfestigkeit
von 8() Kilo auf den /^mm Querschnitt. Die Tragweite dieser That-
«achc braucht wohl nicht weiter hervorgehoben zu werden.
V'ur da« Jahr 1879 wurde der frühere Vorstand wiedergewählt:
xum Director Professor Troschel, zum Secretair Prof. Andrä.
UffcdiciniHche Scction.
Sitzung vom 16. Docember 1878.
Vorsitzondor Dr. Zartmann.
Anwesend 13 Mitglieder.
Dr. Samolnohn stellt einen Fall geheilter Blepharo-
plaritik vor, welchen er vor 4 Jahren oporirt habe. Es handelte
Hioh um ein Kpithüliom, welclios von der linksseitigen Nasenwurzel-
gngond niiHgogimgon, durch Tiefen- und Flächen Wucherung beide
Augoiiliilor und den ThrHnonsuck ergriilon hatte. Bei der Operation
inuHsto <li<« giin/,0 Haut der Nasenwurzel, das innere Drittel des obern
und übor 2 Drittol dos untern Lides, desgleichen der Thränensack
oxstirpirt. worden, und wurde die plastische Deckung durch Lap-
ponvorHohiohung von drr rechton Nasenwurzel und der linken
Wangon-Soliliifongogond nach der von Knapp angegebenen Methode
untornommon. Dio IToilung gelang per primam bis auf diejenige
Stf^llo, wo dor Sohläfon- und Nasoulappen in vertikaler Richtung zu-
samnuMitrotToitf da hier, bosondors wogen dos hohen Nasenrückens,
koino gonügondo Annulioruug dor Lap)ion gegen die Unterlage zu
orr.iolon war. Dio Nnrbo, woloho nach lungert^r Kitorung dieser Stelle
»urüokbliob. \«i jodooh für dio Spatuiuug dor l.appon so vortheilhaft
);«kWA»on, daas S. in Zukunft auf prima intontio an dieser Stelle a
priori vorxichton will. Da9 Kndrcsultat in kosmctiacher wie funk-
*}
der niederrheiniflohexi Gesellsohaft in Bonn. 181
tioneller Beziehung ist besser, als es dnrch die gelungenste LAppen-
einpflanzung erzielt werden könnte, so dass S. diese Methode aufs
wärmste empfehlen kann.
Dr. Samelsohn stellt sodann ein Mädchen von 17 Jahren
vor mit einem Tumor in der vorderen Kammer des rechten Auges,
welchen er für eine Tuberculose der Iris erklärt. Sich ein
näheres Eingehen auf diesen seltenen Fall bis zur voraussichtlichen
Demonstration des anatomischen Präparates vorbehaltend, entwickelt
S. nur die klinische Differentialdiagnose des Falles. Vor 4 Wochen
trat ohne erhebliche Entzündungserscheinungen an der temporalen
Seite der rechten Vorderkammer ein gelblicher Knoten auf^ welcher
durch sein Wuchern nach der Pupille zu das Sehvermögen bis auf
quantitative Lichtempfindung vernichtete. Jedoch erst als der Knoten
auch nach aussen durchbrach, erschien Patientin bei S., der Folgen-
des constatirte. Die rechte Cornea leicht diffus getrübt, besonders
in der temporalen Hälfte und mit einigen oberflächlichen Gefassen
durchzogen; ihr Niveau etwas erhoben durch eine Wucherung, welche
aus der vorderen Kammer an der Stelle der Corneosderal-Grenze nach
aussen durchgebrochen ist und die Gonjunctiva buckeiförmig hervor-
getrieben hat. Diese Wucherung, von gelblich-weisser Farbe, zeigt in der
vorderen Kammer die Form eines Dreiecks, dessen Spitze die Mitte
der Pupille im horizontalen Meridian erreicht und dessen Basis der
Sclerocorneal-Rand in etwa Vs ^^^ Circumferenz an der temporalen
Seite darstellt. An der Neubildung kann man deutlich 2 Schichten
unterscheiden, eine weissliche, welche direkt auf der Iris liegt, und
eine gesättigt gelbe, welche die oberflächlichen Partien des Tumors
einnimmt. Die Neubildung selbst ist völlig gefasslos, nur ziehen von der
dem tiefst gelegenen Punkte des Tumors zunächst befindlichen Iris-
partie Gefässe auf die Oberfläche des Tumors, um sich daselbst nach
kurzem Verlaufe zu verlieren. In diesem durch neugebildote Ge-
fässe gekennzeichneten Iristheile zeigt sich nun ein kleines gelb-
weisses Knötchen, das sich schon am nächsten Tage mit der Haupt-
masse der Neubildung vereinigte, während kurz darauf wiederum
Gefässe aus der Iris hervorsprossten und abermals die Entwicklung
eines neuen Knötchens einleiteten. Dieses Spiel wiederholte sich
im Laufe einer Woche 4 Mal und demonstrirte S. ein solches frisch
aufgetretenes Knötchen. Während so der Tumor durch Apposition
von diesen disoreten Knötchen aus nach unten zu wuchs, wurden
zugleich die älteren Massen nach aussen mehr hervorgetrieben und
durchbrachen zuletzt die Gonjunctiva. Die Iris ist leicht verfärbt
und durch einige Synechien an die Linse gelöthet, der intraoculäre
Druck sehr herabgesetzt, quantitative Sehschärfe mit gut erhaltener
Projektion. Kleine Massen des nach aussen durchbrochenen Neu-
gebildes zeigten mikroskopisch kleine Granulationszellen und fein-
kömigen Detritus. Es kann sich in diesem Falle allein um die AI-
182
Sitzungsberichte
temative eines Granuloms oder einer tuberculösen Neubildung der
Iris bandeln, denn ein Gumma war aus vielen Gründen, besonders
aber wegen des Sitzes und der Art des Wachsthums auszuschliessen.
Trotzdem die mikroskopische Untersuchung der kleinen entfernten
Massen kein für die Tuberculose charakteristisches Element, beson-
ders keine Riesenzellen nachwies, wurde dennoch die Diagnose auf
Tuberculose der Iris gestellt, und zwar gestützt auf die in Knöt-
chenform fortschreitende Art des Wachsthums, auf die besondere
Trennung der Farbe der jungen und der älteren Geschwulstmassen,
auf das schnelle und schmerzlose Wachsthum der Geschwulst und
besonders gestützt auf das Vorhandensein anderer tuberkulöser
Affektionen der Patientin. Es fanden sich auf der rechten Seite des
Kückens und auf der Haut der rechten Clavicular-Gegend 2 Ge-
schwüre mit allen charakteristischen Zeichen der tuberkulösen Ge-
schwürsform ; ferner ist in der rechten Lungenspitze ein verlängertes
Exspiriura und Katarrh nachzuweisen, während eine Dämpfung
noch vermisst wird. S. hat die Absicht, wenn medieamentöse Ver-
suche, wie vorauszusehen, keinen Erfolg haben^ den Bulbus zu ent-
fernen und verheisst sodann weitere Mittheilungen.
Prof. Busch stellt zunächst eine sechszigjährige Frau
vor, bei welcher ein seit drei Jahren bestehendes Ulcus rodens eine
in der grössten Längenausdehnung mehr als 5 Zoll, in der grössten
Breite mehr als 3 Zoll betragende Geschwürsfläche hervorgebracht
hatte. Von der linken Frontalgegend beginnend hatte die Neubildung
die Haut der Glabella, des Nasenrückens, einen Theil des obern
rechten Lides, die Haut der rechten Frontalgegend und einen grossen
Theil der behaarten Kopfhaut zerstört. Ausserdem hatte sie die vor-
dere Wand der Stirnhöhle zerstört und hatte sich auf die Conjunc-
tion am rechten inneren Augenwinkel fortgepflanzt. Da eine Exstir-
pation der Neubildung wegen zu grosser Ausdehnung unmöglich war,
so wurde eigentlich nur der Patientin zum Tröste die Sodabehand-
lung angewandt. Gegenwärtig nach sechs wöchentlich er Behandlung
sieht man, dass weit mehr als die Hälfte der Geschwürsfläche mit
einer festen Narbe bedeckt ist. Auf der noch bestehenden Ulcera-
tiva sieht man ebenfalls einige Inseln, welche verhorntes Epithel
tragen. Die Conjunctiva bulbi ist wieder frei und der vorher in
seiner Existenz bedrohte Bulbus erscheint gerettet. Am aufi*allend-
sten ist die Bildung der neuen Epidermis an denjenigen Stellen, an
welchen die Haut in ihrer ganzen Dicke bis auf den Knochen zer-
stört war, in der Umgebung des Defectes des Stirnbeines. Hier
geht die Narbe von der dicken umgebenden Haut mit einem schar-
fen Absätze auf den Knochen über, den sie nur mit einem ganz
dünnen, festanliegenden Epidermisblatte überzieht.
Sodann bespricht B. die Resection von Knochenge-
schwülsten und zeigt, dass man mit dem antiseptischen Verfahren
der niederrbeiniBohen G^Bellsohaft in Bonn. 188
auch hierhei Glieder erhalten^ kann, welche sonst der Amputation
verfallen waren.
Es wird ein dreissigjahriges Mädchen vorgestellt, welches an
einer faustgrossen Myeloid-Geschwulst der oberen Epiphyse der Tibia
litt. Bei der Exstirpation zeigte sich, dass die Neubildung bis hart
unter die Knorpel der Tibia und weit abwärts in der Markhöhle bis
über die Mitte der Tibia hinausreichte. Nach Auskratzen und Aus-
brennen trat noch einmal ein Recidiv auf, welches dieselbe Behand-
lung nöthig machte, dann aber nicht mehr wiederkehrte
Dr. Zartmann legt Bechnung vom Jahr 1878 und empföngt
Decharge. Vorgeschlagen zu ordentlichen Mitgliedern werden:
Dr. Firle und Dr. Lehmann von Prof. v. Mosengeil und
Dr. Madelung.
Dr. Roesen von Dr. Kühl mann und Dr. Leo.
Nachdem Herr Geh. Rath v. Leydig die in der vorigen
Sitzung geschehene Wahl zum Vorsitzenden abgelehnt hat, wird
heute zur Neuwahl geschritten, aus welcher Herr Geh. Rath Busch
hervorgeht. Derselbe erklärt die Annahme der Wahl.
Unlyenltits-Baohdrackerei yon Q«x\ QtootgV Vu, Bcnooi.
Herpetologische Zeichnungen ans dem NacUass
Roseis Yon Rosenhof.
Erläutert von
Dr. Franz Leydig,
Professor an der UnlTersitJit sn Bonn.
Wenn man in Nürnberg hereintritt — schreibt um das
Jahr 1820 G. H. Schubert, in jener Zeit Professor in
Erlangen — so sieht man der alten Stadt sogleich an, dass
da einmal Menschen gewohnt haben und noch wohnen, die
recht gern und viel gemalt haben. Fast tlberali an den
hohen Häusern, besonders in den noch in ihrer alten Tracht
gebliebenen Nebengassen, gibt es bunte Malereien, welche
meistens Gegenstände aus der heiligen Schrift, öfter aber
auch den Handwerksmann in seinem Tagewerke darstellen^.
Es mag in der That die Lust sein Haus mit Wand-
malereien zu tiberdecken in dem gleichen Grunde wurzeln,
der in dieser altbertihmten Stadt so viele Werke der bil-
denden und malenden Kunst hervorgehen liess. Nicht bloss
Albrecht Dürer war ein. Sohn Nürnbergs, sondern auch
Maler wie Joachim Sandrart, oder wie Johann
Justin Preisler lebten und wirkten dort. Neben der
Kunst — wenn man will — höheren Stils wurde die Mi-
niaturmalerei sorgsam gepflegt; überdies 2) gehörte femer der
1) Wanderbüohlein eines reisenden Gelehrten naoh Salzburg,
Tirol und der Lombardei. 2. Aufl. 1848.
2) Der kenntnissreiche Eeyssler (Reisen durch Deutschland
etc., Hannover 1751) besuchte Nürnberg im Jahre 1730 und bemerkt
gelegentlich einer Eupferstichsammlung, dass darunter fünftausend
Stück nur von nürnbergischen Personen sind. „Ich zweifle — fahrt
er fort — ob eine andre Stadt in der Welt sey, die sich dergleichen
rühmen könne; man muss dabey aber auch wissen, dass es hier gar
wenig kostet, sich in Kupfer stechen zu lassen und wenig Prediger
oder auch Schulmonarchen in Nürnberg sind, denen dergleichen Ehre
nicht widerfährt."
Verh. d. nat. Yer. Jahrg. XXXT. 6. Fplge. V. B^ \
k-" ■";.*.:c-"T:i7~
^
Kupferstich gleich den mechanischen Künsten zu einer viel
ausgeübten Beschäftigung. Die Ausbildung und leichte Hand-
habung dieser Art Kleinkunst ward verschiedenen Zweigen
der Wissenschaft sehr erspriesslich, indem es auch dem
Arzte und Naturforscher nicht schwer fiel, die Hilfe guter
Zeichner und tüchtiger Kupferstecher für ihre Arbeiten zu
gewinnen.
Es berührt uns eigenthümlich und fast wehmüthig von
der Oede, wie sie in der Gegenwart auf diesem Felde
herrscht, zurück auf jene in das vorige Jahrhundert und
moch einige Jahrzehnte in das jetzige herein ragende Bltithe-
zeit zu blicken. Eine ganze Anzahl der trefflichsten Kupfer-
stecher aus einer einzigen Stadt konnte ihren Grabstichel
den Anatomen, Zoologen und Botanikern zur Verfügung
stellen, in manchfacher individueller Abstufung der Geschick-
lichkeit und des Geschmackes.
Während nun die einen dieser Männer ihre künst-
lerische Thätigkeit dem Dienste der Naturwissenschaft ein-
fach widmeten, wie z. B. J. G. Sturm (Grossvater), Ty-
roff, Bock, Nuss biegel, Volckart, Walpers, fühlten
sich Andre bei dieser Nachbildung natürlicher Gegenstände
von den Dingen der Natur selber so angezogen, oder viel-
mehr es traf die innere Neigung zur naturwissenschaftlichen
Forschung mit der Freude an künstlerischer Wiedergabe
so zusammen, dass aus dem Maler und Kupferstecher ein
wirklicher Naturforscher wurde. Zu den Nürnberger Künst-
lern dieser Art zählen z. B. Ehret, Knorr, Kleemann,
Jac. Sturm (Vater), Joh. Friedr. Sturm und Joh.
Wilh. Sturm (Söhne).
Unter den Künstlern und Forschern vorgenannter
Eichtung ist einer der eigenartigsten Rösel gewesen, ge-
boren zu Nürnberg 1705, gestorben daselbst 1759, der über
Morphologie und Biologie der Amphibien, Insecten, Krebse
und Spinnen, der Würmer, der Süsswasser- und Federbusch-
polypen, Rotatorien und Infusorien Schönes, ja Herrliches
geleistet hat. „L'un des plus ing6nieux observateurs et des
plus habiles dessinateurs d'histoire naturelle'^ lautet das
Urtheil Cuvier's; und lange vorher hat der im Loben
sparsame Anatom und Physiolog Haller von unserm Rösel
;■.'■»•.'■■ .. *! ' ' • ' ' . ► ■ ■
■ • • . «
gesagt: „Aliomm inter exteros scriptores indiistriaiii faoSe
supergressus est^\
Man darf staunen, wie es möglich war, dass ein
Mann, der sein Leben nicht ganz anf 54 Jahre gebracht
hat und während der letzten sieben Jahre durch einen
Scblaganfall auf der ganzen linken Seite gelähmt war,
doch im Laufe von 19 Jahren an 300 Tafeln in Quart und
48 Tafeln in Folio mit den dazu gehörigen Untersuchungen
und Beschreibungen, neben seiner Beschäftigung mit Por-
traitmalen und Unterrichtgeben im Zeichnen und Malen,
ans Licht stellen konnte. Eine Aufgabe, die für einen ge-
sunden Mann eine starke gewesen wäre. Er hat, als er
nicht mehr selbst hinaus ins Freie zu gehen yermochte
um dort zu sammeln und zu beobachten, sich „mit yielen
Kosten'^ Material nach Hause schaffSen lassen und wandte
fortwährend die Brauchbarkeit des noch gesunden rechten
Armes dazu an, Leben, Entwicklung und Metamorphose
der Thiere kennen zu lernen, sie zu zergliedern und Ab-
bildungen anzulegen^).
Das prächtige Werk „Historia ranarum nostratium
oder die natürliche Historie der Frösche hiesigen Landes^^
erschien 1758, ein Jahr vor Bösers Tode. Zugleich mit
den Fröschen und Kröten hatte er auch die Wassereidechsen
und den Salamander aufs eifrigste untersucht Li der Vor-
rede zu dem vorgenannten Werke bemerkt er: „Nach der
Beschreibung der Frösche sollen die Eydexen folgen und
wiewohl ich an diesen noch vieles zu untersuchen habe:
so bin ich doch mit selbigen bereits soweit gekommen,
dass ich in den Weiblein der Wassereydexen gefunden,
wie in selbigen die zur Fortpflanzung des Oeschlechtes ge-
hörigen Theile fast von gleicher Beschaffenheit, wie bey den
1) „Ausfahrliche und zuverlässige Nachricht von dem Leben,
Schriften und Werken des verstorbenen Miniaturmahlers, und scharf-
sichtigen Naturforschers August Johann Rösels von Rosen»
hof entworfen von Christian Friedrich Carl Kleemann, Mig-
naturmahler", siehe im IV. Theil der Jnsectenb^lustigung. Mit Por-
trät, in sorgfältigem Kupferstich ausgeführt, und der Unterschrift:
,,So sah Herr Bösel aus, dem nach dem Tod, das Leben
Gewürme, Frosch und Kröten geben/'
■ ^^ . *
*-■■-■•
■ • f
l '
.'^J -: V 7 — ■-ry^r'ry^
Weiblein der Frösche, seyen." Und am Ende des Werkes
stehen die Worte : „Diesem nach schliesse ich hiermit meine
natürliche Historie der Frösche hiesigen Landes, welcher
bald die Historie unsrer Eydexen folgen soll, wann ich
merken werde, dass die Liebhaber der natürlichen Historie
solche zu sehen Verlangen tragen/' Anch sein Schwieger-
sohn Eleemann berichtet, dass Rösel, als er schon selbst
an seiner Genesung immer mehr zweifeln musste, er dennoch
versuchte, ob es ihm nicht vor seinem Ende gelingen möge,
die Abbildungen der Eidechsen und des Salamanders hiesi-
gen Landes, nebst zwei „ungemein fleissigen Abbildungen
des wunderbaren Chamäleons mit ihrer Beschreibung, auf
die Art und in der Grösse wie das Werk von den Fröschen,
herauszugeben/' Allein der am 27. März 1759 erfolgte
Tod steckte Allem ein Ziel.
Wie schade, hat gewiss mancher Naturforscher und
Verehrer der Bö seT sehen Schriften gesagt, dass diese Unter-
suchungen und bildlichen Darstellungen über die Eidechsen
nicht zur Veröffentlichung gelangen konnten: was m(%en
die Tafeln enthalten haben, wie weit war wohl Rösel in
der Kenntniss der Arten gekommen; wohin mögen sich
doch die Zeichnungen verloren haben? In dieser Weise
habe ich wenigstens Betrachtungen anzustellen nicht unter-
lassen können, so oft mir obige Stelle unter die Augen kam.
Da begegne ich, bei Durchsicht der Literatur ttber
Batrachier in der Schrift: Historiae Amphibiorum naturalis
et literariae fasciculus primus; Auetor Joan. Gottlob
Schneider, Saxo. Jenae 1799, nachstehender Notiz: „Non
possum ab hod argumento discedere antea, quam meri-
torum Boeselii nostratis mentionem fecerim, quidem illius,
qui artem pictoriam admirabili consortio cum historiae na-
turalis studio copulaverat. Hujus autographas tabulas,
in quibus lacertarum nostratium species omnes earumque
formam et partes intemas artificio suo expresserat, tracta-
vit et ante oculos habuit clarissimus nobisque amicissimus
Argentoratensium Professor Job. Hermannus, easdem
antestatus bis in Dissertatione altera de Amphibiorum Vir-
tutibus medicis anno 1789 edita p. 25 et 30 Quas
isbu)^ ut in publicos usus publicare ipse cum annotatio-
Dibu8 suis, aut iibrario desideranti edendas permittere
velit, magnopere virum doctiim oro rogoque ; ut non solnm
Roeselii ingeninm meritas pablicasqne laudes ferat, sed
ipsa etiam lacertarum cognitio iDdigni hoc commentario
aucta eo procedat incrementi, quo animaliam qaadrupednm
reliquorum historiam jam virornm doctorum studiis provec-
tam admiramur/^
Aus dieser Bemerkung, welche Schneider der Aue*
einandersetzung über die Tritonen anfügt, ging herror, dass
die Originalzeichnungen B(}sels über die Wassermolche
nach Strassburg gekommen waren in die Hände des Arztes
und Naturforschers Job. Hermann, vierzig Jahre nach
dem Tode Bös eis, und dass der Strassburger Professor
mit dem Plane sich trug, die hinterlassenen Tafeln heraus-
zugeben.
Es ist mir nicht bekannt geworden, ob in der unter-
dessen verflossenen langen Zeit von irgend Jemand Nach-
forschungen über den Verbleib der RöseT sehen Zeich-
nungen angestellt worden sind, oder ob Etwas darüber
veröflFentlicht worden wäre. Selbst die verschiedenen Zoo-
logen und Anatomen der Universität Strassburg, insoweit
ich deren Schriften kenne, haben nichts über die besagten
Blätter verlauten lassen; trotzdem dass mancher von ihnen
eine besondere Aufmerksamkeit den Amphibien zugewen-
det hatte.
Und so erlaubte ich mir im Januar dieses Jahres ein
Schreiben an Herrn Dr. Euting, mir von Tübingen her
befreundet und gegenwärtig erster Bibliothekar in Strass-
burg, zu senden mit der Bitte um gefällige Nachforschung.
Die Antwort (12. Jan. 1878) lautete: „Wenn die Tafeln
der Molche auf einer der zwei Bibliotheken (Stadt-B. und
Seminar-B.) sich befanden, welche im „Temple Neuf ' unter-
gebracht waren, so sind sie auf immer yejrloren. Denn
von jenen beiden konnte kein Blatt gerettet werden, es ist
Alles beim Bombardement durch Feuer zu Grunde gegangen.
Dagegen hatte Hermann der dritten Bibliothek Strass-
burgs, der Akademie-Bibliothek, welche unsrer neuen Biblio-
thek einverleibt worden ist, den grössten Theil seiner Bücher
(viele mit handschriftlichen Bemerkungen) zum Geschenk
'f.-:-- ■ , - ■ ■ • ■ ■• " " " . ■ IL" V"" ■' ' ^ " ■'•''?*
, * ■ .■■■•..-■
6
gemacht; ieh meine mich zn erinnern, dass auch Gollegien-
hefte und Aehnliches darunter seien. Prof. Barack, der
die handschriftliche Abtheilang selbst in Verwaltung hat^
ist bereit nachzusehen, ob sich etwas darunter befindet,
was ungefähr dem Gewtinschten nahe kommt.''
Noch an demselben Tage, an dem ich diesen Brief
erhalten hatte, beglückte mich Dr. Euting mit der Nach-
richt: „Soeben sind die Copieen des Malers Hans, welche
er von den Rö sei' sehen Zeichnungen aus Nürnberg (für
den Druck durch Hermann) angefertigt hatte, durch Prof.
Barack unter den Hermann' sehen Papieren mit darauf
bezüglicher Correspondenz aufgefunden worden.*'
Und wieder einige Tage darauf, nachdem noch zuvor
das Ganze in einen Garton geheftet worden war, hatte Herr
Prof. Barack, Oberbibliothekar an der Kaiserlichen Uni-
versitäts- und Landesbibliothek, die grosse Güte mir die kost-
baren Blätter zu übersenden und mir dadurch einen Fest-
tag zu bereiten.
Ich gestatte mir Herrn Dr. Barack und Herrn Dr.
Euting auch an diesem Orte den gebührenden Dank ab-
zutragen.
Den Inhalt des Garton bilden:
1) Fünf Briefe.
2) Der Anfang einer Tafelerklärung.
3) Eine Aufzählung und üeberschrift der Tafeln mit
Angabe des Honorars, welches der Maler erhalten
hatte.
4) Ein Blatt mit einiger einschlägigen Literatur.
5) Sieben ausgemalte Foliotafeln über Land- und
Wassereidechsen.
I.
Die ersten vier Briefe sind verfasst von Gatharina
Barbara Rösel von Kosenhof, Tochter des mehrge-
nannten Künstlers and Naturforschers, geboren am das
Jahr 1741^). An der Seite ihres Vaters im Zeichnen und
Malen herangebildet, hatte sie an seinen Arbeiten Theil
genommen, und ihm beim Zergliedern der Thiere sowie
im Illuminiren der Tafeln Hülfe geleistet. Nach dem Tode
ihres Vaters mit dem Maler Kleemann ^) ehelich verban-
den, war sie Wittwe als sie die nachstehenden Briefe schrieb.
Der Empfänger der Briefe ist Johannes Hermann,
Professor der Medicin und Botanik, geboren 1738, gestorben
1800, eine der Zierden der damals hochbertthmten Universität
Strassburg, Verfasser z. B. der Tabula affinitatum anima-
lium, Strasbourg, 1783, und der nach seinem Tode er-
schienenen Observationes zoologicae, Strasbourg et Paris,
1804. Dieser Gelehrte hatte sich, wie die Briefe bekunden, aus
dem Nachlass Rösels die Zeichnungen über die Eidechsen
schicken lassen, wohl mit der Absicht das noch Fehlende
so zu ergänzen, dass eine Herausgabe ins Werk gesetzt
werden könne; ferner muss er den Plan gehegt haben von
der Historia ranarum nostratium eine Ausgabe in franzö-
sischer Sprache zu veranstalten.
Ich lasse die vier Briefe der Wittwe Kleemann
ohne Verkürzung folgen und auch ohne an der Orthographie
und der Interpunction etwas zu ändern. Der Inhalt ge-
reicht der Verfasserin durchaus zur Ehre : Vertrauen, Dank-
barkeit und Bescheidenheit spricht sich darin aus und auch
auf den Strassburger Gelehrten werfen die Briefe ein gutes
Licht: er erscheint uns als ein Mann von uneigennütziger,
edler Denkungsart. Wer ein Interesse empfindet für die
inneren Vorgänge wissenschaftlicher Kreise, wird in diesen
1) Das Jahr ihres Todes kann icli nicht ermitteln; es scheint
in den Anfang gegenwärtigen Jahrhunderts zu fallen.
2) Die Lebensgeschichte desselben sanimt Porträt steht in den
„Beiträgen zur Natur- und Insectengesohichte'* ; Anhang zu den
RöseTschen Insecten-Belustigungen, Theil L, Nürnberg 1792.
8
Briefen gar Manches nicht ohne Theilnahme lesen. Der
fünfte Brief rührt von dem Buchhändler J. P. Palm her
und auch diesen wollte ich nicht ganz unterdrücken, da
er zum Yerständniss des Schicksals RöseT scher Schriften
Einiges beiträgt.
Hin und wieder habe ich mir erlaubt, eine erklärende
Bemerkung unter die Briefe zu setzen, immer mit L. be-
zeichnet.
«
1.
Wohlgebohrner Herr
Hochzuverehrender Herr Professor
Theuer und Werthgeschätzter Gönner!
Euer Wohlgebom statte ich den gehorsamst ver-
bindlichsten Dank ab, flir die gütigst übersande Be-
zahlung! Betaure aber, dass Sie wegen den wenigen
Farben 0 mehr beygelegt haben und kein Porto ab-
zogen, ich werde suchen bey andrer Gelegenheit meine
Schult abzutragen. So sehr mich die Nachricht von
der guten Aufnahme meiner Werke vergnügte; so sehr
betaure ich es, dass der Grünspan von der ersten
Frosch-Tabelle abgesprungen ist ! Es sind noch einige
Blätter an den übersanden Werken und das Tab. 1.
absonderlich (wovon ich noch viele Bläter habe)
von meines sei. Mannes sinnlosen Bruder angelegt
worden. Da dieser aber nun in Verwahrung gestorben
ist, so kann nichts mehr von ihm gemacht werden.
Ich gebrauche niemals und lasse auch von meinen
. Arbeitsleiten keinen Grünspan allein nehmen, weil er
zu sehr glänzt, der Glanz aber muss durch Schatten und
Licht ausgedrückt werden. Sie werden solches in der
Folge sehen.
-* .
1) Johannes Hermann hatte wie es scheint für seinen Sohn,
den Verfasser des schönen Werkes Memoire apterologique, Joh.
Friederich Hermann, von Frau Kleemann die Farben bezogen,
welche zum Ausmalen der zu gedachtem Werke gehörigen Zeich-
nungen dienten. L.
Die Gemählte der Eydexen stehen Euer Wohlgebobrn
so lange zu Befehl als es Ihnen gefällig ist. Ich weiss
es leider wohl, dass sehr vieles noch dazn fehlet.
Der Tod meines Vaters hat der fernem Untersuchung
und Abbildung ein Ende gemacht, da er 7 Jahre auf
der ganzen linken Seite vom Schlag gelähmt ward
und also nicht mehr dergleichen Thiere aufsuchen
konnte, so ist vieles unterblieben. Den Ghamelion
brachte ein Mann, welcher aus Ostindien kam zu uns,
dieser behauptete: Er hätte ihn schon länger als 2
Jahr mit Schnecken und Würmern erhalten. Mein
Vater kaufte ihn sehr theuer, er wollte aber nichts
mehr fressen und da er ihn durch Herausziehen der
Zunge vielleicht Schaden mochte gethan haben, so starb
er am vierten Tag, doch konnte er ihn noch in seiner
Farbe mahlen, wir legten ihn in Spiritus und da ver-
lohr er seine Farbe und wurde so braun, wie ihn mein
Vater auf dem einen Blat abmahlte. Herr Professor
Rudolf in Erlangt) welcher auch in Ostindien war,
erzählte uns: dass er auch einen lebendigen Ghamelion
lange Zeit lebendig erhalten habe, auf dem Schiff auf
welches er ihn mitnahm, hängte er ihn oft an den
Mastbaum, wo er wie eine Katze, biss oben auf und
wieder hinunter kletterte, nachgehends sey er aber auf
dem Schiffe weggekommen, ohne dass man wusste
wohin.
1) ,,Joh. Philipp Julius Rudolph, markgräflicher Hofrath und
Professor der Mediciu seit 1769 (starb 1797). Dieser vortreffliche
Mann gehörte zu den ausgezeichnetsten Chirurgen seiner Zeit. Er
hatte sich in Frankreich in der besten Schule zu einem ungemein
glücklichen Operateur ausgebildet und sodann während eines zehn-
jährigen Aufenthaltes als Militärarzt in den holländischen Golonien
von Ostindien die reichsten Erfahrungen gesammelt.*^ Martins,
Erinnerungen aus meinem neunzigjährigen Leben, Leipzig 1847. —
Weniger anerkennend lautet das Urtheil des damals in Erlangen
studirenden Botanikers Hoppe in der Selbstbiographie, Regensburg
1849. Er sagt, die Universität sei anfangs nicht zum besten bestellt
gevresen: „der alte Schiffs-Chirurgus Rudolph trug die Chirurgie
vor; besser wurde es, als des Letztern Vetter, ein junger Rudolph
an die Stelle desselben gelangte.'* L.
10
Da mein Vater wegen des Schlags mich als seine
linke Hand gebrauchte, mich auch also hiess nnd ich
in allen Verrichtungen, zumal in seinem 2jährigen
Witwenstand ihm behielflich sein musste; so rechnen
Sie mir es als keine Eidelkeit und Grosssprecherey
aus, wann ich das Wort: wir, gebrauche. Dieses muss
ich gehorsamst erbitten, ehe ich weiter fortfahre.
Salamander bekamen wir wohl durch Landleute,
aber nicht so viel, als mein Vater gerne haben wollte,
es wurden gar viele verderbt zu Sciletten, weil die
Gebeine sehr zart sind, doch brachten wir 2 schöne
Scilete zusammen, welche aber nach meines Vaters Tod
mit den andern Naturalien verkauft werden mussten.
Denn ich als ein ISjähriges Mädgen durfte unwissen-
den Vormündern nicht wiedersprechen. Von den klei-
nen Eydexen aber konnten wir keine Scilette zu wege
bringen. Wir legten einige ins Wasser zum abfaulen
und einige Hessen wir von Ameisen aus anodomiren,
welche auch schön wurden, aber sie irassen auch die
Häutgen, welche die Glieder zusammenhalten, endzwey
und durch Leim konnte man diese zarten Gelenke
nicht ineinander bringen. Mein Vater war halb ge-
lähmt, ich ein ungeschicktes Mädgen und Herr Doctor
Hut Ol welcher tibersetzte und die Corectur besorgte.
1) G. L. Huth, Doctor der Medicin und reichsstädtischer
Physicus, ein in seinem Fache und auch darüber hinaus sehr unter-
richteter Mann, stand unser m Rösel viele Jahre hindurch, bis ans
Ende, helfend in den Dingen bei, die dem Letzteren bei Mangel
einer gelehrten Bildung abgehen mussten. Er lieferte auch die aller-
dings nicht sehr gelungene lateinische Uebersetzung des Frosch-
werkes. Das obige „Entzweyen" war schwerlich ein ernstes oder
lang andauerndes, denn die Schriften Rösels geben allzuvicle Be-
weise* der gegenseitigen Hochachtung, Zuneigung und Dankbarkeit.
Wohl aber lässt sich begreifen, dass der „Medicus** Huth bei den
Zergliederungen geneigt sein mochte, vor Allem das was er von
der Anatomie des Menschen wusste, bei der Deutung des Neuvor-
liegenden in Anwendung zu bringen; während der „Maler** Rösel
nur seinem geübten und geschärften Auge trauen wollte. Daraus
mögen Streitigkeiten entsprungen sein, welche der aufhorchenden
Tochter bedenklicher vorkamen, als sie in der That waren. L.
11
ein sehr ungednltiger Mann, der auch wegen seines
karzen Gesichts alles anders betrachtete als mein
Vater nnd sich oft mit ihm endzweyte. Ener Wohl-
gebohrn Geschicklichkeit nnd Einsicht könnte freilich
diese Unvollkommenheit vollkommen machen, ich über-
lasse es alles Dero Klugheit und Gütigkeit! Gestochen
könnten sie wohl hier werden, da ich aber nicht weiss,
wie viel auf eine Tabelle kommen wird, so kann kein
Preiss bestimmt werden, so viel weiss ich aber aus
den Rechnungsbtichern , dass die Frosch-Tabelle zu
12, 15, auch einige schwere 18 fl zu stechen gekostet
haben. Das Titelblat aber kostete von Hm. Tyroflf
50 fl.
Euer Wohlgebohrn fragen nun: wie viel Zeit ich zur
Illumination der Frösche nöthig hätte, und setzen zu
100 Stück auf 2 Tab. 1 Monat. Dieses kann ich nicht
versprechen. In 16 stündigen Tagen getraute ich mir
solches mit meinen Illuministen, welche mir anlegen
müssen wohl; aber in kurzen und dunkeln Tagen ists
eine Unmöglichkeit, den zu Nachts kann nichts ge-
macht werden, die Farben scheinen alle anders als
sie bey Tag sind und es würde eine elende Illumi-
nation werden welche mir und den Verleger keine
Ehre brächte. Wenn von jeder Tabelle 100 Stück ge-
macht werden sollen, so müsste IV2 Jahr bestimmt
werden, könnte es ehender zu stand kommen, wäre es
mir desto lieber. Wenn mir Gott Leben und Gesund-
heit schenkt, werde ich keinen Augenblick ungenutzt
vorbeystreichen lassen. Euer Wohlgebohrn fürchten:
wenn ich oder meine Tochter krank werden oder
sterben sollte es würden die Supscribenten in Schaden
kommen. Leben und Tod hängt freylich von Gott
ab, doch glaube ich nicht, dass jemand durch einen
solchen Zufall in Schaden kommen würde, wenn er
sich auch eräugnete. Alle beite wären wir nicht mit-
einander sterben, Ich verlange auch nicht mehr als
auf 2 Tabellen Vorschuss und da ich dieses alles
ordentlich führe, würde man allezeit wieder bey mir
finden. Meine Tochter von 25 Jahren ist nicht bey
r^Mt.
'Tpg
12
SO taaerhaffter Gesandheit, als ich Gottlob bin und
anf mich kommt da*s mehreste an. Alteration und
gchlafflose Nächte, machten mich wohl matt; Beligion
und die jetzige Buhe und Ordnung aber stärkten mich
wieder so, dass wenn ich es nicht selbst wtisste, ich
mich flir kein 48jähriges Weib hielt. Es kann wohl
der gesundeste Mensch so halt und offt noch eher als
der Kranke ein Raub des Todes werden, doch habe ich
die zuversichtliche Hoffnung zu Gott: Er werde mich
um meiner Kinder willen so lange erhalten, biss ich
meine Werke zu Stande gebracht habe. Ein heitrer
Geist erhält auch den Körper^ das werden Sie als
ein Medicus wohl selbst gestehen, und diesen hat mir
Gott gegeben, ich hätte sonst nicht die vielen, schweren
Unglücksfälle standhaft ertragen können. Dieser Geist
spricht mir Muth zu, Alles in Gottes Namen zu wagen,
das beste grösste Papier sollt genommen werden und
eilen wollte ich nach Möglichkeit.
Für Hoch Dero ungemein gütige Bemühung wegen
der üebersetzung ist ein Exempl. zu wenig, ich werde
auch für Dero Herr Sohn eines mit dazu ganz allein
ausmahlen, wäre ich doch im Stande Euer Wohlge-
bohrn Ihre gütige Bemühung in Ansehung der Eydexen
nach Verdienst belohnen zu können, darüber erwarte
ich aparten Befehl.
Euer Wohlgebohrn werden sich etwas geirrt haben
oder ich verstehe Sie unrecht. Sie schreiben: ich
hätte die illuminirte Tab. nebst Umriss und Text um
48 kr. angerechnet. Belieben Sie in meinem Schreiben
nachzusehen! Sie werden finden dass ich setzte: die
illuminirte Tab. nebst der ümrisstafel beite auf gross
holländisch Papier um 48 kr. Denn der französische
Text wird ja durch den Hr. Verleger besorgt. Mit
lateinisch und teutschem Text, die iL auf klein und
die Umrisse auf teutschem Papier kostet bei uns 1 fl.
12 kr. und das Titelblatt 2 fl. Doch diess wird nur
ein Irrtum sein.
Wegen der französischen Üebersetzung der Insecten
kann ich gar keine Zeit bestimmen. Ich habe jetzo.
■Bki*rW' '. .- "."'■ ' ■" i ■ '- ■ ■.,■•■■ \ , -■*■•,.*.• ■-■■■ ■■.,■■* .^'f..- i^.'v *■»,■. ~i# i-" ' =?^* ^
ä;*S>.^ ; ;. . -^ ■ , - .- ...■■.! ^- ., , - ^ • , -, ■ ._»■ ■ r. \' iy:\
18
an einem Grafen einen Liebhaber zn den Original-
gemählten meines Vaters, werden wir in dem Preisa
einig, so setze ich die Uebersetznng auf meine Kosten
fort biss ein Theii zn Stand gebracht ist Nnr bindet
sich der Hr. Uebersetzer an keine Zeit. Dieses ist
der Herr Doct. und Professor Isenflamm 0 in Erlang,
» welcher selbst einige Zeit in Frankreich sich aufhielt
und den Geschmack der Franzosen zu kennen behaup-
tet. Wegen des Erretischen Werkes werde ich Je-
mand welcher mit Btlcher Auction umgehet Commis-
si on geben und sobald ich es erhalte gehorsamst über-
senden. Sollten Dero Herr Sohn mehrere Farben be-
nöthigt sein, so ertheilen Sie mir hohen Befehl, ich
schätze mich glücklich mit angenehmen Diensten Ihnen
meine Aufwartung machen zn können. Da Euer Wohl-
gebohm sich bishero so gütig und edelmttthig gegen
mich erzeugt haben, so bitt ich noch femer um Dero
edeln Beystand und Ihrer mir unschätzbaren Wohlge-
wogenheit, nur diese Endziehung würde mich nieder-
trttcken. Sollte ich fehlen oder etwas yorschlagen, dass
Dero WohlgefstUen zuwieder wäre, so haben Sie die
Güte meinen Fehler durch Belehrung zu bessern, ich
werde in allen Stücken Dero hohen Befehl gehorsamst
nachzuleben, und es für mein grösstes Glück halten
noch Öfters die Ehre genttssen zu können mit dem
hochachtungSYollsten Bespect mich nennen zu dürfen
Euer Wohlgebohm, meines theuersten Gönnerers
unterthänig
Dankbarste Dienerin
Nürnberg d. März 1789 C. B. Eleemännin gebohme
B. y. B.
1) £8 ist schwer zu bestimmen, ob Isenflamm, der Vater,
oder Isenflamm, Sobn, gemeint ist. Erstrer von Gebart ein Wiener
(1724 — 1793) war in Erlangen Professor der Medicin^ Anatomie und
Botanik und Verfasser noch, geschätzter anatomischer Abhandlungen»
Der Sohn Isenflamm bekleidete die Stelle einlas Proseotors, war
später Professor der Anatomie in Dorpat, sog sich wieder nach Er-
langen zurück und starb 1828. Seine Leiche hatte er durch Testa-
I
14
P. S.
Die inliegenden Päkgen habe besorgt, es liegt aber
noch ein offnes Bändgen ohne Adresse dabey, ich er-
warte Dero Befehl darüber. Hätte ich nicht auf Ant-
worten zum Einschlüssen gewartet, so hätte ich schon
ehender dieses abgesandt.
2.
Wohlgebohrner Herr
Hochzuverehrender Gönner!
Euer Wohlgebohrn bitte ganz ergebenst, mich kei-
ner Nachlässigkeit zu beschuldigen! Hoch Dero Befehl
zu Folge habe ich unterschiedlichen Landleuten den
Auftrag gegeben, die verlangte Knoblauch Kröte ^) mir
au&utreiben, habe auch 14 Kröten bekommen, aber keine
einzige war die Knoblauch Kröte. Die Monate Merz
und Aprill welche mein Vater zu Aufsuchung dieser
Thiere angab, waren hier sehr kalt und Schneereich,
da konnte ich gar nichts bekommen. Auch sind jetzo
viele Weiher, welche zu meines Vaters Zeiten noch
standen, ausgetrocknet und zu Wiesen gemacht worden.
Vielleicht ist dieses auch eine Ursache, dass ich keine
habhafft werden kann, doch gebe ich noch nicht alle
Hoffnung auf welche zu bekommen. Wan der grosse
Dutzendteich (welcher dieses Jahr just gefischt wird)
abgelassen wird, hoffe ich einige zu erhalten. Ich
ment dem dortigen anatomischen Theater vermacht. Vgl. Martins,
Erinnerungen aus meinem neunzigjährigen Leben, Leipzig 1847. L.
1) Kösel hat bekanntlich die Knoblauchkröte, Pelobates fuscus
bei Nürnberg entdeckt. Dem Prof. Hermann ist es wahrscheinlich
Jahre lang ergangen, wie manchem Andern, er wusste den Batrachier
nicht aufzutreiben und wandte sich daher an die Tochter Rösels.
Aus den Observationes zoologicae Hermanns geht hervor, dass er
das Thier im Jahr 1790 bei Strassburg in zwei Exemplaren selber
aufgefunden habe. Er nennt es Bana scorodosma und führt in latei-
nischer Sprache Tagebuch über das was er an den zu Hause gehal-
tenen Thieren beobachtet. L.
' ' ' . ■ . ■ ■ . ■ ■ -. ■ ■•
I " . - -
15
v^
weiss mich noch zu erinnern: dass mein Vater auch
nach Ablassnng dieses Weihers im Schlamm auf dem
Boten einige bekonmien hat So unglttcklich ich aber
in Dero mir au%et3-agenem Befehl war; so glttcklich
war ich in einem schätzbaren Fand. Da ich Baolente ■ i-*
in meinem Hanss habe, so mosste eine Eiste, welche -:^
solche hinderte, auf die Seite geschafft werden. Weil -z
sie zum tragen zu schwer war, mnssten wir sie aus-
packen. Seit etlich 20 Jahren ist nichts als alte Briefe
und Schriften von Processen und dergleichen hinein-
gelegt worden. An einem Sondag musterte ich solche
durch um das unnüze zu vernichten, fand aber mit ^
freudiger Erstaunung ein Päkgen mit der Aufschrifft: t
Bös eis Aufsätze von Fröschen undEydexen. Ich sehe
wohl, dass die Aufsätze sehr confus und unvollständig
sind, doch hoffe ich: sie könnten Euer Wohlgebohm
zu etwas dienen. Ich nehme mir also die Freiheit ^•
solche zu übersenden. Es wird Ihnen wohl Porto ver-
ursachen, welches ich nicht ganz zahlen kan ; ich bitte
aber gehorsamst solches mir bey nächster Gelegenheit
anzurechnen. Wie diese Schriften in die Eiste gekpm- i.
men sind, kan ich nicht begreifen. Häte mein sei.
Mann was davon gewusst, so (glaube ich) v^rde er j
sich noch dahinder gemacht haben. Hr. Tesdorfs, ^^^
eines längst verstorbenen gelehrten Eaufmans in Ltt-
beck, Schrift von dem Ghamelion (welche auch mit >j
dabey war und mitfolgt) war doch meinem Mann be- . ;^
kand, denn wir haben davon gesprochen, und doch ;^)
kan ich nicht aussinnen, wie solche mit den Auf-
sätzen so versteckt worden sind. Es sey jetzt aber _■}
wie es wolle, Euer Wohlgebohm werden am besten l'i
Gebrauch davon machen können, ich überlasse alles -^
Dero Einsichtsvollen Beurtheilung und Ihrer Güte! Zu ^
meines Vaters und Gatten Original-Gemältei^ habe icl}
leider- noch keinen hohen Liebhaber. Hr. ErbPrinz zu
Coburg mit welchem ich die Ehre habe zu corespon-
diren schrieb mir: Wen seine Oassa besser versehen
wäre, so liese er solchen Schatz nicht aus den Händen.
Hr. Graf Beuss in Eöstriz berichtete mir: Wann er
' ■C'^ i.'^'!?*'^^?
•^^..
16
sie vor 4 Jahren von meinem Mann erhalten können
so hätte er sie genommen, jetzo hätte er viele 1000 fl.
in Kunstsachen gesteckt und könnte sich nicht so stark 1
vergeben es* wäre ihm aber herzlich leid, wen diese
herrliche Samlung aus Teutschland kommen sollte. Nan
habe ich inliegende Bekandmachung trucken lassen,
um solche zu vertheilen. Ein Schweizer Baron Hr.
V. Hauptwel und Hr. v. Kemmten welche bey mir wa-
ren und meine Sachen sahen, richten mir: es in der
Englischen Zeitung bekand machen zu lassen, weil die
Engländer grose Liebhaber von Original Gemählten
wären und Hr. v. Hauptwell meinen Vater in London
sehr habe rühmen hören. Ich habe also durch einen
hiesigen Kaufmann dieses besorgen lassen und bitte
Euer Wohlgebohrn ganz gehorsamst! diese Nachricht
auch in einer oder mehren französchen Zeitung drucken
zu lassen doch mit den angehengten bestimmten Ter-
min, bis zum 1. October. Mein hiesiger gelehrter Freund .
welcher diese Nachricht in die Truckerei schrieb, hat
solches vergessen, und Hr. v. Hauptwell hat dieses als
eine Nothwendigkeit angerathen. Mit gehorsamsten
Dank werde ich alles bezahlen, sobald sie mir die
Kosten zu melten die grose Gtitigkeit haben werden.
Mit der üebersetzung der Frösche wird gewiss sobald
nichts werden? Verzeihen Sie gütigst meine Frage!
ich wünsche herzlich bald so glücklich zu sein, die
Frucht Ihrer edelmühtigen Bemühung genüsen zu
können !
Hiesige Nahrungs- Neider und Verläumder meiner
Werke streuen mündlich und schrifftlich die falsche
Nachricht aus : Meine Werke gehören Schulden wegen
nicht mehr mein, jetzt würde es verpfascht, man könnte
nichts vollständiges mehr bekommen, u. dergl. mehr.
Desswegen hat mein Freund diese Bekandmachung
mehrstens trucken lassen. Sollten Euer Wohlgebohrn
wohl glauben: dass ein hiesiger junger Doctr. Medicus
(welchen ich um seines Vaters willen nicht nennen
will) der schon mit Copiren meinen sei. Mann sehr
ärgerte und schadete, sich kein Bedenken macj^t durch
17
ausgestrente Unwahrheiten Witwen nnd Waisen zu
schaden? Er besnchte mich nm meine Sachen zn be-
sehen und mich mit angenommener Frenndschafft aus-
zuforschen. Aus meiner natürlichen Papillions Samlung
wollte er mir die seltensten Stücke um einen geringen
Preis abschwatzen, da ich ihm aber meine schlechten*
Arbeiten zeigte und versicherte, dass ich alles fortfüh-
ren und noch mehr herausgeben wollte, wiederrieth
er es mir im höchsten Grad, sprach mir alles Glttck
ab und sagte frey, dass er jßtzt ein Insecten Werk
unter dem Titel: Beyträge zur Insectengeschichte an-
gefangen, desgleichen noch nicht zum Vorschein ge-
kommen wäre ich sollte also mich nicht selbst in
Schaden setzen, denn mein Werk würde alsdan liegen y
bleiben. Ich Hess mich gar nichts merken und ver-
sprach mich zu bedenken, entdeckte aber einem wah-
ren edlen Freunde dieses Mannes Absichten, welcher
ihm andeutete: dass er wenn er ein Insecten Werk
herausgeben wollte, nichts aus dem meinigen copiren,
upd einen andern Titel wählen müssteO* Jezo sucht
er mich überall zu verläumten. Verkleinem Sie also
Edelmüthiger Gönner meinen grosssprecherischen fal-
schen Freund, durch Ihre gütige Bemühung! So gross
Ihre edle Güte ist; so gross wird meine unendliche
Dankbarkeit sein, welche ich mit Worten nicht aus-
zutrucken im Stande bin. Der Höchste welcher nicht
auf zierliche Worte siebet, wird meine eifriche Bitte
für dero AUerseitiges Wohl und Glück gnädig anneh-
men, und meine Wünsche in Erfüllung bringen. Ein
Ehretisches Pflanzen- Werk habe ich noch nicht bekom-
men aber unterschiedenen Persehnen den Auftrag dazu
1) Da der Herausgeber der Faunae Germanicae initia oder
Deutschlands Insecten, Nürnberg in der Felsecker'schen Buchhand-
lung, 1793, G.V. F: Panzer, im dritten Heft bei Sphaeridium uni-
punctatum citirt: Panzer, Beytr. zur Insectengesch. ined. und bei-
setzt: „In dem Verlage des Hrn. Buchhändl. Palm's zu Erlangen
koinmen nach einer erst seit kurzem getroffenen Einrichtung, meine
Beyträge etc. zuverlässig heraus" so vermuthc ich, dass auf diesen
das Obige gemünzt ist. ^-
Verh. d. nat. Ver. Jahrg. XXXV. B. Folge. "V. Bd. ^
1 ■ ■.
r
18
gegeben. Wäre ich doch so glüeklich in etwas dienen
zu können welches Ener Wohlgebohrn angenehm wäre,
wie glttcklich würde ich mich schätzen
Mit demtltUiger Bitte nm die Fortdauer dero Hoch-
schätzbarsten Wohlgewogenheit habe ich die Ehre mit
Ehrfurchtsvollsten Bespect und hochachtungsvoUster
Ergebenheit zu verharren
Euer Wohlgebohrn meines hochzuverehrenden Gönners
gehorsamst verpflichtete
Dienerin
G. B. Kleemännin.
Ntlmberg d. 1. Juli
1789.
^
i;
■■ ,
':'.
3.
Hoch Wohlgebohrner Herr
Hochzuverehrenter Gönner!
In der Hoffiiung, dass sich Euer Hoch Wohlgebohrn
nebst Hoch dero theuren Angehörigen in erwünschten
hohen Wohl befinden werden, bitte ich gehorsamst um
Entschultigung, dass ich so lange unterlassen habe
dero hohen Befehl wegen der Knoblauchkröte nachzu-
kommen. Nicht Nachlässigkeit oder Vergessenheit ist
die Ursache, sondern eine sehr lang anhaltente töd-
liche Krankheit welche sich mit heftigen Blutbrechen
anfing hinderte mich über ein halb Jahr an allen Be-
schäfftigungen. Doch vergass ich nicht nach Kröten
auszuschicken, hatte auch 5 beisammen aber keine
einzige Knoblauchkröte. Mein Hr. Medicuss Hr. Docte
Zweninger (?), welcher als ein alter Universitätsfreund
sich Euer hoch Wohlgebohrn auf das freundschaflffc-
lichste empfehlen lässt, versicherte mich auch: dass er
in seiner Bewohnung welche am Wasser liegt und einen
sehr grosen Garten mit einem Weiher hat, schon viele
Kröten, aber keine Knoblauchkröte gesehen hätte, doch
versprach mir dieser werthe Freund, dass er denen
Männern welche zu räumen der Anotomie (die an die-
sen Neuen (?) Garten ist) bestimmt sind, Befehl er-
theilen wollte: dass sie welche aufsuchten.
Da ich nicht weiss ob Euer hoch Wohlgebohrn das
19
Röselsche Insecten Werk besitzen oder nicht ; so habe
ich mich auch nicht gewagt Hochderoselben mit mei-
nen 2 nenen Tab. aufzuwarten^). Doch da jetzo mein
Freund ein hiesiger Kaufinan Hr. Franenholz, der nun
auch Kunsthändler dazu ist, eine Reise nach Frank-
reich und Engelland unternimmt, und auf meine Werke ,
Subscription samlet, Euer HochWohlgebohrn aufwarten
will, so unterstehe ich mich solche gehorsamst zu tiber-
machen mit gehorsamster Bitte: meine geringe Arbeit
gütig aufzunehmen, und mir meine Fehler offenherzig
zu berichten. 2 Tabell. sind wieder unter Händen.
Hätte mich meine Krankheit nicht verhindert und ich •
meine ausstehenden Gelder bekommen," so wäre die
Herausgabe meiner TabelL schon eiliger fortgegangen.
Nun auf Hrn. Frauenholz zu kommen. Dieser hat sich
vorgenommen mein Insecten Werk in das Französische
auf seine Kosten übersetzen zu lassen*), wozu ich ihm
die illuminirten Tabell. liefern soll, nun sucht er einen
Uebersetzer dazu. Ich habe ihm gesagt, dass diess eine
Persohn sein müsste, welche Natur Kenntniss besese
und ein Insecten Kenner wäre. Da ich nun wusste,
dass Euer Hoch Wohlgebohm alle Kenntnisse und Ge-
1) Obiges bezieht sich offenbar aaf die letzten Bogen und die
vier letzten Tafeln der „Beyträge zur Natur- und Insectengeschichte**,
deren Text nicht bloss aus der Feder der Frau E leemann her-
rührt, sondern auch Zeichnung und Colorit^ der Tafeln; den Stich
besorgte ein Kupferstecher Vogel. Auch im „Yorberichte^ sagt die .
Herausgeberin in ihrer bescheidenen Weise: „Wenn gleich meine
Arbeiten denen meines seel. Yatters und Mannes nachstehen müssen :
so wird man doch Fleiss und Genauigkeit bey selbigen nicht ver-
missen". L.
2) Schon vierzig Jahre früher, 1750, sollte auf Wunsch und
Betreiben Reaumur's, welcher die Arbeiten Rö sei's sehr schätzte,
eine französische üebersetzung erscheinen. Da aber Rösel nicht
auf einmal so viele illuminirte Tafeln liefern konnte, auch der Ueber-
setzer mit Tod abging, so unterblieb das Vorhaben. Die Üeber-
setzung von der in diesem Briefe die Rede ist, kam meines Wissen
auch nicht zu Stande; wohl aber gibt es bekanntlich eine noch unte
der Aufsicht Eleemann's erschienene holländische Üebersetzung ii
schöner Ausstattung. V^-
20
lehrsamkeit besesen, so möchte er mit Hochdenenselben
davon sprechen. Er wird also die Ehre haben Gegen-
wärtiges zu überreichen. Ich sähe gar wohl ein, das&
ich nach Hoch dero gütigen Rath nicht in Stand bin
auf eigne Kosten, meine angefangene Übersetzung aus-
zufllhren, und will gerne den schon zu 10 Tabell. über-
setzten Text als Maklatur betrachten, wenn ich nur
meine Tabell. zu einer erkleklichen Anzahl besorgen
kan. Sollten Euer Hoch Wohlgebohrn nicht selbst dazu
Lust haben, so werden Sie doch die Güte haben einen
andern Hrn. Uebersetzer, Hrn. Frauenholz vorzuschla-
gen! Dieser ist ein redlicher Mann, mit dem ich mich
eher in Verbindung eines Handels einlassen kan als
mit andern hiesigen Persohnen. Vielleicht bin ich
durch diese Uebersetzung so glücklich die Eydexen
auch noch auf meine Kosten herausgeben zu können^
wann Euer Hoch Wohlgebohrn Ihre gütige Bemühung
und edle Zeit mir schenken wollen.
Könnten Hochdieselben auch Hrn. Frauenholz zu
Subscribenden verhelfen so würde ich es mit der gröss-
ten Dankbarkeit als ein Zeichen Ihrer Wohlgewogen-
heit betrachten. Der Höchste erhalte Euer Hoch Wohl-
gebohrn nebst Hoch dero Frau Gemalin und alle hoch-
werthen Angehörigen in beständig hohen Wohl und
tauerhaffter Glückseligkeit. Und Sie Hochtheuerster
Gönner behalten mich in gütigem und freundschaft-
lichem Angedenken ich welches ich mich ganz gehor-
samst empfehle und mit Hochachtungsvoller Ergeben-
heit verharre
Euer Hoch Wohlgebohrn
meines
Hochgeneigten Gönners
Nürnberg d. 24. Oct. unterthänige Dienerin
1790. C. B. Kleemännin.
P. S. Das Porträt meines sei. Manns welches am
Schluss meiner Beyträge als Titelblat kommen soll,
lege ich bey mit der Bitte: solchem einen Platz zu
schenken, es soll nebst dem Lebenslauf bey dem Schluss
noch apart mitfolgen.
21
Was für ein Thier verstehen Hocbdieselben unter
dem Namen Röhrling*)?
4.
Hochzuverehrender Gönner
und Freund!
Dero verehrliches Schreiben hat mir die letzte Hoff-
nung zerscheidert und mir angezeigt das ich mich ganz
allein Gott und meinen traurigen Schicksal überlassen
muss. Leider! ist nun das ganze Frosch werk nicht
mehr in meinen Händen! durch Krankheiten, Nahrungs-
mangel und viele Unglücksfälle geschwächt, wurde ich
genöthigt in Schulden zu fallen 2). Ein harter Gläu-
biger (und dieses ist meines Mannes Blutsfreund) drückte
mich so sehr dass ich durch Kummer und Alteration
schon 3 mal wieder den Blutsturz bekam und mich
dazu zwang; dass ich mein Froschwerk mit allem was
dazu gehört, musste hingeben. Es ist nun mit viel 1000
Wittwenthränen bekleitet geschehen. Es hat solches
Hr. Palm hiesiger Buchhändler (der die Steinische Buch-
handlung mit der Tochter erheurathete) nebst den Sa-
lamanter und Eydexen-Gemählten an sich gekauft, doch
habe ich zeitlebens die Illumination daran zu besor-
gen, ich danke doch Gott, dass es noch einem so red-
lichen Mann als Hr. Palm ist in die Hände kam. Ich
bin also gezwungen Sie um Zurücksehdung dieser Mah-
lereien und der schriftlichen Aufsätze- meines sei. Man-
nes gehorsamst wohlverwahrt zu bitten, weil ich sie
den Gontract nach ausliefern muss. Es kränkt mich
recht sehr, dass ich nicht so glücklich werden konnte
1) Nach Rösel war Bufo ccUamita nan einigen Orten unter
dem Namen Röhrling bekannt". L.
2) Schon unmittelbar nach dem Tode RöseTs bemerkt sein
Biograph: ni^ie ihm von auswärtigen Gönnern und Freunden zogr
sandten Insecten, der starke Briefwechsel und der Verlag eines t
grossen Werkes selbst verursachten ihm solche Kosten, dass er niel
nur sein eigenes, sondern auch sein ererbtes Vermögen darein stecke,
musste". ^-
* ■».-;:
■r . '^■'r^jfirfx^.
22
mit Ihnen Theuerster Gönner diese Sachen auszu-
führen, meine kränklichen Umstände liesen meinen
Gläubiger nicht warten, der sich üoch bei meinem
Leben bezahlt machen wollte. Mit einem Froschexem-
plar konnte ich nicht dienen, weil ich aus Unvermögen
nicht konnte nachdrucken lassen, welches doch höchst
nöthig war. Meines seel. Vatters Original Gemählte
kann ich auch nicht anbringen^), so bin ich in allen
Stücken höchst elend daran, mein Sohn der Candidat
der mich auf Universität auch vieles kostete sitzt mir
nun auch brodlos da, ich komme um viele Schulden^
aber mit Wittwen und Waisen hat man nicht geduld
und ich muss noch fürchten man treibt mich vom Haus^ .
weil ich 600 fl die ich darauf habe nicht schaffen kann
weil sie mir niemand auslöst, da mich doch das Hauss
haar 1100 fl kostete. 0! man sucht Wittwen und Wai-
sen eher zu unterdrücken als aufzuheben. Verzeihen
Sie meine Klaglieder womit ich Ihre edle Zeit raube^
aber es ist mir leichter, wenn ich es einer edlen Seele
auslehren kan, hier finde ich keine!!
Ich betaure von Herzen, dass Sie sich bishero so
viele Mühe gegeben haben und bitte mir zu melden
wie ich im Stande bin Ihre Bemühung zu vergelden.
Ich empfele mich und die Meinigen in Ihre Wohlgewo-
genheit und mitleidiges Angedenken, und habe die'
Ehre mit Hochachtungsvoller Ergebenheit zu verharren
meines Hochzuverehrenden Gönners und schätzbaren
Freundes
höchst betrübt und ganz ergebenste Dienerin
C. B. Eleemännin.
Nürnberg 7. Julf 1799.
1) Die Originalzeichnungen zu dem Werk über die Insecten,
sowie jene zur Historia naturalis ranarum, wurden erst im Jahre
1820 von der E. Bair. Akademie der Wissenschaften angekauft und
befinden sich jetzt in der Hof- und Staatsbibliothek in München. L.*
28
5.
Wohlgeborner
besonders hochzuehrender Herr Professor!
Aus der Beilage werden Euer Wohlgeborn ersehen,
dass ich von der Frau Kleemännin das Röselsche Frosch-
werk mit dem Verlagsrecht an mich gekauft hake^).
In diesen Kauf ist zugleich auch der 2. Theil von Sa-
lamandern und Eydexen mit eipbegriflfen, wovon Die-
^selben noch die Originalgemähide in Händen haben
sollen. Nach Dero verehrlichem Schreiben vom 9. Febr.
huj. anni bemerkte ich^ dass es Ihnen sobald nicht
möglich werden wird, den Text zu dem 2. Theil zu
liefern. Zwar bin ich in den jetzigen betrübten Zeiten
nicht gesonnen, die Herausgabe gleich zu veranstalten,
weil bey dem schlechten Handel mein Unternehmen
zu wenig unterstützt werden möchte. Dem ungeachtet
möchte ich aber doch Anstalten dazu treffen, sobald
günstigere Zeiten eintreten, dass was zur Herausgabe
bereit ist. Sollten Dieselben zur Bearbeitung des Textes
keine Zeit oder keine Lust haben, so bitte ich Ueber-
bringer dieses die Gemähide zurückzugeben, damit ich
jemand anderm die Arbeit übertragen kann^ woHen
1) Die SteiDisclie BachhandluDg besorgte, als sie das Yerlagi-
recht an sich gebracht, eine Ausgabe unter dem veränderten Titel:
„Naturgeschichte der Frösche Deutschlands von J. A. Rösel von
Rosenhof. Neue vom Präsidenten J. C. D. von Schreber verbei-
serte und von Dr. und Professor J.Wolf mit ergänzendem Nachtrag
versehene Auflage. Nürnberg 1815." Die Tafeln dieser Ausgabe sind,
wenigstens an dem mir vorliegenden Exemplar, vortrefflich colorirt,
bedeutend besser und ins Einzelne ausgeführt als an den gewöhn-
lichen Exemplaren der Ausgabe von 1768. Es geschah wie der Vor-
bericht meldet nach den Musterblättern „welche von Rösel selbst
ausgefertigt wurden und auf welchen ausserdem noch die Zusammen-
setzung der verschiedenen zu den Abbildungen gehörigen Farben
mit Worten bemerkt sind." Was aber den Text anbelangt, so hat
der Seminarlehrer Dr. Wo 1 f denselben durch seine „Verbesserungen'
entschieden verschlechtert und für den wissenschaftlichen Gebrauc
ist es durchaus nöthig die Ausgabe von 1758 zur Hand zu nehmei
h.
■■ ■■ ■-.■■ VT^'-;-
24
Sie sich aber derselben unterziehen, so hat dies sein
Verbleiben, und Sie werden dadurch sehr verbinden,
so wie ich die Mühe gern belohnen werde. Nur etwas
bestimmtes bitte mir zu melden, weil mir daran sehr
gelegen ist.
In gedachtem Schreiben verlangen dieselben ein
Exemplar des Froschwerkes auf gutem Papier, da ich
eben wieder verschiedene Exemplare completiren lasse,
die bei der Frau J&leemännin immer fehlten, so mache
ich hiermit die ergebenste Anfrage, ob ich Euer Wohl-
geboren noch mit einem schönen Exemplar dienen kann.
Der genaueste Preiss desselben ist 30 fl - Reichsgeld.
.... Mit Bilderbögen von allerhand Militär kann ich
dann auch dienen, wovon 24 Bögen 30 kr. kosten.
(Folgen noch weitere Mittheilungen über Preise na-
turhistorischer Werke und deren Beschaffung.)
Ich schmeichle mir eine baldige Antwort und ver-
harre in dieser Erwartung mit vorzüglicher Hochach-
tung Euer Wohlgeboren ganz ergebene
Steinische Buchhandlung
J. P. Palm.
Nürnberg d. 10 July 99.
Ein dem Brief beiliegendes Blättchen enthält :
Herr Doctor und Professor Hermann in Strassburg
werden aus meinem Schreiben vom 7. Juli schon er-
sehen haben, dass die Steinische Buchhandlung allhier
meinen Froschwerks Verlag mit Inbegriff der Sala-
mander und Eydexen Mahlereien von meinem Vater
an sich gekauft hat. Es werden also Herr Professor
Hermann ersucht, obgedachten Handlung die Gremählte
auszuliefern, weil Herr Palm als Besitzer dieser Hand-
lung solche als den 2. Theil des Froschwerks heraus-
geben werden.
Gatharina Barbara Kleemännin
gebohme Rösel von Rosenhof.
Nürnberg d. 9. Juli 1799.
35
II.
. -- ..^
Aus den voranstehenden Briefen ist ersichtlich, dass
Prof. Hermann die Rö sei 'sehen Zeichnungen ttber die
„Eydexen" nebst den handschriftlichen Bemerkungen vom
Jahr 1789 bis znm Jahre 1799 in Händen gehabt hat. Dass
derselbe auch mit eignen Studiep Aber diese Thiere be-
schäftigt war, beweisen die nach seinem Tode von Ham-
mer herausgegebenen Observationes zoologicae, wo er unter
„An. 1793, d. 27. Sept. (Ao. II, Reip.) eine Reihe von Be-
obachtungen über „Lacerta agilis grisea'' mittheilt; ebenso
über eine «alia Lacerta agilis grisea, in polygone prope
urbem capta Aö. V (1797 d. 6. Maji) diversa a praecedente;
ferner handelt er über „Lacerta agilis viridis^. Bezüglich
der Wassermolche enth|ilt das Tagebuch Au&eichnungen
aus dem Jahr 1795 (Ao. III) ; über den Erdmolch aus dem
Jahr 1796 und 1797.
In dem letztgenannten Jahre begann Hermann sei-
nen Plan zu verwirklichen: er liess von dem Strassburger
Maler J. Hans^) die drei unten näher zu erörternden Folio-
tafeln über die Landeidechse um den Preis von 40 L. an-
fertigen und ebenso in dem gleichen Jahr, 1797, die Ori-
ginale Rö sei's über die Wassermolche auf vier Poliotafeln
copiren um den Preis von 78 L. Der Grund, wesshalb
Hermann die Originale Rösels copiren liess, einige Jahre
bevor sie abverlangt worden waren, ist nicht klar; man
müsste denn die unter eine Tafel gesetzte und nach der
Handschrift von Hermann selbst herrührende Bemerkung
„mis en ordre d'apres Toriginal de RoeseP so auslegen,
dass er die Tafeln in allen Stücken fertig, auch was die
Gruppirüng anbelangt, dem Kupferstecher in Nürnberg über-
geben wollte.
Grerade in die Zeit von welcher die Rede ist, fällt
die staatliche und gesellschaftliche Umwälzung in Frank-
reich; es folgen die Kriege mit ihren Drangsalen. Wie es
1) Wohl derselbe Künstler, welcher auch die neun Foliotafeln
zu dem Memoire apterologique, dem Werke des Joh. Friedrich
Hermann y Sohn von Johannes Hermann, gestochen hat.
.... *
■•.;■■ ■.■■■MV-^""-^'---V-rr-2^
26
dem stillen Gelehrten und Forscher zu Muthe gewesen
sein mag, deutet an als er am 10. September 1793 mitten
in seine Aufzeichnungen über die Athmungsvorgänge einer
Schlange bemerkt: inter medios lugubres campanarum boa-
tus, quae quadraginta octo horarum continuo spatio Francos
per totam Galliam ad ejiciendos hostes convocabant ^).
Noch mehr: sein Sohn Job. Friedrich Hermann, wel-
cher als Arzt in einem überfüllten Militärhospital Dienst
leistet, wird im Alter von 25 Jahren von einer verheeren-
den Krankheit hinweggerafft*).
Man braucht kaum weiter nach den Ursachen zu
fragen, warum das beabsichtigte Werk nicht ans Licht ge-
treten ist, — auch wenn Hermann sich nicht selbst
einen „calam\tatibus publicis privatisque fractum^^ genannt
hätte. Die Tafeln lagen ?:um Stich bereit da und zum
Text war der Anfang gemacht worden mit der Erklärung
einer Tafel. Im Nachstehenden wird dieselbe soweit sie
gediehen ist veröffentlicht; wahrscheinlich wurde sie, da
mitten in der Arbeit abgebrochen ist, kurz vor dem im
Jahre 1800 erfolgten Ableben Hermanns niedergeschrieben.
1) Observationes zoologicae, p. 216.
2) Das grosse Talent des jungen Hermann zur Naturforschung
wird durch das nach seinem Tode erschienene, bereits mehrfach ge-
nannte Werk: Memoire apterologique publie par Fredejric Louis
Hammer, avec neuf planches enluminees, Strasbourg an XII (1804)
bezeugt. Eigentlich wollte es der Vater Hermann als ehrendes
Andenken seines Sohnes herausgeben und zwar in lateinischer
Sprache; er konnte aber nicht einmal die Vorrede, in welcher er
seinem Schmerz über den Verlust des Sohnes beredten Ausdruck
gibt, mehr zu Ende führen, sie ist als Bruchstück dem Werke vor-
gedruckt. •
27
m.
Die Jagend Hermanns war in die Zeit gefallen^
welche mit ihrem Sinn ftlr Zierlichkeit und Anmath des
Lebens auch auf eine schöne Handschrift etwas hielt. Und
so liegen denn die nachfolgenden „Explications*' in sau-
berster Reinschrift vor; wie gestochen pflegen wir von
solchen Buchstaben zu sagen. Auch wird jede Seite von
einer Linie umrahmt.
Explications des figures
> de Lezards
et d6vellopement des 6spöces aquatiques peintes par
Roesel et trouv6es apr^s sa mort.
fig. L Oeufe dispos6s en chapelet. J'ignore ce que
peut signifier le premier ouef k gauche, qui
ne contient point de germe, et que k une fente
d'un c6t6.
fig. 2. Oeufs semblables, qui peut-etre sont ag^s de
quelques jours de plus.
fig. 3. Oeuf d6tach6 et plus avanc6 encore, avec le
germe plus d^veloppi, Tanimalcule itant re-
plie sur lui mgme, et pr^t k sortir.
fig. 4. Jeune Lezard, tel qu*il est quand il vient de
sortir de son oeuf.
fig. 5. Le meme plus avanc^, et les ouies extörieures
frangöes, semblables k celles des grenouilles
commenceant k se montrer.
fig. 6. Le mgme äg6 de quelques jours de plus. Je
n'y trouve point d'autre diflförence, si non que
la queue est moins ^trangl^e k sa base et
plus pointue: ce qui cependant ne me paratt
Hre qu'accidental, la figure suivante, qui est
encore un peu plus avanc^e, montrant cet
ätranglement de nouveau.
fig. 7. Le jeune lezard encore .plus adulte de quel-
ques jours.
:^iA■ ■'■*.■' •"■*' ■■ ■. > ."■ ■ ■' ■ . ■.*■ .--■'fc -.'^ T»_ >.*T<rr:T'-->!}'«j'7i>t
" . ■ ' ' ■■■■■■. .''■■■ . ■ ■ ■ ■
28
■ ' * ^.■•"*
fig. 8. Le jenne lezard donä de ses franges bran-
chiales, grossi au microscope. Cette figure est
analogue ä celle de l'ouvrage sur les Grenou-
illes pl. 11, fig. 18. oa les franges formant des
ouies ext^rieures sont pareillement reprösen-
t6es grossies au microscope. (S'il n'y a point
d'yeux dans figure, c'est, ou que Roesel les
a oublies, ou que grossis avec cette lentille
ils ne paraissent pas distinctement: car dans
la figure suivante ils sont bien apparents. Si
dans le figure du tetard tout-ä-rheure all6-
gu6 les yeux ne sont pas indiqu6s, c'est parce-
qae Tanimal est represent6 de son c6t6 in-
ferieur) ^). L'animal est repr68ent6 du c5t6 du
ventre, tout comme le tStard de la grenouille
tout-ä-rheure all6gu6.
fig. 9. La tSte de la figure präc6dente plus fortement
grossie du Q6t6 du dos et montrant les yeux.
Mais ce sont surtout premiörement les ouies,
qui se voyent d'une mani^re distincte. Ce
sont quatre filets, qui semblent naitre separö-
ment chacun, dont le premier surtout forte-
ment courbä en avant, les autres plus longs
et plus droits, k mesure qu'ils deviennent plus
postirieurs. Les deux demiers ayant unfilet
lateral sur leur marge post6rieur. Cette
brauche ou ce filet laterale est plus court k
Proportion dans cette figure, que dans la pr6-
c^dente, ou ils semblent aussi sortir plus d'un
point commun.
Les petits points, que Ton voit sur les bords,
semblent etre les commencements des franges,
qui se montrent lorsque ces ouies sont plus
avanc^es et de couleur orange: car dans ce
Premiers tems elles sont tr^s päles.
1) Üiese von mir in Klammer gesetzte Stelle hat Hermann
wieder aasgestrichen und sonach die Erklärung der Figur in rieh«
tigerer Weise geschlossen.
29
En comparant ces onies des jeunes Lezards d'eau
avec Celles du jeune tötard (Eoes. tab. 11,
f. 17. 18.) on verra qu'elles sont composöes
de moins de filets latäraox ou branches, mais
qu'elles ont plas des branches principales.
Dans la reinette elles sont form6es par un
filet simple. Dans le crapaud coulenr de feu
on n'en voit pas da tout. Mais Celles da cra-
paud aquatique sentant Tail et du crapaud
commun terrestre ont le plus d'analogie avec
Celles du präsent l^zard. Seulement elles ne
prennent pas un accroissement aussi consi-
d^rable, comme elles - ci en acquiörent avec
le tems.
Quant aux deux petites appendices derniöre la t8te,
on ne sait pas trop bien ce qn*on en doit
faire. Dans la figure präc6dente elles ont la
mSrne couleur avec les franges^ et on diroit
presque que c'en est la derniöre brauche. II
est vrai; qu'elle n'est pas pointill6e sur les
bords. Elle est aussi plus äcartäe des franges
dans la neuvi^me figure, tandis que dans la
huiti6me la base de ces appendices touche la
base des ouies. Dans la supposition que ces
appendices ne fönt pas parties des ouies, ce
que Ton peut juger raisonnablement que c'est,
c'est une esp6ce de fourreau, dans le quel la
patte anterieure est enferm^e.
IV.
Die sieben Foliotafeln, deren Erklärung jetzt von
meiner Seite folgt, bestehen einerseits aus drei Tafeln Ori-
ginalien des Malers Hans, welcher unter der Anleitung
Hermanns die Landeidechsen zeichnete und mit Farben
belebte; ferner aus vier Tafeln, welche derselbe Ktlnstler
80
ftlr Hermann in gleichem Formate nach den Aquarellen
Rösels copirte. Sie sind mit solchem technischen ' Ge-
schick gemalt, dass sie wahrscheinlich den Originalen
ganz nahe oder völlig gleichkommen. Die letzteren selber
scheinen verloren gegangen zu sein; ja man möchte bei-
nahe vermuthen, dass dies in jener unruhigen Zeit schon
auf dem Wege von Strassburg nach Nürnberg, bei der Zu-
rticksendung, geschehen ist. Denn warum schweigt die
Vorrede zu der neuen Ausgabe des Froschwerkes (Nürn-
berg 1800 — 1815) ganz von der Herausgabe der Eidechsen,
welche doch nach obigem Brief des Buchhändlers Palm
als zweiter Theil dieses Werkes erscheinen sollten. Ja
warum lässt der neue Herausgeber der „Naturgeschichte
der Frösche Deutschlands'' auf der letzten Seite des Wer-
kes das Versprechen, welches die RöseTsche Ausgabe an
dieser Stelle enthält, ganz weg; ich denke mir, aus dem
Grunde, weil eine Herausgabe beim Verlust der Tafeln un-
möglich war und man in Nürnberg keine Kenntniss davon
hatte, dass unter den Papieren des inzwischen verstorbenen
Hermann sich Copien der RöseT sehen Zeichnungen be-
fanden. •
In der Hof- und Staatsbibliothek zu München, wo
gegenwärtig die Originalien Rösels über das Insecten-
und Froschwerk aufbewahrt werden, habe ich dieselben
früher einmal, Blatt für Blatt, durchgesehen und bewundert,
ohne etwas von Zeichnungen über Eidechsen oder Molche
zu bemerken. Da ich indessen dem Gedächtnisse doch
nicht ganz trauen wollte, so gestattete ich mir an den Herrn
Oberbibliothekar v. Halm jüngst die Bitte und Anfrage
zu richten, ob nicht am Ende doch die Originalien zu den
Strassburger Copien in München vorhanden seien. Professor
V. Halm hatte die Güte mir unter dem 2. Feb. 1878 mit-
zutheilen: „die genaue Durchsicht der RöseT sehen Zeich-
nungen hat gezeigt, dass die Abbildungen von Fröschen,
Schmetterlingen, Käfern, Krebsen, Spinnen etc. vorhanden
sind, aber keine von Eidechsen''. Sonach sind die durch
Hermann veranstalteten und uns erhaltenen Copien in
ihrem Werthe für die Kenntniss des alten Meisters und
Naturforschers um so höher anzuschlagen.
Die Aufschriften der einzelnen Tafeln habe ich dem
Blatte Hermanns entnommen, welches äas an den Maler
Hans gespendete Honorarverzeichnisa enthält.
„Premiöre feiiille des Lezards contenant leur de-
veloppemen t."
Die Tafel gibt die Entwickelung des Triton taeniatm
vom Ei an bis zum fertigen Thier und stellt zuletzt die
Art in beiden Geschlechtern dar. Die Zahl der Figuren
beträgt 31 und diese Tafel ist es, von welcher Hermann
die ehen vorausgegangene „Explication" bis zu Figur 9
geliefert hat. Am linken untern Rande steht: observö et
peint par Roesel ä Nuremberg, rechts: copi6 par Hans ä
Strasbourg sous l'inspection de J. Hermann.
Zo Figur 1 bemerke ich, dass, wie andrerwärts von
mir') gemeldet wurde, die Tritonen in der Gefangenschaft
und geängstigt, z. B. zu mehren in einem engen Gefässe
gehalten, eine grössere Anzahl von Eiern, als kurze Schnur
zusammenhängend, auf einmal abgehen und ohne sie anzu-
kleben auf den Boden des Glases fallen lassen, während
sie bekanntlich sonst Ei flir Ei einzeln anheften. Eine
solche Schnur hat Rösel dargestellt und das äusserste Ei
besteht bloss aus der geborstenen EihUlle, ohne den Dotter.
Die Figuren 2 bis 7 hat Hermann bereits richtig
erklärt, aber bei Figur 8 und Figur 9 stiess er auf
Etwas was er nicht recht zu deuten wusste und ich glaube
nach der Farbengebung sowohl, als auch nach dem Con-
tour des Gebildes schlicssen zu dürfen, daes der Beobach-
ter Rösel den fraglichen Thcil ebenso irrig aufgefasst hat
wie Hermann. Den Stein des Anstosses bilden nämlich
die gestielten Haftorgane, welche hier zu den Kiemen, als
erstes Paar, gerechnet werden. Bekanntlich hat Rusconi
sie zuerst (Amours des Salamandres aquatiques. Milan, 1821J
als Halt- oder StUtzorgane der Larven untei'schieden ; sie
entsprechen den ,, Sangnäpfen" der andren Batrachier.
I) Molohe der Württemb. Fauna, S. 22.
■' ■» ; .^!
32
Den Irrthum, welchen Hermann bei Figur 8 an-
fangs beging, indem er nicht gleich einsah, dass die Larve
von unten und nicht von oben dargestellt sei, hat er schon
selber verbessert. Die zwei hellen Knötchen hinter dem
Kopf gehören den knospenden Vorderbeinen an.
Nun folgen in Figur 10 bis Figur 17 Larven in
inmier weiterer Entwicklung.
Jene unter Figur 15 besitzt auf der dem Beschauer
zugewendeten Seite nur zwei Kiemen, was schwerlich ein
Versehen Bös eis war, sondern wodurch ein wirkliches
individuelles Verhalten ausgedrückt werden sollte.
Die Larve Figur 16 erscheint im Begriffe, ein jtingres
Thier gleicher Art, welches sie von vorne gepackf hat, zu
verschlingen.
Wenn die hier gezeichneten Larven sich wirklich alle
auf Triton taeniatus und nicht theilweise auch auf Triton
cristatvs beziehen, und somit keine Vermengung stattge-
funden hat, so kann der Schwanz bald ein abgerundetes
Ende besitzen, bald aber auch in einen mehre Linien
langen Faden ausgehen, welch letztere Form ich bisher für
ein charakteristisches Merkmal der Larven von Triton cri-
stattts gehalten habe. Sehr gut ausgedrückt ist das zarte
Wesen der Gliedmassen. Auch die Richtung der Kiemen
im Bogen nach vorne bei Larve Figur 17 ist ein der
Natur abgelauschter Zug.
Figur 18 ist das Männchen von Triton taeniatus Yon
oben und seitlich; Figur 21 dasselbe von unten; Figur
19 das Weibchen des Triton taeniatus von oben und seit-
lich; Figur 20 dasselbe von unten. Man sieht, dass
Rösel die später oftmals für eigene Arten genommenen
Geschlechter recht gut als Männchen und Weibchen Einer
Art erkannt hat.
2.
„Seconde feuille avec trois Lezards aquatiques
k dos en crgte."
Die Tafel enthält fünf Figuren ohne Nummer. Links
unten steht: peint par J. Hans d'apr^s Toriginal de Roesel;
rechts: Sous Tinspection de J. Hermann.
Alle Fignren beziebeii sicli deutlich auf Triton crista-
tus. Die oberste stellt das auf dem Rücken liegende
Männchen dar.
Die Mittelfigur Tersinnlicht ein ungemein grosaea
Männchen im vollen Hochzcits»chmuck: der Kamm des
Rücken ist mächtig entwickelt und tief eingeschnitten. Die
Stellung ist eine auf den ersten Blick etwas gesuchte, aber
ein natürliches Verhalten wohl ausdrückend; sie bezieht
sich auf eine jener seltsamen Krümmungen des Leibee,
welche das dem Weibchen seine Liebe erklärende Männ-
chen anszuflihren pflegt'). An dem Kloakenwulst hat unser
Beobachter den anscheinenden Häärchenbesatz nicht Uber-
Behen, sondern richtig gezeichnet. (Tch habe anderwärts
gezeigt*), dass die „Haare" Papillen sind für die Aus-
föbrungsgänge der KloakendrUsen.) Uebrigens möchte ich
bemerken, dass mir ein Exemplar von dieser Grösse und
Entwicklung des Rückenkammes, wie er hier gezeichnet
erscheint, noch nicht unter die Augen gekommen ist.
Das Thier darunter ist das Weibchen, der Leib
Btark geschwollen durch die Eier.
Die noch übrigen 2 Figuren veranschaulichen die
Eier. Dass dieselben einzeln an Grashalme und andre
Körper angeheftet werden, hat Rösel schon gewusst und
gezeichnet.
3.
„Troisi6me fenille avec l'anatomie du Lezard
aquatique pr6c6dent."
lieber die Tafel vertheilen sich vier Figuren ohne
Nummern. Links unten steht: peint par J. Hans 1797 et
mta en ordre d'apr^s l'original de Roesel; rechts: Soub
l'inspection de J. Hermann.
1) RuBOOni hat obige SteUung in den „Amourg des Sala-
maodrea aquatiqueB, Milan 1831" auf PI. I. Fig. ]II. noch um vielea
besser and charakteristi acher festgehalten.
2) U<:ber die allgemeinen Bedeakungen der Amphibien. Bonn,
Cohen 1876, S. 39.
VerH. d. D»t. Vor. Jahrg. XXIV. 5, Folga. V. Bd. 3
. J*
34
Die obere Hauptfigur stellt den weiblicten Triton
cristatus in gleicher Weise befestigt und von der Bauchseite
geöffnet dar, wie es Rösel mit den Fröschen und Kröten
gehalten hat. Man sieht Herz, Leber, Darm, dazwischen-
durch Theile des Fettkörpers *); den Eierstock, Theile der
Eileiter, die Harnblase im zusammengefallenen Zustande.
Die Lungen prall mit Luft gefüllt.
Die untre Hauptfigur veranschaulicht die weib-
lichen Fortpflanzungswerkzeuge — Eierstock und Eileiter
— für sich nebst dem Herzen und einem Stück der Kloake;
ausserdem die beiden Streifen des Fettkörpers und den
untersten Theil der Niere. Bemerkenswerth erscheint, dass
Rösel auch hier wie schon früher bei den anuren Batra-
chiern die so weit vom Eierstock weg liegende, hart
am Herzen befindliche Abdominalöflfnung des Eileiters gut
kennt und richtig zeichnet.
Von den Nebenfiguren bezieht sich jene der lin-
ken Seite auf die Leber und Gallenblase, von unten ge-
nommen; die der rechten Seite versinnlicht die männ-
lichen Zeugungsorgane: Hoden und die Harn-Samengänge,
dabei noch den Fettkörper, den untern Theil der Nieren
und die gefüllte, zweihörnige Harnblase.
1) Diese Theile welche im entwickelten Zustande sich immer
sehr aufifallig machen, haben auch auf obigen Aquarellen die Auf-
merksamkeit Hermanns erregt. In der Dissertation: Amphibiorum«
virtutis medicatae defensio continuata. Argentorati 1789, welche
die erste Andeutung gibt, dass Hermann die Rösel 'sehen Zeich-
nungen zu betrachten in der Lage ist, wird gesagt: ,,Sic et in auto-
graphis Roeselianis Lacertarum tabulis, quas coram habemus, ob-
servantur ad singulos sacculos in quibus foetus evolvitur, duo cor-
puscula lutea: et in Lac. palustri majori, longum subsinuosum sed
Simplex vasculum crocei coloris ad latera ovarii; in minori supra
oviductum; quod ad masculinum aiitem sexum spectat nihil hujus
modi in his tabulis reperimus/' In letzterem Punkte irrt Her-
mann, denn sowohl an der Zeichnung des Männchen von T^riton
cristatus als auch von Triton taeniatus sind diese Fettkörperstreifen
deutlich zu sehen und in ganz gleicher Farbe gehalten, wie am
Weibchen.
35
4.
„Quatriöme feuille avec le petit Lezard aqaati- '
qae, et son anatomie, et celle des larves on Le-
zards aquatiqnes jeunes et imparfaites nenf
figures."
Unten rechts steht: copiö par Hans k Strasbourg
d'aprös r original de ßoesel; rechts: curavit Hermann "Ar-
gentor.
Von den neun Figuren, welche diese Tafel enthält,
gehören die oberen sechs dem Triton cUpestris an, die un-
tern drei dem Triton taeniatus.
Die oberste Mittelfigur stellt das Weibchen des
Triton alpestris dar, geöffnet um die Eingeweide zu zeigen:
den untern Theil des Herzens, die stark pigmentirte Leber,
einen Theil des Magens und der Milz, den vollen Eier-
stock.
Die Nebenfigur links gibt den vielgewundenen
Eileiter und die Mündung neben dem Herzen; das unterste
Stück ist rechts und links mit hintereinander liegenden
Eiern gefttllt.
Auf der Nebenfigur rechts sieht man die Hoden,
Theile der Harn-Samengänge, untres Ende der Niere, die
Fettkörperstreifen.
Jetzt folgen, die Mittelgruppe der Tafel bildend,
die ganzen Figuren des Triton alpestris. Die äussere Figur
links ist das Weibchen; der ihm den Kopf zuwendende
Molch bezieht sich auf das Männchen im Hochzeitsschmuck;
das untre Thier, die Bauchseite nach oben kehrend ver-
sinnlicht wieder ein Weibchen. Wie oft sind nicht von
späteren Zoologen Männchen und Weibchen dieser Art als
besondere Species aufgeführt worden, während ßösel,
auf anatomischem und biologischem Boden stehend, schon
lange vorher das Richtige erkannt hat!
Die drei untern Figuren gelten dem ausgewachse-
nen Triton taeniatus und nicht wie Hermann nach der
Ueberschrift zu urtheilen, irrig meint, den Larven oder
unvollkommenen jungen Wassermolchen.
Die mittlere Figur ist der Anatomie des weiblichen
-. 'Jf~')*i
56
Thieres gewidmet. Das Aeussere ist nnr angelegt und
sollte wahrscheinlich erst in freierer Zeit ausgeführt wer-
den ; die Eingeweide hingegen erscheinen aufs sorgfältigste
ausgemalt und es deutet ganz besonders die Farbe des
Eierstockes auf die bezeichnete Species hin. Sehr schön
ist das durchscheinende Wesen der zweihörnigen Harnblase
im gefällten Zustande wiedergegeben.
Die dazu gehörigen Nebenfiguren stellen den männ-
lichen und weiblichen Fortpflanzungsapparat für sich dar;
links den männlichen : Hoden, Nieren^ Ham-Samengänge,
Fettkörper, — das Ganze insoweit als dieses schwierige
System unserm Beobachter zugänglich war; rechts er-
scheinen die Eileiter fQr sich, ihre Mündung neben dem
Herzen; ttber die Windungen der Eileiter weg erstrecken
sich die zwei Streifen des Fettkörpers.
5.
„Planche originale peint par le Cit. Hans repr6-
sentant le Lezard terrestre verd. En Mai 1797."
Diese und die zwei nächsten Tafeln sind nicht Gopien
Böse r scher Originale, sondern Originale des Strassburger
Malers Hans. Als ich zum erstenmal den Blick auf die-
selben warf, konnte ich mich nicht genug wundern, dass
Bösel auf einmal einen ganz andern Weg der Behand*
lung eingeschlagen haben sollte. Allein es stellte sich
eben schnell heraus, dass der Künstler dieser Blätter sich
zwar an Bösel als Vorbild anlehnt, aber doch auch seine
eigenen Wege geht, wie er denn auch schon einer andern
Zeit angehört In jener geschickten Manier, wie sie be-
sonders die Franzosen ausgebildet haben, erscheinen, neben
den colorirten und ausgeführten Figuren auch Umrisszeich-
nungen in Vergrösserung mit der Lupe. Bei aller Aner-
kennung welche man den Abbildungen des Malers Hans
zollen muss, — denn auch sie sind ganz vortrefflich —
wird doch derjenige, der solche Dinge genauer prüft, hin
und wieder bemerken, dass trotz aller Sicherheit der
Technik, die zeichnende und malende Hand nicht einem
Naturforscher von Fach angehört, dessen Auge mit den
igenständen von verschiedenen Seiten her vertraut ist
87
Die Tafel sollte in dem von Hermann beabsicbtig-
ten Werke die Reihe eröffnen nnd ist daher schon von
ihm als ,,Tab. T' bezeichnet Die Fignren sind nnmerit.
Unten steht links: peint par J. Hans 1797 d' apres natnre;
rechts: Sons Tinspection de J. Hermann.
In Fignr 1 sehen wir das Männchen von Laeerta
agiliSj in lebendigster Haltung nnd indem es eben eine
Mücke am Flügel erhascht hat, mit bezeichnendster Wendung
des Kopfes, Richtung der Beine, sowie Krümmung des Leibes
und Schwanzes. Aufs schönste und voll ausgemalte Figur.
Figur 2. Dieselbe Species und ebenfalls Männchen,
getödtet und auf dem Rücken liegend. An den Schenkel-
poren steht das gelbliche Secret stark hervor. Abermals
voll ausgemalte Figur.
Figur 3. Kopf und Hals für sich, in der Seitenan-
sicht, ungefähr viermal vergrössert; getuscht mit einem
Kleiriwenig von Farbe.
Figur 4. Dieselben Theile von unten, ebenso ver-
grössert, und geradlinig; Urarisszeichnung und nur die dun-
keln Flecke etwas aufgetuscht.
Figur 5. Kopf von oben, vergrössert, streng gerad-
linig und reine Umrisszeichnung.
Figur 6. Innrer Rand des Hinterschenkels und der
Schwanzwurzel, vergrössert; ist offenbar gegeben, um den
Kamm der sehr entwickelten Schenkelporen darzustellen.
Getuscht, mit einer schwachen Spur von Farbe.
Figur 7. Das obre und untre Augenlid mit durch-
schimmerndem Augapfel. Reine Umrisszeichnung. Her-
mann scheim auf die durchsichtige, brillenähnliche Partie
des unteren Lides bereits aufmerksam geworden zu sein.
Figur 8. Ein Vorderfuss von der obern Seite, ver-
grössert ; Umriss mit einem Kleinwenig von Farbe.
6.
„Autre planche originale peinte par le Cit. Hans
1797, Maj. repr6sentant le Lezard terrestre gris/*
Wird oben rechts als ,,Tab. II'* bezeichnet. Unten
links steht: peint par J. Hans 1797 d'aprös nature. Rechts:
Sous rinspection de J. Hermann.
..w, Y'-''^»:'-!*;--'
38
In Figur 1 erblicken wir das Weibchen der Ziocerto
agiliSf von oben ; nach abwärts kriechend mit tastend vor-
gestreckter''Zange. Trefflich gefasste und anfs schönste
ausgemalte Abbildung.
Figur 2 stellt dasselbe Thier vor, getödtet und auf
dem Bücken liegend; ebenso völlig ausgemalte Figur.
Figur 3 gibt den Kopf von oben, vergrössert, in ge-
radester Richtung, mit ebenso streng symmetrisch vorge-
streckter Zunge. Umrisszeichnung.
Figur 4 Kopf und Hals von unten, in gleicherweise
behandelt.
Figur 5. Ende des Hinterleibes sammt Schwanz-
wurzel und den beiden Hintergliedmassen von der Bauch-
seite; vergrössert und abermals, abgesehen von einigen
aufgetuschten Flecken reine und schöne Umrisszeichnung.
Figur 6. Vorderfuss von der obern Seite;
Figur 7. Vorderfuss von der untern Seite; beide
vergrössert und Umrissfiguren.
Öbschon Hermann die auf den beiden Tafeln ge-
gebenen Thiere als „Lezard verd" und als „Lezard gris",
dem Brauche der Zeit gemäss, unterscheidet, so wusste er
doch offenbar schon, dass beide als Männchen und Weib-
chen zusammengehören; denn die Figuren halten zu be-
stimmt die Geschlechtsunterschiede in Tracht, Kopfbildung,
Schwanzwurzel, Schenkelporen tr. s. w. fest. Auch hat er
ja die Thiere anatomisch untersucht und zu der nächsten
Tafel, welche der Anatomie des Männchen gewidmet ist,
sollte vielleicht noch eine die Anatomie des weiblichen
Thieres versinnlichende Tafel folgen. ^
7.
„Troisifeme planche originale, reprösentant
Tanatomie de ce dernief, en Juin 1799."
Als „Tab. III" bezeichnet. Links unten steht: peint
par J. Hans 1797; rechts: Sous l'inspection de J. Hermann.
In Figur 1 sehen wir die männliche Lacerta ngilis
von der Bauchseite geöffnet. Die Gliedmassen sind behufs
der Zergliederung durch eine zusammengesetztere Yorrioh-
89
tang aaseinander gezogen als dies bei Bö sei geschieht,
der übrigens sonst dentlich als Vorbild gedient hat. Man
erkennt die Lungen, Leber, die von der Baachwand zu ihr
gehenden Blatgetässe, die Gallenblase, den Dünndarm, Dick-
darm, den einen Hoden, die Harnblase, endlich den einen
aus dem Becken kommenden Fettkörper. (Letzterer ist zu
roth gemalt, in Wirklichkeit zeigt sich der Theil von nur
graurother Färbung.)
In Figur 2 erscheinen die Eingeweide des Brust-,
Bauch- und Beckenraumes herausgenommen und nach unten
zu so gedreht, dass die hintre Seite nach vorn sich kehrt
Man sieht von oben nach unten gehend die Luftröhre,
Herz und Lungen, Leber und Gallenblase, die Windungen
des Darms, die beiden Hoden sammt Nebenhoden, die bei-
den Nieren und ihr Zusaifimenneigen und Verwachsen an
dem hinteren Ende.
Figur 3 gibt die Luftröhre, Herz und Lungen ftlr
sich. (Die Lungen sind in allen Figuren zu fleischig ge-
malt, es ist dem Darsteller nirgends gelungen ihnen das
Aussehen von lufterftillten Säcken zugeben; Bösel würde
sfuch nicht verfehlt haben, die Septenbildung des Innern
durchschimmern zu lassen.)
Figur 4. Als Gegenstück zu der vorigen Figur ver-
sinnlicht sie die herausgenommene Leber.
V.
Nachdem im Vorausgegangenen alles Wesentliche vor-
gelegt worden ist, was von Briefen, Text und Tafeln des
ßösel- Hermann' sehen Werkes über die Land- und
Wassereidechsen uns erhalten blieb, mag noch auf die Frage
Bezug genommen werden, wie sich der Werth dieser Bruch-
stücke zur Wissenschaft heutigen Tages stellt.
Wer mit dem Entwicklungsgang der Herpetologie ver-
traut ist, wird, nachdem er Einsicht von den Tafeln ge-
40
nommen hat, mir beiBtimmeii, wenn ich behaupte, daas
vFäre das BöseTBche Eidechsen werk zn rechter Zeit, also
etwa zwischen 1760 nnd 1770 erschienen, dasselbe eine
gleiche grundlegende Bedentang fär die Wissenschaft sich
erworben haben würde, als solches mit dem Werk über
die Frösche and Kröten der Fall gewesen ist. Bö sei war
in der Kenntniss dieser Thiere den systematischen Zoolo-
gen seiner Zeit voraas und zwar, ganz abgesehen von
dem ihm eigenen Talent zur Natnrforschong, besonders
dadurch, dass er äussere Körperbildung, inneren Bau und
Entwicklungsgeschichte der Thiere in gleichem Grade ken-
nen zu lernen sich bemühte.
Auch noch um dio Zeit, als Hermann die Heraus-
gabe beabsichtigte, am Ende des vorigen Jahrhunderts,
hätte die Schrift als eine Zierde der zoologischen Wissen-
schaft gelten müssen.
Als aber freilich, wieder um zwanzig Jahre später,
Mauro Busconi mit denAmours des Salamandres aqua-
tiqueSy im Jahre 1821 hervortrat, da war, besonders was
den entwicklungsgeschichtlichen, und anatomischen Theil
anlangt, Bö sei überholt Busconi, als Künstler ebenso
gross wie als Naturforscher und ein überaus feiner Be-
obachter, stand nicht bloss auf der höheren Bildungsstufe
der Zeit überhaupt, sondern besass neben seiner Beanlagung
auch die Schule eines Anatomen.
Aber gerade dieser Mann, dem Nürnberger Naturfor-
scher geistig verwandt, würde gewiss, wenn ihm die in
Strassburg liegenden und ihm unbekannt gebliebenen Zeich-
nungen Bös eis zu Gesicht gekommen wären, dieselben
aufs freudigste begrüsst und anerkannt haben. Denn in
dem Buche über die Wassermolche, nachdem er gefunden
wohin die Tritonen die Eier absetzen und ihm so die Aus-
sicht sich aufgethan hatte, die Entwicklung zu verfolgen,
sagt er: „Lo plaisir trös-vif que me procurörent ces seines
intörossants, me donna sur le champ Tidäe de les faire
oonnaltre aux naturalistes, en publiant un ouvrage sur les
salamandres, dans lo mSme genre que celui que nous a
donnö sur les grenouilles de son pays le cölöbre natura-
liate do Nuremberg M. Boesel. Et pour suivre en tont
41
point Texemple de ce c616bre öcriyain, je r6solas de graver
moimSme les planches/'
Und obschon wir sonach aus den hinterlassenen Zeich-
nungen Böseis über die Wassermolche kaum etwas Nenes
von Belang erfahren, indem fast Alles was darauf darge-
stellt ist, unterdessen von Andern ans Licht gebracht wurde,
80 verdienen dennoch auch diese Leistungei» des alten
Meisters ein ehrendes und dankbares Erinnern und des-
halb habe ich mir gestattet, mit gegenwärtigen Blättern
die Aufmerksamkeit der Fachgenosssea auf dieselben zu
lenken.
Bonn, Ende Februar 1878.
Kleine MonograpMen parasitischer HTmenopteren
von
Prof. Dr. FSrster
in Aachen.
Die parasitischen Hymenopteren^ so reich an aasge-
zeichneten Formen, bieten dem eifrigen Sammler einen so
reichen Stoff dar, dass es schwer hält denselben auch nur
fttr ein kleines Gebiet zu bewältigen. Da es kaum mög-
lich ist, eine erschöpfende Uebersicht über das ganze Ge-
biet zu geben, weil die Vorarbeiten viele Jahre angestrengter
Studien erfordern, so kommt es häufig vor, dass besonders
interessante Gattungen lange unbeachtet in der Sammlung
stecken bleiben und auch wohl der Zerstörung durch Baub-
insecten anheimfallen. Das hat mich veranlasst, hier in
iingezwungener Weise eine Anzahl interessanter Formen zu
beschreiben und zu publiciren, ohne mich an eine syste-
matische Ordnung zu binden. Meist sind es neue Gattun-
gen, nur eine oder nur wenige Species enthaltend, so dass
der Name ^Kleine- Monographien" dadurch gerechtfer-
tigt wird. Ich habe dabei nicht unterlassen die betreffen-
den Familien anzugeben, denen diese neuen Gattungen ein-
zureihen sind, und werde mit der Zeit nach Müsse diese
hier angefangene Arbeit auch fortzusetzen bemüht sein. —
Eurydinota m.O
Kopf völlig so breit wie der Hinterleib; die Netz-
augen weit abstehend, die parigen Nebenaugen von den Netz-
augen weiter wie unter sich entfernt; Mundschild äusserst
fein gestreift; Fühler 13gliedrig, mit 2 Ringel, die Geissel-
1) Eurydinota von evgvg breit, und Sivarros, ^, 6v rand, ge-
rundet. Auf den sehr breiten und gerundeten Hinterleib hinweisend.
yr* ■■■ : * . ■ ■■■.'... /• - -^r . ■■ -^ ■ . ■■ , . ;_ .
;■ . ■ - . ■ ' ■■■■.■ ■ - ■ ■ ■ •- *
glieder, mit Ausnahme des ersten, entschieden breiter als.
lang, die Keule Sgliedrig, ein wenig breiter als das voran-
gehende Geisseiglied.
Am Mittelleib das Pronotnm querlinlgt, mit deutlich
vorspringenden Seiten- oder Yorderecken; dasMesonotum
mit deutlichen, aber nur bis zur Mitte durchgehenden Pa-
rapsiden - Furchen; Schildchen konvex, die Achseln dureh
dasselbe nicht weit getrennt Metanotum mit abgekürztem
Mittelkiel.
Hinterleib nicht völlig so lang, aber fast etwas breiter
als der Mittelleib, oben flach, unten nicht gekielt, an den
Seiten fast kreisförmig zugerundet, gestielt, der Stiel halb
so lang wie das Metanotujn; das zweite Segment fast dop-
pelt so lang wie das dritte, dieses und die folgenden an
Länge allmählig abnehmend; der Bohrer nicht sichtlich
vorragend.
Beine mit 5gliedrigen Tarsen, Schenkel wenig ver-
dickt. Flügel wasserhell, die abscissa humeralis länger als
die absc. marginalis, diese fast doppelt so lang wie die ^
absc. radialis, der Knopf dieser letzteren nur sehr wenig
verdickt, mit kaum wahrnehmbarer, aufstrebender Spitze,
die absc. postmarginalis auch etwas länger als der Badial-
abschnitt (absc. radialis). . *
Typ. Eurydinota leptoniera m.
Kopf und Mittelleib erzgrttn, am Hinterleib das dritte
und vierte Segment mit einem kupferrothen breiten Flecken; "" .
Fühler und Beine rothgelb, die Hüften grün. Schenkel *
wenig verdickt $ 3 Vs mm. Aus der Umgegend von Aachen.
Zur Familie der Miscogastroiden gehörend.
Acroclisis m.^)
Kopf so breit wie der Hinterleib ; die paarigen Neben-
augen weiter von den Netzaugen als von dem unpaarigen
abstehend; Mundschild deutlich abgesetzt, völlig glatt;
der Kiefer-Augenabstand gross; eine feine Furche trennt
Wange und Schläfe. Fühler ISgliedrig, mit 2 Ringel, alle
1) Äcrodisis von Sxqov, to .das Ende, die Spitze und xXstatgy
17 der Verschluss, bezieht sich auf das dritte Segment, welches aUe
folgenden bis zur Spitze Töllig einsehüesst.
1
Geisselglieder breiter als lang, vom ersten bis secbsten all
mäblig gftiaser werdend, die Keule 3 ringelig, breiter ud(
anch länger als die zwei vorangehenden Glieder.
Am Mittelleib das Pronotum breit, nicht viel kttrzei
als das Mesonotum, die Vorclerccken tief tinten an de:
Seite stumpf vorspringend; Mesonotum mit durchgehenden
auf die Achseln stossenden Furchen der Parapeiden, dii
Achseln nur durch einen kleinen Zwischenraum getrennt
Sehildeben konvex; Metanotum aus breiter Basis stark zu
gespitzt, in der Mitte gekielt.
Hinterleib lang gestielt, der Stiel mit einer tiefen Mit
telfurche, das zweite Segment (der Stiel als das erste be
trachtet!) etwas länger als der halbe Hinterleib, an de,
Basis mit einem tiefen Längsein druck, das dritte alle übri
gen Segmente vollkommen einschliessend. Bohrer nich
vorragend.
Beine mit Sgliedrigen Taraen; Hintersebienen mi
zwei feinen, sehr kurzen Enddörnchen.
An den Vorderflitgeln der ßandabschnitt etwas kttr
zer als der Schulterabschnitt, aber wenigstens fUnf mal si
lang wie der Kadialabschnitt, und dieser auch nnr wenif
kurzer als der Hinterrandabscbnitt, der Knopf verdickt abe
* ohne aufstrebende Spitze.
Typ, AcrocUsJ^ mgricomis m.
Grün, Fühlergeissel schwarz. Knie, Spitze der Schie
neu und die Tarsen rothgelb; die innere Spitze der Achsel]
und das Sebildchen an der Spitze völlig glatt, das dritti
Segment ganz dunkel purpurviolett mit grüner Spitze,
5 273 mm. Am 11. Juli am Lousberg bei Aachei
gefangen. Gehört der Familie der Miscogastroiden an um
ist nahe verwandt mit Cryptoprynina m,
Pterosema ra. ')
Kopf so breit wie der Mittelleib zwischen den Flügeln
hinter dem oberen Angenrande schmal; die paarigen Neben
äugen eben so weit von den Netzaugen wie von dem tin
t) Ftefosima. von jirfpoi', 10 der Flüfuel und oijfia, in das Zei
eben. Durcb die Verdickung dea MarginalaliBcliDiUeB der UnLerrand
adsr erhält der Flügel gleichsam ein besonderea Kennzeichen.
paarigen Nebenaage entfernt; Miindsehild gar nicht abge-
Betzt, auch nicht gestreift. Fühler an der Wnrzel genä-
iert, ISgliedrig, mit zwei Ringel, die Geisseiglieder alle
breiter als lang nnd allmäfalig sehr wenig dicker werdend,
die Kenle 3ringelig, nicht dicker als das vorhergehende
Glied, auch kanm länger als die beiden vorangehenden zu-
Bammen, das letzte nur eine sehr kurze und ganz nndeul-
liohe Spitze darstellend.
Mittelleib nach vorne hin etwas konisch verschmälert,
das Pronotum schmal, der Hinterrand desselben schwach
bogeniürmig, die Vorderecken ganz abgerundet; das Meso-
notum mit schwachen und stark abgekürzten Parapsidei)'
Furchen; Schildchen etwas gewölbt, die Achseln ziemlieh
weit getrennt. Metanotum sehr breit, nicht gekielt.
Hinterleib gestielt, der Stiel sehr kurz aber sehr breit,
das zweite Segment völlig '/a der Länge des Hinterleibs
betragend, das dritte bis fünfte gleich lang, das sechste
etwas länger als das fUnfte, die zwei folgenden sehr klein;
Bohrer nicht vorragend. Bauch sehr schwach gekielt, der
Backen eingedrtlckt.
Flügel wasserhell, der Marginalabschnitt massig ver-
dickt, kaum V< so lang wie der Humeralabschnitt, ein wenig,
aber deutlich länger als der Radialast, dessen Knopf rund-
lich, aber ohne autstrebende Spitze erscheint, der HinterT
randabsclmitt nicht länger als der Marginalabschnitt.
Typ. Pterosetna varicolor m.
Kopf und Mittelleib erzgrUn, Sehildchen schwarzgrfln
mit einer hellgrünen Querlinie vor der Spitze, die Spitze
selbst und die Achseln blauviolctt grün; Metanotum hell-
grtln, 8tark glänzend, fast glatt, Hinterbmstseitcn, Hinter-
Mften und eine Querbinde in der Mitte des ersten Seg-
ments hellviolett; das ei-ste Segment an der Basis hellgrün,
die Spitze und die folgenden Segmente alle dunkelpurpur-
violett. Fühler sehwärKlich, der Schaft, die Mandiheln,
FlUgelschüppchen, der Hinterleibsstiel und die Beine roth-
^elb, die Hüften mehr oder weniger grün oder violett, das
letzte Tarscnglied bräunlich.
