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Full text of "Verhandlungen des Naturhistorischen Vereines der Preussischen Rheinlande und Westphalens"

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Verhaudlungcu 
natnrbistorischcii  Vereines 

der 

preiiBHtöchen  RiioinlaDtlc-  und  WestCulciis. 


Fr«n»  Le*dig,  A.  Füratcr,  P.  IlußaB,  Tb.  W.ilf, 

A.  TOB  Lsi»aols,  W.  vdh  der  M«rclt,  Hflriu.  Mmier,  { 

Dl.  tjuliintt!r,  rii.  Üortkan,  B>  Be^kar. 


Ih.  C,  J.  AitilrA, 

PQnftinddrcissIgMpr  Jnlireattc* 

VIerU  Folge :  S.  Jilirgiit|. 
Hb  T  Tafeln  Alitnldnnjr«!]  und  i^  Ui>l«<iliQitUn_ 


Bodh. 


¥ 


Inhalt. 


Geographie,  Geologie,  Mineralogie  und 

Palaeontologie. 

Seite 

Th.  Wolf:   Der  Gotopaxi  und   seine  letzte  Eruption 

am  26.  Juni  1877.  (Hierzu  Taf.  I  u.  II.)  .    .    .     Verhdl.      101 

A.  von  Lasaulx:  Beiträge  zur  Kenntniss  der  P>up- 
tiygesteine  im  Gebiete  von  Saar  und  Mosel 
(Hierzu  Taf.  III  u.  IV.) -  163 

W-  V.  der  Marck:  Chemische  Untersuchung  west- 
fälischer und  rheinischer  Gcbirgsarten  und  Mine- 
ralion      -  237 

C.    Schlüter:    Neuere   Arbeiten   über   die    ältesten 

Devon- Ablagerungen  des  Harzes -  330 

Pfa.   Bert  kau:  Einige  Spinnen  und   ein  Myriapode 

aus  der  Braunkohle  von  Rott.  (Hierzu  Taf.  V.)  -  346 

Yom  Rath  legt  vor  drei  Kartensectionen  der  Geo- 

logical  Survey  of  Victoria Sitzgsb.         4 

—  legt    vor    eine    topographisch  -  montanistische 

Karte  des  Mount  Bischof  auf  Tasmanien ...  -  7 

—  legt  mehrere  durch  Herrn  Ulrich  dem  üniver- 

sitäts  -  Museum  verehrte  Mineralien  vor    ...  -  8 

—  legt  2  von  Dr.  Kessler  dargestellte  Ghromalaun- 
Krystalle  und  einen  angeblich  bei  Hanau  nieder- 
gefallenen Pseudometeoriten  vor -  12 

—  spricht  über  gewisse  anomale  Flächen  am  Gra- 
nat aus  dem  riitschthal -  13  . 

Andrä:  üeber  einige  Farn  der  Steinkohlenflora  •   .  -  16 

V.  Dechen  legt  die  Abhandlung  A.  Renard's  über 
die  Structur  und  mineralogische  Zusammenset- 
zung des 'Wetzschiefers  und  sein  Verhalten  zu 
dem  Eisenglanz   führenden  Phyllit  vor.    ...  -  21 

Schlüter  legt  neue  fossile  Antedon  -  Arten  vor  und 
bespricht  das  Vorkommen  dieser  Gattung  in 
Jura,  Kreide  und  Tertiär -  23 

vom  Rath  beendet   seinen  Vortrag  über  Kremnitz 

und  Schemnitz -  23 

Schlüter  bespricht  einige  neue  Funde  von  Cephalo- 

poden  der  norddeutschen  Kreide -  35 

—   legt  die  zu  seiner  Abhandlung  über  astyloide 

Crinoiden  gehörigen  lithographirten  Tafeln  vor  -  37 

GurJt  le^  einige  neuere  geologische  Arbeiteiv  \0T         -  ^^ 

vom  Bath  wirft  einige  geologische  Blicke  aui  IUYvqtx  •  ^ 


IV 

Seite 

V.  Dechen   legt  einen  „Celt"  aus  Wetzschiefer  vor    Sitzgsb.       71 

—  legt  eine  Gradabtheilungskarte  von  49—50  n. 

ßr.  und  23—31  ö.  L.  vor -  71 

vom  Rath:  üeber   die  hydrogrraphische  Verbindung 

der  oberen  Donau  mit  der  Achquelle  ....  -  83 

—  legt  den  1.  Bd.  von  Richthofen's  „China"  vor  -  84 

—  t heilt   die    Analyse   eines  ausgezeichneten  Ne- 
phrits mit -  89 

Mohr:    üeber  0.  Volger's  neue  Theorie   des   Quell- 

und  Bodenwassers -  91 

Gieseler  macht  Bemerkungen    zu  Mohr 's  Vortrag  -  94 

Fischer:  Üeber  die  Tiefen  Verhältnisse  und  Configu- 

ration  des  Grundes  der  Oceane -  95 

Heu 8 1er:  üeber  die  Contaktwirkungen  eines  Basalt- 
ganges auf  Spatheisenstein -  98 

vom  Kath:  üeber  das Krystallsystem  des  Cyanits  .  -  112 

—  legt  eine  Silber  stufe  von  Eongsberg  vor  ...  -  116 
Gurlt   legt    einige    neue    Schriften    geognostischon 

und  geologischen  Inhaltes  vor -  117 

Fabrioius    legt    vor    und    bespricht   Riemann's 

Beschreibung  des  Bergreviers  Wetzlar  ....  -  119 

vom  Rath  legt  vor  und  bespricht  Phosphoritstücke 

von  Elein-Curagao -  122 

—  legt  vor  und   bespricht  Bd.  II  des  Rep.  ü.  S. 

Geol.  Expl.  of  the  40th.  Parall -  124 

V.  Dechen  legt  H.  3  des  3.  Bds.  der  „Abh.  z.  geol. 
Specialk.  von  Preussen  und  den  Thüringischen 
Staaten**  vor -  138 

—  legt  einige  ausgezeichnete  Sandsteinstücke  aus 

demSchlackentuff  am  Wehrbusch  bei  Daun  vor  -  146 
vom  Rath  legt  verschiedene  Mineralien  aus  den  argen- 
tinischen Staaten  vor -  148 

—  legt    Gesteinsstücke   aus    der    Kohlenformation 

von   Fünfkirchen  in  Ungarn  vor -  151 

—  macht  einige  mineralogische  Mittheiluugon  über 

die  Pariser  Ausstellung -  151 

Mohr  zieht  einige  Consequenzen,  die  sich  aus  Wolfs 
Schilderung  der  Ersteigiint,^  des  Cotopaxi  er- 
geben      -  155 

Schlüter  legt  Ammonites  Texanus  aus  dem  Emscher 

des  Harzrandes  vor '.    .  -  1()3 

legt  neue  Erscheinungen  der  geologischen  und 

paläontologischen  Literatur  vor -  103 

V.  Dechen  legt  vor  die  13.  Lieferung  der  geologischeu 
Specialkarte  von  Preussen  und  den  Thürin- 
gischen Staaten -  161 

—  legt    vor:      Die    geologische    Wandkarte    von 
Deutschland,  bearbeitet  von  Dr.  J.  Hirsch  wald  -  168 

Mohr  knüpft  an  die  oft  wiederholte  Beobachtung 
eines  säulenförmigen  Zerfalles  der  Gestellsteino 
derHochöfen  Betrachtungen  über  den  Plutonimus  -  171 

Andrä  legt  vor:  Iconographia  Crinoideorum  in 
stratis;  Sueciae  siluricis  fossilium ;  auct.  N.  11. 
Angelin -  174 

Seligmann  legt  vor  und  bespricht  einige  interes- 
sante Mineralien  (Weissbleierz,  Topaskrystaile, 


V 

Seite 

Apophyllit,   PseudomorpLosen  von  Speckstein 

nach  Enstatit,   Vesuviankrystalle) Sitzgsb.     175 

Schlüter  legt  das  innere  ArniRkelctt  einer  fossilen 

Ophiore  aus  der  Tourtia  von  Pissen  vor  ...  -  17G 

—  legt  Gypsabgüsse  von  bei  Fulda  gefundenen 
Mastodonzähnen  vor -  171) 

Giirlt  legi  die  Arbeiten  von  zwei  ausländischen  Geo- 
logen, Hoefer  in  Klagenfurt  und  Keusch  in 
Christiania,  vor -  179 

Cornelius:  lieber  die  NaturverhältniKse  vonElber- 

feld,  Barmen  und  ümgojjend Corr.-Bl.      14 

Bive:    Ueber  die  Entwickelung  und  Bedeutung  des 

Steinkohlenbergbaus  Rbciolands  und  Westfalens  -  00 

Fabricius  bespricht  die  Bearbeitung  des  Bergreviers 

Wetzlar  von  Riemaun -  06 

Baff:  lieber  die  geognost.  Verhältnisse  des  Oster- 
bolzes  zwischen  Gruitcn  und  Lüutenbeck  bei 
Elberfeld -  r,0 

Hövel    berichtet    über    ein    Vorkommen    tertiärer 

Schaalthiere  bei  Erkrath -  71 

—  berichtet  über  Mineralien  von  Mettmann-.    ...     -  72 
Yoss:    Ueber  die  Bergbau  Verhältnisse   der   Eifel  in 

historischer  Beziehung -  7bi 

von  Koenen:  Ueber  die  Fauna  der  Cuhnibrniation  -  80 
Boy  rieh:  Ueber   die    geolog.  VerhältniKsu    der  Um- 
gegend von  Belluno -  S7 

Andrä    bespricht    das    2.    Heft   der  Culmflora  von 

D.  Stur -  88 

V,  Dachen:  bespricht  unter  Verla jjce  der  Sectionen 
der  neuen  Generalstabskarte  von  Altenkirchen, 
Greifenstein,  Coblonz  und  Limburg  a.  d.  Lahn 
die  Trachyte  des  Westerwaldes -  80 

—  bespricht  Geological  and  topographieul  Atlas 
accompanying  the  report  of  tho  geolog.  exi)lora- 
tion  of  the  40th  parallel  mado  by  authority  of 
the    honorablc  Sccretary    of   war  by  Clarence 

King.  1876 -  94 

—  legt  die    11.   Lieferung  der  geolog.  Karte  von 

Preussen  u.  den  Thüringisehen  Staaten  vor.    .  -  91 

*  —    legt  glasirte  Quarz-  und  Devousandstcine  vom 

Leilenkopf  vor -  05 

—  Ueber  das  Residuum  einer  Leuchtkugel  (Feuer- 
werkskörper)      -  05 

Schwarze:  Ueber  eine  Lagerstätte  fossiler  Knochen 

am  Unkelstein -  95 

vom  Rath:  Topaskrystalle  aus  dem  Ural -  101 

—  Ueber  den  Salzstock  von  Maros  üjvar    ....  -  101 
Fabricius:    Ueber   die   Wahruehniungcn    des  Erd- 
bebens vom  26.  Aug.  1878  in  rheinischen  Berg- 
werken            -           IUI 

—  Ueber  Bauxit  von  Waldmannshausen   im  Amte 

Hadamar -  104 

Buff:  Ueber  einen  fossilen  Klephantenzahn  vonllen- 

nef  im  Siegtbale -  N.^^ 

Ä   Wagren  er:  Ueber   eine  Löss-artige  Bi\d\mg  \ia 

Düuviiun  der  Wesergegend -  '^^'^ 


VI 

Seite 

Botanik. 

H.  Müller:  Weitere  Beobachtungen  über  Befruch- 
tung der  Blumen  durch  Insecten.  (Hierzu 
Taf.  VI.) Verhdl.      272 

G.    Becker:    Ueber   Limodorum  abortivum   Sw.    u. 

Epipogium    Gmelini   Rieh.    (Hierzu  Taf.  VII.)  -  361 

V.  '.  anstein  legt  eine  als  sog.  Pfropfhybride  er- 
zeugte Kartoffel  vor Sitzgsb.       72 

berichtet  über  eine  Conferve,  die  mit  Gürteln 
oder  Panzern  aus  Eisenoxydhydrat  umkleidet 
war -  73 

Becker:  üeber  Ophrys  arachnites  und  0.  apifera  .  -  96 

Lindemuth:   üeber  Farbenveränderung  der  Laub-         -  118 

blätter 

Vogel:  üeber  eine  besondere  Ausbildung  der  Blüthe 

einer  Sonnenrose -  138 

Becker  legt  einige  seltene  Pflanzen  aus  dem  Gebiete 

der  rheinischen  Flora  vor -  146 

Andrä   legt  vor:    Guide   de  botaniste    en  Belgique, 

par  F.  Crepin -  174 

Behrens:  üeber  anatomisch -"physiologische  Unter- 
suchungen der  Blüthennektarien Corr.-Bl.      63 

Melsheimer:  üeber  Fasciationen  und  ähnliche  Er- 
scheinungen an  holz-  und  krautartigen  Gewächsen  -  98 

V.  Hanstein:  üeber  die  Beharrlichkeit  von  Blüthen 
und  Früchten  in  ihrer  Stellung  gegen  den  Hori- 
zont      -  105 

G.  Becker:  üeber  Limodorum  abortivum  und  Epi- 
pogium Gmelini -  10() 

Anthropologie,  Zoologie  und  Anatomie. 

F.   Leydig:   Herpetologische  Zoichnungcn   aus   dem 

Nachlass  Rösels  von  Rosenhof Vcrbdl.  1 

A.  Förster:  Kleine  Monographien  parasitischer  Hy- 

inenopteren -  42 

P.  Hesse:  Beitrag  zur  Molluskenfauna  Westfalens  .  -  8;-) 

Leydif^:  Ueber  das  Vorkommen  und  den  Bau  des 
Jacobsonschen  Organes  beim  Menschen  und 
den  Thieren Sitzgsb.       20 

Troschel  legt  eine  Reihe  von  Arten  der  Gattung 
Marginella  aus  der  Sammlung  des  Herrn  Lüb- 
becke in  Düsseldorf  vor -  23 

Schaa  ff  hausen  zeigt  ein  zu  Oberlahnstein  gefun- 
denes Steinbeil  aus  Diabas  vor -  37 

—  tlieilt  einen  Bericht  des  Herrn  Bergrath  Hundt 
über  einen  auf  dem  Hohenseelbachkopf  befind- 
lichen alten  Steinwall  mit -  3P 

—  spricht  über   die  Schalen-  oder  Näpfcbensteine  -  3f 
Leydig    erläutert   den   anatomischen  Bau   der   Gift- 
drüse einheimischer  Schlangen -              3' 

Troschel  vergleicht  die  Kleider  bei  Menschen  und 
Thieren 


»"  .* 

VII 

Seite 

Bertkan:  lieber  einige  fossile  Arthropodenreste  aus 

der  Braunkohle  von  Rott Sitzgsb.      70 

Mohnike:  üeber  die  an  den  Küsten  von  Japan  vor- 
kommenden Walfischarten -  71 

l^uasbanm:  Ueber  die  Niere  der  Wirbelthierc  .   .    .  -  75 

▼.  la  Valette  St.  George:  Ueber  die  Spermato- 
genese bei  Säugethieren -  61 

Bertkan:  üeber   die  Prothorakalhörner  der  Puppe 

von  Microdon  mutabiiis -  95 

Gnrlt:  Üeber  die  Metalle  bei   den  alten  Actryptorn         -  {)(> 

Schaaff bansen  legt  den  Katalog  der   authrupolo- 

gischen  Sammlungen  Deutschlands  vor ....  «  W.) 

Mofanike  spricht  über  die  Fähifirkeit  einiger  Säuge- 
thiere,  sich  an  senkrechten  Wänden  anklammern 
zu  können -  112 

Nu ssb au m :  üeber  die DifFerenzirung  der  Goschlechter         -  1 19 

Trosohel  legt  eine  Mytilus  edulis  vor,   in  der  sich 

ein  Seestern  verborgen  hatte -  145 

Bert  kau:  Ueber  die  Unterschiede  zwischen  Aty- 
pus  piceus  (Sulz.)  und  A.  aftinis  PJichw.  im 
weiblichen  Geschlecht -  109 

—  üeber  die  mechanische  Kraft,  die  bei  der  Be- 

fattung  der  Spinnen  das  Sperma  aus  dem  den 
amen  enthaltenden  Schlauch  heraustreibt  .    .  -  171 

—  Üeber  die  Lebensweise  des  Pompilus  coccineus         -  177 

—  Üeber  Lipoptena  Cervi -  178 

Landois:   üeber   abnorme  Fussbildung   bei   einem 

Hauskalbe Corr.-Bl.     06 

Schmeckebier:    Ueber   einen   Begräbnissplatz   aus 

heidnischer  S^eit  bei  Schwelm -  69 

—  Üeber  den  Scorpionsatachel -  88 

Koch:  üeber  die  Fledermäuse  in  Rheinland-Westfalen         -  89 

Melsbeimer:  üeber  bei  Linz  im  Rheine  gefangene 

Fische -  95 

Üeber  ein  vorzügliches  Fischfutter -  98 

—  üeber  einen  weissgefleckten  Staar -  100 

Troschel:  Ueber  einen  wahrscheinlich  dem  Aber- 
glauben geopferten  Gartenschläfer  in  Bonn  .    .  -  100 

Landois:  Ueber  das  Mikrophon  in  seiner  Anwendung 

für  Tonwahmehmungen  bei  Insecten -  105 

Schaaffhausen:  Ueber  eineKatzenmumio  im  Museum 

zu  Leipzig -  106 

—  üeber  die  Menschenraccn -  106 

Hundt:  üeber  Küchenreste  aus  einem  alten  Stein- 
walle im  Kreise  Siegen -  107 


Chemie,  Technologie,  Physik  und  ÄBtronomie. 

Stein  berichtet  über  weitere  Versuche   zur  Entfer- 
nung des  Phosphors  aus  dem  Roheisen.    .    .    .  Sitzgsb.       14 
Wallach:  Ueber  die  Wirkungsweise  der  Blausäure.  -  21 
Stein:   Veher  KeBsehteinhildungen    mit  Kryatallen 

von  Aragonit -  ^^ 

—   Ueber  Normalgewiohte  aus  BergkryataU  ...  -  ^^ 


*  *'. 


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Sdte" 

Gurlt  legt  eine  in  Japan  zu  Anfang  des  17.  Jahr- 
hunderts verfasste  „Bergbau-  und  Hüttenkunde*' 
vor Sitzgab.      69 

Schaaffhausen  zeigt  von  A.  Stolz  in  Stuttgart 
gefertigte  Nachbildungen  von  Naturgegenstän- 
den in  versilbertem  Kupfer  vor -  90 

Mohr:  Ueber  den  Stofl  zu  den  Urmaassen  und  Ge- 
wichten    -  100 

Köstcr:  ÜL'bcr  das  Celluloid -  12Ö 

Mohr:  Uober  die  Natur  der  Attractionskraft    ...  -  13i 

Binz:  Ueber  die  Zerlegunjr  des  salicylsauren  Na- 
trons durch  die  Kohlensäure -  160 

Schönfcld:  Ueber  die  Untersuchungen  Newcomb's 

betreffs  der  Bewegung  des  Mondes -  161 

Stein :  Ueber Zerreissversuche  amKrupp'schen  „Fluss- 

eisen" -  179% 

Löhr:  Meteorologische  Aufzeichnungen  für  das  Jahr 

1877  in  Köln .'    Corr.-Bl.     66 

Hövel:    Ueber  den  Betrieb    der  Arbeiten  im  Eott- 

Tunnel  bei  Barmen -  70 

F  a  b  c  r :  Ueber  seine  Universal-IIandbohrmaschine  für 

festes  Gestein •  87 


Physiologie,  Medicin  und  Chirurgie. 

Doutrelepont:    Ueber   Osteotomie   der    tibia    und 

fibulä   an  einem  vierjährigen  Knaben    ....     Sitzgsb.       16 

—  Ueber   die   Versuche    zur   Kadikaiheilung   von 

Hernien -  17 

Busch  macht  Bemerkungen  zu  diesem  Vortrug.   .    .  -  18 

—  bespricht  noch  einmal  die  Luxation  des  Penis  -  19 
Walb  demonstrirt   einen  Apparat    für    die  Zerstäu- 
bung von  Flüssigkeiten  im  Rachenraum  ...  -  20 

Kocks:  Ueber  die  nachträgliche  Diagnose  der  Schä- 
doUagen  und  des  Geburtsmechanismus  über- 
haupt aus  den  Geburtstraunien  der  Mutter  .    .  -  20 

Madelung:  Ueber   die  sog.  spontane  Luxation    der 

Hand  nach  vorn -  89 

Binz:  Ueber  die  erregenden  Wirkungen  des  Kaf- 
feins und  Kaffeeöls -  59 

Busch  bespricht  den  Bau  des  Fusses  und  demon- 
strirt an  Abgüssen  sowohl  die  normale  Form 
als  auch  die  häufigsten  Abweichungen  von  der- 
selben      -  60 

Mosengeil  demonstrirt  die  Heilung  zweier  Pa- 
tienten mit  schweren  Verletzungen,  resp.  Radia- 
lisparalyse   -  63 

Busch    bespricht    eine    eigenthümliche    Form    von 

tuberculum  dolorosum -  63 

Köster:  Ueber  die  mechanischen,  functionellen  oder 

compensatorischen  Hypertrophieen -  65 

Busch  erhebt  einige  Einwände  gegen  die  Ausführun- 
gen Köster^B -  ^'^ 

Binz:  Ueber  die  Benutzung  der  friscbeB,  iioc\i\öbeTxa- 


IX 


mrmenThienniU  sa  pharmakodynEiiniscben  Ver- 

laobea 

knike  stellt  ein  auf  der  einan  Kön»--rlui1ft(^iliiiikcl- 

gefirbtes  Kind  vor 

z:  DebtT  den  MechaniBmiis  der  EitiTliildiiii;:  und 
den  Antlieil  de*  illutBiiuurBtolles  an  dcmscllien 
tBuBoh  wendet  «ch  gi-geu  eiiii^r,:  Stulk'ii  aus  der 
r  Antritt! vorldEuiig  de»  Herrn  Manns  in   Preiburg 

FnngAr  stellt  einen  Patieuton  mit  Eitus  luvaraiis  und 

^  eine  Patientin  mit  Waudei-niil:t  vnr 

[vSamelsotan  spricht  über  Oplithalmosemiolllt  .  .  . 
"ertz:  lieber  delirium  aciitiim  iiii<j|>at)iieiini .  .  .  . 
iLOoks:  üeber  eine  Totalcxslirpatiiiu  Aca  Ut^run  .  . 
Binz  le^t  die  Jdpsuesi sehe  Uuberactzitnfi:  dßr  4.  Au6. 

aeiner  Schrift  über  Arzneimittel  vur 

Eooke:  Ueber   eine    neue  Methode   der  Steril isatton 

der  Fraaeo  

Hftdelung  macht  auf  einig'e  Schwicris:kcitcn  diwr 

JkfoÜiode  aufmorlceain 

Eocka  replicirt  darauf 

Sanelsobn  stellt  einen  Fall  geheilter  Blepharopina 

—  stellt  ein  Mädchen  mit  einer  Tuberculose  der 
Iris  vor 

BuBcb  stellt  eine  BQjährige  Frau  mit  durch  Soda- 
bebtuidlung  heilendem  Ulcus  rodens  vor   .    .    . 

—  bespricht  dieBeaection  vonKnochengescliwülaten 


Bericht    über    den  Zustand    der    Niederrheiuischen 
Geaellscbaft  für  Natur-  und  Heilkunde  im  Jabru 

1877 Sitzgsb.  1 

Aufnahme  neuer  Mitglieder -    62,  119 

Beschlüsse  geschäftlicher  Natur ■  15G 

BesohlusB  betreffs  einer  tietheiligiiDg  der  GusDllHchaft 

an  der  Errichtung  eines  Ucnkmals  lür  I^ib.  Mayer  -  156 

Vorstand awabl  pro  1879  in  der  mediciniächen  Sectioo  150  und  IfiS 

Vorstandawahl  pro  1870  in  der  physikalischen  Scutiun  -  180 

Mitglieder -VeraeichnisB  des  Naturh.  Verpins   ,  ■ .    .   .  Corr.-Bl.  1 
Bericht    über   die  XXXV.  Gene i'al- Versammlung   des 

NaturK  Vereins  in  Barmen -  39 

Bericht    über  die   Kerbst-Vur Sammlung   des   Naturh. 

Vereins  in  Bonn -  94 

Erwerbungen  der  Vereins- Bibliothek -  109 

Erwerbungen  der  na turhistori sehen  Sanunlungen  .    .  ■  121 


Nr^ 


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Berichtigungen. 

Yerhandl.  S.    84  Z.     4  von  unten  lies  V.  pellucida  statt  VipelUicida. 

—  89  —  19    »         »         »     Hartm.  statt  Harter.* 

—  91  —  18    »         »         »     Basommatophora  statt  Rasom- 
«  matophora. 

—  92  —     1  von  oben       »    Barknausen  statt  ßorkhausen. 

—  93  —  12     »         »         »     cristatuB  statt  aristatus. 

—  102  —     6  von  unten  lies  L.  palustris  statt  C.  palustrii^. 

—  103  —  12  von    oben   ist   Clausula    plicata  nach  Helix 

costulata  einzuschalten. 

—  103  —  16   von  oben   lies  122  statt  121. 

Sitzgsber.  —  147  Z.     4  von  unten   lies  Vergrünungen  statt  Vorpfrös- 

serungen. 


Ehren -Vice -Präsident  des  Vereins; 


Ehrenmitglieder. 

Doli,  Geh.  Hofrath  ia  Cajrlflruhe. 

GÖppert,  Dr.,  Geh.  Med.-Rath,  Prof.  in  Breslau. 

Heer,  0.,  Dr.,  Prof.  in  Zürich, 

Hinterhuber,  R.,  Apotheker  in'  Mondeee. 

Kilian,  Prof.  in  Mannheim. 

KÖlliker,  Prof.  in  Wilrzburi?. 

de  Koninck,  Dr.,  Prof.  in  Liiltieh. 

V.  Masaenhsüh,  Reg.- Präsident  a.  D.  in  DüBseldorf. 

Schultz,  Dr.  med.  in  Bitech. 

Schnttlowortb,  Esqr,  in  Bern. 

Senbert,  Moriz,  Dr.,  Hofrath  in  Carlsruhe, 

V.  Siebold,  Dr.,  Prof.  in  München. 

Valentin,  Dr.,  Prof.  in  Bern. 

van  Beneden,  Dr.,  Prof.  in  U.wen, 


Ordentliche  Mitglieder. 
A.  ReKiemn^bezirk  CSln. 

Königl.  Ober-Bergamt  in  Bonn. 

Abels,  Aug.,  Bei^weasor  in  Cöln  (Berlich  Nr.  U). 

A1aberg,'Salomon,  Kaufmann  in  Bonn. 

Andrä,  Dr.,  Prof.  in  Bonn. 

Angeibis,  Guatav,  Dr.,  in  Bonn. 

V.  Anten,  Hugo,  in  Bonn.     . 

von  Auer,  Oberst-Lieutenant  z.  D.  in  Bonn. 

Baedeker,  Ad.,  Rentner  in  Bonn  (Arndts traase). 

Banduin,  M.,  Wundarzt  und  Geburtshelfer  in  Cöln. 

von  Beaulieu-Marconnay,   Freiherr,  Bergesspeotant  in  Bonn. 

Becker,  G.,  Rentner  in  Bonn. 

Bendieb,  F.  W.,  Gutsbesitzer  in  Weiler  bei  Brühl. 

Berntbsen,  Anguat,  Dr.  philos.,  Assistent  am  ehem.  Laboratorium 

V.  Bernutfa,  Eegierungs-Präaident  in  Cöln. 
Bertkau,  Philipp,  Dr.,  Privatdocent  in  Bonn. 
Bettendorf,  Anton,  Dr.,  Chemiker  in  Bonn. 
Bibliothek  des  Eönigl.  Cadettenhausea  in  Bensberg. 


8 

Bins,  C,  Dr.  med.,  Prof.  in  Bonn. 

Bleibtren,  G.,  Hüttenbesitzer  in  Ober-Cassel  bei  Bonn. 

Bleibtreu,  H.,  Dr.,  in  Bonn. 

Böker,  Herrn.,  Rentner  in  Bonn. 

Böker,  H.  Jan.,  Rentner,  in  Bonn. 

Böcking,  Ed.,  Hüttenbesitzer  in  Mülheim  a.  Rh. 

Boden  heim,  Dr.,  Rentner  in  Bonn. 

Borggreve,  Dr.,  Prof.  und  königl.  Oberförster  in  Bonn. 

Brasse rt,  H.,  Dr.,  Berghauptmann  in  Bonn. 

Bräuker,  Lehrer  in  Dersclilag. 

Brockhoff,  Ober-Bergrath  und  üniversitätsrichter  in  Bonn. 

Bulle,  Eduard,  Fabrikbesitzer  in  Co  In. 

Bürgers,  Ignaz,  G^h.  Justiz-Rath  in  (oln. 

Baff,  Bergrath  in  Deutz. 

Busch,  Ed.,  Rentner  in  Bonn. 

BuBchy  W.,  Geh.  Medicinal-Rath  und  Prof.  in  Bonn. 

Ca  heu,    Michel,   Bergwerksbesitzor    u.    Ingenieur   in    Cöln   (Hum- 

boldstr.  23). 
Camphausen,  wirkl.  Geh.  Rath,  Staatsminister  a.  D.,  Excel,  in  Cöln. 
GlausiuB,  Geh.  Regierungsrath  und  Prof.  in  Bonn. 
Cohen,  Carl,  Techniker  in  Cöln. 

Cohen,  Fr.,  Buchhändler  in  Bonn. 

Crone,  Markscheider  a.  D.  in  Bonn  (Cölner  Chaussee  49). 

Crone,  4-lfr.,  Ma8chinen-Insi)ector  a.  D.  in  Bonn  (Hofgfartenstrasse). 

Dahm,  G.,  Dr.,  Apotheker  in  Bonn. 

Y.  Dechen,  H.,  Dr.,  wirkl.  Geh.  Rath,  Excell.  in  Bonn. 

Deich  mann,  Frau  Geh.  Commerzienräthin  in  (-öln. 

Dernen,  C,  Goldarbeiter  in  Bonn. 

Dickmann,  Privatgeistlicher  in  Bonn. 

Dickert,  Th.,  Conservator  a.  D.,  in  Kessenich. 

V.  Diergardt,  F.  H.,  Freiherr,  in  Bonn. 

Doerr,  Wilhelm,  Rentner  in  Bonn  (Kaiserstr.  16). 

Doutrelepont,  Dr.,  Arzt,  Prof.  in  Bonn. 

Dünkelberg,  Professor  und  Director  der  landwirthsch.  Akademie 
in  Poppeisdorf. 

Ehrenberg,  Alex.,  Bergwerksbesitzer  in  Cöln  (Domhof  12). 

Endemann,  Wilh.,  Rentner  in  Bonn. 

Essingh,  H.  J.,  Kaufmann  in  Cöln. 

Ewich,  Dr.,  Arzt  in  Cöln. 

Fabricius,  Nie,  Geheimer  Bergrath  in  Bonn. 

Feldmann,  W.  A.,  Bergmeister  a.  D.,  in  Bonn. 

Fischer,  Theobald,  Dr.,  Privatdocent  in  Bonn. 

Florschütz,  Regierungsrath  in  Cöln. 

Follenius,  Ober-Bergrath  in  Bonn. 

Frey  tag,  Dr.,  Prof.  in  Bonn. 


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y.  Fürstenberg-Stammheim,  Gisb.,  Graf  auf  Stammheiin. 

von  Fürth,  Freiherr,  Landgerichtsrath  in  Bonn. 

van  Gansewinkel,  Heinrich,  Kaufmann  in  Cöhi  (Johaanisitr.). 

Garland,  Jos.,  Oberbachem  bei  Mehlem  a.  Rh. 

Geissler,  H.,  Dr.,  Techniker  in  Bonn. 

Georgi,  W.,  Buchdruckereibesitzer  in  Bonn. 

von  Gerold,  Friedr.,  Freiherr,  wirkl.  G^eh.  Rath,  Excedl.  m  Bom^ 

Gilbert,  Director  der  Gesellschaft  »Colonia«  in  Cöln. 

Gör  in  g,  M.  H.,  in  Honnef  am  Khein. 

Goldschmidt,  Joseph,  Banquier  in  Bonn. 

Goldsohmidt,  Robert,  Banquier  in  Bonn. 

Gray,  Samuel,  Grubendirector  in  Cöln  (Paulstrasse  33). 

Gregor,  Georg,  Civil-Ingenieur  in  Bonn. 

von  Griesheim,  Adolph,  Rentner  in  Bonn. 

Grüneberg,  Dr.,  Fabrikbesitzer  in  Kalk  bei  Deutz. 

Gurlt,  Ad.,  Dr.  in  Bonn. 

Haas,  Landgerichtsrath  in  Bonn  (Quantiusstr.). 

Haniel,  John,  Bergreferendar  in  Bonn  (Franziskanerstr.). 

HUhner,  Geh.  Beg.-Ratli  und  Eisenbahndirector  in  Cöln. 

V.  Haust  ein,  J.,  Dr.,  Geh.  Reg.-Rath  und  Prof.  in  Bonn. 

Hang,  E.,  Apotheker  in  Roisdorf. 

Haugh,  Appellationsgerichtsrath  in  Cöln. 

Havenstein,   G.,  Dr.,   Docent  a.  d.  landwirthsohaftl.  Academiein 

Poppelsdotf. 
Heidemann,  J.  N.,  General-Director  in  Cöln. 
Heidenreich,  Emil,  Chemiker  in  Eitorf. 
Henry,  Carl,  Buchhändler  in  Bonn. 
Herder,  August,  in  Euskirchen. 
Hermanns,  Aug.,  Fabrikant  in  Mehlem. 
Hertz,  Dr.,  Sanitätsratli  und  Arzt  in  Bonn. 
Herwarth  v.  Bittenfeld,  General-Feldmarsehall,  Excdl. in  Bonn. 
Heusler,  Ober-Bei^grath  in  Bonn. 

V.  Hoiningen  gen.  Huen«,  Freiherr,  Bergrath  in  Bonn. 
Höller,  Markscheider  in  Königswinter. 
Hopmann,  C,  Justizrath  in  Bonn, 
von  Holzbrink,  Landrath  a.  D.,  in  Bonn. 
Huberti,  P.  Fr.,  Rector  des  Progymnasiums  in  Siegburg. 
Hüser,  H.,  in  Oberkassel  bei  Bonn  (bei  Sad^e  ä,  Co.), 
Joest,  Carl,  in  Cöln. 
Joest,  W.,  Kaufmann  in  Cöln. 
Katz,  L.  A.,  Kaufmann  in  Bonn. 
Kekule,  A.,  Dr.,  Geh.  Reg.-Rath,  Professor  in  Bonn. 
Keller,  G.,  Fabrikbesitzer  in  Bonn. 
Kestermannn,  Bergmeister  in  Bonn. 
Kette  1er,  Ed.,  Dr.,  Professor  in  Bonn. 


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Kinne,  Leofold^  Bergratk  in  Sieglmrg. 

Kiey,  Civil-Ingeiiiear  in  Bonn. 

KloBt ermann,  Rad.,  Dr.,  Geh.  Bergntk  und  Prof.  in  Bonn. 

KSnig,  Dr.,  Axxt,  Saniiätsrath  in  C51n. 

König,  Fritz,  Rentner  in  Bonn. 

Kon  ig  8,  F.,  W.,  Commensienrath  in  Cöln. 

K5rnioke,   Dr.,  Prof.  an  der  landwirthschaftHohen  Aoademie,    in 

Bonn. 
Krants's  Rheinisches  Mineralien^Comptoir  in  Bonn. 
Kraus,  Wilh.,  Gteneral-Director  in  Bensberg. 
Krens  er,  Carl,  jun.,  Bergwerksbesitzer  in  Bonn. 
Kreuser,  Carl,  Grubenbesitzer  in  Bonn. 
Kreuser,  Emil,  Bergbanbeflissener  in  Bonn. 
Knbale,  Dr.,  Rentner  in  Bonn. 
Kyll,  Theodor,  Chemiker  in  Cöln. 
Kyllmann,  G.,  Rentner  in  Bonn. 

lia  Talette  St.  George,  Baron,  Dr.  phil.  n.  med.,  Prof.  in  Bonn. 
Lehmann,  Rentner  in  Bonn. 
Leisen,  W.,  Apotheker  in  Deutz. 
Lei  st,  konigl.  Bergrath  a.  D.  in  Cöln. 
Lent,  Dr.  med.  and  Sanit&tsrath  in  Cöln. 
Leo,  Dr.  med.,  Sanitatsrath  in  Bonn. 
Leopold,  Betriebsdireotor  in  Detftz. 
Lexis,  Ernst,  Dr.,  Arzt  in  Bonn  (Kaiserstr.  22). 
V.  Leydig,  Franz,  Dr.,  Geh.  Medicinal-Rath  n.  Professor  in  Bonn. 
Lieht,  Notar  in  Kerpen. 

Lisch ke,  E.  £.,  Geh.  Regierungsrath  in  Bonn. 
Löhr,  M.,  Dr.,  Rentner  in  Cöln. 
Loewe,  Postrath  in  Cöln. 
Loewenthal,  Ad.,  Fabrikant  in  Cöln. 
Lorsbach,  Qeh,  Bergrath  in  Bonn. 

Lüling,  Ernst,  Eönigl.  Oberbergamts-Markscheider  in  Bonn. 
Lüttke,  A.,  Bergrath  a.  D.  in  Kalk. 

Mallinckrodt,  Felix,  Grabendireotor  in  Cöln  (Filzengraben  16). 
Marens,  G.,  Buchhändler  in  Bonn. 
Marder,  Apotheker  in  Grummersbach. 
Marquart,  L.  C,  Dr.,  Rentner  in  Bonn. 
Marx,  A.,  Ingenieur  in  Bonn. 
Maubaoh,   Generalinspector  der  preuss.  Hypotheken-Aotien-Gesell- 

Schaft  in  Cöln. 
Mayer,  Eduard,  Advokat- Anwalt  in  Cöln. 
Meder,  Aloys,  Stud.  mathem.  in  Bonn. 
Merkens,  Fr.,  Kaufmann  in  Cöln. 
Metz,  Elias,  Banquier  in  Cöln. 
M eurer,  Otto,  Kaufmann  in  Cöln. 


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MeviBgen,  Geh.  Commerzienratli  und  Präsident  itt  Cü)n. 

Meyer,  Dr.,  Sanitätarath  in  Eitorf. 

Meyer,  Jürgen  Bona,  Dr.  und  Prof.  in  Bonn. 

Mohnike,  0.  G.,  J.,  Dr.  med.  u.  K.  Niederländ.  General-Arzt  a,  D., 

Mohr,  Dr.,  Med.-Rath  und  Prof.  in  Bonn. 

V.  Monschaw,  Juatizrath  in  Bonn. 

Müller,  Albert,  Advokat-Äiiwalt  in  Cola  (Rii:hmondstr.J. 

Nacken,  A.,  Dr.,  Advokat-Anwait  in  Cüln. 

V.  Neufville,  Gutahesttger  in  Bonn. 

Obernier,  Dr.  med.  und  Prof.  in  Bonn. 

Opdenhoff,  Oscar,  Apotheker  in  Cöln. 

Oppenheim,  Dagoh,,  Greh.  Regierangsrath  und  Präsident  in  Cöln. 

Overmann,  Alfred,  Zahnarzt  in  Cöln  (Riehartistr.  14). 

Overzier,  Ludwig,  Dr.  philos.  in  Cöln  (Beneeisstr.  57). 

Peill,  Carl  Hugo,  Kentner  in  Bonn. 

Pitschke,  Bud-,  Dr.  in  Bonn. 

Poerting,  C,  Grubendirector  in 

PraetoriuB,  Jakob,  Apotheker  i 

Prieger,  Oscar,  Dr.  in  Bonn. 

V.  Proff-Irnioh,  Dr.  med.,   Landgeriehtsralh  in  Bonn. 

Rabe,  Jos.,  Hauptlehrer  an  der  Pfarrschule  St.  Martin  in  Bonn. 

V.  Rappard,  Carl,  RittmeiEter  a.  D.  in  Bonn. 

vom  Rath,  Gerhard,  Dr.,  Prof.  in  Bonn. 

Rauff,  Hermann,  Assistent,  am  naturhist,  Museum  in  Bonn. 

Rennen,  Geh.  Reg.-Rath,  Specialdirector  d.  rhein.  Eisenb.  in  Cöln. 

Richarz,  D.,  Dr.,  Geh.  Sanitätsrath  in  Endenioh. 

Richter,  Dr.,  Apotheker  in  Cöln. 

V.  Rigal-Grunland,  Freiherr,  Rentner  in  Bonn. 

Rnmler,  A.,  Rentner  in  Bonn. 

Säbel,  J.,  Apotheker  in  Deutz. 

V.  Sandt,  Landrath  in  Bonn. 

Schaaffhftusen,  H.  Dr.,  Geh.  Med.-Rath  und  Prof.  in  Bonn. 

Sohmeidler,  Emat,  Apotheker  in  Honnef  a.  Rh. 

Schmithals,  Rentner  in  Bonn. 

Schmitz,  H.,  Landrentmeister  in  Cöln. 

Schmitz,  Georg,  Dr.  in  Cöln, 

Schlüter,  Dr.,  Prof.  in  Bonn. 

Schneider,  KönigL  Ober-Bergamts-Markscheider  in  Bonn. 

Schreiner,  Ed.  M.,  Apotheker  in  Kalk. 

Schubert,  Dr.,  Baurath  und  Lehrer  an  der  IwadwirthMhaftlichen 

Academie,  in  Bonn. 
Schulte,  Ebb.,  Dr.,  Fabrikbesitzer  in  Bonn. 
Schulz,  J.,  Apotheker  in  Eitorf  (Siegkteis). 
Schumacher,  H.,  Rentner  in  Bonn. 


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Schwürz,  L.,  Landwirtliscliaftslehrer  in  Deutz  (Siegburgentr.  109a). 

▼.  Seydlitz,  Hermann,  Generalmajor  a.  D.  in  Honnef. 

Sonnenbarg,  Gymnasiallehrer  in  Bonn. 

▼on  Spankeren,  Reg.-Präsident  a.  D.  in  Bonn. 

Stahlkneoht,  Hennann,  Kentner  in  Bonn. 

Stein,  Siegfiried,  Rentner  in  Bonn. 

Spies,  F.  A.,  Rentner  in  Bonn. 

Stephinsky,  Rentner  in  Münstereifel. 

Strauss,  Emil,  Buchhändler  in  Bonn. 

Stürtz,  Bernhard,  Inhaber  des  Mineralien-Gomptoirs  in  Bonn.  (Co- 

blenzerstrasse.) 
Terberger,  Lehrer  in  Godesberg  bei   Bonn. 

Thilmany,  Generalsecretär  des  landwirthtchaftl.  Vereins  in  Bonn. 
Troschel,  Dr.,  Geh.  Regierungsrath  und  Prof.  in  Bonn, 
von  y eisen,  Bergassessor  in  Bonn  (Coblenzerstr.  98). 
Verhoeff,  Rentner  in  Poppeisdorf  bei  Bonn. 
Wachender  ff,  Th.,  Rentner  in  Bonn. 
Weber,  Max,  Dr.  med.  in  Bonn. 
Weber,  Robert,  Dr.,  Chemiker  in  Bonn. 
Weiland,  H.,  Lehrer  an  der  Gewerbeschule  in  CÖln. 
Welcker,  W.,  Grubendirector  in  Honnef. 
Wendelstadt,  Commerzienrath  und  Direotor  in  Cöln. 
Weniger,  Carl  Leop.,  Rentner  in  Cöln. 

Weyermann,  Franz,  Gutsbesitzer  auf  Hagerhof  bei  Honnef  a.  Rh. 
Wie  1er,  W.,  Apotheker  in  Eerpen  bei  Cöln. 
Wienecke,  Baumeister  in  Cöln. 
Wiepen,  D.,  Civil-Ingenieur  in  Honnef  a.  Rh. 
Wiesmann,  A.,  Fabrikant  in  Bonn  (Poppeisdorf er  Allee  11). 
Wildenhayn,  W.,  Ingenieur  in  Bonn  (Baumschuler  Allee  12). 
Wirtz,  Th.,  Fabrikant  chemischer  Producte  in  CÖln. 
Wo  hl  er  8,  (Steh.  Ober-Finanzrath  u.  Prov.-Steuerdirector  in  Cöln. 
Wolfers,  Jos.,  Landwirth  in  Bonn. 
Wolff,  Julius  Theodor,  Astronom  in  Bonn. 
Wolffberg,  Dr.  med.,  Privatdocent   in  Bonn. 
Wrede,  J.  J.,  Apotheker  in  CÖln. 
Wrede,  JuL,  Apotheker  in  Bonn. 
Zart  mann,  Dr.,  Sanitätsrath,  Arzt  in  Bonn. 
V.  Zastrow,  königl.  Bergrath  in  Euskirchen. 
Zervas,  Joseph,  Steinbruchbesitzer  in  Cöln. 
Zintgraff,  Markscheider  a.  D.  in  Bonn. 


B.    Regierniigsbezirk  €obl«nE. 

Bach,  Dr.,  Seminar-Lehrer  in  Boppard. 

Bachem,  Franz,  SteinbrncWsssilzer  in   Nieder-Breisig. 

von  Bardeleben,    wirk!.  Geh.-Rmth,    EncriL,   Ober-Präaidenl   der 

Bheinprovinz  in  Coblenz. 
Bartels,  Pfarrer  in  Alterkülz  bei  CaitelUiin. 
Baum,  Fried       i,  Apotheker  in  Bendnrf. 
Belliager,        gwerkadirector  in  Brkunfeb. 
Bender,  Dr.,  .  potheker  in  Coblenz. 
Berger,  L.,  F«  brikboaitxer  in  Horchbeim  a.  Rhein. 
Bianohi,  Floi      -  "     -  - 
Biechof,  Albi  ^  in  MüiiBt«r'am  SWin  b» 

Kreuzaae  _ 

Boeoker,  Ma&_'- 

Bücking,  K.  E.,  nober  Hütte  b.  Kreunutok. 

Boer,  Peter,  Ge.,  1  bei  Oberwinter. 

Boerstinghau  . 

Brahl,  Ober-B< 

T.  Braunmnbl,  .-■■■  ^ 

Bnrgermeistev  , 

Combles,  L.,  B  I 

Daub,  Steuere 
DieaterwBg,  ^  nmoA. 

Dittmer,  Geb.  it^^iduu^i ^  .AtuLnui. 

Dittmer,  Adolph,  Dr.  i»  Hamm  a.  d.  Sieg. 

Dubr,  Dr^  Afit  m  CoUmus. 

Dunker,  ßergntfc  in  CtMeu. 

von  Eckeniteen,  Obent  in  Neuwied- 

EageU,  Fr.,  Bergrath  a.  D.  in  CobLeiu. 

Erlenmeyer,  Dr.,  Arzt  in  Be«dorf. 

Ftnzelberg,  Herrn.,  Apotheker  in  Andarnaob. 

Fischbach,  Eaufmana  in  Eerdorf. 

Geieenbeyner,  Gymnamllehrer  in  Kreuznach. 

Gemmel,  Lotbar,  königl.  Geriobtaidireiber  in  BoK>&'^ 

Gerhardt,  GrubenbeBitsar  in  T<)iuuntei&. 

Glaser,  Adalb.,  Dr.,  GTmnaüaUehrer  in  Wetzlar. 

Grebel,  Apotheker  in  Cobleiiz. 

Hackenbruch,  Heinr.,  jim.,  Hotelbesitzer  in  Andemaob. 

Haercbe,  Rudolph,  Grubcndiretor  in  Oberweeel. 

Handtmann,  Ober-PoBtdirector  und  GeL  Postrath  in  Coblenz. 

Heinrich,  Verwalter  anf  Grube  St.  Marienberg  bei  Unkel. 

Herpell,  Gugtav,  Rentner  in  St.  Goar. 

Herr,  Ad.,  Dr.,  Kreisphygikus  in  Wetzlar. 


9 


\ 


Heusner,  Dr.,  Kreisphyiikus  in  Boi^^rd. 

Hiepe,  W.,  Apotheker  in  Wetzlar. 

Hillebrand,  Bergmeister  in  Wissen. 

Host  ermann,  Dr.  med.,  Arzt  in  Andemadi. 

Hommer,  Notar  in  Kirn. 

Jnng,  Friedr.  Wilh.,  Hüttenverwalter  in  Heinrichshütte  bei  Hamm 

a.  d.  Sieg. 
Jung,  Ernst,  BergwesksbesHser  m  Kirchen. 
Kirchmair,  C,  Apotheker  in  Siromberg  bei  Bingerbrüok. 
Klein,  Eduard,  Director  auf  Heinrichshiitte  (Poststation  Au,  Deutz- 

Giessener  Bahn). 
Kreitz,  Gerh.,  Bentner  in  Boppsrd. 
Kr  ober,  Oscar,  Ingenieur  auf  Saynerhütte  bei  Neuwied. 
Kruft,  Bürgermeister  in  Andernach. 

Krumfuss-Kemy,  Hüttenbesitzer  in  Rasaelstein  bei  Neuwied. 
Landau,  Heinr.,  Commerzienrath  in  Coblenz. 
Lang,  Wilhehn,  Verwalter  in  Hamm  a.  d.  Sieg. 
Liebe  ring,  Bergmeister  in  Cobl«tkz. 
Ludoyici,  Herm.^  Fabrikbesitzer  in  Aubach  bei  Neuwied. 
Lünenborg,  Ereisschulinspector  in  Ahrweiler. 
Maruhn,  K.,  Bergwwksdureotor  in  Linz  9u  Rh. 
Marxhauaen,  F.,  Kaufmann  in  Wetzlar, 
von  Mees,  Regier ungsrath  in  Ehrenbreitstein. 
Mehliss,  E.,  Apotheker  in  Linz  tu  Rh. 

Melsheimer,  J.  L.,  Kaufmann  und  Eisfabrikbesitzer  in  Coblenz. 
MeUheimer,  ObeHfarstftr  in  Linz. 
Ifilner,  Ernst,  Dr.,  Gymnasiallehrer  in  Krenzaach. 
Misohke,  Carl,  Hütteninspector  a.  D.  in  Rasselstein  bei  Neuwied. 
Hü  Her  r  EL,  Rqpräoentant  in  Wetzlar. 
Nöh,  W.,  Grubenverwalter  in  Wetzlar. 
Polstorf,  Apotheker  in  Kreuznach. 
P rieger,  H.,  Dr.,  in  Kreuznach. 
Probst,  Joseph,  Apotheker  in  Wetzlar. 
Bemy,  Alb.,  in  Rasselstein  bei  Neuwied. 
Bemy,  Herrn.,  zu  Alfer  Eisenwerk  bei  Alf  a.  d.  Mosel. 
Bemy,  Moritz,  Hüttenbesitzer  in  Bendorf. 
Beusch,  Dr.,  Apotheker  in  Simmem. 
Bhodius,  G.,  in  Linz. 

Bibbentrop,  Alfr.,  Kgl.  Bergmeister  in  Beizdorf  (Kr.  Altenkirchen). 
Biemann,  A.  W.,  Bei^^th  in  Wetzlar. 
Boeder,  Johannes,  Knapps<^afts-Director  in  Wetzlar. 
Büttger,  Gymnasiallehrer  in  Wetzlar. 
€iaek,  OberoRegierungsrath  in  Coblenz. 
Schaefer,  Phil.,  Grubenrepräsentant  in  Braunfels.  ' 

Sohanm,  Adolph,  Grubenverwalter  in  Wetzlar. 


10 

Soheepers,  königl.  Kreisbaumeister  in  Wetzlar. 
Scheuten,  F.,  Rentner  in  Boppard. 
Schmidt,  Julius,  Dr.  in  Horchheim  bei  Coblenz. 
Schröder,  Gymnasiallehrer  in  Coblenz. 
Schwarze,  C,  Grubendirector  in  Remagen. 
Seibert,  W.,  Optiker  in  Wetzlar. 
Selb,  Franz,  General-Director  in  Sinzig. 
Seligmann,  Gust.,  Kaufmann  in  Coblenz  (Schlossrondel  18). 
Siebel,  Walther,  Bergwerksbesitzer  in  Kirchen. 
''Stein,  Th.,  Htittenbesitzer  in  Kirchen. 
Stern  per,  Hermann,  Bergwerks  Verwalter  auf  Saynerhütte. 
Stephan,  Ober-Kammerrath  in  Braunfels. 
Susewind,  Ferd.,  Hüttenbesitzer  in  Linz. 
Susewind,  E.,  Fabrikant  in  Sayn. 
Terlinden,  Seminarlehrer  in  Neuwied. 
Traut,  Königl.  Kreissecretär  in  Altenkirchen. 
Verein  für  Naturkunde,  Garten-  und  Obstbau  in  Neuwied. 
Wagner,  0.,  Ingenieur  in  Cochem  a.  d.  Mosel. 
Waldschmidt,  J.  A.,  Grubenbesitzer  in  Wetzlar. 
Waldschmidt,  Posthalter  in  Wetzlar. 
W and esl eben.  Fr.,  Apotheker  in  Sobemheim. 
Wandesieben,  Fr.,  in  Stromberger-Hütte  bei  ßingerbrück. 
Weber,  Heinr.,  Oeconom  in  Roth. 
Wehn,  Friedensgerichtsschreiber  in  Lützerath. 
Werkhäuser,  Lehrer  in  Coblenz. 

Wirtgen,  Herm.,  Dr.  med.  u.  Arzt  in  Daaden  (Kr.  Altenkirchen). 
Wurmbach,   F.,  Betriebsdirector   der  Werlauer  Gewerkschaft  in 

St.  Goar. 
Wynne,   Wyndham,  H.,  Bergwerksbesitzer  in  N.  Fischbach   bei 

Kirchen  a.  d.  Sieg. 


C.  Regierungsbezirk  Dfisseldorf. 

Königliche  Regierung  zu  Düsseldorf. 
A^epohl,  Ludwig,  Markscheider  in  Essen, 
van  Ackeren,  Dr.  med.,  in  Cleve. 
Arnoldi,  Fr.,  Dr.,  Arzt  in  Remscheid. 
Arntz,  W.,  Dr.,  Arzt  in  Cleve. 
Baedeker,  Franz,  Apotheker  in  Düsseldorf. 
Baedeker,  JuL,  Buchhändler  in  Essen  a.  d.  Ruhr. 
Barmen,  Stadt   (Vertreter  Geh.  Regierungsrath  und  Ober-Bürger- 
meister Bredt). 
Bellingrodt,  Apotheker  in  Ob^hausen. 


11 

Böddinghaus,  Heinr.,  in  Elberfeld. 

Bitzer,  F.,  in  München-Gladbach. 

Bölling,  Aug.,  Kaufmann  in  Barmen. 

Boltendahl,  Heinr.,  Kaufmann  in  Crefeld. 

von  Born,  Theod.,  in  Essen. 

Brand,  Friedr.,  Bergassessor  a.  D.  in  Ruhrort. 

Brandhoff,  Geh.  Regierungsrath  in  Elberfeld. 

Brans,  Carl,  Director  in  Oberhausen. 

Brügelmann,  M.,  in  Düsseldorf. 

vom  Brück,  Emil,  Commerzienrath  in  Crefeld. 

Capito,  Paul,  Walzwerkbesitzer  in  Benrath  bei  Düsseldorf. 

V.  Carnap,  P.,  in  Elberfeld. 

Chrzesinski,  Pfarrer  in  Cleve. 

Closset,  Dr.,  pract.  Arzt  in  Langenberg. 

Colsmann,  Otto,  in  Barmen. 

Colsmann,  W.  Sohn,  in  Langenberg. 

Colsmann,  Andreas,  Kaufmann  in  Langenberg. 

Colsmann,  Eduard,  jun.,  Kaufmann  in  Langenberg. 

Cornelius,  Ober-Lehrer  a.  D.  in  Elberfeld. 

Curtius,  Fr.,  in  Duisburg. 

Custodis,  Jos.,  Hofbaumeister  in  Düsseldorf. 

Czech,  Carl,  Dr.,  Ober-Lehrer  in  Düsseldorf. 

Dahl,  Wern.  jun.,  Kaufmann  in  Barmen. 

Danko,    Geh.  Regierungsrath  und  Präsident  bei  der  berg.  mark. 

Eisenbahn  in  Elberfeld. 
De  icke,  H.,  Dr.,  Oberlehrer  in  Mülheim  a.  d.  Ruhr. 
Dobbelstein,  Carl,  Grundverwaltungs-Commissar  in  Caspersbruch 

bei  Ohligs. 
Doerr,  Carl,  Apotheker  in  Elberfeld. 
Eiohhoff,  Richard,  Ober-Ingenieur  in  Essen. 
Eisenlohr,  H.,  Kaufmann  in  Barmen. 
Ellenberger,  Hermann,  Kaufmann  in  Elberfeld. 
V.  Eynern,  Friedr.,  Geh.  Comm.-Rath  in  Barmen. 
V.  Eynern,  W.,  Kaufmann  in  Barmen. 
Fischer,  F.  W.,  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer  in  Kempen. 
Für  maus,  Joh.  Heinr.,  Kaufmann  in  Viersen, 
van  Gelder,  Herm,  Apotheker  in  Emmerich. 
Gempt,  A.,  Apotheker  in  Schermbeck  bei  Wesel. 
Goldenberg,  Friedr.,  in  Dahleraue  bei  Lennep. 
Greef,  Carl,  in  Barmen. 
Greef,  Edward,  Kaufmann  in  Barmen. 
Grevel,  Apotheker  in  Steele. 
Grillo,  Wilh.,  Fabrikbesitzer  in  Oberhausen, 
de  Gru-yler,  Albert,  in  Ruhrort. 
Guntermann,  J.  H.,  Mechaniker  in  Düsseldori. 


14 

Schmidt,  Emanuel,  Kaufmann  in  Elberfeld.    . 

Schmidt,  Emil,  Dr.  med.  und  pract.  Arzt  in  Essen. 

Schmidt,  Friedr.,  in  Ünter-Barmen  (Alleestr.  75). 

Schmidt,  Joh.,  Kaufmann  in  Elberfeld. 

Schmidt,  Joh.  Dan.,  Kaufmann  in  Barmen. 

Schmidt,  Julius,  Agent  in  Essen. 

Schmidt,  P.  L.,  Kaufmann  in  Elberfeld. 

Schmidt,  Reinhard,  in  Elberfeld. 

Schneider,  J.,  Dr.  Gymnasial-Oberlehrer  in  Düsseldorf. 

Schoeler,  F.  W.,  Privatmann  in  Düsseldorf. 

Schrader,  Bergrath  in  Essen  a.  d.  Ruhr. 

Schulz,  C,  Hüttenbesitzer  in  Essen. 

Schulz,  Friedr.,  Kaufmann  in  Essen. 

Schülke,  Stadtbaumeister  in  Duisburg. 

Schürmann,  Dr.,  Gymnasialdirector  in  Kempen. 

Selb  ach,  Bergmeister 'in  Oberhausen. 

Siebel,  C,  Kaufmann  in  Barmen. 

Siebel,  J.,  Kaufmann  in  Barmen. 

Simons,  Louis,  Kaufmann  in  Elberfeld. 

Simons,  Moritz,  Commerzienrath  in  Elberfeld. 

Simons,  N.,  Bergwerksbesitzer  in  Düsseldorf. 

Simons,  Walther,  Kaufmann  in  Elberfeld. 

Stambke,  Eisenbahndirector  in  Elberfeld. 

Stein,  Walther,  Kaufmann  in  Langenberg. 

Steingröver,  A.,  Grubendirector  in  Essen. 

Stollwerck,  Lehrer  in  üerdingen. 

Storck,  Rud.,  Apotheker  in  Altendorf  bei  Essen. 

Stöcker,  Ed.,  Schloss  Broich  bei  Mülheim  a.  d.  Ruhr. 

Thiele,  Dr.,  Director  der  Realschule  in  Barmen. 

Thome,  Otto  Wilh.,  Dr.,  Rector  der  höheren  Bürgerschule  in  Viersen. 

Thyssen,  Hüttenbesitzer  in  Mülheim  a.  Rh. 

Ti'llmanns,  Heinr.,  Dr.,  in  Crefeld. 

Tinthof,  Dr.  med.  in  Schermbeck. 

TöUe,  L.  E.,  Kaufmann  in  Barmen. 

Uhlenhaut,  C,  Ober-Ingenieur  in  Essen. 

Wal  dt  hausen,  F.  W.,  in  Essen. 

Wegen  er,  Bürgermeister  in  Duisburg. 

Weismüller,  Hüttendirector  in  Düsseldorf. 

Werth,  Joh.  Wilh.,  Kaufmann  in  Barmen. 

Wesener,  Alexander,  Königl.  Berginspector  a.  D.  in  Düsseldorf. 

Wesenfeld,  C.  L.,  Kaufmann  u.  Fabrikbesitzer  in  Barmen. 

Wetter,  Apotheker  in  Düsseldorf. 

Wiesthoff,  F.,  Glasfabrikant  in  Steele. 

Wissenschaftlicher  Verein  in  München -Gladbach. 

Wolf,  Friedr.,  Commerzienrath  in  M.-Gladbach. 


15 


Wolff,  Carl,  in  Elberfeld. 

1/Volff,  Friedr.,  Grubendirector  in  Essen. 

Zeh  nie,  Director  der  Gewerbeschule  in  Bannen. 


D.    Regierungsbezirk  Aaeben. 

d'Alquen,  Carl,  in  Mechernich. 

Becker,  Fr.  Math.,  Beniner  in  Eschweiler. 

B  eis  sei,  Ignaz,  in  Burtscheid  bei  Aachen. 

Beling,  Bernh.,  Fabrikbesitzer  in  Hellenthal,  Kr.  Schieiden. 

Bilharz,  0.,  Ingenieur,  Director  in  Moresnet. 

Bö  Hing,  Justizrath  in  Aachen. 

Braun,  M.,  Bergrath  in  Aachen. 

Brinck,  Dr.,  Hochofendirector  auf  Concordiahütte  bei  Eschweiler. 

Caspar i,  Dr.,  in  Düren. 

Classen,  Alex.,  Dr.  in  Aachen. 

Cohnen,  C,  Grubendirector  in  Bardenberg  bei  Aachen. 

D ahmen,  C,  Bürgermeister  in  Aachen. 

Debey,  Dr.,  Arzt  in  Aachen. 

Dieckhoff,  Aug.,  E.  Baurath  in  Aachen. 

Direction  der  polytechnischen  Schule  in  Aachen. 

Dittmar,  Ewald,  Ingenieur  in  Eschweiler. 

Fetis,  Alph.,  General-Director  der  rhein.-nassauisch.  Bergwerks-  u. 

Hütten- Aktien-Gesellschaft  in  Stolberg  bei  Aachen. 
Förster,  A.,  Dr.,  Prof.  in  Aachen. 
Frohwein,  E.,  Grubendirector  in  Stolberg. 
Georgi,  C.  H.,  Buchdruckereibesitzer  in  Aachen, 
van  Gülpen,  Ernst  jun.,  Kaufmann  in  Aachen. 
Hahn,  Dr.,  Arzt  in  Aachen. 
Hahn,  Wilh.,  Dr.  in  Alsdorf  bei  Aachen, 
von  Halfern,  F.,  in  Burtscheid. 
Hasenclever,  Robert,  General-Director  in  Aachen. 
Hasslacher,  Landrath  u.  Polizei-Direotor  a.  D.  in  Aachen. 
Heimbach,  Laur.,  Apotheker  in  Eschweiler. 
Heuser,  Alfred,  Kaufmann  in  Aachen  (Pontstrasse  147). 
Heuser,  Emil,  Kaufmann  in  Aachen  (Ludwigsallee  33). 
Hilt,  Bergassessor  und  Director  in  Kohlscheid  bei  Aachen. 
Honigmann,  Ed.,  Bergmeister  a.  D.  in  Grevenberg  bei  Aachen. 
Honigmann,  L.,  Bergmeister  a.  D.  in  Höngen  bei  Aachen. 
Honigmann,  Fritz,  Bergingenieur  in  Aachen. 
Hupertz,  Friedr.  Wilh.,  Bergmeister  a.  D.  in  Mechernich. 
Johag,  Johann,  Oeconom  in  Rohe  bei  Eschweiler. 
Eesselkaul,  Rob.,  Kaufmann  in  Aachen. 


1« 

Koerfer,  Franz,  Director  des  Eschweiler  Bergwerksvereiiifi  in  Pnmp^ 

bei  Eschweiler. 
Kortnm,  W.  Th.,  Dr.,  Arzt  in  Stolberf. 
Kraus,  Obersteiger  in  Moresnet. 
Lamberts,    Abrah.,   Director   der  Aachen-Maestrichter-Eisenbahn- 

gesellschaft  in  Bortscheid. 
Lamberts,  Herrn.,  Maschinenfabrikant  in  Burtscheid  bei  Aachen. 
Lamberts,  Otto,  in  Bort  scheid  bei  Aachen. 
Landsberg,  £.,  Oeneraldirector  in  Aadien. 

Landolt,  Dr.,  Geh.  Reg.-Rath,  Prof.  am  PolytechnSEom  in  Aadten. 
Laspeyres,  H.,  Dr.,  Prof.  am  Polytechniknm  in  Aadieft. 
Li  eck,  Dr.,  Lehrer  an  der  Realschule  in  Aachen  (Msthiadiofstr.  19). 
Lochner,  Joh.  Friedr.,  Tnefafiabrikant  in  AAdbetu 
Lorscheid,  J.,  Dr.,  Prof.  und  Rector  an  der  höheren  Bürgerschule 

in  £upen. 
Mayer,  Ad.,  Kaufmann  in  Eupen. 
Mayer,  Georg,  Dr.  med.,  Sanitätsrath  in  Aachen. 
Molly,  Dr.  med.,  Arzt  in  Moresnet. 
Monhcim,  V.,  Apoth^er  in  Aachen. 
Pauls,  Emil,  Apotheker  in  C!omelimünster  bei  Aachen. 
Petersen,  Carl,  Hüttendirector  auf  Pümpchen  bei  Eschweiler. 
Pieler,  Bergmeister  auf  Grube  Gouley  bei  Aachen. 
Pierath,  Ed.,  Bergwericsbesitzer  in  Roggendorf  bei  Genrönd. 
Portz,  Dr..  Arzt  in  Aachen. 
Praetor  ins,  Apotheker  in  Aachen. 
V.  Prange,  Rob.,  Bürgermeister  in  Aachen. 
Püngeler,  P.  J.,  Tuchfabrikant  in  Burtscheid. 
Pützer,  Jos.,  Director  der  ProvinBial-Gewerbeschule  in  Aachen. 
Renvers,  Dr.,  Oberlehrer  in  Aachen. 
Reumont,  Dr.  med..  Geheim.  SanitKtsrath  in  Aachai. 
Richter,  Obor-Postdirector  in  Aachen. 
Rimhauh,  Kr.,  Apotheker  in  Jülich. 
Nohtirviur,  Dr.,  Ar«t  in  Aachen. 
NohlllingH,  (Vrl,  liHrgormeiiter  in  Gürzenich. 
hii)iilt^,  A  I  A}itiihokiir  in  St.  Vith. 
Nii)inlli>r,  rnotifti'i  in  hürt^n. 

M|iilhiv||tt||  |I|'.|  tlbtirlDhitav  an  ihr  Hi^alirohttle  in  Aachen. 
NUi'f^,  A    U,  KMUlStmmi  in  Aaohtm. 
HirlliiMtki  N|HHi(MMiiH>oU)r  in  Aaohmi. 
Sui»rnutihlli  Hinlli  lu  AHohitu. 

Tholt^M,  W,  iltiit»  llüHt^iiAttiNtttr  in  Altenberg  bei  Herbesthal. 
Tiln,  Hiohnnt,  AiiuMn^kv^*  in  Malmady. 
Trupol,  Anir.i  A<1yuk»i- Anwalt  in  Aachen. 
Venator,  R,  Inirt^nliMir  in  Awohen. 
Voss,  Bergrath  in  IMtnm, 


I 


17 


Wagner,  Bergrath  in  Aachen. 

Wings,  Dr.,  Apotheker  in  Aachen. 

Wüllner,  Dr.,  Prof.  am  Polytechnikum  in  Aachen. 

Zander,  Peter,  Dr.,  Arzt  in  Eschweiler. 


£•    Regierungsbezirk  Trier. 

Königl.  Bergwerksdirection  in  Saarbrücken. 

Achenbach,  Adolph,  Geh.  Bergrath  in  Saarbrücken. 

vonAmmon,  Bergwerksdirector  in  Saarbrücken  (Qrube  v;  d.  Heydt), 

Barthold,  Wilh.,  Bergrath  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 

Becker,  Bechnungsrath  in  Duttweiler  bei  Saarbrücken. 

Becker,  0.,  Apotheker  in  Rhaunen. 

Besselich,  Nicol.,  Literat  in  Trier. 

B  er  res,  Joseph,  Lohgerbereibesitzer  in  Trier. 

V.  Beulwitz,  Carl,  Eisenhüttenbesitzer  in  Trier. 

Bicking,  Joh.  Pet.,  Bentner  in  Saarburg. 

Böcking,  Budolph,  Hüttenbeaitzer  auf  Halberger- Werk  bei  Saar- 
brücken. 

Bonnet,  Alb.,  Director  der  Gasanstalt  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 

Breuer,  Ferd.,  Bergwerksdirector  in  Friedrichsthal. 

Buss,  Oberbürgermeister  a.  D.,  Geh.  Beg.-Kath  in  Trier. 

Getto,  sen.,  Gutsbesitzer  in  St.  Wendel. 

Claise,  A.,  Apothekenbesitzer  in  Prüm. 

Clotten,  Steuerrath  in  Trier. 

Cornelius,  Dr.  med.,  Knappschaftsarzt  in  St.  Wendel. 

Dahlem,  Rentner  in  Trier. 

Dronke,  Ad ,  Dr.,  Director  der  Realschule  in  Trier. 

Eber  hart,  Kreissecretär  in  Trier. 

Eichhorn,  Fr.,  Landgerichts-Präsident  in  Trier. 

Fief,  Ph..,  Hüttenbesitzer  in  Neunkircher  Eisenwerk  b.  Neunkirchen. 

Fuchs,  Heinr.  Jos.,  Departements-Thierarzt  in  Trier. 

Geller,  Robert,  Stadtverordneter  u.  Handelsrichter  in  Trier. 

Giershausen,  Apotheker  in  Neunkirchen  bei  Ottweiler. 

Goldenberg,  F.  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer  in  Malstadt  bei  Saar- 
brücken. 

Grebe,  Königl.  Landesgeologe  in  Trier. 

Groppe,  Königl.  Bergmeister  in  Trier. 

Haldy,  £.,  Kaufmann  in  Saarbrücken. 

Hasslacher,  Bergassessor  in  Saarbrücken. 

Heinz,  A.,  Berginspector  in  Griesbom  bei  Bous. 

Jordan,  Hermann,  Dr.,  Arzt  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 

Jordan,  Bergassessor  in  Saarbrücken. 


/■  , 


18 

von  der  Kall,  J.,  Grubendirector  in  Hostenbach  bei  Saarbräckei^: 

Karcher,  Ed.,  Commerzienrath  in  Saarbrücken. 

Kiefer,  A.,  Apotheker  in  Saarbräcken. 

Klein,  Abtheilungs-Baumeister  in  Trier. 

Kliver,  Ober-Bergamts-Markscheider  in  Saarbrücken. 

Koster,  A.,  Apotheker  in  Bittburg. 

Kroeffges,  Carl,  Lehrer  in  Prüm. 

Kuhn,  Christ.,  Kaufmann  in  Löwenbrücken  bei  Trier. 

Lautz,  Ludw.,  Banquier  in  Trier. 

Laymann,  Dr.,  Reg.-  und  Geheim.  Med.-Rath,  in  Trier. 

Lichtenberger,  C,  Dr.,  Rentner  in  Trier. 

Lintz,  Jacob,  Buchhändler  in  Trier. 

Mallmann,  Oberförster  in  St.  Wendel. 

Mencke,  Bergwerksdireotor  auf  Grube  Reden  bei  Saarbrücken. 

Meyer,  Forstmeister  in  Trier. 

Moll  ingeer,  Buchhändler  in  Saarbrücken. 

Mohr,  Emil,  Banquier  in  Trier. 

Nasse,  R.,  Bergwerksdirector  in  Louisenthal  bei  Saarbrücken. 

Neufang,  Bauinspector  in  Saarbrücken. 

de  Nys,  Ober-Bürgermeister  in  Trier. 

Pabst,  Fr.,  Gutsbesitzer  in  St.  Johann  a.  d.  Saar. 

Pfaehler,  Geh.  Bergrath  in  Sulzbach  bei  Saarbrücken. 

Quien,  Friedr.,  Kaufmann  in  Saarbrücken. 

Rachel,  G.,  Dr.  philos.  u.  k.  Kreis-Schulinspector  in  Saarbrücken. 

Rautenstrauch,  Valentin,  Commerzienrath  in  Trier. 

Rexroth,  Ingenieur  in  Saarbrücken. 

Riegel,  C.  L.,  Dr.,  Apotheker  in  St.  Wendel. 

Roechling,  Carl,  Kaufmann  in  Saarbrücken. 

Roechling,  Fritz,  Kaufmann  in  Saarbrücken. 

Roechling,  Theod.,  Kaufmann  in  Saarbrücken. 

Roemer,  Dr.,  Director  der  Bergschule  in  Saarbrücken. 

Rosbach,  H.,  Dr.,  Kreisphysikus  und  Sanitatsrath  in  Trier. 

Sassenfeld,  Dr.,  Gymnasiallehrer  in  Trier  (Brodtstrasse  276). 

Sauerborn,  Rechnungsrath  in  Trier. 

Schaeffner,  Hüttendirector  am  Dillinger-Werk  bei  Dillingen. 

Schlachter,  Carl,  Kaufmann  in  Saarbrücken. 

Schmelzer,  Kaufmann  in  Trier. 

Schondorff,  Dr.  philos.,  auf  Heinitz  bei  Neunkirchen. 

Schröder,  Richard,  Dr.,  Bergassessor  in  Saarbrücken. 

Schröder,  Director  in  Jünkerath  bei  Stadt-Kyll. 

Schwarzmann,  Moritz,  Civil-Ingenieur  in  Buwer. 

Seyffarth,  F.  H.,  Regierungs-  und  Baurath  in  Trier. 

Simon,  Michel,  Banquier  in  Saarbrüdcen. 

Steeg,  Dr.,  Oberlehrer  an  der  Real-  und  Gowerbeechule  in  Trier. 

Strassburger,  R.,  Apotheker  in  Saarlouis. 


19 

Stumm,  Carl,  Commerzienrath   und  Eisenhtittenbeeitzer  in  Neon- 

kirchen. 
Süss,  Peter,  Rentner  in  St,  Paulin  bei  Trier. 
Taeglichsbeck,  Bergwerks-Director   auf  Heinitzgrube   bei  Neun- 

kirchen. 
Till,  Carl,  Fabrikant  in  Sulzbach  bei  Saarbrücken. 
Tobias,  Carl,  Dr.,  Kreisphysikus  in  Saarlouis. 
Unckenbolt,  Carl,  Kaufmann  in  Trier. 
Vopelius,  Carl,  Hüttenbesitzer  in  Sulzbaoh  bei  Saarbrücken. 
Winter,  F.,  Apotheker  in  Gerolstein. 
Wirt  gen,  Ferd.,  Apotheker  in  St.  Johann  a.  d.  Saar, 
von  Wolff,  Regierungs-Präsident  in  Trier. 
Wuppermann,  Gefängnissprediger  und  Schuldirector  in  Trier. 
Zachariae,  Aug.,  Bergwerks-Director  in  Bleialf. 
Zix,  Heinr.,  Bergwerksdirector  in  Ensdorf. 


F.    Beglernngsbezirk  Minden. 

Stadt  Minden. 

Königliche  Regierung  in  Minden. 

Banning,  Dr.,  Gymnasiallehrer  in  Minden. 

Bansi,  H.,  Kaufmann  in  Bielefeld. 

Beckhaus,  Superintendent  in  Höxter. 

Biermann,  A.,  in  Bielefeld. 

Bohlmann,  Fabrikbesitzer  u.  Stadtverordneter  in  Minden. 

Bozi,  Gust.,  Spinnerei  Vorwärts  bei  Bielefeld. 

Brandt,  Domänenpächter  in  Rodenberg  bei  Nenndorf. 

Bruns,  Buchdruckerei-Besitzer  in  Minden. 

Buseh,  H.,  Fabrikbesitzer  und  Stadtrath  in  Minden. 

Busch,  J.,  Fabrikbesitzer  in  Minden. 

Caesar,  Ritterguts-Besitzer  und  Kreisdeputirter  in  Rothenhoff  bei 
Hausberge. 

Cr  am  er,  Dr.  med.,  in  Minden. 

Damm,  Dr.,  Sanitätsrath  und  Kreisphysikus  in  Warburg. 

Delius,  G.,  in  Bielefeld. 

D'Oench,  Harry,  Apotheker  in  Vlotho  a.  d.  Weser. 

von  Eichhorn,  Regierungs-Präsident  in  Minden. 

Frey  tag,  Königl.  Bergassessor  und  Salinendirector  in  Bad  Oeyn- 
hausen. 

Ger  lach,  Dr.,  Kreisphysikus  in  Paderborn. 

Hammann,  Dr.,  Apotheker  in  Heepen  bei  Bielefeld. 

Hermann,  Dr.,  Fabrikbesitzer  in  Rehme. 

HdBse,  P.,  in  Minden. 

Heye,  Fabrikbesitzer  in  Porta  bei  Minden. 


20 

Hol«cher.  Banfolirer  in  3üiideii. 

Hogue«,  Carl.  Gutspächter  in  Hmddenkjui«en  bei  Mindfii. 

Johow.  Kreit-Tfaierarzt  in  Minden. 

J ungut,  Oberlehrer  in  Bielefeld. 

Kreide  weiss,  Stadtverordneter  in  Bünden. 

Konter,  Stadtrath  in  Minden. 

Lax,  Eduard,  Rentner  in  Minden. 

Metz,  Rechtsanwalt  in  Minden. 

Meyer,  A.,  Ingenieor  in  Lohne. 

Möller,  Fr.,  auf  dem  Kupferhammer  bei  Bielefeld. 

Müller,  C,  in  Minden  (auf  dem  Bahnhof). 

Müller,  Ludw.,  l>r.,  Sanitatsrath  u.  Badearzt  in  Minden-^Oeynbaiiseii. 

Muerman,  Kaufmann  in  Minden. 

Notmeier,  F.,  Gewerke  in  Porta  bei  Hausberge. 

V.  Oeynhausen.  Fr.,  Reg.- Assessor  a.  D.  'in Grevenborg  bei Yorden. 

von  Oheim b,  Cabinets-Mi nister  a.  D.  und  LandraÜi  in  Holshanaen 

bei  Hausberge. 
Ohly,  A.,  Apotheker  in  Lübbecke. 
Qu  ante,  Rentner  in  Minden. 
Rammstedt,  Otto,  Apotheker  in  Levem. 
Sauerwald,  Dr.  med.  in  Oeynhausen. 
Schaupensteiner,  Apotheker  in  Minden. 

Schultz-Henke,  Dr.  med. ,  Regierungs-  u.  Medicinal-Rath  in  Minden . 
Schweitzer,  A.,  Apotheker  in  Bielefeld. 
Sprengel,  H.,  Apotheker  in  Bielefeld. 
Steinmeister,  Aug.,  Fabrikant  in  Bünde. 
Stohlmann,  Dr.,  Sanitätsrath  in  Gütersloh. 
Tiemann,  E.,  Bürgermeister  in  Bielefeld. 
Veitmann,  Apotheker  in  Driburg. 

Verein  für  Vogelschutz,  Geflügel-  und  Singvögelzucht  in  Minden. 
Volmer,  Bauunternehmer  in  Paderborn. 
Waldecker,  A.,  Kaufmann  in  Bielefeld. 
Weihe,  Dr.  med.,  in  Oeynhausen. 
Wiche,  Kaufmann  in  Minden. 
Winzer,  Pastor  in  Minden. 
Wilken,  Apotheker  in  Minden. 
Wissmann,  R.,  Königl.  Oberförster  in  Neuböddeken  bei  Haaren. 


O.    Begierungsbezirk  Arnsberg. 

Königliche  Regierung  in  Arnsberg. 

Adolph,  G.  E.,  Reallehrer  in  Schwelm. 

Adriani,  Grubendirector  der  Zeche  Heinrich  Gustav  b.  Langendreer» 

Alberts,  Berggeschworner  a.  D.  und  Grubendirector  in  Horde. 


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21 

Aldenhoven,   Eduard,   Betriebsdirector   auf  Zeohe  Musen  III    in 

Blankenstein. 
Alten  loh,  Wilh.,  in  Hagen. 

Arndt,  Oswald,  Apotheker  in  Eiserfeld  a.  d.  Sieg. 
Arndts,  Carl,  Maler  in  Arnsberg. 
Arndts,  C,  Grubenbesitzer  in  Rumbeck  bei  Arnsberg. 
Asbeck,  Carl,  Commerzienrath  in  Hagen. 
Bacharach,  Moritz,  Kaufmann  in  Hamm. 
Banning,  Fabrikbesitzer  in  Hamm  (Firma  Keller  &  Banning). 
Barth,  Grubendirector  auf  Zeche  Pluto  bei  Wanne, 
vom  Berg,  Apotheker  in  Hamm, 
von  der  Becke,  Bergrath  a.  D.,  in  Langendreer. 
Becker,  Wilh.,  Hüttendirector  auf  Germania-Hütte  bei  Grevenbrück. 
Bergenthal,  C.  W.,  Gewerke  in  Hagen. 
Bergenthal,  Wilh.,  Hüttenbesitzer  in  Warsteiu. 
Berg  er,  jun.  Carl,  in  Witten. 
Bitter,  Dr.,  Arzt  in  Unna. 

Böcking,  E.,  Gewerke  in  Unter  wilden  bei  Si^en. 
Böcking,  Friedrich,  Gewerke  in  Eisern  (Kreis  Siegen). 
BÖdiker,  0.,  Dr.,  Apotheker  in  Rhynern  bei  Hamm. 
Boegehold,  Bergmeister  in  Sprockhövel. 
BöUing,  Geh.  Bergrath  in  Dortmund. 
Boesser,  Julius,  Betriebsdirector  in  Hagen. 
Bonnemann,  F.  W.,  Markscheider  in  Grelsenkirchen. 
Borberg,  Herm.,  Dr.  med.,  in  Herdecke  a.  d.  Ruhr. 
Borndrück,  Herm.,  Kreiswundarzt  in  Femdorf  bei  Siegen. 
Brabänder,  Bergmeister  a.  D.,  in  Bochum. 
Brackelmann,  Fabrik-  u.  Bergwerksdirector  auf  Schloss  Wocklum 

bei  Iserlohn. 
Breuer,  August,  Kaufmann  in  Iserlohn. 
Breuer,  August,  Dr.,  in  Iserlohn. 
Brickenstein,  Grubendirector  in  Witten. 
Brockhaus,  Ludw.,  Kaufmann  in  Iserlohn. 
Broxtermann,  Ober-Rentmeister  in  Arnsberg. 
Brune,  Salinenbesitzer  in  Hoppe  bei  Werl. 
Buchholz,  Wilh.,  Kaufmann  in  Annen  bei  Witten. 
Büren,  Herm.,  Amtmann  in  Kierspe  (Kreis  Altena). 
Bus  eher,  Heinrich,  Kaufmann  in  Iserlohn. 

Cämmerer,  Director  der  Gussstahl-  und  Waffenfabrik  in  Witten. 
Canaris,  J.,  Berg-  und  Hüttendirector  in  Finnentrop. 
Christel,  G.,  Apotheker  in  Lippstadt. 
Co  sack,  Fabrikbesitzer  und  Kaufmann  in  Arnsberg. 
Crevecoeur,  Apotheker  in  Siegen. 
Dahlhaus,  Civilingenieur  in  Hagen. 
Daub,  Fr.,  Fabrikant  in  Siegen. 


22 

Daa'b,  J.,  Kfarkacheider  in  8ie(|;«D. 

Denninghoff,  Fr.,   Apotheker  in  Schwelm. 

Deuse,  J.,  Apotheker  in  Lüdenscheidt. 

V.  Devivere,  K.,  Freiierr,  Oberförster  in  (iHndfpId  bei  Medebach. 

Diderichs,  Oher-Maachincimieist^r   der  berg.-märk.  Eisenbahn   ia 

Witten. 
Dicckerhoff,  Hütten director  in  Menden. 
Diesterweg,  Heinr.,  Dr.,  in  Siegln. 
Dohm,  ApellationB-GerichtB-Praaident  in  Hamm. 
Dreoker,  Kreisrichter  in  Dortmund. 
Dreiler,  Heinr.,  Kaufmann  in  Siegen. 

Dresler,  Ad.,  Gruben-  nnd  Htittenbeeiteer  in  CreuEtha)  h.  Siegen. 
Drevermann,  H.  W.,  Fabrikbesilaer  in  Enneperatrasae. 
V.  Droste  zu  Padtberg,  Freiherr,  Landrath  in  Brilon, 
von  Droste  zu  Visöhering-Padtberg,  M.,  Freiherr  in  Brilon. 
Droge,  A.,  Kreisrichter  in  Arnsberg. 
EbbinghauE,  B.,  in  Aaacln  bei  Dortmund. 
Ehlert,  A.,  Apotheker  in  Siegen. 
Eilert,  Friedr.,  Ober-Bergrath  in   Dortmund. 
Eibers,  Christ.,  Dr.,  Chemiker  in  Hageii. 
Elbers,  C,  Commerzienratb  in  Hagen. 
Emmerich,  Ludw-,  Bei^ath  in  Arnsberg. 
Engelhardt,  ö.,  Gruhendirector  in  Bochum. 
Erbsälzer-Collflg  in  Werl. 
Erdmann,  BergaaBesaor  a.  D.  in  Witten. 
Esselen,  Rechtaanwalt  in  Dortmund. 
Fach,  Ernst,  Dr.,  Hüttandireotor  in  Iiaaaphe  t.  d.  Lahn. 
Feldbaus,  Apotheker  in  Altena. 

Ficker,  Kittmeister  in  Bnrgholdinghausen  (Kreis  Siegen). 
Fischer,  Heinr.,  Kau&nann  in  Lttdenscheidt. 
Fix,  Seminar-Direotor  in  Soest. 
Flügel,  Carl,  Apotheker  in  Dortmund. 
Flume,  Eich.,  Apotheker  in  Wattenscheid. 
Förster,  Dr.  med.  in  Bigge. 

Frielinghaug,  Gust.,  Grubendirector  in  Dannebanm  bei  Bochum. 
Fürth,  G.,  Dr.,  Regio-ungs-  und  MedicmalMith  in  Araebei^. 
Fuhrmann,  Fried.  Wilh.,  MarkaohBider  in  Horde. 
Funcke,  F.,  Apotheker  in  Witten. 
Funke,  Apotheker  in  Sagen. 
Gabriel,  W.,  Fabrikant  und  Gewerke  in  Soest. 
Gallhoff,  Jul.,  Apotheker  in  Inerlohn. 
Garschhagen,  H.,  Kaufmann  in  Hamm. 
V.  Oangreben,  Friedr.,  Freiherr,  in  Asaingfaausen. 
Gerlach,  Bergmeister  in  Siegen. 
Ginsberg,  Ä.,  Markscheider  in  Siegen. 


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28 

Gläser,  Jac,  Bergwerksbesitzer  in  Siegen. 

Göbel,  Franz,  Gewerke  in  Meinhardt  bei  Haardt  a.  d.  Sieg. 

Göbel,  Apotheker  in  Altenhunden. 

Grae finghoff,  K,  Dr.,  Apotheker  in  Langendreer. 

Graef,  Leo,   General-Director   und  Bergassessor  auf  Zeche  Scham* 

rock  bei  Herne. 
Graff,  Ad.,  Gewerke  in  Siegen. 
Griebsch,  J.,  Buchdruckereibesitzer  in  Hamm. 
Grosze,  Appellationsgerichtsrath  in  Hamm. 

Haarmann,  Joh.  Heinr.,  Stadtrath  und  Fabrikbesitzer  in  Witten. 
Haarmann,  Wilhelm,  Kaufmann  in  Iserlohn. 
Haber,  Bergwerksdirector  in  BAmsbeck. 
Haege,  Bauinspector  in  Siegen. 
Hahne,  C,  Commerzienrath  in  Witten. 
Le  Hanne,  Jacob,  Bergmeister  in  Olsberg. 
Hanf,  Salomon,  Banquier  in  Witten. 
Hark  ort,  P.,  in  Scheda  bei  Wetter. 
Hartmann,  Apotheker  in  Bochum. 
d'Hauterive,  Apotheker  in  Arnsberg. 
Heinersdorff,  Pastor  in  Dortmund  (Hohe  Str.  11). 
Heintzmann,  Bergrath  in  Bochum. 
Heintzmann,  Justizrath  in  Hamm. 
Hellmann,  Dr.,  Sanitätsrath  in  Siegen. 
Hengstenberg,  Dr.,  Kreisphysikus  in  Bochum. 
Henze,  A.,  Gymnasiallehrer  in  Arnsberg. 
Herb  er  8,  Ludwig,  Fabrikinhaber  in  Iserlohn. 
Herbertz,  Heinr.,  Kaufmann  in  Langendreer. 
V.  der  Heyden-Byjisch,  Otto,  Landrath  in  Dortmund. 
Hiby,  Wilh.,  Grubendirector  in  Dahlhausen  a.  d.  Ruhr. 
Hilgen stock,  Daniel,  Obersteiger  in  Horde. 
Hintze,  W.,  Rentmeister  in  Cappenberg. 
Hoechst,  Johann,  Bergmeister  in  Atteoadom. 
Ho  eck,  Johann,  Betriebsführer  in  Meggen  bei  Altenhunden. 
Hof  mann,  Dr.,  Director  der  ehem.  Fabrik  in  Woklum  bei  Balve. 
Hokamp,  W.,  Lehrer  in  Sassendorf. 
Holdinghausen,  W.,  Ingenieur  in  Unna. 
V.  Holzbrink,  Landrath  in  Altena. 

V.  Holzbrink,  L.,  in  Haus  Rhade  bei  Brügge  a.  d.  Yolme. 
Homann,  Bernhard,  Markscheider  in  Dortmund. 
Hoppe,  A.,  Gewerke  in  Hagen  bei  Allendorf. 
Hoynk,  H.,  Dr.  med.,  in  Arnsberg. 
Hundt,  Th.,  Bergrath  in  Siegen. 
Hüser,  Joseph,  Bergmeister  a.  D.  in  Brilon. 
Hüstege,  Theodor,  Grubenrepräsentant  in  Arnsberg. 
Huth,  Hermann,  Kaufmann  in  Hagen. 


34 

Hüttenhein,  Carl,  Lederfabrikant  in  Hüchenbach. 
Hätteuhein,  Fr.,  Dr.,  in  Hiicheiibftob  bei  Siegen. 
Hüttenhein,  M,,  Lederfabrikant  in  Hilohenbach  bei  Siegen. 
Hüttenhein,  Wilh-,  Kaufmann  in  Grevenbrüok  bei  Biittein. 
Hültenachmidt,  Apotheker  in  Dortmiinii. 
Huyssen,  Rob-,  Kaufmann  in  Iserlohn. 
Jüngst,  Carl,  in  FiDkenhütt-e. 

JÜttner,   Ferd.,  Königl.  Oberberganits-Markscheider  in  Dortmnnc 
Eaeeeu,  Arnold,  in  Siegen. 

Kaeirel,  W.,  Apotheken-Administrator  in   Menden. 
Kamp,  H.,  Hiittendirector  in  Hamm. 
Keller,  Job.,  Conrector  in  Schwelm. 
Kersting,  Dr.  med.,  Arzt  in  Bochum. 
Kindermann,  Rechtsanwalt  in  Dortmund. 
Klagges,  N.,  Fabrikant  in  Freienohl. 
Klein,  Fabrik -Director  in  Husten. 

Klein,  Emat,  Maschinen- Ingenieur  in  Dahlbruch  bei  Siegen. 
Kley,  Florenz,  Dr.,  Apotheker  in  Herbede  a.  d,  Kuhr. 
Klopliauä,  Wilh.,  Kaufmann  in  Schwelm. 
CloBtermann,  H.,  Dr.,  Sanitätarath  in  Bochum. 
^fTiihhe,  Hermann,  Bergratli  in  Bochum. 
i  Ernst,  Director  in  Gelsimkirchen. 

^  i',  Steuerempfänger  in  Gerelsberg. 

,  Baumeister  in  Dortmund, 
h.'.      K,  Eeg.-Rath  in  Arnsberg. 

KSttgen,  Rector  hu  der  höheren   Realsohule  in  Schwelm. 
Kohles,  Cataater-Controleur  u.  Vennessungs-Revieor  in  Brilon. 
Kohn,  Ft.,  Dr.  med.  in  Siegen. 

Eollmann,  Huttendirector  iit  Niedersohelden  bei  Siegen. 
Körte,  Carl,  Kaufmann  in  Bochum. 
Koat,  Heinrich,  BergbaubeSissener  in  Witten. 
Eremer,  C,  Apotheker  in  Balve. 

Kreutz,  Adolph,  Bei^^erka-  und  Hüttenbesitzer  in  Siegen. 
Kropff,  C,  Gewerke  in  Olsberg  (Kr.  Brilon)., 
Eüfatze,  Apotheker  in  Gevelsberg. 
Knper,  Geheimer  Bergrath  a.  D.,  in  Dortmund. 
Lareaz,  Königl.  Bergmeister  in  Bochum. 
Lehment,  Wilh.,  in  Letmathe. 
Lemmer,  Dr.,  in  Sprockhövel. 
Lene,  Wilhelm,  Markscheider  in  Bochum. 
Leye,  J.  C,  Kaufmann  in  Bochum. 
Liebermeister,  E.,  Dr.,  in  Unna. 
Liebrecht,  Albert,  Kaufmann  in  Bochum. 
Liebrecht,  Juüqb,  Fabrikbesitzer  in  Wickede. 
V.  Lilien,  Freiherr,  Kammerherr  und  Landrath  in  Ameberg. 


25 

Liese,  Dr.,  Sanitätsrath  u.  Kreisphysikus  in  Arnsberg^. 

Limper,  Dr.,  in  Altenhunden. 

List,  Carl,  Dr.,  in  Hagen. 

Lob,  Gutsbesitzer  in  Caldenhof  bei  Hamm. 

Loerbroks,  Justizrath  in  Soest. 

Lohmann,  Albert,  in  Witten. 

Lohmann,  Carl,  Bergwerksbesitzer  in  Bommern  bei  Witten. 

Lohmann,  Friedr.,  Fabrikant  in  Witten. 

Lohmann,  Hugo,  Bergbaubeflissener  in  Lippstadt. 

Ludwig;  Bergassessor  a.  D.,  in  Bochum. 

Lübke,  A.,  Eisenbahnbauuntemehmer  in  Arnsberg. 

von  der  Marck,  Rentner  in  Hamm. 

von  der  Marck,  Dr.,  in  Hamm. 

Marenbach,  Orubendirector  in  Siegen. 

Marx,  Markscheider  in  Siegen. 

Massenez,    Jos.,   Director   des  Hörder  Berg-  u.    Hüttenvereins  in 

Horde. 
Meinhard,  Hr.,  Fabrikant  in  Siegen. 
Meinhard,  Otto,  Fabrikant  in  Siegen. 
Meininghaus,  Ewald,  Kaufmann  in  Dortmund. 
Melchior,  Justizrath  in  Dortmund. 
Menzel,  Robert,  Berggeschworner  a.  D.  und  Bergrwerksdirector  bei 

dem  Bochumer  Verein  für  Bergbau-  und  Gussstahlfabrikation 

in  Bochum. 
Menzler,  Berg-  und  Hüttendirector  in  Siegen. 
Metzmacher,  Carl,  Landtagsabgeordneter  in  Dortmund. 
Meydam,  Georg,  Bergassessor  a.  D.  in  Bochum  (Dorstener  St.  13). 
Mittelbach,  Eberhard,  .Markscheider  in  Bochum. 
Modersohn,  C,  Cand.  arch.,  in  Lippstadt. 
Morsbach,  Dr.,  Arzt  in  Dortmund. 
Muck,  Dr.,  Chemiker  und  Lehrer  der  Chemie  an  der  Berg-Schule  in 

Bochum. 
Müller,  H.,  Dr.,  Oberlehrer  in  Lippstadt, 
von  Münz,  Ereisrichter  in  Arnsberg. 

Keustein,  Wilh.,  Gutsbesitzer  auf  Haus  Jeokem  bei  Mengede. 
Ko j  e,  Heinr.,  Markscheider  in  Herbede  bei  Witten. 
N ölten,  Apotheker  in  Barop  bei  Dortmund. 
Könne,  Julius,  Bergassessor  a.  D.  in  Dortmund. 
Oechelhäuser,  H.,  Fabrikant  in  Siegen. 
Offenberg,  Bergmeister  in  Dortmund. 
Osterrat h,  Ober-Regierungsrath  in  Arnsberg. 
Othmer,  J.,  Apotheker  in  Dorstfeld  bei  Dortmund. 
Overbeok,  Jul.,  Kaufmann  in  Dortmund. 
V.  Pape,  Egon,  Freiherr,  in  Haus  Loh  bei  Werl. 
Petersmann,  H.  A.,  Rentner  in  Vörde. 


26 

Pieper,  Bergassessor  in  Bochnm. 

Pieper,  H.,  Dr.,  Gymnasial-Oberlehrer  in  Bochum. 

Pook,  L.,  Betriobsführer  auf  Grube  Emestus  bei  Grevenbrück. 

Potthoff,  W.,  Louisenhütte  bei  Lünen. 

Rath,  Wilhelm,  Grubendirector  in  Plettenberg. 

Randebrock,  August,  Grubendirector  in  Dortmund. 

Rauschenbusoh,  Justizrath  in  Hamm. 

Re dicker,  C,  Fabrikbesitzer  in  Hamm. 

Reidt,  Dr.,  Ober-Lehrer  am  Gymnasium  in  Hamm. 

Reifenstahl,  Bergreferendar  in  Castrop. 

Röder,  0.,  Grubendirector  in  Dortmund. 

Roll  mann,  Carl,  Kaufmann  in  Hamm. 

Roll  mann,  Pastor  in  Vörde. 

Rosdücher,  Cataster-Controleur  in  Hamm. 

Rose,  Dr.,  in  Menden. 

Rosenkranz,  Gruben  Verwalter,  Zecho  Henriette  bei  Barop. 

Roth,  Bergrath  in  Burbach. 

Rüben,  Arnold,  in  Siegen. 

Ruetz,  Carl,  Hüttendirector  in  Dortmund. 

Rüggeberg,  Carl  Aug.,  Fabrikbesitzer  in  Neheim. 

Rump,  Wilh.,  Apotheker  in  Dortmund. 

Rustemeyer,  H.,  Kaufmann  in  Dortmund. 

Sahlmen,  R.,  Dr.  med.,  in  Brilon. 

Sarfass,  Leo,  Apotheker  in  Femdorf  bei  Siegen. 

Schack,  Adolph,  Apotheker  in  Wengem. 

Schausten,  Direotor  auf  Zeche  Neu-Iserlohn  bei  Langmdreer. 

Schemmann,  Emil,  Apotheker  in  Hagen. 

von  Schenck,  Justizrath  in  Arnsberg. 

Schenck,  Mart.,  Dr.,  in  Siegen. 

Schlieper,  Heinr.,  Kaufmann  in  Grüne  bei  Iserlohn. 

Schlüter,  Reinhold,  Rechtsanwalt  in  Witten. 

Schmid,  A.,  Bergrath  in  Hamm. 

Schmid,  Franz,  Dr.,  Arzt  in  Bodium. 

Schmidt,  Aug.,  Apotheker  in  Haspe. 

Schmidt,  Bürgermeister  in  Hagen. 

Schmidt,  Ernst  Wilh.,  Bergrath  in  Musen. 

Schmidt,  Fr.,  Baumeister  in  Haspe. 

Schmieding,  Dr.,  Arzt  in  Witten. 

Schmitz,  C,  Apotheker  in  Letmathe. 

Schmitz,  Apell.-Ger.-Rath  in  Hamm. 

Schmöle,  Aug.,  Kaufmann  in  Iserlohn. 

Schmöle,  Gust.,  Fabrikant  in  Menden. 

Schmöle,  Rudolph,  Fabrikant  in  Menden. 

Schmöle,  Th.,  Kaufmann  in  Iserlohn. 

Schmölter,  Dr.,  in  Siegen. 


J3^ 

27 

Schneider,  H.  D.  F.,  Htittenbesitzer  in  Nennkirchen. 

Schnelle,  Caesar,  Givil-Ingenieur  in  Bochum. 

Schönaich-Carolath,  Prinz  von,  Berghanptmann  in  Dortmund. 

Schütz,  Rector  in  Bochum. 

Schulte,  H.  W.,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt  in  Wiemelhausen  bei  Bochum. 

Schulz,    B.,   Bergwerksdirector   auf  Zeche  DahlbuBch   bei  Gelsen- 
kirchen. 

Schulz,  Alexander,  Bergassessor  in  Lünen  bei  Dortmund. 

Schultz,  Dr.,  Bergassessor  in  Bochum. 

Schultz,  Justizrath  in  Bochum. 

Schwarz,  Alex.,  Dr.,  Oberlehrer  an  d.  Realschule  I.  Ordn.  in  Siegen. 

Schweling,  Fr.,  Apotheker  in  Bochum. 

Settemeyer,  Regierungsrath  in  Arnsberg 

V.  Sparre,  Ober-Bergrath  in  Dortmund. 

Sporleder,  Grubendirector  in  Dortmund. 

Stadt  Schwelm. 

Staehler,  Heinr.,  Berg-  und  Hüttentediniker  in  Musen. 

Stamm,  Herm.,  in  Vörde. 

Steinbrinck,  Carl,  Dr.  Gymnasiallehrer  in  Hamm. 

St  ein  seif  er,  Heinr.,  Gewerke  in  Eiserfeld  bei  Siegen. 

Sternenberg,  Rob.,  Kaufmann  in  Schwelm. 

Stolz enberg,  E.,  Grubendirector  auf  Zeche  Centrum  bei  Bochum. 

Stommel,  August,  Obersteiger  in  Siegen. 

Stracke,  Fr.  Wilh.,  Postexpedient  in  Niederscheiden  bei  Scheiden. 

Stratmann,  gen.  Berghaus,  C,  Kaufmann  in  Witten. 

Stricker.  Gust.,  Kaufmann  in  Iserlohn. 

Stucken  holz,  Gust.,  Maschinenfabrikant  in  Wetter. 

Suberg,  Kaufmann  in  Hamm. 

Tamm,  Robert,  Bürgermeister  in  Lünen  a.  d.  Lippe. 

Tiemann,  L.,  Ingenieur   auf  der  Eisenhütte  Westfalia  bei  Lünen 
a.  d.  Lippe. 

Tillmann,  Eisenbahnbaumeister  in  Amsbei^. 

TU  mann,  Bergassessor  in  Königsbom  bei  Unna. 

Trappen,  Alfred,  Ingenieur  in  Wetter  a.  d.  Ruhr. 

Trip,  H.,  Apotheker  in  Camen. 
j  Uhlendorff,  L.  W.,  Kaufmann  in  Hamm. 

Ulmann,  Sparkassenrendant  und  Lieutenant  in  Hamm. 

Unkraut,  Anton,  Amtmann  in  Brilon. 
■    *       V.  Velsen,  Bergrath  in  Dortmund. 

Yertschewall,  Johann,  Markscheider  in  Dortmund. 

V.  Viebahn,  Baumeister  a.  D.  in  Soest. 

V.  Viebahn,  Fr.,  Hüttenbesitzer  auf  Carlshütte  bei  Altenhunden. 

Vielhaber,  H.  C,  Apotheker  in  Soest. 

Vogel,  Rudolph,  Dr.,  in  Siegen. 

Voigt,  W.,  Professor,  Oberlehrer  in  Doxtmvmd. 


28 

Volmer,  E.,  Bergreferendar   und  Grabendirector  auf  Zeche  Voll' 

mond  bei  Langeodreer. 
Vorater,  Lieutenant  uniJ  GutsbesiUer  aaf  Mark  bei  Hainm. 
VoBwiiikel,  A.,  in  Hagcu. 
Weddige,  AmtmEnn  in  Big'ge  (Kreis  Brilon). 
Waeren,  Friedr.,  Apotheker  in  Hattingen, 
Weiter,  Ed.,  Apotheker  in  iBBrlobn. 
Weiter,  Jul.,  Apotheker  in  Lünen  a.  d.  Lippe. 
Westermauu.  Bergreferendar  in  Boehum. 
Westermann,  Baurath  in  Mesehcde. 
Westhoff,  Pastor  in  Ergste  hei  Iseriolin. 
Weygandt,  Dr.,  Arzt  in  Bochum. 
Weylandt,  Bergwerkadirector  in  Siegen. 
Wiebe,  Reinhold,  Bei^referendat  in  Herne. 
Wiesner,  Geh.  Bergrath  in  Dortmund. 
WisBenaehaftlicher  Verein  in  Witten. 
Wisakott,  Wilh.,  Kauftuann  in  Dortmund. 
Witte,  TBrw.  Fran  Commerz ienräth in  auf  Heidhof  bei  Hamm. 
Würzburger,  Mor„  Kaufmann  in  Bochum. 
Wulff,  Jos.,  Grubeuilirector  in  Herne. 
Wuppermann,  Ottilius,  in  Dortmund. 
Zöllner,  t).,  Steuer! napeotor  in  Dortmund. 
Zweigert,  Apellfttion»-Gerichta-Präsident  in  Arnsberg. 

H.    Begiernngabeiirk  Hfiiister. 

Albers,  Apotheker  in  Lengerich. 

Arens,  Dr.  med.,  Begienmga-  und  Medicinalrath  in  Münster. 

Boltze,  Hermann,  KönigL  BergaesesBor  in  Ibbenbühren. 

Busch,  L.,  Bergwerkadirector  a.  D.  in  Burgsteiufurt. 

T.  Dersehau,  Bergmeister  in  Becklinghanaen. 

Dudenhansen,  Apotheker  in  Recklinghaueeu, 

Engelbardt,  Ber^^ath  in  Ihbenbfihren. 

Farwick,  Bernard,  GymnaBiallehrer  in  Münster. 

von  Foerater,  Arohitekt  in  Münster. 

Gedicke,  R^emngsrath  in  Münster. 

Gressner,  H.,  Dr.,  Gymnasiallehrer  in  Bui^eteinfurt. 

Backebram,  Apotheker  in  Dülmen. 

Hackebram,  Franz,  Apotheker  in  Dülmen. 

Hackebram,  Apotheker  in  Münster. 

Herwig,  Walther,  Königl.  Landrath  in  Ahaus. 

Hittorf,  W.  H.,  Dr.,  Prof.  in  Münster. 

Hoffmann,  Dr.,  Oberlehrer  an  der  Realschute  in  MUnster. 

Homann,  Apotheker  in  Kottulu. 


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I 


29 

Hosius,  Dr.,  Prof.  in  Münster. 

Josten,  Dr.  med.,  in  Münster. 

Karsch,  Dr.,  Prof.  und  Medicinalrath  in  Münster. 

Kiövekorn,  Carl,  Forst-Candidat  in  Münster. 

von  Kühlwetter,  Wirkl.  Geh.  Rath,  Exe,  Ober- Präsident  in  Münster. 

Landois,  Dr.,  Prof.  in  Münster. 

Michaelis,  Königl.  Baurath  in  Münster. 

Münch,  Director  der  Real-  und  Gewerbeschule  in  Münster. 

Nitschke,  Dr.,  Prof.  in  Münster. 

Plagge,  Dr.  med.,  in  Ibbenbühren. 

Prehn,  Premier-Lieutenant  a.  D.  in  Dülmen. 

Raabe,  Betriebsführer  der  Bleierz-Zeche  Perm  in  Ibbenbühren. 

V.  Raesfeld,  Dr.,  Arzt  in  Dorsten. 

Speith,  Apotheker  in  Oelde. 

y.  Spiessen,  Lewin,  Freiherr,  Kreisgerichtsrath  in  Dülmen. 

St  ahm,   Inspector   der  Taubstummen -Anstalt    in  Langenhorst    bei 

Steinfurt. 
Stegehaus,  Dr.,  in  Senden. 
Stieve,  Fabrikant  in  Münster. 
Strunk,  Aug.,  Apotheker  in  Recklinghausen. 
Tosse,  E.,  Apotheker  in  Buer. 
Volmer,  Engelb.,  Dr.  med.  in  Oelde. 
Weddige,  Rechtsanwalt  in  Rheine. 

Wies  mann,  Dr.,  Geh.  Sanitätsrath  und  Kreisphysikus  in  Dülmen. 
Wilms,  Dr.,  Medicinal- Assessor  und  Apotheker  in  Münster. 
Wynen,  Dr.,  in  Ascheberg  bei  Drensteinfurt. 
Ziegler,  Kreisgerichtsrath  in  Ahaus. 


In  den  flbrigen  ProTinzen  Prenssens. 

Königl.  Ober-Bergamt  in  Breslau. 

Königl.  Ober-Bergamt  in  Halle  a.  d.  Saale. 

AI  tum,  Dr.  und  Prof.  in  Neustadt-Eberswalde. 

Ascherson,  Paul,  Dr.  u.  Prof.  in  Berlin  (S.  W.  Friedriohstr.  217). 

Avemann,  Ph.,  Apotheker  in  Ostercappeln  (Hannover). 

Bahrdt,  H.  A.,  Dr.,  Rector  der  höheren  Bürgerschule  in  Münden 

(Hannover). 
Bartling,  E.,  Techniker  in  Cassel  (Wilhelmshöher  Allee  48  I.  Etage). 
Bauer,  Max,  Dr.  phil.,  Prof.  in  Königsberg  i.  P. 
Beel,    L.,    Bergwerksdirector   in  Weilburg   a.    d.  Lahn    (Reg.-Bez. 

Wiesbaden). 
B  er  mann,  Dr.,  Gymnasial- Conrector  in  Liegnitz  in  Schlesien. 
Bergemann,  C,  Dr.,  Prof.  in  Berlin  (Königgrätzerstrasse  91). 
Bergschule  in  Clausthal  a.  Harz. 


-   3. 


30 

Beyriah,  Dr.,  Prof.  u.  Geh.-Batl.  in  Berliu  {Fraiwöaisohe  8lr,  29). 

Biechof,  C,  Dr.,  Chemiker  iii  Wiesbaiieii. 

Böckmann,  W.,  Rentner  in  Berlin.  (HedeaiBnnBtraw;  3;. 

Bölscbe,  W.,  Dr.  phil.,  in  Osnabrück  (Herder«tnisse). 

Ton  Born,  Wilhelm,  Rtmtuer  in  Wiesbaden  (TiotoriaglraaBc  1), 

T.   d.   Borne,    Bergaesessor    h.   D.,    in  Bemeuchen    bei   Wiialerwilz 

(Neumark). 
Bothe,  Ferd.,  Dr.,  Directtir  der  Gewerbegchnle  in  Görlitz. 
Brauns,  D.,  Dr.  phjl ,  Docent  iti  Halle  a.  d.  Saale  (Zink«  Garten  6). 
Budenberg,  C.  F,,  Fabrikant  in  Buckau  bei  Magdeburg. 
Budge,  Jul.,  Dr..  Geh.  Med.-Rath  u.  Prof.  in  Greifswald, 
Busch,  Herm.J  Lehrer  a.  d.  heberen  Bürgeracbule  in  Uelzen  (Prov. 

Cappell.  Bergraeiater  iu  Taniowitz  (Obereohlesien), 

Caspary,  Dr.,  Prof.  in  Königsberg  i.  P. 

Creapel,  Georg,  Rentner  iti  Frankfurt  a.  M.  (Stematr.  27). 

Cuuo,  Regierung«-  «nd  Baurath  in  Wioabadeii. 

Curtze,  Maximilian,  GymnaBial-Lehrer  in  Tboni. 

Dames,  Willy,  Dr.  philoa.  in   Berlin  (W.  Lütww-Ufer  8), 

Dedeck,  Dr,  med.  nnd  Meilicifialrath  in  Wieabaden. 

Devena,  Polizei-Präsident  iu  Königsberg'  i.  P. 

T.  Ditfurth,  Thetid.,  Königl.  Regier ungs-AsBeasor  in  Breslau  (Taueu- 
«ienatraBBe  84a.  IU). 

Drniding,  Dr.  med.,  SanitStarath   in  Meppen  (Hannover). 

Everken,  Gdrichtarath  in  Grüidierg. 

Ewald,  Dr.,  Mitglied  d.  Akademie  der  Wissenaohmften  in  Berlin. 

Fasbender,  Dr.,  Prof.  in  Thorn. 

Finkeinburg,  Dr.,  Geheim.  Medicinalrath  in  Berlin. 

Fleckser.  Geheim.  Bergrath  in  Halle  a.  d.  Saale. 

Frank,  Fritz,  BergwerksbeBitzer  in  Nievern, 

Freund,  Geh,  Bergrath  in  Berlin. 

Freudenberg,  Max,  Bergwerksdirector  in  Ems. 

Garcke,  Aug.,  Dr.,  Prof.  u.  Gustos  am  königl.  Herbarium  in  Berlin, 

Giebeler,  Bergrath  in  Wiesbaden. 

Giebeler,  Carl,  Hütten besitzer  in  Wiesbaden. 

Giesler,  BergaBsesaor  und  Director  in  Limburg  a.  d.  Lahn. 

Giesler,  Emil,  K.  BergassesBor  in  Berlin. 

Greeff,  Dr.  med.,  Prof  in  Marburg. 

Grönland.  Dr..  Assistent  d.  Versuchsstation  Dahmc  (Regierungs- 
bezirk Potsdam). 

Grube,  H.,  Gartendirector  in  Sigmaringen. 

Haaa,  Rud.,  HütteabeBitzer  in  Dillenburg. 

H  a  r  t  w  i  c  h ,  Wirkl.  Geh.  Ober-Regienmgsrath  «.  D.  in  Berlin  (Mauer- 
atrasse  40). 


81 

Hauchecorne,  Geheim.  Bergrath  u.  Director  d.  k.  Bergakademie  in 
Berlin. 

Heberle,  Carl,  Berg^erksdirector  von  Grube  Friedrichssegen  in 
Oberlahnstein. 

Heusler,  Fr.,  in  Leopoldshütte  bei  Haiger. 

V.  Hey  den,  Lucas,  Hauptmann  z.  D.  in  Bockenheim  bei  Frank- 
furt a.  Main. 

H lecke,  C,  Ord.  Lehrer  an  der  Kealsohule  in  Oberlahnstein. 

Holst e,  Grubendirector  auf  Georges  Marienhtitte  bei  Osnabrück 
(Hannover). 

Huyssen,  Dr.,  Berghauptmann  in  Halle  a.  d.  Saale. 

Jaeger,  Aug.,  Bergbeamter  in  Dillenburg. 

Johanny,  Ewald,  in  Wiesbaden. 

Jung,  Hüttendirector  in  Burgerhütte  bei  Dillenburg. 

Kamp,  Hauptmann  in  Osnabrück. 

Karsch,  Ferdinand,  Dr.  phil.,  Assistent  am  zoolog.  Museum  in  Berlin. 

Kays  er,  Emanuel,  Dr.,  Kön.  Landesgeologe  und  Privatdocent  in 
Berlin  (Lustgarten  6). 

Kemper,  Rud.,  Dr.,  Apotheker  in  Bissendorf  bei  Osnabrück. 

Kiefer,  Kammerpräsident  a.  D.,  in  Wiesbaden  (Karlsstrasse  1). 

Kinzenbach,  Carl,  Bergverwalter  in  Weilburg. 

Y.  Kistowski,  Intendantur-Bath  in  Cassel. 

Koch,  Carl,  J)r.,  Kön.  Landesgeologe  in  Wiesbaden  (Adolphstr.  5). 

Koch,  Heim*.,  Bergmeister  in  Kottbus. 

V.  Koenen,  A.,  Dr.,  Professor  in  Marburg. 

Kosmann,  B.,  Dr.,  Kön.  Berginspector  in  Königshütte  (Oberschlesien). 

Krabler,  Dr.  med.,  in  Greifswald. 

Kranz,  Jul.,  Geh.  Regierungsrath  a.  D.  in  Wiesbaden  (Karlstr.  13). 

Kretschel,  A.,  Fabrikant  in  Osnabrück. 

Krug  V.  Nidda,  Ober-Berghauptmann  a.  D.,  Wirkl.  Geh.-Rath  Exe, 
in  Berlin. 

V.  Lasaulx,  A.,  Dr.,  Professor  in  Breslau. 

Lajsard,  Ad.,  Dr.  phil.,  Director  der  vereinigten  Telegraphen-Ge- 
sellschaft in  Berlin  (Königin-Augusta  Str.  52). 

-Leisner,  Lehrer  in  Waidenburg  in  Schlesien. 

Liebisch,  Theodor,  Dr.  philos.,  Custos  am  mineral.  Museum  der 
Universität  in  Berlin. 

Lossen,  K.  A.,  Dr.,  in  Berlin  (S.  W.  Kleinbeerenstr.  8). 

Marquardt,  P.  GL,  Dr.,  in  Cassel. 

Meineke,  C,  Chemiker  in  Oberlahnstein. 

Meyer,  Bud.,  Kunstgärtner  in  Potsdam. 

Molly,  Reg.-Rath  in  Potsdam. 

M Osler,  Königl.  Salinendirector  in  Schönebeck  bei  Magdeburg. 

Müller,  Ober-Bei^ath  a.  D.  in  Halle  a.  d.  Saale. 

Munter,  J^  Dr.,  Professor  in  Greifswald. 


* 


32 

Neuss,  Chr.,  Apotheker  iti  WieabaiU-n  (Hirschapotheke). 

Nickhorn,  P.,  Rentner  in  Braubach  ».  Rh. 

Noeggerath,  Albert,  Ober-Bergrath  in  Clauathal. 

Pietsch,  KSnigl.  Regierungs-  ujid   Baurath  in  Oppelii. 

Poll,  Robert,  Dr.  med-,  in  Thure  bei  Nakel  (Preossen). 

Reiaa,  W-,  Dr.  phÜoa.,  in  Berlin.  (W.  Potsdam erstr.  113,  Villa  111). 

V.  Renesse,  Konigl,  Bergrath  iii  Osnabrnck. 

Reusch,  Ferdinand,  Rentner  in  "Wiesbaden  (Adolphstr.  10). 

Rliodius,  Professor  an  der  Bergakademie  in  Berlin. 

Richter,  A.,  General -L and schaftsrath  in  Königsberg  i.  Pr.  (Wil- 
helmstrasse  3). 

V.   Rohr,  Ober-Bergrath  in  Halle  a.  d.  Saale. 

Roinherg,  Director  der  Gewerbeschule  a.  D.  lu  Görlitz. 

Römer,  F.,  Dr.,  Geh.  Bergrath  und  Prof.  in  Breslau. 

Roaenow,  Hugo,  Dr.,  Lehrer  an  der  Sophien-R«alschnie  in  Berlin 
(C.  Sophien-Realschule). 

Roth,  J.,  Dr.,  Prof.  in  Berlin  (HafenplatK  1). 

Sadebeck,  Alesander,  Dr.,  Prof.  iu  Kiel. 

Scheck,  H.,  Dr.  philos.,  in  Hofgeismar  bei  Casgel. 

Scheuten,  A.,  Rentuer  in  Wiesbaden. 

Schleifenbanm,  W.,  Grubendirector  in  Elbingerode  am  Hara. 

Schmitz,  Friedr.,  Dr.,  Privatdooent  in  Halle  a.  d.  Saale. 

Bchrader,  Bergasaessor  in  Stasafurt. 

Schreiber,  Richard,  K.  BergaasesBor  und  BergwerksdirMtor  in  Borg- 
loh bei  Osnabrück. 

Hchuchnni,  Dr.  Director  der  chcmiFiL-iiiTi  Fabrik  in  Gorlitn. 

Schwarze,  Dr.,  Geheim.  Bergrath  in  Breslau. 

V.  Seebach,  C,  Dr.,  Prof.  in  Göttingen. 

Serlo,  Dr.,  Ober-Berghauptmann  in  Berlin  (W.  Wilhelinstraase  89). 

Speyer,  Oscar,  König).  Landesgeologe  in  Berlin  (Lustgarten  6). 

V.  Spiessen,  Aug.,  Freiherr,  Oberförstemandidat  in  Braubach  a.  Rh. 

Stein,  Dr.,  Ober-Bergrath  in  Halle  a.  d.  Saale. 

Stippler,  Joseph,  Bergwerksbesitzer  in  Limburg  a.  d.  Lahn. 

Temme,  C,  Ber^director  in  Osnabrück. 

Trenkner,  W.,  in  Osnabrück. 

Ulrich,  KÖnigl.  Bergmeister  in  Diez  (Nassau). 

Umber,  Fr.,  Dr..  Rentner  in  'Wiesbaden, 

Vigener,  Anton,  Apotheker  in  Bieberich  a.  Rh. 

Vüllers,  Bergwerksdirector  zu  Ruda  in  Oberschi esien. 

Wagner,  Ober-Sergrath  in  Halle  a.  d.  Saale. 

Wandesieben,  Bergaseeaeor  in  Clausthal. 

Wedding,  Dr.,  Bergrath  in  Berlin  fS.  W.  Tempelhof- Ufer). 

Weiss,  Ernst,  Dr.,  Prof.  in  Berlin  (Lützowerstr.  54). 

Wenckenbach,  Konigl.  Bergmeister  in  Weilburg. 

Wiester,  Rnd.,  General-Direetor  in  Kattowitz  in  Oberschlesien. 


33 

Wink  1er,  Gtäh.  Kriegsrath  a.  D.  in  Berlin  (Schillstr.  17J. 
Z  ad  dach,  Prof.  in  Königsberg. 
Zintgraff,  August,  in  Dillenbui^. 

Zwick,   Carl,    Dr.,  Städtischer  Schulinspector  in  Berlin  (Schlegel- 
strasse 27,  l  Tr.). 

E.    Ansserlialb  Prenssens. 

Abich,  E.  russ.  Staatsrath,  in  Wien  (Museumstr.  8). 

Andrä,  Hans,  Landwirth  inBourke,  river  Darling,  New-South- Wales, 

Australien. 
Aragon,  Charles,  General- Agent  der  Gesellschaft  Vieüle-Montagne, 

in  Rom  (Corso  101). 
B&^r,  C,  Dr.,  Ingenieur  in  Stuttgart  (Heid weg  19). 
Bäumler,  Ernst,  Ober-Bergrath  a.D.  und  Centraldireotor  d.  Prager 

Eisen-Industrie-Gesellschaft  in  Wien  (IV.  Heugasse  58). 
Beck,  W.,  Pharmazeut  in  Bitsch  (Lothringen). 
V.  Behr,  J.,  Baron,  in  Löwen  (Belgien). 
Blees,  Bergassessor  a.  D.  in  Metz. 
Bockholz,  in  Hof. 

JBöcking,  G.  A.,  Hüttenbesiitzer  in  A,bentheuerhütte   in  BirkenfeM. 
Bosquet,  Joh.,  Pharmaceut  in  Maestricht. 
Bra.nd,  C,  Dr.,  Dirigent  der  Chromfarbenfaibrik  inAlt-Orsowa  in  d. 

Oesterr.  Militärgrenze. 
Brass,  Arnold,  Stud.  che^^ae  in  Leipzig  (Münzgasse  21.  III). 
Briard,  A.,  Ingenieur  zu  Mariemont  in  Belgien. 
Bücking,  H.,  Dr.  philos.  in  Qiessen  (Frankfurterstrasse), 
van  Calker,  Friedrich,  Dr.,  Prof.  in  Groningen. 
Castel,  Anatol,  Gutsbesitzer  in  Maestricht. 

Castendyck,  W.,  Bergwerks-Director  u.  Hauptmann  a.  D.  in  Goslar. 
Dahl,  Wilh.,  Reallehrer  in  Braunschweig. 
Deimel,  Friedr.,  Dr.,  Augenarzt  in  Strassburg. 
Dewalque,  Prof.  in  Lüttich. 
Dewalque,  Prof.  in  Löwen  (Belgien). 
Dörr,  H ,  Apotheker  in  Idar. 
Dörr,  Lud.,  Apotheker  in  Oberstein. 

Dreesen,  Peter,  Gärtner  in  Antwerpen  (rue  de  soleil  Nr.  7). 
JDressel,  Ludwig,  S.  J.,  in  Quito. 
Drö scher,  Friedrich,  Ingenieur  in  Giessen. 
von  Dücker,  F.  F.,  Freiherr,  Bergrath  a.  D.  in  Bückeburg. 
Ecik,  B,,,  Dr.,  Prof.  am  Polytechnicum  in  Stuttgart  (Neckarstr.  75). 
Eichhoff,  Oberförster  in  Saarburg  in  Lothringen. 
Emxnel,  Rentner  in  Stuttgart. 
Fassbender,  R.,  Lehrer  in  Maestricht. 
Firket,  Adolph,  Bergingenieur  in  X<üttich  !(8t.  M»x\«^. 


S4 


Föhrigen,  Obor-Foratmeister  in  Schleswig. 

Fromberg,  Rentner  in  Ambeim. 

Fucha,  Dr.,  Prof.  in  Meran  in  Tyrol. 

Gilbert,  Eaiserl,  Bergmeiater  in  Metz. 

Gille,  J.,  Ingenieur  au  curps  rayal  des  Minen  in  Mona  irue  de  Iva 

Halle  40). 
Gilkinet,  Alfred,  Doetor,  in  Lnttich. 
Greve,  Dr.,  Oberthierarzt  in  Oldenburg. 
Grothe,  Prof.  in  Delft  (Holland). 
Grotrian,  H.,  Geh.  Kammerrath  in  Braunschweig. 
GÜmbel,  C,  W.,  Konigl,   Ober-Bergrath,  Mitglied  der  Akademie  i 

Mündhen. 
Härtung,  Georg,  Dr.,  Particulier  in  Heidelberg. 
Haynald,  Ludwig,  Dr.,  k.  wirk!.  Geh.  Rath  n.  Erzbiachof,  Exo.  ieim 

Kalocsa  in  Ungarn. 
Hermoa,    Ferd.,    S.  J,,    Ditton-Hall.    Ditton    near    Warrington    j 

England, 
Herwig,  Dr.,  Profosaor  am  Polyteohnioum  in  Dannstadt. 
Hiidebrand,  Fr.,  Dr.,  Prof.  in  Freiborg  i.  B. 
Hofmann,  Otmar,  Dr.,  Bezirkz-Arzt  in  Wür^burg. 
Hornhardt,  Frilz,  Oberförster  in  Biesterfeld  bei  Rist-henau  (Lippft^J 

Detmold). 

Kanitz,  Ang.,  Dr.  phil.,  Prof.  in  Klausonburg  in  Siebenbürgen, 
Karcher,  Landgerichts-PrSsident  in  Saargemiind, 
Kftwall,  H.,  Pastor  in  Füssen  in  Kurland. 
Kickx,  Dr.,  Prof.  in  Gent. 
V.  Klippstein,  Dr.,  Prof.  in  Giessen, 
Krämer,  H.,  Eisenhüttenbeeitzer  in  St.  Ingbert. 
Laigneaux,  C,  Betriebsdirector  in  Klein-Rosseln  (ElgasB). 
Lehmann,  Johannes,  Dr.  philoe.,  in  Penig  tEönigr.  Sachsen). 
Lindemann,  Oberlehrer  in  Lemgo. 
Ludwig,  Fritz,  Dr.,  Director  der   städtischen  Realschule  in  Strass- 

burg  im  Eleass. 
MaasB,  Berginspector  in  Fünfkirchen  in  Ungarn, 
Märtens,  Aug.,  Oberförster  in  Schieder  (Lippe-Detmold). 
Martens,  Ed.,  Prof.  der  Botanik  in  Löwen  (Belgien). 
Maurer,  Friedrich,  Rentner  in  Darmatadt. 

Mayer,  Ed.,  Landforstmeister  in  Strassburg  (Kronenburgerstr.  27). 
Menge,  R,,  Steuerrath  in  Lemgo  (Lippe-Detmold). 
Miller,  Konrad,  Dr.,  Kaplan  in  Unter-Esaendorf  in  Würtemberg. 
vonMöller,  wirkl.  Geh.  Rath,  Exe.  u.  Oberpräaident  in  Strassburg. 
von  Möller,  Valerian,  Prof.  an  d.  Bei^akademie  in  St.  Petersbnrg. 
Malier,    Hugo ,    Bergassessor    in    Mecheln    (Malines) ,    rue    de    la 


Net 


1  71. 

ayr,  Melchior,  Dr.  philoa.,  Prof.  i 


Wien, 


85 

Nobel,  Alfred,  Ingenieur  in  Hamburg. 

Nobiling,  Theodor,  Dr.,  Fabrikdirector  zu  Schoeningen  im  Herzog- 

thum  Braunschweig. 
Oehmichen,  Dr.,  Prof.  der  Landwirthschaft  in  Jena. 
Oldham,  Thomas,  Prof.  in  Calcutta. 
Ottmer,  E.  J.,  Prof.  in  Braunschweig  (Kasemenstr.  38), 
Overbeck,  A.,  Dr.  in  Lemgo  (Lippe-Detmold. 
Petry,  L.  H.,  Wiesenbaumeister  in  Colmar. 
Ploem,  Dr.  med.,  in  Java. 
Preyer,  Dr.,  Prof.  in  Jena. 

Benard,  A.,  S.  J.»  Musee  royal  in  Brüssel  (Belgien), 
van  Rey,  Wilh.,  Apotheker  in  Vaels  bei  Aachen  (Holland), 
von  Roehl,  Platzmajor  in  Metz. 

von  Roenne,  Ober-Bergrath  in  Strassburg  (Franciscanerg.  1). 
Rörig,  Carl,  Dr.  med.,  Brunnenarzt  in  Wildungen  (Waldeck). 
Rose,  F.,  Dr.,  Prof.  in  Strassburg  (Fegergasse  3). 
Ruchte,  S.,  Dr.,  Lehrer  an  der  k.  Gewerbeschule  in  Neuburg  an  d. 

Donau. 
Schemmann,  C.  J.,  Kaufmann  (Firma  Schemmann  und  Schulte)  in 

Hamburg, 
van  Scherpenzeel,  Th.  Ad.,  Director  de  la  Vieille-Montagne  zu 

Valentin- Cocq,  Station  Yemeppe  (Belgien). 
Schrader,  Carl,  Apotheker  in  Metz. 
Simens,  Charles  William,  Dr.,  F.  R.  S.  in  London  (3.  Great  George 

Street,  Westminster). 
von  Simonowitsch,  Spiridon,  Dr.  und  Prof  in  Tiflis. 
de  Singay,  St.  Paul,  General-Director  in  Chenee  bei  Lüttich. 
Schnitze,  Ludwig,  Dr.,  Bankdirector  in  Hamburg. 
Schumann,  Geheimer  Kriegsrath  a.  D.,  in  Dresden. 
Siemssen,  G.  Theodor,  in  Hamburg  (Buschstr.  9). 
von  Strauss  u.  Torney,  Regierungsrath  in  Bückeburg. 
V.  Strombeck,  Herzogl.  Kammerrath  in  Braunschweig. 
Tecklenburg,  Theod.,  Bergmeister  in  Darmstadt. 
Thorn,  W.,  Bergverwalter  in  Giessen. 
Thywissen,  Herrn.,  Telegraphen- Vorstand  in  Gera. 
Tischbein,  Oberforstmeister  in  Eutin  (Für stenth.  Lübeck). 
Übaghs,  Casimir,  inMaestricht  (Naturalien-Comptoir  rue  des  blan- 

chisseurs). 
de  Vaux,  in  Lüttich  (Rue  des  Angis  15). 

Wagener,  R.,  Oberförster  in  Langenholzhausen  (Fürstenth.  Lippe). 
Weissgerber,  H.,  Hüttendirector  in  Giessen. 
Winnecke,  Aug.,  Dr.,  Professor  in  Strassburg. 
Wittenauer,  G.,  Bergwerksdirector  in  Luxemburg. 
Zartmann,  Ferd.,  Dr.  med.  in  Metz. 
Zirkel,  Ferd.,  Dr.,  Professor  in  Leipzig. 


Mitglieder,  deren  jetziger  Aufenthalt  nnbekannt  iHt. 

Budorf,  MogTin»,  früher  Lehrer  an  der  Healechule  ia  Augsburg. 

Brockmann,  General-Direutar.  früher  in  Guanaiuato  in  Hexifco, 

Burchartz,  Apotlieker.  früher  in  Aachen. 

von  dem  BuBche,  Freiherr,  frühei'  in  Bochum. 

Drees,  Dr.,  früher  in  Fredeburg. 

Foreter,  Thood.,  Chemiker,  früher  in  StasstUrt. 

George,  Markscheider,  früher  in  Oberhansen. 

Gerstein,  Ed.,  Dr.  med.,  früher  in  Dortmund. 

Klaas,  Fr    Wilh.,  Chemiker,  früher  in  Othfreaen  bei  liitilzgitter. 

Klinkeuberg,  Aug.,  Höttendir.,  früher  in  [.andaberg  b.   Ratingeo^ 

Leneien,  Ernst,  Chemiker,  früher  in  Rheydt. 

Moll,  Ingenienr  und  Hüttendirect-jr,  früher  in  Cöln. 

Mundt,  Hanptmann  a,   D.,  früher  in  Broiehcrhof  bei  Bunsberg. 

Regeniter,  Rnd.,  Ingenieur,  früher  in  Cöln. 

Binteln,  Catastercoutroleur,  früher  In  Lübbeuke. 

Roessler,  Dr.,  Ingenieur,  früher  in  Bonn. 

T    Rykom,  J.  H.,  Bergwerksbositzer,  früher  in  Burgstoinfurt. 

Schöller,  F.  W,,  Ber^beamter,  früher  in  Rübeland. 

Spioker,  Alb,  Bergexspeotant,  früher  in  Bochum. 

Welkner,  C,  Hüttendirector,  früher  in  WittmarsohsB  hei  Lingen. 

Wüster,  Apotheker,  früher  in  Bielefeld. 


Am  1.  Januar  1878  betrag: 

Die  Zahl  der  Ehrenmitglieder 14 

Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder; 

im  Regierungsbezirk  CÖln     ...         229 

Coblenz 111 

„                „                Düsseldorf 185 

„                „                Aachen 82 

„                  B                  Trier 92 

„                  ,                  Minden 60 

„                „                Arnsberg 331 

„                  „                  Münster    . 41 

In  den  übrigen  Provinzen  Preusacns 134 

Ausserhalb  Preuseen 110 

Aufenthalt  unbekannt 21 

U13 


87 


Seit  dem  1.  Januar  1878  sind  dem  Verein  beigetreten: 

■ 

1.  Stürtz,  Ingenieur-Hauptmann  in  Mülheim  a.  Rh. 

2.  So  ehren,  H.,  Gasdirector  in  Bonn  (Colmantstr.) 

3.  Storp,  Ingenieur  in  Dülmen. 

4.  Schemann,  Wilh.,  in  Annen  bei  Witten. 

5.  Kl  eye,  Carl,  Kaufmann  in  Bochum. 

6.  Wellershaus,  Albert,  Kaufmann  in  Milspe  (Kreis  Hagen). 

7.  Selve,  Gustav,  Kaufmann  in  Altena. 

8.  Braselmann,  Bernhard,  Banquier  in  Schwelm. 

9.  Mühlinghaus,  Gustav,  Kaufmann  in  Barmen-Rittershausen. 

10.  Di  eckerhoff,    Emil,    Kaufmann    in   Rauenthahl    bei  Barmen- 

Rittershausen. 

11.  Schmidt,  Carl,  Kaufmann  in  Elberfeld. 

12.  Schmidt,  Fritz,  in  Unter-Barmen  (Alleestr.  75). 

13.  Schmidt,  Albert,  in  Unter-Barmen  (Alleestr.  76). 

14.  Ark,  Grubenverwalter  in  Arenberg  bei  Ehrenbreitstein. 

15.  Othberg,  Eduard,  Director  des  Eschweiler   Bergwerk- Vereins 

in  Pumpe  bei  Eschweiler. 

16.  Bickel,  Gustav,  Stud.  philos.  in  Bonn. 

17.  Renk  er,  Gustav,  Bergwerksrepräsentant  in  Düren. 

18.  Schüller,  Dr,  Gynrmasiallehrer  in  Aachen. 

19.  Drecker,  Lehrer  an. der  Realschule  in  Aachen. 

20.  Lürges,  Hubert,  Rentner  in  Bonn  (Meckenh.-Str.  54). 

21.  Roemer,  C,  in  Quedlinburg. 

22.  Cornelius,   Heinrich,  Dr.  med.  in  Elberfeld. 

23.  Simons,  Robert,  Dr.  med.  in  Elberfeld. 

24.  Geilenkeuser,  Wilhelm,  Hauptlehrer  in  Elberfeld. 

25.  Olearius,  Alfred,  Agent  in  Elberfeld. 

26.  Brabaender,  Wilh.,  Apofheker  in  Elberfeld. 

27.  Fels,  Wilh.,  Fabrikant  in  Barmen. 

28.  Faber,  J.,  Ingenieur  in  Barmen. 

29.  TrÖsser,  C,  Bankvorsteher  in  Barmen. 

80.  Realschule   IL  Ordn.  zu  Barmen -Wupperfeld   (Director  Dr. 
Burmester). 

31.  Bredt,  Aug.,  Ober-Bürgermeister  in  Barmen. 

32.  Schüller,  Otto,  Beigeordneter  in  Barmen. 

33.  Köttgen,  Gustav,  Fabrikant  in  Barmen. 

34.  Hövel,  Clemens,  Ab th. -Baumeister  in  Barmen. 

35.  Reum,  Dr.,  Oberlehrer  a.  d.  Realschule  H.  Ordn.  in  Barmen. 

36.  Bellingrath,  Alfr.,  Apotheker  in  Barmen. 

37.  Schüller,  Wilh.,  Kaufmann  in  Barmen. 

38.  Ho  11  weg,  August,  Kaufmann  in  Barmen. 

39.  Lohmann,  Fried.,  Kaufmann  in  Barmeii. 


88 

40.  Hölken,  Rieh.,  Fabrikant  in  Bannen. 

41.  Lauer,  Herrn.,  RönigL  Josiizrath  in  Barmen. 

42.  Bredt,  Victor  sen.,  Kaufmann  in  Barmen. 
48.  Büren,  Exlnard,  Kaufmann  in  Barmen. 

44.  Dahl,  6.  A.,  Kaufmann  in  Barmen. 

45.  Brenne  eh  eidt,  Aug.,  Kaufmann  in  Barmen. 

46.  Blecher,  Jul.,  Architect  in  Barmen. 

47.  Colsmann«  A.,  Dr.,  Augenarzt  in  Barmen. 

48.  Hasse,  Apotheker  in  Barmen. 

49.  Erdmann,  Wilh.,  Rentner  in  Hildesheim. 

50.  Weymer,  Gustav,  Hauptkassen- Assistent  in  Elberfeld. 

51.  Pauly,  Herm ,  Dr.,  Director  des  Märk.-westf.  Bergwerk- Vereins  " 

in  Letmathe. 

52.  Greeff,  Carl  Rudolph,  in  Barmen. 

53.  Deetz,  Richard,  Dr.  in  Marburg. 

64.  Schtissler,  Oberlehrer  in  Dillenburg. 

55.  Frankenberg,  Ober-Bürgermeister  in  Paderborn. 

56.  Naturwissenschaftlicher  Verein  in  Elberfeld. 

57.  Sprannick,  Herm.,  Lehrer  in  Homburg  v.  d.  H. 


^.  ^ 


39 


Correspondenzblatt. 


Bericht  über   die  XXXV,    General-Versammlung 
des  Naturhistorischen  Vereins  für  Rheinland  und 

Westfalen. 

In  diesem  Jabre  fand  die  Versammlung  in  Barmen  am  11.  und 
12.  Juni  Statt,  nachdem  sich  bereits  am  Abend  des  10.  Juni  in  den 
Gesellschaftsräumen  der  9Concordiac  eine  beträchtliche  Anzahl  von 
Vereinsmitgliedern  zu  einer  Vorversammlung  und  ersten  Begrüssung 
zusammengefunden  hatte. 

Die  erste  Sitzung  wurde  im  Saale  der  Concordia  am  11.  Juni 
gegen  10 V2  Uhr  durch  den  Herrn  Vereinspräsidenten,  Excellenz 
Dr.  V.  De  che  n,  vor  ca.  90 — 100  Mitgliedern  eröffnet;  derselbe  er- 
theilte  zunächst  das  Wort  dem  Herrn  Ober-Bürgermeister  Bredt,  der 
die  Versammlung  im  Namen  der  Stadt  und  deren  Vertretung  unge- 
fähr mit  folgenden  Worten  bewillkommnete: 
Meine  hochzuverehrenden  Herren! 

Es  ist  zum  ersten  Mal,  dass  der  naturhistorische  Verein  der 
preussischen  Eheinlande  und  Westfalens  nach  35jährigem  Bestehen 
in  unserer  Stadt  tagt  und  sein  Jahresfest  feiert. 

Schon  lange  beseelte  uns  der  Wunsch,  diesen  hochansehnlichen 
Verein,  gleich  ausgezeichnet  durch  seine  hevorragenden  und  bewährten 
Leiter,  wie  durch  seine  gediegenen  und  gemeinnützigen  wissenschaft- 
lichen Bestrebungen,  in  unserer  Mitte  gastlich  empfangen  zu  dürfen. 
Wir  haben  es  daher  mit  Freuden  begrüsst,  als  die  vor  zwei  Jahren 
in  Trier  tagende  General -Versammlung  unserer  Einladung  Folge 
gab  und  Barmen  für  dieses  Jahr  zum  Versammlungsort  wählte. 

Der  naturhistorische  Verein  für  Rheinland  und  Westfalen 
hat  es  sich  ja  zur  eigentlichen  Aufgabe  gemacht,  durch  seine  Gene- 
ral-Versammlungen in  den  weitesten  Kreisen  anzuregen  und  neben 
seinen  eigentlichen  wissenschaftlichen  Zwecken  auch  die  vielfachen 
Berührungspunkte  der  Naturwissenschaften  mit  der  Industrie  hervor- 
zuheben und  eingänglich  zu  behandeln,  dadurch  aber  auch  diese 
letztere  zu  beleben  und  wesentlich  zu  fördern. 

Meine  Herren!  Sie  tagen  diesmal  in  einer  Industriestadt,  die 
hart  an  der  Grenze  der  beiden  Provinzen  liegt,  deren  Gebiete  die 
Wirksamkeit  des  Vereins  umfasst.  Ragt  diese  Stadt  schon  durch 
eine  rasche  und  mächtige  Entwickelung,  durch  die  Maunichfaltigkeit 
ihrer  Industrie  ansehnlich  hervor,  so  hat  deren  Bürgerschaft  nicht 
minder   ihren   Ruhm  stets    darin   gesucht,    so'VfoViV  ^ää  ^^\^^.  ^^"^ 


40 

WisBenschaft  wie  dev  geistigen  Bestrebungen  überhaupt  nach  Kräften 
zu  pflegen,  zu  fördern  und  zu  erweitern. 

Darum,  meine  Herrn,  im  Auftrage  der  städtischen  Vertretung, 
im  Namen  dieser  Bürgerschaft  heisse  ich  Sie  von  Herzen  willkommen 
und  spreche  den  lebhaften  Wunsch  aus,  dass  Ihre  Vereinsbcstrebungen 
auch  in  unserer  Stadt  immer  mehr  Wurzel  fassen  und  dass  es  uns 
gelingen  möge,  Ihnen  für  die  kurze  Zeit  Ihrer  Anwesenheit  in  unserer 
Mitte  ein  gastliches,  ein  freundliches  Heim  zu  bereiten. 

Auf  diese  warmen  Begrüssungsworte  sprach  der  Präsident  seinen 
Dank  der  Stadt  und  dem  Fostcomite  für  die  Umsicht  aus,  mit  der 
für  die  Versammlung  gesorgt  sei;  unter  dem  Hinweis  auf  dtjn  Umstand, 
dass  die  Stadt  Barmen  bereits  seit  vielen  Jahren  ein  treues  Mitglied 
des  Vereins  sei,  knüpfte  er  daran  die  Hoffnung,  dass,  der  Vorein  in 
dieser  Stadt  an  Boden  gewinne;  das  Bestreben  des  Vorstandes  sei 
darauf  gerichtet,  die  Ziele  zu  bewahren,  die  den  Stiftern  des  Ver- 
eins vorgeschwebt  haben. 

Hierauf  verlas  der  Vice-Prasidont,  Herr  Geheimer  Bergrath 
Fabricius,  den  Bericht  über  die  Lage  und  Wirksamkeit  des  Vereins 
im  Jahre  1877. 

Der  Verein  hat  in  dem  abgelaufenen  Jahre  1877  sehr  zahl- 
reiche Verluste  seiner  Mitglieder  zu  beklagen.  Nicht  nur,  dass  der 
Tod  eine  grosse  Ernte  unter  ihnen  gehalten  hat,  iml om  deren  41 
uns  entrissen  wurden,  auch  die  Zahl  der  freiwillig  ausgeschiodenen, 
welche  sich  auf  56  belauft,  ist  eine  sehr  orheblicho  zu  nennen, 
wenngleich  sie  nicht  die  Höhe  der  v()rjäliri«i«'ii  orrficlit.  Schon 
in  der  letzten  Gcneral-Versaninihui;j:  in  Mäustci-  wisv«!,»  diirauf  liiii- 
gewiesen,  dass  allerdings  die  ungünsti/i^fn/ritverhilltiiisse  eine  woHcMit- 
liche  Schuld  an  den  Austrittserklärun<rcii  trajren:  um  s»)  nnOir  wird 
es  aber  für  die  treu  zum  Verein  lialttmilon  ^Mitj^liodcr  oini*  IMIiclit, 
unter  Freuudon  und  Bekannton  Ersatz  »laliir  zu  wtu'bt  n.  zumal  man 
ja  oft  dio.  Krlahrung  machen  kann,  dass  dieKinric]itr.i!g<'n  dci^Voroins, 
dessen  Zweck  und  Ziele  den  auf^serhalb  stehenden  ganz  unbekannt 
sind,  und  wenn  diese  davon  näher  unterrichtet  werdi-n,  selir  »^ern 
die  Aufnahme  nachsuchen.  Der  Vorstand  liat  es  dalier  [\h.  den  Ver- 
einsinteressen förderlich  erachtet,  gedruckte  Beilrittsauirorderun^^en 
mit  Angabe  der  Vereinszwecke  PersönlichkeitJMi  zuzusenden,  von 
welchen  er  auf  eine  Tlieilnalimc  dafür  glaubte  rechnen  zu  können, 
und  nicht  ohne  Erfolg;  damit  letzterer  aber  um  so  belangreicher 
werde,  mag  heut  jeder  der  Anwesenden  wenigstens  eine  oder  nach 
Bedürfniss  mehrere  solcher  Aufibrderungen  in  Em|)i'ang  nehmen, 
und  damit  für  einen  neuen  Zuwachs  der  Gesellbchaft  unter  scnneii 
Bekannten  wirken. 

Am  Schluss  des  Jahres  187G  betrug  die  Zahl  der  Mitglieder 
1448.      Im    Laufe    des    Jahres    1877    starben    die  Ehrenmitglieder: 


41 

Staatsminisier  a.  D.  von  Bethmann-Hollweg  und  Professor 
Alexander  Braun  in  Berlin;  femer  die  nachfolgenden  ordentlichen 
Mitglieder:  Geh.  Bergrath  Jung,  Berghauptmann  und  Prof.  Nögge- 
rath  und  Rentner  W.  Schmithals  in  Bonn,  Bergrath  Ger  lach 
und  Kaufmann  Knab  in  Hamm  a.  d.  Sieg,  HüttendirectorF.  Jaeger 
jun.  in  Wissen,  Di\  med.  Schellenberg  in  Wetzlar,  Bergrath 
Vietor  in  Neuwied,  Sanitätsrath  Dr.  Döring  und  Verwalter  Koecke 
in  Düsseldorf,  Bergwerks-Director  Lind  in  Essen,  Prof.  Dr.  Fuhl- 
rott  InElberfold,  Apotheker  Maesscn  in  Dülken,  Commerzienrath 
Ed.  Molineus  in  Barmen,  Dr.  Gerhard  Roemer  in  Moers,  Berg- 
rath Raiffeisen  in  Neunkirchen,  Rentner  J.  Scherr,  Regierungs- 
undBauratb  Spannagol  und  Dr.  med.  Tampke,  sämmtlich  in  Trier, 
Commerzienrath  Kaselowsky  in  Bielefeld,  Kaufmann  Carl  Arens 
in  Arnsberg,  Bergrath  Christ  in  Bochum,  Chemiker  Dr.  Drever- 
mann  in  Ilocrde,  Gewerke  Carl  Ileutclbeck  in  Werdohl, 
Fr;  Freiherr  von  Hoeve  1  in  Ilerbcck  bei  Ilagen,  Staatsminister  a.  D. 
von  Holzbrink  in  Arnsberg,  Kaufmann  Lehrkind  in  Haspe  bei 
Hagen,  Gewerke  Anton  Linhoff  in  Lippstadt,  Gewerke H.  Schlei- 
fenbaum zu  Haardt  a.  d.  Sieg,  Kreisphysikus  Dr.  Schütte  in  Iser- 
lohn, Kaufmann  IL  Thoniee  jun.  in  Werdohl,  Geh.  Justizrath Wer- 
mut h  in  Arnsberg,  Dr.  med.  Wester  mann  inBochum,Prof.  Dr.  Heis 
in  Münster,  Apotheker  Unckenbol d jun.  in  Ahlen,  Salineninspector 
Schlönbach  in  Salzgitter,  Jonkher  Binkhorst  van  Binkhorst 
in  Maestricht,  Prof.  Dr.  Hermann  Karsten  in  Rostock,  Studiosus 
Meimaris  aus  Mytilene  auf  Lesbos.  Die  Gesaramtsumme  dieser 
und  der  freiwillig  ausgeschiedenen  Mitglieder  beträp;t  97,  wogegen 
62  neu  hinzutraten,  so  dass  am  I.Januar  1878  ein  Bestand  von  1413 
verblieb.  Im  Laufe  dieses  Jahres  sind  bis  jetzt  25  Aufnahmen  erfolgt. 
Wenn  hier  noch  Veranlassung  genommen  wird,  der  zwei  dahinge- 
schiedenen langjährigen  Mitglieder,  Berghauptmann  Prof.  Nö g ge- 
rat h  und  Prof.  Fuhlrott,  besonders  zu  gedenken,  so  erfüllen  wir 
hiermit  nur  eine  Ehrenpflicht  mit  Rücksicht  auf  ihre  dem  Verein 
geleistete  wissenschaftliche  Unterstützung  und  für  die  grosse  Theil- 
nahme,  welche  sie  den  Bestrebungen  unserer  Gesellschaft  gewidmet 
haben.  Dem  Andenken  an  Jacob  Nöggerath,  dessen  Tod  am 
13.  September  1877  in  Bonn  erfolgte,  hat  der  Herr  Präsident  in  der 
letzten  Herbstsitzung  in  einer  eingehenden,  das  Leben  und  die  Wirk- 
samkeit des  allverehrten  Gelehrten  schildernden  Rede,  die  in  unserem 
Correspondenzblatt  besonders  abgedruckt  ist,  Auqdruck  gegeben. 
Carl  P^uhlrott,  welcher  unserm  Verein  seit  der  ersten  constitui- 
renden  General- Versammlung  in  Aachen  im  Jahre  1843  angehörte, 
und  bis  vor  wenigen  Jahren  noch  an  unsern  Sitzungen  Theil  zu 
Behmen  pflegte,  verschied  am  16.  October  zu  Elberfeld.  Seine 
geogqpstischen  und  anthropologischen  Arbeiten,  die,  sich  namentlich. 
über   das  rheinische  Gebiet  verbreitend,  in  \xTiaeTö\iNet\iaxÄi\\«i^^T^ 


42 

abgedruckt  sind,  legen  Zeagniss  von  dem  grossen  Eifer  ab,  mit 
welchem  erden  heimathlichen  Boden  zu  erforschen  bemüht  war.  Beide 
Männer  werden  unserer  Gesellschaft  in  treuester  Erinnerung  bleiben. 

Auf  Grund  einer  Mittheilung  aus  Löwen,  dass  man  die  40jährige 
Lehrthätigkeit  unseres  Ehrenmitgliedes  Herrn  Professor  Dr.  van  Be- 
neden, des  ausgezeichneten  Zoologen  und  Lehrers  der  vergleichen- 
den Anatomie  an  der  Universität  daselbst,  durch  eine  besondere 
Feier  am  18.  Juni  1877  zu  ehren  gedenke,  nahm  der  Vorstand  unseres 
Vereins  im  Namen  des  letztern  Veranlassung,  dem  verdienstvollen 
Gelehrten  ein  Glückwunschschreiben  zu  den  bedeutsamen  Erfolgen 
seiner  wissenschaftlichen  Leistungen  und  zur  Feier  des  Tages  zu 
übersenden. 

Was  die  Herausgabe  der  Vereinsschriften  betrifft,  so  ist  der 
34.  Jahrgang  der  Verhandlungen  den  Mitgliedern  bereits  zugegangen. 
Er  umfasst  im  Ganzen  49^8  Bogen.  Davon  entfallen  18 V*  auf  die 
Originalaufsätze,  zu  welchen  die  Herrn  Wichmann,  Laspeyres, 
G.  Becker,  Angeibis,  vom  Rath,  Winter,  J.  Lehmann,  Her- 
pell, Bertkau  und  Trenkner  beigetragen  haben;  9  auf  das  Cor- 
respondenzblatt,  welches  das  Mitgliederverzeichniss,  die  Sitzungs- 
berichte der  General-  und  Herbst-Versammlung  des  Vereins,  eine 
kleine  botanische  Mittheilung  von  Kosbach  und  den  Nachweis  über 
die  Erwerbungen  der  Bibliothek  und  natiirhistorischen  Sammlungen 
enthält.  21  ^/j  Bogen  umfassen  die  Sitzungsberichte  der  Nieder- 
rheinischen Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde,  und  ^/g  Bogen 
Titel  und  Inhaltaverzeichniss.  Die  zu  dem  Bande  gehöriprpn  artisti- 
Beilagen  bestehen  in  4  Tafeln  Abbildungen,  14  Holzschnitten  und 
einem  Portrait  in  Lichtdruck. 

Der  Austausch  der  Druckschriften  mit  andern  pfolehrten  Ge- 
sellschaften ist  durch  7  neu  hinzugetretene  vermelirt  worden,  und 
zwar  von  3  in  Oesterreich  und  je  einer  in  Italien,  Portupil,  Nord- 
amerika und  Neu-Süd- Wales,  wonach  die  Jüiiriialnummer  jetzt  222 
aufweist.  Ausserdem  sind  zahlreiche  Geschenke  an  die  Bibliothek' 
gelangt,  worunter  wir  als  besonders  dankenswerth  hervorheben 
wollen  die  von  der  Direction  der  Königl.  pfoolofrischen  Landesanstalt 
in  Berlin  herausgegebenen  und  dem  Verein  übermittelten  Karten 
nebst  deren  Begleitschriften.  Auch  die  naturhistorischen  Sammlungen 
sind  von  vielen  Mitgliedern  bereichert  worden,  namentlich  die  palä- 
ontologische Abtheilung,  nicht  minder  die  entoniolofrische.  von  der 
hier  ergänzend  zu  den  A'ufzählungen  im  Corrcspondenzblatt  noch 
besonders  zu  erwähnen  ist,  dass  Herr  Dr.  Bertkau  34  Glaskasten 
mit  Insecten  der  verschiedenen  Ordnungen  gesammelt  und  gefüllt 
hat,  so  dass  diese  Fauna  zur  Zeit  06  Kästen  umfasst. 

Der  nun  völlig  restaurirte  bei  Trier  gefundene  Mammuth- 
schädel  ist  Jetzt  im  Sitzungssaale  des  Vereinsgebäudes  auf  ein^  be- 
sonders dazu  angefertigten  Glasschrank  zur  Schau  gestellt,   welcher 


48 

letztere  die  übrigen  Knochenreste  birgt,  die  muthmasslich  dem  Thiere 
zugehörten.  Auch  für  die  Einordnang  der  noch  in  Eisten  verpackten 
Naturalien  wurde  von  Seiten  des  Vorstandes  Sorge  getragen,  und 
nnser  Mitglied  H^rr  Dr.*  Angeibis  hat  sich  namentlich  dieser  Müh- 
waltung  mit  grosser  Ausdauer  unterzogen. 

Angekauft    wurden    2    paläontologisch -geognostische    Werke, 

16  ausgestopfte  Vögel  und  5  Säugethiere   und  3  Skelette.    Sämmt- 

liehe  Erwerbungen  sind  im  Correspondenzblatt  Nr.  2  näher  aufgeführt. 

Die  Geldverhältnisse  des  Vereins  sind  aus  folgenden  Angaben 

zu  entnehmen. 

Nach  vorliegender  von  Hm.  Ren- 
danten  Henry  eingereichten  Rech- 
nung für  1877  ergibt  sich  ein  Kas- 
senbestand aus  1876  von  ....      472  Mark  26  Pf. 

An  Einnahme  im  Jahre  1877  incl. 
eines  Zuschusses  von  350  Mark  aus 

den  Kapitalzinsen 9531       9      55  > 

10003      9"      sTV 
Die  Ausgaben  betrugen  in  1877     9974       »       34  » 
Bleibt  als  baarer  Kassenbestand         29      »       ^^  *  \ 
Hierzu  tritt  noch  ein  Guthaben  /    zusammen 

beim  Banqier  Goldschmidt  &  Comp.  f  784  Mk.  2  Pf. 

zu  Bonn  Schluss  1877  von    .     .     .       754       »       55  »   ' 

An  Werthpapieren  waren  vorhanden  im  Nominalbetrage: 
40  Stück  ungarische  Anleihen  ä  80  Thlr.  =  3200  Thlr.  oder    9600  Mk. 
15       J  »  »         ä400     j     =6000     »         »     18000    » 

Köln-Mindener  Prioritätsobligationen .     .     1400     »         »       4200    » 
und  die   im  Laufe  des  Jahres  1877   aus 
Kapitalzinsen     angeschafften    Prioritäts- 
Obligationen    der    Bergisch  -  Märkischen 

Eisenbahn  von ,     .     .    .     .  3000    » 

zusammen  34800  > 
Die  General- Versammlung  zu  Pfingsten  1877  tagte  bei  über- 
aus gastlicher  Aufnahme  und  zahlreichem  Besuch  in  Münster.  Hier 
wurden  die  Herrn  Excellenz  von  Dechen  zum  Präsidenten  und 
Prof.  Andrä  zum  Sekretär  für  die  nächsten  3  Jahre  wiedergewählt; 
ferner  die  Herrn  G.  Becker  aus  Bonn  als  Sektion s-Director  und 
Prof.  Förster  in  Aachen  als  Bezirks- Vorsteher  aufs  neue  bestätigt, 
so  wie  Herr  Dr.  Gramer  an  Stelle  des  verzogenen  Herrn  Baurath 
Pietsch  zum  Bezirks- Vorsteher  für  den  Regierungsbezirk  Minden 
ernannt. 

Einer  am  zweiten  Sitzungstage  eingelaufenen  freundlichen  Ein- 
ladung vom  Magistrat  der  Stadt  Soest,  im  Jahre  1879  daselbst  die 
General- Versammlung  abzuhalten,  wurde  von  den  Anwesenden  okoA 
weitere  Erörterung  dankbar  zugestimmt.    Di©  H.öT\iÄ\.-N  et^^xcLTS^xMi^ 


in  Bonn  fand  am  1.  October  anter  sehr  grosser  Betheiligung  der 
Mitglieder  Statt. 

Anschliesend  an  diesen  Bericht  schlägt  der  Präsident  für  die  Revi- 
sion der  RechnuDgablage  die  Herrn  Dr.  v.  der  Marck  und  Er  ab  an- 
der vor,  die  mit  Acclamation  angenommen  werden  und  liest  sodann 
,  ein  vom   Magistrat    der  Stadt   Soest   eingelaufenes    Schreiben    vor, 

i  welches  eine  Einladung  Seitens  dieser  Stadt  zu  der  36.  General-Yer- 

;i  Sammlung  im  nächsten  Jahre  enthält;  auf  Vorschlag  des  Präsidenten 

\     [  wird  diesem  Anerbieten  mit  Dank  zugestimmt.    Femer  hatte  die  Stadt 

!  Essen  den  Wunsch  geäussert,  die  zweitnächste  Versammlung  (1880) 

j  in  ihren  Mauern  tagen  zu  sehen,  welchen  Wunsch  Herr  Dr.  Natorp 

j  warm  befürwortet.    Da  sich  keiner  aus  der  Gesellschaft  gegen  die 

j    '  Wahl  dieses  Ortes  äussert,  so  wird  der  Präsident  dieses  Anerbieten 

im  bejahenden  Sinne  beantworten.  An  diese  geschäftlichen  Mit- 
theUungen  reihten  sich  die  nachfolgenden  wissenschaftlichen  Vorträge. 

Üj  Herr  C.  Cornelius,  Oberlehrer  a.  D.,  hielt  zunächst  folgen- 

^  den    Vortrag  über    die   Naturverhältnisse    von   Elberfeld, 

'.  Barmen  und  Umgegend. 

j  Wenn  ich  der  geehrten  Versammlung  im  Namen  imd  Auftrage 

des  naturwissenschaftlichen  Vereins  von  Elberfeld,  dessen 
;  Mitstifter  und  Ehrenmitglied  ich  mich  nennen  darf,  hier  in  möglichst 

engem  Rahmen  ein  Bild  von  den  natürlichen  Verhältnissen  der  Gegend, 
in  der  wir  heute  tagen,  vorführe,  so  erlaube  ich  mir  folgende  Vor- 
bemerkungen. 

Das  Material  zu  meinem  Vortrage  ist  zum  Theile  den  ge- 
druckten Verhandlungen  des  genannten  Vereins,  die  ein  ))credtes 
Zeugniss  von  seinem  erfolgreichen  zwei  und  dreissigjälirigen  Streben 
ablegen,  entnommen;  die  geologisch -geognostischen  Älitthcilungen 
verdanke  ich  einem  mir  von  ihm  zur  Benutzung  überlassonen  ungo- 
drucktcn  Aufsatze  meines  im  Herbste  vorigen  Jahres  dahingeschie- 
denen Freundes,  Prof.  Dr.  Fuhlrott,  Hauptstifter  und  ununter- 
brochener Präses  des  naturw.  Vereins;  für  mich  nehme  ich  nur  die 
'J  Verarbeitung  und  Zusammenfassung  des  Materials  nebst  eingestreuten 

Vergleichungen,  eingezogenen  Erkundigungen,  wie  auch  einigen  eige- 
nen Beobachtungen  und  Erfahrungen  in  Anspruch. 

Unsere  Gegend  heisst  »das  Land  der  Berge«,  das  ber- 
gische Land«,  oder  auch  kurzweg  »das  Bergische«,  und  das 
Thal,  welches  in  seinen  bedeutendsten  fast  zusammenhangenden 
Städten  der  Länge  nach  von  Osten  nach  Westen  von  der  Wupper 
durchschnitten  wird,  ist  unter  dem  Namen  >'Wupp  erthal«,  in  einem 
engeren  Sinne  genommen,  allgemein  bekannt,  auch  berühmt  und  — 
bestverleumdet. 

Das  Ländchen  liegt   in  der  Hügelregion   des  Ebbe  gebirg  es 


45 

oder  der  Egge,  und  der  Thurm  der  alten  reformirten  Kirche  zu 
Elberfeld  nach  den  sorgfältigsten  Berechnungen  des  dortigen  längst 
verstorbenen  Arztes  Dr.  Pottgiesser  unter  51**  15' 24,2"  N.  B.  und 
4®  49'  38,6"  östl.  L.  von  Paris,  also  20®  weiter  östlich  von  Ferro. 

Die  Ausdehnung  unseres  Gebietes  wollen  wir  annehmen  nach 
Osten  bis  Schwelm,  da,  wo  die  Wasser  der  Ennepe  und  Ruhr  zu- 
fiiessen;  nach  Norden  \)iB  zum  Ncvigser  Bach,  ebenfalls  dem  Ruhr- 
gebiet angehörig;  nach  Westen  bis  Hochdahl,  und  dem  von  der 
Dussel  durchströmten  Neanderthal  an  die  Rheinebene;  nach  Süd- 
westen und  Süden  bis  Burg,JKronenberg  und  Remscheid,  ein  Flächen- 
raum von  etwa  4  Q-Meilen. 

Es  ist  eine  Hochebene,  von  derWupper  und  von  zahlreichen, 
meist  kleinen,  in  engen  Thälchen  zu  ihr  hinströmenden  Buchen,  nach 
Westen  von  der  Dussel  durchfurcht,  und  erhebt  sich  am  bedeu- 
tendsten auf  dem  linken  Wupperufer  am  Lichten  platz  zwischcQ 
Barmen  und  Ronsdorf  nach  Forste mann's  barometrischen  Mes- 
sungen bis  zu  1100  Fuss;  der  Holz  scheid  berg  bei  Remscheid 
vielleicht  noch  etwas  mehr,  der  Kisbe'rg  bei  Elberfeld  über  800 
Fuss.  Die  Thalsohle  in  Elberfeld  am  Fusso  des  alten  reformirten 
Kirchthurms  soll  etwa  425  pariser  oder  440  preussische  Fuss  über 
der  Nordsee  liegen. 

Ein  früherer  Oberbürgermeister  von  Elberfeld  pflegte  bei  feier- 
lichen Veranlassungen  seinen  mit  Vorliebe  auf  die  vaterländische 
Gegend  ausgebrachten  Toast  mit  den  Worten  einzuleiten:  »Meine 
Herren,  das  Land  der  Berge  —  es  ist  ein  schönes  Land«.  —  Und 
das  muss  wahr  sein,  geehrte  Versammlung! 

Will  man  den  Charakter  unseres  Ländcheiis  in  epigrammatischer 
Kürze  bezeichnen,  so  kann  man  sagen;  Mann  ich  faltigkeit  und 
häufiger  Wechsel  in  lieblichen  Naturbildern,  und  seltene 
Fülle  von  Menschenleben  und  Gewerbsthätigkeit. 

Meist  sanft  ansteigend,  zeigen  die  Berge  nirgendwo  schroffe  oder 
gar  grossartige  Erhebungen,  während  es  dabei  doch  den  Thalsenkungen 
nicht  ganz  an  steilen  Abhängen  nach  tiefen  dunkeln  Gründen  zu 
fehlt.  —  Die  zahlreichen,  mitunter  buchtenartigen  grünen  oft  buschi- 
gen Thäler  und  Thälchen  sind  meist  mit  zerstreuten  menschlichen 
Wohnungen  ausgekleidet,  in  denen  nach  der  nördlichen  Seite  der 
Webstuhl  jängelt  und  knarrt,  südlich  aber  nach  Kronenberg  und 
Remscheid  liin  Schmiede  Werkstätten,  Hämmer  und  Schleif  koten  der 
kleinern  Eisenindustrie  ihre  Dienste  leihen.  —  Besteigt  man  einen 
Hügel,  einen  Vorsprung,  oder  tritt  man  an  eine  Bergecke  —  sogleich 
eröffnet  sich  dem  Blick  ein  neues  Thal,  ein  neues  Bild  voll  Anmuth, 
voll  regen  Lebens  und  Treibens.  Das  Ganze  aber  ist  mit  schönem 
grünem  Laubschmuck  bekleidet,  hie  und  da  von  Gehöften  und  Käuser- 
gruppen mit  Saatfeldern,  Ackergeländen,  Wiesen-  und  Weidengehängen, 
auf  denen  schweres  Milchvieh  graset,  unterbTOc\ieTi» 


f. 


46 

Reizend  und  interessant  zugleich  sind  die  mannichfaltigeu 
Aussichten  von  den  Höhen  in  das  Wupperthal.  Hier  treten 
die  Schönheiten  der  Natur  im  Bunde  mit  menschlichem  beharrlichem 
Fleisse,  Unternehmungsgeist,  Geschicklichkeit,  Einsicht  und  erfolg- 
reichem Streben  in  aller  Fülle  und  Lebendigkeit  vor  das  Auge. 

Wie  man  auch  den  Standpunkt  wechseln  mag  —  überall  und 
immer  wieder  verschieden,  besonders  an  den  Abhängen  bei  Barmen 
und  den  östlichen  des  Nützen-  und  Kisbergcs  bei  Klberfeld,  zeigen 
sich  kleinere  oder  grössere  Theile  der  langgestreckten  Städte,  in  den 
Senkungsverlängerungen  der  Berge  oft  eng  abgeschlossene  Bildchen, 
mit  etwa  einem  Kirchthurm  oder  hoch  emporragenden  Schornsteinen 
zwischen  den  Häusergruppen,  gegenüber  die  zahlreichen  zerstreuten 
an  den  Hügeln  emporkletternden  Häuser,  von  Gärten  und  Bäumen 
umgeben,  in  weiter  Ferne  der  Blick  von  Wald  begrenzt.  —  Ganz 
besonders  aber  wird  unser  Interesse  freudig  erregt,  wenn  wir  von 
dem  Thurm  auf  der  Haardt  auf  das  Wupi)eithal  blicken.  Hier,  wie  wohl 
kaum  an  einer  andern  Stelle,  haben  wir  beide  Städte  in  ihrer  ganzen 
Ausdehnung  mit  all  ihren  Naturschönheiten,  mit  allen  Zeichen  ihrer 
gewerblichen  Thätigkeit  in  Einer  ununterbrochenen  Linie  vor  uns 
liegen,  und  das  Auge  reicht  östlich  bis  zu  den  Schwelmer  Tlioren 
und  zum  Gevelsberg,  westlich  bis  zum  Kisberg  und  Nützenberg,  die 
an  enger  Stelle  die  Wupper  trennt,  eine  andere  Porta  bildend. 

Ohne  bedeutende  Anstrengung  gelangen  wir  zu  den  Höhen 
auf  den  Wegen  nach  Ronsdorf,  Kronenberg  und  Remscheid.  Alles 
ist  hier  mit  Häusern,  einzeln  oder  in  «grossem  und  kleinen  Gruj)])en, 
wie  besäet.  Meistens  sind  die  Wände,  wie  überhaupt  im  l)erp:itäclK'n 
Laude,  mit  zweckdienlichen  düstorn  Scliiefern  bekleidet;  iibor  d«*r 
Bergische  liebt  es,  die  Fensterladen  sch(">n  grün  und  Kulnnen  und 
Bekleidung,  wie  auch  die  unbekleidete  GicbeKvand  l)li'ndend  w<'iss 
anzustreichen  und  dadurch  dem  Hause  ein  mügliclist  freuntilichos,  ja 
schmuckes  Aussehen  zu  geben.  Pjin  Dlick  aber  von  diesen  Hülien 
in  die  Weite  kann,  gute  Beleuchtung  überall  vorausgesetzt,  geradezu 
entzückoiid  genannt  werden.  Da  liegen  vor  uns  die  liübsclien  ge- 
werbthätigen  bergischen  Städte  und  Städtchen  Beinscheid,  Wermels- 
kirchen,  Ronsdorf,  liüttringhausen,  Lennep,  zur  Seite  Kronenberg 
und  Solingen  in  geringer  Phitfernung,  und  wenn  wir  «lie  rechten 
Punkte  zu  treffen  wissen,  so  erreicht  das  Auge  die  Rlieinebene  und 
gewahrt  wohl  den  Strom  selbst  und  den  Rauch  aus  den  Schornsteinen 
der  Dampfscbilfe,  wie  auch  den  Kölner  Dom  und  den  Drachenfels 
im  Siebengebirge. 

lOin  Spaziergang  von  Elberfeld  die  Ronsdorfer  Strasse  hinauf 
zum  Lichtenplatz  und  hinab  zum  Fischertlial  bei  Barmen;  ein  ande- 
rer durch  den  Barmer  Wald  oder  die  Oede  nach  Beyenburg:  noch 
ein  anderer  nach  Külleuhahn  und  zurück  durch  das  Burgliolz  nach 
der  Evertsaue  und  Sonnborn,  oder  über  Kohlfurth  nach  Kronenberg ; 


fev 


47 

ein  etwas  weiterer  Ausflug  über  Ronsdorf,  Remscheid,  Burg,  Solingen, 
Gr&frath  und  Sonnbom  zurück  —  alle  diese  und  noch  viel  andere 
gewähren  in  der  That  hohe  Naturgenüsse  und  dürfen  sich,  wenn 
auch  der  Grossartigkeit  ermangelnd,  recht  wohl  vielen  zur  Seite 
stellen.  Ich  darf  daher  wohl  an  die  Gäste  unsers  Thaies  die  Bitte  richten, 
einige  Tage  bei  uns  zu  verweilen,  um  unsere  Gegend  näher  kennen 
zu  lernen,  indem  ich  die  Versicherung  gebe,  dass  wiederholt  weit- 
gereiste Fremde  von  ihrer  Eigenartigkeit  auf  das  angenehmste  über- 
rascht wurden.  * 

Nicht  dürfen  wir  unterlassen,  an  dieser  Stelle  der  Verschöne- 
rungs-Vereine beider  Städte  —  Barmen  voran  —  daukbarlichst  zu 
gedenken,  die  es  verstanden  haben,  durch  glückliche  sinnige  Ver- 
anstaltungen den  Sinn  für  Natur^enüsso  zu  wecken,  zu  beleben,  zu 
stärken  und  sie  selbst  zu  vervielfältigen  und  zu  erhöhen. 

Hinsichtlich  der  Luft  und  der  Witterungsverhältnisse 
steht  das  Wupperthal  und  besonders  die  Stadt  Elberfeld  nicht  im 
besten  Rufe.  Fremden,  vornehmlich  denen  aus  ebenen  Gegenden, 
will  das  enge,  zugige,  feuchte  und  nebelige  Thal,  der  häufige  Regen, 
der  Dampf  aus  den  Fabrikschornsteinen,  der  abschreckende  Anblick 
derWupper  und  ihre  Ausdünstungen  wie  die  der  in  den  Rinnsteinen 
langsam  fortschleichenden  übelriechenden  Farbstoffe  oder  staguiren- 
den  schmutzigen  Wasser  mit  Recht  nicht  behagen.  Der  Einheimische 
fragt  weniger  darnach  und  besonders  ungesund  muss  es  wohl  nicht 
hier  sein,  da  Epidemien  selten  auftreten,  auch  Achtzigjährige  gar 
nicht  selten  sind  und  im  vorigen  Jahre  gar  Einer  begraben  wurde, 
der  100  Jahre  ununterbrochen  ausgohalten  hatte. 

Die  mittlere  Jahrestemperatur  von  Elberfeld  ist  nach  den  vom 
Prof.  Förstemann  aus  den  zwölfjährigen  —  1818 — 1829  —  Beob- 
achtungen des  verstorbenen  Dr.  Rauschenbusch  zu  Elberfeld 
gezogenen  Berechnungen  7^,282  —  immer  Reaumur  —  und  stimmt 
mit  den   meisten  westeuropäischen  Küstenstädten    ziemlich  überein. 

Der  mittlere  Barometerstand  fällt  zwischen  27  Zoll  8  Linien 
und  27  Z.  9  L.  Als  höchster  Barometerstand  in  12  Jahren  ist  der 
vom  6.  Februar  1821  mit  28,75  Z.,  der  niedrigste  am  27.  December 
1822  mit  26,583"  beobachtet.  Den  höchsten  mittleren  Barometer- 
stand hatte  das  Jahr  1822  mit  27,9-^6,  den  tiefsten  1827  mit  27,810  Zoll. 

In  allen  Jahreszeiten  ist  Südwestwind  am  häufigsten,  Ost  ist 
im  Verhältniss  von  100:383  seltener  als  Westwind,  Nord  seltener 
als  Süd  im  Verhältniss  von  1:2.  Der  Ostwind  schneidet  scharf  ins 
Thal  und  über  die  Höhen,  so  dass  selbst  in  den  wärmsten  Sommer- 
tagen l/ßi  Ostwind  ein  späterer  abendlicher  Aufenthalt  an  unge- 
schützten Stellen  im  Freien  nachtheilig  werden  kann. 

Mit  andern  Orten  verglichen,  stellen  sich  die  Witterungsver- 
hältnisse, wie  schon  erwähnt,  bei  uns  keineswegs  günstig  heraus. 
Die  Zahl  der  bedeckten  Tage   übertriät  die  der  heVt^Tn,  SiAeav  ^  \«ä 


t 


i  48 

1 


< 


aller  Tage  im  Jahre  wenigstens  bewölkt  sind.  Nach  Eämptz  be- 
tragt die  mittlere  Zahl  der  Regentage  für  ganz  Deutschland  148|  bei 
uns  steigt  sie  nach  Förstemann  auf  160  und  unter  60  Orten  Eu- 
ropas, von  welchen  die  Begentage  bekannt  sind,  kommen  nur  16 
vor,  an  welchen  ihre  Zahl  noch  höher  ist.  Unser  verstorbener  Elber- 
felder  Mitbürger  P.  I.  Frische,  ein  fleissiger  und  sorgfaltiger  Be- 
obachter, meint:  „Durchschnittlich  darf  angenommen  werden,  dass 
in  unserem  Thale  jährlich  an  150  bis  155  Tagen  Regen,  an  20  bis  25 
Tagen  Schnee  und  Hagel  föllt,'  dass  an  80  bis  90  Tagen  der  Himmel 
bedeckt  und  trübe  erscheint,  und  dass  etwa  100  Tage  klar  und  heiter 
sind."  —  Auf  jeden  Monat  kommen  im  Mittel  13 — 14  Regentage, 
und  Regenstunden  in  jedem  Monat  76.  Die  Zahl  der  Hcrbstregen 
ist  grösser,  die  der  Winterregen  kleiner,  als  das  für  Deutschland  be- 
stehende Mittelverbältniss  (Förstemann). 

Nach  W.  Böckmann  beträgt,  am  Elberf eider  Regenmesser 
beobachtet,  die  Regenmenge  bei  uns  nach  sechsjährigem  —  1R48 — 1854 
25,363  par.  Zoll,  nach  löjährigem' Durchschnitt  26,250  Zoll.  Diese 
Wassormenge  ist  mit  der  im  übrigen  nordwestlichen  Deutschland 
ziemlich  übereinstimmend,  aber  es  regnet  bei  uns  öfter. 

Die  Zahl  der  Gewitter  ist  im  Ganzen  nicht  gross,  doch  ver- 
schieden, z.  B.  im  Jahr  1848  nur  6,  im  Jahre  1856  dagegen  20,  und 
in  1857  gar  21.  Die  meisten,  etwa  7,  kommen  im  Sommer  zum  Aus- 
bruch, im  Frühling  4 — 5,  im  Herbst  1 — 2,  und  alle  3  Jahre  ist  ein 
Wintergewitter  zu  erwarten.  Ein  wahrhaft  furchtbares  Gewitter  mit 
ungeheuerem  Orkan  und  verwüstendem  Ilagolschlag  brach  in  den 
frühesten  Morgenstunden  nacli  der  Nacht  vom  23.  zum  24.  August 
1855  über  Elberfeld  und  seine  Umgebung  hernieder. 

Erdstösse  wurden  am  25.  Juli  1846  Abends  9  Uhr  25  Min. 
mit  5  bis  6  Schwankungen  und  1877  am  24.  Juni  kurz  vor  9  Uhr 
Morgens  in  einem  schwachen  wellenförmigen  Stopse  verspürt. 

Wenden  wir  uns  zu  den  geognostischen  Verhältnissen 
unserer  Umgebung! 

Die  steinige  Unterlage  der  hiesigen  Gegend  besteht  aus  nur 
zwei  wesentlich  verschiedenen  Steinarten,  aus  Grauwacke  und  Kalk- 
stein, sogenanntes  Dovonsches  Gebirge. 

Die  Grauwacke  erscheint  bei  uns  in  den  mannichfaltigsten  Ab- 
stufungen der  Färbung,  Härte  u.  s.  w.  Hinsichtlich  des  Korns  be- 
obachtet man  bei  Remscheid  \md  am  Hasten  ein  grobkörniges  Con- 
glomerat  aus  zum  Theil  eierdicken  Kieselsteinen  zusammengebacken. 
Zwei  Localitäten,  nämlich  der  Eisenbahudurchschnitt  der  Steele-Voh- 
winkler  Bahn  bei  Vohwinkel  und  ein  verlassener  Steinbruch  in  der 
Oede  bei  Kittcrshausen,  sind  durch  eine  auffallende  Menge  kugeliger 
und  elliptischer  Absonderungen,  wie  sie  auch  der  hiesige  Alaun- 
schiefer auf  der  Kammhöhe  des  Gebirgszuges  zwischen  Elberfeld  und 
Barmen  in  der  Nähe  des  Eynern  Grabens  enthält,  ausgezeichnet,  die 


49 

in  der  Oede  mitunter  Kugelformcn  von  5—6'  Durchmesser  aufweisen. 
—  Versteinerungen  enthält  die  hiesige  Grauwacke  meist  von  See- 
thieren,  als  Conchylienabdrücke  und  Kerne,  mitunter  auch  Trilobiten 
und  Ceratiten  im  Steinbruche  am  Neuenteiche  zu  Elberfeld.  Auf- 
fallend muss  das  Vorkommen  von  häufigen  Pilanzenabdrücken,  an- 
scheinend von  einer  breitstcngeligen  Alge  herrührend,  im  Steinbruche 
in  der  Oede  erscheinen.  Hier  und  da  finden  sich  in  der  Grautvacke 
auch  kalkige  Gebilde  von  grösserem  Umfange  und  unregelmässigen 
Umrissen,  die  sich  als  vereinzelte  Korallenstöcke  ausweisen,  wie  in 
den  Steinbrüchen  der  Ilaardt  und  der  Klüse,  oder  in  grössern  zu- 
sammenhangenden Massen  auftreten  und  dann  ein  vollständiges  Ko- 
rallenriff darstellen,  wie  ein  solches  an  der  östlichen  Fortsetzung 
der  Haardt  in  unmittelbarer  Nähe  der  Wupper  zu  Tage  tritt  und 
auch  am  Döppersberge  bei  Anlage  der  dortigen  Bahnhofsgebäude 
beobachtet  wurde. 

Diese  kalkigen  Gebilde  am  nördlichen  Rande  der  Grauwacke 
macheu  gleichsam  den  Uebergang  zu  der  zweiten  Ilauptabtheilung  der 
Gesteine  unseres  Gebiets  —  zum  Kalk.  —  Er  ist  ein  Zwischenglied 
der  langen  aber  schmalen  Kalksteinkette,  die  in  der  Nähe  von  Erk- 
rath aus  der  llheinebeno  auftaucht,  in  östlicher  Richtung  über  Grui- 
ten,  Wülfrath,  Elberfeld,  Barmen,  Schwelm  bis  in  die  Mitte  von 
Westfalen  fortläuft  und  sich  durch  seine  Neigung  zur  Höhlenbildung, 
wie  durch  grossen  Petrefactenreichthum  aus  den  Gattungen  Buc- 
cinum,  Murchisouia,  Megalodon  (z.  B.  M,  CKCÜllatus),  Stringocephalus, 
üncites  (z.  B.  U.  gryphus),  Spirifer,  Cyathophyllum,  Stroraatopora, 
Tcrebratula,  Aulopora,  Orthoceras  und  einige  Encriniten  auszeichnet. 
Er  umgiebt  das  Weichbild  von  Elberfeld  und  Barmen  auf  der  rechten 
Wupperseite  halbkreisförmig  und  tritt  auf  dem  linken  Ufer  nur  an 
wenig  Stellen  und  auch  hier  nur  in  sehr  geringer  Ausdehnung  zu 
Tage.  Seiner  undeutlichen  Schichtung  wegen  ist  er  unter  dem  Namen 
Massenkalk  oder  auch  Elberfelderkalk  den  Geognosten  bekannt.  Im 
Neanderthal  wurde  der  dortige  körnige  Kalk  oder  Marmor  eine  Zeit- 
lang industriell  ausgebeutet.  Bei  Barmen  besteht  der  Kalkzug,  na- 
mentlich der  „Hohe  Stein"  aus  Dolomit,  in  der  Gegend  von  Ritters- 
hausen finden  sich  mit  dem  Kalk  Galmei,  Bleierze  wie  auch  Malachit- 
spuren und  bei  Vohwinkel  der  merkwürdige  Halloisit.  Im  Matt- 
felder Eisenbahndurchbruch  bei  Schw^elm  wurde  StrwgocepJhalus 
Burtini  in  schönen  Exemplaren  und  reicher  Anzahl  gefunden. 

Da  die  steinigen  Fundamente  unseres  Gebiets  im  Urmeere  ent- 
standen sind,  in  ihnen  somit  die  mehr  oder  weniger  fein  zerriebe- 
nen und  wieder  zusammengekitteten  Trümmer  der  ältesten  Erdrinde 
und  der  über  den  Spiegel  des  ürmeeres  emporgetriebenen  Ueber- 
gangsmassen  vorliegen,  sie  auch  den  Entwickelungsprozess  zu  zahl- 
reichen folgenden  Niederschlagsbildungen  vorbereiteten,  so  w^rd 
unser  Gebirge  von  den  Geologen  mit  Recht  UebeT^2tiv^%^^V\x^^ 


50 

genannt.  —  In  nördlicher  Kichtang  folgen  unserem  Kalkzuge  folgende 
Glieder  oder  Etagen  der  hiesigen  Gebirgsbildung :  Flinz-  und  Knoten- 
kalk —  in  Westfalen  Kramenzolstein,  von  von  Dechen  ursprüng- 
lich Mergelschiefer  genannt  —  die  mit  ihren  nördlichen  üeberdeokun- 
gen :  Kohlenkalk^  Thon-  und  Kieselschiefer,  plattenförmiger  Kalkstein 
und  flötzleerer  Sandstein  —  alle  jünger  als  unser  Kalk  —  eine  weit 
spätere  Periode  —  die  Kohlen formation  eingeleitet  haben. 

In  der  sogenannten  Tertiärzeit  haben  grosse  Fluthgänge 
und  wiederholte  üeberschwemmungen  unbezweifelt  unser n  heimath- 
lichen  Boden  zu  einer  Zeit  heimgesucht,  da  Holland  und  die  Rhein- 
lande, bis  zum  Siebengebirge  aufwärts  unter  Wasser  stehend,  eine 
ausgedehnte  Seebucht  bildeten,  deren  östliche  Grenzen  in  den  Dünen- 
bildungen bei  Hilden  und  Erkrath,  wie  in  den  mächtigen  Sandab- 
lagerungen vorliegen,  die  von  Erkrath  aus  über  Vohwinkel  und  Sonn- 
born-Lüntenbeck  auftreten,  sich  erst  bei  Elberfeld  zu  verlieren  schei- 
nen und  noch  hier  im  aufgeschwemmten  Boden,  am  Brile  wie  an  der 
Eisenbahn  bei  Vohwinkel  ei-  und  kartoflFelförmige  Kieselsteine  auf- 
zeigen. In  der  jüngsten  Periode  dieser  Zeit  mögen  sich  in  jener 
1  Bucht,    die  sich  etwa  bis  in  die  Nähe  von  Vohwinkel  und  Hammer- 

I  stein  erstreckte,  jene  vor  mehr  als  dreissig  Jahren  durch  den  Eisen- 

j       '  bahnbau  zwischen  Vohwinkel  und  Hochdahl  blossgelegten  Nestor  von 

i  Braun-   und  Ilotheisenstein,    welche  die  Veranlassung  zu  der  Hoch- 

ofenanlage in  Hochdahl  gaben,  wie  auch  das  bei  Vohwinkel  vor  zwei 
Jahren  entdeckte  Braunkohlenlager  gebildet  haben. 

Das  Wupperthal  war  vor  Urzeiten  gleichsam  eine  Fostlauds- 
bildung,  bis  es  durch  mächti«re  Fluthgänge  und  IJeborschwenniiuu- 
gen  mit  Geröll  und  Leliramassen  —  dem  sogenannten  Diluvium  — 
überdeckt  wurde.  Die  Spuren  und  Rückstände  davon  kinincu  wir 
noch  an  beträchtlichen  Ilöhcnpunkten  unseres  Thaies  beobachten, 
und  es  ist  wohl  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  sie  aus  einer  Vor- 
zeit stammen,  zu  welcher  die  Flussthäler  in  ihren  heutigen  Umrissen 
noch  keineswegs  vorhanden  waren,  und  als  die  Gewässer  zwar  in  der 
Richtung  des  allgemeinen  Gefälles  der  Landschaft,  aber  in  beträcht- 
licher Höhe  über  dem  Niveau  der  heutigen  Thalsohle  abflössen.  In 
der  Nähe  von  Sonnborn,  dicht  an  der  bergisch-märkischen  Eisenbahn 
und  9ü— löO'  hoch  über  der  Wupper  zeigt  sieh  eine  20 — 25'  mächtige 
Ablagerung  von  Gerülle  und  Flussgescbieben,  die  nach  ihrer  Ueber- 
einstimmung  mit  dem  jetzigen  G(^.schiebe  des  Flusses  weder  über 
ihre  Herkunft  aus  dem  Quellengebiete  und  dem  obern  Laufe,  noch 
über  die  einstmalige  Richtung  und  Höhenlage  seines  Bettes  irgend 
einen  Zweifel  aufkommen  lassen.  Ein  gleiches  Lager  von  Geschieben 
konnte  man  vor  Jahren  um  Döppersberg  bei  Elberfeld  beobachten, 
bis  es  durch  Eisenbalinbauten  weggeräumt  wurde.  —  Die  merkwür- 
digste, nian  könnte  sagen  weltbewegende  Erscheinung  aus  der  Dilu- 
vialzeit unseres  Gebietes  war  unstreitig  die  Auffindung  eines  mensch- 


! 


r 


51 

liehen  Schädels  von  aufPallender  Bildung  und  einiger  dazu  gehörigen 
Gebeine,  die  sich  in  einer  Kalksteinspalte  des  Neanderthales  in  Lehm 
eingebettet  fanden.  Nachdem  Fühl  r Ott  später  im  genannten  Thale, 
wie  auch  in  den  nicht  weit  entfernten  Steinbrüchen  von  Dornap  und 
Wülfrath,  und  in  den  Lüntenbecker  Sandgruben  zahlreiche  fossile 
Thierüberreste  aus  den  meisten  bekannten  hierher  gehörigen  Gattun- 
gen und  Arten  aufgefunden  hatte,  machte  er,  um  mit  seinen  eigenen 
Worten  zu  reden,  „den  ersten  bestimmten  Versuch  des  Nachweises 
for  das  damals  noch  sehr  fragliche  diluviale  Alter  der  Menschheit'^ 

Die  Wupper,  diese  Pulsader  im  Organismus  des  industriellen 
Lebens  in  unserm  Thalo  von  der  Bleicherei  in  der  Vorzeit  an  bis 
auf  die  bedeutenden  Webereien,  Färbereien,  Druckereien  und  die 
chemischen  Fabriken  der  Gegenwart;  dieser  Hebel  des  Beichthums 
und  der  Wohlhabenheit  im  Thale,  auf  denen  die  Unterhaltung  so  viel 
und  mancherlei  trefflicher  Bildungsaustalten,  wie  die  Verfolgung  und 
Erfüllung  so  mancher  ästhetischer  und  humaner  Zwecke,  auch  nach 
aussen  hin,  beruht:  dieser  an  Grösse  unbedeutende  Gebirgsfluss  ent- 
springt am  Fusse  des  Unnenberges  in  der  Gegend  von  Gum- 
mersbach, fiiesst,  im  Anfang  Wipper,  nachher  bei  Hückes- 
wagen  Wupper  genannt,  zuerst  von  Südost  nach  Norden  und 
Nordwest,  von  Rittershauseu  an  westlich  und  von  Hammerstein  an 
dauernd  nach  Süden,  bis  er  nicht  weit  unter  Opladen  bei  Reuschen- 
berg, nachdem  er  kurz  vorher  die  Dhün  aufgenommen,  zwischen 
Bheindorf  und  Wisdorf  nach  etwa  zehnmeiligem  Laufe  in  den  Rhein 
&llt,  —  Von  Barmen  abwärts  wird  das  Thal  enger,  von  Hammer- 
stein nach  der  Evertsaue  und  der  Eohlfurth  hin  treten  die  hohen 
romantischen  Ufor  immer  näher  an  den  Fluss  hinan  und  bilden  bei 
Burg  einen  engen  tiefen  Thalkessel,  aus  welchem  er  bald  den  flachem 
Gegenden  und  der  Rheinebeno  zuströmt. 

Die  Wupper  würde,  wie  in  ihrem  obern  Laufe,  so  auch  bei 
uns  ein  schönes  grünes  Kleid  tragen,  wenn  das  Wasser  nicht  durch 
so  mancherlei  Fabrikabgänge  getrübt  und  verunreinigt  würde.  In 
anhaltend  heissen  Sommern  versiecht  der  Fluss  oft  bis  auf  einen 
schmalen  Strom,  der  sich  mühsam  durch  den  schwarzen  Schlamm 
hinwindet,  wobei  weder  das  Auge  noch  die  Gernchsnerven  augenehm 
afflcirt  werden.  Vom  Herbst  bis  April  dagegen,  nach  lang  andauern- 
dem Regen,  oder  wenn  nach  starkem  Schneefall  plötzlicher  Tempera- 
turwechsel eintritt,  gibt  es  Hochwasser  und  wohl  auch  Ueber- 
schwemmungen,  von  denen  die  vom  28.  März  1845  als  seit  Menschen- 
gedenken die  bedeutendste  verzeichnet  ist,  indem  das  Wasser  nach 
den  Beobachtungen  meines  Freundes  des  Herrn  Banrath  Heuse  zu 
Elberfeld  am  Pegel  der  Isländer  Brücke  daselbst  eine  Höhe  von  11'  7" 
zeigte,  in  Barmen  mit  den  Gartenhecken  gleich  stand  und  mir  auf 
einer  Rückreise  aus  Westfalen  beinahe  in  den  Wagen  stieg.  Die 
Wassermenge  der  Wupper  beträgt  nach  Egen,  des  frühern  Dir ^ct^onc^. 


52 

mündlichen  Mittbeilungen  ein  Drittel  der  Lenne  und  ein  Sechstel 
der  Ruhr.  Die  Breite  des  Flusses  ist  im  Mittel  hei  Elberfeld  und 
Barmen  80',  die  Stromgeschwindigkeit  bei  Hochwasser  nachHeuse's 
Messungen  an  der  Mäuerchenbrücke  in  Elberfeld  10'  in  der  Secunde, 
und  die  Massenentwicklung  in  derselben  Zeit  10000  Kubikfuss. 

Das  Brunnen-  oder  Quellwasser  des  Thaies,  aus  verschie- 
denen Brunnen  geschöpft,  enthält  nach  der  Analyse  des  Apothekers 
Tripp,  früher  in  Barmen,  Kohlensäure,  Kalk,  Magnesia,  Eisen  und 
Spuren  von  Salzsäure  ohne  Angabe  der  Quantitäten.  Das  Barmer 
"Wasser  enthält  mehr  Magnesia,  wohl  weil  der  Kalkzug  bei  Bormen 
grossentheils  aus  Dolomit  besteht.  Die  Temperatur  des  Brunnen- 
wassers in  Elberfeld  betrug  in  den  Monaten  September  bis  Januar 
nach  zahlreichen  von  mir  veranlassten  Beobachtungen  bei  einer  Tiefe 
von  20—30'  zwischen  lOVa  und  8^  bei  40— 80' Tiefe  8— 7<*  und  bei 
80 — 130'  7^2^  ß-  Als  tiefsten  Stand  zeigte  die  ausflicssende  Quelle 
in  der  Klüse  zu  Elberfeld  nach  9  Beobachtungen  des  Directors  E gen 
das  ganze  Jahr  hiudurch  ohne  bedeutende  Schwankung  im  Mittel 
6^907.  —  Im  Allgemeinen  ist  das  Brunnenwasser  im  Thale  angenehm 
zu  trinken  imd  gesund. 

Wenn  ich  nun  dazu  übergebe,  die  Organismen  unsorer  Ge- 
gend zu  besprechen,  so  muss  ich  gleich  im  Voraus  bemerken,  dass 
sich  in  Berücksichtigung  der  klimatischen  Verhältnisse,  der  Boden- 
beschaifenheit  und  des  Mangels  an  mancherlei  jȟnstigen  Bedingun- 
j  gen  eben  kein  grosser  Reichthum  weder  hinsichtlich  der  Flora,  noch 

i  der  Fauna  erwarten  lässt.     Wir  haben  kein  Hochgebirge  mit  eigen- 

thümlichen  Pflanzen  undThiercn,  auch  nur  wenig  (iobir<2[Riirten,  kf.'ine 
vulkanischen  Verwitterungen,  keine  i\Ioorü  und  aus<redohnte  Haide- 
flächen,  noch  Dünen,  breite  Thäler,  sandige  Flussufer  und  ISümpfe; 
es  fehlen  unserem  Gebiete  Seen,  ausgedehnte  zablreiehe  Weiher  und 
Teiche,  wie  auch  Thermen,  Salzquellen  und  Brakwasser.  Fs  gibt 
mit  Ausnahme  des  Burgholzes  kaum  eigentliche  Wälder  und  in  den 
Büschen  nur  wenig  Nadelholz.  Wir  haben  keine  Weinberge,  und 
bauen  keine  Arzenei-  oder  Handelsgewächse. 

DieZahlderElberfelder  phan er ogami sehen  Pflanzen- 
species,  die  kryptogamischen  Farnkräuter  hinzugereclmet, 
ist  noch  nicht  sicher  festgestellt,  weil  Fühl  rot  t,  der  be.ste  Kenner 
dieses  Gegenstandes,  die  Botanik  zu  früh  fallen  liess,  um  sich  andern 
Studien  hinzugeben,  und,  soviel  ich  weiss,  bis  jetzt  keinen  ent- 
sprechenden Nachfolger  gefunden  hat.  Seiner  mündlichen  Mittheilung 
zufolge  sind  nur  etwas  über  400  Arten,  also  kaum  der  dritte  Theil 
der  von  Vt^irtgcn  für  die  ganze  Rheinprovinz  und  der  fünfte  der 
von  Curie  (1840)  für  das  nördliche  Deutschland  von  50^  N.  B.  an 
aufgezählten  Species.  Das  Aachener  Becken  hat  nach  Kaltenbach 
800,  eine  Erstlingsflora  von  Düsseldorf  in  1846  857  Arten,  Jüngst'a 
Flora  von  Bielefeld  (und  einen  grossen  Theil  Westfalen's  1837)  870 


53 

und  Waldeck-Pyrmont  nach  Mülle  r  948  Arten  aufzuweisen.  Sicher- 
lich sind  bei  uns  besonders  im  Gebiete  der  Cyperaceen.  Gramineen, 
unter  den  Rubus- Arten  u.  a.  noch  Eutdeckungen  für  die  heimath- 
liohe  Flora  zu  machen,  wie  ja  in  der  uns  benachbarten  Gegend  von 
Grafrath  durch  Hrn.  Postverwalter  de  Rossi  600  Phanerogamen  ge- 
funden wurden,  wohingegen  manches  spärlich  verbreitete  PÜänzchen 
dorch  Bodenkultur  und  bauliche  Anlagen  verschwinden  mag.  —  Als 
im  Allgemeinen  und  besonders  in  den  übrigen  Theilen  der  Rhein- 
provinz  nicht  gerade  häufigen  Pflanzen  können  wir  für  Elberfeld 
nennen:  Clneraria  palustris,  Ilclleborus  viridis,  Sagittaria  sagittae- 
foUa,  Galanthiis  nivalis  und  Botrychium  liinaria  am  Lichtenplatz  bei 
Barmen;  andere  schöne  sehr  geschätzte  Farne  des  Neanderthales 
sind  unter  den  feindseligen  Gebilden  der  Menschenhand  längst  zu 
Grunde  gegangen.  Die  im  eigentlichen  Rheinlandc  so  überaus  zahl- 
reichen Umbelliferen,  Ranunculaceen  und  Papilionaceeu  sind  bei  uns 
nur  schwach  vertreten.  Von  Solan een  ist  Datura  stramonium  recht 
selten,  Hyoscyamus  fehlt,  Atropa  belladonna  kommt  erst  im  Gestein. 
Solanum  nigrum  bei  uns  ebenfalls  nicht  vor.  Von  Gentianen,  deren 
in  Westfalen  und  dem  weitern  Rheinlandc  7  Arten  oder  melir  ge- 
funden werden,  haben  wir  nur  G.  pueumonanthe  und  auch  diese  nur 
als  Seltenheit  aufzuweisen.  Orchis,  in  Westfalen  12,  im  Rheinland  11, 
sind  bei  uns  2  oder  3,  an  Cypripedium  nicht  zu  denken.  Matricaria 
Chamomilla  ist  hier  ein  seltenes  Pflänzchen  und  Viola  odorata  nicht 
so  häufig,  wie  anderswo,  doch  bei  Barmen  von  Dr.  Gust.  Stachel- 
hausen in  schöner  weisser  Varietät  gefunden.  Aconitum  und 
Aqnileja  kennen  wir  nur  in  Gärten,  unsere  Wiesen  schmückt  keine 
Salvia  pratensis,  nur  sehr  vereinzelt  Colchicum,  und  an  unsern  Wegen 
würde  man  Cichorium  vergebens  suchen;  Centaurea  cyanus.  die  Korn- 
blume, steht  in  unsorn  Klee-  und  Getreidefeldern  viel  spärlicher,  als 
in  andern  Gegenden.  Echium  vulgare  wächst  erst  seit  einigen  Jahren 
in  unserer  Nähe  an  der  Eisenbahn,  durch  die  es  violloiclit  aus  der 
Bheingegend  herübergeführt  ist.  Lichte  Waldstellen  und  Abhänge 
sind  dagegen  oft  auf  weite  Strecken  mit  dicht  stehenden  Purpur- 
blüthen  von  Epilohium  angmtifoUum  geschmückt,  wo  nicht  die 
prächtige  Digitalis  purpiirea  seine  Stelle  einnimmt. 

Die  Bergweiden  geben  den  Milchkühen  vortrefiliches  Futter, 
die  saftigen  Wiesen  zwei-  oder  auch  dreimal  im  Jahre  gutes  Heu. 
Getreide  wird  mit  gutem  Erfolge,  doch  nur  in  den  gewöhnlichsten 
Arten,  Gerste  fast  gar  nicht  angebaut.  Gartenfrüchte  werden 
nur  w^enig  gezogen,  und  die  Obstcultur  kann  keine  hohe  Stufe  ein- 
nehmen, weil  ausser  Birnen  nur  die  grübern  Obstsorten  gedeihen. 

Hochwald  finden  wir  nur  in  dem  forstlich  bewirthschafteten 
königlichen  Forste  Burgholz  zwischen  Sonnborn  und  Kronenberg, 
1258  prcuss.  Morgen  oder  etwa  300  Hectaren  gross  und  Vs  aus 
Nadelholz,  ^/^  aus  Laubholz,  vorzüglich  Eichen  und  Buchen  bestehend. 


54 

Hier  gibt  es  nicht  gar  za  selten  Eichen  von  100  cm,  Buchen  von 
80  und  Nadelholzstämme  von  60  cm  Durchmesser.  Auch  ganz  in 
der  Nähe  von  Elberfeld,  z.  B.  in  der  Distelbeck  standen  früher  ähn- 
liche mächtige  und  wohl  noch  stärkere  Eichen.  Seitdem  aber  der 
Sinn  für  Waldkultur  schwächer  geworden  zu  sein  scheint  und  dem 
Walde  sein  natürlichster  Dünger,  das  abgefallene  Laub,  genommen 
wird,  bleibt  Alles  nur  Buschwerk.  Einen  grünen  Schmuck  auch  im 
Winter  bildet  in  vielen  Waldgegenden  die  mitunter  baumartig  ent- 
wickelte und  mit  rothen  Beeren  bedeckte  Stachelpalme  oder  Hülse, 
Hex  aquifoUum,  Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  eines  Pflänzchens 
noch  gedenken,  das  meist  unsern  Waldboden  bedeckt,  von  Erwachse- 
nen wenig  beachtet  und  nur  von  Kindern  recht  geliebt  und  geschätzt 
wird.  Es  ist  dies  die  Wald-  oder  Heidelbeere  —  Vaccinium  3Iyrtühts. 

Herr  Revierförster  Weth  in  der  Ruthenbeck  bei  Sonnbom, 
der  das  Burgholz  verwaltet,  schreibt  mir:  die  Heidelbeere  gibt  be- 
kanntlich in  den  Sommermonaten  für  viele  arme  Familien  eine  loh- 
nende Erwerbsquelle,  und  wird  der  Ertrag  der  diesjährigen  (1877) 
Ernte  auf  8 — 10000  M.  veranschlagt,  der  fast  durchaus  im  Detail- 
verkauf gewonnen  wurde.  In  der  arbeitslosen  Zeit  gingen  erwach- 
sene Mädchen  und  sogar  kräftige  Männer  Morgens  von  4  Uhr  bis 
spät  Abends,  ein  Butterbrod  zum  Unterhalt  mitfahrend,  in  den  Wald, 
um  Heidelbeeren,  auch  wohl  Himbeeren  zu  lesen,  und  eine  Familie 
gab  den  Ertrag  im  Sommer  dafür  auf  80  Thaler  an. 

Die  Zahl  der  Wirbelthiere  unserer  Gegend  mag  gegen  175 
Arten  betragen. 

Von  Säugeth leren  glaubt  Fuhlrott  40  Species  für  uns  in 
Anspruch  nehmen  zu  dürfen,  was  ungefähr  die  Ilälfto  der  von  Bla- 
siu8  beschriebenen  deutschen  Mammalion  ausmaclion  würde.  Doch 
mögen  immerhin  unter  den  mehr  verborgen  lebenden  Fleder-,  Spitz- 
und  Feldmäusen  einige  Arten  noch  übersehen  worden  sein^).  Di« 
wilde  Katze,  ausschliesslich  eine  Bewohnerin  grosser  dichter  Wälder, 
kommt  hier  gar  nicht,  der  Baummarder  (Mustcla  3Iartrs)  im  Burg- 
holz als  Soltenlieit  vor.  Fischottor  wurden  vor  Jahren  in  der  Lake 
bei  Barmon  ziemlich  oft  erlegt.  Der  Hamster  fvhlt  glückliclierweise, 
wie  er  auch  in  Westfalen  nicht  vorkommt.  Das  lieh  findet  sich  im 
Burgholz  zuweilen  als  Wechselwild  einzeln  ein,  und  es  wird  aiigon- 
l)licklich  ein  Pärchen  von  solchen  Verirrton  daselbst  ;i:ehegt:  Hirsche, 
ebenfalls  vorlauft^n.  wurden  zu  zwei  Stück,  der  letzte  im  Jahre  1S70 
gescliossen.     Wildschweine  dringen  nicht  zu  uns. 

Der  einheimischen  hier  nistenden  Vögel  können  wir  ziemlich 
genau  100  Species  und  fast  eben  so  viel  durchreisende,  hier  erlegt«* 


1)  Wie  Herr  Landesgeologe  Dr.  C.  Koch  in  Wies})aden,  ein 
Kenner  unserer  Gegend  hinsichtlich  dieser  Thi(?re,  in  einem  ebenso 
lehrreichen,  als  ansprechenden  Vortrage  bestätigt. 


55 

Gäste  annehmen,  so  dass  von  etwa  400  deutschen  Vögeln  der  vierte 
Theil  auf  unsere.  Gegend  kommt.  Am  stärksten  sind  die  kleineren 
Singvögel  vertreten,  doch  ist  die  Zahl  der  Individuen  nicht  besonders 
gross,  und  die  Gegend  ist  von  diesen  Thierchen  nicht  so  belebt,  wie 
anderswo.  Die  Nachtigal  wird  bei  £lberfeld  als  Seltenheit  zu  drei 
oder  vieren  aufgezählt;  die  Goldamsel  (Oriölus  gaXbuld)  dagegen,  der 
Staar,  der  Schwarzkopf  (Sylvia  atricapiUa),  wie  auch  beide  Roth- 
schwänzchen und  das  Rothkehlchen  sind  nicht  selten.  Der  Eisvogel 
ist  von  der  Wupper  verschwunden,  der  Wiedehopf  wird  einzeln  im 
Burgholz  gesehen,  wo  aber  der  Uhu  fehlt.  Wachteln  lassen  ihren 
Schlag  erst  bei  Tönnisheido  ertönen,  Waldhühner  kennen  wir  bei  uns 
nicht.  Als  Gäste  erscheinen  zuweilen  bei  bedeutendem  Hochwasser 
Möven,  und  der  kleinste  aller  Schwimmvögel,  der  sogenannte  Peters- 
vogel oder  Petrell  (Thälassidroma  pelagicaYig,),  einheimisch  in  den 
nördlichsten  Gegenden  des  atlantischen  Oceans,  wurde  als  seltenster 
aller  seltenen  Gäste  einmal  lebendig  auf  der  Wupper  in  der  Mitte 
von  Elberfeld  gefangen. 

An  Reptilien  und  Amphibien  sollen  15  oder  16  Arten  hier 
vorkommen,  und  die  Angabe,  dass  Lacerta  viridis  —  die  grüne  Ei- 
dechse —  bei  uns  gefunden  sei,  wird  wohl  ebensogut  auf  einem 
Irrthum  beruhen*  als  das  Vorkommen  von  Vipera  (Pelias)  herus  — 
der  Kreuzotter.  Meines  Wissens,  mit  Fuhlrott  übereinstimmend, 
haben  wir  hier  nur  zwei  eigentliche  Schlangen:  die  Ringelnatter 
{Tropidonottis  natrix)  und  die  glatte  oder  bunte  Natter  {CoroneUa 
laevis),  welch  letztere  von  Unkundigen  gern  für  die  Kreuzotter  ge- 
halten wird.  Der  Laubfrosch  kommt  bei  Elberfeld  sehr  vereinzelt, 
so  viel  ich  weiss  nur  in  der  Mirke  vor.  Der  gefleckte  Salamander 
ist  hier  bei  weitem  nicht  so  häufig,  wie  am  Rhein. 

Die  Artenzahl  der  Fische  unserer  Gewäser  wird  auf  19  an- 
gegeben, wird  aber  für  die  Wupper  von  Barmen  abwärts  von  Jahr 
zu  Jahr  wohl  sehr  zusammengeschmolzen  sein.  Bei  Hückeswagen 
und  weiter  hinauf,  wo  die  Wupper  noch  nicht  verunreinigt  ist, 
liefert  sie  mächtige  Hechte,  viel  Aale,  Barsche  und  Forellen,  wäh- 
rend letztere  sich  bei  uns  nur  in  wenig  Gebirgsbächen  noch  finden. 
Vor  Jahren  habe  ich  wiederholt  zur  Laichzeit  im  Frühjahr  das  Auf- 
steigen der  Bleie,  Rothaugen  u.  a.  Fische  in  der  Evertsaue  beob- 
achtet. Zu  Tausenden  drängten  sich  die  Thiere  bis  nach  Hammer- 
stein hinauf,  bis  sie,  von  den  verderblichen  Ausflüssen  der  Färbe- 
reien und  chemischen  Fabriken  vergiftet,  halbtodt  oder  todt  wieder 
hinabgetrieben  kamen  und  mit  ihren  am  Ufer  abgesetzten  Leibern 
die  Luft  in  weitem  Umkreise  verpesteten.  Auch  das  findet  nicht 
mehr  statt,  seitdem  Rothförbereien  sich  auch  an  der  untern  Wupper 
etablirt  haben,  und  es  ist  nur  zu  verwundem,  dass  von  dorther, 
namentlich  von  Burg,  immer  noch  wie  früher  sogenannte  Maipieren 
{Cypi'inus  phoxinus)  unter  dem  Namen  »Rümpchen«,  portionsweise 


58 

Granzen  1800  Species,  darunter  etwa  750  Macros.  Die  Rheinprovinz 
hat  1554  Arten  mit  854  Macros;  von  Aachen  sind  bekannt  925, 
darunter  559  Macros,  von  Trier  950  mit  572  Macros,  von  Crefeld 
1008  mit  520,  von  Elberfeld  und  Umgegend  1054  mit  654  Gross- 
schmetterlingen.  Letztere  hat  Hr.  Gnst.  Weymer  in  dem  Jahres- 
bericht des  »naturwissenschaftlichen  Vereins  von  Elberfeld«,  Mit- 
für 1878,  wissenschaftlich  geordnet  und  zahlreichen  mit  schätzens- 
Noiizen  begleitet,  namhaft  gemacht. 

Seltene  Arten  und  Varietäten  darunter  sind:  Apatura  Uta 
(einmal  gezogen),  Ap,  Iris  var.  Jole  (desgl.),  Vanessa  PolycJHoros 
(desgL),  V,  Antiopa  var.  Hygiaea  (einmal  gefangen),  F.  Cardui  var. 
Elymi  (einmal  gezogen),  Deiopeia  PulcheUa  (einmal  gefangen),  bis- 
her nicht  in  der  Bheinprov.  gef.j,  Hepialus  VeUeäa  (bisher  nur  bei 
Elberfeld  selten  und  sonst  nicht  in  der  Rheinprov.  entdeckt),  Lasio^ 
campa  Pruni  (öfter  gefangen),  L.  Popülifolia  (gezogen),  Drepana 
Sicuia  (zweimal  gefangen)  Harpyia  BicuspiSt  Hyhocampa  MiVhauserij 
^otodonta  Qtierfta,  Lophopteryx  Carmelita,  Agrotis  Molotliina  (bisher 
nur  an  zwei  Stellen  in  Deutschland)  Agrotis  Sobrina  (bisher  noch 
wenig  in  Deutschld.,  in  der  Rheinprov.  gar  nicht,  bei  uns  öfter  beob- 
achtet), Agrotis  Dahlii  (einmal  gef.,  bisher  noch  nicht  in  der  Rhein- 
prov.), Amynoconia  Caecimaeiüa  (fast  alljährlich  gef.,  bisher  nicht  im 
nordwestlichen  Deutschi,  beob.),  Orthosia  liuticilla  (als  dritter  Fund- 
ort in  Deutschld.),  Xylina  Zinkenii  (oft  gef.,  sonst  nirgendwo  in  der 
Rheinprov.),  Eugonia  fuscantaria  (bisher  nicht  in  Deutschland),  Sco- 
donia  Belgaria  (bisher  nur  in  zwei  Exemplaren  in  Deutschland,  hier 
6  Exempl.  gefunden).  —  Merkwürdig,  und  für  die,  die  es  erlebten, 
unvergesslich  bleibt  das  zahlreiche  Vorkommen  von  Sphinx  Nerii  und 
das  eben  nicht  seltene  von  Sph,  Celerio  im  Jahre  184G. 

Der  Zweiflügler  oder  Dipteren  unserer  Gegend  ))es^zt 
die  Elberf.  Realschulsammlung  an  480  Arten,  eine  Zahl,  die  durch 
spätere  Sammler  natürlich  bedeutend  vermehrt  werden  kann,  und 
hoffentlich  wird.  Als  Seltenheit  darunter  kann  ich  leicliomyza  fusca 
Maquard  anführen. 

Gradflügler  oder  Orthoptera  zählen  wir  in  derselben 
Sammlung  aus  unserer  Gegend  bis  jetzt  48  Arten,  die  meisten  unter  den 
kleinern  Heuschrecken.  Im  denkwürdigen  Jahre  184G  statteten  uns 
einzelne  Wanderheuschrecken  —  Oedipoda  migratoria  in  auffallend 
grossen  Exemplaren  einen  Besuch  ab.  Wahrscheinlich  waren  sie 
mit  Pachytylus  stridulus  und  P.  caeridesccns  aus  der  nicht  weit  ent- 
fernten Hildener  Haide  gekommen,  wo  alle  drei  ständig  sind.  Styh- 
pyga  (Blatta-Periplancta)  orientaliSj  die  Küchenschabe,  ist  seitdem 
wir  transatlantischen  Verkehr  pflegen,  also  schon  lange,  bei  uns 
eingebürgert  ^). 


1)  In  Dortmund  fand  ich  vor  Kurzem  an  der  Stelle  der  St.  orien- 


59 

Von  Nenropteren  oder  Netzflüglern,  deren  wir  bis  jetzt 
von  hier  erst  15  Arten  besitzen,  kommen  Libel]aliden  am  häufigsten 
bei  Aprath  in  der  Umgebung  des  dortigen  grossen  Teiches  und  im 
Burgholz  vor.  Im  Jahre  1862  berührte  ein  gewaltiger  Zug  von  Xi- 
beUula  quadrimacülata  Linne  das  Wuperthal  bei  Sonnbom,  um  nach 
Mettmann  und  Solingen  weiter  zu  ziehen.  Der  Ameisenlöwe,  bei 
Düsseldorf  so  häufig,  fehlt  uns. 

Bie  Zahl  der  von  mir  gelegentlich  gesammelten  und  aufbe- 
wahrten Rhync boten  oder  Schnabelinsecten  beträgt  ausser 
zahlreichen  noch  nicht  determinirten  Aphidien  300  Arten,  während 
von  Mink  beiCrefeld  schon  592  derselben  festgestellt  sind,  die  auch 
bei  uns  wohl  zu  erreichen  sein  mögen.  Eine  Seltenheit  und  bisher 
nur  in  Schweden  und  Böhmen  gefunden  ist  die  von  mir  voriges 
Jahr  im  Gaswasser  angetroffene  Sigara  minutissima  L. 

Die  Spinnen  und  verwandte  Thiere  harren  bei  uns  noch  des 
Sammlers  und  Eenners.l 

Von  Erustenthicren  fehlt  in  unmittelbarer  Nähe  der 
Flusslcrebs,  der  an  der  obem  Wupper  häufig  genug  vorkommen 
soll;  dagegen  findet  sieh  im  Sommer  im  Trinkwasser  nicht  selten 
das  niedliche  schneeweisc  Brunnen-Flohkrebschen  Gatnmarus  puteanus 
zu  unnöthigem  Schrecken  der  Wassertrinker. 

Hinsichtlich  der  Mollusken  unserer  Gegend  hat  mir  Herr 
Geh.-Reg.-Rath  Dr.  Lischke  zu  Bonn,  früher  Oberbürgermeister  von 
Elberfeld,  ein  Kenner  ersten  Ranges  in  diesem  Stück,  freundlichst 
Auskunft  gegeben,  soweit  es  seine  Erinnerungen  ihm  möglich  machten. 
£r  schreibt  mir: 

»Die  nächste  Umgebung  Elberfeld's  ist  arm  an  schalentragenden 
Schnecken.  AufiEallend  war  mir  der  Einfiuss  des  hin  und  wieder 
zwischen  der  allgemeinen  Decke  von  Lenne-Schiefer  zu  Tage  treten- 
den Kalks  auf  die  Zahl  der  Arten  und  Individuen.  Auf  solcher 
Ealkinsel  fand  sich  wohl  Alles  zusammen,  was  die  Umgegend  über- 
haupt an  Gattungen  und  Arten  bot:  Helix,  Pupa,  Clausüia,  BulimuSj 
Hycdina,  Vertigo,  Achatina,  Vitrina,  Sucdnea,  Carychium.  Die  Arten 
waren,  unserm  rauhen,  feuchtkalten  Klima  entsprechend,  meist  solche, 
welche  verborgen,  am  Boden  unter  Steinen  u.  s.  w.  leben.  Die  sonst 
so  gemeinen:  Ildix  pomatia  und Helix  nemoralis  nebst  H.  liortetisis 
sind  um  Elberfeld  ziemlich  d.  h.  verh%ltnissmässig  selten,  während 
sie  unten  in  der  benachbarten  Rheinebene  im  grossesten  Ueberflusse 
vorhanden  sind.  So  finden  sich  namentlich  bei  Erkrath  zahlreiche 
imd  schöne  Varietäten  von  Helix  nemoralis  und  hortensis,  z.  B.  die 
nicht  ganz  gewöhnlichen  kafieebraunen  und  violetten.    Das  Neander- 


tälis  in  einer  Küche  Phi/7lodromia  (Blatta)  germanicay  und  bemerkens- 
•werther  Weise  unter  ihnen  eine  noch  nicht  ganz  ausgebildete  orten- 

t4Üi8. 


60 

thal  war  frülier  sehr  artenreich  und  enthielt  insbesondere  die  schöne 
Helix  persoTuUa,  aber  die  Steinbrüche  haben  fast  Alles  vernichtet  — 
Süsswasserschnecken  und  Muscheln  habeich  nur  gelegentlich 
gesammelt.  Neritina,  Ancylus  sind  in  unsern  kalten  Bächen  ge- 
mein, Lymnaea,  Cyclaa  und  Pisidwn  in  Tümpeln,  Hydrohia  Dun- 
Jceri  in  Quellen,  Unio  hatavus  in  der  Dussel  zwischen  Erkrath  und 
HochdahL  —  Unter  den  Schnecken  bei  Elberfeld  ist  Vitrina  Dra* 
parnäldi  durch  Häufigkeit  und  ungewöhnliche  Grösse  ausgezeichnet. 
Von  Nacktschnecken  ist  Arion  rufus  und,  Limax  cinero-niger  in 
Wäldern,  Limax  agrestis  in  Feldern  überaus  gemein.  Der  ächte 
Limax  cinereus  findet  sich  in  Kellern  und  in  der  Nähe  von  Wohn- 
gebäuden, nie  aber  im  Walde.  Im  Düsselthal  ist  Limax  arhorum 
häufig  an  Bäumen.«  Ich  kann  noch  hinzusetzen,  dass  Palwlina  viri- 
dis, bis  dahin  in  der  Rheinprovinz  noch  nicht  aufgefunden,  vor 
dreissig  Jahren  in  hiesigen  Bergquellen  massenhaft  gesammelt  wurde, 
und  dass  Anodonta  cygnea  im  Aprather  Teiche  nicht  selten  ist. 

Das  einzige  Pflanzenthierchen,  was  meines  Wissens  hier 
beobachtet  wurde,  ist  der  grüne  Armpolyp  Hydra  viridis  L.  in 
Teichen  und  Tümpeln  der  Umgegend  von  Elberfeld. 

Hierauf  hielt  Herr  Generaldirektor  Rive  einen  Vortrag  über 
die  Entwickelung  und  Bedeutung  des  Steinkohlenberg- 
baues Rheinlands  und  Westfalens  in  geognostischer,  tech- 
nischer, mercantiler  und  wirthschaftlicher  Beziehung. 

Durch  bereitwilligstes  Entgegenkommen  Sr.  Durchlaucht  des 
Prinzen  zu  Schönaich-Carolath,  König).  I5erghaiH)t]naims,  sowie  dos 
Herrn  Bergraths  Schultz  (Bochum)  war  dem  Hedner  ein  wahrhaft 
grossartiges,  höchst  interessantes  Kartenmaterial  zur  Verfügung  ge- 
stellt, was  derselbe  im  Eingang  seines  Vortrages  besonders  aner- 
kennend erwähnte. 

Das  Rheinisch- Westfälische  Steinkohlengcbirge  bildet  den  Süd- 
rand des  ehemaligen  »Meerbusens  von  Münster«,  welcher  Ilufeisen- 
form  mit  östlich  geschlossener  Wendung  besitzt,  durch  die  Städte 
Mülheim  a.  d.  Ruhr,  Essen,  Bochum,  Dortmund,  Soest,  östlich  durch 
Paderborn  und  Detmold,  nördlich  durch  Bielefeld,  Halle  und  Tecklen- 
burgmarkirt  ist,.und  auf  der  trefi'lichen  v.  Dechcn'scheu  Karte  (1800) 
sehr  deutlich  hervortritt.  S^in  Ausgehendes  findet  das  Stoinkoklen- 
gebirge  in  der  Nähe  der  Ruhr,  wird  aber  in  weiterer  nördlicher  Er- 
streckung von  der  Kreideformation  überlagert,  deren  Mächtigkeit 
nach  neueren  Bohrversuchen  bei  Dotteln,  Werne  a.  d.  Lippe  und 
Hamm  i.  W.  über  2000  Fuss  beträgt.  Sie  gehört  nach  Schlüter 
einer  besonderen  Etage  zwischen  Senon  und  Turon,  dem  sog.  »Em- 
scher«,  an,  wird  überlagert  von  Quadratenschichten,  unterlagert  von 
Cuvieri  Pläner.  Die  in  letzteren  eingeschobenen  Grünsandlager  treten 
häufig   in   drei    Gliedern    auf,    wechseln   jedoch  sehr  in  Bezug  auf 


61 

Mächtigkeit  und  Zahl,  so  dass  oft  nur  das  unterste,  das  Steinkohlen- 
.  gebirge  unmittelbar  überdeckende,  Glaukonith  führende  Glied  aus- 
gebildet ist.  Nach  Norden  hin  ist  das  Steinkohlengebirge  keines- 
wegs  regelmässig  eingesenkt,  wie  man  früher  glaubte,  sondern  man 
findet  lokale  Erhebungen  und  Ein  Senkungen,  die  von  der  jüngeren 
Formation  eingoebnet  sind  und  nach  neueren  Bohrversuchen  oft  das 
Bothtodtliogende  scheinbar  inselformig,  nach  Norden  hin  aber  wohl 
schichtenweise  eingelagert  enthalten.  Das  Ereidegebirge  tritt  nach 
den  jetzt  vorliegenden  Aufschlüssen  in  der  Gegend  östlich  von  Dort- 
mund mehr  klüftig  und  sehr  häufig  stark  wasserführend  auf,  und 
verursacht  somit  dem  Bergbau  beträchtliche  Schwierigkeiten;  ein- 
zelne Klüfte  weisen  ein  Wasserquantum  von  3 — 400  Kubikfuss  pro 
Minute  auf  und  stehen  unter  einem  beträchtlichen  Ueberdruck,  der 
unter  geeigneten  Bedingungen  das  Wasser  bis  auf  100,  ja  200  Fuss 
über  die  Erde  zu  treiben  vermöchte.  In  der  Gegend  von  Werne  und 
von  Hamm  sind  in  den  letzten  Jahren  durch  Tiefbohrungen  mäch- 
tige Thermalquellen  erschlossen  worden,  deren  Wasser  in  seiner  Zu- 
sammensetzung dem  der  Ocynhauser  Quellen  ähnlich,  jedoch  reicher 
an  Chlornatrium  (60,5  g  statt  33,4  g  in  1000  g)  und  kälter  (27,84^ 
statt  33,75  °  C.)  ist.  Dagegen  zeigt  sich  das  Kreidegebirge  nach 
Westen  hin  in  der  Nähe  des  Rheines  in  geringer  Mächtigkeit,  unter 
fast  gänzlicher  Ausscheidung  des  sog.  Emscher,  und  ist  hier  über- 
lagert von  bis  zu  500  Fuss  mächtigen  Diluvial  schichten.  Das 
Stcinkohlengebirge  selbst  zeigt  ein  Einsenken  nach  Norden,  indem 
gleichzeitig  die  Muldenbildung  ganz  gewaltige  Dimensionen  und  Teufen 
annimmt.  Dem  entsprechend  haben  sich  in  den  nördlichen  Mulden 
erheblich  mehr  Flötze  einlagern  können,  als  in  den  südlichen.  Es 
werden  vier  Ilauptmulden  durch  drei  Hauptsättel  unterschieden, 
und  zwar  von  Süden  ausgehend  die  Wittener,  die  Bochumer,  die 
Stoppenberger  und  die  Horster  Mulde.  Während  die  südlichen 
Mulden  nur  magere  und  Fettkohlenflötze  aufnehmen  (Leitflötze: 
Hundsnocken,  Sonnenschein,  Röttgersbank),  lassen  die  nördlichen  die 
Gas-  und  die  Gasflammkohlen  einlagern.  Die  Horster  Mulde  besitzt 
vermuthlich  eine  Teufe  von  etwa  2500  m  vom  hängendsten  bis  zum 
liegendsten  Flötz  senkrecht  gemessen.  Schon  sind  hier  75  Flötze 
von  mindestens  V2  ^  Mächtigkeit  erschlossen,  und  immer  noch  werden 
deren  neue  aufgefunden,  z.  B.  im  Muldenmittel  mit  den  Schächten 
Ewald  und  General  Blumenthal,  die  den  Reichthum  der  bekannten 
Kohlenlagerstätten  Westfalens  noch  erheblich  vermehren. 

Beim  Vergleich  der  Quantität  und  der  einzelnen  Qualitäten 
der  Flötzablagerungen  Westfalens  mit  denen  Englands  kam  Redner 
zu  dem  Resultat,  dass  Westfalen  qualitativ  mindestens  den  gleichen 
und  quantitativ  einen  erheblich  grössern  Reichthum  wie  England 
besitzt. 

Ferner  beleuchtete  Redner  speziell  die  "FoTTasAivoTÄTjL  ^^'a  ^\ft\sk- 


62 

kohlengebirges,  indem  er  die  Ausdehnungen  der  Hauptmulden  und 
Sättel  näher  bezeichnete  und  dieselben  in  ihrer  Streichrichtung  ver- 
folgte; er  besprach  z.  B.  ausführlicher  einen  neuerdings  erschlosse- 
nen grossen  Muldensattel,  welcher  unzweifelhaft  zwischen  den  Zechen 
General  Blumenthal  und  Ewald  nachgewiesen  ist.  Ferner  berichtete 
er  über  die  Hauptstörungen  und  -Verwerfungen  im  Steiukohlenge- 
birge,  machte  dabei  auf  die  sehr  charakteristische  Erscheinung  auf- 
merksam, dass  fast  sämmtliche  Störungen  ein  Einfallen  nach  Osten 
zeigen,  und  wies  nach,  dass  einzelne  dieser  Störungen  einen  Niveau- 
unterschied bis  zu  700  m  veranlasst  haben. 

Im  zweiten  technischen  Theil  seines  Vortrags  lieferte  nun 
der  Redner  den  Nachweis,  dass  die  Fortschritte  der  Bcrgtochnik 
soweit  gediehen  sind,  um  diese  Schwierigkeiten  zu  überwinden  und 
die  Eohlenscbätze  auch  im  Norden  und  Westen  des  Gebietes  zu 
heben.  Zur  Erläuterung  des  Gesagten  bezog  er  sich  auf  ein  durch 
die  Berggewerkschaftskasse  zu  Bochum  s.  Z.  für  die  Hamburger 
EohlenausstelluDg  angefertigtes  grosses  Profil,  gelegt  durch  die  Linie 
Steele,  Gelsenkirchen,  Horst  in  einer  geographischen  Längserstrockung 
von  20  km,  ferner  auf  eine  interessante  Flötzprojektion  des  Herrn 
Markscheider  Baunemann  in  Gelsenkirchen,  gelegt  in  eine  Horizon- 
tale vom  Rhein  über  Osterfeld,  Recklinghauseu  bis  östlich  von  Eastrop. 

Seit  der  primitiven  Gewinnungsweise  zu  Beginn  dieses  Jahr- 
hunderts haben  sich  unsere  Förderungsmethoden  ausserordentlich 
vervollkommnet;  zunächst  teufte  man  den  Schacht  ab,  wandte  ge- 
wöhnliche Zimmerung  an,  mauerte  später  wasserdicht  aus  und  ging 
schon  in  den  50er  Jahren  zum  Englischen  Tubbinprs verfahren  über. 
Aber  auch  diese  Methode  genügte  bei  grösserem  Waeseraudrang  nicht 
mehr;  man  wendet  dann  au  Stellen,  wo  man  mit  festen  Mergeln 
zu  thun  hat,  das  Abbohrungsverfahren  der  Schächte  unter  Wasser 
an.  Anders  ist  es  hingegen,  wenn  man,  wie  an  den  Ufern  des  Rheins, 
mit  Diluvialschichten  zu  thun  hat,  unter  welchen  noch  der  Pläner 
liegt.  Redner  beschreibt  die  mit  so  glücklichem  Erfolg  angewandte 
drehende  Bohrmanipulation  unter  Benutzung  des  Sackbohrers  auf 
der  Zeche  »Deutscher  Kaiser«,  sowie  die  stossende  Manipulation 
nach  System  Chaudron  oder  Lippmann,  angewandt  u.  a.  auf  Zeche 
Dahlbusch  und  Zeche  Königshorn. 

Angesichts  dieser  stets  gesteigerten  Vervollkommnung  der 
Förderungsmittel  wirft  sodann  Redner  die  Frage  auf  nach  den  er- 
reichten Resultaten  und  macht  diese  durch  eine  höchst  interessante 
graphische  Darstellung  anschaulich.  Es  betrug  die  Produktion  im 
Jahre  1852  2  018  060  t,  der  Werth  10  144  218  M.,  die  Zahl  der  Ar- 
beiter 14  632.  Im  Jahre  1876  dagegen  betrug  die  Förderung  17  036  757  t, 
der  Werth  107  573  241  M.  und  die  Zahl  der  Arbeiter  81438.  Der 
Werth  der  Produktion  belief  sich  1873  sogar  auf  176  Mill.  Mark. 
Bei  neunfacher  Produktion  hat  sich  also  die  Zahl  der  Arbeiter  nur 


63 

venechBfaoht,  mithin  die  Leistungsf&liigkeit  des  einzelnen  Mannes 
wesentlich  erhöht.  Aber  zu  einer  ferneren  viel  rapideren  Steigerung  ist 
nnser  Steinkohlenbergbau  berufen,  wenn  die  Bedingungen  geschaffen 
.werden,  welche  in  so  reichem  Masse  unsere  Nachbarstaaten  Belgien  and 
England  der  Industrie  bieten.  Während  jene  Lander  weder  qualitativ 
noch  quantitativ  den  Kohlenreichthum  Westfalens,  und  dazu  minder  gün- 
stige geognostischeVerhästnisse  aufweisen,  hat  sich  dort  eine  solche 
Entwickelung  dieser*  Grossindustrie  gezeigt,  dass  wir  beschämt  vor 
eine  vorgelegte  Exportkarte  zu  treten  haben,  durch  welche  in  gra- 
phischer Darstellung  der  Nachweis  geliefert  wird,  welch  ungeheure 
Massen  Kohlen  England  an  unsere  Nordkäste  entsendet.  Ohnmächtig 
unter  dem  Druck  der  Eommunikationsyerhältnisse,  vermochte  die 
Westfälische  Eohlenindustrie  erst  in  den  letzten  Jahren  einen  schwa- 
chen Kampf  auf  diesem  Deutschen  Gebiete  gegen  den  Englischen 
Import  aufzunehmen.  Erst  die  Einführung  billigerer  Frachten,  die 
Einrichtung  besserer  Verkehrswege  und  eine  Aenderung  der  seit- 
herigen Handelspolitik  werden  hier  bessere  Zustände  herbeiführen. 
Verweigert  der  Staat  die  Mittel  zum  Emscher-Kanal,  so  sei  der  Ge- 
danke, den  Khein  bis  Ruhrort  und  Köln  um  1  m  für  Seeschiffe  zu 
vertiefen,  in  nähere  Erwägung  zu  ziehen.  Wenn  der  Staat  zu  ge- 
nannten Verbesserungen  die  Hand  biete,  alsdann  werde  die  Eng- 
lische Kohle  bald  vom  Festland  verdrängt  sein,  und  Deutsches  Ka- 
pital und  Deutsche  Arbeit,  beide  höchst  gefahrvollen  Bergbauunter- 
nehmungen zugewandt,  würden  den  Lohn  finden,  der  seither  ver- 
gebens ersehnt  sei;  dann  werde  der  im  Schooss  der  Erde  ruhende 
Bergsegen^  der  Träger  des  Wohlstandes  unserer  industriellen  Nach- 
barstaaten, auch  uns  zu  Theil  werden. 

Nachdem  hierauf  ein  Schreiben  der  Naturwissenschaft- 
lichen Gesellschaft  in  Elberfeld  verlesen  worden  war,  das  eine 
Einladung  zu  der  am  Mittwoch  Abend  Statt  findenden  Sitzung  ent- 
hielt und  zugleich  das  Programm  der  zu  haltenden  Vorträge  mit- 
theilte, sprach  Herr  Dr.  Behrens  über  seine  Anatomisch- phy- 
siologischen Untersuchungen  der  Blüthennektarien. 

Durch  die  Arbeit  des  R.  J.  Gamerarius  de  sezu  plantarum 
epistola  hat  man  zuerst  erfahren,  dass  Blüthenstaub  und  Frucht- 
knoten zur  Erzeugung  reifer  Samen  nöthig  sei.  Zumal  Conrad  Sprengel 
bewies  dann  zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts,  dass  die  Blüthen 
nicht  durch  ihren  eigenen  blüthenstaub,  sondern  durch  den  einer 
anderen  Blüthe,  natürlich  von  derselben  Art,  befruchtet  werden. 
Diese  Uebertragung  des  Pollens  geschieht  durch  Insecten,  welche 
durch  einen  äusserst  sinnreichen  Mechanismus  der  Blüthen,  der  jedoch 
bei  den  verschiedenen  Pflanzen  äusserst  verschieden  ist,  gezwungen 
sind,  jene  Uebertragung  zu  übernehmen,  indem  sie  den  Honig  aus 
der  Blüthe  saugen.    Der  Honig  selbst  wird  in  gewissen  Theilen  der 


64 

Blüthe,  den  sogen.  Nektarien  bereitet,  und  es  beschäftigen  sich 
die  Untersuchungen  des  Eedners  mit  dem  anatomischen  Bau  der 
genannten  Organe,  mit  den  in  ihnen  eingeschlossenen  Stoffen,  mit 
der  physiologischen  Umwandlung  dieser  in  Nektar  (Honig),  mit  dem 
Process,  durch  welchen  derselbe  an  die  Oberfläche  transportirt  wird, 
und  mit  der  chemisch-physiologischen  Zusammensetzung  des  Honigs 
selbst.  Der  Redner  gibt  aus  seinen,  dahin  bezüglichen  Beobach- 
tungen, welche  im  Laufe  dieses  Jahres  in  Form  einer  grösseren,  durch 
Abbildungen  illustrirten  Abhandlung  veröffentlicht  werden  sollen, 
eine  kleine  Auswahl,  um  an  diesen  den  Bildungsprocess  des  Honigs 
zu  erklären.  Die  Nektarien  sind  Theile  der  Blüthe,  welche  meist 
ein  aus  kleinen,  polyedrisclien  Zellen  bestehendes  Gewebe  darstellen, 
dessen  Wände  zart,  nicht  verdickt  sind.  Entweder  sind  diese  Nek- 
tariengewebe  mit  einer  cuticularisirten  Epidermis  bedeckt  oder  der 
obersten  Zellschicht  fehlt  die  Guticula  vollständig.  Der  anatomische 
Bau  bietet  somit  wenig  Verschiedenheiten  dar,  selbst  abgesehen 
davon,  dass  die  Nektarien  an  den  verschiedensten  Theilen  der  Blüthe, 
an  Kelch,  Blumenkrone,  Staubgefassen  und  am  Fruchtknoten  vor- 
kommen, ist  nicht  einmal  die  Eleinzelligkeit  ihres  Gewebes  immer 
vorhanden,  weshalb  eine  anatomische  Definition  des  Nektariums 
nicht  gegeben  werden  kann.  Desto  genauer  lässt  sich  aber  jenes 
Gebilde  physiologisch  erklären:  Ein  Nektarium  ist  ein  Blüthentheil, 
welcher  Honig  oder  honigartige  Stoffe  bereitet  und  ausscheidet,  oder 
wenn  letzteres  nicht  der  Fall  ist,  eine  derartige  Beschaffenheit  be- 
sitzt, dass  er  von  den  Insecten  zur  Honigbereitung  verzehrt  werden 
kann.  Das  Nektariumgewebe  enthält  verschiodeno  Stoffe,  aus  denon 
später  Honig  wird.  Zunächst  findet  sich  sogen.  Metaplasma,  mit 
welchem  Namen  der  Redner  ein  körniges  Protoplasma,  d.  h.  eine 
eiweissartige  Substanz  bezeichnet,  welche  eine  hell-  bis  hoch^clbe 
Farbe  besitzt  und  die  Fähigkeit  hat,  sich  später  in  andere  Stoffe 
umzusetzen.  Mit  diesem  Metaplasma  gemischt,  tritt  dann  häufig 
transitorische  Stärke  auf,  welche  in  Gestalt  von  sehr  kleinen  Körn- 
chen zumal  in  gewissen  Zellen  sich  findet  imd  sich  später  zu  Zucker 
umsetzt.  Schleimartige  Substanzen  und  Gummi  finden  sich  in  fast 
allen  Nektarien;  unter  diesem  Namen  fasst  Redner  alle  jene  Stofie 
zusammen,  welche  durch  Anilintinktnr  purpurroth  gefärbt  werden, 
dabei  aber  keine  Stärke-,  Protoplasma-  und  Zuckerreaktion  zeigen. 
Fast  ebenso  häufig  finden  sich  zuckerhaltige  Flüssigkeiten;  dieselben 
sind  häufig  partienweise  im  Nektarieng^webe  vertheilt  und  kommen 
nicht  selten  mit  den  schon  vorhin  erwähnten  Eiweisssubstanzen  ge- 
mischt vor.  Bei  einigen  Nektarien  konnte  der  Vortragende  auch 
durch  concentrirte  Schwefelsäure  Krystal  Inadeln  nachweisen,  welche 
vielleicht  aus  Cerotinsäure,  einem  Componenten  des  Wachses,  bestehen. 
Aus  allen  den  genannten  Stoffen  wird  der  Nektar  d.  h .  Honig  gebildet, 
und  zwar  ist  derselbe  ein   metamorphisches  Umwandlungsprodukt. 


65 

Dieses  wird  alsdann  (kurz  vor  dem  Aufblühen  der  Blüthe)  auf  der 
Oberfläche  des  Nektariums  ausgeschieden.  £s  kann  die  Secretion 
auf  sehr  verschiedene  Weisen  zu  Stande  kommen  z.  B.  durch  theil- 
veise  Resorption  d.  h.  langsame  Auflösung  der  in  diesem  Falle 
wenig  oder  gar  nicht  cuticularisirten  Epidermis.  Die  Wände  der 
Epidermiszellen  besitzen  alsdann  eine  so  starke  QucUbarkeit,  dass 
sie  sich  nach  und  nach  in  Schleim  auflösen  oder  zerreissen.  Hier- 
durch tritt  alsdann  der  Inhalt  der  epidermidalen  oder  subepidermidalen 
Zellen  frei  nach  aussen,  was  man  beispielsweise  sehr  schön  an  der 
Basis  des  Nektar höckers  von  Diclytra  spectabilis  beobachten  kann. 
In  einem  zweiten  Falle  geschieht  die  Honigausscheidung  durch  £ndo-, 
£xo-  oder  Diosmose  nach  vorherigen  Diffusions  vergangen  der  Zell- 
flüssigkeiten unter  einander.  Nach  dem  Gesetze  von  Dutrochet  und 
Yierordt/  dass  die  Stärke  der  Endosmose  der  Dichtigkeit  der  Lö- 
sungen proprotional  ist,  müssen  alle  diese  Diffusionserscheinungen 
mit  grosser  Energie  vor  sich  gehen.  Redner  erwähnt,  dass  in  seiner 
demnächstigen  Publication  diese  schwierigen  physikalischen  Vorgänge, 
die  selbst  den  Physikern  noch  nipht  genau  bekannt  sind,  auf  Grund 
physikalischer  und  mathematischer  Auseinandersetzungen  eingehend 
besprochen  und  für  den  pflanzlichen  Organismus  discutirt  werden 
sollen.  Als  dialytische  Diffusionsmembranen  wirken  bei  den  Nek- 
tarien  entweder  die  Epidermisschicht  oder  Scbleimpapillen.  Der 
ersteren  fehlt  alsdann  die  Cuticula  und  sie  unterscheidet  sich  von 
dem  angrenzenden  Nektarium-Parenchym  nur  wenig.  Die  ausge- 
schiedenen Stoffe  bemerkt  man  häufig  auf  der  Epidermisschicht  zer- 
streut liegen.  Bei  den  Scbleimpapillen  lässt  sich  der  Diffusionspro- 
cess  verfolgen,  wenn  man  den  zuckerhaltigen  Inhalt  der  Papillen 
durch  Kupfersulfat  und  Kaliumhydroxyd  weinroth  färbt.  In  dem 
ausgeschiedenen  Secret  lässt  sich  dann  Traubenzucker,  z.  B.  ver- 
mittelst des  Polarisationsapparates,  nachweisen.  Bei  einem  dritten 
Falle  der  Honigabsonderung  hat  Redner  gewisse  Apparate  entdeckt, 
die  einen  äusserst  merkwürdigen  Bau  besitzen  und  die  er  mit  dem 
Namen  Saftventile  bezeichnet.  Sie  sind  kleinen  Spaltöffnungen 
nicht  unähnlich,  besitzen  kleine,  mit  Protoplasma  und  Stärke  dicht 
erfüllte  Schliesszellon  und  den  Athemhöhlen  correspondirende  Saft- 
höhlen von  grösseren  oder  geringeren  Dimensionen.  Sie  stehen  in 
derselben  Höhe  mit  der  Epidermis  oder  sie  sind  etwas  in  dieselbe 
eingesenkt.  Die  Honigausscheidung  durch  die  Saftventile  geschieht 
in  der  Weise,  dass  der  in  honigartige  Substanzen  umgewandelte 
Zellinhalt  des  Nektargewebes  durch  Diffusion  in  die  Safthöhlen  ent- 
leert und  hier  durch  den  Turgor  der  angrenzenden  Zellen  durch  die 
sich  öffnenden  Schliesszellen  nach  aussen  entleert  wird.  In  einigen 
Fällen  tritt  neben  jener  Exosmose  gleichzeitig  eine  Quollung  und 
Verschleimung  der  subepidermidalen  Zellschicht  ein,  wodurch  die 
Menge   des    durch    die  Saftventile  ausgeschiedenen  Secretionsstoffes 


66 

noch  vermehrt  wird.  Was  endlich  den  ausgeschiedenen  Nektar 
anbelangt,  so  besteht  derselbe  grösstentheils  ans  Kohlehydraten, 
Zucker,  Gummi  und  den  Zersetzungsproducten  der  oben  genannten 
transitorischen  Stärke.  Der  Nektar  scheint  mehr  gummiartige  Stoffe 
zu  enthalten,  als  der  Bienenhonig;  jene  sollen  von  den  Bienen  in 
Zucker  umgewandelt  werden.  Protoplasmatische  Stoffe,  überhaupt 
Prote'insubstanzen,  dürften  in  den  meisten  Nektarflüssigkeiten  in  nur 
geringer  Menge  vorhanden  sein.  Ob  die  Componenten  des  Wachses, 
Gerotinsäure  und  Palmitinsäure-Myricyläther  in  den  Nektarflüssig- 
keiten vorkommen,  muss  bei  der  äusserst  geringen  chemischen  Kennt- 
niss  jener  Stoffe  einstweilen  dahingestellt  bleiben,  üebrigens  sollen 
die  Bienen  aus  Zucker  Wachs  zu  erzeugen  vermögen.  —  Durch  diese^ 
umfassenden  Arbeiten  des  Vortragenden,  welche  mehrere  Jahre  in 
Anspruch  nahmen,  dürfte  der  bis  dabin  vollständig  unbekannte  Bil- 
dungsprocess  des  Honigs  in  den  Pflanzen  klar  gelegt  sein. 

Inzwischen  waren  von  Herrn  Löhr  mehrere  Exemplare  seiner 
Zusammenstellung  der  meteorologischen  Aufzeichnun- 
gen für  das  Jahr  1877  in  Cöln  eingetroffen,  die  zur  Einsicht 
aufgelegt  wurden,  worauf  die  wissenschaftlichen  Vorträge  von  Prof. 
Landois  aus  Münster  fortgesetzt  wurden.  Derselbe  suchte  den 
Nachweis  zu  führen,  dass  dieselben  Entwickelungsgesetze  bei  der 
Bildung  der  Extremitäten  der  Vertebraten,  wie  wir  sie  in  den  geo- 
logischen Epochen  verfolgen,  auch  noch  in  der  Jetztwelt  gelten.  Zum 
Belege  wurde  ein  Skelet  vom  Hauskalbe  vorgelegt  mit  äusserst  merk- 
würdiger Fussbildung.  Der  eine  Hinterfuss  weicht  von  der  normalen 
Gestalt  nicht  ab;  an  dem  andern  sind  die  Hufglicder  frei,  die  beiden 
oberen  hingegen  verwachsen.  An  beiden  Vorderfüssen  findet  sich 
dieselbe  Bildung,  wie  bei  den  Einhufern. 

Herr  Geh.  ßergrath  Fabricius  aus  Bonn  legte  sodann  die 
Bearbeitung  des  Bergreviers  Wetzlar  von  Riemann  vor  und 
theilte  mit,  dass  im  Auftrage  des  Ministeriums  für  Handel  etc.  alle 
Reviere  in  ähnlicher  Weise  durch  kartographische  Darstellungen  mit 
Text  behandelt  werden  sollen.  Ferner  berichtete  er  von  den  Fort- 
schritten, welche  die  geologische  Landesuntersuchung  gemacht  habe 
und  übergab  der  Versammlung  zur  Ansicht  mehrere  Karten,  die 
mit  Zugrundelegung  der  Generalstabs-Karten  im  Verhältniss  von 
1:30000  mit  Aequidistanzen  von  30  Fuss  angefertigt  werden. 

Herr  Bergrath  Buff  sprach  über  die  geognosti sehen  Ver- 
hältnisse des  Osterholzes  zwischen  Gruiten  und  Lünten- 
beck  bei  Elberfeld. 

Auf  Veranlassung  unseres  Präsidenten  hatte  ich  die  geogno- 
stischen  Verhältnisse  eines  kleinen  Gebietes  in  der  Nähe  unseres 
heutigen  Versammlungsortes  untersucht,  und  erlaube  mir  eine  kurze 
Mittheilung  hierüber. 


67 

Der  grosse  Zug  des  mitteldevonischen  —  Elberfelder  —  Kalk- 
steins wird  nahe  seinem  Verschwinden  nnter  den  Diiuvialmassen 
des  Rheinthals  etwa  2  Meilen  westlich  von  Barmen  durch  eine 
zwischengelagerte  Schieferpartie  in  2  Züge  getheilt.  Dieselbe  bildet 
den  Rücken  des  Osterholzes,  das  sich  in  der  Richtung  von  Südwest 
nach  Nordost  von  Gmiten  bis  Lüntenbeck  in  einer  Länge  von  etwa 
1  Meile  erstreckt  und  eine  grösste  Breite  von  nahezu  2000  m  er- 
reicht. Auf  der  geologischen  Karte  von  vonDechen  int  diese 
Schieferpartie  als  dem  Oberdevon  und  zwar  dem  Flinz  angehörig 
und  ebenso  in  der  geognostischen  Uebersicht  des  Regierungsbezirks 
Düsseldorf  bezeichnet.  Herr  von  Dechen  hebt  indess  zugleich  das 
zweifelhafte  dieser  Bestimmung  hervor,  indem  er  auf  die  auflallend 
mächtige  Entwickelung  des  Flinzes  hinweist.  Es  dürften  dann  auch 
entscheidende  Gründe  vorhanden  sein,  diese  Schiefer  nicht  als  Flinz 
anzusehen,  sondern  ihnen  ein  höheres  Alter  als  dem  Elberfelder 
Kalkstein  zuzuschreiben. 

Die  Schiefer,  welche  in  dem  c.  25  m  tiefen  Einschnitte  der 
Steele-Yohwinkler  Bahn  und  neuerdings  in  dem  sog.  Tescbtunnel 
der  Rheinischen  Bahn,  dessen  Sohle  etwa  10  m  unter  dem  der  Steele- 
Yohwinkler  Bahn  liegt,  vollständig  aufgeschlossen  sind,  sind  von  hell- 
grauer und  grünlich  grauer  Farbe,  ziemlich  häufig  sind  Adern  von 
Kalkspath  und  es  wird  der  Schiefer  wohl  durchgängig  kalkhaltig  sein. 
Quarzadern  fehlen  gänzlich.  Von  Versteinerungen  ist  bis  jetzt  auch 
nicht  eine  Spur  aufgefunden.  Die  Schiefer  bilden  grösscntheils  dicke 
Bänke,  die  Schichtungsflächen  sind  sehr  selten  ebenflächig,  meistens 
krummflächig,  sehr  häufig  sind  vollständig  kugelige  und  schaalige 
Absonderungen.  Ablösungen  setzen  nach  allen  Richtungen  durch 
das  Gestein.  Eigentliche  Schieferung  ist  kaum  zu  beobachten,  das 
Gestein  zerfällt  meistens  in  unregelmässig  geformte  Stücke  mit 
krummen  muschligen  Flächen,  theilweise  findet  auch  eine  undeutlich 
g^ffelförmige  Absonderung  statt.  Das  Streichen  und  Einfallen  ist 
an  einzelnen  entblössten  Schichtungsflächen  nicht  mit  Sicherheit  zu 
bestimmen,  sondern  nur  da,  wo  die  Schichten  auf  grössere  Länge 
und  Höhe  biosgelegt  sind  und  in  ihrem  Zusammenbange  und  Ver- 
laufe übersehen  werden  können.  Die  petrographische  Beschaffenheit 
der  Schiefer  ist  somit  sehr  verschieden  von  der  des  Lenncschiefers 
und  es  gründet  sich  hierauf  wesentlich  die  Bestimmung  derselben  als 
Flinz.  Die  Abweichung  von  den  Schichten  des  Flinzes  ist  indess 
wohl  noch  auflallender.  Die  characteristischen  dunkelgefUrbten  Schiefer 
mit  deutlicher  meistens  abweichender  Schieferung  und  die  zwischen- 
gelagerten bituminösen  Kalksteine,  welche  in  der  weiten  Verbreitung 
des  Flinzes  überall  auftreten  und  in  der  unmittelbarsten  Nähe  im 
Dorptnnnel  aufgeschlossen  sind,  fehlen  hier  gänzlich.  Aus  dem 
peirographischen  Verhalten  der  Schiefer  lässt  sich  das  Alter  der- 
selben daher  nicht   mit  Sicherheit  bestimmen, .  wohl    aber  aus  den 


•äy- 

1^' 


LftgGfiuigBVBrhältuiaaen,  welche  durch  die  neaen  Aufschlüsse  in  dem 
öetlicbeo  VgretDsänlUe  des  Ten^tunDels  klargelegt  sind. 

In  der  geognoatiBchea  Debersicht  dae  Reg. -Bez.  Düseeldori'  iat 
das  Streichen  der  Schieferschichten  in  dem  nördliclicD  Theile  des 
Einsohnitta  der  Steele-Vohninkler  Bahn  za  h,  Il'/g  mit  iiördlichem 
Einf&lleQ  voii&0°,  das  Einfallen  nahe  beJVohwinkel  als  gegeti  Säden 
gerichtät  angegebeo.  In  dorn  öatliolien  Toreinschnitte  des  Tesch- 
tmmola,  vdcber  die  Sohichten  in  vestöstlicher  Richtung  durcbbritdit, 
nnd  di«e«Iben  aof  eine  b^trlMihUiche  Höhe  bioagelegt,  und  «a  kann 
hier  daa  Streichen  in  h-  2 — 3  bei  öatlichem  Einfallen  vou  40 — 50° 
oonatatirt  werden.  Der  nördliche  Ealksteinzug  ist  durch  xabireiche 
Steinbrüt^e  aufgesohloBsen.  Die  Schickten  Eeigen  bei  einem  Streichen 
in  h.  9—11  ganz  deutliche«  nöFdlichee  Einfallen  von  50—60°.  Der 
endliche  Zug  iat  s.  Tb.  von  Dilarialmacueo  überdeckt,  und  die  Kalk- 
steine aind  mutig,  ohne  regelmtaaige  SohiohtungsMohen.  Auch  da, 
wo  aioh  der  Bildliche  Zag  vor  seiner  Vereinigang  mit  dem  D5rd> 
liohea  Ewischen  Lüntenbeck  nnd  Na^ath  bis  Tarrenbeck,  wo  sich 
der  Kalkstein  anf  den  Lenneichiefsraattal  de«  Natcenber^  legt,  be- 
trächtlioh  erweitert,  fehlt  ea  an  Aofsoblüiien  rar  genauen  Ermitte- 
lung des  Streichens  und  Ein&lleDe  des  nur  stellonvreise  und  dann 
mäsaig  zn  Tage  tretenden  Kal^teins. 

Wenn  der  Schiefer  des  Oaterholzes  dem  Flinz  angehörte  und 
eine  Mulde  iwiscben  den  beiden  EalkateiuEilgen  ausfüllte,  so  müsate 
der  nördliche  Zug  einen  Sattel  bilden,  dessen  südlicher  Flügel  sich 
unter  dieser  Mulde  fortsetzte  und  dessen  nördlicher  Flüge!  die  ober- 
dcvoniacben  Schichten  unterteiifte.  Da  das  Emfallen  des  nördlichen 
Zuges  bis  ganz  nahe  an  die  Schiefergrenze  ganz  unzweifelhaft  gegen 
Norden  gerichtet  ist,  so  müsste  der  Sattel  uotbwendig  eine  Ueber- 
kippung  erlitten  haben.  Derartige  Ueberkippungen  sind  an  dem 
Nordrande  des  rheinischen  Schief ergebirges  nicht  selten  und  es  würde 
die  Möglichkeit  immerhin  zuzugeben  aein,  wenn  nicht  andere  Anf- 
achlüsae  vorhaudeu  waren.  In  dem  östlichen  Voreinschnitte  des 
Teachtunnels  sind  nun  die  Schiefe rsohichten  so  voUatäudig  aufge- 
schlossen, dass  deren  östliches  Einfallen  bei  einem  Streichen  in  h. 
2—3  uDKweifclhaft  constatirt  werden  kann,  so  wie,  daaa  sie  die  iu 
dem  Tbale  vor  ^eta  Einschnitte  anstehenden  Kalkateinachiohten 
unterteufen.  Die  Annahme,  dasa  auch  hier  eine  Ueberkippnog  statt- 
gefundan  hatte  und  zwar  nach  verschiedener  Richtung  —  an  der 
nördlichen  Saite  gegen  Süden,  hier  gegen  Westen  —  ist  wohl  gans 
ausgeaehlosaen.  Es  iat  hier  ohne  Zweifel  die  regelmässige  Schicbten- 
folge  vorhanden  und  es  muss  daher  ebenso  an  dem  Nordrsnde  die 
ungestörte  regelmässige  Lsgemog  sein.  Hierdurch  iat  die  sattel- 
förmige BildoDg  des  Osterholzea  nachgewiewn  und  ea  müssen  die 
Scbiefereoliichten  desielben  daher  älter  ab  der  Elberfelder  Kalk- 
stein sein. 


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69 

Dieae  Sattelbildung  tritt  auch  in  der  Gestaltung  der  Ober- 
fläche ganz  deutlich  in  die  Augen.  Der  Bücken  des  Osterholzes 
▼erläuft  von  seinem  Beginne  bei  Lüntenbeck  bis  in  die  Nähe  von 
Oruiten  ganz  zusammenhängend  und  überragt  zum  Theil  erheblich 
die  auf  allen  Seiten  desselben  in  den  Thälern  und  Einsenkungen 
anstehenden  Ealksksine. 

Die  Schiefer  müssen  also  entweder  dem  Lenneschiefer  ange- 
hören und  ihre  abweichende  Beschaffenheit  ist  dann  vielleicht  einer 
Veränderung  zuzuschreiben,  welche  sie  durch  die  aus  den  überge- 
lagerten Kalksteinschichten  eingedrungenen  kalkhaltigen  Wasser  er- 
litten hatten,  oder  sie  bilden  ein  hier  lokal  entwickeltes  unteres 
Glied  des  Elberfelder  Kalksteins. 

Herr  Dr.  Schmeckobier  ausElberfeld  theilt  mit,  dass  in  der 
Nachbar  Stadt  Schwelm  da,  wo  jetzt  die  lutherische  Kirche  steht, 
ein  ausgedehnter  Begräbnissplatz  aus  heidnischer  Zeit 
her  sich  vorzufinden  scheine.  Schon  als  1840  der  Platz  zum  Bau 
der  genannten  Kirche  geebnet  wurde,  sei  man  auf  ausgehöhlte  Baum- 
stämme gestossen,  welche  die  Stelle  der  heutigen  Särge  vertreten  hätten. 
In  jüngster  Zeit,  vor  etwa  sieben  Jahren,  habe  man  behufs  Anlage  einer 
Luftheizung  in  der  Kirche  einen  tiefen  Canal  vor  den  Altarstufen  aus- 
werfen müssen  und  es  seien  die  Arbeiter  in  einer  Tiefe  von  6  Fuss 
unter  dem  Fussboden  der  Kirche  wiederum  auf  einige  solcher  Särge 
gestossen.  Die  Kirche  bewahre  noch  zwei  Stücke  eines  solchen  auf. 
Hier  habe  er  sich  durch  den  Augenschein  belehrt,  dass  der  Eichen- 
stamm- wenigstens  ^/^  m  im  Durchmesser  haltend,  in  zwei  ungleiche 
Theile  gespalten  sei,  das  Kernholz  des  dickeren  Stückes  sei  dann 
durch  ein  scharfes  Instrument  (Beil,  Meissel  oder  dergleichen)  heraus- 
gearbeitet, das  dünnere  sei  dagegen  als  Deckel  benutzt.  Aus  dem 
einen  Sarge  sei  der  Schädel  des  in  demselben  befindlichen  mensch- 
lichen Skelets  herausgenommen  und  ihm  durch  gütige  Vermittlung 
in  die  Hände  gekommen.  Alle  Kennzeichen  wiesen  darauf  hin,  dass 
dieser  Mensch,  der  auch  schon  Zahnweh  gehabt  haben  müsse,  wie 
ein  kranker  Zahn  in  der  linken  Seite  des  Unterkiefers  erkennen 
lasse,  höchstens  25  bis  30  Jahre  alt  gewesen  sein  könne,  als  der 
Tod  ihn  ereilt  habe.  Der  Tod  sei  aller  Wahrscheinlichkeit  nach 
plötzlich  über  ihn  gekommen.  Denn  die  erdige  Ausfüllung  des 
Hirnkastens,  welche  Redner  vorlegte,  zeige  oben  in  der  Mitte  eine 
trichterförmige  Vertiefung,  welche  sich  naturgemäss  deuten  lasse, 
dass  mit  einem  spitzen  Instrument  der  Schädel  eingeschlagen  sei ; 
es  spreche  ferner  hiefür,  dass  sich  von  den  Scheitelbeinen  nur 
schwache  üeberreste  gefunden  hätten,  während  Stirnhein,  Felsen- 
beine und  Hinterhauptsbein  gut  erhalten  wären.  Es  läge  also  die 
Vermuthung  nahe,  dass  dieser  junge  Sachse  mit  dem  Schwert  in 
der  erhobenen  Rechten  vorgestürmt  sei  gegen  die  verhassten  Franken, 

6 


70 

in  der  Hitze  des  Gefechtes  aber  die  mit  Stacheln  besetzte  Streit- 
keale  oder  den  Morgenstern  nicht  wahrgenommen  habe,  mit  welchem 
ihm  der  tödtliche  Schlag  beigebracht  wurde,  so  daas  er  lautlos  zu- 
sammenbrach. 

Herr  Al^theilungshaumeister  Hövel  machte  am  Schlüsse  der 
Tagesordnung  in  Betreff  der  nach  dem  Mittagessen  in  Aussicht  ge- 
nommenen Besichtigung  der  Bohrmaschinen  etc.  im  Rott-Tunnel  einige 
Mittheilungen  über  den  Betrieb  der  Arbeiten  in  dem  ge- 
nannten Tunnel.  Der  Bauvorgangbei  dem  durch  einen  flachen  Hügel, 
> den  Rottberge,  zu  treibenden  Tunnel,  der  auf  seiner  ganzen  Länge  von 
350  m  das  hiesige  Kalkgebirge  durchörtert,  ist  kurz  folgender:  Zunächst 
wird  auf  der  Sohle  des  Tunnels  ein  Stollen  von  2,7  m  mittlerer  Weite 
und  2,5  m  Höhe  getrieben,  der  für  den  Tunnel  als  Förderstollen 
dient.  Dieser  Stollen  wird  mit  Bohrmaschinen  ausgeführt.  Uober 
dem  Sohlenstollen,  jedoch  hinter  dem  Fortschritt  des  letzteren  zurück- 
bleibend, wird  in  der  First  des  Tunnels  der  „Firsts tollen"  mit  Hand- 
bohrung vorgetrieben.  Von  dem  Firststollen  aus  erfolgt  dann  der 
weitere  Ausbruch  des  Gebirges  in  kleinen  Stücken  von  6— 8m  Länge 
bis  zur  Eämpferhöhe  des  Tunnelgewölbes,  so  dass  das  aus  Ziegel- 
steinen herzustellende  Gewölbe  eingespannt  werden  kann,  was  auf 
eisernen  Lehrbögen  geschieht.  Alle  in  dem  oberen  Thoile  des  Tun- 
nels gelösten  Berge  werden  durch  sogenannte  Kolllöcher  in  die  im 
Sohlenstollen  stehenden  Wagen  herabgestürzt  und  mittels  der  letz- 
teren aus  dem  Tunnel  gebracht.  Nachdem  so  das  Gewölbe  auf  eine 
Strecke  von  etwa  50  m  Länge  fertiggestellt  ist,  folgt  der  Ausbruch 
des  noch  stehengebliebenen  Gebirges  und  schlicsslicli  die  ünterfaii- 
gung  des  Gewölbes,  d,  h.  die  Herstellung  des  Widerlager-Mauerwerks 
in  kleineren  Stücken  von  etwa  2  m  Länge.  Dieser  unter  dem  Namen 
der  belgischen  Tunnelbaumethode  bekannte  Bauvorgang  ist  in  Deutsch- 
land bisher  fast  gar  nicht  in  Anwendung  gekommen;  es  wird  viel- 
mehr in  der  Regel  bei  den  in  Deutschland  und  namentlich  in  Preussen 
auszuführenden  Tunnels  zunächst  das  ganze  Profil  ausgebrochen, 
dann  zuerst  das  Widerlager  und  dann  das  Gewölbe  eino^emauert. 
Die  Methode,  zuerst  das  Gewölbe  einzuspannen,  hat  jedoch  für  ge- 
wisse Gebirgsarten  ganz  unzweifelhaft  sehr  bedeutende  Vortheile. 
Es  mag  hier  noch  erwähnt  werden,  dass  sowohl  der  Mout  Cenis- 
Tunnel  wie  auch  der  Gotthard-Tunnel  nach  dieser  Methode  ausge- 
führt sind,  bezw.  werden.  Jedoch  wird  beim  Gotthard-Tunnel  auf 
der  Sohle  des  Tunnels  kein  Stollen  getrieben,  sondern  nur  in  der 
First  des  Tunnels,  während  beim  Mont  Cenis  auch  ein  Sohleustollen 
getrie))en  wurde.  Wie  oben  bemerkt,  wird  der  Sohlenstollen  mit 
Bohrmaschine  vorgetrieben,  und  zwar  in  nachstehend  beschriebener 
Weise.  Vor  dem  Tunnel  ist  in  einem  kleinen  Zechenhause  eine  Dampf- 
maschine aufgestellt,  welche  die  Compressionsmaschine  treibt,  mittelst 


71 

deren  die  Laft  angesogen  und  bis  auf  5  Atmosphären  zusaminen- 
gepresst  wird.  In  einem  nebenanliegenden  gewöhnlichen  Dampfkessel 
wird  die  comprimirte  Luft  aufgespeichert  und  mittelst  5  cm  (2") 
weiten  schmiedeeisernen  Röhren  in  den  Tunnel  gefuhrt,  bis  in  die 
Nähe  des  vor  Ort  befindlichen  Bohrwagens.  Dieser  Bohrwagen  ent- 
hält in  seinem  unteren  Theile  zwei  Cylinder,  yon  denen  der  eine  die 
comprimirte  Luft  durch  Kautschukschläuche,  die  an  die  vorgenannten 
Bohren  angeschraubt  werden,  aufnimmt,  während  der  andere  Cylinder 
Wasser  enthält,  welches  unter  dem  Druck  der  comprimirten  Luft 
in  die  Bohrlöcher  gespritzt  wird,  um  das  beim  Bohren  erzeugte 
Bohrmehr  zu  entfernen.  Der  Bohrwagen  trägt  femer  in  der  Mitte 
eine  Säule,  an  welcher  zwei  nach  allen  Seiten  drehbare  und  in  jeder 
Kichtung  festzustellende  Bohrarmo  befestigt  sind,  welche  die  eigent- 
lichen Bohrmaschinen  aufnehmen.  Durch  einen  Eautschukschlauch 
werden  diese  Bohrmaschinen  wieder  mit  dem  Luft-Cylinder  in  Ver- 
bindung gesetzt,  und  es  kann  uun,  nachdem  der  Bohrer,  der  an  der 
Kolbenstange  der  Bohrmaschine  sitzt,  eingerichtet  ist,  -die  Bohrung 
beginnen.  Nachdem  ein  Loch  auf  eine  Tie/e  von  etwa  Im  gebohrt 
ist,  was  in  einer  Zeit  von  etwa  ^/j  Stunde  geschieht,  wird  die  Bohr- 
maschine verstellt,  um  ein  anderes  Loch  zu  bohren.  Auf  diese  Weise 
werden  in  die  Brust  des  Stollens  etwa  4 — 20  Löcher  gebohrt,  sodann 
werden  die  Eautschukschläuche  gelöst,  der  Bohr  wagen  mit  der  Bohr- 
maschine wird  zurückgezogen  und  nachdem  die  Bohrlöcher  mit  Dyna- 
mit geladen  sind,  erfolgt  das  Abschiessen  mittels  Zündschnur.  Nach 
der  Entfernung  der  gelösten  Berge  wird  der  Bohrwagen  wieder 
vorgezogen  und  es  wiederholt  sich  dasselbe  Verfahren.  In  dem  Rott- 
Tunnel  sind  nur  Bohrmaschinen  nach  dem  System  Sachs  zur  Ver- 
wendung gekommen.  Diese  Maschinen  zeichnen  sich  durch  einen  höchst 
interessanten  Mechanismus  aus,  durch  den  der  Gang  der  Maschine 
sich  ganz  von  selbst  je  nach  der  grösseren  oder  geringeren  Härte 
des  Gesteins  und  dem  dadurch  bedingten  Vorschreiten  des  Bohrers 
regelt.  Der  Arbeiter  hat  nichts  weiter  zu  thun,  als  die  Maschine 
in  der  gewünschten  Stellung  zu  befestigen,  sie  bei  der  Arbeit  zu 
beobachten  und  von  Zeit  zu  Zeit  einen  anderen  Bohrer  einzusetzen. 

Im  Anschluss  hieran  machte  Herr  Hövel  noch  folgende  Mit- 
theilung. 

In  der  Nähe  der  an  der  Bergisch -Märkischen  Eisenbahn  von 
Düsseldorf  nach  Elberfeld  gelegenen  Station  Erkrath,  ca.  8  Kilometer 
oberhalb  Düsseldorf,  durchschneidet  die  im  Bau  begriffene  Linie 
Düsseldorf-Hörde  in  einer  Tiefe  bis  zu  12  m  einen  Hügel,  der  im 
Wesentlichen  aus  dem  gelben  Sande  besteht,  wie  er  auch  in  der 
Nähe  von  Gerresheim  vielfach  vorkommt.  In  diesem  Hügel  wurde 
eine  ca.  30  cm  starke  weit  ausgedehnte  Schicht  von  Steinkemen 
tertiärer  Schaalthiere  angetroffen,  von  welchen  zahlreiche  Exemplare 
auf  den  seitlichen  Tischen  aufgestellt  sind. 


I 


72 

Die  noch  vorliegende  Ealkspathdruse  sowie  der  Schwefelkies 
und  Bleiglanz  wurden  bei  Herstellung  einer  durch  die  Eisenbahn- 
Linie  nothwendi^  gewordenen  Verlegung  der  Chaussee  von  Hochdahl 
nach  Mettmann,  in  der  Nähe  der  sogenannten  Vollmühle  V«  Stunde 
unterhalb  Mettmann,  im  Lenneschiefer  gefunden. 

Die  gefundenen  Gegenstände  wurden  vom  Herrn  Abtheilungs- 
Baumeister  Hövel  der  Sammlung  des  Vereins  überwiesen. 

Hiermit  erfolgte  gegen  2  Uhr  der  Schluss  der  Sitzung,  worauf  sich 
ungefähr  120  Mitglieder  zu  dem  gemeinsamen  Mittagessen  in  dem 
durch  Blattpflanzen  geschmückten  Concertsaale  der  »Concordiac  ver- 
sammelten, wobei  der  Herr  Präsident  Exellenz  v.  Dechen  in  An- 
betracht der  hochernsten  Zeitverhältnisse  einen  ergreifenden  Trink- 
spruch auf  unsern  hochverehrten  Kaiser  ausbrachte,  der  begeisterte 
Aufnahme  fand.  Nach  dem  Mittagsmahl  wurden  unter  Führung  des 
Herrn  Abtheilungsbaumeisters  Hövel  die  Bohrarbeiten  im  Rott-Tunnel 
in  Augenschein  genommen,  dessen  Raum  durch  fortlaufende  Reihen 
von  Lämpchen,  dann  durch  bengalisches  Feuer  und  Magnesiumlicht 
unter  dem  Donner  der  Sprengschüsse  erhellt  wurde.  Am  Abend  fand 
sich  die  Gesellschaft  als  Gast  der  Stadt  Barmen  in  den  Anlagen  des 
Verschönerungsvereins  zusammen,  wo  Concert  und  eine  höchst  ('£Fect- 
volle  Beleuchtung  des  Kriegerdenkmals,  sowie  weithin  unten  im 
Thale  abwechselnde  bunte  Flammen,  dem  Laufe  der  Rheinischen 
Eisenbahn  folgend,  die  angenehmste  Uoberraschung  und  Unterhaltung 
boten. 

Am  Morgen  des  zweiten  Sitzungstages,  am  12.  Juni,wurd«'n 
zunächst  unter  kundigor Führung  hervorra;;rende  industriello Etablisse- 
ments der  Stadt  besucht,  insbesondere  die  Knopffnbrik  von  IL  lleog- 
maun,  H.  Sohn,  die  Bänderfabrik  von  F.  Tillmann  &  Cump. 
und  die  Stückfärberei  mit  Appreturanstalt  von  Buddo  u.  Müller. 
Die  Sitzung  begann  gegen  lO'^Ulir  mit  geschäftliclien  Mitthcihmgen. 
Nachdem  die  Revisoren  die  von  dem  Rendanten  Herrn  Henry  vor- 
gelegten Rechnungen  für  richtig  befunden,  v/inl  demselben  IX'eharge 
ertheilt;  an  Stelle  des  verstorl)enen  Prof.  Dr.  Fulilrott  als  Bezirks- 
Vorsteher  für  Düsseldorf  Herr  l)r.  Cornelius  auf  Vorschlag  dos 
Präsidenten  gewählt,  und  ferner  die  Wiederwahl  des  IIiM'rn  Ober- 
Postdirektor  Plandtmann  für  Coblenz  durch  Acelamation  vc»llzog«'n. 
Noch  war  in  Anregung  gebraclit  worden,  die  Ilerbstversammluiig  in 
Bonn  von  dem  bisher  üblichen  Montag  aur  den  Sonntag  zu  verlegen, 
namentlich  mit  Rücksieht  auf  Beamte,  die  an  VY'ocheutag'.  u  verhin- 
dert sind.  Es  wurde  beschlossen,  mit  der  diesjäbrigen  Ilerbstver- 
sammlung  den  betreffenden  Versuch  zu  machon  und  die  Sitzung  um 
6.  October  von  11  Uhr  an  abzuhalten. 


t;^''y 


73 

Von  Herrn  Bergmeister  Höser  waren  einige  Phosphorite, 
von  Herrn  Dr.  Behrens  einige  Exemplare  seiner  »Untersuohan* 
gen  über  den  anatomischen  Bau  des  Griffels  und  der 
Narbe  einiger  Pflanz enartenc,  zur  Einsichtnahme  ausgelegt. 

Die  Reihe  der  wissenschaftlichen  Vorträge  eröffnete  heute 
Herr  Bergrath  Voss  aus  Düi'en  mit  einer  Darlegung  der 
Bergbauverhältnisse  der  Eifel  in  historischer  Beziehung. 

Von  den  Thälern  der  unteren  Mosel  und  der  mittleren  Maas 
aufsteigend,  liegt,  Deutschland  gegen  Nordosten  zugekehrt,  das  Ge- 
birge der  pjifel  und  der  Ardennen. 

Nur  das  Eifelgebirge  oder  die  östliche  grössere  Hälfte  des 
durch  eine  im  Wesentlichen  ganz  gleiche  Aufeinanderfolge  und  Zu- 
sammensetzung der  Schichten  gekennzeichneten  Gcbirgslandes  gehört 
zu  Deutschland  und  umfasst,  mit  Ausschluss  des  südlich  der  Mosel 
liegenden  Theiles  des  Regierungsbezirkes  Trier,  die  Rheinprovinz 
zwischen  der  Mosel  und  dem  Rheine  bis  heran  an  eine  Linie,  die 
von  Bonn  über  Aachen  bis  zur  Landesgrenze  gezogen  wird. 

lieber  die  Geschichte  des  Bergbaues  dieses  Gcbirgslandes  der 
Eifel  will  ich  reden. 

Ehe  ich  jedoch  auf  die  Sache  selbst  eingehe,  wollen  Sie  mir 
gestatten,  über  die  Zusammensetzung  des  Gebirges  und  über  die 
Natur  der  in  einzelnen  Schichten  aufsetzenden  Erzvorkommnisse 
einige  Bemerkungen  vorangehen  zu  lassen. 

Nach  der  Zusammensetzung  des  Gebirges  hätten  wir,  abgesehen 
von  den  erloschenen  Vulkanen,  die  in  der  Form  schöner  Berge  mit 
ihren,  anmuthige  Seen  einschliessenden  Kratern  einstmals  aus  dem 
geschichteten  Gebirge  sich  erhoben  haben,  in  wirklicher  Aufein- 
anderfolge des  Silur  und  die  Schichten  des  Devons  von  den  Coblenz- 
schichten  an  bis  einschliesslich  des  productiven  Steinkohlengebirges 
anzuführen,  ausserdem  den  bunten  Sandstein  in  seiner  übergreifenden 
Lagerung  auf  Grauwacke,  als  auch  in  dessen  Mulde  verbreitet, 
Keuper-  und  Muschelkalkschichten  in  richtiger  Aufeinanderfolge  zu  . 
nennen,  und  endlich  zur  Kreide  gehörige  Schichten  in  ihrer  Er- 
fitreckung  über  den  westlichen  Theil  des  Kohlengebirges  zu  ver- 
merken. 

Zum  Bergbau  selbst  stehen  die  Vulkane  m  keiner  Beziehung, 
ihre  Gesteine  liefern  nur  Material  zu  Wege-  und  theilweise  auch  zu 
Monumental-Bauten. 

Weniger  auch  im  Silur,  in  dessen  Schichten  wir  nur  verein- 
zelt für  technische  Zwecke  den  Dacbschiefer  finden,  als  in  den  dar- 
über in  grosser  Verbreitung  aufsetzenden  Coblenzschichten,  tritt 
uns  die  Möglichkeit  bergbaulicher  Ausführungen  entgegen.  Es  sind 
Eisen-  und  Blei-,  sporadisch  auch  Kupfererze,  welcVi'ö  ^ot\.  'so^otso- 
men,  in  grosser  Häufigkeit  jedoch  nur  die  loev^eii  «t^Xi^t^tl. 


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74 

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i 
,j  Der   eigentliche  Trager    derselben  ErzyorkommnisBe   aber  ist 

!  der  Kalk,   und    zwar  sowohl   der  Eifelkalk   als  der  Eohlenkalk,   in 

:<  welchen  ausser   den    genannten  Erzen   auch   Zinkerze   in   ziemlich 

reicher  Fülle  vorkommen. 

Bleierze  endlich  führt  auch  der  bunte  Sandstein. 
Im  productiven  Kohlengebirge  dagegen  begegnen  wir  der  Stein- 
kohle,  die  ihrer  grossen  Verwendung  wegen  das  wichtigste  Mineral 


» 


■.i 


?* 


4  des  ganzen  Bergbaues  ist. 

Ohne  jedes  bergmännische  Interesse  erscheint  die  Kreide,  wo- 
J  gegen    das   tertiäre   Gebirge    ansehnliche    Braunkohlenlager   aufzu- 

weisen hat. 

Es  genüge  für  den  vorliegenden  Zweck  eine  kurze  Charakter- 
istik der  genannten  Mineralien  und  ihres  Vorkommens. 

Was  zunächst  das  Eisenerz  angeht,  so  unterscheiden  wir  Braun- 
und  Thoneisensteine,  die  lager-  oder  gangartig  in  sehr  verschiede- 
ner Mächtigkeit  auftreten.  Dasselbe  gilt  von  den  Blei-  und  Zink- 
erzen, von  denen  das  erstere  vorwiegend  in  seiner  Zusammensetzung 
als  Bleiglanz,  weniger  als  Weissbleierz,  das  Zinkerz  durchweg  mit 
Bleiglanz  und  untergeordnet  auch  mit  Schwefelkies  zusammen  vor- 
kommt. 

Sehr  verschieden  von  dem  Vorkommen  der  genannten  Erze 
{  ist   die  Ablagerung  der  Steinkohle  in  Flötzen  und   in  Mulden,  als 

deren  letztere  wir  zu  unterscheiden  haben  zwei  grosse  Kohlenmuldcn, 
die  grössere  unter  der  Bezeichnung  Worm-  oder  Aachener  Mulde, 
die  andere  als  Inde-Mulde,  welche  durch  den  grossen  Gebirgssattel, 
auf  welchem  die  Stadt  Aachen  liegt,  von  einander  getrennt  sind. 

Die  Indemulde  hat  14  bauwürdipre  Flötze  und  vorzugsweise 
Fettkohlen,  während  im  westlichen  Theile  der  ungleich  grossem 
und  reichern  Worm-Mulde  nur  magere  Kohlen  vorkommen,  die  aber 
weiter  nach  Osten  hin  fetter  werden. 

Diese  beiden  Steinkohlenmulden  geben  die  Grundform  für  die 
Schichten-Lagerung  ab;  wenigstens  nehmen  auf  dem  Nordwestrande 
der  Eifel,  wie  im  Thale  derVicht  deutlich  zu  ersehen  ist,  die  unter 
dem  Kohlengebirge  vorkommenden  Schichten  bis  zu  den  Coblenz- 
schichten  hin  ihre  Stellung  als  Südflügel  der  Indemulde  ein. 

Da,  wo  der  Roerfluss  das  Gebirge  verlässt  und  in  das  Thal 
von  Düren  tritt,  findet  man  auf  den  Schichtenköpfen  des  devonischen 
Thonschiefers  in  übergreifender  Lagerung  Buntsandstein  aufgelagert, 
der  sich  in  muldenartiger  Wendung  bis  nach  Commern  fortzieht. 

Im  Buntsandstein  finden  sich,  namentlich  am  letztgenannten 
Orte,  mächtige  Niederlagen  bleiischer  Mineralien,  namentlich  von 
Bleiglanz  eingeschlossen. 

Die  gekennzeichnete  Gegend  ist  der  Schauplatz  der  frühesten 
Bergbau-Entwicklung  in  diesem  Lande. 

Schon  die  Römer  haben  bei  Call  und  wahrscheinlich  am  ganzen 


-  4  76 

Bleiberge  wie  auch  bei  Gressenioh  unweit  Stolberg  Bergbau  be- 
trieben. 

um  diese  Orte  herum  hat  sich  denn  auch  im  Laufe  der  Zeit 
der  Bergbau  weiter  bewegt,  und  entwickelt  bis  zu  gegenwärtigem 
,  Zustande  seiner  Existenz.    « 

Da  wir  an  anderen  Orten  der  Eifel  aber  nirgends  einer  so 
frühen  und  so  umfangreichen  Entwicklung  des  Bergbaues  begegnen, 
80  wird  es  auch  genügen,  wenn  ich  zur  Würdigung  des  geschicht- 
lichen Verlaufs  statt  von  dem  ganzen  Gebiete  wesentlich  nur  die 
Gegend  des  Nord-Nordwestabhanges  der  Eifel  von  Commem  bis 
zum  Altenberge  in's  Auge  fasse  und,  so  weit  es  nöthig,  auch  dae 
Hüttenwesen  mit  berühre. 

Wenn  ich  nun  unbekümmert  darum,  ob  dem  Bleierz-  oder  dem 
Eisenerz-Bergbau  der  Vorrang  bezüglich  des  hohem  Alters  gebühre, 
sogleich  mit  dem  erstgenannten  Bergbau  beginne,  so  kann  ich  leider 
doch  nur  anführen,  dass  durch  das  Vorhandensein  römischer  Münzen 
und  Vasen,  wie  deren  im  Landkreise  Aachen  zu  Gressenich  und  bei 
Brimig  in  Berghalden  gefunden  worden  sind,  wie  auch  durch  die 
Thatsache,  dass  die  berühmte  römische  Wasserleitung,  welche  aus 
den  Höhen  der  Eifel  herab  bis  nach  Cöln  führt,  da,  wo  sie  den  Ort 
Call  berührt,  über  Bleierzhaldenterrain  geht,  durch  diese  Gründe 
unwiderlediglich  dargethan  wird,  dass  diese  Bergbau-Ausführungen 
von  den  Römern  herrühren. 

Dasselbe  gilt  wohl  unzweifelhaft  für  den  ganzen  Bleiberg,  wo 
noch  bis  ganz  vor  Kurzem  Tausende  von  alten  Halden  den  Boden 
deckten. 

Etwas  verschieden  davon  liegen  die  Verhältnisse  zu  Maubach 
im  Kreise  Düren. 

Statt .  der  hangenden  Schichten,  in  welchen  zu  Commem  die 
Enottenerze  aufsetzen,  und  wo  bekanntlich  dieses  Erzvorkommen 
eine  so  ungewöhnlich  grosse  Production  ermöglicht,  ist  zu  Maubach 
in  der  Nähe  der  Roer  nur  der  liegende  Wackendeckel  des  Bont- 
sandsteins  vertreten,  welcher  sich  in  übergreifender  Lagerung  auf 
Grauwacke  verbreitet  befindet.  In  diesem  Wackendeckel  brechen 
an  einer  Oertlichkeit,  Teufelsloch  genannt,  mag  nur  ein  oder  auch 
ein  zweites  Erzlager  daselbst  vorhanden  sein,  übereinstimmend  und 
vorwiegend  Weissbleierze,  auch  kommen  Knottenerze  in  einzelnen 
homogenen  Partien  in  grösserer  Tiefe  vor. 

Das  obere  Erzlager,  oder  die  obere  Partie  des  massig  gegen 
Nordosten  einfallenden  und  0,5 — 30  m  mächtigen  Erzlagers  ist  total 
verhauen  und  eine  Pinge  von  370,17  m  Oberfläche  mit  steil  aufrecht 
stehendem  Rande  zur  Stelle  geblieben. 

Ebenso  haben  die  Alten  das  untere  Lager  oder  den  unteren 
Theil  des  Erzlagers  von  der  Pinge  aus  mit  einer  nicht  unbedeutenden. 
Menge  von  Schächten   in  Angriff  genommen*,   Ql\ö  ^^^ä3ö^ä  ^^^"«^^ 


76 

sind  jedoch  kreisrund,  die  Ausfuhr uug  ist  aber  so  glatt,  als  wären 
die  Seiten  abgehobelt. 

Wenngleich  nun  diese  runde  Form  nicht  direct  für  römischen 
Ursprung  sprechen  möchte,  so  muss  doch  auch  dem  Umstände  Rech- 
nung getragen  werden,  dass  das  Gestein  sehr  fest  und  we^en  der 
geringen  Dimension  der  Schächte  auch  nur  eine  Anwendung  von 
Schlägel  und  Eisen  möglich  war. 

Dass  aber  durch  das  ganze  Mittelalter  bis  in  die  neueste  Zeit 
hin  niemals  von  einem  Bergbau  zu  Maubach  die  Rede  ist,  spricht 
wenigstens  dafür,  dass  diese  Ausführungen  einer  Vorzeit  anpfehören. 

Ob  mit  dem  Abgange  der  Römer  der  Bergbau  an  den  vor- 
genannten Orten  lange  Zeit  hindurch  aufgehört  bat,  oder  ob  die 
Insassen  des  Landes  denselben  bald  nachher  fortgeführt  haben,  ist 
gar  nicht  nachzuweisen. 

Erst  im  11.  Jahrhundert,  findet  nach  Dr.  Adolf  Gurlt's 
Bergbau-  und  Hüttenkunde  Bleierz- Bergbau  zu  Bleialf  Statt,  welcher 
nach  derselben  Quelle  im  15.  Jahrhundert  in  grosser  Blüthe  gesbinden 
haben  soll. 

Ausserdem  wird  an  anderen  Orten  vom  Ende  desselben  Jahr- 
hunderts, vom  Jahre  1492,  berichtet,  dass  Herzog  Wilhelm  von 
Jülich  Attlass  genommen  habe,  die  Bergwerksrechte  von  Pjschweiler 
und  Gressenich  nach  dem  altern  Bergweisthum  von  Call  entwerfen 
zu  lassen. 

Als  Frucht  dieser  Bemühungen  haben  wir  die  unter  der  Re- 
gierung des  Herzogs  Wilhelm  IV.  für  Jülich,  Cleve,  Berg,  Mark  und 
Ravensberg  erlassene  Bergordnung  vom  27.  A})ril  1542  anzuoi'kennon, 
als  deren  eigentliche  Quelle  nach  Dr.  Brassert's  Bergordnuiigen 
der  preussischen  Lande  die  Ilerzoglicli-Sächsisclie  Bergordnung  vom 
12.  Juni  1509  anzusehen  ist.  Von  den  au  das  Territorium  dor  ver- 
einigten Herzogthümer  angrenzenden  Ländern  bat  aber  nur  Chur- 
Cöln  eine  Bergordnung  erlassen,  welche  vom  4.  Januar  1G()9  datirt, 
für  den  vorliegenden  Zweck  jedoch  von  keiner  Bedeutung  ist. 

Für  die  genannten  IJerzogthüraer  selbst  kam  am  9.  September 
1666  der  jülich'sche  Erbfolgevergleich  zu  Staude,  in  Folge  welchen 
Anlasses  das  Herzogthum  Cleve  und  die  Grafschaften  Mark  und  Ra- 
vensberg  an  Brandenburg  fielen. 

In  den  übrig  bleibenden  Ilerzogthümern  Jülich  und  Berg  hat 
dagegen  die  Bergordnung  vom  27.  April  1542  bis  zum  Jahre  1719, 
in  welchem  unterm  21.  März  eine  neue  Bergordnung  erschien,  in 
Kraft  gestanden. 

Dieser  neuen  Bergordnung,  die  der  angezogenen  Quelle  zufolge 
nur  in  unwesentlichen  Sachen  sich  von  ihrer  Vorgängerin  unter- 
scheidet, folgen  dann  bis  zur  französischen  Besitzergreifung  noch 
zwei  Erlasse,  die  Generaledicte  vom  10.  März  und  vom  16.  Kovember 
1752,  von  welchen  das  erstere  eine  Abgaben-Ermässigung  für  fristende 


77 

Graben,   and   das   andere    eine   dreijährige  Zehntfreiheit  für    neue 
Betriebsanlagen  gewährt. 

Während  der  franzÖRischen  Zeit  erlangte  zunächst  Geltung 
in  den  ocoupirten  deutschen  Ländern  das  französische  Gesetz  vom 
28.  Juli  1791,  welches  den  Inhabern  der  neueren  wie  den  früheren 
Bergwerks-Berechtigungen  nur  höchstens  eine  50jährige  Dauer  zuer- 
kannte, während  schon  im  Wege  einjährigen  Nichtbetriebes  der 
Werke  die  Concession  derae  ben  verlustig  gehen  konnte.  Die  Bedin- 
gungen, unter  welchen  diese  Genehmigungen  erfolgt  sind,  müssen 
ungleich  schwerer  zu  erfüllen  gewesen  sein,  als  es  nach  dem  Wort- 
laute des  Gesetzes  den  Anschein  haben  könnte;  da  trotz  der  vielen 
Orte,  wo  um  Stolberg  herum  in  der  Vorzeit  Bergbau  betrieben 
worden  ist,  doch  nur  ein  einziges  Grubenfeld  Diepenlinchen  seine 
Berechtigung  aus  der  Zeit  des  genannten  Gesetzes  aufzuweisen  hat. 

Das  zweite  französische  Gesetz,  das  Berggesetz  vom  21.  April 
1810,  hat  dem  Bergbau  schon  ungleich  mehr  Vorschub  geleistet,  da 
das  verliehene  Bergwerk  unwiderrufliches  Eigenthum  wurde.  Indess 
waren  auch  nach  diesem  Gesetze  noch  die  Bedingungen  für  die  Erwer- 
bung nur  Bewerbern  ausführbar,  die  im  Zustande  hinlänglicher  Mittel 
zur  Führung  des  Bergbaues  sich  befanden.  Schon  um  deswillen  hat 
das  seit  dem  24.  Juni  1865  in  Preussen  und  anderen  deutschen 
Ländern  allgemein  gültige  Berggesetz,  durch  welches  gerade  jede 
Beschränkung  aufgehoben  worden  ist,  einen  so  grossen  Vorrang  vor 
dem  französischen  Gesetze  erlangen  können. 

Der  Betriebsausführungen  zu  dem  in  Rede  stehenden  Berg- 
baae  habe  ich  bisher  noch  mit  keinem  Worte  gedacht,  es  wird  indess 
kaum  zweifelhaft  sein  könueu,  dass  vor  der  Zeit  des  Dampfes  auch 
überall  nur  blosse  Schacht-  oder  Stollen-Betriebe  oder  Tiefbaue  mit 
Hülfe  von  Wasserrädern  haben  stattfinden  können.  Da  diese  ver- 
schiedenen Betriebsperioden  indess  auch  beim  Steinkohlenbergbau 
eine  ausgiebige  Stelle  finden,  so  begnüge  ich  mich  mit  der  Mitthei- 
lung, dass  nicht  gleich  mit  dem  Abzüge  der  Franzosen  im  Jahre 
1814,  sondern  erst  nach  dem  Jahre  1840,  und  zwar  nach  der  Bildung 
grösserer  Bergwerksgesellschaften,  der  im  Augenblick  zwar  ein  wenig 
.  darniederliegende  Bleierzbergbau  einen  gegen  früliere  Zeiten  unge- 
ahnten Aufschwung  genommen  hat. 

Für  den  Eisenerz-Bergbau,  dem  ich  mich  nunmehr  zuwende, 
liegen  in  Betreff  seines  Alters  leider  eben  so  wenig  bestimmt«  An- 
haltspunkte vor. 

Aus  dem  Umstände  aber,  dass  noch  vor  Kurzem  in  der  Gegend 
von  Stolberg  unter  dem  Namen  » Römerschlacken c  sich  grosse  An- 
häufungen  von  Eisenschlacken  vorfanden,  die  zwar   zum    grössten 
Theile  beim  neueren  Bleihüttenbetriebe  Verwendung  erhalten  bafe^o^^ 
bat  der  Zusammenseteung  der  Schlacken  vregen  der  ^^JtkVxsÄÄ  ^«lö^«^ 


78 

werden  können,  dass  sie  von  einem  Betriebe  mit  Lnppenf euem  oder 
catalonischen  Oefen  herrühren. 

Nan  ist  aUgemein  anerkannt,  dass  kein  Volk  anders  als  das 
der  Römer  der  Schöpfer  dieser  primitiven  Einrichtungen,  deren  sich 
noch  manche  in  Spanien  finden,  war. 

Durch  die  erste  Folgezeit  dringt  jedoch  kein  einziger  Licht- 
strahl, und  erst  in  Pick 's  Notizen  zu  einer  Geschichte  der  Stadt 
Eschweiler  findet  sich,  und  zwar  als  unrichtig  hinsichtlich  seiner 
Beziehung  auf  den  Steinkohlenbergbau  in  Eschweiler  angegeben, 
dass  die  ältesten  Eohlzirkel  nach  vorhandenen  Urkunden  Schenkungen 
Ludwigs  des  Frommen  waren. 

Bis  ganz  vor  Kurzem  haben  derartige  Wald-  oder  Meiler- 
Gerechtigkeiten,  die  sich  zunächst  ausschliesslich  auf  den  Eisenhütten- 
betrieb bezogen  haben  werden,  in  den  Thälem  des  Weh-  und  des 
Yichtbaches  bei  Stolberg  bestanden,  indess  führen  die  zu  Nutzen 
der  Eisen-  wie  auch  der  spätem  Messinghütten  ertheilten  Schen- 
kungen in  ihrem  nachweisbaren  Ursprung  auf  Jülich'sche  Regenten 
zurück. 

Demnach  scheint  beim  Eisenhüttenwesen  ein  längerer  Still- 
stand zwischen  diesen  genannten  beiden  Perioden  stattgefunden  zu 
haben. 

Da  aber  namentlich  nach  Dr.  Brassert's  Zeitschrift  für  Berg- 
recht aus  den  Mittheilungen  des  Dr.  Becker  über  den  Eisenhütten- 
betrieb im  Amte  Weilburg  hervorgeht,  dass  dort  schon  um  das  Jahr 
780  ein  solcher  stattgehabt  hat,  so  liegt  durchaus  kein  Grund  vor,  die 
Glaubwürdigkeit  der  erstgenannten  Mittheilungen  in  Zweifel  zu  ziehen. 

Welcher  Beschaffenheit  übrigens  die  Oefen  waren,  deren  sich 
die  letzten  Perioden  bedient  haben,  ob  die  Oefen  selbst  noch  kleiner 
Art,  oder  schon  eine  Art  von  wirklichen  Hochöfen  waren,  ist  durch- 
aus nicht  zu  entziffern  gewesen. 

Von  dem  wirklichen  Betriebe  kleiner  Hochöfen  sagt  Dr.  Gurlt 
in  seinem  Leitfaden  zur  Bergbau-  und  Hüttenkunde,  dass  ein  solcher 
zu  Ende  des  13.  Jahrhunderts  im  Schleidener  Thalo  umgegangen  sei. 

Darnach  liegt  aber  erst  wieder  Kunde  vom  16.  und  17.  Jahr- 
hundert vor,  als  in  den  Thälem  der  Call,  Vicht  u.  s.  w.,  grossen- 
theils  von  den  Emigranten  her,  ein  flotter  Eisenhüttenbetrieb  statt- 
hatte bis  über  die  Zeit  der  französischen  Besitzergreifung  hinaus. 

Auch  beim  Eisenhüttenwesen  hat  erst  die  Anwendung  des 
Dampfes  der  weiteren  Entwicklung  Bahn  brechen  können. 

Nachdem  der  erste  grosse  Coakshochofen  in  Deutschland  im 
Jahre  1796  zu  Königshütte  in  Schlesien  erbaut  worden  war,  hat  es 
noch  geraume  Zeit  gedauert,  ehe  an  anderen  Orten  solche  zur  Aus- 
führung gekommen  sind. 

Namentlich  auf  der  linken  Rheinseite  ist,  abgesehen  von  den 
Werken    der   Quint,   im    Regierungsbezirk    Aachen    erst    um    die 


rjabre  1863  nnd  1859  die  Erbauung  von  4  Hochöfeu,  3  zu  Concordia- 
I  Hütte  am  lebenberge  bei  Escbweiler,  und  ein  Hochofen  Marie  Pru- 
■rdence  an  der  Station  Stolberg  dar  Rheinischen  Bisenbahn,  vor  sieh 
■■gegangen.  Nur  einer  von  diesen  steht  in  Folge  der  allgemeinen 
E  Montan- Krisis  iu  Betrieb. 

■  Weit  früher  waren  jedoch  aohon  -Eise  a  walz  werke,  die  Haapt- 
■rabnehmer  von  Roheisen,  dasolbst  im  Gange. 

I  Das   erste  Werk    dieser  Art    ist   von   dem   Gründer   dar   noch 

kjetst  zu  Düren  besCehenden  Hacdelsfirma  Eberhard  tloasch  & 
KBÖhne  in  den  Jahren  1819  bis  1S21  ta  Lendersdorf  angelegt.  Dann 
■folgte  EU  Anfang  der  dreissiger  Jahre  die  Erbauung  der  Esch- 
■■■weiler  Drahtfabrik  und  des  Walzwerkes  Eschweiler  Pümpchen,  welchen 
Kl640  das  grosse  Walzwerk  Escliweiler  Aue  imd  mit  dem  Jahre  1848 
■die  Walzwerke  Rothe  Erde  bei  Aachen  nnd  Eschweiler  Station  sich 
K&ngesuhloBSeii  haben. 

■  Noch  zwei  kleinere  Walzwerke  derselben  Gegend  —  Bschweiler, 
f  Stolberg  —  gehören  hinsichtliub  ihrer  Erbauung  mehr  der  neueateu 
L  Zeit  an. 

P  Beim  Steinkohlenbergbau,  zu  dem  ich  jetzt  übergehe,  erfolgte 

I  die  erste  Eatdeekuog  der  Steinkohlen  in  der  Rheiuprovinz  bei  dem 
t  Dorfi!  Pescli  unweit  Herzogenrath,  im  jetaigen  Landkreise  Aachen, 
lum  das  Jahr  1113,  wie  in  Wagner's  Litteratur  des  Bergreviers 
L  Aachen  nachgewiesen  ist.  ' 

t  Durch    die  Lage  genannter  Oertlichkeit   auf  dem  Nordflngal 

Vder  Aachener-  oder  Worm-Kohlenmglde  bin  ich  veranlasst  zu  der 
^Bemerkung,  dass  die  Oberfläche  dieses  in  seiner  wesentlichen  Aua- 
I  dehnung  nur  magere,  also  nicht  zu  vercokende  Kohlen  führenden 
k  Kohlenbeckens  vou  dem  Flüaschen  Worm  in  der  Richtung  von  Süden 
[  nach  Norden  durchschnitten  wird,  dessen  77  m  tiefer  Einschnitt, 
tgegen  die  beiderseitigen  Urerhühen  damals  die  Landeagrenze  Kwischen 
■-«irsohiedenen  Territorien  bildete. 

K  Auf  der  Westseite  hatte  die  Herrschaft  Heyden,    eine  Unter- 

Kherrachaft  vom  Herzogtbum  Jülich,  den  grössten  Theil   des  Landes 
riUBe,   der  übrige  Theil   gehörte  zum  Herzogthum  Brabant,   während 
L  auf  der  Ostselte   die  Territorieu  von  Jülich    und   der  Stadt  Aacben 
I  «ich  befanden. 
I  In  der  Herrschaft  Heyden  ging  die  erste  Ausbeutung  von  den 

V  Grandbesitzem  aus  auf  ihrem  eigenen  Grund  und  Boden,  und  erst 
I  nach    und    nach    sind   Betrieb s-ßerechtigungea   unter    den    Gründen 

Y  Anderer  gegen  gewisse  Abgaben  an  die  Grundbesitzer  entstanden. 

I  Derartige  Ausführungen   und  Ucbertragungen   habeu   zunächst 

>  in  den  Territorien  von  Aachen  und  dem  Herzogthum  Brabant  be- 
I  standen;  im  Herzogthum  Jülich,  b e si eh unga weise  dem  Gebiete  des 
I.Atatea  Wilbelmstein,  mögen  dagegen  schon  früh  den  zu  Eschwetler 
r  gültig  gewesenen  Belehnungen  ähnliche  Festsetaungen  ergangen  sein, 


80 

■ 

wie  wenigstens  das  Generaledict  des  Herzogs  Carl  Theodor  von 
Jülich  vom  6.  März  1752  geradezu  schliessen  lässt. 

Auf  der  linken  oder  westlichen  Seite  der  Worm  hat  sich  der 
Betrieb  zunächst  entwickelt,  wenigstens  finden  wir  in  der  angezoge- 
nen Litteratur  angegeljcn,  dass  zu  Würselen  und  Morsbach  erst  zu 
Anfang  des  14.  Jahrhunderts  der  Bergbau  aufgenommen  sei. 

Wie  wenig  aber  die  Bergbauausführun^en  zu  bedeuten  hatten, 
geht  wohl  daraus  hervor,  dass  erst  im  Jahre  1333  die  öffentlichen 
Gebäude  Aacheu's  mit  Steinkohlen  geheizt  worden  sind,  und  dass 
erst  20  Jahre  später  von  Stollenanlagen  die  Rede  ist. 

Bis  dahin  sind  also  nur  Tagebaue  und  nachher  Schacht 
und  Strecke-Betriebe  zur  Ausführung  gekommen. 

Dass  jedoch  vom  Jahre  1616  ab  zur  Anlage  von  Wasserrädern 
für  Tiefbauzwecke  geschritten  worden  ist,  macht  es  einleuchtend, 
dass  in  der  Zwischenzeit  schon  ein  regerer  Betrieb  stattgefunden 
haben  müsse. 

Von  dem  Zeitpunkte  der  Entdeckung  der  Kohlen  ab  waren 
bis  dahin   also  schon  500  Jahre  verflossen.     Indess   nicht  allein  das 

■ 

Feld  über  der  Stollensohio  hatte  man  abfj^ebaut,  sondern  auch  grosso 
ünterwerksbaue  sind  bis  dahin  zur  Ausführung  gekommen. 

Aus  nahe  demselben  Zeitpunkte,  nämlich  vom  Jahre  1002,  datirt 
die  für  das  Keich  Aachen  erlassene  Kohlenordnung,  die  schon  eine 
Vorgängerin  vom  Jahre  1505  gehabt,  und  bestimmt  hat,  dass  die 
Eigenlöhner  keine  Flötze  über  0,62  m  Mächtigkeit  bauen  und  nicht 
unter  die  Thalsohle  niedergehen  durften. 

Zweihundert  Jahre  später  (im  Jahre  1811)  ging  allmählich 
der  Tiefbau  mit  Wasserrädern  soinoru  Ende  zu,  indem  in  dioscm 
Jahre  auf  der  Grube  Lanj^enberg  die  erste  Dampfmaschine  erbaut 
wurde. 

Ganz  ausnahmsweise  und  nur  an  einer  Stelle  auf  einem  Flötze 
waren  die  Alten  bis  zu  einer  Tiefe  von  200  m  niederg'^gangen,  an 
den  meisten  Stellen  jedoch  nur  auf  geringe  Tiefen  unter  die  Stolion- 
sohle. 

Für  den  Betrieb  mittelst  Dampfmaschine,  mit  dessen  Einfüh- 
rung die  neue  Zeit  beginnt,  war,  da  die  Mulde  in  grcjsser  Teiife 
geht,  noch  immer  ein  sehr  ergiebiges  Feld  übrig  geblieben. 

Nachdem  erst  die  Regularisation  der  alten  Berechtigungen  auf 
der  Grundlage  des  damals  geltenden  französischen  Berggesetzes  vom 
21.  April  1810  erfolgt  war,  nahm  der  Betrieb  auch  bald  andere 
Dimensionen  an,  vorzugsweise  in  Folge  der  Bildung  grösserer  Berg- 
werksofosellschaften  und  es  erreichte  bald  die  Production  eine  Höhe 
von  4,000,000  Scheffel  aus  11  Grubenfeldern. 

Mit  dem  Jahre  1H40  wurde  die  Eisenbahn  von  Cöln  nach 
Aachen  eröönet,  welche  dem  Kohlenabsatze  ein  neues  Absatzgebiet 
schaffte. 


81 

Eine  sehr  grosse  Wichtigkeit,  hatte  femer  die  Entdeckung 
der  Fettkohleupartie  im  östlichen  Fortstreichen  der  Mulde  im  Jahre 
1846,  bis  zu  welcher  Zeit  hin  östlich  des  Feldbisses,  eine  grosse 
Verwerfung,  welche  die  östliche  Grenze  der  alten  Gruben  bildet, 
das  Feld  für  die  Erwerbung  von  Bergwerksconcessionen  geschlossen 
war.  Schnell  waren  aber  alsdann  in  diesem  östlichen  Felde  drei 
Felder  concedirt,  von  denen  sogleich  auch  zwei  derart  in  Betrieb 
gesetzt  wurden,  dass  es  ihnen  schon  in  kurzer  Zeit  möglieh  geworden 
ist,  eine  namhafte  Förderung  von  Fettkohlen  auf  den  Markt  zu  bringen. 

Die  höchste  Förderung  des  Aachener  Reviers  fand  im  Jahre 
1873  statt  und  hat  betragen: 

7,503,767  Ctr.  magere  Kohlen 
und  8,736,878     »      Fett-  und  Flammkohlen. 

Im  Üebergange  zu  dem  zweiten  Kohlenbecken,  welches  süd- 
lich des  grossen  Aachener  Gebirgssattels  sich  befindet,  die  Inde-Mulde 
nämlich,  bin  ich  leider  nicht  so  glücklich,  über  den  ersten  An- 
fang des  Bergbaues  mit  einer  näheren  Kenntniss  der  Thatsachen 
dienen  zu  können.  Vielmehr  war  die  auf  den  ersten  Anfang  fol- 
gende Stollenzeit  schon  vorüber,  und  der  Tiefbau  mit  Wasserrädern 
hatte  bereits  begonnen,  ehe  überhaupt  historische  Kunde  über  den 
Kohlenbergbau  des  Indethales  zu  uns  gelangte. 

Nur  eines  Vorganges  aus  früherer  Zeit  hätte  ich  noch  zu  er- 
wähnen. 

Schon  beim  Bleierzbergbau  führte  ich  an,  dass  um  das  Jahr 
1492  der  Herzog  Wilhelm  von  Jülich  die  Bergwerksrechte  von  Esch- 
weiler und  Gressenich  nach  dem  Bergweisthum  von  Call  habe  ent- 
werfen lassen. 

Obgleich  die  Bergordnung,  welche  daraus  hervorgegangen  ist, 
weit  weniger  dem  Kohlen-  als  dem  Erzbergbau  des  Herzogthums 
Jülich  gegolten  hat,  so  ist  doch  unverkennbar  aus  jener  Zeitbe- 
stimmung die  Folgerung  zulässig,  dass  damals  der  Bergbau  schon 
eine  ansehnliche  Entwicklung  gehabt  haben*  müsse. 

In  der  That  finden  wir  denn  auch  schon  im  Jahre  1597  zu 
Eschweiler  Pumpe  einen  Tiefbau  mit  Wasserrädern  derart  fix  und 
fertig,  dass  sogleich  die  söhligen  Lösuiigsarbeiten  zur  Erschliessung 
der  Flötze  begonnen  werden  konnten. 

Im  Gegensatze  zum  Kohlenbergbau  von  Aachen  aber,  wo  ur- 
sprünglich die  Grundbesitzer  Eigenthüraer  der  darunter  befindlichen 
Mineralien  v/aren,  verfügte  der  Herzog  von  Jülich  als  Landes- 
herr über  das  jus  subterraneum  und  Hess,  indem  er  als  Lehnsherr 
Anderen  durch  seinen  jedesmaligen  Vogt  Bergbauberechtigungen 
auf  einzelne  Flötze  in  gewisser  Ausdehnung  abtrat,  gegen  eine  Ab- 
gabe von  sogenannten  Gewinnpfennigen,  die  den  4.  bis  14.  Theil 
der  Brutco-Förderung  betragen  haben,  aus  diesen  Gefallen  die  Kosten 
des  Tiefbaues  bestreiten. 


82     ■ 

Der  Fürst,  Hess  nirgends  hier  den  Bergbau  far  seine  Rech- 
nung betreiben,  sondern  auf  Grund  öfltentlicher  Verpachtungen  den- 
selben an  Andere  in  Pacht  geben,  auf  6,  9  und  12  Jahre. 

Im  Gegensatz  zu  den  durch  blosse  Belehnnngen  erworbenen 
Hechten  bestanden  diese  wie  die  Pächter  in  Bergbau-Berechtigungen 
auf  gewisse  Zeiträume  innerhalb  gewisser  Grenzen  nach  horizontaler 
und  verticaler  Ausdehnung,  und  erst  zu  Ende  des  18.  Jahrhunderts 
sind  auf  vier  der  besten  Flötze  der  Inde-Mulde  Bclehnungen  in 
ewige  Teufe  ertheilt  worden. 

Wenden  wir  uns  nun  dem  Betriebe  wieder  zu,  so  wäre  wohl 
zunächst  zu  erwähnen,  dass  um's  Jahr  1596  zu  Probstei,  1601  zu 
Ichenberg,  itt  beiden  im  Bereiche  der  Aussenwerke  gelegenen,  zu 
Centrum  gehörigen  Partialfeldern,  Bergbaubetrieb  mit  Wasserrädern 
umging. 

Dasselbe  war  zu  Weisweiler  um*8  Jahr  1630  und  1706  zu  Bir- 
kengang, Atsch  und  Aue  der  Fall. 

In  dem  Grubenfelde  von  Centrum,  welches  die  ganze  Fett- 
kohlenpartie der  Indemulde,  sowie  den  Nordflügel  der  Aussenwerke 
umfasst,  soweit  seine  Begrenzung  nach  Westen  reicht,  wurde  schon 
um's  Jahr  1793  von  der  ch urfürstlichen  Regierung  die  erste  Dampf- 
maschine, eine  Newcommen'sche  Dampfmaschine  nebst  kupfernem 
Dampfkessel,  einem  Kofferkessel  zur  Hebung  der  Wasser  aus  der 
43,94  m  tiefen  Herrenkunstsohle  aufgestellt. 

Im  Jahre  1794  aber  besetzten  die  Eriegsschaaren  der  damaligen 
französischen  Republik  das  linke  Rheinufer,  die  churfürstlicho  Ad- 
ministration wurde  aufgelöst  und  die  Gegend  als  erobertes  Land 
behandelt. 

Die  französische  Regierung,  anfangs  willens,  die  damals  in 
Betrieb  stehenden  ch  urfürstlichen  Bergwerke  Centrura  und  l^irken- 
gang  für  Rechnung  des  französischen  Staates  zu  betreiben,  trat 
später  aus  Anlass  der  kostspieligen  Ausführung  des  Betriebes  von 
diesem  Vorhaben  wieder  zurück,  willigte  aber  erst,  nachdem  vorher 
und  zwar  auf  Grund  des  damals  bestehenden  Gesetzes  vom  28.  Juli 
1791  provisorische  Betriebserlaubnisse  auf  die  Dauer  (nncs  Jahres 
für  die  genannten  beiden  Bergwerke  waren  ertheilt  worden,  unterm 
15.  August  1801  in  eine  öffentliche  Verpachtung  derselben  ein. 

In  dem  öffentlichen  Verpachtungs-Termine  am  27.  September 
1802  erhielten  nun  die  Rechtsinhaber  der  zu  Ende  der  chur fürstlichen 
Zeit  ertheilten  4  Belehnungen  auf  ewige  Teufe  den  Zuschlag  zu  einer 
jährlich  zu  erlegenden  Summe  von  19149  Frcs.  oder  15319,2  Mark 
und  gegen  Erlegung  einer  Caution  von  200,000  Frcs.  oder  160,000  M. 

Noch  mehr  als  3  Jahre  sollten  vergehen,  ehe  die  Concessions- 
urkunden  für  Centrum  und  Birkengang,  ertheilt  unterm  24.  December 
1805  auf  einen  Zeitraum  von  50  Jahren,  ausgefertigt  wurden. 

Noch  nicht  5  Jahre  später  erschien  das  französische  Bergwerks- 


»'>»' 


83 

getetz  vom  21.  April  1810,  dasjenige  Gesetz,  welches  auf  dem  linken 
Bheinufer  bis  zur  Zeit  des  Erlasses  des  nun  allgemein  gültigen  Berg- 
gesetzes vom  24.  Juni  1865  in  Kraft  gestanden  hat. 

Da  es  die  Pächter  zu  Eigenthümem  der  Bergwerke  machte, 
ohne  dass  aber  in  dem  Verhältnisse  derselben  zu  den  Wasserhai- 
tungsanlagen  der  früheren  churfürstlichen  Zeit  eine  Aenderung  ein- 
getreten war,  so  hat  in  Folge  dieses  Anlasses  erst  durch  den  im 
Jahre  1882  erfolgten  Ankauf  der  genannten  Wasserhaltungsanlagen  vom 
preussischenFiscusdas  volle  Eigenihumsrecht  erworben  werden  können. 

Schon  hatten  im  Jahre  1814  die  Franzosen  die  Rheinländer 
verlassen  und  Preussen  Besitz  von  diesem  Landestheile  genommen. 

Damals  ging  der  Betrieb  im  Felde  der  Hauptgrube  Gentrum, 
neben  welcher  noch  vier  Felder,  davon  drei  auf  die  Aussenwerke 
berechtigt  —  eines  derselben  schon  abgebaut  —  bestehen,  blos  im 
Nordflügel  der  Indemulde  über  der  Padkohlsohle  um,  die  28,88  m 
unter  der  an  den  Herrenkunstschächten  43,94  m  tiefen  Herrenkuust- 
sohle  liegt,  bis  auf  welche  die  Baue  der  Jülich'schen  Zeit  nieder- 
gegangen waren. 

Längst  ist  aber  der  Nordflügel  abgebaut,  nicht  minder  haben 
echon  die  Baue  des  Südflügels  der  Binnenwerke  die  tiefste  Sohle  — 
circa  300  m  unter  der  Padkohlsohle  —  erreicht,  und  es  mag  noch 
drei  Jahre  dauern,  bis  das  ganze  Fcttkohlenfeld  von  Centrum  ver- 
hauen sein  wird. 

Mit  dem  Verschwinden  der  Fettkohlen  aus  dem  Grubenfelde 
Gentrum  wird  indess  die  Fettkohlenförderung  daselbst  noch  keines- 
wegs aufhören. 

Aehnlich,  wie  die  Worm-Mulde  durch  den  Feldbiss  wird  die 
Inde-Mulde  gegen  Osten  durch  eine  andere,  nicht  minder  wichtige 
Störung  abgeschnitten,  ebenso  ist  in  dem  an  Centrum  östlich  an- 
Bchiessenden  Grubenfelde  Eschweiler  Reserve  nach  Ausführung  kost- 
spieliger Bohrarbeiten  auf  einer  bei  der  Oertlichkeit  Nothberg  sich 
befindenden  Berg  Werksanlage  nahe  der  ganze  Südflügel  der  Binnen - 
werke  bis  an  die  Mulde  in  zwei  Sohlen  von  230  und  280  m  derart 
ausgerichtet,  dass  mit  dem  Verschwinden  von  Centrum  bei  Nothberg 
eine  neue  Aera  der  Fettkohlenförderung  beginnen  wird. 

Die  Glanzzeiten  der  Fettkohlenförderung  im  Inde-Thale  datiren 
ans  den  Jahren  1857  bis  1861  durch  eine  Jahresproduction  von  etwa 
4,200,000  Scheffel. 

Seit  dieser  Zeit  hat  die  Production  beständig  abgenommen, 
dieselbe  erreicht  gegenwärtig  noch  nicht  3,000,000  Scheffel,  und 
mag  diejenige  der  Aussenwerke   etwa    1,600,000  Scheffel   betragen. 

Im  Uebergange  zum  Zinkerzbergbau  erlaube  ich  mir  zunächst 
an  die  Thatsache  zu  erinnern,  dass  vor  der  Anwendung  der  Bletidft^ 
deren  Benutzung  für  die  Zinkfabrikation  dem  gegen7w«bT\A!^e!\  "i^öos- 


84 

hundert   angehört,    diesem   Zwecke   ausschliesslich   der  Galmei   ge- 
dient hat. 

Die  erste  Entdeckung  eine«  solchen  Erzvorkommens  erfolgte 
am  Altenberge,  im  jetzigen  neutralen  Gebiete,  im  Jahre  1405,  von 
welchem  Zeitpunkte  ab  in  der  dortigen  Galmei-Mulde  ununter- 
brochen und  namentlich  während  der  letzten  30  Jahre  bedeutende 
Gewinnungen  dieses  Erzes  stattgefunden  haben. 

Um  die  angegebene  Zeit  gehörte  die  Oertlichkeit  nebst  vielen 
anderen,  dem  jetzigen  Ereis  Eupen  zusammensetzenden  Orten  zur 
Grafschaft  Limburg  imllerzogthum  Brabant,  dessen  östliche  Grenze 
unter  andern  an  das  Reich  von  Aachen  stiess. 

Bis  zum  Jahre  1438  brachte  indess  der  in  Rede  stehende 
Galmei-Bergbau,  obgleich  derselbe  zum  neunten  Theile  des  Aus- 
bringens verpachtet  war,  nur  einen  Erlös  für  den  Landesherm  von 
40,4  Mark  unserer  Währung  ein. 

Günstigere  Verhältnisse  traten  erst  ein,  nachdem  vom  Jahre 
1450  ab,  aus  Anlass  der  spanischen  Religionsverfolgungen  in  den 
Niederlanden,  die  Messingfabrikation  sich  in  Aachen  angesiedelt  hatte. 

Interessanter  aber  als  die  Frage,  wohin  der  Galraei  des  Alten- 
berges zunächst  seinen  Absatz  gefunden  habe,  erscheint  unstreitig 
das  für  die  Grafschaft  Limburg  im  Jahre  1497  erlassene  Betriebs- 
verbot für  fremden  Galmei,  da  es  Aufschluss  giebt  über  das  Be- 
stehen einer  Concurrenz,  die  nach  unserer  Kenntniss  nur  von  Iser- 
lohn aus  möglich  war,  da  zu  der  Zeit  an  anderen  Orten  keine  Gal- 
meiaufschlüssc  bekannt  waren. 

Im  Verlaufe  der  Zeit  hatten  sich  die  protestantischen  Messing- 
fabrikanten Aacheu's  bald  zu  Ansehen  und  Wohlstand  emporgear- 
beitet, so  dass  sie  schon  um  das  Jahr  1505  Mitglieder  der  Stadt- 
Regierung  Aachen's  waren. 

In  Folge  der  Wirren  aber,  die  ein  Antrag  von  ihrer  Seite  um 
Gestattung  öffentlichen  Gottesdienstes  hervorrief,  haben  dieselben 
um  das  Jahr  IGOO  Aachen  verlassen  müssen. 

Sie  siedelten  sich  in  Stolberg  an,  und  ihnen  ist  die  Entwick- 
lung desGalmeibergbaues  des  Cornelimünster'sclien  Landes  zu  danken. 

Bevor  ich  auf  diesen  Gegenstand  näher  eindrehen  kann,  habe 
ich  Ihre  Nachsicht  dafür  in  Anspruch  zu  nehmen,  um  über  die  Stadt 
Aaclien  noch  anführen  zu  können,  dass  sie  in  dem  fruchtlosen  Bj- 
ßtreben,  den  Ausfall  des  Wegganges  der  Messingfabrikanten  zu  über- 
winden, in  diesem  Zustande  im  Jahre  1658  oder  zwei  Jahre  nach 
dem  grossen  Brande,  so  glücklich  gewesen  ist,  im  städtischen  Gruben- 
felde bei  Verlan  tenheide  ein  Galmei  vorkommen  zu  entdecken. 

Für  den  Galmeibergbau  des Corneiimünster'schen  Landes,  welcher 
sich  fast  ausschliesslich  in  den  Feldern  Breinigerberg,  Busbacherberg, 


85 

Diepenlinchen  und  in  der  Herrschaft  Eilendorf,  im  jetzigen  Gruben- 
felde Kirelifeld  und  Heideben  bewegt  bat,  wüsste  icb  eine  officielle 
Quelle  seines  Ursprunges  nicbt  zu  nennen. 

Nur  so  viel  kann  über  diesen  durch  seine  bergrechtlichen  Eigen- 
thümliohkeiten  interessanten  Packenbergbau  gesagt  werden,  dass  für 
denselben  um't}  Jahr  1686  schon  Packenbücher  als  Rechtsquelle  ge- 
führt worden  sind,  und  dass  ein  lebhafter  Betrieb  bis  zur  franzö- 
sischen Besitzergreifung  daselbst  bestanden  hat. 

Für  die  Erwerbung  der  ersten  Packenfelder,  deren  jedem  ein- 
zebien  ein  Kreis  von  18  m  Durchmesser  entsprach,  mögen  blosse  Ge- 
wohnheitsrechte bestanden  haben,  aus  denen  dann  später  die  Berg- 
ordnung vom  27.  Juni  1747  und  deren  spätere  zusätzliche  Bestim- 
mungen vom  7.  Juli  1790  hervorgegangen  sind. 

Bei  der  grossen  Unkenntniss  der  damaligen  Zeit,  mit  den 
*Lagerungsverhältnissen  des  Gebirges  ihrer  Gegend,  nannten  die 
Paokentreiber  das  Gebirge,  in  welchem  sie  bergten,  einfach  Galmei- 
gebirge,  während  sie,  was  das  Grubenfeld  Breinigerberg  wenigstens 
angeht,  ihre  Betriebsstelleu  ausschliesslich  im  Ausgehenden  der  in 
oberer  Höhe  Galmei  mit  etwas  Bleiglanz  schüttenden  Bleierz-  und 
^inkerzgänge,  d.  h.  Bleiglanz  mit  Blonde  und  untergeordnet  auch 
mit  Schwefelkies,  gehabt  haben.  Im  Felde  von  Busbacherberg  und 
an  anderen  Orten  mögen  es  mehr  unregelmässige  stockwerksartige 
Verbreitungen  gewesen  sein. 

Mit  Ausnahme  von  dem  bereits  erwähnten  Grubenfelde  Alten - 
berg  ist  indess  an  allen  anderen  Orten  das  Zink  durch  Blende 
vertreten,  deren  Verwendung  zur  Zinkbereitung  auf  dem  linken 
Rheinufer  erst  vom  Jahre  1846  an  datirt. 

Von  dieser  Zeit  ab  hat  daher  auch  auf  allen  Zinkhütten  der 
schon  beim  Bleihüttenbetriebe  bekannt  gewordene  Röstprocess  statt 
der  früheren  Calcination  des  Galmei's  aufgenommen  werden  müssen. 

Damit  wäre  ich  in  die  Verhältnisse  der  Gegenwart  zurück- 
gekommen. 

Ich  möchte  Ihnen  nun  noch  ein  Bild  darüber  geben,  wie  sich 
nach  den  Befreiungskriegen  oder  seit  dem  Beginne  der  preussischen 
Bergverwaltung  auf  dem  linken  Rheinufer  die  Montan-Industrie  bis 
zur  Gegenwart  hin  entwickelt  hat. 

Da  haben  wir,  wenn  das  Jahr  1817  mit  dem  in  Bezug  auf 
Production  keineswegs  glänzenden  Jahre  1877  verglichen  wird,  noch 
einen  merkwürdigen  Umschwung  zu  constatiren. 


86 


Es  belief  sich  Dämlich  die  Production 

im  Jahre  1817  —  im  Jahre  1877. 

von  Steinkohlen    2,293,388  gegen  20,031,905  Gtr.  oder 

»     Braunkohlen  1,185,444     —  1,697,709  »  » 

—  938,239  ^  » 

—  235,172  .  » 

—  692,035  »  » 

—  332,915  »  » 

—  263,858     »  » 


Bleierze 

49,733 

Zinkerze 

15,127 

Eisenstein 

830,080 

Alaun 

2,600 

Roheisen 

120,000 

Gusswaaren 

20,000 

Stabeisen 

70,834 

9  Mal  mehr 

IV,' 

19      » 

15      » 

IV,  » 

133      > 

2       > 

^  I     1,175,078 


90,834 

Für  die  Eisenproduction  hatten  wir  jedoch  nur  für  das  Jahr 
1877  die  entsprechenden  Daten  aus  dem  Landkreise  Aachen  vorzu- 
legen; die  gezogene  Schlussfolge  ist  daher  nicht  absolut,  sondern  nur 
annähernd  richtig. 

Herr  Prof.  v.  Eoenen  aus  Marburg  sprach  darauf  über  die 
Fauna  der  Culmformation,  welche  noch  sehr  ungenügend  aus- 
beutet ist. 

Redner  besitzt  vom  Weinberge  bei  Herborn,  der  in  der  Lite- 
ratur als  »geistlicher  Berge  bezeichneten  Lokalität,  einige  50  Arten, 
von  welchen  freilich  mehrere,  meist  Pelecypoden  und  Brachiopoden, 
nicht  generisch  bestimmbar  sind ;  immerhin  bleiben  einige  40  Arten 
übrig,  etwa  4  Mal  so  viel,  als  Sandberger  aus  diesen  Schichten  be- 
schrieben hat.  Diese  Fauna  wird  demnächst  im  neuen  Jahrbuche 
veröffentlicht  werden.  Von  Interesse  ist  das  Auffinden  von  Posido- 
nomya  Becheri  mit  deutlichen  Ligament  gruben. 

Obgleich  Redner  anderen  Culmlokalitäten  (Wirrainghauaen, 
Nehden,  Aprath  bei  Elberfeld)  nur  ganz  flüchtige  Besuche,  noch  dazu 
meist  bei  Regenwetter,  abstatten  konnte,  hat  er  doch  auch  dort  eine  An- 
zahl interessanter,  in  der  Literatur  bisher  von  dort  nicht  erwähnter 
Formen  gefunden,  so  beiWirminghausen  und  Nehden  (ausser  den  von 
Schülke,  diese  Zeitschr.  1867  Verhandl.  S.  146)  namentlich  eine 
Area  (Ä.  Decheni  n.  sp.)  und  eine  Mydlina  (M.  mytüo^es  n.  sp.), 
bei  Aprath  ausser  einigen  von  Sarres  (de  j)etrefactis,  quae  in  schisto 
posidonico  prope  Elberfeldam  urbem  inveniuntur.  Dissert.  inang. 
Berolini  1857)  erwähnten  Arten  auch  einen  sehr  schönen  Abdruck 
der  Analseite  von  Poteriocrinus  regularis  H.  v.  Meyer.  Es  ist  hier- 
nach keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  im  Ciilm  noch  genug  Neues 
und  Interessantes  zu  finden  ist,  um  so  mehr,  als  zumal  am  Nord- 
und  Nordostrande  des  rheinischen  Schiefergebirges  bisher  nur  we- 
nige Aufschlüsse  der  Culmschichten  ausgebeutet  worden  sind. 


87 

Herr  Geb.  Rath  Professor  Beyrieh  aas  Berlin  machte  eine  Mit- 
theilung über  die  geologischen  Verhältnisse  der  Umgegend 
von  Belluno,  wo  am  29.  Juni  1878  sehr  bedeutende  Erderschütterun- 
gen Statt  gefunden  hatten,  die  in  jüngster  Zeit  namentlich  den  östep- 
reichischen  Geologen  zu  eingehender  Erforschung  des  Gebiets  Ver- 
anlassung gaben.  Der  Vortragende  knüpfte  seine  Erörterungen  be- 
sonders an  eine  Schrift  von  Dr.  Hörnes:  »Das  Erdbeben  von  Belluno 
und  die  Falb'sche  Erdbebenhypothese,  Graz,  1877  c,  worin  er  indess 
die  von  Flörnes  vertretene  geologische  Anschauung  nicht  für  natur- 
gemäss  hält.  Nach  seinen  eigenen  Wahrnehmungen  wird  dieser 
Gegenstand  noch  vielfacher  Untersuchungen  bedürfen,  um  endgiltige 
Ergebnisse  zu  erhalten. 

Herr  Ingenieur  F  ab  er  aus  Barmen  hielt  nachstehenden  Vortrag  über 
fleine  Universal-Handbohrmaschine  für  festes  Gestein: 
Die  Herstellung  der  Sprenglöcher  in  hartem  Gestein  ist  mühsam  und 
raubend,  wesshalb  man  fortwährend  nach  Mitteln  sucht,  dieselben 
rascher  und  billiger  herzustellen.  Durch  die  Anwendung  von  Dampf 
oder  comprimirter  Luft  und  neuerdings  von  stark  gepresstem  Wasser 
ist  es  zwar  gelungen,  rascher  vorwärts  zu  kommen,  dagegen  sind 
die  dazu  nöthigen  Anlagen,  z.  B.  Dampfkessel,  Luftcompressoren, 
Druckpumpen,  Bohrmaschinen  mit  schweren  Gestellen,  Bohrleitungen 
11.  s.  w.  durchaus  nicht  geeignet,  billigere  Sprenglöcher  herzustellen; 
im  Gegen theil  werden  die  Kosten  derselben  meistens  bedeutend  höher 
als  mit  Handbetrieb,  so  dass  es  gerathen  ist,  sich  dieser  Hülfsmittel 
nur  dann  zu  bedienen,  wenn  man  bei  grösseren  Anlagen  rascher 
zum  Ziele  gelangen  will.  Auf  diese  Weise  kommt  der  oben  ange- 
bene Vortheil  nur  grösseren  Unternehmungen  zu  Gute,  während 
man  im  Allgemeinen  bis  jetzt  nur  auf  Benutzung  des  Stossbohrers 
oder  Schlägels  angewiesen  ist.  Es  sind  viele  Constructionen  von 
sogenannten  Handbohrmaschinen  für  hartes  Gestein  entstanden,  welche 
jedoch  meistens  sofort  als  unpraktisch  und  nicht  leistungsföhig  be- 
zeichnet und  erkannt  wurden.  Die  Anforderungen,  welche  an  eine 
solche  Maschine  gemacht  werden,  sind  nämlich  so  mannigfacher  und 
oft  einander  gegenüberstehender  Art,  wie  solche  selten  bei  einer 
Maschine  vorkommen.  Z.  B.  soll  die  Maschine  möglichst  leicht  sein, 
fest  stehen  und  soll  freistehend,  ohne  eingespannt  zu  sein,  einen 
kräftigen  Stoss  in  horizontaler  Richtung  gegen  das  Gestein  ausüben. 
Ferner  soll  die  Maschine  in  unebenem  Terrain  und  jeder  Ecke  hori- 
zontale oder  verticale  Löcher  unter  jedem  Winkel  bohren  können, 
dabei  aber  möglichst  einfach,  leistungsfähig  und  transportabel  sein. 
Aus  diesen  Gründen  ist  es  mir  erst  kürzlich  gelungen,  eine  brauch- 
bare Maschine  zu  construiren,  trotzdem  ich  mich  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  als  Specialist  mit  Steinbohrmaschiuen  und  deren  Anlagea 
beschäftigt  habe.    Ich  hatte   bereits  gestern   ^\^  "lEJox^^  'V^oassa  ^^ 


88 

wirkliche  Maschine  am  Rott-Tannel  in  Betrieb  zu  z^gen ;  da  ich  dort 
jedoch  keine  Gelegenheit  hatte,  Ihnen  die  Beweglichkeit  und  mannig- 
fache Anwendung  des  Gestelles  zu  zeigen,  so  erlaube  ich  mir,  Ihnen 
dieselbe  mittelst  dieses  Modellchens  zu  erklären.  Die  Maschine,  deren 
completes  Gewicht  140kg  beträgt,  lässt  sich  leicht  in  einzelne  Theile 
zerlegen,  welche  unter  Umstanden  von  Einem  Manne  transportirt 
werden  können,  und  dieser  Mann  kann  die  Maschine  auch  in  Betrieb 
setzen;  besser  nimmt  man  jedoch  noch  einen  Hülfsarbeiter  dazu. 
Durch  Drehen  eines  Schwungrades  macht  die  Maschine  in  der  Minute 
etwa  100 — 120  Schläge  bei  etwa  130  Mill.  Hub.  Letzteren  kann  man 
yerstellen.  Beim  Heben  des  Bohrers  dreht  sich  derselbe  und  schiebt 
sich  gleichzeitig  nach  Belieben  etwas  vor.  Dieses  Vorschieben  kann 
nach  Belieben  rasch  oder  langsamer,  je  nach  der  Gesteinhärte,  mit- 
tels einer  Schraube  reguUrt  werden.  In  sehr  festem  Kalkstein  war 
das  Eindringen  des  Bohrers  bei  einem  Lochdurchmesser  von  40  Mill. 
gleich  30  Mill.  in  der  Minute.  Die  Maschine  wird  durch  das  Ge- 
wicht der  sie  bedienenden  Leute  belastet  und  kann  freistehend  in 
Steinbrüchen,  Eisenbahneiaschnitten,  Schächten  u.  s.  w.  oder  auch 
eingespannt  im  Tunnel,  bei  Borgwerken,  in  Stollen  u.  s.  w.  benutzt 
werden.  Nach  den  bisher  gemachten  Erfahrungen  glaube  ich,  dass 
die  Maschine  den  oben  erwähnten  Anforderungen  entspricht  und 
sich  bald  einführen  wird,  da  dieselbe  leicht  von  jedem  Arbeiter  zu 
begreifen  ist  und  die  Anschafifungskosten  im  Vorhältniss  zu  dem 
daraus  erzielten  Nutzen  gering  sina. 

Herr  Dr.  Schmeckebier  theilte  sodann  mit,  dass  ihm  aus 
mehreren  Gründen  zweifelhaft  geworden  sei,  ob  der  Scorpions- 
stachel  wirklich  hohl  ist.  Er  habe  desshalb  mehrere  untersucht 
und  gefunden,  dass  durch  den  Stachel  zwei  Giftcanäle  horizontal 
nebeneinander  hergehen,  welche  sich  kurz  vor  dem  Ende  des  Sta- 
chels vereinigen  und  so  als  ein  Canal  austreten. 

Herr  Prof.  Andrä  aus  Bonn  legte  das  am  Schluss  des  verflos- 
senen Jahres  erschienene  2.  Heft  der  Culm-Flora  von  I).  Stur  vor, 
worin  auf  Grundlage  sehr  umfassender  Studien  in  eingehendster  Weise 
zunächst  die  Pflanzen  der  Ostrauer  und  Waldenburger 
Schichten  beschrieben  werden,  und  darauf  die  geologische  Stellung 
der  letztern,  dem  Jüngern  Culm  aiigehörig,  ausführlich  zur  Erörte- 
rung kommt.  Das  prächtig  ausgestattete  Werk  in  Gi-ossquart  um- 
fasst  46  Bogen  Text,  die  von  27  z.  T.  Doppeltafeln  der  rfla-.)zenbilder, 
ausserdem  von  zahlreichen  Zinkographien,  einer  Revierkarte  und  zu- 
gehörigen geognost.  Profilen  begleitet  sind.  Der  Inhalt  des  Werkes 
wurde  ausführlich  besprochen  und  dabei  auf  das  grosse  Verdienst  von 
Stur  hingewiesen,  die  richtige  Anschauung  von  dieser  Flora  erschlossen 
zu  haben,  wenn  auch  die  daraus  abgeleit  te  geologische  Stellung  der 
Schichten  doch  noch  anders  gedeutet  werden  kann. 


89  % 

Der  Vortrag  des  Herrn  Oberlehrer  Cornelius  gab  Veran- 
lassung zu  einer  Ergänzung,  indem  Herr  Landesgeologe  Dr.  Eooh 
aus  Wiesbaden  in  Betreff  der  Fauna  von  Rheinland  und  West- 
falen die  Angabe  machte^  dass  es  in  diesen  beiden  Provinzen 
58 — 63  Säugethicre  gäbe.  Die  grossen  sind  als  Jagdthiere 
allgemein  bekannt;  die  kleinen  aber  entdeckt  man  nur,  wenn  man 
mit  Fallen  Jagd  auf  sie  macht  oder  ihr  Vorkommen  aus  dem 
Gewölle  der  Eulen  nachweist.  Insbesondere  sprach  der  Bednar 
über  die  Fledermäuse,  die  sich  in  Bergwerken,  Ealkhöblen  u.  s.  w. 
aufhalten,  und  deren  er  18  Species  im  Gebiete  gefunden  hat.  Zwei 
davon  kommen  nur  sporadisch  alä  Ueberläufer  aus  anderen  Gebieten 
vor,  zwei  als  Wanderthiere.  Letztere  sind  eine  Vesperugo,  die  im 
Sommer  am  weissen  Meere  lebt,  den  Winter  aber  in  Mitteldeutsch- 
land zubringt,  und  eine  Vesportilio,  die  im  Sommer  auf  den.  nord- 
deutschen Seen  wohnt.  Die  18  Arten  theilen  sich  in  5  Geschlechter: 

1)  Ehinolophus  oder  Hufeisennasen. 

2)  Plattnascn: 

a.  Epilemata  oder  Spomlappen,  unter  ihnen  CinotuSy  in 
Bergwerken  häufig. 

b.  Vespertilio,  unter  •  ihnen  der  ebenfalls  in  Bergwerken 
lebende  Plecotus  attritus, 

c.  Vesperugo,  darunter  F.  pipistrellus,  den  Kedner  in  der 
Fürstengruft  zu  Siegen  nach  einer  Berechnung  in  4 — 5000 
Exemplaren  vorgefunden  hat. 

d.  Nanugo. 

Der  Winterschlaf  der  Fledermäuse,  welcher  im  Norden  7,  bei 
uns  5 — 5^2  Monat  dauert,  ist  ein  physiologisches  Bäthsel.  Sie  hän- 
gen dann  mit  den  Vorderfüssen  angekrallt  ohne  Lebenszeichen.  Feuch- 
tigkeit scheint  ihnen  Bedingung  des  Lebens  zu  sein;  denn  wenn 
man  sie  in  trockene  Räume  bringt,  trocknen  sie  völlig  ein.  Die 
*  Fledermäuse  sind  äusserst  nützlich,  denn  sie  verzehren  unendliche 
Massen  von  Insekten  und  verdienen  jegliche  Schonung.  Besonders 
den  Bergleuten,  die  ein  Vorurtheil  gegen  diese  im  Haushalte  der 
Natur  so  nothwendigen  Thierchen  haben,  seien  sie  zur  Schonung  an- 
gelegentlich empfohlen  1 

HerrWirklicher  Geh.  Rath  von  Dechen  legte  die  4  Sectionen 
der  neuen  Generalstabskarte  im  Maassstab  von  Vioooou* 
Altenkirchen  (287  D.),  Greifenstein  (287  E.),  Coblenz  (299  D.) 
und  Limburg  a.  d.  Lahn  (299  E.)  vor,  auf  welchen  die  Tra- 
chyte    des  Westerwaldes  verzeichnet  sind. 

Ausserdem  enthalten  dieselben  auch  die  oligocänen  Braunkohlen 
und  Thone  nach  markscheiderischen  Auftragungen  der  Bergbehörde. 
Die  Trachyte   der  Rheinprovinz  und  des  Regierungsbezirkes  Wies- 
baden schliessen  sich  den  drei  grossen  Basaltgrup^n  d\!^^^x  ^^*^T\r 
den:   dem  Siebengebirge,  der  bolien  li^iiöV  \x.iA  ^^tq. '^  ^^^äy«^^^  "^^ 


90 

der  Weise  an,  dass  die  Trachyte  im  Siebengebirge  gleichsam  den 
Kern  bilden,  von  dem  die  Basalte  ausstrahlen  nnd  sowohl  mit  dem 
Unterdevon  als  mit  denoligocänen  Schichten,  zu  denen  sie  ansehn- 
liches Material  geliefert  haben,  in  Berührung  stehen.  In  der  hohen 
Eifel  treten  die  Trachyte  nur  als  einzelne  kleinere  Kuppen  im  ünter- 
devon  auf  in  der  Nähe  von  überwiegend  vielen  Basaltbergen.  Im 
Westerwalde  sind  die  Trachyte  zwar  sehr  zahlreich,  treten  aber  in 
der  Masse  sehr  gegen  die  Basalte  zurück,  mit  denen  sie  eng  ver- 
bunden sind,  und  nehmen  nur  einen  beschränkten  Raum,  an  der  West- 
seite der  gössen  Basaltmasse  und  des  oligocänen  Braunkohlenbassius 
ein.  Nur  wenige  kleine  Trachytkuppen  entfernen  sich  südwärts  von 
dieser  Gruppe,  wie  die  beiden  Arzbacher  Köpfe,  die  von  Ems  und 
das  Eichholz  bei  Isenburg  N.  von  Sayn. 

Redner  hat  in  einem  Aufsatze  1865  in  der  Zeitschrift  d.  d. 
geol.  Ges.  Bd.  XVII  eine  Uebersicht  der  Trachyte  im  Westerwalde 
S.  88 — 92  gegeben.  Dieselbe  enthält  manche  Irrthümer,  ist  auch 
unvollständig  und  kann  jetzt  berichtigt  und  vervollständigt  werden. 

Die  Eckpunkte  der  Gruppe  lassen  sich  gegenwärtig  in  folgen- 
der Weise  von  N.  anfangend  angeben : 

Kramberg,  auch  unter  der  Bes^ichnung  Kriegershecke  in  der 
Literatur,  aber  nicht  in  der  Gegend  bekannt,  in  der  Nähe  der 
Strasse  von  Rotzenhahn  nach  Wölferlingen,  der  nördlichste  Punkt; 

gegen  W.  Hartenfels,  am  Fusse  des  Kegels  mit  der  Ruine 
Steinburg; 

gegen  SW.  Krümmel  W.  von  Selters  (Wied-Selters  am  Sayu- 
bach),  der  westlichste  Punkt; 

gegen  S.  Winterrother  Hof; 

gegen  SO.  Hetzstein  bei  Heilberscheid,  kleine  flache  Kuppe, 
dicht  am  Orte,  der  südlichste  Eckpunkt; 

gegen  NNO.  Sengelberg  bei  Salz  und  Wanscheid,  kleines  Vor- 
kommen am  NO.  Abhänge  des  Berges,  der  östlichste  Eckpunkt; 

gegen  N.  Gershasen,  am  SW.  Ende  des  Ortes; 

der  Anfangspunkt  liegt  von  hier  gegen  WNW. 

Die  grösste  Entfernung  von  N.  gegen  S.,  von  Kramberg  bis 
Hetzstein  beträgt  19  km;  von  W.  gegen  0.,  von  Krümmel  bis  Sen- 
gelberg beträgt  16  km. 

Bei  weitem  die  zahlreichsten  dieser  Vorkommen  gehören  dem 
Hornblende-Andesit  an,  und  zwar  kleine  und  feinkörnige  Abän- 
derungen mit  wenig  Hornblende  und  keinem  mikroskopischen  Glim- 
mer. Die  meisten  grösseren  Partien,  welche  durch  Steinbrüche  mehr 
aufgeschlossen  sind,  gehören  hierher,  besonders  folgende:  Hahn  oder 
auf  der  Wacht  dicht  unterhalb  Selters  auf  der  linken  Seite  des 
Saynbachs,  die  Dahlener  Steinbrüche  an  der  Strasse  zwischen  Dahlen 
und  Ruppach  —  die  ältesten  der  Gegend;  Burgwald  zwischen  Hof, 
Langewiesen  und  Ruppach;   Hunnenberg  (Distrikt  Bergebeutel)  zwi- 


91 

Bohen  Weidenfaahn  nnd  Düringen;  Wölferlingen  dicht  0.  am  und  im 
Orte,  westlicher  Fuss  des  Schwengersbergs;  Hülsberg  zwischen  Wir- 
ges  und  Leuterod;  Bergfeld  Kuppe  und  oberer  Bruch  zwischen 
Moschheim  und  Bannbergscheid,  Silberborner  Erlen  an  der  Strasse 
von  Obersayn  nach  Ettinghausen. 

Von  Wichtigkeit  ist  das  Vorkommen  eines  Ganges  von  Hom- 
blende-Andesit  am  SW.  untern  Abhänge  des  Hülsbergs,  der  auch 
als  Herz-  oder  Harzberg  bezeichnet  wird,  gegen  Wirges  hin.  Dieser 
Gang,  1.26  bis  2  m  mächtig,  streicht  in  Stunde  8V2  und  fallt  mit 
65  Grad  gegen  SW.  ein  und  setzt  in  einer  Abänderung  von  Basalt 
auf,  die  vielfach  in  dieser  Gegend  vorkommt,  sich  durch  ein  sehr 
dichtes  Gefüge  und  eine  dünnplattenförmige  Absonderung,  derjenigen 
des  Phonoliths  ähnlich,  auszeichnet.  Nach  der  Untersuchung  von 
Emmons  ist  kein  Zweifel,  dass  diese  Gesteine  dem  Plagioklasbasalt 
angehören. 

Zu  den  gangähnlichen  Vorkommen  von  Hornblende-Andesit 
in  gewöhnlichem  Basalt  sind  diejenigen  vom  Johanneskopf,  0.  von 
Oberahr  und  vom  Eramberg  zu  zählen,  da  sie  bei  verhältnissmässig 
geringer  Breite  in  grösserer  Längenerstreckung  aufgeschlossen  sind. 
Die  Verhältnisse  sind  aber  nicht  deutlich,  da  die  Berührung  beider 
Gesteine  nicht  blosgelegt  ist. 

Kleinere  Partien  von  Hornblende-Andesit,  deren  Verbreitung 
und'  Grenzverhältnisse  unbekannt  sind,  finden  sich  am  Breiterberg 
bei  Ober-Oetzingon,  am  Bitterberge  zwischen  Maxsayn  und  Kückeroth, 
am  Sengelberge  bei  Salz  und  Wanscheid  und  an  der  linken  Thalseite 
beim  Hofe  Langewiesen,  am  W.  Abhänge  des  Burgwaldes.  Diese 
Berge  bestehen  übrigens  vom  Fusse  bis  zum  Gipfel  aus  Basalt  und 
das  Vorkommen  des  Hornblende-Andesits  ist  an  diesen  Stellen  nur 
durch  Steinbrüche,  z.  Th.  ältere  und  wie  der  verlassene,  bekannt  gewor- 
den. Die  Gesteine  vom  Breiterberg  und  Bitterberg  hat  Dr.  Angeibis 
in  Dünnschliffen  mikroskopisch  untersucht:  sie  haben  ein  fiaseriges 
Gefüge,  bestehen  aus  sehr  kleinen  Partien  irgend  eines  Plagioklases, 
der  Horublende-Mikrolithen  enthält.  Die  Gesteine  vom  Kramberg, 
Sengelbcrg  und  einer  Stelle  bei  Maxsayn  hat  Dr.  Bertel  untersucht 
und  dieselben  mit  dem  Namen  Isenit  bezeichnet,  doch  bieten  sie 
nach  der  Ansicht  von  Rose nbu seh  keine  wesentlichen  Unterschiede 
von  Hornblende-Andesit  dar.  • 

Wenn  die  entfernteren  Stellen  hinzugerechnet  werden,  erhält 
man  etwa  30  Vorkommen  von  Hornblende-Andesit  in  diesem  Bezirke. 

Die  Sanidin-Trachyte  oder  Sanidin-Oligoklastrachyte  sind  bei 
weitem  weniger  zahlreich,  als  die  Hornbleude-Andesite. 

Die  meisten  Punkte,  an  denen  Sanidin-Oligoklastrachyt  bekannt 
ist,  bilden  einen  ziemlich  eng  begrenzten  Bezirk,  der  sich  an  der 
Hammermühle  zwischen  Selters  und  Maxsayn,  zwischen  Zürbach, 
Weidenhahn,   Ewighausen,  Niedersayn,  Bla\xm\iöi«ii,  "ÖÄN&Äx^vt^'s^.^ 


92 

Quirnbach,  Ober-Oetzingen,  Niederahr  und  zwischen  letzterem  Orte 
und  Meudt  verbreitet.  DaB  JBergfeld  zwischen  Moschheim  und  Bann- 
bergscheid  liefert  ein  Beispiel  von  dem  nahen  Zusammenvorkommen 
von  Hornblende- Andesit  und  Sanidin-Oligoklastrachyt,  welcher  letztere 
in  einigen  am  tieferen  K.  Abhänge  gegen  Moschheim  hin  gelegenen 
Steinbrüchen  aufgeschlossen  ist. 

Zu  den  wenigen  Punkten,  welche  nicht  in  diesem  engen  Be- 
zirke eingeschlossen  sind,  gehört  der  Steinbruch  am  Fusse  des  Kegels 
mit  der  Ruine  Steinburg  in  Hartenfels.  Das  Verhalten  dieses  Sani- 
din-Oligoklastrachytes  zu  dem  Gesteine,  welches  den  Kegel  selbst  bil- 
det und  von  A.  B.  Emmons  mikroskopisch  untersucht  ist,  bleibt 
wegen  mangelnden  Aufschluss  unbestimmt.  Dieses  Gestein  gehört 
danach  zwar  noch  zu  den  Basalten,  die  sich  durch  ihre  dünnplat- 
tenformige  Absonderung  auszeichnen,  aber  doch  schon  durch. das 
Gelatiniren  mit  Salzsäure  den  eigentlichen  Phouolithen  nähern. 

Es  werden  etwa  15  Stellen  dieser  Sanidin-OIigoklastrachyte 
gezählt.  Sie  unterscheiden  sich  dadurch  von  denen  des  Siebenge- 
birges, z.  Th.  auch  der  Eifel,  dass  in  demselben  die  grösseren  Ein- 
sprenglinge  von  Sanidin  fehlen,  das  Korn  ein  gleichmässigercs  ist.  Da- 
bei tritt  der  Glimmer  sehr  zurück,  wenn  derselbe  vielleicht  auch  an 
allen  Fundorten  dieses  Gesteins  vorhanden  ist. 

Ausser  den  bisher  aufgeführten  Trachyten  und  Andesiten  blei- 
ben noch  einige  Punkte  übrig,  deren  Gesteine  der  näheren  Bestim- 
mung entgegen  sehen.  Dieselben  sind  sehr  feinkörnig  und  ist  daher 
ohne  eine  mikroskopische  Untersuchung  nicht  zu  entscheiden,  ob  sie 
der  einen  oder  der  anderen  übtheilung  anj^ehören.  Im  Aeussern  sind 
sie  der  feinkörnigen  flaserifyen  Grundmasse  des  Sanidin-Oligoklastra- 
chytes  vom  Kühlsbrunnen  im  Siebeiigebirge  ähnlich.  Damit  soll  aber 
keineswegs  behauptet  werden,  dass  sie  sämmtlich  oder  theilweise  der- 
selben Abtheilung  der  Trachyte  angehören.  Zu  diesem  Vorkommen 
sind  zu  zählen:  Lanzenberg  oder  Sonnenberg,  Vielbacher  Koppel, 
ausgedehnte  Steinbrüche  W.  von  der  Strasse  von  Vielbach  nach  Mo- 
gendorf, an  einer  flachen  von  0.  gegen  W.  gestreckten  Kuppe;  Stein- 
chen, ein  neuer  Steinbruch,  dicht  0.  des  Weges  von  Montabaur  nach 
Staudt,  am  flachen,  mit  Feldern  bedeckten  Abhänge  ist  über  die 
Verbreitung  dieses  Trachyts  Nichts  zu  beobachten,  in  einiger  Ent- 
fernung von  NW.  und  S.  tritt  gewöhnlicher  Basalt  in  mehreren 
Kuppen  auf. 

Heckenheest,  eine  Kuppe  am  N.  Ausgange  von  Dahlen  zwischen 
den  Strassen  von  hier  nach  Meudt  und  nach  Berod;  an  dem  untern 
S.  Abhänge  ist  das  Gestein  in  einem  kleinen  Steinbruche  entblösst, 
während  die  Kuppe  aus  Basalt  besteht. 

Am  Rupberg  zwischen  Ruppach  und  Dahlen,  S.  von  den  Dah- 
lener  Steinbrüchen  kommt  auf  dem  Rücken  Hornblende- Andesit,  am 


93 

IT.  Abhänge  eine  feinkörnige,  nicht  zu  bestimmende  Varietät  vor, 
die  hier  aufzuführen  ist.    Der  Trachyt  ist  von  Basalt  umgeben. 

Der  Hetzstein  eine  flache  Erhebung  auf  der  0.  Seite  von  Heil- 
bersoheid  ist  durch  kleinere  Steinbrüche,  die  theil weise  verschüttet 
sind,  aufgeschlossen.  Das  Gestein  von  Krümm el,  W.  von  Selters  ge- 
hört zu  den  feinkörnigsten  und  daher  am  wenigsten  zu  bestimmen- 
den dieser  Gegend. 

Dadurch  steigt  die  Zahl  der  Fundstellen  von  Trachyten-Ande- 
fliten  des  Westcrwaldes  auf  51. 

Es  sind  nun  noch  einige  zweifelhafte  Trachytvorkommen  dieser 
Gegend  zu  erwähnen.  Zirkel  (Mikrosk.  Beschaffenheit  der  Miner. 
und  Gest.  1873.  S.  385)  erwähnt  einen  Trachyt  von  Dernbach  bei 
Montabaur  wegen  dos  Auftretens  von  Tridymit.  Das  Stück  hat  die 
Üniversitäts-Sammlung  Leipzig  von  dem  Mineralien-Händler  Hey- 
mann  in  Bonn  erworben.  Nach  allem  Nachforschen  hat  ein  Trachyt- 
punkt  in  der  Gemarkung  von  Dernbach  nicht  ermittelt  werden  kön- 
nen. Die  Trachyte  des  Steinchens  bei  Staudt  und  des  Hülsbergs  bei 
Wirges  liegen  beide  3  km  von  Dernbach  entfernt. 

Die  Siershahner  Kuppe  ist  wohl  als  Fundort  von  Trachyt  an- 
gegfeben  worden.  Nachforschungen  haben  ergeben,  dass  an  der  flachen 
Kappe,  welche  W.  von  Siershahn,  S.  von  Mogendorf  sich  erhebt,  an 
deren  SO.  Abhang  die  Braunkohlengrube  Berggarten  lagert  und 
welche  ganz  aus  Basalt  besteht,  kein  Trachyt  auftritt. 

Die  Angaben  über  Trachyte  am  Forst  zwischen  Mcudt  und 
Ettinghausen,  am  Neuroth,  W.  von  Meudt  und  unterhalb  Meudt  an 
der  rechten  Seite  des  Eisenbachs  müssen  noch  näher  geprüft  werden. 

So  erwünscht  weitere  Aufschlüsse  über  die  Lagerungsverhält- 
nisse der  Trachyte  und  Andesite  zu  den  umgebenden  Basalten  auch 
wären,  so  wenig  Aussicht  ist  vorhanden,  dieselben  durch  Fortsetzung 
der  vorhandenen  oder  durch  Aufnahme  neuer  Steinbrüche  zu  ge- 
winnen. 

Nachdem  hierauf  der  Herr  Präsident  für  die  zahlreiche  und 
aufmerksame  Betheiligung  an  den  Sitzungen  und  den  Vorträgen  ge- 
dankt, und  zu  einer  regen  Betheiligung  an  der  Herbstversammlung 
in  Bonn  eingeladen  hatte,  erfolgte  der  Schluss  der  Sitzung  gegen 
2  Uhr. 

Ein  gemeinsames  Mahl  im  Hotel  Vogeler  vereinigte  noch 
einige  50  Theilnehmer,  worauf  die  meisten  auswärtigen  Mitglieder 
der  inzwischen  eingetretenen  ungünstigen  Witterung  wegen  sich  zur 
Heimreise  anschickten.  Allgemein  schied  man  von  Barmen  mit 
dankerfülltem  Herzen  für  die  so  überaus  freundliche  Aufnahme  daselbst. 


u 


Bericlit  über  die  Herbst- Versammlung  des  Natur- 
historisclien  Vereins  für  Rheinland  und  Westfalen, 


Nach  einer  Vorversammlung  am  Abend  des  5.  October  in  der 
Lese-  und  Erholungs-Gesellschaft  zu  Bonn  fand  die  Sitzung  am 
6.  October  um  11^4  Übr  im  Vereinsgeb&ude  Statt  und  wurde  von 
dem  Herrn  Präsidenten  v.  Dechen  vor  mehr  als  70  Mitgliedern  er- 
öffnet. Zum  ersten  Male  war  hierzu  ein  Sonntag,  statt  des  üblichen 
Montag  gewählt  worden,  was  von  wesentlichem  Einfiuss  auf  die  leb- 
hafte Betheiligung  gewesen  zu  sein  scheint,  daher  es  sich  wohl  für 
die  Folge  empfehlen  dürfte,  erstem  Tag  beizubehalten.  Da  die  Vor- 
träge mit  Rücksicht  auf  die  Sonntagsfeier  später  als  sonst  beginnen^ 
so  ist  den  auswärtigen  Mitgliedern  auch  dadurch  Gelegenheit  ge- 
boten, vorher  die  naturhistorischen  Sammlungen  eingehender  betrach- 
ten zu  können. 

Herr  Wirklicher  Geheimer  Rath  V.  Dechen  legte  zunächst  das 
kürzlich  eingegangene  prachtvolleEartenwerkvor,  welches  den 
Titel  führt:  Geological  and  topographical  Atlas  accompanyingthereport 
of  the  geological  exploration  of  the  40th  parallel  made  by  autho- 
rity  of  the  honorable  Secretary  of  war  byClarenceEing,  U.  S. 
geologist  in  Charge.  1876.  Dasselbe  besteht  aus  einer  Uebersichts- 
karte,  10  topographischen  und  denselben  entsprechend  10  geologi- 
schen Karten,  2  Blättern  mit  Profilen.  Die  Ausführung  ist  ungemein 
sauber  und  läset  Nichts  zu  wünschen  übrig.  Gleichzeitig  wurden 
drei  Bände  Text,  welche  zu  diesem  Atlas  gehören.  II.  Bergbau.  III. 
Beschreibende  Geologie,  IV.  Paläontologie  und  Ornithologie,  welche 
schon  früher  eingegangen  und  anderweitig  besprochen  worden  sind, 
vorgelegt. 

Ferner  wurde  vorgelegt  die  so  eben  erschienene  11.  Lieferung 
der  geologischen  Karte  von  Preiissen  und  den  Thüringi- 
schen Staaten  im  Maassstabe  von  1:25  000.  Es  ist  die  erste  Liefe- 
rung, welche  Karten  aus  dem  Norddeutschen  Flachlande  enthält,  N. 
W.  von  Berlin  die  6  Blätter:  Linum,  Nauen,  Markau,  Cremmen,  Mar- 
witz  und  Rohrbeck.  4  Blätter  sind  durch  Dr.  Berendt,  2  durch  den- 
selben in  Verbindung  mit  L.  Dulk  geologisch  und  agronomisch  bear- 
beitet. Es  ist  der  erste  Versuch  diese  grossartige  Arbeit  zur  unmittel- 
baren Benutzung  für  die  Land-  und  Forstwirthschaft  bereit  zu  stellen. 

Gleichzeitig  mit  derselben  ist  das  3.  Heft  des  zweiten  Bandes 
der  Abhandlungen  zur  geologischen  Spezialkarte  von  Preussen  und  den 
Thüringischen  Staaten  erschienen,  welches  die  allgemeinen  Erläuterun- 
gen zu  den  vorhergehenden  Karten  enthält  und  eingehender  als  in  den 
Erläuterungen  zu  jedem  einzelnen  Blatte,   den  Zweck  und  die  Art 


96 

der  Benutzung  dieser  kartographischen  Arbeit  behandelt.  Dieses  Heft 
wurde  ebenfalls  vorgelegt. 

Femer  wurde  eine  Sammlung  von  glasirten  Quarz-  und 
DeTonsandsteinstücken  aus  dem  Schlackentuffe  des  Lei- 
lenkopfes  bei  Niederlützingen  unfern  Brohl  vorgelegt,  welche  Herr 
J.  Zervas  der  Vereins -Sammlung  zum  Geschenk  gemacht  hat. 
Dabei  befinden  sich  auch  einige  grössere  Stücke  von  Devonsand- 
atein,  welche  radial  säulenförmig  zerklüftet  sind,  ähnlich  wie  Gestell- 
steine  aus  den  Hochöfen. 

Ferner  wurde  ein  Brief  des  Herrn  Apotheker  J.  Bloos  in 
Brühl  vorgelesen,  nach  welchem  demselben  am  21.  Juni  1874  Abends 
10  Uhr  eine  heisse  erst  flüssige  Masse  vor  die  Küsse  gefallen  ist, 
und  die  er  nach  dem  Erkalten  aufgehoben  hat.  Diese  Masse  wurde 
vorgezeigt.  Sie  ist  als  das  Residuum  einer  Leuchtkugel  (Feuer- 
werkskörper) erkannt  worden. 

Noch  macht  Kedner  Mittheilung  über  ein  von  dorn  Yereins- 
Yorstande  an  den  berühmten  Physiologen  Professor  Schwann  in 
Lüttioh  zii  dessem  50jährigen  Jubiläum  gerichtetes  Glückwunsch- 
Schreiben,  worauf  eine  freundliche  Antwort  des  Jubilars  eingegan- 
gen ist. 

Schliesslich  wurde  mitgetheilt,  dass  die  berühmte  Eiersamm- 
lung  von  F.  W.  J.  Baedeker  in  Witten,  welche  dessen  gros- 
sem Werke:  »Die  Eier  der  europäischen  Vögel«  zu  Grunde  liegt, 
zufolge  testamentarischer  Bestimmung  des  am  8.  Juni  d.  J.  in  Düs- 
seldorf verstorbenen  Herrn  Franz  Baedeker  dem  Yereins-Museum 
als  Geschenk  überwiesen  worden  sei. 

Herr  Berg  Werksrepräsentant  H.  Schwarze  aus  Remagen  be- 
sprach hierauf  eingehend  eine  Lagerstätte  fossiler  Knochen 
amUnkelstein,  auf  dem  linken  Rheinufer  unweit  Remagen  gelegen, 
und  berichtete  über  die  seit  dem  Jahre  1871  betriebene  Ausbeutung  die- 
ses Fundpunktes  bis  zur  völligen  Erschöpfung  in  der  Gegenwart. 
Eine  ausführliche  Mittheilung  über  diesen  Gegenstand  werden  die 
Yereinsverhandlungen  im  Jahrgange  1879  bringen. 

Herr  Oberförster  Melsheimer  sprach  L  über  bei  Linz 
im  Rheine  gefangene  Fische.  Indem  ich  mir  erlaube  hier 
einige  Mittheilungen  aus  der  rheinischen  Fauna  und  Flora  zu  machen, 
will  ich  mit  der  Fischfauna  des  Rheines  beginnen.  In  dem  vortreff- 
lichen V.  Siebold'schen  Werke  »Die  Süsswasserfische  von  Mittel- 
Europa,  Yerlag  von  Wilhelm  Engelmann,  Leipzig  1863«,  sind  in 
der  tabellarischen  Uebersicht,  Seite  39G — 403  die  Fische  des  Rhein- 
gebietes mit  43  Arten  angegeben;  davon  wurden  bei  Linz  36  Arten 
und  ausserdem  noch  eine  Art,  nämlich  der  Kaulbarsch  Acerina  eer- 
ni*a,  welchen  die  Tabelle  für  das  Rheingebiet  nicht  verzeichnet  ent- 
hält, im  Rheine  gefangen.   Es  befinden  sich  32  Arten  ^vsom  Yd  ^^-^ 


96 

hier  ausgestellten  Gläsern,  welche  nebst  den  sich  ebenfalls  hier  be- 
findlichen 14  Schachteln  mit  Scblundzähnen  von  Cyprinoiden  für  die 
anatomische  Sammlung  unseres  Vereins  bestimmt  sind.  Die  36  Fisch- 
arten, welche  bei  Linz  im  Rheine  gefangen  worden,  sind  folgende: 

1.  Perca  fluviatilis  Lin.  Flussbarsch. 

2.  Äcerina  cernua  Lin.  Kaulbarsch    oder    wegen    seines    sehr 
schleimigen  üeberzugs  auch  Rotzbarsch  genannt. 

5.  Cottus  Gohio  Lin.  Eaulkopf. 

—  4.  Gasterosteus  aciüeatvs  Lin.  Sticbling,  Stachelbarsch. 

~  5.  >  'pungitius  Lin.  kleiner  Stichling. 

6.  Lota  vulgaris  Cuv.  Rutte,  Quappe,  Quappaal. 

—  7.  Platessa  Flesus  Lin.  Flunder. 
8.  Cyprinus  Carpio  Lin.  Karpfen. 

—  9.  Carassius  vulgaris  Nils.  Karausche,  Gareisel. 

10.  Tinea  vulgaris  Cuv.  Sohleihe. 

11.  Barhus  fluviatilis  Agass.  Barbe;  wird  im  Rheine  nicht 
selten  von  zwei  Krankheiten  befallen,  von  denen  die  eine  von  den 
Fischern  Pockenkrankheit  genannt  wird,  und  sich  in  bculenartigen 
Geschwüren  von  Erbsen-  bis  Baumnussstärke  zu  erkennen  giebt,  die 
andere  in  einer  gänzlichen  Abmagerung  besteht.  Wahrscheinlich 
nehmen  beide  Krankheiten  für  die  damit  behafteten  Fische  einen 
tödtlichen  Verlauf.  Eine  mit  pockenartigen  Geschwüren  behaftete 
Barbe  befindet  sich  unter  den  hier  ausgestellten. 

12.  Gohio  fluviatilis  Cuv.  Gressling,  Gründling,  Güvchen. 

13.  Bliodeus  amarus  Bl.  Bitterling,  Blattfischchen. 

14.  Abramis  Brama  Lin.  Brachsen,  Bresem. 

—  .    15.  Blicca  Björhm  Lin.  Blicke,  Güster,  Kohlbresem. 

16.  AThurmis  lucidus  Heck.  Laube,  üekelei,  Alve. 

17.  »  hipunctatus  Bl.  Schneider. 

18.  Scardinius  erythroplithalmus  Lin.  Rothfeder,  Rothauge. 

19.  Leudseus  rutilus  Lin.  Eothauge,  Plötze. 

20.  Squalius  Ccphahis  Lin.  Dickkopf,  Miene. 

21.  »         Leuciscus  Lin.  Hasel,  Hässling,  Bachmiene. 

22.  Phoxinus  laevis  Agass.  Pfrille,  Elritze,  hier  am  Rheine 
Rümpchen,  in  der  Eifel  stellenweise  Maipäiizchen  genannt;  letztere 
Benennung  hat  das  zierliche  Fischchen  jedenfalls  durch  den  von  den 
Ovarien  stark  aufgetriebenen  Leib  des  Weibchens  zur  Laichzeit  im 
Monat  Mai  erhalten. 

23.  Cliondrostoma  Nasus  Lin.  Nase,  in  der  Eheinprovinz  aber 
nur  unter  dem  Namen  Makrele  bekannt.  Von  diesem  Fische  kommt 
im  Rheine  eine  Abnormität  mit  verbogenem  Schwänze  stets  und 
nicht  selten  vor;  drei  Individuen  davon  befinden  sich  hier  in  zwei 
Gläsern.  Die  Biegung  beginnt  bei  fast  allen  an  derselben  Stelle, 
etwa  der  38.  bis  40.  Schuppe  der  Seitenlinie,  von  wo  aus  der  Schwanz 
in  einer  Länge  von  9  bis  12  Schuppen  stumpfwinkelig  aufwärts  steigt 


97 

und  dann  wieder  nach  hinten  wagereoht  verläuft.  Wodurch  diese 
Misigestaltung  herbeigeführt  wird,  konnte  ich  bis  jetzt  nicht  ergrün- 
den; einige  Fischer  hörte  ich  die  Ansicht  aussprechen,  sie  sei  die 
Folge  einer  Quetschung,  welche  die  Makrelen  durch  die  Eisschollen 
erhielten,  was  aber  um  so  unwahrscheinlicher  sein  dürfte,  als  eine 
ähnliche  Erscheinung  bei  anderen  Fiscbarten,  die  nicht  weniger  dem 
Treibeis  ausgesetzt  sind,  als  die  Makrelen,  von  mir  nicht  wahrge- 
nommen werden  konnte.  Jedenfalls  wäre  es  interessant  zu  erfahren, 
ob  in  anderen  Flussgebieten  diese  Abnormität  auch  vorkommt,  oder 
ob  dieselbe  nur  allein  auf  den  Rhein  beschränkt  ist. 

24.  Thymalltis  i>ülgaris  Nils.  Asch,  Aesche. 

25.  Trutta  Salar  Lin.  Lachs. 

26.  Trutta  Trutta  Lin.  Lachsforelle,  Salm. 

27.  Trutta  Fario  Lin.  Forelle. 

28.  JEsox  lucius  Lin.  Hecht. 

29.  Ähsa  vulgaris  Cuv.  Maifisch. 
—  30.      »       Finta  Cuv.  Finte. 

81.  Cöbitis  fossüis  Lin.  Bissgurre,  Schlammpeitzger. 

32.  >      harhatula  Lin.  Bartgrundel,  Grundel,  Schmerle. 

33.  Anguilla  vulgaris  Fl.  Aal. 

84.  JPetromyzon  marinus  Lin.  Seelamprete. 

85.  9  fluviatilis  Fluss-Neunauge. 

86.  »  Planeri  kleines  Neunauge,  Moderbeisser,  Stein- 
beisser,  wurde  im  Larvenzustande  früher  als  eine  besondere  Art, 
Ammocoetes  branchialis  Cuv.  angesehen.  A.  Müller  hat  zuerst  die 
Verwandelungs-Stadien  der  jungen  Larven  des  Petromyzon  Planeri 
SU  gesohlechtsroifen  Thieren  beobachtet.  Larven  verschiedenen  Alters 
befinden  sich  nobst  dem  vollkommen  entwickelten  Thiere  ebenfalls 
hier  in  einem  Glase. 

87.  Äcipetiser  Sturio  Stör.  Nach  der  Neuwieder  Zeitung  wurde 
in  der  Nacht  vom  17.  auf  den  18.  Juni  d.  Jhrs.  im  Rheine  bei 
Neuendorf  ein  Stör  von  65  Pfd.  und  einige  Tage  früher  von  Fischern 
ans  Mülheim  ein  solcher  von  830  Pfd.  gefangen. 

Bis  jetzt  konnte  ich  von  den  in  der  v.  Siebold'schen  Tabelle 
für  das  Rheingebiet  augegebenen  Fischen  im  Rheine  folgende  6  Arten 
nicht  auffinden: 

1.  Silur is  Glanis  Lin.  Waller,  Wals; 
n    2.  Bliccopsis  ahramo-rutilus  Hol.  (Bastard); 

3.  Aspius  rapax  Ag.  Schied,  Rapfen; 

4.  Idus  melanotus  II.  Nerfling,  Aland; 

-  5.  Coregonus  oxyrhynchus  L.  Schnäpel  und 

n  6.  Cöbitis  taenia  Steinbeisser,  Steinpeitzger. 
In  den  Beschreibungen  dieser  6  Fische  sagt  v.  Siebold,  dass 
der    Waller   im    Mittelrheine    eine   seltene   Erscheinung,    Bliccopsis 
ahramo-rutilus  aber  ein  Bastard  sei  (der  wahrsohömWOa.  ä\ää  \^^ 


98 

vom  Schied  oder  Rapfen  aber  nicht  wo  derselbe  im  Rheine  gefangen 
worden.  Dieser  Fisch  dürfte  sich  überhaupt  nicht  bis  zu  den  Gren- 
zen der  liheinproyinz  versteigen.  Die  rothe  Varietät  des  Nerfling 
soll  nach  Nau  im  Rheine  und  Main  vorkommen,  der  Schwarznerf- 
ling  nach  v.  Siebold  in  Norddeutschland  überall  verbreitet  und  der 
Schnäpel  schon  zu  Cöln  im  Rheine  gefangen  worden  sein;  endlich 
soll  der  Steinbeisser  mit  der  Bissgurre,  dio  ich  oftmals  aus  den 
Rheintümpeln  oberhalb  der  Ahrmündung  erhalten  habe,  gleiche  Ver- 
breitung haben. 

II.  Ueber  ein  vorzügliches  Fischfutter.  Nach  der  Auf- 
zählung der  Rheinfische  will  ich  es  nicht  unterlassen,  ein  vorzüg- 
liches Fischfutter,  besonders  geeignet  zur  Gesunderhaltung  von  Fischen 
in  Aquarien,  bekannt  zu  machen.  Dasselbe  besteht  aus  der  pulveri- 
sirten  Eintagsfliege,  Augustfliege  auch  Uferaas  genannt,  Epheniera 
albipennis  L.  Vor  etwa  10  Jahren  liess  ich  mir  von  diesen  Fliegen, 
welche  im  Monat  August  gegen  Abend  an  den  Ufern  der  Flüsse  in 
grosser  Menge  schwärmen, -von  Fischern  an  der  Mosel  sammeln  und 
trocknen;  für  3  Mark  erhielt  ich  etwa  G  Liter  davon  in  (j^etrockne- 
tem  Zustande,  wie  sie  sich  hier  in  einem  Glase  vorflnden.  Die  ge- 
trockneten Fliegen  werden  von  den  Flügeln  befreit,  was  sich  einfach 
durch  Reiben  zwischen  den  Händen  über  einem  Teller  oder  einer 
Schüssel  bei  etwas  Luftzug,  welcher  den  sehr  leichten  Flügelstaub 
wegweht,  bewerkstelligen  lässt,  demnächst  im  Mörser  pulverisirt  oder 
in  einer  Mühle  möglichst  fein  gemahlen,  und  so  den  Fischern  als 
Futter  ins  Wasser  gestreut.  Die  Menge  des  einzustreuenden  Pulvers 
richtet  sich  ganz  nach  der  Anzahl  und  Grösse  der  damit  zu  füttern- 
den P'ische;  im  allgemeinen  genügt  ein  Theelöffel  voll  für  etwa  10 
Fische  von  8  bis  10  ctm.  Länge  für  die  Zeit  von  2  Tagen.  Wenn 
man  im  Monat  August  gegen  Abend  über  dem  Wasser  eines  Flusses 
von  den  Fliegen  schwärmen  sieht  und  dann  beim  Dunkelwerden  am 
Ufer  ein  Feuer  unterhält,  so  schwärmen  die  Fliegen  gleich  Schnee- 
gestöber den  Flammen  zu,  verbrennen  die  Flügel  und  fallen  haufen- 
weise um  das  Feuer  zu  Boden,  wo  sie  aufgelesen  werden  können. 
Das  Auflesen  kann  man  sich  dadurch  erleichtern,  daas  man  um  das 
Feuer  herum  Tücher  oder  grosse  Papierbogen  ausbreitet,  mit  denen 
dann  die  darauf  gefallenen  Fliegen  aufgehoben  werden  können. 

III.  Ueber  Fasciationen  und  ähnliche  Erscheinungen 
holz-  und  krautartiger  Gewächse.  Die  von  Herrn  Med.-Asses- 
sor  Dr.  Wilms  der  Generalversammlung  unseres  Vereins  zu  Münster 
in  Westfalen  im  vorigen  Jahre  vorgelegten  und  besprochenen  Fascia- 
tionen, verschiedener  holz-  und  krautartiger  Stengel,  mitgetheilt  im 
Correspondenzblatt  Seite  63,  veranlasste  mich  heute  ebenfalls  einige 
interessante  Exemplare  derselben  vorzulegen  und  einen  weiteren 
Beweis  dafür  zu  führen,  dass  die  Ursache  solcher  Fasciationen  in 
der  Verwachsung  von  zwei  oder  mehren  Zweigen  besteht,  wie  Herr 


99 

Pr.  Wilms  an  Exemplaren  von  Salix  Caprea  gezeigt  hat.  Nach 
meiner  Ansicht  gehen  alle  Fasciationen  aus  Zwillings-,  Drillings- 
u.  8.  w.  Knospen  hervor  und  zeigen  meist  eine  Vereinigung  des 
Markparenohyms  der  miteinander  verwachsenen  Zweige,  wie  die  hier 
-vorliegenden  Exemplare  von  Salix  Caprea,  Citism  läburnum  und 
Diphiaxis  ienuifölia  zeigen,  oder  aber  die  Vereinigung  der  Zweige 
erstreckt  sich  nur  auf  die  Rinden-  und  Bastgewebe,  wie  es  bei  der 
hier  in  einem  Glase  ausgestellten  Knautia  curvensis  der  Fall  ist.  Be- 
kanntlich tragt  die  zuletzt  genannte  Pflanze  im  normalen  Zustande 
am  Ende  eines  jeden  Zweiges  nur  einen  Blüthenkopf.  Dieselbe  zeigt 
denn  auch  in  dem  Glaso  einen  einfachen  Zweig  mit  nur  einem 
Blüthenkopf,  sowie  2  bis  zur  verkürzten  Achse  mit  einander  ver- 
wachsene Zweige  mit  2  endständigen  und  drei  ebenso  mit  einander 
verwachsene  Zweige  mit  3  endständigen  Blüthenköpfen;  ein  Beweis 
dafür,  dass  die  Fasciationen  aus  wirklich  mit  einander  verwachsenen 
Zweigen  bestehen,  wie  er  deutlicher  nicht  wohl  geführt  werden  kann. 
Die  Fasciationen  der  Holzgewächse  stehen  in  naher  Beziehung  zu 
den  sogenannten  Hexenbesen,  welche  aus  einer  Anhäufung  freier 
Knospen  als  Ast-  und  Zweigwucherungen  hervorgehen.  Solcher 
Hexenbesen,  auch  Kollerbüsche  genannt,  welche  Fasciationen  und 
Zweigwucherungen  zugleich  zeigten,  habe  ich  an  oberirdischen  Pflan- 
zentheilen  mehrfach  wahrgenommen,  an  einer  Wurzel  aber  zum 
ersten  Male  an  der  hier  vorliegenden  von  Primus  domestica  L.,  welche 
beim  Umgraben  eines  Gartens  zu  Dattenberg  aufgefunden  worden 
ist.  Dieselbe  zeigt  auf  einer  Seite  hexenbesenartige  Wurzelwache- 
rungen,  auf  der  anderen  Seite  einen  Büschel  eigenthümlicher  Fascia- 
tionen und  zwar  beide  an  ihren  unteren  Enden  mit  einander  ver- 
bunden und  theilweise  ineinander  übergehend.  Ein  Hexenbesen  ohne 
Verbänderungen  liegt  hier  von  Carpinus  Betulus  vor. 

Die  vorgelegte  Fasciation  von  Salix  Caprea  zeigt  eine  schnecken- 
förmige Drehung  mit  3  Windungen,  deren  Entstehung  ich  dem  Ver- 
bundensein eines  stärkeren  Zweiges  mit  einem  schwächeren  zuschreibe. 
Die  Drehung  wird  in  einem  solchen  Falle  nach  der  Seite  des  gerin- 
geren Zweiges  hin  stattfinden  müssen,  wie  ich  eben  nachzuweisen 
versuchen  werde.  Wenn  wir  zwei  freie  verschieden  dicke  aber  gleich- 
altrige Zweigtriebe  an  einem  Aste  irgend  einer  Holzart  betrachten, 
so  nehmen  wir  wahr,  dass  der  dickere  Trieb  den  dünneren  in  der 
Regel  auch  im  Längeuwuchse  überholt  hat.  Bestände  nun  eine  Fas- 
ciation aus  so  zwei  ungleichen  Trieben,  wie  es  anscheinend  bei  der 
hier  vorliegenden  von  Salix  Caprea  der  Fall  ist,  so  müsste  auch 
in  dieser  Verbindung  der  dominirende  Wuchs  des  stärkeren  Triebes 
versucht  haben,  sich  geltend  zu  machen.  Wenn  sich  aber  Grösseres  an 
Kleineres  der  ganzen  Länge  nach  anlehnen  soll,  so  muss  nothwen- 
digerweise  eine  Krümmung  des  Grösseren  entstehn.  Der  stärkere 
Trieb  vdrd  im  Wachsthumsverlaufe   den  schwächeren   fottwüÄÄ^xA 


100 

überwachsen  wollen  und  dabei  zagleiob  zwingen,  mit  ihm  in  der 
Achsenveflängerang  eine  spiralige  Drehung  einzugehen.  Bei  dieser 
Fasciation  von  Salix  Caprea  scheint  beim  spiraligen  Wachsthums- 
verlaufe  durch  das  Streben  des  stärkeren  Zweiges,  sich  vertical  auf- 
zurichten, eine  Spannung  eingetreten  zu  sein,  die  das  äussere  Ge- 
webe der  Epidermis  am  inneren  Rande  des  schwächeren  Zweiges 
fortwährend  zum  Zerreissen  brachte,  wodurch  sich  die  an  der  gan- 
zen inneren  Spirale  bemerkbare,  korkartige  Wucherung  gebildet 
haben  mag.  Eine  andere  Art  der  Verwachsung  als  die  bis  jetzt  be- 
sprochene, zeigt  der  hier  vorgelegte,  in  einer  Höhe  von  8  m  von 
einem  Stamme  der  Buche,  Fagus  süvatiea,  im  Hönninger  Walde  ent- 
nommene Abschnitt,  nämlich  diejenige  zweier  ursprünglich  frei  ge- 
wesener Aeste  zu  einer  Stammrundung,  an  der  von  aussen  keine 
Spur  der  inneren  Verwachsung  zu  bemerken  ist.  Wie  sich  nach 
den  deutlich  sichtbaren  Jahresringen  beurtheilen  lässt,  waren  die 
Aeste  etwa  21jährig  und  hatten  eine  Stärke  von  8  und  11  cm  Durch- 
messer, als  sie  sich  mit  der  in  der  Mitte  des  Abschnitts  noch  sicht- 
baren Rinde  zuerst  berührten.  Von  da  an  ging  die  innige  Verwach- 
sung rasch  von  Statten ;  die  Jahresringe  beider  Aeste  erscheinen  an 
den  Seiten  der  ZusammenfüguDg  so  lange  in  excentrischem  Verlauf 
bedeutend  verstärkt,  als  die  daselbst  vorhanden  gewesenen  Einbuch- 
tungen noch  nicht  ausgeglichen  waren ;  sobald  aber  diese  Ausgleichung 
stattgefunden  hatte,  sieht  man  alle  übrigen  Jahresringe  die  beiden 
Aeste  als  nun  zu  einem  Stamme  vereint,  regelmässig  concentrisch 
umgeben. 

IV.  üeber  einen  Staar,  Sttirnus  vulgaris  L.,  mit  fast  ganz  weis- 
sem Kopf  und  Hals  und  schönen  weissen  Brust-  und  Schulterzeicli- 
nungen,  der  von  Herrn  C  h  a  r  b  o  n  von  Kripp  an  der  Ahrmündung 
vor  etwa  8  Tagen  geschossen  worden  und  der  heutigen  Versammlung 
vorgezeigt  wurde.  Dann  legte  der  Vortragende  eine  Mappe  mit  vor- 
züglichen colorirten  Zeichnungen  der  Raubvögel  Deutschlands  und 
des  angrenzenden  Mitteleuropas  von  0.  v.  Riosenthal  nebst  den 
zugehörigen  Beschreibungen  zur  Ansicht  vor. 

Herr  Prof.  Troschel  legte  einen  Becher  vor,  in  welchem 
sich  ein  vertrockneter  Gartenschläfer  befand.  Derselbe 
wurde  vor  Kurzem  in  der  Saugasse  zu  Bonn  in  einem  Hause  beim  Ab- 
bruch gefunden  und  dem  Vortragenden  für  das  Naturhistorische  Mu- 
seum durch  Herrn  Stadt-Baumeister  v.  Noel  übergeben.  Er  soll  in 
einer  viereckigen  ausgestemmten  Höhlung  im  Dachstuhl  gefunden  sein. 
Dem  Hause  wird  ein  Alter  von  mindestens  hundert  Jahren  zuge- 
schrieben. Der  Becher  wird  von  Kundigen  für  römischen  Ursprungs 
gehalten.  So  alt  ist  das  Haus  und  der  Siebenschläfer  offenbar  nicht. 
Es  scheint  aus  diesem  Funde  hervorzugehen,  dass  doch  noch  in 
ziemlich  neuer  Zeit  der  Aberglaube  bestanden  habe,  es  müsse  beim 


101 

Neubau  eines  Hauses  ein  lebendiges  Tbier  eingemauert  werden.  Der 
Yortragende  erinnerte  hierbei  an  einen  Fund  in  Lippstadt,  wo  eine 
Hatte  im  Fundament  eingemauert  gefunden  wurde.  Es  folgten  einige 
Betrachtungen  über  Mus  rattus  und  deeumanuSy  von  der  noch  eine 
dritte  Art  wird  unterschieden  werden  müssen,  so  wie  über  die  drei 
einheimischen  Arten  der  Siebenschläfer. 

Herr  Prof.  vom  Rath  legte  im  Auftrage  des  Herrn  Hoff- 
mann (Firma  Dr.  A.  Erantz)  mehrere  an  beiden  Enden  trefflich 
ausgebildete Topaskry stalle  aus  dem  Ural  vor  und  knüpfte  dar- 
an die  Mittheilung,  dass  der  Genannte  von  seiner  zu  mineralogischen 
Zwecken  nach  dem  Ural  unternommenen  Reise  glücklich  und  mit 
reichen  Schätzen  seltener  und  schöner  Mineralien  zurückgekehrt  seL 
—  Derselbe  sprach  dann  über  den  Salzstock  von  Maros-Ujvar 
und  das  dortige  Salzbergwerk. 

Herr  Oeh.  Bergrath  Fabricius  gab  eine  üebersicht  der- 
jenigen Wahrnehmungen,  welche  bei  dem  Erdbeben  vom  26.  August 
1878,  Vormittags  gegen  9  Uhr,  unterirdisch  innerhalb  der  im 
Bezirke  des  Oberbergamtes  zu  Bonn  gelegenen  Bergwerke  gemacht 
und  amtlich  gesammelt  worden  sind.  Die  öffentlichen  Blätter  haben 
zwar  ausfuhrliche  Mittheilungen  über  die  auf  der  Erdoberfläche  be- 
obachteten Wirkungen  dieses  Erdbebens  gebracht,  welches  wohl  als 
die  stärkste  von  allen  Erderscbütterungen  bezeichnet  werden  moss, 
die  seit  länger  als  einem  Menschenalter  am  Niederrhein  und  in  den 
benachbarten  Landestheilen  aufgetreten  sind,  doch  sind  sichere  Nach- 
richten über  ähnliche  bei  diesem  Phänomen  im  Innern  der  Erde  ge- 
machte Wahrnehmungen  bisher  nicht  bekannt  geworden. 

Im  Allgemeinen  sind  auch  derartige  Beobachtungen  in  den 
Bergwerken  schon  desshalb  seltener  ausführbar,  weil  die  meisten 
Grubenarbeiten  mit  kräftigen  körperlichen  Arbeiten  verbunden  sind, 
wodurch  schwache  Bewegungen  des  Gebirges  unbemerkt  bleiben, 
und  innerhalb  der  Gruben  bei  der  Gewinnung  und  Fortschaffung 
der  Produkte,  durch  den  Maschinenbetrieb  u.  s.  w.  starkes  Geräusch 
verbreitet  wird,  gegen  welches  das  mit  den  Erdbeben  vielfach  ver- 
bundene unterirdische  Getöse  leicht  verschwindet. 

Aus  den  angestellten  Erhebungen  geht  nun  hervor,  dass  in 
denjenigen  Landestheilen  der  Rheinprovinz  und  des  Regierungsbe- 
zirks Wiesbaden,  welche  südlich  von  der  Mosel  und  Lahn  liegen, 
Wirkungen  des  Erdbebens  innerhalb  der  Bergwerke  nicht  bemerkt 
worden  sind. 

Dahingegen  wurde  im  oberen  Flussgebiet  der  Sieg  auf  einer 
Zahl  von  Gruben  theils  in  den  der  Oberfläche  nahe  gelegenen  Gru- 
benbauen, theils  in  grösserer  Tiefe  stellenweise  nicht  allein  ein  Er- 
zittern  des    Gesteins   und   die  Bewegung  von  lose  auf  dem  Bod».^ 


102 

liegenden  oder  von  fest  mit  dem  Gestein  verbundenen  Gegenstän- 
den, sondern  audi  das  Loswerden  von  Gesteinsstücken  oder  von 
Bergversatz  bemerkt  und  unterirdisches  Geräusch  vernommen. 

Derartige  Wahrnehmungen  liegen  vor:  aus  den  oberen  Bauen 
der  Gruben  Glücksbrunnen  und  Löwengrube  bei  Siegen,  Vorderster 
Kraemer  bei  Eisern,  Schlaenger  &,  Eichert  und  Scheuer  bei  Eiser- 
feld, hier  in  einer  Höhe  von  80  m  über  der  Thalsohle,  aus  der  be- 
nachbarten Grube  Reinholdforster  Zeche,  wo  theils  ein  Erzittern 
des  Gesteins  oder  eine  heftige  Erschütterung  bemerkt,  theils  auch 
ein  unterirdisches  Getöse  vernommen  wurde;  aus  den  Bauen  der 
Gruben  Ohligerzug  bei  Biersdorf,  Apfelbaum  bei  Bruchbach  und 
Glücksbrunnen  bei  Fischbacher  Hütte,  wo  in  letzterer  Grube  ein 
Knistern  und  Abspringen  von  Stücken  des  vor  dem  Feldort  anstehen- 
den Spatheisensteins  beobachtet  wurde;  von  der  Grube  Bindweide 
bei  Steinebach,  wo  in  einem  Fabrschacbte  ein  zweimaliges  Schwan- 
ken des  Gebirges  und  an  einer  anderen  Stelle  eine  Hin-  und  Her- 
bewegung von  lose  auf  dem  Boden  liegenden  Hölzern,  sowie  das 
Schwanken  eines  Förderhaspels  wahrgenommen,  vpn  anderen  Arbei- 
tern ein  dumpfes  Rollen  gehört  worden  ist,  worauf  ein  zweimaliges 
Schwanken  und  Rütteln  des  Gesteins  eintrat;  von  der  Grube  Huth 
bei  Hamm  a.  d.  Sieg  aus  Tiefen  von  50  und  65  m  unter  der  Erd- 
oberfläche, wo  ein  heftiges  Erzittern  des  Gebirges  entstand. 

Auch  in  einzelnen,  dem  Rheinthale  näher  gelegenen  Bergwerken 
sind  derartige  Beobachtungen  gemacht  worden.  Auf  den  Eisenstein- 
gruben bei  Hochausen  wurde  zu  derselben  Zeit,  als  das  Erdbeben 
stattfand,  ein  plötzliches  Niedergehen  von  Bergversatz,  begleitet  von 
einem  etwa  2  Minuten  anhaltenden  donnorartigen  Rollen,  auf  der 
in  der  Nähe  des  Wiedbachthales  gelegenen  Grube  Anxbacli  au  einem 
Punkte  ein  Krachen  der  Zimmerung,  auf  der  Grube  Consolidirte  Louise 
bei  Krautscheid  eine  Bewegung  im  Bergversatz  beobachtet,  während 
auf  der  Grube  Washington  bei  Bensberg  an  einer  12  m  mächtigen 
Stelle  der  Erzlagerstätte  über  der  104  m-sohle  ein  Rütteln  in  dem 
Bergversatz,  sowie  ein  Knistern  und  Knacken  in  der  Zimmerung 
wahrgenommen  wurde. 

In  den  Steinkohlenbergwerken  des  Worm-Reviers  nördlich 
und  nordöstlich  von  Aachen  wurden  nur  an  wenigen  Punkten  Wir- 
kungen des  Erdbebens  bemerkt,  und  zwar  in  der  Stoinkohleugrubc 
Anna  bei  Alsdorf,  wo  in  den  Bauen  des  Hermannschachtcs  bei  186  m 
Tiefe  vor  2  Pfeilerabbauen  mehrere  Erdstösse,  an  einem  derselben 
sogar  Windsausen,  in  den  Bauen  des  Wilhelmschachtes  ähnliche  Er- 
schütterungen des  Gebirges  bemerkt  wurden;  in  der  Steinkohlen- 
grube Langeuberg  bei  Kohlscheid  wurde  ein  starkes  Getöse  gehört, 
welches  auch  im  Pumpenschachte  zu  Voccart  vernommen  worden  ist. 

Verbreiteter  waren  die  Wirkungen  des  Erdbebens  in  den  Stein- 
kohlengruben des  Inde-Reviers.    Im .  Schachtfelde  Louise  des  Stein- 


„i*"." 

'.  f 


103 

kofalenbergwerks  Centrum  bei  Eschweiler,  144  m  unter  Tage,  ver- 
nahm man  an  einem  Punkte  ein  Geräusch,  als  ob  Gesteinsstäoke  zu 
Boden  gefallen  wären ;  im  benachbarten  Schachtfolde  Nothberg  hatte 
ein  in  der  zweiten  Tiefbausohle  auf  einem  Steinhaufen  sitzender 
Arbeiter  die  Empfindung,  als  ob  er  mit  dem  Haufen  in  die  Höhe 
gehoben  und  dieser  dann  auseinander  fallen  würde;  ebenso  empfand 
ein  unterhalb  der  280  m-Sohle  der  Steinkohlengrube  Birkengang  bei 
Stolberg  auf  einem  Holze  sitzender  Grubenbeamter  einen  plötzlichen 
Stoss,  und  mehrere  stossähnlichc  Erschütterungen  sind  dort  auch 
von  anderen  Personen  beobachtet  worden;  auf  der  James-Grube  bei 
Stolberg  wurde  im  Schachtfelde  Heinrich  ein  heftiges  Getöse  ver- 
nommen, worauf  alsbald  die  Luft  in  beträchtliche  Schwankungen 
gerieth. 

Im  Bereich  der  benachbarten  Erzgruben  wurde  an  verschie- 
denen Stellen,  auf  der  Grube  Diepenli neben  bei  Stolberg  in  sämmt- 
lichen  Tiefbauanlagen  ein  fremdartiges  Brausen  und  Getöse,  weniger 
eine  wirkliche  Erderschütterung  bemerkt,  während  auf  der  nahe 
unter  Tage  bauenden  Eisensteingrube  Cornelia  bei  Breinig  ein  von 
starkem  Geräusch  begleiteter  Erdstoss  wahrgenommen  wurde,  wel- 
chem 10  Minuten  später  ein  zweiter  und  gegen  11  Uhr  Vormittags 
ein  dritter  Erdstoss,  beide  jedoch  von  geringerer  Stärke,  folgten. 
Heftiger  noch  waren  die  Erscheinungen  des  Erdbebens  auf  mehreren 
Braunkohlengruben  im  Bergrevier  Brühl.  Auf  der  Roddergrube  bei 
Brühl  entstand  plötzlich  ein  etwa  6  Sekunden  dauerndes  Gepolter 
mit  starker  wellenförmiger  Erschütterung,  so  dass  die  Zimmerung 
im  Schacht  und  in  der  12  m  tiefen  Strecke  in  Bewegung  gerieth 
und  allen  Halt  verloren  zu  haben  schien.  Auf  den  Braunkohlengru- 
ben Grefrath  und  Herbertskaul  bei  Frechen,  10  km  westlich  von 
Cöln,  wurde  in  20  m  Tiefe  ein  Zittern  und  Schwanken  aller  Gruben- 
baue sowie  unterirdischer  Donner,  letzterer  noch  viel  stärker  als 
über  Tage,  wahrgenommen;  auch  in  denjenigen  Strecken,  welche  in 
den  festesten  Lagen  des  Braunkohlenfiötzes  stehen,  traten  Brüche 
ein ;  auf  der  Grube  Herbertskaul  brach  sogar  die  Streckenzimmerung 
stellenweise  zusammen,  und  die  in  den  Grubenbauen  befindlichen 
Arbeiter  mussten  sich  an  den  Stössen  festhalten. 

Die  heftigsten  Erscheinungen  wurden  auf  den  Braunkohlen- 
gruben Giersberg-Fortuna  bei  Oberaussem,  Urwelt  bei  Quadrath  und 
Beisselsgrube  bei  Ichendorf  beobachtet,  welche  südöstlich  von  Berg- 
heim und  etwa  10  km  östlich  von  demjenigen  Landstrich  zwischen 
Elsdorf  und  Buir  gelegen  sind,  auf  welchem  die  Wirkungen  des 
Erdbebens  auch  über  Tage  am  stärksten  bemerkbar  waren.  Der 
Grubenbetrieb  geht  auf  den  beiden  ersten  Gruben  in  einer  Tiefe 
von  28  m,  auf  der  letzten  in  einer  solchen  von  36  m  um.  Die  Wir- 
kungen des  Erdbebens  waren  dort  derart,  dass  die  Arbeiter  ^<vx 
einer  Seite  auf  die  andere,    und  die  Bch^ör  \i^\a,^eiietL  ^  Qx^er«^'^^ 


104 

auf  der  Grube  Fortuna  aus  dem  Scbienengleise  geworfen  wurden. 
Die  Erdbewegung  war  eine  wellenförmige  und  wiederholte  sich 
mehrmals.  Die  erste  und  stärkste  Erschütterung  hielt  auf  der  Grube 
Urwelt  länger  an,  als  auf  der  Grube  Forlfina,  wo  ihre  Dauer  auf  8 
bis  10  Sekunden  geschätzt  worden  ist.  Auf  letzterer  Grube  schien 
sie  von  Südwesten  nach  Nordosten  gerichtet.  Auf  der  Grube  Urwelt 
zerbrachen  an  einer  Stelle  der  Streckenzlmmerung  6  Thürstöcke  aus 
Gzölligem  Holz,  welche  vorher  frei  von  jedem  Seitendruck  gewesen 
waren.  Auf  der  Beisselsgrube  wurde  um  11  Uhr  25  Minuten  Vor- 
mittags ein  zweiter,  weniger  heftiger  Stoss  bemerkt;  der  Gruben- 
steiger befand  sich  in  demselben  Augenblick  grade  im  Fahrschacht 
auf  der  untersten  Leiter,  und  gerieth  mit  letzterer  in  lebhaftes 
Schwanken,  wobei  er  ein  starkes  donnerähnliches  Getöse  vernahm. 
Auf  den.  Gruben  Fortuna  und  Urwelt  trat  nach  der  ersten  Erschüt- 
terung alsbald  eine  Vermehrung  der  Wassorzuflüsse  um  etwa  ein 
Drittel  des  bisherigen  Quantums  ein.  Wiederholungen  der  Erdbe- 
wegung sind  im  Tagebau  der  Grube  Fortuna  am  26.  August  d.  J. 
10  gezählt  worden,  und  selbst  bis  zum  6.  September  d.  J.  verging 
kein  Tag,  an  welchem  dort  mehr  oder  minder  starke  Erdstösse  be- 
merkt wurden. 

Derselbe  Redner  machte  hierauf  unter  Vorlegung  von  Probe- 
stücken einige  Mittheilungen  über  das  auf  der  Eisenstein- 
grube Waldmannshausen  dicht  bei  dem  Orte  Mühlbach  im  Amte 
Hadamar  des  Regierungsbezirks  Wiesbaden  in  diesem  Frühjahr  auf- 
gefundene Mineral  Bauxit,  welches  zuerst  in  Baux  bei  Avignon 
entdeckt  und  seitdem  zur  Darstellung^  des  Aluminiums  sowie  zu  verschie- 
denen Zwecken  der  chemischen  Industrie  verwendet  worden  ist.  Der 
Verein  zur  Beförderung  des  Gewerbefleisses  in  Preussen  hatte  bis  zum 
Jahre  1872  für  die  Auffindung  eines  Minerals  in  Preussen,  in  welchem 
mindestens  30  Procent  Thonerde  und  höchstens  ein  Sechstel  davon 
an  Kieselsäure  enthalten  sei,  einen  Preis  von  3000  M.  oder  die  sil- 
berne Denkmünze  ausgesetzt,  doch  waren  alle  Ermittelungen  bisher 
vergeblich  gewesen.  Die  Herren  Troost  und  Dr.  Carl  Bischof  zu 
Wiesbaden  fanden  nun  jenes  Mineral  an  dem  vorerwähnten  Orte 
wirklich  auf,  doch  ergab  die  erste  Untersuchung  ein  noch  wenig  be- 
friedigendes Resultat,  indem  die  Probestücke  einen  Gehalt  von  32,5 
Procent  Thonerde  und  6,7  Procent  Kieselsäure  hatten.  Neuerdinjj^s 
sind  5  anderweitige  Proben  von  derselben  Fundstelle  bei  der  König- 
lichen Berg-Akademie  zu  Berlin  untersucht  worden,  bei  welchen 
sich  folgende  Resultate  ergeben  haben: 


I. 

IL 

111. 

IV. 

V. 

Kieselsäure:                       3,6 

3,1 

8,4 

7,0 

2,8  Proc. 

Thonerde:                         53,4 

58,3 

48,2 

46,0 

50,3      y> 

also  Verhäl  tniss  der  Kie- 

selsäure zur  Thonerde:  1: 14,8 

1:18,8 

1:5,73 

1:6,57 

1:17,9. 

106 

Hieroach  unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  mit  Ausschluss  der  Probe 
III.  die  übrigen  Stücke  für  technisoke  Zwecke  sehr  wohl  verwend- 
bar sein  werden. 

Der  Bauxit  ist  der  chemischen  Zusammensetzung  nach  ein 
Thonerde- Eisenoxydhydrat  und  enthält  in  reinem  Zustande  80  Pro- 
cent Thonerde,  ist  aber  in  der  Kegel  durch  Eisenoxyd  und  Kiesel- 
säure mehr  oder  weniger  stark  verunreinigt,  so  dass  die  geringeren 
Sorten  zu  Antrim  in  Irland  und  in  der  Wochein  in  Oesterreich  als 
Eisenerze  Verwendung  gefunden  haben. 

Auf  der  Grube  Waldmannshausen  findet  sich  der  Bauxit  am 
südlichen  Rande  des  Wosterwaldes  Basaltkonglomerates  dicht  unter 
der  Oberfläche  in  fettem  Thon  eingebettet  mit  Rollstöcken  von  Ba- 
salt und  scheint  ein  Zersetzungsprödukt  des  letzteren  zu  sein.  Es 
unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dass  der  Bauxit  innerhalb  des  auf 
dem  Westerwalde  sehr  verbreiteten  Basaltkonglomerates  noch  an 
vielen  Stellen  aufgefunden  und  der  vaterländischen  Industrie  recht 
nützlich  werden  wird. 

Herr  Prof.  v.  H  an  s  te  i  n  zeigte  darauf  an  einer  Anzahl  lebendiger 
Beweisobjecte  die  Beharrlichkeit  von  Blüten  und  Früchten 
der  verschiedensten  Pflanzen  in  ihrer  Stellung  gegen  den 
Horizont.  Aufrechte,  hängende,  wagerecht  oder  schief  geneigte  Blumen 
stehen  in  ihrer  Richtung  in  bestimmter  Beziehung  zu  ihrem  übrigen  Bau 
und  somit  zu  der  mittels  Wind  oder  Insectenhülfe  möglichst  ergiebig 
auszuführenden  Befruchtung.  Bei  Früchten  entspricht  die  Richtung 
dem  Bedürfniss  einer  günstigen  Yerstreuung  der  Samen,  also  der 
Nachkommenschaft.  Für  jede  Pflanzenart  ist  die  Richtung  von 
Blüten  und  Früchten  nahezu  constant,  und  die  zufällig  oder  gewalt- 
sam aus  ihrer  Stellung  gebrachten  derartigen  Organe  suchen  auf 
sehr  verschiedene  Weise  durch  ungleichseitiges  Wachsthum  ihrer 
Träger  in  dieselbe  zurückzugelangen. 

Herr  Prof.  H.  Landois  aus  Münster  hatte  schon  vor  mehreren 
Jahren  in  seinen  Arbeiten  über  die  Thierstimmen  auf  inductivem  Wege 
den  Beweis  geliefert,  dass  es  ausserordentlich  viele  und  mannigfache 
Töne  gebe,  welche  das  menschliche  Ohr  nicht  zu  empfinden  im  Stande 
sei.  Die  Neuzeit  hat  nun  das  Mikrophon  gebracht,  welches  in  ana- 
loger Weise  für  das  Ohr  wie  das  Mikroscop  für  das  Auge  wirkt. 
Redner  führt  aus,  dass  dieses  Instrument  die  früher  auf  inductivem 
Wege  gefundenen  Ergebnisse  vollends  bestätige,  und  demonstrirt 
mehrere  Modificationen  des  bisher  noch  sehr  unvollkommenen  In- 
struments, welche  namentlich  auf  die  Verstärkung  des  Tones  berech- 
net sind. 

HerrG.  Becker  aus  Bonn  sprach  über  den  ausserordentlichen 
Reichthum  an  Orchideen,  der  sich  in  d\e«öm^«JVkT^VgMÄ\^\ia^». 


106 

Eine  Art,  Limodorum  äbortivum,  die  grösste  unserer  einheimisohen 
Orchideen,  wurde  in  diesem  Jahre  zum  ersten  Mal  im  Gebiete  unserer 
Provinz  (bei  Trier)  mit  Sicherheit  nachgewiesen,  so  wie  eine  zweite, 
ebenfalls  sehr  seltene  Art^  Epipogium  Gmelini,  an  einem  von  früher 
her  bekannten  Standorte,  an  welchem  sie  in  den  letzten  Jahren  ver- 
geblich gesucht  worden  war  (Laacher  See),  in  mehreren  schönen  Exem- 
plaren aufgefanden.  Eine  eingehendere  Mittheilung  über  diese  beiden 
Pflanzen  enthalten  die  Verhandlungen  dieses  Jahrganges  (Seite  361). 

Herr  Prof.  Schaa  ff  hausen  bemerkte  im  Anschluss  an  die 
Mittheilung  Troschel's,  dass  sich  im  Museum  zu  Leipzig  eine 
Eatzenmuinie  befinde,  die  man  in  einem  Hohlraum  einer 
alten  Mauer  gefunden  habe:  Die  sitzende  Stellung  derselben  be- 
weise, dass  das  Thier  lebend  eingemauert  worden  sei.  Es  sei  diese  Sitte 
aus  dem  grausameren,  im  Alterthum  üblichen  Gebrauche,  beim  Neubau 
eines  Hauses  Menschen  lebend  einzumauern,  hervorgegangen.  —  Sodann 
spricht  erüberdieMensohenracen,  derenVerbreitung  nicht  allein, 
sondern  deren  Ursprung  die  Forscher  jetzt  beschäftige.  In  Deutsch- 
land sei  diese  Untersuchung  durch  das  Ergebniss  der  statistischen 
Erhebungen  über  Farbe  der  Augen,  Haare  und  Haut  uns  näher  ge- 
rückt. Doch  soll  man  nicht  von  einer  hellen  und  dunkeln  Race 
sprechen,  denn  innerhalb  derselben  Race  komme  die  helle  und  dunkle 
Färbung  vor,  und  wiederum  seien  verschiedene  Racen  dunkel  von 
Haar  und  Auge.  Der  Umstand,  dass  die  rohesten  Völker  und  alle 
Anthropoiden,  ja,  die  Säugethiere  überhaupt  ein  dunkles  Auge  haben, 
beweise,  dass  das  blaue  Auge  aus  dem  dunkeln  hervorgegangen,  also 
jünger  sei  als  dieses.  Die  blaue  Farbe  der  Iris  sei  indessen  nur  eine 
optische  Erscheinung  wie  die  der  Luft,  des  Wassers  und  des  Eises; 
sie  komme  zu  Stande  bei  geringer  Menge  des  Pigmentes.  Man  müsse 
sie  eben  so  erklären,  wie  den  Pigmentmangel  der  weissen  Haut  inner- 
halb der  gemässigten  Zone.  Der  Kohlenstojff  werde  hier  weggeath- 
met,  der  sich  in  der  Haut  des  Negers  ablagere.  Die  blonden  Men- 
schenstämme gehören  ursprünglich  nördlichen  Gegenden  an,  und  es 
geht  ein  Gürtel  derselben  durch  Asien  bis  nach  China.  An  Haar 
und  Auge  haftet  das  Pigment  fester  als  an  der  Haut.  Wenn  die 
Polarvölker  dunkel  sind,  so  weilen  sie  vielleicht  nicht  lange  genug 
im  Norden,  dass  die  Kälte  ihren  Einfluss  hätte  üben  können.  Nafjh 
der  Sprache  lässt  man  die  Germanen  aus  Indien  kommen,  aber  die 
Hindus  sind  schwarz.  Pösche  sucht  die  Heimat  derselben  in  den 
Rokitnosümpfen  Litthauens,  wo  der  Albinismus  herrscht;  man  wird 
aber  die  kräftigsten  Völker  nicht  aus  einer  Krankheit  entstehen 
lassen  wollen.  Der  Albinismus  kommt  selbst  bei  den  Negern  vor. 
Die  Umwandlung  der  dunkeln  Stämme  in  blonde  muss  sich  innerhalb 
des  gesunden  Lebens  vollzogen  haben.  Auch  die  Cultur  konnte  Ein- 
fluss  darauf  haben,   weil  sie  die  Einwirkungen  der  äussern  Natur 


■», 


107 

m&ssigt.  Was  beim  Menschen  die  Cnltur,  das  wirkt  beim  Thiere 
die  Zähmung,  und  Naumann  berichtet,  dass  die  wilden  Gänse  mit 
dunkler  Iris  schon  in  der  ersten  Generation  nach  der  Zähmung  eine 
blaue  haben.  Manche  lassen  die  Arier  um  600  v.  Chr.  in  Westeuropa 
eindringen ;  aber  auf  einem  ägyptischen  Gemälde,  welches  die  Sieges- 
züge Kamses*  III.  darstellt  und  aus  dem  15.  Jahrhundert  vor  unserer 
Zeitrechnung  herrührt,  ist  schon  ein  Volk  mit  heller  Haut,  langem 
Haar  und  blauen  Augen  abgebildet.  Die  noch  im  Atlas  wohnenden 
blonden  Stämme,  die  man  gern  von  den  Yandalen  ableitet,  sind,  wie 
es  scheint,  tausend  Jahr  älter,  als  man  geglaubt  hat. 

Herr  Bergrath  Hundt  aus  Siegen  machte  eine  Mittheilung 
über  Eüchenreste  (Eockenmödings)  aus  einem  alten  Ringe  (Stein- 
walle) im  Kreise  Siegen.  Es  ist  dies  der  erste  Fund  von  sogenann- 
ten Küchenresten  aus  einem  der  alten  westfälischen  Ringe,  im  Volks- 
munde Burg  oder  Hünenburg  genannt.  Er  stammt  aus  einem  erst 
vor  Kurzem  geöffneten  Ringe  der  sogenannten  Burg  bei  Niedemdorf 
am  Fusse  des  Gibelwaldes.  Derselbe  liegt  auf  einer  kleinen  Bergkuppe 
etwa  100  Fuss  über  der  Thalsohle,  ist  20  und  30  m  im  Lichten  weit 
und  im  Walle  6  bis  8  m  hoch.  Eine  Trockenmaner,  umwerfen  von 
Thon  oder  Lehm,  bildet  die  Umfassung,  bezw.  den  Wall.  Kleinere 
Wälle  liegen  zur  Seite.  Uralt  ist  diese  Culturstätte;  die  Geschichte 
schweigt  über  sie  wie  über  alle  unsere  alten  Ringe,  bezw.  Burgen. 
Der  Fund  wurde  in  einem  Aufwurfe  von  6  bis  8  Fuss  Tiefe  gemacht. 
Oben  lag  Gestein  und  Lehm  und  darunter  die  Culturschicht,  Asche, 
Kohle  und  Gestein.  Die  Reste  von  Thieren,  die  sich  darin  vorfanden, 
sind  hier  aufgelegt  und  bestehen  zumeist  in  Zähnen  und  Knochen. 
Die  Zähne  sind  vom  Schwein,  dem  Hirsch,  der  Ziege  und  einem 
noch  unbekannten  Nager.  Die  Knochen  sind  unbestimmbar,  aber 
dadurch  besonders  interessant,  dass  sie  wie  in  den  Küchenresten  des 
diluvialen  Menschen  der  Länge  nach  gespalten  sind,  um  aus  ihnen 
das  Mark  zu  entnehmen.  Eine  Topfscherbe  zeigt  antike  Form,  kann 
aber  schon  auf  der  Töpferscheibe  gefertigt  sein.  Thon  mit  Quarz- 
sand bilden  die  Masse.  Die  Ausgrabung  auf  der  Burg  hat  erst  be- 
gonnen; sie  soll  fortgesetzt  werden,  und  hoffentlich  hat  irgend  ein 
Verein  das  Wohlwollen  durch  Geldmittel  die  Sache  zu  unterstützen. 
Unsere  alten  Ringe,  Burgen,  Hünenburgen  sind  sicherlich  die  alten 
Wohnsitze  der  Urbevölkerung  Germaniens.  Kelten  oder  wohl  noch 
ältere  Völkerstämme  haben  sie  erbaut.  Ring  von  ri  =  Haus,  inca  ^ 
Versteck,  Haus,  bedeutet  wie  Burg  ein  Berghaus,  Waldwohnung. 
Der  Name  »Burg«  oder  »Ring«  weist  bei  Orts-  oder  Burgnamen 
immer  auf  eine  solche  alte  Culturstätte  hin,  und  man  soll  wohl  dar- 
auf achten.  Viele  Burgberge  haben  schon  ihre  alten  Steinwälle  ver- 
loren und  nur  die  Sage,  der  Volksmund,  wahrt  ihnen  noch  ein  ge- 
heimnissvolles Andenken. 


HeT|  Bergrath  Buff  aua  Deuti  legte  einen  (oBeileii  Baob- 
'  tehn  von  Elephas  primigritius  vor,  welcher  bei  Seeligenthal  unweit 
Bennef  im  GeröUe  des  SiegtfaaJes  aafgefunden  worden  war,  und  be- 
■pr*äb  hierbei  iuibesocdere  noch  die  looalen  VerhäUniaie  des  Fnnd- 
pnnotes. 

Da  bereits  3  ühr  herangekommen  war,  BChloas  der  Herr  Pi4-    1 
sident  die  Sitiimg  mit  einem  Uank  für  den  zahlreiahen  Beaach  nnd 
die   BQBdanernde   Theilnahme   der   hier   versammelt   geweaeneii  Mit- 
gheder,  worauf  sich  noch  gegen  äO  derselben  wa  einem  gemeinsaracn 
MittagsBBen  in  der- Lese-  und  Erholunga-Gasellaohaft  vereinigten. 


Oeologrische  IHittheiliiDg. 

üeber  eine  Lösa-artige  Bildimg  im  Diluviam 
'*  der  Weeergegend. 

VoB  B.  Wagener  zu  LaDgenhokhausen. 


Die  Oberfläche  der  von  de»  beiden  Annen  dea  CaUebachi, 
welcher  eine  Stunde  nordweatlioh  von  Langenholxhauaen  ins  offene 
Weserthal  einmündet,  der  Weater-  nnd  Oatercalle,  eingeschlosBenen  , 
Mnechelkalkerhebung  des  Rothenbergs  wird  in  dem  inneren  be-.. 
weideten  Theile,  soweit  die  ateileren  Berggehänge  reichen,  von  dem 
uiatohenden  Kalksteine  gebildet;  an  den  äusseren  flacheren  Abfallen, 
welche  fast  durchans  nur  als  Ackerland  benutzt  werden,  ist  derselbe 
dagegen  bis  zu  einem  gewissen  Niveau  hinauf  rundum  von,  zumeist 
ziemlich  mftchtigen,  diluvialen  Lehm-  and  Thonaohichten,  mit  vielen 
*  Einsohlnssen  erratischer  Geschiebe  von  Feuerstein,  Granitblöcken  etc. 
überdeckt,  ans  welchen  jener  Kalkstein,  stellenweise  auch  der  auf* 
gelagerte  Keuper,  insular  hervorragt.  — 

Nur  wenige  und  aehr  wasserarme  Thalgründe,  der  Ber^orm 
entspiechend  zuerst  von  steileren  Gehäugen  eingeschlossen,  tind  all- 
mahhg  flacher  auslaufend,  ziehen  sich  aus  dem  Walde  in  die  Thäler 
der  Weater-  und  Oatercalle  hinab.  — 

In  demeinen,  nacb  Nordosten  geöffneten  Seitenthale,  dieLuh- 
grund  genannt,  zugleich  dem  einzigen,  welchem  oben  eine  förm- 
liche Quelle,  der  Schwarzenborn,  vorliegt,  deren  Wasser  nach  kur- 
zem Laufe  zunächst  wieder  in  den  Boden  versinkt,  um  etwa  600 
Meter  weiter  im  Tbale  abwärts  von  Neuem  hervorzutreten,  and 
sodann  im  Lubwege  zur  Ostercalle  abzuflieBsen,  —  iat  etwa  im 
höchsten  Niveau  der  Dilnvialscbichten  durch  einen,  einige  Meter 
tiefen  und  steilen  Einschnitt  des  Fahrweges  und  Baches  auf  eise 
kurze  Erstreckung   eine  eigenthümliobe  Ablagerung  einer  kalkigen. 


l». 


109 


in  S&uren  aufbrausenden,  staubartigen  Masse  ohne  Bindemittel,  mit 
yielen,  meist  weiss  gebleichten  Schalen  und  Schalenresten  von  Land- 
nnd  Süsswasser-Conchylien  aufgeschlossen,  von  denen  bislang  die 
nachstehend  angegebenen  Arten  vorliegen ;  die  beigefügten  Zeichen 
bedeuten: 


*  häufiges 
**  sehr  häufiges 


t  seltenes 
tt  söhr  seltenes 
?  zweifelhaftes 

1.  Limax  cinerus  M.  ff 

2.  «      flav\i8  L.  t 

3.  Hyälina  ceUaria  M.  ** 

4.  Helix  arhustorum  L.  ft 


Vorkommen  in  der  Schicht. 


13.  Helix  lapieida  L.  f? 

14.  >     obvoluta  M. 

15.  BuUmus  montanus  Drap.  ? 

16.  CioneUa  lubrica  M.  f 

17.  >        Menkeana  Pf.  f 

18.  Succinea  öblonga  Drap.  ** 

19.  >         putris  L.  ** 

20.  lAmnaeus  palustris  Drap,  ff 

21.  »         vulgaris  Pf.  * 

22.  >         avriciüatus  Drap,  ff 

23.  >         pereger  Drap. 

24.  Pisidium  ohttisale  Pf. 

Diese  Fauna  hat  zwar  viel  üebereinstimmendes  mit  der  der 
benachbarten  T u  f  f  a blager u n  gen  aus  dem  Muschelkalke  desWinter- 
bergs  beiVlotho;  doch  herrschen  in  letzteren  bei  Gaildorf  (Lippe) 
und  Horst  bei  Walldorf  (Preuseen)  mehr  die  Land-Conchylien  vor, 
auch  ist  die  mineralogische  Beschaffenheit  derselben  eine  ganz  ver- 
schiedene; wir  glauben  die  Ablagerung  am  Luhwege  vielmehr  als 
«in  Aequivalent  desLöss  ansehen  zu  dürfen,  und  mögen  ähn- 
liche Lager  unter  den  bedeckenden  Diluvialschichten  der  hiesigen 
Oegend  noch  an  verschiedenen  Orten  verborgen  sein. 


5.       j 

'     nemordlis  L.  * 

6.          : 

»      hortensis  M.  ff  ? 

7.        1 

>     fnUicum  M. 

8.        ) 

•     inca/rnata  M. 

9.       i 

»      rotundata  M.  * 

10.       1 

•      hispida  lu  ** 

11. 

»      striata  Drap.  * 

12.          : 

»      personata  Lam.  ff 

Verzeichniss  der  Schriften,  welche  der  Verein 
während  des  Jahres  1878  erhielt. 

a.   Im   Tausch: 

Von  dem  Naturhistorischen  Verein  in  Augsburg:    Ezcursions- Flora 

für  das  Südöstliche  Deutschlandi  von  Friedr.  Caflisch.     1878. 
Von   dem   Naturforschenden   Verein   in    Bamburg:    Elfter    Berieht. 

Zweite  Lieferung.  Bamberg  1877. 
Von    dem   Gewerbeverein   in   Bamberg:    Wochenschrift    1877.     No. 

1 — 29.      17.  Jahrgang  der  naturw.  Beilage.  No.  1 — 12.     Die  24. 

Industrieausstellung  des  Gewerbe-Vereins  in  Bamberg.    Festgabe 

zur  25.  Ausstellung.  Bamberg  1877. 


110 

Yon  der  Königlich  Preuadsohen  Akademie  der  Wissenschaften  in 
Berlin:  Monatsbericht.  September,  October,  November,  Dezem- 
ber 1877,  Januar,  Februar,  März,  April,  Mai,  Juni,  Juli  und  Au- 
gust 1878. 

Yon  der  Deutschen  Geologischen  Gesellschaft  in  Berlin:  Zeitschrift 
XXIX.  Bd.  3.  Heft.  4.  Heft  (October  bis  December  1877).  XXX. 
Bd.  1.  Heft,  2.  Heft,  3.  Heft. 

Yon  dehi  Preussischen  Gartenbau  verein  in  Berlin:  Monatsschrift, 
Januar-December  1877.    20.  Jahrgang. 

Yon  dem  Botanischen  Yerein  für  die  Provinz  Brandenburg  in  Berlin : 
Yerhandlungen,  19.  Jahrg. 

Yon  dem  Entomologischen  Yerein  in  Berlin:  Deutsche  Entomolog. 
Zeitschrift.  21.  Jahrg.  (1877).  2.  Heft.  22.  Jahrg.  (1878).  1.  Heft. 
2.  Heft. 

Yon  der  Gesellschaft  Naturforschender  Freunde  in  Berlin:  Sitzungs- 
berichte, Jahrg.   1877. 

Yon  dem  Naturwissenschaftlichen  Yerein  in  Bremen:  Abhandlungen, 
5.  Bd.    S.  Heft.    4.  Heft.    Beilage  No.  6. 

Yon  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur  in  Bres- 
lau: 55.  Jahresb.  für  1877.  Breslau  1878.  Fortsetzung  des  Yerzeioh- 
nisses  der  in  den  Schriften  etc.  von  1864 — 1876  incl.  enthaltenen 
Aufsätze,  geordnet  nach  den  Yerfassern  in   alphabetischer  Folge. 

Yon  dem  Naturforschenden  Yerein  in  Brunn:  Yerhandlungen,  XY. 
Bd.  Heft  1  und  2. 

Yon  der  Mährisch-schlesischen  Gesellschaft  für  Ackerbau,  Natura 
und  Landeskunde  in  Brunn:  Mittheilungen,  57.  Jahrg.  1877. 

Yon  dem  Yerein  für  Naturkunde  in  Cassel:  Uebersicht  der  in  der 
Umgegend  von  Cassel  beobachteten  Pilze.     Cassel  1878. 

Yon  der  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  in  Chemnitz:  6.  Be- 
richt  1878. 

Yon  der  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Danzig:  Schriften.  Neue 
Folge.    lY.  Bd.     2.  Heft.     Danzig  1877. 

Yon  dem  Yerein  für  Erdkunde  in  Darmstadt:  Notizblatt.  3.  Folge. 
XVI.  Heft.     No.  181—192. 

Yon  der  Leopoldinisch- Carolinischen  Akademie  der  Naturforscher 
in  Dresden:  Leopoldina.  Heft  XIH.  No.  23—24.  Heft  XIV.  No. 
1—22. 

Yon  dem  Naturhistorischen  Yerein  Isis  in  Dresden:  Sitzungsberichte, 
Jahrg.  1877.  Juli — December. 

Yon  dem  Naturwissenschaftlichen  Yerein  in  Elberfeld :  Jahresberichte 
nebst  wissenschaftl.  Beilagen.     5.  Heft  1878. 

Von  Herrn  Liesegang  in  Düsseldorf:  Photographisches  Archiv: 
XIX.  Jahrg.  1878.  No.  365.  366.  367.  368.  369.  370.  371.  372.  373. 
374.375—378.379.  380.  381.  382.  XIH.  Jahrg.  1872.  No.  246.  248. 
XIV.  Jahrg.  1873.  No.  275.  (Auf  Reclamation.)  Laterna  Magica. 
II.  Jahrg.  1.  Heft.  No.  5. 


\ 


Von  der  Natu rforach enden  GeeeUachaft  in  Emden:  63,  Jahreßbericbt. 

(1877.)     Emden  1878. 
Von   der  Redaction  des  „Zoologischen  Gartens"  iu  Frankfurt  a.  M. 

Zeitschrift:    Der  Zoologische  Garten.     XVIII,  Jahrg.  No,  4,  5.  6; 

XIS.  Jahrg.  No.  1.  3.  3.  4.  5,  6. 
Von  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  Naturwissenschaften   in 

Freiburg  im  Breisgau:  Berichte  über  die  Verhandlungen,  Bd.  VII, 

Heft  n. 
Von  dem  Verein  für  Naturkunde  in  Fulda;  V.  Bericht.  Fulda.  1878. 

Meti'oroL-phaenologiache  Beobachtungen  aue  der  Fuldaer  Gegend. 

1877.     Fulda   I87S. 
Von   der   Oberhessisehen  Gerellschaft   für  Natur-   und  Heilkunde  in 

Giessen;  17.  Bericht  1878. 
Von  der  OberlauaitziBc-hen  GeaellBchaft  der  WiBsenschaften  in  Görlitz; 

Neues  Lausitzisches  Magazin,  Bd.  LUl.  Heft  11.     Bd.  LIV,  Heft  I. 
Von    dem  Naturwissenschaftlichen  Verein   für   Steiermark   in   Gra:c: 

Mittlieilungen,  Jahrg.  1877. 
Von    dem    Akademischen    Natu rwisaenschaftU oben    Verein   in    Graz; 

Jfthreebe rieht,  n.  Jahrg.  1B76. 
Von  dem  Verein  der  Aerzte   in  Steiermark   in  Graa;  Mittheiltmgen. 

Vereinsjahr  1576—1977. 
Von  dem    NaturwiBaenscbaftlichen  Verein  von  Neuvorpommem   und 

Bügen  in  Greifswald :  Mittheil ungen.    IX.  Jahrg. 
Von  dem  Natur wissouschaf Hieben  Verein  für  Sachsen  und  Thüringen 

in  Halle:    Zeitschrift,  3.  Folge.    Bd.  I  und  H.    (Der  ganzen  Reihe 
.   XLIX.  und  L.  Bd.)    Halle  1877. 
Von  dem  Na tarwissenechaftliohen  Verein  in  Hamburg:  Verhandlungen 

des  Naturwissenschaftlichen  Vereins  in  den  Jahren  1875  und  1876. 

Neue  Folge.  I. 
Von  der  Natur  historischen  Geselischaft  in  Hannover:     25,  Jahresbe- 
richt  für   1874— 187&.    Hannover    1876.       26.    Jahresbericht    für 

187&— 1876.    Hannover  1877. 
Von  der  Redaction   des  Neuen  Jahrbuchs    für  Mineralogie,   Geologie 

und  Paläontologie  in  Heidelberg:    Neues  Jahrbuch.    Jahrg.  1878. 

Heft  1.  2.  3.  4.  5,  6.  7,  6.  9. 
Von  dem  NaturhlHtoriach-mediciniBohen  Verein  in  Heidelberg;   Ver- 

iiandlungen.    Neue  Folge.  U.  Bd,  2.  Heft. 
Von  dem  Siebenbürgi scheu  Verein  für  Naturwisaecs chatten  in  Her- 

mannatadt:    Vorhandlungen  und  Mittbeilungen.  XXVIII.  Jahrg, 
Von    der    Med  izinisch-naturw  lasen  schaftlichen    Gesellschaft  in  Jena; 

Zeitschrift.      XI.  Bd,      Neue  Folge.      IV.   Bd,  4.   Heft.      XU.  Bd. 

Nene  Folge.     V.  Bd.  1.  Heft,    2.  Heft  3.  Heft,  4.  Heft. 
Von    dem  Ferditiandeum    für  Tirol    und  Vorarlberg  in    Innsbruck; 

Zeitschrift  des  Ferdinande  um  a.    3,  Folge.    21.  Heft,  22.  Heft 
Von  dem  Naturwissenschaftlichen  Verein  fär  Sohleswig-Holstein  J 

Kiel:    Schriften.    Bd.  Hl.     1.  Heft. 


112 

Yon  der  E.  physikalisch-ökonomischen  Gesellschaft  in  Königsberg: 
Schriften.  XVn.  Jahrg.  1.  u.  2.  Abth.  XVIII.  Jahrg.  1.  Abth. 
(Auf  Ilecl.)XIL  Jahrg.  1.  Abth.  Beiträge  zur  Naturkunde  Preussens. 
I.  Die  Ameisen  des  baltischen  Bernsteins.  IL  Miocene  baltische 
Flora.    III.  Die  bis  jetzt  in  pr.  Geschieben  gef.  Trilobiten. 

Yon  der  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissen- 
schaften in  Marburg:  Sitzungsberichte^  Jahrg.  1876. 1877.  Schriften. 
Bd.  XL  1.  2.  3.  Abhandl.  Cassel  1876  und  1877. 

Von  der  Königlich  Bayerischen  Akademie  der  Wissenschaften  in 
München :  Sitzungsberichte,  1877.  Heft  III.  1878.  Heft  I.  H.  HL 
Abhandlungen.  XIII.  Bd.  1.  Abth.  Die  geognostische  Durchfor- 
schung Bayerns.    Rede  von  Dr.  C.  W.  Gümbel. 

Von  dem  Verein  Philomathie  inNeisse:  19.  Bericht  von  Mai  1874 — 
Mai  1877.    Neisse  1877. 

Von  dem  Verein  der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Moklenburg 
in  Neubrandenburg:  Archiv.  31.  Jahr.  (1877). 

Von  dem  landwirthschaftlichen  Verein  in  Neutitschein:  Mittheilungen. 
XV.  No.  1—12.    XVL  1.  2.  5.  6.  7.  10.  11.  12. 

Von  der  Naturhistorischeü  Gesellschaft  in  Nürnberg:  Abhandlungen 
der  Naturhist.  Gesellschaft.    VI.  Bd.    Nürnberg  1877. 

Von  dem  Verein  für  Naturkunde  in  Offenbach:  15.  und  16.  Bericht 
über  die  Thätigkeit  1873-1875.  17.  und  18.  Bericht  über  die 
Thätigkeit  1875-1877.     Offenbach  1878. 

Von  dem  Naturhistorischen  Verein  Lotos  in  Prag:  Jahresbericht 
für  1877. 

Von  der  K.  Böhmischen  Gesellschaft  der  Wissenschaften  in  Prag : 
Sitzungsberichte  1877. 

Von  dem  Zoologisch-mineralogischen  Verein  in  Regensburg :  Corres- 
pondenzblatt.  30.  Jahrgang  1876.  31.  Jahrgaog  1877. 

Von  der  Botanischen  Gesellschaft  in  Regensburg:  Flora.  Neue  Reihe. 
35.  Jahrg.  1877. 

Von  dem  Entomologischen  Verein  in  Stettin:  Entomologische  Zei- 
tung.    38.  Jahrg.  (1877). 

Von  der  Gesellschaft  für  rationelle  Naturkunde  in  Würtemberg 
zu  Stuttgart:  Würtembergische  naturwissenschaftliche  Jahres- 
hefte.   34.  Jahrg.    1.— 3.  Heft. 

Von  der  Kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wien:  Sitzungs- 
berichte. Jahrg.  1876.  1.  Abth.  LXXIV.  Bd.  Heft  III.  IV.  V. 
Jahrg.  1877.  Heft  I.  H.  u.  III.  IV.  V.  Jahrg.  1876.  2.  Abth.  LXXIV. 
Bd.  Heft  HL  IV.  u.  V.  Jahrg.  1877.  2.  Abth.  LXXV.  Bd.  Heft 
I.  IL  III.  IV.  V.  LXXVL  Bd.  Heft  L  Jahrg.  1876.  3.  Abtl 
LXXIV.  Bd.  Heft  I  u.  IL  HL  IV.  u.  V.  Jahrg.  1877.  3.  Abthei 
LXXV.  Bd.  Heft  I— V. 

Von  der  Kaiserlichen  Geologischen  Reichsanstalt  in  Wien :  Jahrbucl 
Jahrg.  1877.    XXVH.  Bd.  No.  3.  4.    Jahrg.  1878.     XXVHL  Bc 


No.  1.  a.  3.    Tsohermak^  Mineral.  Mittheiiungren.  VII.  Bd.  4.  Heft. 
I       Verhandlungen.  1877.  No.  14—16.     1879.  No.  1— lä. 

Von   dem    Zoologisch-botaniBohen    Vereiu  in  Wien:    Verhandlungen 

XXVn.  Bd.     Wien  iSTS. 
Von  dem  Kaiserl.  Ilofmineralienkabinet  in  Wien;    Mineral.  Mitthei- 
lungen TOu  TBchermak.     Jahrg.  1877.     Heft  1,  U.  III.  IV. 
Von  der  K.  K.  Geographischen  Geaellachaft  in  Wien:  Mittbeil ucgen 

XX.  Bd.  (der  neuen  Folge  X.) 
Von    dem    Verein   zur    Verbreitung   NaturwiMenschaftÜeher   Kenot- 

niese  in  Wien:    Schriften.    SVIII.  Bd.    Jahrg.  1677/78. 
Von   dem  Verein   für  Naturkunde   in   Nasean   zu   Wiesbaden:    Jahr- 
bücher.   Jahrg.  XXIX  u.  XXX.  (1876  u.  1877.) 
Von  der  Phj'sikaliBoh-niedioin lachen  Gesellschaft  in  Würzburg;  Vec- 
I       handlangen.    Heue  Folge.    XI.  Bd.  S.  a.  4.  Heft.    XIL  Bd.  1.  n. 
2.  Heft.     3.  u.  4-  Heft. 
Von  dem  Naturwissenschaftlichen  Verein  in  Magdeburg:     7.  Jahres- 
bericht nahst  Sitzungsberichten  a.  d.  Jahro  1876  (1677).  8.  Jahres- 
bericht nebst  den  Sitzungsberichten  a.  d.  Jahre  1877  (1878). 
Von  dem   naturwissenschaftlich -mediEiniscben  Verein   in  Innsbruck: 

Berichte.     VI!.  Jahrg.  1B76.     I.  Heft.     2.  □.  3.  Heft. 
Von  dem  Botanischen  Verein  io  Landshut;  6.  Beriebt.  Landshut  1877. 
Von  der  Physikalisch- medizinischen  Sooietät  in  Erlangen:   Sitennga- 

berichte. 
Von   dem  Verein  für  Naturkunde  in  Zwickau:    Jahresbericht  1877 

(1878). 

Von  dem  Westfälischen 'Verein  für  Vogelschutz,  Geflügel-  u.  Bing- 

Tögelzucht  in  Münster  i.  W.;  Jahresbericht  der  zoologischen  Sec- 

tion  für  1877/78.     Jahresbericht  der  botanischen  Sectiou  pro  1877. 

Von  der   Kedaction    der  Entomologischen    Nachrichten    in    Pulbus: 

'        Entoniologische  Nachrichten,  III.  Jolirg.  Heft  12.  IV.  Jahrg.  Heft  1. 

2.  3.  4.  5.  6.  7.  8.  9.  10.  11.  12.  13,  U.   15.  16.  17.  18,  19.  SO. 

f        21.  22.     IE,  Jahrg.  11.  Heft  (nachträglich). 

I  Von  der  Königl,  üng.  Geologisch  eil  Anstalt  in  Budapest:  Mitthei- 
,        Inngen.     V.  Bd.     Heft  2.     1878. 

I    Von  der  Redaclion  der    „TermeazetraJH  Füzetek"  (Natur  bis  torische 
Hefte)  in  B.idapeat:  Naturw,  Hefte  1.  2.  3.  4. 
Von  dem  Naturwissenachaftliohen  Verein  in  Aussig:    1,  Bericht,  Für 
l       die  Jahre  187fi  u,  1877  (1878). 

}  Tonder  Redaetion  ,,Der  Bienenvoterans  Böhraeii"  in  Prag;  III,  .Tahr- 
L  gang  1877.  Nti,  1—6.  9—12  nebst  Titel.  IV.  Jahrg.  1878.  No.  1. 
[  Ton  der  Natur  forsch  endeu  Gesellschaft  in  Leipzig:  SitKungsberichte. 
i  1.  Jahrg.  1874.  a.  Jnlrg.  1875.  3.  Jahrg.  1876.  4.  Jahrg.  1877. 
L  Von  dem  Vereiu  für  Erdkunde  in  Halle  a.d.  S.r  Mltthailungen  1877. 
^Jfr^n  der  Natu rforseh enden  Qesellschafl  in  Basel;  Verhandlungen. 
Hje.  Theil.  3.  u.  4.  fiea 


114 

Von  der  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Bern:  Mittheilungen  aus 
dem  Jahre  1877.    No.  923—936. 

Von  der  Schweizerischen  Gesellschaft  für  die  gesammten  Natur- 
wissenschaften in  Bern:  Verhandlungen.  60.  Jahresversammlung. 
Jahresbericht  1876/77.    Lausanne  1878. 

Von  der  Naturforschenden  Gesellschaft  Graubündtens  in  Chur:  Jah- 
resbericht.   Neue  Folge.    XX.  Jahrg. 

Von  der  St.  Gallischen  Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  in  St. 
Gallen:  Bericht  über  die  Thätigkeit  während  des  Vereiusjahres 
1876—1877. 

Von  der  Societe  de  physique  et  d'histoire  naturelle  in  Geneve:  Me- 
moires.     Tome  XXV.    Premiere  Partie.     Seconde  Partie. 

Von  der  Societe  Vaudoise  des  sciences  naturelles  in  Lausanne: 
Bulletin.     Vol.  XIV.    No.  77.    2.  S.  Vol.  XV.    No.  79.  80. 

Von  der  Societe  des  sciences  naturelles  in  Neufchätel:  Bulletin. 
Tome  VI.  II.  Cahier. 

Von  der  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Zürich :  Vierteljabrsschrift. 
XXI.  u.  XXII.  Jahrg. 

Von  der  Academio  royale  des  sciences  in  Amsterdam:  Verhandelingen, 
Zeventiende  Deel  1877.  Verslagen  en  Mededeelingen,  Afd.  Natuurk. 
Tweede  Reeks.  Elfde  Deel  1877.  Afd.  Letterk.  Zesde  Deel  1877.  Jaar- 
boek  voor  1876.  Processen- Verbaal,  van  Mei  1876  tot  en  Met 
April  1877.     Carmina  latina:  Pastor  bonus.     Fasti  insubrici. 

Von  der  Societe  royale  de  Zoologie,  Natura  artis  magistra  in  Amster- 
dam: „Linnaeana".  Amsterdam  1878.  Rede  ter  Herdenking  van 
den  Sterfdag  van  C.  Linnaeus,  door  Dr.  C.  A.  J.  A.  Oudemans. 
Amsterdam  1878. 

Von  L'Institut  royal  grand  -  ducal  in  Luxemburg:  Publications. 
Tome  XVI.  Observations  Meteorologiques.  Luxemburg.  1867. 
Carte  geologiques  du  Grand-Duche  de  Luxembourg  par  N.  Wies 
et  P.  M.  Liegen.  (In  IX  Blättern.)  Wogweiser  zur  geologischen 
Karte  des  Grossh.  Luxemburg  von  N.  Wies.   1877. 

Von  der  Redaction  des  Nederlaudsch  Archief  voor  Geness-  en  Na- 
tuurkunde  von  Donders  en  Koster  in  Utrecht :  Onderzoekingen.  Derde 
Reeks.  V.  1.  Aflev. 

Von  der  Nederlandsche  Maatschappij  ter  Bevordering  van  Nijverheid 
in  Harlem:  Tijdschrift.  4.  Reeks,  Deel  I.  Afl.  12.  Vervolg  van 
de  8  Aflev.  Deel.  II.  Afl.  1.  2.  4.  Reeks.  Deel  II.  1878.  März, 
April,  Juni,  Juli,  September,  August,  October,  November.  Notice 
Historique.    Harlem  1879. 

Von  der  Societe  HoUandaise  des  sciences  in  Harlem :  ArchivesNeerland. 
Tome  XII.  Livraisons  2 — 5.  XIII.  Livrais.  1.  2.  3.  Memoire  sur 
les  Chromides  marins  ou  Pomacentroides  de  l'Inde  Archipelagique 
par  P.  Bleeker.  (Natuurk.  Verh.  d.  Holl.  Maatsch.  der  Wetensch. 
3.  Verz.  Deel.  H.  No.  6.) 


Von  def  Nederlandeche  botaniaohe  Vareeniging-  in  Nijinegen;  Neder- 

landsch   Kruitkundig    Archief.     Tweede   Serie,     Tweede   De«!.    4, 

Stuok.     3.  Deel,  1,   Stuck. 
Von    dir    Kederlandsehe   Dicrkundige  Vereeniging  iii   S'Gravenhage 

TijdBclirift,  Derdö  Deel,  4.  Afl.   1878.     Vierde  Deel  1.  Afleev. 
Von   der  Academia   royala  de  Belgique  ä  Brnxelles :  Annalea  Mfiteo- 

rologiquea.  1874.  1875.  1876.  Bulletins.  44.  ann^e.  2.  aer.  T.  XLL 

1876.  XLIt.  1876.  XLIII.  1877.  XLIV.  1877.  SLV.  187B.  Annuaira 

1877.  187H. 

Von  der  Aeademie  royaie  de  medec.ine  de  Belgique  ä  Bruielles: 
BuHatin.  3.  aerie.  Tome  XII.  No.  1.  2.  3., 4.  5.  6.  7.  8.  9.  M6- 
moires  ooaroan.  Collect,  in  8°  3.  4.  5  Tom.  IV.  et  dernier  Fase. 
Tom,  V,    1.  Faso. 

Von  der  Societe  royaie  des  sciences  i  Liege;  Mömoires.  Deux  36rie, 
Tom.  VI.  1377. 

Von  der  Federation  des  aocietes  d'horticiilture  de  Belgiqne  ä  Liege 
Bnlletin  1876.  Liege  1877,     Bulletin  1877.  Liege  1878. 

Von  der  Societe  Entomologique  de  Belgique  ä  Bnisellea:  Annalea, 
Tome  XX.  Faec.  III.  Coaipte  Benda.  Ser.  U.  No.  46.  48.  49.  50. 
51.  52.  53.  54.  55.  56.  57. 

Von  der  Aasoeiation  des  Ingenieura  ä  Liege:  Bulletin,  Nouv.  Serie. 
Tome  I.  No.  9  et  10;  11  et  12.  Tome  IL  No.  3  et  4.  5—8.  Re- 
vue univereolle  etc.  Tome  U.  3  num.  Rüyue  uniyeraelle,  Annuaire, 
Tom.  III.  No.  1.  Jan.,  FesT.  1878.  3,  Num.  Mai,  Juin.  Tora.  IV. 
1.  Num.  Juillet  et  aout. 

Von  der  Societe  Oeologique  de  Belgique  ä  Liege:  Annalea  de  la 
Uociete  Geologique  de  Belgique.     Tome  quatrifeme  1877. 

Von  dem  Muaee  royal  d'Hiatorie  naturelle  de  BelRnque  in  Brüssel: 
Annales,  Tome  I.  Descriptiona  des  oaaementa  fosailes  des  CDvirona 
d'Anvera,  avec  un  atlas,  par  M.  van  Beneden,  Prem.  part.  1877. 

Von  der  Societe  dea  sciencea  phyaiquea  et  naturelles  ä  Bordeanz; 
Memoirea.  2.  Sei-.    Tome  H.    2.  Cahier.    3-  Cahier. 

Von  der  Societe  Nationale  des  acienoes  naturellea  de  Cberbourg  ä 
^  Cherbourg;  Memoiree.  Tome  XX.  (Dauxiem.  ser.  Tom.  S.) 
1876,77. 

Von  der  Societe  d'hietoire  naturelle  ä  Colmar;  Bulletin  18,  et  19. 
Annees  1877  et  1878.     (Colmar  1876.) 

Von  der  Aeademie  ine  aciences,  belles. lettres  et  arta  k  Lyon:  Me- 
moirea.  Tome  XXII. 

Von  der  Societe  d'AgrieuItnre  äLyonr  Annalaa,  IV.  Ser.  VIII.  187B. 
(Lyon  1876).    IX,  1876  {Lyon  1877). 

Von  der  Societe  Linneeane  i,  Ljon;  AnnaleB.  Nouv.  S^r.  Tome 
XXIII. 

Von  der  Aeademie  dea  Bciencas  et  lettres  k  Montpellier;  Memoirea 
de  la  Sect.  dos  aciences.    Tum.  K.    ¥*»c,  \.  \W?)    ■^WnivraeA  lia 


Sect,    de   Medecine.     Tome  T.     Pr6niat  Fxcicala      ftnnftiw 
■fflBT2— 1B76. 

Ton  der  Societe  geotogique  de  Frsnce'L  Parie;  BalletiD,  8.  afeis. 
,  Tome  V.  No.  8.  FeuiU.  30-35.  H  et  3.  No.  10.  FeuilL  41—46. 
*     VI.  No.  1.  Fenill.  1-3.  et  A.    VI.  No.  2.  PenüL  4—9.  et  B.   71. 

No.  3.  FenUl.  10—13.  C.  et  D.  U— 16.  E. 
Ton   der  Kedaction  der  Aniialee  des  aaieaces  natureUea,  Zoologie, 
in  Paris;    Annalea.  IV.  Sit.  Tome  V.  No.  6.  Tome  VI.  No.  1  et 
■  j^   ..  ■  '2.    Tome  VII.  No.  1. 
^  Ton  der  Soeietö  botaniqne  h  Paris:    BoUettn  de  1»  Soc.  bot.  Tome 

r-    '  ' .     XSIV.  CoiDpt.  Rend.  d.  Seancei  2.  3.  Bulletin.  Seisioa  Hyoologiq. 
*  Oot.  1877.     Revue  Bibliographique   E.    1B77.    A.    1878.    Seinon 

T  extraordinaire  do  CotsQ.     18T7.     i 

vB     -     Tim  der  Societe  des  Bcieuces  de  Nancy:  Bulletin.    Ser.  II.  TonuIII. 
^  ■  ■         ,  Fmo.  Vn.  10.  annäe.  1877. 

r  '  T<R1  der Societä Geologiqoe  daNord  äLille:  Annales.  IV.  1876  1677. 
i^.  '  '  Ton  der  Sooieta  dei  NalaTalisti  ia  Modena:  Anauario,  Ser.II.  Anna 
'0'-',  XI.  Fmo.  teno  e  qw^.  1677.  Annauio,  Ser.  U.  Anno  XIL  Diip.  : 

'}.;■•.■''    •'-'!  n.  2.  ISra  Kip.  Sa. 

Ton  d«m  S.  Iititoto  [iombardo  in  Uailand:    Rendi  conti.  Ser.  11. 
:  >    r  ToL  X.    Memoria.  Vol.  XIT.  Fa«.  L 

f;  Von  dem  B.  Ictitoto  Teneto  dt  Sdence,  Leiters  ed  Arti  in  Venedig; 

:''  At&  Tomo  terae.    Serie  qninta.    Diipenaa  IV.  V.  VI.  VII. 

'    ,       .    Ten  dem  B.  Comitato  gaologioo  d'Italia  in  Born:  Bolletino,  1678. 
^"    -  No.  1  e,2.  8  e  4.  B  e  6.  7.  e  6.  9  e  10. 

Von  der  Sooietä  Toscana  di  scienze  natorali  in  Pisa:  Processi  V«r- 

bali.  14.  marzo  1677.  13.  gennsio  1878.  10.  marzo  1878.  5.  maggio 

1878.  1.  laglio.  7.  luglio.  10.  novembre.    Atti.  Vol.  III.  Fase.  2. 

Von  der  Society  Ädriatica  di  scienze  naturali  in  Triest :   Bolletino, 

Vol,  m.  No.  3.    Vol.  IV.  No.  1. 
Von  der  R.  Accadeinia  dei  Lincei  in  Kom:   Atti,  Serie  terza.    Vol. 

II.    Faso.  1.  2.  3.  4.  6.  6  e  7  (Schiusa). 
Von    der  Natarforachenden    Gesellschaft  in  Dorpat:   Archiv.   Erste 
Serie.    Bd.  VIH  Heft  3.    Zweite  Serie.  Bd.  TU.  4.  Lief.  Bd.  VIII. 
1.  2.  Lief.  Sitzungsberichte  IV.  Bd.  3.  Heft. 
Von  der  Finnländischen  medioinischen  Gesellschaft  in  Helsingfors: 
Handlingar  1877,    Nittonde  Bandet  No.  4.  1878.  Tjugondo  Bandet 
No.  1.  2.  n.  3.  4. 
Von    der    Kaiserlichen   Nalarforechendeu    Gesellschaft   in  Moskau : 

Bnlleüo.   Annee  1877.  No.  S.  4.    Annöe  1878.  No.  1.  2. 
Von  der  Acadämie  imperiale  des  soiences  in  St.  Petersburg:  Bulletin. 
Tome  SXIV.    FeuiU.  29—36.  {No.   4    et  demier).    XXV.   No.  1 
(Feuilles  1—6).    No.'2  (FeuiUes  7—14). 
Von  dem   Nsturforscher-Verein  in   Biga:    Correspondenzhlatt.    22. 
Jahrg.  1877. 


[  Von  dem  Kniserlichen  iHitanischen  Gttrton  in  Petersburg:  Acta  Horti  * 
PetropolitBtti.  Totniia  V.  FasC,  I. 

Von  der  Kon.  Svenska  Vetenskapa  Akademien  in  Stockliolm:  loono- 
graphia  crinoideorum  in  stratia  Succiao  silinicis  fosgiliiim  auotOre 
N.  P.  Angeliii'    Cum  tabulis  XXIX.   JH7M. 

Von  der  Botanical  Society  in  Ediobucgii;  Transact.  a.  Prooaed.  Voi, 
Xm.  Part,  I.  1B77. 

Von  der  Natura.  A  weekly  iHustrated  Journal  of  Science  in  London: 
Nature.  Vol.  17.  No.  427.  428.  429.  430.  431.  432.  433—486. 
437—443,  Vol.  18.  No.  444.  44B.  446—455.  466.  457.  458.  459. 
460.  461.  462.  463.  464.  465,  466.  467.  468.  469.  470.  471.  472. 
473.   474.   475. '476. 

Von  der  Eoyal    Soeiety   of  Edinhnrgh :    Tranaactions.    Vol.   XXVIH. 
ParL  I.  1876/77.    Froceedinga,  Session  1876/77. 
'    Von  der  Natural  History  Society  of  Glasgow:   Proceedinga,  Vol.  III. 
Part.  11.  1877. 

Von  der  American  Aeademy  of  Arts  and  Sciences  in  Boston,  Mass.: 
Proceedings,  New  Ser.  Vol.  IV,  Whole  8er.  Vol.  XII.  Host.  1877, 
Procieedings,  New  Ser.  Vol.  V.  Whole  8er.  Vol.  XIH.  Part,  1.  11. 
m:  Bost.  167B, 

Von  der  BostonSocielyof  Natural  History  in  Boaton,  Mass.;  Procee- 
dings, Vol.  XIX.  Part,  I.  IL  Meraoirs  Vol.  11.  Part.  IV.  Number  VI. 

Von  dem  Museum  of  Coraparative  Zoology  in  Cambrid^,  Mass.: 
Memoirs.  Vol.  V.  No.  2.  Vol.  VI.  Ho.  2.  Bullet.  Vol.  IV.  Tha 
terrestrifll  Air-breatLing  Mollusks  of  the  On.  St.  etc.  deacr.  n. 
illuatrated  by  W,  G.  Biney.  Vol.  V  nebst  Atlas.  Cambridge  1878. 
Bulletin,  Vol.  V.  Ko.  1.  Letter  No.  1.  1878.  No.  3.  The  Riehmond 
Boulder  Trains;  by  E.  R.  Benton.  No.  4—5.  Deaer.  of  a  New 
speo.  ot  Corbicula  etc.  by  Terapie  Prime;  Notas  on  the  Anat.  of 
Corbiculadae  oto.  by  Tcmple  Prime.  No.  6.  Letter  No.  2.  Bull, 
Vol.  V.  No.  7,  Tt.  Lyncan:  Ophiuridae  a  Astrophytidaa  on  the 
„Challenger"  Exp.  Part,  I.  Ancual  Report  for  1877—78. 

Von  der  Äkadeiny  of  Sciences  in  Chii^go,  111,:  .^nnual  address.  1878 
Artesian  Wells,  A.  Paper  etc,   By  John  Dean  Caton.  LL.  D. 

Von  der  Ohio  State  Board  of  Agrioulture  in  Columbns,  Ohio:    31: 
.       Jahresbericht  1876.  {1877.) 

Von  der  Wisconsin  State  Agricultured  Sooiety  in  Madison,  Wiec. 
TransaetionB.  Vol.  IJI.  1875—1876, 

Von   dem  American  Journal   ot   Science    and  Arta   in   New   Havon : 
American  Journal  Vol.  XV,  No.  85.  8G.  87.  88-   89.  90.    Vol.  XVI.  ._ 
No.  91.  92.  94  95.  96.  ,d 

Von   der  Amerioan  Philosophioal    Society  in  Philadelphia:   Proeesi^B 
dings.  Vol.  XVIL  No,   100.  101.   List  ot  Surviying  Menibers.  ^ 

Von  der  Aeademy  of  Natural  Sciences  in  Philadel^bit-,  BtatÄSiöm^ 
1877,  Part.  I,  n.  IlL    Joarnal;  Ifew  Serie».  "*Io\."^^.  ■««s\..  Vi- 


118 

'  Von  der  Peabody  Academy  of  Science  in  Salem,  Mass.:  The  Amer.  Natu- 
ralist. Yol.  IX.  No.  1  (auf  Reclam;).  Second  and  third  Annual 
Reports  of  the  Trustees  for  1869  and  1870  (auf  Reclam.). 

Von  dem  Essex  Institute  in  Salem,  Mass. :  Bulletins,  Vol.  8.  No.  1 — 
12.   1876.     Vol.  9.  No.  1—12.  1877. 

Von  der  Califomian  Academy  of  Natural  Sciences  in  San  Francisco, 
Cal.:  Proceedings,  Vol.  VI.  VII. 

Von  der  Academy  of  Sciences  in  St.  Louis,  Mo. :  Transactions  Vol. 
III.  No.  4. 

Von  der  Smithsonian  Institution  in  Washington:  Die  Argentinische 
Republik  .  .  .  von  R.  Napp.  Buenos-Aires  1876. 

Von  dem  Departement  of  Agriculture  of  the  Ünit^d  States  of  Ame- 
rica in  Washington;  Report  of  the  Commissioner  of  Agriculture 
for  the  Year  1876. 

Von  der  Office  ü.  S.  Geological  Survey  of  the  Territories  in  Was- 
hington: Ninth  annual  Report  for  the  year  1875.  By  F.  W.  Hay- 
den  (1877).  Report  ü.  S.  Geol.  Surv.  of  the  Territ.  Vol.  VII. 
(Lesquereux,  Tert.  Flora).    Vol.  XI.  (Coues  a.  Allen,  Rodentia). 

Von  der  Connecticut  Academy  of  Sciences  of  New  Haven:  Trans- 
actions.   Vol.  m.  Part.  2.     Vol.  IV.  Part.  1. 

Von.  der  Academy  of  Natural  Sciences  in  Davenport  Proceedings : 
Vol.  IL  Part.  IL  (Januar  1876— Juni  1877). 

Von  der  Zoological  Society  of  Philadelphia:  The  fifth  annual  Report. 
April  26.  1877. 

Von  der  Redaction  d.  Canadian  Journal  of  Science,  Literature  and  Hi- 
story  in  Toronto:  Vol.  XV.  No.  V.  Apr.  1877.  No.  VI.  Juli  1877. 

b.  An  Geschenken  erhielt  die  Bibliothek 

von  den  Herren; 

A.  Renard:  Memoire  sur  la  structure  et  la  composition  mineralo- 
gique  du  coticule  etc.    Par  A.  Renard   S.  J.  1877. 

V.  Dechen:  Das  Erdbeben  von  Herzogenrath  am  24.  Junni  1877. 
Von  Dr.  v.  Lasaulx.  1878.  The  Quarterly  Journal  of  the  Geologi- 
cal Society  1861.  1862.  P.  1.  1863.  P.  1.  1864.  P.  3  u.  4.  1865—1876. 
Vol.  XXXUI.  P.  1-4.  (No.  129—132.)  Vol.  XXXIV.  P.  1.  u.  2.  (133 
u.  134.)  P.  3.  (135.)  Geological  Exploration  of  the  forthieth  Pa- 
rallel. Tom.  IL  in.  u.  IV.  New-York  State  cabinet  of  natural 
history  20.  Report.  1867.  ü.  S.  Geological  and  geographical  Sur- 
vey of  Colorado  etc.  1875. 

Von  der  Universität  Löwen:  Manifestation  en  Phonneur  de  M.  le 
Professeur  P.  J.  van  Beneden  1877. 

H.  Deicke:  Die  Brachiopoden  der  Tourtia  von  Mülheim  a.  d.  R. 
Von  H.  Deicke.  1878. 


1  Foraminil'ere 
,   1878. 

1  kauksaiecliei 


"B.  Lindemuth;  Vegetative  Baal arderzeupung  durch  Impfang,  i 

Lindemuth.  1878. 
Valerian  von   Möller;   Die    apiral-g'e wunden 

vusgiachen  KoUenkaika,  von  V.  von  Möller 
Herrn.  Äbich:  Geolog^sclie  ForsuhuDgen  in 

dem.  1.  Th.,  voe'H.  Abioh,  1878. 

B.  Eosniann:  Die  Brau nkciklfnbil dang  des  Hohen  Flemniing. 
Ton  Dr.  Eosmann.  Dia  neueren  g'eog'nostisnhen  und  palaeonto- 
logiecbeu  ÄufscblÜBse  auf  der  Eönigsgrube  bei  Eöuigshiitte.  Yon 
Dr.    Eosmann,  1878. 

T,  Deohen:  Mittheilungen  aus  Juatus  Perthsfl  geographi scher  An- 
sUlt.  Von  Dr.  Ä.  Petermann.  24.  Band  1878.  —  BrgäazuirgBliefta 
Nr.  53—56.  — Vierteljahresaohrift  der  Astronomischen  GeaellBobaft 
Von  Sohönfeld  und  Winaeoka.  12.  Jahrg.  4.  Heft  1877.  13,  Jahrg. 

I.  2,  3.  4.  Heft.  1878.  Jahresbaricht  der  Commiassion  zur  wiBsen- 
Bchaftlichan  Unterauchung  der  deutschen  Meere  io  Eiel  für  die 
Jahre  1874,  1875,  1876.  IV.  V.  VI.  Jahrgang  1878.  —  Drei  Monate 
in  der  libyschen  Wüate.  Von  ü.  Rohlf.  Mit  Beiträgen  von  Ascher- 
son,.  Jordan  und  Zittel  1878.  PbyBiache  Geographie  und  Meteoro- 
logie der  libjichen  Wüste,  bearbeitet  von  Dr.  W.  Jordan,  1876. 

V.  von  Möller:  Pulaeoutologisehe  Beiträge  und  Erläuterungen  zum 

Briefe  Danilewakj'a   über   die  Resultate   seiner  Reise   an    den  Ma- 

nytach.    Von  V.  von  Möller. 
V,  Decben:    Palaeontograpliica.     Beiträge  nur  Naturgeachiobte  der 

Vorwelt.    25.   Band,    oder    dritte   Folge.     Erster   Band.    1.   bis  6. 

Lieferung.     Von  Dunker  u.  Zittel. 
Von  der  Direction  der  Königl.  geologiachen  Landeaanatalt  in  Berlin: 

Oeologische  Karte   von  Preuaaen   und  den  Tbüringiacben   Staaten, 

II.  Lief,  mit  den  Sectionen  Liuum,  Neuen,  Markau,  Cremmen, 
Marwits,  Rohrbeck;  13.  Lief,  mit  den  Sectionen  Langenberg,  Gera, 
Grossenstein,  Ronnebnrg,  Mit  den  Erläuterungen  dazu.  —  Ab- 
handlungen, Bd.  11.  Heft  3.  Die  Umgegend  voa  Berlin.  Von  Dr. 
G.  Berendt.  1877.  Bd.  H.  Heft  4,  Die  Fauna  der  ältesten  Devon- 
Ablagerungen  das  Harzes.  Von  Dr.  E.  Eayeer.  1878.  Nebst  Atlas  , 
mit  36  Tafeln. 

Von  der  Commiasion  der  geolog.  Landeaunte rauch ung  von  Eiaass- 
Lothringen  in  Straaaburg:  Abhandlungen  Bd.  I.  H.  DI.  Das  Gneiss- 
Gebiet  von  Murkirch  in  Ober-Elsaas.  Von  P.  Groth,  1877.  Bd.  I. 
R.  IV.  Oeber  die  Trias  in  Elsaaa -Lothringen  und  Luxemburg. 
Von  E.  Beneeke.  1877. 

H.  Geyler:   Daher  foaaile  Pflanzen  vonBorneo  von  H.  Gayler.   1875. 

C.  Boettger:  Beitrag  zu  einem  Katalog  der  Vertreter  der  Land- 
aohneckengattung  Clausilia  Drap,  innerhalb  des  ruaaiachen  Heicha. 
Von  Dr.  0.  Boettger. 

D.  Braune:  Die  technisobe  Geologie.    Voo  I>(.  1).  ■Btb.u-ö»,  ■v^'\%- 


120 

Richard  Schomburgk:  Report  of  the  Progress  and  Gondition 
of  the  Botanic  Garden  &  Gouvernment  Plantations  during  the 
year  1877.  —  Catalogue  of  the  Plante  under  cultivation  in 
the  Gouvernment  Botanic  Garden,  Adelaide,  South  Australia.  Richard 
Schomburgk,  1878. 

W.  Behrens:  Untersuchungen  über,,  den  anatomischen  Bau  des 
Griffels  und  der  Narbe  einiger  Pflanzenarten.  Von  W.  Behrens,  1875. 

Damour  et  Fischer:  Notice  sur  ia  distribution  geographique  des 
Haches  et  autres  objects  prehistoriques  en  Jade,  Nephrite  et  en 
Jadeite,  par  M.  M.  Damour  et  Fischer,  1878. 

De  Koninck:  Notices  sur  quelques  fossiles  recueillis  par  M.  G.  De- 
walque  dans  le  Systeme  Gedinnien  de  A.  Dumont  et  decrits  par 
de  Koninck,  1876.  —  Sur  üne  nouvelle  espöce  de  Crustace  du 
terrain  houillier  de  la  Belgique,  par  de  Koninck,  1878. 

J.  vanNooten:  Kruidkundige  waarnemingen  op  het  gebied  der  Horti- 
cultuur.     Van  Nooten,  1878. 

F.  Plateau:  Sur  la  Vision  des  Poissons  et  des  Amphibies  par  F. 
Plateau  1866.  Recherches  sur  la  structure  de  l'appareil  digestiv  et 
sur  les  phenomcnes  de  la  digestion  chez  les  Araneides  dipneu- 
mones.  Par  F.  Plateau  1877.  Note  additionnelle  au  memoire  sur  les 
phenomenes  de  la  digestion  chez  les  Insectes.  Par  F.  Plateau,  1877. 

Francesco  Ardissone:  Le  Floridee  italichc,  descritte  ed  illu- 
strate  da  Fr.  Ardissone.  Fascicolo  I.  Rivista  delle  Callitanniee  Ita- 
liche. 1874. 

Fischer  von  Wald  he  im:  Les  Ustilaginees  par  AI.  Fischer  von 
Waldheim,  1878. 

0.  Boettger:  Die  Tertiärfauna  von  Pebas  am  obern  Marafion,  von 
0.  Boettger.  —  Ueber  das  kleine  Anthracotherium  aus  der 
Braunkohle  von  Rott  bei  Bonn,  von  0.  Boettger.  —  Ueber  die 
Fauna  der  Corticula-Schichten  im  Mainzer  Becken.  Von  0.  Boettger. 

H.  Geyler:  Ueber  fossile  Pflanzen  aus  der  Juraformation  Japans. 
Von  H.  Geyler. 

A.  Preudhomme  de  Borre:  Notice  sur  les  especes  des  tribus 
des  Panageides,  des  Loricerides,  des  Licinides,  des  Chlaeniides 
et  des  Broscides,  qui  se  rencontrent  en  Belgique.  Par  A.  Preud- 
homme  de  Borre,  1878. 

Hermann  Credner:  Geologische  Specialkarte  des  Königreichs 
Sachsen,  Section  Lichtenstein,  Zwickau  und  Profil tafel  Zwickau 
nebst  zugehörigen  Erläuterungen. 

c.  Durch  Ankauf  wurden  erworben: 

Debey  und  von  Ettinghausen:  Die  urweltlichen  Thallophyten 
des  Kreidegebirgs  von  Aachen  und  Maestricht.  1857.  (antiq.) 

Saporta  et  Marion,  Essai  sur  l'etat  de  la  Vegetation  ä  l'Epoque 
des  marnea  Heersiennes  de  GeVmdeü.  \%1^.  l^^ii\iv\>i 


Blackwall'«  A.  Hislory  of  the  Spiders   of  Great  Britain  aod  Ireland. 

Part.  I  u.  II.    18S1— 64. 

Klein,  Einleitung  in  die  KrygUliberecbnung.    1875—1676, 
Grand' Eury,    Flore  carbonitere    dn  Departement  de   k  Loire  et 

du  centre  de  k  Fraoce.  1677, 
J.  H.  Kaltenbaoh,  Die  Pflanzenfeiude  aus  der  Klaaae  der  Insecten. 

1674. 
Wilh.    Eiemann,   Beschreibung    dea     Bergreviers    Wetzlar    neb?l 

Karte.    Boqd  18T8. 
C.  Naumann,    Elemente  der  Mineralogie.    10.  Änflage  von  Dr.  F. 

Zirkel.  1877. 


Erworbnngen  für  die  Naturhistorischen 
Sammlungen. 

a.  Geschenke  von  den  Herren: 

Oberförster   Melfibeimer  in  Linz:    3  Vogelbälge,   Emben'za  eitri- 

nella,  IringUla  montifringilla  (2  Exp.) 
Bergmeiöter    Frohwein    in   Dillenburg;   Versteinerungen   aus   dem 

Culm  von  Ilerborn. 
Bergmeieter    Le   Hanne    in    Olsberg:    Fossile    Knochen    aua    der 

RÖaenbecker  Höhle. 
Landesgeologe  Grebe  in  Trier:  Baclteahn  von  Elepbas  primigenius 

von   Wellen  bei    Trier   (von    dem   frühem   Fundort).     Devonische 

Versteinerungen  auB  der  Gegend  von  Trier. 
Prof.  Förstor  in  Aachen:  insecten  aua  der  Gruppe  dar  Pteroma- 

Bergrath  Riemaun  in  Wetdar:  Rotbkiipferer«  mit  Malachit  über- 
zogen von  Grube  Meilbard   bei  Fellin gahauaen  (Kreia  Bidenkopf), 

Gruben  Verwalter  Ark  in  Arenberg  b.  Ehrenbreitstein;  Knochen  aus 
den  alten  Bauen  der  Grabe  Weinberg  bei  Vallendar. 

Landesgeologe  Grebe:  Yerateinerungen  aus  dem  Jura  Luxemburgs 
und  Lothringens. 

Bergmeister  Frohweinr  Blätter- Abdrücke  ans  der  Weaterwälder 
Braunkohl  B. 
■  Wirkl,  Geh.  Rath  von  Dechen:  Aus  dem  Nacblass  von  Prof.  Fühl- 
rott,  Knochen  vonDornap  nnd  aus  dem Feanderthal,  zwei  Zähne 
von  Elephas  primigenins,  1  Schädel  vom  Sohaaf,  3  Schädel  grosser 
Katzeuarteo,  1  Gypsabguss  des  Neanderthaler  Me na cheu- Schädel», 
3  SteinnaSeo  von  Haan. 

Bergwerksdirector  Zachariae  in  Bleialf:  Bleierze  von  Bleialf. 

Wirkl.  Geh.  Rath  v.  Dachen.  Inaeotenreste  UMi  deulMÜMwäiw^öTti 
D  Rott. 


122 

• 

6.  Seligmann  in  Coblenz:  8  Stücke  Coblenzer  Grauwacke  mit  Me- 
iQcrinus  von  Ober-Lahnstein. 

Prof..  Hosius  in  Münster:  60  Arten  Miocen Versteinerungen  ?on 
Dingden  in  Westfalen.    (Im  Tausch  gegen  Devonversteinerungen.) 

Bergwerksdirector  Beel  in  Weilburg:  Braunkohlenstück  mit  einge- 
schlossenem Basaltgeschiebe  von  Grube  Nassau  bei  Höhn  im  Ober- 
westerv^aldkreise. 

Bergmeister  Ulrich  in  Diez:  1  Stück  Boghead-Eännelkohle  mit 
Einschluss. 

Bergwerksdirector  Nasse  in  Louisenthal:  Steinkohlenpflanzen  aus  den 
Saarbrüoker  Kevieren. 

Bergmeister  Ribbentrap  in  Betzdorf:  Gontactgesteine  von  Grube 
Eulmwalderzug  bei  Bruchbach,  und  2  Stufen  Coblenzer  Grauwacke 
mit  Yersteinernngen  von  Altenkirchen. 

Hotelbesitzer  von  Landenberg  in  Gerolstein:  eine  grosse  devo- 
nische Goralle  aus  der  Gegend  von  Gerolstein. 

Oberförster  Melsheimer:  Einen  Bussard  aus  der  Gegend  von  Linz. 
13  Amphibien  in  Spiritus:  Triton  taeniatus  (2  Ex.),  Triton  crista- 
tus  (2  Exp.),  Triton  alpestris  (2  Exp.),  Triton  helveticus  (3  Exp.), 
Lacerta  vivipara  (2  Exp.),  Lacerta  muralis  (2  Exp.),  Lacerta  agi- 
lis  (2  Exp.),  Bufo  vulgaris  (2  Exp.),  Bufo  variabilis  mas.  et  fem. 
(2  Expl.),  Bufo  calamita  (2  Expl.),  Bombinator  ;igneus  (2  Expl.), 
Alytes  obstetricans  (1  Expl.). 

Jos.  Zervas  in  Cöln:  Gefrittete  und  glasirte  Grauwackenstücke 
vom  lieilenkopf. 

Dr.  Angeibis  in  Bonn:  Verkieseltes  Holz  aus  dem  Basal tconglo- 
merat  des  hohen  Seibachkopfes.  (Vergl.  Nöggerath  in  Karstens 
Archiv  XIV  Bd.  1.  240.  Tf.  IX.) 

Oberförster  Melsheimer:  Vogelbälge  von  Sturnus  vulgaris,  Passer 
montana,  Anas  creca,  Lanius  excubitor,  Cinclas  aquaticus,  Loxia 
coccothraustes. 