9 Lg. 2*/b mm. Am 11. Juni am Lousberg bei Aachen
gefangen. (Farn, der Miscogastroidae.)
•-.' V.' ■■.-;--. ■-"■ "■■■■•• "^X-^^
46
Zacrüa m. ^
Kopf in der Richtung von vorne nach hinten stark
verkürzt, so breit wie der Hinterleib, die Nebenaugen in
einer grade Linie gestellt, hinter und vor dieser Linie der
Kopf stark abschüssig. Fühler Sgliedrig, der Schaft stark
verlängert, die Höhe des Scheitels merklich überragend,
das Stielchen etwas dicker als das erste Geisselglied und
fast unmerklich kürzer; die Geisseiglieder walzig, viel län-
ger als breit und nach der Fühlerspitze hin allmählig etwas
dicker, die Keule oder das letzte Glied deutlich breiter
und so lang wie die zwei vorangehenden Glieder.
Mittelleib verhältnissmässig breit, das Pronotum von
oben her nicht sichtbar, das Mesonotum mit durchgehenden
Furchen der Parapsiden, schwach gewölbt, das Schildchen
halbkreisig. '
Hinterleib eben so breit wie der Mittelleib, nicht dop-
pelt so lang wie breit, das zweite Segment fast ^a der
Länge der übrigen Segmente betragend, in der Mitte an
der Basis mit zwei tiefen Grübchen, die folgenden Seg-
mente schmal querlinigt.
Beine mit Sgliedrigen Tarsen.
Flügel mit einer kurzen unscheinbaren Unterrandader,
so lang wie der ganze Körper.
Typ. Zacrüa longicornis m.
Schwarz, glänzend, Fühler und Beine gelb, die Keule
oder das Endglied so wie die Hinterschenkel und das letzte
Tarsenglied bräunlich; Hinterleib stark glänzend, völlig
glatt, das zweite Segment seitwärts an der Basis fein ge-
streift.
$ Lg. Va nun. Am 2. Juli am Lousberg bei Aachen
gefangen.
Gehört zur Familie der Platygastroidae und ist mit
Anopedias verwandt, diese hat jedoch keine Parapsiden -
Furchen und eine 4gliedrige Fühlerkeule, und nicht 8-
fiondern lOgliedrige Fühler. Von Isolia unterscheidet sich
1) Zacrita von C*^ yerstärkende Partikel und xquos, Vi ^v
«bgesondert, geschieden. Die Benennung bezieht sich auf das, als
deutliche Keule scharf abgesonderte, letzte Fühlerglied.
47
Zacrita ebenfalls leicht, denn bei Isolia nimmt das zweite
Segment fast den ganzen Hinterleib ein nnd die Ftthler-
keule ist 3gliedrig.
Zapachia m,^)
Kopf kurz, aber etwas breiter als der Mittelleib, vor
und hinter den Nebenangen rasch abschüssig, die paarigen
Nebenaugen dem mittleren mehr genähert als den Netz-
augen. Der Mundschild nicht abgesetzt, der Kiefer- Augen-
abstand gross, ohne Furche. Fühler 13gliedrig, mit zwei
ziemlich dicken Ringeln, alle Geisseiglieder langwalzig, die
drei letzten eng verbunden, nicht keulförmig.
Mittelleib nach vorne verlängert, das Pronotum sanft
abschüssig, die Seiten des Prothorax unten erweitert und
häutig durchscheinend. Das Mesonotum mit weit- aber
nicht ganz durchgehenden Furchen der Parapsiden, der
Mittellappen länger als breit; Schildchen stark gewölbt,
die Achseln nicht weit getrennt; Metanotum in der Mitte
gekielt.
Hinterleib so lang wie Kopf und Mittelleib zusam-
men, von der Seite zusammengedrückt, Bohrer nicht vor-
ragend.
Beine mit 5 gliedrigen Tarsen, diese und die Schienen
stark verlängert.
In den Flügeln ist der verdickte Marginalabschnitt
kürzer als der Hinterrandabschnitt, aber deutlich länger
als der ßadialabschnitt, dieser an der Spitze wenig ver-
dickt, mit kaum merkbar aufstrebender Spitze.
Typ. Zapachia spüoptera m.
Erzgrün, etwas glänzend, der Schaft, die Fühlerspitze,
der Prothorax, die Mittelbrust und die Beine rothgelb.
Flügel unter dem Marginalabschnitt mit einem ausgedehn-
ten, braunen Flecken.
$ Lg. 3 mm. Aus Crefeld von Mink erhalten.
Gehört zur Familie der Cleonymoidae.
1) Zapachia von C« verstärkende Partikel und naxvSy €Ta, v dick.
Der verdickte Marginalabschnitt der Unterrandader liegt dieser Be-
nennung zu Grunde.
48
Dichatomus m. ^)
Kopf völlig so breit wie der Mittelleib; die paarigen
Nebenangen dem mittleren kaum mehr genähert als den
Netzangen, der Scheitel nicht durch eine scharfe Schneide
(wie bei Bhopalotus) vom Hinterhaupt getrennt, Stime breit
und tief eingedrückt. Mundschild nicht abgesetzt; der
Kiefer- Augenabstand gross, mit einer Furche. Fühler beim
c^ und $ keulförmig, 9 gliedrig, mit zwei Ringel, das Stiel-
eben und erste Geisseiglied umgekehrt kegelft)rmig, länger
als breit, ungefähr von gleicher Länge; dgs zweite und
dritte Geisselglied breiter als lang, das letztere auch brei-
ter als das zweite, die Keule 2 ringelig, ein wenig breiter
als das dritte Geisseiglied.
Mittelleib mit einem vom verschmälerten, beim $ dar
gegen sehr breiten, quadratischen Pronotum, das Mesono-
tum mit durchgehendei\ Furchen der Parapsiden, welche
ganz in der Nähe des Schildchens auf die Achseln treffen.
Metanotum in der Mitte gekielt.
Hinterleib kaum so lang wie der Mittelleib.
Beine mit 4gliedrigen Tarsen.
In den Flügeln der Marginalabschnitt so lang wie der
Hinterrandabschnitt, aber nicht ganz zweimal länger als
der Radialabschnitt, dieser an der Spitze kaum verdickt,
mit einer kleinen, aufstrebenden Spitze.
Typ. Dichatomus acerinus Giraud.
Erzgrün, der Hinterleib dunkelviolettgrün, an der Basis
und Spitze hellgrün. Fühler und Beine mehr oder weniger
schmutziggelb, der Schaft, die Schenkel und die Schienen
mehr oder weniger braun.
cT. $. l*/8— 2 mm. Von Giraud aus den Gallen von
Bathyaspis m. erzogen.
Gehört zur Familie der Elachistoidae und stimmt am
meisten mit Aulogymnus überein, unterscheidet sich aber
gleich von dieser Gattung durch das zweite Geisselglied,
welches hier breiter als lang, dort länger als breit ist.
1) IHchatOfnus von cf/;^« yerschieden, abweichend and xofioif
6 der Schnitt, oder Abschnitt. Auf den Scheitel deutend, der vom
"Hinterhaupt anders getrennt ist wie bei Bhopalotus m.
49
Anoglyphis m.^)
Kopf völlig 80 breit wie der Hinterleib, die paarigen
Nebenaugen von den Netzaugen fast doppelt so weit ab-
stehend wie von dem mittlem. Der Mundschild stark ab-
gesetzt, völlig glatt und stark glänzend. Der Kiefer- Augen-
abstand gross, mit einer sehr deutlichen Furche. Fühler
13gliedrig, mit zwei Kingel, alle Geisseiglieder langwalzig,
das Endglied 3 ringelig, nicht breiter als die vorange-
henden.
Am Mittelleib das Pronotum nur als feine Querlinie
sichtbar, das Mesonotum mit durchgehenden Furchen der
Parapsiden, die ziemlich weit vom Schildchen ab auf die
Achseln treffen; das Schildchen vor der Spitze mit einer
starken, punktirten Querfurche; Metanotum in der Mitte
scharf gekielt.
Hinterleib völlig so lang wie Kopf und Mittelleib, das
zweite Segment kurz, die folgenden alle bis an das vor-
letzte eingedrückt, auf der Bauchseite kielförmig hervor-
tretend, das vorletzte Segment etwas länger als das letzte,
flach. Das letzte konvex, dem wenig vorragenden Bohrer
aufliegend.
Beine mit Sgliedrigen Tarsen.
In den Flügeln ist der Randabschnitt kürzer als der
Hinterrandabschnitt, aber etwas länger als der Radialab-
schnitt, dieser an der Spitze wenig verdickt, mit einer
deutlich aufstrebenden Spitze.
Typ. Anoglyphis nvibüosa m.
Erzfai'ben, hin und wieder etwas kupferröthlich; Hinter-
leib grün, an der Basis mit zwei kupferglänzenden Flecken,
die mittleren Segmente mit schwach kupferig glänzenden
Querbinden; Fühler schwarzbraun, der Schaft, das Flügel-
' Schüppchen und die Beine rothgelb, Hüften grün, die Schen-
kel bis über die Mitte hinauf braun.
2 Lg. 4V2 mm. Aus Crefeld von Herrn Mink er-
halten.
Gehört zur Familie der Pteromaloidae.
1) Anoglyphis von avta obenauf und ylvtpCg, 17 die Kerbe, der
Einschnitt. Auf die Parapsiden-Furchen hinweisend.
Verh. d. nat. Ver. Jahrg. XXXV. 6. Folge. V. Bd. 4
\
"■*:.=:t?
50
Mestocharis m. *)
Kopf fast so breit wie der Mittelleib, der Scheitel vom
Hinterhaupt durch eine scharfe Leiste getrennt, die paa-
rigen Nebenaugen von den Netzaugen eben so weit abste-
hend wie von dem mittlem. Der Mundschild abgesetzt,
völlig glatt, stark glänzend; der Kiefer-Augenabstand gross,
mit einer äusserst feinen Furche, die Stime breit einge-
drückt Fühler Tgliedrig (Ringel waren nicht erkennbar),
sehr kurz, das erste Geisseiglied etwas länger als das
zweite, die beiden folgenden kürzer, unter sich und mit
dem letzten gleich lang, das letzte mit pfriemlicher Spitze.
Am Mittelleib ist das Pronotum ganz abschüssig, mit
vorspringenden Hinterecken, das Mesonotum mit in der
Mitte unterbrochenen Furchen der Parapsiden, die aber vor
dem Schildchen ziemlich breite, längliche Grübchen bilden;
das Metanotum an der Basis als ein dreiseitiges Schüpp-
chen (Lamelle) vorspringend, von demselben geht eine er-
höhte Leiste bis zur Spitze und neben dieser Leiste liegen
zwei längliche Gruben. Hinterleib so lang wie Kopf und '
Mittelleib, sehr kurz gestielt, Bohrer kaum sichtbar, das
zweite Segment höchstens doppelt so lang wie das dritte.
Beine mit 4gliedrigen Tarsen.
In den Flügeln ist der Randabschnitt länger als der
Humeralabschnitt, der Hinterrandabschnitt sehr kurz, der
Radialabschnitt kaum vom Rande abstehend.
Typ. Mestocharis cyclospüa m.
Erzgrün, etwas kupferig glänzend an Kopf und Mit-
telleib, der Metathorax und Hinterleib ganz dunkelgrün,
fast ohne Glanz; die Trochanteren, die Spitze der Schen-
kel, so wie die Schienen und Tarsen rothgelb, das letzte
Tarsenglied bräunlich. Flügel wasser^ell, unter dem Ra-
dialabschnitt ein kreisrunder, tiefbrauner Flecken.
?. 2V2— 3 mm. Am 3. Mai in der Nähe von Aachen,
dann am 11. und 15. Sept. am Lousberg bei Aachen ge-
fangen.
Gehört zur Familie der Entedonoidae.
1) Mestoclums von f^soTos, ri, 6v voll, angefüllt und x^Q'^^ ^
die Anmuth.
61
Asemantus m.')
Kopf nicht breiter als der Mittelleib; Netzangen nicht
besonders weit abstehend, die paarigen Nebenangen von
dem unpaarigen eben so weit wie von den Netzaugen ab-
stehend; Mundschild nicht abgesetzt, Kiefer- Augenabstand
ziemlich gross. Scheitel vom Hinterhaupt nicht scharf ab-
geschnitten; Fühler 12gliedrig mit zwei Ringel, die fttnf
ersten Geisselglieder nicht doppelt so breit wie lang und
allmählig nur sehr wenig grösser und breiter werdend, die
Keule 3 ringelig.
Mittelleib mit schmalem, querlinigtem Pronotum, das
Mesonotum mit kaum angedeuteten Furchen der Parapsi-
den, die Achseln durch das konvexe Schildchen ziem-
lich weit getrennt, Metanotum in der Mitte gekielt.
Hinterleib von der Seite zusammengedrückt, unten ge-
kielt und nach der Spitze hin schief abgeschnitten mit
kaum vorragendem Bohrer.
Beine mit Sgliedrigen Tarsen, die Mittel- und Hin-
terferse so lang wie die drei folgenden Glieder zusam-
mengenommen.
Flügel wasserhell, die abscissa bumeralis länger als
die absc. marginalis, diese ungefähr doppelt so lang
wie die absc. radialis, letztere aber auch kürzer als
die absc. postmarginalis.
Typ. Äsern, amphibolm m.
Grün, Fühler und Beine röthlichgelb, Hüften grün,
Schenkel in der Mitte rothbraun, das letzte Tarsenglied
schwarzbräunlich.
$. Lg. 278 mm. Am 30. Juni bei Montjoie gefangen.
Zur Familie der Hormoceroidae gehörend.
Phaenacra m.*)
Kopf kaum breiten als der Hinterleib, die Netzaugen
nicht besonders weit abstehend, die paarigen Punktaugen
1) Asemantus von ciatjf^avTog, ov ohne Abzeichen. Die Benen-
nung soll andeuten, dass diese Gattung sich nicht durch ein charak-
teristisches Merkmal, oder Abzeichen von den nahe verwandten
auszeichnet.
2) Fhaenacra von <pdCv(o zeigen, sichtbar machen und axQa, 17
die Spitze. Der Name nimmt Bezug auf die sehr stark zugespitzte
Fühlerkeule.
^•■« ■.
v .*■
»J - —
*•••■
*'
t
X- .
•■ -f *
/>'^ - .
y»- i»-
lcä:
— ^-aii
./* •'//'
'/'•
f :- •
':-r»<^/-:i'. n
// :../^ ^'f\.i\t':tt£iK\\ ti** ILnZllr' Iriler 5
'/ '// / // ^ iil« >,*t 1*1^^ ^;J(4 ^ ^
»iht'hinil innnti^ uh» f h)i\iS nt, ^rnnn ¥fU', iWa LVitige des Schaf-
h 'UtutnWHi'iin iini iti'i'tnfiii^ HimhUUrtif viTkQrzt uDd «/(pof, ro
fJHMMffMi In« HiNfl* VMflili^^lfiM KolilMfiflmflfir Unien die Bedeatang
MNfH'HMI ImImIiI- H||*IiHHMM
tfiB beträgt; Scheitel nicht durch eine Leiate vom Hinter-
haupt getrennt; Fühler llgliedrig mit zwei Ringel
(ein drittes Ringel, ist mit der sehärfeten Lupe nicht zu
erkennen), das erste bis vim'te Geiaselglied sehr verkürzt,
daher wenigstens doppelt so breit wie lang, allmählig bis
znr Keule bin breiter werdend, die Keule beim i^.$ gleich-
gestaltet, sehr breit, beim $ nicht so deutlich Sringelig wie
beim c^.
Mittelleib mit einem schmalen, tjuerlinigten Pronotnm,
das Mesouotiim mit schwach angedeuteten, aber nicht durch-
gehenden Furchen der Parapsiden, die Achseln ziemlieh
weit durch das flache, kaum konvexe Öchildchen getrennt;
Metanotnm in der Mitte gekielt.
Hinterleib so lang wie Kopf und Mittelleib, von der
Seite beim $ zusammengedritckt, aber nicht flach wie eine
Messers übe ide, die Spitze stark vorgezogen und die Bauch-
segmente ziemlich weit von der Spitze nach ab-
wärts erweitert (nicht wie bei Psilonotus in beiden
Geecblechtern nahe bei der Spitze !), beim (^ nicht von der
Söite zuBammengedrllckt, ziemlich gleich breit, aber etwas
schmäler als der Mittelleib.
Beine mit Sgliedrigen Tarsen, die Mittel- und Hinter-
fersen nicht so lang wie die drei folgenden Taraenglieder,
Flllgel wasserhell, die Unterrandader mit feinen Börst-
cheu besetzt, die abscissa bnmeralis länger als die absc.
marginalis und diese auch deutlich länger als die absc.
poetmarginalis ; die absc. radialis kürzer als letztere, mit
einem selir schwach verdickten Knopf und sehr kleiner, anf-
atrebender Spitze.
Typ. Syntomocera clavico>Tiis m.
Grün, der Hinterleib in der Mitte kupferig; Fühler
und Beine gelb, an den ersteren der Schaft obenauf an der
Spitze, das Stielehen, die beiden Ringel und die Keule
bräunlich; die Hüften ganz, die Schenkel bis über die Mitte
hinauf grün, das letzte Fussglied braun.
(/■ ? 1% nun. Das c^ fing ich am 30. Juni bei
Hontjoie, das 2 am 11. Jani bei Aachen am Lousberg.
Gehört zur Familie der Hormoceroidae,
-»■'■.
54
Kopf Töllig so breit wie der Mittelle , die Netzmogen
weit abstehead: MnndMliild nieht al^eäetzt; Mandibelii
sehr klein, gezähnt Der Kiefer-Aogenabstand sehr gross.
IKe paarigen Nebenangen dem Angenrande etwas mehr
genähert, als dem unpaarigen; der Scheitel nicht durdi
eine Leiste Ton dem Hinterhanpt getrennt Fühler 12glied-
rig, mit zwei Bingel und Sgliedriger Keule (Endglied).
Mittelleib mit einem schmalen« querlinigten Pronotom,
das Mesonotum ohne Spur ron Parapsiden-Furchen,
die Achseln des Schildchens weit Ton einander getrennt;
Metanotum in der Mitte gekielt
Hinterleib sitzend, nicht länger als der Mittelleib, nem-
lich ^eich breit
Beine mit 5gliedrigen Tarsen, die Mittelschienen mit
einem deutlichen Dömchen.
Flfigel' wasserhell, die abscissa hnmeraUs länger als
die stark verdickte absc. marginalis, diese so lang
wie die absc. radialis und etwas kürzer als die absc. post-
marginalis, an der Spitze nicht gerundet und mit einer
sehr kleinen, au&trebenden Spitze rersehen. Im Hinter-
flttgel ist die absc. humeralis so lang wie die absc. mar-
ginalis, in dem Winkel, welche beide bilden, eine deutliche
rücklaufende Querader.
Typ. Disema paBipes m.
Grttn, Kopf und Hinterleib hell-, der Mittelleib schwach
blaugrttn, die Geissei und der Flecken an der Basis des
Hinterleibs röthlichgelb, der Schaft mit dem Stielchen, die
Flttgelschüppchen und die Beine blassgelb, mit grttnen Hüf-
ten und bräunlichem Endglied der Tarsen.
(^ Lg. 1% nun. Ans der Schweiz.
Grehört zu der Familie der Hormoceroidae.
1) Disima von S{g zweimal, doppelt und a^ua, t6 das Zeichen.
Anspielend auf die beiden Merkmale, wodurch sich diese Gattung
von Micradelus Walk und Tripedias m. unterscheidet, nämlich die
verschiedene Anzahl der Bingel, und die verdickte abscissa margi-
nalis des Flügels.
65
Rhicnopelte m.^)
Kopf kurz, viel breiter als der Prothorax und genau
so breit wie der Mesothorax zwischen den Vorderflügeln,
der Scheitel schmal, nach dem Hinterhaupt und nach der
Stirn hin stark abschüssig. Die paarigen Nebenaugen von
den Netzaugen weiter abstehend als von dem mittleren
Nebenauge. Stirn breit eingedrückt, das Gesicht in der
Mitte von der Fühlerwurzel an bis zum Mundrande, stark
erhöht, deshalb nach den Seiten abfallend, der Kiefer-Augen-
abstand sehr gross, mit einer schwachen Furche; die Schlä-
fen nach oben nicht hervortretend. Fühler lOgliedrig, mit
einem sehr starken Ringel, welches sich dem ersten Geissel-
glied so stark anschliesst» dass beide gleichsam zu einem
Glied verwachsen erscheinen, die vier Geisselglieder fast
gleich, das erste und zweite völlig so lang wie breit, das
dritte und vierte etwas breiter als lang, die drei letzten
Glieder zu einer ringeligen Keule verwachsen, die aber
nicht breiter wie die vorangehenden Glieder ist.
Am Mittelleib ist der Prothorax nach der Spitze ver-
engt, mit stark abgerundeten Seiten, das Mesonotum kurz,
nicht länger als das Schildchen, mit durchgehenden, tiefen,
auf die Achseln treffenden Furchen der Parapsiden. Schild-
chen grob runzlig, ringsum durch einen scharfen Band be-
gränzt. Metanotum mit einem scharfen, an der Basis in
einem kleinen Zähnchen vorspringenden Mittelkiel.. Hin-
terleib nicht völlig so lang wie der Mittelleib, breit, rund-
lich, oben eingedrückt, unten nicht gekielt, Bohrer nicht
vorragend.
Beine mit 4gliedrigen Tarsen, das Dömchen an der
Spitze der Mittelschienen sehr kurz.
In den Flügeln ist der Randabschnitt fast etwas län-
ger als der Hinterrandabschnitt und beinahe doppelt so lang
wie der Radialabschnitt, dieser an der Spitze wenig verdickt.
Typ. Bhicnopelte fulviventris m.
Schwarz, der Schaft blassgelb, Hinterleib und Beine
sammt den Hüften röthlichgelb.
1) Bhicnopelte von ^txvog runzlig und niXxri, 1} der Schild.
Bezieht sich auf das runzlige Schildchen.
? Lg. 2'/8 mm. Ans der Umgebung Aachens.
Gehört zur Familie der Elacbistoidae.
Atritotnus m. ')
Kopf vHllig 80 breit wie der MitteUeib. Äagen nicht
behaart, die paarigen Nebenaugen von den Netzaugen sehr
wenig weiter abstehend ale von dem mittlem. Stirn ge-
wölbt, Kiefer-Augenabstand gross. Fühler 1 1 gliedrig, beim
c^ die fünf ersten Geisselglieder sägezähnig, die vier fol-
genden walzlig, gleich lang, das letzte Glied indess um '/a
länger als das vorletzte; beim $ die drei ersten Geissel-
glieder merklich kleiner, die flinf folgenden Glieder nicht
länger als breit und nur allmälilig ein wenig dicker wer-
dend, das letzte doppelt so laug wie das vorletzte, aber ,
nicht dicker.
Am Mittelleib das Mesonotum ohne Spur von Furchen,
am Hinterrand durch eine tiefe Querfurche begränzt und
durch die mit ihrer Spitze nach innen zusammentreffenden-
Aehscln vom Schildchen ganz getrennt. Das Schildehen'
stark entwickelt, konvex.
Hinterleib kaum länger als der Mittelleib.
Beine mit 5gliedrigen Tarsen,
Flügel stark behaart, das Randnial gross und breit,
an der Spitze gerade abgeschnitten; die Kadialader so lang
wie das Randmal.
Typ. Ätritomtis coccophagus m.
Schwarz, die Ftthlergeissel und die Beine dunkelpech-
brann, Tarsen gelblich; der Bauch an der Basis rothbraun;
die Stirn nicht völlig glatt, sondern äusserst fein punktirt,
schwach glänzend.
cT $ Lg. ^/t rom, Wurde von mir bei Aachen ge-
funden und auch aus dem Coccus eines Acer erzogen.
Gehört zur Familie der Ceraphronoidae,
Diese Gattang läast eich durch die behaarten Flügel
sehr leicht von Trichosteresis, durch unbehaarte Augen,
und gesägte Fühler von Megaspilua, durch den Mangel der
Furchen auf dem Mesonotum von Lygocems unterscheiden.
1) JfWIomuä von H priv. und rpiro.üo! dreimal Keratilinitteu. Auf
Ana Mesimatiim Oauteud, welches nicht durah drei Furchen getheilt,
1 nicht dreimal zür^chnitten int.
I
57
Synarsis mJ)
Kopf sehr flach, weit vorgestreckt, Stirn und Scheitel
in derselben Ebene liegend, der Scheitel mit einer Mittel-
furche, vor derselben ein kleines Grübchen, in welchem das
mittlere Nebenauge liegt, die paarigen Nebenaugen liegen
etwas höher (sie sind aber so klein, dass sie selbst mit
der stärksten Lupe leicht übersehen werden können). Die
Ftihlergrube erhebt sich nicht über den unteren Augen-
rand, die Schläfen treten nicht hervor. Fühler lOgliedrig,
die flinf ersten Geisselglieder sehr klein, die einzelnen Glie-
der allmählig nach der Fühlerspitze hin etwas kürzer und
breiter werdend, die zwei folgenden Glieder stärker und
zwar das siebente breiter als das sechste, das letzte Glied
keulförmig verdickt und völlig so lang wiQ die vier voran-
gehenden zusammen genommen, nicht geringelt.
Mittelleib von der Seite zusammengedrückt, das Meso-
notum ohne Mittelfurche, die Achseln stossen nicht mit
ihrer Spitze zusammen, deshalb berühren sich Schildchen
und Mesonotum, das erstere ist wenig konvex.
Hinterleib ungefähr so lang wie Kopf und Mittelleib.
Beine mit Sgliedrigen Tarsen.
Flügel mit ganz kurzen, schmalen Rudimenten, die
aber doch die Basis des Hinterleibs erreichen.
Typ. Synarsis pulla m.
Schwarz, Hinterleib an der Basis rothbraun, Schaft
und Beine rothgelb, die fünf ersten Geisaelglieder roth-
bräunlich, die folgenden schwarz; Kopf, Mesonotum und
Schildchen fein lederartig, matt ; der Hinterleib ganz glatt,
stark glänzend.
$ Lg. 1 mm. In der Nähe von Aachen und einmal
auf dem hohen Veen gefangen.
Zur Familie der Ceraphronoiden gehörend. Von Di-
chogmus Thoms. leicht durch den flachen, stark vorgestreck-
ten Kopf und den von der Seite stark zusammengedrückten
Mittelleib zu unterscheiden.
1) Synarsis von avvaQaig, 17 die Verbindung. Die Benennung
weist auf die unmittelbare Verbindung des Mesonotums mit dem
Schildchen hin, da die Achseln sich nicht mit vVä«\\. ^^Sfcwö^Xi'stN^-
ren^ wie es auch bei Ceraphron und Ap\i«k.iio^ixi\x% ^«t "^^äl S&V
I . f
58
Hyperhius m.O
Kopf so breit wie der Mittelleib, die paarigen Neben-
itngen dem mittlem kaum etwas mehr genähert wie den
Netzangen; der Kiefer -Angenabstand gross, mit einer
deutlichen Fnrehe. Fühler beim cT und $ llgliedrig (von
den Ringeln abgesehen, die hier auch mit einer sehr
starken Lupe nicht wahrnehmbar sind), beim cT der
Schaft übermässig breit, das Stielchen so lang wie die
zwei folgenden Geisseiglieder, welche nur wenig länger
als breit sind, das dritte bis fünfte Geisselglied sehr kurz,
fast rundlich und völlig so breit wie lang, das sechste et-
was dicker als das fünfte und deutlich breiter als lang,
die Keule 3 ringelig, dick. Beim $ ist der Fühler sehr
abweichend gebildet, der Schaft ist nicht breit, das erste
bis sechste Geisselglied ungefähr wie beim cT? »ur mit
dem Unterschied, dass auch das ftinfte Glied schon etwas
dicker erscheint.
Am Mittelleib ist das Prohotum eben so lang wie das
Mesonotum, dieses mit zwei durchgehenden Furchen der
Parapsiden, die auf das Schildchen treffen, die Achseln
weit getrennt, das Schildchen demnach mit breiter Basis
an das Mesonotum angrenzend. Das Hinterschildchen ziem-
lich deutlich entwickelt, das Metanotum ohne Mittelkiel.
Hinterleib beim cT kürzer, beim ? so lang wie der
Mittelleib, bei jenem mehr zugerundet, bei diesem zuge-
spitzt, in beiden Geschlechtern an der Basis mit einem
tiefen Quereindruck.
Beine beim cT mit 4-, beim $ mit 5 gliedrigen Tarsen.
In dem Vorderflügel ist der Marginalabschnitt länger als
der Humeral- und auch deutlich länger als der Hinter-
randabschnitt, der Radialabschnitt kurz, mit stark aufstre-
bender Spitze, an der Basis des Marginalabschnittes eine
rechtwinklig rücklaufende Ader wie im Hinterflügel.
Typ. Hyperhius flavipes m.
Erzgrün cT oder blaugrün $, beim cT Schaft, Stiel-
chen, das vierte bis sechste Geisselglied und die Beine
1) Hyperbius von vnigßioe übergross, übergewaltig. Bezieht
sich auf den übergroasen Schaft.
Bammt den Hütten röthlichgelb, die drei ersten Geissel-
glieder brännlich, die 3 ringelige Keule schwarzbraun; beim
S die Fühler schwarzbraun, die Schenkel bis über die
Mitte hinauf, und mitunter auch die Schienen mehr oder
weniger brännlich.
(^ $ Lg. ^/< — 1 mm. In der Gegend von Aachen.
Diese Gattung gehört zu der kleineu Familie der
Tetracam poiden, welche ich bereits im Jahre 1856 als
eine solche bezeichnete, deren Glieder sich beteromer
herausgestellt hatten. Damals kannte ich nur die beiden
Geschlechter von Tetracampe impressa m. während mir
das S von Tetracampe flavipes, d. h. der vorbeschriebenen,
jetzt Hyperbias genannten Gattung, so wie auch das $
von Epicierus Temenus unbekannt geblieben war. Die i^
der hier erwähnten drei Gattungen sind an den Fühlern
sehr leicht zn erkennen, denn bei Hyperbius ist der Schaft
übermässig entwickelt, und breit, bei Epicierus ziemlich
aber nicht übermässig breit, dagegen die Geisselglieder
zusammengedruckt und breit, bei Tetracampe sind die
Fühler langwalzig and etwas wirtelhaarig. Die $ sind
aber viel schwieriger zu unterscheiden, ich habe nur fol-
gende Merkmale aulSnden können:
Bei Epicierus fehlt au der Basis des Hinterleibes
der tiefe Quereindruck und das erste Geisselglied ist ent-
schieden länger als das Stielchen.
Bei HyperbiuB ist das erste Geisselglied entschieden
kürzer als das Stielchen, auch weniger dick, die Geissei-
glieder sehr kurz behaart.
Bei Tetracampe ist das erste Geisselglied fast so lang
aber nicht so dick wie das Stielcben und die Geisseiglie-
der sind wie bei dem c^ mit Wirtelhaaren besetzt.
Phüotrypesis m.')
Kopf fast so breit wie der Mittelleib; die paarigen
Nebenaugen von dem mittleren eben so weit wie von den
Netzangen entfernt. Der Kiefer-Angenabstand gross, mit
einer feinen Furche. Fühler ISgliederig mit drei Kingel,
1) Phihtrypests von ifjiUu lieben und tQv/iiiai;, fj das Bohren,
3 Anspielung auf den übermelasig grossen Bohrer beim $.
60
die Geisseiglieder gleich gross, nicht länger als breit, die
Keule 3gliedrig.
Am Mittelleib ist das Pronotum eben so lang wie das
Mesonotum, dieses mit zwei durchgehenden, in der Nähe
des Schildchens auf die Achseln treffenden Furchen der
Parapsiden, das Schildchen sehr gross, das Hinterschildchen
in einer feinen, schmalen Querlinie angedeutet, das Meso-
notum stark entwickelt, ungefähr Vs der Länge des Schild-
chens erreichend.
Hinterleib so lang wie der Mittelleib, mit einem nach
abwärts gebogenen Bohrer, der die Körperlänge 2V2 mal
übertrifft.
Beine mit 5gliedrigen Tarsen, Mittelschienen mit zwei
Dömchen an der Spitze.
Flügel kurz und nicht dicht behaart, der Marginal-
abschnitt genau so lang wie der Humeralabschnitt bis zu
der winkligen Einbiegung, mehr als doppelt so lang wie
der Hinterrandabschnitt, dieser fast doppelt so lang wie
der Radialabschnitt, welcher unter einem starken Winkel
sich abzweigt, nach der Spitze hin kaum verdickt erscheint
und keine aufstrebende Spitze hat.
Typ. Philotrypesis longicauda m.
Rothgelb mit schwarzbraunen Fühlern, der Schaft
Tothgelb, Hinterleib mit einer schwarzen Rückenstrieme, die
von zwei bis drei schwarzen Qnerbinden durchschnitten
wird. Der Bohrer an der Basis von einer unten offenen
Scheide umgeben.
$ Lg. 2 mm. Bohrer mehr als 5 mm. betragend.
Aus Feigen. Südeuropa und Kleinasien. Zur Familie der
Torymoiden gehörend.
Syntomosphyrum m. *)
Kopf und Mittelleib flach; die paarigen Nebenaugen
dem mittleren etwas mehr genähert wie den Netzangen,
das mittlere durch zwei nach vorn konvergirende und zu-
sammenstossende, feine Furchen in einem abgegrenzten
Scheiteldreieck stehend. Stirn eingedrückt, mit einer durcb-
1) Syntomosphyrum von avvrofiog abgekürzt, verkürzt und
a^t/(Hfy, ro die Ferse,
61
gehenden, feinen Mittelleiste. Schläfen nicht sichtlich her-
vortretend. -Kiefer-Augenabstand gross mit einer trennen-
den Furche. Fühler Sgliedrig (die Ringel nicht mitge-
rechnet!). Das zweite und dritte Geisseiglied breiter als
lang, die drei letzten zu einer breiten Keule vereinigt.
Am Mittelleib ist das Pronotum von seinem Hinter-
rande nach vorne zu abschüssig, das Mesonotum hat durch-
gehende, genau an der Achselspitze auf das Schildchen
treffende Parapsiden-Furchen; das ScTiildchen hat keine
Längsfurchen; das Hinterschildchen deutlich entwickelt;
das Metanotum mit einem feinen Mittelkiel.
Hinterleib so lang wie Kopf und Mittelleib, oben 8t-
was eingedrückt, unten schwach gekielt, der Bohrer kaum
vorragend.
Beine mit 4 gliedrigen Tarsen, die Fersen stark ver-
kürzt.
In den Flügeln ist der Marginalabschnitt kräftig nnd
so lang wie der Humeralabschnitt, der Radialabschnitt kurz,
ohne aufstrebende Spitze, der Hinterrandabschnitt fehlt.
Im Hinterflügel ist der Hinterrand mit einem Haarsaum
versehen.
Typ. Syntomosphyrum fulvipes m.
Kopf und Mittelleib dunkelgrün, erzglänzend, der
Hinterleib fast schwärzlichgrün. Fühler schwarz, der Schaft
und die Beine sammt den Hüften rothgelb.
$ Lg. 2 mm. Bei Rheinhardstein, zwischen Mal-
medy und Montjoie, gefangen.
Gehört zur Familie der Tetrastichoidae.
Crataeptcs m.*)
Kopf (von oben gesehen) querlinigt; die paarigen
Nebenaugen auf der Schneide des Scheitels stehend, und
von den Nebenaugen eben so weit wie von dem mittlem
abstehend, vom mittlem Nebenauge an stark abschüssig, mit
einem durch zwei parallele Furchen abgegrenzten Stim-
dreieck, unter demselben die Stirn eingedrückt; Kiefer-
Augenabstand ziemlich gross. Fühler nicht weit über dem
Mundrande eingefügt, sehr kurz, 8 gliedrig (Ringel mit der
1) Grataepus von xQaxalnovq^ BtaxM^QiftQiv^.
62
Lupe nicht zusehen!), der Schaft sehr kurz, die drei ersten.
Geisseiglieder breiter als lang, das letzte 3 ringelig, sehr
wenig breiter aber kaum etwas länger als die zwei voran-
gehenden.
Mittelleib ziemlich flach, das Pronotum stark ent-
wickelt, kaum halb so lang wie breit, mit einer sehr
schwachen Mittelfurche; das Mesonotum breit, mit durch-
gehenden Furchen der Parapsiden; Schildchen mit zwei
Längsfurchen; Metänotum kurz.
Hinterleib mit stark vorragendem Bohrer, auf dem
Rücken etwas eingedrückt, ziemlich breit, kaum so lang
wie der Mittelleib.
An den Beinen die Vorderhüften sehr lang und dick,
die Vorderschenkel sehr dick, die Vorderschienen stark
verkürzt, verdickt, mit zwei starken Dörnchen an der
Spitze, ihre Ferse etwas kürzer als das letzte Fussglied;
Mittel- und Hinterbeine von gewöhnlicher Bildung, die
Hintertibien mit einem starken Dörnchen an der Spitze.
Alle Tarsen 4gliedrig. Flügel genau wie bei Tetrastichus,
die Unterrandader an der knieförmigen Beugung etwas
verdickt.
Typ. CrcUaepus Aquisgranensis m.
Dunkelgrün mit schwachem Glanz, die Trochanteren,
die Spitze der Schenkel und die Tarsen rothgelb, das
letzte Tarsenglied bräunlich, die Dörnchen der Vorder- und
Hintertibien schwarz ; in den Flügeln der Stiel des Badial-
abschnittes weiss, das Knöpf chen braun.
2 1%, mit dem Bohrer 2Vs mm. — Aachen, aus
'Girsium lanceolatum erzogen.
JEnargopelte m. *)
Körper kurz, gedrungen, breit. Kopf so breit wie
der Mittelleib. Der Kiefer-Augenabstand grösser als der
Abstand des mittlem Nebenauges von den Netzaugen.
Scheitel durch eine scharfe Schneide vom Hinterhaupt ge-
trennt, die paarigen Nebenaugen sitzen hart an dieser
Schneide und den Netzaugen sehr nahe. Fühler 9gUe-
1) Enargopdte yon Iva^yris augenfällig, stark sichtbar und
fr^Ar/;, ^ der Schild.
63
drig, beim cT die Keule 3 ringelig (Ringel nicht sichtbar),
das erste und zweite Geisseiglied sehr wenig länger als
breit, das dritte und vierte so lang wie breit, die 3glie.-
drige Keule länger als die zwei vorangehenden Glieder
zusammen; beim ? die Keule nur 2 ringelig, das erste
Geisselglied sehr klein, ringelartig, das zweite etwas länger
und breiter, beide zusammen aber nicht länger als das
Stielehen, das dritte bis fünfte allmählig breiter und ziem-
lieh deutlich abgesetzt, das sechste und siebente als brei-
tere Keule fest verwachsen.
Am Mittelleib das Pronotum schmal querlinigt, das
Mesonotum am Vorderrande doppelt so breit wie lang, die
Parapsiden-Furchen durchgehend und auf das Schildchen
stossend. Schildchen sehr gross, völlig doppelt so lang
wie das Mesonotum und über das ganze Mesonotum hin-
übergreifend, die Achseln sehr klein.
Das erste Segment des Hinterleibes von gewöhnlicher
Bildung (bedeckt nicht den ganzen Hinterleib wie bei
Megapelte).
Flügel dicht behaart, die Haare im Hinterflügel rei-
henweise. Der Humeralabschnitt geht ungefähr bis zur
Mitte des Flügels, der Radial- und Hinterrandabschnitt
gleichlang, aber kürzer als der Marginalabschnitt.
Typ. JEnargopelte ohscu/ra m.
Schmutzig dunkelgrün, Schaft und Basis der Fersen
und die mittleren Tarsenglieder mehr oder weniger röth-
lichgelb.
cT ? Lg. IV2 mm. Frankreich. Gehört zur Familie
der Pteromaloidae und gleicht im Habitus in etwa der
Gattung Megapelte.
Stichocrepis m.^)
Kopf so breit wie der Mittelleib, die Netzaugen weit
von einander abstehend, die paarigen Nebenaugen von dem
mittleren eben so weit wie von den Netzaugen abstehend;
die Schläfen nicht besonders erweitert und hervortretend,
1) Stichocrepis von orCxog, 6 die Reihe und xprjnCg, rj der
Band. Der Name deutet auf die Haarreihe des Hand.- wxA ^!cc^<sc:-
randabschnittes der ünterrandader bin.
\
t
«
. I I
h .
64
die Stirn mit einer tiefen Ftihlergrube. Kiefer -Augenab-
stand gross, ohne Furche. Die Fühler sehr tief stehendi
ISgliedrig (wenn man 2 Bingel annimmt). Der Schaft
breit, ein wenig über der Bitte tief ausgebuchtet und an
der Spitze mit einem starken, rechtwinklig abstehenden
Zahn, das Stielchen ein wenig länger als der Zahn (ob 1
oder 2 Bingel vorhanden liess sich selbst mit der starken
Lupe nicht entscheiden), die sechs Geisseiglieder kurz,
gleich dick, breiter als lang, das Endglied 3 ringelig, nicht
breiter als die vorangehenden Glieder.
Mittelleib mit einem ganz abschüssigen Pronotum,
das Mesonotum mit abgekürzten Parapsiden-Furchen, Schild-
chen etwas gewölbt, mit weit abstehenden Achseln ; Meta-
notum breit in der Mitte gekielt, die Hinterecken zahn-
artig vorspringend. Hinterleib kaum so lang wie der
Mittelleib, breit eiförmig-gerundet, oben etwas eingedrückt,
unten ganz flach.
Beine mit kurzen, Sgliedrigen Tarsen.
Flügel dicht behaart, der Marginalabschnitt mehr als
doppelt so lang wie der • Badialabschnitt und dieser auch
so lang wie der Hinterrandabschnitt, mit einem verdickten
Knöpfchen. Die ganze Unterrandader mit einer ziemlich
starken und deutlichen Borstenreihe besetzt.
Typ. Stichocrepis armata m.
Dunkel erz- oder bläulich-grün, ohne Glanz. Der
Hinterleib mehr dunkel kupferig-grün; Fühler und Beine
gelb, Hüften mehr oder weniger grün, die Hinterschenkel
mehr oder weniger bräunlich, die Schienen alle etwas dick.
cT Lg. IV2 mm. Ich fing diese neue Gattung bei
Telfs in Tyrol, aber nur das cT.
Terobia m. ^)
Kopf so breit wie der Mittelleib, die paarigen Neben-
augen von dem mittleren eben so weit entfernt wie von
den Netzaugen. Stirn bis zur Höhe des Fühlerschaftes
eingedrückt, Gesicht in der Mitte konvex; der Kiefer- Augen-
abstand gross, mit einer Furche. Fühler ISgliedrig, mit
1) Terohia von Tiypd?, 6v bewachend, auflauernd, und ßCog^ 6
U. das Leben. Auf den parasitischen Charakter zielend.
65
zwei kleinen Ringeln, das erste Geisselglied kleiner als das
folgende, das zweite bis sechste breiter als lang, das fünfte
und sechste mehr als doppelt so breit wie lang, die drei
folgenden eng verbunden und eine breite, 3 ringelige Eenle
bildend.
Am Mittelleib das Pronotum kurz und ganz abschttssig,
das Mesonotum mit durchgehenden, auf die Achseln tref-
fenden Furchen der Parapsiden; das Schildchen gewölbt,
ohne Querfurche vor der Spitze; das Metanotum kurz, in
der Mitte gekielt.
Hinterleib von der Seite zusammengedrückt, der
Bohrer an der Spitze kaum vorragend, oben tief eingedrückt,
unten kielförmig hervortretend bis zur Mitte, von da bis
zur Spitze schief aufwärts gerichtet.
Beine mit 5gliedrigen Tarsen, das Enddömchen der
Mittelschienen ungefähr so lang wie die Ferse. .
In den Flügeln ist der Marginalabschnitt kürzer als
der Hinterrand — und eben so lang wie der Radialabschnitt,
dieser an der Spitze etwas verdickt, mit einer starken, auf-
strebenden Spitze.
Typ. Terobia dispila m.
Dunkel erzgrün, der Kopf und das Schildchen heller
grün, fast messingfarben, Beine braun, mit dunkelröthlichen
Knieen, die Schenkel grünlich schimmernd, das Enddöm-
chen der Mittelschienen weiss; Flügel dicht behaart, an
der Spitze des Humeralabschnitts und unter dem Radial-
abschnitt mit einem bräunlichen Wölkchen.
$ Lg. 12/3 mm. Aus der Gegend von Aachen.
Gehört zur Familie der Hormoceroidae und unter-
scheidet sich von Isoplata m. durch das kleinere erste, so
wie durch das viel breitere fünfte und sechste Geisseiglied,
das gewölbte und vor der Spitze ohne Furche versehene
Schildchen.
Encarsia m.*)
Kopf nicht so breit wie der Mittelleib, die paarigen
1) Encarsia von iyxaQatog schräg, schief. Bezieht sich auf
den Radialabschnitt im Vörderflügel, welcher eine so schiefe Lage
hat, dass er in seiner Verlängerung auf d\ek ¥\\x%^^\\»'iä Hx^sSSss^
würde.
Verh. d, nat, Ter. Jalirg. XXXV. 6. ¥olge. V. BA. ^
60
Kebeosuigen eben so weit von dem mittleren, wie Ton den
Ketzaugen entternt Ftthler 8gliedrig, die Geisseiglieder
&Ue gieicbLang nnd iangwalzig^ die beiden letzten inniger
mit einander verbunden.
Am Mittelleib int da« Mesonotum breit mit dorch-
gebenden Furchen der Parapsiden, das Schildchen sehr
»tark entwickelt, breit, fast halbkreisig.
Hinterleib so lang aber nicht so *breit wie der Mittel-
leib, aber doch breit eiförmig-zugespitzt.
Beine mit 5gliedrigen Tarsen.
In den dichtbehaarten Flügeln ist der Humeralabschnitt
nicht viel länger als der Marginalabschnitt, der Hinterrand-
abschnitt fehlt, der Radialabschnitt sehr kurz und sehr
schief, d. h. unter einem sehr spitzen Winkel sich abzwei-
gend. Die haarlose Linie fehlt. Im Hinterflügel an der
Bpitze des Marginalabschnittes der Unterrandader ein auf-
wärts gerichtetes Zähnchen, der Hinterrand mit langem
Haarsaum.
Typ. Encarsia Tricolor m.
Kopf und Mittelloib ziegelröthlich, Fühler, Schildchen
und Beine blassgelb; Hinterleib schwarz mit röthlicher
Spitze.
(f V« Dam. In einem Spinngewebe bei Aachen
gefangen.
Durch die Sgliedrigen Tarsen offenbar der Familie
der Cocoophagoidae (Myinoidae) angehörig und von der.
Gattung Gocoophagus dadurch unterschieden, dass erstens
nur die zwei (nicht die drei) letzten Fühlerglieder enge
verbunden sind, zweitens der Radialabschnitt des Vorder-
tlügels sehr schief liegt und keine Spitze hat, drittens die
Hintortlügol am Hintorrande einen sehr laugen Haarsanm
haben.
CmUrodora m.O
Kopf so breit wie der Mittelleib. Fühler 6gliedrig^
Sohaffc beim cT breit, beim $ sammt dem Stielchen von
1) OMlfV(?4>r(i von uivt^v, to Stachel und StSta^i sohenksD,
|t#bein> also luit eiueni Stacht»! be^r^bt, eine Hinweisung auf den
hMYorrag«nd«a La((«bohr«r,
67
gewöhnlicher Bildung, auf das Stielchen folgen zwei Ringel,
von denen das erste etwas kleiner als das zweite, das erste
Geisseiglied etwas länger als das Stielchen, das zweite
Geisselglied zwar sehr lang ist, aber nicht ganz die Länge
aller vorangehenden Glieder zusammen genommen erreicht.
Am Mittelleib hat das Mesonotum durchgehende Fur-
chen der Parapsiden. Schildchen und Hinterschildchen
gross, das letztere das Metanotum ganz verdeckend, und
die Basis des Hinterleibes erreichend.
Hinterleib so lang wie Kopf und Mittelleib; Bohrer
vorragend Vs der Länge des Hinterleibs erreichend*
Beine mit 5 gliedrigen Tarsen; Mitteltibien mit einem
langen Dörnchen, Vorderschienen beim (^ merklich verdickt
Flügel länger als der Hinterleib, schmal, der Marginal-
abschnitt so lang wie der Humeralabschnitt und genau die
Mitte des Flügels erreichend, der Radialabschnitt äusserst
kurz und in schiefer Richtung sich abzweigend. Die Flügel
sind sehr fein behaart, mit einer schiefen, haarlosen Linie
und nur die Hinterflügel haben am Hinterrande einen
längeren Haarsaum.
Typ. Centrodora amoma m.
Schwarz, das Mesonotum und Schildchen ziegelröth-
lich, von einer helleren Linie durchschnitten, Metanotum
hellgelb; Beine gelb mit bräunlichen Schenkeln, die Hinter-
tibien an der Basis bräunlich; Hinterleib schwarz; Flügel
an der Basis wasserhell, unter dem Marginalabschnitt mit
einer schiefen, von der haarlosen Linie begränzten, braunen
Binde.
cT ? Lg. ohne den Bohrer 1 mm. — Ich fing diese
niedliche Art am 3. Juni im Zimmer am Fenster.
Die 5 gliedrigen Tarsen, das längere Dörnchen der
Mittelschienen und die haarlose Linie im Vorderflügel
weisen diese Art zu den Myinoidae. Derselben Familie
muss auch die Gattung Plastocharis m. (= Thysanus Walk,
und Triphasius m.) eingereiht werden. Ich muss daher
meine frühere Ansicht, dass diese Gattung 4 gliedrige Tarsen
habe (s. Hym. Stud. 2 Heft, S. 84), zurücknehmen, weil
ich an frischen Exemplaren deutlich 5 gliedrige Tarsen
beobachten konnte. Den Namen Triphasius musste ich
«< •^"
68
A8%eben, da bereita eine Pflanzengattmig damit bezeieb-
aet wurde.
I>er Kr>pf von Centr. amoena ist einfsirfoig brännlieii,
die Fttbler mit achwärziichem Scbafc die ^pioe und der
flbrige Tbeil der Fttbler bi^anlich fgetroeknet mehr gelb-
Kebj. Der Mittelleib vorherräehend gelb, der Prothorax
tebwarz, nnter der Flägelwurzel ein grosser mnder. sohwar-
iser Flecken. Schildchen bräanlich mit gelbem Hinterrande
and einer feinen, gelben Mittellinie: Hinterschildehen rein
beügelby gr^^i da^ Metanolam ganz verdeckend nnd bis
znr ßaifim den Hinterleibs reichend. Hioterleib ganz schwarz.
iJie Gattung Plastocharis, welche in der FGhlerfoildnng
eiae no grosne Aehnlichkeit mit Centrodora besitzt, ist
darch mehrere standhafte Merkmale genngsam von derselben
▼ernchieden. InNewman*s Entomologist ist anf der Tafel
K. N. 3 eine sehr gute Abbildung derselben unter der Be-
nennung Thusanus ater Walk, gegeben. Der männliche Ffihler
bat nur einen Ringel und ein einziges sehr langes Geissei-
glied, der weibliche dagegen drei Bingel und ein kürzerem
Geissciglied. Die Mittelschiene hat ein längeres Dömchen
nnd flinf Tarsenglieder. Die Fltlgel erscheinen selbst unter
der scharfen Lupe haarlos, entbehren also auch der schiefen
haarlosen Linie, die Vorderflflgel sind an ihrem letzten
Drittel mit einem sehr langen Haarsaum bekleidet, dessen
Haare ungefähr der grössten Fitigelbreite nicht nachstehen,
an der Basis sind die Flfigel unter dem Marginalabschniftt
in der ganr^en Flfigelbreite, bis zur Basis hin, braun ge-
trübt; der Hinterfltigel hat nicht bloss am Hinterrande,
sondern auch am Vorderrande, nicht weit hinter der Spitze
des Marginalabschnittes, einen langen Haarsaum. Diese
Merkmale genügen vollkommen zur generischen Trennung.
Dazu kommt, dass der Bohrer des Hinterleibes nicht vorragt
Von Plastocharis besitze ich cT nnd ?, welche nach
einem genauen Vergleich mit der Diagnose des Thusanus
ater Hai. wohl als neue Art aufgestellt werden muss. Die
Zusammenstellung beider Diagnosen wird den Unterschied
deutlich machen.
1. Plastocharis atra Hai. (= Thusanus ater HaL).
Schwarz, glänzend, der Scheitelrand und die Mitte
69
der Stirn roth, eine Makel beiderseits auf dem Scheitel
nahe den Netzaugen weisslich ; Fühler oehergelb, das erste
und zweite Glied (Schaft und Stielchen) dunkel. Beine
ochergelb-bräunlich, Knie und Tarsen blasser. Fitigel mit
brauner Unterrandader und einer rauchgrauen, ausgebreite-
ten Binde in der Mitte.
(^ $ Lg. IVs mm.
2. Plastocharis subaenea m.
Schwarz, glänzend, Kopf und Mittelleib erzgrttn, beim
? der Scheitel gleichfarbig, beim cT nach unten durch
eine röthliche Querlinie begränzt. Fühler gelblich, Schaft
und Stielchen schwarz. Beine schwarzbraun, die Tarsen
weisslich gelb. Flügel bis zur Spitze des Marginalab-
schnittes braun getrübt.
cT ? Lg. V'2 mm. In der Nähe von Aachen ge-
fangen.
Charitolophus m. *)
Kopf so breit wie der Mittelleib. Die paarigen Neben-
augen stehen dem mittlem Nebenauge nur sehr wenig
näher als den Netzaugen. Stirn über den Fühlern wenig
eingedrückt. Netzaugen weit abstehend, nach unten etwas
divergirend. Der Kiefer-Augenabstand sehr gross, ohne
deutliche Furchen, das Gesicht mit zwei nach unten kon-
vergirenden, nach oben bis zur Fühlerwurzel hinangehen-
den Furchen. Fühler llgliedrig mit einem Ringel, die
Geisseiglieder oben ganz abgeplattet, der Bingel und die
vier ersten Geisseiglieder mit einer sehr langen, beinahe
die Fühlerspitze erreichenden, ganz flachen Lamelle ver-
sehen, das fünfte und sechste Geisselglied gleich lang
und etwas länger als die beiden folgenden.
Am Mittelleib der Prothorax niedergedrückt, das Me-
sonotum mit zwei Längseindrücken ; Schildchen lang, durch
tiefe Seitenfurchen von den Achseln getrennt; Metanotum
kurz. Mittelbrustseiten ungetheilt.
1) Charitolophus von /cf^/^, trosy 17 die Anmuth, Lieblichkeit
und l6(pogy 6 der Helmbusch (orista!). Der Name zielt auf di«
Fühler, deren fünf erste Geisseiglieder durch die langen Lamellen
80 verziert sind, wie der Helm durch den Helmbusch.
.i
Hinterleib stark verlängert, so lang wie Kopf and
Mittelleib, aber bedeutend schmäler als der Mittelleib, das
erste Segment nicht viel länger als das zweite.
Beine mit 5 gliedrigen Tarsen, die mittleren kurz, mit
verdickter Ferne, diese anf der Unterseite mit einer dicht
stehenden Borstenreihe.
Flögel nicht länger als der Hinterleih, das Unterrand-
feld ziemlich breit, der Marginatabsehnitt ein wenig ver-
dickt, ziemlich kurz, der Radialabschnitt so kurz, dass er
gleichsam nur aus dem Knopf besteht, der Hinterrandab-
schnitt kaum länger als dieser Knopf. Im HinterfiUgel ist
die Unterrandader an ihrer Basis verdickt und mit dem
Vorderrand verbunden, darauf stark in das Flflgelfeld ein-
biegend und einen starken Winkel bildend, dann anfstre-
bend bis zum Vorderrand sich erstreckend und in dem
Winkel einen starken, rllcklaufenden Ast aussendend.
Typ. Chariiolophtis coerulescens m.
Dunkelblangrün , die Basis und Spitze des Hinter^
leibs heller grün, die Mitte desselben dunkel purpurviolett,
die Fersen an der Basis mehr oder weniger weiss,
(/■ Lg, 4'/2 mm. Von Kabr aus Steiermark erhal-
ten. Zar Familie der Eupelmoidae gehörend.
Durch diese schöne und durch die Fühler so ausge-
zeichnete Gattung wird die kleine Familie der Eupelmoi-
dae um ein neues Mitglied bereichert.
Baeads m.
Der clypens flach, am Vorderrande in der Mitte in
eine feine Spitze vorgezogen; das dritte Glied der Lippen-
taster nicht ganz genau der Spitze des zweiten eingetligt;
FlUgel mit drei Cnbitalzellen, die zweite fast rhombisch,
die Diskoidalquerader aus der ersten Cnbitalzelle entsprin-
gend, die hintere mittlere Scbulterzelle an der Spitze
offen, d" ?.
Gebort zu der kleinen Familie der Diospiloidae und
eteht in nächster Beziehung zn der von Wesmaei aufge-
stellten Gattung Äspidogonus (Aspigonus), von welcher sie
sich hauptsächlich durch die abweichende Bildnng de»
zweiten Gliedes der Lippentaster unterscheidet. Auch sind
die Fühler des ^ an der Spitze auffallend erweitert, was
71
bei Baeacis nicht der Fall ist. Batzebnrg hat zwei
Arten beschrieben, die er mit Aspidogonus vereinigte, ich
ziehe sie zu Baeacis und vereinige damit eine dritte neue
Art. Man wird diese drei sehr leicht nach folgendem
Schema unterscheiden können:
a. Das zweite Segment des Hinterleibs mehr oder
weniger runzelig. B. dissimilis Nees. (s. Bracon
diss. Nees, Hym. ichn. aflf. tom. I. p. 65. 23.).
Dazu gehört als syn. Aspigonus contractus Batz.
s. Ichn. d. Forstins. 2. Bd. S. 69. 3.
aa. Das zweite Segment ganz glatt.
b. Hinterschienen roth. B. Abietis Batz. s. Ichn. d.
Forstins. 1. Bd. S. 56.
bb. Hinterschienen braun, an der Basis weiss-
lich geringelt. B. intermedia m. cT 2 .
Gen. Laphyctes m. *)
Char. gen. — Kopf quer, hinter den Augen aufge-
trieben, Hinterhaupt tief und breit ausgebuchtet, vom
Scheitel durch eine scharfe Leiste getrennt; Stirn gekielt;
clypeus an der Basis nicht abgesetzt, der Yorderrand in
der Mitte in eine zahnartige Spitze ausgezogen; der obere
Zahn der Mandibeln etwas länger als der untere.
Fühler beim $ kurz, beim cT länger als der halbe
Körper, der Schaft verdickt, mehr als doppelt so lang wie
das Stielchen aber kürzer als das erste Geisseiglied, dieses
doppelt so lang wie das zweite.
Mittelleib massig gewölbt; Mesonotum ohne Furchen
der Parapsiden, unmittelbar vor dem Schildchen mit schar-
fen Querrunzeln; Schildchen seitlich ^erandet; Metanotum
mit zwei parallelen, mehr oder weniger scharfen Mittel-
kielen, durch eine Seitenleiste von den H. Brustseiten ge-
trennt.
Die drei ersten Glieder der Hintertarsen beim St
wenig, beim c^ gar nicht verdickt; Hinterschienen lang,
H. Ferse so lang oder fast so lang wie die vier folgenden
Glieder; Fussklauen nicht gezähnt.
1) Von JUttpvxrrig, 6 der Schlemmer, Fresser. Bezieht sich auf
den parasitischen Charakter der Gattung.
72
Flügel kurz, die Diskoidalquerader interstitial, die
erste Hameralquerader ein wenig hinter der Gmndader
entspringend; die zweite Diskoidalzelle an der Basis stark
verengt," nicht halb so breit als die hintere, mittlere Schul-
terzelle an der Basis, diese an der Spitze nicht viel brei-
ter als an der Basis; die Humeralquerader im H. Flügel
in oder etwas über der Mitte gebrochen.
Diese Gattung, zu der Familie der Anomaloidae ge-
hörend, ist mit Barylypa m. sehr nahe verwandt, unter-
scheidet sich aber durch die zahnartige Spitze am Vorder-
rande des clypeus sehr deutlich, dazu kommt noch, dass
die Humeralquerader im H. Flügel bei Barylypa unter der
Mitte gebjcochen ist.
1. Laphyctes mesoeonus m.
<^. Schwarz, clypeus, Mandibeln, ein Flecken unten
an den Schläfen, der zweite Schenkelring, die Schienen
und Tarsen der V. und M. Beine gelb; ein kleines Fleck-
chen oben an den Schläfen, das zweite Segment mit Aus-
nahme einer Rückenstrieme, das dritte und vierte ganz
und die H. Fersen roth; Schildchen seitlich bis zur Spitze
scharf gerandet; Metanotum mit zwei scharfen Längskielen
und zwischen denselben tief gerinnt; Flügel wasserhell,
Bandmal, Unterrandader, Flügel wurzel rothgelb, Flügel-
ßchüppchen schwarz; Humeralquerader im H. Flügel über
der Mitte gebrochen.
Lg. 18—19 mm.
Kopf schwarz, Mandibeln, mit Ausnahme der sohwarz-
gefärbten Spitze, und der clypeus gelb, der letztere am
Yorderrande ganz schmal schwarzgesäumt; Gesicht und ein
Flecken unten an den Schläfen ebenfalls gelb, ein zweiter,
kleiner Flecken oben an der Schläfe dunkelroth, unterhalb
der Fühlerwurzel zwei abgekürzte, schwarze Striemen. Das
Gesicht ist dicht punktirt, der clypeus punktirt runzlig,
die Stirn grob runzlig, mit scharfem Mittelkiel, das mitt-
lere Nebenauge vorne mit einer scharf leistenartig um-
gränzten Querrinne, die beiden anderen seitlich mit einer
weniger scharf begränzten Kinne. Scheitel und Schläfen
zerstreut punktirt mit glatten Punktzwischenräumen.
Fühler schwarz, das erste Geisselglied länger als der
73
Schaft, doppelt so lang wie das zweite. Mittelleib schwarz,
Mesonotum zerstreut, Y. und M. Brustseiten dichter punk-
t^irt^ mit glatten Punktzwischenräumen, letztere unter der
Fitigelwurzel runzlig, ersteres unmittelbar vor dem Schild-
chen scharf querrunzlig (was für die Gattung Laphyctes
charakteristisch zu sein scheint, da wir dasselbe bei uni*
guttatus Grv. und Jnsidiator m. auch finden, aber bei keiner
anderen Gattung der Anomaloiden). Schildchen bis zur
Spitze seitlich scharf gerandet, der Länge nach mitten ein-
gedrückt, dicht punktirt; Hinterschild eben ebenfalls mit
scharfen Seitenleisten, die Seitengruben desselben mit schar-
fen parallelen Runzeln. Metathorax grob netzartig-runzlig,
besonders das Metanotum nach der Spitze hin, dieses in
der Mitte mit zwei scharfen, parallelen Längskielen und
zwischen denselben gleichsam rinnenartig vertieft und quer-
runzlig; die H. Brustseiten von dem Metanotum durch eine
Leiste getrennt
Beine schwarz, an den Y. Beinen die Hüften unten
an der Spitze und der erste Schenkelring, so wie Schienen
und Tarsen gelb, der zweite Schenkelring und die Schenkel
rothgelb, letztere mit einer schwarzen Längslinie; an den
M. Beinen der erste Schenkelring unten, der zweite ganz
und die Schienen und Tarsen gelb, mit Ausnahme der
zwei letzten Glieder, welche braun sind, die Schenkel
schwarz mit rothgelber Unterseite, die Hinterferse rothgelb
mit brauner Spitze, die zwei folgenden Tarsenglieder an
der Basis rothgelb.
Hinterleib schwarz, das zweite bis vierte Segment roth,
das zweite jedoch mit schwarzem Rückenstreifen, das fünfte
mit einem kleinen Wurzelfleck am Seitenrande.
Kommt bei Berlin vor und wurde von Dr. Stein da-
selbst gefangen.
2. Laphyctes Insidiator m.
cT. Schwarz, Mitte des Hinterleibs roth, Taster, Man-
dibeln, mit Ausnahme der Spitze, das Gesicht und ein Flecken
unten an den Schläfen gelb, ein zweiter Flecken oben an
den Schläfen roth; Beine rothgelb, die Hinterschenkel oben
und die H. Schienen an der Spitze braun, Y. und M. Hüften
an der Basis, die H. Hüften sammt ihren Schenkelringen
74
ganz schwarz, die übrigen Sehenkelringe gelb ; Schildchen
seitlich bis zur Spitze gerandet; Metanotum mit zwei schar-
fen, nur bis zur Mitte verlaufenden Mittelkielen, zwischen
denselben rinnenförmig vertieft; Flügel wasserhell,. Rand-
mal, Unterrandader, Wurzel und Flügelschüppchen roth-
gelb; Humeralquerader im H. Flügel über der Mitte g^
brochen.
Lg. 15 mm.
Kopf schwarz, Taster, Mandibeln, das ganze Gesicht
und ein Flecken unten an den Schläfen gelb, die Spitze
der Mandibeln schwarz, ein grosser runder Flecken oben
an den Schläfen, fast die ganze Breite derselben einneh-
mend, roth. Mandibeln, clypeus und Gesicht dicht punktirt,
nicht runzlig, Stirn dicht punktirt - runzlig, mit scharfem
Mittelkiel; Scheitel und Schläfen zerstreut punktirt, mit
glatten Punktzwischenräumen.
Fühler schwarz, der Schaft auf der Unterseite gelb,
Geissei auf der Unterseite sehr dunkel braunröthlich, das
erste Glied derselben doppelt so lang wie das zweite.
Mittelleib schwarz, Mesonotum sehr zerstreut, V. Brust-
selten massig dicht, die M. Brustseiten sehr dicht punktirt,
alle mit glatten Punktzwischenräumen, letztere unter der
Ftihlerwurzel runzlig, ersteres unmittelbar vor dem Schild-
chen scharf querrunzlig ; Schildchen seitlich bis zur Spitze
scharf gerandet, dicht punktirt mit einer Mittelrinne. Me-
tanotum mit zwei scharfen, bis zur Mitte gehenden, paral-
lelen Kielen und deutlicher bis zur Spitze gehender Mittel-
rinne, welche nicht punktirt, aber mit scharfen Querrun'-
zeln versehen, die nicht bis zur Basis hinaufgehen. Neben
der Mittelrinne ist das Metanotum punktirt und zugleich
mit sehr scharfen Querrunzeln versehen; die H. Brustseiten
grob netzartig-runzlig, vom Metanotum durch eine scharfe
Leiste getrennt.
Beine rothgelb, die Spitze der Y. und M. Hüften sammt
ihren Schenkelringen gelb, die Basis der Hüften, die H;
Hüften sammt ihren Schenkelringen, die Oberseite der Hin-
terschenkel und die Spitze der H. Schienen schwarz oder
schwarzbraun.
Hinterleib roth^ das erste Segment bis über die Mitte
75
hinaus, das zweite auf dem Rücken, mit Ausnahme der
Basis und Spitze, das ftlnfte am Hinterrande und die fol-
genden ganz schwarz.
Flügel wasserhell, Randmal, Unterrandader, Wurzel
und Fltigelschüppchen rothgelb, das letztere mit einem
schwärzlichen Fleckchen.
Ende Juli in der Gegend von Aachen ein <^ von mir
gefangen.
3. Laphyctes uniguUatus m.
Anomalon uniguttatum Grv. Tom. III. p. 685. 134.
cT 2 • Schwarz, das zweite bis vierte Segment des
Hinterleibs zum Theil roth, Taster und ein kleines Fleck-
chen im Gesicht gelb; Beine schwarz, Vorderbeine vorherr-
schend, die M. und H. Schienen an der äussersten Basis
rothgelb; Schildchen seitlich nur bis zur Mitte scharf ge-
randet; Metanotum mit zwei schwachen Mittellängskielen,
zwischen denselben kaum rinnenartig vertieft; Flügel was-
serhell, das Randmal überall braun gerandet, Unterrand-
ader braun, Fitigelwurzel und Flügelschüppchen gelb; Hu-
meralquerader im H. Flügel in der Mitte gebrochen.
Lg. 10—12 mm.
Kopf mit den Fühlern schwarz, die Taster und ein
kleiner länglicher Flecken in der Mitte des Gesichts, nicht
weit unter der Fühlerwurzel, gelb ; ein dunkelrother Flecken
oben an den Schläfen, auch die Mandibeln vor der Spitze
mehr oder weniger roth. Clypeus und Gesicht dicht punk-
tirt, nicht rulizlig, Stirn grob punktirt, mit runzlig hervor-
tretenden Punktzwischenräumen und scharfeto Mittelkiel;
Scheitel und Schläfen grob punktirt, letztre unten scharf
gerandet.
Mittelleib schwara, Mesonotum, V. und M. Brustseiten
stark punktirt, mit glatten Punktzwischenräumen, letztere
unter der Flügelwurzel runzlig, ersteres unmittelbar vor
dem Schildchen scharf querrunzlig; Schildchen seitwärts
nur bis zur Mitte scharf geleistet, dicht punktirt, ohne deut-
liche Mittelrinne; Metanotum mit zwei schwachen Mittel-
kielen ohne eingedrückte Mittelrinne, grob und weitmaschig
netzartig runzlig, an der Basis fein runzlig - punktirt, die
H. Brustseiten durch eine scharfe Leiste abgegränzt, netz-
artig runzlig.
r^
■ i
r
% r
\~-
»■
76
Beine schwarz, M. und H. Schienen an der Basis, die
H. Ferse auf der' Unterseite rotbgelb, V. Schenkel schwarz,
auf der Aussenseite gelb, auf der Oberseite rothgelb, V.
Schienen gelb, auf der Innenseite mit schwarzbraun er Längs-
linie, y. Tartfien röthlicbgelb, nach der Spitze hin allmäh-
lich schwach bräunlich.
i;- Hinterleib schwarz, das erste Segment an der Spitze,
? das zweite und dritte an der Basis roth; auf der Bauch-
seite das erste Segment schwarz, das zweite rothgelb, die
\ vier folgenden rothgelb, mit einem grossen, quadratischen,
schwarzen Flecken.
Flügel wasserhell, Bandmal in der Mitte rothgelb, der
Rand ringsum und die Unterrandader, mit Ausnahme der Ba-
sis, schwarzbraun, Flügelwurzel und Flügelschüppchen gelb.
Ich fing nur $ in der Gegend von Aachen und bei
Köln, Gravenhorst erhielt cT nnd $ aus der Gegend von
Wien.
Anmerkung. Das cT stimmt nach Grav. mit dem
$ ganz ttberein, bloss der Hinterleib ist schlanker, das
zweite und dritte Segment ist an der Basis roth, das vierte
seitwärts an der Basis mit einem dunkelrothen Punkt oder
Flecken.
Gen. Ätrometus m.^)
Char. gen. — Kopf quer, hinter den Augen etwas auf-
getrieben, Hinterhaupt tief und breit ausgebuchtet, vom
Scheitel durch eine scharfe Leiste getrennt; clypeus an der
Basis nicht abgesetzt, der Vorderrand in der Mitte in eine
zahnartige Spitze ausgezogen.
Fühler kaum mehr als halb so lang wie der ganze
Körper, Schaft nicht viel länger als das Stielchen, viel
kürzer als das erste Geisselglied, dieses doppelt so lang
wie das zweite.
Mittelleib hoch gewölbt, Mesonotum ohne Parapsiden-
Furchen; Schildchen seitlich gerandet, an der Spitze eine
gekerbte Furche bis zu den Seitengruben hinziehend; Me-
1) AtrometiAS von argofiTiTog, nicht zitternd, furchtlos; bezieht
sich aaf den parasitischen Gharakterf da diese Thiere gewöhnlich
grössere Raupen fdrchtlos angreifen.
77
tathorax konisch zugespitzt, das Metanotnm nicht durch
eine Leiste von den H. Brustseiten getrennt.
An den H. Tarsen die drei ersten Fussglieder beim
$ wenig, beim <^ sehr stark verdickt, das zweite Glied
beim $ entschieden länger, beim c^ fast kürzer als das
dritte; H. Schienen beim c^ kaum länger als die drei ersten
Tarsenglieder.
Fltlgel kurz, Randmal schmal, die Diskoidalquerader
ziemlich weit hinter der Cubitalquerader entspringend, die
zweite Diskoidalzelle an der Basis punktförmig verengt, so
dass die zweite Humeralquerader dadurch interstitial wird;
die erste Humeralquerader etwas hinter der Grundader ent-
springend; die hintere, mittlere Schulterzelle an der Basis
^ nur halb so breit wie an der Spitze. Im H. Flügel die
Humeralquerader nicht gebrochen.
Diese Gattung, leicht kenntlich durch die Flügelbil-
dung, unterscheidet sich von Agrypon durch verhältniss-
mässig kürzere Fühler, die an der Basis punktförmig zu-
sammengezogene zweite Diskoidalzelle, die stark verdickten
H. Tarsen beim cT, und die viel längere zweite Humeral-
querader im V. Flügel. Sie gehört, wie auch Agrypon, zur
Familie der Anomaloidae.
Atrometus insignis m.
cT 2 Kopf beim ? schwarz, die Schläfen oben rost-
roth, beim J" gelb, die Stirn schwarz, die Schläfen rostroth;
Mittelleib schwarz, die V. Brustseiten oben, das Schildchen
und Mesonotum roth, letzteres mit einer nach hinten abge-
kürzten, schwarzen Mittelstrieme; V. und M. Beine beim
$ mit Ausnahme der Hüften, der Schenkelringe und der
M. Tarsen roth, beim cT sammt Hüften und Schenkelringen
gelb ; H. Beine beim $ schwarz, die Schenkel auf der Un-
terseite roth, beim cT Schenkel und Schienen roth; Hinter-
leib schwarz beim ? , das zweite Segment seitlich und unten,
das dritte und vierte ganz roth, beim cT auch das fllÄfle
ganz und das sechste zum Theil roth; Flügel wasserhell.
Lg. 12—13 mm.
Kopf beim ? schwarz, roth ist bloss die obere Hälfte
der Schläfe und der orbita frontalis; der clypeus an der
Basis nicht abgesetzt, am Vorderrand mitten in eine zahn-
»;- *r8
I
«^
I
«:
t
/
^
fc:
artige Spitze vorgezogen, glatt, glänzend, mit wenigen zer-
streuten, sehr groben Punkten ; das Gesicht grob grabig
punktirt - runzlig, an der orbita sehr fein punktirt, nicht
rnnzUg; Stirn sehr grob netzartig-runzlig, Scheitel durch
eine sehr scharfe Leiste vom Hinterhaupt getrennt, letz-
teres schwarz, oben roth gesäumt; die Schläfen ziemlich
grob und etwas zerstreut punktirt, mit glatten, stark glän-
zenden Punktzwischenräumen. Beim </ ist die Färbung
des Kopfes in der Art abweichend, dass . die Mandibeln
mit Ausnahme der schwarzen Spitze, der clypeus, das Ge-
sicht und die Innern orbita gelb sind, das Gesicht etwas
weniger runzlig und die Schläfen oben in der Nähe des
Augenrandes weniger punktirt erscheinen.
Fühler beim $ schwarz, die Unterseite rothgelb, bloss
das Stielchen und das erste Geisseiglied ausgenommen,
beitai cT rothgelb, der Schaft auf der Unterseite gelb, in
beiden das erste Geisseiglied doppelt so lang wie das
zweite.
Mittelleib schwarz, V. und M. Brustseiten hochoben,
das Mesonotum und Schildchen ganz roth, jenes mit einer
schwarzen, hinten abgekürzten Mittelstrieme, alle Theile
grob-grubig, netzartig-runzlig.
Beine beim $ schwarz, V. und M. Beine jedoch, mit
Ausnahme der Hüften, der Trochanteren und der braunen
M. Tarsen, roth, die H. Schenkel bloss auf der Unterseite
roth; Fussklauen sehr kurz und undeutlich gezähnt; beim
</* die V. und M. Beine mit sammt den Hüften und Schen-
kelringen gelb, die H. Beine rothgelb, mit schwarzbraunen
Tarsen, die Hüften schwarz, auf der Unterseite an der Spitze
mit gelbem Punkt, die Oberseite des ersten Schenkelringes
ebenfalls schwarz.
Hinterleib roth, das erste Segment und der Rücken
des zweiten, das fünfte mit Ausnahme des Seitenrandes,
die* folgenden ganz schwarz; beim cT das erste Segment
auf der hinteren Hälfte, das fünfte ganz und das sechste
noch theilweise roth.
Flügel wasserhell, Bandmal, Unterrandader, Wurzel
und Flügelschttppchen rothgelb.
Aus der Gegend von Montpellier.
»■ '-
Ätrometjis rubricaius m.
cT- Rostrotb, Gesiebt und Mandibeln und die orbita
frontalis gelb; Kopf und Mittelleib wenig schwarz gefleckt;
Beine roth, H. Hüften uud deren Schenkelringe sammt den
H, Tarsen schwarz; das zweite Segment des Hinterleibs auf
dem Rücken, das sechste am Hinterrande, das siebente ganz
schwarz; Flügel wasserbell, Randmal und Geäder braun.
Lg. Vü mm.
Diese Art stimmt in der Scnlptur ganz mit der vor-
hergehenden Art Uberein, weicht aber in der Färbung so
bedeutend ab, dasg man sie füglich nicht als Varietät der-
selben ansehen kann.
Am Kopf das Gesieht, der clypeus, die Mandibeln,
mit Ausnahme der schwarzen Spitze, die innere und zum
Theil auch die äussere orbita gelb, ein kleiner Flecken an
der Fühlerwurzel und am Hinterhaupt schwarz.
Fühler rothgelb mit bräunlicher Spitze.
Mittelleib roth, eine abgekürzte Mittelatrieme des Me-
sonotums, ein kleiner Flecken an den Vorder- und Mittel-
bmstseiten und die Qnerfurche an der Spitze des Schildchens
schwarz. Die Mittelbrust mit zwei durch eine breite roth-
gelbe Mittelstrieme getrennten schwarzen Flecken, welche
auch den unteren Rand der M. Brustseiten einnehmen.
V. und M. Beine mit sammt den Hüften und Schen-
kelringen rein gelb, Hinlerbeine rothgelb mit schwarzen
Tarsen, deren zwei erste Glieder auf der Unterseite roet-
roth, Hüften und Sehenkelringe gelb, erstre auf der Innen-
nnd Aussenseite, letztere auf der Aussenseite allein schwarz-
gefleckt.
Hinterleib ganz rothgelb, bloss der Rücken des zwei-
ten, des sechsten und siebenten Segments schwarz.
Flügel wasserhell, Unterrandader und der Aussenrand
des Randmals rothbräunlich, Flügelwnrzel und Flügelschüpp-
chen rothgeib.
Von Granada in Spanien, in der Sammlung des Dr.
Stein in Berlin.
Dmdrosoter insignis m.
Niger, capite thoraceque rufopictis; abdorainini^ seg-
mento primo nigro reliquis luteo-terrugineis ; terebra ab-
\ ' '"
80
dominis longitudioe cum metathorace; pedibus rufo-ferru-
gineis, coxis posticis femoribusque omnibus piceis; alis
sabhyalinis. $ .
Lg. 5 mm.
Der Kopf dieser ansehnlichen Art ist schwarz, roth
sind dagegen der clypeus, die Stimhöcker und die Schläfen,
letztere nach den Wangen hin in breiter Ausdehnung. Die
Mandibeln roth, mit schwarzer Spitze. Taster gelb, die
beiden ersten Glieder der Maxillartaster jedoch bräunlich.
Fühler pechbraun mit hellerer Basis. Die Sculptur de»
Kopfes im Allgemeinen lederartig, das Gesicht neben der
Mundöflfnung fein quergestricht, die Stimhöcker stark eot-
wickelt, dicht und stark punktirt.
Der Mittelleib schwarz, roth sind die Mittelbrustseiten
unten, ferner der Seitenrand des Mittellappens und der
Innenrand der Seitenlappen des Mesonotums, dann ein klei-
ner Punkt auf dem Schildchen. Die Vorderbrustseiten ganz,
die Mittelbrustseiten nur oben runzlig, der untere Theil
dagegen völlig glatt, mit einer tiefen, in ihrem Grunde
gekerbten Furche; Mesonotum und Schildchen lederartig,
letzteres flach. Die Furchen der Parapsiden vereinigen sich
schon weit vor dem Schildchen. Metanotum schwarz, fein
runzlig, an der Basis lederartig, mit einem schwachen Mit-
telkiel.
Der Hinterleib ungefähr so lang wie Kopf und Mittel-
leib, das erste Segment schwarz, kaum etwas länger als
an der Spitze breit, fein runzlig, die Runzeln seitlich der
Länge nach zusammenfliessend; das zweite und die folgen-
den Segmente röthlichgelb, mit bräunlichem Hinterrande>
das zweite an der Basis gestricht; die Artikulation der
Segmente äusserst schwach angedeutet, meist nur durch
eine Reihe feiner Härchen bezeichnet. Der Bohrer so lang
wie der Hinterleib mit sammt dem Metathorax.
Die Beine gelbröthlich, die Hinterhüften sammt allen
Schenkeln pechbräunlich.
Flügel nicht ganz wasserhell, sondern schwach bräun-
lich getrübt, die Adern kräftig, braun, das Randmal braun,
an der Basis mit einem hellen Flecken, die Randader hinter
demselben gelblicb. Die Diskoidalqaerader entspringt dent-
lich.aus der zweiten Cubitalzelle.
Hr. Braselmann in Düsseldorf erzog diese Art, aber
nar das $, aus Eäferlarven,
Benärosotey ßaviventris m.
Fentiginens, capite, abdomine pedibnsque flavis; terebra
loDgitndine abdöminis; alia tiyalinis, oeivia stigmateque
pallidis.
2 Lg. 2 Mill.
Von dieser Art besitze ich nnr ein $, dem die FUhler
fehlen (die aber wahrscheinlich ebenso blass gefärbt sein
werden wie der übrige Körper). Am Kopfe sind das Ge-
sicht und der Scheitel fein lederartig, matt, die Schläfen
und Wangen dagegen glatt, glänzend; die Stirnhöcker ha-
ben zwar eine etwas stärkere Sculptur, aber doch keine
deutliche Punktirung, wie bei der vorhergehenden Art.
Mittelleib rötblichgelb, die Lappen des Mesonotums
mit einem schwach bränniichen Anflug. Vorder- und Mit-
telbrus tseiten iein lederartig, letztere unten mehr glatt, mit
einer schwachen, nicht gekerbten Furche. Schildcben flach.
Metanotum fein lederartig, an der Basis mit der Spur eines
schwachen Mittelkiels.
Hinterleib blassgelb, das erste Segment äusserst fein
gestricht, die Übrigen alle ganz glatt, stark glänzend, das
zweite hart an der Basis mit zwei sehr kleinen Grübchen.
Bohrer fast etwas kürzer als der Hinterleib.
Beine blassgelb. Flügel vHllig wasserhcll, Randmal
und Nerven ganz blass, das erstere an der Basis heller. Die
Diskoidalqoe rader entspringt ans der zweiten Cubitalzelle.
Nnr ein Stück habe ich in der Nähe von Aachen ge-
fangen.
Die Arten der Gattung Dendrosoter finden sich sehr
selten in den Sammlungen vor, wozu namentlich der ver-
steckte Aufenthalt wohl die nächste Veranlassung sein mag;
ich besitze ausser den vorstehend beschriebenen nur noch
D. Middendorlii Ratz. Die bekannten Arten lassen sieh
nach dem folgenden Schema leicht bestimmen.
a. Das zweite Segment an der Basis ganz, glatt. D. flavi-
[ ventris m. "^H
I Terh. d. iuit.yer.J>brB-XSXY. D. Fslfte. Y. Bd. Q ^H
82
aa. Das zweite Segment an der Basis gestricht,
b. Der Bohrer etwas länger als der Körper. D. Cortisii
Ratz. (s. Forstins.)
bb. Der Bohrer kürzer als der ganze Körper,
e. Flügel braun, mit zwei wasserhellen Qaerbinden, die
zweite geht über die letzte Cubitalqaerader D. Midden-
dorlTfii Rtzb. (s. Forstins. Bd. II, S. 32. Bracon Midd.)
cc. Flügel wasserhell, die Nerven bräunlich,
d. Kopf und Mittelleib roth cT? oder schwarz mit rothen
Zeichnungen; Beine pechbräunlich, Hüften und Tro-
chanteren heller; Flügel mit zwei helleren Querbinden.
D. protuberans Nees. (s. Nees. Hym. ichn. aff.T. pag.
121.)
dd. Beine röthlichgelb, Hinterhüften und Schenkel pech-
bräunlich; Flügel ohne hellere Querbinden D. insi-
gnis m.
Beitrag zur MoUnskenfanna Westfalens
von
P. Hesse.
. Id Minden.
Westfalen ist in Bezug auf Molluskpih im Yerhältniss
zu andern Gegenden Deutschlands nocli wenig erforscht
Die erste Grundlage zur Kenntniss seiner Fauna legte
Goldfuss durch das im XIII. Jahrg. dieser Verhandlungen
publicirte „Verzeichniss der bis jetzt in der Rheinprovinz
und Westfalen beobachteten Land- und Wasser-Mollusken",
und seit jener Zeit igt wol kaum eine vollständigere Arbeit
über die Fauna dieses Gebiets erschienen; was sonst noch
darüber bekannt wurde, ist im Nachrichtsblatt der deutschen
malakozoologischen Gesellschaft, Jahrg. II. 1870 von Prof.
y. Martens zusammengestellt.
Am besten kennen wir die Gegend von Pyrmont, wo
Menke sammelte und die gewonnenen Resultate theils
selbst publicirte, theils Anderen, namentlich Carl Pfeiffer
mittheilte, durch welche sie dann veröflFentlicht wurden.
Goldfuss rechnet Pyrmont mit zu seinem Gebiet und führt
Einiges von da an, scheint aber die Angaben Menke 's
nicht gekannt zu haben; wenigstens hat er sie nicht be-
rücksichtigt. In d^r Porta Westphalica sammelten Rolle
und Reinhardt Einiges, Letzterer auch bei Oeynhausen,
bei Lemgo Döring, und bei Rinteln Dr. D unk er. Die Ar-
beit von Goldfuss behandelt hauptsächlich die Rheinpro-
vinz; seine Angaben aus Westfalen beschränken sich auf
die Umgebung von Bielefeld, Herford, Minden und das be-
nachbarte Fürstenthum Lippe-Detmold und sind weit ent-
fernt, die Fauna dieser Gegenden zu erschöpfen.
Die Vorkommnisse der Umgebung von Minden habe
ich seit einigen Jahren gesammelt und glaube das Resultat
84
veröffentlichen zu sollen, da unsere Eenntniss der west-
fälischen MoUuskenfauna, wie gesagt, noch sehr unvoU-
Btändig ist und meine Mittheilnngen die Goldfass'sche
Arbeit in manchen Punkten ergänzen.
Das Gebiet, welches ich sorgfältiger durchsuchte, be-
schränkt sich auf den Umkreis einer Stunde um Minden;
ich habe dasselbe auf häufigen Excursionen durchstreift
und, wie ich glaube, ziemlich genau kennen gelernt. Ueber
diesen Kreis hinaus führten mich nur einzelne grössere
Ausflüge, nach Kirchlengern und dem durch seine Tertiär-
yersteinerungen bekannten Doberge bei Bünde, nach Rinteln
und dem Teutoburger Walde; einige Fundortsangaben aus
dem Lippe'schen und von Bad Oeynhausen verdanke ich
verschiedenen Freunden.
Herr Major Lademann, früher in Minden, jetzt in
Spaudau, hat durch gütige Mittheilung seiner Funde we-
sentlich zur Vervollständigung des nachfolgenden Verzeich-
nisses beigetragen und mich dadurch sehr zu Dank ver-
pflichtet; den Herren Prof. E. v. Martens in Berlin und
S. Glessin in Begensburg bin ich für ihre bereitwillige
Unterstützung beim Bestimmen, Herrn Prof Dr. D unk er in
Marburg für briefliche Mittheilungen über hiesige Vorkomm-
nisse sehr verbunden.
In der systematischen Anordnung der Arten folge ich
Eobelt's Gatalog der im europäischen Faunengebiet leben-
den Binnenmollusken, lasse indess die Nacktschnecken nn-
berücksichtigt, da ich erst in der letzten Zeit begonnen
habe, mich mit denselben zu beschäftigen, und eine Auf-
zählung des bisher Gesammelten zu unvollständig ausfaUen
würde.
I. Classe. Gasteropoda.
I. Ordnung. Inopercülata.
I. Gruppe. Stylommatophora.
I. Familie. Vitrinacea.
I. Gattung. Vitrina,
1. Vipellimda Müll.
Wittekinifcberg und Jacobsberg der Porta Westphalica;
bei Kleinbremen an bemoosten Felsen; an verschiedenen
Stellen der hiesigen Festungswerke; Falkenburg bei Detmold.
85
IL Gattung. Hytüina Gray.
2. Ä cellaria Müll.
An denselben Orten wie vorige Art; ausserdem im
Irrgarten.
H, altiaria Mill. wurde von Reinhardt auf dem Ja-
cobsberge entdeckt; es gelang mir nicht, diese seltene Spe-
cies da aufzufinden.
3. H. nitidula Drp.
In schattigen feuchten Wäldern unter Laub und Stei-
nen. Im Nammer Walde; Irrgarten; im Festungsglacis
häufig; bei Kirchlengern.
4. K nitida Müll.
An feuchten Stellen, an den Ufern der Gewässer.
Häufig.
5. H. crystallina Müll.
Nicht häufig. Nammer Wald im Moose am Fnsse der
Bäume; auf feuchten Wiesen bei der Foggenmühle, bdi
Seydelshof und bei Kirchlengern; an den Berlebecker Quel-
len bei Detmold.
6. H. nitidosa För. (H. radiattüa Alder, striatula
Gray.)
Unter feuchtem Laub und faulem Holz, ziemlich sel-
ten. Nammer Wald und Irrgarten; im Genist der Weser.
7. H, pura Alder.
Selten. Wittekindsberg ; Festungsglacis.
8. K fulva Drap.
An feuchten Orten, nicht häufig. Auf nassen Wiesen
bei der Foggenmühle und bei Kirchlengern; Nammer Wald;
im Genist der Weser.
II. Familie. HeUcea.
III. Gattung. Hdix L.
9. H. pygmaea Drap.
In Wäldern unter Laub, selten und wegen ihrer Klein-
heit schwer zu finden, Nammer Wald; Jacobsberg und
Wittekindsberg; im Genist der Weser; an den Festungs-
wällen.
10. K rotundata MttlL
Unter Steinen und Laub; überall gemein.
i
'«-^.^
86
11. H. obvoluta Müll.
Jacobsberg nnd Wittekindsberg. Nicht häufig und nur
bei sehr feuchtem Wetter lebend zu erlangen.
12. H, aculeata Müll.
In schattigen Wäldern unter faulenden Blättern; sel-
ten. Nammer Wald; Jacobsberg.
13. H. costata Müll.
An den Festungswällen j im Genist der Weser.
14. K pülchella Müll.
Oft in Gesellschaft der vorigen Art, aber viel häufiger
als jene.'' Sie liebt feuchte Orte, während costata auch an
trockenen vorkommt. Im Genist der Weser findet sie sich
stets in grosser Menge.
15. H. hispida L.
An feuchten Grabenrändem und in schattigen Wäl-
dern häufig. Eine kleine, sehr eng genabelte Form sam-
melte ich bei Hörn im Teutoburger Walde; eine ähnliche
erhielt ich von den Externsteinen, v(m wo auch Goldfuss
sie erwähnt.
16. J7. incamata Müll.
In Wäldern häufig; auch im Festungsglacis.
17. H. frvitkum WXW,
Im Festungsglacis ; meist die hellbraune^ seltener^ die
weisse Form. Sie scheint sich mit Vorliebe an Brenn-
nesseln aufisuhalten.
18. H, lapicida L.
In der Porta Westphalica und im Teutoburger Walde
häufig; Ahrensburg bei Bückeburg. Eine kleine Form er-
hielt ich von den Externsteinen.
19. H. arhttstorum L.
Sehr gemein in den Festungswerken und an Hecken
in der Umgebung von Minden.
20. H, nemoralis L.
Allenthalben sehr häufig. Sehr schöne, farbenfrische
Exemplare erhielt ich von Lage in Lippe - Detmold. Auf
dem Jacobsberge lebt sie in viel grösserer Anzahl, als- H.
hortensis; auf dem gegenüberliegenden Wittekindsberge
findet das Umgekehrte statt| sie tritt da gegen ihre Ver-
wandte fast ganz znrttek. Folgende Bändervarietäten wur-
den mir bekannt (die Bänder von oben nach unten gezäMt):
12345, 12345, 12045, 1234'5, 1234'5, 12345, 12345,
iTmI, 12-45, — 2345, — 2 — 45, 345, - 23
, 34-,
-3—5, 45, 3 ,
, —2345, 12—45, 12 — 45, 345,
45; auBserdem eine Anzahl Exemplare mit (1, einige
sogar mit 7 Bändern.
Herr Major Ladomann bat diese und die folgende Art
in mehreren tausend Exemplaren gesammelt und darunter
circa 40 mit Vervielfachung der Bänder gefunden; auch von
Osnabrück und Stendal erhielt derselbe solche Stücke, es
scheint daher, dasa sie auch in andern Gegenden sich häu-
figer finden, als mau bisher glaubte- Sie gelten allgemein
als seltene Vorkommnisse, ich vermuthe indees, dass sie
bei genauerem Nachsuchen wol Überall anzutreffen sind.
Die Grundfarbe des Gehäuses differirt an den vei^
Bchiedenen Fundorten. Im Festnngsglacis iet sie ebenso
häufig gelb als roth; die meisten Exemplare sind gebändert,
doch sind auch einfarbige rothe nicht selten; auf dem Ja-
cobsberge herrscht die gelbe Grundfarbe entschieden vor,
am häufigsten sind: 3 , 3 — 5 und 345;
einfarbig gelb kenne ich die Art nur aus dem Nammer
Walde und von Oeynhausen.
Als Abnormität verdient ein ganz flaches Exemplar
Erwähnung, welches ich auf dem Jacohsberge fand.
21. H. Äortensjs Müll.
Ebenso gemein wie vorige Art und an denselben Orten.
Auf dem Wittekindsberge kommt am häufigsten eine ein-
fÄibig rothe Form, var. fagornm Weinl, vor, doch finden
sieh da auch gebänderte Exemplare; sie sind bedeutend
kleiner als die aus der Ebene. Ebenso kleine Stttcke, ein-
farbig gelb, erhielt ich von Lage in Lippe- Detmold. Die
Grundfarbe des Gehäuses ist in der näheren Umgebung
Mindens meist gelb; im Festnngsglacis machen die unge-
bänderten gelben wol die Hälfte aller Exemplare aus.
Von Bändervarietäten beobachtete ich: 12345, 12345,
12345, 1234'5, 12345, 12345, 12345, 12345, mTs,
88
1234-, 12-45, 1—345, -2345, 1-3—5, 3—5,
3 , . Das bei Helix nemoralis Aber
die VeryielfachaDg der Bänder Gesagte gilt anch von die-
ser Art. Blendlinge, die in anderen Gegenden ziemlich
häufig sind, habe ich noch nicht gefunden, trotzdem mir
Tausende von Exemplaren durch die Hände gingen.
Eine eigenthümliche Missbildung fand ich im Festungs-
glacis. Als das Gehäuse noch unvollendet war, hat sieh
an der Innenseite des Aussenrandes ein Steinchen fest-
gesetzt, welches das Tbier wahrscheinlich nicht entfernen
konnte; es hat vom innem Rande desselben weiter gebaut
und dadurch ist auf dem letzten Umgange eine tlber 1 mm
breite und ebenso tiefe Rinne entstanden, die sich bis zur
Mtlndung fortsetzt.
Die var. fuscolabiata, mit brauner Lippe, ist nicht
selten. Die rothe Grundfarbe herrscht vor, am häufigsten
sind einfarbig rothe, dann 12345 und 1 — 3 — 5; Stücke
mit gelber Grundfarbe finden sich viel weniger häufig.
22. H. pamaHa L.
Im Festungsglacis nicht selten; häufig auf dem Ja-
cobsberge.
23. H, ericetorum Müll.
Königsberg bei Detmold.
24. H. costtdata 2igl.
Eine kleine unausgewachsene Xerophile, welche ich,
leider nur in einem Exemplare, im Genist der Weser fand,
hält Hr. Prof. v. Martens mit einigem Zweifel für diese Art.
25. H. candidida Stud.
Eine sehr grosse Form, die auch Ad. Schmidt er-
wähnt (Beiträge zur Malacozoologie S. 20), kommt auf d^ou
Doberge bei Bünde in ungeheurer Menge Tor.
IV. Gattung. Btdiminus Ehrbg.
26. JB. moniantis Drap.
Selten. Wittekindsberg; Paschenburg bei Rinteln.
27. B. obscurus Müll.
Jacobsberg; Wittekindsberg; Kleinbremen; Ahrens-
burg bei Bückeburg; Falkenburg bei Detmold; Doberg bei
Bünde. In grosser Menge sammelte ich diese Art bei an-
89
haltendem Regen an den Bänmen, welche die von Minden
nach Bückebarg führende Chanssee begrenzen; bei trocke-
nem Wetter konnte ich nnr sehr vereinzelte Exemplare
auffinden.
V. Gattung. Cionella Jeflfr.
28. C. lubriea Müll.
An feuchten Orten häufig.
29. C. acictda Müll.
Leere Gehäuse im Genist der Weser; an Phryganeen-
hülsen in einem Graben unweit des Nammer Waldes. Le-
bend fand ich die Art noch nicht.
VI. Gattung. Pupa.
30. Pupa muscorum L. (non Drap.).
An den Festungs wällen; aufwiesen unweit des Nam-
mer Waldes; bei Kleinbremen; im Genist der Weser nicht
häufig. Goldfuss giebt irrthümlich Draparnaud als
Autor dieser Art an; P. muscorum Drap, ist synonym mit
minutissitna Harter.
31. P. antivertigo Drap.
Auf feuchten Wiesen, nicht selten. Im Genist der
Weser einzeln.
32. P. pygmaea Drap.
Wie vorige Art.
33. P dolidlum Brug.
Wittekindsberg, selten ; ich fand nur drei todte Exem-
plare. Abgesehen Ton der etwas unsiohem Angabe v. Sie-
bold's (Beitrag zur Preussischen MoUuskenfanna, 1838),
wonach diese gebirgsliebende Art bei Danzig, ganz ausser-
halb ihres sonst bekannten Verbreitungsbezirks, vorkommen
soll, ist wol die Porta Westphalica der nördlichste bis jetzt
mit Sicherheit constatirte Fundort derselben.
VII. Gattung. Clausüia Drap.
34. C. laminata Mont.
In Wäldern unter abgefallenem Lanb. Jacobsberg und
Wittekindsberg; Ahrensburg bei Bttckeburg; Falkenbnrg
bei Detmold; einzeln im Festongsglacis.
';«•
90
35. C. bipiicaia Mont.
An den Festungswällen und im GUirig; . Jacobdbt^
and Wittekindsberg; Ahrensburg bei Mokeburg;. *. . t
Blendlinge dieser Art waren im ungewöhnlich. natM
Sommer des Jahres 1877 auf dem Wittekindsberge nidit
selten ; ich sammelte Mitte August an einem Tage 16 StfleL
Hartmann (Erd- und Süss wasser-Gasteropoden der Schweix
1844) vcrmuthet, dass die Bildung dieser Abnoradtftten
durch Nässe, Kälte und Mangel des Sonnenlichts yeran-
lasst wird, und meine Beobachtung scheint das zu bestiU
tigen; da ich frtther nie Albinos fand, so liegt wol der
Schluss nahe, dass deren plötzliches Auftreten eine iV>lge
der eigenthUmlichen Witterungsverhältnisse des genannten
Jahres ist. Wie mir Herr Glessin mittheilt; sind auch in
andern Gegenden zu jener Zeit albine Schne<^en häufiger
als sonst gefunden worden.
Auch mehrere Missbildnngen fand ich auf deni Witte-
kindsberge, meist in Folge von Verletzungen entstanden.
An einem Exemplar war ,nach Vollendung des GehäaseB
die äussere Seite der Mündung ausgebrochen und hat das
Thier da eine neue, vollständig ausgebildete Mündung an-
gebaut; die Schnecke besitzt also zwei Mündungen neben
einander. Eine ähnliche Monstrosität beschreibt Westef-
lund im Naehrichtsblatt der deutschen malakozoologisehen
Gesellschaft 1875. S. 84.
36. C. plicata ^Drap.
Unter einer Anzahl Claus, biplicata, die mir Herr
Major Lademann zur Durchsicht übergab, fand ich mok-
iere Exemplare dieser Art ; wahrscheinlich stammj^n sietoa
der Ahrensburg bei Bückeburg.
37- C, parvfda Stud. :_■-..]
Häufig in der Porta Westphalica und im TentobojiQger
Walde.
38. C. dubia Drap. (C. rugosa Pfeiflf. bei Goldfoss).
Im Festungsglacis selten; häufiger' auf der Falken-
bürg bei Detmold und bei Kleinbremen.
39. a nigricans Pult. (C. abti48a Pfeiff. b^i Gold-
fuss).
An Bäumen, Felsen, alten Mauern etc. gemein» JBßcimr
.1
91
berg und Wittekindsberg; bei Kleinbremen; Ahrensburg bei
Bückeburg; Falkenburg bei Detmold; im Genist der Weser
einzeln ; sehr häufig im Nammer Walde. An letzterem Orte
fand ich auch eine Sealaride, var. septmtrionalis Ad.
Schmidt. Im Festungsglacis und bei der Ahrensburg«
III. Familie. Succinea.
Vni. Gattung. Succinea Drap.
^ 40. S. ptUris L.
Am Rande von Gewässern überall häufig.
41. 8. Pfeifferi Rossm.
An gleichen Localitäten wie vorige, aber seltener. . Am
Weserufer oft in grosser Anzahl auf feuchtem Schlamme
kriechend; auch im Nammer Walde häufig.
42. /S. oblonga Drap.
An feuchten Grabenrändern und auf nassen Wiesen,
aber auch an trockenen Orten, z. B. auf den Festungs-
wällen. Im Irrgarten und auf Wiesen in dessen Nähe;
Nammer Wald; Elisen; Kleinbremen; am Ufer der Else
bei Kirchlengern; im Genist der Weser und an deren üfem.
II. Gruppe. Basommatophora,
IV. Familie. Terresiria.
IX. Gattung. Carychmfn Müll.
43. C. minimum Müll.
An feuchten Stellen allenthalben; im Genist der Weser
sehr häufig.
V. Familie. Äguatilia.
X. Gattung. Limnaea Drap.
44. L. auricularia Drap. .
Eine Form; die dem Typus nach Kobelt 's Auffassung
entspricht, in den Festungsgräben und in der Bastau.
var. ampla Hartm. In der Aue und den Altwassern
der Weser.
45. L, ovata Drap.
Schöne typische Exemplare von 26 mm Höhe im Oster-
bach; kleinere in der Bastau, Aue und einigen Wiesen-
gräben. Eine Form, die durch ihr auffallend hohes Ge-
winde sehr an L. lagotis Schrank erinnert^ sammelte ich
iü einem schlammigen Wiesengraben bei Borkliaasen; eine
ähnliche, nicht ganz so hoch gewundene, im Nammer Walde.
46. L, peregra Drap.
Herr Lademann fand in hiesiger Gegend einige
Exemplare, konnte mir indess deren Fandort nicht mit
Sicherheit angeben.
47. L. truncattda Müll.
In stehenden und fliessenden Gewässern häufig; oft
auch ausserhalb des Wassers, auf dem Schlamme kriechend,
zu finden. Schöne grosse Exemplare sammelte ich im
Nammer Walde; am Fusse des Jacobsberges kommt sie
an feuchten Felsen und im nassen Moose an Hungerquel-
len vor.
48. L. stagnalis L.
In stehenden Gewässern allenthalben, meist die kan-
tige Form, var. turgida Menke. Eine schöne Sealaride
fand Herr Lademann Im Irrgarten.
49. Z. palustris Müll.
Von dieser in vielen Gegenden sehr häufigen und
variabeln Art fand ich bisher nur die typische Form, ganz
der Figur 1266 in Bossmässler's Iconographie (fortge-
setzt von Kobelt) entsprechend, in einigen Gräben.
Amphipeplea glutinosa Müll, wurde im Jahre 1827 von
Herrn Prof Dunker bei Rinteln entdeckt und war dieses
Vorkommen damals das erste bekannte in Deutschland.
Herr Dunker hatte die Güte, mir den Fundort genau zu
beschreiben, es gelang mir indess nicht, die seltene Art
au&ufinden und dürfte sie auch wol kaum noch an der
betreffenden Localität vorkommen, da das fragliche Terrain
sich im Laufe der Zeit sehr verändert hat. Die Tümpel,
in denen sie früher vorkam, sind jetzt trocken gelegt und
an ihre Stelle sind Weidenanpfianzungen getreten; ein klei-
ner Teich, in dem sie auch gefunden wurde, existirt gleich-
falls nicht mehr.
XI. Gattung. Physa Drap.
50. P. hypnorum L.
In stehenden Gewässern, ziemlich selten. Nammer
Wald; Irrgarten; Petershagener Wald.
■ ^
i
51. -P. fonlinalis L.
In bewachsenen Gräben und SUmpfen, aber auch in
fliessendem Wasser, z. B. in der Aue, Bastan und im Oster-
bach, Uäußger als vorige.
XII. Gattung. Planorbis Guettard.
52. P. corneus L.
In stehenden Gewässern mit schlammigem Grunde ge-
mein, meist in Gesellschaft von Linmaea stagnalis.
53. P. albus Müll.
In stehenden nnd fliesseuden Gewässern, nicht häufig.
Bastau; Festungsgräben; Aue; Else bei Kircblengern.
54. P. aristatus Drap.
Sumpf im Irrgarten, selten.
55. P. marginattts Drap.
An ähnlichen Orten wie P. corneus, aber noch weit
häufiger; schöne grosse Exemplare im Irrgarten.
56. P. vortex L.
Nicht selten; in SUmpfen und Gräben, aber auch in
fliessendem Wasser. Bastau; Else bei Kirchlengem ; Gräben
bei der Bleiche und unweit der Poggeumüble.
57. P. rotundatus Poiret.
In Gräben, nicht selten. Naramer Wald; Irrgarten;
Petershagener Wald; Kirehleugern.
58. P. contortus L.
Kieht selten. Osterbaeh; Graben unweit der Bleiche;
in Wiesengräben bei Meissen; Sumpf im Irrgarten; Lage;
im Genist der Weser.
59. P, fantanns Lightf'oot.
Ziemlich selten. Eise bei Kirehlengern ; Sumpf im
Irrgarten; cariöae Exemplare in einer moorigen Lache zwi-
schen dem Irrgarten und dem Dorfe Evesen.
GO, P. nUidus Müll.
Sumpf im Irrgarten; in Gesellschaft der vorigen, aber
viel seltener als jene.
XIII. Gattung. Ancylus Geoffroy.
61. Ä. fluviaülis Mlill.
In der Weser und deren Genist.
86
11. H. öbvdtda Müll.
Jacobsberg und Wittekindsberg. Nicht häufig und nur
bei sehr feuchtem Wetter lebend zu erlangen.
12. H. aculeata Müll.
In schattigen Wäldern unter faulenden Blättern; sel-
ten. Nammer Wald; Jacobsberg.
13. H. costata Müll.
An den Festungswällen; im Genist der Weser.
14. H. pulcheUa Müll.
Oft in Gesellschaft der vorigen Art, aber viel häufiger
als jene."" Sie liebt feuchte Orte, während costata auch an
trockenen vorkommt. Im Genist der Weser findet sie sich
stets in grosser Menge.
15. H. hispida L.
An feuchten Grabenrändem und in schattigen Wäl-
dern häufig. Eine kleine, sehr eng genabelte Form sam-
melte ich bei Hom im Teutoburger Walde; eine ähnliche
erhielt ich von den Externsteinen, von wo auch Goldfuss
sie erwähnt.
16. J7. imamata MiUl.
In Wäldern häufig; auch im Festungsglacis.
17. K frutkum Müll.
Im Festungsglacis ; meist die hellbraune^ seltener^ die
weisse Form. Sie scheint sich mit Vorliebe an Brenn-
nesseln aufzuhalten.
18. H. lapicida L.
In der Porta Westphalica und im Teutoburger Walde
häufig; Ahrensburg bei Bückeburg. Eine kleine Form er-
hielt ich von den Extemsteinen.
19. jH". arbi4Storum L.
Sehr gemein in den Festungswerken und an Hecken
in der Umgebung von Minden.
20. H, nemorälis L.
Allenthalben sehr häufig. Sehr schöne, farbenfirische
Exeniplare erhielt ich von Lage in Lippe - Detmold. Auf
dem Jacobsberge lebt sie in viel grösserer Anzahl, als- H»
hortensis; auf dem gegenüberliegenden Wittekindsberge
findet das Umgekehrte statt, sie tritt da gegen ihre Ver-
wandte fast ganz zurück. Folgende Bändervarietäten wur-
87
den mir bekannt (die Bänder von oben nach unten gezählt) :
12345, 12345, 12345, 12345, 12345, 12345, 1234B,
lÄ^, 12-45, — 2345, — 2 — 45, 345, - 23
, 34-, 3 — 5, 45, —3- ,
, —2345, 12—45, 12—45, sß,
45; ausserdem eine Anzahl Exemplare mit 6, einige
sogar mit 7 Bändern.
Herr Major Lademann hat diese and die folgende Art
in mehreren tausend Exemplaren gesammelt und darunfter
circa 40 mit Vervielfachung der Bänder gefunden; auch yon
Osnabrück und Stendal erhielt derselbe solche Stücke, es
scheint daher, dass sie auch in andern Gegenden sich häu-
figer finden, als man bisher glaubte. Sie gelten allgemein
als seltene Vorkommnisse, ich vermuthe indess, dass sie
bei geniauerem Nachsuchen wol überall anzutreffen sind.
Die Grundfarbe des Gehäuses differirt an den ver-
schiedenen Fundorten. Im Festungsglacis ist sie ebenso
häufig gelb als roth; die meisten Exemplare sind gebändert,
doch sind auch einfarbige rothe nicht selten; auf dem Ja-
cobsberge herrscht die gelbe Grundfarbe entschieden vor,
am häufigsten sind: 3 , 3 — 5 und 345;
einfarbig gelb kenne ich die Art nur aus dem Kammer
Walde und von Oeynhausen.
Als Abnormität verdient ein ganz flaches Exemplar
Erwähnung, welches ich auf dem Jacobsberge fand.
21. Ä hofiensis Müll.
Ebenso gemein wie vorige Art und an denselben Orten.
Auf dem Wittekindsberge kommt am häufigsten eine ein-
farbig rothe Form, var. fagorum Weinl., vor, doch finden
sich da auch gebänderte Exemplare; sie sind bedeutend
kleiner als die aus der Ebene. Ebenso kleine Stücke, ein-
farbig gelb,, erhielt ich von Lage in Lippe- Detmold. Die
Grundfarbe des Gehäuses ist in der näheren Umgebung
Mindens meist gelb; im Festungsglacis machen die unge-
bänderten gelben wol die Hälfte aller Exemplare aus.
Vqu Bändervarietäten beobachtete ich : 12345, 12345,
12345, 12345, 12345^ 12345, 12345, 12345, 12345,
V -
96
V. Gattung. Pisidium C. Pfeiflf.
81. P. amnicum Müll.
In Bächen und Flüssen, aber auch in stehenden Was-
sern. Weser; Bastau; in einem Graben anweit des Nammer
Waldes.
82. P. supinum A. Schmidt.
Von dieser seltenen Art fand ich ein Exemplar bei
Eirchlengem in einem Seitengraben der Else.
83. P. henslowianum Shepp.
Im Genist der Weser; in einigen Gräben unweit des
Nammer Waldes.
84. P. fossarinum Clessin.
In schlammigen Gräben häufig; bei der Poggenmtthle;
im Petershagener Walde ; Gräben unweit des Nammer Wal-
des; im Irrgarten und auf der sogenannten Behwiese.
85. P. pallidum Jeflfr.
Im Genist der Weser.
86. P obtusde C. Pfeiflfer.
Gräben im Nammer Walde.
87. P ptisülum Gmel.
Im Genist der Weser.
88. P. subtruncdUum Malm.
Im Sanverbach.
89. P. müium Held {Qassiesianum Dup.).
In einem Graben bei der Bleiche; häufig.
90. P. Scholtm Cless.
An Phryganeenhülsen in einem Wiesengräben unweit
des Nammer Waldes.
III. Familie. Dreissenidae,
VI. Gattung. Vreissena van Beneden.
91. D. polymorpJia Pallas.
Herr Lademann fand ein todtes Exemplar in der
Weser; es ist mir trotz eifrigen Suchens nicht gelungen,
die Art lebend aufzufinden.
97
Das vorstehende Yerzeichniss zählt 44 Land-, 26 Was-
seivSchnecken and 21 Muscheln au^ die Fauna ist also für
das kleine Gebiet eine yerhältnissmässig reiche zu nenneni
zumal die Nacktschnecken ttbergangen sind und noch einige
von Goldfuss in hiesiger Gegend gesammelte Arten hin-
zukommen.
Die ergiebigsten Fundorte waren für mich die süd-
lich von Minden gelegenen Berge der Porta Westphalica,
der Jacobsberg am rechten und der Wittekindsberg am
linken Ufer der Weser. Der Juraformation angehörig und
mit schönem Laubwalde bestanden, bieten sie den Schnecken
die beiden nöthigsten Existenzbedingungen, Kalk und Feuch-
tigkeit, in hinreichendem Masse und sind daher der Ent-
wicklung einer reichen Molluskenfauna sehr günstig. Bei
anhaltendem Regen wimmelt es deshalb auch von Schnecken,
und namentlich Clausilien sind dann in grosser Zahl zu
finden. Die Fauna der beiden Berge ist nicht ganz gleich,
die meisten Arten sind aber Beiden gemeinsam. Ich sam-
melte auf Beiden, mehr oder weniger häufig: Vitrina pel-
lucida; Hyalina cellaria; Helix pygmaea, rotundata, ob-
voluta, pulchella, lapicida, nemoralis, hortensis; Buliminus
obscurus; Glausilia laminata, biplicata, parvula und nigri-
cans; dagegen wurden von mir Helix aculeata undpomatia
nur auf dem Jacobsberge, Hyalina pura, Buliminus mon-
tanus und Pupa doliolum nur auf dem Wittekindsberge
beobachtet. Auffallend ist das Fehlen der kalkliebenden
Xerophilen und der in der Lebensweise sich ihnen an-
schliessenden Torquillen und Buliminus detritus und tridens,
für welche die begrasten Abhänge geeignete Wohnplätze
bieten würden.
Den Gegensatz zu dieser Gebirgsfauna bietet das sich
im Norden der Weserkette ausdehnende Flachland. Die
gebirgsliebenden Species, Helix obvoluta und lapicida, Bu-
liminus montanus und Pupa doliolum verschwinden, feuch-
tigkeitsliebende Pupa- Arten, Carychium minimum, die Suc-
cineen und vor Allem die Wassermoll asken treten dage-
gen auf.
Die Weser, welche in der Porta Westphalica die
Weserkette durchbricht, durchfliesst die Ebene mit ziemlich
Verh. d. nat. Ver. Jahrg. XXXV. 5. Folge. V. Bd. ^
98
starkem Grefälle nnd bietet namentlich in den dnrch Strom-
regalirangen von ihr abgeschnittenen schlammigen Altwas«
sern, die nur bei Hochwasser mit ihr in Verbindung stehen,
geeignete Wohnplätze für zahlreiche Mollusken. Folgende
Arten wurden von mir darin gesammelt: Limnaea anricii-
laria var. ampla, truncatula, Ancylus fluviatilis, Palndina
fasciata, Bithynia tentaculata, Neritina fluviatilis, Unio ba-
tavus, crassus, pictorum, tumidus, Anodonta piscinalis und
var. ventricosa, Sphaerium rivicolum, Scaldianum und Pi-
sidium amnicum. Dreissena polymorpha fand Herr Lade-
mann, aber nur in einem Exemplare; Sphaerium solidum,
die in der Unterweser nicht selten ist, kommt anscheinend
hier nicht vor.
In den Nebenflüssen, soweit ich dieselben kenne, fin-
den sich diese Species nur zum Theil, doch kommen da-
gegen einige andere hinzu. In derWerre, welche sich bei
Rehme, südlich der Porta, in die Weser ergiesst, sammelte
Goldfuss ausser den genannten Najaden noch Anodonta
cellensis und complanata; ferner kommen Sphaerium rivi-
colum und Ancylus fluviatilis darin vor und auch Bithynia
tentaculata dürfte wol kaum fehlen, wenigstens erhielt ich
sie aus dem Genist der Werre, zusammen mit ihrem sel-
tenen Verwandten, Bith. ventricosa. Der Zufluss der Werre,
die Else, hat schlammigen Grund und schwaches G^lälle,
ihre Fauna nimmt daher einen andern Charakter an; Pa-
ludina fasciata ist durch Pal. contecta, Ancylus fluviatilis
durch A. lacustris vertreten; erwähnenswerth ist auch das
Vorkommen von Pisidium supinum.
Die Bastau, mit dunklem Wasser und moorigem
Grunde, ist trotzdem ziemlich reich an Mollusken; ver-
schiedene Arten von Limnaea, Physa, Planorbis, Valvata
und Pisidium sind darin nicht selten, Paludina contecta,
Bithynia tentaculata und Sphaerium comeum kommen Häufig
vor; dagegen sind die grösseren Muscheln nur durch eine
verkümmerte Form von Anodonta piscinalis, die sich hin
und wieder findet, vertreten. Von den Festungsgräben, die
zum Theil mit der Bastau in Verbindung stehen, gilt das-
selbe; sie haben schlammigen Grund, sind stellenweise sehr
stark mit Pflanzen bewachsen und zeigen daher eine typische
Sumpffauna.
Aehulich verhält ea sieh mit dem Osterbach — einem
kleinen Grewilsser, welcbes in die Weser mttndct, aber in
heiasen Sommern theilweise austrocknet — tind einigen
Gräben, westlich von der Weser, unweit der Bleiche und
der Poggenmühle, die theils schlammigen, theils moorigen
Grand haben und zur Weser abfliessen; diese waren bis
jetzt die einzigen Fundorte flir Limnaea palustris.
Dagegen ist die Aue, ein kleiner Fluas, der aus dem
Fflretentbum Schaumburg-Lippe kommt, mit klarem Wasser
nnd sandigem, stellenweise schlammigem Grunde, ziemlich
arm an Mollusken. Limnaea auricularia, ovata nnd sta-
gnalis, Physa fontinalis nnd Planorbia albus durften wol alle
darin vorkommenden Sehnecken sein; ausserdem findet sich
noch Calyculina laeustris in kleinen Exemplaren und eine
verkümmerte Form von Unio crassus, welcher Menke den
Namen U. rngatus beilegte.
Dicht am Ufer der Weser und fast aller der genann-
ten Gewässer kommen im feuchten Grase nnd an Wasser-
pflanzen unsere beiden grossen Suceineen und Hyalina nitida
häufig vor, im feuchten Weidengebüsch leben Hetix pnl-
Chella, hispida und arbustorum, hin und wieder auch Suc-
Cinea oblonga; das an das Inundationsgebiet grenzende
Ackerland ist fast ganz sehueckenleer.
Das Genist, welcbes die Hochwasser, besonders die
Winterfluthen, an den Ufern absetzen, bringt stets eine
Menge leere Schalen von Landschnecken mit; Wassermol-
Insken finden sich in demselben auch, aber viel seltener.
Ich sammelte darin folgende 35 Arten (die gesperrt ge-
druckten regelmässig nnd in grösserer Anzahl, die Übrigen
nur vereinzelt) : Vitrina pellucida, Hyalina nitidula, nitida,
radiatula, fulva, Helix pygmaea, rotundata, costata, pnl-
chella, hispida, arbustorum, nemoraüs, hortensis, costu-
lata ?, Cionella lubrlca, acicnla, Pupa muscorum, änti-
vertigö, pygmaea, Clausilia nigricans, Succinea pntris,
Pfeifferi, oblonga, Carycbium minimum, Limnaea auricu-
laria, truncatnln, Ancylus flnviatilis, Planorbis contortne,
Bithynia te|ntaculata, Valvata cristata, piscinalis, Sphae-
riumrivicolum, 'PisldiumpuaiUum, henslowianum, pallidum.
Für Landschnecken ist in der nächsten Umgebung
100
Mindens das Festungsglacis der ergiebigste Fundort; Hya-
lina nitidula, Helix rotundata, hispida, incamata, fraticamy
pomatia und Gionella lubrica sind darin nicht selten, Vitrina
pellucida, Clausilia biplicata, nigricans und dubia treten
vereinzelt, Helix arbustorum, nemoralis und hortensis mit
var. fuscolabiata in ungeheurer Anzahl auf. An den Wällen
finden sich dieselben Arten, mit Ausnahme von Helix fra-
ticum und Clausilia dubia, an einigen Stellen kommen noch
Helix costata, Pupa muscorum und Succinea oblonga hinzo.
Ein anderer sehr reicher Fundort ist der im Osten der
Weser, zwischen Minden und Bückeburg gelegene Nammer
Wald, ein lichter Hochwald mit gemischten Beständen und
vielem Unterholz. In demselben sammelte ich mehr oder
weniger häufig: Hyalina crystallina, nitida, radiatula, Helix
pygmaea, aculeata, pulchella, hispida, incamata, nemoralis,
Cionella lubrica, Clausilia nigricans und Carychium mini-
mum; auf Wiesen in der Nähe Pupa muscorum und anti-
vertigo und Succinea oblonga; in Gräben, die den Wald
nach verschiedenen Richtungen durchziehen, Limnaea ovata
und stagnalis, Physa hypnorum und fontinalis, Planorbia
corneus und leucostoma, Valvata cristata und Pisidium ob-
tusale. Im Sanverbach, der den Wald im Westen begrenzt
und die erwähnten Gräben aufnimmt, kommen ausser den
genannten Arten noch Paludina contecta, Bithynia tenta-
culata, Pisidium subtruncatum und henslowianum vor und in
einem Wiesengraben an der Minden-Bückeburger Chaussee,
der gleichfalls mit dem Sanverbach in Verbindung steht,
fand ich an Phryganeenhülsen Gionella acicula, Pisidium
amnicum und das seltene Pisidium Scholtzii.
Jenseits der genannten Chaussee setzt sich der Nammer
Wald fort, führt aber hier den Namen Irrgarten. Einige
Gräben darin bieten nichts wesentlich Neues ; von den Land-
moUusken verschwinden Hyalina crystallina, Helix pygmaea,
aculeata und Clausilia nigricans ganz, die andern Arten
werden seltener. Dagegen hat sich in einem mitten im
Walde gelegenen Sumpfe, dessen Grund mehrere Fuss hoch
mit Eichenblättern bedeckt ist, eine reiche Fauna ent-
wickelt; Limnaea stagnalis, Planorbis marginatus und Pa-
ludina contecta finden sich in grossen, meist etwas ange-
101
fressenen Exemplaren, Physa fontinalis, Planorbis contortüs
und complanatas, Ancylus lacnstris and Calycnlina laenstrifi
sind hänfig nnd fttr Planorbis nitidus und eristatus ist er
der einzige mir bekannt gewordene Fundort in hiesiger
Gegend. Auf der sogenannten Rehwiese beim Irrgarten
sind Pupa pygmaea und antivertigo nicht selten. Nördlich
vom Irrgarten, nach dem Dorfe Evesen zu, sind zahlreiche
kleine Lachen, theils stark bewachsen, theils pflanzenleer,
mit moorigem Grunde, die von verkümmerten und stark
angefressenen Exemplaren von Limnaea stagnalis, Planor-
bis corneus und marginatus, Paludina contecta und Bithynia
tentaculata bewohnt werden
Von den in meinem Verzeichniss aufgezählten 91 Arten
finde ich in der mir zugänglich gewordenen Literatur fol-
gende 33 noch nicht aus Westfalen erwähnt: Hyalina cel-
laria, crystallina, Helix pulchella, costata, fruticum, costu-
lata, Buliminus montanus, Gionella acicula, Pupa doliolum,
muscorum, Succinea Pfeifferi, Limnaea auricularia; pa-
lustris, Physa hypnorum, Planorbis cristatus, fontanua,
nitidus, Ancylus lacustris, Paludina fasciata, Bithynia ven-
tricosa, Valvata cristata, Anodonta cygnea (wofern nicht
cellensis mit ihr identisch ist, wie Kobelt jetzt annimmt),
Sphaerium corneum, Scaldianum, Pisidium amnicum, supi-
num, fossarinum, pallidum, pusillum, Scholtzii, subtrun-
catum, milium und Dreissena polymorpha, und von diesen
scheinen folgende zehn Species aus dem Vereinsgebiete
überhaupt noch nicht bekannt geworden zu sein: Helix
costulata, Bithynia ventricosa, Sphaerium Scaldianum, Pi-
sidium supinum, fossarinum, pallidum, pusillum, Scholtzii,
subtruncatum, milium.
Hoffentlich giebt meine kleine Arbeit auch Andern
Veranlassung, sich mit der so leichten und lohnenden Er-
forschung der Molluskenfauna ihrer Umgegend zu beschäf-
tigen; Westfalen ist in conchyliologischer Hinsicht leider
noch fast vollständige terra incognita. Auch bei Minden
dürfte noch manches Interessante, namentlich von klekk&T^^
Ärteu, zu finden sein, ich habe deshalb die Fundorte genau
ang;egeben, um etwaigen späteren Sammlern einen Finger-
zeig zu geben, wo sie am meisten aiit Ausbeute zu hoffen
haben.
Nachtrag.
Erst nach Abachlnss vorstehender Arbeit lernte ich
das vor 2 Jahren im Jahresbericht der Zoologischen Se-
ction des Westfälischen Proyinzial- Vereins für Wisgenschaft
und Kunst pro 1875 (Münster 1876) Anlage VI erschienene
„Verzeichniss der Weichthiere Westfalens und Lippe-Det-
mold's, nach den darüber bekannt gewordenen Materialien
und eigenen Beobachtungen zusammengestellt von B. Far-
wick in Cleve" kennen.
Dasselbe zählt unter Berücksichtigung der Angaben
von Goldfuss 26 Gattungen mit 112 Arten auf'(oicht 111,
da in der Zusammenstellung der Zahlenverhältnisse Clau-
silia nur mit 9 anstatt 10 Species fignrirt), und zwar 13
Gattungen mit 65 Arten Land- und 8 Gattungen mit 32
Arten Sttsswassersehnccken, 4 Gattungen mit 14 Arten Bi-
valven und eine Bryozoe (Alcyonella stagnornm); diese
Zahlen erleiden indess einige Aenderungen.
Als Hpeeies sind zu streichen:
Arion olivnceus Ä. Schmidt; ist wol kaiim eine gnte
Art nnd dürfte zu A. empiricorum zu ziehen sein, bis durch
Zuchtversuehe über ihre Artberechtigung entschieden ist.
Fupa sejc-dentaia; ist nur eine Form von P. Septem-
dentata, die vielleicht nicht einmal als Varietät gelten kann.
Succinea arenaria Boueb; ist wahrscheinlich nur Va-
rietät von S. oblonga.
Limnaea fusca C, Pfeiff.; ist nach Kobelt mit G. pa-
lustris zu vereinigen.
Ancyhfs deperdiius; wol nur eine Form von A. flu-
viaiüis.
Pisidium obliquttm Lam. ; ist nnr Synonym von P.
amnicmn Müll.
103
Dagegen betrachtet Farwiek von den Anodonten nur
cygnea und anatina als sichere, cellensis, piscinalis und
complanata als zweifelhafte Species. Nach der Ansicht
Kobelt's, der ich beitrete, ist cygnea mit cellensis, pis-
cinalis mit anatina zu vereinigen; die Artberechtigung der
A. complanata ist durch anatomische Untersuchung fest-
gestellt.
Die Anzahl der nach dem Farwiek 'sehen Verzeich-
niss in Westfalen beobachteten Arten reducirt sich also,
wenn wir von Alcyonella absehen, auf 106; dazu kommen
aus hiesiger Gegend: Hyalina alliaria und pura, Helix
costulata, Planorbis cristatus, Cyclostoma elegans, Paludina
fasciata, Unio batavus, Sphaerium Scaldianum, Pisidium
supinum, pallidum, pusillum, Scholtzii, subtruncatum, mi-
lium und Dreissena polymorpha, und ist demnach bis jetzt
das Vorkommen von 121 Species in Westfalen und den
lippeschen Fürstenthümem constatirt.
Der von mir gegebenen Literaturttbersicht sind nach
Farwiek noch anzuftlgen: Westermeier, Schneckenlese
in Westfalen, in „Natur und Offenbarung^ Jahrgang 1868
und 1869.
Farwiek, die Bernsteinschnecken Westfalens, in der-
selben Zeitschrift, Jahrg. 1874.
Farwiek, zur Eenntniss der einheimischen Schnecken,
im Jahresbericht der zoologischen Section des Westfälischen
Provinzialvereins für Wissenschaft und Kunst pro 1874,
Der Gotopaxi
und seine letzte Eruption am 26. Juni 185
Dr. Theodor Wolf
(Mit Tttf. I und n.)
Der Cotopasi, dieser Vulkau-Riese der äquatorialen
Anden, hat durch Beinen letzten furchtbaren Ausbruch, am
26. Juni 1877, die Aufmerkeamkeit nicht nur der Bewohnet
Ecuadors, sondern man darf sagen der ganzen ciTilisirten
Welt, und ganz besonders der Geologen auf sich gelenkt
Mehr oder weniger ausführliche Beschreibungen dieses Ereig-
nisses sind wohl lu allen g^iössern Tagesblättem Enropae
und Nordamerikas veröffentlicht worden; dennoch dürfte
es Keitgemäes erscheinen, den fllr ein grösseres Leeepnbliknm
bestimmten und daher niclit immer streng wissenschafitliel)
gehaltenen Berichten einige den Geologen speciell interes-
sirende Nachrichten folgen zu lassen, respective jene ra
ergänzen oder zu berichtigen.
Erst im September dieses Jahres, fast i'/a Monate
nach dem Ausbruch, wurde es mir vergünnt, den Gotopaxi
und seine Umgebungen zu besuchen; allein diese Verzö-
gerung ward mir zum Vortheil, indem ich mich nun dem
Vulkan nicht nur gefahrlos nähern, sondern ihn selbst bis
zu seinem Kraterrand besteigen konnte, was beides bis
Kode August wegen dessen fortgesetzter Thätigkeit nicht
möglich gewesen wäre. — Zum bessern Verständnias nnd
zur Erläuternng der nachfolgenden Beschreibung mtlge das
beigegebene Kärtchen (Taf. I) dienen, das ich während meiner
14t%igen Reise um den Berg aufgenommen habe und wel-
ches, obwohl auf keine absolute Genauigkeit Anspruch ma-
chend, da es nicht auf neue astron. Ortsbestimmungen
105
basirt ist, dennoch dem Zweck dieses Aufsatzes gentigen
und sich in seinen Details als ziemlich richtig erweisen
dürfte.
Topographisches.
Der Gotopaxi, der zweithöchste Berg Ecuadors und
nur 367 Meter niedriger als der Chimborazo, ist zugleich
der höchste thätige Vulkan der Erde. Auch in land-
schaftlicher Beziehung behauptet er eine sehr bevorzugte
Stellung unter den Riesenvulkanen Ecuadors, indem er sich
zwischen dem Sincholagua (NO) und dem Quilindana (SO)
bis an den westlichen Rand der breiten Ostcordillere vor-
drängend, fast unmittelbar aus der Ebene von Latacunga
zu erheben scheint und ein wundervoll erhabenes Schau-
spiel darbietet. Ihm gegenüber stehen, ähnlich aus der
Westcordillere vorspringend, die imposanten Schneepyra-
miden des Ilinisa; aber der bedeutende Krater des Rumi-
nahui an seiner nordwestlichen Seite, dessen Ränder 4700
Meter hoch bis zur Schneegrenze reichen, wird durch den
Gotopaxi so zu sagen in den Schatten gestellt und trägt nur
dazu bei, die colossalen Dimensionen dieses recht hervor-
treten zu lassen.
Aus der Entfernung einiger Meilen erscheint er, beson-
ders im blendend weissen Mantel nach starkem Schneefall,
als ein sehr regelmässiger, oben etwas schief abgestutzter
Kegel (s. die Abbildung Taf. II). Aber diese Regelmässigkeit
verschwindet, sobald man sich seinen steilen Gehängen nähert
und noch mehr, wenn man an denselben hinau&uklettem
versucht. Was sich aus der Ferne als dunklere Linien,
schwarze Flecken und unbedeutende Unebenheiten dar-
stellte, ergibt sich nun als tiefe Schluchten, zackige Fels-
kämme, jähe Abstürze; man glaubt dann nicht mehr einen
einzelnen Berg, sondern ein ganzes Gebirge mit trennen-
den Thälem und hohen Bergrücken vor sich zu' haben.
Von ganz besonderer Bedeutung flir das Verständniss
der Oro- und Hydrographie des Gotopaxi, sowie dessen
Verheerungen, die er bei seinen Eruptionen in der Umge-
gend anrichtet, sind die sogenannten „Quebradas" oder
„Huaicos". Es sind dies tiefe Schluchten mit faÄt %^\skr
i
rechten Wänden, welche gewöhnlich otwaa oberhalb def
äehneegrcDKe beginnend, radienartig nach allen Eichtungen
vom Berge herablanfen. Im obern Theile mit jähem Ütn-
fälle nnd faat gerader Richtung, vereinigen sie sich am
Fn8s des Kegels, in den sanfter geneigten Arenalen oder
etwas weiter unten in den Paramos, zu mehreren «nd bil-
den den Beginn einiger bedeutender FIüshc, nämlich des
Eio Cutuchi gegen Westen, desEioPita gegen Noi'deo
und des Eio Napo gegen Osten.
Betrachten wir zuerst die West- und Südwestseite dea
Berges mit dem System des Rio Cutuchi, — Beinahe süd-
lich vom Cotopaxi- Gipfel erhebt sich dicht an der Schnee-
grenze und diese xim 300 Meter überragend, die biaajre
Felsenpartie, welche man Cabeza del Cotopaxi oder ge-
wöhnlicher nur el Picaeho aennt, und die nach Dr. Eeiss
einer altern vulkanischen Formation angehört. An der Ost-
seite des Picaeho entspringt die erste grosse Quebrada,
welche nach kui'zem südlichen Lauf sich in weitem Bogen
gegen Südwest wendet und, ohne eine andere Quebrada
vom Cotopaxi aufzunehmen, sich erst in der Nähe von
Latacuiiga unter dem Namen des Rio AUques mit dem
Cutuchi vereinigt. Bis zum Dorfc Aläqnes ist der Bach,
welcher nur von der linken Seite her durch ein paar Zn-
flllsse verstärkt wird, iu eine über 100 Meter tiefe Schlucht
eingcfasst. — Auf der westliehen Seite des Picaeho folgen
rasch hinter einander zwei ganz ähnliehe Qnebradas, die
des Purgatorio und die von San Diego. Sie beschreiben
anfangs, fast parallel laufend, einen ähnlichen Bogen, wie
der Rio Aläques, wenden sieh dann aber rascher nach
Westen und vereinigen sich in der Nähe des Dorfes MulaW
mit dem Rio Saquimälac. Letzterer entspringt aus einer
gleichen Quebrada, die im obern Theil Burrohuaico heisat
nnd gleich auf S. Diegohuaieo folgt; er nimmt einen etwas
geradem Lauf und fällt eine Meile westlich von Mulalö ia
den Cutuchi. — Die vier bisher genannten Qnebradas filh-
ren auch in ihrem obersten Theil immer Wasser, die fol-
genden sind flir gewöhnlich trocken (das Wasser versickert
im tiefen Sand) und füllen sich nur bei starkem Regen oder
anssergewöhnlichem Schneegang. Pucahuaico (unten Que-
brada de Planchaa) folgt noch der allgemeinen Richtung
des Rio Saquimälac, aber das nächste, Manzanatiuaico, biegt
kurz unter der Schueelioie fast im rechten Winkel um und
folgt der entgegengesetzten Richtung, gegen NW, bis an
die Abhänge des Ruminahui. Auf diesem Wege nimmt ea
Chanchunga-, MilHhuaico und noch einige andere nicht un-
bedenteiide „Haaicos" auf, ohne aber dem aus dieser Ver-
einigung entstehenden Bett des Cutuehi Wasser zuzuführen.
Eigentlich entspringen die Quellen dieses Flusses in den
Schluchten des Ruminahui, Ein Blick auf das Kärtchen
wird dieses nach der Beschreibung etwas verwickelt schei-
nende System von öehiuchten und Bächen als ziemlich ein-
fach darstellen; man sieht, wie der gleichsam zwischen
Cotopaxi und Rumiflahui entstehende Rio Cutuehi an den
Abhängen des letztern nach Südwest umbiegt, dem Gebirgs-
knoten von Tinpullo entlang in die Ebenen von Gallo her-
untersteigt und dann bia über Latacunga hinaus die allge-
meine Richtung nach Süd einhält Er sammelt allmählig
und bevor er Latacunga erreicht, alle Quebradaa und Gle-
wässer, welohe im halben Umkreis des Cotopaxi von Süd
und West herunterkommen Jede Anschwellung eines der
Bäche ranss sich sofort in Latacunga bemerklich machen. —
Die sanft gegen Slidcn geneigte Ebene von Latacunga liegt
in der absol. Höbe von 3100 (ntirdl. Theil bei Gallo) bis
2800 (sUdl. Theil bei Latacunga) Meter; aus ihr erheben
sich die Gehänge des Cotopaxi sehr sanft und terassen-
fücmig bis in die Nähe der Vegetationsgrenze oder der
sogenannten Arenale. Nur die Ränder der Terassen sind
etwas steil, aber gewöhnlich niedrig. Am Beginn der Are-
nalo oder Sand- und Steinwüsten (3800—4000 m) wird die
Neigung bedeutender und steigert sich im allgemeinen von
da bis zur Schneegrenze; der schneebedeckte Kegel selbst
dürfte im Durchschnitt die Neigung von 40 Grad besitzen,
doch ist dieselbe ziemlich variabel an verschiedenen Stel-
len. Beinalie /.wischen allen Quebradas kann man leicht
und selbst zu Pferd bia an die Schneegrenze gelangen;
aber sehr schwierig, ja unmöglich ist es, quer über die
tiefen Schluchten hinwegzukommen, also den Berg von die-
ser Seite in den Arenalen oben zu umgehen. Man muss
iL
nothwendig von Mnlalii aus raelirere Escursionen zwisM
je zwei Qoebradag liiuauf machen; deon, eiDmal oberM
der ersten Terrasse angelangt, bleibt man rechts und links
zwischen tiefen Abgründen eingeengt.
Wenden wir uns nun zur Nord- und Nordostseite dea
Cotopaxi, so treffen wir dort ein ganz ähnliches System
von Schluchten und Bächen. Aber die Ebenen, in welchen
sich dieselben sammeln, sind viel hülier gelegen und daher
dem Bergkegel näher gerückt, sie liegen auf der Ostoor-
dillere, und sind eigentlich breite Thäler und Sättel zwi-
schen Cotopaxi, Rnmiüabui und Sincholagua. Ein solcher
Sattel ist zunächst daa grosse volikorauien ebene Arenal
von Limpiopungo (3888 m) am NWFuss des Vulkans, atlf
welchem eine kleine, durch die letzte Eruption noch mehr
zusammengeschrumpfte Lagime vielleicht den Ueberrest
eines grossem See's darstellt. Dieses Arenal setzt sich
gegen Norden direkt in die sanftgeneigte Ebene von Salto-
pamba (3726 m) fort, und diese ihrerseits schliesst sich an
die Clanos del Mutadero an, welche aht ein breites Thal
den nordilstlichen Fuss des Cotopaxi umgeben und im mitt-
lem Theile die Höhe von 3900 Metern besitzen '). Die ei-ste
grosse Quebrada, welche man, von Westen nach Limpio-
pungo hinaufsteigend, antrifft, ist die von Yanasache, und
gleich darauf folgt die ähnliche von Horuo- oder Horno-
lomahuaico; beide treten nicht weit unterhalb der Schnee-
linie in die Ebene, und aus ihrer Vereinigung entsteht der
Rio Pedregal, obgleich derselbe, wie der Cutuehi, das meiste
1) leb bemerke, dai«a die meigten nöhenangaben in dieGem.
Aufsatz dem verdienstvollen IlÖlionverzeiciinisa von ReiBB und Stübel
(„AltiiraB tomadas en la Repiililica del Ecuador. Quito 1873") ent-
nomniBn sind, da ioh in dasBelba mehr Vertiaaeu setze, als in meine
eigenen Berechnungen, welobe sich nur auf ein, wenD auch gutes,
Aneroid-Baromeler gründen. Wo ea nothwendig eraehiEn, die
eigeuRii llöhenbeoh achtun gen lu geben, maclite ich die Üerechnung
immer mit Böüuguahme auf einen nahegelegene a von Dr. Heisa und
Dr. Sliibel genau bestimmten Punkt, ao welchem ich zuvor das
Aneroid vprgkichen Itotinte, um so durch Messung geringerer EI öhen-
diBtanzeu die bei Anwenduns; derartiger Instrumente fast uavermeid-
iichen Fehler so unbedeutend wie möglich ku inioben.
109
Wasser vom Raminahui her empfängt. Weiterhin, gerade
am Nordabhang des Berges, entspringen die vier oder fünf
bedeutenden Huaicos von Tauriloma oder Tauripamba
zwischen alten Lavaströmen und vereinigen sich in zwei
grossem Quebradas, welche nach Umgehung des Hügels
Ingaloma die allgemeine Richtung nach Norden einhalten.
Hier liegen dem Cotopaxi eigenthümliche spitze Kegelberge
(cerros de Salitre) vor, deren Kern, wie an den tiefen Ein-
schnitten der Quebradas zu sehen ist, aus Lava besteht;
auch Ingaloma gehört zu ihnen und trägt auf der höchsten
Spitze (4092 m) die deutlichen Spuren einer alten indiani-
schen Festung, einer sogenannten Pucard. — Die drei fol-
genden Quebradas, von denen die bedeutendste die des
Mutadero ist, laufen gegen NO vom Berge aus, und die
letzte endlich, Chacanahuaico, entspringt an dessen Ost-
abhang, lauft zuerst östlich und nordöstlich, dann aber nach
starker Biegung unter dem Namen des Bio Pita nordwest-
lich, den Abhängen des Sincholagua entlang. Der Bio Pita
sammelt alle genannten Quebradas, verstärkt sich aber be-
sonders durch die vielen vom Sincholagua zuströmenden
Bäche, und nimmt am untern Ende der Ebene von Salto-
pamba den Bio Pedregal auf. Von dort fliesst er mit star-
kem Gefäll gegen Norden in eine tiefe Schlucht zwischen
Sincholagua und Pasochoa eingeengt,* dem breiten Thale
von Chillo zu.
Schliesslich haben wir noch einen Blick auf die Ost-
und Südostseite des Cotopaxi zu werfen. Dort finden sich
keine ausgedehnten Ebenen am Fusse des Berges, sondern
die Schluchten setzen direkt in tiefen Thälern zwischen
hohen Bergzügen fort. Das Terrain ist vorherrschend
sumpfig. Gerade gegen Osten und hart neben Chacana-
huaico entspringt die Quebrada von Yanapata und dann
folgt die aus mehreren Huaicos entstehende Quebrada von
Chiriraachay. Beide vereinigen sich zum Bio Tamboyacu.
Endlich sind die gegen SO gerichteten Schluchten des
Pucahuaico zu nennen, welches in den Bio Ami mündet.
Letzterer durcbfliesst in nordwestlicher Bichtung das Thal,
welches die Grenze zwischen dem Gebiet des Cotopaxi und
dem des Quilindana bildet. Er vereinigt sich im Valle
vicioso mit (ieni Tamboyacu und kann mit letzterem tu
den Battptquelten des Rio Napo gerechnet werdea, Aöf
Pncahnaico folgt ein grosser Zwischenraum ohne bedeu-
tende Quebrada in der Nähe der Schneegrenze, Ein breiter
Gebirgsrüclten, Yautaloma, der sich vom Cotopaxi gegen
den weithin sichtbaren Morro hinzieht, stellt den Kamm der
Ostcordillere nnd die Wasserscheide der östlieb und west-
lich abfliessendon AVasscr dar. Westlich von diesem Snmm
trifft man zuerst auf die neben dem Picacho entspringende
Quebrada des Rio Alaqucs, mit welcher wir die Rundschau
am Cotopaxi begonnen haben.
Um diese topographische Skizze nicht gar zu weit-
schweifig und diilorLh unklar zu machen, erlaube ich mir
bezüglich mauLher Linzeinheiten nochmals auf das Kärt-
chen z« \-er\t eisen welches die geschilderten Verbäitnissa
Bchneller und besser einprägen wird, als eine lange Be-
schreibung. Intere'<8ant dürfte noch die Bemerkung sein,
dass am Cotopaxi (bei der grössten Flüsse Ecuadors ent-
springen. Soeben wurde schon gesagt, dass der gegen
Osten fliessende Rio Amt der Anfang des gewaltigen Rio
Napo ist. Der Cutuchi fliesst unter wechselnden Namen
südlich bis zum Fuss des Tunguragua, nimmt dort den Rio
Ohambo auf, welcher ihm die Gewässer der Provinz Rio-
bamba znftihrt, durchbricht die Ostcordillere und strömt als
Rio Pastassa dem Maranon zu, vrie der Napo. Der Rio
Pita endlich ist der Anfang des Rio Esmeraldas, des gröss-
ten {resp, längsten) Flusses West-Ecuadors; er durchbricht
unter dem Namen des Guallabamba die Westeordillere einige
Meilen nürdlich vop Quito, und mündet in den paeifischen
Ocean.
Geologischer Rau des Cotopaxi. — Alte Lava-
ströme.
Die vielen Quehradas und Huaicos, welche tiefe Ein-
schnitte im ganzen Umkreis des Cotopaxi-Kegels bilden,
bieten eine vortreffliche Gelegenheit zum Stndium seines
geologischen Baues. Dieser ist einfach oder coraplieirt,
wie man es nehmen will: einfach, indem sich der Berg an
allen der Beobachtung zugänglichen Orten als ganz und
V
111
ansschliesfllich ans den^lben Haterialen zasammengesetzt
darstellt, welche anch die Produkte der historischen Aus-
brüche waren; complioirt, indem sich diese Materialien nn- ^
endlich manniglaltig in ihrer physischen Gestaltung und
Wechsellagernng erzeigen, vom feinsten Bimssteinsund bis
zur dichten Andesitlava, von der papierdttnnen Aschen-
schicht bis zu den hundert Meter mächtigen Lavab&nken
und Strömen. — Gerade bei der letzten Eruption haben
die ungeheuren Wasserfluthen, welche durch die Schluchten
herabstürzten, die Wände derselben tüchtig abgewaschen,
und die schönsten ganz vertikalen Profile im grossartigsten
Maassstabe hergestellt. So tief diese Schluchten auch sein
mögen, so entdeckt man doch nirgends, auch nicht auf
ihrem Grunde, homogene grosse Andesitmassen, wie sie die
Theorie der „gehobenen Andesit- und Trachytkuppen** er-
warten liesse, und wie sie sich in der That an kleinen
geschlossenen Trachytbergen finden, z. B. im rheinischen
Siebengebirge. Das feste zusammenhängende Material des
Gotopaxi besteht nur in Lavabänken von wechselnder Mäch-
tigkeit, welche stets, auch wo sie nur auf kurze Strecken
entblöst oder nur mehr in kleinen Stücken erhalten sind,
die deutlichsten Anzeichen des Geflossenseins und Erkal-
tens an. der Oberfläche tragen, also nichts anderes, als
wahre Lavaströme sind, welche später überdeckt wurden.
Fast immer sind diese Bänke an ihrer Oberseite schlackig
und porös und werden nach unten dichter ; wo die Schlacken-
decke fehlt, sind die deutlichsten Spuren einer spätem Zer- •
Störung derselben wahrzunehmen. Stets sieht man, ' dass
sich die Mächtigkeit der Bänke, resp. Ströme, die hin und
da an einem und demselben grossen Profil wechiselt, nach
der Neigung ihrer Unterlage und dem ursprünglichen Flüs-
sigkeitsgrad der Lava richtet, der sich ja nach der Erkal-
tung noch z. Th. an der Textur zu erkennen gibt Selten
folgen zwei oder drei Bänke unmittelbar über einander,
gewöhnlich sind sie durch mehrere Schichten losen Aus-
^nrfmaterials getrennt. Dieses besteht nun bald aus grossen
schlackigen Lavaklumpen, bald aus schneeweissem Bims-
steinsand oder dunklem rapilli, bald aus feiner Asche,
welche zu gelblichem oder braunem Tuff erhärtet ist, bald
itiicb aus emeni bunten Gemisch aller dieser Materialien.
Mitunter trifft luan gewülinlich sehr nn regelmässig ent-
wickelte Zwischenlager von Scliuttniassen, welche eckige
Lavablöcke aller Grösse, aller Art und jeden Alters ein-
scbliessen. Dieselben sind das Resultat von AbratHchungen,
Einstürzen undWasserfluthen während früherer Eruptionen.
Gerade bei der letzten konnte man die Bildung solcher
Schuttanhäufungen im ungeheuersten Maassstabe beobadi-
ten. — Auch bei den losen (Trümmer-) Materialien, welche
abwechselnd mit den festen Laven das Gerüste des Coto-
paxi zusammensetzen, sieht man deutlieh, wie sich ihre
Ablagerung nach dem Gefälle ihrer jedesmaligen Unterlag
richtete. Die wenigen Ausnahmen, wo die TufFscbichtea
oder Lavabänke nicht mehr in ihrer ursprünglichen Lage,
sondern stärker geneigt oder fast vertikal erscheinen, las-
sen sieh leicht auf locale Abrutschungea und Einstürze
zurückführen, wie sie hei allen Eruptionen vorzukommea
pflegen, am häufigsten aber durch Auswaschung der Que-
bradas unterhalb der Schneegrenze veranlasst werden. Von
einer Hebung des Cotopaxi oder einzelner Theile
desselben im festen Zustand ist nirgends die ge-
ringste Spur zu finden. Mit Recht verschwinden die
„Hebuugskrater und Ilebungsvulkane", die man in einer
gewissen Zeit in allen vulkanischen Gegenden der Erde zu
sehen glaubte oder wenigstens suchte, mehr und mehr aus
den Lehrbüchern der Geologie. Wir sehen uns durch die
genauem Beobachtungen der Neuzeit veranlasst, die He-
bungen fester Erdtheile bei der Vulkanbildung sehr zu be-
schränken und den meisten Vulkanen eine einfachere Ent-
stehung zuzuerkennen, wie ich sie auch für den Cotopaxi
geltend zu machen suchte, nämlich durch einfache An-
und Aufhäufung der ausgeschleuderten und aas-
geflossenen Materialien um den zum vulkanischen
Heerde führenden Kanal (später Krater). Die Theorie
Boussingault's, weicher die Vulkane der Anden durch Her-
ausschieben colossaler fester Andesitblöcke mit Bildung von • .
Hohlräumen entstehen lässt, findet am Cotopaxi vollends
gar keine Stütze, ja ich möchte sagen ihre direkteste Wi-
derlegung; und dasselbe dürfte wohl von allen andern er-
118
loschenen oder thätigen Vnlkanen Ecuadors gelten. Will
man auch eine Hebung der Andenkette im Ganzen gelten
lassen, so sind doch die hohen Vulkane, welche dieselbe
krönen, nicht in die allgemeine Hebung hineinzuziehen^
auch haben sie sich nicht später über der Cordillere ge-
hoben, sondern aufgehäuft.
Enge verknüpft mit der Hypothese Boussingault's und
vielleicht aus ihr entspringend, ist der von demselben Bei-
senden am hartnäckigsten vertheidigte Irrthum, dass die
Anden-Vulkane niemals ächte Lavaströme geliefert haben.
Der Beweis des Gegentheils musste seiner Hypothese ge^
fährlich werden. Bei andern Gelegenheiten glaube ich
diesen Beweis zum Theil geliefert zu haben i), und be-
schränke mich hier auf die Beobachtungen am Cotopaxi«
Ich bringe nichts Neues und muss ausdrücklich bemerken,
dass den Herren Reiss und Stübel das Verdienst zukommt,
die vielen Lavaströme an den ecuatoriasischen Vulkanen,
speciell am Gotopaxi, zuerst erkannt zu haben, und dass
ich besonders durch ihre Mittheilungen angeregt, diesem
Gegenstand seit einer Beihe von Jahren meine Auftnerk-'
samkeit zugewendet habe ^). Es wurde schon bemerkt, dusd
die Lavabänke, deren Durchschnitte an den Quebrada-WäO'
den zwischen den Tufflagem erscheinen, nur als alte Lava^
ströme gedeutet werden können; von diesen soll nicht
weiter die Rede sein, sondern nur von den oberflächlichen
zum Theil sehr frisch aussehenden und sogar bei histori-
schen Eruptionen entstandenen Strömen, welche die Ab-
hänge und den Fuss des Berges umgeben. Auf dem Kärt-
chen sind nur die deutlichsten und frischesten, ungefähr
zehn, eingetragen, aber ihre Zahl ist viel bedeutender wenn
man die im untern Theil schon mit Vegetation und im
1) Vgl. meine „Geognost. Mittheil." Nr. 1, im Neuen Jahrb.
1874, wo von den Lavaströmen des Antisana die Bede ist; ferjuer
verschiedene Stellen in Nr. 4, im Jahrgang 1875, über die Vulkan-
^sbrüche in Ecuador; ebenso die briefl. Mittheil, in der Zeitsohr.
der deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XXV. S. 102.
2) Ich verweise besonders auf den interessanten Brief des Hrn.
Dr. Reiss in der Zeitschr. der deutsch, geol. Gesellsch. Bd. XXVI.
S. 907, in welchem er die Lavaströme gegen H. Karsten vertheidi^t.
Verh. d. nat. Ver. Jahrg. XXXV. 6. Folge. V. Bd. ^
obern mh SohuttmaBaen bedeckten mitrechnet. Dr. W. Reiss
sagt sebr richtig: „Alle diese Lavaströme sind so gleicher
Natur, dass die Beschreibung des einen sieh auf alle an-
dern übertragen lässt, mit Beifügung einiger unbedeutende»
durch die Terrainverb ältnisse bedingten Abweichungen."
Der grosse, mehrfach sich verzweigende und unten sich
gabelnde Lavaatrom oberhalb Manzana- und Pucahuaico
wurde vo» diesem Forscher genau beschrieben und mit
grosser Wahrscheinlichkeit dem Ausbruch von 1853 zuge-
rechnet^). Er diente ihm bei seiner Cotopaxi-Besteigung.
als Weg bis in die Nabe des Kraters. Niciit alle StrQme
reichen bis zu einer so bedeutenden HiJhe hinauf; meistene
scheinen sie am Fuss des Kegels oder nicht weit ober-
halb 3er Schneegrenze zu entspringen, da wo die UebäDge
des Berges sanfter zu werden beginnen. Ich sagte, sie
scheinen es, denn mehrere verlieren sich ganz allmählig
in ihrem obern Theil unter einer dicken Sand- und Ascben-
bedeckung und schliesslich unter dem mächtigen Hcbnee-
mante], wie z. B. der Lavastrom von Yaliasache; in diesem
Falle ist es sehr wahrscheinlich, dass der schneebedeckte
Grat oder EUcken, welcher sich als direkte Fortsetzung dea
Stromes weit am obern Bergabhang hinaufzieht, nichts an-
deres als der verdeckte Lavastram ist. Aber auch in jenen
Fällen, wo ein Lavastrom plötzlich am Abhang oder Fuss
des Berges aus einer wulstartigen Anhäufung zu entsprin-
gen scheint, haben wir es nach meiner Meinung nicht mit
einer Seiteneruption zu tbun, im Gegeutheil glaube ich —
und ich wurde besonders auf meiner letzten Eeise in die-
sem Glauben bestärkt — , dass alle diese Ströme ihren
Ausgang aus dem Gipfelkrater des Cotopaxi nahmen. Herr
Dr. A. Stllbel hat auf das unzweifelhafteste nacbgewieaen,
dass der grosse Lavastrom, welcher im vorigen Jahrhun-
dert dem Fuss des Tunguragua zu entquellen schien, aus
dessen Gipfelkrater floss, sich über die sehr steilen Ge-
hänge dea Vulkans hinabstürzte, mit Hinterlassung geringer
Spuren, und erst in der Tiefe sieh wulsttürmig aufstaute
1) Zeitsöhr. d. deutsch, geol. GeseUsoh. Bd. XXV. S. 81.
I
nnd sich langsam weiter schob'). Eine ähnliche Meinang
sprach er über den cnterhalb des Cotopaxi- Gipfel begin-
nenden Strom von 1853 aus. Ich sah nun bei meiner neu-
liehen Besteigung und Untersuchung des Vulkans, knrz naßh
einer der groasten seiner Eruptionen, Dinge, welche die
Ansicht des Herrn Dr. ättibel aufs glänzendste bestätigen
nnd mi^h geneigt machen, dieselbe Erklärung anf die
meisten Fälle auszudehnen, in welchen die Lavastrßme an
steilen Vulkanen, und speciell am Cotopaxi, aus
dem Fu38 oder uoteni Gehänge des Berges zu kommen
scheinen, ohne dnss man durch Nachweieung einer Spalte
oder eines Seitenkraters sie mit Sicherheit als Seitenerup-
tionen bezeichnen könnte. Ich werde auf meine hierauf
bezuglichen Beobachtungen zurflckkommeu.
Die frischen Lavaströme, welche an ihren steilen
SeitenbUschungen und auf ihrer Oberfläche von grossen,
echlackigen, wild über einander geschobenen und autge-
stauten Layablöcken bedeckt sind, heissen hier im Volks-
muude reventazones oder noch häutiger voleanes und wer-
den gewöhnlich nach den Huaicos, in denen, oder neben
denen sie berabflossen, genauer bestimmt. So haben wir
am Cotopaxi einen Yanasache-volcan, Tauripamba-volcan
(acheinen mehrere Ströme zu sein), Chirimacbay-volcan
u. 8. w. Einer der schönsten und lehrreichsten ist der
Strom Yon Yanasaehe, welcher wohl bei seinem frischen
Aussehen zu den historischen gehören mag, obwohl ieh
über seine Entstehungszeit nichts Sicheres in Erfahrung
bringen konnte. Er ist in Allem dem von Dr. Reiss be-
schriebenen Strom von Manzanahuaico ähnlich, ersti'eckt
sich aber nach oben nur bis zur Schneegrenze (4680 m) wo
er unter Asche und Sand verschwindet. An seinem untern
' Ende (4070 m). wo er sich ungemein verbreitert und ver-
I zweigt , haben die letzten Wasser- und Schlammfluthen
grossartige Verwüstungen angerichtet, wie auch an allen
andern in Quehradas gelegenen Strömen. Sie wurden zum
Theil zerstört und so ihr Inneres blosgelegt; da sieht man
pu
1) Carla del Sr. Dr. A. Stübel b S. E. el Preaidente de laÄe-
püblica etc. Quito 1673. p, 20 uod 25.
am dcntliüh, daaB sie uoter der Block- nnd Schlackendecke
SM» compaktem mefar krystallinischem Audeeit bestehen,
welcher nicht selten pfeilerförmige Absonderung zeigt. Der
Yanasache-volcan ruht auf einem altern weit grossem Strom
oder besser Lavat'eld, welches die Ebene von Limpiopungo
gegen den Cotopaxi hin begrenzt und gegen SW fiist bis
zum Millihuaico reicht.
Es kann hier nicht meine Absicht sein, die einzelnen
Lavaströme zu besprechen, das Gesagte genUgt um zu zei-
gen, welchen Antheil sie am geologischen Bau des Cotopaxi
nehmen. Ebenso werde ich nicht näher auf die mineralo-
gische und chemische Constitution der Cotopaxi -Gesteine
eingehen, sondern mich mit einigen allgemeinem Bemer-
kungen darüber begütigen müssen. Alle Varietäten, soweit
icb sie gesammelt und beobachtet liabe, scheinen dem
Andesit anzugehören; sie sind meistens von dunkler Fär-
bung, sehr compakt nnd t'einkrystallinisch; die schönea
porphyroidischen Arten mit grossen ausgeschiedenen Kry-
Btallen sind ungleich seltener, als an andern ecuatoriani-
schen Vulkanen, und an Mannigfaltigkeit und Schönheit
der Gesteine tlbcrtri£ft selbst der nahegelegene BumiSahni
den Cotopaxi bei weitem. Obgleich der Bimsstein (beson-
ders als feiner Bimssteinaand) bei den historischen Erup-
tionen nicht ausgeschlossen war, so scheint doch die Haupt-
masse desselben, ao wie der ihn zuweilen begleitende Ob-
sidian und viele hellere Andesitlaven von t'rflbem vorhisto-
rischen Ausbrächen herzustammen. Die neuen Laven haben
alle übereinstimmend eine sehr dunkle Färbung; von den
coustituirenden Mineralien ist meist nur der Flagioklas
deutlich zu unterscheiden und das Magneteisen mit der
Nadel nachzuweisen. Olivin erscheint ziemlich häufig ein-
gesprengt, aber oft rühren doch die grünen Partien nnd
Kömer von geschmolzenem Augit her. Eigentliche Qnarz-
lava, wie am Antisana, in welcher der Quarz wie ein we-
sentlicher Gemengtheii auftritt, fand ich am Cotopaxi nich^
aber Quarz-Einsprenglinge sind besonders in den neuesten
Laven (auch in der von 1877) zahlreich, und wurden be-
reits von Dr. Eeiss als eine auffallende Erscheinung er-
wJitict. — Unter den vielen Einschlüssen präexistirender
I
I
Gesteine berrsclien ältere Laven nnd Äcdesite vor; gneiB-
ond gUmmerBchicferartige Fragmente fand ich nicht, wohl
aber sehr viele dichte grtinsteinähnliehe Stücke, Letztere
worden bei der neulichen Ernption auch in groeser Anzahl
lose auBgeschleudert. Da nun die Quarz-Einschlüsse sich
ebcDSO gut von den häufigen Adern und SchnBren dieses
Minerals, welche die Grünsteiue zu durehschwärmen pflegen,
herleiten lassen, als von Schiefergesteinen, da ferner der
Cotopaxi bis an den Rand der Ostcordillere, die allerdings
der Hauptsache naeli aus den Gesteinen der Familie des
Glimmerscbicfers besteht, vorgeschoben ist und sich dadurch
bedeutend der Westcordillere nähert, in welcher anerkanu-
tennassen Porphyrite und Grünsteine prädominiren, so bin
ich geneigt, anzunehmen, dass die alte nicht vulkanische
Basis dieses Vulkans aus den Gesteinsarten dieser letztem
Familie besteht.
Historische Thätigkeit des Cotopaxi.
Bevor ich die Beschreibung des letzten grossen Aus-
bmches des Cotopaxi beginne, werfen wir einen kurzen
Rückblick auf dessen historische Thätigkeit, welche einen
Zeitraum von 343 Jahren umfasst'). Der Cotopaxi war der
erste Vulkan, dessen verheerende Wirkungen die Oonquista-
doren gleich bei ihrem Eintritt ins Hochland von Quito
erfuhren. Doch war dessen erster Ausbruch im Jahre 1534
ihnen insofern günstig, als er die Indianer einschüchterte
und von weltern Kämpfen mit den Spaniern abstehen machte,
weil sie die Eruption für ein schlimmes Wahrzeichen für
sieh nahmen. Aus gewichtigen Gründen glaube ich, dass
dieser Ausbruch in den Juni oder Juli des genannten Jahres
fällt, und dass von ihm auch der vielfach erwähnte Aschen-
regen herrührt, welcher das kleine Heer Alvarado's am
Westabhang der Cordiliere in Erstaunen setzte und be-
1) Etwaa BnBführlicher findet man dia OeBcbiobte diesoB in-
taresiantcn Vulkans, aber nur bis zum Ende des vorigen JaiirhuQ-
derta, in der obranolog^ieclieD Znsamm an Stellung der Vulkanausbrüobs
und Erdbeben Kcnadors, im Neuen Jahrbuch, 1875. Doch sind da-
eelbet die auf den Cotopftxi bcEag-liobea Stelleu sehr zerstreut.
118
lästigte. Nach diesem Ereignisse ruhte der Cotopaxi über
200 Jahre, bis er am 15. Juni 1742 mit furchtbarer Kraft
aus seinem Schlummer erwachte, und während 26 Jahren
der Schrecken und die Geissei des quitensischen Hochlan-
des ward. In diese traurige Epoche fällt die Verwüstung
und Verarmung der früher viel schönern und fruchtbarem
Provinz von Latacunga, und es ist zu befürchten, dass die
Verödung sich immer weiter ausbreiten und verstärken
werde, wie der letzte Ausbruch aufs traurigste gezeigt hat
Auch manche der oben erwähnten frischen Lavaströme
datiren aus dieser Zeit. — Nach den alten Berichten glichen
sich diese Ausbrüche einer dem andern so sehr, dass es
nicht nöthig ist, sie einzeln zu beschreiben. Der erste Akt
bestand gewöhnlich in einem ungeheuren Sand- und Aschen-
regen, dann folgten zwischenhinein die grossen Wasser- und
Schlammfluthen, welche durch Erguss der glühenden Lava
veranlasst wurden, und Alles verheerend in Thäler und
Ebenen herabstürzten, und schliesslich fuhr dann der Coto-
paxi gewöhnlich noch einige Tage fort Asche auszustossen,
bis er sich wieder beruhigte. Folgendes sind die Daten
der sieben Haupteruptionen dieser Epoche:
1742, 15. Juni.
„ 9. Dezember.
1743, 27. Sept. bis 4. Oktober.
1744, 30—31. November.
„ 2. Dezember.
1766, 10. Februar.
1768, 4. AprU.
Es ist zu bemerken, dass kein einziger Cotopaxi-
Ausbruch von einem Erdbeben begleitet war; nur
am 2. und 4. April 1768 wurden als Vorboten der Eruption
einige Erdstösse in der Nähe des Vulkans verspürt.
Nach der schrecklichen Katastrophe von 1768 ruhte
der Cotopaxi wieder 35 Jahre und trat dann am 4. Januar
1803 in eine vorübergehende und wie es scheint nicht sehr
intensive Thätigkeit. Humboldt hörte damals die den Aus-
bruch begleitenden Detonationen im Golf von Guayaquil
beim Beginn seiner Reise nach Lima. — Für die Cotopaxi-
Ansbrüche dieses Jahrhunderts existiren fast gar keine
Bchriltlichen Äufaeichnuiigen, und es ist nicht möglich nach
der Tradition etwas sicheres über sie ku erfahren, oft nicht
einmal das Datum. Solche wenig bekannten Ausbruche
fanden statt: 1845 (Hnmb. Kosmos IV. 575, nach Ida Pfeiffer)
und 1851 (Villaviceucio, oder 1850 nach Wagner). Der von
1853, 13. und 15. Sept. ist durch H. Karsten und W. Reiss
etwas bekannter geworden, er war der bedeutendste der
letalen Epoche nud lieferte einen grossen Lavastrom. Ge-
ringer scheinen die von 1855 und 185G gewesen zu sein.
In den letzten 2U Jahren hat man wohl häufig den Coto-
paxi stärkere Rauchwolken ansstossen sehen, auch wurde
hin und wieder sein schneebedeckter Gipfel mit Aache und
rapilli überschüttet, selbst schwächere Lavaergiessungen
sind müglicjierweise in den Jahren 1863 und 1866 (Sept)
erfolgt; aber einen Ansbrnch von Bedeutung hat er nicht
gemacht bis zum Jahre 1877.
Der Ausbruch am 26. Juni 1877.
Damit spätere Forscher bezüglich der letzten denk-
würdigen Ernption des Cotopaxi nicht wieder ihre Klagen
erheben müssen über Mangel an genügenden Nachrichten,
will ich mich bemühen, dieselbe so genau als möglich zu
beschreiben, und damit diese AufKeichnungen bei weitem
Veränderungen des Vulkans zum vergleichenden Anhalts-
punkt dienen können, werde ich über den Zustand dessel-
ben nach der Eruption, sowie über die an ihm auftreten-
den Erscheinungen als Augenzeuge berichten,
Vorzeichen. Seit dem Anfang dieses Jahres beob-
achtete man fast ständig eine Rauch- und Dampf'säule über
dem Krater des Cotopaxi, stärker als sie während der ge-
wöhnlichen Fumarolenthätigkeit im Zustand der Ruhe zu
sein pflegt; auch hörte man wiederholt unterbdisehes Getüse
in den Umgebungen des Berges. Am 21. April, Abends 7
bis 10 Uhr, erfolgte ein bedeutender Aschenausbruch; die
dicke Rauchsäule erhob sich 200 — 300 Meter hoch, ward von
Zeit zu Zeit hell beleuchtet und riss grosse glühende Lava-
blöcke mit empor, die im Niederfallen wie Kometen lange
Lichtschweife nach sich zogen und hie und da mit starkem
Krachen in der Luft zerplatzten. Ueber den östlichen Kra-
«■■■ ?r
120
terrancl Bcihien sich ein Feuerstrom za ergiessen, and es
ist wahrscheinlich, dass dort schon an diesem Tage flu»-
sige La^a ausfloss, denn man bemerkte nachher, dass sich
an jenem Rande ein schwarzer Wulst gebildet hatte. Die
meiste Asche fiel gegen Machachi, und daher zeigte sich
der €otopaxi des andern Tages und während längerer Zeit
besonders an der NW- und WSeite ganz schwarz, d. h. mit
Asche und rapilli bedeckt. — Von diesem Tage an machte
der Vulkan häufig kleine Aschenausbrtiche, welche zwar
^icht immer direkt beobachtet werden konnten, weil der
«ßipfel meist in Wolken gehüllt war, sich aber durch die
oü plötzliche Schwärzung der schneebedeckten Abhänge zu
erkennen gaben. So geschah es besonders am 11. Mai und
in den letzten Tagen desselben Monats.
Am 25. Juni wiederholte sich fast genau die Eruption
des 21. April, nur etwas stärker. Ein dumpfes, unterirdi'-
sches Getöse kündigte sie an. Um 1^/4 Uhr Nachmittags
^rhob sich eine dicke schwarze Rauch- und Aschensäule
senkrecht über dem Krater zur doppelten Höhe des Berges,
welche sich dann rasch ausbreitete und ein Halbdunkel in
der Umgegend des Berges verursachte. Der Ostwind trieb
die Aschenwolken über die Westcordillere hin, und so ge-
ischah es, dass der Aschenregen, wenn er auch in Quito
und Latacunga deutlich genug war, doch wieder in Machachi
{NW vom Cotopaxi) am bedeutendsten auftrat und dort die
stärkste Verdunklung der Atmosphäre veranlasste. Abends
zwischen 6 und 7 Uhr zeigte sich um den Cotopaxi-Gipfel
ein sehr lebhaftes Spiel elektrischer Entladungen; grössere
und kleinere Blitze umzuckten den Kegel mit Zwischen-
pausen von 10 bis 20 Sekunden. Auch will man an die-
sem Abend vom Dorfe Mulalö aus gesehen haben, dass
sich eine feurige Masse über den westlichen Kraterrand
ergoss, welche in der Dunkelheit der Nacht ein helles Licht
verbreitete.
Der 26. Juni. Dieser Schreckenstag, welcher Hun-
derten von Menschen und Tausenden von Thieren das Leben
kosten sollte, an welchem der Cotopaxi blühende Fluren
in Steinwüsten verwandelte und in einer Stunde den Fleiss
mehrerer Generationen vernichtete, brach klar und heiter
an, wie es in dieser Jahreszeit in den Hochanden gewöUn-
licU ist. Aeusserlich ruhig und ohne drohendes Anzeichen
hob sich der verderbenschwangere Vulkan Morgens 6 Uhr
am reinen azurblauen Himpel ab. Da schosa plötzlich um
halb 7 Uhr eine himmelliohe Rauch- und Asehensäule aus
seinem Krater empor (die Piniensäule) und verbreitete sich
80 rasch in den obersten Atmosphärenschichten, dass schon
um 8 Uhr in dem ungefähr 10 Meilen entfernten Quito ein
dämmemugBartiges Zwielicht herrschte, wie bei einer tota-
len Sonnenfinsterniss; der vulltauische Staub, welcher die
Entere Atmosphäre erfitllte, glich einem feinen Nebel, er
wurde immer dichter und mit ihm nahm auch die Dunkel-
heit rasch zu. Wegen der herrschenden Windricbtung aus
SO blieb die Gegend im Süden des Vulkans (gegen Lata-
eunga) viel länger klar, der Aschenregen und die Dunkel-
heit waren schwächer und hörten bälder auf. Am stärksten
machten sich beide Phänomene gegen W und NW bemerkbar.
Detonationen. Doch dies war nur gleichsam das
Vorspiel; der Hauptakt begann um 10 Uhr und kündigte
sich durch donnerartige Schläge an. Hier ist der merk-
würdige Umstand zu verzeichnen, dass das unterirdische
Getfise in grossen Entfernungen vom Cotopaxi aufs deut-
lichste, in der nächsten Umgebung desselben aber kaum
vernommen wurde. In Lataeunga scheint dasselbe nicht
gehört worden zu sein; denn das spätere dumpfe und an-
dauernde Getöse, das man, wie aus der Luft kommend,
vernahm , rührte von den herabstürzenden Wasser- und
Schlammfluthen und den darin rollenden Felsblßcken her.
Von Quito versichert man mir, dass viele Pereonen das
unterirdische Getöse überhilrt haben, andere, und darunter
einige genaue Beobachter, vernahmen dumpfe Kanonen-
schüsse wie aus sehr grosser Entfernung. In Guayaquil
dagegen hörten wir von 9 bis 11 Uhr Morgens aufs deut-
lichste die „Artillerie Schüsse" in grosser Nähe, einige mein-
ten in dem '/, Stunde unterhalb der Stadt gelegenen Fort,
andere (und ich selbst) glaubten, es tindcn Artillerieübungen
statt auf der Savane hinter den Hügeln im N. von Guaya-
quil. Die Lootsen in Punä, am AVsfluss des Guayaquil-
Stromes, eilten zu den Booten, weil sie glaubten es signa-
-J.—t
122
lisire ein Ki-iegsschiflf; in mehreren Dörfern der Provinz,
und bis Tümbes an der peruanischen Kü»te, waren Behör-
den und Bürgermiliz anfe höchste allarmirt, weil sie eine
Schlacht in nächster Nähe glaubten. Auf ähnliche Weise
und noch deutlicher hörte man das Getöse ,,wie ein ab-
wechselndes Gewehr- und Kanonenfeuer" zwischen 9 Uhr
Morgens und 1 Uhr Nachmittags in der ganzen Provinz von
Guenca. Aus vielen Dörfern kamen Kurrire nach Cuenca»
jeder meldete eine Schlacht und jeder aus „nächster Nähe"
seines Dorfes; in Guenca selbst erklirrten die Fensterschei-
ben vom „Kanonendonner" der überall gegenwärtigen und
nirgends sichtbaren Schlacht. — Diese merkwürdige Er-
scheinung wird auch für einige Gotopaxi- Ausbrüche des
vorigen Jahrhunderts erwähnt. Bei dem im Jahre 1744
soll man „den Donner des Vulkans" in Guayaquil und Piura^
in Pasto und Popayan vernommen haben, während man
in Quito und Latacunga kein Geräusch gehört
habe. Aehnlich geschah es bei der Eruption des Jahres
1768. Früher hegte ich einige Zweifel über die Bichtigkeit
dieser Angaben; allein ich muss sie nun als Ohrenzeuge
bestätigen. — Im Gotopaxi selbst, d. h. im obern Theil des
Eruptionskanals können diese Detonationen nicht stattge-
funden haben, sonst wäre durchaus nicht zu erklären, warum
sie in Latacunga und Quito nicht eben so stark oder viel-
mehr nicht stärker gehört wurden, als in Guayaquil und
Guenca. Sie mussten in grossen, ungeheuren Tiefen der
Erde, vielleicht im vulkanischen Heerde selbst stattfinden.
Nehmen wir mit der Mehrzahl der Geologen als Sitz und
Heerd des Vulkanismus das allgemeine heissflüssige Erd-
innere, etwa in 15 Meilen Tiefe, an, und nicht ftlr jeden
Vulkan ein besonderes in seiner Ausdehnung beschränktes
Reservoir, so kann jenes Phänomen dadurch erklärt wer-
den, dass zur Zeit einer grossen vulkanischen Eruption,
also zur Zeit der höchsten Spannung der vulkanischen
Kräfte, an verschiedenen Orten des Heerdes Explosionen
erfolgen, selbst in so bedeutender Entfernung vom Erup-
tionskanal, dass die Schallwellen der Detonationen nicht
über dem Vulkan, wotil aber auf Theilen der festen Erd-
rinde wahrgenommen werden, welche dem Ort der Explo-
sion näher liegen. Geschieht z. B. eine Explosion gerade
nnter Guayaqnil, bo liegt im angenommenen Fall diese
Stadt nur 15 Meilen vom Funkt der Explosion, der Coto-
paxi aber wenigstens 40 geogr. Meilen; es kann sehr leicht
geschehen und es ist sogar wahrscheinlich, dass man den
Enall am erstem, nicht aber am letztem Orte vernimmt
Bei dieser Annahme begreift eich auch, warum an verschie-
denen Orten das Getöse nicht göuaii zur selben Zeit und
auf verschiedene Weise gehört wird, meistens wie in näch-
ster Nähe, und auch nicht wie aus einer bestimmten Rich-
tung, sondern eher wie direkt ans der Erde kommend-
Sicher rührten die Detonationen in Cuenca von andern Ex-
plosionen her, als die in Guayaquil gehörten. Der Vulkan-
Ausbruch und die Detonationen können als last gleichzeitige
Ereignisse sich auf eine gemeinsame Grundursache
bezieben; kaum aber werden wir sie als so unmittelbar
vereinigt denken dUrJen, dass wir das eine Phänomen als
direkte Ursache oder Wirkung des andern bezeichucn könn-
ten. — Natürlich soll dieser Erklärungsversuch zunächst
nur lUr die citirten und ähnliehe Fälle gelten, in welchen
während einer Eruption das unterirdische Getöse in weiten
Entfernungen vom Vulkan stark und an diesem selbst nicht
gehört werden, und stelle ich durchaus nicht in Abrede,
dass ganz ähnliehe Explosionen und Detonationen im Erup-
tionskanal und im engsten Causalzusamnienhang mit dem
Ausbruch selbst stattfinden.
Lavaeruption. Gegen 10 Uhr Vormittags also, wäh-
rend an verschiedenen und weit auseinander gelegenen Orten
der Republik starke unterirdische Detonationen gehört vmi-
den, sprudelte der Krater des Cotopaxi von glUhendÜüs-
siger Lava über, and diese sttirzte sich mit rasender
Schnelligkeit über die Abhänge des Kegels herab. Ich
wählte absichtlich das Wort „übersprudeln", weil es am
besten die Art und Weise bezeichnet, wie bei diesem aussw-
gewöhnlichen Ausbruch der Lavaergnss geschah. Zufällig
war um 10 Uhr die SUdwestseite des Berges und sein Gipfel
ganz wolkenfrei und klar, so dass in Mulalö und Cusiga-
ango, wo der Aschenregen noch niöht begonnen hatte, viele
Personen Augenzeugen der Lavaeriiption waren. Lebhaft
124
schilderten sie mir den furchtbaren Anblick des Berges,
als er plötzlich in Aufwallung (ebuUicion) gerieth und sich
„eine schwarze Masse'' rauchend und dampfend über alle
Theile des Kraterrandes zugleich herausdrängte. Na-
türlich waren sie über die Natur der „schwarzen Masse"
(bei Nacht wäre sie wohl feurig erschienen) nicht einig,
die meisten hielten sie, Ursache mit Wirkung verwechselnd,
für die Wasser- und Schlammmassen selbst. Mehrere brauch-
ten bei ihrer Schilderung das anschauliche Bild eines am
Feuer plötzlich „überwallenden Eeistopfes". Nur wenige
Augenblicke konnte man den Berg von der Südwestseite
auf diese Weise beobachten (von Norden her war er schon
seit 7 Uhr unsichtbar) ; denn alsbald hüllte er sich in den
von der Lava erzeugten Dampf, und zudem begann auch
sofort in Mulalö der Sand- und Aschenregen setr dicht zu
fallen. Man hörte nun das schauerliche allmählig sich ver-
stärkende und sich nähernde Getöse, welche die entste-
henden Wasser- und Schlammfluthen verursachten.
Ich würde den Aussagen der Augenzeugen von Mulalö
nicht viel Gewicht beilegen, wenn ich sie durch meine
eigenen Beobachtungen auf der Rundreise um den Vulkan,
und besonders bei dessen Besteigung, nicht bei jedem Schritt
und Tritt hätte bestätigen müssen. Es gehört in der That
zu den Eigenthümlichkeiten dieses Ausbruchs, dass sich
diesmal die Lava nicht in einem oder in einigen Strömen,
sondern gleicbmässig nach allen Richtungen aus dem Krater
ergoss, über dessen niedrigsten Rand wie über dessen höchste
Spitzen hinweg. Deshalb waren auch diesmal die Ueber-
schwemmungen als Folgen des Lavaergusses rings um den
Berg so allgemein, wie ich noch zeigen werde. Auf der
beigegebenen Tafel habe ich den Kraterrand von drei Sei-
ten aus, wie er sich nach der Eruption, im September,
darstellte, mit möglichster Genauigkeit gezeichnet. Leider
besitze ich keine genauen Bilder des Cotopaxi vor der
Eruption, welche zur Vergleichung dienen könnten. Es sei
daher Folgendes bemerkt. Der West- und Ostrand waren
auch früher stets niedriger, als der Nord- und Südrand,
und die Südspitze niedriger als die Nordspitze (nach Dr.
Reiss's trigon. Messungen um 21 Meter). Durch die Erup-
126
tion am 26. Jani wnrde der Westrand tiefer ansgebuchtet,
im Ostrand öffnete sich die breite and tiefe Bresche, welche
früher nicht bestand, die Süd- oder besser Südostspitze
scheint sich etwas erniedrigt zu haben, dagegen wurde die
Nordspitze durch Lavaanhäufung um einige Meter erhöht,
vorausgesetzt dass sie nicht vorher durch Absprengung von
Felsen um eben so viel erniedrigt worden ist. Schon nach
der frühern Kraterform musste sich die Lava bei ruhi*
gern Aus flies 8 en vorzüglich gegen Osten und Westen
ergiessen, und so geschah es auch bei den letzten histori-
schen Eruptionen; aber diesesmal hielt sie sich an keine
Begel, kannte sie scheinbar keine Terrainschwierigkeiten,
sondern stürzte sich, wie gesagt, über die höchsten Exater-
rs^nder wie über die niedrigsten, wenn auch über letztere
nachweisbar in grösserer Quantität. Sehr viele Erschei-
nungen an der neuen Lava weisen darauf hin, dass sie
beim Austritt aus dem Krater einen sehr hohen Hitzegrad
besessen haben und beinahe wasserflüssig gewesen sein
muss. Das Austreiben der Lava geschah plötzlich unter
furchtbarer Aufwallung der gluthflüssigen Massen) denn nur
so ist es erklärlich, dass in einer Viertel-, höchstens einer
halben Stunde eine so fabelhafte Menge von Lava geliefert
wurde, wie sie nachher die genaue Beobachtung an allen
TheUen des Berges ergab, und dass sie über die höchsten
Kraterränder ausfloss, wie der Schaum aus einem „über-
sprudelnden Reistopf', in dessen Rand einige tiefe Schar*
ten auch nicht hindern, dass die Flüssigkeit plötzlich jiach
allen Seiten ausläuft. Ich sagte, dass wir die Zeit des
Lavaergusses nur auf eine Viertel-, höchstens eine halbe
Stunde schätzen dürfen; denn ihr unmittelbarer Effekt, die
grossen durch Abschmelzen des Schnee's entstandenen Was-
serfluthen, dauerten selbst in den Thälern kaum eine Stunde.
Um das Referat über den Verlauf der Eruption nicht
zu sehr zu unterbrechen, lasse ich die weitern Beobach-
tungen über die Lava und ihre nächsten Effekte am Berge
selbst, später folgen. — Kurz nach Beginn der Lavaerup-
tion war der Cotopaxi von keiner Seite mehr sichtbar und
blieb nun den ganzen Tag in Dampf-, Rauch- und Aschen-
wolken, kurz in die dichteste Finsterniss gehüllt; man
' ""^Tf
126
konnte nur mehr ahnen, was in seinem Krater yoi^ing.
Es scheint, dass der folgende Akt wieder ein verstärkter
und viele Stunden andauernder Aschenausbruch war; denn
der Aschenregen verbreitete sich nun sehr rasch und ausser-
ordentlich dicht nach allen Richtungen hin. Doch muss
ich zuerst von der furchtbarsten und verheerendsten Er-
scheinung sprechen, welche als Folge der Lavaergiessung
den Ausbruch begleitete, und welche denselben erst zu
einem wahren Unglück für das Land machte.
Wasser- und Schlammfluthen. Das plötzliche
Ausströmen einer enormen Menge glühendflüssiger Lava
über den mit dicken Eis- und Schneeschichten umlagerten
Vulkankegel, musste nothwendig das Abschmelzen eines
grossen Theiles dieser Schichten zur Folge haben. Es er-
zeugten sich in demselben Augenblick im ganzen Umkreis
des Cotopaxi grosse Wassermassen, welche wie Giessbäche
oder besser wie Katarakten über dessen Steilgehänge herab-
stürzten. Nur wenige Punkte am mittlem und untern Theil
des Schneekegels blieben von der Berührung mit Lava ver-
schont und nahmen in Folge dessen keinen Antheil an der
Wasser bildung; aber auch an den übrigen Stellen geschah
die Abschmelzung des Schnee's sehr ungleich je nach der
Quantität der darüber fliessenden Lava, je nachdem die-
selbe bei stark geneigtem Terrain ra^ch darüber wegglitt
oder bei schwächerer Neigung länger darauf verweilte. —
Wie ich schon früher bemerkte, ist der Cotopaxi auch in
seinem obern Theil nichts weniger als ein vollkommener
und regelmässiger Kegel: er ist von bedeutenden Spalten
und muldenförmigen Thälern mit dazwischen liegenden
Stücken und Felsgraten durchzogen. Mehrere solcher Ver-
tiefungen convergiren gewöhnlich nach unten, gegen den
Saum des Schneemantels, in eine grössere Schlucht, welche .
den Anfang eines Huaico oder einer Quebrada bildet. Die
glühende Lava, wenn sie auch zu oberst mit Gewalt über
Schluchten und Kämme und oft quer über die Rücken hin-
wegschoss, musste sich doch bald in grossem Massen in
jenen breiten Mulden sammeln und in ihnen nach unten
schieben. In Folge davon wurden dort ungeheuer breite
nnd tiefe Gassen im Eis und Schnee ausgefurcht und grosse
127
Wasserströme erzeugt. Die Beobachtung hat mir anfa
Klarste gezeigt, dass die Wasser- und Sehlammmassen (die
sog. avenidas) in jeder einzelnen Quebrada im Verhältniss
zu der im Eis ausgewählten Gasse stehen, welche sich über
ihr, als deren direkte Fortsetzung gegen oben, befindet,
und ferner, dass die Gasse ihrerseits im Verhältniss zur
Lavamasse steht, welche durch sie herunterkam. Diese
Beobachtung ist wichtig für die richtige Erklärung der
Wasser- und Schlammfluthen. — Nur eine oder zwei klei-
nere Schluchten an der Nordostseite des Cotopaxi blieben
bei dieser Gelegenheit von den „avenidas'* verschent, alle
übrigen füllten sich mehr oder weniger stark damit^ am
stärksten die gerade nach Westen und Osten gerichteten.
Bei meinem Aufenthalt am Cotopaxi hörte ich einige-
mal während starker aber kurz anhaltender Regengüsse
ein dumpfes Getöse und dazwischen wie ferne Donner-
schläge. Das erstemal sprang ich aus dem Zelt in der
Meinung, der Cotopaxi mache einen Ausbruch, überzeugte
mich aber sofort, dass das Geräusch von den plötzlich ent-
standenen Giessbächen in den Schluchten und die Donner-
schläge von den herabgewälzten Steinen herrühren. Als
ich an den Rand der Quebrada eilte, sah ich einen kleinen
Schlammbach, dessen Masse so dickflüssig war, dass sie
sich nicht ausbreitete, sondern wie ein Wulst mit erhöhten
Seitenrändem floss; dennoch bewegte sie sich mit bedeu-
tender Schnelligkeit und riss über kopfgrosse Stdne mit
fort. Wenn dies ein kurzer Begenschauer bewirken konnte,
welche Effekte mussten jene ungeheuren von der glühen-
den Lava abgeschmolzenen Wassermassen hervorbringen!
Durch die festen Bestandtheile die sie aufnahmen, als Feis-
und Eisblöcke, frische Lavaklumpen, Bimsstein, kleinere
Schlacken, Sand, Asche u. s. f. vermehrten sie ihr Volumen
und ihre Kraft wenigstens ums Doppelte. — Die Schlucht
von Manzanahuaico besitzt etwas unterhalb der Stelle, wo
der durch sie herabgeflossene Lavastrom von 1853 endigt,
und wo sie sich nach NW umzubiegen beginnt, die Breite
von etwa 100 und die Tiefe von 60 Meter, dennoch konnte
sie den Schlamm- und Steinstrom nicht fassen; dieser er-
goss sich über den Rand der Quebrada, ein Theil attlrz.t<&
über den trennenden Rücken hinweg in das benachbarte
Fncabaaico, ein anderer Tbeil iliUte die ganze Scblaclit
des Manzanabuaico bis zum Chanchungabuaico, aus wel-
chem ein libnlicber Strom kam und doch blieb noch Ma-
terial genug, um das ganze Arenal gegen die Ebenen voo
Flanchas hinunter in der Ansdebnung von ungefähr einer
□ Meile zu Uberflutben. Es sind dort Hügel von 20 bia
30 Meter Hfihe angeschwemmt (s. das Kärtchen). Manzaiut-
huaico ist nun aber nur eine von den acht oder neun
grossen Quebradas, welche anf ähnliche Weiae zur allge-
meinen SchlammSuth in der Ebene von Latacunga beige-
tragen haben.
Im obem und mittlem Theile waren die meisten
Schlachten, wenn auch enge, doch tief genug, um den
Strom zu lassen, aber da wo sie in die sanfter geneigten
Ebenen eintreten und keine hohen Ufer mehr besitzen, cr-
goss sich derselbe schrankenlos über Felder, Weiden, Ha-
cienden, Strassen etc. Alles zerstörend und mit sich ibrt-
reissend Von Callo bis Latacunga bot die Ebene den
Anblick eines grossen Schlammsee's in wildester Aufregung.
Ein Blick auf die Karte wird viel besser und scfaneÜN,
als eine lange Beschreibung, die Ausdebuung oder die
Grenzen der Üeberschwemmung zu erkennen gehen. Diese
Grenzen wären viel breiter, wenn der Strom reines Wasser
und nicht dicken breiartigen Schlamm geführt hätte. Letz-
terer konnte sich bei dem ungemein raschen Vorwätt»-
diängen und bei der kurzen Dauer des Ereignisses nicht
80 schnell seitwärts ausdehnen, und so äoss er, ähnlich
den ächten Lavaströmen, seitlich wie von einer Mauer oder
einem hohen Damm begrenzt. Nach den Erkundigungen
über die Zeit des Eintreffens des Stromes an verscbiedenen
Orten, legte derselbe von dem Eintritt in die Ebene, etwa
von Callo oder Mulalö an, durchschnittlich in der Sekunde.
10 Meter zurück; an den obera Gehängen des Cotopaxl
war die Geschwindigkeit jedenfalls viel grösser. Drei Stun-
den nach seinem Eintreffen in Mulal«) zerstörte er bereits
die 15 geogr. Meilen entfernte Brücke über den Rio Fastassa
am Fuss des Tunguragua; er erhob sich dort 100 Meter
hoch in dem 12 Meter breiten Fluasbett.
I
Die Bewohner von Lataeunga wussten ans frühem l
Erfahrungen, sobald sie das dumpfe anhaltende Getöse Tom 1
Cotopaxi her vernabmen, woran sie waren und wa^j sie I
bedrohe; sie eilten ihrem gewöhnlichen Zuäuchtsort, dem 1
östlich vom Städtchen gelegenen Hügel Calvario zu. Mein |
Freund, Herr Alejandro Sandoval aus Lataeunga, hatte zu--
fUllig ein gesatteltes Pferd im Hofe stehen; er wollte 6
genaue'r von der Gefahr Überzeugen und ritt im gestreck-
ten Galopp auf die Hügel von Colaisa, nördlich von der
Stadt, hinaus. Er sah nun wie die Fluthen bereits von
zwei Seiten, vom Rio Älaqucs und vom Rio Cutuehi her-
anstilrmten „wie hohe Mauern, die sich fortwährend nach
vorn überschlugen". Er kehrte zurück so schneit ihn das
ausgezeichnete Pferd zn tragen vermochte, hatte aber kaum
mehr Zeit über die kleine Ebene im Norden von Lataeunga,
el Ejido genannt, zu kommen. Schon drang der Strom zu
seiner Linken durch das Bett des Yanayacu in die Stadt
ein, und zu seiner Rechten riss er bereits die steinerne
Bogenbrflcke über den Cutachi weg. Herr Sandoval glaubt,
dass die Fluthen nicht länger als '/s Stunde vom Cotopaxi
bis Lataeunga gebraucht haben. Es war ein grosses Glück
lUr das Städtchen, dass sich der Schlammstrom etwas nörd-
lich von demselben vertheilte. Der Bio ÄUques ergoss bei
Colaya, wo er aus seiner engen Schlucht in die Ebene tritt,
'^einen Theil seines Inhalts in das Thälehen des Ejido, wo
■sich der Schlamm etwas ausbreitete und dann theils sieh
wieder dem Cutuehi zuwendete, theils das tiefe Bett des
Bio Yanayacu füllend die Stadt dnrchfloss, ohne bedeuten-
iden Sehaden anzurichten. Der Cutuehi selbst überäuthete
eine Meile nördlich von der Stadt die sehmale und lange
l£bene von Rumipamba, welche sich zwischen seinem Bett
;iind dem des Rio Pumacunchi hinzieht. Letzterer Flnss
entspringt am lünisa und nahm erst von Rumipamba ap
%n der Ueberscbwemmung Theil, indem er ungefähr die
'Baifte des Schlammes des Rio Cutuehi aufnahm, freilieh
idadurch grosse Verwüstungen in San Felipe anrichtete, aber
lÄoeh Lataeunga rettete. Denn wäre die ganze Schlamm-
des mit dem Aläques vereinigten Cutuehi ohne diese
ertheilnug in drei Ströme, auf einmal gegen Lataeunga
, ä. mit. Ver. Jalirg. SXXV. B, Folge, V. Bd. 9
130
losgestürzt, so wäre von diesem wohl kaam ein Haas ste-
hen geblieben Auch so wnrden noch ungefähr 50 dem
Fluss zunächst gelegene Häuser weggerissen, und alle Gär-
ten und Pflanzungen, welche gleichsam die nördliche Vor-
stadt bilden, mit einer meterdicken Schlamm- imd Sand-
masse bedeckt. An der rechten Seite des Cutuchi, wenige
Minuten nördlich von der Brücke von Latacunga, stand die
wohleingerichtete und mit guten Maschinen versehene Spin-
nerei des Herrn Villagömez; von ihr blieb keine Spur und
man schätzt den Verlust des Eigenthümere auf 300,000 Thlr.
In den Pfarrei Mulalö allein wurden acht grosse und schöne
Hacienden so vollständig zerstört, dass man von einigen
nicht einmal mehr den Ort erkennen kann, wo die Gebäu-
lichkeiten standen; eine Menge anderer Hacienden haben
. so gelitten, dass sie um mehr als die Hälfte im Werthe
sanken. Die schöne Landstrasse wurde auf der Strecke
von Gallo bis Latacunga grösstentheils zerstört, und auch
noch bis einige Meilen unterhalb Latacunga stark beschädigt.
Der Umstand, dass das Ereigniss bei Tage und vor
Anbruch der totalen Finsterniss geschah, gereichte vielen
Personen zum Heile, denn sie konnten sich noch aus ihren
Häusern auf die Höhen retten, andern aber doch zum Un-
glück, denn um jene Tagesstunde war die Landstrasse nnd
„der alte Weg" von Latacunga nach Gallo voll von Rei-
senden und besonders von Lastthieren mit ihren Treibern.
Eine grosse Zahl derselben wurde an Orten überrascht, wo
ein Entrinneif unmöglich war. Der Geistliche von Mulalö
erzählte mir, dass er beim Herannahen der Fluthen anf
den Thurm der Kirche gestiegen sei um Alles besser EU
übersehen. Da bemerkte er, nur einige tausend Schritte
vom Dorf in der Ebene von Bumipamba einen grossen Zug
Reisender, ungefähr 20 Personen, Herrn, mehrere Damen,
Kinder und Dienerschaft,, dem Anscheine nach ein paar
reiche Familien. Sie trieben die schon ermüdeten Beit-
thiere zur möglichsten Eile an, allein es war zu spät; die
Fluth ereilte sie und in einem Augenblick waren alle spur-
los verschwunden. — Ln Distrikt von Latacunga allein
schätzt man die Zahl der Todten, ohne die Fremden, anf
mehr als 300. — Es ist nicht die Au%abe des Geologen,
I
I
I
I
ll
alle Einzelteile des grossen Unglücks au££U7itliIen, er moBS
sich mit einigen Tbatsacben begnügen, welche geeignet
sind die Grösse und Furchtbarkeit des Ereignisses ine Licht
zu stellen. — Südlich von Lataeunga waren die Verheerun-
gen des Cutuchi noch sehr gross bis nach Banos am Fuss
des Tungoragua, wo er als Rio Pastasaa in die unbewohn-
ten Wälder der Ostprovinz eintritt. Er zerstörte alle Brücken
nnd viele Haeienden; aber da der Fluss von Pansaleo an
(2 Meil. südl. von Lataeunga) in einem tiefen engen Thale
fliesst, konnte sich sein Inhalt nicht mehr so ausbreiten.
Ganz ähnlicli, wenn auch nicht so grossartig waren
die Verwüstungen, welche der Cotopaxi gegen Norden an-
richtete. Allerdings kamen durch die Schluchten der Nord-
und Nordostseite des Vnlkalis eben, so grosse Wasser-,
Schlamm- und Steinmassen herunter, vrie an der Seite
gegen Lataeunga; allein das meiste und gröbste Material
blieb schon hoch oben in den Pdramos, in den Ebenen von
Limpiopungo, Saltopamba und des Mntadero liegen. Die
materiellen Verluste, welche in der obern Region au be-
klagen sind, beschränken sich auf die zahlreichen Heerden
Ton Gross- und Kleinvieh, welche dort weideten. Von sei-
ner Vereinigung mit dem Pedregal an fliesst der Rio Pita
in einer tiefen Schlucht gegen Chillo, aber bei seinem Ein-
tritt in die Thalebenen, wo seine Ufer niedrig werden,
theilte er sich in mehrere Arme und verheerte das herr-
liche Thal, welches man den Lustgarten von Quito nennen
kann, schreeklieh. Den grössten Schaden richtete er in
der Hacienda „Chillo" der Familie Aguirre Montilfar, an;
er zerstörte diesen ehemaligen Lieblingsaufentbalt Hum-
boldt's gänzlich mit den dazu gehörigen Fabriken (Spin-
nerei und Weberei), und der Verlust beläuft sich an diesem
Ort allein auf wenigstens 200,000 Thaler. — Das Thal von
Tumbaco und Guallabamba litt auf ähnliche Weise wie
das von Chillo. Des andern Morgens um 4 Uhr, also nach
18 Stunden, stieg der breite Esmeraldas-Fluss bei seiner
Mündung in den Pacitischen Ocean um mehrere Fuss, und
die darin schwimmenden Leichen von Menschen und Tbie-
ren, Trümmer von Häusern und Möbeln, Gebälk, Baum-
stämme etc. meldeten den Küstenbewohnem das Unglück,
132
welches das Hochland betroffen hatte; sie wussten nun,
woher der schon vorher gefallene Aschenregen stammte.
Die gegen Osten sich ergiessenden Ströme konnten,
in tiefe Thäler eingeengt, in ihrem obem Lauf keine so
grossen Verheerungen anrichten. Nach ihrer Vereinigung
im Valle vicioso wälzte sich die Schlammmasse durch die
unbewohnten Wälder des Ostens, und traf erst weit unten
auf das Indianerdorf Napo. Ungefähr 20 Indianer kamen
ums Leben, viele Häuser und fast alle Pflanzungen wurden
zerstört.
Ueber die Beschaffenheit der Schlammmassen wurde
mir sehr Verschiedenes berichtet; die Einen behaupten, sie
sei kalt, die Andern, sie sei heiss gewesen, die Erstem füh-
ren zu ihren Gunsten die vielen grossen Eisblöcke an,
welche bis 10 Meilen weit geführt wurden, die Letztem
dagegen verkohlte Baumstämme ; Einige sagen, das Wasser
hätte keinen besondem Geschmack und Geruch besessen,
Andere wollen es sehr ttbelriechend gefanden haben. Alle
diese Angaben können richtig sein, je nach dem Ort, wo
die Beobachtung gemacht wurde. Was ich selbst an den
Schlamm- und Schuttablagemngen verschiedener Localitäten
beobachtete und daraus schliesse, ist Folgendes: An allen
Punkten, welche über der Vegetationsgrenze liegen, sind
in den Ablagerungen keine organischen Substanzen
zu entdecken, und bestehen dieselben ausschliesslich aus
den Materialien, welche sich an den Abhängen des Vul-
kans finden, besonders aus sehr grossen Blöcken der zer-
trümmerten Lavaströme und Lavabänke verschiedenen Al-
ters, sodann aus Klumpen neuer Lava, Bimsstein, Sand
u. s. w. Erst wo die Schlammströme in die mit Vegetation
bedeckten Gegenden eintreten, mischen sich in den abge-
lagerten Massen Pflanzenreste und Dammerde ein, zuerst
in geringer, weiter unten in grösserer Masse, am bedeu- * >
tendsten aber, wo die Schlammfluth sumpfiges Terrain auf-
wühlte, wie z. B. an vielen Punkten in der Ebene zwischen
Gallo und Latacunga. Ich sah oft zwei bis drei Meter
grosse Rasenstücke von entfernt liegenden Potreros (Weide-
plätzen) am Bande der Schlammablagemngen angehäuft.
Die übel (nach Schwefelwasserstoff) riechenden Massen
kamen nicht vom Cotopaxi, sondern wurden erst auf dem
Wege in den Sümpfen aufgenommen. Wenn das Wasser
oder der Schlamm an einigen Orten warm oder gar heisa
war, so geschah dies durch eine locale Anhäufung der
neuen heissen Lavaklumpen, welche wegen ihrer poröaen
Beschaffenheit und der warmen Luft in ihren Poren teicbt
waren und daher ^ gleichsam wie der Schaum — =■ beson-
ders am Rande des Schlammstromes reiheoweise abgesetzt
wurden, während die Blöcke der alten compakteo und
schweren Lava mehr gleichförmig über das ganze üeber-
schwemmungsfcld zerstreut liegen. Im allgemeinen kann
aber der Schlamm nicht sehr warm gewesen sein; denn
auf dem ganzen Wege führte der Strom eine enorme An-
zahl grosser Eisblöcke mit sich, welche fortwährend ab-
scbmolzen und kühlten ^J. Ferner sah ich in Mulalö zwei
Indianermädchen, von welchen die eine eine halbe, die
andere eine Meile weit vom Strom fortgeführt und fast
unverletzt ans Ufer gesetzt wurde; beide behaupteten das
Wasser sei eher kalt als warm gewesen, und dasselbe sag-
ten andere Personen, welche in unangenehme Bertthrnng
mit dem Sehlanimstrom gekommen, aber glttcklieh entron-
nen waren. — Was die verkohlten Baumstämme betrifft,
so kann ich behaupten, dass die Belegstitcke, die ich sab,
sich in einem torf- oder braunkoblenartigen Zustand be-
fanden und ganz sieher aus einem Sumpf oder Moor aua-
gewUblt waren. Viele Pflanzen, welche mit der Wurzel
ausgerissen und weit fortgeflJhrt wurden, schlugen am Ort
ihrer Ablagerung wieder aus, so besonders die Cabuya
(Agave americana); dieselben konnten unmöglich in warmem
Wasser abgebrüht sein, viel weniger in einer Schlamm-
masse flottirt haben, welche Baumstämme verkohlte!
1) Die Spurren der Eisblöcke konnte mau noch zur Zeit moi-
ner Reise, zwei Monate nach dem Ereigiiiaa, zahlreich in der Ebeno
Tou LatacungB iiud in der ganzen Ünigagend dea Cotopaici finden.
Dft dieselben meist nicht aus reinen Eiaschichten, sondei'n auch aus
abwechselnden Sand- und Rapilh- Schichten bestanden, hinUrliesaen
sie nach ihrem gänzlichen Abschmelzen einen losen Haufen jener
Materialien, einige bis zu 1 Meter Höhe und ft Meter Umfang.
ÄBchenregen. Eb wurde oben bemerkt, dj
iption mit einem ÄBchenanawurf begann, und da
eer nach dem Lavaerguss sieh Doeh stärker wiederhoItÄ
Hnd mehrere Stunden anhielt, Man kann letzteres mtt
Sicherheit behaupten, obgleich man die Aschensäale üb«
dem Krater nicht mehr direkt beobachten konnte;
allenthalben bedeckt die Äache sowohl die frischen 1
anhäufiingen, als auch die Schlammablagerungen ; sc
konnte ja die andauernde Finsterniss und der Äschenfirf
am Nachmittag unmöglich vom ersten Ausbruch am I
gen herrühren.
Gegen Nord und Nordwest vom Cotopaxi war dei
Aschenregen und in seinem Gefolge die Finsternisa ai
am Nachmittage, wie am Morgen, am dichtesten. In Qui
wurde es nm l'/a Uhr Nacht, so dass man die Lichter a
zünden musste, und um 4 Uhr Abends war die Finsternlm!
so stark, dass man seine vor die Angen gehaltene ]
nicht mehr unterscheiden konnte. Die Atmosphäre war 8(P
von Staub erfüllt, dass die Lichter schlecht brannten unff
nnr einen matten Schein auf ihre nächste Umgebung war-
fen. Erst Nachts um 9V3 Uhr begannen am Firmamente
einige hellere Stellen sichtbar zu werden und der Aschen-
regen schwächer zu fallen. Im Thal von Guallabamba,
■ungefähr 6 Meilen nördlich von Quito kam es nur zu einer«
dämmerungsartigen Verdflsterung der Atmosphäre, und weWi
terhin gegen Ibarra war der Aschenregen schwach. — Weitet-
hat sich derselbe gegen Westen verbreitet. In Gnayaquil
begann er am 26. Juni Morgens 0 Uhr und dauerte mit
kurzen Unterbrechungen bis zum 1, Juli. Ich sammelte
die Asche jeden Tag, und nach meiner Berechnung fielen
hier in den ersten 30 Stunden auf einem [^Kilometer 315
Kilogramm, und am 30. Juni in 12 Stunden 209 Kilogr.
Auf dem Küstendampfer „Islay" fiel am 27. und 28. Juni
auf der Fahrt von Manta bis Guayaquil sehr viele Asche,
also wenigstens 3 Grade oder 45 geograph. Meilen west-
^ lieh vom Cotopaxi. Die Sonne konnte in diesen Tagen
I selbst in den Ktistengegenden nicht durch den Asehennebel
\ dringen, und die sonst bo glänzend grüne Vegetation hatte-
lein sehmutziggrauffi Ansehen. — Gegen Süden vom Cot«
136
paxi reichte der Aschenregen nicht weit über Ambato hinaus,
und selbst in Latacunga war er viel schwächer als in dem
doppelt so weit vom Vulkan entfernten Quito. Die Finster-
niss begann hier erst am Nachmittag, und um 11 Uhr Nachts
klärte sich der Himmel wieder auf. Wie weit er sich gegen
Osten über die Wälder von Napo erstreckte, darüber haben
wir keine Nachrichten, aber wir dürfen annehmen, dass
er in dieser Richtung am schwächsten war; denn erstens
herrschte in. jenen Tagen fast ständig Ostwind, und zwei-
tens fand ich die Aschenschichten an der östlichen und
südöstlichen Seite des Vulkans in der Entfernung von 2
Meilen bedeutend dünner, als an den übrigen Seiten in
derselben Distanz.
Wo der Aschenregen am dichtesten war, in der Nähe
des Vulkans, bei Quito und über der Westcordillere,. war
er von häufigen Blitzen und starken Donnerschlägen be-
gleitet; aber nur in der nächsten Nähe des Cotopaxi con-
densirten sich die Wasserdämpfe so, dass eine Zeit lang
schwere Schlammtropfen statt der Asche fielen.
Die ersten Berichte übertrieben den Schaden, welchen
der Aschenfall angerichtet haben sollte. Ich glaube, dass
in mehr als 3 bis 4 Meilen Entfernung vom Vulkan der
Schaden nirgends sehr erheblich war, besonders da bald
nach der Eruption starke Regen die Felder und Weiden
abwuschen. In Machachi, welches vielleicht am meisten
gelitten hat (mehr als das näher gelegene Mulalö), lag die
Asche durchschnittlich kaum 2 Gentimeter tief, in Quito
etwa 6 Millimeter und in Latacunga noch weniger dick.
Etwas anderes war es freilich in den nächsten Umgebungen
des Vulkans, wie ich noch zeigen werde.
Die sehr feine Asche, welche in Guayaquil fiel, be-
stand nach der microscopischen Untersuchung aus Feld-
spath- (Plagioklas-) und Amphibol-Fragmenten, Magneteisen
und amorphen bimssteinähnlichen Körnchen. Das Magnet-
eisen, welches mit dem Magnetstab ausgezogen wurde, be-
trug am 26. Juni ungefähr ein Drittel, und am 30. Juni
fast die Hälfte des Gesammtgewichtes. Die Asche reagirte
schwach auf ChlorwasserstoflF.
I
Zustand des Cotopaxi nach der Eruption. — Bfl^
Steigung desBelben am 9. September 1877.
Mehrere Wochen nach dem Ansbnieh des 36, Juni ver-
harrte der Vulkan in bedeutender Aufregung. Eine starke
Dampfsäule stieg beständig aus seinem Krater auf, fast
täglich wiederholten sieh schwächere AschenausbrUche, and,
wenn man den Aussagen der Umwohner des Berges Glau-
ben schenken darf, so ergossen sich auch einigemal feuer-
flUssige Massen über den Kraterrand. Zur Zeit meiner
Ankunft in Latacanga (Ende August) hatte sieb aber der
Cotopaxi so weit beruhigt, dass man sich ohne Gefahr und
Schwierigkeit seineu Abhängen nähern und selbst eine Be-
steigung bis zum Krater wagen konnte. Herr Alejandro
Sandoral, mein ehemaliger Schaler in Quito, schloss sich
mit Begeisterung meinem ünteruehmen an und machte die
ganze litägige Rundreise um den Vulkan und dessen Be- ■
Steigung mit, stets die grösate Ausdauer in Hchwierigkeiten
und das lebhafteste wissenschaftliche Interesse au den Taj
legend, was gewiss um so mehr Anerkennung verdient, ^
seltener diese Eigenschaften bei den Ecuadorianern gcfoii"!
den werden.
Die unmittelbare Umgebung des Cotopaxi, besonders
in den hither gelegenen Päramos, war jeder Zeit sebi
wenig bewohnt, aber der letzte Ausbruch bat sie nun
mehrere Jahre in eine vollständige Wüstenei verwandelt^
Die wenigen Schäferhütten, welche früher dort existirtw
Bind tbeils fortgeschwemmt mit Hirten und Heerden, theili
verlassen, so dasa der Reisende durchaus nichts zum Lebei
Nothwendiges vorfindet, und sich mit Allem in Lataeui
und MulatCi versorgen muss: mit Lebensmitteln, mit eineC']
hinreichenden Zahl von Peonen, Reit- und Lastthieren, nnd-l
vor Allem mit einem gute« Zelt, wenn er mehrere Tage
in den uowirthlichen Päramos und Arenalen zubringen will,
wo hie und da das Thermometer zwei oder drei Grade
unter Null sinkt, wo kein Baum, kein Strauch gegen den
eisigen Wind und Kegen schützt, wo man ol't das Wasser
und Brennholz aus weiten Entfernungen mitschleppen mues.
Auf gewöhnlichen Ausflügen, bei denen man jeden Abend
in ein Dorf oder eine Hacienda zurückkehren künnte, ist J
137
es nicht möglich, die Abhänge des Gotopaxi genau za an-
tersuchen, viel weniger ihn zu besteigen. Die schlechte
Ausrüstung und die kurze Zeit, die man sich nahm, waren
die Hauptursachen, weshalb alle frühem Besteigungsyer-
suche misslangen, bis Dr. ßeiss und Dr. Sttibel gezeigt
haben, auf welche Weise dieselben mit Hoffnung auf Er-
folg gemacht werden müssen.
Gut ausgerüstet begannen wir unsere Reise am 2. Sep-
tember, und schlugen das Zelt zuerst in der Ebene von
Planchas, nicht weit unter dem Beginn der Arenale, in der
Höhe von 3620 Meter auf, um die Westseite des Cotopaxi
zu Studiren. Die Witterung war in den ersten Tagen
günstig, und der Vulkan zeigte sich uns ziemlich häufig
ganz wolkenfrei. Sein Anblick war in dieser Nähe (unser
Zelt lag ungefähr eine Meile von der Schneegrenze entfernt)
unheimlich nnd äusserst düster, denn gewöhnlich erschien
er den Tag über und des Abends ganz schwarz und schwarz-
braun; mit Ausnahme einiger kleiner Flecken am obem
Drittheil des Berges war kein Schnee zu sehen. Nur wenn
es die Nacht über stark geschneit hatte, zeigte er sich des
Morgens in einem blendend weissen Schneemantel, wie vor
der Eruption beinahe immer, und dann waren auch die
tiefen Schluchten, Felszacken, Einstürze u. s. f., die den
Tag über dem Berg ein so schauerliches Aussehen ver-
liehen, wenig bemerkbar, der Kegel schien dann gleich-
massiger und vollkommener. An einem solchen Morgen,
nach starkem Schneefall, habe ich die Ansicht auf der
Tafel aufgenommen. Schon gegen 8 Uhr fing der Schnee
an abzuschmelzen und um Mittag war der Berg gewöhn-
lich wieder ganz schwarz. Nur der Gipfel, bis etwa 300
Meter abwärts, blieb immer ganz frei von Schnee. Man
konnte wirklich glauben, der Cotopaxi habe bei seinem
letzten Ausbruch allen Schnee und alles Eis verloren, uüd
erst nachdem wir an verschiedenen Stellen über die ge-
wöhnliche Schneelinie hinaufgestiegen waren, konnten wir
uns vom Gegentheil tiberzeugen. An unserem Zeltplatz lag
die vulkanische Sand- Asche und Rapilli ^k Meter tief, aber
schon an der Schneegrenze betrug diese Schicht, welche
den ganzen Berg gleichmässig bedeckte, über 1 Meter, und
weiter nach obeo nahm sie rasch an Dicke zn, indem zu-
gleich der Sand immer gröber wurde und die Kapilli in
grössere poröse SchlackeDStilcke ttbergingen. Unter die-
ser Decke Tulkanischen Auswurfes lag der alte
Eis- und Schneemantel des Berges verborgen. Nnr
in den von der glühenden Lava, ausgewlihlten breiten Gas-
sen, von welchen ich schon oben gesprochen habe, ist der
Schnee und das kömige Gletschereis abgeschmolzen, und
anch hier wie es scheint nicht immer bis auf den Felsen-
grund. An den steilen Wänden, welche die Gassen be-
grenzen, sieht man das Eis 10 — 15 Meter hoch anstehen').
Allein da diese Gassen mehrere Meter tief mit Lavaklampen,
Sand, Asche, alten FelsstUeken, kürzlich herabgestürzten
Eisblöcken u. s. w. wieder ausgefüllt sind, so geben jene
Zahlen nicht die wahre Dicke des Eises. An einigen gün-
stigen Deobachtungspunkten am Ostabhang des Vulkans
schätzten wir die Mächtigkeit desselben zu 40 und 50 Mtr. —
Eb wurde uns bald klar, dass die Gassen über den Quebra-
das die Wassermassen zu den Schlammfluthen geliefert,
und dass die übrigen Theile des Berges nur wenig dazu
beigetragen haben. Die Ueberschüttung mit warmem Sande
etc. konnte allerdings oberflächlich etwas Schnee abschmel-
zen, aber dies war unbedeutend und geschah z. T. schon
mehrere Tage vor dem Hauptausbruch; kein Anschwellen
der Flüsse wurde dadurch veranlasst. Als der Lavaergues
erfolgte, stürzte sieh allerdings die Lava, in grosse Klumpen
sich auflösend, Über alle Bergabbänge; aber wo sie schnell
über die schon vorhandene Asehenschiebt wegglitt, hatte
sie nicht Zeit, den darunter liegenden Schnee abzuschmel-
zen. Wie ich schon bemerkte, sammelte sie sich in grossen
Massen in den Mulden und Schluchten, und dort wühlte sie
1) Es sei auch bemerkt, daas mim an diesan EiawäDdeu sebr
schön aeliea konnte, wie die Schichten des Eises mit vielen Aschen-
und SandBchichten, den Produkten früierer Eruptionen, wechsel-
lagern. Einige dieser Zwisohenschiokten
Linien , andere hatten einige Centiraeter ,
halhes Meter Dicke. Man kann an diese
Thätigkeitsepochen des Cotopaxi zShlen, wie
ringen eines Baum es.
schwarze
andere aber übai" ein
. Zwischen schiebten die
die Jatire an den Jahres-
189
dann die tiefen Gassen ans. Dabei mnss man bedenken,
dass nicht Alles die Hitze der Lava that, sondern dass das
zuerst gebildete Wasser selbst, in die Risse und Spalten
des Eises eindringend, grosse Blöcke desselben abriss und
vielleicht der Lava schon vorarbeitend den Weg bahnte.
Daher die vielen grossen Eisblöcke, welche bis 10 Meilen
weit geführt wurden. Wo vereinzelte Lavafetzen von
1 Meter Durchmesser auf den Sandschichten liegen blieben
und erkalteten, waren sie nicht im Stande, den unterlie-
genden Schnee tiefer als V2 Meter abzuschmelzen; so tief
sind nämlich die Gruben, in welchen sie eingesenkt liegen.
Wo keine Gassen ausgewühlt sind, bietet der Berg auch
über der Schneegrenze wegen der dicken Sandbedeckung
den Anblick der untern Arenale, und auf den ersten Blick
würde man kaum glauben, dass man über Eisschichten von
40 Meter Mächtigkeit steht. Wenn sich nun mit der Zeit,
etwa nach einigen Monaten, der Cotopaxi wieder mit blei-
bendem Schnee bedecken wird, so wird sich die Sandschicht
als Denkmal der Juni - Eruption in die Eisschichten ein-
lagern.
In Latacunga herrschte die Meinung, dass der Coto-
paxi allen seinen Schnee verloren habe, und doch glaubten
die Leute, derselbe sei nicht hinreichend gewesen, um die
Schlammfluthen zu erzeugen, der Vulkan müsse das Wasser
nothwendig aus seinem Krater gespieen haben. Wir wur-
den bei unserem Besuch des Cotopaxi ganz anderer Ueber-
zeugung. Man unterschätzt gewöhnlich die Schnee- und Eis-
masse des Cotopaxi, da man sie nur aus grosser Entfernung
sieht; sodann bedenkt man nicht, dass über die Hälfte der
Masse der „ Avenidas" nicht aus Wasser, soüdern aus festen
aufgenommenen Materialien besteht; und endlich vergisst
man, dass die Fluth nicht länger als eine Stunde (nach den
Aussagen der Bewohner von Pedregal sogar nur V2 Stunde)
währte. — Die vielerwähnten „Gassen" sind ein so gross-
artiges Phänomen, wenn man sie in der Nähe studirt, dass
man keinen Augenblick zweifelhaft bleiben kann, dass sie
allein vollkommen genügend Wasser liefern mussten, um
die Schlammfluthen und Ueberschwemmungen zu verur-
sachen; ja, wenn man ihre grosse Zahl und Dimensionen.
betracbtet, wundert man sich, dass die EflFekte in den TbS-
lern nicht noch grösser waren, nnd erklärt sich dies nur
dadurch, dass so ungeheure Massen von Schutt und Steinen
schon hoch oben um den Fuss des Vulkankegela abgelagert
wurden. Herr P, Sodiro iu Quito hat in einer RroscUtire,
welche er über die letzte Eruption schrieb, auf mathe-
matiscbem Wege zu beweisen gesucht, dass der dritte
Theil des Schnees am Cotopaxi hinreichte, die Ueber-
Bcihwemmungen des 26. Juni zu verursachen. Die Vorans-
Betzungen, die er zu einer solchen Berechnung machen
mu&ste, sind allerdings sehr unsicher, aber alle eher zum
Nachtheil als zum Vortheil seiner Behauptung aufgestellt,
besonders scheint auch er die Schnee- und Eismassc des
Vulkans zu unterschätzen. Ich bin überzeugt, dass Jeder,
weicher mit uns den Cotopaxi 14 Tage lang an allen Seiten
Btudirt hätte, zugeben würde, dass der aus den Gassen ab-
geschmol/ene Schnee genügte, um die Ueberschwemmungen
zu verursachen, nnd dass das noch vorhandene Eis des
Berges wenigstens für zehn ähnliche Wasserfluthen
anareichen würde. Auch der grösste Zweifler würde heim
Augenschein keine mathematischen Beweise mehr verlangen.