Oberförster  Melsheimer:   Rheinfische  in  Spiritus,   und  zwar  Chon- 
drostoma   nasus     (nebst    Monstrosität),    Barbus    flnviatilis,    Blicca 
Björkna,  Alburnus  bipunctatus,  lucidus,  Leuciscus  rutilus,  Cobitis 
fossilis,  barbatula,   Alausa  finta,   Abramis    brama,  Thymallus  vul- 
garis,  Tinea  vulgaris,    Cyprinus  carpio,   Carassius  vulgaris,   Rho- 
deus  amarus,  Cottus  gobio,  Scardinius  erythrophthalmus,   Squaliu' 
leuciscus,    cephalus,    Gasterosteus    pungitins,    aculeatuSj    Acerir 
cernua,    Perca  fluviatilis,  Esox   lucius,  Phoxinus   laevis,   Lota  vi 
garis,    Anguilla    fluviatilis,   Eingeweide    vom    Aal.    Trutta    far 
Gobio    fluviatilis,    Petromyzon    branchialis,   Planeri,   fluviatilis. 
Schlundzähne  von  Squalidus  leuciscus,  cephalus,  Leuciscus  rut 
Alburnus  bipunctatus,  lucidus,  Scardinius  erythrophthalmus,  G 
ßuviatilis,  BJicca  Björkna  Phoxinus  laevis,   Chondrostoma    na 
Barbas  ßuviatilis,  Cyprinus  carpio,  Cataa%\\xaN\3\^"M:\s,T\\i^^N\ 


128 


Abtheilungs- Baumeister  Hövel  in  Bannen:  Tertiärconohylien  aus 
dem  Eisenbahnbau  in  der  Nähe  von  Erkerath. 

Ein  überaus  werthvolles  Geachenk  erhielt  der  Verein  in  d^r 
berühmten  Bädeker 'sehen  Eier  Sammlung,  welche  ihm  durch 
den  jüngst  verstorbenen  Herrn  Franz  Bädeker  in  Düsseldorf 
testamentarisch  vermacht  worden  war.  Dieselbe  ist  bereits  in  dem 
zoologischen  Saale  des  Vereinsgebäudes  aufgestellt. 

P.  Boer  in  ünkelbach:  Photographie  des  Basaltsteinbruchs  am  Dung- 
kopf bei  Unkelbach. 


b.    Durclf  Ankauf: 

8  Stück  Tertiärschiefer  mit  Insectenresten  von  Rott,  und  eine  Stufe 

Kalialaun  von  der  Hardt. 
82  Stück  Steinkohlenpflanzen,  z.  T.  grosse  Platten  mit  Stämmen  und 

Farnwedeln  von  Grube  Heinitz. 


■  •     :'i 


Für  die  in  dieser  Vereinsschrift  veröffentlichten  Mit- 
theilnngcn  sind  die  betreffenden  Autoren  allein  verant- 
wortlich. 


*■  l*-     .1 


Sitzungsberichte 

der 

niederrheinischen   Gesellschaft   für   Natur-    und 

Heilkunde  in  Bonn. 


Bericht  über  den  Zustand  der  Gesellschaft  während 

des  Jahres  1877. 


I.    Physikalisclie  Seetion. 

Im  verflossenen  Jahr  hat  ans  der  Tod  das  älteste  Mitglied 
unserer  Gesellschaft  entrissen,  Jacob  Noeggerath.  Er  gehörte  zu 
den  Stiftern  der  Gesellschaft  und  war  Mitglied  derselben  seit  dem 
Bestehen,  seit  dem  Jahr  1820,  also  wahrend  eines  Zeitraums  von 
55  Jahren.  In  früheren  Jahren  war  er  ein  sehr  eifriges  Mitglied, 
auch  fruchtbar  an  Vortragen.  In  den  letzten  Jahren,  seit  dem 
20.  März  1871  konnte  er  freilich  wegen  hohen  Alters  die  Sitzungen 
nicht  mehr  besuchen.  Sein  letztes  Wort,  am  5.  December  1870, 
sprach  er  um  den  Antrag  zu  stellen,  die  Gesellschaft  möge  Gustav 
Rose  zu  seinem  Jubiläum  gratuliren,  welches  derselbe  am  9.  Decbr. 
1870  feierte.  Wir  werden  sein  Andenken  in  Ehren  halten.  —  Herr 
Professor  Pfeffer  hat  eine  ordentliche  Professur  in  Basel  übernom- 
men, und  ist  damit  in  die  Zahl  der  auswärtigen  Mitglieder  überge- 
treten. —  Herr  Geheimerath  Haelschner  hat  seinen  Austritt  aus 
der  Gesellschaft  angezeigt. 

Da  die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  am  Anfang  des  vori- 
gen Jahres  80  betrug,  ist  sie  durch  den  Abgang  der  drei  Genannten 
auf  77  herabgesunken.  Dagegen  sind  im  abgelaufenen  Jahre  sechs 
neue  Mitglieder  eingetreten: 

1)  Herr  Oberstlieutenant  v.  Au  er  am  16.  Juli, 

2)  Herr  Di.  Angeibis  am  10.  December, 

3)  Herr  Dr.  Bodewig  in  Cöln  am  18.  Juni, 

4)  Herr  Dr.  Wilhelm  Veiten  am  18.  Juni, 

5)  Herr  Dr.  Carl  Wachendorff  am  10.  December, 

6)  Herr  Theodor  Wolf f  am  12.  Wkez. 
Sitznngeb.  d.  niederrHeJn.  Oeiellachaft  in  Bonn.  IVlft.  \ 


2  Sitzungsberichte 

Demnach  stellt  sich  die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  auf 
83  (das  Yerzeichniss  ergiebt  dagegen  84). 

Von  auswärtigen  Mitgliedern  ist  kein  Abgang  angemeldet  oder 
bekannt  geworden.    Aufgenommen  sind  vier: 

1)  Herr  Dr.  Da  Silva  Sardinha  in  Brasilien  am  18.  Juni, 

2)  Herr  Dr.  Kyll,  Chemiker  u.  Stadtverordneter  in  Cöln  am  18.  Juni, 
8)  Herr  Dr.  Julius  von  Haast    in   Christchurch    in  Neuseeland 

am  18.  Juni, 
4)  Herr  Theodor  Löbbecke  in  Düsseldorf  am  10.  December. 

Die  statutenmässigen  14  Sitzungen  sind  gehalten  worden,  9 
allgemeine  und  5  der  physikalischen  Section.  In  den  allgemeinen 
Sitzungen  sind  49  Vortrage  gehalten  worden,  nämlich  8  von  Herrn 
vomRath,  5  von  Gieseler  und  Troschel,  4  von  v.  Dechen  und 
Stein,  3  von  Mohnike,  Mohr,  Bertkau,  2  von  Zuntz,  Andrä, 
Schaaffhausen,  Schlüter,  je  1  von  Gurlt,  Bleibtreu,  Fischer, 
vom  Leydig,  Schoenfeld,  Fa'bricius.  Somit  betheiligten  sich  18 
Mitglieder  an  den  Vorträgen,  3  Mediziner  und  15  Naturforscher.  — 
In  den  Sitzungen  der  physikalischen  Section  wurden  29  Mittheilungen 
gemacht,  nämlich  3  von  Bertkau,  Schaaffhausen,  Stein, 
2von  Gieseler,  Mohr,  Becker,  v.  Dechen,  Schlüter,  je  1  von 
Garlt,  voniRath,Lindemuth,  Dünkelberg,  Veiten,  Bernth- 
sen,  Hanstein,  Borggreve,  Körnicko,  Troschel.  üeber  den 
Inhalt  der  Vorträge  geben  die  gedruckten  Berichte  nähere  Auskunft. 

In  der  Sitzung  vom  10.  December  wurde  statutenmässig  zur 
Neuwahl  des  Vorstandes  geschritten,  und  es  wurde  der  frühere  Vor- 
stand wiedergewählt:  zum  Director Professor  Troschel,  zum  Secre- 
tair  Professor  Andrä. 

II.  Medicinisclie  S^eetion. 

Die  Section  hielt  im  Jahre  1877  acht  Sitzungen  unter  dem 
Vorsitz  des  Geh.  Med.-Rath  Professor  Leydig. 

Es  hielten  Vorträge: 

22.  Januar  Geh.-Rath  Rühle:  1)  ein  Fall  von  thrombotischer 
Auflagerung  auf  der!  Tricuspidalis,  2)  chronische  Myocarditis  mit 
Vorzeigung  von  Präparaten. 

Prof.  Eoester:  Ruptur  der  Aorta,  Hyperaemia  universalis 
mit  Vorzeigung  des  Präparats. 

26.  Februar  Dr.  Samelsohn:  intraoculäre  Tumoren. 

Prof.  Binz:  Antagonismus  von  Morphium  und  Atropin. 

Prof.  Doutrelepont:  Hygr oma  patellae  mit  kalkigen  Con- 
crementen. 

Geh.-Rath  Rühle:  Fall  von  Miliartuberculose  der  serösen 
Häute,  ausgehend  von  einem  Ulcus  im  Coecum. 

19.  März  Dr.  Walb:  Tuberculose  der  Conjunotiva  und  der 
inneren  Theile  des  Auges. 


der  niederrheinischen  Gesellsohaft  in  Bonn.  8 

Dr.  Ungar:  Versuche  mit  Apomorphin. 

Prof.  Koester:  Acute  Endocarditis  und  embolische  Ansamm- 
lung von  Zooglöahaufen  in  den  Coronargefassen. 

Derselbe:  Acute  catarrhalische  und  hypostatisohe  Pneumonie. 

25«  Mai  Prof.  Doutreiepont:  Knabe  mit  zwei  Daumen. 

Dr.  Walb:  1)  Medicnmentöse  Behandlung  der  Paukenhöhlen- 
oatarrhe ;  2)  Katheterisirung  der  Eustachischen  Trompete  durch  den 
Mund;  3)  Cataractextractionsmethoden  in  England. 

Prof.  Zuntz:  Circulation  zwischen  Mutterthier  und  Foetus. 

Dr.  Nussbaum:  1)  Besorption  des  Indigcarmins;  2)  Nieren 
der  Batrachier. 

Geb.-Rath  Leydig:  Aquaeductus  vestibuli  bei  Fischen,  Sau- 
riern und  beim  Menschen. 

25.  Juni  Prof.  Binz:  Salicylsäure  gegen  Heufieber. 

Dr.  Walb:  Chinin  gegen  Entzündung  der  Conjunctiva. 

Prof.  Doutreiepont:  Papillom  der  Uvula. 

Geh.-Rath  Leydig:  Anatomische  Eigenthümlichkeiten  ein- 
heimischer Giftschlangen. 

Dr.  Nussbaum:  Einfluss  des  Lichts  auf  die  Iris  der  Batrachier. 

23.  Juli  Prof.  Binz:  1)  Chinin  bei  Augenentzündungen;  2) 
Jodoform  und  Jodsäure. 

Dr.  Nussbaum:  Blutcirculation  in  den  Nieren  der  Tritonen. 

Dr.  Lindemuth:  Impfung  von  Pflanzenvarietäten  auf  ein- 
ander. 

Geh.-Rath  Rühle:  Perniciöse  Anämie,  Ziegelbrenneranämie 
und  Morb.  Adlssonii. 

19.  November  Dr.  Nussbaum:  Zusammenhang  der  Ham- 
und  Samen  kanälchen  bei  Amphibien. 

Dr.  Ungar:  1)  Asthma  nervös  um;  2)  schwarze  Zunge. 

Dr.  Leo:  Albuminurie  bei  einer  Schwangern. 

Geh.-Rath  Busch:  1)  Hasenscharten,  angeborene  Heilung; 
2)  Muse,  orbicular.  oris;  8)  Sayre,  Behandlung  der  Spondylitis  durch 
Gypsverbände. 

17.  December  Dr.  Walb:  1)  Otitis  nach  Scharlach  mit  Vor- 
stellung; 2)  Demonstration  eines  bulbus. 

Dr.  Samelsohn:  Glaucom. 

Prof.  Doutreiepont:  Behandlung  der  Syphilis  durch  subcu- 
tane Einspiitzung  von  Sublimatpräparaten. 

Prof.  Binz:  Ueber  Coffein. 


In  der  Novembersitzung  wurde  pr.  1878  der  bisherige  Vor- 
stand wiedergewählt:  Geh.  Rath  Leydig  zum  Vorsitzenden,  Dr.  Leo 
zum  Secretair,  Dr.  Zartmann  zum  Bendanten. 


'^'  .'i 


Sitzangsberichte 

Mitgliederbestand  Ende  1876  47 

Zogung: 

Dr.  Hago  Schnitz. 
'   Dr.  Mfinzel,  Nenenahr. 
Dr.  Finkler.  3 


Summa      50 
Abgang: 

Dr.  Peitzsch  nach  Barmen. 

Dr.  Hago  Schultz  nach  Karlsruhe.  2 


Rest        48 

Allgeaiieliie  Sitzung  Tom  7.  Januar  1878. 

Vorsitzender :  Prof.  Troschel. 
Anwesend:  21  Mitglieder. 

Prof.  vom  Rath  legte  vor  und  besprach  drei  Kartensek^ 
tionen  der  Geological  Sarvey  of  Victoria  (Maassstab  2  Zoll 
£tB  1  eiigLM^  d.  h.  etwa  1:60,000),  welche  ihm  von  Herrn  George 
Ulrich,  Lectorer  on  Mining  at  the  üniversity  of  Melbourne  etc., 
verehrt  worden.  Die  genannten  Blatter  (theils  gemeinsam  von  den 
Hrn.  C.  D.  H.  Aplin  und  G.  Ulrich,  theils  von  letzterem  allein 
anfgenommen)  stellen  einen  Theil  der  vom  Loddonfluss  (entspringt 
mfem  Ballarat,  fliesst  mit  nördlichem  Laof  znm  Goolwa  oder 
Mnrray)  dorchströmten  Goldfelder  dar  mit  den  Grafschaften  £1]^- 
instone,  DramoMnd,  Burke,  Holcombe,  Yandoit  etc.  und  legen 
rühmliches  Zeugniss  ab  sowohl  für  die  ausfahrenden  Geologen  als 
anch  für  die  Colonialrcgienmg.  Die  auf  den  gen.  Sektionen  zur 
Darstellung  gebrachten  Formationen  sind:  Untersilurische  Schichten 
(Sandstein,  Schiefer  und  Gonglomerate)  als  herrschendes  Grandge- 
birge, älteres  Pliooan,  jüngeres  Pliocan,  vulkanische  Bildungen  (Ba- 
salt, Dolerity  Anamesit,  Lava,  Schlackenconglomerate  etc.)  von  plio- 
canem  Alter,  postpliocane  Schichten.  Durch  geeignete  Zeicben  ist 
das  Streichen  and  Fallen  der  Schichten,  die  Quarzgange,  Erzlager- 
statten etc.  angegeben,  ausserdem  die  freien  Stellen  und  der  Rand 
der  Kartenblätter  za  vielen  wichtigen  und  lehrreichen  Mittheilungen 
benutzt.  Die  silurischen  Schichten,  welche  den  bei  Weitem  grössteo 
Flächenraam  des  dargestellten  Terrains  einnehmen,  bilden  steile, 
felsige  Rücken,  in  deren  schmalen  Thidfurchen  nur  wenig  jüngere 
Drift  sich  findet.  Eine  überaus  grosse  Zahl  von  Quarzgangen  tritt 
in  den  silar.  Schichten  auf,  s&mmtlich  annähernd  parallel  von  N 
gegen  W  nach  S  gegen  0  streichend,  bald  nur  sehr  karz,  bald  meh- 
rere km  lang,  in  ihrer  MächtiglBeit  zwisdien  wenigen  cm  und  80  m 
sehwankend.    Diese  Quarz-Reefs,   deren  die  drei  vorliegenden  Blät- 


der  niederrheinisohen  Geielltohaft  in  Bonn.  5 

ter  über  600  darstellen,  sind  in  diesem  Gebiete  die  primären  Gold- 
lagerstätten. Doch  sind  bei  weitem  nicht  alle  bauwürdig.  In  Be- 
treff der  Vertbeilung  des  Goldes  unterscheidet  G.  Ulrich  (Descrip- 
tive  Catalogae^  Melbourne  1875)  folgende  Fälle:  Das  Metall  ist  gleich- 
massig  yertheilt  durch  die  ganze  Mächtigkeit  und  Ausdehnung  des  Reefs; 
dies  der  seltenste  Fall.  Häufiger  wechseln  unregelmässig  angeordnete 
reichere  und  ärmere  (jangpartien  mit  einander  ab.  Noch  häufiger 
erscheint  das  Gold  in  sogen.  Shoots,  d.  h.  in  faden-  oder  band- 
förmigen Zügen  von  verschiedener  Mächtigkeit,  welche  verschiedenen 
Richtungen  in  den  Quarz-Reefs  folgen,  doch  in  jedem  einzelnen  Vor- 
kommen ziemlich  konstant  zu  sein  pflegen,  so  dass  man  sie  mit 
einem  Schacht  treffen  kann,  wenn  ihr  Ausgehendes  und  die  allge- 
meine Richtung  der  Shoots  in  dem  betreffenden  Reef  bekannt  sind. 
Nicht  selten  beobachtet  man,  namentlich  bei  mächtigen  Gängen,  dass 
der  Goldgehalt,  entweder  in  unregelmässigen  Partien  oder  in  Shoots, 
nur  dem  Hangenden  oder  dem  Liegenden  (weniger  häufig  beiden 
Saalbändern)  angehört  und  die  übrige  Gangmasse  frei  von  Edel- 
metall ist.  Die  früher  ausgesprochene  Ansicht,  dass  das  Gold  in 
den  Gängen  mit  der  Tiefe  abnehme  und  endlich  ganz  verschwinde, 
hat  sich  zum  Heile  der  Goldindustrie  der  Provinz  wenigstens  in 
den  meisten  Fällen  als  unrichtig  erwiesen.  Gewiss  ist,  dass  in  Teu- 
fen von  500  bis  1000  Fuss  in  vielen  Gruben  noch  lohnende  Erze  ge- 
wonnen werden,  und  ein  Beweis  des  Yerschwindens  des  Goldgehalts 
dort  nicht  vorliegt.  Allerdings  scheint  im  Durchschnitt  (wenngleich 
auch  Beispiele  einer  Veredlung  nicht  fehlen)  der  Gangquarz  mit 
wachsender  Tiefe  ärmer  zu  werden.  Auch  ist  es  zweifellos,  dass 
manche  tiefe  Gruben  nur  durch  grosse  Sparsamkeit  und  Vervoll- 
kommnung der  bergbaulichen  und  metallurgischen  Methoden  noch 
einen  Gewinn  erzielen.  —  Die  Drift,  welche  die  Sohlen  der  schmalen 
Thalgründe  im  silurischen  Schichtensystem  bedeckt,  zeigt  überall 
Spuren  von  Gold,  doch  nur  in  wenigen  Gegendon  von  solchem  Reich- 
thum,  dass  Goldwäschen  darauf  angelegt  wurden.  Zu  jenen  an 
Waschgold  reichen  Gegenden  gehören  der  Klarte  zufolge  die  Um- 
gebungen von  Fryers  Town  und  von  Taradale.  Namentlich  besitzt 
die  Grafschaft  Drummond,  südwestlich  Taradale,  sehr  ausgedehnte, 
mit  goldführendem  Seifengebirge  erfüllte  Thalgründe.  —  Die  ter- 
tiären Bildungen,  welche  theils  durch  Thon-,  Sand-  und  Gonglomerat- 
schichten, theils  durch  vulkanische  Massen  dargestellt  werden,  haben 
die  grösste  Bedeutung  für  die  Goldgewinnung,  da  die  reichsten  Gold- 
Alluvionen  (Drift)  dem  altern  resp.  dem  Jüngern  Pliocän  angehören. 
Die  tertiären  Schichten  des  Mio-  und  Pliocäns  nehmen  etwa  die  Hälfte 
der  Oberfläche  von  Victoria  ein,  bilden  bald  nur  eine. dünne  Lage,  bald 
bis  100  m  mächtige  Decken,  und  heben  sich  vom  Meeresniveau  bis 
zu  Höhen  von  4000  F.  empor.  Eine  genaue  Parallelisirung  dieser 
Schichten  mit  den  typischen  europäischen  BUdM\i^^x\.  \^^  \\.^0(i  ^iSsdoX. 


6  Sitzungsberichte 

durchgeführt.  Die  vulkanischen  Bildungen  {Tuffe  und  hMaltisobe 
Lavartrötoe),  welche  dem  jüngeren  Tertiär  (Pliocän)  angehören,  sind 
von  grosser  Bedeutung  lur  Unterscheidung  der  drei  Golddrifte.  Die 
heiden  äitern  goldführenden  Alluvionen  werden  n&mlich  von  den 
vulkaniaohen  Massen  hedeckt,  während  die  jüngere  Golddrift  üher 
den  Lava-  und  Tu&'decken  ruht.  Die  vulkanischen  Massen  übef- 
Iftgern  die  anfgerichteten  silurischen  Straten  und  die  filtern  terti- 
ären Bildungen,  indem  sie  plateau ähnliche  Decken  (zuweilen  mit 
verticsj-säulenförmiger  Absonderung  der  ISasaltlava)  konstituireii. 
Eines  der  auBgeEeichnetsten  Territorien  dieser  Art  ist  dasjenige, 
welches  von  Turadale  gpgen  Malmsbury  und  weiter  gegen  Süd 
und  West  fortsetzend,  auf  der  Karte  dargesteli'-  ist;  es  ist  dies  das 
Colibao- Goldfeld.  Die  ralkaDisohen  HaiseD  des  Coliban-Dittrikts 
ruhen  auf  dein  Bilnrisohen  Grundgebirge  (dem  sogen.  Rock  bottom), 
alte  ThnlseDknngen  deBsdbeu  erfBUend.  Durch  Soh&ehte  werden 
die  goldreiohen  Deep  leada  auf  der  alten  Jhalsatale  aafjgeeucht.  Diese 
Arbeiten  haben  ann  fftr  das  Colibaa-Goldfeld  die  Anffindnng  einen 
dem  heut^cn  Wasserlauf  entgegengesetiten  Thal-  nnd  Flusswege« 
zur  Folge  gehabt.  W&brend  der  Coliban  von  S  nach  N  flieaat,  neigt 
die  goldführende  Tiefrinoe  (Deep  lead)  von  Taradale  gegen  SSO  nach 
Malmsbnry.  Die  Karte  gibt  den  mttthmaaalicben  Terlanf  'der  gold- 
fahrenden  alten  Flusarinnaale  an  (Ijeada,  Deep  leads  etc.,  a.  Sita.- 
6er.  6.  Mfirt  1877),  welche  ein  Stroninett  unter  den  bis  100  m  mäch- 
tigen plioc&nen  und  postpliocänen  (sediment&ren  und  vulkaniaohen) 
Ablagerungen  bilden.  —  Auf  derjenigen  Karten  Sektion,  welche  die 
Grafschaft  Tandoit  umfasst,  iat  das  Goldfeld  von  Frsnklinford,  sowie 
der  berühmte  erloschene  Vnlkan  Mount  Franklin,  2092  F.  (687  m), 
die  hesterhaltene  Kraterform  Victoria's,  dargestellt.  Auf  diesem 
Blatte  drängen  sich  namentlich  nördlich  der  Stadt  Franklinford  die 
Quarzgänge  (Reefs)  ausserordentlich  dicht  zusammen;  man  zählt  83 
parallel-,  fast  genau  N — S  streichende  Reefs  auf  einer  2'/i  km  langen 
Strecke  von  0 — W.  Am  östlichen  Rande  dieses  Blattes  aehneidet 
das  Middleton  Creek  in  die  silurisehen  Straten  ein.  In  seiner  schma- 
len Thalsohle  sind  Ablagerungen  der  jüngeren  Golddrift  angegeben, 
hoffnungsreicher  noch  ist  die  auf  den  Höhen  des  östlichen  Thalge- 
hänges dargestellte  ,.ältere  pliocäne  Golddrift".  Durch  eine  Decke 
von  dichtem  schwarzem  Baaalte  aind  hier  die  alten,  wahrscheinlich 
ein  Thalbecken  erfüllenden  Ablagerungen  vor  der  Zerstörung  be- 
wahrt worden.  Die  nordöstliche  Ecke  der  Sektion  in  Rede  bringt 
die  Sehastopol-DiggingB  znr  Darat«Ilung.  Die  goldführende  Drift 
erfüllt  enge  verzweigte  Schluchten  in  den  sihirischen  Sandatein- 
schichten.  Einem  der  dortigen  Quarzgänge  ist  die  Bemerkung  bei- 
gefügt: „Dieser  Gang  war  nahe  der  Oberfläche  ausserordentlich  reich, 
so  daas  er  20—30  Unzen  Gold  in  der  Tonne  lieferte.  In  vergleichs- 
weiae  geringer  Teafe  nahm    indesa   der  Go\ä(5e1ia.U  aetT  act-öftW  8.\i, 


der  niederrheiniscben  Gesellschaft  in  Bonn.  7 

so  dass  kaum  die  Kosten  gedeckt  wurden.  Die  Quarz-  und  Schiefer- 
straten in  unmittelbarer  Nähe  des  Ganges  enthalten  sehr  zahlreiche 
Eisenkieswurfel.  Verschiedene  Proben  mit  Eisenkies  aus  dem  Reef 
ergaben  einen  Goldgehalt  von  8 — 9  Unzen  auf  die  Tonne/^  —  Auf  dem 
dritten  Blatt,  Theile  der  Grafschaften  Holcombe  und  Burke  umfas- 
send, erblicken  wir  den  Lauf  des  Loddonflusses,  sowie  gegen  0.  den 
Colibanfluss  mit  dem  Kangaroo  Greek.  Das  Loddonthal  wird  durch 
eine  Reihe  in  Folge  der  neueren  Erosion  getrennter  Tertiärpartien 
bezeichnet,  welche  durch  Basaltdecken  überlagert  werden.  Erwäh- 
nenswerth  für  den  wechselnden  Adel  der  Gänge  ist  eine  Bemerkung, 
welche  dem  Kangaroo- Quartzreef  nahe  der  Vereinigung  des  Kang.- 
Creek's  mit  dem  Colibanthal  beigefügt  ist:  »Bildet  an  seinem  Aus- 
beissen  einen  mächtigen  verticalen  Gang  von  bläulichweissem  Quarz 
[annäherd  N.-S,  streichend].  In  einer  Teufe  von  etwa  10  F.  theilt 
sich  der  Gang  in  zwei  Trümmer,  deren  eines  35^  gegen  0.,  das 
andere  46^  gegen  W.  fallt.  Das  verticale  Ausgehende  des  Ganges 
erwies  sich  sehr  goldreich  (aus  3  Tonnen  des  Gangquarzes  wurden 
145  Unzen  gewonnen).  Unterhalb  der  Gangtheilung  stellte  sich  fol- 
gende Vertheilung  des  Adels  ein:  der  westliche  Gangzweig  zahlte 
auf  eine  kurze  Strecke  eben  *noch  die  Kosten,  um  dann  alsbald 
gänzlich  zu  verarmen.  Das  östliche  Gangtrumm  führt  Gold  in  Adern 
[Shoots],  welche  unter  verschiedenen  Winkeln  nördlich  einsinken. 
Ausser  Gold,  welches  zuweilen  unvollkommene  Dodekaeder  bildet, 
führt  die  Gangmasse  Eisenkies,  Bleiglanz  und  Blende.  Die  Salbän- 
der bestehen  aus  einem  weichen  schwarzen  Schiefer,  welcher  zahl* 
reiche  Eisenkies-Dodekaeder  führt." 

Es  wurde  ferner  eine  topographisch-montanistische  Karte  des 
durch  seinen  Zin ns te  in -Reichth  um  berühmten  Mount  Bischoff 
auf  Tasmanien,  ausgeführt  von  G.  Ulrich  (Maassst.  10  Chains  auf 
1  Zoll)  vorgelegt.  Die  Ausbeute  der  Zinn  steingruben  des  Mt.  Bischoff 
(s.  Sitz.-Ber.  5.  März  1877),  hat  selbst  die  kühnsten  Hoffnungen 
übertroffen,  indem  sie  in  den  beiden  Monaten  August  und  Septem- 
ber des  vor.  J.  500  Tonnen  (=  10  000  Ctn.)  guten  Erzes  betrug. 
Nach  einer  brieflichen  Mittheilung  des  Hrn.  G.  Ulrich  hofft  der 
Direktor  der  Mt.  Bischoff-Mine  Hr.  Kayser  das  Erträgniss  auf  300 
Tons  monatlich  bringen  zu  können.  Nicht  ohne  Interesse  ist  es, 
jene  in  zwei  Monaten  gewonnene  Ausbeute  mit  der  Zinnerz-Produk- 
tion zweier  europäischen  Staaten  zu  vergleichen.  Sachsen  erzeugte 
auf  7  Gruben  im  J.  1876  3717  Ctr.,  während  die  Zinnerz-Erzeugung 
Grossbritanniens  in  demselben  Jahre  284565  Ctr.  betrug.  Wenn 
sich  die  Hoffnung  des  Hrn.  Kayser  erfüllt  und  die  Grube  am  Mount 
Bischoff  monatlich  6000  Ctr.  Zinnerz  liefern  wird,  so  würde  ihre 
Produktion  fast  genau  ein  Viertel  der  gesammten  Zinnerz-Ausbeute 
von  Grossbritannien  betragen. 


B  Sitzungsberichts 

Eb  wurden  dann  mehrere  durch  Uro,  G.  Ulrioh  neuerdmgE 
dem  MuBeum  verehrte  Mineralien  vorgelegt: 

Nickelerz  von  der  Boa  Kaine  drube  auf  Nen-Caledoiiien 
(s.  Sitz.-Der.  5.  März  1677).  1^8  ist  dies  das  reinste  und  reichste 
Ere  jenes VorkomnienB,  für  welohea  Prof.  Iiiveraidge  den  Namen 
Noumeait  (nach  Koumea,  der  Hauptstadt  der  gen.  Insel)  vorschlug, 
während  W.  B.  Clarke  den  Namen  ßamierit  nach  dem  Entdecker 
jener  NickeLkgeratätte  (Garnier,  1865)  empfahl  (vgl.  Edw,  Dans, 
Second  Appendix  to  Oana'a  Mineralogy  S.  23),  Schon  Liversidge 
wies  liei  Mitthoiluug  seiner  Analyse  (Kieselaäure  4T'S4.  Tbnnerde 
und  EisHuoxyd  1-67.  Nickeloxyd  2i-0I.  Magnesia  2166.  Wasser  5'97. 
Sa.  99-81))  darauf  hin,  dass  die  Substanz  in  Zersetzung  hegrifi'en  und 
demnach  die  Kichtigkeit  der  Formel  zweifelhaft.  Diese  Vermuthung 
wird  nun  durch  eine  neue  Analyse  mit  frischestem  Material,  welche 
von  Hm.  Dann  (V),  Assiatent  des  Prof.  Newberry  auageführt  und 
von  Hrn.  Ulrich  brieflich  mitgetheilt  wurde,  vollkomraeu  bestätigt. 
Diese  Analyse  ergab: 

Kieaelsaure  S£.45 

T honerde  und  Eisen oxyd 

Nickeloxyd 


WasBer,  Verlust  bei  213° 


0,50 
45,15 
2.47 
4,05 


Wasser,  Verlust  bei  Rothgluth .  1 1,60 

99,12 
Diese  Mischung  nähert  sich  einem  wasserhaltigen  normaleu  Nickel- 
Bilikat  JNiSillj -(- 3HjO,  wßlches  folgende  Miacliung  besitzen  würde: 
kieselBaate  37-27.  Nickeloxyd  45-96.  Wasser  1677.  Der  im  Ver- 
gUjche  zur  iualyae  von  Liveraidge  so  sehr  geringe  Magnoaia- 
gehalt  lasst  vermuthen,  dass  das  Mineral  von  Boa  Kaiue  als  ein 
bisher  nicht  bekanctes  reines  Nickelsilicat  KU  betraohtcn  ist,  worüber 
indLsa,  30»  le  über  den  Wasaergehalt,  erst  eine  neue  Unterauchung 
Sicherheit  \  rachaifcii  kann.  Das  Mineral  von  Boa  Kaiue  würde 
alsdann  den  Namen  Ijarnierit  behalten,  aber  die  Formel  eine  andere 
«ein  als  jene,  welche  Liveraidge    aufstelUe. 

tt  eiassptüssglanz  (Valentinil)  «kam  vor  in  einem  butzenarti- 
gen  Einachlusa  in  Stibnit  (GrauBpieaaglftßz)auf  dem  reichen  Antimon- 
erz Gang  der  Ringwood  Antimony  Mining  Comp.,  Itingwoodnahe  Mel- 
bouioe.  Gut  auagebildete  Krystelle  scheinen  äusserst  selten  zu  sein.i 

S !■  1  <■  u h  a  i  t  i ge r  W i s m II  t  h g  1  an z  von  der  Balhanuah  Bisrauth- 
Mine,  Süd-Australien. 

iSillimannit;  dies  Mineral , kommt  im  Zinneragang  derWa- 

jvlah-Mise,    Mount    Bisobofi'   vor.      Da»   ausgefressene   Änaebeu    irt 

2,acä»e  >Fa6rschemlJcb  durch  Zerstörung  pod  Eisenkies  hervor  gebtaftbt. 


der  Diederrheiniaoben  Gmellschnft  in  Bonn. 


Eine  Analyse,  Busgeführt  von  Mr.  Hill,  einem  AsiittenUn  dea  Hrn. 
Newberry  ergab: 

Eiaeeliäure  36,  IS 

Thonerde     62,98 

Wasser  0,58 

98,64. 
Jedenfalls  iat  du  Vorkommen  dieses  Minerale  auf  einem  ZioDttein- 
gange  aeui. 

Dies  durch  sein  Vorkommen  höchst  bemerkanswertha  Mineral 
stellt  fasrige  Massen  dar,  deren  Fasern  atrahlig  gruppirt  sind.  Die 
L&nge  der  krystallinisohen  Fasern  erreicht,  bis  10  mm,  ihre  Dicke 
bleibt  unter  1  ram,  beträgt  meist  nur  '/>  ^'^  'It  ■"■"■  Farbe  weiss 
bis  licbtgraa,  perlmutterglänzend.  Spec.  Gew.  3.419.  Da  an  einer 
Stelle  der  vorliegenden  Stufen  die  fasrigen  KryBt4tloben  Spuren  von 
Scheitel  flächen  darboten,  so  versuchte  iob  die  Formen  zu  bestimmen. 
Es  gelang  namentlich  zwei  Kryställchen  aus  def  verwachsenen  fasri- 
gen Masse  zur  Untersuchung  herauszulösen,  das  eine  (Fig.  1)  ist  1  mm 
lang,  V<  nim  dick;  das  an- 
dere (Fig.  2)  iat  3  mm.  laug, 
\i  '"  I  \     'J^  V»"™  dick.  Letzteres  konnte 

\         Ton  einigen  aggragirten  Fa- 
\      aem  nur  auf  einer  Seite  be- 
^    freit  worden.  Bei  der  auaser- 
ordentlichen   Kleinheit    der 
Fliehen    und    ihrer   unvoll- 
kommen sn        Beschaffenheit 
kennte    ihre    Messung    nor 
durch  Anwendung   eines   in 
sehr     geringer    Entfernung 
vom     Goniometer     befind  li- 
Fig.  1.  I       I    oben  Lichtes  geschehen.  Ob- 

Fig.  2.  gleich   mit  Rücksicht  hier- 

auf die  Meaaungsfehler  bis  1"  steigen  können,  unternahm  ich  doch 
eine  möglichst  sorgsame  Beatimmung  dieser  beiden  Erjrställcben, 
deren  Scheitelfliohen  dem  unbewaffneten  Auge  unsichtbar  sind.  Eine 
Beziehung  der  Scb eitelflächen  des  einen  zu  denjenigen  des  audem 
Eryställchen  aufzufinden,  wollte  nicht  gelingen.  Vergeblich  wurden 
beide  in  paralleler  Stellung  neben  einander  an  die  Platte  befestigt 
und  gemeinsame  Zonen  gesucht.  So  muas  ich  mith,  in  der  Hoffnung 
einst  vollkommeneres  Material  zu  erhalten,  darauf  beschränken,  jedes 
Krystätlchen  zu  beschreiben,  von  einer  krystallonomiscben  Beatim- 
mung der  Fl&ohen  vorläufig  absehend.  Die  Prismenfl&chen  beider 
Krystalle,  welche  porträtÄhnlich  in  den  Fignreii  wiedergegeben  aind, 
konnten  mit  völliger  Bestimmüieit  identifioirt  wetd«n. 


:t' 


10  Sitzungsberichte 

Kr.  1.  Dm  PriamH  1  m  n  k  ist,  begrenzt  von  den  beiden 
ScfaeitelflächeD  O  und  p.     Gemesaene  Winkel; 

l:n  =  I04V,  105'/,".  lTin=162Va°.  n:k  =  162V.''.  l:k  =  87<'. 

p!n  =  151'/,''.    p;k  =  145'/,».    146'/,°.     p:l  =  106V,»,     107°. 

o;  1  =  142'/,°.  o:m=  146".  o:n  =  124V.  136'/,°.  o:p=UO». 
Kr.  2,  bemerken 8 worth  durch  eine  einspringende  Kante  der 
Seh eite) flächen.  Dieselbe  bietet  durchaus  das  Ansehen  einer  Zwillinga- 
kante,  doch  gelang  es  bei  der  äiisaersten  Kleinheit  des  Objektes 
nicht,  etwaa  Näheres  y.u  ermitteln.  Die  Zone  z :  x  führt  nicht  zu 
einer  der  yorhandeneo  Prisraenflächen,     Gemessene  Winkel: 

1 :  n  =  104'//,  lOa'/i"-  n  ;  k  =  163°.  m :  n  =  123'.   s  :  1  =  116'/) ", 

m'l,".    x:ii  =  03",    94'/,.    y:l  =  70''.    y:n  =  120V.    120'/,". 

X  :y  :=  124°  z:\  =  106'/^°.  lOTV*".  z:n  =  115».  HSV-  »;b  =  153°. 

154"  einspr. 
Eine  ganz  kleiue,  punktUbiilieho  Fläche    wurde    in    der   Zone 
x:n  bemerkt;  dieselbe  bildet  mit  s  annähernd  den  Wiuke!  134°' 

Aus  dieser  sehr  mühevollen  Untersuchung  scheint  mit  Bestimmt- 
heit hervorzugehen,  dasa  das  tasmanische.  den  Zinnateiti  begleitende 
Mineral  im  triklinen  System  krystallisirt  und  dem  Cyanit  (Ebätizit) 
naheBteht,  mit  welchem  ea  der  Analyse  des  Brn.  Hill  zufolge  die 
chemische  Zusammenxetzung  theilt,  Al,SiO^  =  Kieselsäure  36-9. 
Thonerde  63'10.  Etwaige  Beziehungen  der  Kryatnllform  des  tasma- 
nischen  Minerals  mit  dem  Cyanit  nBohzuweisen,  muss  spätem  durch 
besseres  Material  unterstützten  Untersuchungen  vorbehalten  bleiben. 
Doch  darf  schon  jetzt  darauf  hingewiesen  werden,  dass  der  Winkel 
des  Cyanit-Prisma  106°  16'  ziemlich  nahe  kommt  der  Kante  1  :  n 
der  tasmacischen  Kryalällcheii.  Eiue  recht  deutliche  Spaltbarkeit 
qiier  zur  Verticalajre  ist  vorbanden,  dieselbe  scheint  annähernd  senk- 
recht zu  den  prismatischen  Flächen  zu  stehen,  im  äussern  Ansehen 
ähnelt  unser  Mineral  am  meiaten  dem  Xcnolith  Nordens kj öl d 's  und 
dem  Bamlit  Erdmann'e. 

Struvit.  fläcbpn reiche  [4  bia  8  mm  grosse)  Krystalle  aus 
dem  Guano  der  Skip ton- Höhlen  bei  Ballarat  (Victoria),  b,  Sitz.-Ber. 
vom  5.  März  1877  und  G.  PIrich  Contributions  to  the  Mineralogy 
of  Victoria  (1870).  Diu  Krystalle  {s.  Figur  3)  sind  eine  Combination 
folgender  Flächen: 

p  =  (2a:b:mc),  tof  2 
t  =(a;cob:c),  Poi        ' 
m  ^(a:a:l>-.c),   Po. 
h  =  (aia;b:2c),  2^0= 

c  =  (cc  a  :  «  b ;  c),  oP 
Die  vorliegenden  (22)  Kryatalle   sind  s&mmtlich   deutlich   hemi- 
ji/crj^h.    inäcm  dje  Basis  am  obern  Ende  klein,    sehr   glänzend,    am 


k 


der  niederrfaeinisehen  GeMUmsbaft  in  Bonn. 


11 


untern  ansgedehnt,  zuweilen  allein  Tor- 
banden,  aber  weniger  gl&nzend  ist. 
UebrigeDB  finden  sich  an  beiden  En- 
den die  gleicben  domatischen  Flliohen 
nnr  in  Terachiedener  Anedehnnng.  Da 
die  KT7stalle  luweilen  trefflich  glän- 
zende und  ebene  Fliehen  benitien,  so 
mass  ich  folgende  Eanten, 

p :  p  (hracbydiagr.  K.)  =  62°  45' 
h:c  =  118°  40- 
h':c  =  118'  41'. 
Fig.  3.  Aus  denselben  berechnet  sich  folgen- 

de»  Axenverhältni 

a  :  b  :  c  =  0.567  :  1  ;  0.9145. 
DicBe  Werthe  stimmen  sehr  nahe  mit  denen,  velcbe  A.  Sade- 
beck  (b.  Mineralog.  Mitth.   ges.    v.  Teohermali  1877,  S.  HS)  aus 
seinen    Messungen    des    Hamburger   Vorkommens    abgeleitet    bat 
(a:b:c  =  0.56e;  1:0.913). 

Die  australischen  Krjstalle  sind  zuweilen  in  der  Bichlung  der 
Brachyaxe  ausgedehnt,  zuweilen  auch  sind  sie  prismatisch  parallel 
der  Verticalaxe. 

Mit  der  muthmasslicben  Bestimmung  Bruahit  liegen  der  Sen- 
dung lichtgelbliche,  prismatisch  ausgebildete,  10— )2  mm  lange. 
1 — 2  mm  dicke  Krjstalle  bei,  welche  Hr.  M'Jvor  vor  Kurzem  im 
Guano  der  Skipton-Höhlen  zusammen  mit  Struvil  aufgefunden  hat. 
Hr.  6.  Ulrich  bemerkt  in  Bezug  auf  diese  Krystalle;  „Die  dünnen 
Prismen  zeigen  sehr  selten  Endflächen  und  stimmen  nicht  mit  der 
i  Dana's  Mineral ogy  beim  Brushit  gegebenen 
'  \  Figur.  Das  Mineral  enthält  kein  Ammoniak;  es 
"~"  kommt  selten  vor  und  ist  vielleiohl  neu." 

Trotz  der  meist  unvollkommenen  Scheitel- 
ansbildung der  Krystalle  ist  es  mir  nach  vieler 
Bemühung  gelangen,  die  Axcuelemente  mit  ziem- 
lich befriedigender  Genauigkeit  lu  bestimmen. 

Das  System  ist  triklin.    Die  Krystalle  (s. 
Fignr  4)   sind    eine  Corabination  der  Flächen  n, 
m,  o,  a,  c.     Wählen  wir  m  und  n  zu  Flächen  des 
rhomboidischen    Prisma,   a    zum    Makropinakoid, 
c  zur  Basis,  lassen    wir  ferner  durch  o  das  Ver- 
Jhältniss   der    Axen  b  :c  bestimmen,    so    erhalten 
i^'     die  genannten  Flächen  folgende  Symbole 
y  n  =  (a:b:ooc),  ooP' 

.    m={a:b':«.o),  <c'P 
Fig. 4.  o  =  (8a':b':c),  P,8 


-I 


12  Sitzangsbcrichte 

a  =  (a:  00  b :  00  c),  oo  P  od 
c  =  (oo  a :  CO  b :  c),  oP. 

Auf  Grund  dieser  Formeln  and  aus  den  Messungen 
a :  n  =  140«  28'.  m  :  n  (über  a)  =  114o  34.  a  :  c  =  114«  32'. 
u :  c  =  129*  W,  o  ;  a  =  109^  36' 
berechnen  sich  folgende  Axenelemente: 

a  (ßrachy-) :  b  (Makro-) :  c  (Verticalaxe) :  0,69903  :  1  :  0,97432 
«  =  122«  31'.  ß  =  126<>  46'.  y  =  540  10  Va'- 
A  =  1060  45 V2.  B  =  1140  32'.  C  =  67o  2'. 
Sämmtliche  Winkel  gelten  für  den  rechten  obern  Oktanten.  Ich 
gebe  in  Folgendem  den  Weg  an,  auf  welchem  diese  Axenelemente 
ermittelt  wurden,  wobei  eine  Schwierigkeit  darin  bestand,  dass 
die  Kante  o :  c  nicht  zu  messen  war ;  indem  nämlich  c  nur  an 
einem  Krystali  als  eine  glanzende  messbare  Fläche  beobachtet  wurde 
und  an  diesem  o  so  unvollkommen  war^  dass  es  keinen  genügenden 
Reflex  gab.  Aus  den  vier  Kantenmessungen  a:  n,  m  :  n,  a  :  c,  n :  c 
konnten  zunächst  die  Winkel  cc,  ß,  y,  A,  B,  C,  sowie  das  Yerhältniss 
der  Axen  a :  b  berechnet  werden.  Zur  Bestimmung  der  Axcnlänge 
c  bedurfte  es  der  Messung  einer  zweiten  Scheitelfläche  des  Krystalls. 
Eine  solche  lag  in  der  Oktaidfläche  o  vor.  Um  aber  durch  o  das 
noch  fehlende  Axenelement  (Länge  der  Verticalaxe)  zu  berechnen, 
muBste  ausser  einer  genauen  Messung  (der  5.,  welche  zur  Bestim- 
moDg  eines  triklinen  Systems  durchaus  nothwendig),  die  Formel  von 
o,  resp.  das  Yerhältniss  ihrer  Axenschnitte  a:b  bekannt  sein.  Da 
die  Symbole  ron  0  nicht  durch  Zonen  zu  ermitteln,  so  musste  eine 
zweite  annähernde  Messung  ,(0  :mss  120^45')  zu  Hülfe  genommen 
werden,  um  die  Formel  von  o  zu  bestimmen.  Das  Frgebniss  der 
Berechnung  der  Axenschnitte  von  o  war  3,10  a' :  b' :  c.  Supponiren 
wir  hierfür  (8a' :  b' :  c),  so  ist  der  Weg  gefunden^  unter  Ausschliessung 
jenes  nur  annähernd  bestimmten  Winkels  o:m,  auf  Grund  obiger  fünf 
Messungen  die  Axenelemente  zu  berechnen,  wie  oben  geschehen. 

Es  berechnen  sich  femer 

o  :  c  =3  124<>  41'.  o :  m  =  119<>  24 V»'.  o :  n  =  89o  1'. 

Die  Krystalle  zeichnen  sich  durch  mehrere  sehr  deutliche  Spal- 
tungsrichtungen aus:  parallel  der  Basis  c,  parallel  m  und  n,  endlich 
parallel  einer  Fläche  oo  i^'3.  Diese  letztere  Spaltungsfläche  liegt  in 
der  Zone  o :  c,  und  bildet  über  n  mit  a  =  96^  54',  was  annähernden 
Messungen  des  aus  dem  Innern  der  Prismen  hervordringenden  Re- 
flexes entspricht.  Die  Flächen  m  und  n  sind  vertical  gestreif t,  na- 
mentlich in  der  Nähe  ihrer  Kanten  mit  a.  o  ist  matt  und  etwas 
gewölbt.  Das  spec.  Gewicht  bestimmte  ich  zu  1.893.  Die  Beziehung 
dieses  Minerals  zum  Brushit  muss  einer  chemischen  Untersuchung 
vorbehalten  bleiben,  zu  welcher  ich  das  Material  von  Hm.  G.  Ulrich 
zu  erhalten  hoffe. 

Es  wurden   alsdann   zwei   Ohromalaun -Krystalle,   ein  ein- 


der  niederrheinisoben  Gesellschaft  in  Bonn.  IS 

facher  Krystall  von  80  mm  Grösse,  sowie  ein  Zwilling^,  beide  von 
höchster  Regelm&ssigkeit  der  Ausbildung  vorgelegt,  welche  von  Hm, 
Dr.  Kessler  in  Hanau  dargestellt  und  dem  Museum  verehrt  worden 
waren ;  sowie  ein  kleiner  (nur  0,8  gr.  schwerer)  randlicher  Stein,  ein 
Pseudometeorit;  welcher  angeblich  am  21.  Aug.  v.  J.  Ab.  6  U.  in 
Hanau  niederfiel  und  als  ein  Meteorit  beschrieben  wurde  (s.  Köln. 
Zeitung  Nro.  283,  1.  Bl.).  Die  potrographisohe  Beschaffenheit  des 
rindenlosen  Steinchens,  dessen  sp'ec.  Gew.  nur  2*5  und  in  dessen 
porphyrartigem  Gemenge  Quarz  sichtbar  ist,  widerspricht  indessen 
der  Annahme  einer  kosmischen  Natur  desselben.  Auch  wurde  da- 
rauf aufmerksam  gemacht,  dass  bei  dem  angeblichen  Niederfall  des 
Steins  keine  Detonation  bemerkt  wurde,  welche  bei  Meteoriten  stets 
gehört  wird.  Welche  Art  von  Sinnestäuschung  bei  dem  Hanauer 
Ereigniss  vorliegt,  war  nicht  zu  ermitteln. 

Derselbe  Vortragende  sprach  sodann  über  gewisse  anomale 
Flächen  am  Granat  aus  dem  Pfitschthal  (s,  die  betreffende  Ar- 
beit im  Mon.-Ber.  der  Berliner  Akademie,  P'ebruar  1878). 

Prof.  Andrä  besprach  einige  Farn  der  Steinkohlen- 
flora, und  zwar  zunächst  Pecopfßfis  nervosa  Brong.,  wovon  ein 
Bruchstück  von  Saarbrücken  vorlag,  dessen  circa  IV2  ^^-  breiter 
nackter  Spindeltheil  mit  2  jederseits  gegabelten  und  symmetrisch 
gestellten  Aesten  endigte,  woran  das  doppeltfiedertheilige  Laub  sass. 
Hiernach  ist  der  Wedel  also  fussförmig  getheilt,  und  nicht,  wie 
man  bisher  annahm,  dreifach  gefiedert.  Der  Habitus  ist  ähnlich 
Hemiomtis  pedata  Sw.,  wenn  man  hier  von  der  geringern  Zertheilnng 
des  Laubes  und  der  mittlem  kleinem  Fieder  absieht,  dieanunserm 
Exemplare  nicht  bemerkt  wird.  Die  Fiederchen  des  letztern  reprä- 
sentiren  die  Form  ß,  microphyUa  Brong.,  die  allerdings  sehr  au 
Pecopteris  Sauverii  Brong.  erinnert,  welche  Schimper  neuerdings 
auch  mit  Pec,  nervosa  vereinigt  hat,  von  dieser  aber  doch  wohl  zu 
unterscheiden  sein  dürfte.  Das  in  Rede  stehende  Fragment  zeigt 
nämlich  da,  wo  die  Fiedern  mit  ihren  Endigungen  erhalten  sind 
und  sich  nicht  ins  Gestein  krümmen,  eine  oft  3  bis  4  mm  über  das 
Parenchym^  hinausreichende  Mittelrippe,  die  das  Aussehen  einer  Sta- 
chelspitze angenommen  hat,  was  die  bei  Brongniart  gegebene 
Abbildung  dieser  Form  allerdings  nicht  in  dem  Maasse,  ii;nmerhin 
aber  annähernd  erkennen  lässt.  In  Uebereinstimmung  hiermit  sind 
zahlreiche  andere  kleinere  Fiederbruchstücke  namentlich  von  Esch- 
weiler. Bei  der  ächten  Pecopteris  Sauverii  nun,  die  nach  Andeutung 
einiger  Gabeläste  wohl  denselben  Wedeltypus  besass  und  aus  Bel- 
gien in  mehreren  schön  erhaltenen  Exemplaren  vorlag,  ist  stets  ein 
mehr  oder  minder  grosser  stumpfer  Endlappen  vorhanden,  so  dass 
darin  doch  eine  Artverschiedenheit  stecken  kann,  wenn  gleich  bei 
sehr  unvollkommener  Erhaltung  die  Entscheidung  für  d\^  ^\t^^  ^^«t 


14  SiUungsberichU 

aadara  Art  kaum  möglich  isL  Ein  ilcu  aagafährten,  besonders  im 
NerventTpus,  sehr  nahe  stebaader  Farn  ist  noch  Pecopterh  muricata 
Brong.,  der  zwar  in  den  £ndtheilen  dea  Laubes  oft  gaus  mit  Pec. 
neri'osa  übereioBtimmt,  doch  aber  naob  einem  prächtigen  32  Centm. 
laugen  Wedeltheile  von  äaarb rücken,  mit  nur  doppelter  FiederuDg 
und  allermeiiit  üedertheiligeit  bia  gezähnten  Fiederchen,  uasweifel- 
laft  eine  besondere  Art  darstellt.  Audautungeu  für  eine  fuBsförmige 
Verzweigung  wurden  bisher  vergeblich  geeucht.  Unter  einer  grÖBseren 
Anzahl  von  Bruchstücken  der  Pecop.  nervosa,  die  der  Kedner  jüngst 
aus  dem  Wormrevier  erwarben  hatte,  fanden  sich  mehrere,  wo  an 
den  Laub-  und  Spindel tbeilen  zahlreiche  kleine  Lungeuscbueckeu, 
JPalaeorhü  ammoniK  Coem.,  hafteten,  deren  Vorlage  erfolgte. 


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im  Höh 

ofenbetrieb. 

Wie  schon  früher  von  ihm  nachgewiesen,  bewirkt  Cy»n-Äm- 
moniitDi  die  Entfernung  des  Pbosphora  aus  Eiflenersen  bedchungs- 
weise  aua  KoheiBen  in  der  Weissgluht  und  bildet  damit  flüchtige 
Phosphor- Verb  in  du  Ligen.  Sie  charaktertsiren  sich  sofort  durch  deu 
EOhönen  grünen  Flammenssum  der  angezündeten  Gase,  welche  aua 
dem  Hohofeu  entnommen  wurden,  als  der  Versuuh  in  der  Praxis 
geschah  im  grossen  Betrieb  durch  Aufgabe  von  PottaHchu-Losung 
über  die  Koaksgichten.  Aua  d^r  Pottasche  bildete  sich  Cyankaliunt, 
dieses  wurde  zerlegt  durch  Einblasen  von  überlutatem  Wasserdauipf. 
Es  bildete  sich  Cy  an -.Ammonium,  dieses  zersetzte  die  feston  Phos- 
phor-Verb  in  dun  gen  der  aufgegebenen  Beac tii ukungs- Mal  üri alten  und 
BO  entstanden  die  vorerwähutcn  flüchtigen  gasförmigen  Fhoephor- 
Verbinduugen. 

Wird  neben  Pottasche  ein  Miueral  mit  aufgfgeben,  welches 
Titanaäure  enthält,  am  Bestan  in  der  Form  von  Titankoaks,  wie 
liies  a.  a.  0.  eingehend  vom  Verfasser  beacbrieben  ist,  so  bildet 
eich  Cyantitäu- Stickst oSli tan   im  Gestell   deg    betreffenden  Bobofens. 

Unter  den  vorerwähnten  Pronedureii  (Einführung  von  überhitz- 
tem Waaaei'dampf)  werden  dieselben  Resultate  erlangt  und  dieselben 
gasförmigen  Verbindungen  treten  in  Ersoheiuung. 

Werden  nun  solche  Gaae  mit  diesen  Phosphor- Verbin  Jungen  (Phos- 
phor wasserst  off,  oder  Phosphorstickstoff,  oder  Phoaphorcyau  oder  wie 
dieselbi  uauch  zusammengesetzt  sein  mögen),  also  in  Gegenwart  von  Koh- 
leuäiiue  oderauchvou  Kohleuoxyd  über  das  erwähnte  Cjantitau -Stic  k- 
atofltitau  oder  über  die  daraus  durch  dun  überhitzten  Waaserdampf 
in  statu  nascendi  entstandene  Titansäure  geleitet,  so  bildet  sich 
^Mespborsaures  Titanoxyd  resfi,  -oxyäal.  AusLetaterea  wird  die  Phos- 


der  niederrheinisohen  Gesellschaft  in  Bonn.  15 

phorBäure  nicht  wieder  reduzirt  durch  Kohle,  selbst  nicht  bei  mehr- 
maligem Erhitzen  in  höchster  Weissgluth  eines  Porzellanofens  oder 
in  einem  Seefström-Sohmelzofen.  Es  bildet  sich  hierbei  weder  Phos- 
phortitan noch  dampfförmiger  Phosphor.  Gibt's  Doppelverbindungen  ? 

Auf  freundliches  Hinweisen  des  Chemikers  Herrn  Dr.  Betten- 
dorf von  hier  wurde  direkt  phosphorsaures  Titanoxyd  dargestellt. 
Es  ist  wenn  getrocknet  ein  weisses  amorphes  Pulver,  welches  aus- 
geschiedener Kieselerde  ähnlich  sieht.  In  seinem  Verhalten,  ver- 
schiedenen Rcagentien  gegenüber,  ist  es  identisch  mit  demjenigen 
Material,  welches  darzustellen  dem  Vortragenden  in  folgender  Weise 
gelang. 

Durch  Ueberleiten  von  Cyanammonium  über  Titankoaks  wurde 
die  in  letzterem  enthaltene  Titansäure  vollständig  in  Gyantitan- 
Stickstofftitan  verwandelt,  üeber  dieses  wurde  darauf  folgend  solange 
Phosphorwasserstoff  und  Kohlensäure  geleitet,  als  ersterer  noch  ab- 
sorbirt  wurde.  Diese  Prozesse  dauerten  je  über  drei  Stunden  und 
geschahen  in  einem  Porzellanrohr,  welches  in  einem  Seefström- 
Schmelzofen  zur  höchsten  Weissgluht  bis  zur  Erweichung  des  Rohrs 
erhitzt  war. 

Nun  wurde  phosphorsaures  Titanoxyd  mit  Kohle  und  phosphor- 
säurefreiem Eisenerz  gemengt,  dann  Zuschlag  beigegeben  und  das 
Gemisch  im  Tiegel  geschmolzen.  Es  resultirte  eine  entsprechend 
phosphorsäurereiche  Schlacke  und  phosphorfreies  Roheisen. 

Dies  ist  nicht  der  Fall,  wenn  phosphorsaurer  Kalk,  phosphor- 
saure Magnesia  oder  Thonerde  zur  Anwendung  kommt,  sondern  es 
bildet  sich  wie  beim  gewöhnlichen  heutigen  Hohofen-Betrieb  eine 
phosphorsäurefreie  Schlacke  und  phosphorhaltiges  Roheisen.  Phos- 
phorigsaures  Titanoxyd  verhält  sich  in  allem  ähnlich. 

Wird  phosphorsaures  Titanoxyd  in  Salzsäure  gelöst,  so  fällt 
aus  der  sauren  Lösung  auf  Zusatz  von  etwas  Ammoniak  das  phos- 
phorsaure Titanoxyd  wieder  aus. 

Aus  der  salzsauren  Lösung  einer  Schlacke,  welche  neben 
Thonerde,  Eisenoxyd  und  den  anderen  darin  gewöhnlich  vorkom- 
menden Bestandthcilen  auch  noch  phosphorsaures  Titanoxyd  enthält^ 
wird  dieses  auf  Zusatz  von  etwas  Ammoniak  zuerst  ausgefällt.  Dann 
kann  die  Lösung  noch  sauer  sein  und  erst  durch  Uebersättigung 
mit  Ammoniak,  wie  beim  gewöhnlichen  Gang  der  Analyse,  fallen 
dann  auch  Thonerde,  Eisenoxyd  und  die  in  dieselbe  Gruppe  ge- 
hörenden Oxyde  aus.  Frisch  gefälltes  phosphorsaures  Titanoxyd  ist 
im  Ausehen  zum  Verwechseln  ähnlich  mit  frisch  gefällter  Thonerde. 

Aus  diesen  Thatsachen,  die  gewiss  neu  und  eigenthümlich  ge- 
nannt werden  können,  ist  es  erklärlich  dass  diejenigen  Herren  Che- 
miker, welche  eine  solche  Schlacke  zu  untersuchen  hatten  —  wie  es 
dem  Schreiber  dieser  Zeilen  selbst  in  früheren  Jahren  ergangen 
ist  —  eine  solche  Verbindung  übersehen  konnten,  sie  bfti  ^<^^^Vsäs|^^ 


16  SitEUDgsberichte 

UeberBättigung  der  salzsanreii  hosang  als  Thonerde   lallti!n  iind  ftla 
Bolohe  gn wogen  haben. 

lieber  die  Art  der  Analyse  derartiger  Schlacken  wird  an 
anderer  Steile  berichtet  werden,  potiald  eine  grossere  Reiha  wird 
ausgeführt  ecio. 

Hierdurch  ist  aber  auch  die  Erklärung  für  die  a.  a.  0,  in  dem 
Beriuht  vom  7.  Febr.  t.  J.  heniurgebobene  Hess'sche  Änalyan *)  mit 
9fil>  "In  Phosphorsäure  und  6,70"/,  TitangSure  gegeben  und  deren 
Richtigkeit  nicht  mehr  zu  bezweifeln.  Ebenso  ist  die  UewiBsbeH 
gewonnen  durch  diese  Thatsachen,  dass  die  Beobachtungen  des  Vor- 
tragenden im  Jahre  1854  über  die  ausscrgewühnlichen  ErachelnungeD 
aiQ  Hohofen,  auf  dem  von  ihm  damalB  raitbetri ebenen  Wflrk  — 
Niederrhe  in  lachen  Hütte  —  richtig  autgefnsst  nurden,  sowie  dMi 
alle  von  ihm  seitdem  darauf  gebauten  Schlüsse  nunmehr  Test  be- 
gründet sind  nnd  wenn  äucb  langsam  doch  sicher  zu  dem  erstrebten 
Ziel  geführt  haben  durch  das  Studium  der  organischen  Chemie. 

MedIt'lniHctae  Section. 

Sitzung  vom  21.  Januar  1878. 

VorsitKouder  Geh.-ltath  Leydig, 

Anweseud  19  Mitglieder. 

Prof.  Ooutrelepont  stellte  einen  4jährigen  Knaben  vor,  an 
welchem  er  die  Osteotomie  der  tibia  und  fibula  ausgeführt 
hatte. 

Pat.  zeigte  neben  geringeren  Verb iegun gen  beider  Ober- 
schenkel und  Untereohenkel  unterhalb  der  condylen  der  tibiae  an 
der  Grenze  des  mittleren  und  unteren  Drittels  beider  Unterschenkel 
in  Folge  früherer  Fracturen  eine  besonders  links  fast  rechtwinklige 
Verkrämmung  und  zwar  mit  nach  innen  offenem  Winkel.  Da  es 
nicht  gelang  den  Knochen  an  dieser  Stelle  subcutan  zu  brechen, 
entfernte  D.  den  21.  Nov.  1877  am  linken  Unterschenkel  zuerst  an 
der  fibula,  welche  dort  verdickt  und  sehr  fest  war,  ein  keilförmiges 
Stück  darch  den  Meissel,  dann  als  trotzdem  die  tibia,  welche  ver- 
dünnt erschien,  sich  noch  nicht  einbrechen  liess,  wurde  diese  auch 
freigelegt  und  dnrcbgemeiseelt,  worauf  die  Grade  st  reckung  gelang. 
Beide  Wunden  wurden  mit  Catgut  genäht  und  der  Listcr'sche  Ver- 
band angelegt.  Die  Wunde  an  der  £bula  heilte  ganz  per  primam  int., 
die  der  tibia  durch  Eiterung,  nar  aber  schon  nach  3  Wochen 
geBohloasen.  Nur  dreimal  wurde  der  Verband  gewechselt  und  am 
20.  Dec,  nachdem  es    gelungen   war    am   rechten  Beine    die  ünter- 

*)  In  Wedding-Percy  Eisenhüttenkunde  Band  II.  8.  697  ohne 
Zweifel   herstammend    ans:    von   Leonhard  HüttenerzeugniEse  Anfi. 


der  niederrheinischen  Gesellechaft  in  Bonn.  17 

Schenkelknochen  einzubrechen,  an  beiden  Beinen  Gipsverbände  an- 
gelegt. Die  Temperatur  stieg  nur  am  Abende  des  6.  und  6.  Tages, 
als  die  Tlbiawande  eiterte,  auf  99^  G.  in  recto,  sonst  war  der  Ver- 
lauf ganz  fieberfrei. 

Sodann  sprach  D.  über  die  Versuche  zur  Radikalheilung 
von  Hernien,  welche  unter  streng  antiseptischer  Behandlung  in  der 
neueren  Zeit  von  Nussbaum,  Gzerny,  Kiesel,  Schede  u.  A. 
gemacht  worden  sind  und  stellte  einen  Patienten  vor,  an  dem  er 
die  Operation  ausgeführt  hatte. 

S.  Blatter,  22  Jahre  alt,  Fabrikarbeiter,  wurde  in's  evangel. 
Hospital  wegen  einer  Hemia  ing.  ext.  dextra  aufgenommen,  welche 
zwar  reponibel  war,  aber  darch  ein  Bruchband  nicht  zurückgehalten 
werden  konnte;  die  Bruchpforte  Hess  sehr  leicht  zwei  Finger  ein- 
dringen; die  Bruchgeschwulst  über  Gänseeidicke.  Der  sonst  gesunde 
Patient  verlangte  dringend  operirt  zu  werden,  da  er  schon  viele 
Bruchbänder  vergebens  versucht  habe  und  er  durch  sein  Bruch- 
leiden arbeitsunfähig  sei.  Nachdem  längere  Zeit  durch  Abführ- 
mittel, horizontale  Lagerung  und  durch  ein  passendes  Bruchband 
den  Bruch  zurückzuhalten  vergebens  versucht  und  der  Patient  mit 
den  Gefahren  der  Operation  bekannt  gemacht  war,  entschloss  sich 
D.  auf  den  dringenden  Wunsch  des  Patienten  einzugehen  und  führte 
am  14.  Dec.  1877  die  Operation  aus.  Nach  Spaltung  der  Haut  wurde 
der  Bruchsack  freigelegt  und  der  Versuch  gemacht,  ihn  von  allen 
Seiten  zu  lösen;  es  stellte  sich  jedoch  heraus,  dass  er  auf  der 
hinteren  und  unteren  Seite  sehr  fest  mit  dem  Samenstrang  und  den 
Häuten  des  Hodens  verwachsen  war,  welcher  umstand  von  der  voll- 
ständigen Exstirpation  desselben  abzustehen  zwang.  Der  Bruchsack- 
hals Hess  sich  jedoch  an  der  Bruchpforte  ganz  lösen  und  wurde, 
nachdem  er  soweit  als  möglich  aus  dem  Inguinalkanale  hervorge- 
zogen war,  und  nachdem  man  sich  überzeugt  hatte,  dass  der  Bruch- 
inhalt vollständig  reponirt  war,  mit  einem  dicken  Catgutfaden  unter- 
bunden. Hierauf  wurde  der  Bruchsack  erst  gespalten  und  seine 
vorderen  Wände,  so  weit  sie  mit  der  Umgebung  nicht  verwachsen 
waren,  exstirpirt.  Unterhalb  der  ligatur  wurden  8  Catgutnähte, 
welche  den  zurückgebliebenen  Theil  des  Bruchsacks  mit  der  äusseren 
Haut  vereinigten,  jederseits  angelegt,  in  den  unteren  Theil  des  Bruch- 
sacks eine  Drainröhre  einges/stzt  und  darüber  die  Haut  auch  mit 
Catgutfaden  zugenäht  Der  Verlauf  nach  der  Operation  war  sehr 
günstig;  nur  am  Abend  des  zweiten  Tages  stieg  die  Temperatur 
auf  38.8^  Cuyhn  den  ersten  8  Tagen  4  mal  38.2,  sonst  während  des 
ganzen  Verlaufs  unter  BS^  C,  keine  Leibschmerzen,  Verdauung  ge- 
regelt. Beim  zweiten  Verbandwechsel  zeigte  sich^  dass  das  an  der 
Haut  angenähte  Stück  des  Bpichsacks  gerade  unter  der  ligatur^ 
welches  von  der  Umgebung  ganz  abgelöst  worden  war,  sich  brandig 
abstiess,  ohne  jedoch  weitere  Erscheinungen  zu  mo^c^Vi^TL. 
Sitzmigsber.  d.  nlederrbein.  Oesellidh.  in  Boim.  1Vl%.  ^ 


IB  Sitzungsberichte 

Am  34.  Tage  oBoh  derOperatioii  (bis  dahin  war  der  Verband  6  mal 
gewecboelt)  konnte  ein  Bruchband  abgelegt  nerden,  and  der  Patient 
verliesB  das  Bett.  Bei  der  Dnteraucbung  stellte  sich  heraui,  dasi 
auf  der  operirten  Seite  der  Anprall  der  Därme  beim  Husteti  dee 
stehenden  Patienten  geringer  iat,  als  auf  der  geaunden  Seite. 

Prof,  Busch  bemerkt  zu  diesem  Vortrage:  Wir  leben  zwar 
nicht  mehr  in  den  Zeiten  des  alten  Lawrence,  welcher  in  Bezug  auf 
die  Radicalkur  des  beweglichen  Bruches  anasprach:  »Wer  sieb  eines 
eingeklemmten  Bruchea  wegen  operiren  lässt,  unterwirft  sich  der  Ope- 
ration nra  Bein  Leben  zu  retten,  wer  aber  einen  nicht  eingeklemmten 
Brueh  hat,  setzt  sein  Leben  iiiif  das  Spicli  — *  denn  das  Listereohe 
Verfahren  bat  auch  hier,  wie  überall,  viel  von  den  Gefahren  der 
Operation  zürstrcut.  DaBs  aber  die  Operation  niclit  absolut  unge- 
iährlicb  ist,  haben  Sie  aus  dem  Vortrage  entnommen,  indem  von  26 
Operirten  einer  starb.  Ausserdem  ist  auch  in  der  jäugeten  Zeit  ein 
Todesfall  durch  Herrn  Küster  bekannt  gemacht  worden. 

Fast  wichtiger  noch  als  die  öetahrliobkeit  ist  aber  die  Un- 
Sicherheit  des  Resultates  in  Bezug  auf  die  Beseitigung  des  Bruches. 
"Wenn  wir  in  den  Zeiten  der  früheren  Wundbehandlung  einen  ein- 
geklemmten Bruch  mit  ErÖffnuDg  des  Bruchsacksa  operirt  hatten, 
so  geiehab  die  lleiluDg  in  der  Weise,  daes  von  den  Wunden  des 
Sackes  Gewebssprosscn  auswuchsen,  welche  mit  einander  verschmolzen 
und  den  Sack  obliterirten.  Trotz  dieser  festen  und  derben  Narbe 
gehorte  die  Radiealheilung  '■"  den  alterselteasten  Ausnahmen.  Die 
Patienten  waren  in  der  Regel  nur  von  der  Lebensgefahr  befreit, 
hatten  aber  nach  wie  vor  ihren  Brucb  und  mussten  ein  Bruch- 
band tragen.  Da  nun  schon  diese  feste  Narbe  nicht  ausreicht  das 
Austreten  des  Bruches  zu  Tcrbindem,  so  wird  es  noch  weniger  der 
Fall  sein  bei  der  am  meisten  gebräuchlichen  der  modernen  Radical- 
Operationen.  Wenn  wir  den  Bruchsaokhals  an  dem  äussern  Leisten- 
ringe unterbinden,  so  bleibt,  wie  auch  in  dem  demonstrirten  Falle, 
der  Bruchfelltrichter  in  dem  Leistenkauale  zurück.  In  diesen  werden 
«ich  wieder  Eingeweide  senken  und,  wenn  sie  nicht  dauernd  durch 
ein  Bruchband  zurückgehalten  werden,  den  Trichter  dehnen  nnd 
einen  nach  aussen  vortretenden  Bruch  hervorbringen.  In  einigen 
Fällen  hat  man  zwar  auch  versucht  diesen  Trichter  zur  Obliteration 
zu  bringen,  indem  mau  den  Leistencanal  spaltete  den  Bruchsaok 
otmgeßhr  in  dem  Niveau  des  Innern  Leistenringes  unterband  und 
dann  den  Leistenkanal  durch  tiefgreifende  Snturen,  s^^tverständ- 
lioh  mit  Schonung  des  Samenstrangea  verschloas,  aber^nan  machte 
dann  durch  den  grösseren  Eingriff  die  Operation  auch  wieder  um  so 
ge&hrlicher. 

Unter  diesen  Umständen  glaubt  B.,  dass  die  Operation  der 
nicht  eingeklemmten  Brüche  auch  heute  noch  nur  ein  sehr  beschränktes 


Terrain  beha1t«n  wird.  Es  werden  ihr  nur  diejenigen  Brüche  anheim- 
fnllen,  bei  welchen  es  durch  kein  anderes  Mittel  möglich  int,  die 
Retention  durch  ein  Band  zu  bewirken  und  so  dem  Patienten  die 
Arbeits^higkeit  wiedent »gehen.  Dass  dieses  auch  bei  mubilen  Brüchen 
vorkommen  könne,  leugnet  B.  nach  den  Erfahrungen  anderer  Chi- 
rurgen nicht;  es  musB  aber  äussere rdeatlich  selten  sein.  Er  selbst 
bat  Doch  keinen  mobilen  Bmch  gesehen,  der,  mochte  er  so  gross 
sein  wie  er  wollte  und  moohte  er  noch  so  lange  unoperirt  getragen 
sein,  nicht  schliesslich  unter  Anwendung  von  langer  Rückenlage,  kalten 
Umschlägen,  leichtem  Abführen,  leichter  Diät  zurückgebracht  werden 
und  dann  auch  durch  ein  Band  zurückgehalten  werden  kannte.  Das 
wesentliche  Contingent  werden  für  die  Radicaloperation  daher  die 
adhfirenten  Brüche  stellen. 

Prof.  Doutrelepont  hob  noch  einmal  hervor,  dais  über  die 
beschriebene  Operation  als  Radioalkur  erat  die  Zukunft  entsoheiden 
würde,  dass  bei  grossen  Brüchen  wie  in  dem  vorgestellten  Falle  der 
Leistenkanal  sehr  verkürzt  vräre,  so  dass  durch  Hervofziehen  des 
Briichsackhalses  aus  demselben  vor  dem  Anlegen  der  Ligatur  der 
zurückbleiben  de  Trichter  nur  sehr  klein  sein  könne,  wenn  überhaupt 
noch  vorhanden,  und  daia  man  doch  einen  Unterschied  machen  müsse 
zwischen  der  Heilung  nach  der  jetzigen  Operation,  indem  der  Sack 
abgebunden  und  entweder  esstirpirt  oder  ganz  gespaltet  und  durch 
Granulation  üb  ildung  zur  Obliteration  gezwungen  würde  und  der  Hei- 
lung nach  der  Hermiotomie  mit  Eröffnung  des  Sackes,  bei  der  man 
die  Verödung  des  Brucheackes  nicht  direkt  bei  der  Nachbehandlung 
erstrebt  habe.  Jedenfalls  habe  die  Operation  in  dem  vorgestellten 
Falle  erreicht,  dass  der  Patient  wieder  arbeitsfähig  geworden  und 
dasa  durch  das  Tragen  eines  Bruchbandes  dem  Wiederaustreten  der 
Därme  entgegengewirkt  werden  könnte. 

Prof,BuBcbheapricbt4joch  einmal  die  Luxation  des  Penis. 
In  der  Sitzung  vom  23.  Febr.  1875  hatte  er  bei  Gelegenheit  der 
Veröffentlichung  des  Moldenbauerschen  Falles  darauf  aufmerksam 
gemacht,  dass  bei  dieser  Verletzung  der  Penis  eine  durchaus  passive 
Rolle  spiele  und  dass  vielmehr  die  Haut,  wenn  eine  Gewalt  das 
Praeputium  erfasst  und  vorwärts  zieht,  über  den  Penis  weggezogen 
werde,  so  dass  der  letztere  dann,  je  nach  der  Richtung  des  Zuges 
entweder  in  das  Scrotum  oder  unter  die  Bauchhaut  schlüpfe.  Be- 
dingung für  das  Zustandekommen  der  Verletzung  ist  natürlich  ein 
langes  Praeputium,  welches  die  Eichel  überragt,  so  daas  die  einwir- 
kende Gewalt  eine  Handhabe  findet.  Auf  Grund  von  Beobachtungen 
von  totalen  Abreisaungeo  der  Penishaut  durch  Maschinengewalt  glaubte 
B.  damals  annehmen  zu  müssen,  dass  die  Stelle,  an  welcher  die  Ver- 
bindung des  Penis  mit  der  Haut  einrisse,  so  daat  et  7.af4cVaȀv\'iv^l*^ 


SmÜ 


20  Sitzungsberichte 

könnei  die  InsertioD  der  äussem  Haut  am  ionereD  Blatte  Aee  Prae- 
patiniiiB  sei.  Gegenwärtig,  wo  er  zum  erBten  Male  diese  selteDeTer- 
leUung  beobechteD  kotiute,  mnas  er  diese  Annahme  zuriiekcehmsD. 
Ein  kleiner  Knabe  war,  sechs  Tage  vor  saiaer  Aufnahme  in  die 
Klinik,  von  einem  Pferde  zu  Boden  geworfen  und  auf  die  Geaohlechta- 
tbeile  getreten  worden.  Ausser  geringen  Bluteztravasalen  fand  man 
die  Hauthülie  des  Penis  leer ;  ein  Einkuiff  derselben  bestand  auf 
der  linken  Seite.  In  der  rechten  Scrotalhäfce  fühlte  man  neben  dem 
etwas  gtscbwoUenen  Hoden  den  Penis,  Glückliober  Weise  hatte  der 
Stollen  des  Hufaiaeua  die  ScrotaUiaiit  gegeuüber  der  Spitze  des  Penis 
vollständig  durchbohrt,  so  dasa  der  Knabe  dureb  diese  OefTnung  uri- 
niren  konnte  und  daas  Urinintiltralionen  vermieden  wurden. 

Behufs  der  Reposition  muaate  die  Peuiahaiit  auf  dem  Rücken 
in  der  gnnr.f-a  Länge  gespalten  werden.  Hierbei  aabpa  wir,  daaa  die 
Insertion  dea  äussern  Blattes  des  Praeputinms  an  das  innere  Toll- 
ständig  erkalten  war.  dass  hingegen  das  innere  Blatt  von  aBJner  lo- 
aertion  hinter  der  (Joroiia  glaiidis  abgerissen  war.  Die  Trennung 
hatte  nicht  in  der  ganzen  Circumferenz  stattgefunden,  sondern  auf 
der  boken  Seite  war  ein  kleiner  Tbeil  der  Anhefliing  erhalten,  ao 
dasH  bei  dem  Zurücksciilüpfen  des  Penis  in  daa  Sci'otuio  durch  diese 
Anheftung  die  Peniahaut  eingezogen  wurde.  Beiläuüg  sei  bemerkt, 
dass  nach  der  Spaltung  der  hakenförmig  gekrümmte  Finger  den 
Penis  leicht  hervorheben  kannte  und  dass  nach  der  Heiinng  das 
Glied  das  Anaeliu  eines  aoluben  hatte,  bei  welchem  die  Phimoson- 
operation  durch  InciEiou  gemacht  war,  der  Hautachnitt  aber  etwaa 
weit  auf  den  Penisräcken  hinaufreichte. 

Dr. Wal b demonstrirte  einen  Apparat  für  die  Zerstäu hang 
vonFlüasigkeiten  im  Nasenrachenraum.  Derselbe  ist  nach  dem 
Ricbardaon'scben  Princip  conatruirt  und  hat  ein  Catboter  ähnlicbeB 
Spritzrohr,  wodurch  er  sich  von  dem  Trölzsoh'achen  unterscheidet, 
und  auch  zur  Einspritzung  in  die  Tuba  gebraucht  werden  kann. 
Dieser  Theil  des  Apparates  ist  susserdetfl  abnehmbar,  wodurch  eine 
bequeme  Handhabe  ersielt  und  die  Benutzung  für  beide  Seiten  er- 
möglicht wird.  Aach  läast  sich  derselbe  hierdurch  während  des 
Gebrauchs  drehen,  also  die  Spitze  nach  allen  Richtungen  wenden. 
Die  Brauchbsrkeit  für  die  Tuba  wurde  bei  Patienten  mit  Perforation 
des  Trommelfelles  constatirt,  wo  es  gelang  die  Flüssigkeit  am  äus- 
seren Ohr  auszutreiben. 

Dr.  Eocks  sprach  lUeber  die  nachträgliche  Diagnose 
der  Schädellagen  und  des  Oeburtsmechanismus  über- 
haupt, aus  den  Oehnrtstraumen  bei  der  Mutter.* 

Prof.  Leydig  bespricht  auf  Grund  fremder  und  eigener  Unter- 
suchungen das  Vorkominen  und  den  Bau  der  Jacobson'scben 
Or.gi,iie  beim  Meascben  and  den  Thieren. 


der  niederrheiniMhen  OeseUtohaft  in  Bonn.  21 

Allgemeine  (Sitrang  Tom  4.  Febmar  1878. 

Vorsitzender:  Prof.  Tr  ose  hei. 

Anwesend  21  Mitglieder, 

Professor  WaHach  sprach  über  die  Wirkungsweise  det 
Blansäare.  Durch  eine  Reihe  chemischer  Reactionen,  namentlich 
durch  das  von  ihm  ausführlich  studirte  Verhalten  des  Gyankaliums 
dem  Chloral  gegenüber,  ist  der  Vortragende  zu  dem  sichern  Sohluss 
gelangt,  dass  die  Blausäure  bei  Gegenwart  solcher  Verbindungen, 
welche  sich  gleichzeitig  leicht  oxydiren  und  reduciren,  als  Wasser 
spaltendes  Agens  wirkt  und  dass  die  Gomponenten  des  Wassers 
(Sauerstoff  und  Wasserstoff)  bei  dieser  Gelegenheit  von  der  zweiten 
anwesenden  Verbindung  verbraucht  werden,  während  die  Blausäure 
selbst  ganz  unverändert  bleibt.  Die  Blausäure  wirkt  demgemäss, 
wie  man  sich  auszudrücken  pflegt,  durch  Gontactwirkung.  Eine 
Erklärung  dieser  Wirkungsweise  wird  von  dem  Vortragenden  durch 
eine  chemisch-mechanische  Betrachtung  gegeben,  eben  so  wie  er  die 
Möglichkeit  ausführt,  die  merkwürdige  physiologische  Wirkung  der 
Blausäure  durch  die  von  ihm  dargelegten  Thatsaohen  zu  deuten. 

Wirklicher  Geheimer  Hath  v.  De  eben  legt  die  Abhandlung 
von  Hrn.  A.  Renard,  Gonservator  am  königlich  belgischen  Museum 
für  Naturwissenschafben  in  Brüssel»  über  dieStructur  und  mine- 
ralogische Zusammensetzung  des  Wetz  Schiefers  und  seines 
Verhaltens  zu  dem  Eisenglanz  führenden  Phyllit  (besonderer 
Abdruck  aus  dem  41.  Bande  der  M^moires  couronnes  &  publies 
par  PAcad.  royale  des  sciences  &  de  Belgique)  vor. 

Der  Wetzschiefer,  dessen  mikroskopische  Analyse  Herr  Ronard 
hier  liefert,  kommt  in  dem  rothen  Phylitt  bei  Salm-Ghateau,  Sart, 
Lierneux  und  Bihain  in  Belgien  vor,  tritt  aber  auch  in  dem  angren- 
zenden Theile  des  Kreises  Malmedy  bei  Recht  auf  und  besitzt  daher 
für  die  petrographische  Kenntniss  unserer  Provinz  ein  allgemeineres 
Interesse.  Prof.  Zirkel  hat  bereits  1874  den  rothen  oder  violetlich 
grauen  Phyllit  von  Recht  untersucht  und  gefunden,  dass  die  bräun- 
lichen Körnchen  ein  Haufwerk  von  bluthrothen  dünnen  Täfelchen 
von  Eisenglanz  bisweilen  mit  noch  sechsseitigem  ümriss  sind,  deren 
Länge  nicht  0.005  mm  übersteigt.  Ausserdem  sind  einzelne  Eisen- 
glanzschüppchen  durch  die  ganze  Masse  des  Schiefers  verstreut.  Der 
zweite  vorwiegende  Gemengtheil,  aus  welchem  die  Hauptmasse  des 
Schiefers  besteht,  ist  farbloser  Glimmer  oder  ein  Sericit  ähnliches 
Mineral  in  zarten  Lamellen.  Dieselben  schmiegen  sich  um  die  dich- 
teren Ansammlungen  von  Eisenglanz.  Quarz  und  irgend  ein  Feld- 
spath  fehlen  gänzlich,  dagegen  tritt  Granat  als  dritter  wesentlicher 
Gemengtheil  in  höchst  kleinen  Krystallen  von  ganz  blassröthlicher 
Farbe  und  bis  0.025  mm  Achsenlänge  auf.  Ausserdem  zeigen  %v<:.\^ 
noch  sehr  kleine  gelblichgrüne  Krystalle,   dift  ^x   k\x^\\.   ^'^^^^ 


22  SitzuDgsberichte 

werden  und  glatte,  ganE  acbvrttTEe  und  gar  niohl  duroliBcbinimeriida 
Eömchen,  bei  denen  an  Kohle -Partikel  xa  denken  ist,  welohe  in  dem 
bläulich-  und  schwärzliohgraaen  Dachftchiefer  so  häafig  vorbanden 
Bind.  -  Von  grossem  Interesse  ist  der  Vergleich  der  Wetzschiefar  ia 
ihrer  so  sehr  eigenthümlicbenMineralznsBmmenBetztingniit  dpm  rothen 
Pbyllit.  ia  dem  sie  als  besondere  dünne  Lagen  von  13  bis  60  mm 
Stärke  vorkommen.  Ein  sehr  gleich mäsBJges  und  fi/ines  Korn  und 
ein  bedeutender  Härtegrad,  der  7  übersteigt,  macht  sie  wertliToll 
als  Schleifsteine,  besonders  als  Rasirsteine  (pierre  ä  rnsoir).  Jn  dem 
duakeln  Pbyllit  Keicbneu  sie  sich  durch  ihre  licht  strohg-elbe  Farbe 
aüs,  die  bisweilen  in  beüea  Grau  übergeht. 

Von  deu  Bestandtbeileu.  welche  nach  Zirkel'e  Untersuchung 
den  rotben  Pbyllit  ziigammensetzeu,  fehlt  im  Wetzsohiefer  durchaus 
der  Eisenglan:^  in  beiden  Formen  als  einzelne  Schüppchen  iii  der 
Masse  zerstreut  und  als  Zusammenbau  Tungeu  in  Körner  und  die  plat- 
ten Eörncben  von  schwarzer  Koblc,  wenn  etwa  diejenigen  schwar- 
zen Pünktchen  ansgenommen  werden,  welche  sieh  innerhalb  eines  der 
später  aurzuführendcn  Mineralien  befinden.  Dagegen  bilden  die  über- 
ans  kleinen  Granatkrystalle,  welche  bis  0.02  mm  Acheen- 
iänge  steigen,  den  überwiegenden  Bestaodlbeil,  während  das  dem 
Serioit  ähnliche  Glimmer-Mineral  nur  als  ein  harter  Schleier  die- 
selben umgiebt.  Der  Farbe  und  der  chemischen  Analyse  nach, 
welche  Dr.  von  der  Mark  von  einem  von  Recht  herrührenden 
Exemplare  ans  der  Sammlung  des  naturbistorisohen  Vereins  und 
Pufal  in  Berlin  von  einem  belgischen  Exemplar  gematht  hat,  kann 
der  Qranat  nur  dem  Mangangranat  oder  Spessartin  angehören.  Die- 
ser enthält  aber  zwischen  27.36  und  32.18  Procent  Manganoxydul, 
oder  im  Durchschnitt  nahe  80  Proceat.  Danach  würde  in  dem  Wetz- 
schiefer  von  Eecht  73.8  Procent  und  in  dem  belgischen  Wetzschiefer 
G8.3  Prooent  Mangaogranat  enthalten  Bein.  Hiermit  stimmt  auch 
das  Volumengewiobt  des  WetzBchiefers  überein,  welches  3.2  beträgt. 
Der  Augtt  findet  sich  ebenfalls  im  Wetzscfaiefer,  in  ähnlicher  Weise 
wie  in  dem  Phyllit  von  Reoht;  recht  häufig  Bind  Zwillingskryttslte 
dieses  Minerals  beobachtet  worden.  Es  tröten  aber  noch  zwei  Mi- 
neralien hinzu,  welche  bisher  in  diesem  letzteren  nicht  beobachtet 
worden  sind,  aber  beide  nur  untergeordnet,  zunächst  Turmalin 
in  Prismen  von  0,07  bis  0.08  mm  Länge  u.  O.Ol  mm  Durchmesser, 
von  licht  grüner  oder  graulieb  blauer  Farbe.  Die  Verschiedenheit 
der  Endflächen,  die  dunkele  Färbung  an  dem  einen  Ende,  so  wie 
das  optische  Yorbalten  lassen  keinen  Zweifel  an  der  Bestimmung 
dieses  Minerals.  Kleine  schwarze  Pünktchen  zeigen  sich  in  diesen 
Turmalinkrystallen,  welche  für  Kohlen -Partikel  gehalten  werden. 
Aehnliohes  ist  auch  sonst  schon  bei  der  mikrOBkopischen  Untersu- 
chung dieses  Minerals  bemerkt  worden.  Endlich  hat  der  Verfasser 
nodi  sehr  kleine  dreiseitige  Zufillingskr^laAU  eiBes  ariden  Minerals 


der  niederrheinischen  Gesellschaft  in  Bonn.  28 

beobachtet,  deren  Grundlinie  kaum  0.001  nun  beträgt.  Am  deutlichsten 
treten  dieselben  in  dem  Gestein  Ton  Ottrez  auf  und  hier  glaubt  der 
Verfasser  dieselben  als  Chrysoberyll  erkannt  zu  haben,  dem  auch 
Prof.  vom  Rath  nach  den  ihm  vorgelegten  Dünnschliffen  zustimmt. 
Die  beiden  chemischen  Analysen  haben  keine  Beryllerde  nachgewie- 
sen, indessen  ist  auch  wahrscheinlich  nicht  danach  gesucht  worden, 
so  dass  hieraus  um  so  weniger  ein  entgegengesetzter  Schluss  gezo- 
gen werden  kann,  als  diesen  Analysen  ein  Material  zu  Grunde  lieg^ 
worin  nur  wenige  oder  gar  keine  Individuen  dieser  Art  vorhan- 
den sind.  Das  ist  die  höchst  eigenthümliche  Zusammensetzung  des 
Wetzschiefers,  welche  Herr  Renard  durch  die  mikroskopische  Un- 
tersuchung erkannt  und  wodurch  sich  derselbe  auch  ein  Verdienst 
um  die  Kenntniss  einer  seltenen  Gesteinsart  unserer  Provinz  erwor- 
ben hat. 

Prof.  Schlüter  legte  eine  Anzahl  neuer  fossiler  Antedon- 
Arten  vor  und  besprach  nach  Darlegung  des  anatomischen  Baues 
derselben  das  Vorkommen  dieser  Gattung  im  Jura,  in  der 
Kreide  und  im  Terti&r.  Die  neuen  Arten  werden  von  Abbil- 
dungen begleitet  im  nächsten  Hefte  der  Zeitschrift  der  deutschen 
geologischen  Gesellschaft  beschrieben  werden. 

Prof.  Troschel  legte  die  Gattung  Marginella  aus  der 
Sammlung  des  anwesenden  auswärtigen  Mitgliedes  Hrn. 
Löbbecke  in  Düsseldorf  vor,  um  dadurch  eine  Probe  der 
Reichhaltigkeit  und  Zierlichkeit  der  Aufstellung  dieser  Sammlung  zu 
geben. 

Siegfried  Steiü  berichtet  über  Kesselsteinbildungen, 
auf  deren  Oberfläche  sich  schöne  Krystalle  von  Aragonit  als 
sehr  zierliche  Drillinge  in  Form  sechsseitiger  Tafeln  angesetzt  hatten. 

Physikalisehe  Seetion. 

Sitzung  vom   18.  Februar    1878. 

Vorsitzender:    Prof.  Troschel. 

Anwesend  24  Mitglieder. 

Prof.  vom  Rath  beendete  seinen  in  der  Sitzung  vom  3-  Dec. 
v.  J.  abgebrochenen  Vortrag  über  Kremnitz  und  Schemnitz  in 
Ungarn,  indem  er  den  um  Schemnitz  und  Hodritsch  herrschenden  Erup- 
tivgesteinen einige  eingehendere  Bemerkungen  widmete.  —  Schon  in 
der  früheren  Mittheilung  war  gesagt  worden,  dass  der  für  das  Ho- 
dritscher  Gestein  herkömmlich  gebrauchte  Name  »Syenite  vom  pe- 
trograpbischen  Gesichtspunkte  kaum  zulässig  sei.    Dennoch  glaubte 


34  Sitzungiberichta 

Redner  damals  ihn  uocb  beibehalten  zu  miiaaeu,  'weil  es  bedenklich 
scbieo,  einen  eo  allgemein  eingebürgerten  Namen  zu  äDdern.  Eine 
wiederholte  Krwigung  überieugte  Ihn  indess,  daei  das  Gestein  in 
Rede  mit  seinem  stets  vorwiegenden  Plagioklas,  mit  dem  sparHchen 
Orthoklas,  dem  stets  und  meist  reichlich  vorhandenen  Quarz  nidit 
KQ  den  Syeniten,  qiiarzfreien  OrthoLlaBgesteineu,  gezählt  werden  dürfe. 
Weit  nahei'  als  den  Syeniten  steht  das  Hndritscher  Gestein  den  qiiars- 
führenden  Dioriten.  Zu  demaelbeu  Sohluas  kam  auch  schon  Hr. 
J.W.  Jndd  (On  tbe  ancient  Tolcano  cf  SohemnitE,  Quart.  Jourii.  geol. 
BOc  Aug,  187G,  p.  299):  >Dies  Gestein  (vonHodritsch)  aollts  demnaah 
mit  groBserem  Rechte  ?.a  den  Dioriten  als  za  den  Syeniten  gerechnet  ' 
werden.!  Suchen  wir  die  nächsten  Verwandten  des  hodritscher  Ga- 
steins anf,  so  finden  wir  dieselben  in  den  berühmten  Gesteinen  du 
Banat,  und  zwar  von  Caiklüva,  Oravicia,  Dognacska  und  Moravicti. 
Die  genannten  Vorkommniase  sind  dem  Hodritscher  Gestuine  ao  ähn- 
lich, das»  sie  von  demaelben  zuweilen  kaum  zu  unterscheiden  sind. 
Die  Analogie  tritt  ausser  in  den  constituirenden  Mineralien  und  ihrem 
relativen  Mengenverhältnisse  vorzugsweise  in  folgenden  Punkten 
harvur:  in  der  Armuth  an  acoeasoriachen  Mineralien,  der  chemischen 
Zusammensetzung  des  Pkgiokks  (Andeain),  dem  wecbaelnden  Anaehen 
des  Gesteins,  der  Eracheiniing  von  Contaktgebilden  dort,  wo  es  an 
Kalkatoiu  grenzt.  So  wenig  wie  das  Uodritaeher  üeatein  können  — 
mit  Rücksicht  auf  ihre  mineralische  Conatitntion  —  die  Banaler 
Eruptivgesteine  zum  Syenit  gestellt  werden.  Schon  J.  Niedz- 
wiedzbi,  welchem  wir  eine  schöne  Arbeit  über  die  »Banater  Erup- 
tivgesteine' verdanken  (Uiner.  Mitth.  gcLV.  Tichennak  1BT3.  S.  256), 
sagt  vollkommen  zutrefiend:  >Der  Natur  des  Feldspalhbestandtheils 
nach  muBS  die  Gesteins  Varietät  von  Dognacska  als  quarzführender 
Diorit  bezeichnet  werden.! 

WoUte  mau  mit  Rücksicht  auf  den  zwar  untergeordneten,  aber 
wobl  niemals  fehlenden  Ortboklasgehalt  Bedenken  tragen,  das  Hodrit- 
scber  Oeatein  als  Diorit  (Quarzdiorit)  zu  bezeichnen,  so  müsste  man 
es  Tonalit  nennen.  Ein  untergeordneter  Orlboktasgehalt  ist  bekannt- 
lich neben  herrschendem  Plagioklas  (Andesin)  ein  Kennzeichen  des 
Tonalit.  Auch  Judd  deutet  schon  die  grosse  Aehniichkeit  des  Qe- 
steins  aus  dem  Adamello-Qebirge  mit  der  Hodritscher  Felaart  an. 
Nachdem  indess  Rosenbusch  in  seinem  vortrefflichen  Werke  iMikro- 
'  skopische  Fhysiographie  der  massigen  Gesteine'  (S.  255  und  259) 
sieb  ausdrückliob  dahin  ausgesprochen  hat,  das»  der  Orthoklas  zu 
den  in  den  dioritiaohen  Gesteinen  als  accessorischer  Oumengtheil 
•  nahezu  allgemein  l>eigemengten  Mineralien'  gehöre,  trage  ich  kein 
Bedenken,  das  Hodritscher  Eruptivgestein  als  Quarzdiorit  zu  bezeich- 
nen. Der  allgemeinen  Charakterisirung  des  Gesteins,  welche  oben 
(s.  Sitzber.  v.  Deo.  8.  S14;  Sep.-Abdr.  S.  24)  gegeben  wurde,  möchte  in 
Bezng  auf  das  mikroskopiache  Verhalten  .noch  Folgendes  hinzugefügt 


t 


I 


der  niederrheinischen  GeBelUchafC  in  Bonn.  fHI 

werden.  Der  FUgioklas  *eigt  eine  so  vielfach  polysynthetiecho  Zu- 
HammenseUung,  wie  ich  aie  biiher  noch  nicht  in  gleichem  Maaaae 
wahrgenommen,  indem  gewöhnlich  ein  doppeltes  System  von  Zwillinga- 
streifen,  welche  aich  annähernd  unter  einem  rechten  Winkel  treffen, 
vorhanden  iet.  Während  das  eine  System,  dessen  Linien  gewöhnlich 
der  Längsrichtung  der  Durchschnitte  entspricht,  dem  Gesetze  ange- 
hört, bei  welchem  das  Brachypinakoid  Zwillingaebene  ist,  sind  die 
kärzeru  Querstreifeu  auf  dasjenige  Zwilliugsgesetz  zu  beziehen,  bei 
welobein  die  makrodiagouale  Axe  Zwillingsaxe  ist.  Die  zwischen 
den  LäugSBtreifen  bleibenden  Felder  sind  zuweilen  durch  die  Quer- 
etreifen  getheilt,  sodass  eine  Art  von  gilterförmiger  Zeichnung  ent- 
steht. Doch  scheint  ein  eigentüehes  Durchsetzen  des  einen  Streifens 
seitens  eines  anderen  nicht  stattzufinden,  tielmehr  endet  der  Qaer- 
streifen  hei  seiner  Berührung  mit  den  Längsstreifeo,  um  an  einer 
andern  Stelle  wieder  fortzusetzen.  Auch  der  Orthoklas  iet  mit  dem 
Plsgioklas  auf  das  Innigste  durchwachsfu.  Mitten  im  Orthoklas  sieht 
man  kleine  gestreifte  Partien  von  Plagioklas.  Zahlreiche  Apatite 
Mikrolithe  sind  dem  Feldapath  beigemengt.  Der  stets  mit  unregel- 
mässigen,  oft  sehr  au agebuohteten  Umrissen  erscheinende  Quarz  um- 
Bchliesst  eine  Anzahl  von  FlÜEBigkeitseinscliliissen,  in  deneu  gewöhnlich 
eine  Libelle  sichtbar  ist.  Vortrefflich  kann  mau  u.  d.  M.  die  Um- 
wandlung von  Biotit  und  Hornblende  in  eine  chloritische  Substanz 
in  ihren  verschiedenen  Phasen  beobachten.  Neben  Magnetit  erscheint 
Kuweiien  aueh  Eisenkies.  Von  accessor isoheu  Gemuugtheilen  kann 
iob  mit  Sicherheit  nur  Zirkon  angeben,  eis  in  Dioriten  bisher  nur 
selten  beobachtetes  Mineral.  Das  betreffende  p rismati sehe Kry stalle ben, 
von  rötblioh  brauner  Farbe,  hat  zwar  nur  die  Länge  von  'j,  mm, 
bei  ca.  'la  mm.  Dicke,  Dennoch  konnte  ich  durch  Messung  die 
Comhination  w  F.  P.  untergeordnet  od  P  co,  mit  Sjoherbeit  bestimmen. 
Das  Vorkommen  des  Zirkon  in  Dioriten  beweist,  dass  dieselben  auch 
in  Bezug  auf  ihre  accessorischen  Mineralien  von  den  Syeniten  nicht 
scharf  geschieden  sind').  Dem  Titanit  scbeineu  sehr  kleine  lioht- 
gelbliche  Erystallkörpcrcben  anzugehören.  Da  die  Ermittelung  der 
chemischen  Zusammensetzung  des  Plagioklas  aus  dem  Hodritsoher 
Qnarzdiorit  von  einer  gewissen  Wichtigkeit  zu  sein  schien,  so  habe 
iah  den  Zeitaufwand  nicht  gescheut,  nach  der  gröblichen  Zerkleine- 
rung des  ÜBSteins  von  den  weissen  Plagioklas -Fragmenten  eine  ge- 
nügende Quantität  (1,2  gr)  auszusuchen.  Es  erwies  sich  iudess  als 
unmöglich,  die  Substanz  vollkommen  auf  mechanischem  Wege  vom 
Quarz  zu  trennen.  Ich  iinteroabm  die  Analyse,  deren  Bestimmuugen 
■ich  auf  Kieselsäure,  Thooerde  und  Kalkerde  lioscbrankteD,  in  der 
UeberKeugUDg.  dass  die  zu  untersuchende  Substanz  mindestens  durch 


1)  UeberZirkoi 
S.  250  Anm. 


1  Jiiorit  das  Veitlins  b.  P-jgg.  Ann,  Bd.  144. 


26  SitzacgBberichte 

einige   Proceote   (Joarz   verunreinigt   sei.     Spec   Gew.    2.595.     Glüh- 
»erluBt  0.26 PlagiokUB  des  Quarzdiorit  von  Hodritocb. 

Eieaelsäare  61.44 

Tbooerde  25.38 

Kolk  7.T9 

Natron  (Verlust)  6.39 
100.00 
Ana  dieser  ZiisammenaeUung  geht,  uotcr  Berücksichtigung 
eiiies  kleinen  beigemengten  Quarzgelialts,  wohl  mit  lieetinimtheit 
hervor,  dass  der  iinteraucbte  Plagioklas  kein  OligoklaB  sein  könne, 
sondern  als  Andesin  zu  hetrachteu  ist.  Es  steht  dies  auch  im  Ein- 
klang mit  dem  ErgebuiBs  Niedz wiedzki's  für  den  Plagioklas  dea 
Gesteins  von  Dognaeska  und  bestätigt  bis  zu  einem  gewissen  Grade 
die  Termiitbung  Jitdd'e,  daes  der  hcrrscbende  Feldspntb  des  hodritr 
Gcber  Gesteins  nicht  Oligoklas  sondern  Labrador  sei.  —  Als  ein  nega- 
tives Kennzeichen  des  Hodritscher  (juarzdiorits  ist  das  Fehlen  des 
Augits  zu  beteichnen.  —  Im  Eiseubecher  Thal  stehen  im  ADgen 
kleinkörnige  sowiu  kleinporphyriiohe  Varietäten  des  Gesteins 

Weit  schwieriger  als  die  Bestimmung  der  früher  als  ■Syenit« 
bezeichneten  Gesteine  ist  die  Diagnose  der  Propylite,  der  früher  als 
•Grünsteine«  und  "Grünsteinporpbyre«  bezeichneten  Felsarten,  welche 
den  öatlichen  Theil  des  Schemnitaer  Gaugsystetns  einschliessaD.  — 
Der  Name  Propylit  bat  bekanntlich  nicht  sowohl  eine  potrographische 
als  vielmehr  eine  vorzugsweise  geologische  Bedeutung*  es  sind  Plagio- 
klas-Gesteine  »on  tertiärem  Alter,  welche  von  v,  Richthofen,  dem 
Begründer  dieser  Gestein sgruppe,  als  Vorläufer  der  tertiären  und 
recenten  vulkaDischen  Tbütigkeit  betrachtet  werden  (vgl.  v.  Richt- 
hofen. >Dia  natürliche  Gliederung  und  der  innere  Zusammenhang  der 
vulkanisobau  Gesteine*;  Ztachr.  d.  d.  geol.  Ges.  Bd.  XX.  S.  685.  1B68). 
Indem  ich  denNamenPropylit  für  diese  Sohemnitzer  Gesteine  zunächst 
noch  beibehalte,  verkenne  ich  das  Miseliche  und  Bedenkliche  einer  Ein- 
theiluag  nicht,  welche  in  ein  und  derselben  Ge stein sklasse  (Tracbyte) 
theiU  auf  mineralogische,  theils  auf  geologische  Merkmale  Dnterab- 
thellungen  begründet.  Wenn  wir  absehen  vom  geologischen  Auf- 
treten der  fraglichen  Schemnitzer  Gesteine,  und  sie  nur  nach  ihrer  pe- 
trographischen  Constitution  bezeichnen  wollten,  so  würde  sich  der  Name 
iDiaba«  oder  iDiabasporphyr*  wohl  als  der  zutreffendste  erweisen. 
Diese  von  den  bisherigen  Angaben  verschiedene  Auffassung  bedarf 
indesB  einer  besonderen  Rechtfertigung,  da  des  Torkommens  von 
Augit  (eines  wesentlichen  Gemengtheils  der  Diabase)  in  unseren 
Schemnitzer  Gesteinen  bisher  nicht  Erwähnung  geschehen  ist  und  man 
mit  blossem  Auge  oder  mit  der  Lupe  in  denselben  vielleicht  ver- 
geblich nach  diesem  Mineral  suchen  wird.  Dennoch  habe  ich  die 
Ueberzeuguug  gewonnen,  dass  in  den  typischen  eog.Propylitgesteineu 
von  Schemuitz  Augit  als   ein  ursprünglich  vorhandener  (häufig  der 


2B  Sitiungsbpriohte 

tiBchen  SabelaDE  und  untcrBcbeiden  sich  voii  der  Grundmaaae  su- 
weilen  cur  durch  dia  lichtere  Färbung.  Bei  polarisirtem  Lichte  ViP- 
btüten  Bie  sich  wie  mikrokrystuliiniaohe  Aggregate.  Hat  man  din- 
Dial  diese  Äugite,  welche  zuweilen  nur  als  b  chatten  ha  ftt:  Gebilde 
sieb  darstellon^  erkunnt  ale  das  was  sie  sind,  so  kann  man  auch  über 
dicNaturdes  tiesteina  als  eines  diabaBähnlichen  >  Augit-Propj'liti  niofat 
zweifelhaft  sei,  Braune  Horublendn  ist  diesem  Gestein  in  nur  ge- 
ringer Quantität  beigemengt,  Bern p r kens wert h  ist  es,  daa  in  der  Grund- 
mawe  des  PrQpylit  lelir  veoige  Plagioklaa-Mikrolitiie  aiohtbar  smd. 

2)  Ton  Uinliclier  BeschaffHiheit  i«t  der  dUDltelgrünlioligraoe 
Frop^lit  vom  närdlioban  Abhänge  de«  PBradeisbargei,  in  sehr  gromen 
Blöcken  am  Bothenbruun  sich  findend.  Dm  Oeiteio  ut,  weDDgleioh 
zu  Tage  liegend,  weniger  verändert  als  jenes  aus  200  Klafter  Tiefe, 
zum  Beweise,  daea  die  GeateinametamorphoBe  nicht  imnier  durch  die 
Nahe  der  EideberMche  allein  bedingt  ist.  Die  Plagioklase  sind 
durch  Mikrolitbe  verunreinigt,  znweilen  in  ihrer  fsunzvii  Masse,  zu- 
weilen nur  im  Innern,  zuweilen  nur  in  einer  oouoentri sehen  Zone 
auch  sah  ich  einige  Male,  durch  eine  Querlinie  getheilt,  die  eine 
üälfte  des  polysynth  et  Lachen  UrystnlU  durch  Mikrolithe  getrübt, 
die  ändere  rein.  Die  Äugito  sind  hier  deutlicher  und  beBaer  er- 
halten als  beim  vorigau  Gestein,  bis  fast  l  mm  ("rosa.  Ü,  d.  M, 
zeigen  sie  bei  pol,  L.  duruh  lebhafte  Farben,  daaa  sie  noch  wenig 
verändert  und,  von  Verunreinigungen  abgesehen,  ziamtich  homogen 
sind.  Sehr  feine  Spiünge  gehen  den  Spaltungsflächen  parallel;  grö. 
Iiere,  unregelraaaaige  ZerklüftunifBU  oiitatehen  in  Folge  der  Geateina- 
Umwandlung;  von  letzteren  geht  disZenetzung  resp.  Cfaloritisirung  aus. 
Die  Aagite  sind  gewöhnlich  Zwillinge,  oft  altemiren  die  beideu  Indivi- 
duen mehrfach ;  ein  sehr  regelmäsBigeB  Oktogon  von  '/,  mm  Grosse  wird 
z.  B.  von  einem  '/jo  mm.  breiten  Zwillingsstreifen  in  zwei  vollkommen 
symmetrische  Hälften  getheilt.  An  Hornblende  fehlt  ea  nicht,  zuweilen 
regellos  mit  Augit  verwachaen  oder  von  ihm  fast  umschloaieD.  Die 
Hornblende  bildet  viel  seltener  Zwillinge;  ihre  Zersetzung  in  eine  fas- 
rigecbloritischeMaiiBe  ist  weiter  vorgeschritten.  Magnetit  und  Eisenkies. 

3^  Den  beiden  vorigen  sehr  ähnlich  ist  der  Propylit  von  Sobbo '). 
Die  weiter  vorgeschrittene  Umänderung  äussert  sieb  in  der  unge- 
wöhnlichen Betcbaffenheit  der  Flagiokl aaleisten.  Zahlreiche  etwaa 
wellig  gekrümmte  Adern  mit  einer  wahrscheinlich  kaolinartigen 
ZersetzuRgsmasse  erfüllt,  dringen  in  transversaler  Richtung  in  die 
Lamellen  ein.  Von  diesen  Adern  aus  achreitet  die  Umwandlung  in 
der  Eryatallmasae  fort,  allmälig  die  Zwillingsstreifung  verwischend 
und  daa  Wesen  des  Krystalls  gänzlich  zerstörend.  Der  Augit  ist 
spärlich  vorhanden  und   stark  verändert.    Hornblende  ist   häufiger 

1)  Auf  der  Lippold'achen  Karte  iGelnerowskiWrt  oder  »kleiner 
Sebobobi,  unmittelbar  nördlich  von  Rothenbrunn. 


der  niederrheinisehen  G^etollsohaft  in  Bonn.  29 

uDd  leicht  kenntlich  an  ihrer  von  Magnetitpunkten  starrenden  Peri- 
pherie, fiiotil,  in  nicht  geringer  Menge,  bietet  u.  d.  M.  ein  sehr  un- 
reines Bild,  und  stellt  ein  Qemenge  von  Chlorit  und  Magnetit  dar. 

4)  Schwärzlicher  Propylit  (in  Schemnitz  auch  Äphanit  genannt) 
vom  Pochwerkswagenhaus  1  km  südöstlich  von  Schemnitz  an  der 
Strasse  nach  Szent  Antal.  Die  Betrachtung  u.  d.  M.  lehrt,  dass 
dies  Gestein  viel  mehr  verändert  ist,  als  das  'äussere  Ansehen 
ahnen  lässt.  Die  Grundmasse  erhält  zahlreiche  Plagioklas-Mikrolithe, 
welche  die  bei  vulkanischen  Gesteinen  so  häufige  Fluktuationsstruktnr 
nicht  zeigen.  Besonderes  Interesse  erweckt  hier  die  Hornblende; 
sie  zeigt  die  bekannte  Umrandung  mit  Magnetit  in  ausgezeichnetster 
Weise.  Vielfach  lässt  die  Magnetit-Imprägnation  nur  einen  geringen 
Kern  von  Hornblende  frei,  zuweilen  stellt  sich  die  ganze  Hornblende- 
form als  ein  Aggregat  von  Magnetit-Körnern  dar.  Sehr  deutlieh 
erkennt  man  sechsseitige  Tafeln  von  Biotit,  sie  sind  indess  gänzlich 
umgewandelt  in  ein  sehr  unreines  Aggregat  von  Chlorit  und  Mag- 
netit. Letzteres  Mineral  bezeichnet  in  einem  sehmalen  Saum  auch 
den  Umriss  der  ehemaligen  Glimmertafel.  Es  bedarf  schon  einer 
recht  eingehenden  Prüfung,  um  das  Vorhandensein,  wenigstens  die 
ursprüngliche  Anwesenheit,  des  Augits  zu  erkennen.  Während  die 
Hornblende  auch  dort  wo  sie  umgewandelt  und  ihrer  Substanz  nach 
verschwunden  ist,  in  den  Magnetit-Säumen  noch  ihre  frühere  Existenz 
verräth,  findet  ein  gleiches  beim  Augit  nicht  statt.  Dennoch  gelingt 
es  auch  hier  die  gleichsam  schattenhaften  Umrisse  der  mit  einem 
Aggregat  von  Chloritkörnern  oder  -schuppen  erfüllten  Augite  zu 
erkennen  und  sich  von  dem  ursprünglichen  Vorhandensein  dieses 
Gemengtheils  neben  Hornblende  zu  überzeugen.  —  Eines  eigen thüm- 
lichen  Verhaltens  der  Plagioklase  in  diesem  Gestein  ist  noch  Erwäh- 
nung zu  thun.  Einige  derselben  begrenzen  sich  scharf  und  rein 
gegen  die  Grundmasse.  Andere  sind  an  ihrer  Peripherie  mit  Grund- 
masse imprägnirt;  ja  dies  Magma  scheint  den  Erystall  ganz  zu  ver- 
drängen. Eine  sehr  schmale  reine  krystallinisohe  Hülle  bezeichnet 
dann  die  Peripherie  des  Erystalls  und  trennt  die  Iroprägnationszone 
von  der  Grundmasse. 

Ein  weiterer  Grad  der  Metamorphose  und  Zersetzung  ist  es, 
in  Folge  deren  die  Schemnitzer  »Propylitec  jenes  Ansehen  gewinnen, 
auf  welches  der  alte  Namen  »Grünsteinporphyre  hindeutet.  Schöne 
Varietäten  finden  sich  z.  B.  bei  Rothenbrunn,  im  Teplipatak  (am 
Wege  zwischen  Schemnitz  und  Hodritsch),  am  Pulverthurm  ca.  2  km. 
südwestlich  von  Schemnitz  gegen  Windschaoht  und  an  vielen  andern 
Orten  unseres  Gebiets.  Die  Aehnlichkeit  dieser  Gesteine  mit 
Diabasen  resp.  Diabasporphyren  wird  Jedem  in  die  Augen  fallen, 
der  sie  ohne  Voreingenommenheit  betrachtet.  Auf  sie  beziehen  sich 
ohne  Zweifel  die  Worte  v.  Pettko's,  dass  „einige  Varietäten  des 
Grünsteins  bei  genauerer  Untersuchung  als  Diabase  erkannt  ^^sc^^esc^ 
dürften.«     In   einer  entweder  licht  oder  d\xiik«\  gtW3LV55\«xaTi  ^t\«A.- 


30  Sitzangsberiehte 

masse  liegen  sehr  zahlreiche  bis  4  mm  grosse  weisse  oder  grdnlioh- 
weisse  Plagioklase,  sechsseitige  Prismen  und  Tafeln  von  Biotit,  stets 
in  Chlorit  umgewandelt.  In  Chlorit  sind  aach  metamorphosirt  die 
prismatischen  Gebilde,  deren  ehemalige  Natur,  ob  Hornblende  oder 
Aagit?  durch  mikroskop.  Betrachtung  nur  schwierig  zu  ermitteln  ist. 
Einzelne  gerundete  Quarzkomer  fehlen  vielleicht  niemals,  wenngleich  sie 
oft  sehr  zurücktreten.  Die  Zersetzung  des  Gesteins  (vom  Pulverthurm)  ver- 
rath  sich  auch  in  kleinen,  unregelmässig  buchtige  Hohlräume  füllenden 
Kalkspathpartien.  Oft  erscheint  das  ganze  Gestein  von  feinen  Ealkspath- 
partikeln  imprägnirt.  —  Je  eingehender  man  die  Gesteine  in  Rede  unter 
dem  Mikroskop  betrachtet,  um  so  überzeugender  tritt  ihre  weit  fort- 
geschrittene Umwandlung  hervor.  Die  Grundmasse  ist  mikrokrystal- 
linisch  und  anscheinend  zu  nicht  geringem  Theil  in  eine  chloritische 
Substanz  umgeändert.  Diese  letztere  Umwandlung  scheint  hier  vor 
Allem  den  Augit  betroffen  zu  haben.  Es  bedarf  deshalb  einer  genauen 
Durchmusterung  der  Präparate,  um  ihn  zu  erkennen.  Derselbe  er- 
scheint häufig  nur  noch  gleichsam  in  Schattengebilden  und  auch 
diese  sind  nur  unter  günstigen  umständen  erkennbar.  In  der  klein- 
kdmigen  Grundmasse  erblickt  man,  zuweilen  nur  bei  geeigneter  Stel- 
lung der  Nicols,  die  auf  Augitformen  deutenden  Umrisse,  während 
die  Substanz  selbst  der  chloritischen  Umwandlung  anheimgefallen 
ist.  Neben  Augit  scheint  Hornblende  fast  immer  und  zwar  zuweilen 
in  überwi^ender  Menge  vorhanden  zu  sein.  Dieselbe  unterlag,  so 
scheint  es,  der  Umwandlung  hier  weniger  leicht.  Jedenfalls  ist  ihre  Form 
durch  die  Hülle  von  dichtgedrängten  Magnetitkömehen  besser  be- 
wahrt; der  Biotit  ist  gleichfalls  umsäumt  mit  Magnetit,  doch  seiner 
Substanz  nach  gänzlich  in  eine  kömige  Masse  umgewandelt,  in  welcher 
Chlorit  überwiegt  Eisenkies  ist  ein  wohl  niemals  fehlender  Gemengtheil. 
Zuweilen  umschliesst  das  Gestein  (vom  Pulverthurm)  unregelmässig  be- 
grenzte, drusenartige  Partien,  welche  mit  sekundären  Gebilden  erfüllt 
sind.  In  diesen  kleinen  Druaenräumen  bemerkt  man  zunächst  prismati- 
sche, stark  polarisirende,  weisse  oder  durchsichtige  stabähnliche  Formen, 
welche,  sich  durchsetzend,  den  Raum  in  unregelmässige  Fächer  oder 
Zellen  theilen.  Diese  letzteren  sind  dann  mit  fasriger  Gbloritsubstanz 
oder  vielleicht  Serpentin  erfüllt.  Die  Richtung  der  Fasern  steht 
senkrecht  zu  den  stabformigen  Gebilden,  welche  ihrer  Länge  nach 
gewöhnlich  von  einer  oder  mehreren  feinen,  den  Anwachsstreifen 
ähnlichen  Linien  durchzogen  werden.  Dieselbe  stark  polarisirende 
Substanz  dieser  prismatischen  Gebilde  konstituirt  zuweilen  auch 
breitere  Erystallkömer.  Da  ich  niemals  etwas  den  geschilderten  Ob- 
jekten Aehnliches  bisher  wahrgenommen  (an  Apatit  konnte  bei  dem 
ganzen  Ansehen  jener  Prismen  nicht  gedacht  werden),  so  ersuchte  ich 
Hm.  Prof.  Rosenbusch  um  sein  gewichtiges  UrtheiL  Derselbe 
hatte  die  Güte,  mir  Folgendes  mitzutheilen:  »loh  glaube  mit  Sicher- 
heit behaupten  zu  können,  dass  diese  farblosen  Stäbchen  Quarz  sind, 


der  niedenlieinischen  Gesellschaft  in  Bonn.  81 

welcher  pseudomorph  nach  einem  andern  Mineral  auftritt.  Ich 
stütze  mich  dabei  auf  folgende  Thatsaohen.  Die  St&bchen  verhalten 
sich  im  polarisirten  Lichte  nicht  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  gleich- 
artig. Die  Auslöschnng  des  Lichtes  zwischen  gekreuzten  Niools  voll- 
zieht sich  in  manchen  von  ihnen  in  unregelm&ssig  begrenzten  Partien 
in  verschiedenen  Azimuthen;  die  Elastioitätsaxen  liegen  also  nicht 
in  allen  Theilen  des  scheinbaren  Erystalls  gleichmässig,  sondern  in 
verschiedenen  Theilen  der  Art  verschieden,  dass  man  auch  nicht  an 
eine  Zwillingsbildung  denken  kann.  Das  Gebilde  ist  also  ein  Aggre« 
gaty  allerdings  ein  homogenes,  soweit  sich  das  ohne  chemische  Unter- 
suchung erkennen  lässt.  Es  hat  von  einem  Erystall  nur  die  Form, 
nicht  das  Wesen  (Gleichwerthigkeit  aller  parallelen  Richtungen).  Es 
ist  eben  eine  Pseudomorphose.  Bis  hierher  bin  ich  meiner  Sache 
absolut  sicher.  Dass  aber  nun  die  Substanz  dieser  Stabe  Quarz  sei, 
das  ist  lediglich  eine  subjective  Anschauung,  die  ich  aus  der  Yer* 
gleichuDg  dieser  Dinge  mit  den  Quarzkömern  des  SchlifiTes  gewonnen 
habe  und  die  mir  durch  den  ganzen  Habitus  der  Stäbe  nahe  gelegt 
wird.    Vielleicht  war  das  primäre  Mineral  Plagioklas.« 

Noch  möge  erwähnt  werden,  dass  die  Gegenwart  von  Ortho- 
klas in  diesen  diabasähnlichen  Propyliten  in  hohem  Grade  wahrschein- 
lich ist,  so  wie  dass  unter  den  Mikrolithen  auch  Apatit  angenommen 
werden  darf. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  führt  demnach  —  im  Ein- 
klang mit  dem  äussern  Ansehen  —  zu  dem  Ergebniss,  dass  diese 
um  Schemnitz  verbreiteten  »Propylitec  durchaus  verschieden  sind  von 
den  eigentlich  vulkanischen,  d.  h.  tertiären  und  nachtertiären  Erup- 
tivgesteinen, und  dass  sie  in  jeglicher  Hinsicht  älteren  Gesteinen 
und  zwar  den  Diabasen  gleichen.  Mit  Rücksicht  auf  dieses  petro- 
graphische  Ergebniss  sind  wir  wohl  berechtigt  zu  fragen,  auf  welchen 
Gründen  und  Beweisen  die  jetzt  allgemein  geltende  Ansicht  des  ter- 
tiären Alters  des  Schemnitzer  >Grünsteintrachytsc  beruht?  Vergeb- 
lich habe  ich  mich  bemüht,  in  der  Literatur  Beweise  für  jene  An- 
sicht aufzufinden.  Ich  wage  zu  behaupten,  dass  es  sich  hier  um 
eine  unerwiesene  Annahme  handelt.  Von  Pettko,  welcher  —  wie 
es  scheint  —  zuerst  das  tertiäre  Alter  des  »Grünsteintrachytc  be- 
hauptete, begründet  die  Zugehörigkeit  desselben  zum  Trachyt  [An- 
desit]  mit  den  Worten:  iDer  Grünstein  erweiset  sich  als  ein  wesent- 
liches Glied  des  Trachytringes  theils  dadurch,  dass  er  zwischen  Eisen- 
bach und  Glashütte  dessen  innem  Ran^  selbst  bildet,  theils  durch 
die  oft  unmerklichen  Uebergänge  in  Trachyt  [Andesit]«.  Diese 
üebergänge  konnten  indess  nicht  bestätigt  werden.  Auch  in  dem 
Aufsatz  des  Hrn.  Judd  (Ancient  Volcano  of  Schemnitz;  Quart.  J.  Geol. 
See.  1876.)  finden  wir  die  gesuchten  Beweise  nicht,  sondern  in  Bezug 
auf  das  Alter  des  Gesteins  in  Rede  wesentlich  die  Wiederholung  der 
Anschauung  v.  Pettko's:  >they  [die  Grünsteinel  at^  w\!L^avjJö\Ä^iN:^  ^s»par 


32  Sitzungsberichte 

aeoted  with  the  Tertiary  andegitei  of  the  sarrountliag  volcajiic  girdle, 
and  indeed  paaB  into  the  latter  by  the  moBt  inBeosible  gradfitioni* 
[S.  297).  Möchte  diese  in  jeder  Hinsicht  äberaus  wicbtit;?  Präge 
nach  dem  Alter  des  diabasähnlichen  Propjlit  von  SebeninitK  recht 
bald  durch  erneute  Beobacbtungen  gelöst  werden.  Die  vorlieKenden 
Andeutuugen  Bolleo  nur  einen  Zweifel  an  der  jetzt  herrschenden  An- 
acbauung  aussprechen   und  zu  vorurtbeilsfreier  Prüfung  anregen. 

Auf  die  andenitiscbeo  Gesteine,  welche  iu  einam  weiten  ge- 
schlossenen Ring  den  Diabas -Prapylit  und  den  Quarzdiorit  (iSyenitt) 
von  Schomnitz  umgeben,  habe  ich  meine  Unterauchung  nicht  anage- 
debut.  Nur  wenige  Ben>erkiingen  sind  es,  welche  ich  zur  Ergänzung 
der  Arbeiten  anderer  Forscher  mitlheilen  kann.  Wohl  die  interea* 
Banteste  Varietät  der  Schemnitzer  Andeaite  findet  »icL  auf  dem 
Gipfel  des  Sitlnabargas  (Sitzber.  v.  3.  Den.  1S77.  S.  306).  Dies  Ge- 
Btl^ic  enthält  in  einer  bald  Hebt-  bald  dunkclgrauen  GnindffiflSBe 
Plagioklas,  Angit,  Hornblende,  Biolit,  Magnetit,  Titanil.  Der  Angit 
ist  in  reichlicherer  Menge  vorhanden  als  die  Hornblende.  Da»  6o- 
ateiu  enthält  zahlreiche  kleine  Hohlräume,  welche  mit  den  zierlichsten 
Tridjmiten  (bis  1  mm.  gross),  sowie  einnelnea  (Joarzen  bekleidet 
sind.  Efl  möchte  dies  die  erste  Beobachtung  des  Tridymits  im 
SehomnitEer  Gebiete  sein.  Die  Association  von  Tridyniit  und  Quarz 
erinnert  durchaus  an  die  gleiche  Vergesellschaftung  der  lieidon 
kry stall iniaehen  Modiflcationen  der  Kieaelaäure  im  Tracbyt  der  Perlen- 
hardt,  Siebengebirge. 

Auch  in  andarn  Andesitun  des  Schemnitzer  UebieU  ist  Augit 
neben  Hornblende  in  makroakopiachen  Kry stallen  vorhanden,  so 
namentlich  in  dem  schonen  rothen  Andesit  von  Mocaar  (')'/i  ^''^ 
iiord nordöstlich  von  Schemnitz),  welcher  neben  sehr  frischem  weissem 
Plagioklas,  schwarzer  Hornblende  und  Biotit  einzelne  Augite  ent- 
halt. —  Dolerite  waren  bisher  aus  dem  in  Rede  stehenden  Gebiete 
nicht  bekannt.  Es  möge  deshalb  hier  noch  erwähnt  werden,  dass 
—  zufolge  einea  Handatückea,  welches  ich  Hrn.  Cuatoa  Hrntsar 
verdauke,  am  Berge  Rigel  bei  Kohlbach  ein  doleritähnliohes  Ge- 
stein —  wesentlich  ein  feinkörniges  Gemenge  von  Plagioklas  und 
Augit  —  vorkommt.  Auch  erhielt  ich  von  demselben  eifrigen 
Sammler  ein  Gestein  von  Dilln,  welches  in  dichter  Orundmasse 
zahlreiche  kristallinische  Kömer  von  Quarz  und  Plagioklas  enthält 
und  wohl  am  zutreffendsten  als  Dacit  bezeichnet  werden  kann. 

Als  ErgebnisB  der  mitgetbeilteni  allerdings  nur  fraginentariaohen 
Beobachtungen  und  Studien  glaube  ich  Folgendes  bezeichnen  und 
zugleich  der  bestätigenden  oder  berichtigenden  Forschung  geehrter 
Fachgenossen  empfehlen  zu  dürfen: 

1.  Die  im  Schemnitzer  Gebiet  verbreiteten  Eruptivgesteine  ge- 
hören verschiedenen  Epochen  an  und  können  weder  in  Betreff  ihrer 
miaeralogiachon  Constitotion  noch  in  Hinsicht  ihrer  Entstehungazeit 


der  niederrheinisofaen  Gesellschaft  in  Bonn.  88 

als  ein  geologischer  Körper  betrachtet  werden.  2.  Der  sog.  Syenit 
von  Hodritsoh  ist  ein  Qaarzdiorit  mit  untergeordnetem  Orthoklas- 
gehalt; er  ist  ein  platonisches  d.  h.  vorterti&res  Gestein.  8.  Der 
sog.  Grünsteinporphyr,  Grünsteintrachyt,  Propylit  von  Schemnitz 
ist  ein  Diabas  ^),  gleichÜBtlls  von  vorterti&rem  Alter,  doch  jünger  als 
der  Quarzdiorit.  Diese  beiden  Gesteine  (sowie  die  gneiss&hnlichen 
Gesteine  des  Eisenbacber  Thals)  umschliessen  das  edle  Gangsystem. 
4.  Die  tertiären  Eruptivgesteine  von  Schemnitz,  die  And^te  und 
Rhyolithe,  welche  von  umfangreichen  Gonglomerat-  und  Tufi^nassen 
begleitet  sind,  stehen  in  keiner  nähern  Beziehung  zu  den  vortertiären 
Eruptivgesteinen  und  besitzen  keine  Erzgänge. 

Diese  Aufifassung  des  Propylit  als  Diabas  bezieht  sich  aus- 
schliesslich auf  das  Schemnitzer  Gebiet. 

Die  Kenntniss  der  Schemnitzer  Mineralvorkommnisse  glaube 
ich  durch  eine  in  der  Literatur  —  so  scheint  es  —  bisher  nicht 
aufgenommene  Thatsache  vermehren  zu  können ;  sie  betrifft  Pseudo- 
morphosen  von  Ealkspath  nach  Aragonit  vom  Spitaler  Gang,  Michaeli- 
Stollen.  Diese  Gebilde,  sowohl  in  älterer  als  auch  in  neuerer  Zeit  vor- 
gekommen, sind  von  etwas  verschiedenartiger  Ausbildung.  Einem 
altern  Vorkommen  gehören  zwei  Stufen  der  Schemnitzer  Sammlung 
(Bergakademie;  Direktor  Bergrath  von  Win  kl  er)  an,  von  denen 
die  eine  ca.  10,  die  andere  ca.  20  cm  lang  ist,  bei  einer  Dicke  von 
4  bis  6  cm.  Diese  Gebilde  scheinen  in  der  Endigung  vorzugsweise 
durch  die  Flächen  eines  Brachydoma  begrenzt  und  der  ursprünglich 
von  Aragonit  eingenommene  Raum  gänzlich  von  Ealkspath  erfüllt 
zu  sein.  In  letzterer  Hinsicht  gleichen  diese  Paramorphosen  manchen 
der  seit  lange  bekannten  Vorkommnisse  von  Herrengrund.  Die  in 
neuerer  Zeit  auf  dem  Spitaler  Gang  gefundenen  Stufen  stellen  über- 
aus schöne  und  zierliche  Hohlformen  dar.  Das  mir  vorliegende 
Exemplar,  ein  Geschenk  des  Hm.  Gustos  Hrntsar,  ist  7  cm 
lang,  4  cm  breit  und  stellt  dar  eine  2  bis  8  mm  dicke,  die 
Form  des  Aragonit  wiedergebende  Schale,  welche  aus  einem  Aggre- 
gate trefflich  ausgebildeter,  3  bis  4  mm  grosser  Ealkspathkrystalle 
(R  3  .  —  '/]  R  .  00  R)  besteht.  Diese  kleinen  Skalenoeder,  welche  in 
gleich  trefflicher  Ausbildung  sowohl  die  Innen-,  wie  die  Aussens/site 
der   Schale   bekleiden,    besitzen    keine    regelmässige   Stellung   zum 


1)  Nicht  unmöglich  scheint  es  mir,  dass  eine  von  Prof.  Rosen- 
busch in  dem  den  Augit-Andesiten  gewidmeten  Abschnitt  seines  aus- 
gezeichneten Werkes,  »Mikroskop.  Physiographie  der  massigen  Ge- 
steine c  S.  42  erwähnte  Felsart  von  Schemnitz  zu  unserm  Diabas  gehört« 
Der  verdienstvolle  Forscher  sagt  an  der  betreffenden  Stelle:  »Eine 
echte  Umsetzung  des  Augit  in  chloritische  Faseraggregate  ist  sehr 
selten  und  wurde  an  einigen  ungarischen  Augit-Andesiten  von  SioK^^si- 
nitz  und  von  Göncz  beobachtet,  t 

Sitzns^pb.  d.  niederrbein,  Oesellscliaft  in  Bonn.  l%n%.  ^ 


"O.l 


v>i-1 


H  Sfil«mgab«mliie 


/ 


i^jMgonitkiyHtll.  Gleiofa  den  oben  arwähatan  grossen  Krystallea 
der  Sehemniizer  Sammlung  ist  aacii  das  vorliegende  Ekwnplar  nicht 
durch  die  Baeis,  sendem  durch  em  steiles  Brachydoma  begrenzt, 
dessen  krystaUograpluMiie  Bestiiamung  indess  —  da  die  Form  des 
arsprüngilchen  Arsgonit  nur  nsiToUkoiBQineii  durch  das  schalenförmige 
Aggregat  Y09  EalkspaÜikrystallea  nachgebildet  wird  —  nicht  ge- 
liBgen  wollte.  Wahrend  die  Banunorphosen  der  g«uinnten  Stufen 
r&m  Mutter^stein  abgelöst  sind  und  über  dasselbe  ans  keine  Belehrung 
gewähren  konn^i,  aeigt  ein  ausgeseichnetes  -OAugstück  des  mine* 
ralogisehen  Bf  usenm  auStuttgart,  auf  welches  ich  durch  Prof.  Fraas 
aufmerksam  gemacht  wurde,  ein  ca.  3  cm.  grosses  hohles  pseudohexa*' 
gonales  Prisma  —  eine  Paramorpbose  von  Ealkspath  nach  Aragönit  — 
auf  einem  schalenförmigen  Gkoigsttck  von  Schemnitz  aufgewachsen. 
In  Bezug  auf  die  bergbaulichen  Yerh&ltnisse  von  Schemnitz 
möge  echUesslich  auf  die  voirtreffliehe  Arbeit  von  Lipoid  »der 
Bergbau  ^non  Schemnitz  in  Ungarn«  (Jahrb.  k.  k.  Geol.  R.  A.  17.  Bd. 
1867)  hingewiesen  werden.  Daselbst  findet  sich  auch  eine  yoU« 
ständige  Angab«  der  beirefifenden  Literatur.  Die  Mineralvorkommr 
nisse  wurden  mit  rühmenewerther  Sorgfalt  in  dem  ausgezeichneten 
»Mineralog.  Lexicen  für  das  Kaiserthum  Oesterreich«  YonZepharo^ 
vi  oh  aufgeführt^). 


1)  Briefliche  Mittheilung  des  Hm.  Ministerialrath  Pech,  Chefs 
des  Schemnitzer  MontandistriktS;  an  O.  vom  Bath. 

Schemnitz,  18.  Mai  1878. 

»Es  gereichte  mir  zur  besonderen  Genugthuung,  dass  Ihre  An- 
gaben über  alle  jene  Vorkommnisse  von  Schemnitz  und  Eremnitz, 
welche  auch  ich  Gelegenheit  hatte  zu  beobachten,  mit  meiner  eige- 
nen Erfahrung  vollkommen  stimmen;  nur  einen  lapsiis  cälami  er- 
laube ich  mir  zu  berichtigen,  obwohl  die  Sache  ^anz  unwesentlich  ist. 
Auf  pag.  308;  Sep.  18  wird  nämlich  gesagt,  dass  am  Rothenbrunn  »zwei 
ansehnliche  Teiche  sich  befinden,  welche  dem  Grubenbetriebe  dienen.« 
Es  sollte  wohl  heissen  »zwei  unansehnliche  Teiche«,  denn  diese  Teiche 
sind  die  kleinsten  der  ganzen  Umgebung,  und  werden  nur  dann  ge- 
öffnet, wenn  in  der  Stadt  Feuer  ausbricht.  Im  übrigen  fand  ich 
die  ganze  Beschreibung  insoweit  meine  eigene  Beobachtung  reicht, 
mit  dieser  ganz  übereinstimmend. 

Erlauben  Sie  mir,  dass  ich  über  Ihren  Vortrag  noch  eine  Be- 
merkung mache. 

Es  hat  mich  nämlich  die  auf  Seite  323 ;  Sep.  33  des  Vortrages  über 
Kremnitz  und  Schemnitz  befindliche  Schlussfolgerung  überrascht, 
dass  »durch  die  Thatsache,  dass  unter  dem  Propylit  sedimentäre 
Schichten  verkommen,  die  Hoffnung  auf  ein  Niedersetzen  der  Gänge 
mit  edler  bauwürdiger  Füllung  bis  in  sehr  grosse  Teufen  wesentlich 
vermindert  wird«;  und  dass  »allen  bisherigen  Erfahrungen  gemäss« 
der  Wechsel  des  Gesteines  »einen  gänzlichen  Wechsel  der  Gang- 
füllung oder  ein  Taubwerden  des  Ganges  bedinge.« 

Ich  will  nicht   bestreiten   die  Möglichkeit    dessen,    dass    eine 

oder  die  andere  Gangspalte  an  dem  sedimentären  Gesteine  ihr  Ende 

ßndet,    obwohl    bei  den   meisten   unserer   Gangsp^Aten.  «ich  nach- 


der  niederrheiniflehen  G^ellsohaft  in  Bonn.  35 

Prof.  Schlüter  besprach  einige  neue  Funde  vom.  Cephar 
lopoden  der  norddeutschen  Kreide. 

Redner  hatte  in  seiner  Abhandlung:  »Verbreitung  der  Gepha- 
lopoden  in  der  oberen  Kreide  Norddeutschlandsc  nooh  keine  Cepha- 
lopoden  aus.  den  beiden  tiefsten  Gliedern  des  westphälisohen  Senon, 
nämlich  dem  Sandmergel  von  Becklinghausen  (Marsupiten-Zone, 
und  den  Quarz-Gesteinen  yon  Haltern  (Zone  des  Pecten  muricatus) 
aufführen  können.  Inzwischen  hat  sich  die  Vermuthung,  dass  auch 
hier  dergleichen  Reste  sich  noch  finden  werden,  bereits  bestätigt 
und  es  steht  zu  erwarten,  dass  bei  fortgesetzter  Aufmerksamkeit 
diesen  ersten  Spuren  noch  weitere  Erfunde  folgen  werden. 

Im  Sandmergel  von  Recklinghausen  fand  sich  zunächst 

Äctinocamcuc  verua  Mill. 

Derselbe  war  in  Westfalen  bisher  nur  in  wenigen  Exemplaren  im 
Emschermergel  beobachtet  worden,  hatte  sich  jedoch  im  Gebiet«  der 
subhercynischen  Kreide  in  grösserer  Zahl  der  Individuen  in  Schichten 
gezeigt,  von  denen  kaum  zu  bezweifeln  war,  dass  sie  etwas  jünger 
sein  und  bereits  dem  tiefem  Senon  angehören.  Nachdem  sich  die 
Art  jetzt  auch  in  Westfalen  und  zwar  nicht  bloss  bei  Recklinghau- 
sen, sondern  auch  bei  Osterfeld  und  zwar  hier  im  Eisenbahnein- 
schnitte ziemlich  häufig  gezeigt  hat,  darf  als  Hauptlagerstätte  der- 
selben das  tiefere  Senon  angenommen  werden.  —  Neben  der  bezeich- 
neten Art  fand  sich  noch  ein  zweiter  Belemnit  bei  Recklinghausen, 
den  Redner  als 

Äctmocamcuc  ef.  grantdattis  Blainv. 

bezeichnet  hatte,  der  sich  durch  die  Granulation  der  Oberfläche  von 


weisen  lässt,  dass  sie  Dislocationsspalten  sind;  auch  das  scheint  mir 
wahrscheinlich,  dass  die  Gangausfüllung  sich  im  veränderten  Gesteine 
anders  konstruiren  dürfte;  aber  muss  denn  daraus  folgen,  dass  die 
Ausfüllung  taub  werde?  Die  Ausfüllung  unsrer  G^ge  im  Grünstein 
wie  im  Syenit  ist  abwechselnd  tftub  und  edel,  und  es  enthalten  selbst 
unsre  edelsten  Gänge  wenigstens  ebensoviele  taube  Parthien  als  edle ; 
warum  soll  es  höchst  wahrscheinlich  sein,  dass  die  Gänge  im  sedi- 
mentären Gesteine  gar  keine  edle  Ausfüllung  haben?  Es  giebt  ja 
auch  anderwärts  edle  Lagerstätten,  Gänge  und  Stöcke  im  Sedimentij*- 
gestein.  und  unsere  Schiefer  scheinen  auf  Syenit  zu  liegen,  im  Sye- 
nit haben  wir  aber  edle  Gänge ;  ist  es  nicht  vielmehr  wahrscheinlich, 
dass  wir  unter  den  Schiefem  im  Syenit  neue  —  in  den  späteren 
Ablagerungen  nicht  mehr  vorkommende  Gangspalten  finden  werden, 
welche  mit  ebensoviel  Wahrscheinlichkeit  edel  als  taub  sein  können? 
Schade,  dass  wir  nicht  im  Stande  sind  über  diese  Fragen  Be- 
stimmtes zu  antworten,  und  auch  schwerlich  im  Stande  sein  werden, 
denn  durch  die  Eröffnung  des  Josefi  II  Erbstollens  wird  dem  hie- 
sigen Bergbaue  oberhalb  des  ErbstoUens  ein  so  massenhaftes  Terrain 
eröffnet,  dass  wir  die  Erschöpfung  desselben,  und  den  Angriff  der 
Teufe  wohl  schwerlich  erleben,  c 


36  -  Sitsungsbericfate 

Act,  ioestfalieus,  und  durch  die  geringe  Tiefe  des  nicht  eekig  ein» 
ge^hnittenen  Alveolartrichtera  von  Act.  quadratua  unterscheidet.  — 
Abgesehen  von  einem  nicht  näher  bestimmbaren  Nautilus-Fragmente 
fand  sich  bei  Recklinghausen  zuletzt  noch 

BacüliUs  ificurvatus  Duj. 

In  den  Quarzgesteinen  der  Haardt,  welche  den  Sandmergel  von 
Recklingbausen  überdecken,  hat  sich  ein  Ammoniten-Fragment  ge- 
zeigt, welches,  wenn  auch  nicht  völlig  sicher  bestimmbar,  doch  auf 
die  Verwandtschaft  mit  Ammanites  hidarscUus  Ad.  Rom.  hinweisel^ 
der  sowohl  in  Westfalen  wie  am  Harze  bis  jetzt  nur  aus  der  nächst 
jüngeren  Zone:  den  Kalksanden  von  Dülmen  und  dem  Heimburger- 
Gestein  bekannt  ist.  Daneben  fanden  sich  auch  ein  paar  Fragmente 
von  sehr  grossen  Scaphiten,  welche  ebenfalls  nicht  näher  bestimmbar 
sind  und  sich  unter  den  bekannten  zunächst  an  ScaphiUs  inflatus 
Ad.  Rom.  anzulehnen  scheinen. 

Aus  der  Mucronaten-Kreide  von  Darup  liegt  ein  bisher  noch 
noch  nicht  erwähnter  Nautilus  vor,  welcher  sehr  wahrscheinlich  mit 
dem  von  Leymerie')  beschriebenen  Nautilus Charpentieri  ident  iaL 

Sodann  erinnerte  der  Vortragende  daran,  dass  neuerlich  aas 
der  subhercynischen  Kreide  insbesondere  durch  Dr.  Griepenkerl 
mehrere  neue  Cephalopaden  an  nicht  allgemein  bekannter  Stelle') 
benannt  sind,  nämlich: 

Nautüus  restrictus  Griep.  dem  N.  AMtenensis  Schlüt.  nahe  ste- 
hend, aber  durch  grössere  Involubilität,  mehr  S-förmig  geschwungene 
Nähte  und  die  Lage  des  Siphos  wesentlich  verschieden. 

Hamites  phaleratus  Griep.  mit  zweierlei  Rippen,  stärkeren  mit 
1  Knoten  an  jeder  Seite  des  Rückens  und  schwächeren  ohne  Kno- 
ten. In  der  Jugend  findet  sich  nur  die  erste  Art,  im  mittleren  Alter 
findet  ein  regelmässiger  Wechsel  beider  statt,  im  späteren  Alter 
überwiegen  die  knotenlosen  Rippen,  indem  2 — 3  derselben  zwischen 
den  beknoteten  liegen.  Die  Lobenlinie  ist  ganz  eigenthümlich,  in* 
dem  beide  Lateralloben  an  Gestalt  und  Grösse  völlig  gleich  sind. 

BacuUtea  süblaev^is  Griep.  Bei  glatten  Flanken  ausgezeichnet 
durch  Faltung  der  Rücken-  und  Bauchseite  und  durch  eigenthüm- 
liehe  Lobenlinie. 

Auch  erweitert  Dr.  Griepenkerl  die  Kenntniss  zweier  schon 


v: 


1)  Memoire  sur  un  nouveau  type  pyreneen  parallele  ä  la  craie 
proprement  dite,  par  M.  A.  Leymerie.  Mem.  soc.  geol.  France, 
1861,  pag.  198,  tab.  11,  fig.  2. 

2)  Ueber  die  obere  Kreide  von  Königslutter  und  ihre  Oepha- 
lopodenfauna  von  Dr.  0.  Griepenkerl.  Amtlicher  Bericht  über  die 
49.  Naturforscher- Versammlimg  in  Hamburg  1876. 


der  niederrheiniBolienGesellsoliaft  in  Bonn.  87 

■ 

länger  bekannten.  Arten.  Ueber  die  biaher  unbekannte  Lobenlinie 
des  Heteroceras  polyplocum  Ad.  Rom.  sp.  bemerkt  er:  die  Loben 
zeichnen  sich  durch  sehr  tiefe  Dichotomie  und  starkes  Spreizen  der 
Aeste  ans.  Die  der  concaven  Seite  entsprechende  Hälfte  der  Loben- 
linie ist  weit  spärlicher  mit  2iacken  ausgestattet. 

üeber  die  Alveolarschale  der  BelemniteUa  mucronata  erfahren 
wir,  dass  dieselbe  auf  der  Aussenseite  zu  beiden  Seiten  des  Antisi- 
phonalkieles  eine  sehr  feine  parabolisch  gekrümmte  Yerticalstreifung 
besitzt,  ähnlich  wie  sie  Q neuste  dt  von  B.  pexiUosua  abbildet. 

Zuletzt  glaubt  Herr  Bruno  Förster')  einen  neuen  Sdicoce- 
ras,  den  er  H.  ligatum  nennt,  im  Scaphiten-Pläner  aufgefunden  zu 
haben.  »Es  liegen  zwei  Windungen  vor,  von  denen  die  eine  Hälfte 
noch  im  Gestein  haftet;  die  erste  Wiudung  scheint  verbrochen  zu 
sein,  dagegen  scheint  das  Ende  vorzuliegen.  Der  Durchmesser  der 
letzten  Windung  beträgt  5  mm.  Regelmässige  um  ihren  eigenen 
Durchmesser  von  einander  entfemtstehende  Rippen  überziehen  sämmt- 
liche  Windungen.  Beide  Windungen  zeigen  je  eine  tiefe  Einschnü- 
rung, welche  so  stehen,  dass  noch  eine  dritte  auf  der  im  Gestein 
sitzenden  Windung  zu  vermuthen  i^ 

Es  steht  dem  Helieoceraa  annütatum  d'Orb.  am  nächsten,  von 
dem  d'Orbigny  allerdings  nur  eine  halbe  Windung  beschreibt,  und 
von  dem  sich  unsere  Art  besonders  durch  die  tiefen  Einschnürungen 
unterscheidet.  Die  Art  der  Berippuug  ist  ähnlich  wie  bei  HeHicO' 
ceras  flexuosum  Schlüt.,  nur  ist  sie  noch  einfacher  und  stehen  die 
Rippen  hier  enger  zusammen.«  — 

Von  ausländischen  Funden  gedachte  Redner  des  Vorkommens 
von  Ammonites  Texanus.  Nachdem  Brossard  (Bull,  de  la  Soo.  g6ol. 
France,  2  scr.  tom.  24,  p.  387)  denselben  in  der  Kreide  Algier's  auf- 
gefunden hatte,  hat  er  sich  neuerlich  auch  in  Palestina  bei  Kerak 
gezeigt  (Vergl.  Lartet,  Exploration,  geologique  de  la  Mer  Morte. 
Paris  1877,  pag.  133  tab.  8,  fig.  4).  —  Herr  Dames  fand  zufolge 
brieflicher  Mittheilung  den  Ammonites  inconstans  bei  Raspenau  un- 
weit Friedland  auf,  etc. 

Schliesslich  legte  Redner  die  zu  seiner  Abhandlung  Ueber 
astylide  Crinoiden  gehörigen  lithographirten  Tafeln  vor 
und  erörterte  bei  Besprechung  derselben  insbesondere  das  Cyathidium 
Spüecceme  aus  dem  Eocän  Oberitaliens. 

Professor  Schaaffhausen  zeigte  ein  zu  Oberlahnstein  schon 
1867  im  Garten  des  Hotel  Lahneck  gefundenes  und  dem  Herrn  W. 
Maurer  daselbst  zugehöriges  Steinbeil  von  schwarzgrüner  Farbe  vor. 
Dasselbe  ist  183  mm  lang,  in  der  Mitte  73  breit,  an  der  Schneide 
50  mm  hoch.  Das  gut  gebohrte  Stielloch  ist  etwas  konisch,  es 
misst  oben  27,  unten  24  mm.    Selten   hat   ein  Beil  die  ganze  rohe 

1)  Die  Plänermulde  östlich  von  Alfeld  (Grona,wftt  "^xäj^^-  ^'^V 
tinger  Inaugural-Dissertation,  1877. 


'i  -f 

Fatm  dM  GenifaMbM  mit  aU«a  UMbcaDfaeHen  M  beibahaltw  wia  di«>  "^ 

*M,  u  dem  aar  üsSohtaeMe  n*  Hantehaalmd  gaudiliffeii  und  da*     '~ 
Loch  gebohrt  üt.    Gfegm  ^e  AOnakiM,  <daM  da»  fertig«  Beil  tiel-  -1 

leidkt  EaB  ObaAlsbe  gsnwdan  Mi,   ipriobt  das  AoMdien  and  dar  ji 

Fandort.    Du  Beil  kt  1038,70  gr.  idiweiv'dM  «peoifiaofae  Gewicht  -J 

besüsimto  Harr  Tb.  WBokettdorf  ra  CWS.    Du  Hioeral  i«t  nach  i 

Herrn  Geh.  ßath  t,  Decben  Diabat,  der  im  ohern  Lahngebirg^  nnd         _  j^ 
also  auoh  wohl  im  Lahn ge rolle  vorkommt.     Dieae  Steinwaffe  istdena-  .% 

nach  in  der  Kihe    dea  Fundortes   auch  gefertigt.  A 

Sodann  tbeilt  er  einen  Bericht  dea Herrn  Bergrnths  üundt  inSiegen  '^ 

üher  einpnanf  dem  Hohen  aeelbach  köpfe  betindlichen  allen  Steine  all  mit.  >j 

Auf  dem  Gipfel  dieeea  1704  FiisB  hoben  Ba^altkegeU  ist  biis  lie^eudan  .  _^ 

Basal taäiileu.   die  ohne   Mörtel    eii Barn tnen gefügt  sind,   ein  3  bia  3  m  -,S 

starker  St  ein  ring  gebildet,  der  ursprünglich  wohl  ebenso  hoch  war.  Im  .] 

Innern  dieses  Ereiaes    scheint    eine  Reibe   von  au fgorich toten    1  bia  ;J 

1'/^  m   hohen  Üusaltsäulen  der  Kest   eines   äholiohen  Baues   zu  lein.  ^ 

Auch  findet  sich  an  einer  tiefen  StHlle,  wo  die  Tagewasser  sich  »m-  !^ 

mein,  ein  Brunnen.     Von  einer  Burg,    die  Balduin   im    14.  Jabrhun-  .  i 

dert  zerstört  hat,  ist  keineSpur  vorhanden,  sie  mag  auaserhalb  dea  -^j 

Steinwalles    gestanden    haben.     Eiserne    Pfeilspitzen   und  Streitäxte,  ''i 

die    sich   fanden,    gehören  dieser  Zeit  an.     Das   prähistorische  Alter  '-'^ 

des   Steinwalles,    der   sich    dnrch    den  sorgfältigen  Aufbau   von  den  ^^ 

rohen  Steinkreiaen  unterscheidet,  müaate  durch  Aiifgrabunaan  näher  . 

erforscht  werden.     Ein  Stein brucbbe trieb  bi'drobt  das  alteithiimliohB  -i 

Denkmal,  und  es  ist  bereits  ein  Urittheil  deaaelben  zerstört.  Anefa 
die  nahen  Kuppen  des  Kindeliberges  und  der  Altenhurg  sind  mit 
SteinwElien  versehen.  Im  mittleren  lieutacfaland  sind  Bergg^ipfel  oft 
auf  diese  Weise  befestigt  und  haben  wohl  in  Kriegszeiten  ala  Za- 
flnchtsortc  für  Meuaohen  und  Vieh  gedient.  — 

Zaletat  weist  der  Redner  auf  die  jüngst  viel  beaprocbenen  Schalen- 
oder  Näpfcbenateine  bin,  Steinblöeke  mit  rundlichen  Höblungen,  die 
wahraefaeinlich  ala  Symbole  von  reiigiöaer  BedeotuDg  zu  betrachten  sind. 
Zuerst  heachrieb  Trojon  1849  einen  solchen  von  Montlavüle  im  Jnra, 
Keller  berichtete  über  solche  in  der  Schweiz,  Hittheil.  der  antiqiiar. 
Getellscbafl  in  Zürich  XIV  und  XVII,  d«  Cau  m  on  t  hielt  sie  für  Opfer- 
ateine;  «on  Bonatstten  hielt  die  acbalenfSrmigen  Vertiefungen 
für  natürliche,  durch  daa  Herauswittern  von  Sphärolitben  entstandene 
Höhinngen,  wogegen  ihre  oft  regelmäsaige  Anordnung  spricht.  Eb 
sind  in  derSchweiz  deren  mehr  ala  50  jetzt  bekannt.  Dr.  J.  Simp- 
son stellte  die  in  England,  Skandinavien  und  andern  Ländern  in 
seinem  Werke:  Archaic  sculptures  of  cupa,  circles  etc.  upon  atones  and 
rocks  in  Scotland,  England  and  otbar  countries,  Edinburgh  1667,  zu- 
sammen. Rivett-Carnac  entdeckte  sie  kürzlich  auf  Felswänden  in 
Indien,  wo  Ve  r  c  h  ö  r  b  aie  vor  10  Jahren  schon  auf  erratischen  Blöcken 
des  KaachmirthaleH  fand.     Der  Redner  legte   die  Zeichnungen   des 


der  niederrheinisobeo  GeseUsehaft  in  Bonn.  5^^ 

enteren  aus  dem  Joum.  of  the  Ab.  Soc.  of  Bengal  1677,  so  wie  die 
Solirift  vonE.  Deaor,  Lea  Pierre b  ä£caelleB,  Geoeve  1878,  nnd  die 
Photographie  einea  Schalenateina  von  Göteborg  vor.  Attoh  in  HoW 
stein  und  Brandenburg  sind  eolcbe  entdeckt  worden,  vgl.  Ztschr.  für 
Ethnol.  Berlin  1872.  S.  223.  Sie  «cheinen  in  Westeuropa  den  Weg 
der  indogennanischen  Wanderung  zu  bazeicbnen,  Näherea  enthält  der 
Bericht  üb«r  die Anthropologeo-Versammlung  inConatatiz,  1877,8, 126. 

Dr.  Gurlt  legte  einige  Arbeiten  von  fremden  Geologen  unter 
kurzer  Angabe  des  Inhalts  vor.  Nämlich  von  Prof.  EJerulf  in 
Christiania:  über  die  Thal-  und  Fjordbil düngen  in  Norwegen  durah 
vier  Systeme  von  Spalten,  die  gleichzeitig  Verwerfungen  bis  zu  3000' 
Böhe  bewirkt  haben,  und  von  demselben:  die  Geologische  Uebersicht»- 
harte  des  Stifts  Drootbeim  nebst  erklärendem  Texte.  Von  Hans 
Bensch  in  Christiania  über  die  Wirkung  des  Meerea  an  der  nor- 
wegiaohen  Westküste  mit  Hinsicht  auf  Bildnng  von  Höhlen,  Riesen- 
topfen  und  Strandterrassen  und  anachliessRtid  eine  Arbeit  von  Prof. 
Hans  Hoefer  in  Klagenfnvt  über  Kieaentöpfe  1}ei  Pörtschach  in 
Kärnten,  die  wahrscheinlich  durch  sogen.  Gletachermlihlen  entstanden 
sind.  Kudlich  von  dem  schwedischen  Reich sgeologen  Eduard  Erd- 
mann mehrere  Au (sätiie,  welche  die  Qu aternärfonn ation  im  südliohen 
Schweden,  namentlich  in  Schonen,  betreffen ;  so  das  Vorkommen  von 
marineo  Muliuaken,  Cardium,  Mya  und  Paludiftella  im  Diluvium  bei 
Bjerreil;  feraer  eine  interglacialeEinlagerungvonSüsBwaaaerschnecken, 
Pisidiatn,  mit  Früchten  arktischer  Sträucber  in  dem  glacialen  Ge- 
Bchiebothon  (Krosstenslera,  bonlder  clay)  bei  Glumelöf,  endlich  un- 
gewohnhche  Ablagerungen  und  Verwerfungen  in  den  Diluvialscbichten 
bei  Palsboda,  Asmundstorp  und  Ahua. 

MoliciiilBCh«  Neclion. 

Sitzung  vom  25.  Februar  lB7a 

Voraitstender  Geh.-Rath  Leydig. 

Anwesend:    12  Mitglieder. 

Dr.  Madelung  spricht  über  die  sogenannte  ispontane 
Luxation  der  Hand  nach  vorne.i  Er  aohildert  das  Bild  dieser 
durchaus  nicht  seltenen,  bisher  aber  nur  ungenügend  beschriebenen 
Form-  und  Funotionsstörung.  Die  apontane  Luxation  der  Hand  ge- 
hört zu  der  Gruppe  der  Wachatbumaatörungen,  bildet  ein  Analogon 
zur  Scolioae,  dem  Genu  valguni  und  dem  Pes  planus.  Sie  entsteht 
durch  den  allmälig  umformenden  Einfluas,  welchen  relativ  zu  schwere 
Arbeit  auaübt  auf  ein  im  Wachsthum  begrift'enea,  oder  durch  vor- 
angegangene ErniLbrungsatörungen  geachwächtea  Handgelenk. 

Prof.  Lejdig  erläutert  nach  eigenen  und  fremden  Unter- 
■uohnngen  den  anatomischen  Bau  der  Giftdrüse  einheimi- 
■cher  Schlangen. 


Oeffentlicbe  tSltninK  der  nlederrbeinlsi^en  OeMeÜ- 
sebaft  Cur  Natur-  und  Heilkunde 

am   11.  März  1878, 

Prof.  vom  Rstb  hielt  folgenden  Vurtrag. 
Hochgeehrte  VeraamtnluDg  1 

In  einer  nur  kurz  zugemeiaeoeu  Frist  einige  geologische 
Blicke  auf  Italien')  zu  werfen,  möge  mir  geatattet  sein.  Erst  aus 
der  geologiscbeu  Kenntniss  einee  Landes  entspringt  das  TerstandnieB 
ieiner  geograpbiachen  Gestaltung.  Diese  aber  bedingt  —  vermöge 
der  Abhängigkeit  des  McnschengeBcbleclita  von  der  Mutter  Krde  — 
auch  die  Geschichte  der  Völker.  —  Ho  gewimieo  wir  bekanntlich 
nnr  durch  eine  Keontniss  der  Natur  des  Nilthals  ein  Verständniss 
der  Geechicbte  des  alten  Egypten.  —  Dieselbe  Abhängigkeit  eines 
Volkes  von  seiner  Wohnstätle  finden  wir  in  der  griechisohen  Welt. 
In  keinem  andern  Theile  der  Erde  ist  Meer  und  Land  in  Buchten. 
Vorgebirgen  und  InSeln  so  glGcklich  und  verheissungsvoll  gestaltet 
als  in  Grieclienlnnd  und  der  gegenüberliegenden  Küste  von  Elein- 
Bsien.  .Im  Einklang  mit  dieser  höchsten  Ausgestaltung  des  ihm  zu- 
gefalleneo  Landes  sehen  wir  das  Volk  der  Griechen  sich  zu  der  viel- 
bewunderteti  Höhe  seiner  Ciiltur  erheben. 

Diese  Tbatsachcn  sind  wohl  geeignet,  allgemeines  Interess« 
für  die  geologische  Forschung,  za  deren  Zielen  anoh  die  Erklärung 
der  geographischen  Gestaltung  gehört,  eu  erwecken. 

Freiswürdig  vor  allen  Meeren  der  Erde  ist  das  Mittellindisnhe 
Meer,  unter  allen  Binnenmeeren  das  grösste,  das  geschlossenste,  das 
reichste  in  seiner  Küste neut Wicklung,  durch  das  herrlichste  Klima  be- 
günstigt. Sein  anderes  Meer  hat  in  der  Erziehung  und  staatlichen 
Entwicklung  der  Völker  eine  anoh  nur  entfernt  ähnliche  Rolls  ge- 
spielt. Cultur- erweckend  haben  sich  in  der  Geschichte  die  Küsten 
dieses  Meeres,  des  Weltmeers  der  Alten,  erwiesen.  Es  scheidet  sich 
in  zwei  Hälften,  indem  die  langgestreckte  Halbinsel  Italien  gleich- 
sam eine  Brücke  hinüber  nach  den  afrikanischen  Gfstaden  baut. 
Auch  da,  wo  unsere  Karten  zwischen  Afrika  und  Italien  eine  Unter- 
brechung jener  Landbrüoke  zeigen,  hangen  dennoch  die  beiden  Con- 
tinente  untermeeriach  zusammen.  Es  genügte  eine  vergleichsweise 
geringe  Hebung  des  Meeresbodens,  so  würden  wir  Sicilien  mit  den 
tripolitanischen  Küsten  sich  vereinigen  sehen.  In  dieser  wenig  tiefen 
Jleerenge  zwischen  Sicilien  und  Afrika  sind  in  alter  und  neuer  Zeit 


1)  Eine  grosse,  von  Hrn.  Lithographen    Laurent  hierselbst 
gezeichnete  Karte  von  Italien  erläuterte  diesen  Vortrag. 


der  niederrheinisohen  Gesellschaft  in  Bonn.  41 

vulkanische  Kräfte  thätig  gewesen,  den  Boden  des  Meeres  zu  er- 
höhen und  so  gleichsam  die  Ausfüllung  jener  Lücke  zu  bewirken. 
Die  Insel  Pantellaria  und  die  im  J.  1831  aufgeschüttete,  aber  durch 
die  Wogen  des  Meeres  wiederum  zerstörte  Insel  Julia  bei  Sciacca 
bilden  einen  Beweis  des  Gesagten. 

Suchen  wir  Italien  in  seiner  grossen  Gestaltung  zu  erfassen, 
so  erkennen  wir,  dass  sein  Gerüste,  seine  Wirbelsaule,  der  Apennin, 
nur  ein  Glied,  ein  Strahl  des  grossen  Alpensystems  ist.  Vom  Monte 
Yiso  aus  scheint  in  der  Vorzeit  der  Erde  jene  Bewegung,  jene  Spal- 
tung, Faltung,  Erhebung  begonnen  zu  haben,  welche  Europa  seine 
bezeichnenden  Lineamente  gab.  Die  Gebirgsstrahlen ,  welche  von 
den  Alpen  ausgehen  und  als  Nebenhebungen  zu  betrachten  sind,  er- 
füllen fast  das  gesammte  mittlere  und  einen  grossen  Theil  des  süd- 
lichen Europa.  Jene  von  den  Alpen  auslaufende  strahlende  Be- 
wegung verfolgen  wir  bis  zu  den  Quellen  des  Main,  im  weiten  Ge- 
birgsringe  der  Karpathen,  in  den  Felsriffen,  die  aus  den  Sandebenen 
Ungarns  hervortauchen,  in  dem  Insellabyrinth  Dalmatien's,  in  den 
Bergen  Montenegro's  und  Albanien's  und  bis  zu  den  südlichen  Spitzen 
Morea's.  Unter  diesem  Gesichtspunkt  ist  auch  Italien  aufzufassen. 
Beginnen  wir  unsere  Umschau  über  italisches  Land  auf  der  Höhe 
der  Superga  bei  Turin  (700  m.  h.].  Vom  jugendlichen  Po  umflossen^ 
erheben  sich  hier  schöne  Hügel;  auf  dem  höchsten  Gipfel,  ca.  500  m. 
über  dem  Flusse  steht  eine  schöne  Euppelkirohe ;  sie  umschliesst  die 
Gräber  der  sardinischen  Könige;  der  Sarkophag  des  unglücklichen 
Fürsten  Carl  Albert's  ist  der  letzte  in  der  Reihe.  Von  der  Superga 
aus  erblicken  wir  zu  unsem  Füssen  eine  etwa  4  d.  M.  breite,  herr- 
lich bebaute  Ebene.  Stets  an  Breite  gewinnend,  dehnt  sie  sich  gegen 
0.;  ver schmälernd  zieht  sie  gegen  S.-W.  und  S.  Diese  halbmond- 
förmige Ebene  wird  gegen  N.  und  W.  durch  eine  mächtige  Gebirgs- 
kette, eine  wahre  Gebirgsmauer  mit  Zinnen  und  Thürmen,  umfasst. 
Von  der  spitzen  Pyramide  des  Monte  Yiso  bis  zur  breiten  Masse 
des  Monte  Rosa  reiht  sich  ein  Schneegipiel  an  den  andern.  Zahl- 
reiche Flüsse  stürzen  aus  den  Felsenthoren  dieser  Berge  hervor, 
fliessen  in  reissendem  Lauf  über  die  Ebene  und  haben  durch  ihre 
Geschiebe  den  Po  unmittelbar  an  den  Fuss  der  Superga-Hügel  ge- 
drängt. Ganz  verschieden  von  unsem  deutschen  und  schweizerischen 
Alpengehängen  stellt  sich  der  Absturz  des  grossen  Gebirgs  zwischen 
dem  Lago  maggiore  und  dem  Monte  Yiso  dar.  Wer  kennt  nicht 
die  schönen  Yorhöhen,  mit  Wiesen  und  Wäldern  bedeckt,  welche 
das  südliche  Baiern  und  die  Schweiz  zu  einem  Paradies  für  alle  er- 
holungsbedürftigen Menschen  machen  1  Yon  der  Superga  aus  er- 
bliken  wir  nicht  jene  dunkelwaldigen  Höhen,  nicht  jene  smaragd- 
grünen Alpenwiesen,  Jäh  und  unvermittelt  steigen  vielmehr  die 
Berge  aus  der  Ebene  empor,  —  aus  Granit  und  krystallinischen 
Schiefern  gebildet,  welche  in  der  Schweiz  und  in  den  T"^tQ\«t  fe^-^^ö^ 


42  SitiuogBbertehtB 

auf  die  innere  Axe  det  Gebirg«  beschränlct  Bind.  So  lehrt  sobon 
der  anfmerkaaine  Blick  voo  der  Superga  aus  uns  eine  groise  geo- 
logische Thatflache  kennen.  In  ihrem  normalen  Bau  beBteben  die 
Alpen  aus  einer  centralen  Zone  krjataltinischer  Gesteine,  an  welofae 
aioh  beiderasita  die  Nebenzonen  aus  Kalkstein,  kalkigem  Schiefer,  Uer- 
gelO]  Sandsteinen,  Conglomerateu  anschliessen.  Diese  Gesteine  sind 
es,  welche  die  Vorberge  dea  grossen  Gebirgs  bilden.  Auf  jener 
Strecke  vom  Muule  Bosa  bis  xam  Monte  Visu  und  darüber  hinaue 
fehlt  die  Nebenaone  auf  der  italienischen  Seite.  Kesor  enaze  Qe- 
biriistheil  acheint  entweder  durch  eine  mächtige  Vei'weifunii;  binab- 
gesunkon  oder  nie  emporgehoben  zu  spin  *).  Zahlreiche  sulche  Ver- 
werfungen, d.  h.  Spalten,  längs  denen  die  Gebirgatheile  gegen  einander 
verschoben  und  versenkt  sind,  finden  sich  auch  auf  der  Nordseite 
des  Alpengebirga;  aber  in  gleicher  Grossartigkeit  wie  auf  der  35  M. 
langen  Linie  vom  Monte  Hosa  bis  zum  Monte  Viso  dürften  Jena 
Dislokationen  an  keinem  andern  Punkte  zu  beobachten  sein.  In  der 
angedeuteten  Weise  erklai't  eich  der  Steitabsturz  des  Gebirge  gegen 
die  piemontes lache  Ebene.  Die  Hügel  von  Turin']  bestehen  zum 
grossen  Theil  aus  Conglonieraten,  deren  BeBtandthelle,  DioHte,  Granit«, 
Porphyre,  Gabbri.  Breocien,  Kalke  etc..  aus  den  Alpen  und  Apea- 
ninen  stammeii.  Die  Zerstöruugsprodukta  der  Gebirge  sind  zu 
Bergen  aufgethürmt.  Nicht  gros«  genug  können  wir  den  MaasE- 
stab  wählen  für  die  Beurtheiluug  der  Zerstörungen,  denen  die  Hoch- 
gebirge unterlagen  und  fort  und  fort  unterliegen.  Die  Erosion  nagt 
tiefe  Thäler  aus,  tragt  die  Theilc  der  Gebirge  zur  Eheuu  nieder,  so 
fällen  sich  die  Seen  und  Niederungen.  Die  zerstörende  Kraft  löst 
dpa  Fels  und  stürat  ihn  zur  Tiefe.  —  Warum  ist  der  altehrwürdige 
Brocken  tO  flach  and  scbildfÖrmig  gewölbt?  Warum  »gen  der 
Montblanc  und  die  Oottbardhömer  in  Bolch'  spitzen  Zacken  empor? 
Vielleicht  bedingt  das  Alter  in  wesentlichstem  Maasse  die  Form  der 
Berge.  Vielleicht  werden  einst  die  Alpen  zu  ähnlichen  schildförmigen 
Gestalten  herabsinken,  wenn  über  ihren  Fetskolossen  die  zerstörenden 
Kräfte  des  Luftkreises  eine  gleiche  Anzahl  von  Jahrhunderttausenden 
gewaltet.  Wie  über  nnsern  nord-  und  mitteldeutachen  G  ranitgebirgen.  — 
Ancb  im  Lauf  der  Flüsse  und  ihrer  Tbäler  zeigt  sich  die  gewaltige 
Wirkung  der  Erosion  und  zugleich  der  länderbauenden  Kraft  der 
Ströme.  Einst  war  der  Thalweg  der  grossen  Ströme  eine  Reihe 
von  Seen.  So  bildete  in  der  Vorzeit  auch  die  Donau  einen  See 
oberhalb  Theben  (Presaburg),  das  ganze  ebene  Ungarn  war  einst  ein 


1)  B,  Studer's  vortrefflicbeB  Werk,  «Geologie  der  Schweiz», 
Bd.  I,  8.  57.   Bern  und  Zürich  1861. 

3)  B.  Bartol.  Gsetaldi  >Sug1i  elementi  che  c 
coDglomerati  miocenici  del  Piemontet.    Torino  1861. 


der  niederrhemisohen  GMeUsohaft  in  BonD.  48 

grosser  Binnensee.  Durch  die  Flothen  des  Stroms  und  seiner  Neben- 
flüsse, durch  die  schwebenden  Theile  des  fliessenden  Wassers  sind 
jene  Seen  Festland,  die  Tiefen  von  mehreren  hundert  Metern  aus- 
gefüllt worden.  Nun  arbeitet  der  gewaltige  Strom  an  der  Ausfüllung 
eines  andern  noch  grossem  Beckens.  Auch  das  Schwarze  Meer 
wird  dereinst  Festland  werden  durch  die  Thätigkeit  derselben  Kräfte, 
welche  die  ungarische  Ebene,  das  Marchfeld,  die  bairische  Ebene 
aufgebaut.  —  So  ist  auch  die  ganze  grosse  Po-Ebene  von  Coni 
über  Turin  bis  zum  Meere,  von  Verona  bis  Bologna  und  Rimini  ein 
Geschenk  der  Alpenströme  und  der  Apenninenflüsse,  abgerungen 
dem  Meere,  ausgefüllt  und  aufgeschüttet  durch  translocirtes  Material 
aus  den  Alpen  und  Apenninen.  Im  Gardasee  liegt  uns  noch  eine 
Bucht  jenes  grossen  Meerbusens  vor,  welcher,  von  der  Adria  aus- 
gehend, den  Raum  zwischen  den  beiden  Gebirgen  einnahm.  Der 
Beweis  für  diese  Thatsache  kann  nicht  nur  auf  geologischem  Wege 
geführt  werden,  er  wird  auch  yervollständigt  durch  gewisse  Thier- 
formen,  welche  in  den  Tiefen  des  Gardasees  leben  und  wahrschein- 
lich Abkömmlinge  ehemaliger  Meeresbewohner  sind*).  —  Wer  über 
die  Alpen  zu  den  schönen  südlichen  Thftlern  niedersteigt,  zu  den 
Gestaden  der  Seen  von  Garda,  Iseo,  Como,  Lugano,  des  Langen-  und 
Orta-Sees,  wer  sich  des  milden  Elima's  und  der  Blumenpracht  jener 
glücklichen  Gegenden  erfreut,  der  ahnt  wohl  nicht,  wie  das  Ansehen 
der  Erde  verwandelt  ist,  im  Vergleiche  zu  dem  jüngst  verflossenen 
Erden  tage,  im  Vergleiche  zu  einer  Zeit,  welche  —  nach  geologischem 
Maassstabe  gerechnet  —  dem  Heute  ganz  nahe  liegt.  Ungeheure 
Eismassen  (deren  verschwindend  kleine  Reste  die  Gletscher  der 
Gegenwart  darstellen)  dehnten  sich  aus  von  den  Gentralalpen,  er* 
füllten  alle  Thäler  und  ruhten  mit  ihrer  mächtigen  Stirn  auf  den 
Hügeln  von  Turin  oder  weit  in  der  lombardischen  Ebene.  Ihre 
Stirnmoränen,  halbkreisförmiga  Blockwälle,  bezeichnen  noch  heute 
die  Ausdehnung  der  alten  Eislasten ').  Vor  der  Mündung  eines  jeden 
der  piemoutesischen  Alpenthäler  finden  sich  kantige  Blöcke  der- 
jenigen Felsarten,  welche  in  dem  betreffenden  Thalgebiete  anstehen, 
in  solcher  Weise  angeordnet  und  ausgebreitet,  wie  es  nur  durch 
Gletscher  geschehen  konnte. 

Ganz  verschieden  vom  Absturz  der  Alpen  gegen  die  piemon- 
tesiche  Ebene  stuft  das  Gebirge  sich  ab  gegen  die  Terra  firma  von 


1)  Die  Eenntniss  dieser  Thatsache  verdanke  ich  Hrn.  Geheim- 
rath  Prof.  Leydig.  Es  sind  namentlich  Palaemon  fluviatilis 
und  Telfusa  fluviatilis,  welche,  im  Gardasee  lebend,  auf  eine 
ehemalige  marine  Heimath  schliessen  lassen. 

2)  s.  E.  Stau di gl,  „Die  Wahrzeichen  der  Eiszeit  am  Süd- 
rande des  Gardasee's«,  Jahrb.  geol.  R.  XVI  Bd.,  ^.  41^,  \^^^. 


44  SitxQD  gäbe  richte 


Tenedig.  Dem  Hochgebirge  ist  hier  eine  breite  Zone  von  Kalkateia- 
schiohten  vorgelagert  mit  merkwürdig  eogea  Tbäiem, 
Canali;  es  Bobeiiien  wahre  Risse  im  Felsgebäiide  ku  eeia.  Aus 
wenig  geneigten  Schichten,  deren  Pro6llinien  oft  horizontal  encheioeD, 
bauen  sieb  jene  natüi'licheD  Mauorw&ode  auf.  Darüber  hinaus  wer- 
den die  merkwürdigsten  Berge  der  Welt  sichtbar,  die  DolomitkoloiBe. 
Sie  umstehen  mit  ihren  th  urm  ahn  liehe  n ,  abenteuerlicheu  Gestalten 
das  Dorf  Pieve  di  Cadore,  die  Ueimath  Titian's  (geb.  1477,  gest.  1576), 
Wir  finden  diese  seltsamen  Berggestalten  auf  manehen  Heiner  Bilder 
wieder.  Die  KuBOtforschor  glauben  wohl,  solche  Berge  könne  es  in 
■Wirklichkeit  nicht  geben;  es  seien  Phantasiegebilde  dus  Malen. 

Aus  der  weiten  seeähnlichen,  lumbardisch-venetiatüscheu  Ebens 
ragt  eine  der  schönsten  Hügelgruppen  empor,  die  Euganeischen 
Berge;  es  sind  kegel-  und  glockenförmige  (jestalten,  welche  schon 
von  Ferne  die  vulkanische  Bildung  verrathen.  Wie  die  Höhen  des 
Siebengebirgs  über  den  Horizont  von  Küln,  so  erheben  sich  die 
Euganeischen  Berge  am  Horizont  der  Lagunenstadt  (7  M.  fern);  nur 
höher  und  zahlreicher  sind  ihre  Gipfel.  lo  der  Vorzeit,  als  disM 
Hügel  rings  vom  Meere  umfluthet  waren,  heri'schte  auf  ihnen  eiae 
lebhafte  vulkanische  Tbatigkeit;  trBuhytisuhs  Massen  ergossen  oder 
thürmten  sich  auf;  auf  einem  Feleriöe,  einem  Gange  von  traubyti- 
scher  Lava,  erheben  sich  die  Trümmer  der  Burg  Ezzelin's  von  der 
Romagna'),  Auf  einem  der  südlichen  Vorberge  bei  dem  DorfeArquä 
verehrt  man  das  Grab  Petraroa'a  (geb.  1304,  gest.  1374).  Als  daa 
Meer  sich  von  jenen  Hügeln  zurückzog,  erloschen  die  Vulkane;  viel- 
leicht würde  auch  der  Vesuv  schon  erslorbeo  sein ,  wenn  eine  neu- 
geschafFene  breite  Ebene  sich  zwischen  seinem  Fusse  und  dem  Meere 
ausdehnte,  wie  es  bei  den  Euganeen,  wie  es  bei  unserem  jetzt  so 
friedlichen  Rodderberge  der  Fall.  Als  einzige  Fort-  und  Nach- 
wirkung der  vulkanischen  Thätigkeit  der  Euganeen  in  unseren  Tagen 
blieben  die  heissen  Quellen,  die  heissen  Bäche  in  der  Gegend  von 
Abano  (dem  Geburtsort  des  Gesohichtschreibers  Livius,  geb.  69  v-, 
gest.  11   n.  Chr.),  die  heilbringendsten  Thermen  Italiens. 

Gleich  dem  Juragebirge  besteht  auch  der  Apennin  vorzugs- 
weise aus  Kalkstein  schichten  der  Jura-  und  Kreideformatiou,  denen 
die  tertiären  Schichten  aufruhen.  „Aus  dem  welligen  Hügelland 
tertiärer  oder  vulkanischer  Bildungen  erhebt  sich  das  höhere  Ge- 
birge des  Apennins  und  bildet  den  schönen  Hintergrund  italienischer 
Landschaften,  nicht  als  schroffe  Felswand,  wie  oft  die  Kalkalpen, 
aber  auch  nicht  als  ein  gleichförmiger,  fortlaufender  Wall  mit  hori- 
zontalem Kamm  oder  flachen  Erhebungen  des  Rückens  wie  der  Jura. 

1)  „Sonderbar  unvermittelt,  feindlich  erhebt  eich  dieser  öde 
Felskamm  aus  dem  freundlichen  Lande",  s.  Dr.  Ed.  Reyer,  „Die 
Euganeen,  Bau  und  Geschichte  eines  Vulkans",  S.  tG.  Wien  1877. 


Ider  siede rrbeiaischen  GeaellBcbaft  in  Bonn.  4^^ 

Kühne  Formen  der  Gipfel,  kulisaenartig  hervortretende  Ausläufer, 
stiifenweifle  Unterbrechungen  des  Abhanges  und  die  reiche  Vegetation 
dunkler  Kastanien-  oder  Eichnnwälder,  zuweilen  unterbrochen  durch 
schroffe  Felsabstürze,  erzeugen  oft  hochat  malerische  Ansichten,  Im 
Innern  des  Gebirges  fehlen  die  viel^restalteten  Thäler  der  Alpen, 
aber  auch  die  ermüdend  einförmigen  LängenthfLler  des  Jura"  —  mit 
dieaeo  Worten  aehildert  S  tu  der,  der  verdienstvolle  Begründer  der 
Geologie  des  „drei  strahl  igen"  Alpensyateme ,  den  Charakter  des 
Apennin,  —  Sehr  verschied en artig  ist  der  Charakter  des  Gebirgg 
in  seinem  FortHtreichen  von  NW.  nach  SO.  Uebersoh reiten  wir  das- 
selbe EUnäohat  auf  der  grossen  Strasse  von  Bologna  nach  Pistoja  und 
Florenz.  Herrlich  liegt  die  tilte  ßunonia  an  der  Tia  Emilia,  am 
Fuaae  schöner  sanfter  Hügel  (pliocäne  Sande  und  Thone  und  ober- 
miocäne  Mergel),  an  denen  lange  Säuleug&nge  ta  Andachtstätten 
hinaufführen.  Der  Hauptkamm  des  nördlichen  Apennin  zieht  vom 
Monte  Molinatico  bi;i  Pontremoli  1553  m.  gegen  den  Monte  Falterona 
1649  m,  an  der  Quelle  des  Arno  in  nordw  est- südöstlich  er  Richtung?  M. 
fern  von  Bologna  vorüber  und  erreicht  seinen  Culminationspunkt  im 
Cimone  3167  m.  Die  nördliche  Abdachung  ist  ungleich  sanfter  und 
regelmässiger  als  die  südliche.  Die  Bahn  benutzt  das  Thal  des 
Reno-Fluases,  um  lum  Kamm  des  Gebirgs  hinaufzuatoigen.  Der 
□ntere  Tbeil  des  Renothals  ist  1  bis  2  km.  breit;  über  eine  ausge- 
dehnte steinige  Fläche  wälut  der  Reno  seine  nach  jedem  Regen  graaen 
Fluthen, 

Die  GehiLnge  bestehen  aus  pliocänen  und  jungen  mtocänen 
Schichten.  In  einer  Schichtenwölbung  treten  hier  schon  Thone  der 
Ereideforrastion  hervor,  deren  Hauptverbreitung  erst  dem  hohen 
Kamme  angehört.  Das  Thal  schneidet  quer  gegen  das  Streichen 
der  Schichten,  sodass  man  stets  die  lehrreichsten  Proßle  erblickt. 
Nördlich  der  2.  Stazion  ,  Saaao,  erhebt  sich  ein  scharf  gezeich  neter 
Berg,  welcher  in  seiner  untern  Hälfte  aus  graublauen  Thonen  des 
MiDoäns,  in  der  obern  aus  gelben  plioo&nen  Schichten  besteht,  welche 
mit  Südfallen  aufeinander  rohen.  Bei  Sbsso  verengt  sich  das  Thal, 
Blaugraue  Mergel  dea  Miocäus  werden  herrschend.  Die  Schiebten 
sind  auf  eine  weite  Strecke  achwebend,  bald  horizontal,  bald  nord- 
bald  südfallend ;  zuweilen  bilden  sie  ein  schönes  Gewölbe,  geschlossen 
oder  mit  aufgebrochenem  Scheitel.  Wieder  erweitert  sich  die  Thal- 
sohle EU  einer  ehemaligen  kleinen  Seefläche,  Die  Höhen  zeigen 
nackte  Rutsebflachen,  von  denen  in  Folge  der  letzten  Wolkenbrüche 
die  auflagernden  Schichten  abgeglitten  sind.  Wo  die  Oberfläche 
etwas  festem  Halt  darbietet,  wächst  niederes  Gebüsch.  In  kleinen 
Tunnela  werden  vorspringende  Thalaporne  durchbrochen.  Vielfach 
wechseln  graublaue  und  gelbe  Straten  mit  herracbendem  Südfallen. 
Bei  Vevgato  ist  das  Gestein  äusserst  morsch,  so  dass  ungeheure 
Trümmer-  und  Schlammmassen  fRüfeu)  sich  in  den  Schluchl-en  beiaV 


46  flitKugibwiahta  ^ 

ziehen.'  Gegen  Porrett*  wird  de«  QeeUi» fetter,  ei  be^nt  dia  „Pietra 
forte",  ein  feinModiger  KeJkrtem  Ton  groieer  ZUiigkr>it,  wcldier 
der  obem  Kreide  engehört;  du  BeuoUial  wird  lur  p.ugen  Fela- 
eoklucht.  Die  Sobiohten,  beld  in  groeeen  Wölbungen  aurge  richtet, 
bald  In  enge  Feiten  inMnunengedrflokt,  foheinan  lich  oft  in  Haureti 
vonTrtmtnern  anfonlöean.  Die  hoben  lan^eatreekten  Geliirgegipfel 
(bit  tum  Mai  noeh  tobneebedeokt)  eind  nun  guu  ualie.  Die  Stai. 
Pracobia  itt  erreicht;  die  Bahn  Terliut  das  BenotLnl .  durchbricht 
in  einem  grosaen  Tunnel  dai  Gebirge,  am  bei  PiteMiin,  nftbe  den 
Quellen  dei  Ombrone  wieder  an*  Tageelioht  zu  tretFu.  lu  weiten 
Gurren  (telgt  die  Bahn  hinab  gegen  die  Mhöne  rings  vun  Gebirgen 
umiobloMene  Thalebene  Talombrone.  Erde  und  Hiniucl  tiind  rer- 
ftndert}  nicht  gröeier  itt  der  Contratt  switohen  dem  Nord-  und  Süd- 
Abbang  der  Alpen  alt  deigenige  zwiaohen  der  LombardiacbGLi  Eliene 
und  dem  Toioaniioheu  Lande,  dem  Garten  Italient.  Weiti'i-  gegen 
SO.,  im  ehemaligen  Kirchen itaat ,  gewinnt  dar  Apennin  ein  auggS' 
ceuibneteret  Belief,  ali  et  in  Toecana  der  FalL  Nacli  Ziltel,  wel- 
chem wir  wichtige  Fortahungau  im  römitohen  Apennin  vordunkuu '), 
betteht  dai  Gebirge  dort  sui  einer  Beihe  von  ellipacidischcii  SubiuliLeu- 
gewölbsn  tod  tehr  regelmfctiigem  Bau.  „Einige  derbt>lbeu  iibarragen 
die  andern  an  Höbe  und  Breite,  lind  entweder  Bul^eborsteii  oder 
durch  Qnenpalten  lerritten,"  Eine  eigentliche  Centralketto  ist  im 
römischen  Apennin  nicht  vorhanden.  Du  autgeieiohnHteUi  jener 
elliptoidiichen  Gewölbe  finden  wir  im  Monte  Catria  IVfiOni.  (\0  M. 
W3W.  TOD  Anoona).  Ueber  dem  terti&ren  Bägsl lande  <lci  Adria  er- 
heben tich  plötzlich  die  Kalkberge.  „Der  Gebirga rücken  bildet  die 
Decke  einet  gehobenen  und  theilweite  durch  eine  Längsapalte  tief 
aufgerittenen  Schieb tenge wo Ibet .  dessen  innere  Tbeile  aus  weissem  ■ 
oder  grauem,  die  äuBiarn  an  den  Abb&ngen  sichtbaren  aus  rothem 
Kalk  zusammen  gesetzt  sind."  Zittel  wies  im  Ellipaoid  des  Monte 
Catria  und  des  Monte  Nerone  durch  bezeichnende  Versteinerungen 
die  ganze  Sohichtcnreihe  von  der  obern  Kreide  bit  zum  untern  Liat 
nach.  Ein  zweites  weniger  bekanntet  llebungsellipsoid  stellt  das 
Sibyllinitcbe  Gebirge,  2198  m.,  4  M.  westlich  von  AsooJi  dar. 

Mit  dara  Eintritt  in  die  drei  Abrutziscben  Provinzen  (Teramo), 
Aquila,  Chieti)  thürmt  sich  der  Apennin  stets  wilder  und  höher  auf 
und  erreicht  seinen  Culminationspunkt  im  Uran  Saaso  d'Italia  (292t  m, 
gerade  dort,  wo  die  Höhenlinie  bit  auf  wenige  Heilen  (nicht  gani: 
ö  in  der  Luftlinie)  dem  adriatischen  Meere  sieb  nähert.  Lernen  wir 
in  diesem  gross  artigsten  Tbeil  des  Gebirges  die  Profillinie  kennen, 
welcher  die  neue  Bahn  von  Peacara  nach  Aquila  (IT  M.)  —  ein  wahres 


1)  Geolog.  Beobachtungen   aus    den    Central  -  Apei 
,,6eognott.-pal&ontolog.  Beitrage"  t.  Beueoke,  München  1 


Dieilerrheiniaohen  GesellschaFt  in  Bonn. 

Wunder  der  Baukunst  —  folgt'}.  Das  Thal  des  Peacarafliissns,  wel- 
ches der  Bahn  ihren  Weg  voTEeicbnel,  durcbscbneidet  xuo&chBt  die 
aus  wsioben,  leicht  zerBtörharen  Tertifinobicliteii  beatehonde  Eüsten- 
ter&Bse.  Graublaae  TIiodo  büdeo  die  Basis,  gelbe  Sande  und  Breccieti 
die  Scheitelflächen  der  plateaiiäbolioliea  Höhen,  welche  durch  steile 
Sohlucbteu  Eerschoitten  und  aertheilt  sind.  Auf  einer  aolchen  Hoeh- 
ter&ue  in  prachtvoller  Lage  zwischen  deu  Tbälcm  des  Pencara  und 
Alento  thront  Cbicti(326in.  üb.  M.).  Höh  er  erheben  sieh  dieGehänge, 
daa  Thal  verengt  sich.  Bei  den  Staxionen  S.  Valentino  und  Torre 
dei  Passeri  erblicken  wir  den  erhabenen  Gebirgslislb kreis  des  Monte 
Terrono  (2080  m.)  und  Monte  Majella  (2727  m.),  welcher,  gegen  N, 
sich  öfTnend,  durch  seine  kühnon  scharren  Formen,  durch  die  während 
neun  Monate  dauernde  Sebneedecke  an  die  Hochslpen  erinnert  Bei 
Tocco  di  Casauria,  bekannt  durch  seine  Petroleumqnetlen,  scbliflsst 
sich  das  Thal,  die  Bahn  tritt  ein  in  den  fichlund  der  drei  Berge 
(Qola  dei  tre  monti),  so  genannt,  weil  za  dieser  Enge  die  drei  Abruiien 
mit  drei  Bergen  (Monte  rotondn  1732,  Rocca  la  tagliata  9TG,  Monte 
Castiglione  592  m.)  sich  begrenzen.  Die  tertiärpn  Schiebten  weichen 
hier  fetten  Kalk  schichten  mit  Hippuriten  und  Nummuliten.  Aus 
dem  IM.  langen  FeUenscblund.  einem  ungeheuren  keilförmigeo  Ein- 
BObnitt  in  das  Gebirge,  tritt  die  Bahn  heraus  auf  die  gebirgsum- 
wallte  Hochebene  von  Sulmona  (478  m.  ,die  kühle ,  wasserreich e" 
Heimath  des  Ovid,  geb.  43  v.  Chr.,  gest.  17  n.  Chr.).  in  welcher  aus 
der  Vereinigung  des  Sagittario  und  des  Aterno  dur  Pescarailuaa 
entsteht,  In  dieser  Ebene  von  Sulmona  erkennen  wir  ein  altes  See- 
becken, wie  es  deren  viele  gibt  zwischen  den  zahlreichen  Bergge- 
wölben  des  Apennin.  Ihre  Richtung  änderud.  wendet  sich  die  Bahn 
gegen  NW.  und  steigt  durch  die  F eisen schlucht  des  Aterno  zur 
Hochebene  von  Aquila  empor.  Die  Aternoachincht,  le  gole  di  San 
Venanzio  genannt,  ist  noch  malerischer,  noch  wilder,  ja  schrecklicher 
als  der  Sdilund  der  drei  Berge.  DerFluss  brüllt  in  der  Tiefe.  Die 
Kronen  der  Bergwände  steigen  weiss,  nackt  und  drohend  340  m.  hoch 
über  die  Tiefe  empor.  Auf  eine  Strecke  von  3  M.  sind  Flusa  und 
Bahn  in  diese  FeUencugun  eingeschlossen,  dann  öffnet  sich  das  Ge- 
birge zu  einem  alten  grossen  Seebeoken  (die  Valle  Amitcrniaa),  in 
dessen  Mitte  Aquila  (731  m.),  auf  einem  Hügel  thronend,  die  Haupt- 
stadt der  Abruzzen,  sichtbar  wird.  Herrlich  schaut  auf  Aquila  und 
seinen  weiten  Gebirgskessel  der  Gran  Sasso  herab.  An  den  höchstan 
Gipfel,  den  Monte  Corno  (292t  m.),  reihen  eicb  die  Nacbbargipfel, 
der  Monte  Intermeadie  (2646),  Monte  Corno  piccolo  (2GS7).  Monte 
Corvo  (2626) ,  Monte  Portella  (2388).  Die  tiefsten  am  Gran  Shsso 
bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Bildungen  bestehen  aus  rothem  Ammo- 

1)  C.  De  Giorgi,  ,Appunti  geologici  da   Pescara  ad  Aquila" 
im  BoUettino  d,  R.  Comitato  geologico  d'Italia.  1877,  p.  BSS. 


48  SitzungBberiohto  | 

oiteßkaJh  und  geboren  dem  Liae  an.  Darauf  ruhen  Hippuriten-  tmd 
Nummsliten- führende  Schiebton.  Am  Fane  des  Gran  Saaso,  der  is 
furchtbar  Bchroffen  Feiewänden  gegen  S.  und  S.-W.  abBtärzt,  in  der 
berilhmteD  Sabineretadt  Ämitemum  nurde  im  J,  66  Sallnst  geborea 
{gest.  35  T.  Chr.). 

Für  die  vielfach  bewährte  Tbatiache,  dass  die  grossten  Er- 
hebungen nicht  die  Waaserecheidcn  bilden,  bietet  auch  der  Grui 
Saaao  ein  deutliches  Beiepiel;  alle  Gewässer,  welche  ihm  entströmen, 
fliessen  der  Adria  zu.  Gipfel  au  Gipf«!  reihend,  ohne  erkeunbare 
Ordnung  und  Regel  setzt  das  grosse  Gebirge  seinen  Zug  nach  S.-O. 
fort,  aich  altoälig  mehr  dem  tyrrhenischen  Gestade  nähernd.  Einige 
der  höchsten  Gipfel  sind:  la  Meta  (2245  m.),  5  M.  aüdl.  von  Sulmoa» 
der  Mte  Mileto  2054  (7  M.  nordwestl,  Benevent)  u.  a.  Sun  wirft 
sich  das  mächtige  Kalkgebirge  ganz  an  die  tyrrh^nischo  Küste,  gegen 
die  Golfe  von  Salemo  und  Follcastro,  während  gegen  das  adriätische 
Gestade  ein  ebenes,  aas  jüngeren  Meeres  schichten  gebildetes  Land, 
die  Platte  von  Apulien  (il  tavogliere  di  Puglia)  sich  ausbreitet.  Flaohe 
plateauartige  Höhen  aus  tuftabnlichem  weissem  Kalkstein  gebildet, 
nehmen  die  südöstliche  Spitze  der  Halbinael,  die  Terrn  d'Otranto  ein. 
Der  eigentUche  Apennin  streiobt  durch  die  wenig  bekannten  6e- 
birgswildniBse  der  Provinzen  Principato  eiber iore  und  Basilicata 
und  tritt  inCalabria  citra  ein.  Da  endet  die  120  d.  M.  lange  Ketto 
in  prachtvollem  Äbsturü  plötzlich  unfern  der  Stätte  des  alten  Sybaris, 
nahe  dem  Tarentiner  Golf,  indem  sie  nochmals  im  Mte.  Poüino  hin 
zu  2300  m.  sich  aufthurmt.  Weiter  gegen  S.  verändert  sich  das 
Land  Tollkommen.  Das  Kalkgebirge  ist  verschwunden.  Duroh 
Sümpfe  suchen  die  Flüsse  Crati  und  Coscüe  ihren  Weg  zum  Meere. 
Jenseits  dieser  Sümpfe,  das  einstige  Stadtgebiet  von  Sybaris,  "ibebt 
sich  der  iSIIawaldi.  ein  mächtiges  Granitgewölbe  1600  m.  mit  zahl- 
reichen Gipfeln  und  verachlungeaen  waidigüii  Thalgründen.  Den 
granitischen  Höhen  lagert  sich  gegen  Ost  ein  breiter,  aus  jüngsten 
Tertiärschichten  bestehender  Landstrich  vor,  die  alte  Flur  von  Kroton. 
Anders  die  tyrrhenieche  Küste,  welche  von  einem  schmalen  hohen 
Kamm,  der  unfern  dos  salzreichen  Lungro  vom  Apennin  abzweigt, 
begleitet  wird.  Jener  scharfe  Rücken  besteht  aus  Gneiss  und  kry- 
atalliuiacben  Schiefem  mit  einzelnen  isolirten  Kalkgipfeln  {Mte  Co- 
cuzzo  1550  m.).  Wiederum  senken  aich  die  Berge  zur  Landenge 
von  Catanzaro.  Granit,  Schiefer  und  ältere  Kalkachich teu  ver- 
schwinden und  tertiäre  Schichten  mit  tiefen  Fl  usb  rinn  aalen  reichen 
von  Meer  zu  Meer  und  beweisen,  dass  noch  in  jüngster  geologischer 
Zeit  Calabria  ultra  eine  Inael  war.  Ganz  iaolirt  steigt  daa  breite 
Granitmassiv  empor,  welches  die  Südapitze  des  festländischen  Italien 
bildet.  £a  endet  würdig  und  gross  mit  dem  plateauähnlicben  »rauhen 
Berget,  dem  Aspromonte  (1Ü74  m.).  Ihm  gegenüber  ragt  die  'Säule 
des  Eimmelgi,  der  schneebedeckte  Aetna. 


der  niederrheinischen  Gesellsohaft  in  Bonn.  49 

Wenden  wir  nun  unsern  Blick  von  der  centralen  Aze  der 
Halbinsel  auf  ihre  Gestade,  so  tritt  uns  eine  auffallende  Verschieden- 
heit entgegen  zwischen  der  adriatischen  und  der  tyrrhenischen 
Küste ;  —  eine  Verschiedenheit,  welche  auch  in  der  Geschichte  ihren 
Ausdruck  gefunden  hat.  Reist  man  von  Kimini  und  Ancona  gegen 
S.-O.,  so  erstaunt  man  über  die  ungeheure  Monotonie  von  Land  und 
Meer.  In  allmäliger  Senkung  neigen  sich  die  Schichten  der  Jura- 
und  Kreideformation,  überlagert  von  einer  Tertiärdecke  zum  schmalen 
Küstenstrande.  Insellos  ist  das  Gestade.  Kein  grosses  Thal  dringt 
von  dieser  Seite  in  den  Apenninenkörper  ein.  Und  nun  gar  das 
gegenüberliegende  illyrische  oder  dalmatinische  Gestade;  eine  reine 
Küstenbildung  ohne  Hinterland.  Vielleicht  ist  kein  Land  der  Erde 
so  sehr  von  seiner  Küste,  von  seinem  Meeresrande  getrennt,  wie 
jene  die  Adria  im  0.  einschliessenden  Länder.  Das  schönste,  insel- 
und  buchtenreichste  Gestade;  aber  dahinter  eine  fast  unersteigliche 
Felsenmauer;  das  ist  der  Absturz  jener  Berge  der  Freiheit,  der 
Tschemagora.  —  Der  adriatische  Apenninenrand  war  zur  Gründung 
grosser  Städte  und  Staaten  offenbar  weniger  geeignet  als  das  westliche 
Gestade.  Wir  finden  zwischen  Ravenna  und  Tarent  kaum  einen 
einzigen  alt-  und  hochberühmten  Städtenamen.  Kein  grosser  Herrsoher- 
sitz  hat  gleich  Rom  von  diesem  adriatischen  Gestade  aus  die  Ge- 
schicke der  alten  Welt  geleitet. 

Gänzlich  verschieden  ist  das  tyrrhenische  Ufer.  In  zahlreichen 
schönen  Buchten  dringt  das  Meer  in  das  Land  ein;  inselartige  Vor- 
gebirge ragen  weit  hinaus.  Der  Mte  Argentario  und  das  Cap  der 
Circe  sind  schöne  Beispiele  der  nur  durch  schmale  flache  Nehrungen 
mit  dem  Festlande  verbundenen  Vorgebirge.  Auch  ist  das  Meer 
belebt  von  zahlreichen  Inseln;  es  sind  losgerissene  Theile  des  Fest- 
landes oder  Gipfel  eines  mächtigen  untermeerischen  Gebirges, 
welches  vielleicht  einst,  einer  kühnen  Ansicht  zufolge,  die  Meeralpen 
mit  Calabrien  verband;  —  oder  endlich  selbständige  vulkanische 
Hebungen.  Eine  noch  grössere  Bereicherung  erhält  diese  Küste  durch 
die  grossen  Inseln  Sicilien,  Sardinien,  Corsica.  Dies  tyrrhenische 
Gestade  stellt,  im  Gegensatze  zur  Adria,  im  Allgemeinen  eine  hohe 
Steilküste  dar.  Kulissenformig  schieben  sich  die  Gebirge  zum  Meere. 
Nach  dieser  Seite  hin  öffnen  sich  die  grossen  Flussthäler,  welche 
das  Innere  der  Halbinsel  erschliessen;  —  vor  allem  Arno  und  Tiber. 

Der  Arno,  5  M.  östlich  von  Florenz,  am  Berge  Falterona 
(1649  m.)  entspringend,  beschreibt,  das  Gebirge  Prato  magno  (1580)  um- 
strömend, eine  gegen  S.-O.  gewendete  Schleife.  Hier,  in  der  oberen 
Val  d'Arno  hat  sich  eine  ungeheure  Menge  von  Knochen  grosser 
vorweltlicher  Säugothiere  gefunden.  Der  Fluss  nimmt  die  Sieve  auf, 
bespült  Florenz,  um  dann  durch  die  Stromengen  youl  'MLcs^^Nj^xs:^^ 
nach  einem  Lauf  von  etwas  über  100  MigMeu  ^4=ä\1Ä.^  «e«i«xi^^^t 
BitMungßb.  d.  niederrhein,  Oesellsohaft  in  Bonn.   181&*  ^ 


60  SitiuDgaberichtc 


^ 


7UII1  Meer  zu  neliineii  '),  Grossartige  Arbeiten  aind  in  Val  Chiana 
auagefahrt  imd  dadurch  Sämpfe  entnäasert  und  ein  Ifebeafluss  der 
Tiber  dem  Arno  zagefübrt. 

Die  Tiber,  am  Berge  Fumajolo,  4  M.  gudöatlicli  der  AmoqnetU 
eatspriDgead,  besitzt  unter  alles  ApenninenflÜBsen  das  grösete  Strom- 
gebiet. In  der  obern  Hälfte  ihres  Laufs  slrömt  sie  durch  den  Apennin 
berührt  die  hochberübmte  Stadt  Perugia,  tritt  dann  bei  Orvieto  saa 
den  Gebirgen  heraus  in  den  Ager  Romanus,  durchfliesat  die  ewige 
Stadt  mit  den  Bieben  Hügeln,  um  —  ausstrüniend  in'a  Meer  —  die 
leoU  aacra  zu  bilden.  Die  Mündung,  welche  einat  bei  Oatia  lag,  iat 
seit  den  Zeiten  des  Königa  Ancus  Marciua,  d.  h.  in  35  Jahrhunderten 
um  fiiat  1  i.  M.  durch  die  Anachwemmungen  den  FluaeeB  binaugge- 
Bchoben  worden. 

Die  Stromthäler,  welche  daa  Land  uach  dem  tyrrbeniaahen 
Meere  hin  öffnen,  haben  auch  das  Em]>orkommen  der  grüssen  Städte 
länga  des  tyrrhenischen  Geatadea  bedingt.  —  Der  grössere  Rciohthum 
dieser  Seite  der  Ualbinael  zeigt  sich  ferner  in  den  Schätzen,  welche 
die  Berge  umschliesBen.  Marmorberge,  Erzlagerstätten,  brennende 
Vulkane  sind  nur  dem  tyrrheniseben  Geatade  gegeben. 

Nachdem  wir  in  flüchtigem  üeberblick  dem  Apenuin  und  den 
aiob  anreihenden  calab riechen  Granitgebirgon  gefolgt,  werfen  wir 
nocli  einen  Blick  auf  dieausserapenniniaoben  Tbeile  der  langgea treckten 
Halbiaael,  In  Itezug  auf  diese  anti-apenninischen  Küstengebirge 
tritt  besonders  deutlich  der  unsymmetrische  Bau  des  Landes  bervor. 
Diese  Verschiedenheit  spiegelt  sich  wieder  im  Verlauf  der  Hundert- 
fadenlinie (I  engl.  F.  =  L827  m.),  welche  im  tj-rrbeniBchen  Meer 
der  Küste  viel  näher  tritt  als  itn  adriatischcn;  ja  in  letztcrem  reicht 
sie  durch  die  Strasse  yon  Otranto  eintretend,  überhaupt  nur  bis  an 
den  iSporu  Italiens!,  den  Mte  Gargano.  Es  entbehrt,  wie  at]9  den 
obigen  Andeutungen  bereits  hervorgeht,  der  eigentliche  Apeonin 
von  Ligurien  bis  zu  den  sjbaritiachen  Ebenen  des  Granits,  der 
krystaltiniBcben  Schiefer,  sowie  aller  ^älteren  Gebilde,  welche  wir  in 
der  Centraizone  einer  normal  gebauten  Gebirgskette  (Pyrenäen  und 
Alpen)  zu  finden  gewohnt  sind.  Wohl  aber  treten  jene  Gesteine  und 
Formationen,  isolirte  Gcbiigskörper  bildend,  in  einem  lateralen  Zuge 
längs  der  tyrrhenischen  Seite  hervor.  Diese  Thataaohe,  verbunden 
mit  der  gänzlich  verschiedenen  Küste ngestaltung  hob  zuerst  Paul 
Savi  (hochverdient  als  Anatom  und  Geologe)  hervor,  indem  er  darauf 
die  Anfliebt  stützte,  daas  längs  der  tyrrhenischen  Küate  in  vergleichs- 
weise später  Epoche  ein  Niedersinken  grosser  Gebirgstheile  stattge- 
funden   habe  -).     Eine  weit  bestimmtere  und   umfassendere  Deutung 

1)  Un  fiumicel  che  nasce   in  Falterona 

E  oento  miglie  di  corso  no  1'  sazia.     (Dante) 

2)  s.  G.  Meneghini  iSu  di  un  lavoro  di  Suessi,  Boll,  R.  Com. 
^eol.  n'ItaIJa,  HI.    p.  72.  1872. 


der  niederrheinisohen  Gesellscliaft  in  Bonn.  61 

erhält  jene  Thatsaohe  durch  die  Theorie  von  £.  Süss  ^)^  der  zufolge 
das  Kalkgebirge  des  Apennin  nur  die  eine  (jateralzone  des  grossen 
»italischen  Gebirges«  darstellt,  als  dessen  Trümmer  (disjecta  membra) 
jene  Gebirgsinseln  des  ligurischen  und  tyrrhenischen  Meeres,  sowie 
Calabriens  und  Siciliens  aufgefasst  werden  (»die  vereinzelten,  zum 
Theil  deutlich  gebrochenen  Trümmer  der  altem  krystallinisohen 
Felsarten«  ^)).  Nach  dieser  Anschauung  liegt  die  Gentralzone  des 
italischen  Gebirgs,  deren  Trümmer  in  den  Graniten  Ligurien's,  Cor- 
sika's,  Elba's,  Giglio's,  Calabrien's,  Messina's  erhalten  sind,  im  west- 
lichen Meere  begraben.  Die.  hohen  unvermittelten  Gebirgsabstürze, 
welche  nach  dieser  Seite  gerichtet  sind,  bekunden,  jener  Theorie 
zufolge,  den  ungeheuren  Riss  der  Erdkruste,  eine  Verwerfung,  welche 
ein  Senkungsgebiet  von  einem  stehengebliebenen  Theil  der  Erdfeste 
löste.  Auf  dieser  Bruchlinie  erhoben  sich  die  vulkanischen  Gesteine 
von  der  Insel  Capraja  (10  M.  südwestlich  von  Livomo)  bis  zu  den 
Liparen.  Diese  geniale  Auffassung,  welche  wir  Prof.  Süss  ver- 
danken, verknüpft  scheinbar  getrennte  Thatsachen ;  sie  gibt  der  geo- 
logischen Untersuchung  eine  neue  Richtung;  doch  fehlt  noch  vieles, 
bevor  wir  sie  als  bewiesen  annehmen  dürften.  Im  Apennin  selbst 
und  seinen  Schichtenwölbungen  müsste  man  —  so  scheint  es  —  Be- 
weise finden  können  für  eine  seitlich  schiebende  Bewegung  von  der 
tyrrhenischen  Küste  her.  Solche  Beweise  sind  indess  noch  nicht 
bekannt  geworden.  Auch  bleibt  die  Stellung  des  Mte.  Gargano  im 
»Italischen  Gebirge«  noch  unerklärt.  Denselben  einfach  als  ein 
»Gebirgsstück  für  siehe  zu  betrachten,  während  wir  kühn  genug 
sind,  trotz  der  80  M.  langen  Lücke  zwischen  Giglio  und  dem  Cap 
Yaticano  und  Peloro  diese  alten  Massen  als  Fragmente  einer  cen- 
tralen Axe  aufzufassen,  heisst  nicht  mit  gleichem  Maasse  messen. 
Endlich  erscheint  die  Lage  des  erloschenen  Vulkans  Vultur  bei  Melfi 
in  Apulien,  am  Aussenrande  des  Apennin,  im  Widerspruch  zu  jener 
Theorie,  welche  den  vulkanischen  Ausbrüchen  nur  auf  den  Bruch- 
linien der  Gebirge  ihre  Stellung  anweist. 

Unter  den  anti-apenninischen  Gebirgen  fesseln  zunächst  die 
Marmorberge  von  Carrara,  die  wunderbaren  Berge  der  alten  Luna 
(primum  Etruriae  oppidum,  wie  PI  in  ins  sie  nennt)  unsere  Aufmerk- 
samkeit. Mit  kühnen  Alpenformen  stellen  sich  die  Marmorberge 
dar  —  prachtvoll  erglänzen  sie  bei  Sonnenuntergang  gegen  la  Spezzia 
hin,  im  Monte  altissimo  2100  m.  erreichend.  Marmor  gibt  es  an 
manchen  Orten,  so  an  den  Bergen  Hymettus  und  Pentelikon  in 
Attika,  auf  der  Insel  Paros  etc. ;  von  geringerer  Reinheit  ist  das  Gestein 
an  zahlreichen  Punkten   bekannt.    Aber   ein  Marmorgebirge  gleich 

1)  s.  E.  Süss,  »lieber  den  Bau  der  italienischen  Halbinsel c, 
Sitz.-Ber.  Wien.  Ak.  21.  März  1872. 

2)  8.  E.  Süss,  »Die  Entstehung  der  Alpen«,  S.  27. 


eil  Siteungaberichte  ■  Ti 

den  oarrarcsischen  oder  apuaniscfaen  Älpeu  steht  in  dieser  Auh- 
debnung  uad  Vollkoinmeiibeit  einzig  da.  Eb  dehnen  sich  diese  r5tb- 
liohgT&u  Bohimmemdea,  prncbtvolleD  Felspyraiuideii  von  Carrant 
bia  Pielraaanta  3  M,  aus,  bei  einer  Breite  von  2  M.  Auf  den  niederen 
Gebfiflgeti  ruht  eine  frnchtbare  roLhe  Erde,  welche  auch  die  Spalten 
erKllt,  ea  ist  die  ^Terra  roasa";  wo  aber  die  Felsen  geöffnrt  sind,  da 
leuchtet  der  scbneeweiBae  Marmor  hervor.  Drei  gewundene  Tbälsi', 
welche  in  zahlreiche  Schluchten  eich  tbeileo,  zerschneiden  das  Ge- 
birge; im  N.  das  Thal  des  Corrione,  bei  Carrara  zur  Ebene  mündend, 
dann  der  Frigide,  bei  MasBa  die  schmale  KüBtencbene  eri'eicbend, 
endlich,  im  südlichen  Theile,  der  Fluaa  Versiglia,  durch  Vereinigung 
der  Bficbe  Serra  und  Vezjia  bei  dem  Städtchen  Serravea^a  entstehend. 
Diese  Thäler  bieten  treffliche  natürliche  Proßle  der  das  Marmorge- 
birge  aufbauenden  Formationen  dar.  Dieselben  zeigen  eine  kuppei- 
förmige Lagerung,  ao  dass  über  die  altern  Schichten  des  Centrutii 
aioh  die  Jüngern  Straten  wölben  ').  Zwei  solcher  Kuppeln  von  GneiBi- 
und  SchieferHobichten  (der  paläoKoiBohen  Epoche  zugezählt)  werden 
unterBchieden,  eine  nöniliche,  welche  von  den  Thälern  Frigido  und 
Carrione  diiruhBchnitteo  wird,  und  eine  BÜdliche,  durch  welche  die 
Ursprungabäche  des  VernigliB  ihren  Lauf  nehmen.  Nach  Hm. 
Stefani  besteht  der  Kern  jener  Oowölbe  auB  einem  dichten  eisen- 
schüssigen Kalkstein;  auf  demselben  lagert  mit  grosser  Mächtigkeit  ^ 
ein  protoginabnlicher  Gnelss,  nun  folgen  die  Marmormassen,  welche 
mit  Wahracbeinlichkeit  der  Triasformation  zugezahlt  werden.  Dn- 
kryatalliniBche  Kalksteine  und  Schiefer  ruhen  auf  dem  Marmor. 
Zahlreiche  Erzlagerstätten  erscheinen  in  jenen  altern  Gneias-  und 
Schieferstrateo,  bo  der  Zinnober  zu  Ripa  und  Levigliani,  silberhaltiger 
Bleiglana  zu  Bottino,  Kupferkies  und  Schwefelbieiantimon-Verbin- 
dungen  an  zahlreichen  Funkten,  Ueberaua  gross  ist  die  Mannich- 
faltigkeit  des  Marmors.  Der  reinste,  edelste,  durchscheinende  ist  der 
Statuario;  der  weniger  durehaoheinende  ist  der  Ordinario.  Hat  der 
letztere  eiue  intensiv  bläulichgraue  Farbe,  ao  hcisst  er  Baräiglio, 
ala  edler  Baustein  hochgeacbätzt.  Von  mehreren  hundert  Marmor- 
brüchen der  Berge  von  Karrara,  Maasa  und  Serravezza  *)  liefert  jeder 
eine  etwas  verscbiedene  Varietät.  Die  Brüche  Creatola  und  Cavetta 
(bei  Carrara)  geben  den  unübertrefflichsten  Stein,  von  grossem  Korn, 
festem  Gefüge,  so  dasa  der  Bildhauer  die  feinsten  Formen  nach- 
ahmen kann.  Polirt,  zeigt  dieser  Stein  einen  wunderbar  schönen 
wach  sahn  liehen  Schimmer.  Der  Marmor  aus  dem  Bruche  Mosaa  ist 
von  elfenbeinartigem  Ansehen  und  für  Gewandstatuan  bcBOnders  ge- 


1]  s.  Carlo  de  Stefani  >Conaiderazioni  stratigraflche  aopra 
icoe  piü  aatjcbe  dells  Alpi  Apuane  e  del  Monte  Piaanoi  in  Boll. 
om.  geol.  1874. 

2)  Jervia  „Mineral  resourcea  of  Central  Italj"-,  London  ISßT. 


der  nioderrheinisohen  Geseilsohaft  in  Bonn.  63 

eignet.  Auch  Polvaccio  ist  ein  Bruch  von  grösstem  Ruhm;  schon 
zu  römischer  Zeit  lieferte  dieser  Bruch  das  Material  zu  den  Wunder- 
werken der  Kunst;  der  Apollo  von  Belvedere  ist  aus  diesem  Stein 
gehauen.  Polvaccio  liefert  einen  feinkörnigen  Marmor  und  gestattet 
die  Gewinnung  ungemein  grosser  tadelloser  Blöcke.  Zampone,  Poggio. 
Silvestro^  Betogli  sind  gleichfalls  berühmte  Fundstätten  des  Statuario. 
Unter  den  Marmi  ordinari  sind  am  hervorragendsten  Grotta  Colum- 
bara,  Fossa  Cava,  Ravaccione  u.  a.  Bei  der  Gewinnung  spielen  die 
Madremacchie  (Muttermale)  eine  wichtige  Rolle.  Es  sind  einige  ctm, 
dünne  Lagen  von  Glimmer  oder  Talk,  denen  sich  Quarz^  Eisenkies 
etc.  zugesellen  und  welche  die  Schichtung  (il  verso)  der  Marmor- 
massen andeuten.  Höhlungen  mit  den  herrlichsten  Bergkrystallen 
schliesst  der  Statuario  ein;  sie  siud  das  Entzücken  der  Mineralogen, 
oft  aber  dem  Bildhauer  ein  grosses  Aergerniss.  Auch  Eisenkies- 
würfel, welche  zuweilen  im  Polvaccio-Marmor  ganz  unvorhergesehen 
erscheinen,  können  den  Künstler  zur  Verzweiflung  bringen. 

Die  glänzenden  Marmormauem  Luna's,  welche  von  Rutilius 
Numanzianus  besungen  werden  ^)  und  durch  ihr  Material  und  die 
Grösse  der  Werkstücke  noch  im  15.  Jahrh.  Bewunderung  erweckten, 
haben  kaum  noch  eine  Spur  zurückgelassen.  Der  Ort,  wo  die  alte 
Etruskerstadt  stand,  liegt  jetzt  ca.  3  km.  vom  Meere.  Die  schwebenden 
Theile  der  Flüsse  Arno,  Serchio,  Magra  haben  hier  ein  sumpfiges 
Vorland  gebildet.  Viele  Jahrhunderte  ruhten  die  Marmorbrüche, 
bis  Michel  Angelo  sie  gleichsam  wieder  entdeckte.  Dieser  Künstler, 
der  an  vielseitiger  Begabung  unter  den  Sterblichen  kaum  seines 
Gleichen  hat,  pflegte  zu  seinen  Werken  die  Blöcke  in  den  Brüchen 
selbst  auszusuchen.  Er  durchwanderte  das  Gebirge  zu  diesem 
Zwecke  und  hatte  die  grosse  Genugthuung  auf  florentinischem  Ge- 
biet, nahe  dem  Gipfel  des  Mte  Altissimo  den  herrlichsten  Statuario 
zu  entdecken.  Aus  einem  Golossalblock  des  Bruchs  Polvaccio 
bildete  er,  damals  29jährig,  seinen  .berühmten  David.  Wir  wissen 
auch  durch  Vasari,  dass  der  grosse  Künstler  im  Gebirge  selbst  die 
Steine  für  die  Bildsäulen  des  Tages  und  der  Nacht  *)  aussuchte, 
welche  das  Medicäergrab  schmücken. 

Von  Querceto  unterhalb  Pietrasanta  wandert  man  durch  einen 
Wald  von  Olivenbäumen  gegen  Serravezza.  Die  hoch  aufstrebenden 
Berge  treten  schnell  zusammen  zu  einer  gewundenen  Thalenge.     Die 


1)  Advehimur  celeri  oandentia  moenia  lapsu 

Nominis  est  auctor  sole  corusca  soror. 

Dives  marmoribus  tellus,  quae  luce  coloris 
Provocat  intactas  luxuriosa  nives. 

Itin.  Lib.  II.  (s.  Jervis  a.  a.  0.  S.  5). 

2)  Es  ist  dies  die  Statue,    welcher  Mio\ie\  Ku^S^o   Vci'^TÄÄSst 


54  Sitsongsbericlite 

zackigen  Felsformen,  sowie  das  krystallinische  Schiefergestein ,  wo- 
raus sie  bestehen,  erinnern  an  die  Centralzone  der  Alpen;  mit  dieser 
Erinnerang  bildet  aber  der  Anblick  des  Olivenwalds  einen  seltsamen 
Gegensatz.  Jene  Schiefer  (Fallen  55  bis  60^  gegen  W.)  mben  auf 
dem  Marmor,  in  dessen  weissen  Felsen  zahllose  Brüche  geöfihet  sind. 
Prachtvoll  ist  der  Blick  das  Serrathai  aufwärts  gegen  den  Monte 
Altissimo.  Wir  folgen  in  östlicher  Kichtung  dem  Thal  der  Vezza* 
Die  Brüche  liegen  oft  hoch  oben  an  den  steilen  Thalmulden.  Die 
Marmorblöcke  werden  über  die  steilen  Geröllflachen  zur  Thalsohle 
herabgeschleift;  so  bilden  sich  jene  schneeweissen,  weithin  leuchten- 
den Gleitbahnen,  die  ^Bavaneti^,  welche  einen  bezeichnenden  Zug  in 
den  Mormorjandschaften  darbieten.  Weiter  hinauf  bietet  sich  die 
Aussicht  ins  Thal  Carduso.  Hoch  oben  in  einem  Marmorberg  öffnet 
sich  ein  ungeheures  Loch,  durch  welches  man  den  Himmel  erblickt  ^). 
Bei  Stazzema  im  obem  Vezzathal  bricht  man  die  hochberühmte. 
Marmorbreccie  «Mischio  di  Serravezza^,  welche  unter  allen  Marmor- 
arten als  der  kostbarste  Architekturstein  gilt.  Schon  Cosmus  I.  lies» 
in  Stazzema  Mischio  brechen  und  Florenz  damit  schmücken.  Dem» 
selben  Bruche  wurden  24  grosse  herrliche  Säulen  für  das  neue  Opern- 
haus in  Paris  entnommen.  Die  unvergleichliche  Breccie  bildet  ein 
(12  ^  gegen  N.)  fallendes  Lager  von  nur  geringer  Mächtigkeit  im 
gewöhnlichen  Marmor.  Die  Dicke  der  brauchbaren  Mischioschicht 
«beträgt  4,5  m.  Weisse^  gerundete  Marmorstücke  liegen  in  einer  krystal- 
linisch-schiefrigen  Grundmasse,  welche,  von  schönrother  Färbung, 
gebänderte  Zeichnungen  bildet  und  auf  das  Innigste  mit  den  Marmor- 
stücken verbunden  ist,  deren  umrisse  oft  v^ie  verwaschen  erscheinen. 
Der  Mischio  wird  in  unterirdischen  Brüchen  gewonnen,  da  an  der 
Gebirgsoberfläche  das  schöne  rothe  Geäder  ausgebleicht  ist.  Aehn- 
liche  Steine,  wie  den  apuanischen  Mischio  haben  die  Alten  in  Asien 
zur  Ausschmückung  der  Prachtbauten  Koms  gewonnen;  es  darf  an 
den  Marmor  „Fior  di  Persico"  erinnert  werden. 


über  die  Lage  des  Vaterlandes  die  schweigenden  Worte  in  den  Mund 
legte : 

Grato  m'e  il  sonno  e  piu  l'esser  di  sasso, 

Mentre  che  il  danno  e  la  vergogna  dura; 

Non  veder,  non  sentir  mi  e  gran  Ventura, 

Perö  non  mi  destar;  deh!  parla  basso. 

1)  Schon  Dante  kannte  die  Höhlungen  im  Marmorhochgebirge, 

wie  folgende  Verse  beweisen  (Inferno^  Canto  XX). 
Aronta 

Che  ne'  monti  di  Luni  —  — 

Ebbe  tra  bianchi  marmi  la  spelonca 

Per  sua  dimora:  onde  a  guardar  le  stelle, 

E'l  mar  non  gli  era  la  veduta  tronca. 


der  niederrheinischen  Gtoflellsohaft  in  Bonn.  55 

Die  Entstehung  des  Marmors  ist  ein  noch  ungelöstes  Problem, 
unzweifelhaft  ist  die  ursprüngliche  Bildung  eine  sedimentäre;  durch 
noch  unbekannte  Kräfte  (wahrscheinlich  eine  hohe  Temperatur)  wurde 
die  Metamorphose  des  dichten  unkrystallinischen  Kalks  in  den  weissen 
Marmelstein  bewirkt,  welcher  wie  kein  anderer  irdischer  Stoff  gedient 
hat,  die  höchsten  Ideen  der  Menschheit  sinnbildlich  darzustellen. 
Die  Carraraberge  gaben  den  Marmorblock,  woraus  jener  unbekannte 
Künstler  den  rettenden  Apollo  von  Belvedere  schuf;  aus  gleichem 
Stein,,  von  demselben  edlen  Gebirge,  bildete  Thorwaldsen  die  Kolossal- 
statue unseres  Heilands  in  der  Frauenkirche  zu  Kopenhagen. 

Zu  den  anti-apenninischen  Gebirgsgruppen  gehört  auch  Elba, 
jene  schöne  und  glückliche  Insel,  welche  an  Mannichfaltigkeit  der 
Berg-  und  Küstengestaltung,  an  Krystall-  und  Erzschätzen  vielleicht 
von  keinem  gleich  grossen  Gebiet  der  Erde  erreicht  wird.  Die  West- 
seite der  Insel  ist  ein  prachtvolles  Granitgewölbe,  in  Adern  und 
Drusen,  neben  schönfarbigen  Turmalinen,  Berylle  und  Feldspathe 
bergend;  die  Inselmitte  ist  ein  anmuthiges  Hügelland,  der  Osten  ist 
ein  scharfgeformter,  nordsüdlich  streichender  Gebirgsrücken.  Am 
Gehänge  dieses  Höhenzuges  gegen  das  Meer  hin  ziehen  sich  die  Eisen- 
erzmassen hin  (Eisenglanz,  Botheisen)  zu  Hügeln  von  200  m.  ansteigend. 
Von  diesem  östlichen  Gebiet  zweigt  gegen  S.  eine  breite  Halbinsel 
ab,  das  Plateaugebirge  Calamita,  berühmt  als  Fundstätte  natürlicher 
Magnete.  „Aithalia",  die  Leuchtende,  die  Brennende,  ist  der  alte  Name 
der  Insel;  denn  einst  sah  man  wohl  vom  Meer  und  vom  Festland 
aus  viele  kleine  Eisenöfen  brennen.  Jetzt  kann  auf  der  holzarmen 
Insel  kein  Eisen  mehr  verschmolzen  werden ;  ein  kleiner  Theil  wird 
in  der  Maremme  (Follonica)  verschmolzen,  die  grössere  Menge  geht 
nach  Frankreich.  —  Giglio,  der  Monte  Argentario,  der  Pisaner  Berg 
und  Campiglia  gehören  zu  derselben  Klasse  von  Gebirgserhebungen 
wie  die  Berge  Elba's  und  Carrara's.  Neben  dem  Granit  und  Eisen 
Elba's,  neben  dem  Marmor  von  Massa-Carrara  verdienen  auch  die 
Naturschätze  der  Maremme  Erwähnung,  des  Landes  zwischen  den 
Etruskerstädten  Felatri  (Volterra)  und  Populonia.  Wer  kennt  nicht 
den  scbneeweissen  Alabaster,  aus  welchem  unzählige  Werke  der 
Kunst,  der  kleinen  Kunst,  gefertigt  werden.  Der  Stein  für  alle  diese 
Arbeiten,  welche  fast  über  die  ganze  Erde  verbreitet  sind,  kommt 
von  Castellina  marittima,  unfern  Volterra.  Es  sind  Sphäroide,  kaum 
über  1  m.  gross,  welche  in  einem  tertiären  Thonmergel  liegen.  — 
Von  der  hochliegenden  uralten  Etruskerstadt  mit  ihren  Cyklopen- 
mauern  überblickt  man  gegen  Süd  weithin  die  öden  menschenleeren 
Höhen  der  Maremme.  Dort  steigen  am  Horizont  weisse  Dämpfe  auf. 
Es  sind  die  Fumacchien  der  Borsäure-Lagoni,  welche  diesem  Lande 
ein  so  hohes  Interesse  gewähren.  Auf  einer  Fläche  von  ca.  2  M. 
Länge,  IV2  M.  Breite  entspringen  (namentlich  bei  den  Orten  Monte 
Cerboli  oder  Larderollo,  Monte  Botondo,  GastAl  üwctiq.»  ^ssv.\a.^ 


56  SitzODgeberichte 

Eulfureo,  sowie  bei  Travate  u,  a.  0.)  dem  thooig'eD,  zeraelzten  Boden 
heisae  Quellen  und  Dampf  et  i'fthlen,  beladen  mit  Borsäure.  la  ebenso 
einfacher  wie  oigenthüraliclier  Weise  wird  dieaer  zur  Darstellung- 
Ton  GlaBuren  auf  Poroellan  et<i.  nothwendige  Eörper  aus  der  wäs- 
serigen Lösung  gewonnen,  indem  man  die  aus  der  Erde  dringenden 
heiasen  Dämpfe  unmittelbar  zum  Eindampfen  der  Borsäure-Löeungen 
benützt.  Man  treibt  ein  Bohrloch  in  die  Erde  und  hervorbricht  mit 
ungeheurer  Kraft  ein  Dampfstrahl,  der  unter  die  Äbdampfsehaien  ge- 
leitet wird.  Im  J.  1876  erzeugten  die  toacanisohen  Lagoni  mehr 
als  2-5  Millionen  kgr.  Borsäure  (Borsäurehydral)  im  Werth  von  über 
3  Millionen  fc.  —  Nur  noch  an  einem  einzigen  Funkte,  in  Califomieit, 
bietet  die  Erde  ähnliufae  Borsäure-Lagoni  dar  wie  in  Toscana. 

Wie  die  Entstehung  des  Marmors,  so  ist  auch  diejenige  der 
boraäurehaltigen  Dampf-  nnd  Wasserquellen  noch  räthselhaft.  —  !u 
der  Nähe  der  Lagoni  hat  die  Natur  grosse  Mengen  von  Kupfererz, 
vorzugsweise  in  Verbindung  mit  Gabbrogentein  und  Serpentin  nieder- 
gelegt. Hier  gewannen  die  Etruaker  das  Kupfer  zu  ihren  kunst- 
vollen Metallarbeiten. 

Wo  die  Metallkgeratätten  und  die  Marmorberge  enden,  da  he- 
ginnen  die  »ulkaniachen  Erscheinungen,  welche  in  einer  breiten,  fast 
ununterbrochenen  Zone  bis  Neapel  ziehen  und  ein  so  ausserordent- 
liahes  Interesse  der  tyrrbeniacben  Seite  der  Halbinsel  gewähren. 
Von  gar  verachiedenartiger  Form  sind  die  vulkanischen  Berge  in 
Italien  und  gar  verschiedenartig  war  ihre  Thätigkeit.  Ea  beginnt 
jene  Feuerzone  mit  einem  hohen  maohtigen  Trachytgebirge,  dem 
Monte  Amiata  {1732  m.)  Dies  Gebirge  ist  von  herrlichen  Kastanien- 
Wäldern  bedeckt,  an  dtri'n  Saum  in  7  bis  80O  m.  MeerealiöhG  zahl- 
reiche St&dte  und  Dörfer  hoch  über  der  im  Sommer  durchglühten, 
fiebererfüllten  Ebene  liegen.  Sie  bilden  während  der  Sommermonate 
eine  Zufluchtsstätte  für  Tausende  von  Menschen .  welche  vor  der 
Malaria  fliehen,  um  die  frische  Am iata-Luft  zu  athmen.  Südlich  des 
Traohytgebirgs  beginnt  das  grosse  vulkanische  Tufigebiet  der  rÖmi- 
aohen  Campagna.  In  der  jüngstvergangenen  Erdenz«it  sind  hier 
mächtige  Vulkane  thätig  genesen.  Denkmäler  ihrer  Wirksamkeit 
sind  Ringgebirge  mit  einem  Centralpik,  ao  der  Monte  di  Vieo  bei 
Viterbo  mit  einem  centralen  Kegelherg  {dem  Venusberg),  eine  Berg* 
gestalt,  welche  an  die  unerreichbaren  Reliefformen  des  Mondes  er- 
innert. Grosse  Seen  stellen  sich  ein,  welche  Senkungsfelder  im  vul- 
kanischen Land  erfüllen,  ao  derBolsenerSee,  derjenige  von  Bracciano, 
Sohlackenberge  und  erloschene  Krater  spiegeln  sich  in  jenen  stillen 
Fluthen.  Schweigende  Thalgründe  sind  in  die  Tuffplateaus  des 
römischen  Patrimonium  eingeschnitten.  An  den  Steilwänden  der 
Thäler  ziehen  weitbin  die  Todtenkammem,  des  Etruskischen  Volkes, 
zum.  Beweise,  dass  einst  diese  erstorbenen  Thäler  tahlreicbe  Be- 
wohner nährten. 


Am  aädÖEtlicheo  Horizont  von  Rom  erhebeo  siah  dia  atbaDiacheu 
Berge  nicht  weniger  bemerkenawerth  für  den  Geologen,  als  berufen 
der  QeBchiohte.  Am  nabsn  Gestade  soll  Aenene,  Anchises  Sohn, 
gelandet  Bsin;  dort  iit  die  Stätte  von  Liivinium  (heute  Prattica). 
Alba  longa  streckte  sich  latighin  am  Gehänge  Ewiscbeo  dem  boheo 
Monte  Cavo  (954  m)  und  dem  Albaner  See.  Das  Gebirge  von  Latimu 
e  Albaner  Berge),  wo  einst  der  latiniscbe  Städtebund  blühte,  stellt 
en  groisen  erlosuhenen  Vulkan  dar,  dessen  Basis  umfani^reicber 
ist,  als  diejenige  des  Vesuv.  An  Höhe  fi'eilicb  erreicht  der  albauioohe 
Vulkan  den  Vesuv  nicht,  wie  leioht  begreiflich,  denn  der  Mona 
Albanas  hat  frühe  schon  seine  Thätigkeit  (die  Aufschüttung  von 
Lava  und  Schlackecsandea  am  die  KrateröfTnung)  eingestellL  Den- 
noch hat  er  grossartige  Spuren  seiner  Wirkung  zurückgelassen;  grosse 
LaTaatrÖme,  welche,  aum  Theil  unter  Tuffmasien  begraben,  strahlen- 
förmig von  den  Gehängen  des  grossen  vulkanischen  Kegels  zur  Ebene 
liehen.  Wer  hätte  nicht  gehört  von  der  Via  Appia,  der  röraischen 
Gräberstrasse,  auf  der  sich  2  M.  weit  Grabmal  en  Grabmal  reihtl 
Sie  lauft  auf  einer  flachen  wallabnlichen  Höbe  nach  Albano  hin- 
Jn  diesem  breiton  Wall,  welcher  die  wellige  Tuffebene  der  Campagna 
überragt,  erkannte  der  ehrwüi'digerömiscbeGeologeÜius.  Ponzi  einen 
Lavastrom,  der  aus  dem  grossen  Central krater,  dem  Campo  di  Anni- 
bale,  sich  ergoas.  Bei  Rocca  di  Papa  (807  m.),  «der  Papstburg", 
aühauen  die  schwarzen  Lavafelsen  (Leucitophyr)  hervor  am  hohen 
Kraterrnnd,  auf  dessen  höchstem  Punkt,  dem  M.  Cavo,  einst  der  be- 
rühmte  Tempel  des  Jupiter  Latiaris  stand.  Vielleicht  hat  der  al- 
banische VulkiLU  erst  in  historischer  Zeit  seine  Thätigkeit  eingestellt. 
Zu  Gunsten  dieser  Ansicht,  welche  vorzugsweise  durch  Hrn.  PoDii 
vertreten  wird,  werden  angeführt  eineiseita  gewisse  geschichtliche 
Nachrichten,  welche  wir  bei  Diooys  von  Halicarnass  und  bei  Liviua 
finden,  andrerseits  die  Entdeckung  einer  uralten  Todtenstitte  unter 
einer  Decke  vulkanischen  Tuffes.  Die  Erzählung  eines  ungewöhn- 
lichen Naturereignisses  bei  Dionys,  wodurch  der  gottlose  König  Hel- 
ladius  Sylvius  seinen  Tod  fand,  ist  verworren,  sagenhaft  und  kann 
kaum  auf  einen  vulkanischen  Ausbruch  bezogen  werden.  Etwas 
weniger  unbeatiromt  berichtet  Flinius  über  einen  Steinregen  im 
latinischen  Gebiet:  „Es  wurde  dem  Könige  (Tullue  Hostilius)  und 
den  V6tam  gemeldet,  dass  es  auf  dem  albanischen  Berge  Steine  ge- 
regnet habe.  Da  man  dieses  kaum  glauben  konnte,  ao  wurden  Leute 
zur  Untersuchung  des  Wunders  hingeschickt;  es  fiel  vom  Himmel 
vor  ihren  Augen  eine  Menge  von  Steinen,  nicht  anders  als  wenn 
der  Sturm  einen  dichten  Hagelschauer  zur  Erde  jagt"  (B.  I.  Cap.  31). 
Noch  BUB  einer  apätern  Zeit,  im  Jahre  der  Stadt  540,  berichtet  Livins 
ein  ähnliches  Ereignias:  „Es  gab  schreckliche  Gewitter.  Auf  dem 
albaDiscben  Berge  dauerte  ein  Steinregen  zwei  Tage  lang"  (B.XXV, 
'Cap.  7).  —  Pouzi  deutet  die  hier  von  Livins  buricttete^i  >Ii).Ivlt- 


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58  Sitzangsberichte 


ereignisBe  nicht  nur  mit  grosser  Bestimmtheit  auf  vulkanische  Erup- 
tionen, sondern  er  glaubt  auch  im  Monte  Pila  am  nördlichen  Rande 
des  Campo  di  Annibale  die  Stelle  zu  erkennen,  wo  der  ersterbende 
Vulkan  in  historischer  Zeit  den  letzten  Ausbruch  gehabt  Indess 
einen  vollgültigen  Beweis  dieser  Ansicht  scheinen  weder  jene  Be- 
richte bei  Diouys  und  Livius  zu  erbringen,  noch  auch  die  alte 
Nekropole  am  Mte  Cucco  und  Mte  Crescenzio  zwischen  Castel  Gan- 
dolfo  und  Marino.  In  Betreff  dieser  Todtenstätte  scheint  es  nämlich 
nicht  vollkommen  erwiesen,  ob  der  auflagernde  vulkanische  Tuff  von 
einem  spätem  Ausbruche  herrührt. 

Am  schönsten  Golf  der  Erde  erhebt  sich  der  Vesuv,  der  Stolz 
und  Schrecken  Neapels,  der  einzige  thätige  Vulkan  des  festländischen 
Europa.  Wenn  in  der  Nacht  sein  rothes  Licht  intermittirend  leuchtet 
—  ein  Selbstleuchten  der  Erde  — ,  wie  viele  Fragen  regt  es  an  ?  — 
Woher  die  Gluth  ?  ist  es  ein  Strahl  der  heraufleucbtet  aus  dem  Innern 
des  Planeten?  War  er  einst  sonnenähnlich  selbstleuchtend,  ein  roth- 
glänzender Stern?  Dürfen  wir  annehmen,  dass  das  Innere  des  Planeten 
noch  heute  die  Feuergluth  bewahrt,  mit  der  wir  die  Sonne  leuchten 
sehen?  Leider  haben  wir  nur  Vermuthungen  über  das  Innere  unseres 
Wandelsterns.  —  Der  Fuss  und  die  niedern  Gehänge  des  Vesuv  ge- 
währen einen  bezaubernden  Anblick,  gleich  einem  Garten  mit  tau- 
send Landhäusern.  Es  ist  die  fruchtbarste,  wärmste  Erde;  eine 
sehr  kleine  Fläche  ernährt  eine  Familie  genügsamer  Menschen.  So 
pflanzen  und  ernten  und  wohnen  die  fröhlichen  Menschen  ganz 
nahe  den  zerrissenen  Lavafeldern  und  dem  drohenden  Eruptions- 
kegel.  —  Furchtbar  ist  der  Berg,  wenn  er,  aus  langer  Ruhe  er- 
wachend, Ströme  flüssigen  Feuers  ausspeit  und  einen  Flammenschein 
gen  Himmel  strahlt.  Die  fliessende,  schiebende  Lava  und  die  zer- 
staubende Asche  versengt,  verbrennt,  begräbt  die  Fluren  und  die 
Werke  von  Menschenhand.  So  begrub  der  Berg  im  J.  79  n.  Chr. 
die  Städte  Herculanum  und  Pompeji;  siebzehn  Jahrhunderte  barg  und 
hütete  die  Bimsteinasche  diesen  unvergleichlichen  archäologischen 
Schatz,  eine  Stadt  des  Alterthums,  unberührt  von  den  Verwüstungen 
des  Mittelalters.  —  Schrecklich  brach  der  Berg  nach  mehr  als  hundert- 
jähriger Ruhe  wieder  aus  im  J.  1631.  In  der  Nacht  vom  15.  zum 
16.  Dezember  wurden  die  Bewohner  Neapels  und  der  dem  Feuer- 
berge nahen  Orte  durch  heftiges  Beben  der  Erde  geängstigt.  Als 
der  Tag  anbrach,  sah  man  aus  dem  Gipfelkrater  eine  ungeheure 
Dampf-  und  Rauchsäule  sich  erheben,  welche  schirmförmig  ausge- 
breitet, die  berühmte  Piniengestalt  annahm,  deren  bereits  Plinius 
erwähnt.  Theils  aus  dem  Gipfel,  theils  aus  neugebildeten  Schlünden 
floss  die  Lava  in  zahlreichen  breiten  Strömen.  ,Der  ganze  Berg,  sagt 
ein  Augenzeuge,  scheint  in  Feuergluth  zu  zerschmelzen.*  Gegen 
40  Tausend  Menschen  aus  den  bedrohten  Orten  drängten  sich  fliehend 
auf  der  Strasse  nach  Neapel.    Mehrere  Tausende  wurden  von  den 


t: 


der  niederrheinischen  (JeteUschaft  in  Bonn.  69 

Feuerströmen  erreicht  ond  verbrannt.  Einen  traurigeren  Tag  sah 
wohl  Neapel  nicht;  bald  schwand  vor  der  sich  aasbreitenden  Asche 
das  Tageslicht.  Schauerlich  leuchtete  der  Yesuy  an  jenem  Unglücks- 
tag.  Der  Donner  des  Berges  übertönte  das  Jammern  der  Menschen. 
Nahe  und  gewiss  schien  Jedem  der  Tod.  Ungewöhnliche  Scenen 
erfüllteo  damals  die  sonst  so  heitere  Stadt.  Alles  stürzte  nach  den 
Kirchen,  um  Sündenvergebung  zu  erlangen.  Die  Kirchen  fassten 
die  Gläubigen  nicht;  die  Zahl  der  Priester  genügte  nicht.  Da  er- 
mächtigte der  Cardinal-Erzbischof  zahlreiche  durch  ihre  Tugenden 
bekannte  Laien,  das  Bekenntniss  anzunehmen  und  Absolution  zu 
ertheilen.  Doch  bei  der  Todesangst  und  der  Verwirrung  der  Men- 
schen reichte  auch  diese  Maassregel  nicht  aus.  Da  hörte  man  viele 
Menschen,  von  Verzweiflung  ergriffen,  öffentlich  auf  Strassen  und 
Plätzen  mit  lauter  Stimme  ihre  Sünden  bekennen  1  Gleich  dem  Meer 
und  seinen  Fluthen,  so  erwies  sich  damals  der  brennende  Vulkan 
als  ein  gewaltiger  Gewissenskündiger.  —  Seit  der  Entzündung  des 
J.  1681  ruhte  der  Vesuv  nur  während  kürzerer  Epochen.  Eine  der 
erschreckendsten  Eruptionen  ereignete  sich  am  26.  April  1872,  sie  trat 
plötzlich  ein  und  vernichtete  den  Wahn,  dass  es  bestimmte  Vor- 
zeichen der  vulkanischen  Ausbrüche  gäbe. 

Mit  dem  thätigen  Feuerberge  am  parthenopäischen  Busen 
enden  gegen  Süden  auf  dem  Featlande  die  vulkanischen  Berge; 
während  sie  in  den  äolischen  Inseln  wiedererscheinen  und  eine  Fort- 
setzung der  vulkanischen  Zone  beweisen,  welche  mit  dem  gigantischen 
Aetna  und  den  erloschenen  Vulkanen  des  südöstlichen  Siziliens  ihr 
Ende  erreicht.  Die  zwischen  Vesuv  und  Aetna  in  weitem  Halbkreis 
ziehenden  vulkanfreien  Ländermassen  (Basilicata,  Calabrien)  sind  vor- 
zugsweise den  Erdbeben  unterworfen  (Calabrien  1788.  Potenza  1857). 

Das  Land  Italien,  welches  während  langer  Jahre  nur  durch 
seine  Schönheit  und  sein  Unglück  unsere  Theilnahme  erweckte  —  wir 
sehen  mit  freudiger  Bewegung  es  in  jugendlicher  Kraft  erblühen 
zu  neuem  Leben. 

Darauf  sprach  Prof.  Binz  über  die  erregenden  Wirkungen 
der  beiden  hauptsächlichen  Bestandtheile  im  gerösteten 
Kaffee:  des  Kaffe'ins  und  des  durch  Destillation  leicht 
darstellbaren  aromatischen  Kaffeeöls,  und  erläuterte  die- 
selben an  einer  graphischen  Zeichnung,  welche  seiner  experimentellen 
Abhandlung  (1878)  über  diesen  Gegenstand  angehört.  Die  ange- 
stellten Versuche  ergaben  die  Bestätigung  dessen,  was  auf  dem 
Wege  der  Erfahrung  bisher  in  allgemeinen  Umrissen  bekannt  ge- 
worden war,  und  zugleich  eine  Analyse  der  Einzelwirkungen  vom 
Kaffein  und  Kaffeeöl  gegenüber  den  wichtigsten  Factoren  des  Orga- 
nismus. Vom  Thee  gilt  im  Wesentlichen  das  Gleiche  wie  vom  Kaffee, 
weil  das  sogenannte  Them    mit  dem  Kaffein  \deii\.\&^  SsX»  ^^\A  ^^ 


60  Sitzungaberichte 

aromatisch -brenzligen  Riechatoffe  hier  dea  nämlichen  Charakter 
tragen  wie  dort.  Ethnograpliiach  intereasant  ist  die  Thataache,  dass 
an  den  verBchiedensten  Stellen  der  Krde  die  Eingeborenen  aolube  gam 
verachiedenartige  Pflanzen  zu  GenuEBmittelu  machten,  welche  KaSein 
als  Haiiptbeatandtheil  enthalten:  im  westlichen  Äeien  den  Esfiee- 
baum  (Coffea  arabiea).  im  oatlichen  den  Theestrauch  [Theo  ehinetuü), 
in  Südamerica  eine  Stechpalme  {Jlex  paraguai/eftsis),  in  WeBtafriea 
den  Colabaum  (Cola  aeutninata)  und  endlich  in  Mittelamerica  den 
Caeaobaum  (Theobroina  Cacao).  welcher  awar  kein  Kaffein  aber  einen 
doch  aohr  nahe  damit  verwandten  cheniiBchen  Körpar,  das  Theobro- 
min,  enthält.  Von  Bedeutung  für  die  Wirkung  des  Kafffin  und 
Theobromin  auf  die  Nervencentren  erscheint  beaondera,  daas  der  Er- 
regung kdine  entsprechende  Erachlafung  folgt,  wie  dieae  unter  An- 
derm  dem  Weingeist  zukommt.  Daa  iat  der  Grund  des  hohen 
Werthes,  den  Kaffee,  Thee  und  Chocolade  —  bei  allen  dreien  gute 
Qualität  und  kräftige  Quantität  natürlich  vorauageselüt  —  beim 
Ausführen  anstrengender  Märsehe  darbieten.  Das  preussischo  Kriegs- 
ministerium  hat  dcsahalb  Bachgemäss  gehandelt,  als  es  vor  Jahren 
für  die  mobilen  Truppen  an  Stelle  des  Branntweins  die  Zugabe  einer 
Kation  KafTce  anordnete.  Die  Wirkung  des  Kaffeins  heschränkt 
eich- jedoch  auf  das  Nervensystem ;  der  Stoffwechsel,  d.  h.  dor  Ver- 
braach  an  Körperaubstanz,  wird  durch  dasselbe  nicht  verlangsamt, 
wie  man  von  Seiten  der  wiasenschaftliohen  Forschung  einige  Mal 
bebanptot  hat.  In  dieaer  Hinsicht  leistet  der  Weingeist  mehr  und 
iat  darum  für  gewisse  Fälle  dem  Kaffee  vorzuziehen.  (IJie  Einzel- 
heiten vergleiche  im  Archiv  für  esperiment.  Fath.  und  Pharmakologie 
Bd.  IX.  Leipzig,  AprU  1878.) 

Siegfried  Stein  bemerkt  in  Bezug  auf  einen  pariaer  Bericht 
der  Kölnischen  Zeitung  vom  25.  Jsn.  d.  J.,  daaa  die  Meter-CommiBsion 
bei  einem  pariaer  Mechaniker  die  Normal-Kilogramme  aus  Bergkry- 
stall  anzufertigen  bestellt  habe,  also  wohl  nicht  dae  so  theure  und 
doch  auf  die  Dauer  unbrauchbar  werdende  Metallgeraisch  von  Fiatin 
und  Iridium  zur  Anwendung  gelangt  Bei.  Auch  für  die  Nnrmal- 
MasBBtäbe  würden  naturgemäas  solche  aus  Bergkrystall  zur  Anwen- 
dung kommen  mÜBsen.  Redner  betonte  weiterhin,  dass  einem  Fran- 
zosen die  Arbeiten  in  Auftrag  gegeben  würden,  deren  Ausführbar- 
keit und  ZweokmäBBigkeit  in  Deutschland  zuerst  nachgewiesen  worden 
ist.  Die  deutschen  Mitglieder  der  internationalen  Moter-Commiasion 
sollten  zum  wenigsten  darauf  bestehen,  dass  die  für  Deutschland 
bestimmten  Normalen  auch  in  peutschlaad  angefertigt  würden, 

Prof.  Bnsch  bespricht  den  Bau  des  FusseB  und  demon- 
strirt  an  Abgüsaen  sowohl  die  normale  Form  als  auch  die 
häufigsten  Abwetchungen  von  derselben.    Sodann  geht  er 


1 


>«■ 


der  niederrheinischen  Gesellschaft  in  Bonn.  61 

za  den  gebräuchlichsten  Fehlem  bei  der  Anfertigung  der  Fnssbe- 
kleidung  über  und  yerweilt  am  längsten  bei  dem  schon  einige  Mal 
in  der  Geschichte  der  Moden  aufgetauchten,  dann  wieder  verschwun- 
denen und  jetzt  wieder  eingeführten  Stöckelschuh.  Er  will  nicht 
sprechen  von  den  häufigen  und  zuweilen  lebensgefahrlichen  Ver- 
letzungen, welche  er  durch  dieses  scheinbar  unschuldige  Ding  hat 
hervorbringen  sehen,  sondern  will  nur  dessen  Einfluss  auf  den  Fuss 
und  das  Gehen  betrachten.  Wenn  wir  ans  der  Mittellage  des  Fusses 
welche  wir  beim  Stehen  einnehmen,  vorwärtsschreiten,  so  wickelt 
sich  der  Unterschenkel  am  Fusse,  der  Fuss  am  Boden  ab.  Diese 
Bewegung  geschieht  hauptsächlich  im  Sprunggelenke  und  den  Zehen- 
gelenken. Freie  Bewegung  in  diesen  ist  Bedingung  für  ein  nicht 
ermüdendes,  elastisches  Gehen.  Wenn  wir  nun  ein  Gerüst  unter 
dem  hinteren  Theile  des  Fusses  aufbauen,  so  stellen  wir  den  Fuss 
mehr  oder  weniger  in  stumpfwinkelige  Beugung  und  setzen  dadurch 
den  unteren  Theil  der  Zehengelenke  und  den  vordem  des  Sprung- 
gelenkes ausser  Spiel.  Desswegen  muss  die  Trägerin  des  Stöckel- 
schuhes das  Bein  mit  fast  steif  gehaltenen  Gelenken  des  Fusses  vor- 
wärts setzen,  ungefähr  in  der  Bewegung,  welche  wir  bei  Pferden 
»Steppen«  nennen.  Der  Gang  erhält  hiedurch,  wenn  wir  ihn  mit 
dem  elastischen  schwebenden  Schritt  des  normalen  Fusses  vergleichen, 
etwas  Auffallendes,  und  da  auffallend  so  oft  mit  schön  verwech- 
selt wird,  80  bürgerte  sich  der  Stöckelschuh  in  der  Frauenwelt  Eu- 
ropas bald  ein.  Der  ausgebildete  Fuss  der  erwachsenen  Frau  er- 
leidet durch  den  hohen  Absatz  keine  dauernde  Formveränderung, 
er  ist  nur  leistungsunfahig  und  es  bilden  sich  leicht  lästige  Schwielen 
in  der  dauernd  gedrückten  Haut  vor  dem  Mittel fussköpfchen.  Ausser- 
dem entwickeln  sich  zuweilen  hartnäckige  Enieleiden  durch  Ueber- 
anstrengung  des  Kniegelenkes  und  seiner  Streckmuskeln.  Selbst  im 
Stehen  ist  Maskelanstrengung  nothwendig,  da  der  Fuss  auf  einer 
geneigten  Ebene  steht,  und  beim  Gehen  haben  die  Trägerinnen  des 
hohen  Absatzes  dieselbe  Anstrengung  für  das  Knie,  als  wenn  sie 
dauernd  bergab  gingen.  Der  bildsame  Fuss  des  jungen  Mädchens 
hingegen  kann  durch  diesen  Schuh  in  einen  abscheulichen  Hohlfuss 
verwandelt  werden,  welcher  beim  Auftreten  gar  nicht  mehr  federt. 
Die  Entstehung  dieser  Mode  wird  wahrscheinlich  eben  so  wie  die 
der  Crinoline  darauf  zurückzufuhren  sein,  dass  sie  ursprünglich  be- 
stimmt war,  eine  Unschönheit  zu  verdecken.  Ein  schlauer  Jünger 
Crispin's  hat  wahrscheinlich  mit  dem  hohen  Absatz  zuerst  den  un- 
schönen Gang  Plattfüssiger  corrigirt.  Plattfüsse  werden  nämlich, 
wenn  die  Körperlast  auf  den  stumpfwinklig  gebeugten  Fuss  einfällt, 
hohler.  Wenn  daher  Jemand  deutlich  empfindet,  dass  er  mit  einem 
hohen  Absatz  besser  geht  als  ohne  denselben,  so  ist  ihm  entschieden 
zu  rathen,  die  Stelze  als  orthopädisches  Heilmittel  für  seinen  fehler- 
haft  gebauten  Fuss  beizubehalten.    Die    der  MehtzaLloi  tkÄsätL  ^^äs&rsi. 


Sit^tuDg-abericbte 


1 


gabauteo    Füsee    aaserer   Landsmänu innen  wünecben  wir  aber  dem 
eUtiechen    Echnebenden    Schritte    wieüergegebeD    zu  seliea,   dessen  ij 

Verluat   nicht  aufgewogen    wird  durch    die    Hobeiobare   Vorküreiing,  i 

welche  der   Stöckelschuh  dam  Fuase  verleiht. 

Sohlissglich  hob  Prof.  Troschol  hervor,  dass  ein  weBentlicher 
ÜntarBchied  des  Menschen  tod  deu  Tbicren  darin  bestehe,  dasa  der 
Menach  aich  Werkzeuge  und  Kleider  verfertige,  wob  bei  keinem 
Thiere  gefunden  werde.  Den  Thiereu  wachsen  die  Kleider  von 
seibat,  und  wenn  sie  auch  beim  Rauhen  uad  bei  der  Mauser  ihre 
Kleider  nach  der  Jahreazeit  wechseln,  so  trägt  doch  jede  Tbierart 
nach  Gestalt  und  Farbe  eeit  Jahrtausenden  dasselbe  Kleid,  ihre 
Toilette  ist  nicht  der  Mode  unterworfen.  Ändere  ist  dies  beim 
Menschen.  Da  -wechaelt  die  Bekleidung  nach  der  Mode,  und  am 
meisten  in  den  Städten  und  in  den  höheren  Ständen.  Die  Land- 
bevölkerung hält  meiat  lange  Zelt  an  der  einmal  eingeführten,  oft 
Bchr  charakteriatiachen  Bekleidung  fest,  so  daaa  man  den  Leuten 
ansieht,  woher  sie  kommen.  So  wechaetvoll  nun  auch  die  Mode  die 
Toiletten  vorachreibt,  so  iat  ea  doch  auffallend,  wie  wir  viele,  viel- 
leicht die  meisten  Trachten  auch  bei  den  Thieren  vertreten  ünden, 
als  ob  der  Menach  von  ihnen  daa  Muiiter  entlehnt  liätte.  Der  Tor- 
tragende zeigte,  um  dies  zu  beweisen,  eine  Reihe  vuc  Thieren  vor: 
den  Pfau  mit  der  Schleppe,  den  Meloekäfer  mit  der  Crinoline,  den 
heiligen  Ibis  und  den  Kranich  mit  dem  Ueberwurf,  den  Goldfasan 
mit  der  Pelerine,  eine  Hühtiervarietät  {Gaüus  domesticu«  vor.  cri- 
spus)  mit  Volanta,  deu  Königsgeier  (Calharies  papa)  mit  der  Hals- 
.  krause  (Fraise),  die  Jabottauhe  mit  dem  Jabot,  die  Schleiereule  und 
den  Schleieraffen  mit  dem  Schleier,  den  Kiebitz  mit  dem  Saivez-moi, 
dass  Blässhuhn  mit  dem  Regardez-moi,  den  Wiedehopf  mit  der 
hbhen  Frisur,  das  Löwenäffchen  mit  der  Perrücke,  den  Kapuziner- 
affen mit  der  Kappe,  die  männlichen  Hühnervögel  mit  dem  Sporn 
u.  s.  w.  Er  erklärte  alle  Trachten,  wie  aie  bei  den  Thieren  ver- 
treten sind,  für  verzeihlich,  dagegen  gebe  es  Trachten,  von  denen 
bei  Thieren  auch  nichts  Aehnlichea  gefunden  werde ,  und  diese 
seien  unnatürlich  und  hässHoh,  z.  B.  der  Cylinder  und  das  Plisse. 

Sfedlclnlecfae  Seotlon. 

Sitzung  vom  18.  März  18TS. 
Stellvertretender  Vorsitzender  Dr.  Leo. 
Anwesend  II  Mitglieder. 
Dr.  Max  Weber  in  Bonn  wird   7um  ordentlichen  Mitgliede 
aufgenommen. 

Prof.  V.  Mosengeil  demonstrirt  zwei  Patienten,  deren 
einer  eine  schwere  Verletzung  dadurck  erlitten,   dass    er   mit 


der  niederrheinisohen  GeBellschaft  in  Bonn.  68 

der  Hand  zwischen  einen  Transmissionsriemen  und  das  Bad  gekom- 
men und  mehrere  Minuten  lang  herumgeschlendert  worden ;  subcu- 
tane und  complicirte  Fracturen,  sowie  starke  Gontusio- 
nen  waren  die  Folge.  M.  legte  nach  geeigneter  Vereinigung  der 
Wunden  einen  »aseptischen  Contentivverband«  an,  bei  welchem  der 
Gypsbrei  mit  Garbolwasser  angemengt  wurde;  an  Stellen,  wo  Blut- 
und  Wundsecret  den  Verband  von  innen  her  zu  durchdringen  droh- 
ten, wurden  spirituöse  PhcnoUosungeu  aufgestrichen.  Die  Heilung 
ging  aseptisch  per  primam  vor  sich.  Später  stellte  sich  in  Folge 
schlechter  Ernährung  ein  Schwund  der  Enochencalli  am  Ober-  und 
Unterarm  ein  und  am  letzteren  trat  eine  spontane  Fractur  auf,  die 
langsam  unter  geeigneter  Behandlung  heilte. 

Der  zweite  Patient  war  operativ  von  einer  Radialisparalyse 
geheilt  worden.  Diese  war  als  Folgezustand  nach  einer  brandigen 
Phlegmone  am  Oberarm  zurückgeblieben,  wobei  in  der  Mitte  dessel- 
ben, hinten  und  aussen  eine  etwa  handtellergrosse  Partie  der  den 
Knochen  deckenden  Weichtheile  necrotisch  zu  Grunde  gegangen  war. 
Das  bei  der  Heilung  sich  bildende  Narbengewebe  hatte  den  Nerv 
comprimirt  und  gelähmt.  —  Bei  der  Operation  wurde  derselbe  an 
der  Grenze  des  Supinator  longus  aufgesucht,  nach  oben  zu  etwa 
6 — 7  Zoll  lang  verfolgt  und  dabei  eine  zolllange,  in  Narbenmasse 
fest  eingebettete  Partie  freigelegt.  Die  Heilung  der  Operationswunde 
erfolgte  per  primam,  die  der  Lähmung,  welche  schon  seit  Monaten 
bestand,  erst  nach  mehreren  Wochen.  Genaueres  über  die  Fälle  ist 
in  der  deutschen  Zeitschrift  für  praktische  Medicin  1878  Nr.  15 
veröffentlicht. 

Prof.  Busch  bespricht  eine  eigenthümliche  Form  von 
Tuberculum  dolorosum  und  stellt  die  zwei  betreffen- 
den Patienten  vor.  Ausser  den  eigentlichen,  wahren  Neuromen 
sind  in  der  Litteratur  die  ihrer  Struotur  nach  mannigfaltigsten  Ge- 
schwülste beschrieben,  welche  der  Sitz  der  heftigsten  neuralgischen 
Affectionen  und  selbst  die  Ursache  krampfhafter  Zufalle  waren.  Am 
häufigsten  sind  es  Neubildungen  von  Geweben  aus  der  Bindgewebs- 
gruppe,  aber  auch  Gefassgeschwülste,  Muskelgewebsneubildungen  etc. 
waren  es,  welche  die  schmerzhaften  Erscheinungen  veranlassten. 
Bald  war  sowohl  bei  der  anatomischen  Untersuchung  als  auch  zu- 
weilen schon  bei  der  Operation  der  Zusammenhang  des  Knotens  mit 
einem  Nervenstämmchen  nachweisbar,  bald  konnten  auch  geübte 
Untersucher  keine  Nervensubstanz  weder  an  noch  in  der  Geschwulst 
entdecken.  Am  häufigsten  sitzen  die  Tubercula  dolorosa  in  dem 
subcutanen  Gewebe  und  besonders  an  denjkleinen  Hauteisten  am  Ende 
der  Extremitäten. 

Wir  haben  nun  in  der  letzten  Zeit  zweimal  Gelegenheit  ge- 
habt» Tubercula  dolorosa  zu  beobachten,  welche  an  den  Gel«QJsjb\A<sc^ 


64  Sitzungeberichte 

entstehend,  dem  Knochen  fest  aufgitcen  und  welche  aas  einem  ahso- 
Int  oervenlosen,  knorpeligen  Gewebe  heetehen,  aber  nichts  dealo- 
weniger  die  Vermitteler  der  heftigsten  Schmerzempfindung-en  sind. 
Der  erste  Fall  betrifft  einen  schwächlichen  Schneider,  welcher  seit 
4'/^  Jahren  zeitweilig  die  heftigsten  Schmerzen  in  der  Gegend  dea 
Gelenkes  zwiachen  der  ersten  und  zweiten  Phalanx  dea  rechten 
SanmeQB  empfand,  aber  eret  anderthalb  Jahre  apäterzuerst  ein,  dann 
mehrere  feste  Knötchen  entdeckte,  welche  hart  an  der  Knorpelgrenze 
der  ersten  Phalanx  an  dem  genannten  Gelenke  aufsttssen.  Bei  der 
Unters ucbting  waren  diese  Eörperchen  sehr  leicht  zu  entdecken,  sie 
waren  hart,  unbeweglich  am  Knochen  befestigt,  die  leiseste  Berüh- 
rung rief  einen  heftigen  Schmerzanfail  hervor,  welcher  einige  Minu- 
ten bia  zu  einer  Viertelatunde  dauerte.  Aber  auch  spontan  traten 
diese  Schmerzen  auf,  so  daas  der  Patient  unfähig  war,  sein  Hand- 
werk auszuüben.  In  zwei  verschiedenen  Sitzungen  wurden  vier  die- 
ser Körperchen  entfernt.  FAna  von  iboen  saes  extra  capaulam,  die 
andern  drei  innerhalb  der  Gelenkkapsel  und  zwar  so  nahe  der 
Knorpel  grenze,  dass  sie  gan^  ebenso  aussahen,  wie  die  osteopbytisdien 
Wucherungen,  welche  bei  Altersveränderungen  in  den  Gelenken  vor- 
kommen. Das  gröfiöte  Tuberculura  hatte  die  Grösse  einer  Erbse. 
Sie  Hessen  sich  sehr  leicht  vom  Knochens  abschälen,  aber  dabei 
mueate  die  Eindensubstanz  des  Knochens  verlatrl  werden.  Die  Un- 
terauchung  ergab,  ^aas  die  Knötchen  von  reinem  hyalinen  Knorpel 
gebildet  wurden.  Gegenwärtig  sind  die  Stellen,  an  welchen  sie  ge- 
aessen,  absolut  achmerzlos,  wie  die  Betastung  der  kleinen  Narben 
ergibt,  aber  es  besteht  noch  ein  fünftes  Knötchen,  welches  noch  ex- 
stirpirt  werden  muss. 

Der  zweite  Fall  betrifft  einen  45  Jahre  alten,  sehr  kräftigen 
Fabrikarbeiter.  Derselbe  erhielt  während  seiner  Dienstzeit  als  Sol- 
dat einen  Huf  schlag  gAgen  das  rechte  Bein.  Nachdem  eine  in 
Folge  des  Traumas  entstandene  ziemlich  heftige  Endzündnng  abge- 
laufen war,  konnte  sich  Patient  seines  Beines  wieder  vollständig 
bedienen  und  bemerkte  zehn  Jahre  lang  nicht  das  geringste  Abnorme 
an  demselben.  Erst  im  Jahre  1864  trat  eine  leichte  Schmerzhaftig- 
keit  ein,  indem  sich  bald  nach  dem  Aufstehen  ein  nach  oben  und 
unten  ausstrahlender  Schmerz  zeigte,  welcher  aber  nur  kurze  Zeit 
dauerte.  AUmälig  nahmen  die  neuralgischen  Anfälle  an  Intensität 
zn,  hu  sie  in  den  letzten  Jahren  eine  unerträgliche  Höhe  erreicht 
hatten.  Mebreremals  am  Tage  wurde  der  Patient  von  diesen  eine 
halbe  bis  anderthalb  Standen  danemden  Schmerzanfällen  heimge- 
sucht. Wenn  er  im  Gehen  begriffen  war,  mnsste  er  sich  niedersetzen; 
denn  ein  convulsiriscbes  Zittern  durcbbebte  das  ganze  Bei»,  so  dass 
er  sich  nicht  anf  dasselbe  stützen  konnte.  In  Folge  der  gestörten 
Nachtraho  und  der  unerträglichen  Schmerzen  war  der  im  Uebrigen 
kräftige   Mann    sehr    heruntergekommen    und    seine    Gesichtszüge 


} 


:L.  ■ 


der  niederrheinisohen  Gesellachafl  in  Bonn.  65 

hatten  einen  sehr  leidenden  Ausdruck.  Als  Ursache  dieser  Erschei- 
nungen fand  man  auf  der  innem  Seite  des  innern  Gondylus  femorii 
eine  etwa  bohnengrosse,  leicht  gelappte,  fest  aufsitzende  Geschwulst, 
deren  leiseste  Berührung  einen  längere  Zeit  dauernden  Schmerzan» 
fall  hervorrief.  Im  Uebrigen  war  das  Kniegelenk  ganz  unverändert, 
es  war  keine  Flüssigkeitsansammlung  in  demselbeui  die  Synovialis 
erschien  glatt  und,  wenn  kein  Sehmcrzanfall  vorhanden  war,  bewegten 
sich  die  Knochen  im  Gelenke  ganz  frei.  Vor  der  Operation  liesB 
sich  nicht  entscheiden,  ob  die  kleine  Geschwulst  noch  innerhalb 
oder  schon  ausserhalb  der  Kapsel  sich  befand.  Alle  bisher  ange* 
wendeten  Verfahren  gegen  die  neuralgischen  Anfälle,  Nervina,  Haut- 
reize, selbst  die  Anwendung  des  ferrum  candens,  Electricitat  waren 
vergeblich  gewesen. 

Bei  der  Operation  fand  sich,  dass  die  Geschwulst  innerhalb 
der  Kapsel  lag  und  sich  als  eine  gelappte,  harte,  knorpelige  Knospe 
aus  einer  Knochenstelle  erhob,  welche  noch  durch  einen  ziemlich 
breiten  Streifen  Knochensubstanz  von  dem  Knorpelrande  getrennt 
war.  Ihre  Basis  erstreckte  sich  ziemlich  tief  in  den  Knochen  hinein ; 
denn  nachdem  sie  mittelst  eines  feinen  Hohlmeissels  ausgegraben  war, 
blieb  ein  halbkugeliges  Loch  in  der  Knochensubstanz  zurück,  wel- 
ches die  Einführung  der  Spitze  des  kleinen  Fingers  erlaubte.  Unter 
antiseptischer  Behandlung  heilte  die  kleine  Operationswunde  in  kurzer 
Zeit,  aber  schon  gleich  nach  der  Operation  waren  die  neuralgischen 
Anfälle  vollständig  verschwunden  und  der  Patient  erholte  aich 
sehr  schnell. 

Wir  sehen  also,  dass  kleine  aus  dem  Knochen  in  der  Gelenk* 
gegend  aufschiessende  Enchodrome  zuweilen  der  Sitz  der  heftigsten 
Schmerzempfindungen  sein  können,  sowohl  bei  der  directen  Berührung 
der  kleinen  Geschwulst  als  auch  spontan.  Da  das  hyaline  Knorpei- 
gewebe  nervenlos  ist,  so  kann  dies  natürlich  nur  durch  Vermittelung 
der  Nerven  des  Knochens  oder  Gelenkes  geschehen.  Diese  Erschei- 
nung ist  aber  um  so  auffallender,  als  die  gewöhnlichen  Enchodrome 
fast  immer  ganz  imempfindlich  sind  und  nur  äusserst  selten  und 
dann  auch  nur  nach  stärkeren  Insulten  leicht  schmerzen,  niemals 
aber  spontan  die  heftigen,  allgemeineren  neuralgischen  Anfölle  ver- 
ursachen. 

Prof.  Koester  spricht  über  die  mechanischen,  functio- 
nellen  oder  compensatorischen  Hy  p  er  tr  o  ph  ieen.  Die 
grosse  Anzahl  der  Hypertrophieen,  durch  welche  eine  relativ  oder 
absolut  verminderte  oder  zerstörte  Function  direkt  oder  indirekt 
restituirt  wird  und  welche  man  desshalb  compensirende  oder  vica- 
riirende  nennt,  lassen  sich  etwa  in  drei  Gruppen  bringen:  1.  Resti- 
tution mechanischer  Leistungen  (compens. Hyperthrophieen  des 
Herzens,  der  Gefösse,  der  Muskulatur  des  Oesophagus,  Ma^ei^A  >^\^^ 
Sitzungsber.  d.  niederrhein«  Oesellsoli.  in  Bonn.  1B1B.  t) 


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66  Sitzangsberiohte 

Darms,  der  Harnblase  bei  Stenosen  n.  s.  w.)  2.  Restitution  einer 
secretorischen  oder  chemischen  Function (eompens.  Hyper- 
trophie der  Nieren,  Leber,  Lungen  etc.).  3.  Ausgleich  von  Wachs- 
thums-  und  Productions-Verhältnissen  (eompens.  Wachs- 
thum  an  den  Schädelnähten,  Epiphysenlinien,  des  einen  Hodens 
nach  Exstirpation  oder  Verkümmerung  des  andern  (2.  Gruppe?), 
Vergrösserung  der  Lymphdrüsen  nach  Exstirpation  der  Milz,  Ver- 
grösserung  der  rothen  Blutkörperchen  nach  Blutverlusten  u.    v.   a. 

Zur  Erklärung  der  chemischen  und  plastischen  com> 
pensatorischen  Hypertrophieen  genügen  die  Anhaltspunkte  noch  nicht. 

Für  die  mechanischen  Compensationen  jedoch  glaubt  der 
Vortragende  eine  Erklärung  geben  zu  können. 

Es  handelt  sich  um  Muskel-Schläuche  oder  Höhlen.  Die  Mus- 
kulatur besitzt  je  nach  Contraction  oder  Dilatation  verschiedenen 
Blutgehalt.  Auf  der  Höhe  der  Contraction  wie  der  Dilatation  sind 
die  Capillaren  wegen  des  äussern  muskulären  Drucks  blutarm;  am 
blutreichsten  sind  sie  zwischen  beiden  Zuständen  (in  der  Mesosystole). 
Durch  Injection  der  Coronararterien  unter  starkem  Druck  kann 
man  ein  systolisch  contrahiries  Herz  in  etwa  halbe  Diastole  versetzen. 

Wird  nun  beim  Entstehen  eines  Herzfehlers  oder  einer  Stenose 
des  Intestinaltraotus  oder  der  Harnblase  der  vor  dem  Hinderniss 
liegende  Abschnitt  durch  Stauung  um  ein  Geringes  dilatirt  (Meso- 
systole) oder  kann  er  sich  nicht  völlig  contrahiren  oder  bleibt  er 
längere  Zeit  als  normal  in  mittlerer  Contractions-  bez.  Dilatations- 
periode, so  wird  er  länger  als  normal  oder  selbst  permanent  iii 
hyperämischem  Zustand   sein. 

Diese  Hyperämie  allein  kann  jedoch  nicht  die  Ursache  der 
Hypertrophie  sein,  denn  sonst  müssten  alle  Gewebe  z.  B.  das  inter- 
muskuläre Bindegewebe,  die  Magen-  und  Darmschleimhaut  u.  a.,  die 
gleichfalls  hyperämisch  sind,  mit  hypertrophiren.  Es  ist  aber  That- 
sache,  dass  nur  diejenigen  Gewebe  hjrperthrophisch  werden,  deren 
Function  in  Beziehung  steht  zu  dem  Hinderniss  oder  Ausfall, 
nicht  auch  die  Gewebe,  die  mit  der  mechanischen  Leistung  direct 
nichts  zu  thun  haben.  (Die  Thatsache,  dass  nur  die  functionellen 
Gewebe  hypertrophiren,  gilt  für  alle  compensatorischen  Hypertro- 
phieen.) Vielmehr  kann  die  Thätigkeit  der  andern  Gewebe  herabge- 
setzt sein  und  in  ihnen  können  durch  die  Hyperämie  Degenerationen 
eingeleitet  werden,  weil  abnorme  Assimilationen  stattfinden. 

Es  ergibt  sich  also,  dass  als  zweites  Moment  zur  Erklärung 
der  compensatorischen  Hypertrophieen  die  specifis  che  Function 
in  Betracht  kommt.  Wird  diese  durch  die  Hyperämie  nicht  beein- 
trächtigt, sondern  vielleicht  sogar  auf  das  physiologische  Maximum 
gebracht,  so  wird  durch  die  Function  aus  dem  in  vermehrter  Weise 
zugeführten  Ernährungsmaterial  eine  erhöhte  Assimilation  erfolgen 
und    damit   eine  Hypertrophie.    Erst    durch    die   Verstärkung    der 


der  niederrheinisoben  Gesellschaft  in  Bonn.  67 

I 

functionellen  Gewebe  wird  deren  Leistung  verst&rkt.  Der  Vortra- 
gende wendet  sich  gegen  die  bisherigen  Erklärnngsversuche,  die  sich 
mit  teleologischen  Betraohtongen  abfanden.  Es  sei  unrichtig  erklä- 
ren zu  wollen,  das  Herz  hypertrophire,  weil  wegen  eines  Ostienfeh- 
lers  eine  erhöhte  Anforderung  an  die  Muskulatur  gestellt  werde. 
Wer  stelle  die  Anforderung  ? !  Die  Function  kann  nicht  eher  be- 
stehen, als  das  Organ  dem  sie  zufallt.  Eine  über  das  physiologische 
Maximum  gesteigerte  Function  kann  nicht  eher  vorhanden  sein^  als 
die  erhöhte  Leistungsföhigkeit.  Diese  wird  aber  erst  durch  die 
Hypertrophie  geschaffen  und  nicht  umgekehrt. 

Hiergegen  erlaubt  sich  Prof.  Busch  folgende  Einwendun- 
gen zu  erheben.  Zunächst  muss  er  nach  seinen  chirurgischen  Be- 
obachtungen es  nicht  als  richtig  bezeichnen,  dass  muskulöse  Schläu- 
che am  blutreichsten  sind  in  der  Mesosystole,  dagegen  sowohl  im 
Zustande  der  höchsten  Gontraction^  als  auch  dem  der  höchsten 
Dilatation  anämisch  sind.  Bei  der  stärksten  Gontraction  werden 
diese  Organe  natürlich  anämisch  sein,  da  das  Blut  aus  den  Gefassen  mecha- 
nisch herausgedrückt  wird,  umgekehrt  hingegen  bei  der  Dilatation. 
Wir  beobachten  die  verschiedenen  Grade  der  BlutfüIIe  am  besten 
an  den  Därmen  bei  den  Laparotomieen.  Machen  wir  einen  Bauch- 
schnitt behufs  einer  Ovariotomie,  so  sehen  wir  die  normalen  Därme 
nur  von  blass-rosa  Färbung,  die  engeren  etwas  weisslicher  als  die 
weiteren  und  nur  diejenigen  Theile  röthen  sich  lebhafter,  welche  zu- 
fallig im  Verlaufe  der  Operation  dem  Reize  der  Luft  ausgesetzt 
werden.  Oeffnen  wir  hingegen  die  *  Bauchdecken  wegen  einer  innem 
Einklemmung^  so  sehen  wir  die  oberhalb  des  Hindernisses  gelegenen 
Darmtheile,  welche  das  Maximum  ihrer  Dehnungsfahigkeit  in  Dicke 
und  Länge  erreicht  haben,  sämmtlich  dunkelroth  gefärbt  und  von 
hyperämischen  Gefassen  durchzogen.  Die  dunkele  Färbung  ist  um  so 
intensiver,  je  stärker  die  Dehnung  ist,  d.  h.  je  näher  dem  Hindernisse 
der  betreffende  Darmtheil  sich  befindet. 

Aber  auch  abgesehen  von  diesem  Punkte  muss  der  Umstand, 
dass  hauptsächlich  nur  diejenigen  Gewebe  hypertrophisch  werden, 
deren  Function  in  Beziehung  zu  dem  Hindernisse  steht,  welches 
überwunden  werden  soll,  die  teleologische  Erklärung  dieser  Gewebs- 
veränderung vorzüglicher  als  die  mechanische  erscheinen  lassen 
Die  erhöhte  Anforderung  an  seine  Leistungsföhigheit  lässt  den  Mus- 
kel allmälig  stärker  werden.  Unsere  normale  Arm-Muskulatur  ist 
einer  gewissen  Leistung  fähig.  Stelle  ich  höhere  Anforderungen  an 
dieselbe,  indem  ich  ausgedehnte  Turn-,  Fecht-  oder  Ruderübungen 
vornehme,  so  verstärkt  sich  dieselbe  allmälig  immer  und  mehr, 
so  dass  schliesslich,  wenn  die  Verstärkung  des  Muskelgewebes 
einen  hohen  Grad  erreicht  hat,  dessen  Leistungsfähigkeit  auch  eine 
viel  höhere  ist  als  im  Anfange.  Schon  be\deTL'^FnXSiKto\v3si«iv'^^ 


.4 

■  M 


6S  Sitzucgsb  erlebte 

soben  "wir  aleo,  dau  die  Natar,  nenn  ich  willkürlich  gröuere  Anfor- 
deningen  stelle,  die  Organe,  nelche  das  grössere  Bedürfnis«  befrie- 
digen fflÜBBen,  verstärkt.  Ganz  dasselbe  findet  Statt  bei  dem  ganz 
unwillkürlich  et)  Muskel,  dem  Herzen.  Die  Anforderungen  stellen  hier 
die  Gewebe,  welche  ein  beslimmtee  Mass  von  Blutzufdbr  für  ihre 
Emahrung  verlangen.  Wenn  dureh  einen  Klappenfehler  die  gewöhn- 
liche Action  dus  Herzens  nicht  hinreichen  würde,  dieses  Mass  von 
Smäbrungsflüesigkeit  zn  belöi-den,  so  wird  das  Herz,  eben  weg«) 
des  schreienden  Bedürfoisaca  zu  verstärkter  Leistung  angehaltei» 
und  wieder  wegen  der  verstärkten  Anforderung  hypertrophirt  der 
Muskel. 

Das  Gleiche  sehen  wir  bei  den  zum  Theile  willkürlichen,  zum 
Tbeile  unserm  Willen  entzogenen  Muskeln  der  Blase.  Strictnr  und 
Prostataleiden  bewirken  die  hypertrophische  Entwickeluug,  Die 
erhöhte  Anforderung  stellt  die  Blase  selbst,  deren  Fültoog  du  Be- 
dÜifnisB  der  Entleerung  erzeugt.  Im  normaleu  Zaetande  kommt  uns 
dies  Bedürfaias  znm  Bewnsstaein  und  vom  Gehirn  aus  erfolgt  dann 
der  Büfehl  an  die  Blasenmuskulatur  zur  Contraction.  Vielleicht  in- 
taresairt  es,  wenn  hier  Beobachtnugeu  mitgetheilt  werden,  aus  wel- 
chen hervorgeht,  dass  dieser  Befehl,  naeh  unter brecliung  der  Leitung 
zwischen  Gehirn  nnd  Rückenmark  auch  direct  von  dem  letzteren 
ausgeben  kaau.  Es  gibt  freilich  seltene  Fälle  von  geheilter  Fractar 
der  Rückenwirbel  und  Falle  von  Wirbelcaries,  bei  denen  im  ersteren 
Falle  durch  das  Trauma,  im  letzteren  durch  das  Essudat  im  Wir- 
belcanale  das  Rückenmark  an  einer  bestimintön  Stelle  aü  coraprimirt 
■wurde,  dass  die  Leitung  von  der  Peripherie  nach  dem  Gehirn  und 
umgekehrt  vollständig  aufgehoben  wurde.  Im  Anlange  ist  in  diesen 
Fällen  voUstftndige  Paralyse  der  unteren  Extremitäten  und  in  Bezug  auf 
die  Blase  Anfangs  Retention,  später  unwillkürliches  Urinträufctn  vor- 
handen. Unter  Umständen  kommt  hier  insoweit  eine  Heilung  zu 
Stande,  dass  der  untere  Abschnitt  des  Rückenmarkes  gleichsam  ein 
Centralorgan  für  sich  wirdj  welches  nur  keine  Nachrichten  nach  oben 
gelangen  lassen  nnd  von  oben  keine  Befehle  empfangen  kann.  Für 
die  unteren  Extremitäten  bewirkt  dies,  dass  dieselben  nicht  mehr 
paralytisch  daliegen,  aondern  zeitweise  in  un zweckmässigen,  weil 
nicht  vom  Willen  heeinflusaten,  spastischen  Contra ctiu neu  sich  ab- 
mühen. Obngefähr  wie  bei  der  Charcotschen  Lateral  -  Sklerose 
stehen  die  Extremitäten  dann  in  Adduotion,  leichter  Flection  und 
Ein^rtsrollung  und  zuweilen  sind  die  Contractureu  so  fest,  dass 
man  den  Beinen  die  theilweiae  Stützung  des  Körpers  anvertrauen 
kann.  Für  die  Blase,  welche  uns  hier  allein  interessirt,  hat  sich  der 
Zustand  insoweit  geändert,  dass  kein  Urin abträu fein  mehr  stattfindet, 
die  Blase  füUt  sieh  and  wenn  sie  gefüllt  ist,  findet  eine  Urinenilee- 
rimg  Statt,  welche  der  im  normalen  Zustande  ganz  ähnlich  ist,  mit 
Ausnahme  dessen,  dass  sie  nicht  zum  Bowusstsein  kommt.  Wenn  es 


der  niederrheinisohen  OesellBchaft  in  Bonn.  69 

gelingt  die  Patienten  hierbei  zu  beobachten,  so  sieht  man,  daas  der 
Urin  in  vollem  Strahle  ausgetrieben  wird  und  bei  der  Untersucfaimg 
der  Blase  findet  man  sie  nachher  leer.  Die  Füllung  der  Blase  be- 
wirkt alsO)  dass,  ohne  dass  das  Gehirn  etwas  davon  erf&hrt,  das  ab- 
geschnittene Centralorgan  des  Rückenmarkes  den  Befehl  zur  Expul- 
sion  ertheilt.  Stundenlang  sind  die  Patienten  frei,  dann  aber  müssen 
sie,  wenn  sie  nicht  durchnässt  werden  wollen,  genau  aufpassen,  um 
gleich  den  ersten  Urinstrahl  auffangen  zu  können. 

Allgemeine  Sitzung  vom  6.  Mai  1878. 

Vorsitzender:  Prof.  Troschel. 

Anwesend  22  Mitglieder. 

Dr.  Gurlt  legte  ein  seltenes  Buch  von  nicht  geringem  cultnr- 
historischen  Interesse  vor,  nämlich  eine  in  Japan  zu  Anfang  des 
17.  Jahrh.  yon  dem  Bergverständigen  Mastadzuma  oder  Sou-ten-bou 
y erfaste  >B ergbau-  und  Hüttenkundec.  Das  Buch,  in  klein  Folio, 
trägt  den  Titel  Eo-Dou-Dru-Hoku  oder  »Bericht  vom  Kupferschmelzen« 
und  enthält  27  Tafeln  mit  Abblildungen  und  12  Seiten  chinesischen 
Text.  Die  sehr  gut  gezeichneten  und  theil weise  illuminirten  Tafeln 
stellen  u.  A.  dar,  einen  Stollen,  Erzgewinnung  vor  Ort,  Wasserhal- 
tungsschacht, Handscheidung,  Erzröstung,  das  Schmelzen  auf  Kupfer- 
stein, Schwarzkupfer,  Bosetten-  und  hammergares  Kupfer;  dann  die 
Entsilberuug  des  Schwarzkupfers  durch  den  sog.  Saigerprocess  mit 
Blei,  nämlich  das  Anfrischen,  Saigern  und  Abtreiben  des  silberhal- 
tigen Bleis,  Frischen  der  Bleiglätte  und  Auswaschen  der  reichen 
Schlacken ;  endlich  die  verschiedenen  bei  diesen  Arbeiten  gebrauchten 
Gezähe,  Geräthe  und  Gebläse.  Der  Verfasser  nennt  sich  den  Schüler 
des  Sumitomo  Zhiyasai  aus  Raukwa,  des  ersten  Japaners,  der  aus 
Kupfer  durch  Saigerung  Silber  gewonnen  hat,  welche  Kunst  in  Japan 
1591,  zu  Ende  der  Begierung  des  Tenschei,  zu  Sakai  im  Lande  Sehen 
durch  fremde  Schiromidzu,  d.  i.  Weisse  die  über  das  Wasser  ge- 
kommen, also  wohl  Portugiesen  oder  Spanier  eingeführt  worden  war. 
Der  Vortragende  hat  das  sehr  interessante  Buch  der  gütigen  Ver- 
mittlung des  Herrn  Karl  Koenigs  in  Crefeld,  der  mit  Japan  in 
direkter  Geschäftsverbindung  steht,  zu  verdanken. 

Prof.  Binz  sprach  über  die  Benutzung  der  frischen,  noch 
lebenswarmen  Thiermilz  zu  pharmakodynamischen  Ver- 
suchen. Unter  Herstellung  der  normalen  Verhältnisse  von  Druck  und 
Wärme  wurde  das  Blut  des  nämlichen  Thieres  durchgeleitet  und  an  der 
Hauptvene  des  Organs  behufs  der  Untersuchung  seiner  Veränderungen 
aufgefangen.  Durch  vorherigen  Zusatz  wichtiger  Arzneistoffe  — Wein- 
geist, Chinin,  Salicylsäure  —  lassen  diese  Veränderungen  sich  variiren. 
Es  ermöglicht  die  von  C.  Ludwig  1866  f^  «nÄftx^  QncssNDÄ  ^^"^^l?** 


i 


70  Sitzaiigsberiobte 

Bchlagene,  bisbar  bei  der  Milz  nocb  nicht  aogewendete  Methode  eiueB, 
wie  es  scheint,  guteu  Eiabtick  ia  gewisse  Fuaotioneii  des  gsoaiiiiteii 
OrgaDB  uDd  in  deren  künatliche  Gestaltung.  Du  Nähere  soll  seiner 
Zeit  eine  Kachzeilschrift  bringen. 

Dr.  Pb.  Bertkaii  si>rBch  über  einige  fossile  Arthropo- 
den res  te  aus  derBraunkohlu  vunRott.  in  deren  Besitz  das  Ma- 
seum  dea  Naturbisturiaohen-V^ereina  der  preussischea  Rheinlaiide  und 
Westfalens  kürKÜob  durah  Veriaittelung  Sr.  Excellenz  des  Herrn 
V.  Decbau  gelangt  war.  Uuter  denselben  waren  namenllich  die 
Araohniden  zahlreich  vertreten,  -waa  daher  rührt,  daes  die  Insecten 
bereits  früher,  von  V.Hey  den  und  Hagen,  bearbeitet  sind.  VonMyria- 
ptMien  war  ein  Julua,  von  Insecten  eine  Fliege  und  eine  Fliegen. 
puppe,  sowie  zwei  Exemplare  einer  Wauzenlarre  (vermuthliub 
vojtOoTisa]  vertreten.  Die AraohnidenrestegeböreQ  acht Artenao,  von 
denen  eine  der  Familie  der  Drassiden,  vier  den  Theridiiden,  Bwei  den 
Epeiriden,  eine  den  Agyronetiden  (zum  Theile  allerdings  mit  Zwei- 
fd)  beizuzählen  sind.  Nur  in  dem  letzteren  Falle  lieas  sich  auch 
die  Art  genau  bestimmen  oder  wenigstens  mit  Sieherbeit  angeben, 
dasB  die  Rottor  Art,  die  in  filnfzeho  mehr  oder  weniger  gut  erhal- 
tenen Esemplat-en  vorliegt,  mit  unserer  Argyr.  aquatica  (Ülerok) 
nicht  identisch  ist,  da  die  Tracheen  spalte  bei  ersterer  sich  im 
zweiten,  bei  letzterer  im  ersten  Drittel  der  Hinter leibslänge  befindet) 
während  die  Kralteozahl  &n  den  Füssen,  die  lange  und  dabei  ab- 
stehend«!, dichte  Qehaarunu;  der  Beine,  namentlich  der  Sehen  kel,  diu 
zahlreichen  Stacheln  der  Beine,  sowie  das  Vorhandensein  mächtiger 
Trachoenhanptstämme  im  Hinterleibe,  das  an  drei  Exemplaren  wahr- 
genommen 'werden  konnte,  beweisen,  daaa  die  Art  der  Gattung 
Argyroneta  angehört.  Wie  sich  die  zweite  lebende  Ärgyroneta-Art, 
die  nach  Capit.  Hntton  aut  den  Chatb am -Inseln  vorkommt, 
mit  fiücksicht  auf  die  Lage  der  Traoheenepalte  verhält,  konnte  der 
Vortragende  nicht  angeben,  da  er  in  der  Literatur  nichts  darüber 
vorfand  und  eine  au  Rev.  Cambridge  gerichtete  Anfrage  bis  da- 
hin unbeantwortet  geblieben  iit. 

(Nachschrift.  Vor  einigen  Tagen  (25.  Mai),  erhielt  der  Vortragende 
von  Herrn  Camb  ridge  freundlichst  ein($jEsempkr  der  besagteuNeu- 
seeländischen  Art  mit  dem  Bemerken  zugesandt,  dass  dieselbe  von  ihm 
irrtbümlich  für  eine  Argyroneta  gebalten  sei,  sie  vielmehr  in  die 
von  L.Koch  aufgestellte  GattungCambridje«  als  C/osci'oiaL.  Koch 
gehöre.  Ich  überzeugte  mich  allerdings  von  der  Unmöglichkeit, 
diese  Art  in  die  Gattung  Argyroneta  zu  stellen,  da  sie  einmal  keine 
Schwimmhaare  besitzt  und  da  ferner  die  sehr  schmale  Tracheen- 
Bpalte  dicht  vor  den  Spinnwarzen  liegt,  und  demnach  anzunehmen 
ist,  dasB  ihr  Tracheensyslem  in  demselben  geringen  Grade,  wie  bei 
den  meisten  einheimischen  Spiimen  ausgebildet  ist  (4  einfache  Röh- 


der  niederrheinisoben  Gesellscbaft  in  Bonn.  71 

reo).  Es  sind  demnach,  nur  zwei  Argyroneta-Arten  bekannt: 
A,  aquatica,  die  jetzt  lebende,  und  Ä,  antiqiM  von  Bott;  eine  zweite 
fossile,  von  Heer  beschriebene  Art,  gehört  nicht  der  Gattung  Argy- 
roneta  an.) 

•  • 

Dr.  Mohnike  machte  einige  Mittheilungen  über  die  an  den 
Küsten  von  Japan  vorkommenden  Walüscharten. 

Prof.  Troschel  legte  einige  Bände  der  Atti  della  B.  Ao- 
cademia  dei  Lincei  in  Born  vor,  welche  als  Geschenk  an  die 
Gesellschaft  eingegangen  waren. 

Wirkl.  Geh.  Kath  von  De  eben  legte  einen  Celt  (Steinbeil) 
vor,  welcher  ihm  zum  Zwecke  der  Gesteinsbestimmung  von  Herrn 
Professor  E.  aus'm  Weerth  übergeben  worden  war.  Dieses  Stein- 
beil ist  von  milchweisser  Farbe,  mit  einigen  wenigen  schwarzlich 
braunen  Flecken  und  Zeichnungen  versehen,  die  auf  ein  versteckt- 
schieferiges  Gefüge  hinweisen.  Das  specif.  Gewicht  ist  von  Herrn  Prof. 
G.  vom  Rath  zu  2.968  bestimmt  worden.  Die  Härte  liegt  zwiscben 
5  und  6  (Apatit  und  Feldspath).  Das  Instrument  ist  260  mm  laug, 
88  mm  breit,  die  grösste  Dicke  am  spitzen  Ende  beträgt  20  mm, 
sehr  wohl  polirt  und  weder  an  der  vorderen  halbkreisförmigen 
Schneide  noch  sonst  wo  verletzt.  Hiernach  ist  vorläufig  und  bis 
eine  chemische  Analyse  eine  andere  Deutung  rechtfertigt,  das  Gkstein 
für  >  Wetzschiefer  c  zu  halten. 

Derselbe  legt  eine  Gradabtheilungskarte  von  49  bis  63 
Grad  N.  Br.  und  23  bis  31  Grad  0.  L.  vor,  auf  welcher  diejenigen 
Messtischblätter  der  Aufnahme  des  Preuss.  Generalstabes  (60  auf  die 
Fläche  von  1  Breiten-  und  1  Längengrad)  bezeichnet  sind,  welche 
durch  die  geologische  Landesanstalt  in  Berlin  bis  jetzt  ver- 
öffentlicht und  bearbeitet  wurden.  Dieses  Blatt  zeigt,  in  welchem 
Umfange  dieses  grossartige  Unternehmen  der  Durchforschung  unseres 
Vaterlandes  in  geologischer  Beziehung  und  in  dem  Maasstabe  von 
1 :  25  000  vorgeschritten  ist.  Es  geht  hieraus  hervor,  dass  seit  1870 
45  Messtischblätter  in  8  Lieferungen  veröffentlicht,  ausserdem  25 
bereits  in  Buntdruck  vollendet  sind,  von  denen  sich  6  auf  das  nord- 
deutsche Flachland  beziehen.  Ferner  sind  93  Messtischblätter  geo- 
gnostisch  kartirt  und  druckfertig  und  74  stehen  in  der  Eartirung, 
von  denen  12  resp.  5  dem  Flachlande  angehören. 

Die  Thätigkeit  hat  sich  also  bereits  auf  überhaupt  237  Mess- 
tischblätter erstreckt.  Die  Thüringischen  Staaten  haben  sich  diesem 
Unternehmen  von  Anfang  an  angeschlossen  und  so  ist  denn  auch 
die  Untersuchung  im  Harz,  der  Thüringer  Mulde  und  dem  Nordrande 
des  Thüringer  Waldes  am  weitesten  vorgesobrittfön. 


72  SitEuagsberichte 

Ann  ODBerer  Prorina  und  awar  dem  Bildlichsten  Tlieile  der- 
aetben  Bind  IS  Mesatiscbblätler  —  den  productiven  Tbeil  der  Saar- 
bröcker  SleinkohleoablageruDg  darstelleod  erachieneD,  6  Blätter 
Bind  in  Bimtdrack  vollendet,  10  Ulatter  sind  geognüstisch  kartirt 
und   druokfertig,   7  sind  iu  der  Arbeit  begriffen. 

Prof.  V.  Hanstein  legte  eine  als  sogenannte  Ffropfhy- 
bridc-  er  Beugte  Kartoffel  vor,  welche  ihm  von  deren  Züchter,  dem 
Kgl.Uufgäi'tnerÄ  d.  Rente  r  aofdcrPfaueninsel  bei  Potsdam,  zugesandt 
worden  ist.  Dieselbe  ist,  wie  schon  ähnliche  andere  in  der  Litteratur 
besprochenen  Erzeugnisse,  durch  Inoculation  einer  Knospe  aus  dem 
Knollen  einer  lajigen,  hellgelben  Sorte  (tMexicainc)  in  den  Knollen 
einer  runden,  blauen  Varietät  {iBlack  Kidnegt).  und  zwar  bub  den 
Producten  dieser  Knospe  erhalten  worden,  und  von  ihrem  Ur- 
heber tKind  der  I««e(«  benannt.  Diu  Knollen  des  Erüeugniaaea 
Bt«hen  nun  ati  Gealali  und  Farbe  iwischen  beiden  urspi-ünglichen 
Formen  in  der  Mitte,  aind  dicker  als  die  der  Mexicaine  und  schlanker 
als  die  der  Black  Kidnej  und  von  mannipfach  zum  Bräunlichen  ab- 
schallirtem  Rothviolet.  Die  äbersandten  Exemplttre  zeigten  eine 
Neigung  zur  Bildung  ucregelmäsBiger  Knollzweige  und  waren  durch' 
schnittlich  grösser  als  die  Knollen  der  Stammformen.  Da  uun,  wie  Herr 
Reater  niittheili,  diese  Form  seit  mehreren  Jahren  bei  reiehhoher 
Cultur  und  Ernte  durchaus  oonatant  gehliehen  ist,  so  bietet  sie  in 
der  Tbat  einen  nicht  zu  unterschätzenden  Beleg  für  die  Ansicht 
derer,  welche  die  •Pfropf-Hybridisation"  iils  wissenBchaftlich  featge- 
stellte  Thateaohe  vertheidigen.  Wenn  auch  von  anderer  Seite  ')  daa 
in  der  That  berechtigte  Bedenken  erhoben  wird,  dasH  eben  alle 
solche  formenreichen  and  variablen  Gewächse,  und  zumal  die  Kar- 
toffel, «ehr  leicht  durch  Zufall  solcherlei  Formen-  und  Farbengo- 
miacfae  hervorbringen,  so  spricht  doch  die  Constanz  bei  dieser  Misch- 
form  einerseits  und  andererseits  die  recht  genaue  Mitte,  die  sie 
EWisoheu  den  Stammformen  einnimmt,  erheblich  dafür,  daas  hier 
wirklich  ein  Mischeinfluss  vorliegt.  Von  theoretischer  Seite  ist  zn- 
zngeben,  Auss  ebensowohl,  wie  sich  beim  Zeugimgsact  zwei  ver- 
schiedene Zellen  vereinigen,  um  ein  Neuwesea  aus  ihren  beidersei- 
tigen Qualitäten  zu  combiniren,  so  auch  aus  der  Vereinigung  ganzer 
Zellgewebstheüe  eine  solche  Vermischung  von  zweierlei  Typen  hei^ 
VOTifehen  könne.  Nur  würde  dabei  noch  die  Frage  zu  lösen  sein, 
ob  wir  hierbei  auch  an  die  Verschmelzung  ganzer  Frotoplaamaleiber 
beiderlei  Ursprungs  denken  dürfen,    oder  d^fegen    ans  mit  der  An- 


1)  Vgl.  Lindemnth  in  diesen  Berichten  Jahrg.  1877.  8.  80 
n.  200  nnd  dagegen  die  «iederbotten  Hittheilungen  von  P.  Magnus 
in  den  Berichten   der  Beriiner  Natorforscbenden   Freunde    u.  a.  w. 


1 


nähme  begnügen  sollen,  dnss  schon  die  duroh  DifTiisioD  stattfindende 
AnstauRcbiuig  flüssigen  Saftes  allein  ausreiche,  speciüche  odtT  indivi- 
daelle  Qualitäten  mitzntheilen  und  untereinander  zu  mischen.  Wie 
dem  aber  auch  sei,  so  bleibt  das  von  Herrn  Reuter  erzielte  Erzeug- 
nJM  einstweilen  ein  schwerwiegendes  Belegstnclc  für  die  Annahine 
der  Möglichkeit  rein  vegetativ  zu  erzeugender  Miachbildungen  zwi- 
schen verschiedenen  Pflanzen  form  an. 

Derselbe  berichtete  alsdann  über  eine  Conferve,  welche  die 
fingen thämlicbkeit  zeigt,  sich  mit  Gürteln  oder  ganzen  Panzern  aus 
Eisen oKydhydiat  z»  umkleiden.  Er  fand  diese  Pflanze  juiallipf  in 
einem  Graben  bei  Godesberg,  der  zuerst  das  sehr  warme  Wasser 
eitler  Dampfmaacbine  und  danach  noch  eisenhaltige  Tngwäaser  auf- 
nimmt. Die  recht  leinen  Confervun  waren  bald  auf  kurze,  bald  auf 
lingere  Strecken,  bald  u Ute ibro eben,  bald  zusammenhängend  mit 
diukeren  oder  dünneren  ockei' farbigen  Hüllen  umgeben,  durch  welche 
sie  bald  in  steife  zerbreohlichu  ßoraten,  bald  in  zierliche  perlsehnur- 
föruiige  oder  fein  kuotige  F^den  gestaltet  wurden.  Die  zusammen- 
liüttgenden  PanzerbüUeu  sowohl  wie  die  t so lirten  Gürtel  und  Knoten 
aiod  nicht  allein  von  deutlich  erkennbarer  Membran  umhüllt,  son- 
dern die  Äblageruugamasse  ist  in  derselben  soch  mehrfach  ungefähr 
con oontri 6 uh  geschieht Bt,  und  auch  die  Sohichteu  durch  bautäbuliche 
Grenzen  gesondert.  Wo  viele  Gürtel  nah  aufeinander  folgen,  bilden 
ihre  äueseren  Contoure  fortlaufende  Linien,  so  dass  man  sieht,  das» 
sie  ursprünglich  zusammengehangen  haben,  wofür  auch  die  von 
aorrespondirenden  BruchMchen  begrenzten  Klüfte  zwischen  ihnen 
Zeugnis»  ablegen.  Hieraus  folgt,  daas  die  im  ZuEBmmeubaug  erzeug- 
ten Panzerröhran  durch  späteres  Länifenwaclisthuin  der  Zellenreihe 
Eerklüfcet  und  auseiuaudergerüokt  sind.  VereinzeU  erscheinende 
Gürtel  oder  Kauten  sind  dag'egen  häufig  riugaum  nieinbrauös  scharf 
begrenzt,  so  dass  diu  nüUmembran  sich  nach  beiden  Seiten  der  nicht 
bepauzerten  Auasenhaut  des  Zellfadcns  anschmiegt-  Der  Quer- 
durchmesser  dieser  Eisenpanzer  ist  nicht  allein  an  verschiedenen 
Fäden  sehr  verschieden,  sondern  wechselt  ebenso  stark  an  den  Glie- 
dern eines  und  derselbe u  Fadens.  Ja  die  conti  uuirlicheu  Panzer-  oder 
Gürtelreihen  werden  bald  dicker,  bald  dünner  in  sehr  auffallender 
Weise.  Die  stärksten  Ablag  er  ungamasseu  übertreffen  wohl  das 
UOfache  des  Fadendurchniessers,  während  die  schwächsten  als  kaum 
sichtbare  Ringe  auftreten.  Selbst  vereinzelte  Streifen,  Wärzchen  und 
Pünktchen  deuten  die  beginnende  Ablagerung  an,  Uin  alle  diese 
Formen  in  ihrem  Entwickeluogegang  deutlich  zu  mocheu,  ist  die 
Behandlung  mit  Ferrocyankalium  und  einem  Salzsäure -Zusatz,  wo- 
duruh  sich  das  Eisen  löst  und  sofort  in  die  Bildung  von  Berliner 
Blau  an  Ort  tmd  Stetle  eintritt,  besundera  geeignet,  ilan  sieht  hier- 
bei, wie  die- ersten  Anfönge    der  Eiseuablagerung   sich   zuerst  als 


74  SitzuDgflbericbta 

Püaktchen  Ewisohen  der  äueBBrea  and  ümereii  Hautachicht  zeigen, 
die  sich  dano  zum  Theil  vereiaigeu,  oder  aber  zwischeo  den  Scbeide- 
wHtidscbichten  in  zwei  zueammeii  steh  enden  Zellen  aufreten  und  von 
hier  nach  aussen  dringen  und  sich  scbeidenförniig  nach  beiden  Rich- 
tungeu  über  die  Zellauaaenfiäcbeu,  ~  die  änaaersle  Bautschicht 
mit  emporhebend  —  verbreiten.  Auch  schiefe,  sattelförmige  Aus- 
scheidungamaaaeD  Bammeln  aich  auf  dieae  Weiae.  Die  BililuQg  mehr- 
facher concentrisoher  Schichten  durfte  ein  wiederholtes  Abheben 
äusserer  aufeinander  folgender  McmbreiiBcbichlon  erweiaec.  Sehr 
zahlreiche  zum  Theil  recht  zierliche  und  iatereasant«  Gestaltungen 
kommen  bei  dieaen  Bildungen  vor. 

Es  iat  nun  diese  Eracbeinungs reihe  von  Kütziug  in  seinen 
Tabulae  physiologicae  III.  T.  48  und  49  abgebildet  und  unter  einer 
Anzahl  vei'schiedcuer  Species-Nnmeii  als  fragliche  Gattung  Psichohor- 
mimn  (Vgl.  auch  KiiUing  Specie»  Älgarura  8.  374  f.  u.  Raben- 
horat  Flora  Europaea  Algarum  lll  S.  290  f.  93  h,  und  S.  3i4  f.  — 
Richtiger  'Paichormiuvit  zu  schreiben)  verzaichnet.  Dia  Mehrzahl 
dieser  Formeu  lag  iin  ersten  mikroskopischen  Präparat,  das  aus 
einem  snlohen  Conferven rasen  gefertigt  wurde,  beisammen.  Die  Ar- 
ten Külzing's  sind  augenscheinlich  nur  individuell  oder  loual  ver- 
schiedene AuabildungB  -  Stufen  und  'Formen,  die  ihrem  Autor  zu- 
fällig getrennt  zu  Händen  gekommen  sind,  hier  aber  Eiiaammen 
auftreten.  Die  auf  dergl.  Ausscheidung  allein  begründete  Gattung 
I^nchormiam  dürfte  daher  nicht  ausreichend  motivirt  erBoboinen, 
und  da  such  die  Arten  nur  unvollkonimeu  diaguosirt  sind,  und 
keine  eigentlich  prävalirt,  so  wäre  es  vielleicht  am  besten  aie 
alle,  bis  ein  genauerer  Algen -Systematik  er  sein  Urlheil  darüber  zu 
sprechen  Gelegenheit  findet,  unter  neuem  neutralem  Namen  ale 
Con/m>ania)ttaZis  zusammen  zu  fassen,  da  wenigstens  die  Kützingsoben 
Arten  RKhormium  globuUferum,  distans,  appToadmatum,  iruuqttale, 
graciU,  verrucosum  und  fuscescens  sicher  hierher  zusammen  gehören. 
Genaueres  über  die  systematische  Stellung  könnte  ja  überhaupt  erst 
nach  ausreichender  Ermittelung  die  Fortpflanzungs weise  dieser  Con- 
ferven erhellen,  welche  Vortragender  bisher  sich  nur  durch  Zerfallen 
in  ihre  Glieder  hat  vervielßiltigen  sehen. 

Die  Bemerkung  der  Autoren,  dass  ausser  dem  Eisenoxydhydrat 
auch  kohlensaurer  Kalk  in  der  Fan zersubs tanz  vorkomme,  ist  dem 
Vortrsgenden  noch  nicht  genügend  klar  zu  stellen  gelungen.  Wohl 
aber  findet  sich  stellenweia  der  kohlensaure  Kaik  sehr  reichlich  lose 
auf  der  Oberölcbe  oder  zwischen  den  Fäden  sowohl  dieser  als  an- 
derer Confervaceen  oder  ähnlicher  Algen  ausgeschieden,  ohne  bisher 
eine  organische  Umhüllung  sicher  gezeigt  zu  haben.  Ein  Oedogofiium 
zeigte  in  der  Cnltur  des  Vortragenden  auch  ähnlich  gestaltete  Kan- 
ten, Gürtel  undPanzerröbren  vonkrystalliniachem  kohlensauren  Kalk. 
Doch  schien  er  nur  äusaerlich  angeheftet,  oft  von  kleinen  Raschen, 


^^H  von  Baeü 
^f   fattlten  KU 


der  ciederrheimecheo  Geeellscliaft  in  Boan. 


>oa  Bflcifloriaceen,  Leptothrichen,  BoUist  biiacheligen  Bacterien  festge- 
fattlten  KU  sein.  Dias  Vorkommniaa  illustrirt  die  Bemerkung  Rabeu- 
dasB  msDche  Autoren  die  tPsichormien'  überhaupt  nur  für 
>incruBtirte  Oedogoniert'  bielten.  Hiertu  mögen  die  K ützing'schen 
Figuren  a.  a.  0.  Ps.  antUare,  cinereum,  pubesceas  u.  b.  w.  gehören. 
Die  ganze  eigenthütn liehe  Grscheinung  erklärt  sich  physiolo- 
gisch wohl  am  einfauhateu  dadurch,  dass  diese  Ounferven,  im  üppi- 
gen Wachsthum  gierig  nach  Kohlensäure,  den  im  kohlunaauren  Was- 
ser gelösten  Spatheiseu stein  in  sich  mit  auhielimen,  ihn  seiner  ge- 
«ammten  Kohlensäure  berauben  und  das  durch  die  innere  Haut  zu- 
rfiokgeschobene,  mittels  des  frei  werdenden  SauerEtofi's  oxydirte 
und  mit  Wasser  versehene  Eisen  unter  seiner  äussern  abzusoheiden- 
den  HautBohicht  liegen  lassen.  Der  kohlensauere  Kalk  dagegen  bleibt 
naab  Verlust  eines  Atoms  EobletiBäaro  gewöhnlich  aueaeu,  zuweilen 
aber,  wie  Yortr.  früher  (Jahrg.  1872.  S,  149)  von  Chai-a  mitgetheilt 
bat,  auch  in  inneren  Räumen  liegen.  Genaueres  ülier  diese  Erachei- 
nung  wird  andern  Orts  mit  Abbildungen  mitgetheilt  werden. 


Med  lein  l*4cbe  Sectio  ■■■ 

Sitzung  vom  20.  Mai  1878. 

Generalarzt  Dr.  Mühnike  zeigte  der  Geeeilachaft  ein  wohl- 
gebautes gesundes  Kind  weiblichen  G es chleehtes,  im  Alter  von  5  Mo- 
naten, vor,  welches  von  seiner  Geburt  an,  von  dem  Kopfe  und  Ge- 
eichte auagebeud,  auf  der  einen  Körperhälfte  dunkel,  schwärzlich 
roth  gefärbt  ist.  Herr  M.  behält  sich  vor,  diesen  Fall  an  einem  an- 
dern Orte  ausführlicher  zu  beapreohen. 

Dr.  Moritz  Nuasbaum  spricht  über  die  Niere  der  Wir- 
belthiere. 

Aua  seinen  Untersuchungen  über  die  Eutwickelung  der  Nieren- 
Organe  tei  den  Teleoatiern  und  Batraohiern  hebt  der  Vortragende, 
anlehnend  an  die  durch  Roaenberg,  Goette  und  Fürbriuger 
entdeckten  Thatsachen,  Folgendes  hervor. 

Bei  Embryonen  der  Forelle  enden  die  WolfPsohen  Gänge  blind 
un  hinteren  Leibesende,  das  sie  erst  später,  zu  einer  blasenartigen 
Anschwellung  vereinigt,  durchbrechen.  Daa  Lumen  dieser  Excretions- 
o^fane  ist  vor  der  Bildung  des  Glomerulus  schon  mit  Krjstallen 
Jiarnsaurer  Salze  angefüllt,  ao  dasa  auch  durch  die  Entwicklunga- 
.  geschichte  höherer  Thiere,  wie  durch  das  bei  niederen  Thieren  be- 
kiuinte  Verhalten  der  Niere  erhärtet  wird,  daaa  der  Glomerulus  eine 
aeoundäre  Bildung,  und  die  eigentliche  Drüsentbätigkeil  au  die  Zellen 
eicli  knöpft. 


n  Sitznngs  berichte 

Die  Bildung  det  Glomeialae  luiluigeDd  fand  aicb  als  erst  beob- 
Bcbtetei  Stadium  ein  grosser  einfacher  Sack  mit  Blutkörpercbea  go- 
fällt  und  durch  einen  engen  Hals  mit  der  Aorta  zus4mmeti haarend, 
auf  dCT- AuBBB »fläche  von  niedrigen  uubienhen  Epithelieu  nberkleidet, 
die  continairlich  in  das  Epithel  des  vorderen  gewundenen  Absclinittes 
des  Wolffschen  Ganges  übergingen.  Weitere  Untersuchnngea  müaseo 
lehren,  ob  diese  Anlage  dt-i  Glomernlu«  durch  actjves  Wachsthum 
des  WoHFachen  Ganges  in  die  Aorta  hinein  oder  durch  primkre 
Wucherung  der  Aortenwand  entsteht.  Jedenfalls  ist  soviel  aus  dem 
vorliegenden  Material  mit  Sicherheit  zn  schliesam,  dass  das  bipolare 
WundernetE  des  Glomerulus  durch  Wuiiberung  «einer  Ausaenwand 
zn  Stande  kommt,  indem  die  zuerst  genau  kreisförmige  Begrenzung 
des  sackartigen  Glomerulus  ohne  weKenLliche  VergrÖsserung  ieines 
Vo'.nm»  irotiier  bnekliger  wird.  In  IJebercinstimmung  damit  bildet 
dar  epitheliale  Ueberzug  des  fertigen  Gtouierulus  keinen  einfachen 
glatt  begreniten  Sack,  sondern  die  einzelnen  CapilUren  aind  jede 
für  sich  vom  Epithel  der  Bowmaiin'schen  Kapsel  überwogen.  Dies 
Hess  sieh  mit  Bestimmtheit  au  den  GlomL'rulis  von  Petromyson  nta- 
rinus,  Perca  flumatäis,  Eaja  claimta,  Galfxu  canis,  Bana  esculenta, 
Pelobates  fascus  und  anderen  Betrachiern  nachweisen. 

Das  Epithel  im  jjewüiidenen  vorderen  Aliaclmitt  des  Wolff- 
Bchcn  Ganges  wimpert  von  einer  gewissen  Zeit  au,  indem  die  Cilten 
aus  den  zuerst  nackten  Zellen  hervorsproasen.  Die  bleibende  Niere 
entsteht  am  hinteren  Leibeseude  durch  SprosBeubildiing  dus  Wolff- 
sohen  Ganges. 

Bei  d«n  BatracbierD  ist,  wie  durch  die  Untersuchungen  Uoatte'i 
imd  Fürbringer'a  bokannt  geworden,  der  Glomerulus  nicht  in  den 
Anfangstheil  des  Wolffschen  Ganges  (Vomiere)  eingelagert.  Hier 
fiingirt  die  ganze  Bauchhöhle  gleichsam  aU  Bowmann'sche  Kapsel  und 
ihr  Inhalt  wird  durch  drei  wimpemde  Trichter  (Bana  fusca)  in  die 
Vomiere  befordert.  Die  Zellen  dieser  Trichter  sind  von  schwarzem 
kornigen  Pigment  ganz  erfüllt  und  nur  an  glücklich  zerzupften 
Zellen  Irakommt  man  den  grossen  homc^aen  Kern  zu  sehen.  Die 
Cilien  dieser  Zellen  sind  sehr  lang  und  schlagen  gegen  den  breiten 
Abschnitt  des  VornierencanalL's,  der  später  als  die  Trichter  ebenfalls 
einen  Wimperhesatz  seiner  Zellen  zeigt;  hier  sind  die  Cilien  kurz; 
die  Zellen  gleichen  denen  im  sogenannten  2.  Abschnitte  der  Ham- 
kanäle  in  der  bleidenden  Batrachiemiere.  Diese  entsteht  durch 
Wucherungen  vom  Peritoneum  her,  die  zn  Schlauchen  formirt  mit 
dem  Wolffscben  Gange  sich  verbinden.  (Goette,  Fürbrlnger.) 
Die  Entwicklung  begannt  bei  Roma  fasca  am  hinteren  Leibesende 
und  schreitet  von  da  nach  vorn  vor. 

Versuche  über  die  Secretion  der  Vomiere  schlugen  fehl,  dooh 
gelang  es  die  Gallencapillaren  in  der  sich  entwickelnden  Leber  and 
weiterhin  die  Gallenblase  mit  indigsohwefelBanrem  Natron  erfüllt  ta 


^ 


.  der  niederrheiniaehen  Gesollsobaft  in  Bonn.  77 

sehen,  wenn  den  jungen  Quappen  von  Bona  fumsa  diesei  Pigpnent 
per  Os  einverleibt  worden  war.  Der  Ductus  oholedoohus  flimmert 
bei  Larven  und  erwachsenen  Fröschen ;  nur  sind  beim  fertigen  Thier 
Gruppen  von  Sohleimzellen  unter  die  Flimmerzellen  gemischt,  ähn- 
lich wie  es  an  vielen  andern  Orten  beobachtet  wird. 

Prof.  Binz  spricht  über  den  Mechanismus  der  Eiterbil- 
dung und  den  Antheil  des  Blutsauerstoffs  an  demselben. 

Schon  1867  hatte  ich  die  Beobachtung  mitgetheilt,  dass  farb- 
lose Blutzellen,  in  einem  Gapillargefäss  liegend,  wohin  einige  Zeit 
hindurch  rothe  Zellen  ihren  Weg  nicht  nehmen,  kuglig  rund 
und  ruhig  verharren,  ohne  durch  die  Gefösswand  auszutreten,  dass 
die  Extravasation  aber  sofort  beginnt,  sobald  die  rothen  Körperchen 
an  den  farblosen  vorbeistreifen  (Arch.  f.  pathol.  Anat.  59.  293). 
Zwei  spätere  Beobachter  (Zahn  und  Heller)  haben  das  bestätigt. 
In  dem  kurzen  Zeitraum,  welcher  zwischen  dem  Stillliegen  der  farb- 
losen Zellen  und  ihrer  Auswanderung  vorhanden  ist,  kann  sich  in 
den  Dispositionen  sonstiger  Art  nicht  leicht  etwas  geändert  haben. 
Der  Blutdruck  ist  zum  mindesten  nicht  geringer  in  dem  Capillar- 
gefass  geworden,  eine  »Alteration  der  Gefässwand«  konnte  sich  in 
solcher  Zeit  ohne  nachweisbare  Ursache  wohl  kaum  entwickeln,  nur 
die  Strömung,  welche  vorher  Null  war,  ist  eingeleitet  worden  und 
damit  ein  wichtiger  Factor  sogar  ungünstiger  für  das  Beharren 
der  farblosen  Zellen  an  dem  Ort  des  Austretens  gestaltet.  Ich  schloss 
daraus  und  aus  einigen  andern  Thatsachen,  dass  der  Sauerstoff  des 
Oxyhämoglobin  und  die  von  ihm  veranlassten  Lebenserscheinungen 
der  farblosen  Zellen  unentbehrlich  seien  zum  Entstehen  der  soge- 
nannten Extravasation.  Diese  sei  also  kein  rein  physikalischer,  auf 
Blutdruck  und  grösserer  Durchlässigkeit  der  Gefässwand  allein  be- 
ruhender Vorgang,  wie  Gohnheim  seit  mehrern  Jahren  im  Gegen- 
satz zu  seiner  frühem  Ansicht  lehrt.  Die  Betheiligung  des  Sauer-^ 
Stoffs  sei  das  bisher  fehlende  Glied  zur  zwanglosen  Erklärung  der 
von  dem  genannton  Forscher  constatirten  Thatsache.  Im  Einklang 
damit  stand,  dass  sich  durch  Chinin,  während  die  Circulation  ganz 
wohl  erhalten  bleibt,  der  Auswanderungsprocess  am  Froschmesen- 
terium  einschränken  und  sogar  unterdrücken  lässt.  Das  Chinin 
lähmt  aber  specifisch  die  farblosen  Zellen  innerhalb  des  Blutes,  ohne 
dass  das  Herz  eine  Lähmung  zu  erfahren  braucht,  eine  Thatsache, 
welche  von  7  andern  Beobachtern  bestätigt  wurde,  zuletzt  von  Seiten 
des  pathologisch-anatomischen  Instituts  in  Heidelberg  (Arch.  f.  path. 
Anat.  71.  864),  und  welcher  ernstlich  nur  die  unreinlichen  Versuche 
von  H.  Köhler  (Halle)  bisher  Widerspruch  entgegensetzten. 

Cohnheim  hat  nun  meine  Erklärung  damit  verneint,  dass 
er  sagt  (Vorlesungen  1877.  S.  238),  wenn  durch  Zuklemmen  der 
Hauptarterie  eines  Entzündungsherdes   der  Bluts^tOTKi   vci%€tA^\föCi 


78  Sitiungsberiohte 

nerde,  lO  höre  die  AntnaDderang-  aafrenbHcklich  auf.  einfach  neil 
kein  Druck  mehr  da  sei.  Es  beweise  das  die  Richtii;keit  der  Auf- 
fassung von  Hering,  dm»  die  sogenannte  Answanderuni^  ■ledig'lioh 
ein  Fi ItratioDS Vorgang"  sei,  der  nichts  zu  tbun  habe  mit  Bpontanen 
Locomotio  CS  Vorgängen  des  contra  etilen  Protoplasmas. 

Dieser  Einwand  scheint  mir  widerlegt  zu  werden  durch  Be- 
trachtung der  Vorgänge  bei  dem  isolirten  Zuklemmeu  der  Vene 
des  beohaehteten  Entzündungsherdes  (Arnold,  Arch.  f.  path. 
Anat.  58.  204).  Der  Gesaramteffect  auf  die  EntKÜndnag  ist  der 
gleiche:  augenblicklich  hijrt  die  Auswanderung  auf.  Aber  der  Blut- 
druck ist  noch  immer  da  wie  vorher.  Auch  die  »Alteration  der  Ge- 
tasswand«,  welche  Cohnbeim  unterstellt,  ist  nicht  kleiner  gewor- 
den, ja  so  bedeutend  wird  sie  bald,  dasB  sogar  eine  mächtige  Dia- 
pedesis  der  rothen  Körper  entsteht,  während  die  »wand  ständi- 
gen- (cf.  Arnold,  216  u.  229)  weissen  Blutkörper  in  Ruhe 
verharren  und  nur  gelegentlich  von  den  rot.ben  nach  aussen  hin 
mitgeschleudort  werden.  Es  muss  also  etwas  anderes  sein,  als  deT 
Blutdruck,  was  den  weissen  das  inerte  Verharren  an  der  Gefässwand 
dietirt,  und  dieses  Andere  finde  ich  sowohl  bei  der  arteriellen  wie 
venösen  Stauung  in  den  chemischen  Veriindeningen.  welche  das 
Blut,  eiogeschlosBen  in  Gefässwände,  erfahrt.  Es  verliert  hier  seinen 
disponiblen  SauersttifF  und  beladet  sich  mit  Stoffwechsel producten, 
von  denen  die  Kohlensäure  das  bestgekannte  ist.  Abwesenheit  also 
des  normalen  Rei/ts.  wie  eiiiganga  von  dem  stagnirenden  Capillar- 
gelaaa  beschrieben,  und  Anwe-tenheit  eines  als  "loicheB  conatatirten 
Protoplasmagiftes  sind  die  beiden  ausreichenden  Ursachen  sum  Ver- 
ständniss  des  Stillstandes  der  KntzOodung,  gleichviel  ob  der  Blut- 
druck gleich  Null  oder  im  Status  quo  ist. 

Vielleicht  könnte  man  gegen  diese  Deutung  den  Einwand  vor- 
bringen, dass  mit  dem  Umschnüren  der  Vene  die  typische  Rand- 
itellung  der  farblosen  Zellen  aufhöre,  sie  also  der  Wand  nicht  mehr 
adhärirten.  Das  geaohieht  mit  einem  Theil  unzweifelhaft,  ein  anderer 
Theil  aber  bleibt  an  der  Wand  liegen,  »wandatändig,  in  der  Wand- 
Bchicht  gelegen,  wandständig  gestellt«,  wie  die  betretenden  Angaben 
von  Arnold  a.  a.  O.  lauten;  nnd  diese  an  der  Wand  verbliebenen 
Zellen  sind  ebenso  unbeweglich,  ebenso  verharrend  innerhalb  des 
GeRisses,  wie  die  von  der  Wand  abgeschwemmten.  Aber  selbst  da« 
Wegtreten  der  farblosen  Zellen  von  der  Wand,  wenn  es  wirklich 
die  Regel  wäre,  beweist,  dass  wir  bei  der  Stauung  und  also  auch 
beim  freien  Strom  mit  dem  Saaerstoff  des  Blutes  zu  rechnen  haben.  Die 
Fähigkeit  des  Haftens  ist  eine  Lebenseigenschaft  jener  Gebilde. 
Sobald  man  sie  mit  irgend  etwas  vergiftet,  hsften  sie  nicht  mehr 
an  der  Unterlage  fest,  sondern  geben  der  leiseaten  Strömung  nach, 
welche  sie  passiv  weitertreibt.  Das  Eratickungsblut  des  abgeklemm- 
ten Geflsses  wirkt  genau  wie  sonstige  verdünnte  Gifte.  Darum  sind 


der  niederrlieimBchen  GeselUcb&ft  in  Bonn. 


die  Zellen  dort  Tvie  hier  rund,  tetaniscli.  zqf  kleinsten  Form 
Hamm  engezogen  und  können  durch  die  Piilsationen  der  aufgehaltenen 
BlittBBule  leicht  tou  der  Oefaaawand  abgelöst  und  unter  dis  rothen 
Elemente  hineingetrieben  werden.  Don  »kiigligenc  Zustand  der 
Zellen  während  der  venöaen  Stauun;?  erwähnt  Cohnheim  selber 
(bei  Yirchow  41.  220),  ohne  ihn  zu  erklären. 

Ijiisat  sich  nun  weiter  eine  VerHuchBeinricbtnng  treffen,  in 
welcher  die  amöboider  Bewegungen  der  Zellen  schon  innerhalb  dea 
Gefäaaes  eine  Hemmung  erleiden,  ohne  daaa  sonst  die  geringste  gif- 
tige Einwirkung  auf  andere  Factoren  sich  (teilend  macht,  so  gewinnt 
meine  angefochtene  Erklärung  eine  neue  Stütze.  Man  musa  zu  die- 
sem Zweck  irgend  welche  Dämpfe  wählen,  welche  Örtlich  sich  leiuht 
anwenden  lassen,  nachdem  man  dieselben  an  den  isolirten  Zellen  in 
der  feuchten  Kammer  auf  ihre  rasche  Giftigkeit  geprüft  hat.  Ba 
würden  sich  dazu  verschiedene  Dinge  eignen,  ich  blieb  bei  denen 
des  schon  einmal  und  zwar  unter  der  Leitung  von  Huizinga  zu 
einem  andern  Zweck  darauf  geprüften  Eucftljptol  (Mees,  Arch.  f. 
klin.  Med.  13.  640).  Daa  Meaenterium  oder  Mesometrium  des  Fro- 
sches über  einem  Glaaring  ausgebreitet,  auf  dessen  Boden  ein  star- 
ker Tropfen  des  klaren,  h  cht  durchl  aasen  den  Kohle  nwasaeratoSs  aJuh 
befindet,  bleibt  —  natürlich  bei  voller  Unversehrtheit  des  Herzens  — 
bis  zu  4S  Stunden  ohne  Eiterbildung,  während  bei  einem  daneben- 
liegenden Controlfrosch  die  genannte  Membran  dicht  von  den  extra- 
vasirten  Zellen  bedeckt  ist.  Und  damit  der  Einwand  nicht  Platz 
greife,  die  Eucalyptoldämpfe  übten  eine  zusammeu  ziehen  de,  die  Ge- 
fsiaswand  verdichtende  Einwirkung  auf  die  Gewebe  aus,  wurden 
eigena  Meaaungen  der  Ausdehnungen  mit  dem  Glaamikrometer  an- 
gestellt. Keinerlei  Einflusa  war  sichtbar.  Die  Meaaungen  ergaben 
weder  abweichende  Verengerung  noch  Erweiterung.  Was  man  aber 
von  der  Einwirkung  den  Eucalyptol  wie  der  des  Chinin  auf  die  farb- 
losen Zellen  selber  weise,  reieht  zur  Erklärung  des  Verhütens  der 
Eiterbildung  vollkommen  aus.  Man  bat  dabei  nicht  nöthig  xa  der 
doppelten  Hypothese  zu  greifen,  die  EKtravasation  entstehe  dca- 
halb  nicht,  weil  daa  Eucaljptol  der  lAlteration  der  Ge^sswand« 
entgegentrete.  Nimmt  man  abpr  an,  wofür  einige  Thatsachen  zu 
sprechen  aoheinen,  die  .Anlagerung  der  leben athätigen  farblosen  Kör- 
per an  die  zarte  Gelasswand  bedinge  eine  bef^innende  Brüchigkeit 
derselben  und  sie  sei  die  weitere  Ursache  des  unter  dem  Einflnss 
des  Blutdrucks  und  der  kriechenden  Bewegungen  stattfindenden 
Austrittes  bei  der  gewöhnlichen  Eiterbildung,  so  wäre  die  Wirkung 
des  Eucalyptol  abermals  wieder  eine  auf  das  lebende  Protoplasma 
der  genannten  Elemente  sich  erstreckende.  Man  mag  die  Sache  von 
irgend  welcher  Seite  her  betrachten,  überall  wird  man  finden,  daas 
eine  ungezwungene  und  anf  alle  Tariationen  des  Versuches  von 
Cohnheim  sich  beziehende  Erklärung  nur  möglich  ist,    wenn  niBD 


n 


60  Sitzuugsbericlite 

die  von  einem  ventilirten  Blut  abhängende  Vitalität  der  Eiterelemcnte 
mit  heranzieht.  Ihr  uuter  dem  EinfluiiE  des  BlutsaueretoSs  eich 
saBserndeB  Lehen  ist  nicht  die  einzige  Craacbe  den  Aunlcetena  hei 
der  EntzünduDg,  aber  ee  lEtt  eine  der  un erläaalic he a  Ursachen  dieaea 
Vorganges.  Daaa  aber  eine  krankhafte  >Alterati(jn  der  Geftaswand« 
nicht  daa  ha-iptanohliGh  Bedingeade  der  Extravasation  farbloser 
Körperchen  ist,  beweint  allein  schon  die  yon  Recltlinghauaen 
beschriebene  Thataaehe,  daaa  bei  Proschlarven  in  ganz  noi^malam 
Zustand    ohne  jedes  Trauma,  deren  Austritt  t;eschieht. 

Die  Einzelheiten  über  die  vorgttrugenen  neuen  experim enteilen 
Unteranohnngan  sind  im  Archiv  f.  pathol.  Anat  73.  ISl.  Juniheftvon 
1H78  niedergelegt.  Hier  seien  noch  einige  Gesichtspunkte  therapeu- 
tiacher  Art  angefügt.  Zuerst,  dürfte  es  wohl  sicher  sein,  dasa  eine 
st uver lässige  Therapie  der  Entzündung  nur  möglich  ist,  wenn  wir 
erst  den  Hergang  der  Eiterbildung  in  seinan  einzelnen  Phasen  und 
Ursachen  genau  diirobaohanen.  Gelingt  es  meinen  Untersuchungen, 
auch  den  letzten  Zweifel  darüber  zu  haben,  dasa  in  der  ganzen  Kette 
der  Stimulus  des  Bliitsaueretoffs  auf  die  farbloaen  Zellen  ein  Haupt- 
glied ist.  so  -wird  die  Therapie  der  Entzündung  hier  einen  ihrer 
Angrifispunkte  zu  suchen  haben.  Andere  Glieder  bekämpft  sie  be- 
wuaat  schon  lange  mit  andern  Maasregeln:  daa  Daniederliegen  der 
StrömungB verbal tniaae  mit  örtlichen  Blutentdehungen,  die  Steigerung 
der  Zufuhr  mit  Druckverbänden  u.  a.  w.  £a  fragt  sicil,  was  gegen 
die  apontane  Locomotion  aiisaerlich  und  innerlich  geschehen  k&iui. 
Die  AawBaüaDg  der  ätherischäu  Oele  zur  Vurhütuog  das  Eiteia  an  einer 
entzündeten,  d.  h.  erst  congeationirten  Stelle  ist  alt.  Will  man  eine 
drohende  Eiterung  hervorrufen,  so  bedeckt  man  den  Entzündungs- 
herd mit  einem  Träger  feuchter  Wärme  von  40—50  Orad  Celalus  ; 
will  man  aber  die  Entzündung  zur  Zertheiluug  bringen,  so  applicirt 
man  ätherisch -ölige  Dinge  der  verschiedensten  Art  nnd  in  den  ver- 
schiedensten Formen,  wovon  gepulverter  Kampfer  in  Watte  gestreut 
eins  der  häufigsten  eo  sein  scheint  Wohl  die  meisten  unserer 
officinellen  ätherisehen  Oele,  wenn  sie  frisch  deatillirt  sind,  wirken 
lähmend  auf  die  weissen  Blutzellen  ein,  vom  Kampfer  habe  ich 
früher  mich  selbst  überzeugt.  Noch  in  einer  Verdünnung  von 
1 :  3000  förbt  er  sie  dunkel,  schwarz  gekörnt  und  macht  sie  kuglig, 
freilich  nur  vorübergebend,  denn  beim  Verdunsten  dea  Kampfers 
erlangen  die  Zellen  ihre  Bewegungsfähigkeit  wieder.  Die  ätherischen 
Oele  besitzen  femer  die  Eigenschaft,  durch  die  Epidermis  hindurch 
in  die  Haut  einzudringen,  mithin  oberflächlich  gelegene  fintzündunga- 
herde  zu  erreichen.  Und  innerlich  genommen  kommen  sie  inaofern 
an  dieselben,  wo  sie  auch  etablirt  sein  mögen,  heran,  ala  viele  von 
diesen  Koblenwasserstoffen  sich  nur  langsam  und  schwer  im  Orga- 
nismus so  verändern,  dass  sie  zu  indifferenten  Verbindungen  werden. 
Alles  das,  zusammen  mit  den  lUsuItaten    des  Huizinga'schen  La- 


J 


boratoriumB  und  von  mir  betreffs   der  Einwirkung   der  Eucalyptol- 

dämpfe  aaf  das  zur  Entzündung  disponirte  FrosriimeBenterium  odpr 

I  Meaometrium,   l&Bst  die  von  unaern  Vorfahren  oft  gtirühmte  enzün- 

t  dungswidrige  Kraft    aroniatiaoher  Drogueii    vielleiebt   wichtiger    er- 

I  scheinen,   als   es  die  mit  ihrer  Negation    violfach  über  daa  Ziel  hin- 

^  -«UBBohiesseude  moderne  Hcilmothode   anerkennen  will.     Ich  brauche 

iziidcuten,    dass    in  viden  Fällen    die     Anwendung    sehr 

»"niederer  Wärmegrade  ebenfalla   zur  Lähmung  jener  die  GefäBBwand 

1  "perforirenden  Gebilde   dient;   aber    daa  Evb  iat  zur  Erfüllung  dieses 

r  Zweckes  nicht   überall  anwendbar,    und  darum    dürften  "andere  ge- 

I  artete  Hellmittel  neben  ihm    in  Betracht  zu  ziehen  sein.     Das    sehr 

[   mild  wirkcudo    und    in  Folge  der  bedeutenden    Anpflanzungen    von 

.    Bncalyptua  globalua   in  Südeuropa    immer   billiger    werdende  Euca- 

lyptol    (im    neueaten   Katalog  von    U.  Ti-ommadorff  iu   Erfurt   finde 

ich   10  Gramm    mit    2  M.    70  Pf,  aufgeführt)  gehört   wohl   in  eroter 

Reihe  dazu. 

Prof.    V.    la    Valette  3t    George    theilte  die  Re  snltat  e 
aainer    Un  terBuchnngen     über     die   Sperro  at  ogenese  bei 

Auf  der  Innenfläche  der  Drüaenkanälchen  fand  er  zwei  Arten 
□  Zellen,  deren  eine  groaee Ki.rna  mit  glänzendem  Kernkörperehen 
i  ffihrt,  während  die  andere  kleinere,  oft  mit  undeutlichen  Zellgrenzen, 
f  die  entere  ein/uhetten  bestimmt  ist  —  Uraamen  —  und  FoUikel- 
l-xellen.  Die  Spermatogonien  vermehren  sich  durch  Thcüung  und 
Felden  Zellenknospen  —  Spermatogemmen,  welche  ala  kürzere  oder 
I  l&ngere  sfiulenartige  Gebilde  in  das  Lumen  dna  Canälchens  binein- 
J  wacliBen.  Die  Zellen,  aus  welchen  die  Samenknospen  besteben,  pro- 
f  duciren  in  der  vom  ßednei'  beBchriebenen  Weise  ula  Spermatooyten 
:nkörperehen.  Zwischen  diu  radiär  auf  die  AchBe  des  Ca- 
I  nälchaaa  zustrebenden  Spermatogummen  setzt  sich  daa  Gewebe  der 
\  Foltikelzellen  fort,  indem  es  die  Samenknospen  mehr  oder  weniger 
I  deutlich  einhüllt  und  gegon  einander  abgrenzt.  Bei  der  Theilung 
FAer  Spermatogonien  behufa  Umwandlung  zu  Spermatocyten  bleibt 
[  stets  ein  Kern  mit  einem  Saume  von  Protoplasma,  der  Innenfläche 
I  der  membrana  propria  dicht  anliegend,  in  dem  peripherischen  Ende 
r  der  Spermatogemme  zui'ück  und  wird  dort  von  den  FolUkelzallen 
«ingeaohloBsen  und  in   seiner  Lage  gehalten. 

iat    das  im    Wetientlicbon    derselbe    Entwickelungsmodu», 
t  welchen  der  Vortragende  bai  den  Amphibien  und  vielen  wirbellosen 
n  aufgefunden  und  beaohrieben  hat,  der,  seiner  Meinung  unch, 
s  Gesete  der  Spermatogenese  sich  allgemeine  Geltung  verschaffen 

Prof.  Busch  theilt  einige  St  eilen  aus  der  An  tri  ttB-Vorle- 
ng  des  Iltrrn   Maaa  iu  Freiburg  mit,    welche    ihm    zuß^llig 


82  der  niederrheiu lachen  Geflellsobaft  i: 

erat  jetzt  zu  Gesichte  gekommen  iat  (Ber 
1878  Nr.  2).  lu  dieser  wird  zum  Gegenaatee  gegen  die  r 
Emtiirie  von  einer  Art  der  Empirie  gesprochen,  welche  theila  kritik- 
los, theila  unwiaaend  das  poat  hoc  und  propter  hoc  verweuheelt, 
der  WisHensohaft  fern  liegt  und  zur  direoten  Quacksalherei  Führt. 
In  aiuem  Athem  werden  hierbei  nebao  den  berüchtigten  Mitteln 
Serapiona  gegen  Epilepsie  (Kameelhlrn,  Seh ildk röte nblut),  n(ibsii  dem 
Beapreohea  der  Roae  eto,  auch  die  Behandlungen  dea  Hautkrebaea 
mittelst  Alkalilöaungeu  gendnut.  Redner  glaubt  sich  berechtigt,  ge- 
gen eine  derartige  Kritik,  welche  ohne  Prüfung  einea  Gegecatandea 
eine  Behauptung  in  die  Welt  sendet,  gegen  welche  jeder  Forscher 
Hchutzlos  iat,  öffentlich  Verwahrung  einnulegen.  Er  glaubt  sich  dea- 
wegeu  dazu  berechtigt,  weil  ausaer  Herrn  Volkmanti,  welcher  mit 
diesem  Mittel  den  beginnenden  Theerkreba  beseitigt  hat,  gerade  er 
es  gewesen  ist,  welcher  diesea  Verfahren  gegen  einige  Fälle  des 
Hautkrebaes  der  Alten  empfahlen  hat.  Diese  Beb  andimig  ist  nicht  empfoh- 
len worden  nach  einem  planlosau  Probiren  mit  äuaaern  Mitteln,  aorideru 
aie  entstand  aas  einem  Gedankengange,  wie  er  jeder  rationollen 
Empirie  zu  Grunde  liegen  musa.  Bei  einer  Form  dea  Epitbelial- 
krehsea,  dem  Schornsteinfegerkrebse,  iat  es  bewieaen,  dass  er  hervor- 
geht aus  einer  urapr anglich  ganz  lokalen  Hautaffectioo,  welche 
durch  einea  chamischea  Reiz  bewirkt  wird.  Bei  vielen  Hautkrebsen 
der  Alten  aehen  wir  als  erste,  mit  unaern  Sinnen  wahrnehmbare 
Veränderung  eine  üeberproduotion  von  Epidermla,  welche  scheinbar 
ein  gaaz  lakalaa  Uebul  i^t.  Geschieht  uiclita  gegen  diese  EpidüiuiiB- 
anbäufuag,  so  kann  aich  ein  lokal  und  allgemein  zerstörender  Krebs 
entwickeln.  Auch  das  Mikroskop  zeigt  uns  in  den  jüngsten  Stellen 
des  Epithelialkrebaes  zunächst  nur  eine  Vermehrung  der  Epithelial- 
zellen.  Da  nnn  eine  alkalische  Lösung  das  beste  hornlöaende  Mittel 
ist,  so  lag  es  nahe  zu  prüfen,  ob  man  mit  dieser  Lösung  beginnende 
Hautkrebae  heilen  könnte.  Wenn  die  Probe  auf  daa  Exempel  nicht 
gelungen  wäre,  ao  wäre  daraus  zu  folgern  gewesen,  dass  eine  Prä- 
miase  falaoh  gewesen,  nämlich  die.  dass  auch  in  denjenigen  Formen, 
in  welchen  wir  als  erste  Veränderung  eine  Üeberproduotion  von 
Epithelialz eilen  erkennen,  diese  erste  Veränderung  nicht^daa  Wesent- 
liche iat  und  daas  eine  andere,  unserer  sinnlichen  Wahrnehmung  bis 
jetzt  entzogene  Ursache  dem  Uebel  zu  Grunde  liegen  muss.  Glück- 
licher Weise  bat  der  Erfolg  für  sehr  viele  Fälle  auch  die  Richtig- 
keit dieser  Prämisse  erwiesen. 

Zum  Beweise,  was  eine  ans  solchem  Gedankengange  entstan- 
dene >Qaackea!berei«  nützen  könne,  wird  ein  Patient  vorgeatellt, 
welcher  aeit  vier  Jahren  einen  zerstörenden  Epithelialkreba  der  Nase 
hat  und  welcher  seit  etwas  mehr  als  einem  Monate  nur  mit  Soda- 
lösung behandelt  ist.  Wie  man  aus  der  vorhandenen  jungen  Narbe 
erkennt,  erstreckte  sieh  das  Geschwür  ursprünglich  von  dem  linken 


Sitsungsberiohte  88 

Nasenflügel  bis  auf  das  Septum  und  auf  dem  Rücken  bis  zum  An- 
sätze an  den  knöchernen  Theil  und  reichte  bis  zuni  Ansätze  des 
rechten  Flügels.  Ebenso  erkennt  man  aus  der  Narbe,  dass  die  £pi- 
thelstolonen  am  linken  Nasenflügel  und  an  der  Spitze  bis  in  den 
Knorpel  hinein  sich  erstreckt  haben;  denn  es  sind  deutliche  Enor- 
peldefecte  vorhanden.  Gegenwärtig  ist  alles  verheilt  bis  auf  eine 
kleine  Stelle  am  rechten  Nasenflügel,  an  welcher  man  den  Charak- 
ter des  Uebels  noch  gut  erkennen  kann  und  welcher  wahrscheinlich 
auch  der  Exstirpation  verfallen  wird,  da  seit  14  Tagen  keine  Ver- 
änderung zur  Heilung  zu  bemerken  ist.  Während  aber  durch  Ex- 
stirpation des  ganzen  Geschwüres  ein  Defect  geschaffen  worden 
wäre,  welcher  nur  durch  eine  grössere  plastische  Operation  sich 
mangelhaft  hätte  ersetzen  lassen,  ist  jetzt  nur  eine  kleine  keilförmige 
Excision  nöthig,  welche  einen  kleinen  Einkniff  hinterlassen  wird. 

Leider  sind  wir  bei  den  meisten  Formen  der  Garcinome  nicht 
im  Stande  den  Nachweis  ihrer  Entstehung  aus  einer  Anfangs  ver- 
hältnissmässig  unschuldigen  Localaffection  zu  führen;  wo  wir  dies 
aber  zu  thun  im  Stande  sind,  wie  bei  einigen  Formen  der  Haut- 
krebse, da  ist  uns  auch  die  Möglichkeit  gegeben,  durch  eine  pro- 
phylaktische Therapie,  welche  im  Beginne  des  Uebels  angewendet 
wird,  der  Entwickelung  der  zerstörenden  Neubildung   vorzubeugen. 

Allgemeine  Sitzung  Tom  8.  Juni  1878. 
Vorsitzender:  Prof.  Andrä. 

Anwesend  20  Mitglieder. 

Professor  vom  Rath  berichtete  auf  Grund  eines  Aufsatzes  des 
Herrn  Prof.  Knop  im  N.  Jahrb.  f.  Min.  1878  über  die  hydrogra- 
phische Verbindung  der  obern  Donau  mit  der  Aohquelle 
und  durch  diese  mit  dem  Bodensee  und  dem  Rhein.  Zwi- 
schen Immendingen  und  Möhringen,  wo  das  Donaubett  in  weissen 
Jurakalk  eingeschnitten  ist,  versinkt  auf  einer  Strecke  von  8  km  ein 
Theil  des  Wassers  in  Felsspalten.  Bei  niedrigem  Wasserstande  liegt 
das  Flussbett  zwischen  Möhringen  und  Tuttlingen  trocken  da.  11km 
südwestlich  von  erstgenanntem  Orte  bricht  178  m  unterhalb  des  Do- 
nauspiegels die  mächtige  Quelle  der  Ach  (3  bis  4  cbm  in  der  Secunde) 
hervor.  Schon  seit  lange  war  die  Ansicht  in  der  Umgegend  ver- 
breitet, dass  ein  Theil  der  Achquelle,  welche  doppelt  so  wasserreich 
ist  wie  die  Donau  bei  Immendingen,  durch  Donauwasser  gespeist 
würde,  welches  durch  die  Spalten  des  weissen  Jura  zum  Rheingebiet 
und  zur  Nordsee  fliesse.  Frühere  Versuche,  mittels  schwimmender 
Körper  (Häcksel  etc.)  die  Verbindung  nachzuweisen,  führten  nicht 
zu  einem  befriedigenden  Ergebniss,  bewiesen  NV^Voi^T^  ^^%%  >ean:^ 
Wasserlauf  mit  freier  Oberfläche  die  \o^\>m^\M[i9^\i«t«^^^ft.    "^^  ^^ 


84  Sitzungsberichte 

in  Rede  stehende  Frage  stu  einer  praktisoh  juristischen  geworden  wnr 
Ewiachen  den  Indualrif^lIeD  der  Ach  und  der  Donau,  aa  beaurttagle 
die  badiEohe  Regierung  den  Prof.  Knop  mit  der  Uuterauehung'. 
Auf  stiineu  Vorachlag  und  unter  seiner  Leitung  wurden  am  *24.  Sept. 
V.  J,  •unter  den  Augen  der  Sie n erbeb örde»  200  Ctr.  KochBali 
eine  der  grÜBaten  Versinkungaspalten  hinabgeBchüttet.  In  etwa  einer 
Stunde  war  die  Arbeit  geschehen,  daa  Salz  war  vom  Wasser  prfasst, 
gelÖBt  und  in  die  Gebirgatiefe  veraebwunden.  Nachdem  dies  ge- 
e:;hehen,  begann  die  Unteranchung  deB  Achwassers  an  der  hügel-, 
ja,  fonta  inen  artig  hervorbrechenden  Quelle.  Es  wurden  i:uuftcbst  in 
Perioden  von  l'/i,  später  von  1  Stunde  Flaschen  gefüllt  und  auf  das 
sorgsBroste  —  unter  lleröckaichtigung  des  normalon  GehaltB  der 
Quelle  —  auf  ihren  Kocbaalzgehslt  untersucht.  Die  Füllunge&  wur- 
den während  88  Stunden  furtge setzt.  Das  Ergebniss  dieser  wichtigen 
Unteraiuibuug  bestand  in  folgenden  Tbatsachen:  Die  gesanimte  Koch- 
salz masse,  welche  in  die  V er aenkuugas palte  der  Donau  gebracht 
worden,  kam  in  der  Achqnella  wieder  zum  Vorschein.  Die  ersten 
Spuren  der  Veraalzung  ersehienen  jinch  etwa  ^0,  das  Maximtim  nach 
tlO  und  das  Ende  nach  etwa  90  Stunden.  Da  die  Donauspalten  durch 
die  lösende  und  zerstörende  Wirkung  des  Wassers  sich  immer  niebr 
erweitern,  ao  nimmt  die  Wassei-menge  der  Aeh  auf  Kosten  der  Do- 
nau bei  Tuttlingen  allmählich  tu.  Die  obere  Donau  gehört  in  rein 
hydrographischer  iiiiiaicht  sowohl  iium  [iebiete  des  schwarzen  Mee- 
res als  zu  demjenigen  der  Nordsee,  zeitweise  —  bei  niederem  Was- 
serstande —  sogar  dem  ietxtertn  allein  an. 

Prof.  vom  Kath  legte  ferner  den  I.  üand  des  Werkes  >China, 
Ergebnisse  eigener  Reisen  und  darauf  gegründeter  Studien  von  F. 
Frhrn.  v.  Richthofent  vor  und  erstattete  Bericht  über  die  erste 
Äbtheilung  dieses  epuchem  ach  enden  Werkes,  welche  vorzugsweise 
Centralasien  gewidmet  ist.  Im  Gegensatz  zu  früheren  Definitionen  be- 
zaiehnet  Bichthofen  aU  Centralasien  das  continentale  Gebiet  der  alten 
abflussloaen  Wasserbecken  vom  tibetanischen  Hochlande  im  Süden 
bis  zum  Altai  im  Norden,  von  der  Wasserscheide  des  Pamir  bis  zu 
derjenigen  der  chinesischen  Riesenströme.  Als  peripherische  Theile 
werden  diejenigen  Gebiete  bezeichnet,  deren  Gewässer  nacli  dem 
Meere  oder  nach  den  seeartigen  Ueberrasten  desselben  auf  dem  Fest- 
lande (Kaspisches  Meer,  Aralsee)  abfliessen.  Die  Zone  des  Ueber- 
gangs  begreift  solche  Länder,  welche  in  der  jüngsten  Periode  aus 
abllusslosen  in  abfliessende  Gebiete  oder  umgekehrt  verwandelt  wur- 
den. Während  in  den  peripherischen  Theilen  desContinents  die 
ZerstÖrungsproducte  durch  die  Flüsse  dem  Meere  zugeführt  werden, 
bleiben  im  centralen  Gebiet  der  gesamnite  Detritus  und  alle  schwe- 
benden wie  gelösten  Theile  der  Gewässer  im  Lande;  die  Neubildun- 
gen erfolgen  vorzugsweise  durch  aubaerisohe  Thätigkeit.  Während 
in  den  peripherischen  Gebieten    die   Unterschiede   des    Bodenreliefa 


lieh  IjeBtSndig'  vergröasern,  gleichen  sie  sich  im  centralen  Theile 
mehr  und  mehr  nua.  Dort  eotstehen  schrufFe  Alpenformen  mit  tief 
einscb neidenden  Tbälern  und  mehr  stromahwarta  schöne,  fruchtbare 
Thnlebnen,  während  im  centi-alen  tthünsBlosen  Theile  des  Continenta 
eintönige,  charnkterlose  Formen,  annfte  Gehänge  in  ausserordentlicher 
Honotonie  Bi<:h  aiiBhilden.  Ein  anderes  untersoheidendea  Moment 
von  höchster  Wichtigkeit  für  das  organische  Leben  beruht  darin, 
(Um  in  den  peripherischen  Ländern  die  löslichen  Salze  des  Bodens 
a  Meere  zng-eführt  werden,  während  sie  innerhalb  des  abfiusslosen 
ßebiets  in  einer  für  die  Vegetation  verderblichen  Weise  Eurüek- 
bleibea  nnd  sich  anhäufen.  AbfluBslo^e  Länder  werden  zu  Sülzstep- 
in  denen  der  Mensch  —  von  einzelnen  Oasen  abgesehen  — 
Jkaine  festen  Wohnsitze  Rründen  kann,  sondern  auf  ein  Nomaden- 
angewiesen ist.  Der  Menscli  hat  dort  keine  feste  Heimat. 
I  Der  charakteristische  Zug  von  Centralasien  beataht  in  einer  grossen 
rZabl  iusserat  flacher  Depressionen,  welche  theila  iaolirt.  theils  durch 
rinnen  verbunden  sind  Die  tiefsten  Puncte  jener  Depressionen 
.werden  von  einem  Salzsee  oder  Salzsnmpf  mDgenomnieo.  Die  Ufer- 
atreifen  der  Flüsse  bieten  die  relativ  günstiRsten  Bedingunßen  für 
dss  organische  Lehen  dar.  Sie  strömen  in  breiten,  kiesigen  Betten 
begleitet  von  aohmaleo  Streifen  Grasland  und  von  verkrüppelten 
Pappeln,  dem  Aofentlialtsurte  der  Tiger  und  Wölfe.  Entfernter  von 
den  Flüssen  verschwindet  die  Baum  Vegetation';  häufig  fehlt  auch  der 
Oraswuebs  und  eine  Sulz-  oder  Sodakruste  bedeckt  den  Boden.  Eine 
ungeheure  Eintönigkeit  charakterisirt  wie  das  Relief,  so  auch  die 
Flora  Centrale siens.  Die  Einflüsse  dt'r  Breite  und  der  Meereshöba 
treten  zurück  im  Vergleich  zu  dem  entscheidenden  EirfiuBe,  welchen 
der  Salzgehalt  des  Bodens  auf  die  Flura  und  damit  auch  auf  das 
thierische  Leben  ausübt.  Nach  der  Beschaffenheit  der  Oberfläche 
■  unterscheidet  Richthofen  die  gelberdige  oder  LÖsasteppe  (die  herr- 
I  lehende  Steppeoform  Centralasiens,  an  deren  Aufbau  Hubaerlsche 
""Tbätigkeit  vorzugsweise  gearbeitet),  die  Ssndsteppe  oder  Sand  wüste, 
die  Kies-,  endlich  die  Schutte  oder  Steinsteppe.  Die  mittlere  Zone 
von  Centralftsien  wird  von  einer  ungeheuren  Senkung  eingenommen, 
im  Norden  vom  Thien-shan,  im  Süden  vom  Kwen-lun  bagränzt.  Sie 
bezeichnet  nach  Richthjofen  ein  ausgetrocknetes  central aeiatischeB 
Mittelmeer  (400  d.  M.  lang,  70  breit),  für  welches  er  den  chine- 
aiBchen  Namen  Han  -hai  (trockenes  Meer)  einföhrt.  Pas  Han-hai 
scheidet  sich  in  das  Tarymbecken  mit  dem  berühmten  Lop-nor  und 
in  das  Shamobiicken  gegen  Ost.  Das  Quellgebiet  des  Tarym  ist  von 
iner  Groasarligkeit,  wie  sie  keinem  andern  Flusse  der  Welt  zu- 
>  kommt.  In  weitem  Halbkreis  schliesst'  sich  um  dasselbe  der  höchste 
und  gewaltigste  Uebirgskranz,  dessen  Gipfel  7-  bis  9000  m  erreichen. 
Der  mächtige  Tarymatrom,  dessen  Hauptzwoige,  vom  Kwen-lun,  Pa- 
mir and  Thien-ihnn  bernbBtroraend,  die  Oasen  von  Ehotan,  Yorkand 


86  «       üederrheiniaohen  Gesellschaft  in  Bonn. 

und  Eascligar  bewässern,  vereiegt  nach  einem  Lanfe  von  250  d.  M. 
im  Lop-DOT  und  der  gegen  Osten  beginnenden  Wüste  fliegenden 
Sandes,  welche  zwar  von  M.  Polo  (13.  Jahrhundert)  noch  durch- 
reist wurde,  aber  jetzt  von  keiner  Karawane,  von  beiDem  mensoh- 
liebcD  Wesen  mehr  durchwandert  werden  kann.  Auch  die  alte 
Südstrasee  (Nan-lu),  welche  von  Lop  am  Südrande  des  Tarynibeckens 
nach  Yarkand  führte,  ist  l&n^at  verlassen,  die  einst  dort  blühenden 
Oasenreicha  der  Versandung  anheimgefallen.  Demselben  Geschick 
verGel  die  grosse  Nordsüdatrasse .  auf  welcher  Debingie  Khan  mit 
Hnnderttausenden  von  Reitern  von  Karakorum  nach  Tangut  (Koko-Bor) 
EOg.  Das  Uan-hai  besitzt  zwei  grosse  Abzweigungen,  die  eine  gegen 
China  führend,  vom  Bulungir-gol,  dem  NordfusB  des  Kilien-shan 
entlang  in  das  Thal  von  Lan-tehou-fti  nach  der  Provinz  Schensi.  Es 
ist  dies  die  alte  VÖlterstraese  and  das  Einfalktbor  der  Barbaren 
gegen  China ,  welchen  erst  das  welthistoriBohe  Werk  des  Baues  der 
grossen  Mauer  ein  Ende  machte.  Auf  jener  Strasse  liegt  das  be- 
rühmte Felsenthor  Yü-mönn,  durch  welches  der  kostbare  Yüstein 
(Nephrit)  von  Khotan  nach  China  gebracht  wurde.  Die  zweite  Ab- 
zweigung liegt  in  der  grossen  dsungarischen  Depression  vor,  welche 
theils  nach  dem  Zaisan-See,  theils  nach  dem  Ililande  zu  den  peri- 
pherischen Gebieten  führt.  Jene  Senkung,  durch  welche  gemäss 
V.  Riohthofen's  Auffassung  das  asiatische  Mittelmeer  seinen  Rück- 
zug nahm,  bietet  neben  einer  Anzahl  bogünstigtor  Oasen  eine  Menge 
kleinerer  Sandwüsten  (Gobis)  dar.  Da  liegt  z.  B.  der  Sahsee  Ebi- 
üor,  »eine  Wüste  von  Sümpfen,  Binsen,  Scorpionen  und  MosqiiitOH, 
die  in  der  Welt  nicht  ihres  Gleichen  an  Oede  und  Armseligkeit  hat.i 
Wie  die  physische  Geographie  Centralasiens  keine  festen  Scheidungen, 
sondern  eine  gränzcnlose  Gleichartigkeit  darbietet,  so  haben  auch 
die  oentralasiatischen  Völker  in  ihrem  wandernden  unsteten  Leben 
keine  fest  umgränzten  stetigen  Reiche  gründen  können.  Ursprünglich 
Hirtenvölker  dsungarischen,  türkischen  oder  mongolischen  Stammes, 
werden  sie,  fast  ein  jedes  zu  seiner  Zeit,  von  kriegerischer  Bewegung 
ergriffen  und  stürmen  von  ihren  Weidegründen  und  Steppen  hervor 
in  begünstigtere  Länder,  entweder  gegen  China  durch  das  Yüthor 
oder  durch  die  dsungariache  Continentalsenkung  nach  den  aralo- 
kaapischen  Ländern  und  weiter  nach  den  iranischen  Gebieten  oder 
dem  südöstlichen  Europa.  Jene  natürlichen  Pforten  und  Mulden 
wiesen  den  Völkern  und  Völkerheeren ,  welche  aus  den  fernen 
Steppen  der  östlichen  Mongolei  in  unerklärlichem  Meuscheureichthum 
hervorbrachen,  in  den  Jahrtausenden  ihre  Wege  an:  Immer  unüber- 
steiglich  erwiesen  sich  die  RiesenwaHe,  welche  Innerasien  von  Indien 
trennen;  auch  die  Oebirgswelt  des  Pamir  wurde  von  Völker-  und 
Eeereszügen  fast  nie  benutzt.  Unter  den  von  jenen  Nomaden- 
Völkern  gegründeten  Reichen  ist  das  mongolische  unter  den  Gross- 
Khasen  da«  erstaunlichste;  das  gröiste,  welches  die  Welt  gesehen 


(vom  Gelben  Meer  bia  Polen ,  vom  EimnlBya  bis  zu  den  aibiritchen 
Ebenen  reicheod),  doob  KUft'cioh  auch  dnu  hinfälligBtc.  Jener  MeuBoheu- 
fttllti  und  zugleich  den  itürmeaden  Einbrüchen  der  innerasiatiachen 
Völker  hat  der  Lamaismiia  ein  Ziel  gesetzt.  Auch  die  Drsitze  des 
cbineBisclien  Cultiirvolkes  ündet  Riohthofen  in  Centralaaien,  und 
snvar  im  siidweHtüchen  Theile  dea  Tarymbeokens  um  Eholan  und 
Tukand.  Vom  zweiten  Jahrhundert  n.  Chr.  an  bef^innen  die  Chi- 
nesen  wieder  von  Osten  her  allmählich  ihre  Herrschaft  über  Innar- 
aeien  auszudehnen ,  zugleich  auch  heisfinot  unsere  Kenntnisa  dieser 
weiten  Länder.  Einer  der  wichtigsten  Abschnitte  des  v.  Richt- 
hofan'schen  Werkes  ial  den  Lösslandschaften  des  nördlichen  China 
und  ihren  BeBiahungen  zu  Centralasien  gewidmet.  Der  Löss  —  uns 
.  BheinUndern  so  bekannt  —  ist  jene  gelbe,  feinerdige,  schichtunge- 
lose  Ablagerung,  welche  oft  in  hohen  senkrechten  Wanden  an  den 
Tbalgehängen  ansteht  und  sowohl  durch  ihre  chemische  Ziisammen- 
Bstznng,  einem  Gumenge  von  Thon  und  kohlensaurem  Kalk,  als  auch 
durch  ihre  lockere  Beschaffenheit  (von  zahllosen  feinen  verticalen 
Canälchen  bedingt)  die  Fruchtbarkeit  in  l>esondereni  Grade  be- 
günstigt. Der  chinesische  Lüss  ist  bia  auf  seine  Kalkconcretionen. 
die  Löasmäunchen  (im  Chinesischen  als  Stein-Ingwer  bezeichnet),  die 
Landsohnecken  u.  s,  w.,  vollkommen  demjenigen  dos  Bheinthales 
gleich,  nur  in  seiner  Maesenhaftigkeit  übertrifft  er  alle  curopaischeii 
Vorkommnisae.  Das  Wasaer  dea  Bwang-ho  (gelbar  Fluss)  und  dea 
Gelben  Meeres  wird  duroh  schwebende  Lösalheile  geerbt.  Während 
der  europäische  Löse  kaum  eine  Mächtigkeit  von  RO  m  erreicht,  wird 
der  ohineaischa  6 600  m  mächtig  und  zieht  sich  gleich  einer  ge- 
waltigen gelben  Decke  von  iinersehopflicher  Fruchtbarkeit  aus  den 
weiten  Thalebenen  bis  zu  Höhen  von  2O0O,  ja,  über  2500  m  hinauf, 
Lösa  bedingt  die  ausserordentliche  Fruchtbarkeit  dea  nördlichen 
China,  namentlich  der  Provinzen  Tsi-Ii,  Shen-si,  Sheu-si,  Kan-su. 
So  weit  gegen  die  Mongolei  hin  der  Löas  reicht,  so  weit  sind  die 
Chinesen  mit  ihrem  fleiaaigen  Feldbau  vorgedrungen.  Wo  der  Löbb 
endet  und  die  Steppe  beginnt,  weichen  die  wimmelnden  Chinesen- 
Bchareu  den  Viehzuchten  den  Numadenschwlrmen.  Im  LÖssgebiete 
dea  Wei-Fluasea  um  -Shi-nga-fu  blühte  vor  4000  Jahren  der  älteste 
chinesische  Ackerhauataat:  Der  Luss  bii^tet  Millionen  von  Menschen 
Wohnungen  dar.  In  den  senkrechten  Lösa  wanden  bemei'kt  man 
Thüren  und  Fenster,  welche  den  dahinter  liegenden  Kammern  Licht 
geben.  Isolirto  Löaamassen,  kleine  Plateaux  mit  100  m  hohen  senk- 
rechten  Abstürzen,  konnten  leicht  za  natürlichen  FeEtungon  um- 
gestaltet werden.  Die  Zugänge  zu  grossen  Lössgebieten  als  den 
Korn-  und  Schatzkammer ii  des  Reiches  wurden  seit  den  ältesten 
Zeiten  von  den  chinesischen  Kaiacrn  mit  besonderer  Sorgfalt  be- 
feBtigt,  ao  z.  B.  die  grosse  KnieLeugung  des  Hwaug-ho  durch  die 
Festung  Tuijg-kwan.     Wie    der  Lösa  die  Fruchtbarkeit  Chinas  be- 


■■Ol,  ^^^         Sitzuogsbericlite 

dingt,  so  erklärt  der  eigenthümticbe,  regenbedürftigi'  Bodun  auch 
die  periodUch  über  ganze  ProTinxeii  hereisbre abend eii  Iliingersi^ötlie. 
Wenn  dar  Regen  ausbleibt,  gewinnen  die  fruchtbarsteu  Laadatricbe 
Aa,B  Aneeben  von  gelben  Staub  wüsten.  Die  Kntatebung  des  Löu 
bietet  bekanntlich  der  Geologie  einea  der  allerflchwierigsteTi  Pro- 
bleme dar.  Für  den  cbinepiscben  LÖss  und  Jane  durchaus  analogen 
Gebilde,  weiche  Centralaeiea  fast  ringa  iirageben ,  weist  v.  R,  auf 
die  Bubaerigcbeu  Ablagerungen  bin.  Es  ist  ein  weeentliclma  Ver- 
dienst V.  Ricbthofen'E,  auf  die  Btdeiitucg  der  trockenen  atmo- 
sphärischen Niederseblägo  als  einer  der  geologischen  Kräfte  die 
Aulmerkaamkeit  gelenkt  zu  haben.  In  Europa,  dem  in  Bezug  auf 
Gliederung  und  TlialgeKlIe  voll  kam  mens  ten  Erdthtil,  kann  man  sich 
von  den  Staub-  und  Saudwehen  des  abflussloaeu  Centralftsieiia  kaum 
eine  Vorstellung  machen.  Die  Lössgobiate  Chinas  besitzen  >Belbst 
bei  voUkommner  Windstille  oft  durch  mehroi'c  Tage  eine  gelbe,  un- 
durchsichtige Luft.  Die  Aussiebt  ist  verhüllt;  die  Sonne  erscheint 
nur  «ooli  als  matte  bläuliobe  Scheibe.«  Johnson  berichtet,  dass 
in  Khotau,  selbst  wenn  kein  Wind  wehe,  die  Luft  so  dicht  mit 
Staub  erfüllt  sei,  dass  er  um  Mittag  Liebt  anzünden  musste.  Dieser 
Staub  ist  von  grösster  Fruchtbarkeit.  Auch  Stolimika  beobachtete 
um  Yarkand  'Wolken  fruchtbaren  Staubest.  Auf  seiner  kühnen 
and  ergebniss reichen  Reise  zum  Lop-nor  litt  der  russische  Forscher 
Frjewalski  uuausspreohlicb  durch  den  Staub,  welcher  bei  einer 
Kälte  von  —20"  bis  —38"  C.  die  Luft  dick  ei'fuUtB.  Die  Wüsten- 
winde, über  Jie  nackte  Erdi;  hiabraueecd,  führen  die  feineren  tho- 
nigen  Theile  weithin  zu  den  penpherischen  Gebieten;  die  Sand- und 
Steinpartikel  bilden  wandernde,  Alles  vernichtende  und  begrabende 
Dünen.  Zurück  bleiben  Stein-  und  Scbuttfläclien ,  Steppen  mit 
eckigen  oder  runden  Kieseln  bedeckt.  Damit  der  Staub  —  in 
Centralaaien  salz  geschwängerter  Staub  —  festgehalten  werde  und 
geologische  Neubildungen  erzeuge,  muss  eine  Grasvegutation  vor- 
handen sein.  Der  Wüstenstaub,  auf  Grassteppen  fallend,  wird  nach 
Richthofen  zu  Lobs  umgewandelt.  Für  viele  der  centralasiatiachen 
Beoken  nimmt  der  Verfasser  eine  Ausfüllung  durch  Löss  an,  welcher 
sich  an  der  Oberfläche  durch  die  fluviatilen,  so  wie  durch  die  Ab- 
lagerungen des  centralen  Salzsees  der  Wahrnehmung  entzieht.  Wenn 
solche  den  peripherischen  Gebieten  naheliegenden  Becken  Abfluss 
zum  Meere  gewinnen,  was  durch  verschiedene  Ursachen  geaeheben 
kann,  so  beginnt  die  Umwandlung  der  salzgescbwängerten  Steppe 
in  fruchtbare  Lösagebiete.  Das  Salz  wird  ausgelaugt,  idie  Vegetation 
ändert  eich  und  mit  ihr  die  Thierwelt;  der  Mensch  findet  geschützte 
Stellen  "und^  gründet  Städte  und  Staaten«.  Auf  Grund  umfassender 
Beobachtungen  und  vielseitigen  Wissens  giebt  v.  Richthofen  eine 
geistvolle  Schilderung  der  allmählichen  Umwandlung  jener  continen- 
talen  Gebiete,    welche  als  eine  sehr  wichtige  Bereicherung  der  geo- 


f  logiBchen  uDd  geograpbischeu  An  seh  au  uu  gen  zu  bezeichnen  iet.  Die 
klimatisehea  Verhältnisae,  der  Lauf  und  Durchbruch  der  Ströme, 
die  ßeschaSenheit  des  fiodauB,  die  GEschichte  der  Völker  mit  Wander- 
zelten  oder  festen  Wohnungen  —  alle  diese  Momente  werden  von 
V.  BiclitbofcD  zu  einem  grossen  meisterhaften  Gemälde  vereinigt 
und  so  dem  Leser  zugleich  mit  dem  Verständniaa  des  centralen  Conti- 
□ents  auch  die  Grundlage  für  die  specieltere  Erkenntnias  Chinas  ge- 
boten. Die  zweite  Hälfte  dea  ersten  Baadea  ist  der  .Kutwicklung  der 
Kanntniss  von  Chiaa''  gewidmet.  Das  grosse  Riebt hofen'sohe 
Werk  über  China  erhebt  aich  hoch  über  die  Schilderung  einer  ein- 
lelnen  Reiae  und  ihrer  Ergebnisae,  ea  beaitzt  die  Bedeutung  eines 
geographiauheu  Fundamental  Werkes.  Durch  die  Munificenz  dea 
Kaiaera  ist  es  möglich  gewesen,  dem  Werke  bei  einem  massigen  Freiae 
eine  boobet  würdige  Äuaatattung  zu  geben,  ao  daes  dasselbe  nach 
Inhalt  und  Form  als  ein  Ruhm  und  eine  Zierde  der  deute  eben 
nisienBobaftliäben  Literatur  zu  bezeichnen  ist. 

Schliesslich  theilte  vom  Rath  da«  Resultat  der  Analyse  eines 
ausgezeichneten  Nejihrit  aus  der  Mineraliensammlung  der  hiesigen 
Universität  mit.  Dieser  über  3  kgr  schwere  Block,  dessen  bereits 
Prof.  H.  Fischer  in  seinem  Werke  „Nephrit  nnd  Jadeit",  S.  33C 
Erwähnung  thut,  hat  eine  kurzpriamBtische  Gestalt  mit  zwei  grossen 
ebenen,  gHachlifTenen  und  zwei  theila  ganz,  theila  nur  stellenweise 
gerundeten  P'tachen.  Diese  gewölbte  Oberfläche  scheint  indesa  nicht 
auf  das  Vorkommen  des  Steins  als  eines  Gerölles  hinzudeuten,  son- 
dern vielmehr  ku  beweisen,  daaa  der  Stein  ein  Fragment  eines  pla- 
stiacben  Kunstwerks  ist.  Die  Farbe  ist  dunkellauchgrün,  fast  gleich 
derjenigen  der  Heliotrop. 

In  einem  Theile  dea  Blocka  verräth  sich  durch  balbkreis förmige 
Sprünge  eine  gewisse  Neigung  zu  eigcnthümlich  kugeliger  oder 
oytindriacher  Abaonderung.  Der  Bruch  ist  splitterig.  Auf  der 
dunkelgrünen  ScblifTfiäche  treten  einzelne  weisse  Flecken  hervor, 
ausserdem  schwarze  Partieu,  welclie  —  wie  der  Schliff  verräth  — 
Ton  merkbar  geringerer  Härte  sind.  —  Dieser  Nephritblock,  als 
dessen  Heimath  fragweise  China  genannt  ist,  gewann  ein  erhöhtes 
.Interesse  durch  die  von  Fischer  aufgestellte  Vermuthung,  dasa  es 
sich  hier  um  ein  sädamerikaniEches  Torkommen  vom  Flusse  To- 
pajBS  handle  (s.  die  Grande  in  H.  Fischers  nMineralog.-archäolog. 
Studien",  Sep. -Abdruck  aus  den  Mittheiiungen  der  anthi-opol.  Ges. 
zu  Wien,  Bd,  VIIL,  S.  176).  Das  spec.  Gewicht  des  in  Rede  ste- 
henden Nephrit  wurde  au  2949  bestimmt ;  es  atebt  an  der  untern 
Grenze  der  bisher  bekannten  Ntphritgewichte  (nach  Fischer, 
Bohwnnkend  zwiachen  2'9BT  und  3'16J,  s.  'Nephrit  und  Jadeit«,  S.  348. 


nim*.  Diederrheiiiisahen  GesellEChoft  in  Bona. 

Die  Analyse  erg»!) ; 

Kiese  leäiire     57'32 

Thonerdft         1-36 

Eiaenoxydul     3 -SB 

Kalk  13-39 

Magnesia        31-75 

GlühTerluat      3.13 

100.51 

Eb    entepHoht    dieae    ZuBammenBetKung,    wenn   wir    von    dam 

etwas   hohem    WHaaergehalt    absehon ,    vollkommen    derjenigen    der 

normalen  Nephrite,  uamoatlich  auch  des  rohen  Fundstiicks  aus  einer 

Alaiinerdegrube    zu  Schweraaal    bei  Düben,    anweit    Lplpv.ig,    deasen 

ZuBammpnaetzunR  L.  R.  von  FeUenberfr.  wie  folgt,  ermiltelte: 

KieaelsSure  57-66,  Tbonerdo  1-80,  Eisen-  und  Manganoxydul 
309,  Kalk  13-44,  Magnesia  33-00,  Wasser   1-05. 

Von  sehr  &hnlichi?r  Mischung  sind  die  Nephrite  aus  dem  Orient, 
Tui-kestau,  welche  von  Damonr,  Scheerer,  Nordonakjold, 
Fellenberg  u.  a.  untersucht  wurden.  Alle  diese  Analysen  be- 
weisen, dftsB  der  echte  Nephrit  in  chemischer  Hinaicht  gewiaaen 
Tremolithen  am  nächsten  steht,  .ia  als  mit  ihnen  identisch  aneu- 
Behen  ist. 

Prof.  SoIiBaffhauBBn  »eigt  von  A.  Stota  in  Stuttgart 
gefertigte  NachbtldiiDgen  von  Naturgegeuständ  en  in 
versilbert  ein  Kupfpr  vor:  ili^n  Aetosau-ms  ferratue  Fraaa  in 
verkleinertem  Massatab  und  einigeder  feingeaehnitzten  thayingerFiuide, 
unter  dieaen  den  merkwürdigen  Kopfdes  Ovibos  moschattis.  Er  th  eilt  nicht 
die  Ansieht,  daas  dieses  Bild  nach  den  Knoohenzapfen  eines  Sohädela 
gemacht  sei,  sondern  hält  ea  für  möglich,  dasa  bei  einer  Abart  des 
Thieres  die  Hornspitzen  nur  nach  vorn  und  nicht  wieder  aufwärts 
gekrümmt  waren,  wie  ea  beim  lebenden  Ovihos  und  heim  Bubalus 
ettffer  der  Fall  iat.  Der  grosse  Untorachied  in  dem  Anaatz  der 
Knochenzapfen  am  Stirnbein,  der  in  den  Zeichnungen  sieh  ündet, 
ist  auch  vielleicht  mehr  als  eine  bloaee  GeaohlecIitsverHciiiedi'nlieit. 
Er  legt  die  Mittheilung  von  Lariet  über  die  Reate  dieses  Thieres 
in  Frankreich  vor  und  beatätigt  die  Angabe  Romer's,  dass  Herr 
Schwarze  unter  den  Knochen  von  Kolandaeck  auch  Kieferstüclco  von 
Ovibos  gefunden  hat.  Jetzt  lebt  das  Thiei'  nur  im  hohen  Nu rden,  in 
den  sibiriachan  Tundraa  wie  in  Grönland  und  auf  der  MdviüeiusoL 
Ea  überschreitot  nicht  den  fil,  Grad  nördlicher  Breite,  —  Sodann 
legt  er  verachiedene  ihm  von  Hrn.  N.  Resaelich  in  Trier  zugeaandte 
Thierknochen  vor,  Kunächat  einen  koloaaalenWalf  lach  Wirbel,  aus 
dem  durch  Aushöhlen  ein  groaaer  Pflanzenkübel  ^macht  iat.  Er  be- 
spricht die  Verwendung  der  Walfisch knoohen  als  eines  primitiven 
Baumatorisls,  Grönländer  gebrauchen  Kinnladen  und  Rippen  zu  ihren 


] 


Uütten  und  Boten,  in  Dörfurn  der  bolllnditchen  und  engliBobsB 
Küsten  sieht  mau  die  ersteren  ala  Tboreinfaasaitf;.  Strabo  und 
PliniuB  berichten  diesen  Gebrauch  ecbon  von  den  Anwohnern  des 
indiacben  und  arabiBcben  Meerea.  Der  üneitu  Gegieuataad  ist  ein 
Hippopotamuszabn,  der  in  oder  bei  Trier  gefunden  sein  loll.  Wie- 
wohl diese  Zähne  zu  Gerätben  verarbeitet  wurden  (das  Poppals- 
dorfer  Museum  besitzt  zwei  daraus  gefertigte  Trinkhörner  von  un- 
bekannter Herkunft),  so  iiält  doch  der  Redner  für  diesen  Fund  wie 
für  den  1876  im  Bett  der  Mose]  bei  Pfalzel  gefundenen  KameelBchädel, 
der  ein  sehr  altes  Änaelien  bat,  eine  andere  Erklärung  für  wahr- 
scbeinlicber,  Diese  Reste  aueländisctier  Thiere  köanen  von  den 
Kampfapiolen  des  römischen  Cireua  in  Trier  herrühren,  dessen  ßuiue 
noch  in  dem  ÄmphitheBter  erhalten  ist.  Trier  war  unter  Coustan- 
tin  die  Hauptstadt  von  Gallien  und  wird  in  vielen  Dingen  Rom  nach- 
geahmt haben,  wo  oft  seltene  Thiere  und  ausdrücklich  die  genann- 
ten zur  Schau  gestellt  wurden.  Zuerst  zeigte  M.  Scaurus  im  Jahre 
58  V.  Chr.  das  Nilpferd  mit  5  Krokodilen  bei  den  Spielen  in  Rom. 
Auch  Octavian,  Hei  iogabalu.  6  ordian  zeigten FliiBSpferde,Com- 
modus  deren  sogar  fünf.  Nero  liesa  einen  mit  vier  Karaeelen  be- 
spannten Wagen  im  Circus  aehen.  —  Hierauf  «eigt  der  Redner  einen 
nicht  ganz  vollständigen,  von  Torf  gebräuaten  Schädel  des  Elens, 
(Jervm  aices,  der  ebenfalls  bei  Trier  gefunden  aein  boU.  Er  hat  ge- 
nau das  Aussehen  eines  Turfscbadels,  gebort  aber  nieht  der  Stein- 
zeit an,  denn  die  Geweihstangen  Bind  an  ihm  glatt  abgesägt;  man 
erkennt  anch  deutlich  die  Spur  einer  groben  Feile,  und  wie  die 
Farbe  an  der  Schnittfläche  zeigt,  ist  er  erst  nach  dieser  Arbeit  in 
den  Torf  gelangt.  Der  Name  alees.  mit  dem  ihn  Cäsar  bezeichnet, 
kommt  wohl  von  dem  deutschen  Elch.  Sonennt  ihn  das  Nibelungen- 
lied; ob  der  „grimme  Scheich"  das  männliche  Eleu  ist  oder  der 
Riesenbirsch,  bleibt  uugewiss.  Eine  Urkunde  Otto'a  dus  Grossen  vom 
Jahre  943  verbietet  schon  die  Jagd  auf  das  Blen  in  den  niederrfaeini- 
Bohen  Forsten  von  Drenthe  ohne  bischöfliebe  Erlaubnise.  Wild  lebt 
ea  nur  noch  in  den  höberKO  Breiten  Europas  und  Asiens,  auch  in 
Schweden  und  Norwegen  wird  es  geschont.  Im  Ibeuborster  Forst 
bei  Memel  wird  es  noch  erhalten,  1B67  zählte  man  noch  mehr  als 
200  Thiere.  J.  F.  Brandt  hat  in  seinen  Beiträgen  aur  Natnr- 
gesohichte  des  Elens,  Peterfll)urg  1870,  nachgewieaen,  dass  das  lebende 
eupopäisob- asiatische  Elen  sowohl  mit  dem  fossilen  uls  mit  dem 
amerikanischen   Moose-äeer  (Musethier)  identisch  ist. 

PliyHikallsehe  Section. 
Sitzung  vom  17.  Juni. 

Vorsitze  iide  r ;    Prof.    Ä  n  d  r  ä. 
Anwesend  19  Mitglieder. 
Prof.  Mohr  berichtete  über  Otto  Yolger'ä  neue  Thaorif 
..des  Quell-  und  BadenwasserB,  wodurch  dar  beröLimte  Geologe 


J 


r 


Sitzungsbe  richte 

die  geWi."nli  Änaioht  über  die  uumittelbare  Ableitung  des  Quell- 
und  Bodenwfl  s  von  Begeu  gerade  auf  den  Kopf  stellt  durch  den 
umgekekrten  Önlz;  iKoiu  Wasaer  dea  ErdbodBns  rührt  vom  Regen- 
waBser  her.>  Ea  bricht  dieier  Satz  ao  vollatäadig  mit  der  land- 
läufigen Quellenlehre,  dasB  heftiger  Widerspruch  unvermeidlich  ist. 
Auch  der  Vortragende  war  davon  überrascht,  hatjeduch  bei  g't.'niiner 
Pröfnng  der  Thataacben  sich  dieser  Auaicht  so  vollatändig  augo- 
Bchloeseii,  daaa  er  bereit  ist,  jeden'  Theil  der  Verantwortlichkeit  zu 
übernehmBn,  den  ihm  der  Entdecker  überlassen  wird.  ZunäehBt 
wird  die  jedem  Gärtner  und  Gartenfreunde  bekannte  Erfahrung  an- 
gezogen, dass  der  heftigste  strömende  Regen  das  Erdreich  nicht  viel 
über  einen  Fuss  tief  zudurchfeLiobten  vermag,  und  dass  man  darunter 
immer  trockenen  Boden  fiudet.  Uro  hierülier  zahlensichere  Ergeb- 
niBse  zu  haben,  machte  der  Vortragende  die  folgenden  Verauche: 
Eine  cyliodrischfi  Glasröhre  von  4,6  um  lichter  Write,  also  16,62 
qom  Fläche,  wurde  mit  gesiebter  Gartenerde  auf  37  cm  Höhe  an- 
gefüllt. Die  Dichtigkeit  der  Erde  ein  sohl  i  es«  lieh  der  Luft  war  0,961 
gegen  Waaaer  als  1.  Nun  wurde  aus  einem  graduiiteii  Cylinder, 
welcher  600  com  Wasser  enthielt,  Wa^eer  Ruagegosaeu,  im  Ganzen 
260  ccm.  Am  andern  Tage  waren  12  ocm  Wasser  abgeflnseen,  also 
248  ccm  steckeu  geblieben.  Diese  nehmen  In  dem  Cylinder  eine 
Uölio  von  14,92  cm  ein,  oder  43  pCt.  von  der  llöbe  der  Erde.  Ein 
zweiter  Versuch  mit  reinem  Meeressand  ergab,  dass  derselbe  '/i 
seiner  Höhe  an  Wasser  aufnimmt,  ohne  etwas  abfliessen  zu  lassen, 
Beträgt  nun  die  Brunnontiefe  in  unseren  Gegenden  3u  bis  40  Fusb, 
so  würden  10  bis  IS  Fuss  Kegeuhöhe  erforderlich  sein,  um  an  der 
Brunnentiefe  anzugelangen.  Nun  beträßt  aber  die  Regenmenge  in 
einem  ganzen  Jahre  Jiur  20  bis  33  Zoll  aenkrechtcr  Höhe;  es  würde 
also  erforderlich  sein,  dass  die  gan/o  ReHonmonge  von  5  bis  6  Jahren 
hintereinander  ohne  jede  Verdunstung  fielp,  um  bis  an  die  Ober- 
fläche des  Wassers  in  unseru  Brunnen  zu  kommen.  Der  etärkate 
Regen,  der  achon  an  Wolkenbruob  grenzt,  wenn  er  rasch  lallt,  be- 
tragt aber  uur  1  Zoll  senkrechter  Höhe.  Es  ist  ako  klar,  dass  durch 
unmittelbares  Abrinnen  nieniala  ein  Regen  bis  auf  die  Brunnentiefe 
gelangen  kann,  sondern  dass  er  in  den  Zwischenräumen  der  Erde 
durch  Capillarität  ebenso  in  dem  Boden  haften  bleibt,  wie  auch  das 
Waaaer  an  der  gewaachenen  Hand  haftet  und  nicht  abfliesat.  Dabei 
ist  »ber  ein  sehr  bedeutender  Factor  gans  ausser  .\cht  gelassen, 
die  Verdunstung.  Nach  Versuchen  von  Schubler  u.  Franz  Eilhart 
SchulzebetrBgtdieVerdunBtungeiner  offenen  WasserflächeinTübingen 
und  beziehenthch  Rostock  bedeutend  mehr,  als  die  in  gleicher  Zeit 
gefallene  Regenmenge.  In  einer  von  Schulze  im  Jahre  1B59  ange- 
stellten UnterauchuDg,  deren  Referat  preisgekrönt  wurde,  hat  sich 
herausgestellt,  dass  in  den  5  Monaten  Mai  \m  üetober  vun  1  qm 
WasserBäcbe  8181  Wasser  mehr  verdunstet  sind,  als  Regen  in  der- 


leiben  Zeit  giefnlles  ittt.  Kr  mncht  Aie»  gerade  einen  Fueb  hoch 
Wisaer  Hiis.  Bedenkt  mnii,  -la&s  dies  in  zif  tu  lieb  nördlicher  Gegend 
nahe  am  Meere  stnttgefundDn  hat,  so  mass  mnn  aehliesscn,  das^  in 
Bädlichen  Gegenden  bei  seltenerem  Regen  und  grösserer  Hitze  dai 
Dsbergewicht  der  Verdunstung'  noch  weit  grösser  sein  müsse.  Es 
OTsobeint  danach  kaum  begreiflich,  wie  überhaupt  Flüsse  noch  Was- 
ser führen  können,  wenn  nicht  nuch  eine  ganz  neue  Quelle  des 
FloBB-  und  Üodenwassera  gefunden  wivd.  Diese  hat  nun  Volger 
äatnh  ainen  jener  fieisteahlitüe,  womit  er  schon  die  Vorurtbeile  der 
Geologen  beleiiehtet  hat,  in  der  Verdichtung  von  Wasser  aus  dem 
gasförmigen  Wasser  der  atmosphärischen  Luft  gefunden,  und  in  der 
That  ist  keine  andere  Quelle  des  Wassers  im  Boden  denkbar,  wenn 
flüasiges  Wasser  überhaupt  nicht  und  Schnee  noch  weniger  in  den- 
selben gelangen  hanu.  Das  Eindringen  der  feuchten  Luft  in  die 
Erde  und  die  Auswechselung  der  etwas  entwässerten  gegen  feuchtere 
goiohieht  durch  die  Diffusion  der  Gasarten  (Excurs  über  die  Dif- 
fadon).  Es  liegt  eine  grosse  AnzB.hl  von  Thatsachen  Tor,  wulche  in 
anderer  Weisse  gar  nicht  erklärt  weiden  können.  Der  Redner  führt 
aas  eigener  Erfahrung  die  folgenden  an;  Eine  Meile  von  Bonn,  in  dem 
DorfeDuisdorf,  entspringt  eine  reiche  Quelle,  welche  schon  von  den  Kur- 
fürsten gefaast  und  in  die  Stadt  geleitet  ist-  Sie  fliesat  in  der  Üniversitit, 
auf  dem  Markte  und  in  verschiedenen  Häusern.  Sie  gibt  in  der 
Idlnnte  nahezu  11  Kubikfuas  Wasser.  Dieses  Wasser  ist  fast  chemisch 
rein  und  enthält  kein  Chlor  und  keine  Schwefelsäure.  Nun  ist  die 
O^end  um  Buiadorf  sehr  fruchtbar  und  die  Felder  reichlich  mit 
natürlichen  und  künstlichen  Düngemitteln  überfa.hren.  Es  ist  ganz 
nnmoglich,  dass  eindringendes  Wasser  nicht  auseholiche  Mengen 
von  Kochsalz  und  Gyps  mitnehmen  sollte.  Das  Wasser  ist  aber  wie 
destillirtes.  Der  Laacher  See  hat  einen  künstlichen  Abfluss,  aber 
keinen  Zufluss.  Die  Umgebung  ist  reichlich  mit  Wald  bewachsen, 
so  dass  selbst  bei  etarkem  Regen  kein  Wasser  in  denselben  abflieast. 
Dm  Weinfelder  Maar  hei  Daun  liegt  1700  Fuss  über  dem  Rhein, 
kat  ebenfalls  keinen  ^uliuss  und  bei  dtir  steilen  Abdachung  seiner 
Umgehung  wenig  Regenfang,  der  in  dem  lockeren  Tutf  versohluckt 
irird,  Es  deckt  die  grosse  Verdunstung  lediglich  durch  ßodenwasser* 
Der  Moosbiiicher  Weiher  liat  zwei  Abflüsse,  den  Trierbach  nach  der 
Ahr  und  den  Ueebach,  an  dem  Bertrich  liegt,  nach  dem  Moselthal. 
Auch  wenn  es  nicht  regnet,  flieseen  beide  BIche.  Der  Achensee  in 
Tirol  hat  einen  unbedeutenden  Zufluss  bei  Pertesau,  dagegen  fliesst 
die  Ache  ans  demselben  und  ergiesst  sich  in  die  Isar,  und  ein  unter- 
seeischer Ausfluss  bricht  ans  dem  Gebirge  heraus  auf  tiOü  Fußs  Höhe 
Gber  dem  Innthal  und  fliesst  überirdisch  bei  Imbach  in  den  Inn. 
Die  Oasen  in  den  afrikanischen  Wüsten  ernähren  ihre  Pfiaiizen  durch 
Bodenwaeser,  welches  nur  von  der  Loft  herrühren  kann,  da  es  in 
jenen  tiegendan    nur    an    wenigen    Tagen    im    Jahre    regnet.     Dass 


■m  Diederrbeiaitoheu  Gopellachaft  in  Bonn, 

feiiobte  Luft  al  iiu  äaa  Steigen  des  Grundwaasera  bewirkt,  wird  diircli 
verBobiedene  Tbatsacheu  erhärtet.  Um  München -Gladbach  steigt 
gegen  Ende  des  Winters  das  Grundwasser  über  die  Erde  und  über- 
BChwemmt  grosse  Strecken  Wieeen,  ohne  dass  ein  Tropfen  Regen 
gefallen  ist.  Die  Drainröhren  fangen  au  güDstigen  Oertlicbkeitea 
acboii  viele  Stunden  vor  dem  Regen  au  eu  fliessen,  wie  vielfach  fest- 
gestellt worden  ist.  Die  erwähnten  Seen  sind  solcbe  Oortlichheiten 
wo  das  Grundwaaaar  immer  über  der  Erde  steht.  Der  See  bei 
Oberhausen  ist  durch  eine  Senkung  des  Erdreiche  unter  das  Niveau 
des  Grundwaasors  entslauden,  ein  Anspumpeu  d^sahalb  eine  Danaiden- 
arbeit, Er  hat  keinen  oberirdischen  ZuQuaa  und  deckt  dennocli  die 
Verdunstung,  welche  in  unseren  Gegenden  über  drei  Fusa  Waaser- 
liöbe  für  das  Jahr  beträgt.  Diese  Entstehung  des  Grundwassers 
durch  Thauec  im  Boden  ist  ein  groases  Glück  für  die  jVleuachbeit, 
denn  ohne  aie  wären  ganze  Länder  unbewohnbar.  Die  Stadt  Köln, 
welche  schon  über  1800  Jahr  bewohnt  ist,  kat  noch  viel  gutes  Trink- 
wasser, ungeachtot  sie  wegen  ihrer  flachen  Lage  von  je  her  Schling- 
gruban  zur  Aufnahme  das  Schmutz  Wassers  besitzt.  Oberirdisches 
Wasser  dringt  nicht  bis  zur  Tiefe  von  30  bis  40  Fuss.  Das  oatüi'licho 
Grundwasser  eutiiält  Kohlensäure  uud  ist  angenehm  beim  Genuas,  AJle 
Tagewasaer  schmecken  fade  wegen  Mangels  an  Kohlensaure  und  ent- 
halten leicht  organische  Verunreinigungen  (Hamburg,  Berlin).  Bäche 
und  Flüsse  werden  unter  ihrer  Oberfläche  vom  Grundwasser  gespeist, 
welches  überall  höher  steht  als  der  Fluss.  Es  kommt  also  keiu 
Rheinwasser  in  die  Brunnen,  sondern  umgekehrt,  das  Brunnenwasser 
äieast  unterirdisch  von  den  Höhen  nach  dem  Rhein. 

Dr.  Gieseler  bemerkte,  dasser,  um  die  Volger'scben  Be- 
hauptungen zu  prüfen,  Mitte  Jan.  d.  J,  folgenden  Versuch  an- 
gerteUt  habe.  Ein  unten  mit  Metall  verschlossener,  49  mm  weiter, 
oben  offener  Glascj'linder  wurde  senkrecht  in  ein  Blecbgef^s  gestellt 
and  dann  79cm,  hoch  mit  reinem  lufttrockenem  Quarzsande  gefüllt. 
Hierauf  wurde  Eis  in  das  Blechgefäss  geworfen  und  so  viel  Wasser 
nachgegossen,  dass  die  im  Glascylinder  enthaltene  Sandsäule  bis  zu 
einer  Hohe  von  18,5  cm  von  Eiswasser  umgeben  war.  Dieser  Zu- 
stand wurde  40  Stunden  lang  erhalten.  Während  des  Verauchcs  be- 
achlug  das  Blechgefäas  so  stark,  dass  das  Condensationswasser  fort- 
während in  Tropfen  herabrieselte  und  der  mittlere  Thaupunkt  der 
Zimmerluft  wurde  za  4,6°  Celsius  gefunden.  Uuter  so  günstigen 
Terhlltnissen  mueate  man  erwarten,  die  nntem  Schichten  des  Sandes 
wenigstens  feucht  zu  finden ;  indessen  war  für  das  Gefühl  keine  Feuch- 
tigkeit bemerkbar,  nnd  die  Prüfung  mittels  der  Waage  ergab  den 
Gewichtsverlust  beim  Glühen,  der  ursprünglich  von  lg  Sand  1^4 mg 
betrug,  zu  nur  2,58  mg,  also  im  günstigsten  Falte  auf  1  kg  Sand 
noch  nicht  Ifi  g  condeusirtes  Wasser.    Dieser  Versuch  und  der  Um- 


Sitzungsberichte  95 

stand,  dass  tiefere  Bodenschichten  im  Winter  wärmer  sind  als  im 
Sommer,  w&hrend  ihnen  durch  Condensation  gerade  im  Sommer 
latente  Dampfwärme  zugeführt  werden  müsste,  lasst  die  von  Volger 
betonte  erhebliche  Condensation  in  tieferen  Bodenschichten  zweifel- 
haft erscheinen. 

Dr.Theob.  Fischer  gab  einen  kurzen  Ueberblick  üb  er  den  ge- 
genwärtigen Staudpunkt  unserer  Kenn  tniss  der  Tiefen  Ver- 
hältnisse und  der  Configuration  desGrundes  derOceane. 
Er  hob  zunächst  hervor,  welch  rasche  Entwickelung  gerade  die  Hydro- 
graphie, hier  im  maritimen  Sinne,  seit  zehn  Jahren  genommen  hat,  wie 
zuerst  die  Eabcllegungen  im  atlantischen  Oceane  seit  1856  rein  wissen- 
schaftliche Forschungen  veranlassten,  aber  erst  seit  1866,  seit  der 
Lightning-Expcdition,  eine  gründlichere  Kenntniss  der  Meere  beginnt 
und  alte  Irrthümer  beseitigt  werden,  die  durch  mit  ungenügenden 
Instrumenten  vorgenommene  Untersuchungen  und  vorschnelle  Ver- 
allgemeinerungen in  die  Wissenschaft  eingedrungen  waren  und  fast 
ein  Vierteljahrhundert  geherrscht  hatten.  So  die  Ross'sche  Theorie 
der  Temperaturverhältnisse  der  Meerestiefen  und  die  Forbes^sche 
Theorie  über  den  Mangel  an  animalischem  Leben  in  denselben.  Der 
Vortragende  gab  dann  eine  kurze  Skizze  der  Tiefen  der  Oceane  und 
des  Reliefs  ihres  Grundes,  soweit  das  an  der  Hand  der  Forschungs- 
resultate der  Expeditionen  der  Schiffe  Ligthning,  Forcnpine,  Shear- 
water,  Challcnger,  Tuscarora  und  Gazelle  möglich  ist,  und  hob 
namentlich  auch  den  Antheil  der  deutschen  Marine  und  der  damit 
in  Beziehung  stehenden  Institute  (der  deutschen  Seewarte  in  Ham- 
burg, des  hydrographischen  Bureau  der  Admiralität  in  Berlin  und 
der  Commission  zur  Erforschung  der  deutschen  Meere  in  Kiel)  ge- 
bührend hervor.  Erläutert  wurde  der  Vortrag  durch  eine  vom 
Vortragenden  entworfene  Tiefenkarte  des  Mittelmeeres  in  grossem 
Massstabe,  auf  der  in  Farbensymbolen  die  Schichten  von  100,  500, 
1000,  1500  und  2000  Faden  nach  allen  erreichbaren  Admiralitäts- 
karten dargestellt  sind,  sowie  durch  Vorlegung  zahlreicher  Frobe- 
blätter  von  deutschen,  englischen,  französischen  und  österreichischen 
Admiralitätskarten,  namentlich  der  neuen  französischen  Vermessun- 
gen an  der  algerischen  Küste  und  der  österreichischen  in  der  Adria. 

Dr.  Fh.  Bertkau  sprach  über  die  Frothorakalhörner 
an  der  Tonnenpuppe  "von  Microdon  mutabilis.  Der  weitere 
Fund  von  3  Larven  unter  einem  Steine  in  Gesellschaft  von  Ameisen 
gab  dem  Vortragenden  Gelegenheit,  eine  derselben  bis  zur  Entwick- 
lung des  vollkommenen  Insektes  zu  bringen.  Nachdem  die  Larve 
bereits  längere  Zeit  ruhig  gesessen  und  ihre  Haut  eine  etwas  runzelige, 
hornige  Beschaffenheit  angenommen  hat,  ist  von  den  erwähnten  Aus- 
wüchsen noch   nichts   zu   sehen.     Dieselbexk   «li^»'vv:^SJ^w  ^vSci  ^ax^^ 


.-.■■■■    ^     ■■■■  ■  -  ■-■■■-^3 

96  SitEangsberiGhte 

längstens  innerlialb  eines  Tages,  da  täglich  nachgesehen  wurde,  und 
am  18.  April  zeigten  sie  sich  an  der  früher  (s.  oben  1877  p.237)  be- 
merkten Stelle,  die  demnach  im  Zusammenhang  mit  dem  folgenden 
als  obliterirtes  Stigma  anzusehen  ist.  Die  Wandung  dieser  Hörn- 
chen ist  ganz  hornig,  höckerig  und  nirgends  mit  einer  Oeff- 
nung  versehen;  dieselben  befinden  sich  am  Prothorax  der  Puppe 
und  der  in  sie  hineintretende  Tracheenstamm  ist  einfach.  Beim 
Ausschlüpfen  der  Fliege  werden  die  Tracheen  natürlich  mit  gehäutet 
und  es  bildet  sich  dann  am  Prothorax  ein  sehr  breites  Stigma,  das 
später  bei  der  JFliege  weniger  deutlich  zu  sehen  ist.  Eine  Betheili- 
güng  dieser  Hörnchen  beim  Sprengen  der  erhärteten  Larvenhaut 
kommt  nicht  vor,  da  dieselbe  hinter  ihnen  in  einem  Quer  risse  auf- 
sprang, während  der  abgestossene  Deckel  in  mehrere  Stücke  ge- 
sprengt wurde,  in  deren  zweien  je  ein  Hörnchen  ziemlich  in  der 
Mitte  sass.  Es  scheint  hier  also  eine  einfache,  aber  immerhin  in 
ihrer  Bedeutung  noch  unerklärte  ModificatiOn  dos  Vorganges  vorzu- 
liegen, wodurch  bei  hemipneustischen  oder  apneustischen  Insekten 
(Palm6n)  das  geschlossene  Tracheensystem  geöffnet  wird.  Auffal- 
lend bleibt  es  aber  hierbei,  dass  das  unmittelbar  nach  dem  Aus- 
schlüpfen weit  klaffende  Stigma  später  fast  ganz  geschlossen  er- 
scheint, so  dass  es  wohl  kaum  noch  functionirt.  —  Vorstehende  Angaben 
mögen  zugleich  dazu  dienen,  di&  vom  Vortragenden  früher  ausge- 
sprochenen Vermuthungen  zu  benchtigen. 

Dr.  Gurlt  sprach  über  die  Metalle  bei  den  alten  Aegyp- 
tern  und  legte  die  Abbildung  des  Situationsplanes  eines  alt- 
ägyptischen  Goldbergwerkes  aus  der  Zeit  von  Seti  I.  oder 
um  140Q  vor  Chr.,  vor.  Es  ist  die  älteste  Karte,  welche  überhaupt 
bekannt  ist.  Das  Original  befindet  sich  auf  einem  Papyrus  im  Museum 
zu  Turin  und  die  Karte  wurde  von  F.  Chabas  mit  Erläuterungen 
in  den  Farben  des  Originals  herausgegeben.  Ferner  wurden  gezeigt 
die  Abbildungen  von  zwei  Stücken  sehr  alten  ägypt.  Eisens,  die  sich 
im  britischen  Museum  in  London  befinden.  Das  Eine  wurde  1837  von 
Oberst  H.  Vyse  in  einer  innern  Mauerfuge  der  grossen  Cheops- 
Pyramide  zu  Gizeh  gefunden  und  kann  nur  gleichzeitig  mit  ihrer 
Erbauung,  um  3600  v.  Chr.  dahin  gelangt  sein;  das  andere  ist  eine 
Sichel,  die  von  Belzoni  unter  einem  Sphinx  zu  Kariiak  angetroffen 
wurde  und  aus  der  Zeit  der  Erbauer  des  Tempels  zu  Karnak, 
Seti  I.  oder  Ramses  IL,  etwa  um  1350  v.  Chr.  herzuleiten  ist.  Er- 
wähnt wurden  endlich  die  bildlichen  Darstellungen  von  ägyptischen 
Schmelzarbeiten  in  Rosellini's  grossem  Werke  Monumenti  dell' 
Egitto. 

G.  Becker  legte  blühende  Exemplare  \onOphrys  arach- 
nites  Reich,  und  Ophr,  apifera  Huds.   vor,    besprach    den    äusserst 


der  niederrheinisoben  GeseUsebaft  in  fionn.  97 

interessanten  Blüthenbau  derselben  und  zeigte  dann  nnter  Demon- 
stration der  betreffenden  Blütbentbeile  an  0.  aptfera,  wie  bier  die 
Selbstbefruchtung  stattfindet.  Die  Pollinien  io  den  der  fiefruobtangs- 
säule  angewacbseuen  Antberenfachcrn  treten  sehr  bald,  oft  schon 
bei  der  noch  nicht  völlig  geöffneten  Blüthe  aus  den  gleichzeitig  sich 
öffnenden  Fächern  hervor,  biegen  sich  vermöge  ihrer  verhältniss- 
mässig  sehr  langen  und  zarten  biegsamen  Stielchen  nach  unten  nm, 
legen  sich,  oft  kreuzweise,  der  fe;,uchten  klebrigen  Narbe  fest  an,  wo- 
rauf nun  sofort  die  Befruchtung  der  Eichen  durch  Entsendung  der 
PoUenschläucho  in  die  Narbe  vor  sich  geht.  Die  Klebscheiben  der  Polli-- 
nien  bleiben  indessen  in  ihren  Beutelchen  sitzen,  während  die  Pol- 
lenmassen  auf  der  Narbe  sitzen  bleiben  und  mit  den  andern  Blüthen- 
theilen  vertrocknen. 

Hier  erfolgt  die  Befruchtung  nicht  durch  Insekten,  wie  es 
sonst  allgemein  bei  den  Orchideen  der  Fall,  und  ist  diese  Art  fast 
die  einzige,  welche  zur  Selbstbefruchtung  eingerichtet  ist. 

Rob.  Brown  machte  zuerst  diese  Beobachtung,  und  Darwin*) 
hat  sehr  eingehend  weiter  beobachtet  und  eine  Menge  Fälle  angefahrt, 
welche  diese  interessante  Thatsaclie  bestätigen.  Sowohl  an  den 
britischen  wie  an  den  rheinischen  Pflanzen  der  0.  apifera  werden 
fast  alle  Kapseln  reif,  während  bei  0,  arachnites  nicht  der  gleiche 
Fall  eintritt.     Honig  sondert  keine  unserer  Ophrysarten  ab. 

Medicinisehe  fileetion. 

Sitzung  vom  24.  Juni  1878. 
Vorsitzender  Prof.  Leydig. 
Anwesend  18  Mitglieder. 

Dr.  Hess  in  Bonn  wird  als  ordentliches  Mitglied  von  Geh. 
Rath  Leydig  und  Dr.  Leo  vorgeschlagen. 

Eingegangen:  Der  sechste  schlesische  Bädertag  und  No- 
velle von  Dr.  Scholz  in  Cudowa. 

Dr.  Ungar  stellt  einen  Mann  mit  situs  inversus  sowie 
eine  Patientin  mit  Wandermilz  und  eine  andere  mit  Wander- 
niere vor  und  bespricht,  an  drei  weitere  Fälle  von  Wanderniere 
anknüpfend,  die  Aetiologie  und  Symptomatologie  der  wan- 
dernden Organe  der  Bauchhöhle. 

Dr.  Samelsohn  aus  Cöln  spricht  über  Ophthalmosemio- 
tik  und  die  Erkennung  von  inneren  Krankheiten,  nament- 
lich Hirntumoren,  durch  das  Ophthalmoskop. 


*j  8.  dessen  Werk  über  Einrichtungen   zur  Befruchtung  der 
Orchideen  p.  45  ff. 

Bitznngsber.  d,  nlederrhein.  Oesellsoh.  in  Boim.lVl^  ^ 


"'J- 


98  SitEUDgBberiohte 

Allgemeine  filitzung  Tom  1.  Juli  1878. 

Vorsitzender  Prof.  Leydig. 
Anwesend  20  Mitglieder. 

Oberbergrath  Heusler  besprach  den  auf  der  Grube 
Euhlnwalderzug  bei  Brachbach  im  Kreise  Altenkirchen  in 
verschiedenen  Sohlen  aufgeschlossenen  Basaltgang,  welcher 
den  daselbst  bebauten  Eisenerzgang  durchsetzt  und  am  Contakte 
mit  dem  Spatheisenstein  Erscheinungen  zeigt,  wie  sie  in  den  oberen 
Sohlen,  wo  Brauneisenstein  vorherrscht,  nicht  so  deutlich  beobachtet 
werden  konnten. 

Das  Durchsetzen  von  Basaltgängen  durch  Eisenerzgänge  ist 
auf  verschiedenen  Gruben  in  den  älteren  Grauwackcn  oder  Coblenz- 
schichten,  so  vorzugsweisse  auf  der  Grube  Alte  Birke  bei  Eisern  im 
Kreise  Siegen  und  auf  der  Grube  Louise  bei  Ilorrhausen  im  Kreise 
Altenkirchen  schon  seit  Jahren  und  mit  der  fortschreitenden  Tiefe 
in  derselben  Weise  wie  in  den  oberen  Sohlen  wieder  aufgeschlossen 
werden.  Am  Contakte  der  Basalt-  und  Eisenerzgänge  zeigt  der 
Brauneisenstein  die  bekannte  Erscheinung,  dass  er  in  Magneteisen- 
stein umgeändert  und  polarisch  magnetisch  geworden  ist. 

J.  Ch.  L.  Schmidt  beschreibt  in  der  Abhandlung  in  Nögge- 
raths  Zeitschrift  »Das  Gebirge  in  Eheinland  und  Westfalen  nach  mine- 
ralogischem und  chemischem  Bezüge«,  II.  Band,  Bonn  1823,  die 
Contakterscheinungen  des  Basaltganges  mit  dem  Eisenerzgange  auf 
der  Grube  Alte  Birke,  und  erwähnt  ausserdem  noch  zwei  Gruben, 
wo  zu  damaliger  Zeit  Basaltgänge  mit  Eiscnerzgängon  in  Bt  rührung 
kommen.  Die  eine  dieser  Gruben,  Entenweier  bei  Offhausen  liegt  un- 
weit des  durch  seine  Säulenbilduug  ausgezeichneten  Basaltkopfes 
Druidenstein,  etwa  6  Kilometer  von  der  Grube  Kuhlnwalderzug 
entfernt  und  die  zweite,  Xeue  Mahlscheid,  ist  nicht  weit  von  Ilerdorf, 
in  der  Nähe  der  mit  dem  Namen  Mahlscheid  bezeichneten  Basalt- 
kuppe gelegen.  Der  auf  der  ersteren  Grube  gangartig  auftretende 
Basalt,  welcher  in  Wackenthon  umgeändert  ist,  hat  zwar  eine  Ver- 
änderung des  Brauneisensteins  hervorgerufen,  indem  er  nach  Schmidt 
am  Contakte  das  Ansehen  hat,  als  ob  er  einem  Rostfeuer  ausgesetzt 
gewesen  wäre;  dagegen  soll  derselbe  nicht  magnetisch  geworden 
sein. 

Auf  der  letzteren  Grube  kommt  nach  Schmidt  der  dort  auf- 
tretende Basaltgang  zwar  mit  dem  Eisenerzgange  an  einem  Saal- 
bande in  Berührung,  durchsetzt  denselben  aber  nicht;  die  Contakt- 
erscheinungen auf  diesem  Spatheisenstein  führenden  Gange  treten 
daher  nicht  unmittelbar  hervor,  sind  aber  insoweit  vorhanden,  als 
in  der  am  Hangenden  des  Eisenerzganges  vorhandenen  trassartigen 
Masse  eine  Menge  von  frischeckig  gebrannten  Thonschiefer-  und 
Grauwackenstückchen  von   der  Grösse  eines   Hirsekorns  bis   zu  der 


GröBse  eines  KubikzoHea   pingekeilt    sind   und    der  ThonMhiefer    so 
Tflräudert  ist,  daes  er  kaum  noch  als  solcber  erkennbar  ist. 

Während  bialic-r  die  ContakterscbeiDungen  von  Basalt-  upd 
Eisen erzgan gen  hauptsächlich  bei  Gäogen  mit  Brsnn eisen erzauafül- 
long  beobaobtet  wurden,  die  Art  der  Einwirkuog  daher,  weil  in  der 
Farbe  eine  Aendenuig  nicht  hervortritt,  nicht  scharf  und  nur  diiroh 
flia  magnetiBche  Eigenschoft  festgestellt  werden  konnte,  ist  durch 
den  Contakt  des  Basaltes  mit  dem  Spalheisenstein  in  der  Orube 
Eublnwalderztig  ein  sehr  bestimmtes  Anhalten  über  die  Veräade- 
rangen  gewonnen,  welche  der  Spatheiaenstein  erlitten  hat  und  es 
werden  grade  durch  diese  letzteren  die  Gründe  verstärkt.,  welche 
filr  die  eruptive  Natur  des  Basaltes  sprechen. 

Die  Grube  Kuhlnwalderzug  liegt  auf  einem  etwa  2'/i  Kilo- 
meter langen  Gacg^uge,  welcher  eine  Art  von  Verbindung  üwisobeu 
dem  grossen  Eiserfelder  oder  Elsenzecber-Hoemeler  Gangzuge  und  dem 
Dermbacber  oder  Hollerter  Gangzuge  herstellt;  letzterer  hält  in  seiner 
westlichen  Fortsetzung  die  Richtung  auf  den  obenerwähnten  Basalt- 
iopi  des  Druiden  Steines  ein. 

Bbs  Streichen  des  in  dei)  Coblenzachichten  aufsetzenden  Kuhln- 
iralder-Ganges  ist  in  hör.  9 — i  und  Ecblicsst  sich  dem  Schichten- 
streichen mehr  oderweniger  an;  dagegen  durchfällt  derselbe  bei  TOGrad 
nordme etlichem  Einhalteo  die  Schichten  nod  i»t  soniit  als  wahrer  Gang 
chfirakterisirt.  Die  Durchsetzung  des  Basaltganges  durch  den  Eisen- 
erzgang  war  bereits  •  in  den  oberen  Sohlen,  wo  Branneisenstein 
äuTch  Zersetzung  aus  Späth eisenst ein  die  Gangzusfüllung  ausmacht, 
V>ekBnnt  und  zeigte  hier  die  Erscheinungen,  wie  sie  auch  ander- 
weitig beobachtet  worden  sind.  Der  Contakt  mit  Spatheisenstein 
.  wurde  zuerst  in  der  tiefen  Stollnsobie,  ca.  200  Meter  unter  dem 
Ausgehenden  deü  Ganges  und  in  der  zunächst  folgenden  Tiefbauaoble 
gleiehmäsaig  aufgeschlossen.  An  beiden  Aufscbliissstellen  hat  der 
Baaaltgang ,  welcher  vollständig  zersetzt  und  in  die  sogenannte 
Bsaaltwacke  umgeändert  ist,  eine  Mächtigkeit  von  nur  50 — 70  cm, 
während  der  hier  in  einem  edlen  Mittel  von  ca.  160  Meter  Länge 
entwickelte  Spatheisenstein  gang  5—6  Meter  mächtig  ist.  Der  Basalt- 
i;BDg  durchbricht,  vum  Liegenden  kommend,  die  Thon schiefere obicMen 
ond  den  Gang  in  etwas  diagonaler  Richtung,  legt  sich  hierauf  auf 
KiJlJne  Länge  von  ca.  9  Meter  an  das  hangende  Saalband,  sich  mit 
K'^Kob  Gange  schleppend,  und  durchbricht  alsdann  wieder  die  Thon- 
•'»ÖueferBcbicbten.  Welchen  Einfluso  derselbe  auf  diese  ausgeübt 
üat,  konnte  aus  Mangel  an  Aufschlüssen  nicht  ermittelt  werden 
und  es  muaü  die  Beobachtung  darüber  den  Aufecblüssen  in  einer 
tieferen  Sohle,  welche  demnächst  bevorstehen,  vorbehalten  bleiben. 
Der  Eiofluss  auf  den  Spatheiseneteio  aber  ist  genau  constatirt  wor- 
den, da  von  dem  AnSahren  der  Grundatrecken  und  dem  Abbau  eine 
Menge  von  Belegstücken  vorhanden   waren,   nach    welchen  derselbe 


mat 


100  SitEUBgsberichte 

an  den  Saalbändern  des  Basaltgangs  vollständig  umgeändert  ist  und 
eine  schwarze  Farbe,  dem  gerösteten  Spatheisenstein  ganz  ähnlich, 
angenommen  hat.  Diese  durch  den  Verlust  der  Kohlensäure  be- 
dingte Umänderung  ist  nicht  an  allen  Stellen  eine  durchgreifende, 
vielmehr  auf  den  krystallinischen  Blätterdurchgängen  am  stärksten, 
indem  sich  auf  denselben  das  Eisenoxydul-Oxyd  in  staubartiger  Form 
ausgesondert  vorfindet,  während  der  innere  Kern  mitunter  noch 
weniger  zersetzt  ist.  Durch  den  Compass  wurde  der  Beweis  ge- 
fuhrt, dass  der  umgeänderte  Spatheisenstein  sehr  stark  polarisch 
magnetisch  ist,  wogegen  der  unzersetzte  auf  die  Magnetnadel  gar 
nicht  influirt.  Die  Einwirkungen  des  Basaltes  zeigen  sich  in  einer 
Stärke  von  ca.  30 — 50  cm  auf  beiden  Seiten  des  Basaltgangos  und 
können  bei  der  sonst  hellen  Farbe  des  Spatheisensteins  gegen  die 
umgeänderte  dunkelschwarze  Farbe  kaum  irgendwo  besser  beobachtet 
werden. 

In  den  Siegenschen  und  den  benachbarten  Eisenerzgangrevieren 
ist  die  Oxydationsstufe  des  Eisenoxydul-Oxydes  (Magneteisenstein), 
von  Spateisenstein  herrührend,  nur  im  Contakt  mit  dem  Basalt,  und 
zwar  an  der  beschriebenen  Stelle  nachgewiesen;  die  sonstigen  Oxy- 
dationstufen, wie  Eisenoxydhydrat  (Brauneisenstein)  und  Eisenoxyd 
(Rotheisenstein,  Eisenglanz)  sind  dagegen  ganz  allgemein  verbreitet 
imd  es  wird  kaum  noch  von  einem  Geologen  bezweifelt,  dass  diese 
Eisenerzarten  durch  eine  Zersetzung  des  Spatheisenstcins  auf  wäss- 
rigem  Wege  entstanden  sind.  Da  aber  der  -Magneteisenstein  mit 
den  sonstigen  so  häufigen  Zersetzungen  des  Spatheiseusteins  in  den 
Eisenerz-Gangrevieren  nicht  zusammen  und  nur  im  Contakt  mit 
Basalt  vorkommt,  so  muss  der  Schluss  um  so  mehr  gerechtfertigt 
erscheinen,  dass  die  Umwandlung  des  Spatheisenstcins  in  Magnet- 
eisenstein an  der  bezeichneten  Stelle  durch  die  Eruptionen  des 
Basalts  und  dessen  feurig  flüssige  Einwirkung  veranlasst  worden  ist. 

Prof.  Mohr  sprach  über  den  Stoff  zu  den  Urmaassen 
und  Gewichten.  Bekanntlich  ist  das  Urmeter  der  Archive  zu 
Paris,  welches  unmittelbar  von  der  Toise  abgeleitet  wurde  und  den 
zehnmillionsten  Theil  eines  Quadranten  des  Erdmeridians  darstellen 
soll,  aus  Platin  gearbeitet.  Bei  der  Verbreitung  des  metrischen 
Systems  über  die  meisten  Culturvölker  der  Neuzeit  stellte  sich  das 
Bedürfniss  heraus,  sehr  genaue  Copien  dieses  Urmaasses,  die  selbst 
wieder  als  ürmaasse  in  den  einzelnen  Ländern  gelten  sollen,  in  grös- 
serer Zahl  darzustellen.  Von  der  Metercommission  wurden  gegos- 
sene Etalons  aus  Platin-Iridium  vorgeschlagen  und  ausgeführt.  Doch 
sollen  dieselben  nicht  dem  Zwecke  entsprochen  haben  und  die 
Frage  ist  noch  eine  offene  geblieben.  Die  Wärmeausdehnung  war 
wohl  eine  verschiedene  von  dem  reinen  Platin,  und  bei  einem  frisch 


der  niederrheinisohen  Gesellschaft  in  Bonn.  101 

geformten  Körper  sind  moleculare  Aendemngen  dnrch  die  Zeit  nicht 
ausgeBchlossen. 

Aus  dissem  Grunde  wurde  der  Bergkrystall  als  Stoff  zu  den 
ürmaassen  vorgeschlagen,  weil  dieser  bei  seiner  grossen  Cohätion 
und  der  Läoge  der  Zeit  seines  Bestehens  keinen  Veränderungen  in  der 
Zeit  mehr  unterworfen  sein  könne.  Von  dem  geschickten  Künstler 
Stern  in  Oberstein  an  der  Nahe,  dem  klassischen  Orte  der  Achat- 
industrie, wurde  ein  Maassstab  von  0,1  m  Länge  angefertigt  und 
hier  (Bonn)  vorgezeigt.  Die  Arbeit  war  vollendet  schön,  entsprach 
aber  nicht  den  Bedingungen  eines  Urmaasses.  Wenn  nun  auch  Ana- 
sicht vorhanden  ist,  dass  man  Maassstäbe  von  Bergkrystall  bis  zu 
^/s  m  Länge  werde  darstellen  können,  so  ist  doch  die  Wahrschein- 
lichkeit ausgeschlossen,  solche  von  einem  ganzen  Meter  Länge  sn 
erhalten.  Auch  wurden  solche  nicht  in  der  genügenden  Zahl  zu  be- 
schaffen sein  und  in  jedem  Falle  sehr  theuer  werden. 

Es  muss  aber  von  vornherein  ausgesprochen  werden,  dasB 
jeder  Maassstab,  der  nicht  das  ganze  Meter  vorstellt,  als  Urmaass  nicht 
gelten  kann.  Der  Gebrauch  des  Zehntelmeters  würde  schon  bei 
einer  Barometerscala  den  möglichen  Fehler  mit  8  multipliciren. 

Die  Frage,  ob  das  Pariser  Meter  wirklich  der  zehnmillionste 
Theil  dos  Quadranten  eines  Meridians  sei,  ist  schon  öfters  erörtert 
worden.  Durch  Hinzuziehung  noch  späterer  Gradmessungen,  als 
derjenigen^  woraus  das  Meter  abgeleitet  wurde,  fand  Bessel  (Pogg. 
Ann.  42,  623),  dass  ein  Quadrant  der  Erde  508,7  Meter  grösser  sei, 
als  die  10  Millionen  Meter.  Später  fand  Puissant,  dass  in  der  Be- 
rechnungsart,  welche  1808  angewandt  wurde,  um  die  Entfernung 
der  Parallelen  von  Montjouy  und  Mola  auf  Formentera  aus  den 
Beobachtungen  von  Bio t  undArago  herzuleiten,  ein  Fehler  began- 
gen worden  ist.  Es  fand  sich,  dass  diese  Entfernung  60,62  bis 
69,89  Toisen  grösser  ist,  als  sie  angenommen  wurde.  Wäre  dieser 
Fehler  nicht  begangen  worden,  sagt  Bessel  (Pogg.  Ann.  65,  529), 
so  würde  die  Länge  des  Meters  0,04  Linien  grösser  festgestellt  wor- 
den sein.  Man  muss  desshalb  die  anfangs  beabsichtigte  Bedeutung 
des  Meters  ganz  fallen  lassen  und  festhalten,  dass  es  ein  anfangs  mit 
einer  gewissen  Absicht  gewählter,  aber  dennoch  innerhalb  engerer 
oder  weiterer  Grenzen  willkürlicher  Theil  der  Toise  de  Perou  sei. 
Bei  Elimination  des  Fehlers  ergiebt  sich,  dass  der  Erdquadrant 
855,76  Meter  grösser  sei,  als  die  vorausgesetzten  10  Millionen.  Bei 
alledem  bleibt  das  Meter  so,  wie  einmal  festgestellt  ist,  und  nnr 
sein  Yerhältniss  zum  Erdmeridian  ist  durch  genaue  Messungen  einer 
Veränderung  auf  unbestimmte  Zeit  unterworfen. 

Da  nun  die    am  20.  Mai  1875    in    Paris    zusammengetretene 
internationale  Maasscommission  mit  ihren  Arbeiten  noch  nicht  fertig 
ist,    so    ist   es   noch  an    der  Zeit,  mit  Vorschlägen  hervQcz.MLiT^«&.« 
Was  den  Stoff  betriffti  woraus  die  Gopieen  ^«ä  \irEiÄ\«t%«ö.^|^^s^^ 


102       '  Sitzangsberichte 

werden  sollen,  so  ist  der  Gedanke  festzuhalten,  dass  man  keineaT 
nengeformten  gegossenen  Körper  nehmen  soll,  sondern  einen  solchen, 
der  wie  der  Bergkrystall  schon  eine  unendlich  lange  Zeit  des  Be- 
stehens hinter  sich  liegen  hat.  Nothwcndig  ist,  dass  man  ihn  in 
Grösse  des  ganzen  Meters  und  etwas  darüber  erlangen  kann,  und 
wünschenswerth,  dass  er  eine  möglichst  kleine  lineare  Ausdehnung 
durch  Wärme  habe.  Die  erste  Bedingung  setzt  voraus,  dass  er  von 
Gesteinen  oder  Gebirgen  genommen  werden  müsse.  In  Bezug  auf 
die  Wärmeausdehnung  durchgehen  wir  die  Tafel  der  Ausdehnungen 
im  Annuaire  des  Längenbureaus  von  1877,  S.  446  und  447,  wo  die 
6.  Decimalstelle,  also  die  Millionstel  der  Länge,  den  Ausdehriungs- 
coefficient  für  1  °  C.  angeben.  Da  finden  wir  für  Platin  9  Millionstel, 
für  Eisen  11,  für  Glas  9,  für  carrarischen  Marmor  8,  für  schwarzen 
Marmor  4 Va  Millionstel.  Der  letzgenannte  Stofif,  der  unkrystallinische 
schwarze  Marmor,  auch  Eohlenkalk  genannt,  ist  schon  mit  Erfolg 
als  Pendelstange  angewendet  worden,  und  ich  schlage  vor,  denselben 
als  unveränderliches  Urmaass  zu  verwenden  und  zwar  in  sehr  be- 
deutender Dimension.  Er  ist  in  jeder  Grösse  zu  haben,  leicht  zu 
bearbeiten,  nimmt  eine  schöne  Politur  ab  und  ist  weich  genug,  um 
eine  Diamantspitze  bei  Durchtheilung  eines  ganzen  Meters  und  auch 
wohl  von  hundert  Stücken  nicht  merkbar  abzunutzen.  Ich  schlage 
einen  Block  vor  von  110  cm  Länge  und  20  cm  Höhe  und  Breite,  also 
ein  Parallelepipedon  von  44,000  ccm,  welches  bei  einem  spec.  Ge- 
wicht von  2,7  ein  muthmassliches  Gewicht .  von  18,8  Kilogrm.  oder 
nahezu  2V8  Centner  haben  würde.  Diese  Dimensionen  geben  einen 
genügenden  Schutz  1)  gegen  Zerbrechen,  2)  gegen  Durchbiegen, 
3)  gegen  rasche  Wirkung  der  Wärme,  4)  gegen  Diebstahl  und  ferner 
geben  sie  die  Möglichkeit,  die  Temperatur  des  Blockes  genau  zu 
bestimmen,  indem  man  in  ein  bis  in  die  Mitte  gebohrtes  Loch  ein 
Thermometer  in  eingegossenes  Quecksilber  einsetzen  kann.  Bei  einem 
Platinmaassstabe  kann  man  die  Temperatur  an  einem  daneben  liegen- 
den Thermometer  nur  unsicher  erkennen.  Die  feinen  Theilstriche 
werden  auf  dem  Marmor  mit  Zinkweiss  eingerieben.  Die  Weichheit 
des  Materials  im  Vergleich  zam  Bergkrystall  ist  kein  Nachtheil,  da 
das  ürmaass  niemals  berührt  wird.  Beim  Copiren  wird  kein  Zirkel 
eingestellt,  sondern  nur  das  Fadenkreuz  der  Loupe,  die  au  das 
Reisserwerk  befestigt  ist  und  wenn  das  Fadenkreuz  einsteht,  wird 
der  Strich  auf  die  Copie  gemacht.  .Die  ganze  Vorrichtung  gleitet 
über  eine  gehobelte  Schiene  von  Gusseisen,  welche  mit  derTheilung 
des  Urmaasses  parallel  läuft  und  es  wird  entweder  nur  Anfang  und 
Ende,  oder  die  ganze  Theilung  copirt. 

Der  ganze  Maassstab  trägt  die  Theilung  in  Vio  Meter  und 
eines  davon  in  cm  und  mm.  Damit  kann  man  jede  Grösse  inner- 
halb des  Meters  bis  auf  1  mm  direct  ablesen.    Kleinere  Theile  wer- 


nitteUt  des  NoniuB    oder    mit   MikrometeraclirBuben    abgeieaen 
und  sind  desahalli  nicbt  iiuf  fiem  Etalon  sngebracht. 

Welche  Wirkung  die  Wärme  aul'  die  Richtigkeit  dieses  Meturs 
aoaäben  werde,    ergiebt    sich    aua    dem  AusdehnungBcoefficient  von 


0,0000015  far  1»  C.     Da   das  Meter  1000  n 


i  liüt, 


)  ht 


_]_ 
1000  ^ 


=  1  Milliontel  Meter.  4,5  taaieodtel  Millimeter  sind  =  ^j^^  mm, 
eine  Grösse,  die  obne  Mikroskop  gar  nicht  zu  Beben  ist. 

Das  particulnre  Urmsaas  aus  scIiwarEem  Marmor  ruht  auf  einem 
gemauerten  Untersatz,  wo  möglich  aas  Kalkstein,  in  einem  Locale 
ebener  Erdo  gegen  Norden  gelegen  und  ist  während  des  Nicbt((e- 
Vrancbs  gegen  Verletzung  und  Staub  in  passender  Weise  geschützt. 

Dem  fichwsrzen  Marmor  dtirfta  der  lithographische  Stein  von 
Solenbofun  gleichuu  stellen  sein  iin4  vielleiuht  auch  der  schwarze 
Dacbafhiefer.  Der  carrarische  Marmor  nimmt  ebenfalls  schöne  Poli- 
tur an  und  die  Theilstriche  mit  Kienruss  eingerieben  sind  gewiss 
sehr  gut  zu  erkennen;  allein  seine  lineare  Ausdehnung  von  S  Mil- 
liontel ist  nahezu  die  doppelte  des  schwarzen. 

Für  Gewichte  ist  ebenfalls  Bergl^rystall  empfohlen  und  von 
Stern  in  Oberstein  in  prachtvoll   gearbeiteten  Exempkren    benutzt 

Der  Bergkrystall  hat  hier  mehr  Berechtigung,  als  bei  den 
Maassen,  weil  Gewichte  liei  Benutzung  nothwendig  berührt  und  be- 
wegt werden  müssen.  Seine  ungemeine  Härte  sehntzt  ihn  gegen 
Abnutzung.  Das  geringere  speo.  Gewicht  desselben  von  2,65  hat 
den  wesentÜcben  Vorzng,  dasa  es  sich  demjenigen  der  meisten  Kör- 
per nähert,  welche  der  analytische  Chemiker  zu  wägen  hat,  wie 
Kieselerde,  Thonerde,  reine  und  pbosphorsaure  Bittererde,  kohlen- 
saurer Kalk,  schwefelsaurer  Barjt,  Chlorsilbor  und  ähnliche,  und  wenn 
Uewicbt  und  Last  ein  gleiches  spec.  Gewicht  haben,  so  ist  die 
Wägung  gleichsam  im  luftleeren  Raum  gemacht,  was  in  jedem  Fall 
wünschenswerth  ist,  wenn  es  auf  leichte  Weisne  erreicht  werden 
kann.  In  diesem  Siime  hat  Regnault  das  Gegengewicht  seiner  Gas- 
ballon s  aus  UohlgefasEon  vom  gleichen  Vulum  hergestellt.  Die 
meisten  organischen  Körper  haben  ein  spec.  Gewicht,  welches  nicht 
weit  von  der  Einheit  steht  und  auch  für  diese  sind  Gewichte  aus 
Bergkrystall  und  Glas  jenen  aus  Messing,  .\rgentan  oder  Platin  vor- 
zoaieben,  weil  der  Unterschied  des  Gewichtsverlustes  weniger  be- 
trägt, als  gegen  metallene  Gewichte 

Bekanntlich  soll  das  Kilogramm  das  Gewicht  eines  Würfels 
i  1  Decitneter  Kante  von  reinem  Wasser  bei  +  4"  C.  im  luft- 
leeren Räume  sein.  Dies  lautet  theoretisch  sehr  rigoros,  ist  aber 
praktisch  ganz  fehlerhaft,  denn  man  kann  im  luftleeren  Ranme  nicht 


104  Sitsongsberichie 

w&gen  und  eine  Berechnung  auf  den  luftleeren  Raum  konnte  auch 
nicht  stattfinden,  weil  man  vergessen  hatte  das  spec.  Gewicht  des 
Platins  an  dem  Urkilogramm  der  Archive  zu  bestimmen.  Dasselbe 
wurde  erst  im  Jahre  1831  von  dem  dänischen  Etatsrath  Schum  acher 
durch  Messung  bestimmt  und  zu  20,644  gefunden.  Diese  geringe 
Dichtigkeit  rührte  daher,  dass  das  Platin  nach  Jeanety's  Methode 
aus  Arsenplatin  durch  Yerfiüchtigung  des  Arsens  dargestellt  und  da- 
durch etwas  blasig  geblieben  war.  Ein  von  G  ambey  für  Schumacher 
hergestelltes  Platinkilogramm  war  nach  WoUaston's  Methode  durch 
Schweissen  von  Platin  schwamm  erhalten  und  hatte  das  spec.  Gewicht 
21,212  und  das  von  d'Elhuyart  und  Deville  geschmolzene  Platin 
zeigte  die  höchste  Dichtigkeit  von  21,450.  Soll  nun  ein  Kilogramm 
von  Bergkrystall  dargestellt  werden,  so  kann  das  nur  gegen  ein  Ori- 
ginalkilogramm von  Platin  und  zwar  in  der  Luft  geschehen.  Wegen 
des  grösseren  Volums  des  Bergkrystalls  ist  der  Auftrieb  desselben 
durch  die  Luft  grösser  als  bei  tlatin  und  wenn  beide  in  der  Luft 
gleich  wiegen,  so  enthält  das  Kilogramm  von  Bergkrystall  mehr 
ponderable  Masse  als  jenes  von  Platin.  Das  Liter  trockene  Luft  bei 
0^  C.  und  760  mm  Barometerstand  wiegt  nach  Regnault  1,293187 
g  und  bei  jeder  anderen  Temperatur  wiegt  es  diese  Grösse  divi- 
dirt  durch  das  Volum  der  Luft  bei  dieser  Temperatur.  Nun  kann 
man  bei  0°  und  +  4"  C.  nicht  wägen,  weil  man  diese  Temperatur 
nicht  erhalten  kann  und  weil  alle  Körper  mit  Feuchtigkeit  be- 
schlagen. Wir  müssen  zum  Wägen  eine  mittlere  Temperatur,  etwa 
-f  17  0  c.,  wählen,  wobei  die  Luft  von  0«  C.  das  Volum  1,06222 
hat,  nämlich  1  4-   17.  0,00366.     Das  Liter  trockener  Luft  von  dieser 

%       "^  293178 
Temperatur  wiegt     '     ^        =    1,217  g,     also     1   com    0,001217    g. 

Ein  Kilogramm  von  Bergkrystall  von  dem  spec.  Gewicht  2,65  nimmt 

ein  Volum  von  — —  =  377,3  ccm  ein  und  die  von  ihm  verdrängte 

2,65 

Luft,    oder  der  Auftrieb,  wiegt  377,3  X  0,001217    =   0,4591741  g. 

Ein  Platiukilogramm  von  21,212  spec.  Gewicht  nimmt  ein 
Volum  von  47,14  ccm  ein  und  diese  wiegen  in  Luft  von  17^  C. 
0,05736  g.  Es  hat  also  das  Kilogramm  von  Bergkrystall  einen 
um  0,4018  g  grösseren  Auftrieb  als  jenes  von  Platin,  d.  h.  es 
enthält  beim  Gleichgewicht  in  Luft  von  4-  17«  C.  und  760  mm 
Druck  0,4018  g  mehr  ponderable  Substanz  als  jenes  von  Platin 
und  würde  im  luftleeren  Räume  um  dieses  Gewicht  schwerer  er- 
scheinen. Das  Gleichgewicht  findet  also  nur  unter  denselben  Be- 
dingungen statt  und  bei  einer  anderen  Dichtigkeit  der  Luft  stimmen 
beide  nicht  mehr  über  ein. 

Die  einzigen  Naturforscher,  welche  mit  guten  Waagen  und 
feinen  Gewichten  arbeiten,  sind  offenbar  nur  die  Chemiker ;  bis  jetzt 


ist  es  aber  noch  keinem  eingefallen,  bsi  seinen  Wäffangen  das  Baro- 
imd  Thermometer,  ausacr  bei  Gasen,  zu  Ratbe  zu  ziehen,  yielmehr 
finden  sich  in  demselben  Gewichtssätze  Stücke  van  Messing  und 
Platin  und  dcisselbe  Gewiaht  gebrancht  man  in  MOneben  boi  1700 
Fues  Moereehöbe,  sowie  in  London,  Kiel,  Greifawalde  bei  geringer 
Erhebung  ühor  Meer.  Gegen  diese  Fehler  des  ungleichen  Auftriebs 
Bohützen  uns  die  besten  Gewichte  nicht,  und  man  kanu  eagen,  dass 
sllä  Entdeckungen  ira  Gebiete  der  Chemie  mit  Vernachlässigung 
dieser  Feblarquelle  gemacht  worden  sind.  Man  sieht  leicht  ein, 
dass  es  ohne  alle  Bereobtigung  ist,  weiter  als  Milligramme  auazii- 
wägen  in  allen  Fällen,  wo  ein  Platintiegel  im  Spiele  ist,  eine  Filter- 
Hache,  GtassgetSase  mit  l)edeut«ndem  Lul'tinhalt  und  grosser  Ober- 
flSobe,  oder  Niederschläge,  die  nicht  absolat  unlösHob  sind.  Selteo 
wird  der  Stoff  gewogen,  den  man  sucht,  wie  Kieselerde,  Thonerde, 
Bondern  meistens  wird  er  aus  einer  anderen  Verbindung  berechnet, 
wie  bei  Chlor,  Schwefelsaure,  und  da  kommt  noch  die  Unsicherheit 
der  Atomgewichte  hinzu,  dia  in  vielen  Fällen  „abgeruudel"  sind, 
wie  bei  Phosphor,  Natrinm,  Calcium,  Magnesium  u.  a.,  und  man 
Itann  sagen,  dass  das  ganze  Gebäude  der  organischen  Chemie  mit 
«ioem  falschen  Atomgewicht  des  Kohlenstoffs  aufgebaut  ist,  was  auch 
heute  noch  nicht  sicher  steht.  Aus  diesen  Gründen  sind  die  WSgan- 
gen  der  Chemiker  weit  weniger  richtig,  als  wofür  man  sie  gewöhn- 
lich hält,  besonders  wenn  man  die  Dichtigkeit  der  Luft  nicht  be- 
achtet. Angenommen  das  Bnrometer  fiele  um  10  mm,  so  wiegt  dae 
1,217  X  750 


Liter  Luft  1 


L   17°  C. 


700 


1,201 


0,001201  g,  Der  Auftrieb  das  Bergkrjstallkilo's  ist  jetzt  0,453137 
g  und  des  Platinlrilogramms  47,14  x  0,001201  =  0,05eGlB14 
g,,also  der  Unterschied  beider  0,396522;  vorher  war  er  0,4018 
g;    es    erscheint  also    das    Bergkrystall stück  ''  3    mg      hw 

all     vorher   durch     ein    blosses    Sinken     d       Brat  w  I  hes 

wohl    in    einem    Tage    eintreten    kann.      ^  ö  d 

Original copieca  eines  Kilogramms    bis    auf  Dec      I  M 11 

gramms  zu  ajustiren,  wenn  das  Barometer       dl  h  d    Th 

mometcr  so  grosse  Veränderungen  bervorbr  k  h.   I 

sich  alao  diese  beiden  Gewichte   aus  Quar         d    Fl  l      g  ht 

vergleichen,  wenn  man  uioht  die  Lufldichtigkeit  uotirt  hat  und  be- 
achtet. Bis  jetüt  ist  in  keinem  Gewichtssatz  darüber  eine  Andeu- 
tung gegeben.  Ehe  ich  meine  Aufmerksamkeit  auf  diesen  Gegen- 
stand richtete,  war  ich  durch  die  Beobachtung  unangcuehm  berührt, 
dass  ich  bei  Abwägung  trockener  Flaschen  auf  derselben  Waage  mit 
denselben  Gewichten  jedesmal  verschiedene  Zahlen  erhielt.  Es  ist 
1  absolut  unmöglich,  dass  der  Chemiker  bei  Abwägung  verschie- 
denartiger Stoffe,  deren  spec.  Gewicht  ihm  häufig  unbekannt  ist, 
Eücksioht  auf  den  Gewiohtaverluat  durch  ungleiche  Dichtigkeit  der 


^t 


106  Sitzungsberichte. 

Luft  nehme,  und  unsere  Wägungen  werden  immer,  abgesehen  von 
Waage  und  Gewicht,  mit  einem  gewissen  unbekannten  Fehler  be- 
haftet bleiben,  und  es  ist  schon  ein  Gewinn,  dass  man  eine  Ursache 
desselben  kennt. 

Fragen  wir  nun,  aus  welchem  Material  die  Gewichte  am 
zweokmässigsten  gemacht  werden  sollen,  so  ist  die  erste  Bedingung^ 
dass  alle  Gewichte  aus  Stoffen  von  derselben  Dichtigkeit  angefertigt 
werden,  damit  der  Auftrieb  bei  Veränderung  der  Luft  bei  allen 
Stücken  in  gleicher  Weise  sich  ändere.  Eine  zweite  wünschenswerthe 
Eigenschaft  ist  die,  dass  das  specifische  Gewicht  der  Stücke  sich 
möglichst  demjenigen  nähere,  welches  die  meisten  analytisch  ausge- 
schiedenen Körper  besitzen,  die  wir  oben  genannt  haben.  Eine  dritte 
Bedingung  ist  eine  gewisse  Härte,  welche  gegen  Abnutzung  schützt. 
Der  Bergkrystall  würde  alle  diese  Bedingungen  vereinigen,  allein  die 
Gewichtssätze  werden  sehr  theuer,  wegen  der  Arbeit.  Die  Cylinder 
müssen  mit  diamantbewehrten  Kronenbohrern  aus  dem  Ganzen 
herausgebohrt  werden.  Die  Preise  der  Gewichtssätze ,  obgleich  weit 
höher  als  die  der  metallenen,  fand  ich  in  Betracht  der  wundervoll 
schönen  Arbeit  und  der  damit  verbundenen  Mühe  noch  ausser- 
ordentlich billig.  Statt  des  Bergkrystall s  würde  ich  Gewichte  aus 
massivem  Glase  von  grossem  Kieselgehalt  vorschlagen,  aber  keine  Hohl- 
gewichte, die  mit  Quecksilber  oder  Schroten  beschwert  sind,  weil 
sie  unvermeidlich  ungleiche  Dichtigkeit  haben  werden.  Durch  Pres- 
sen in  Metallformen  werden  sie  annähernd  mit  einem  kleinen  Uober- 
gewicht  hergestellt,  dann  durch  Schleifen  und  Poliren  ajustirt.  Der 
erste  Schliff  geht  bis  zu  einem  noch  kleineren  Ucbergewicht  und 
diese  Arbeit  kann  von  gewöhnlichen  Schleifern  ausgeführt  werden, 
nur  die  letzte  Politur  und  Richtigstellung  geschieht  dann  von  einem 
»tüchtigen  Künstler,  mit  Beachtung  der  Constanten  der  Luft,  die 
in  dem  Satze  notirt  werden.  Für  die  kleineren  Gewichte  ist  Alu- 
minium mit  dem  spec.  Gewicht  2,56,  oder  eine  vielleicht  etwas 
schwerere  und  haltbarere  Legirung  mit  Silber  anzuwenden.  Alle 
Stücke  werden  rund,  mit  Angriff  in  der  Mitte  und  nicht  an  einer 
Ecke  hergestellt. 

Für  die  meisten  Arbeiten  des  Chemikers  ist  es  vollkommen 
gleichgültig,  ob  seine  Gewichte  mit  dem  Urkilogranim  übereinstim- 
men oder  nicht,  wenn  sie  nur  unter  sich  das  richtige  Verhältniss 
haben  und  man  kann  Gewichtsanalysen  mit  jedem  beliebigen  Ge- 
wichte ausführen ;  dagegen  ist  es  nicht  gleichgültig,  wenn  auch  wie 
bei  Gasanalysen  und  der  Titrirraethode  zugleich  gemessen  wird.  Wenn 
man  neben  der  Waage  noch  Büretten,  Pipetten,  Messflaschen,  Gas- 
glocken anwendet,  die  aus  verschiedenen  Werkstätten  bezogen  sind, 
so  können  diese  nur  dann  mit  einander  stimmen,  wenn  sie  von  dem 
absolut  richtigen  Gewicht  abgeleitet  sind. 

Es  ist  nun  noch  die  Frage  erhoben  worden,  ob  die  Ableitung 


^  der  niederrheinisohen  OesellscKaft  in  Bonn.  107 

des  Kilogramms  aus  dem  Meter,  wie  sie  jetzt  in  denUrmaassen  vor- 
liegt, eine  richtige  sei  und  diese  Frage  würde  zu  einer  neuen  Be- 
stimmung des  Gewichtes  von  einem  Cubikdecimeter  destiilirten  Was- 
sers bei  4-  4^  C.  führen.  Diese  Frage  ist  von  Wild*)  behandelt 
worden.  Die  älteste  von  diesen  Revisionen  ist  von  Lefevre-Gineau 
ausgeführt  uod  giebt  genau  das  Gewicht  des  Cubikdecimeters  Was- 
ser zu  1  Million  Milligrammen;  am  nächsten  steht  dieser  die  Be- 
stimmung des  russischen  Physikers  Kuppf er,  welcher  ein  Manco  von 
11  mg  ergiebt;  dann  die  von  Stampfer  in  Wien,  welche  ein 
Manco  von  847  mg  feststellt ;  ferner  eine  Bestimmung  von  Berzelius, 
Svanberg  und  Ackermann,  welche  einen  Ueberschuss  von  296 
mg  und  schliesslich  eine  Bestimmung  von  Shuckburgh  und  Kater, 
welche  einen  Ueberschuss  von  480  mg  nachweist.  Diese  Diffe- 
renzen sind  ganz  enorm  und  wenn  man  die  am  weitesten  auseinander 
liegenden  nimmt,  so  betragen  sie  0,827  g,  was  unmöglich  richtig 
sein  kann.  Aus  so  abweichenden  Resultaten  lässt  sich  mit  Berechti- 
gung kein  arithmetisches  Mittel  ziehen  und  wenn  man  es  doch 
thut,  wie  Wild,  so  folgt,  dass  als  Mittel  aus  den  fünf  Bestimmungen 
das  Gewicht  des  Cubikdecimeters  Wasser  um  84  mg  schwerer  ist, 
als  das  Kilogramm  der  Archive.  Dieses  Resultat  hat  offenbar  keinen 
Werth,  weil  nicht  feststeht,  ob  die  einzelnen  Forscher  absolut  rich- 
tige Copien  des  Urmeters  und  Urkilograrams  der  Archive  gehabt 
haben. 

Was  soll  nun  geschehen?  Man  könnte  das  Verhältniss  aller- 
dings mit  den  fortgeschrittenen  Hülfsmitteln  schärfer  feststellen,  mit 
allgemeiner  Geltung  aber  nur  an  den  ürmodellen  der  Archive  selbst 
und  nicht  mit  Copicen.  Bei  alledem  muss  das  M»3ter  und  das  Kilo- 
gramm genau  dasselbe  bleiben,  wie  es  festgestellt  ist,  wegen  der 
unzähligen  Menge  existirender  Copieen.  Käme  ein  neues  revidirtes 
Kilogramm  heraus,  so  wäre  die  Verwirrung  unheilbar.  Es  würde 
dann  auch  eine  nochmalige  Correctur  in  späteren  Zeiten  nicht  aus- 
geschlossen sein.  Sollte  sich  also  ein  Fehler  im  Kilogramm  ergeben, 
so  kann  man  ihn  nur  notiren,  allenfalls  durch  Berechnung  demselben 
gerecht  werden,  aber  die  Copieen  der  Urmaasse  dürfen  nicht  geändert 
werden.  Es  sind  nämlich  bei  der  Ableitung  des  Kilogramms  vom 
Meter  drei  praktische  Fehler  gemacht  worden:  1)  dass  man  Wasser 
von  -f  4°  C.  als  Vergleichungsobject  genommen.  Das  Wasser  hat 
bei  jeder  anderen  Temperatur  ein  ebenso  bestimmtes  Volum,  wie 
bei  seiner  grössten  Dichtigkeit;  dagegen  kann  man  diese  Tempera- 
tur von  +  4^  C.  im  grössten  Theil  des  Jahres  gar  nicht  haben  und 
es  muss  nicht  nur  das  Wasser,  sondern  auch  Waage  und  Gewicht, 
überhaupt  die  ganze  Umgebung  constant  dieselbe  Temperatur  haben, 
wenn  eine  längere  Zeit  dauernde  Wägung  mit  Notirung  der  Schwin- 


*)  ^^SE'  Ergänzungsband  5,  15. 


108  Sitzangsberiohte 

guQgen  am  Gradbogen  Werth  haben  soll.  Dagegen  kann  man  eine 
mittlere  Temperatur  von  14°  R.  =  17,5°  C.  auf  unbestimmte  Zeit 
festhalten.  2)  Dass  man  die  Wägung  auf  deü  luftleeren  Baum  be- 
zog oder  bezogen  haben  wollte.  Dass  dies  gar  nicht  richtig  ge- 
schehen konnte,  geht  daraus  hervor,  dass  man  das  Gewicht  eines 
Liters  trockener  Luft  von  normalen  Constanten  noch  gar  nicht 
kannte  und  schliesslich,  weil  man  den  dritten  Fehler  begangen  hatte, 
8)  dass  man  das  specifisches  Gewicht  des  angewendeten  Platins 
gar  nicht  bestimmt  hatte.  Ob  man  Barometer  und  Temperatur  der 
Luft  und  der  Objecte  bei  der  letzten  Vergleichung  notirt  habe,  ist 
mir  nicht  bekannt.  Jedenfalls  schwebte  das  Gewicht,  welches  den 
cylindrischen  Körper  von  1  Decimeter  Würfel  in  Wasser  von  -f  4°C. 
eintauchte,  in  der  Luft  von  den  damaligen  Constanten. 

Alle  diese  Fehler  sind  jetzt  nicht  mehr  gut  zu  machen  und 
bei  Anfertigung  von  Copieen  des  Kilogramms  der  Archive  kann  man  nur 
die  vermeiden,  dass  man  die  Vergleichung  nicht  auf  den  leeren 
Kaum  bezieht,  dass  man  eine  mittlere,  durch  Compromiss  festgestellte 
Temperatur  annimmt,  dass  man  einen  Tag  wählt  mit  möglichst 
mittlerem  Barometerstand  von  760  mm,  und  dass  man  alle  diese 
Dinge  in  dem  Gewichtssatze  notirt.  Es  handelt  sich  nicht  darum, 
ob  die  Gewichte  gleich  viel  ponderable  Substanz  enthalten,  sondern 
dass  sie  unter  bekannten  leicht  herzustellenden  Bedingungen  eine 
gleiche  Wirkung  hervorbringen. 

Man  könnte  nun  noch  die  Frage  aufwerfen,  warum  die  erste 
Metercommission  die  Ableitung  ihres  Urmaasses  von  dem  Meridian 
der  Erde  gewählt  habe,  da  sie  doch  im  Secundenpendel,  speciell  in 
dem  K  at  er'schen  Reversionspendel  nur  die  Entfernung  zwischen  zwei 
stählernen  Schneiden  zu  messen  gehabt  habe.  Es  wird  als  Grund 
angeführt,  dass  das  Pendel  eine  zweite  Grösse  anderer  Art,  nämlich 
die  Zeit  eingeschlossen  enthalte.  In  jener  Zeit,  dem  letzten  Jahr- 
zehnt des  vorigen  Jahrhunderts,  hatte  man  noch  gar  nicht  einmal 
diejenigen  Gründe,  die  wir  jetzt  haben,  eine  Aenderung  in  der  üm- 
wälzungszeit  der  Erde,  d.  h.  des  Sternentags,  zu  befürchten,  nämlich 
die  Zunahme  der  Erdmasse  durch  Meteorite  und  die  hemmende 
Wirkung  der  Gezeiten.  Das  Wiederfinden  des  verlorenen  Meters 
aus  der  Grösse  der  Erde  durch  eine  neue  Gradmossung  ist  doch 
wohl  eine  Täuschung,  denn  das  einmal  festgestellte  Meter  kann 
wegen  der  Copieen  nicht  verloren  gehen  und  wenn  man  keine 
Copieen  mit  absoluter  Gleichheit  machen  kann,  so  hat  auch  das  ür- 
meter  keinen  Werth.  Das  einfache  Yerhältniss  zum  Erdquadranten 
ist  jetzt  schon  nicht  mehr  vorhanden.  Radenhausen  führt  in  seiner 
Isis  (4,  207)  einen  anderen  Grund  an^  dass  nämlich  Laplaoo  und 
seine  Genossen  diese  Gelegenheit  benutzt  hätten,  um  gleichzeitig 
einen  anderen,  die  Zwecke  der  Menschheit  fortbildenden,  Gegenstand 
SU   erreichen:   die   genaue   Kenntniss   der   Grösse    der    Erde.    Sie 


(oblugen  eine  GradmessaDg  auf  dem  Meridian  von  Paris  von  Düq- 
kircheu  bis  zur  Insel  Formenlera  vor,  um  daraus  das  Ur- 
maaa«  abnuleiten,  Sia  waren  na  kuudigf  in  diesem  Facbe,  als  daw 
sie  nicht  hntten  wisBen  eolleo,  es  sei  unmöglich,  für  alle  Folgezeit 
das  riDhCige  Maasa  des  Erduaifaoges  zu  ermitteln,  um  den  zehnmil- 
UoDsten  Theil  des  Viertelkroists  j^enau  genug  festzuatetlen,  dasa  er 
als  unwandelbares  d.  h.  Jodonseit  aus  dem  Erdumfänge  geuaa 
nieder  h er sua teilte ndes  Grundmanes  dienen  könne.  Diu  Gradmessnng 
war  aber  in  keiner  anderen  Weise  bewilligt  au  erhalten,  weil  die 
entscheidenden  und  die  Mittel  bewilligenden  Körperschaften  den 
wissenschaftlich  an  Nutzen  derselben  nicht  erkannten^  desshalb  war 
M  zweckmässig,  ihre  Vorliebe  für  die  Bintiibrung  eines  Grundmaasses 
als  Mittel  zu  benutzen.  Man  hatte  die  ganze  Deciinaleintbeiiung 
treffen  nnd  einfuhren  können,  ohne  der  Gradmeasung  zu  bedürfea 
usd  jedes  andere  Verhältniss  des  Meters  zur  Toise  hatte  denselben 
Dienst  geleistet.  Es  war  höchst  gleichgültig,  welchen  Theü  das 
Erdumfangs  das  neucMaass  ausmachte.  Allein  der  hohe  Zweck  recht- 
fertigte die  Mittel;  die  Menschen  mussten  genommen  und  verwendet 

.  werden,  wie  sie  waren,  damit  nicht  die  Menschheit  durch  Unklug- 
heit  leide;   die  Tortheile  der  GrndmesBung  blieben  unverloreu,  wenn 

I    sie  auch  dem  angeblichen  Zwecke  nicht  dienten. 

Prof.  Schaaffhausen  legt  den  im  Auftrage  der  deutaehen 
anthropologischen  Goselhchaft  herausgegebenen  und  im  Druck  be- 
gonnenen Katalog  der  anthropologischen  Sammlungen 
Deutschlands  vor.  Das  erste  Heft  enthält  die  Sammlung  des 
Bonner  anatomischen  Instituts,  welche  durch  die  'Bemühungen  ihres 
früheren  Directors  J.  C.  Mayer,  der  den  anthropologischen  Studien 
sehr  ergeben  war,  reich  an  salteoen  und  merkwürdigen  Schädelbil- 
dungen ist.  Bei  der  Ueborführung  aus  dem  alten  in  das  neueAna- 
tomiegebäude  kam  Manches  in  Unordnung,  welche  zu  beseitigen  einige 
Mühe  gemacht  hat.  Das  eweite  jetzt  fertig  gewordene  Heft  enthält 
die  berühmte  Blumenbach'scho  Sammlung  in  Göttingen,  es  werden 
die  von  Freiburg,  Königsberg,  München,  Frankfurt  am  Main,  Darra- 
stadt,  Stuttgart  und  Leipzig  folgen,  welche  drei  letzteren  der  Red- 
ner selbst  aufgenommen  hat.  Diese  mit  zahlreichen  Messungen  ver- 
sehenen Arbeiten  bilden  die  einzig  sichere  Grundlage  einer  wissen- 
schaftlichen Craniologie  und  zeigen,  wie  reich  Dtutechlanil  an  sol- 
chen Schätzen  ist,  die  freilich  in  andern  Ländern  weniger  zerstreut, 
sondern  in  grossen  Museen  wie  in  Paris  und  London  vereinigt  sind. 
Er  hebt  hervor,  dass  die  Messung  eines  Schädcb  in  der  Stellung 
desselben  vorgenommen  zu  werden  pflegt  und  für  einige  Bestim- 
mungen, wie  Höhe  nnd  Gesichtswinkel,  vorgenommen  werden  muss, 
in  der  er  von  der  Wirbelsäule  getragen  wird.  Bisher  bat  man  sich 
I  ftber  vergeblich  bemüht,  dnrch   eine   swei    bestimmte    anatomische 


-.\f:^  . 


1 1 0\  SitzungB  berichte 

ruiildo  iIkh  Soliüilcls  v(Tl)iii(loi]de  Linie  eine  für  alle  Schädel  gültige 
lliM'ixniiluli«  loiii/ijHlrlh'M.  I'.  ('am per,  desson  Abhandlung  über  den 
nulürliclu'ii  lIiilrrHrhit'il  (Um*  (Josichtszttji^e,  vom  J.  1790  vorgelegt  wird, 
/.it*lii.  YHV  nrntiiiiniui)^  Koiiu'K  (lORichts winkeis  die  Horizontale  »vom 
(l««l)itr};un^o  y.uiii  unlorston  Thi'il  dor  Nase«.  Kr  nimmt  es  mit  die- 
HiMi  rmikltMi  niolit  sohr  jronaii,  in  seinen  Profilbildern  geht  die 
Luiio  nuMrt  vom  obcrn  Hando  iloa  Ohrloclis  aus,  zuweilen  schneidet 
Hill  dHi  Ohrlooh,  vnrn  \*v\\i  sio  meist  zum  vordem  Nasenstachel,  wie 
Hic%  tutrli  Moitiui  v.'whl,  und  nur  ausi>iihmsweise  zum  Nasengrund. 
Kr  lindit  oinon  InttM-srhird  in  der  Haltung  dos  Kopfes  zwischen 
dorn  Ktdiuukkon  und  dorn  No^or,  abor  sein  Kalmukk  ist  auch  ein 
NoNjor!  Kii'bti^  luMuorkt  or,  dass»  beim  Orangutan  der  Kopf  nach 
xv^ru  sinko,  wod  dor  riitt'rstüti*un»rsi>unkt  mobr  nach  liintt-n  liege. 
Kalsob  i>i  Tii'ii;o  IJohauptunsr  «bor»  dass  dor  Kopf  dos  Negers  hinter- 
wÄrt^i  sinko,  \vo\l  da*  liir.tovhaupt  das  sohwersto  <oi.  Trtfiend  be- 
mork(  or  abor  \oui  Kurvpäor,  dass  soiu  Haupc  im  Gleichgewicht 
bloibo  wud  \iio  stou'ojto  lUltui.iX  babo.  Ks  sir.d  etwa  1-4  verschie- 
xlouo  Mori^vM^ialou  \v»r>iA'sohlj«gon.  K.  Owen  und  Gosse  betrachten 
.vU  *\*\iio  dio  l'rt#i,<,  Äuf  dor  dor  Sohäd-M  ».hi^e  UrtorkieiVr  ^^teht, 
Moi»s«or  l.;^^t  dio  Kb«ro  do5  Ko::::tr«:".  nMarv.urj.  als  so'oiie  z-.I'en- 
l .  w  0  A  o  u li vi  l *  II  tv  o  u  1 1 0  r  »:  '..-i u W r ,  v? 4ss  d .e  K :ol: :u v  ^r  de  s  J  ochboyens 
ihr  ov.tsoivoSo.  Iho  io.  Gottii'^oii  1><>1  Vi'r:fii-r:v.o::;:i  A-j:.:rov: lesen 
:wh iwoii  *v l  O.Ol'.  V o v*o \' " a^:  v\  \  o  v  l^  a  ,*  r '  s  ^ ". s  \\ ^r\ .'O r : aU*  e:n<?  Licie 
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Die  Sache  verbält  sich  so,  ä&sa  es  gar  keine  allgemein  gültige 
HorizontalQ  giebt.  Ecker  sprach  sich  schon  1871  dabin  &ns,  dass 
der  Negi^rachädel  nach  vorn  betvächtHch  mehr  gesenkt  ist,  als  der 
enropäiacbe.  Wenn  der  Neger  ihn  aber  auf  dem  Atlas  in  das 
Gleichgewicht  eii  bringen  sucht,  so  miiss  er  daa  CüeBieht  mehr  heben 
als  der  Europäer.  Wenn  man  Schädel  verschiedener  Rasaen  oder 
auch  vergchiBdenen  Alters  in  der  Profilanaicht  gerade  stellt  und 
daiu  den  Scheitelhogei),  die  Zahnlinie  und  vor  allem  die  Richtaog 
der  Orbita  heuatzt,  so  zeigt  sich,  dasa  eine  von  der  Mitte  desOhr- 
lochs  gezogene  Horizontale  dag  GeBichtaproftl  an  verschiedenen  Punk- 
ten schneidet.  Die  Beobachtung  C.  von  Baer's  an  Lebenden,  dasa 
die  genannte  Horizontale  das  untere  Dritttheii  der  Nase  abschneide, 
ist  für  die  meisten  europäischen  Sobädel  zutreffend,  bei  rohen  Ras- 
sen aber  geht  diese  Linie  zum  Nasetigrund  oder  »och  tiefer. 
Ich  glaube,  daas  die  Npgerbilder  in  Damman's  Atlas,  die  Ecker  als 
unnatürlich  nach  oben  gevtendet  tadelt,  die  natürliche  Haltung  des 
Kopfes  bei  dieser  Raaae  wiedergeben.  Der  Redner  zeigt  an  Photo- 
graphieen  eines  sechsjährigen  Kindes,  einer  lOOjährigeji  Frau,  eines 
prognalben  Negers,  eines  Mikroeephalen  und  des  Orangutan,  sowie 
an  den  Schädel  bildein  des  Carus'sebon  Atlas  der  Cranioscopie,  wie 
die  Horizontale  wechselt  and  wie  sie  abhängt  von  der  verscbiedeneu 
Bekstnng  des  Schädels  durch  das  Kil- fergerüste  und  die  mehr  oder 
weniger  entwickelte  Stirne  und  von  der  Stellung  dea  Hinterhaupt- 
loches, welches  hei  uiedern  Rassen  mehr  nach  hinten  liegt.  Läaat 
man  den  Schädel  auf  eintm  in  das  Hinterhauptloch  eingeführten 
dünnen  Stabe  ko  schweben,  dass  dieser  zwischen  den  Gelenkflächon 
g&az  frei  in  deren  Mitte  steht,  so  ahmt  man  seine  Gleichgewicbis- 
lage  auf  dem  Atlas  nach.  Schwebt  so  der  Schädel  des  Kindes,  ao 
trifft  die  Horizontale  den  Nasengrund,  bei  der  Greisin  schneidet  sie 
daa  obere  Dritttheii  der  Nasenoffuung  ab,  beim  Neger  trifft  sie  die  Mitte 
deBOberkioforfortsatzes,  beim  Orangutangacbädel  trifft  man  keine  Stelle 
am  Scheitelgewölbe,  um  ihn  in  die  Schwebe  zu  bringen.  Immer 
■wird  er  nach  vorn  hinabgezogen.  Doch  musa  man  sich  hüten,  die 
für  den  leeren  Schädel  gefundene  Gleicbgewichtalinic  ohne  Weiteres 
auf  den  lebenden  mit  Hirn  und  Blut  angefüllten  Kopf  zu  übertragen. 
Welchen  Einfluss  das  Streben,  den  Kopf  im  Gleichgewicht  zu  tragen, 
auf  seine  Haltung  hat,  aieht  man  an  den  Frauen,  die  wegen  der 
schweren  Haarflechten,  die  den  Kopf  hinten  belasten,  ihn  melirnach 
vorn    gesenkt  tragen  als  die  Männer. 

Generalarzt  Dr.  Mohnike  tbeilte  mit,  das»,  in  ähnlicher 
Weise  wie  Mitglieder  der  Saurieifamile  der  Geokoniden  oder 
Ascalabotiden  an  ihren  Fusssoblen  eine  eigenthümliche  Vorrich- 
tnug  beaassecL,  mittels  welcher  sie  sich  nicht  nur  an  glatten  perpeo- 
dioularen  Mauerflächen,  sondern  sogar    anch,  mit   senkrecht  herab- 


112  Sitznngsberiehte 

hangendem  Körper  an  den  Plafonds  von  Zimmern  fortbewegen 
könnten^  auch  mehrere  Säugethierarten  durch  eine  eigenthümliche  Bil- 
dung ihrer  Fusssohlen  befähigt  wären,  zwischen  letzteren  und  der 
von  ihnen  begangenen  Fläche  einen  luftleeren  Kaum  darzustellen, 
wodurch  es  ihnen  möglich  wird,  kraft  des  atmosphärischen  Druckes 
ihre  sie  nach  unten  ziehende  Eörperschwere  zu  überwinden  und  an 
glatten  Baumstämmen,  senkrechten  Felsplatten  u.  s.  w.  hinaufzulaufen. 
Herr  M.  bezeichnet  als  mit  dieser  besonderen  Organisation  ihrer 
Plantae  pedum  versehen,  einige  Affenarten  der  alten  Welt  wie  t/wwwwssjpg- 
ciostts  in  Japan,  J.  ecaudatus  in  der  Bcrberei  und  auf  den  Felsen 
von  Gibraltar  und  Cercopithecus  cynomolgus  auf  den  ostiudischen 
Inseln.  Er  erwähnt  hiebei,  dass  Schwein furth  in  seinem  Reise- 
werke ^im  Herzen  von  Afrika"  —  B.  I.  5.  419—20  —  ganz  dasselbe 
bei  einer  nioht  näher  bestimmten  afrikanischen  Art  von  Hy^rax  — 
Klippschliefei  —  wahrgenommen  habe.  Herr  M.  behält  sich  vor, 
auf  diesen  Gegenstand  an  einem  andern  Orte  ausführlicher  zurück- 
zukommen. 

Prof.  vom  Hath  hielt  folgenden  Vortrag  über  das  Krystall- 
system  desCyanit,  unsere  Kenntniss  von  der  Krystallform  des 
Cyanit  war  bisher  eine  nur  sehr  unvollständige,  da  die  bis  jetzt  be- 
obachteten Krystalle  keine  Zuspitzungsflächen  darboten,  auf  Grund 
welcher  das  Verhältniss  der  Verticalaxe  zu  den  in  der  Basis  liegenden 
Axen  hätte  bestimmt  werden  können.  Die  Untersuchung  eines  kleinen 
von  zahlreichen  glänzenden  Zuspitzungsflächen  begrenzten  Krystalls 
vom  Greiner  in  Tyrol  (aus  der  früher  Krantz'schen  Sammlung) 
gestattet  mir,  die  angedeutete  Lücke  in  unserer  Kenntniss  des 
merkwürdigen  Minerals  auszufüllen.  Bei  einer  Durchmusterung  loser 
Krystalle  von  Ghironico  (Monte  Campione)  im  Kanton  Tessin  be- 
obachtete ich  feine  eingeschaltete  Lamellen,  welche  sich  als  eine 
beim  Cyanit    bis   jetzt  unbekannte  Zwillingsverwachsung  enthüllten. 

Unsere  krystallographischen  Kenntnisse  des  Cyanit  beruhen 
auf  den  von  Phillips  ausgeführten  Messungen,  deren  Werthe  in 
allen  bisherigen  Darstellungen  sich  unverändert  wiederfinden.  Diese 
Messungen  stimmen  unter  sich  nicht  zum  besten  überein,  wie  man 
aus  der  von  Des  Cloizeaux  gegebenen  Winkeltabelle  ersieht, 
welche  zwischen  den  berechneten  und  den  gemessenen  Werthen 
Abweichungen  von  0^25',  0''41',  ja  sogar  von  mehr  als  1*^  aufweist. 
Einige  sehr  wichtige  Bemerkungen  über  den  Cyanit  finden  sich  in  G. 
Rose'snKrystallochemischem  Mineralsystem"  (1852)8.78.79.  Er  macht 
zunächst  darauf  aufmerksam,  dass  unter  Annahme  dreier  Messungen 
von  Phillips  (m:t=  107^  15'.  p:m=  100°  50'.  p:  t  =  93n50  der 
ebene  Winkel  auf  der  meist  ausgedehntesten  Fläche  m,  welchen  die 
Kante  p  :  m  zu  m  :  t  bildet,  annähernd  ein  Rechter,  nämlich  90^  15' 
ist.      »Ich   lasse   es   dahin   gestellt,   sagt    G.  Kose,  ob  die  ebenen 


lipa,  in  welcher 
1.  Twin-faca  m  (di 
le  of  the 
sich   a.ach  Ery9tall( 


Winkel  auf  m  in  der  That  reohte  Wiabel  Bind,  und  habe  die  Kry- 
Btalle  einstweilen  uoch  ein-  und  eingliederi^  genommen..  Rose 
faeobaclitete  ausser  dem  van  Mobs  bereits  richtig  definirten  Zwillings- 
gesetze  iDrebungsaxe  die  Norraale  zu  mi  noch  ein  zweites,  häufiger 
TOrkommendes,  bei  welchem  die  Kante  m  :  p  als  Drebungsaxe  fungirt. 
In  demselben  Jahre  wie  Hose's  »Mioeralayateio'  erschien  die  durch 
3  und  Milier  gäozlieb  umgearbeitete  Mineralogy  yon  Pbil- 
mnäehat  zwei  Zwillingsgesetz e  bestimmt  werden. 
(  bereits  durch  Mohs  definirte  Gesetz).  2,  Twin- 
^onemt.  Es  wird  daan  hinzugefügt:  lEs  finden 
welche  mit  der  Fläota  m  in  der  Weise  ver- 
bunden sind,  dass  die  Flächen  p  und  die  Axen  der  Zonen  m  t  beider 
Individuen  parallel  sind  und  die  Flächen  t  einen  einspringenden 
Winkel  bilden. <  Diese  Gruppirung  entspricht  genau  dem  von 
richtig  bezeicbnetea  Gesetze  n^'^il'ii'gsBxe  parallel  der 
Kante  p  m''.  —  Des  Cloizeaux  unterscheidet  in  seinem  „Manuel" 
klar  und  bestimmt  jene  drei  Verwachsucgen,  welche  das  GemeinBame 
haben,  dasa  m  Verbindurigs ebene  ist  Indeta  Des  Cloizeaax  von 
1  Phillips 'sehen  Messungen  ausgeht,  anerkennt  er  nicht  den.  von 
G.  Rose  frageweise  betonten  rechten  ebenen  Winkel  auf  m.  Er 
bebt  demnach  ausdrücklich  hervor,  dass  bei  zweien  der  von  ihm 
aufgeführten  Zwillingsverwacbsungen  die  Flächen  m  sich  nicht  mit 
parallelen  Kanten  berührten,  vielmehr  entweder  die  Kanten  m  p 
oder  m  t  einen  Winkel  von  0"  30'  mit  einander  bilden,  d.  h.  den 
doppelten  Werth  der  Abweichung  vom  rechten  Winkel,  welche  für 
den  ebenen  Winkel  auf  m  aus  den  Phillips'schen  Messungen 
folgt.  Da  meinen  nlsbald  mitzutheil enden  Ermittlungen  zufolge 
'  ebene  Winkel  auf  m  als  ein  rechter  betrachtet  werden  darf 
jedenfalls  eine  etwaige  Abweichung  nicht  nachweisbar  Ist),  so  er- 
t  sich,  dass  bei  sämmtljchen  Verwachsungen  in  Bede  sowohl  die 
Kanten  m  :  t  als  auch  m  ;  p  der  Zwillingsindividuen  entweder  voll« 
.  parallel  sind,  oder  wenigstens  nur  in  einem  nicht  nach- 
!n  Grade  divergiren.  —  Ueber  das  optische  Verhalten  des 
Cyanit  verdaaken  wir  Hrn.  Des  Cloizeaux  treffliche  Beobachtungen 
(s.  such  Roaenbusch  „Mikroskopische  Physlographie  S.  345 — S4B), 
L  deren  Ergebnissen  hier  nur  hervorgehoben  werden  möge,  dass 
eine  Biscctrix  fast  genau  senkrecht  zur  Fläche  m  steht  und 
demiafolge  die  Zwillinge,  deren  Zwillinga ebene  m,  Axe  die  Normale 
,  auf  optischem  Wege  von  einfachen  Krystallen  nicht  zu  unter- 
scheiden sind. 