Die alte Ansicht, dasa die Sehlammfluthen (die „Moya")
aus dem Krater oder aus Seitenspalten des Vulkans ge-
äoBsen seien, bedarf wohl nach dem Gesagten keiner be-
sondem Widerlegung mehr. Glücklieherweise war diesmal
von „Spalten" auch beim Volk keine Rede, weil bei dieser
Gelegenheit keine langen zusammenhängenden Lava-
strfime am Abhang des Kegels liegen blieben, welche die
Täuschung hätten veranlassen können. Aus dem Gipfel-
krater aber ist sicher kein Tropfen flüssigen Wassers
gekommen. Der Schnee, welcher sich in ihm angehäuft
haben konnte, musste schon beim ersten Aachenausbruch
im April in Dampfform entweichen. Aus der Tiefe des
Ernptionskanals konnten die WasaennasBen noch weniger
stammen, denn alle Phänomene , welche dem Ausbruch
vorangingen, ihn begleiteten und ihm folgten, zeugen für
ganz enorme Hitzegrade im vulkanischen Heerd und im
AnsfUhrungskaual, so dass gar nicht einzusehen ist, wie
flüssiges Wasser, selbst iu einer breiartigen Masse, aus
141
der Tiefe über den Krater gelangen konnte, ohne in Dampf
und Gas zu zerstieben, wie dies in der That bei den mit
der Asche ausgestossenen Wasserdämpfen der Fall ist. —
Wenn man Gelegenheit hat, die Schlammströme*) des
Cotopaxi frisch und unmittelbar nach einer Eruption zu
beobachten, so erscheint deren Entstehung und Ausbildung
so höchst einfach und natürlich, dass man sich wundert,
wie sich so eigenthtimliche Ansichten darüber verbreiten
konnten. Es war dies nur dadurch möglich, dass man
den übertriebenen und oft absichtlich entstellten Aussagen
der Eingeborenen, welche das Unbegreiflichste am liebsten
glauben und erzählen, unbedingtes Zutrauen schenkte. Hätte
Humboldt Gelegenheit gehabt, als Augenzeuge einen Aus-
bruch des Cotopaxi oder die Entstehung eines Schlamm-
stromes zu beobachten, nie wäre er auf die unglückliche
Idee der „Moya", der „Prenadilla-Auswürfe" und was damit
zusammenhängt, gekommen, und längst hätte man aufge-
hört den Cotopaxi für einen „Wasservulkan" zu halten und
den Schlamm aus seinem Krater herausquellen zu lassen.
# Aber das „Magister dixit" übt noch immer eine grosse Ge-
walt selbst in der geologischen Wissenschaft. Und so wollen
wir es den ecuadorianischen Publicisten nicht verübeln,
dass sie bei dieser günstigen Gelegenheit in kleinern und
grössern Artikeln wieder die vulkanischen Theorien des
vorigen Jahrhunderts in allen Nuancen vorbrachten und
fleissig den Pater Velasco citirten. Natürlich kam es kei-
nem dieser Herrn in den Sinn, selbst einmal an den Co-
topaxi zu gehen, bevor er die Feder ansetzte: „lo dice el
Padre Velasco", das ist dem Ecuadorianer mehr als dem
Türken ein Spruch des Koran. — Wiederum gebührt dem
Hrn. Dr. Reis 8 das Verdienst, die Entstehung der Schlamm-
ströme zuerst in klares Licht gestellt zu haben"). Was er
am Cotopaxi mehr scharfsinnig vermuthet, als direkt be-
1) Der Ausdruck ist nicht sehr richtig und bezeichnend; denn
grober und feiner Sand, Steine und grosse Felsblöcke, machen einen
grossem Bestandtbeil der „Schlammströme** aus, als wirklicher
Schlamm, der aus feiner Asche und andern auf dem Wöge aufge-
nommenen Erdarten entsteht.
2) Zeitschr. d. deutsch, geolog. Gesellsch. Bd. XXY. S. 83.
obachtet hatte, bestätigte sieh durch den Ansbruch des 26,
Juni aufs GläozcudBte und Grossartiggte. Ich glaube, man
kann die Frage Über Entstehung der Schlammströme als 1
endgültig entschieden betrachten.
Der Cotopaxi zeigte sich fortwährend in tiefer Bulie,
das Einzige, was seine innere Thätigkcit anzeigte und was l
wir täglich beobachteten, waren die dicken weissen Dampf- J
wölken, welche aus seinem Krater quollen und gewöhnlich j
den Gipfel einhüllten, oder bei Windstille in mehreren
Säulen senkrecht aufstiegen, was dann besonders Morgens
und Abends bei wolkenfreiem Himmel prachtvoll aussah, i
Die Ruhe des Berges und das scheine Wetter beniltzend, J
wollten wir gleich in- den ersten Tagen die Besteigung ]
unternehmen, allein wir konnten am ganzen Westabhaog ]
keine Stelle finden, wo dies möglich gewesen wäre, Bo \
furchtbar war der Vulkan an dieser Seite von den vielen |
Schluchten und „Gassen" zerrissen. Vor Allem stiegen wir
zwischen Manzana- und Pueahuaico zur Stelle an der Schnee- i
grenze hinauf, au welcher Dr. Reiss und Dr. StUbel oain- |
pirt hatten. Die Gegend war so verändert, dasa der Peon, j
welcher vor 5 Jahren jene Herrn begleitet hatte, den Zelt-
platz kaum wieder erkennen konnte. Der Lavastrom von
1853, auf welchem Dr. Eeiss seine erste Besteigung he-
werkstelligte, war an mehreren Stellen ganz zerstört; furcht-
bare senkrechte Abstürze folgten dort einer über dem an-
dern; mehrere sehr tieie und breite Gassen im Eis ver-
einigten oder kreuzten sich scheinbar in der Mulde oberhalb
Manzanahuaico ; vielleicht an keiner andern Stelle ist so <
viel neue Lava heruntergekommen, wie hier. Kurz, es wäre
wohl überall leichter gewesen den Berg zu besteigen, als
da, wo vorher nach Dr. Eeiss der bequemste Weg bis
zum Krater führte.
Von Planchas auB beobachteten wir am Nordwestab-
hang des Cotopaxi einen langen Rücken, dessen Neigung
nicht über 35 — 40 Grad zu betragen schien, und welcher
sich von der Schneegrenze an ohne sichtbare Unterbrechung
bia nahe unter den höchsten Cotopaxi -Gipfel erstreckte.
Unterhalb der Schneegrenze setzte der Rücken in einen
zackigen schwarzen Grat fort, welcher sich schon aus weiter
143
Ferne als die rauhe Decke eines alten Lavastromes zu er-
kennen gab, und oben endete er, ungefähr 300 Meter unter-
halb der höchsten Spitze, in eine wenig geneigte Stufe, auf
welcher der Eruptionskegel aufgesetzt erschien. Gelang es
uns, jene Stufe zu erreichen — und dies schien uns von
Anfang an leicht, — so durften wir hoffen, auch noch den
letzten, allerdings sehr steil scheinenden Abhang bis zum
Kraterrand erklettern zu können. Auch der Umstand fiel
ins Gewicht, dass der Schnee an jener Seite jeden Tag
zuerst, und bis auf ein paar Stellen hoch oben, gänzlich
wegschmolz. Auf der Abbildung des Cotopaxi erscheint
(links) der beschriebene Rücken im Profil. Nachdem wir
unser Campament an die Lagune im Arenal von Limpio-
pungo (Höhe 3888 Mtr.) verlegt hatten, begannen wir den
Berg von NW und N zu untersuchen, und von allen Seiten
erschien uns der erwähnte Rücken unter denselben günsti-
gen Verhältnissen, so dass wir uns entschlossen, hier die
Besteigung ernstlich zu versuchen, obgleich nun sehr schlech-
tes Wetter eingetreten war. Der günstige Ausgang erwies
unsere Wahl als eine glückliche, und die spätem Beob-
achtungen an den übrigen Bergestheilen Hessen uns glau-
ben, dass der von uns gewählte Weg fttr jetzt wahrschein-
lich der einzige, jedenfalls aber der beste zum Krater ist.
Er bietet zugleich den Vortheil direkt auf die höchste,
die nordwestliche Spitze des Kraterrandes zu führen.
In Limpiopungo sahen wir, dass der zackige Felsen-
kamm, in welchen unser Rücken nach unten auszulaufen
schien, der westliche erhöhte Rand des Lavastromes von
Yanasache war, von welchem ich schon früher als von
einem der schönsten Lavaströme des Cotopaxi sprach.
Unten ungeheuer breit und z. T. verzweigt, verschmälert
sich der Strom nach oben bis zu ungefähr 200 Meter und
verschwindet an der Schneegrenze unter Sand und Asche.
Dort oben, am Beginn der Lava, mussten wir unser Zelt
aufschlagen % denn der Rücken, welcher uns als Weg die-
1) Nur indem man an oder über der Schneegrenze oben schläft,
wird es möglieb, des andern Tages die Besteigung zu Fuss bequem,
mit frischen £[räften und zur günstigen Tageszeit (Vormittags), aus-
neu sollte, war wirklich die direkte Fortsetzung des Lava-
BtromB. Äni' der ranhen Lava selbst konnte man nicht
hisantkomtnen , links (östlich) vom Strom lag die tiefe
nnzngängliche Quebiada von Yanasacbe, aber an seiner
rechten (westlicben) Seite zogen sich eanftgeneigte Ärenale j
herab, auf welchen man selbst zu Pferd und mit Lastthte- 1
ren bequem zu unserem ausersehenen Zeltplatze gelangen
konnte. Nachdem wir am 7. September den Weg genau J
ausgekundschaftet hatten, so daas wir ihn nicht mehr ver-
fehlen konnten, verlegten wir am Nachmittag des 8,, trotz J
des scheuaslicbsten Unwetters und trotz des Murrens un-
serer Peone, unser Zelt nach oben. Im Nebel und Schnee-
gestöber diente uns der westliche Steilrand des Lavastromes
als Führer und in zwei Stunden erreichten wir von Lim-
piopnngo aus unser Ziel. — Um 5 Ulir Abends war das J
Zelt aufgeschlagen, die Pferde und Peone kehrten zur La-
gune zurück, und nur zwei der letztern, welche uns die 1
tüchtigsten schienen, behielten wir zu Begleitern für den
folgenden Tag zurück.
Wir befanden uns in der Höhe von 4609 Meter. Im
Verlaufe des Nachmittags hatten sieb in den Thalem von
Cbillo, Machacbi und Latacunga drei Gewitter zugleich ge-
bildet, ein dunkles Wolkenmeer bedeckte die ganze Gegend
und dumpf rollte der Donner zu unsem Fltssen, während
in den Atraosphärenschichten, welche uns und den Vulkan-
kegel weiter hinauf umgaben, ein scharfer Nordwind leichte
Wolken über die Gehänge hinjagte und von Zeit zu Zeit ,
feine Graupeln niedersandte. Der Gipfel des Bergeä blieb |
unsichtbar. Spät in der Nacht Hess der Wind etwas nach,
das Thermometer sank nur 1 Grad unter Null, so dass die i
Kälte erträglich war, aber von Zeit zu Zeit belästigte uns j
ein starker Geruch von Schwefelwasserstoff und auch
den von schwefliger Säure glaubte ich einigemal zn ]
unterscheiden. — Was des Morgens 4 Uhr nnsere Aufmerk-
samkeit auf sich zog, und was wir in dieser Höhe, 700 j
Meter über der Vegetationslinie, nicht erwartet hätten, war
zuführen. Für den Nachmittag kann i
sohJBohtea Wetter reohnen.
1 Taat mit Sicherheit auf
M«l
146
der leise Gesang einiger Vögel, welche in den Höhlungen
des Lavastromes, in dessen Sehatz unser Zelt stand, ge-
schlafen hatten. Unsere Verwunderung stieg, als wir nach-
her sahen, dass es Sumpfvögel, eine kleine Art von Regen-
pfeifer, waren, und wir einen Flug derselben von 10 Stück
noch 500 Meter weiter oben antrafen. Was mag wohl diese
Vögel veranlassen, die an Nahrung reichen Sümpfe der
Päramos zu verlassen und die trockenen oder nur zeitweise
von Schneewasser durchdrängten Arenale des Gotopaxi auf-
zusuchen, nicht etwa nur auf einem Spazierflug an einem
schönen Tag, sondern um bei schlechtestem Wetter dort
zu übernachten? Oder sollte es eine besondere Art, ein
Charadrius Gotopaxi sein, der gar in diesen Höhen nistet?
Ich weiss nicht, ob jemals Sumpfvögel in der Höhe von
4600 bis 5000 Meter beobachtet worden sind.
Der Morgen des 9. Septemb. brach mit starkem Schnee-
gestöber und Wind an. Trotzdem wollten wir, als das
Wetter sich um 7 Uhr etwas aufhellte und der Berg zum
Tb eil sichtbar wurde, keine Zeit mehr verlieren und be-
gannen die Besteigung, nachdem wir eine Tasse warmen
Kaffe's genossen hatten. — Zuerst mussten wir die Höhe
des Lavastromes gewinnen, welcher nicht weit vom Zelt-
platz wie eine Nase aus dem Berge vorspringt. Dieser erste
Ansteig, obgleich kurz and nur 70 Meter hoch, war sehr
beschwerlich, denn die Böschung hatte über 45 Grad Nei-
gung, bestand aus gefrorenem Sand und war V2 Zoll tief
mit Schnee bedeckt. Wir glitschten häufig aus. Sobald
wir den Bücken des breiten, in der Mitte muldenförmig
eingesenkten Lavastromes erstiegen hatten, ging es etwa
5 Minuten lang bis zu seinem scheinbaren Ursprung (4680
Meter) fast eben voran. Meterdicke Sand- Asche, aus welcher
die grössern Blöcke der Oberfläche inselartig herausragten,
bedeckte den Strom und setzte sich in immer zunehmender
Dicke auf dem ansteigenden Rücken des Berges nach oben
fort, so dass wir unmerklich die Schneegrenze überschritten
und erst etwa 100 Meter weiter oben zufällig in einer Spalte
bemerkten, dass wir schon längst auf dem bedeckten Eis-
mantel des Berges gingen. Die vulkanischen Auswurfe-
massen waren, vermöge des den Tag über einsickernden
Verh. d. nat. Ver. Jahrg. XXXV. 5. Folge. V. Bd. ^Ä
Waseers, bei Nacbt an der Oberfläche fest zusammeuge-
froren und boten durch ihre Ranbheit (taust- bis kopfgrossa
Bomben wareu Bchou sehr häufig) einen festen und Bitbem
Tritt, selbst wenn stdlenweiBC die Neiguug des Bodens
sehr starlc wurde. Während also der letzte Ausbruch an
andern Stellen den Weg zum Gipfel zerstörte, hat er ihn
hier gleichsam verbessert und hergerichtet; denn aiit glat-
ten Eis- und Schueefeldern von 35 bis 40 Grad Neigung
wäre hier die Besleigung, wenn nicht ganz unmöglich, so
doch sehr gefährlich gewesen, — Der wenige Schnee, wel-
cher die Nacht über gefallen war, schmolz von 8 Uhr an
rasch ab, so dass dann unser Weg gann den dunkeln An-
blick der untern Arenale bot. Je weiter nach oben, desto
häufiger und grösser wurden die schwarzen porösen Lava-
klumpen, die der letzte Ausbnieh geliefert hat. Sie halten
meist eine flache Gestalt, oft waren sie in Reihen ange-
ordnet, so dass sie sich als Trümmer eines zerrissenen
kleinen Lavahaches darstellten, und einigemal beobachteten
wir wirklich im Zusammenhang erstarrte Bächlein von '/»
oder 1 Meter Breite, '/* Meter Höhe und 6—7 Meter Länge;
Lavaströnie in Miniatur!
In der Höhe von 5020 Meter mnssten wir eine sehr
breite und furchtbar zerrissene „Gasse" paesiren, welche
schräg vom westliehen Kraterrand gegen unsern Grat her-
unterlief und sich auf ihm theilte; ein Theil stürzte jäh in
die Quebrada von Yanasache, der andere zog sich sanfter
gegen Millihuaico hinab*). Nicht ohne Schwierigkeit klet-
terten wir über die Fels- und Eishlrtcke des Östlichen Ar-
mes, der ungefähr 300 Meter breit nnd im Durchschnitt
30 Meter tief war. Jenseits setzte dann der Kücken wieder
ohne Unterbrechung fort.
Eis 9 Ubr hatte sich das Wetter ziemlich gehalten,
und wir genossen eine prachtvolle Aussieht über die Pro-
vinz von Quito und einen Thei! der Westeordillere bis zum
Hinisa (gegen Süden lag die Landschaft in Nebel). Aber
1) Man sieht daraus, daas uaser Weg gerade auf der Waaser-
Bcteide zwischen dem Atlantischen (Rio PftstasBB) und dem Pacifi-
Bohen Ocean (Rio Eameraldas) bin aufführte. Dia arwÄbnte GHsae g&b
an beide Wasser all.
147
leider hüllte sieh der Berg bald nachher in Wolken, und
das Schneegestöber wurde oft so dicht, dass wir kaum ein
paar Meter weit sehen konnten. Wir Hessen uns dadurch
nicht von unserem begonnenen Unternehmen abhalten und
schritten immer rüstig voran, denn unserem Grate folgend
konnten wir nicht irren. — Drei Stunden waren wir be-
reits auf dem Marsche, ohne im Terrain eine Schwierigkeit
zu finden (mit Ausnahme der erwähnten Gasse) und ohne
tiefen Schnee zu betreten. Da verschmälerte sich plötzlich
der Grat in der Höhe von 5200 Meter derart, dass nicht
zwei Personen neben einander gehen konnten. Wir muss-
ten mit grösster Vorsicht schreiten, denn zur Linken gähnte
ein ungefähr 1000 Meter tiefer Abgrund, dessen Wände fast
vertical waren, und zur Rechten hatten wir einen Eisab-
hang von mehr als 60 Grad Neigung (nur sehr wenig Sand
haftete auf seiner Oberfläche), welcher nach unten ebenfalls
in einen senkrechten Absturz endigte. Ein einziger Fehl-
tritt hätte den sichern und schnellen Tod zur'Folge gehabt.
Die Tiefe war mit Nebel erfüllt und erst später erkannten
wir die ganze Grösse der Gefahr, als wir die beiden Ab-
gründe, zwischen denen wir geschwebt hatten, frei sahen.
Glücklicherweise war dieser First — die Spanier haben
dafür das bezeichnende Wort Cuchilla „Messerschneide" —
mit tiefem weichem Schnee bedeckt, in welchem sich der
Fuss bis an die Knöchel eindrückte, und so schritten wir
langsam und schweigend und nicht ohne geheimes Schau-
dern darüber hinweg, jeder genau in die Fusstapfen des
Vorgängers tretend. Ein rasender Schneewind drohte uns
jeden Augenblick in die Tiefe zu schleudern. Dieser schmale
Felsgrat, die einzige wirklich gefährliche Stelle auf unse-
rem Weg, war nur ungefähr 150 Meter lang, und verbrei-
terte sich nach oben wieder sehr. Der schauerliche Ab-
sturz zur Linken dehnt sich über einen grossen Theil der
Nordseite des Cotopaxi aus; er ist wenigstens in seiner
jetzigen Ausdehnung neu und stammt von der letzten Erup-
tion her, denn früher bemerkte man aus der Feme im
Schneemantel des Berges nur hoch oben, unter dem Gipfel,
eine schwarze Felswand. Er beginnt an der Nordseite
schon 200 Meter unter dem Gipfel und reicht fa^t %«sscl
senkrecht abfallend bis unter die Sehneegrenze binab. Vob
ihm besonders stammen die masaenbaften Gesteinstrfimmer,
welebe, mit neuer Lava gemiscbt, dnrch die nördlichen
Hnaicos hinunter gelangten und jetzt über den Ebenen von
Limpiopnngo und Saltopamba zerstreut liegen und selbst
bis nach Ghillo geführt wurden.
Jenseite des fatalen Grates mussten wir einige Sehnee-
felder von geringer Ausdehnung passiren, in welchen wir
bis über die Kniee einsanken; dann folgten LavatrUmmer-
felder, auf denen kein Schnee haftete. Wir waren auf der
sanft geneigten Stufe angelangt, welche wir so oft von
Ferne gesehen und so sehr ersehnt hatten, in der HUhe
von 5410 Metern. Etwa hundert Meter stiegen wir über
die Lnvaklumpen hinan, die sehr dick zu liegen schienen
und noch warm waren (wir fanden keinen Anhaltspunkt
zur SchätMUg der Mächtigkeit); dann änderte sich plöta-
licb der Anblick unserer Umgebung und kündigte uns die
Nähe des ICraterkegels an ; allenthalben ragten nackte FelB-
klippeu (alte Laven), das Skelett des Vulkans, hervor;
zwischen den Trümmerhaufen der Lava stiegen weisse
Dämpfe anf; engere und breitere Fumarolenspalten durch-
kreuzten sich nach allen Richtungen; die hcissen vulk. Gase,
die aus ihnen ausströmten, bedeckten die zersetzten Wände
der alten und neuen Lava mit weissen, schwefelgelben nnd
orange rothen Incrustationen. Keine Schneeflocke haftete
hier am Boden, welcher 29 bis 35 "C. Wärme zeigte; jeder
atmosphärische Niederschlag verdampfte sofort und erzeugte
80 die Bildung weisser leichter Wolken, welche fast immer
den Gipfel des Berges einhüllten. — Während wir, Herr
Sandoval und ich, sehr fröhlich und zufrieden so viele
Neuigkeiten betrachteten und besonders die Fumarolen un-
tersuchten, während wir die feste Hoffnung hegten, nun
auch noch die letzte Schwierigkeit besiegen, d. h, den
Eruptionskegel erklimmen zu können, welcher sieh in näch-
ster Nähe mit unbestimmten Umrissen durch den Nebel wie
ein schwarzes Gespenst zeigte, erklärten plötzlich unsere
zwei Peone, die sich ganz indolent und muthlos zu Boden
gelegt hatten, sie würden nicht weiter gehen, sondern hier
auf unsere Rückkehr warten. Lauge dauerte es, bis wir
149
sie mit guten und strengen Worten, mit Versprechungen
und Drohungen wieder in Bewegung brachten; denn ob-
wohl sie Ermüdung vorschützten, war doch eigentlich die
Furcht vor dem Berge der Hauptgrund ihrer Weigerung:
„Seiior, el cerro estä muy hediondo y puede reventar ä
cada rato" (Herr, der Berg stinkt sehr und kann jeden
Augenblick ausbrechen); besonders waren ihnen die Gas-
ausströmungen verdächtig. Nachdem ein Schluck Brannt-
wein besser auf sie 'gewirkt hatte, als unsere Appellation
an ihr Ehrgefühl, begannen wir um 11 Uhr den Angriff
der letzten Höhe. Dieses Stück Arbeit war das schwie-
rigste der ganzen Besteigung, wegen der Steilheit der Fels-
klippen und der Beweglichkeit der Lavatrümmer, welche
sie stellenweise bedeckten. Wir brauchten eine volle Stunde
zum Erklettern der letzten 300 Meter, meistens mit den
Händen nachhelfend. Im dichten Nebel durften wir weder
links noch rechts abbiegen, um schief am Abhang hinauf-
zusteigen ; denn wir hätten unvermuthet an einen Abgrund
und in die grösste Gefahr kommen können. Es blieb nichts
übrig, als in gerader Richtung vorwärts zu dringen, und
nachher erkannten wir, dass dies auch der einzig mögliche
Weg war. — Die Spalten, welche den Kegel zerklüften,
wurden immer breiter, die Gasentströmungen bedeutender;
plötzlich standen wir vor einem schwarzen Abgrund, in
dessen Tiefen weisse Dampf ballen hin und her wogten:
es war der geflirchtete Kraterschlund des Cotopaxi, aus
welchem er vor einigen Wochen, wie ein erzürnter Gott,
Tod und Verderben über seine Umgebung geschleudert
hatte. — Der Wind zerstreute etwas die Wolken und wir
erkannten, dass wir zufällig auf die höchste Spitze des
Cotopaxi, auf den nordwestlichen Kratferrand, gelangt
waren, uns also in der beträchtlichen Höhe von 5943 Meter
oder 19498 engl. Fuss befanden*). Es war 12 Uhr Mittags.
1) Ich gebe hier die Höhe des Cotopaxi nach den trigono-
metrischen Messungen des Dr. Reise (aus dem publicirten Höhen-
Verzeichniss), nach welchen die Nordwestspitze um 21 Meter höher
als die Südwestspitze ist. Barometrisch berechnete er bei seiner
Besteigung die Höhe der letztern zu 5993 Meter (Dr. St übel zu
5996 Meter), was dann für die erstere 6014 Meter ergäbe. Mein
Die BeBteigimg hoher Berggipl'el gewährt dem Men-
schen immer eine ganz besondere Befriedignug, und selbst
grosse Reisende, wie^Uumboldt und Boussingault haben
es nicht unter ihrer Würde erachtet, mit einem gewisse
Stolz von ihren Besteigungsversuchen an den SobneebergCB
der Anden zu sprechen und uns selbst kleine Nebennm-
ständc derselben zu erzählen. Niemand wird es mir also
verargen oder als Verletzung der Bescheidenheit auslegen,
wenn ich hier die lebhafte Freade erwähne, die wir auf
der hohen Warte des Cotopaxi empfanden über die Besie-
guug der Schwierigkeiten, welche viele Personen bei unse-
rer Abreise von Lataeunga itlr unüberwindlich gebalten
hatten. Es ist ein ganz eigenth Umlieh es Gefühl, in der
Hübe von 19500 Fuss über Wolken und zwischen Nebeln ani
einer Lavascholle zu stehen, welche über einem 5(10 Meter
tiefen, schwarzen, dampfenden Kraterschlunde schwebt.
Bart und Haare mit Eiszapfen behangen, brannten uns docli
die Fnsssohlen von der noch heissen Lava, und die Chlor-
wasserstoffdämpi'e, welche aus den Spalten drangen, färbton
unsere Kleider gelb und roth. Schwach und matt klangen
in der verdünnten Atmosphäre die Schläge des Hammers,
mit dem wir Gesteinsproben abschlugen, und unsere eigene
Stimme schien verändert. Doch fühlten wir alle vier nicht das
geringste Unwohlsein, nur ein Feon klagte nach einiger Zeit
über schwaches Kopfweh, das er den aufsteigenden Dämpfen
zuschrieb; diese machten uns andere höchstens etwas husten,
wenn sie zu stark ivurden, aber glücklicherweise trieb sie
der Nordwind von uns ab (auf der SUdspitze wäre unser
Stand ein viel beschwerlicherer gewesen). Wir hatten die
Besteigung ohne besondere Vorkehrungen oder Schutzmittel,
in gewöhnlicher Kleidung unternommen (ein Peon ging so-
gar baarfuss, bekam aber freilich nachher grosse Blasen
an den Füssen), und staunten selbst darüber, wie verhält-
nissmässig leicht Alles von statten ging. Die einzige Be-
schwerde die wir fühlten, war die des Athmens, aber nur
Aneroid reichte iu einer MeBiiing nicht aus; die Nadel hatte den
ganien Umlauf über den graduirten Kreis hinaus be«chriebei] und
war beinahe wieder an dem Punkte angelangt, an dem sie am Mee-
stebea pflegt.
MM
151
während wir uns bewegten, und in der Höhe von 5900
Meter war sie nicht viel stärker als in der von 4000 Meter.
Auf der Spitze des Cotopaxi meinten wir, dass wir mit
derselben Leichtigkeit wohl noch um 1000 Meter höher
gestiegen wären*). Alle Beschwerden und auch fast 'alle
Müdigkeit der Beine verschwand, sobald wir uns setzten,
und dann fühlten wir uns ausserordentlich leicht upd mun-
ter. Zwei volle Stunden brachten wir auf der Spitze zu;
wir plauderten, scherzten, assen, tranken und rauchten
Cigarren, gerade wie in unserem Zelt unten, fühlten sogar
einen starken Appetit und bedauerten nur, dass das Früh-
stück so sehr frugal war; denn in der Meinung, hier oben
könne man nicht gut essen, hatten wir nur etwas Zwie-
back, einige Stückchen Zucker und V2 Flasche Branntwein
mitgenommen, welche letztere die Peone schon auf dem
Weg halb leerten. Ist es nun Zufall, dass wir alle vier
eine so glückliche und starke Körperconstitution besassen?
oder sollen wir diese Beschwerdelosigkeit, wenn ich mich
so ausdrücken darf, in einer so grossen Höhe, z. Th. dem
Umstände zuschreiben, dass der Cotopaxi an seiner Ober-
fläche beinahe schneefrei war? — In solchen Höhen, welche
der Mensch nur äusserst selten zu betreten Gelegenheit hat,
ist jede Beobachtung von Wichtigkeit, und so glaubte ich
hier diese physiolog. Bemerkungen einflechten zu dürfen.
Frei auf der höchsten Lavascholle stehend, über welche
der starke Nordwind strich, mass ich die Temperatur der
Luft, 1 V2 Meter über dem Boden, zu — 2®C. ; aber im Schutze
einiger Felsen, hinter denen wir uns lagerten, hatten vrir
noch 1 Meter über dem Boden die Temperatur von Guayaquil
d. h. 27 ®C. und der Sand und Schutt, der den Boden be-
deckte, zeigte an verschiedenen Stellen 35 bis 40®C. Der
ganze Eruptionskegel scheint durchwärmt. Wie
1) Der Chimborazo übertrifft den Cotopaxi nur am 867 Meter
an Höhe. Man sieht, dass die Meinung derer, welche ersteren für
unersteigbar halten wegen der grossen Luftverdünnung auf
seinem Gipfel, unbegründet ist. Ich muss nach meiner letzten
Erfahrung am Cotopaxi den Chimborazo für besteigbar halten, be-
sonders da auch die Terrainschwierigkeiten, zumal an der Nordseite,
nicht unüberwindlich scheinen.
die Darchwärmung bis ca. 300 Meter abwärts geschah, ob
ziemlich rasch oder langsam, ob durch das Steigen der
Lara ioi Krater, oder durch die vielen Fumarolenspalten;
und wie die Abaehmelzung des Schnees am ganzen Erap-
tionskeget vor sich ging, ob ebenfalls rasch oder langsam,
ob vor, während oder nach der Haupteraption, ist schwer
zn entscheiden.
Leider wnrde das Wetter immer schlechter, der Schnee-
eturm immer dichter. Vergehens warteten wir zwei Stun-
den lang, ob sich uns einmal der ganze Kraterrand frei
zeigen würde. Hie und da zerriss zwar der Wind das Ge-
wölk, aber nie sahen wir mehr auf einmal als etwa ein
Drittel des Randes frei, bald an der Nordwest- bald an der
Nordostseite, und in die Tiefe reichte der Blick in günsti-
gen Momenten nur ungetMr 200 Meter (Dr. Rei ss hat die
Tiefe des Kraters auf 500 Meter geschätzt). Auch konnten
wir uns nicht weit rechts und links bewegen; denn überall
gelangten wir an grosse Spalten mit starken Gasexhala-
tionen. Der Kraterrand hatte an der Stelle, an der wir
uns befanden, nicht mehr als vier oder fllnf Meter Breite,
war aber nicht eben, sondern fiberall mit spitzen Lava-
zacken besetzt. Nach aussen ging er unmittelbar in die
abschussige Böschung des Kegels über und nach innen fiel
er ungeftihr 10 Meter tief senkrecht ab. Soweit wir das
Innere des Kraters enthüllt sahen, hat er überall dieselbe
Beschaffenheit; unter der 10 Meter hohen Steilwand des
obersten Randes liinft er nach unten, noch immer steil
genug, trichterförmig Kusammen. Auf den Grund sahen
wir, wie gesagt, nicht; soweit der Blick reichte, war AUea '
mit einem unbeschreiblichen Chaos von grossen Lavablöck^i
bedeckt, welche -noch sehr heiss sein mussten und wahr-
scheinlich noch glühende Lava bedeckten. Es ist dieselbe
Lava, welche auf der Nordwestspitze die alten Felsen un-
■gefilhr 5 Meter dick bedeckt und es hat ganz den Anschein,
dass nach geschehenem Lavaerguss ein Theil der glühen-
den Massen von den Kraterlippen wieder in den Schlund
zurücksank, an der pberfläehe bereits erstarrend und sich
in grosse Schollen auflösend. Das Kraterinnere bietet daher
den Anblick der Oberfläche eines B\oiiV\asa%\.\oai?.%, iäÄ>M
153
•
mit ganz enorm grossen Blöcken. Zwischen allen Blöcken
dringen weisse Dampfwölkchen hervor und ballen sich im
Aufsteigen zu grössern Wolken, welche dann den Krater.
erfüllen und sich über ihn als Dampfeäule erheben. Auch
bemerkt man an vielen Stellen des innern Eraterrandes
dieselben weissen und gelben Incrustationen, die wir an
den äussern Abhängen beobachteten.
Um 2 Uhr Nachmittags begannen wir den Rückmarsch,
da das Wetter durchaus keine Anzeichen der Besserung gab,
sondern nur immer schlechter sich gestaltete. Das Hinab-
steigen ging allerdings schneller und ohne grosse Ermü-
dung vor sich, war aber doch gefährlicher als das Hinauf-
klettern. Während des Tages war die Sandbedeckung
aufgethaut, Alles war beweglich unter unsern Tritten, und
grosse Steinblöcke rollten vom Gipfel in die Tiefe, welchen
man jeden Augenblick mit grosser Sorgfalt ausweichen
musste. Immer in dichte Wolken gehüllt gelangten wir
endlich ohne allen Unfall Abends um 5 Uhr zu unserem
Zelt. Genau 5 Stunden hatten wir zur Besteigung gebraucht
und 3 Stunden ' zum Rückweg. In der folgenden Nacht
wurden wir V*, Meter tief eingeschneit und waren recht
froh, als um 9 Uhr Morgens am 10. September die Pferde
von unten ankamen, die uns wieder in die Ebene von Lim-
piopungo brachten.
Nun habe ich noch einige Beobachtungen nachzuholen,
welche wir während der Besteigung machten, die ich aber
ausgelassen habe, um den Gang der Erzählung nicht zu
sehr zu unterbrechen. Manches, was wir eigentlich erat
bei der Besteigung beobachten konnten, habe ich schon bei
der Beschreibung des Lavaausbruches und der Schlamm-
ströme benutzt. — Ich muss zunächst nochmals auf die
Lava zurückkommen. Es ist kein Zweifel, dass sich die
Lava über alle Theile des Kraterrandes in ungeheurer
Menge ergossen hat, und dennoch ist nirgends ein Strom
zusammenhangender Lava zu finden. Dies ist das
Eigenthümliche bei der letzten Eruption. Alles Material
löste sich beim Herabstürzen über den Berg in Klum^^ii.
auf, die durchacliBiUlicli nicbt eiumal sebr gross sind aad
meietetis kaum 1 Meter üurchmenser besitzen. Trotzdem^
. kann ich die Lava nicht zor „Sehollenlava" rechnen, wie
sie sich an den Begrenzungsfläeheu vieler Strßme bei ra-
Buhem Erkalten bildet und in kantigen halb erstarrten
Blöcken abbröckelt; sie hat zn viele Eigenschaften von der
„Fladenlava"'): randum zeigen die Klnmpen geflossene,
gernndete Formen nnd sind von einer Glasur bedeckt; folg'
lieh trennten sich die Blöcke nicht in schon erstarrtem od»
halb erstarrtem Zustand, sondern als noch flüssige Klumpe]^
vpelche dann während des Herabrutschens und besonder
wenn sie mit Schneewaaser in Berttbning kamen, schnei
erkalteten. Es ist fast wie wenn alle diese Klumpen ani
der Luft auf den Vulkankegel gefallen wären, und dies
doch aus manchen Gründen und nach den Ereeheinungei^
welche die Lavaeruption begleiteten, nicht wohl anzunel
men; auch kann man die wirklichen dnrch die Luft gefiö'
genen Bomben noch recht wohl von der Lava unterschet
den. Im erkalteten Zustand zeigt sie dann wieder eim
Eigenschaft der „Schollenlava", nämlich das leichte Zer-
bröckeln und Zerfallen. Auf der ganzen ^beue von
CQQga findet man metergrosse Blöcke, welche nach ihren
Erkalten von selbst in t'austgrosse Stücke zerfielen:
noch ganzen Blöcken genügte oft ein einziger Hammel
schlag, um sie in denselben Zustand zu versetzen, und e
war wegen dieser Eigenschaft durchaus nicht leicht, mä
seumsgerechte HandstUcke zu schlagen (viele zerbräche
mir noch auf der Rückreise nach Guayaqnil). — Die Textt
dieser Lava ist schlackig feinzellig, oft ans Bimasteinartig
streifend. In der schwarzen amorph scheinenden Grnnt
masse sind nur die vielen winzigen Plagioklasfragmenl
und -Kryställchen von weisser Farbe zu unterscheide!
Viele geschmolzene sehwarzgrtine Körner und Parthie
scheinen von Hornblende (oder Augit?) herzurühren; di
Magnetnadel wird von der ganzen Lavamasse stark
1) TieloB Über «Schollen- und Fladenlava" fiodet mau
Bfttz des Herrn A. Heim, fiber den Veaavauabruch im April 187!
jfl der Zeilechr. d. deutseh. geol. Gea. B4. ^XN , ?>. \— i>i.
zogen; Olivin ist mir iiocb zweifelhaft. Accessorisch fin-
den sieb Quarzsplitter; ein 5 cm lange» und 2 cm dickes
Stück selineeweisBcn Quarzes war stark gefrittet und mit
einem grünlichen Giasachmelz umgeben. Eben so starke
Hitzeeinwirkungen zeigen andere Einschlüsse präexistiren-
der Gesteine, meist alter Laven nnd dichter grUnstein-
artiger Gesteine. Solehe EinschlÜHse sind besonders in der
Kmste der Lavaklumpen ungemein häufig und wurden diese
offenbar erst während des Herabrollens am Bergabhang anf-
genommen und eingebacken. Ich glaube, ich getraue mir,
in jedem kleinen Handsttlck die diesjährige von jeder alten
Cotopaxilava zu nnterscheiden, obgleich sehr schwer mit
wenig Worten zu sagen wäre, worin die Eigentbflnilichkeit
derselben besteht.
Am ganzen Umkreis des Cofopaxi-Kegels über der
Schneegrenze liegen enorme Mengen solcher Klumpenlava;
der ganze Eruptionskegel ist davon bedeckt, und welter
nach unten finden sich ausgedehnte Lavafelder, wo das
Terrain ihre Anhäufung gestattete. Wir haben bei unserer
Besteigung solche Felder überschritten. Die grüssten Quan-
titäten scheinen am Nordgipfel und auf einem Grat, wel-
cher sieb vom Südwestgipfel hinunterzieht, liegen geblieben
zu sein. Femer sind die Klumpen in den im Eis ausge-
wühlten Gassen ungemein zahlreich und haben sich stellen-
weise zu Hügeln aufgestaut. Dennoch muss ich behaupten,
daes hei weitem das meiste feuerflüseige Material unter
die Schneegrenze gelangt ist, sei es durch ihr eigenes Ge-
wicht an steilen Halden, sei es mit Hilfe der Wasserfluthen.
Ich wiederhole immer wieder, dass die in den Quebradas,
Ebenen und Thälern zerstreut und angehäuft liegende Lava
ganz fabelhafte Quantitäten ausmacht. Es ist sehr schwer
oder vielmehr unmöglich, genaue Berechnungen des Mate-
rials anzustellen, welches ja 10 Meilen im Umkreis des
Cotopaxi zerstreut liegt; aber dieses glaube ich ohne Ueber-
treibung behaupten zu dürfen, dass in jeder der achtzehn
oder zwanzig grossen Quebradas so viel neue Lava herun-
tergekommen ist, dass sie an einem Ort vereinigt, einen
zusammenhängenden Strom von 10(H) Meter Länge, 2TO
Jtfßier BreJie and 50 Meter Höhe, aJso von 10 MiUloneB.
Cnbikmeter ergebeu wUrdc. Mag sein, dass in einem oder
andern Hnaico die Quantität nicht ganz so bedeutend war, j
daitlr war sie aber in andern doppelt und dreitach grösser, M
wie 7..h. in Manzanahuaico und in den Quebradas der Ost- J
Seite. Auf dem Kärtchen habe ich nur einige der be^H
deutend st en Anhäufungen der Lavaklumpen beaonderaB
angedeutet, da wü sie wirklich grosse Aelmlichkeit mit deifl
ächten Lavaetrömen haben, und als „LavaklumpenströmB*fl
bezeichnet werden könnten. Die grösste derartige ÄnhKa^l
fung tindet sich längs des Manzanahuaico, von dessen Un>fl
biegung nach NW bis unterhalb der Einmündung des Chai^S
cbnngahuaic». Es sind dort wahre Hflgelzüge von 20 btol
30 Meter Höhe und ungeheurer Breite aufgehäuft, und be-.j
Bteben dieselben fast ausschliesslich aus neuen Lavaklumpen 1
mit sehr wenig Zwischenmasse andern Materials. Der siefl
bedeckende Sand hatte an einem sehr kalten Morgen 30' Oj
Wärme, die er jedenfalls von seiner Unterlage cmpfMngltJ
Durch Chanchungahuaico kam eine andere Lavamasse hecfl
nnter, die sich erst weit unten, in der Nähe des WegöM
von MalaM nach Limpiopungo aufstaute. Dieser Klumpen««
Strom hat die Länge von etwa 1000 Meter, 200 Meter BreiteJ
und 8 bis 10 Meter Höhe, und war in seinem Innern noekS
sehr Leiss. Hunderte von kleinen katninartigen OeffnungeA'J
fanden sich in dem ihn bedeckenden Sand, aus welchenl
ein 80 bis 90"C. heisser reiner Wasserdampf mit aol<-l
eher Gewalt austrat, dass er den Sand rings um die Oeff-V
nungeu kraterartig aufwarf. Tausende solcher Miniatut^-fl
krater waren schon erloschen, hunderte noch iu ToUe^J
Thätigkeit. In noch grösserem Maassstabe beobacbtetffldfl
wir dasselbe Phänomen an einem Lavaklumpenstrom in deifl
Quebrada von Chirimachay, an der Ostseite des Vnlkana^|
Alle Dimensionen des Stromes waren viel grösser und d^|
dampfte in seiner ganzen Ausdehnung. — Wie bei di6sai^|
Gelegenheit nLavaklumpenströme", die unzweifelhaft ail^l
dem Krater stammen, erst am E^ss des Berges und sogs^H
in einiger Entfcniung von demselben sich anzustauen befl
gannen, so konnte und musste es /.. T, auch mit den LarilH
strömen früherer Eruptionen geschehen, besonders weiuA
Bie mit grosser Gewalt und ■p\ö\,%\\t\i s
über sehr eteile Gehänge hinabschossen nnd aus sehr flüs-
sigem {wenig zähem) Material beBtaiidei). Ich glaube, wie
ich schon t'rtther bemerkte, dasa man kühn alle Lavaströme
des Cotopaxi, iniigen sie am Abhang oder am Fuss des
'es zu entspringen scheinen, aus dem Gipfelkrater
ableiten darf.
Die neue Lava ist überall mehr oder weniger mit
Aacfae und Sand bedeckt, zum Zeichen, dass nach dem
Lavaerguss noch starke Aschen ausbrüehe stattfänden. Die
Mächtigkeit dieser Bedeckung ist schwer zu schätzen, da
sie durch Wind und Regen bereits wieder stark zerstört
ist; ich glaube aber, dass sie am Fuss des Kegels nicht
mehr als '/z Meter betrug. — Die vulkanischen Bomben
und das -ttbrige durch die Luft ausgeschleuderte Material
bietet kaum etwas Bemerkenswertbes oder der besondem
Beschreibung Bedürfendes. Ein Thcil des Handes und dei"
Kapilli ist scharfkantig und entstand durch Zertrümmerung
fester Gesteine, ein anderer Theil ist offenbar nichts an-
deres als im flüssigen Zustand zerstobene und bimsstein-
artig aufgeblähte Lava^). Zu dieser letzten Kategorie ge-
boren besonders auch die grössern faust- bis kopfgrossen
Bomben. Dieselben sind von unregelmäsaiger äusserer Ge-
stalt, voll grosser und kleiner Blasenräume und leicht wie
Bimsstein. Ihre Farbe ist lichtgrau bis graubraun, aber
sie sind ganz durcbspickt von schwarzgrünen Knötchen von
Vi hi» 4 mm Durchmesser, welche in seltenen Fällen noch
die Umrisse eines Hornblendekrystalls zu erkennen geben,
nieistens aber, wie in der Lava, geschmolzen sind. Auch
einige grössere Plagioklaae sind erhalten gebliehen. Die
Wandungen der Hohlräume sind sehr häufig mit einem
metallisch glänzenden Schmelzfluss überzogen und mit seide-
feinen Glasfäden ausgesponnen. Einige Bomben glänzen
ide wie reines Silber (einer unserer Peone schleppte
1) Von ausgeworfenen EiiiKelmintTRlien, etwa den vesuvischen
Augiteu odar Leiiciten Vergleictbarea findet sich gar niiihtB, wie
i überhaupt der Cotopaxi nnd alln aüdamerikaniauhen Vulkane
nineralogiachem Interesse aebr weit hintei' dem WeineTi i\.V
Uaiaehen Feaarberge zurückttebea.
deshalb einen ganzen Sack toH davon nach Mnlalö), an-V
dere irisiren prachtvoll wie Wismuth oder Eisenglanz von ■
Elba; doch verschwaud an meinen mitgebrachten Exem-g
plaven dieses Farbenspiel nach einigen Wochen. Die ein- I
zelnen Fäden und Partikelcben mit einer guten Lupe be-^1
trachtend, erkennt man aber nur ein amorphes gelblicbe»fl
Glas- — Die scbüneten und meisten derartiger Bomben' J
fanden wir im Osten des Vulkans bis au die Abhänge de»!
Sincholagua, jedenfalls weil sie dort weniger von feiner^J
Asche und Saud bedeckt wurden, als an den andern Seiten..!
Noch in der Entfernung von zwei Meilen vom Berge trafen J
wir einzelne kopfgrosae Bomben. In den Arenalen an der .^l
Sehneegrenze sinkt man in diesem Bimssteinmaterial voml
Haselnuss- bis Fanstgi'üsse oft bis andieKniee ein; weiter 4
vom Berge ab wird es sandig und die grossen BombeoH
liegen vereinzelt. 4
Endlich noch einige Beobachtungen über die vulka-fl
nischen &ase des Cotopaxi, welche ich zu den interes-^fl
santesten Resultaten unserer Untersnchungsreise rechne. — -.j
.Seit den Zeiten Humboldt's ist es bei den Geologen und.l
in den Lehrbüchern wie zum Axiom geworden, dafs diö^'V
Büdamerikanischen Vulkane kein Chlor und keinen Chlor- ■
Wasserstoff aushaucUeo, sondern an ihrer Stelle vorztiglich-fl
grosse Quantitäten von Kohlensäure. Boussingault hal»
bei seinen Untersucbnugcn an den erloschenen oder irafl
Ruhezustand sich befindenden Vulkanen (Solfataren) dieseaw
Continents besonders Schwefelwasserstoff, schweflige Sätire^I
und Kohlensäure nachgewiesen und spricht ihnen ebenfalls' I
das Chlor ab, — Auf unserer Reise um den Cotopaxi haben *■
wir mehrmals in der Hohe von 4600 bis 5000 Meter einen M
sehr starken Geruch nach Schwefelwasserstoff und 1
dazwischen hie und da den nach schwefliger Säure.l
bemerkt. Wir glaubten, der Wind trage uns diese Gasfrl
ans dem Krater zu und hofften sie deshalb auf dem Gipfelfl
in grosser Menge zn finden, besonders da auch noch belfl
unserer Besteigung auf halber Höhe des K«gels jene Ge-M
rüche sehr stark wurden, ohne dass wir irgendwo eiual
Fumarole, eine Äusströmungsstclle, entdecken konnten. AI-I
lein wir hatten uns getäuscht; deun als wir uns dem Krater "l
näberten, verschwanden jene Gase gilnzlicli und aua allen
Spalten und Riesen drangen iu ungebenrer Menge nnr
die Dämpfe des Chlorwasserstoffes. Die Gasaua-
Btrömung war so stark, dass es oft scliwer war sich den
Spalten zu nähern, um mit dem Thermometer ihre Tem-
peratur zu messen; die Säure griff sehr energisch unsere
Respirationsorgane an und machte uns husten, ruinirte auch
vollständig unsern Anzug, an dem sie sich condensirte und
den sie fuehsroth fdrhte. Bei völliger Windstille hätten
wir wabrscheinlieli nicht lange den schädlichen Einflüssen
dieser Dämpfe widerstehen bßimen und ihre Gegenwart im
Krater war auch ein Hauptgrund, weshalb wir nicht an
ein Hineinsteigen in denselben denken konnten. Der Ge-
ruch war 80 stechend, dass Herr Sandoval lange auf seiner
Meinung bestand, es seien Dämpfe salpetriger Säure, bis
ihn später die Analyse in Latacunga vom Gegentheil über-
zeugte; aber ich glaube, dass neben dem Chlorwaaterstoff
aucL freies Chlor entweicht. — Diese Fumarolen begin-
nen etwa 40O Meter unterhalb des Gipfels, werden aber
nach oben immer zahlreielier und grösser, besonders anf -
dem schauerlieh zerklüfteten Eraterrande selbst. Auf die-
sem ragten einige Zacken so hoch Über dem durchwärmten
Boden in die kalte Luft hinein, dass sich Eiszapfen daran
bilden und einige Schneehäufcheu darauf haften konnten.
Um den Durst zu löschen, nahm ich ein EisstUckchen in
den Mund, musste es aber augenblicklich wieder auswer-
fen, denn es brannte höllisch auf der Zunge; die aufstei-
genden Dämpfe halten sich an den Eiszapfen condensirt
oder vielmehr sie bilden helfen und mit Chlorwasserstoff
fast gesättigt. Auch der Schnee war nicht frei davou und
etwas gelblich gefUrbt. Ich nahm das Eis in einer leeren
Flasche zur spätem Analyse mit. — Die Temperatur der
Fumarolen war nicht überall gleich; einige ergaben blos
96*, andere 150", die meisten aber 160°C. Hitze. Alle Wände
der Spalten, durch welche das Gas strich, sie mochten ans
alter oder neuer Lava oder aus losem AufschUttungsraate-
riai bestehen, waren mehrere Centimeter tief durchaus zer-
setzt und in eine bröckelnde ziegelrothe Masse umgewan-
delt und hatten eine Kruste von 2 bis 4 Millimeter, deren
Substanz alle Farbentöne vom Sehneeweissen durchs Schwe- 1
felgelbe bis zum Orangerotben aufweist. AVir Bamcielten i
_&orgtUltig die Famarolen^rodtikte, aber leider fehlen mir l
derzeit in Guayaquil einige notbwendige ReageDtien, um J
eine Tollständige Analyse dei-selbcn zu macben. AufSEturen'j
babe ich sie sebon in Latacunga nnd wiederholt in Gnaya-4
quil ziemlich genau geprüft. In Wasser ist die an nnd'J
Rix sich weisse Substanz unlöslich, dasselbe ziebt aber dett' j
Chlorwasserstoff aus, der sie reichlich imprägnirt, ' wobeifl
sich die gelben Varietäten entiärben. Salpeter- oder Bal-1
petrige Säure wurde nicht entdeckt, nnd besonders kannJ
ich versichern, dass diese Fumarolenprodükte keine S^tur^
von Schwefel, Schwefelwasserstoff oder irgend 1
einer schwefligen Säure enthalten. Das gesammelt»']
Eiswasser, von dem ich sprach, enthielt ebenfalls nnP'!
ChlorwasserstofFsäure. — Wo stammt nun der Schwefel-^
waBserWofT und die schweflige Säure her, deren cbarak-S
teristiscbe Gerüche wir aufs deutlichste und mehrmals sebri
stark empfunden haben? Es bleibt nichts übrig als anzn--]
.nehmen, dass sie an den untern Gehängen des CotopaxiJ
aus Spalten dringen, deren direkte Beobachtung uns ebetffl
entgangen ist, vielleicht weil sie sich an unzugänglichesfl
Orten befinden. — Die Exhalationen der neuen Lava be4
stehen nur aus reinem Wasserdampf mit atmosphäri»3
sehet Luft. ^
Es war dies das erstemal, dass man an einem stid-^
amerikanischen Vulkan auf ganz direkte Weise nnd]
im grossartigsten Maassstab das Ausströmen yon.!
Chlorwasserstoff beobachtete. Als Dr. Reiss im Novemb« J
1872 den Krater des Cotopaxi besuchte, befand sich derJ
Vulkan in tiefeter Ruhe seit vielen Jahren; er traf nsrfl
Fumarolen, deren Dämpfe (68*C.) einen sehr starken Gr9<M
ruch nach schwefliger Säure verbreiteten, aber deeSfl
wurde schon damals das Cblor auf analjtiecliem WegA
nachgewiesen, denn die Fumarolenprodtikte bestanden aofl
Gyps und einigen Chloriden. Auch der Eisenglanz, wel^
eben Dr. Reiss im Antisana und ich im Jahre 1871 io»
Krater des Imbabura fand, deutet anf indirekte Weise anfl
Chlor hin. Nun bat die grosse Cotopaxi-Eruption dieseM
Jahres die Frage endgültig entschiedeii, und scheint auf
eine glänzende Weise die Beobachtungen Deville'e am
Vesar und die Theorie Bunsen'e zn bestätigen, nach
welchen ein und derselbe Vulkan verschiedene Gase liefert,
je nach dem Thätigkeitsznstand in dem er sich
befindet. CJjlor bezeichnet das intensivste Stadium der
Ausbruehsthätigkeit, schweflige Gase einen abgeschwächten
Zustand, und Kohlensäure das Absterben der vulkanischen
Thätigkeit. Ja, selbst jene Ansicht Deville's hat der
Gotopaxi bei dieser Gelegenheit bekräftigt, gemäss welcher
die Fumarolenthätigkeit sich ändert nach der Entfer-
nung vom Centralkrater; Auf der Spitze des Cotopaxi
nur Chlor, an den untern und mittlem Gehängen schweflige
Gase! Die Grundursache dieser wechselnden und veränder-
lichen Fumarolenthätigkeit gehört zwar noch zu den Myste-
rien der Geologie, aber es ist schon viel gewonnen und
wir künnen hoffen einer befriedigenden Erklärung näher
zu kommen, wenn sieh durch solche Beobachtungen, wie
die am Cotopaxi geroachte, jene Gesetze als allgemein
gültig herausstellen.
Es lohnt sich nicht der Mühe, den fernem Verlauf
unserer Rundreise um den Cotopaxi besonders zu beschrei-
ben; die gemachten Beobachtungen sind bereits in das
Vorstehende eingefloehten, ond so füge ich diesem Berichte
nur noch wenige Schlussworte bei. — Die Eruption am
26. Juni kann man in mancher Beziehung ein ausserordent-
liches EreignisB nennen, und doch war sie mehr als irgend
eine andere im Stande, dem Cotopaxi und im allgemeinen
UDsern südamerikanischen Vulkanen den Schein des Ausser- ■
ordentlichen zu benehmen, welches man so lange Zeit in
ihnen zu erkennen glaubte. Sie stellt den Cotopaxi in die
Reihe der ganz gewöhnlieben Vulkane mit, wenn anch
grossartiger, so doch im Grunde höchst einfacher Thätig-
keit: Aschenauswurf, Lavaerguss, wieder Aschenausbruch
und zum Schluss erhöhte Fumarolenthätigkeit, das ist Alles.
Die Schlammströme sind eine seeundäre Erscheinung in
Folge des Lavaergnsses über Eis- und Schneemassen. Un-
endlich mannigfaltiger sind die Erscheinungen bei jedem
Vesuvausbrueh , als an unserem Eiesenvulkan. Dennoch
glaube ich, dass das geringe Verdienst meiner BeobaCrHuQgeii
Yarb. A Ott. rar. Jthrg SiXXV. B. Tolge, V, Bd. U
bei einer Gelegenheit, wie sie in hundert Jahren niebt da
war nnd vielleicht in hundert Jahren nicht wiederkehren
wird, besonders darin besteht, das Natürliche und die
Einfachheit der Vorgänge nachgewiesen zu haben.
(Briefliche Mittheilung an G. von Rflth.)
Guayaquil, d. 31. Januar 1878.
,Vor einigen Tagen kam Herr Baron von Tbielmann
(Sekretär an der deutscheu Gesandtschaft ku Washingtonl
hier durch. Er hatte eine Reise durch Nen-Granada und !
Ecuador gemacht, und am 15. Januar den Cotopaxi auf
dem von mir beschriebenen Weg bestiegen. Aub seinen
Mittheilungen geht hervor, dass sich derCotopaxi seitdem
letzten September wieder bedeutend mit Eis und Schnee
bedeckt hat, denn es war notbweudig, auf einer steilen
Strecke von fast 700 Meter Stufen im glatten Firnschnee
zu hauen, wo wir aut Band gegangen waren. Der Erup-
tionskegel hatte sich bereits bedeutend abgekühlt; die
Fnmarolen um den Gipfel waren, obwohl zahlreich, doch
schwächer geworden und hauchten nebst Wasserdampf
Schwefelwasserstoff aus; einmal will der Herr Baron den
Geruch der schwefligen Säure empfunden haben , aber
Chlorwasserstoff soll jetzt fehlen. Leider kann sich Herr
von Thielmann bei diesen Behauptungen nur auf die Wahr-
nehmungen des Gerucheorgans berufen und hat keine ein-
zige Probe der Fumarolenprodukte noch sonst ein Mineral
oder Geste insstUck mitgebracht. Dennoch war es von eini-
gem Interesse zu constatiren, dass die Furaarolenthätigkeit
sieh geändert, und zwar wieder ganz im Sinne der Theorie
Bunsen's: Der Colopaxi ist wieder in den Ruhezustand
zurückgetreten und liefert schweflige Gase! — Andere be-
deutende Veränderungen scheinen sich nach Herrn von "
Thielmann am Vulkan nicht ereignet zu haben. Auch er,
obgleich vom schönsten Wetter begünstigt, konnte das
Krater- Innere nicht beobachten, denn es war ganz von
Dampfwolken crtÜUt und bedeckt. — Er machte an sieh
nnd seinen drei oder vier Peonen dieselben physiologischen
Beobachtungen wie ich, und wunderte sich auch, wie v
hältnissmäesig leicht der Cotopaxi zu besteigen sei."
Beiträge zur Kenntniss der Emptivgesteine im
Gebiete von Saar nud Mosel
Prof. Dr. A. von LasaHlx.
(Mit Taf. HI u. IV.}
In dem Gebiete der devonischen Schiebten, welche
zwischen den Städten Trier, Saarharg und Birkenfeld süd-
lich der Mosel roreUglich die Höhen des Hoch- und Idar-
waldes bildend, nach Südwesten in breiter Zune von den
Gebieten der Kohlenforraation südöstlich, den Schichten des
Bundsandsteines, Roth und Mnschelkalkes nordwestlich ein-
geiasst, bis nahe an die Grenze gegen Luxemburg hin sich
erstreekeni liegen eine grosse Zahl einzelner oder zu län-
geren Zügen sich aneinander reihender Punkte von Ge-
steinen, die ihre petrographische Beschaffenheit und ihre
meist deutlich ausgeprägte durchgreifende Lagerung als
Eruptivgesteine ansprechen zu dürfen gestattet. Der grüsste
Theil dieser Gesteine wurde bisher unter dem Namen von
Grünsteinen zusammengefasst, der die Unmöglichkeit einer
schärferen Definition verhüllt. Nur einzelne dieser Gesteine
waren schon bestimmter als Dioritc, Diabase, Hypersthenite
bezeichnet worden.
Die fortdauernde genauere Durchforschung dieses Ge-
bietes hat die Zahl der Fandpnnkte solcher Gesteine um
ein Erhebliches vermehrt und ergeben, dass ihr^ petro-
graphischen Charaktere doch sehr verschieden sind.
Während in dem südlich an das unsere angrenzenden
Nahegebieto die hier vorzüglich in der sog. Pfälzer Roth-
liegenden Mulde auftretenden Eroptivgesteiüe in den acXift-
nen Arbeiten von LaspeyreB'), Streng*^, Eosmann']
eine genauere petrographische Beschreibnng gefanden haben
nnd zahlreiche einzelne Vorkommen in den Arbeiten von
Zirkel, Hagge, Weiss n. A. besprochen und charakteri-
eirt wurden, fehlt für das Saar - Moselgebiet eine solche
Sichtung des reichen petrographischen Materlales noofa
fast ganz.
Eine grössere Zahl von Gesteinen (38 von verschie-
denen Fundstätten) aus diesem Gebiete, die mir durch die
Herren Geh.-Rath Dr. v. Dechen, Dr. Grebe, Dr. Steeg
in Trier, Apotheker Becker in Rhannen zur Bestimmnng
übergeben wurden, habe ich eingehender studiert und mikros-
kopisch untersucht, wozu mich die Herstellung von über 200
Dünnschliffen der verschiedenen Ge«teine nach und nach i
die Lage setzte. Ein Theil dieser Untersuchungen wurdf
schon vor zwei Jahren zum Abscbluss gebracht, später tilg-
ten sich dann noch weitere Gesteine an.
Auch jetzt, wo ich die Resultate meiner Untersnchon-
gen veröffentliche, machen dieselben nicht den Anspmchj
ein vollständiges Oanze zu bilden; aber die vorzUglichBtei
Typen der dortigen Gesteine sind doch wohl darin j
halten.
1. Der Diabss-Dforit von Efirenz bei Trier.
Das Gestein von Küreiiz ist eines der wenigen,
dem sich schon frühere Arbeiten beschäftigt haben. Wo!
zuerst findet dasselbe eine ausführlichere Erwähnung ii
den Schriften des verdienten Trierer Geologen J. Stei'
niuger. In dessen: Geognost, Studien am MittelrbeinQ
Mainz 1819, S. 33—34 sagt derselbe: „Der Grünstein bUdö
za KUrenz bei Trier zwei Lager, jedes 50—60' mächtig
welche zusammen von Hamm bei Saarholzbach über
1) Dia geognoat. Verhlltu. der Gegend von Kreuznach. Z. (
deutsch, geol. Gea. 1867. 803.
2) Bemerkungran über dio krystallin. Gesteine des Saar-Nah
Gebietes. N. J. f. Min. 1872, 261, 371.
3) GuogQ. Beschreibung des Spiemont bei St. Wendel. Verl
d. nat. Ter. f. Rh. a. Wertf. 1868. 8. 239. *
1 Neumagen und Merzig a, d. M. herabziehen. Zu Nen-
magen stehen sie.aof dem Clausener Berge zu Tage ans.
Hornblende nnd Feldspath sind selten go innig gemengt,
dasB man sie im Gemen^ nicht recht gnt unterscheiden
' könnte. Zuweilen liegt die Hnrnblende in einzelneu zoll-
langen Sänlclien in einem frischen rothen Feldspath; manch-
mal liegen sehr viele Quarzsäulchen oder Korner in der
GrtinsteinmaBse und seheinen fast den Feldspath zu ersetzen,
Sie wird oft von weissen oder braunrothen KalkspathtrUm-
mern durohzogen und enthält auch Parthieen von gemeinem
Asbest. Jedes dieser Grttnsteinlager wird von einem Wetz-
schieferlager begleitet, das mit ihm ungefähr von gleicher
Mächtigkeit ist. Der Wetzschiefcr ist blaulich, grünlich
oder röthlichgrau, heller oder dnnkler gestreift, an den
Kanten schwach durchscheinend. Sein spee. Gewicht ist
2,765, Er ist von Wenigen gekannt nnd bleibt daher un-
benutzt." -— An einer anderen Stelle in seinen „Bemer-
knngen über die Eitel und die Auvergne" Mainz 1827, -S,
40—41 sagt Steininger: „Die Grllnsteinkuppen bei Trier
reiheirsieh in zwei parallele, nicht weit von einander lie-
gende Züge von SSW — NNO, auf eine Strecke, deren
äusserate mir bekannte Punkte ober Saarburg und bei Neu-
magen ungeiUhr 12 Stunden von einander entfernt sind.
Sie liegen alle in dem Thonschiefer und das Gestein,
worans sie bestehen, nimmt auf der Grenze zwischen Thon-
sehiefer und Grünstein allmälig eine scbmntzigrothe Farbe
nnd den erdigen Bruch des ersteren an und geht auf diese
Art gleichsam in ihn über, In dem Grünstein ist die Horn-
blende (Amphibol) nnr ein untergeordneter Gemengtheil;
in etwas grfisserer Menge ist der Feldspath vorhanden;
aber fast der grösste Theil der Masse besteht aus Schiller-
Btein, 80 dass die Feisart als ein mit Sehillerstein üher-
mengter GrUnstein betrachtet werden kann. Der Scbiller-
steiu liegt in grünlichgrauen, ins Silberweisse übergehenden
Blättchen in dem Gemenge, mit fast metallischem Glänze;
der Feldspath ist rötblich oder etwas grün gefUrht, die
Hornblende ist grünlichschwarz. Der Rothglfihbitze aus-
gesetzt wird das Gestein schmutzig hraunroth. Die xarten
Schillersteinhlättcheii nehmen eine helle 'Tombakfarbe an,
mit hohem Metallglanze, die Hornblende wird bräunlich-
schwarZj wie im vulkanischen Gebirge. — Dieses Gemenge
von Hornblende und Diallago mit gemeinem Feldgpatbe
ist mir in keinem der pfälziachen Trappgesteine bekannt
und es scheint schon fUr sich hinzureichen, den GrUnstein
von Trier von den sogenannten FlötzgrUnsteinen und den
Hornblendegesteinen der Pfalz zu unterscheiden.' Es mag
hier schon zu diesen Angaben Steininger's bemerkt wer-
den, dass die Gesteine der von ihm von Saarburg bis Neu-
magen verfolgten ZUge keineswegs alle petrographisch iden-
tisch sind und dass die von ihm gegebene Beschreibung sich
eben auf das Gestein von Ktirenz bezieht, dessen diallas-
artigemBestandtheil die eigenen Untersuchungen allerding»
eine abweichende Deutung geben.
In den Sitzungsberichten der niederrhein. Gesellschaüt
flir Natur und Heilkunde vom Jahre 1856 {Verh. d. natur-
hist.Ver. f. Rhein, n. Westf. Jahrg. 13. S. LXII) gabNoeg-
gerath ebenfalls eine kurze Notiz über die Dioritkuppe
von Kttrenz, deren wesentlicher Inhalt für das Gestein etwa
folgendes ergibt. Es durchbricht das Grauwackengebirge
in einer durch mehrere Steinbrüche erschlossenen etwas
langgezogenen Kuppe. Der Diorit ist nach seinen gut er-
kennbaren Gemengtheilen ein normaler, indess ist seine
Härte auffallend gering und man erkennt schon darane,
dass seine Gemengtheile eine bedeutende Umwandlung er-
litten haben. Darin glaubt Noeggerath einen Uebergang
zu Serpentin zu sehen, wofür auch das Vorkommen von
sog. Bergholze spräche. Kalkspath mit inneliegenden Par-
thien fasrigen Quarzes (Katzenauge) deuten ebenso eine
tief eingreifende Umbildung auf nassem Wege an.
Später hat Steeg den Diorit von Kiirenz einer chemi-
schen Analyse unterworfen (Programm der Realschule za
Trier 1863), deren Resultat weiter unten mitgetheiJt wird.
Steeg nennt das Gestein einen sehr feinkörnigen Diorit,
dessen mineralogische Charakteristik nicht leicht sei und
hebt ganz richtig hervor, dass wohl nur die Vcrgleichung mit
den andern in diesem Gebiete auftretenden Dioriten, sowie
das Studium ihrer Verwitterungsprodukte Aufschlüsse über
ihren Bestand zu geben vermöchten. Er erwähnt in dem
167
Diorit Gänge und Adern, fast von der Breite eines Zolles, die
ans weissem, deutlich krystallinischem Ealkspathe von ans-
gezeißhneter rhomboedrischer Spaltbarkeit besteben. Mit
der von Noeggerath betonten geringen Häi'te seheint es
nicht ganz in Einklang zu stehen, dass dieser Diorit nach
Steeg als Material zur Gewinnung von besonders dauer-
haften Pflastersteinen dient, die grosse Härte wird ausdrtlck-
lich als ein Hinderniss seiner Zerkleinerung bezeiebnet.
Yon mineralischen Einschlüssen erwähnt Steeg ausser dem
Kalkspathe auch Quarz in Trtimmern, Schnüre von Asbest;
, Stücke die längere Zeit an der Luft gelegen, zeigen häufig
grosse Flecken von Malachit an der Oberfläche, die wahr-
Bcheinlich ein secundäres Produkt sind", obgleich in meh-
reren irisch gebrochenen von Steeg untersuchten Proben
keine Spur eines kupferhaltigen Minerales zu entdecken
gewesen sei. Dieses grüne Zersetzungsprodukt wird im
folgenden eines nähern erörtert werden.
Ausser den angeführten Mittheiinngen sind mir spätere
Bemerkungen über den Diorit von KUrenz nicht bekannt
geworden; mikroskopisch scheint er noch nicht untersucht
worden zu sein, weder Behrens') erwähnt ihn in seiner
Abhandlung über die mikroskopische Zusammensetzung der
GrUnsteine, noch finde ieh ihn in den neueren Lehrbüchern
nach dieser Richtung hin besprochen^).
Die grosse Verschiedenheit in den Beschreibungen der
vorhin angeführten Autoren lässt eine abweichende Beschaf-
fenheit des Gesteines an verschiedenen Stellen und von ver-
schiedener Frische schon vermuthen, die iu der grösseren
Keihe mir vorliegender Handstüeke, die ich z. Th. selbst
gelegentlich einer kurzen Anwesenheit in Trier im Früh-
jahre 1875 gesammelt habe, auch ihre Bestätigung findet
In Bezug auf das geognostischc Auftreten möchte ieh
nur eine kurze Benierkang vorausschicken. Der Diorit
scheint nicht so sehr in Form einer Kuppe, als vielmehr
1} N. Jahrb. f. Min. 1871. 460.
2) RosenbuBoh'B 11. Theil seinar Phyaiosrapliieerecl.im i
naolideiu dieaea geachriöben. Dort findet er eich ftnftafübrt,
•päter noöh erwähnt werden soll.
168
eines gaogartigen, ^streckten Stockes ans dem devonischen
Grcbirge liervorzntreten. Das Streichen dicRea mächtigen
Ganges ist ganz in Uebereinstimmung mit den Angaben
Steinitiger's ein alidweat-nordöatiiches, wie die meisten
der übrigen in diesem Gebiete auftretenden und parallel
verlaufenden GesteinszUge. Das ist auch durch die Anga-
ben dieser Gesteine aaf der geognostischen Karte der Bhein-
proyinz von H. von Dechen schon dentlich zu ersehen
und findet in den neueren, sorgsamen Kartirungen des
Herrn Grebe immer mehr Bestätigung. An Ort und Stelle
lässt sich das Gestein von Ktirenz Über das in den Gran-
wackens Chief er eingeschnittene Thal des Avelerbaches hin-
über verfolgen und noch weiter abwärts die Mosel. Dass
er in der Tt^at das Thal überschreitet, zeigt sich deutHoh,
wenn man aufwärts in dasselbe hineinbiegt, dann tritt dort
der Diorit, hier also in seinem Profile, an den Abhängen
und in der . Thalsohle zu Tage. Da er zu Pflastersteinen
gebrochen wird, so kann man schon an der nach Eilsch
führenden Strasse reichlich frisches Material sammeln.
Der auffallend verschiedene äussere Habitus der Stücke
läsBt drei von einander abweichende Strukturvarietäten die- j
ses Gesteines unterscheiden, worin die z. Th. aus einander
gehenden Angaben der früheren Autoren schon ihre Erklä-
rung finden. Die Verschiedenheit erscheint sowohl in der
Grösse des Kornes ursprünglich, als in dem Zustande der
mehr oder weniger fortgeschrittenen Zersetzung bedingt. j
Am frischesten, härtesten und am deutlichsten charak- j
terisirj erscheint die grobkörnige Varietät des Gesteines j
von durchaus granitisehem, an gewisse Syenite erinnern-
den Typus, Neben r3thlicliem Feldspathe, dessen Leisten
bis zu 2—3 mm Länge haben, dessen trikline Streifong
schon mit der Loupe auf frischen Spaltungsflächen recht 1
deutlich sichtbar wird, liegen gleich grosse Individuen von
schwarzbrauner, zuweilen grünlicher Hornblende, an Quan-
. tität etwas gegen den Feldspath zurücktretend. Mit der
Hornblende erscheint ein grünes, faseriges oder schuppiges
Mineral z. Th. seidenglänzend in inniger Verbindung, ohne
Zweifel dasjenige, welches Steininger als Diallag an-
sprechen zu können glaubte und von dem unten noch mehr-
fach die Rede sein wird. Titaneisenkfimer, feine, lebhaft
glänzende Nadeln von Apatit, auch ein zweiter, grUnlich-
weisser Feldspath, den man für Orthoklas halten möchte,
dessen häufigere Anwesenheit das Mikroskop bestätig, las-
sen sieh schon mit der Loupe wahrnehmen.
Eine zweite Varietät des Gesteines ist viel feinkör-
niger, der Feldspath tritt zurück, die Hornblende und mit
ihr das grüne, faserige Mineral überwiegen, das Gestein
erscheint daher ungleich dunkler, eteUenweise fast gleich-
massig schwarzgrUn gefdrbt. Das» das reichlichere Anf-
treten des grünen Minerals mit einer Zersetzung in Ver-
bindnng steht, spricht sich auch in der geringeren Härte
und bröcklichen Beschaffenheit dieser Varietät aus; Kalk-
epath ist reichlich vorhanden, Überall mit der Loupe wahr-
zuDchmen und mit Säuren zu erkennen.
Die dritte Varietät ist ohne Zweifel ursprünglich die
feinkörnigste gewesen, jetzt sind zwar die einzelnen Ge-
mengtheile nur mehr schwer zu unterscheiden, vorherrschend
ist das grüne, schuppige Mineral Kalkspath ist in deut-
liefaen Rhomboßdern auf den Gesteinsfugen sichtbar, Schüttre
eines fasrigen, chrjsotilähnlichen Minerales durchziehen
einzelne Stücke, Die Farbe ist stellenweise eine gleich-
massig malachitgrüne und hierin findet das von Steeg
erwähnte, vermeintliche Vorkommen von Malachit seine
Aufklärung. Das Gestein braust schon in Stücken lebhaft
mit Säuren auf.
Diese drei Varietäten trennen sich natürlich nicht
scharf von einander, sondern stehen durch successive
Uebergänge in Verbindung. Die grobkörnige und frischeste
Varietät entstammt vorzüglich dem Innern der mächtigen
Gangmasse, während nach den Salbändern nnd den begren-
zenden Schiefern zu wahrscheinlich die meist umgewandel-
ten nnd ursprünglich feinkörnigeren Varietäten erscheinen,
wenngleich ein solcher Uebergang regelmässig nicht mit
Sicherheit von mir verfolgt werden konnte.
Die mikroskopische Analyse der verschiedenen Varie-
täten dieses Gesteines ergibt gleichfalls auf das deutlichste
die schon im Aeusseren wahrnehmbaren Umwandlungssta-
dien und ist biei-für nicht ohne Interesse. Die Details der
mikroskop. Beschaffenhßit ergeben sich dabei itlr die TCr-
Bchiedenen Varietäten doch so übereinstimmend, das« es
nicht nötbig erscheint, sie gesondert zu betrachten.
Im Mikroskope lassen sich folgende Gernengtheile be-
stimmen: Plagioklas, Orthoklas, Hornblende, Augit, Uralit,
Biotit, Titaneiaen, Apatit, Quarz, Kalkspath und eine grUse
Zwiscbenmasse, für welche der Vogelsang'ache Collektiv
name Viridit einstweilen gebraucht werden mag.
Zum Studium der Feldspathe dieses Gesteines eignen
sich besonders die Dünnschliffe der grobkörnigen Varietät,
weil sie nur hier noch ziemlich frisch erscheinen. DeutHcb
tritt an diesen meigt die polysy^nthetischeZwillingsstreifiiag
herror. Einlagerungen von Lamellen in zwei unt^er nabezi^
rechten Winkeln sich schneidenden Eichtungen sind häufig,
es zeigen sich alle Verhältnisse, wie sie Cohen') ans dem
Diabas der Umgegend der Capstadt abgebildet hat und wie
sie fUr dioritische und diabaeische Gesteine im Allgemeinen
als fast charakteristisch gelten dUrfen. Messungen an boI-
chen Querschnitten der orthodiagonalen Zone, bei denen die
Winkel der Anslöschnugsrichtungen links und rechts von
der Linie der Zwillingsgrenze gleiche oder fast gleiche
Werthe zeigten, ergaben Schwankungen von 27"— 320, 131/,
bis IG" beiderseitig fUr den Wiukel, den die AusliJschungs-
ricfatungen bilden. Das wUrde woht am ehesten auf OligoklaB
hinweisen. Neben dem Plagioklas kommt, wenn auch nur
vereinzelt und nur in den frischesten Stücken sicher be-
stimmbar, Orthoklas vor; als solche sind mit Sicherheit die^
nur aus zwei Individuen bestehenden Zwillinge anzusehen, in
denen die Anslöschungsrichtungen parallel und senkrecht zur
Zwillingsgrenze orientirt sind, wenngleich auch ausser die-
sen noch manche Querschnitte, welche keinerlei Anzeichen der
triklinen Zwillingsstreifang erkennen lassen, als Orthoklas
angesehen werden mBchten. Die trübe Beschaffenheit bei-
der Feldspathe erschwert hier meist die Entscheidung und
lässt nur vereinzelt eine optische Prüfung zu. Sie zeigen
meist nur mehr eine unbestimmte Aggregatpolarisation, so
fast ausschliesslich in den umgewandelten Varietäten des
1) N, Jahrb. f. Min. 1874. 460, Sep. Abd. 8. U.
80 dass hier kaum die Umrisse der einzelnen
Individuen aicli noch abheben. Sie erscheinen dann mit
kleinen Kalkspathkörnchen wie dnrcbspickt, die sieh an
dem glänzenden Hervortreten bei Anwendung des Analy-
sators allein oder noch besser durch Einschieben eines (iyps-
blättchens von bestimmter Interferenzfarbe bei gekreuzten
Nicola auf das unzweifelhafteste bcBtimraen lassen. Diese
KalkspathkJirner werden nach und nach grösser und ea
erscheint hemerkeuswerth, dasa in den Feldspathen der
meist zersetzten Gesteinavarietät vollkommen scharfe Kalk-
BpathrhomboMer eingewachsen seheinen, die man auf den
ersten Blick für eine primäre Bildung zu halten geneigt
sein könnte. Mit den Feldspathen steht die grüne Viridit-
masse gleichfalls in örtlicher Beziehung, dieselbe umsallmt
nnd durchi'.ieht manche Feldepatbquerachnitte, Ausserdem
aber erscheinen darin Büschel und verworrene Knäuel fei-
ner, filziger Nadeln, die zweifellos identisch sind mit den
auch makroskopisch sichtbaren asbest- oder chrjsotilähn-
lichen Bildungen, Manche Feldspathe zeigen einen auffal-
lend grossen Reichthum an eingewachsenen Apatitnadeln
und zwar könnte es hin und wieder acheinen, als ob diese
in einer gewissen krystallographi sehen Oricntirung einge-
wachsen seien, da in manchen Feldspathen nur die hexa-
gonalen Querschnitte, in andern nur die prismatischen,
nadelfdrmigen Längsschnitte sichtbar sind.
Die Hornblende erscheint in den Dünnschliffen mit
lebhaft brauner Farbe und starkem Pleochroismua in den
Nuancen: c. schwarabraun, b. tombakbraun, a. lichtbrann.
Die Homblendequerschnitte sind nur zum kleineren Theile
aaoli Form und Spaltbarkeit gut charakterisirt, auch hier hat
eine fortschreitende Umwandlung mancherlei Veränderungen
bewirkt. Die unregelmässigen Umrisse der braunen Horn-
blende fransen sieh gleichsam in die lichtgrüne, feinfaserige
Masse des Viridit aus, der z. Tb. ganz an ihre Stelle ge-
treten zu sein scheint. Manchmal unterscheidet nur die
Anwendung polarisirten Lichtes, diese fasrigcn Viriditpar-
thien von den lebhaft polarisirenden, ebenfalls lichtgrünen,
aber pleo^hroitischen, aus lauter lamellar ansgebildeten
Mikrolithen bestehenden, vollkommen seliilfartig ausgehil-
■ ■ T-
172
deten Hornblendeparthien, die gleichfalls in diesem
vorkommen. Von besonderem Interesse ist aber die regA-
massige Verwachsung der Hornblende mit Angit und einer
dem Uralit ähnlichen Substanz, wie sie in einigen Dflnn-
schliffen des Gesteines wahrzunehmen ist. Für sich allein
erscheint der Augit nur ganz vereinzelt. Er hat eine blass-
violette oder röthlichgraue Farbe, seine meist zerrissenen nnd
unregelmässigen Formen zeigen keine Spur von Pleochrois-
mus, so dass er sich hierdurch recht scharf von der Horn-
blende trennen lässt. Eine eigenthttmliche diallagartige
Beschaffenheit, wie sie hier hervortritt, erkannte auch schon
Behrens*) in manchen Dioriten. Wed^r Hornblende noch
Augit zeigen besonders bemerkenswerthe Einschlüsse. Wäh-
rend dieselben vereinzelt auch getrennt neben einander in
dem Gesteine von Kürenz vorkommen, sind sie vorwaltend
in der Weise mit einander verwachsen, dass ein Homblende-
querschnitt, äusserlich scharf umgrenzt, von der charak-
teristischen tombakbraunen Farbe und starkem Pleocbrois-
mus einen Kern von Augit umschliesst, der durch eine
Art feiner Ausfransung und Faserung in eine gleichsinnig
wie die Hornblende lamellare, oft schilfige, deutlich pleo-
chroitische und Absorption zeigende grüne Substanz über-
geht, ' die sich zwischen die äussere Hornblendezone und
den Augitkem einschiebt. - Die pleochroitischen Farben
dieser Masse sind: grasgrün, blassgrün, lauchgrttn oder
auch gelblich, gelbgrün, laucbgrün; aber von den Viridit-
parthien nicht nur hierdurch, sondern besonders durch die
deutliche Polarisation gegenüber dem fast isotropen Verhal-
ten jener unterschieden. Bei gekreuzten Nicols lassen sich
die drei verschiedenen Substanzen auch sehr gut von ein-
ander trennen durch die verschiedene Intensität der Polari-
sationsfarben, die beim Augit am lebhaftesten erscheinen«
Nach der ganzen Erscheinung kann diese grüne Substanz
von dem optischen Verhalten und z. Th. der deutlichen
Spaltbarkeit der Hornblende, welche die Augitkeme um-
säumt, nur für Uralit gehalten werden. Messungen au
solchen Durchschnitten, welche für nahe klinodiagonal
1) 1. c.
., %
> gelten können nnd alle drei Substanzen, die äussere braune
HornbSendezone, die grttne Uraiitzone nnd die Augitkeme
zeigen, ergaben dasB die Anslöacliungariclitungen in der
Hornblende und dem üralit Übereinstimmend liegen, mit der
Prismenaxe bilden sie einen Winkel von U'^—lti". Dagegen
bildet die Auslöschungsrichtang in den Augitkerneo mit der-
selben Axe einen Winkel von 40"— 42". Vgl, Taf. IV Fig. 4,
die einen solchen Querschnitt darstellt. Die Verhältnisse,
wie sie Zirkel') von den sehönen Uralitkrystalleu des
baschkirischen Doi-les Muldakajewsk schildert, passen fast
wörtlich auf einen TheÜ der hier vorliegenden Verwach-
snngserscheinungen. Das Hineingreifen der äusseren Horn-
blende mit vielen Zacken nnd Spitzen, die lebhaften Far-
benunterschiede; Hornblende braun, üralit grün, Augit
blaserfithlich, die tibereinstimmeude Faserung der beiden
ersteren, das alles erscheint hier identisch. Auch hier
treten in der blassgrUnen Uralitmaase vielfache dunklere
Körner auf, in derselben Richtung gefasert und gestreckt,
Auch das, was Rosenbusch in der Abhandlung vom
Rath's*) über den Mouzoni von dem Monzonidiabase be-
schreibt, passt theilweisc auf unser Vorkommen, nur schei-
sen in dem Gesteine von KUrenz die Uralitfasern in allen
Fällen optisch durchaus parallel orientirt. An Grösse Über-
wiegt in der Kegel der augitische Kern, die Uraiitzone ist
wechselnd, die Hornblende bildet oft nur einen ganz schma-
len Rand, nach Innen unregelmässig verlaufend, nach
Aussen meisf scharf und geradlinig begrenzt. Dem Uralit
gebort ohne Zweifel ein Theil der schon mit der Loupe
auf den Gesteinsbruchflächen im Zusammenhang mit der
Honible;ide erscheinenden oft seidenglänzenden Parthien
1) Mikrosk. Beachaffenh. d. Mio. u. Gest. S. 179- .4uch Prof.
Ebsenbusch, dem icli einige Schüfft' zur Ansicht Bandta, beetätigte
die Anwesenbcit uralitiscber Snbstauz und das erat Deiierdinga be-
achriebeoQ Yorkommen äbiilicber EraclieinuDgeii im Quar^diorite von
Quenast, von AL-aen um de la Vallee-PouBain und Rcnard in
ihrar Arbeit über die; Rochea plutonieiineB de la Belgiqiie etc. Bru-
zelles 1876 (gekrönte Preisschiift der Acad.) Kenntniaa geben, wird
Ton diesen gleicbf^iUa als Uralit gedeutet.
2) Der Monzoni im sSdl. Tyrol. Bonn 1875. S. 18 £f.
174
aD, welche Steininger als Diallag bezeichnete. Das Za-
sammenvorkommen von Hornblende und Angit hat schon
Behrens') itir eine grössere Zahl von Dioriten nachge-
wiesen und auch vom Rath in den Gresteinen des Monzoni
häufig gefunden. Aber die eigenthttmliche Yerknfipfiing
Yon Hornblende, Angit und uralitischer Substanz, wie sie
in dem Gresteine von Kfirenz erscheint, ist wenigstens nicht
häufig und dürfte in der That nur in echten Uralitgesteinen
und in jenen Gesteinen des Monzoni ihre Analogie finden,
denen sich das Gestein von Kfirenz auch in der Art der
Mittelstellung zwischen diabasischer, dioritischer und angit- -
syenitiseher Ausbildung am nächsten anzureihen scheint').
' Hieran knüpft sich am Besten auch die Besprechung
der als Viridit bezeichneten Zwischenmasse, da diese zu
den vorher besprochenen Gemengtheilen in einer ersieht-
liehen genetischen Beziehung steht. Rosenbusch') er-
wähnt in den von ihm untersuchten Uralitgesteinen ein
weiteres Stadium der Umwandlung des Uralites, das aneh
ich in den Gesteinen von Pvschminsk im Ural und Ton
Viezena im Fassathale in völliger Uebereinstimmung mit
seinen Angaben eonstatiren konnte. Die parallelfasrigen
Aggregate, welche zwischen Augit und Hornblende oder
diese umgebend erscheinen, sind^ wie sieh an deutlichen,
otl in den feinsten Nfiancirungen vertblgbaren Uebergängen
nachweisen lässt, mit lichtgrün gefärbten aber abweichend
sich verhaltenden Stellen in den Dünnschliffen verknfipft.
Die Querschnitte mancher Homblendeibrm sind ganz er-
ftUlt mit dieser blassgrünen, aber weder dichroitischen noeh
parallelüaisrigen (hierdurch also von Uralit bestimmt zu tren-
nenden) sondern durchaus verworren ÜEisrig oder schuppig
erscheinenden Substanz, die« wie schon Roseubuseh mnr
gibt, sehr fein fasrige Aggregate darstellt, die sich bei
gekreuzten Nicols fast wie ein isotroper Körper verhalten.
1) 1. c
2) In keinem zweiten der Ton mir unterscchten Gesteine die-
m Gebietes fand ich die Tenradisnnflr Ton Hornblende, ürmlit nnd
^ngit, wie sie in dem Gesteine von Kürecz vorkommt.
8) PhTsiographie S. 817.
8ie erscheinen zwar nicht vollkommeu danket, sondern mit
einem tiefdunkelhlauen, fast Bchwarzeu Farbenton von hel-
leren Lichtstrahlen je nach Lage der Fasernng durchzogen.
Die Auslöschungsrichtungen scheinen parallel der priBma-
tischen Längsrichtung zu liegen. Aber dennoch könnte
man wohl hin und wieder geneigt sein, solche Stellen itir
Glasmasse zu halten, wie das vielleicht für einige dieser
Vorkommnisse Behrens gethan haben mag. Vogelsang
Bchnf in dem Namen: Viridit eine Bezeichnung dieser
verbreiteten Substanzen, die weder genetisch, noch ihrer
Znsammensetznng nach genauer bestimmbar scbienen und
Aach wohl nicht in allen Fällen die gleichen sein mögen.
In dem vorliegenden Gesteine ist wenigstens das eine un-
verkennbar, dass diese grüne Substanz auch da, wo sie
nicht in regelmässigen Querschnitten der Hornblende, son-
dern ganz nach Art der Glasmasse in andern Gesteinen
als wirkliebe Zwiscbenklemmungsmasse auftritt, dennoch
jene ein blosses Umwandlungsprodukt ist und die ganz
gleiche Beschaffenheit besitzt. Das Verhältniss dieser zwi-
Bchengeklemmten Viriditpartbien ist in der That ein recht
Cigenthümliehes. Sie erscheinen oft zwischen den seharf-
randigen Plagioklasprismen je nach der Zahl der begren-
zenden Plagioklasleisten regelmässig dreiseitig oder unregel-
inäasig polygonal. Sehr constant erscheint ihre Association
mit den im Gesteine siebtbaren Kalkspathkfiinern. In einer
ganzen Reihe solcher Viriditpartbien bildet der Ealkspath
den Kern und die grüne Zone noigibt ihn. Mit der Zu-
nahme der viriditischen Substanz in diesem Gesteine hält
daa reich liebere Auftreten des Kalkspathes vollkommen
;leichen Schritt. In der meist umgewandelten, feinkilr-
lügsten Varietät des Gesteines, in dem der Viridit so voU-
lEommen Überwiegt, dass nur noch Reste trüben Feldspathes,
aber von Hornblende und Augit keine Spur mehr wahrzu-
nehmen ist, erseheint im Innern grösserer Viriditpartbien
der Kalkspath auch in deutlichen KhomboSdem mit der
Doppelstreifung seiner Spaltbarkeit und seiner ZwilUngs-
verwachsung versehen, was sonst in den kleineren zer-
streuten Körnern nicht wahrzunehmen ist. Es gebt sonach
eraichllieh die Zunahme und voltkommnere Ausbildung des
.1 ' -^
176 .' ■*".
kohlensanren Kalkes mit dem Vorherrschen der Viriditsiib-
stanz Hand in Hand.
Da die Dünnschliffe einzelner Handstttcke des Gestei-
nes von Kfirenz, welche durch die fast gleichmassige ma-
lachitgrüne Färbung auch äusserlich ausgezeichnet sind,
unter dem Mikroskope erkennen lassen, dass sie fast mir
aus Viridit und Kalkspath bestehen, so schienen diese
Handstücke geeignet, durch analytische Untersuchung einen
Schluss auf die chemische Zusammensetzung dieses g^rttnen
Umwandlungsproduktes zu ermöglichen. Allerdings machte
es die äusserliche Identität mit andern ähnlichen Prodok-
ten schon von vornherein wahrscheinlich, dass die Substanz
eine delessit- oder serpentinartige sei. Runde, schon mit
blossem Auge sichtbare, mit tiefgrüner Farbe im Schliffe
durchscheinende Parthien in einem von mir untersuchten
Diallaggestein aus dem Serpathal bei Schio nördlich von
VicenzaO) gleichfalls durchaus apolar und in derThatwie
Glasmasse im Dünnschliffe sich verhaltend, ergaben sich
bei einer chemischen Prüfung lediglich als Serpentin, dort
wohl aus zersetztem Olivin hervorgegangen, wie das zueist
schon 6. Rose') auch in andern Diallaggesteinen erkannt
hatte. Immerhin aber erschien es ilir den vorliegenden
Fall erwünscht, die Natur der Viriditsubstanz näher fest-
zustellen.
Eine durchaus malachitgrüne Partie des Gesteines
wurde gepulvert und zunächst durch Behandlung odt Essige
säure der Kalkspath extrahirt Dieses ergab einen Gehalt
an Garbonat von 10,63 Vb- Der in Essigsäure nicht lösliche
Rest wurde mit Salzsäure in der Kälte digerirt and hier-
durch wurden fernere 42,23 Vo ausgezogen. Der nun ttbrig-
bleibende Rest erweist sich als ein weisses Pulver, das
sich unter dem Mikroskope als aus grösstentheils trüben
Partickelchen bestehend ergab, von denen jedoch einzelne
an der bunten Streifung im polarisirten Lichte als Plagioklas-
reste zu erkennen waren. Vor dem Löthrohre gab das
Pulver starke Natronreaktion. Die Annahme, dass der in
1) Z. d. d. geol. Ges. 1873. XXV. S. 336.
2) Z. d. d. geol. Ges. 1867. XIX. S. 285.
.1
-■ t
.1
<
*i
SalzBäure gelöste Theil, wesentlich dae grüne Miueral ent-
halte, erschien somit nicht nngerechtfertigt; die Analyse
dieses Theiles wurde durchgefUhrt.
Sie ergab die nnter I aufgeführten Werthe. Unter II
sind die von Steeg bei seiner Bauschanaljse des Gestei-
nes erhaltenen Zahlen mitgetheilt, die, wie das aUs dem
hohen Geballe an kolilensaurem Kalke ersichtlich ist, &n
eisern gleichfalls zersetzten Materiale ausgeführt wurde.
I. II.
SiO,
: 35,73 ■
51,44
A1,0,
: 15,32
16,52
Fe,0,\
FeO
22,56
8,31
CaO
3,82
6,50
M,0
13,26
6,63
K,0 1
4,10
Na,0
9,31 Differenz
2,46
H,0
0,20
CO,
-
3,84
100,00 iOO/K)
Der Wassergehalt des zu Analyse I verwandten Gewteinci
wurde auf 3,52 "U bestimmt.
Nach dem Ergebnisse der Analyse iHt sonach der
Viridit in dem Gesteine von KUrenz kein eigentlicher Her-
pentin, sondern schlienist sieb seiner Znsammensetzang nach
am nächsten an den Uelessit oder auch das DUdmnta-
cfaronnyn Liehe s'j an. Je nachdem man annimmt, daM an
dem hriheren Gehalte an KicKelaäure, an der Tfaonerde and
dem Kalke mehr oder weniger Feldiipathsalwtaiiz ooeb
Antfaeil bat. welche mit in Lfhtnng Dbcrgcgangen ist, wird
er eich der einen oder anderen dieser Varietät«! bat ait
identisch erweisen. Bei der f^OMen Beihe der eumatiu
in MagDeiianilteat, den Herpentto. «adercwelia io Eimd-
in^nlsili':at, dem CbloropliÄH aass^endBa Zetietuuip»'
prodokte lieber Oeateine. deren Genien^belle rortai^uli
Angit, Homblende oder Olivin »iod, erw^inl es kam we-
1) Jthth. r, MhL IA70. «. 1 ff.
i
■■."7*-"i*-*-
178
sentlich, ein solches Umwandlungsprodukt mit dem einen
oder andern der schon untersuchten Minerallen dieser Art
vollständig zu identificiren, da es zndem nicht wahrschein-
lich ist, dass ein ganz gleiches Produkt in verschiedenen
Gesteinen sich finde. Aber wenn, wie dieses Liebe für
das erwähnte Diabantachronnyn wenigstens nachgewiesen
hat, dennoch für eine bestimmte Gesteinsklasse und ein
gemeinsames Gebiet eine gewisse Constanz in der Zusam-
mensetzung solcher Produkte obzuwalten scheint, so möchte
es auch hier gerechtfertigt sein, zu schliessen, dass der
Viridit der Hornblende- und Augitreichen Gesteine dieses
Gebietes allgemein eine nahezu mit Delessit übereinstim-
mende chemische Constitution besitze 0. Immerhin liögt,
wie das Nöggerath richtig vermuthet hat, eine dem Ser-
pentinisirungsprocess verwandte Umbildung vor; denn auch
die aus der Zersetzung thonerdehaltiger Augite und Horn-
blenden hervorgehenden Serpentine sind durch einen mehr
oder weniger bedeutenden Thonerdegehalt charakterisirt*),
Blutrothe Punkte und Flecken von Eisenoxyd, gelbe
mit rothen Punkten durchsprenkelte Parthien von Eisen-
oxydhydrat sind deutliche Zeichen, dass die Wandelung in
den Viriditparthien noch keine abgeschlossene ist.
In einigen Dünnschliffen, vorzüglich der recht frischen
Varietät, erscheinen ganz nach Art der zwischengeklemm- ■
ten Viriditparthien der umgewandelten Varietät, farblosei "j
feinfaserige, filzartig dicht verwobene Einlagerungen, voll- ]
ständige Knäuel bildend, von deren äusserem Umfange ans J
einzelne feine und mitunter sehr lange, wellig gebogene
oder geknickte Fäden in die diese Knäuel einklemmenden 3
Feldspathe hinein reichen. Einzelne kleinere Bündel sol- '.?
eher Nadeln liegen vielfach in den Scbliflfen zerstreut. Die ^j
dicht verfilzten Aggregate erscheinen milchig trübe, fast J
opak, aber einzelne grössere Nadeln lassen eine lebhafte '^
chromatische Polarisation wahrnehmen und zeigen die '■
schiefe Lage der Auslöschungsrichtungen zu der Längsaxe k \
1) Dass in einigen Gesteinen auch Helmiuth der chloriti8<die
Bestandtheil ist, wird später erwähnt werden. j
2) Vergl. auch was Dathe: Z. d. d. geol. Qes. XXYI. l^i. ;
B. 10, über die Natur des Yiridites in sächs. Diabasen sagt. ^
»!
■*::
der Nadeln. Einige dieser Aggregate sind zu radialstrnir-
ten Spliärolitlien gruppirt und zeigen dann aucli daa solchen
Concretionen eigenthtimlicbe, auf dem radialfasrigen Bau
beruhende dunkle Kreuz hei gekreuzten Nicols. Ich mücbte
diese iein nadelflirmigen Aggregate für Asbeat oder wenig-
stens ein asbestartiges Mineral halten, auch sie lassen
Üebergänge inViridit erkennen und an einigen Stellen ist
es unzweifelhaft, dasa der letztere sieh auf Kosten jener
gebildet hat. Aber auch dort, wo jene Nadeln schon von
grüner Farbe und daher wohl mit Viridit zu verwechseln
sind, unterscheidet sie die abweichende Polarisation und
Lage der Anslöschungsrichtungen auf das Bestimmteste,
Ob es aber ursprüngliche Bildungen sind, das wage ich
nicht S!u entscheiden.
Zahlreicher als man es nach dem makroskopischen
Befunde yerrautben sollte, erscheinen z. Th. grosse tombak-
braune Blätter von Biotit. Von der ganz, gleichfarbigen
Hornblende sind dieselben am besten dadurch zu unter-
scheiden, dass die jeden Zeichens von Spaltharkeit ent-
behrenden basischen Blätter gleichzeitig ohne Spur von
Dichroismus sind. Bei den mehr oder weniger parallel der
BauptaxG durchschnittenen Eiotitblättern, oft den lametlar,
BcbUfig aasgebildeten Horoblendequersehnitten ganz ähn-
lich, lässt der entschieden stärkere Dichroismus, der aus
lichtgelb in schwarzbraun übergebt, dennoch eine Unter-
* scheidnng fast immer unzweifelhaft zu. Auf das sicherste
entscheidet natürlich die Lage der Auslöschungsrichtnngen.
In ähnlieber Art wie die Hornblende, bilden auch Biotit-
blätter einen Saum um die einen Augitkern cinschliessen-
den uralitischen Aggregate. Ebenso erscheint der Biotit
mit Viridit vielfach örtlich verknüpft.
Das Titaneisen erscheint in dem vorliegenden Ge-
steine iu durchaus charakteristischen Formen, nicht gerade
reiehlich, aber in einzelnen grösseren Krystallen, die in den
Querschnitten deutlich die Combiuation von R und — VaR
erkennen lassen. Daneben erscheinen lange Leisten, die
Querschnitte tafelförmiger Krystallc, von denen einige an
den beiden Enden hakenförmig nach oben und unten um-
gebogen erscheinen. Alle Krystallc des Titaneisens zeigen
180
die gewöhnliche Umwandlung in eine gelblichweisse, opake
oder an den Rändern nur durchscheinende Substanz, welche
von den äusseren Grenzen eines Querschnittes aus nach und
nach die Substanz des Titaneisens zu verdrängen scheint,
so dass dieses oft nur als schwarzer Kern oder auch in
skelettartig arrangirten Leisten übrig bleibt, welche in ein-
zelnen Fällen den Rhombo^derkanten parallel gehen (Taf. IV,
Fig. 3). Somit erfolgt die Umwandlung wohl auch von den
rhomboMrischen Spaltungsdurchgängen aus. Die ganze Er-
scheinung ist eine so charakteristische, dass darin ein vor-
treffliches Erkennungsmittel ftir das Titaneisen gegeben ist,
wie das besonders auch schon Dathe^) hervorgehoben hat
Wir werden noch bei der Besprechung des Amphibolites
von Ollmutb, in dem die Umwandlungsstadien des Titan-
eisens wohl am weitesten fortgeschritten und am besten
zu verfolgen sind, darauf zurückkommen und an der Stelle
auch unsere Ansicht über die Natur des Zersetzun^pro-
duktes darlegen. Magnetit, wofür ich nur die mit entschie-
den braunrothem Zersetzungsbofe umgebenen schwarzen
Körner halten möchte, ist nur sehr sparsam vorhanden.
Quarz scheint als ursprünglicher Bestandtbeil in die-
sem Gesteine fast ganz zu fehlen, wo er sichtbar ist, meist
in den umgewandelten Varietäten, erscheint er so, dass
seine secundäre Bildung wahrscheinlich ist.
Sehr reichlich ist dagegen der Apatit vorhanden. Er
erscheint wie gewöhnlich in langen Prismen oder in hexa* *
gonalen, basischen Querschnitten, sehr oft einen dunklen
Kern umschliessend. Vorzüglich durchspicken die Apatite
die Feldspathe, fehlen jedoch auch in der Hornblende, dem
Titaneisen und dem Viridit nicht, durch welchen manch-
mal eine lange Nadel quer geradezu hindurchsetzt. Auch
das scheint nicht für die Annahme zu sprechen, dass die
zwischengeklemmten Viriditparthien etwa nur umgewan-
delte Glasmasse seien. In manchen Feldspathen erscheint
der Apatit regelmässig nach der Richtung der vollkom-
mensten Spaltbarkeit eingeschaltet, es liegen oft in einem
Krystalle 20—30 Apatitquerschnitte.
1) 1. c. S. 26; später aach viele Andere.
-«j
Der Kalkspath eracbeint reichlich in den umgewan-
delten Varietäten des Gesteine» überall mit allen Anzeichen
eines secundären ans der Umwaadlung selbst hervorgehen-
den Produktes. Zuerst erscheint er in winzigen Körnchen
durch die Feldspathe zerstreut, vorzUgiich deren Aggregat-
Polarisation bewirkend; dann zeigen sich auch einzelne
echar&andige Rhomboeder mitten in dem Feldspath. Es
bilden sich krystaftinischkörnige Aggregate, diese meist
als Kern einer dieselben umschliessenden Zone von Viri-
dit, welche dann die eoncave Seite ihrer rundfasrigen Ag-
gregate dem Kalkspathe zukehren. Das scheint sie als
jüngeres Produkt zu cbarakterisiren. In den meist umge-
wandelten Stellen des Gesteines wird das Centrum solcher
Viriditparthien auch wohl durch ein einziges, grösseres
Kalkspathindi viduum gebildet. Dann tritt neben der Spalt-
bsrkeit auch die Streit'uug der Zwillingsverwachsung hinzu.
Ein solches Kalkspathrhomboeder war ausgezeichnet durch
einen grossen Reiehtlium an FlUssigkeitseinschlUssen, klei-
nere und grössere, erstere z. Th. mit lebhaft beweglichen
Libellen, eine Erscheinung, die beim Kalkspathe nicht ge-
rade häufig ist. Die Form der Einschlüsse war Ubereia-
Btimmend die des Rhomboeders, oft scharfeckig, oft abge-
rundet. Diese negativen Rhomboeder liegen in Reiben
zahlreich hintereinander und zwar parallel den rhombo^'dri-
schen Spaltungsliuleu.
Nirgendwo in den Dünnschliffen erscheint der Kalk-
spath so, dass man an eine primäre Bildnng desselbea
denken könnte.
Der Epidot, den wir sonst in mehreren verwandten
Gesteinen dieses Gebietes recht reichlich tianden, ist hier
nur äusserst spärlich zu beobachten.
Wenn das Vorhandensein von Plagioklas und Horn-
blende auch gestatten, dass Gestein von Kilrenz als einen
Diorit zu bezeichnen, so erscheint doch das Auftreten des
mit uralitiseber Substanz verknüpften Augites und das reich-
liche Vorkommen des Glimmers neben diesen, demselben
eine Mittelstellung zwischen echten Dioriten, Diabasen und
Glimmerdioriten zuzuweisen. Darin dürfte dieses Gestein
sich den Monzonigesteinen nähern, deren trefSiche Schil-
182
dernng wir vom Rath^) verdanken. Dnreh das Eintreten
des Orthoklas hat es wie diese oft eine augitsyenitische
Ansbildang. Auch bietet das Gestein manche Analogie
mit dem schönen Qaarzdiorite von Quenast nnd Lessines
in Belgien, dessen petrographische Beschreibung wir durch
die schon im Vorhergehenden erwähnte Arbeit der Herren
de laVall^e undR^nard erhalten haben. Nach dem Vor-
gänge von F. J. Wilk würde flir dieses Gestein der Name
Diorit-Diabas passend erscheinen, womit jener Forscher
Gesteine von Helsingfors, Ersby u. a. 0. belegt, in denen
Augit und Hornblende, sowie uralitische Substanz gleich-
zeitig vorzukommen pflegen*). Nach Giimbel würde das
Gestein wohl der von ihm mit dem Namen Proterobas be-
legten Gruppe einzureihen sein. Gerade diese Mittelstel-
lung des Gesteines von Kürenz lässt dasselbe als den
besten Ausgangspunkt zur Gharakterisirung der übrigen
verwandten» Gesteine dieses Gebietes erscheinen*).
2. Amphibolite.
An einzelnen Punkten im oberen Ruwerthale, welches
etwas unterhalb Trier mit stidnördlicher Richtung in die
Mosel mündet, sowie weiter westlich im Wadrillthale bei
Wadem treten auch echte Hornblendeplagioklasgesteine
auf, z. Th. fast als hornblendereiche Amphibolite, z. Th.
als echte Diorite ausgebildet.
a. Amphibolit von Olmath.
Das charakteristischste dieser Gesteine ist das von
Olmuth im oberen Ruwerthale, etwe 2 Meilen s. s. ö. von
Trier, hier eine wenig mächtige gangförmige Einlagerung
in devonischen Schiefern bildend.
Das Gestein erscheint an den mir vorliegenden Hand-
stücken äusserlich ziemlich frisch, von dunkelgraugrttner
Farbe. Auf den Bruchflächen treten deutlich zahlreiche!
t
1) 1. c.
2) Jahrb. 1876, S. 209.
3) Rosenbusch, der des Gesteines von Eürenz S. 833 seiner
»massigen Gesteine^ Erwähnung thut, nennt es dort gleichfalls ein
polytropes Gestein.
giüne Homblendekrystalle mit der vollkommnen Spallbar-
keit hervor, die den grössten Theil der Geateiiismasse aus-
machen. Neben diesen erscheinen etwas fettglänzende, an-
regelmiissig contourirte, grüne Kilrner einer ebloritiscben
Substanz, oft die Hornblcndekryetalle umsäumend oder zwi-
schen denselben eingeklemmt. Nnr wenig weiasgrline Feld-
epathleisten , aehwarxe Körner von Titancisen, einzelne
Qnarzkörner und lebhaft glänzende kleine Kryställchen von
Pyrit sind ausserdem wahrzunehmen.
Das Mikroskop lässt folgende Gemengtheile erkennen:
PlagiokJas, Ampbibol, Viridit, Titaneisen, Biotit, Epidot,
Qaarz, Kalkspath, Pyrit, Apatit.
Der Feldspath ist im Vergleiehe zur Hornblende nur
untergeordnet vorhanden, wenngleich das Mengungsverhält-
niSB in den verschiedeneu Schliffen nicht das gleiche scheint.
Er ist durchweg von sehr trüber Beschaffenheit, lässt aber
immer noch die Zwillingsstreifung deutlich erkennen. Die
Messungen der Winkel der AuslOschungsricbtnngen ergaben
in solchen Qaerschnitten, die nach rechte und links fast
die gleiche Schiefe dieser Richtungen zeigen, Werthc, die
von 22'' — 24** schwanken. In einzelnen Querschnitten wurde
der Winkel der Auslösehungsrichtung zur Zwillingsgrenze
ziemlich genau nach beiden Seiten zu 11 Va" gefunden.
Ganz Übereinstimmend aber ergaben die Messungen etwas
kleinere Werthe, als bei den Plagioklasen in dem Gesteine
Ton KUrenz.
Die Hornblende ist ebenfalls nach Farbe und Beschaf-
fanheit von der in jenem Gesteine ganz verschieden. Sie ist
von ganz blassgrüner Farbe, oft fast farblos und zeigt daher
auch nur einen achwachen Plcochroismus, dessen Farben
etwa a. biasgrün, b. lichtgelb, c. graugrün sind. Die an
Darchsehnitten nach der Synimetrieebene gemessenen Win-
kel der Auslösehungsrichtung und der Prismenaxe wurden
zu nahe lö° gefunden. Die deutliehe Spaltharkeit der
Hornblende lässt aber an den meisten Querschnitten auch
ohne die optische Prüfung keinen Zweifel an der Richtig-
keit der Deutung zu. Ausser grösseren Homblendetiuer-
scbnitten erscheinen auch Aggregate dünner Homhlende-
oadelu, schilfige, oft wellig gebogene Lamellen, immer an
184
dem schwachen Dichroismns und den PolarisatioiiserBchei-
noDgen zu erkennen. Diese schilfigen Aggregate erscheinen
an den Bänden oft wie aasgefranst, in asbestartige Fäden
sich auflösend. Aggregate solcher Fäden kommen auch im
Innern einzelner Feldspathe des Gresteines vor. An Inter-
positiouen sind besonders die grösseren Homblendeqner-
schnitte reich, besonders sind es Römer und Kryställchen
von Epidot, die als secundäres Produkt in der Hornblende
sich angesiedelt haben und sie z. Th. dicht gedrängt durch-
schwärmen. Davon wird noch später die Rede sein. Alle
Homblendekrystalle sind mehr oder weniger zersetzt und
in Viridit verwandelt und da dessen Farbe kaum von der
blassgrünen Farbe der Hornblende selbst abweicht, so lässt
sich im gewöhnlichen Lichte kaum entscheiden, in wie
weit man noch Hornblende- oder schon Viriditsubstanz sieht*
Da die letztere nicht dichroitisch ist, so bedingt das den
bei manchen Homblendequerschnitten fast nicht wahrnehm-
baren Pleochroismus. Die Anwendung der Nicols gibt aber
immer die bestimmte Entscheidung. Die Viriditparthien
werden zwischen gekreuzten Nicols immer fast ganz dun-
kel, tiefblauschwarz, nur von einzelnen Lichtstrahlen durch-
zogen und bleiben so auch bei einer Horizontaldrehung des
Schliffes, indem nur die Intensität des Lichtes etwas sieb
ändert. Dagegen polarisiren die Hornblendetheile sehr
lebhaft und zeigen scharf die Anslöschungsrichtungen bei
einer Drehung. So tritt dann bei gekreuzten Nicols eine
aus unregelmässig begrenzten dunkeln und bunten Flecken
gebildete prächtige Mosaik liervor. In derselben lässt die
gleiche Orientirung aller zu einem Hornblendeindividuum
gehörigen Theile diese in ihrer Zusammengehörigkeit er-
kennen, ganz so wie diese Verbältnisse bei manchen Oli-
vinen im Serpentin zu beobachten sind. Oft scheint die
Hornblendesubstanz fast ganz verschwunden. Es ist be-
merkenswerth und zeigt, wie wenig gleichmässig in einem
Gesteine die Umwandlungsprocesse sich vollziehen, dass
neben solchen fast ganz zu Viridit umgewandelten Quer-
schnitten der Hornblende auch solche von noch recht fri-
scher, vollkommen aus Hornblendesubstanz bestehender Be-
schaffenheit sich finden.