Der  kleine  Kryatall  vom  Greiner,  aufgewachsen  in  einem 
dmsenäbnlicben  Raum  eines  aus  Cyanit  und  Quarz  bestehenden 
Aggregats,  besitzt  eine  Lange  von  2  mm,  bei  einer  gröasten  Breite 
ran  \  mm  nnd  einer   Dicke  von  etwas  weniger  ala  '/* '"'"-    ^'^ 

BlUangsber.  i.  uiederrbeln.  OsiellioJi.  In  Bann,  1B18.  S 


114  SitKUDgsberiohie 

Fig.  1  itellt  denselben  in  gerader  Protection  in  etwa  90  facher  Ver- 
gröBserung  dar. 


m. 


X 

-r 


^ 


m 


Die  Entzifferung  und  Messung  eines  so  ausserordentlich  kleinen 
Krystalls,  dessen  ^Zuspitzungsflächen  dem  blossen  Auge  nur  bei 
günstigem  Reflex  noch  als  leuchtende  Punkte  erscheinen,  war  mit 
'um  so  grösserer  Schwierigkeit  verbunden,  da  zugleich  die  Natur 
des  Erystalls,  ob  einfac'hi  ob  zwillingsverwachsen  und  zwar  nach 
welchem  der  drei  obigen  Gesetze?  entziffert  werden  musste.  Gewisse 
merkwürdige  Eigenthümlichkeiten  des  Cyanitsystems  (fast  vollkommene 
Identität  der  Kanten  o:m'  und  q:m,  sowie  eine  Annäherung  der 
Winkel  v:m  und  z:m'  unter  einander  und  an  einen  Rechten)  erschwer- 
ten die  Lösung  der  Frage  sehr.  Erst  nach  mehrwöchentlicher  Unter- 
suchung und  vielem  Nachsinnen  gelang  die  Entscheidung  der  schwie- 
rigen Frage,  ob  die  beiden  Hälften  des  Krystalls  als  Zwillingsindivi- 
duen aufzufassen  oder  ob  sie  —  nur  durch  eine  äusserst  dünne  Zwil- 
lingslamelle gefrennte —  Theile  Eines  Individ  seien.  Bei  der  Klein- 
heit der,  wenn  auch  sehr  glänzenden  Flächen  und  der  dadurch  beding- 
ten schwachen  Reflezbilder  musste  die  Messung,  um  überhaupt  am 
Fernrohrgoniometer  ausgeführt  zu  werden,  im  verdunkelten  Zimmer 
geschehen.  Eine  gewisse  Ungenauigkeit  der  Messung  resultirte  hier- 
bei daraus,  dass  das  Fadenkreuz  nicht  zu  erkennen  war;  oder  an- 
dererseits der  schwache  Flächenreflex  erlosch,  wenn  die  zerstreute 
Helligkeit  erlaubte,  die  Fäden  wahrzunehmen.  Trotz  der  angedeuteten 
Schwierigkeiten  liegt  die  Fehlergrenze  der  Fundamentalwinkel  gewiss 
innerhalb  +.  5'.  Die  Figur  2  stellt  ein  einzelnes  Individ  unseres 
Zwillings  dar.  Die  Flächen  m,  t,  e,  i,  k  und  p  waren  bereits  be- 
kannt, alle  andern  sind  neu. 


TU 

Zunächst  wurde  die  Untersuchung  gerichtet  auf  den  ebenen 
Winkel,  welchen  die  Kanten  p:m  und  i:m  (resp.  e:m)  bilden. 
Zu  dem  Zwecke  wurden  gemessen  die  Kanten  m' :  p  =  79°  0'; 
p:i'  =  80®  59';  m':  i'  =  145*^  3'.  Aus  diesen  Werthen  ergiebt  sich 
der  ebene  Winkel  auf  m',  anliegend  der  Kante  i'  =  90°  4'.  Dass 
diese  Abweichung  vom  rechten  Winkel  innerhalb  der  Beobachtungs- 
fehler liegt,  wird  dadurch  bewiesen,  dass  andere  kombinirte  Messungen 


(m*:!;  x:i';  m';  i')  jenen  ebenen  Winkel  eben  Boviel  kleiner  wie 
90°  ergabsD ,  als  jene  oben  aDgeführten  Messungen  ihn  groaser  er- 
Boheinen  liessen.  Diese  Beeilt w in kligkeit  wird  in  mehr  direkter 
Weise  durch  die  Zonen  bewiesen,  in  denen  die  Flächen  beider  Indi- 
viduen unseres  Zwillings  liegen.  In  der  That  fallen  die  Flächen 
m,  X,  p;  i:xa  in  eine  Zone.  Da  der  vorliegenden  Verwaehsung 
bIb  ZwillingsBxe  die  Verticale  (Kante  m :  t)  zu  Grunde  liegt,  ao  kann 
jene  TautoKonalität  nur  bestehen,  wenn  der  ebene  Winkel  auf  m 
ein  rechter  ist.  Unter  Voran aaetzuug  diesea  Winkels  {n,  Winkel  der 
Äsen  b  und  c)  bedürfen  wir  zur  Ermittlung  des  Cyanitsyatems  nicht 
5  MesBungen,  wie  bei  andern  trikliuen  Systemen,  sondern  nur  4, 
Als  die  am  meisten  Vertrauen  erweckenden  Messungen  wurden  die 
folgenden  (wenugleich  sie  iUr  die  Rechnung  ziemlieh  unbequem  waren) 
der  Ermittlung  der  Axenelemente  zu  Grunde  gelegt: 
m':i  =  145"  35';  m' ;s  =  121"  58';  x:r  =  150"26';  i'r  r  =  137» 20*. 
Unter  dar  Voraussetzung,  dasa  m  Makropinakoid,  i  eine  Pris- 
menfläche, X  ein  Hemidoma,  r  eine  Tetartopyramide  ist,  berecfanmi 
flieh  folgende  Elemente : 

a  (braohydiag.) ;  b  (makrodiag.) ;  c  (vertic.  Ase)  ^ 
=  0-9164:  1;0  70996. 
a  =  ilO°0';  ^  =  100M8'Vi;  j- =  106' 23"/4. 
A  =  93"  13"/, ;  B  =  101"  16"/, ;  C  =  106"  40'Vä. 
,  c  ist  der  von  den  Axen  b  und  c  ein  geschlossene  Winkel. 
A  ist  der  der  Axe  a  anliegende  körperliche  Winkel  u.  e.  w. 
Alle  Winkel  gelten  für  den  rechten  obern,  vordem  Oktanten. 
Die   beobachteten   und   (mit  Ausnahme  von  f,  welchefl  an  KryetalloD 
von  Ghironico    sich    findet)   in    die  Figg.    eingetragenen  Flächen 
Bind  die  folgenden ; 

m.-=(a:a> b:(D  c),  oopcc .   t=(oo  B:b:oo  a),co  ?  ai.  p=(  i»  a:  o^h : c).0 P 
i={a:b;anc),wP'.      k  =  (a:b':  o^O),  co'P.    e=(Vsa:b:  ooo),aoP'a 
B={a:'/,b';a.  c),  ai'P2.  s=(a':  o.b:c)„P,  oo .     l=('/.a':  ocb'  '/.c),'/j,P,cd 
q=(ooa:b:o),  ,P'co.     v=(a;a:b':e),'P,ffl.   f={coa:'/il>':e),  2'?  B, 
o=(a' :  b :  c),  ,P.  r=(a' ;  b' :  c),  P,.  z=la' :■/»!>: '/«").  ,^2. 

w={'/ia':b:c),3,P2.     u=(V,a';'/äb;c),2,P.    y=(a' : '/,  b :  c),  2  ,f  2. 


Aus  den  Axonelementen  wurdi 
=  101°  16"/»  1 
=  106  40'/,         1 


1  folgende  Winkel  berechnet; 


:f  = 


:   142  53 

122  19 
z  =  143   6 

o  =  134  6 
:  w=  115   8Va 

:  112«  48' 


116  SitnmgrBberiohte 

m':  u  =  120  28  p  :  i  =    99     17 

m':  y  =    96  30V,  p  :  t  =    93     13Vj 

m  :  f  =    97  26  P  :  P  =    157»  27' 

p  :  X  =  136  45Va  q  :j^  ==  160     45Va 

z  :  v^=  179     20V2. 

Mit  diesen  berechneten  Winkeln  zeigen  die  gemessenen  eine 
befriedigende  üebereinstimmung. 

Das  System  des  Cyanit  bietet  offenbar  ein  nicht  geringes 
theoretisches  Interesse  dar,  —  vor  allem  durch  einen  rechten 
ebenen  Winkel  der  Axen.  Für  diesen  speciellen  Fall  ist  bisher 
nur  noch  ein  zweites  Beispiel  bekannt,  gleichfalls  durch  Zwillings- 
bildang  bewiesen,  bei  dem  Andesin,  einer  intermediären  Feldspath- 
species.  Ein  ferneres  Interesse  bietet  der  Cyanit  dar  durch  die 
Zone  m  :  q  :  z  :  o.  m  :  z  beträgt  nämlich  genau  90^  und  m  :  q  ist 
ÜEkst  genau  gleich  m' :  0.  Desgleichen  ist  auch  m' :  v  sehr  nahe  90^. 
Die  Flächen  v  und  z  fallen  an  unserem  Erystall  zufolge  der  Zwil- 
lingsbildung ungefähr  in  ein  gleiches  Niveau.  Diese  Winkelwerthe 
fordern  zur  Untersuchung  der  Frage  auf,  ob  es  möglich  sei,  den 
Cyanit  auf  rhombische  Axenelemente  zu  beziehen  (vergl.  Groth's 
Zeitschrift  f.  Kryst,  Bd.  III.,   Heft  1), 

Indem  ich  an  einem  Cyanit  von  Ghironico  die  an  demselben 
dargestellte  Spaltungsfläche  parallel  t  genauer  betrachtete,  bemerkte 
ich  feine  Streifen,  welche  vollkommen  das  Ansehen  von  Zwillings- 
lamellen besitzen.  Ihr  Gesetz  ist  „Zwillingsebene  die  Basis".  Die 
auf  der  Fläche  t  entstehenden  aus-  resp.  einspringenden  Zwillings- 
kanten betragen  173°  33',  was  sehr  nahe  mit  der  Beobachtung  über- 
einstimmt. Diese  Lamellen  setzen  zuweilen  durch  die  ganze  Breite  des 
Krystalls  hindurch,  zuweilen  enden  sie  indess  auch  mitten  im  Krystall. 
Wenn  die  Cyanite  hinlänglich  durchsichtig  sind,  so  verrathen  sich 
die  angedeuteten  Lamellen  durch  einen  sehr  lebhaften  Lichtreflex, 
welcher  aus  den  Krystallen  hervortritt,  wenn  man  auf  ihre  Basis 
blickt.  —  Nicht  mit  gleicher  Sicherheit  wie  diese  parallel  der  Basis 
eingeschalteten  Zwillingslamellen  gelang  es,  eine  zweite  Art  von 
Lamellen  zu  entziffern ,  welche  mit  jenen  in  einem  eigenthümlichen 
Connexe  stehen.  Von  jenen  Linien  beginnend,  in  denen  die  La- 
mellen 1.  Art  mit  den  m-Flächen  sich  berühren,  setzen  die  Blätter 
der  2.  Art  ein,  indem  sie  eine  entgegengesetzte  Neigung  besitzen. 
Diese  letztere  Art  von  Zwillingslamellen  liegt  gleichfalls  in  der  Zone 
m:p  und  zwar  annähernd  parallel  einem  Hemidoma  (Vs  a' :  00  b  :  Ve  c)» 

Prof.  vom  Ra  th  legte  dann  eine  dem  Museum  zu  Stuttgart  ange- 
hörige,  durch  die  Güte  des  Prof.  Fr  aas  dem  Vortragenden  anver- 
traute Silberstufe  von  Kongsberg  vor.  Dieselbe  stellt  eine 
Zwillingsplatte   von  stemförm  igem  Bau  dar  und  erinnert  in  hohem 


Qrade  au  die  früher  besprochene  Goldplatte  tod  Vöröapatak  aus  der 
ehemaligen  Kranta'schen  SammluD^.  Die  Platte  hat  «ine  grösste 
ÄuBdelinuiig  von  74  mm,  bei  einer  Breite  von  38  mm,  die  Dicke 
nur  Vi  ^^-  ^'^  Aggregation  der  atrablenförmigen  Erystalle'lemeote 
oder  die  Richtung  der  Strahlen  iat  parallel  den  Diagonalen  der- 
jenigen Oktnederfläohe,  welche  als  Zwillingsfiache  fnngirt,  genau  wie 
ea  hei  der  Goldplatte  stattfindet.  Während  nun  die  Tektonik  eina 
gleiche,  bo  ist  die  Form  der  Elementarkryst^Ie,  welche  innig  an 
eioaDder  ichliessend,  die  Platte  konatituiren,  eine  ganz  verschiedene. 
Bei  dem  Golde  fanden  wir  den  Mitte Ikryat all  zwischen  Oktagder 
und  Würfel  nebst  dem  Dodekaeder;  die  Elemente  der  SilherpUtte 
sind  hingegen  voni  'Ikositetraeder  303  begrenzt,  tu  welchem  nur 
eine  einzige  Oktaederfläche,  jene,  welche  der  Zwillingsebene  pa- 
rallel ist,  hinzutritt.  Manche  Eigeathümliohkeiten  dea  schönen  Oe- 
hÜdea  lassen  sieh  ohne  Fi^.  nicht  wohl  zur  Anschauung  bringen, 
ea  sei  daher  gestattet,  in  Bezug  auf  die  genaueren  Details  auf 
Grotha  Zeitachr.  f.  Kryst.,  Bd.  IH.,  Heft   l, 

Fltysfballsctae  Sectioii. 

Sitzung  vom  15.  Juli. 
Voraitzender  Prof,  Troachel. 
Anwesend  18  Mitglieder. 
Dr.  Garlt  legte  mehrere  neue  Schriften  zur  Ansicht  vor, 
die  sieh  theile  auf  das  Vorkommen  von  Steinkohle  nnd  Eisen  be- 
sonders in  Nordamerika,  theils  auf  die  Geologie  Skandinaviens 
bezogen.  Die  Eohlon-  und  EiBenerz-Lageratätten  Nord- 
amerika's  von  Hanns  Hpfer  bilden  das  XXIII.  Heft  des  Berichtes 
der  österreichischen  Cnmmisaion  über  die  Ausstellung  in  Philadelphia. 
Dasaelbe  giebt  in  überaiclitlicher  Weise  mit  7  Karten  und  einem 
Beitrage  von  E.  Poaepny  einen  Ueberbliofc  Über  den  Beichthura  der 
Vereinigten  Staaten  an  beiden  Fossilien,  wobei  der  Bedeutung  dar 
Anthraxitkohle  und  des  Magneteisensteins  besonders  2U  gedenken 
iat,  sowie  des  Dmatandes,  dasa  die  meiateu  Erze  Phosphor  enthalten, 
aber  arm  an  Mangan  aind.  Dia  Schrift  von  Richard  Akermann, 
Om  Jernliandteringen  i  Nordamerikas  förenta  Stater,  ist  eina 
ausführliche  Darstellung  des  Eiaenhüttenwesens  und  der  Bessemsr 
Stahlfabrikation  mit  14  Blättei'n,  Karton.  Zeichnungen  und  statisti- 
Bohen  Tafeln  von  grossem  Werthe,  Endlich  das  Buch  von  Job. 
Pechar,  Kohie  und  Eisen  in  allen  Ländern  der  Erde,  -Berlin 
1876,  ist  in  3  Sprachen  erBchienen  und  giebt  einen  allgemeinen 
statistischen  Ueberhliek,  der  nach  den  besten  Quollen  mit  ausser- 
ordentlichem Fleisse  zusnmmeugea teilt  ist  und  die  Ursachen  der  Zu- 
und  Aboahme  der  Producticn  in  den  eioxelnen  Ländern  erläutert. 
Unter  den  auf  Skandinavien  bezüglichen  Schrift«D    ist    luerat  eine 


KbiungsbericHe 

Arbeit  von  A.  El.  Idmebohm,  Om  SrerigeB  vigtigare  Diabas  -  ooh 
Oabbro  -  Artsr,  zn  nencen,  die  eine  sehr  Tallatändige  mikroBkopitdi» 
□uneralogiBche  üoteriuchaiig  der  Bohwedisohen  Grünsteine  entUUt 
and  sie  in  2  grosae  Gruppen,  des  IHabaa  nnd  Gabbro,  jede  mit  vielen 
Varietätee,  eiutheilt,  je  nach  der  veraohicdenen  minerBtogiacben  Za- 
sammeu Setzung.  Die  zweite  Arbeit  von  Bans  Reaach,  Gruud- 
Qeldet  i  aoeodre  Soeedemoer  og  en  del  of  NordQord,  giebt  ein« 
geologiaohe  Daratellaeg  der  Gegend  nördlich  vom  Sognefjord  in  Noi^ 
wegen  iat  und  von  besonderem  InteresBe  durch  das  Vorkommen  von 
diakordanter  Lagerang  in  kryatallinischem  Bohiefer,  von  Oliveofela  , 
in  demaelben,  und  von  Eklogitm&aaen  im  Geeiegranit.  Endlich  eine 
Bohrift  von  ProfesBor  TL  Kjerulf,  Om  stratifikiLtioneiia  apor,  ent- 
halt lahlreicbe  Beiapiele  von  geaohiobteteu  Gesteinen,  die  in  Berfih- 
ning  mit  eruptiven  MaBseugesteinen  metamorphiairt  aind.  So 
Alannschiefer  in  Chiastolitscbiefer  mit  noab  erhaltenen  Graptolithen, 
Silnrkalk  in  Marmor  mit  Versteinemngen  und  Vesuviankrj^tallen  in 
den  Höhlungen,  und  auch  mit  Skapotitkryatallen,  die  ein  Produkt 
der  Umwandlung  sind.  Ferner  wird  an  Schiefern  das  socundare 
Auftreten  der  Schieferung  and  der  Erzad^rn,  ganz  abweichend  von 
ilirer  Schichtung  erläutert. 

Prof.  Mohr  bemerkte,  dasa  ihn  die  eben  vorgetragenen  That- 
eachen  in  seiner  Ansicht  beatärken  mnaaten,  daaa  alle  krystalliniacban 
Silioatgeeteine  nur  durch  nasse  Metamorphose  auf  dieselbe  Unter- 
laute,  Thonechiefer  oder  fijtlk,  entstanden  seien,  und  führte  diesen 
SatE  dea  Weitem  ana. 

A.  Lindenmnth  aprach  über  Farbenver&nderüng  der 
L&abblltter,  insbea.  die  aog.  Panaehure,  die  Weissfleckigkeit  oder 
Albieatio,  deren  apontanea  Auftreten  er  an  einer  grösseren  Zahl  von 
Pflanzen  in  dem  Veranohagarten  der  landw.  Akademie  in  Foppelsdorf 
beobachtet  hat.  Die  Natur  der  Albteatio  sowie  die  üraache  ihrer 
Eatatehung  ist  zur  Zeit  noob  nnbekannt.  Der  Yortragende  erörtert 
die  zum  TheU  bisher  äberaehenen ,  änsserlich  wahrnehmbaren 
Yerindernngen,  die  «ine  Folge  dieses  Znstandea  sind,  wie  t.  B.  Ter« 
kfirtung  der  Achse,  Terkleinemng  der  Blattspreite  und  Abänderung 
dar  Biattform;  er  ist  geneigt,  äw  Aßncaüo  als  eine  durch  unbekannte 
Hmere  Vorgänge  bedingte  Anomalie  nnd  als  einen  krankhaften  Pro- 
MBB  an&afassen,  der  oft  nnr  von  localer  Art  nud  mit  Rücksicht  anf 
die  Indiridualität  der  ergriffenen  Pflanze  keineswegs  immer  als  ein 
allgemeinM,  den  ganien  Organismas  Bobwächendea  Kranksein  sich 
erwaüt,  in  vielen  Fällen  aber  die  Lebensdauer  der  afScirten  Indi- 
vidnaa  naahveialieh  vei^firzt  —  diese  gleichzeitig  mit  Hülfe  beecblea- 
iBgtar  Yegetatiaii  ihrem  £!nditelfl,  der  BIflten-  nnd  Fruchtbildnng, 
■ntgegenllUiraid  —  md  in  MÖtKn  Hanmnm,    der  völligen  Eot- 


fftTbung,   vor  Erreichung   der  Fructification,   den  Tod  herbeif&hrt. 

Die  Älbicatio  kann  durch  ImpfuDg  auf  grünblätterigB  Individuen 
übertragSD  werden;  es  können  aber  nach  den  AiiBführnngea  dea  Vor- 
trageaden  derartig  inficirte,  angesteckte  Pflanzen  nicht  als  auf 
UDgeschtechllicbem  Wege  entstandena  basterdo  angesehea  werden. 


SchliesBlicb  legte  Geb.  Ratb  Fabriciui 
IchreibuDg  des  Bergreviera  Wetzlar,  Bonn  1878, 
diese  Schrift  eingehend. 

Medizinische  Sectlon. 

Sitzung  vom  22.  Juli. 


Eiemann'B   B»- 
'or  und  besprach 


Vorsitzender    Prof.   Leydig. 
Anwesend  13  Mitglieder, 
in   Bonn    wird    zum    ordentlichen  Mitglied   aufge- 


Dr.  MoritzNussbaujn  spricbt  über  dieDiffereniirung 
der  GeBcblecbter.  Die  Resultate  seiner  an  den  Embryonen  und 
weiteren  Entwickelungaformen  der  Teleostier  nnd  Batrechier  ange- 
stellten Unters nchun gen,  die  demnöchat  ausführlich  an  einem  anderen 
Orte  roitgetbeilt  werden  sollen,  faset  er  in  folgende  Sätze  zusammen. 

1)  Hoden  und  Eieretock  geben  ana  derselben  Anlage,  einer  be- 
schrankten Anzahl  von  Geschlecbtsz eilen,  durch  einen  compliciiten 
Theilungsproceas  hervor. 

2)  Das  Follikel  epithel  dea  Eies  und  die  Zellen  der  von  la  Va- 
lette BOgenannten  FoUikelhant  entstehen  durch  Abspaltung  vom  Urei 
resp.   der  UrBamenzelle. 

3)  Hoden  und  Eierstock  sind  insoweit  von  einander  verschieden, 
ala  beim  Hoden  viele  S ildungs Zelle n (Spermatogonien v.  laValette) 
in  einer  gemeinschaftlichen  bindegewebigen  Hülle,  Ampulle,  Hoden- 
oanalchen  vereinigt  bleiben;  beim  Eierstock  dagegen  jede  Geachlecbts- 
zelle  (Ei)  mit  ihrem  Follikelepitbel  durch  eine  bindegewebige  Hülle 
(FoUikelhaut)  von  den  benachbarten  getrennt  wird. 

4)  Das  Ei  vergröBsert  sich  durch  Wach ath um ;  es  spricht  Vieles 
daftir.  dass  auch  die  Follikelepithelzellen  hierbei  betheiligt  sind 
(Waldeyer).  Die  Spermatogonie  theilt  sich  und  producirt  bei  diesem 
Theilungaprocess  ausser  den  die  äamenkorper  liefernden  auch  die  zur 
Cystenmembran  zusammeutretenden Zellen  (v.  la  Valette!. 

5)  Homolog  sind  demgemäss  Ei  und  Spermatogonie  (v.  la  Va- 
lette); Follikelepithel  und  die  FoUikelhaut.  Besondere  Bildungen 
sind  fQr  das  Ei  die  FoUikelhaut;  Tür  die  Spermatocyste  die  Cysten- 
membran;  wobei  jedoch  nicht  unerwähnt  bleiben  soll,  dass  auch  die 
durch   v.  la  Valette    uaohgewieeene  Cystenmembran   noch  diesem 


SiUungBlM  richte 

Äator   dieselba  Art    dev  EntstehuDg  hat  aJa    die    Folläelbaat  dar  ', 
Spermatoganie  und  das  Follikelepithel  des  Eies. 

Gibt  man  dem  3.  Satze  eine  andere  FasBung,  so  wird  nun 
BBgen  körnten:  die  DifTerenzirang  der  Gesehleabter  tritt  mit  dom  Mo- 
ment ein,  wo  die  Geschlechtszellen  jede  von  ihrer  epithelialen  Hülle 
nmUeidet  zu  vielen  vereint  in  einer  gemeinsobaftüehen  bindegewe- 
Itigen  Kapsel  liegen.  Der  Hoden  entsteht  durch  Grappirang  der 
tilH^en  Elemente  (Spermategonie  mit  FoUikelhant)  an  der  Wonfl*^ 
dsf  bindegewebigen  Kapsel  —  Bildung  der  Ampallen  tiad  der  ge- 
wundenen Hodencanäle  — ;  die  ÄuBfährungsgänge  nehmen  von  der  tlr- 
(dere  ihren  Ursprung  (Waldeyer,  Goette,  Semper,  Braun). 

Der  Eierstock  bildet  weh  durch  Äbachnürung  (Pflüger)  jedei 
7<:^''  eiaKelnen  Elementes  (Ei  mit  Follikelepithel),  indem  durch  Wucherung 

tt'.  '  der  bindegewebigen  Kapsel  die  FoUikelhaut  des  Biea  gebildet  wird. 
(^',.  Dass  in  der  Natur  überall  auf  einen  weiblichen  Keim  viele  männliche 
&!;  kommen,  wird  histologiscfa  erläutert  durch  das  Eigenwacbsthum  der 

hs-  weiblichen  Geschlechtszelle    und    die  Theilung    der  männlichen,  die 

a^./;.  ~        bis  EU  einem  gewissen  Stadium  beide  gleich  gewesen  waren. 

f^'-  Dr.  Herta  spricht  über  Delirium  acutum  idiopatianmi 

^  entstanden  durch  Yerengernng  der  lÄcher  im  Schädel,  durch  welche 

'^-f  die  Venen  passiren. 

'  Dr.  Bocks    spricht  Über  den   weiteren  Verlauf   der  bereits 

froher  mitgetheUten  Totalexstirpation  des  üteras. 


AUsentClne  Sitzung  vom  S.  AnguRt. 

Torsitzender  Prof.  Leydig. 

■  Anwesend  21  Mitglieder. 
Prof.  Koester  hielt  einen  Vortrag  über  Cellnloid.  Die 
Cellnlose,  der  Hauptbestandtheil  der  Membran  aller  Pflanzenzellen, 
von  der  Natur  selbst  schon  in  einer  unendlichen  Eeihe  von  Modi- 
ficationen  geformt  und  geataltet,  wurde  bis  in  die  neuere  Zeit 
technisch  wesentlich  doch  nur  auf  mechanischem  Wege  ver- 
erbeitet  (z.  B.  Holzprodukte,  Leinen,  Baumwolle,  Papier  a.  s.  w.). 
Die  chemiechen  Metamorphosen,  welche  die  Cetlulose  eingehen  kann, 
nnd  erst  spät  bekannt  geworden.  So  entsteht  durch  Eintauchen 
der  sn  Papier  verarbeiteten  Cellnlose  in  Schwefelsäure  das  künstliche 
Pergamentpapier,  dnrch  Tränken  des  Papiers  oder  besser  der  Baum- 
woUe  mit  Schwefelsfture  und  Salpetersänre  je  nach  der  Behandlungs- 
art die  tn  Aether  lAsUehe  CoUodinmwolle  oder  die  in  Aether  nn-  . 
lösliche  SohiewbaamwoBo. 


Glekbfalla  darch  Behandlung  der  CellaloBS  mit  Schwefel-  und 
SftlpeterBäure  kaim  man  Sutietanzen  erhatten,  die,  gepresHt  uod  ge- 
trooknet,  eine  sehr  feste  Consietenz  und  Widerstandskraft  gegen 
meahaniscbe  und  chemisc^he  Eingriffe  besitzen.  Auf  diese  Weise 
scheint  der  Engländer  Parkes  das  nach  ihm  benannte  Parkeain 
dargestellt  zu  haben,  dessen  technische  Verwerthung  jedoch  einge- 
stellt wurde.  Die  Darstellung  des  neuerdings  von  England,  aus  ein- 
geführten  Xyionitea,  aus  Holzfaseratoff  bereitet,  beruht  auf  derselben 
chemische D  Grundlage. 

Die  voriüglichete  Masse  der  Art  erfand  jedoch  cach  Jahre 
langen  Experimenten  der  Amerikaner  Uyatt,  die  er  Celluloid 
nennt  und  die  wegen  ihrer  ausgezeichneten  Eigenschaften  eine  viel- 
fache Verwendung  findet  und  noch  mehr  ei'fahren  wird. 

Hyatt  setzt  breites  Seidenpapier  einem  Regen  von  5  Volum- 
procont  Schwefelsäure  und  2  Tolumprocent  Salpetersäure  aus.  Da- 
durch wird  die  Callusoae  knetbar  weich.  Sorgfältig  ausgewaschen, 
getrocknet  und  mit  4  pCt.  Kampher  Termischt  wird  das  Gemenge 
erwärmt  und  unter  hohem  Druck  zusammengcpresst.  Dies  ist  der 
Bohstoff,  Celluloid,  der  jetzt  d&n  Aussehen  durchscheinenden,  blau- 
gelben  BiifCelhorns  hat,  jedoch  zäher  und  elastischer  ftls  dieses  ist. 
Wegen  dieser  Ach nlichkeit schlug  ReuleaiiK  fiirden  Bcliwerf&lligen 
Namen  Celluloid  den  deutscheu  Ausdruck :  Zel  1  h o r n  vor.  Der 
Stoff  lässt  sich  durch  Bleichen  klären  und  nimmt  fast  jegliche  Far- 
benmischung an.  So  werden  Stoffe  fabricirt  von  dem  Aussehen  von 
Bernstein,  Schildpatt,  Eorallen,  Malachit,  Lasur-  und  Speckstein, 
Elfenbein  u.  a.  Die  Haupteigenschaften  sind  aber:  1)  die  grosse 
Elasticität,  die  etwa  10  Mal  grösser  als  die  elastischer  Hölser  ist, 
BO  dasa  die  aus  Celluloid  dargestellten  Gegenstände  die  Bezeichnung 
«unzerbrechlich«  in  hohem  Grade  verdienen;  2)  die  Fähigkeit  beim 
Erwärmen  auf  125°  eine  Weichheit  anzunehmen,  vermöge  derer  der 
Stoff  in  jede  Form  einpreasbar  ist  (schon  bei  etwa  60  "  wird  er  sehr 
biegsam,  bei  140  °  dagegen  wird  er  trübe  und  spröde  und  zerfällt 
bei  145  ") ;  S)  die  enorme  Besistenz  gegen  Säuren,  nur  concentrirte 
Salpetersäure  greift  ihn  an,  Wasser  und  alkalische  Lösungen  lassen 
ihn  unverändert.  Die  einzige  Untugend,  dasa  das  Celluloid  sehr 
leicht  und  rasch  fast  ohne  eine  Spur  von  Asohe  zurükzu lassen,  ver- 
brennt, beschränkt  seine  'Verwertbbarkeit  nur  wenig.  Explosibel 
iat  das  Material  jedoob  nicht,  wie  man  eine  Zeitlang  behauptet  hat. 

Vermöge  dieser  Eigenschaften  lässt  sich  das  Celluloid  in  der 
mannichfachsten  Weise  verarbeiten  und  bereits  sind  auch  einige 
Fabriken  mit  der  Herefellung  von  Celluloidwaaren  in  ausgedehntem 
Maasse  beschäftigt.  Ausser  einer  Fabrik  in  New- York  sind  es  rwei  einer 
deutschen  Aoti  enge  Seilschaft  gehörige  Fabriken:  die  amerikaniiche 
Gummi-  und  Celluloid- Waaren- Fabrik  in  Mannheim  und  die  Com- 
pagnie  franco-emericaine  de  uaouUohouo  dnrci  et  aonple  zu  St.  Denis, 


122  SitsangBberiohte 

welche  beide  ihr  Rohmaterial  von  der  Compagnie  francaise  du  Cel- 
laloid  zu  Staines  bei  Paris  fabriciren  lassen. 

Vor  allem  sind  es  zunächst  eine  grosse  Reihe  von  Gegenstän- 
den, die  man  bisher  aus  Hartgummi  machte,  welche  jetzt  aus  Cellu- 
loid  gearbeitet  Werden,  namentlich  also  Kamm-  und  Bijouterie- 
waaren,  wie  denn  überhaupt  das  Hartgummi  durch  Celluloid  grossen 
Theils  verdrängt  werden  wird.  Eine  ausgedehnte  Yerwerthung  hat 
es  schon  medizinischer  Seits  gefunden,  indem  man  jetzt  die  Gaumen- 
platten und  Eieferleisten  für  künstliche  Gebisse  daraus  darstellt. 
Sehr  schön  sind  Platten  jeglicher  Färbung  mit  Metalleinlagen  für 
Etuis,  Bücherdeckel  u.  dergl.  Auch  Billardkugeln,  Messergriffe, 
Hähne  (selbst  für  starke  Säuren  verwendbar),  kurz  eine  noch  nicht 
übersehbare  Reihe  von  Gegenständen  sind  aus  diesem  Stoff  zu  fabri- 
ciren. Und  wegen  der  Säurebeständigkeit,  auch  wegen  schlechter 
Leitung  der  Wärme  und  Elektricität,  wegen  Mangel  an  Aufnahme 
von  Feuchtigkeit  u.  s.  w.  wird  sich  das  Celluloid  in  vielfacher  Weise 
für  Bestandtheile  wissenschaftlicher  und  technischer  Instrumente 
eignen. 

Der,  Vortragende  lässt  eine  grosse  Reihe  von  Celluloidartikeln 
verschiedenen  Gebrauchs  und  Musterplättchen  des  Rohmaterials 
circuliren. 

Prof.  vom  Rath  legte  vor  und  besprach  eine  Reihe  grosser 
schöner  Phosphoritstücke  von  der  Insel  Elein-Curagao  in  der 
karaibischen  See,  ein  Geschenk  des  Herrn  Dr.  L.  Meyn  in  Uetersen, 
an  die  hiesige  mineralogische  Sammlung.  Das  Phosphoritgestein 
von  Klein-Curagao  ist  vorherrschend  conglomeratähnlich,  die  Farbe 
braun  in  helleren  und  dunkleren  Tönen.  Es  ist  ein  Conglomerat, 
dessen  Cement  wesentlich  gleicher  Art  ist,  wie  die  verkitteten  Bruch- 
stücke. Zuweilen  bietet  sich  statt  des  Couglomerats  auch  wohl  eine 
homogene  Masse  dar;  nicht  selten  zeigt  sich  die  schönste  schalige 
Bildung  theils  ebenflächig,  theils  sphärisch.  Es  ist  dieselbe  Aggre- 
gation, welche  für  manche  Blende-,  Aragonit-  etc.  Vorkommnisse  u.  s.  w. 
so  charakteristisch  ist.  In  den  conglomeratischen ,  sowie  in  den 
derben  Massen  finden  sich  häufig  Höhlungen,  deren  Wandungen  mit 
kleintraubigem  Phosphorit  bekleidet  sind,  eine  Ausbildungsweise, 
welche  auch  für  viele  nassauische  Phosphorite  charakteristisch  ist. 
Manche  der  vorliegenden  Stücke  haben  ein  für  Phosphorit  recht  un- 
gewöhnliches Anseheo,  indem  sie  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  dem 
sogenannten  gehackten  Quarze  besitzen.  Auf  schaligem  oder  derbem 
Phosphorit  ruht  nämlich  eine  zellige,  wie  mit  zahllosen  Einschnitten 
versehene  Masse.  Eine  genauere  Betrachtung  lehrt,  dass  es  sich 
hier  um  lauter  pseudomorphe  Hohlformen  oder  UmhüUungspseudo- 
morphosen  handelt,  deren  Inneres  entweder  vollständig  leer  oder 
nur  mit  skelettähnlichen,  den  Spalten  und  Hohlräumen  des  allmälig 


der  niederrheiniBohen  Gesellsohafb  in  Bonn.  128 

yersohwindenden  Minerals  entsprechenden  Phosphoritpartien  erf&Ut 
ist.  Um  welches  Mineral  es  sich  hier  handelt,  darüber  giebt  ein 
25  cm  grosses  Schanstücki  welches  eine  12  cm  im  Durchmesser 
haltende  Druse  umschliesst,  Kunde.  Diese  Druse  umschliesst  n&m- 
lich  dieselben  rauhflächigen  Hohlformen,  welche  in  der  Gesteins- 
masse dicht  zusammengedrängt  und  durchbrochen,  daher  zellen- 
ähnlich erscheinen.  Jene  Formen  besitzen  die  charakteristische 
Linsengestalt  des  Gypses.  Es  liegt  demnach  hier  eine  bisher  un- 
bekannte Pseudomorphose  von  Phosphorit  nach  Gyps  vor.  Diese 
DeutuDg  steht  auch  im  Einklänge  mit  dem  Vorkommen  des  Gypses 
auf  mehreren  Guanoinseln.  So  bildet  auf  Jaryis  (unter  dem  Aequa- 
tor,  160°  westlich  von  Greenwich  liegend),  einer  der  peruanischen 
Guanoinseln,  Gyps,  „theils  krystallinisch  und  fest,  theils  weich  und 
breiartig'^  das  Unterlagemde  des  Guano.  Auf  der  Mao-Eean-Insel 
ist  gleichfalls  das  Guanolager  von  Gyps  unterteuft  und  selbst  von 
Gyps  durchdrungen  (s.  Dr.  L.  Meyn,  „die  natürlichen  Phosphate 
in  ihrer  Bedeutung  für  die  Landwirthschaft^;  Leipzig  1878).  Die 
erwähnten  Pseudomorpbosen  sind  bis  4  cm  gross,  flachlinsenformig 
und  meist  scharfrandig.  Streifen  und  Furchen  in  der  klinodiago- 
nalen  Ebene  liegend,  lassen  die  Zusammensetzung  der  Linsen  aus 
parallel  verwachsenen  Erystalltheilen ,  entsprechend  dem  Klino- 
pinakoid,  erkennen.  Zuweilen  tritt  in  den  Hohlräumen  des  Phos- 
phorit auch  Kalkspath  auf,  theils  derb,  theils  in  kleinen  spitzen 
Skalenoedern  auskrystallisirt.  —  Aus  dem  Schreiben,  mit  wel- 
chem Dr.  Meyn  seine  schätzenswerthe  Sendung  begleitet,  mögen 
folgende  Bemerkungen  hier  eine  Stelle  finden.  „Ein  Dritttheil 
der  Insel  Elein-Curagao  besteht  aus  diesem  Phosphorit,  welcher 
80  bis  90  pC.  phosphorsanren  Kalk  enthält.'  —  Es  ist  offenbar  eine 
Eorallenbank,  welche  in  Phosphat  umgewandelt  wurde,  wie  der  Fels 
von  Sombrero,  welcher  aber  jetzt  untermeerisch  gebrochen  werden 
muss,  während  bei  Curagao  ein  hohes  Steilufer  frei  von  der  Hand 
abgebrochen  wird.  Der  Gentner  dieses  Phosphats  kostet,  je  nach 
der  Analyse,  reichlich  8  M.  Während  bei  Sombrero  Knochenab- 
lagerungen die  Umwandlung  bewirkt  zu  haben  scheinen,  ist  hier 
keine  Spur  davon,  daher  man  wohl  annehmen  darf,  dass  ein  ver- 
schwundenes Guanolager  (dessen  lösliche  Bestandtheile  durch  me- 
teorisches Wasser  dem  unterliegenden  Eorallenkalk  zugeführt 
wurden),  die  Umwandlung  bewirkt  habe.  Ob  die  Ealkbildung  eine 
Eorallenbank  der  Gegenwart  ist,  oder  tertiär  oder  cretacisch,  ver- 
mag ich  noch  nicht  zu  sagen.  Einen  schönen  Pecten  habe  ich  vor 
kurzem  gefunden,  vielleicht  gestattet  die  Auffindung  anderer  Petre« 
fakte  bald  eine  nähere  Bestimmung  dieser  merkwürdigen  Phosphorit- 
lagerstätte.** 

• 

Prof,   vom  Bath  legte  femer  vor    unäL  "Väbswääi   ^«ij».  "^^"^ 


124  SitzangBberiohte 


;^ 


Kurzem  erschienenen  II.  Band  des  Beport  of  the  United  States 
Geological  Exploration  of  the  f  ortieth  Parallel,  jenes 
grossartigen  Unternehmens,  an  dessen  Spitze  als  Greologist-in-charge 
Herr  Glarence  King  steht.  Der  vorliegende  Band,  welcher  mit  einer 
grossen  Zahl  von  herrlichen,  nach  Photographien  ausgeführten  Litho- 
graphien, Fels-  und  Landschaftsgehilde  darstellend,  geziert  ist,  ent- 
hält die  Descriptive  Geology,  bearbeitet  während  der  Jahre  1867 — 
1873  von  den  HH.  Arnold  Hague  und  S.  F.  Emmons.  In  dem  diese 
Abtheilung  des  Werks  begleitenden  Schreiben  Gl.  King's  an  den 
Brigadier-General  Humphreys  heisst  es  von  den  genannten  beiden 
Geologen:  „Die  wissenschaftliche  Schärfe  ihrer  langjährigen  Arbeit 
ist  unverkennbar  zwischen  den  Zeilen  zu  lesen,  welche  die  Resultate 
ihrer  Untersuchungen  zum  Ausdruck  bringen.  Jetzt,  da  sie  ihre 
Hämmer  niederlegen,  bleibt  mir  nur  übrig,  meine  aufrichtige  Anerken- 
nung der  von  ihnen  während  zehnjähriger  Forschungen  bewiesenen 
Kraft  und  Ausdauer  auszusprechen.^  Die  Herren  Emmons  und  Hague 
theilen  in  ihrer  Zuschrift  mit,  dass  die  Descriptive  Geology  in 
5  Hauptabschnitte  zerfalle,  entsprechend  den  5  Sectionen  des  diesen 
Band  begleitenden  geologischen  Atlas,  welche  von  Ost  nach  Westsich 
folgen.    Die  Autoren  betonen,  dass   ihr  Werk    nicht   den  Anspruch  % 

derjenigen  Genauigkeit  erhebe,  welche  man  von  einer  auf  genaue 
Karten  gegründeten  geologischen  Aufnahme  europäischer  Gebiete 
verlangen  könne.  Ihre  Arbeit  sei  vielmehr  eine  geologische  Reco- 
gnoscirung  in  einem  unbekannten  und  oft  unbesuchten  Gebiet,  wo  der 
Geolog  und  der  Topograph  gleichzeitig  arbeiten  mussten,  wo  also 
zuweilen  unter  Vernachlässigung  der  Einzelheiten  nur  die  Hauptthat- 
sachen  der  geologischen  Beschaffenheit  der  betreffenden  Landestheile 
erforscht  werden  konnten.  Eine  jede  der  Kartensectionen  umfasst 
ein  Rechteck  von  167  Miles  Länge  (Ost-West)  und  105  Miles  Breite 
(N-S).  Die  äusserste  östliche  Grenze  der  untersuchten  Zone  begreift 
die  Umgebung  von  Cheyenne  (Wyoming),  während  die  Virginia  Range 
nebst  dem  Pyramide  Lake  (Nevada)  die  westliche  Grenze  des  Auf- 
nahmegebiets bezeichnen.  Die  5  Kapitel  tragen  wie  auch  die  betreff.  Sec- 
tionen folgende  Bezeichnungen :  I.  Rocky  Mountains,  II.  Green  River 
Basin,  III.  Utah  Basin,  IV.  Nevada  Plateau,  V.  Nevada  Basin.  Der 
Maassstab  der  Karten  ist  4  engl.  M.  auf  1  Zoll  d.  h.  253,440  :  1. 
Die  mit  bewundernswerther  Technik  ausgeführten  geologischen  Kar- 
ten zeigen,  mit  sehr  feinen  Linien  ausgedrückt,  Isohypsen,  deren 
vertikaler  Abstand  300  e.  F.  (1  e.  F.  =  0,3048  m).  Jedem  geolo- 
gischen Blatte  ist  ein  topographisches  in  gleichem  Maassstabe  bei- 
gefügt, welches  die  Oberfläche  des  Landes  in  reliefähnlicher  Be- 
handlung zeigt.  Die  Ausführung  sowohl  der  topographischen  als 
der  geologischen  Blätter  kann  sich  gewiss  dem  Vollendetsten  ver- 
gleichen, was  bisher  in  dieser  Richtung  geleistet  worden  ist. 

Das   I.    Kapitel,   welches  die  Ueberschrift  „Rocky  Mountains^' 


•i 


trä^,  bebandelt  m  einzelnen  ÄbBolinitten  den  Colorado-  und  Laramie- 
QebirgBzug  mit  den  östlicli  vorgelagerten  ETieuen,  dann  die  Laramie- 
Ebenen  westlich  des  genannten  Zuges,  die  Medicine  Bow  Range,  den 
Distrikt  North  Park  nebst  dem  westlich  vorbei  streich  enden  Gebirge, 
Park  Hange  genannt,  dss  im  Westen  des  Xurth  Platte  gelegene  Land, 
endlich  die  Elkhead  Berge  nnd  die  Thsler  der  Flosse  Yampa  und 
Little  Snake.  Der  geologischen  Beachreihung  der  verschiedenen  Ter- 
rainabschnitte gehen  stets  auschauliehs  Schilderongen  des  allgemeinen 
Beide Fs  voraus-  —  Der  Inhalt  des  1.  Kap.  möge  hier  angedeutet  werden. 
Oestlich  vom  Fusae  des  Felsengebirgea  dehnen  eich  bis  zum 
Missiseippithal  mit  ganz  sanfter  Neigung  die  lOrossen  £benen<  aua. 
Nor  der  weatlichste,  SO  bis  35  Mi lea  breite  Streifen  derselben  fallt  i& 
das  Gebiet  der  Karte.  Hier  erscheinen  die  Ebenen  entweder  als  ein 
Plateau! and  oder  als  eine  sanftwellige  Fläche,  nur  unterbrochen 
durch  sanfte  Höhen,  welche  durch  die  grossem  Flüsse  in  ateilwandigen 
Schluchten  durchschnitten  werden.  Noch  in  einer  Entfernung  von 
20  M.  vom  Fuss  des  Gebirges  ist  die  Neigung  der  Ebene  kaum 
wahrnehmbar  und  erst  in  grosser  Nahe  hebt  aioh  dieselbe  merk- 
bar empor.  Zwischen  Sjduey  in  Nebraska  (Station  der  Pacific-Baha) 
und  Cheyenne  (6075  e.  F.)  beträgt  die  mittlere  Neigung  des  Landes 
20  FuBs  per  Mile.  Westlich  von  Chejenna  hebt  sich  die  Ebene 
schneller  empor  und  zwar  bis  zum  Granite  Caüon,  wo  die  Bahn  dM 
grosse  Gebirge  erreicht,  70  F.  per  Mile.  Im  Meridian  von  Cheyenne 
beträgt  die  Meereshöhe  der  grossen  Ebenen  5000  (der  südiiche  Theil) 
bis  6000  F.  (der  nördliche  Theil).  Nur  wenige  der  von  den  Bergen 
durch  die  Ebeuen  strömenden  Flüsse  (Tributäre  des  Nord-  oder 
des  Süd-Platte  sind  von  ansehnlicher  Grösse.  Sie  haben  sieb  in  dem 
lockeren  Sandstein,  welcher  die  Ebenen  constituirt,  breite  (4  bis  5  M.), 
überaus  ciniormige  Thäler  ausgenagt,  welche  selten  mehr  als  100  bis 
SOG  F.  unter  das  allgemeine  Niveau  eingeseukt  sind.  Eine  genauere 
Untersuchung  ergiebt,  dasa  im  Einzelnen  das  Relief  der  Ebanen  viel 
manniohf altiger  ist,  als  man  ahnen  sollte.  So  wird  es  bewiesen,  dass 
aaoh  hier  die  Denudation  in  bedeutendem  Maasse  gewirkt.  Mit  Aus- 
nähme  einiger  begünstigter  Stollen  in  den  breiten  Thälern  sind  die 
Ebenen  durchaus  baumlos.  Eine  ungewöhnlich  scharfe  natürliche 
Grrenze  scheidet  die  Ebenen  von  dem  plötzlich  und  steil  aafsteigen- 
den  Coloradogebirge.  —  Mit  dem  Namen  „Laramie-Hügel"  ist  man 
übereingekommen,  den  Kwiachen  dem  41,  uud  42.  Breitengrad  lie- 
genden, vergleichsweise  niederen  Theil  der  östliolien  Parallelkette  dea 
Felsengebirges  zu  bezeichnen.  Dieser  GebirgGabachnitt,  welcher  im 
Norden  durch  den  Durchbruch  des  Laramie-FIussea,  im  Süden  durch 
den  nördlichen  Quellarm  des  Cache  la  Poudre  begrenzt  wird,  besitzt 
eine  länge  von  80  M.  bei  einer  zwischen  14  nnd  18  M,  weohaeln- 
dan  Breite.  Im  Gegensatz  zu  der  nördlichen  und  südlichen  Fort- 
setzung der  grossen  Gebirgskette  stellen    die  Laramie  Hills  ein  wel- 


SxteuDgsbericMe 

]iges  Plateau  mit  gemndetcn,  gegen  Osten  allmälig  so  Höhe  abneh- 
menden Gipfeln  dar.  Die  allgemeine  Gipfelhöhe  schwankt  swisclieo 
7800  und  8300  F.;  wenige  Funkte  überragen  dtetaa  Nivean  und  bis 
SOOO  steigt  wahrecheinlloh  nur  ein  eimuger  Gipfel,  der  Sanders  Peak 
(9077  F.).  Andere  culminirende  Gipfel  sind;  Central  Peak  8774  F., 
Arrow  Peak  8683  F.  Die  Station  Shermsn,  der  frostige,  traurige 
Culminationapunkt  der  gansen  Pacificlinie,  hat  eine  Böhe  voD  8271  F. 
Alle  Genaseer  der  Lara mie- Hügel  ergieisen  sich  gegen  0.,  alle 
Thäler  und  CaSons  ziehen  mit  sanfter  Neigung  ebendorthin.  Die  ihal- 
acheidenden  Eüclcea  Bind  gerundet  and  unterbrochen  durch  lahlreidie 
Hügel  und  Kuppen  von  Granit,  welche  der  Landschaft  Mannichfal- 
tigkeit  gewähren.  Auf  den  Gebirgahohen  iat  der  Baumwuchg  sehr 
beaohränkt,  wenngleich  über  die  ganze  Gebirgafläcbo  hin  an  dan 
Gehängen  und  unter  dem  Schutz  grösserer  FeUkuppeu  manche  kleine 
Fichtenwäldchen  sich  finden.  Sie  geben  der  Landachaft  einen  maleri- 
achen  Charakter,  ohne  indeaa  von  gTösserein  praktischem  Werth  zu 
sein.  In  den  Thalsoblen  findet  aich  gutes  Bauholz,  doch  Bind  die 
Stämme  nur  Mein.  Die  höheren  Thalmuldan  aind  mit  Zitterpappeln 
geschmückt.  Zu  Culturland  sind  mit  sehr  wenigen  Ananahman 
weder  die  Thäler  noch  die  Höhen  geeignet.  —  In  Bezug  auf  ihren 
geologjachen  Bau  bilden  die  Laramie-Hügel  eine  einziiire  aiitiklinale 
Wölbung  und  zwar  eine  der  ausgezeichnetsten  in  dem  geaammten 
Unter euchungBgebtet.  „Metamorphische  Granite"  und  granit&hnliche 
Geateine  archäiaohen  Alters  bilden  die  centrale  Axe,  während  die  .' 
Gehänge  aus  Schiebten  von  Sandstein  und  Kalkstein  paläoaoischen 
Altera  beatchen,  weiche  von  der  Mittellinie  des  Gebirga  fort  gegen 
0.  ond  W.  fallen.  Diese  paläozoischen  Massen  ragen  za  grösseren 
Höhen  empor  als  die  centralen  kry stall inischen  Gesteine.  Obgleich 
von  ersteren  keine  Ueberbleibsel  im  centralen  Gebirg  sich  finden, 
SQ  kann  doch  kein  Zweifel  bestehen,  dass  sie  ehemals  ein  gescbloa- 
senes  Gewölbe  über  den  krystallinischen  Gesteinen  gebildet  haben. 
Auf  der  westlichen  Seite  des  Gebirgs  constituiren  die  paläozoischen 
Schichten  groseartige,  nnunterbrochcae  Züge,  welche  in  nordaüdlicher 
Eichtuog  streichen  und  mit  4  bis  10  "  gegen  W.  fallen.  Ganz  ver- 
sobiedeu  ist  die  Erscheinung  dieser  Schichten  am  Östlichen  Gehänge, 
ihr  Zusammenhang  ist  hier  häufig  durch  das  aufgelagerte  SüsswasseT' 
Pliocän  dar  grossen  Ebenen  unterbrochen.  Auch  schwankt  das  Fallen 
hier  weit  mehr,  nämlich  zwischen  horizontaler  Lage  und  aaigerer 
Stellang.  Die  archäischen  Gesteine  der  Laramie-Hügel  sind  Granite, 
Gneisse,  Glimmer-  und  Hombtendschlefer ;  unter  ihnen  zeigen  die 
Granite  die  weiteste  Verbreitung.  Sie  können  mit  grÖBster  Wahi- 
Bcheinlicbkeit  zur  laurentiachen  Abtheilung  gerechnet  werden,  ent- 
apreohend  den  ähnlichen  Gesteinen  Canada'a,  New-Tork'aonddMndrd- 
'  liehen  Europa.  Anf  eina  centrale  Muse  ton  grobkfindgaa 
Granit  folgt  gegen  0.  wie  g^;«n  W.  eine  komptkt«,  »h  geiohiabtote 


Masse  von  rotblichea,  aus  Quarz  ucd  Feld  spat  li  besteh  enden,  gracit- 
ähnlichen  GeBtoinen.  Qegea  N.  und  S-  werden  die  Granite  ellmä- 
lig  aohiefrig  und  gehen  über  in  Gueisee  und  Schiefer.  Durch  Ver- 
witterung nehmen  die  Granitfelsen  oft  gar  Heltsame  Formen  an, 
welohB  VeraulasBung  zu  beaondern  Namen  gaben  (z.  B.  Skull  Rock, 
Tbe  Tower,  Lighthouse  Rock).  Die  granitabn lieben  Gesteine,  welche 
die  aettliobeiv  Partien  des  archäiscben  Distrikts  bilden,  besitzen 
nancbe  Eigenthümlichkeiten,  wodurch  sie  sieb  vqqi  centralen  Granit 
anters  che  iden.  Sie  sind  zähe,  in  scharfkantige  Stücke  brechend, 
der  Vewitterung  energisch  widerstehend.  Diese  peripherischen  gra- 
oitähnlicbea  Gesteine  zeigen  kein  gescbl  essen  es  Verbreitungsgebiet. 
An  manchen  Funkten  fehlen  sie.  In  charakteristischer  Weise  sind 
sie  bei  der  Station  Granite -Cafion,  wo  die  Bahn  von  Cheyenne  kom- 
mend, das  Gebirge  erreicht,  entwickelt,  nämlich  als  äusserst  zähe 
rothliche  Gesteine,  bestehend  aus  grauem  oder  röthlichem  Quarz  und 
kleineu  tafelförmigen  Kryatallen  röthliehen  Feldspatbs  (weseiitlich 
Orthoklas  mit  nur  untergeordnetem  Plagioklas) ;  Biotit  ist  an  diesem 
Pnnkte  etwas  häufiger  ala  gewöhnlich.  Von  den  peripherisebeji  Gra- 
niten wurden  xwei  VorkoramniHse  durch  Herrn  R.  W.  Woodward 
der  Analyse  unterworfen;  beide  zeigten  eine  nahe  U  eher  ein  Stimmung 
(Kieflels&ure  747,  76'6;  Thonerda  120,  12-4;  Eisenosyd  3'2.  1-3; 
Kalk  0'9,  O-e;  Natron  3'3,  3-1;  Kali  B'3,  5-4;  Glübverlust  0-6,  (J-5). 
Der  geringe  Kalkgahalt  beweist,  dass  Anortbit  oder  Labrador  nicht 
in  wesentlicher  Menge  vorhanden  sein  können.  —  Der  centrale  kör- 
nige Granit  geht  in  seiner  nördlichen  Fortsetzung,  etwa  unter  41  " 
30',  an  den  Quellarmen  des  Chugwater,  in  wohlausgebildeten  Gneiss 
und  Schiefer  über;  das  Gleiche  fiudet  auch  gegen  Süden  eljitt. 
Häufig  führt  der  Gueiss  Hornblende  als  wesentlichen  Gemecgtbeil; 
die  Varietät  des  Central  Peak  enthält  mikroskopische  Zirkone.  — 
Der  Granit  des  „EiaeobergB",  hördlich  der  Chugwater-Sehlucht  irt 
dadurch  bemerkenswert!],  dass  er  eine  grosse  lagerähnlicbe  Masse 
von  Ilmenit  umscbliesst.  Äpophysen  von  Granit  dringen  in  den 
Eisenkörper  ein,  ja  sie  werden  fast  ganz  von  demselben  eingehüllt. 
Es  ist  ein  wahrer  Ortho  kl  asgranit  mit  nur  wenig  Plagioklas.  Kieael- 
Säuregehalt  des  Gesteins  nach  Hrn.  Woodward  =  71*6  p,  C.  Er- 
wähnenswerth  sind  auch  einige  Gabbrokuppen,  welche  unfern  des 
Eiaenbergs  die  granitähnlichen  Gesteine  durchbrechen.  Die  Labra- 
dcrc dieses  Gabbro  werden  zuweilen  2  bis  3  Z.  lang  und  zeigen  ein 
schönes  Farbenspiel.  Diallag  ist  nur  in  geringer  Menge  vorhanden, 
wie  die  Analyse  des  Gesteins  durch  Dr.  Wiedermann  beweist,  welche 
sehr  nahe  einem  Labrodor  entspricht.  Der  Eisenberg  (aus  titan- 
baitigem  Eisenglanz  oder  Ilmenit  bestehend)  erhebt  sich  600  F. 
über  den  Spiegel  des  Chugwater.  Die  Eisenerztoasse  stellt  sich  am 
steilen  Gehänge  des  CaQon  gleich  einem  mächtigen,  vertioal  auf- 
iteigenden  Gange  dar.    Die  Längeuausdehnung  der  Hauptmasse  be- 


j  128  Sitxungrsbericbte 


Tt 


7i 


trÄj:t  wr.p'^rahr  •  ^  M. :  fio  cr.dot  poc«  n  Xorilen  scharf  abg'eschni 
wahror.d  fio  jrop  r.  S.  in  kloir.cn  v.r.rpp  Imäsfigen  Partier.  sich  : 
woil  vortV.jion  iässt.  Wiitrr  ir:jrt"  >•  »»rschfiüen  am  Hone  C 
wiOi^rru-ni  llmonitiriasjsrr..  wrlohi*  Wvl.j  als  d:-?  F-^rtst-tzur-^  des  E 
Wr»:-'-  ar.'/r.srhi-n  sind.  T»«?  V.v?  li««  Ki<vr.'!  erres  wurde  vor.  ] 
Kirh«rd}8  in  l^oston  '.;r.tors..oh:  F. «;"■:•..  Nv.i;;'.  24-5 :  EisenC'Xvi  -. 
Tii a n >a ji r«-»  CS •  i? :  U r. '. . .sl i :•  I . -.  *  L' •  i  .  1 : .  : ■ . r. •.  r  k -rr. '.zrv.  Va rietä: 
Frzos  stcipt  na^h  ^^  .•^^^^vfl^.":  .:••  r  '-c ;.:»".:  ar.  Ti:a:isAu^r  sogar 
4PT>  r..  r.  Do:-  höhe  T/.a:.:.;:  :i.:  m  rr..'r..itr:  irii-r'  drTi  "W 
dinsps  Fr/i^R.  wa;*  um  ?.■  r..tV.T  :  .  ':--.":.t..:rr..  üä  ^as  V:rk.'nnfa 
dir  AuslMMitr  smisi  fü:.fi;ii.  :.:..•.  .:':r "..-.*  "Wy.  n/.r.j;:  -:ir.  e:«cz.iJ 
Land  ist.  Aiit  CU'V  •wcsiiii-!«:-,.  >•.::■  ;•.  r  liLjrr'.keitv.  f-rsrhriz« 
wi'iinn  iii  }v»dfuti'.ndt'r.  ^iasst:  .  ..:.::...•:   C-:':-.:  h.:    ätr.    laiLrertis 

* 

Stra'fr.  i'iT.iri'lap-ri.  h;.  V:"l  ■:  .".  :  '.  ■.r:;r:..e-HL£rt-i  f^biri.  "^ 
Tr.«f}»'  ift's*<-nii-:  i-rsi  siu.iifr  ":•: .  "^  ;..r.  :*  r.r..  Fi  ■L.iifr  Crftk  ii. 
lorad.-.  iy*j.')ii'ii,t  Ttasfil: .  S:«.'.  .::•:.  ."•  r  Kr-w.  i-w::ri:';a*2cr  d- 
hrp.h.  rd 

I»;»-  -iHllii'.br  KuT'ijsf^ri.T.L  n- r  "..'.:•?. r:  .r-n-lp-:*!  xrira  d::rcL 
«i-.-!  jr.sflif-  (Tf)i;rp'i''  vo]  v  ,.  .irfi..  ^''.■...■'  r»'':h:\:r  ä*r  T-crü 
T'-^'M!  d- *j'it  llifi,.  ii,  IM!!-:  l-.'>'."-:k  .:.«  :  S  ?»!..  fkl:t  i:.  das*jrt 
d»  '  F\nr?» .  vi'li^hf-  nuh'ss  c-.  ^-..'..v-  ;-■."•  ..j^sff  ^  Arebaear.  R 
.'2.'  l»;»-  Sri  M..  zur  Ans.-Ii;.:  ..n:  :.'.:."  1»  :  -  iifirr.k-.fr  de?  L&: 
«•».i- r'  vu'l.  srhni'ii.  v.'i.i  v  .:  .::.*  ^.:  ••-  •  ai-hf-  :i.  I'-mdre  i 
Vf.»  •.,,'•  fr.d  liii  !.H"aiM«  ::..{^  '•■  '  ..'•«••  . • -.  :»•  rr'  v'trätTi  w 
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der  niederrheinischen  Gbsellsohaft  in  Bonn.  129 

ken  sich  zu  jenem  interessanten  Mittelgebiet  zwischen  dem  Colorado- 
und  dem  Medeoine-Bow- Gebirge.  Dies  mittlere  Senkungsgebiet 
zwischen  den  beiden  mächtigen  Gebirgsketten  (6  bis  7  M.  breit)  ist 
zwischen  dem  Hague's  Peak  und  dem  Kichthofen  Peak  ein  sanft  ge- 
welltes Land  mit  Plateancharakter,  gegen  N.  und  S.  geht  es  indess 
bald  in  die  breiten  Glacialthäler  des  Grand  River  und  Cache  la 
Poudre  über.  Der  letztgenannte  Fluss  entspringt  am  Westabhang 
des  Hague's  Peak,  fliesst  zunächst  gegen  N.  zwischen  den  beiden 
grossen  Gebirgen,  beschreibt  dann  unter  40*  45'  einen  grossen 
Bogen  gegen  0.,  vereinigt  sich  mit  zwei  aadem  Quellarmen,  dem 
South-  und  dem  North  Fork  und  tritt  bei  der  Stadt  Laporte  aus 
dem  Gebirge,  um  sich  26  M.  weiter  gegen  W.  nähe  Greeley  mit  dem 
Süd-Platte  zu  verbinden.  Der  südliche  Theil  des  hier  in  Betracht 
kommenden  Gebirgsabschnitts  wird  durch  den  Big  Thomson  ent- 
wässert, welcher  am  östlichen  Gehänge  des  Hague's  Peak  entsprin- 
gend, gleichfalls  dem  Süd-Platte  zufallt.  Prächtiger  Tannenwald 
(Pinus  ponderosa,  Äbies  Engelmanni)  bedeckt  den  grössten  Theil 
der  östlichen  Gehänge,  so  namentlich  auch  das  Hochland  um  den 
Monitor  Peak.  Die  Grenze  des  BaumvTuchses  kann  in  dem  G^birgs- 
abschnitt  nördlich  des  Long's  Peak  auf  11000  F.  angenommen  wer- 
den, vorausgesetzt,  dass  die  Lage  nicht  allzusehr  exponirt  ist. 

In  der  Colorado  Bange  finden  wir  den  gleichen  geologischen 
Charakter  wie  in  den  Laramie  Hills,  d.  h.  eine  dominirende  Masse 
von  krystallinischen  Gesteinen  von  archäischem  Alter,  seitlich  be- 
gleitet von  jungem  Sandsteinen  und  Kalksteinen;  hier  aber  im  süd- 
lichen Gebiet  ragen  die  sedimentären  Schichten  nicht  zu  solcher 
Höhe  empor  wie  gegen  N.,  sie  erheben  sich  über  die  Ebene  nur 
5—600  Fuss,  während  die  archäische  Formation,  zu  mehr  als  der 
zehnfachen  Höhe  emporsteigend,  das  ganze  weite  Gebiet  zwischen  den 
Ebenen  und  der  Medecine  Bow  Bange  einnimmt.  Ein  fernerer 
Unterschied  wird  dadurch  bedingt,»  dass  im  südlichen  Gebiet  die 
Lagerung  der  archäischen  Formation  eine  sehr  viel  verwickeitere 
ist.  Die  Schwierigkeit  der  Untersuchung  wird  besonders  dadurch 
vermehrt,  dass  auf  weite  Strecken  eine  Schichtung  nicht  vorhanden 
oder  nur  schwierig  zu  verfolgen  ist.  Bei  dem  einförmigen  Charakter 
der  Gesteine,  bei  dem  Fehlen  einer  Diskordanz  dürfen  wir  die  ganze 
Masse  archäischer  Gebilde  zu  ein  und  derselben  Abtheilung  und  zwar 
in  Hinsicht  der  petrographischen  Beschaffenheit  zur  Laurentischen 
rechnen.  Granite,  Gneisse,  Glimmer-  (seltener  Hornblende)  schiefer 
setzen  den  Colorado-Gebirgszug  zusammen.  In  wenigen  Gegenden 
mag  deutlicher  als  hier  ein  allmäliger  Uebergang  von  massigem 
Granit  zu  deutlich  geschichtetem  und  dünnschieferigem  Gneiss  zu 
beobachten  sein.  Eine  Analyse  Woodward's  ergab  für  den  centralen 
Granit  dieses  Territorium's  dieselbe  Zusammensetzung  wie  fOx  ^^ 
archäischen  Granite    der  Laramie  Hills.    "WeBtlicbi  "^om  laOTi^^"^««?«. 

BlUrmgBber,  d,  nledertbeSxL  Oeiellsch.  in  Bonn.  1818.  ^ 


I      •  i.    " 


130  Sitzungsberichte 


wurden  Gänge  von  Sohriftgranit  beobachtet.  An  einem  3000  F. 
hohen  mauerförmigen  Absturz  sieht  man  überzeugende  Beweise  von 
Gesteinsmetamorphose.  Westlich  von  jenem  Punkte  lagert  eine  Masse 
feinschiefrigen  Glimmerschiefers  zwischen  Bänken  eines  lichten  granii- 
ähnlichen  Gesteins.  Schmale  Gänge  eruptiver  Gesteine  durchbrechen 
die  archäischen  Massen,  sie  sind  indess  von  nur  geringer  Erstreckung 
und  weder  in  topographischer  noch  in  geologischer  Hinsicht  von  merk- 
barem Einfluss  auf  die  Gebirgsumgebung.  Ihre  Mächtigkeit  erreicht 
höchstens  10  bis  15  F.  Ihr  Streichen  ist  ungefähr  nordsüdlich;  das 
Gestein  meist  ein  Quarzporphyr.  Auch  schmale  Gänge  eines  reinen 
Quarzes  finden  sich. 

Paläozoische  und  mesozoische  Schichten  bilden  den  schmalen 
östlichen  Saum  des  Gebirges  und  trennen  die  alten  archäischen  Mas- 
sen von  den  weiten  Ebenen,  welche  in  Colorado  aus  Schichten  der 
obern  Kreide,  in  Wyoming  aus  Pliocän  bestehen.  Dort  erheben  sie 
sich  500 — 600  Fuss,  in  Wyoming  bis  1000.  Ihre  Breite  zwischen 
V2  und  10  M.  wechselnd,  ist  von  ihrer  geringeren  oder  starkem  Er- 
hebung abhängig.  Trotz  ihrer  geringen  Höhe  machen  sie,  von  den 
grossen  Ebenen  gesehen,  einen  imponirenden  Eindruck.  Von  der 
südlichen  Grenze  des  Aufnahmegebietes  bis  zur  Pacifischen  Bahn- 
linie ist  der  Zug  der  sedimentären  Schichten  nicht  unterbrochen. 
Weiter  gegen  N.  entlang  den  Laramie-Hügeln  erleiden  die  paläo- 
zoischen Schichten  einige  Unterbrechungen,  indem  sie  tief  herab- 
sinkend vom  Tertiär  überlagert  werden,  welches  dann  unmittelbar 
die  archäischen  Felsmassen  berührt.  Dieser  Zug  sedimentärer  Schich- 
ten besitzt  zwar  im  allgemeinen  einen  einfachen  geologischen  Bau, 
indem  das  Fallen  stets  gegen  die  Ebenen  gerichtet  ist,  im  einzelnen 
findeif  aber  in  den  Winkeln  des  Fallens  zwischen  horizontaler  und 
saigerer  Stellung  ein  mannichfacher  Wechsel  statt.  Zwischen 
den  paläozoischen  und  den  mesozoischen  Schichten  herrscht  durch- 
aus konkordante  Lagerung;  und  zwar  ist  in  den  Laramie-Hügeln 
eine  gleichförmige  üeberlagerung  von  den  ältesten  paläozoischen 
Straten  beginnend  bis  zu  dem  der  Kreide  angehörigen  Dacota-Sand- 
stein  zu  beobachten,  während  in  Colorado  eine  konkordante  Schich- 
tenfolge von  der  Trias  bis  zur  Kreide  vorliegt.  Die  Mächtigkeit 
der  einzelnen  Formationen  kann,  wie  folgt,  geschätzt  werden:  Paläo- 
zoische Schichten  850  F.,  Trias  800,  Jura  200,  Kreide  4300  (die 
letztere  Formation  wird  von  unten  nach  oben  in  folgende  Etagen 
getheilt:  Dakota  300,  Colorado  1000,  Fox  Hill  1500,  Laramie  1500). 
Diese  Formationsreihe  zeigt  indess  in  den  verschiedenen  Theilen  des 
Gebirgszuges  eine  wechselnde  Mächtigkeit  ihrer  Glieder.  Wo  z.  B. 
die  paläozoischen  Schichten  am  besten  entwickelt  sind,  da  sind  die 
Jura-  und  Kreideschichten  nur  wenig  mächtig.  Bemerkenswerth  ist 
auch  das  Verschwinden  der  paläozoischen  Formation  zwischen  den 
Parallelen  von   40^  55'  und  39°.    Die   paläozoischen  Schichten  des 


Colorado -Gäbirgies  siod  auf  der  Karte  mit  einer  eluzigan  Farbe  be- 
zeichnet und  swat  als  Eohtenkalk.  Schiuhteu  dieser  Fortnatioa  Bind 
ee  nämlich  allein,  welche  durah  palaontologlEche  Merkmale  btstimmt 
werden  konnten.  Dieselben  bilden  den  gröeeteD  Theil  des  geeammtcn 
Scblcbtenkomplexes  indem  sie  sich  von  den  Gipfeln  bis  zu  eiaem 
Niveau  von  150  F.  über  den  grossen  Ebenen  erstreoken.  In  den 
rothen  Sandsteinen,  welche  diese  letztere  Stufe  bilden,  haben  aiob 
bisher  keice  FoBsilien  gefunden;  doch  ist  nach  Analogie  mit  den 
Black  Hills,  wo  in_  ähnlichen  und  ähnlich  gelagerten  Schiebten  Obo- 
lella  und  Li ngulepia  vorkommen,  anzunehmen,  dass  die  tiefsten  Stra- 
ten der  Laramie  Hille  glcicbfalls  dem  untersten  Silur  angehören.  Die 
paläozouclieci  Schichten,  deren  groaete  Mächtigkeit  1000  F.  betrügt, 
bestehen  vorzugsweise  aus  Sandsteinen  und  Kalksteinen  mit  nur 
nntergeordneten  Lagen  von  Thonscbiefer.  Unter  den  bezeiobnenden 
Versteinerungen  ist  nameutlicbProductus  semireticirtatus  zu  nennen. — 
Auf  dem  Kohlenkalk  ruben  die  mäehtigen  Bänke  des  rothen  Trias- 
kalka,  deren  Zug  nur  auf  kurze  Strecken  unter  diskordaot  aufge- 
lagerten Tertiärsehiohtcn  sich  verbirgt.  Die  Mächtigkeit  der  Trifts- 
eobiohten  schwankt  zwisehen  800  F.  (in  Colorado)  und  300  (nördlich  von 
Granite-Caiion  d.  h.  der  Bahnlinie).  In  der  unteren  Abtheilnng  herr- 
schen, namentlich  südlich  vom  Cache  la  Poudre,  Conglomerate,  in 
denen  Trümmer  der  archäiscbaa  Formation  überwiegen.  Schieferigo 
und  thonige  Zwiacheolager  sind  characteriBtisch  für  die  mittlere  Äb- 
theilung, während  die  obere  aus  feinkörnigem  Sandstein  mit  dünnen 
Zwischeulagen  von  Kalkstein  und  Gyps  besteht.  Falsche  Schiefermig 
bt  ein  bezeichnendes  Merkmal  dieser  rothen  Sandsteinschichten.  — 
Lockere,  zerreibliche  Sandsleine,  Kalksteine,  Mergel,  unreiüe  Thone, 
vielfach  wechselnd  in  Farbe  und  Korn,  (innig  verbunden  mit  den 
Triasacbicbten)  'aind  es,  welche  man  als  jaraaaiscb  betrachtet.  Die 
Grenze  zwischen  beiden  Formationen,  welche  durchaus  konkorduit 
auf  einander  ruhen,  konnte  nicht  ohne  eine  gewisse  WOlkühr  gezogen 
werden.  Bezeichnende  jurassische  Fosailien  haben  sich  allerdings 
auf  der  östlichen  Seite  des  Colorado-Oebirges  noch  nicht  gefnnden, 
wohl  aber  an  der  westlichen  Seite  auf  den  Laramie-Ebenen,  in  Schich- 
ten von  gleicher  petro  graphisch  er  Besohaffeuheit.  Die  Mächtigkeit 
wechselt  zwischen  160  und  75  F.  Die  obere  Grenze  der  juraBsisohan 
Schichten  und  das  Liegende  der  Kreideform atiou  ist  gewöhnlich 
scharf  ausgeprägt.  Letztere  beginnt  mit  dem  Dakota  Sandstein, 
einem  festen  quarzigen  Sandstein,  welcher  sehr  bestimmt  durch  seine 
aufgerichteten  Bänke  ins  Auge  fallt,  wenn  man  sieb  von  den  groBsen 
Ebeoen  dem  Gebirge  nähert.  Denn  wenn  auoh  die  nächstfolgende 
"  Kreide-Etage,  die  Colorado-Etage,  konkordant,  also  mit  gleichar 
Schichtenneigung,  aufruht,  so  ragt  sie  doch  bei  ihrer  leichten  Zer- 
Btörbarkeit  nicht  zu  solcher  Höbe  empor.  Die  ColoradO' Gruppe  be- 
steht aus  Thonen,   Sehieferu,   Mergeln,  Kalksteinen  mit  vielen  Yer- 


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tf^»wt   v'm^'   Bi.f.v*uv     t.iMi«j£ib<;jj*:'    V»  iiB§e: .    "wknreiic    anöert- 
^^^   o«*.i/.M v«^' I    uHfKi- 'i-:.    lüG    II.    ae:   ir  ji-jLeiieL  jairpawicn 

tiM«  y'»uf.\^i.  '*•  •   J.ij'-u'-i    iirüjrL.    fl^^lj'.'L  *-Ilit  lecimiBchr  Vei 

AuMiMMi-      Ijfeufiiv^'i'-ii^    iKiU*''.  Kici  liur  IL  dez.  FiDBEiiüiterii. 
d«*.  l^iMf««i.    Uli!  (jrnc    i>i'u*.v'j;;    bizjG.     VüL  t>e60Dderm 
^itfite*»*'  *«l  'iii    I  rij).'riiiiiJi'  u***   SiaziuL  (.üxno.    naii€   dem 

M«y4M-  'iM^  Mi-ritiiui:j      Lii    aiitiKimalef  Gevölbe  von  Srtiichf  .      i 

PU  lU'««<ir  uiiü  ci'-»   .hiru  (Tii-b:  eicL  liier  nämlich  über  du  i 

IMrt*li9ii  ^f'Anr.uu'u  tiiM  miulfTL  Kreide  besiehende  FbteHk  J 

i  4mi  flüfubi-tj   i'^rhiiiiiiiip;i.lmlii  iiimnjt    eis   kleiner  See  Wft  *      ; 

»  iruftUuiMTr  rnii,'<'hiiTi^  tun.  Comer  See  genannt.   „Ivsay  «^ 

•i|iM  tu«  iwni«*  f<>r  Uli»  sheei  of  water^.  —  Der  S.Ab-  1 

Mi^Msiae   Ikiw   Range    gewidmeL      Dies  Oelikg«^  | 


wetohes  in  den  Gipfeln  Maunt  Riclithofen  (fast  13  000  F.)>  Clerk'e 
Peak  (13167  F.),  Medecina  Peak  (12231  F.),  Elk  Mountam{ll  Bll  F.) 
knlminirt,  trennt  Bieh  unter  40"  15'  vom  Colopado-Zuge  und  Htreioht 
in  nordwestliuher  Kichtung  bis  41°  40'.  Südlioh  vom  Mt.  Richl- 
hofeu  (40°  28'  n.  Br.)  nimmt  daa  Gebirge  eine  fast  rein  nordaüdlichfl 
Biobtucg  an  und  stellt  siueii  Bohmalen  zackigen  Kamm  dar  mit  nur 
kurzen,  durch,  die  Thätigkeit  früherer  Gletscher  ausgehöhlten  Thal- 
schluchtan  (glanial  oaEona).  Mt.  Richthofen  überragt  um  600 — 900 
F.  die  umliegenden  Giiifd.  Blickt  man  vom  Park-BaaaiD  gegen  0., 
BO  stellt  sich  der  Mt.  B.  als  eine  gewaltige  schön  kontourirte  Granit» 
masBe  dar.  Alle  höher«  Theila  dieses  Gebirges  üeigeo  deutlinbo 
^aran  der  Thätigkait  des  Eises,  Alle  hohen  Thalmulden  vraran  hier 
ehmals  von  Gletachera  eingenommen.  Tauneowälder  bedecken  den 
grÖBBten  Theil  des  Gebirges:  Äbies  Douglasii,  A.  Engelmanni,  PinM 
jJtHwfcrosa  sind  die  herrscbenden  Bäume.  T)io  Baumgrenze  erhebt  eiofc, 
wie  im  Colorado- Gebirge,  bia  11000  F.  Gleiohder  Colorado-Range  besteht 
ftueh  das  Gebirge  Medecine  Bow  uua  liocbkrystalliniBohen  arohäiscben 
0s«teioen,  Granit,  Gneisg,  Hornblende-  Glimmer-  und  Thonscbiefer  eto. 
Gewisse  Verschiedenbeiten  Jm  Vergleiche  2a  den  Colorado-Gesteine» 
(lumentlicb  eine  deutlichere  Schichtung),  machen  es  nicht  unwahr- 
■obeislich,  dase  im  Madecine  Bow  Range  eine  obere  Äbtheilung  de« 
Archäischen  {das  Huron)  vorliegt.  —  Der  4.  Abschnitt  behandelt 
den  Nordpark.  Die  „Parks"  siud  bekanntlich  vom  Hochgebirge  um- 
wallte DepressionRgebiete,  welche  eine  charakteristische  Figenibüm- 
licbkeit  der  Rocky  Mountains  darstellen;  der  Mordpark  ist  ein> 
wellige,  35  M.  io  oord  südlich  er,  28  bis  30  M,  in  ostweatlicher  Bichtnng 
mesBende  Hoobebene  (7500—7700  F.),  welche  4500  bis  5000  F.  unter 
den  Gipfeln  der  umgebenden  Hochgebirge  Medecine  Bow  und  Park 
Bange  eingesenkt  ist.  Gegen  Horden  ist  äer  Park  (bis  auf  den 
Durchhrnoh  des  Nordplatte)  durch  jene  beiden  konvergirenden  Ge- 
birge geschlossen,  während  gegen  S.  ein  weniger  scharfer  Ab schluM 
gegen  denMittelpark  stattfindet.  Vom  Mt.  Richthofen,  welcher  den 
Park  gegen  SO.  überragt,  läuft  in  nordwestlicher  Richtung  ein  600 
bis  800  F.  b.  Höheniug  von  RhyolJth  in  Jas  Dppressionsgebiet,  wäh- 
rend von  der  Park  Range  aus  ein  ähnlicher  Zug  von  Granit  gegen  SO., 
also  jenem  entgegen,  streicht.  Die  den  Park  umwallenden  Gebirge 
sind  mit  Conifereuwald  bedeckt,  die  wellige  Hochebene  aelbat  iat 
(mit  Aosnahtne  der  Flussthäler)  baumlos,  doch  mit  ungewöhnlieb 
.  rwobem  Graswuohs  geschmnokt.  In  den  Umgebungen  des  Nordpark 
finden  sich  vom  Kohlenkalk  bis  zur  obern  Grenze  der  Colorado-' 
Kreide  alle  Formationen,  welche  auch  vom  östlichen  Gehänge  des 
Felsen gebirges  beUaunt  sind.  Eine  Verschiedenheit  zwischen  beiden 
Gebieten  wird  indess  bedingt  durch  das  Auftreten  .(üngarar  vulka- 
nischer Gasteine  im  Nordpark,  dessen  centrale  Ebene  vom  Pliocän 
«Dgenommeu  wird.    Rhyolithe  haben  sieh  gleich  ungeheuren  Fluthen 


••:> 


134     '  Sitzungsberichte 

▼on  den  westlichen  Gehangen  des  Mt.  Richthofen  ergossen;  während 
eigentliche  Trachyte   und  Basalte    das    flachgewölbte    Gebirsre    (der 
Parkview  Peak  erreicht    mehr   als   12000  F.)  bilden,    welches    den 
Nord-  und  Mittelpark  scheidet.    An  der  Constitation  dieses  Grenz- 
gebirges nehmen  indess  auch  Ereideschichten  theil;    emporgehoben 
durch  Trachytansbrüche,    sind  sie    eingeschlossen   von  vulkanischen 
Massen  nnd  von  Gängen  durchsetzt,  welche  manerförmig  emporragen. 
Die    Park    Range,    welcher   der  5.  Abschnitt  gewidmet,    bildet  die 
dritte,    westliche  Parallelkette    des    Felsengebirges.     Als    westliche 
Grenze  des  Mittel-  und  Nordparks   erstreckt    sich  die  Park  Range, 
ein  aas  krystallinischen  Gesteinen  der  archäischen  Epoche  bestehen- 
der Gebirgskörper    mit    einer    zwischen  12  und  35  M.  wechselnden 
Breite  durch  mehr  als  zwei  Breitengrade  und  endet  unter  41  °  20'. 
Die  höchsten  Gipfel  sind:    Mt.   Zirkel  12126.    Ethel    Peak    11976, 
Pelham  Peak  11524.     Der  Mt.  Zirkel,  in  dessen  Thalschluchten  die 
Sparen  der  Gletscherthätigkeit  erkennbar,  besteht  Yorzugrs weise  ans 
Homblendeschiefer  nnd  -Gneiss.  —  Der  6.    Abschnitt  schildert  das 
Kreidegebiet  zwischen  den  Stationen  Como  und  Separation  (107^28' 
w.  L.).    Das  Land  ist    ein  flachwelliges  Plateau,   6500  bis  7000  F. 
ü.  M.     Die  bemerken swerthesten  Punkte   zwischen   diesen,    in  der 
Laftlinie  70  M.   entfernten  Orten    sind:    Carbon    (diese  Stadt   liegt 
656  M.  von  Omaha  in  wilder  trauriger  Gegend   inmitten  eines  cre- 
tacischen  Kohlenbeckens,   auf   dessen  Flötzen  vor  mehreren   Jahren 
ein  energischer  Abbau  stattfand);    das   Elk  (Elen)  -  Gebirge   (bildet 
einen   fast  ganz  isolirten  Ausläufer  des  Medecine  Bow;    liegt  9  M. 
südlich  der  Paciflc-Bahn,  die  umliegende  Ebene  4500  F.  überragend); 
der  Rawlings  Peak  (bezeichnet  den  Culminationspunkt  eines  antikli- 
nalen  Erhebungsthals,  in  dessen  Centrum  Granit  erscheint,  umgeben 
*    Ton   paläozoischen,    Trias-,    Jura-   und    Kreideschichten).   —   Einen 
Distrikt  von    hervorragendem  Interesse    schildert    der  7.  Abschnitt, 
das  Elkhead-Gebirge ;    ein    in    ungewöhnlichem  Maasse   malerischer 
Charakter  zeichnet  diese  an  hohen  Gipfeln  reiche  vulkanische  Gruppe 
aas,   welche,  auf  annähernd  kreisförmiger   Basis  von  ca.  37  M.  sich 
erhebend,  das  grosse  Park  Range-Gebirge  von  den  weiten  tertiären 
Ebenen  des  Green  River  trennt. 

Dichte  Coniferen Waldung  bedeckt  die  Höhen  bis  zu  den  Gipfeln, 
während  die  Thäler  in  wohlthuender  Abwechslung  Lichtungen  und 
Haine  von  Zitterpappeln  darbieten.  Die  östliche  Hälfte  des  Ge- 
birges mit  den  Gipfeln  Camel  Peak  9158  F.,  Whitehead  P.  10817  F. 
Hantz  P.  10906  F.,  Crescent  P.  10355  F.  besteht  aus  Trachyt  (als 
eine  besonders  merkwürdige  Varietät  hebt  Zirkel  —  welcher  bekannt- 
lich den  VL  Bd.  „Mikroskopical  Petrography"  des  grossen  Werks 
yerfasst  hat;  s.  diese  Berichte,  18.  Juni  1877.  S.  180  —  das  Gestein 
des  Whitehead  P.  hervor  wegen  der  Association  von  Sanidin,  Quars, 
Hornblende,  Aagit  und  Olivin),  die  westliche  Hälfte  mit  den  .Gipfeln 


der  niederrheinischen  Geaelhohaft  in  Bonn.  185 

Anita  10661  F.,  Weltha,  Navesink  9610  F.  ans  Nephelinbasalt.  Von 
de^  Trachytmasse  des  Grescent  Peak  zweigt  sich  in  nordwestlicher 
BichtuDg  ein  mächtiger  Trachytgang  ab,  welchen  auch  die  Karte 
zur  Anschauung  bringt.  Gleich  einer  20  bis  50  F.  dicken,  verti- 
calen  Mauer  sich  aus  dem  sanftwelligen  Kreideterrain  50  bis  100  F. 
erhebend,  streicht  der  Gang  mehrere  Miles  weit  fort;  in  horizontale 
Säulen  abgesondert.  Die  Gangfiäche  hat  in  Folge  der  aus  dem  Ge- 
stein ausgewitterten  Quarzkörner  ein  eigenthümlich  rauhes  Ansehen. 
Auch  aus  der  Umgebung  des  Hantz  Peak,  des  höchsten  und  östlich« 
sten  Gipfels  des  gesammten  Gebirges,  wird  eine  merkwürdige  geo- 
logische Thatsache  berichtet.  „Sein  Gipfel  ist  ein  spitzer  Kegel, 
dessen  Abhänge  namentlich  gegen  Süd  und  Ost  ungemein  steil  (40^) 
abfallen.  Am  nördlichen  Gehänge  liegt,  etwa  300  F.  unter  dem 
Gipfel,  ein  Ueberrest  von  sedimentären  Schichten,  eine  horizontal  ge- 
schichtete Sandsteinmasse,  welche  stark  verändert,  ja  stellenweise 
sogar  vollständig  verglast  ist."  Dieser  zum  Theil  als  Conglomerat 
ausgebildete  Sandstein  wurde  der  Dakota-Abtheilung  der  Kreide  zu- 
gerechnet. Unter  den  basaltischen  Gipfeln  ist  der  Mt.  Weltha  der 
höchste,  er  ist  ein  ungemein  sanft  emporsteigendes  breites  Gewölbe. 
Am  äussersten  westlichen  Fuss  des  Mt.  Weltha  beginnend  läofb 
gegen  WNW.  ein  höchst  merkwürdiger  Basaltgang  „Rampart"  ge- 
nannt, in  Bezug  auf  sein  gradliniges  Streichen  und  äusserst  regel- 
mässige Erscheinung  einer  künstlichen  Mauer  gleichend.  Der  Gang 
hat  eine  gleichbleibende  Mächtigkeit  von  6  F.,  die  Höhe  wechselnd 
zwischen  30  und  60  F.,  seine  Erstreckung  beträgt  3  bis  4  M.,  voll- 
kommen gradlinig.  Viele  thurmähnliche  Hervorragungen  gleichen 
Bastionen.  Das  Gestein  dieses  Ganges,  welcher  aus  rothen  eocänen 
Schichten  hervortritt,  ist  ein  trachytähnlicher  Basalt.  —  Der  8.,  den 
Thälern  des  obern  Yampa-  und  des  kleinen  Schlangenflusses  (little 
Snake)  gewidmete  Abschnitt  schildert  ein  Gebiet,  welches  topo- 
graphisch und  geologisch  bereits  dem  Green  River  Basin,  welches  im 
n.  Kap.  zur  Darstellung  gelangt,  angehört. 

Mögen  diese  Andeutungen  ein  schwaches  Bild  geben  von  dem 
reichen  Inhalt  des  grossartigen  Werkes,  welches  zur  höchsten  Ehre 
gereicht  sowohl  den  Topographen  und  Geologen,  welche  die  Unter- 
suchungen durchgeführt,  als  auch  den  einsichtsvollen  Behörden,  welche 
in  freigebigster  Weise  die  Mittel  zu  dem  grossen  Unternehmen 
bewilligten.  ^ 

Prof.  Binz  legt  eine  japanesische  Schrift  über  Arz- 
neimittel vor.  Dieselbe  ist  die  Uebersetzung  der  4.  Auflage  seiner 
Schrift  und  ist  angefertigt  von  Dr.  Adatzi,  japanesischem  Ober- 
stabsarzt in  Yeddo. 


.".%"■ 


136  Sitzangsberichte 

Prot  Mohr  ^rach  über  die  Natur  der  Attractiona- 
kraft.  Bekanntlich  werden  die  Erscheinungen  der  Bewegrung  dor 
Weltkörper  seit  Newton  durch  die  Annahme  einer  gegenseitigen  An- 
ziehung der  Körper  im  Yerhältniss  der  Masse  und  im  umgekehrten 
Yerhaltniss  des  Quadrates  der  Entfernung  erklärt.  Ein  Beweis  fär 
die  Existenz  einer  solchen  Kraft  ist  noch  nicht  erbracht  worden. 
Man  kann  sich  denken,  wie  von  einem  Körper  eine  Bewegung  aius- 
geht,  aber  nicht  wie  in  ihm  die  Ursache  liegen  solle,  dasa  eine 
äussere  Kraft  auf  ihn  übergehen  müsse.  Wir  kennen  die  schwin- 
gende Saite,  den  leuchtenden  Platindraht,  den  inducirenden  Strom- 
leiter; in  allen  diesen  Fällen  geht  die  Bewegung  von  dem  Körper 
aus,  aber  nicht  zu  ihm  hin.  Der  Begriff  der  Anziehung  ist  logisch 
onfassbar  und  uns  nur  geläufig,  weil  er  uns  in  einem  Alter  beige- 
bracht wurde,  wo  wir  nur  aufnehmen  aber  uicht  prüfen  konnten 
and  auch  noch  anderes  aufnahmen,  was  wir  nachher  abschüttelten, 
and  viele  auch  nicht. 

Newton  selbst  hat  die  Schwere  nicht  als  eine  der  Materie 
anhaftende  Eigenschaft  angesehen.  In  seinem  berühmten  Werke, 
Principia  Philosophiae  naturalis  p.  672,  sagt  er:  „Bis  hierhin  habe 
ich  die  Erscheinungen  der  Himmelskörper  und  unseres  Meeres  durch 
die  Schwerkraft  erklärt,  aber  die  Ursacht;  der  Schwere  habe  ich 
noch  nicht  bezeichnet  (causam  gravitatis  nondum  assignavi).  Diese 
Kraft  entspringt  allerdings  aus  irgend  einer  Ursache,  welche  bis  in 
die  Centren  der  Sonne  und  Planeten  ohne  Verminderung  ihrer  Stärke 
eindringt.  —  Den  Grund  dieser  Eigenschaften  der  Schwere  habe 
ich  noch  nicht  aus  den  Erscheinungen  ableiten  können  (rationem 
horum  gravitatis  proprietatum  ex  phaenomenis  nondum  potui  dedu- 
cere  (!j,  und  Hypothesen  stelle  ich  nicht  auf  (hypotheses  non  fingo).^ 
Das  ist  deutlich  genug,  um  sich  nicht  auf  Newton  betreffs  der  Er- 
findung der  Anziehungskraft  zu  berufen,  wie  die  nachgeborenen  Lehrer 
der  Physik  allerwege  thun.  Kepler  hat  die  Gesetze  der  Planeten- 
beweg^ng,  und  Newton  die  Gesetze  der  Schwere,  aber  nicht  ihre 
Ursache  entdeckt.  Die  Anziehung  ist  ein  leeres  Wort  statt  eines 
Begriffs ;  sie  würde  allen  Anforderungen  genügen,  wenn  sie  existirte; 
aber  das  ist  gerade  ihre  schwache  Seite,  dass  man  das  nicht  be- 
weisen kann,  und  dass  sie  physikalisch  unmöglich  und  unbegreiflich 
ist,  und  aus  den  ErscheinuDgen,  die  man  mit  ihrer  Hülfe  erklärt, 
kann  man  logisch  nicht  rückwärts  ihre  Existenz  beweisen.  Wir  kommen 
nun  zu  der  Frage,  wie  kann  eine  Kraft  überhaupt  in  die  Feme 
wirken,  und  darauf  gibt  die  neuere  Physik  die  ganz  bestimmte  Ant- 
wort: nur  durch  dazwischen  liegende  Materie.  Eine  Bewegung  an 
flieh  ist  undenkbar;  es  gibt  nur  ein  Bewegtes.  In  allen  Fällen  ist 
die  Unterlage  von  Wärme,  Licht,  Electricität,  Magnetismus,  chemi- 
scher Affinität  ein  Körper.  Durch  einen  absolut  leeren  Raum  kann 
keine  Bewegung  fortgepflanzt  werden,  und  so  muss  auch  der  Welt- 


j_ 


tBOm  einen  fenlöniiten  StofF  enthaltEm, 
atxalü  ihn  darchdringeo  können.  Wir  i 
BBther,  verstehen  aber  darchaas  nicht 
Optischen  Aether.  ein   neaentoBea   Ding 


damit   Idcht-  und  Wftrme- 

ennen  diewn  Stoff  den  Welt- 
dar unter  den  Bog;enaiiaten 
zwischen   Kraft    und  Stoff. 


welches  die  Lichtbewegung  Biifnehmen  eoll,   ohuu  köi'perlich  zi 


irahifaeB  alle  durcbaichtigen  Körp( 
uJiEnnehmen,  vielmehr  verstehen 
G&e  mit  allen  Eigene cbaften,  die 
auf'unBerer  Erde  die  Vermittler 
oität  etc.  sind.  Von  den  MdliOE 
siehnngskraft  empfingen,  bat  nur 
fen,  iwie  ist  Anziehung  möglich'  und  di 
IraRchtet    worden.     N.  Dellingehauset 


durotdringen  soll,  obne  Baam 
darunter  ein  sehr  rerdünntas 
an  Gasen  kennen,  und  die  auoh 
Schall,  Wärme,  Licht,  Electri- 
welche  die  Lehre  von  der  Aur 
Einziger  die  Frage  aufguwoi^ 
.□e  ist  gründlich  nicht 
lief  lau  Jiacher   Baroa 


dQu,tscher  Abstammung,  hat  in  einem  sehr  inhallreichen  Werke 
iGrondzügB  der  Yibratioustbeorie  der  Natur  ISTSt  auf  S.  32T  diese 
FraK^  aufgenommen,  aber  nicht  vollständig  gelöst,  nachdem  er  die 
Uumöglichkeit  der  Anziehuag  ausgesprochto  und  für  den  Unbefan- 
genen  bewiesen  bat.  In  einem  neueren  Aufsatz  (Kosmos  III.  S.  397) 
tritt  er  der  Sache  näher  und  giebt  folgende  Erklärung  ab,  die  wir, 
als  eine  Absohlagszahlnug  auf  die  Lösung  ansehen  könoen.  >Der 
Weltaether  muss  wie  jedes  Gas  von  loDgitiidinalen  Wellen  dnroh- 
lanfei]  werden,  deren  Schwjngnngeu  von  der  Grusse  uod  Dauer  jener 
.dar  Licbtwellen  sind  (?).  Indem  diese  Aetherwellen  auf  feste  Körper 
treffen,  üben  sia  auf  diese  durch  ihre  Stösss  einen  Dmck  aus,  und 
'Werdeii  von  ihneo  in  ihrer  Fortpflanzung  aufgehalten.  Die  Folge 
davon  ist,  dass  zwei  Körper,  welche  in  einem  Gase  oder  dem  Welt- 
äther  eingetaucht  sind,  auf  ihren  von  eioaüder  abgewendeten  Seiten 
mehr  StÖsse  empfangen,  als  auf  den  einander  zugekehrten;  sie  he- 
w^en  sich  daher  gegen  etnander.f 

Nach  meiner  Ansicht  ist  es  nicht  nothwendig,  dass  die  Wellen, 
welche  die  Schwere  bewirken,  mit  den  Lichtwellen  gleichartig  sind, 
dann  letztere  könuen  wir  auf  ihrer  Bahn  hemmen;  di^anigen,  welche 
die  Erscheinung  der  Schwere  bewirken,  aber  nicht,  Dase  aberWel- 
len  Ton  verschiedener  Dauer  und  Weite  ungleich  durch  dasselbe 
Mittel  fortgeflaozt  werden  können,  sehen  wir  täglich.  Eine  Buhwia- 
gende  Saite  theilt  der  Luft  nicht  nur  ihren  Grundton,  sondern  noch 
i  bis  5  Obertöue  mit,  zugleich  pflauzt  diese  Luft  Liaht-  und  Wärme- 
Wellen  fort,  und  wenn  wir  wollen,  auch  electriacha  Induction  und 
Magnetismus,  und  kann  auch  eine  Verbrennung  unterhalten.  Yiet- 
mehr  müssen  wir  annehmen,  dass  diese  Wellen,  wcluhe  die  Schwere 
bewirken,  bis  in  die  Körper  eindringen,  zum  Thell  noch  hindurch, 
wie  uns  das  Telephon  gelehrt  hat,  dais  wenn  man  gegen  eine  2  Fase 
dicke  Wand  achreit,  die  Wand  selbst  in  Schwiugung  geräth,  und 
auf  der  andern  Seite  noch  ein  Stück  des  Tones  mit  der  ganasn 
Klangfarbe  als  Ton  wiedergiebt.    Die»  Vielseitigkeit  d«r  Qaie  u&d 


138  Sitzungsberichte 

des  Weltaethers  nöthigt  uns  dieselbe  als  continnirlicb  und  elastisch 
zu.  betrachten.  Die  jetzt  allgemein  angenommene  Lehre  von  der 
Natur  der  Gase  ist  die  von  Erönig,  welche  er  damit  versinnlicht, 
dass  elastische  Kugeln  in  einem  hölzernen  Kasten  geschüttelt  wür- 
den, und  dann  wegen  ihrer  vollkommenen  Elastieität  ewig  hin  und 
her  zu  schwirren  fortfahren  müssten.  Denken  Sie  sich,  in  diesem 
Saale  (im  Stern  zu  Bonn)  wäre  nur  ein  Kubikcentimeter  Wasserstoff- 
gas vorhanden,  so  wurden  doch  zwischen  den  wenigen  Atomkufi;eln 
grosse  leere  Räume,  und  zwar  absolut  leere,  vorhanden  sein,  die 
den  Lichtstrahl  nicht  fortpflanzen  könnten.  Die  Erfahrung  ist  da- 
gegen, und  wir  müssen  die  etwas  hölzerne  Gastheorie  von  den  massiven 
Kugeln  und  leeren  Räumen  aufgeben.  Fällt  aber  das  Wasserstoff- 
atom, so  stürzt  die  ganze  moderne  Chemie  zusammen,  die  darauf 
gebaut  ist;  sieht  man  nicht  also,  dass  nicht  nur  im  Staate  Dänemark, 
aondem  auch  in  Physik  und  Chemie  noch  einiges  faul  ist.  Das  Ge- 
setz der  multiplen  Proportionen,  worauf  allein  die  Atomtheorie  ge- 
gründet ist,  wird  so  gut  eine  andere  Erklärung  finden,  als  die  an- 
ziehende Kraft  sie  gefunden  hat.  ' 

Major  Vogel  sprach  über  eine    besondere  Ausbildung 
der  Blüthe  einer  Sonnenrose. 


Allgemeine  Sitzung  Tom  4.  IVoTember  1878. 

Vorsitzender:  Geh.  Rath  Leydig. 
Anwesend  31  Mitglieder. 

Geh.  Rath  von  Dechen  legte  das  3.  Heft  des  II.  Bandes 
»der  Abhandlungen  zur  geologischen  Specialkarte  von 
Preussen  und  den  Thüringischen  Staatenc  vor,  welches  eine 
Arbeit  des  Landesgeologen  Prof.  G.  Berendt  über  die  Umgegend 
von  Berlin,  als  allgemeine  Erläuterung  zur  geogn.-agronomischen 
Karte  derselben  und  zwar  deren  erste  Abtheilung  »den  Nordwesten 
Berlins  c  enthält.  Von  den  9  Blättern  der  Karte  sind  erst  6  ausge- 
geben, welche  ebenfalls  vorgelegt  wurden  und  die  einen  höchst  in- 
teressanten Theil  des  Norddeutschen  Flachlandes  zur  Anschauung 
bringen.  Schon  seit  längerer  Zeit  sind  Versuche  gemacht  worden, 
die  geologische  Beschaffenheit  des  Flachlandes  kartographisch  dar- 
zustellen und  für  die  Land-  und  Forstwirthschaft  nutzbar  zu  machen. 
Es  kann  hierbei  daran  erinnert  werden,  dass  von  Bennigsen- 
F Order  bereits  1843  eine  »geognostische  Karte  der  Umgegend  von 
Berlin  c  herausgab  und  in  den  Jahren  1864 — 67  eine  Bodenkarte  der 
Umgegend  von  Halle  bearbeitete,   welche   erst   lange   nach  seinem 


der  imderrtieia 


'Coäe  auf  Veranlaasang  des  laudwirthBchaftliahen  MiniBteriuras  ver- 
Sffontlicht  worden  ist.  Bei  der  Grüadung  der  geologiachsu  Laades- 
L  1873  wurde  daher  auch  die  Frago  der  geologischen  Unter- 
■uohuDg  und  Kartirung  des  Norddeutsotian  Flachlandes  und  die 
möglichste  Nut/barmaclmng  dieser  Aiifnahraan  als  Bodenkarten  für 
-  dia  Land-  und  Forstwirthschaft  erörtert.  Bereita  im  folgenden  Jahro 
koantea  solche  von  Prof.  Orth  ncd  von  Prof.  Berendt  bearbeite- 
1  Kurten -Entwürfe  vorgelegt  werden,  es  erfolgte  eine  Einigung 
Ster  die  Erfordorniaae  solcher  Karten  für  Land-  nnd  Forttkulfnr 
und  nber  die  Art  der  Darstolhing.  Prof.  Berendt  beurbeitato  nua 
mit  Dr.  Läufer  und  Dr.  Dulk  die  9  ersten Sectionen-im Nordwesten 
Ton  Berlin  und  wurda  im  Jahre  1875  in  einer  Conferenz  der  geolo- 
.  flohen  Landes  an  ötalt  mit  Vertretern  der  Land-  und  Foratknltnr 
aserkannt,  dass  die  in  der  Zeichnung  vorgelegten  Karten  den  von 
praktischer  Seite  zu  stellenden  Anforderungen  genügen. 

orliegende  Schrift  dient  zur  Orientirung  über  den  Znsam- 
monhang  der  guognostiscben  and  der  BodenvorhältniBse,  eineciiliess- 
Uoh  der  Ackerkrume  nnd  erläutert  die  Methoden  der  Darstellung 
,  Ulf  den  Karten,  um  dem  Landwirthe  die  Art  der  Benutzung  der- 
,  eelben  für  seine  Zwecke  zu  zeigen. 

Die  allgemeine  Kennzeichnung  der  Lage  der  9  Kartenblatter 
in  K.  von  Liuum  bis  Oranienburg,  in  S.  von  Markau  bis  Spandau 
^nd  auf  diesem  letzteren  von  der  Berlin -Harn  bürg  und  Berlin-Lehrte 
.^senbahn  durchschnitten  hat  ein  grosses  luteresBc. 

iche  Lauf  der  Oder  über  MüUroeo,  Berlin  und 
HRvelberg  zur  unteren  Elbe  ist  bereits  vor  länger  als  50  Jahren 
'TOO  L.  V.  Bnch  erkannt,  später  von  Girard  genauer  nachgewiesen 
worden,  diesem  wichtigen  Factor  in  der  Oberflächengestaltung  der 
"betreffenden  Gegend  fügt  nun  aber  Berendt  noch  den  Nachweis 
|i'du  alten  Laufes  dei'  Weichsel  von  Fordon,  Bromberg,  Nackel  und 
,  iKrtrin  bis  zur  jetzigen  Oder  und  weiter  über  Neustadt-Eberawalde 
naob  Oranienburg  hinzu,  wo  die  Havel  sich  in  die  damalige  Weioh- 
sal  ergoBs  und  die  schmale  Landplatte  zwischen  diesem  Strom  und 
Äer  Oder  durchbrach  und  so  eine  grosse  Flussinsel  von  Marwitz  bis 
Tehrbellin  —  das  Ländchen  Glin  und  Bellin  —  bildete,  während  die 
fhnptvereinigung  der  Oder  und  Weichsel  zwischen  Fehrbellin  und 
'IWeaack  lag  und  ihre  Wasser  von  hier  aus  gemeinschaftlich  zur 
tinteren  Eibe  abflössen.  Die  geognostiaohe  Gliederung  dieser  Gegend 
.wird  auf  Grund  dieser  alten  Hydrographie  äusserst  einfach. 

5  Quartärbildungen  derselben  zerfallen  in : 
Jung-Älluvium;  ala  Tort-  nnd  Moorerde,  Wiesenerz,  Wieeenraer- 
gel,  Infusorienerde  in  verschiedener  Wechsellagerung;  Flusa- 
(Aue)!ehni,  FluBs-sand,  -grand,  -geröll;  Dünen-  oder  Flug- 
sand, Abrutsch-  und  Abschlämm'Maasen,  beide  letztere  dem 
Jung-  und  Alt-Alhmum  angehörend. 


140  Sitzongsbenohte 

Alt-Allaviam:  als  Thalsand  (Haidesand). 

Oberes  Diluvium:  als  Ob.  Diluv.-sand (Deok-Geschiebosaud),  Grand- 
und  Gerölllager;  Ob.  gemeiner  Diliv.-mergel  (Lehm-mergel, 
Ob.  Geschiebe* mergel,  mit  Lehmdecke) ;  nicht  wechsel- 
lagernd. 

Unteres  Diluvium  mit  Päludtna  düwoiana  und  geschrammten 
Geschieben:  als  Unt.  Diluv.-sand  (Spathsand,  Glimmersand, 
Braunsand),  Uut.  gemeiner  Diluv.-mergel  (Schluff-  Unt.  Ge- 
schiebemergel), Dil.-Thonmergel  (Glindower  Thonmergel, 
geschiebefreier  Thonmergel),  Mergelsand,  Dil  .-Grand-,  Ge- 
röll- und  Geschiebelager  in  mehrfacher  Wechseliagerung. 

Die  Ausführung  der  Karten  ist  ihrem  Zwecke  so  vollkommen 
entsprechend,  dass  einige  Worte  darüber  wohl  hier  eine  Stelle  finden 
mögen.  Juug-Alluvium  wird  durch  weissen  Grund,  Alt-Alluvium 
durch  grünen  Grundton,  Oberes  Diluvium  durch  gelblichen  und 
Unteres  Diluvium  durch  grauen  Grundton  bezeichnet.  Ausnahmen 
finden  nur  beim  Dünen-  oder  Flugsand  und  bei  den  'Abrutsch-  und 
Abschlamm -Massen  statt,  die  ersteren  sind  mit  gelben  Punkten,  die 
letzteren  mit  einem  aus  gelb  und  grau  zusammengesetzten  Grund 
bezeichnet. 

Auf  diesem  Grunde  sind  durch  engere  und  weitere  Schraffi- 
rung  (Reissung)  die  verschiedenen  thonigen,  thonig-kalkigen  und 
kalkigen  Bildungen  (letztere  blau),  durch  Punktirung  die  sandigen 
und  durch  kurze  horizontale  Striche  die  humosen  Bildungen  bezeich- 
net. Damit  ist  der  Vortheil  erreicht,  dass  die  petrographisch  glei- 
chen und  ähnlichen  Gebilde  der  verschiedenen  geognostischen  Ab- 
theilungen dem  Auge  leicht  aufiallen  und  dass  die  dem  Land-  und 
Forstwirthe  erwünschte  Unterscheidung  von  Sand-,  lehmigem,  Humus- 
und  Kalkboden  unmittelbar  gegeben  ist,  und  selbst  die  Uebercinan- 
derlagerung  zweier,  sogar  dreier  petrographisch  verschiedener  Schich- 
ten möglich  wird. 

Die  Verbreitung  der  Forraations-Abtheüungen  tritt  auf  den 
Karten  sehr  einfach  hervor.  Das  eämmtlicbe  Terrain  ausserhalb  der 
alten,  oben  bezeichneten  Thäler,  der  Höhenboden,  ungefähr  über  der 
Niveaulinie  von  120  Fuss  =  37.66  m  gehört  dem  Diluvium  an  — 
wenn  die  Dünen-  und  Flugsandbildungen  ausgenommen  werden  — ; 
das  Alt- Alluvium,  der  Thalsand,  tritt  zwischen  120  und  105  Fuss 
(32.95  m),  das  Jung-Alluvium  unter  dieser  letzteren  Niveaulinie  bis 
zu  dem  durchschnittlichen  Wasserspiegel  in  97  Fuss  =  30.44  m  auf. 

Die  chemischen  und  mechanischen  Analysen  der  verschiedenen 
Materialien,  welche  in  dem  chem.-agronomischen  Laboratorium  der 
geol.  Landesanstalt  unter  der  Leitung  des  Prof.  Orth  ausgeführt 
und  in  den  Erläuterungen  zu  den  einzelnen  Karten-Sectionen  mit- 
getheilt    sind,   finden   sich   hier   in    einer  übersichtlichen  Form  zur 


I  firmittelang  des  Gehnttea  an  Tliou,    Kalk,    Sanü  »od  Humus  zusam- 
[  nangestellt. 

e  mecbaDiscbB  Analyao  liefert  nach  der  KarDgrOESe:  Grand 

[   aber  2  mm,  Sand  in  5  Äbetufuti^en  von  2  bis  zu  0.05  mm,  Staab 

]  a  Stufen  von  0.05  bis    O.Ol    mm    und   endlich    feinatü  TbeiU, 

I  worunter  der  getammte  Gehalt  an  plastisuhem  Thon  entlialten  ist. 

Die  DiluviatbilduDgen  enthalten  im  un verwitterten  Zustande 
1  inch  kohlensauren  Kalk  (bez.  Magnesia),  die  Alluvialbildungen  viel- 
[  foch  auch  Humus  (bez.  Kohle).  Die  Bestimmung  dieser  Gemengtbeile 
I   gebt  am  besten  der  mechanischen  Trennung  voraus. 

Die  Bestimmung  von  Nebcnlieatandtheilcn,    welche  in  agrono- 

misoher  Beziehung   von   Wichtigkeit    sind,    ist    auf   die   feinen    und 

I  feinsten  Theiie,  sogenannte  Feinerde  beschränkt  worden,  weil  diese 

1   wegen   ihrer    leichteren  Aufschlieasbarkeit  bei    fortschreitender  Ter- 

'   vittemng  för  Pflanzen emäbrung  zunächst  in  Betracht  kommt. 

■  nähern  Erörterung  der  Einzelheilen  dieser  Analysen 
f  kann  hier  nicht  eingegangen  werden,  nur  einige  wenige  Bemerknn- 
Ton  allgemeinem  Interesse  mögen  hier  hervorgehoben  werden. 
Das  Diluvium  unteisoheidet  sich  von  dem  darüber  liegenden 
jBschiebe  gröastentbeüs  nordischer  Herkunft 
fehlenden  Kalkgehalt  in  den  un  verwitterten 
D  obern  Teufen,  wo  er  in  tbouig-kalkigen 
Q  mächtigen  Sandscbichtea  bis  zu  10  m 
t  angelaugt  ist.  Aus  dem  Diluvial-  oder  Gescbiebemergel  lässt  sich 
I  Aie  ganxe  Reihe  der  Gebilde  von  den  grossen  Oescbieben  bis  xum 
I  Intisten  Thonmergel  durch  blosses  Abschlemmen  entstanden  denken 
im  Kleinen  künstlich  darstellen. 
Der  Obere  und  Untere  Geschicbemergel  ist  nur  nach  seiner 
I  goOgnostitcben  Stellung,  bei  im  Ganzen  gleicher  ZusamraansetKung 
1  nnterseheidon ;  doch  enthält  der  letztere  einen  etwas  gröisoren 
L  &lkgflhalt.  Der  Durchschnitt  ergiebt  für  den  Oberen  10.2,  für  den 
I  Unteren  Geschiebemergel  17.1  Proc.  kohlensauren  Kalk  (einschl. 
r  Magnesia  und  Eisenoxydul)  und  dieser  Gehalt  steigert  sich  in  den 
3  Thonmergel  näher  stehenden  Gebilden  noch  beträchtlich. 

Der  Späths  and  oder  gemeine  Diluvialaand  wechselt  vomgi'oben 
f  Kauersand  bis  zum  feinen  Stuben-  und  Streusand  und  zeichnet  sich 
i  tertiären  Quarzsanden  durch  den  Gehalt  an  rothen 
I  Feldapatb  körn  oben  aus,  die  von  20.5  bis  herab  zu  8.4  Froc.  wechseln; 
\  sutserdem  enthält  derselbe  im  nnvcrwitterten  Zustande  einen  4  Proc. 
[   jedoch  niOht  leicht  übersteigenden  Kalkgohalt. 

In    dem    Grande    des  Diluviums   lassen   sich  ausser   den   Feld- 
'   spftthkör^ahen  unterscheiden:    Granit,   Goeiss,   Diorit,    ausgewitterte 
Tersteinerungen  von  Silurkalk,  Quarzit.  Sandstein,  Feuerstein,  Eeete 
!   TOn  Beleniniten,  Kreide,  Eisenkonkretionen. 

Bei  dem  Spathsand  des  Oberen  Diluviums  wird  die  Schichtung 


[  Terti&r  durch    die 

I  ttnd  durch    den    n 

1  Gebilden.    Derselbe  fehlt  i' 

[  Behiobten  bis  gegen  2  a 


•  4 


I 


142  Sitzungslieriohte 

nach  verBchiedenen  Korngrössen  vermisst,  während  die  ganze  Masse 
desselben  ungleichkörnig,  selbst  mit  Geschieben  gemengt  isti  Sonst 
entscheidet  hier  wie  auch  bei  den  Granden  die  Lagerung.  Nur  ist 
der  Obere  Grand  in  der  Kegel  etwas  abgerollter,  der  Untere  scharf- 
kantiger. Die  aus  den  norddeutschen  Diluvialbildungen  bekannten 
polirten  und  geschrammten  Geschieben,  welche  wohl  ihre  Abstam- 
mung aus  dem  Grunde  von  Gletschern  verrathen,  sind  nach  den 
letztjährigen  Beobachtungen  besonders  auf  den  Unteren  Gcachiebe- 
mergel  beschränkt.  Dagegen  finden  sich  im  Oberen  Diluvium  und 
namentlich  auf  Höhen,  wo  nur  die  Geschiebe  desselben  liegen  ge- 
blieben sind,  eigenthümlich  angeschliffene  dreikantige  Geschiebe, 
welche  den  Eindruck  von  Artefacten  machen. 

Ausser  den  eingeschwemmten  Resten  fossiler  Säuge thiere,  wie 
Elephas  primigeniuSy  Ehinoceros  tychqrhinus  u.  s.  w.  findet  sich  eine 
Süsswasser-MoUuskenfauna,  wie  Välvata  contorta  im  Oberen  Diluvial- 
mergel, dagegen  scheint  Fäludina  düuviana  auf  den  Unteren  Spath- 
sand  und  Diluvialmergel  beschränkt  zu  sein. 

Das  Alluvium  zerfällt  in  Süsswasser-  und  in  Flugbilduogen. 
Zu  den  ersteren  gehören  die  Alluvialsande,  welche  sich  nur  wenig 
von  dem  Diluvialsande  unterscheiden,  da  sie  nur  ein  Product  der 
Ümlagerung  oder  der  Auswaschung  diluvialer  Schichten  sind.  Es 
sind  Feldspath  führende  Quarzsande,  mittlerer  oder  feiner  Korn- 
grösse,  ohne  Kalkgehalt,  dagegen  zeigen  die  obersten  0.4  bis  0.6  m 
des  Thalsandes  einen  geringen  Humusgehalt,  als  einen  ursprünglich 
mit  niedergeschlagener  Gemeugtheil.  Sie  unterscheiden  sich  von  dem 
Oberen  Diluvialsande  durch  ein  gleichmässigeres  Korn,  und  von  dem 
Unteren  durch  den  Mangel  an  dem  Wechsel  von  feineren  mit  grö- 
j=  beren  Schichten. 

>!  Fuchserde,   durch  braunrothen  Humus  gefärbter  oder  ver- 

\\  kitteter  Sand,  der  in  vielen  Gegenden  für  Alt- Alluvium  charakteris- 

tisch ist,  hat  in  dieser  Gegend  noch  nicht  mit  Sicherheit  nachgewie- 
sen werden  können. 

Der  Wiesenthon,  Wiesen thonmergel,  letzterer  geht  in  Wiesen- 
kalk   über,    weicher    durch  Beimengung   von  Sand    ebenfalls    einen 
sehr  schwankenden  Kalkgehalt  zeigt.     Als  ein  diesen  Gegenden  eigen- 
1",;  thümliches  Gebilde  stellt    sich    der  Moormergel   dar,   welcher  die 

Y  •  obersten    0.1    bis    0.2   m    der  grossen  Wiesenilächen  des  Havelluch 

1 '  "  strich-  und  nesterweise  bildet.  Derselbe  enthält  viele  Schaalreste  von 

Valvata,  Bythinia  und  Planorhis  und  gleicht  doch  dem  kalkfreien 
Moorboden.  Als  Moorerde  werden  die  Zwischenstufen  von 
eigentlichem  Torf  bis  zu  humosem  Sand  bezeichnet,  ein  geringer 
Gehalt  von  Humus  (2^2  Proc.)  reicht  schon  hin,  um  einen  feinkörni- 
gen Sand  als  Moorboden  erscheinen  zu  lassen. 

Eine  geringe  Beimengung  von  Chlornatrium  im  Moorboden  des 
Havelluch,   wie  bei  Nauen  und  Ceestow,   ist  bewundernswerth,   und 


ii 

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der  niederrheinisohen  Gesellaohaft  in  Bonn.  148 

wird  auf  eine   aus  grosserer  Tiefe  zu  Tage  tretende  schwache  Salz- 
quelle zurückgeführt. 

Torf  kommt  in  den  vorliegenden  Kartenblättern  über  grosse 
Flächen  hin  im  Zusammenhange  und  zum  Theil  von  bester  Aus- 
bildung aber  nicht  grosser  Mächtigkeit  vor.  Das  grosse  Rhinluch 
(Linum)  erfüllt  zum  grossen  Theil  den  Norden  der  Blätter  Linum 
und  Cremmen.  Das  Havelluch  zeigt  bei  Nauen  ein  zwar  nicht  tiefes, 
aber  horizontal  recht  ausgedehntes  Lager.  Der  Einschnitt  der  Wu\)- 
litz  (Sect.  Marckau)  ist  ebenso  damit  erfüllt,  wie  sich  ein  ausge- 
dehntes Lager  an  der  Havel,  in  Sect.  Oranienburg  und  Hennigsdorf 
erstreckt.  Aeltere  Analysen  und  Versuche  über  den«  Heizwerth 
werden  mitgetheilt. 

Moostorf  würde  kaum  besonders  unterschieden  worden  sein, 
da  er  hier  uur  untergeordnet  auftritt,  wenn  er  nicht  in  W.  und  0. 
des  Norddeutschen  Flachlandes  in  den  grossen  Hochmooren  von 
bedeutender  Wichtigkeit  wäre. 

Infusorienerde,  aus  mikroskopischen  Eieselpanzem  meist 
von  Diatomeen  bestehend,  im  trockenen  Zustande  mehlig  und  sehr 
leicht,  kommt  in  Wiesen  und  alten  Flussläufen  vor,  wie  Wiesen- 
kalk, mit  dem  sie  so  oft  verwechselt  wird.  Reine  Infusorienerde 
ist  in  dieser  Gegend  noch  nicht  gefunden  worden,  aber  durch  feinen 
Sand  und  Quarzstaub  verunreinigt  unter  dünner  Moordecke  in 
einem  zusammenhängenden  Lager  von  0.5  bis  1.5  m  an  der  Spree 
unterhalb  Berlin,  an  der  Havel  unterhalb  Spandau. 

Die  Dünensande  dieser  Gegend  unterscheiden  sich  ihrer 
Zusammensetzung  nach  wenig  von  den  übrigen  Alluvial-  und  somit 
auch  von  den  Diluvialsanden,  nur  das  absolute  Fehlen  jeden  gröberen 
Grandes  und  kleiner  Gerolle  lässt  dieselben  mit  Sicherheit  erkennen. 
Die  äussere  Form  der  Hügel  lind  bei  vorhandenen  Durchschnitten 
die  Yegetationsrinde  der  ursprünglichen  Oberfläche  giebt  noch 
weitere  Kennzeichen. 

Ausführlich  sind  die  agronomischen,  pedologisohen  Verhält- 
nisse und  die  Pedographie  der  hier  auftretenden  Bildungen  behandelt. 

Da  wo  die  vorher  beschriebenen  Forraations- Abtheilungen 
unmittelbar  die  Oberfläche  bilden,  sind  sie  chemisch  durch  Zer- 
setzung, mechanisch  durch  Dislocirung  gewisser  Gemengtheile  unter 
dem  Einflüsse  der  Atmosphärilien  und  der  Pflanzendecke  (der  Wur- 
zeln) von  oben  wieder  verändert,  so  dass  eine  Oberkrume  unter- 
schieden werden  kann,  welche  für  den  Land-  und  Forstwirth  von 
grösster  Bedeutung  ist. 

Der  oberste  Theil  der  Oberkrume,  welche  künstlich  gemengt 
und  gelockert  ist,  bildet  die  Ackerkrume,  welche  ziemlich  scharf 
und  gradlinig  nach  unten  in  0.2  bis  0.3  m  Tiefe  abschneidet  und 
sich  durch  gleichmässige  Mengung  mit  humosen  Bestandtheilen  schon 


144  Sitzungsberichte 

in  der  Farbe   von  der  tiefen  Oberkrume  oder  dem  Unter  gründe 
uiitcricheidet. 

J)iH  Oborkrumo  ist  mithin  nur  die  Verwitterungsrinde  der  *an 
der  OlMirfläobo  litsgfindon  Schiebt  und  richtet  sich,  wie  die  Unter- 
suchungen naohgowioMOn  haben,  in  ihrer  Begrenzung  nach  der  petro- 
graphiHclion  Hfisohaffonheit  der  letzteren.  Darin  liegt  die  Möglichkeit, 
bei  den  Aiifnahinoii  und  ihrer  Darstellung  dem  Geognosten  und 
dem  Jjandwirthe  (der  Wissenschaft  und  der  Praxis)  zu  genügen. 

DifiNO  agroiiomiHchen  Bezeichnungen  sind  nun  mit  roth  ein- 
giMiriiukUii)  Buchstaben  auf  den  Karten  angegeben,  wo  nach  Prof. 
Orth  S  Hand,  (J  ürand,  L  Leltm,  M  Mergel,  £"  Kalk,  ^  Humus 
buKOiohiHii.  Daraus  ergubnii  sich  die  Zusammensetzungen  LS  leh- 
miger Kund,  SL  sandiger  Lnhm,  IILti  humoser  lehmiger  Sand  und 
^.7^^  sandig  Udiiiiigt^r  Hand  (oder  schwach  lehmiger  Sand)  und 
HSL  sandig  sandigiu*  Lehin  (oder  sehr  sandiger  Lehm).  Sie  gelten 
fl\r  Oherkriim»  und  Untorgrund,  wo  die  dem  Zeichen  der  Ober- 
kruniu  beigefügte  Zahl  die  Tiefe  derselben  in  Decimeter  (0.1  m) 
angiobt.  Diese  Zahlen  sind  durch  kleine  Bohrungen  von  1.5  bis  2  m 
Tiefe,  fttr  jedos  Blatt  ßüO  bis  100()  ermittelt. 

F«8  büseiohnet  LS  X  5  —  10  Oberkrume  :  lehmiger  Sand  0.5  —  1  m. 

SL  Untergrund:  sandiger  Lehm. 

Ist  noch  eine  verschiedene  petrographische  Verschiedenheit 
iu\  Unti^rgrunde  erkannt  worden,  so  muss  dieselbe  ebenfalls  ange- 
geben wenleu. 

las  bezeichnet  SLS  7  Oborkrume:  schwach  lehmiger  Sand  0.7  m 

SL  h     Untergrund:  sandiger  Lehm  0.5  m 
SM      tieferen  Untergrund:  sandiger  Mergel. 

Um  diese  Verhältnisse  noch  anschaulicher  zu  machen,  sind 
auf  dem  Kaudo  jeder  Seotion  Protile  der  am  häufigrsten  vorkom- 
menden Bodenverhältnisse  beigefügt  worden. 

Die  BodeubiUlung  besteht  hiernach  in  der  Verwitterung  der 
Ober tl&(*hensi*h ich t  Dieselbe  ist  für  die  sammtlichen  hier  aufti«- 
teudeu  Schichten  vlurch  sahireiche  Analysen  nachgewiesen.  Als  Typus 
kann  der  Oang  der  Verwitterung  beim  Diluvialmergel  dienen.  Pro- 
tile in  iichm-  und  Mergelgruben  sind  häufig.  In  einem  Beispiele  aas 
Sectiou  Markau  ist  die  Ackerkrume  0.2  m,  die  Oberkrume  besteht 
au«  LSs  die  Orenae  beider  ist  der  Oberdäohe  parallel  und  an  der 
durch  Humus  bediugteu  grauen  Färbung  der  Ackerkrume  kenntlich. 
Die  wei^MÜche  Vlkrbuug  s«?tzt  noch  schärfer  gegen  die  rostbraune 
von  >W.  O.S  bis  0.t>  darunter  ab,  welcher  hier  vom  Landwirth  all- 
gemein als  Untergrund  bezeichnet  wird.  Dann  folgt  SJI  die  unver- 
änderte Ablagerung.  Die  obere  Grenze  des  lehmigen  Sandes  ist 
«ehou  welleutormig.  noch  vielmehr  die  untere,  scharfe  Zapfen  und 
Trichter  bildend.  Bis  au  dieeer  letiteren  ist  der  Gehalt  an  kohlen- 
saurem Kalk  gvuüch  verschwunden.  Der  schwache  Kohlensauregehalt 


der  niederrheinisolien  Gesellsohaft  in  Bonn.  146 

der  atmosphärischen  Niederschläge  genügt  den  vorhandenen  Kalk 
aufzulösen  und  als  doppelt-kohlensauren  Kalk  fortzuführen.  So  ent- 
steht die  kalkfreie  Yerwitterungsrindo  von  1  bis  1,5  m.  Die  rost- 
braune Farbe  derselben  zeigt,  dass  der  grössere  Theil  des  kohlen- 
sauren Eisenoxyduls  nicht  in  Lösung  fortgeführt,  sondern  an  Ort 
und  Stelle  in  Eisenoxydhydrat  umgeändert  wird. 

In  dem  Schlusskapitel  über  die  Nutzbarkeit  der  verschiedenen 
Bildungen  verdienen  besonders  die  Bemerkungen  über  das  Mergeln, 
über  die  Wirkung  des  gemeinen  Diluvialmergels,  des  Thonmergels, 
Wiesen  mergeis  und  Wiesenkalkes  Beachtung. 

Wir  sehen  hier  den  Anfang  einer  überaus  grossartigen  und 
wichtigen  Unternehmung  vor  uns,  die  gleich  einflussreich  auf  die 
Wissenschaft,  wie  für  die  Land-  und  Forstwirtbschaft  eines  grossen 
Theiles  unseres  Staates  und  unseres  gtmeinsamen  Vaterlandes  von 
der  Russischen  bis  zur  Niederländischen  Grenze  sich  erweisen  wird. 
Die  Arbeiten,  welche  Prof.  Berendt  bereits  früher  über  denselben 
Gegenstand  in  der  Mark  Brandenburg,  dann  während  einer  Reihe 
von  Jahreu'in  Ost-  und  Westpreussen  geliefert  hat,  lässt  an  dem  wissen- 
schaftlichen und  nach  dem  vorliegenden  Berichte  und  den  Karten- 
blättem  auch  an  dem  praktischen  Erfolge  nicht  zweifeln.  Dabei  kann 
nur  der  Wunsch  ausgesprochen  werden,  dass  das  Unternehmen  die 
ihm  gebührende  Anerkennung  des  land-  und  forstwirthschaftlichen 
Publikums  und  die  dauernde  Unterstützung  der  höchsten  Staats- 
behörden  finden  möge. 

Derselbe  legte  einige  sehr  ausgezeichnete  Sandstein- 
stücke  aus  dem  Schlackentuffe  am  Wehrbusch  bei  Dann 
vor,  welche  mit  glänzendem  starkem  Glasflusse,  bisweilen  von  lebhafter 
grüner  oder  blauer  Farbe,  umgeben  sind.  An  einigen  dieser  Stücke  hat 
Prof.  Zirkel  bei  Besichtigung  dieser  Sammlung  in  dem  Glasflusse  ein- 
gelagerte Krystalliten  bemerkt,  welche  Entglasungs-Produkten  ent- 
sprechen. Aehuliche  Krystalliten  finden  sich  in  den  Resten  der 
Glasmasse,  welche  bei  der  Bearbeitung  des  Glases  in  den  Häfen 
zurückbleiben.  Die  Verhältnisse  dieses  Tuffes  sind  in  dem  Geognost. 
Führer  zu  der  Vulkanreihe  der  Vorder-Eifel  1861,  S.  79  näher  er- 
läutert und  ist  nur  anzuführen,  dass  die  mit  demselben  vorkommende 
Lava  nach  der  Untersuchung  von  Zirkel  zu  der  Leucitbasaltlava 
gehört.  Die  vorgelegten  Stücke  sind  einer  zahlreichen  Suite  ent- 
nommen, welche  die  Herren  Grethen  und  Niebuhr  in  Dann  der 
Sammlung  des  naturh.  Vereins  für  Rheinland- Westfalen  in  dankens- 
werther  Weise  überwiesen  haben. 

Professor  Troschel    zeigte   eine  Muschel  (Mytüas  eduilis) 
vor,  in  welcher  sich  ein  Seestem  (Ästeracanthüm  rubens)  verbor^ea 
hatte.    Dieselbe    war   von   Herrn   Küpper  in  CoVn.  «vii%Q!«»i\A\..  — 
Sitsangsb.  d.  nlederrheiiL  Gtosellsohaft  in  Bonn.  \<^ 


UG  SitsangBberiohte 

Fornor  vorlas  doraolbe  ein  Sohreiben  des  Herrn  Küpper,  worin  er 
Koinlichkoii  l)oim  Brodbacken  empfiehlt. 

G.  Hocker  lepfto  einige  seltene  Pflanzen  ans  dem  Ge- 
bioto  dor  rhoini schon  Flora  vor  und  besprach  dieselben.  Zu« 
nAohst  l,ifmtM(^ia  thfffsiflora  L.,  eine  Pflanze  aus  der  Familie  der 
IVimuUcoon;  dioso  ist  im  Allgemeinen  nicht  sehr  verbreitet,  und 
i«t  o«  wohl  nicht  uninteressant,  etwas  näher  auf  ihre  geographische 
Vorbrt>itung  oin/ugohen. 

Im  hohen  Kordon,  in  Schweden  und  Norwegen,  ist  Xrystmodbta 
ikitri^\>f\%  li.  ^us  gomoin,  besonders  in  Wald-  und  Bergregion. 

In  IHmnuark  im  Xordon  und  Osten  (n.  Fries). 

In  IVut^chUnd  im  nonlöst liehen  und  nordwestlichen  Gebiet  äem- 
lioJi  vorbrvitot.  moi*t  aber  vi^roinzelt:  im  Süden  nur  an  hochgele- 
gnen lV.>kien.  so  Un  Müuohon  ^Roichenb.h  bei  Tuttlingen  a.  d. 
IVtvftu  vRo*lor^:  von  WiKingxni  und  dem  Federsoe  bis  Isny  und  inm 
lH>i«»$ie<e  vM *  r ;  0  n «  *  K  em m  i e r  Fl.  v,  ^Vü^ttb^.^ :  bei  Seebm^g  nnd 
Ktv^t^^^aeh  in  NA«m'.i  (Fuokel^:  bei  IjKutem  in  der  Rheinplmli 
^roKicV .  ia  der  Khou:rrv.>vinr  b?;  Goch  ur.d  Gellem,  am 
UQ4ce:\  Or:*"  er*:  ;u  vV;*em  Somcer  ^1^7^^  von  L.  Feaih  anf- 
^fucd«t. 

Ir.  K:>h:v.*"  *:<'r.^r.w\?;».  -r.  N:ede?*ötf:<?rrf:clu  an  der  böhmiMli- 
»i^r:4c>»^r.  v*?rrr5v  Sf:  W^:--*  .::•.,'.  Gr*t5i=  rinfc    Hos:. 


^   .  «..  ■-       TV-M--.  -,^,4. 


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V^Ä*^.«-».  i»fcfts^  *:•,'  ;i.T','  -V.7  TC^.*.  ^"iS*   i^*.    >.T»,'c:.  Vr5y;r;.zi 


der  niederrheinischen  GeBellsohaft  in  Bonn.  147 

Dannlegfte  Vor  tragender  eine  Juncaeee  vor,  Juneus capitatua 
Weigel,  von  Lehrer  Traut  bei  Traar  (Grefeld)  in  diesem  Sommer 
aufgefunden,  Ihr  Vorkommen  ist  bis  jetzt  mit  Sicherheit  nur  be- 
kannt im  Gebiete  von  Saarbrücken,  daher  dieser  Fund  ein  werth- 
voller .  für  die  rheinische  Flora.  Sie  mag  indessen  vielfach  über» 
sehen  sein,  da  sie  grosse  Aehnlichkeit  mit  gewissen  Formen  des 
Jtmcm  sitpini^  Mönch  hat. 

Ferner  wurden  von  demselben  Formen  eines  Schachtel- 
halms, Equisetum  Telmateja  Ehrh.  vorgelegt,  vorkommend  an  Sumpf- 
stellen im  Marienforst  bei  Godesberg,  und  an  diesen  die  Erschei- 
nungen bei  der  Umänderung  des  sterilen  Stengels  beleuchtet.  Vom 
Mai  an  treten  an  gedachten  Sumpfstellen  30 — 60  cm  hohe  ste- 
rile Pflanzen  von  Equis,  Telmateja  auf,  welche  kürzere  oder  län- 
gere Aehren  treiben  und  die  Form  serotina  AI.  Braun  dar- 
stellen. Sie  sind  anfangs  in  Nichts  von  der  normalen  sterilen  Form 
verschieden,  bleiben  jedoch  in  Grösse  weit  hinter  jenen  zurück, 
da  sie  die  Höhe  von  60  cm  selten  überschreiten,  wo  hingegen  die 
gemeine  Form  bekanntlich  oft  über  3  m  hoch  wird.  Langsam  und 
allmählich  sich  entwickelnd,  bis  gegen  Ende  September  hin,  treiben 
viele  dieser  sterilen  Pflanzen  Fruchtähren,  und  zwar  längere  bis  zu 
5  cm,  die  Form  macrostachya  Milde  —  und  kürzere  bis  zu  1  cm, 
die  Form  microstachya  Milde  darstellend. 

Einige  Pflanzen  nun  von  dieser  fruchttragenden  sterilen  Form 
zeigen  an  ihrer  Spitze  die  Aehre  gleichsam  durchwachsen,  indem 
aus  der  Spitze  der  vollkommen  entwickelten  Aehre  der  Stengel 
sich  fortsetzt,  einfach,  kurz,  nicht  ästig,  2 — 4  cm  lang,  —  und  ästig, 
bis  zu  20  cm  lang;  sie  stellen  die  Form  proUfera  Milde  dar. 

An  diesen  Formen  ist  deutlich  die  rückschreitende  Umbil- 
dung der  Fruchtähre  zu  erkennen,  indem  man  sieht,  wie  bei 
der  Form  microstachya  der  nicht  veränderte  Theil  der  Aehre  sehr 
klein,  und  der  umgewandelte,  zu  seinem  Ursprung,  dem  Stengel, 
zurückgeschrittene  Theil  der  Aehre  verhältnissmässig  stark  und 
lang  über  den  unveränderten  Theil  hinausragt;  und  umgekehrt,  wie 
bei  der  Form  macrostachya  die  Umbildung  der  Aehre  in  unbedea- 
tendem  Maasse  sieh  vollzogen  hat,  indem  hier  der  zurückgeschrit- 
teue  Theil  als  Stengel  unbedeutend  über  die  Aehre  hinausragt,  der 
nicht  veränderte  Theil  daher  sehr  wenig  verkürzt  ist. 

Es  ist  wünschenswerth,  den  Ursachen  einer  solchen  rückschrei- 
tenden Umbildung,  sogenannten  Durchwachsungen  oder  Sprossungen, 
bei  Equiset,  Telmateja  Erhr.  nachzuforschen;  sie  scheinen,  analog 
den  Yergrösserungen  bei  AnagdHis,  Bosa  u.  a.  nicht  regelmässig 
sich  zu  wiederholen,  und  da  sie  hier  im  Marienforst  einen  fast 
bestimmt  begrenzten  ^^um  einnehmen,  in  den  nntQkxVs^v&Kdc^fisci. 
Fortpflanzungs- Apparaten   der  Pflanze  zu  Buckeno.  b^Vü.    \A^c^lV^ 


.-/«..-■<rs*fW 


148  Siüsnngsberichte 

bat  diese  interessante  Form  hier  zaerst  aufgefunden,  und  dass  sie 
sehr  selten  ist,  geht  schon  daraus  hervor,  dass  Milde  sie  in  seiner 
Monographia  Equisetorum  1865  neben  den  übrigen  Formen  swar  an* 
führt,  aber  keinen  Standort  angiebt  und  sie  in  seinen  Schriften: 
»Höhere  Sporenpflanzen  etc.  1865«  und  »Filices  Europ.  et  Atlantid. 
1867  c  vollständig  ignorirt;  sie  scheint  ihm  also  von  keiner  Seite  mit- 
getheilt  worden  zu  sein. 

Prof.  vom  Rath  legte  mit  dem  Ausdruck   des  Dankes  ver- 
schiedene Mineralien  aus  den  argentinischen  Staaten, ein 
schätzenswerthes  Geschenk  des  Herrn  Prof.  Stelzner,  vor  und  be- 
gleitete dieselben  mit  einigen  Erläuterungen.  EinTheil  der  gütigst  über- 
sandten Mineralien,  nämlich  Beryll,  Triplit»  Heterosit  und  Go- 
Inmbit,  stammen  aus  den  granitischen  Quarzstöcken  in  der  Umgebung 
von  Gordoba  (s.  A.  Stelzner,  Mineralog.  Beob.  im  Gebiete  d.  argent. 
Bep.;  in  Tschermak's  Min.Mitth.  1873  S.  219).  Die  Sierra  von  Cor- 
doba  streicht,  in  drei  Parallelketten  getheilt,  in  nord- südlicher  Rich- 
tung durch  drei  Breitengrade.  Bei  einer  absoluten  Höhe  von  1600  m. 
überragt  sie  die  ringsum  ausgebreiteten  Pampas-Ebenen  um  etwa 
1200  m.    Das    Gebirge    besteht   au4    Gneiss    und   krystallinischem 
Schiefer,    denen  Bänke  von    körnigem  Ealk  eingeschaltet  sind.    In 
diesem  Schiefergebirge  treten,  ausgedehnte  Plateaux  bildend,  Granit- 
massen  hervor,    deren  Oberfläche   theils  mit  Graswuchs  bedeckt  ist, 
theils  öde  Steinflächen  darbietet,  in  letzterem  Falle  den  norwegischen 
Fjelden   nicht   unähnlich.    Aas   den    granitischen    Plateaux  endlich 
ragen  (in  Folge  der  Verwitterung  der  umgebenden  Massen),  zuweilen 
mehrere  hundert  Fuss  hoch,  Quarzstöcke,  eigentlich  aus  sehr  quars- 
reichem  grobkörnigem  Granit  bestehend,  in  Gestalt  weissglänzender 
Riffe,  hervor.   Dies  ist  die  Lagerstätte  der  genannten  Mineralien.  — 
Den  eben  erwähnten  Zwischenlagern  von  körnigem  Ealk  gehört  die        ^ 
vorliegende  Stufe  von  Wollastonit  an;  sie  stellt  ein  Aggregat  von 
weissen   oder  lichtröthlichen  Wollastonit-Prismen   mit  nur  spärlich        ^i 
eingemengten  weissen  Ealkspathkörnem  dar.  Nach  Stelzner 's  An-        : 
gäbe  ist  in  der  Sierra  de  Gordoba  Wollastonit   das    am  weitesten        '^ 
verbreitete  accessorische  Mineral  der  Ealkbänke.  —  In  der  Siernk        J; 
de  Famatina   (Provinz  la  Rioja)   sammelte  Prof.  Stelzner  die  vor^        s 
liegenden  Stufen  von  Enargit  (Grube  S.  Pedro  Alcantara),   sowie        K 
Famati nit  (Grube  Mejicana  Upulungos).  Das  eine  Stück  zeigt' den        ■] 
Enargit  als  ein   schönes,  strahlig-blättriges,   reines   Aggregat.    Mit       ^' 
diesem  Vorkommen  sah  Stelzner  den  1  m  mächtigen  Hauptgang        -^ 
der  Grube  S.  Pedro  Ale.  zu  »/s  erfüllt.    Die  andere  Stufe  stellt  ein     -  .j 
Gemenge  von  Eisenkies  und  Enargit  dar,  mit  einer  Druse,  in  welcher       i 
zierliche   Erystalle,   vorherrschend    Zwillinge    und   Drillinge,   ans-     ..;• 
gebildet  sind.  *  '  i 


der  niaderrhainiiohen  GeHÜaehaft  in  Bonn.  14 

Die  EnargitkiTttslle  dieser  fitnfe  erreiohen  eine  Grotte  von 
3  mm  sie  eeigea  ansBer  den  gestreiften  FÜloben  der  Pnsmenzone 
nur  die  sehr  glftozeade  Basis  Letztere  ut  fein  geitreift,  parBlIel  der 
Makrodmgonale  Bei  den  Zvilhngen  ersoheint  diese  Streifung  feder 
förmig  sich  nahe  unter  60°  begegnend  bei  den  DurchkreoKungsdril 
lingen  (s  F  ^  1;  ist  die  Streifung  sternförmig  voltkommen  thnlioll 
nf  der  bekannten  dreifachen  Stret- 

.11  fung  auf  der  bei  eineA  Cliryso- 

m^  j[      ""  beryll  Drilling  den  drei  ludivi 

'"  d  en    gememaamen     Pimkoid 

^  1  flache     Ea    geht   aus  dem  Ge- 

ji  I  (    sagten    hervor     daai    als    Zwil 

1^     J  !  1    lingaebene     der     Enargit   Vei> 

g, —  wachs  ung      die     Fliehe      emM 

Prisma  fiingirt  daasen  Kante 
uDgefihr  120°  raisst  Es  ut 
dies  das  Prisma  coP'/,  ('/g  B 
b  «  o)  wenn  wir  die  herr- 
schende Form  mit  der  Kante 
97*  53  zum  Orundpnema  wählen  Es  berechnet  sich  nämliob  die 
hrachyd  agonale  Kante  von  oo  P°/,  =  119°  43  /j  Es  ut  die«  m 
gleich  d  e  Ebene  mit  welcher  sich  d  e  Individuen  meist  ebenfllohig 
berühren  Als  Begrenzungaflache  habe  ich  ausser  m  :=  «P  noch 
folgende  Prismen  beobachtet 

n  =  »P2     (a     Vi  b     t»  o)    Brachjdiag  Kante     69'  42'/» 
1  =  «PS      (a      Va  b      CO  c)  „  ,  41    BS 

r  =  «P3      {V«a     b      CO  c)  „  „        U7    87 

Die  durch  die  Flachen  m  gebildeten  einspnngenden  Kanten 
messen  142°  23  'j,  ein  Werth  welcher  mit  der  Messung  so  nahe 
übereinstimmt  wis  ea  nur  die  durch  die  verticale  Streifnng  der 
Pnsmenflachan  bedingte  Fehlergrenze  gestattet  Die  einspringenden 
Kanten  □  denen  «ich  die  m  Flachen  der  Individuen  II  und  III  be- 
rühren berechnen  s  ch  zu  141°  33  '/,  —  Es  bedarf  mcht  der  Er 
wahnung  dass  diese  Enargit  Verwaehsungen  auch  als  Zvnllinge  nach 
coP2  erklart  werden  konnten  in  welchem  Falle  die  Zwillmga- 
kanten  m  m  sich  berechnen  zu  141°  49  '/,  D  e  Verbindung  de; 
Individuen  wurde  unter  dieser  Annehme  nicht  mit  der  Zwillings- 
fläche, sondern  mit  einer  zu  ihr  normalen  Ebene  erfolgen.  —  Die 
bisherige  Angabe,  dass  der  Enargit  Zwillinge  parallel  einer  Flftohe 
m  P  bilde,  beruht  also  wohl  auf  eiaem  Irrthum. 

Der  Famatinit,  eine  von  Prof.Stelzner  aufgestellte  Spezies, 
unterscheidet  sich  bekanntlich  in  chemischer  Hinsicht  nur  dadurch 
vom  Enargit,  daas  jener  eine  Schwefelanttmonkupfer-Terbindnng, 
der  Enargit  die  entsprechende  SohwefelarsBnkupfer-YerbindnDg  iaL 
Beide  Mineralien  sind  anch  in  der  Farbe  T«iKAi.\B&ea,  &sc  '¥msx^ 


■  ^"^  A»*?*^SBI'S 


150 


Sitzungsberichte 


Bohwarz,  der  Famatinit  kqpferroth.  Das  vorliegende  Stüok  zeigt 
beide  Mineralien  in  derber  Masse  mit  einander  gemengt.  TOw^ 
kleine  Drase  in  der  rötblichen  Famatinitmasse  umschloss  zierliche, 
bis  1  mm  grosse  Krystalle,  welche  augenscheinlich  demselben  Mi- 
neral angehören.  Dieselben  konnten  trotz  ihrer  sehr  geringen  Grösae 
gemessen  werden.  Sie  erwiesen  sich  als  vollkommen  isomorph  mit 
dem  Enargit;  etwaige  Winkeldifferenzen  entzogen  sich  der  Wahr^ 
nehmnn%    Bestimmt  wurden  die  Formen  coP,  ooPs,  ooPco,  oP. 

Endlich  liegt  der  von  Prof.  Stelz ner  verehrten  Gollectiön 
eine  schöne  Linarit  stufe  bei,  von  dem  durch  den  genannten  Forscher 
entdeckten  Vorkommen  der  Grube  Ortiz  in  der  Sierra  de  las  Ga- 
pillitas,  Provinz  Catamarca.  Wie  bereits  Stelzner  erwähnt,  erreichen 
die  Krystalle,  welche  zuweilen  recht  flächenreich  sind,  eine  Grösse 
bis  zu  1  cm,  ihre  Form  theils  prismatisch  in  der  Richtung  der 
Orthoaxe,  theils  tafelförmig  parallel  dem  positiven  Hemidoma  s  oder 
parallel  der  Basis  c.  Jene  prismatischen  Erystalle  erwiesen  sich 
als  eine  Combination  (s.  Fig.  2)  von  * 

M  =  ooP,       (a  :  b  :  ooc) 

y  =  —  Poo ,  (a  :  (30  b  :  c) 

X  =  «»/aPoo,  (V  :  cßb  :  c) 

u  =  2Poo,     (Vaa'  :  oob  :  c) 

s  =  Poo,       (a'  :  oob  :  c) 


c  =  oP, 
g  =  2P2, 
r  =  (Poo), 
a  =  00  Poo , 

a 


(ooa  :  oob  .  c) 
(Vaa'  :  b  :  c) 
(ooa  :  b  :  c) 
(a  :  oob  :  ooc). 


-it- 


a 

Fig.  2. 
Die  durch  vorherrschende  Ausbildung  der  Basis  c  tafelförmigen 
Erystalle  sind  flach  linsenförmig  gewölbt.  Ihre  grössere  Ausdeh- 
nung entspricht  der  Orthoaxe;  hier  erscheinen  als  Zuschärfungen 
der  gewölbten  Tafel  die  Flächen  a  und  s.  An  ihrer  schmalem  Seite 
werden  diese  Tafeln  begrenzt  durch  die  äusserst  niedrigen  Flächen  M. 
Hftuflg  beobachtet  man  Zwillinge.  Die  Zwillingsebene  ist  das  Ortho- 
pinakoid,  Fläche  a  (vollkommene  Spaltbarkeit).  Die  Zusammenf&gung 
der  Individuen  erfolgt  indess  nicht  parallel  dieser  Fläche,  sondern 
ist  mehr  oder  weniger  unregelmässig;  häufig  liegt  ein  Zwillingsstück 
angewachsen  auf  einem   durch    Flächenausdehnung    herrschenden 


der  niederrheiniBchen  GeseUschaft  in  Bonn.  161 

Individ,  genau  so,  wie  es  vortrefflich  darch  Hessenberg  dargestellt 
worden  ist  (s.  Min.  Notizen  VI  Taf.  3  Fig.  23).  An  diesen  mehr 
tafelförmigen  Krystallen  findet  sich  aach  ein  wegen  Krümmung  nicht 
ganz  sicher  bestimmbares  Flächenpaar,  welches  entweder  mit  z  (von 
Hessenberg  als  ^/7P8  bestimmt)  identisch  ist,  oder  doch  sehr  nahe 
mit  dieser  Fläche  übereinstimmt.  Als  eine  spätere  Bildung  bemerkt 
man  auf  den  Linaritkry stallen  Malachit. 

Als  ein  ferneres  höchst  dankenswerthes  Geschenk  Seitens  des 
Herrn  General-Direktor  Maass,  wurde  eine  Sammlung  von  Gesteins- 
stücken  aus  der  Kohlenformation  von  Fünfkirchen  in  Ungarn 
vorgelegt,  welche  die  dortige  Kohle  im  Gontact  mit  Eruptivgesteinen 
sowie  die  durch  letztere  bedingte  Veränderung  der  Kohle  in  eine 
koaksähnliche  Masse  zeigen.  Die  interessanten  Stücke,  welche  aus 
dem  Yasas-Gebiet  etwas  nordöstlich  von  Fünfkirchen  stammen,  sind 
den  Flötzen  8,  10  und  12  entnommen.  Das  Eruptivgestein,  eine  Art 
von  Grünsteintrachyt  (vielleicht  Phonolith),  der  indess  in  den  vorlie- 
genden Stücken  stark  zersetzt  ist,  dringt  in  höchst  unregelmässigen 
Partien  in  die  Kohle  ein,  welche  bis  auf  einen  Abstand  von  1  bis  2 
decim.  von  der  Contaktfläche  in  eine  stenglige  Masse  umgeändert 
ist  und  genau  dasselbe  Ansehen  zeigt,  wie  es  so  häufig  die  künstlich 
bereiteten  Koaks  darbieten.  Der  Vortragende  wird  sich  gestatten, 
in  einer  folgenden  Sitzung  noch  einige  weitere  Mittheilungen  über 
Fünfkirchen   und  das  genannte  Vorkommen  zu  machen. 

Schliesslich  machte  Prof.  vom  Rath  einige  mineralogische 
Mittheilungen  über  die  Pariser  Ausstellung.  Als  neues, 
wenigstens  bisher  in  Europa  wohl  noch  nicht  gesehenes  Mineral  ist 
zunächst  der  Huantajayit  aus  den  Silbergruben  San  Simon  und 
Descubridora  bei  Huantajaya,  15  Kilom.  vom  Hafen  Iquique  entfernt, 
in  der  Provinz  Tarapacä  in  Peru,  zu  erwähnen.  Herr  Raimondi, 
der  Entdecker  dieses  merkwürdigen,  aus  einer  Verbindung  von 
Chlornatrium  mit  Chlorsilber  bestehenden  Minerals,  erzählt  in  seiner 
vortrefflichen  Schrift:  »Mineraux  du  Perou,  Catalogue  raisonn^  etc. 
Paris  1878«,  die  Auffindung  in  folgender  Weise:  »Bei  einem  Aus- 
fluge nach  dem  berühmten  Grubendistrikt  von  Huantajaya  sammelte 
ich  (1853)  verschiedene  Proben  von  Silbererzen:  Hornsilber,  Silberglanz, 
Silberkupferglanz  etc.  In  einer  nur  wenig  tiefen  Grube  des  Gebirges 
San  Augustin  fand  ich  eine  kleine  Stufe,  welche  mit  einer  dünnen 
Salzrinde  bedeckt  war.  Als  ich  dieselbe  mit  der  Zunge  berührte, 
um  mich  zu  überzeugen,  ob  die  Substanz  löslich  sei,  wurde  die 
Oberfläche  milchig  weiss,  nahm  dann  allmälig  eine  dunkelviolette 
Färbung  an.  Ich  schloss  daraus  sogleich,  dass  hier  ein  lösliches 
Silbersalz  vorliege,  welches,  befeuchtet  mit  Speichel,  zufolge  des  Ge- 
halts von  Chlornatrium  im  Speichel  sich  in  Chlorsilber  verwandle. 
Die  violette  Färbung  ist  die  bekannte,  durch  Licht  auf  Chlorsilbec 
ausgeübte  Wirkung.  Das  Mineral  wurde  mit  «\ä  t«ä  ^^«q.  -^«st- 
kommend  und  sein  Trivialname  LecTiedor  (JAWoIbÄti^  «xi^«i\^^«ö.,  '^stä 


163 

in  Lima  begonnene  chemische  üntenachnng  konnte  damals  weg^u  xa 
ereringer  Quantität  nicht  dunibgefnhrt  werden.  Erat  im  Jahre  1678 
gelangte  ich  nach  vielen  vergeblichen  BemöhuDgeo  durch  die  Güte 
meines  Frenndes  Pedro  Qamboni  wieder  in  den  Besitz  des  neuen 
Minerals.  -BGi  einem  Venuohe,  dasselbe  in  destillirtem  Wasser  ea 
lösen,  sah  ich,  daas  sich  sogleich  eine  weisse  flockige  Sabstanz  ab- 
Bohied,  welche  bei  Einwirkung  des  Lichts  eine  violette  Färbung 
umabm  und  Chlorailber  war.«  —  Der  Hnantagayit  kryatallisirl  in 
Würfelu;  er  erscheint  gewöhnlich  in  Form  von  Kmsten,  welche  aus 
eioem  Aggregat  kleiner  (I  mm)  Würfel  beatchen.  Die  Farbe  ist 
weiss,  eine  violette  Firbung  des  festen  Minerals  tritt  selbst  bei 
direktem  Sonnenlicht  nicht  ein.  Zuweilen  ist  die  Substanz  durch 
eine  beigemengte  Eisen  Verbindung  rötblicb;  auch  grünliche  Färbung 
kommt  vor  und  ist  auf  etwas  beigemengten  Embolit  (Chlorbrom- 
■ilber)  zurückzuführen,  welchen  man  indoaa  leicht  als  Einmengung 
öFkennt  Der  Huantajayit  ist  spröde,  Teiobt  zn  pulvern,  was  ihn  von 
dem  geschmeidigen,  wacbsäbnliohen  Hornsilbcr  unterscheidet ,  Auch 
fasrige  Struktur  findet  sich  an  den  Krusten  des  neuen  Minerals, 
velches  zuweilen  die  tbonig-kalkige  Gangmasae  bia  zu  10  Pct.  ihres 
Gewichtes  imprägnirt.  Der  Huantajayit  zieh!  weniger  leicht  Feuch- 
tigkeit an  als  gewöhnliches  Eocbsalz,  nichtsdestoweniger  wird  er 
an  Lima  feucht,  wenn  im  Winter  die  Atmosphäre  mit  Wassergas 
gesättigt  ist.  Beim  Schmelzen  mit  kohlensaurem  Natrium  bilden 
sioh  inmitten  der  geschmolzenen  Masse  sehr  kleine  Eügelchen  von 
metallischem  Silber.  Im  Mittel  aus  S  Analysen  fand  Raimondi 
die  Zusammensetzung  des  Huantajayits:  Chlorsilber  11  p.C,  Chlor- 
natrium 89  p.c.  entsprechend  der  Formel  20  NaCl  +  AgCl. 

Es  ist  allgemein  bekannt,  dass  in  einer  Lösung  von  Kochsalz 
eine  gewisse  Menge  von  Chlorsilber  löslich  ist  und  dass  die  ent- 
stehende Doppel  Verbindung  auch  in  Würfeln  krystallisirt  erhalten 
werden  kann.  Doch  ist  die  dem  Chlomatrium  isomorph  beige- 
mischte Menge  von  Chlorsilber  stets  nur  sehr  gering  und  bleibt 
selbst  wenn  man  die  Lösung  bei  einer  Temperatur  von  100''  dar- 
gestellt hat,  unter  1  p.C.  Eine  Verbindung,  welche  11  p.C.  enthält, 
muBS  sich  demnach  unter  wesentlich  verschiedenen  Bediogiingen  der 
Temperatur  oder  des  Druckes  gebildet  habeu.  Alles  deutet  darauf 
hin,  dass  zur  Zeit,  als  die  Erzlagcretättec  entstauden,  dieser  Theil 
des  Cootinents  unter  dem  Ocean  lag,  dessen  Chlor-,  Brom-  und  Jod- 
Gebalt  wir  in  den  Silbererzen  der  Cordilloren  wiederfinden. 

Unter  den  die  brasilianischen  Diamanten  begleitenden,  von 
der  Firma  Roulina  ausgestellten  Minerahen  erregten  grüne  okta- 
edrische  Krystatle,  >än)aragde  aus  Brasilien*,  die  Aufmerksam- 
keit der  Mineralogen,  Die  1  mm  grossen  regulären  Oktaeder  sind  häufig 
schmal  abgestumpft  durch  die  Flächen  des  Dodekaeder.  »Spinell- 
iwillingei  fehlen  nicht.    Dnrchscheinend,  glasglänzend.  Farbe:  licht 


der  niederrheiniBolien  Oetellschafb  in  Bonn.  158 

oder  dunkel  gelblichgrün,  bläulichgrün,  blau.  Spec.  Gew.  4,52—4,56 
(Damour).  Die  Analyse  des  Herrn  Damour  (s.  Bulletin  Soc.  min6r. 
de  France  1878  p.  93)  ergab:  Thonerde  59*41;  Zinkoxyd  88*82; 
Eisenoxydnl  6*17.  Glühverlust  0*14.  (Summe  99'54).  Das  Mineral  ist 
demnach  ein  Zinkspinell  oder  Gähn  it.  Farbe  und  Glanz  würden 
gestatten,  dasselbe  als  Edelstein  zu  schleifen,  wenn  es  in  etwas 
grösseren  Rrystallen  oder  Eöruem  vorkäme.  Nach  einer  durch  Herrn 
Des  Cloizeaux  mitgetbeilten  Aeusserung  des  Herrn  Lawrence 
Smith  kommt  Gahnit  auch  im  Seifengebirge  von  Nord -Ca- 
rolina vor. 

In  der  russischen  Abtheilung  der  Ausstellung  erregte  ein 
geschliffener  Edelstein  grosses  Interesse,  welcher  als  Demantoid, 
Diamantoid,  bezeichnet  wurde.  Dieser  Stein  istfast  farblos,  mit 
einem  schwachen  Stich  ins  Grüne  und  besitzt,  wenn  geschliffen, 
einen  sehr  lebhaften  Glanz  und  prachtvolle  Farben.  Er  ist  nach 
Des  Cloizeaux  ein  Kalkeisenoxyd- Granat  (»Melanit«)  von  nahe  über- 
einstimmender Zusammensetzung  mit  den  grünen  Granaten  von  Ala, 
Zermatt  u.  a.  0.  Auffallend  ist  es,  dass  wir  als  reinsten  hier  im  »Diaman- 
toid i  vorliegenden  Melanit  eine  fast  farblose  Granatvarietät  finden. 

Ausserordentliche  Schätze  an  Zinnstein  hatten  die  australi- 
schen Colonien,  Victoria,  Neu-Süd- Wales  und  Queensland,  gesandt.  Sehr 
zahlreiche  grosse  Schaustücke  zeigten  prachtvolle  Zinnsteinkrystalle 
(mehrere  cm  gross)  theils  auf-,  theils  eingewachsen  einem  Greisen- 
ähnlichen  Gestein ;  auch  faust-  und  fast  kopfgrosse  gerundete  Stücke 
einer  dem  sog.  Holzzinn  ähnlichen  Varietät  des  Zinnsteins  lagen 
aus.  Man  erhielt  den  Eindruck,  dass  die  Ostküste  Australiens  unge- 
heure Zinnschätze  bergen  müsse. 

Feldspathin  verschiedenen  Arten  und  Varietäten  war  nament- 
lich in  der  norwegischen  Abtheilung  zu  finden.  So  bot  sich  für 
Herrn  Des  Cloizeaux  die  erwünschte  Gelegenheit,  Studien  über 
die  Verbreitung  des  Mikroklin  zu  machen.  Es  ergab  sich,  nach 
gefälliger  mündlicher  Mittheilung  desselben,  dass  diese  trikline  Spe- 
cies  des  Kalifeldspaths  sehr  viel  verbreiteter  ist  als  der  Orthoklas, 
welch  letzterer  vorzugsweise  auf  den  Zirkon-fuhrenden  Syenit  be- 
schränkt ist.  Auch  prächtige  Stücke  von  Oligoklas,  viel&ch  in  Schrift- 
granit-ähnlicher Ausbildung,  waren  vorhanden.  —  Olivin  in  faust- 
grossen  rundlichen  Partien,  eingewachsen  in  Glimmerschiefer,  von 
Birkedal  unfern  Stat  in  Norwegen,  erregte  das  lebhafteste  Interesse 
aller  Mineralogen.  Die  Apatite,  welche  Canada  gesandt,  übertrafen " 
an  Grösse  und  trefflicher  Ausbildung  alles  was  man  bisher  gesehen, 
die  norwegischen  Apatitschätze  nicht  ausgenommen.  Man  bewun- 
derte ausser  sehr  zahlreichen  kleineren,  bis  0,8  m  grossen  Erystallen, 
auch  zwei  Riesenapatite,  deren  Grösse  parallel  der  Haijptaxe  0,6  m 
betrug,  bei  einer  Dicke  von  reichlich  0,8  m.  Auch  metergroacA 
Blöcke  einer  Apatitbreccie,   mit    groasen   ÜTa^^Vi^VaXXATii  ^isi^n^^^ 


154  Sitzungfsberiolite 

hatte  Ganada  gesandt.  Die  dortige  Apatitlagerstatte  gebort  be* 
kanntlioh  wie  der  norwegische  Apatit  der  ürformation  (Gneiss)  an. 
In  der  Ausstelliing  kalifornischer  Erze  und  Mineralien  lernte  man  ein 
nenes  oder  sehr  ungewöhnliches  Vorkommen  von  Zinnober  kennen, 
in  Höhlungen  eines  jugendlichen  Chalcedon-ähnlichen  Quarzes, 
welcher  einem  Quarztrachyt  angehört.  So  ist  das  Vorkommen  yon 
Sulphur-Bank,  Lake  Co,  Californien.  Das  ganz  zersetzte  Gestein 
wird  durch  Tagebau  gewonnen,  es  liefert  VU  P*^-  Quecksilber. 
Trotz  dieses  geringen  Gehalts  ist  es  vorzugsweise  jene  Grube,  welche 
durch  die  ungeheure  Menge  billig  erzeugten  Quecksilbers  einen 
Sturz  im  Preise  dieses  Metalls  bewirkt  hat  (jetziger  Preis  4  Jd.  das 
Kilogramm).  Californien  liefert  jetzt  fast  zwei  Drittel  der  gesammten 
Quecksilberproduction  der  Erde. 

Ein  besonderes  Interesse  erweckten  die  grossen  Blöcke  yon 
N 0 u m  e i  t  oder  Garnierit  von  Neu-Caledonien,  welche  einen  Maass- 
stab für  den  Beichthum  dieser  Insel  an  Nickelerz  darboten.  So 
hatte  die  berühmte  Firma  Christofle  &  Comp,  zur  Construktion 
ihres  der  »Metallurgie  de  Nickel«  gewidmeten  Baldachins  schön  ge- 
schliffene Quader  des  grünen  Nickelerzes  von  1  m.  Höhe  bei  0,6  m. 
Breite  in  Anwendung  gebracht.  Die  Mineralmasse  ist  theils  homogen, 
theils  conglomeratähnlich.  Andere  Blöcke  von  kaum  geringerer 
Ghrösse  waren  in  der  Abtheilung  der  französischen  Colonien  aus- 
gestellt. 

Diamanten  von  grösster  Schönheit  waren  sowohl  im  rohen 
als  im  geschliffenen  Zustande  ausgestellt.  Rohe  Diamanten  im 
Mnttergestein  bewunderte  man  namentlich  in  der  Ausstellung  von 
Hrn,  Coster,  sowie  in  der  Abtheilung  des  Caps  der  guten  Hoffnung; 
darunter  mehrere  Oktaeder  von  lichtgelbem  Farbenton  oder  farb- 
los, bis  40  Karat  schwer,  von  vortrefflicher  Ausbildung,  einge- 
wachsen im  Muttergestein,  einem  aus  Bronzit,  Smaragdit,  Diallag, 
Vaalit  (s.  N.  Story  Maskelyne  and  W.  Flight,  »Diamantiferous  Hock 
of  South  Africa«;  Quart.  J.  of  the  Geological  Society,  Nov.  1874), 
Titaneisen  bestehenden  Conglomerat;  auch  Neu-Süd- Wales,  die  hol- 
ländischen Colonien,  Brasilien  etc.  hatten  rohe  Diamanten  gesandt. 
Die  Ausstellung  der  Geschenke,  welche  der  Prinz  von  Wales  auf 
seiner  indischen  Reise  erhalten,  bot  eine  unzählbare  Menge  grosser 
Diamanten  im  älteren,  indischen  Schnitt.  Man  hatte  dadurch  treff- 
liche Gelegenheit,  den  Vorzug  des  Brillantschliffs  wahrzunehmen 
bei  einem  Vergleiche  der  indischen  Rosetten  mit  den  Brillanten, 
welche  die  französischen,  englischen  und  holländischen  Juweliere 
ausgestellt.  Bei  vielen  gefassten  indischen  Steinen  erkannte  man 
auf  das  Deutlichste  die  subtrianguläre  Form  der  Diamantzwillinge. 
Alle  diese  Schätze  überstrahlte  der  berühmte  Regent  aus  dem 
französischen  Kronschatze,  umgeben  von  anderen  herrlichen  Dia- 
manten,  Rubinen,    Saphiren,    Smaragden,    Opalen   u.  s.  w«,   deren 


Werth  nur  daroh  den  R^^nt  übertroffen  -wird.  Die  Entdeckung 
der  Capdiamanten,  unter  deceu  vergleiohBweiBe  viele  von  ansehn- 
licher Grösse,  hat  hekanittlicb  den  Schätzangs werth  der  groseea 
Diamanten  bedeutend  herabgedrüctt.  Es  bewahrheitet  sich  diese 
Thataacbe  auch  ia  der  neuesten  Schätzung  des  Eegents.  Während 
früher  dieser  unvergleichliche  Stein  auf  13  Millionen  Frcs,  taxirt 
wurde,  kann  sein  jetziger  Werth  nur  etwa  aü  B  bis  6  Millionen  ange- 
nommen werden  *). 

ProfesBor  Mohr  verwies  auf  den  iaden  diesjährigen  Verhand- 
lungen des  naturbisto fischen  Vereins  für  Rheinland -Westfalen  ent- 
haltenen interessantSD  Bericht  des  Mitf^Hedes  Dr.  Theodor 
Wolf  in  Ecuador  über  eine  gelungene  Ersteigung  des 
höchsten  Vulcaoa  der  Erde,  des  Cotopaxi.  27,  Monat  nach 
der  furchtbaren  Eruption  vom  26.  Juni  1877.  Es  heissn  in  demsel- 
ben; »Von  einer  Hebung  des  Cotopaxi  oder  einzelner  Theile  desael- 
ben  int  festen  Zustande  ist  nirgends  die  geringste  Spur  zu  UtideD, 
vielmehr  ist  der  Cotopaxi  durch  einfache  Anhäufung  der  ausgeschleu- 
derten und  ausgeflossenen  Massen  nm  den  zum  vutcaniscben  Ueerde 
fahrenden  Canal,  den  spateren  Krater,  entstHnden.<  Diese  wörtlich 
angeführte  Thatanc he  sei  sehr  wichtig  und  gestattet  einen  Rücksehluss 
anf  die  granitischen  Alpen  der  Schweiz,  den  Montblanc  und  andere. 
Diese  können  nicht  im  flüssigen  oder  halbflüssigen  ZuBtaade  gehoben 
worden  sein,  ohne  auaeinander  zu  fliessen.  und  auch  nicht  bei  Man- 
gel jeder  vulcanischen  Erscheinung  nach  Art  des  Cotopaxi  entstan- 
den sein;  sie  müssen  vielmehr  im  Innern  der  Erde  durah  langsame 
Metamorphose  schon  fertig  gebildet,  sehr  langsam  gehoben  und  ober- 
flächlich durch  Erosion  entblösst  worden  sein.  Dadurch  werde  für 
die  Schweiz  die  Theorie  der  Eruption  hinfällig.  Der  Vortragende 
sieht  aus  Dr.  Woll's  Mittheilungen  eine  Reihe  von  Folgerungen 
gegen  die  pliitonische  Theorie  und  schliesst  mit  den  Worten:  Es 
wird  von  der  plutoniscben  Schule  angenommen,  dass  längere  Zeit 
'fahrend  der  Abkühlung  der  Erde  die  Atmosphäre  überall  eine  fast 
gleiche  Temperatur  gehabt  habe  und  dass  sich  dadurch  die  Gegen- 
wart palmenartiger  Gewächse  in  den  Gesteinen  höherer  Breiten  er- 
kläre. Das  ist  phyaioaliech  geradezu  unmöglich,  und  der  Cotopaxi 
bestätigt  das,  Dr.  Wolf  fand,  auf  der  höchsten  Lavascholle  atehend, 
—3"  C,  aber  hinter  einem  Felsen  1  m  vom  Boden  -|-  27°  C.  Wäh- 
rend Bart  und  Haare   ihm  voll  Eiszapfen  hingen,   brannten  ihm  die 


*)  lu  ßezng  auf  ausführlichere  Mittheilungen  über  die  Ge- 
steins- uod  Mineralschätze  der  Pariser  Weltausstellung  von  1878 
erlaabt  sich  der  Vortragende  auf  seine  demnächst  (Frühjahr  1879) 
im  Verlage  von  Max  Cohen  *  Sohn  erscheinende  Schrift:  „Natur- 
vrissanschaftliche    Brinnernngen   von    der    Pariser    Weltausstellung" 


.   ■-  V' 


15G  SitzuBgibericiite 

Soblsn  unter  den  Füssen  Ton  der  heinen  Lava.  Unter  aoldien  Um- 
ftinden  würden  alle  Pflanzen  im  Boden  verbrannt  and  in  der  Lnft 
erfroren  tein;  nnd  diese  Beobachtung  fand  Statt  nnter  dem  Aeqa»- 
tor,  2'  t  Monat  nachdem  die  geschmolzene  Lava  aasfloss  nnd  der 
ganze  Kegel  des  Berges  noch  heiss  war.  lYon  ausgeworfenen  Mi- 
neralien, etwa  den  vesuvischen  Augiten  und  Leuciten  Tergleichbar, 
fand  sich  gar  nichts,  wie  überhaupt  der  Cotopaxi  und  alle  südame- 
ricanischen  Vulcane  weit  hinter  dem  kleinen  Feuerberge  bei  Neapel 
zurückstehen. c  Diese  Bemerkung  des  Dr.  Wolf  findet  ihre  Erklä- 
rung darin,  dass  die  Anden  selbst  keine  grossen  Erystalle  enthalten 
nnd  dass  solche  nicht  durch  Erstarren  von  Silicaten  entstehen  kön- 
nen. Im  Vesuv  sind  die  grösseren  Mineralien  schon  vorher  vorhan- 
den gewesen;  denn  wenn  sie  durch  langsame  Abkühlung  entstehen 
könnten,  so  müssten  sie  in  den  Laven  des  Cotopaxi  viel  grösser  sein, 
da  er  den  Vesuv  an  Höhe  sechs  Mal,  an  kubischem  Inhalt  woU 
zweihundert  Mal  übertrifft.  So  ist  denn  aus  der  sehr  mühevollen 
Ersteigung  des  grossen  Feuerberges  manche  nützliche  Bereicherung 
unseres  Wissens  und  Klärung  der  Ansichten  hervorgegangen. 

Auf  den  Antrag  des  Herrn  Geh.  Rath  Troschel  wird  be- 
schlossen 

1)  dass  spätestens  drei  Wochen  nach  der  betreffenden  Sitzung 
wenn  die  Vorträge  seitens  der  Redner  nicht  eingereicht 
werden,  nur  deren  Titel  in  den  Verhandlungen  abgedruckt 
werden  soll, 

2)  dass  von  solchen  Vorträgen,  die  bereits  in  andern  Zeit^ 
Schriften  erschienen  sind,  in  den  Berichten  gleichfalls  nur 
der  Titel  zu  veröffentlichen  ist. 

Es  ist  ein  Aufruf  zur  Betheiligung  der  Gesellschaft  an  der 
Errichtung  eines  Denkmals  für  Robert  Mayer  in  Heilbronn  ein- 
gegangen. Auf  den  Antrag  der  Herren  Binz  und  Busch,  zu  die- 
sem Zwecke  100  M.  aus  der  Gcsellschaftskasse  zu  spenden,  wird  be- 
schlossen, die  Entscheidung  darüber  den  beiden  Sectionen  zu  über- 
lassen. 

Medizinische  Section. 

Sitzung  vom  18.  November  1878. 

Vorsitzender:  Dr.  Leo. 

Anwesend  16  Mitglieder. 

Vorstandswahl  pro  1879.  Zum  Vorsitzenden  wurden  Gteh. 
Rath  Leydig,  zum  Secretair  Dr.  Leo,  zum  Rendanten  Dr.  Zart- 
mann wiedergewählt.  Für  das  in  Heilbronn  zu  errichtende  Denk- 
mal von  Robert  Mayer  beschloss  die  Soction  ihrerseits  50  M. 
beizutragen. 


Eingegangen  der  Jahrgang  1S77  des  Berichts  über  die  Me- 
diziaalvervaltuDg  in  Frankfurt  a.  M. 

Dr.  Kocks  machte  eine  vorläufige  Mittheilung  über 
eine  neue  Methoda  der  Starilisation  der  Frauen.  M.  H. 
£g  giebt  eine  grössere  Anzahl  von  Fällen,  in  denen  die  Sterilität 
der  Frauen  wünsctenswertb  erscheint,  Fälle  in  denen  der  Geburts- 
act  oder  die  alleinige  Schwan gerachaft  perniciöae  Folgen  be- 
fürchten lassen. 

Ich  erinnere  nur  an  die  abaoluta  Beckeuenge,  an  Herz- 
kraukheiten,  Lungen-  und  Nierenaffeotionen,   Psychosen 

Dieses  zu  erreichen  versnchte  inh  vor  kurzem  eine  Operation, 
velche  wir  die  iSterilieatiom  nennen  wollen,  bei  einer  Dame,  die 
von  einer  chronischen  Erkrankung  der  rechten  Lunge  befrkllen  war; 
ich  •  erlaube  mir  dieeelbe  vorläufig  kurz  mitzutheilen,  in  der  Ab- 
sicht auf  dieselbe  am  geeigneten  Orte  zurückzukommen. 

Da  unsere  Operation  zum  Zwecke  hat,  die  zuOperirende  gänzlich 
and  dauernd  steril  zu  machen,  so  kann  man  diesen  Umstand  bedeuk- 
lich  finden  und  einwenden,  dasa  wir  Mittel  genug  besitzen  Conoep- 
tion  zu  verhindern  und  eventuell  zum  künstiiahen  Abort  greifen 
können. 

Was  nun  den  letzteren  betrifft,  so  ist  derselbe  nicht  ganz  un- 
bedenklich, besonders  da,  wo  der  Operateur  gezwungen  würde,  die 
Früchte  immer  wieder  zum  Absterben  zu  bringen,  während  die  ver- 
Bchiedenen  Mittel,  welche  die  Conception  überhaupt  zu  verhindern 
bestimmt  sind,  das  eheliche  Zusammen  leben  schädigen  und  deletir 
ffir  das  Nervensystem  beider  Tbeile  wirken. 

Die  Operation  ist  also  in  allen  Fällen  wo  eine  danernda  Ste- 
rilität zur  Vermeidung  das  Leben  bedrohender  Störun- 
gen nothwendig  erscheint,  indicirt. 

In  meinem  Falle  handelt  es  sich  um  eine  Frau,  32  Jahre  alt. 
Matter  von  4  Kindern,  die  in  den  Wochenbetten  jedes  Mal  sehr 
teducirt  wurde,  nnd  besonders  nach  dem  letzten  eine  LungenaffectioQ 
davon  trug,  welche  besonders  ernst  aufgefasst  werden  mosste,  weil 
die  Familie  zur  Phthisis  dispouirt.  Eine  Schwester  starb  an  Lungeu- 
Bohwindaucht,  eine  zweite  Schwester  scheint  an  demselben  Uebei  zu 
leiden.  Die  dritte  Schwester  ist  unsere  Patientin,  welche  seit  An- 
fang Sommers  an  sich  immer  wiederholenden  Katarrhen  beider  Lun- 
genspitzen laborirt,  dabei  öfter  trockene  Pleuritiden  hatte  und  häufig 
abendliche  Temperatursteigerung  zeigte.  Zur  Zeit  der  Operation  war 
die  linke  Luuge  frei,  rechts  oben  bestand  hinten  mäaaige  Dämpfung 
bis  aur  spina  acapulae,  das  Athemgeräusch  war  in  dieser  Region 
tinbeatimmt,  die  Exspiration  bronchial,  dabei  ziemlich  reichliches 
mittelgroBsblasigea  Easaeln.  Vorn  sind  bis  zur  dritten  Rippe  abwärts 
dumpfe  EaaaelgeräuBche  hörbar,  die  Exspiration  ist  etwas  verlängert, 


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158 


Sitzangsbericbte 


der  Percussionsscball  normal.  Der  GrundgedaDke  der  Operation 
ist,  durch  eine  künstliche  Obliteration  des  Orificiam 
uterinum,  respective  der  Pars  uterina  der  Tube,  dem  Ei 
den  Zutritt  zum  Uterus,  resp.  dem  Sperma  zum  Ovulum 
zu  wehren. 

Eine  complete  Obliteration  ist  deshalb  unbedingt  erforder- 
lich, weil  sonst  die  Gefahr  der  Tuben  resp.  der  interstitiellen 
Schwangerschaft  nahe  liegt. 

Dieses  suchte  ich  nun  durch  Cauterisation  mit  einer  dazu 
construirten  galvano kaustischen,  Uterussonde  zu  erreichen. 
Es  wäre  auch  mit  andern  geeignet  construirten  Instrumenten,  etwa 
nach  vorheriger  Erweiterung  des  Uterus  oder  auch  ohne  sie,  die 
Operation  ausführbar,  so  etwa  durch  Anwendung  eines  feinen  Ferrum 
candens,  eines  cachirt  einzuführenden  Aetzstiftes  etc.  Die  Galvano- 
kaustik scheint  hier  jedoch  mehr    als   irgend  am  Platze  zu  sein. 

Man  kann  eine  solche  galvanokaustische  Uterussonde,  mit  der 
geeigneten  Krümmung  versehen,  in  di^n  Uterus  einführen,  ohne  ihn 
vorher  erweitert  zu  haben,  dieselbe  in  die  Trichter,  welche  im  Cavum 
za  den  Tubenöffnungen  führen,  bis  an  die  tiefste  Stelle  dieser 
conischen  Seitentheile  (Homer),  in  deren  Spitze  die  Tube  mündet, 
hinaufbringen,  hier  fest  andrücken  und  jetzt  die  Kette  schliessen,  um 
beliebig  lange  Zeit  die  vorher  controlirte  Gluth  des  Brenners  ein- 
wirken zu  lassen. 

Es  ist  dabei  nicht  uöthig  ganz  genau  die  Tubenöffhung  zu 
treffen.  Man  dringt,  indem  man  einen  leichten  Druck  auf  die  Sonde 
ausübt,  mit  ihrem  brennenden  Knopfe  etwa  1  Centimeter  weit  in  die 
Tiefe,  eine  wie  lange  Sirecke  die  Pars  uterina  mindestens  im  Uterus- 
parencbym  zu  verlaufen  pflegt.  Hierbei  wird  die  Aetzung  bei  der 
nöihigen  Hitze  des  Brenners  so  stark,  dass  das  Gewebe  verschorft 
and  bei  der  nachfolgenden  Heilung  der  feine  Canal  der  Tube  obliterirt. 

In  dieser  Weise  machte  ich  am  31.  October  den  ersten  Ver- 
such bei  oben  erwähnter  Patientin. 

Herr  Prof.  Zuntz  war  so  freundlich  mir  dabei  behülflich  zu 
sein  und  vorher  den  obigen  Befund  der  Lungen  zu  constatiren. 

Die  Patientin  war  am  8.  October  zuletzt  menstruirt  gewesen 
und  erwartete  gegen  den  6.  d.  M.  die  Wiederkehr  ihrer  Menses,  so 
dasB  sie  also  am  7.  Tage  vor  den  erwarteten  Katamenien  operirt 
wurde. 

Die  oben  erwähnte,  aus  weichem  Kupferdrahte  mit  Platinspitze 
angefertigte  Sonde  wurde  mit  den  Leitungsdrähten  der  galvanokan- 
stischen  Batterie  in  Verbindung  gebracht  und,  ehe  der  vorher  ge- 
prüfte Strom  geschlossen  wurde,  in  den  Uterus  der  (nicht  chlorofor- 
mirten)  Patientin  gebracht,  dann  zuerst  links  und  nachher  rechts  in 
oben  erw&hnter  Weise  zur  Tabenöffnung  gebracht  und  die  Kette  ge- 
•ohlossen. 


Sit  der  Uhr  üj  der  Hand  lieaaen  wir  zuerst  linksseitig  45  Sb- 
COnden  und  dann  reditaseitig  eine  Minute  die  Glühsonde  einwirkea. 

Die  Schmerzen  waren  gering  und  die  Operation  in  wenigen 
Minuten  vollbracht. 

Als  Zeichen  dafür,  dasH  beide  Male  eine  gründliche  Aetznng 
vorsichgegangen  war,  könnte  der  Umstand  dienen,  dasB  Ich  an  dem 
in  der  Scheide  liegenden  die  Sonde  haltenden  Zeigefinger  ein  deut- 
liches Knistern,  von  aus  dem  Uterus  entweichendem  Wasserdumpf 
während  der  Dauer  der  Äetzung  constatiren  konnte. 

Gleich  nach  der  Operation  fuhr  die  Dame  nach  Hause  und 
legte  sich  einige  Tage  zu  Bett. 

Mit  Ausnahme  von  leichten  Uterinkoliken  hatte  die  Patientin 
nicht  über  irgend  welche  Folgen  der  Operation  zu  klagen.  In  den 
nächsten  Tagen  atellte  sich  etwas  bräunlicher  AusDusb  ein,  der  am 
10,  d.  M.  während  mehreren  Stunden  blutig  wurde,  so  dass  wir 
diese  Blutung  als  Mensea  betrachten  können. 

Ich  verhehle  mir  nicht,  dass  dieser  Operation  die  Sicherheit 
das  Gewünschte  erreicht  zu  haben  noch  fehlt.  Allein  diese  Sicher- 
heit zu  erlangen,  könnte  nur  die  Obdaction  Gelegenheit  bieten,  da 
selbst  eintretende  Sterilität  andere  Gründe  haben  könnte. 

Wenn  man  bedenkt,  daas  energische  Aetiungen  am  Uterus 
überhaupt  gut  ertragen  werden,  wird  man  die  Operation,  wofiir  ja 
auch  der  vorliegende  Fall  ein  Beispiel  bildet,  zu  den  ungefährlichen 
reehnen  mäasen  und  stünde  daher  auch  einer  Wiederholung  dersel- 
ben, bei  etwaigem  Zweifel  an  dem  Erfolg  oder  bei  notorischem  Miaa- 
erfolge  nichts  im  Wege. 

Dr-  Madelung  macht  auf  die  Schwierigkeit  aufmerksam,  die 
Einwirkung  einer,  nach  Dr.  Koeks  Vorsohlag,  tief  in  die  Uterus- 
höhle eingeführten  und  dann  zum  Glühen  gebrachten  Sonde  auf 
einen  lieatimmten  Punkt  der  Uteruswandung  zu  beaohränken.  Er 
fürchtet,  dasa  dabei  leicht  der  Uterus  parforirt  werden  könne.  Be- 
kanntlich ist  zuerst  aus  der  Bonner  Klinik  von  dem  verstorbeneo 
Dr,  Hoening  über  einen  Fall  berichtet  worden,  wo  die  in  den 
Utema  eingeführte,  gewöhnücho,  stumpfe  Sonde,  trotzdem  dass  jede 
Vorsieh tsmassregel  beobachtet  und  keine  Genalt  angewendet  worden 
■war,  die  Wandungen  des  Uterns  perforirt  hatte,  Aelinlicbe  Fälle 
sind  von  Anderen  mitgetheilt  worden.  Wenn  dies  nun  die  üterus- 
Bonde  in  kunstgeübter  Hand  thiin  kann,  wie  viel  leichter  wird  dann 
das  galvanokau stiach  wirkende,  '|^  Minuten  lang  in  glühendem  Zu- 
stand angedrückte  Instrument  Perforation  herbeiführen,  ganz  beson- 
ders wenn  es  an  einer  verbältniBsmässig  so  dünnwandigen  Stelle  zur 
Wirkung  kömmt  wie  der  Tubeneingang  es  iat.  Die  Perforationen 
des  Uterus  durch  die  Dterussoude  und  deren  Wanderung  in  der  , 
Peritonealhöhle  haben  in  den  bisher  mitgetheilten  Fällen  keine  nach- 


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160  SitKongsberichte 

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theiligen  Folgen  für  die  betreffenden  Patienten  gehabt. .  Der  glühen- 
den Sonde  jedoch  werden  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  Därme  und 
Blutgefässe  nicht  aasweichen,  sondern  gleichfalls  eröffnet  werden. 

Dr.  Eocks:  Die  Befürchtungen  des  Herrn  Dr.  Madelung 
kann  ich  aus  folgenden  Gründen  nicht  theilen: 

1.  Eine  Perforation  des  Uterus  mit  der  gewöhnlichen 
üterussonde  bei  normalem  Parenchym  kann  nach  meinem  Dafür- 
halten überhaupt  nur  die  Folge  kunstwidriger  Handhabung  dersel-  ^ 
ben  sein.  Zu  einer  solchen  ungeeigneten  Manipulation  kann  man 
sich  zwar  verleiten  lassen^  wenn  Hindernisse  dem  Vordringen  der 
Sonde  entgegen  stehen,  oder  wenn  man  mit  der  Sonde  einen  schwer 
beweglichen  Uterus  anheben  oder  Deformitäten  desselben  corrigiren 
will.  Alles  dies  ist  beim  Gebrauche  der  Glühsonde  nicht  in  Frage 
und  mit  der  von  mir  angegebenen  überhaupt  nicht  ausführbar,  weil 
dieselbe,  aus  weichen  Eupferdrähten  gebildet,  sich  bei  solchen  Bemü- 
hungen biegt  und  so  eine  schädliche  Eraftäusserung  unmöglich 
macht. 

2.  Die  Stelle  des  Uterus,  auf  welche  wir  die  galvanokan- 
s tische  Sonde  einwirken  zu  lassen  empfehlen,  ist  sogar  dicker  als  die 
übrige  Wandung  desselben,  und  beträgt  1  bis  1,5  Centimeter,  da 
die  Tube  im  Parenchym  (Pars  uterina  tubae  oder  Isthmus  tubae) 
verläuft  und  das  Einführen  der  Sonde  in  den  feinen  Canal  selbst 
nicht  gelingt.  Man  übt  auf  die  Sonde  überhaupt  keinen  stärkeren 
Druck  aus,  sondern  hält  sie  nur  mit  dem  Parenchym  in  Gontact  und 
schiebt  sie  dabei  höchstens  0,5  Centimeter  vor.  Sollte  ein  kleines 
Gefass  auf  dem  Wege  getroffen  werden,  so  würde  es  sicher  nicht 
zu  einer  Blutung  Veranlassung  werden  können,  da  die  glühende 
Sonde,  wie  das  ferrum  candens,  als  energisches  Stypticum  wirken 
würde. 

Professor  Binz  sprach  über  die  Zerlegung  des  salicyl- 
sauren  Natrons  durch  die  Eohlensäure.  Wie  schon  früher 
mitgetheilt  (Sitzung  vom  20.  März  1876  und  Berl.  klin.  Wochen- 
sohr.  1876,  No.  27)  gelingt  es  leicht,  durch  Einleiten  von  Eohlen- 
säure in  eine  Lösung  von  Natriumsalicylat  die  Salicylsäure  so  zu 
lockern,  dass  sie  durch  Aether  ausgeschüttelt  werden  kann.  Bringt 
man  nun  die  Eohlensäure  mit  jener  Lösung  so  zusammen,  dass  das 
ungebundene  Gas  in  dem  Procent  der  Spannung  sich  darin  befin- 
det, in  welchem  es  gemäss  den  Untersuchungen  von  A.  Ewald 
innerhalb  entzündeter  Gewebe  vorhanden  ist,  d.  h.  zu  etwa  Vs  ^^ 
Volums,  so  gewahrt  man,  dass  in  jener  Lösung,  welche  zugleich  die 
Nährstoffe  für  Bakterien  enthält  —  Zucker,  weinsteinsaures  Ammo- 
niak, phosphorsaores  Eali  —  innerhalb  3—4  Monaten  ungeachtet  der 
günstigsten   äusseren  Bedingungen  sich   keine  Spur  von  Bakterien 


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der  mederrheinisohen  Oefellsdhftft  in  Bonn.  161 


entwickelt.  Damit  keine  anfängliche  andere  freie  Säare  das  Dispo- 
nibelwerden  der  Salioyls&ure  verursacben  köone,  wurde  die  das  Na- 
triumsalicylat  enthaltende  Bakteriennährflüssigkeit  durch  etwas  Soda 
alkalisch  gemacht,  ehe  die  Kohlensäure  eingeleitet  wurde.  Zum  Ein- 
pressen des  Gasüberschusses  war  ein  Druck  von  360  Millimeter  Queck- 
silber erforderlich.  Dieser  nämliche  Druck,  angewendet  auf  ein  Gon- 
trolpräparat,  welches  nur  die  oben  genannten  drei  Bakteriennähr- 
stoffe und  die  Kohlensäure  enthielt,  aber  kein  Salicylsalz,  femer  an- 
gewendet auf  ein  zweites  Controlpräparat,  welches  die  Nährstoffe, 
das  Salicylsalz  und  statt  der  Kohlensäure  20  Volum-Procent  Luft 
hatte,  ergab  keinen  Schutz  vor  Fäulniss  der  Flüssigkeit.  In  kurzer 
Zeit  waren  die  Controlpräparate  undurchsichtig  und  in  heftigster 
Gärung  begriffen.  Der  Vortragende  demonstrirte  die  Präparate. 
Sie  waren  am  4.  August  dieses  Jahres  angesetzt  worden.  Das  eine 
von  ihnen  war  so  klar  wie  am  ersten  Tag.  Es  geht  aus»  diesem 
dreimal  mit  gleichem  Erfolg  angestellten  Versuch  hervor:  Salicyl- 
saures  Natron  in  alkalischer  Lösung  bei  einer  Kohlensäurespannung, 
welche  den  Verhältnissen  entzündeter  Gewebe  beim  Menschen  ent- 
spricht, wirkt  auf  äusserst  leicht  zersetzbare  Verbindungen  energ^ch 
zersetzungs widrig.  (Die  Einzelheiten  vgl.  Archiv  f.  experim.  Pathol. 
u.  Pharmakol.  Bd.  X.) 

Allgemeine  Sitzung  Tom  2.  December  1878.  < 

Vorsitzender  Geh.  Bath  Prof.  Troschel. 
Anwesend  31  Mitglieder. 

Professor  Schönfeld  sprach  über  die  neuesten  Untersu- 
chungen von  Prof.  Newcomb  in  Washington,  welche  derselbe 
in  seiner  umfangreichen  Abhandlung  »Researches  on  the  motion  of 
the  moon,  Part  Ic  niedergelegt  bat.  Schon  früher  hat  Newcomb 
darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  Hansen's  Mondtafeln,  ange- 
schlossen an  die  Beobachtungen  1750  bis  1850  und  an  sehr  alte 
Sonnenfinsternisse,  jetzt  bereits  um  mehr  als  8"  fehlen;  zugleich  aber 
auch,  dass  es  nicht  ausgemacht  sei,  ob  nicht  der  gute  Anschluss  an 
den  Himmel  auch  in  früheren  Zeiten  ebenfalls  nur  ein  scheinbarer, 
einerseits  durch  gezwungene  Deutung  der  unbestimmten  Nachrichten 
aus  dem  Alterthum,  anderntheils  durch  gewisse,  theoretisch  nicht 
zu  rechtfertigende  Rechnungsvoraussetzungen  erreichter  sei.  Um 
alles  dieses  näher  zu  prüfen,  hat  jetzt  Newcomb  zuvörderst  alle 
älteren,  vor  1750  angestellten  Beobachtungen  des  Mondes,  welche 
ihm  in  dieser  Frage  stimmfähig  schienen,  einer  eingehenden  Discus- 
sion  unterworfen.  Diese  umfasst  vor  Allem  die  Finsternisse,  welche 
uns  Ptolemäus  im  Abnagest  und  sporadisch  andere  alte  Schriftstel- 
ler überliefert   haben;    die  arabischen  Beob^c\i\>\m^^Ti  "^oro.  ^?Ä  '^'^ä 

Bitxangaber,  d.  niederrhehu  Oeiellsoh,  in  Bonxu  Ififl^.  W. 


162  SitiDD^bariohte 

1004;  endlich  die  toq  AstroDomeD  des  liebenzeboteii  and  des  be 
ginnetidea  aohUehnten  Jabrhnuderts  beobaohtaten  Bedeckangen  von 
Sonaa  and  Sternen  dnrob  den  Uond.  Unter  den  letzteren  befinden 
Hioh  die  Beobacbtnngen  der  ersten  pariier  Akademiker,  die  der  Ter- 
faeser  handachriftlieh  von  -PariB  erhalten  hat.  —  Die  Abweichungen 
'  von  HBQsen'a  Theorie  fanden  eieh  für  viele  Zeiten  unerwartet  groes. 
Der  Verfasser  sucht  diese  Theorie  nun  erst  nach  seinen  Ansichten 
nmzugestalten,  bzw.  zu  reinigen,  indem  er  för  Hansen'a  Coefficien- 
teo  für  die  aäculare  Beschleunigung  der  Mondbewegung  so  nie  für 
eine  von  der  Wirkung  der  Venus  herrührende  Ungleichheit  andere 
Werthe  substituirt.  Es  gelingt  aber  nicht,  durch  eolche  Äeuderan- 
gen  eine  allseitig  befriedigende  Cebereinstimmung  kq  erzielen,  wäh- 
rend doch  die  Beobachtungen,  etwa  mit  Aasnabnte  der  vieldeutigen 
ältesten,  zu  sicher  erscheinen,  am  ihnen  selbst  den  Grund  der  Ab- 
weichongen  aufbürden  zu  können.  Wir  haben  also  hier  einen  der 
wenigen  Fälle,  in  welchem  unsere  bisherige  Entwicklung  der  Gravi- 
tationstheorie  sicher  nicht  ausreicht,  um  die  Erscheinungen  zu  er- 
klären. Dies  kann  zunächst  in  der  Mangelhafligkeit  unserer  Analyse 
liegen,  und  hier  wäre  vor  Allem  auf  die  Schwierigkeit  hinzuweisen, 
die  in  der  Berechnung  der  Plan etenstörnn gen  des  Mondes  notorisch 
vorhanden  und  in  der  That  so  gross  ist.  dass  wir  noch  keineswegs 
sicher  sein  dürfen,  diese  Einwirkungen  auf  die  Mondörter  ganz  zu 
übersehen.  Auf  der  andern  Seite  ist  es  sicher,  dassauf  die  Uotation 
der  Erde  eine  Reihe  von  Ursachen  einwirken,  welche  ihrd  Gleich- 
förmigkeit —  und  diese  liegt  doch  all  unseren  Rechnungen  als  Hy- 
pothese ZQ  Grunde  —  beeinträchtigen.  Dann  wären  die  aufgefun- 
denen Abweichungen  der  Mondörter  von  der  Theorie  nur  Fehler  der 
zugehörigen  Zeiten;  z.  B.  wäre  jetzt  die  Erde  um  15  Zeitaecunden 
in  ihrer  Rotation  vor  einer  gleichförmig  rotirenden  Erde  voraus 
(1750  und  1850  als  Normalzeiten  angenommen).  Und  in  letzterem 
Falle  wurde  es  dann  überhaupt  unmöglich  sein,  die  Mondtheoric  an- 
ders als  empirisch  zu  vollenden.  Zur  Zeit  iat  es  noch  nicht  möglich, 
zwischen  beiden  Erkläruagsgründen  endgültig  zu  entscheiden.  Wenn 
aber  der  letzte  der  richtige  ist,  so  muas  sich  diese  Ungleichförmig- 
keit  unserer  Zeitbestimmungeu  bei  allen  Himmelskörpern  in  gleichem 
Sinne  nur  nach  der  Geschwindigkeit  ihrer  Bewegung  grösser  oder 
kleiner  zeigen.  Bis  jetzt  ist  nur  der  Mond  genügend  lange  und  zu- 
gleich genau  genug  beobachtet,  um  dies  zu  verrathen.  Wir  dürfen  aber 
bofEen,  dass  noch  vor  Schluss  des  Jahrhunderts  auch  Venus  und 
Mercur,  auch  wohl  die  Jupiterstrahanten  stimmfähig  sein  werden. 
Es  muss  aber  mittlerweile  auch  die  Theorie  der  Planeten  Störungen 
beim  Monde  ausgebildet  werden,  wenn  die  Entscheidung  eine  sichere 
sein  soll. 


der  niederrheinitohen  Geselliihftft  in  Bonn.  168 

Professor  Schlüter  legte  ÄmmonHea  Texanua  ans  dem 
Emsoher  des  Harzrandes  vor.  Obwohl  nur  ein  Windangefra^ 
ment,  so  ist  dennoch  das  Stück  sicher  bestimmbar.  Dasselbe  war 
durch  Herrn  Bergrath  Württenberger  in  Goslar  behufs  n&herer 
Yergleichung  nach  Bonn  gesendet  worden.  Herr  Württenberger 
hat  das  Stück  an  dem  dem  Sudmerberge  gegenüberliegenden  Ab- 
hänge des  Petersberges  in  dem  Eisenbahneinschnitte  gemeinschaft- 
lich mit  Siphonia  ficuSf  Jerea  punctata^  Plocoscyphia  muricatat  Ver- 
rucospongia  sparsa  etc.  aufgelesen.  Vom  Vortragenden  ist  diese  Lo- 
Jcalität  bereits  früher  als  Emscher  angesprochen  und  liefert  somit 
dieser  erste  im  subhercyni sehen  Emscher  aufgefundene  Ammonit 
einen  weiteren  Beweis  für  diese  Ansicht.  Die  weite  Verbreitung  des 
Ammonites  Texanus  macht  ihn  zu  einer  der  wichtigsten  Formen 
des  Emscher's  überhaupt.  Er  ist  bis  jetzt  nachgewiesen  in  Texas, 
Palästina,  Algier,  Frankreich,  den  Alpen,  in  Böhmen,  Westfalen  und 
nun  auch  am  Harz. 

Dann  legte  derselbe  neue  Erscheinungen  der  geologi- 
-schen  und  paläontologischen  Litteratar  vor  und  besprach, 
den  Inhalt  derselben. 

Zunächst  den  ersten  Band  der  neuen  Folge  der  im  Verlago 
von  Theodor  Fischer  in  Cassel  erscheinenden  Palaeontographica, 
welche  nunmehr  unter  Mitwirkung  einer  Commission  der  deutschen 
geolog.  Gesellschaft  herausgegeben  wird.  Der  sehr  erheblich  er- 
mässigte  Subscriptionspreis  wird  auch  zu  der  weiteren  Verbreitung 
dieses  wichtigen  Unternehmens  beitragen. 

Sodann  das  4.  Heft  des  I.  Bandes  der  »Abhandlungen  zur 
geologischen  Specialkarte  von  Elsass-Lothringen«,  welches  eine  ausser- 
ordentlich ausführliche  Arbeit  über  die  Trias  in  Elsass-Lothringen 
und  Luxemburg  von  Prof.  Benecke  enthält.  —  Diesem  schliesst 
sich  ein  zweites  kleineres  Werk  desselben  Verfassers  an:  »Abriss  der 
Geologie  von  Elsass-Lothringen.  Besonderer  Abdruck  aus  der  sta- 
tistischen Beschreibung  von  Elsass-Lothringen,  herausgegeben  vom 
statistischen  Bureau  des  kaiserl.  Oberpräsidiums c 

Weiter  das  4.  Heft  des  H.  Bandes  der  Abhandlungen  zur  geo- 
log. Specialkarte  von  Preussen,  welches  einen  sehr  eingehenden  Auf- 
satz von  Dr.  Kays  er  über  »die  Fauna  der  ältesten  Devon-Ablage- 
rungen des  Harzes«  bringt.  Da  diese  Abhandlung  wegen  der  viel- 
fachen Beziehungen  zu  dem  alten  Gebirge  der  Rheinlande  und  West- 
falens auch  ein  ganz  besonderes  Lokal-Interesse  beansprucht,  wurde 
der  Inhalt  ausführlich  dargelegt.  (Vergl.  den  laufend.  Band  der 
Verhandl.  d.  preuss.  Rheinl.  u.  Westfalens.) 

Dann  The  geology  of  England  and  Wales  by  Horace  Wood- 
ward und  zuletzt:  Die  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Geologie. 
Nr.  3.  1876—77  (von  Dr.  Brauns). 


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AliüMfi  Ah\hf(tsrt$upr^u  nfhtitt'.ft  4*'.u  i(r^0m*rr*9n  '\\»fA\  'J^r  %.-'*».  H'niiion 
\iimu*'\mryi  «in,  v'uhrt'AUni  nwM  von  htf.r  tu  hun^hu\'nih':r  W^i««^  *uf 

Of'/MKfftMii^f)»  nmi  tfhhpr^»tti\ftzrK  nur  tjnh'9'l«;tjt4;ri'J<;  Pmrli'jn  (\ifnt^\htm 
iiriUr  'Iw*  jf)r<^<?r«Tr«  Kh\H^t'.rnnyi*'.n  h*irfurir*'Mn.  Um  Streichern  d«r 
ilUr'f/i  h/;hl/;hM^/«  vor»  H,  H,  W,  f/C^tf^'^u  S.  S,  O,  tritt  in  <l«ri  (jrrffnxfcn 
t\*tr  1f»fru1^^^M^^nt^n  AUih*- tUtuK^iU  tuA  in  4i«;n  uuUirf(tortin*iUin  \A%^Hru 
4i*Mitif;h  h«'Tiror,  Di'f  Oh«*fl'9rijfj{(  t\nrm\StHn  int  «sin^t  ««;hr  n;ichkftltig«. 
Von  unt^ffi  iinfiin(/«fri'J  wir«l  iji<t«fnif'Jii«;rl/;ri:  i)Mn\)r\nti\ni  L'<9^>er((arigf' 
forinfitloii  mU  l'hyno'l<f«i»i»|ji'ff<tr,  von  4fin<$r  vorkornrnond'^n  Alf;«  h«;- 
imniii,  Hilur,  li^von  und  t'ulni,  \)*^r  Stxmn  TambriHch«}  \U:h*'Tf(iiUf(n' 
foinmUnn  Nf;h<^int  nt';)il  r«''')iL  |»HMM<;nH  und  whh',  loichtzu  Vi»rin6idf;n 
fjtfWMH'fn,  du  di'i  llo/iti^dinuii^  *n<i)Kir(((infr«  ^nnx  iJhoHluHHi^  \ni  und 
nur  Vf^rwiriunf/  vtnmlHNM'tn  kunn.  ihm  Hiliir  int  in  l)nU*r-,  Mittel- 
imd  Olfiir  HHiir  f/ittmnnl  iind  duhifi  Miud  im  woifjhnn  ThonHchifsfer  des 
Dnl'ftr  Hlliir  noidi  diti  (J>iiiirxii«iinliL|{'ir'ijMf(iih  ijnU)rHc)ii'tflf%  daiiMittel- 
Htlnr  Int  hU  KhiuMlH^dtiiirMr  mit  nrii|fiolitfi«;n  htiAfÄrhunif  daH  Oljar- 
Hilnr  Kiirfallt  in  «timt  nntfirn  kulki^ii  Alilh'siliinfi^,  widohft  biiihnr  keino 
und'frH  ViirNlnlniininf/Hn  nh  imlHiHtimniliurM  Hliidj^limlor  von  CVinoideen 
Kidinfiirt  tnit  und  vinH'iudi  hIn  KnolMrikiilk  fiuHfi^olnldfit  iNt,  und  eino 
idfitr««,  widitltM  MUH  hriiiMilud)  Hitliwitr/.H.m  witichnn  Hohiid'or  mit  roioli- 
liidi  tt\nnrn\ii i*u^\mui  KiHiiiikiHN  liitHtnlil  und  dnNhHlli  iiIh  Alauniichiufer 
liHKHiinlinid.  wird.  IMmidlMi  iMiMiillt  /.nldn'iclin  (IniptolitlKui,  nur  hiichfit 
Nidlun  M<ilHi|{ituH  KuriiiMti.  Um  dnr  uarUimm  AtixHhl  von  VorMtoine» 
*iin|jiui  durilfi  NM  wohl  Nnhwnr  xu  htduiuptoii  hcIii,  diiNH  dirB»  Abthoi» 
uj^/fifw  /hßf  Hiiiir  //dt  di<J)jiud/{on  undurnr  (jiif(ondou  QhnreiuBtimmon. 


Torlänfig  dürfte  ihnen  liier  nur  eine  lokale  Bedeutung  beiiulegen 
flein.  Die  Verfolgung  des  in  i  Mulden  eingelagerten  Mittel-Silar 
niDia  als  ein  Ergebniex  bewundernswerther  Ausdauer  und  grÜBd- 
Uobatea  Studiiims  hervargebol>en  werden. 

Dag  Devon    ist    ebeufalh   in    drei'  Abtheilungen  xerlegt.    Die 

tiefste  wird  als  Thüringincbes  UuCerdevoD    bezeichnet,   Sobiefer  mit 

Tanlacuüten,    die   beaondera    in    deu  titfsten  Schiebten    in   gröaster 

"Uange  auftreten.     Als  besondere  Einlagerungen  sind  uuteracbieden : 

SftlicBteiDe,  welche  aus  Kalkknoten  bestsbeu,    Quariite    mit  Kereiten 

(Nireograpsiis)    und    Grauwacken.     Diese    letEtorcn    werden    als   ein 

graues,    feinkärnlgeB    Konglomerat    von    Schiefer-,    Quarzit-,    QuBrE- 

und  Kieselschieferbröckchen  beEcbrieben,    bo    dasB    in   der  That  hier 

gnäo  der  Name  iGranwacke«,  welcher  nichts  anderes  als  Sandsteiae 

TerBchiedenBter    Art   und    Konglomerat  bezeichnet,    als   nur  eu  Ter- 

veohslungen  Veranlassung  bietend,    besaer  vermieden    worden  wäre. 

Dieses   ünterdeTon    erfüllt    eine   von  3.  S.  W.  gegen  N,  N.  0.  ge- 

fltreckte,  vod  der  Linda'schen  Wiadmi^hle  bis  Fosterstein  reichende 

Holde    im    Silur,    wo    dasselbe    durch   mehrere  Verwerfungen  abge- 

flohnitten  wird,  tritt  dann  noch  in  einer  grösseren  Partie  in  und  bei 

Bonneburg   auf,    welche    sich    auf   der  Section  Gera  als  ein  langge- 

etrecktes  Band  vom  w.  Bande  des  Silur   von  Naulitz  über  Kamberg 

I    aacb  Niebra  erstreckt  und  hier  vom  Mittel-  und  Oberdevon  und  Culm 

I    bedeokt  wird.    Die   Grenze    Kwischeu    Unter-    und  Mitteldevon   ist 

I    aoliwer  feslius teilen.    In  letzterem  herrsohen  weiche  liahtbräunliche 

'    6<lbiefer,    dickschiefrig  und  pol^edrisch  abgesondert    vor,    darin   be- 

I     Benders  unteo  und  oben  braune  bia  weissliche  Sandsteine.   Bemerkens-- 

^eith  ist  ein  mächtiges  Lager  von  Breccie,   w.  vom  Sehlosa  Foster- 

,     »t^D,  welche  aus  Brocken  von  tuffartigem  Schiefer,  Sandstein,  Quar- 

-Üt  und  Diabas  ia  einem  ursprünglich  kalkig-scbiefrig-tuffartigen  Bin- 

I    4fimittel  besteht  und  im  verwitterten  Zustande  Abdrücke  von  Fa- 

I    W»t««  aldeornis,  Calamopora  fibrosa,    Zaphrmtis  Göldfusti,  Atrypa 

■nticuZaris  u.  e.  w.  wahrnebmen  lässt.     Aus  der  Seetion  Gera  wer- 

t    iu  den   nur  Cipridiuen  angeführt,  welche  a  der  Section  Ronnebuig, 

vie  gewöhnlich  im  Überdevon  und  hier  mit  Tentacubten  auftreten. 

IHeseH   ist    überhaupt  hier  nur  dürftig  ausgebildet  und  erst  sttdliob 

dan  TOrliegenden  Sectionen  tritt  es  charakteristisch  mit  einer  reichen 

Fanna  auf.     Auch  im  Oberdevon  herrschen  Schiefer  vor,  unten  und 

oben  mit  graurothen  Sandsteinlagen,    in    der  Mitte  mit  Ealkknoten. 

An  diesen  lassen  sich  durch  Aetzung  undeutliche  Formen  wahmehm- 

'      bar    machen,    welche    auf    Goniatiten    hinweisen.      Das  Mittel-   und 

Oberdevon  ist  mit  den  EinlagerungKu  durch  je  3  verschiedene  Far- 

bsD  und  Signaturen  vertreten. 

Die  Steinkohl enformation  ist  nur  durch  die  tiefste  Abthailung, 

4ea  Cnlm,  theila    unterhalb  Posterstein  im  Sprottetbale,  theiU  bei 

I     Lfibsohwitü  an  der  Elster  vertreten.    Es  werden  zwei  Abtheilungen 


166 


Siteung^beriohte 


antersohieden,  der  untere  Calm  besteht  aas  sohwärzlichem  Schiefer 
mit  zarten  Sohmitzen  von  Eohlenblende  und  wenigen  Sandsteinlagen. 
Er  «enthält  flachlinsenförmige  Einlagerungen  sandiger  Schiefermasse^ 
ist  überall  transversal  geschiefert  und  so,  dass  Versuche  auf  Dach- 
schiefer gemacht  worden  sind,  welche  durch  das  Vorkommen  sehr 
brauchbarer  Dachschiefer  in  dieser  Formation  im  Frankenwalde 
angeregt  wurden.  Einzelne  Lagen  zeichnen  sich  durch  viele,  in  der 
Regel  undeutliche  Reste  von  Pflanzen  aus,  darunter :  Cälamites  trän» 
siHonis,  Sagenaria  remota,  IHctyophyton  Libeanum.  Posidonomyen 
sind  bisher  nicht  aufgefunden  worden,  wohl  aber  Phyllodocites 
J<uksonit  Ph.  thufingiaeuSj  Crosopdia  Henricit  PcUaeockorda  sprialis. 
Diese  gehen  durch  den  ganzen  hier  vorkommenden  Culm  durch. 
Die  Abtheilung  des  oberen  Culm  unterscheidet  sich  nur  durch  die 
mächtigen  Sandsteinbänke  mit  eingeschalteten  Schieferlag^u.  Diese 
veranlassen  die  beträchtliche  Einengung  des  Elsterthaies  bei  der 
Zoitzmühle  oberhalb  Gera.  Nach  der  Ablagerung  des  Culm  sind 
die  Schichten  gehoben,  gestaucht  und  geknickt  worden;  besonders 
sind  die  Schichten  des  oberen  Culm  stark  gewunden,  verbogen 
und  verworfen,  während  das  Rothliegende  sich  durch  regel- 
mässige Lagerung  auszeichnet,  von  diesen  Störungen  also  nicht  mit 
betroffen  worden  ist. 

Ein  Versuch,  die  productive  Steinkohlenformation  unter  dem 
Rothliegenden  bei  Pforten  oberhalb  Gera  aufzufinden,  hat  kein  Re- 
sultat ergeben.  In  der  Tiefe  von  845  m  wurde  Culmsandstein  ange- 
troffen  und  bei  Cuba  unterhalb  Gera  wurde  das  Rothliegende  nicht 
durchbohrt. 

Nur  das  Ober-Rothliegende  tritt  auf  diesen  Sectionen,  in 
grösserer  Verbreitung  im  SO.  der  Section  Ronneburg,  als  ein  Kon- 
glomerat von  grauen  Quarzit-  und  weissen  Quarzstückchen,  durch 
ein  thoniges  rothes  eisenschüssiges  Bindemittel  verkittet  auf.  In 
der  Section  Gera  überlagert  dasselbe  den  Culm  von  Kamberg  bis 
Trebnitz  als  ein  Konglomerat  von  Kieselschiefer,  Sandstein,  Schiefer 
und  Quarz,  seltener  Diabas,  Kalkstein,  Hornstein  und  Siderit.  Roll- 
stücke von  Porphyr  und  Granit  sind  nur  ganz  einzeln  gefunden. 

Die  oberste  Lage  des  Rothliegenden  ist  unter  dem  Zeche tein 
weiss  gefärbt,  gebleicht  und  bildet  den  unteren  Theil  des  Weiss- 
liegenden,  dessen  oberer  Theil  als  Zechsteinconglomerat  das  unterste 
Glied  dieser  Formation  bildet.  Dieselbe  ist  in  den  Sectionen  Lan- 
genberg  und  Gera  am  vollständigsten  entwickelt  und  zerfällt  in 
Zechsteinconglomerat  imd  Kupferschiefer,  Zechsteinkalk  und  Dolomit 
als  untere  Zechsteinformation,  als  Hauptdolomit  und  Bryozoeudolomit 
als  mittlere  und  als  untere  Letten  mit  Sandsteinlagcn ,  darin  Gips, 
Plattendolomit  und  obere  Letten  als  obere  Zechsteinformation.  Die 
Gegend  von  Gera  ist  durch  eine  reiche  Fauna  dieser  Formation 
ausgezeichnet.    Ausser  vielen  kleinen  Versuchen  hat   in   alter. Zeit 


i  lebhafter  Betrieb  anf  Kupfererzen  ani  Lasurlierge  bei  Pforten 
i  bei  Trebiiitz  BtettgefimiieD.  Am  letzteren  Orte  sind  in  neuester 
Zeit  Versaehe,  aber  obne  günutigeü  Erfolg  gemacht. 

Der  Buntsandstein  ist  auf  den  beiden  N.  Sectionea  sehr  ver- 
breitet,  aber  vielfach  durcb  Tertiär  und  DIluTium  bedeckt.  Auf  der 
Seotion  Gera  nimmt  derselbe  die  linke  Seite  dea  Elsterthalea  ein,  und 
auf  der  Seotion  Ronnebarg  ist  derselbe  auf  eine  kleine  Partie  in 
'  der  SW.  Ecke  und  einige  kleine  Partien  am  N.  Haude  beschränkt. 
Im  Buntsnedatein  ist  der  untere  und  mittlere  unteracliiedeii ,  der 
obere  fehlt. 

Von  hier  an  fehlen  sämmtliche  Formationen  bis  zum  OligocäB, 
velche«  durch  Süss  Wasserbildungen  (BrauBkohlenformation)  vertreten 
ist.  Diesp  Formation  iat  zwar  auf  allen  vier  Seetionen  vorhanden, 
aber  auf  der  Section  Gera  und  GrosaeuBteiu  doch  nur  in  sehr  unbO' 
deutender  Verbreitung,  nur  auf  der  Saction  Laogenberg  lagert  sie 
in  einer  Unzahl  unter  einander  durch  seichteres  Wasser  verbundener 
Beckeo  und  ist  hier  auch  in  der  Nähe  von  Elein-Agn  braunkohlon- 
führend.  Zu  untcrat  liegen  Thone  und  Sande  von  verschied enem 
Eomo  mit  Quarzit  in  Bänken  von  0.5  m  Stärke  oder  dünnen  Lagen. 
Dieeelbee  sind  besonders  ausgezeichnet  im  Zeitzer  Forst,  wo  sie  in 
einzelne  Schollen  zerborsten  auf  dem  Bunt  Sandstein  plaleau  liegen 
nnd  zu  Tausenden  ijber  den  westlichen  Abhang  der  Hochebene  zer- 
streut sind.  Sehr  weit  verbreitet  sind  Lager  von  Gerollen,  weiche 
fast  lediglich  aus  Quarz,  nur  selten  aus  Kiesel  schiefer  und  Horn- 
stetn  bestehen  und  die  oberste  Lage  dieser  Formation  bilden- 

Auch  hier  folgt  wieder  eine  bedeutende  Unterbrechung  in  den 
Ablagerungen,  da  sich  keine  Spur  des  .jüngeren  Tertiär  findet  und 
tritt  nun  sogleich  das  untere  Diluvium  auf.  Dasselbe  besteht  aus  dem 
Sand-  und  Schotterlager  mit  nordischen  Geschieben  und  unterscheidet 
Bicb  dadurch  von  den  oligocänen  Gerollen.  Es  werden  angeführt: 
Feuersteine,  verkieselte  Kreide,  Granit,  Granitporphyr  —  ein  manns- 
boher  Block  zwischen  Mahlen  und  Wittgendorf  auf  Section  OrOHsen- 
stein  —  Fclsitporphyr,  Gneiss,  weniger  häufig :  Diorit,  Quarzit, 
Thonschiefer,  Sandstein  und  quarzfreier  Porphyr.  Darüber  Gesehiebe- 
]ehm  mit  eingestreuten  Feuerstein  splittern  und  nordische  Geschiebe, 
der  den  wirth  schaftlichen  Reicht  hu  m  des  Alten  burger  Ostkreises 
bedingt. 

Auf  der  Section  Ronneburger  reichen  die  nordischen  Geschiebe 
bis  Linda  nahe  an  dem  S.  Rande. 

Das  jüngere  Diluvium  ist  in  Löss  oder  geschiebefreien  Lehm 
und  in  Ssndlebm  getrennt,  lagert  an  allen  Abhängen  der  Tbäler 
( Flanken lehm)  und  ist  aus  der  Abschwemmung  des  Geschiebelohms 
und  älterer  Schichten  hervorgegangen. 

Als  älteres  Alluvium  ist  Schotter,  und  allgemeiner  verbreitet 
Anelehm  aufgeführt,   welcher  die  Thalauen  eiDnimmt ;   als  jüngeres 


168  Sitzaagsberiolite 

Allaviam   findet  eich:   Eies  und  Sand,  Lehm,  Süsswasserkalk  und 
Torf. 

An  eruptiven  Gesteinsmassen  finden  sich  auf  der  Section 
Bonnebarg  vielfach,  dagegen  nur  an  wenigen  Punkten  auf  der  Section 
Oera  kömige  Diabase,  der  Mehrzahl  nach  als  kleine  schmale  Lager 
in  den  Silurschichten.  Dieselben  bestehen  aus  Plagioklas  (fast  immer 
Oligoklas),  Augit,  Ghlorit  und  Titaneisen  (Ilmenit).  Dieselben  treten 
auf  einigen  Punkten  gangförmig  in  denselben  Schichten  auf.  An 
der  Oberfläche  sind  dieselben  sehr  verwittert  und  zersetzt,  oft  kaum 
erkennbar. 

Auf  der  Section  Ronneburg  finden  sich  auch  einige  Porphyr- 
durchbrüche, theils  quarzarmer,  theils  quarzreicher  Felsitporphyr, 
sowohl  im  unterdevonischen  Tentaculitenschiefer,  als  im  Mittel- 
devon. 

Melaphyr  kommt  auf  dieser  Section  an  mehreren  Stellen  theils 
im  ünter-Silur,  theils  auf  der  Scheide  desselben  mit  dem  Ober- 
Rothliegenden  vor.  Derselbe  ist  an  der  Oberfläche  so  zersetzt,  dass 
eine  sichere  Bestimmung  seiner  Zusammensetzung  nicht  möglich 
erscheint. 

Derselbe  legt: 
die  geologische  Wandkarte  V.Deutschland.  Zum  Gebrauch  bei 
Vorlesungen  über  Geologie  an  Universitäten,  Polytechnischen  Schulen, 
Berg-,  Forst-  und  landwirthschaftlichen  Akademien,  so  wie  beim 
Unterricht  der  physikalischen  Geographie  in  den  höheren  Klassen 
der  Realschulen  und  Gymnasien.  Mit  Zugrundelegung  eines  Reliefs 
von  C.  Raaz  nach  den  vorhandenen  Materialien  bearbeitet  von 
Dr.  J.  Hirschwald,  Professor  an  der  k  Gewerbe-Akademie  zu 
Berlin.  Leipzig,  1879.  F.  Graap's  Landkartenverlag 
vor. 

Die  Karte  ist  1,40  m  breit  utid  hoch;  reicht  vom  45.  Grad 
bis  über  den  55.  Grad  N.  Br.  hinaus  und  vom  20.  Grad  0.  Länge 
von  Ferro  bis  39.  Grad.  Sie  umschliesst  Memel  in  N.,  Paris  in  W., 
Florenz  in  S.,  Warschau  in  0.  und  umfasst  also  besonders  in  W., 
S.  und  SO.  einen  ansehnlichen  Theil  der  Deutschland  angrenzenden 
Lander,  bringt  besonders  die  Alpen  vom  Mittelmeer  bis  zur  Donau 
und  einen  ansehnlichen  Theil  der  Karpathen  zur  Anschauung. 

Der  Maassstab  derselben  ist  1  :  1*034'500  oder  1  km  =  0,967  mm. 
Dieselbe  enthält  die  Terraindarstellung  bei  schräger  Beleuchtung 
in  kräftiger  Tuschmanier. 

Die  geologische  Farbenzeichnung  erstreckt  sich  auf  die  Sedi- 
mentärformationen: Diluvium,  Tertiär,  Kreide  (Pläner-  Quader-  und 
Neocomformation),  Jura  (Wealden,  Weisser  und  brauner  Jura,  Lias), 
Eeuper,  Muschelkalk  und  Buntsandstein  (in  verschiedenen  blauen 
Farben)  als  Triasgruppe,  unbestimmte  Schiefer  der  Alpen  (Bündner- 
Sohiefer),  Dyas  (Zeohstein  und  Rothliegendes),  Steinkohlenformation 


'< 


der  niederrheiniioheii  GeMllacshait  in  Bonn.  169 

(Prodactive  und  Flötileere  dorch  Signatur  unteraohieden)»  Ueber» 
gangsformation  (Deyonisohe,  Silurische  und  Cambriaohe  Formation). 

Dann  folgt :  Eryatallinische  Schiefer-  und  Granitformation  und 
Plutonisobe  Gesteine  mit  den  Farben-Unterschieden  von  Granit, 
Porphyr  (Syenit,  Diorit  und'Gabbro)  zusammengefaut»  Trachyt,  Ba« 
salty  Vulkanische  Produote. 

Bei  dem  kleinen  Maassstabe  der  Karte  erscheint  die  Ver- 
einigung von  Terraindarstellung  und  geologischer  Colorirung  als 
sich  gegenseitig  störend.  Eine  Trennung  auf  zwei  neben  einander 
aufzustellenden  Exemplaren  derselben  kartographischen  Grundlage 
würde  für  die  Anschauung  mehr  leisten;  die  geologische  Colorirung 
würde  deutlicher  hervortreten  und  die  orographischen  Verhältnisse 
könnten  durch  Niveaulinien  oder  coloririe  Höbenschichten  neben 
derselben  Terraindarstellung,  wie  sie  hier  vorliegt,  einen  schärferen 
Ausdruck  finden  und  eindrucksvoller  auf  den  Beschauer  wirken. 

Die  geologische  Behandlung  giebt  Veranlassung  zu  einzelnen 
Ausstellungen.  Der  Namen  »Uebergangsformation«  wird  in  dem  jetit 
bei  uns  verbreitetsten  Lehrbuche  »Elemente  der  Geologie  von 
H.  Credner«  von  dem  seit  1872  bereits  die  4.  Auflage  erschienen  ist. 
nicht  gebraucht.  Diese  Uebergangsformation  enthält  nach  der  an- 
genommenen Eintheilung  drei  Formationen,  von  denen  jede  einzelne 
an  Wichtigkeit  die  Triasgruppe  übertrifft,  welche  abgesondert  in 
ihren  drei  Unterabtheilungen  dargestellt  ist.  Aus  dem  Bilde  würde 
zu  folgern  sein,  dass  den  drei  Formationen,  der  Devonischen,  Sila- 
rischen  und  Cambrischen  zusammengenommen,  keine  grössere  Be- 
deutung beizulegen  wäre,  als  einer  der  drei  Triasabtheilungen.  Ein 
ähnliches  Missverhältniss  findet  beim  Tertiär  statt,  bei  dem  ganz 
besonders  in  den  Alpen  das  Eocän  von  den  oberen  Abtheilungen 
viel  schärfer  gesondert  ist,  als  eines  der  Triasglieder  von  dem 
anderen.    Diese  mögen  genügen. 

Ungeachtet  dieser  Ausstellungen  ist  nicht  zu  bezweifeln,  dass 
die  vorliegende  Karte  zu  ihrem  speciellen  Zwecke  als  Lehrmittel 
vielfach  in  Gebrauch  genommen  werden  und  auch  nützliche  Dienste 
leisten  wird. 

Dr.  Ph.  Bertkau  sprach  über  die  Unterschiede  zwi- 
schen Ätypus  piceus  (Sulz,)  und  Ä,  affinis  Eichw.  im  weib- 
lichen Geschlecht.  —  Von  der  Gattung  Ätypus  sind  mit  Sicher- 
heit 3  Arten  aus  Deutschland  bekannt:  A.  picetis  (Sulz.),  Ä.  affinis 
Eichw.  und  A,  anachoreta  Auss.  Am  frühesten  wurde  A.  piceus 
bekannt  gemacht,  und  die  zweite  Art  vielfach  mit  demselben  ver- 
wechselt. Die  unterirdische  Lebensweise  dieser  Gattung  brachte  es 
mit  sich,  dass  zuerst  und  für  lange  Zeit  allein  die  Männchen  zur 
Kenntniss  kamen,  wenn  sie  auf  ihren  Wanderangen  nach  einem 
Weibchen  dem  Sammler  in  die  Augen   fielen,    und   so    können  wis 


i;  1- 


■•rr;*-.»jPi  ■ 


170  Sitzangsberiohte 

uns  denn  auch  heute  noch  nicht  rühmen,  die  Weibchen  von  ^.  affinisnnä 
anachoreta  zu  kennen,  obschon  die  erstere  in  dem  nördl.  Theile  Deutsch- 
lands viel  häufiger  zu  sein  scheint,  als  Ä,  piceus  ^).  Da  ich  bei  Bonn 
die  Männchen  beider  Arten,  and  zwar  die  von  Ä.  piceus  mit  ihren 
Weibchen  zusammen,  die  von  Ä.  affinis  dagegen  sehr  häufig  umher^ 
laufend  fand  (noch  heute,  wo  ich  dies  schreibe,  am  1.  Jauuar  1879 
fand  ich  3  Männchen),  unter  den  zahlreichen  ausgegrabenen 
Weibchen  dagegen  keinen  Unterschied  bemerkte,  so  kam 
ich  auf  die  Vermuthung,  dass  die  Weibchen  beider  Arten  einander 
sehr  ähnlich  seien,  und  sprach  ferner  aus,  dass  die  von  Thor  eil 
für  Weibchen  von  Ä.  piceus  erklärten  Exemplare,  die  aus  Ländern 
stammten,  in  denen  bisher  nur  ^  von  A.  affinis  gefuuden  sind  (Hol- 
land, England)  letzterer  Art  angehören  möchten  *).  In  dieser  Vermu- 
thung  werde  ich  noch  bestärkt  durch  eine  Erfahrung,  die  ich  in 
diesem  Sommer  gemacht  habe,  und  die  ich  nicht  anders  deuten 
kann,  als  dass  ich  das  Weibchen  von  A,  affinis^  äusserlich  von  A, 
piceus  kaum  zu  unterscheiden,  aufgefunden  habe.  —  Am  23.  Juni 
grub  ich  nach  den  Weibchen  von  A,  piceus  in  der  Hoffnung,  bei 
dem  einen  oder  andern  Exemplar  auch  ein  Männchen  zu  finden.  Ich 
war  sehr  überrascht,  als  ich  im  Grunde  einer  Röhre  ein  Weibchen 
schon  mit  einem  Eiersäckchen  vorfand,  während  sich  dieselben  sonst 
erst  gegen  Mitte  Juli  zeigen.  Das  Weibchen  war  auch  etwas  kleiner 
als  ein  ausgewachsenes  piceus  ^,  und  daher  kam  ich  auf  den  Ge- 
danken, ich  möchte  hier  das  Weibchen  einer  andern  Art  erwischt 
haben.  Als  ich  nun  das  rec.  sem.  untersuchte,  fand  ich  diese  Yer- 
muthung  vollkommen  bestätigt:  Während,  wie  ich  bereits  1874  ge- 
zeigt habe,  bei  A,  piceus  jederseits  13 — 14  keulenförmige  Blasen 
vorhanden  sind,  fanden  sich  hier  nur  je  2  kurz  gestielte  kugelige 
vor,  so  dass  kein  Zweifel  obwalten  kann,  dass  hier  eine  andere  Art 
vorliegt,  und  da  von  Männchen  nur  noch  affinis  gefunden  ist,  so 
stehe  ich  nicht  an,  in  dem  von  mir  gefundenen  Exemplar  das  Weib- 
chen der  letztgenannten  Art  zu  sehen.  —  Ich  habe  mich  vergeblich 
bemüht,  andere,  leicht  in  Worten  fassbare  Unterschiede  herauszu- 
finden: Die  oberen  Spinnwarzen  scheinen  mir  dicker  und  kürzer  zu 
sein  (kürzer  als  die  beiden  letzten  Fussglieder  des  hintersten  Paares); 


1)  Die  eigenthümlichen  Gespinnströhren  der  Arten  dieser  Gat- 
tung sind  vielfach  verkannt  worden,  so  von  Taschen  her  g,  der  sie 
einer  Lycoside,  wahrscheinlich  auch  von  Kar  seh,  der  sie  einem 
Gastes  atropos  zuschrieb.  (Verzeichniss  westfälischer  Spinnen;  Yerh. 
Naturh.  Ver.  Preuss.  Rheinl.  u.  Westf.  1873  p.  137).  Dass  A.  affinis 
in  Westfalen  vorkommt,  erfuhr  ich  durch  Herrn  Reallehrer  Adolph, 
der  mir  ein  im  September  bei  Schwelm  gefangenes  ^  zusandte. 

2)  Versuch  einer  natürl.  Anordnung  d.  Spinnen  in:  Troschel*8 
Archiv.  1878.    I.  p.  865   und  Yerh.  Naturh.  Ver.  preuss.  Rheinl.  u. 

'WeBtpbaL  1877  p,  269,  Anm.  1. 


B  Terbindangabaut  zwischen  Kopfrand  und  Mandibeln,  die  bei  A. 
S  geschwärmt  erscheint,  iat  hier  blass ;  auch  sind  die  drei  von 
r  Röckengrube  nach  vorn  ausstrahlen  den  schwaraen  Linieu  kaum 
merkbar.  In  vne  weit  diese  Untersohiede  Gültigkeit  haben,  liesBo 
1  erst  nach  Ansicht  eines  ausgedehnteren  Materials  entscheiden. 
U  EelbEt  habe  mich  an  den  Stelieu,  wo  ich  die  Männchen  in  grossec 
iLl  fand,  vergebeoa  nach  den  Röhren  der  Weibchen  umgesehen  und 
ithe,  daas  dieselben  auf  dem  Haideboden  viel  schwerer  zu  ent- 
1  siad  als  die  von  A.  piceus,  von  welcher  sie  sich  gewöhnlich 
Brgwiesen  finden.  Es  wäre  mir  daher  sehr  angenehm,  wenn 
QB  ioichen  Gegenden,  wo  n  u  r  ^  von  A.  affinU  gefunden  sind, 
jewRChsene  $  znr  Untersuchung  anvertraut  würden,  und  baraerka 
,  daas  durch  die  Präparirung  dea  reo.  sem.  der  Hinterleib  fast 
E  unversehrt  bleibi;. 

Femer  sprach  derselbe  über  die  mechanische  Kraft,  die 

tenden  Schlauch  heraustreibt.     Zuvörderst  ist  /u    bemer- 

,    dasB  die  Blase,    die    man  bei  einem   in  Thätigkeit  befindlichen 

JUS  eines   Spi nnenm an n ebene    bemerkt,    und  die  schon  DeGeer 

1  hatte,  durch  den  Zufluss  des  Blutes  entsteht.    Ich  hatte  Ge- 

änheit,  dies  in  der  unwiderleftbarsten  Weise  zu  oonstaliren.  Einem 

1  begriffaneti  (^   von   Mierommata  mrescens    quetschte  ich 

Amlloh  den  Taster  an  der  Fatella  ah;    daa  Weibchen   lief  mit  dem 

KAbgequetscbtea  Theile  davon,  uud'erst  nachdem  icb  dasselbe  längere 

r  Hand  gehalten  und  mit  Müsse  betrachtet  hatte,  um  miob 

t  die  Lage  der  Oeffnung   dea   rec.  sem.  zu  Orientiran,    löste  sich 

albe  altmählich  los,  wobei  aber  die  Blase  uuveräudert  blieb.  Erat 

h   in   dieselbe    einen    feinen  Stich  machte,    quoll    ein  grosser 

m  (grünlichen)  Blutes  hervor,  und  sofort  fiel  die  Blase  zusam- 

—  Da  nun  ferner  die  Wandung  des  den  Samen  aufnehmenden 

ches  (Spermophor)    z.  Th.  verhornt,    z.  Th.  aber  elastisch  ist, 

1  damit  die  Bedingungen  gegeben,  dass  der  Druck  dea  Blutes 

:n  elastischen  Thell  der  Wandung  den  Inhalt  des  Spermophora 

■JiBranatreibt.  —  Eine  weitere  Frage  bleibt  nun  noch  die,  durch  welche 

auf  welche  Weise  das  Aufsteigen  des  Samens    in   das  oft 

r  enge  Spermophor  bewirkt  wird,    und  diese  Frage  hoffe   ich  im 

tnmenden  Sommer  zu  beantworten. 

Prof.  Mohr  trägt  vor:  Es  ist  m eh reremal  beobachtet  worden, 
■  beim  Aufbrechen  von  ausgeblasenen  Hochöfen  die  Gestell-  oder 
»Bodensteine  in  säulenförmige  Stucke  von  b  bis  7  Kanten  gespalten 
larBoheinen.  Ein  Fall  dieser  Art  war  in  der  Sitzung  vom  5,  Deebr. 
■  1870  von  Herrn  Diractor  Dr.  Üroiike  vorgeaeigt  worden,  wo  der 
PBodensteio  des  Hochofens  der  Concordinhütte  bei  Sayn  in  senkreeht 
tt  ttelienda  Bäulchen  zerborsten  war.     Die  Aehnlichkeit  der  Form  mit 


■.i-^'-'-^v^^ 


172  Sitzungsberichte 

den  basaltischen  Säulen  und  die  im  Hochofen  unbestrittene  Wirkung 
der  Hitze  Hess  leicht  einen  Schluss  zu  auf  die  Entstehung  des  Ba- 
saltes durch  Contraction  beim.  Erkalten,  und  so  wurde  denn  diese 
Saulenform  als  einer  der  Beweise  für  die  pyrogene  Entstehung  des 
Basaltes  angesehen  und  angesprochen.  Die  Aehnlichkeit  der  Verhält- 
nisse war  aber  nicht  gross,  denn  vom  Basalt  nahm  man  an,  dass  er 
geschmolzen  gewesen  sei,  und  von  den  Gestellsteinen  wusste  man 
mit  Bestimmtheit,  dass  sie  niemals  auch  nur  bis  zum  Erweichen  ge- 
kommen waren.  Von  Hrn.  Dr.  Dronke  erhielt  ich  vor  Kurzem  ein 
Stück  dieses  Bodensteins,  dessen  Untersuchung  zu  einer  ganz  andern 
Erklärung  der  Erscheinung  führte.  Bekanntlich  hat  die  Kieselerde, 
welche  im  krystallisirten  Zustande  das  spec.  Gewicht  2,65  zeigt,  die 
Eigenschaft  durch  starkes  und  anhaltendes  Erhitzen,  noch  mehr  aber 
durch  Schmelzen,  sich  bedeutend  bleibend  auszudehnen  und  im  letz- 
ten Falle  auf  das  spec.  Gew.  2,2  herunter  zu  gehen.  Da  nun  die 
Gestell-  und  Bodensteine  der  Hochöfen  meist  aus  reinem  Quarz  be- 
stehen, so  mussten  dieselben  durch  die  unter  Umständen  4jäh- 
rige  ununterbrochene  Dauer  einer  starken  Weissglühhitze  ebenfalls 
eine  solche  Ausdehnung  zeigen,  und  das  hat  sich  auch  durch  die 
Untersuchung  bestätigt.  Das  spec.  Gewicht  des  vorliegenden  Säul- 
chens zeigte  sich  als  Ganzes =2,3279  und  in  Pulverform  2,487,  also  eine 
Verminderung  des  spec.  Gew.  um  0,812  oder  11,8  pCt.  des  Volums. 
Da  nun  die  lineare  Ausdehnung  ein  Drittel  der  kubischen  beträgt, 
so  betrug  dieselbe  3,93  pCt.  der  Länge,  oder  auf  1  Meter  Länge 
39 Vs  Millimeter  oder  IV2  Zoll.  Es  musste  natürlich  dadurch  ein 
ungeheurer  Druck  entstehen,  wenn  die  Wände  nicht  nachgaben, 
was  im  Bodenstein  noch  viel  weniger  leicht  war  als  in  den  Gestell- 
steinen, die  nur  von  freistehenden  Mauern  eingeschlossen  werden. 
Die  Wirkung  eines  solchen  Druckes  äussert  sich  vielfach  in  der  Art, 
dass  Spaltungen  parallel  der  drückenden  Fläche  oder  senkrecht  auf 
die  einwirkende  Kraft  entstehen.  Wenn  man  kaltes  Eisenblech  an- 
haltend hämmert,  so  spaltet  es  sich  im  Innern  parallel  der  Ambos- 
fläche  oder  senkrecht  auf  die  Richtung  des  Hammers.  Wenn  Draht 
mehrmal  durch  das  Zieheisen  ohne  Ausglühen  durchgezogen  wird, 
so  erhält  er  im  Innern  Längsrisse,  und  wenn  man  ihn  in  Säuren 
auflöst,  so  zerfällt  er  in  eine  Anzahl  dünner  Fäden.  Das  Schlagen 
des  Gold-  und  Silberblattes,  die  Bildung  des  Glimmers  und  Talk-' 
Schiefers  unter  Druck  sind  solche  Fälle,  wo  die  Cobäsion  parallel 
der  drückenden  Fläche  stark  bleibt,  senkrecht  darauf  sehr  schwach. 
Im  Bodenstein  des  Hochofen^  entsteht  die  drückende  Gewalt  von  dem 
Widerstände,  welchen  die  ganze  Umgebung  der  Ausdehnung  der 
Kieselerde  entgegenstellt;  es  müssen  also  die  Säulen  senkrecht 
stehen  d.  h.  parallel  der  drückenden  Fläche,  oder  senkrecht  auf  die 
Richtung  der  Gewalt.  In  den  Gestellsteinen  kommt  der  Druck  von 
den  Seitenwänden;  die  Säulchen  müssen  also  horizontal  liegen,   wie 


ea&nch  in  der  That  der  Fall  ist.  Sie  drücken  sich  zumTheilftua  der 
Wand  harans.  Wahrscheinlich  ist  das  apec.  Gew.  der  Geatellsteine 
noch  stärker  vermindert  als  das  der  Bodensteine,  weil  letztere  nur 
das  geschmoliene  GuBaeieen  mit  etwa  1200"  C.  6ber  sich  haben,  im 
Oeateil  vor  der  Form  aber  die  Temperatur  wohl  auf  1800  "  C.  stei- 
gen kann. 

Hieran  aehlieest  sich  auch  die  Beobaehtvtng;  bei  den  eog.  Di- 
naasteiuen.  Diese  bestehen  aus  gepochtem  Quarz,  dar  mit  einer 
kleinen  Menge  Kalkbrei  gebunden  wird.  Diese  sehr  feuerbeatän- 
digen  Steine  babeu  die  böse  Eig-easchaft,  sich  im  Feuer  auszudehnen 
und  dann  die  Mauern  des  Ofens  anseinander  ku  drüuken.  Um  dies  ' 
in  verhindero,  werden  sie  sogleich  bei  der  BerBtellung  7  bis  8  Tage 
lang  scharf  geglüht,  damit  sie  den  grössten  Theil  ihrer  Ausdehnung 
schon  hinter  sich  haben,  ehe  sie  in  festes  Mauerwerk  eingesetzt 
werden.  Die  Eigenschaft,  durch  Glühen  oder  Schmelzen  dauernd 
BUigedehnt  zu  werden,  kommt  von  allen  Beatandth eilen  unserer  Erde 
«lleiD  der  Kieselerde  zu.  üeberbaupt  sind  nur  4  Erden  dabei  be- 
theüigt:  Kieselerde,  Tbonerde,  Kalk  und  Bittererde.  Von  diesen 
sind  Ealk  und  £ittererde  absolut  unschmelzbar,  wenigstens  in  allsn 
bis  jetzt  erreichten  Hitzegraden ;  Kiesel-  und  Thonerde  sind  lohmeU- 
bar,  aber  in  keinem  Ofenfeuer,  sondern  nur  im  Knallgas geblase. 
Dabei  schmilzt  Thonerde  dünn,  flach  Terlaufend;  Kieselerde  aber 
steif,  gallertartig,  zäh  in  Kugelform  im  Feuer  stehend,  und  naeh 
dem  Erkalten  in  grosser  Ausdehnung  verbleibend-  Diese  eine  That- 
Baohc  entscheidet  über  die  Geologie  der  Silicate,  denn  alle  haben 
Ton  der  Kieselerde  die  Eigenschaft,  durch  Schmelzen  ihr  Yolum 
dauernd  zu  vermehren,  und  wir  haben  in  diesem  Versuche  ein 
nntrüglichee  Zeichen,  ob  die  Verbindnng  auf  feurigem  oder  kaltem 
Wege  entstanden  ist.  Frauenstädt  sagt  in  seinem  Werke  über 
den  Materialismus;  «Eine  einzige  Thataache  vermag  SyB,teme  ganzer 
Jahrhunderte  über  den  Haufen  zu  werfen  and  ganze  Bibliotheken 
in  Hkoalatur  tu  verwandeln.  Gegen  Tbatsachen  hilft  kein  Sträuben 
und  Protestire Q." 

Eine  aolche  Thatsache  ist  die,  dass  Kieselerde  und  alle  ihre 
auf  nassem  Wege  entstandenen  Verbindungen  durch  Schmelzen  au 
Dichtigkeit  abnehmen  und  an  ihr  wird  der  Plutouissius  von  Hutton 
nnd  Humboldt  verbluten.  Noch  hat  sich  kein  Anhänger  der  alten 
Schule  auf  eine  DiBcuasion  dieser  Thatsache  eingelassen,  was  auoh, 
da  sie  nioht  weggesohafi't  werden  kann,  vergeblich  sein  würde. 


iT(  'Bsr»xvax^äwsTiväxiit 


fib  j  wllr  mlkm^i^ 

K'V.  Atc.'i  i*ir'-%  «V*.  in.  Au^litdt  kiTi'.:ii  -erFtti*- 
i-ti.«:    1  t*.  V  rv  .hj  tt  fcC  1 1  ?:l>;i%  "W'trct    v.T.    zi^    -e:    fi?r    G-in* 

ti  V  *: t;  i kt  t  i .  •«  •  '; .  t  ^  *:.  fc » .  *  -  u  V  .  fcu'r.vr 1 2^' .  S..  A  i.  r  1 1 :  i..  «I*::'!^  ii:»FrLr 

lifAi^jk^H    Vrlh*    'li  ^'^--»''.f    v*r.'-«*.:.tli'^it    efüt    uOerrtBcbed   et:»»*- 

*/f*    b«;i*.«*..'b    ^*?faijt^^>i;    'i'.A    i.'rMjiti?    •f.'Lil^tr.e    FrrTii*^    ir    t-sTr- 

4frr  «i<;lü  w^Msj.iJki.  *.*jf  -ii*;  Ai;?*.T/ft  der  für  die  ÜL-seracieii^j? 
ekÄmJctt?ri«lJb<;>j.<rii  M.*rri:By»l*;  b*AC?iriii£t.  Du  Mi-UrTifel  z::  5i**er 
Art^rt  i*t  ifa  «r;x;.*rr  Ljif;/*:fj  fifrürt;  Ton  Jihrei:  d^s-cb  der:  isi  Jiir* 
JW<5  z'j  ht/xJch'/;y/A  v«?nfVvr>^rj*rD  Professor  Anpelin  mii  l^e-sr-öadsm?- 
w«rrt^*«rr  Auii«i*^i*r  j/l«-i<;h  für  d*;n  Zweck  einer  gpäterea  PnblikBii&n 
g4rMi ri///i<; Jt  yf*jr*ifiu,  d^hf.r  die  hier  zoit;^etheilten  Tafeln  «ich  aiich 
)jttr*:iU$  *y«ffeftibrt  ubd  von  Diaj^o^n  begleit«  im  Xachlftss  des 
AMt/zr«  vorfkiMfti,  Vm  Ak«4er/jie  der  Wissenschaften  in  Stockholm 
\t»^ufir^*/yi  \u  yo)v,'i  d«««en  die  ruhmlichet  V/ekannten  Pa:äont-ologc-n 
liOv^n  uiA  lAii'iHiröm  mit  der  Heraostrabe  des  Werkes,  das  wir 
nun  aJ«  eine  hervorra^reude  Zierde  der  Wissenechaft  und  als  ein 
U4;ue«  lliihme»z<$ichen  de«  urn  die  Paläontologie  Schwedens  so  Ter- 
dieiifetvoU'rti  Forüehem  rnit  Freuden  hegrussen.  Der  Inhalt  der  hier 
darf^esielUen  Fauna  urnfahst  2  Hauptgrappen:  ächte  Crinoideen  und 
Cyi»tideen.  Die  itruUiu  nind  nach  der  Zahl  der  Basaltafeln  in  Trimera, 
Teiramfra,  l*antamera  und  l'olymera  gesondert.  Die  Abtheilnng 
Trinura  ini  in  21  Gattungen  mit  100  Arten  vertreten,  wovon  nur  7 
ilnr  Nitxteren  l>er«;itf«  bekannt  waren.  Die  Tetramera  enthalten  7 
(itttiungen  mit  B5  Arten  (2H  neu),  die  Pentamera  12  Gattungen  mit 
40  Arten  ('Mi  w*ii)f  un<i  J'otym/ira  1  Gatt,  mit  einer  neuen  Art,  wo- 
naeli  die  OeHarnnit summe  sich  auf  17ß  Arten  belauft.  Die  Gystideen, 
wi'leh')  üherhiiupt  H[)urHanier  vertreten  sind,  weisen  gleichwohl  hier  23 
und  diiruntifr  17  n'Mie  Arien  auf.  Ausführung  und  Ausstattung  des 
WnrkiiH  HJnd  vorircfTlieh  ym  nnnnen.  —  Die  zweite  Druckschrift  fuhrt 
den  Tit<el:  (Julde  flu  MoUniHtu  vn  liolgiqno  (Plantes  Vivantes  et  fos- 
silnN).  pur  KriincoiH  Ontpin,  Dirnetour  du  jardin  botanique  de  Tl^tat, 
nruxiilli*N'PiiriH  1R7H,  und  int  b(;i  einem  Umfange  von  14  Bogen  in 
Oktuv  /unli<:liNt  hoNtiinnit,  iingeh(>ndo  Botaniker  mit  den  Hülfsmitteln 
hekiiiint  xu  ninelion,  <lin  das  Studium  der  Pflanzenkunde,  insbeson- 
dm'ü  auf  dem  (i(>1)iete  der  belgiHchcn  Flora  orfordert,  wobei  sowohl 
He  Inlmnilon  wie  diu  fussilon  IMlanzen  Berücksichtigung  finden.    Es 


der  niederrheinUohen  Gesellsohaft  in  Bonn. 


176 


Bind  aber  auch  für  den  erfahrenen  Fachmann,  namentlich  des  be- 
nachbarten Auslandes,  Mittheilangen  in  dem  Werke  enthalten,  die 
es  selbst  jenem  beachtenswerth  machen  and  wozn  insbesondere  die 
nachstehenden  Kapitel  Veranlassung  geben:  Geschichte  der  Botanik 
in  Belgien,  botanische  Institute  edes  Staats,  botanische  Geographie 
Belgiens,  Wanderungen  in  die  verschiedenen  Florengebiete,  allgemeine 
Bibliographie  der  Botanik  in  Belgien. 

G.  Seligmann  legt  vor  und  bespricht: 

1)  Ein  neues  Weissbleierz-Vorkommen  von  der  Grabe 
Friedrichssegen  bei  Ober-Lahnstein,  an  dessen  prächtigen 
Erystallen  eine  grosse  Reihe  der  seltensten  Formen  zu  beobachten 
war  und  auch  eine  neue  bestimmt  werden  konnte.    Es  fanden  sich: 


OP 

*8Poo 

2Poo 

*Poo 

00  Poo 
00  Poo 

*7Poo 
*6r>oo 
*5foo 
*4f  00 

*3PoD 

foD 

V2P00 

»VsPoo 

V»Poo 

00  P 

00^3 

1/, 


p 
p 


a 
*2P2 

*2P3 

*2P2 

*'/i  P  »/, 
Von   diesen    Formen   sind    die   mit  einem  'i'  bezeichneten  bis 

jetzt  an  Stücken  des  genannten  Fundorts  noch  nicht  beobachtet  wor- 
den (vergl.  diese  Verhandl.  Jahrg.  1876  pag.  244);  81*00  ist  neu. 

2)  Rundum  ausgebildete  Topaskrystalle  aus  dem 
Ilmengebirge  im  Ural,  die  einen  neuen  Typus  der  Ausbildung 
erkennen  lassen,  der  durch  das  Zurücktreten  der  Flächen  der  Pris- 
menzonc  bedingt  ist. 

3)  Rosenrother  Apophyllit   von  Uton   in  .Schweden, 
den  der  Vortragende  der  Güte  des  Herrn  Professor  Nordenskiöld 
in  Stockholm  verdankt.     An  demselben    wurde   folgende   für   dieses 
Mineral  ganz  ungewöhnlich  flächenreiche  Combination  bestimmt: 
ooP.ooPoo.xP2.ooP3.0P.P.VsP.  VioP.Poo- VaPoo- V6PoD.3P3. 

Die  Formen  Vio  P  .  P  od  .  und  3  P  3  sind  neu. 

4)  Pseudomorphosen  von  Speckstein  nach  Enstatit 
von  Snarum  in  Norwegen,  deren  Erystallc  sehr  viel  kleiner  aber 
schärfer  ausgebildet  sind  als  die  früher  (Zeitschr.  f.  Cryst.  Bd.  I.  18) 
von  vom  Rath  und  Brögger  beschriebenen  von  Bamle,  von  denen 
sie  sich  auch  noch  durch  das  vorherrschende  Auftreten  der  Pyra- 
mide P2  unterscheiden.  Dieselben  sind  durch  das  Kraut z 'sehe  Mi- 
neraliencomptoir  in  den  Handel  gelangt. 

5)  Eine  Reihe  doppelfarbiger  Vesuviankry  stalle  aus 
dem  Alathal  in  Piemont,  die  darauf  hinzudeuten  scheinen,  dass 
an  den  Enden  von  braaner  Farbe  nur  oP,  an  denen  von  grüner 
Farbe  dagegen  die  Pyramiden  zur  Ausbildung  gelangen. 


176  Sitzungsberichte 


Prof.  Schlüter  legte  das  innere  Armskelet  einer  fos- 
silen Ophinre  aus  derTourtia  von  Essen  vor  und  erläuterte 
dasselbe  unter  Hinweis  auf  den  präparirten  Arm  einer  lebenden 
Ophiure  {Ophioderma  longicauda  M.  T.  aus  dem  Mittelmeer)  und  be- 
merkte, dass  auch  die  mehrfach  abweichende  Beschaffenheit  dieser 
inneren  Theile  für  Species -Charaktere  von  Bedeutung  sei. 

Sodann  legte  derselbe  Gypsabgüsse  von  bei  Fulda 
aufgefundenen  Mastadon-Z  ahnen  vor,  welche  Redner  dem  Um. 
Dr.  Speyer  verdankt.  Der  Fund  ist  deshalb  von  so  hervorragen- 
dem Interesse,  weil  er  das  Alter  gewisser  hessischer  Tertiärablage- 
rungen, in  denen  bisher  noch  keine  fossile  Reste  gefunden  wurden, 
festgestellt. 

Die  ersten  Spuren  von  Mastodon-Zähnen  wurden  schon  im 
Jahre  1865  bei  Anlage  der  Bebra-Fuldaer  Eisenbahn  in  einem  kleinen 
Einschnitte  östlich  von  Fulda  aufgefunden  und  durch  Hrn.  Dr. 
Speyer  auf  der  40.  Versammlung  der  deutschen  Naturforscher  und 
Aerzte  in  Hannover  (p.  144)  vorgelegt,  und  einige  Jahre  später  durch 
H.  V.  Meyer  im  17.  Bd.  der  Paläontographica  als  neue  Art  mit  der 
Bezeichnung  Mastodon  virgatidens  beschrieben^  Die  neueren  Funde, 
welche  Herr  Dr.  Speyer  mit  Hülfe  des  inzwischen  erschienenen 
Werkes  von  Yacek  »über  österreichische  Mastodonten  und  ihre  Be- 
ziehung zu  den  Mastodonten  Europa's«,  sowie  der  reichen  Sammlung 
von  Mastodon-Resten  im  Museum  der  k.  k.  geolog.  Reichsanstalt  in 
Wien,  näher  bestimmen  konnte  (vergl.  Zeitschr.  d.  d.  geolog.  Ges. 
1876,  tom.  28,  pag.  417  und  1877,  tom.  29,  pag.  852)  haben  ergeben, 
dass  die  von  H.  v.  Meyer  benannte  Art  mit  Mdstodon  Borsnoi  zusam- 
menfallt, und  dass  damit  zusammen  auch  Mastodon  arvemensis, 
Groizet  bei  Fulda  auftritt.  Diese  beiden  Arten  von  Mastodon  finden 
sich  zusammen  in  den  pliocänen  Tertiärablagerungen  in  Oestereich, 
Italien  und  Frankreich.  Hierdurch  ist  das  Alter  dieser  hessischen 
Tertiärlager,  welche  vom  Diluvium  bedeckt  den  Thalniederungen  an- 
gehören und  ausser  Zusammenhang  stehen  mit  den  höher  gelegenen 
älteren  oligocänen  Tertiärbildungen  Hessens,  welche  in  der  Rhön 
und  am  Meissner  von  Basalten  bedeckt  werden,  festgestellt;  sie  ge- 
hören dem  Pliocän  an  und  sind  als  die  Aequivalente  der  knochen- 
reichen Sande  von  Eppelsheim  bei  Worms  im  Mainzer  Tertiärbecken 
zu  betrachten.  Bisher  waren  in  den  deutschen  Tertiärbildungen 
nördlich  vom  Main  nur  die  beiden  mittleren  Gruppen  des  Oligocän 
und  miocän  bekannt  gewesen,  indem  das  älteste  und  jüngste  Glied 
das  Eocän  und  das  Pliocän  zu  fehlen  schienen,  es  wird  also  nach  dem 
Fuldaer  Funde  die  Entwicklungsreihe  dieser  Tertiärgebilde  durch 
Hinzutritt  des  Pliocän  wesentlich  erweitert. 

Der  Vortragende  erinnerte  sodann  daran,  dass  auch  in  ande- 
ren Theilen  des  norddeutschen  Tertiärgebietes  neuere  Beobachtungen 
zu  einzelnen  veränderten  Auffassungen  genöthigt  haben.    Lange  Zeit 


hindarch  hat  man  die  geaammte  nordoBtdsatacEie  Braunkohleabildimg 
&b  ein  uoheillicbea  Ganzes  und  als  daa  tiefste  Glied  des  Uotei- 
Oligooän  bötraohtet,  indem  man  nur  iu  der  Gegend  von  Egetn, 
Biere  und  Aecbereleben  eine  marina  Bedeckung  deaaelbsn  und  zwar 
durcb  unteroligacäne  Lager  kannte.  In  neuerer  Zeit  stellte  Bioh 
dann  heraus,  d&ss  einzelne  jeuer  Braunkohlen  jünger  seien.  Zuuäcbst 
ergaben  die  Profile  an  der  Oetace,  im  Samlande,  dasa  die'  dortige 
ßraunkoblo  die  unteroligocänen  berDeteißfübrcnden  Schiebten  über- 
lagere. Jetzt  seigt  ein  bei  Cüttbua  [SO.  Serlin]  niedergebraohteB 
Bohrloch,  dass  auch  in  den  westlicher  gelegenen  Gegenden  jüngere 
Bmunkoblon  nicht  fablan.  Dr.  Speyer  berichtete  über  dasselbe  in 
der  Sititung  der  deutschen  geolcg.  GeeellEchaft  vom  7.  August  dieses 
Jahres,  Unter  zwei  durchsnnkenen  Braunkohl enflötzen  wurden  bei 
151 — 177  Meter  Teufe  ein  grauer,  glimmerreicher  feiner  Sand  mit 
marinen  Rosten  erbobrt.  Die  hier  gefundene  Fauna  (Na^sa  pygmaea, 
Terebra  Beyrichii,  Äctaeon  Phüippi,  Eulima  stüiuiata  etc.)  weiset 
auf  ein  oberoligocänes  Älter  dieser  Sande  hin  und  bedingt  für  die 
überdeckenden  Braun  kohl  enflötze  ein  weit  jüngeres  Alter,  als  bisher 
für  dasselbe  angenommen  werden  konnte. 

Dr.  Ph.  Bertkau  sprach  über  die  Lebensweise  des 
J'ompüas  eoeeineus  Fabr.  Während  die  meisten  Pompilidon  gleich 
den  übrigen  Grabwespen  für  ihre  Brut  in  der  Weise  sorgen,  dass 
sie  andere  Insekten  oder  Spinnen  durch  ihren  Stich  Uhmeu  und  sie 
in  diesem  Zustande  in  die  zukünftige  Larvenkammer  eintragen,  war 
durch  F.  Karecli  für  eine  Art  eine  schmarotzende  Lebensweise 
bekannt  gemacht  wcrdeuj  Giebet's  Zeitschrift,  XXXIX.  p.  441  ff. 
Die  betreffende  Mittheilung  war  nach  awei  Richtungen  hin  ungenau 
oder  unrichtig,  indem  sie  einerseits  den  Namen  des  Wirthes 
nnrichtig  angab,  andererseits  den  des  Schmarotzers  unbestimmt 
liess.  Als  ersten  gab  nämlich  Earsch  Tarentitla inquiUtia  (Clerok) 
an,  wahrend  die  Ahbitduug  eine  andere  Art  zeigte  (T.  atidrenivora 
WaIok.)j  später  sah  Eerech  seinen  Irrthumauch  ein,B.  dessen  Verz. 
Westf.  Spinnen  in  Verb.  Naturh.  Ver.  preuss.  RheinL  u.  Weatf. 
XXX.  p.  144.  In  der  Angabe  der  Wespenart  widersprach  sich 
barsch  ebenfalls:  er  betiteh  seine  Mittheilung  als  einen  Beitrag 
t  Naturgeschichte  der  Gattung  Fompilus  Schiödte,  benannte  die 
t  als  Pomp,  fitscus  F.,  während  letzterer  kein  Potnpilus,  sondern 
__  a  Friocnemis  im  Sinne  Schiodte'a  ist  Das  Flügelgeäder  seiner- 
■eitf  scheint  für  die  Gattung  Pompüus  entscheidend,  und  so  mag 
denn  wohi  eine  nicht  identifioirtu  Pompilua-An  jene  schmarotzende 
Lebensweise  zeigen.  (Hierauf  beziehen  sich  die  ¥  hinter  den  Namen 
i:i  meinem  entomologischen  Bericht  1871—1872,  p.  112.)  Ich  habe 
nun  eine  ähnhche  Beobachtung  gemacht,  die  mir  nicht  ohne  In- 
teresse KU  sein  scheint.  Bai  einem  Besuclie  des  Rochusbergea  nämlich 
,    pUiiiiaab«r.  d.  nlederrlieln.  Qomllioli,  li 


H 


178  Sütangsberiohte 

■ 

am  13.  Juli  1878  fand  icli  neben  einigen  unversehrten  Exemplaren 
von  Eresus  einnabarinus  2,  die  zwar  noch  in  ihren  Geweben  sassen 
und  noch  langsame  Bewegungen  mit  ihren  Beinen  ausführten,  deren 
Hinterleib  aber  beinahe  ganz  von  je  einer  blassgelben  Made  auf- 
gezehrt war.  Ich  setzte  beide  isolirt  in  je  eine  SchacMel,  und  als 
ich  zwei  Tage  später,  bei  meiner  Ankunft  in  Bonn,  wieder  nach 
ihnen  sah^  hatten  sie  inzwischen  auch  den  Cephalothorax  von  hinten 
fier  angefressen  und  machten  Miene  sich  einzuspinnen^  indem  sie 
bereits  ein  lodceres  Gewebe  verfertigt  hatten  und  anfingen,  inner- 
halb desselben  einen  regelmässigen  walzenförmigen  Cocon  zu  ver- 
fertigen. Ich  sah  fleissig  nach,  und  am  14.  August  war  aus  dem 
kleineren  der  beiden  Cocons  ein  männlicher  Pompüus  ausgeschlüpft, 
den  ich  für  P.coccineus  Fabr.,  Syst.  Piez.  p.  191.  Nr.  18.  (coccin^ws, 
wie  es  dort  heisst,  ist  wohl  Druckfehler)  halten  musste,  worin  mir 
Kriechbaumer,  dem  ich  den  Pompüus,  namentlich  dessen  eigen- 
thümlich  geformten  Hinterrücken,  genauer  beschrieb,  beistimmte;  der 
andere  Cocon  hat  mir  bis  jetzt  noch  keine  Image  geliefert. 

P.  coccinms  scheint  selten  beobachtet  zu  sein,  da  verschiedene 
Verzeichnisse,  die  ich  mir  hierauf  ansah,  ihn  nicht  anführen; 
Fabricius  giebt  allgemein  an:  Hahitat  in  Germania,  Vielleicht 
hängt  die  Seltenheit  dieser  schönen  Wespe,  wenigstens  in  Deutsch- 
land, mit  ihrer  Lebensweise  zusammen,  wenn  nämlich  Eresus  cinna^ 
barinus  das  einzige  Wohnthier  ihrer  Larve  ist.  Da  nun  letztere  Art 
nur  an  wenigen  Punkten  Deutschlands  beobachtet  ist^),  so  darf  ein 
häufigeres  Vorkommen  des  von  ihr  abhängigen  Schmarotzers  nicht 
erwartet  werden.  Letzterer  scheint  auch  an  Stellen  zu  fehlen,  wo 
erstere  vorkommt,  so  bei  Halle,  von  wo  Taschenberg  ihn  nicht 
aufführt,  während  E.  cinnäbarinus  dort  gefunden  ist.  Die  schma- 
rotzende Lebensweise  des  P.  coccineits  hängt  vielleicht  insofern 
von  E.  cinnäbarinus  ab,  als  die  Wespe  denselben  schwerlich  aus 
seinem  filzigen  Gewebe  herausholen  könnte;  alle  Spinnen,  die  ich 
von  Pompiliden  habe  in  deren  Nester  eintragen  sehen,  machen  näm- 
lich kein  Fanggewebe  (ausser  Lycosiden  sind  es  die  Gattungen 
Dendryphantes,  Xysticus,  Clübiona).  —  Für  den  von  Kar  seh  beob- 
achteten Fall  hat  diese  Erklärung  einer  von  den  Sippenverwandten 
weit  abweichenden  Lebensweise  allerdings  keine  Gültigkeit. 

Ferner  sprach  derselbe  über  lÄpoptena  cervi  (L.)  und  deren 
Synonyme,  die  z.  Th.  die  verschiedenen  Geschlechter,  z.  Th.  ver- 
schiedene Zustände  der  Fliege,  im  Besitz  ihrer  Flügel  und  nach 
Verlust  derselben,  bezeichnen.  Der  Vortragende  zeigte  einige  Männ- 
chen und  Weibchen  der  Art  vor,    die   der  Conservator  des  Natur- 


Dl 


1)  Leydig  fand,  wie  er  mir  mündlich  mittheilte,  ein  ^  dieser 
Spinne  bei  Cochem  a.  d.  Mosel,  im  August  1878  im  Sonnenschein 
umherlaufend. 


der  niederrheinischeii  Gesellschaft  in  Bonn«  179 

historischen  Museums,  Herr  F endler,  von  dem  Kopfe  eines  bei 
Lennep  geschossenen  und  ihm  zum  Ausstopfen  übergebenen  Rehes 
abgelesen  und  in  Alkohol  geworfen  hatte;  unter  den  Männchen  fand 
sich  ein  Exemplar,  das  seinen  linken  Flügel  bereits  verloren  hatte, 
den  rechten  aber  noch  vollkommen  besass;  alle  andern  Exemplare 
hatten  nur  die  Flügelwurzeln. 

Dr.  Gurlt  legte  zur  Kenntnissnahme  die  Arbeiten  von 
zwei  ausländischen  Geologen  vor.  Eine  seismologische  Studie 
von  Professor  H.  Hoefer  in  Klagenfurt  betrifft  die  Erklärung  der 
Erdbeben  von  Herzogenrath  in  den  Jahren  1873  und  1877 
und  kommt  aus  der  Gestalt  der  homoseisten  Linie  oder  Linie  gleich- 
zeitiger Erschütterung,  zu  dem  Scbluflse,  dass  die  Ursache  derselben 
keinen  centralen  Sitz  hatte,  sondern  dass  sie  hervorgebracht  wurden 
durch  das  Aufreissen  unterirdischer  Erdspalten.  Von  diesen  hypo- 
thetischen Spalten  werden  3  unterschieden,  von  denen  die  erste  in 
der  Richtung  nach  NW.  über  Aachen  und  Herzogenrath,  die  zweite  nach 
NO.  von  Herzogenrath  über  Linnich  nach  Neuss,  die  dritte  nach  ONO. 
südlich  von  Aachen  über  Dürwiss  in  der  Richtung  auf  Cöln,  verläuft. 
Wie  weit  die  aufgestellte  Spaltentheorie  Gültigkeit  hat,  können  nur 
weitere  Beobachtungen  an  zukünftigen  Erdbeben  lehren,  wenn  es 
gelingt,  von  ihnen  ein  vollständigeres  Material  der  gleichzeitigen 
Erschütterungen  zu  sammein,  als  es  bis  jetzt  der  Fall  gewesen  ist.  — 
Ferner  wurde  besprochen  eine  Arbeit  von  Herrn  Hans  Reu  seh  in 
Christiania  über  Erscheinungen,  die  sich  in  ähnlicher  Weise  an  den, 
durch  Eis  in  der  Glacialzeit  glatt  gescheuerten  und  mit  Vertiefungen, 
wie  Strudellöcher,  Hohlkehlen  und  Rinnen,  versehenen  Gebirgen  in 
Norwegen,  besonders  bei  Frederiksvärn  und  Laurvig,  zeigen, wie 
auch  an  den  Gebirgen  Corsica's.  Hier  sind  die  losen  Blöcke,  Aus- 
höhlungen, grotte  und  tafoni  und  andere  merkwürdige  Gestalten  von 
Felsen  nur  auf  starke  Verwitterung  als  Entatehungsursache  zurück- 
zuführen und  nicht  auf  glaciale  Einwirkungen,  wie  französische 
Forscher  früher  angenommen  hatten. 

Herr  Siegfried  Stein  berichtet  über  Zerreissversuche, 
die  mit  einem  Eisen  angestellt  worden,  welches  die  Firma 
Friedr.  Krupp  in  Essen  unter  dem  Namen  »Flusseisen«  in  den  Ver- 
brauch eingeführt  hat.  Es  ist  ein  Eisen,  welches  ohne  Zweifel  im 
Converter  so  weit  wie  nur  möglich  Verblasen  ist,  alsa  weicher  Guss- 
stahl nach  früherer  Bezeichnung.  Nach  einer  von  Div  Bettendorf 
ausgeführten  Analyse  enthält  dieses  Eisen  wenigstens  noch  0,22  pCt. 
Kohlenstoff  und  0,08  pCt.  Phosphor.  Die  vorgelegten  Bruch-  und 
Zerreissproben  zeigten  eine  feinkörnige  Textur,  die  an  den  Bruch 
von  schwedischem  Stabeisen,  welches  aus  bestem  schwedischen  Holz- 
kohlenroheisen im  Holzkohlenfrischfeuer    erzeugt  wird,    erinnerte. 


1^1  Sfixun^^Mlßfirichvi 

S}nM  y/tftfsn  ii%T  Qn^^h^-jer  zähe,  dicht,  f^  das  blosse  An??  scol&cken- 
frei  *jfid  fr*rj  rofj  ^r-iVihhAfm.  T^iA/sr  der  Loupe  zeigten  rieb  tur 
jffcnz  v<^reiriZ<;U  kWinn  BlÄ«*?nräume.  I>ie  beim  Zerreifsen  Toa  Stäben 
airi»  di^em  Kwen  erbÄltenen  Ergebnisse,  ausgedrückt  in  Kiloeramm 
iUi\imifwf(  auf  den  Qua/lratmillimeter  Querschiiitt,  erschienen  dem 
Vortrafferiden  jreradezu  überwältigend,  im  Gegensatz  zu  den  beim 
/j*irr^'inu*in  von  gewöhnlichem  Flisen  oder  Kessemer-Gussstahl  erhal- 
t/?ri'-n.  Gewöhnlich'?«  Stal^^jisen  37 — 38  Kilo.  Bestes  Stabeisen  45 
-  47  Kilo.  Weiche»  Krufip'wjhes  Fluseeisen  dagegen  61  Kilo.  Wurde 
dftii  UtirMre  schwach  rothwarm  gemacht  und  in  Wasser  abgelöscht, 
«o  h&rt«t4  Cff  »ich  nicht  wie  Stahl,  sondern  es  blieb  weich;  aber  die 
KeHigkcit  «tieg  noch  bedeutend.  Bessemer-Gussstahl  soll  nach  der 
von  Manch  inen  meiHter  Wöhler  aufgestellten  Tabelle  je  nach  der  ver- 
lieh i^KJenon  Verwendung  eine  Festigkeit  zeigen  von  45,  bzw.  55  und 
05  Kilo  auf  den  qmm  Querschnitt.  Das  in  Wasser  abgelöschte,  aber 
noch  weiche  »KluHseisen  von  Krupp«  zeigte  eine  Zerreissfestigkeit 
von  8()  Kilo  auf  den  /^mm  Querschnitt.  Die  Tragweite  dieser  That- 
«achc  braucht  wohl  nicht  weiter  hervorgehoben  zu  werden. 

V'ur  da«  Jahr  1879  wurde  der  frühere  Vorstand  wiedergewählt: 
xum  Director  Professor  Troschel,  zum  Secretair  Prof.  Andrä. 

UffcdiciniHche  Scction. 

Sitzung  vom  16.  Docember  1878. 

Vorsitzondor  Dr.  Zartmann. 

Anwesend  13  Mitglieder. 

Dr.  Samolnohn  stellt  einen  Fall  geheilter  Blepharo- 
plaritik  vor,  welchen  er  vor  4  Jahren  oporirt  habe.  Es  handelte 
Hioh  um  ein  Kpithüliom,  welclios  von  der  linksseitigen  Nasenwurzel- 
gngond  niiHgogimgon,  durch  Tiefen-  und  Flächen  Wucherung  beide 
Augoiiliilor  und  den  ThrHnonsuck  ergriilon  hatte.  Bei  der  Operation 
inuHsto  <li<«  giin/,0  Haut  der  Nasenwurzel,  das  innere  Drittel  des  obern 
und  übor  2  Drittol  dos  untern  Lides,  desgleichen  der  Thränensack 
oxstirpirt.  worden,  und  wurde  die  plastische  Deckung  durch  Lap- 
ponvorHohiohung  von  drr  rechton  Nasenwurzel  und  der  linken 
Wangon-Soliliifongogond  nach  der  von  Knapp  angegebenen  Methode 
untornommon.  Dio  IToilung  gelang  per  primam  bis  auf  diejenige 
Stf^llo,  wo  dor  Sohläfon-  und  Nasoulappen  in  vertikaler  Richtung  zu- 
samnuMitrotToitf  da  hier,  bosondors  wogen  dos  hohen  Nasenrückens, 
koino  gonügondo  Annulioruug  dor  Lap)ion  gegen  die  Unterlage  zu 
orr.iolon  war.  Dio  Nnrbo,  woloho  nach  lungert^r  Kitorung  dieser  Stelle 
»urüokbliob.  \«i  jodooh  für  dio  Spatuiuug  dor  l.appon  so  vortheilhaft 
);«kWA»on,  daas  S.  in  Zukunft  auf  prima  intontio  an  dieser  Stelle  a 
priori  vorxichton  will.    Da9  Kndrcsultat  in   kosmctiacher  wie  funk- 


*} 


der  niederrheiniflohexi  Gesellsohaft  in  Bonn.  181 

tioneller  Beziehung  ist  besser,  als  es  dnrch  die  gelungenste  LAppen- 
einpflanzung  erzielt  werden  könnte,  so  dass  S.  diese  Methode  aufs 
wärmste  empfehlen  kann. 

Dr.  Samelsohn  stellt  sodann  ein  Mädchen  von  17  Jahren 
vor  mit  einem  Tumor  in  der  vorderen  Kammer  des  rechten  Auges, 
welchen  er  für  eine  Tuberculose  der  Iris  erklärt.  Sich  ein 
näheres  Eingehen  auf  diesen  seltenen  Fall  bis  zur  voraussichtlichen 
Demonstration  des  anatomischen  Präparates  vorbehaltend,  entwickelt 
S.  nur  die  klinische  Differentialdiagnose  des  Falles.  Vor  4  Wochen 
trat  ohne  erhebliche  Entzündungserscheinungen  an  der  temporalen 
Seite  der  rechten  Vorderkammer  ein  gelblicher  Knoten  auf^  welcher 
durch  sein  Wuchern  nach  der  Pupille  zu  das  Sehvermögen  bis  auf 
quantitative  Lichtempfindung  vernichtete.  Jedoch  erst  als  der  Knoten 
auch  nach  aussen  durchbrach,  erschien  Patientin  bei  S.,  der  Folgen- 
des constatirte.  Die  rechte  Cornea  leicht  diffus  getrübt,  besonders 
in  der  temporalen  Hälfte  und  mit  einigen  oberflächlichen  Gefassen 
durchzogen;  ihr  Niveau  etwas  erhoben  durch  eine  Wucherung,  welche 
aus  der  vorderen  Kammer  an  der  Stelle  der  Corneosderal-Grenze  nach 
aussen  durchgebrochen  ist  und  die  Gonjunctiva  buckeiförmig  hervor- 
getrieben hat.  Diese  Wucherung,  von  gelblich-weisser  Farbe,  zeigt  in  der 
vorderen  Kammer  die  Form  eines  Dreiecks,  dessen  Spitze  die  Mitte 
der  Pupille  im  horizontalen  Meridian  erreicht  und  dessen  Basis  der 
Sclerocorneal-Rand  in  etwa  Vs  ^^^  Circumferenz  an  der  temporalen 
Seite  darstellt.  An  der  Neubildung  kann  man  deutlich  2  Schichten 
unterscheiden,  eine  weissliche,  welche  direkt  auf  der  Iris  liegt,  und 
eine  gesättigt  gelbe,  welche  die  oberflächlichen  Partien  des  Tumors 
einnimmt.  Die  Neubildung  selbst  ist  völlig  gefasslos,  nur  ziehen  von  der 
dem  tiefst  gelegenen  Punkte  des  Tumors  zunächst  befindlichen  Iris- 
partie Gefässe  auf  die  Oberfläche  des  Tumors,  um  sich  daselbst  nach 
kurzem  Verlaufe  zu  verlieren.  In  diesem  durch  neugebildote  Ge- 
fässe gekennzeichneten  Iristheile  zeigt  sich  nun  ein  kleines  gelb- 
weisses  Knötchen,  das  sich  schon  am  nächsten  Tage  mit  der  Haupt- 
masse der  Neubildung  vereinigte,  während  kurz  darauf  wiederum 
Gefässe  aus  der  Iris  hervorsprossten  und  abermals  die  Entwicklung 
eines  neuen  Knötchens  einleiteten.  Dieses  Spiel  wiederholte  sich 
im  Laufe  einer  Woche  4  Mal  und  demonstrirte  S.  ein  solches  frisch 
aufgetretenes  Knötchen.  Während  so  der  Tumor  durch  Apposition 
von  diesen  disoreten  Knötchen  aus  nach  unten  zu  wuchs,  wurden 
zugleich  die  älteren  Massen  nach  aussen  mehr  hervorgetrieben  und 
durchbrachen  zuletzt  die  Gonjunctiva.  Die  Iris  ist  leicht  verfärbt 
und  durch  einige  Synechien  an  die  Linse  gelöthet,  der  intraoculäre 
Druck  sehr  herabgesetzt,  quantitative  Sehschärfe  mit  gut  erhaltener 
Projektion.  Kleine  Massen  des  nach  aussen  durchbrochenen  Neu- 
gebildes zeigten  mikroskopisch  kleine  Granulationszellen  und  fein- 
kömigen  Detritus.    Es  kann  sich  in  diesem  Falle  allein  um  die  AI- 


182 


Sitzungsberichte 


temative  eines  Granuloms  oder  einer  tuberculösen  Neubildung  der 
Iris  bandeln,  denn  ein  Gumma  war  aus  vielen  Gründen,  besonders 
aber  wegen  des  Sitzes  und  der  Art  des  Wachsthums  auszuschliessen. 
Trotzdem  die  mikroskopische  Untersuchung  der  kleinen  entfernten 
Massen  kein  für  die  Tuberculose  charakteristisches  Element,  beson- 
ders keine  Riesenzellen  nachwies,  wurde  dennoch  die  Diagnose  auf 
Tuberculose  der  Iris  gestellt,  und  zwar  gestützt  auf  die  in  Knöt- 
chenform fortschreitende  Art  des  Wachsthums,  auf  die  besondere 
Trennung  der  Farbe  der  jungen  und  der  älteren  Geschwulstmassen, 
auf  das  schnelle  und  schmerzlose  Wachsthum  der  Geschwulst  und 
besonders  gestützt  auf  das  Vorhandensein  anderer  tuberkulöser 
Affektionen  der  Patientin.  Es  fanden  sich  auf  der  rechten  Seite  des 
Kückens  und  auf  der  Haut  der  rechten  Clavicular-Gegend  2  Ge- 
schwüre mit  allen  charakteristischen  Zeichen  der  tuberkulösen  Ge- 
schwürsform ;  ferner  ist  in  der  rechten  Lungenspitze  ein  verlängertes 
Exspiriura  und  Katarrh  nachzuweisen,  während  eine  Dämpfung 
noch  vermisst  wird.  S.  hat  die  Absicht,  wenn  medieamentöse  Ver- 
suche, wie  vorauszusehen,  keinen  Erfolg  haben^  den  Bulbus  zu  ent- 
fernen und  verheisst  sodann  weitere  Mittheilungen. 

Prof.  Busch  stellt  zunächst  eine  sechszigjährige  Frau 
vor,  bei  welcher  ein  seit  drei  Jahren  bestehendes  Ulcus  rodens  eine 
in  der  grössten  Längenausdehnung  mehr  als  5  Zoll,  in  der  grössten 
Breite  mehr  als  3  Zoll  betragende  Geschwürsfläche  hervorgebracht 
hatte.  Von  der  linken  Frontalgegend  beginnend  hatte  die  Neubildung 
die  Haut  der  Glabella,  des  Nasenrückens,  einen  Theil  des  obern 
rechten  Lides,  die  Haut  der  rechten  Frontalgegend  und  einen  grossen 
Theil  der  behaarten  Kopfhaut  zerstört.  Ausserdem  hatte  sie  die  vor- 
dere Wand  der  Stirnhöhle  zerstört  und  hatte  sich  auf  die  Conjunc- 
tion  am  rechten  inneren  Augenwinkel  fortgepflanzt.  Da  eine  Exstir- 
pation  der  Neubildung  wegen  zu  grosser  Ausdehnung  unmöglich  war, 
so  wurde  eigentlich  nur  der  Patientin  zum  Tröste  die  Sodabehand- 
lung angewandt.  Gegenwärtig  nach  sechs  wöchentlich  er  Behandlung 
sieht  man,  dass  weit  mehr  als  die  Hälfte  der  Geschwürsfläche  mit 
einer  festen  Narbe  bedeckt  ist.  Auf  der  noch  bestehenden  Ulcera- 
tiva  sieht  man  ebenfalls  einige  Inseln,  welche  verhorntes  Epithel 
tragen.  Die  Conjunctiva  bulbi  ist  wieder  frei  und  der  vorher  in 
seiner  Existenz  bedrohte  Bulbus  erscheint  gerettet.  Am  aufi*allend- 
sten  ist  die  Bildung  der  neuen  Epidermis  an  denjenigen  Stellen,  an 
welchen  die  Haut  in  ihrer  ganzen  Dicke  bis  auf  den  Knochen  zer- 
stört war,  in  der  Umgebung  des  Defectes  des  Stirnbeines.  Hier 
geht  die  Narbe  von  der  dicken  umgebenden  Haut  mit  einem  schar- 
fen Absätze  auf  den  Knochen  über,  den  sie  nur  mit  einem  ganz 
dünnen,  festanliegenden  Epidermisblatte  überzieht. 

Sodann  bespricht  B.  die  Resection  von  Knochenge- 
schwülsten und  zeigt,  dass  man  mit  dem  antiseptischen  Verfahren 


der  niederrbeiniBohen  G^Bellsohaft  in  Bonn.  188 

auch  hierhei  Glieder  erhalten^  kann,  welche  sonst  der  Amputation 
verfallen  waren. 

Es  wird  ein  dreissigjahriges  Mädchen  vorgestellt,  welches  an 
einer  faustgrossen  Myeloid-Geschwulst  der  oberen  Epiphyse  der  Tibia 
litt.  Bei  der  Exstirpation  zeigte  sich,  dass  die  Neubildung  bis  hart 
unter  die  Knorpel  der  Tibia  und  weit  abwärts  in  der  Markhöhle  bis 
über  die  Mitte  der  Tibia  hinausreichte.  Nach  Auskratzen  und  Aus- 
brennen trat  noch  einmal  ein  Recidiv  auf,  welches  dieselbe  Behand- 
lung nöthig  machte,  dann  aber  nicht  mehr  wiederkehrte 

Dr.  Zartmann  legt  Bechnung  vom  Jahr  1878  und  empföngt 
Decharge.    Vorgeschlagen  zu  ordentlichen  Mitgliedern  werden: 

Dr.  Firle  und  Dr.  Lehmann  von  Prof.  v.  Mosengeil  und 
Dr.  Madelung. 

Dr.  Roesen  von  Dr.  Kühl  mann  und  Dr.  Leo. 

Nachdem  Herr  Geh.  Rath  v.  Leydig  die  in  der  vorigen 
Sitzung  geschehene  Wahl  zum  Vorsitzenden  abgelehnt  hat,  wird 
heute  zur  Neuwahl  geschritten,  aus  welcher  Herr  Geh.  Rath  Busch 
hervorgeht.    Derselbe  erklärt  die  Annahme  der  Wahl. 


Unlyenltits-Baohdrackerei  yon  Q«x\  QtootgV  Vu,  Bcnooi. 


Herpetologische  Zeichnungen  ans  dem  NacUass 
Roseis  Yon  Rosenhof. 

Erläutert  von 

Dr.  Franz  Leydig, 

Professor  an  der  UnlTersitJit  sn  Bonn. 


Wenn  man  in  Nürnberg  hereintritt  —  schreibt  um  das 
Jahr  1820  G.  H.  Schubert,  in  jener  Zeit  Professor  in 
Erlangen  —  so  sieht  man  der  alten  Stadt  sogleich  an,  dass 
da  einmal  Menschen  gewohnt  haben  und  noch  wohnen,  die 
recht  gern  und  viel  gemalt  haben.  Fast  tlberali  an  den 
hohen  Häusern,  besonders  in  den  noch  in  ihrer  alten  Tracht 
gebliebenen  Nebengassen,  gibt  es  bunte  Malereien,  welche 
meistens  Gegenstände  aus  der  heiligen  Schrift,  öfter  aber 
auch  den  Handwerksmann  in  seinem  Tagewerke  darstellen^. 

Es  mag  in  der  That  die  Lust  sein  Haus  mit  Wand- 
malereien zu  tiberdecken  in  dem  gleichen  Grunde  wurzeln, 
der  in  dieser  altbertihmten  Stadt  so  viele  Werke  der  bil- 
denden und  malenden  Kunst  hervorgehen  liess.  Nicht  bloss 
Albrecht  Dürer  war  ein. Sohn  Nürnbergs,  sondern  auch 
Maler  wie  Joachim  Sandrart,  oder  wie  Johann 
Justin  Preisler  lebten  und  wirkten  dort.  Neben  der 
Kunst  —  wenn  man  will  —  höheren  Stils  wurde  die  Mi- 
niaturmalerei sorgsam  gepflegt;  überdies 2)  gehörte  femer  der 


1)  Wanderbüohlein  eines  reisenden  Gelehrten  naoh  Salzburg, 
Tirol  und  der  Lombardei.     2.  Aufl.  1848. 

2)  Der  kenntnissreiche  Eeyssler  (Reisen  durch  Deutschland 
etc.,  Hannover  1751)  besuchte  Nürnberg  im  Jahre  1730  und  bemerkt 
gelegentlich  einer  Eupferstichsammlung,  dass  darunter  fünftausend 
Stück  nur  von  nürnbergischen  Personen  sind.  „Ich  zweifle  —  fahrt 
er  fort  —  ob  eine  andre  Stadt  in  der  Welt  sey,  die  sich  dergleichen 
rühmen  könne;  man  muss  dabey  aber  auch  wissen,  dass  es  hier  gar 
wenig  kostet,  sich  in  Kupfer  stechen  zu  lassen  und  wenig  Prediger 
oder  auch  Schulmonarchen  in  Nürnberg  sind,  denen  dergleichen  Ehre 
nicht  widerfährt." 

Verh.  d.  nat.  Yer.  Jahrg.  XXXT.  6.  Fplge.  V.  B^  \ 


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^ 


Kupferstich  gleich  den  mechanischen  Künsten  zu  einer  viel 
ausgeübten  Beschäftigung.  Die  Ausbildung  und  leichte  Hand- 
habung dieser  Art  Kleinkunst  ward  verschiedenen  Zweigen 
der  Wissenschaft  sehr  erspriesslich,  indem  es  auch  dem 
Arzte  und  Naturforscher  nicht  schwer  fiel,  die  Hilfe  guter 
Zeichner  und  tüchtiger  Kupferstecher  für  ihre  Arbeiten  zu 
gewinnen. 

Es  berührt  uns  eigenthümlich  und  fast  wehmüthig  von 
der  Oede,  wie  sie  in  der  Gegenwart  auf  diesem  Felde 
herrscht,  zurück  auf  jene  in  das  vorige  Jahrhundert  und 
moch  einige  Jahrzehnte  in  das  jetzige  herein  ragende  Bltithe- 
zeit  zu  blicken.  Eine  ganze  Anzahl  der  trefflichsten  Kupfer- 
stecher aus  einer  einzigen  Stadt  konnte  ihren  Grabstichel 
den  Anatomen,  Zoologen  und  Botanikern  zur  Verfügung 
stellen,  in  manchfacher  individueller  Abstufung  der  Geschick- 
lichkeit und  des  Geschmackes. 

Während  nun  die  einen  dieser  Männer  ihre  künst- 
lerische Thätigkeit  dem  Dienste  der  Naturwissenschaft  ein- 
fach widmeten,  wie  z.  B.  J.  G.  Sturm  (Grossvater),  Ty- 
roff,  Bock,  Nuss biegel,  Volckart,  Walpers,  fühlten 
sich  Andre  bei  dieser  Nachbildung  natürlicher  Gegenstände 
von  den  Dingen  der  Natur  selber  so  angezogen,  oder  viel- 
mehr es  traf  die  innere  Neigung  zur  naturwissenschaftlichen 
Forschung  mit  der  Freude  an  künstlerischer  Wiedergabe 
so  zusammen,  dass  aus  dem  Maler  und  Kupferstecher  ein 
wirklicher  Naturforscher  wurde.  Zu  den  Nürnberger  Künst- 
lern dieser  Art  zählen  z.  B.  Ehret,  Knorr,  Kleemann, 
Jac.  Sturm  (Vater),  Joh.  Friedr.  Sturm  und  Joh. 
Wilh.  Sturm  (Söhne). 

Unter  den  Künstlern  und  Forschern  vorgenannter 
Eichtung  ist  einer  der  eigenartigsten  Rösel  gewesen,  ge- 
boren zu  Nürnberg  1705,  gestorben  daselbst  1759,  der  über 
Morphologie  und  Biologie  der  Amphibien,  Insecten,  Krebse 
und  Spinnen,  der  Würmer,  der  Süsswasser-  und  Federbusch- 
polypen, Rotatorien  und  Infusorien  Schönes,  ja  Herrliches 
geleistet  hat.  „L'un  des  plus  ing6nieux  observateurs  et  des 
plus  habiles  dessinateurs  d'histoire  naturelle'^  lautet  das 
Urtheil  Cuvier's;  und  lange  vorher  hat  der  im  Loben 
sparsame  Anatom  und  Physiolog  Haller  von  unserm  Rösel 


;■.'■»•.'■■  ..  *!  '  '      •  '    '  .      ►       ■   ■ 

■  •         •  .  « 

gesagt:  „Aliomm  inter  exteros  scriptores  indiistriaiii  faoSe 
supergressus  est^\ 

Man  darf  staunen,  wie  es  möglich  war,  dass  ein 
Mann,  der  sein  Leben  nicht  ganz  anf  54  Jahre  gebracht 
hat  und  während  der  letzten  sieben  Jahre  durch  einen 
Scblaganfall  auf  der  ganzen  linken  Seite  gelähmt  war, 
doch  im  Laufe  von  19  Jahren  an  300  Tafeln  in  Quart  und 
48  Tafeln  in  Folio  mit  den  dazu  gehörigen  Untersuchungen 
und  Beschreibungen,  neben  seiner  Beschäftigung  mit  Por- 
traitmalen  und  Unterrichtgeben  im  Zeichnen  und  Malen, 
ans  Licht  stellen  konnte.  Eine  Aufgabe,  die  für  einen  ge- 
sunden Mann  eine  starke  gewesen  wäre.  Er  hat,  als  er 
nicht  mehr  selbst  hinaus  ins  Freie  zu  gehen  yermochte 
um  dort  zu  sammeln  und  zu  beobachten,  sich  „mit  yielen 
Kosten'^  Material  nach  Hause  schaffSen  lassen  und  wandte 
fortwährend  die  Brauchbarkeit  des  noch  gesunden  rechten 
Armes  dazu  an,  Leben,  Entwicklung  und  Metamorphose 
der  Thiere  kennen  zu  lernen,  sie  zu  zergliedern  und  Ab- 
bildungen anzulegen^). 

Das  prächtige  Werk  „Historia  ranarum  nostratium 
oder  die  natürliche  Historie  der  Frösche  hiesigen  Landes^^ 
erschien  1758,  ein  Jahr  vor  Bösers  Tode.  Zugleich  mit 
den  Fröschen  und  Kröten  hatte  er  auch  die  Wassereidechsen 
und  den  Salamander  aufs  eifrigste  untersucht  Li  der  Vor- 
rede zu  dem  vorgenannten  Werke  bemerkt  er:  „Nach  der 
Beschreibung  der  Frösche  sollen  die  Eydexen  folgen  und 
wiewohl  ich  an  diesen  noch  vieles  zu  untersuchen  habe: 
so  bin  ich  doch  mit  selbigen  bereits  soweit  gekommen, 
dass  ich  in  den  Weiblein  der  Wassereydexen  gefunden, 
wie  in  selbigen  die  zur  Fortpflanzung  des  Oeschlechtes  ge- 
hörigen Theile  fast  von  gleicher  Beschaffenheit,  wie  bey  den 


1)  „Ausfahrliche  und  zuverlässige  Nachricht  von  dem  Leben, 
Schriften  und  Werken  des  verstorbenen  Miniaturmahlers,  und  scharf- 
sichtigen Naturforschers  August  Johann  Rösels  von  Rosen» 
hof  entworfen  von  Christian  Friedrich  Carl  Kleemann,  Mig- 
naturmahler",  siehe  im  IV.  Theil  der  Jnsectenb^lustigung.  Mit  Por- 
trät, in  sorgfältigem  Kupferstich  ausgeführt,   und  der  Unterschrift: 

,,So   sah  Herr  Bösel  aus,    dem  nach  dem  Tod,  das  Leben 

Gewürme,  Frosch  und  Kröten  geben/' 

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Weiblein  der  Frösche,  seyen."  Und  am  Ende  des  Werkes 
stehen  die  Worte :  „Diesem  nach  schliesse  ich  hiermit  meine 
natürliche  Historie  der  Frösche  hiesigen  Landes,  welcher 
bald  die  Historie  unsrer  Eydexen  folgen  soll,  wann  ich 
merken  werde,  dass  die  Liebhaber  der  natürlichen  Historie 
solche  zu  sehen  Verlangen  tragen/'  Anch  sein  Schwieger- 
sohn Eleemann  berichtet,  dass  Rösel,  als  er  schon  selbst 
an  seiner  Genesung  immer  mehr  zweifeln  musste,  er  dennoch 
versuchte,  ob  es  ihm  nicht  vor  seinem  Ende  gelingen  möge, 
die  Abbildungen  der  Eidechsen  und  des  Salamanders  hiesi- 
gen Landes,  nebst  zwei  „ungemein  fleissigen  Abbildungen 
des  wunderbaren  Chamäleons  mit  ihrer  Beschreibung,  auf 
die  Art  und  in  der  Grösse  wie  das  Werk  von  den  Fröschen, 
herauszugeben/'  Allein  der  am  27.  März  1759  erfolgte 
Tod  steckte  Allem  ein  Ziel. 

Wie  schade,  hat  gewiss  mancher  Naturforscher  und 
Verehrer  der  Bö  seT  sehen  Schriften  gesagt,  dass  diese  Unter- 
suchungen und  bildlichen  Darstellungen  über  die  Eidechsen 
nicht  zur  Veröffentlichung  gelangen  konnten:  was  m(%en 
die  Tafeln  enthalten  haben,  wie  weit  war  wohl  Rösel  in 
der  Kenntniss  der  Arten  gekommen;  wohin  mögen  sich 
doch  die  Zeichnungen  verloren  haben?  In  dieser  Weise 
habe  ich  wenigstens  Betrachtungen  anzustellen  nicht  unter- 
lassen können,  so  oft  mir  obige  Stelle  unter  die  Augen  kam. 

Da  begegne  ich,  bei  Durchsicht  der  Literatur  ttber 
Batrachier  in  der  Schrift:  Historiae  Amphibiorum  naturalis 
et  literariae  fasciculus  primus;  Auetor  Joan.  Gottlob 
Schneider,  Saxo.  Jenae  1799,  nachstehender  Notiz:  „Non 
possum  ab  hod  argumento  discedere  antea,  quam  meri- 
torum  Boeselii  nostratis  mentionem  fecerim,  quidem  illius, 
qui  artem  pictoriam  admirabili  consortio  cum  historiae  na- 
turalis studio  copulaverat.  Hujus  autographas  tabulas, 
in  quibus  lacertarum  nostratium  species  omnes  earumque 
formam  et  partes  intemas  artificio  suo  expresserat,  tracta- 
vit  et  ante  oculos  habuit  clarissimus  nobisque  amicissimus 
Argentoratensium  Professor  Job.  Hermannus,  easdem 
antestatus  bis  in  Dissertatione  altera  de  Amphibiorum  Vir- 

tutibus  medicis  anno  1789  edita  p.  25  et  30 Quas 

isbu)^  ut  in  publicos  usus  publicare  ipse  cum  annotatio- 


Dibu8  suis,  aut  iibrario  desideranti  edendas  permittere 
velit,  magnopere  virum  doctiim  oro  rogoque ;  ut  non  solnm 
Roeselii  ingeninm  meritas  pablicasqne  laudes  ferat,  sed 
ipsa  etiam  lacertarum  cognitio  iDdigni  hoc  commentario 
aucta  eo  procedat  incrementi,  quo  animaliam  qaadrupednm 
reliquorum  historiam  jam  virornm  doctorum  studiis  provec- 
tam  admiramur/^ 

Aus  dieser  Bemerkung,  welche  Schneider  der  Aue* 
einandersetzung  über  die  Tritonen  anfügt,  ging  herror,  dass 
die  Originalzeichnungen  B(}sels  über  die  Wassermolche 
nach  Strassburg  gekommen  waren  in  die  Hände  des  Arztes 
und  Naturforschers  Job.  Hermann,  vierzig  Jahre  nach 
dem  Tode  Bös  eis,  und  dass  der  Strassburger  Professor 
mit  dem  Plane  sich  trug,  die  hinterlassenen  Tafeln  heraus- 
zugeben. 

Es  ist  mir  nicht  bekannt  geworden,  ob  in  der  unter- 
dessen verflossenen  langen  Zeit  von  irgend  Jemand  Nach- 
forschungen über  den  Verbleib  der  RöseT sehen  Zeich- 
nungen angestellt  worden  sind,  oder  ob  Etwas  darüber 
veröflFentlicht  worden  wäre.  Selbst  die  verschiedenen  Zoo- 
logen und  Anatomen  der  Universität  Strassburg,  insoweit 
ich  deren  Schriften  kenne,  haben  nichts  über  die  besagten 
Blätter  verlauten  lassen;  trotzdem  dass  mancher  von  ihnen 
eine  besondere  Aufmerksamkeit  den  Amphibien  zugewen- 
det hatte. 

Und  so  erlaubte  ich  mir  im  Januar  dieses  Jahres  ein 
Schreiben  an  Herrn  Dr.  Euting,  mir  von  Tübingen  her 
befreundet  und  gegenwärtig  erster  Bibliothekar  in  Strass- 
burg, zu  senden  mit  der  Bitte  um  gefällige  Nachforschung. 

Die  Antwort  (12.  Jan.  1878)  lautete:  „Wenn  die  Tafeln 
der  Molche  auf  einer  der  zwei  Bibliotheken  (Stadt-B.  und 
Seminar-B.)  sich  befanden,  welche  im  „Temple  Neuf '  unter- 
gebracht waren,  so  sind  sie  auf  immer  yejrloren.  Denn 
von  jenen  beiden  konnte  kein  Blatt  gerettet  werden,  es  ist 
Alles  beim  Bombardement  durch  Feuer  zu  Grunde  gegangen. 
Dagegen  hatte  Hermann  der  dritten  Bibliothek  Strass- 
burgs,  der  Akademie-Bibliothek,  welche  unsrer  neuen  Biblio- 
thek einverleibt  worden  ist,  den  grössten  Theil  seiner  Bücher 
(viele   mit  handschriftlichen  Bemerkungen)  zum  Geschenk 


'f.-:--  ■       ,  -    ■       ■  •  ■        ■•  "  "    "     .      ■  IL"  V""  ■'    '  ^  "  ■'•''?* 

,  *      ■  .■■■•..-■ 

6 

gemacht;  ieh  meine  mich  zn  erinnern,  dass  auch  Gollegien- 
hefte  und  Aehnliches  darunter  seien.  Prof.  Barack,  der 
die  handschriftliche  Abtheilang  selbst  in  Verwaltung  hat^ 
ist  bereit  nachzusehen,  ob  sich  etwas  darunter  befindet, 
was  ungefähr  dem  Gewtinschten  nahe  kommt.'' 

Noch  an  demselben  Tage,  an  dem  ich  diesen  Brief 
erhalten  hatte,  beglückte  mich  Dr.  Euting  mit  der  Nach- 
richt: „Soeben  sind  die  Copieen  des  Malers  Hans,  welche 
er  von  den  Rö sei' sehen  Zeichnungen  aus  Nürnberg  (für 
den  Druck  durch  Hermann)  angefertigt  hatte,  durch  Prof. 
Barack  unter  den  Hermann' sehen  Papieren  mit  darauf 
bezüglicher  Correspondenz  aufgefunden  worden.*' 

Und  wieder  einige  Tage  darauf,  nachdem  noch  zuvor 
das  Ganze  in  einen  Garton  geheftet  worden  war,  hatte  Herr 
Prof.  Barack,  Oberbibliothekar  an  der  Kaiserlichen  Uni- 
versitäts-  und  Landesbibliothek,  die  grosse  Güte  mir  die  kost- 
baren Blätter  zu  übersenden  und  mir  dadurch  einen  Fest- 
tag zu  bereiten. 

Ich  gestatte  mir  Herrn  Dr.  Barack  und  Herrn  Dr. 
Euting  auch  an  diesem  Orte  den  gebührenden  Dank  ab- 
zutragen. 


Den  Inhalt  des  Garton  bilden: 

1)  Fünf  Briefe. 

2)  Der  Anfang  einer  Tafelerklärung. 

3)  Eine  Aufzählung  und  üeberschrift  der  Tafeln  mit 
Angabe  des  Honorars,  welches  der  Maler  erhalten 
hatte. 

4)  Ein  Blatt  mit  einiger  einschlägigen  Literatur. 

5)  Sieben  ausgemalte  Foliotafeln  über  Land-  und 
Wassereidechsen. 


I. 

Die  ersten  vier  Briefe  sind  verfasst  von  Gatharina 
Barbara  Rösel  von  Kosenhof,  Tochter  des  mehrge- 
nannten Künstlers  and  Naturforschers,  geboren  am  das 
Jahr  1741^).  An  der  Seite  ihres  Vaters  im  Zeichnen  und 
Malen  herangebildet,  hatte  sie  an  seinen  Arbeiten  Theil 
genommen,  und  ihm  beim  Zergliedern  der  Thiere  sowie 
im  Illuminiren  der  Tafeln  Hülfe  geleistet.  Nach  dem  Tode 
ihres  Vaters  mit  dem  Maler  Kleemann ^)  ehelich  verban- 
den, war  sie  Wittwe  als  sie  die  nachstehenden  Briefe  schrieb. 

Der  Empfänger  der  Briefe  ist  Johannes  Hermann, 
Professor  der  Medicin  und  Botanik,  geboren  1738,  gestorben 
1800,  eine  der  Zierden  der  damals  hochbertthmten  Universität 
Strassburg,  Verfasser  z.  B.  der  Tabula  affinitatum  anima- 
lium,  Strasbourg,  1783,  und  der  nach  seinem  Tode  er- 
schienenen Observationes  zoologicae,  Strasbourg  et  Paris, 
1804.  Dieser  Gelehrte  hatte  sich,  wie  die  Briefe  bekunden,  aus 
dem  Nachlass  Rösels  die  Zeichnungen  über  die  Eidechsen 
schicken  lassen,  wohl  mit  der  Absicht  das  noch  Fehlende 
so  zu  ergänzen,  dass  eine  Herausgabe  ins  Werk  gesetzt 
werden  könne;  ferner  muss  er  den  Plan  gehegt  haben  von 
der  Historia  ranarum  nostratium  eine  Ausgabe  in  franzö- 
sischer Sprache  zu  veranstalten. 

Ich  lasse  die  vier  Briefe  der  Wittwe  Kleemann 
ohne  Verkürzung  folgen  und  auch  ohne  an  der  Orthographie 
und  der  Interpunction  etwas  zu  ändern.  Der  Inhalt  ge- 
reicht der  Verfasserin  durchaus  zur  Ehre :  Vertrauen,  Dank- 
barkeit und  Bescheidenheit  spricht  sich  darin  aus  und  auch 
auf  den  Strassburger  Gelehrten  werfen  die  Briefe  ein  gutes 
Licht:  er  erscheint  uns  als  ein  Mann  von  uneigennütziger, 
edler  Denkungsart.  Wer  ein  Interesse  empfindet  für  die 
inneren  Vorgänge  wissenschaftlicher  Kreise,  wird  in  diesen 


1)  Das  Jahr  ihres  Todes  kann  icli  nicht  ermitteln;  es  scheint 
in  den  Anfang  gegenwärtigen  Jahrhunderts  zu  fallen. 

2)  Die  Lebensgeschichte  desselben  sanimt  Porträt  steht  in  den 
„Beiträgen  zur  Natur-  und  Insectengesohichte'* ;  Anhang  zu  den 
RöseTschen  Insecten-Belustigungen,  Theil  L,  Nürnberg  1792. 


8 

Briefen  gar  Manches  nicht  ohne  Theilnahme  lesen.  Der 
fünfte  Brief  rührt  von  dem  Buchhändler  J.  P.  Palm  her 
und  auch  diesen  wollte  ich  nicht  ganz  unterdrücken,  da 
er  zum  Yerständniss  des  Schicksals  RöseT scher  Schriften 
Einiges  beiträgt. 

Hin  und  wieder  habe  ich  mir  erlaubt,  eine  erklärende 
Bemerkung  unter  die  Briefe  zu  setzen,  immer  mit  L.  be- 
zeichnet. 

« 

1. 

Wohlgebohrner  Herr 

Hochzuverehrender  Herr  Professor 

Theuer  und  Werthgeschätzter  Gönner! 

Euer  Wohlgebom  statte  ich  den  gehorsamst  ver- 
bindlichsten Dank  ab,  flir  die  gütigst  übersande  Be- 
zahlung! Betaure  aber,  dass  Sie  wegen  den  wenigen 
Farben  0  mehr  beygelegt  haben  und  kein  Porto  ab- 
zogen, ich  werde  suchen  bey  andrer  Gelegenheit  meine 
Schult  abzutragen.  So  sehr  mich  die  Nachricht  von 
der  guten  Aufnahme  meiner  Werke  vergnügte;  so  sehr 
betaure  ich  es,  dass  der  Grünspan  von  der  ersten 
Frosch-Tabelle  abgesprungen  ist !  Es  sind  noch  einige 
Blätter  an  den  übersanden  Werken  und  das  Tab.  1. 
absonderlich  (wovon  ich  noch  viele  Bläter  habe) 
von  meines  sei.  Mannes  sinnlosen  Bruder  angelegt 
worden.  Da  dieser  aber  nun  in  Verwahrung  gestorben 
ist,  so  kann  nichts  mehr  von  ihm  gemacht  werden. 
Ich  gebrauche  niemals  und  lasse  auch  von  meinen 
.  Arbeitsleiten  keinen  Grünspan  allein  nehmen,  weil  er 
zu  sehr  glänzt,  der  Glanz  aber  muss  durch  Schatten  und 
Licht  ausgedrückt  werden.  Sie  werden  solches  in  der 
Folge  sehen. 


-* . 


1)  Johannes  Hermann  hatte  wie  es  scheint  für  seinen  Sohn, 
den  Verfasser  des  schönen  Werkes  Memoire  apterologique,  Joh. 
Friederich  Hermann,  von  Frau  Kleemann  die  Farben  bezogen, 
welche  zum  Ausmalen  der  zu  gedachtem  Werke  gehörigen  Zeich- 
nungen dienten.  L. 


Die  Gemählte  der  Eydexen  stehen  Euer  Wohlgebobrn 
so  lange  zu  Befehl  als  es  Ihnen  gefällig  ist.  Ich  weiss 
es  leider  wohl,  dass  sehr  vieles  noch  dazn  fehlet. 
Der  Tod  meines  Vaters  hat  der  fernem  Untersuchung 
und  Abbildung  ein  Ende  gemacht,  da  er  7  Jahre  auf 
der  ganzen  linken  Seite  vom  Schlag  gelähmt  ward 
und  also  nicht  mehr  dergleichen  Thiere  aufsuchen 
konnte,  so  ist  vieles  unterblieben.  Den  Ghamelion 
brachte  ein  Mann,  welcher  aus  Ostindien  kam  zu  uns, 
dieser  behauptete:  Er  hätte  ihn  schon  länger  als  2 
Jahr  mit  Schnecken  und  Würmern  erhalten.  Mein 
Vater  kaufte  ihn  sehr  theuer,  er  wollte  aber  nichts 
mehr  fressen  und  da  er  ihn  durch  Herausziehen  der 
Zunge  vielleicht  Schaden  mochte  gethan  haben,  so  starb 
er  am  vierten  Tag,  doch  konnte  er  ihn  noch  in  seiner 
Farbe  mahlen,  wir  legten  ihn  in  Spiritus  und  da  ver- 
lohr  er  seine  Farbe  und  wurde  so  braun,  wie  ihn  mein 
Vater  auf  dem  einen  Blat  abmahlte.  Herr  Professor 
Rudolf  in  Erlangt)  welcher  auch  in  Ostindien  war, 
erzählte  uns:  dass  er  auch  einen  lebendigen  Ghamelion 
lange  Zeit  lebendig  erhalten  habe,  auf  dem  Schiff  auf 
welches  er  ihn  mitnahm,  hängte  er  ihn  oft  an  den 
Mastbaum,  wo  er  wie  eine  Katze,  biss  oben  auf  und 
wieder  hinunter  kletterte,  nachgehends  sey  er  aber  auf 
dem  Schiffe  weggekommen,  ohne  dass  man  wusste 
wohin. 


1)  ,,Joh.  Philipp  Julius  Rudolph,  markgräflicher  Hofrath  und 
Professor  der  Mediciu  seit  1769  (starb  1797).  Dieser  vortreffliche 
Mann  gehörte  zu  den  ausgezeichnetsten  Chirurgen  seiner  Zeit.  Er 
hatte  sich  in  Frankreich  in  der  besten  Schule  zu  einem  ungemein 
glücklichen  Operateur  ausgebildet  und  sodann  während  eines  zehn- 
jährigen Aufenthaltes  als  Militärarzt  in  den  holländischen  Golonien 
von  Ostindien  die  reichsten  Erfahrungen  gesammelt.*^  Martins, 
Erinnerungen  aus  meinem  neunzigjährigen  Leben,  Leipzig  1847.  — 
Weniger  anerkennend  lautet  das  Urtheil  des  damals  in  Erlangen 
studirenden  Botanikers  Hoppe  in  der  Selbstbiographie,  Regensburg 
1849.  Er  sagt,  die  Universität  sei  anfangs  nicht  zum  besten  bestellt 
gevresen:  „der  alte  Schiffs-Chirurgus  Rudolph  trug  die  Chirurgie 
vor;  besser  wurde  es,  als  des  Letztern  Vetter,  ein  junger  Rudolph 
an  die  Stelle  desselben  gelangte.'*  L. 


10 

Da  mein  Vater  wegen  des  Schlags  mich  als  seine 
linke  Hand  gebrauchte,  mich  auch  also  hiess  nnd  ich 
in  allen  Verrichtungen,  zumal  in  seinem  2jährigen 
Witwenstand  ihm  behielflich  sein  musste;  so  rechnen 
Sie  mir  es  als  keine  Eidelkeit  und  Grosssprecherey 
aus,  wann  ich  das  Wort:  wir,  gebrauche.  Dieses  muss 
ich  gehorsamst  erbitten,  ehe  ich  weiter  fortfahre. 

Salamander  bekamen  wir  wohl  durch  Landleute, 
aber  nicht  so  viel,  als  mein  Vater  gerne  haben  wollte, 
es  wurden  gar  viele  verderbt  zu  Sciletten,  weil  die 
Gebeine  sehr  zart  sind,  doch  brachten  wir  2  schöne 
Scilete  zusammen,  welche  aber  nach  meines  Vaters  Tod 
mit  den  andern  Naturalien  verkauft  werden  mussten. 
Denn  ich  als  ein  ISjähriges  Mädgen  durfte  unwissen- 
den Vormündern  nicht  wiedersprechen.  Von  den  klei- 
nen Eydexen  aber  konnten  wir  keine  Scilette  zu  wege 
bringen.  Wir  legten  einige  ins  Wasser  zum  abfaulen 
und  einige  Hessen  wir  von  Ameisen  aus  anodomiren, 
welche  auch  schön  wurden,  aber  sie  irassen  auch  die 
Häutgen,  welche  die  Glieder  zusammenhalten,  endzwey 
und  durch  Leim  konnte  man  diese  zarten  Gelenke 
nicht  ineinander  bringen.  Mein  Vater  war  halb  ge- 
lähmt, ich  ein  ungeschicktes  Mädgen  und  Herr  Doctor 
Hut  Ol   welcher  tibersetzte  und  die  Corectur  besorgte. 


1)  G.  L.  Huth,  Doctor  der  Medicin  und  reichsstädtischer 
Physicus,  ein  in  seinem  Fache  und  auch  darüber  hinaus  sehr  unter- 
richteter Mann,  stand  unser m  Rösel  viele  Jahre  hindurch,  bis  ans 
Ende,  helfend  in  den  Dingen  bei,  die  dem  Letzteren  bei  Mangel 
einer  gelehrten  Bildung  abgehen  mussten.  Er  lieferte  auch  die  aller- 
dings nicht  sehr  gelungene  lateinische  Uebersetzung  des  Frosch- 
werkes. Das  obige  „Entzweyen"  war  schwerlich  ein  ernstes  oder 
lang  andauerndes,  denn  die  Schriften  Rösels  geben  allzuvicle  Be- 
weise* der  gegenseitigen  Hochachtung,  Zuneigung  und  Dankbarkeit. 
Wohl  aber  lässt  sich  begreifen,  dass  der  „Medicus**  Huth  bei  den 
Zergliederungen  geneigt  sein  mochte,  vor  Allem  das  was  er  von 
der  Anatomie  des  Menschen  wusste,  bei  der  Deutung  des  Neuvor- 
liegenden in  Anwendung  zu  bringen;  während  der  „Maler**  Rösel 
nur  seinem  geübten  und  geschärften  Auge  trauen  wollte.  Daraus 
mögen  Streitigkeiten  entsprungen  sein,  welche  der  aufhorchenden 
Tochter  bedenklicher  vorkamen,  als  sie  in  der  That  waren.      L. 


11 

ein  sehr  ungednltiger  Mann,  der  auch  wegen  seines 
karzen  Gesichts  alles  anders  betrachtete  als  mein 
Vater  nnd  sich  oft  mit  ihm  endzweyte.  Ener  Wohl- 
gebohrn  Geschicklichkeit  nnd  Einsicht  könnte  freilich 
diese  Unvollkommenheit  vollkommen  machen,  ich  über- 
lasse es  alles  Dero  Klugheit  und  Gütigkeit!  Gestochen 
könnten  sie  wohl  hier  werden,  da  ich  aber  nicht  weiss, 
wie  viel  auf  eine  Tabelle  kommen  wird,  so  kann  kein 
Preiss  bestimmt  werden,  so  viel  weiss  ich  aber  aus 
den  Rechnungsbtichern ,  dass  die  Frosch-Tabelle  zu 
12,  15,  auch  einige  schwere  18  fl  zu  stechen  gekostet 
haben.  Das  Titelblat  aber  kostete  von  Hm.  Tyroflf 
50  fl. 

Euer  Wohlgebohrn  fragen  nun:  wie  viel  Zeit  ich  zur 
Illumination  der  Frösche  nöthig  hätte,  und  setzen  zu 
100  Stück  auf  2  Tab.  1  Monat.  Dieses  kann  ich  nicht 
versprechen.  In  16  stündigen  Tagen  getraute  ich  mir 
solches  mit  meinen  Illuministen,  welche  mir  anlegen 
müssen  wohl;  aber  in  kurzen  und  dunkeln  Tagen  ists 
eine  Unmöglichkeit,  den  zu  Nachts  kann  nichts  ge- 
macht werden,  die  Farben  scheinen  alle  anders  als 
sie  bey  Tag  sind  und  es  würde  eine  elende  Illumi- 
nation werden  welche  mir  und  den  Verleger  keine 
Ehre  brächte.  Wenn  von  jeder  Tabelle  100  Stück  ge- 
macht werden  sollen,  so  müsste  IV2  Jahr  bestimmt 
werden,  könnte  es  ehender  zu  stand  kommen,  wäre  es 
mir  desto  lieber.  Wenn  mir  Gott  Leben  und  Gesund- 
heit schenkt,  werde  ich  keinen  Augenblick  ungenutzt 
vorbeystreichen  lassen.  Euer  Wohlgebohrn  fürchten: 
wenn  ich  oder  meine  Tochter  krank  werden  oder 
sterben  sollte  es  würden  die  Supscribenten  in  Schaden 
kommen.  Leben  und  Tod  hängt  freylich  von  Gott 
ab,  doch  glaube  ich  nicht,  dass  jemand  durch  einen 
solchen  Zufall  in  Schaden  kommen  würde,  wenn  er 
sich  auch  eräugnete.  Alle  beite  wären  wir  nicht  mit- 
einander sterben,  Ich  verlange  auch  nicht  mehr  als 
auf  2  Tabellen  Vorschuss  und  da  ich  dieses  alles 
ordentlich  führe,  würde  man  allezeit  wieder  bey  mir 
finden.    Meine  Tochter  von  25  Jahren  ist  nicht  bey 


r^Mt. 


'Tpg 


12 

SO  taaerhaffter  Gesandheit,  als  ich  Gottlob  bin  und 
anf  mich  kommt  da*s  mehreste  an.  Alteration  und 
gchlafflose  Nächte,  machten  mich  wohl  matt;  Beligion 
und  die  jetzige  Buhe  und  Ordnung  aber  stärkten  mich 
wieder  so,  dass  wenn  ich  es  nicht  selbst  wtisste,  ich 
mich  flir  kein  48jähriges  Weib  hielt.  Es  kann  wohl 
der  gesundeste  Mensch  so  halt  und  offt  noch  eher  als 
der  Kranke  ein  Raub  des  Todes  werden,  doch  habe  ich 
die  zuversichtliche  Hoffnung  zu  Gott:  Er  werde  mich 
um  meiner  Kinder  willen  so  lange  erhalten,  biss  ich 
meine  Werke  zu  Stande  gebracht  habe.  Ein  heitrer 
Geist  erhält  auch  den  Körper^  das  werden  Sie  als 
ein  Medicus  wohl  selbst  gestehen,  und  diesen  hat  mir 
Gott  gegeben,  ich  hätte  sonst  nicht  die  vielen,  schweren 
Unglücksfälle  standhaft  ertragen  können.  Dieser  Geist 
spricht  mir  Muth  zu,  Alles  in  Gottes  Namen  zu  wagen, 
das  beste  grösste  Papier  sollt  genommen  werden  und 
eilen  wollte  ich  nach  Möglichkeit. 

Für  Hoch  Dero  ungemein  gütige  Bemühung  wegen 
der  üebersetzung  ist  ein  Exempl.  zu  wenig,  ich  werde 
auch  für  Dero  Herr  Sohn  eines  mit  dazu  ganz  allein 
ausmahlen,  wäre  ich  doch  im  Stande  Euer  Wohlge- 
bohrn  Ihre  gütige  Bemühung  in  Ansehung  der  Eydexen 
nach  Verdienst  belohnen  zu  können,  darüber  erwarte 
ich  aparten  Befehl. 

Euer  Wohlgebohrn  werden  sich  etwas  geirrt  haben 
oder  ich  verstehe  Sie  unrecht.  Sie  schreiben:  ich 
hätte  die  illuminirte  Tab.  nebst  Umriss  und  Text  um 
48  kr.  angerechnet.  Belieben  Sie  in  meinem  Schreiben 
nachzusehen!  Sie  werden  finden  dass  ich  setzte:  die 
illuminirte  Tab.  nebst  der  ümrisstafel  beite  auf  gross 
holländisch  Papier  um  48  kr.  Denn  der  französische 
Text  wird  ja  durch  den  Hr.  Verleger  besorgt.  Mit 
lateinisch  und  teutschem  Text,  die  iL  auf  klein  und 
die  Umrisse  auf  teutschem  Papier  kostet  bei  uns  1  fl. 
12  kr.  und  das  Titelblatt  2  fl.  Doch  diess  wird  nur 
ein  Irrtum  sein. 

Wegen  der  französischen  Üebersetzung  der  Insecten 
kann   ich   gar  keine  Zeit  bestimmen.    Ich  habe  jetzo. 


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18 

an  einem  Grafen  einen  Liebhaber  zn  den  Original- 
gemählten  meines  Vaters,  werden  wir  in  dem  Preisa 
einig,  so  setze  ich  die  Uebersetznng  auf  meine  Kosten 
fort  biss  ein  Theii  zn  Stand  gebracht  ist  Nnr  bindet 
sich  der  Hr.  Uebersetzer  an  keine  Zeit.  Dieses  ist 
der  Herr  Doct.  und  Professor  Isenflamm  0  in  Erlang, 
»  welcher  selbst  einige  Zeit  in  Frankreich  sich  aufhielt 
und  den  Geschmack  der  Franzosen  zu  kennen  behaup- 
tet. Wegen  des  Erretischen  Werkes  werde  ich  Je- 
mand welcher  mit  Btlcher  Auction  umgehet  Commis- 
si on  geben  und  sobald  ich  es  erhalte  gehorsamst  über- 
senden. Sollten  Dero  Herr  Sohn  mehrere  Farben  be- 
nöthigt  sein,  so  ertheilen  Sie  mir  hohen  Befehl,  ich 
schätze  mich  glücklich  mit  angenehmen  Diensten  Ihnen 
meine  Aufwartung  machen  zn  können.  Da  Euer  Wohl- 
gebohm  sich  bishero  so  gütig  und  edelmttthig  gegen 
mich  erzeugt  haben,  so  bitt  ich  noch  femer  um  Dero 
edeln  Beystand  und  Ihrer  mir  unschätzbaren  Wohlge- 
wogenheit, nur  diese  Endziehung  würde  mich  nieder- 
trttcken.  Sollte  ich  fehlen  oder  etwas  yorschlagen,  dass 
Dero  WohlgefstUen  zuwieder  wäre,  so  haben  Sie  die 
Güte  meinen  Fehler  durch  Belehrung  zu  bessern,  ich 
werde  in  allen  Stücken  Dero  hohen  Befehl  gehorsamst 
nachzuleben,  und  es  für  mein  grösstes  Glück  halten 
noch  Öfters  die  Ehre  genttssen  zu  können  mit  dem 
hochachtungSYollsten  Bespect  mich  nennen  zu  dürfen 
Euer  Wohlgebohm,  meines  theuersten  Gönnerers 

unterthänig 
Dankbarste  Dienerin 
Nürnberg  d.       März  1789       C.  B.  Eleemännin  gebohme 

B.  y.  B. 


1)  £8  ist  schwer  zu  bestimmen,  ob  Isenflamm,  der  Vater, 
oder  Isenflamm,  Sobn,  gemeint  ist.  Erstrer  von  Gebart  ein  Wiener 
(1724 — 1793)  war  in  Erlangen  Professor  der  Medicin^  Anatomie  und 
Botanik  und  Verfasser  noch,  geschätzter  anatomischer  Abhandlungen» 
Der  Sohn  Isenflamm  bekleidete  die  Stelle  einlas  Proseotors,  war 
später  Professor  der  Anatomie  in  Dorpat,  sog  sich  wieder  nach  Er- 
langen zurück  und  starb  1828.   Seine  Leiche  hatte  er  durch  Testa- 


I 


14 
P.  S. 

Die  inliegenden  Päkgen  habe  besorgt,  es  liegt  aber 
noch  ein  offnes  Bändgen  ohne  Adresse  dabey,  ich  er- 
warte Dero  Befehl  darüber.  Hätte  ich  nicht  auf  Ant- 
worten zum  Einschlüssen  gewartet,  so  hätte  ich  schon 
ehender  dieses  abgesandt. 


2. 

Wohlgebohrner  Herr 
Hochzuverehrender  Gönner! 

Euer  Wohlgebohrn  bitte  ganz  ergebenst,  mich  kei- 
ner Nachlässigkeit  zu  beschuldigen!  Hoch  Dero  Befehl 
zu  Folge  habe  ich  unterschiedlichen  Landleuten  den 
Auftrag  gegeben,  die  verlangte  Knoblauch  Kröte  ^)  mir 
au&utreiben,  habe  auch  14  Kröten  bekommen,  aber  keine 
einzige  war  die  Knoblauch  Kröte.  Die  Monate  Merz 
und  Aprill  welche  mein  Vater  zu  Aufsuchung  dieser 
Thiere  angab,  waren  hier  sehr  kalt  und  Schneereich, 
da  konnte  ich  gar  nichts  bekommen.  Auch  sind  jetzo 
viele  Weiher,  welche  zu  meines  Vaters  Zeiten  noch 
standen,  ausgetrocknet  und  zu  Wiesen  gemacht  worden. 
Vielleicht  ist  dieses  auch  eine  Ursache,  dass  ich  keine 
habhafft  werden  kann,  doch  gebe  ich  noch  nicht  alle 
Hoffnung  auf  welche  zu  bekommen.  Wan  der  grosse 
Dutzendteich  (welcher  dieses  Jahr  just  gefischt  wird) 
abgelassen  wird,    hoffe   ich   einige  zu  erhalten.     Ich 


ment  dem  dortigen  anatomischen  Theater  vermacht.  Vgl.  Martins, 
Erinnerungen  aus  meinem  neunzigjährigen  Leben,  Leipzig  1847.  L. 
1)  Kösel  hat  bekanntlich  die  Knoblauchkröte,  Pelobates  fuscus 
bei  Nürnberg  entdeckt.  Dem  Prof.  Hermann  ist  es  wahrscheinlich 
Jahre  lang  ergangen,  wie  manchem  Andern,  er  wusste  den  Batrachier 
nicht  aufzutreiben  und  wandte  sich  daher  an  die  Tochter  Rösels. 
Aus  den  Observationes  zoologicae  Hermanns  geht  hervor,  dass  er 
das  Thier  im  Jahr  1790  bei  Strassburg  in  zwei  Exemplaren  selber 
aufgefunden  habe.  Er  nennt  es  Bana  scorodosma  und  führt  in  latei- 
nischer Sprache  Tagebuch  über  das  was  er  an  den  zu  Hause  gehal- 
tenen Thieren  beobachtet.  L. 


'  '  '        .  ■        .    ■  ■  .      ■  ■  -.      ■         ■• 

I  "  .  -  - 

15 


v^ 


weiss  mich  noch  zu  erinnern:  dass  mein  Vater  auch 
nach  Ablassnng  dieses  Weihers  im  Schlamm  auf  dem 
Boten  einige  bekonmien  hat  So  unglttcklich  ich  aber 
in  Dero  mir  au%et3-agenem  Befehl  war;  so  glttcklich 
war  ich  in  einem  schätzbaren  Fand.  Da  ich  Baolente  ■  i-* 
in  meinem  Hanss  habe,  so  mosste  eine  Eiste,  welche  -:^ 

solche  hinderte,  auf  die  Seite  geschafft  werden.  Weil  -z 

sie  zum  tragen  zu  schwer  war,  mnssten  wir  sie  aus- 
packen. Seit  etlich  20  Jahren  ist  nichts  als  alte  Briefe 
und  Schriften  von  Processen  und  dergleichen  hinein- 
gelegt worden.  An  einem  Sondag  musterte  ich  solche 
durch   um   das  unnüze  zu  vernichten,  fand  aber  mit  ^ 

freudiger  Erstaunung  ein  Päkgen  mit  der  Aufschrifft:  t 

Bös  eis  Aufsätze  von  Fröschen  undEydexen.  Ich  sehe 
wohl,  dass  die  Aufsätze  sehr  confus  und  unvollständig 
sind,  doch  hoffe  ich:  sie  könnten  Euer  Wohlgebohm 
zu  etwas  dienen.    Ich  nehme  mir  also  die  Freiheit  ^• 

solche  zu  übersenden.  Es  wird  Ihnen  wohl  Porto  ver- 
ursachen, welches  ich  nicht  ganz  zahlen  kan ;  ich  bitte 
aber  gehorsamst  solches  mir  bey  nächster  Gelegenheit 
anzurechnen.   Wie  diese  Schriften  in  die  Eiste  gekpm-  i. 

men  sind,  kan  ich  nicht  begreifen.  Häte  mein  sei. 
Mann  was  davon  gewusst,  so  (glaube  ich)  v^rde  er  j 

sich  noch    dahinder   gemacht  haben.     Hr.  Tesdorfs,  ^^^ 

eines  längst  verstorbenen  gelehrten  Eaufmans  in  Ltt- 
beck,  Schrift  von  dem  Ghamelion  (welche  auch  mit  >j 

dabey  war  und  mitfolgt)  war  doch  meinem  Mann  be-        .  ;^ 
kand,   denn  wir  haben  davon  gesprochen,  und  doch        ;^) 
kan  ich    nicht   aussinnen,   wie   solche  mit  den  Auf- 
sätzen so  versteckt  worden  sind.    Es  sey  jetzt  aber         _■} 
wie  es  wolle,  Euer  Wohlgebohm  werden  am  besten  l'i 

Gebrauch  davon  machen  können,  ich  überlasse  alles  -^ 

Dero  Einsichtsvollen  Beurtheilung  und  Ihrer  Güte!  Zu  ^ 

meines  Vaters  und  Gatten  Original-Gemältei^  habe  icl} 
leider-  noch  keinen  hohen  Liebhaber.  Hr.  ErbPrinz  zu 
Coburg  mit  welchem  ich  die  Ehre  habe  zu  corespon- 
diren  schrieb  mir:  Wen  seine  Oassa  besser  versehen 
wäre,  so  liese  er  solchen  Schatz  nicht  aus  den  Händen. 
Hr.  Graf  Beuss  in  Eöstriz  berichtete  mir:    Wann  er 


'     ■C'^    i.'^'!?*'^^? 


•^^.. 


16 

sie  vor  4  Jahren  von  meinem  Mann  erhalten  können 
so  hätte  er  sie  genommen,  jetzo  hätte  er  viele  1000  fl. 
in  Kunstsachen  gesteckt  und  könnte  sich  nicht  so  stark  1 
vergeben  es*  wäre  ihm  aber  herzlich  leid,  wen  diese 
herrliche  Samlung  aus  Teutschland  kommen  sollte.  Nan 
habe  ich  inliegende  Bekandmachung  trucken  lassen, 
um  solche  zu  vertheilen.  Ein  Schweizer  Baron  Hr. 
V.  Hauptwel  und  Hr.  v.  Kemmten  welche  bey  mir  wa- 
ren und  meine  Sachen  sahen,  richten  mir:  es  in  der 
Englischen  Zeitung  bekand  machen  zu  lassen,  weil  die 
Engländer  grose  Liebhaber  von  Original  Gemählten 
wären  und  Hr.  v.  Hauptwell  meinen  Vater  in  London 
sehr  habe  rühmen  hören.  Ich  habe  also  durch  einen 
hiesigen  Kaufmann  dieses  besorgen  lassen  und  bitte 
Euer  Wohlgebohrn  ganz  gehorsamst!  diese  Nachricht 
auch  in  einer  oder  mehren  französchen  Zeitung  drucken 
zu  lassen  doch  mit  den  angehengten  bestimmten  Ter- 
min, bis  zum  1.  October.  Mein  hiesiger  gelehrter  Freund  . 
welcher  diese  Nachricht  in  die  Truckerei  schrieb,  hat 
solches  vergessen,  und  Hr.  v.  Hauptwell  hat  dieses  als 
eine  Nothwendigkeit  angerathen.  Mit  gehorsamsten 
Dank  werde  ich  alles  bezahlen,  sobald  sie  mir  die 
Kosten  zu  melten  die  grose  Gtitigkeit  haben  werden. 
Mit  der  üebersetzung  der  Frösche  wird  gewiss  sobald 
nichts  werden?  Verzeihen  Sie  gütigst  meine  Frage! 
ich  wünsche  herzlich  bald  so  glücklich  zu  sein,  die 
Frucht  Ihrer  edelmühtigen  Bemühung  genüsen  zu 
können ! 

Hiesige  Nahrungs- Neider  und  Verläumder  meiner 
Werke  streuen  mündlich  und  schrifftlich  die  falsche 
Nachricht  aus :  Meine  Werke  gehören  Schulden  wegen 
nicht  mehr  mein,  jetzt  würde  es  verpfascht,  man  könnte 
nichts  vollständiges  mehr  bekommen,  u.  dergl.  mehr. 
Desswegen  hat  mein  Freund  diese  Bekandmachung 
mehrstens  trucken  lassen.  Sollten  Euer  Wohlgebohrn 
wohl  glauben:  dass  ein  hiesiger  junger  Doctr.  Medicus 
(welchen  ich  um  seines  Vaters  willen  nicht  nennen 
will)  der  schon  mit  Copiren  meinen  sei.  Mann  sehr 
ärgerte  und  schadete,  sich  kein  Bedenken  macj^t  durch 


17 

ausgestrente  Unwahrheiten  Witwen  nnd  Waisen  zu 
schaden?  Er  besnchte  mich  nm  meine  Sachen  zn  be- 
sehen und  mich  mit  angenommener  Frenndschafft  aus- 
zuforschen. Aus  meiner  natürlichen  Papillions  Samlung 
wollte  er  mir  die  seltensten  Stücke  um  einen  geringen 
Preis  abschwatzen,  da  ich  ihm  aber  meine  schlechten* 
Arbeiten  zeigte  und  versicherte,  dass  ich  alles  fortfüh- 
ren und  noch  mehr  herausgeben  wollte,  wiederrieth 
er  es  mir  im  höchsten  Grad,  sprach  mir  alles  Glttck 
ab  und  sagte  frey,  dass  er  jßtzt  ein  Insecten  Werk 
unter  dem  Titel:  Beyträge  zur  Insectengeschichte  an- 
gefangen, desgleichen  noch  nicht  zum  Vorschein  ge- 
kommen wäre  ich  sollte  also  mich  nicht  selbst  in 
Schaden  setzen,  denn  mein  Werk  würde  alsdan  liegen  y 
bleiben.  Ich  Hess  mich  gar  nichts  merken  und  ver- 
sprach mich  zu  bedenken,  entdeckte  aber  einem  wah- 
ren edlen  Freunde  dieses  Mannes  Absichten,  welcher 
ihm  andeutete:  dass  er  wenn  er  ein  Insecten  Werk 
herausgeben  wollte,  nichts  aus  dem  meinigen  copiren, 
upd  einen  andern  Titel  wählen  müssteO*  Jezo  sucht 
er  mich  überall  zu  verläumten.  Verkleinem  Sie  also 
Edelmüthiger  Gönner  meinen  grosssprecherischen  fal- 
schen Freund,  durch  Ihre  gütige  Bemühung!  So  gross 
Ihre  edle  Güte  ist;  so  gross  wird  meine  unendliche 
Dankbarkeit  sein,  welche  ich  mit  Worten  nicht  aus- 
zutrucken  im  Stande  bin.  Der  Höchste  welcher  nicht 
auf  zierliche  Worte  siebet,  wird  meine  eifriche  Bitte 
für  dero  AUerseitiges  Wohl  und  Glück  gnädig  anneh- 
men, und  meine  Wünsche  in  Erfüllung  bringen.  Ein 
Ehretisches  Pflanzen- Werk  habe  ich  noch  nicht  bekom- 
men aber  unterschiedenen  Persehnen  den  Auftrag  dazu 


1)  Da  der  Herausgeber  der  Faunae  Germanicae  initia  oder 
Deutschlands  Insecten,  Nürnberg  in  der  Felsecker'schen  Buchhand- 
lung, 1793,  G.V.  F:  Panzer,  im  dritten  Heft  bei  Sphaeridium  uni- 
punctatum  citirt:  Panzer,  Beytr.  zur  Insectengesch.  ined.  und  bei- 
setzt: „In  dem  Verlage  des  Hrn.  Buchhändl.  Palm's  zu  Erlangen 
koinmen  nach  einer  erst  seit  kurzem  getroffenen  Einrichtung,  meine 
Beyträge  etc.  zuverlässig  heraus"  so  vermuthc  ich,  dass  auf  diesen 
das  Obige  gemünzt  ist.  ^- 

Verh.  d.  nat.  Ver.  Jahrg.  XXXV.  B.  Folge.  "V. Bd.  ^ 


1    ■  ■. 


r 


18 


gegeben.  Wäre  ich  doch  so  glüeklich  in  etwas  dienen 
zu  können  welches  Ener  Wohlgebohrn  angenehm  wäre, 
wie  glttcklich  würde  ich  mich  schätzen 

Mit  demtltUiger  Bitte  nm  die  Fortdauer  dero  Hoch- 
schätzbarsten Wohlgewogenheit  habe  ich  die  Ehre  mit 
Ehrfurchtsvollsten  Bespect  und  hochachtungsvoUster 
Ergebenheit  zu  verharren 

Euer  Wohlgebohrn  meines  hochzuverehrenden  Gönners 

gehorsamst  verpflichtete 

Dienerin 

G.  B.  Kleemännin. 


Ntlmberg  d.  1.  Juli 
1789. 


^ 


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':'. 


3. 

Hoch  Wohlgebohrner  Herr 
Hochzuverehrenter   Gönner! 

In  der  Hoffiiung,  dass  sich  Euer  Hoch  Wohlgebohrn 
nebst  Hoch  dero  theuren  Angehörigen  in  erwünschten 
hohen  Wohl  befinden  werden,  bitte  ich  gehorsamst  um 
Entschultigung,  dass  ich  so  lange  unterlassen  habe 
dero  hohen  Befehl  wegen  der  Knoblauchkröte  nachzu- 
kommen. Nicht  Nachlässigkeit  oder  Vergessenheit  ist 
die  Ursache,  sondern  eine  sehr  lang  anhaltente  töd- 
liche Krankheit  welche  sich  mit  heftigen  Blutbrechen 
anfing  hinderte  mich  über  ein  halb  Jahr  an  allen  Be- 
schäfftigungen.  Doch  vergass  ich  nicht  nach  Kröten 
auszuschicken,  hatte  auch  5  beisammen  aber  keine 
einzige  Knoblauchkröte.  Mein  Hr.  Medicuss  Hr.  Docte 
Zweninger  (?),  welcher  als  ein  alter  Universitätsfreund 
sich  Euer  hoch  Wohlgebohrn  auf  das  freundschaflffc- 
lichste  empfehlen  lässt,  versicherte  mich  auch:  dass  er 
in  seiner  Bewohnung  welche  am  Wasser  liegt  und  einen 
sehr  grosen  Garten  mit  einem  Weiher  hat,  schon  viele 
Kröten,  aber  keine  Knoblauchkröte  gesehen  hätte,  doch 
versprach  mir  dieser  werthe  Freund,  dass  er  denen 
Männern  welche  zu  räumen  der  Anotomie  (die  an  die- 
sen Neuen  (?)  Garten  ist)  bestimmt  sind,  Befehl  er- 
theilen  wollte:  dass  sie  welche  aufsuchten. 

Da  ich  nicht  weiss  ob  Euer  hoch  Wohlgebohrn  das 


19 

Röselsche  Insecten  Werk  besitzen  oder  nicht ;  so  habe 
ich  mich  auch  nicht  gewagt  Hochderoselben  mit  mei- 
nen 2  nenen  Tab.  aufzuwarten^).  Doch  da  jetzo  mein 
Freund  ein  hiesiger  Kaufinan  Hr.  Franenholz,  der  nun 
auch  Kunsthändler  dazu  ist,  eine  Reise  nach  Frank- 
reich und  Engelland  unternimmt,  und  auf  meine  Werke  , 
Subscription  samlet,  Euer  HochWohlgebohrn  aufwarten 
will,  so  unterstehe  ich  mich  solche  gehorsamst  zu  tiber- 
machen mit  gehorsamster  Bitte:  meine  geringe  Arbeit 
gütig  aufzunehmen,  und  mir  meine  Fehler  offenherzig 
zu  berichten.  2  Tabell.  sind  wieder  unter  Händen. 
Hätte  mich  meine  Krankheit  nicht  verhindert  und  ich  • 
meine  ausstehenden  Gelder  bekommen,"  so  wäre  die 
Herausgabe  meiner  TabelL  schon  eiliger  fortgegangen. 
Nun  auf  Hrn.  Frauenholz  zu  kommen.  Dieser  hat  sich 
vorgenommen  mein  Insecten  Werk  in  das  Französische 
auf  seine  Kosten  übersetzen  zu  lassen*),  wozu  ich  ihm 
die  illuminirten  Tabell.  liefern  soll,  nun  sucht  er  einen 
Uebersetzer  dazu.  Ich  habe  ihm  gesagt,  dass  diess  eine 
Persohn  sein  müsste,  welche  Natur  Kenntniss  besese 
und  ein  Insecten  Kenner  wäre.  Da  ich  nun  wusste, 
dass  Euer  Hoch  Wohlgebohm  alle  Kenntnisse  und  Ge- 


1)  Obiges  bezieht  sich  offenbar  aaf  die  letzten  Bogen  und  die 
vier  letzten  Tafeln  der  „Beyträge  zur  Natur-  und  Insectengeschichte**, 
deren  Text  nicht  bloss  aus  der  Feder  der  Frau  E leemann  her- 
rührt, sondern  auch  Zeichnung  und  Colorit^  der  Tafeln;  den  Stich 
besorgte  ein  Kupferstecher  Vogel.  Auch  im  „Yorberichte^  sagt  die  . 
Herausgeberin  in  ihrer  bescheidenen  Weise:  „Wenn  gleich  meine 
Arbeiten  denen  meines  seel.  Yatters  und  Mannes  nachstehen  müssen : 
so  wird  man  doch  Fleiss  und  Genauigkeit  bey  selbigen  nicht  ver- 
missen". L. 

2)  Schon  vierzig  Jahre  früher,  1750,  sollte  auf  Wunsch  und 
Betreiben  Reaumur's,  welcher  die  Arbeiten  Rö sei's  sehr  schätzte, 
eine  französische  üebersetzung  erscheinen.  Da  aber  Rösel  nicht 
auf  einmal  so  viele  illuminirte  Tafeln  liefern  konnte,  auch  der  Ueber- 
setzer mit  Tod  abging,  so  unterblieb  das  Vorhaben.  Die  Üeber- 
setzung von  der  in  diesem  Briefe  die  Rede  ist,  kam  meines  Wissen 
auch  nicht  zu  Stande;  wohl  aber  gibt  es  bekanntlich  eine  noch  unte 
der  Aufsicht  Eleemann's  erschienene  holländische  Üebersetzung  ii 
schöner  Ausstattung.  V^- 


20 

lehrsamkeit  besesen,  so  möchte  er  mit  Hochdenenselben 
davon  sprechen.  Er  wird  also  die  Ehre  haben  Gegen- 
wärtiges zu  überreichen.  Ich  sähe  gar  wohl  ein,  das& 
ich  nach  Hoch  dero  gütigen  Rath  nicht  in  Stand  bin 
auf  eigne  Kosten,  meine  angefangene  Übersetzung  aus- 
zufllhren,  und  will  gerne  den  schon  zu  10  Tabell.  über- 
setzten Text  als  Maklatur  betrachten,  wenn  ich  nur 
meine  Tabell.  zu  einer  erkleklichen  Anzahl  besorgen 
kan.  Sollten  Euer  Hoch  Wohlgebohrn  nicht  selbst  dazu 
Lust  haben,  so  werden  Sie  doch  die  Güte  haben  einen 
andern  Hrn.  Uebersetzer,  Hrn.  Frauenholz  vorzuschla- 
gen! Dieser  ist  ein  redlicher  Mann,  mit  dem  ich  mich 
eher  in  Verbindung  eines  Handels  einlassen  kan  als 
mit  andern  hiesigen  Persohnen.  Vielleicht  bin  ich 
durch  diese  Uebersetzung  so  glücklich  die  Eydexen 
auch  noch  auf  meine  Kosten  herausgeben  zu  können^ 
wann  Euer  Hoch  Wohlgebohrn  Ihre  gütige  Bemühung 
und  edle  Zeit  mir  schenken  wollen. 

Könnten  Hochdieselben  auch  Hrn.  Frauenholz  zu 
Subscribenden  verhelfen  so  würde  ich  es  mit  der  gröss- 
ten  Dankbarkeit  als  ein  Zeichen  Ihrer  Wohlgewogen- 
heit betrachten.  Der  Höchste  erhalte  Euer  Hoch  Wohl- 
gebohrn nebst  Hoch  dero  Frau  Gemalin  und  alle  hoch- 
werthen  Angehörigen  in  beständig  hohen  Wohl  und 
tauerhaffter  Glückseligkeit.  Und  Sie  Hochtheuerster 
Gönner  behalten  mich  in  gütigem  und  freundschaft- 
lichem Angedenken  ich  welches  ich  mich  ganz  gehor- 
samst empfehle  und  mit  Hochachtungsvoller  Ergeben- 
heit verharre 

Euer  Hoch  Wohlgebohrn 

meines 
Hochgeneigten  Gönners 
Nürnberg  d.  24.  Oct.  unterthänige  Dienerin 

1790.  C.  B.  Kleemännin. 

P.  S.  Das  Porträt  meines  sei.  Manns  welches  am 
Schluss  meiner  Beyträge  als  Titelblat  kommen  soll, 
lege  ich  bey  mit  der  Bitte:  solchem  einen  Platz  zu 
schenken,  es  soll  nebst  dem  Lebenslauf  bey  dem  Schluss 
noch  apart  mitfolgen. 


21 

Was  für  ein  Thier  verstehen  Hocbdieselben  unter 
dem  Namen  Röhrling*)? 

4. 

Hochzuverehrender  Gönner 
und  Freund! 

Dero  verehrliches  Schreiben  hat  mir  die  letzte  Hoff- 
nung zerscheidert  und  mir  angezeigt  das  ich  mich  ganz 
allein  Gott  und  meinen  traurigen  Schicksal  überlassen 
muss.  Leider!  ist  nun  das  ganze  Frosch  werk  nicht 
mehr  in  meinen  Händen!  durch  Krankheiten,  Nahrungs- 
mangel und  viele  Unglücksfälle  geschwächt,  wurde  ich 
genöthigt  in  Schulden  zu  fallen  2).  Ein  harter  Gläu- 
biger (und  dieses  ist  meines  Mannes  Blutsfreund)  drückte 
mich  so  sehr  dass  ich  durch  Kummer  und  Alteration 
schon  3  mal  wieder  den  Blutsturz  bekam  und  mich 
dazu  zwang;  dass  ich  mein  Froschwerk  mit  allem  was 
dazu  gehört,  musste  hingeben.  Es  ist  nun  mit  viel  1000 
Wittwenthränen  bekleitet  geschehen.  Es  hat  solches 
Hr.  Palm  hiesiger  Buchhändler  (der  die  Steinische  Buch- 
handlung mit  der  Tochter  erheurathete)  nebst  den  Sa- 
lamanter  und  Eydexen-Gemählten  an  sich  gekauft,  doch 
habe  ich  zeitlebens  die  Illumination  daran  zu  besor- 
gen, ich  danke  doch  Gott,  dass  es  noch  einem  so  red- 
lichen Mann  als  Hr.  Palm  ist  in  die  Hände  kam.  Ich 
bin  also  gezwungen  Sie  um  Zurücksehdung  dieser  Mah- 
lereien und  der  schriftlichen  Aufsätze- meines  sei.  Man- 
nes gehorsamst  wohlverwahrt  zu  bitten,  weil  ich  sie 
den  Gontract  nach  ausliefern  muss.  Es  kränkt  mich 
recht  sehr,  dass  ich  nicht  so  glücklich  werden  konnte 


1)  Nach  Rösel  war  Bufo  ccUamita  nan  einigen  Orten   unter 
dem  Namen  Röhrling  bekannt".  L. 

2)  Schon  unmittelbar  nach  dem  Tode  RöseTs  bemerkt  sein 
Biograph:    ni^ie  ihm  von  auswärtigen  Gönnern  und  Freunden  zogr 
sandten  Insecten,    der  starke  Briefwechsel  und  der  Verlag  eines  t 
grossen  Werkes  selbst  verursachten  ihm  solche  Kosten,  dass  er  niel 
nur  sein  eigenes,  sondern  auch  sein  ererbtes  Vermögen  darein  stecke, 
musste".  ^- 


*      ■».-;: 


■r  .  '^■'r^jfirfx^. 


22 

mit  Ihnen  Theuerster  Gönner  diese  Sachen  auszu- 
führen, meine  kränklichen  Umstände  liesen  meinen 
Gläubiger  nicht  warten,  der  sich  üoch  bei  meinem 
Leben  bezahlt  machen  wollte.  Mit  einem  Froschexem- 
plar konnte  ich  nicht  dienen,  weil  ich  aus  Unvermögen 
nicht  konnte  nachdrucken  lassen,  welches  doch  höchst 
nöthig  war.  Meines  seel.  Vatters  Original  Gemählte 
kann  ich  auch  nicht  anbringen^),  so  bin  ich  in  allen 
Stücken  höchst  elend  daran,  mein  Sohn  der  Candidat 
der  mich  auf  Universität  auch  vieles  kostete  sitzt  mir 
nun  auch  brodlos  da,  ich  komme  um  viele  Schulden^ 
aber  mit  Wittwen  und  Waisen  hat  man  nicht  geduld 
und  ich  muss  noch  fürchten  man  treibt  mich  vom  Haus^  . 
weil  ich  600  fl  die  ich  darauf  habe  nicht  schaffen  kann 
weil  sie  mir  niemand  auslöst,  da  mich  doch  das  Hauss 
haar  1100  fl  kostete.  0!  man  sucht  Wittwen  und  Wai- 
sen eher  zu  unterdrücken  als  aufzuheben.  Verzeihen 
Sie  meine  Klaglieder  womit  ich  Ihre  edle  Zeit  raube^ 
aber  es  ist  mir  leichter,  wenn  ich  es  einer  edlen  Seele 
auslehren  kan,  hier  finde  ich  keine!! 

Ich  betaure  von  Herzen,  dass  Sie  sich  bishero  so 
viele  Mühe  gegeben  haben  und  bitte  mir  zu  melden 
wie  ich  im  Stande  bin  Ihre  Bemühung  zu  vergelden. 
Ich  empfele  mich  und  die  Meinigen  in  Ihre  Wohlgewo- 
genheit und  mitleidiges  Angedenken,  und  habe  die' 
Ehre  mit  Hochachtungsvoller  Ergebenheit  zu  verharren 
meines  Hochzuverehrenden  Gönners  und  schätzbaren 
Freundes 

höchst  betrübt  und  ganz  ergebenste  Dienerin 

C.  B.  Eleemännin. 

Nürnberg  7.  Julf  1799. 


1)  Die  Originalzeichnungen  zu  dem  Werk  über  die  Insecten, 
sowie  jene  zur  Historia  naturalis  ranarum,  wurden  erst  im  Jahre 
1820  von  der  E.  Bair.  Akademie  der  Wissenschaften  angekauft  und 
befinden  sich  jetzt  in  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München.    L.* 


28 


5. 


Wohlgeborner 
besonders  hochzuehrender  Herr  Professor! 

Aus  der  Beilage  werden  Euer  Wohlgeborn  ersehen, 
dass  ich  von  der  Frau  Kleemännin  das  Röselsche  Frosch- 
werk mit  dem  Verlagsrecht  an  mich  gekauft  hake^). 
In  diesen  Kauf  ist  zugleich  auch  der  2.  Theil  von  Sa- 
lamandern und  Eydexen  mit  eipbegriflfen,  wovon  Die- 
^selben  noch  die  Originalgemähide  in  Händen  haben 
sollen.  Nach  Dero  verehrlichem  Schreiben  vom  9.  Febr. 
huj.  anni  bemerkte  ich^  dass  es  Ihnen  sobald  nicht 
möglich  werden  wird,  den  Text  zu  dem  2.  Theil  zu 
liefern.  Zwar  bin  ich  in  den  jetzigen  betrübten  Zeiten 
nicht  gesonnen,  die  Herausgabe  gleich  zu  veranstalten, 
weil  bey  dem  schlechten  Handel  mein  Unternehmen 
zu  wenig  unterstützt  werden  möchte.  Dem  ungeachtet 
möchte  ich  aber  doch  Anstalten  dazu  treffen,  sobald 
günstigere  Zeiten  eintreten,  dass  was  zur  Herausgabe 
bereit  ist.  Sollten  Dieselben  zur  Bearbeitung  des  Textes 
keine  Zeit  oder  keine  Lust  haben,  so  bitte  ich  Ueber- 
bringer  dieses  die  Gemähide  zurückzugeben,  damit  ich 
jemand  anderm  die  Arbeit  übertragen  kann^   woHen 


1)  Die  SteiDisclie  BachhandluDg  besorgte,  als  sie  das  Yerlagi- 
recht  an  sich  gebracht,  eine  Ausgabe  unter  dem  veränderten  Titel: 
„Naturgeschichte  der  Frösche  Deutschlands  von  J.  A.  Rösel  von 
Rosenhof.  Neue  vom  Präsidenten  J.  C.  D.  von  Schreber  verbei- 
serte  und  von  Dr.  und  Professor  J.Wolf  mit  ergänzendem  Nachtrag 
versehene  Auflage.  Nürnberg  1815."  Die  Tafeln  dieser  Ausgabe  sind, 
wenigstens  an  dem  mir  vorliegenden  Exemplar,  vortrefflich  colorirt, 
bedeutend  besser  und  ins  Einzelne  ausgeführt  als  an  den  gewöhn- 
lichen Exemplaren  der  Ausgabe  von  1768.  Es  geschah  wie  der  Vor- 
bericht meldet  nach  den  Musterblättern  „welche  von  Rösel  selbst 
ausgefertigt  wurden  und  auf  welchen  ausserdem  noch  die  Zusammen- 
setzung der  verschiedenen  zu  den  Abbildungen  gehörigen  Farben 
mit  Worten  bemerkt  sind."  Was  aber  den  Text  anbelangt,  so  hat 
der  Seminarlehrer  Dr.  Wo  1  f  denselben  durch  seine  „Verbesserungen' 
entschieden  verschlechtert  und  für  den  wissenschaftlichen  Gebrauc 
ist  es  durchaus  nöthig  die  Ausgabe  von  1758  zur  Hand  zu  nehmei 

h. 


■■  ■■  ■-.■■  VT^'-;- 


24 

Sie  sich  aber  derselben  unterziehen,  so  hat  dies  sein 
Verbleiben,  und  Sie  werden  dadurch  sehr  verbinden, 
so  wie  ich  die  Mühe  gern  belohnen  werde.  Nur  etwas 
bestimmtes  bitte  mir  zu  melden,  weil  mir  daran  sehr 
gelegen  ist. 

In  gedachtem  Schreiben  verlangen  dieselben  ein 
Exemplar  des  Froschwerkes  auf  gutem  Papier,  da  ich 
eben  wieder  verschiedene  Exemplare  completiren  lasse, 
die  bei  der  Frau  J&leemännin  immer  fehlten,  so  mache 
ich  hiermit  die  ergebenste  Anfrage,  ob  ich  Euer  Wohl- 
geboren noch  mit  einem  schönen  Exemplar  dienen  kann. 
Der  genaueste  Preiss  desselben  ist  30  fl  -  Reichsgeld. 
....  Mit  Bilderbögen  von  allerhand  Militär  kann  ich 
dann  auch  dienen,  wovon  24  Bögen  30  kr.  kosten. 

(Folgen  noch  weitere  Mittheilungen  über  Preise  na- 
turhistorischer Werke  und  deren  Beschaffung.) 

Ich  schmeichle  mir  eine  baldige  Antwort  und  ver- 
harre in  dieser  Erwartung  mit  vorzüglicher  Hochach- 
tung Euer  Wohlgeboren  ganz  ergebene 

Steinische  Buchhandlung 

J.  P.  Palm. 
Nürnberg  d.  10  July  99. 

Ein  dem  Brief  beiliegendes  Blättchen  enthält : 

Herr  Doctor  und  Professor  Hermann  in  Strassburg 
werden  aus  meinem  Schreiben  vom  7.  Juli  schon  er- 
sehen haben,  dass  die  Steinische  Buchhandlung  allhier 
meinen  Froschwerks  Verlag  mit  Inbegriff  der  Sala- 
mander und  Eydexen  Mahlereien  von  meinem  Vater 
an  sich  gekauft  hat.  Es  werden  also  Herr  Professor 
Hermann  ersucht,  obgedachten  Handlung  die  Gremählte 
auszuliefern,  weil  Herr  Palm  als  Besitzer  dieser  Hand- 
lung solche  als  den  2.  Theil  des  Froschwerks  heraus- 
geben werden. 

Gatharina  Barbara  Kleemännin 
gebohme  Rösel  von  Rosenhof. 
Nürnberg  d.  9.  Juli  1799. 


35 


II. 


.  --  ..^ 


Aus  den  voranstehenden  Briefen  ist  ersichtlich,  dass 
Prof.  Hermann  die  Rö sei 'sehen  Zeichnungen  ttber  die 
„Eydexen"  nebst  den  handschriftlichen  Bemerkungen  vom 
Jahr  1789  bis  znm  Jahre  1799  in  Händen  gehabt  hat.  Dass 
derselbe  auch  mit  eignen  Studiep  Aber  diese  Thiere  be- 
schäftigt war,  beweisen  die  nach  seinem  Tode  von  Ham- 
mer herausgegebenen  Observationes  zoologicae,  wo  er  unter 
„An.  1793,  d.  27.  Sept.  (Ao.  II,  Reip.)  eine  Reihe  von  Be- 
obachtungen über  „Lacerta  agilis  grisea''  mittheilt;  ebenso 
über  eine  «alia  Lacerta  agilis  grisea,  in  polygone  prope 
urbem  capta  Aö.  V  (1797  d.  6.  Maji)  diversa  a  praecedente; 
ferner  handelt  er  über  „Lacerta  agilis  viridis^.  Bezüglich 
der  Wassermolche  enth|ilt  das  Tagebuch  Au&eichnungen 
aus  dem  Jahr  1795  (Ao.  III) ;  über  den  Erdmolch  aus  dem 
Jahr  1796  und  1797. 

In  dem  letztgenannten  Jahre  begann  Hermann  sei- 
nen Plan  zu  verwirklichen:  er  liess  von  dem  Strassburger 
Maler  J.  Hans^)  die  drei  unten  näher  zu  erörternden  Folio- 
tafeln über  die  Landeidechse  um  den  Preis  von  40  L.  an- 
fertigen und  ebenso  in  dem  gleichen  Jahr,  1797,  die  Ori- 
ginale Rö sei's  über  die  Wassermolche  auf  vier  Poliotafeln 
copiren  um  den  Preis  von  78  L.  Der  Grund,  wesshalb 
Hermann  die  Originale  Rösels  copiren  liess,  einige  Jahre 
bevor  sie  abverlangt  worden  waren,  ist  nicht  klar;  man 
müsste  denn  die  unter  eine  Tafel  gesetzte  und  nach  der 
Handschrift  von  Hermann  selbst  herrührende  Bemerkung 
„mis  en  ordre  d'apres  Toriginal  de  RoeseP  so  auslegen, 
dass  er  die  Tafeln  in  allen  Stücken  fertig,  auch  was  die 
Gruppirüng  anbelangt,  dem  Kupferstecher  in  Nürnberg  über- 
geben wollte. 

Grerade  in  die  Zeit  von  welcher  die  Rede  ist,  fällt 
die  staatliche  und  gesellschaftliche  Umwälzung  in  Frank- 
reich; es  folgen  die  Kriege  mit  ihren  Drangsalen.  Wie  es 

1)  Wohl  derselbe  Künstler,  welcher  auch  die  neun  Foliotafeln 
zu  dem  Memoire  apterologique,  dem  Werke  des  Joh.  Friedrich 
Hermann y  Sohn  von  Johannes  Hermann,  gestochen  hat. 


....       * 


■•.;■■  ■.■■■MV-^""-^'---V-rr-2^ 


26 


dem  stillen  Gelehrten  und  Forscher  zu  Muthe  gewesen 
sein  mag,  deutet  an  als  er  am  10.  September  1793  mitten 
in  seine  Aufzeichnungen  über  die  Athmungsvorgänge  einer 
Schlange  bemerkt:  inter  medios  lugubres  campanarum  boa- 
tus,  quae  quadraginta  octo  horarum  continuo  spatio  Francos 
per  totam  Galliam  ad  ejiciendos  hostes  convocabant  ^). 
Noch  mehr:  sein  Sohn  Job.  Friedrich  Hermann,  wel- 
cher als  Arzt  in  einem  überfüllten  Militärhospital  Dienst 
leistet,  wird  im  Alter  von  25  Jahren  von  einer  verheeren- 
den Krankheit  hinweggerafft*). 

Man  braucht  kaum  weiter  nach  den  Ursachen  zu 
fragen,  warum  das  beabsichtigte  Werk  nicht  ans  Licht  ge- 
treten ist,  —  auch  wenn  Hermann  sich  nicht  selbst 
einen  „calam\tatibus  publicis  privatisque  fractum^^  genannt 
hätte.  Die  Tafeln  lagen  ?:um  Stich  bereit  da  und  zum 
Text  war  der  Anfang  gemacht  worden  mit  der  Erklärung 
einer  Tafel.  Im  Nachstehenden  wird  dieselbe  soweit  sie 
gediehen  ist  veröffentlicht;  wahrscheinlich  wurde  sie,  da 
mitten  in  der  Arbeit  abgebrochen  ist,  kurz  vor  dem  im 
Jahre  1800  erfolgten  Ableben  Hermanns  niedergeschrieben. 


1)  Observationes  zoologicae,  p.  216. 

2)  Das  grosse  Talent  des  jungen  Hermann  zur  Naturforschung 
wird  durch  das  nach  seinem  Tode  erschienene,  bereits  mehrfach  ge- 
nannte Werk:  Memoire  apterologique  publie  par  Fredejric  Louis 
Hammer,  avec  neuf  planches  enluminees,  Strasbourg  an  XII  (1804) 
bezeugt.  Eigentlich  wollte  es  der  Vater  Hermann  als  ehrendes 
Andenken  seines  Sohnes  herausgeben  und  zwar  in  lateinischer 
Sprache;  er  konnte  aber  nicht  einmal  die  Vorrede,  in  welcher  er 
seinem  Schmerz  über  den  Verlust  des  Sohnes  beredten  Ausdruck 
gibt,  mehr  zu  Ende  führen,  sie  ist  als  Bruchstück  dem  Werke  vor- 
gedruckt. • 


27 


m. 

Die  Jagend  Hermanns  war  in  die  Zeit  gefallen^ 
welche  mit  ihrem  Sinn  ftlr  Zierlichkeit  und  Anmath  des 
Lebens  auch  auf  eine  schöne  Handschrift  etwas  hielt.  Und 
so  liegen  denn  die  nachfolgenden  „Explications*'  in  sau- 
berster Reinschrift  vor;  wie  gestochen  pflegen  wir  von 
solchen  Buchstaben  zu  sagen.  Auch  wird  jede  Seite  von 
einer  Linie  umrahmt. 


Explications  des  figures 
>  de  Lezards 

et  d6vellopement  des   6spöces  aquatiques  peintes  par 
Roesel  et  trouv6es  apr^s  sa  mort. 

fig.  L  Oeufe  dispos6s  en  chapelet.  J'ignore  ce  que 
peut  signifier  le  premier  ouef  k  gauche,  qui 
ne  contient  point  de  germe,  et  que  k  une  fente 
d'un  c6t6. 

fig.  2.  Oeufs  semblables,  qui  peut-etre  sont  ag^s  de 
quelques  jours  de  plus. 

fig.  3.  Oeuf  d6tach6  et  plus  avanc6  encore,  avec  le 
germe  plus  d^veloppi,  Tanimalcule  itant  re- 
plie  sur  lui  mgme,  et  pr^t  k  sortir. 

fig.  4.  Jeune  Lezard,  tel  qu*il  est  quand  il  vient  de 
sortir  de  son  oeuf. 

fig.  5.  Le  meme  plus  avanc^,  et  les  ouies  extörieures 
frangöes,  semblables  k  celles  des  grenouilles 
commenceant  k  se  montrer. 

fig.  6.  Le  mgme  äg6  de  quelques  jours  de  plus.  Je 
n'y  trouve  point  d'autre  diflförence,  si  non  que 
la  queue  est  moins  ^trangl^e  k  sa  base  et 
plus  pointue:  ce  qui  cependant  ne  me  paratt 
Hre  qu'accidental,  la  figure  suivante,  qui  est 
encore  un  peu  plus  avanc^e,  montrant  cet 
ätranglement  de  nouveau. 

fig.    7.    Le  jeune  lezard  encore  .plus  adulte  de  quel- 
ques jours. 


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28 


■ '  *  ^.■•"* 


fig.  8.  Le  jenne  lezard  donä  de  ses  franges  bran- 
chiales,  grossi  au  microscope.  Cette  figure  est 
analogue  ä  celle  de  l'ouvrage  sur  les  Grenou- 
illes  pl.  11,  fig.  18.  oa  les  franges  formant  des 
ouies  ext^rieures  sont  pareillement  reprösen- 
t6es  grossies  au  microscope.  (S'il  n'y  a  point 
d'yeux  dans  figure,  c'est,  ou  que  Roesel  les 
a  oublies,  ou  que  grossis  avec  cette  lentille 
ils  ne  paraissent  pas  distinctement:  car  dans 
la  figure  suivante  ils  sont  bien  apparents.  Si 
dans  le  figure  du  tetard  tout-ä-rheure  all6- 
gu6  les  yeux  ne  sont  pas  indiqu6s,  c'est  parce- 
qae  Tanimal  est  represent6  de  son  c6t6  in- 
ferieur)  ^).  L'animal  est  repr68ent6  du  c5t6  du 
ventre,  tout  comme  le  tStard  de  la  grenouille 
tout-ä-rheure  all6gu6. 

fig.  9.  La  tSte  de  la  figure  präc6dente  plus  fortement 
grossie  du  Q6t6  du  dos  et  montrant  les  yeux. 
Mais  ce  sont  surtout  premiörement  les  ouies, 
qui  se  voyent  d'une  mani^re  distincte.  Ce 
sont  quatre  filets,  qui  semblent  naitre  separö- 
ment  chacun,  dont  le  premier  surtout  forte- 
ment courbä  en  avant,  les  autres  plus  longs 
et  plus  droits,  k  mesure  qu'ils  deviennent  plus 
postirieurs.  Les  deux  demiers  ayant  unfilet 
lateral  sur  leur  marge  post6rieur.  Cette 
brauche  ou  ce  filet  laterale  est  plus  court  k 
Proportion  dans  cette  figure,  que  dans  la  pr6- 
c^dente,  ou  ils  semblent  aussi  sortir  plus  d'un 
point  commun. 

Les  petits  points,  que  Ton  voit  sur  les  bords, 
semblent  etre  les  commencements  des  franges, 
qui  se  montrent  lorsque  ces  ouies  sont  plus 
avanc^es  et  de  couleur  orange:  car  dans  ce 
Premiers  tems  elles  sont  tr^s  päles. 


1)  Üiese  von  mir  in  Klammer  gesetzte  Stelle  hat  Hermann 
wieder  aasgestrichen  und  sonach  die  Erklärung  der  Figur  in  rieh« 
tigerer  Weise  geschlossen. 


29 

En  comparant  ces  onies  des  jeunes  Lezards  d'eau 
avec  Celles  du  jeune  tötard  (Eoes.  tab.  11, 
f.  17.  18.)  on  verra  qu'elles  sont  composöes 
de  moins  de  filets  latäraox  ou  branches,  mais 
qu'elles  ont  plas  des  branches  principales. 
Dans  la  reinette  elles  sont  form6es  par  un 
filet  simple.  Dans  le  crapaud  coulenr  de  feu 
on  n'en  voit  pas  da  tout.  Mais  Celles  da  cra- 
paud aquatique  sentant  Tail  et  du  crapaud 
commun  terrestre  ont  le  plus  d'analogie  avec 
Celles  du  präsent  l^zard.  Seulement  elles  ne 
prennent  pas  un  accroissement  aussi  consi- 
d^rable,  comme  elles  -  ci  en  acquiörent  avec 
le  tems. 

Quant  aux  deux  petites  appendices  derniöre  la  t8te, 
on  ne  sait  pas  trop  bien  ce  qn*on  en  doit 
faire.  Dans  la  figure  präc6dente  elles  ont  la 
mSrne  couleur  avec  les  franges^  et  on  diroit 
presque  que  c'en  est  la  derniöre  brauche.  II 
est  vrai;  qu'elle  n'est  pas  pointill6e  sur  les 
bords.  Elle  est  aussi  plus  äcartäe  des  franges 
dans  la  neuvi^me  figure,  tandis  que  dans  la 
huiti6me  la  base  de  ces  appendices  touche  la 
base  des  ouies.  Dans  la  supposition  que  ces 
appendices  ne  fönt  pas  parties  des  ouies,  ce 
que  Ton  peut  juger  raisonnablement  que  c'est, 
c'est  une  esp6ce  de  fourreau,  dans  le  quel  la 
patte  anterieure  est  enferm^e. 


IV. 

Die  sieben  Foliotafeln,  deren  Erklärung  jetzt  von 
meiner  Seite  folgt,  bestehen  einerseits  aus  drei  Tafeln  Ori- 
ginalien  des  Malers  Hans,  welcher  unter  der  Anleitung 
Hermanns  die  Landeidechsen  zeichnete  und  mit  Farben 
belebte;   ferner  aus  vier  Tafeln,  welche  derselbe  Ktlnstler 


80 

ftlr  Hermann  in  gleichem  Formate  nach  den  Aquarellen 
Rösels  copirte.  Sie  sind  mit  solchem  technischen '  Ge- 
schick gemalt,  dass  sie  wahrscheinlich  den  Originalen 
ganz  nahe  oder  völlig  gleichkommen.  Die  letzteren  selber 
scheinen  verloren  gegangen  zu  sein;  ja  man  möchte  bei- 
nahe vermuthen,  dass  dies  in  jener  unruhigen  Zeit  schon 
auf  dem  Wege  von  Strassburg  nach  Nürnberg,  bei  der  Zu- 
rticksendung,  geschehen  ist.  Denn  warum  schweigt  die 
Vorrede  zu  der  neuen  Ausgabe  des  Froschwerkes  (Nürn- 
berg 1800 — 1815)  ganz  von  der  Herausgabe  der  Eidechsen, 
welche  doch  nach  obigem  Brief  des  Buchhändlers  Palm 
als  zweiter  Theil  dieses  Werkes  erscheinen  sollten.  Ja 
warum  lässt  der  neue  Herausgeber  der  „Naturgeschichte 
der  Frösche  Deutschlands''  auf  der  letzten  Seite  des  Wer- 
kes das  Versprechen,  welches  die  RöseTsche  Ausgabe  an 
dieser  Stelle  enthält,  ganz  weg;  ich  denke  mir,  aus  dem 
Grunde,  weil  eine  Herausgabe  beim  Verlust  der  Tafeln  un- 
möglich war  und  man  in  Nürnberg  keine  Kenntniss  davon 
hatte,  dass  unter  den  Papieren  des  inzwischen  verstorbenen 
Hermann  sich  Copien  der  RöseT sehen  Zeichnungen  be- 
fanden. • 

In  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München,  wo 
gegenwärtig  die  Originalien  Rösels  über  das  Insecten- 
und  Froschwerk  aufbewahrt  werden,  habe  ich  dieselben 
früher  einmal,  Blatt  für  Blatt,  durchgesehen  und  bewundert, 
ohne  etwas  von  Zeichnungen  über  Eidechsen  oder  Molche 
zu  bemerken.  Da  ich  indessen  dem  Gedächtnisse  doch 
nicht  ganz  trauen  wollte,  so  gestattete  ich  mir  an  den  Herrn 
Oberbibliothekar  v.  Halm  jüngst  die  Bitte  und  Anfrage 
zu  richten,  ob  nicht  am  Ende  doch  die  Originalien  zu  den 
Strassburger  Copien  in  München  vorhanden  seien.  Professor 
V.  Halm  hatte  die  Güte  mir  unter  dem  2.  Feb.  1878  mit- 
zutheilen:  „die  genaue  Durchsicht  der  RöseT sehen  Zeich- 
nungen hat  gezeigt,  dass  die  Abbildungen  von  Fröschen, 
Schmetterlingen,  Käfern,  Krebsen,  Spinnen  etc.  vorhanden 
sind,  aber  keine  von  Eidechsen''.  Sonach  sind  die  durch 
Hermann  veranstalteten  und  uns  erhaltenen  Copien  in 
ihrem  Werthe  für  die  Kenntniss  des  alten  Meisters  und 
Naturforschers  um  so  höher  anzuschlagen. 


Die  Aufschriften  der  einzelnen  Tafeln  habe  ich  dem 
Blatte  Hermanns  entnommen,  welches  äas  an  den  Maler 
Hans  gespendete  Honorarverzeichnisa  enthält. 


„Premiöre  feiiille  des  Lezards  contenant  leur  de- 
veloppemen  t." 

Die  Tafel  gibt  die  Entwickelung  des  Triton  taeniatm 
vom  Ei  an  bis  zum  fertigen  Thier  und  stellt  zuletzt  die 
Art  in  beiden  Geschlechtern  dar.  Die  Zahl  der  Figuren 
beträgt  31  und  diese  Tafel  ist  es,  von  welcher  Hermann 
die  ehen  vorausgegangene  „Explication"  bis  zu  Figur  9 
geliefert  hat.  Am  linken  untern  Rande  steht:  observö  et 
peint  par  Roesel  ä  Nuremberg,  rechts:  copi6  par  Hans  ä 
Strasbourg  sous  l'inspection  de  J.  Hermann. 

Zo  Figur  1  bemerke  ich,  dass,  wie  andrerwärts  von 
mir')  gemeldet  wurde,  die  Tritonen  in  der  Gefangenschaft 
und  geängstigt,  z.  B.  zu  mehren  in  einem  engen  Gefässe 
gehalten,  eine  grössere  Anzahl  von  Eiern,  als  kurze  Schnur 
zusammenhängend,  auf  einmal  abgehen  und  ohne  sie  anzu- 
kleben auf  den  Boden  des  Glases  fallen  lassen,  während 
sie  bekanntlich  sonst  Ei  flir  Ei  einzeln  anheften.  Eine 
solche  Schnur  hat  Rösel  dargestellt  und  das  äusserste  Ei 
besteht  bloss  aus  der  geborstenen  EihUlle,  ohne  den  Dotter. 

Die  Figuren  2  bis  7  hat  Hermann  bereits  richtig 
erklärt,  aber  bei  Figur  8  und  Figur  9  stiess  er  auf 
Etwas  was  er  nicht  recht  zu  deuten  wusste  und  ich  glaube 
nach  der  Farbengebung  sowohl,  als  auch  nach  dem  Con- 
tour  des  Gebildes  schlicssen  zu  dürfen,  daes  der  Beobach- 
ter Rösel  den  fraglichen  Thcil  ebenso  irrig  aufgefasst  hat 
wie  Hermann.  Den  Stein  des  Anstosses  bilden  nämlich 
die  gestielten  Haftorgane,  welche  hier  zu  den  Kiemen,  als 
erstes  Paar,  gerechnet  werden.  Bekanntlich  hat  Rusconi 
sie  zuerst  (Amours  des  Salamandres  aquatiques.  Milan,  1821J 
als  Halt-  oder  StUtzorgane  der  Larven  untei'schieden ;  sie 
entsprechen  den  ,, Sangnäpfen"  der  andren  Batrachier. 


I)  Molohe  der  Württemb.  Fauna,  S.  22. 


■'  ■»  ;  .^! 


32 

Den  Irrthum,  welchen  Hermann  bei  Figur  8  an- 
fangs beging,  indem  er  nicht  gleich  einsah,  dass  die  Larve 
von  unten  und  nicht  von  oben  dargestellt  sei,  hat  er  schon 
selber  verbessert.  Die  zwei  hellen  Knötchen  hinter  dem 
Kopf  gehören  den  knospenden  Vorderbeinen  an. 

Nun  folgen  in  Figur  10  bis  Figur  17  Larven  in 
inmier  weiterer  Entwicklung. 

Jene  unter  Figur  15  besitzt  auf  der  dem  Beschauer 
zugewendeten  Seite  nur  zwei  Kiemen,  was  schwerlich  ein 
Versehen  Bös  eis  war,  sondern  wodurch  ein  wirkliches 
individuelles  Verhalten  ausgedrückt  werden  sollte. 

Die  Larve  Figur  16  erscheint  im  Begriffe,  ein  jtingres 
Thier  gleicher  Art,  welches  sie  von  vorne  gepackf  hat,  zu 
verschlingen. 

Wenn  die  hier  gezeichneten  Larven  sich  wirklich  alle 
auf  Triton  taeniatus  und  nicht  theilweise  auch  auf  Triton 
cristatvs  beziehen,  und  somit  keine  Vermengung  stattge- 
funden hat,  so  kann  der  Schwanz  bald  ein  abgerundetes 
Ende  besitzen,  bald  aber  auch  in  einen  mehre  Linien 
langen  Faden  ausgehen,  welch  letztere  Form  ich  bisher  für 
ein  charakteristisches  Merkmal  der  Larven  von  Triton  cri- 
stattts  gehalten  habe.  Sehr  gut  ausgedrückt  ist  das  zarte 
Wesen  der  Gliedmassen.  Auch  die  Richtung  der  Kiemen 
im  Bogen  nach  vorne  bei  Larve  Figur  17  ist  ein  der 
Natur  abgelauschter  Zug. 

Figur  18  ist  das  Männchen  von  Triton  taeniatus  Yon 
oben  und  seitlich;  Figur  21  dasselbe  von  unten;  Figur 
19  das  Weibchen  des  Triton  taeniatus  von  oben  und  seit- 
lich; Figur  20  dasselbe  von  unten.  Man  sieht,  dass 
Rösel  die  später  oftmals  für  eigene  Arten  genommenen 
Geschlechter  recht  gut  als  Männchen  und  Weibchen  Einer 
Art  erkannt  hat. 

2. 

„Seconde  feuille  avec  trois  Lezards  aquatiques 

k  dos  en  crgte." 

Die  Tafel  enthält  fünf  Figuren  ohne  Nummer.  Links 
unten  steht:  peint  par  J.  Hans  d'apr^s  Toriginal  de  Roesel; 
rechts:  Sous  Tinspection  de  J.  Hermann. 


Alle  Fignren  beziebeii  sicli  deutlich  auf  Triton  crista- 
tus.  Die  oberste  stellt  das  auf  dem  Rücken  liegende 
Männchen  dar. 

Die  Mittelfigur  Tersinnlicht  ein  ungemein  grosaea 
Männchen  im  vollen  Hochzcits»chmuck:  der  Kamm  des 
Rücken  ist  mächtig  entwickelt  und  tief  eingeschnitten.  Die 
Stellung  ist  eine  auf  den  ersten  Blick  etwas  gesuchte,  aber 
ein  natürliches  Verhalten  wohl  ausdrückend;  sie  bezieht 
sich  auf  eine  jener  seltsamen  Krümmungen  des  Leibee, 
welche  das  dem  Weibchen  seine  Liebe  erklärende  Männ- 
chen anszuflihren  pflegt').  An  dem  Kloakenwulst  hat  unser 
Beobachter  den  anscheinenden  Häärchenbesatz  nicht  Uber- 
Behen,  sondern  richtig  gezeichnet.  (Tch  habe  anderwärts 
gezeigt*),  dass  die  „Haare"  Papillen  sind  für  die  Aus- 
föbrungsgänge  der  KloakendrUsen.)  Uebrigens  möchte  ich 
bemerken,  dass  mir  ein  Exemplar  von  dieser  Grösse  und 
Entwicklung  des  Rückenkammes,  wie  er  hier  gezeichnet 
erscheint,  noch  nicht  unter  die  Augen  gekommen  ist. 

Das  Thier  darunter  ist  das  Weibchen,  der  Leib 
Btark  geschwollen  durch  die  Eier. 

Die  noch  übrigen  2  Figuren  veranschaulichen  die 
Eier.  Dass  dieselben  einzeln  an  Grashalme  und  andre 
Körper  angeheftet  werden,  hat  Rösel  schon  gewusst  und 
gezeichnet. 

3. 

„Troisi6me    fenille    avec   l'anatomie    du    Lezard 
aquatique  pr6c6dent." 

lieber  die  Tafel  vertheilen  sich  vier  Figuren  ohne 
Nummern.  Links  unten  steht:  peint  par  J.  Hans  1797  et 
mta  en  ordre  d'apr^s  l'original  de  Roesel;  rechts:  Soub 
l'inspection  de  J.  Hermann. 

1)  RuBOOni  hat  obige  SteUung  in  den  „Amourg  des  Sala- 
maodrea  aquatiqueB,  Milan  1831"  auf  PI.  I.  Fig.  ]II.  noch  um  vielea 
besser  and  charakteristi acher  festgehalten. 

2)  U<:ber  die  allgemeinen  Bedeakungen  der  Amphibien.  Bonn, 
Cohen  1876,  S.  39. 

VerH.  d.  D»t.  Vor.  Jahrg.  XXIV.  5,  Folga.  V.  Bd.  3 


.  J* 


34 

Die  obere  Hauptfigur  stellt  den  weiblicten  Triton 
cristatus  in  gleicher  Weise  befestigt  und  von  der  Bauchseite 
geöffnet  dar,  wie  es  Rösel  mit  den  Fröschen  und  Kröten 
gehalten  hat.  Man  sieht  Herz,  Leber,  Darm,  dazwischen- 
durch  Theile  des  Fettkörpers  *);  den  Eierstock,  Theile  der 
Eileiter,  die  Harnblase  im  zusammengefallenen  Zustande. 
Die  Lungen  prall  mit  Luft  gefüllt. 

Die  untre  Hauptfigur  veranschaulicht  die  weib- 
lichen Fortpflanzungswerkzeuge  —  Eierstock  und  Eileiter 
—  für  sich  nebst  dem  Herzen  und  einem  Stück  der  Kloake; 
ausserdem  die  beiden  Streifen  des  Fettkörpers  und  den 
untersten  Theil  der  Niere.  Bemerkenswerth  erscheint,  dass 
Rösel  auch  hier  wie  schon  früher  bei  den  anuren  Batra- 
chiern  die  so  weit  vom  Eierstock  weg  liegende,  hart 
am  Herzen  befindliche  Abdominalöflfnung  des  Eileiters  gut 
kennt  und  richtig  zeichnet. 

Von  den  Nebenfiguren  bezieht  sich  jene  der  lin- 
ken Seite  auf  die  Leber  und  Gallenblase,  von  unten  ge- 
nommen; die  der  rechten  Seite  versinnlicht  die  männ- 
lichen Zeugungsorgane:  Hoden  und  die  Harn-Samengänge, 
dabei  noch  den  Fettkörper,  den  untern  Theil  der  Nieren 
und  die  gefüllte,  zweihörnige  Harnblase. 


1)  Diese  Theile  welche  im  entwickelten  Zustande  sich  immer 
sehr  aufifallig  machen,  haben  auch  auf  obigen  Aquarellen  die  Auf- 
merksamkeit Hermanns  erregt.  In  der  Dissertation:  Amphibiorum« 
virtutis  medicatae  defensio  continuata.  Argentorati  1789,  welche 
die  erste  Andeutung  gibt,  dass  Hermann  die  Rösel 'sehen  Zeich- 
nungen zu  betrachten  in  der  Lage  ist,  wird  gesagt:  ,,Sic  et  in  auto- 
graphis  Roeselianis  Lacertarum  tabulis,  quas  coram  habemus,  ob- 
servantur  ad  singulos  sacculos  in  quibus  foetus  evolvitur,  duo  cor- 
puscula  lutea:  et  in  Lac.  palustri  majori,  longum  subsinuosum  sed 
Simplex  vasculum  crocei  coloris  ad  latera  ovarii;  in  minori  supra 
oviductum;  quod  ad  masculinum  aiitem  sexum  spectat  nihil  hujus 
modi  in  his  tabulis  reperimus/'  In  letzterem  Punkte  irrt  Her- 
mann, denn  sowohl  an  der  Zeichnung  des  Männchen  von  T^riton 
cristatus  als  auch  von  Triton  taeniatus  sind  diese  Fettkörperstreifen 
deutlich  zu  sehen  und  in  ganz  gleicher  Farbe  gehalten,  wie  am 
Weibchen. 


35 


4. 

„Quatriöme   feuille   avec  le  petit  Lezard  aqaati-  ' 
qae,  et  son  anatomie,   et  celle  des  larves  on  Le- 
zards    aquatiqnes    jeunes     et    imparfaites    nenf 

figures." 

Unten  rechts  steht:  copiö  par  Hans  k  Strasbourg 
d'aprös  r original  de  ßoesel;  rechts:  curavit  Hermann  "Ar- 
gentor. 

Von  den  neun  Figuren,  welche  diese  Tafel  enthält, 
gehören  die  oberen  sechs  dem  Triton  cUpestris  an,  die  un- 
tern drei  dem  Triton  taeniatus. 

Die  oberste  Mittelfigur  stellt  das  Weibchen  des 
Triton  alpestris  dar,  geöffnet  um  die  Eingeweide  zu  zeigen: 
den  untern  Theil  des  Herzens,  die  stark  pigmentirte  Leber, 
einen  Theil  des  Magens  und  der  Milz,  den  vollen  Eier- 
stock. 

Die  Nebenfigur  links  gibt  den  vielgewundenen 
Eileiter  und  die  Mündung  neben  dem  Herzen;  das  unterste 
Stück  ist  rechts  und  links  mit  hintereinander  liegenden 
Eiern  gefttllt. 

Auf  der  Nebenfigur  rechts  sieht  man  die  Hoden, 
Theile  der  Harn-Samengänge,  untres  Ende  der  Niere,  die 
Fettkörperstreifen. 

Jetzt  folgen,  die  Mittelgruppe  der  Tafel  bildend, 
die  ganzen  Figuren  des  Triton  alpestris.  Die  äussere  Figur 
links  ist  das  Weibchen;  der  ihm  den  Kopf  zuwendende 
Molch  bezieht  sich  auf  das  Männchen  im  Hochzeitsschmuck; 
das  untre  Thier,  die  Bauchseite  nach  oben  kehrend  ver- 
sinnlicht  wieder  ein  Weibchen.  Wie  oft  sind  nicht  von 
späteren  Zoologen  Männchen  und  Weibchen  dieser  Art  als 
besondere  Species  aufgeführt  worden,  während  ßösel, 
auf  anatomischem  und  biologischem  Boden  stehend,  schon 
lange  vorher  das  Richtige  erkannt  hat! 

Die  drei  untern  Figuren  gelten  dem  ausgewachse- 
nen Triton  taeniatus  und  nicht  wie  Hermann  nach  der 
Ueberschrift  zu  urtheilen,  irrig  meint,  den  Larven  oder 
unvollkommenen  jungen  Wassermolchen. 

Die  mittlere  Figur  ist  der  Anatomie  des  weiblichen 


-.  'Jf~')*i 


56 

Thieres  gewidmet.  Das  Aeussere  ist  nnr  angelegt  und 
sollte  wahrscheinlich  erst  in  freierer  Zeit  ausgeführt  wer- 
den ;  die  Eingeweide  hingegen  erscheinen  aufs  sorgfältigste 
ausgemalt  und  es  deutet  ganz  besonders  die  Farbe  des 
Eierstockes  auf  die  bezeichnete  Species  hin.  Sehr  schön 
ist  das  durchscheinende  Wesen  der  zweihörnigen  Harnblase 
im  gefällten  Zustande  wiedergegeben. 

Die  dazu  gehörigen  Nebenfiguren  stellen  den  männ- 
lichen und  weiblichen  Fortpflanzungsapparat  für  sich  dar; 
links  den  männlichen :  Hoden,  Nieren^  Ham-Samengänge, 
Fettkörper,  —  das  Ganze  insoweit  als  dieses  schwierige 
System  unserm  Beobachter  zugänglich  war;  rechts  er- 
scheinen die  Eileiter  fQr  sich,  ihre  Mündung  neben  dem 
Herzen;  ttber  die  Windungen  der  Eileiter  weg  erstrecken 
sich  die  zwei  Streifen  des  Fettkörpers. 

5. 
„Planche  originale  peint  par  le  Cit.   Hans  repr6- 
sentant   le  Lezard   terrestre  verd.    En  Mai  1797." 

Diese  und  die  zwei  nächsten  Tafeln  sind  nicht  Gopien 
Böse r scher  Originale,  sondern  Originale  des  Strassburger 
Malers  Hans.  Als  ich  zum  erstenmal  den  Blick  auf  die- 
selben warf,  konnte  ich  mich  nicht  genug  wundern,  dass 
Bösel  auf  einmal  einen  ganz  andern  Weg  der  Behand* 
lung  eingeschlagen  haben  sollte.  Allein  es  stellte  sich 
eben  schnell  heraus,  dass  der  Künstler  dieser  Blätter  sich 
zwar  an  Bösel  als  Vorbild  anlehnt,  aber  doch  auch  seine 
eigenen  Wege  geht,  wie  er  denn  auch  schon  einer  andern 
Zeit  angehört  In  jener  geschickten  Manier,  wie  sie  be- 
sonders die  Franzosen  ausgebildet  haben,  erscheinen,  neben 
den  colorirten  und  ausgeführten  Figuren  auch  Umrisszeich- 
nungen in  Vergrösserung  mit  der  Lupe.  Bei  aller  Aner- 
kennung welche  man  den  Abbildungen  des  Malers  Hans 
zollen  muss,  —  denn  auch  sie  sind  ganz  vortrefflich  — 
wird  doch  derjenige,  der  solche  Dinge  genauer  prüft,  hin 
und  wieder  bemerken,  dass  trotz  aller  Sicherheit  der 
Technik,  die  zeichnende  und  malende  Hand  nicht  einem 
Naturforscher  von  Fach  angehört,  dessen  Auge  mit  den 
igenständen  von  verschiedenen  Seiten  her  vertraut  ist 


87 

Die  Tafel  sollte  in  dem  von  Hermann  beabsicbtig- 
ten  Werke  die  Reihe  eröffnen  nnd  ist  daher  schon  von 
ihm  als  ,,Tab.  T'  bezeichnet  Die  Fignren  sind  nnmerit. 
Unten  steht  links:  peint  par  J.  Hans  1797  d' apres  natnre; 
rechts:  Sons  Tinspection  de  J.  Hermann. 

In  Fignr  1  sehen  wir  das  Männchen  von  Laeerta 
agiliSj  in  lebendigster  Haltung  nnd  indem  es  eben  eine 
Mücke  am  Flügel  erhascht  hat,  mit  bezeichnendster  Wendung 
des  Kopfes,  Richtung  der  Beine,  sowie  Krümmung  des  Leibes 
und  Schwanzes.  Aufs  schönste  und  voll  ausgemalte  Figur. 

Figur  2.  Dieselbe  Species  und  ebenfalls  Männchen, 
getödtet  und  auf  dem  Rücken  liegend.  An  den  Schenkel- 
poren steht  das  gelbliche  Secret  stark  hervor.  Abermals 
voll  ausgemalte  Figur. 

Figur  3.  Kopf  und  Hals  für  sich,  in  der  Seitenan- 
sicht, ungefähr  viermal  vergrössert;  getuscht  mit  einem 
Kleiriwenig  von  Farbe. 

Figur  4.  Dieselben  Theile  von  unten,  ebenso  ver- 
grössert, und  geradlinig;  Urarisszeichnung  und  nur  die  dun- 
keln Flecke  etwas  aufgetuscht. 

Figur  5.  Kopf  von  oben,  vergrössert,  streng  gerad- 
linig und  reine  Umrisszeichnung. 

Figur  6.  Innrer  Rand  des  Hinterschenkels  und  der 
Schwanzwurzel,  vergrössert;  ist  offenbar  gegeben,  um  den 
Kamm  der  sehr  entwickelten  Schenkelporen  darzustellen. 
Getuscht,  mit  einer  schwachen  Spur  von  Farbe. 

Figur  7.  Das  obre  und  untre  Augenlid  mit  durch- 
schimmerndem Augapfel.  Reine  Umrisszeichnung.  Her- 
mann scheim  auf  die  durchsichtige,  brillenähnliche  Partie 
des  unteren  Lides  bereits  aufmerksam  geworden  zu  sein. 

Figur  8.  Ein  Vorderfuss  von  der  obern  Seite,  ver- 
grössert ;  Umriss  mit  einem  Kleinwenig  von  Farbe. 

6. 
„Autre  planche  originale  peinte  par  le  Cit.  Hans 
1797,  Maj.  repr6sentant  le  Lezard  terrestre  gris/* 

Wird  oben  rechts  als  ,,Tab.  II'*  bezeichnet.  Unten 
links  steht:  peint  par  J.  Hans  1797  d'aprös  nature.  Rechts: 
Sous  rinspection  de  J.  Hermann. 


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38 

In  Figur  1  erblicken  wir  das  Weibchen  der  Ziocerto 
agiliSf  von  oben ;  nach  abwärts  kriechend  mit  tastend  vor- 
gestreckter''Zange.  Trefflich  gefasste  und  anfs  schönste 
ausgemalte  Abbildung. 

Figur  2  stellt  dasselbe  Thier  vor,  getödtet  und  auf 
dem  Bücken  liegend;  ebenso  völlig  ausgemalte  Figur. 

Figur  3  gibt  den  Kopf  von  oben,  vergrössert,  in  ge- 
radester Richtung,  mit  ebenso  streng  symmetrisch  vorge- 
streckter Zunge.    Umrisszeichnung. 

Figur  4  Kopf  und  Hals  von  unten,  in  gleicherweise 
behandelt. 

Figur  5.  Ende  des  Hinterleibes  sammt  Schwanz- 
wurzel und  den  beiden  Hintergliedmassen  von  der  Bauch- 
seite; vergrössert  und  abermals,  abgesehen  von  einigen 
aufgetuschten  Flecken  reine   und  schöne  Umrisszeichnung. 

Figur  6.    Vorderfuss  von  der  obern  Seite; 

Figur  7.  Vorderfuss  von  der  untern  Seite;  beide 
vergrössert  und  Umrissfiguren. 

Öbschon  Hermann  die  auf  den  beiden  Tafeln  ge- 
gebenen Thiere  als  „Lezard  verd"  und  als  „Lezard  gris", 
dem  Brauche  der  Zeit  gemäss,  unterscheidet,  so  wusste  er 
doch  offenbar  schon,  dass  beide  als  Männchen  und  Weib- 
chen zusammengehören;  denn  die  Figuren  halten  zu  be- 
stimmt die  Geschlechtsunterschiede  in  Tracht,  Kopfbildung, 
Schwanzwurzel,  Schenkelporen  tr.  s.  w.  fest.  Auch  hat  er 
ja  die  Thiere  anatomisch  untersucht  und  zu  der  nächsten 
Tafel,  welche  der  Anatomie  des  Männchen  gewidmet  ist, 
sollte  vielleicht  noch  eine  die  Anatomie  des  weiblichen 
Thieres  versinnlichende  Tafel  folgen.  ^ 

7. 

„Troisifeme     planche     originale,     reprösentant 
Tanatomie  de  ce  dernief,  en  Juin  1799." 

Als  „Tab.  III"  bezeichnet.  Links  unten  steht:  peint 
par  J.  Hans  1797;  rechts:  Sous  l'inspection  de  J.  Hermann. 

In  Figur  1  sehen  wir  die  männliche  Lacerta  ngilis 
von  der  Bauchseite  geöffnet.  Die  Gliedmassen  sind  behufs 
der  Zergliederung  durch  eine  zusammengesetztere  Yorrioh- 


89 

tang  aaseinander  gezogen  als  dies  bei  Bö  sei  geschieht, 
der  übrigens  sonst  dentlich  als  Vorbild  gedient  hat.  Man 
erkennt  die  Lungen,  Leber,  die  von  der  Baachwand  zu  ihr 
gehenden  Blatgetässe,  die  Gallenblase,  den  Dünndarm,  Dick- 
darm, den  einen  Hoden,  die  Harnblase,  endlich  den  einen 
aus  dem  Becken  kommenden  Fettkörper.  (Letzterer  ist  zu 
roth  gemalt,  in  Wirklichkeit  zeigt  sich  der  Theil  von  nur 
graurother  Färbung.) 

In  Figur  2  erscheinen  die  Eingeweide  des  Brust-, 
Bauch-  und  Beckenraumes  herausgenommen  und  nach  unten 
zu  so  gedreht,  dass  die  hintre  Seite  nach  vorn  sich  kehrt 
Man  sieht  von  oben  nach  unten  gehend  die  Luftröhre, 
Herz  und  Lungen,  Leber  und  Gallenblase,  die  Windungen 
des  Darms,  die  beiden  Hoden  sammt  Nebenhoden,  die  bei- 
den Nieren  und  ihr  Zusaifimenneigen  und  Verwachsen  an 
dem  hinteren  Ende. 

Figur  3  gibt  die  Luftröhre,  Herz  und  Lungen  ftlr 
sich.  (Die  Lungen  sind  in  allen  Figuren  zu  fleischig  ge- 
malt, es  ist  dem  Darsteller  nirgends  gelungen  ihnen  das 
Aussehen  von  lufterftillten  Säcken  zugeben;  Bösel  würde 
sfuch  nicht  verfehlt  haben,  die  Septenbildung  des  Innern 
durchschimmern  zu  lassen.) 

Figur  4.  Als  Gegenstück  zu  der  vorigen  Figur  ver- 
sinnlicht  sie  die  herausgenommene  Leber. 


V. 

Nachdem  im  Vorausgegangenen  alles  Wesentliche  vor- 
gelegt worden  ist,  was  von  Briefen,  Text  und  Tafeln  des 
ßösel- Hermann' sehen  Werkes  über  die  Land-  und 
Wassereidechsen  uns  erhalten  blieb,  mag  noch  auf  die  Frage 
Bezug  genommen  werden,  wie  sich  der  Werth  dieser  Bruch- 
stücke zur  Wissenschaft  heutigen  Tages  stellt. 

Wer  mit  dem  Entwicklungsgang  der  Herpetologie  ver- 
traut ist,   wird,  nachdem  er  Einsicht  von  den  Tafeln  ge- 


40 

nommen  hat,  mir  beiBtimmeii,  wenn  ich  behaupte,  daas 
vFäre  das  BöseTBche  Eidechsen  werk  zn  rechter  Zeit,  also 
etwa  zwischen  1760  nnd  1770  erschienen,  dasselbe  eine 
gleiche  grundlegende  Bedentang  fär  die  Wissenschaft  sich 
erworben  haben  würde,  als  solches  mit  dem  Werk  über 
die  Frösche  and  Kröten  der  Fall  gewesen  ist.  Bö  sei  war 
in  der  Kenntniss  dieser  Thiere  den  systematischen  Zoolo- 
gen seiner  Zeit  voraas  und  zwar,  ganz  abgesehen  von 
dem  ihm  eigenen  Talent  zur  Natnrforschong,  besonders 
dadurch,  dass  er  äussere  Körperbildung,  inneren  Bau  und 
Entwicklungsgeschichte  der  Thiere  in  gleichem  Grade  ken- 
nen zu  lernen  sich  bemühte. 

Auch  noch  um  dio  Zeit,  als  Hermann  die  Heraus- 
gabe beabsichtigte,  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts, 
hätte  die  Schrift  als  eine  Zierde  der  zoologischen  Wissen- 
schaft gelten  müssen. 

Als  aber  freilich,  wieder  um  zwanzig  Jahre  später, 
Mauro  Busconi  mit  denAmours  des  Salamandres  aqua- 
tiqueSy  im  Jahre  1821  hervortrat,  da  war,  besonders  was 
den  entwicklungsgeschichtlichen,  und  anatomischen  Theil 
anlangt,  Bö  sei  überholt  Busconi,  als  Künstler  ebenso 
gross  wie  als  Naturforscher  und  ein  überaus  feiner  Be- 
obachter, stand  nicht  bloss  auf  der  höheren  Bildungsstufe 
der  Zeit  überhaupt,  sondern  besass  neben  seiner  Beanlagung 
auch  die  Schule  eines  Anatomen. 

Aber  gerade  dieser  Mann,  dem  Nürnberger  Naturfor- 
scher geistig  verwandt,  würde  gewiss,  wenn  ihm  die  in 
Strassburg  liegenden  und  ihm  unbekannt  gebliebenen  Zeich- 
nungen Bös  eis  zu  Gesicht  gekommen  wären,  dieselben 
aufs  freudigste  begrüsst  und  anerkannt  haben.  Denn  in 
dem  Buche  über  die  Wassermolche,  nachdem  er  gefunden 
wohin  die  Tritonen  die  Eier  absetzen  und  ihm  so  die  Aus- 
sicht sich  aufgethan  hatte,  die  Entwicklung  zu  verfolgen, 
sagt  er:  „Lo  plaisir  trös-vif  que  me  procurörent  ces  seines 
intörossants,  me  donna  sur  le  champ  Tidäe  de  les  faire 
oonnaltre  aux  naturalistes,  en  publiant  un  ouvrage  sur  les 
salamandres,  dans  lo  mSme  genre  que  celui  que  nous  a 
donnö  sur  les  grenouilles  de  son  pays  le  cölöbre  natura- 
liate  do  Nuremberg  M.  Boesel.    Et  pour  suivre  en   tont 


41 

point  Texemple  de  ce  c616bre  öcriyain,  je  r6solas  de  graver 
moimSme  les  planches/' 

Und  obschon  wir  sonach  aus  den  hinterlassenen  Zeich- 
nungen  Böseis  über  die  Wassermolche  kaum  etwas Nenes 
von  Belang  erfahren,  indem  fast  Alles  was  darauf  darge- 
stellt ist,  unterdessen  von  Andern  ans  Licht  gebracht  wurde, 
80  verdienen  dennoch  auch  diese  Leistungei»  des  alten 
Meisters  ein  ehrendes  und  dankbares  Erinnern  und  des- 
halb habe  ich  mir  gestattet,  mit  gegenwärtigen  Blättern 
die  Aufmerksamkeit  der  Fachgenosssea  auf  dieselben  zu 
lenken. 

Bonn,  Ende  Februar  1878. 


Kleine   MonograpMen  parasitischer   HTmenopteren 


von 

Prof.  Dr.  FSrster 

in  Aachen. 


Die  parasitischen  Hymenopteren^  so  reich  an  aasge- 
zeichneten Formen,  bieten  dem  eifrigen  Sammler  einen  so 
reichen  Stoff  dar,  dass  es  schwer  hält  denselben  auch  nur 
fttr  ein  kleines  Gebiet  zu  bewältigen.  Da  es  kaum  mög- 
lich ist,  eine  erschöpfende  Uebersicht  über  das  ganze  Ge- 
biet zu  geben,  weil  die  Vorarbeiten  viele  Jahre  angestrengter 
Studien  erfordern,  so  kommt  es  häufig  vor,  dass  besonders 
interessante  Gattungen  lange  unbeachtet  in  der  Sammlung 
stecken  bleiben  und  auch  wohl  der  Zerstörung  durch  Baub- 
insecten  anheimfallen.  Das  hat  mich  veranlasst,  hier  in 
iingezwungener  Weise  eine  Anzahl  interessanter  Formen  zu 
beschreiben  und  zu  publiciren,  ohne  mich  an  eine  syste- 
matische Ordnung  zu  binden.  Meist  sind  es  neue  Gattun- 
gen,  nur  eine  oder  nur  wenige  Species  enthaltend,  so  dass 
der  Name  ^Kleine- Monographien"  dadurch  gerechtfer- 
tigt wird.  Ich  habe  dabei  nicht  unterlassen  die  betreffen- 
den Familien  anzugeben,  denen  diese  neuen  Gattungen  ein- 
zureihen sind,  und  werde  mit  der  Zeit  nach  Müsse  diese 
hier  angefangene  Arbeit  auch  fortzusetzen  bemüht  sein.  — 
Eurydinota  m.O 

Kopf  völlig  so  breit  wie  der  Hinterleib;  die  Netz- 
augen weit  abstehend,  die  parigen  Nebenaugen  von  den  Netz- 
augen weiter  wie  unter  sich  entfernt;  Mundschild  äusserst 
fein  gestreift;  Fühler  13gliedrig,  mit  2  Ringel,  die  Geissel- 


1)  Eurydinota  von  evgvg  breit,    und  Sivarros,  ^,  6v  rand,  ge- 
rundet. Auf  den  sehr  breiten  und  gerundeten  Hinterleib  hinweisend. 


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glieder,  mit  Ausnahme  des  ersten,  entschieden  breiter  als. 
lang,  die  Keule  Sgliedrig,  ein  wenig  breiter  als  das  voran- 
gehende Geisseiglied. 

Am  Mittelleib  das  Pronotnm  querlinlgt,  mit  deutlich 
vorspringenden  Seiten-  oder  Yorderecken;  dasMesonotum 
mit  deutlichen,  aber  nur  bis  zur  Mitte  durchgehenden  Pa- 
rapsiden  -  Furchen;  Schildchen  konvex,  die  Achseln  dureh 
dasselbe  nicht  weit  getrennt  Metanotum  mit  abgekürztem 
Mittelkiel. 

Hinterleib  nicht  völlig  so  lang,  aber  fast  etwas  breiter 
als  der  Mittelleib,  oben  flach,  unten  nicht  gekielt,  an  den 
Seiten  fast  kreisförmig  zugerundet,  gestielt,  der  Stiel  halb 
so  lang  wie  das  Metanotujn;  das  zweite  Segment  fast  dop- 
pelt so  lang  wie  das  dritte,  dieses  und  die  folgenden  an 
Länge  allmählig  abnehmend;  der  Bohrer  nicht  sichtlich 
vorragend. 

Beine  mit  5gliedrigen  Tarsen,  Schenkel  wenig  ver- 
dickt. Flügel  wasserhell,  die  abscissa  humeralis  länger  als 
die  absc.  marginalis,   diese  fast  doppelt  so  lang  wie  die  ^ 

absc.  radialis,  der  Knopf  dieser  letzteren  nur  sehr  wenig 
verdickt,  mit  kaum  wahrnehmbarer,  aufstrebender  Spitze, 
die  absc.  postmarginalis  auch  etwas  länger  als  der  Badial- 
abschnitt  (absc.  radialis).  .  * 

Typ.  Eurydinota  leptoniera  m. 

Kopf  und  Mittelleib  erzgrttn,  am  Hinterleib  das  dritte 
und  vierte  Segment  mit  einem  kupferrothen  breiten  Flecken;     ""    . 
Fühler  und  Beine  rothgelb,   die  Hüften  grün.    Schenkel       * 
wenig  verdickt    $  3  Vs  mm.  Aus  der  Umgegend  von  Aachen. 

Zur  Familie  der  Miscogastroiden  gehörend. 
Acroclisis  m.^) 

Kopf  so  breit  wie  der  Hinterleib ;  die  paarigen  Neben- 
augen weiter  von  den  Netzaugen  als  von  dem  unpaarigen 
abstehend;  Mundschild  deutlich  abgesetzt,  völlig  glatt; 
der  Kiefer-Augenabstand  gross;  eine  feine  Furche  trennt 
Wange  und  Schläfe.   Fühler  ISgliedrig,  mit  2  Ringel,  alle 


1)  Äcrodisis  von  Sxqov,  to  .das  Ende,  die  Spitze  und  xXstatgy 
17  der  Verschluss,  bezieht  sich  auf  das  dritte  Segment,  welches  aUe 
folgenden  bis  zur  Spitze  Töllig  einsehüesst. 


1 


Geisselglieder  breiter  als  lang,  vom  ersten  bis  secbsten  all 
mäblig  gftiaser  werdend,  die  Keule  3  ringelig,  breiter  ud( 
anch  länger  als  die  zwei  vorangehenden  Glieder. 

Am  Mittelleib  das  Pronotum  breit,  nicht  viel  kttrzei 
als  das  Mesonotum,  die  Vorclerccken  tief  tinten  an  de: 
Seite  stumpf  vorspringend;  Mesonotum  mit  durchgehenden 
auf  die  Achseln  stossenden  Furchen  der  Parapeiden,  dii 
Achseln  nur  durch  einen  kleinen  Zwischenraum  getrennt 
Sehildeben  konvex;  Metanotum  aus  breiter  Basis  stark  zu 
gespitzt,  in  der  Mitte  gekielt. 

Hinterleib  lang  gestielt,  der  Stiel  mit  einer  tiefen  Mit 
telfurche,  das  zweite  Segment  (der  Stiel  als  das  erste  be 
trachtet!)  etwas  länger  als  der  halbe  Hinterleib,  an  de, 
Basis  mit  einem  tiefen  Längsein  druck,  das  dritte  alle  übri 
gen  Segmente  vollkommen  einschliessend.  Bohrer  nich 
vorragend. 

Beine  mit  Sgliedrigen  Taraen;  Hintersebienen  mi 
zwei  feinen,  sehr  kurzen  Enddörnchen. 

An  den  Vorderflitgeln  der  ßandabschnitt  etwas  kttr 

zer  als  der  Schulterabschnitt,  aber  wenigstens  fUnf  mal  si 

lang  wie  der  Kadialabschnitt,    und  dieser  auch  nnr  wenif 

kurzer  als  der  Hinterrandabscbnitt,  der  Knopf  verdickt  abe 

*  ohne  aufstrebende  Spitze. 

Typ,  AcrocUsJ^  mgricomis  m. 

Grün,  Fühlergeissel  schwarz.  Knie,  Spitze  der  Schie 
neu  und  die  Tarsen  rothgelb;  die  innere  Spitze  der  Achsel] 
und  das  Sebildchen  an  der  Spitze  völlig  glatt,  das  dritti 
Segment  ganz  dunkel  purpurviolett  mit  grüner  Spitze, 

5  273  mm.     Am    11.  Juli   am  Lousberg  bei  Aachei 
gefangen.     Gehört  der  Familie  der  Miscogastroiden  an  um 
ist  nahe  verwandt  mit  Cryptoprynina  m, 
Pterosema  ra. ') 

Kopf  so  breit  wie  der  Mittelleib  zwischen  den  Flügeln 
hinter  dem  oberen  Angenrande  schmal;  die  paarigen  Neben 
äugen  eben  so  weit  von  den  Netzaugen  wie  von  dem  tin 


t)  Ftefosima.  von  jirfpoi',  10  der  Flüfuel  und  oijfia,  in  das  Zei 
eben.  Durcb  die  Verdickung  dea  MarginalaliBcliDiUeB  der  UnLerrand 
adsr  erhält  der  Flügel  gleichsam  ein  besonderea  Kennzeichen. 


paarigen  Nebenaage  entfernt;  Miindsehild  gar  nicht  abge- 
Betzt,  auch  nicht  gestreift.  Fühler  an  der  Wnrzel  genä- 
iert,  ISgliedrig,  mit  zwei  Ringel,  die  Geisseiglieder  alle 
breiter  als  lang  nnd  allmäfalig  sehr  wenig  dicker  werdend, 
die  Kenle  3ringelig,  nicht  dicker  als  das  vorhergehende 
Glied,  auch  kanm  länger  als  die  beiden  vorangehenden  zu- 
Bammen,  das  letzte  nur  eine  sehr  kurze  und  ganz  nndeul- 
liohe  Spitze  darstellend. 

Mittelleib  nach  vorne  hin  etwas  konisch  verschmälert, 
das  Pronotum  schmal,  der  Hinterrand  desselben  schwach 
bogeniürmig,  die  Vorderecken  ganz  abgerundet;  das  Meso- 
notum  mit  schwachen  und  stark  abgekürzten  Parapsidei)' 
Furchen;  Schildchen  etwas  gewölbt,  die  Achseln  ziemlieh 
weit  getrennt.     Metanotum  sehr  breit,  nicht  gekielt. 

Hinterleib  gestielt,  der  Stiel  sehr  kurz  aber  sehr  breit, 
das  zweite  Segment  völlig  '/a  der  Länge  des  Hinterleibs 
betragend,  das  dritte  bis  fünfte  gleich  lang,  das  sechste 
etwas  länger  als  das  fUnfte,  die  zwei  folgenden  sehr  klein; 
Bohrer  nicht  vorragend.  Bauch  sehr  schwach  gekielt,  der 
Backen  eingedrtlckt. 

Flügel  wasserhell,  der  Marginalabschnitt  massig  ver- 
dickt, kaum  V<  so  lang  wie  der  Humeralabschnitt,  ein  wenig, 
aber  deutlich  länger  als  der  Radialast,  dessen  Knopf  rund- 
lich, aber  ohne  autstrebende  Spitze  erscheint,  der  HinterT 
randabsclmitt  nicht  länger  als  der  Marginalabschnitt. 
Typ.  Pterosetna  varicolor  m. 

Kopf  und  Mittelleib  erzgrUn,  Sehildchen  schwarzgrfln 
mit  einer  hellgrünen  Querlinie  vor  der  Spitze,  die  Spitze 
selbst  und  die  Achseln  blauviolctt  grün;  Metanotum  hell- 
grtln,  8tark  glänzend,  fast  glatt,  Hinterbmstseitcn,  Hinter- 
Mften  und  eine  Querbinde  in  der  Mitte  des  ersten  Seg- 
ments hellviolett;  das  ei-ste  Segment  an  der  Basis  hellgrün, 
die  Spitze  und  die  folgenden  Segmente  alle  dunkelpurpur- 
violett.  Fühler  sehwärKlich,  der  Schaft,  die  Mandiheln, 
FlUgelschüppchen,  der  Hinterleibsstiel  und  die  Beine  roth- 
^elb,  die  Hüften  mehr  oder  weniger  grün  oder  violett,  das 
letzte  Tarscnglied  bräunlich. 

9  Lg.  2*/b  mm.  Am  11.  Juni  am  Lousberg  bei  Aachen 
gefangen.   (Farn,  der  Miscogastroidae.) 


•-.'  V.' ■■.-;--.  ■-"■  "■■■■••  "^X-^^ 


46 

Zacrüa  m.  ^ 

Kopf  in  der  Richtung  von  vorne  nach  hinten  stark 
verkürzt,  so  breit  wie  der  Hinterleib,  die  Nebenaugen  in 
einer  grade  Linie  gestellt,  hinter  und  vor  dieser  Linie  der 
Kopf  stark  abschüssig.  Fühler  Sgliedrig,  der  Schaft  stark 
verlängert,  die  Höhe  des  Scheitels  merklich  überragend, 
das  Stielchen  etwas  dicker  als  das  erste  Geisselglied  und 
fast  unmerklich  kürzer;  die  Geisseiglieder  walzig,  viel  län- 
ger als  breit  und  nach  der  Fühlerspitze  hin  allmählig  etwas 
dicker,  die  Keule  oder  das  letzte  Glied  deutlich  breiter 
und  so  lang  wie  die  zwei  vorangehenden  Glieder. 

Mittelleib  verhältnissmässig  breit,  das  Pronotum  von 
oben  her  nicht  sichtbar,  das  Mesonotum  mit  durchgehenden 
Furchen  der  Parapsiden,  schwach  gewölbt,  das  Schildchen 
halbkreisig. ' 

Hinterleib  eben  so  breit  wie  der  Mittelleib,  nicht  dop- 
pelt so  lang  wie  breit,  das  zweite  Segment  fast  ^a  der 
Länge  der  übrigen  Segmente  betragend,  in  der  Mitte  an 
der  Basis  mit  zwei  tiefen  Grübchen,  die  folgenden  Seg- 
mente schmal  querlinigt. 

Beine  mit  Sgliedrigen  Tarsen. 

Flügel  mit  einer  kurzen  unscheinbaren  Unterrandader, 
so  lang  wie  der  ganze  Körper. 

Typ.  Zacrüa  longicornis  m. 

Schwarz,  glänzend,  Fühler  und  Beine  gelb,  die  Keule 
oder  das  Endglied  so  wie  die  Hinterschenkel  und  das  letzte 
Tarsenglied  bräunlich;  Hinterleib  stark  glänzend,  völlig 
glatt,  das  zweite  Segment  seitwärts  an  der  Basis  fein  ge- 
streift. 

$  Lg.  Va  nun.  Am  2.  Juli  am  Lousberg  bei  Aachen 
gefangen. 

Gehört  zur  Familie  der  Platygastroidae  und  ist  mit 
Anopedias  verwandt,  diese  hat  jedoch  keine  Parapsiden - 
Furchen  und  eine  4gliedrige  Fühlerkeule,  und  nicht  8- 
fiondern  lOgliedrige  Fühler.   Von  Isolia  unterscheidet  sich 


1)  Zacrita  von  C*^  yerstärkende  Partikel  und  xquos,  Vi  ^v 
«bgesondert,  geschieden.  Die  Benennung  bezieht  sich  auf  das,  als 
deutliche  Keule  scharf  abgesonderte,  letzte  Fühlerglied. 


47 

Zacrita  ebenfalls  leicht,  denn  bei  Isolia  nimmt  das  zweite 
Segment  fast  den  ganzen  Hinterleib  ein  nnd  die  Ftthler- 
keule  ist  3gliedrig. 

Zapachia  m,^) 

Kopf  kurz,  aber  etwas  breiter  als  der  Mittelleib,  vor 
und  hinter  den  Nebenangen  rasch  abschüssig,  die  paarigen 
Nebenaugen  dem  mittleren  mehr  genähert  als  den  Netz- 
augen. Der  Mundschild  nicht  abgesetzt,  der  Kiefer- Augen- 
abstand gross,  ohne  Furche.  Fühler  13gliedrig,  mit  zwei 
ziemlich  dicken  Ringeln,  alle  Geisseiglieder  langwalzig,  die 
drei  letzten  eng  verbunden,  nicht  keulförmig. 

Mittelleib  nach  vorne  verlängert,  das  Pronotum  sanft 
abschüssig,  die  Seiten  des  Prothorax  unten  erweitert  und 
häutig  durchscheinend.  Das  Mesonotum  mit  weit-  aber 
nicht  ganz  durchgehenden  Furchen  der  Parapsiden,  der 
Mittellappen  länger  als  breit;  Schildchen  stark  gewölbt, 
die  Achseln  nicht  weit  getrennt;  Metanotum  in  der  Mitte 
gekielt. 

Hinterleib  so  lang  wie  Kopf  und  Mittelleib  zusam- 
men, von  der  Seite  zusammengedrückt,  Bohrer  nicht  vor- 
ragend. 

Beine  mit  5  gliedrigen  Tarsen,  diese  und  die  Schienen 
stark  verlängert. 

In  den  Flügeln  ist  der  verdickte  Marginalabschnitt 
kürzer  als  der  Hinterrandabschnitt,  aber  deutlich  länger 
als  der  ßadialabschnitt,  dieser  an  der  Spitze  wenig  ver- 
dickt, mit  kaum  merkbar  aufstrebender  Spitze. 

Typ.  Zapachia  spüoptera  m. 

Erzgrün,  etwas  glänzend,  der  Schaft,  die  Fühlerspitze, 
der  Prothorax,  die  Mittelbrust  und  die  Beine  rothgelb. 
Flügel  unter  dem  Marginalabschnitt  mit  einem  ausgedehn- 
ten, braunen  Flecken. 

$  Lg.  3  mm.    Aus  Crefeld  von  Mink  erhalten. 

Gehört  zur  Familie  der  Cleonymoidae. 


1)  Zapachia  von  C«  verstärkende  Partikel  und  naxvSy  €Ta,  v  dick. 
Der  verdickte  Marginalabschnitt  der  Unterrandader  liegt  dieser  Be- 
nennung zu  Grunde. 


48 

Dichatomus  m.  ^) 

Kopf  völlig  so  breit  wie  der  Mittelleib;  die  paarigen 
Nebenangen  dem  mittleren  kaum  mehr  genähert  als  den 
Netzangen,  der  Scheitel  nicht  durch  eine  scharfe  Schneide 
(wie  bei  Bhopalotus)  vom  Hinterhaupt  getrennt,  Stime  breit 
und  tief  eingedrückt.  Mundschild  nicht  abgesetzt;  der 
Kiefer- Augenabstand  gross,  mit  einer  Furche.  Fühler  beim 
c^  und  $  keulförmig,  9  gliedrig,  mit  zwei  Ringel,  das  Stiel- 
eben  und  erste  Geisseiglied  umgekehrt  kegelft)rmig,  länger 
als  breit,  ungefähr  von  gleicher  Länge;  dgs  zweite  und 
dritte  Geisselglied  breiter  als  lang,  das  letztere  auch  brei- 
ter als  das  zweite,  die  Keule  2  ringelig,  ein  wenig  breiter 
als  das  dritte  Geisseiglied. 

Mittelleib  mit  einem  vom  verschmälerten,  beim  $  dar 
gegen  sehr  breiten,  quadratischen  Pronotum,  das  Mesono- 
tum  mit  durchgehendei\  Furchen  der  Parapsiden,  welche 
ganz  in  der  Nähe  des  Schildchens  auf  die  Achseln  treffen. 
Metanotum  in  der  Mitte  gekielt. 

Hinterleib  kaum  so  lang  wie  der  Mittelleib. 

Beine  mit  4gliedrigen  Tarsen. 

In  den  Flügeln  der  Marginalabschnitt  so  lang  wie  der 
Hinterrandabschnitt,  aber  nicht  ganz  zweimal  länger  als 
der  Radialabschnitt,  dieser  an  der  Spitze  kaum  verdickt, 
mit  einer  kleinen,  aufstrebenden  Spitze. 

Typ.  Dichatomus  acerinus  Giraud. 

Erzgrün,  der  Hinterleib  dunkelviolettgrün,  an  der  Basis 
und  Spitze  hellgrün.  Fühler  und  Beine  mehr  oder  weniger 
schmutziggelb,  der  Schaft,  die  Schenkel  und  die  Schienen 
mehr  oder  weniger  braun. 

cT.  $.  l*/8— 2  mm.  Von  Giraud  aus  den  Gallen  von 
Bathyaspis  m.  erzogen. 

Gehört  zur  Familie  der  Elachistoidae  und  stimmt  am 
meisten  mit  Aulogymnus  überein,  unterscheidet  sich  aber 
gleich  von  dieser  Gattung  durch  das  zweite  Geisselglied, 
welches  hier  breiter  als  lang,  dort  länger  als  breit  ist. 


1)  IHchatOfnus  von  cf/;^«  yerschieden,  abweichend  and  xofioif 
6  der  Schnitt,  oder  Abschnitt.  Auf  den  Scheitel  deutend,  der  vom 
"Hinterhaupt  anders  getrennt  ist  wie  bei  Bhopalotus  m. 


49 

Anoglyphis  m.^) 

Kopf  völlig  80  breit  wie  der  Hinterleib,  die  paarigen 
Nebenaugen  von  den  Netzaugen  fast  doppelt  so  weit  ab- 
stehend wie  von  dem  mittlem.  Der  Mundschild  stark  ab- 
gesetzt, völlig  glatt  und  stark  glänzend.  Der  Kiefer- Augen- 
abstand gross,  mit  einer  sehr  deutlichen  Furche.  Fühler 
13gliedrig,  mit  zwei  Kingel,  alle  Geisseiglieder  langwalzig, 
das  Endglied  3  ringelig,  nicht  breiter  als  die  vorange- 
henden. 

Am  Mittelleib  das  Pronotum  nur  als  feine  Querlinie 
sichtbar,  das  Mesonotum  mit  durchgehenden  Furchen  der 
Parapsiden,  die  ziemlich  weit  vom  Schildchen  ab  auf  die 
Achseln  treffen;  das  Schildchen  vor  der  Spitze  mit  einer 
starken,  punktirten  Querfurche;  Metanotum  in  der  Mitte 
scharf  gekielt. 

Hinterleib  völlig  so  lang  wie  Kopf  und  Mittelleib,  das 
zweite  Segment  kurz,  die  folgenden  alle  bis  an  das  vor- 
letzte eingedrückt,  auf  der  Bauchseite  kielförmig  hervor- 
tretend, das  vorletzte  Segment  etwas  länger  als  das  letzte, 
flach.  Das  letzte  konvex,  dem  wenig  vorragenden  Bohrer 
aufliegend. 

Beine  mit  Sgliedrigen  Tarsen. 

In  den  Flügeln  ist  der  Randabschnitt  kürzer  als  der 
Hinterrandabschnitt,  aber  etwas  länger  als  der  Radialab- 
schnitt, dieser  an  der  Spitze  wenig  verdickt,  mit  einer 
deutlich  aufstrebenden  Spitze. 

Typ.  Anoglyphis  nvibüosa  m. 

Erzfai'ben,  hin  und  wieder  etwas  kupferröthlich;  Hinter- 
leib grün,  an  der  Basis  mit  zwei  kupferglänzenden  Flecken, 
die  mittleren  Segmente  mit  schwach  kupferig  glänzenden 
Querbinden;  Fühler  schwarzbraun,  der  Schaft,  das  Flügel- 
'  Schüppchen  und  die  Beine  rothgelb,  Hüften  grün,  die  Schen- 
kel bis  über  die  Mitte  hinauf  braun. 

2  Lg.  4V2  mm.  Aus  Crefeld  von  Herrn  Mink  er- 
halten. 

Gehört  zur  Familie  der  Pteromaloidae. 


1)  Anoglyphis  von  avta  obenauf  und  ylvtpCg,  17  die  Kerbe,  der 

Einschnitt.     Auf  die  Parapsiden-Furchen  hinweisend. 
Verh.  d.  nat.  Ver.  Jahrg.  XXXV.  6.  Folge.  V.  Bd.  4 


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50 

Mestocharis  m.  *) 

Kopf  fast  so  breit  wie  der  Mittelleib,  der  Scheitel  vom 
Hinterhaupt  durch  eine  scharfe  Leiste  getrennt,  die  paa- 
rigen Nebenaugen  von  den  Netzaugen  eben  so  weit  abste- 
hend wie  von  dem  mittlem.  Der  Mundschild  abgesetzt, 
völlig  glatt,  stark  glänzend;  der  Kiefer-Augenabstand  gross, 
mit  einer  äusserst  feinen  Furche,  die  Stime  breit  einge- 
drückt Fühler  Tgliedrig  (Ringel  waren  nicht  erkennbar), 
sehr  kurz,  das  erste  Geisseiglied  etwas  länger  als  das 
zweite,  die  beiden  folgenden  kürzer,  unter  sich  und  mit 
dem  letzten  gleich  lang,  das  letzte  mit  pfriemlicher  Spitze. 

Am  Mittelleib  ist  das  Pronotum  ganz  abschüssig,  mit 
vorspringenden  Hinterecken,  das  Mesonotum  mit  in  der 
Mitte  unterbrochenen  Furchen  der  Parapsiden,  die  aber  vor 
dem  Schildchen  ziemlich  breite,  längliche  Grübchen  bilden; 
das  Metanotum  an  der  Basis  als  ein  dreiseitiges  Schüpp- 
chen (Lamelle)  vorspringend,  von  demselben  geht  eine  er- 
höhte Leiste  bis  zur  Spitze  und  neben  dieser  Leiste  liegen 
zwei  längliche  Gruben.  Hinterleib  so  lang  wie  Kopf  und  ' 
Mittelleib,  sehr  kurz  gestielt,  Bohrer  kaum  sichtbar,  das 
zweite  Segment  höchstens  doppelt  so  lang  wie  das  dritte. 

Beine  mit  4gliedrigen  Tarsen. 

In  den  Flügeln  ist  der  Randabschnitt  länger  als  der 
Humeralabschnitt,  der  Hinterrandabschnitt  sehr  kurz,   der 
Radialabschnitt  kaum  vom  Rande  abstehend. 
Typ.  Mestocharis  cyclospüa  m. 

Erzgrün,  etwas  kupferig  glänzend  an  Kopf  und  Mit- 
telleib, der  Metathorax  und  Hinterleib  ganz  dunkelgrün, 
fast  ohne  Glanz;  die  Trochanteren,  die  Spitze  der  Schen- 
kel, so  wie  die  Schienen  und  Tarsen  rothgelb,  das  letzte 
Tarsenglied  bräunlich.  Flügel  wasser^ell,  unter  dem  Ra- 
dialabschnitt ein  kreisrunder,  tiefbrauner  Flecken. 

?.  2V2— 3  mm.  Am  3.  Mai  in  der  Nähe  von  Aachen, 
dann  am  11.  und  15.  Sept.  am  Lousberg  bei  Aachen  ge- 
fangen. 

Gehört  zur  Familie  der  Entedonoidae. 


1)  Mestoclums  von  f^soTos,  ri,  6v  voll,  angefüllt  und  x^Q'^^  ^ 
die  Anmuth. 


61 

Asemantus  m.') 

Kopf  nicht  breiter  als  der  Mittelleib;  Netzangen  nicht 
besonders  weit  abstehend,  die  paarigen  Nebenangen  von 
dem  unpaarigen  eben  so  weit  wie  von  den  Netzaugen  ab- 
stehend; Mundschild  nicht  abgesetzt,  Kiefer- Augenabstand 
ziemlich  gross.  Scheitel  vom  Hinterhaupt  nicht  scharf  ab- 
geschnitten; Fühler  12gliedrig  mit  zwei  Ringel,  die  fttnf 
ersten  Geisselglieder  nicht  doppelt  so  breit  wie  lang  und 
allmählig  nur  sehr  wenig  grösser  und  breiter  werdend,  die 
Keule  3  ringelig. 

Mittelleib  mit  schmalem,  querlinigtem  Pronotum,  das 
Mesonotum  mit  kaum  angedeuteten  Furchen  der  Parapsi- 
den,  die  Achseln  durch  das  konvexe  Schildchen  ziem- 
lich weit  getrennt,  Metanotum  in  der  Mitte  gekielt. 

Hinterleib  von  der  Seite  zusammengedrückt,  unten  ge- 
kielt und  nach  der  Spitze  hin  schief  abgeschnitten  mit 
kaum  vorragendem  Bohrer. 

Beine  mit  Sgliedrigen  Tarsen,  die  Mittel-  und  Hin- 
terferse so  lang  wie  die  drei  folgenden  Glieder  zusam- 
mengenommen. 

Flügel  wasserhell,  die  abscissa  bumeralis  länger  als 
die  absc.  marginalis,  diese  ungefähr  doppelt  so  lang 
wie  die  absc.  radialis,  letztere  aber  auch  kürzer  als 
die  absc.  postmarginalis. 

Typ.  Äsern,  amphibolm  m. 

Grün,  Fühler  und  Beine  röthlichgelb,  Hüften  grün, 
Schenkel  in  der  Mitte  rothbraun,  das  letzte  Tarsenglied 
schwarzbräunlich. 

$.  Lg.  278  mm.   Am  30.  Juni  bei  Montjoie  gefangen. 

Zur  Familie  der  Hormoceroidae  gehörend. 
Phaenacra  m.*) 

Kopf  kaum  breiten  als  der  Hinterleib,  die  Netzaugen 
nicht  besonders  weit  abstehend,  die  paarigen  Punktaugen 


1)  Asemantus  von  ciatjf^avTog,  ov  ohne  Abzeichen.  Die  Benen- 
nung soll  andeuten,  dass  diese  Gattung  sich  nicht  durch  ein  charak- 
teristisches Merkmal,  oder  Abzeichen  von  den  nahe  verwandten 
auszeichnet. 

2)  Fhaenacra  von  <pdCv(o  zeigen,  sichtbar  machen  und  axQa,  17 
die  Spitze.  Der  Name  nimmt  Bezug  auf  die  sehr  stark  zugespitzte 
Fühlerkeule. 


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»iht'hinil  innnti^  uh»  f  h)i\iS  nt,  ^rnnn  ¥fU',  iWa  LVitige  des  Schaf- 


h  'UtutnWHi'iin  iini  iti'i'tnfiii^  HimhUUrtif  viTkQrzt  uDd  «/(pof,  ro 
fJHMMffMi     In«  HiNfl*  VMflili^^lfiM  KolilMfiflmflfir  Unien  die  Bedeatang 

MNfH'HMI    ImImIiI-   H||*IiHHMM 


tfiB  beträgt;  Scheitel  nicht  durch  eine  Leiate  vom  Hinter- 
haupt getrennt;  Fühler  llgliedrig  mit  zwei  Ringel 
(ein  drittes  Ringel,  ist  mit  der  sehärfeten  Lupe  nicht  zu 
erkennen),  das  erste  bis  vim'te  Geiaselglied  sehr  verkürzt, 
daher  wenigstens  doppelt  so  breit  wie  lang,  allmählig  bis 
znr  Keule  bin  breiter  werdend,  die  Keule  beim  i^.$  gleich- 
gestaltet, sehr  breit,  beim  $  nicht  so  deutlich  Sringelig  wie 
beim  c^. 

Mittelleib  mit  einem  schmalen,  tjuerlinigten  Pronotnm, 
das  Mesouotiim  mit  schwach  angedeuteten,  aber  nicht  durch- 
gehenden Furchen  der  Parapsiden,  die  Achseln  ziemlieh 
weit  durch  das  flache,  kaum  konvexe  Öchildchen  getrennt; 
Metanotnm  in  der  Mitte  gekielt. 

Hinterleib  so  lang  wie  Kopf  und  Mittelleib,  von  der 
Seite  beim  $  zusammengedritckt,  aber  nicht  flach  wie  eine 
Messers  übe  ide,  die  Spitze  stark  vorgezogen  und  die  Bauch- 
segmente  ziemlich  weit  von  der  Spitze  nach  ab- 
wärts erweitert  (nicht  wie  bei  Psilonotus  in  beiden 
Geecblechtern  nahe  bei  der  Spitze !),  beim  (^  nicht  von  der 
Söite  zuBammengedrllckt,  ziemlich  gleich  breit,  aber  etwas 
schmäler  als  der  Mittelleib. 

Beine  mit  Sgliedrigen  Tarsen,  die  Mittel-  und  Hinter- 
fersen nicht  so  lang  wie  die  drei  folgenden  Taraenglieder, 

Flllgel  wasserhell,  die  Unterrandader  mit  feinen  Börst- 
cheu  besetzt,  die  abscissa  bnmeralis  länger  als  die  absc. 
marginalis  und  diese  auch  deutlich  länger  als  die  absc. 
poetmarginalis ;  die  absc.  radialis  kürzer  als  letztere,  mit 
einem  selir  schwach  verdickten  Knopf  und  sehr  kleiner,  anf- 
atrebender  Spitze. 

Typ.  Syntomocera  clavico>Tiis  m. 

Grün,  der  Hinterleib  in  der  Mitte  kupferig;  Fühler 
und  Beine  gelb,  an  den  ersteren  der  Schaft  obenauf  an  der 
Spitze,  das  Stielehen,  die  beiden  Ringel  und  die  Keule 
bräunlich;  die  Hüften  ganz,  die  Schenkel  bis  über  die  Mitte 
hinauf  grün,  das  letzte  Fussglied  braun. 

(/■  ?  1%  nun.  Das  c^  fing  ich  am  30.  Juni  bei 
Hontjoie,  das  2  am  11.  Jani  bei  Aachen  am  Lousberg. 

Gehört  zur  Familie  der  Hormoceroidae, 


-»■'■. 


54 


Kopf  Töllig  so  breit  wie  der  Mittelle  ,  die  Netzmogen 
weit  abstehead:  MnndMliild  nieht  al^eäetzt;  Mandibelii 
sehr  klein,  gezähnt  Der  Kiefer-Aogenabstand  sehr  gross. 
IKe  paarigen  Nebenangen  dem  Angenrande  etwas  mehr 
genähert,  als  dem  unpaarigen;  der  Scheitel  nicht  durdi 
eine  Leiste  Ton  dem  Hinterhanpt  getrennt  Fühler  12glied- 
rig,  mit  zwei  Bingel  und  Sgliedriger  Keule  (Endglied). 

Mittelleib  mit  einem  schmalen«  querlinigten  Pronotom, 
das  Mesonotum  ohne  Spur  ron  Parapsiden-Furchen, 
die  Achseln  des  Schildchens  weit  Ton  einander  getrennt; 
Metanotum  in  der  Mitte  gekielt 

Hinterleib  sitzend,  nicht  länger  als  der  Mittelleib,  nem- 
lich  ^eich  breit 

Beine  mit  5gliedrigen  Tarsen,  die  Mittelschienen  mit 
einem  deutlichen  Dömchen. 

Flfigel' wasserhell,  die  abscissa  hnmeraUs  länger  als 
die  stark  verdickte  absc.  marginalis,  diese  so  lang 
wie  die  absc.  radialis  und  etwas  kürzer  als  die  absc.  post- 
marginalis,  an  der  Spitze  nicht  gerundet  und  mit  einer 
sehr  kleinen,  au&trebenden  Spitze  rersehen.  Im  Hinter- 
flttgel  ist  die  absc.  humeralis  so  lang  wie  die  absc.  mar- 
ginalis, in  dem  Winkel,  welche  beide  bilden,  eine  deutliche 
rücklaufende  Querader. 

Typ.  Disema  paBipes  m. 

Grttn,  Kopf  und  Hinterleib  hell-,  der  Mittelleib  schwach 
blaugrttn,  die  Geissei  und  der  Flecken  an  der  Basis  des 
Hinterleibs  röthlichgelb,  der  Schaft  mit  dem  Stielchen,  die 
Flttgelschüppchen  und  die  Beine  blassgelb,  mit  grttnen  Hüf- 
ten und  bräunlichem  Endglied  der  Tarsen. 

(^  Lg.  1%  nun.    Ans  der  Schweiz. 

Grehört  zu  der  Familie  der  Hormoceroidae. 


1)  Disima  von  S{g  zweimal,  doppelt  und  a^ua,  t6  das  Zeichen. 
Anspielend  auf  die  beiden  Merkmale,  wodurch  sich  diese  Gattung 
von  Micradelus  Walk  und  Tripedias  m.  unterscheidet,  nämlich  die 
verschiedene  Anzahl  der  Bingel,  und  die  verdickte  abscissa  margi- 
nalis des  Flügels. 


65 

Rhicnopelte  m.^) 

Kopf  kurz,  viel  breiter  als  der  Prothorax  und  genau 
so  breit  wie  der  Mesothorax  zwischen  den  Vorderflügeln, 
der  Scheitel  schmal,  nach  dem  Hinterhaupt  und  nach  der 
Stirn  hin  stark  abschüssig.  Die  paarigen  Nebenaugen  von 
den  Netzaugen  weiter  abstehend  als  von  dem  mittleren 
Nebenauge.  Stirn  breit  eingedrückt,  das  Gesicht  in  der 
Mitte  von  der  Fühlerwurzel  an  bis  zum  Mundrande,  stark 
erhöht,  deshalb  nach  den  Seiten  abfallend,  der  Kiefer-Augen- 
abstand sehr  gross,  mit  einer  schwachen  Furche;  die  Schlä- 
fen nach  oben  nicht  hervortretend.  Fühler  lOgliedrig,  mit 
einem  sehr  starken  Ringel,  welches  sich  dem  ersten  Geissel- 
glied  so  stark  anschliesst»  dass  beide  gleichsam  zu  einem 
Glied  verwachsen  erscheinen,  die  vier  Geisselglieder  fast 
gleich,  das  erste  und  zweite  völlig  so  lang  wie  breit,  das 
dritte  und  vierte  etwas  breiter  als  lang,  die  drei  letzten 
Glieder  zu  einer  ringeligen  Keule  verwachsen,  die  aber 
nicht  breiter  wie  die  vorangehenden  Glieder  ist. 

Am  Mittelleib  ist  der  Prothorax  nach  der  Spitze  ver- 
engt, mit  stark  abgerundeten  Seiten,  das  Mesonotum  kurz, 
nicht  länger  als  das  Schildchen,  mit  durchgehenden,  tiefen, 
auf  die  Achseln  treffenden  Furchen  der  Parapsiden.  Schild- 
chen grob  runzlig,  ringsum  durch  einen  scharfen  Band  be- 
gränzt.  Metanotum  mit  einem  scharfen,  an  der  Basis  in 
einem  kleinen  Zähnchen  vorspringenden  Mittelkiel..  Hin- 
terleib nicht  völlig  so  lang  wie  der  Mittelleib,  breit,  rund- 
lich, oben  eingedrückt,  unten  nicht  gekielt,  Bohrer  nicht 
vorragend. 

Beine  mit  4gliedrigen  Tarsen,  das  Dömchen  an  der 
Spitze  der  Mittelschienen  sehr  kurz. 

In  den  Flügeln  ist  der  Randabschnitt  fast  etwas  län- 
ger als  der  Hinterrandabschnitt  und  beinahe  doppelt  so  lang 
wie  der  Radialabschnitt,  dieser  an  der  Spitze  wenig  verdickt. 
Typ.  Bhicnopelte  fulviventris  m. 

Schwarz,  der  Schaft  blassgelb,  Hinterleib  und  Beine 
sammt  den  Hüften  röthlichgelb. 


1)  Bhicnopelte   von    ^txvog  runzlig  und  niXxri,  1}  der  Schild. 
Bezieht  sich  auf  das  runzlige  Schildchen. 


?  Lg.  2'/8  mm.    Ans  der  Umgebung  Aachens. 

Gehört  zur  Familie  der  Elacbistoidae. 
Atritotnus  m. ') 

Kopf  vHllig  80  breit  wie  der  MitteUeib.  Äagen  nicht 
behaart,  die  paarigen  Nebenaugen  von  den  Netzaugen  sehr 
wenig  weiter  abstehend  ale  von  dem  mittlem.  Stirn  ge- 
wölbt, Kiefer-Augenabstand  gross.  Fühler  1 1  gliedrig,  beim 
c^  die  fünf  ersten  Geisselglieder  sägezähnig,  die  vier  fol- 
genden walzlig,  gleich  lang,  das  letzte  Glied  indess  um  '/a 
länger  als  das  vorletzte;  beim  $  die  drei  ersten  Geissel- 
glieder merklich  kleiner,  die  flinf  folgenden  Glieder  nicht 
länger  als  breit  und  nur  allmälilig  ein  wenig  dicker  wer- 
dend, das  letzte  doppelt  so  laug  wie  das  vorletzte,  aber  , 
nicht  dicker. 

Am  Mittelleib  das  Mesonotum  ohne  Spur  von  Furchen, 
am  Hinterrand  durch  eine  tiefe  Querfurche  begränzt  und 
durch  die  mit  ihrer  Spitze  nach  innen  zusammentreffenden- 
Aehscln  vom  Schildchen  ganz  getrennt.  Das  Schildehen' 
stark  entwickelt,  konvex. 

Hinterleib  kaum  länger  als  der  Mittelleib. 

Beine  mit  5gliedrigen  Tarsen, 

Flügel  stark  behaart,  das  Randnial  gross  und  breit, 
an  der  Spitze  gerade  abgeschnitten;  die  Kadialader  so  lang 
wie  das  Randmal. 

Typ.  Ätritomtis  coccophagus  m. 

Schwarz,  die  Ftthlergeissel  und  die  Beine  dunkelpech- 
brann,  Tarsen  gelblich;  der  Bauch  an  der  Basis  rothbraun; 
die  Stirn  nicht  völlig  glatt,  sondern  äusserst  fein  punktirt, 
schwach  glänzend. 

cT  $  Lg.  ^/t  rom,  Wurde  von  mir  bei  Aachen  ge- 
funden und  auch  aus  dem  Coccus  eines  Acer  erzogen. 

Gehört  zur  Familie  der  Ceraphronoidae, 

Diese  Gattang  läast  eich  durch  die  behaarten  Flügel 
sehr  leicht  von  Trichosteresis,  durch  unbehaarte  Augen, 
und  gesägte  Fühler  von  Megaspilua,  durch  den  Mangel  der 
Furchen  auf  dem  Mesonotum  von  Lygocems  unterscheiden. 

1)  JfWIomuä  von  H  priv.  und  rpiro.üo!  dreimal  Keratilinitteu.   Auf 
Ana  Mesimatiim  Oauteud,  welches  nicht  durah  drei  Furchen  getheilt, 
1  nicht  dreimal  zür^chnitten  int. 


I 

57 

Synarsis  mJ) 

Kopf  sehr  flach,  weit  vorgestreckt,  Stirn  und  Scheitel 
in  derselben  Ebene  liegend,  der  Scheitel  mit  einer  Mittel- 
furche, vor  derselben  ein  kleines  Grübchen,  in  welchem  das 
mittlere  Nebenauge  liegt,  die  paarigen  Nebenaugen  liegen 
etwas  höher  (sie  sind  aber  so  klein,  dass  sie  selbst  mit 
der  stärksten  Lupe  leicht  übersehen  werden  können).  Die 
Ftihlergrube  erhebt  sich  nicht  über  den  unteren  Augen- 
rand, die  Schläfen  treten  nicht  hervor.  Fühler  lOgliedrig, 
die  flinf  ersten  Geisselglieder  sehr  klein,  die  einzelnen  Glie- 
der allmählig  nach  der  Fühlerspitze  hin  etwas  kürzer  und 
breiter  werdend,  die  zwei  folgenden  Glieder  stärker  und 
zwar  das  siebente  breiter  als  das  sechste,  das  letzte  Glied 
keulförmig  verdickt  und  völlig  so  lang  wiQ  die  vier  voran- 
gehenden zusammen  genommen,  nicht  geringelt. 

Mittelleib  von  der  Seite  zusammengedrückt,  das  Meso- 
notum  ohne  Mittelfurche,  die  Achseln  stossen  nicht  mit 
ihrer  Spitze  zusammen,  deshalb  berühren  sich  Schildchen 
und  Mesonotum,  das  erstere  ist  wenig  konvex. 

Hinterleib  ungefähr  so  lang  wie  Kopf  und  Mittelleib. 

Beine  mit  Sgliedrigen  Tarsen. 

Flügel  mit  ganz  kurzen,    schmalen  Rudimenten,   die 
aber  doch  die  Basis  des  Hinterleibs  erreichen. 
Typ.  Synarsis  pulla  m. 

Schwarz,  Hinterleib  an  der  Basis  rothbraun,  Schaft 
und  Beine  rothgelb,  die  fünf  ersten  Geisaelglieder  roth- 
bräunlich, die  folgenden  schwarz;  Kopf,  Mesonotum  und 
Schildchen  fein  lederartig,  matt ;  der  Hinterleib  ganz  glatt, 
stark  glänzend. 

$  Lg.  1  mm.  In  der  Nähe  von  Aachen  und  einmal 
auf  dem  hohen  Veen  gefangen. 

Zur  Familie  der  Ceraphronoiden  gehörend.  Von  Di- 
chogmus  Thoms.  leicht  durch  den  flachen,  stark  vorgestreck- 
ten Kopf  und  den  von  der  Seite  stark  zusammengedrückten 
Mittelleib  zu  unterscheiden. 


1)  Synarsis  von  avvaQaig,   17  die  Verbindung.    Die  Benennung 
weist    auf  die   unmittelbare  Verbindung  des  Mesonotums   mit  dem 
Schildchen  hin,  da  die  Achseln  sich  nicht  mit  vVä«\\.  ^^Sfcwö^Xi'stN^- 
ren^  wie  es  auch  bei  Ceraphron  und  Ap\i«k.iio^ixi\x%  ^«t  "^^äl  S&V 


I  .  f 


58 

Hyperhius  m.O 

Kopf  so  breit  wie  der  Mittelleib,  die  paarigen  Neben- 
itngen  dem  mittlem  kaum  etwas  mehr  genähert  wie  den 
Netzangen;  der  Kiefer -Angenabstand  gross,  mit  einer 
deutlichen  Fnrehe.  Fühler  beim  cT  und  $  llgliedrig  (von 
den  Ringeln  abgesehen,  die  hier  auch  mit  einer  sehr 
starken  Lupe  nicht  wahrnehmbar  sind),  beim  cT  der 
Schaft  übermässig  breit,  das  Stielchen  so  lang  wie  die 
zwei  folgenden  Geisseiglieder,  welche  nur  wenig  länger 
als  breit  sind,  das  dritte  bis  fünfte  Geisselglied  sehr  kurz, 
fast  rundlich  und  völlig  so  breit  wie  lang,  das  sechste  et- 
was dicker  als  das  fünfte  und  deutlich  breiter  als  lang, 
die  Keule  3  ringelig,  dick.  Beim  $  ist  der  Fühler  sehr 
abweichend  gebildet,  der  Schaft  ist  nicht  breit,  das  erste 
bis  sechste  Geisselglied  ungefähr  wie  beim  cT?  »ur  mit 
dem  Unterschied,  dass  auch  das  ftinfte  Glied  schon  etwas 
dicker  erscheint. 

Am  Mittelleib  ist  das  Prohotum  eben  so  lang  wie  das 
Mesonotum,  dieses  mit  zwei  durchgehenden  Furchen  der 
Parapsiden,  die  auf  das  Schildchen  treffen,  die  Achseln 
weit  getrennt,  das  Schildchen  demnach  mit  breiter  Basis 
an  das  Mesonotum  angrenzend.  Das  Hinterschildchen  ziem- 
lich deutlich  entwickelt,  das  Metanotum  ohne  Mittelkiel. 

Hinterleib  beim  cT  kürzer,  beim  ?  so  lang  wie  der 
Mittelleib,  bei  jenem  mehr  zugerundet,  bei  diesem  zuge- 
spitzt, in  beiden  Geschlechtern  an  der  Basis  mit  einem 
tiefen  Quereindruck. 

Beine  beim  cT  mit  4-,  beim  $  mit  5  gliedrigen  Tarsen. 
In  dem  Vorderflügel  ist  der  Marginalabschnitt  länger  als 
der  Humeral-  und  auch  deutlich  länger  als  der  Hinter- 
randabschnitt, der  Radialabschnitt  kurz,  mit  stark  aufstre- 
bender Spitze,  an  der  Basis  des  Marginalabschnittes  eine 
rechtwinklig  rücklaufende  Ader  wie  im  Hinterflügel. 
Typ.  Hyperhius  flavipes  m. 

Erzgrün  cT  oder  blaugrün  $,  beim  cT  Schaft,  Stiel- 
chen,  das   vierte  bis   sechste  Geisselglied   und  die  Beine 


1)  Hyperbius  von  vnigßioe  übergross,   übergewaltig.     Bezieht 
sich  auf  den  übergroasen  Schaft. 


Bammt  den  Hütten  röthlichgelb,  die  drei  ersten  Geissel- 
glieder  brännlich,  die  3 ringelige  Keule  schwarzbraun;  beim 
S  die  Fühler  schwarzbraun,  die  Schenkel  bis  über  die 
Mitte  hinauf,  und  mitunter  auch  die  Schienen  mehr  oder 
weniger  brännlich. 

(^  $  Lg.  ^/<  —  1  mm.     In  der  Gegend  von  Aachen. 

Diese  Gattung  gehört  zu  der  kleineu  Familie  der 
Tetracam poiden,  welche  ich  bereits  im  Jahre  1856  als 
eine  solche  bezeichnete,  deren  Glieder  sich  beteromer 
herausgestellt  hatten.  Damals  kannte  ich  nur  die  beiden 
Geschlechter  von  Tetracampe  impressa  m.  während  mir 
das  S  von  Tetracampe  flavipes,  d.  h.  der  vorbeschriebenen, 
jetzt  Hyperbias  genannten  Gattung,  so  wie  auch  das  $ 
von  Epicierus  Temenus  unbekannt  geblieben  war.  Die  i^ 
der  hier  erwähnten  drei  Gattungen  sind  an  den  Fühlern 
sehr  leicht  zn  erkennen,  denn  bei  Hyperbius  ist  der  Schaft 
übermässig  entwickelt,  und  breit,  bei  Epicierus  ziemlich 
aber  nicht  übermässig  breit,  dagegen  die  Geisselglieder 
zusammengedruckt  und  breit,  bei  Tetracampe  sind  die 
Fühler  langwalzig  and  etwas  wirtelhaarig.  Die  $  sind 
aber  viel  schwieriger  zu  unterscheiden,  ich  habe  nur  fol- 
gende Merkmale  aulSnden  können: 

Bei  Epicierus  fehlt  au  der  Basis  des  Hinterleibes 
der  tiefe  Quereindruck  und  das  erste  Geisselglied  ist  ent- 
schieden länger  als  das  Stielchen. 

Bei  HyperbiuB  ist  das  erste  Geisselglied  entschieden 
kürzer  als  das  Stielchen,  auch  weniger  dick,  die  Geissei- 
glieder sehr  kurz  behaart. 

Bei  Tetracampe  ist  das  erste  Geisselglied  fast  so  lang 
aber  nicht  so  dick  wie  das  Stielcben  und  die  Geisseiglie- 
der sind  wie  bei  dem  c^  mit  Wirtelhaaren  besetzt. 
Phüotrypesis  m.') 

Kopf  fast  so  breit  wie  der  Mittelleib;  die  paarigen 
Nebenaugen  von  dem  mittleren  eben  so  weit  wie  von  den 
Netzangen  entfernt.  Der  Kiefer-Angenabstand  gross,  mit 
einer  feinen  Furche.    Fühler  ISgliederig  mit  drei  Kingel, 


1)  Phihtrypests  von  ifjiUu  lieben  und  tQv/iiiai;,  fj  das  Bohren, 
3  Anspielung  auf  den  übermelasig  grossen  Bohrer  beim  $. 


60 

die  Geisseiglieder  gleich  gross,  nicht  länger  als  breit,  die 
Keule  3gliedrig. 

Am  Mittelleib  ist  das  Pronotum  eben  so  lang  wie  das 
Mesonotum,  dieses  mit  zwei  durchgehenden,  in  der  Nähe 
des  Schildchens  auf  die  Achseln  treffenden  Furchen  der 
Parapsiden,  das  Schildchen  sehr  gross,  das  Hinterschildchen 
in  einer  feinen,  schmalen  Querlinie  angedeutet,  das  Meso- 
notum stark  entwickelt,  ungefähr  Vs  der  Länge  des  Schild- 
chens erreichend. 

Hinterleib  so  lang  wie  der  Mittelleib,  mit  einem  nach 
abwärts  gebogenen  Bohrer,  der  die  Körperlänge  2V2  mal 
übertrifft. 

Beine  mit  5gliedrigen  Tarsen,  Mittelschienen  mit  zwei 
Dömchen  an  der  Spitze. 

Flügel  kurz  und  nicht  dicht  behaart,  der  Marginal- 
abschnitt  genau  so  lang  wie  der  Humeralabschnitt  bis  zu 
der  winkligen  Einbiegung,  mehr  als  doppelt  so  lang  wie 
der  Hinterrandabschnitt,  dieser  fast  doppelt  so  lang  wie 
der  Radialabschnitt,  welcher  unter  einem  starken  Winkel 
sich  abzweigt,  nach  der  Spitze  hin  kaum  verdickt  erscheint 
und  keine  aufstrebende  Spitze  hat. 

Typ.  Philotrypesis  longicauda  m. 

Rothgelb  mit  schwarzbraunen  Fühlern,  der  Schaft 
Tothgelb,  Hinterleib  mit  einer  schwarzen  Rückenstrieme,  die 
von  zwei  bis  drei  schwarzen  Qnerbinden  durchschnitten 
wird.  Der  Bohrer  an  der  Basis  von  einer  unten  offenen 
Scheide  umgeben. 

$  Lg.  2  mm.  Bohrer  mehr  als  5  mm.  betragend. 
Aus  Feigen.  Südeuropa  und  Kleinasien.  Zur  Familie  der 
Torymoiden  gehörend. 

Syntomosphyrum  m.  *) 

Kopf  und  Mittelleib  flach;  die  paarigen  Nebenaugen 
dem  mittleren  etwas  mehr  genähert  wie  den  Netzangen, 
das  mittlere  durch  zwei  nach  vorn  konvergirende  und  zu- 
sammenstossende,  feine  Furchen  in  einem  abgegrenzten 
Scheiteldreieck  stehend.  Stirn  eingedrückt,  mit  einer  durcb- 


1)  Syntomosphyrum  von   avvrofiog  abgekürzt,    verkürzt   und 
a^t/(Hfy,  ro  die  Ferse, 


61 

gehenden,  feinen  Mittelleiste.  Schläfen  nicht  sichtlich  her- 
vortretend. -Kiefer-Augenabstand  gross  mit  einer  trennen- 
den Furche.  Fühler  Sgliedrig  (die  Ringel  nicht  mitge- 
rechnet!). Das  zweite  und  dritte  Geisseiglied  breiter  als 
lang,  die  drei  letzten  zu  einer  breiten  Keule  vereinigt. 

Am  Mittelleib  ist  das  Pronotum  von  seinem  Hinter- 
rande nach  vorne  zu  abschüssig,  das  Mesonotum  hat  durch- 
gehende, genau  an  der  Achselspitze  auf  das  Schildchen 
treffende  Parapsiden-Furchen;  das  ScTiildchen  hat  keine 
Längsfurchen;  das  Hinterschildchen  deutlich  entwickelt; 
das  Metanotum  mit  einem  feinen  Mittelkiel. 

Hinterleib  so  lang  wie  Kopf  und  Mittelleib,  oben  8t- 
was  eingedrückt,  unten  schwach  gekielt,  der  Bohrer  kaum 
vorragend. 

Beine  mit  4  gliedrigen  Tarsen,  die  Fersen  stark  ver- 
kürzt. 

In  den  Flügeln  ist  der  Marginalabschnitt  kräftig  nnd 
so  lang  wie  der  Humeralabschnitt,  der  Radialabschnitt  kurz, 
ohne  aufstrebende  Spitze,  der  Hinterrandabschnitt  fehlt. 
Im  Hinterflügel  ist  der  Hinterrand  mit  einem  Haarsaum 
versehen. 

Typ.  Syntomosphyrum  fulvipes  m. 

Kopf  und  Mittelleib  dunkelgrün,  erzglänzend,  der 
Hinterleib  fast  schwärzlichgrün.  Fühler  schwarz,  der  Schaft 
und  die  Beine  sammt  den  Hüften  rothgelb. 

$  Lg.  2  mm.  Bei  Rheinhardstein,  zwischen  Mal- 
medy  und  Montjoie,  gefangen. 

Gehört  zur  Familie  der  Tetrastichoidae. 
Crataeptcs  m.*) 

Kopf  (von  oben  gesehen)  querlinigt;  die  paarigen 
Nebenaugen  auf  der  Schneide  des  Scheitels  stehend,  und 
von  den  Nebenaugen  eben  so  weit  wie  von  dem  mittlem 
abstehend,  vom  mittlem  Nebenauge  an  stark  abschüssig,  mit 
einem  durch  zwei  parallele  Furchen  abgegrenzten  Stim- 
dreieck,  unter  demselben  die  Stirn  eingedrückt;  Kiefer- 
Augenabstand  ziemlich  gross.  Fühler  nicht  weit  über  dem 
Mundrande  eingefügt,  sehr  kurz,  8  gliedrig  (Ringel  mit  der 


1)  Grataepus  von  xQaxalnovq^  BtaxM^QiftQiv^. 


62 

Lupe  nicht  zusehen!),  der  Schaft  sehr  kurz,  die  drei  ersten. 
Geisseiglieder  breiter  als  lang,   das  letzte  3  ringelig,  sehr 
wenig  breiter  aber  kaum  etwas  länger  als  die  zwei  voran- 
gehenden. 

Mittelleib  ziemlich  flach,  das  Pronotum  stark  ent- 
wickelt, kaum  halb  so  lang  wie  breit,  mit  einer  sehr 
schwachen  Mittelfurche;  das  Mesonotum  breit,  mit  durch- 
gehenden Furchen  der  Parapsiden;  Schildchen  mit  zwei 
Längsfurchen;  Metänotum  kurz. 

Hinterleib  mit  stark  vorragendem  Bohrer,  auf  dem 
Rücken  etwas  eingedrückt,  ziemlich  breit,  kaum  so  lang 
wie  der  Mittelleib. 

An  den  Beinen  die  Vorderhüften  sehr  lang  und  dick, 
die  Vorderschenkel  sehr  dick,  die  Vorderschienen  stark 
verkürzt,  verdickt,  mit  zwei  starken  Dörnchen  an  der 
Spitze,  ihre  Ferse  etwas  kürzer  als  das  letzte  Fussglied; 
Mittel-  und  Hinterbeine  von  gewöhnlicher  Bildung,  die 
Hintertibien  mit  einem  starken  Dörnchen  an  der  Spitze. 
Alle  Tarsen  4gliedrig.  Flügel  genau  wie  bei  Tetrastichus, 
die  Unterrandader  an  der  knieförmigen  Beugung  etwas 
verdickt. 

Typ.  CrcUaepus  Aquisgranensis  m. 

Dunkelgrün  mit  schwachem  Glanz,  die  Trochanteren, 
die  Spitze  der  Schenkel  und  die  Tarsen  rothgelb,  das 
letzte  Tarsenglied  bräunlich,  die  Dörnchen  der  Vorder-  und 
Hintertibien  schwarz ;  in  den  Flügeln  der  Stiel  des  Badial- 
abschnittes  weiss,  das  Knöpf chen  braun. 

2    1%,  mit   dem  Bohrer  2Vs  mm.  —  Aachen,   aus 
'Girsium  lanceolatum  erzogen. 
JEnargopelte  m.  *) 

Körper  kurz,  gedrungen,  breit.  Kopf  so  breit  wie 
der  Mittelleib.  Der  Kiefer-Augenabstand  grösser  als  der 
Abstand  des  mittlem  Nebenauges  von  den  Netzaugen. 
Scheitel  durch  eine  scharfe  Schneide  vom  Hinterhaupt  ge- 
trennt, die  paarigen  Nebenaugen  sitzen  hart  an  dieser 
Schneide    und  den  Netzaugen  sehr  nahe.    Fühler  9gUe- 


1)  Enargopdte  yon   Iva^yris  augenfällig,   stark  sichtbar  und 
fr^Ar/;,  ^  der  Schild. 


63 

drig,  beim  cT  die  Keule  3  ringelig  (Ringel  nicht  sichtbar), 
das  erste  und  zweite  Geisseiglied  sehr  wenig  länger  als 
breit,  das  dritte  und  vierte  so  lang  wie  breit,  die  3glie.- 
drige  Keule  länger  als  die  zwei  vorangehenden  Glieder 
zusammen;  beim  ?  die  Keule  nur  2 ringelig,  das  erste 
Geisselglied  sehr  klein,  ringelartig,  das  zweite  etwas  länger 
und  breiter,  beide  zusammen  aber  nicht  länger  als  das 
Stielehen,  das  dritte  bis  fünfte  allmählig  breiter  und  ziem- 
lieh deutlich  abgesetzt,  das  sechste  und  siebente  als  brei- 
tere Keule  fest  verwachsen. 

Am  Mittelleib  das  Pronotum  schmal  querlinigt,  das 
Mesonotum  am  Vorderrande  doppelt  so  breit  wie  lang,  die 
Parapsiden-Furchen  durchgehend  und  auf  das  Schildchen 
stossend.  Schildchen  sehr  gross,  völlig  doppelt  so  lang 
wie  das  Mesonotum  und  über  das  ganze  Mesonotum  hin- 
übergreifend, die  Achseln  sehr  klein. 

Das  erste  Segment  des  Hinterleibes  von  gewöhnlicher 
Bildung  (bedeckt  nicht  den  ganzen  Hinterleib  wie  bei 
Megapelte). 

Flügel  dicht  behaart,   die  Haare  im  Hinterflügel  rei- 
henweise.   Der  Humeralabschnitt  geht   ungefähr   bis    zur 
Mitte   des  Flügels,    der   Radial-  und  Hinterrandabschnitt 
gleichlang,  aber  kürzer  als  der  Marginalabschnitt. 
Typ.  JEnargopelte  ohscu/ra  m. 

Schmutzig  dunkelgrün,  Schaft  und  Basis  der  Fersen 
und  die  mittleren  Tarsenglieder  mehr  oder  weniger  röth- 
lichgelb. 

cT  ?  Lg.  IV2  mm.  Frankreich.  Gehört  zur  Familie 
der  Pteromaloidae  und  gleicht  im  Habitus  in  etwa  der 
Gattung  Megapelte. 

Stichocrepis  m.^) 

Kopf  so  breit  wie  der  Mittelleib,  die  Netzaugen  weit 

von  einander  abstehend,  die  paarigen  Nebenaugen  von  dem 

mittleren  eben  so  weit  wie  von  den  Netzaugen  abstehend; 

die  Schläfen   nicht  besonders  erweitert  und  hervortretend, 


1)  Stichocrepis   von  orCxog,  6   die   Reihe   und  xprjnCg,   rj    der 
Band.    Der  Name  deutet  auf  die  Haarreihe  des  Hand.-  wxA  ^!cc^<sc:- 
randabschnittes  der  ünterrandader  bin. 


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64 

die  Stirn  mit  einer  tiefen  Ftihlergrube.  Kiefer -Augenab- 
stand gross,  ohne  Furche.  Die  Fühler  sehr  tief  stehendi 
ISgliedrig  (wenn  man  2  Bingel  annimmt).  Der  Schaft 
breit,  ein  wenig  über  der  Bitte  tief  ausgebuchtet  und  an 
der  Spitze  mit  einem  starken,  rechtwinklig  abstehenden 
Zahn,  das  Stielchen  ein  wenig  länger  als  der  Zahn  (ob  1 
oder  2  Bingel  vorhanden  liess  sich  selbst  mit  der  starken 
Lupe  nicht  entscheiden),  die  sechs  Geisseiglieder  kurz, 
gleich  dick,  breiter  als  lang,  das  Endglied  3  ringelig,  nicht 
breiter  als  die  vorangehenden  Glieder. 

Mittelleib  mit  einem  ganz  abschüssigen  Pronotum, 
das  Mesonotum  mit  abgekürzten  Parapsiden-Furchen,  Schild- 
chen etwas  gewölbt,  mit  weit  abstehenden  Achseln ;  Meta- 
notum  breit  in  der  Mitte  gekielt,  die  Hinterecken  zahn- 
artig vorspringend.  Hinterleib  kaum  so  lang  wie  der 
Mittelleib,  breit  eiförmig-gerundet,  oben  etwas  eingedrückt, 
unten  ganz  flach. 

Beine  mit  kurzen,  Sgliedrigen  Tarsen. 

Flügel  dicht  behaart,  der  Marginalabschnitt  mehr  als 
doppelt  so  lang  wie  der  •  Badialabschnitt  und  dieser  auch 
so  lang  wie  der  Hinterrandabschnitt,  mit  einem  verdickten 
Knöpfchen.  Die  ganze  Unterrandader  mit  einer  ziemlich 
starken  und  deutlichen  Borstenreihe  besetzt. 
Typ.  Stichocrepis  armata  m. 

Dunkel  erz-  oder  bläulich-grün,  ohne  Glanz.  Der 
Hinterleib  mehr  dunkel  kupferig-grün;  Fühler  und  Beine 
gelb,  Hüften  mehr  oder  weniger  grün,  die  Hinterschenkel 
mehr  oder  weniger  bräunlich,  die  Schienen  alle  etwas  dick. 

cT  Lg.  IV2  mm.     Ich  fing  diese   neue  Gattung  bei 
Telfs  in  Tyrol,  aber  nur  das  cT. 
Terobia  m.  ^) 

Kopf  so  breit  wie  der  Mittelleib,  die  paarigen  Neben- 
augen von  dem  mittleren  eben  so  weit  entfernt  wie  von 
den  Netzaugen.  Stirn  bis  zur  Höhe  des  Fühlerschaftes 
eingedrückt,  Gesicht  in  der  Mitte  konvex;  der  Kiefer- Augen- 
abstand gross,   mit  einer  Furche.    Fühler  ISgliedrig,    mit 


1)  Terohia  von  Tiypd?,  6v  bewachend,   auflauernd,   und  ßCog^  6 
U.  das  Leben.    Auf  den  parasitischen  Charakter  zielend. 


65 

zwei  kleinen  Ringeln,  das  erste  Geisselglied  kleiner  als  das 
folgende,  das  zweite  bis  sechste  breiter  als  lang,  das  fünfte 
und  sechste  mehr  als  doppelt  so  breit  wie  lang,  die  drei 
folgenden  eng  verbunden  und  eine  breite,  3  ringelige  Eenle 
bildend. 

Am  Mittelleib  das  Pronotum  kurz  und  ganz  abschttssig, 
das  Mesonotum  mit  durchgehenden,  auf  die  Achseln  tref- 
fenden Furchen  der  Parapsiden;  das  Schildchen  gewölbt, 
ohne  Querfurche  vor  der  Spitze;  das  Metanotum  kurz,  in 
der  Mitte  gekielt. 

Hinterleib  von  der  Seite  zusammengedrückt,  der 
Bohrer  an  der  Spitze  kaum  vorragend,  oben  tief  eingedrückt, 
unten  kielförmig  hervortretend  bis  zur  Mitte,  von  da  bis 
zur  Spitze  schief  aufwärts  gerichtet. 

Beine  mit  5gliedrigen  Tarsen,  das  Enddömchen  der 
Mittelschienen  ungefähr  so  lang  wie  die  Ferse.    . 

In  den  Flügeln  ist  der  Marginalabschnitt  kürzer  als 
der  Hinterrand  —  und  eben  so  lang  wie  der  Radialabschnitt, 
dieser  an  der  Spitze  etwas  verdickt,  mit  einer  starken,  auf- 
strebenden Spitze. 

Typ.  Terobia  dispila  m. 

Dunkel  erzgrün,  der  Kopf  und  das  Schildchen  heller 
grün,  fast  messingfarben,  Beine  braun,  mit  dunkelröthlichen 
Knieen,  die  Schenkel  grünlich  schimmernd,  das  Enddöm- 
chen der  Mittelschienen  weiss;  Flügel  dicht  behaart,  an 
der  Spitze  des  Humeralabschnitts  und  unter  dem  Radial- 
abschnitt  mit  einem  bräunlichen  Wölkchen. 

$  Lg.  12/3  mm.    Aus  der  Gegend  von  Aachen. 

Gehört  zur  Familie  der  Hormoceroidae  und  unter- 
scheidet sich  von  Isoplata  m.  durch  das  kleinere  erste,  so 
wie  durch  das  viel  breitere  fünfte  und  sechste  Geisseiglied, 
das  gewölbte  und  vor  der  Spitze  ohne  Furche  versehene 
Schildchen. 

Encarsia  m.*) 

Kopf  nicht  so  breit  wie  der  Mittelleib,   die  paarigen 


1)  Encarsia   von  iyxaQatog  schräg,   schief.    Bezieht   sich  auf 
den  Radialabschnitt  im  Vörderflügel,   welcher  eine  so  schiefe  Lage 
hat,  dass    er   in    seiner  Verlängerung  auf  d\ek  ¥\\x%^^\\»'iä   Hx^sSSss^ 
würde. 