Das TitaneigGn ist in diesem Gesteine besonders reich-
lich und in vorzüglich charakteristischen Formen vorhan-
den und zeigt die bekannten Umwandlungserscheinuugen
in einer solchen Vollkommenheit, dass hier etwas näher
auf dieselben eingegangen werden mag, wenngleich fast
alle untersuchten Gesteine dieses Gebietes mehr oder weni-
ger instructiv sind für das Studium dieser Erscheinung.
Manche Querschnitte des Titaneisens, deren charakteristische
Formen hier nicht erat genannt zu werden brauchen, sind
im Innern noch vollkommen schwarz, und Keigen im reflek-
tirten Lichte noch bläulichen Metallglanz. Aber eine schmale,
nierenfärmig gestaltete, weissliehgraue, eigenthtlmlich opake
Zone umgibt diese Kerne, die an einzelnen Stellen eine
deutliche Einwirkung auf das polarisirte Licht zeigt. An
andern Querschnitten ist die Umwandlung , so weit fortge-
schritten, dass nur mehr einzelne schwarzbraune im reflek-
tirten Lichte nicht mehr glänzende Punkte in einer braun-
grauen eigentbilmlich gekürnelt'en, opaken Masse liegen.
Oft fehlen sogar diese letzten schwarzen Reste und nur
die Anordnung der opaken, schwach durchseheinenden
Hasse, läast noch die Skelettformen erkennen, die illr
das nächst vorhergehende Stadium charakteristisch sind.
Zwischen diesen einzelnen Stadien sind alle möglichen
Uebergänge zu beobachten. Dieselben sind vielfach be-
schrieben und besonders vortrefflich auch von Rönard in
der schon citirten Arbeit abgebildet. In den Gesteinen die-
ses Gebietes ist besonders auch der Diabas von Hockweiler
zum Studium des Titaneisens und seines Zersetzungspro-
duktes geeignet (Taf. IV, Fig. 3). Oft erseheinen die Lttcken
zwischen dem Titaneisen und den als Zersetzungsprodukt
desselben charakterisirten Parthien mitViridit gefüllt. Das
gekOmelte Zersetzungsprodukt seheint dann auch wohl von
der ursprünglich durch das Titaneisenkorn eingenommenen
Stelle aus sich etwas auszubreiten, fort zu watdern, aller-
dings nur auf die nächste Umgebung bin. Hier pflegt sich
dann an solchen Aggregaten ebenfalls der Anfang von Pola-
risationserscheinungen zu zeigen. Grössere, klarere, bräun-
Hcte Körner liegen in diesen, sie zeigen eine deutliche,
wenn auch schwache Lichterscheinung bei gekreuzten Nicols
186
und lassen bei einer Horizontaldrebnng des Schliffes wech-
selnde Intensität der Helligkeit erkennen. Mit diesen EOr-
nem, die nie irgend eine bestimmtere Form zeigen, liegen
stets solche zusammen, die sehr lebhafte farbige Polarisn-
tionserscheinungen bieten, eine lichtere, gelbe Färbung und
neben einer ebenfalls körnigen Beschaffenheit sehr oft deut-
liche Querschnitte von rhombischer, spitzkeilförmiger Ge-
stalt besitzen. Diese sind Epidot. Farbe und Polarisations-
erscheinung lassen die beiden Arten, so durchaus ähnlich
sie im gewöhnlichen Lichte aussehen, doch scharf von ein-
ander trennen. Das Umwandlungsprodukt des Titaneisens,
Epidot und endlich auch Kalkspath, erscheinen oft zusam-
men als die Ausfüllung der Stelle, an der ein grösseres
Titaneisenkorn gesessen. Das Zusammenvorkommen des
Epidotes mit dem Zersetzungsprodukt des Titaneisens ist
ganz allgemein in den von mir untersuchten Gesteinen.
Auch die in den Hornblendequerschnitten liegenden Inter-
positionen .sind z. Th. Epidot, wie ich schon erwähnte,
z. Th. aber auch Körner, von der Beschaffenheit und der
braungrauen Farbe jenes anderen Umwandlungsproduktes. -
Auf den eigenthümlichen Zusammenhang des Epidotes mit
diesem machte auch schon Dathe^) in seiner Abhandlung
über die Diabase aufmerksam.
In dieser Association scheint ein Hinweis auf die
Natur dieses Zersetzungsproduktes zu liegen, das seiner
Substanz nach bekanntlich noch nicht aufgeklärt ist. Es
wurde von Sandb erger für ein Titansilicat gehalten;
Gümbel belegte es mit dem Namen Leukoxen und hielt
es auch als selbständige Bildung für möglich, weiles oft
jeder erkennbaren Reste von Titaneisen entbehrt, Cohen,
Bosenbusch und ich selbst haben es als Titansäure in
irgend einer Form angesprochen. Dabei ist die Thatsaohe
festzuhalten, die ich selbst in diesen Gesteinen mehrfach :^
durchaus bestätigen konnte, dass dieses Umwandlungspro-
dukt hie und da entschieden Doppelbrechung zeigt*). In
Salzsäure und Schwefelsäure zeigt sich in Dünnschliffen
keine wahrnehmbare Zersetzung.
1) Z. d. D. G. G. 1874. XXVI. S. 17.
2) Yergl. auch de la Yall^ u. Renard 1. c. S. 252 n. 258.
■?
t
I
'i
Es erscheint zur Lösung dieser Frage nicht ohne In-
teresse darauf hinznweieen, was ein so vortrefflicher Kenner
der Umwandlnngsereeheinungeu der Mineralien, G. Bi-
Bchoft'), Über die Zersetznngsvorgäage des Titaneisens
und die hierdurch etwa mögliche Dentung ihrer schwan-
kenden Zusammensetzung in Bezug auf den so verschie-
denen Gehalt an Eisenoxyd anflilirt. Er neigt sich der
Ansicht zu, was hier für nns ohne Bedeutung ist, dass das
in den meisten Titaneisen vorkommende Eisenoxyd als ein
Produkt der höheren Oxydation des Oxyduls anzusehen sei.
Jedenfalls sind bei einer solchen Zersetzung des Titan-
eisens drei Wege milglich. Es kann die höhere Oxydation
des Eisenoxyduls ohne Ausscheidung der Titansäure vor
sieh gehen, es kann die Titausäure weggeführt werden,
ohne gleichzeitige Oxydation desEtsenoxyduls und endlich
die Wegltlhrung der Titansäure und die Oxydation erfolgt
gleichzeitig und hierbei sind filr uns die drei Modifika-
tionen dieses letzteren Processes, die Bischoff anfUhrt,
gleichbedeutend. Im'ersteu und letzten der angegebenen
Fälle mnsB sich Eisenoxyd ausscheiden. Wo wir in Ge-
steinen Titaneisen körn er, ähnlich wie es die Magnetitkörner
fast immer zeigen, mit einem braunen Rande umgeben fin-
den, oder wo das Zersetzungeprodukt den braunen Ton
besitzt, kann einer dieser Fälle vorliegen. Dieses ist aber
der weitaus seltenere Fall. Wenn aber bis zum Schlüsse
die schwarze Farbe des Kernes und die lichtgraue des
Umwandlungsproduktes bleibt, dann kann wohl nicht an
die Bildung von Eisenoxyd gedacht werden. Da scheidet
sich also nur Titansäure aus und freies Eisenoxydul bleibt
zaräck oder geht gleichfalls in Lösung. Jedenfalls ergibt
sich die Titansäure als das auch von bloe chemischem Ge-
siehtspunkte aus wahrscheinlichste, erste freiwerdende Pro-
dukt. Nun fragt es sich also, ob diese als solche in der
Umgebung des Gesteines sich wieder absetzt nnd ob die
znrtlckbleibendc opake Substanz gleichfalls nnr die ans-
gescbiedene und sich sofort wieder abscheidende Titansäure
ist. Das würde dann Anatas oder Brookit erwarten lassen.
1) Geol. II. S. 946.
Da gibt nua das gleichzeitige Vorkommen von Epidot und
Kalkepatli nocli etue andere Mtiglicbkeit. Der Epidot bildet
sich weBestlich auf Kosten der Hornblende (oder des Aagiteg)
und der Feldapatbe aus der durch die Zersetzung dieser
Mineralien freiwerdendcu Kieselsäure, Thonerde und Kalk.
Wie er iu dem vorliegenden Gesteine in Beziehung zur
Hornblende erscheint, so werden wir ihn in anderen Ge-
steinen auch in offenbarem genetischem Zusammenhange
als Ansiedler auf und in Feidspath finden. Ealkspath er-
scheint stets mit dem Epidot innig verbunden. Warum
sollte denn das erste Produkt der hier sieh vollziehenden
Umwandlung bei der Gegenwart von Kalk und freier Titan-
säure nicht auch ein Kalktitanat sein? Hier eebeinen auch
die schönen Versuche von Ebelmann zur Darstellung des
Perowskitcs von Interesse'). Ebelmann löste in hoher
Temperatur Titansäure in einem AJkalisilicate uud kohlen-
saurem Kali auf und brachte dann ein Stück Kalki^tein in
die Masse. Dasselbe wandelte sich unter diesen Umstän-
den fast ganz in Perowskit um. Der Perowskit zeigt be-
kanntlich Doppelbrechung und findet sieh u. A. in nieren-
fUrmigen, honiggelben Massen in Chloritschiefer von Zer-
matt, welche gleichfalls Doppelbrechung zeigen.
Daher e/scheint es eine durchaus natürliche und kei-
nerlei Unmöglichkeiten voraussetzende Annahme, dass dos
erste Umwandlungsprodukt des Titaneisens ein Perowskit-
artigßs Kalktitanat sei.
Wie sich ?her im Epidot ein Kalkthonerdesilicat bil-
det, so könnte wohl auch aus <ler weiteren Umwandlung
einer Verbindung des kieselsauren mit dem titansanren
Kalke hervorgehen dei Titanit. In der That sind manche
der in den Aggregaten des Umvvandlungsprodukte# liegen-
den grösseren Körner mit nulits anderm so recht zu iden-
tificiren, als mit dem Titanit. Nun hat Hautefeuiüe*)
schöne Krystalle \ou Titanit erhalten, indem er grobe Rutil-
stUeke mit Kieselsaure und Chlorcalciuni einen Tag lang
erhitzte. Die Rutilreste bedeckten sich in diesem Falle mit
Sphenkryatallen.
1) Coropl. read. XXXII. 710; Fucbs: Künatl. Mio. S. 145.
2j Ann. ehim. et phya. 41. !V. lU.
Wenn also das erste ümwaBdlnngeprodnkt ein ein-
faches Kalktitanat (Perowskit oder eine ihm nahestehende
Substanz) ist, ao würde als das Endprodukt dieser Processe
Titanit angesehen werden klinnen. Jedenfalls macht die
Häufigkeit des Umwandlungsproduktes auch dort, wo kein
Rest von Titancisen mehr vorhanden ist, eine einfache Be-
seeiehnung erwünscht. Um den Charakter einer Qberall ana
dem Titaneisen hervorgehenden Neubildung zu bezeichnen,
in der die Titansäure wesentlicher Bestandtheil ist, habe
ich Bchon in einem Vortrage Itber diese Verhältnisse (Ber.
der scbles. Ges. 1876 Jan.) den Namen: Titanomorphit
vorgeschlagen.
Unter einer Reihe von Dünnschliffen verschiedenarti-
ger besonders titanitfiihrender Gesteine, welche ich durch-
musterte, um Analogien zu den gemachten Beobachtungen
zu finden und die Beziehungen mancher Titanite zum Titan-
eisen aufzuklären, schien mir vor Allem der Dünnschliff
eines Syenites von Hemsbach im Odenwald von Interesse.
In demselben erscheinen zahlreiche deutliche Titanitkörner
und mit diesen erweisen sich als vollkommen identisch
weisse, deutlieh, aber wenig auf das polarisirende Licht
einwirkende Streifen einer gekörnclten Masse, die zwischen
den Fugen der Glimmerblätter und auch in der Hornblende
eingeschaltet erscheint z. Th, noch in direktem Zusammen-
bang mit Titaneisen oder titanhaltigem Magnetit. An an-
deren Stellen erscheint das Titaneisen selbst in schwarzen,
ondurehsichtigen Streifen ganz in der gleichen Weise zwi-
schen den Gliramerblätteru. Auch in dem Gestein von
Ohnuth sind einzelne Hornblendequerschnitte von solchen
gekörnten Lagen von Titanomorphit eingefasst, die aus
Titaneisen hervorgegangen sind. Es ist das überhaupt
gewiss eine recht verbreitete Erscheinung. In den mir zum
Vergleiche gütigst durch H. Rönard übersendeten Amphi-
boliten Belgiens z. B. denen von Kimogne, Etaug, Laifur,
Foye de la Commune kommen ganz ähnliche Dinge vor.
In dem Amphibolit von Eiraogne erseheint ein deutlicher
Zwilling von Titanit unmittelbar auf dem zersetzten Titan-
eisen aufsitzend. Herr.Rßnard macht mir brieflieh die
Mittheilung, dass er in dem Diorite von Quenast Belgien,
190
schon mit der Lupe sichtbar, schöne kleine Krystalle von
Titanit auf Epidot und Kalkspath in einem kleinen Gange,
der durch das Gestein hindurchsetzt, gefunden habe. Auch
er hat das Znsammenvorkomraen von Epidot und dem Zer-
setzungsprodukte des Titaneisens einigemale constatirt
In allen untersuchten Gesteinen ist das stete Zusam-
menvorkommen des Titanomorphites und des Epidotes je-
denfalls recht charakteristisch. Je mehr neben Epidot
Titanomorphit und irwklicher Titanit erscheint, um so spar-
samer erweist sich in vielen Dünnschliffen der Kalkspath«
Die ünangreif barkeit durch Säuren hat allerdings der
Perowskit mit der Titansäure gemeinsam; eine chemische
Entscheidung ist mir noch nicht gelungen.
Der Epidot erscheint in dem Gesteine von Olmuth
ziemlich reichlich, wenngleich nicht in grösseren Parthien.
Körnige Anhäufungen sind immer Epidot und Titanomorphit
durcheinander, manchmal wohl nicht mit Sicherheit zu
trennen. Sonst hebt den Epidot seine lebhafte chroma-
tische Polarisation stets recht hervor.
Quarz erscheint nur in einzelnen klaren: Körnern,
nicht sehr gross und unregelmässig gestaltet, aber reich an
Flüssigkeitseinschlüssen. Pyrit ist immer deutlich an dem
braunen Hofe und dem gelben Glänze im reflektirten Lichte
zu erkennen; mit Titaneisen ist keine Verwechselung möglich
(Fig. 3). Apatit in bekannter Form, nicht gerade reichlich.
Die grosse Analogie des Gesteines mit den von de
la Vall^e und Rönard als Amphibolite bezeichneten Ge-
steinen aus den Ardennen, deren vorher schon Erwähnung
geschah, veranlasst mich, auch dieses Gestein als Amphi-
bolit aufzuführen.
b. Diorit von Willmerieh.
Aus der Umgegend von Willmerieh, nördlich vom
Orte und von der Mühle am linken Ufer der Buwer liegen
mehrere Handstücke vor, die wohl von verschiedenen Stella
des auch schon auf der De eben 'sehen Karte verzeichneten
gangförmigen Vorkommens nördlich am Scheisingsgraben
herrühren. Das Gestein ist ein kömiges Gemenge von
gelblichweissem Plagioklas, dessen trikline Streifiing auf
friBoheu Spaltiin^sääcfaen schon mit der Loupe siclitbar ist,
and dunkelgrüner Horobleode, welche eine scliuppige Be-
Bchaffenheit besitzt und fett glänzend ist. Ausser den bei-
den Bestand theiien erscheiuen vereinzelte helle, grünliche
chlotitisobe Blättchen und lebhaft glänzende Pyritwttrfel-
cben. In einigen Uandatticken erseheint die Ausbildung
des Gesteines etwas flaaerig, dünne Quarzschnüre durch-
ziehen diese Stücke.
Unter dem Mikroskope zeigen sich: Plagioklas, Hoiii-
blende, Titaneisen, Epidot, Kalkspath, Viridit, Apatit,
Pyrit, Quarz.
Der Plagioklas ist meist sehr trübe und vielfach
mit Epidotkörnern durchzogen; er zeigt ganz die gleichen
Verhältnisse wie im Gestein von Olmulh. Die gemessenen
Winkel der maximalen Auslüschungsrichtungen schwanken
zwischen 24° und 26". Die AuslÖschungsechiefe beiderseitig
gegen die Zwillingsgrenze beträgt 12" — 13".
Auch die Hornblende erscheint oav in der blass-
grünen Varietät mit allen Eigen thümliehkeiten, die wir flir
das Gestein von Olmuth hervorgehoben ; sie ist wohl etwas
stärker pleochroitisch. Der Winkel der Auslöschungsrich-
tung gegen die Prismenaxc in Querschnitten nach der Klino-
diagonale beträgt auch hier nahezu 15".
Das Titaneisen ist nur spai'sam vorhanden, dagegen
Epidot sehr reichlich. Besonders erscheinen auch iu der
Hornblende zahlreiche Epidotkörner mit scharfen rhombi-
schen Querschnitten. Das Wachsthum der Epidotparthien
läBSt sich vollkommen verfolgen. Die einzelnen Körner
filgen sich zu langstänglichcn Aggregaten oder auch zu
Btemtormigen Gruppen aneinander. Solche Aeste oder Stäbe
von Epidot bilden in einzelnen Homblendesehnitten ein
vollkommenes Netzwerk, ganz ähnlich wie die Serpentin-
Bchnüre im Olivin. In den grünen Viriditparthien ersehei-
nen einzelne dunkle Kerne. Apatit ist nicht gerade reich-
lich. Der Pyrit erscheint im Dünnschliff in vollkommenen
Pseudomorphosen, er ist ganz in braunrothes Eisenoxyd um-
gewandelt {Fig. 3). Die Schliffe, in denen die Quarzsehnllre
durchsetzen, zeigen das Gestein anscheinend mehr zersetzt.
Einige Quarzschnüre sind beiderseitig von einer Zone fein-
192
fasrigen Galdtes eingefasst, im allgemeinen ist das Gestein
nicht reich an Galcit.'
c. Diorit von Winkelboniflosg bei Sebillii^en.
Dankelgrünes feinkörniges Gestein, auf dessen Brach-
fläche nar z. Th. lebhaft glänzende, zwillingsgestreifte Feld-
spathe sichtbar sind, dazwischen Hornblende and grttne
chloritische Schüppchen.
Das Mikroskop erweist : Plagioklas, Hornblende, Epi-
dot, Biotit, Calcit, Apatit, Titaneisen, Quarz, Pyrit.
Die Auslöschungsrichtungen der Plagioklaslamellen bil-
den mit der Zwillingsgrenze nach links und rechts Winkel
von 12^—13®. Die gemessenen Winkel der Auslöschungs-
richtungen gehen im Maximum bis 29 ^ Die Hornblende ist
von der gleichen Beschaffenheit wie in dem Gesteine von
Olmuth, die Schiefe der Auslöschung beträgt auch für sie
15® nahezu. Das Gestein ist ausserordentlich epidotreich.
Der Epidot bildet z. Th. Krystalle von scharfer Umgren-
zung, mehrfach etwas langgezogene Hexagone zeigend, was
auf die gewöhnlich vorkommende einfache Gom6ination:
oP . QoPoo . Poo . P deutet, s Aggregate von Epidotkömem
z. Th. auch schon polygonale, meist rhombische Formen
zeigend, bilden sternförmige Gruppen oder lange Aeste, q^
mit Seitenzweigen. In der Regel markirt eine dunklere,
braune Farbe das Centrum solcher Aggregate (Taf III, Fig.l).
Das Gestein ist stellenweise so reich an Epidot, dass die
Möglichkeit der Bildung von Epidotgesteinen aus dioriti-
schen Gesteinen kaum zweifelhaft erscheint.
Der Biotit erscheint in der Form kleiner Bündel und
radialstrahliger Büschel von braungelber Farbe, deren fein-
faserige Struktur mit starkem Pleochroismus und auffal-
lender Absorption recht charakteristisch ist. Mit dem Epidot
und den Viriditparthien erscheinen diese zierlichen Garben
und Sträusse von Glimmer stets in engem Verbände und dürf-
ten sonach wie jene wohl für eine secundäre Bildung gelten.
Oft umsäumen sie die Viriditparthien, so dass sie nach
allen Seiten wie auf dem grünen Boden dieses Zersetzungs-
produktes aufgewachsen scheinen (Fig. 1). Gaife dieselben
Glimmerbündel finden sich nur noch in einem der nnter-
■Xv*
suchten Gesteine, dem Diabas von Kellenbach. Sie wer-
den selten grösser, aggregiren sich aber wohl zu dichten
Haufen, die dann in der Struktur chloritischen Aggregaten
gleichen.
Das Titaneisen nod Titanomorphit erscheinen in der-
selben Form wie in den vorhergehenden Gesteinen. Quarz-
körner sind nicht selten, Kalkspath ist in körnigen Aggre-
gaten vorhanden. Der Kalkspath steckt hier zuweilen mitten
in den Resten des Titaneisens drin.
Das Gestein kann wohl als ein Quarzdiorit bezeichnet
werden.
d. Diorit von der Grimbnrg bei Wadrill.
In dem dunkelgrünen, sehr teinkiintigen Gesteine lassen
sich mit der Loupe kleine Leisten grünlichen Feldspathes,
zwischen der vorherrschend aus Hornblende und chloriti-
scher Substanz in inniger Mischung bestehenden Gesteins-
masse erkennen. Viele glänzende Körner von Pyrit, z. Th.
deutliche WUrt'elchen, treten auf den Bruchflächen hervor.
Das Mikroskop erweist: Plagioklas, Hornblende, Vi-
ridit, Epidot, Biotit, Titaneisen, Titanomorphit, Caleit,
Apatit, Pyrit.
Der Feldspath, ansscbliesslich Plagioklas, ist fast ganz
in ein unregelraässiges Aggregat von Viridit, Epidot und
Galcit verwandelt und wenn auch an einzelnen Leisten noch
die trikline Zwillingsstreifung wahrnehmbar ist, so geben
doch die meisten Querschnitte nur Aggregatpolarisation.
Die Hornblende ist von derselben lichtgrUnen Beschaffen-
heit, wie in den vorhergehenden Gesteinen, vorherrschend
feinschilfige, aus vielen Mikrolithen sich componirende For-
men. Der Epidot ist besonders reichlich; er dui'chzieht in
Schnüren die grßsstentheils in Viridit umgewandelte Horn-
blende, besonders aber erscheint er auch als ein aus lauter
einzelnen Kiirnern bestehender Saum, regelmässig die Feld-
|iathlcisten einfassend (Fig. 3) und in den Feldspathen
Die im Innern der Feldspathe liegenden Epidot-
ner sind in der Regel zu Schnüren aggregirt, die der
riilingsgreuze parallel liegen. Mit ihm treten vereinzelt
auch braune BiotitbUndel und Sterne aut^ wie sie in dem
■^'r-^':'^'^-^'^
194
Diorit von Winkelbornfloss beschrieben wurden. Calcit ist
sehr reichlich in körnigen Aggregaten vorhanden.
e. Diorit von Paschel bei Zerf.
Das Gestein zeigt eine rundkörnige, kokkolithische
Struktur z. Th. bedingt . durch das Auftreten von eisen-
" schtissigen, braunen Flecken in der schmutzig grünen,
etwas flaserigen, hornblende- und chloritreichen Gesteins-
masse. Dieselbe ist ausserdem durchzogen von rothen,
z. Th. metallisch glänzenden Adern von Hämatit.
Das Mikroskop erweist: Plagioklas, Hornblende, Vi-
ridit, Quarz, Titaneisen, Titanomorphit, Epidot, Hämatit,
Nadeleisen, Apatit, Calcit.
Feldspath und Hornblende verhalten sich ganz wie in
den vorhergehenden Gesteinen, beide erscheinen in einer
fortgeschrittenen Umwandlung. Die Hornblende zeigt in
den noch erkennbaren Resten schilfige Formen. Die Schiefe
der Auslöschungsrichtung ergab 13® — 15^ An ihre Stelle
sowie an die Stelle des Feldspathes ist jedoch grössten-
theils Viridit getreten. Ziemlich viel Quarz; reichlich Calcit
in deutlichen Rhomboedern.
Der Eisenglanz, in viel verzweigten Adern durch die
Schliffe hindurchziehend, bildet dichte Aggregate, die wie
aus lauter kleinen Stacheln und Stäbchen zusammengesetzt
scheinen. Im refiektirten Lichte metallisch glänzend, zei-
gen sie in dünnen Blättern im durchfallenden Lichte eine
lebhafte blutrothe Farbe. Braune z. Th. gelblicli gesäumte,
radialfasrige Parthien, entsprechend den braunen runden
Flecken, die schon makroskopisch sichtbar sind, wurden
für Nadeleisenerz gehalten, dem auch ein Theil der schwar-
zen Nadeln vielleicht angehören mag. Diese Anhäufungen
von Eisenoxyd in verschiedener Form sind wohl ans der
Umwandlung von Pyrit hervorgegangen.
f. Gestein von Sehoden a. d. Saar.
Die vorliegenden Stücke dieses Gesteines erscheinen
nicht frisch. Sie haben eine nnvollkommene, flasrige Strok-
tar; in einer graugrünen, dichten Gesteinsmasse treten rothe,
eisensebttssige Pnnkte und Nester hervor. Böthliche oder
* - •
**-
195
goldgelbe Adern von eisensebüssigem Quarze setzen durch
die Stücke hindurch.
Das Mikroskop erweist : Plagioklas, viel Viridit, Cal-
cit, Epidot, Pyrit, Quarz.
Die weit fortgeschrittene Umwandlung des Gesteines
tritt in Dtinnschliflfen sehr deutlich hervor. Der Plagioklas
ist vollkommen trübe geworden und erfüllt mit Viridit und
einem körnigen Gemenge von Calcit und Epidot. Von Horn-
blende sind keine bestimmbaren Reste mehr vorfanden, an
ihre Stelle ist fasriger Viridit getreten, der reichlich durch
die ganze Gesteinsmasse verbreitet ist. Das Gestein ist
sehr reich an Calcit. Die Anhäufungen desselben nehmen
häufig bestimmte Gestalt an und erweisen sich als Aggregate .
von Rhomboedern, denen aber die Zwillingsstreifung durch-
aus fehlt, so dass man sie hiernach vielleicht auch zum
Dolomit stellen könnte. Sie sind mit einer braunen Rinde von
Eisenoxyd umhüllt (Fig. 8). Die meisten der makroskopisch
sichtbaren eisenschüssigen Flecken sind solche Calcitaggre-
gate. Epidot erscheint nur in kleinen Körnern, nicht in
grösseren Aggregaten. Titaneisen scheint zu fehlen oder
verschwunden zu sein, der Pyrit ist grosstentheils zersetzt
und in braunrothes Eisenoxyd umgewandelt; kleine, klare
Quarzkörner sind ziemlich reichlich durch das Gestein ver-
breitet. Wenn auch an den vorliegenden Stücken der be-
stimmte Nachweis nicht erbracht werden kann, dass wirk-
lich ein umgewandeltes dioritisches Gestein vorliegt, so
erscheint das doch, besonders durch die nahe Uebereinstim-
mung mit dem Gesteine von Paschel ziemlich ausser Zweifel.
3. Pypoxenite.
Die Augit - Plagioklasgesteine treten anscheinend in
dem vorliegenden Gebiete noch häufiger auf, als die Hom-
blendegesteine. Sie gehören vorzüglich der Gruppe der
Diabase an, für welche einzelne Vorkommen als geradezu
typische Beispiele gelten können. Daneben aber erschei-
nen ebenfalls zahlreich Melaphyre. Während zum Diabas
alle Gesteine des vorliegenden Mineralgemenges gerechnet
werden, die eine vollkommene kömige Ausbildung zeigen^
196
ohne dass eine eigentliche Grnndmasse im Gegensatze' za
den vollkommen individualisirten krystallinischen Minera-
lien vorhanden ist, werden zum Melaphyr alle solche Ge-
steine gestellt, die einen porphyrischen Habitus besitzen
und gleichzeitig Olivin führen. Die Olivinfreien porphy-
rischen Gesteine dieser Gruppe, die Diabasporphyrite schei-
nen nur ganz vereinzelt vertreten zu sein, während die
olivinftlhrenden Diabase ganz fehlen, dagegen weiter süd-
lich im Gebiete der Nahe jedenfalls nachgewiesen und.z. Th.
. dort zu den Melaphyren gerechnet worden sind, von denen
sie, da der Nachweis einer vollkommen fehlenden Grund-
masse besonders bei solchen z. Th. umgewandelten Gestei-
nen nicht immer leicht ist, dann auch nur schwer zu unter-
scheiden sind.
A. Diabase,
a. Diabas von Kellenbaeli.
Das einzige Gestein aus der ßeihe der Diabase, wel-
ches seine durchaus körnige, granitische Struktur auch
schon makroskopisch deutlich zeigt und darin der grob-
kömigsten Varietät des Gesteines von Ktirenz vollkommen
gleicht, ist das von Kellenbach, 1 Meile südlich von Gemün-
den im Simmerthale, ßeg.-Bez. Goblenz. Es ist eines der
am weitesten südöstlich gelegenen Gesteinsvorkommen die-
ser Art und vermittelt, wenn man so sagen will, den Ueber-
gang zu den zahlreich auftretenden Grünsteinzügen des
rechtsrheinischen Taunus und des Gebietes, auf dem wir
Laspeyres folgen können. Auf der Karte des Herrn von
Dechen sind in der Nähe von Kellenbach mehrere Grün-
stein- und Gabbrogänge angegeben, die letzteren südlich,,
während das vorliegende Gestein von einem der nördlich
gelegenen Gänge stammen soll.
Das Gestein stellt sich makroskopisch als ein Gemenge
von Plagioklas, Augit, chloritischer Substanz und Magnetit
dar. Die Plagioklase bilden oft 2 — 3 mm breite und bis
zu 5 mm lange Leisten, oft lebhaft und frisch glänzend,
mit deutlicher trikliner Streifung. Die Feldspathe zeigen
t alle eine zonenweise verschiedene Färbung, äusserlich
ieh; im Innern grüngelb oder tiefgrün. Der grüne
if' •
197
Kern ist dann genau parallel der äusseren Umgrenzung
und setzt scharf gegen die röthliche Hülle ab. Dass eine
Verwachsung zweier Feldspathe hier nicht vorliegt, er-
kennt man schon daran, dass die Zwillingsstreifung an ein-
zelnen Leisten gleichmässig ttber die verschieden gefärbten
Zonen fortsetzt. Dass es nur eine Umwandlungserscheinung
des Feldspathes ist, z. Th. mit der Bildung von Viridit,
z. Th. mit der von Epidot zusammenhängend, bestätigt
vorzüglich der mikroskopische Befund, aber auch schon
makroskopisch lässt sich an einigen Feldspathleisten ein
Epidotkem erkennen. Zwischen den der Menge nach vor-
herrschenden Flagioklasleisten erscheinen dunkelbraune
Augitleisten von sehr unvoUkommner Form, z. Th. mit einer
fettglänzenden, grünen, chloritischen Masse verbunden. Dass
auch die Augite schon sehr durch Zersetzungsvorgänge an-
gegriffen sein müssen, zeigt ihre weiche Beschaffenheit; mit
der Messerspitze sind sie leicht zu Pulver zu schaben. Der
Magnetit bildet blauschwarze, glänzende Kömer, auch ein-
zelne Oktaeder.
Das Mikroskop erweist: Plagioklas, Augit, Viridit,
Quarz, Epidot, Titaneisen, Titanomorphit, Titanit, Mag-
netit, Hämatit, Biotit, Calcit, Apatit, Helminth, Apophyllit.
Der Plagioklas erscheint grossentheils durchaus trübe
und von secundären Interpositionen, überwiegend Epidot
und Calcit, aber auch chloritische Substanz erfüllt. Mes-
sungen des Winkels der Auslöschungsrichtungen mit der
Zwillingsgrenze ergaben an einzelnen Querschnitten nach
rechts und links 13<>. Von den Interpositionen lassen sich
Calcit und Epidot immer gut trennen durch die sehr leb-
haften Polarisationsfarben auch der kleinen Epidotkör-
ner. Während der Calcit in den Plagioklasen unregel-
mässige, äusserst feinkörnige Aggregate bildet, erscheinen
die Epidote nicht ohne Begel eingeschaltet. Die einzelnen
Körner, von denen viele schon die Form schiefer Rhomben
zeigen, lagern sich immer parallel den Zwillingsgrenzen
der Plagioklase aneinander. Sie vereinigen sich zu grösse-
ren Stengligen Individuen, die mit ihrer Längsrichtung
ebenfalls immer parallel den Zwillingslamellen liegen, die
also auf der Symmetrieebene, oder den dieser entsprechen-
198
den Spaltungsfugen eingeschaltet sind. Das tritt besonders
schön hervor, wenn man bei gekreuzten Nicols die einen
Zwillingslamellen auf ihre Auslöschung einstellt, dann heben
sich die lebhaft bunt polarisirenden Epidotstengel schön
diesen dunkeln Streifen parallel liegend hervor (Fig. 2)/
Jedoch erscheint der Epidot auch in kleineren, unregel-
mässigen Anhäufungen oder radialstengligen Gruppen im
Plagioklas.
Der Augit, von einer grauen Farbe, die nur schwach
ins violette spielt, erscheint kaum mehr in ganzen Quer-
schnitten, er ist vollkommen in einzelne Brocken und iso-
lirte Körner durch den zwischengedrungenen Viridit zer-
legt. ' Oft sind so an einem Augitquerschnitte nur mehr ein
paar ganz kleine Beste wirklicher Augitsubstanz übrig, alles
andere ist in ein regellos fasriges Aggregat von lichtgrüner
Farbe, durch welches rostfarbige Adern von Eisenoxyd netz-
förmig hindurchziehen, und in dem reichlich Epidot in kör-
nigen Aggregaten inneliegt, verwandelt. Die ursprüngliche
Zusammengehörigkeit der Augitreste zu einem Krystall
spricht sich dann aber in der übereinstimmenden Orien-
tirung der optischen Richtungen in denselben auf das be-
stimmteste aus. Bei der meist überwiegenden Masse des
Viridites ist es nicht leicht, sich eine bestimmte Ansicht
über die Lage eines Schnittes an einem Augitquerschnitt
zu verschaffen. Zwillinge wurden nicht beobachtet. Dar-
nach erschien die Bestimmung der Auslöschungsschiefe
schwierig. Nur einzelne Querschnitte Hessen ihrer Form
nach vermuthen, dass sie nahezu parallel der Symmetrie-
eben geschnitten seien und diese ergaben auch übereinstim-
mende Messungsresultate. Hiernach ist der Winkel, den die
Auslöschungsrichtung mit der Axe c bildet = 33^ — 34®.
Der Augit zeigt keinen Pleochroismus. Auch tritt keinerlei
vollkommnere Spaltbarkeit an den Querschnitten hervor.
• Wenn auch die Beschaffenheit des Viridites z. Th.
nicht verschieden scheint von der in den übrigen Gestei-
nen dieses Gebietes und ebenso wie in diesen unter ge-
kreuzten Nicols die fast schwarzen, tiefblauen Polarisations-
farben zeigt, so tritt doch an einigen Stellen hier die chlo-
jitißche Substanz auch in einer etwas abweichenden, aber
199
bestimmtcrn Form aaf. Besonders ist das gut zu erkennen
in einigen farblosen Mineralparthieu von ganz besonderer,
anfifallender Beschaffenheit. In den Dünnschliffen liegen
einzelne, vier oder achtseitige, ziemlich grosse Querschnitte,
die durch eine vollkommene, rechtwinklige Spaltbarkeit
ausgezeichnet sind. Sonst würde man nach ihrem Vei^
halten dieselben für Calcit halten können. Die Spaltbar-
keit liegt in den vierseitigen, quadratischen Querschnitten
diagonal, in den achtseitigen Querschnitten parallel den
abwechselnden Seiten des Achtecks. Die farblose Substanz
ist doppelbrechend; die Auslöschungsrichtungen schnei-
den die Spaltungsrichtungen unter Winkeln von 45 o. Die
Polarisationserscheinung ist äusserst schwach, die zwi-
schen gekreuzten Nicols hervortretenden Farben sind nur
Abstufungen von Blaugrau. Bei Anwendung eines Objek-
tives (in diesem Falle Hartnack Nr. 7) ohne Okular*) und
bei gekreuzten Nicols erhält man in einem der vorliegen-
den Querschnitte ein sehr deutliches Interferenzbild: das
der optisch einaxigen Körper, schwachfarbige Ringe mit
dunklem Kreuz. Dasselbe erscheint etwas verschoben, weil
der Schnitt nicht genau senkrecht zur Hauptaxe liegt, wie
das auch in der etwas wechselnden Intensität der Dunkel-
heit im parallel polarisirten Lichte bei einer Drehung des
Präparates in der Horizontalebene Bestätigung findet. Salz-
säure zersetzt das Mineral. Die Spaltbarkeit und das op-
1) Die hier angewandte Methode zur Untersuchung sehr dünner
Plättchen im convorgenten polarisirten Lichte ist mir schon oft sehr
dienlich gewesen. Man kann auf diese Weise in Dünnschliffen sehr
gut Interferenzbilder hervorrufen. An einem Fues'schen Mikroskope
kann man je nach Bedarf und je nach der Dicke der Plättchen die
Objektive verschieden wählen, indem man die Okulare weglässt und
dann den Tubus so stellt, dass man convergentes Licht erhält. Auch
kann man an bJtelle der Objektive, die Okulare als Loupen auf das
Präparat und unter den Tubus aufsetzen. Auf diese Weise kann
man an dünnen Plättchen alle Interferenzerscheinungen wahrnehmen,
die man mit dem Nörronberg nicht mehr sehen würdeu und so dient
das Mikroskop als vollständiger Polarisationsapparat. Besonders gut
eignet sich diese Methode zur schnellen Untersuchung von Glimmeri
Chlorit u. dergl. Vergl. Jahrb. f. Min. 1878. 377.
". *"• 'W
200
tische Verhalten bestimmen mich, das vorliegende Mineral
für Apophyllit zu halten.
In diesem eingewachsen erscheinen nun zahlreiche,
zierliche Aggregate einer chloritischen Substanz von sehr
charakteristischer Form. Es sind vorherrschend wurmähn-
liche, gewundene Gestalten, oft zu geschlossenen Ringen
zurückgebogen, oft zickzackförmig und dazwischen fächer-
förmige Halbkreise. Die einzelnen Glieder solcher Gestalten
sind rundliche Täfelchen, die auch isölirt erscheinen, . von
wechselnder Dicke, aber immer sehr klein und ohne er-
kennbare polygonale Umrisse (Fig. 2). Diese kleinen Scheib-
chen erscheinen, wo sie flach liegen, dunkelschwarzgrün
und bleiben so auch bei einer Horizontaldrehung trber dem
unteren Nicol. Dagegen erscheinen sie im Querschnitte,
und diesen sehen wir immer in den gewundenen Stäbchen
oder Fächern, deutlich dichroitisch, gelblich oder grün.
Hiernach ergibt sich für c, die Hauptaxe, die Axenfarbe
gelb, für die Nebenaxen a: grün. Die Auslöschungsrich-
tungen in den Stäbchen liegen parallel und senkrecht zur
Hauptaxe. Die Polarisationsfarben sind lebhaft und ver-
schieden. Die Täfelchen zeigen eine feine Faserung, die
einer basischen Spaltbarkeit entspricht. Dieses chloritische
Mineral erscheint vollkommen identisch mit dem, welches
Volger unter dem Namen Helminth beschrieben und ein-
und aufgewachsen in einer Reihe von Mineralien liachge-
wiesen hat. Hier sprechen die optischen Erscheinungen
besonders auch die Art des Pleochroismus auf das bestimm-
teste fUr einen hexagonalen Charakter und hiernach müsste
der Helminth wohl zum Pennin gestellt werden.
Aus der Aggregation mehrerer solcher wurm- oder
flichelfbrmigen Gestalten bilden sich dann vollständige Ku-
geln, deren Struktur die Art ihrer Zusammensetzung er-
kennen lässt. Oft erscheint im Innern eines aus Helminth
bestehenden Kranzes ein grösseres Blatt, glimmerähnlich,
von demselben Verhalten wie der Helminth und daher
wohl auch identisch mit diesem. Dichte Aggregate dieser
Art erweisen immer denselben Dichroismus und zeigen die
radialfasrige Struktur, auch wenn sie ohne Anwendung des
Nicols nicht sichtbar wird, zwischen gekreuzten Nicols recht
201
•
deutlich in der Erscheinung der dunklen Auslöschungs-
kreuze. So erkennt man, dass ein ziemlich grosser Theil
des in dem Gesteine vorhandenen Viridites ebenüäUs dem
Helminth zuzurechnen ist. Ausserdem ist, wie schon er-
wähnt, allerdings auch solcher Viridit vorhanden, der eine
andere Beschaffenheit und vor allem keinen Dichroismus
und andere Poiarisationserscheinung zeigt, von dem Hel-
minth hierdurch immer auf das bestimmteste zu trennen.
Der Helminth wurde ausser in diesem Gesteine nur noch
in dem später noch zu besprechenden Gesteine von Kern-
scheidt aufgefunden, indem er oberflächliche Lagen auf den
Gesteinsklüften bildet und z. Th. in Quarz eingewachsen ist
Epidot ist ausserordentlich reichlich vorhanden, in
Körnern, kömigen, stengligen und radialstcngligen Ag-
gregaten und kleinen Kryställchen durch die ganze Ge-
steinsmasse verbreitet. Seine Beziehungen zu Plagioklas
und Augit wurden schon bei diesen erwähnt.
Das Titaneisen ist nicht sehr reichlich vorhanden,
neben demselben erscheint Magnetit und diesen umgebend
braunrothes Eisenoxyd. In den Viriditparthien kommen *
blutrothe Punkte und Streifen von Eisenoxyd vor, die z. Th.
bestimmte Form annehmen und dann wohl für Hämatit an-
gesehen werden können.
Biotit erscheint in kleinen garbenformigen Büscheln
und sternförmigen Aggregaten solcher Büschel, ganz so wie
wir ihn schon in dem Diorit von Winkelbomfloss bei Schil-
lingen beschrieben haben (Fig. 2). Hier wie dort trägt er
alle Anzeichen einer secundären Bildung an sich.
Grössere glimmerähnliche, welligfaserige Querschnitte
oft zu vielen aggregirt, starken Pleochroismus zeigend:
c. gelbbraun, a. grün, möchte ich geneigt sein, grössten-
theils fllr eine dem Helminth nahe stehende, chloritische,
also wohl penninartige Bildung zu halten ; mit diesem stim-
men die optischen Erscheinungen, die diese Querschnitte
zeigen, überein.
Der Calcit erscheint im Gegensatze zu dem so sehr
reichlich vorhandenen Epidot nur spärlich, meist kleinere,
durchaus körnige Aggregate bildend. Vereinzelt erschei-
nen zwischen den Feldspathleisten eingeklemmt aber auch
■ 1 ■
I ■» ;.
[» -
203 i
griJsserCi einem Individuum angehörige Parthien mit Spalt-
barkeits- und ZwillingBstreifung.
Der Apatit ist sehr reichlich z. Th. in ziemlich grossen
Prismen vorhanden. Dieselben sind oft gebrochen und die
einzelnen, grösseren Glieder auffallend stark gegen einan-
der verschoben (Fig. 3). Viele Prismen zeigen eine aus
anderer Substanz bestehende Axe, die besonders deutlich
sichtbar wird, wenn man zwischen gekreuzten Nicols die -
Apatitquerschnitte auf Dunkelheit einstellt. Dann treten
diese Axen lebhaft hell und farbig hervor, so dass man die
Substanz derselben für Quarz halten möchte, der dann na-
türlich mit dem Apatit nicht die gleiche Orientirung besitzt
(Fig. 7). Auch staubförmige Interpositionen sind nicht selten.
b. Diabas von Förstelbaeh n. v, Nonnweilor.
Dieses anscheinend frische, ziemlich harte Gestein '-
lässt in einer dunkelgrünen dichten Masse nur einzelne'
kleine Feldspathleistchen makroskopisch erkennen, wäh-
rend sich übrigen"» nur dunklere und lichtere Stellen ab-
heben, ohne dass man dieselben näher bestimmen könnte.
Beichlich erkennt man schon mit der Loupe schwarze Kör-
ner von Titaneisen und lebhaft glänzend treten eingesprengte
Pyrite hervor.
Unter dem Mikroskope erkennt man: Plagioklas,
Augit, Viridit, Quarz, Titaneisen, Titanomorphit, Titanit,
Epidot, Calcit, Apatit, Pyrit, Magnetit, Häraatit.
Der Plagioklas ist trübe und mit secundären Inter-
positionen, Viridit, Calci t, Epidot erfüllt und von solchen
oft regelmässig umrandet (Fig. 3). Die Zwillingsstreifung
ist nur theilweise nctfjh deutlich wahrzunehmen. Nur schwer . :
gelang es für den Winkel der Auslöschungsricbtungen zu-
verlässigere Werthe zu erhalten. Die beste mögliche Mes-
sung ergab einen Winkel von 12 <> nach rechts, einen Win-
kel von 14® nach links von der Zwillingsgrenze.
Der Augit hat eine blassröthliche Farbe und erscheint
durch Viridit vollständig zerrissen, wenngleich immer noch
grössere Reste von Augitsubstanz vorhanden sind. Verein-
zelt wurden Zwillinge von Augit beobachtet. Einer der-
selben gestattete eine Bestimmung der Winkel der Aus-
■löBChnnj^snchtung mit der Verticalaxe, da sich ergab, dass
I die beiden Winkel rechts nnd links von der Zwillingsgrenze
I genan gleich waren und hiernach also die Lage des Schnit-
} tes beBtimmt war; der Winkel hetrng 41".
L Der lichtgrttne, nicht dichroitische Viridit erscheint
I bei gekreuzten Nicols fast ganz dunkel, tiefNausehwarz
I Und bleibt so auch grüBateutlieils bei einer Horizontaldre-
i hung des Präparates. Dann erscheint der Schliff von einem
I fast schwarzen Netzwerke durchzogen. Nebenbei kommt
I «her auch gelBgrüner, dichroitischer Viridit vor, an dem
I Btets auch eine radiale Faserung deutlich besondei-s unter
I gekreuzten Nicols hervortritt, wo dann auch lebhaftere Po-
r larisationsfiirben erscheinen.
I Quarz ist mehrtäeh in scharfen hexagonalen Quer-
L '.schnitten vorhanden, die ohne Zweifel als primärer Bestand-
I Iheil anzusehen sind. Sie, sind reich an FlUssigkeitsein-
h echlflssen mit z. Th. lebhaft beweglichen Libellen. Einzebe
■ dieser Quarzhexagone sind von einer Zone des dicliroiti-
■ sehen Viridites umsäumt, so dass die einzelnen Fasern
B'deaselben genau radial zu dem Mittelpunkte des Quarz-
Vctaerschnittes gestellt sind (Fig. 3). Ausser dem primären
VQuarze erscheint aber auch solcher, den man unzweifelhaft
P'als seeundär erkennen kann. Er bildet z. B. in einem Schliffe
I eine quer durch denselben hindurchsetzendc Ader, die eine
I deutliche, wellige, dem Verlaufe der Ader parallel gehende
ft/Faserung zeigt. Diese wird besonders dadurch deutlich,
■ dass zwischen den einzelneu Lagen und conform mit die-
■■IBen verlaufend chloritisehe Lamellen, dem dichroitischen
pTiridit angehörig, eingelagert sind. Stellenweise aggre-
■■giren sie sich so dicht, dass man von der Quarzsubstanz
■ aicbta mehr sieht. Bei der Anwendung polarisirten Lich-
nes nimmt man wahr, dass die Qoarzmasse in einzelne In-
Vdividuen zerfällt, die ein durchaus einheitliches optisclies
^'Verhalten zeigen, und zwar gehen die Grenzen der einzel-
■ nen Individuen quer durch die Längsfaserung liindareh und
t' erscheinen so unter gekreuzten Nicols als verseiiiedenfarbige
B'Theile der Qciarzader. Recht schSn lassen sich an den
Kbeiden Salbändern dieses kleinen Ganges die mechanischen
Hfirscheinnugen wahrnehmen, die durch das Aufreissen der
Kluft, in der eich dann der Quarz absetzte, hervorgerufen
wurden. Die Quarzader schneidet Augitkrystalle und Titan-
eiaenkOrner mitten durch. Mit ganz genau in einander
passenden Bruchlinien liegen die getrennten Stücke, um
die Breite der Quarzader auseinander geschoben gegenüber,
80 dasB wir uns dieselben genähert wieder vollkommen zu
einem anscheinend unverletzten Ganzen vereinigt denken
können {Fig. 3).
Ausserordentlich schön und nur in dem Diabase von
Hockweiler in ähnlicher Weise ausgezeichnet, bieten sieh
hier die Skelette des Titaneisens dar, mit allen den cha-
rakteristischen Erscheinungen der Umwandlung, wie sie
bei dem Amphibulit von Olmuth schon näher erörtert wur-
den. Sehr schön ist hier die wirkliche Fortflibrong von
Substanz zu erkennen; Viridit ist z. Th. in die leeren Stel-
len getreten, während sich der Titanomorphit in kömigen
Aggregaten, aber auch einzelnen grösseren Körnern, schwach
doppelbrecUend, in der Nähe des ursprüngliclien Titaneisens
angesiedelt hat (Fig. 3), Hier lassen sich in einigen Fällen
solche Körner wobl für nichts anderes als Titanit halten;
wenn sie auch der Form nach mit Epidotkörnern überein-
stimmen, trennt sie davon sehr bestimmt die nur äusserst
schwache Polarisationserscbeinung. Manchmal glaubt man
an solchen isolirten Körnern auch eine Annäherung an poly-
gonale, rhorabenähnliche Formen zu erkennen.
Neben dem Titancisen erscheint viel Pyrit,
z. Th. in Brauneisen umgewandelt mit rotbhraunem Ho^
oft selbst rothbraun durchscheinend, sonst an dem gelb*
Glänze im rcflektirten Liebte gut zu erkennen. Einzeln
schwarze Kömer ohne jede Spur der fUr das Tltaneiaq
charakteristischen Zersetzung, wohl aber brann umsäui
halte ich für Magnetit. Im reflektirten Lichte glänzen [
blauachwarz.
Epidot ist auch hier reichlich vorhanden,
zierliche Gruppen bildend, sehr verbreitet in kleinen KÖ)
nem; grössere Prismen und stenglige Aggregate, wie sa
in den Dioriten vorkommen, fehlen fast ganz. Der Calfl|^
tritt in einzelnen ziemlich grossen Individuen von sehaj
rhomboedriscber Gestalt, mit deutlicher Spaltbarkoit
I ZwülingsBtreifung auf, aber aucl} in feinkörnigen Aggre-
I gaten, der Apatit in langen Prismen, wie im vorhergeben-
I den ßesteine. Einzelne blutrnthe vbombische Querschnitte
I in Viridit nnd in der Nähe der Eisenmineralien dürfen fUr
I Eämatit gelten.
I c. Der Diabo» von Hoekweiler bei Trier.
I In dem schmutzig grünen, sehr feinkörnigen GesteinB-
I gemenge lassen sich nur die kleinen Feldspatbleistchen
I sieber makroskopisch bestimmen, neben diesen erkennt man
I einzelne lichtergrUue, fettglänzende Stellen, sowie lebhaft
I glänzende Pyritkörner. Das Gestein ist äusserlicb dem von
»FSrstelbacb sehr ähnlich.
I Im Mikroskope erkennt man: Plagioklas, Augit, Viri-
I dit, Epidot, Titaneisen, Titanomorphit, Calcit, Apatit, Pyrit.
I Die Plagioklase erscheinen ganz von der Beschaffen-
I heit wie in dem Diabas von Förstelbach, im Innern durch
I eingelagerte Viridit-, Epidot- und Calcitkörner vollkommen
I getrübt, umsäumt von körnigen Epidotaggregaten, im In-
l.nem oft Epidotprismen eingeschaltet. Die gemessene Aus-
I USachungsachiefe ergab 15" — 16". Auch der rötbliebe Augit,
I deseen Äuslöschungsschiefe zu 34" gemessen wurde, ist im
I Allgemeinen dem von Förstelbach ähnlich, nur erschein.t
I die Umwandlung noch weiter fortgeschritten, so dass in
I der Regel nur mehr eiuKelne Fetzen von Angitsubstanz
Lllbrig sind, die in grilner Viriditmasse, von rostfarbenen
K'Od«r gelbbraunen Adern durchzogen inneliegen, in der Regel
■ mit etwas Epidot zusammen. Dadurch erinnert hier die
K^iacheinung der Augite noch mehr an die zersetzten Olivine
rsnderer Gesteine, deren spärliche, zusammengehörigen Reste
■ ancb nnr unter gekreuzten Nicols erkannt werden können.
I Der Viridit gehört auch hier grösstentheils der nicht
Bdlehroitisehen, unter gekreuzten Nicols tiefblauscbwarz er-
■ Bobeinenden Art an. Er durchzieht fast wie ein Netzwerk
I das ganze Gestein, erseheint ancb deutlich zwischen den
rFeldspatbleistcn eingeklemmt (Fig. 10). Nur wenig dichro-
titisoher, lebhafter polarisirender Viridit ist ausserdem vor-
Kluaden.
^Bg Die Formen des Titaneisens sind hier ebenso schön
-fr-.-
I».
'^
r- ; 206
wie in dem Diabas von Förstelbach, die Beziehnngen za
Titanomorphit ^uch hier recht deutlich zu verfolgen. Auch
hier sind einzelne Körner schon für Titanit zu halten. Epidot
ist ziemlich viel vorhanden, aber nicht in grösseren Aggre-
gaten, Calcit in körnigen Anhäufungen und krystallin. Kör-
nern mit Spaltbarkeit und Zwillingsstreifung. Apatit und
Pyrit sind gleichfalls reichlich vorhanden. Quarz scheint
zu fehlen.
d. Diabas eines Ganges zwischen Heinzeberg und Kellenbacli.
Das feinkörnige, etwas Haserige, makroskopisch nicht
näher bestimmbare, graugrüne Gestein ist den beiden vor-
hergehenden äusserlich ziemlich ähnlich. Das tritt unter
dem Mikroskope noch viel bestimmter hervor. Man erkennt
dann: Plagioklas, Augit, Viridit, Calcit, Epidot, Titaneisen,
Eisenoxyd, Quarz, ApaJit. ^
Plagioklaß, an einzelnen die Auslöschungsschiefe za
I40-— 15** bestimmt und Augit, fast farblos oder nur schwach
röthlich, sehr zerrissen durch Viridit, mit einer Auslöschungs-
Bchiefe von 38 <* — 40°, sind beide so umgewandelt, dass
einige derselben geradezu als Pseudomorphosen eines Ge-
menges von Viridit, Calcit, Epidot und unbestimmbarer,
wohl kaolinartiger Substanz nach jenen bezeichnet werden
könnten. -Nur ganz vereinzelt erscheint noch ein etwas
frischerer Augitquerschnitt. Der sehr reichlich vorhandene
Viridit durchzieht wie ein Netzwerk das ganze Gestein.
Er ist blassgrün, ohne erkennbare Struktur, nur unter ge-
kreuzten Nicols als ein Aggregat dann blauschwarzer Fa-
sern sich darstellend. Es erscheint das eigenthtlmliche
Masehenwerk der Serpentine in den Dünnschliffen dieses
Gesteines vollkommen angedeutet. An einigen Stellen sind
die Viriditstreifen goldgelb gefärbt. Es ist viel Calcit, nur
wenig Epidot vorhanden, zahlreiche Apatitnadeln und ver-
einzelt ein kleines Quarzkorn.
e. Diabas von Saarbnrg.
Das Gestein von Saarburg tritt in der Form eines
mächtigen^ stockähnlichen Ganges aus den Schichten des
Devons empor und trägt auf der Höhe der scharfen Kuppe,
■"•1
in der es anfragt, die scliöuen Ruinen der Burg Saarbarg,
malerisch Uber dem gleiclinamiijeu Kreisorte gelegen. Das
anffaUende dieser äusseren Erscheinung mag wohl die Ver-
snlassang gewesen sein, datjs dieses Vorkommen eines der
wenigen ist, die früher schou BeacbtDDg gefunden. Auch
Steininger erwähnt den Punkt an der schon früher eitir-
ten Stelle') und der ausgezeichnete belgische Geologe A.
Diimont bespricht ihn in seinem Werke; Sur le terrain
ardennais et rhönan S. 413. Er nennt das Gestein einen
Hypersthenit und wenn auch uns die Untersuchung dea
Gesteines eine von der gewöhnlichen abweichende Beschaf-
fenheit des wesentlichen Gemengtheiles, des Augites, der
in diesem Gesteine einen diallagartigcn Habitus besitzt,
ergeben bat, so mag die Anführung der Stelle aus dem
Werke Damont's als ein Zeugniss für seinen petrographi-
schen Scharfblick gelten. Dort heisst es: L'hypersthönite
{du massif du Rbin) präsente deux varietös principales
snirant qu'elle est simple ou ehloritif^re. La premi^re
varietö consiste en une päte compacte, verte, d'un aspect
oireii;x, renfermant des cristaux simples on bijugues, longa
et ätroits d'albite du meme couleur, d'un 6clat vitreux ou
nacrä et des grains noirs verdätres, qui paräissent Hre de
l'hypersthßne, mais dont je n'ai pu jucequ'ä present d^ter-
miner les clivages. Cette röche est granitoide, teuace, k
casSDre inegale, d'un vert assez foncö, ponctill^ d'un noir
TSrdätre ou brunätre et d'un aspect mat. Elle passe a
l'aphanite lorsque les cristaux et les grains d'albite et
d'hyperstheue sont fins." Dumont bezieht diese Beschrei-
bung unmittelbar auf das Gestein von Saarburg, indem er
später sagt; „La raine du chateau de Sarcbourg est situ^e
Bur ün typhon d'hyperstb^nite, on y trouve de la leherkiae,
des veines et des cristaux de Calcaire et de dolomie, des
quarz ete. Le phyllade qui Joint ce typhon est a peine
modifiä et il a prie senlement une couleur*nn pea verdätre,
on y rencontre des petits filons et des veines de phillip-
site, de malachite et de limooite." Der Beschreibung Du-
mont's ist für die makroskopische Charakteristik kaum
noch etwas hinzazufägen. Die mir rorliegenden HandstHoke
entBprechen jener Beschreibung. Sie sind r.iemlich feinkör-
nig, von scbmutziggrangrüner Farbe, ein Gemenge weieseo
Feldspathes und eines grünen fettglänzenden Minerals, mit
inneliegenden glänzenden Kttrnern von Pyrit.
Das Mikroskop zeigt folgende Gemengtheile : Pla-
gioklas, Augit, Viridit, Amphibol, Titaneisen, Quarz, Kalk-
Späth, Apatit, Epidot, Pyrit.
Die Plagioklase sind vorzüglich im Innern mit einem. I
kümigen ZersetzungBprodukte erfüllt, das aus einem Ge-
menge von Caleit, Epidot und kaolinartiger Substanz besteht.
Daher ist das Innere der Plagioklasleiaten oft vollkommen
opak, während der Rand noch ziemlich frisch und klar ei^ '
scheint. Hierdurch heben sich die einzelnen Leisten immer 1
noch recht deutlich gegen einander ab. Diese Erscheinung J
ist in ganz gleicher Weise übrigens auch an manchen Pia- i
gioklasen der vorhergehenden Gesteine-Ku beobachten. Die 1
Zwillingsstreifung ist dadurch manchmal nicht mehr recht '
vrahrzunelimen und eine Bestimmung der Auslüaebungs-
schiefe war nicht leicht. Die besten Werthe ergaben 15" bis
17". Der Augit, von blassröthlicher Farbe, erscheint meist in
zerrissenen KSrnern und einzelnen durch Viridit getrenn-
ten Fetzen, wenngleich er im Allgemeinen viel frischer
erscheint, wie in den vorhergehenden Gesteinen. Er zeigt
keinen Pleochroismus, die Auslöschungsschiefe wurde zu
35" — 38" bestimmt. In vielen Querschnitten besitzt er eine
sehr ausgesprochene lamcllare Spaltharkeit, die oft als ein
System dicht neben einander liegender Linien erscheint.
Solche Augite hat man wohl als Oiallag bezeichnet. Aber
ich stimme darin vollkommen mit Rosenbusch überein'),
dass eine bestimmte Grenze hier wohl nicht zu ziehen ist,
da ausser dieser vollkommnen Spaltbarkeit (die Übrigens
auch manchen echten Augiten basaltischer Gesteine, so z. B.
der Basalte der Anklands-Insel in sehr vollkommner We
eigenthümlich ist) sonst alle Eigenschaften dieser sog. Di-
allage mit dem Augit übereinstimmen, wie das z. B. hier
mit Bezng auf das optische Verhalten ganz bestimmt eon-
1) 1. c. II. 327.
209
statirt werden konnte. Der in diesem Gesteine vorliegende
Angit ist deiner Erscheinung nach vollkommen identisch
mit dem augitischen Mineral des Gesteines von Hozämont,
für welches de la Vall6e und R^nard in ihrer mehrfach
citirten Arbeit die Bezeichnung eines Gabbro's gewählt
haben. Die Identität der beiden Gesteine ist in dieser
Beziehung und überhaupt eine so vollkommne, dass man
Dünnschliffe beider nicht wohl von einander zu unterschei-
den vermag. Und im Anschluss an die von jenen Forschem
gewählte Bezeichnung würde man auch das Gestein von
Saarburg als einen Gabbro bezeichnen dürfen. Die ein-
zelnen Augitfetzen sind von der blassgrünen Substanz des
Viridites durchdrungen, in einzelnen Querschnitten erscheint
auch Quarz diese Bruchstücke wieder zu verkitten. Der
Viridit ist meist von der blassgrünen, nicht dichroitischen
Art, unter gekreuzten Nicols tiefschwarzblau, fast wie iso-
trop erscheinend; daneben kommt auch fasriger, etwas di-
chroitischer und lebhafter polarisirender Viridit vor. Durch
Aetzen eines Schliffes mit Salzsäure wurden beide Substan-
zen gleichmässig angegriffen. Auch liier liegt also wohl
ein dem Delessit verwandtes chloritisches Produkt vor-
Neben dem Augit erscheint, allerdings nur sparsam auch
blassgrüne, schilfige Hornblende, optisch genau zu bestim-
men, einzelne Augitquerschnitte uralitartig umsäumend. Das
asbestartige Mineral, das auch in dem Gesteine von Hozä-
mont beobachtet wurde und in dem von Kürenz von mir
beschrieben wird, kommt gleichtalls in diesem vor.
Das Titaneisen, meist grössere, regelmässig be-
grenzte Kömer und Querschnitte bietend, erscheint ausge-
zeichnet und recht charakteristisch; mit ihm und seinem
Umwandlungsprodukt zusammen kommen auch spärlich
deutliche Körner von Epidot vor. Quarz liegt in einzelnen
klaren Körnern mit zahlreichen Flüssigkeitseinschlüssen
vor, aber auch in schmalen Schnüren^ als Spaltenausfül-
lung von offenbar secundärer Entstehung. In letzterem
fehlen die Flüssigkeitseinschlttsse ganz. Der Galcit, fast
immer mit dem Viridit enge verbunden, erscheint in kör-
nigen Aggregaten. Seine Anwesenheit hatte hier schon das
schwache Brausen des Gesteins mit Säuren angezeigt. Der
Verb. d. nat. Ver. Jahrg. XXXV. 6. Folge, V. Bd. 14
Apatit ist in langen Prismen, oft niehrfacli zerbrochen, die
einzelnen Glieder pei-lsclinurartig hintereinander liegend,
vorhanden ; der Pyrit ist in den vorliegenden Schliffen frisch,
aber nur spärlich wahrznnehnien ,
Zu den diabasischen Gesteinen muas eine Reihe von
Vorkommen gerechnet werden, deren Zusammengehörigkeit
mit ihnen aieh durch die lieohachteten Umwaudlnngser-
seheinungen, durch die Uebereinstimmnug der Mikrostruk-
tur mit den echten Diabasen ziemlieh unzweifelhaft ergibt,
wenn auch der wesentliche Gemengtheil, der Augit in den-
selben ganz fehlt oder richtiger gesagt durch die Umwand-
lungavorgäuge verdrängt worden ist. Aber wenn man sieh
bei der Durchsicht einer gauzeu Reihe dieser Gesteine an
das Erkennen der verschiedeneu Stadien ihrer Umwandlung
gewöhnt bat, so findet man doch in deu meistL^u derselben
noch die deutlichen Spuren des Augites wieder.
f. tiesteiD vou der Irscher Mühle bei Tri«r.
In der grüngrauen, etwas i'eltig glänzenden .Gesteins-
masse nimmt mau, besonders wenn man das Gestein be-
fenehtet, zahlreiche, mattweisse, caolinisirte Feldspathleist-
ehen wahr, die sich mit der Messerspitze leicht zu Pulver
schaben lassen. Ausser diesen Hegen braune, mit Eisen-
OKjdrinden überzogene Calcitaggregate in dem Gesteine zer-
streut. Die weiche Besebaffenheit des Gesteins verräth ein«
bedeutende Zersetzung.
Das Mikroskop erweist: Viridit, Plagioklas, Quarz,
Caicit, Glimmer, Apatit, Eisenoxyd.
Der grHsste Theil des Gesteines besteht aus der im
Schliffe blassgrtin erscheinenden Substanz des Viridites, der
unter gekreuzten Nicols tiefblauschwarz erscheint, so daas
dann iast der ganze Schliff verdunkelt \vird. In dieser
dunklen Masse treten dann zahlreiche glänzende, lebhaft
polarisirende Leistchen hervor, die im gewöhnlichen Lichte
gar nicht sichtbar waren. Einzelne sind so gross, daas
man ihre wellig faserige Struktur erkennen kann, sowia
dass die Auslöscbnugsrichtuugen in ihnen parallel und senk-
recht zu den äusseren Umrissen orieutirt sind. Ein bestimm-
terer Nachweis der Natur dieses glimmerartigen Minerale»
211
ist nicht möglich gewesen. Wenn ich dieselben für ein
kaolin- oder nakritartiges Mineral halte, so bestimmt mich
dazu vorzüglich der makroskopische Befund, der den kaoli-
nisirten Zustand der Feldspathe erkennen Hess. Diese win-
zigen Leistchen und Blattchen häufen sich an einzelnen
Stellen in den Feldspathen auch zu grosseren, dichten Ag-
gregaten zusammen, die durch ihre lebhaften Polarisations-
farben sich immer trefflich aus dem Viridit hervorheben.
Die Plagioklase sind noch zu erkennen, jedoch die Zwil-
lingsstreifung fast ganz verwischt, nur die Umrisse heben
sich deutlich ab. Neben ihnen tritt der Quarz, besonders
durch seine Frische auffallend, hervor. Calcit erscheint in
körnigen Aggregaten, Apatit, ebenfalls von ganz klarem,
frischem Aussehen, häufig einen mit staubförmigen Interposi-
tionen ertiillten Kern uraschliessend. Die Stellen, an denen
der Augit im Gesteine gesessen hat, lassen sich oft noch
an den äusseren Contouren ganz bestimmt herausfinden.
Es sind eigenthümliche, in den Schliffen sehr hervortre-
tende, auch mit der Loupe schon wahrnehmbare Stellen,
deren Struktur ein charakteristisches, in diesen Gesteinen
ziemlich constant wiederkehrendes Maschenwerk zeigt, wie
es Fig. G darstellt. Die einzelnen Felder sind durch kör-
nige Anhäufungen von schwer bestimmbarer Natur, jeden-
falls Gemenge von Calcit, Viridit u. dgl. gebildet, die meist
dunkelbraun, oft ganz opak erscheinen, zwischen diesen
ziehen sich die blassgrünen Adern des Viridites hin und
die Axen der meist unregelmässig verlaufenden Viriditstreifen
sind durch schwarze kömige Aggregate, perlschnurartig oder
streifenförmig, von Magnetit gebildet, der hier ohne Zweifel
ein secundäres Produkt ist. Diese Pseudomorphosen nach
Augit zeigen von wirklicher Augitsubstanz keine Spur mehr
und gleichen ganz den ähnlichen Umwandlungserscheinun-
gen des Olivins. Dass sie hier aber ganz gewiss nicht dem
Olivin zuzuschreiben sind, dafür spricht besonders der Um-
stand, dass keine der vielen beobachteten Formen der Quer-
schnitte den ja meist recht charakteristischen Querschnit-
ten des Olivins gleicht, wohl aber, wenn man sie mit den
Augiten in den Diabasen vergleicht, diesen. Zudem aber
sind alle begleitenden Verhältnisse derart, dass man in
diesen Stellen das Äequivalent der Augite in jenen Diaba-
sen aeben muss. Aucb leiten allmälige Uebergänge, ohne
irgend auffallende Lücken, zu jenen hinüber.
g. Ueätein TOD Wiltingen a. d. Saar (an Koch's (üerherei).
DieeeB ist äusBerlicb ebenfalls als ein versetztes Ge-
stein eharakterisirt; von einer grauen Farbe; wenn man es
befeuchtet, treten caolinisirte Feldspathleistcben hervor, '
zwischen denen bin und wieder giössere Flecken erschei-
nen, die als ein Garbonat sieb zu erkennen geben, hier
wohl Dolomit.
Von Plagioklas und Augit ist unter dem Mikroskope
hier fast nichts mehr wahrzunehmen, die Leisten des erste-
ren sind noch hin und wieder zu unterscheiden; ähnliche,
aber viel unbestimmtere Stellen, wie in dem vorhergehen-
den Gestein, deuten die früheren Augite an. Das Gestein.
ist sehr reich an einem äusserst feinkörnigen Zersetzungs-
ppodukte von opaker Beschaffen heil, das auch unter den
Nicols durch Reflex hell bleibt und sich ganz indifferent
zeigt, eine kaolinartige Substanz, die von Säuren anschei-
nend nicht augegriffen wird. Von dem ebenfalls reichlich
vorhandenen körnigen Caleit oder Dolomit unterscbeidet
jene Substanz ibr optisches Verhalten. Da die oft sehr
deutlichen Rhorabo6der, die dem Carbonate angehören, auch
da, wo sie recht gross werden, nie die klare Beschaffen-
heit von Calcitrhombofedern, wie wir ihnen in andern Ge-
steinen begegneten, noch auch die deutliehe Streifung der
Spaltbarkeit und der Zwillingsbildnng zeigen, so möchte
man das Carbonat hier eher lUr Dolomit halten. Einzelne ,
grosskörnige Aggregate von BhomboSdern gleichen in den
Schliffen in der That vollkommen Dolomiten. Daher wäre
dann auch wohl zu erklären, warum das Gestein niebt beim
Auftröpfelu von Säure braust. Aucb die in den andern
Gesteinen von ähnlicher Bescbaffenbeit vorkommenden Ag-
gregate dieser Art, bei denen die grösseren, scharfgeform-
ten Rhomboeder sieb so verhalten wie hier, möchte ich
alle für Dolomit halten. Die Dolomitaggregate sind oft |
von fasrigem Viridit umsäumt. Rostfarbige oder hlntrotbo
Flecken von Eisenoxyd durch die Schliffe verbreitet rühren
213
von zersetztem Magnetit oder Pyrit her. Jedoch lassen sich
auch noch die Reste von Titaneisen erkennen.
h. Gestein von Oaisfeld.
Das Gestein gleicht dem vorhergehenden. In der dich-
ten grauen Gesteinsmasse werden besonders durch Befeuch-
ten gelbe Leistchen caolinisirten Feldspathes sichtbar. Das
zerreibliche Gestein braust mit Säuren nicht.
Unter dem Mikroskope erscheint auch hier überwie-
gend die feinkörnige, dem Kaolin zugeschriebene Substanz,
die hier bei Anwendung stärkerer Vergrösserung deutlich
schuppige Struktur zeigt, und an einzelnen Stellen Dolomit,
ebenfalls in Bhomboedem. Feldspathleisten sind kaum noch
wahrzunehmen, auch die Stellen früherer Augite sehr unbe-
stimmt und nur aus der Analogie mit den vorigen Gesteinen
noch hin und wieder zu erkennen. Quarz erscheint in
einzelnen kleinkörnigen Aggregaten; schmutzigbraunrothe
Fetzen, aus der Zersetzung der Eisenminerale hervorgegan-
gen, sind durch das ganze Gestein zerstreut.
i. Gestein von Crettnach (nördl. v. d. Kirche).
Ist äusserlich vollkommen ähnlich dem Gesteine von
Wiltingen. Unter dem Mikroskope sind kaum noch die
Plagioklasleisten zu erkennen, die Pseudomorphosen nach
Augit (Fig. 6) identisch mit denen im Gesteine von der
Irscher Mühle. Der vorwaltende Bestandtheil ist die ka-
olinartige Substanz, von Viridit und Dolomit begleitet. Das
Gestein ist ziemlich reich an frischem Quarz und Apatit.
Rostbraune Reste der Eisenmiiierale. Im Viridit neugebil-
deter Magnetit. Einzelne Lamellen eines hellen Glimmers
sind wahrzunehmen mit braunem eisenschüssigem Ueber-
zuge oder auf den Fasern von solchen Lagen durchzogen.
Der mit starker Absorbtion verbundene Pleochroismus ist
recht deutlich.
k. Gestein von Niedermennig.
Auch dieses gleicht makroskopisch den vorhergehen-
den, es ist braun durch Eisenoxydfärbung. Unter dem
Mikroskope erkennt man es als ein Gemenge vorwaltenden
Viridites mit Dolomit und Kaolin. Der blassgrüne Viridit,
bei gekreuzten Nicola dunkel, veraulaeet, dase dann der
ganze Schliff verdunkelt wird. Hier tritt also gegen den
Viridit die kfirnige Kaolinsubstanz docli sehr zurück. Der
Dolomit in scharfen Rhomboedem, zahlreiche Rostflecken
von den zersetzten Eisenmineralien, ziemlich viel Quarz.
I. destein von Oberemmel.
Aeusserlich dem vorhergehenden gleichend. Unter dem
Mikroskope sind die Plagioklaaleisten au ihren Umrissen
noch sehr scharf zu erkennen, wenngleich sie grösstentheils
nur Aggregatpolarisation zeigen. Das Gestein ist besonders
reich an Dolomit, der oft in grossen Gruppen aus zahl-
reichen RhomboMern vereinigt ist. Auch hie* nie die
Zwillingastreit'ung an denselben. Der Viridit, oft fast farb-
los, aber unter gekreuzten Nicola bestimmt zu erkennen,
umgibt solche Doloniitaggregste. Nebe» diesem noch ein j
biassgriincs, faseriges Mineral von lebhatteren Polarigations- ^
färben. Glimmerlamelten, branngesäamt und gestreift, eind
ganz identisch mit denen im Gestein von Crettnacb. Quare ,
nnd Apatit sind frisch, reichliche Reste von Eisenmineralie
m. fiflHtein vom Rohheiderhof bei C»tiz
Braune und grünliche Körner bilden das unbestimm
Gemenge dieses Gesteines, das seiue weiche Beschaffenheit
und der starke Thongernch als ein sehr zersetztes charak-
terisiren.
Die Mikrostruktur gleicht im Allgemeinen der des
vorhergehenden Gesteines, die Plagioklasleisteu zeigen nur
noch ihre Umrisse, Viridit ist vorherrschend, vollkommen l
von eisenschüssigen Flecken erfüllt. Das Gestein ist recht]
quarzreich, dagegen erscheint weniger Dolomit.
Das Gestein südöstlich vom Rohbeiderhofe anstehend
ist mit diesem fast vollkommen identisch, dagegen gehört |
ein Gestein vom Weiher zwischen Kohheiderbof and Forst-
htltte entschieden zum Melaphyr nnd wird dort Erwähnung '
finden.
Das ganz mürbe Gestein, nordöstlich von Ruwer vor-
kommend, steht dem von Rohheiderhof am nächsten.
■a. Sfgtein TOD Com (zwisoheo Bahnhof und Pfoetea S
Das lichtgraue, erdig auBsebende Gestein läset ma-
kroskopisch kaum eine Bestimmung zu. In der dichten,
lichtgrauen Masse treten nur kleine Plinktcheu von filsen-
oxyd und hin und wieder mit diesen zusammen noch ein
Pyritfliramerchen hervor.
Unter dem Mikroskope erkennt man: Plagioklaa, Vi-
ridit, Glimmer, Caleit, Pyrit, Titaneisen, Hämatit, Quarz,
Apatit, EpidoL
Der Plagioklas zeigt nur hin und wieder noch die
Zwillingsstreifung, sonst nur die Umrisse seiner Leistcbec.
Der Viridit erfüllt die ganze Gesteinsmasse, blassgrUi), nicht
dichroitiech, unter gekreuzten Nicols sehwarzblau. In ihm
liegen Leistchen eines schwach grünlichen Glimmere, diehro-
itiBch, mit starker Liehtabsorbtion, mit Eisenoxyd tiberrin-
det und durchzogen, wie in dem Gestein von Orettnach.
Auch viele ganz schwarz erscheinende Lciatchen gehören
hiei-zu, nur an einzelnen Stellen tritt der verhüllte Glimmer
hervor. Der Pyrit zeigt in diesem Gesteine Zersetzunga-
erscheinungen, die sehr jenen des Titancisena gleichen, je-
doch stets mit Bildung intensiv braunen Eisenoxydes. Aber
er erscheint auch in Skeletten, oit im Innern hohl und mit
Viridit erffillt, dabei sehr bestimmt die Würfelform zeigend.
Titaneisen und Magnetit scheinen ausserdem nur wenig vor-
handen. Hier ist wieder bestimmt Caleit wahrzunehmen,
reichlich in körnigen Aggregaten, aber wo ein Rhomboeder
erscheint, zeigt es die doppelte Streifung der Spaltbarkeit
und der Zwillingsverwachsung. Calcitschnüre durchziehen
die Schliffe. Apatit ist ziemlich reichlich, Epidot cur sehr
sparsam in kleinen KSrnern, Quarz vereinzelt vorhanden.
Auch in diesem Gesteine ist von Äugit keine Spur
wahrzunehmen, aber es l'ehleu auch gänzlich solche Stellen,
an denen der Augit früher hätte vorhanden sein können.
Wir müssen daher wohl annehmen, dass dieses Gestein
auch ursprunglich ein sehr augitarmes gewesen sei. Deno
die sonst unverkennbare Uehereinstimmung mit den frü-
heren Gesteinen lässt darüber keinen Zweifel, dass es den
Diabasen sich aufs engste anschliesst.
1 ■*-. '"■
216
o. 668t6i]i van B6i]isf6ld.
Aeusserlich ist dieses dem vorhergehenden ganz ähn-
lich. In der dnrchaas unbestimmten grauen Gesteinsmasse
treten ebenfalls rothe eisenschüssige Punkte hervor. Die
vollkommene Identität mit dem Gesteine von Conz wird
unter dem Mikroskope noch bestimmter. Die Gemengtheile
sind: Plagioklas, Viridit, Calcit, Quarz, Magnetit, Epidot.
Der Viridit ist überwiegend, aber reichlich auch Ealkspath
vorhanden. Im Viridit Neubildungen von Magnetit. Reich-
lich Eisenoxyd in Fetzen und Streifen durch das Gestein
verbreitet. Zierliche Gruppen, sternförmige Aggregate gel-
ber Epidotprismen sind mit rostbrauner Rinde so überzogen,
dass man sie nur für Eisenoxyd halten möchte. Aber an
den Rändern sehen sie hervor und an manchen Stellen ist
der braune üeberzug lückenhaft. Da lässt die lebhafte
Polarisation den Epidot erkennen und so erklären sich alle
andern sternförmigen, schwarzbraunen Gruppen dieser Art
(Fig. 9). Quarz ist recht reichlich vorhanden. Von Augit
auch hier keine Spur.
p. Gestein vom Domhermwald bei Kernscheidt.
Das Gestein von Kernscheidt nimmt in so fem eine
besondere Stellung ein, als es bei deutlich makrokrystal-
liner Ausbildung und einer verhältnissmässig frischen Be-
schaffenheit durchaus keinen Augit führt und auch nach
seiner Mikrostruktur nicht wohl die Annahme gestattet,
dass der Augit schon fortgeführt ' sei. Es muss demnach
dieses Gestein, und darin tritt es in Beziehung zu den bei-
den zuletzt besprochenen, als ein augitfreier Diabas ange-
sehen werden; denn es besitzt sonst alle Eigenthümlich-
keiten der Diabase.
Das Gestein hat eine lichtgraue, grünlichweisse Farbe,
man erkennt deutlich die Leisten triklinen Feldspathes,
deren Streifung mit der Loupe wahrzunehmen, die den
grössten Theil des Gesteines bilden. Zwischen ihnen er-
scheinen Körner von Quarz und von einem grünen, ftett-
glänzenden chloritischen Mineral. Durch die ganze Ge-
steinsmasse zerstreut liegen kleine rostfarbige Anhäufungen
ron rundlicher Gestalt, die bei der Behandlung mit Säuren
217
schwach aufbrausen und so den Gehalt an einem Carbonat
verrathen. Auf den Gesteinsfugen grttne Rinden von Hei-
minth in Quarz.
Das Mikroskop erweist: Plagioklas, Quarz, Viridit,
Helminth, Dolomitr Apatit, Titaneisen.
Der Plagioklas erseheint auch im Dflnnitohliffe viel
frischer als in den vorhergehenden Gesteinen, seine Zwil-
lingsstreifung tritt immer ganz bestimmt hervor. Die Aus-
löschungsschiefe seiner Lamellen wurde zu 13**— 14^ bei-
derseitig gemessen. Dennoch ist der Feldspath zum grossen
Theile auch schon umgewandelt, der fast farblose Viri-
dit ist an seine Stelle getreten. In diesem erscheinen hier
wieder die lebhaft polarisirenden, fasrigen Leistchen, die
schon in dem Viridit des Gesteines von Irscher Mtthle er-
wähnt wurden. Der Viridit gehört durchaus der blass-
grünen unter gekreuzten Nicols fast apolar erscheinenden
Art an. Nur die schon erwähnte grttne Binde auf den
Absonderungsfugen einiger Stücke führt den im Gesteine
von Kellenbach schon näher beschriebenen Helminth. Hier
liegt er in Quarzkömern inne, einzelne gewundene Stäb-
chen, grösstentheils aber zu einem dichten Aggregate ver-
einigt, blassgrttn, sonst mit allen Eigenschaften wie dort.
Quarz ist sehr reichlich und in grossen, scharfrandigen
Querschnitten vorhanden, reich an Flttssigkeitseinschlüssen.
Er erscheint immer zwischen den Feldspathleisten einge-
klemmt, so dass deren Grenzlinien oft sehr unregelmässig
polygonale Quarzquerschnitte umschliessen. Hiemach er-
scheint der Quarz als das zuletzt erstarrte Mineral. .Pla-
gioklas und Quarz bilden übrigens ein vollkommen grani-
tisches Gemenge, nirgendwo ist zwischen ihnen Raum für
eine andere Mineralsubstanz, Grundmasse oder Augit, ttbrig.
Nur kleine Viriditparthien erscheinen gleichfalls in dem
Gemenge zwischen Quarz und Feldspath eingeklemmt.
Die rostfarbigen Aggregate lösen sich im Dünnschliffe
in Haufwerke durchsichtiger BhomboMer auf, mit £isen-
oxyd überrindet oder auch parallel den äusseren Umrissen
in einzelnen Streifen oder vollkommnen Kernen davon er-
füllt (Fig. 8). Nie zeigen die RhomboMer Zwillingsstreifung
und dieser Umstand, verbunden mit dem schwachen Brausen
in Säore tasseo auch hier in dem Carbonate Dolomit ver-
muthen. Apatit ist reichlich in frischen langen Nadeln und
Quergchnitten vorhanden, Titaneisen nur spärlich.
Von Augit ist in einer Reihe von Schliffen, die von
diesem Gesteine angefertigt wurden, keine Spur zu finden.
Auch lässt (las Gemenge von Plagioklas und Quarz, keines
Raum übrig, an dem der Augit hätte Platz finden können.
Nur die wenigen Stellen des /.wischengeklemmteu Viridites
könnten als umgewandelter Augit angesehen werden. Auch
dann würde das Gestein, im Vergleiche mit den Diabasen,
denen es seiner Struktur nach am nächsten steht, z. B. dem
Diabase von Kellenbach, auffallend augitarm erscheinen. ■
Wahrscheinlicher ist es allerdings, dass die eingeklemmten
Viriditparthien~sowie aach die oft mit Viridit verbundenen
und davon eingetassten Üolomitaggregate nur erfüllte Hohl-
räume sind. Dann würden wir hier ein Gestein haben,
welches durchaus die Htrukturl'omi des Diabases, aber nicht
den wesentlichen Gemengtheil, den Augit, besitzt. In die-
ser Beniehung ist das Gestein vom Domherrnwald einzig
in seiner Art, nur die weit mehr umgewandelten Gesteine
von Cona und Keinsl'eld, wo die ursprüngliche Abwesenheit
d^ Augites nidht mehr so bestimmt t'estznstellen ist, wür-
den sich ihm anreihen. Diese augitai-men oder augitfreien
Diabase entsprechen den oft ebenfalls augitfreien MeU-
phyren, wo dann allerdings in der Rege! eine reichlicher
vorhandene amorphe Grundmasse (Basis) gewissermaasen *
als Vertretung des Augilcs erscheint.
B. Melaphyre.
n. HeUphyr von Lindscbeid bei ThoI*y.
Das dichte, schwarze, basaltähnliche Gestein besitzt
ein äusserst frisches, glänzendes Aussehen. Mit der Lonpe
erkennt man kleine, weisse Leistchen von Plagioklas, so-
wie einzelne rundliche KiJmer einer chloritisehen Substanz,
die wie Ausfüllung kleiner Blascnräume erscheinen.
Unter dem Mikroskope erkennt man : Plagioklas, Augit,
glasige Basis, Viridit, Magnetit, Apatit.
Der Plagioklas in frischen, klaren Leistchen, meist
219
an den Enden wie zerbrochen erBcheinend, zeigt ausnahniB-
los die Zwillingsstreifang. Die gemessenen Anslöschanga-
schiefen ei^aben nach beiden Seiten der Zwillingsgrenze
25o-~27<>. Erhebliche Schwankungen in den Werthen der
AaslöschongSBchiefe scheinen sich nach den aasgeführten
Messungen nicht zu ergeben, so dass im Allgemeinen der
Plagioklas ein gleiches optisches Verhalten zu besitzen und
hiemach einem und demselben Mischungsverhältnisse zu
entsprechen scheint. Während die Werthe der Auslöschungs-
schiefe für die Plagioklase der Diabase, die im vorherge-
henden mitgetheilt wurden, zwischen den Grenzen 11^—17®
beiderseitig schwanken, ist hier dieser Winkel in -allen
Fällen ein viel bedeutenderer und zeigt, dass jedenfalls die
Natur der Plagioklase in diesem Gesteine eine von jenen
abweichende ist. Dieser hohe Werth würde unter Zugrunde-
legung der Descloizeaux'schen Angaben^) über den op-
tischen Charakter der triklinen Feldspathe nur auf einen
dem Anorthit nahestehenden Labrador schliessen lassen.
Der Plagioklas ist der weitaus überwiegende Bestandtheil.
Neben ihm erscheint der Augit nur in kleineren, verkrüp-
pelten Individuen, auch Zwillingsverwachsungen, von blass-
gelblicher Farbe. Er ist in der Ausbildung regelmässiger
Formen entschieden durch den Plagioklas gehindert worden
und hat sich daher nur unvollkommen in dem ihm übrig
gelassenen Kaume entwickelt. In dieser Beziehung verhält
er sich also ganz so wie die ebenfalls zwiscbengeklemmte,
glasige Basis. Die Auslöschungsschiefe der Augite ist wegen
der sehr unregelmässigen Gestalt nur schwer zu bestimmen,
die für am Besten gehaltenen Werthe schwanken zwischen
4P— 430. Der Augit ist nicht pleochroitisch.
Die glasige Basis, welche nur in eingeklemmten Resten,
nicht als continuirlich durch das Gestein verbreitete Masse
vorhanden ist, ist von lichtbrauner; Farbe, mit dendritischen
Bildungen von Magnetit, zierlichen Stäbchen und Stacheln,
oft bis zur vollkommenen Verdunkelung erfüllt An einigen
Stellen erscheint sie ganz frisch, während an andern plötz-
liche und oft weit vorgeschrittene Umwandlungen in ein
1) Comptes rendas.. 1875 S. 364 ff u. 1876 S. 1017 ff.
220
grüuea, faariges Zersetzungßprodnkt sich zeigen, für wel-
ches auch hier der Name Viridit beibehalten werden mag.
Es ist nicht dichroitisch, nnter gekreuzten Nicola erscheint
es in tief blauschwarzen Farbentttuen, fast wie apolar aus-
sehend, verhält sich also ganz eo wie der Viridit der Dia-
base. Auch dort wo Hohlräume im Gestein von dem Viridit
erfüllt sind, zeigt er z. Tb. dieselbe Beschaffenheit, hier
kommen aber auch in concentriachen Lagen angeordnete,
strablige oder blumige Aggregate einer grünen Substanz
vor, die schon etwas lebhafter polarisirt, mit der andern
aber durch Uebergänge innig verbunden ist. In den Aus-
flllluugen dieser kleinen Hohlräume wechseln mit Viridit
auch feine Lagen von Quarz Der Magnetit zeigt scharfe
oktaSdrische Formen, erscheint aber auch in stabförmigen,
keulenartigeu Aggregaten. Die ganze btiuktur des Gestei-
nes ist eine auffallend basaltahnliche Olivin ist in den
mir vorliegenden Schliffen uuht -vorhanden, auch keine
Aggregate von Serpentin, die als aus ihm hervorgegangen
anzusehen wären. Sollte auch bin und wieder ein kleines
Olivinkorn in den zwischeugeklemmten Viriditparthien ver-
schwunden ,sein, BD würde jedenfalls das Gestein als ein
ganz olivinarmes bezeichnet werden mltssen. Hierin, wie
überhaupt in seiner ganzen Mikrostruktur, soweit die auf-
fallende Uebereinstimmung eines mir vorliegenden Schliffes
das zu bestimmen gestattet, nähert sich das Gestein von
Lindseheid durchaus dem an Glasbasis reichen Melaphyr
vom Weisseistein bei St. Wendel, den Hosenbascb
neuerdings als den Typus eines Diabaspechsteines be-
zeichnet bat'}. Als demselben Typus angehörig bezeichnet
er noch die an giasigrer Basis weit ärmeren Gesteine von Kim
und vom Wege zwischen Freisen und Hahnweiler. Ich kann
mich der Auffassung Rosenbusch's in diesem Falle nicht
anschliessen. Das Gestein vom Weisseiberge hat mit den
Diabasen eigentlich nichts gemein; seine Struktur ist die
der Melapliyre d. h. eine basaltische und hierauf glaube
ich muBs doch etwas mehr Gewicht gelegt werden. Auch
die optische Beschaffenheit der Plagioklase in diesen Ge-
1) Pliysiographie U. 383-
221
steinen, so schwankend sie im Grossen und Ganzen ist,
ergeben doch für die Melapbyre übereinstimmend höhere
Werthe als für die Diabase und das ist ein Punkt, der in
Zukunft bei der Bestimmung eines Gesteines nicht wohl
ausser Acht gelassen werden darf. Ob dabei mehr oder
weniger Olivin in dem Gesteine vorhanden ist, ob derselbe
lokal einmal ganz fehlt, das kann an der in der ganzen
Mikrostruktur so auffallend sich ausprägenden Zusammen-
gehörigkeit dieser Gesteine doch wohl nicht rütteln. So
wenig, wie es mir daher zutreffend erscheint, das Gestein
vom Weisseisteine als einen Diabaspechstein zu bezeichnen
und es aus der Gruppe der Melaphyre zu reissen, mit der
es in der That alle Verwandschafkscharaktere vereinigen,
so wenig ist mir auch die Bestimmung des Gesteines von
Lindscheid als echter Melaphyr zweifelhaft und mit die-
sem die anderer Gesteine des gleichen Typus.
b. Melaphyr von Neipel bei Tholey.
Makroskopisch ein dichtes, schwarzbraunes Gestein,
durchaus basaltähnlich , mit rostbraunen Verwitterungs-
rinden.
Unter dem Mikroskope erweist sich: Plagioklas, Augit,
Glasbasis, Olivin, Viridit, Magnetit.
Der frische, klare Plagioklas ganz von der Beschaf-
fenheit, wie im vorigen Gesteine, bildet auch hier den vor-
waltenden Gemengtheil. Die gemessene Auslöschungsschiefe
beträgt meistens 27 o — 29 ^ beiderseitig. Der Augit in un-
regelmässigen Körnern, blassröthlich, nicht dichroitisch, ist
in seinen Formen durch die Plagioklasleisten bedingt. Oft
erscheint ein grösserer Augitquerschnitt in anscheinend re-
gellose, aber optisch gleich orientirte Stücke durch hindurch
setzende Plagioklasleisten zerlegt. Die wohl nur annähernd
richtigen Werthe der Auslöschungsschiefe sind 40®— 42^
Zwischen diesen beiden Mineralien liegt eine lichtbraune
Glasbasis, mit Magnetitstaub und Dendriten erfüllt. Die-
selbe zeigt ganz wie im vorhergehenden Gesteine Ueber-
gänge in Viridit, daher oft diese grüne, fasrige Substanz
ganz so zwischengeklemmt erscheint, wie die Glasbasis.
Die wohl zuerst von Haarmann ^) ausgesprochene, später
1) üeb. die Struktur der Melaphyre. Inaug.-Dissert. Leipz. 1872.
von Boricky'i und RosenbttscU') bestätigte Wechsel-
beziehung io demQuaDtitätsTerliältarss des Augites imd der
Glasbasis tritt aucb hier im Vergleiche mit dem vorherge-
henden Gesteine bestimmt hervor, der Augit ist reichlieber,
die Baaia spärlicher vorhanden. Der Olivin ist häufig in
grösseren und kleineren Querschnitten vorbanden, mit den
fllr ihn L'harakteriatiacheu ümwandlungserscbeinungen. Zwi-
schen gi-ünen, fasrjgen, lebbaft polarisirenden Zonen von
Serpentin, die wie ein Netzwerk den grOssten Theil der
Olivinquerscbuitte erfüllen, sind aber immer noch einzelne
Olivinkfinier als Reste vorhanden, lebbaft polariairend und
von übereinstimmender optischer Orientirung. Nor verein-
zelt scheint die Umwandlung bis anr vollständigen Ver-
drängung der Olivinsuhstanz fortgescliritten. Bunde oder
mandelt^rmige, einen regelmässigen seh aal igen Bau zei-
gende Aggregate von Viridit, meist lebhafter polarisirend,
sind Ausfüllungen von Hohlräumen. Fast regelmässig er-
scheint eine äussere strakturloäe grüne Zone, die bei ge-
kreuzten Nieols fast apolar erscbeint und dann grüne, ra-
dialfasrige, lebhafter polarisirende Zonen mit Quarzlagen
abwechselnd und einen Kern von Quarz oder Caicit um-
Echliessend : die typische Form, wie wir sie aneh bei den
makroskopischen MandelansfüUungen der Melapbyre kennen.
Die Magnetitkömer und stabförmigen Aggregate scheinen
vorzüglich die andern Gemeogtheile zu umsäumen und nur
weniger im Innern denselben vorzukommen.
c. Helaph.vT voin Ijüsterbaeh w. von Hettnich
Das Gestein zeigt eine doleritiscbe Struktur; in schwar-
zer, glänzender Grundmasse liegen lebhaft glänzende Feld-
apathleistcben und gelbüchgrüne Olivinkörnchen. DasAua-
seben ist sehr frisch.
Unter dem Mikroskope sieht man: Flagioklas, Augit,
Glasbasis, Olivin, Magnetit, Viridit.
Der vollkommen frische Plagioklas zeigt Auslöschungs-
schiefen von 28"— 31°, der nur spärlich vorhandene, farb-
1) Melapbyre Böhmena, S, 7 ii. 13.
3) Physiographie 11. S. 393,
223
lose Augit: 34^^-36^ Glasbasis, licbtbraun mit Magnetit
getrübt, ist reichlicb yorhanden, aber doch nnr als zwischen-
geklemmte Parthien. In der Glasmasse liegen viele kleine
regelmässig hexagonale Querschnitte, riolettbraun dnrch-
scheinend, nicht dichroitisch, die itir Eisenglanz gehalten
werden möchten, oder aber in Eisenoxyd pseudomorpho-
sirter Magnetit sind. Auch erscheinen hin und wieder darin
Feldspathmikrolithe von skelettartiger Form, im innem
hohl und von knieförmig oder auch vollständig quadratisch
geschlossenen Balken eingefasst. Solche Formen bildet
u. A. auch Boricky im Viridit des Melaphyrs von Lom-
nitz ab^).
Der Olivin ist gleichfalls nur zum Theile umgewan-
delt, zwischen unversehrten Kömern ziehen grttne fasrige
Schnüre durch die Querschnitte. Der Olivin ist reichlicher
vorhanden als Augit Viridit ist als Zwischenmasse aus
der Glasbasis hervorgegangen und ausserdem als Mandel-
ausfüllung vorhanden.
r
d. Melapb jr vor Monzingen a. d. Nahe (am Wege nach Langenthai).
Dieses Gestein gehört schon dem Nahegebiete an und
ist daher hier wohl geeignet die petrographische Identität
der im Nahegebiete auftretenden Melaphyre und der nörd-
licher in unser Gebiet hineinreichenden Vorkommen dar-
zuthun.
Das Gestein zeigt eine porphyrisch, doleritische Struk-
tur. In dichter schwarzbrauner Grundmasse sieht man weisse,
deutlich gestreifte Plagioklasleisten und grüne Körner, die
fast alle dem Olivin angehören. Die Beschaffenheit des
Gesteines ist durchaus frisch.
Unter dem Mikroskope erkennt man: Plagioklas,
Augit, Glasbasis, Olivin, Viridit, Magnetit, Galcit.
Die dichte Grundmasse löst sich unter dem Mikros-
kope in ein in brauner Glasmasse, die continuirlich das
ganze Gestein erfüllt, inneliegendes Gewirre kleiner Pla-
gioklasleistchen auf, neben denen Magnetitkömer und grün-
liche Parthien von Viridit liegen, hervorgegangen aus lo-
1) Melaphyrgeat. Böhmens, S, 9. Taf. I, Fig. 7.
224
I
kaier Umwandlung der Glasbasis. Augitmikrolithe sind
£ast gar nicht wahrzunehmen, aber zahlreiche Flecken und
kleine Anhäufungen von Galcit mögen wohl Beste umge-
wandelter Augitmikrolithe sein; Calcit ist in dieser Weise
in der Grundmasse sehr verbreitet.
In der Grundmasse liegen grössere noch recht klare
Plagioklase, mit Interpositionen von Glas und Fetzen der
Grundmasse. Die Messungen der Auslöschungsschiefe er-
gaben für die Plagioklase 30^—34**, in einem Falle sehr
genau und bestimmt 34^. Augit als porphyrische Ausschei-
dung ist nur sehr wenig vorhanden. Er liegt nicht gleich-
massig durch das Gestein verbreitet, sondern als Aggregate
vieler unregelmässiger Körner, dabei auch Zwillinge, an
einzelnen Stellen, dadurch in etwa an die sog. Augitaugen
in Basalten erinnernd. Olivin ist in ähnlicher Weise, immer
mehrere Querschnitte dicht bei einander liegend, vorhan-
den. Er ist fast immer ganz in eine grüngelbe, ziemlich
lebhaft polarisirende Substanz von durchaus der Yertical-
axe paralleler Faserung umgewandelt. Im Innern um-
schliesst er wohl auch Galcitaggregate.
e. Melaphyr von Rathen nordSstlieh von Wadern
(am Wege Dach Aschbrunneu).
Ein dichtes schwarzes Gestein mit weissen Plagioklas-
leisten und braunen Körnern umgewandelten Olivines und
rostbraunen Verwitterungsrinden.
Unter dem Mikroskope sieht man: Plagioklas, Glas-
basis, Olivin, Yiridit, Magnetit, Calcit.
Die Plagioklase sind nicht mehr vollkommen frisch
und klar, sie zeigen eine Trübung entweder als ein Kern
im Innern, oder als eine Randzone, z. Th. ist an der Trü-
bung Viridit und Calcit betheiligt. Die gemessene Aus-
löschungsschiefe wurde in einigen Fällen beiderseitig genau
zu 26^ befunden.
Augit ist in den untersuchten Schliffen nicht mehr
wahrzunehmen, bei dem reichlich zwischen den Feldspathen
vorhandenen Viridit und Galcit lässt sich nicht wohl ent-
scheiden, ob nicht auch Augit in dieselbe umgewandelt
'Orden. Dass aber vorherrschend in den grünen Parthien
S.'
umgewandelte Glasbasis zu seben ist, zeigen solche Stellen,
wo noch Reste derselben, lichtbraun mit Magnetitstanb ge-
trübt, vorhanden sind. Da diese zwischengekJemmte Glas-
und Viriditsubstanz reicht reichlich vorhanden ist, so lässt
das schlieasen, dass das Gestein jedenfalls ursprflnglicb
sehr angitarn] gewesen sein muss. Der Olivin ist hier in
einem noch weiter gediehenen Stadium der Umwandlung,
als in den vorhergehenden Gesteinen. Die Querschnitte,
meist rostbraun umsäumt und von soleben Adern dureh-
zogeu, zeigen im Innern der von diesen eingefassten Masehen
eine grüne oder gelbliehe, lebhaft polarisirende und mit
Calcit gemengte -Substanz (Fig. 5). Darin erscheinen danu
Aggregate ganz irischen, schwarzen Magnetites, der hier
als eine Neubildung in den Olivinpseudomorphosen gelten
muss. Calcitsebniire setzen durch die Schliffe hindurch.
Während das Auftreten des Viridites das erste Sta-
dium in der Umwandlung der Melaphyre bezeichnet, bei
noch frischen Plagioklasen und nur i. Th. zersetztem Olivin,
ist für das zweite Stadium neben Viridit, das Erscheinen
von Caicit und Eisenoxyd charakteristisch, die Plagioklase
sind tbeilweise getrübt, der Olivin ist immer vollkommen
pseudomorphosirt, neugebildeter Magnetit in demselben vor-
In diesem Stadium der Umwandlung erscheint das
I von Rathen.
f. Helftphyr vom Wege zwiBcben Neipel and Svhäuien.
Ein braungraues Gestein, blasig, in den Blasenräumen
dünne Häute von Chalcedon, ausgeschieden schwarzbraune
Körner von Eisenoxyd nach Olivin.
Im Dünnschliffe unter dem Mikroskope Ktst sich die
Gesteinsmasse in ein Aggregat kleiner Plagioklasleistcben
mit zwiscbenliegendem Viridit auf. Unveränderte Glasbasis
ist nicht mehr sichtbar, aber die Struktur des Gemenges
lässt zweifellos erkennen, dass der Viridit zum grJissten
Theile aus umgewandelter Basis hervorgegangen. Wenn
Angit vorhanden war, so ist er gleichfalls vollkommen zu
Viridit geworden, wahrscheinlich war das Gestein aber
ursprünglich sehr augitarm. Der Viridit erscheint unter
gekreuzten Nicols fast wie apolar. Caleitaggregate sind
Verb. d. n«t. Ver. Jtlirg. XIXV. G. Folge. V. Bd. '^
reicblicb durch das Gestein verbreitet. OliviDpiteodoiDor- I
pboBen erscheinen mit achwarzbraunen EiseDOxydrändem '
umgeben und von solchen Adern durchzogen, die Maschen ^
mit lichtgrünem oder Hchtbrannem Viridit erfDllt, aiioh wohl |
Calcitkömer im Innern (Fig. 5). 1
g. SblKpliyr TOB Niederb oCon (a. d. Mühle).
Das Gestein ist mit dem vorhergehend makroskopisßh
nnd mikroskopisch fast identisch. Trübe Plagioklaäleiste» i
in einer an brannem Eisenoxyd und Viridit reichen Grnnd-
nifisse, in der kein Calclt, wohl aber bin und wieder ein- i
gedrungene aphärolithiache Aggregate von Chalcedon er- |
acheinen. Ein grosser Tlieil der Feldapathleistcben, die 1
kaum mehr Zwillingsstreifnng wahrnehmen lassen, sind
ganz in Viridit verwandelt. Flagioklas ist so Überwiegend,
die zwischen ihm eingeklemmten Viriditpartlnen so deut-
lich ala Keste urajirüngHcher Basis charakterisirt, das» auch ]
dieses Gestein gewiss ein recht augitannes gewesen ist. ]
Zahlreiche, kleiijere und grossere Olivinpaendomorphosen
aus Brauneieen und Viridit bestehend tret«n in der Grund-
iiiasse hervor. I
h, Melaphyr v«tii Weiher iwisehei Ktnheiderhof nnti ForüthülH '
Kubenbach,
Braunes Gestein mit vielen runden Blasenräumen.
Unter dem Mikroskope: trüber, /,. Th. grilner Ptagioklas, I
die Zwiacbenmasae Viridit, Maguetit grösstentheils in Brann-
eiaen umgewandelt, atisaerdera aahlreiche hlntrotbe FeUea
von Eisenoxyd. Quarz als AuetBllung von Blasenräumen. I
Kleine Galcitaggiagate durch die Gesteinsmasse verbreitet. .!
Olivin fehlt fast ganz.. '
i. Melaphyr von Filxeo a. d. Saar {Weg im S.-O. Kwiacheti Weiuberg .i
und Waid). ]
Braunes Gestein mit Blaeenränmen, in denen weiise |
Chalcedon- und Kalkrinden; rothe Olivinpseudomorphoa«!. ,
Plagioklas trilbe und Aggregatpolarisatiou gebend, nur sehr
selten noch Andeutung von Zwillingsstreifung. Die GrimU- i
masse sonst ganz wie in dem Gesteine von Niederbofen, |
auA Viridit, Braimeiueu nad rotben Flecken vod Eisenoxyd
gebildet, hin und wieder von spharoHtliiHclien Chalcedon-
Bchlieren durchzogen. Viel Caleit; Olivin fast ganz zu Braun-
eiaen umgewandelt, im Innern kein Viridit mehr (Fig. 5a,
5 b). Die PlagioklasleUten z. Tb. rotli und brann g^äurat.
k, Helaphfr von Rathen (gegenüber am rochteo Lüsterbachufer).
Braunrotbes Gestein mit kleinen MandelrilumeD, in
denen dünne UeberzUge von Ghalccdon und Kryetälicbeil
von Braunspath und Qnar/. erscheinen. Rothe eisenBObÜB-
sige Punkte, durch das Gestein verbreitet, sind Olivinpseudo-
morphoBcn. Unter dem Mikroskope gleicht die GriiudmaHBe
ganz der in den torhergehenden Gesteinen. Brauneisen ist
Bo reieblicb, dass die Bcblifle z. Th. nur wenig durchsicbtig
sind, um so deutlicher treten die stets braun eingefassten
kleinen Piagioklasleisten hervor, die selbst trübe, nur Ag-
gregatpolarisation geben. In der Grundmftssö ist kein Vi-
ridit mehr vorhanden, nur in einzelnen Olivinen ist er noch
sichtbar. Andere Olivinquorschnitte zeigen einen Kdrn von
Galcit mit branneni Saume und Netzwerk von Eisenoxjd.
Diese Brauneisenaggregate nach Olivin sind z. Th. ans den
Scbliffen hei'ausgebrJJckell;, daher auch Hohlräume tu der
Form des Olivins.
1. UeUphjT vom Enlenkrenz (zwischen Ra|^eii tiod Mettaioh).
Makroitkopiscb und mikroskopiHch identisch mit dem
vorhergehenden Gestein. Sehr schün tritt die FhiidalBtruk-
tnr der kleinen von Brauneisen unisHnmten Piagioklas-
leisten, besonders um Olivinqnersehnitte oder leere äteDeo,
an denen sie gesessen, hervor. Bei gekreuzten Niool» er-
Sßbeint last der ganze Schliff dunkel. Fast kein Caleit und
mtr mehr Spuren von Viridit in Olivinqnersehnitten,
üi. Helapbyr von bookweilur.
Dem vorigen makroskopisch und mikroskopisch glei-
chend. Sehr schöne Olivinpsendomorphosen von Branntiisen,
oft; in concentrisch den Umrissen paralleler Anordnung wie
Fig. 5a und .5b. Ganze Stellen im Schliffe zeigen ancb
keine erkennbaren Feldspatbleistchen mehr, sondern geben
nar eine unbestimmte, schwache Äggrcgatpolarisation. We-
nig Qaa,rz; kein Calcit mehr voriianden.
a. Melapbyr yoq Ookfen.
Makroskopisch und mikroskopisch den vorhergehen-
den Gesteinen iihulich; in der hellen braunen Grondmasse
heben sich die Otivinpseudornorphosen sehr bestimmt her-
vor. Unter dem Mikroskope in einer weissen, fast apolaren
Masse, die den ganzen Schliff gleicbmässig durchdringt,
ein Gewirre sehr kleiner Flagioklaslcistchen mit Brann-
eisen. Bei gekrenzten Nicols erscheint der Schliff fast ganz
dnnkel- Schöne, typische Oiivinpseudomorphosen wie Fig.
5 a, 5 b. Der Viridit im Olivin zeigt lebhafte, bunte, eis-
blamenähnlißhe PolarisatiouBerscbeinungen, Calcit erscheint
in einzelnen körnigen Aggregaten,
0. Helaphyr vom Reidelbacherhof bei Wadrill.
In grünlichgrauer dichter Grundmasse treten hrann-
rotbe Pscudomorp hosen von Olivin z. Th. mit vollkommen
scharfer Kryatallform, die Oombination: coPcc . coP. qoP2 .
odPoo . 2Pao , sehr deutlich hervor.
Unter dem Mikroskope zeigt die Grundmasse eine
etwas von der der vorhergehenden Gesteine abweichende
Beschaffenheit. Sic ist viel unbestimmter, erscheint im ge-
wöhnlichen LiehtC" farblos, dann treten nur in Viridit um-
gewandelte, blassgrtiue Plagioklasieistchen darin hervor.
Bei gekreuzten Nicols erscheinen diese sehr lebhaft pola-
risireud, der Längsaxe der kleine Prismen parallel gefsr
sert, mit parallel und senkrecht zu den Fasern orientirter
Auslöschung. Die übrige Grundmasse gibt z. Th. nur eine
sehr schwache Aggregatpolarisation, in der nur hin und
wieder sphärolithische Aggregate von Quarz zn erkennen
sind. Ein grosser Theil der Grnndmaase ist wirklich apolar
und erscheint dunkel. Diese apolare Substanz muas wohl
für amorphe Kieselsäure gelten. Das in den vorhergehen-
den Gesteinen so reichlich vorhandene Branneisen ist hier
nur sehr spärlich. Ausser, den Olivinquerschuitten, voll-
kommen in Viridit pseudomorphosirt, einzelne im Innern ein
Quarzkorn umsehliessend, erscheinen auch noch einzelne,
farblose Reste von Angitkörnem als porphyriache Ausschei-
dungen in der GrnndmaSBe. Dieses Gestein ist nach seiner
MikroBtruktor das einzige, bei dem es zweifelhaft erncheint,
ob es zum Melaphyr gestellt werden soll '), wohl eher dürfte
es als ein olivinfahrender Diabasporpliyrit gelten. Bei der
weit gediehenen Umwandlung des Gesteines ist eine Ent-
schetdnng kaum znlässig^l.