Verh.  d,  nat,  Ter.  Jalirg.  XXXV.  6.  ¥olge.  V.  BA.  ^ 


60 

Kebeosuigen  eben  so  weit  von  dem  mittleren,  wie  Ton  den 
Ketzaugen  entternt  Ftthler  8gliedrig,  die  Geisseiglieder 
&Ue  gieicbLang  nnd  iangwalzig^  die  beiden  letzten  inniger 
mit  einander  verbunden. 

Am  Mittelleib  int  da«  Mesonotum  breit  mit  dorch- 
gebenden  Furchen  der  Parapsiden,  das  Schildchen  sehr 
»tark  entwickelt,  breit,  fast  halbkreisig. 

Hinterleib  so  lang  aber  nicht  so  *breit  wie  der  Mittel- 
leib, aber  doch  breit  eiförmig-zugespitzt. 

Beine  mit  5gliedrigen  Tarsen. 

In  den  dichtbehaarten  Flügeln  ist  der  Humeralabschnitt 
nicht  viel  länger  als  der  Marginalabschnitt,  der  Hinterrand- 
abschnitt fehlt,  der  Radialabschnitt  sehr  kurz  und  sehr 
schief,  d.  h.  unter  einem  sehr  spitzen  Winkel  sich  abzwei- 
gend. Die  haarlose  Linie  fehlt.  Im  Hinterflügel  an  der 
Bpitze  des  Marginalabschnittes  der  Unterrandader  ein  auf- 
wärts gerichtetes  Zähnchen,  der  Hinterrand  mit  langem 
Haarsaum. 

Typ.  Encarsia  Tricolor  m. 

Kopf  und  Mittelloib  ziegelröthlich,  Fühler,  Schildchen 
und  Beine  blassgelb;  Hinterleib  schwarz  mit  röthlicher 
Spitze. 

(f  V«  Dam.  In  einem  Spinngewebe  bei  Aachen 
gefangen. 

Durch  die  Sgliedrigen  Tarsen  offenbar  der  Familie 
der  Cocoophagoidae  (Myinoidae)  angehörig  und  von  der. 
Gattung  Gocoophagus  dadurch  unterschieden,  dass  erstens 
nur  die  zwei  (nicht  die  drei)  letzten  Fühlerglieder  enge 
verbunden  sind,  zweitens  der  Radialabschnitt  des  Vorder- 
tlügels  sehr  schief  liegt  und  keine  Spitze  hat,  drittens  die 
Hintortlügol  am  Hintorrande  einen  sehr  laugen  Haarsanm 
haben. 

CmUrodora  m.O 
Kopf  so   breit  wie  der  Mittelleib.    Fühler  6gliedrig^ 
Sohaffc  beim  cT  breit,   beim   $  sammt  dem  Stielchen  von 


1)  OMlfV(?4>r(i  von  uivt^v,  to  Stachel  und  StSta^i  sohenksD, 
|t#bein>  also  luit  eiueni  Stacht»!  be^r^bt,  eine  Hinweisung  auf  den 
hMYorrag«nd«a  La((«bohr«r, 


67 

gewöhnlicher  Bildung,  auf  das  Stielchen  folgen  zwei  Ringel, 
von  denen  das  erste  etwas  kleiner  als  das  zweite,  das  erste 
Geisseiglied  etwas  länger  als  das  Stielchen,  das  zweite 
Geisselglied  zwar  sehr  lang  ist,  aber  nicht  ganz  die  Länge 
aller  vorangehenden  Glieder  zusammen  genommen  erreicht. 

Am  Mittelleib  hat  das  Mesonotum  durchgehende  Fur- 
chen der  Parapsiden.  Schildchen  und  Hinterschildchen 
gross,  das  letztere  das  Metanotum  ganz  verdeckend,  und 
die  Basis  des  Hinterleibes  erreichend. 

Hinterleib  so  lang  wie  Kopf  und  Mittelleib;  Bohrer 
vorragend  Vs  der  Länge  des  Hinterleibs  erreichend* 

Beine  mit  5 gliedrigen  Tarsen;  Mitteltibien  mit  einem 
langen  Dörnchen,  Vorderschienen  beim  (^  merklich  verdickt 

Flügel  länger  als  der  Hinterleib,  schmal,  der  Marginal- 
abschnitt  so  lang  wie  der  Humeralabschnitt  und  genau  die 
Mitte  des  Flügels  erreichend,  der  Radialabschnitt  äusserst 
kurz  und  in  schiefer  Richtung  sich  abzweigend.  Die  Flügel 
sind  sehr  fein  behaart,  mit  einer  schiefen,  haarlosen  Linie 
und  nur  die  Hinterflügel  haben  am  Hinterrande  einen 
längeren  Haarsaum. 

Typ.  Centrodora  amoma  m. 

Schwarz,  das  Mesonotum  und  Schildchen  ziegelröth- 
lich,  von  einer  helleren  Linie  durchschnitten,  Metanotum 
hellgelb;  Beine  gelb  mit  bräunlichen  Schenkeln,  die  Hinter- 
tibien  an  der  Basis  bräunlich;  Hinterleib  schwarz;  Flügel 
an  der  Basis  wasserhell,  unter  dem  Marginalabschnitt  mit 
einer  schiefen,  von  der  haarlosen  Linie  begränzten,  braunen 
Binde. 

cT  ?  Lg.  ohne  den  Bohrer  1  mm.  —  Ich  fing  diese 
niedliche  Art  am  3.  Juni  im  Zimmer  am  Fenster. 

Die  5  gliedrigen  Tarsen,  das  längere  Dörnchen  der 
Mittelschienen  und  die  haarlose  Linie  im  Vorderflügel 
weisen  diese  Art  zu  den  Myinoidae.  Derselben  Familie 
muss  auch  die  Gattung  Plastocharis  m.  (=  Thysanus  Walk, 
und  Triphasius  m.)  eingereiht  werden.  Ich  muss  daher 
meine  frühere  Ansicht,  dass  diese  Gattung  4  gliedrige  Tarsen 
habe  (s.  Hym.  Stud.  2  Heft,  S.  84),  zurücknehmen,  weil 
ich  an  frischen  Exemplaren  deutlich  5  gliedrige  Tarsen 
beobachten   konnte.    Den   Namen   Triphasius  musste  ich 


«<       •^" 


68 

A8%eben,  da   bereita  eine  Pflanzengattmig  damit  bezeieb- 
aet  wurde. 

I>er  Kr>pf  von  Centr.  amoena  ist  einfsirfoig  brännlieii, 
die  Fttbler  mit  achwärziichem  Scbafc  die  ^pioe  und  der 
flbrige  Tbeil  der  Fttbler  bi^anlich  fgetroeknet  mehr  gelb- 
Kebj.  Der  Mittelleib  vorherräehend  gelb,  der  Prothorax 
tebwarz,  nnter  der  Flägelwurzel  ein  grosser  mnder.  sohwar- 
iser  Flecken.  Schildchen  bräanlich  mit  gelbem  Hinterrande 
and  einer  feinen,  gelben  Mittellinie:  Hinterschildehen  rein 
beügelby  gr^^i  da^  Metanolam  ganz  verdeckend  nnd  bis 
znr  ßaifim  den  Hinterleibs  reichend.  Hioterleib  ganz  schwarz. 

iJie  Gattung  Plastocharis,  welche  in  der  FGhlerfoildnng 
eiae  no  grosne  Aehnlichkeit  mit  Centrodora  besitzt,  ist 
darch  mehrere  standhafte  Merkmale  genngsam  von  derselben 
▼ernchieden.  InNewman*s  Entomologist  ist  anf  der  Tafel 
K.  N.  3  eine  sehr  gute  Abbildung  derselben  unter  der  Be- 
nennung Thusanus  ater  Walk,  gegeben.  Der  männliche  Ffihler 
bat  nur  einen  Ringel  und  ein  einziges  sehr  langes  Geissei- 
glied,  der  weibliche  dagegen  drei  Bingel  und  ein  kürzerem 
Geissciglied.  Die  Mittelschiene  hat  ein  längeres  Dömchen 
nnd  flinf  Tarsenglieder.  Die  Fltlgel  erscheinen  selbst  unter 
der  scharfen  Lupe  haarlos,  entbehren  also  auch  der  schiefen 
haarlosen  Linie,  die  Vorderflflgel  sind  an  ihrem  letzten 
Drittel  mit  einem  sehr  langen  Haarsaum  bekleidet,  dessen 
Haare  ungefähr  der  grössten  Fitigelbreite  nicht  nachstehen, 
an  der  Basis  sind  die  Flfigel  unter  dem  Marginalabschniftt 
in  der  ganr^en  Flfigelbreite,  bis  zur  Basis  hin,  braun  ge- 
trübt; der  Hinterfltigel  hat  nicht  bloss  am  Hinterrande, 
sondern  auch  am  Vorderrande,  nicht  weit  hinter  der  Spitze 
des  Marginalabschnittes,  einen  langen  Haarsaum.  Diese 
Merkmale  genügen  vollkommen  zur  generischen  Trennung. 
Dazu  kommt,  dass  der  Bohrer  des  Hinterleibes  nicht  vorragt 

Von  Plastocharis  besitze  ich  cT  nnd  ?,  welche  nach 
einem  genauen  Vergleich  mit  der  Diagnose  des  Thusanus 
ater  Hai.  wohl  als  neue  Art  aufgestellt  werden  muss.  Die 
Zusammenstellung  beider  Diagnosen  wird  den  Unterschied 
deutlich  machen. 

1.  Plastocharis  atra  Hai.  (=  Thusanus  ater  HaL). 

Schwarz,  glänzend,   der  Scheitelrand   und  die  Mitte 


69 

der  Stirn  roth,  eine  Makel  beiderseits  auf  dem  Scheitel 
nahe  den  Netzaugen  weisslich ;  Fühler  oehergelb,  das  erste 
und  zweite  Glied  (Schaft  und  Stielchen)  dunkel.  Beine 
ochergelb-bräunlich,  Knie  und  Tarsen  blasser.  Fitigel  mit 
brauner  Unterrandader  und  einer  rauchgrauen,  ausgebreite- 
ten Binde  in  der  Mitte. 

(^    $  Lg.  IVs  mm. 

2.  Plastocharis  subaenea  m. 

Schwarz,  glänzend,  Kopf  und  Mittelleib  erzgrttn,  beim 
?  der  Scheitel  gleichfarbig,  beim  cT  nach  unten  durch 
eine  röthliche  Querlinie  begränzt.  Fühler  gelblich,  Schaft 
und  Stielchen  schwarz.  Beine  schwarzbraun,  die  Tarsen 
weisslich  gelb.  Flügel  bis  zur  Spitze  des  Marginalab- 
schnittes  braun  getrübt. 

cT  ?  Lg.  V'2  mm.  In  der  Nähe  von  Aachen  ge- 
fangen. 

Charitolophus  m.  *) 

Kopf  so  breit  wie  der  Mittelleib.  Die  paarigen  Neben- 
augen stehen  dem  mittlem  Nebenauge  nur  sehr  wenig 
näher  als  den  Netzaugen.  Stirn  über  den  Fühlern  wenig 
eingedrückt.  Netzaugen  weit  abstehend,  nach  unten  etwas 
divergirend.  Der  Kiefer-Augenabstand  sehr  gross,  ohne 
deutliche  Furchen,  das  Gesicht  mit  zwei  nach  unten  kon- 
vergirenden,  nach  oben  bis  zur  Fühlerwurzel  hinangehen- 
den Furchen.  Fühler  llgliedrig  mit  einem  Ringel,  die 
Geisseiglieder  oben  ganz  abgeplattet,  der  Bingel  und  die 
vier  ersten  Geisseiglieder  mit  einer  sehr  langen,  beinahe 
die  Fühlerspitze  erreichenden,  ganz  flachen  Lamelle  ver- 
sehen, das  fünfte  und  sechste  Geisselglied  gleich  lang 
und  etwas  länger  als  die  beiden  folgenden. 

Am  Mittelleib  der  Prothorax  niedergedrückt,  das  Me- 
sonotum  mit  zwei  Längseindrücken ;  Schildchen  lang,  durch 
tiefe  Seitenfurchen  von  den  Achseln  getrennt;  Metanotum 
kurz.    Mittelbrustseiten  ungetheilt. 


1)  Charitolophus  von  /cf^/^,  trosy  17  die  Anmuth,  Lieblichkeit 
und  l6(pogy  6  der  Helmbusch  (orista!).  Der  Name  zielt  auf  di« 
Fühler,  deren  fünf  erste  Geisseiglieder  durch  die  langen  Lamellen 
80  verziert  sind,  wie  der  Helm  durch  den  Helmbusch. 


.i 


Hinterleib  stark  verlängert,  so  lang  wie  Kopf  and 
Mittelleib,  aber  bedeutend  schmäler  als  der  Mittelleib,  das 
erste  Segment  nicht  viel  länger  als  das  zweite. 

Beine  mit  5  gliedrigen  Tarsen,  die  mittleren  kurz,  mit 
verdickter  Ferne,  diese  anf  der  Unterseite  mit  einer  dicht 
stehenden  Borstenreihe. 

Flögel  nicht  länger  als  der  Hinterleih,  das  Unterrand- 
feld ziemlich  breit,  der  Marginatabsehnitt  ein  wenig  ver- 
dickt, ziemlich  kurz,  der  Radialabschnitt  so  kurz,  dass  er 
gleichsam  nur  aus  dem  Knopf  besteht,  der  Hinterrandab- 
schnitt kaum  länger  als  dieser  Knopf.  Im  HinterfiUgel  ist 
die  Unterrandader  an  ihrer  Basis  verdickt  und  mit  dem 
Vorderrand  verbunden,  darauf  stark  in  das  Flflgelfeld  ein- 
biegend und  einen  starken  Winkel  bildend,  dann  anfstre- 
bend  bis  zum  Vorderrand  sich  erstreckend  und  in  dem 
Winkel  einen  starken,  rllcklaufenden  Ast  aussendend. 
Typ.  Chariiolophtis  coerulescens  m. 

Dunkelblangrün ,  die  Basis  und  Spitze  des  Hinter^ 
leibs  heller  grün,  die  Mitte  desselben  dunkel  purpurviolett, 
die  Fersen  an  der  Basis  mehr  oder  weniger  weiss, 

(/■  Lg,  4'/2  mm.  Von  Kabr  aus  Steiermark  erhal- 
ten.   Zar  Familie  der  Eupelmoidae  gehörend. 

Durch  diese  schöne  und  durch  die  Fühler  so  ausge- 
zeichnete Gattung  wird  die  kleine  Familie  der  Eupelmoi- 
dae um  ein  neues  Mitglied  bereichert. 
Baeads  m. 

Der  clypens  flach,  am  Vorderrande  in  der  Mitte  in 
eine  feine  Spitze  vorgezogen;  das  dritte  Glied  der  Lippen- 
taster nicht  ganz  genau  der  Spitze  des  zweiten  eingetligt; 
FlUgel  mit  drei  Cnbitalzellen,  die  zweite  fast  rhombisch, 
die  Diskoidalquerader  aus  der  ersten  Cnbitalzelle  entsprin- 
gend, die  hintere  mittlere  Scbulterzelle  an  der  Spitze 
offen,     d"    ?. 

Gebort  zu  der  kleinen  Familie  der  Diospiloidae  und 
eteht  in  nächster  Beziehung  zn  der  von  Wesmaei  aufge- 
stellten Gattung  Äspidogonus  (Aspigonus),  von  welcher  sie 
sich  hauptsächlich  durch  die  abweichende  Bildnng  de» 
zweiten  Gliedes  der  Lippentaster  unterscheidet.  Auch  sind 
die  Fühler  des  ^  an  der  Spitze  auffallend  erweitert,  was 


71 

bei  Baeacis  nicht  der  Fall  ist.  Batzebnrg  hat  zwei 
Arten  beschrieben,  die  er  mit  Aspidogonus  vereinigte,  ich 
ziehe  sie  zu  Baeacis  und  vereinige  damit  eine  dritte  neue 
Art.  Man  wird  diese  drei  sehr  leicht  nach  folgendem 
Schema  unterscheiden  können: 

a.  Das  zweite  Segment  des  Hinterleibs  mehr  oder 
weniger  runzelig.  B.  dissimilis  Nees.  (s.  Bracon 
diss.  Nees,  Hym.  ichn.  aflf.  tom.  I.  p.  65.  23.). 
Dazu  gehört  als  syn.  Aspigonus  contractus  Batz. 
s.  Ichn.  d.  Forstins.  2.  Bd.  S.  69.  3. 
aa.  Das  zweite  Segment  ganz  glatt. 

b.  Hinterschienen  roth.  B.  Abietis  Batz.  s.  Ichn.  d. 

Forstins.  1.  Bd.  S.  56. 
bb.  Hinterschienen   braun,    an   der  Basis  weiss- 
lich  geringelt.   B.  intermedia  m.  cT  2 . 

Gen.  Laphyctes  m.  *) 

Char.  gen.  —  Kopf  quer,  hinter  den  Augen  aufge- 
trieben, Hinterhaupt  tief  und  breit  ausgebuchtet,  vom 
Scheitel  durch  eine  scharfe  Leiste  getrennt;  Stirn  gekielt; 
clypeus  an  der  Basis  nicht  abgesetzt,  der  Yorderrand  in 
der  Mitte  in  eine  zahnartige  Spitze  ausgezogen;  der  obere 
Zahn  der  Mandibeln  etwas  länger  als  der  untere. 

Fühler  beim  $  kurz,  beim  cT  länger  als  der  halbe 
Körper,  der  Schaft  verdickt,  mehr  als  doppelt  so  lang  wie 
das  Stielchen  aber  kürzer  als  das  erste  Geisseiglied,  dieses 
doppelt  so  lang  wie  das  zweite. 

Mittelleib  massig  gewölbt;  Mesonotum  ohne  Furchen 
der  Parapsiden,  unmittelbar  vor  dem  Schildchen  mit  schar- 
fen Querrunzeln;  Schildchen  seitlich  ^erandet;  Metanotum 
mit  zwei  parallelen,  mehr  oder  weniger  scharfen  Mittel- 
kielen, durch  eine  Seitenleiste  von  den  H.  Brustseiten  ge- 
trennt. 

Die  drei  ersten  Glieder  der  Hintertarsen  beim  St 
wenig,  beim  c^  gar  nicht  verdickt;  Hinterschienen  lang, 
H.  Ferse  so  lang  oder  fast  so  lang  wie  die  vier  folgenden 
Glieder;  Fussklauen  nicht  gezähnt. 


1)  Von  JUttpvxrrig,  6  der  Schlemmer,  Fresser.    Bezieht  sich  auf 
den  parasitischen  Charakter  der  Gattung. 


72 

Flügel  kurz,  die  Diskoidalquerader  interstitial,  die 
erste  Hameralquerader  ein  wenig  hinter  der  Gmndader 
entspringend;  die  zweite  Diskoidalzelle  an  der  Basis  stark 
verengt,"  nicht  halb  so  breit  als  die  hintere,  mittlere  Schul- 
terzelle  an  der  Basis,  diese  an  der  Spitze  nicht  viel  brei- 
ter als  an  der  Basis;  die  Humeralquerader  im  H.  Flügel 
in  oder  etwas  über  der  Mitte  gebrochen. 

Diese  Gattung,  zu  der  Familie  der  Anomaloidae  ge- 
hörend, ist  mit  Barylypa  m.  sehr  nahe  verwandt,  unter- 
scheidet sich  aber  durch  die  zahnartige  Spitze  am  Vorder- 
rande des  clypeus  sehr  deutlich,  dazu  kommt  noch,  dass 
die  Humeralquerader  im  H.  Flügel  bei  Barylypa  unter  der 
Mitte  gebjcochen  ist. 

1.   Laphyctes  mesoeonus  m. 

<^.  Schwarz,  clypeus,  Mandibeln,  ein  Flecken  unten 
an  den  Schläfen,  der  zweite  Schenkelring,  die  Schienen 
und  Tarsen  der  V.  und  M.  Beine  gelb;  ein  kleines  Fleck- 
chen oben  an  den  Schläfen,  das  zweite  Segment  mit  Aus- 
nahme einer  Rückenstrieme,  das  dritte  und  vierte  ganz 
und  die  H.  Fersen  roth;  Schildchen  seitlich  bis  zur  Spitze 
scharf  gerandet;  Metanotum  mit  zwei  scharfen  Längskielen 
und  zwischen  denselben  tief  gerinnt;  Flügel  wasserhell, 
Bandmal,  Unterrandader,  Flügel wurzel  rothgelb,  Flügel- 
ßchüppchen  schwarz;  Humeralquerader  im  H.  Flügel  über 
der  Mitte  gebrochen. 

Lg.  18—19  mm. 

Kopf  schwarz,  Mandibeln,  mit  Ausnahme  der  sohwarz- 
gefärbten  Spitze,  und  der  clypeus  gelb,  der  letztere  am 
Yorderrande  ganz  schmal  schwarzgesäumt;  Gesicht  und  ein 
Flecken  unten  an  den  Schläfen  ebenfalls  gelb,  ein  zweiter, 
kleiner  Flecken  oben  an  der  Schläfe  dunkelroth,  unterhalb 
der  Fühlerwurzel  zwei  abgekürzte,  schwarze  Striemen.  Das 
Gesicht  ist  dicht  punktirt,  der  clypeus  punktirt  runzlig, 
die  Stirn  grob  runzlig,  mit  scharfem  Mittelkiel,  das  mitt- 
lere Nebenauge  vorne  mit  einer  scharf  leistenartig  um- 
gränzten  Querrinne,  die  beiden  anderen  seitlich  mit  einer 
weniger  scharf  begränzten  Kinne.  Scheitel  und  Schläfen 
zerstreut  punktirt  mit  glatten  Punktzwischenräumen. 

Fühler  schwarz,  das  erste  Geisselglied  länger  als  der 


73 

Schaft,  doppelt  so  lang  wie  das  zweite.  Mittelleib  schwarz, 
Mesonotum  zerstreut,  Y.  und  M.  Brustseiten  dichter  punk- 
t^irt^  mit  glatten  Punktzwischenräumen,  letztere  unter  der 
Fitigelwurzel  runzlig,  ersteres  unmittelbar  vor  dem  Schild- 
chen scharf  querrunzlig  (was  für  die  Gattung  Laphyctes 
charakteristisch  zu  sein  scheint,  da  wir  dasselbe  bei  uni* 
guttatus  Grv.  und  Jnsidiator  m.  auch  finden,  aber  bei  keiner 
anderen  Gattung  der  Anomaloiden).  Schildchen  bis  zur 
Spitze  seitlich  scharf  gerandet,  der  Länge  nach  mitten  ein- 
gedrückt, dicht  punktirt;  Hinterschild  eben  ebenfalls  mit 
scharfen  Seitenleisten,  die  Seitengruben  desselben  mit  schar- 
fen parallelen  Runzeln.  Metathorax  grob  netzartig-runzlig, 
besonders  das  Metanotum  nach  der  Spitze  hin,  dieses  in 
der  Mitte  mit  zwei  scharfen,  parallelen  Längskielen  und 
zwischen  denselben  gleichsam  rinnenartig  vertieft  und  quer- 
runzlig;  die  H.  Brustseiten  von  dem  Metanotum  durch  eine 
Leiste  getrennt 

Beine  schwarz,  an  den  Y.  Beinen  die  Hüften  unten 
an  der  Spitze  und  der  erste  Schenkelring,  so  wie  Schienen 
und  Tarsen  gelb,  der  zweite  Schenkelring  und  die  Schenkel 
rothgelb,  letztere  mit  einer  schwarzen  Längslinie;  an  den 
M.  Beinen  der  erste  Schenkelring  unten,  der  zweite  ganz 
und  die  Schienen  und  Tarsen  gelb,  mit  Ausnahme  der 
zwei  letzten  Glieder,  welche  braun  sind,  die  Schenkel 
schwarz  mit  rothgelber  Unterseite,  die  Hinterferse  rothgelb 
mit  brauner  Spitze,  die  zwei  folgenden  Tarsenglieder  an 
der  Basis  rothgelb. 

Hinterleib  schwarz,  das  zweite  bis  vierte  Segment  roth, 
das  zweite  jedoch  mit  schwarzem  Rückenstreifen,  das  fünfte 
mit  einem  kleinen  Wurzelfleck  am  Seitenrande. 

Kommt  bei  Berlin  vor  und  wurde  von  Dr.  Stein  da- 
selbst gefangen. 

2.    Laphyctes  Insidiator  m. 

cT.  Schwarz,  Mitte  des  Hinterleibs  roth,  Taster,  Man- 
dibeln,  mit  Ausnahme  der  Spitze,  das  Gesicht  und  ein  Flecken 
unten  an  den  Schläfen  gelb,  ein  zweiter  Flecken  oben  an 
den  Schläfen  roth;  Beine  rothgelb,  die  Hinterschenkel  oben 
und  die  H.  Schienen  an  der  Spitze  braun,  Y.  und  M.  Hüften 
an  der  Basis,   die  H.  Hüften  sammt  ihren  Schenkelringen 


74 

ganz  schwarz,  die  übrigen  Sehenkelringe  gelb ;  Schildchen 
seitlich  bis  zur  Spitze  gerandet;  Metanotum  mit  zwei  schar- 
fen, nur  bis  zur  Mitte  verlaufenden  Mittelkielen,  zwischen 
denselben  rinnenförmig  vertieft;  Flügel  wasserhell,.  Rand- 
mal, Unterrandader,  Wurzel  und  Flügelschüppchen  roth- 
gelb; Humeralquerader  im  H.  Flügel  über  der  Mitte  g^ 
brochen. 

Lg.  15  mm. 

Kopf  schwarz,  Taster,  Mandibeln,  das  ganze  Gesicht 
und  ein  Flecken  unten  an  den  Schläfen  gelb,  die  Spitze 
der  Mandibeln  schwarz,  ein  grosser  runder  Flecken  oben 
an  den  Schläfen,  fast  die  ganze  Breite  derselben  einneh- 
mend, roth.  Mandibeln,  clypeus  und  Gesicht  dicht  punktirt, 
nicht  runzlig,  Stirn  dicht  punktirt  -  runzlig,  mit  scharfem 
Mittelkiel;  Scheitel  und  Schläfen  zerstreut  punktirt,  mit 
glatten  Punktzwischenräumen. 

Fühler  schwarz,  der  Schaft  auf  der  Unterseite  gelb, 
Geissei  auf  der  Unterseite  sehr  dunkel  braunröthlich,  das 
erste  Glied  derselben  doppelt  so  lang  wie  das  zweite. 

Mittelleib  schwarz,  Mesonotum  sehr  zerstreut,  V.  Brust- 
selten  massig  dicht,  die  M.  Brustseiten  sehr  dicht  punktirt, 
alle  mit  glatten  Punktzwischenräumen,  letztere  unter  der 
Ftihlerwurzel  runzlig,  ersteres  unmittelbar  vor  dem  Schild- 
chen scharf  querrunzlig ;  Schildchen  seitlich  bis  zur  Spitze 
scharf  gerandet,  dicht  punktirt  mit  einer  Mittelrinne.  Me- 
tanotum mit  zwei  scharfen,  bis  zur  Mitte  gehenden,  paral- 
lelen Kielen  und  deutlicher  bis  zur  Spitze  gehender  Mittel- 
rinne, welche  nicht  punktirt,  aber  mit  scharfen  Querrun'- 
zeln  versehen,  die  nicht  bis  zur  Basis  hinaufgehen.  Neben 
der  Mittelrinne  ist  das  Metanotum  punktirt  und  zugleich 
mit  sehr  scharfen  Querrunzeln  versehen;  die  H.  Brustseiten 
grob  netzartig-runzlig,  vom  Metanotum  durch  eine  scharfe 
Leiste  getrennt. 

Beine  rothgelb,  die  Spitze  der  Y.  und  M.  Hüften  sammt 
ihren  Schenkelringen  gelb,  die  Basis  der  Hüften,  die  H; 
Hüften  sammt  ihren  Schenkelringen,  die  Oberseite  der  Hin- 
terschenkel und  die  Spitze  der  H.  Schienen  schwarz  oder 
schwarzbraun. 

Hinterleib  roth^  das  erste  Segment  bis  über  die  Mitte 


75 

hinaus,  das  zweite  auf  dem  Rücken,  mit  Ausnahme  der 
Basis  und  Spitze,  das  ftlnfte  am  Hinterrande  und  die  fol- 
genden ganz  schwarz. 

Flügel  wasserhell,  Randmal,  Unterrandader,  Wurzel 
und  Fltigelschüppchen  rothgelb,  das  letztere  mit  einem 
schwärzlichen  Fleckchen. 

Ende  Juli  in  der  Gegend  von  Aachen  ein  <^  von  mir 
gefangen. 

3.    Laphyctes  uniguUatus  m. 

Anomalon  uniguttatum  Grv.  Tom.  III.  p.  685.  134. 

cT  2  •  Schwarz,  das  zweite  bis  vierte  Segment  des 
Hinterleibs  zum  Theil  roth,  Taster  und  ein  kleines  Fleck- 
chen im  Gesicht  gelb;  Beine  schwarz,  Vorderbeine  vorherr- 
schend, die  M.  und  H.  Schienen  an  der  äussersten  Basis 
rothgelb;  Schildchen  seitlich  nur  bis  zur  Mitte  scharf  ge- 
randet;  Metanotum  mit  zwei  schwachen  Mittellängskielen, 
zwischen  denselben  kaum  rinnenartig  vertieft;  Flügel  was- 
serhell, das  Randmal  überall  braun  gerandet,  Unterrand- 
ader braun,  Fitigelwurzel  und  Flügelschüppchen  gelb;  Hu- 
meralquerader  im  H.  Flügel  in  der  Mitte  gebrochen. 

Lg.  10—12  mm. 

Kopf  mit  den  Fühlern  schwarz,  die  Taster  und  ein 
kleiner  länglicher  Flecken  in  der  Mitte  des  Gesichts,  nicht 
weit  unter  der  Fühlerwurzel,  gelb ;  ein  dunkelrother  Flecken 
oben  an  den  Schläfen,  auch  die  Mandibeln  vor  der  Spitze 
mehr  oder  weniger  roth.  Clypeus  und  Gesicht  dicht  punk- 
tirt,  nicht  rulizlig,  Stirn  grob  punktirt,  mit  runzlig  hervor- 
tretenden Punktzwischenräumen  und  scharfeto  Mittelkiel; 
Scheitel  und  Schläfen  grob  punktirt,  letztre  unten  scharf 
gerandet. 

Mittelleib  schwara,  Mesonotum,  V.  und  M.  Brustseiten 
stark  punktirt,  mit  glatten  Punktzwischenräumen,  letztere 
unter  der  Flügelwurzel  runzlig,  ersteres  unmittelbar  vor 
dem  Schildchen  scharf  querrunzlig;  Schildchen  seitwärts 
nur  bis  zur  Mitte  scharf  geleistet,  dicht  punktirt,  ohne  deut- 
liche Mittelrinne;  Metanotum  mit  zwei  schwachen  Mittel- 
kielen ohne  eingedrückte  Mittelrinne,  grob  und  weitmaschig 
netzartig  runzlig,  an  der  Basis  fein  runzlig  -  punktirt,  die 
H.  Brustseiten  durch  eine  scharfe  Leiste  abgegränzt,  netz- 
artig runzlig. 


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76 

Beine  schwarz,  M.  und  H.  Schienen  an  der  Basis,  die 
H.  Ferse  auf  der' Unterseite  rotbgelb,  V.  Schenkel  schwarz, 
auf  der  Aussenseite  gelb,  auf  der  Oberseite  rothgelb,  V. 
Schienen  gelb,  auf  der  Innenseite  mit  schwarzbraun  er  Längs- 
linie, y.  Tartfien  röthlicbgelb,  nach  der  Spitze  hin  allmäh- 
lich schwach  bräunlich. 
i;-  Hinterleib  schwarz,  das  erste  Segment  an  der  Spitze, 

?  das  zweite  und  dritte  an  der  Basis  roth;   auf  der  Bauch- 

seite das  erste  Segment  schwarz,  das  zweite  rothgelb,  die 
\  vier  folgenden  rothgelb,  mit  einem  grossen,  quadratischen, 

schwarzen  Flecken. 

Flügel  wasserhell,  Bandmal  in  der  Mitte  rothgelb,  der 
Rand  ringsum  und  die  Unterrandader,  mit  Ausnahme  der  Ba- 
sis, schwarzbraun,  Flügelwurzel  und  Flügelschüppchen  gelb. 

Ich  fing  nur  $  in  der  Gegend  von  Aachen  und  bei 
Köln,  Gravenhorst  erhielt  cT  nnd  $  aus  der  Gegend  von 
Wien. 

Anmerkung.  Das  cT  stimmt  nach  Grav.  mit  dem 
$  ganz  ttberein,  bloss  der  Hinterleib  ist  schlanker,  das 
zweite  und  dritte  Segment  ist  an  der  Basis  roth,  das  vierte 
seitwärts  an  der  Basis  mit  einem  dunkelrothen  Punkt  oder 
Flecken. 

Gen.  Ätrometus  m.^) 

Char.  gen.  —  Kopf  quer,  hinter  den  Augen  etwas  auf- 
getrieben, Hinterhaupt  tief  und  breit  ausgebuchtet,  vom 
Scheitel  durch  eine  scharfe  Leiste  getrennt;  clypeus  an  der 
Basis  nicht  abgesetzt,  der  Vorderrand  in  der  Mitte  in  eine 
zahnartige  Spitze  ausgezogen. 

Fühler  kaum  mehr  als  halb  so  lang  wie  der  ganze 
Körper,  Schaft  nicht  viel  länger  als  das  Stielchen,  viel 
kürzer  als  das  erste  Geisselglied,  dieses  doppelt  so  lang 
wie  das  zweite. 

Mittelleib  hoch  gewölbt,  Mesonotum  ohne  Parapsiden- 
Furchen;  Schildchen  seitlich  gerandet,  an  der  Spitze  eine 
gekerbte  Furche  bis  zu  den  Seitengruben  hinziehend;  Me- 


1)  AtrometiAS  von  argofiTiTog,  nicht  zitternd,  furchtlos;  bezieht 
sich  aaf  den  parasitischen  Gharakterf  da  diese  Thiere  gewöhnlich 
grössere  Raupen  fdrchtlos  angreifen. 


77 

tathorax  konisch  zugespitzt,   das  Metanotnm  nicht  durch 
eine  Leiste  von  den  H.  Brustseiten  getrennt. 

An  den  H.  Tarsen  die  drei  ersten  Fussglieder  beim 
$  wenig,  beim  <^  sehr  stark  verdickt,  das  zweite  Glied 
beim  $  entschieden  länger,  beim  c^  fast  kürzer  als  das 
dritte;  H.  Schienen  beim  c^  kaum  länger  als  die  drei  ersten 
Tarsenglieder. 

Fltlgel  kurz,  Randmal  schmal,  die  Diskoidalquerader 
ziemlich  weit  hinter  der  Cubitalquerader  entspringend,  die 
zweite  Diskoidalzelle  an  der  Basis  punktförmig  verengt,  so 
dass  die  zweite  Humeralquerader  dadurch  interstitial  wird; 
die  erste  Humeralquerader  etwas  hinter  der  Grundader  ent- 
springend; die  hintere,  mittlere  Schulterzelle  an  der  Basis 
^  nur  halb  so  breit  wie  an  der  Spitze.  Im  H.  Flügel  die 
Humeralquerader  nicht  gebrochen. 

Diese  Gattung,  leicht  kenntlich  durch  die  Flügelbil- 
dung, unterscheidet  sich  von  Agrypon  durch  verhältniss- 
mässig  kürzere  Fühler,  die  an  der  Basis  punktförmig  zu- 
sammengezogene zweite  Diskoidalzelle,  die  stark  verdickten 
H.  Tarsen  beim  cT,  und  die  viel  längere  zweite  Humeral- 
querader im  V.  Flügel.  Sie  gehört,  wie  auch  Agrypon,  zur 
Familie  der  Anomaloidae. 

Atrometus  insignis  m. 

cT  2  Kopf  beim  ?  schwarz,  die  Schläfen  oben  rost- 
roth,  beim  J"  gelb,  die  Stirn  schwarz,  die  Schläfen  rostroth; 
Mittelleib  schwarz,  die  V.  Brustseiten  oben,  das  Schildchen 
und  Mesonotum  roth,  letzteres  mit  einer  nach  hinten  abge- 
kürzten, schwarzen  Mittelstrieme;  V.  und  M.  Beine  beim 
$  mit  Ausnahme  der  Hüften,  der  Schenkelringe  und  der 
M.  Tarsen  roth,  beim  cT  sammt  Hüften  und  Schenkelringen 
gelb ;  H.  Beine  beim  $  schwarz,  die  Schenkel  auf  der  Un- 
terseite roth,  beim  cT  Schenkel  und  Schienen  roth;  Hinter- 
leib schwarz  beim  ? ,  das  zweite  Segment  seitlich  und  unten, 
das  dritte  und  vierte  ganz  roth,  beim  cT  auch  das  fllÄfle 
ganz  und  das  sechste  zum  Theil  roth;  Flügel  wasserhell. 
Lg.  12—13  mm. 

Kopf  beim  ?  schwarz,  roth  ist  bloss  die  obere  Hälfte 
der  Schläfe  und  der  orbita  frontalis;  der  clypeus  an  der 
Basis  nicht  abgesetzt,  am  Vorderrand  mitten  in  eine  zahn- 


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artige  Spitze  vorgezogen,  glatt,  glänzend,  mit  wenigen  zer- 
streuten, sehr  groben  Punkten ;  das  Gesicht  grob  grabig 
punktirt  -  runzlig,  an  der  orbita  sehr  fein  punktirt,  nicht 
rnnzUg;  Stirn  sehr  grob  netzartig-runzlig,  Scheitel  durch 
eine  sehr  scharfe  Leiste  vom  Hinterhaupt  getrennt,  letz- 
teres schwarz,  oben  roth  gesäumt;  die  Schläfen  ziemlich 
grob  und  etwas  zerstreut  punktirt,  mit  glatten,  stark  glän- 
zenden Punktzwischenräumen.  Beim  </  ist  die  Färbung 
des  Kopfes  in  der  Art  abweichend,  dass .  die  Mandibeln 
mit  Ausnahme  der  schwarzen  Spitze,  der  clypeus,  das  Ge- 
sicht und  die  Innern  orbita  gelb  sind,  das  Gesicht  etwas 
weniger  runzlig  und  die  Schläfen  oben  in  der  Nähe  des 
Augenrandes  weniger  punktirt  erscheinen. 

Fühler  beim  $  schwarz,  die  Unterseite  rothgelb,  bloss 
das  Stielchen  und  das  erste  Geisseiglied  ausgenommen, 
beitai  cT  rothgelb,  der  Schaft  auf  der  Unterseite  gelb,  in 
beiden  das  erste  Geisseiglied  doppelt  so  lang  wie  das 
zweite. 

Mittelleib  schwarz,  V.  und  M.  Brustseiten  hochoben, 
das  Mesonotum  und  Schildchen  ganz  roth,  jenes  mit  einer 
schwarzen,  hinten  abgekürzten  Mittelstrieme,  alle  Theile 
grob-grubig,  netzartig-runzlig. 

Beine  beim  $  schwarz,  V.  und  M.  Beine  jedoch,  mit 
Ausnahme  der  Hüften,  der  Trochanteren  und  der  braunen 
M.  Tarsen,  roth,  die  H.  Schenkel  bloss  auf  der  Unterseite 
roth;  Fussklauen  sehr  kurz  und  undeutlich  gezähnt;  beim 
</*  die  V.  und  M.  Beine  mit  sammt  den  Hüften  und  Schen- 
kelringen gelb,  die  H.  Beine  rothgelb,  mit  schwarzbraunen 
Tarsen,  die  Hüften  schwarz,  auf  der  Unterseite  an  der  Spitze 
mit  gelbem  Punkt,  die  Oberseite  des  ersten  Schenkelringes 
ebenfalls  schwarz. 

Hinterleib  roth,  das  erste  Segment  und  der  Rücken 
des  zweiten,  das  fünfte  mit  Ausnahme  des  Seitenrandes, 
die*  folgenden  ganz  schwarz;  beim  cT  das  erste  Segment 
auf  der  hinteren  Hälfte,  das  fünfte  ganz  und  das  sechste 
noch  theilweise  roth. 

Flügel  wasserhell,  Bandmal,  Unterrandader,  Wurzel 
und  Flügelschttppchen  rothgelb. 

Aus  der  Gegend  von  Montpellier. 


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Ätrometjis  rubricaius  m. 

cT-  Rostrotb,  Gesiebt  und  Mandibeln  und  die  orbita 
frontalis  gelb;  Kopf  und  Mittelleib  wenig  schwarz  gefleckt; 
Beine  roth,  H.  Hüften  uud  deren  Schenkelringe  sammt  den 
H,  Tarsen  schwarz;  das  zweite  Segment  des  Hinterleibs  auf 
dem  Rücken,  das  sechste  am  Hinterrande,  das  siebente  ganz 
schwarz;  Flügel  wasserbell,  Randmal  und  Geäder  braun. 

Lg.  Vü  mm. 

Diese  Art  stimmt  in  der  Scnlptur  ganz  mit  der  vor- 
hergehenden Art  Uberein,  weicht  aber  in  der  Färbung  so 
bedeutend  ab,  dasg  man  sie  füglich  nicht  als  Varietät  der- 
selben ansehen  kann. 

Am  Kopf  das  Gesieht,  der  clypeus,  die  Mandibeln, 
mit  Ausnahme  der  schwarzen  Spitze,  die  innere  und  zum 
Theil  auch  die  äussere  orbita  gelb,  ein  kleiner  Flecken  an 
der  Fühlerwurzel  und  am  Hinterhaupt  schwarz. 

Fühler  rothgelb  mit  bräunlicher  Spitze. 

Mittelleib  roth,  eine  abgekürzte  Mittelatrieme  des  Me- 
sonotums,  ein  kleiner  Flecken  an  den  Vorder-  und  Mittel- 
bmstseiten  und  die  Qnerfurche  an  der  Spitze  des  Schildchens 
schwarz.  Die  Mittelbrust  mit  zwei  durch  eine  breite  roth- 
gelbe Mittelstrieme  getrennten  schwarzen  Flecken,  welche 
auch  den  unteren  Rand  der  M.  Brustseiten  einnehmen. 

V.  und  M.  Beine  mit  sammt  den  Hüften  und  Schen- 
kelringen rein  gelb,  Hinlerbeine  rothgelb  mit  schwarzen 
Tarsen,  deren  zwei  erste  Glieder  auf  der  Unterseite  roet- 
roth,  Hüften  und  Sehenkelringe  gelb,  erstre  auf  der  Innen- 
nnd  Aussenseite,  letztere  auf  der  Aussenseite  allein  schwarz- 
gefleckt. 

Hinterleib  ganz  rothgelb,  bloss  der  Rücken  des  zwei- 
ten, des  sechsten  und  siebenten  Segments  schwarz. 

Flügel  wasserhell,  Unterrandader  und  der  Aussenrand 
des  Randmals  rothbräunlich,  Flügelwnrzel  und  Flügelschüpp- 
chen  rothgeib. 

Von  Granada  in  Spanien,  in  der  Sammlung  des  Dr. 
Stein  in  Berlin. 

Dmdrosoter  insignis  m. 

Niger,  capite  thoraceque  rufopictis;  abdorainini^  seg- 
mento  primo  nigro  reliquis   luteo-terrugineis ;    terebra  ab- 


\  '   '" 


80 

dominis  longitudioe  cum  metathorace;  pedibus  rufo-ferru- 
gineis,  coxis  posticis  femoribusque  omnibus  piceis;  alis 
sabhyalinis.    $ . 

Lg.  5  mm. 

Der  Kopf  dieser  ansehnlichen  Art  ist  schwarz,  roth 
sind  dagegen  der  clypeus,  die  Stimhöcker  und  die  Schläfen, 
letztere  nach  den  Wangen  hin  in  breiter  Ausdehnung.  Die 
Mandibeln  roth,  mit  schwarzer  Spitze.  Taster  gelb,  die 
beiden  ersten  Glieder  der  Maxillartaster  jedoch  bräunlich. 
Fühler  pechbraun  mit  hellerer  Basis.  Die  Sculptur  de» 
Kopfes  im  Allgemeinen  lederartig,  das  Gesicht  neben  der 
Mundöflfnung  fein  quergestricht,  die  Stimhöcker  stark  eot- 
wickelt,  dicht  und  stark  punktirt. 

Der  Mittelleib  schwarz,  roth  sind  die  Mittelbrustseiten 
unten,  ferner  der  Seitenrand  des  Mittellappens  und  der 
Innenrand  der  Seitenlappen  des  Mesonotums,  dann  ein  klei- 
ner Punkt  auf  dem  Schildchen.  Die  Vorderbrustseiten  ganz, 
die  Mittelbrustseiten  nur  oben  runzlig,  der  untere  Theil 
dagegen  völlig  glatt,  mit  einer  tiefen,  in  ihrem  Grunde 
gekerbten  Furche;  Mesonotum  und  Schildchen  lederartig, 
letzteres  flach.  Die  Furchen  der  Parapsiden  vereinigen  sich 
schon  weit  vor  dem  Schildchen.  Metanotum  schwarz,  fein 
runzlig,  an  der  Basis  lederartig,  mit  einem  schwachen  Mit- 
telkiel. 

Der  Hinterleib  ungefähr  so  lang  wie  Kopf  und  Mittel- 
leib, das  erste  Segment  schwarz,  kaum  etwas  länger  als 
an  der  Spitze  breit,  fein  runzlig,  die  Runzeln  seitlich  der 
Länge  nach  zusammenfliessend;  das  zweite  und  die  folgen- 
den Segmente  röthlichgelb,  mit  bräunlichem  Hinterrande> 
das  zweite  an  der  Basis  gestricht;  die  Artikulation  der 
Segmente  äusserst  schwach  angedeutet,  meist  nur  durch 
eine  Reihe  feiner  Härchen  bezeichnet.  Der  Bohrer  so  lang 
wie  der  Hinterleib  mit  sammt  dem  Metathorax. 

Die  Beine  gelbröthlich,  die  Hinterhüften  sammt  allen 
Schenkeln  pechbräunlich. 

Flügel  nicht  ganz  wasserhell,  sondern  schwach  bräun- 
lich getrübt,  die  Adern  kräftig,  braun,  das  Randmal  braun, 
an  der  Basis  mit  einem  hellen  Flecken,  die  Randader  hinter 


demselben  gelblicb.  Die  Diskoidalqaerader  entspringt  dent- 
lich.aus  der  zweiten  Cubitalzelle. 

Hr.  Braselmann  in  Düsseldorf  erzog  diese  Art,  aber 
nar  das  $,  aus  Eäferlarven, 

Benärosotey  ßaviventris  m. 

Fentiginens,  capite,  abdomine  pedibnsque  flavis;  terebra 
loDgitndine  abdöminis;  alia  tiyalinis,  oeivia  stigmateque 
pallidis. 

2  Lg.  2  Mill. 

Von  dieser  Art  besitze  ich  nnr  ein $,  dem  die  FUhler 
fehlen  (die  aber  wahrscheinlich  ebenso  blass  gefärbt  sein 
werden  wie  der  übrige  Körper).  Am  Kopfe  sind  das  Ge- 
sicht und  der  Scheitel  fein  lederartig,  matt,  die  Schläfen 
und  Wangen  dagegen  glatt,  glänzend;  die  Stirnhöcker  ha- 
ben zwar  eine  etwas  stärkere  Sculptur,  aber  doch  keine 
deutliche  Punktirung,  wie  bei  der  vorhergehenden  Art. 

Mittelleib  rötblichgelb,  die  Lappen  des  Mesonotums 
mit  einem  schwach  bränniichen  Anflug.  Vorder-  und  Mit- 
telbrus tseiten  iein  lederartig,  letztere  unten  mehr  glatt,  mit 
einer  schwachen,  nicht  gekerbten  Furche.  Schildcben  flach. 
Metanotum  fein  lederartig,  an  der  Basis  mit  der  Spur  eines 
schwachen  Mittelkiels. 

Hinterleib  blassgelb,  das  erste  Segment  äusserst  fein 
gestricht,  die  Übrigen  alle  ganz  glatt,  stark  glänzend,  das 
zweite  hart  an  der  Basis  mit  zwei  sehr  kleinen  Grübchen. 
Bohrer  fast  etwas  kürzer  als  der  Hinterleib. 

Beine  blassgelb.  Flügel  vHllig  wasserhcll,  Randmal 
und  Nerven  ganz  blass,  das  erstere  an  der  Basis  heller.  Die 
Diskoidalqoe rader  entspringt  ans  der  zweiten  Cubitalzelle. 

Nnr  ein  Stück  habe  ich  in  der  Nähe  von  Aachen  ge- 
fangen. 

Die  Arten  der  Gattung  Dendrosoter  finden  sich  sehr 
selten  in  den  Sammlungen  vor,  wozu  namentlich  der  ver- 
steckte Aufenthalt  wohl  die  nächste  Veranlassung  sein  mag; 
ich  besitze  ausser  den  vorstehend  beschriebenen  nur  noch 
D.  Middendorlii  Ratz.  Die  bekannten  Arten  lassen  sieh 
nach  dem  folgenden  Schema  leicht  bestimmen. 

a.  Das  zweite  Segment  an  der  Basis  ganz,  glatt.  D.  flavi- 
[  ventris  m.  "^H 

I  Terh.  d.  iuit.yer.J>brB-XSXY.  D.  Fslfte.  Y.  Bd.  Q  ^H 


82 

aa.  Das  zweite  Segment  an  der  Basis  gestricht, 
b.  Der  Bohrer  etwas  länger  als  der  Körper.    D.  Cortisii 
Ratz.  (s.  Forstins.) 

bb.  Der  Bohrer  kürzer  als  der  ganze  Körper, 
e.  Flügel  braun,  mit  zwei  wasserhellen  Qaerbinden,  die 
zweite  geht  über  die  letzte  Cubitalqaerader  D.  Midden- 
dorlTfii  Rtzb.  (s.  Forstins.  Bd.  II,  S.  32.  Bracon  Midd.) 

cc.  Flügel  wasserhell,  die  Nerven  bräunlich, 
d.  Kopf  und  Mittelleib  roth  cT?  oder  schwarz  mit  rothen 
Zeichnungen;  Beine  pechbräunlich,  Hüften  und  Tro- 
chanteren  heller;  Flügel  mit  zwei  helleren  Querbinden. 
D.  protuberans  Nees.  (s.  Nees.  Hym.  ichn.  aff.T.  pag. 
121.) 

dd.  Beine  röthlichgelb,  Hinterhüften  und  Schenkel  pech- 
bräunlich; Flügel  ohne  hellere  Querbinden  D.  insi- 
gnis  m. 


Beitrag  zur  MoUnskenfanna  Westfalens 


von 

P.  Hesse. 

.  Id  Minden. 


Westfalen  ist  in  Bezug  auf  Molluskpih  im  Yerhältniss 
zu  andern  Gegenden  Deutschlands  nocli  wenig  erforscht 
Die  erste  Grundlage  zur  Kenntniss  seiner  Fauna  legte 
Goldfuss  durch  das  im  XIII.  Jahrg.  dieser  Verhandlungen 
publicirte  „Verzeichniss  der  bis  jetzt  in  der  Rheinprovinz 
und  Westfalen  beobachteten  Land-  und  Wasser-Mollusken", 
und  seit  jener  Zeit  igt  wol  kaum  eine  vollständigere  Arbeit 
über  die  Fauna  dieses  Gebiets  erschienen;  was  sonst  noch 
darüber  bekannt  wurde,  ist  im  Nachrichtsblatt  der  deutschen 
malakozoologischen  Gesellschaft,  Jahrg.  II.  1870  von  Prof. 
y.  Martens  zusammengestellt. 

Am  besten  kennen  wir  die  Gegend  von  Pyrmont,  wo 
Menke  sammelte  und  die  gewonnenen  Resultate  theils 
selbst  publicirte,  theils  Anderen,  namentlich  Carl  Pfeiffer 
mittheilte,  durch  welche  sie  dann  veröflFentlicht  wurden. 
Goldfuss  rechnet  Pyrmont  mit  zu  seinem  Gebiet  und  führt 
Einiges  von  da  an,  scheint  aber  die  Angaben  Menke 's 
nicht  gekannt  zu  haben;  wenigstens  hat  er  sie  nicht  be- 
rücksichtigt. In  d^r  Porta  Westphalica  sammelten  Rolle 
und  Reinhardt  Einiges,  Letzterer  auch  bei  Oeynhausen, 
bei  Lemgo  Döring,  und  bei  Rinteln  Dr.  D  unk  er.  Die  Ar- 
beit von  Goldfuss  behandelt  hauptsächlich  die  Rheinpro- 
vinz; seine  Angaben  aus  Westfalen  beschränken  sich  auf 
die  Umgebung  von  Bielefeld,  Herford,  Minden  und  das  be- 
nachbarte Fürstenthum  Lippe-Detmold  und  sind  weit  ent- 
fernt, die  Fauna  dieser  Gegenden  zu  erschöpfen. 

Die  Vorkommnisse  der  Umgebung  von  Minden  habe 
ich  seit  einigen  Jahren  gesammelt  und  glaube  das  Resultat 


84 

veröffentlichen  zu  sollen,  da  unsere  Eenntniss  der  west- 
fälischen MoUuskenfauna,  wie  gesagt,  noch  sehr  unvoU- 
Btändig  ist  und  meine  Mittheilnngen  die  Goldfass'sche 
Arbeit  in  manchen  Punkten  ergänzen. 

Das  Gebiet,  welches  ich  sorgfältiger  durchsuchte,  be- 
schränkt sich  auf  den  Umkreis  einer  Stunde  um  Minden; 
ich  habe  dasselbe  auf  häufigen  Excursionen  durchstreift 
und,  wie  ich  glaube,  ziemlich  genau  kennen  gelernt.  Ueber 
diesen  Kreis  hinaus  führten  mich  nur  einzelne  grössere 
Ausflüge,  nach  Kirchlengern  und  dem  durch  seine  Tertiär- 
yersteinerungen  bekannten  Doberge  bei  Bünde,  nach  Rinteln 
und  dem  Teutoburger  Walde;  einige  Fundortsangaben  aus 
dem  Lippe'schen  und  von  Bad  Oeynhausen  verdanke  ich 
verschiedenen  Freunden. 

Herr  Major  Lademann,  früher  in  Minden,  jetzt  in 
Spaudau,  hat  durch  gütige  Mittheilung  seiner  Funde  we- 
sentlich zur  Vervollständigung  des  nachfolgenden  Verzeich- 
nisses beigetragen  und  mich  dadurch  sehr  zu  Dank  ver- 
pflichtet; den  Herren  Prof.  E.  v.  Martens  in  Berlin  und 
S.  Glessin  in  Begensburg  bin  ich  für  ihre  bereitwillige 
Unterstützung  beim  Bestimmen,  Herrn  Prof  Dr.  D  unk  er  in 
Marburg  für  briefliche  Mittheilungen  über  hiesige  Vorkomm- 
nisse sehr  verbunden. 

In  der  systematischen  Anordnung  der  Arten  folge  ich 
Eobelt's  Gatalog  der  im  europäischen  Faunengebiet  leben- 
den Binnenmollusken,  lasse  indess  die  Nacktschnecken  nn- 
berücksichtigt,  da  ich  erst  in  der  letzten  Zeit  begonnen 
habe,  mich  mit  denselben  zu  beschäftigen,  und  eine  Auf- 
zählung des  bisher  Gesammelten  zu  unvollständig  ausfaUen 
würde. 

I.  Classe.    Gasteropoda. 

I.  Ordnung.    Inopercülata. 

I.  Gruppe.    Stylommatophora. 

I.  Familie.     Vitrinacea. 

I.  Gattung.     Vitrina, 

1.     Vipellimda  Müll. 

Wittekinifcberg  und  Jacobsberg  der  Porta  Westphalica; 
bei  Kleinbremen  an  bemoosten  Felsen;  an  verschiedenen 
Stellen  der  hiesigen  Festungswerke;  Falkenburg  bei  Detmold. 


85 

IL  Gattung.    Hytüina  Gray. 

2.  Ä  cellaria  Müll. 

An  denselben  Orten  wie  vorige  Art;  ausserdem  im 
Irrgarten. 

H,  altiaria  Mill.  wurde  von  Reinhardt  auf  dem  Ja- 
cobsberge entdeckt;  es  gelang  mir  nicht,  diese  seltene  Spe- 
cies  da  aufzufinden. 

3.  H.  nitidula  Drp. 

In  schattigen  feuchten  Wäldern  unter  Laub  und  Stei- 
nen. Im  Nammer  Walde;  Irrgarten;  im  Festungsglacis 
häufig;  bei  Kirchlengern. 

4.  K  nitida  Müll. 

An  feuchten  Stellen,  an  den  Ufern  der  Gewässer. 
Häufig. 

5.  H.  crystallina  Müll. 

Nicht  häufig.  Nammer  Wald  im  Moose  am  Fnsse  der 
Bäume;  auf  feuchten  Wiesen  bei  der  Foggenmühle,  bdi 
Seydelshof  und  bei  Kirchlengern;  an  den  Berlebecker  Quel- 
len bei  Detmold. 

6.  H.  nitidosa  För.  (H.  radiattüa  Alder,  striatula 
Gray.) 

Unter  feuchtem  Laub  und  faulem  Holz,  ziemlich  sel- 
ten.   Nammer  Wald  und  Irrgarten;  im  Genist  der  Weser. 

7.  H,  pura  Alder. 

Selten.    Wittekindsberg ;   Festungsglacis. 

8.  K  fulva  Drap. 

An  feuchten  Orten,  nicht  häufig.  Auf  nassen  Wiesen 
bei  der  Foggenmühle  und  bei  Kirchlengern;  Nammer  Wald; 
im  Genist  der  Weser. 

II.  Familie.    HeUcea. 

III.  Gattung.    Hdix  L. 

9.  H.  pygmaea  Drap. 

In  Wäldern  unter  Laub,  selten  und  wegen  ihrer  Klein- 
heit schwer  zu  finden,  Nammer  Wald;  Jacobsberg  und 
Wittekindsberg;  im  Genist  der  Weser;  an  den  Festungs- 
wällen. 

10.  K  rotundata  MttlL 

Unter  Steinen  und  Laub;  überall  gemein. 


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86 

11.  H.  obvoluta  Müll. 

Jacobsberg  nnd  Wittekindsberg.  Nicht  häufig  und  nur 
bei  sehr  feuchtem  Wetter  lebend  zu  erlangen. 

12.  H,  aculeata  Müll. 

In  schattigen  Wäldern  unter  faulenden  Blättern;  sel- 
ten.   Nammer  Wald;  Jacobsberg. 

13.  H.  costata  Müll. 

An  den  Festungswällen  j  im  Genist  der  Weser. 

14.  K  pülchella  Müll. 

Oft  in  Gesellschaft  der  vorigen  Art,  aber  viel  häufiger 
als  jene.''  Sie  liebt  feuchte  Orte,  während  costata  auch  an 
trockenen  vorkommt.  Im  Genist  der  Weser  findet  sie  sich 
stets  in  grosser  Menge. 

15.  H.  hispida  L. 

An  feuchten  Grabenrändem  und  in  schattigen  Wäl- 
dern häufig.  Eine  kleine,  sehr  eng  genabelte  Form  sam- 
melte ich  bei  Hörn  im  Teutoburger  Walde;  eine  ähnliche 
erhielt  ich  von  den  Externsteinen,  v(m  wo  auch  Goldfuss 
sie  erwähnt. 

16.  J7.  incamata  Müll. 

In  Wäldern  häufig;  auch  im  Festungsglacis. 

17.  H.  frvitkum  WXW, 

Im  Festungsglacis ;  meist  die  hellbraune^  seltener^  die 
weisse  Form.  Sie  scheint  sich  mit  Vorliebe  an  Brenn- 
nesseln aufisuhalten. 

18.  H,  lapicida  L. 

In  der  Porta  Westphalica  und  im  Teutoburger  Walde 
häufig;  Ahrensburg  bei  Bückeburg.  Eine  kleine  Form  er- 
hielt ich  von  den  Externsteinen. 

19.  H.  arhttstorum  L. 

Sehr  gemein  in  den  Festungswerken  und  an  Hecken 
in  der  Umgebung  von  Minden. 

20.  H,  nemoralis  L. 

Allenthalben  sehr  häufig.  Sehr  schöne,  farbenfrische 
Exemplare  erhielt  ich  von  Lage  in  Lippe  -  Detmold.  Auf 
dem  Jacobsberge  lebt  sie  in  viel  grösserer  Anzahl,  als-  H. 
hortensis;  auf  dem  gegenüberliegenden  Wittekindsberge 
findet  das  Umgekehrte  statt|  sie  tritt  da  gegen  ihre  Ver- 
wandte fast  ganz  znrttek.  Folgende  Bändervarietäten  wur- 


den  mir  bekannt  (die  Bänder  von  oben  nach  unten  gezäMt): 
12345,  12345,  12045,  1234'5,  1234'5,  12345,  12345, 
iTmI,  12-45,   —  2345,  —  2  —  45, 345,  -  23 


, 34-, 


-3—5, 45, 3 , 


,    —2345,    12—45,    12  —  45, 345, 

45;  auBserdem  eine  Anzahl  Exemplare  mit  (1,  einige 

sogar  mit  7  Bändern. 

Herr  Major  Ladomann  bat  diese  und  die  folgende  Art 
in  mehreren  tausend  Exemplaren  gesammelt  und  darunter 
circa  40  mit  Vervielfachung  der  Bänder  gefunden;  auch  von 
Osnabrück  und  Stendal  erhielt  derselbe  solche  Stücke,  es 
scheint  daher,  dasa  sie  auch  in  andern  Gegenden  sich  häu- 
figer finden,  als  mau  bisher  glaubte-  Sie  gelten  allgemein 
als  seltene  Vorkommnisse,  ich  vermuthe  indees,  dass  sie 
bei  genauerem  Nachsuchen  wol  Überall  anzutreffen  sind. 

Die  Grundfarbe  des  Gehäuses  differirt  an  den  vei^ 
Bchiedenen  Fundorten.  Im  Festnngsglacis  iet  sie  ebenso 
häufig  gelb  als  roth;  die  meisten  Exemplare  sind  gebändert, 
doch  sind  auch  einfarbige  rothe  nicht  selten;  auf  dem  Ja- 
cobsberge herrscht  die  gelbe  Grundfarbe  entschieden  vor, 

am  häufigsten  sind: 3 , 3 — 5  und 345; 

einfarbig  gelb  kenne   ich  die  Art  nur  aus  dem  Nammer 
Walde  und  von  Oeynhausen. 

Als  Abnormität  verdient  ein  ganz  flaches  Exemplar 
Erwähnung,  welches  ich  auf  dem  Jacohsberge  fand. 
21.     H.  Äortensjs  Müll. 

Ebenso  gemein  wie  vorige  Art  und  an  denselben  Orten. 
Auf  dem  Wittekindsberge  kommt  am  häufigsten  eine  ein- 
fÄibig  rothe  Form,  var.  fagornm  Weinl,  vor,  doch  finden 
sieh  da  auch  gebänderte  Exemplare;  sie  sind  bedeutend 
kleiner  als  die  aus  der  Ebene.  Ebenso  kleine  Stttcke,  ein- 
farbig gelb,  erhielt  ich  von  Lage  in  Lippe- Detmold.  Die 
Grundfarbe  des  Gehäuses  ist  in  der  näheren  Umgebung 
Mindens  meist  gelb;  im  Festnngsglacis  machen  die  unge- 
bänderten  gelben  wol  die  Hälfte  aller  Exemplare  aus. 

Von  Bändervarietäten  beobachtete  ich:  12345,  12345, 
12345,  1234'5,  12345,  12345,  12345,  12345,  mTs, 


88 

1234-,  12-45,  1—345,  -2345,  1-3—5, 3—5, 

3 , .    Das  bei  Helix  nemoralis  Aber 

die  VeryielfachaDg  der  Bänder  Gesagte  gilt  anch  von  die- 
ser Art.  Blendlinge,  die  in  anderen  Gegenden  ziemlich 
häufig  sind,  habe  ich  noch  nicht  gefunden,  trotzdem  mir 
Tausende  von  Exemplaren  durch  die  Hände  gingen. 

Eine  eigenthümliche  Missbildung  fand  ich  im  Festungs- 
glacis.  Als  das  Gehäuse  noch  unvollendet  war,  hat  sieh 
an  der  Innenseite  des  Aussenrandes  ein  Steinchen  fest- 
gesetzt, welches  das  Tbier  wahrscheinlich  nicht  entfernen 
konnte;  es  hat  vom  innem  Rande  desselben  weiter  gebaut 
und  dadurch  ist  auf  dem  letzten  Umgange  eine  tlber  1  mm 
breite  und  ebenso  tiefe  Rinne  entstanden,  die  sich  bis  zur 
Mtlndung  fortsetzt. 

Die  var.  fuscolabiata,  mit  brauner  Lippe,  ist  nicht 
selten.  Die  rothe  Grundfarbe  herrscht  vor,  am  häufigsten 
sind  einfarbig  rothe,  dann  12345  und  1  —  3  —  5;  Stücke 
mit  gelber  Grundfarbe  finden  sich  viel  weniger  häufig. 

22.  H.  pamaHa  L. 

Im  Festungsglacis  nicht  selten;  häufig  auf  dem  Ja- 
cobsberge. 

23.  H,  ericetorum  Müll. 
Königsberg  bei  Detmold. 

24.  H.  costtdata  2igl. 

Eine  kleine  unausgewachsene  Xerophile,  welche  ich, 
leider  nur  in  einem  Exemplare,  im  Genist  der  Weser  fand, 
hält  Hr.  Prof.  v.  Martens  mit  einigem  Zweifel  für  diese  Art. 

25.  H.  candidida  Stud. 

Eine  sehr  grosse  Form,  die  auch  Ad.  Schmidt  er- 
wähnt (Beiträge  zur  Malacozoologie  S.  20),  kommt  auf  d^ou 
Doberge  bei  Bünde  in  ungeheurer  Menge  Tor. 

IV.  Gattung.    Btdiminus  Ehrbg. 

26.  JB.  moniantis  Drap. 

Selten.    Wittekindsberg;  Paschenburg  bei  Rinteln. 

27.  B.  obscurus  Müll. 

Jacobsberg;  Wittekindsberg;  Kleinbremen;  Ahrens- 
burg bei  Bückeburg;  Falkenburg  bei  Detmold;  Doberg  bei 
Bünde.    In  grosser  Menge  sammelte  ich  diese  Art  bei  an- 


89 

haltendem  Regen  an  den  Bänmen,  welche  die  von  Minden 
nach  Bückebarg  führende  Chanssee  begrenzen;  bei  trocke- 
nem Wetter  konnte  ich  nnr  sehr  vereinzelte  Exemplare 
auffinden. 

V.  Gattung.    Cionella  Jeflfr. 

28.  C.  lubriea  Müll. 
An  feuchten  Orten  häufig. 

29.  C.  acictda  Müll. 

Leere  Gehäuse  im  Genist  der  Weser;  an  Phryganeen- 
hülsen  in  einem  Graben  unweit  des  Nammer  Waldes.  Le- 
bend fand  ich  die  Art  noch  nicht. 

VI.  Gattung.    Pupa. 

30.  Pupa  muscorum  L.  (non  Drap.). 

An  den  Festungs wällen;  aufwiesen  unweit  des  Nam- 
mer Waldes;  bei  Kleinbremen;  im  Genist  der  Weser  nicht 
häufig.  Goldfuss  giebt  irrthümlich  Draparnaud  als 
Autor  dieser  Art  an;  P.  muscorum  Drap,  ist  synonym  mit 
minutissitna  Harter. 

31.  P.  antivertigo  Drap. 

Auf  feuchten  Wiesen,  nicht  selten.  Im  Genist  der 
Weser  einzeln. 

32.  P.  pygmaea  Drap. 
Wie  vorige  Art. 

33.  P  dolidlum  Brug. 

Wittekindsberg,  selten ;  ich  fand  nur  drei  todte  Exem- 
plare. Abgesehen  Ton  der  etwas  unsiohem  Angabe  v.  Sie- 
bold's  (Beitrag  zur  Preussischen  MoUuskenfanna,  1838), 
wonach  diese  gebirgsliebende  Art  bei  Danzig,  ganz  ausser- 
halb ihres  sonst  bekannten  Verbreitungsbezirks,  vorkommen 
soll,  ist  wol  die  Porta  Westphalica  der  nördlichste  bis  jetzt 
mit  Sicherheit  constatirte  Fundort  derselben. 

VII.  Gattung.    Clausüia  Drap. 

34.  C.  laminata  Mont. 

In  Wäldern  unter  abgefallenem  Lanb.  Jacobsberg  und 
Wittekindsberg;  Ahrensburg  bei  Bttckeburg;  Falkenbnrg 
bei  Detmold;  einzeln  im  Festongsglacis. 


';«• 


90 

35.  C.  bipiicaia  Mont. 
An  den  Festungswällen  und  im  GUirig;  .  Jacobdbt^ 

and  Wittekindsberg;  Ahrensburg  bei  Mokeburg;.  *.  .  t 
Blendlinge  dieser  Art  waren  im  ungewöhnlich.  natM 
Sommer  des  Jahres  1877  auf  dem  Wittekindsberge  nidit 
selten ;  ich  sammelte  Mitte  August  an  einem  Tage  16  StfleL 
Hartmann  (Erd-  und  Süss wasser-Gasteropoden  der  Schweix 
1844)  vcrmuthet,  dass  die  Bildung  dieser  Abnoradtftten 
durch  Nässe,  Kälte  und  Mangel  des  Sonnenlichts  yeran- 
lasst  wird,  und  meine  Beobachtung  scheint  das  zu  bestiU 
tigen;  da  ich  frtther  nie  Albinos  fand,  so  liegt  wol  der 
Schluss  nahe,  dass  deren  plötzliches  Auftreten  eine  iV>lge 
der  eigenthUmlichen  Witterungsverhältnisse  des  genannten 
Jahres  ist.  Wie  mir  Herr  Glessin  mittheilt;  sind  auch  in 
andern  Gegenden  zu  jener  Zeit  albine  Schne<^en  häufiger 
als  sonst  gefunden  worden. 

Auch  mehrere  Missbildnngen  fand  ich  auf  deni  Witte- 
kindsberge,  meist  in  Folge  von  Verletzungen  entstanden. 
An  einem  Exemplar  war  ,nach  Vollendung  des  GehäaseB 
die  äussere  Seite  der  Mündung  ausgebrochen  und  hat  das 
Thier  da  eine  neue,  vollständig  ausgebildete  Mündung  an- 
gebaut; die  Schnecke  besitzt  also  zwei  Mündungen  neben 
einander.  Eine  ähnliche  Monstrosität  beschreibt  Westef- 
lund  im  Naehrichtsblatt  der  deutschen  malakozoologisehen 
Gesellschaft  1875.  S.  84. 

36.  C.  plicata  ^Drap. 
Unter  einer  Anzahl  Claus,  biplicata,   die  mir  Herr 

Major  Lademann  zur  Durchsicht  übergab,  fand  ich  mok- 
iere Exemplare  dieser  Art ;  wahrscheinlich  stammj^n  sietoa 
der  Ahrensburg  bei  Bückeburg. 

37-    C,  parvfda  Stud.  :_■-..] 

Häufig  in  der  Porta  Westphalica  und  im  TentobojiQger 
Walde. 

38.  C.  dubia  Drap.  (C.  rugosa  Pfeiflf.  bei  Goldfoss). 
Im  Festungsglacis  selten;   häufiger'  auf  der  Falken- 

bürg  bei  Detmold  und  bei  Kleinbremen. 

39.  a  nigricans  Pult.  (C.  abti48a  Pfeiff.  b^i  Gold- 
fuss). 

An  Bäumen,  Felsen,  alten  Mauern  etc.  gemein»  JBßcimr 


.1 


91 

berg  und  Wittekindsberg;  bei  Kleinbremen;  Ahrensburg  bei 
Bückeburg;  Falkenburg  bei  Detmold;  im  Genist  der  Weser 
einzeln ;  sehr  häufig  im  Nammer  Walde.  An  letzterem  Orte 
fand  ich  auch  eine  Sealaride,  var.  septmtrionalis  Ad. 
Schmidt.    Im  Festungsglacis  und  bei  der  Ahrensburg« 

III.  Familie.    Succinea. 

Vni.  Gattung.    Succinea  Drap. 

^  40.    S.  ptUris  L. 

Am  Rande  von  Gewässern  überall  häufig. 

41.  8.  Pfeifferi  Rossm. 

An  gleichen  Localitäten  wie  vorige,  aber  seltener. .  Am 
Weserufer  oft  in  grosser  Anzahl  auf  feuchtem  Schlamme 
kriechend;  auch  im  Nammer  Walde  häufig. 

42.  /S.  oblonga  Drap. 

An  feuchten  Grabenrändern  und  auf  nassen  Wiesen, 
aber  auch  an  trockenen  Orten,  z.  B.  auf  den  Festungs- 
wällen. Im  Irrgarten  und  auf  Wiesen  in  dessen  Nähe; 
Nammer  Wald;  Elisen;  Kleinbremen;  am  Ufer  der  Else 
bei  Kirchlengern;  im  Genist  der  Weser  und  an  deren  üfem. 

II.  Gruppe.    Basommatophora, 

IV.  Familie.     Terresiria. 
IX.  Gattung.    Carychmfn  Müll. 

43.  C.  minimum  Müll. 

An  feuchten  Stellen  allenthalben;  im  Genist  der  Weser 
sehr  häufig. 

V.  Familie.    Äguatilia. 

X.  Gattung.    Limnaea  Drap. 

44.  L.  auricularia  Drap.  . 

Eine  Form;  die  dem  Typus  nach  Kobelt 's  Auffassung 
entspricht,  in  den  Festungsgräben  und  in  der  Bastau. 

var.  ampla  Hartm.  In  der  Aue  und  den  Altwassern 
der  Weser. 

45.  L,  ovata  Drap. 

Schöne  typische  Exemplare  von  26  mm  Höhe  im  Oster- 
bach; kleinere  in  der  Bastau,  Aue  und  einigen  Wiesen- 
gräben. Eine  Form,  die  durch  ihr  auffallend  hohes  Ge- 
winde sehr  an  L.  lagotis  Schrank  erinnert^  sammelte  ich 


iü  einem  schlammigen  Wiesengraben  bei  Borkliaasen;  eine 
ähnliche,  nicht  ganz  so  hoch  gewundene,  im  Nammer  Walde. 

46.  L,  peregra  Drap. 

Herr  Lademann  fand  in  hiesiger  Gegend  einige 
Exemplare,  konnte  mir  indess  deren  Fandort  nicht  mit 
Sicherheit  angeben. 

47.  L.  truncattda  Müll. 

In  stehenden  und  fliessenden  Gewässern  häufig;  oft 
auch  ausserhalb  des  Wassers,  auf  dem  Schlamme  kriechend, 
zu  finden.  Schöne  grosse  Exemplare  sammelte  ich  im 
Nammer  Walde;  am  Fusse  des  Jacobsberges  kommt  sie 
an  feuchten  Felsen  und  im  nassen  Moose  an  Hungerquel- 
len  vor. 

48.  L.  stagnalis  L. 

In  stehenden  Gewässern  allenthalben,  meist  die  kan- 
tige Form,  var.  turgida  Menke.  Eine  schöne  Sealaride 
fand  Herr  Lademann  Im  Irrgarten. 

49.  Z.  palustris  Müll. 

Von  dieser  in  vielen  Gegenden  sehr  häufigen  und 
variabeln  Art  fand  ich  bisher  nur  die  typische  Form,  ganz 
der  Figur  1266  in  Bossmässler's  Iconographie  (fortge- 
setzt von  Kobelt)  entsprechend,  in  einigen  Gräben. 

Amphipeplea  glutinosa  Müll,  wurde  im  Jahre  1827  von 
Herrn  Prof  Dunker  bei  Rinteln  entdeckt  und  war  dieses 
Vorkommen  damals  das  erste  bekannte  in  Deutschland. 
Herr  Dunker  hatte  die  Güte,  mir  den  Fundort  genau  zu 
beschreiben,  es  gelang  mir  indess  nicht,  die  seltene  Art 
au&ufinden  und  dürfte  sie  auch  wol  kaum  noch  an  der 
betreffenden  Localität  vorkommen,  da  das  fragliche  Terrain 
sich  im  Laufe  der  Zeit  sehr  verändert  hat.  Die  Tümpel, 
in  denen  sie  früher  vorkam,  sind  jetzt  trocken  gelegt  und 
an  ihre  Stelle  sind  Weidenanpfianzungen  getreten;  ein  klei- 
ner Teich,  in  dem  sie  auch  gefunden  wurde,  existirt  gleich- 
falls nicht  mehr. 

XI.  Gattung.    Physa  Drap. 

50.  P.  hypnorum  L. 

In  stehenden  Gewässern,  ziemlich  selten.  Nammer 
Wald;  Irrgarten;  Petershagener  Wald. 


■  ^ 


i 


51.  -P.  fonlinalis  L. 
In  bewachsenen  Gräben  und  SUmpfen,   aber  auch  in 

fliessendem  Wasser,  z.  B.  in  der  Aue,  Bastan  und  im  Oster- 
bach,   Uäußger  als  vorige. 

XII.  Gattung.     Planorbis  Guettard. 

52.  P.  corneus  L. 
In  stehenden  Gewässern  mit  schlammigem  Grunde  ge- 
mein, meist  in  Gesellschaft  von  Linmaea  stagnalis. 

53.  P.  albus  Müll. 

In  stehenden  nnd  fliesseuden  Gewässern,  nicht  häufig. 
Bastau;  Festungsgräben;  Aue;  Else  bei  Kircblengern. 

54.  P.  aristatus  Drap. 
Sumpf  im  Irrgarten,  selten. 

55.  P.  marginattts  Drap. 

An  ähnlichen  Orten  wie  P.  corneus,  aber  noch  weit 
häufiger;  schöne  grosse  Exemplare  im  Irrgarten. 

56.  P.  vortex  L. 

Nicht  selten;  in  SUmpfen  und  Gräben,  aber  auch  in 
fliessendem  Wasser.  Bastau;  Else  bei  Kirchlengem ;  Gräben 
bei  der  Bleiche  und  unweit  der  Poggeumüble. 

57.  P.  rotundatus  Poiret. 

In  Gräben,  nicht  selten.  Naramer  Wald;  Irrgarten; 
Petershagener  Wald;  Kirehleugern. 

58.  P.  contortus  L. 

Kieht  selten.  Osterbaeh;  Graben  unweit  der  Bleiche; 
in  Wiesengräben  bei  Meissen;  Sumpf  im  Irrgarten;  Lage; 
im  Genist  der  Weser. 

59.  P,  fantanns  Lightf'oot. 

Ziemlich   selten.     Eise    bei   Kirehlengern ;    Sumpf  im 
Irrgarten;  cariöae  Exemplare  in  einer  moorigen  Lache  zwi- 
schen dem  Irrgarten  und  dem  Dorfe  Evesen. 
GO,     P.  nUidus  Müll. 

Sumpf  im  Irrgarten;  in  Gesellschaft  der  vorigen,  aber 
viel  seltener  als  jene. 

XIII.  Gattung.     Ancylus  Geoffroy. 
61.     Ä.  fluviaülis  Mlill. 
In  der  Weser  und  deren  Genist. 


86 

11.  H.  öbvdtda  Müll. 

Jacobsberg  und  Wittekindsberg.  Nicht  häufig  und  nur 
bei  sehr  feuchtem  Wetter  lebend  zu  erlangen. 

12.  H.  aculeata  Müll. 

In  schattigen  Wäldern  unter  faulenden  Blättern;  sel- 
ten.   Nammer  Wald;  Jacobsberg. 

13.  H.  costata  Müll. 

An  den  Festungswällen;  im  Genist  der  Weser. 

14.  H.  pulcheUa  Müll. 

Oft  in  Gesellschaft  der  vorigen  Art,  aber  viel  häufiger 
als  jene.""  Sie  liebt  feuchte  Orte,  während  costata  auch  an 
trockenen  vorkommt.  Im  Genist  der  Weser  findet  sie  sich 
stets  in  grosser  Menge. 

15.  H.  hispida  L. 

An  feuchten  Grabenrändem  und  in  schattigen  Wäl- 
dern häufig.  Eine  kleine,  sehr  eng  genabelte  Form  sam- 
melte ich  bei  Hom  im  Teutoburger  Walde;  eine  ähnliche 
erhielt  ich  von  den  Externsteinen,  von  wo  auch  Goldfuss 
sie  erwähnt. 

16.  J7.  imamata  MiUl. 

In  Wäldern  häufig;  auch  im  Festungsglacis. 

17.  K  frutkum  Müll. 

Im  Festungsglacis ;  meist  die  hellbraune^  seltener^  die 
weisse  Form.  Sie  scheint  sich  mit  Vorliebe  an  Brenn- 
nesseln aufzuhalten. 

18.  H.  lapicida  L. 

In  der  Porta  Westphalica  und  im  Teutoburger  Walde 
häufig;  Ahrensburg  bei  Bückeburg.  Eine  kleine  Form  er- 
hielt ich  von  den  Extemsteinen. 

19.  jH".  arbi4Storum  L. 

Sehr  gemein  in  den  Festungswerken  und  an  Hecken 
in  der  Umgebung  von  Minden. 

20.  H,  nemorälis  L. 

Allenthalben  sehr  häufig.  Sehr  schöne,  farbenfirische 
Exeniplare  erhielt  ich  von  Lage  in  Lippe  -  Detmold.  Auf 
dem  Jacobsberge  lebt  sie  in  viel  grösserer  Anzahl,  als-  H» 
hortensis;  auf  dem  gegenüberliegenden  Wittekindsberge 
findet  das  Umgekehrte  statt,  sie  tritt  da  gegen  ihre  Ver- 
wandte fast  ganz  zurück.  Folgende  Bändervarietäten  wur- 


87 

den  mir  bekannt  (die  Bänder  von  oben  nach  unten  gezählt) : 

12345,  12345,  12345,  12345,  12345,  12345,  1234B, 

lÄ^,  12-45,  —  2345,  —  2  —  45, 345,  -  23 

, 34-, 3  —  5, 45,  —3- , 

,  —2345,  12—45,  12—45, sß, 

45;  ausserdem  eine  Anzahl  Exemplare  mit  6,  einige 

sogar  mit  7  Bändern. 

Herr  Major  Lademann  hat  diese  and  die  folgende  Art 
in  mehreren  tausend  Exemplaren  gesammelt  und  darunfter 
circa  40  mit  Vervielfachung  der  Bänder  gefunden;  auch  yon 
Osnabrück  und  Stendal  erhielt  derselbe  solche  Stücke,  es 
scheint  daher,  dass  sie  auch  in  andern  Gegenden  sich  häu- 
figer finden,  als  man  bisher  glaubte.  Sie  gelten  allgemein 
als  seltene  Vorkommnisse,  ich  vermuthe  indess,  dass  sie 
bei  geniauerem  Nachsuchen  wol  überall  anzutreffen  sind. 

Die  Grundfarbe  des  Gehäuses  differirt  an  den  ver- 
schiedenen Fundorten.  Im  Festungsglacis  ist  sie  ebenso 
häufig  gelb  als  roth;  die  meisten  Exemplare  sind  gebändert, 
doch  sind  auch  einfarbige  rothe  nicht  selten;  auf  dem  Ja- 
cobsberge herrscht  die  gelbe  Grundfarbe  entschieden  vor, 

am  häufigsten  sind: 3 , 3 — 5  und 345; 

einfarbig  gelb  kenne  ich  die  Art  nur  aus  dem  Kammer 
Walde  und  von  Oeynhausen. 

Als  Abnormität  verdient  ein  ganz  flaches  Exemplar 
Erwähnung,  welches  ich  auf  dem  Jacobsberge  fand. 

21.  Ä  hofiensis  Müll. 
Ebenso  gemein  wie  vorige  Art  und  an  denselben  Orten. 
Auf  dem  Wittekindsberge  kommt  am  häufigsten  eine  ein- 
farbig rothe  Form,  var.  fagorum  Weinl.,  vor,  doch  finden 
sich  da  auch  gebänderte  Exemplare;  sie  sind  bedeutend 
kleiner  als  die  aus  der  Ebene.  Ebenso  kleine  Stücke,  ein- 
farbig gelb,,  erhielt  ich  von  Lage  in  Lippe- Detmold.  Die 
Grundfarbe  des  Gehäuses  ist  in  der  näheren  Umgebung 
Mindens  meist  gelb;  im  Festungsglacis  machen  die  unge- 
bänderten  gelben  wol  die  Hälfte  aller  Exemplare  aus. 

Vqu  Bändervarietäten  beobachtete  ich :  12345,  12345, 

12345,  12345,  12345^  12345,  12345,  12345,  12345, 


V  - 


96 

V.  Gattung.    Pisidium  C.  Pfeiflf. 

81.  P.  amnicum  Müll. 

In  Bächen  und  Flüssen,  aber  auch  in  stehenden  Was- 
sern. Weser;  Bastau;  in  einem  Graben  anweit  des  Nammer 
Waldes. 

82.  P.  supinum  A.  Schmidt. 

Von  dieser  seltenen  Art  fand  ich  ein  Exemplar  bei 
Eirchlengem  in  einem  Seitengraben  der  Else. 

83.  P.  henslowianum  Shepp. 

Im  Genist  der  Weser;  in  einigen  Gräben  unweit  des 
Nammer  Waldes. 

84.  P.  fossarinum  Clessin. 

In  schlammigen  Gräben  häufig;  bei  der  Poggenmtthle; 
im  Petershagener  Walde ;  Gräben  unweit  des  Nammer  Wal- 
des; im  Irrgarten  und  auf  der  sogenannten  Behwiese. 

85.  P.  pallidum  Jeflfr. 
Im  Genist  der  Weser. 

86.  P  obtusde  C.  Pfeiflfer. 
Gräben  im  Nammer  Walde. 

87.  P  ptisülum  Gmel. 
Im  Genist  der  Weser. 

88.  P.  subtruncdUum  Malm. 
Im  Sanverbach. 

89.  P.  müium  Held  {Qassiesianum  Dup.). 
In  einem  Graben  bei  der  Bleiche;  häufig. 

90.  P.  Scholtm  Cless. 

An  Phryganeenhülsen  in  einem  Wiesengräben  unweit 
des  Nammer  Waldes. 

III.  Familie.    Dreissenidae, 
VI.  Gattung.    Vreissena  van  Beneden. 

91.  D.  polymorpJia  Pallas. 

Herr  Lademann  fand  ein  todtes  Exemplar  in  der 
Weser;  es  ist  mir  trotz  eifrigen  Suchens  nicht  gelungen, 
die  Art  lebend  aufzufinden. 


97 

Das  vorstehende  Yerzeichniss  zählt  44  Land-,  26  Was- 
seivSchnecken  and  21  Muscheln  au^  die  Fauna  ist  also  für 
das  kleine  Gebiet  eine  yerhältnissmässig  reiche  zu  nenneni 
zumal  die  Nacktschnecken  ttbergangen  sind  und  noch  einige 
von  Goldfuss  in  hiesiger  Gegend  gesammelte  Arten  hin- 
zukommen. 

Die  ergiebigsten  Fundorte  waren  für  mich  die  süd- 
lich von  Minden  gelegenen  Berge  der  Porta  Westphalica, 
der  Jacobsberg  am  rechten  und  der  Wittekindsberg  am 
linken  Ufer  der  Weser.  Der  Juraformation  angehörig  und 
mit  schönem  Laubwalde  bestanden,  bieten  sie  den  Schnecken 
die  beiden  nöthigsten  Existenzbedingungen,  Kalk  und  Feuch- 
tigkeit, in  hinreichendem  Masse  und  sind  daher  der  Ent- 
wicklung einer  reichen  Molluskenfauna  sehr  günstig.  Bei 
anhaltendem  Regen  wimmelt  es  deshalb  auch  von  Schnecken, 
und  namentlich  Clausilien  sind  dann  in  grosser  Zahl  zu 
finden.  Die  Fauna  der  beiden  Berge  ist  nicht  ganz  gleich, 
die  meisten  Arten  sind  aber  Beiden  gemeinsam.  Ich  sam- 
melte auf  Beiden,  mehr  oder  weniger  häufig:  Vitrina  pel- 
lucida;  Hyalina  cellaria;  Helix  pygmaea,  rotundata,  ob- 
voluta,  pulchella,  lapicida,  nemoralis,  hortensis;  Buliminus 
obscurus;  Glausilia  laminata,  biplicata,  parvula  und  nigri- 
cans; dagegen  wurden  von  mir  Helix  aculeata  undpomatia 
nur  auf  dem  Jacobsberge,  Hyalina  pura,  Buliminus  mon- 
tanus  und  Pupa  doliolum  nur  auf  dem  Wittekindsberge 
beobachtet.  Auffallend  ist  das  Fehlen  der  kalkliebenden 
Xerophilen  und  der  in  der  Lebensweise  sich  ihnen  an- 
schliessenden Torquillen  und  Buliminus  detritus  und  tridens, 
für  welche  die  begrasten  Abhänge  geeignete  Wohnplätze 
bieten  würden. 

Den  Gegensatz  zu  dieser  Gebirgsfauna  bietet  das  sich 
im  Norden  der  Weserkette  ausdehnende  Flachland.  Die 
gebirgsliebenden  Species,  Helix  obvoluta  und  lapicida,  Bu- 
liminus montanus  und  Pupa  doliolum  verschwinden,  feuch- 
tigkeitsliebende  Pupa- Arten,  Carychium  minimum,  die  Suc- 
cineen  und  vor  Allem  die  Wassermoll asken  treten  dage- 
gen auf. 

Die  Weser,  welche  in  der  Porta  Westphalica  die 
Weserkette  durchbricht,  durchfliesst  die  Ebene  mit  ziemlich 

Verh.  d.  nat.  Ver.  Jahrg.  XXXV.  5.  Folge.  V.  Bd.  ^ 


98 


starkem  Grefälle  nnd  bietet  namentlich  in  den  dnrch  Strom- 
regalirangen von  ihr  abgeschnittenen  schlammigen  Altwas« 
sern,  die  nur  bei  Hochwasser  mit  ihr  in  Verbindung  stehen, 
geeignete  Wohnplätze  für  zahlreiche  Mollusken.  Folgende 
Arten  wurden  von  mir  darin  gesammelt:  Limnaea  anricii- 
laria  var.  ampla,  truncatula,  Ancylus  fluviatilis,  Palndina 
fasciata,  Bithynia  tentaculata,  Neritina  fluviatilis,  Unio  ba- 
tavus,  crassus,  pictorum,  tumidus,  Anodonta  piscinalis  und 
var.  ventricosa,  Sphaerium  rivicolum,  Scaldianum  und  Pi- 
sidium  amnicum.  Dreissena  polymorpha  fand  Herr  Lade- 
mann, aber  nur  in  einem  Exemplare;  Sphaerium  solidum, 
die  in  der  Unterweser  nicht  selten  ist,  kommt  anscheinend 
hier  nicht  vor. 

In  den  Nebenflüssen,  soweit  ich  dieselben  kenne,  fin- 
den sich  diese  Species  nur  zum  Theil,  doch  kommen  da- 
gegen einige  andere  hinzu.  In  derWerre,  welche  sich  bei 
Rehme,  südlich  der  Porta,  in  die  Weser  ergiesst,  sammelte 
Goldfuss  ausser  den  genannten  Najaden  noch  Anodonta 
cellensis  und  complanata;  ferner  kommen  Sphaerium  rivi- 
colum und  Ancylus  fluviatilis  darin  vor  und  auch  Bithynia 
tentaculata  dürfte  wol  kaum  fehlen,  wenigstens  erhielt  ich 
sie  aus  dem  Genist  der  Werre,  zusammen  mit  ihrem  sel- 
tenen Verwandten,  Bith.  ventricosa.  Der  Zufluss  der  Werre, 
die  Else,  hat  schlammigen  Grund  und  schwaches  G^lälle, 
ihre  Fauna  nimmt  daher  einen  andern  Charakter  an;  Pa- 
ludina  fasciata  ist  durch  Pal.  contecta,  Ancylus  fluviatilis 
durch  A.  lacustris  vertreten;  erwähnenswerth  ist  auch  das 
Vorkommen  von  Pisidium  supinum. 

Die  Bastau,  mit  dunklem  Wasser  und  moorigem 
Grunde,  ist  trotzdem  ziemlich  reich  an  Mollusken;  ver- 
schiedene Arten  von  Limnaea,  Physa,  Planorbis,  Valvata 
und  Pisidium  sind  darin  nicht  selten,  Paludina  contecta, 
Bithynia  tentaculata  und  Sphaerium  comeum  kommen  Häufig 
vor;  dagegen  sind  die  grösseren  Muscheln  nur  durch  eine 
verkümmerte  Form  von  Anodonta  piscinalis,  die  sich  hin 
und  wieder  findet,  vertreten.  Von  den  Festungsgräben,  die 
zum  Theil  mit  der  Bastau  in  Verbindung  stehen,  gilt  das- 
selbe; sie  haben  schlammigen  Grund,  sind  stellenweise  sehr 
stark  mit  Pflanzen  bewachsen  und  zeigen  daher  eine  typische 
Sumpffauna. 


Aehulich  verhält  ea  sieh  mit  dem  Osterbach  —  einem 
kleinen  Grewilsser,  welcbes  in  die  Weser  mttndct,  aber  in 
heiasen  Sommern  theilweise  austrocknet  —  tind  einigen 
Gräben,  westlich  von  der  Weser,  unweit  der  Bleiche  und 
der  Poggenmühle,  die  theils  schlammigen,  theils  moorigen 
Grand  haben  und  zur  Weser  abfliessen;  diese  waren  bis 
jetzt  die  einzigen  Fundorte  flir  Limnaea  palustris. 

Dagegen  ist  die  Aue,  ein  kleiner  Fluas,  der  aus  dem 
Fflretentbum  Schaumburg-Lippe  kommt,  mit  klarem  Wasser 
nnd  sandigem,  stellenweise  schlammigem  Grunde,  ziemlich 
arm  an  Mollusken.  Limnaea  auricularia,  ovata  nnd  sta- 
gnalis,  Physa  fontinalis  nnd  Planorbia  albus  durften  wol  alle 
darin  vorkommenden  Sehnecken  sein;  ausserdem  findet  sich 
noch  Calyculina  laeustris  in  kleinen  Exemplaren  und  eine 
verkümmerte  Form  von  Unio  crassus,  welcher  Menke  den 
Namen  U.  rngatus  beilegte. 

Dicht  am  Ufer  der  Weser  und  fast  aller  der  genann- 
ten Gewässer  kommen  im  feuchten  Grase  nnd  an  Wasser- 
pflanzen unsere  beiden  grossen  Suceineen  und  Hyalina  nitida 
häufig  vor,  im  feuchten  Weidengebüsch  leben  Hetix  pnl- 
Chella,  hispida  und  arbustorum,  hin  und  wieder  auch  Suc- 
Cinea  oblonga;  das  an  das  Inundationsgebiet  grenzende 
Ackerland  ist  fast  ganz  sehueckenleer. 

Das  Genist,  welcbes  die  Hochwasser,  besonders  die 
Winterfluthen,  an  den  Ufern  absetzen,  bringt  stets  eine 
Menge  leere  Schalen  von  Landschnecken  mit;  Wassermol- 
Insken  finden  sich  in  demselben  auch,  aber  viel  seltener. 
Ich  sammelte  darin  folgende  35  Arten  (die  gesperrt  ge- 
druckten regelmässig  nnd  in  grösserer  Anzahl,  die  Übrigen 
nur  vereinzelt) :  Vitrina  pellucida,  Hyalina  nitidula,  nitida, 
radiatula,  fulva,  Helix  pygmaea,  rotundata,  costata,  pnl- 
chella,  hispida,  arbustorum,  nemoraüs,  hortensis,  costu- 
lata  ?,  Cionella  lubrlca,  acicnla,  Pupa  muscorum,  änti- 
vertigö,  pygmaea,  Clausilia  nigricans,  Succinea  pntris, 
Pfeifferi,  oblonga,  Carycbium  minimum,  Limnaea  auricu- 
laria, truncatnln,  Ancylus  flnviatilis,  Planorbis  contortne, 
Bithynia  te|ntaculata,  Valvata  cristata,  piscinalis,  Sphae- 
riumrivicolum, 'PisldiumpuaiUum,  henslowianum,  pallidum. 

Für  Landschnecken   ist  in    der   nächsten  Umgebung 


100 

Mindens  das  Festungsglacis  der  ergiebigste  Fundort;  Hya- 
lina  nitidula,  Helix  rotundata,  hispida,  incamata,  fraticamy 
pomatia  und  Gionella  lubrica  sind  darin  nicht  selten,  Vitrina 
pellucida,  Clausilia  biplicata,  nigricans  und  dubia  treten 
vereinzelt,  Helix  arbustorum,  nemoralis  und  hortensis  mit 
var.  fuscolabiata  in  ungeheurer  Anzahl  auf.  An  den  Wällen 
finden  sich  dieselben  Arten,  mit  Ausnahme  von  Helix  fra- 
ticum  und  Clausilia  dubia,  an  einigen  Stellen  kommen  noch 
Helix  costata,  Pupa  muscorum  und  Succinea  oblonga  hinzo. 

Ein  anderer  sehr  reicher  Fundort  ist  der  im  Osten  der 
Weser,  zwischen  Minden  und  Bückeburg  gelegene  Nammer 
Wald,  ein  lichter  Hochwald  mit  gemischten  Beständen  und 
vielem  Unterholz.  In  demselben  sammelte  ich  mehr  oder 
weniger  häufig:  Hyalina  crystallina,  nitida,  radiatula,  Helix 
pygmaea,  aculeata,  pulchella,  hispida,  incamata,  nemoralis, 
Cionella  lubrica,  Clausilia  nigricans  und  Carychium  mini- 
mum;  auf  Wiesen  in  der  Nähe  Pupa  muscorum  und  anti- 
vertigo  und  Succinea  oblonga;  in  Gräben,  die  den  Wald 
nach  verschiedenen  Richtungen  durchziehen,  Limnaea  ovata 
und  stagnalis,  Physa  hypnorum  und  fontinalis,  Planorbia 
corneus  und  leucostoma,  Valvata  cristata  und  Pisidium  ob- 
tusale.  Im  Sanverbach,  der  den  Wald  im  Westen  begrenzt 
und  die  erwähnten  Gräben  aufnimmt,  kommen  ausser  den 
genannten  Arten  noch  Paludina  contecta,  Bithynia  tenta- 
culata,  Pisidium  subtruncatum  und  henslowianum  vor  und  in 
einem  Wiesengraben  an  der  Minden-Bückeburger  Chaussee, 
der  gleichfalls  mit  dem  Sanverbach  in  Verbindung  steht, 
fand  ich  an  Phryganeenhülsen  Gionella  acicula,  Pisidium 
amnicum  und  das  seltene  Pisidium  Scholtzii. 

Jenseits  der  genannten  Chaussee  setzt  sich  der  Nammer 
Wald  fort,  führt  aber  hier  den  Namen  Irrgarten.  Einige 
Gräben  darin  bieten  nichts  wesentlich  Neues ;  von  den  Land- 
moUusken  verschwinden  Hyalina  crystallina,  Helix  pygmaea, 
aculeata  und  Clausilia  nigricans  ganz,  die  andern  Arten 
werden  seltener.  Dagegen  hat  sich  in  einem  mitten  im 
Walde  gelegenen  Sumpfe,  dessen  Grund  mehrere  Fuss  hoch 
mit  Eichenblättern  bedeckt  ist,  eine  reiche  Fauna  ent- 
wickelt; Limnaea  stagnalis,  Planorbis  marginatus  und  Pa- 
ludina contecta  finden  sich  in  grossen,   meist  etwas  ange- 


101 

fressenen  Exemplaren,  Physa  fontinalis,  Planorbis  contortüs 
und  complanatas,  Ancylus  lacnstris  and  Calycnlina  laenstrifi 
sind  hänfig  nnd  fttr  Planorbis  nitidus  und  eristatus  ist  er 
der  einzige  mir  bekannt  gewordene  Fundort  in  hiesiger 
Gegend.  Auf  der  sogenannten  Rehwiese  beim  Irrgarten 
sind  Pupa  pygmaea  und  antivertigo  nicht  selten.  Nördlich 
vom  Irrgarten,  nach  dem  Dorfe  Evesen  zu,  sind  zahlreiche 
kleine  Lachen,  theils  stark  bewachsen,  theils  pflanzenleer, 
mit  moorigem  Grunde,  die  von  verkümmerten  und  stark 
angefressenen  Exemplaren  von  Limnaea  stagnalis,  Planor- 
bis corneus  und  marginatus,  Paludina  contecta  und  Bithynia 
tentaculata  bewohnt  werden 


Von  den  in  meinem  Verzeichniss  aufgezählten  91  Arten 
finde  ich  in  der  mir  zugänglich  gewordenen  Literatur  fol- 
gende 33  noch  nicht  aus  Westfalen  erwähnt:  Hyalina  cel- 
laria,  crystallina,  Helix  pulchella,  costata,  fruticum,  costu- 
lata,  Buliminus  montanus,  Gionella  acicula,  Pupa  doliolum, 
muscorum,  Succinea  Pfeifferi,  Limnaea  auricularia;  pa- 
lustris, Physa  hypnorum,  Planorbis  cristatus,  fontanua, 
nitidus,  Ancylus  lacustris,  Paludina  fasciata,  Bithynia  ven- 
tricosa,  Valvata  cristata,  Anodonta  cygnea  (wofern  nicht 
cellensis  mit  ihr  identisch  ist,  wie  Kobelt  jetzt  annimmt), 
Sphaerium  corneum,  Scaldianum,  Pisidium  amnicum,  supi- 
num,  fossarinum,  pallidum,  pusillum,  Scholtzii,  subtrun- 
catum,  milium  und  Dreissena  polymorpha,  und  von  diesen 
scheinen  folgende  zehn  Species  aus  dem  Vereinsgebiete 
überhaupt  noch  nicht  bekannt  geworden  zu  sein:  Helix 
costulata,  Bithynia  ventricosa,  Sphaerium  Scaldianum,  Pi- 
sidium supinum,  fossarinum,  pallidum,  pusillum,  Scholtzii, 
subtruncatum,  milium. 

Hoffentlich  giebt  meine  kleine  Arbeit  auch  Andern 
Veranlassung,  sich  mit  der  so  leichten  und  lohnenden  Er- 
forschung der  Molluskenfauna  ihrer  Umgegend  zu  beschäf- 
tigen; Westfalen  ist  in  conchyliologischer  Hinsicht  leider 
noch  fast  vollständige  terra  incognita.  Auch  bei  Minden 
dürfte  noch  manches  Interessante,  namentlich  von  klekk&T^^ 


Ärteu,  zu  finden  sein,  ich  habe  deshalb  die  Fundorte  genau 
ang;egeben,  um  etwaigen  späteren  Sammlern  einen  Finger- 
zeig zu  geben,  wo  sie  am  meisten  aiit  Ausbeute  zu  hoffen 
haben. 


Nachtrag. 

Erst  nach  Abachlnss  vorstehender  Arbeit  lernte  ich 
das  vor  2  Jahren  im  Jahresbericht  der  Zoologischen  Se- 
ction  des  Westfälischen  Proyinzial- Vereins  für  Wisgenschaft 
und  Kunst  pro  1875  (Münster  1876)  Anlage  VI  erschienene 
„Verzeichniss  der  Weichthiere  Westfalens  und  Lippe-Det- 
mold's,  nach  den  darüber  bekannt  gewordenen  Materialien 
und  eigenen  Beobachtungen  zusammengestellt  von  B.  Far- 
wick  in  Cleve"  kennen. 

Dasselbe  zählt  unter  Berücksichtigung  der  Angaben 
von  Goldfuss  26  Gattungen  mit  112  Arten  auf'(oicht  111, 
da  in  der  Zusammenstellung  der  Zahlenverhältnisse  Clau- 
silia  nur  mit  9  anstatt  10  Species  fignrirt),  und  zwar  13 
Gattungen  mit  65  Arten  Land-  und  8  Gattungen  mit  32 
Arten  Sttsswassersehnccken,  4  Gattungen  mit  14  Arten  Bi- 
valven  und  eine  Bryozoe  (Alcyonella  stagnornm);  diese 
Zahlen  erleiden  indess  einige  Aenderungen. 

Als  Hpeeies  sind  zu  streichen: 

Arion  olivnceus  Ä.  Schmidt;  ist  wol  kaiim  eine  gnte 
Art  nnd  dürfte  zu  A.  empiricorum  zu  ziehen  sein,  bis  durch 
Zuchtversuehe  über  ihre  Artberechtigung  entschieden  ist. 

Fupa  sejc-dentaia;  ist  nur  eine  Form  von  P.  Septem- 
dentata,  die  vielleicht  nicht  einmal  als  Varietät  gelten  kann. 

Succinea  arenaria  Boueb;  ist  wahrscheinlich  nur  Va- 
rietät von  S.  oblonga. 

Limnaea  fusca  C,  Pfeiff.;  ist  nach  Kobelt  mit  G.  pa- 
lustris zu  vereinigen. 

Ancyhfs  deperdiius;  wol  nur  eine  Form  von  A.  flu- 
viaiüis. 

Pisidium  obliquttm  Lam. ;  ist  nnr  Synonym  von  P. 
amnicmn  Müll. 


103 

Dagegen  betrachtet  Farwiek  von  den  Anodonten  nur 
cygnea  und  anatina  als  sichere,  cellensis,  piscinalis  und 
complanata  als  zweifelhafte  Species.  Nach  der  Ansicht 
Kobelt's,  der  ich  beitrete,  ist  cygnea  mit  cellensis,  pis- 
cinalis mit  anatina  zu  vereinigen;  die  Artberechtigung  der 
A.  complanata  ist  durch  anatomische  Untersuchung  fest- 
gestellt. 

Die  Anzahl  der  nach  dem  Farwiek 'sehen  Verzeich- 
niss  in  Westfalen  beobachteten  Arten  reducirt  sich  also, 
wenn  wir  von  Alcyonella  absehen,  auf  106;  dazu  kommen 
aus  hiesiger  Gegend:  Hyalina  alliaria  und  pura,  Helix 
costulata,  Planorbis  cristatus,  Cyclostoma  elegans,  Paludina 
fasciata,  Unio  batavus,  Sphaerium  Scaldianum,  Pisidium 
supinum,  pallidum,  pusillum,  Scholtzii,  subtruncatum,  mi- 
lium  und  Dreissena  polymorpha,  und  ist  demnach  bis  jetzt 
das  Vorkommen  von  121  Species  in  Westfalen  und  den 
lippeschen  Fürstenthümem  constatirt. 

Der  von  mir  gegebenen  Literaturttbersicht  sind  nach 
Farwiek  noch  anzuftlgen:  Westermeier,  Schneckenlese 
in  Westfalen,  in  „Natur  und  Offenbarung^  Jahrgang  1868 
und  1869. 

Farwiek,  die  Bernsteinschnecken  Westfalens,  in  der- 
selben Zeitschrift,  Jahrg.  1874. 

Farwiek,  zur  Eenntniss  der  einheimischen  Schnecken, 
im  Jahresbericht  der  zoologischen  Section  des  Westfälischen 
Provinzialvereins  für  Wissenschaft  und  Kunst  pro  1874, 


Der  Gotopaxi 

und  seine  letzte  Eruption  am  26.  Juni  185 
Dr.  Theodor  Wolf 

(Mit  Tttf.  I  und  n.) 


Der  Cotopasi,  dieser  Vulkau-Riese  der  äquatorialen 
Anden,  hat  durch  Beinen  letzten  furchtbaren  Ausbruch,  am 
26.  Juni  1877,  die  Aufmerkeamkeit  nicht  nur  der  Bewohnet 
Ecuadors,  sondern  man  darf  sagen  der  ganzen  ciTilisirten 
Welt,  und  ganz  besonders  der  Geologen  auf  sich  gelenkt 
Mehr  oder  weniger  ausführliche  Beschreibungen  dieses  Ereig- 
nisses sind  wohl  lu  allen  g^iössern  Tagesblättem  Enropae 
und  Nordamerikas  veröffentlicht  worden;  dennoch  dürfte 
es  Keitgemäes  erscheinen,  den  fllr  ein  grösseres  Leeepnbliknm 
bestimmten  und  daher  niclit  immer  streng  wissenschafitliel) 
gehaltenen  Berichten  einige  den  Geologen  speciell  interes- 
sirende  Nachrichten  folgen  zu  lassen,  respective  jene  ra 
ergänzen  oder  zu  berichtigen. 

Erst  im  September  dieses  Jahres,  fast  i'/a  Monate 
nach  dem  Ausbruch,  wurde  es  mir  vergünnt,  den  Gotopaxi 
und  seine  Umgebungen  zu  besuchen;  allein  diese  Verzö- 
gerung ward  mir  zum  Vortheil,  indem  ich  mich  nun  dem 
Vulkan  nicht  nur  gefahrlos  nähern,  sondern  ihn  selbst  bis 
zu  seinem  Kraterrand  besteigen  konnte,  was  beides  bis 
Kode  August  wegen  dessen  fortgesetzter  Thätigkeit  nicht 
möglich  gewesen  wäre.  —  Zum  bessern  Verständnias  nnd 
zur  Erläuternng  der  nachfolgenden  Beschreibung  mtlge  das 
beigegebene  Kärtchen  (Taf.  I)  dienen,  das  ich  während  meiner 
14t%igen  Reise  um  den  Berg  aufgenommen  habe  und  wel- 
ches, obwohl  auf  keine  absolute  Genauigkeit  Anspruch  ma- 
chend,  da  es   nicht  auf  neue    astron.  Ortsbestimmungen 


105 

basirt  ist,  dennoch  dem  Zweck  dieses  Aufsatzes  gentigen 
und  sich  in  seinen  Details  als  ziemlich  richtig  erweisen 
dürfte. 

Topographisches. 

Der  Gotopaxi,  der  zweithöchste  Berg  Ecuadors  und 
nur  367  Meter  niedriger  als  der  Chimborazo,  ist  zugleich 
der  höchste  thätige  Vulkan  der  Erde.  Auch  in  land- 
schaftlicher Beziehung  behauptet  er  eine  sehr  bevorzugte 
Stellung  unter  den  Riesenvulkanen  Ecuadors,  indem  er  sich 
zwischen  dem  Sincholagua  (NO)  und  dem  Quilindana  (SO) 
bis  an  den  westlichen  Rand  der  breiten  Ostcordillere  vor- 
drängend, fast  unmittelbar  aus  der  Ebene  von  Latacunga 
zu  erheben  scheint  und  ein  wundervoll  erhabenes  Schau- 
spiel darbietet.  Ihm  gegenüber  stehen,  ähnlich  aus  der 
Westcordillere  vorspringend,  die  imposanten  Schneepyra- 
miden des  Ilinisa;  aber  der  bedeutende  Krater  des  Rumi- 
nahui  an  seiner  nordwestlichen  Seite,  dessen  Ränder  4700 
Meter  hoch  bis  zur  Schneegrenze  reichen,  wird  durch  den 
Gotopaxi  so  zu  sagen  in  den  Schatten  gestellt  und  trägt  nur 
dazu  bei,  die  colossalen  Dimensionen  dieses  recht  hervor- 
treten zu  lassen. 

Aus  der  Entfernung  einiger  Meilen  erscheint  er,  beson- 
ders im  blendend  weissen  Mantel  nach  starkem  Schneefall, 
als  ein  sehr  regelmässiger,  oben  etwas  schief  abgestutzter 
Kegel  (s.  die  Abbildung  Taf.  II).  Aber  diese  Regelmässigkeit 
verschwindet,  sobald  man  sich  seinen  steilen  Gehängen  nähert 
und  noch  mehr,  wenn  man  an  denselben  hinau&uklettem 
versucht.  Was  sich  aus  der  Ferne  als  dunklere  Linien, 
schwarze  Flecken  und  unbedeutende  Unebenheiten  dar- 
stellte, ergibt  sich  nun  als  tiefe  Schluchten,  zackige  Fels- 
kämme, jähe  Abstürze;  man  glaubt  dann  nicht  mehr  einen 
einzelnen  Berg,  sondern  ein  ganzes  Gebirge  mit  trennen- 
den Thälem  und  hohen  Bergrücken  vor  sich  zu'  haben. 

Von  ganz  besonderer  Bedeutung  flir  das  Verständniss 
der  Oro-  und  Hydrographie  des  Gotopaxi,  sowie  dessen 
Verheerungen,  die  er  bei  seinen  Eruptionen  in  der  Umge- 
gend anrichtet,  sind  die  sogenannten  „Quebradas"  oder 
„Huaicos".    Es  sind  dies  tiefe  Schluchten  mit  faÄt  %^\skr 


i 


rechten  Wänden,  welche  gewöhnlich  otwaa  oberhalb  def 
äehneegrcDKe  beginnend,  radienartig  nach  allen  Eichtungen 
vom  Berge  herablanfen.  Im  obern  Theile  mit  jähem  Ütn- 
fälle  nnd  faat  gerader  Richtung,  vereinigen  sie  sich  am 
Fn8s  des  Kegels,  in  den  sanfter  geneigten  Arenalen  oder 
etwas  weiter  unten  in  den  Paramos,  zu  mehreren  «nd  bil- 
den den  Beginn  einiger  bedeutender  FIüshc,  nämlich  des 
Eio  Cutuchi  gegen  Westen,  desEioPita  gegen  Noi'deo 
und  des  Eio  Napo  gegen  Osten. 

Betrachten  wir  zuerst  die  West-  und  Südwestseite  dea 
Berges  mit  dem  System  des  Rio  Cutuchi,  —  Beinahe  süd- 
lich vom  Cotopaxi- Gipfel  erhebt  sich  dicht  an  der  Schnee- 
grenze und  diese  xim  300  Meter  überragend,  die  biaajre 
Felsenpartie,  welche  man  Cabeza  del  Cotopaxi  oder  ge- 
wöhnlicher nur  el  Picaeho  aennt,  und  die  nach  Dr.  Eeiss 
einer  altern  vulkanischen  Formation  angehört.  An  der  Ost- 
seite des  Picaeho  entspringt  die  erste  grosse  Quebrada, 
welche  nach  kui'zem  südlichen  Lauf  sich  in  weitem  Bogen 
gegen  Südwest  wendet  und,  ohne  eine  andere  Quebrada 
vom  Cotopaxi  aufzunehmen,  sich  erst  in  der  Nähe  von 
Latacuiiga  unter  dem  Namen  des  Rio  AUques  mit  dem 
Cutuchi  vereinigt.  Bis  zum  Dorfc  Aläqnes  ist  der  Bach, 
welcher  nur  von  der  linken  Seite  her  durch  ein  paar  Zn- 
flllsse  verstärkt  wird,  iu  eine  über  100  Meter  tiefe  Schlucht 
eingcfasst.  —  Auf  der  westliehen  Seite  des  Picaeho  folgen 
rasch  hinter  einander  zwei  ganz  ähnliehe  Qnebradas,  die 
des  Purgatorio  und  die  von  San  Diego.  Sie  beschreiben 
anfangs,  fast  parallel  laufend,  einen  ähnlichen  Bogen,  wie 
der  Rio  Aläques,  wenden  sieh  dann  aber  rascher  nach 
Westen  und  vereinigen  sich  in  der  Nähe  des  Dorfes  MulaW 
mit  dem  Rio  Saquimälac.  Letzterer  entspringt  aus  einer 
gleichen  Quebrada,  die  im  obern  Theil  Burrohuaico  heisat 
nnd  gleich  auf  S.  Diegohuaieo  folgt;  er  nimmt  einen  etwas 
geradem  Lauf  und  fällt  eine  Meile  westlich  von  Mulalö  ia 
den  Cutuchi.  —  Die  vier  bisher  genannten  Qnebradas  filh- 
ren  auch  in  ihrem  obersten  Theil  immer  Wasser,  die  fol- 
genden sind  flir  gewöhnlich  trocken  (das  Wasser  versickert 
im  tiefen  Sand)  und  füllen  sich  nur  bei  starkem  Regen  oder 
anssergewöhnlichem  Schneegang.     Pucahuaico  (unten  Que- 


brada  de  Planchaa)  folgt  noch  der  allgemeinen  Richtung 
des  Rio  Saquimälac,  aber  das  nächste,  Manzanatiuaico,  biegt 
kurz  unter  der  Schueelioie  fast  im  rechten  Winkel  um  und 
folgt  der  entgegengesetzten  Richtung,  gegen  NW,  bis  an 
die  Abhänge  des  Ruminahui.  Auf  diesem  Wege  nimmt  ea 
Chanchunga-,  MilHhuaico  und  noch  einige  andere  nicht  un- 
bedenteiide  „Haaicos"  auf,  ohne  aber  dem  aus  dieser  Ver- 
einigung entstehenden  Bett  des  Cutuehi  Wasser  zuzuführen. 
Eigentlich  entspringen  die  Quellen  dieses  Flusses  in  den 
Schluchten  des  Ruminahui,  Ein  Blick  auf  das  Kärtchen 
wird  dieses  nach  der  Beschreibung  etwas  verwickelt  schei- 
nende System  von  öehiuchten  und  Bächen  als  ziemlich  ein- 
fach darstellen;  man  sieht,  wie  der  gleichsam  zwischen 
Cotopaxi  und  Rumiflahui  entstehende  Rio  Cutuehi  an  den 
Abhängen  des  letztern  nach  Südwest  umbiegt,  dem  Gebirgs- 
knoten  von  Tinpullo  entlang  in  die  Ebenen  von  Gallo  her- 
untersteigt und  dann  bia  über  Latacunga  hinaus  die  allge- 
meine Richtung  nach  Süd  einhält  Er  sammelt  allmählig 
und  bevor  er  Latacunga  erreicht,  alle  Quebradaa  und  Gle- 
wässer,  welohe  im  halben  Umkreis  des  Cotopaxi  von  Süd 
und  West  herunterkommen  Jede  Anschwellung  eines  der 
Bäche  ranss  sich  sofort  in  Latacunga  bemerklich  machen.  — 
Die  sanft  gegen  Slidcn  geneigte  Ebene  von  Latacunga  liegt 
in  der  absol.  Höbe  von  3100  (ntirdl.  Theil  bei  Gallo)  bis 
2800  (sUdl.  Theil  bei  Latacunga)  Meter;  aus  ihr  erheben 
sich  die  Gehänge  des  Cotopaxi  sehr  sanft  und  terassen- 
fücmig  bis  in  die  Nähe  der  Vegetationsgrenze  oder  der 
sogenannten  Arenale.  Nur  die  Ränder  der  Terassen  sind 
etwas  steil,  aber  gewöhnlich  niedrig.  Am  Beginn  der  Are- 
nalo  oder  Sand-  und  Steinwüsten  (3800—4000  m)  wird  die 
Neigung  bedeutender  und  steigert  sich  im  allgemeinen  von 
da  bis  zur  Schneegrenze;  der  schneebedeckte  Kegel  selbst 
dürfte  im  Durchschnitt  die  Neigung  von  40  Grad  besitzen, 
doch  ist  dieselbe  ziemlich  variabel  an  verschiedenen  Stel- 
len. Beinalie  /.wischen  allen  Quebradas  kann  man  leicht 
und  selbst  zu  Pferd  bia  an  die  Schneegrenze  gelangen; 
aber  sehr  schwierig,  ja  unmöglich  ist  es,  quer  über  die 
tiefen  Schluchten  hinwegzukommen,  also  den  Berg  von  die- 
ser Seite  in  den  Arenalen   oben   zu  umgehen.     Man  muss 


iL 


nothwendig  von  Mnlalii  aus  raelirere  Escursionen  zwisM 
je  zwei  Qoebradag  liiuauf  machen;  deon,  eiDmal  oberM 
der  ersten  Terrasse  angelangt,  bleibt  man  rechts  und  links 
zwischen  tiefen  Abgründen  eingeengt. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  Nord-  und  Nordostseite  dea 
Cotopaxi,  so  treffen  wir  dort  ein  ganz  ähnliches  System 
von  Schluchten  und  Bächen.  Aber  die  Ebenen,  in  welchen 
sich  dieselben  sammeln,  sind  viel  hülier  gelegen  und  daher 
dem  Bergkegel  näher  gerückt,  sie  liegen  auf  der  Ostoor- 
dillere,  und  sind  eigentlich  breite  Thäler  und  Sättel  zwi- 
schen Cotopaxi,  Rnmiüabui  und  Sincholagua.  Ein  solcher 
Sattel  ist  zunächst  daa  grosse  volikorauien  ebene  Arenal 
von  Limpiopungo  (3888  m)  am  NWFuss  des  Vulkans,  atlf 
welchem  eine  kleine,  durch  die  letzte  Eruption  noch  mehr 
zusammengeschrumpfte  Lagime  vielleicht  den  Ueberrest 
eines  grossem  See's  darstellt.  Dieses  Arenal  setzt  sich 
gegen  Norden  direkt  in  die  sanftgeneigte  Ebene  von  Salto- 
pamba  (3726  m)  fort,  und  diese  ihrerseits  schliesst  sich  an 
die  Clanos  del  Mutadero  an,  welche  aht  ein  breites  Thal 
den  nordilstlichen  Fuss  des  Cotopaxi  umgeben  und  im  mitt- 
lem Theile  die  Höhe  von  3900  Metern  besitzen ').  Die  ei-ste 
grosse  Quebrada,  welche  man,  von  Westen  nach  Limpio- 
pungo hinaufsteigend,  antrifft,  ist  die  von  Yanasache,  und 
gleich  darauf  folgt  die  ähnliche  von  Horuo-  oder  Horno- 
lomahuaico;  beide  treten  nicht  weit  unterhalb  der  Schnee- 
linie in  die  Ebene,  und  aus  ihrer  Vereinigung  entsteht  der 
Rio  Pedregal,  obgleich  derselbe,  wie  der  Cutuehi,  das  meiste 


1)  leb  bemerke,  dai«a  die  meigten  nöhenangaben  in  dieGem. 
Aufsatz  dem  verdienstvollen  IlÖlionverzeiciinisa  von  ReiBB  und  Stübel 
(„AltiiraB  tomadas  en  la  Repiililica  del  Ecuador.  Quito  1873")  ent- 
nomniBn  sind,  da  ioh  in  dasBelba  mehr  Vertiaaeu  setze,  als  in  meine 
eigenen  Berechnungen,  welobe  sich  nur  auf  ein,  wenD  auch  gutes, 
Aneroid-Baromeler  gründen.  Wo  ea  nothwendig  eraehiEn,  die 
eigeuRii  llöhenbeoh  achtun  gen  lu  geben,  maclite  ich  die  Üerechnung 
immer  mit  Böüuguahme  auf  einen  nahegelegene a  von  Dr.  Heisa  und 
Dr.  Sliibel  genau  bestimmten  Punkt,  ao  welchem  ich  zuvor  das 
Aneroid  vprgkichen  Itotinte,  um  so  durch  Messung  geringerer  EI öhen- 
diBtanzeu  die  bei  Anwenduns;  derartiger  Instrumente  fast  uavermeid- 
iichen  Fehler  so  unbedeutend  wie  möglich  ku  inioben. 


109 

Wasser  vom  Raminahui  her  empfängt.  Weiterhin,  gerade 
am  Nordabhang  des  Berges,  entspringen  die  vier  oder  fünf 
bedeutenden  Huaicos  von  Tauriloma  oder  Tauripamba 
zwischen  alten  Lavaströmen  und  vereinigen  sich  in  zwei 
grossem  Quebradas,  welche  nach  Umgehung  des  Hügels 
Ingaloma  die  allgemeine  Richtung  nach  Norden  einhalten. 
Hier  liegen  dem  Cotopaxi  eigenthümliche  spitze  Kegelberge 
(cerros  de  Salitre)  vor,  deren  Kern,  wie  an  den  tiefen  Ein- 
schnitten der  Quebradas  zu  sehen  ist,  aus  Lava  besteht; 
auch  Ingaloma  gehört  zu  ihnen  und  trägt  auf  der  höchsten 
Spitze  (4092  m)  die  deutlichen  Spuren  einer  alten  indiani- 
schen Festung,  einer  sogenannten  Pucard.  —  Die  drei  fol- 
genden Quebradas,  von  denen  die  bedeutendste  die  des 
Mutadero  ist,  laufen  gegen  NO  vom  Berge  aus,  und  die 
letzte  endlich,  Chacanahuaico,  entspringt  an  dessen  Ost- 
abhang, lauft  zuerst  östlich  und  nordöstlich,  dann  aber  nach 
starker  Biegung  unter  dem  Namen  des  Bio  Pita  nordwest- 
lich, den  Abhängen  des  Sincholagua  entlang.  Der  Bio  Pita 
sammelt  alle  genannten  Quebradas,  verstärkt  sich  aber  be- 
sonders durch  die  vielen  vom  Sincholagua  zuströmenden 
Bäche,  und  nimmt  am  untern  Ende  der  Ebene  von  Salto- 
pamba  den  Bio  Pedregal  auf.  Von  dort  fliesst  er  mit  star- 
kem Gefäll  gegen  Norden  in  eine  tiefe  Schlucht  zwischen 
Sincholagua  und  Pasochoa  eingeengt,*  dem  breiten  Thale 
von  Chillo  zu. 

Schliesslich  haben  wir  noch  einen  Blick  auf  die  Ost- 
und  Südostseite  des  Cotopaxi  zu  werfen.  Dort  finden  sich 
keine  ausgedehnten  Ebenen  am  Fusse  des  Berges,  sondern 
die  Schluchten  setzen  direkt  in  tiefen  Thälern  zwischen 
hohen  Bergzügen  fort.  Das  Terrain  ist  vorherrschend 
sumpfig.  Gerade  gegen  Osten  und  hart  neben  Chacana- 
huaico entspringt  die  Quebrada  von  Yanapata  und  dann 
folgt  die  aus  mehreren  Huaicos  entstehende  Quebrada  von 
Chiriraachay.  Beide  vereinigen  sich  zum  Bio  Tamboyacu. 
Endlich  sind  die  gegen  SO  gerichteten  Schluchten  des 
Pucahuaico  zu  nennen,  welches  in  den  Bio  Ami  mündet. 
Letzterer  durcbfliesst  in  nordwestlicher  Bichtung  das  Thal, 
welches  die  Grenze  zwischen  dem  Gebiet  des  Cotopaxi  und 
dem  des  Quilindana  bildet.     Er  vereinigt  sich   im  Valle 


vicioso  mit  (ieni  Tamboyacu  und  kann  mit  letzterem  tu 
den  Battptquelten  des  Rio  Napo  gerechnet  werdea,  Aöf 
Pncahnaico  folgt  ein  grosser  Zwischenraum  ohne  bedeu- 
tende Quebrada  in  der  Nähe  der  Schneegrenze,  Ein  breiter 
Gebirgsrüclten,  Yautaloma,  der  sich  vom  Cotopaxi  gegen 
den  weithin  sichtbaren  Morro  hinzieht,  stellt  den  Kamm  der 
Ostcordillere  nnd  die  Wasserscheide  der  östlieb  und  west- 
lich abfliessendon  AVasscr  dar.  Westlich  von  diesem  Snmm 
trifft  man  zuerst  auf  die  neben  dem  Picacho  entspringende 
Quebrada  des  Rio  Alaqucs,  mit  welcher  wir  die  Rundschau 
am  Cotopaxi  begonnen  haben. 

Um  diese  topographische  Skizze  nicht  gar  zu  weit- 
schweifig und  diilorLh  unklar  zu  machen,  erlaube  ich  mir 
bezüglich  mauLher  Linzeinheiten  nochmals  auf  das  Kärt- 
chen z«  \-er\t  eisen  welches  die  geschilderten  Verbäitnissa 
Bchneller  und  besser  einprägen  wird,  als  eine  lange  Be- 
schreibung. Intere'<8ant  dürfte  noch  die  Bemerkung  sein, 
dass  am  Cotopaxi  (bei  der  grössten  Flüsse  Ecuadors  ent- 
springen. Soeben  wurde  schon  gesagt,  dass  der  gegen 
Osten  fliessende  Rio  Amt  der  Anfang  des  gewaltigen  Rio 
Napo  ist.  Der  Cutuchi  fliesst  unter  wechselnden  Namen 
südlich  bis  zum  Fuss  des  Tunguragua,  nimmt  dort  den  Rio 
Ohambo  auf,  welcher  ihm  die  Gewässer  der  Provinz  Rio- 
bamba  znftihrt,  durchbricht  die  Ostcordillere  und  strömt  als 
Rio  Pastassa  dem  Maranon  zu,  vrie  der  Napo.  Der  Rio 
Pita  endlich  ist  der  Anfang  des  Rio  Esmeraldas,  des  gröss- 
ten {resp,  längsten)  Flusses  West-Ecuadors;  er  durchbricht 
unter  dem  Namen  des  Guallabamba  die  Westeordillere  einige 
Meilen  nürdlich  vop  Quito,  und  mündet  in  den  paeifischen 
Ocean. 

Geologischer  Rau  des  Cotopaxi.  —  Alte  Lava- 
ströme. 
Die  vielen  Quehradas  und  Huaicos,  welche  tiefe  Ein- 
schnitte im  ganzen  Umkreis  des  Cotopaxi-Kegels  bilden, 
bieten  eine  vortreffliche  Gelegenheit  zum  Stndium  seines 
geologischen  Baues.  Dieser  ist  einfach  oder  coraplieirt, 
wie  man  es  nehmen  will:  einfach,  indem  sich  der  Berg  an 
allen  der  Beobachtung  zugänglichen  Orten  als  ganz  und 


V 


111 

ansschliesfllich  ans  den^lben  Haterialen  zasammengesetzt 
darstellt,  welche  anch  die  Produkte  der  historischen  Aus- 
brüche waren;  complioirt,  indem  sich  diese  Materialien  nn-  ^ 
endlich  manniglaltig  in  ihrer  physischen  Gestaltung  und 
Wechsellagernng  erzeigen,  vom  feinsten  Bimssteinsund  bis 
zur  dichten  Andesitlava,  von  der  papierdttnnen  Aschen- 
schicht bis  zu  den  hundert  Meter  mächtigen  Lavab&nken 
und  Strömen.  —  Gerade  bei  der  letzten  Eruption  haben 
die  ungeheuren  Wasserfluthen,  welche  durch  die  Schluchten 
herabstürzten,  die  Wände  derselben  tüchtig  abgewaschen, 
und  die  schönsten  ganz  vertikalen  Profile  im  grossartigsten 
Maassstabe  hergestellt.  So  tief  diese  Schluchten  auch  sein 
mögen,  so  entdeckt  man  doch  nirgends,  auch  nicht  auf 
ihrem  Grunde,  homogene  grosse  Andesitmassen,  wie  sie  die 
Theorie  der  „gehobenen  Andesit-  und  Trachytkuppen**  er- 
warten liesse,  und  wie  sie  sich  in  der  That  an  kleinen 
geschlossenen  Trachytbergen  finden,  z.  B.  im  rheinischen 
Siebengebirge.  Das  feste  zusammenhängende  Material  des 
Gotopaxi  besteht  nur  in  Lavabänken  von  wechselnder  Mäch- 
tigkeit, welche  stets,  auch  wo  sie  nur  auf  kurze  Strecken 
entblöst  oder  nur  mehr  in  kleinen  Stücken  erhalten  sind, 
die  deutlichsten  Anzeichen  des  Geflossenseins  und  Erkal- 
tens  an.  der  Oberfläche  tragen,  also  nichts  anderes,  als 
wahre  Lavaströme  sind,  welche  später  überdeckt  wurden. 
Fast  immer  sind  diese  Bänke  an  ihrer  Oberseite  schlackig 
und  porös  und  werden  nach  unten  dichter ;  wo  die  Schlacken- 
decke fehlt,  sind  die  deutlichsten  Spuren  einer  spätem  Zer-  • 
Störung  derselben  wahrzunehmen.  Stets  sieht  man, '  dass 
sich  die  Mächtigkeit  der  Bänke,  resp.  Ströme,  die  hin  und 
da  an  einem  und  demselben  grossen  Profil  wechiselt,  nach 
der  Neigung  ihrer  Unterlage  und  dem  ursprünglichen  Flüs- 
sigkeitsgrad der  Lava  richtet,  der  sich  ja  nach  der  Erkal- 
tung noch  z.  Th.  an  der  Textur  zu  erkennen  gibt  Selten 
folgen  zwei  oder  drei  Bänke  unmittelbar  über  einander, 
gewöhnlich  sind  sie  durch  mehrere  Schichten  losen  Aus- 
^nrfmaterials  getrennt.  Dieses  besteht  nun  bald  aus  grossen 
schlackigen  Lavaklumpen,  bald  aus  schneeweissem  Bims- 
steinsand  oder  dunklem  rapilli,  bald  aus  feiner  Asche, 
welche  zu  gelblichem  oder  braunem  Tuff  erhärtet  ist,  bald 


itiicb  aus  emeni  bunten  Gemisch  aller  dieser  Materialien. 
Mitunter  trifft  luan  gewülinlich  sehr  nn  regelmässig  ent- 
wickelte Zwischenlager  von  Scliuttniassen,  welche  eckige 
Lavablöcke  aller  Grösse,  aller  Art  und  jeden  Alters  ein- 
scbliessen.  Dieselben  sind  das  Resultat  von  AbratHchungen, 
Einstürzen  undWasserfluthen  während  früherer  Eruptionen. 
Gerade  bei  der  letzten  konnte  man  die  Bildung  solcher 
Schuttanhäufungen  im  ungeheuersten  Maassstabe  beobadi- 
ten.  —  Auch  bei  den  losen  (Trümmer-)  Materialien,  welche 
abwechselnd  mit  den  festen  Laven  das  Gerüste  des  Coto- 
paxi  zusammensetzen,  sieht  man  deutlieh,  wie  sich  ihre 
Ablagerung  nach  dem  Gefälle  ihrer  jedesmaligen  Unterlag 
richtete.  Die  wenigen  Ausnahmen,  wo  die  TufFscbichtea 
oder  Lavabänke  nicht  mehr  in  ihrer  ursprünglichen  Lage, 
sondern  stärker  geneigt  oder  fast  vertikal  erscheinen,  las- 
sen sieh  leicht  auf  locale  Abrutschungea  und  Einstürze 
zurückführen,  wie  sie  hei  allen  Eruptionen  vorzukommea 
pflegen,  am  häufigsten  aber  durch  Auswaschung  der  Que- 
bradas  unterhalb  der  Schneegrenze  veranlasst  werden.  Von 
einer  Hebung  des  Cotopaxi  oder  einzelner  Theile 
desselben  im  festen  Zustand  ist  nirgends  die  ge- 
ringste Spur  zu  finden.  Mit  Recht  verschwinden  die 
„Hebuugskrater  und  Ilebungsvulkane",  die  man  in  einer 
gewissen  Zeit  in  allen  vulkanischen  Gegenden  der  Erde  zu 
sehen  glaubte  oder  wenigstens  suchte,  mehr  und  mehr  aus 
den  Lehrbüchern  der  Geologie.  Wir  sehen  uns  durch  die 
genauem  Beobachtungen  der  Neuzeit  veranlasst,  die  He- 
bungen fester  Erdtheile  bei  der  Vulkanbildung  sehr  zu  be- 
schränken und  den  meisten  Vulkanen  eine  einfachere  Ent- 
stehung zuzuerkennen,  wie  ich  sie  auch  für  den  Cotopaxi 
geltend  zu  machen  suchte,  nämlich  durch  einfache  An- 
und  Aufhäufung  der  ausgeschleuderten  und  aas- 
geflossenen Materialien  um  den  zum  vulkanischen 
Heerde  führenden  Kanal  (später  Krater).  Die  Theorie 
Boussingault's,  weicher  die  Vulkane  der  Anden  durch  Her- 
ausschieben colossaler  fester  Andesitblöcke  mit  Bildung  von  •  . 
Hohlräumen  entstehen  lässt,  findet  am  Cotopaxi  vollends 
gar  keine  Stütze,  ja  ich  möchte  sagen  ihre  direkteste  Wi- 
derlegung;  und  dasselbe  dürfte  wohl  von  allen  andern  er- 


118 

loschenen  oder  thätigen  Vnlkanen  Ecuadors  gelten.  Will 
man  auch  eine  Hebung  der  Andenkette  im  Ganzen  gelten 
lassen,  so  sind  doch  die  hohen  Vulkane,  welche  dieselbe 
krönen,  nicht  in  die  allgemeine  Hebung  hineinzuziehen^ 
auch  haben  sie  sich  nicht  später  über  der  Cordillere  ge- 
hoben, sondern  aufgehäuft. 

Enge  verknüpft  mit  der  Hypothese  Boussingault's  und 
vielleicht  aus  ihr  entspringend,  ist  der  von  demselben  Bei- 
senden am  hartnäckigsten  vertheidigte  Irrthum,  dass  die 
Anden-Vulkane  niemals  ächte  Lavaströme  geliefert  haben. 
Der  Beweis  des  Gegentheils  musste  seiner  Hypothese  ge^ 
fährlich  werden.  Bei  andern  Gelegenheiten  glaube  ich 
diesen  Beweis  zum  Theil  geliefert  zu  haben  i),  und  be- 
schränke mich  hier  auf  die  Beobachtungen  am  Cotopaxi« 
Ich  bringe  nichts  Neues  und  muss  ausdrücklich  bemerken, 
dass  den  Herren  Reiss  und  Stübel  das  Verdienst  zukommt, 
die  vielen  Lavaströme  an  den  ecuatoriasischen  Vulkanen, 
speciell  am  Gotopaxi,  zuerst  erkannt  zu  haben,  und  dass 
ich  besonders  durch  ihre  Mittheilungen  angeregt,  diesem 
Gegenstand  seit  einer  Beihe  von  Jahren  meine  Auftnerk-' 
samkeit  zugewendet  habe  ^).  Es  wurde  schon  bemerkt,  dusd 
die  Lavabänke,  deren  Durchschnitte  an  den  Quebrada-WäO' 
den  zwischen  den  Tufflagem  erscheinen,  nur  als  alte  Lava^ 
ströme  gedeutet  werden  können;  von  diesen  soll  nicht 
weiter  die  Rede  sein,  sondern  nur  von  den  oberflächlichen 
zum  Theil  sehr  frisch  aussehenden  und  sogar  bei  histori- 
schen Eruptionen  entstandenen  Strömen,  welche  die  Ab- 
hänge und  den  Fuss  des  Berges  umgeben.  Auf  dem  Kärt- 
chen sind  nur  die  deutlichsten  und  frischesten,  ungefähr 
zehn,  eingetragen,  aber  ihre  Zahl  ist  viel  bedeutender  wenn 
man  die  im  untern  Theil  schon  mit  Vegetation  und   im 


1)  Vgl.  meine  „Geognost.  Mittheil."  Nr.  1,  im  Neuen  Jahrb. 
1874,  wo  von  den  Lavaströmen  des  Antisana  die  Bede  ist;  ferjuer 
verschiedene  Stellen  in  Nr.  4,  im  Jahrgang  1875,  über  die  Vulkan- 
^sbrüche  in  Ecuador;  ebenso  die  briefl.  Mittheil,  in  der  Zeitsohr. 
der  deutsch,  geol.  Gesellsch.  Bd.  XXV.  S.  102. 

2)  Ich  verweise  besonders  auf  den  interessanten  Brief  des  Hrn. 
Dr.  Reiss  in  der  Zeitschr.  der  deutsch,  geol.  Gesellsch.  Bd.  XXVI. 
S.  907,  in  welchem  er  die  Lavaströme  gegen  H.  Karsten  vertheidi^t. 

Verh.  d.  nat.  Ver.  Jahrg.  XXXV.  6.  Folge.  V.  Bd.  ^ 


obern  mh  SohuttmaBaen  bedeckten  mitrechnet.  Dr.  W.  Reiss 
sagt  sebr  richtig:  „Alle  diese  Lavaströme  sind  so  gleicher 
Natur,  dass  die  Beschreibung  des  einen  sieh  auf  alle  an- 
dern übertragen  lässt,  mit  Beifügung  einiger  unbedeutende» 
durch  die  Terrainverb  ältnisse  bedingten  Abweichungen." 
Der  grosse,  mehrfach  sich  verzweigende  und  unten  sich 
gabelnde  Lavaatrom  oberhalb  Manzana-  und  Pucahuaico 
wurde  vo»  diesem  Forscher  genau  beschrieben  und  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  dem  Ausbruch  von  1853  zuge- 
rechnet^). Er  diente  ihm  bei  seiner  Cotopaxi-Besteigung. 
als  Weg  bis  in  die  Nabe  des  Kraters.  Niciit  alle  StrQme 
reichen  bis  zu  einer  so  bedeutenden  HiJhe  hinauf;  meistene 
scheinen  sie  am  Fuss  des  Kegels  oder  nicht  weit  ober- 
halb 3er  Schneegrenze  zu  entspringen,  da  wo  die  UebäDge 
des  Berges  sanfter  zu  werden  beginnen.  Ich  sagte,  sie 
scheinen  es,  denn  mehrere  verlieren  sich  ganz  allmählig 
in  ihrem  obern  Theil  unter  einer  dicken  Sand-  und  Ascben- 
bedeckung  und  schliesslich  unter  dem  mächtigen  Hcbnee- 
mante],  wie  z.  B.  der  Lavastrom  von  Yaliasache;  in  diesem 
Falle  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  der  schneebedeckte 
Grat  oder  EUcken,  welcher  sich  als  direkte  Fortsetzung  dea 
Stromes  weit  am  obern  Bergabhang  hinaufzieht,  nichts  an- 
deres als  der  verdeckte  Lavastram  ist.  Aber  auch  in  jenen 
Fällen,  wo  ein  Lavastrom  plötzlich  am  Abhang  oder  Fuss 
des  Berges  aus  einer  wulstartigen  Anhäufung  zu  entsprin- 
gen scheint,  haben  wir  es  nach  meiner  Meinung  nicht  mit 
einer  Seiteneruption  zu  tbun,  im  Gegeutheil  glaube  ich  — 
und  ich  wurde  besonders  auf  meiner  letzten  Eeise  in  die- 
sem Glauben  bestärkt  — ,  dass  alle  diese  Ströme  ihren 
Ausgang  aus  dem  Gipfelkrater  des  Cotopaxi  nahmen.  Herr 
Dr.  A.  Stllbel  hat  auf  das  unzweifelhafteste  nacbgewieaen, 
dass  der  grosse  Lavastrom,  welcher  im  vorigen  Jahrhun- 
dert dem  Fuss  des  Tunguragua  zu  entquellen  schien,  aus 
dessen  Gipfelkrater  floss,  sich  über  die  sehr  steilen  Ge- 
hänge dea  Vulkans  hinabstürzte,  mit  Hinterlassung  geringer 
Spuren,    und  erst  in  der  Tiefe  sieh  wulsttürmig  aufstaute 


1)  Zeitsöhr.  d.  deutsch,  geol.  GeseUsoh.  Bd.  XXV.  S.  81. 


I 


nnd  sich  langsam  weiter  schob').  Eine  ähnliche  Meinang 
sprach  er  über  den  cnterhalb  des  Cotopaxi- Gipfel  begin- 
nenden Strom  von  1853  aus.  Ich  sah  nun  bei  meiner  neu- 
liehen Besteigung  und  Untersuchung  des  Vulkans,  knrz  naßh 
einer  der  groasten  seiner  Eruptionen,  Dinge,  welche  die 
Ansicht  des  Herrn  Dr.  ättibel  aufs  glänzendste  bestätigen 
nnd  mi^h  geneigt  machen,  dieselbe  Erklärung  anf  die 
meisten  Fälle  auszudehnen,  in  welchen  die  Lavastrßme  an 
steilen  Vulkanen,  und  speciell  am  Cotopaxi,  aus 
dem  Fu38  oder  uoteni  Gehänge  des  Berges  zu  kommen 
scheinen,  ohne  dnss  man  durch  Nachweieung  einer  Spalte 
oder  eines  Seitenkraters  sie  mit  Sicherheit  als  Seitenerup- 
tionen bezeichnen  könnte.  Ich  werde  auf  meine  hierauf 
bezuglichen  Beobachtungen  zurflckkommeu. 

Die  frischen  Lavaströme,  welche  an  ihren  steilen 
SeitenbUschungen  und  auf  ihrer  Oberfläche  von  grossen, 
echlackigen,  wild  über  einander  geschobenen  und  autge- 
stauten Layablöcken  bedeckt  sind,  heissen  hier  im  Volks- 
muude  reventazones  oder  noch  häutiger  voleanes  und  wer- 
den gewöhnlich  nach  den  Huaicos,  in  denen,  oder  neben 
denen  sie  berabflossen,  genauer  bestimmt.  So  haben  wir 
am  Cotopaxi  einen  Yanasache-volcan,  Tauripamba-volcan 
(acheinen  mehrere  Ströme  zu  sein),  Chirimacbay-volcan 
u.  8.  w.  Einer  der  schönsten  und  lehrreichsten  ist  der 
Strom  Yon  Yanasaehe,  welcher  wohl  bei  seinem  frischen 
Aussehen  zu  den  historischen  gehören  mag,  obwohl  ieh 
über  seine  Entstehungszeit  nichts  Sicheres  in  Erfahrung 
bringen  konnte.  Er  ist  in  Allem  dem  von  Dr.  Reiss  be- 
schriebenen Strom  von  Manzanahuaico  ähnlich,  ersti'eckt 
sich  aber  nach  oben  nur  bis  zur  Schneegrenze  (4680  m)  wo 
er  unter  Asche  und  Sand  verschwindet.  An  seinem  untern 
'         Ende  (4070  m).  wo  er  sich  ungemein  verbreitert  und  ver- 

I zweigt ,  haben  die  letzten  Wasser-  und  Schlammfluthen 
grossartige  Verwüstungen  angerichtet,  wie  auch  an  allen 
andern  in  Quehradas  gelegenen  Strömen.  Sie  wurden  zum 
Theil  zerstört  und  so  ihr  Inneres  blosgelegt;  da  sieht  man 
pu 


1)  Carla  del  Sr.  Dr.  A.  Stübel  b  S.  E.  el  Preaidente  de  laÄe- 
püblica  etc.  Quito  1673.  p,  20  uod  25. 


am  dcntliüh,  daaB  sie  uoter  der  Block-  nnd  Schlackendecke 
SM»  compaktem  mefar  krystallinischem  Audeeit  bestehen, 
welcher  nicht  selten  pfeilerförmige  Absonderung  zeigt.  Der 
Yanasache-volcan  ruht  auf  einem  altern  weit  grossem  Strom 
oder  besser  Lavat'eld,  welches  die  Ebene  von  Limpiopungo 
gegen  den  Cotopaxi  hin  begrenzt  und  gegen  SW  fiist  bis 
zum  Millihuaico  reicht. 

Es  kann  hier  nicht  meine  Absicht  sein,  die  einzelnen 
Lavaströme  zu  besprechen,  das  Gesagte  genUgt  um  zu  zei- 
gen, welchen  Antheil  sie  am  geologischen  Bau  des  Cotopaxi 
nehmen.  Ebenso  werde  ich  nicht  näher  auf  die  mineralo- 
gische und  chemische  Constitution  der  Cotopaxi -Gesteine 
eingehen,  sondern  mich  mit  einigen  allgemeinem  Bemer- 
kungen darüber  begütigen  müssen.  Alle  Varietäten,  soweit 
icb  sie  gesammelt  und  beobachtet  liabe,  scheinen  dem 
Andesit  anzugehören;  sie  sind  meistens  von  dunkler  Fär- 
bung, sehr  compakt  nnd  t'einkrystallinisch;  die  schönea 
porphyroidischen  Arten  mit  grossen  ausgeschiedenen  Kry- 
Btallen  sind  ungleich  seltener,  als  an  andern  ecuatoriani- 
schen  Vulkanen,  und  an  Mannigfaltigkeit  und  Schönheit 
der  Gesteine  tlbcrtri£ft  selbst  der  nahegelegene  BumiSahni 
den  Cotopaxi  bei  weitem.  Obgleich  der  Bimsstein  (beson- 
ders als  feiner  Bimssteinaand)  bei  den  historischen  Erup- 
tionen nicht  ausgeschlossen  war,  so  scheint  doch  die  Haupt- 
masse desselben,  ao  wie  der  ihn  zuweilen  begleitende  Ob- 
sidian  und  viele  hellere  Andesitlaven  von  t'rflbem  vorhisto- 
rischen Ausbrächen  herzustammen.  Die  neuen  Laven  haben 
alle  übereinstimmend  eine  sehr  dunkle  Färbung;  von  den 
coustituirenden  Mineralien  ist  meist  nur  der  Flagioklas 
deutlich  zu  unterscheiden  und  das  Magneteisen  mit  der 
Nadel  nachzuweisen.  Olivin  erscheint  ziemlich  häufig  ein- 
gesprengt, aber  oft  rühren  doch  die  grünen  Partien  nnd 
Kömer  von  geschmolzenem  Augit  her.  Eigentliche  Qnarz- 
lava,  wie  am  Antisana,  in  welcher  der  Quarz  wie  ein  we- 
sentlicher Gemengtheii  auftritt,  fand  ich  am  Cotopaxi  nich^ 
aber  Quarz-Einsprenglinge  sind  besonders  in  den  neuesten 
Laven  (auch  in  der  von  1877)  zahlreich,  und  wurden  be- 
reits von  Dr.  Eeiss  als  eine  auffallende  Erscheinung  er- 
wJitict.   —  Unter   den    vielen  Einschlüssen   präexistirender 


I 

I 


Gesteine  berrsclien  ältere  Laven  nnd  Äcdesite  vor;  gneiB- 
ond  gUmmerBchicferartige  Fragmente  fand  ich  nicht,  wohl 
aber  sehr  viele  dichte  grtinsteinähnliehe  Stücke,  Letztere 
worden  bei  der  neulichen  Ernption  auch  in  groeser  Anzahl 
lose  auBgeschleudert.  Da  nun  die  Quarz-Einschlüsse  sich 
ebcDSO  gut  von  den  häufigen  Adern  und  SchnBren  dieses 
Minerals,  welche  die  Grünsteiue  zu  durehschwärmen  pflegen, 
herleiten  lassen,  als  von  Schiefergesteinen,  da  ferner  der 
Cotopaxi  bis  an  den  Rand  der  Ostcordillere,  die  allerdings 
der  Hauptsache  naeli  aus  den  Gesteinen  der  Familie  des 
Glimmerscbicfers  besteht,  vorgeschoben  ist  und  sich  dadurch 
bedeutend  der  Westcordillere  nähert,  in  welcher  anerkanu- 
tennassen  Porphyrite  und  Grünsteine  prädominiren,  so  bin 
ich  geneigt,  anzunehmen,  dass  die  alte  nicht  vulkanische 
Basis  dieses  Vulkans  aus  den  Gesteinsarten  dieser  letztem 
Familie  besteht. 

Historische  Thätigkeit  des  Cotopaxi. 
Bevor  ich  die  Beschreibung  des  letzten  grossen  Aus- 
bmches  des  Cotopaxi  beginne,  werfen  wir  einen  kurzen 
Rückblick  auf  dessen  historische  Thätigkeit,  welche  einen 
Zeitraum  von  343  Jahren  umfasst').  Der  Cotopaxi  war  der 
erste  Vulkan,  dessen  verheerende  Wirkungen  die  Oonquista- 
doren  gleich  bei  ihrem  Eintritt  ins  Hochland  von  Quito 
erfuhren.  Doch  war  dessen  erster  Ausbruch  im  Jahre  1534 
ihnen  insofern  günstig,  als  er  die  Indianer  einschüchterte 
und  von  weltern  Kämpfen  mit  den  Spaniern  abstehen  machte, 
weil  sie  die  Eruption  für  ein  schlimmes  Wahrzeichen  für 
sieh  nahmen.  Aus  gewichtigen  Gründen  glaube  ich,  dass 
dieser  Ausbruch  in  den  Juni  oder  Juli  des  genannten  Jahres 
fällt,  und  dass  von  ihm  auch  der  vielfach  erwähnte  Aschen- 
regen herrührt,  welcher  das  kleine  Heer  Alvarado's  am 
Westabhang  der  Cordiliere  in  Erstaunen   setzte    und  be- 


1)  Etwaa  BnBführlicher  findet  man  dia  OeBcbiobte  diesoB  in- 
taresiantcn  Vulkans,  aber  nur  bis  zum  Ende  des  vorigen  JaiirhuQ- 
derta,  in  der  obranolog^ieclieD  Znsamm  an  Stellung  der  Vulkanausbrüobs 
und  Erdbeben  Kcnadors,  im  Neuen  Jahrbuch,  1875.  Doch  sind  da- 
eelbet  die  auf  den  Cotopftxi  bcEag-liobea  Stelleu  sehr  zerstreut. 


118 

lästigte.  Nach  diesem  Ereignisse  ruhte  der  Cotopaxi  über 
200  Jahre,  bis  er  am  15.  Juni  1742  mit  furchtbarer  Kraft 
aus  seinem  Schlummer  erwachte,  und  während  26  Jahren 
der  Schrecken  und  die  Geissei  des  quitensischen  Hochlan- 
des ward.  In  diese  traurige  Epoche  fällt  die  Verwüstung 
und  Verarmung  der  früher  viel  schönern  und  fruchtbarem 
Provinz  von  Latacunga,  und  es  ist  zu  befürchten,  dass  die 
Verödung  sich  immer  weiter  ausbreiten  und  verstärken 
werde,  wie  der  letzte  Ausbruch  aufs  traurigste  gezeigt  hat 
Auch  manche  der  oben  erwähnten  frischen  Lavaströme 
datiren  aus  dieser  Zeit.  —  Nach  den  alten  Berichten  glichen 
sich  diese  Ausbrüche  einer  dem  andern  so  sehr,  dass  es 
nicht  nöthig  ist,  sie  einzeln  zu  beschreiben.  Der  erste  Akt 
bestand  gewöhnlich  in  einem  ungeheuren  Sand-  und  Aschen- 
regen, dann  folgten  zwischenhinein  die  grossen  Wasser-  und 
Schlammfluthen,  welche  durch  Erguss  der  glühenden  Lava 
veranlasst  wurden,  und  Alles  verheerend  in  Thäler  und 
Ebenen  herabstürzten,  und  schliesslich  fuhr  dann  der  Coto- 
paxi gewöhnlich  noch  einige  Tage  fort  Asche  auszustossen, 
bis  er  sich  wieder  beruhigte.  Folgendes  sind  die  Daten 
der  sieben  Haupteruptionen  dieser  Epoche: 

1742,  15.  Juni. 

„  9.  Dezember. 

1743,  27.  Sept.  bis  4.  Oktober. 

1744,  30—31.  November. 
„  2.  Dezember. 

1766,    10.  Februar. 

1768,    4.  AprU. 
Es  ist  zu  bemerken,  dass  kein  einziger  Cotopaxi- 
Ausbruch  von  einem  Erdbeben  begleitet  war;   nur 
am  2.  und  4.  April  1768  wurden  als  Vorboten  der  Eruption 
einige  Erdstösse  in  der  Nähe  des  Vulkans  verspürt. 

Nach  der  schrecklichen  Katastrophe  von  1768  ruhte 
der  Cotopaxi  wieder  35  Jahre  und  trat  dann  am  4.  Januar 
1803  in  eine  vorübergehende  und  wie  es  scheint  nicht  sehr 
intensive  Thätigkeit.  Humboldt  hörte  damals  die  den  Aus- 
bruch begleitenden  Detonationen  im  Golf  von  Guayaquil 
beim  Beginn  seiner  Reise  nach  Lima.  —  Für  die  Cotopaxi- 
Ansbrüche    dieses  Jahrhunderts  existiren  fast   gar  keine 


Bchriltlichen  Äufaeichnuiigen,  und  es  ist  nicht  möglich  nach 
der  Tradition  etwas  sicheres  über  sie  ku  erfahren,  oft  nicht 
einmal  das  Datum.  Solche  wenig  bekannten  Ausbruche 
fanden  statt:  1845  (Hnmb.  Kosmos  IV.  575,  nach  Ida  Pfeiffer) 
und  1851  (Villaviceucio,  oder  1850  nach  Wagner).  Der  von 
1853,  13.  und  15.  Sept.  ist  durch  H.  Karsten  und  W.  Reiss 
etwas  bekannter  geworden,  er  war  der  bedeutendste  der 
letalen  Epoche  nud  lieferte  einen  grossen  Lavastrom.  Ge- 
ringer scheinen  die  von  1855  und  185G  gewesen  zu  sein. 
In  den  letzten  2U  Jahren  hat  man  wohl  häufig  den  Coto- 
paxi  stärkere  Rauchwolken  ansstossen  sehen,  auch  wurde 
hin  und  wieder  sein  schneebedeckter  Gipfel  mit  Aache  und 
rapilli  überschüttet,  selbst  schwächere  Lavaergiessungen 
sind  müglicjierweise  in  den  Jahren  1863  und  1866  (Sept) 
erfolgt;  aber  einen  Ansbrnch  von  Bedeutung  hat  er  nicht 
gemacht  bis  zum  Jahre  1877. 

Der  Ausbruch  am  26.  Juni  1877. 

Damit  spätere  Forscher  bezüglich  der  letzten  denk- 
würdigen Ernption  des  Cotopaxi  nicht  wieder  ihre  Klagen 
erheben  müssen  über  Mangel  an  genügenden  Nachrichten, 
will  ich  mich  bemühen,  dieselbe  so  genau  als  möglich  zu 
beschreiben,  und  damit  diese  AufKeichnungen  bei  weitem 
Veränderungen  des  Vulkans  zum  vergleichenden  Anhalts- 
punkt dienen  können,  werde  ich  über  den  Zustand  dessel- 
ben nach  der  Eruption,  sowie  über  die  an  ihm  auftreten- 
den Erscheinungen  als  Augenzeuge  berichten, 

Vorzeichen.  Seit  dem  Anfang  dieses  Jahres  beob- 
achtete man  fast  ständig  eine  Rauch-  und  Dampf'säule  über 
dem  Krater  des  Cotopaxi,  stärker  als  sie  während  der  ge- 
wöhnlichen Fumarolenthätigkeit  im  Zustand  der  Ruhe  zu 
sein  pflegt;  auch  hörte  man  wiederholt  unterbdisehes  Getüse 
in  den  Umgebungen  des  Berges.  Am  21.  April,  Abends  7 
bis  10  Uhr,  erfolgte  ein  bedeutender  Aschenausbruch;  die 
dicke  Rauchsäule  erhob  sich  200 — 300  Meter  hoch,  ward  von 
Zeit  zu  Zeit  hell  beleuchtet  und  riss  grosse  glühende  Lava- 
blöcke mit  empor,  die  im  Niederfallen  wie  Kometen  lange 
Lichtschweife  nach  sich  zogen  und  hie  und  da  mit  starkem 
Krachen  in  der  Luft  zerplatzten.    Ueber  den  östlichen  Kra- 


«■■■  ?r 


120 

terrancl  Bcihien  sich  ein  Feuerstrom  za  ergiessen,  and  es 
ist  wahrscheinlich,  dass  dort  schon  an  diesem  Tage  flu»- 
sige  La^a  ausfloss,  denn  man  bemerkte  nachher,  dass  sich 
an  jenem  Rande  ein  schwarzer  Wulst  gebildet  hatte.  Die 
meiste  Asche  fiel  gegen  Machachi,  und  daher  zeigte  sich 
der  €otopaxi  des  andern  Tages  und  während  längerer  Zeit 
besonders  an  der  NW-  und  WSeite  ganz  schwarz,  d.  h.  mit 
Asche  und  rapilli  bedeckt.  —  Von  diesem  Tage  an  machte 
der  Vulkan  häufig  kleine  Aschenausbrtiche,  welche  zwar 
^icht  immer  direkt  beobachtet  werden  konnten,  weil  der 
«ßipfel  meist  in  Wolken  gehüllt  war,  sich  aber  durch  die 
oü  plötzliche  Schwärzung  der  schneebedeckten  Abhänge  zu 
erkennen  gaben.  So  geschah  es  besonders  am  11.  Mai  und 
in  den  letzten  Tagen  desselben  Monats. 

Am  25.  Juni  wiederholte  sich  fast  genau  die  Eruption 
des  21.  April,  nur  etwas  stärker.  Ein  dumpfes,  unterirdi'- 
sches  Getöse  kündigte  sie  an.  Um  1^/4  Uhr  Nachmittags 
^rhob  sich  eine  dicke  schwarze  Rauch-  und  Aschensäule 
senkrecht  über  dem  Krater  zur  doppelten  Höhe  des  Berges, 
welche  sich  dann  rasch  ausbreitete  und  ein  Halbdunkel  in 
der  Umgegend  des  Berges  verursachte.  Der  Ostwind  trieb 
die  Aschenwolken  über  die  Westcordillere  hin,  und  so  ge- 
ischah  es,  dass  der  Aschenregen,  wenn  er  auch  in  Quito 
und  Latacunga  deutlich  genug  war,  doch  wieder  in  Machachi 
{NW  vom  Cotopaxi)  am  bedeutendsten  auftrat  und  dort  die 
stärkste  Verdunklung  der  Atmosphäre  veranlasste.  Abends 
zwischen  6  und  7  Uhr  zeigte  sich  um  den  Cotopaxi-Gipfel 
ein  sehr  lebhaftes  Spiel  elektrischer  Entladungen;  grössere 
und  kleinere  Blitze  umzuckten  den  Kegel  mit  Zwischen- 
pausen von  10  bis  20  Sekunden.  Auch  will  man  an  die- 
sem Abend  vom  Dorfe  Mulalö  aus  gesehen  haben,  dass 
sich  eine  feurige  Masse  über  den  westlichen  Kraterrand 
ergoss,  welche  in  der  Dunkelheit  der  Nacht  ein  helles  Licht 
verbreitete. 

Der  26.  Juni.  Dieser  Schreckenstag,  welcher  Hun- 
derten von  Menschen  und  Tausenden  von  Thieren  das  Leben 
kosten  sollte,  an  welchem  der  Cotopaxi  blühende  Fluren 
in  Steinwüsten  verwandelte  und  in  einer  Stunde  den  Fleiss 
mehrerer  Generationen  vernichtete,   brach  klar  und  heiter 


an,  wie  es  in  dieser  Jahreszeit  in  den  Hochanden  gewöUn- 
licU  ist.  Aeusserlich  ruhig  und  ohne  drohendes  Anzeichen 
hob  sich  der  verderbenschwangere  Vulkan  Morgens  6  Uhr 
am  reinen  azurblauen  Himpel  ab.  Da  schosa  plötzlich  um 
halb  7  Uhr  eine  himmelliohe  Rauch-  und  Asehensäule  aus 
seinem  Krater  empor  (die  Piniensäule)  und  verbreitete  sich 
80  rasch  in  den  obersten  Atmosphärenschichten,  dass  schon 
um  8  Uhr  in  dem  ungefähr  10  Meilen  entfernten  Quito  ein 
dämmemugBartiges  Zwielicht  herrschte,  wie  bei  einer  tota- 
len Sonnenfinsterniss;  der  vulltauische  Staub,  welcher  die 
Entere  Atmosphäre  erfitllte,  glich  einem  feinen  Nebel,  er 
wurde  immer  dichter  und  mit  ihm  nahm  auch  die  Dunkel- 
heit rasch  zu.  Wegen  der  herrschenden  Windricbtung  aus 
SO  blieb  die  Gegend  im  Süden  des  Vulkans  (gegen  Lata- 
eunga)  viel  länger  klar,  der  Aschenregen  und  die  Dunkel- 
heit waren  schwächer  und  hörten  bälder  auf.  Am  stärksten 
machten  sich  beide  Phänomene  gegen  W  und  NW  bemerkbar. 
Detonationen.  Doch  dies  war  nur  gleichsam  das 
Vorspiel;  der  Hauptakt  begann  um  10  Uhr  und  kündigte 
sich  durch  donnerartige  Schläge  an.  Hier  ist  der  merk- 
würdige Umstand  zu  verzeichnen,  dass  das  unterirdische 
Getfise  in  grossen  Entfernungen  vom  Cotopaxi  aufs  deut- 
lichste, in  der  nächsten  Umgebung  desselben  aber  kaum 
vernommen  wurde.  In  Lataeunga  scheint  dasselbe  nicht 
gehört  worden  zu  sein;  denn  das  spätere  dumpfe  und  an- 
dauernde Getöse,  das  man,  wie  aus  der  Luft  kommend, 
vernahm ,  rührte  von  den  herabstürzenden  Wasser-  und 
Schlammfluthen  und  den  darin  rollenden  Felsblßcken  her. 
Von  Quito  versichert  man  mir,  dass  viele  Pereonen  das 
unterirdische  Getöse  überhilrt  haben,  andere,  und  darunter 
einige  genaue  Beobachter,  vernahmen  dumpfe  Kanonen- 
schüsse wie  aus  sehr  grosser  Entfernung.  In  Guayaquil 
dagegen  hörten  wir  von  9  bis  11  Uhr  Morgens  aufs  deut- 
lichste die  „Artillerie Schüsse"  in  grosser  Nähe,  einige  mein- 
ten in  dem  '/,  Stunde  unterhalb  der  Stadt  gelegenen  Fort, 
andere  (und  ich  selbst)  glaubten,  es  tindcn  Artillerieübungen 
statt  auf  der  Savane  hinter  den  Hügeln  im  N.  von  Guaya- 
quil. Die  Lootsen  in  Punä,  am  AVsfluss  des  Guayaquil- 
Stromes,  eilten  zu  den  Booten,  weil  sie  glaubten  es  signa- 


-J.—t 


122 

lisire  ein  Ki-iegsschiflf;  in  mehreren  Dörfern  der  Provinz, 
und  bis  Tümbes  an  der  peruanischen  Kü»te,  waren  Behör- 
den und  Bürgermiliz  anfe  höchste  allarmirt,  weil  sie  eine 
Schlacht  in  nächster  Nähe  glaubten.  Auf  ähnliche  Weise 
und  noch  deutlicher  hörte  man  das  Getöse  ,,wie  ein  ab- 
wechselndes Gewehr-  und  Kanonenfeuer"  zwischen  9  Uhr 
Morgens  und  1  Uhr  Nachmittags  in  der  ganzen  Provinz  von 
Guenca.  Aus  vielen  Dörfern  kamen  Kurrire  nach  Cuenca» 
jeder  meldete  eine  Schlacht  und  jeder  aus  „nächster  Nähe" 
seines  Dorfes;  in  Guenca  selbst  erklirrten  die  Fensterschei- 
ben vom  „Kanonendonner"  der  überall  gegenwärtigen  und 
nirgends  sichtbaren  Schlacht.  —  Diese  merkwürdige  Er- 
scheinung wird  auch  für  einige  Gotopaxi- Ausbrüche  des 
vorigen  Jahrhunderts  erwähnt.  Bei  dem  im  Jahre  1744 
soll  man  „den  Donner  des  Vulkans"  in  Guayaquil  und  Piura^ 
in  Pasto  und  Popayan  vernommen  haben,  während  man 
in  Quito  und  Latacunga  kein  Geräusch  gehört 
habe.  Aehnlich  geschah  es  bei  der  Eruption  des  Jahres 
1768.  Früher  hegte  ich  einige  Zweifel  über  die  Bichtigkeit 
dieser  Angaben;  allein  ich  muss  sie  nun  als  Ohrenzeuge 
bestätigen.  —  Im  Gotopaxi  selbst,  d.  h.  im  obern  Theil  des 
Eruptionskanals  können  diese  Detonationen  nicht  stattge- 
funden haben,  sonst  wäre  durchaus  nicht  zu  erklären,  warum 
sie  in  Latacunga  und  Quito  nicht  eben  so  stark  oder  viel- 
mehr nicht  stärker  gehört  wurden,  als  in  Guayaquil  und 
Guenca.  Sie  mussten  in  grossen,  ungeheuren  Tiefen  der 
Erde,  vielleicht  im  vulkanischen  Heerde  selbst  stattfinden. 
Nehmen  wir  mit  der  Mehrzahl  der  Geologen  als  Sitz  und 
Heerd  des  Vulkanismus  das  allgemeine  heissflüssige  Erd- 
innere, etwa  in  15  Meilen  Tiefe,  an,  und  nicht  ftlr  jeden 
Vulkan  ein  besonderes  in  seiner  Ausdehnung  beschränktes 
Reservoir,  so  kann  jenes  Phänomen  dadurch  erklärt  wer- 
den, dass  zur  Zeit  einer  grossen  vulkanischen  Eruption, 
also  zur  Zeit  der  höchsten  Spannung  der  vulkanischen 
Kräfte,  an  verschiedenen  Orten  des  Heerdes  Explosionen 
erfolgen,  selbst  in  so  bedeutender  Entfernung  vom  Erup- 
tionskanal, dass  die  Schallwellen  der  Detonationen  nicht 
über  dem  Vulkan,  wotil  aber  auf  Theilen  der  festen  Erd- 
rinde wahrgenommen  werden,  welche  dem  Ort  der  Explo- 


sion  näher  liegen.  Geschieht  z.  B.  eine  Explosion  gerade 
nnter  Guayaqnil,  bo  liegt  im  angenommenen  Fall  diese 
Stadt  nur  15  Meilen  vom  Funkt  der  Explosion,  der  Coto- 
paxi  aber  wenigstens  40  geogr.  Meilen;  es  kann  sehr  leicht 
geschehen  und  es  ist  sogar  wahrscheinlich,  dass  man  den 
Enall  am  erstem,  nicht  aber  am  letztem  Orte  vernimmt 
Bei  dieser  Annahme  begreift  eich  auch,  warum  an  verschie- 
denen Orten  das  Getöse  nicht  göuaii  zur  selben  Zeit  und 
auf  verschiedene  Weise  gehört  wird,  meistens  wie  in  näch- 
ster Nähe,  und  auch  nicht  wie  aus  einer  bestimmten  Rich- 
tung, sondern  eher  wie  direkt  ans  der  Erde  kommend- 
Sicher  rührten  die  Detonationen  in  Cuenca  von  andern  Ex- 
plosionen her,  als  die  in  Guayaquil  gehörten.  Der  Vulkan- 
Ausbruch  und  die  Detonationen  können  als  last  gleichzeitige 
Ereignisse  sich  auf  eine  gemeinsame  Grundursache 
bezieben;  kaum  aber  werden  wir  sie  als  so  unmittelbar 
vereinigt  denken  dUrJen,  dass  wir  das  eine  Phänomen  als 
direkte  Ursache  oder  Wirkung  des  andern  bezeichucn  könn- 
ten. —  Natürlich  soll  dieser  Erklärungsversuch  zunächst 
nur  lUr  die  citirten  und  ähnliehe  Fälle  gelten,  in  welchen 
während  einer  Eruption  das  unterirdische  Getöse  in  weiten 
Entfernungen  vom  Vulkan  stark  und  an  diesem  selbst  nicht 
gehört  werden,  und  stelle  ich  durchaus  nicht  in  Abrede, 
dass  ganz  ähnliehe  Explosionen  und  Detonationen  im  Erup- 
tionskanal und  im  engsten  Causalzusamnienhang  mit  dem 
Ausbruch  selbst  stattfinden. 

Lavaeruption.  Gegen  10  Uhr  Vormittags  also,  wäh- 
rend an  verschiedenen  und  weit  auseinander  gelegenen  Orten 
der  Republik  starke  unterirdische  Detonationen  gehört  vmi- 
den,  sprudelte  der  Krater  des  Cotopaxi  von  glUhendÜüs- 
siger  Lava  über,  and  diese  sttirzte  sich  mit  rasender 
Schnelligkeit  über  die  Abhänge  des  Kegels  herab.  Ich 
wählte  absichtlich  das  Wort  „übersprudeln",  weil  es  am 
besten  die  Art  und  Weise  bezeichnet,  wie  bei  diesem  aussw- 
gewöhnlichen  Ausbruch  der  Lavaergnss  geschah.  Zufällig 
war  um  10  Uhr  die  SUdwestseite  des  Berges  und  sein  Gipfel 
ganz  wolkenfrei  und  klar,  so  dass  in  Mulalö  und  Cusiga- 
ango,  wo  der  Aschenregen  noch  niöht  begonnen  hatte,  viele 
Personen  Augenzeugen  der  Lavaeriiption  waren.    Lebhaft 


124 

schilderten  sie  mir  den  furchtbaren  Anblick  des  Berges, 
als  er  plötzlich  in  Aufwallung  (ebuUicion)  gerieth  und  sich 
„eine  schwarze  Masse'' rauchend  und  dampfend  über  alle 
Theile  des  Kraterrandes  zugleich  herausdrängte.  Na- 
türlich waren  sie  über  die  Natur  der  „schwarzen  Masse" 
(bei  Nacht  wäre  sie  wohl  feurig  erschienen)  nicht  einig, 
die  meisten  hielten  sie,  Ursache  mit  Wirkung  verwechselnd, 
für  die  Wasser-  und  Schlammmassen  selbst.  Mehrere  brauch- 
ten bei  ihrer  Schilderung  das  anschauliche  Bild  eines  am 
Feuer  plötzlich  „überwallenden  Eeistopfes".  Nur  wenige 
Augenblicke  konnte  man  den  Berg  von  der  Südwestseite 
auf  diese  Weise  beobachten  (von  Norden  her  war  er  schon 
seit  7  Uhr  unsichtbar) ;  denn  alsbald  hüllte  er  sich  in  den 
von  der  Lava  erzeugten  Dampf,  und  zudem  begann  auch 
sofort  in  Mulalö  der  Sand-  und  Aschenregen  setr  dicht  zu 
fallen.  Man  hörte  nun  das  schauerliche  allmählig  sich  ver- 
stärkende und  sich  nähernde  Getöse,  welche  die  entste- 
henden Wasser-  und  Schlammfluthen  verursachten. 

Ich  würde  den  Aussagen  der  Augenzeugen  von  Mulalö 
nicht  viel  Gewicht  beilegen,  wenn  ich  sie  durch  meine 
eigenen  Beobachtungen  auf  der  Rundreise  um  den  Vulkan, 
und  besonders  bei  dessen  Besteigung,  nicht  bei  jedem  Schritt 
und  Tritt  hätte  bestätigen  müssen.  Es  gehört  in  der  That 
zu  den  Eigenthümlichkeiten  dieses  Ausbruchs,  dass  sich 
diesmal  die  Lava  nicht  in  einem  oder  in  einigen  Strömen, 
sondern  gleicbmässig  nach  allen  Richtungen  aus  dem  Krater 
ergoss,  über  dessen  niedrigsten  Rand  wie  über  dessen  höchste 
Spitzen  hinweg.  Deshalb  waren  auch  diesmal  die  Ueber- 
schwemmungen  als  Folgen  des  Lavaergusses  rings  um  den 
Berg  so  allgemein,  wie  ich  noch  zeigen  werde.  Auf  der 
beigegebenen  Tafel  habe  ich  den  Kraterrand  von  drei  Sei- 
ten aus,  wie  er  sich  nach  der  Eruption,  im  September, 
darstellte,  mit  möglichster  Genauigkeit  gezeichnet.  Leider 
besitze  ich  keine  genauen  Bilder  des  Cotopaxi  vor  der 
Eruption,  welche  zur  Vergleichung  dienen  könnten.  Es  sei 
daher  Folgendes  bemerkt.  Der  West-  und  Ostrand  waren 
auch  früher  stets  niedriger,  als  der  Nord-  und  Südrand, 
und  die  Südspitze  niedriger  als  die  Nordspitze  (nach  Dr. 
Reiss's  trigon.  Messungen  um  21  Meter).    Durch  die  Erup- 


126 

tion  am  26.  Jani  wnrde  der  Westrand  tiefer  ansgebuchtet, 
im  Ostrand  öffnete  sich  die  breite  and  tiefe  Bresche,  welche 
früher  nicht  bestand,  die  Süd-  oder  besser  Südostspitze 
scheint  sich  etwas  erniedrigt  zu  haben,  dagegen  wurde  die 
Nordspitze  durch  Lavaanhäufung  um  einige  Meter  erhöht, 
vorausgesetzt  dass  sie  nicht  vorher  durch  Absprengung  von 
Felsen  um  eben  so  viel  erniedrigt  worden  ist.  Schon  nach 
der  frühern  Kraterform  musste  sich  die  Lava  bei  ruhi* 
gern  Aus  flies  8  en  vorzüglich  gegen  Osten  und  Westen 
ergiessen,  und  so  geschah  es  auch  bei  den  letzten  histori- 
schen Eruptionen;  aber  diesesmal  hielt  sie  sich  an  keine 
Begel,  kannte  sie  scheinbar  keine  Terrainschwierigkeiten, 
sondern  stürzte  sich,  wie  gesagt,  über  die  höchsten  Exater- 
rs^nder  wie  über  die  niedrigsten,  wenn  auch  über  letztere 
nachweisbar  in  grösserer  Quantität.  Sehr  viele  Erschei- 
nungen an  der  neuen  Lava  weisen  darauf  hin,  dass  sie 
beim  Austritt  aus  dem  Krater  einen  sehr  hohen  Hitzegrad 
besessen  haben  und  beinahe  wasserflüssig  gewesen  sein 
muss.  Das  Austreiben  der  Lava  geschah  plötzlich  unter 
furchtbarer  Aufwallung  der  gluthflüssigen  Massen)  denn  nur 
so  ist  es  erklärlich,  dass  in  einer  Viertel-,  höchstens  einer 
halben  Stunde  eine  so  fabelhafte  Menge  von  Lava  geliefert 
wurde,  wie  sie  nachher  die  genaue  Beobachtung  an  allen 
TheUen  des  Berges  ergab,  und  dass  sie  über  die  höchsten 
Kraterränder  ausfloss,  wie  der  Schaum  aus  einem  „über- 
sprudelnden Reistopf',  in  dessen  Rand  einige  tiefe  Schar* 
ten  auch  nicht  hindern,  dass  die  Flüssigkeit  plötzlich jiach 
allen  Seiten  ausläuft.  Ich  sagte,  dass  wir  die  Zeit  des 
Lavaergusses  nur  auf  eine  Viertel-,  höchstens  eine  halbe 
Stunde  schätzen  dürfen;  denn  ihr  unmittelbarer  Effekt,  die 
grossen  durch  Abschmelzen  des  Schnee's  entstandenen  Was- 
serfluthen,  dauerten  selbst  in  den  Thälern  kaum  eine  Stunde. 
Um  das  Referat  über  den  Verlauf  der  Eruption  nicht 
zu  sehr  zu  unterbrechen,  lasse  ich  die  weitern  Beobach- 
tungen über  die  Lava  und  ihre  nächsten  Effekte  am  Berge 
selbst,  später  folgen.  —  Kurz  nach  Beginn  der  Lavaerup- 
tion war  der  Cotopaxi  von  keiner  Seite  mehr  sichtbar  und 
blieb  nun  den  ganzen  Tag  in  Dampf-,  Rauch-  und  Aschen- 
wolken,  kurz   in   die  dichteste  Finsterniss   gehüllt;    man 


'  ""^Tf 


126 

konnte  nur  mehr  ahnen,  was  in  seinem  Krater  yoi^ing. 
Es  scheint,  dass  der  folgende  Akt  wieder  ein  verstärkter 
und  viele  Stunden  andauernder  Aschenausbruch  war;  denn 
der  Aschenregen  verbreitete  sich  nun  sehr  rasch  und  ausser- 
ordentlich dicht  nach  allen  Richtungen  hin.  Doch  muss 
ich  zuerst  von  der  furchtbarsten  und  verheerendsten  Er- 
scheinung sprechen,  welche  als  Folge  der  Lavaergiessung 
den  Ausbruch  begleitete,  und  welche  denselben  erst  zu 
einem  wahren  Unglück  für  das  Land  machte. 

Wasser-  und  Schlammfluthen.  Das  plötzliche 
Ausströmen  einer  enormen  Menge  glühendflüssiger  Lava 
über  den  mit  dicken  Eis-  und  Schneeschichten  umlagerten 
Vulkankegel,  musste  nothwendig  das  Abschmelzen  eines 
grossen  Theiles  dieser  Schichten  zur  Folge  haben.  Es  er- 
zeugten sich  in  demselben  Augenblick  im  ganzen  Umkreis 
des  Cotopaxi  grosse  Wassermassen,  welche  wie  Giessbäche 
oder  besser  wie  Katarakten  über  dessen  Steilgehänge  herab- 
stürzten. Nur  wenige  Punkte  am  mittlem  und  untern  Theil 
des  Schneekegels  blieben  von  der  Berührung  mit  Lava  ver- 
schont und  nahmen  in  Folge  dessen  keinen  Antheil  an  der 
Wasser bildung;  aber  auch  an  den  übrigen  Stellen  geschah 
die  Abschmelzung  des  Schnee's  sehr  ungleich  je  nach  der 
Quantität  der  darüber  fliessenden  Lava,  je  nachdem  die- 
selbe bei  stark  geneigtem  Terrain  ra^ch  darüber  wegglitt 
oder  bei  schwächerer  Neigung  länger  darauf  verweilte.  — 
Wie  ich  schon  früher  bemerkte,  ist  der  Cotopaxi  auch  in 
seinem  obern  Theil  nichts  weniger  als  ein  vollkommener 
und  regelmässiger  Kegel:  er  ist  von  bedeutenden  Spalten 
und  muldenförmigen  Thälern  mit  dazwischen  liegenden 
Stücken  und  Felsgraten  durchzogen.  Mehrere  solcher  Ver- 
tiefungen convergiren  gewöhnlich  nach  unten,  gegen  den 
Saum  des  Schneemantels,  in  eine  grössere  Schlucht,  welche  . 
den  Anfang  eines  Huaico  oder  einer  Quebrada  bildet.  Die 
glühende  Lava,  wenn  sie  auch  zu  oberst  mit  Gewalt  über 
Schluchten  und  Kämme  und  oft  quer  über  die  Rücken  hin- 
wegschoss,  musste  sich  doch  bald  in  grossem  Massen  in 
jenen  breiten  Mulden  sammeln  und  in  ihnen  nach  unten 
schieben.  In  Folge  davon  wurden  dort  ungeheuer  breite 
nnd  tiefe  Gassen  im  Eis  und  Schnee  ausgefurcht  und  grosse 


127 

Wasserströme    erzeugt.     Die   Beobachtung   hat  mir   anfa 
Klarste  gezeigt,  dass  die  Wasser-  und  Sehlammmassen  (die 
sog.  avenidas)  in  jeder  einzelnen  Quebrada  im  Verhältniss 
zu  der  im  Eis  ausgewählten  Gasse  stehen,  welche  sich  über 
ihr,   als   deren   direkte  Fortsetzung  gegen  oben,    befindet, 
und  ferner,   dass   die  Gasse  ihrerseits  im  Verhältniss  zur 
Lavamasse  steht,    welche   durch  sie  herunterkam.    Diese 
Beobachtung   ist  wichtig  für  die   richtige  Erklärung  der 
Wasser-  und  Schlammfluthen.  —  Nur  eine  oder  zwei  klei- 
nere Schluchten  an  der  Nordostseite  des  Cotopaxi  blieben 
bei  dieser  Gelegenheit  von  den  „avenidas'*  verschent,  alle 
übrigen  füllten  sich  mehr  oder  weniger  stark  damit^   am 
stärksten  die  gerade  nach  Westen  und  Osten  gerichteten. 
Bei  meinem  Aufenthalt  am  Cotopaxi  hörte  ich  einige- 
mal während  starker   aber  kurz   anhaltender  Regengüsse 
ein   dumpfes  Getöse  und   dazwischen   wie   ferne  Donner- 
schläge.   Das  erstemal  sprang  ich  aus  dem  Zelt  in  der 
Meinung,  der  Cotopaxi  mache  einen  Ausbruch,   überzeugte 
mich  aber  sofort,  dass  das  Geräusch  von  den  plötzlich  ent- 
standenen Giessbächen  in  den  Schluchten  und  die  Donner- 
schläge von  den  herabgewälzten  Steinen  herrühren.    Als 
ich  an  den  Rand  der  Quebrada  eilte,  sah  ich  einen  kleinen 
Schlammbach,   dessen  Masse  so  dickflüssig  war,    dass  sie 
sich  nicht  ausbreitete,  sondern  wie  ein  Wulst  mit  erhöhten 
Seitenrändem  floss;    dennoch  bewegte  sie  sich  mit  bedeu- 
tender Schnelligkeit  und   riss  über  kopfgrosse  Stdne  mit 
fort.   Wenn  dies  ein  kurzer  Begenschauer  bewirken  konnte, 
welche  Effekte  mussten  jene  ungeheuren  von  der  glühen- 
den Lava  abgeschmolzenen  Wassermassen  hervorbringen! 
Durch  die  festen  Bestandtheile  die  sie  aufnahmen,  als  Feis- 
und Eisblöcke,   frische  Lavaklumpen,   Bimsstein,   kleinere 
Schlacken,  Sand,  Asche  u.  s.  f.  vermehrten  sie  ihr  Volumen 
und  ihre  Kraft  wenigstens  ums  Doppelte.  —  Die  Schlucht 
von  Manzanahuaico  besitzt  etwas  unterhalb  der  Stelle,  wo 
der  durch  sie  herabgeflossene  Lavastrom  von  1853  endigt, 
und  wo  sie  sich  nach  NW  umzubiegen  beginnt,  die  Breite 
von  etwa  100  und  die  Tiefe  von  60  Meter,  dennoch  konnte 
sie  den  Schlamm-  und  Steinstrom  nicht  fassen;  dieser  er- 
goss  sich  über  den  Rand  der  Quebrada,   ein  Theil  attlrz.t<& 


über  den  trennenden  Rücken  hinweg  in  das  benachbarte 
Fncabaaico,  ein  anderer  Tbeil  iliUte  die  ganze  Scblaclit 
des  Manzanabuaico  bis  zum  Chanchungabuaico,  aus  wel- 
chem ein  libnlicber  Strom  kam  und  doch  blieb  noch  Ma- 
terial genug,  um  das  ganze  Arenal  gegen  die  Ebenen  voo 
Flanchas  hinunter  in  der  Ansdebnung  von  ungefähr  einer 
□  Meile  zu  Uberflutben.  Es  sind  dort  Hügel  von  20  bia 
30  Meter  Hfihe  angeschwemmt  (s.  das  Kärtchen).  Manzaiut- 
huaico  ist  nun  aber  nur  eine  von  den  acht  oder  neun 
grossen  Quebradas,  welche  anf  ähnliche  Weiae  zur  allge- 
meinen SchlammSuth  in  der  Ebene  von  Latacunga  beige- 
tragen haben. 

Im  obem  und  mittlem  Theile  waren  die  meisten 
Schlachten,  wenn  auch  enge,  doch  tief  genug,  um  den 
Strom  zu  lassen,  aber  da  wo  sie  in  die  sanfter  geneigten 
Ebenen  eintreten  und  keine  hohen  Ufer  mehr  besitzen,  cr- 
goss  sich  derselbe  schrankenlos  über  Felder,  Weiden,  Ha- 
cienden,  Strassen  etc.  Alles  zerstörend  und  mit  sich  ibrt- 
reissend  Von  Callo  bis  Latacunga  bot  die  Ebene  den 
Anblick  eines  grossen  Schlammsee's  in  wildester  Aufregung. 
Ein  Blick  auf  die  Karte  wird  viel  besser  und  scfaneÜN, 
als  eine  lange  Beschreibung,  die  Ausdebuung  oder  die 
Grenzen  der  Üeberschwemmung  zu  erkennen  gehen.  Diese 
Grenzen  wären  viel  breiter,  wenn  der  Strom  reines  Wasser 
und  nicht  dicken  breiartigen  Schlamm  geführt  hätte.  Letz- 
terer konnte  sich  bei  dem  ungemein  raschen  Vorwätt»- 
diängen  und  bei  der  kurzen  Dauer  des  Ereignisses  nicht 
80  schnell  seitwärts  ausdehnen,  und  so  äoss  er,  ähnlich 
den  ächten  Lavaströmen,  seitlich  wie  von  einer  Mauer  oder 
einem  hohen  Damm  begrenzt.  Nach  den  Erkundigungen 
über  die  Zeit  des  Eintreffens  des  Stromes  an  verscbiedenen 
Orten,  legte  derselbe  von  dem  Eintritt  in  die  Ebene,  etwa 
von  Callo  oder  Mulalö  an,  durchschnittlich  in  der  Sekunde. 
10  Meter  zurück;  an  den  obera  Gehängen  des  Cotopaxl 
war  die  Geschwindigkeit  jedenfalls  viel  grösser.  Drei  Stun- 
den nach  seinem  Eintreffen  in  Mulal«)  zerstörte  er  bereits 
die  15  geogr.  Meilen  entfernte  Brücke  über  den  Rio  Fastassa 
am  Fuss  des  Tunguragua;  er  erhob  sich  dort  100  Meter 
hoch  in  dem  12  Meter  breiten  Fluasbett. 


I 


Die  Bewohner  von  Lataeunga  wussten  ans  frühem  l 
Erfahrungen,  sobald  sie  das  dumpfe  anhaltende  Getöse  Tom  1 
Cotopaxi  her  vernabmen,  woran  sie  waren  und  wa^j  sie  I 
bedrohe;  sie  eilten  ihrem  gewöhnlichen  Zuäuchtsort,  dem  1 
östlich  vom  Städtchen  gelegenen  Hügel  Calvario  zu.  Mein  | 
Freund,  Herr  Alejandro  Sandoval  aus  Lataeunga,  hatte  zu-- 
fUllig  ein  gesatteltes  Pferd  im  Hofe  stehen;  er  wollte  6 
genaue'r  von  der  Gefahr  Überzeugen  und  ritt  im  gestreck- 
ten Galopp  auf  die  Hügel  von  Colaisa,  nördlich  von  der 
Stadt,  hinaus.  Er  sah  nun  wie  die  Fluthen  bereits  von 
zwei  Seiten,  vom  Rio  Älaqucs  und  vom  Rio  Cutuehi  her- 
anstilrmten  „wie  hohe  Mauern,  die  sich  fortwährend  nach 
vorn  überschlugen".  Er  kehrte  zurück  so  schneit  ihn  das 
ausgezeichnete  Pferd  zn  tragen  vermochte,  hatte  aber  kaum 
mehr  Zeit  über  die  kleine  Ebene  im  Norden  von  Lataeunga, 
el  Ejido  genannt,  zu  kommen.  Schon  drang  der  Strom  zu 
seiner  Linken  durch  das  Bett  des  Yanayacu  in  die  Stadt 
ein,  und  zu  seiner  Rechten  riss  er  bereits  die  steinerne 
Bogenbrflcke  über  den  Cutachi  weg.  Herr  Sandoval  glaubt, 
dass  die  Fluthen  nicht  länger  als  '/s  Stunde  vom  Cotopaxi 
bis  Lataeunga  gebraucht  haben.  Es  war  ein  grosses  Glück 
lUr  das  Städtchen,  dass  sich  der  Schlammstrom  etwas  nörd- 
lich von  demselben  vertheilte.  Der  Bio  ÄUques  ergoss  bei 
Colaya,  wo  er  aus  seiner  engen  Schlucht  in  die  Ebene  tritt, 
'^einen  Theil  seines  Inhalts  in  das  Thälehen  des  Ejido,  wo 
■sich  der  Schlamm  etwas  ausbreitete  und  dann  theils  sieh 
wieder  dem  Cutuehi  zuwendete,  theils  das  tiefe  Bett  des 
Bio  Yanayacu  füllend  die  Stadt  dnrchfloss,  ohne  bedeuten- 
iden  Sehaden  anzurichten.  Der  Cutuehi  selbst  überäuthete 
eine  Meile  nördlich  von  der  Stadt  die  sehmale  und  lange 
l£bene  von  Rumipamba,  welche  sich  zwischen  seinem  Bett 
;iind  dem  des  Rio  Pumacunchi  hinzieht.  Letzterer  Flnss 
entspringt  am  lünisa  und  nahm  erst  von  Rumipamba  ap 
%n  der  Ueberscbwemmung  Theil,  indem  er  ungefähr  die 
'Baifte  des  Schlammes  des  Rio  Cutuehi  aufnahm,  freilieh 
idadurch  grosse  Verwüstungen  in  San  Felipe  anrichtete,  aber 
lÄoeh  Lataeunga  rettete.  Denn  wäre  die  ganze  Schlamm- 
des  mit  dem  Aläques  vereinigten  Cutuehi  ohne  diese 
ertheilnug  in  drei  Ströme,   auf  einmal  gegen  Lataeunga 

,  ä.  mit.  Ver.  Jalirg.  SXXV.  B,  Folge,  V.  Bd.  9 


130 

losgestürzt,  so  wäre  von  diesem  wohl  kaam  ein  Haas  ste- 
hen geblieben  Auch  so  wnrden  noch  ungefähr  50  dem 
Fluss  zunächst  gelegene  Häuser  weggerissen,  und  alle  Gär- 
ten und  Pflanzungen,  welche  gleichsam  die  nördliche  Vor- 
stadt bilden,  mit  einer  meterdicken  Schlamm-  imd  Sand- 
masse  bedeckt.  An  der  rechten  Seite  des  Cutuchi,  wenige 
Minuten  nördlich  von  der  Brücke  von  Latacunga,  stand  die 
wohleingerichtete  und  mit  guten  Maschinen  versehene  Spin- 
nerei des  Herrn  Villagömez;  von  ihr  blieb  keine  Spur  und 
man  schätzt  den  Verlust  des  Eigenthümere  auf  300,000  Thlr. 
In  den  Pfarrei  Mulalö  allein  wurden  acht  grosse  und  schöne 
Hacienden  so  vollständig  zerstört,  dass  man  von  einigen 
nicht  einmal  mehr  den  Ort  erkennen  kann,  wo  die  Gebäu- 
lichkeiten  standen;  eine  Menge  anderer  Hacienden  haben 
.  so  gelitten,  dass  sie  um  mehr  als  die  Hälfte  im  Werthe 
sanken.  Die  schöne  Landstrasse  wurde  auf  der  Strecke 
von  Gallo  bis  Latacunga  grösstentheils  zerstört,  und  auch 
noch  bis  einige  Meilen  unterhalb  Latacunga  stark  beschädigt. 
Der  Umstand,  dass  das  Ereigniss  bei  Tage  und  vor 
Anbruch  der  totalen  Finsterniss  geschah,  gereichte  vielen 
Personen  zum  Heile,  denn  sie  konnten  sich  noch  aus  ihren 
Häusern  auf  die  Höhen  retten,  andern  aber  doch  zum  Un- 
glück, denn  um  jene  Tagesstunde  war  die  Landstrasse  nnd 
„der  alte  Weg"  von  Latacunga  nach  Gallo  voll  von  Rei- 
senden und  besonders  von  Lastthieren  mit  ihren  Treibern. 
Eine  grosse  Zahl  derselben  wurde  an  Orten  überrascht,  wo 
ein  Entrinneif  unmöglich  war.  Der  Geistliche  von  Mulalö 
erzählte  mir,  dass  er  beim  Herannahen  der  Fluthen  anf 
den  Thurm  der  Kirche  gestiegen  sei  um  Alles  besser  EU 
übersehen.  Da  bemerkte  er,  nur  einige  tausend  Schritte 
vom  Dorf  in  der  Ebene  von  Bumipamba  einen  grossen  Zug 
Reisender,  ungefähr  20  Personen,  Herrn,  mehrere  Damen, 
Kinder  und  Dienerschaft,,  dem  Anscheine  nach  ein  paar 
reiche  Familien.  Sie  trieben  die  schon  ermüdeten  Beit- 
thiere  zur  möglichsten  Eile  an,  allein  es  war  zu  spät;  die 
Fluth  ereilte  sie  und  in  einem  Augenblick  waren  alle  spur- 
los verschwunden.  —  Ln  Distrikt  von  Latacunga  allein 
schätzt  man  die  Zahl  der  Todten,  ohne  die  Fremden,  anf 
mehr  als  300.  —  Es  ist  nicht  die  Au%abe  des  Geologen, 


I 


I 
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alle  Einzelteile  des  grossen  Unglücks  au££U7itliIen,  er  moBS 
sich  mit  einigen  Tbatsacben  begnügen,  welche  geeignet 
sind  die  Grösse  und  Furchtbarkeit  des  Ereignisses  ine  Licht 
zu  stellen.  —  Südlich  von  Lataeunga  waren  die  Verheerun- 
gen des  Cutuchi  noch  sehr  gross  bis  nach  Banos  am  Fuss 
des  Tungoragua,  wo  er  als  Rio  Pastasaa  in  die  unbewohn- 
ten Wälder  der  Ostprovinz  eintritt.  Er  zerstörte  alle  Brücken 
nnd  viele  Haeienden;  aber  da  der  Fluss  von  Pansaleo  an 
(2  Meil.  südl.  von  Lataeunga)  in  einem  tiefen  engen  Thale 
fliesst,  konnte  sich  sein  Inhalt  nicht  mehr  so  ausbreiten. 

Ganz  ähnlicli,  wenn  auch  nicht  so  grossartig  waren 
die  Verwüstungen,  welche  der  Cotopaxi  gegen  Norden  an- 
richtete. Allerdings  kamen  durch  die  Schluchten  der  Nord- 
und  Nordostseite  des  Vnlkalis  eben,  so  grosse  Wasser-, 
Schlamm-  und  Steinmassen  herunter,  vrie  an  der  Seite 
gegen  Lataeunga;  allein  das  meiste  und  gröbste  Material 
blieb  schon  hoch  oben  in  den  Pdramos,  in  den  Ebenen  von 
Limpiopungo,  Saltopamba  und  des  Mntadero  liegen.  Die 
materiellen  Verluste,  welche  in  der  obern  Region  au  be- 
klagen sind,  beschränken  sich  auf  die  zahlreichen  Heerden 
Ton  Gross-  und  Kleinvieh,  welche  dort  weideten.  Von  sei- 
ner Vereinigung  mit  dem  Pedregal  an  fliesst  der  Rio  Pita 
in  einer  tiefen  Schlucht  gegen  Chillo,  aber  bei  seinem  Ein- 
tritt in  die  Thalebenen,  wo  seine  Ufer  niedrig  werden, 
theilte  er  sich  in  mehrere  Arme  und  verheerte  das  herr- 
liche Thal,  welches  man  den  Lustgarten  von  Quito  nennen 
kann,  schreeklieh.  Den  grössten  Schaden  richtete  er  in 
der  Hacienda  „Chillo"  der  Familie  Aguirre  Montilfar,  an; 
er  zerstörte  diesen  ehemaligen  Lieblingsaufentbalt  Hum- 
boldt's  gänzlich  mit  den  dazu  gehörigen  Fabriken  (Spin- 
nerei und  Weberei),  und  der  Verlust  beläuft  sich  an  diesem 
Ort  allein  auf  wenigstens  200,000  Thaler.  —  Das  Thal  von 
Tumbaco  und  Guallabamba  litt  auf  ähnliche  Weise  wie 
das  von  Chillo.  Des  andern  Morgens  um  4  Uhr,  also  nach 
18  Stunden,  stieg  der  breite  Esmeraldas-Fluss  bei  seiner 
Mündung  in  den  Pacitischen  Ocean  um  mehrere  Fuss,  und 
die  darin  schwimmenden  Leichen  von  Menschen  und  Tbie- 
ren,  Trümmer  von  Häusern  und  Möbeln,  Gebälk,  Baum- 
stämme etc.  meldeten  den  Küstenbewohnem  das  Unglück, 


132 

welches  das  Hochland  betroffen   hatte;    sie  wussten  nun, 
woher  der  schon  vorher  gefallene  Aschenregen  stammte. 

Die  gegen  Osten  sich  ergiessenden  Ströme  konnten, 
in  tiefe  Thäler  eingeengt,  in  ihrem  obem  Lauf  keine  so 
grossen  Verheerungen  anrichten.  Nach  ihrer  Vereinigung 
im  Valle  vicioso  wälzte  sich  die  Schlammmasse  durch  die 
unbewohnten  Wälder  des  Ostens,  und  traf  erst  weit  unten 
auf  das  Indianerdorf  Napo.  Ungefähr  20  Indianer  kamen 
ums  Leben,  viele  Häuser  und  fast  alle  Pflanzungen  wurden 
zerstört. 

Ueber  die  Beschaffenheit  der  Schlammmassen  wurde 
mir  sehr  Verschiedenes  berichtet;  die  Einen  behaupten,  sie 
sei  kalt,  die  Andern,  sie  sei  heiss  gewesen,  die  Erstem  füh- 
ren zu  ihren  Gunsten  die  vielen  grossen  Eisblöcke  an, 
welche  bis  10  Meilen  weit  geführt  wurden,  die  Letztem 
dagegen  verkohlte  Baumstämme ;  Einige  sagen,  das  Wasser 
hätte  keinen  besondem  Geschmack  und  Geruch  besessen, 
Andere  wollen  es  sehr  ttbelriechend  gefanden  haben.  Alle 
diese  Angaben  können  richtig  sein,  je  nach  dem  Ort,  wo 
die  Beobachtung  gemacht  wurde.  Was  ich  selbst  an  den 
Schlamm-  und  Schuttablagemngen  verschiedener  Localitäten 
beobachtete  und  daraus  schliesse,  ist  Folgendes:  An  allen 
Punkten,  welche  über  der  Vegetationsgrenze  liegen,  sind 
in  den  Ablagerungen  keine  organischen  Substanzen 
zu  entdecken,  und  bestehen  dieselben  ausschliesslich  aus 
den  Materialien,  welche  sich  an  den  Abhängen  des  Vul- 
kans finden,  besonders  aus  sehr  grossen  Blöcken  der  zer- 
trümmerten Lavaströme  und  Lavabänke  verschiedenen  Al- 
ters, sodann  aus  Klumpen  neuer  Lava,  Bimsstein,  Sand 
u.  s.  w.  Erst  wo  die  Schlammströme  in  die  mit  Vegetation 
bedeckten  Gegenden  eintreten,  mischen  sich  in  den  abge- 
lagerten Massen  Pflanzenreste  und  Dammerde  ein,  zuerst 
in  geringer,  weiter  unten  in  grösserer  Masse,  am  bedeu-  *  > 
tendsten  aber,  wo  die  Schlammfluth  sumpfiges  Terrain  auf- 
wühlte, wie  z.  B.  an  vielen  Punkten  in  der  Ebene  zwischen 
Gallo  und  Latacunga.  Ich  sah  oft  zwei  bis  drei  Meter 
grosse  Rasenstücke  von  entfernt  liegenden  Potreros  (Weide- 
plätzen) am  Bande  der  Schlammablagemngen  angehäuft. 
Die  übel   (nach  Schwefelwasserstoff)   riechenden  Massen 


kamen  nicht  vom  Cotopaxi,  sondern  wurden  erst  auf  dem 
Wege  in  den  Sümpfen  aufgenommen.  Wenn  das  Wasser 
oder  der  Schlamm  an  einigen  Orten  warm  oder  gar  heisa 
war,  so  geschah  dies  durch  eine  locale  Anhäufung  der 
neuen  heissen  Lavaklumpen,  welche  wegen  ihrer  poröaen 
Beschaffenheit  und  der  warmen  Luft  in  ihren  Poren  teicbt 
waren  und  daher  ^  gleichsam  wie  der  Schaum  — =■  beson- 
ders am  Rande  des  Schlammstromes  reiheoweise  abgesetzt 
wurden,  während  die  Blöcke  der  alten  compakteo  und 
schweren  Lava  mehr  gleichförmig  über  das  ganze  üeber- 
schwemmungsfcld  zerstreut  liegen.  Im  allgemeinen  kann 
aber  der  Schlamm  nicht  sehr  warm  gewesen  sein;  denn 
auf  dem  ganzen  Wege  führte  der  Strom  eine  enorme  An- 
zahl grosser  Eisblöcke  mit  sich,  welche  fortwährend  ab- 
scbmolzen  und  kühlten  ^J.  Ferner  sah  ich  in  Mulalö  zwei 
Indianermädchen,  von  welchen  die  eine  eine  halbe,  die 
andere  eine  Meile  weit  vom  Strom  fortgeführt  und  fast 
unverletzt  ans  Ufer  gesetzt  wurde;  beide  behaupteten  das 
Wasser  sei  eher  kalt  als  warm  gewesen,  und  dasselbe  sag- 
ten andere  Personen,  welche  in  unangenehme  Bertthrnng 
mit  dem  Sehlanimstrom  gekommen,  aber  glttcklieh  entron- 
nen waren.  —  Was  die  verkohlten  Baumstämme  betrifft, 
so  kann  ich  behaupten,  dass  die  Belegstitcke,  die  ich  sab, 
sich  in  einem  torf-  oder  braunkoblenartigen  Zustand  be- 
fanden und  ganz  sieher  aus  einem  Sumpf  oder  Moor  aua- 
gewUblt  waren.  Viele  Pflanzen,  welche  mit  der  Wurzel 
ausgerissen  und  weit  fortgeflJhrt  wurden,  schlugen  am  Ort 
ihrer  Ablagerung  wieder  aus,  so  besonders  die  Cabuya 
(Agave  americana);  dieselben  konnten  unmöglich  in  warmem 
Wasser  abgebrüht  sein,  viel  weniger  in  einer  Schlamm- 
masse flottirt  haben,  welche  Baumstämme  verkohlte! 


1)  Die  Spurren  der  Eisblöcke  konnte  mau  noch  zur  Zeit  moi- 
ner  Reise,  zwei  Monate  nach  dem  Ereigiiiaa,  zahlreich  in  der  Ebeno 
Tou  LatacungB  iiud  in  der  ganzen  Ünigagend  dea  Cotopaici  finden. 
Dft  dieselben  meist  nicht  aus  reinen  Eiaschichten,  sondei'n  auch  aus 
abwechselnden  Sand-  und  Rapilh- Schichten  bestanden,  hinUrliesaen 
sie  nach  ihrem  gänzlichen  Abschmelzen  einen  losen  Haufen  jener 
Materialien,  einige  bis  zu   1  Meter  Höhe  und  ft  Meter  Umfang. 


ÄBchenregen.  Eb  wurde  oben  bemerkt,  dj 
iption  mit  einem  ÄBchenanawurf  begann,  und  da 
eer  nach  dem  Lavaerguss  sieh  Doeh  stärker  wiederhoItÄ 
Hnd  mehrere  Stunden  anhielt,  Man  kann  letzteres  mtt 
Sicherheit  behaupten,  obgleich  man  die  Aschensäale  üb« 
dem  Krater  nicht  mehr  direkt  beobachten  konnte; 
allenthalben  bedeckt  die  Äache  sowohl  die  frischen  1 
anhäufiingen,  als  auch  die  Schlammablagerungen ;  sc 
konnte  ja  die  andauernde  Finsterniss  und  der  Äschenfirf 
am  Nachmittag  unmöglich  vom  ersten  Ausbruch  am  I 
gen  herrühren. 

Gegen  Nord  und  Nordwest  vom  Cotopaxi  war  dei 
Aschenregen  und  in  seinem  Gefolge  die  Finsternisa  ai 
am  Nachmittage,  wie  am  Morgen,  am  dichtesten.  In  Qui 
wurde  es  nm  l'/a  Uhr  Nacht,  so  dass  man  die  Lichter  a 
zünden  musste,  und  um  4  Uhr  Abends  war  die  Finsternlm! 
so  stark,  dass  man  seine  vor  die  Angen  gehaltene  ] 
nicht  mehr  unterscheiden  konnte.  Die  Atmosphäre  war  8(P 
von  Staub  erfüllt,  dass  die  Lichter  schlecht  brannten  unff 
nnr  einen  matten  Schein  auf  ihre  nächste  Umgebung  war- 
fen. Erst  Nachts  um  9V3  Uhr  begannen  am  Firmamente 
einige  hellere  Stellen  sichtbar  zu  werden  und  der  Aschen- 
regen schwächer  zu  fallen.  Im  Thal  von  Guallabamba, 
■ungefähr  6  Meilen  nördlich  von  Quito  kam  es  nur  zu  einer« 
dämmerungsartigen  Verdflsterung  der  Atmosphäre,  und  weWi 
terhin  gegen  Ibarra  war  der  Aschenregen  schwach.  —  Weitet- 
hat  sich  derselbe  gegen  Westen  verbreitet.  In  Gnayaquil 
begann  er  am  26.  Juni  Morgens  0  Uhr  und  dauerte  mit 
kurzen  Unterbrechungen  bis  zum  1,  Juli.  Ich  sammelte 
die  Asche  jeden  Tag,  und  nach  meiner  Berechnung  fielen 
hier  in  den  ersten  30  Stunden  auf  einem  [^Kilometer  315 
Kilogramm,  und  am  30.  Juni  in  12  Stunden  209  Kilogr. 
Auf  dem  Küstendampfer  „Islay"  fiel  am  27.  und  28.  Juni 
auf  der  Fahrt  von  Manta  bis  Guayaquil  sehr  viele  Asche, 
also  wenigstens  3  Grade  oder  45  geograph.  Meilen  west- 
^  lieh  vom  Cotopaxi.  Die  Sonne  konnte  in  diesen  Tagen 
I  selbst  in  den  Ktistengegenden  nicht  durch  den  Asehennebel 
\  dringen,  und  die  sonst  bo  glänzend  grüne  Vegetation  hatte- 
lein  sehmutziggrauffi  Ansehen.  —  Gegen  Süden  vom  Cot« 


136 

paxi  reichte  der  Aschenregen  nicht  weit  über  Ambato  hinaus, 
und  selbst  in  Latacunga  war  er  viel  schwächer  als  in  dem 
doppelt  so  weit  vom  Vulkan  entfernten  Quito.  Die  Finster- 
niss  begann  hier  erst  am  Nachmittag,  und  um  11  Uhr  Nachts 
klärte  sich  der  Himmel  wieder  auf.  Wie  weit  er  sich  gegen 
Osten  über  die  Wälder  von  Napo  erstreckte,  darüber  haben 
wir  keine  Nachrichten,  aber  wir  dürfen  annehmen,  dass 
er  in  dieser  Richtung  am  schwächsten  war;  denn  erstens 
herrschte  in.  jenen  Tagen  fast  ständig  Ostwind,  und  zwei- 
tens fand  ich  die  Aschenschichten  an  der  östlichen  und 
südöstlichen  Seite  des  Vulkans  in  der  Entfernung  von  2 
Meilen  bedeutend  dünner,  als  an  den  übrigen  Seiten  in 
derselben  Distanz. 

Wo  der  Aschenregen  am  dichtesten  war,  in  der  Nähe 
des  Vulkans,  bei  Quito  und  über  der  Westcordillere,.  war 
er  von  häufigen  Blitzen  und  starken  Donnerschlägen  be- 
gleitet; aber  nur  in  der  nächsten  Nähe  des  Cotopaxi  con- 
densirten  sich  die  Wasserdämpfe  so,  dass  eine  Zeit  lang 
schwere  Schlammtropfen  statt  der  Asche  fielen. 

Die  ersten  Berichte  übertrieben  den  Schaden,  welchen 
der  Aschenfall  angerichtet  haben  sollte.  Ich  glaube,  dass 
in  mehr  als  3  bis  4  Meilen  Entfernung  vom  Vulkan  der 
Schaden  nirgends  sehr  erheblich  war,  besonders  da  bald 
nach  der  Eruption  starke  Regen  die  Felder  und  Weiden 
abwuschen.  In  Machachi,  welches  vielleicht  am  meisten 
gelitten  hat  (mehr  als  das  näher  gelegene  Mulalö),  lag  die 
Asche  durchschnittlich  kaum  2  Gentimeter  tief,  in  Quito 
etwa  6  Millimeter  und  in  Latacunga  noch  weniger  dick. 
Etwas  anderes  war  es  freilich  in  den  nächsten  Umgebungen 
des  Vulkans,  wie  ich  noch  zeigen  werde. 

Die  sehr  feine  Asche,  welche  in  Guayaquil  fiel,  be- 
stand nach  der  microscopischen  Untersuchung  aus  Feld- 
spath-  (Plagioklas-)  und  Amphibol-Fragmenten,  Magneteisen 
und  amorphen  bimssteinähnlichen  Körnchen.  Das  Magnet- 
eisen, welches  mit  dem  Magnetstab  ausgezogen  wurde,  be- 
trug am  26.  Juni  ungefähr  ein  Drittel,  und  am  30.  Juni 
fast  die  Hälfte  des  Gesammtgewichtes.  Die  Asche  reagirte 
schwach  auf  ChlorwasserstoflF. 


I 


Zustand  des  Cotopaxi  nach  der  Eruption.  —  Bfl^ 
Steigung  desBelben  am  9.  September  1877. 
Mehrere  Wochen  nach  dem  Ansbnieh  des  36,  Juni  ver- 
harrte der  Vulkan  in  bedeutender  Aufregung.  Eine  starke 
Dampfsäule  stieg  beständig  aus  seinem  Krater  auf,  fast 
täglich  wiederholten  sieh  schwächere  AschenausbrUche,  and, 
wenn  man  den  Aussagen  der  Umwohner  des  Berges  Glau- 
ben schenken  darf,  so  ergossen  sich  auch  einigemal  feuer- 
flUssige  Massen  über  den  Kraterrand.  Zur  Zeit  meiner 
Ankunft  in  Latacanga  (Ende  August)  hatte  sieb  aber  der 
Cotopaxi  so  weit  beruhigt,  dass  man  sich  ohne  Gefahr  und 
Schwierigkeit  seineu  Abhängen  nähern  und  selbst  eine  Be- 
steigung bis  zum  Krater  wagen  konnte.  Herr  Alejandro 
Sandoral,  mein  ehemaliger  Schaler  in  Quito,  schloss  sich 
mit  Begeisterung  meinem  ünteruehmen  an  und  machte  die 
ganze  litägige  Rundreise  um  den  Vulkan  und  dessen  Be-  ■ 
Steigung  mit,  stets  die  grösate  Ausdauer  in  Hchwierigkeiten 
und  das  lebhafteste  wissenschaftliche  Interesse  au  den  Taj 
legend,  was  gewiss  um  so  mehr  Anerkennung  verdient,  ^ 
seltener  diese  Eigenschaften  bei  den  Ecuadorianern  gcfoii"! 
den  werden. 

Die  unmittelbare  Umgebung  des  Cotopaxi,  besonders 
in  den  hither  gelegenen  Päramos,  war  jeder  Zeit  sebi 
wenig  bewohnt,  aber  der  letzte  Ausbruch  bat  sie  nun 
mehrere  Jahre  in  eine  vollständige  Wüstenei  verwandelt^ 
Die  wenigen  Schäferhütten,  welche  früher  dort  existirtw 
Bind  tbeils  fortgeschwemmt  mit  Hirten  und  Heerden,  theili 
verlassen,  so  dasa  der  Reisende  durchaus  nichts  zum  Lebei 
Nothwendiges  vorfindet,  und  sich  mit  Allem  in  Lataeui 
und  MulatCi  versorgen  muss:  mit  Lebensmitteln,  mit  eineC'] 
hinreichenden  Zahl  von  Peonen,  Reit-  und  Lastthieren,  nnd-l 
vor  Allem  mit  einem  gute«  Zelt,  wenn  er  mehrere  Tage 
in  den  uowirthlichen  Päramos  und  Arenalen  zubringen  will, 
wo  hie  und  da  das  Thermometer  zwei  oder  drei  Grade 
unter  Null  sinkt,  wo  kein  Baum,  kein  Strauch  gegen  den 
eisigen  Wind  und  Kegen  schützt,  wo  man  ol't  das  Wasser 
und  Brennholz  aus  weiten  Entfernungen  mitschleppen  mues. 
Auf  gewöhnlichen  Ausflügen,  bei  denen  man  jeden  Abend 
in  ein  Dorf  oder  eine  Hacienda  zurückkehren  künnte,    ist  J 


137 

es  nicht  möglich,  die  Abhänge  des  Gotopaxi  genau  za  an- 
tersuchen,  viel  weniger  ihn  zu  besteigen.  Die  schlechte 
Ausrüstung  und  die  kurze  Zeit,  die  man  sich  nahm,  waren 
die  Hauptursachen,  weshalb  alle  frühem  Besteigungsyer- 
suche  misslangen,  bis  Dr.  ßeiss  und  Dr.  Sttibel  gezeigt 
haben,  auf  welche  Weise  dieselben  mit  Hoffnung  auf  Er- 
folg gemacht  werden  müssen. 

Gut  ausgerüstet  begannen  wir  unsere  Reise  am  2.  Sep- 
tember, und  schlugen  das  Zelt  zuerst  in  der  Ebene  von 
Planchas,  nicht  weit  unter  dem  Beginn  der  Arenale,  in  der 
Höhe  von  3620  Meter  auf,  um  die  Westseite  des  Cotopaxi 
zu  Studiren.  Die  Witterung  war  in  den  ersten  Tagen 
günstig,  und  der  Vulkan  zeigte  sich  uns  ziemlich  häufig 
ganz  wolkenfrei.  Sein  Anblick  war  in  dieser  Nähe  (unser 
Zelt  lag  ungefähr  eine  Meile  von  der  Schneegrenze  entfernt) 
unheimlich  nnd  äusserst  düster,  denn  gewöhnlich  erschien 
er  den  Tag  über  und  des  Abends  ganz  schwarz  und  schwarz- 
braun; mit  Ausnahme  einiger  kleiner  Flecken  am  obem 
Drittheil  des  Berges  war  kein  Schnee  zu  sehen.  Nur  wenn 
es  die  Nacht  über  stark  geschneit  hatte,  zeigte  er  sich  des 
Morgens  in  einem  blendend  weissen  Schneemantel,  wie  vor 
der  Eruption  beinahe  immer,  und  dann  waren  auch  die 
tiefen  Schluchten,  Felszacken,  Einstürze  u.  s.  f.,  die  den 
Tag  über  dem  Berg  ein  so  schauerliches  Aussehen  ver- 
liehen, wenig  bemerkbar,  der  Kegel  schien  dann  gleich- 
massiger  und  vollkommener.  An  einem  solchen  Morgen, 
nach  starkem  Schneefall,  habe  ich  die  Ansicht  auf  der 
Tafel  aufgenommen.  Schon  gegen  8  Uhr  fing  der  Schnee 
an  abzuschmelzen  und  um  Mittag  war  der  Berg  gewöhn- 
lich wieder  ganz  schwarz.  Nur  der  Gipfel,  bis  etwa  300 
Meter  abwärts,  blieb  immer  ganz  frei  von  Schnee.  Man 
konnte  wirklich  glauben,  der  Cotopaxi  habe  bei  seinem 
letzten  Ausbruch  allen  Schnee  und  alles  Eis  verloren,  uüd 
erst  nachdem  wir  an  verschiedenen  Stellen  über  die  ge- 
wöhnliche Schneelinie  hinaufgestiegen  waren,  konnten  wir 
uns  vom  Gegentheil  tiberzeugen.  An  unserem  Zeltplatz  lag 
die  vulkanische  Sand- Asche  und  Rapilli  ^k  Meter  tief,  aber 
schon  an  der  Schneegrenze  betrug  diese  Schicht,  welche 
den  ganzen  Berg  gleichmässig  bedeckte,  über  1  Meter,  und 


weiter  nach  obeo  nahm  sie  rasch  an  Dicke  zn,  indem  zu- 
gleich der  Sand  immer  gröber  wurde  und  die  Kapilli  in 
grössere  poröse  SchlackeDStilcke  ttbergingen.  Unter  die- 
ser Decke  Tulkanischen  Auswurfes  lag  der  alte 
Eis-  und  Schneemantel  des  Berges  verborgen.  Nnr 
in  den  von  der  glühenden  Lava,  ausgewlihlten  breiten  Gas- 
sen,  von  welchen  ich  schon  oben  gesprochen  habe,  ist  der 
Schnee  und  das  kömige  Gletschereis  abgeschmolzen,  und 
anch  hier  wie  es  scheint  nicht  immer  bis  auf  den  Felsen- 
grund. An  den  steilen  Wänden,  welche  die  Gassen  be- 
grenzen, sieht  man  das  Eis  10 — 15  Meter  hoch  anstehen'). 
Allein  da  diese  Gassen  mehrere  Meter  tief  mit  Lavaklampen, 
Sand,  Asche,  alten  FelsstUeken,  kürzlich  herabgestürzten 
Eisblöcken  u.  s.  w.  wieder  ausgefüllt  sind,  so  geben  jene 
Zahlen  nicht  die  wahre  Dicke  des  Eises.  An  einigen  gün- 
stigen Deobachtungspunkten  am  Ostabhang  des  Vulkans 
schätzten  wir  die  Mächtigkeit  desselben  zu  40  und  50  Mtr.  — 
Eb  wurde  uns  bald  klar,  dass  die  Gassen  über  den  Quebra- 
das  die  Wassermassen  zu  den  Schlammfluthen  geliefert, 
und  dass  die  übrigen  Theile  des  Berges  nur  wenig  dazu 
beigetragen  haben.  Die  Ueberschüttung  mit  warmem  Sande 
etc.  konnte  allerdings  oberflächlich  etwas  Schnee  abschmel- 
zen, aber  dies  war  unbedeutend  und  geschah  z.  T.  schon 
mehrere  Tage  vor  dem  Hauptausbruch;  kein  Anschwellen 
der  Flüsse  wurde  dadurch  veranlasst.  Als  der  Lavaergues 
erfolgte,  stürzte  sieh  allerdings  die  Lava,  in  grosse  Klumpen 
sich  auflösend,  Über  alle  Bergabbänge;  aber  wo  sie  schnell 
über  die  schon  vorhandene  Asehenschiebt  wegglitt,  hatte 
sie  nicht  Zeit,  den  darunter  liegenden  Schnee  abzuschmel- 
zen. Wie  ich  schon  bemerkte,  sammelte  sie  sich  in  grossen 
Massen  in  den  Mulden  und  Schluchten,  und  dort  wühlte  sie 


1)  Es  sei  auch  bemerkt,  daas  mim  an  diesan  EiawäDdeu  sebr 
schön  aeliea  konnte,  wie  die  Schichten  des  Eises  mit  vielen  Aschen- 
und  SandBchichten,    den   Produkten    früierer   Eruptionen,    wechsel- 


lagern.     Einige    dieser  Zwisohenschiokten 
Linien ,    andere   hatten    einige  Centiraeter , 
halhes  Meter  Dicke.      Man   kann    an    diese 
Thätigkeitsepochen  des  Cotopaxi  zShlen,  wie 
ringen  eines  Baum  es. 


schwarze 
andere  aber  übai"  ein 
.  Zwischen  schiebten  die 
die  Jatire  an  den  Jahres- 


189 

dann  die  tiefen  Gassen  ans.  Dabei  mnss  man  bedenken, 
dass  nicht  Alles  die  Hitze  der  Lava  that,  sondern  dass  das 
zuerst  gebildete  Wasser  selbst,  in  die  Risse  und  Spalten 
des  Eises  eindringend,  grosse  Blöcke  desselben  abriss  und 
vielleicht  der  Lava  schon  vorarbeitend  den  Weg  bahnte. 
Daher  die  vielen  grossen  Eisblöcke,  welche  bis  10  Meilen 
weit  geführt  wurden.  Wo  vereinzelte  Lavafetzen  von 
1  Meter  Durchmesser  auf  den  Sandschichten  liegen  blieben 
und  erkalteten,  waren  sie  nicht  im  Stande,  den  unterlie- 
genden Schnee  tiefer  als  V2  Meter  abzuschmelzen;  so  tief 
sind  nämlich  die  Gruben,  in  welchen  sie  eingesenkt  liegen. 
Wo  keine  Gassen  ausgewühlt  sind,  bietet  der  Berg  auch 
über  der  Schneegrenze  wegen  der  dicken  Sandbedeckung 
den  Anblick  der  untern  Arenale,  und  auf  den  ersten  Blick 
würde  man  kaum  glauben,  dass  man  über  Eisschichten  von 
40  Meter  Mächtigkeit  steht.  Wenn  sich  nun  mit  der  Zeit, 
etwa  nach  einigen  Monaten,  der  Cotopaxi  wieder  mit  blei- 
bendem Schnee  bedecken  wird,  so  wird  sich  die  Sandschicht 
als  Denkmal  der  Juni  -  Eruption  in  die  Eisschichten  ein- 
lagern. 

In  Latacunga  herrschte  die  Meinung,  dass  der  Coto- 
paxi allen  seinen  Schnee  verloren  habe,  und  doch  glaubten 
die  Leute,  derselbe  sei  nicht  hinreichend  gewesen,  um  die 
Schlammfluthen  zu  erzeugen,  der  Vulkan  müsse  das  Wasser 
nothwendig  aus  seinem  Krater  gespieen  haben.  Wir  wur- 
den bei  unserem  Besuch  des  Cotopaxi  ganz  anderer  Ueber- 
zeugung.  Man  unterschätzt  gewöhnlich  die  Schnee-  und  Eis- 
masse des  Cotopaxi,  da  man  sie  nur  aus  grosser  Entfernung 
sieht;  sodann  bedenkt  man  nicht,  dass  über  die  Hälfte  der 
Masse  der  „  Avenidas"  nicht  aus  Wasser,  soüdern  aus  festen 
aufgenommenen  Materialien  besteht;  und  endlich  vergisst 
man,  dass  die  Fluth  nicht  länger  als  eine  Stunde  (nach  den 
Aussagen  der  Bewohner  von  Pedregal  sogar  nur  V2  Stunde) 
währte.  —  Die  vielerwähnten  „Gassen"  sind  ein  so  gross- 
artiges Phänomen,  wenn  man  sie  in  der  Nähe  studirt,  dass 
man  keinen  Augenblick  zweifelhaft  bleiben  kann,  dass  sie 
allein  vollkommen  genügend  Wasser  liefern  mussten,  um 
die  Schlammfluthen  und  Ueberschwemmungen  zu  verur- 
sachen; ja,  wenn  man  ihre  grosse  Zahl  und  Dimensionen. 


betracbtet,  wundert  man  sich,  dass  die  EflFekte  in  den  TbS- 
lern  nicht  noch  grösser  waren,  nnd  erklärt  sich  dies  nur 
dadurch,  dass  so  ungeheure  Massen  von  Schutt  und  Steinen 
schon  hoch  oben  um  den  Fuss  des  Vulkankegela  abgelagert 
wurden.  Herr  P,  Sodiro  iu  Quito  hat  in  einer  RroscUtire, 
welche  er  über  die  letzte  Eruption  schrieb,  auf  mathe- 
matiscbem  Wege  zu  beweisen  gesucht,  dass  der  dritte 
Theil  des  Schnees  am  Cotopaxi  hinreichte,  die  Ueber- 
Bcihwemmungen  des  26.  Juni  zu  verursachen.  Die  Vorans- 
Betzungen,  die  er  zu  einer  solchen  Berechnung  machen 
mu&ste,  sind  allerdings  sehr  unsicher,  aber  alle  eher  zum 
Nachtheil  als  zum  Vortheil  seiner  Behauptung  aufgestellt, 
besonders  scheint  auch  er  die  Schnee-  und  Eismassc  des 
Vulkans  zu  unterschätzen.  Ich  bin  überzeugt,  dass  Jeder, 
weicher  mit  uns  den  Cotopaxi  14  Tage  lang  an  allen  Seiten 
Btudirt  hätte,  zugeben  würde,  dass  der  aus  den  Gassen  ab- 
geschmol/ene  Schnee  genügte,  um  die  Ueberschwemmungen 
zu  verursachen,  nnd  dass  das  noch  vorhandene  Eis  des 
Berges  wenigstens  für  zehn  ähnliche  Wasserfluthen 
anareichen  würde.  Auch  der  grösste  Zweifler  würde  heim 
Augenschein  keine  mathematischen  Beweise  mehr  verlangen. 
Die  alte  Ansicht,  dasa  die  Sehlammfluthen  (die  „Moya") 
aus  dem  Krater  oder  aus  Seitenspalten  des  Vulkans  ge- 
äoBsen  seien,  bedarf  wohl  nach  dem  Gesagten  keiner  be- 
sondem  Widerlegung  mehr.  Glücklieherweise  war  diesmal 
von  „Spalten"  auch  beim  Volk  keine  Rede,  weil  bei  dieser 
Gelegenheit  keine  langen  zusammenhängenden  Lava- 
strfime  am  Abhang  des  Kegels  liegen  blieben,  welche  die 
Täuschung  hätten  veranlassen  können.  Aus  dem  Gipfel- 
krater aber  ist  sicher  kein  Tropfen  flüssigen  Wassers 
gekommen.  Der  Schnee,  welcher  sich  in  ihm  angehäuft 
haben  konnte,  musste  schon  beim  ersten  Aachenausbruch 
im  April  in  Dampfform  entweichen.  Aus  der  Tiefe  des 
Ernptionskanals  konnten  die  WasaennasBen  noch  weniger 
stammen,  denn  alle  Phänomene ,  welche  dem  Ausbruch 
vorangingen,  ihn  begleiteten  und  ihm  folgten,  zeugen  für 
ganz  enorme  Hitzegrade  im  vulkanischen  Heerd  und  im 
AnsfUhrungskaual,  so  dass  gar  nicht  einzusehen  ist,  wie 
flüssiges  Wasser,  selbst  iu  einer  breiartigen  Masse,  aus 


141 

der  Tiefe  über  den  Krater  gelangen  konnte,  ohne  in  Dampf 
und  Gas  zu  zerstieben,  wie  dies  in  der  That  bei  den  mit 
der  Asche  ausgestossenen  Wasserdämpfen  der  Fall  ist.  — 
Wenn  man  Gelegenheit  hat,  die  Schlammströme*)  des 
Cotopaxi  frisch  und  unmittelbar  nach  einer  Eruption  zu 
beobachten,  so  erscheint  deren  Entstehung  und  Ausbildung 
so  höchst  einfach  und  natürlich,  dass  man  sich  wundert, 
wie  sich  so  eigenthtimliche  Ansichten  darüber  verbreiten 
konnten.  Es  war  dies  nur  dadurch  möglich,  dass  man 
den  übertriebenen  und  oft  absichtlich  entstellten  Aussagen 
der  Eingeborenen,  welche  das  Unbegreiflichste  am  liebsten 
glauben  und  erzählen,  unbedingtes  Zutrauen  schenkte.  Hätte 
Humboldt  Gelegenheit  gehabt,  als  Augenzeuge  einen  Aus- 
bruch des  Cotopaxi  oder  die  Entstehung  eines  Schlamm- 
stromes zu  beobachten,  nie  wäre  er  auf  die  unglückliche 
Idee  der  „Moya",  der  „Prenadilla-Auswürfe"  und  was  damit 
zusammenhängt,  gekommen,  und  längst  hätte  man  aufge- 
hört den  Cotopaxi  für  einen  „Wasservulkan"  zu  halten  und 
den  Schlamm  aus  seinem  Krater  herausquellen  zu  lassen. 
#  Aber  das  „Magister  dixit"  übt  noch  immer  eine  grosse  Ge- 
walt selbst  in  der  geologischen  Wissenschaft.  Und  so  wollen 
wir  es  den  ecuadorianischen  Publicisten  nicht  verübeln, 
dass  sie  bei  dieser  günstigen  Gelegenheit  in  kleinern  und 
grössern  Artikeln  wieder  die  vulkanischen  Theorien  des 
vorigen  Jahrhunderts  in  allen  Nuancen  vorbrachten  und 
fleissig  den  Pater  Velasco  citirten.  Natürlich  kam  es  kei- 
nem dieser  Herrn  in  den  Sinn,  selbst  einmal  an  den  Co- 
topaxi zu  gehen,  bevor  er  die  Feder  ansetzte:  „lo  dice  el 
Padre  Velasco",  das  ist  dem  Ecuadorianer  mehr  als  dem 
Türken  ein  Spruch  des  Koran.  —  Wiederum  gebührt  dem 
Hrn.  Dr.  Reis 8  das  Verdienst,  die  Entstehung  der  Schlamm- 
ströme zuerst  in  klares  Licht  gestellt  zu  haben").  Was  er 
am  Cotopaxi  mehr  scharfsinnig  vermuthet,   als  direkt  be- 


1)  Der  Ausdruck  ist  nicht  sehr  richtig  und  bezeichnend;  denn 
grober  und  feiner  Sand,  Steine  und  grosse  Felsblöcke,  machen  einen 
grossem  Bestandtbeil  der  „Schlammströme**  aus,  als  wirklicher 
Schlamm,  der  aus  feiner  Asche  und  andern  auf  dem  Wöge  aufge- 
nommenen Erdarten  entsteht. 

2)  Zeitschr.  d.  deutsch,  geolog.  Gesellsch.  Bd.  XXY.  S.  83. 


obachtet  hatte,  bestätigte  sieh  durch  den  Ansbruch  des  26, 
Juni  aufs  GläozcudBte  und  Grossartiggte.    Ich  glaube,  man 
kann  die  Frage  Über  Entstehung  der  Schlammströme  als  1 
endgültig  entschieden  betrachten. 

Der  Cotopaxi  zeigte  sich  fortwährend  in  tiefer  Bulie, 
das  Einzige,  was  seine  innere  Thätigkcit  anzeigte  und  was  l 
wir  täglich  beobachteten,  waren  die  dicken  weissen  Dampf-  J 
wölken,  welche  aus  seinem  Krater  quollen  und  gewöhnlich  j 
den  Gipfel   einhüllten,    oder    bei  Windstille   in    mehreren 
Säulen  senkrecht  aufstiegen,  was  dann  besonders  Morgens 
und  Abends   bei  wolkenfreiem  Himmel  prachtvoll   aussah,   i 
Die  Ruhe  des  Berges  und  das  scheine  Wetter  beniltzend,  J 
wollten  wir  gleich   in-  den  ersten  Tagen  die  Besteigung  ] 
unternehmen,   allein  wir  konnten  am  ganzen  Westabhaog  ] 
keine  Stelle  finden,    wo  dies   möglich   gewesen  wäre,   Bo  \ 
furchtbar  war  der  Vulkan  an  dieser  Seite  von  den  vielen  | 
Schluchten  und  „Gassen"  zerrissen.    Vor  Allem  stiegen  wir 
zwischen  Manzana-  und  Pueahuaico  zur  Stelle  an  der  Schnee-  i 
grenze  hinauf,  au  welcher  Dr.  Reiss  und  Dr.  StUbel  oain-  | 
pirt  hatten.  Die  Gegend  war  so  verändert,  dasa  der  Peon,  j 
welcher  vor  5  Jahren  jene  Herrn  begleitet  hatte,  den  Zelt- 
platz kaum  wieder  erkennen  konnte.     Der  Lavastrom  von 
1853,    auf  welchem  Dr.  Eeiss   seine  erste  Besteigung  he- 
werkstelligte,  war  an  mehreren  Stellen  ganz  zerstört;  furcht- 
bare senkrechte  Abstürze  folgten  dort  einer  über  dem  an- 
dern;   mehrere  sehr  tieie   und  breite  Gassen  im  Eis  ver- 
einigten oder  kreuzten  sich  scheinbar  in  der  Mulde  oberhalb 
Manzanahuaico ;    vielleicht  an  keiner  andern  Stelle  ist  so   < 
viel  neue  Lava  heruntergekommen,  wie  hier.   Kurz,  es  wäre 
wohl  überall  leichter  gewesen  den  Berg  zu  besteigen,    als 
da,   wo   vorher   nach  Dr.  Eeiss    der   bequemste  Weg   bis 
zum  Krater  führte. 

Von  Planchas  auB  beobachteten  wir  am  Nordwestab- 
hang des  Cotopaxi  einen  langen  Rücken,  dessen  Neigung 
nicht  über  35 — 40  Grad  zu  betragen  schien,  und  welcher 
sich  von  der  Schneegrenze  an  ohne  sichtbare  Unterbrechung 
bia  nahe  unter  den  höchsten  Cotopaxi -Gipfel  erstreckte. 
Unterhalb  der  Schneegrenze  setzte  der  Rücken  in  einen 
zackigen  schwarzen  Grat  fort,  welcher  sich  schon  aus  weiter 


143 

Ferne  als  die  rauhe  Decke  eines  alten  Lavastromes  zu  er- 
kennen gab,  und  oben  endete  er,  ungefähr  300  Meter  unter- 
halb der  höchsten  Spitze,  in  eine  wenig  geneigte  Stufe,  auf 
welcher  der  Eruptionskegel  aufgesetzt  erschien.  Gelang  es 
uns,  jene  Stufe  zu  erreichen  —  und  dies  schien  uns  von 
Anfang  an  leicht,  —  so  durften  wir  hoffen,  auch  noch  den 
letzten,  allerdings  sehr  steil  scheinenden  Abhang  bis  zum 
Kraterrand  erklettern  zu  können.  Auch  der  Umstand  fiel 
ins  Gewicht,  dass  der  Schnee  an  jener  Seite  jeden  Tag 
zuerst,  und  bis  auf  ein  paar  Stellen  hoch  oben,  gänzlich 
wegschmolz.  Auf  der  Abbildung  des  Cotopaxi  erscheint 
(links)  der  beschriebene  Rücken  im  Profil.  Nachdem  wir 
unser  Campament  an  die  Lagune  im  Arenal  von  Limpio- 
pungo  (Höhe  3888  Mtr.)  verlegt  hatten,  begannen  wir  den 
Berg  von  NW  und  N  zu  untersuchen,  und  von  allen  Seiten 
erschien  uns  der  erwähnte  Rücken  unter  denselben  günsti- 
gen Verhältnissen,  so  dass  wir  uns  entschlossen,  hier  die 
Besteigung  ernstlich  zu  versuchen,  obgleich  nun  sehr  schlech- 
tes Wetter  eingetreten  war.  Der  günstige  Ausgang  erwies 
unsere  Wahl  als  eine  glückliche,  und  die  spätem  Beob- 
achtungen an  den  übrigen  Bergestheilen  Hessen  uns  glau- 
ben, dass  der  von  uns  gewählte  Weg  fttr  jetzt  wahrschein- 
lich der  einzige,  jedenfalls  aber  der  beste  zum  Krater  ist. 
Er  bietet  zugleich  den  Vortheil  direkt  auf  die  höchste, 
die  nordwestliche  Spitze  des  Kraterrandes  zu  führen. 