4. Porphyr von Rhaunen.
Nur ein einziges Gestein ans der Reihe der Porphyre
lag mir aus dem Gebiete vor, dem die bebandelten Gesteine
angehören.
Dasselbe bildet nach der Mittbeilung des Herrn Becker
aus Rhaunen, der mir dasselbe übersandte, eine ziemlieb
mächtige, stockförraige Einlagerung in den devonischen
Schichten unweit des genannten Ortes, ein Vorkommen,
das ich auf der Karte des Herrn v, Dechen nicht ver-
zeichnet finde.
Das Gestein ist von einer fast weissen, gelblichen
Farbe. In einer sehr feinkörnigen, fast quarzharten Gnind-
masse, ein inniges Gemenge von Quarz und Feldspatb, in
dem nur vereinzelte Feldspathleistchen mit der Loupe sicht-
bar sind, liegen hellbraune, lebhaft glänzende, kleine Blätt-
chen von Glimmer und gelbe oder blassrötbliche, matte, bis
zu 1 — 3 mm. grosse Krystalle von Feldspath. Die Gmnd-'
ma«se macht unter der Loupe ganz den Eindruck eines
äusserst feinkörnigen Granites. Auf den Kluftflächen ein-,
zelner Handstücke erscheinen zahlreiche, glänzende Kry-
ställchen von Pyrit, kuglige Aggregate von Braunspath und
sehr zierliche, sternförmige Gruppen von Aragonit. An
1) Rosenbuiofa nannt daa Oeateio einen Malaphyis PhyBiogr.
II. S. 401.
2) Zwei wettere GeHteiao diesea Gebietes, die mir ebeiifoll«
zur UnterBQchung vorlagen, erwieaen sieb, wio schoa ihr makroB-
kopisches AuBBehea vermuthen lieaB, als WaBtiache Gesteine; das
Geitein von Obermennig, ein quareitähnlicher Sandstein, das Gestein
vom Aller Forsthaus bei Saarburg als ein arkoseähn liebes, feldapath-
baltiges, qnarEreicheB Gesteiu,
einigen Stellen sind die gröBseren Feldspathe mBthman 1
QDd treten dann aus der Grundmasse besonders bervor.
Unter dem Mikroskope löst sich die Gruiidmaase in
ein Aggregat kleiner Leisten nnd Querschn itl« von Orthoklas ,
und Flagioklas mit zwischen Hegenden Ktirnern von Quarz .
anf, so, dass in dem Gemenge die Feldspathe, die fast zn
gleichen Mengen vorhanden sind, bedeutend überwiegen. ,
Irgendwie bestimmte Reste oder Stellen einer wie immer J
gearteten Basis sind nicbt wahrzunehmen. Die kleinen |
Feldspathleisten zeigen zum grossen TheÜe nur ans zvt^ I
Hälfteu bestehende Zwillinge, aber nnr die wenigsten der- I
selben erweisen sich als Ortliokia». Diese Leistchen sind 1
60 scharf und bestimmt, dass sie recht gut die ßeetimmnng i
, ihrer Auslöschnngsschiet'e zuliessen. Die Messungen ergaben I
Werthe, die gar nicht in sehr weiten Grenzen gchwankon, j
etwa 15"— 17" beiderseitig. Die Plagioklasleisten zeigen vor-
herrschend eine lange sehmalo Gestalt, während die kleinen I
Querschnitte von Orthoklas mebr kurze, viei^ oder seohssei- j
tige Gestalten ant'weisen. Auch diese zeigen oft eine Zwil- j
linga Verwachsung ans zwei Hälften, aber die zur Kante P/M ■
oder zur Zwillingsgrenze parallele und senkrechte Orien- 1
tirung gibt immer die sichere Entscheidung. Alle Orthoklas- |
querscbuitte zeigen eine lebhaftere, noch farbige Polarisation,
während die Plagioklasc nur zwischen hell und dunke) '
variiren. Zwischen diesen beiden Feldspathen erscheint der
Quarz nur selten in einigermassen deutlichen Querschnitten, \
kHrnige Aggregate desselben nehmen hin und wieder grössere
Stellen in den Dünnschliffen ein. Neben diesen, vorberr- 1
sehend die Grundmasse bildenden üemengtheilen, ersehei-
nen auch kleine, stark dichroitische, über dem Potarisator
licbtbrann und schwarz gefärbte Blättchen und Leistchen
von Glimmer, wie zierliehe FaserbUudel, Dieselben haben j
verschiedene Grösse, einzelne erhalten dadurch schon den j
Charakter porphyrischer Ausscheidungen, während andere 1
so klein sind, dass sie erst bei Anwendung starker Ver- i
griisserung aus der Orundmasse auftauchen. Sie erhöhen
den Eindruck einer vollkommen mikrogranitischen Strnk- ,
tnr, den die Grundmasse macht. '
Aach die als porphyrische Ansaeheidungen zu bezeieh-
oenden Feldapathe sind verschiedener GrUsi^e und geben
abwärts bis "zu der GröBse der die GrundinasBe eonatitni-
renden Leiateo berunter. Anch die grösseren Querschnitte
erweisen sieb z. Th. als Plagioklas z. Tb. als Orthoklas.
Die gemessene Anslüschnngsscbiefe einiger Ptagioklase er-
gab wie für die der Grundmasse 16"— 17" zu beiden Seiten
der Zwillingsgrenze ; beide Feldspathe sind stark getrilbt
durch eingelagerte Zersetzunggprodukte, Caicit erscheint
in körnigen Parthien dureb das ganze Gestein zerstreut,
an einzelnen Stellen anch Aggregate deutlicher, übereinan-
der geschachtelter RhömboSder zeigend. Neben dem C'alcit
erscheint noch ein anderes weisses Umwandlungsprodnkt,
unter gekreuzten Nicols fast wie apolar, mit zahlreichen
darin liegenden lebhaft leuchtenden fasrigen Lamellen. Die-
ses Produkt, welches grössere Feldspatbe und auch wohl
Quarzqiiei-scbnitte umsäumt, dttrlte ein kaolinartiges seis.
Im gewöhnlichen Liebte ersobelneu die Schliffe 6ist
ganic hell und farblos, dann treten wolkige Trübungen in
denselben hervor, die schon bei schwacher Vergrössernng
als randkörnige Aggregate sich erkennen lassen. Bei der
Anwendung stärkerer Vergrösserungen lösen sieh diese
Stellen meist als Aggregate von Epidot auf. Es sind rund-
liche, gelb gefärbte, lebhaft glänzende und polarisirende
Kömer, oft viele zu dendritischen Gruppen und Verästelun-
gen oder zn zierliehen Sternen vereinigt (Fig. 11). Ein-
zelne grössere Kömer zeigen bestimmte rhombische Qaer-
Bcbnitt«, auch wurdeu herzförmige Zwillinge unter densel-
ben beobachtet. Da der grösste Tbeil der trüben Stellen ans
solchen Epidotanbäufungen besteht, so ist dieser im G^
steine ziemlich reichlich vorhanden. Zu grösseren Fonuen
scheint er jedoch nie entwickelt zu sein. Apatit ist eben-
falls, aber nur spärlich vorhanden. Wie schon makrosko-
pisch das Gestein den Eindruck eines äusserst feinkörnigen
Granites machte, so bestätigt der mikroskopische Befund
dieses vollkommen. Es liegt somit ein echter Porphyr in
dem Gesteine nicht vor, sondern ein Gestein aus der Gruppe
der Mikrogranite ') mit porphyrischer Ausbildung, die sich
1) RoaenbuBcii, Fhyaiugraphie 11. 87.
. 1 «
L» -■■■
V.. ■'
< * V ■
I 1 _■
■j f ■ ,
p'
11 1.
;;''
.•:
1='
■
t -
ru.
8«l
als sehr feinkörnige Granitporpliyre darstellen. Da zu die-
ser Klasse der Hikrogranite auch die Quarzporpbyre des
^\ Nabethaies und vom Donnersberge gehören, so kann das
Gestein Ton Bbaunen wohl nur als eines der nördlichsten
Vorkommen dieser Eruptivgesteine angesehen werden.
Seh Ins 8.
Die Resultate der im Yorhergehenden mitgetheilten
Beobachtungen lassen sich in kurzer Uebersiebt dahin za-
C^'A. sammenfassen:
Die Eruptivgesteine der devonischen Formation zwi-
^f^V-. sehen Mosel und Saar scheinen im nördlichen Tbeile des
Gebietes in der nächsten Nähe der Mosel vorzüglich ans
.C^ ^ Dioriten und Diabasen zu bestehen, die auch westlich
t s^;/ an der Saar und bis in die Ardennen hinein häufig sind.
Weiter südlich nach der Grenze gegen die jüngeren For-
mationen des Zechsteines und des Rothliegenden hin z. Th.
rK'V schon in diesen erscheinen die Melaphyre; der Porphyr .
'.y'" von Rhaunen ist ein weit nach Norden im Devon auftre-
te - ■■
;.Jtf v tendes Glied der Naheporphyre.
Die Diorite sind übereinstimmend durch lichtgrünen,
meist schilfig ausgebildeten Amphibol charakterisirt, neben
dem der Augit in der Regel fehlt. Die Diabase führen
blassgrauen oder röthlichen Augit, zuweilen von diallag- -
artiger Spaltbarkeit, neben ihm Hornblende nur vereinzelt
Zwischen beiden steht das Gestein von Kürenz als ein
Diorit-Diabas in der Mitte, den Augit der Diabase, den
Amphibol der Diorite und dunkelbraunen Amphibol und
eben solchen Biotit gleichzeitig fahrend. Uralit ist für
dieses Gestein noch besonders charakteristisch.
Die Plagioklase der Diorite ergaben, immer beider*
seitig zu der Zwillingsgrenze der Lamellen gemessen, Aus-
löschungsschiefen, die von 11** — 15 <> schwanken; die der
Diabase solche von IS**— IT«*, das Gestein von Kürenz
A 140—160.
Als Zersietzungsprodukte der Diorite, vorzüglich der
Hornblende erscheinen Viridit, Epidot, Calcit, meist reich-
lich Epidot.
233
Als Umwandlungsprodukte der Diabase erscheinen
vorherrschend Viridit und Calcit, daneben nur untergeord-
net auch Epidot.
Der Viridit ist in beiden Gesteinen ein etüoritisches
Mineral von nicht ganz constanter Zusammensetzung und
Beschaffenheit, bald dem Delessit, bald dem Helminth
nahe stehend.
Beiden Gesteinen gemeinsam erscheinen die Mineralien
des Eisens: Titaneisen, Magnetit, Pyrit. Das letztere
vorherrschend in den diabasischen Gesteinen, der Magnetit
in beiden nur untergeordnet gegenüber dem Titaneisen.
Das charakteristische Verwitterungsprodukt des Titan-
eisens: der Titanomorphit scheint ein Kalktitanat
zu sein, aus dem durch weitere Umwandlung auch Ti tan it
hervorgeht.
Die Melaphyre von typischer Beschaffenheit, sind,
soweit sie nicht umgewandelt erscheinen, als basisreiche
Glieder dieser Gruppe ausgebildet. Augit und glasige Basis
stehen in Bezug auf ihre Quantität in Wechselbeziehung.
Einige Melaphyre sind sehr olivinarm. Die Auslöschungs-
schiefe der Plagioklase ergab Werthe von 25 ^ — 34°.
Bei der Umwandlung der Melaphyre lassen sich drei
Stadien deutlich unterscheiden 0*
Das erste Stadium (und in diesem befinden sich
auch die meisten der anscheinend ganz frischen Gesteine
schon) zeigt, bei noch klarem Plagioklas und Augit, die
Basis z. Th. noch unverändert z. Th. partiell in Viridit
übergehend, den Olivin noch aus reichlich frischen Resten
mit Viriditadem durchzogen, Magnetit noch frisch mit
braunen Säumen, fast keinen Calcit.
Im zweiten Stadium erscheint der Plagioklas zo-
nenweise getrübt, Augit und alle Basis zu Viridit verwandelt,
Olivin ganz zu Viridit pseudomorphosirt mit neugebildetem
Magnetit, Brauneisen um und in Olivin, aber nur spärlich
in der Grundmasse, primärer Magnetit ganz in Eisenoxyd
umgesetzt, reichlich Calcit.
1) Diese drei Stadien hat auch Boricky unterschieden: Me-
laphyrgest. Böhmens, S. 15 — 18.
-^
1
'■ l
234
Das dritte Stadium endlich erweist den Plagioklas
vollkommen getrttbt, fast keine Streifung mehr zeigend,
nur die Umrisse z. Th. noch deutlich, aber alle mit Eisen-
oxyd umsäumt, aller Viridit verschwunden und in Eisen-
oxyd verwandelt, daher dieses, sehr reichlich, das ganze
Gestein färbt, Olivin ganz in Eisenoxyd pseudomorphosirt,
kein neugebildeter frischer Magnetit mehr, fast aller Calcit
wieder fortgeführt, mehr oder weniger reichlich eingedrun-
gene Kieselsäure.
Als Endprodukte der Umwandlungsprocesse können
angesehen werden: für die Diorite: Epidosite oderepi-
dotreiohe Kalke, für die Diabase: serpentinhal-
tige Kalke und Dolomite, Ophicalcite, nicht ohne
die Möglichkeit gleichartiger Produkte für beide Gesteins-
klassen, endlich für die Melaphyre: thonige und quarz-
haltige Brauneisensteine, ähnlich manchen eisen-
schttssigen basaltischen Wacken.
Bei der Classification der Gesteine aus den Gruppen
der Plagioklaspyroxenite und Plagioklasamphi-
bolite ist neben den Strukturformen vorzüglich die Art
der Feldspathe als entscheidend zu berücksichtigen.
Nur solche Gesteine dürfen als Diabase oder
Diorite und deren Porphyrite angesehen werden, die
bei vollkommen granitischer oder porphyrischer
Struktur vorherrschend einen Plagioklas führen, dessen
Auslöschungsschiefe etwa in den Grenzen zwischen 12 ^ — 19 o
schwankt, als Melaphyre nur solche, die eine vorwal-
tend basaltische Struktur und Plagioklase aufwei-
sen, deren Auslöschungsschiefe grössere Werthe, etwa 20^
bis 350 beträgt.
236
Erklärung der Tafeln.
Tafel m.
Fig. 1. Viriditparthie aus dem Diorit von Winkelbornfloss bei Schil-
lingen. In der lichtgrünen, radialfasrigen Yiriditmasse liegen
zwei Epidotaggregate mit dunkelfarbigen Axen'und Titan-
eiaenkörner. Um die Viriditparthie, derselben z. Th. auf-
gewachsen^ Bündel und Garben von secundär gebildetem
Biotit.
Fig. 2. Aus dem Diabas von Eellenbach. Links ein grosser Pla-
gioklasquerschnitt mit parallel der Zwillingsgrenze einge-
schalteten Epidotleisten, dieser Theil bei gekreuzten Nicols
gezeichnet und die einen Zwillingslamellen auf ihre Aus-
löschung gestellt. Rechts Querschnitt eines farblosen, ifecht-
winklig spaltbaren Minerals (Apophyllit) mit eingelagertem
Helminth. Jn der Mitte oben zwischengeklemmter Yiridit,
unten secundäre Biotitbüschel.
Tafel IV.
Fig. 3. Diabas von Förstelbach. Linke Hälfte: umgewandelte Pla-
gioklasleisten mit Säumen von körnigen Epidotaggrcgaten.
Quarzhexagon mit radialgestelltem Viridit, Apatitnadeln
zerbrochen und verschoben. Eine Quarzader, läng8g§fasert,
mit senkrecht zur Faserung stehenden Grenze der einzel-
nen Quarzindividuen, eingeschaltet Viridit. Ein Titaneisen-
kry stall ist von der Quarzader gespalten. Rechte Hälfte:
Titaneisen und Titanomorphii; Pyrit zu Eisenoxyd umge-
wandelt.
Fig. 4. Amphibol, üralit, Augitkerne aus dem Diabas -Diorit von
Kürenz. '
Fig. 5, 5 a, 5 b. Olivinpseudomorphosen aus den sehr umgewan-
delten Melaphyren z. B. Rathen, Lockweiler.
Fig. 6. Umgewandelter Augit mit Viriditnetzwerk und neugebil-
detem Magnetit aus den Diabasen von Irscher Mühle und
Crettnach.
Fig. 7. Apatit mit Quarzaxe aus dem Diabas von Eellenbach.
236
Fig. 8. Aggregate von Braanspathrhomboedern mit Eisenoxyd um-
hüllt aus dem Gestein von Eernscheidt.
Fig. 9. Sternförmige Epidotaggregate mit Brauneisen übe^rrindet
aus dem Diabas von Reinsfeld.
Fig. 10. Yiridit als Zwischenklemmungsmasse aus dem Diabas von
Hockweiler.
Fig. 11. Kleine Epidotkörner von kugliger Gestalt^ Aggregate - sol-
cher und Epidotkryställchen (Zwilling) aus dem Porphyr
von Rhaunen.
VnlTenitits-BiiohdrDokerei Ton Oorl Oeorgi in Bonn.
Chemische üntersnchnngen westfälischer nnd
rheinischer Gebirgsarten nnd Mineralien.
Von
Dr. W. T. d, Marck in Hamm.
A. Westfälische Gebirgsarten und Mineralien.
Die nachstehenden Analysen westfälischer Gehirgs-
arten bilden eine Forfsetzung früherer, in diesen Verhand-
langen mitgetheilten Arbeiten über denselben Gegenstand ').
Die meisten dieser Analysen sind im technischen Interesse
angestellt und daher nicht nach jeder Richtung erschöpfend;
inabesondere waren die Bestimmungen minimaler Mengen
von Alkalien ausgeschlossen. Dennoch glaube ich, dass sie
aneh in diesem Zustande einen kleinen Beitrag zur Kenot-
aiss der heimathlichen Gebirgsschichten liefern dürften.
I. Mitteldevonische Gesteine des grossen westl^lischen K a 1 k -
Steinzuges, der Mulde von Attendorn nnd kalkreiehe
Einlagerungen in den Lenne- Schiefern.
1. Harter, schwarz-grauer Kalkstein aus den südlich
der Stadt Hagen am rechten Volrae- Ufer gelegenen
Steinbrüchen.
1) Siehe: a. Analysea einiger zum weatfälischen Uebergauga-
Gebirge gehörenden Gebirgsarten. Jabrgang VIII.
1851. S. 56—71.
b. Ueber Schwimm- und Feuersteine etc. Jahrgang S.
1853. 8. 385—407.
c. ChemiBche Uutersucbung von Gesteineii der oberen
westrälischen Kreide bil düngen. Jahrgang XIL I8BB.
S. 263-283.
d. Chemisuhe Untersuchving wefllß-lischer Kreide-
gesteine. 2. Reihe. Jahrgang XVI. 1659. S. J — 19.
im. d. Bat Var. ithzg. XiXV. 1. Folge. 7. Bd, 16
iüMaUdMH
^
Ibe besteht in 100,00 Theilen ans ') :
K-ohlenaaurer Kalkerde 89,öS Tlieilen
Kohlensaurer Bittererde 8,73 „
Kohleneaurea Eisenoxydula , . . . . 0,21 „
Kieaelsänre 1,23 „
Kohlenstoff und Schwefelkies .... Spuren
Sa. 9f),75 Thuile.
Bemerk. Die KioBfllaäure bildet deutliche Kryatallc, nämlich
eechaaeitige Säiilon, die rd beiden Enden ziigespitiit sind,
2. Fester, schwarz-grauer Kalkstein aus den Stein-
brüchen zwischen Hagen und Eppcnhauseu.
>erselbe besteht in 100,00 Theilen aus:,
Kohlensaurer Kalkerde 89,48 Theilen
Kohlensaurer Bitteierde 7,33 „
Kohlensauren Eiacnoxyduls mit Spuren
Kohlensauren Manganosyduls .... 0,8Ö „
Kieselsäure 2,30 „
Kohlenstoff und Schwefelkies .... Spureu
Sa. 100,00 Theile. [
Bemerk. Auch hier ist die KinBeUäurfl in Kry stall form tW- '
h enden. '
3. Fester, dunkelgrauer Kalkstein aus dem zwischen
Letmathe und Grüne, nördlich von der Chanseee
gelegenen Steinbruche.
100,00 Theiie deaaelbeu enthalten;
Kohlensaure Kalkerde 06,G8 Theile
Kohlensaure Bittererde 2,07 ,
Kohlensaures Eiaenoxydul 0,23 ,
Kieselsäure und eine Spur
Schwefelkies 0,4t „
Kohlenstoff 8puren
Sa. 100,20 Theile. "
4. Fester, dunkelgrauer Kalkstein aus einem etwa
östlicher liegenden Steinbruche,
100,00 Theile desselben enthalten:
1) Diese wie alle folgenden Proben sind hei + 100" C. gl
trocknet.
230
Kohlensaure Kälkerde 94,15 Theile
Kohlensaure Bittererde 4,99 „
Kohlensaures Eisenoxydul 0,22 „
Kieselsäure mit einer Spur
Schwefelkies 0,35 ,
Kohlenstoff Spuren
Sa. 99,71 Theile.
5. Kalkstein von matter, tief-schwarzer Farbe ans dem-
jenigen Steinbruche, dem die sub 3 aufgeführte Probe
entnommen war. Beim Anschlagen entwickelt er einen
deutlichen Geruch nach Schwefelwasserstoff.
100,00 Theile enthalten :
A. In verdünnter Chlorwasserstoffsäure lösliche Be-
standtheile,
Kohlensaure Kalkerde 58,60 Theile
Kohlensaure Bittererde Spuren
Eisenoxyd und Thonerde 0,60 ^
B. In Chlorwasserstoff unlösliche Be-
standtheile,
Kieselsäure 26,43 ^
Thonerde 5,29 „
Eisenoxyd 1,91
Schwefel 1,25 o i, r n • o oa
^, . '^ = Schwefelkies . . . 2,30
Eisen 1,05 '
Kohlenstoff 4,81^ „
Sa. 99,94 Theile.
Mithin ein unreiner, thoniger, Schwefelkies-reicher
und durch Kohlenstoff schwarz gefärbter Kalkstein.
6. Graugelber, nicht sehr fester Stein aus demselben
Steinbruche, der die vorige Probe geliefert hat.^
100,00 Theile enthalten :
Kohlensaure Kalkerde 58,37 Theile
Kohlensaure Bittererde 38,66 „
Kohlensaures Eisenoxydul 2,50 „
Thonerde 0,15 „
Kieselsäure 0,32 „
Braune, organische Substanz . . . . Spuren
Sa. 100,00 Theile.
Mithin eisenhaltiger Dolomit.
«
1»
^
I -
^
...»
240 -
f.;.. ■ ■
fr
'/ri:/-
fei 7. Dichter, hellgrauer Kalkstein mit grünlichen Adern
fe.r von Spiel wigge bei Lüdenscheid. Bildet kalk-
^ . reiche Einlagerangen in dem Lenne-Schiefer.
100,00 Theile enthalten :
A. in Chlorwasserstoflfsäure lösliche Bestandtheile,
f^^ Kohlensaure Kalkerde 90,32 Theile
fi Kohlensaure Bittererde 0,74 „
^^ Kohlensaures Eisenoxydul mit Spuren
>:' Kohlensauren Manganoxyduls .... 1,20 „
B. in Chlorwassei'stoffsäure unlösliche
Bestandtheile,
Kieselsäure 5,78 „
Thonerde . 1,42 „
C. Organische Substanz 0,45 „
Sa. 99,91 Theile.
Bemerk. Die Kieselsäure ist zum Theil in Krystallen im
Qestöin enthalten.
8. Hellgrauer Kalkstein von Bamenohl an derLenne
(Mulde von Attendorn).
Hellgrauer mit Kalkspath durchsetzter Stein.
100,00 Theile enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 98,60 Theile
Kohlensaure Bittererde 0,66 „
Kohlensaures Eisenoxydul 0,33 „
Kieselsäure • • 0.26 „
Phosphorsaure Kalkerde 0,23 „
Organische, braunschwarze Substanz . 0,15 „
Sa. 100,23 Theile.
9. Gleichförmig-dichter, hellgrauer Kalkstein von der sub
8 bezeichneten Localität.
100,00 Theile enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 99,55 Theile
Kohlensaure Bittererde 0,54
Kohlensaures Eisenoxydul Spuren
Kieselsäure 0,11
Organische Substanz Spuren
Sa. 100,20 Theile.
Bemerk. In den sub 8. 9 aufgeführten Proben ist keine
»>
11
10. Dunkelgraa-rÖthlicher, etwas körniger Kalkstein;
ebenfalls von der suli 8 bezeichneten Localität.
100,00 Theile enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 97,8ö TheUe
Kohlensaure Bittererde 0,9fi „
Eisenoxyd Spuren
Kieselsäure 1,17 „
Organische, schwarzbraune Substanz . 0,07 „
Phosphorsaure Kalkerdc 0,^2 „
Sa. 100,27 TbeilB.
Bemerk. Unter dem Mikroskop bemerkt man in dem in
Salzsäure unlÜslicben RÜcketande eiunolne Kieaeisäure-NadelD.
11. Hellgraner Kalkstein aus der Umgegend von Bri-
1 0 n. Soll im gebrannten Zustande einen guten
Mörtelkalk abgeben.
100,00 Theile enthalten:
A, in Chlorwasseratoffsäure lösliche Bestandtheile,
Kohlensaure Kalkerde 82,00 Theile
Kohlensaure Bittererde 1,04 „
Kohlensaures Eiscnoxydul mit Spuren
Kohlensauren Manganoxjduls .... - 3, U „
B, in Chlorwasserstoffsälire unlösliche
Bestandtheile,
Kieselsäure 1 2,37 „
Thonerde 1,13 „
Kohlenstoff 0,30 „
Schwefelkies 0,01 „
Sa. 99,99 TheUe.
12. Ein dem vorigen ähnlicher Kalkstein derselben
Gegend.
100,00 Theile enthalten:
A. in Cblorwasserstoffsäure lösliche Bestandtheile,
Kohlensaure Kalkerdc 81,00 TheUe
Kohlensanre Bittcrcrde 1 ,78 „
Eisenoxyd, kohlensaures Eisenoxydnl uud
Zu Übertragen 82,78 Theile.
t
7V.n<*V<!i>: l-V"^ -r
J^^ÜCStKÄU^M^^ 1—*^ -
T*/f9^i^. . l-^> -
J'^j Of^/j^ff 4MfU:r Kalk^t^f n der Umge^nd von Bri-
A. ii« ^'fc|//rwaÄi(#?r»t//fl*äiire l^licbe Be^tandtheile-
K//J/il«f«itÄ«f*^ Kalk*^r4h ^».36 Theile
iifßUU^u^^tr**. HiU^r^Mh 1.98 „
KhUU79ut9k$if*^ Kii^rioxydol mit Spuren
KoUU'jtUfuir^i Mauii;siuoxy(\nh . . . . 1,53 ' ^
rUofujiU'. 0,90 „
rb/Mpb//rie«iur<; Ksilk^'.rtU'. Spnren
1$, iu CUlorwfiHfiHmUßffnMrH anl<>iiliche
KU^MttWAiirn 12,39 „
'lUiftmiU*. 2,29 „
Oriftiulm*M HuimUinx 0,37 „
Sa. 99,82 TheUe.
N. Orau^r Kalkstein vom Plattenberg, Gemeinde
llop\)iU'ki'. bei ßrilon.
UKVK) Tbeilc enthalten:
A, in (yhlorwaHHerntoffgäare löHliehe Bestandtheile,
KoblenMaure Kalkerde 81,54 Theile.
Kohlennaure Uittererde 2,08 „
KohlennaureH fiiHenoxydul mit Spuren
KiihlonHauren Manganoxydnls .... 2,44 „
Thonerdo 1,10 „
Hehwefol . . 0,45 ^ i. sf^l^ • a oo
Ktoen . . . 0.38 = Schwefelkies • 0,83 „
Za Übertragen 87,99 Theile.
\
243
Uebertrag 87,99 Theile
Phosphorsatire Kalkerde 0,13 „
B. in Chlorwasserstofisäure uulösliche
Bestandtheile,
Kieselsäure 10,32 „
Thonerde 1,63 „
Organische Substanz 0,30 „
sä. 100,37 Theile.
15. Grauer Kalkstein vom Bilstein, Gemeinde Hop-
pecke bei Brilon.
100,00 Theile enthalten :
A. in Chlorwasserstoflfsäure lösliche Bestandtheile,
Kohlensaure Kalkerde 91,00 Theile
Kohlensaure Bittererde 1,16 „
Kohlensaures Eisenoxydul mit Spuren
Kohlensauren Manganoxyduls .... 1,02 „
Thonerde 0,57 „
Schwefel 0,03 ^ u r u • a ak
T^. A/^A = Schwefelkies . . . 0,05 „
Eisen . 0,02 "
Phosphorsaure Kalkerde 0,18 „
B. in Chlorwasserstoflfsäure unlösliche
Bestandtheile,
Kieselsäure 5,45 „
Thonerde 0,80 „
Organische Substanz 0,20 „
Sa. 100,43 Theile.
16. Grauer Kalkstein von Altenhagen bei Bredelar.
100,00 Theile enthalten :
Kohlensaure Kalkerde 96,17 Theile
Kohlensaure Bittererde 1,03 „
Kohlensaures Eisenoxydul mit Spuren
Kohlensauren Manganoxyduls .... 0,40 „
Kieselsäure — krystallinisch .... 1,30 „
Phosphorsaure Kalkerde ..... 0,64 „
Kohlenstoflf 0,13 „
Sa. 99,67 Theile.
Bemerk. Die Kieselsäure-Krystalle besitzen eine Länge von
0,006 mm und eine Dicke von 0,004 mm.
T : _
244
17. Röthlicher Kalkstein vom Galgenberge bei
Bredelar.
100,00 Theile enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 87,72 Theile
Kohlensaure Bittererde 8,05 „
Kohlensaures Eisenoxydul und Spuren
von kohlensaurem Manganoxydul . . 2,63 „
Eisenoxyd 0,65 „
Kieselsäure — in Krystallen — ... 0,63 „
Phosphorsaure Kalkerde 0,17 „
KohlenstoflP . Spuren
Sa. 99,85 Theile.
Bemerk. Die Kieselsäure'Krystalle haben folgende Dimen-
sionen:
die kleinsten sind 0,006 mm lang und 0,004 mm dick,
die grösseren sind 0,75 mm lang und 0,20 mm dick.
18. Kalkspath der Umgegend von Brilon.
100,00 Theile enthalten:
a. b. c.
Sp. Gew. = 2,7219 2,7225 2,7142
Kohlensaure Kalkerde . . 98,94 98^98 98,99 Theile
Kohlensaure Bittererde . . — — 0,67 „
Kohlensaures Eisenoxydul 0,56 0,63 0,26 „
Kohlensaures Manganoxydul 0,50 0,39 0,08 „
Eine andere Varietät derselben Gegend enthielt:
Kohlensaure Kalkerde .... 98,61%
Kohlensaures Eisenoxydul . . . 0,33%
Kohlensaures Manganoxydul . . l,067o
19. Ripidolith von Brilon.
Im Laufe des Jahres 1877 sind in dem südöstlich
von der Kreisstadt Brilon und in der Nähe des Dorfes
Messinghausen gelegenen, sogenannten „Bilstein" durch
die Bemühungen des Herrn Bergmeisters Hüser erhebliche
Mengen von Phosphorit aufgefunden, die in neuerer Zeit
eine technische Verwendung gefunden haben sollen. Mit
solchen Phosphorit-Handstttcken erhielt ich durch Herrn
Hüser Stücke eines Minerals, welches nach seiner chemi-
Beben Constitution den Ripidolithen zugerechnet werden
mnsB.
Die Farbe deBselben ist dunkel-grau-grlln; diejenige
seines Strichpalvers grUnlich-weiss. Auf dem flach-ransche-
ligen Brache erscheint es matt ; kleine Splitter desselben
sind jedoch bei starker VergrüBserung grün, glashell und
durchscheinend. Dergleichen Splitter schmelzen vor dem
Löthrobre zu schwarzen, magnetischen Kügelchen. Im
Kölbchen giebt es Wasser und mit den Flüssen die Reac-
tionen des Eisens. Seine Härte = 2,5 und sein specifiaches
Gewicht 3,0899. Es zeigt einen bräunliehen Ueberzng von
Kalkphospbat und EiBenoxjdhydrat. GhlorwaBserstoffsänre
zerlegt ee mit Leichtigkeit.
Seine chemische ZuaammenBetzung ist in 100,00
Theilen :
Kieselsäure 27,22 Theile
Tbonerde 20,22 „
Eisenoxydul -. 35,75 „
Magnesia 6,47 „
Wasser 10,30 „
Sa. 99,96 Theile.
Zur VergleichuDg führe ich die Zusammensetzung
zweier Ripidolithe aus dem Granit der Daaphinö an').
1. Vom 2. Vom
Mont de Sept-Lacs St. Christophe
Eieselsäuie
Tbonerde .
Eisenoxydul .
27,14 26.88
19,19 17,52
24,76 29,26
16,78 13,81
11,50 11,33
9,37
Sa. i
Die Varietät von Brilon unterscheidet sich mithin
durch einen noch höheren Gehalt an Eisenoxydul, wobei
in gleichem Maasse der Gehalt an Magnesia abnimmt.
1) Bammelaberg, ehem. Mineralogie
1845. S. 33,
\
246
IL Hitschelkalk ans dem Gebirgszuge des Osning.
1. Muschelkalkstein der Gegend von Bielefeld.
100,00 Theile enthalten:
A. in Chlorwasserstoflfsäure lösliche Bestandtheile,
Kohlensaure Kalkerde \ 86,72 Theile
Kohlensaure Bittererde 9,22 „
Kohlensaures Eisenoxydul 1,70 „
Thonerde 0,42 „
B. inChlorwasserstoffsäure unlösliche
Bestandtheile,
Kieselsäure 1,50 „
Thonerde 0,39 „
Organische Substanz 0,54 „
Sa. 100,49 Theile.
2. Muschelkalkstein von Osnabrück. Dichter,
grauer Kalkstein mit splitterigem Bruche.
100,00 Theile enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 82,13 Theile
Kohlensaure Bittererde ...... 3,10 „
Eisenoxyd und kohlensaures Eisenoxydul 1,82 „
Thonerde 0,58 „
Kieselsäure — krystalljnische .... 12,16 „
Organische Substanz 0,13 „
. Sa. 99,92 Theile.
3. Muschelkalkstein von Velpe. Grauer, gelb-
bräunlich-gefleckter, späthiger Kalkstein.
100,00 Theile enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 83,84 Theile
Kohlensaure Bittererde 11,15 „
Eisenoxyd und Thonerde 1,06 „
Kieselsäure — meistens in Krystallen . 3,lo ,,
Organische Substanz 0,58 „
Sa. 99,76 Theile.
III. Gesteine des Wealden-Oebirges.
1. Oberer Wealdenkalk von Salzbergen bei
Rheine, sogen. Cyrenen-Schicht. Späthiger dun-
kelgrauer Kalkstein.
100,00 Theile enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 98,li5 Theile
Kohlensaures EiBenoxydul 0,50 „
Kieselsäure 0,46 „
Organische, bituminÖBe Substanz . . 0,50 „
Sa. 100,11 Theile.
2. Oberer Wealdenkalk — Cyrenen - Schicht, Dichter,
grauer Kalkstein von Wenningfeld bei Stadt-
lohn.
100,00 Theile enthalten:
Ä.' in Salzsäure lösliche Bestandtheile,
Kohlensaure Kalkerde 88,11 Theile
Kohlensaure Eittererde 6,00 „
Phosphorsaure Kalkerde 0,58 „
Schwefelkies Spuren
B. in Salzsäure unlösliche Bestandtheile,
Kieselsäure 4,39 ,,
Organische, bituminüBe Substanz . . 0,39 „
Sa."'99,47 Theile.
3. Thon des Wealden-Gebirges der Umgegend vonSalz-
bergen.
100,00 Theile enthalten:
Kohlensaure Kalkerde 5,14 Theile.
Eisenoxjd mit geringen Mengen von
Manganoxjd 32,05 „
Thonerde 14,51 ,.
KieBelsäure 37,35 „
PhoBphorsäure 2,14 „
Wasser und organische Substanz . . 8,44 „
Sa. 99,63 Theile.
rV. Gesteine der westfölischen Kreidebildangen.
1. Oolithiseher Eisenstein aus dem Ilils des Os-
ning bei Bielefeld.
Dieser Eisenstein bildet entweder derbe Massen von
rothbrauner Farbe, die ein der lothringischen Minette täu-
schend ähnlich aussehendes Conglomerat von runden KUgel-
chen darstellen, oder die Kügelchen kommen als lose, un-
verbundene Individuen vor. Behandelt man die letzteren
k
• 'S
4
248 ^
«
mit Ghlorwasserstoffi^ure, so wird ihnen ihr Eisen- etc. Ge-
halt entzogen und es bleibt nun ein weisses Kieselskelett
znrttck, welches die ursprüngliche Form der Ktigelchen
beibehalten hat.
100,00 Theile des derben Gesteins enthalten :
Eisenoxyd 40,13 Tbeile
Kohlensaures Eisenoxydul 15,88 „
Kohlensaure Kalkerde 3,62 „
Kohlensaure Bittererde 3,69 „
Fhosphorsaure Kalkerde 3,97 „
Thonerde 3,70 „
Kieselsäure 24,95 „
Organische Substanz ....... Spuren
Wasser 4,06 „
Sa. 100,00 Theile.
2. Plänerkalkstein von Werl. Der Stein gibt nach
dem Brennen einen guten hydraulischen Kalk.
100,00 Theile enthalten:
A. in Chlorwasserstoffsäure lösliche Bestandtheile,
Kohlensaure Kalkerde 72,55 Theile
Kohlensaure Bittererde 0,49 „
Eisenoxyd und kohlensaures Eisenoxydul 1,40 „
Thonerde 0,40 „
Phosphorsaure Kalkerde 0,83 „
B. in Ghlorwasserstoffsäure unlösliche
Bestandtheile,
Kieselsäure 22,10 „
Thonerde 1,07 „
Kalkerde 0,12 „
Bittererde 0,21 „
Organische Substanz 0,58 ,,
Sa. 99^5 Theile.
Bemerk. Unter den in Chlorwadserstoffsäure unlöslichen
Bestandtheilen erkennt man: Glaukonit, Thon, Qaarzfragmento und
Kieselsäure als Yersteinerungsmittel von Foraminiferen. — Die Al-
kalien sind nicht beätimmt.
V
249
3. Plänerkalkstein von Bielefeld.
100,00 Theile enthalten:
A. in Ghlorwasserstoffsänre lösliche Bestandtheile,
Kohlensaure Kalkerde 87,01 Theile
Kohlensaure Bittererde ...... 0,09 „
Kohlensaures Eisenoxydul mit Spuren
Kohlensauren Manganoxyduls .... 1,45 „
Thonerde 0,42 „
Phosphorsaure Kalkerde Spuren
B. in Ghlorwasserstoffsäure unlösliche
Bestandtheile,
Kieselsäure 9,47 „
Thonerde 0,95 „
Organische Substanz ....... 0,70 ,,
Sa. 100,09 Theile.
(4 bis 22 siehe die folgenden Tabellen.)
250
<8
CO
o
OD
CD
5 CD
CD CD
ö CD
g OD
•-« OD
P- PK
CD 0
•-«
CD
CD o''{J
2i T c^
CD &
CD
3
CD
^ OD
0 tt 3
e-»- OD S
2.3 «>
CS •
0 .
2 «>
2 <=>
H
p-
o:
OD
I
(30
2-S-S^
CD CD Pf
OD OD g^
P P 2.
e5- iL
r^ Ei
CD p»r
CD i-i
■^ Pi
O
g;
o*
00
00
CD
3
O
0
3
Sc
OD
^««
C5
cr
CD
CO
00
Oh-
O H- » CO
in:» coo
^3
O Ol— » oco
<« ^ «« >« <«
I— t CO tO C7t CO
O *a tSÖ h-* H-»
er
CD
cT
o
o
Oh-
CO CO
OH- CO
Cn rffc. H-»
^3 *aoi
O O H- »OCO
s« >« s« «• ^
H-» Ci CO 00 O^
rf^lN0»-*CX)OO
CD
CD
o
o
oo
Oh-
Oh-^
O H-» ^3
0H-*0
00
00
I ^-? r— 0«.? V.
I CO tOOO CO
CO tO 00 CO
er
CD
cT
o
o
OH-*
ooo
Ol>DO
s« «« •«
COOCO
H-OOÜt
00
I O H-* H-» tO
I i-u -k1 <^ C
00
^30 C7^
rf^COlN^
H
er
CD
cT
o
H-*
o
Oh-*
o t^^l^o
««
** «•
«• «• «
Vx
COH-*
Oi
coto
00
Oh-*Oh-*
I rfJ»- tOOl H-*
O tOCOO)
H
er
CD
o >:
o
B*
H
OB
2. r
CD
+
o <^
o
W
"MI
2- 2.
Ol P
» SL
O OB
-^ er "* ^
CD ^
^ 2
CD p
g g
g^-^- ST
rt p ►-•
p- ?;■• o
3 o
00
CS
CD
p
0
CD
P'
CP
•-«
a
B
0P3
CP
CD
0
O
CD
CD
00 5-. "* CD
p- o P
o
P
3
^51
2S CS
O h5
lO
•c
I
PI
"S
3
'S
Od
>o
CO
C]
*3 O &CO
Öl''
8 •
53 SP -*
£ •
o»
O
© _
0 "
C> OB ri
1 S I
a;> 0;
CD
00
00
00
CO
<M00
(M
S
rH Or-t
00
O
o
Cd
00
00
00
oco
oo
OD
1/5
I>
i2 rH
CO
o
es »«
OO
00Ot>
tHt-HC^
O
lO
OiCQrH tH
O
O
o
o
i-H O
H -00
00
OOP
OO
p
o
CO
o
CO
o
Cd
00
00
OO)
•^00
OO
1/5
•^
t^
o
o
Cd
lO
00
Ol
I>
o
OiO
lO kO
OO
0
02
o
CO
I>
o
o
Cd
00
t^
^Oi
CO
Oi-^T-i
(M
CO
t^
•Tj< t^
1-^
xO lO 00
00
o
f^ •*
•»
•N »« «S
#N>
#>
o
oo
o
ooo
o
o
o
Cd
ig
o
•♦-»
OQ
Cd
OQ
OD
o
jQ Cd
.S so
<3d J.
Cd ^
gg
Cd_^
© ©
© >^
§g •
•? S 2 S
>^ OD Co (-<
Cdg cog
I • ^
* • »ä
ig
o
M
e
Cd
OD
OD
ce
Cd
a
S
©
Cd
u
P Cd
wo'«
,xa f-^ Cd
ö Cd a
•— * Cd 2
p
p
II
p
OS
'ö p^
i|
Cdä
Cd
p
wü>o
-&
I
0
OD
3
CS
d
08
d
o
►
■SS
.S n «
S CS
p ©*7
2 • *
O) © rt
-S.93
OD 00 ^
CO cB f^
r Ph
p o
bog
bpl I> g
08 <u L
2 bO®
Vi
OD
TS
53
N
•^
00 N $
S© rS «8
SÖ.SS
© © ©
00 Cd
© u
•f^ (D ©
Q °^ »d
r-N O »^
a> io8
©M
'S
OD
9
©
I
252
' •--?
■* ■
9
0
O
lü
Q5
CO
l>0
l>0
^
8
CR
00
l>0
CO
l^0
00
CO
(O
cn
00
g?
h5
O OD
0 CD
CD.
Pf M
CD c3
CD CD
E-
o:
OB
er
CD
CD»g
r
OD
g
CD Prf
B CD
r
o g
*^ OD
5 P-*
o. o
V OD
SO p
CD CD
w
CD
I CD
CD
2 CO
* s
CD
C5
er
CD
bö
CD
I
»• ^ ^
CO
TS.
CD
H-l O
fe
00
CD
Ol
pooo
co-<io
<ICRCD
oo
if^oo
CO Ol
o
Sa
CO
00
00
CO
s« w s«
rf^OOCO
Cd 00 Ö
CO
o
CO
CO
CO»l^
I US H
CO 00
to<z>
OINO
^ CO
o
s»
t>0
I cn o^
I co^a
c/^co
rf>-co
o
o
00
I ISD C
CO CO
CO 00
liO CO
o
CO
00
Ol
CR
i tffc c
h-ACO
H-* Ol
8 8
CO
CO
2.
H
er
CD
cT
er
CD
CD
ei-
CD
0
o
§■ s
3 H
P^ CD
CD CD
OD
+
CD i-rf
cT
p-
CD
H
p-
CD
Oi
SL 2 *5rt
pr P' CD
OD 0 OD
5. 7 1
E* 2 ^
a> g 2
5* 7. "^
SL 2 ^
CD 2 ®
"<3 »^
CD C
M. ?;•£
CD ^ P P
CD
O ö
ö 2 «> 5^
CJ OD CD
CS »^
p* cj- 1->. p
O CD B (iq
Ö3»- • CD
CO
o
er
C/3
to
o 2. P
^ er p »
CD ö ®
«^ ^^2 »
»o 22. CD* ^ S"
S* ST JS* ?
P CD 2
P ^1 g
•
l— l
00
•
CO
o
tNO
INO
p
CD
o
p
W
er
CD
P
CD
\
i
23. Obersenone Mergel der Umgegend von Beckam,
Die Mergelgeateine des oberen Senon auf dem BOge-
nannteD Plateau von Beckum bestehen, wie solches in ähn-
licher Weise bei den Plänermergeln der Fall ist, auB
wechselnden Schichten von festeren, kalkreichercn und thon-
ärmeren Kalkateincn und weicheren, kalkarmeren, aber
thonreieheren Thoniriergeln. Wie die Kalkmergel des
Pläners, z. B. im stldlichen Verbreitnngsbezirk desselben
diejenigen von Werl, im nördlichen Theile diejenigen von
Rothent'eldc, Lengerich und Rheine, so werden in der Um-
gebung der Kreisstadt Beckum und der Dörfer Ennigerloh,
VcUern und üolberg die hier nuftrclenden obersenonen
Mergel in grossartigem Maasse gewonnen and theila im
rohen Znstande verschickt, theils als gebrannter, hydrau-
lischer Kalk in den Handel gebracht. Die bydrauHsehe
Eigenschall dieser Kalke hat sich in so glänzender Weise
bewährt, dass ausser den zahlreichen Steinbrüchen and
Brennereien, welche nur die Herstellung eines guten
Wasserkalkes bezwecken, in jüngster Zeit in unmittelbarer
Nähe von Beckum eine Fabrik von Portland-Cement er-
richtet ist, welche, ausgerüstet mit den neuesten Maschine-
rieen und Ofenconstmctionen, eine sehr umfangreiche An-
lage darstellt.
Zur Herstellung des hydraulischen Kalkes wird wohl
nie eine einzelne Schicht des dort vorkommenden Mergels
verwendet, sondern kalkreiehe Gesteine werden in ge-
wissen, durch die Erfahrung festgestellten Verhältnissen
mit thonreicheren gemengt und gebrannt. In ähnlicher
Weise, nur nach viel festeren Regeln, wird bei Herstellang
des Portland-Cement verfahren.
Wie wenig man Übrigens nach dem äusseren Ansehen
den Kalkgehalt dieser Mergel abschätzen kann, mögen
folgende Zahlen beweisen.
Die festeren Kalksteine der Umgebung von Dolherg
enthalten z. B.:
a. In Salzsäure lösliche Bestandtheile,
(CaO-t-CO^ MgO -t- C0^ feO+COMeO')84,307o;83,98''/o;
86,667o;
^
- l
«. ■
254
b. In Salzsäure anlOsliche,
(Thon) 14,90 Vo; 16,077o; 13,34%.
Die weicheren Zwischenlagen hingegen,
a. In Salzsäare lösliche Bestandtheile:
48,87%; 56,88%; 63,537o; 82,60o/o;
b. In Salzsäure unlösliche Bestandtheile:
51,13%; 43,127o; 36,47o/o; 17,40o/o.
Die chemische Zusammensetzung eines Gemenges
solcher obersenonen Kreidemergel der Umgegend von
Beckum, welches zur Gewinnung von gutem Wasserkalk
hergestellt ist, ist im rohen, ungebrannten Zustande fol-
gende:
100,00 Theile desselben, bei + 130<>C. getrocknet, enthalten,
A. in Ghlorwasserstoffsäure lösliche Bestandtheile,
Kohlensaure Kalkerde 83,30 Theile
Kohlensaure Bittererde 0,79 „
Eisenoxyd Xoin kleiner Theil als kohlen-
saures Eisenoxydul im Gestein ent-
halten) 1,70
Thonerde 0,63
Phosphorsaure Kalkerde 0,74
B. in Chlorwasserstoffsäure unlösliche Be-
standtheile,
Kieselsäure 9,91 „
Thonerde 1,74
Kalkerde 0,24
Bittererde Spuren
Organische Substanz 0,75 „
Sa. 99,80 Theile.
Eine ähnliche Zusammensetzung haben die denselben
Schichten angehörigen Kalkmergel von Oelde.
24. Obersenoner Kalkmergel von Oelde.
100,00 Theile desselben, bei -f 120<>C. getrocknet, enthalten:
A. in Chlorwasserstoffsäure lösliche Bestandtheile,
N. I. N. IL
Kohlensaure Kalkerde . 78,76 Theile 82,50 Theile
Kohlensaure Bittererde . 0,70 „ 0,77 „
Zu übertragen 83,27 Theile.
n
r)
- 1
rt
V
256
üebertrag 83,27 Theile
Eisenoxyd, z. Tbl. war
kohlensaures Eisenoxy-
dul im Gestein enthalten, 2,10 „ 1,98
Thonerde 0,23
Phosphorsaure Kalkerde. 0,09 , 0,09
Schwefelkies .... 0,05 „ 0,05
B. in Chlorwasserstoffsäure
unlösliche Bestandtheile,
Kieselsäure 16,21 „ 13,47
Thonerde 1,61 „ 0,64
Organische Substanz 0,65 „ 0,72
Sa. 100,40 „ 100,22 Theile.
V. Gebilde der Jetztzeit Kalktuff von Rothenfelde.
In der Nähe der dortigen Soolquellen hat sich eine
mächtige Süsswasserkalk- Ablagerung gebildet.
100,00 Theile dieses bei + 1200C, getrockneten Kalktuffs
enthalten :
Kohlensaure Kalkerde 97,00 Theile
Kohlensaure Bittererde 0,87 „
Eisenoxyd 0,52 „
Manganoxyd 0,42 „
Kieselsäure 0,13 „
Organisclie Substanz Spuren „
Wasser, welches erst bei + 140® C. ent-
weicht . 0,40 „
Sa. 99,34 Theile.
Anhang.
Basalt.
Derselbe tritt im Gebiete des Lenneschiefers unweit
des Colonats „Hervel" im Kirchspiel Herscheidt des
Kreises Altena auf.
Sein specifisches Gewicht = 3,0919.
Olivin und Magneteisen lassen sich mit blossem Auge
darin erkennen; mitunter umschliesst er violettgefärbte,
jaspisartig veränderte Brocken von Thonschiefer. Er ent-
hält nur geringe Mengen von Eisenoxydulcarbonat. Die
■■'■■ 'l
2M
Trenntmg der durdfeCUorwasserstofifsäure zerlegbaren von
den dadurch nicht zerlegbaren Bestandtheilen geschah ver-
mittelst Digestion bei + 50« C.
Zerlegt wurden . . . 45,59%
ünzerlegt blieben . . 54,417o
Der durch Chlorwasserstoflfsäure zerlegbare Autheil
besitzt folgende Zusammensetzung:
Kieselsäure
Titansäure
Thonerde
Fisenoxyd
Maganoxyd
Eisenoxydul
Kalkerde
Magnesia
Natron
Kali . .
Phosphorsäure
Kohlensäure
Wasser . .
Sa
Besaltat
der
Analyse.
Procentische
Zusammensetzung
des zerlegbaren
Antheils.
46,49 Theile.
23,83 Procent
1,93
26,97
8,72
3,55
13,05
6,67
4,17
4,45
0,97
1,02
,0,50
4,17
5)
Der durch Chlorwasserstoffsäure nicht
theil besteht aus:
100,00 Procent,
zerlegbare An-
Berechnet
auf
54,417„ zerleg-
. baren ÄDtheils.
Resultat
der
Analyse.
Kieselsäure
Thonerde
Eisenoxyd
Manganoxyd ....
Kalkerde
Magnesia
Natron
Kali
32,11 Theile
6,15 „
3,89 „
0,26 „
6,83 „
3,04 „
1,43 „
0,70 „
59,50 Theile
11,40 „
7,20 ,
0,50 ,
12,05 ,
5.64 „
2.65 „
1,30 „
54,41 Theile.
100,24 Theile.
. • I
Als GanzeB betiacbtet hat der Basalt
folgende Zuaammeosetzmig:
Kieselsäure . . .
. 43,19«/.
Titansänre . . .
. 0,B0 „
Thonerde ....
. 18,69,,
Eisenoxyd . . .
. 7,94 „
MaDganoxyd . . .
. 1,90 „
Eisenoxydul . . .
0,07 „
Kalkerde ....
- 9,93 „
Magnesia ....
. 4,98 „
Natron ....
. 3,50 „
Kali
. 1,15 „
Phosphorsäure . .
0,47 „
Kohlensäure . .
. 0,23 „
Wasser ....
. 1,94 „
i
B. Rheinische Mineraüen.
I. Beitrag zur Kenntuiss der Bestaadtheile der Taunus-
Geateine.
1. Chloritoid von Falkenstein.
Neben den gneissartigen, sericitischcn Gesteinen des
TannuBgebirges, den sog. Sericit-Gneissen, finden sich in
dem gleichen Scbiclitencomplex verschiedene Formen sehr
fein krystallinischer Schiefer, welche die erstgenannten Ge-
steine auf der Nordseite des Vorkommens mit Nordlallen,
anf der Südseite mit Südfallen scheinbar (Ibertagern.
Diese Grünschiefer sehen den Serieitgneiasen ebenso-
wenig ähnlich, wie den darüber gelagerten Phylliten und
deren Zwischenschichten; sie haben vielmehr den Habitus
ächter Chlo ritschiefer, welcher durch das darin auftretende
Vorkommen von Magneteisenerz in Oktaedern mit glänzen-
den Flächen noch mehr hervortritt und dadurch an gewisse
Gesteine der Alpen erinnert.
Ein Theil dieser grünen Schiefer führt Hornblende,
welche im Dünnschliffe durch ihren ausgezeichneten Pleo-
cbroismus deutlich nachzuweisen ist; eine andere hom-
250
o
o
OD
&
OD
5?
CD
e» CT
CD
3
CD
o S
s ^
CD N--
•-« ÖD
CD
C5
er
CD
bö
CD
GC
CD
bü
■
g an P-
o ©
o:
OD
CD CD
OD OD
SS
CD CD ^
CD iTf
CD 0
-"'s
3
©
3
Oc
GC
er
CD
CD
CO
CO
o
o
OH-
O I— » CO
«• ^« s«
^3
o o»-*oco
<« ^ s« Sa «•
H-* CO tO ex 00
Oi *a to i-*i-*
CD
CD*
Oh-*
CD 00
OiH-i
ISO
OH- CO
«• «« V
*a^30
O O H-OCO
«« «« s« •« s«
H-» Ci CO 00 ÜX
rf»" tOH-*CX)00
CD
ei:
CD
o
o
»^ c;x
OH-
o H-» *a
Oh-* ^3
OH-O
00
00
I «i^ r— Q^ V.
I CO tococo
CO tO 00 CO
er
CD
d:
CD
O H-*
OOO
ObDO
COOCO
H-OOCFX
00
I O H-* h-* tO
I <« «• V« s«
' I-* *ao C7^
00»|^COIN5
tr
CD
cT
CT«
CO H-*
COt>0
O tOl^o
«• *• w
cn o> CO
00
, OH-OH-*
I >l^ tOQi H-*
O I^OCDO)
H
P-
CD
o
o
CD
et-
s
o
o
H
CD
00
OB
CD O^
OB
+
CD
cy O
SL o
o P
aa
p^ p
o
OD
CD
o
et-
CD
OD
ef
CD
P
Ä S
80 P
CO £5 p?
CS OD
•>^> CP
grS ■=
CD <
►1 O
CD P
^1
p S^
p ^
CG
a>
3 p
00 M
P" ^. et-
M« CD
pr- O p
rt- O^
CD *-
3 g
00
^
p
CD
•^
P»r
p ■
s-
«•
p
CD
Qu
CD
•^
a
B
QP?
CD
QP5
CD
P
P-
-«1
©
P -,
w
© • -;
«^ .--*'
er . :-■
CD
P
5S>
CD
^— ^
o-
CD ..:(
.>!
■ ■J
-Ill<. ■
^51
O h5
lO
O ^
•c
i
PI
1
Od
lO
CO
C]
Q 00
fi-?^
y r-t
NJ
2 .2 S^'^
P
2 •
*•! ? 2
o»
O»
00
00
00
CO
<M00
O
THOrH
00
"8)0
OD
I
^
•»-<
Q»
«a
H
CD
00
00
00
oco
»« •
OO
CD
OD
1/5
I>
i2 *-<
CO
I>
o
OO
o
ooot>
Oi CQrH
lO
H -00
00
CD 00
'^OO
OO
a
p
CD
CO
CO
o
00
00
•^00
#\ •»
OO
1/5
•^
t^
o
o
00
Ol
o
OCD
lO lO
OO
02
o
CO
o
o
Eh
00
•t^ I>Ci CO
o oo o
ig
©
OQ
<x>
OQ
OD
•S s
2 S
p p
e« ei
m m
© ©
MM
• O >^
.Jbd X .
. M OD v<
• o © 55
<ü C J3 fl
I • <ü
Oi-^i-H
(M
CO
10 10 00
00
CD
*« »« «N
#N>
#>
000
0
<^
tH
T-l
»3
ig
O
OD
QQ
C3
S
. 03
. p
ei
©•^TPÄ
£ ^2
P*«
"^ p
p (p
' OD ^
Me-
li
P
öS
CO to
► Cß
o
a> ••=4
M Ja
00 ^
g
OD
'S
a>
P
O C6
'SS
!3 «
9
Im
rrj U
bc t
'S a
2 • *
O) © rt
o
S
(4
00
bo
a
00 C*^
P
<i>
a
e8
00
0
tS3
08 rö
bog
0 e) ©
1°
08 <u
2 boS
!^ (4 >.
©
g
3.2 S
~ © -
:3*
g p .S I«
©^ o^
bo
260
zur vollständigen Verflüchtigung der überschüssigen Säure
fortgesetzt wurde, aufgeschlossen.
Hiernach bestanden 100 Theile des bei + 110^ C. ge-
trockneten Minerals aus:
1. einem durch Schwefelsäure zerlegbaren Antheil
von 82,5 Theilen,
und
2. einem durch Schwefelsäure un-
zersetzt gebliebenem Antheil —
Albit — 17,5 „
Der durch Schwefelsäure zerlegbare Antheil enthielt:
Kieselsäure .... 26,43 7o
Thonerde ..... 39,06 „
Eisenoxydul .... 19,58 „
Manganoxydul . . . 1,70 „
Magnesia 4,26 „
Wasser ...... 9,94 „
Sa, 100,97 %
Wenn nun auch die Ergebnisse der Analyse wegen
der geringen Menge des zur Verfügung stehenden, ohnehin
nicht reinen üntersuchungsmaterials keinen Anspruch auf
absolute Richtigkeit machen, besonders da Controlarbeiten
nicht ausgeführt werden konnten, so darf man doch mit
Sicherheit behaupten:
1. dass das in Rede stehende Mineral wesentlich
ein Kali-freies, Thonerde, Eisenoxydul, Magnesia
und Wasser enthaltendes Silicat, resp. Aluminat ist;
2. dass es in seiner Zusammensetzung sowohl vom
Sericit, wie auch vom Chlorit abweicht, und
3. dass es dem Ghloritoid nahe steht.
Zur Vergleichung füge ich die Zusammensetzung des
Chloritoids nach der Analyse von von Bonsdorf — Ram-
melsberg, Mineralchemie; 1841, 1. Abth. S. 158 — bei.
Sie ist folgende:
Kieselsäure .... 27,48%
Thonerde .... 35,57 „
Eisenoxydul . . . 27,05 „
Zu übertragen 90,10 %
Manganosydul
Magnesia .
Wasser
Uebertrag 00,10 "/„
0,30 .
4,29 ,
6,95 ,
Sa. 101,64 n/o
Nachdem icli die vorstehenden Resultate der. Chemi-
en Untersuchung Herrn Dr. Koch mitgetheilt, fügt der-
\ selbe noch Folgendes über das Vorkommen des Chlori-
[ loid bei.
In den Hornhlende führenden Griinachieiern fanden
[ eich bis jetzt allein solche gröbere Ausscheidungen, während
die Glimmer führenden Grlinachiefer des Taunus diesen
I Chloritoid uur in äusserst feiner Vertheilung enthalten;
lancb ist derselbe in letzteren weniger lebhaft grün, son-
(dern mehr grau-grün, welche Färbung durcli eintretendes
IjRotbeisener?. mehrfach ganz überdeckt wird. Gleichzeitig
I wird dann das Gestein mehr feinscbieferig und erhält einen
iHabitus, welcher an sericitische Gesteine erinnert und den
I Uebergang zu Sericiteehiefer und Phyflit vermittelt.
Nachdem nun die Natur des bis dabin unbestimmt
grUuen Beetandtheils richtiger erkannt ist,
empfiehlt sich für die betreffenden Schiefer die Benennung
„Chloritoidsehiefer" und die Gliederting in
Homblende-Chloritoidschiefer,
Gliramer-Chloritoidschief'er und
Bunte Chloriloidschiefer.
Der Hornblende-Chloritoidechiefer tritt haupt-
lehlich am Nordrande der Hauptfalte des Sericitgneisaes auf.
ESein östlichstes Vorkommen ist am Hühnerberge, zwi-
1 Oberursel und Cronberg; von da lässt sieh ein
i ÄUBammen hängen der mächtiger Zug nachweisen über Fal-
Ikenstein, Kßnigstein, Ruppertshain, Eppenhain
tto in das Thal zwischen Ehihalden und Vocken hausen.
(.Dort verläuft das Vorkommen zwischen Sericitgncissen und
l'dazu gehörenden Fleckenscbiefcrn. Weit westlich von da
Feiistirt noch ein ganz isolirtes Vorkommen von Hornblende-
I Cbloritoidschiefer auf der Höhe des Bahnholzer Kopfes
[bei Wiesbaden. Noch weiter östlich findet sieb das Ge-
stein, aber weniger reicb an Magueteisenerz, welches hier
Euweilen ganz fehlt, in dem Wallui'-Thale, zwischen
Xeudorf und Sohlangenbad in drei verschiedenen
Steinbrüchen gut aufgesehloseen. Als cUaracteristischste
Fundstellen sind Falkenstein, Kossert und Mainkopf
zu erwähnen; dort finden üich auch die sehönaten Octaüder
von Magneteiacnurz.
Der Glimmer-Chloritoidschiefer bildet einen
mächtigen ununterbrochenen Zug längs des ganzen 8üd-
randeB der Sericitgneissfalte zwischen C r o n b erg und
Hallgarten im Rheingau. Die besten Aufschlüsse in
diesem Zuge bietet das Loosbacher Thal in der Um-
gebung von E p p 8 1 e i n , und besteht der 1438' hohe
Stauffen seiner ganzen Masse nach aus diesem Gestein.
Die (Inrch Eisenoxyd zum Theil rotbgerärbten, fein-
schieierigen, znm Theil sericitischen, bunten Chloritoid-
B chiefer kommen mit den (jlimnier-Chloritoidschiefern
gewöhnlieh zusammen vor und bilden in der Regel das
oberste Schiehtenglicd <ler betreffenden Formation, schein-
bar im Uebergang zu den darauf lagernden Gesteinen der
PhyJlit- Gruppe des Taunus.
2. Sericit von Hallgarten im Rheingaa.
Die Untersuchung dieses Minerals geschah auf Ver- ,
anlassung unseres verehrten Herrn Vereinapräsidenten.
Bekanntlich hat Herrn Dr. C. List in seiner classi- .
sehen Arbeit — Chemisch-mineralogische Untersuchung des "
Taunusschiefers. Annal. der Chemie und Pharmacie von
Liebig und Wöhler, Jahrgang 1852, Bd. 81 — auch den J
Sericit einer eingehenden Untersuchung unterworfen, nach- |
dem bereits von demselben Analytiker im siebenten Hefte i
der „Jahrbücher des Vereins für Naturkunde im Herzog- |
thum Nassau; 1851" durch Herrn Dr. F. Sandberger ,
eine frühere Analyse des Sericits mitgetheilt war. — Zweck ■
der vorliegenden Arbeit bildete die Beantwortung der ^
Frage, ob die Zusammensetzung des Sericits in dem Ma- ■
teriale verschiedener Fundstellen sich gleich bleibt und
hinlänglich von derjenigen einiger Glinimerarten versehie-
den ist. Das Material, welches Herr Dr. Lint zu seiner
in den Annalen der Chemie und Pharraaeie enthaltenen
Arbeit gewählt hat, statumt aus der Nähe des grossen Ba-
saltbrucbs in der Aabaeh bei Naurod. Daa zu vorlie-
gender Untersuchung benutzte Material hatte Herr Dr. C.
Koch bei Hallgartcu im Kheingaa gesammelt.
Dieser Sericit bildet unregelmässige BrSckchen und
Schollen von graulich-gelblicher, ein wenig ins Grüne nei-
gender Farbe. Die weielien, leicht trennbaren und leicht
zerreibliehen Blättchen sind durchscheinend und besitzen
mehr Fett- wie Seidenglanz. Das Bpecitisehe Gewicht des
Serieits von Hallgarten beträgt bei -i- lO^C. 2,8
mitbin ein wenig geringer, als dasjenige, welches List ttir
den Sericit von Naurod mit 2,897 gefunden hatte.
Die Autsch liessnng geschah;
a. behufs Bestimmnng der Kieselsänre, der Thon-
erdc, des Manganoxyds, der Magnesia und der
Summe der Eisenoxyde durch Schmelzen mit
Kali-Natron;
b. behnfs Bestimmung der Alkalien vermittelst Be-
handlung mit Fluorammon und Schwefelsäure;
c. behnfs Bestimmung des Eisenoxyduls durch Be-
handlung mit 3 Theilen Schwefelsäure nnd e
Theilc Wasser in einem zngeschmolzenen Rohre
hei + 200" C.
Fluor, Titansäure, Phosphorsäure und Kalkerde waren
nicht nachzuweisen.
In 100,on Theilen des bei + HO" C. getrockneten
Serieits von Hallgarten wurden gefunden:
Kieselsäure .... 51,61 Theile
Thonerde 29,49
Eisenoxyd 2,22
Mangan {-Oxyd?)
Eisenoxydul . .
Magnesia . . .
Kali
Natron ....
GHlh Verlust
i I
264
Nach vorstehenden Resultaten zeigt der Sericit von
Hallgarten mit denjenigen, die List untersucht hat, eine so
grosse Uebereinstimmung, wie man solche bei einem Mine-
rale, welches nicht in ausgebildeten Krystallen und fast
nie frei von fremden, anhängenden Mineralkörpern zu er-
langen ist, nur erwarten kann. Namentlich stimmt Lists
ältere Analyse — Jahrb. d. Ver. für Naturkunde im Her-
zogthum Nassau; VI., S. 131 — mit der vorliegenden nahe
überein, wenn man annimmt, dass im Sericit von Hall-
garten das Eisenoxyd zumTheil durch Thonerde vertreten ist.
Ebenso bestätigt die vorliegende Analyse die Verschie-
denheit des Sericits vom Glimmer.
IL Wetzschiefer von Recht.
Auch diese Untersuchung wurde auf Anregung unseres
verehrten Vereinspräsidenten ausgeführt.
Das zur Analyse benutzte Material erhielt ich als
Bruchstück eines jener bekannten Schleifsteine, die in der
Nähe des Dorfes Recht im Kreise Malmedy gewonnen
werden. Es bildet der die Wetzsteine liefernde Schiefer
die östliche Fortsetzung der berühmten Wetzschiefer von
Salm-Chäteau. Bekanntlich besteht ein solcher Wetzstein
aus zwei scharf gesonderten Lagen; einer oberen, blassgelb-
lichen, welche die eigentliche Wetzfläche bildet, und einer
unteren, grau-röthlich- violetten. Beide Lagen wurden unter-
sucht.
1. Die obere Lage von blass-gelblicher Farbe.
In 100,00 Theilen des bei + 110^ C. getrockneten Minerals
wurden gefunden:
Kieselsäure .... 48,73 Theile,
Thonerde 19,38 „
Eisenoxyd .... 2,42 „
Manganoxydul . . . 21,71 „
Kalkerde 0,28 „
Kali 3,51 „
Natron 1,17 „
Glühverlust = Wasser 2,40 „
Titansäure und Fluor Spuren
Ungelöst gebliebener
Rest 0,40 „
Nach einer Mittheilnng des Herrn Prof. Zirkel in
Leipzig vom 23. August 1874 hatte derselbe den Dilnn-
scbÜff dieser Wetzsehieferlage vorherrschend aus tiberaus
kleinen Körnern fast farblosen Granats bestehend gefunden,
an "denen oft deutliche Fläehen des Rhombendodekaeders
zu sehen waren. Ausserdem bemerkte er spärliche grüne
Säulcben, die er flir Augit hält, ferner eine nicht indivi-
diialigirte, klare, polarisirende Zwisehemnasse, nach ihm
ohne Zweifel Quarz, und endlich spärliche Eisen-
glanKblättchen.
Wenn wii- annehmen, dass alles in obiger Analyse
aufgeführte Manganoxydul einer Granatverbindung zu-
komme, und wenn wir ferner in Uebereinetimmung mit
Kammehberg — Mineralchemie; 18C0, 8. 691 und folg. —
die Zusammenseti^ung des Mangangranats zu
6 At. Kieselsäure .
= 37,15 7o
2 „ Thonerde
= 20,64 „
6 „ Manganoa
ydul
= 42,21 „
annehmen, »o würden wir
in u
asc
em Minerale finden für
Mangangranat:
Kieselsäure .
lfl,ll Theile
Thonerde . .
10,62 „
Manganoxydul
21,71 „
sä
51,44 Theile.
Es würden dann nach Abzug dee Mangangranats ü
bleiben :
Kieselsäure .... 29,62 Theile
Thonerde
Eisenoxyd
Kalkerde
Kali
Natron .
Wasser .
8,76
2,42
0,28
3,51
1,17
Sa. 48,16 Theile.
Auch unter der Voraussetzung, dass ein Theil der
Kieselsäure als freier Quarz in unserem Minerale enthalten
sei, lässt sich die Zusammensetzung des Restes nicht auf
> ■■ .■ *;■*
266
einen Thonerde-reichen Augit beziehen. Unter den hier
in Betracht kommenden Mineralien dürfte vielleicht der
Sericit ein irgend verwendbares Vergleichsmaterial dar-
bieten. Wie ich schon oben nachgewiesen, stimmen die
Analysen des Sericit nicht vollständig mit einander über-
ein; sei es, dass die Zusammensetzung desselben in der
That nicht ganz unveränderlich ist, sei es — und dies
dürfte die wahrscheinlichere Deutung sein — , dass er von
anderen Mineralien in wechselnder Menge begleitet wird
und davon durch Auslesen nicht getrennt werden kann.
Legen wir nun Lists erste Analyse vom Jahre 1851 zu
Grunde, nehmen wir ferner an, dass die ganze in obigem
Rest verbliebene Menge der Thonerde zur Constitution des
Sericits dient, so ergeben sich dafür folgende Werthe:
Kieselsäure .... 20,43 Theile
Thonerde 8,76
Eisenoxyd 2,96
Magnesia 0,54
Kali 3,59
Natron 0,96
Wasser 2,19
Diese Zahlen weichen nicht gerade sehr erheblich
von dem oben bezeichneten Beste ab, wenn man den
Kieselsäure-Ueberschuss mit 9,19 Theilen in Abrechnung
bringt. Unter diesen Annahmen würde die weisse Lage
des Wetzschiefers von Recht im Wesentlichen bestehen aus:
Mangangranat [Spessartin] . . 51,447o»
Sericit 39,37 „
Quarz 9,19 „
zu welchen die in den Dünnschliffen beobachteten kleinen
Augitsäulchen und Eisenglanzblättchen als eingestreute
Bestandtheile hinzutreten würden. Es ist nicht zu verkennen,
dass es schwer hält, diese Anschauungsweise mit den Er-
gebnissen der mikroskopischen Untersuchung in Einklang
7.n bringen, nach welchen, ausser Mangangranat, nur als
srer Gemengtheil eine nicht individualisirte, klare,
airende Masse angegeben wird. Ob ein Gemenge von
Sericit und Quarz sich ho verhält, dürfte eine gewagte
Annahme sein').
2. Die untere, giau-röthlich-violette Lage des Wetz-
schiet'ers von Recht. ''
Mit -blossem Auge erkennt man darin kleine, rund-
liehe, hellrothe Farthieen und ganz winzige, atarkglänzende
Punkte. Das geschlämmte Pulver setzt in der Ruhe eine
obere, weisse Schicht ab.
1) Nachdem diese Zeilen niedergeschrieben waren, erhielt ich
durch die freundlicha VcrmittJiluDg Sr, Kxcellenz des Wirklichen
Geheimen Ralh von Dachen die neueste Arbeit über die in Reda
stehenden Wetzschiefer von Herrn A. Renard, Conservator am
Köniffl. Muaeum der Naturgeschichte in Belgien — Memoire eur
la Btructiire et la compoaition inineralogiqne du colicule et sar aea
rapports avec le phyikde oUgistifere; ßrux. 1877. — Gestützt auf
Untersnchungen der Herren de Koninck und Davreux — Sur
nne rouhe grenatifere de Salm - Chätcau ; ballet, de l'Äcadem.
royalö de Belgiquo, S. XXXlll, pag. 3'27 — , nach welcher das Mutter-
gestein der Maiigangr&naten von Salm.Chäteeu die Zusatnmensetzang
des Damoiirit besitzt, etimnit; auch Benard dieser Ansicht bei und
betnkohtet den Damonrit aU einen Haaptboalandtheil der Wetz-
Bohiefer. Die Zusammensetzung dea Damonrit ist nach de Koninck
und Davreux (von zw
Eicaelsäure
Thonarde . .
Eisenoxyd . .
Eisenoxyd iil .
Kali . . . .
i Fundstellen.' a. iiad b.)
. . 46,04 . . . 46,11 Theile
. . 84,74 . . . 35,12 „
. .^ 2,41 . . . 3,93 „
. .' 0,79 ... 0 „
. . 11,58 . . . 9.89 „
Wagaer 4,69 . . . 4,95 „
nebst Spuren von Bittererde (Manganosyd imd Natron).
Nehmen wir an, daes die Zusammensetzung der hellen Weta-
fl&obe dar Schiefer von Salm-Cbäteau und Recht identisch sei,
bringen von der Zuaammenaetzung der letzteren 51,44 Proc. als
Uangaugranat in Abzug und rechnen die im Rette enthaltene Tbon-
erde allein der Conatitution dea Damourit zu, so ergeben sich f&r
letzteren folgende Werttae :
Kieselaäure 11,50 Theile
Thonerde 8,76 „
Eisenosyd 0,93 „
Kali 2,49 „
WwMir 1,26 „
, ^»" '.^T*
268
100,00 Theile des bei H- 110<> C. getrockneten Minerals
enthalten :
Kieselsäure . ... 57,35 Theile
Titansäure .... J,6l
Thonerde 20,65
Eisenoxyd 4,71
Manganoxydul . . . 5,03
Kalkerde ..... 0,25
Magnesia 1,20
Kali 3,90
Natron 1,45
Gltihverlust- Wasser z.Th. 3,60
In den Verhandlungen des naturhistorischen Vereins
für Rheinland - Westfalen vom Jahre 1874 theilt Herr
Prof. F. Zirkel die Ergebnisse seiner mikroskopischen
Untersuchung von Dünnschliffen des violettlich-grauen
Schiefers von Recht mit, in welchem er Granat, Eisen-
glanz, Glimmer oder ein Sericit-ähnliches Mineral,
vielleicht Augit und Kohlenstoffpartikel gefunden
hat ^). Rechnet man, hierauf gestützt, den ganzen gefun-
denen Gehalt an Manganoxydul zum Granat unter Zugrunde-
Werden diese von dem nach Abzug des Mangangranats ver-
bliebenen Reste subtrahirt, so bleiben:
Kieselsäure 18,12 Theile
Eisenoxyd 1,44 „
Kalkerde 0,28 „
Kali 1,02 „
Natron 1,17 „
Wasser 1,15 „
Sa. 23,18 Theile.
Man sieht, dass auch bei der Annahme, Damourit — und
Quarz — bilden das Muttergestein der Mangangranaten in den Wetx-
schiefern, es nicht gelingt, die chemische Zusammensetzung mit den
Ergebnissen der mikroskopischen Untersuchung völlig in Einklang
zu bringen.
1) Benard — a. a. 0. — nennt als fernere Bettandtheile noch
Turmalin und Chrysoberyll.
269
legung der oben benutzten Formel, so würden 12,23% des
Minerals dem Mangangranat angehören; nämlich:
Kieselsäure 4,84 7o
Thonerde 2,36 „
Manganoxydul 5,03 „
Es erübrigen dann noch:
Kieselsäure 52,51 %
Titansäure 1,61 „
Thonerde 18,29 „
Eisenoxyd 4,71 „
Kalkerde 0,25 „
Magnesia 1,20 „
Kali 3,90 „
Natron . 1,45 „
Gltihverlust — Wasser — 3,60 „
Das Eisen ist nur als Oxyd gefunden und wird, wenn
auch nicht sämmtlich, doch dem grössten Theile nach als
Eisenglanz aufzuführen sein. Auch hier lässt sich der
dann noch verbleibende Rest schwer mit den durch das
Mikroskop erkannten Mineralien identificiren.
Nachschrift. Am Schlüsse seiner mehrgenannten
Arbeit bespricht Herr Eenard noch das Vorkommen anderer
Wetzsteine und erwähnt namentlich einen solchen von Ma-
ryland und Arkansas. Dieser soll weisslich, sehr hart
und von feinem, dichten Korne sein. Unter dem Mikroskope
schien er nur aus Quarzkörnchen zusammengesetzt. Im
Jahre 1854 habe ich auf Veranlassung Sr. Excellenz des
Herrn von Dechen einen aus Arkansas stammenden
Schleifstein untersucht, auf welchen obige Beschreibung
völlig passt Seine Zusammensetzung war:
Kieselsäure 98,46 Vo
Thonerde 2,06 „
Magnesia Spuren
Kalkerde Spuren.
Verh. d. nat. Ver. Jahrg. XXXV. 4. Folge. V. Bd. 13
r« • .
270
Ueb«rsicbt.
A. Westfälische Gebirgsarten und Mineralien.
I. Mitteldevonische Grcsteine.
1. Kalkstein von Hagen.
2. „ zwischen Hagen und Eppenhausen.
3. „ zwischen Letmathe und Grüne.
4. „ ebendaher.
5. „ thoniger; ebendaher.
6. Dolomit; ebendaher.
7. Kalkstein von Spielwigge bei Lüdenscheid.
8. Kalkstein von Bamenohl bei Finnentrop.
9. „ ebendaher.
10. „ ebendaher.
11. „ von Brilon.
12. „ ebendaher.
13. „ von Messinghausen.
14. Kalkstein vom Plattenberge bei Hoppecke.
15. „ vom Bilstein bei Hoppecke.
16. „ von Altenhagen bei Bredelar.
17. „ vom Galgenberge bei Bredelar.
18. Kalkspathe der Gegend von Brilon.
19. Ripidolith von Brilon.
II. Muschelkalk aus dem Gebirgszuge des
Osning.
1. Aus der Gegend von Bielefeld.
, 2. Von Osnabrück.
3. Von Velpe.
III. Gesteine des Wealden-Gebirges.
1. Oberer Wealdenkalk von Salzenbergen.
2. „ „ von Wenningfeld.
3. Thon des Wealden-Gebirges von Salzbergen.
IV. Gesteine der westfälischen Kreide-
bildungen.
1. Oolithischer Eisenstein aus dem Hils des Osning
bei Bielefeld.
2. Plänerkalkstein von Werl.
3. „ von Bielefeld.
271
4. 5. 6. 7. 8. Plänerkalksteine von Bothenfelde.
9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. Plänerkalksteine von Len-
gerich.
16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. Plänerkalksteine von Rheine.
23. Obersenone Mergel der Gegend von BedLuoL
24. 25. Obersenone Kalkmergel von Oelde.
V. Gebilde der Jetztzeit. Kalktuff von Bothenfelde.
Anhang. Basalt von Hervel im Kreise Altena.
B. Rheinische Mineralien.
I. Beitrag zur Kenntniss der Bestandtheile der
Taunusgesteine.
1. Chloritoid von Falkenstein.
2. Sericit von Hallgarten.
II. Wetzschiefer von Recht.
1. Obere weisse Wetzfläche.
2, Untere grau-röthlich-violette Lage.
i
Weitere Beobachtnngen über Befrnchtung der
Blumen darch Insekten,
mitgetheilt von Dr. Hennann Mnller, Oberlehrer an der
Bealschule zu Lippstadt.
(Mit Taf. VI.)
I.
In meinem Buche „die Befruchtung der Blumen durch
Insekten und die gegenseitigen Anpassungen beider" (Leip-
zig, Wilh. Engelmann, 1873) habe ich Beobachtungen über
Blütheneinrichtungen und Insektenbesnch mehrerer hundert
Blumen niedergelegt, welche ich in den Jahren 1867 — 72
in Westfalen und Thüringen zu beobachten Gelegenheit
hatte, und allgemeine Schlüsse daraus gezogen. Seitdem
habe ich diese Beobachtungen zwar bei Gelegenheit zu
vervollständigen und zu erweitern gesucht, als Hauptauf-
gabe jedoch die Bearbeitung der Alpenflora in gleichem
Sinne ins Auge gefasst und durch 5 Alpenreisen und Unter-
suchung des auf denselben gesammelten Materials auch
bereits soweit gefördert, dass ich in den nächsten Jahren
auch diese Arbeit zu einem befriedigenden Abschlüsse
bringen und sodann zur Veröffentlichung fertig stellen zu
können hoffe.
Die weiteren Beobachtungen, welche ich in denselben
Jahren über die Befruchtung nord- und mitteldeutscher
Blumen durch Insekten angestellt und gesammelt habe,
sind nicht umfassend genug, um für sich als Grundlage
wichtiger neuer allgemeiner Ergebnisse dienen und als
abgerundetes Ganze an die Oeffentlichkeit treten zu können.
Doch scheinen sie mir hinlänglich wichtig für die Beant-
wortung mannigfacher auf die Wechselbeziehungen zwischen
den Blumen und ihren Kreuzungsvermittlern bezüglicher
Fragen, um ihre Veröffentlich ang in loser Aneinander-
reilmag, anschliesseod an den fortlaufenden Text meines
Werks, zu rechtfertigen.
Ich habe mich deshalb entschlossen, das aufgespei-
cherte Beobaehtungsmaterial in den vorliegenden Verhand-
lungen nach und nach, in dem Maasse als der zu meiner
Verfügung stehende Raum es gestattet, der allgemeinen
Benutzung darzubieten. Bei dieser Gelegenheit gedenke
ich zugleich denjenigen Freunden gerecht zu werden, welche
mir seit Jahren zahtreicho an Blumen gesammelte und zum
grossen Thei! in ihrer Blumenthätigkeit beobachtete In-
sekten zugesendet haben, indem ich die von mir ermittelten
Namen dieser Insekten, die an ihnen gemachten Beobach-
tungen und die Namen der Beobachter ebenfalls hier mit-
theile.
Auf den nachfolgenden Blättem folgt nun die erste
Lieferung dieser weiteren Beobachtungen.
Bei Angabe der Blumen besuchenden Inaekten habe ich inicli
folgeDdec Abkürzungen bedient :
hld := Eloni gl eckend, 3gd = saugend, Pid-^ PoUenfrflBsend, Psd = Pol-
len sammelnd ; TeM, Bo = Teklenburg, Apotheker Borgstette jun. j
N. B. = Nassau, Dr. Buddeberg; H. M. = Herniaau Müller, Sohn;
Thiir, ^ Thüringen' (Gegend von Mühlberg, Kreis Erfurt);
b. Oherpf. = hairische Oberpfalz (Gegend von WÖllerahof bei Neu-
stadt an der Waldnab. Juli 1B73).
Alle ohne Ortsangabo vwzeichneton Beohachtang'en sind bei
Lippatadt, alle ohne Beeeiehnnog doB Beobachters mitgetheilten von
mir selbst angestellt worden.
Nnr in denjenigen Fällen, in welchen dieselbe Beobachtung
ausser hei Lippstadt noch an einem anderen Orte gemacht worden
tat, findet sich Lippstadt besonders angedeutet. (L. ^= Lippstadt.}
Die bereits in meinem Buche vorkommenden Blumen
und Blmnenbesucher sind unter denselben Nummern wie
dort auch hier wieder aufgeführt, die nenbinzugekommenen
und von Blumen auch diejenigen, deren Insektenbesnch
hier zum ersten Male mitgetheilt wird, sind imADScblnsse
an mein Buch mit fortlaufenden Ziffern weiter gezählt.
Die Seitenangaben hinter den Fflanzennamen ver-
weisen ebenfalls auf mein Buch, so dass die ganze nach-
274
folgende Keihe von Beobachtungen am besten mit Zn-
grondelegong desselben gebraucht werden kann.
luncaceae (S. 61).
389. Narthecium ossifragum L Besucher (Tekl, Bo«):
A. Bienen: 1) Apis mellifiea L. ^ 2) Halictus rubicundus
Chr. 2 3) H. malachurus K. $ 4) H. albipes K. $; alle 4 Psd.
B. Fliegen: 5) Goenomyia mortuorum L. sgd.
Liliaceae (S. 62).
390. Gagea lutea Schult, (silvatica Pers.) hat ein-
fache, offene, regelmässige Blüthen, welche am Grunde jedes
Perigonblattes ein Honigtröpfchen absondern, das den
Winkel zwischen dem Perigonblatt und dem davor stehen-
den Staubfaden ausfüllt. Die Narben sind schon beim
OeflEhen der Blüthe mit langen haarartigen Papillen ver-
sehen, während alle Staubgefässe noch geschlossen sind.
Während des grössten Theils der Blüthezeit aber sind
beiderlei Geschlechtsorgane zugleich funktionsfähig. Bei
reichlichem Insektenbesuche scheint also durch schwach
ausgeprägte Proterogynie Kreuzung gesichert, bei aus-
bleibendem Insektenbesuche durch Homogamie Sichselbst-
befruchtung ermöglicht.
Ich habe nur einzelne Blüthen (am 11./4. 75) auf
dem fast blumenleeren Abhänge der Pöppelsche (Hajw:) im
Gebüsche beobachtet. Aber in einer dieser Blüthen sassen
nicht weniger als 3 Exemplare Meligethes, jedes in einem
anderen Honigwinkel und in einen 4. Honigwinkel kam
noeh ein Halictus nitidus Schenk $ geflogen; in einer
anderen Blüthe waren neben einander eine Andrena Gwy-
nana E. $ und 2 Halictus leucopus K. $ mit Honig-
saugen beschäftigt, so dass es bei sonnigem Wetter an
Ereuzungsvermittlem sicher nicht fehlt.
391. Gagea arvensis Schult, hat dieselbe Honigabson-
demng. Ob sie ebenfalls schwach proterogyn ist, habe ich
nicht beachtet
Als Besucher beobachtete ich bei sonnigem Wetter
vom 13. bis 16. April 1873 auf Aeckem bei Ichtershausen
in Thüringen folgende:
■ ■ " .*
276 *
A. Bienen: 1) Apis mellifioa L« $ igd. 2) AndriOA Gvy« -
nana E. $ sgd. 8) A. albicnii H. ^ tgd. »Haliotai ühipm F. $
5) H. cylindrious F. ^ 6) H. nitidiusciilaB K. 2 7} H. flttfipit
F. $; alle 4 sgd. und Pid.
B. Ameisen: 8) Lasins niger L. ^ andaaemd in demtelbeii
Honigwinkel sitzend, als Ereozungsvermittler nutdoi.
C. Käfer: 9) MeKgethes hld.
392. Fritilfaria imperialis L., Kaiserkrone, wird, nach
Borgstette's brieflicher Mittheilnng, von der Honigbiene»
Apis mellifica L. $,^ in grosser Häa%keit besneht. Diese
fliegt auf die Narbe^ kriecht von da über die dem Pistill
anliegenden Antheren and StaubiUden bis zum Orunde der
Blüthe^ welchen sie i^ch dem Sangen freischwebend wieder
verlässt, um auf eine andere Blüthe zu fliegen.
393. Lilium Martagoii L. Die Bestünbnngseinriehtang
dieser Pflanze ist bereits von Sprengel (Entdecktes Ot&*
heimniss S. 187 — 189) besprochen worden ; es gelang ihm
aber nichts ins Klare darüber zu kommen. Da er nemlidi
von der Voraussetzung ausginge dass der Blumenschöpfer
eine ^^mechanische Art der Befruchtung^' habe vermeiden
und den Blüthenstaub aller honighaltigen Blumen nur
durch Insekten auf die Narben habe bringen lassen wollen«
so musste es ihm höchst räthselhaft und seiner Voraussetzung
widersprechend erscheinen, dass ihn der Versuch Lilium
Martagon als bei Insektenabschluss völlig fruchtbar erkennen
Hess, und er war um so weniger im Stande, diesen Wider^
Spruch zu lösen, als es ihm nicht gelungen war, die
Kreuzungsvermittler zu beobachten. Erst in den Jahren
1873 und 74 haben gleichzeitig und unabhängig von ein«
and^r Delpino bei Florenz und ich in Thüringen und den
Vogesen das Verständniss der Eigenthümlichkeiten dieser
Blume gewonnen und ihre natürlichen Befruchter direct
beobachtet (Nature Vol. XII. p. 50. 51, Fig. 63. 64; Delpino
Ulteriori osservazioni II, faso. 2. p. 282—283).
Längs der Mittellinie jedes Blumenblattes verläuft|
von der Wurzel desselben beginnend, eine 10—15 mm lange
Honigrinne, welche im Grunde durch die Basis eines Staub-*
fadens, in ihrer ganzen Länge aber durch das Zusammen-
neigen der Binnenrttnder und einen dichten Besatz röth- I
276
lieber, geknöpfter Häärchen verschlossen wird, und nur am
äusseren Ende einen engen Eingang von wenig über 1 mm
Weite offen lässt; sie ist anfangs mit einzelnen Honig-
tröpfcben besetzt, später ganz mit Honig geflillt, welcher
in Folge der Engigkeit der Einne . natürlich nur von dem
langen, dünnen Rüssel eines Schmetterlings ausgebeutet
werden kann. Bei Tage verbreiten die Blumen einen
schwachen, des Abends einen erheblich stärkeren, eigen-
thtimlichen, süssen Geruch und kennzeichnen sich dadurch
als vorzüglich Abendfaltern angepasst; dabei sind aber
ihre schmutzighellpurpurnen, mit dunkleren Purpurflecken
verzierten Blumenblätter noch auffällig genug, um auch
Tagfalter anzulocken, die jedoch an den Blüthen umher-
kriechend (wie ich in den Alpen häufig beobachtete) nur
langsam und wenig erfolgreich als Kreuzungsvermittler
fungiren können. Um so erfolgreicher sind die abendlichen
Besuche der Schwärmer. Eine einzige Macroglossa-stella-
tarum, die ich gegen Abend am 5. Juli 1874 im Dorfe
Metzerall in den Vogesen im Gärtchen eines Bauern be-
obachtete, befruchtete in wenigen Minuten vielleicht sämmt-
liehe an allen Stöcken des Lilium Martagon befindliche
Blüthen. An den mehr odef weniger vollständig nach
unten gekehrten Blumen sind nämlich die Blumen- (oder
Perigon-) blätter mit dem grössten Theile, ihrer Fläche so
aufwärts gebogen, dass ein Schwärmer sehr bequem frei-
schwebend seinen Rüssel in die Honigrinnen hinein stecken
kann. Staubgefässe und Stempel stehen nach unten. Der
Griffel aber biegt sich mit seinem kräftigen freien Ende,
welches mit dreilappiger Narbe gekrönt ist, schwach auf-
wärts und bietet so den Füssen der anfliegenden Schwärmer
schwachen Halt, während die dünnen Enden der Staub-
fäden und die ihnen lose und leicht drehbar ansitzenden
Staubbeutel dazu wenig geeignet erscheinen. Der von mir
beobachtete Taubenschwanz flog nun mit seiner gewöhn-
lichen Schnelligkeit und Behendigkeit von Blume zu Blume,
steckte bald an einem, bald an einigen der Blumenblätter
(immer an den am meisten oben stehenden) freischwebend
den Rüssel in die honigftlhrende Rinne und stiess dabei
mit Beinen und Unterseite an Narbe und Staubgefässe,
^^■^^ • 277 ^™
welcbe letztern dadiircb in schaukelnde Bewegnng gerietUen
und die anstossenden Körpertheiie mit Pollen beliatteten.
Beim Ueberfliegen von Stock zu Stock musete so jedesmal
Kreuzung bewirkt werden. — Delpino beobachtete als
Kreuzungsvermittler eine Sphinx, vermuthlich euphorbiae.
Da die schwach auigericbtete Narbe in der Regel von
selbst mit einem der Staubget^sse sieh berührt und mit
dem orangefarbenen Pollen derselben behaftet, so tindet
bei ausbleibendem Insektenbeauche zicmlicb regelmässig
Sichselbstbefruchtung statt, die nach Sprcngela Versuch
auch von Erfolg zu sein scheint.
So stellt uns Lilium Martagon eine Schwännerblurae
dar, die dnrch ihre Farbe noch ihre Abstammung von
einer Tagblume verräth und die, trotz der schönen An-
passung an Schwärmer, des Nothbehelfa der Selbstbefruch-
tung nicht ganz entbehren kann, sei es, dass ungünstige
Witterung das regelmässige Eintreffen ihrer Kreuzungever-
mittler zu häufig verbindert, sei es, dass Tagfalter ihr zu
häutig ohne Entgelt ihre Lockspeise, den Honig, rauben.
394. Muscari botryoides Hill. (Fig. 1—6). Die meisten
Blüthen {Fig. 1—3) sind senkrecht herabhängend, dunkel
Tiolett-blau mit weissen Zipfeln, die oberen theils schräg
abwärts geneigt, theils (noch weiter oben) wagereeht; die
allerobersten (Fig. 4} sind schräg aufrecht, hellblau, mit
ganz verkümmerten Geschlechtsorganen (Fig. 5) und ge-
schlossen bleibender CoroUa, Frei abgesonderten Honig
konnte ich nicht entdecken; aber sowohl der Fruchtknoten
als die Gorolla sind änsserst saftreich, und als Anlockungs-
mittel dient vermuthlich ihr Saft, der erbahrt werden nmsa.
Sowohl die nach innen aufspringenden Staubgefässe, als
die Narbe sind schon beim Oeffnen der Blüthe zur Reife
entwickelt. Die Fähigkeit, sich von unten au die Blüthen
zu hängen und den Kopf oder Rüssel in eine kleine Oeff-
nung hinein zu stecken, haben von allen blumenbesuchenden
Insekten nur die höhlengi'abenden Hynienopteren (Grab-
wespen, Bienen) erworben, und zwar durch ihre Brutver-
sorgungsarbeiten, da sie häufig, z. B. wenn sie in nach
unten neigenden dürren Brombeerstengeln nisten, ganz die-
selbe Bewegung auszufahren haben. Die nach unten hau-
;;■:-■'-:-'-'?
278
genden kugeligen Glöckchen mit ihren kleinen Eingangs-
öffnungen an der Unterseite sind also als Anpassungen an
höhlengrabende Hymenopteren zu betrachten. In der That
sah ich Muscari botryoides nur von Bienen, und zwar von
der Honigbiene, Apis mellifica L. 5, besucht.
395. Muscari racemosum Mill. Auch an dieser Blume
findet sich die Honigbiene, Apis mellifica L. $, sehr zahl-
reich ein, um zu saugen, einzelne auch Psd. Einmal sah
ich auch einen Tagfalter, Vanessa urticae L., an den Blti-
then saugen. (Thtir. 14/4 73.)
(2) Hyacinthus orientalis L. (S. 63). Nach Linn6 und
Chr.Conr. Sprengel sondern die Furchen des Frucht-
knotens in drei Grübchen Safttröpfchen ab. Ich habe die-
selben nicht entdecken können.
Der früheren Besucherliste habe ich hinzuzufügen : A. Apidae:
2) Anthophora pilipes F. $ ^ sgd. (N. B.) häufig. 4) Osmia rufa L.
2 c^ *g^M sehr häufig. 7) 0. comuta Latr. ^ sgd. (L, ; N. B.)
8) Halictus albipes K. $ Psd. (N. B.) 9) Andrena albicans K. ^ (N. B.).
10) Apis mellifica L. 5 zwängt sich tief in die Bltithen
und sammelt Pollen. Ein Exemplar sah ich von
blauen Veilchen (V. odorata) zu ebenso gefärbten
Hyacinthen übergehen und nach Besuch von 2
oder 3 Blüthen derselben wieder zum Veilchen
zurückkehren. Augenscheinlich Hess sich hier
die Biene nur durch die Farbe, nicht durch den
Geruch, auch nicht durch die Gestalt der Blume
leiten.
B. Diptera: 11) Eristalis sp. Psd. D. Lepidoptera: 12) Vanessa
Jo. L. sgd. (31/3 73) 13) Colias (Rhodocera) rhamni L. sgd. häufig.
396. Scilla maritima L. fand mein Sohn Hermann
im Mai 1875 in Jena von zahlreichen Honig saugenden
Bienen besucht, nämlich:
1) Chalicodoma muraria F. J^ 2) Osmia aurulenta F. 2 ^/^ 3) 0.
fusca Chr. (bicolor Sehr.) $ 4) 0. aenea L. (^ 5) Eucera longicomis
L. </ 2 6) Anthophora aestivalis Pz. (Haworthana K.) ^ J sgd.
und Psd, (alle übrigen nur sgd.) 7) Melecta luctuosa Scop. ^ J
8) Andrena parvula K. $ 9) Halictus maculatus Sm. 5 10) Sphe-
codes gil^bus L. 2; auch 7 — 10 igd.
397. Scilla sibirica. Besucher:
27»
Apis melMca L. $ sgd. h&ufig (Thttr. 4/4 7S).
398. Aliium rotunduiti L (Thttr., Mühlbinrger ScUott-
berg, Juli und Sept 1873). Fig. 9—11.
Die Blttthen öffnen sich nicht weiter als Fig. 7 dar»
stellt. Nicht nur der sehr versteckt liegende Honig, son«
dem selbst der Pollen der zwischen den Perigonblttttem
versteckt bleibenden Antheren ist daher nur einsichtigeren
Blumenbesuchem erreichbar. Das aufrechte Znsammen-
schliessen der Blumenblätter, sblbst zur Zeit der vollen
Blüthe, ist wesentlich mit bedingt durch die dicken, rauhen
Kiele namentlich der äusseren Perigonblätter. Löst man
die sechs Perigonblätter an ihrem Grunde vorsichtig ab,
so sieht man die' sechs, ebenfalls dicht aufrecht zusammen-
schliessenden Staubgefässe (Fig. 8). Die Filamente der drei
tiber den äusseren Perigonblättern stehenden Staubgefässe
(a ^ Fig. 8) sind schmal lanzettlich und enden mit einer
einfachen Spitze, welcher, das Pollenbehältniss anisitzt. Die
drei über den inneren Perigonblättern stehenden Filamente
(a^ Fig. 8) sind blattartig verbreitert und enden in je drei
Fäden, deren mittelster, nur etwa Vs <30 lang als das blatt«
artig verbreiterte Stttck, das Pollenbehältniss trägt, während
die beiden äusseren, ungefähr von gleicher Länge wie das
blattartig verbreiterte Stück, oben aus der Blttthe heraus-
schauen. Da die Perigonblätter deutlich einen innem und
äussern Blattkreis bilden, so sollte man erwarten, dass es
mit den Staubgefässen ebenso der Fall wäre und dass die
drei über den äussern Perigonblättern stehenden Staubge-
fässe, welche dann den äussern Antherenkreis bilden würden,
sich früher zur Keife entwickelten als die drei anderen.
In Wirklichkeit ist dies aber nicht der Fall. Vielmehr
entwickeln sich, eines nach dem anderen, erst die drei
tiber den Innern Perigonblättern stehenden (a* Fig. 8), dann
die drei über den äussern Perigonblättern stehenden Staub-
gefässe (a* Fig. 8) zur Beife. Inder Blüthe, welche Fig. 8
darstellt, sind z. B. die drei ersteren schon verblüht; von
den drei letzteren ist das eine, links eben no6h sichtbare^
aufgesprungen und mit Pollen bedeckt, die beiden anderen
noch geschlossen. Löst man die sechn Filamente ebenfalls
vorsichtig an ihrem Grunde ab (Fig. 9. 10), so wird der
280
Fruchtknoten sichtbar, und das unterste Drittel desselben
zeigt sich von drei schildförmigen, umrandeten, schwach
vertieften Flächen umschlossen, welche als Nektarien fun-
giren und von den blattförmig erweiterten Filamenten voll-
ständig verdeckt werden. Am oberen Ende des Frucht-
knotens ist zur Zeit, wann die Antheren sich öflFnen, eine
Narbe noch nicht sichtbar (Fig. 9). Erst im Verlaufe des
Abbltihens der Staubgefässe wächst ein GriflFel hervor, der
erst nach dem völligen Verblühen der Staubgefässe seine
volle Länge erreicht und nun mit einem glatten, feuchten,
kugligen Narbenknöpfchen gekrönt erscheint (Fig. 10). Die
Bltithen sind also ausgeprägt proterandrisch dichogamisch.
Die Möglichkeit der Sichselbstbestäubung ist jedoch nicht
ausgeschlossen, denn die drei zuletzt zur Reife entwickelten
(auf schmalen Filamenten stehenden) Staubgefässe sind,
wenn Insektenbesuch ausgeblieben ist, noch mit Pollen
behaftet, wenn die Narbe schon empfängnissfähig geworden
ist; und da der GriflFel sich soweit streckt, dass die Narbe
die Höhe dieser Staubgefässe erreicht, so kommen sie leicht
von selbst mit der Narbe in Berührung oder lassen Pollen
auf dieselbe fallen.
Die Fähigkeit, Kopf und Rüssel oder auch den ganzen
Körper zwischen eng zusammenschliessende Theile hin-
einzuzwängen, haben von den blumenbesuchenden Insekten
nur die höhlengrabenäenHymenopteren (Grabwespen, Bienen)
erworben, und zwar eben durch das Anfertigen ihrer
Bruthöhlen. Alle Blumen, welche zur Erlangung des Honigs
das Hineinzwängen des Kopfes und Rüssels zwischen eng
zusammenschliessende Blüthentheile erheischen, geben sich
daher schon dadurch als höhlengrabenden Hymenopteren,
Grabwespen und Bienen oder auch bloss Bienen, ange-
passt zu erkennen. Die ganze Bestäubungseinrichtung
unseres Allinm hat, trotz des weiten verwandtschaftlichen
Abstandes, eine gewisse Aehnlichkeit mit der von Reseda.
Bei beiden muss eine blattförmige, durch frei heiTorragende
Fäden sich kenntlich machende Fläche zurückgedrängt
werden, um zu dem schildförmigen Nectarium, welches von
ihr verdeckt ist, zu gelangen. Beide werden mit besonderer
Vorliehe von Prosopisarten und einigen Grabwespen be-
Bucht. Die Betteutnng aller BlUtheueigenthilmlichkeiteii
gebt aus dem Gesagten biiilänglich deutlich heiTor: Die
Bemerkbarmachung der kleinen purpurfarbenen Bllithen
wird durch die dichte Zusamiuendrängung derBelben zu
einer kugeligen Dolde von 30—40 mm Diircbmeaser, sowie
durch den starken, den selbst stark duftenden Prosopisarten
wahrscheinlich besonders angenehmen Geruch in erfolg-
reichster Weise bewirkt. Die aus der Blflthe hervor-
ragenden Fäden i'tlbren die anfliegenden Prosopis (und
andere Bienen und Grab wespen) zu den blattartigen Honig-
decken, hinter welche sie Rüssel und Kopf zu drängen
haben, um zum Honige zu gelangen, und dienen zugleich
den Vorderbeinen als Angriflspunkte ftir diese Bewegung.
Dadurch, dass die schmalen Filamente die von den breiten
gelassenen Zwischenräume j;erade ausfüllen, ist ein Weg-
stehlen des Honigs von der Öeite her sehr erschwert oder
ganz unmöglich gemacht. Drängt aber die Biene ibren
Kopf von oben hinter die Saftdecke, so berührt sie in
jüngeren BlUthen unt'eldbar das der Honigdecke aufsitzende
Staubgefass, in älteren die Narbe. Dadurch ist bei ein-
tretendem Insektenbesuche Fremdbestäubung gesichert.
Die den schmalen Filamenten autsitzenden Staubge-
fässe scheinen vorwiegend der äichselhstbestäubung bei
augbleibendem Insektenhe suche zu dienen, da sie sich
80 viel später entwickeln, dass sie noch zur Zeit der Reife
der Narbe mit Pollen behaftet sind, von welchem ein Theil
leicht von selbst mit derselben in Berührung kommt.
Besucher: (Sept. ISIS.) A, Hymenoptera: Bphegidae:
l) Caroeria labiata F. ^ sgd., wiederholt. Apidae: 3) Prüsopie
obacurata Sohonok, (/" 3) P. nnguätata Sclieock. (5* 4) P. commii-
niB Nyl. $ ^ häufig, alle drei sgd. 5) Halictus leuoopua E. $ agd.
6) H. mscitlatiia Sm. $ sgd. und Psd, 7) Aadraiia labialis K. ^ agd.
8) Apis mellifica L. J sgd. und Päd, Formicidae: 9) Laaiua niger
L. ^ läuft lange an den lllütheii umher, ohne eich iu eine hinein-
snfinden. B. Diptera; Tabanidne: 10) Tabanus ruHtiüiie F,, wieder-
holt, tupft mit dam Rüssel in 6 — 9 Hlüthen, deren Eingang er leicht
findet, zieht aber den Rüssel so rasch wieder zurück, dass er hinter
die Saftdecken gewiss nicht gelangt sein kann. Muscidae: II) Goiua
capitata De G. 12) Ocyptera oylindrica ¥. 13) Oliviera laterdis Pz.
Diese drei laagrüsaligen, blumenatotan Fliegen gelangen zum Honig
7='^'',
262
und saagen, wenn ich mich nicht sehr getäascht habe. 14) Ulidia
erythrophthalma Mgn. in grosser Zahl vergeblich auf den Blüthen
umher suchend. C. Lepidoptera: Bhopalocera: 15) Lycaena Dämon
S.V., sgd. Sphingidae: 1 6) Zygaena achilleae Esp. sgd. D. Coleoptera:
CurcuUonidae : 17) Bruchus olivaceus Grm. Malacodermata : 18) Da-
nacaea pallipes Pz., beide nicht selten in den Blüthen.
(5) Anthericum ramosum L. (S. 63) (Thür., Juli 1873).
Weitere Besucher:
A. Hymenoptera: Äpidae: 1) Apis mellifica L. 2 sgd. und
Psd., sehr häufig, 5) Bombus pratorum L. 2 sgd. 6) Halictus albipes
F. (/* sgd. 7) H. maculatus Sm. $ sgd. und Psd. 8) H. longulus
Sm. cT sg^' ^) H- pauxillus Schenck ^ sgd. Sphegidae: 10) Cerceris
nasuta Kl. sgd. 11) C. variabilis Schrck. ^ sgd. Formicidae:
12) Lasius niger L. ^ l^ld. 13) Formica fusca L. ^ lild.; beide, wie
gewöhnlich, andauernd an demselben Nektarium. B. Diptera: Syr-
phidae: 2) Merodon aeneus Mgn., sgd. und Pfd., auch in copula,
14) Volucella borabylans L. sgd. MuscidoLe: 15) Anthomyia sp. sgd.
Empidae : 1 6) Empis livida L, sgd., häufig. C. Lepidoptera: Bhopa-
hcera: 17) Pieris rapae L. sgd. 18) Coenonympha arcania L. sgd.
Sphingidae: 19) Ino globulariae Hbn. sgd. 20) Zygaena lonicerae
Esp. sgd. 21) Z. achilleae Esp. sgd. D. Coleoptera: Ceramhycidae :
22) Strangalia bifasciata Müll. sgd. Malacodermata: 23) Dasytes fla-
vipes F. sgd. Oedemeridae : 24) Oedemera viresoens L. sgd.
399. Anthericum Liliago L., Mtihlberg in Tliüringen,
(Juli 1873. Fig. 12.) stimmt in der völlig offenen Lage des
aus den drei Furchen des Fruchtknotens abgesonderten
Honigs, in dem Hervorragen der Narbe über die Staub-
gefässe, in der Homogamie und dem entsprechend in der
Wahrscheinlichkeit des Insektenbesuches bei eintretendem
so wie in der Möglichkeit der Selbstbestäubung bei ausbleiben-
dem Insektenbesuche ganz mit A. mtnosum (S. 63) überein.
Besucher (6/7 73. Thür.): A. Hymenoptera: Apidae: l)Apis
mellifica L. ^ sgd. und Psd. B. Diptera: Empidae: 2) Rhampho-
myia sp. sgd.C. Coleoptera: Elateridae: 8) Agriotes gallicusLap. sgd.
(6) Asparagus offlcinalts L. (S. 64) kommt nicht bloss
l)in rein männlichen Stöcken mit Rudimenten der Pistille,
2) in rein weiblichen Stöcken mit Rudimenten der Staub-
gefässe, sondern auch 3) in zwitterblüthigen Stöcken vor,
welche ausser den Zwitterblüthen Blüthen mit verschie-
denen Abstufungen der Stempelverkümmerung, also Zwi-
schenformen zwischen ausgeprägten Zwitterblüthen und aus-
geprägten männJichea Blütiien dai'bieteit. Mein früherer
Schüler StcidioBus W. Breitenbach hat mir von ihm ange-
fertigte Zeichnungen der letzteren niitgetheilt.
400. Paris quadrifoiia L Einbeere (S. G5) Fig. 13.
Der mit vier gleichfarbigen Narljen gekrönte dunkelpuv-
purfarbene Fruehtknotcn glänzt, als wenn er mit FlüsBigkeit
benetzt wäre und lockt dadurch Dipteren, z. B. Seatophaga
merdaria, an aieh, die oft auf die Narben auffliegen, den
Fruchtknoten mit ihren ansei nandergelegteu KUaselklappen
betupfen und beiecken, an den StaubgetUssen in die Höhe
marschirend die Fusseohlen oder, wenn es winzige Arten
Bind, auch die ganze Unterseite mit Pollen behaften and
daher auf andere BlUthen fliegend leicht Kreuzung der-
selben bewirken (Näheres siehe im Kosmos, Bd. III,
Seite saß).
(8) Convaliaria multtflora L. Mein Sohn Hermann
Müller beobachtete im Mai 1875 bei Jena als Besucher:
Hymenopterft: Apidae: i) .indrena fasciata Weam. $ sgd.
und Psd.
Iriäeae.
401. Gladiolus palustris Gaud. (Boucheanue Schldl.)
Besucher: Hymeaoptera Apidae: 1} Bombns hortonim
L. 2 agd. (Tekl. Borgst.).
402. Gladiolus communis L. (Nassau, Bnddeberg6/7 73),
Besacher: Hymen optera Apidae: 1) Osmia rufa L. 5 "B^-
2) U. adunca Latr. ^ sgd., in Mehrzahl.
Aroideae (S. 72).
403. Calla palustris L. (Kosmos Bd. III. 8,321— 324.
Fig. III— V) ist als Vorstufe der ausgeprägten Fliegen-
falle unseres Arum maculatum von besonderem Interesse.
Dnreh ihren ekeligen Geruch, der wohl mit ihren Gift-
«äfteu zusammenhängt, ist die Pflanze einestheils gegen
weidende Thiere gescblftzt, anderntbeils in dem Insekten-
besuche, den sie erfährt, schon ziemlich auf fdnlnissstoff-
liebeude und daher vor Ekelgerlichen nicht zurückschreckende
Dipteren beschränkt. Die auf der Innenfläche weisse, ge-
rarte aufgerichtete Spatha steigert bereits die Augenfällig-
a^-.^ ;.. w-m^;^
284
keit des Blüthenstands und gewährt den anfliegenden Dip-
teren einigen Schutz. Die sehr ausgeprägte Proterogynie,
in Folge deren nur kurze Zeit die Staubgefässe der untersten
mit den Narben der obersten Blüthen noch gleichzeitig
entwickelt sind, ermöglicht und begünstigt bereits Fremd-
bestäubung bei eintretendem Insektenbesuche, ohne dieselbe
jedoch zu sichern. So finden wir die Eigenthümlichkeiten,
welche bei Arum in voller Ausprägung vorhanden sind,
hier noch alle auf niederer Entwickelungsstufe. Ich über-
wachte die Pflanze am 18. Mai 1873 an ihrem einzigen
Standorte bei Lippstadt, in einem Sumpfe bei der Süde-
lager Schule, längere Zeit und fand ihre Blüthenstände
von zahlreichen kleinen Dipteren besucht, von denen ich
mehrere Arten Chironomus, Tachydromia sp., Drosophila
graminum Fall, und Hydrellia griseola Fall, einfing. Einige
Spinnen hatten ihre Gewebe in den Spathen von Calla aus-
gespannt; in denselben hingen ebenfalls kleine Dipteren.
Auch einzelne Käfer (Meligethes, 1 Phytonomus polygoni,
1 Sitones, einige Haltica coerulea, 1 Cassida nobilis) sah
ich an die Blüthenstände fliegen, aber ohne dass sie sich
länger aufgehalten oder irgend welche Ausbeute gefunden
hätten.
Durch die in einer Fläche dicht neben einander ge-
drängt liegenden Geschlechtsorgane ist Calla palustris
überdies geeignet, uns eine klare Vorstellung von der Mög-
lichkeit der Ausbildung von Schneckenblüthem zu geben
und E. Warming (Botanisk tidsskrift. 3 raekke 2 bind 1877)
ist in der That geneigt, eine Betheiligung über die Blüthen-
stände kriechender Wasserschnecken an der Befruchtung
von Calla palustris anzunehmen.
Musaceae (S. 74).
Musa. Die * Bananenblüthen sind durch die eigen-
thümliche Beschaflfenheit der Lockspeise bemerkenswerth,
durch welche sie Insekten zu ihrem Besuche veranlassen.
Sie sondern nämlich in grosser Menge eine wenig süsse
Gallerte ab, die man kaum Honig nennen kann. Als Be-
sucher finden sich häufig ganze Schwärme von Trigona
ruficrus Latr. ein. (Fritz Müller, Briefliche Mittheilung).
^gy Orcfddcae (S. 74).
404. Ophrys muscifera Hutls. Fliegenblümchen. Die
sonderbare Blume dieser Pflanze ist bis jetzt eine Rilthsel
gewesen und steht auch in der zweiten Anflage des Dar-
win'seheu Oveliideenwerkes dS??) noch als solcles da.
Ich glaube deshalb diejenigen Vermufhnngen und neuen
Beobachtungen, welche mir dieses Räthsel zu lösen scheinen,
mit einiger Ansführlichkeit hier mittheilen zu sollen.
Als ich vor einigen Monaten den Aufsatz „die I
als untewusste Blumeuzilehter" schrieb (siehe
Ed. III. Heft 4 und folgende) und über die blumenzUcbtenden
Wirkungen der Dipteren nachdachte, kam ich zu der An-
sieht, dass die schwärzlich purpurne Unterlippe des Fliegen-
bltimchens mit ihrem fahlbläulichen nackten Flecke nur
eine Anpassung an die eigenthümliche Geschmacksrich-
tung FäulnissstoSe liebender Dipteren sein könne und dass
gerade diese, mit ihrer schon Chr. Conr. Sprengel he-
kannten Dummheit im Ausbeuten der Blumen, auch recht
wohl geeignet sein mllssten, sich wiederholt zum Belecken
der Scheinnektarien verlocken zu lassen und so gelegent-
lich in der von Darwin angenommenen Weise als Kren-
zungsvermittler zu dienen. leb sprach diese Vermuthung
in dem genannten Aufsatze aus und nahm mir zugleich
vor, noch in diesem Sommer den tbatsächliehen Befrnehtem
des F liege nblttmchens wenn irgend möglich anf die Spar
zu kommen. leb benutzte nun den schönen sonnigen Nach-
mittag d^ 2. Juni 1878, um an dem einzigen sehr
beschränkten Standort, an welchem Ophrjs muscifera bei
Lippstadt wächst, am Rixbecker Hügel, sämmtliche Exem-
plare mit der Lnpe zu untersuchen. Jedes untersuchte
Exemplar wurde sofort durch Umbinden seines Stengels
mit einem Grashalm bezeichnet und der kleine karg be-
graste Hügel so wiederholt abgesucht, dass ich sicher zn
sein glaube, fccin einziges bluhendes Exemplar übersehen
zn haben. Aus der vollständigen Untersuchung aller
Blüthen eines Standortes glaubte ich einige bestimmte
Schlüsse in Bezug auf die'' Thätigkeit der Kreuzungsver-
mittler ziehen zu können und fand mich in dieser Erwar-
Varh. d. EBt. Vit. Jahrg. XXXV. 1, FoIbb. V. Bd. l'J
26G
tung nicht getäuscht. Ausserdem aber lieferte mir diese
Untersuchung nebenbei zwei Ergebnisse, die ausser meiner
Berechnung lagen. Ich fand nämlich zu meiner Ueber-
raschung, dass die bis dahin für völlig honiglos gehaltene
Unterlippe von dem grössten Theile ihrer Fläche, nämlich
von einem breiten mittleren Längsstreifen, der so breit ist,
dass er. den bläulichen Flecken ganz in sich einschliesst,
wenigstens unter normalen Bedingungen in einer gewissen
Entwicklungsperiode, kurz nach dem Entfalten der Blüthe,
Saft absondert, der diese ganze Fläche mit kleinen
Tröpfchen bedeckt. Da auch die beiden knopfiförmigen
Vorspränge an der Basis der Unterlippe wie Tröpfchen
glänzen, obgleich sie nicht einmal feucht sind, so berührte
ich, um mich über die vermeintlichen Tröpfchen des breiten
Mittelstreifens der Unterlippe nicht zu täuschen, diesen
mit der trocknen Fingerspitze und sah dieselbe deutlich
benetzt. Nass ist aber die Unterlippe nur eine verhältniss-
mässig kurze Zeit; etwas später erscheint sie nur noch
von einer dünnen adhärirenden Feuchtigkeitsschicht glän-
zend und auch diese verschwindet alsbald, obgleich das
frische Aussehen und die ursprüngliche Farbe der Unter-
lippe in jungfräulichen Blüthen noch einige Zeit nnver^
ändert bleiben. Man findet daher nicht selten Exemplare^
bei denen keine einzige Blüthe eine Spur von Feuchtigkeit
erkennen lässt, und nur selten ist ausser der jüngsten'
obersten auch noch die nächst tiefer stehende Blüthe mit
einer adhärirenden Feuchtigkeitsschicht oder mit Tröpfchen
bedeckt. Von fünfzig Blüthen, die ich noch frisch nnd in
ursprünglicher Färbung antraf, waren 13 auf der Unter-
lippe mit Tröpfchen bedeckt (nass), 25 von adhärirendar
Feuchtigkeitsschicht glänzend, 12 ohne erkennbare Feuch-
tigkeit.
Die Blüthen derselben Aehre blühen langsam eine
nach der andern auf, und nur selten werden mehr als die
beiden oberen noch vollständig frisch und in ursprünglicher
Färbung angetroffen.
Die übrigen (ich fand bis zu 6 entfaltete an einer
Aehre) sind, wenn sie unbefruchtet geblieben sind, um so
mehr entfärbt und welk oder verschrumpft, je tiefer sie
8tehen. Die Befruchtung beschleunigt aber die Entiarbnng
und das Welken der Unterli]ipe in dem Grade, dasB, wenn
z. B. TOD den beiden obersten noch frischen BUlthen der-
selben Aehre die oberste jüngste befruchtet wird, während
die unter ihr stehende ältere jungfräulich bleibt, die erstere
alsbald sich cottärbt und welkt, während die letztere ihr
jungfräuliches Anaehen noch längere Zeit bewahrt. Ausser
der Entdeckung des Saftes wai- ein zweites, weniger uner-
wartetes Ergebnias nieiuer Untersuchung, dass icli wirklich
eine Fliege (Sarcopbaga') auf der Unterlippe sitzen und an
den Tröpfchen lecken sah. Sie flog zwar bei meiner An-
näherung fort, ohne noch bis zu einem der ycheinnektarien
gelangt zu sein, und ein Pollinium entfernt zu haben; aber
meine V er muthnng, dasa es Fäulnissstoff liebende Dipteren
sind, die durch die dunkelpurpurne und blassbläuliche
Farbe der Unterlippe angelockt werden und als Krenzunga-
vermittler dienen, scheint mir trotzdem durch diese Be-
obachtung hinreichend bestätigt zu sein.
Die EinzeluntersuchuDg aller Exemplare des StaDdortea ergab
Folgendes: £a wereti 37 blühende Exemplare vorhanden, 4 mit ja
2, 11 mit je 3, 11 mit je 4, 5 mit je 5, 6 mit je Ö, zusammen mit
146 ectfalteten Bliitheo. Von dieeeu 37 hatten weit über die Hälfte,
nämlich 21 Exemplare mit 80 Bliithen, noch alle Pollinien in ihren
Tasolien und alle Narben noch unbelegl; die übrigen 16 Exemplare
lieweD folgende unzweideutigen Spuren stattgehabter Insekteuthätig-
keit erkennen:
Exemplar Nr. 1. 3 Blüthen, die oberste nouh friscli, mit
nasser Unterlippe. In der 2. Bliithe sassen die Stiele der Staulj-
kölbchen noch in den TascheD, die Staubkölbchen selbst n'OLren
darans li ervorgezogen ; eines derselben lag an der Narbe.
Nr. 2. 3 Bliithen, die oberste noch friscli, mit nasser Unter-
lippe. Aus der zweiten Blüthe war 1 Pollinium entfernt, die Narbe
war unbelegt.
Nr. 3. 2 Blütheu, die oberste frisch und feucht. In der
unteren älteren war 1 Pollinium entfernt, die Narbe mit Pollen be-
legt, daa Ovarium etwas angeschwollen-
Nr. 4. 4 fllüthen, die oberste frisch und uas3. In der zweiten
Blüthe war ein Pollinium entfernt, die Narbe mit Pollen belegt, der
Fruchtknoten angesch wollen,
Nr. 5. 3 Blüthen, die oberste der Dnterhppe beraubt, sonst
unversehrt, die mittlere ganz verwelkt, eines Polliniums beraubt, Narbe
288
unbelegt (a) ; an der untersten der Fruchtknoten stark angeschwollen,
das übrige abgefallen (b).
Nr. 6. 4 Blüthen, die beiden obersten frisch, ihre Unterlippe
schwach feucht. In der zweiten Blütbe war 1 Pollinium aus seiner
Tasche gezogen ; es hing mit dem Stiele nach oben au dem benach-
barten schmalen Blumenblatte ; die Narbe war nicht belegt.
Nr. 7. 3 Bluthen, die oberste frisch, mit nasser Unterlippe.
Aus der untersten Blüthe war 1 Pollinium entfernt; alles Uebrige
intact.
Nr. 8. 5 Blüthen, die 4. noch frisch, aber die Unterlippe nicht
feucht, die 5. erst halb entfaltet, noch nicht feucht. Aus der 4. Blüthe
war ein Pollinium entfernt, das andere aus seiner Tasche gezogen,
aber an derselben hängen geblieben, alle Narben unbelegt.
Nr. 9. 5 Blüthen, nur die oberste noch frisch, aber die
Unterlippe nicht feucht. In der dritten Blüthe war ein Pollinium
aus seiner Tasche gezogen aber an derselben hängen geblieben, die
Narbe unbelegt.
Nr. 10. 6 Blüthen, die beiden obersten noch frisch, die vor-
letzte mit feuchter, die letzte mit nasser Unterlippe. In der untersten
Blüthe 1 Pollinium entfernt, die Narbe unbelegt (a), in der zweiten
die Narbe mit Pollen belegt, beide Pollinien noch am Platz (b).
Alles Uebrige intact.
Nr. 11. 2 Blüthen, beide entfärbt. Bei der unteren Blüthe
sind beide Pollinien herausgezogen, das eine entfernt, das andere an
seiner Tasche hängen geblieben, die Narben unbelcgt (a). Bei der
oberen Blüthe sind beide Pollinien entfernt; die Narbe ist dicht
belegt, (b)
Nr. 12. 6 Blüthen, die oberste noch frisch, aber die Unter-
lippe nicht feucht. In der ersten Blüthe 1 Pollinium entfernt, die
Narbe belegt, das Ovarium sehr stark angeschwollen (a). In der
zweiten Blüthe beide Pollinien entfernt, die Narbe belegt, das Ova-
rium sehr stark angeschwollen (b). Dritte Blüthe intact. In der
vierten Blüthe 1 Pollinium entfernt, die Narbe unbelegt (c). In der
fünften Blüthe ebenfalls 1 Pollinium entfernt, die Narbe unbelegt
(d). Die sechste Blüthe intact.
Nr. 13. 6 Blüthen, die oberste noch frisch, ihre Unterlippe
feucht, 1 Pollinium entfernt, Narbe dicht mit frischen Pollen-
packetchen belegt, also ganz kürzlich besucht (e). BliUlhe 1 : Pollinien
am Platz, Fruchtknoten sehr stark angeschwollen (a). Blüthe 2 intact.
Blüthe 3, 4, 5 je 1 Pollinium entfernt, Narbe intact (b, c, d).
Nr. 14. 5 Blüthen, die 2 obersten frisch, die oberste mit
feuchter Unterlippe. Blüthe 2: Beide Pollinien aus den Taschen ge-
zogen, eines an der Narbe liegend, während sein Stiel noch in der
Tasche sitzt, Fruchtknoten nicht angeschwollen (a). Blüthe 4: Ein
FoUinium aus der Tasche hängend, -nährend sein Stiel nach in der-
•elbea sitzt; sonst Alles intact, alle Narben, iinbelegt (b|.
Nr. 16. 4 Blüthen, die beiden obersten noch frisch mit feuchter
Unterlippe. Blüthe 1: £iu rollinium entfernt, Narbe intact (b)
Blülhe 2: Beide Pollinien entfernt, Narbe intact (b|. Släthe 3. Ein
Follinium entfernt, bei dem anderu ist der klebrige Ballen and der
Stiel etwas in die IlÖbe gezogen und steht frei hervor, das Pollinium
seibat aitat noch in der Tasche, Narbe intact (c). Blüthe 4; intact.
Nr, Iß. 5 Blüthen, die beiden obersten noch frisch mit
feuchter Cnterlippe, die unterste Blüthe eines Polliniums beraubt.
Narbe nicht belegt, alles übrig-e intact.
Ans dieseu Beobachtungen, welche sämmtliche Bititben
eines bestimmten Standortes an einem bestimmten Tage
während der Höhe der Blöthenentwicklung umfassen, lassen
sich nun, Jedenfalls mit grösserer Sicherheit als beim Her-
ansgreifen beliebiger Exemplare, in Bezug auf dieThätig-
keit der besuchenden Insekten gewisse allgemeine Schlüsse
ableiten, nämlich:
1) Der Insektenbesnch des Fliegenblllmchens
ist ein sehr spärlicher.
Von 146 Blüthen, von denen nur etwa ein Drittel (50) nooh
frisch waren, zeigten nur 29, also nicht ganz 20 Procent, Spuren
stattgehabten luaektenbesuchs. Ueber die Hälfte sämmtlicfaer Stöcke
war anscheinend völlig uiibesucht geblieben.
2) Die meisten dem Fliegen hl timcben an
Theil werdenden Insektenbesuche sind überdiess
für die Vermittlung seiner Kreuzung wirkungsloi
Von den 29 Blüthen, welche Wirkungen stattgehabten Insekten-
besuches neigten, hatten (abgeseben von des auf die Narben der-
selben Blüthen geschleiften Pollinien) nur 9 belegte Narben odei
an gesch wollene Froehl knoten (nämlich Nr. 3, 4, 5*>, 10*', IV', 12». "'
18», 13"); es waren also nur 31 Procent der bcaoGhteii (etwas
6 Procent aämmtlioher) Blüthen normal befruchtet worden.
3j Dass von den besuchtenBlüthen so wenige
befruchtet werden, hat zum gvössten Theile iu
der ünstetheit der Besucher, Kuni geringeren
Theile in der Unregelmilssigkeit ihrer Beweg-
ungen seinen Grund.
Da es nSmlioh nur sehr selten vorkommt, das» das besuchende
Insekt die Narbe mit Pollen belegt, ohne zugleich ein Pollinium
oder auch beide derselben Blüthe za entfernen (es wurde dies nur
'-A--fi
290
bei 10^ und 13^ beobachtet), so lässt sich daraus, das aus 24 Blüthen
ein oder beide Staubkölbchen entfernt, aber nur in 7 derselben die
Narbe belegt war, scbliessen, dass die meisten Besucher nur eine
einzige Blüthe besucht haben. Hätte jeder Besucher wenigstens 2
Blüthen besucht, so müssten (wenn wir von den Ausnahmeföllen 10^
und 13^ abgehen) wenigstens halbsoviel Blüthen befruchtet, ais eine»
oder beider Pollinien beraubt sein; thatsächlich aber waren noch
nicht einmal ^/g (V,«) so viel Blüthen befruchtet, als eines oder
beider Poilinien beraubt. Ueber die Hälfte der besuchten Blüthen
ist also deshalb unbefruchtet geblieben, weil die Besucher so unstet
im Aufsuchen derselben Pflanzenart sind, dass sie meist schon nach
dem Besuche einer einzigen Blüthe der Pflanzenart wieder untreu
werden.
Von der Unregelmässigkeit ihrer Bewegungen, auf welche also
nur der kleinere Theil der Schuld fallt, gibt folgende Zusammen-
stellung ein treues Bild: Von den 29 nachweislich besuchten Blüthen
wurden in 2 (10^ und 18<^) die Narben mit fremdem Pollen belegt,
die Pollinien unberührt in ihren Taschen gelassen; in 8 Blüthen
(6, 9, 14^) wurde ein Pollinium herausgezogen, es blieb aber an seiner
Tasche oder benachbarten Blüthentheilen hängen ; in etwas über der
Hälfte der FäUe, nämlich in 15 Blüthen (2, 3, 4, 5», 7, 10», 12», 12«, 12«,
13'>, 13<*, 13«, 13«, 15», 16) wurde ein Pollinium entfernt, das andere
blieb an seinem Platze, aus 3 Blüthen (ll'>, 12^, 15^) wurden beide
Pollinien entfernt; aus 4 Blüthen (8 11», 14», 15^) wurde ein
Pollinium entfernt, das andere aus seiner Tasche gezogen, aber an
dieser oder an der Narbe derselben Blüthe hängen gelassen; in einer
Blüthe (1) waren beide Pollinien aus ihren Taschen gezogen, aber
nicht entfernt, eines an die Narbe derselben Blüthe geklebt ; in einer
Blüthe endlich waren die Pollinientaschen abgefallen, so dass sich
die Wirkung des Besuchers auf die Pollinien nicht mehr er-
kennen liess.
4) Der spärliche Besuch vertheilt sich auf
einen sehr langen Zeitraum.
Von den 9 befruchteten Blüthen hatte nur eine einzige ganz
frischen, jedenfalls erst an demselben Tage daraufgebrachten Pollen
auf ihrer Narbe; die Befruchtung der übrigen vertheilt sich auf
einen Zeitraum von wenigstens 14 Tagen, denn 14 Tage vorher
blühten schon eine Anzahl dieser Fliegenblümchen. Von den be-
fruchteten BlüthcR aber waren 2 (12a, 13a) die untersten an Sten-
geln mit 6 Blüthen, also jedenfalls zuerst mit aufgeblüht.
Dass nun das Fliegenblttmchen nur ziemlich selten von
Qitöteten, in ihren Bewegungen auf den Blumen wenig
regelmitosigen Gästen besucht wird, würde im Verein mit
291
den zum Betupfen und Belecken einladenden Scheinnek-
tarien, der schwäralichpurpurnen Farbe des sammtartigen
und der fahlbläulichen Farbe des nackten Theib der
Unterlippe an sich schon mit grösster Wahrscheinlichkeit
auf Fäulnissstoffe liebende Dipteren als Erenzangsvermittler
schliessen lassen. Nachdem nun überdiess festgestellt ist,
dass sich die Unterlippe mit Tröpfchen bedeckt, welche
von Sarcophaga geleckt werden, kann an der Richtigkeit
dieses Schlusses kaum noch gezweifelt werden.
(18) Orchis maculata L (S. 85) wird auch von Käfern
besucht und befruchtet. Nach Ch. Darwin (zweite Auflage
des Orchideen werks p. 16. Anm.) fing ein Herr Girard einen
Bockkäfer, Strangalia atra, mit einem Büschel von Staub*
kölbchen vorn am Munde. Dr. 6. Leimbach in
Wattenscheid theilte mir brieflich mit, dass er am 17. Juni
1876 im Ruhrthale einen 15—18 mm langen Bockkäfer an
den Blttthen von Orchis maculata gefunden, der am Kopfe
einen grossen Büschel von Pollinien — über 30 Stück —
trug. Strangalia atra scheint (nach den Exemplaren meiner
Sammlung) höchstens eine Länge von 12—14 mm zu er-
reichen. Der von Dr. Leimbach beobachtete Ceramby-
cide dürfte also wohl eine andere Art gewesen sein. Die
Hartnäckigkeit, mit welcher dieser Käfer seine Versuche
wiederholte, obgleich er doch nicht die mindeste Ausbeute
haben konnte, ist ein bemerkenswerther Beleg flir die schon
mehrfach von mir nachgewiesene Dummheit der Käfer im
Ausbeuten der Blumen.
Auf Umbelliferen neben der von dem Bockkäfer be-
suchten Orchis maculata fand Dr. Leimbach eine Pyro-
chroa pectinicornis F. mit 3 Pollinien dieser Orchisart an
ihren Mundtheilen.
405. Orchis tridentata Scop. Mein Sohn Hermann
Müller sah im Mai 1875 bei Jena Bombus hortorum L.J
die Blüthen wiederholt besuchen und sich die Pollinien an
die Stirne kitten.
Gramineae (S. 87).
Die Familien der Gramineen und Cyperaceen sind
durchaus windblüthig, doch locken auch ihre Blttthen bis-
292
weilen ihrer Nahrung wegen in der Luft amberfliegende
Innekten zu wiederholten Benuchen an sich. Ich halte es
ftir der Mühe werth, derartige Fälle zu verzeichnen. Denn
da die ältcHten Phanerogamen, die Archispernien (Gymno-
Hpennen), Hämmtlich windblüthig sind, so muss die erste
An|)aH8ung von ßlUthen an die Krenzungsvermittlung dnrch
Insekten an Windblüthlem erfolgt sein, welche von ihrer
Nahrung wegen in der Luft umherfliegenden Insekten be*
sucht wurden.
Bromus mollis L. Am 22. Juni 1873 früh 10 Uhr
bei brennendem Sonnenschein sah ich an einem mit Bro-
mus mollis und Erodium cicutarium bewachsenen Abhänge
am Wege von Lippstadt nach Cappel 4 oder 5 Exemplare
von Leptura livida in der Luft schweben. Jedes flog nach
längerem Schweben, wie es sonst oft vor dem Anfliegen
an eine Blume ausgeübt wird, an eine blühende Aehre von
Bromus mollis, aus welcher die gelben Staubgefässe her-
aushingen, lief eilig an dem Blüthenstande auf und ab,
bisweilen die Mundtheile bewegend, aber von den Antheren
keine Notiz nehmend, und flog, nachdem es fast alle Aehr-
chen des Blüthenstandes abgelaufen hatte, ohne irgend
etwas zu erlangen, auf einen anderen Stock, auf welchem
es dasselbe Umhersuchen wiederholte. Eines der Exem-
plare sah ich vor dem Ueberfliegen zu einem anderen
Stocke sich Fühler und Mundtheile mit den beiden Vor-
derbeinen putzen, welche letzteren es abwechselnd ge-
brauchte.
Es ist dies ein weiterer bemerkenswerther Beleg für
die Dummheit der Käfer in der Ausbeutung der Blumen.
(Vgl. Orchis maculata!)
Brachypodium pinnatum P. B. sah ich am 6/7 73 bei
Mühlberg in Thüringen häufig von Malachius viridis F. be-
sucht, welcher, offenbar durch di^ goldgelbe Farbe der
Antheren angelockt, an diesen herumkroch und den Pollen
und die Antheren selbst verzehrte.
An Agro8ti8 alba L. sah ich am 27. Juli 73 im
Fichtelgebirge eine Schwebfliege, Melanostoma mellina L.
mit den Mundtheilen an den Antheren beschäftigt.
Cyperaeeae. (S. 88).
An Carex montana L. sab ich am 14/4 73 im Hasen-
winkel bei Mllblherg in Thüringen zahlreiche Honigbienen
emsig und andauernd Pollen sammeln.
Scirpus lacustris, maritimus und Eriophorum angusti-
folilin) sind ausgeprägt proterogyn, indem die Stauhgefässe
erat nach völligem Verwelken der Narbe ans der BlUthen-
hillle hervortreten. Im nördlichen Norwegen soll, nach
J. M. Normann, Eriophorum anguatit'olium sowohl
zwitterblöthig als getrenntgeschlechtig vorkommen (Bota-
niaka Notiser 1868. p. 12).
Butomeae.
406. Butomus umbellatus L. Die Blmhen sondern
aus den 6 Zwischenräumen zwischen der Basis je zweier
Frachtblätter den Honig in 6 Trfipfclien ab, welohe,
gerade von oben gesehen, unmittelbar sichtbar und all-
gemein zugänglich sind. Durch ziemlieh ausgeprägte
Proterandrie ist bei reichlichem Insektenbesuehe Kreuzung
gesichert (Sprengel S. 2;M. Tat". XXI, 35. Taf. XXIV,
16— If). Bei ausbleibendem Insektenbesuehe aber bleiben
die Äntheren bis zur vollen Entwicklung der Narben noch
reichlich mit Pollen behaftet, kommen zum Theil von
Belbst mit den Narben in Berührung und bewirken so Sich-
selbstbestäabung.
Als Besucher habe ich an dieser bei Lippstadt sehr
spärlich vorkommenden Blume nur Hymeuoptera; Sphe-
gidae: 1) Gorytes Fargei Shuk. (campestris L.) cT sgd.
beobachtet.
Urticaceae. (S. 90),
Aach die durchaus windbllithige Familie der Urtica-
ceen bietet, ebenso wie die der Gramineen und Cyperaceen
zur Beobachtung von Insektenbesnchen an Windbliltben
bisweilen Gelegenheit. An den BlUthen der Ubnen sind an
sonnigen Frühlingstagen zahllose Honigbienen mit PoUeu-
sammelü beschäftigt, An der grossen Brennoessel sah ich
(14/6 .73) einen Syrphus mit gelben Querbinden (vermuth-
lich arcnatuB Fallen) wiederholt vor den Blftthen schweben,
294
dann auf dieselben zuschiessen und die Staubgefässe mit
den Rüsselklappen bearbeiten. (Er entwischte mir.)
Urtica urens L. gehört zu denjenigen Pflanzen, welche
in Gärten unserem Vemichtungskarapfe gegen die „Un-
kräuter" am erfolgreichsten Widerstand leisten. Wieder-
holt auf das sorgfältigste ausgejätet kommt sie immer von
neuem wieder zum Vorschein, und zwar so dicht, als ob
sie gleichmässig über die Gartenbeete ausgesät wäre.
Welchen vortheilhaften Eigenthümlichkeiten verdankt sie
diesen Erfolg? Kaum haben sich ausser den beiden Keim-
blättern die beiden ersten Blattpaare entfaltet, so entwickeln
sich auch schon in den Achseln des untersten Blattpaares
die winzig kleinen weiblichen Blüthen, von weniger als
1 mm Länge und Va mm Durchmesser, zur Reife. Jede
derselben besteht aus einem Fruchtknoten, der mit einem
Büschel glasheller, strahlig divergirender Narbenhaare ge-
krönt ist und bis etwas über die Mitte von 4 grünen, mit
glashellen Brennhaaren bewaffneten BlttthenhüUblättern
umschlossen wird. Etwas später entwickeln sich neben
ihnen in denselben Blattachseln auch männliche Blüthen
von etwa 4mal so grossem Durchmesser zur Reife. Jede
derselben enthält, von 4 ebenfalls mit Brennhaaren be-
waffneten Hüllblättern umschlossen, 4 Staubgefässe und
mitten zwischen denselben einen grünen scheibenförmigen
Körper, der vielleicht als Rudiment eines Fruchtknotens
betrachtet werden kann. Die 4 Staubfäden sind der Innen-
seite der 4 BlttthenhüUblätter an der Mitte ihrer Basis an-
gewachsen und so stark nach Innen gekrümmt, dass die
sehr dicken, an ihren Enden befestigten Staubbeutel fest
im Grunde der halbgeöffneten Blüthe eingeklemmt liegen.
Die einwärts gekrümmten Staubfäden befinden sich in einer
nach aussen gerichteten Spannung, die sich mit ihrem
Längenwachsthum mehr und mehr steigert, bis sie endlich
den Widerstand überwinden, die eingeklemmten Staubbeutel
losreissen und sich, den Blüthenstaub der plötzlich auf-
springenden Staubbeutel weit ausschleudernd, gerade nach
oben und aussen strecken. Unabhängig also von den
Launen- besuchender Insekten, unabhängig sogar vom
Winde wird dnrch diesen Anssehlender - Meehanismns
2J5
wenigstens stets eine Kreuzung zwischen benachbarten
Stöcken bewirkt. Und zu dem Vortheile des raschen
Bliihens und der regelmässigen Kreuzung, die bei windigem
Wetter auch ferner stehende Stöcke betreflfen wird, kommt
dann drittens noch der Vortheil rascher Frnchtreife.
Grassulaceae. (S. 90).
(21) Sedum reflexum L Dr. Buddeberg schickte
mir von Nassau folgende den Blttthen dieser PiSanze (im
Juli 1873 und 75) entnommene Besucher mit Angabe der
beobachteten Thätigkeit:
A. Hymenoptera: Apidae: 3) Anthidium oblongatum Latr. ^
sgd. 4) A. punctatum Latr. $ ^ sgd., in Mehrzahl. 5) Halictus
sexnotatus K. $ sgd. 6) H. morio F. J sgd. B. Diptera: Musci-
clae: 7) Anthomyia sp. Pfd. Syrphidae: 8) Syrphus arcuatus Fall.
sgd. C. Lepidoptera: Bhopdlocera: 9) Epinephele Janira L. (^ Bgd.
Ich selbst sah in den Vogesen (5/7 74) 10) Vanessa urticae L. sgd.
407. Sedum album L. Die Blüthen sind noch weit
ausgeprägter proterandrisch als diejenigen von S. acre, so
dass Sichselbstbestäubung in der Regel auch bei ausblei-
bendem Insektenbesuche kaum erfolgen kann. Von den
10 Staubgefässen entwickeln sich erst die 5 äusseren, mit
den Blumenblättern abwechselnden zur Reife, nicht gleich-
zeitig, sondern nach einander; sodann die 5 Innern, und
zwar mit dem letzten äusseren gleichzeitig das erste
innere. So lange die Entwicklungsperiode der Staubge-
fässe dauert, sind die 5 Stempel in der Mitte der Bltithe
zu einer Spitze zusammen geneigt, ihre Narben noch nicht
entwickelt. Erst wenn alle Staubbeutel bereits abgefallen
sind oder 1, höchstens 2 vertrocknete und entleerte noch
an den Staubfäden sitzen, spreizen sich die Stempel aus
einander und entwickeln ihre Narben. Aber auch jetzt
sind die Staubgefässe noch viel weiter nach aussen ge-
bogen, so dass selbst, wenn bei ausbleibendem Insekten-
besuche-eine grössere Zahl von Staubbeuteln an den Staub-
fäden sitzen und mit Pollen behaftet geblieben sein sollten,
Sichselbsthestäubung kaum erfolgen kann. Die Nektarien
bilden 5 gelbe Schüppchen am Grunde der 5 Fruchtblätter^
zwischen je einem von diesen und dem davor stehenden
•»."^^
296
Staubfaden. Honig suchende Insekten stecken daher den
Kopf oder Rüssel zwischen Staubgefässen und Stempeln
in den Bltithengrund und behaften sich in jüngeren Blüthen
mit Pollen, den sie in älteren an den Narben absetzen.
Pollen fressende Dipteren und Pollen sammelnde Bienen
berühren wegen der Kleinheit der Blüthen unvermeidlich
auch die Narben, und sind also ebenfalls zur Kreuzungs-
vermittlung geeignet. — Ich fand (26/7 73) an den son-
nigen Granit- Felsen der Luisenburg im Fichtelgebirge die
Blüthen von Sedum album ausserordentlich reich von In-
sekten besucht; die hier beobachteten Arten sind in der
nachfolgenden Besucherliste ohne weitere Standorts -An-
deutung gelassen. Andere ebenfalls im Juli 1873 an Blüthen
von Sedum album beobachtete Besucher schickte mir Dr.
Buddeberg von Nassau zu (N. B.).
Besucher: A. Hymenoptera: Apidae: 1) Psitliyrus quadri-
color Lep. c^ ggd. 2) Halictus albipes F. ^T ^g^. 3) H. flavipes
F. $ 8gd. 4) fl. interruptus Pz. $ sgd. (N. B.) 5) Prosopis armil-
lata Nyl. 2 sgd. (N. B.) C) P. signata Pz. (^ sgd. 7) Chelostoma
campanularum K. $ Bgd. Sphegidae: 8) Ammopbila sabulosa L. c^ sgd.
B. Diptera: Muscidae: 9) Echinomyia grossa L. sgd. 10) E. fera
Pz. sgd. Bombylidae: 11) Bombylius canescens Mik. sgd. (N. B.)
C. Coleoptera: Byrrhidae: 12) Byrrhus pilula L. sgd. Ceramhycidae :
13) Leptura maculicornis De Geer sgd. häufig.
Saxifrageae, (S. 92).
408. Saxifraga granuiata L. Ich habe diese Blume,
welche bei Lippstadt nicht vorkommt, in meinem Garten
gezogen, die Blüthen in verschiedenen Stadien der Ent-
wicklung gezeichnet und mich dadurch überzeugt, dass
ihre ausgeprägt proterandrische Bltitheneinrichtung von
Sprengel (S. 242. 243) ganz vortrefflich beschrieben
worden ist, ebenso wie ihre Befruchtung durch eine Schmeiss-
fliege (Musca vomitoria). Ich beschränke mich daher auf
die Mittheilung der mir bekannt gewordenen Besucher.
A. Hymenoptera: Apidae: 1) Andrena Sohrankella Nyl. ^
ßgd. 2) Halictus nitidinsculus K. $ sgd. und Psd. 8) H. malachurus
K. 5 sgd. und Psd. 4) H. minutissimus K. $ sgd. und Psd.; alle
vier Mai 73. (N. B.) 5) H. morio K. $ sgd. und Psd. ; 5/73 Lipp-
Ttadt; desgl. 5/75 Jena. (H. M.) Tenthredinidae: 6) Cephus sp. Bgä.
5. TS. Jena. |H. M.) B. Diptera: Empidae: 7) Empia teseelata F. sgd,
St/rphidae: 8) EristnÜB arbiistorum L.sgd. C. Coleoptera: Cureu-
lionidae: 9) Gymnetron gramiois Gylh.; die drei letztoa 5.73. (N. B.)
Sermfstidae : 10) Aothrenua Scrophiilariae L.; 5. 73 Lippatadt.
409. Saxifraga tridactylites L (Fig. 14. lö.) Ich
nahm AnfaDg April 1877 Exemplare in Kuoape vomStadt-
wail in Soest mit nach Hause und liess sich dieselben im
Fenster meines Zimmers bis zur Frnclitreife entwickeln,
Die BlUthenentwicklnng verlief bo abweichend von
den Angaben SprengeTs (S. 244. 245), daea ich mich
veranlasst finde, meine Beobachtung mitzutheilen.
Sobald die kleinen, wenig in die Augen fallenden
Blüthen sich Öffneten, waren die Narben schon entwickelt.
Die Staubgefässe sprangen kurae Zeil darauf auf^ erst die
mit den BInnien blättern abwechselnden, eines nach dem
andern, dann die vor den Blumenblättern stehenden. Die
Staubgefässe kamen regelmässig von selbst mit den mit
haarförmigen Papillen besetzten Narben in Berührung, und
die auf diese Weise stets sehr l'rlih erfolgende Sichselbst-
bestäuhung war von voller Fruchtbarkeit begleitet. Bei
trübem regnerischem Wetter blieben die BlUthen ge-
schlossen, oder schlössen sich wieder, wenn sie vorher
bereits geöflnet waren. Auf dem Nektarium, welches die
Griffel als gelber Heischigcr Ring umsehliesst. war unter
solchen Umständen von Honig keine Spur zu entdecken.
Bei Sonnenschein in den Mittagsstunden glitzerte das Nek-
tarium von kleinen Tröpfehen.
Sprengel sagt, Saxifraga tridactylites habe mit S.gra-
nnlata, die er ganz richtig als sehr ausgeprägt proteran-
driseh beschreibt, eine gleiche Einrichtung und ftthrt eine
Stelle Linnß's an {sub floreseentia gemien styio stigmati-
busque destitutum), welche ebenfalls nur so gedeutet wer-
den kann, dass sich Griffel und Narbe erst nach dem
Verblühen der Staubgefässe entwickeln. Wenn Linnö'a
und Sprengel's Beobachtungen richtig sind, was zu be-
zweifeln ich keinen Grund sehe, so muss also S. tridacty-
lites an manchen Orten ausgeprägt proterandriseh, an an-
deren homogam oder selbst schwach proterogyn und sich
regelmässig selbst befruchtend vorkommen.
.4
298
(23) Bergenia (Saxifraga) crassifolia L. (8. 94).
Weitere Besucher: Hymenoptera: Äpidae: 3) Bombus pra-
torum L. $ sgd. (15/4 76).
410. Chrysosplenium oppositifolium L bat protero-
gyne Blüthen mit langlebigen Narben, wäbrend diejenigen
des Ch. alternifolium bomogam sind. Exemplare, welche
ich Anfang Mai 1875 in meinem Zimmer blühend hielt,
wurden begierig und andauernd von einigen Coccinellen,
welche am Fenster desselben tiberwintert hatten und von
einigen Fliegen besucht, welche die sehr deutlich sicht-
baren Honigtröpfchen genossen. Es fanden sich so als
Besucher ein:
A. Coleoptera: CocctneUidae: 1) Coccinella impustulata L.
2) C. bipunctata L. ß. Diptera: Muscidae: 3) Musca domestica L.
4) Cblorops scalaris Mgn.
Eibesiaceae (Grossulariaceae). (S. 94).
Die in unseren Hecken und Gärten wachsenden Ribes-
arten bilden eine interessante Stufenleiter von völlig offenem,
allgemein zugänglichem zu tief geborgenem, nur einem
engen Besucherkreise zugänglichem Honig, mit ungestörter
Beibehaltung der Regelmässigkeit der Blumenform. An
dem einen Ende der Reihe steht Ribes alpinum, welches
seinen Honig in ganz flachen Schalen auch kurzrtisseligsten
Insekten leicht erreichbar darbietet. Schon weit tiefer aus-
gehöhlt ist die auf ihrem Boden mit Honig bedeckte Schale
bei R. rubrum (Fig. 16), sie ist hier ungeföhr halbkugelig,
nur nach aussen stärker erweitert. Die nach unten ge-
richteten Glöckchen der Stachelbeere, R. Grossularia (Fig.
17), übertreffen diejenigen von R. rubrum kaum an Tiefe ;
sie sind aber gegen den Eingang hin etwas verengt, durch
vom Kelchrande und vom Griffel starr abstehende, den
Grund des Glöckchens mit einem Gitter verdeckende Haare
und namentlich durch die nach unten gekehrte Stellung
des Glöckchens Fliegen schwerer zugänglich und Bienen
in höherem Grade angepasst. Merklich tiefer, fast kuglig,
noch mehr auf Bienen beschränkt sind die ebenfalls nach
unten gekehrten Blumenglocken von Ribes nigrum (Fig. 18).
Bereits röhrig, wenn auch kaum tiefer als bei R. nigrum
5299
(8 mm), aber durch die aufrecht Btehenden Blnmenbltttter
stärker verlängert (bis über 5 mm) sind die Blttthen von
ß. sanguineum (Fig. 19), die daher trotz ihrer ziemlich
aufrechten Stellung ebenfalls in der Regel nur von Bienen
besucht werden. Endlich bilden die^ltithen von R. anream
(Fig. 20) 10—11 mm lange Röhren, welche durch die eben-
falls aufrecht stehenden Blumenblätter noch um 3 mm ver-
längert werden und daher nur von sehr langrtisseligen
Bienen ausgebeutet werden können. Fremdbestäubung bei
eintretendem Insektenbesuche ist bei R. alpinum durch
Zweihäusigkeit, bei allen übrigen durch die gegenseitige
Stellung der Staubgefässe und Stempel gesichert, die in
verschiedenen Bltithen in wechselnder Weise von entgegen-
gesetzten Seiten der Besucher gestreift werden. Bei den
zwitterblütb igen Arten scheint, da sie homogam sind, die Mög-
lichkeit der Sichselbstbefruchtung nicht ganz ausgeschlossen.
Bei Ribes sanguineum und aureum bleiben ^ie Blü-
then noch längere Zeit nach dem Verblühen erhalten und
steigern durch Intensiverwerden der Färbung die Augen-
fälligkeit der Blumengesellschaft sehr erheblich, während
dieselbe gesteigerte Farbenintensität den einsichtigeren Be-
suchern auf den ersten Blick die bereits verblühten Blu-
men verräth. Bei Ribes sanguineum sind während der
Blüthezeit die Blumenblätter rein weiss. Nachdem die
Staubgefässe entleert, die Narben befruchtet sind und die
Nektarien aufgehört haben, Honig zu secerniren, färben
sie sich immer dunkler rosen'roth; auch der Kelch wird
intensiver carminroth. Die Bienen, welche sich als Be-
sucher einfinden, halten sich aber an die noch mit weissen
Blumenblättern versehenen Blüthen. Aehnlich ist es bei
Ribes aureum. Die anfangs hellgelben Blumenblätter fär-
ben sich, nach dem Verblühen der Staubgefässe und Griffel,
von den Spitzen aus nach abwärts fortschreitend, carmin-
roth, auch fahren die Blüthen fort zu duften. Sie fungiren
also ebenfalls nach eirfolgter eigner Befruchtung, noch im
Dienste der Gesellschaft, die AnlocdsLung verstärkend, weiter.
Ein derartiges Verhalten ist offenbar nur bei Blumen
möglich, die sich bereits einem engeren Kreise einsich-
tigerer Besucher angepaßst haben, da sonst das vergebliche
lo:
Ijid'^jtta. "^'iis^llst j'jurA, M-5^LaciyTnzi jfüjcnse. FinziAna
r><^ip;no Ui^rTiv«! ':'fiier5-M:>!i: EL ib=«*-II p. 2^» hat
AT.*-;-** ^!ne ErkiAm^ de* Farjenwti^häelä der BI^Aen von
s'^/rir^rrrt. ^.^t: fci^a'^Lem die rjerriiä Ter't>I^;eii Blumen als
Affl/^rift Fi^ir.ftTkbar zn mzfthr:n und »iad^ireh TeKebliehes
?fr,\ÄT^^ xn ersparen. Da.* kann aber er*t in rsreiier Li-
fi\H \ri i^^ra/:bt koramen. Elenn käme e$ b^:«^!^ darauf an^
?j/^ worden hlStben mit solchem Farbenweehael vor »-flehen,
die nnTnitteibar nach dem Verblühen weiten «i^der abtallen^
nicht daü minderte voraas haben. Thatsaehlieh &llen aber
die ^anz^en Blitmen^e$ellsehaften dnreh das Bleiben und
i^ieh intensiver Färben der verblühten Blomen weit >tärker
in die y\agen und locken dadurch reichlicheren Insekten-
ti^^ti/;h an Mich, der freilich erst dadurch, dass die ver-
blühten Bl Urnen als «solche leicht kenntlich sind, von vollem
Nntzen mm kann«
(20; Ribes rubrum L (Fig. 16) Besucher :
Hymenoptera Apiäat: 5) Apis mellifica L* ^ sgd. and Päd.
(11) Ribes Grossularia L (Fig. 17). Besucher:
A, Jlyinenoptera: Ajddae: 6; Andrena albicans E. c/*?^^
nnd Psd, (N. B.; 8) A. fulva Schrk. $ </ »^^ 'ind Psd. (N. B). 14)
Andrcna fa«ciata Wesm. r/* sgd. fN. B.) 15) A. nigroaenea K, ^^
»f(4. rN. B.) 16) A. panrula K. J P8d.(y.B.) 17) A. Smithella K. $
Ped. ^iN. U.) 18) Halictus cylindricns E. ^ Psd. (Thür.) B. Diptera:
Hyrphddae: 19; Eristalis tenax L. sgd.
41 L Ribes sanguineum Pursh. ^Fig. 19). Besucher
(in meinem Garten):
H y Tn (5 II o p 1 0 r a : Apidae : 1) Apis mellifica L. ^ bänfig. %) Bom-
'|U0 pratorum L. £ hftnfig. 8. Osmia rufa L. $, alle 8 sgd.
801
412. Ribes aureum Pursh. (Fig. 20). Besucher (in
meinem Garten): .
Uymenoptera: Äpidae: Anthophora pilipes $ sgd. (R&tsal
20 mm lang). Auch Delpino (in Italien) fand diese Blume yon
Anthophora pilipes besucht.
Corneae (S. 96).
(28) Cornus sanguinea L Besucher:
A. Coleoptera: Ceramhyciäae: 8) Strangalia armata Hbst.
(N. B.) 16) Clytus arietis L. (N, B.) 17) Paohyta octomaculata F.
(N. B.) B. Diptera: Syrphidae: 18) Eristalis arbustoram L. Psd.
19) E. nemorum L. Psd. 20) Volucella pellucens L. (N. B.).
Äraliaceae (S. 96).
413. Hedera Helix L. (Fig. 21. 22.) wird von Del-
pino als proterandrisch bezeichnet. Ich fand dagegen die
Narbe schon unmittelbar nach dem Aufblühen eben so
gross und von derselben Beschaffenheit wie beim Abfallen
der Blumenblätter. Die breite fleischige Scheibe, welche
die Narbe umgiebt, und an deren Rande die Staubgefässe
entspringen, sondert unmittelbar sichtbaren, auch den kurz-
rtisseligsten Insekten leicht erreichbaren Honig ab. Und
da die Blüthen sich erst erschliessen, wenn die anderen
Blumen fast alle verblüht sind, so bilden sie bei sonnigem
Wetter einen wahren Tummelplatz fttr die in so später
Jahreszeit (Oktober, November) noch vorhandenen blumen-
besuchenden Insekten. Da die von der Narbe gekrönte
Mitte der Blüthe den bequemsten Anflugplatz bildet, wäh-
rend die Staubgefässe divergirend am Rande der honig-
absondernden Scheibe in die Höhe stehen, so bewirken
die anfliegenden Insekten, wenn sie von anderen Stöcken
kommen, fast regelmässig Kreuzung. Sichselbstbefruchtung
könnte bei ausbleibendem Insektenbesuch in manchen
Blüthen wohl durch Herabfallen des Bltithenstaubes auf
Narben stattfinden, flonig wird vom Nektarium in so
reichlicher Menge abgesondert, dass sich dasselbe, wenn
er nicht von Insekten abgeholt wird, nach dem Verblühen
mit einer weissen Zuckerkruste bedeckt.
Besucher: A. Diptera: Muscidae: 1) Calliphora erythrocephalä
Mgn. 2) Echinomyia fera L. hfg. 3) Lucilia oornicina F. häufig.
Verh. d. nat. Ver. Jahrg. XXXV. 4. Folge. V. Bd. 20
i«; --.n n-r i«. Lian-rif- in«i rvir. 3irs * iffmi TTTg t-th y- 13.
C ;. HydroMtyle Yitfjiii L Flz. 1::. fi4 Weim die
<=^r,irr:rl ;r.:r*r:i: ßl^:a-=:Ti iii ^leiei^ci Veriiilaiiiee mi; ihrer
ATj:(*i.fä;i:^kiii: »ich jrji.z-zr^ -3^3* sael dtrn aiif S- 413
rn^ir^esi fiarrh» rihier h^inf!:'cziin^ der BinnLen »Liroh Ixi&ekren
Vi\ta:j<u\ih\Afiti Taöf:Iien Lameniiieh atnoa fSr die Umbelli-
fr;r^ kaam tßfa.wtikli werden kaniL s«j iä»t sieh Ton Tom
\ätf^\Ti vermatben, daä*> den äusserst onsehembaren Bläth-
cb^ von Hydrocotyle vulgari« aaeh nur ein äusserst spar-
lj<rh^;f Iri-^^kt^nbesach za Tbeil wird, und dass diese Um-
Mlihrt (U:n ihren FamiliengenrjSsen rerloren gegangenen
>iV/tbf;*;b^;lf der .Sicfajielbstbetrachtang nicht wird entbehren
kennen. In der Tbat ergibt die nähere Untersnehnng. das«
bei ihr die allen LTmbelliferen gemeinsame proterandrische
lifcbo^^amie »o gehwach aasgeprägt ist dass bei aasblei-
berifJern Innektenbesnche .Sichselbstbestänbong erfolgen kann.
Oie StaubgefäSHe entwickeln sich, wie in der Regel bei
d«'/» l/inbelliieren, langsam eines nach dem anderen zur
Ueifr;, ehe noch die Narben vorhanden oder wenigstens, ehe
Mie noch empfängnissfähig geworden sind.
Wäiinjnd aber bei anderen Umbelliferen die Ent-
wi<5kliing di^r Narben erst nach dem Verblühen und meist
am'h Abfüllen Hänimtlicher ötaubgefässe beginnt, verfrüht
Hie Hieb liier so weit, dass das letzte Staubgefäss noch in
vrilli^ friHcbem, mit J^>llen behaftetem Zustande die Reife
dor Nnrb<iti erlebt und, mit einer derselben von selbst in
Jtorührung kommend, Selbstbefruchtung bewirken kann.
Exemplare, welche ich auf ein Beet meines Gartens ver-
pflanzt hatte, erwiesen sich auch thatsäeblich, durch ein
dichtes Gazenetz gegen Inseiitenzutritt geschützt, fruchtbar.
Insektenbesuch zu beobachten ist mir noch nicht gelangen.
415. Sanicula europaea L.
Jedes DSldcben hat 1 bis 3 proterandrisch dichoga-
mische ZwitterblUthen, umstellt von 10 bis 20 sich später
entwickelnden rein männliche». Beiderlei Blljthen stimmeoa
im Wesentlichen mit denen von Astrantia major Hberein.
Das Nektarium bildet, wie bei Eryngium, eine von einem
ringförmigen Walle umschlossene Vertiefung, welche etwas
reichlicher Honig absondert, als bei den meisten übrigen
Umbelliferen ; wenigstens sieht man die GrifTelhasis der
Zwitterbltlthen von Honig umflossen. Die Bllithenstände
sind aber viel kleiner und unscheinbarer als bei Ästrantia
nnd Eryngium und der Insektenbesuch in Folge dessen
ein spärlicher. Ich fand einige mir unbestimmbare kleine
Fliegen und Meligethes an den Blüthen.
(31) Petroselinum sativum L. (S. 99.) Weitere Besucher;
A.Diptera: ^rphidae: 10) Cheilosia ap. B. HymeDOptera;
Apidae: 11) Ändrena minutula K. $ 12) A. parvula K. J !3) Ha-
lictus morio P, J hld, (Lippstadt). 14) H. nitidus Schenck J hld.
15) ProBOpia eomraiiniB Nyl. $ 16) Pr. ainuata Sciieaek $ hld. {Lipp-
Btadt; N. B.l. 9) Sphecodes gibbaa L. J ^j* 17) Stelis breviuaciik
Nyl, ^ Cbalcididue: 18) Leucospia dorajgeraF. hld. Evaniadae;
19) Foenus ap. Sphegidae: 20) Crabro vexillatua Pz. J hld, Vespi-
dae: 21) Odynerus parietum L. ^ 22) Poliatefl gullica F. hld. —
Alle dieaa Beaincher, mit Ananahine von Nr. 13, wurden von Dr.
Buddeiierg bei Nassau beobachtet und mir Kugeschickt.
(32) Aegopodium Podagraria L. (S. 99). Weitere
Besucher :
A. Diptera Sijrphidae: 105) Eriatalia tenax L, Fiehtelgeb. ;
Lippst.
B. Coleoptera Dermestidae: lOö) Byturas fumatiia F. ia-
meUieofHia: 38) Cetonia aurata L. in oopula (Thür.). Oedema-idae:
106) Oedemera viresoena L. (Waldstein im Fiehtelgeb. 18,7 73). C.
Hymenoptera Sphegidat: 108) Crabro cribrariua L, ^ (Fiehtelgeb.
26/7 73). 109) Trypoxylon lignlua L. $ Tentkredimdae: 110) Ten-
tbredo ribis Schk, hld. (N, B.) 111) T. trieinota Kl. hld. Vespidae:
112) Oedynerus parietum L. j/" hld. E. Lepidoptt
113) Pieris napi L. sgd.
304
(33) Carum Carvi L. Weitere Besucher:
A. Diptera: Empidae: 56) Empis stercorea L. sgd. Musci-
dae: 57) Arioia incaha Wiedem. 58) Cyrtoneara hortorum Fall. ^.
59) Scatophaga merdaria F. 60) Luciliaarten. 61) Pyrellia aenea
Zett. B. Coleoptera: Malacodermata: 62) Telephorus fascus L.
hld. 63) T. lividus L. hld. 64) T. pellucidus F. hld. 65) Malachius
bipustulatus F. 66) Dasytes flavipes F. hld. MordeUidae: 67) Mor-
della pumila Gylh. 68) M. pusilla Dej. 69) Anaspis rufilabris Gylh.;
alle drei hld. Staphylinidaei 70) Tachyporus solutus Er. hld. 71) Ta-
chinus fimetarius Grv. hld. Ceranibycidde: 72) Strangalia atra F. hld.
C. Hymenoptera: Pteromalidae: 73) unbestimmte Art, hld.
tormiddaei 34) Formica fusca L. 2- 75) Myrmica clandestina Foe.
5. 76) M. laevinodis N. $. 77) Lasius niger L. 2> alle vier hld.
F. Hemiptera: 78) ein kleiner Capside (1/6 73).
(34) Pimpinella Saxifraga L. Weitere Besucher:
Coleoptera Cerambycidae: 24) Leptura livida F. hld. (bair.
Oberpfalz 23/7 73). GoccineUidae: 25) Coccinella septempunctata L.,
auf den Blüthen herumkriechend. Hymenoptera: Tenthredinidae:
16) Tenthredo notha Kl. (N. B.)
(36) Sium latifoiium L. Weitere Besucher:
A. Diptera: Musddae: 83) Trypeta pantherina Fall, hld., 2
Exemplare. B. Coleoptera: CoccineUidcte: 34) Coccinella 14punc-
tata L. hld. C. Hymenoptera: Sphegidae: 35) Hoplisus 4fa8-
ciatus Wesm. ^ sgd. 36) Oxybelus uniglumis L. sgd. Apidae: 37)
Prosopis variegata F. hld.
416. Bupleurum r^otundifolium L. (Thüringen, Juli 1873).
Der Honig ist als glänzende Fläche dem blossen
Auge sichtbar!
Besucher. A. Diptera: Musddae: 1) Ulidia erythrophthalma
Mgn. sgd. 2) Gymnosoma rotundata L. 3) Anthomyiaarten, Stratio-
mydae: 4) Chrysomyia formosa Scop. B. Coleoptera: Gurculionidae:
5) Spermophagus cardui Schh. hld. 6) Bruchus olivaceus Grm. hld.
C. Hymenoptera: Ichneumonidae : 7) verschiedene Arten. Tenthre-
dinidae: 8) eine gelbe Art. Sphegidae: 9) Tiphia minuta v. d. L.
sgd. D. Lepidoptera: Lycaena bellargus Rott. sgd. oder versuchend.
(37) Bupieurum falcatum L. (Thüringen, Juli 73).
Weitere Besucher:
Diptera: Musddae: 9) Gymnosoma rotundata L. hld.; ein-
zeln. Coleoptera: MordeUidae: 10) Mordella pumila Gylh. hld.;
-«Hr zahlreich.
\xkB den hier mitgetheilten Besucherlisten der beiden
genaniiten Bupleuniniarten geht hervor, dasa auch Käfer
trUbgelbe Blumen aufzufinden wissen — gegen die früher
(S. 108 meines Werke) von mir ausgesprochene Vermuthung.
(38) Oenanthe fistijlosa L. T. Tullberg führt in
einem Aufsätze (Botaniska Notiser 1868. p, 12, 13) an, dass
nach Areschong das Enddfildchen dreistrablig mit frucht-
barer innerer Blilthe und unfruchtbaren (rein männlichen)
äusseren sei; die Seitendöldchen 3— 7strahlig mit unfrucht-
baren (rein männlichen) Blüthen. Das Verkümnaem der
Pistille der Seitendöldchen lasse sich daraus erklären, dass
Pistillen hier nutzlos wären, weil bei der ausgeprägt pro-
terandrischen Dichogamie der Pflanze die zuletzt ent-
wickelten Blüthen doch unbefruchtet bleiben mUssten. Die
Unfruchtbarkeit der äusseren BlUthen der Enddilldchen
ihm unbekannte Ursache
417. Aethusa Cynapium L. Besucher (Nassau, Dr.
Bnddeberg):
A. Diptara; Syrphidae: 1} Äsoia podagrica F. Pfd. sehr
zabkeicb, 2) Helophilus floreua L, hld. und Pfd. 3) Paragm cinctuB
Schiner, hld. B. HymBnoptera; Tenllwedinidae : i) Tentbredo bi-
oiocta L. lild. Sphegidae: 6) Crabro vexillatug Pz. ^ hld. 6) Pom-
pilna conciiinua Dhlb. J lild. Äpidae: 7) Prosopia obaciirata Scbenok
(punctulatiaslma Sm.) ^. 8) P. commiiniB Nyl. $. 9) P. aignata Pz.
^. 10) P. sinuata Scbenok ^; alla 4 hld.
(39) Oenanthe Phellandrium Lam. Weitere Besucher:
Coleoptara: Ooccindlidae : 21) Coccidula rnfa Hbst, hld.
(40) Angelica silvestris L. Weitere Besucher : (Thü-
ringen, Aug. 73)
A. Diptera: SyrpHidae: 31) Sjrphua baltestua DeG. hld. B.
Coleoptera: Malacodermata: (14) Telapborus mainnarua L. hld.
Nilidtilidae: (17) meligetbes häufig. C. HymeDOptera: lehneumo-
mdae: rerachiedene Arten, Sphegidae: 32) Crabro cephalotes H. Soh.
5 hld. 33) Ceropaloa maculata F. (^ hld. Vespidae: (26) Veapa ruf»
L. J hld. 34) V. BilveatriB (holaatica F.) n'" hld. Formieidae: 35)
MyrmicB laevinodla Nyl. 2 bld. D. Lepidoptera: 3ö) Mditaea
Äthalia Esp. D, Neuroptera. (30) Panorpa communiB L. bld.
418. Peucedanum Oreoselinum Mnch. Besucher;
Lepidoptera; Sphingiäae: 1) Zygaena meliloti Eap. sgd,
oder versuchend. (17^7 73, Eitzingen.)
306
419. Thrysselinum palustre HolTm. Besucher (Lipp-
stadt, Juli, Aug.):
Diptera: Btbionidae: 1) Dilophus vulgaris Mgn. h|g. Musci'
dae: 2) Sepsis sp. 3) Aricia sp. Syrphidae: 4) Helopbilus floreus L.
hld. 5) Eristalis arbustorura L. hld. B. Coleoptera: Mcilaeoder'
mala: 6) Telephorus melanurus L. hld. 7) Dasytes flavipes F. hld.
C. Hymenoptera: Ichneumonidae: 8) verschiedene Arten« Sphe-
gidae: 9) Entomognathus brevis v. d. L. ^ in Mehrzahl sgd. Api*
dae: 10) Prosopis dypearis Schenck ^ sgd.
(44) Pastinaca sativa L. Weitere Besucher (Nassau,
Dr. Buddeberg):
A. Diptera: Syrphidae: 3) Syritta pipiens L. Pfd. B. Hyme-
noptera: Sphegidae: 15) Myrmosa melanocephala F. ^ 15/7 75.
(45) Heracieum Sphondylium L. Weitere Besucher:
A. Diptera: BüyUmidae: 119) Dilophus vulgaris Mgn.; $ häufig,
(f spärlich. Bombylidae: 120) Anthrax hottentotta L. (N. B.) Co-
nopidae: 121) Myopa occulta Mgn. (Sauerland). Muscidae: 122) Cy-
nomyia mortuorum L. hld. (N. B.) (28) Echinomyia magnicornis Zett.
(N. B.) 123) E. lurida F. (N. B.) 124) Mesembrina meridiana L.
125) Phasia analis F. (b. Oberpf.). 126) Pollenia Vespillo F. Syrpht-
dae: 127) Ascia lanceolata Mgn. 128) Cheilosia oestracea L. (b.
Oberpf.) häufig. 129) Melanostoma mellina L. 130) Syrphus balteatus
DeG. 131) Volucella pellucens L. hld. (N. B.) Tabanidae: 132) Ta-
banus micans Mgn. (N. B.) B. Coleoptera: Ceramhycidae: 138) Lep-
tura maculicornis DeG. (b. Oberpf.) häufig. 134) L. testacea L.; da-
selbst; desgl. (N. B.). (66) Pachyta octomaculata F. (b. Oberpf.; N.
B.) 135) Strangalia armata Hbst. (N. B.) 136) Str. attenuata L. (b.
Oberpf.; N. B.) LameUkornia: 137) Cetonia (Oxythyrea) stictica L.
häufig y zarte Blüthentheile abfressend. Strassburg Juni 76. H. M.
138) C. hirtella L. (N. B.) sehr häufig. Mälacodermata: 62) Trichodes
apiarius L. (b. Oberpf.) MordeUidae: 63) Mordella fasciata F. hld.
(b. Oberpf.) C.Hymenoptera: Tenthredinidae : 139) Hylotoma enodis
L. (b. Oberpf.) 140) Tenthredo bicincta L. (non F.!) (N. B.) 141)
T. marginella Kl. (N. B.) 142) T. rustica L. (N. B.) 143) T. strigosa
F. (N. B.) 144) T. albicornis F. ? (b. Oberpf.) Sphegidae : 145) Cer-
oeris quadrifäsciata F. (b. Oberpf.) 146) Hoplisas quadrifasciatus
F. ^ (b. Oberpf.) 147) H. quinquecinctus F. $ ^ (b. Oberpf.) häufig.
148) Myrmosa melanocephala F. ^. 149) Nysson maculatus v. d. L. $
(b. Oberpf.) 150) N. spinosus F. hld. 151) Pompilus neglectus Wesm.
^(b. Oberpf.) Vespidae: 152) Odynerus bifasciatus L. $ ^ (3/8 72).
153) 0. gazella Pz. ^ (3/8 72). 154) Vespa germanica F. ^ 2
häufig. Apidae: 155) Andrena argentata Sm. $ Psd. (lQ/8 73).
156) A. nitida E. <^ einzeln (N. B.) 157) A. tibialis E. $ einzehi
l;>.
307 ^"
[N. B.) 158) Hftliotua lugubris K, 2 ia Mehrashl. 159) H. totraeoniuB
Kl. (quadricinotua F. olim) $ (N. B.) Evaniadae: 160) Foenns sp. hld.
(N. B.) E' Lepidoptera: Shopalocrra: IGl) Thecla belulae L.
andauerml sgd, (3/8 72). Tintina: 162) Hypooomeuta ap, (11/8 73).
163) Namotoia Scabioacllua Scop. 2 sgd. (N. B.) F. Neuroptera:
16*) Panorpa oommuiiis L. hld. in Mehrzahl 14/8 73.
(46) Torilis Anthriscus L. Weitere Besncher:
A, Diptera: Dolichopidae: 10) Gymnopternus germanuB Wie-
dem. hld. (13/7 72). Syrphidae: 11) Aeoia podagrica F. hld. B, Hy-
mBnoptara: Tenthredinidae: (2) Tenthredo notha Kl. {N. B.) Sphe-
gidae: 12) Crabro cribrsrius L. ^ (b. Oberpf.) 13) Cerceria qain-
quefasoiaU Rosai ^ hld. (N. B.) D. Coleoptera: Maiacodermata:
U) Trichodea apinrius L. hld. (h. Oberpf.)
(47) Daucus Carota L Weitere BcBUeher:
A. Diptera; Muscidae: 63) Phuaia orasaipoBnis F. (N. B.)
S!/rpbidae: 63j Plpiza anmilata Macq. (N. B.) C4) Cheilosia borbata
Loew. sgd. 6&) Ch. varißbilia Pz. agd. (N. B.) B. Coleoptera: Ce-
rambyddae: 66) Strangalia armata Hbat. (Thür.) CoccineUidae; 67)
Coccinelltt mutabili« Scriba hld. 68) C. quinquepunctata L, hld, itfa-
laeodermata: 69) Tnehodea apiariua L. hld. (Thür; N. B) 70) Te-
JophoniB melanurua L. in copnla, hld. C. Hymenoptera: Ttnthre-
dinidae: (34) Tenthredo notha KL hld. (N. B.) 71) fljlotoma roaa-
rnm F. hld. (N.B.) Lepidoptera: Bltopaloara: 72) Hesperia mal-
Tarum III. (N. B.)
420. Orlaya grandiflora HofTm. (TliUringen 7. nad
8. Juli 1873.) Fig. 25—29.
Die BlUthengei^eltsuhaftea dieser Dolde sind vor an-
deren dureb die doppelte Differenzirung ihrer Blanienindi-
Tiduen in Bezug auf Augentalligkcit und geschlecbtliche
Funlitioii ausgezeictinet.
1. Die in der Mitte der Döldchen stehenden Bltithen
(Fig. 27 — 29) sind rein männlich, mit kleiueu einwärts-
gekrümmteu Blumenblättern ; ihr Durchmesser beträgt etwa
IVs mm; die Staubgefässe spreizen sich nach allen Seiten
hin 2— 2*/» mm lang aus ihnen hervor: sie lassen das Rudi-
ment eines Ovarinms, aber inmitten des von den einwärts
gebogenen Blumenblätteni überdeckten Nektariume keine
Spar eines Griffels oder einer Narbe erkennen. 2) Die
am Rande der Dilldchen, aber nicht zugleich am Rande
der ganzen BlUthengesellscbaft stehenden BlUthen (Fig. 26)
sind in der Regel ganz geschlechtlos, in vereinzelten Fällen
weiblich nnd trnchtbar. Sie stinunen in Grffeae, Gestalt
nnd EinwärtÄbiegaBg ihrer Blnmenbläcirrr mit den mitt-
leren D'jIdchenblJiihen übereln. nur ikr an der Aiusenseite
des D^Idchenü fttebendeä BlomenbUrt ist flach ansgebreitet
niid ÄtaA vergrfiSÄert, bei der von mir gezeichneten Blü-
tbe z. H, fa^t -^ mm lang nnd breii and tfir sich allein
eine Über 5mal äo groäse Fläche bildend als die ganze
ttbrige Kltttfae.
Wenn man von den nur Tereinzelt vorkommenden
weiblichen ßlHthen dieser Individnenklasse absieht, so
läHüt »ich das Verkfimmem ihrer Geschlechtsoi^ne als
Comf>enj»ation des Wachsthums erkllren. Was das im
Dicnnte der Augenfälligkeit der Döldchengesellschaft so
»tark vcrgrös.serte Blumenblatt an Bildnngsstoff zu viel
cmpföngt, erhalten die ötaubgefässe und Stempel oder
wenigstens die Htaubgefässe zu wenig; sie verkümmern
daher. Lässt man aber diese Erklärung gelten, so muss
das Verhalten der dritten Klasse von Individuen um so
auffallender erscheinen, nämlich: 8. Die am Rande der
ganzen Doldengescllschaft stehenden Blüthen (Tig. 25) ver-
gn;HHem ihr nach aussen stehendes Blumenblatt, welches
sie ebenfalls flach auseinanderbreiten und nach aussen
ricliten, ganz kolossal. Dasselbe ist tief zweispaltig und
bei der von mir gezeichneten Blttthe z. B. 12 mm lang
und jeder seiner beiden Zipfel 5 mm breite Nach dem
Gesetze der Oompensation des Wachsthums sollte man
also gewiss vollständigste Verkümmerung seiner übrigen
Thoilc, namentlich seiner geschlechtlichen Organe erwarten.
Statt dessen sind aber nicht nur die übrigen, einwärtsge-
krUmmtcn Blumenblätter reichlich so gross als die ein-
wärtsgokrUmmten der beiden andern Individuenklassen,
sondern auch die Stempel sind kräftig entwickelt, und diese
mit einer kolossalen die Augenfälligkeit steigernden Blatt-
fläclio vcrHchenen Blüthen sind gerade die einzigen regel-
mässig fruchtbaren der ganzen Gesellschaft; an einem ein-
zigen Stocke fand ich sie sogar ausser mit entwickelten Stem-
peln auch nooli mit entwickelten Staubgefässen versehen.
Offenbar verhalten sich also die einzelnen Blüthen,
lohe susammen eine Orlayadolde bilden, nicht mehr wie
gleichwerthige Individuen , sondeni die am Rande der
ganzen Dolde stehenden erhalten unverhältnissm'ässig mehr
BildungBStoff zugeftilirt, als die von ihnen nnischlossenen.
Ueberblickt man die Dienste, welche sie der Gesellschaft
leisten und, vermiige ihrer Stellung am Aussenrande, auch
allein von allen BlUthen zu leisten im Stande sind, so
wird man die veimebrte Nabrungezufuhr als vollständig
ihrer physiologischen Uedeutung entsprechend anerkennen.
Denn offenbar ist es nur den ßandbltithen der ganzen
Dolde möglieh, durch immer stärkere Vergrösgernng des
äusseren Blamenblattes die Augenfälligkeit der ganzen
Geaellscbal't immer stärker zu steigern, und da das Anf-
fliegen der Besucher nattlrlich in der Regel auf die am
meisten in die Augen fallenden Flächen der Randblumen-
blätter fällt, so ist es bei eintretendem Insektenbesucbe augen-
scheinlich die wirksamste Sicherung der Kreuzung getrennter
Stöcke oder wrenigetens getrennter Dolden, wenn die Rand-
blflthen weiblich sind, da sie ja zuerst von den anfliegenden,
nur mit fremden Pollen bebarteten Insekten passirt werden.
Den weiter im Innern der Dolde gelegenen Blütben bleibt
dann nur die Production von Pollen und Nektar zu leisten
übrig. Sie können als unter sich gleicbweitliige Indivi-
duen betrachtet werden, welche je nach ihrer Stellung am
Rande oder in der Mitte eines DSIdchens. ihre Blumen-
blätter verschieden ausbilden und durch Compensation dea
Wachsthums auch ihre geschlechtliche Ausbildung weiter
differenziren.
Indem nun bei Orlaya in der beschriebenen Weise
die einzelnen Blüthcn im Dienste der Giesellscbaft in Be-
zug auf die ihnen zu Theil werdende Nahrung nngleicfa-
werthig werden, so dass die, welche der Gesellschaft am
meisten nützen können, auch am meisten Bildnngsstoff
empfangen, stellt uns die ganze Dolde, mehr ab es sonst
in der Regel bei Blfltbengeiiell^chaften der Fall ist. ein
Individuum höherer Ordnung dar, welches um so Voll-
kommneres leistet. Denn obwohl zwischen dem Getreide
wachsend machen sich die Orlayadolden in dem Grade
liemerklicb, dass ihnen in der Regel reichlicher Insekten-
besnch zu Theil wird nnd sie selbst die Möglichkeit der
SlO
Sichselbstbefruchtung entbehren können. Besucher (Thtir.
7. 8. Juli 1873 j:
A. Diptera: Bombylidae: 1) Ploas grisea F. sgd. Empidaei
2) Empis livida L. sgd. Syrphidae: 3) Syritta pipiens L. häufig.
Muscidae: 4) Ulidia erytfaroplithalina Mgn., in grösster Menge sgd.
5) Gymnoeoma rotundata L. sgd. 6) Ocyptera brassicaria F. sgd.
7) Anthomyiaarten B. Coleoptcra: Malacodermata : 8) Dasytes
Bubaeneus Schh. 9) Danacaea pallipes Pz. hld. MordeUidae: 10) Mor-
della fasciata F. hld. zahlreich. Curculionidae: 11) Spermophagns
c&rdvLiSchh.Ceramhycidae: 12) Strangalia bifasciata Müll. hld. G. Hy-
menoptera: Formiddae: 13) mehrere Arten. Apidae: 14) Halictua
maculaius Sm. ^ Psd. D. Lepidoptera: BJiopalocera: 15) Goeno-
nympha pamphilus L. sgd.
421. Caucalis daucoides. Besucher:
Hemiptera: 1) Tetyra nigrolineata L. Thüringen 10/7 73.
(48) Anthriscus silvestris HofTm. Weitere Besucher:
A. Diptera. Empidae: 74) Empis livida L. sgd. Muscidae:
73) Platystoma seminationis L. Syrphidae: 74) Xylota lenta Mgn.
(Tekl. Bo.) Chironomidae: 75) Ceratopogon sp. sgd. B. Coleoptera:
Malacodermata: 76) Malach ius pulicarius F. hld. (Thür.) 77) Antho-
comus fasciatus F. hld. häufig (Thür.) 78) Trichodes apiarius L.
hld. häufig (Thür.) CoccineUidae: 79) Coccinella 7 punctata L. hld.
80) C. 14punctata L. hld. Dermestidae: 81) Tiresias serra F. hld.
häufig (Thür.) 82) Anthrenus claviger Er. hld., häufig (Thür.) 88)
A. scrophulariae L. hld. häufig (Thür.) G. Hymenoptera: Ten-
thredinidae: 84) Hylotoma rosarum F. (Thür.) hld. 85) Gimbex seri-
cea L. in Mehrzahl (Rixbeck bei L.) Cynipidae: 86) Eucoila sub-
nebulosa Gir. teste Schenckl $ hld. (Thür.) Braconidae: 87) Micro-
gaster spec. hld. (Thür.) Sphegidae: 88) Psen atratus Pz. 5 hld. (Thür.)
Apidae: 89) Andrena dorsata K. $ Psd. (Thür.) 90) Colletes Davie-
seana K. ^^ sgd. (Thür.) 91) Prosopis annularis Sm. $ hld. (Thür.)
92) P. confusa Nyl. (hyalinata Sm.) ^ hld. (Thür.) 93) P. armillata
Nyl. ^ sgd. (Thür.) 94) Chelostoma campanularum K. ^ ^ hld.
(Thür.). D. Neuroptera: 95) Panorpa communis L. hld. E. He-
miptera: 96) Systellonotus triguttatus L. sgd. F. Lepidoptera:
Bhopalocera: 97) Thecla betulae L. (N. B.) Tortricina: 98) Grapho-
litha compositella F. (gundiana H.) sgd. (teste Speyer 1)
(50) Chaerophyllum temulum L Weitere Besucher:
A. Diptera: Syrphidae: (8) Helophilus floreus L. sgd. und
Pfd. (N. B.) 24) Gheilosia sp. Pfd. (N. B.) B. Goleoptera: Ceram-
hycidae: 25) Obrium brunneum F. hld. (N. B.) 26) Pachyta 8maca-
lata F. (N. B.) 27) Strangalia arroata Hbst. (L.; N. B.) Nitidtaidae:
28) Meligethes aeneus F. hld.' 29) Epuraea aestiya L. hld. MordeUidae:
0) Anaapii rnfilabria Gyll. bld. C. Hymenoptera: Tettthredinidae:
1) HylotoDia coerulesoens F. hld. SpHegidae: 32> Crabro divea H. Seh.
^ hld. Apidae: 33) Andrena parvula K. J sgd.
(52) Myrrhis odorata Scop, "Weitere Besncbcr (Upp-
«tadt, Ende Mai 73):
A. Diptera; Empidae: 7) Koipis puuetata F. sgd., auch in
oopiila. 6) E. vernalis Mga. ^ 9) E. ateruorea L. sgd. häufig-. 10)
Bliara[Aomyia iiTnbi*ipanaia Mgn. £. 11) PlatypalpuB vsndicaiis Fallen.
Syrphidae: 12) Bacha elongata F. agd., eiozelii, Mnaeidae: 13) Aa-
thomyia aterrima Mgti. und andere Arten. 14) Coenosia iutermedift
fallen, lü) Cordylura pubera L. !6) Soatophaga iiitaria F. 17) Dryo-
myia flaveola L. IS) SepsiBartüu in Mehrzahl, 19) Nemopoda ster-
ooraria Roh. Deav. 20) N. cylindrica F. 21) Piophila caaci L. 22) Ca-
lohata catburnata Pz. ia Mchrzi^hl. 23) Paila fimetaria L. in Mehr-
Mhl, 24) Chloropa hypoetigma Mgn., häufig. TipuUdae: 25) Tipula-
^trteu. B. Coleoptera: Zlertnestidne: 26) Anthreniia acrophiilariae Ii.
in groaster Zahl, hld. Nüidulidae: 27) Meligcthea aenetis F. hid.
leioieln. S8) Epuraea »p. häufig. Mordellidae: 29) Mordella pumila
Bylt.hld. einzeln. 30) Annspis frontaliBL. hlJ., zahlreich. Ceranibyädae:
pl) Gramraoptera rufioornia F., in Mehrzahl. C. Hymenoptera:
Wettthreäinidae: 32) Teothredo viridia L. hld. 33) T. flavicornis L.
Ud. 84) T. bicincta L. hld. 35) T. rapae Kl. hld. 36) Athalia roaae
L. Ihrmicidae: 37) Laaiua hrunneua Latr. J '""i andere Ameiaen-
jUlen. Aneserdem zahlreiche lehne um oniden nnd Pteromaliden.
(53) Conium maculatum.L. Weitere Besuclicr:
A. D ipisi s.: Stratiomifdae: 14) Chryaorayia formoaa Scoji. agd.
■J)olicfiopidae : iö) Gymnopternua germanus Wied. agd. Sifrpliidae:
.16) Chryaogaater coemeteriorum L. agd. 17) Eriatalia arbustorum Ii.
18) E. nemorum L. 19. Helophilua floreua L. (N. E.) 20) Syrphns
•ileaii L. agd. 21) Syritta pipiens L. (N. B.) Muscidae: 22) Phaeift
Boalia P. (N. B.) 23) Arioia vagana Falle>i (N. B.) 24) Miisca do-
iaeitica L. 25) M. corvina F. agd. 26) Aothomyiaarten. 27) Cyr-
tonaara cunripca Macq. agd. B. Coleoptera: Malacodermata: 28) Te-
lephoruB melanurua L, hld. C. Hymenoptera: Tenthredinidae :
39) Hylotoma ooeruleacena L. hld. (N. U.) 30) H. aeg^entaria Pz.
ild. (N. B.) Sphegidae: 31) Crabro alriatua H. Scb. $ hld. (N. B.)
83) Cr. Bubterraueus Pz, ^^ (K. B.) 33) Gorytca Fargei Shuk.
■(campeatria L., olim.) hid. (N. B.) Ichneunionidae: 34) veraobiedeno
Arten. D. Neuroptera; 35) Panorpa eomniuiiia L. hld, E. He-
■ptera: 36) Tetyra nigrolineata L, agd. (N. fl.).
312 '
Eanunculaceae (S. 111).
(57) Clematis recta L. Weitere Besucher:
Diptera: Syrphidae: 20) Chrysogaster Macquarti Loew. Pfd.
21) Xylota segnia F, Pfd.
422. Clematis Vitalba L. Besucher:
Hymenoptera: Vespidae : 1 ) Odynerus parietum L. ^^ (N. B.)
Apidae: 2) Halictus nitidiusculus E. $ Psd. (N. B.) 3) Apis mellifioa
L. $ Psd. sehr häufig (Thür.).
423. Thalictrum minus L Die einer gefärbten Bltithen-
htille entbehrenden honiglosen Blumen stehen meist nach
unten, oft auch nach den Seiten gerichtet und lassen aufl*
ihrem bald 4- bald 5-blättrigen Kelche die zahlreichen
Staubgefässe an langen, besonders nach der Basis zu
dünnen Staubfäden schlaff herabhängen, so dass sie bei
jedem Luftzug lebhaft hin und her flattern, ganz wie bei
ausgeprägtesten Windbltithen. Die schwefelgelben Staub-
beutel aber bleiben, während die Narben entwickelt sind,
noch lange nach dem Aufblühen geschlossen; sie öffnen
sich erst, wenn die Kelchblätter nahe am Abfallen sind,
und auch dann nicht auf einmal, sondern allmählig. Sie
sind daher längere Zeit im Stande, einen Theil ihres Pollens
bei einem leichten Anstoss zu entlassen ; aber ein grosser
Theil desselben bleibt an den Staubbeuteln haften, und
noch nach dem Abfallen der Kelchblätter sieht man alle
Staubbeutel auf ihrer ganzen Aussenfläche reichlich mit
Pollenkörnern überkleidet. Auch werden durch die schwefel-
gelbe Farbe der Staubbeutel bisweilen Insekten angelockt,
welche den Pollen verzehren oder sammeln und so von
Blüthe zu Bltithe fliegend auch Uebertragung des Bltithen-
staubes auf die Narben bewirken, freilich eben so leicht
Selbst- als Fremdbestäubung; während bei zeitiger Befruch-
tung durch den Wind durch proterogynische Dichogamie
Fremdbestäubung gesichert ist.
Die Blüthen von Thalictrum minus sind hiernach wohl
als aus Insektenblüthen hervorgegangene Windblüthen zu
betrachten, welche als Erbstück von ihren insektenbltithigea
Stammeltern her noch das allmälige Oeffnen der Staub-
beatel, eine gewisse Klebrigfceit des PoUeDa und vielleicht
ancli die Augenfölligkeit der Staubbeutel beibehalten haben.
Beeuoher. A- Dipterai Syrphidae: 1) Syrphua ap. Pfd. (fl. B.)
B. Coleoptera: Oedemeridae : 2) Oedemera vireacens L. Pfd. (Thür.)
, 424. Hepatica tritoba Gil. (Anemone hepatica L.) Die
von einer vielblättrigen, lebhaft blau gefärbten Bltltbenhülle
UBischlossenen, einfachen, offenen, regelmässigen BlUtben
Bind bomogam, honiglos und daher nur Pollen suchende
Insekten als Kreuzungs vermittler anzulocken im Stande.
Am sonnigen Mittag des 11. April 1875 beobachtete ich
Ser öötliehen Thalwand der Pöppersehe folgende
Besucher; ä. Diptera: Syrphidae: 1) Eristalia tenax Pfd.,
Hu&g. B. Hymenoptera: Apidae: 2) Apis melUfica L. t^ Psd.,
sehr zailraicb. 3) Oamia rufa L. -^ vergeblich nach Hoaig suchend.
C. Lepidoptera: SJiopalocera : 4) Coliaa (EhodoceraJ rhamni
h., längere Zeit auf der Blüthe eitzend und mit der Spitze deaaua-
geBtreckten Eüsaela an verschiedenen Stollen dos ßlüth engrundes
nmliertaatend.
425. Pulsatllla VUlflariS Mill. (Anemone Pulaatilla L.)
Thür. 4/73. Während des grössten Theils der BUithezeit
Bind StaubgefUsse und Narben zugleich fuuctiousftlhjg, doch
habe ich versäumt zu beachten, ob etwa zu Anfang der
Bltttheaeit nur die Staubgefässe oder nur die Narben zur
Beife entwickelt sind. Jedenfalls kann eine etwa statt-
findende Ungleichneitigkcit in der Entwicklung der beiderlei
Geschlechtsorgane nur unbedeutend sein, auch kaum erheb-
lich in Bezug auf Sicherung der Kreuzung, da dieselbe bei
eintretendem Besuche geeigneter Insekten schon durch das
aber die Staubgefässe Hervorragen der Narben gesichert
Als Krcuzungs Vermittler dienen Bienen, welche theils
den Blüthenstaub sammeln, den die zu Hunderten vorhan-
denen Staubgeiässe in so reichlicher Menge liefern, theJIs
den Honig saugen, der von kurz gestielten Knöpfchen, den
umgewandelten äussersten Staubgefdssen, abgesondert wird.
Als Diebe dieses Honigs finden sich trotz dieser frühen
Jahreszeit ungemein häufig Anieiscn ein. Als Besucher
beobachtete ich überhaupt, bei MUhlberg, Kreis Erfurt, 15.
April 1873, folgende Insekten :
A. Hjmeuoptera: Apidae: 1) Apis mellifioa L, ij ^g^- "^od
, sehr häufig, 2) Bombns terrestriaj; sie beutet den Honig auB,
er :
-iiiz:i± iz
nur
m^ fcifc^M^* ■ ■"! -i^A ^
tü.^.
Tl .'• •'. J
'itir
^■*^^^l ^^•^•r'» ^*»^*^p**
Tii
IwiT
c.-.i
Jii- s-IXtftlä
-L^'TTf '--":^. ..-1. ..""i
■ t
^ "V"~in;re Bes3»;aer?
?-=^- i-
- ■"•Si« ^.'" .-i
j— =^^-1 ^ '='-::. _i;i;. ■A.Ä.-iT -iÄ'-:. ,-* <*?-
-i-i- "'■^
'nenoK *min«saiMi» L Besii^ier Tbac,
JL ±7~3i*i!7r*r%, .2^(f*Ar- 1 -to« "ss
^.'1«
PaäLha.ii6g.h.'DiptsTa: Bombf/lidae: 2)BoinbyliiiediBco1orMgD.aenkte
einmal den Rüssel in den Bliithengrund, oSenbar um zu probiren,
ob Honig da wäre, verliess aber dann aogleich die Blüthe und flog
SU PidmoQai'ia offioinrtUB über, aa der er min andaiiornd saugte.
428. Adotiis vernalis L. (Muhlberg, Kreis Erfurt,
Mitte April 1873). Die honiglosen Bltlthen sind von fünf
nnaeheinbaren brännlictien Kelchblättern, welche der noch
tmentn'ickeltcn und später der sieb schliesBcnden Blume
als Schutzhülle dienen, und von zahlreichen (13 — 20) lang-
gestreckten (20 bis gegen 40 mm langen) glänzend gelben
Kumenblättem umschloäsen, welche letztere sich in war-
memFrUhlingsBOnnenaehein zu einer hell leuchtenden Scheibe
von 4(1 bis 70 mmüarchmeaser auseinanderhrciten und da
die blUth entragenden Stempel auf kahlen Keupermergel-
hügelu in dichten Gruppen bei einander stehen, schon ans
weiter Entfernung sich bemerklicli machen.
Wenn die BlUthe, der Sonne zugewandt, sich Sf&iet,
steht in ihrer Mitte ein kugeliges Köpfchen aus zahlreichen
Fruchtknoten (ich zählte 81, 92, 78, 87, 75) mit entwickelten
Narben; die dasselbe umgebenden, noch weit zahlreicheren
StaubgefäBse (ich zählte 133, 191, 165,117, 140) sind noch
nicht zur Reife entwickelt und gerade nach aussen ge-
richtet, so dags das centrale KSpfehen der Stempel zunächst
von einem dichten Ringe der 3- bis 4faoh übereinander
liegenden Staubbeutel umgeben erscheint. Wird die Blüthe
in diesem Zustande von einem bereits mit Pollen behafteten
Insekte besucht, so erleidet sie, wenn dasselbe sich auf der
Mitte aufsetzt oder über dieselbe hinwegläuft, jedenfalls
Fremdbestäubung. AUmählig fangen nun die Staubgefäese
an, sieh aufzurichten und zu beiden Seiten des breiten
Connectivs nach den Seiten hin aufzuspringen. Die äiisaer-
nten Staubgefasse machen damit den Anfang. Indem sie
sich aufrichten, während die weiter nach innen stehenden
noch nach aussen gebogen bleiben, treten sie zwischen den-
selben hindurch und nähern sieh der Bltithenniitte mehr,
als diese. Wenn alle Staubgetasse aufgesprungen sind
nnd sich aufgerichtet haben, so stehen sie, das kugtige
Köpfchen der Stempel noch etwas überragend, rings um
dasselbe herum, so dass besuchende Insekten nun eben so
r*-j
316
leicht Selbstbefruchtung als Kreuzung bewirken können.
Wenn bei trübem Wetter die Blüthe sich schliesst, so
kommen die inneren Staubgefässe leicht mit Narben in
Berührung; auch fällt in Folge der Sonnen wendigkeit der
Blüthe leicht Pollen auf Narben herab, so dass bei aus-
bleibendem Insektenbesuche Sichselbstbestäubung kaum aus-
bleiben wird.
Besucher: (Mühlberg, 15. und 16. April 1873j.
A. Hymenoptera: Apidae: 1) Apis mellifica L. ^J in grösster
Zahl, Psd. 2) Bombus terrestris L. $, an eine Blüthe anfliegend,
aber weder saugend noch Psd. 3) Andrena nitida K. $ desgl.
4) Andrena parvula K. $ Psd. 5) Halictus cylindricus F. 2 Psd.
zahlreich. 6) H. albipes F. 2- desgl. 7) H. morio F. $ desgl.
Formicidae : 8) Formica congerens N. J sehr häufig, mit dem Munde
sowohl an den Staubbeuteln (Pfd.1) als an den Narben beschäftigt
(Narbenfeuchtigkeit leckend?) B. Coleoptera: Nitidulidae: 9) Me-
ligethes, in grösster Zahl, Pfd. Cocdnellidae: 10) Micraspis 12 punc-
tata L., 4: Stück in einer Blüthe, eines an den Narben leckend.
C. Hemiptera: 11) Lygaeus equestris L., sehr zahlreich, mit dem
Hüssel in den Blüthengrund bohrend. D. Thysanoptera: 12)
Thrips, nicht selten. In manchen Blüthen fand sich, auf Beate
lauernd, eine Spinne.
429. Myosurus minimus L. (Nature Vol. X. p. 129.
Fig. 32—38) ist ebenso bemerkenswerth durch die grosse
Variabilität in der Grösse seiner Blüthen und in der Zahl
der Bltithentheile, als durch das enorme Wachsthum des
von den Stempeln gebildeten Kegels, dessen physiologische
Bedeutung in nichts Anderem besteht, als bei ausbleiben-
dem Insektenbesuche die Selbstbefruchtung der zahlreichen
Narben durch die kleine Zahl der Staubgefässe zu be-
wirken.
Die Grösse der Blumen variirt von 2V2— 5 mm Durch-
messer. Die Zahl der Kelchblätter, Blumenblätter und
Staubgefässe habe ich bei 100 von mir untersuchten Blüthen
festgestellt und in meinem Aufsatze über Myosurus in der
Nature mitgetheilt. Leider aber müssen, wie ich jetzt erst
gewahr werde, in den dort mitgetheilten Zahlen 2 Druck-
fehler untergelaufen sein, die ich nun nicht mehr zu be-
richtigen im Stande bin, so dass dadurch jene ganze Zahlen-
•Migabe wertlilos wird. Ich belialte mir vor, diese Zältlung
an wiederbolen.
Kreir/.img ist bei eintretendem Inselitenbefiuche dnreb
folgende BKltheneiuricbtnng begünstigt. Sobald die Blume
«ich öffnet , streclit sie die sebtnalen Endlappcn ilirer
Blnmenblätter nach Aussen, deren jedes aus einem flachen
GrHbehen ein Houigtröpfehen absondert und unmittelbar
sichtbar darbietet. Die Staubgefiisse, welche rings nm den
von den Stempeln gebildeten Kegel stehen und demselben
■^cht angedruckt sind, si}ringeQ an den beiden Seiten mit
je einem Längsspalt auf und bedecken sich alsbald aaf
ihrer ganzen Aussenseite mit Pollen. Die kleinen Besucher,
. Welche die Nektarien auslecken und an dem aus der BlUthe
IiOTVorragcndcn Kegel umherlaufen, behaften sich daher
'leicht an ihrer Unterseite mit Pollen und setzen denselben
ebenso leicht an den Narben derselben oder anderer Blllthen
ab. Da aie in jungen BlUtheu, in denen die Stempel nur
• ,«n kugeliges Kßpfehen oder einen kurzen Kegel bilden,
'■bx der Regel auf den Gipfel desselben auffliegen, so be-
wirken sie in diesen meistens Kreuzung.
In Folge ihrer Unansehnlichkeit wird jedoch den
Bttitfaen nur ziemlich spärlicher Insektenbesucli zu Tlieil,
60 dasB nach zahlreichen Beobachtungen zu urtbeilen, viel-
leicht ä/io derselben von Besuchern nnberttlirt bleibt und
"Selbstbefruchtung sehr häufig in Anwendung kommt,
Dieselbe vollzieht sich in der That in so regelmässiger
.ond durchgreifender Weise, dass nur die yon Anfang an
aber den Antheren befindlichen Narben von derselben ver-
■ eehont bleiben.
Indem nämlich der von den Stempeln gebildete Kegel
sieh immer mehr in die Länge streckt, rücken immer neue
"Narben an die Autheren heran, werden mit 5 oder mehr
der an den Seiten derselben sitzenden Polleukörner behaftet,
rUcken über die Antheren hinaus und lassen neue, von
unten her nachgeschoben werdende Narben an ihre Stelle
treten, wovon man sich leicht überzeugen kann, wenn man
eines der Ovarien mit einem Tintenflecken zeichnet. Ausser-
.dem fUllt etwas Pollen von den Antheren auf die tiefer
stehenden Narben herab, so dass in der That in der Regel
Verh. d. oui. Vor. JuJirg.-.XKXV. I. Fnlge. V. Ba. 21
ilL*
#»i»--.'i.^
-■
-'"
■ ^
■t_
--r--
.<•
I- - -t;
:>-prt
•-.-r
• •^
..V
■* '*".-»' ^m
'..-ir
V
. -"-^
' ^^^ .A^^^K
A^s
.-^
• ^^
^
^<
J^-ci
.". k-V*"!
»■■*
' JL
-^ ■*■ •
^-u^
.»*_-. »
_. ,
^ «
. . .
JÜJCAf.
r^-l JlT-J
-- - T--
s^'zi^ ♦ "nr .
3f'
-MiiÜ
^--Z -.- - T" ^r- 7.-7^'—- "m^. "IH -'r-=7_
■"i* -••*.
-• - ' «^
»_ .-
•3=Zy:
•z r= — 3. =-. . %r"^Mmi^
» ^ » m ^ Jk e^ ^ — -^ * * v^ . ^^ - — « mk^m^^Z^^^ ^ - . "^
1-- n T^:^ >
—■r.. ,« -ji.
T-:«.!.-
''<*';•' • .*rn ^i*; _ '.I« -TV. _ ■* l«fcLT."fl
>^ • L>A«> _' '*t«..i'.' ». « "^ __ ■ ~ ^^"^ _
r^-
r «•
— -t.
I T" -IUI --*-■:■.: nsi HK
Ut fc:'>:r lifav-l --ri^^
--r -r.„-..r
•■ ■ tj^
-'>. i.nif'!'!. li I . _ r:
•• ■ >. : «^ ^ >.x^ .
" "T i*~ '"'^i*'' ■- ^"f T" • -»^■~ 'r^^*'^. I ■ fr,!*'
-r _^:- Jt-^^ - -j -
"*:- -"-.r.T Tt "^fi-Ttr- **
^ ^ .^_ j- — ^ ' ■ ■
• -i
-. ' ■ . -— ».^ » j - -. »» »■ !_" * r^ tf
iz. ~ =? zzz >7r: «T J. -
.^^^
I pahen erfüllt, erscheint deren Oberfläche zur BlUthezeit
von ihren weissen Blüthenkreisen mit schün abstechender
goldgelber Mitte fast vollständig bedeckt. Diese locken
dann eine sehr grosse Zahl und eine ziemliche Mannig-
faltigkeit verschiedenartiger Besacher an sieh. So fand ich
San 17. Mai 1873 in einem einzigen Graben als Besucher
dieser Pflanze:
Ä. Diptera: Empidae: 10) Einpia nigricaiiB Fall. 11) Qüara
maura F. Stfrphidae: 12) Melanostoma mellina L. Pfd. Muscidae:
18) Thryptocdra apeo. 14) Saroophagit carnaria L,, einzeln. 15jOnesia
£oraUe R. D. 16) 0. sepulcralis Mgn., beide Läufig. 17) Cyrtoneura
hortorum Fallen ^. 18) Uylemyia speo. 19) Anlhomjiairten agd.
ond Pfd. 2Ü) Hfilrellia griaeola Fallen agd. und Pfd. in groaatar
ffiufigkeit. Bibionidae: 21] DiluphuB vulgaris ^ £ in Mehrzahl.
B-Hymenoptera: Äpidae: (7) Apis melUfioa L. J. sgd. und Päd.
' yalilreicli. 22) Halictus minutissimua K. ^ Fsd., einzeln. 23) H,
HnatrigabuB Schenk $ deagl. C. Colooptera: Elateriäae: 24) Li-
monius cj'lindrieus Payk., 2 ßsamplare,, Kopf nnd Brost gau« gelb
I beitäubt. Byrrhidae: 25) Moryohns aenens F., 2 Esemplare, mit
pfe an den Nektarien. ClwysOfnäxdae: 26) Agelaatica alni L.,
aAiyitig auf den Blütheu sitsend.
(62) Ranunculus flammula L. Weitere Besucher :
Coleoptera: Staphylinidae: 9) Anthobiam mioatiim F., sehr
Ureich. Teutob. Wald 16/6 72.
(63) Ranunculus acris L, repens L., bulbosus L.
Besucher: A. Diptera: Empidae: 63) Empia atercorea L.
64) Rhnmpbomyia umbripennia Mgn. sgd, Sjfrphidae: 6Ö) Chr?-
BDchlamys ruficomia F. Pfd. 66) Cheiloaia vidna Hgn., agd. und Pfd.
(L,; N, B.) 67) Ch. Schmidtii Zett. agd. und Pfd. 68) Syrphua py-
lastri L. Pfd. Stratiomi/äae: 69) Odontomyia tigrina F. sgd. Mut-
cidae: 70) Calobata ootburnata Pz. B. Coleoptera: Staphyliniäaei
%l) Taohyporua solutua Er. 72) Antbobium minutum F. sehr zahl-
reich, Teutob. Wald. 16,6 72. Nitidulidae: 73) Meligothea aenens P.
Pfd. (25) Bytuma fumatus F. Pfd. und hld. häufig, auch in copnla.
Svjpreatidae: (26) .\nthaxia nitidula I.^ (N. B.) Elateridae: 74) Li-
moaiuH cylindricus Payk. hld. McAacodermata: 75) Malachius aeneuB
hülhgen Biumen. aus Blumenau in Südbraailien geschickt, einen Ra-
nuncnlua von 2 min Blüthendurchmesaer. desaen Staubgefaaszahl
Buf 3 herabgesunken ist- St. Ililaire hat daraus die Gattung tV
ft gemacht, die Hooker wieder mit Ranunculus vereinigt.
■■*; T
320
L. 76) M. bipustulatus F., beide Antheren fressend. 77) Trichodes
apiarius L. Pfd. 78) T. alvearius F. ^N. B.) Oedemeridae: (30) Oe-
demera virescens L., während des Regens sich in den Blüthen ber-
gend. CurcuUonidae: 79) Bruchus sp. hld. ChrysomeUda^: i34) Cryp-
tocephalus sericeus L. bei Regen sich in den Blätben von Ran. acris
bergend und da ein £i legend 31; 5 72. 80) Galleruca nj-mphaeae L.
CoccimUidcie : 61) Micraspis 12punctata L.. vergeblich suchend.
C. Hymen optera: Tenthredinidae: (35) Cephas spinipes Pz. sgd., za
hunderten. 82) Cephus pallipes El. hld. (N. B.) 83) Cimbex laeta
F. (N. B.) 84) Athalia sp. hld. Apidae: 85) Prosopis clypearis Schenck.
^ sgd. (N. B.) 86) P. brevicornis Xyl. ^ sgd. (X. B.) (42) Halictns
villosulus K. 5> sgd. und Psd. (N. B) (.44) H. rubicundus Chr. $
sgd. und Psd. (L. : N. B.) (45) H. tetrazonius Kl. (quadricinctus
E. olim.) $ sgd. und Psd. (N. B.) (46) H. leucozonius Sehr. ^ sgd.
und Psd. (N. B.) (48 ) H. cylindricus F. $ sgd. und Psd. ^^N. B,) (49)
H. maculatus Sm. $ sgd. und Psd. (L., N. B.). 1 50) H. nitidiusculus
K. 2 sgd. und Psd. (N. B.) (51) H. sexnotatus K. $ sgd. (^T. B.)
87) H. albidulus Schenck. ^ (nach des Autors Bestimmung!) sgd.
und Psd. 38) H. Ingubris K. $ sgd. und Psd. (X. B.) 89) H. leucopus
K. 2 sgd. (N. B.) 90) H. mono F. ft sgd. (X. B.) 91) H. Smeath-
manellus E. $ sgd. und Psd. (X. B.) 92) ü. albipes F. ^ sgd. und
Psd. (N. B.) < 53) Andrena albicans K. $ sgd. und Psd. (X. B.) (54)
A. albicrus E. f/* $ sgd. und Psd. 93) A. Gwynana E. ^ ä*gd. und
Psd. (N. B.) 94j Andrena Trimmerana E. ^ sgd. (56) Chelo&toma
florisomne L. ^ $ sgd. (L. : N. B.) 95) Ch. nigricorne Xyl. ^ sgd.
(X. B.) i'Ö) Stelis breviuscula Xyl. ^ sgd. iX. B.) (57) Osmia rufa
L. ^ Psd. (X. B.) 97) 0. aenea L. ^ sgd. (X. B.j (58) Apis melli-
fica L. 5 sgd. (X. B.) 98) Bombus muscorum L. (agrorum F.) eine
einzige Blüthe besuchend, die unter dem Gewichte der Hummel den
ganzen obem Theil des Stengels nach unten zieht. Das musste der
Hummel doch wohl nicht passen, denn nach flüchtigem Saugen einer
einzigen Blüthe flog sie weg (18/5 73.) lormicidae: 99)Lasius niger
L. ^ hld. D. Lepidoptera: lihopdlocera: 100) Polyommatus do-
rilis Hfn. sgd. 101) Pararge Dejanira L. sgd. (X. B.) (59) Lycaena
icarus Rott. sgd. (X. B.) Tineidae: 102) Micropteryx calthella L.
(nach Dr. Speyers Bestimmung) in Blüthen von Ran. repens sehr
zahlreich, sgd., auch in copula. R Thys an optera: 103) Thrips
häufig.
Die grosse Häufigkeit der Halictusarteu in den Blüthen
dieser Ranunculusarten ist gewiss nicht bloss zufällig.
Diese einfachen, offenen, pollenreichen Blumen mit zwar
geborgenem aber doch leicht zugänglichem Hotiige
ond diese mit ausgeprägten Sammelbtirsten aber noch
:.i
zleniHch kurzen Sangoi'ganen auBgerfiateten kleineu Bienen
Bteben eben auf sich entsprechenden niedrigen Ausbildnngs-
Btufen nnd passen nacli Grösse und ganzer Einrichtung
vollständig für einander. Wie anders, wenn sieh eine
Hammel einmal an eine Hahnenfussblüthe macht, wie
imter Nr. 98 der letzten BcBucherliBte besehrieben. '
(64) Ranunculus lanuginosus L. (S. 116). An äpm-
Belben Standorte, an welchem ich in früheren Jahren an
B. lanuginosus nur ziemlich spUrlichen Insektenbesueh
_-,migetroffen hatte, nämlich im Hunnebuscb bei Lippstadt,
■Ehad ich, nachdem das Gebüsch zum Theil weggesohlagea
^^B', die nun sonniger stehenden Blumen viel reicher von
^^Hekten besucht, besonders reichlich von Syrphiden. Es '
^^Vdies ein httbseher Beleg für die Abhängigkeit des In-
^^Ktenbesnchs von der Beschaffenheit des Htandorts. Dass
^Hnera ovata trotz seines allgemein zugänglichen Honigs
^^E bloss von Schtnpl'wespeD besucht, ausgebeutet und ge-
^^RBZt wird, erklärt eich allein aus ilirem schattigen
^Hmdort.
^f Ich beobachtete und sammelte am 11. Mai 1873 an
1 der genannten Stelle als Besucher des Ranunculus lanu-
. ginosus.
U- A. Diptera: Syrphidae: 11} Cheilosia dbitarsia Mgn. 12) Ch.
^nmbern Zett. und mehrere unbestimmte Arten, Pfd. häufig 13) ÄBcia
^^tnceolata Mgn. einzeln. 14) A. podagrica F. häufig. 15) Bacha elon-
^gAtali', einzeln. 16) Melanostoma mellina L. in Mehrzahl. IT) Sjt-
phuB venustus Mgii. in Mehrzahl. 18) S. nitidicollis Mgn. 19) S. la-
nulatus Mgn. Ffd. 20) Pipiza notata Mgn. Empidae: 21) Empig
trigranima Mgn. sgd. Miiscidae: 22) Hjlemyia conica Wied. Büioni-
äae: 23) Dilophua vulgaris. B. Coleoptera: Elateridae: 24) Athou«
haemorroidalia F., mit dem Eopf im Blüthengrunde. Cocdnellidae:
25) Coccinella I4piinctata L hld. C. Hymenoptera: 26) Andrena
paiTula K. 2. sgd. 27) Halictua flavipei K. £ sgd.
(65) Ranunculus Ficaria L. „Nach Ghatin gibt es
zwei Formen dieses Ranunculus, nnd es ist die bulbiferirende
Form, welche keinen Samen ergibt, weil sie keinen Pollen
producirt." (Comptes rendus, 11. Juni 1866; nach Cfa.
Darwin, Variation of Änimals andplants Chap. 18.) Wenn
dies richtig ist, so kommen wenigstens Ausnahmen vor. '
Denn ich fand am 3, Mai 1873 unter zablreiclien fruchtenden
822
Exemplaren auch einzelne mit Bratknospen in den Blatt-
achseln. Eine derselben hob ich aus, pflanzte sie zu Hause
in einen Topf und Hess den Samen reifen. Er erwies sich
als keimfähig.
Zu den früher aufgezählten Besuchern habe ich nach-
zutragen:
Hymenoptera. Äpidae: 15) Osmia rafa L. (^ sgd. Thürin»
gen 14/4 78.
(65^) Ranunculus auricomus L (S. 116). Weitere Be-
sucher :
Aj Hymenoptera: Äpidae: 10) Halictus albipes F. $ Psd.
(Thür.) B. Diptera: Syrphidae: 11) Melanostoma mellina L. im
Sonnenschein vor der Blüthe schwebend, dann plötzlich anfliegend
und Pfd. und so abwechselnd weiter. D. Lepidoptera: Tineidae:
12) Micropteryx calthella L. sgd.
(66) Caltha palustris L. (S. 117). Weitere Besucher:
A. Diptera: Empidae: 13) Empis opaca F. sgd. Syrphidae:
14) Cheilosia albitarsis Mgn. sgd. und Pfd. 15) Platycheirus mani-
catus Mgn. 16) Melanostoma ambigua Fallen; alle drei in Mehrzahl.
17) Pipiza tristis Mgn., einzeln. 18) Eristalis nemorum L. und 19)
E. arbustorum L., beide Pfd. u. sgd. häufig. Muscidae: 20) Onesia flo-
ralis R. D. 21) Hydrotaea dentipes F. 22) Aricia serva Mgn. 23)
Gyrtoma spuria Fall. 24) Scatophaga stercoraria L. Pfd. Bibionidae:
25) Dilophus vulgaris Mgn. $ in Mehrzahl. B. Coleoptera: Staphy-
linidae: 26) Tachyporus hypnorum F. hld.?, ein Ex. Nitidvlidae:
27) Epuraea aestiva L.^ 1 Ex. CurcvMonidae: 28) Bruchus seminarius
L. hld.?, 1 Ex. Chrysomelidae: 29) Helodes marginella L., in copula
in den Blüthen. 30) Donacia discolor Hoppe, 1 Ex. Neuroptera:
Perlidae: 31) Perla sp. häufig auf den Blüthen, doch sah ich sie
nichts gemessen.
430. Nigella damascena L. Besucher:
Hymenoptera: Äpidae: 1) Ceratina callosa F. ^, an den
Staubbeuteln beschäftigt (16/6 73 N. B.) 2) Prosopis signata Nyl.
^ sgd. (N. B.).
(69) Delphinium elatum L. (S. 120). Weitere Be-
sucher :
Hymenoptera: Äpidae: 2) Anthophora personata 111. $ sgd.
(Strassburg 6/76. H. M.)
(70) Delphinium Consolida L. (S. 122). Weitere Be-
sucher :
Hymenoptera: Äpidae: 2) Bombus lapidarias L. $ sgd
(Thfir. 12/7 73). Von notzloBen Gaaten ferner Pieris brasaicae L.
igd. (TbUr.).
431. Actaea spicata L. Besucher:
A. Coleoptera: Dermeatülae: 1) Byturua fiimatuB F. (N. B.)
B, Ortboptera: 2) ForScula suricularia L. Polleu und wohl auch
Äntheron fressend. (N. B.)
Berberideae. {S. 124.)
(72) Berberis vulgaria L. (S. 124.) Weitere B&-
encher:
A. Diptera: Syrplii^ae: 26} Asoia podagrica F. agd. B. Hy-
men optcra: Apidae: (18) Andrena fulva Schrlt. J sgd. (N. B.)
FoTmiädae: 27) Laaius nigar L. ^ b'd- C. Coleoptera: Cocänel- •
Haas 28) Coccinella variabilis ni. hid.
Papaveraceae. (S. 127.)
(73) Papaver Rhoeas L. (S. 127.) Weitere Besnclier :
A. Hyraenoptera: Apidae: 11) Halictua leucöpiiB K. 5 PsÖ-
(Thfir. 9/7 73) 12) H. Smeatlunanellua K. J Päd. (Thür.) B. Dip-
tera: Empidae: 13) Empia livida L. achien den Grund der Bläthe
amubohreB. (Jhür.) Mwcidae: 14) Ulidia ■ erythniphthalma Mgn.
(Thijr.) C. Coleoptera: Oedemeridae: 15) Oedemera virasPena L.
Pfd. (Thür.) LamelHcornia: 16) Cetonia (Oxythyrea) atictica L. sehr
läufig, Earte Blütheotheile freaaeod. Straasbnrg 6/76 H. M.
431. Papaver somniferumL. Besncher (NassaaBudde-
berg) :
Hymenopt era: Apidae: 1) Heriados truncoram L- $ Ped.
3) Cbelostoma campanukrura K. ^ Ped. 3) Halictas cylindricoB K.
J Psd. 4) H. leueopus K. ^ Psd. B. Diptera; Syrphidae: 5) Eri-
Btalia aeueus Scop. Pfd. 6) E. arbustorum L. Pfd. C. Coleoptera:
Lameilkornia: 7) Cetonia (Oxythyrea) stioticaL. Blütbenth eile fressend.
432. Eschscholtzia californica. (S. 127.)
Besucher: Diptera: S^i-jiMae.- l)nelophilua floreua Pfd. {in
meinem Garten 28/6 73).
(74) Chelidonium majus L (S. 128.) Weitere Be-
snoher:
A. Hymenoptera: Apidae: 14) Apis mellifica L. $ Psd. B.
Diptera: Sj/rphidae: (12) Rhingia rostrata L. steckte den Eüasel
in mehreren Blütheti nach einander sehr wiederholt In den Blütlieo-
grund, an die Aussenaeito der Wurzeln der Staubfaden, offenbar ia
der Eofibung, hier Honig zu ßnden, glitt aber fast stets ab and gab
endlich diese yergebliehea Saugversnohe auf and fraas Pollen. C,
Coleoptera: NiUdulidae: 15) Meligethes Pfd.
■'■-
■ I ■
■ • v;^
■ ■ r ■
324
Fumariaceae. (S. 128.)
(77) Corydalis Cava. (S. 130.) Eine Ameise, Lasius
nigcr L. 5, drängt sich auch in nicht angebissene Blüthen
ein und dringt bis zum Honige vor (7/4 73).
(78) Corydalis lutea DC. (S.132.) Weitere Besucher:
Ilymenoptera: Äpidae: 2) Psithyrus rupestris F. 2 ^g^*
3) Bombus Rajelhis 111. ^ sgd. 4) B. confusus Schenck. $ sgd. 5)
B. lapidariiis L. 5 sgd. 6) B. pomorum Pz. ^ sgd. 7) Anthophora
aostivalis Pz. J ^ sgd, 8) Osmia aurulenta Pz. J sgd. 9) Eucera
longicornis L. ^ sgd. 10) Halictus xanthopus E. ^ sgd. oder
wenigstens versuchend. Jona 5/75. Sämmtlich: H. M.
433. Fumaria capreolata L. var. pallidiflora. lieber
die anKSchcinond nutzlose Blumenfärbung dieser Pflanze,
welche während der Blüthezeit bleiche und fast weisse,
erst nach erfolgter Befruchtung augenfällige, rosenrothe
oder selbst cfirminrothe Blumen darbietet, sind im Jahr-
gange 1874 der Naturc zahlreiche Vermuthungen ausge-
sprochen worden (Vgl. Bot. Jahresbericht, Jahrg. 1874.
S. 899) ;" aber keine derselben gibt eine befriedigende Er-
klärung. Des Räthscls Lösung ist ohne Zweifel dieselbe
wie bei Ilibcs aurcuni und sanguineum (siehe diese 1). Auch
hier sind nur einsichtige Bienen als Kreuzungsvermittler
thätig. Moggridgc sah eine Osmia diesen Dienst leisten
und immer nur die noch blass gefärbten Blumen besuchen,
die sich übrigens auch durch ihre wagerechte Stellung
von den andern unterscheiden.
Crticiferae,
434. Cheiranthus Cheiri L. Goldlack. Besucher:
riymenoptera: Apidae: 1) Apis mellifica L. J den Kopf
zwischen den Staubgefassen hinein drängend und saugend, die Ober-
seite des Kopfes dicht mit Pollen bestäubt. 2) Anthophora pilipes
F. $ sgd.
(80) Nasturtium silvestre R. Br. Weitere Besucher:
Diptera: Bombylidae: 11) Anthrax hottentotta L. sgd. 9/7
73 (N. B.).
(81) Nasturtium amphibium R. Br. Weitere Besucher :
A. Ilymenoptera: PteromaUdae: 6) Zahlreiche winzige Pte-
romalidon flogen erst lange vor der Blüthe umher, krochen dann
l^eio uod leckten Ilonig. B. Diptam: S^pMdae: (ö) BriataUa
Mbnstorum L. sgd. und Pfd. Slueeidae: 7) Luciliaarten Pfd, B) Calo-
"bftta eothiiniBta Pk. auf den Ulüthen umhermarBchirend. C. Cole-
optera: Nitidntidae: 9) Maliffethea hld. und Pfd.
43*., Nasturtium officinale R. ßr. weicht in der Be-
StäubtingBeinriclitung merklich von N. ailvestre ab. An
der Innenseite der Basis jedes der beiden kürzeren Stant-
fSden sitzen dicht neben einander zwei grüne fleischige
r Knötchen, welche den Honig absondern. Die kürzeren
r :Bteiibgefilase sind mit ihrer aufspringenden Seite der sie
*weit überragenden Narbe zugekehrt; die längeren, welche
'. Uifongs in gleicher Höhe mit der Narbe liegen, später
'&ber von ihr überragt werden, sind so weit nach den kür-
Lasffln zugedreht, dasä ein nach dem Nektarium hinabbe-
^^Brter Kopf oder Rüssel gleichzeitig die Narbe und alle
^H| ihr benachbarten Antbereu an ibret pollenbehafteten
^Bl!e streift. Wenn sich, bei andauernd sehlcehtem Wetter,
^HtBlUtben nicht viitllig iilSnen, wird durch die längern
^^Erbgefäese, ebenso wie bei Nasturtium silvestre, ^icb-
HRfatbestänbuiig bewirkt. Besucher {(iß 73 Thtlr.):
^pT A. Diptera: B.)Empuiae: 1) Empia rustica Fallen. 2) E. livida
^K beidä agd., Snaaerst häufig, b) Couopidae: 3) Phyaocephala rofi-
Hm 1*. Bgd. euDieln. c) Syrphidae: 4) Erigtalis arbustorum L. 5] £,
WSemora-Oi L. 6) E, Bspuluralis L., alle 3 sgd. häufig 7) Helo-
^.phihiB floreuB^ agd. und Pfd. in Mehrzahl. 8) Melithraptua ap.Pfd.
_ d) MuBcidae: ^ Ocyptera cylindrica F. agd, B. Coleoptera: Niti-
(Miifae.- 10) MebgethcB. C, Hymenoptera: Äpidae: 11) HalictUH
macnlatus Sm. J sgd. und Pfd. 12) Apia mellifica L. J sgd.
436. Barbarea vulgaris R. Br. Jeder der beiden
hfirzeren Staubfäden hat an seiner Basis jederseits eiue
kleine grüne fleischige Honigdrüse; eine etwas grössere
Honigdrüse sitzt aussen an der Basis zwischen je 2 län-
geren Staubfäden (also an der Ansatzstelle der beiden
Terachwnndenen kürzeren StaubgelUsseJ. Auf jeder der 6
Honigdrüsen sieht man bei günstigem Wetter ein farbloses
Tröpfchen. Die Staubgefässc stellen sich aber merkwür-
diger Weise so, als wenn dio beiden zwischen je 2 län-
geren Staubfaden sitzenden Honigtröpfchen gar nicht da
wären. Die längeren, die Narbe überragenden Staubge-
ßase machen nämlich auch hier eine Viertelumdrebung
■ ^»V? "•»*■'
326
nach der Seite des benachbarten kurzem hin; diese Dre-
hung beginnt mit dem Aufspringen der Staubbeatel, un-
mittelbar nach dem Oeffnen der Blüthe und ist erst vol-
lendet; wenn, die eine Antherenseite sich ganz mit Pollen
bedeckt hat. Dagegen bleiben die beiden kürzeren Staub-
gefässe, welche mit der Narbe gleich hoch sind, auch nach
dem Aufspringen derselben zugekehrt, so dass die Stel-
lung der Staubgefässe mit Nasturtium officinale tiberein-
stimmt, obgleich doch die Zahl und Anordnung derNekta-
rien fast dieselbe ist wie bei N. silvestre. Bei sonnigem
Wetter und weit geöffneten Bltithen biegen sich die kür-
zeren Staubgefässe weit von der Narbe zurück; bei an-
dauernd regnerischem Wetter bewirken sie vermuthlich
Selbstbestäubung. Befruchter:
A. Diptera: a) Syrphidae: 1) Khingia rostrata L. sgd. und
Pfd., zahlreich. 2) Ascia podagrica F. Pfd. b) Musciäae: 3) Arioia
incana Wiedcm. sgd. 4) Authomyiaarten sgd. 5) Scatophaga mer-
daria F. sgd. 6) Calobata cothurnata Pz. B. Coleoptera: a) Niti'
dulidae: 7) Meligethes hld. *und Pfd. in grosser Zahl, b) XameZZi-
comia: 8) Phyllopertha horticola L. Blüthentheile nagend, c) Cucth
lionidae: 9) Ceutorhynchus sp. C. Hyroenoptera: Äpidae: 10)
Apis mellifica L. 2 sgd.
(82) Arabis hirsuta Scop. (S. 134). Weitere Besucher:
Diptera: Syrphidae: 6) Syritta pipiens L. sgd.
437. Arabis arenosa Scop. 4^
Besucher bei Nassau (Dr. Buddeberg): A. Hymen optera:
Äpidae: 1) Andrena cineraria L. $ Psd. 2) A. parvula K. $ sgd.
und Psd. häufig (12 Ex. eingesandt). 3) A. cingulata F. $ // sgd. 4)
A. albicans K. $ sgd. 5) A. nigroaenea K. ^ sgd. 6) Halictus leu-
copus K. ^ sgd. und Psd. 7) H. tetrazonius Kl. (quadricinctus K.
olim) $ sgd. 8) H. jflavipes K. J sgd. 9) H. cylindricus K. J sgd.
und Psd. B. Lepidoptera: Bhopälocera: 10) Thecla rubi L. sgd.
(83) Cardamine pratensis L. Weitere Besucher:
A. Hymenoptera: Äpidae: (1) Halictus cylindricus F. §
Psd. und sgd. 23) Andrena cineraria L. 2> ©in Ex., Psd. und sgd.
24) A. dorsata K. ^ sgd. und Psd. 25) Eine Hummel, wie mir schien
Bombus terrestris, saugte flüchtig an 2 Blüthen verschiedener Stöcke
und flog dann weit weg. B. Diptera: Syrphidae: 26) Melanostoma
mellina L. Pfd. 27) Syrphus nitidicollis Mgn., sgd. und Pfd. (13) Rhin-
^a rostrata L. sgd. und Pfd., häufig. 28) Eristalis nemorum L.,
Ton Caltha palustris kommend, auf Card. prat. nur kurze Zeit ver-
.1.'
837
■mSaii (Vtd.) dann wieder auf Caltha gehend. C. Lepidopters:
S^epabKera: (18) Pieria iiapi L. sgd., sehr hftufigl 29) Vauusa urti-
■au L, sgd. 80} Polyommatus dorilis Hfn. Bgä.
438. Cardamine impatlens L Beeucber;
Ilyraenuptera: Apiikie: 1) Aadrena albicans K. ^ sgd. und
■ferd. 26/5 73 (N. U.)
439. Alyssum calycinum L Besncher:
Diptova; Conoptilac: 1) Mjopa teatacea L, sgd. (Thür.)
440. Alyssum montanum L. Besivber (in meinem
Garten) :
Ä. liiptera: Syrphidae: 1) Syritta pipien» L. sgd. und Pfd,
Unfig. 2) EriataÜB Bepulcralia L. sgd., in Mehrzahl. MusciUac: 3) An-
ttlomyiaartaii sgd., zaljlreich. 4) Liicilia comicina F., andaiiernd sgd,
B. Coleoptera; MtüacoAermata: 5) Dasytea flavipea F. häufig, C.
Bymenoptora: Sphtgidae: 6) Cerceris variahüis Schrk. sgd, nicht
■dtcn, Apidae: i) Prosopis f^ in Mehrzahl sgd, 8)Halictas nitidins-
■^eqlaB K. 5 Bgd. und Päd, häufig. 9) Nomada ruficornis L. sgd,
(84) Draba verna L. (Fig. 30. 31.) Die in diesen '
Sparen dargestellte BlUtheneinrichtung, in welcher die
'ISogera Staubgefässe vorzugsweise der Sictiselbstbestäubung,
Öie ktlrzcren ausachliessJicU der Kreuzung dienen, ist be-
reits in meinem Buche (Ö, 135) beschrieben. Der dort
BOfgestellten BesucherÜHle habe ich hinzuznt'ägen:
Hyrnsnoptera: Apidae: (1) Apis meilifica L. t^ sgd,, ab-
wechselnd an Tlilaapi arveriGe, Verouica a^reetis und Draba Tema.
Thür-, Brachäcker 14/4 73, (2) Aodrcna parvula K. 5 sgd. iindPsd.
daselbst; ebenso bei L. B. Diptpra: Mnsciäne: 4) Hyleroyia oine-
rellaMgD. 5) Anthomyiaarten, 6) Sarcophagn carnarift L. andauernd Pfd.
KrklämDg der Abbildnngen.
1— (j. Mitscari botnjoides Müh {Lippstadt, G&rten 15/4 78.)
1. Vollständige Bliitbe, von der Seite gesehen (4 : 1),
2. Dieealbe gerade von unten geaehen,
3. Dieselbe itn Aufriss.
4. Eine der oberen, geschlecbtBloseiijgeschlosseDbteilKinden
schräg aufrecht stehenden Bliilhea.
5. Geaehleohtarudimenta derselben (20 : 1).
6. Entwickeltes Staubgefäss einer sich öffnenden Blüthe
bei gleicher VergrSsserung,
-11, Aüiitm rotundum L. (Thüringen 7/7 73,)
326
7. Blüthe von der Seite gesehen (4:1) p' äussere, p^ innere
Perigonblätter.
8. Blüthe im ersten, männlichen Entwicklungsstadium,
nach Entfernung der Perigonblätter, von der Seite ge-
sehen (4 : 1). a* die vor den äusseren, a^ die vor den
innem Perigonblätter n stehenden Staubgefilsse. p^, p'
Ansatzstellen der weggerissenen Perigonblätter,
9. Stempel im ersten, 10 derselbe im zweiten Entwick-
lungszustande (4 : 1). n Nektarium. st Narbe.
11. Blüthe^ur Zeit ihrer weitesten Oeflfnung, gerade von
oben gesehen (4 : 1).
12. Änthericum Liliago L. (Thüringen 7/7 73.) Blüthe schwach
vergrössert, schräg von vom gesehen (^/j : 1). 12b Staub-
gefäss derselben Blüthe (7 ; 1), besonders am obern Ende
mit Pollen behaftet.
13. Paris quadrifdlia L, (Lippstadt 22/4 78.) Blüthe im
ersten weiblichen Zustande, in natürlicher Grösse.
14. 15. Saxifraga tridactylites X. (Stadtmauer von Soest, 11/5 77,)
14. Blüthe schräg von, oben gesehen (7 : 1). Ein Staub-
gcfäss ist nach der Blüthenmitte hin gebogen und mit
der Narbe in Berührung; die übrigen sind nach aussen
gespreizt.
15. Blüthe im Längsdurchschnitt (7 : 1).
16. Bibes rubrum L, Blüthe im Längsdurchschnitt (4:1). n
Nektarium, 5 Kelchblätter (sepala), p Blumenblätter (pe-
tala). Dieselbe Bedeutung haben s und p in den folgen-
den Figfuren.
17. Ribes Ch'ossidaria L, Blüthe im Längsdurchschnitt (3 : 1).
18. Bibes nigrum i. Blüthe im Längsdurchschnitt (3 : 1).
19. Bibes sanguineum Pursh. Blüthe im Längsdurchschnitt
(3 : 1).
20. Bibes aureum Pursh. Blüthe im Längsdurchschnitt (3 : 1).
21. 22. Hedera JSelix L.
21. Blüthe gerade von oben gesehen (3 : 1).
22. Dieselbe von der Seite gesehen.
23. 24. Hydrocotyle vulgaris L. (Lippstadt 1874).
23. Junge Blüthe (10 : 1). Die beiden Staubgefässe vorn
und rechts sind noch nicht ausgewachsen, das dicke
Staubgefäss hinten ist ausgewachsen, aber noch nicht
aufgesprungen, die beiden Staubgefässe links sind auf-
gesprungen und mit Pollen bedeckt. Die Griffel sind
noch einwärts gekrümmt, die Narben noch nicht ent-
wickelt.
\t
?■■■
329
24. Alte Blüthe (10 : 1). Das vorn in der Mitte stehende
Staubgefäss ist aufgesprungen, mit Pollen bedeckt, noch
frisch ; die 4 übrigen sind verschrumpft und braun ge-
worden, aber noch mit etwas Pollen behaftet.
Die' Narben sind entwickelt.
25—29. Orlaya grandiflora Hoffm. (Thüringen 7/7 73.)
25. Aeussere Randblüthe eines Randdöldchens (4: 1). Das
am Aussenrande der ganzen Dolde stehende Blumen-
blatt ist so kolossal vergrössert, dass die beiden fol-
genden Figuren, um Baum zu sparen, auf die beiden
Hälften seiner Blattfiäche gesetzt werden konnten.
26. Innere Randblüthe eines Randdöldchens (4 : 1). Eben
so sind auch beliebige Randblüthen irgend welcher
mittleren Döldchen ausgebildet.
27. Mittlere Blüthe irgend eines Döldchens von der Seite
gesehen (4 : 1). Drei der Staubgefasse sind noch nicht
aus der Blüthe herausgetreten; nur ihre langen, nach
innen gebogenen Staubfäden treten hervor.
28. Mittlere Blüthe eines Döldchens nach Entwicklung
aller Staubgefasse, von oben gesehen (7 : 1).
29. Dieselbe nach dem Verblühen (7 : 1). Blumenblätter und
Stanbgefösse sind abgefallen. Kelchblätter (s) und Nek-
tarium (n) sind noch übrig.
30. 31. Drdba verna L. (Lippstadt 21/4 78.)
30. Blüthe gerade von oben gesehen (7 : 1).
31. Dieselbe nach Entfernung der Kelch- und Blumen-
blätter, von der Seite gesehen (10 : 1).
■ * "TT'
Neuere Arbeiten über die ältesten Devon-
Ablagerungen des Harzes^).
Besprochen von
Clemens Schifiter 3).
Lange Jahrzehnte hindurch war der Harz bereits den
Geologen der alten Schule ein willkommenes Arbeitsfeld ge-
wesen, ehe d§T ältere der drei Gebrüder Römer, Adolph,
als der Erste es unternahm, die neueren Hülfsmittel der
Geologie, die Paläontologie zur Entziflferung des Baues
dieses alten Gebirges heranzuziehen. Ad. Römer hat von
1843 bis 1865 der Lösung dieser Aufgabe obgelegen, der
wir sechs grössere paläontologisch-geognostische Abhand-
lungen über den Harz verdanken.
Es war begreiflich, wenn zunächst der Wunsch nahe
lag, die in anderen Gegenden bereits unterschiedenen Glie-
der des alten Gebirges auch am Harze wieder zu finden.
Hierfür konnte die obwohl vorzügliche Arbeit A. Dumont's
„Memoire sur la Constitution g^ologique de la province de
Li6ge, 1832", vorzugsweise deshalb nicht benutzt werden,
weil sie das Moment der Gliederung des Uebergangsge-
birges dem stratigraphischen und petrographischen Ver-
halten mit Hintansetzung der organischen Einschlüsse ent-
nahm. So konnte denn nur das 1839 erschienene „The
Silurian System" von Mure biso n undSedgwick, welches
das älteste Gebirge des westlichen Englands zum Gegen-
stande der Darstellung hatte und den Versteinerungen die
1) Abhandlungen zur geologischen Speoialkarte von Preussen
und den Thüringischen Staaten. II. Band, 4. Heft von Dr. Kayser.
Berlin, Verlag der Neumann'schen Eartenhandlung. 1878.
2) Vorgetragen in der Sitzung der niederrheinischen Gesell-
flchaft für Natur- und Heilkunde in Bonn am 2. December 1878.
gebührende Berücksiehtigung eingeränmt hatte, beim Stu-
diom des HarzGB die gewünecbte Handhabe bieten.
A. Römer war in den ErruDgenachaften, wozu ihn
Beine vergleichenden Studien führten, nicht immer glücklich.
Zum Theil lag dies darin begründet, dass Römer vorwie-
^fioä Paläontologe, zu wenig stratigraphischer Geognoat
war, dann in dem Umstände, da»s die Paläontologie zur
Zeit der RJjiner'sehen Arbeiten noch weniger aUgemeio,
wie ihre fortschreitende Entwickelung es erreicht, die wün-
Bohenswertbe Schärfe der Bestimmnng erlangt hatte.
So erfuhr denn gleich seine erste Darstellung, welche
' s&mmtliche Hauptglieder des alten englischen Gebirges,
das Devonische, Silurieehe und Cambrische System am
Harze wieder zn erkennen vermeinte, einen lebhaften Wider-
eprueb von Seite derjenigen Geologen, welche sich mit dem
Studium des älteren rheinischen Gebirges befasst hatten,
insbesondere seines Bruders Ferdinand und Fridol.
Sandberger's, welche das Vorkommen von älteren als de-
Töniscben Schichten am Harze in Abrede stellten.
In Folge der vorhin geuannten Umstände wechselten
denn auch die eigenen Ansichten Ad. Römer'a über das
Alter der verschiedenen Grauwacken and Kalbe des Harzes
in seinen verschiedenen, allmälich erscheinenden Publi-
kationen. So erklärte er /,. B. die Granwacke von Lauter-
berg, weiche er anfangs flir Silur angesprochen hatte, in
^ Beinen letzten Publikationen fiir Culm und zwar auf Grund
der lediglieh aufgefundenen Pflanzenreste; tbieriscbe Ver-
steinerungen waren nicht bekannt geworden,
In gleicher Weise hatte er die Kalke von Elbingerode, '
Heenburg, Harzgerode und Mägdesprung, später fl852)
auch diejenigen von Zorge, Wieda und Hasselfelde für
obersiluriscli erklärt und insbesondere (1850J die brachio-
podenreichen Kalke des Klosterbolzes von Ilsenhurg mit
denjenigen der obersilurischen Kalke von Konjeprus in
Böhmen verglichen, gleichwohl wurde später {18(50) wenig-
stens ein Theil derselben, insbesondere die Lager von
Wieda, ins Mitteldevou versetzt.
Den klarsten Ausdruck der sehwankenden Meinungen
■ *
r
332
A. Römer's gaben die verschiedenen von ihm besorgten
Ausgaben der geognostischen Uebersichtskarte des Harzes.
Bei dieser Unsicherheit der Ansichten über die geo-
gnostische Zusammensetzung des Harzes miisste es wünschens-
werth erscheinen, dass das geognostische Studium desselben
auch von frischen Kräften in Angriff genommen werde.
Man darf es als einen glücklichen Umstand bezeichnen,
dass noch vor Schluss der sechziger Jahre die unter der
Direction der Geheimen Käthe Hauchecorne und Bey-
rich arbeitende preussische geologische Landesanstalt, unter
der genialen Führung Beyrich's, welche durch treffliche
jüngere Kräfte unterstützt wurde, an die» Lösung dieser .
schwierigen Aufgabe herantrat.
Bisher haben nur verschiedene kleinere Mittheilungen,
welche theils in der Zeitschrift der deutschen geologischen
Gesellschaft, theils in 'den, zu den bereits erschienenen
Kartenblättern gehörenden Erläuterungen niedergelegt sind,
dem fachmännischen Publikum von der rüstig fortschreiten-
den, jetzt ziemlich zum Abschluss gelangten Aufnahme
Kunde gegeben.
So erfuhren wir über die eben berührte pflanzen-
flihrende Grauwacke schon 1868 durch Dr. Lossen (1.
c. p. 216), dass dieselbe — welche die Bezeichnung Tanner-
Grauwacke erhielt — zufolge der Lagerungsverhältnisse das
tiefste, älteste Glied des hercynischen Sedimentärgebirges
darstelle. Und er bemerkt, indem er ein Schichtenschema
mittheilt, welches die bis dahin im südlichen und östlichen
Harze ausgeführte Kartenaufnahme ergab, dass auch in
Böhmen, in England und in Nordamerika an der Grenze
zwischen Silur und Devon eine erste Landflora sich zeige. .
Diese erste Auffassung haben die weiteren Kartenaufnahmen
nicht alterirt,. wie alle folgenden Mittheilungen Lossen's
(vergl Z. d. d. g. G. tom. 21, 1869, pag. 284, tom. 27, 1875,
pag. 448, tom. 29, 1877, pag. 612} dargethan.
Ueber die erwähnten Kalke von Wieda und Zorge
hat Beyrich (Z. d. g. G. 'tom. 19, 1867, pag. 248) den
Nachweis geliefert, dass dieselben nicht zu trennen seien
von den Kalken von Mägdesprung, Harzgerode etc. und
dass insbesondere auch die von Ad. Römer für seine
•>•■:
333
Ansicht angeführten Goniatiten dieser Auffassung nicht
widersprächen. Diese besässen ebenso wie diejenigen der
Thonschiefer von Wissenbach und diejenigen der oberen
Lagen der alten böhmischen Kalksteinformation, mit denen
die genannten Lager allein verglichen werden könnten, —
ausser einem einfachen trichterförmigen Dorsallobus keinen
weiteren anderen Lobus.
Die genannten Kalke bilden Einlagerungen jener
Schieferzone, welche auf den neuen Karten der geolog.
Landesanstalt als Untere Wieder Schiefer bezeichnet werden.
Dr. Lossen gliedert nämlich diejenigen Schichten des
Harzes, welche älter sind als Mitteldevon, also als Strin-
gocephalenkalk und Calceola-Schiefer (Z. d. d. geol. Ges.
tom. 29, 1877, pag. 612—624) wie folgt:
B. Normales Unterdevon:
7. Elbingeroder Grauwacke, bei Lucashof und Thale pflan-
zenführend.
6. Zorger Schiefer.
5. Hauptkieselschiefer.
4. Oberer Wieder Schiefer.
3. Hauptquarzit, südlich und östlich der Sattelaxe der
Taniier Grauwacke in der Süd- und in der Selke-Mulde
ohne Kalkgehalt und petrefactenleer; nördlich derselben
Achse in der Elbingeroder Mulde häufiger kalkhaltig
und petrefactenführend bei Elend, Hasscrode (Drenge-
thal). Drei Jungfern und Krebsbach bei Mägdesprung *).
Dahin gehört auch der Bruchberg-Quarzit und der Kahle-
berger Quarzitsandstein.
1) Die hier auftretende Fauna entspricht derjenigen des rhei-
nischen Spiriferensandsteins. Ad. Römer nannte schon von Andreas-
berjif: Spirifer macropterus, Rhynchonella Daleidensis, Cryphaeus cal-
litelis? (non! stcllifer) Homalonottts u. Chondrites; diesen fügt Dr.
Kayser hinzu: Phacops laUfrons? Chonetes sarcinulata? und aus dem
Drengethal Chonetes sarcinulata und Spirifer äff. curvatus; dann von
Elend: Chonetes sarcinulata, Spirifer macropterus^ Phacops latifrons,
Spirifer hystericus, Spirifer laevicosta, Laeptaena Murchisoni, Atrypa
reticularis, Orthis striatula, Clmnetes dilatata {?), Liptaena rugosa,
Lingula, Favosites. Ferner aus dem Krebsbachthal : Cryphaeus lad-
niatus, Spirifer cnf. speciosus, Spirifer macropterus'^ Spirifer hystericuSf
Chonetes dilatata? Phacops, Streptorhynchus? Fenestella, Orthoceras,
Verh. d. nat, Yer. Jahrg. XXXV. 4. Folge. V. Bd. 22
-.*■
334
A. Hercynisches Schiefergebirge = F. G. H. ßarrande.
2. Untere Wieder Schiefer.
2c. Obere Stufe der Unteren Wieder Schiefer mit den be-
sonders der oberen Grenzregion angehörenden ein-
zeiligen Graptolithen^) der Selkemulde und bei Lauter-
berg.
2b. Untere Stufe der Unteren Wieder Schiefer; Schiefer
mit Grauwacken-Einlagerungen (darin Pflanzen bei
Lindenburg, Wolfsberg, Stolberg etc.), Kieselschiefer
und Kalkstein-Einlagerungen, letztere mit den
Faunen vom Schneckenberg und Scheerenstieg u. a. 0.
bei Harzgerode, Hilkenschwenda, Hasselfelde, Trauten-
stein, Zorge, Wieda, Thale, Altenbrak, Blankenburg,
Oehrenfelde und Klosterhölz bei Ilsenburg.
2a. Grenzquarzitlager (local).
1. Tanner Grauwacke (u. Plattenschiefer) mit Pflanzen von
Wernigerode, Ilsenburg, Mägdesprung etc.
Unter all' den genannten Zonen ist es die Untere
Zone der Unteren Wieder Schiefer, welche sowohl wegen
des Reichthums der von den Kalkeinlagerungen desselben
umschlossenen Fauna, als wegen ihrer Beziehungen zu
den Vorkommnissen fremder Lokalitäten das grösste In-
teresse beansprucht. Wir sind deshalb dem Herrn Dr.
Kays er zu grossem Danke verpflichtet, dass er diese in
dem vorgelegten Werke zum Gegenstande einer erneuten
Prüfung und zusammenhangenden Darstellung gemacht hat.
Verfasser konnte hierbei nicht allein die bedeutenden An-
sammlungen einschlägiger fossiler Reste im Museum der
geologischen Landesanstalt, sowie desjenigen der Uni-
versität Berlin benutzen, sondern es lagen ihm auch die
in Clausthal, Halle und Heidelberg befindlichen Originale
der Arbeiten Römer 's und GiebeTs u. s. w. zum Ver-
1) Die ersten Graptolithen am Harze wurden 1855 durch Berg-
moister Jüngst, einen Schüler Ad. Rom er 's, bei Lauterberg auf-
gefunden, worüber letzterer im neuen Jahrb. für Miner. p. 540 eine
Mittlieilung gab. Durch Dr. Lossen wurde dann später 1. c. die
feste Stellung eines Graptolithen-Niveaus im N. und S. der Sattelzone
der alten Tanner-Grauwacke, sowie in der Umgebung der Selke-Mulde
dargetban und auf weite Erstreokuug nachgewiesen.
^eiclie vor. So konnte Dr. Kayser weit Illier 200 Arten
dorch Vergleich feststellen, während Giebel in der Ab-
handlung „die siluriBche Fauna des Unterharzes", Halle 1858,
kanm 100, Ad. Rr>mcr in seinen sänimtlichen Arbeiten
etwa 130 Arten zur Darstellnng brachte.
Die Beschreibung dieser Arten, welche durch gute
' Abbildungen erläutert wird, nimmt den gröaeten Theil der
Kayser'schen Abhandlung ein. Vorher geht ein histo-
tUcher Rückblick und den Schluss bilden ein Vergleich
mit verwandten fremden Lokalitäten sowie einige Folge-
rtmgen allgemeinerer Natur.
Dr. Kayser hebt auch wiederholt hervor, dass die
verschiedenen Lager rUcksichtlieh ihres organischen In-
haltes Verschiedenheiten zeigen und sich tUeils als Cepha-
' lopoden-, theils als Brachiopoden-Kalke darstellen. Beide
auch dem äusseren Anaehen nach verschieden. Der Cepha-,
lodenkalk dicht und Haserig gleicht dem westpfaäliBcheu
tnenzelkalk, noch mehr dem Kalk der Barrande'scheu
i G. in Böhmen. Er enthält fast nichts als Cephalo-
i und daneben Lamellibranchen und sparsame Gastro-
Er zeigt sich typisch entwickelt im Haaaelfelder
tenbmchc, am kleinen Ladekenberge, hei der Harzgerö-
^ZiegelhUtte, im Tännenthale etc. — Der Bracbiopoden-
: hingegen ist kristallinisch-körnig und ebenso wie der
genannte bald bituminös und dunkel, bald hellfarbig.
fiat reich an Bracbiopoden und Trilobiten, daneben
ropoden, Lamellibranchen und einige Pteropoden, Ko-
i und Bryozoen. Typische Fundpuukte: derScheeren-
bei Mägdesprung, der Sehneekenberg bei Harzgerode,
^terbolz bei Ilsenburg etc. Verfasser möchte in diesen
terschieden weniger Niveau- als vielmehr Facies-Ver-
l^edenheiten erhlicken und sie vergleichen mit dem ober-
»niscben hrachiopoiienreiehen Cuboideskalk von Stoll-
f und Couvin und dem gleichalterigen Cephalopoden-
i von Adorf, Oberscheid etc. Er stimmt in dieser Auf-
anz mit deo Ansichten Beyvich's Uberein, die
ielbe schon vor einem Deceunium (1. c. 18(37, pag. 247)
Igetragen bat.
Jfej BetraehtaBg des Gesammtcharakters Äei a.We.'o,
HMHH
T !f.-'
336
hercynischen Kalkfauna ergibt sich, sagt Dr. Kays er, dass
dieselbe ein Nebeneinandervorkommen von devonischen und
silurischen Formen zeige, dass jedoch die Devontypen vor-
herrschen, neben denen die silurischen Gestalten nur als
vereinzelte Nachzügler aufträten (p. 251).
Verfasser vergleicht dann die hercynische Fauna mit
den Stufen F. G. H. Barrande's im böhmischen Ober-
silur, aufweiche auch Beyr ich bereits hingewiesen hatte
(1. c.) und findet, dass von den 200 hercynischen Arten
circa 50 auch im Böhmischen Obersilur wiederkehren (von
denen freilich etwa die Hälfte noch mit einem Fragezeichen
versehen). Dies sind 10 Trilobiten, nämlich: Proettts
unguloides^ Pr. complanatus? JPr. eremita, Pr. cf, orhitatuSj
Cyphaspis hydrocephala^ Phacops fecimdus, Ph, fugitivtiSy
C/ieirurus Sternbergi (?), JBronteus cf, elongatus, Bront. cf. Bil-
lingsi; ferner 11 Cephalopoden: Goniatites lateseptatus,
Gon, neglectuSj Gon. tahuloides, Gon. evexus, var, bohemica,
Orthoceras cf. migrans, Or. raphmiistrum, Or. dulce? Gyro-
ceras proximum, Uercoceras suhtuherculatum (?J] dann 7
Gastropoden: Capulus hercynicm var, acuta? Cap. priscus ?
Capulus Halfari? Platyostoma naticoides (?), Conülaria
aliena? Tentactdites acuarius, Styliola laevis; und dann 2
Lamellibranchen und 22 Brachiopoden: Cardiola
quadricostata (?) Card, interrupta, lihyncJioiiella nympha^
Bh.eucharis? Bh.princeps^ Bh.Henrici, Pentamcms Sieberi,
Pent. galeattis, Spirifer togatus, Sp. Nerei^ Sp. excavaUiSj
Gyrtina heteroclyta, Ätrypa reticularis, Retzia melonica,
Merista harpyia? Orthis occlusay Or. palliata? Or, striatiday
Strophomena neutra, Str. corrugatellaj Str, nebulosa, Str,
rhomboidalis, Str. Verneuili? Chonetes enibryo.
„Man ersieht, schliesst der Verfasser (p. 254), dass von
den aus den hercynischen Schichten beschriebenen Arten 50,
also mehr als der vierte Theil mit solchen der obersten
Barrande'schen Kalketagen identisch oder nächstverwandt
sind — ein Resultat, welches die Aequivalenz beider
Faunen über allen Zweifel erhebt!*'
Dann ergiebt ihm ein Blick auf die genannte böhmische
Fauna F. G. H., dass dieselbe trotz manigfacher noch an's
Silur mahnender Eigenthümlichkeiten im Ganzen ein aus-
gesprochen devonisches Gepräge zeigt. Dasselbe wird be-
sonders dnrch die Goniatiten-Faana, die zahlreichen devo-
nischen Brachiop öden typen und das Fehlen aller exclusiv
ailnrischen Ccplialopoden und Trilobltengattnngen bedingt,
fliei silnriachen Anklänge dagegen in erster Linie durch
einige obersilurisehe Brachiopoden formen, Calj-raene und
die Graptolithea, in zweiter Linie durch die zahlreichen
lOalmanitea und Trochoeeren. Im Vergleich zu der Harzer
Fauna mit ihren vielen und ausgezeichneten devonischen
Brachiopoden und Corallen zeigt die böhmische viel zahl-
reichere an's yilur erinnernde ZUge. Bei der ausserordent-
lichen Uebereinatimmung beider Faunen kommt indes» der
entschiedener hervortretende devonische Cbaracter der Harzer
.'Fauna auch der bfihmischen zu Statten, indem derselbe,
Tfenn die Betrachtung der böhmischen Fauna fttr sich
^lein noch Zweifel Über deren Alter übrig lassen könnte,
den Ausschlag zu Gunsten ihrer Zugehörigkeit zum Da-
■Von geben würde." (p. 262.)
Unter den übrigen von Dr. Kayser zum Vergleich
herbeigezogenen Gegenden hat für uns das grösste Inter-
eSBe, das8 er auch im rheiniacben Schiefergebirge
•eine der hercynischen äquivalente Fauna wiederfindet.
(sHier sind es namentlich die erst in neuerer Zeit aufge-
'filndenen versteiuerungsreichen Kalke von Greifenatein ')
Und Bicken*), die zwar nur eine kleine aber nichts deato-
weniger ganz unzweifelhaft mit der hühmischen und harzer
■Aber einstimm ende Fauna einschliessen." Verfasser hat bis
jetzt 17 Arten derselben bestimmen können:
Cypkaspis hydrocephala A. Rom, — Bicken, Harz,
Böhmen.
Acidapis Boemeri Barr. — Bicken, Etage E.
Bronteus thyssanopeltis Barr.? — Bicken, Greifenstein,
Böhm., franz. Spiriferensandst., Harzer Mitteldevon? '
Proetus boJiemicus Barr. — Greit'enst., Böhm.
1) H. yon Deehen, Uebar den Quarzit bei GreiFenstein im
|fKreiflB Wetzlar, Z. d. d. geol. Ges. 1875, tom. 27, pag. 762.
2) KayBsr, Notiz über eioe aufiallige Miasbil düng eines devO-
t^inhen GoniphocerBs (von Bicken) ibid. 1B74, pag. 671. Derselbe,
Beyrich ibid. 1877, pag. 407.
':f:"iy^ V
388
Proetus complanattis Barr. — Greifenst., Harz, Böhm.
Proetm eremita Barr. — Greifens!., Harz, Böhm.
Phacops fecundus Barr. — Bick., Greif., Harz, Böhm.
Goniatites tahuloides Barr. — Bick., Harz, Böhmen.
Goniatites lateseptatm Beyr. — Bick., Harz, Böhm.
Goniatites Jugleri Ad. Rom. — Bick., Böhm., harzer
Mitteldevon.
Goniatites sübnautilinm Schi.? — Bick., Harz (?),
Böhm. ?
Trochoceras sp. — Bick.
Gomphoceras sp., Gyrtoceras sp, — Bick.
Orthoceras trianguläre Arch. Vern. var. Bickensis
Kays. — Bick., Harz.
Cardiola gigantea Kays. — Bick., Harz.
Spirifer falco Barr. (?) — Greif., Böhm.
Merista herculea Barr. (?) — Greif, Böhm.
Die Uebereinstimmung der genannten rheinischen Vor-
kommnisse mit den böhmischen und harzer Verhältnissen
scheint sich nach dem Verfasser auch darin auszusprechen,
dass der weisse oder röthliche krystallinische Kalk von
Greifenstein besonders Trilobiten und Brachiopoden, der
graue Flaserkalk von Bicken dagegen besonders Cephalo-
poden und daneben Cardiola- Arten und Trilobiten enthält,
also der eine paläontologisch und petrographisch den Brachio-
poden-, der andere den Cephalopoden kalken des Harzes und
Böhmens entspricht.
Dr. Kayser erinnert dann noch daran, dass die be-
kannten Schiefer von Wissenbach und des Rupbachthals i)
neben einer Anzahl gewöhnlicher Formen des Spiriferen-
sandsteins (als Cryphaeus laciniatuSy Pleurodictyum prohle-
maticum etc. vergl. Sandb. Rh. Schicht. Nass. p. 482) auch
eine beträchtliche Reihe hercynischer Arten einschliessen
und zwar : Goniatites Jugleri Ad. Rom., G, subnautilinus
Schlot., G. evexus v. Buch, G. evexm, var. Bohemicus Barr.
Cr. lateseptatus Beyr., G. vittiger Sandb., G. gracilis Sdb.,
6r. occultus Barr., Nautilus vetustus Barr., Hercoceras (?)
1) Die Funde im Rupbachthale sind durch Maurer zusammen-
gestellt. Jahrb. für Mineral, etc. 1876, pg. 408.
(uherculatum Sandb., Gyroceras proximwn Barr., Trocho-
iras 8)>., Orthoceras trianguläre, Or. JoveUani Vern, (?), i
Or. Kochi Kays.?, Or. commutatunt Gieb., Or, obliguieo~ ,
statum Sandb.?, Or. pohjgonum Sndb.?, Or. planicanalieu- {
liüum Sandb.?, Fhacops f'eeundus Barr., Pk. fugitivus Barr.?
Oj/phaspis kydrocephala Ad. Rom., Capulus hercynims Kays.?? ■
Timrotomaria sitbcarmata Ad. Rom., Pentamerus rhenanas \
ird. Rom.
Dnrch alle dieae Uotersuehungen und Vergleichungen
^chtet ein Endziel durch : den Nacliweis zu erbringen,
mtliche vorgeführte Faunen und Sedimente seie
ivniscbe anzusprechen, und Bchliesst Verfasser selbe mit ,
i Worten: „Als Resnltat der vorstehenden üntersuchnn-
1 glaube ich behaupten zu dUrien, dasa die besprocheneQ i
lagerangen des Harzes. Böhmens etc. nur in die devo- 1
iclie Formation eingereiht werden können". Er sieht
^,trotz der mannichfaehen silurischen Anklänge und trotz*
u sie im Harz von, bislang ttlr ganz eminent silurisch ge-
^enen Graptolithen-Sehieiern überlagert werden, nicht I
iura tlir eine Silur und Devon verbindende Uebergangsgrappe J
, wie solche das Tithon zwischen Jura und Kreide, der |
|tfa zwischen Trias und Jura darstelle, welche durch
jefähr ebenso zahlreiche Fäden mit der darunter- als
t der darübe rliegenden Formation verbunden seie
ien vielmehr die Verhältnisse der hercynischen Fauna ■
: andere, der Cliaraeter derselben erlaube eben nur |
! Classification beim Devou. {p. 285.)
Verfasser wendet sich dann der letzten Frage zu,
^ches Niveau die hercynische Fauna innerhalb der De- ,
■iperiode einnehme. Dass dieselbe, ein tiefes Glied der
'«nformation dai-stelle, dass sie der untern Abtheilung
gehöre, bedUrfe keines Beweises; die Frage sei deshalb,
a sie sich zu der im westlichen Europa weit verbreiteten
ffina des Öpiriferensandsteins, welche man vor allem als
bisches Unterdevon anzusehen gewohnt sei, verhalte, ob
) die hercynische Fauna älter als die Fauna des Spiri-
teins sei, oder ob sie sich als eine Parallel-Bil-
; derselben darstelle. Bisher vertrat H. Dr. Kayser
t>wie er selbst heiTorhebt — die erste Ansicht und schrieb
\-'yl
340
noch in dem im September 1877 ausgegebenen 2. Hefte
des 29. Jahrganges der Zeitschrift der deutschen geolo-
gischen Gesellschaft p. 408: „dass diese Fauna am Rhein
ebenso wie im Harz ihr normales Lager unter dem typi-
schen Unter-Devon einnimmt, kann als sicher angenommen
werden*^ etc. In der vorliegenden Arbeit ist diese An-
schauung aufgegeben und wird statt derselben die zweite
verfochten, indem der Verfasser die Auffassung Beyrich's
adoptirt, der 1867 (Z, d. d. g. 6. tom. 19, pag. 249), indem
er die alten hercynischen Kalklager mit dem böhmischen
Obersilur verglich, den Satz aufstellte: die „Stufen F. 6. H.
könnten sehr wohl als Ablagerungen betrachtet werden,
welche jünger sind als die gesammte Schichtenfolge, der
die Benennung des Silur ursprünglich beigelegt worden
ist, d. h. als eine versteinerungsreiche unterdevonische
Kalkformation, welche sich zu den mächtigen versteine-
rungsarmen unterdevonischen Schiefer- und Grauwacken-
gebilden anderer Gebirge ebenso verhält wie der verstei-
nerungsreiche Kohlenkalkstein zu den versteinerungsarmen
Culm-Aequivalenten anderer Districte."
Dr. Kays er sieht (p. 286) einen derartigen Beweis
in dem Umstände, dass die hercynischen Typen tiberall,
wo sie in grösserer Anzahl erscheinen, an kalkige Sedi-
mente gebunden seien. So in Böhmen, am Harz, in Thü-
ringen, im rheinischen Gebirge wie bei Greifenstein und
Bicken und anderen Gegenden. Und er meint, dass dies
auch in gewissem Grade von den Wissenbacher und Rup-
bachthaler Schiefern gelte, deren Kalkgehalt sich in der
Ausscheidung von Kalkconcretionen und im Vorkommen
von Petrefacten ausspricht, deren Inneres mit Kalkspath
ausgefüllt ist. Er betrachtet den Spiriferensandstein
(p. 288) als Flachmeerbildung, worauf sowohl ihre
petrographischen Charactere, als auch ihre arme, einför-
mige Fauna hinwiesen, und bezeichnet sie trotz ihrer
ansehnlichen Verbreitung (bis durch Frankreich und Spa-
nien hin) als eine Lokal-Bildung und fasst die hercy-
nischen Kalklager als die in tieferem Meere abge-
setzten Aequivalente jener Seichtwasserbildungen, als ihre
normale Entwicklungsform auf; sie verhielten sich also wie
die ebenfalls Dur lokalen dentsohen Triasbildangeu zaM
ihren alpinen Facies. lat aber, sagt der Verf., die hercy- . ,
nisclie Fauna nur al» eine besondere Facies des Dnter-
devon zu betiacliten , so ist es a priori wabrächeinlicb,
dass sie da, wo sie in Verbindung mit Spiriferensandstein
anftritt, bald unter, bald über dena letzteren oder aucb in.,
mehriacher WecbgellageruDg mit demselben angetroffen j
werden wird. Und so sei es auch in der That. ImHaizj
liege die Mägdeaprunger Fauna nnter dem Hauptquai
mit seiner ypiriferensandsteinfanna; in Frankreich bei NÄj
hoa und an anderen Orten träten an hercynische Ty]
reiche Kalklager über dem typischen iSpiriferensaudsteii^S
auf und in Amerika endlich fänden sich zwei Faunen toQj
hercynischem Cliaracter getrennt durch eine Fai
Spiriferensandstein-Charaeter. Und es wäre im Lichtejl
tlieser AnGchauungen gegen eine Ciassilikation der WisseD^JI
baehcr Sehiei'er als oberes Unterdevon, falls stratigraphiechej
Thatsaehen auf dieselbe hinilihren sollten, Nichts mebri|
einzuwenden.
Man sieht die Anschauungen des Verfassers, für di^ j
er mit Geschick plaidirt, haben etwas Bestechendes, gleichr-S
wohl kann es vielleicht noch manchen Kampf koeten^J
ehe die erbrachten Gründe aligemein als beweisend ;
gesehen werden, und nicht mehr von einer besonderen
Kwischen Silur und Devon lagernden Hercyn - Formatioi
gesprochen werden wird. Die vorgeführten BeKiehungei
zwischen dem Ilercyn und dem Spiriferensandstein be-l
stehen wesentlich nur in allgemeinen Zügen, in an ver*^ j
wandte Formen erinneradea Typen. Freilich wird au(d
auf einzelne specifische Uebereinstimmungen hingewieBC^J
so wird wiederholt die Verwandtachaft der GoniatiteM
betont, und wir lesen z. B. (p. 289) „wie bei den Faciea-
gebilden der altern Carbonperiode, so erweist sich auch
bei denen des Unterdevnn die paläontologische Glcieh-
werthigkeit durch zahlreiche gemeinsame Arten, und spie-
len tlir die Vergleichung hier wie dort Goniatiten die
Hauptrolle". Gleichwohl ist nicht ersichtlich, welche Go-
niatiten Herr Dr. Kayser als dem Hercyn und Spiri-
ferensaudstein gemeinsam betrachtet. Ferd. Römer fuhrt
^
"'■' '^'^'^
B42
in seinem Werke über das rheinische Schiefergebirge keine
Art aus dem Spiriferensandstein auf; ebenso wenig nennen
die Gebrüder Sandberger in ihrem grossen Werke eine
Art. Auch sonstige Verzeichnisse, wie die „Vergleichende
Uebersicht der Versteinerungen der rheinischen Grauwacke*
von Wirtgen und Zeiler (Verhandl. d. naturhist. Ver.
Rheinl. u. Westph. 1854, pag. 449) kennen keine Gonia-
titen im Spiriferensandstein. Die Litteratur bietet keinen
Anhalt für das Vorkommen von Goniatiten im Spiriferen-
sandstein. Freilich werden von einzelnen Geologen die
Goniatitenreichen Wissenbacher Schiefer — über deren
Alter die Meinungen sonst noch sehr getheilt sind —
zum Spiriferensandstein gezogen, aber Dr. Kayser sieht
in ihnen keinen Spiriferensandstein, sondern er nimmt sie
als eine hercynische Bildung in Anspruch, und desshalb
kann er bei obiger Vergleichung die Goniatiten der Wis-
senbacher Schiefer nicht im Auge gehabt haben.
Weiter wird man unter den Beweismitteln vorzugs-
weise noch bei den Brachiopoden gern Umschau halten,
da Dr. Kayser (p. 247) angiebt, dass dieselben in der
hercynischen Fauna weitaus die erste Rolle spielen, da
sie nicht nur für sich allein fast ein Drittel der Gesammt-
zahl der Arten ausmachen, sondern auch die verbreitetsten
und häufigsten7Formen einschliessen.
Von den 78 überhaupt besprochenen Arten bezeichnet
Dr. Kayser 14 als devonische Typen (p. 248); diese sind:
Bhynchonella pila Schnur. Ausgezeichnete Leitform
des Spiriferensandsteins; im Hercyn einmal im Klosterholz
bei Ilsenburg gefunden (p. 153).
Betzia lepida Goldf (d'Arch. Verr.). Zu dieser aus
dem Eifler Kalk beschriebenen und daselbst massig häu-
figen Art gehören vielleicht zwei unterhalb Mägdesprung
gefundene Ventralschalen, (p. 180.)
Athyris undata Defr. var. Weit verbreitete Art im
Unterdevon am Rhein etc. Die im Hercynkalke des
Klosterholzes bei Ilsenburg ziemlich häufig gefundenen
Stücke unterscheiden sich durch geringere Dicke und Läugs-
depression auf die Mitte des Sattels und werden desshalb
als Varietät der genannten Art aufgeführt, (p. 181.)
S43
Cyrtina heterodyta Defr. Tritt sparsam im Spiri-
ferensandsteiu auf, ist aber im ganzen Mitteldevon gemein.
Zu der Art gehört vielleicht ein kleines defectes Exem-
plar aus dem Hereyn, dem Kalke des Scheerensdeges.
(p. 177.)
Orthis striatula Schloth. Ausgezeichnete devonische
Art. Mehrere Exemplare im Hercynkalke bei Ilsenburg.
(p. 188.)
Orthis orbicularis Yern. Bekannt aus dem Unterdevon
von N6hou, aus Asturien und der Türkei, hat sich am Harz
im Kalke bei Zorge und Ilsenburg gezeigt, (p. 187.)
Strophomena interstrialis PhilL? Die Art findet sich
in allen Devonschichten. Einige fragmentäre Stücke von
Mägdesprung werden trotz einiger Abweichungen vor-
läufig hier untergebracht, (p. 193.)
Strophomena 3Iurchisoni Arch. Vern. ? Zu dieser unter-
devonischen Art gehört vielleicht eine lädirte Ventral-
klappe aus dem Hereyn von Ilsenburg. (p. 190.)
Streptorhynchus umbraculum Schlot. ? Dieser aus rhei-
nischem Devon wohlbekannten Art werden von Dr. Kayser
mit einem Fragezeichen mehrere bei Ilsenburg theils im
Kalk, theils in schiefrig- sandigen Schichten gefundene
Exemplare beigestellt, (p. 197.)
Stre2)torhynchus devonicvs d'Orb. Aus Unterdevon Frank-
reichs, Spaniens und der Türkei bekannt, hat sich im
Hercynkalke des Klosterholzes bei Ilsenburg gefunden,
(p. 199.)
Chonetes sardnulata Schloth. Im rheinischen Unter-
devon und im Hercynkalk und Schiefer bei Ilsenburg,
(p. 200.)
Spirifer cf. laevicosta Valenc. Die bislang im Her-
cynkalk bei Mägdesprung etc. gefundenen Stücke lassen
der schlechten Erhaltung wegen keine genaue Bestimmung
zu. (p. 170.)
Spirifer Bischofi Ad. Rom. (vielleicht = Daleidcnsis)
Spir. Bischofi ist nur aus dem Hercynkalk von Mägde-
sprung und Wieda bekannt, aber vielleicht ident mit Spir,
Daleidensis Stein, aus Unterdevon, (p. 170.)
Spirifer sericeus A. Rom. (aus der Gruppe des lineatus).
344
Nur aus - dem Hercynkalk des Schneckenbergers bekannt,
zunächst verwandt mit Sp. lineatus aus Carbon, dem sich
weiter einige Formen aus rheinischem Spiriferensandstein
anschliessen. (p. 163.)
Chonetes gibbosus Kays, (nahe verwandt dilatata). Dr.
Kayser hält es für möglich, dass diese nach einem ein-
zigen Exemplare des Klosterholzes aufgestellte Art viel-
leicht mit der aus Unterdevon bekannten Ch, dilatcda
F. Römer zusammenfalle, (p. 204.)
Sonach bleiben nur fünf Arten von Brachiopoden übrig,
nämlich Rhynchonella pila, Orthis striatula, Orthis orbicu-
laris, Streptorhynchus devonicuSy Chonetes sarcinulatay von
denen zweifellos feststeht, dass sie dem Hercyn und Un-
terdevon gemeinsam sind.
Man wird vielleicht auch die Erwägung aufstellen,
dass die Zahl der dem Hercyn und Spiriferensandstein
überhaupt gemeinschaftlich zukommenden Arten von fos-
silen Organismen — soweit zur Zeit bekannt — verhält-
nissmässig eine nicht so grosse sei, wie diejenige, welche
in der Eifel die Grauwacke mit dem darüber lagernden
Kalk geraein hat. Dr. Kayser (Z. d. d. g. 6. 1871, p. 365—
373) selbst gibt an, dass von 42 von ihm im Spiriferen-
sandstein gesammelten Arten 26 auch im Kalk der Eifel ge-
funden werden und doch dürfte nicht leicht gefolgert werden:
diese nahe Verwändtschaft der Faunen weise auf die
Aequivalenz dieser Ablagerungen hin und es sei der Eifler
Kalk nur als die Tiefseebildung des Spiriferensandsteins
aufzufassen.
Weiter wird man vielleicht auch bei völliger Geneigt-
heit, die Aequivalenz des Hercyns und des Spiriferensand-
steins anzunehmen, die Frage aufwerfen : welchem Gliede
werden die hercynischen Ablagerungen gleichzustellen sein,
wenn es einmal gelungen sein wird, den allem Anscheine
nach überaus mächtigen Schichtencomplex des Spirifer-
sandsteins in seine einzelnen Glieder aufzulösen? Wird
auch dann noch das Hercyn dem gesammten Unterdevon
gleichzustellen sein, oder nur einer tiefen Abtheilung des-
selben?
Wenn man im Interesse der Auffassung des Herrn
Et
845
Dr. Kayser das Beweismaterial vermehrt sehen möchte,
so werden einem solchen Wunsche vielleicht die schon in
naher Zeit zu erwartenden weitern Publikationen Bar-
rande's über die übrigen Mollusken-Gruppen entsprechen.
Nachdem derselbe so eben sein Riesenwerk über die Si-
lur-Cephalopoden Böhmens mit 490 Foliotafeln vollendet
hat, finden wir (C^phalopodes. Etudes g6n6rales, Prag
1877, pag. XII) bereits die Mittheilung, dass zu den fol-
genden Bänden schon 120 Tafeln Gastropoden, 114 Ta-
feln Brachiopoden gedruckt sind, und die Lamellibranchen
ungefähr 225 Tafeln ausfüllen.
Die vorliegende vortreffliche Arbeit gewährt nicht
allein eine sehr lange gewünschte üebersicht des paläon-
tologischen Inhaltes der ältesten Sedimente des Harzes,
und ermöglicht die nähere Vergleichung derselben, sondern
wird auch zweifellos auf die Lösung einer Ermittlung der
aufeinanderfolgenden Schichtengruppen des alten rheini-
schen Gebirges — welche Beyrich schon längst als eine
der brennendsten Fragen für die Erkenntniss der deutschen
paläozoischen Gebilde erklärt hat, fördernd einwirken und
den Ausgangspunkt für weitere Forschungen in diesem
Gebiete auf lange Zeit hin bilden.
> ÜL
Einige Spinnen nnd ein Myriapode ans der
Brannkohle yon Rott.
Von
Dr. Ph. Bertkan in Bonn.
Hierzu Taf. V.
Die Fauna der Rheinischen Braunkohle ist schon
wiederholt (z. Th. in diesen Verhandlungen) besprochen
worden; die Arthropoden speciell haben in von Heyden
und Hagen kompetente Bearbeiter gefunden. Der Arten-
zahl in den Klassen entsprechend waren die meisten be-
kannt gewordenen Arthropodenreste Insecten und Crusta-
ceen, während ein Myriapode überhaupt nicht, und aus der
Klasse der Arachniden erst 3 Arten durch y. He v den
bekannt gemacht wurden, von denen die eine von Linz
stammte und die andere gestrichen werden muss, weil sie
ein Insect ist *). Es waren nun noch mehrere Arthro-
1 ) I-imnocharesantiquus: Palaeontogr. X. p. 03 Taf. X. Fig. 27 — 29.
Die San^tmlungr unseres Vereins besitzt, mit der eigenhändigen Be-
zeichnung von Hey den s, das Originalexemplar zu dessen oben ci-
tirter Beschroibnng und Abbildunar; ausserdem mehrere andere
Exemplare, zumeist in gutem Krhaltungs zustande. — Es ist schwer
zu verstehen, wie Hevden. dazu kommen konnte, diesen Rest einer
Milbe :u zuschreiben. Kopf. Brust und Hintorieib sind deutlich von
eiuaraer abgesetrt, !etrterer in der deutlichsten Weise segmentiert
vaus i^ Segmer.ten bestehend'', ebenso die Brust. Vs^^. deren 3 Seg-
n;er:tor. das letzte am gross; en ist. Be::u' sind mir 3 Paare vorhanden
und dieselben lassen n;:r oir.e/usan;me:ise!:-.r.ig aus oTheilen (Schenkel,
Schio'-^e vir.i \erschmob.ene Varser.^ erkennor. , wie es für die
Arachnidon unerhört ist. Durch Verbreiterung der Schi-?non und
Tarse:: des let?:-?n Beinpaares ist dasselbe ru Sohwimmbeinen um-
HfedenreBte aus den ßotter Ablagerungen an v. Heyden
BgÜgesa^idt worden; einer ei-warteten Bearbeitung dieser '
Hnste maclite indessen der Tod ein Ende, und eine Zeit
Hpig blieben dieselben vergessen. Durch Vermittelimg des
^■eieinspräsidenten, Herrn v. Deehen, gelangten dieselben
^Keder in den Besitz des Vereins und befinden sieb jetzt^
Hk Museum desselben. Dem Wunsche des Vereinspräsi-
^BCnten, eine Bestimmung derselben vorzunehmen, entsprach-
^^ra um so lieber, als ibssile Spinncnreate (abgesehen von
^Ew Benisteinfauna) nur sehr spärlich bekannt sind. Mit'
^feiziger Ausnahme von Argyroneta antiqua erregen die
Hegenden Arten kein besonderes Interesse.
H[ Die Zahl der aus den Ablagerungen von Rott bekannt-
gewordenen Arachniden belauft sich nun anf 7 Arten, die
Hme den echten Spinnen angehören und 6 Gattungen ku-
l^chrieben werden. Die Möglichkeit, dasa der eine dieser
^%eBt das eiue (cf) Geschlecht zu dem andern ist, ist zwar
nicht ausgeschlossen, die Wahrscheinlichkeit hierfür aber
sehr gering. Mit Ausnahme von Arg. antiqua, von der'
^^hr zahlreiche Exemplare erhalten sind, liegen die Arten
^Ktr in je einem Rest vor. Wir können daraus schlieasei)
^^^as auch von der jetzigen Gewohnheit und Lebensweise
^ror Tliiere her zu erwarten war), dasa die uns erbaltenen
Arten die Leichen von zufallig ins Wasser gelangten uad
dort im Schlamme begrabenen Thieren sind. Ans diesem
Grunde muss auch der sonst nahe Hegende Vergleich miti
der Bernsteinfauna unterbleiben. ^
Der Erlialtungszustand ist ein verschiedener, je nacl^
gennudclt. Bei keinem der mir vorliegenden Exemplftra
iat der ganze Kopf unversehrt erhalten; nn seiner Stelle
findet aicli ein viereckiger, von der Mitte am vorderaten BrustHeg-
mentes anstehender Fortsatz, der bei oberflächlicher Betrachtung dem
Thiere ein« gewisse Aehnlichkeit mit einer Zecke giobt und von
Heyden ivalirscheiDlich irregeführt hat. luli deute deu regelmäsBig
unvallkommencn Erbnltuugszu stand dahin, daes ich diese Ueherresto
Larveiiuxuvien einor Wasser w an ze (wahr schein lieh einer Corisa)
BUSchreibe, bei der die groasen Augen und übrigen Kopftheile ver-
loren gingen, während der zwischen den Augen liegende Theil der
KopHaat, die Stirn, in jenam viereckigen Fotts&tie et^uAUa 'XiVida
348
der Beschaffenheit der Ablagerung, in der der Eest ein-
geschlossen ist. Am besten sind diejenigen Exemplare er-
halten und die meisten Einzelheiten zeigen die, welche in
einem Kieselschiefer liegen; nur sind in diesem Falle, da
das Gestein sich nicht so ausgezeichnet spaltet, wie die
Blätterkohle, selten alle Beine vollkommen sichtbar. Die
Eeste, die in der eigentlichen Blätterkohle liegen, leiden
zwar nicht an dem zuletzt hervorgehobenen Uebelstand,
und wenn von einer Art mehrere Exemplare in beiderlei
Gesteinen vorliegen, so können sie sich gegenseitig er-
gänzen ; dagegen ist bei den in der Kohle liegenden Stücken
von Einzelheiten der Structur gewöhnlich wenig zu sehen,
meist nur ein schattenhafter Umriss der äusseren Gestalt,
der durch Befeuchten etwas deutlicher hervortritt. Ist nun
schon die C^ssification und Bestimmung von jetzt lebenden
und wohl erhaltenen Spinnen eine schwierigere Aufgabe
als vielleicht irgend einer anderen Arthropodenordnung, so
steigt diese Schwierigkeit, wenn es sich darum handelt,
Resten eine Deutung zu geben, die vielleicht nur dem
Schattenbilde des Originals zu vergleichen sind. — Ich
habe mich über diesen Punkt deshalb etwas ausführlicher
ausgesprochen, weil ich selbst den Grad von Zuverlässig-
keit in der Bestimmung der Familie und Gattung angeben
wollte, den ich für dieselbe in Anspruch nehme.
Epeira Troschelii $. Taf. V. Fig. 4. Länge des
Cephalothorax: 3, der Beine: 1.= 12; 2.= 10,8; 3.= 5; 4=
9,6 mm. Der Cephalothorax, die beiden Taster und die
Beine sind vollständig erhalten; vom Hinterleib ist nur
mehr eine schwache Spur vorhanden. Die Beine waren
locker mit starren Haaren besetzt; hie und da ist auch
noch die Spur eines Stachels zu erkennen; die Zahl der
Krallen liess sich nicht mehr ermitteln.
Der Rest liegt in einem Stück Blätterkohle (Platte
und Gegenplatte) und hat durch Effloresciren von Eisen-
vitriol schon gelitten. Ich glaube aber, dass man wohl
die Bestimmung desselben als einer Epeira angehörig bil-
ligen wird; es spricht dafür nicht nur die Kürze der
Taster und die angegebenen Längen Verhältnisse der Beine,
namentlich die ausserordentliche Kürze des 3ten Bein-
paares im Vergleich zn den übrigen, sondern auch die
eigentliUtaiicbe Bcscliaffenheit derselben. Die Schenkel und
Schienen sind nämlich ziemlich kräftig, die Tarsen und
Metataraen') dagegen dlinn, letztere fast spitz endend, dazu
scheinen die Gelenke zwischen Schienen und Tarsus tind
zwischen letzterem und Metatarsus wenig beweglich ge-
wesen tu. sein, wie ana den Hinterbeinen sieh folgern läsat.
Diese Eigenthflralichkeit zeigen aber gerade die meisten
Epeiriden, diese „Spinnen" im eminentesten Sinne des
Wortes, die sich auf ihrem Netze zwar leidlich geschickt,
ant dem Boden dagegen vielfach nur unbeholfen bewegen
können und ist wohl zu betrachten als hervorgegangen aas
der Grewohnheit, mit gekrümmten und angezogenen Füssen
im Netze sitzend anf Beute zu lauem.
Linyphia Rottensis ? Bertk. Taf. V. Fig. 2. Länge
des Körpers: 2, der Beine: l.=Ö; 2.=4,8; S.= 3; 4.= 3,4inm.
Der Rest, auf den ieli diese Art gründe, liegt auf einem Stück-
chen thonigen Kieselschiefers. Mit Ausnahme der Taster,
Beine und Spinnwarzen ist von demselben wenig erhalten, und
der Anhaltspunkte zur Ermittelung der systematischen Ver-
wandtschaft sind daher wenige. Die beiden vorderen
Beine der linken, sowie das hinterste Beinpaar (vielleicht
ancli das dritte der rechten Seite) sind vollständig erhalten
und gehen nach möglichst genauen Messungen die oben
mitgetheilten Zahlen. Bekleidet waren sie sowie die Taster
mit borstigen Haaren, unter denen einige als Stacheln be-
zeichnet werden können. Am Hiuterleibsende bemerkt man
bei stärkerer Vergröeserung (was in der Figur nicht ange-
deatet ist) zunächst zwei kurze und dicke Hervorragun-
gen, und über diese hinaus zwei kaum halb so dieke, etwas
längere. Es sind das 4 Spinnwarzen, und zwar die
kurzen die unteren, die längeren die obersten. Weitere
Einzelheiten Hessen sich nicht erkennen.
Die langen schlanken Beine, deren Längenverhältniss,
sowie der Gesammthabitus scheinen mir für eine Linyphia
1) Als Tarsus bezeichne icb, dem Spruoligebrauch bei den
Wirbel thiereD entüprechend, das aiiT die Tibieo, als Metatarsus das
Aafden Tarsus folgende Glied.
ptb. rf. tat Ver. Jalug. XX£V. 4. ioiga, V. Bd. 23
. ■ i-
350
ZU sprechen, und zu dieser Gattung habe ich daher die
Art gestellt.
L.Andraei ? Bertk. Taf. V. Fig. 6. Körperlänge: 2,2;
Beine: l.=2,4; 2.= 2; 3.= 1,8; 4.= 4,8 mm. (?) Diese kleine
Spinne liegt auf einem Gesteinssttickchen von derselben Be-
schaffenheit wie die vorhergehende, ist aber im Ganzen etwas
besser erhalten, indem sowohl der Körperumriss, als auch die
Behaarung und Bestachelung der Beine deutlicher zu er-
kennen sind. Sie scheint auf der rechten Seite zu liegen,
so dass die linke Seite die Mittelline der Unterseite, die
rechte stärker gewölbte die Rückenseite darstellt. Vom
rechten Taster ist gar nichts zu sehen; der linke Taster
ist gekrümmt und z. Th. durch die beiden vorderen Beine
verdeckt. Der Hinterleib war über den Cephalothorax ge-
wölbt (wenigstens reicht er hier bis zur Grenze zwischen
2tem und 3tem Beinpaar), eiförmig, hinten zugespitzt und
locker mit Haaren bekleidet; von den Spinn warzen ist
keine Spur erhalten. Die Beine waren mit fast ange-
drückten, reihenweise angeordneten Haaren und ein-
zelnen abstehenden Stacheln bekleidet. Erhalten sind
solche noch am Schenkel und Ende der Tibia des ersten
Beines rechts (vorn und hinten einer) an der Patelle des
2ten Beines links (oben 1), an der Tibia desselben Beines
(1 hinten), an Patella (?), Schiene und Tarsus des 3ten
Paares rechts (oben je 1, nicht, wie in der Figur gezeichnet,
paarig); zu sehen sind an den Schenkeln der Hinter-
paare keine Stacheln.
Die angegebenen * Längenverhältnisse der Beine sind
wegen der Krümmung einzelner Beine, wegen der Unmög-
lichkeit, ihren Ursprung am Cephalothorax genau zu fixiren,
sowie endlich, weil bei einigen nicht bestimmt gesagt
werden kann, ob sie in ihrer ganzen Länge vorliegen oder
nicht, unbestimmt und fttr die Ermittelung der Familie
oder Gattung werthlos. Aehnlich reihenweise angeordnete
Haare und Stacheln an den Beinen finden sich bei manchen
Linyphia-arten (z. B. L. nebulosa Sund.), während die
Stacheln bei den meisten übrigen Spinnen nicht so ab-
stehen. Ich habe daher diesen Rest ebenfalls einer Liny-
phia zugeschrieben; er würde also von einer kleinen Art
S51
herrühren, wie sie auch heutzutage noch «ahlreich und
vreuig gekannt am Boden leben.
Erigone (?) Dechenii d*- Bertk. Taf. V. Fig. 3. 3a.
Auch diese Spinae liegt auf einem ötückehen Schiefer von
derselben Beschaffenheit wie die vorhergehenden, ist aber im
AllgemeinuD noch weniger erhalten, Die Körperlänge be-
tragt 2 mm, die vorderen Beinpaare, die allein vollständig
erhalten sind, sind l.;=4,5; 2.= 3,5 mm lang ; Stacheln sind as
denselben nicht zu bemerken. Die Taster sind vorgestreckt
and lassen sogar an dem Endglied einige Einzelheiten der
Copulationsorganc erkennen. Der unveränderte Theil des
Endgliedes (Schiffchen Menge, lamina Thor.} scheint von
elliptischem Umriss und der Bulbus seihst, wie die linke
Seite zeigt, spiralig gedreht gewesen zu sein ; weitere Deu-
tungen möchte ich mir auf diesem heikelen Gebiete nicht
erlauben. Der Vordertheil des Cephalothorax war ziemlich
bedeutend Über die Einlenkung der Masillen erhohen und
verlängert, wie namentlich der linke Taster deutlich er-
kennen lägst.
Welcher Familie dieser Rest zuzuzählen sei, ist schwer
zu entscheiden ; in Betracht kommen die Theridiiden tmd
die Micryphantiden. Da aber bei den ersteren unbestachelte
Beine und auph der stark erhobene Kopltheil im männ-
lichen Geschlechte mehr zur Ausnahme, in der letzteren
Familie aber zur Regel gehören, so wird es am richtigsten
sein, wenn man diesen Rest als den einer Erigone ansieht.
Hiätopoua(?) an thracina Bertk. Taf. V.Fig.5. Diese
Spinne ist, wie die vorhergehenden, nur in einem Exem-
plar erhalten, das auf einem Stückchen Blätterkohle liegt.
Durch Effloresciren von Eisenvitriol ist indessen ein Theü
zerstfirt und der Körperumriss daher nur unvollkommen
erkennbar. Der Körper ist 0,7 mm lang, von denen aber
wahrscheinlich 1,0 mm für die durch den Druck gerade
vorgestreckten Mandibeln in Abrechnung gebracht werden
mllssen. Das Längenverhältniss der Beine war: 1. =8,8;
4.^6,3; 2.= 6,2; 3,=^ 4,2 mm. Bekleidet waren dieselben mit
Haaren, uuter denen keine Stacheln hervortreten; amEnde
tmgen sie eine Afterkralle zwischen den HattptkialVe,u. Da»
Bndglied der Taster ist ein wenig augeacUwofte'tt, so Äa,%%
352
der Best möglicher Weise von einem jungen Männchen
herrührt. Von den Spinnwarzen sind 2 lang hervorragende,
spitzig endende sichtbar; eine Gliederung derselben lässt sich
nicht erkennen; ebensowenig sind Spinnröhren wahrzunehmen.
Der Habitus der Spinne, wie er auch in diesem un-
vollkommenen Ueberreste noch ziemlich deutlich ausge-
prägt ist, sowie die lang hervorragenden Spinnwarzen
sprechen sehr dafür, dass hier eine Agalenide vorliegt. Es
sind mir allerdings aus dieser Familie keine Glieder be-
kannt, denen Stacheln an den Beinen vollständig fehlen,
wie dies überhaupt nur selten (z. B. bei Phyllonethis und
einigen von Thorell neuerdings, freilich mit einigem Zweifel,
zu Zilla gezogenen Arten) beobachtet ist. Indessen glaube
ich doch noch, dass diese Spinne am besten zu den Aga-
leniden passt.
Dass ich mich gerade für die Gattung Histopona ent-
schieden habe, hat darin seinen Grund, weil die häufigste
Art derselben, H. torpida, an feuchten, moosigen Stellen
im Walde, gerne in der Nähe von Wasser, vorkommt und
daher am ehesten in die Lage kommen konnte , dass ihre
Leiche in der Blätterkohle uns conserviert wurde.
Argyroneta antiqua v. Heyd. Taf. V. Fig. la, Ib, Ic.
Arg. antiqua v. Heyden, Palaeontogr. VIIL p. 1.
Taf. L Fig. 12.
Syn.: Elvina antiqua Thor. On European Spiders.
Part. L p. 224.
Von dieser Art liegen zahlreiche Exemplare vor, die
sich durch die eigenthümliche 'Behaarung und starke Be-
stachelung der Beine sofort alle als derselben Art ange-
hörig ausweisen. 10 dieser Reste (darunter das Original-
exemplar zu V. Heydens Beschreibung und Abbildung)
liegen in Kieselschiefer, die 9 übrigen in Blätterkohle; das
Naturhistorische Museum in Poppeisdorf besitzt ein wei-
teres Exemplar dieser Art, ebenfalls auf Kieselschiefer.
Ich gebe jetzt eine Beschreibung dieser Art, soweit
eine solche nach dem Erhaltungszustande, in dem die Beste
sich befinden, möglich ist. Das Stemum war breit herz-
förmig, vom seicht ausgerandet, hinten stumpf zugespitzt
ud mit kurzen iJäärchen licht bekleidet; der Cephalo-
^0^
Ine
tboras nngefälir doppelt bo lang als das Sternum, die
Mandibelii, deren Grundglied kräftig ist, treten daher ziem
lieh weit vor dem Steraum hervor. Von Zähnen läSBtsicIl
am Klauentalze nichts mehr erkennen ; ebensowenig vo^
der Au gen Stellung, wenn ich auch hier nnd da einzelne
runde Körperclien, die durch Unterkiefer und Unterlippe
hindurch auf dem Vorderrande des Cephalothorax sichtbar
sind, auf Augen glaube beziehen zu kiinnen. Die Unter-
lippe scheint aus breiterer Basis ein wenig verschmälert
Bugeiaufen und die Unterkiefer sehiefwinkelig viereckige
mit parallelen Längsseiten gewesen zn sein. Die Taster
Bind verhältnissmässig dttnn, massig lang; ibr Grund-
theil (jedenfalls das erste und zweite Glied) ist etwas ge-
bogen ; dieser Theil ist nur mit feinen, lockeren Baareq
besetzt, das übrige Stück besitzt auch stärkere Borsteo
oder Stacheln (vgl. Fig. 1 h.). Die, Beine scheinen .
Längen Verhältnisse 1, 4, 2, 8 zu stehen, wie an mö{
vollständig erhaltenen Exemplaren aus der Blätterkohle zn
sehen ist; genaue Messungen an dem Original zn Fig. Ib
ergaben die Zahlen 1.= 14; 2.= 12; 3.= 11; 4 = 13,8 mm.
Diese Zahlen sind so erhalten, dass ich an dem Original
zu Fig. Ib die einzelnen Theile mit dem Zirkel abge^^
messen bähe, Jedoch nur von den Oberschenkeln an, da
diese mit den kurzen Hüftgliedem meist einen Winkel
bildeten.
Alle Beine zeichnen sich, namentlich an dei
Oberschenkeln, durch eine dichte Bekleidung mit langem
weichen Haai-en aus, zu denen stärkere Borsten (Stachels^
kommen, deren grosse Zahl besonders an dem Schenkel dei
dritten und an Patella, Schiene und Tarsus des viertel
Beinpaares auffällt. Die Zahl der Kralleu gebe ich nui
mit einigem Zweifel als 3 an; an den meisten Füssen de]
am besten erhaltenen Reste in der Blätterkohle (bei den
im Kieselsehiefer eingeschlossenen sind alle Beine meh]
oder weniger versttimnielt, oder die Enden noch von Gtf
stein bedeckt) enden die meisten Ftisse nur mit zwei scbwact
gebogenen, ungezähnten Hörnern ; aber an dem linket
Vorderfusse von Fig. Ib erkannte ich neben diesen Haupt^
LJuaJJen eine kleinere, die Sparen von 3 Zi'ä,\mc\ieii tt'i;^
354
Alle Hanptkrallen Hessen keine Zähneben mehr erkennen
nnd um so auffallender ist es, dass sich dieselben an der
Afterkralle erhalten haben. — Der Hinterleib ist eiförmig,
mit weichen Haaren ziemlich dicht bekleidet; von den
Spinnwarzen ist in keinem Falle viel zu sehen, doch
scheint so viel sicher zu sein, dass dieselben kurz
waren und das Hinterleibsende nicht überragten. An
einigen Exemplaren, die in Kieselschiefer liegen, verlaufen
im Hinterleibe zwei Längsstreifen. Dieselben beginnen
hinter der Mitte nahe bei einander, wenden sich in einem
leichten Bogen etwas nach aussen und neigen dann in
der Nähe des Cephalothorax, wo sie ihr Ende erreichen,
wieder zusammen. Sie sind in ihrem ganzen Verlaufe von
nahezu gleicher Breite, nur am Ursprünge etwas breiter.
Die Samentaschen scheinen kreisrunde Oeffnungen gehabt
zu haben, wie an dem Original zu Fig. la, wovon Platte
und Gegenplatte vorliegt, zu sehen ist. Unter den zahl-
reichen erhaltenen Stücken ist keines, das mit Bestimmt-
heit auf ein Männchen hindeutete; doch glaube ich einen
Rest, der leider im vorderen Theile unvollständig ist, auf
ein Männchen beziehen zu können; an diesem Exemplar
sind nämlich die Mandibeln, deren Basis noch sichtbar
ist, ungemein breit, zusammen weit breiter als das Ster-
num; zugleich lässt das Abdomen am vorderen Ende wohl
eine mediane Querspalte, aber nichts von Samentascben
sehen.
Ich habe mich nun über den Namen, den ich für
diese Art adoptiert habe, zu verantworten. Zunächst unter-
liegt es keinem Zweifel, dass der Rest, auf den v. Hey-
den die Art begründete, und die angeführten 19 weiteren
Ueberreste, alle derselben Art angehören; es geht dies mit
Bestimmtheit aus der erwähnten eigenthümlichen Behaa-
rung der Beine hervor. Das mit v. Heydens eigener '
Schrift als Original zu Fig. 12 der Taf. I Palaeontogra-
phica VUI bezeichnete Exemplar ist ziemlich defect und
scheint noch nach der Beschreibung v. Heydens einige
Verluste erlitten zu haben, da von den Mandibeln, die v.
Hey den noch als vollständig abbildet, wenig mehr übrig
ist, von den Tastern ist auch nur ein kleines Bruchstück
sichtbar, »ber dieses stimmt mit den übrigen Esemplareo
volikommen überein, ist Iteineswcgs, wie v. Heyden
»Dgiebt, dicker, sondern weit dünner als die Beine. Wo-
durch nun V. Heyden zu der Angabe, dass die Taster
dicker gewesen seien als die Beine, veranlasst wurde, kann
ich nicht entscheiden; jedenfalls aber hatte T bore II formell
Tollkommen Recht, wenn er auf diesen Umstand hin er-
klärte, die Art könne nicht in die Gattung Argyroneta ge-
hören und dafür den neuen Gattmigsnamen Elvina auf-
stellte; mit dem Nachweise aber, dass die angenommene
eigenthiimüche Tasterbildung nicht vorhanden ist, fäUt
auch die Veranlassung zur Aufstellung einer neuen Gat-
tung weg.
Welche Gründe v. Heyden dazu bestimmt habem
den ihm vorliegenden Rest einer Argyroneta zuzuschreiben,
ist schwer zu sagen, da er sieh selbst in seiner äusserst
knappen Beschreibung darüber nicht ausspricht; wahr-
scheinlich war es neben der allgemeinen Körpergestalt die
Erwägung, dass ein in einer Süsswasserahlagerung erhal-
tenes Thier wahrscheinlich im Wasser gelebt babe. Da
ich die Benennung V. Heydens angenommen habe, so habe
ich sie auch zu rechtfertigen. Zunächst ist das (von
Heyden noch unbekannte) häufige Aufti'eten derselben .
Art in diesen Ablagerungen hervorzuheben. Denn wenn
die übrigen Arten nur in je einem und nur eine Art
vielleicht in 2 Exemplaren vertreten sind (wenn näm-
lich Erigone Dechenii als Männchen zu Linyphia Kotten-
sis gehört), diese aber in mindestens 20 Exemplaren,
BO ist dieser Unterschied eben auf eine verschiedene Le-
bensweise zurückzuführen, die es mit sich brachte, dass die
Leichen dieser Art häufiger auf den Grund des Wassers
kamen. Nun ist aber in unserer jetzigen Fauna neben eini-
gen Lycosiden nnd vereinzelten Arten andrer Familien die
Gattung Argyroneta die einzige, die während der guten Jah-
reszeit dauernd im Wasser lebt. Vergleicht man nun die
erkennbaten Tbeile unserer fossilen Spinne mit der jetzt
lebenden Arg. aquatica (Clerck), so wird man eine über-
raschende Uebereinstimmung nicht verkennen, die in man-
eben Tbeilen sogar aJs eine apecifische aßgeaeWü ■w^tiaii.
kiiiin hin allp^iur.iiH) KörpcrgcBtalt, die genauer erkenn-
liMh' Konii <lnH StcrniiniH iHt in beiden Arten dieselbe.
WiiM (ll(' LlliiM^rnvrrliilUniHHc der lieine angebt, so hatte
diiH Dhlf^n Ori^hinlrxcMiiplar zu Fig. Ib die Zahlen:
I 11, I. . i:i,S, 1= 12, 3. = 11 mm.
Atk. iH|u«tira (V) "»«'b Menge, rrcuss. Spinnen p. 294:
I 17, 1. i:>, ±-^.V\, {\, = \2 mm.
woboi /.ii boMolitou iHt. das8 bei der fossilen Art die Zah-
lou ohvnH /ii kloin, aber alle wohl in demselben Verhält-
uImm :\\ Uloiu angogi^bon sind, da Hüfte und Sehenkelring
ujoht mi(:\v.*Hhll sind. Uio IWhaarung an den Beinen ist
in boiiiou KHllou üboroinsiiuunond und eine so eiirenthttm-
\\\A\K\ \ion ^»o\voÄrun4^Ml im Wasser ontspreohend einge-
viobhMt\ wio sio mir boi koJnor anderen Art bekannt ist-
Oio Haaro. nanuMUliob au den Sobonkoln der Hinrerpaare.
si«\l uHuUioh laii^i: und dttnu, an der hintern ^und unteren)
S\M«o divlitxT vusiUumouirx^lrHujrt und stehen looker ab.
Piosou Uaaiv« sind au vielen Stolleu derbere Siaeheln
ov»v;vs:;v;;r dio sich in t\Mi^.n:dor Woiso vor:l:eilen:
\;x x>s;;-.as\c,i Konv,;r Taiolla FiMa Tarsus
\. ':vi;:r ,! hirroro:::- ' •- TaAro o Paare
» » • « « « ^
V.. v^» ^..
--»>
^- '. 11 * . »v..m:?\ .r< '1.*^. ■ . .;•. -^ j. * •- - :-. • X X . *. r^sj^
^^^ ■:'.'-■. -..^ *\ -.^.v •. '\ •- •. •:• '.. v*. r^ v ■ v.. ^^nsajf
Terloreii gegangen , andere verdeckt seil
^rdeD. Unter Berllcksiclitigang dieses Umstandes, glaube
ist die Uebereiustimmung doch eine so grosse»
man sie bei Arten derselben Gattung nur wünschen
D.
Ich komme nnu auf die bddeii Längsstreil'en am Hinter-
e, die an den im Kieaelscbiefer erhaltenen Exemplaren
^t grösserer oder geringerer Deutlichkeit zu. sehen sind;
welche Organe sind dieaellien znrflckzufllhren? Bei
D meisten Spinnen kennen wir (abgeeehen von den Fäohep-
Bacheen) nur ein paariges Organ im Hinterleibe; das sind
; GresehlechtsdrUsen, und man könnte sieb durch deiL
dass die erwähnten Streifen vor den Samen^
^chen (oder der Gescblechtsspalte) ihr Ende erreichen,
^raucht fühlen, sie hierauf zu deuten. ludesaen verbieten
wh zwei Umstände diese Annahme. Die Ovarien Bind näm-*
ich niemals überall gleich breit, sondern lang eifßrmij
nnd ihre Ränder nicht so ausgezeichnet parallel. Zweiten«
ist niL'lit abzusehen, warum gerade die Ovarien (oder ii
dem einen muthmasslichen Falle, die Hoden) diese Spureu
sollten hinterlassen haben. Im Gegentheil, da sonst nai
Cliitintheile sich erhalten haben, so wird mau zu denj
Schlüsse gedrängt werden, dasa auch diese Streifen _ toi
inneren Chitintheilen herrühren. Als solche kennen wil
aber nur bei einigen Spinnen die Tracheen, nnd ich steht
daher nicht an, diese Streifen als den Ausdruck von Tra-*
cheenhauptstämmen des Hinterleibes anzusprechen. Unter-
stützt wird diese Ansicht noch durch den Umstand, dass
man an ihrem Ursprung {ira hinteren Theile des Leibea^
eine Querfalte sieht, die ich auf ein gemeinsames, me-*
dianes Stigma beziehe; eine Andeutung des Spiralfadens
habe ich allerdings vergeblich gesucht, ebenso etwaige'
Verzweigungen oder feinere Röhrchen.
Versucht man nun, auf der Basis dieser Annahme
sich eine genauere Vorstellung von der Beschaffenheit des
Tracheensyatema hei dieser fossilen Art zu machen,
lässt sich folgendes sagen: Alle Anzeichen sprechen daftlr,
dass die Hauptstämme im hinteren Theile des Hinterleibes
mit gemeinsamem Stigma ihren Ursprnng nahmen, unV'
ästelt nach vorn gingen und sich kurz vor dem, Hinterleib
358
und Cephalothorax verbindenden, Stiele in ein Büschel
feiner Röhrchen auflösten.
Bis jetzt ist nur eine lebende Gattung bekannt, bei
der ein ähnliches Tracheensystem vorkommt, das ist
die Gattung Argyroneta, also dieselbe, worauf auch die
übrigen Zeichen schon hinilihrten. Unverästelte Haupt-
stämme besitzen zwar auch die Dysderiden, aber dieselben
münden mit getrennten, von verhornten Leisten umgebenen
Stigmen und weiter von einander; die übrigen Arten mit
höher entwickeltem Tracheensystem besitzen verästelte
Hauptstämme, und eine Verästelung hätte doch hier oder
da eine Spur zurücklassen müssen; es bleibt also nur Arg.
aquatica übrig, mit der eine üebereinstimmung in den we-
sentlichen Zügen besteht.
In zwei untergeordneten Punkten stimmt die fossile
mit der jetzt lebenden Art nicht überein. Bei der letzte-
ren gehen die Hauptstämme durch den Hinterleibsstiel in
die Brust, um sich erst hier in ein Büschel feiner Fäden
aufzulösen und liegt die gemeinsame Spalte ungefähr im
vordem Drittel des Hinterleibes, dicht hinter der Genital-
spalte ; beide Unterschiede lassen sich vielleicht ^uf den
einen zurückführen, dass bei der jetzt lebenden Art, unter
Beibehaltung derselben Länge, eine Verschiebung des gan-
zen Tracheensystems nach vorne zu Statt gefunden hat.
Dieser Unterschied lässt nun auch, was bis dahin
nicht möglich war, mit Sicherheit erkennen, dass die fos-
sile Art mit der jetzt lebenden nicht identisch ist. Ob die
abweichende Bestachelung der Beine ebenfalls auf einen
Artunterschied zurückzuführen ist, bleibt zweifelhaft; auch
die Körpergrösse scheint bei der fossilen Art etwas ge-
ringer gewesen zu sein als bei der jetzt lebenden. Dem-
nach sind von der merkwürdigen Gattung Argyroneta*) zwei
nahe verwandte Arten bekannt, von deren Unterschieden
wir nichts weiter wissen, als die verschiedene Lage der
Tracheenöflfnungen. Leider habe ich bis jetzt nicht Gele-
genheit gefunden, mich in der Umgegend von Rott nach
Arg. aquatica umzusehen; wahrscheinlich ist mir nicht,
1) Die Neaseeländischc Art ist nämlich als echte Agalenide
{Cambridgea fasciata L. Koch) erkannt worden; Sitzgsber. d. Nie-
derrh. GeseUsoh. f. Nat. u. HeiUc. 1878. p. 70.
dsBS sie dort vorkommt, da ich sie bis jetzt bei dem be-
nachbarten Plitzchen, Siegburg, Wahn, Überhaupt bei Bonn
und Cöin vergeblich gesucht habe. Eine Gewissheit in
dieser Frage wäre allerdings von hohem Interesse, da mir
. der gegenwärtige Fall für die Desceodenztheorie besonders
■ lehrreich zu sein scheint.
XysticuB (?) annulipes Bertk. Taf. V. Fig. 7. Üie
Verweisung auf die Figur macht zugleich eine Erläute-
rung, beziehungsweise Berichtigung nothwendig. Nach-
dem die Figur nämlich bereits gezeichnet und lithographirt
war, hat mich ein genaueres und eingehenderes Betrachten
des Restes zu dei- Ueberzengung gebracht, dass der in der
Figur als Hinterleib gezeichnete Tbeil (eine schwarze
Masse von dem in der Zeichnung gegebenen Umriss) gar
nicht zu der Spinne gehört; die scheinbaren Palpen oder
das erste Beinpaar ist thataächlich das letzte, das schein-
bar letzte das erste, und Hinterleib und C'ephalothorax
(oder Sternum) werden zusammen von dem Cephalothorax
der Figur, die demnach auch auf dem Kopie steht, einge-
nommen; der folgenden Beschreibung lege ich diese ver-
änderte Auffassung zu Grunde.
Der Rest liegt auf einem Stückchen thonigen Kiesel-
schiefere, aber unglücklicher Weise in einer kleinen elli-
ptischen Vertiefung, von der die Beine ausstrahlen; was
Tom Körper zu sehen ist, liegt ganz in dieser Vertieftmg
und ist 2 mm lang, das erste Beiupaar ^ 2,8 ; 2. := 2,8 ;
. 3. =2; 4. ^ 2 mm. Die Behaarung ist am ganzen Kör-
per eine gleichmässige, dlinne gewesen, die einzelnen Haare
kräftig, aber kurz. An der vorderen Hälfte stehen
dieselben nach vorn, an der hintern (vom dritten
Beinpaare ab) nach hinten gerichtet und dies ist der
Hauptgrund, der mich in dem erstgenannten Theil Vorder-,
in dem zweiten Hinterleib erblicken lässt. Von Palpen und
Mandibeln ist nichts zu sehen. An den Sehenkeln der beiden
vordem Beinpaare sind 3 in einer Reihe stehende schwarze
Punkte sichtbar (in der Figur nicht ausgedrückt), die
dem Schenkel angehörende Stacheln bezeichnen; an der
Tibia derselben Beinpaare ist ein Stachelpaar "und ein
unpaarer Stachel (?), am Tarsus 2 paarige Stacheln zu
sehen; alle Stacheln kurz, aber sehr kräftig; am Metatarsus
y—i ■ ■■--.T.-i;. :
I
360
bemerkt man nur 2 Krallen. An den hinteren Beinpaaren
ist von Stacheln nichts zu sehen. Am Ende der Tibia
und des Tarsus der vorderen Beinpaare sind deutlich
schwarze Ringe bemerkbar.
Was von dieser Spinne erhalten ist, lässt bei der
Beurtheilung ihrer systematischen Stellung nur die Wahl
zwischen Epeiriden und Thomisiden zu. Die stämmigen
Beine, die kurzen, kräftigen Stacheln an denselben,
sowie der Umstand, dass das vierte Beinpaar (wenn über-
haupt) nur unmerklich länger gewesen ist als das dritte,
weisen noch bestimmter auf einen Angehörigen der letztern
als der erstem Familie hin, wo sie bei den kleineren Arten,
Xysticus brevipes, horticola, pusio, claveatus, scabriculus
wohl ihre nächsten Verwandten finden wird.
Julus antiquus v. Heyd. i. 1. Taf. V» Fig. 8.
Auf dem Papier, in das vorliegender Rest einge-
wickelt war, stand obige Benennung mit Bleistift aufge-
schrieben, die daher bleiben mag. Das Thier liegt in der
Braunkohle (Platte und Gegenplatte) in einer Lage, wie
Fig. 8 zeigt. Am Kopf ist der eine Fühler ganz undeutlich
sichtbar; die Segmente des Körpers sind hin und wieder
deutlich zu unterscheiden, ebenso zahlreiche Füsse. Da-
gegen sind Einzelheiten in den verschiedenen Segmenten,
namentlich Brust- und Analsegmenten, nicht zu erkennen
und es ist daher auch nicht mehr zu entscheiden, ob das
Thier zu der Gattung Julus im heutigen Sinne, oder einer
andern Gattung der Juliden gehört; ich habe Julus als den
ältesten Gattungsnamen dieser Familie beibehalten.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. la Argyroneta antiqua v. Heyd., Kieselschiefer.
„ Ib M n »in Blätterkohle.
„ lo linker Vorderfuss von Ib, stärker vergrössert.
n 2. Linyphia Rotteusis Bertk. in Blätterkohle.
3. Erigone (?) Dechenii Bertk.; 3a stärker vergrössert; Blät-
terkohle.
» 4. Epeira Troscheüi Bertk., in Braunkohle.
,. 5. Histopona (?) anthracina Bertk., in Blätterkohle,
r G. Linyphia Andraei Bertk., in Blätterkohle.
„ 7. Xysticus (?) annulipes Bertk., in Blätterkohle.
« 8. Julus antiquus v. Heyd. i. 1., in Braunkohle.
Limodornm ahortivnm Sw.
Epipogiam Gmelini Rieh.
Das Jahr 1878 ist speoiell J'Ur die orchideenartigen
'fianzen ein besonders gtfn»)tiges gewesen, und liaben wir
Eiin rheinischen Gebiete oft Gelegenheit gehabt, uns hiervon
_itVi flherzeugeH. Sei es, dass der verflossene milde Winter
|Einflu88 aaf die gttnstige Entwietelung der uuterirdiaehen
1 Fortpflanzungsapparate ausübte, — oder mögen die in ihrer
■Entwickelnng begriffenen jungen Sämlinge in dem xiem-
jlioh gleichmäasig feuelihvarmen Boden sich rascher und
kicberer ausgebildet haben — genug, es ist Thatsacbe, daes
Ean Stellen, wo gewisse Orchideen nur vereinzelt sieh finden
■ oder Ott Jahre lang nicht erscheinen, in diesem Jahr fast
«alle Arten, und zwar in schönster Vollkommenheit und Fülle
Büich zeigten. Ihre Entwickelung bis zur BlUtbe and die
Blathezeit selbst war eine rasche, in Folge der in dieser
leit eingetretenen anhaltenden heissen und trockenen Wit-
f-terung. Die IMlitben selbst zeigten sieh an allen unter-
I Buchten Standorten normal uud typisch ansgebildet, es
f war keine Missbildung, Monstrosität oder Verkümmerung
[ an denselben wahrzuuehmen, wie dies in gewissen Jahren
der Fall ist. Es gieht wohl keine Pflanzen im Bereiche
, unserer gemässigten Zone, welche durch den äusserst com-
t plioirten, oft wundervollen Bau ihrer BlUthen und durch
^d Weise, wie diese Pflanzen befruchtet werden
^en Orchideen nahe gestellt werdei
können. Es gebort daher das Studium der Orchideen zn f
dem Interessantesten, welchea einem Naturforscher geboten f
.werden kann, wenn auch die Bedingungen datlir in manchen i
oder vielmehr in vielen Fällen nicht gegeben werden ;
können.
Ausser den, meist stets anftretenden gemeinern Arten
sind fast alle in nnserm Gebiete seltneren reichlich er-
schienen, ich nenne z. B. Orckis coriophora, tistulata, sam-
bucina; Gymnadenia albida; Ophrys muscifera, arachnites,
aranifera, apifera; Änacampiis pyramidalis ; Rimantoglossam
hircinum; Aceras anthropophora; Liparis Loeselii; Mala-
wis paludosa; Ct/pripedtum Calceolus; Limodorum abor-
tivum; Epipogmm Gittelini. Von diesen ist als ein neuer
fester Bürger ilir unsere Flora zu verzeichnen; Limodo-
rum ahortivum Sw. {Hierzu Tafel VII Fig. 1.)
Diese änsserst seltene Orchidee wurde im Sommer
d. J. (1878) bei Trier, an einem Abhänge an der Aachener
Landstrassc aufgefunden. Daselbst, in sandig lehmigem
festem Boden des rothen Sandsteins wächst sie truppweise
und einzeln, im Halbschatten der sie umgebenden Robi-
nien, Eichen, Ginster etc. Nahe diesen Stellen bedeckt
Muschelkalk die Anhöhe in dünnen Lagen. Auf beige-
fflgter Tafel VII ist der frisch ausgegrabene unterirdische
Theil in seiner natflrlichen Grösse gezeichnet. Das Rhi-
zom sitzt 0,30 bis 0,50 m tief in der Erde, oft eingeklemmt
zwischen den Wurzeln der umgebenden Sträucher und
Bäume, so dass es der grössten Mtlfae und Vorsicht bedarf,
um die Grundaxe mit ihren vielen fleischigen, brüchigen
Fasern möglichst unbeschädigt herauszuholen. Die Grund-
axe mit ihren Fasern sitzt in der festen, etwas feuchten
sandig lehmigen Erde vollständig isolirt von andern vege-
tativen organischen Pflanzentli eilen; sie ist an ihrer ver-
dickten Spitze, wo sich der BlUthenschaft entwickelt, etwa
0,02—0,03 m breit, kriecht, anfangs absteigend, dann
wagreclit, und steigt dann mit ihrem verjüngten und wie
abgebissenen Ende wieder aufwärts, im Ganzen in einer
Länge von 0,10—0,14 m, sodass eine fast hufeisenförmige
Gestalt entsteht — ähnlich wie bei Neottia nidus avis —
und ist allseitigmit nnregelmässig durcheinander wachsenden
38.1
[eiftchigeD, hiilebigeD, stärkinebHialtigeu, 5— Kimm dickea
ibürzarn und verlängerten, walzlichen und stumpfen Fasern
l)e6etzt. Am oberen Theile des Eliizoiuee, und zwar in der
-IBegel oberhalb der WurzeU'asem treten Knospen ähnlicbder
Jfeottia nidtis avis aus dem Rhizom, wovon ganz junge
aal' Tatcl VII zu sehen, für nächstjäbrige BlUtheuscbäfte
"bestimmt; ein paar weiter vorgeschrittene an eineüi anderen
Bbizom sind Fig. 2. gezeichnet. Ans der verbreiterten, mit
lalbverwesteu Scbuppenresten and meist mit dem ver-
trockneten vorjährigen Schafte versehenen Spitze tritt nun
der neue BlUthenschaft hervor, zunächst sieb noch 15—20
om unter der Oberfläche haltend, über die Erde alsdann
40—60 cm hoch und höher steigend, so daas der ansge-
Wftehsene Schaft von der Grundaxe bis zur Spitze oft die
Länge von 80—90 cm erreicht. Jüngere Rbiicome treibai
kürzere und wenig — vielleicht 4— öblüthige Schäfte,'
grössere stärkere tragen 10—20 und mehr Blüthen. Der
Schaft ist blattlos, dagegen von unten an mit weiten und
verlängerten zugespitzten Scheiden besetzt, welche nach
oben hin sich allmählich verschmälern und in Deckblätter
übergeben. Schaft und Schuppen sind von stahlblauer bis
dnukelvioletter Farbe, feingestreift, der Schaft seCist ift
kräftig, starr.
Ausser den obenerwähnten Knospen am Rhizom l-'ig.<^
entstehen in den Achseln der untersten Scheiden des Sübattes
ebenfalls Knospen, oft 5, 6 und mehr, bestimmt, sieh zu
neuen Bltithenschäften zu entwickeln, wovon aber in der
Regel nur ein einziger entwickelt wird. Auch diese Knospe
ist in Fig. 3a gezeichnet. — Die Bllithen endlich stehen
in langer lockerer Aehre, auf gedrehten 8tielchen, daher
die gegliederte Honiglippe nach unten gewendet, wie bei
den meisten Orchideen, und endigt vom Geleuk ab in
einen spitzen, dem Frneiitknoten fast gleichlangcn Sporn.
Die Anthere ist herzförmig, der Spitze der Griffelsäule
^iedartig angewachsen und beweglicli, zweifächevig, mit
pulverigen Pollenmassen. AeussereBlüthentheile und Frucht-
knoten, nebst Bracteen sind anfangs dunkclviolett oder
Btahlhlau, später ins hellviolette übergehend, (tlle Theile
ieinstroifig. Kaum aber ist der Biüthenschat^ dem Boden
IM^^
.<
366
welche sehr mangelhaft ist, auch ist bei Reichenbach
keine Erwähnung irgend welcher Knospen gethan, aus
welchem Allem hervorzugehen scheint, dass ein vollstän-
diges, intactes Bhizom wenigstens keinem deutschen Autor
vorgelegen hat. Den französischen Floristen zufolge kommt
lAmod. ahortivum durch ganz Frankreich vor, und zwar in
festem lichtem Waldboden. Fehlt bis jetzt in Belgien und
Holland. Im Luxemburgischen an der preussischen Grenze
in der Sauergegend auf Waldboden.
Die Blüthezeit unserer Pflanze fällt in den Anfang
bis Ende des Juni. Das Bahlinger Boeder ist preussisch,
ob aber die Pflanze daselbst gefunden, darüber liegen
keine Beweise vor. Bei Mertert im Luxemburgischen,
nahe der preussischen Grenze ist sie seit längeren Jahren
von Dr. Bosbach gefunden, ebenfalls in beschatteten
Waldungen^).
1) Nachdem vorstehender kurzer Bericht drnckfertig, empfange
ich von Verhandlungen des bot. Vereins der Provinz Brandenburg
1877, Bogen A — D," ausgegeben 30. October 1878, worin sich im
Bericht über die 27. Hauptversammlung des Vereins zu Berlin 27. Oc-
tober 1877, eine Mittheiluug des Herrn E. von Freyhold (Frei-
burg i. Br.) vom 22, October 1877 befindet, betreffend die Befruch-
turifzsverhältnisse bei Limodorum ahortivum Sw.
Verfasser hat behufs Beobachtung der intacten Wurzelballen
die Pflanze aus der Erde genommen und in einen Kübel im Garten
eingepflanzt. Die Pflanze gedieh und entwickelte seiner Zeit ihre
Blüthentriebe in normaler Weise; allein die Blüthenknospen öffne-
ten sich nicht, sie blieben festgeschlossen nach völligem Auswachsen
noch einige Tage frisch und lebhaft violett gefärbt, verblassten dann,
während der Fruchtknoten grün wurde und an Umfang zunahm.
Später verdorrten die Knospen im geschlossenen Zustande, der Frucht-
knoten reifte, und brachte zahlreiche Samen.
Dann erwähnt Verfasser noch, dass es auffallend oft vorkomme,
dass sich in einer Blüthe die sonst abortirten Staubgefasse in grös-
serer oder geringerer Zahl fruchtbar entwickelten.
Zum Schluss hebt Verfasser hervor, da s bei Limodorum ab-
ortivum.:
1) Selbstbefruchtung an cultivirten Exemp\aTeii «\a mo%\\Ci\i
Consta t/rt, und
2) an wildwachsenden nicht unwabrschcinlicVi, dfliaft «\i^T
^^^ü. d. nat Ver. Jahrg. XXXV. 4, Folge. V. Bd. ^4
\
366
■^^^1 Eine andere nicht minder seltene ausgezeichnete Or-
ii chidee JSpipogium Gmelini Rieh, hat sich am sogenannten
''^^'^l Laacher Kopfe, nahe dem Laacher See, in schattigen Bu-
y^^j chenwaldungen wieder aufgefunden, und zwar nahe dem
^^V- See, sowie in etwas weiterer Entfernung davon in schatti-
I gen Buchenwaldungen, einige Zoll tief im halbverwesten
Laube wachsend, 0,10— 0,25 m hoch über der Erde. (Hierzu
Tafel VIL Figur 4.)
üeber ihr Vorkommen wäre folgendes anzuführen.
Nach Mittheilung von Dr. Rosbach ist in 1866 (siehe
Verhandl. des Naturh. Ver.) Epipogium Gmelini Rieh, in
dem bei Vianden belegenen Kammerwalde (Kreis Bitburg)
von Herrn Eigenbr od t aufgefunden. Früher, im Jahre 1842
hatte Apotheker Happ die Pflanze, nach der Notiz zu
seinen Belegen, häufig im Obermendiger Forst angetroffen.
In diesem Jahre mehrmals angestellte Untersuchungen da-
selbst haben indessen nur ein negatives Resultat ergeben.
In 1867 aber ist von Pater Wolf zu Maria-Laach, am so-
genannten Laacher Kopf diese seltene Orchidee ebenfalls
aufgefunden, wovon Beweise nebst Notiz im Vereinsherbar
vorliegen. Infolge dessen wurde nun dieses Terrain, Mitte
"^f Juli 1878, untersucht und — nach vielem Suchen —
' ■ wurden nicht wenige Pflanzen, in ihrem mittleren Blüthen-
stande wirklich aufgefunden, im halbvervvesten Laube hoher
Buchen, an halbschattigen Stellen. Es wird nicht uninter-
essant sein, auf diese seltene Orchidee etwas näher einzu-
gehen. .
Mit Epipogium Gmelini haben sich speziell beschäftigt :
Ir misch, Beiträge zur Morphologie und Biologie der
Orchideen 1853, woselbst zugleich eine gute Zeichnung
3) aus den vorliegenden Thatsachen auf etwa ausgeschlossene
Insektenbefruchtung durchaus noch nicht gefolgert werden darf.
Es ist im Sommer 1878 ein gesunder, ganz intact erhaltener
Wnrzelballen von Limodorum abortivum Sw., bei Trier aufgenom-
men, in den königl. botan. Garten zu Poppeisdorf in geeigneten
Boden eingepflanzt, und sollen zur geeigneten Zeit unter günstigen
Verhältnissen möglichst eingehende Beobachtungen, behufs der Blü-
ihen-, wie Befruchtungs-Erscheinungen daran angestellt werden.
-.'
eines 2biUtliigeii Exemplares gesehen ist, nebst dazn ge-
hörigen anatomiscben Tbeilcn. Ferner P. Kolirbach,
Ueber den Blüthenbau und die Befruchtung von Ep. Gme-
lini, gekrönte Preisschrift 1866. Ea ist mit Recht anzu-
nehmen, dass diese Orchidee weiter verbreitet ist, als an-
genommen wird, sobald man nur weiss, wo, an welchen
Loealitäten sie ku suchen ist, und wie sie tn ihrer, änsse-
reu Erscheinung auftritt. Sie mag oft übersehen worden
sein und noch Übersehen werden, da sie nicht durch eine
auffallende Farbe von dem sie umgebenden Laube absticht
und in die Augen fällt. Sie findet sich in hohen, haib-
schattigen Buchenwaldungeu, denen das Unterholz fehlt,
7 — 10 cm tief mit ihrem unterirdischen Theile im Buchen-
laube, über demselben 10—28 cm hoch ihren BlUthenschaft
treibend, welcher 2— ö BlUtben entwickelt, Sie ist ein
reiner Saprophyt, Humuabewobner, nicht schmarotzend anf
irgend welchen andern vegetativen Organen.
, Auch hier, bei Epipogium Gmdini, findet die Reproduo-
tiou, ähnlich wie bei Limodomm ahortivurn, hauptsächlich
durch den unterirdischen Theil der Pflanze statt. Auch
Rohrbach sagt in seiner umfassenden Arbeit über -^ipoß.
Gmefe"«!, dass die wahre Fortpflanzung hierbei nicht anf
dem Samen, sondern auf dem unterirdischen Rhizome beruhe,
weil dieses stets neue Knospen und aus ihnen neue Indi-
viduen entwickele. Dieser unterirdische Theil, ein coral-
linisch gebauter fleischiger Wurzelstock, mit geweihartigen,
onregelmässig verzweigten platten Aesten von grauer Farbe,
befindet sich einige Zoll tief unter der Oberfläche in dem
halbverwesten feuchten Laube. Aus der breitgödrUckten
Grundaehse treiben die geweibartigen Verzweigungen, ana
denen an der Spitze sich in der Regel Knospen bilden,
welche in dünne fadeufürmige fleischige Ausläufer aber-
gehen, die oft 0,30 m lang werden, an deren Internodien
sich kleine schuppenartige Blättchen befinden. Diese Aus-
läufer nun entwickeln sich unter günstigen Verhältniasen
zu neuen Individuen. Tai', VII. Fig. 4a.
Der BÜithensehaft entwickelt sich aus einem Astende,
welches sieb streckt und stielrund wird. Er ist an seinem
unteren Theile mehr oder weniger bauchig angeschwollen.
1^
Ta/r
KÄltTi:
Ji I l iiu|ei|eTid Jes
l'ffiTOPÄW
riiei.aor Wolt-
j ^iu^i^. und y^fita-i«.u™*, Tff.. ^« f.41
ilV \iiv*v ^Wpilt^ lU&OU^
Vtrhündl i KV Jahrj.
Vfrliindl. A N. V Jahr^-
?-:rv'
%'&■