In  Limpiopungo  sahen  wir,  dass  der  zackige  Felsen- 
kamm, in  welchen  unser  Rücken  nach  unten  auszulaufen 
schien,  der  westliche  erhöhte  Rand  des  Lavastromes  von 
Yanasache  war,  von  welchem  ich  schon  früher  als  von 
einem  der  schönsten  Lavaströme  des  Cotopaxi  sprach. 
Unten  ungeheuer  breit  und  z.  T.  verzweigt,  verschmälert 
sich  der  Strom  nach  oben  bis  zu  ungefähr  200  Meter  und 
verschwindet  an  der  Schneegrenze  unter  Sand  und  Asche. 
Dort  oben,  am  Beginn  der  Lava,  mussten  wir  unser  Zelt 
aufschlagen  %  denn  der  Rücken,  welcher  uns  als  Weg  die- 


1)  Nur  indem  man  an  oder  über  der  Schneegrenze  oben  schläft, 
wird  es  möglieb,  des  andern  Tages  die  Besteigung  zu  Fuss  bequem, 
mit  frischen  £[räften  und  zur  günstigen  Tageszeit  (Vormittags),  aus- 


neu  sollte,  war  wirklich  die  direkte  Fortsetzung  des  Lava- 
BtromB.     Äni'   der   ranhen  Lava   selbst   konnte    man    nicht 
hisantkomtnen ,    links    (östlich)    vom  Strom   lag    die   tiefe 
nnzngängliche  Quebiada  von  Yanasacbe,    aber   an    seiner 
rechten  (westlicben)  Seite  zogen  sich  eanftgeneigte  Ärenale  j 
herab,  auf  welchen  man  selbst  zu  Pferd  und  mit  Lastthte-  1 
ren  bequem  zu  unserem   ausersehenen  Zeltplatze  gelangen 
konnte.     Nachdem  wir  am   7.  September  den  Weg  genau  J 
ausgekundschaftet  hatten,  so  daas  wir  ihn  nicht  mehr  ver- 
fehlen konnten,  verlegten  wir  am  Nachmittag  des  8,,  trotz  J 
des   scheuaslicbsten  Unwetters  und   trotz  des  Murrens  un- 
serer Peone,  unser  Zelt  nach  oben.    Im  Nebel  und  Schnee- 
gestöber diente  uns  der  westliche  Steilrand  des  Lavastromes 
als  Führer  und  in  zwei  Stunden  erreichten  wir  von  Lim- 
piopnngo  aus  unser  Ziel.  —  Um  5  Ulir  Abends  war  das  J 
Zelt  aufgeschlagen,  die  Pferde  und  Peone  kehrten  zur  La- 
gune zurück,    und  nur  zwei  der  letztern,   welche  uns  die  1 
tüchtigsten  schienen,   behielten  wir  zu  Begleitern  für  den 
folgenden  Tag  zurück. 

Wir  befanden  uns  in  der  Höhe  von  4609  Meter.     Im 
Verlaufe  des  Nachmittags  hatten  sieb  in  den  Thalem  von 
Cbillo,  Machacbi  und  Latacunga  drei  Gewitter  zugleich  ge- 
bildet, ein  dunkles  Wolkenmeer  bedeckte  die  ganze  Gegend 
und  dumpf  rollte  der  Donner  zu  unsem  Fltssen,   während 
in  den  Atraosphärenschichten,  welche  uns  und  den  Vulkan- 
kegel weiter  hinauf  umgaben,  ein  scharfer  Nordwind  leichte 
Wolken  über  die  Gehänge  hinjagte  und  von  Zeit  zu  Zeit  , 
feine  Graupeln  niedersandte.     Der  Gipfel  des  Bergeä  blieb   | 
unsichtbar.    Spät  in  der  Nacht  Hess  der  Wind  etwas  nach, 
das  Thermometer  sank  nur  1  Grad  unter  Null,  so  dass  die  i 
Kälte  erträglich  war,  aber  von  Zeit  zu  Zeit  belästigte  uns  j 
ein  starker  Geruch  von  Schwefelwasserstoff  und  auch 
den  von    schwefliger  Säure    glaubte  ich   einigemal    zn  ] 
unterscheiden.  —  Was  des  Morgens  4  Uhr  nnsere  Aufmerk- 
samkeit auf  sich   zog,    und  was  wir  in  dieser  Höhe,    700  j 
Meter  über  der  Vegetationslinie,  nicht  erwartet  hätten,  war 


zuführen.     Für  den   Nachmittag   kann   i 
sohJBohtea  Wetter  reohnen. 


1   Taat   mit  Sicherheit  auf 


M«l 


146 

der  leise  Gesang  einiger  Vögel,  welche  in  den  Höhlungen 
des  Lavastromes,  in  dessen  Sehatz  unser  Zelt  stand,  ge- 
schlafen hatten.  Unsere  Verwunderung  stieg,  als  wir  nach- 
her sahen,  dass  es  Sumpfvögel,  eine  kleine  Art  von  Regen- 
pfeifer, waren,  und  wir  einen  Flug  derselben  von  10  Stück 
noch  500  Meter  weiter  oben  antrafen.  Was  mag  wohl  diese 
Vögel  veranlassen,  die  an  Nahrung  reichen  Sümpfe  der 
Päramos  zu  verlassen  und  die  trockenen  oder  nur  zeitweise 
von  Schneewasser  durchdrängten  Arenale  des  Gotopaxi  auf- 
zusuchen, nicht  etwa  nur  auf  einem  Spazierflug  an  einem 
schönen  Tag,  sondern  um  bei  schlechtestem  Wetter  dort 
zu  übernachten?  Oder  sollte  es  eine  besondere  Art,  ein 
Charadrius  Gotopaxi  sein,  der  gar  in  diesen  Höhen  nistet? 
Ich  weiss  nicht,  ob  jemals  Sumpfvögel  in  der  Höhe  von 
4600  bis  5000  Meter  beobachtet  worden  sind. 

Der  Morgen  des  9.  Septemb.  brach  mit  starkem  Schnee- 
gestöber und  Wind  an.  Trotzdem  wollten  wir,  als  das 
Wetter  sich  um  7  Uhr  etwas  aufhellte  und  der  Berg  zum 
Tb  eil  sichtbar  wurde,  keine  Zeit  mehr  verlieren  und  be- 
gannen die  Besteigung,  nachdem  wir  eine  Tasse  warmen 
Kaffe's  genossen  hatten.  —  Zuerst  mussten  wir  die  Höhe 
des  Lavastromes  gewinnen,  welcher  nicht  weit  vom  Zelt- 
platz wie  eine  Nase  aus  dem  Berge  vorspringt.  Dieser  erste 
Ansteig,  obgleich  kurz  and  nur  70  Meter  hoch,  war  sehr 
beschwerlich,  denn  die  Böschung  hatte  über  45  Grad  Nei- 
gung, bestand  aus  gefrorenem  Sand  und  war  V2  Zoll  tief 
mit  Schnee  bedeckt.  Wir  glitschten  häufig  aus.  Sobald 
wir  den  Bücken  des  breiten,  in  der  Mitte  muldenförmig 
eingesenkten  Lavastromes  erstiegen  hatten,  ging  es  etwa 
5  Minuten  lang  bis  zu  seinem  scheinbaren  Ursprung  (4680 
Meter)  fast  eben  voran.  Meterdicke  Sand- Asche,  aus  welcher 
die  grössern  Blöcke  der  Oberfläche  inselartig  herausragten, 
bedeckte  den  Strom  und  setzte  sich  in  immer  zunehmender 
Dicke  auf  dem  ansteigenden  Rücken  des  Berges  nach  oben 
fort,  so  dass  wir  unmerklich  die  Schneegrenze  überschritten 
und  erst  etwa  100  Meter  weiter  oben  zufällig  in  einer  Spalte 
bemerkten,  dass  wir  schon  längst  auf  dem  bedeckten  Eis- 
mantel des  Berges  gingen.  Die  vulkanischen  Auswurfe- 
massen waren,   vermöge  des  den  Tag  über  einsickernden 

Verh.  d.  nat.  Ver.  Jahrg.  XXXV.  5.  Folge.  V.  Bd.  ^Ä 


Waseers,  bei  Nacbt  an  der  Oberfläche  fest  zusammeuge- 
froren  und  boten  durch  ihre  Ranbheit  (taust-  bis  kopfgrossa 
Bomben  wareu  Bchou  sehr  häufig)  einen  festen  und  Bitbem 
Tritt,  selbst  wenn  stdlenweiBC  die  Neiguug  des  Bodens 
sehr  starlc  wurde.  Während  also  der  letzte  Ausbruch  an 
andern  Stellen  den  Weg  zum  Gipfel  zerstörte,  hat  er  ihn 
hier  gleichsam  verbessert  und  hergerichtet;  denn  aiit  glat- 
ten Eis-  und  Schueefeldern  von  35  bis  40  Grad  Neigung 
wäre  hier  die  Besleigung,  wenn  nicht  ganz  unmöglich,  so 
doch  sehr  gefährlich  gewesen,  —  Der  wenige  Schnee,  wel- 
cher die  Nacht  über  gefallen  war,  schmolz  von  8  Uhr  an 
rasch  ab,  so  dass  dann  unser  Weg  gann  den  dunkeln  An- 
blick der  untern  Arenale  bot.  Je  weiter  nach  oben,  desto 
häufiger  und  grösser  wurden  die  schwarzen  porösen  Lava- 
klumpen,  die  der  letzte  Ausbnieh  geliefert  hat.  Sie  halten 
meist  eine  flache  Gestalt,  oft  waren  sie  in  Reihen  ange- 
ordnet, so  dass  sie  sich  als  Trümmer  eines  zerrissenen 
kleinen  Lavahaches  darstellten,  und  einigemal  beobachteten 
wir  wirklich  im  Zusammenhang  erstarrte  Bächlein  von  '/» 
oder  1  Meter  Breite,  '/*  Meter  Höhe  und  6—7  Meter  Länge; 
Lavaströnie  in  Miniatur! 

In  der  Höhe  von  5020  Meter  mnssten  wir  eine  sehr 
breite  und  furchtbar  zerrissene  „Gasse"  paesiren,  welche 
schräg  vom  westliehen  Kraterrand  gegen  unsern  Grat  her- 
unterlief und  sich  auf  ihm  theilte;  ein  Theil  stürzte  jäh  in 
die  Quebrada  von  Yanasache,  der  andere  zog  sich  sanfter 
gegen  Millihuaico  hinab*).  Nicht  ohne  Schwierigkeit  klet- 
terten wir  über  die  Fels-  und  Eishlrtcke  des  Östlichen  Ar- 
mes, der  ungefähr  300  Meter  breit  nnd  im  Durchschnitt 
30  Meter  tief  war.  Jenseits  setzte  dann  der  Kücken  wieder 
ohne  Unterbrechung  fort. 

Eis  9  Ubr  hatte  sich  das  Wetter  ziemlich  gehalten, 
und  wir  genossen  eine  prachtvolle  Aussieht  über  die  Pro- 
vinz von  Quito  und  einen  Thei!  der  Westeordillere  bis  zum 
Hinisa  (gegen  Süden  lag  die  Landschaft  in  Nebel).    Aber 

1)  Man  sieht  daraus,  daas  uaser  Weg  gerade  auf  der  Waaser- 
Bcteide  zwischen  dem  Atlantischen  (Rio  PftstasBB)  und  dem  Pacifi- 
Bohen  Ocean  (Rio  Eameraldas)  bin  aufführte.  Dia  arwÄbnte  GHsae  g&b 
an  beide  Wasser  all. 


147 

leider  hüllte  sieh  der  Berg  bald  nachher  in  Wolken,   und 
das  Schneegestöber  wurde  oft  so  dicht,  dass  wir  kaum  ein 
paar  Meter  weit  sehen  konnten.    Wir  Hessen  uns  dadurch 
nicht  von  unserem  begonnenen  Unternehmen  abhalten  und 
schritten  immer  rüstig  voran,  denn  unserem  Grate  folgend 
konnten  wir  nicht  irren.  —  Drei  Stunden  waren  wir  be- 
reits auf  dem  Marsche,  ohne  im  Terrain  eine  Schwierigkeit 
zu  finden  (mit  Ausnahme  der  erwähnten  Gasse)  und  ohne 
tiefen  Schnee  zu  betreten.    Da  verschmälerte  sich  plötzlich 
der  Grat  in  der  Höhe  von  5200  Meter  derart,    dass  nicht 
zwei  Personen  neben  einander  gehen  konnten.    Wir  muss- 
ten  mit  grösster  Vorsicht  schreiten,  denn  zur  Linken  gähnte 
ein  ungefähr  1000  Meter  tiefer  Abgrund,  dessen  Wände  fast 
vertical  waren,   und  zur  Rechten  hatten  wir  einen  Eisab- 
hang von  mehr  als  60  Grad  Neigung  (nur  sehr  wenig  Sand 
haftete  auf  seiner  Oberfläche),  welcher  nach  unten  ebenfalls 
in  einen  senkrechten  Absturz  endigte.    Ein  einziger  Fehl- 
tritt hätte  den  sichern  und  schnellen  Tod  zur'Folge  gehabt. 
Die  Tiefe  war  mit  Nebel  erfüllt  und  erst  später  erkannten 
wir  die  ganze  Grösse  der  Gefahr,    als  wir  die  beiden  Ab- 
gründe, zwischen  denen  wir  geschwebt  hatten,   frei  sahen. 
Glücklicherweise  war   dieser  First  —   die  Spanier  haben 
dafür  das  bezeichnende  Wort  Cuchilla  „Messerschneide"  — 
mit  tiefem  weichem  Schnee  bedeckt,   in  welchem  sich  der 
Fuss  bis  an  die  Knöchel  eindrückte,   und  so  schritten  wir 
langsam  und  schweigend  und  nicht  ohne  geheimes  Schau- 
dern darüber  hinweg,  jeder  genau  in  die  Fusstapfen  des 
Vorgängers  tretend.    Ein  rasender  Schneewind  drohte  uns 
jeden  Augenblick  in  die  Tiefe  zu  schleudern.  Dieser  schmale 
Felsgrat,   die  einzige  wirklich  gefährliche  Stelle  auf  unse- 
rem Weg,  war  nur  ungefähr  150  Meter  lang,  und  verbrei- 
terte sich  nach  oben  wieder  sehr.    Der  schauerliche  Ab- 
sturz zur  Linken  dehnt  sich  über  einen  grossen  Theil  der 
Nordseite  des  Cotopaxi  aus;    er  ist  wenigstens  in  seiner 
jetzigen  Ausdehnung  neu  und  stammt  von  der  letzten  Erup- 
tion her,    denn  früher  bemerkte  man  aus  der  Feme  im 
Schneemantel  des  Berges  nur  hoch  oben,  unter  dem  Gipfel, 
eine  schwarze  Felswand.    Er   beginnt   an   der  Nordseite 
schon  200  Meter  unter  dem  Gipfel  und   reicht  fa^t  %«sscl 


senkrecht  abfallend  bis  unter  die  Sehneegrenze  binab.  Vob 
ihm  besonders  stammen  die  masaenbaften  Gesteinstrfimmer, 
welebe,  mit  neuer  Lava  gemiscbt,  dnrch  die  nördlichen 
Hnaicos  hinunter  gelangten  und  jetzt  über  den  Ebenen  von 
Limpiopnngo  und  Saltopamba  zerstreut  liegen  und  selbst 
bis  nach  Ghillo  geführt  wurden. 

Jenseite  des  fatalen  Grates  mussten  wir  einige  Sehnee- 
felder  von  geringer  Ausdehnung  passiren,  in  welchen  wir 
bis  über  die  Kniee  einsanken;  dann  folgten  LavatrUmmer- 
felder,  auf  denen  kein  Schnee  haftete.  Wir  waren  auf  der 
sanft  geneigten  Stufe  angelangt,  welche  wir  so  oft  von 
Ferne  gesehen  und  so  sehr  ersehnt  hatten,  in  der  HUhe 
von  5410  Metern.  Etwa  hundert  Meter  stiegen  wir  über 
die  Lnvaklumpen  hinan,  die  sehr  dick  zu  liegen  schienen 
und  noch  warm  waren  (wir  fanden  keinen  Anhaltspunkt 
zur  SchätMUg  der  Mächtigkeit);  dann  änderte  sich  plöta- 
licb  der  Anblick  unserer  Umgebung  und  kündigte  uns  die 
Nähe  des  ICraterkegels  an ;  allenthalben  ragten  nackte  FelB- 
klippeu  (alte  Laven),  das  Skelett  des  Vulkans,  hervor; 
zwischen  den  Trümmerhaufen  der  Lava  stiegen  weisse 
Dämpfe  anf;  engere  und  breitere  Fumarolenspalten  durch- 
kreuzten sich  nach  allen  Richtungen;  die  hcissen  vulk.  Gase, 
die  aus  ihnen  ausströmten,  bedeckten  die  zersetzten  Wände 
der  alten  und  neuen  Lava  mit  weissen,  schwefelgelben  nnd 
orange rothen  Incrustationen.  Keine  Schneeflocke  haftete 
hier  am  Boden,  welcher  29  bis  35 "C.  Wärme  zeigte;  jeder 
atmosphärische  Niederschlag  verdampfte  sofort  und  erzeugte 
80  die  Bildung  weisser  leichter  Wolken,  welche  fast  immer 
den  Gipfel  des  Berges  einhüllten.  —  Während  wir,  Herr 
Sandoval  und  ich,  sehr  fröhlich  und  zufrieden  so  viele 
Neuigkeiten  betrachteten  und  besonders  die  Fumarolen  un- 
tersuchten, während  wir  die  feste  Hoffnung  hegten,  nun 
auch  noch  die  letzte  Schwierigkeit  besiegen,  d.  h,  den 
Eruptionskegel  erklimmen  zu  können,  welcher  sieh  in  näch- 
ster Nähe  mit  unbestimmten  Umrissen  durch  den  Nebel  wie 
ein  schwarzes  Gespenst  zeigte,  erklärten  plötzlich  unsere 
zwei  Peone,  die  sich  ganz  indolent  und  muthlos  zu  Boden 
gelegt  hatten,  sie  würden  nicht  weiter  gehen,  sondern  hier 
auf  unsere  Rückkehr  warten.    Lauge  dauerte  es,    bis  wir 


149 

sie  mit  guten  und  strengen  Worten,  mit  Versprechungen 
und  Drohungen  wieder  in  Bewegung  brachten;  denn  ob- 
wohl sie  Ermüdung  vorschützten,  war  doch  eigentlich  die 
Furcht  vor  dem  Berge  der  Hauptgrund  ihrer  Weigerung: 
„Seiior,  el  cerro  estä  muy  hediondo  y  puede  reventar  ä 
cada  rato"  (Herr,  der  Berg  stinkt  sehr  und  kann  jeden 
Augenblick  ausbrechen);  besonders  waren  ihnen  die  Gas- 
ausströmungen verdächtig.  Nachdem  ein  Schluck  Brannt- 
wein besser  auf  sie  'gewirkt  hatte,  als  unsere  Appellation 
an  ihr  Ehrgefühl,  begannen  wir  um  11  Uhr  den  Angriff 
der  letzten  Höhe.  Dieses  Stück  Arbeit  war  das  schwie- 
rigste der  ganzen  Besteigung,  wegen  der  Steilheit  der  Fels- 
klippen und  der  Beweglichkeit  der  Lavatrümmer,  welche 
sie  stellenweise  bedeckten.  Wir  brauchten  eine  volle  Stunde 
zum  Erklettern  der  letzten  300  Meter,  meistens  mit  den 
Händen  nachhelfend.  Im  dichten  Nebel  durften  wir  weder 
links  noch  rechts  abbiegen,  um  schief  am  Abhang  hinauf- 
zusteigen ;  denn  wir  hätten  unvermuthet  an  einen  Abgrund 
und  in  die  grösste  Gefahr  kommen  können.  Es  blieb  nichts 
übrig,  als  in  gerader  Richtung  vorwärts  zu  dringen,  und 
nachher  erkannten  wir,  dass  dies  auch  der  einzig  mögliche 
Weg  war.  —  Die  Spalten,  welche  den  Kegel  zerklüften, 
wurden  immer  breiter,  die  Gasentströmungen  bedeutender; 
plötzlich  standen  wir  vor  einem  schwarzen  Abgrund,  in 
dessen  Tiefen  weisse  Dampf  ballen  hin  und  her  wogten: 
es  war  der  geflirchtete  Kraterschlund  des  Cotopaxi,  aus 
welchem  er  vor  einigen  Wochen,  wie  ein  erzürnter  Gott, 
Tod  und  Verderben  über  seine  Umgebung  geschleudert 
hatte.  —  Der  Wind  zerstreute  etwas  die  Wolken  und  wir 
erkannten,  dass  wir  zufällig  auf  die  höchste  Spitze  des 
Cotopaxi,  auf  den  nordwestlichen  Kratferrand,  gelangt 
waren,  uns  also  in  der  beträchtlichen  Höhe  von  5943  Meter 
oder  19498  engl.  Fuss  befanden*).  Es  war  12  Uhr  Mittags. 

1)  Ich  gebe  hier  die  Höhe  des  Cotopaxi  nach  den  trigono- 
metrischen Messungen  des  Dr.  Reise  (aus  dem  publicirten  Höhen- 
Verzeichniss),  nach  welchen  die  Nordwestspitze  um  21  Meter  höher 
als  die  Südwestspitze  ist.  Barometrisch  berechnete  er  bei  seiner 
Besteigung  die  Höhe  der  letztern  zu  5993  Meter  (Dr.  St  übel  zu 
5996  Meter),   was   dann  für  die  erstere  6014  Meter  ergäbe.    Mein 


Die  BeBteigimg  hoher  Berggipl'el  gewährt  dem  Men- 
schen immer  eine  ganz  besondere  Befriedignug,  und  selbst 
grosse  Reisende,  wie^Uumboldt  und  Boussingault  haben 
es  nicht  unter  ihrer  Würde  erachtet,  mit  einem  gewisse 
Stolz  von  ihren  Besteigungsversuchen  an  den  SobneebergCB 
der  Anden  zu  sprechen  und  uns  selbst  kleine  Nebennm- 
ständc  derselben  zu  erzählen.  Niemand  wird  es  mir  also 
verargen  oder  als  Verletzung  der  Bescheidenheit  auslegen, 
wenn  ich  hier  die  lebhafte  Freade  erwähne,  die  wir  auf 
der  hohen  Warte  des  Cotopaxi  empfanden  über  die  Besie- 
guug  der  Schwierigkeiten,  welche  viele  Personen  bei  unse- 
rer Abreise  von  Lataeunga  itlr  unüberwindlich  gebalten 
hatten.  Es  ist  ein  ganz  eigenth  Umlieh  es  Gefühl,  in  der 
Hübe  von  19500  Fuss  über  Wolken  und  zwischen  Nebeln  ani 
einer  Lavascholle  zu  stehen,  welche  über  einem  5(10  Meter 
tiefen,  schwarzen,  dampfenden  Kraterschlunde  schwebt. 
Bart  und  Haare  mit  Eiszapfen  behangen,  brannten  uns  docli 
die  Fnsssohlen  von  der  noch  heissen  Lava,  und  die  Chlor- 
wasserstoffdämpi'e,  welche  aus  den  Spalten  drangen,  färbton 
unsere  Kleider  gelb  und  roth.  Schwach  und  matt  klangen 
in  der  verdünnten  Atmosphäre  die  Schläge  des  Hammers, 
mit  dem  wir  Gesteinsproben  abschlugen,  und  unsere  eigene 
Stimme  schien  verändert.  Doch  fühlten  wir  alle  vier  nicht  das 
geringste  Unwohlsein,  nur  ein  Feon  klagte  nach  einiger  Zeit 
über  schwaches  Kopfweh,  das  er  den  aufsteigenden  Dämpfen 
zuschrieb;  diese  machten  uns  andere  höchstens  etwas  husten, 
wenn  sie  zu  stark  ivurden,  aber  glücklicherweise  trieb  sie 
der  Nordwind  von  uns  ab  (auf  der  SUdspitze  wäre  unser 
Stand  ein  viel  beschwerlicherer  gewesen).  Wir  hatten  die 
Besteigung  ohne  besondere  Vorkehrungen  oder  Schutzmittel, 
in  gewöhnlicher  Kleidung  unternommen  (ein  Peon  ging  so- 
gar baarfuss,  bekam  aber  freilich  nachher  grosse  Blasen 
an  den  Füssen),  und  staunten  selbst  darüber,  wie  verhält- 
nissmässig  leicht  Alles  von  statten  ging.  Die  einzige  Be- 
schwerde die  wir  fühlten,  war  die  des  Athmens,  aber  nur 

Aneroid  reichte  iu  einer  MeBiiing  nicht  aus;  die  Nadel  hatte  den 
ganien  Umlauf  über  den  graduirten  Kreis  hinaus  be«chriebei]  und 
war  beinahe  wieder  an  dem  Punkte  angelangt,  an  dem  sie  am  Mee- 
stebea  pflegt. 


MM 


151 

während  wir  uns  bewegten,  und  in  der  Höhe  von  5900 
Meter  war  sie  nicht  viel  stärker  als  in  der  von  4000  Meter. 
Auf  der  Spitze  des  Cotopaxi  meinten  wir,  dass  wir  mit 
derselben  Leichtigkeit  wohl  noch  um  1000  Meter  höher 
gestiegen  wären*).  Alle  Beschwerden  und  auch  fast  'alle 
Müdigkeit  der  Beine  verschwand,  sobald  wir  uns  setzten, 
und  dann  fühlten  wir  uns  ausserordentlich  leicht  upd  mun- 
ter. Zwei  volle  Stunden  brachten  wir  auf  der  Spitze  zu; 
wir  plauderten,  scherzten,  assen,  tranken  und  rauchten 
Cigarren,  gerade  wie  in  unserem  Zelt  unten,  fühlten  sogar 
einen  starken  Appetit  und  bedauerten  nur,  dass  das  Früh- 
stück so  sehr  frugal  war;  denn  in  der  Meinung,  hier  oben 
könne  man  nicht  gut  essen,  hatten  wir  nur  etwas  Zwie- 
back, einige  Stückchen  Zucker  und  V2  Flasche  Branntwein 
mitgenommen,  welche  letztere  die  Peone  schon  auf  dem 
Weg  halb  leerten.  Ist  es  nun  Zufall,  dass  wir  alle  vier 
eine  so  glückliche  und  starke  Körperconstitution  besassen? 
oder  sollen  wir  diese  Beschwerdelosigkeit,  wenn  ich  mich 
so  ausdrücken  darf,  in  einer  so  grossen  Höhe,  z.  Th.  dem 
Umstände  zuschreiben,  dass  der  Cotopaxi  an  seiner  Ober- 
fläche beinahe  schneefrei  war?  —  In  solchen  Höhen,  welche 
der  Mensch  nur  äusserst  selten  zu  betreten  Gelegenheit  hat, 
ist  jede  Beobachtung  von  Wichtigkeit,  und  so  glaubte  ich 
hier  diese  physiolog.  Bemerkungen  einflechten  zu  dürfen. 
Frei  auf  der  höchsten  Lavascholle  stehend,  über  welche 
der  starke  Nordwind  strich,  mass  ich  die  Temperatur  der 
Luft,  1 V2  Meter  über  dem  Boden,  zu  —  2®C. ;  aber  im  Schutze 
einiger  Felsen,  hinter  denen  wir  uns  lagerten,  hatten  vrir 
noch  1  Meter  über  dem  Boden  die  Temperatur  von  Guayaquil 
d.  h.  27  ®C.  und  der  Sand  und  Schutt,  der  den  Boden  be- 
deckte, zeigte  an  verschiedenen  Stellen  35  bis  40®C.  Der 
ganze  Eruptionskegel  scheint  durchwärmt.     Wie 


1)  Der  Chimborazo  übertrifft  den  Cotopaxi  nur  am  867  Meter 
an  Höhe.  Man  sieht,  dass  die  Meinung  derer,  welche  ersteren  für 
unersteigbar  halten  wegen  der  grossen  Luftverdünnung  auf 
seinem  Gipfel,  unbegründet  ist.  Ich  muss  nach  meiner  letzten 
Erfahrung  am  Cotopaxi  den  Chimborazo  für  besteigbar  halten,  be- 
sonders da  auch  die  Terrainschwierigkeiten,  zumal  an  der  Nordseite, 
nicht  unüberwindlich  scheinen. 


die  Darchwärmung  bis  ca.  300  Meter  abwärts  geschah,  ob 
ziemlich  rasch  oder  langsam,  ob  durch  das  Steigen  der 
Lara  ioi  Krater,  oder  durch  die  vielen  Fumarolenspalten; 
und  wie  die  Abaehmelzung  des  Schnees  am  ganzen  Erap- 
tionskeget  vor  sich  ging,  ob  ebenfalls  rasch  oder  langsam, 
ob  vor,  während  oder  nach  der  Haupteraption,  ist  schwer 
zn  entscheiden. 

Leider  wnrde  das  Wetter  immer  schlechter,  der  Schnee- 
eturm  immer  dichter.  Vergehens  warteten  wir  zwei  Stun- 
den lang,  ob  sich  uns  einmal  der  ganze  Kraterrand  frei 
zeigen  würde.  Hie  und  da  zerriss  zwar  der  Wind  das  Ge- 
wölk, aber  nie  sahen  wir  mehr  auf  einmal  als  etwa  ein 
Drittel  des  Randes  frei,  bald  an  der  Nordwest-  bald  an  der 
Nordostseite,  und  in  die  Tiefe  reichte  der  Blick  in  günsti- 
gen Momenten  nur  ungetMr  200  Meter  (Dr.  Rei  ss  hat  die 
Tiefe  des  Kraters  auf  500  Meter  geschätzt).  Auch  konnten 
wir  uns  nicht  weit  rechts  und  links  bewegen;  denn  überall 
gelangten  wir  an  grosse  Spalten  mit  starken  Gasexhala- 
tionen.  Der  Kraterrand  hatte  an  der  Stelle,  an  der  wir 
uns  befanden,  nicht  mehr  als  vier  oder  fllnf  Meter  Breite, 
war  aber  nicht  eben,  sondern  fiberall  mit  spitzen  Lava- 
zacken  besetzt.  Nach  aussen  ging  er  unmittelbar  in  die 
abschussige  Böschung  des  Kegels  über  und  nach  innen  fiel 
er  ungeftihr  10  Meter  tief  senkrecht  ab.  Soweit  wir  das 
Innere  des  Kraters  enthüllt  sahen,  hat  er  überall  dieselbe 
Beschaffenheit;  unter  der  10  Meter  hohen  Steilwand  des 
obersten  Randes  liinft  er  nach  unten,  noch  immer  steil 
genug,  trichterförmig  Kusammen.  Auf  den  Grund  sahen 
wir,  wie  gesagt,  nicht;  soweit  der  Blick  reichte,  war  AUea  ' 
mit  einem  unbeschreiblichen  Chaos  von  grossen  Lavablöck^i 
bedeckt,  welche  -noch  sehr  heiss  sein  mussten  und  wahr- 
scheinlich noch  glühende  Lava  bedeckten.  Es  ist  dieselbe 
Lava,  welche  auf  der  Nordwestspitze  die  alten  Felsen  un- 
■gefilhr  5  Meter  dick  bedeckt  und  es  hat  ganz  den  Anschein, 
dass  nach  geschehenem  Lavaerguss  ein  Theil  der  glühen- 
den Massen  von  den  Kraterlippen  wieder  in  den  Schlund 
zurücksank,  an  der  pberfläehe  bereits  erstarrend  und  sich 
in  grosse  Schollen  auflösend.  Das  Kraterinnere  bietet  daher 
den  Anblick  der  Oberfläche  eines  B\oiiV\asa%\.\oai?.%,  iäÄ>M 


153 

• 

mit  ganz  enorm  grossen  Blöcken.  Zwischen  allen  Blöcken 
dringen  weisse  Dampfwölkchen  hervor  und  ballen  sich  im 
Aufsteigen  zu  grössern  Wolken,  welche  dann  den  Krater. 
erfüllen  und  sich  über  ihn  als  Dampfeäule  erheben.  Auch 
bemerkt  man  an  vielen  Stellen  des  innern  Eraterrandes 
dieselben  weissen  und  gelben  Incrustationen,  die  wir  an 
den  äussern  Abhängen  beobachteten. 

Um  2  Uhr  Nachmittags  begannen  wir  den  Rückmarsch, 
da  das  Wetter  durchaus  keine  Anzeichen  der  Besserung  gab, 
sondern  nur  immer  schlechter  sich  gestaltete.  Das  Hinab- 
steigen ging  allerdings  schneller  und  ohne  grosse  Ermü- 
dung vor  sich,  war  aber  doch  gefährlicher  als  das  Hinauf- 
klettern. Während  des  Tages  war  die  Sandbedeckung 
aufgethaut,  Alles  war  beweglich  unter  unsern  Tritten,  und 
grosse  Steinblöcke  rollten  vom  Gipfel  in  die  Tiefe,  welchen 
man  jeden  Augenblick  mit  grosser  Sorgfalt  ausweichen 
musste.  Immer  in  dichte  Wolken  gehüllt  gelangten  wir 
endlich  ohne  allen  Unfall  Abends  um  5  Uhr  zu  unserem 
Zelt.  Genau  5  Stunden  hatten  wir  zur  Besteigung  gebraucht 
und  3  Stunden '  zum  Rückweg.  In  der  folgenden  Nacht 
wurden  wir  V*, Meter  tief  eingeschneit  und  waren  recht 
froh,  als  um  9  Uhr  Morgens  am  10.  September  die  Pferde 
von  unten  ankamen,  die  uns  wieder  in  die  Ebene  von  Lim- 
piopungo  brachten. 


Nun  habe  ich  noch  einige  Beobachtungen  nachzuholen, 
welche  wir  während  der  Besteigung  machten,  die  ich  aber 
ausgelassen  habe,  um  den  Gang  der  Erzählung  nicht  zu 
sehr  zu  unterbrechen.  Manches,  was  wir  eigentlich  erat 
bei  der  Besteigung  beobachten  konnten,  habe  ich  schon  bei 
der  Beschreibung  des  Lavaausbruches  und  der  Schlamm- 
ströme benutzt.  —  Ich  muss  zunächst  nochmals  auf  die 
Lava  zurückkommen.  Es  ist  kein  Zweifel,  dass  sich  die 
Lava  über  alle  Theile  des  Kraterrandes  in  ungeheurer 
Menge  ergossen  hat,  und  dennoch  ist  nirgends  ein  Strom 
zusammenhangender  Lava  zu  finden.  Dies  ist  das 
Eigenthümliche  bei  der  letzten  Eruption.  Alles  Material 
löste  sich  beim  Herabstürzen  über  den  Berg  in  Klum^^ii. 


auf,  die  durchacliBiUlicli  nicbt  eiumal  sebr  gross  sind  aad 
meietetis  kaum  1  Meter  üurchmenser  besitzen.  Trotzdem^ 
.  kann  ich  die  Lava  nicht  zor  „Sehollenlava"  rechnen,  wie 
sie  sich  an  den  Begrenzungsfläeheu  vieler  Strßme  bei  ra- 
Buhem  Erkalten  bildet  und  in  kantigen  halb  erstarrten 
Blöcken  abbröckelt;  sie  hat  zn  viele  Eigenschaften  von  der 
„Fladenlava"'):  randum  zeigen  die  Klnmpen  geflossene, 
gernndete  Formen  nnd  sind  von  einer  Glasur  bedeckt;  folg' 
lieh  trennten  sich  die  Blöcke  nicht  in  schon  erstarrtem  od» 
halb  erstarrtem  Zustand,  sondern  als  noch  flüssige  Klumpe]^ 
vpelche  dann  während  des  Herabrutschens  und  besonder 
wenn  sie  mit  Schneewaaser  in  Berttbning  kamen,  schnei 
erkalteten.  Es  ist  fast  wie  wenn  alle  diese  Klumpen  ani 
der  Luft  auf  den  Vulkankegel  gefallen  wären,  und  dies 
doch  aus  manchen  Gründen  und  nach  den  Ereeheinungei^ 
welche  die  Lavaeruption  begleiteten,  nicht  wohl  anzunel 
men;  auch  kann  man  die  wirklichen  dnrch  die  Luft  gefiö' 
genen  Bomben  noch  recht  wohl  von  der  Lava  unterschet 
den.  Im  erkalteten  Zustand  zeigt  sie  dann  wieder  eim 
Eigenschaft  der  „Schollenlava",  nämlich  das  leichte  Zer- 
bröckeln und  Zerfallen.  Auf  der  ganzen  ^beue  von 
CQQga  findet  man  metergrosse  Blöcke,  welche  nach  ihren 
Erkalten  von  selbst  in  t'austgrosse  Stücke  zerfielen: 
noch  ganzen  Blöcken  genügte  oft  ein  einziger  Hammel 
schlag,  um  sie  in  denselben  Zustand  zu  versetzen,  und  e 
war  wegen  dieser  Eigenschaft  durchaus  nicht  leicht,  mä 
seumsgerechte  HandstUcke  zu  schlagen  (viele  zerbräche 
mir  noch  auf  der  Rückreise  nach  Guayaqnil).  —  Die  Textt 
dieser  Lava  ist  schlackig  feinzellig,  oft  ans  Bimasteinartig 
streifend.  In  der  schwarzen  amorph  scheinenden  Grnnt 
masse  sind  nur  die  vielen  winzigen  Plagioklasfragmenl 
und  -Kryställchen  von  weisser  Farbe  zu  unterscheide! 
Viele  geschmolzene  sehwarzgrtine  Körner  und  Parthie 
scheinen  von  Hornblende  (oder  Augit?)  herzurühren;  di 
Magnetnadel  wird  von  der  ganzen  Lavamasse  stark 

1)  TieloB  Über  «Schollen-  und  Fladenlava"  fiodet  mau 
Bfttz  des  Herrn  A.  Heim,    fiber  den  Veaavauabruch   im  April  187! 
jfl  der  Zeilechr.  d.  deutseh.  geol.  Gea.  B4.  ^XN ,  ?>.  \— i>i. 


zogen;  Olivin  ist  mir  iiocb  zweifelhaft.  Accessorisch  fin- 
den sieb  Quarzsplitter;  ein  5  cm  lange»  und  2  cm  dickes 
Stück  selineeweisBcn  Quarzes  war  stark  gefrittet  und  mit 
einem  grünlichen  Giasachmelz  umgeben.  Eben  so  starke 
Hitzeeinwirkungen  zeigen  andere  Einschlüsse  präexistiren- 
der  Gesteine,  meist  alter  Laven  nnd  dichter  grUnstein- 
artiger  Gesteine.  Solehe  EinschlÜHse  sind  besonders  in  der 
Kmste  der  Lavaklumpen  ungemein  häufig  und  wurden  diese 
offenbar  erst  während  des  Herabrollens  am  Bergabhang  anf- 
genommen  und  eingebacken.  Ich  glaube,  ich  getraue  mir, 
in  jedem  kleinen  Handsttlck  die  diesjährige  von  jeder  alten 
Cotopaxilava  zu  nnterscheiden,  obgleich  sehr  schwer  mit 
wenig  Worten  zu  sagen  wäre,  worin  die  Eigentbflnilichkeit 
derselben  besteht. 

Am  ganzen  Umkreis  des  Cofopaxi-Kegels  über  der 
Schneegrenze  liegen  enorme  Mengen  solcher  Klumpenlava; 
der  ganze  Eruptionskegel  ist  davon  bedeckt,  und  welter 
nach  unten  finden  sich  ausgedehnte  Lavafelder,  wo  das 
Terrain  ihre  Anhäufung  gestattete.  Wir  haben  bei  unserer 
Besteigung  solche  Felder  überschritten.  Die  grüssten  Quan- 
titäten scheinen  am  Nordgipfel  und  auf  einem  Grat,  wel- 
cher sieb  vom  Südwestgipfel  hinunterzieht,  liegen  geblieben 
zu  sein.  Femer  sind  die  Klumpen  in  den  im  Eis  ausge- 
wühlten Gassen  ungemein  zahlreich  und  haben  sich  stellen- 
weise zu  Hügeln  aufgestaut.  Dennoch  muss  ich  behaupten, 
daes  hei  weitem  das  meiste  feuerflüseige  Material  unter 
die  Schneegrenze  gelangt  ist,  sei  es  durch  ihr  eigenes  Ge- 
wicht an  steilen  Halden,  sei  es  mit  Hilfe  der  Wasserfluthen. 
Ich  wiederhole  immer  wieder,  dass  die  in  den  Quebradas, 
Ebenen  und  Thälern  zerstreut  und  angehäuft  liegende  Lava 
ganz  fabelhafte  Quantitäten  ausmacht.  Es  ist  sehr  schwer 
oder  vielmehr  unmöglich,  genaue  Berechnungen  des  Mate- 
rials anzustellen,  welches  ja  10  Meilen  im  Umkreis  des 
Cotopaxi  zerstreut  liegt;  aber  dieses  glaube  ich  ohne  Ueber- 
treibung  behaupten  zu  dürfen,  dass  in  jeder  der  achtzehn 
oder  zwanzig  grossen  Quebradas  so  viel  neue  Lava  herun- 
tergekommen ist,  dass  sie  an  einem  Ort  vereinigt,  einen 
zusammenhängenden  Strom  von  10(H)  Meter  Länge,  2TO 
Jtfßier  BreJie  and  50  Meter  Höhe,    aJso   von    10  MiUloneB. 


Cnbikmeter  ergebeu  wUrdc.  Mag  sein,  dass  in  einem  oder 
andern  Hnaico  die  Quantität  nicht  ganz  so  bedeutend  war,  j 
daitlr  war  sie  aber  in  andern  doppelt  und  dreitach  grösser,  M 
wie  7..h.  in  Manzanahuaico  und  in  den  Quebradas  der  Ost- J 
Seite.  Auf  dem  Kärtchen  habe  ich  nur  einige  der  be^H 
deutend  st  en  Anhäufungen  der  Lavaklumpen  beaonderaB 
angedeutet,  da  wü  sie  wirklich  grosse  Aelmlichkeit  mit  deifl 
ächten  Lavaetrömen  haben,  und  als  „LavaklumpenströmB*fl 
bezeichnet  werden  könnten.  Die  grösste  derartige  ÄnhKa^l 
fung  tindet  sich  längs  des  Manzanahuaico,  von  dessen  Un>fl 
biegung  nach  NW  bis  unterhalb  der  Einmündung  des  Chai^S 
cbnngahuaic».  Es  sind  dort  wahre  Hflgelzüge  von  20  btol 
30  Meter  Höhe  und  ungeheurer  Breite  aufgehäuft,  und  be-.j 
Bteben  dieselben  fast  ausschliesslich  aus  neuen  Lavaklumpen  1 
mit  sehr  wenig  Zwischenmasse  andern  Materials.  Der  siefl 
bedeckende  Sand  hatte  an  einem  sehr  kalten  Morgen  30' Oj 
Wärme,  die  er  jedenfalls  von  seiner  Unterlage  cmpfMngltJ 
Durch  Chanchungahuaico  kam  eine  andere  Lavamasse  hecfl 
nnter,  die  sich  erst  weit  unten,  in  der  Nähe  des  WegöM 
von  MalaM  nach  Limpiopungo  aufstaute.  Dieser  Klumpen«« 
Strom  hat  die  Länge  von  etwa  1000  Meter,  200  Meter  BreiteJ 
und  8  bis  10  Meter  Höhe,  und  war  in  seinem  Innern  noekS 
sehr  Leiss.  Hunderte  von  kleinen  katninartigen  OeffnungeA'J 
fanden  sich  in  dem  ihn  bedeckenden  Sand,  aus  welchenl 
ein  80  bis  90"C.  heisser  reiner  Wasserdampf  mit  aol<-l 
eher  Gewalt  austrat,  dass  er  den  Sand  rings  um  die  Oeff-V 
nungeu  kraterartig  aufwarf.  Tausende  solcher  Miniatut^-fl 
krater  waren  schon  erloschen,  hunderte  noch  iu  ToUe^J 
Thätigkeit.  In  noch  grösserem  Maassstabe  beobacbtetffldfl 
wir  dasselbe  Phänomen  an  einem  Lavaklumpenstrom  in  deifl 
Quebrada  von  Chirimachay,  an  der  Ostseite  des  Vnlkana^| 
Alle  Dimensionen  des  Stromes  waren  viel  grösser  und  d^| 
dampfte  in  seiner  ganzen  Ausdehnung.  —  Wie  bei  di6sai^| 
Gelegenheit  nLavaklumpenströme",  die  unzweifelhaft  ail^l 
dem  Krater  stammen,  erst  am  E^ss  des  Berges  und  sogs^H 
in  einiger  Entfcniung  von  demselben  sich  anzustauen  befl 
gannen,  so  konnte  und  musste  es  /..  T,  auch  mit  den  LarilH 
strömen  früherer  Eruptionen  geschehen,  besonders  weiuA 
Bie  mit  grosser  Gewalt  und  ■p\ö\,%\\t\i  s 


über  sehr  eteile  Gehänge  hinabschossen  nnd  aus  sehr  flüs- 
sigem {wenig  zähem)  Material  beBtaiidei).  Ich  glaube,  wie 
ich  schon  t'rtther  bemerkte,  dasa  man  kühn  alle  Lavaströme 
des  Cotopaxi,    iniigen  sie  am  Abhang  oder  am  Fuss  des 

'es   zu  entspringen    scheinen,    aus   dem  Gipfelkrater 
ableiten  darf. 

Die  neue  Lava  ist  überall  mehr  oder  weniger  mit 
Aacfae  und  Sand  bedeckt,  zum  Zeichen,  dass  nach  dem 
Lavaerguss  noch  starke  Aschen ausbrüehe  stattfänden.  Die 
Mächtigkeit  dieser  Bedeckung  ist  schwer  zu  schätzen,  da 
sie  durch  Wind  und  Regen  bereits  wieder  stark  zerstört 
ist;  ich  glaube  aber,  dass  sie  am  Fuss  des  Kegels  nicht 
mehr  als  '/z  Meter  betrug.  —  Die  vulkanischen  Bomben 
und  das  -ttbrige  durch  die  Luft  ausgeschleuderte  Material 
bietet  kaum  etwas  Bemerkenswertbes  oder  der  besondem 
Beschreibung  Bedürfendes.  Ein  Thcil  des  Handes  und  dei" 
Kapilli  ist  scharfkantig  und  entstand  durch  Zertrümmerung 
fester  Gesteine,  ein  anderer  Theil  ist  offenbar  nichts  an- 
deres als  im  flüssigen  Zustand  zerstobene  und  bimsstein- 
artig  aufgeblähte  Lava^).  Zu  dieser  letzten  Kategorie  ge- 
boren besonders  auch  die  grössern  faust-  bis  kopfgrossen 
Bomben.  Dieselben  sind  von  unregelmäsaiger  äusserer  Ge- 
stalt, voll  grosser  und  kleiner  Blasenräume  und  leicht  wie 
Bimsstein.  Ihre  Farbe  ist  lichtgrau  bis  graubraun,  aber 
sie  sind  ganz  durcbspickt  von  schwarzgrünen  Knötchen  von 
Vi  hi»  4  mm  Durchmesser,  welche  in  seltenen  Fällen  noch 
die  Umrisse  eines  Hornblendekrystalls  zu  erkennen  geben, 
nieistens  aber,  wie  in  der  Lava,  geschmolzen  sind.  Auch 
einige  grössere  Plagioklaae  sind  erhalten  gebliehen.  Die 
Wandungen  der  Hohlräume  sind  sehr  häufig  mit  einem 
metallisch  glänzenden  Schmelzfluss  überzogen  und  mit  seide- 
feinen  Glasfäden   ausgesponnen.     Einige  Bomben  glänzen 

ide  wie   reines  Silber    (einer   unserer  Peone   schleppte 

1)  Von  ausgeworfenen  EiiiKelmintTRlien,  etwa  den  vesuvischen 
Augiteu  odar  Leiiciten  Vergleictbarea  findet  sich  gar  niiihtB,  wie 
i  überhaupt  der  Cotopaxi  nnd  alln  aüdamerikaniauhen  Vulkane 
nineralogiachem  Interesse  aebr  weit  hintei'  dem  WeineTi  i\.V 
Uaiaehen  Feaarberge  zurückttebea. 


deshalb  einen  ganzen  Sack  toH  davon  nach  Mnlalö),  an-V 
dere  irisiren  prachtvoll  wie  Wismuth  oder  Eisenglanz  von  ■ 
Elba;  doch  verschwaud  an  meinen  mitgebrachten  Exem-g 
plaven  dieses  Farbenspiel  nach  einigen  Wochen.  Die  ein-  I 
zelnen  Fäden  und  Partikelcben  mit  einer  guten  Lupe  be-^1 
trachtend,  erkennt  man  aber  nur  ein  amorphes  gelblicbe»fl 
Glas-  —  Die  scbüneten  und  meisten  derartiger  Bomben' J 
fanden  wir  im  Osten  des  Vulkans  bis  au  die  Abhänge  de»! 
Sincholagua,  jedenfalls  weil  sie  dort  weniger  von  feiner^J 
Asche  und  Saud  bedeckt  wurden,  als  an  den  andern  Seiten..! 
Noch  in  der  Entfernung  von  zwei  Meilen  vom  Berge  trafen  J 
wir  einzelne  kopfgrosae  Bomben.  In  den  Arenalen  an  der .^l 
Sehneegrenze  sinkt  man  in  diesem  Bimssteinmaterial  voml 
Haselnuss- bis  Fanstgi'üsse  oft  bis  andieKniee  ein;  weiter 4 
vom  Berge  ab  wird  es  sandig  und  die  grossen  BombeoH 
liegen  vereinzelt.  4 

Endlich  noch  einige  Beobachtungen  über  die  vulka-fl 
nischen  &ase  des  Cotopaxi,  welche  ich  zu  den  interes-^fl 
santesten  Resultaten  unserer  Untersnchungsreise  rechne.  — -.j 
.Seit  den  Zeiten  Humboldt's  ist  es  bei  den  Geologen  und.l 
in  den  Lehrbüchern  wie  zum  Axiom  geworden,  dafs  diö^'V 
Büdamerikanischen  Vulkane  kein  Chlor  und  keinen  Chlor-  ■ 
Wasserstoff  aushaucUeo,  sondern  an  ihrer  Stelle  vorztiglich-fl 
grosse  Quantitäten  von  Kohlensäure.  Boussingault  hal» 
bei  seinen  Untersucbnugcn  an  den  erloschenen  oder  irafl 
Ruhezustand  sich  befindenden  Vulkanen  (Solfataren)  dieseaw 
Continents  besonders  Schwefelwasserstoff,  schweflige  Sätire^I 
und  Kohlensäure  nachgewiesen  und  spricht  ihnen  ebenfalls' I 
das  Chlor  ab,  —  Auf  unserer  Reise  um  den  Cotopaxi  haben  *■ 
wir  mehrmals  in  der  Hohe  von  4600  bis  5000  Meter  einen  M 
sehr  starken  Geruch  nach  Schwefelwasserstoff  und  1 
dazwischen  hie  und  da  den  nach  schwefliger  Säure.l 
bemerkt.  Wir  glaubten,  der  Wind  trage  uns  diese  Gasfrl 
ans  dem  Krater  zu  und  hofften  sie  deshalb  auf  dem  Gipfelfl 
in  grosser  Menge  zn  finden,  besonders  da  auch  noch  belfl 
unserer  Besteigung  auf  halber  Höhe  des  K«gels  jene  Ge-M 
rüche  sehr  stark  wurden,  ohne  dass  wir  irgendwo  eiual 
Fumarole,  eine  Äusströmungsstclle,  entdecken  konnten.  AI-I 
lein  wir  hatten  uns  getäuscht;  deun  als  wir  uns  dem  Krater  "l 


näberten,  verschwanden  jene  Gase  gilnzlicli  und  aua  allen 
Spalten  und  Riesen  drangen  iu  ungebenrer  Menge  nnr 
die  Dämpfe  des  Chlorwasserstoffes.  Die  Gasaua- 
Btrömung  war  so  stark,  dass  es  oft  scliwer  war  sich  den 
Spalten  zu  nähern,  um  mit  dem  Thermometer  ihre  Tem- 
peratur zu  messen;  die  Säure  griff  sehr  energisch  unsere 
Respirationsorgane  an  und  machte  uns  husten,  ruinirte  auch 
vollständig  unsern  Anzug,  an  dem  sie  sich  condensirte  und 
den  sie  fuehsroth  fdrhte.  Bei  völliger  Windstille  hätten 
wir  wabrscheinlieli  nicht  lange  den  schädlichen  Einflüssen 
dieser  Dämpfe  widerstehen  bßimen  und  ihre  Gegenwart  im 
Krater  war  auch  ein  Hauptgrund,  weshalb  wir  nicht  an 
ein  Hineinsteigen  in  denselben  denken  konnten.  Der  Ge- 
ruch war  80  stechend,  dass  Herr  Sandoval  lange  auf  seiner 
Meinung  bestand,  es  seien  Dämpfe  salpetriger  Säure,  bis 
ihn  später  die  Analyse  in  Latacunga  vom  Gegentheil  über- 
zeugte; aber  ich  glaube,  dass  neben  dem  Chlorwaaterstoff 
aucL  freies  Chlor  entweicht.  —  Diese  Fumarolen  begin- 
nen etwa  40O  Meter  unterhalb  des  Gipfels,  werden  aber 
nach  oben  immer  zahlreielier  und  grösser,  besonders  anf  - 
dem  schauerlieh  zerklüfteten  Eraterrande  selbst.  Auf  die- 
sem ragten  einige  Zacken  so  hoch  Über  dem  durchwärmten 
Boden  in  die  kalte  Luft  hinein,  dass  sich  Eiszapfen  daran 
bilden  und  einige  Schneehäufcheu  darauf  haften  konnten. 
Um  den  Durst  zu  löschen,  nahm  ich  ein  EisstUckchen  in 
den  Mund,  musste  es  aber  augenblicklich  wieder  auswer- 
fen, denn  es  brannte  höllisch  auf  der  Zunge;  die  aufstei- 
genden Dämpfe  halten  sich  an  den  Eiszapfen  condensirt 
oder  vielmehr  sie  bilden  helfen  und  mit  Chlorwasserstoff 
fast  gesättigt.  Auch  der  Schnee  war  nicht  frei  davou  und 
etwas  gelblich  gefUrbt.  Ich  nahm  das  Eis  in  einer  leeren 
Flasche  zur  spätem  Analyse  mit.  —  Die  Temperatur  der 
Fumarolen  war  nicht  überall  gleich;  einige  ergaben  blos 
96*,  andere  150",  die  meisten  aber  160°C.  Hitze.  Alle  Wände 
der  Spalten,  durch  welche  das  Gas  strich,  sie  mochten  ans 
alter  oder  neuer  Lava  oder  aus  losem  AufschUttungsraate- 
riai  bestehen,  waren  mehrere  Centimeter  tief  durchaus  zer- 
setzt und  in  eine  bröckelnde  ziegelrothe  Masse  umgewan- 
delt und  hatten  eine  Kruste  von  2  bis  4  Millimeter,  deren 


Substanz  alle  Farbentöne  vom  Sehneeweissen  durchs  Schwe-  1 
felgelbe  bis  zum  Orangerotben  aufweist.    AVir  Bamcielten  i 

_&orgtUltig  die  Famarolen^rodtikte,  aber  leider  fehlen  mir  l 
derzeit  in  Guayaquil  einige  notbwendige  ReageDtien,  um  J 
eine  Tollständige  Analyse  dei-selbcn  zu  macben.  AufSEturen'j 
babe  ich  sie  sebon  in  Latacunga  nnd  wiederholt  in  Gnaya-4 
quil  ziemlich  genau  geprüft.  In  Wasser  ist  die  an  nnd'J 
Rix  sich  weisse  Substanz  unlöslich,  dasselbe  ziebt  aber  dett' j 
Chlorwasserstoff  aus,  der  sie  reichlich  imprägnirt, '  wobeifl 
sich  die  gelben  Varietäten  entiärben.  Salpeter-  oder  Bal-1 
petrige  Säure  wurde  nicht  entdeckt,  nnd  besonders  kannJ 
ich  versichern,  dass  diese  Fumarolenprodükte  keine  S^tur^ 
von  Schwefel,  Schwefelwasserstoff  oder  irgend  1 
einer  schwefligen  Säure  enthalten.  Das  gesammelt»'] 
Eiswasser,  von  dem  ich  sprach,  enthielt  ebenfalls  nnP'! 
ChlorwasserstofFsäure.  —  Wo  stammt  nun  der  Schwefel-^ 
waBserWofT  und  die  schweflige  Säure  her,  deren  cbarak-S 
teristiscbe  Gerüche  wir  aufs  deutlichste  und  mehrmals  sebri 
stark  empfunden  haben?     Es  bleibt  nichts  übrig  als  anzn--] 

.nehmen,  dass  sie  an  den  untern  Gehängen  des  CotopaxiJ 
aus  Spalten  dringen,  deren  direkte  Beobachtung  uns  ebetffl 
entgangen  ist,  vielleicht  weil  sie  sich  an  unzugänglichesfl 
Orten  befinden.  —  Die  Exhalationen  der  neuen  Lava  be4 
stehen  nur  aus  reinem  Wasserdampf  mit  atmosphäri»3 
sehet  Luft.  ^ 

Es  war  dies  das  erstemal,  dass  man  an  einem  stid-^ 
amerikanischen  Vulkan  auf  ganz  direkte  Weise  nnd] 
im  grossartigsten  Maassstab  das  Ausströmen  yon.! 
Chlorwasserstoff  beobachtete.  Als  Dr.  Reiss  im  Novemb«  J 
1872  den  Krater  des  Cotopaxi  besuchte,  befand  sich  derJ 
Vulkan  in  tiefeter  Ruhe  seit  vielen  Jahren;  er  traf  nsrfl 
Fumarolen,  deren  Dämpfe  (68*C.)  einen  sehr  starken  Gr9<M 
ruch  nach  schwefliger  Säure  verbreiteten,  aber  deeSfl 
wurde  schon  damals  das  Cblor  auf  analjtiecliem  WegA 
nachgewiesen,  denn  die  Fumarolenprodtikte  bestanden  aofl 
Gyps  und  einigen  Chloriden.  Auch  der  Eisenglanz,  wel^ 
eben  Dr.  Reiss  im  Antisana  und  ich  im  Jahre  1871  io» 
Krater  des  Imbabura  fand,  deutet  anf  indirekte  Weise  anfl 
Chlor   hin.     Nun   bat  die  grosse  Cotopaxi-Eruption  dieseM 


Jahres  die  Frage  endgültig  entschiedeii,  und  scheint  auf 
eine  glänzende  Weise  die  Beobachtungen  Deville'e  am 
Vesar  und  die  Theorie  Bunsen'e  zn  bestätigen,  nach 
welchen  ein  und  derselbe  Vulkan  verschiedene  Gase  liefert, 
je  nach  dem  Thätigkeitsznstand  in  dem  er  sich 
befindet.  CJjlor  bezeichnet  das  intensivste  Stadium  der 
Ausbruehsthätigkeit,  schweflige  Gase  einen  abgeschwächten 
Zustand,  und  Kohlensäure  das  Absterben  der  vulkanischen 
Thätigkeit.  Ja,  selbst  jene  Ansicht  Deville's  hat  der 
Gotopaxi  bei  dieser  Gelegenheit  bekräftigt,  gemäss  welcher 
die  Fumarolenthätigkeit  sich  ändert  nach  der  Entfer- 
nung vom  Centralkrater;  Auf  der  Spitze  des  Cotopaxi 
nur  Chlor,  an  den  untern  und  mittlem  Gehängen  schweflige 
Gase!  Die  Grundursache  dieser  wechselnden  und  veränder- 
lichen Fumarolenthätigkeit  gehört  zwar  noch  zu  den  Myste- 
rien der  Geologie,  aber  es  ist  schon  viel  gewonnen  und 
wir  künnen  hoffen  einer  befriedigenden  Erklärung  näher 
zu  kommen,  wenn  sieh  durch  solche  Beobachtungen,  wie 
die  am  Cotopaxi  geroachte,  jene  Gesetze  als  allgemein 
gültig  herausstellen. 

Es  lohnt  sich  nicht  der  Mühe,  den  fernem  Verlauf 
unserer  Rundreise  um  den  Cotopaxi  besonders  zu  beschrei- 
ben; die  gemachten  Beobachtungen  sind  bereits  in  das 
Vorstehende  eingefloehten,  ond  so  füge  ich  diesem  Berichte 
nur  noch  wenige  Schlussworte  bei.  —  Die  Eruption  am 
26.  Juni  kann  man  in  mancher  Beziehung  ein  ausserordent- 
liches EreignisB  nennen,  und  doch  war  sie  mehr  als  irgend 
eine  andere  im  Stande,  dem  Cotopaxi  und  im  allgemeinen 
UDsern  südamerikanischen  Vulkanen  den  Schein  des  Ausser-  ■ 
ordentlichen  zu  benehmen,  welches  man  so  lange  Zeit  in 
ihnen  zu  erkennen  glaubte.  Sie  stellt  den  Cotopaxi  in  die 
Reihe  der  ganz  gewöhnlieben  Vulkane  mit,  wenn  anch 
grossartiger,  so  doch  im  Grunde  höchst  einfacher  Thätig- 
keit: Aschenauswurf,  Lavaerguss,  wieder  Aschenausbruch 
und  zum  Schluss  erhöhte  Fumarolenthätigkeit,  das  ist  Alles. 
Die  Schlammströme  sind  eine  seeundäre  Erscheinung  in 
Folge  des  Lavaergnsses  über  Eis-  und  Schneemassen.  Un- 
endlich mannigfaltiger  sind  die  Erscheinungen  bei  jedem 
Vesuvausbrueh ,  als  an  unserem  Eiesenvulkan.  Dennoch 
glaube  ich,  dass  das  geringe  Verdienst  meiner  BeobaCrHuQgeii 

Yarb.  A  Ott.  rar.  Jthrg  SiXXV.  B.  Tolge,  V,  Bd.  U 


bei  einer  Gelegenheit,  wie  sie  in  hundert  Jahren  niebt  da 
war  nnd  vielleicht  in  hundert  Jahren  nicht  wiederkehren 
wird,  besonders  darin  besteht,  das  Natürliche  und  die 
Einfachheit  der  Vorgänge  nachgewiesen  zu  haben. 


(Briefliche  Mittheilung  an  G.  von  Rflth.) 

Guayaquil,  d.  31.  Januar  1878. 
,Vor  einigen  Tagen  kam  Herr  Baron  von  Tbielmann 
(Sekretär  an  der  deutscheu  Gesandtschaft  ku  Washingtonl 
hier  durch.  Er  hatte  eine  Reise  durch  Nen-Granada  und  ! 
Ecuador  gemacht,  und  am  15.  Januar  den  Cotopaxi  auf 
dem  von  mir  beschriebenen  Weg  bestiegen.  Aub  seinen 
Mittheilungen  geht  hervor,  dass  sich  derCotopaxi  seitdem 
letzten  September  wieder  bedeutend  mit  Eis  und  Schnee 
bedeckt  hat,  denn  es  war  notbweudig,  auf  einer  steilen 
Strecke  von  fast  700  Meter  Stufen  im  glatten  Firnschnee 
zu  hauen,  wo  wir  aut  Band  gegangen  waren.  Der  Erup- 
tionskegel hatte  sich  bereits  bedeutend  abgekühlt;  die 
Fnmarolen  um  den  Gipfel  waren,  obwohl  zahlreich,  doch 
schwächer  geworden  und  hauchten  nebst  Wasserdampf 
Schwefelwasserstoff  aus;  einmal  will  der  Herr  Baron  den 
Geruch  der  schwefligen  Säure  empfunden  haben ,  aber 
Chlorwasserstoff  soll  jetzt  fehlen.  Leider  kann  sich  Herr 
von  Thielmann  bei  diesen  Behauptungen  nur  auf  die  Wahr- 
nehmungen des  Gerucheorgans  berufen  und  hat  keine  ein- 
zige Probe  der  Fumarolenprodukte  noch  sonst  ein  Mineral 
oder  Geste insstUck  mitgebracht.  Dennoch  war  es  von  eini- 
gem Interesse  zu  constatiren,  dass  die  Furaarolenthätigkeit 
sieh  geändert,  und  zwar  wieder  ganz  im  Sinne  der  Theorie 
Bunsen's:  Der  Colopaxi  ist  wieder  in  den  Ruhezustand 
zurückgetreten  und  liefert  schweflige  Gase!  —  Andere  be- 
deutende Veränderungen  scheinen  sich  nach  Herrn  von  " 
Thielmann  am  Vulkan  nicht  ereignet  zu  haben.  Auch  er, 
obgleich  vom  schönsten  Wetter  begünstigt,  konnte  das 
Krater- Innere  nicht  beobachten,  denn  es  war  ganz  von 
Dampfwolken  crtÜUt  und  bedeckt.  —  Er  machte  an  sieh 
nnd  seinen  drei  oder  vier  Peonen  dieselben  physiologischen 
Beobachtungen  wie  ich,  und  wunderte  sich  auch,  wie  v 
hältnissmäesig  leicht  der  Cotopaxi  zu  besteigen  sei." 


Beiträge  zur  Kenntniss  der  Emptivgesteine  im 

Gebiete  von  Saar  nud  Mosel 

Prof.  Dr.  A.  von  LasaHlx. 

(Mit  Taf.  HI  u.  IV.} 


In  dem  Gebiete  der  devonischen  Schiebten,  welche 
zwischen  den  Städten  Trier,  Saarharg  und  Birkenfeld  süd- 
lich der  Mosel  roreUglich  die  Höhen  des  Hoch-  und  Idar- 
waldes  bildend,  nach  Südwesten  in  breiter  Zune  von  den 
Gebieten  der  Kohlenforraation  südöstlich,  den  Schichten  des 
Bundsandsteines,  Roth  und  Mnschelkalkes  nordwestlich  ein- 
geiasst,  bis  nahe  an  die  Grenze  gegen  Luxemburg  hin  sich 
erstreekeni  liegen  eine  grosse  Zahl  einzelner  oder  zu  län- 
geren Zügen  sich  aneinander  reihender  Punkte  von  Ge- 
steinen, die  ihre  petrographische  Beschaffenheit  und  ihre 
meist  deutlich  ausgeprägte  durchgreifende  Lagerung  als 
Eruptivgesteine  ansprechen  zu  dürfen  gestattet.  Der  grüsste 
Theil  dieser  Gesteine  wurde  bisher  unter  dem  Namen  von 
Grünsteinen  zusammengefasst,  der  die  Unmöglichkeit  einer 
schärferen  Definition  verhüllt.  Nur  einzelne  dieser  Gesteine 
waren  schon  bestimmter  als  Dioritc,  Diabase,  Hypersthenite 
bezeichnet  worden. 

Die  fortdauernde  genauere  Durchforschung  dieses  Ge- 
bietes hat  die  Zahl  der  Fandpnnkte  solcher  Gesteine  um 
ein  Erhebliches  vermehrt  und  ergeben,  dass  ihr^  petro- 
graphischen  Charaktere  doch  sehr  verschieden  sind. 

Während  in  dem  südlich  an  das  unsere  angrenzenden 
Nahegebieto  die  hier  vorzüglich  in  der  sog.  Pfälzer  Roth- 
liegenden Mulde  auftretenden  Eroptivgesteiüe  in  den  acXift- 


nen  Arbeiten  von  LaspeyreB'),  Streng*^,  Eosmann'] 
eine  genauere  petrographische  Beschreibnng  gefanden  haben 
nnd  zahlreiche  einzelne  Vorkommen  in  den  Arbeiten  von 
Zirkel,  Hagge,  Weiss  n. A.  besprochen  und  charakteri- 
eirt  wurden,  fehlt  für  das  Saar  -  Moselgebiet  eine  solche 
Sichtung  des  reichen  petrographischen  Materlales  noofa 
fast  ganz. 

Eine  grössere  Zahl  von  Gesteinen  (38  von  verschie- 
denen Fundstätten)  aus  diesem  Gebiete,  die  mir  durch  die 
Herren  Geh.-Rath  Dr.  v.  Dechen,  Dr.  Grebe,  Dr.  Steeg 
in  Trier,  Apotheker  Becker  in  Rhannen  zur  Bestimmnng 
übergeben  wurden,  habe  ich  eingehender  studiert  und  mikros- 
kopisch untersucht,  wozu  mich  die  Herstellung  von  über  200 
Dünnschliffen  der  verschiedenen  Ge«teine  nach  und  nach  i 
die  Lage  setzte.  Ein  Theil  dieser  Untersuchungen  wurdf 
schon  vor  zwei  Jahren  zum  Abscbluss  gebracht,  später  tilg- 
ten sich  dann  noch  weitere  Gesteine  an. 

Auch  jetzt,  wo  ich  die  Resultate  meiner  Untersnchon- 
gen  veröffentliche,    machen  dieselben  nicht  den  Anspmchj 
ein  vollständiges Oanze  zu  bilden;  aber  die  vorzUglichBtei 
Typen  der  dortigen  Gesteine  sind  doch  wohl  darin  j 
halten. 

1.    Der  Diabss-Dforit  von  Efirenz  bei  Trier. 

Das  Gestein  von  Küreiiz  ist  eines  der  wenigen, 
dem  sich  schon  frühere  Arbeiten  beschäftigt  haben.  Wo! 
zuerst  findet  dasselbe  eine  ausführlichere  Erwähnung  ii 
den  Schriften  des  verdienten  Trierer  Geologen  J.  Stei' 
niuger.  In  dessen:  Geognost,  Studien  am  MittelrbeinQ 
Mainz  1819,  S.  33—34  sagt  derselbe:  „Der  Grünstein  bUdö 
za  KUrenz  bei  Trier  zwei  Lager,  jedes  50—60'  mächtig 
welche  zusammen  von  Hamm  bei  Saarholzbach  über 


1)  Dia  geognoat.  Verhlltu.  der  Gegend  von  Kreuznach.  Z.  ( 
deutsch,  geol.  Gea.  1867.  803. 

2)  Bemerkungran   über  dio  krystallin.  Gesteine   des  Saar-Nah 
Gebietes.     N.  J.  f.  Min.  1872,  261,  371. 

3)  GuogQ.  Beschreibung  des  Spiemont  bei  St.  Wendel.     Verl 
d.  nat.  Ter.  f.  Rh.  a.  Wertf.  1868.  8.  239.  * 


1  Neumagen  und  Merzig  a,  d.  M.  herabziehen.  Zu  Nen- 
magen  stehen  sie.aof  dem  Clausener  Berge  zu  Tage  ans. 
Hornblende  nnd  Feldspath  sind  selten  go  innig  gemengt, 
dasB  man  sie  im  Gemen^  nicht  recht  gnt  unterscheiden 
'  könnte.  Zuweilen  liegt  die  Hnrnblende  in  einzelneu  zoll- 
langen Sänlclien  in  einem  frischen  rothen  Feldspath;  manch- 
mal liegen  sehr  viele  Quarzsäulchen  oder  Korner  in  der 
GrtinsteinmaBse  und  seheinen  fast  den  Feldspath  zu  ersetzen, 
Sie  wird  oft  von  weissen  oder  braunrothen  KalkspathtrUm- 
mern  durohzogen  und  enthält  auch  Parthieen  von  gemeinem 
Asbest.  Jedes  dieser  Grttnsteinlager  wird  von  einem  Wetz- 
schieferlager begleitet,  das  mit  ihm  ungefähr  von  gleicher 
Mächtigkeit  ist.  Der  Wetzschiefcr  ist  blaulich,  grünlich 
oder  röthlichgrau,  heller  oder  dnnkler  gestreift,  an  den 
Kanten  schwach  durchscheinend.  Sein  spee.  Gewicht  ist 
2,765,  Er  ist  von  Wenigen  gekannt  nnd  bleibt  daher  un- 
benutzt." -—  An  einer  anderen  Stelle  in  seinen  „Bemer- 
knngen  über  die  Eitel  und  die  Auvergne"  Mainz  1827, -S, 
40—41  sagt  Steininger:  „Die  Grllnsteinkuppen  bei  Trier 
reiheirsieh  in  zwei  parallele,  nicht  weit  von  einander  lie- 
gende Züge  von  SSW  —  NNO,  auf  eine  Strecke,  deren 
äusserate  mir  bekannte  Punkte  ober  Saarburg  und  bei  Neu- 
magen ungeiUhr  12  Stunden  von  einander  entfernt  sind. 
Sie  liegen  alle  in  dem  Thonschiefer  und  das  Gestein, 
worans  sie  bestehen,  nimmt  auf  der  Grenze  zwischen  Thon- 
sehiefer  und  Grünstein  allmälig  eine  scbmntzigrothe  Farbe 
nnd  den  erdigen  Bruch  des  ersteren  an  und  geht  auf  diese 
Art  gleichsam  in  ihn  über,  In  dem  Grünstein  ist  die  Horn- 
blende (Amphibol)  nnr  ein  untergeordneter  Gemengtheil; 
in  etwas  grfisserer  Menge  ist  der  Feldspath  vorhanden; 
aber  fast  der  grösste  Theil  der  Masse  besteht  aus  Schiller- 
Btein,  80  dass  die  Feisart  als  ein  mit  Sehillerstein  üher- 
mengter  GrUnstein  betrachtet  werden  kann.  Der  Scbiller- 
steiu  liegt  in  grünlichgrauen,  ins  Silberweisse  übergehenden 
Blättchen  in  dem  Gemenge,  mit  fast  metallischem  Glänze; 
der  Feldspath  ist  rötblich  oder  etwas  grün  gefUrht,  die 
Hornblende  ist  grünlichschwarz.  Der  Rothglfihbitze  aus- 
gesetzt wird  das  Gestein  schmutzig  hraunroth.  Die  xarten 
Schillersteinhlättcheii  nehmen  eine  helle  'Tombakfarbe  an, 


mit  hohem  Metallglanze,  die  Hornblende  wird  bräunlich- 
schwarZj  wie  im  vulkanischen  Gebirge.  —  Dieses  Gemenge 
von  Hornblende  und  Diallago  mit  gemeinem  Feldgpatbe 
ist  mir  in  keinem  der  pfälziachen  Trappgesteine  bekannt 
und  es  scheint  schon  fUr  sich  hinzureichen,  den  GrUnstein 
von  Trier  von  den  sogenannten  FlötzgrUnsteinen  und  den 
Hornblendegesteinen  der  Pfalz  zu  unterscheiden.'  Es  mag 
hier  schon  zu  diesen  Angaben  Steininger's  bemerkt  wer- 
den, dass  die  Gesteine  der  von  ihm  von  Saarburg  bis  Neu- 
magen verfolgten  ZUge  keineswegs  alle  petrographisch  iden- 
tisch sind  und  dass  die  von  ihm  gegebene  Beschreibung  sich 
eben  auf  das  Gestein  von  Ktirenz  bezieht,  dessen  diallas- 
artigemBestandtheil  die  eigenen  Untersuchungen  allerding» 
eine  abweichende  Deutung  geben. 

In  den  Sitzungsberichten  der  niederrhein.  Gesellschaüt 
flir  Natur  und  Heilkunde  vom  Jahre  1856  {Verh.  d.  natur- 
hist.Ver.  f.  Rhein,  n.  Westf.  Jahrg.  13.  S.  LXII)  gabNoeg- 
gerath  ebenfalls  eine  kurze  Notiz  über  die  Dioritkuppe 
von  Kttrenz,  deren  wesentlicher  Inhalt  für  das  Gestein  etwa 
folgendes  ergibt.  Es  durchbricht  das  Grauwackengebirge 
in  einer  durch  mehrere  Steinbrüche  erschlossenen  etwas 
langgezogenen  Kuppe.  Der  Diorit  ist  nach  seinen  gut  er- 
kennbaren Gemengtheilen  ein  normaler,  indess  ist  seine 
Härte  auffallend  gering  und  man  erkennt  schon  darane, 
dass  seine  Gemengtheile  eine  bedeutende  Umwandlung  er- 
litten haben.  Darin  glaubt  Noeggerath  einen  Uebergang 
zu  Serpentin  zu  sehen,  wofür  auch  das  Vorkommen  von 
sog.  Bergholze  spräche.  Kalkspath  mit  inneliegenden  Par- 
thien  fasrigen  Quarzes  (Katzenauge)  deuten  ebenso  eine 
tief  eingreifende  Umbildung  auf  nassem  Wege  an. 

Später  hat  Steeg  den  Diorit  von  Kiirenz  einer  chemi- 
schen Analyse  unterworfen  (Programm  der  Realschule  za 
Trier  1863),  deren  Resultat  weiter  unten  mitgetheiJt  wird. 
Steeg  nennt  das  Gestein  einen  sehr  feinkörnigen  Diorit, 
dessen  mineralogische  Charakteristik  nicht  leicht  sei  und 
hebt  ganz  richtig  hervor,  dass  wohl  nur  die  Vcrgleichung  mit 
den  andern  in  diesem  Gebiete  auftretenden  Dioriten,  sowie 
das  Studium  ihrer  Verwitterungsprodukte  Aufschlüsse  über 
ihren  Bestand  zu  geben  vermöchten.     Er  erwähnt   in  dem 


167 


Diorit  Gänge  und  Adern,  fast  von  der  Breite  eines  Zolles,  die 
ans  weissem,  deutlich  krystallinischem  Ealkspathe  von  ans- 
gezeißhneter  rhomboedrischer  Spaltbarkeit  besteben.  Mit 
der  von  Noeggerath  betonten  geringen  Häi'te  seheint  es 
nicht  ganz  in  Einklang  zu  stehen,  dass  dieser  Diorit  nach 
Steeg  als  Material  zur  Gewinnung  von  besonders  dauer- 
haften Pflastersteinen  dient,  die  grosse  Härte  wird  ausdrtlck- 
lich  als  ein  Hinderniss  seiner  Zerkleinerung  bezeiebnet. 
Yon  mineralischen  Einschlüssen  erwähnt  Steeg  ausser  dem 
Kalkspathe  auch  Quarz  in  Trtimmern,  Schnüre  von  Asbest; 
, Stücke  die  längere  Zeit  an  der  Luft  gelegen,  zeigen  häufig 
grosse  Flecken  von  Malachit  an  der  Oberfläche,  die  wahr- 
Bcheinlich  ein  secundäres  Produkt  sind",  obgleich  in  meh- 
reren irisch  gebrochenen  von  Steeg  untersuchten  Proben 
keine  Spur  eines  kupferhaltigen  Minerales  zu  entdecken 
gewesen  sei.  Dieses  grüne  Zersetzungsprodukt  wird  im 
folgenden  eines  nähern  erörtert  werden. 

Ausser  den  angeführten  Mittheiinngen  sind  mir  spätere 
Bemerkungen  über  den  Diorit  von  KUrenz  nicht  bekannt 
geworden;  mikroskopisch  scheint  er  noch  nicht  untersucht 
worden  zu  sein,  weder  Behrens')  erwähnt  ihn  in  seiner 
Abhandlung  über  die  mikroskopische  Zusammensetzung  der 
GrUnsteine,  noch  finde  ieh  ihn  in  den  neueren  Lehrbüchern 
nach  dieser  Richtung  hin  besprochen^). 

Die  grosse  Verschiedenheit  in  den  Beschreibungen  der 
vorhin  angeführten  Autoren  lässt  eine  abweichende  Beschaf- 
fenheit des  Gesteines  an  verschiedenen  Stellen  und  von  ver- 
schiedener Frische  schon  vermuthen,  die  iu  der  grösseren 
Keihe  mir  vorliegender  Handstüeke,  die  ich  z.  Th.  selbst 
gelegentlich  einer  kurzen  Anwesenheit  in  Trier  im  Früh- 
jahre 1875  gesammelt  habe,    auch  ihre  Bestätigung  findet 

In  Bezug  auf  das  geognostischc  Auftreten  möchte  ieh 
nur  eine  kurze  Benierkang  vorausschicken.  Der  Diorit 
scheint  nicht  so  sehr  in  Form  einer  Kuppe,   als  vielmehr 


1}  N.  Jahrb.   f.  Min.   1871.  460. 

2)  RosenbuBoh'B  11.  Theil  seinar  Phyaiosrapliieerecl.im  i 
naolideiu  dieaea  geachriöben.  Dort  findet  er  eich  ftnftafübrt, 
•päter  noöh  erwähnt  werden  soll. 


168 


eines  gaogartigen,  ^streckten  Stockes  ans  dem  devonischen 
Grcbirge  liervorzntreten.  Das  Streichen  dicRea  mächtigen 
Ganges  ist  ganz  in  Uebereinstimmung  mit  den  Angaben 
Steinitiger's  ein  alidweat-nordöatiiches,  wie  die  meisten 
der  übrigen  in  diesem  Gebiete  auftretenden  und  parallel 
verlaufenden  GesteinszUge.  Das  ist  auch  durch  die  Anga- 
ben dieser  Gesteine  aaf  der  geognostischen  Karte  der  Bhein- 
proyinz  von  H.  von  Dechen  schon  dentlich  zu  ersehen 
und  findet  in  den  neueren,  sorgsamen  Kartirungen  des 
Herrn  Grebe  immer  mehr  Bestätigung.  An  Ort  und  Stelle 
lässt  sich  das  Gestein  von  Ktirenz  Über  das  in  den  Gran- 
wackens  Chief  er  eingeschnittene  Thal  des  Avelerbaches  hin- 
über verfolgen  und  noch  weiter  abwärts  die  Mosel.  Dass 
er  in  der  Tt^at  das  Thal  überschreitet,  zeigt  sich  deutHoh, 
wenn  man  aufwärts  in  dasselbe  hineinbiegt,  dann  tritt  dort 
der  Diorit,  hier  also  in  seinem  Profile,  an  den  Abhängen 
und  in  der .  Thalsohle  zu  Tage.  Da  er  zu  Pflastersteinen 
gebrochen  wird,  so  kann  man  schon  an  der  nach  Eilsch 
führenden  Strasse  reichlich  frisches  Material  sammeln. 

Der  auffallend  verschiedene  äussere  Habitus  der  Stücke 
läsBt  drei  von  einander  abweichende  Strukturvarietäten  die-  j 
ses  Gesteines  unterscheiden,  worin  die  z.  Th.  aus  einander 
gehenden  Angaben  der  früheren  Autoren  schon  ihre  Erklä- 
rung finden.    Die  Verschiedenheit  erscheint  sowohl  in  der 
Grösse  des  Kornes  ursprünglich,   als  in  dem  Zustande  der 
mehr  oder  weniger  fortgeschrittenen  Zersetzung  bedingt.       j 
Am  frischesten,  härtesten  und  am  deutlichsten  charak-  j 
terisirj    erscheint   die   grobkörnige  Varietät  des  Gesteines  j 
von  durchaus  granitisehem,    an  gewisse  Syenite  erinnern- 
den Typus,    Neben  r3thlicliem  Feldspathe,  dessen  Leisten 
bis   zu  2—3  mm  Länge   haben,    dessen   trikline  Streifong 
schon   mit  der  Loupe  auf  frischen  Spaltungsflächen   recht  1 
deutlich  sichtbar  wird,  liegen  gleich  grosse  Individuen  von 
schwarzbrauner,  zuweilen  grünlicher  Hornblende,  an  Quan- 
.   tität  etwas  gegen   den  Feldspath   zurücktretend.     Mit  der 
Hornblende  erscheint  ein  grünes,  faseriges  oder  schuppiges 
Mineral  z.  Th.  seidenglänzend  in  inniger  Verbindung,  ohne 
Zweifel    dasjenige,    welches   Steininger   als   Diallag   an- 
sprechen zu  können  glaubte  und  von  dem  unten  noch  mehr- 


fach  die  Rede  sein  wird.  Titaneisenkfimer,  feine,  lebhaft 
glänzende  Nadeln  von  Apatit,  auch  ein  zweiter,  grUnlich- 
weisser  Feldspath,  den  man  für  Orthoklas  halten  möchte, 
dessen  häufigere  Anwesenheit  das  Mikroskop  bestätig,  las- 
sen sieh  schon  mit  der  Loupe  wahrnehmen. 

Eine  zweite  Varietät  des  Gesteines  ist  viel  feinkör- 
niger, der  Feldspath  tritt  zurück,  die  Hornblende  und  mit 
ihr  das  grüne,  faserige  Mineral  überwiegen,  das  Gestein 
erscheint  daher  ungleich  dunkler,  eteUenweise  fast  gleich- 
massig  schwarzgrUn  gefdrbt.  Das»  das  reichlichere  Anf- 
treten  des  grünen  Minerals  mit  einer  Zersetzung  in  Ver- 
bindnng  steht,  spricht  sich  auch  in  der  geringeren  Härte 
und  bröcklichen  Beschaffenheit  dieser  Varietät  aus;  Kalk- 
epath  ist  reichlich  vorhanden,  Überall  mit  der  Loupe  wahr- 
zuDchmen  und  mit  Säuren  zu  erkennen. 

Die  dritte  Varietät  ist  ohne  Zweifel  ursprünglich  die 
feinkörnigste  gewesen,  jetzt  sind  zwar  die  einzelnen  Ge- 
mengtheile  nur  mehr  schwer  zu  unterscheiden,  vorherrschend 
ist  das  grüne,  schuppige  Mineral  Kalkspath  ist  in  deut- 
liefaen  Rhomboßdern  auf  den  Gesteinsfugen  sichtbar,  Schüttre 
eines  fasrigen,  chrjsotilähnlichen  Minerales  durchziehen 
einzelne  Stücke,  Die  Farbe  ist  stellenweise  eine  gleich- 
massig  malachitgrüne  und  hierin  findet  das  von  Steeg 
erwähnte,  vermeintliche  Vorkommen  von  Malachit  seine 
Aufklärung.  Das  Gestein  braust  schon  in  Stücken  lebhaft 
mit  Säuren  auf. 

Diese  drei  Varietäten  trennen  sich  natürlich  nicht 
scharf  von  einander,  sondern  stehen  durch  successive 
Uebergänge  in  Verbindung.  Die  grobkörnige  und  frischeste 
Varietät  entstammt  vorzüglich  dem  Innern  der  mächtigen 
Gangmasse,  während  nach  den  Salbändern  nnd  den  begren- 
zenden Schiefern  zu  wahrscheinlich  die  meist  umgewandel- 
ten nnd  ursprünglich  feinkörnigeren  Varietäten  erscheinen, 
wenngleich  ein  solcher  Uebergang  regelmässig  nicht  mit 
Sicherheit  von  mir  verfolgt  werden  konnte. 

Die  mikroskopische  Analyse  der  verschiedenen  Varie- 
täten dieses  Gesteines  ergibt  gleichfalls  auf  das  deutlichste 
die  schon  im  Aeusseren  wahrnehmbaren  Umwandlungssta- 
dien und  ist  biei-für  nicht  ohne  Interesse.    Die  Details  der 


mikroskop.  Beschaffenhßit  ergeben  sich  dabei  itlr  die  TCr- 
Bchiedenen  Varietäten  doch  so  übereinstimmend,  das«  es 
nicht  nötbig  erscheint,  sie  gesondert  zu  betrachten. 

Im  Mikroskope  lassen  sich  folgende  Gernengtheile  be- 
stimmen: Plagioklas,  Orthoklas,  Hornblende,  Augit,  Uralit, 
Biotit,  Titaneiaen,  Apatit,  Quarz,  Kalkspath  und  eine  grUse 
Zwiscbenmasse,  für  welche  der  Vogelsang'ache  Collektiv 
name  Viridit  einstweilen  gebraucht  werden  mag. 

Zum  Studium  der  Feldspathe  dieses  Gesteines  eignen 
sich  besonders  die  Dünnschliffe  der  grobkörnigen  Varietät, 
weil  sie  nur  hier  noch  ziemlich  frisch  erscheinen.  DeutHcb 
tritt  an  diesen  meigt  die  polysy^nthetischeZwillingsstreifiiag 
herror.  Einlagerungen  von  Lamellen  in  zwei  unt^er  nabezi^ 
rechten  Winkeln  sich  schneidenden  Eichtungen  sind  häufig, 
es  zeigen  sich  alle  Verhältnisse,  wie  sie  Cohen')  ans  dem 
Diabas  der  Umgegend  der  Capstadt  abgebildet  hat  und  wie 
sie  fUr  dioritische  und  diabaeische  Gesteine  im  Allgemeinen 
als  fast  charakteristisch  gelten  dUrfen.  Messungen  an  boI- 
chen  Querschnitten  der  orthodiagonalen  Zone,  bei  denen  die 
Winkel  der  Anslöschnugsrichtungen  links  und  rechts  von 
der  Linie  der  Zwillingsgrenze  gleiche  oder  fast  gleiche 
Werthe  zeigten,  ergaben  Schwankungen  von  27"— 320,  131/, 
bis  IG"  beiderseitig  fUr  den  Wiukel,  den  die  AusliJschungs- 
ricfatungen  bilden.  Das  wUrde  woht  am  ehesten  auf  OligoklaB 
hinweisen.  Neben  dem  Plagioklas  kommt,  wenn  auch  nur 
vereinzelt  und  nur  in  den  frischesten  Stücken  sicher  be- 
stimmbar, Orthoklas  vor;  als  solche  sind  mit  Sicherheit  die^ 
nur  aus  zwei  Individuen  bestehenden  Zwillinge  anzusehen,  in 
denen  die  Anslöschungsrichtungen  parallel  und  senkrecht  zur 
Zwillingsgrenze  orientirt  sind,  wenngleich  auch  ausser  die- 
sen noch  manche  Querschnitte,  welche  keinerlei  Anzeichen  der 
triklinen  Zwillingsstreifang  erkennen  lassen,  als  Orthoklas 
angesehen  werden  mBchten.  Die  trübe  Beschaffenheit  bei- 
der Feldspathe  erschwert  hier  meist  die  Entscheidung  und 
lässt  nur  vereinzelt  eine  optische  Prüfung  zu.  Sie  zeigen 
meist  nur  mehr  eine  unbestimmte  Aggregatpolarisation,  so 
fast  ausschliesslich  in  den  umgewandelten  Varietäten  des 

1)  N,  Jahrb.  f.  Min.   1874.  460,  Sep.  Abd.  8.   U. 


80  dass  hier  kaum  die  Umrisse  der  einzelnen 
Individuen  aicli  noch  abheben.  Sie  erscheinen  dann  mit 
kleinen  Kalkspathkörnchen  wie  dnrcbspickt,  die  sieh  an 
dem  glänzenden  Hervortreten  bei  Anwendung  des  Analy- 
sators allein  oder  noch  besser  durch  Einschieben  eines  (iyps- 
blättchens  von  bestimmter  Interferenzfarbe  bei  gekreuzten 
Nicola  auf  das  unzweifelhafteste  bcBtimraen  lassen.  Diese 
KalkspathkJirner  werden  nach  und  nach  grösser  und  ea 
erscheint  hemerkeuswerth,  dasa  in  den  Feldspathen  der 
meist  zersetzten  Gesteinavarietät  vollkommen  scharfe  Kalk- 
BpathrhomboMer  eingewachsen  seheinen,  die  man  auf  den 
ersten  Blick  für  eine  primäre  Bildung  zu  halten  geneigt 
sein  könnte.  Mit  den  Feldspathen  steht  die  grüne  Viridit- 
masse  gleichfalls  in  örtlicher  Beziehung,  dieselbe  umsallmt 
nnd  durchi'.ieht  manche  Feldepatbquerachnitte,  Ausserdem 
aber  erscheinen  darin  Büschel  und  verworrene  Knäuel  fei- 
ner, filziger  Nadeln,  die  zweifellos  identisch  sind  mit  den 
auch  makroskopisch  sichtbaren  asbest-  oder  chrjsotilähn- 
lichen  Bildungen,  Manche  Feldspathe  zeigen  einen  auffal- 
lend grossen  Reichthum  an  eingewachsenen  Apatitnadeln 
und  zwar  könnte  es  hin  und  wieder  acheinen,  als  ob  diese 
in  einer  gewissen  krystallographi sehen  Oricntirung  einge- 
wachsen seien,  da  in  manchen  Feldspathen  nur  die  hexa- 
gonalen  Querschnitte,  in  andern  nur  die  prismatischen, 
nadelfdrmigen  Längsschnitte  sichtbar  sind. 

Die  Hornblende  erscheint  in  den  Dünnschliffen  mit 
lebhaft  brauner  Farbe  und  starkem  Pleochroismua  in  den 
Nuancen:  c.  schwarabraun,  b.  tombakbraun,  a.  lichtbrann. 
Die  Homblendequerschnitte  sind  nur  zum  kleineren  Theile 
aaoli  Form  und  Spaltbarkeit  gut  charakterisirt,  auch  hier  hat 
eine  fortschreitende  Umwandlung  mancherlei  Veränderungen 
bewirkt.  Die  unregelmässigen  Umrisse  der  braunen  Horn- 
blende fransen  sieh  gleichsam  in  die  lichtgrüne,  feinfaserige 
Masse  des  Viridit  aus,  der  z.  Tb.  ganz  an  ihre  Stelle  ge- 
treten zu  sein  scheint.  Manchmal  unterscheidet  nur  die 
Anwendung  polarisirten  Lichtes,  diese  fasrigcn  Viriditpar- 
thien  von  den  lebhaft  polarisirenden,  ebenfalls  lichtgrünen, 
aber  pleo^hroitischen,  aus  lauter  lamellar  ansgebildeten 
Mikrolithen  bestehenden,   vollkommen  seliilfartig  ausgehil- 


■  ■  T- 


172 

deten  Hornblendeparthien,  die  gleichfalls  in  diesem 
vorkommen.  Von  besonderem  Interesse  ist  aber  die  regA- 
massige  Verwachsung  der  Hornblende  mit  Angit  und  einer 
dem  Uralit  ähnlichen  Substanz,  wie  sie  in  einigen  Dflnn- 
schliffen  des  Gesteines  wahrzunehmen  ist.  Für  sich  allein 
erscheint  der  Augit  nur  ganz  vereinzelt.  Er  hat  eine  blass- 
violette oder  röthlichgraue  Farbe,  seine  meist  zerrissenen  nnd 
unregelmässigen  Formen  zeigen  keine  Spur  von  Pleochrois- 
mus,  so  dass  er  sich  hierdurch  recht  scharf  von  der  Horn- 
blende trennen  lässt.  Eine  eigenthttmliche  diallagartige 
Beschaffenheit,  wie  sie  hier  hervortritt,  erkannte  auch  schon 
Behrens*)  in  manchen  Dioriten.  Wed^r  Hornblende  noch 
Augit  zeigen  besonders  bemerkenswerthe  Einschlüsse.  Wäh- 
rend dieselben  vereinzelt  auch  getrennt  neben  einander  in 
dem  Gesteine  von  Kürenz  vorkommen,  sind  sie  vorwaltend 
in  der  Weise  mit  einander  verwachsen,  dass  ein  Homblende- 
querschnitt,  äusserlich  scharf  umgrenzt,  von  der  charak- 
teristischen tombakbraunen  Farbe  und  starkem  Pleocbrois- 
mus  einen  Kern  von  Augit  umschliesst,  der  durch  eine 
Art  feiner  Ausfransung  und  Faserung  in  eine  gleichsinnig 
wie  die  Hornblende  lamellare,  oft  schilfige,  deutlich  pleo- 
chroitische  und  Absorption  zeigende  grüne  Substanz  über- 
geht, '  die  sich  zwischen  die  äussere  Hornblendezone  und 
den  Augitkem  einschiebt.  -  Die  pleochroitischen  Farben 
dieser  Masse  sind:  grasgrün,  blassgrün,  lauchgrttn  oder 
auch  gelblich,  gelbgrün,  laucbgrün;  aber  von  den  Viridit- 
parthien  nicht  nur  hierdurch,  sondern  besonders  durch  die 
deutliche  Polarisation  gegenüber  dem  fast  isotropen  Verhal- 
ten jener  unterschieden.  Bei  gekreuzten  Nicols  lassen  sich 
die  drei  verschiedenen  Substanzen  auch  sehr  gut  von  ein- 
ander trennen  durch  die  verschiedene  Intensität  der  Polari- 
sationsfarben, die  beim  Augit  am  lebhaftesten  erscheinen« 
Nach  der  ganzen  Erscheinung  kann  diese  grüne  Substanz 
von  dem  optischen  Verhalten  und  z.  Th.  der  deutlichen 
Spaltbarkeit  der  Hornblende,  welche  die  Augitkeme  um- 
säumt, nur  für  Uralit  gehalten  werden.  Messungen  au 
solchen  Durchschnitten,    welche    für   nahe    klinodiagonal 

1)  1.  c. 


.,  % 


>  gelten  können  nnd  alle  drei  Substanzen,  die  äussere  braune 
HornbSendezone,  die  grttne  Uraiitzone  nnd  die  Augitkeme 
zeigen,  ergaben  dasB  die  Anslöacliungariclitungen  in  der 
Hornblende  und  dem  üralit  Übereinstimmend  liegen,  mit  der 
Prismenaxe  bilden  sie  einen  Winkel  von  U'^—lti".  Dagegen 
bildet  die  Auslöschungsrichtang  in  den  Augitkerneo  mit  der- 
selben Axe  einen  Winkel  von  40"— 42".  Vgl,  Taf.  IV  Fig.  4, 
die  einen  solchen  Querschnitt  darstellt.  Die  Verhältnisse, 
wie  sie  Zirkel')  von  den  sehönen  Uralitkrystalleu  des 
baschkirischen  Doi-les  Muldakajewsk  schildert,  passen  fast 
wörtlich  auf  einen  TheÜ  der  hier  vorliegenden  Verwach- 
snngserscheinungen.  Das  Hineingreifen  der  äusseren  Horn- 
blende mit  vielen  Zacken  nnd  Spitzen,  die  lebhaften  Far- 
benunterschiede; Hornblende  braun,  üralit  grün,  Augit 
blaserfithlich,  die  tibereinstimmeude  Faserung  der  beiden 
ersteren,  das  alles  erscheint  hier  identisch.  Auch  hier 
treten  in  der  blassgrUnen  Uralitmaase  vielfache  dunklere 
Körner  auf,  in  derselben  Richtung  gefasert  und  gestreckt, 
Auch  das,  was  Rosenbusch  in  der  Abhandlung  vom 
Rath's*)  über  den  Mouzoni  von  dem  Monzonidiabase  be- 
schreibt, passt  theilweisc  auf  unser  Vorkommen,  nur  schei- 
sen  in  dem  Gesteine  von  KUrenz  die  Uralitfasern  in  allen 
Fällen  optisch  durchaus  parallel  orientirt.  An  Grösse  Über- 
wiegt in  der  Kegel  der  augitische  Kern,  die  Uraiitzone  ist 
wechselnd,  die  Hornblende  bildet  oft  nur  einen  ganz  schma- 
len Rand,  nach  Innen  unregelmässig  verlaufend,  nach 
Aussen  meisf  scharf  und  geradlinig  begrenzt.  Dem  Uralit 
gebort  ohne  Zweifel  ein  Theil  der  schon  mit  der  Loupe 
auf  den  Gesteinsbruchflächen  im  Zusammenhang  mit  der 
Honible;ide    erscheinenden    oft   seidenglänzenden  Parthien 


1)  Mikrosk.  Beachaffenh.  d.  Mio.  u.  Gest.  S.  179-  .4uch  Prof. 
Ebsenbusch,  dem  icli  einige  Schüfft' zur  Ansicht  Bandta,  beetätigte 
die  Anwesenbcit  uralitiscber  Snbstauz  und  das  erat  Deiierdinga  be- 
achriebeoQ  Yorkommen  äbiilicber  EraclieinuDgeii  im  Quar^diorite  von 
Quenast,  von  AL-aen  um  de  la  Vallee-PouBain  und  Rcnard  in 
ihrar  Arbeit  über  die;  Rochea  plutonieiineB  de  la  Belgiqiie  etc.  Bru- 
zelles  1876  (gekrönte  Preisschiift  der  Acad.)  Kenntniaa  geben,  wird 
Ton  diesen  gleicbf^iUa  als  Uralit  gedeutet. 

2)  Der  Monzoni  im  sSdl.  Tyrol.     Bonn  1875.     S.  18  £f. 


174 

aD,  welche  Steininger  als  Diallag  bezeichnete.  Das  Za- 
sammenvorkommen  von  Hornblende  und  Angit  hat  schon 
Behrens')  itir  eine  grössere  Zahl  von  Dioriten  nachge- 
wiesen und  auch  vom  Rath  in  den  Gresteinen  des  Monzoni 
häufig  gefunden.  Aber  die  eigenthttmliche  Yerknfipfiing 
Yon  Hornblende,  Angit  und  uralitischer  Substanz,  wie  sie 
in  dem  Gresteine  von  Kfirenz  erscheint,  ist  wenigstens  nicht 
häufig  und  dürfte  in  der  That  nur  in  echten  Uralitgesteinen 
und  in  jenen  Gesteinen  des  Monzoni  ihre  Analogie  finden, 
denen  sich  das  Gestein  von  Kfirenz  auch  in  der  Art  der 
Mittelstellung  zwischen  diabasischer,  dioritischer  und  angit-  - 
syenitiseher  Ausbildung  am  nächsten  anzureihen  scheint'). 
'  Hieran  knüpft  sich  am  Besten  auch  die  Besprechung 
der  als  Viridit  bezeichneten  Zwischenmasse,  da  diese  zu 
den  vorher  besprochenen  Gemengtheilen  in  einer  ersieht- 
liehen  genetischen  Beziehung  steht.  Rosenbusch')  er- 
wähnt in  den  von  ihm  untersuchten  Uralitgesteinen  ein 
weiteres  Stadium  der  Umwandlung  des  Uralites,  das  aneh 
ich  in  den  Gesteinen  von  Pvschminsk  im  Ural  und  Ton 
Viezena  im  Fassathale  in  völliger  Uebereinstimmung  mit 
seinen  Angaben  eonstatiren  konnte.  Die  parallelfasrigen 
Aggregate,  welche  zwischen  Augit  und  Hornblende  oder 
diese  umgebend  erscheinen,  sind^  wie  sieh  an  deutlichen, 
otl  in  den  feinsten  Nfiancirungen  vertblgbaren  Uebergängen 
nachweisen  lässt,  mit  lichtgrün  gefärbten  aber  abweichend 
sich  verhaltenden  Stellen  in  den  Dünnschliffen  verknfipft. 
Die  Querschnitte  mancher  Homblendeibrm  sind  ganz  er- 
ftUlt  mit  dieser  blassgrünen,  aber  weder  dichroitischen  noeh 
parallelüaisrigen  (hierdurch  also  von  Uralit  bestimmt  zu  tren- 
nenden) sondern  durchaus  verworren  ÜEisrig  oder  schuppig 
erscheinenden  Substanz,  die«  wie  schon  Roseubuseh  mnr 
gibt,  sehr  fein  fasrige  Aggregate  darstellt,  die  sich  bei 
gekreuzten  Nicols  fast  wie  ein  isotroper  Körper  verhalten. 


1)  1.  c 

2)  In  keinem  zweiten  der  Ton  mir  unterscchten  Gesteine  die- 
m  Gebietes  fand  ich  die  Tenradisnnflr  Ton  Hornblende,  ürmlit  nnd 
^ngit,  wie  sie  in  dem  Gesteine  von  Kürecz  vorkommt. 

8)  PhTsiographie  S.  817. 


8ie  erscheinen  zwar  nicht  vollkommeu  danket,  sondern  mit 
einem  tiefdunkelhlauen,  fast  Bchwarzeu  Farbenton  von  hel- 
leren Lichtstrahlen  je  nach  Lage  der  Fasernng  durchzogen. 
Die  Auslöschungsrichtungen  scheinen  parallel  der  priBma- 
tischen  Längsrichtung  zu  liegen.  Aber  dennoch  könnte 
man  wohl  hin  und  wieder  geneigt  sein,  solche  Stellen  itir 
Glasmasse  zu  halten,  wie  das  vielleicht  für  einige  dieser 
Vorkommnisse  Behrens  gethan  haben  mag.  Vogelsang 
Bchnf  in  dem  Namen:  Viridit  eine  Bezeichnung  dieser 
verbreiteten  Substanzen,  die  weder  genetisch,  noch  ihrer 
Znsammensetznng  nach  genauer  bestimmbar  scbienen  und 
Aach  wohl  nicht  in  allen  Fällen  die  gleichen  sein  mögen. 
In  dem  vorliegenden  Gesteine  ist  wenigstens  das  eine  un- 
verkennbar, dass  diese  grüne  Substanz  auch  da,  wo  sie 
nicht  in  regelmässigen  Querschnitten  der  Hornblende,  son- 
dern ganz  nach  Art  der  Glasmasse  in  andern  Gesteinen 
als  wirkliebe  Zwiscbenklemmungsmasse  auftritt,  dennoch 
jene  ein  blosses  Umwandlungsprodukt  ist  und  die  ganz 
gleiche  Beschaffenheit  besitzt.  Das  Verhältniss  dieser  zwi- 
Bchengeklemmten  Viriditpartbien  ist  in  der  That  ein  recht 
Cigenthümliehes.  Sie  erscheinen  oft  zwischen  den  seharf- 
randigen  Plagioklasprismen  je  nach  der  Zahl  der  begren- 
zenden Plagioklasleisten  regelmässig  dreiseitig  oder  unregel- 
inäasig  polygonal.  Sehr  constant  erscheint  ihre  Association 
mit  den  im  Gesteine  siebtbaren  Kalkspathkfiinern.  In  einer 
ganzen  Reihe  solcher  Viriditpartbien  bildet  der  Ealkspath 
den  Kern  und  die  grüne  Zone  noigibt  ihn.  Mit  der  Zu- 
nahme der  viriditischen  Substanz  in  diesem  Gesteine  hält 
daa  reich  liebere  Auftreten  des  Kalkspathes  vollkommen 
;leichen  Schritt.  In  der  meist  umgewandelten,  feinkilr- 
lügsten  Varietät  des  Gesteines,  in  dem  der  Viridit  so  voU- 
lEommen  Überwiegt,  dass  nur  noch  Reste  trüben  Feldspathes, 
aber  von  Hornblende  und  Augit  keine  Spur  mehr  wahrzu- 
nehmen ist,  erseheint  im  Innern  grösserer  Viriditpartbien 
der  Kalkspath  auch  in  deutlichen  KhomboSdem  mit  der 
Doppelstreifung  seiner  Spaltbarkeit  und  seiner  ZwilUngs- 
verwachsung  versehen,  was  sonst  in  den  kleineren  zer- 
streuten Körnern  nicht  wahrzunehmen  ist.  Es  gebt  sonach 
eraichllieh  die  Zunahme  und  voltkommnere  Ausbildung  des 


.1      '      -^ 


176  .'  ■*". 

kohlensanren  Kalkes  mit  dem  Vorherrschen  der  Viriditsiib- 
stanz  Hand  in  Hand. 

Da  die  Dünnschliffe  einzelner  Handstttcke  des  Gestei- 
nes von  Kfirenz,  welche  durch  die  fast  gleichmassige  ma- 
lachitgrüne Färbung  auch  äusserlich  ausgezeichnet  sind, 
unter  dem  Mikroskope  erkennen  lassen,  dass  sie  fast  mir 
aus  Viridit  und  Kalkspath  bestehen,  so  schienen  diese 
Handstücke  geeignet,  durch  analytische  Untersuchung  einen 
Schluss  auf  die  chemische  Zusammensetzung  dieses  g^rttnen 
Umwandlungsproduktes  zu  ermöglichen.  Allerdings  machte 
es  die  äusserliche  Identität  mit  andern  ähnlichen  Prodok- 
ten  schon  von  vornherein  wahrscheinlich,  dass  die  Substanz 
eine  delessit-  oder  serpentinartige  sei.  Runde,  schon  mit 
blossem  Auge  sichtbare,  mit  tiefgrüner  Farbe  im  Schliffe 
durchscheinende  Parthien  in  einem  von  mir  untersuchten 
Diallaggestein  aus  dem  Serpathal  bei  Schio  nördlich  von 
VicenzaO)  gleichfalls  durchaus  apolar  und  in  derThatwie 
Glasmasse  im  Dünnschliffe  sich  verhaltend,  ergaben  sich 
bei  einer  chemischen  Prüfung  lediglich  als  Serpentin,  dort 
wohl  aus  zersetztem  Olivin  hervorgegangen,  wie  das  zueist 
schon  6.  Rose')  auch  in  andern  Diallaggesteinen  erkannt 
hatte.  Immerhin  aber  erschien  es  ilir  den  vorliegenden 
Fall  erwünscht,  die  Natur  der  Viriditsubstanz  näher  fest- 
zustellen. 

Eine  durchaus  malachitgrüne  Partie  des  Gesteines 
wurde  gepulvert  und  zunächst  durch  Behandlung  odt  Essige 
säure  der  Kalkspath  extrahirt  Dieses  ergab  einen  Gehalt 
an  Garbonat  von  10,63  Vb-  Der  in  Essigsäure  nicht  lösliche 
Rest  wurde  mit  Salzsäure  in  der  Kälte  digerirt  and  hier- 
durch wurden  fernere  42,23  Vo  ausgezogen.  Der  nun  ttbrig- 
bleibende  Rest  erweist  sich  als  ein  weisses  Pulver,  das 
sich  unter  dem  Mikroskope  als  aus  grösstentheils  trüben 
Partickelchen  bestehend  ergab,  von  denen  jedoch  einzelne 
an  der  bunten  Streifung  im  polarisirten  Lichte  als  Plagioklas- 
reste  zu  erkennen  waren.  Vor  dem  Löthrohre  gab  das 
Pulver  starke  Natronreaktion.    Die  Annahme,  dass  der  in 


1)  Z.  d.  d.  geol.  Ges.  1873.  XXV.  S.  336. 

2)  Z.  d.  d.  geol.  Ges.  1867.  XIX.  S.  285. 


.1 

-■  t 


.1 


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*i 


SalzBäure  gelöste  Theil,  wesentlich  dae  grüne  Miueral  ent- 
halte, erschien  somit  nicht  nngerechtfertigt;  die  Analyse 
dieses  Theiles  wurde  durchgefUhrt. 

Sie  ergab  die  nnter  I  aufgeführten  Werthe.  Unter  II 
sind  die  von  Steeg  bei  seiner  Bauschanaljse  des  Gestei- 
nes erhaltenen  Zahlen  mitgetheilt,  die,  wie  das  aUs  dem 
hohen  Geballe  an  kolilensaurem  Kalke  ersichtlich  ist,  &n 
eisern  gleichfalls  zersetzten  Materiale  ausgeführt  wurde. 
I.  II. 


SiO, 

:  35,73       ■ 

51,44 

A1,0, 

:  15,32 

16,52 

Fe,0,\ 
FeO 

22,56 

8,31 

CaO 

3,82 

6,50 

M,0 

13,26 

6,63 

K,0  1 

4,10 

Na,0 

9,31  Differenz 

2,46 

H,0 

0,20 

CO, 

- 

3,84 

100,00  iOO/K) 

Der  Wassergehalt  des  zu  Analyse  I  verwandten  Gewteinci 
wurde  auf  3,52  "U  bestimmt. 

Nach  dem  Ergebnisse  der  Analyse  iHt  sonach  der 
Viridit  in  dem  Gesteine  von  KUrenz  kein  eigentlicher  Her- 
pentin,  sondern  schlienist  sieb  seiner  Znsammensetzang  nach 
am  nächsten  an  den  Uelessit  oder  auch  das  DUdmnta- 
cfaronnyn  Liehe  s'j  an.  Je  nachdem  man  annimmt,  daM  an 
dem  hriheren  Gehalte  an  KicKelaäure,  an  der  Tfaonerde  and 
dem  Kalke  mehr  oder  weniger  Feldiipathsalwtaiiz  ooeb 
Antfaeil  bat.  welche  mit  in  Lfhtnng  Dbcrgcgangen  ist,  wird 
er  eich  der  einen  oder  anderen  dieser  Varietät«!  bat  ait 
identisch  erweisen.  Bei  der  f^OMen  Beihe  der  eumatiu 
in  MagDeiianilteat,  den  Herpentto.  «adercwelia  io  Eimd- 
in^nlsili':at,  dem  CbloropliÄH  aass^endBa  Zetietuuip»' 
prodokte  lieber  Oeateine.  deren  Genien^belle  rortai^uli 
Angit,  Homblende  oder  Olivin  »iod,  erw^inl  es  kam  we- 

1)  Jthth.  r,  MhL  IA70.  «.  1  ff. 


i 


■■."7*-"i*-*- 


178 

sentlich,  ein  solches  Umwandlungsprodukt  mit  dem  einen 
oder  andern  der  schon  untersuchten  Minerallen  dieser  Art 
vollständig  zu  identificiren,  da  es  zndem  nicht  wahrschein- 
lich ist,  dass  ein  ganz  gleiches  Produkt  in  verschiedenen 
Gesteinen  sich  finde.  Aber  wenn,  wie  dieses  Liebe  für 
das  erwähnte  Diabantachronnyn  wenigstens  nachgewiesen 
hat,  dennoch  für  eine  bestimmte  Gesteinsklasse  und  ein 
gemeinsames  Gebiet  eine  gewisse  Constanz  in  der  Zusam- 
mensetzung solcher  Produkte  obzuwalten  scheint,  so  möchte 
es  auch  hier  gerechtfertigt  sein,  zu  schliessen,  dass  der 
Viridit  der  Hornblende-  und  Augitreichen  Gesteine  dieses 
Gebietes  allgemein  eine  nahezu  mit  Delessit  übereinstim- 
mende chemische  Constitution  besitze  0.  Immerhin  liögt, 
wie  das  Nöggerath  richtig  vermuthet  hat,  eine  dem  Ser- 
pentinisirungsprocess  verwandte  Umbildung  vor;  denn  auch 
die  aus  der  Zersetzung  thonerdehaltiger  Augite  und  Horn- 
blenden hervorgehenden  Serpentine  sind  durch  einen  mehr 
oder  weniger  bedeutenden  Thonerdegehalt  charakterisirt*), 

Blutrothe  Punkte  und  Flecken  von  Eisenoxyd,  gelbe 
mit  rothen  Punkten  durchsprenkelte  Parthien  von  Eisen- 
oxydhydrat sind  deutliche  Zeichen,  dass  die  Wandelung  in 
den  Viriditparthien  noch  keine  abgeschlossene  ist. 

In  einigen  Dünnschliffen,  vorzüglich  der  recht  frischen 
Varietät,  erscheinen  ganz  nach  Art  der  zwischengeklemm-  ■ 
ten  Viriditparthien  der  umgewandelten  Varietät,  farblosei  "j 
feinfaserige,  filzartig  dicht  verwobene  Einlagerungen,  voll-  ] 
ständige  Knäuel  bildend,  von  deren  äusserem  Umfange  ans  J 
einzelne  feine  und  mitunter  sehr  lange,  wellig  gebogene 
oder  geknickte  Fäden  in  die  diese  Knäuel  einklemmenden  3 
Feldspathe  hinein  reichen.  Einzelne  kleinere  Bündel  sol-  '.? 
eher  Nadeln  liegen  vielfach  in  den  Scbliflfen  zerstreut.  Die  ^j 
dicht  verfilzten  Aggregate  erscheinen  milchig  trübe,  fast  J 
opak,  aber  einzelne  grössere  Nadeln  lassen  eine  lebhafte  '^ 
chromatische  Polarisation  wahrnehmen  und  zeigen  die  '■ 
schiefe  Lage  der  Auslöschungsrichtungen  zu  der  Längsaxe   k   \ 

1)  Dass  in  einigen  Gesteinen  auch  Helmiuth  der  chloriti8<die 
Bestandtheil  ist,  wird  später  erwähnt  werden.  j 

2)  Vergl.  auch  was  Dathe:    Z.   d.  d.  geol.  Qes.  XXYI.  l^i.  ; 
B.  10,  über  die  Natur  des  Yiridites  in  sächs.  Diabasen  sagt.  ^ 


»! 

■*:: 


der  Nadeln.  Einige  dieser  Aggregate  sind  zu  radialstrnir- 
ten  Spliärolitlien  gruppirt  und  zeigen  dann  aucli  daa  solchen 
Concretionen  eigenthtimlicbe,  auf  dem  radialfasrigen  Bau 
beruhende  dunkle  Kreuz  hei  gekreuzten  Nicols.  Ich  mücbte 
diese  iein  nadelflirmigen  Aggregate  für  Asbeat  oder  wenig- 
stens ein  asbestartiges  Mineral  halten,  auch  sie  lassen 
Üebergänge  inViridit  erkennen  und  an  einigen  Stellen  ist 
es  unzweifelhaft,  dasa  der  letztere  sieh  auf  Kosten  jener 
gebildet  hat.  Aber  auch  dort,  wo  jene  Nadeln  schon  von 
grüner  Farbe  und  daher  wohl  mit  Viridit  zu  verwechseln 
sind,  unterscheidet  sie  die  abweichende  Polarisation  und 
Lage  der  Anslöschungsrichtungen  auf  das  Bestimmteste, 
Ob  es  aber  ursprüngliche  Bildungen  sind,  das  wage  ich 
nicht  S!u  entscheiden. 

Zahlreicher  als  man  es  nach  dem  makroskopischen 
Befunde  yerrautben  sollte,  erscheinen  z.  Th.  grosse  tombak- 
braune Blätter  von  Biotit.  Von  der  ganz,  gleichfarbigen 
Hornblende  sind  dieselben  am  besten  dadurch  zu  unter- 
scheiden, dass  die  jeden  Zeichens  von  Spaltharkeit  ent- 
behrenden basischen  Blätter  gleichzeitig  ohne  Spur  von 
Dichroismus  sind.  Bei  den  mehr  oder  weniger  parallel  der 
BauptaxG  durchschnittenen  Eiotitblättern,  oft  den  lametlar, 
BcbUfig  aasgebildeten  Horoblendequersehnitten  ganz  ähn- 
lich, lässt  der  entschieden  stärkere  Dichroismus,  der  aus 
lichtgelb  in  schwarzbraun  übergebt,  dennoch  eine  Unter- 
*  scheidnng  fast  immer  unzweifelhaft  zu.  Auf  das  sicherste 
entscheidet  natürlich  die  Lage  der  Auslöschungsrichtnngen. 
In  ähnlieber  Art  wie  die  Hornblende,  bilden  auch  Biotit- 
blätter einen  Saum  um  die  einen  Augitkern  cinschliessen- 
den  uralitischen  Aggregate.  Ebenso  erscheint  der  Biotit 
mit  Viridit  vielfach  örtlich  verknüpft. 

Das  Titaneisen  erscheint  in  dem  vorliegenden  Ge- 
steine iu  durchaus  charakteristischen  Formen,  nicht  gerade 
reiehlich,  aber  in  einzelnen  grösseren  Krystallen,  die  in  den 
Querschnitten  deutlich  die  Combiuation  von  R  und  —  VaR 
erkennen  lassen.  Daneben  erscheinen  lange  Leisten,  die 
Querschnitte  tafelförmiger  Krystallc,  von  denen  einige  an 
den  beiden  Enden  hakenförmig  nach  oben  und  unten  um- 
gebogen erscheinen.    Alle  Krystallc  des  Titaneisens  zeigen 


180 

die  gewöhnliche  Umwandlung  in  eine  gelblichweisse,  opake 
oder  an  den  Rändern  nur  durchscheinende  Substanz,  welche 
von  den  äusseren  Grenzen  eines  Querschnittes  aus  nach  und 
nach  die  Substanz  des  Titaneisens  zu  verdrängen  scheint, 
so  dass  dieses  oft  nur  als  schwarzer  Kern  oder  auch  in 
skelettartig  arrangirten  Leisten  übrig  bleibt,  welche  in  ein- 
zelnen Fällen  den  Rhombo^derkanten  parallel  gehen  (Taf.  IV, 
Fig.  3).  Somit  erfolgt  die  Umwandlung  wohl  auch  von  den 
rhomboMrischen  Spaltungsdurchgängen  aus.  Die  ganze  Er- 
scheinung ist  eine  so  charakteristische,  dass  darin  ein  vor- 
treffliches Erkennungsmittel  ftir  das  Titaneisen  gegeben  ist, 
wie  das  besonders  auch  schon  Dathe^)  hervorgehoben  hat 
Wir  werden  noch  bei  der  Besprechung  des  Amphibolites 
von  Ollmutb,  in  dem  die  Umwandlungsstadien  des  Titan- 
eisens wohl  am  weitesten  fortgeschritten  und  am  besten 
zu  verfolgen  sind,  darauf  zurückkommen  und  an  der  Stelle 
auch  unsere  Ansicht  über  die  Natur  des  Zersetzun^pro- 
duktes  darlegen.  Magnetit,  wofür  ich  nur  die  mit  entschie- 
den braunrothem  Zersetzungsbofe  umgebenen  schwarzen 
Körner  halten  möchte,  ist  nur  sehr  sparsam  vorhanden. 

Quarz  scheint  als  ursprünglicher  Bestandtbeil  in  die- 
sem Gesteine  fast  ganz  zu  fehlen,  wo  er  sichtbar  ist,  meist 
in  den  umgewandelten  Varietäten,  erscheint  er  so,  dass 
seine  secundäre  Bildung  wahrscheinlich  ist. 

Sehr  reichlich  ist  dagegen  der  Apatit  vorhanden.  Er 
erscheint  wie  gewöhnlich  in  langen  Prismen  oder  in  hexa*  * 
gonalen,  basischen  Querschnitten,  sehr  oft  einen  dunklen 
Kern  umschliessend.  Vorzüglich  durchspicken  die  Apatite 
die  Feldspathe,  fehlen  jedoch  auch  in  der  Hornblende,  dem 
Titaneisen  und  dem  Viridit  nicht,  durch  welchen  manch- 
mal eine  lange  Nadel  quer  geradezu  hindurchsetzt.  Auch 
das  scheint  nicht  für  die  Annahme  zu  sprechen,  dass  die 
zwischengeklemmten  Viriditparthien  etwa  nur  umgewan- 
delte Glasmasse  seien.  In  manchen  Feldspathen  erscheint 
der  Apatit  regelmässig  nach  der  Richtung  der  vollkom- 
mensten Spaltbarkeit  eingeschaltet,  es  liegen  oft  in  einem 
Krystalle  20—30  Apatitquerschnitte. 


1)  1.  c.  S.  26;  später  aach  viele  Andere. 


-«j 


Der  Kalkspath  eracbeint  reichlich  in  den  umgewan- 
delten Varietäten  des  Gesteine»  überall  mit  allen  Anzeichen 
eines  secundären  ans  der  Umwaadlung  selbst  hervorgehen- 
den Produktes.  Zuerst  erscheint  er  in  winzigen  Körnchen 
durch  die  Feldspathe  zerstreut,  vorzUgiich  deren  Aggregat- 
Polarisation  bewirkend;  dann  zeigen  sich  auch  einzelne 
echar&andige  Rhomboeder  mitten  in  dem  Feldspath.  Es 
bilden  sich  krystaftinischkörnige  Aggregate,  diese  meist 
als  Kern  einer  dieselben  umschliessenden  Zone  von  Viri- 
dit,  welche  dann  die  eoncave  Seite  ihrer  rundfasrigen  Ag- 
gregate dem  Kalkspathe  zukehren.  Das  scheint  sie  als 
jüngeres  Produkt  zu  cbarakterisiren.  In  den  meist  umge- 
wandelten Stellen  des  Gesteines  wird  das  Centrum  solcher 
Viriditparthien  auch  wohl  durch  ein  einziges,  grösseres 
Kalkspathindi viduum  gebildet.  Dann  tritt  neben  der  Spalt- 
bsrkeit  auch  die  Streit'uug  der  Zwillingsverwachsung  hinzu. 
Ein  solches  Kalkspathrhomboeder  war  ausgezeichnet  durch 
einen  grossen  Reiehtlium  an  FlUssigkeitseinschlUssen,  klei- 
nere und  grössere,  erstere  z.  Th.  mit  lebhaft  beweglichen 
Libellen,  eine  Erscheinung,  die  beim  Kalkspathe  nicht  ge- 
rade häufig  ist.  Die  Form  der  Einschlüsse  war  Ubereia- 
Btimmend  die  des  Rhomboeders,  oft  scharfeckig,  oft  abge- 
rundet. Diese  negativen  Rhomboeder  liegen  in  Reiben 
zahlreich  hintereinander  und  zwar  parallel  den  rhombo^'dri- 
schen  Spaltungsliuleu. 

Nirgendwo  in  den  Dünnschliffen  erscheint  der  Kalk- 
spath  so,  dass  man  an  eine  primäre  Bildnng  desselbea 
denken  könnte. 

Der  Epidot,  den  wir  sonst  in  mehreren  verwandten 
Gesteinen  dieses  Gebietes  recht  reichlich  tianden,  ist  hier 
nur  äusserst  spärlich  zu  beobachten. 

Wenn  das  Vorhandensein  von  Plagioklas  und  Horn- 
blende auch  gestatten,  dass  Gestein  von  Kilrenz  als  einen 
Diorit  zu  bezeichnen,  so  erscheint  doch  das  Auftreten  des 
mit  uralitiseber  Substanz  verknüpften  Augites  und  das  reich- 
liche Vorkommen  des  Glimmers  neben  diesen,  demselben 
eine  Mittelstellung  zwischen  echten  Dioriten,  Diabasen  und 
Glimmerdioriten  zuzuweisen.  Darin  dürfte  dieses  Gestein 
sich  den  Monzonigesteinen   nähern,   deren   trefSiche  Schil- 


182 


dernng  wir  vom  Rath^)  verdanken.  Dnreh  das  Eintreten 
des  Orthoklas  hat  es  wie  diese  oft  eine  augitsyenitische 
Ansbildang.  Auch  bietet  das  Gestein  manche  Analogie 
mit  dem  schönen  Qaarzdiorite  von  Quenast  nnd  Lessines 
in  Belgien,  dessen  petrographische  Beschreibung  wir  durch 
die  schon  im  Vorhergehenden  erwähnte  Arbeit  der  Herren 
de  laVall^e  undR^nard  erhalten  haben.  Nach  dem  Vor- 
gänge von  F.  J.  Wilk  würde  flir  dieses  Gestein  der  Name 
Diorit-Diabas  passend  erscheinen,  womit  jener  Forscher 
Gesteine  von  Helsingfors,  Ersby  u.  a.  0.  belegt,  in  denen 
Augit  und  Hornblende,  sowie  uralitische  Substanz  gleich- 
zeitig vorzukommen  pflegen*).  Nach  Giimbel  würde  das 
Gestein  wohl  der  von  ihm  mit  dem  Namen  Proterobas  be- 
legten Gruppe  einzureihen  sein.  Gerade  diese  Mittelstel- 
lung des  Gesteines  von  Kürenz  lässt  dasselbe  als  den 
besten  Ausgangspunkt  zur  Gharakterisirung  der  übrigen 
verwandten»  Gesteine  dieses  Gebietes  erscheinen*). 

2.    Amphibolite. 

An  einzelnen  Punkten  im  oberen  Ruwerthale,  welches 
etwas  unterhalb  Trier  mit  stidnördlicher  Richtung  in  die 
Mosel  mündet,  sowie  weiter  westlich  im  Wadrillthale  bei 
Wadem  treten  auch  echte  Hornblendeplagioklasgesteine 
auf,  z.  Th.  fast  als  hornblendereiche  Amphibolite,  z.  Th. 
als  echte  Diorite  ausgebildet. 

a.    Amphibolit  von  Olmath. 

Das  charakteristischste  dieser  Gesteine  ist  das  von 
Olmuth  im  oberen  Ruwerthale,  etwe  2  Meilen  s.  s.  ö.  von 
Trier,  hier  eine  wenig  mächtige  gangförmige  Einlagerung 
in  devonischen  Schiefern  bildend. 

Das  Gestein  erscheint  an  den  mir  vorliegenden  Hand- 
stücken äusserlich  ziemlich  frisch,  von  dunkelgraugrttner 
Farbe.    Auf  den  Bruchflächen   treten  deutlich  zahlreiche! 


t 


1)  1.  c. 

2)  Jahrb.  1876,  S.  209. 

3)  Rosenbusch,  der  des  Gesteines  von  Eürenz  S.  833  seiner 
»massigen  Gesteine^  Erwähnung  thut,  nennt  es  dort  gleichfalls  ein 
polytropes  Gestein. 


giüne  Homblendekrystalle  mit  der  vollkommnen  Spallbar- 
keit  hervor,  die  den  grössten  Theil  der  Geateiiismasse  aus- 
machen. Neben  diesen  erscheinen  etwas  fettglänzende,  an- 
regelmiissig  contourirte,  grüne  Kilrner  einer  ebloritiscben 
Substanz,  oft  die  Hornblcndekryetalle  umsäumend  oder  zwi- 
schen denselben  eingeklemmt.  Nnr  wenig  weiasgrline  Feld- 
epathleisten ,  aehwarxe  Körner  von  Titancisen,  einzelne 
Qnarzkörner  und  lebhaft  glänzende  kleine  Kryställchen  von 
Pyrit  sind  ausserdem  wahrzunehmen. 

Das  Mikroskop  lässt  folgende  Gemengtheile  erkennen: 
PlagiokJas,  Ampbibol,  Viridit,  Titaneisen,  Biotit,  Epidot, 
Qaarz,  Kalkspath,  Pyrit,  Apatit. 

Der  Feldspath  ist  im  Vergleiehe  zur  Hornblende  nur 
untergeordnet  vorhanden,  wenngleich  das  Mengungsverhält- 
niSB  in  den  verschiedeneu  Schliffen  nicht  das  gleiche  scheint. 
Er  ist  durchweg  von  sehr  trüber  Beschaffenheit,  lässt  aber 
immer  noch  die  Zwillingsstreifung  deutlich  erkennen.  Die 
Messungen  der  Winkel  der  AuslOschungsricbtnngen  ergaben 
in  solchen  Qaerschnitten,  die  nach  rechte  und  links  fast 
die  gleiche  Schiefe  dieser  Richtungen  zeigen,  Werthc,  die 
von  22'' — 24**  schwanken.  In  einzelnen  Querschnitten  wurde 
der  Winkel  der  Auslösehungsrichtung  zur  Zwillingsgrenze 
ziemlich  genau  nach  beiden  Seiten  zu  11  Va"  gefunden. 
Ganz  Übereinstimmend  aber  ergaben  die  Messungen  etwas 
kleinere  Werthe,  als  bei  den  Plagioklasen  in  dem  Gesteine 
Ton  KUrenz. 

Die  Hornblende  ist  ebenfalls  nach  Farbe  und  Beschaf- 
fanheit  von  der  in  jenem  Gesteine  ganz  verschieden.  Sie  ist 
von  ganz  blassgrüner  Farbe,  oft  fast  farblos  und  zeigt  daher 
auch  nur  einen  achwachen  Plcochroismus,  dessen  Farben 
etwa  a.  biasgrün,  b.  lichtgelb,  c.  graugrün  sind.  Die  an 
Darchsehnitten  nach  der  Synimetrieebene  gemessenen  Win- 
kel der  Auslösehungsrichtung  und  der  Prismenaxe  wurden 
zu  nahe  lö°  gefunden.  Die  deutliehe  Spaltharkeit  der 
Hornblende  lässt  aber  an  den  meisten  Querschnitten  auch 
ohne  die  optische  Prüfung  keinen  Zweifel  an  der  Richtig- 
keit der  Deutung  zu.  Ausser  grösseren  Homblendetiuer- 
scbnitten  erscheinen  auch  Aggregate  dünner  Homhlende- 
oadelu,  schilfige,  oft  wellig  gebogene  Lamellen,  immer  an 


184 

dem  schwachen  Dichroismns  und  den  PolarisatioiiserBchei- 
noDgen  zu  erkennen.  Diese  schilfigen  Aggregate  erscheinen 
an  den  Bänden  oft  wie  aasgefranst,  in  asbestartige  Fäden 
sich  auflösend.  Aggregate  solcher  Fäden  kommen  auch  im 
Innern  einzelner  Feldspathe  des  Gresteines  vor.  An  Inter- 
positiouen  sind  besonders  die  grösseren  Homblendeqner- 
schnitte  reich,  besonders  sind  es  Römer  und  Kryställchen 
von  Epidot,  die  als  secundäres  Produkt  in  der  Hornblende 
sich  angesiedelt  haben  und  sie  z.  Th.  dicht  gedrängt  durch- 
schwärmen. Davon  wird  noch  später  die  Rede  sein.  Alle 
Homblendekrystalle  sind  mehr  oder  weniger  zersetzt  und 
in  Viridit  verwandelt  und  da  dessen  Farbe  kaum  von  der 
blassgrünen  Farbe  der  Hornblende  selbst  abweicht,  so  lässt 
sich  im  gewöhnlichen  Lichte  kaum  entscheiden,  in  wie 
weit  man  noch  Hornblende-  oder  schon  Viriditsubstanz  sieht* 
Da  die  letztere  nicht  dichroitisch  ist,  so  bedingt  das  den 
bei  manchen  Homblendequerschnitten  fast  nicht  wahrnehm- 
baren Pleochroismus.  Die  Anwendung  der  Nicols  gibt  aber 
immer  die  bestimmte  Entscheidung.  Die  Viriditparthien 
werden  zwischen  gekreuzten  Nicols  immer  fast  ganz  dun- 
kel, tiefblauschwarz,  nur  von  einzelnen  Lichtstrahlen  durch- 
zogen und  bleiben  so  auch  bei  einer  Horizontaldrehung  des 
Schliffes,  indem  nur  die  Intensität  des  Lichtes  etwas  sieb 
ändert.  Dagegen  polarisiren  die  Hornblendetheile  sehr 
lebhaft  und  zeigen  scharf  die  Anslöschungsrichtungen  bei 
einer  Drehung.  So  tritt  dann  bei  gekreuzten  Nicols  eine 
aus  unregelmässig  begrenzten  dunkeln  und  bunten  Flecken 
gebildete  prächtige  Mosaik  liervor.  In  derselben  lässt  die 
gleiche  Orientirung  aller  zu  einem  Hornblendeindividuum 
gehörigen  Theile  diese  in  ihrer  Zusammengehörigkeit  er- 
kennen, ganz  so  wie  diese  Verbältnisse  bei  manchen  Oli- 
vinen  im  Serpentin  zu  beobachten  sind.  Oft  scheint  die 
Hornblendesubstanz  fast  ganz  verschwunden.  Es  ist  be- 
merkenswerth  und  zeigt,  wie  wenig  gleichmässig  in  einem 
Gesteine  die  Umwandlungsprocesse  sich  vollziehen,  dass 
neben  solchen  fast  ganz  zu  Viridit  umgewandelten  Quer- 
schnitten der  Hornblende  auch  solche  von  noch  recht  fri- 
scher, vollkommen  aus  Hornblendesubstanz  bestehender  Be- 
schaffenheit sich  finden. 


Das  TitaneigGn  ist  in  diesem  Gesteine  besonders  reich- 
lich und  in  vorzüglich  charakteristischen  Formen  vorhan- 
den und  zeigt  die  bekannten  Umwandlungserscheinuugen 
in  einer  solchen  Vollkommenheit,  dass  hier  etwas  näher 
auf  dieselben  eingegangen  werden  mag,  wenngleich  fast 
alle  untersuchten  Gesteine  dieses  Gebietes  mehr  oder  weni- 
ger instructiv  sind  für  das  Studium  dieser  Erscheinung. 
Manche  Querschnitte  des  Titaneisens,  deren  charakteristische 
Formen  hier  nicht  erat  genannt  zu  werden  brauchen,  sind 
im  Innern  noch  vollkommen  schwarz,  und  Keigen  im  reflek- 
tirten  Lichte  noch  bläulichen  Metallglanz.  Aber  eine  schmale, 
nierenfärmig  gestaltete,  weissliehgraue,  eigenthtlmlich  opake 
Zone  umgibt  diese  Kerne,  die  an  einzelnen  Stellen  eine 
deutliche  Einwirkung  auf  das  polarisirte  Licht  zeigt.  An 
andern  Querschnitten  ist  die  Umwandlung ,  so  weit  fortge- 
schritten, dass  nur  mehr  einzelne  schwarzbraune  im  reflek- 
tirten  Lichte  nicht  mehr  glänzende  Punkte  in  einer  braun- 
grauen eigentbilmlich  gekürnelt'en,  opaken  Masse  liegen. 
Oft  fehlen  sogar  diese  letzten  schwarzen  Reste  und  nur 
die  Anordnung  der  opaken,  schwach  durchseheinenden 
Hasse,  läast  noch  die  Skelettformen  erkennen,  die  illr 
das  nächst  vorhergehende  Stadium  charakteristisch  sind. 
Zwischen  diesen  einzelnen  Stadien  sind  alle  möglichen 
Uebergänge  zu  beobachten.  Dieselben  sind  vielfach  be- 
schrieben und  besonders  vortrefflich  auch  von  Rönard  in 
der  schon  citirten  Arbeit  abgebildet.  In  den  Gesteinen  die- 
ses Gebietes  ist  besonders  auch  der  Diabas  von  Hockweiler 
zum  Studium  des  Titaneisens  und  seines  Zersetzungspro- 
duktes geeignet  (Taf.  IV,  Fig.  3).  Oft  erseheinen  die  Lttcken 
zwischen  dem  Titaneisen  und  den  als  Zersetzungsprodukt 
desselben  charakterisirten  Parthien  mitViridit  gefüllt.  Das 
gekOmelte  Zersetzungsprodukt  seheint  dann  auch  wohl  von 
der  ursprünglich  durch  das  Titaneisenkorn  eingenommenen 
Stelle  aus  sich  etwas  auszubreiten,  fort  zu  watdern,  aller- 
dings nur  auf  die  nächste  Umgebung  bin.  Hier  pflegt  sich 
dann  an  solchen  Aggregaten  ebenfalls  der  Anfang  von  Pola- 
risationserscheinungen  zu  zeigen.  Grössere,  klarere,  bräun- 
Hcte  Körner  liegen  in  diesen,  sie  zeigen  eine  deutliche, 
wenn  auch  schwache  Lichterscheinung  bei  gekreuzten  Nicols 


186 

und  lassen  bei  einer  Horizontaldrebnng  des  Schliffes  wech- 
selnde Intensität  der  Helligkeit  erkennen.  Mit  diesen  EOr- 
nem,  die  nie  irgend  eine  bestimmtere  Form  zeigen,  liegen 
stets  solche  zusammen,  die  sehr  lebhafte  farbige  Polarisn- 
tionserscheinungen  bieten,  eine  lichtere,  gelbe  Färbung  und 
neben  einer  ebenfalls  körnigen  Beschaffenheit  sehr  oft  deut- 
liche Querschnitte  von  rhombischer,  spitzkeilförmiger  Ge- 
stalt besitzen.  Diese  sind  Epidot.  Farbe  und  Polarisations- 
erscheinung lassen  die  beiden  Arten,  so  durchaus  ähnlich 
sie  im  gewöhnlichen  Lichte  aussehen,  doch  scharf  von  ein- 
ander trennen.  Das  Umwandlungsprodukt  des  Titaneisens, 
Epidot  und  endlich  auch  Kalkspath,  erscheinen  oft  zusam- 
men als  die  Ausfüllung  der  Stelle,  an  der  ein  grösseres 
Titaneisenkorn  gesessen.  Das  Zusammenvorkommen  des 
Epidotes  mit  dem  Zersetzungsprodukt  des  Titaneisens  ist 
ganz  allgemein  in  den  von  mir  untersuchten  Gesteinen. 
Auch  die  in  den  Hornblendequerschnitten  liegenden  Inter- 
positionen  .sind  z.  Th.  Epidot,  wie  ich  schon  erwähnte, 
z.  Th.  aber  auch  Körner,  von  der  Beschaffenheit  und  der 
braungrauen  Farbe  jenes  anderen  Umwandlungsproduktes. - 
Auf  den  eigenthümlichen  Zusammenhang  des  Epidotes  mit 
diesem  machte  auch  schon  Dathe^)  in  seiner  Abhandlung 
über  die  Diabase  aufmerksam. 

In  dieser  Association  scheint  ein  Hinweis  auf  die 
Natur  dieses  Zersetzungsproduktes  zu  liegen,  das  seiner 
Substanz  nach  bekanntlich  noch  nicht  aufgeklärt  ist.  Es 
wurde  von  Sandb erger  für  ein  Titansilicat  gehalten; 
Gümbel  belegte  es  mit  dem  Namen  Leukoxen  und  hielt 
es  auch  als  selbständige  Bildung  für  möglich,  weiles  oft 
jeder  erkennbaren  Reste  von  Titaneisen  entbehrt,  Cohen, 
Bosenbusch  und  ich  selbst  haben  es  als  Titansäure  in 
irgend  einer  Form  angesprochen.  Dabei  ist  die  Thatsaohe 
festzuhalten,  die  ich  selbst  in  diesen  Gesteinen  mehrfach  :^ 
durchaus  bestätigen  konnte,  dass  dieses  Umwandlungspro- 
dukt hie  und  da  entschieden  Doppelbrechung  zeigt*).  In 
Salzsäure  und  Schwefelsäure  zeigt  sich  in  Dünnschliffen 
keine  wahrnehmbare  Zersetzung. 


1)  Z.  d.  D.  G.  G.  1874.  XXVI.  S.  17. 

2)  Yergl.  auch  de  la  Yall^  u.  Renard  1.  c.  S.  252  n.  258. 


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Es  erscheint  zur  Lösung  dieser  Frage  nicht  ohne  In- 
teresse darauf  hinznweieen,  was  ein  so  vortrefflicher  Kenner 
der  Umwandlnngsereeheinungeu  der  Mineralien,  G.  Bi- 
Bchoft'),  Über  die  Zersetznngsvorgäage  des  Titaneisens 
und  die  hierdurch  etwa  mögliche  Dentung  ihrer  schwan- 
kenden Zusammensetzung  in  Bezug  auf  den  so  verschie- 
denen Gehalt  an  Eisenoxyd  anflilirt.  Er  neigt  sich  der 
Ansicht  zu,  was  hier  für  nns  ohne  Bedeutung  ist,  dass  das 
in  den  meisten  Titaneisen  vorkommende  Eisenoxyd  als  ein 
Produkt  der  höheren  Oxydation  des  Oxyduls  anzusehen  sei. 
Jedenfalls  sind  bei  einer  solchen  Zersetzung  des  Titan- 
eisens drei  Wege  milglich.  Es  kann  die  höhere  Oxydation 
des  Eisenoxyduls  ohne  Ausscheidung  der  Titansäure  vor 
sieh  gehen,  es  kann  die  Titausäure  weggeführt  werden, 
ohne  gleichzeitige  Oxydation  desEtsenoxyduls  und  endlich 
die  Wegltlhrung  der  Titansäure  und  die  Oxydation  erfolgt 
gleichzeitig  und  hierbei  sind  filr  uns  die  drei  Modifika- 
tionen dieses  letzteren  Processes,  die  Bischoff  anfUhrt, 
gleichbedeutend.  Im'ersteu  und  letzten  der  angegebenen 
Fälle  mnsB  sich  Eisenoxyd  ausscheiden.  Wo  wir  in  Ge- 
steinen Titaneisen  körn  er,  ähnlich  wie  es  die  Magnetitkörner 
fast  immer  zeigen,  mit  einem  braunen  Rande  umgeben  fin- 
den, oder  wo  das  Zersetzungeprodukt  den  braunen  Ton 
besitzt,  kann  einer  dieser  Fälle  vorliegen.  Dieses  ist  aber 
der  weitaus  seltenere  Fall.  Wenn  aber  bis  zum  Schlüsse 
die  schwarze  Farbe  des  Kernes  und  die  lichtgraue  des 
Umwandlungsproduktes  bleibt,  dann  kann  wohl  nicht  an 
die  Bildung  von  Eisenoxyd  gedacht  werden.  Da  scheidet 
sich  also  nur  Titansäure  aus  und  freies  Eisenoxydul  bleibt 
zaräck  oder  geht  gleichfalls  in  Lösung.  Jedenfalls  ergibt 
sich  die  Titansäure  als  das  auch  von  bloe  chemischem  Ge- 
siehtspunkte  aus  wahrscheinlichste,  erste  freiwerdende  Pro- 
dukt. Nun  fragt  es  sich  also,  ob  diese  als  solche  in  der 
Umgebung  des  Gesteines  sich  wieder  absetzt  nnd  ob  die 
znrtlckbleibendc  opake  Substanz  gleichfalls  nnr  die  ans- 
gescbiedene  und  sich  sofort  wieder  abscheidende  Titansäure 
ist.    Das  würde  dann  Anatas  oder  Brookit  erwarten  lassen. 

1)  Geol.  II.  S.  946. 


Da  gibt  nua  das  gleichzeitige  Vorkommen  von  Epidot  und 
Kalkepatli  nocli  etue  andere  Mtiglicbkeit.  Der  Epidot  bildet 
sich  weBestlich  auf  Kosten  der  Hornblende  (oder  des  Aagiteg) 
und  der  Feldapatbe  aus  der  durch  die  Zersetzung  dieser 
Mineralien  freiwerdendcu  Kieselsäure,  Thonerde  und  Kalk. 
Wie  er  iu  dem  vorliegenden  Gesteine  in  Beziehung  zur 
Hornblende  erscheint,  so  werden  wir  ihn  in  anderen  Ge- 
steinen auch  in  offenbarem  genetischem  Zusammenhange 
als  Ansiedler  auf  und  in  Feidspath  finden.  Ealkspath  er- 
scheint stets  mit  dem  Epidot  innig  verbunden.  Warum 
sollte  denn  das  erste  Produkt  der  hier  sieh  vollziehenden 
Umwandlung  bei  der  Gegenwart  von  Kalk  und  freier  Titan- 
säure  nicht  auch  ein  Kalktitanat  sein?  Hier  eebeinen  auch 
die  schönen  Versuche  von  Ebelmann  zur  Darstellung  des 
Perowskitcs  von  Interesse').  Ebelmann  löste  in  hoher 
Temperatur  Titansäure  in  einem  AJkalisilicate  uud  kohlen- 
saurem Kali  auf  und  brachte  dann  ein  Stück  Kalki^tein  in 
die  Masse.  Dasselbe  wandelte  sich  unter  diesen  Umstän- 
den fast  ganz  in  Perowskit  um.  Der  Perowskit  zeigt  be- 
kanntlich Doppelbrechung  und  findet  sieh  u.  A.  in  nieren- 
fUrmigen,  honiggelben  Massen  in  Chloritschiefer  von  Zer- 
matt, welche  gleichfalls  Doppelbrechung  zeigen. 

Daher  e/scheint  es  eine  durchaus  natürliche  und  kei- 
nerlei Unmöglichkeiten  voraussetzende  Annahme,  dass  dos 
erste  Umwandlungsprodukt  des  Titaneisens  ein  Perowskit- 
artigßs  Kalktitanat  sei. 

Wie  sich  ?her  im  Epidot  ein  Kalkthonerdesilicat  bil- 
det, so  könnte  wohl  auch  aus  <ler  weiteren  Umwandlung 
einer  Verbindung  des  kieselsauren  mit  dem  titansanren 
Kalke  hervorgehen  dei  Titanit.  In  der  That  sind  manche 
der  in  den  Aggregaten  des  Umvvandlungsprodukte#  liegen- 
den grösseren  Körner  mit  nulits  anderm  so  recht  zu  iden- 
tificiren,  als  mit  dem  Titanit.  Nun  hat  Hautefeuiüe*) 
schöne  Krystalle  \ou  Titanit  erhalten,  indem  er  grobe  Rutil- 
stUeke  mit  Kieselsaure  und  Chlorcalciuni  einen  Tag  lang 
erhitzte.  Die  Rutilreste  bedeckten  sich  in  diesem  Falle  mit 
Sphenkryatallen. 

1)  Coropl.  read.  XXXII.  710;  Fucbs:  Künatl.  Mio.  S.   145. 
2j  Ann.  ehim.  et  phya.  41.  !V.   lU. 


Wenn  also  das  erste  ümwaBdlnngeprodnkt  ein  ein- 
faches Kalktitanat  (Perowskit  oder  eine  ihm  nahestehende 
Substanz)  ist,  ao  würde  als  das  Endprodukt  dieser  Processe 
Titanit  angesehen  werden  klinnen.  Jedenfalls  macht  die 
Häufigkeit  des  Umwandlungsproduktes  auch  dort,  wo  kein 
Rest  von  Titancisen  mehr  vorhanden  ist,  eine  einfache  Be- 
seeiehnung  erwünscht.  Um  den  Charakter  einer  Qberall  ana 
dem  Titaneisen  hervorgehenden  Neubildung  zu  bezeichnen, 
in  der  die  Titansäure  wesentlicher  Bestandtheil  ist,  habe 
ich  Bchon  in  einem  Vortrage  Itber  diese  Verhältnisse  (Ber. 
der  scbles.  Ges.  1876  Jan.)  den  Namen:  Titanomorphit 
vorgeschlagen. 

Unter  einer  Reihe  von  Dünnschliffen  verschiedenarti- 
ger besonders  titanitfiihrender  Gesteine,  welche  ich  durch- 
musterte, um  Analogien  zu  den  gemachten  Beobachtungen 
zu  finden  und  die  Beziehungen  mancher  Titanite  zum  Titan- 
eisen aufzuklären,  schien  mir  vor  Allem  der  Dünnschliff 
eines  Syenites  von  Hemsbach  im  Odenwald  von  Interesse. 
In  demselben  erscheinen  zahlreiche  deutliche  Titanitkörner 
und  mit  diesen  erweisen  sich  als  vollkommen  identisch 
weisse,  deutlieh,  aber  wenig  auf  das  polarisirende  Licht 
einwirkende  Streifen  einer  gekörnclten  Masse,  die  zwischen 
den  Fugen  der  Glimmerblätter  und  auch  in  der  Hornblende 
eingeschaltet  erscheint  z.  Th,  noch  in  direktem  Zusammen- 
bang mit  Titaneisen  oder  titanhaltigem  Magnetit.  An  an- 
deren Stellen  erscheint  das  Titaneisen  selbst  in  schwarzen, 
ondurehsichtigen  Streifen  ganz  in  der  gleichen  Weise  zwi- 
schen den  Gliramerblätteru.  Auch  in  dem  Gestein  von 
Ohnuth  sind  einzelne  Hornblendequerschnitte  von  solchen 
gekörnten  Lagen  von  Titanomorphit  eingefasst,  die  aus 
Titaneisen  hervorgegangen  sind.  Es  ist  das  überhaupt 
gewiss  eine  recht  verbreitete  Erscheinung.  In  den  mir  zum 
Vergleiche  gütigst  durch  H.  Rönard  übersendeten  Amphi- 
boliten  Belgiens  z.  B.  denen  von  Kimogne,  Etaug,  Laifur, 
Foye  de  la  Commune  kommen  ganz  ähnliche  Dinge  vor. 
In  dem  Amphibolit  von  Eiraogne  erseheint  ein  deutlicher 
Zwilling  von  Titanit  unmittelbar  auf  dem  zersetzten  Titan- 
eisen aufsitzend.  Herr.Rßnard  macht  mir  brieflieh  die 
Mittheilung,    dass  er  in  dem  Diorite  von  Quenast  Belgien, 


190 


schon  mit  der  Lupe  sichtbar,  schöne  kleine  Krystalle  von 
Titanit  auf  Epidot  und  Kalkspath  in  einem  kleinen  Gange, 
der  durch  das  Gestein  hindurchsetzt,  gefunden  habe.  Auch 
er  hat  das  Znsammenvorkomraen  von  Epidot  und  dem  Zer- 
setzungsprodukte des  Titaneisens  einigemale  constatirt 

In  allen  untersuchten  Gesteinen  ist  das  stete  Zusam- 
menvorkommen des  Titanomorphites  und  des  Epidotes  je- 
denfalls recht  charakteristisch.  Je  mehr  neben  Epidot 
Titanomorphit  und  irwklicher  Titanit  erscheint,  um  so  spar- 
samer erweist  sich  in  vielen  Dünnschliffen  der  Kalkspath« 

Die  ünangreif  barkeit  durch  Säuren  hat  allerdings  der 
Perowskit  mit  der  Titansäure  gemeinsam;  eine  chemische 
Entscheidung  ist  mir  noch  nicht  gelungen. 

Der  Epidot  erscheint  in  dem  Gesteine  von  Olmuth 
ziemlich  reichlich,  wenngleich  nicht  in  grösseren  Parthien. 
Körnige  Anhäufungen  sind  immer  Epidot  und  Titanomorphit 
durcheinander,  manchmal  wohl  nicht  mit  Sicherheit  zu 
trennen.  Sonst  hebt  den  Epidot  seine  lebhafte  chroma- 
tische Polarisation  stets  recht  hervor. 

Quarz  erscheint  nur  in  einzelnen  klaren:  Körnern, 
nicht  sehr  gross  und  unregelmässig  gestaltet,  aber  reich  an 
Flüssigkeitseinschlüssen.  Pyrit  ist  immer  deutlich  an  dem 
braunen  Hofe  und  dem  gelben  Glänze  im  reflektirten  Lichte 
zu  erkennen;  mit  Titaneisen  ist  keine  Verwechselung  möglich 
(Fig.  3).  Apatit  in  bekannter  Form,  nicht  gerade  reichlich. 

Die  grosse  Analogie  des  Gesteines  mit  den  von  de 
la  Vall^e  und  Rönard  als  Amphibolite  bezeichneten  Ge- 
steinen aus  den  Ardennen,  deren  vorher  schon  Erwähnung 
geschah,  veranlasst  mich,  auch  dieses  Gestein  als  Amphi- 
bolit  aufzuführen. 

b.    Diorit  von  Willmerieh. 

Aus  der  Umgegend  von  Willmerieh,  nördlich  vom 
Orte  und  von  der  Mühle  am  linken  Ufer  der  Buwer  liegen 
mehrere  Handstücke  vor,  die  wohl  von  verschiedenen  Stella 
des  auch  schon  auf  der  De  eben 'sehen  Karte  verzeichneten 
gangförmigen  Vorkommens  nördlich  am  Scheisingsgraben 
herrühren.  Das  Gestein  ist  ein  kömiges  Gemenge  von 
gelblichweissem  Plagioklas,  dessen  trikline  Streifiing  auf 


friBoheu  Spaltiin^sääcfaen  schon  mit  der  Loupe  siclitbar  ist, 
and  dunkelgrüner  Horobleode,  welche  eine  scliuppige  Be- 
Bchaffenheit  besitzt  und  fett  glänzend  ist.  Ausser  den  bei- 
den Bestand theiien  erscheiuen  vereinzelte  helle,  grünliche 
chlotitisobe  Blättchen  und  lebhaft  glänzende  Pyritwttrfel- 
cben.  In  einigen  Uandatticken  erseheint  die  Ausbildung 
des  Gesteines  etwas  flaaerig,  dünne  Quarzschnüre  durch- 
ziehen diese  Stücke. 

Unter  dem  Mikroskope  zeigen  sich:  Plagioklas,  Hoiii- 
blende,  Titaneisen,  Epidot,  Kalkspath,  Viridit,  Apatit, 
Pyrit,  Quarz. 

Der  Plagioklas  ist  meist  sehr  trübe  und  vielfach 
mit  Epidotkörnern  durchzogen;  er  zeigt  ganz  die  gleichen 
Verhältnisse  wie  im  Gestein  von  Olmulh.  Die  gemessenen 
Winkel  der  maximalen  Auslüschungsrichtungen  schwanken 
zwischen  24°  und  26".  Die  AuslÖschungsechiefe  beiderseitig 
gegen  die  Zwillingsgrenze  beträgt  12" — 13". 

Auch  die  Hornblende  erscheint  oav  in  der  blass- 
grünen Varietät  mit  allen  Eigen thümliehkeiten,  die  wir  flir 
das  Gestein  von  Olmuth  hervorgehoben ;  sie  ist  wohl  etwas 
stärker  pleochroitisch.  Der  Winkel  der  Auslöschungsrich- 
tung  gegen  die  Prismenaxc  in  Querschnitten  nach  der  Klino- 
diagonale  beträgt  auch  hier  nahezu  15". 

Das  Titaneisen  ist  nur  spai'sam  vorhanden,  dagegen 
Epidot  sehr  reichlich.  Besonders  erscheinen  auch  iu  der 
Hornblende  zahlreiche  Epidotkörner  mit  scharfen  rhombi- 
schen Querschnitten.  Das  Wachsthum  der  Epidotparthien 
läBSt  sich  vollkommen  verfolgen.  Die  einzelnen  Körner 
filgen  sich  zu  langstänglichcn  Aggregaten  oder  auch  zu 
Btemtormigen  Gruppen  aneinander.  Solche  Aeste  oder  Stäbe 
von  Epidot  bilden  in  einzelnen  Homblendesehnitten  ein 
vollkommenes  Netzwerk,  ganz  ähnlich  wie  die  Serpentin- 
Bchnüre  im  Olivin.  In  den  grünen  Viriditparthien  ersehei- 
nen einzelne  dunkle  Kerne.  Apatit  ist  nicht  gerade  reich- 
lich. Der  Pyrit  erscheint  im  Dünnschliff  in  vollkommenen 
Pseudomorphosen,  er  ist  ganz  in  braunrothes  Eisenoxyd  um- 
gewandelt {Fig.  3).  Die  Schliffe,  in  denen  die  Quarzsehnllre 
durchsetzen,  zeigen  das  Gestein  anscheinend  mehr  zersetzt. 
Einige  Quarzschnüre  sind  beiderseitig  von  einer  Zone  fein- 


192 

fasrigen  Galdtes  eingefasst,  im  allgemeinen  ist  das  Gestein 
nicht  reich  an  Galcit.' 

c.    Diorit  von  Winkelboniflosg  bei  Sebillii^en. 

Dankelgrünes  feinkörniges  Gestein,  auf  dessen  Brach- 
fläche nar  z.  Th.  lebhaft  glänzende,  zwillingsgestreifte  Feld- 
spathe  sichtbar  sind,  dazwischen  Hornblende  and  grttne 
chloritische  Schüppchen. 

Das  Mikroskop  erweist :  Plagioklas,  Hornblende,  Epi- 
dot,  Biotit,  Calcit,  Apatit,  Titaneisen,  Quarz,  Pyrit. 

Die  Auslöschungsrichtungen  der  Plagioklaslamellen  bil- 
den mit  der  Zwillingsgrenze  nach  links  und  rechts  Winkel 
von  12^—13®.  Die  gemessenen  Winkel  der  Auslöschungs- 
richtungen  gehen  im  Maximum  bis  29  ^  Die  Hornblende  ist 
von  der  gleichen  Beschaffenheit  wie  in  dem  Gesteine  von 
Olmuth,  die  Schiefe  der  Auslöschung  beträgt  auch  für  sie 
15®  nahezu.  Das  Gestein  ist  ausserordentlich  epidotreich. 
Der  Epidot  bildet  z.  Th.  Krystalle  von  scharfer  Umgren- 
zung, mehrfach  etwas  langgezogene  Hexagone  zeigend,  was 
auf  die  gewöhnlich  vorkommende  einfache  Gom6ination: 
oP .  QoPoo  .  Poo  .  P  deutet,  s  Aggregate  von  Epidotkömem 
z.  Th.  auch  schon  polygonale,  meist  rhombische  Formen 
zeigend,  bilden  sternförmige  Gruppen  oder  lange  Aeste,  q^ 
mit  Seitenzweigen.  In  der  Regel  markirt  eine  dunklere, 
braune  Farbe  das  Centrum  solcher  Aggregate (Taf  III,  Fig.l). 
Das  Gestein  ist  stellenweise  so  reich  an  Epidot,  dass  die 
Möglichkeit  der  Bildung  von  Epidotgesteinen  aus  dioriti- 
schen  Gesteinen  kaum  zweifelhaft  erscheint. 

Der  Biotit  erscheint  in  der  Form  kleiner  Bündel  und 
radialstrahliger  Büschel  von  braungelber  Farbe,  deren  fein- 
faserige Struktur  mit  starkem  Pleochroismus  und  auffal- 
lender Absorption  recht  charakteristisch  ist.  Mit  dem  Epidot 
und  den  Viriditparthien  erscheinen  diese  zierlichen  Garben 
und  Sträusse  von  Glimmer  stets  in  engem  Verbände  und  dürf- 
ten sonach  wie  jene  wohl  für  eine  secundäre  Bildung  gelten. 
Oft  umsäumen  sie  die  Viriditparthien,  so  dass  sie  nach 
allen  Seiten  wie  auf  dem  grünen  Boden  dieses  Zersetzungs- 
produktes  aufgewachsen  scheinen  (Fig.  1).  Gaife  dieselben 
Glimmerbündel  finden  sich  nur  noch  in  einem  der  nnter- 


■Xv* 


suchten  Gesteine,  dem  Diabas  von  Kellenbach.  Sie  wer- 
den selten  grösser,  aggregiren  sich  aber  wohl  zu  dichten 
Haufen,  die  dann  in  der  Struktur  chloritischen  Aggregaten 
gleichen. 

Das  Titaneisen  nod  Titanomorphit  erscheinen  in  der- 
selben Form  wie  in  den  vorhergehenden  Gesteinen.  Quarz- 
körner sind  nicht  selten,  Kalkspath  ist  in  körnigen  Aggre- 
gaten vorhanden.  Der  Kalkspath  steckt  hier  zuweilen  mitten 
in  den  Resten  des  Titaneisens  drin. 

Das  Gestein  kann  wohl  als  ein  Quarzdiorit  bezeichnet 
werden. 

d.    Diorit  von  der  Grimbnrg  bei  Wadrill. 

In  dem  dunkelgrünen,  sehr  teinkiintigen  Gesteine  lassen 
sich  mit  der  Loupe  kleine  Leisten  grünlichen  Feldspathes, 
zwischen  der  vorherrschend  aus  Hornblende  und  chloriti- 
scher  Substanz  in  inniger  Mischung  bestehenden  Gesteins- 
masse erkennen.  Viele  glänzende  Körner  von  Pyrit,  z.  Th. 
deutliche  WUrt'elchen,  treten  auf  den  Bruchflächen  hervor. 

Das  Mikroskop  erweist:  Plagioklas,  Hornblende,  Vi- 
ridit,  Epidot,  Biotit,  Titaneisen,  Titanomorphit,  Caleit, 
Apatit,  Pyrit. 

Der  Feldspath,  ansscbliesslich  Plagioklas,  ist  fast  ganz 
in  ein  unregelraässiges  Aggregat  von  Viridit,  Epidot  und 
Galcit  verwandelt  und  wenn  auch  an  einzelnen  Leisten  noch 
die  trikline  Zwillingsstreifung  wahrnehmbar  ist,  so  geben 
doch  die  meisten  Querschnitte  nur  Aggregatpolarisation. 
Die  Hornblende  ist  von  derselben  lichtgrUnen  Beschaffen- 
heit, wie  in  den  vorhergehenden  Gesteinen,  vorherrschend 
feinschilfige,  aus  vielen  Mikrolithen  sich  componirende  For- 
men. Der  Epidot  ist  besonders  reichlich;  er  dui'chzieht  in 
Schnüren  die  grßsstentheils  in  Viridit  umgewandelte  Horn- 
blende, besonders  aber  erscheint  er  auch  als  ein  aus  lauter 
einzelnen  Kiirnern  bestehender  Saum,  regelmässig  die  Feld- 
|iathlcisten  einfassend  (Fig.  3)  und  in  den  Feldspathen 
Die  im  Innern  der  Feldspathe  liegenden  Epidot- 
ner  sind  in  der  Regel  zu  Schnüren  aggregirt,  die  der 
riilingsgreuze  parallel  liegen.  Mit  ihm  treten  vereinzelt 
auch  braune  BiotitbUndel  und  Sterne  aut^   wie  sie  in  dem 


■^'r-^':'^'^-^'^ 


194 

Diorit  von  Winkelbornfloss  beschrieben  wurden.    Calcit  ist 
sehr  reichlich  in  körnigen  Aggregaten  vorhanden. 

e.    Diorit  von  Paschel  bei  Zerf. 

Das  Gestein  zeigt  eine  rundkörnige,  kokkolithische 
Struktur  z.  Th.  bedingt .  durch  das  Auftreten  von  eisen- 
"  schtissigen,  braunen  Flecken  in  der  schmutzig  grünen, 
etwas  flaserigen,  hornblende-  und  chloritreichen  Gesteins- 
masse. Dieselbe  ist  ausserdem  durchzogen  von  rothen, 
z.  Th.  metallisch  glänzenden  Adern  von  Hämatit. 

Das  Mikroskop  erweist:  Plagioklas,  Hornblende,  Vi- 
ridit,  Quarz,  Titaneisen,  Titanomorphit,  Epidot,  Hämatit, 
Nadeleisen,  Apatit,  Calcit. 

Feldspath  und  Hornblende  verhalten  sich  ganz  wie  in 
den  vorhergehenden  Gesteinen,  beide  erscheinen  in  einer 
fortgeschrittenen  Umwandlung.  Die  Hornblende  zeigt  in 
den  noch  erkennbaren  Resten  schilfige  Formen.  Die  Schiefe 
der  Auslöschungsrichtung  ergab  13® — 15^  An  ihre  Stelle 
sowie  an  die  Stelle  des  Feldspathes  ist  jedoch  grössten- 
theils  Viridit  getreten.  Ziemlich  viel  Quarz;  reichlich  Calcit 
in  deutlichen  Rhomboedern. 

Der  Eisenglanz,  in  viel  verzweigten  Adern  durch  die 
Schliffe  hindurchziehend,  bildet  dichte  Aggregate,  die  wie 
aus  lauter  kleinen  Stacheln  und  Stäbchen  zusammengesetzt 
scheinen.  Im  refiektirten  Lichte  metallisch  glänzend,  zei- 
gen sie  in  dünnen  Blättern  im  durchfallenden  Lichte  eine 
lebhafte  blutrothe  Farbe.  Braune  z.  Th.  gelblicli  gesäumte, 
radialfasrige  Parthien,  entsprechend  den  braunen  runden 
Flecken,  die  schon  makroskopisch  sichtbar  sind,  wurden 
für  Nadeleisenerz  gehalten,  dem  auch  ein  Theil  der  schwar- 
zen Nadeln  vielleicht  angehören  mag.  Diese  Anhäufungen 
von  Eisenoxyd  in  verschiedener  Form  sind  wohl  ans  der 
Umwandlung  von  Pyrit  hervorgegangen. 

f.    Gestein  von  Sehoden  a.  d.  Saar. 

Die  vorliegenden  Stücke  dieses  Gesteines  erscheinen 
nicht  frisch.  Sie  haben  eine  nnvollkommene,  flasrige  Strok- 
tar;  in  einer  graugrünen,  dichten  Gesteinsmasse  treten  rothe, 
eisensebttssige  Pnnkte  und  Nester  hervor.    Böthliche  oder 


*  -  • 


**- 


195 

goldgelbe  Adern  von  eisensebüssigem  Quarze  setzen  durch 
die  Stücke  hindurch. 

Das  Mikroskop  erweist :  Plagioklas,  viel  Viridit,  Cal- 
cit,  Epidot,  Pyrit,  Quarz. 

Die  weit  fortgeschrittene  Umwandlung  des  Gesteines 
tritt  in  Dtinnschliflfen  sehr  deutlich  hervor.  Der  Plagioklas 
ist  vollkommen  trübe  geworden  und  erfüllt  mit  Viridit  und 
einem  körnigen  Gemenge  von  Calcit  und  Epidot.  Von  Horn- 
blende sind  keine  bestimmbaren  Reste  mehr  vorfanden,  an 
ihre  Stelle  ist  fasriger  Viridit  getreten,  der  reichlich  durch 
die  ganze  Gesteinsmasse  verbreitet  ist.  Das  Gestein  ist 
sehr  reich  an  Calcit.  Die  Anhäufungen  desselben  nehmen 
häufig  bestimmte  Gestalt  an  und  erweisen  sich  als  Aggregate  . 
von  Rhomboedern,  denen  aber  die  Zwillingsstreifung  durch- 
aus fehlt,  so  dass  man  sie  hiernach  vielleicht  auch  zum 
Dolomit  stellen  könnte.  Sie  sind  mit  einer  braunen  Rinde  von 
Eisenoxyd  umhüllt  (Fig.  8).  Die  meisten  der  makroskopisch 
sichtbaren  eisenschüssigen  Flecken  sind  solche  Calcitaggre- 
gate.  Epidot  erscheint  nur  in  kleinen  Körnern,  nicht  in 
grösseren  Aggregaten.  Titaneisen  scheint  zu  fehlen  oder 
verschwunden  zu  sein,  der  Pyrit  ist  grosstentheils  zersetzt 
und  in  braunrothes  Eisenoxyd  umgewandelt;  kleine,  klare 
Quarzkörner  sind  ziemlich  reichlich  durch  das  Gestein  ver- 
breitet. Wenn  auch  an  den  vorliegenden  Stücken  der  be- 
stimmte Nachweis  nicht  erbracht  werden  kann,  dass  wirk- 
lich ein  umgewandeltes  dioritisches  Gestein  vorliegt,  so 
erscheint  das  doch,  besonders  durch  die  nahe  Uebereinstim- 
mung  mit  dem  Gesteine  von  Paschel  ziemlich  ausser  Zweifel. 

3.    Pypoxenite. 

Die  Augit  -  Plagioklasgesteine  treten  anscheinend  in 
dem  vorliegenden  Gebiete  noch  häufiger  auf,  als  die  Hom- 
blendegesteine.  Sie  gehören  vorzüglich  der  Gruppe  der 
Diabase  an,  für  welche  einzelne  Vorkommen  als  geradezu 
typische  Beispiele  gelten  können.  Daneben  aber  erschei- 
nen ebenfalls  zahlreich  Melaphyre.  Während  zum  Diabas 
alle  Gesteine  des  vorliegenden  Mineralgemenges  gerechnet 
werden,  die  eine  vollkommene  kömige  Ausbildung  zeigen^ 


196 

ohne  dass  eine  eigentliche  Grnndmasse  im  Gegensatze' za 
den  vollkommen  individualisirten  krystallinischen  Minera- 
lien vorhanden  ist,  werden  zum  Melaphyr  alle  solche  Ge- 
steine gestellt,  die  einen  porphyrischen  Habitus  besitzen 
und  gleichzeitig  Olivin  führen.  Die  Olivinfreien  porphy- 
rischen Gesteine  dieser  Gruppe,  die  Diabasporphyrite  schei- 
nen nur  ganz  vereinzelt  vertreten  zu  sein,  während  die 
olivinftlhrenden  Diabase  ganz  fehlen,  dagegen  weiter  süd- 
lich im  Gebiete  der  Nahe  jedenfalls  nachgewiesen  und.z.  Th. 
.  dort  zu  den  Melaphyren  gerechnet  worden  sind,  von  denen 
sie,  da  der  Nachweis  einer  vollkommen  fehlenden  Grund- 
masse besonders  bei  solchen  z.  Th.  umgewandelten  Gestei- 
nen nicht  immer  leicht  ist,  dann  auch  nur  schwer  zu  unter- 
scheiden sind. 

A.    Diabase, 
a.    Diabas  von  Kellenbaeli. 

Das  einzige  Gestein  aus  der  ßeihe  der  Diabase,  wel- 
ches seine  durchaus  körnige,  granitische  Struktur  auch 
schon  makroskopisch  deutlich  zeigt  und  darin  der  grob- 
kömigsten  Varietät  des  Gesteines  von  Ktirenz  vollkommen 
gleicht,  ist  das  von  Kellenbach,  1  Meile  südlich  von  Gemün- 
den im  Simmerthale,  ßeg.-Bez.  Goblenz.  Es  ist  eines  der 
am  weitesten  südöstlich  gelegenen  Gesteinsvorkommen  die- 
ser Art  und  vermittelt,  wenn  man  so  sagen  will,  den  Ueber- 
gang  zu  den  zahlreich  auftretenden  Grünsteinzügen  des 
rechtsrheinischen  Taunus  und  des  Gebietes,  auf  dem  wir 
Laspeyres  folgen  können.  Auf  der  Karte  des  Herrn  von 
Dechen  sind  in  der  Nähe  von  Kellenbach  mehrere  Grün- 
stein- und  Gabbrogänge  angegeben,  die  letzteren  südlich,, 
während  das  vorliegende  Gestein  von  einem  der  nördlich 
gelegenen  Gänge  stammen  soll. 

Das  Gestein  stellt  sich  makroskopisch  als  ein  Gemenge 
von  Plagioklas,  Augit,  chloritischer  Substanz  und  Magnetit 
dar.  Die  Plagioklase  bilden  oft  2 — 3  mm  breite  und  bis 
zu  5  mm  lange  Leisten,  oft  lebhaft  und  frisch  glänzend, 
mit  deutlicher  trikliner  Streifung.  Die  Feldspathe  zeigen 
t  alle  eine  zonenweise  verschiedene  Färbung,  äusserlich 

ieh;    im  Innern  grüngelb  oder  tiefgrün.     Der  grüne 


if'  • 


197 

Kern  ist  dann  genau  parallel  der  äusseren  Umgrenzung 
und  setzt  scharf  gegen  die  röthliche  Hülle  ab.  Dass  eine 
Verwachsung  zweier  Feldspathe  hier  nicht  vorliegt,  er- 
kennt man  schon  daran,  dass  die  Zwillingsstreifung  an  ein- 
zelnen Leisten  gleichmässig  ttber  die  verschieden  gefärbten 
Zonen  fortsetzt.  Dass  es  nur  eine  Umwandlungserscheinung 
des  Feldspathes  ist,  z.  Th.  mit  der  Bildung  von  Viridit, 
z.  Th.  mit  der  von  Epidot  zusammenhängend,  bestätigt 
vorzüglich  der  mikroskopische  Befund,  aber  auch  schon 
makroskopisch  lässt  sich  an  einigen  Feldspathleisten  ein 
Epidotkem  erkennen.  Zwischen  den  der  Menge  nach  vor- 
herrschenden Flagioklasleisten  erscheinen  dunkelbraune 
Augitleisten  von  sehr  unvoUkommner  Form,  z.  Th.  mit  einer 
fettglänzenden,  grünen,  chloritischen  Masse  verbunden.  Dass 
auch  die  Augite  schon  sehr  durch  Zersetzungsvorgänge  an- 
gegriffen sein  müssen,  zeigt  ihre  weiche  Beschaffenheit;  mit 
der  Messerspitze  sind  sie  leicht  zu  Pulver  zu  schaben.  Der 
Magnetit  bildet  blauschwarze,  glänzende  Kömer,  auch  ein- 
zelne Oktaeder. 

Das  Mikroskop  erweist:  Plagioklas,  Augit,  Viridit, 
Quarz,  Epidot,  Titaneisen,  Titanomorphit,  Titanit,  Mag- 
netit, Hämatit,  Biotit,  Calcit,  Apatit,  Helminth,  Apophyllit. 

Der  Plagioklas  erscheint  grossentheils  durchaus  trübe 
und  von  secundären  Interpositionen,  überwiegend  Epidot 
und  Calcit,  aber  auch  chloritische  Substanz  erfüllt.  Mes- 
sungen des  Winkels  der  Auslöschungsrichtungen  mit  der 
Zwillingsgrenze  ergaben  an  einzelnen  Querschnitten  nach 
rechts  und  links  13<>.  Von  den  Interpositionen  lassen  sich 
Calcit  und  Epidot  immer  gut  trennen  durch  die  sehr  leb- 
haften Polarisationsfarben  auch  der  kleinen  Epidotkör- 
ner.  Während  der  Calcit  in  den  Plagioklasen  unregel- 
mässige, äusserst  feinkörnige  Aggregate  bildet,  erscheinen 
die  Epidote  nicht  ohne  Begel  eingeschaltet.  Die  einzelnen 
Körner,  von  denen  viele  schon  die  Form  schiefer  Rhomben 
zeigen,  lagern  sich  immer  parallel  den  Zwillingsgrenzen 
der  Plagioklase  aneinander.  Sie  vereinigen  sich  zu  grösse- 
ren Stengligen  Individuen,  die  mit  ihrer  Längsrichtung 
ebenfalls  immer  parallel  den  Zwillingslamellen  liegen,  die 
also  auf  der  Symmetrieebene,  oder  den  dieser  entsprechen- 


198 

den  Spaltungsfugen  eingeschaltet  sind.  Das  tritt  besonders 
schön  hervor,  wenn  man  bei  gekreuzten  Nicols  die  einen 
Zwillingslamellen  auf  ihre  Auslöschung  einstellt,  dann  heben 
sich  die  lebhaft  bunt  polarisirenden  Epidotstengel  schön 
diesen  dunkeln  Streifen  parallel  liegend  hervor  (Fig.  2)/ 
Jedoch  erscheint  der  Epidot  auch  in  kleineren,  unregel- 
mässigen Anhäufungen  oder  radialstengligen  Gruppen  im 
Plagioklas. 

Der  Augit,  von  einer  grauen  Farbe,  die  nur  schwach 
ins  violette  spielt,  erscheint  kaum  mehr  in  ganzen  Quer- 
schnitten, er  ist  vollkommen  in  einzelne  Brocken  und  iso- 
lirte  Körner  durch  den  zwischengedrungenen  Viridit  zer- 
legt. '  Oft  sind  so  an  einem  Augitquerschnitte  nur  mehr  ein 
paar  ganz  kleine  Beste  wirklicher  Augitsubstanz  übrig,  alles 
andere  ist  in  ein  regellos  fasriges  Aggregat  von  lichtgrüner 
Farbe,  durch  welches  rostfarbige  Adern  von  Eisenoxyd  netz- 
förmig hindurchziehen,  und  in  dem  reichlich  Epidot  in  kör- 
nigen Aggregaten  inneliegt,  verwandelt.  Die  ursprüngliche 
Zusammengehörigkeit  der  Augitreste  zu  einem  Krystall 
spricht  sich  dann  aber  in  der  übereinstimmenden  Orien- 
tirung  der  optischen  Richtungen  in  denselben  auf  das  be- 
stimmteste aus.  Bei  der  meist  überwiegenden  Masse  des 
Viridites  ist  es  nicht  leicht,  sich  eine  bestimmte  Ansicht 
über  die  Lage  eines  Schnittes  an  einem  Augitquerschnitt 
zu  verschaffen.  Zwillinge  wurden  nicht  beobachtet.  Dar- 
nach erschien  die  Bestimmung  der  Auslöschungsschiefe 
schwierig.  Nur  einzelne  Querschnitte  Hessen  ihrer  Form 
nach  vermuthen,  dass  sie  nahezu  parallel  der  Symmetrie- 
eben geschnitten  seien  und  diese  ergaben  auch  übereinstim- 
mende Messungsresultate.  Hiernach  ist  der  Winkel,  den  die 
Auslöschungsrichtung  mit  der  Axe  c  bildet  =  33^ — 34®. 
Der  Augit  zeigt  keinen  Pleochroismus.  Auch  tritt  keinerlei 
vollkommnere  Spaltbarkeit  an  den  Querschnitten  hervor. 

•  Wenn  auch  die  Beschaffenheit  des  Viridites  z.  Th. 
nicht  verschieden  scheint  von  der  in  den  übrigen  Gestei- 
nen dieses  Gebietes  und  ebenso  wie  in  diesen  unter  ge- 
kreuzten Nicols  die  fast  schwarzen,  tiefblauen  Polarisations- 
farben zeigt,  so  tritt  doch  an  einigen  Stellen  hier  die  chlo- 
jitißche  Substanz  auch  in  einer  etwas  abweichenden,  aber 


199 

bestimmtcrn  Form  aaf.  Besonders  ist  das  gut  zu  erkennen 
in  einigen  farblosen  Mineralparthieu  von  ganz  besonderer, 
anfifallender  Beschaffenheit.  In  den  Dünnschliffen  liegen 
einzelne,  vier  oder  achtseitige,  ziemlich  grosse  Querschnitte, 
die  durch  eine  vollkommene,  rechtwinklige  Spaltbarkeit 
ausgezeichnet  sind.  Sonst  würde  man  nach  ihrem  Vei^ 
halten  dieselben  für  Calcit  halten  können.  Die  Spaltbar- 
keit liegt  in  den  vierseitigen,  quadratischen  Querschnitten 
diagonal,  in  den  achtseitigen  Querschnitten  parallel  den 
abwechselnden  Seiten  des  Achtecks.  Die  farblose  Substanz 
ist  doppelbrechend;  die  Auslöschungsrichtungen  schnei- 
den die  Spaltungsrichtungen  unter  Winkeln  von  45  o.  Die 
Polarisationserscheinung  ist  äusserst  schwach,  die  zwi- 
schen gekreuzten  Nicols  hervortretenden  Farben  sind  nur 
Abstufungen  von  Blaugrau.  Bei  Anwendung  eines  Objek- 
tives (in  diesem  Falle  Hartnack  Nr.  7)  ohne  Okular*)  und 
bei  gekreuzten  Nicols  erhält  man  in  einem  der  vorliegen- 
den Querschnitte  ein  sehr  deutliches  Interferenzbild:  das 
der  optisch  einaxigen  Körper,  schwachfarbige  Ringe  mit 
dunklem  Kreuz.  Dasselbe  erscheint  etwas  verschoben,  weil 
der  Schnitt  nicht  genau  senkrecht  zur  Hauptaxe  liegt,  wie 
das  auch  in  der  etwas  wechselnden  Intensität  der  Dunkel- 
heit im  parallel  polarisirten  Lichte  bei  einer  Drehung  des 
Präparates  in  der  Horizontalebene  Bestätigung  findet.  Salz- 
säure zersetzt  das  Mineral.    Die  Spaltbarkeit  und  das  op- 


1)  Die  hier  angewandte  Methode  zur  Untersuchung  sehr  dünner 
Plättchen  im  convorgenten  polarisirten  Lichte  ist  mir  schon  oft  sehr 
dienlich  gewesen.  Man  kann  auf  diese  Weise  in  Dünnschliffen  sehr 
gut  Interferenzbilder  hervorrufen.  An  einem  Fues'schen  Mikroskope 
kann  man  je  nach  Bedarf  und  je  nach  der  Dicke  der  Plättchen  die 
Objektive  verschieden  wählen,  indem  man  die  Okulare  weglässt  und 
dann  den  Tubus  so  stellt,  dass  man  convergentes  Licht  erhält.  Auch 
kann  man  an  bJtelle  der  Objektive,  die  Okulare  als  Loupen  auf  das 
Präparat  und  unter  den  Tubus  aufsetzen.  Auf  diese  Weise  kann 
man  an  dünnen  Plättchen  alle  Interferenzerscheinungen  wahrnehmen, 
die  man  mit  dem  Nörronberg  nicht  mehr  sehen  würdeu  und  so  dient 
das  Mikroskop  als  vollständiger  Polarisationsapparat.  Besonders  gut 
eignet  sich  diese  Methode  zur  schnellen  Untersuchung  von  Glimmeri 
Chlorit  u.  dergl.    Vergl.  Jahrb.  f.  Min.  1878.  377. 


".  *"•     'W 


200 

tische  Verhalten  bestimmen  mich,  das  vorliegende  Mineral 
für  Apophyllit  zu  halten. 

In  diesem  eingewachsen  erscheinen  nun  zahlreiche, 
zierliche  Aggregate  einer  chloritischen  Substanz  von  sehr 
charakteristischer  Form.  Es  sind  vorherrschend  wurmähn- 
liche, gewundene  Gestalten,  oft  zu  geschlossenen  Ringen 
zurückgebogen,  oft  zickzackförmig  und  dazwischen  fächer- 
förmige Halbkreise.  Die  einzelnen  Glieder  solcher  Gestalten 
sind  rundliche  Täfelchen,  die  auch  isölirt  erscheinen, .  von 
wechselnder  Dicke,  aber  immer  sehr  klein  und  ohne  er- 
kennbare polygonale  Umrisse  (Fig.  2).  Diese  kleinen  Scheib- 
chen erscheinen,  wo  sie  flach  liegen,  dunkelschwarzgrün 
und  bleiben  so  auch  bei  einer  Horizontaldrehung  trber  dem 
unteren  Nicol.  Dagegen  erscheinen  sie  im  Querschnitte, 
und  diesen  sehen  wir  immer  in  den  gewundenen  Stäbchen 
oder  Fächern,  deutlich  dichroitisch,  gelblich  oder  grün. 
Hiernach  ergibt  sich  für  c,  die  Hauptaxe,  die  Axenfarbe 
gelb,  für  die  Nebenaxen  a:  grün.  Die  Auslöschungsrich- 
tungen in  den  Stäbchen  liegen  parallel  und  senkrecht  zur 
Hauptaxe.  Die  Polarisationsfarben  sind  lebhaft  und  ver- 
schieden. Die  Täfelchen  zeigen  eine  feine  Faserung,  die 
einer  basischen  Spaltbarkeit  entspricht.  Dieses  chloritische 
Mineral  erscheint  vollkommen  identisch  mit  dem,  welches 
Volger  unter  dem  Namen  Helminth  beschrieben  und  ein- 
und  aufgewachsen  in  einer  Reihe  von  Mineralien  liachge- 
wiesen  hat.  Hier  sprechen  die  optischen  Erscheinungen 
besonders  auch  die  Art  des  Pleochroismus  auf  das  bestimm- 
teste fUr  einen  hexagonalen  Charakter  und  hiernach  müsste 
der  Helminth  wohl  zum  Pennin  gestellt  werden. 

Aus  der  Aggregation  mehrerer  solcher  wurm-  oder 
flichelfbrmigen  Gestalten  bilden  sich  dann  vollständige  Ku- 
geln, deren  Struktur  die  Art  ihrer  Zusammensetzung  er- 
kennen lässt.  Oft  erscheint  im  Innern  eines  aus  Helminth 
bestehenden  Kranzes  ein  grösseres  Blatt,  glimmerähnlich, 
von  demselben  Verhalten  wie  der  Helminth  und  daher 
wohl  auch  identisch  mit  diesem.  Dichte  Aggregate  dieser 
Art  erweisen  immer  denselben  Dichroismus  und  zeigen  die 
radialfasrige  Struktur,  auch  wenn  sie  ohne  Anwendung  des 
Nicols  nicht  sichtbar  wird,  zwischen  gekreuzten  Nicols  recht 


201 

• 

deutlich  in  der  Erscheinung  der  dunklen  Auslöschungs- 
kreuze. So  erkennt  man,  dass  ein  ziemlich  grosser  Theil 
des  in  dem  Gesteine  vorhandenen  Viridites  ebenüäUs  dem 
Helminth  zuzurechnen  ist.  Ausserdem  ist,  wie  schon  er- 
wähnt, allerdings  auch  solcher  Viridit  vorhanden,  der  eine 
andere  Beschaffenheit  und  vor  allem  keinen  Dichroismus 
und  andere  Poiarisationserscheinung  zeigt,  von  dem  Hel- 
minth hierdurch  immer  auf  das  bestimmteste  zu  trennen. 
Der  Helminth  wurde  ausser  in  diesem  Gesteine  nur  noch 
in  dem  später  noch  zu  besprechenden  Gesteine  von  Kern- 
scheidt  aufgefunden,  indem  er  oberflächliche  Lagen  auf  den 
Gesteinsklüften  bildet  und  z.  Th.  in  Quarz  eingewachsen  ist 

Epidot  ist  ausserordentlich  reichlich  vorhanden,  in 
Körnern,  kömigen,  stengligen  und  radialstcngligen  Ag- 
gregaten und  kleinen  Kryställchen  durch  die  ganze  Ge- 
steinsmasse verbreitet.  Seine  Beziehungen  zu  Plagioklas 
und  Augit  wurden  schon  bei  diesen  erwähnt. 

Das  Titaneisen  ist  nicht  sehr  reichlich  vorhanden, 
neben  demselben  erscheint  Magnetit  und  diesen  umgebend 
braunrothes  Eisenoxyd.  In  den  Viriditparthien  kommen  * 
blutrothe  Punkte  und  Streifen  von  Eisenoxyd  vor,  die  z.  Th. 
bestimmte  Form  annehmen  und  dann  wohl  für  Hämatit  an- 
gesehen werden  können. 

Biotit  erscheint  in  kleinen  garbenformigen  Büscheln 
und  sternförmigen  Aggregaten  solcher  Büschel,  ganz  so  wie 
wir  ihn  schon  in  dem  Diorit  von  Winkelbomfloss  bei  Schil- 
lingen beschrieben  haben  (Fig.  2).  Hier  wie  dort  trägt  er 
alle  Anzeichen  einer  secundären  Bildung  an  sich. 

Grössere  glimmerähnliche,  welligfaserige  Querschnitte 
oft  zu  vielen  aggregirt,  starken  Pleochroismus  zeigend: 
c.  gelbbraun,  a.  grün,  möchte  ich  geneigt  sein,  grössten- 
theils  fllr  eine  dem  Helminth  nahe  stehende,  chloritische, 
also  wohl  penninartige  Bildung  zu  halten ;  mit  diesem  stim- 
men die  optischen  Erscheinungen,  die  diese  Querschnitte 
zeigen,  überein. 

Der  Calcit  erscheint  im  Gegensatze  zu  dem  so  sehr 
reichlich  vorhandenen  Epidot  nur  spärlich,  meist  kleinere, 
durchaus  körnige  Aggregate  bildend.  Vereinzelt  erschei- 
nen zwischen  den  Feldspathleisten  eingeklemmt  aber  auch 


■  1  ■ 


I  ■»   ;. 
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203  i 

griJsserCi  einem  Individuum  angehörige  Parthien  mit  Spalt- 
barkeits-  und  ZwillingBstreifung. 

Der  Apatit  ist  sehr  reichlich  z.  Th.  in  ziemlich  grossen 
Prismen  vorhanden.  Dieselben  sind  oft  gebrochen  und  die 
einzelnen,  grösseren  Glieder  auffallend  stark  gegen  einan- 
der verschoben  (Fig.  3).  Viele  Prismen  zeigen  eine  aus 
anderer  Substanz  bestehende  Axe,  die  besonders  deutlich 
sichtbar  wird,  wenn  man  zwischen  gekreuzten  Nicols  die  - 
Apatitquerschnitte  auf  Dunkelheit  einstellt.  Dann  treten 
diese  Axen  lebhaft  hell  und  farbig  hervor,  so  dass  man  die 
Substanz  derselben  für  Quarz  halten  möchte,  der  dann  na- 
türlich mit  dem  Apatit  nicht  die  gleiche  Orientirung  besitzt 
(Fig.  7).  Auch  staubförmige  Interpositionen  sind  nicht  selten. 

b.    Diabas  von  Förstelbaeh  n.  v,  Nonnweilor. 

Dieses  anscheinend  frische,  ziemlich  harte  Gestein  '- 
lässt  in  einer  dunkelgrünen  dichten  Masse  nur  einzelne' 
kleine  Feldspathleistchen  makroskopisch  erkennen,  wäh- 
rend sich  übrigen"»  nur  dunklere  und  lichtere  Stellen  ab- 
heben, ohne  dass  man  dieselben  näher  bestimmen  könnte. 
Beichlich  erkennt  man  schon  mit  der  Loupe  schwarze  Kör- 
ner von  Titaneisen  und  lebhaft  glänzend  treten  eingesprengte 
Pyrite  hervor. 

Unter  dem  Mikroskope  erkennt  man:  Plagioklas, 
Augit,  Viridit,  Quarz,  Titaneisen,  Titanomorphit,  Titanit, 
Epidot,  Calcit,  Apatit,  Pyrit,  Magnetit,  Häraatit. 

Der  Plagioklas  ist  trübe  und  mit  secundären  Inter- 
positionen, Viridit,  Calci t,  Epidot  erfüllt  und  von  solchen 
oft  regelmässig  umrandet  (Fig.  3).  Die  Zwillingsstreifung 
ist  nur  theilweise  nctfjh  deutlich  wahrzunehmen.  Nur  schwer  .  : 
gelang  es  für  den  Winkel  der  Auslöschungsricbtungen  zu- 
verlässigere Werthe  zu  erhalten.  Die  beste  mögliche  Mes- 
sung ergab  einen  Winkel  von  12  <>  nach  rechts,  einen  Win- 
kel von  14®  nach  links  von  der  Zwillingsgrenze. 

Der  Augit  hat  eine  blassröthliche  Farbe  und  erscheint 
durch  Viridit  vollständig  zerrissen,  wenngleich  immer  noch 
grössere  Reste  von  Augitsubstanz  vorhanden  sind.  Verein- 
zelt wurden  Zwillinge  von  Augit  beobachtet.  Einer  der- 
selben gestattete  eine  Bestimmung  der  Winkel   der  Aus- 


■löBChnnj^snchtung  mit  der  Verticalaxe,  da  sich  ergab,  dass 
I  die  beiden  Winkel  rechts  nnd  links  von  der  Zwillingsgrenze 
I  genan  gleich  waren  und  hiernach  also  die  Lage  des  Schnit- 
}  tes  beBtimmt  war;  der  Winkel  hetrng  41". 
L  Der  lichtgrttne,    nicht  dichroitische  Viridit   erscheint 

I  bei  gekreuzten  Nicols  fast  ganz  dunkel,  tiefNausehwarz 
I  Und  bleibt  so  auch  grüBateutlieils  bei  einer  Horizontaldre- 
i  hung  des  Präparates.  Dann  erscheint  der  Schliff  von  einem 
I  fast  schwarzen  Netzwerke  durchzogen.  Nebenbei  kommt 
I  «her  auch  gelBgrüner,  dichroitischer  Viridit  vor,  an  dem 
I  Btets  auch  eine  radiale  Faserung  deutlich  besondei-s  unter 
I  gekreuzten  Nicols  hervortritt,  wo  dann  auch  lebhaftere  Po- 
r  larisationsfiirben  erscheinen. 

I  Quarz  ist  mehrtäeh    in    scharfen   hexagonalen   Quer- 

L  '.schnitten  vorhanden,  die  ohne  Zweifel  als  primärer  Bestand- 
I  Iheil  anzusehen  sind.  Sie,  sind  reich  an  FlUssigkeitsein- 
h  echlflssen  mit  z.  Th.  lebhaft  beweglichen  Libellen.  Einzebe 

■  dieser  Quarzhexagone  sind  von  einer  Zone  des  dicliroiti- 

■  sehen  Viridites  umsäumt,  so  dass  die  einzelnen  Fasern 
B'deaselben  genau  radial  zu  dem  Mittelpunkte  des  Quarz- 
Vctaerschnittes  gestellt  sind  (Fig.  3).  Ausser  dem  primären 
VQuarze  erscheint  aber  auch  solcher,  den  man  unzweifelhaft 
P'als  seeundär  erkennen  kann.  Er  bildet  z.  B.  in  einem  Schliffe 
I  eine  quer  durch  denselben  hindurchsetzendc  Ader,  die  eine 
I  deutliche,  wellige,  dem  Verlaufe  der  Ader  parallel  gehende 
ft/Faserung  zeigt.     Diese  wird   besonders  dadurch   deutlich, 

■  dass  zwischen  den  einzelneu  Lagen  und  conform  mit  die- 
■■IBen  verlaufend  chloritisehe  Lamellen,  dem  dichroitischen 
pTiridit  angehörig,  eingelagert  sind.  Stellenweise  aggre- 
■■giren  sie  sich  so  dicht,   dass  man  von  der  Quarzsubstanz 

■  aicbta  mehr  sieht.  Bei  der  Anwendung  polarisirten  Lich- 
nes  nimmt  man  wahr,  dass  die  Qoarzmasse  in  einzelne  In- 
Vdividuen  zerfällt,  die  ein  durchaus  einheitliches  optisclies 
^'Verhalten  zeigen,  und  zwar  gehen  die  Grenzen  der  einzel- 

■  nen  Individuen  quer  durch  die  Längsfaserung  liindareh  und 
t' erscheinen  so  unter  gekreuzten  Nicols  als  verseiiiedenfarbige 
B'Theile  der  Qciarzader.  Recht  schSn  lassen  sich  an  den 
Kbeiden  Salbändern  dieses  kleinen  Ganges  die  mechanischen 
Hfirscheinnugen  wahrnehmen,  die  durch  das  Aufreissen  der 


Kluft,  in  der  eich  dann  der  Quarz  absetzte,  hervorgerufen 
wurden.  Die  Quarzader  schneidet  Augitkrystalle  und  Titan- 
eiaenkOrner  mitten  durch.  Mit  ganz  genau  in  einander 
passenden  Bruchlinien  liegen  die  getrennten  Stücke,  um 
die  Breite  der  Quarzader  auseinander  geschoben  gegenüber, 
80  dasB  wir  uns  dieselben  genähert  wieder  vollkommen  zu 
einem  anscheinend  unverletzten  Ganzen  vereinigt  denken 
können  {Fig.  3). 

Ausserordentlich  schön  und  nur  in  dem  Diabase  von 
Hockweiler  in  ähnlicher  Weise  ausgezeichnet,  bieten  sieh 
hier  die  Skelette  des  Titaneisens  dar,  mit  allen  den  cha- 
rakteristischen Erscheinungen  der  Umwandlung,  wie  sie 
bei  dem  Amphibulit  von  Olmuth  schon  näher  erörtert  wur- 
den. Sehr  schön  ist  hier  die  wirkliche  Fortflibrong  von 
Substanz  zu  erkennen;  Viridit  ist  z.  Th.  in  die  leeren  Stel- 
len getreten,  während  sich  der  Titanomorphit  in  kömigen 
Aggregaten,  aber  auch  einzelnen  grösseren  Körnern,  schwach 
doppelbrecUend,  in  der  Nähe  des  ursprüngliclien  Titaneisens 
angesiedelt  hat  (Fig.  3),  Hier  lassen  sich  in  einigen  Fällen 
solche  Körner  wobl  für  nichts  anderes  als  Titanit  halten; 
wenn  sie  auch  der  Form  nach  mit  Epidotkörnern  überein- 
stimmen, trennt  sie  davon  sehr  bestimmt  die  nur  äusserst 
schwache  Polarisationserscbeinung.  Manchmal  glaubt  man 
an  solchen  isolirten  Körnern  auch  eine  Annäherung  an  poly- 
gonale, rhorabenähnliche  Formen  zu  erkennen. 

Neben   dem    Titancisen    erscheint    viel   Pyrit, 
z.  Th.  in  Brauneisen  umgewandelt   mit  rotbhraunem  Ho^ 
oft  selbst  rothbraun  durchscheinend,    sonst  an  dem  gelb* 
Glänze   im   rcflektirten  Liebte  gut   zu  erkennen.     Einzeln 
schwarze  Kömer  ohne  jede  Spur   der   fUr   das  Tltaneiaq 
charakteristischen  Zersetzung,   wohl  aber  brann  umsäui 
halte  ich  für  Magnetit.    Im  reflektirten  Lichte  glänzen  [ 
blauachwarz. 

Epidot  ist  auch  hier  reichlich  vorhanden, 
zierliche  Gruppen  bildend,  sehr  verbreitet  in  kleinen  KÖ) 
nem;  grössere  Prismen  und  stenglige  Aggregate,  wie  sa 
in  den  Dioriten  vorkommen,  fehlen  fast  ganz.  Der  Calfl|^ 
tritt  in  einzelnen  ziemlich  grossen  Individuen  von  sehaj 
rhomboedriscber  Gestalt,    mit  deutlicher  Spaltbarkoit 


I  ZwülingsBtreifung  auf,  aber  aucl}  in  feinkörnigen  Aggre- 
I  gaten,  der  Apatit  in  langen  Prismen,  wie  im  vorhergeben- 
I  den  ßesteine.  Einzelne  blutrnthe  vbombische  Querschnitte 
I  in  Viridit  nnd  in  der  Nähe  der  Eisenmineralien  dürfen  fUr 
I  Eämatit  gelten. 

I  c.    Der  Diabo»  von  Hoekweiler  bei  Trier. 

I  In  dem  schmutzig  grünen,  sehr  feinkörnigen  GesteinB- 

I  gemenge  lassen  sich  nur  die  kleinen  Feldspatbleistchen 
I  sieber  makroskopisch  bestimmen,  neben  diesen  erkennt  man 
I  einzelne  lichtergrUue,  fettglänzende  Stellen,  sowie  lebhaft 
I  glänzende  Pyritkörner.  Das  Gestein  ist  äusserlicb  dem  von 
»FSrstelbacb  sehr  ähnlich. 

I  Im  Mikroskope  erkennt  man:  Plagioklas,  Augit,  Viri- 

I  dit,  Epidot,  Titaneisen,  Titanomorphit,  Calcit,  Apatit,  Pyrit. 
I  Die  Plagioklase  erscheinen  ganz  von  der  Beschaffen- 

I  heit  wie  in  dem  Diabas  von  Förstelbach,  im  Innern  durch 
I  eingelagerte  Viridit-,  Epidot-  und  Calcitkörner  vollkommen 
I  getrübt,  umsäumt  von  körnigen  Epidotaggregaten,  im  In- 
l.nem  oft  Epidotprismen  eingeschaltet.  Die  gemessene  Aus- 
I  USachungsachiefe  ergab  15" — 16".  Auch  der  rötbliebe  Augit, 
I  deseen  Äuslöschungsschiefe  zu  34"  gemessen  wurde,  ist  im 
I  Allgemeinen  dem  von  Förstelbach  ähnlich,  nur  erschein.t 
I  die  Umwandlung  noch  weiter  fortgeschritten,  so  dass  in 
I  der  Regel  nur  mehr  eiuKelne  Fetzen  von  Angitsubstanz 
Lllbrig  sind,  die  in  grilner  Viriditmasse,  von  rostfarbenen 
K'Od«r  gelbbraunen  Adern  durchzogen  inneliegen,  in  der  Regel 

■  mit  etwas  Epidot  zusammen.  Dadurch  erinnert  hier  die 
K^iacheinung  der  Augite  noch  mehr  an  die  zersetzten  Olivine 
rsnderer  Gesteine,  deren  spärliche,  zusammengehörigen  Reste 

■  ancb  nnr  unter  gekreuzten  Nicols  erkannt  werden  können. 
I  Der  Viridit  gehört  auch  hier  grösstentheils  der  nicht 
Bdlehroitisehen,  unter  gekreuzten  Nicols  tiefblauscbwarz  er- 

■  Bobeinenden  Art  an.  Er  durchzieht  fast  wie  ein  Netzwerk 
I  das  ganze  Gestein,  erseheint  ancb  deutlich  zwischen  den 
rFeldspatbleistcn  eingeklemmt  (Fig.  10).  Nur  wenig  dichro- 
titisoher,  lebhafter  polarisirender  Viridit  ist  ausserdem  vor- 
Kluaden. 

^Bg    Die  Formen  des  Titaneisens  sind  hier  ebenso  schön 


-fr-.- 

I». 


'^ 


r-  ;  206 


wie  in  dem  Diabas  von  Förstelbach,  die  Beziehnngen  za 
Titanomorphit  ^uch  hier  recht  deutlich  zu  verfolgen.  Auch 
hier  sind  einzelne  Körner  schon  für  Titanit  zu  halten.  Epidot 
ist  ziemlich  viel  vorhanden,  aber  nicht  in  grösseren  Aggre- 
gaten, Calcit  in  körnigen  Anhäufungen  und  krystallin.  Kör- 
nern mit  Spaltbarkeit  und  Zwillingsstreifung.  Apatit  und 
Pyrit  sind  gleichfalls  reichlich  vorhanden.  Quarz  scheint 
zu  fehlen. 

d.   Diabas  eines  Ganges  zwischen  Heinzeberg  und  Kellenbacli. 

Das  feinkörnige,  etwas  Haserige,  makroskopisch  nicht 
näher  bestimmbare,  graugrüne  Gestein  ist  den  beiden  vor- 
hergehenden äusserlich  ziemlich  ähnlich.  Das  tritt  unter 
dem  Mikroskope  noch  viel  bestimmter  hervor.  Man  erkennt 
dann:  Plagioklas,  Augit,  Viridit,  Calcit,  Epidot,  Titaneisen, 
Eisenoxyd,  Quarz,  ApaJit.    ^ 

Plagioklaß,  an  einzelnen  die  Auslöschungsschiefe  za 
I40-— 15**  bestimmt  und  Augit,  fast  farblos  oder  nur  schwach 
röthlich,  sehr  zerrissen  durch  Viridit,  mit  einer  Auslöschungs- 
Bchiefe  von  38  <* — 40°,  sind  beide  so  umgewandelt,  dass 
einige  derselben  geradezu  als  Pseudomorphosen  eines  Ge- 
menges von  Viridit,  Calcit,  Epidot  und  unbestimmbarer, 
wohl  kaolinartiger  Substanz  nach  jenen  bezeichnet  werden 
könnten. -Nur  ganz  vereinzelt  erscheint  noch  ein  etwas 
frischerer  Augitquerschnitt.  Der  sehr  reichlich  vorhandene 
Viridit  durchzieht  wie  ein  Netzwerk  das  ganze  Gestein. 
Er  ist  blassgrün,  ohne  erkennbare  Struktur,  nur  unter  ge- 
kreuzten Nicols  als  ein  Aggregat  dann  blauschwarzer  Fa- 
sern sich  darstellend.  Es  erscheint  das  eigenthtlmliche 
Masehenwerk  der  Serpentine  in  den  Dünnschliffen  dieses 
Gesteines  vollkommen  angedeutet.  An  einigen  Stellen  sind 
die  Viriditstreifen  goldgelb  gefärbt.  Es  ist  viel  Calcit,  nur 
wenig  Epidot  vorhanden,  zahlreiche  Apatitnadeln  und  ver- 
einzelt ein  kleines  Quarzkorn. 

e.    Diabas  von  Saarbnrg. 

Das  Gestein  von  Saarburg  tritt  in  der  Form  eines 
mächtigen^  stockähnlichen  Ganges  aus  den  Schichten  des 
Devons  empor  und  trägt  auf  der  Höhe  der  scharfen  Kuppe, 


■"•1 


in  der  es  anfragt,  die  scliöuen  Ruinen  der  Burg  Saarbarg, 
malerisch  Uber  dem  gleiclinamiijeu  Kreisorte  gelegen.  Das 
anffaUende  dieser  äusseren  Erscheinung  mag  wohl  die  Ver- 
snlassang  gewesen  sein,  datjs  dieses  Vorkommen  eines  der 
wenigen  ist,  die  früher  schou  BeacbtDDg  gefunden.  Auch 
Steininger  erwähnt  den  Punkt  an  der  schon  früher  eitir- 
ten  Stelle')  und  der  ausgezeichnete  belgische  Geologe  A. 
Diimont  bespricht  ihn  in  seinem  Werke;  Sur  le  terrain 
ardennais  et  rhönan  S.  413.  Er  nennt  das  Gestein  einen 
Hypersthenit  und  wenn  auch  uns  die  Untersuchung  dea 
Gesteines  eine  von  der  gewöhnlichen  abweichende  Beschaf- 
fenheit des  wesentlichen  Gemengtheiles,  des  Augites,  der 
in  diesem  Gesteine  einen  diallagartigcn  Habitus  besitzt, 
ergeben  bat,  so  mag  die  Anführung  der  Stelle  aus  dem 
Werke  Damont's  als  ein  Zeugniss  für  seinen  petrographi- 
schen  Scharfblick  gelten.  Dort  heisst  es:  L'hypersthönite 
{du  massif  du  Rbin)  präsente  deux  varietös  principales 
snirant  qu'elle  est  simple  ou  ehloritif^re.  La  premi^re 
varietö  consiste  en  une  päte  compacte,  verte,  d'un  aspect 
oireii;x,  renfermant  des  cristaux  simples  on  bijugues,  longa 
et  ätroits  d'albite  du  meme  couleur,  d'un  6clat  vitreux  ou 
nacrä  et  des  grains  noirs  verdätres,  qui  paräissent  Hre  de 
l'hypersthßne,  mais  dont  je  n'ai  pu  jucequ'ä  present  d^ter- 
miner  les  clivages.  Cette  röche  est  granitoide,  teuace,  k 
casSDre  inegale,  d'un  vert  assez  foncö,  ponctill^  d'un  noir 
TSrdätre  ou  brunätre  et  d'un  aspect  mat.  Elle  passe  a 
l'aphanite  lorsque  les  cristaux  et  les  grains  d'albite  et 
d'hyperstheue  sont  fins."  Dumont  bezieht  diese  Beschrei- 
bung unmittelbar  auf  das  Gestein  von  Saarburg,  indem  er 
später  sagt;  „La  raine  du  chateau  de  Sarcbourg  est  situ^e 
Bur  ün  typhon  d'hyperstb^nite,  on  y  trouve  de  la  leherkiae, 
des  veines  et  des  cristaux  de  Calcaire  et  de  dolomie,  des 
quarz  ete.  Le  phyllade  qui  Joint  ce  typhon  est  a  peine 
modifiä  et  il  a  prie  senlement  une  couleur*nn  pea  verdätre, 
on  y  rencontre  des  petits  filons  et  des  veines  de  phillip- 
site,  de  malachite  et  de  limooite."  Der  Beschreibung  Du- 
mont's  ist  für  die  makroskopische  Charakteristik  kaum 


noch  etwas  hinzazufägen.  Die  mir  rorliegenden  HandstHoke 
entBprechen  jener  Beschreibung.  Sie  sind  r.iemlich  feinkör- 
nig, von  scbmutziggrangrüner  Farbe,  ein  Gemenge  weieseo 
Feldspathes  und  eines  grünen  fettglänzenden  Minerals,  mit 
inneliegenden  glänzenden  Kttrnern  von  Pyrit. 

Das  Mikroskop  zeigt  folgende  Gemengtheile :  Pla- 
gioklas,  Augit,  Viridit,  Amphibol,  Titaneisen,  Quarz,  Kalk- 
Späth,  Apatit,  Epidot,  Pyrit. 

Die  Plagioklase  sind  vorzüglich  im  Innern  mit  einem.  I 
kümigen  ZersetzungBprodukte  erfüllt,    das   aus   einem  Ge- 
menge von  Caleit,  Epidot  und  kaolinartiger  Substanz  besteht. 
Daher  ist  das  Innere  der  Plagioklasleiaten  oft  vollkommen 
opak,  während  der  Rand  noch  ziemlich  frisch  und  klar  ei^   ' 
scheint.     Hierdurch  heben  sich  die  einzelnen  Leisten  immer   1 
noch  recht  deutlich  gegen  einander  ab.    Diese  Erscheinung  J 
ist  in  ganz  gleicher  Weise  übrigens  auch  an  manchen  Pia-  i 
gioklasen  der  vorhergehenden  Gesteine-Ku  beobachten.   Die  1 
Zwillingsstreifung  ist  dadurch  manchmal   nicht  mehr  recht  ' 
vrahrzunelimen    und   eine   Bestimmung   der  Auslüaebungs- 
schiefe  war  nicht  leicht.  Die  besten  Werthe  ergaben  15"  bis 
17".  Der  Augit,  von  blassröthlicher  Farbe,  erscheint  meist  in 
zerrissenen  KSrnern   und   einzelnen  durch  Viridit  getrenn- 
ten  Fetzen,    wenngleich  er   im  Allgemeinen    viel   frischer 
erscheint,  wie  in  den  vorhergehenden  Gesteinen.    Er  zeigt 
keinen  Pleochroismus,    die  Auslöschungsschiefe  wurde   zu 
35" — 38"  bestimmt.    In  vielen  Querschnitten  besitzt  er  eine 
sehr  ausgesprochene  lamcllare  Spaltharkeit,  die  oft  als  ein 
System  dicht  neben  einander   liegender  Linien  erscheint. 
Solche  Augite  hat  man  wohl  als  Oiallag  bezeichnet.  Aber 
ich  stimme  darin  vollkommen  mit  Rosenbusch  überein'), 
dass  eine  bestimmte  Grenze  hier  wohl  nicht  zu  ziehen  ist, 
da  ausser  dieser  vollkommnen  Spaltbarkeit   (die   Übrigens 
auch  manchen  echten  Augiten  basaltischer  Gesteine,  so  z.  B. 
der  Basalte  der  Anklands-Insel  in  sehr  vollkommner  We 
eigenthümlich  ist)  sonst  alle  Eigenschaften  dieser  sog.  Di- 
allage  mit  dem  Augit  übereinstimmen,    wie  das  z.  B.  hier 
mit  Bezng  auf  das  optische  Verhalten  ganz  bestimmt  eon- 


1)  1.  c.  II.  327. 


209 

statirt  werden  konnte.  Der  in  diesem  Gesteine  vorliegende 
Angit  ist  deiner  Erscheinung  nach  vollkommen  identisch 
mit  dem  augitischen  Mineral  des  Gesteines  von  Hozämont, 
für  welches  de  la  Vall6e  und  R^nard  in  ihrer  mehrfach 
citirten  Arbeit  die  Bezeichnung  eines  Gabbro's  gewählt 
haben.  Die  Identität  der  beiden  Gesteine  ist  in  dieser 
Beziehung  und  überhaupt  eine  so  vollkommne,  dass  man 
Dünnschliffe  beider  nicht  wohl  von  einander  zu  unterschei- 
den vermag.  Und  im  Anschluss  an  die  von  jenen  Forschem 
gewählte  Bezeichnung  würde  man  auch  das  Gestein  von 
Saarburg  als  einen  Gabbro  bezeichnen  dürfen.  Die  ein- 
zelnen Augitfetzen  sind  von  der  blassgrünen  Substanz  des 
Viridites  durchdrungen,  in  einzelnen  Querschnitten  erscheint 
auch  Quarz  diese  Bruchstücke  wieder  zu  verkitten.  Der 
Viridit  ist  meist  von  der  blassgrünen,  nicht  dichroitischen 
Art,  unter  gekreuzten  Nicols  tiefschwarzblau,  fast  wie  iso- 
trop erscheinend;  daneben  kommt  auch  fasriger,  etwas  di- 
chroitischer  und  lebhafter  polarisirender  Viridit  vor.  Durch 
Aetzen  eines  Schliffes  mit  Salzsäure  wurden  beide  Substan- 
zen gleichmässig  angegriffen.  Auch  liier  liegt  also  wohl 
ein  dem  Delessit  verwandtes  chloritisches  Produkt  vor- 
Neben  dem  Augit  erscheint,  allerdings  nur  sparsam  auch 
blassgrüne,  schilfige  Hornblende,  optisch  genau  zu  bestim- 
men, einzelne  Augitquerschnitte  uralitartig  umsäumend.  Das 
asbestartige  Mineral,  das  auch  in  dem  Gesteine  von  Hozä- 
mont  beobachtet  wurde  und  in  dem  von  Kürenz  von  mir 
beschrieben  wird,  kommt  gleichtalls  in  diesem  vor. 

Das  Titaneisen,  meist  grössere,  regelmässig  be- 
grenzte Kömer  und  Querschnitte  bietend,  erscheint  ausge- 
zeichnet und  recht  charakteristisch;  mit  ihm  und  seinem 
Umwandlungsprodukt  zusammen  kommen  auch  spärlich 
deutliche  Körner  von  Epidot  vor.  Quarz  liegt  in  einzelnen 
klaren  Körnern  mit  zahlreichen  Flüssigkeitseinschlüssen 
vor,  aber  auch  in  schmalen  Schnüren^  als  Spaltenausfül- 
lung  von  offenbar  secundärer  Entstehung.  In  letzterem 
fehlen  die  Flüssigkeitseinschlttsse  ganz.  Der  Galcit,  fast 
immer  mit  dem  Viridit  enge  verbunden,  erscheint  in  kör- 
nigen Aggregaten.  Seine  Anwesenheit  hatte  hier  schon  das 
schwache  Brausen  des  Gesteins  mit  Säuren  angezeigt.   Der 

Verb.  d.  nat.  Ver.  Jahrg.  XXXV.  6.  Folge,  V.  Bd.  14 


Apatit  ist  in  langen  Prismen,  oft  niehrfacli  zerbrochen,  die 
einzelnen  Glieder  pei-lsclinurartig  hintereinander  liegend, 
vorhanden ;  der  Pyrit  ist  in  den  vorliegenden  Schliffen  frisch, 
aber  nur  spärlich  wahrznnehnien , 

Zu  den  diabasischen  Gesteinen  muas  eine  Reihe  von 
Vorkommen  gerechnet  werden,  deren  Zusammengehörigkeit 
mit  ihnen  aieh  durch  die  lieohachteten  Umwaudlnngser- 
seheinungen,  durch  die  Uebereinstimmnug  der  Mikrostruk- 
tur  mit  den  echten  Diabasen  ziemlieh  unzweifelhaft  ergibt, 
wenn  auch  der  wesentliche  Gemengtheil,  der  Augit  in  den- 
selben ganz  fehlt  oder  richtiger  gesagt  durch  die  Umwand- 
lungavorgäuge  verdrängt  worden  ist.  Aber  wenn  man  sieh 
bei  der  Durchsicht  einer  gauzeu  Reihe  dieser  Gesteine  an 
das  Erkennen  der  verschiedeneu  Stadien  ihrer  Umwandlung 
gewöhnt  bat,  so  findet  man  doch  in  deu  meistL^u  derselben 
noch  die  deutlichen  Spuren  des  Augites  wieder. 

f.    tiesteiD  vou  der  Irscher  Mühle  bei  Tri«r. 

In  der  grüngrauen,  etwas  i'eltig  glänzenden  .Gesteins- 
masse  nimmt  mau,  besonders  wenn  man  das  Gestein  be- 
fenehtet,  zahlreiche,  mattweisse,  caolinisirte  Feldspathleist- 
ehen  wahr,  die  sich  mit  der  Messerspitze  leicht  zu  Pulver 
schaben  lassen.  Ausser  diesen  Hegen  braune,  mit  Eisen- 
OKjdrinden  überzogene  Calcitaggregate  in  dem  Gesteine  zer- 
streut. Die  weiche  Besebaffenheit  des  Gesteins  verräth  ein« 
bedeutende  Zersetzung. 

Das  Mikroskop  erweist:  Viridit,  Plagioklas,  Quarz, 
Caicit,  Glimmer,  Apatit,  Eisenoxyd. 

Der  grHsste  Theil  des  Gesteines  besteht  aus  der  im 
Schliffe  blassgrtin  erscheinenden  Substanz  des  Viridites,  der 
unter  gekreuzten  Nicols  tiefblauschwarz  erscheint,  so  daas 
dann  iast  der  ganze  Schliff  verdunkelt  \vird.  In  dieser 
dunklen  Masse  treten  dann  zahlreiche  glänzende,  lebhaft 
polarisirende  Leistchen  hervor,  die  im  gewöhnlichen  Lichte 
gar  nicht  sichtbar  waren.  Einzelne  sind  so  gross,  daas 
man  ihre  wellig  faserige  Struktur  erkennen  kann,  sowia 
dass  die  Auslöscbnugsrichtuugen  in  ihnen  parallel  und  senk- 
recht zu  den  äusseren  Umrissen  orieutirt  sind.  Ein  bestimm- 
terer Nachweis  der  Natur  dieses  glimmerartigen  Minerale» 


211 

ist  nicht  möglich  gewesen.     Wenn  ich  dieselben  für  ein 
kaolin-  oder  nakritartiges  Mineral  halte,  so  bestimmt  mich 
dazu  vorzüglich  der  makroskopische  Befund,  der  den  kaoli- 
nisirten  Zustand  der  Feldspathe  erkennen  Hess.   Diese  win- 
zigen Leistchen   und  Blattchen  häufen  sich   an   einzelnen 
Stellen  in  den  Feldspathen  auch  zu  grosseren,  dichten  Ag- 
gregaten zusammen,  die  durch  ihre  lebhaften  Polarisations- 
farben sich  immer  trefflich  aus  dem  Viridit  hervorheben. 
Die  Plagioklase  sind  noch  zu  erkennen,  jedoch  die  Zwil- 
lingsstreifung  fast  ganz  verwischt,  nur  die  Umrisse  heben 
sich  deutlich  ab.    Neben  ihnen  tritt  der  Quarz,  besonders 
durch  seine  Frische  auffallend,  hervor.    Calcit  erscheint  in 
körnigen  Aggregaten,   Apatit,   ebenfalls  von  ganz  klarem, 
frischem  Aussehen,  häufig  einen  mit  staubförmigen  Interposi- 
tionen  ertiillten  Kern  uraschliessend.    Die  Stellen,  an  denen 
der  Augit  im  Gesteine  gesessen  hat,    lassen  sich  oft  noch 
an  den  äusseren   Contouren   ganz  bestimmt  herausfinden. 
Es  sind  eigenthümliche,    in  den  Schliffen  sehr  hervortre- 
tende,  auch  mit  der  Loupe  schon  wahrnehmbare  Stellen, 
deren  Struktur  ein  charakteristisches,    in  diesen  Gesteinen 
ziemlich  constant  wiederkehrendes  Maschenwerk  zeigt,  wie 
es  Fig.  G  darstellt.    Die  einzelnen  Felder  sind  durch  kör- 
nige Anhäufungen  von  schwer  bestimmbarer  Natur,  jeden- 
falls Gemenge  von  Calcit,  Viridit  u.  dgl.  gebildet,  die  meist 
dunkelbraun,   oft  ganz  opak  erscheinen,    zwischen  diesen 
ziehen  sich  die  blassgrünen  Adern  des  Viridites  hin  und 
die  Axen  der  meist  unregelmässig  verlaufenden  Viriditstreifen 
sind  durch  schwarze  kömige  Aggregate,  perlschnurartig  oder 
streifenförmig,  von  Magnetit  gebildet,  der  hier  ohne  Zweifel 
ein  secundäres  Produkt  ist.    Diese  Pseudomorphosen  nach 
Augit  zeigen  von  wirklicher  Augitsubstanz  keine  Spur  mehr 
und  gleichen  ganz  den  ähnlichen  Umwandlungserscheinun- 
gen des  Olivins.   Dass  sie  hier  aber  ganz  gewiss  nicht  dem 
Olivin  zuzuschreiben  sind,  dafür  spricht  besonders  der  Um- 
stand, dass  keine  der  vielen  beobachteten  Formen  der  Quer- 
schnitte den  ja  meist  recht  charakteristischen  Querschnit- 
ten des  Olivins  gleicht,  wohl  aber,  wenn  man  sie  mit  den 
Augiten  in  den  Diabasen  vergleicht,   diesen.    Zudem  aber 
sind  alle   begleitenden  Verhältnisse   derart,    dass  man  in 


diesen  Stellen  das  Äequivalent  der  Augite  in  jenen  Diaba- 
sen aeben  muss.  Aucb  leiten  allmälige  Uebergänge,  ohne 
irgend  auffallende  Lücken,  zu  jenen  hinüber. 

g.  Ueätein  TOD  Wiltingen  a.  d.  Saar  (an  Koch's  (üerherei). 
DieeeB  ist  äusBerlicb  ebenfalls  als  ein  versetztes  Ge- 
stein eharakterisirt;  von  einer  grauen  Farbe;  wenn  man  es 
befeuchtet,  treten  caolinisirte  Feldspathleistcben  hervor,  ' 
zwischen  denen  bin  und  wieder  giössere  Flecken  erschei- 
nen, die  als  ein  Garbonat  sieb  zu  erkennen  geben,  hier 
wohl  Dolomit. 

Von  Plagioklas  und  Augit  ist  unter  dem  Mikroskope 
hier  fast  nichts  mehr  wahrzunehmen,  die  Leisten  des  erste- 
ren  sind  noch  hin  und  wieder  zu  unterscheiden;  ähnliche, 
aber  viel  unbestimmtere  Stellen,  wie  in  dem  vorhergehen- 
den Gestein,  deuten  die  früheren  Augite  an.  Das  Gestein. 
ist  sehr  reich  an  einem  äusserst  feinkörnigen  Zersetzungs- 
ppodukte  von  opaker  Beschaffen  heil,  das  auch  unter  den 
Nicols  durch  Reflex  hell  bleibt  und  sich  ganz  indifferent 
zeigt,  eine  kaolinartige  Substanz,  die  von  Säuren  anschei- 
nend nicht  augegriffen  wird.  Von  dem  ebenfalls  reichlich 
vorhandenen  körnigen  Caleit  oder  Dolomit  unterscbeidet 
jene  Substanz  ibr  optisches  Verhalten.  Da  die  oft  sehr 
deutlichen  Rhorabo6der,  die  dem  Carbonate  angehören,  auch 
da,  wo  sie  recht  gross  werden,  nie  die  klare  Beschaffen- 
heit von  Calcitrhombofedern,  wie  wir  ihnen  in  andern  Ge- 
steinen begegneten,  noch  auch  die  deutliehe  Streifung  der 
Spaltbarkeit  und  der  Zwillingsbildnng  zeigen,  so  möchte 
man  das  Carbonat  hier  eher  lUr  Dolomit  halten.  Einzelne  , 
grosskörnige  Aggregate  von  BhomboSdern  gleichen  in  den 
Schliffen  in  der  That  vollkommen  Dolomiten.  Daher  wäre 
dann  auch  wohl  zu  erklären,  warum  das  Gestein  niebt  beim 
Auftröpfelu  von  Säure  braust.  Aucb  die  in  den  andern 
Gesteinen  von  ähnlicher  Bescbaffenbeit  vorkommenden  Ag- 
gregate dieser  Art,  bei  denen  die  grösseren,  scharfgeform- 
ten Rhomboeder  sieb  so  verhalten  wie  hier,  möchte  ich 
alle  für  Dolomit  halten.  Die  Dolomitaggregate  sind  oft  | 
von  fasrigem  Viridit  umsäumt.  Rostfarbige  oder  hlntrotbo 
Flecken  von  Eisenoxyd  durch  die  Schliffe  verbreitet  rühren 


213 

von  zersetztem  Magnetit  oder  Pyrit  her.   Jedoch  lassen  sich 
auch  noch  die  Reste  von  Titaneisen  erkennen. 

h.   Gestein  von  Oaisfeld. 

Das  Gestein  gleicht  dem  vorhergehenden.  In  der  dich- 
ten grauen  Gesteinsmasse  werden  besonders  durch  Befeuch- 
ten gelbe  Leistchen  caolinisirten  Feldspathes  sichtbar.  Das 
zerreibliche  Gestein  braust  mit  Säuren  nicht. 

Unter  dem  Mikroskope  erscheint  auch  hier  überwie- 
gend die  feinkörnige,  dem  Kaolin  zugeschriebene  Substanz, 
die  hier  bei  Anwendung  stärkerer  Vergrösserung  deutlich 
schuppige  Struktur  zeigt,  und  an  einzelnen  Stellen  Dolomit, 
ebenfalls  in  Bhomboedem.  Feldspathleisten  sind  kaum  noch 
wahrzunehmen,  auch  die  Stellen  früherer  Augite  sehr  unbe- 
stimmt und  nur  aus  der  Analogie  mit  den  vorigen  Gesteinen 
noch  hin  und  wieder  zu  erkennen.  Quarz  erscheint  in 
einzelnen  kleinkörnigen  Aggregaten;  schmutzigbraunrothe 
Fetzen,  aus  der  Zersetzung  der  Eisenminerale  hervorgegan- 
gen, sind  durch  das  ganze  Gestein  zerstreut. 

i.    Gestein  von  Crettnach  (nördl.  v.  d.  Kirche). 

Ist  äusserlich  vollkommen  ähnlich  dem  Gesteine  von 
Wiltingen.  Unter  dem  Mikroskope  sind  kaum  noch  die 
Plagioklasleisten  zu  erkennen,  die  Pseudomorphosen  nach 
Augit  (Fig.  6)  identisch  mit  denen  im  Gesteine  von  der 
Irscher  Mühle.  Der  vorwaltende  Bestandtheil  ist  die  ka- 
olinartige Substanz,  von  Viridit  und  Dolomit  begleitet.  Das 
Gestein  ist  ziemlich  reich  an  frischem  Quarz  und  Apatit. 
Rostbraune  Reste  der  Eisenmiiierale.  Im  Viridit  neugebil- 
deter Magnetit.  Einzelne  Lamellen  eines  hellen  Glimmers 
sind  wahrzunehmen  mit  braunem  eisenschüssigem  Ueber- 
zuge  oder  auf  den  Fasern  von  solchen  Lagen  durchzogen. 
Der  mit  starker  Absorbtion  verbundene  Pleochroismus  ist 
recht  deutlich. 

k.    Gestein  von  Niedermennig. 

Auch  dieses  gleicht  makroskopisch  den  vorhergehen- 
den, es  ist  braun  durch  Eisenoxydfärbung.  Unter  dem 
Mikroskope  erkennt  man  es  als  ein  Gemenge  vorwaltenden 
Viridites  mit  Dolomit  und  Kaolin.   Der  blassgrüne  Viridit, 


bei  gekreuzten  Nicola  dunkel,  veraulaeet,  dase  dann  der 
ganze  Schliff  verdunkelt  wird.  Hier  tritt  also  gegen  den 
Viridit  die  kfirnige  Kaolinsubstanz  docli  sehr  zurück.  Der 
Dolomit  in  scharfen  Rhomboedem,  zahlreiche  Rostflecken 
von  den  zersetzten  Eisenmineralien,  ziemlich  viel  Quarz. 

I.    destein  von  Oberemmel. 

Aeusserlich  dem  vorhergehenden  gleichend.  Unter  dem 
Mikroskope  sind  die  Plagioklaaleisten  au  ihren  Umrissen 
noch  sehr  scharf  zu  erkennen,  wenngleich  sie  grösstentheils 
nur  Aggregatpolarisation  zeigen.  Das  Gestein  ist  besonders 
reich  an  Dolomit,  der  oft  in  grossen  Gruppen  aus  zahl- 
reichen RhomboMern  vereinigt  ist.  Auch  hie*  nie  die 
Zwillingastreit'ung  an  denselben.  Der  Viridit,  oft  fast  farb- 
los, aber  unter  gekreuzten  Nicola  bestimmt  zu  erkennen, 
umgibt  solche  Doloniitaggregste.  Nebe»  diesem  noch  ein  j 
biassgriincs,  faseriges  Mineral  von  lebhatteren  Polarigations- ^ 
färben.  Glimmerlamelten,  branngesäamt  und  gestreift,  eind 
ganz  identisch  mit  denen  im  Gestein  von  Crettnacb.  Quare  , 
nnd  Apatit  sind  frisch,  reichliche  Reste  von  Eisenmineralie 

m.    fiflHtein  vom  Rohheiderhof  bei  C»tiz 

Braune  und  grünliche  Körner  bilden  das  unbestimm 
Gemenge  dieses  Gesteines,  das  seiue  weiche  Beschaffenheit 
und  der  starke  Thongernch  als  ein  sehr  zersetztes  charak- 
terisiren. 

Die  Mikrostruktur  gleicht   im  Allgemeinen  der  des 
vorhergehenden  Gesteines,  die  Plagioklasleisteu  zeigen  nur 
noch  ihre  Umrisse,  Viridit  ist  vorherrschend,    vollkommen  l 
von  eisenschüssigen  Flecken  erfüllt.     Das  Gestein  ist  recht] 
quarzreich,  dagegen  erscheint  weniger  Dolomit. 

Das  Gestein  südöstlich  vom  Rohbeiderhofe  anstehend 
ist  mit  diesem  fast  vollkommen  identisch,   dagegen  gehört  | 
ein  Gestein  vom  Weiher  zwischen  Kohheiderbof  and  Forst- 
htltte  entschieden  zum  Melaphyr  nnd  wird  dort  Erwähnung  ' 
finden. 

Das  ganz  mürbe  Gestein,  nordöstlich  von  Ruwer  vor- 
kommend, steht  dem  von  Rohheiderhof  am  nächsten. 


■a.     Sfgtein  TOD  Com  (zwisoheo  Bahnhof  und  Pfoetea  S 

Das  lichtgraue,  erdig  auBsebende  Gestein  läset  ma- 
kroskopisch kaum  eine  Bestimmung  zu.  In  der  dichten, 
lichtgrauen  Masse  treten  nur  kleine  Plinktcheu  von  filsen- 
oxyd  und  hin  und  wieder  mit  diesen  zusammen  noch  ein 
Pyritfliramerchen  hervor. 

Unter  dem  Mikroskope  erkennt  man:  Plagioklaa,  Vi- 
ridit,  Glimmer,  Caleit,  Pyrit,  Titaneisen,  Hämatit,  Quarz, 
Apatit,  EpidoL 

Der  Plagioklas  zeigt  nur  hin  und  wieder  noch  die 
Zwillingsstreifung,  sonst  nur  die  Umrisse  seiner  Leistcbec. 
Der  Viridit  erfüllt  die  ganze  Gesteinsmasse,  blassgrUi),  nicht 
dichroitiech,  unter  gekreuzten  Nicols  sehwarzblau.  In  ihm 
liegen  Leistchen  eines  schwach  grünlichen  Glimmere,  diehro- 
itiBch,  mit  starker  Liehtabsorbtion,  mit  Eisenoxyd  tiberrin- 
det und  durchzogen,  wie  in  dem  Gestein  von  Orettnach. 
Auch  viele  ganz  schwarz  erscheinende  Lciatchen  gehören 
hiei-zu,  nur  an  einzelnen  Stellen  tritt  der  verhüllte  Glimmer 
hervor.  Der  Pyrit  zeigt  in  diesem  Gesteine  Zersetzunga- 
erscheinungen,  die  sehr  jenen  des  Titancisena  gleichen,  je- 
doch stets  mit  Bildung  intensiv  braunen  Eisenoxydes.  Aber 
er  erscheint  auch  in  Skeletten,  oit  im  Innern  hohl  und  mit 
Viridit  erffillt,  dabei  sehr  bestimmt  die  Würfelform  zeigend. 
Titaneisen  und  Magnetit  scheinen  ausserdem  nur  wenig  vor- 
handen. Hier  ist  wieder  bestimmt  Caleit  wahrzunehmen, 
reichlich  in  körnigen  Aggregaten,  aber  wo  ein  Rhomboeder 
erscheint,  zeigt  es  die  doppelte  Streifung  der  Spaltbarkeit 
und  der  Zwillingsverwachsung.  Calcitschnüre  durchziehen 
die  Schliffe.  Apatit  ist  ziemlich  reichlich,  Epidot  cur  sehr 
sparsam  in  kleinen  KSrnern,  Quarz  vereinzelt  vorhanden. 

Auch  in  diesem  Gesteine  ist  von  Äugit  keine  Spur 
wahrzunehmen,  aber  es  l'ehleu  auch  gänzlich  solche  Stellen, 
an  denen  der  Augit  früher  hätte  vorhanden  sein  können. 
Wir  müssen  daher  wohl  annehmen,  dass  dieses  Gestein 
auch  ursprunglich  ein  sehr  augitarmes  gewesen  sei.  Deno 
die  sonst  unverkennbare  Uehereinstimmung  mit  den  frü- 
heren Gesteinen  lässt  darüber  keinen  Zweifel,  dass  es  den 
Diabasen  sich  aufs  engste  anschliesst. 


1  ■*-.  '"■ 


216 


o.    668t6i]i  van  B6i]isf6ld. 


Aeusserlich  ist  dieses  dem  vorhergehenden  ganz  ähn- 
lich. In  der  dnrchaas  unbestimmten  grauen  Gesteinsmasse 
treten  ebenfalls  rothe  eisenschüssige  Punkte  hervor.  Die 
vollkommene  Identität  mit  dem  Gesteine  von  Conz  wird 
unter  dem  Mikroskope  noch  bestimmter.  Die  Gemengtheile 
sind:  Plagioklas,  Viridit,  Calcit,  Quarz,  Magnetit,  Epidot. 
Der  Viridit  ist  überwiegend,  aber  reichlich  auch  Ealkspath 
vorhanden.  Im  Viridit  Neubildungen  von  Magnetit.  Reich- 
lich Eisenoxyd  in  Fetzen  und  Streifen  durch  das  Gestein 
verbreitet.  Zierliche  Gruppen,  sternförmige  Aggregate  gel- 
ber Epidotprismen  sind  mit  rostbrauner  Rinde  so  überzogen, 
dass  man  sie  nur  für  Eisenoxyd  halten  möchte.  Aber  an 
den  Rändern  sehen  sie  hervor  und  an  manchen  Stellen  ist 
der  braune  üeberzug  lückenhaft.  Da  lässt  die  lebhafte 
Polarisation  den  Epidot  erkennen  und  so  erklären  sich  alle 
andern  sternförmigen,  schwarzbraunen  Gruppen  dieser  Art 
(Fig.  9).  Quarz  ist  recht  reichlich  vorhanden.  Von  Augit 
auch  hier  keine  Spur. 

p.    Gestein  vom  Domhermwald  bei  Kernscheidt. 

Das  Gestein  von  Kernscheidt  nimmt  in  so  fem  eine 
besondere  Stellung  ein,  als  es  bei  deutlich  makrokrystal- 
liner  Ausbildung  und  einer  verhältnissmässig  frischen  Be- 
schaffenheit durchaus  keinen  Augit  führt  und  auch  nach 
seiner  Mikrostruktur  nicht  wohl  die  Annahme  gestattet, 
dass  der  Augit  schon  fortgeführt '  sei.  Es  muss  demnach 
dieses  Gestein,  und  darin  tritt  es  in  Beziehung  zu  den  bei- 
den zuletzt  besprochenen,  als  ein  augitfreier  Diabas  ange- 
sehen werden;  denn  es  besitzt  sonst  alle  Eigenthümlich- 
keiten  der  Diabase. 

Das  Gestein  hat  eine  lichtgraue,  grünlichweisse  Farbe, 
man  erkennt  deutlich  die  Leisten  triklinen  Feldspathes, 
deren  Streifung  mit  der  Loupe  wahrzunehmen,  die  den 
grössten  Theil  des  Gesteines  bilden.  Zwischen  ihnen  er- 
scheinen Körner  von  Quarz  und  von  einem  grünen,  ftett- 
glänzenden  chloritischen  Mineral.  Durch  die  ganze  Ge- 
steinsmasse zerstreut  liegen  kleine  rostfarbige  Anhäufungen 
ron  rundlicher  Gestalt,  die  bei  der  Behandlung  mit  Säuren 


217 

schwach  aufbrausen  und  so  den  Gehalt  an  einem  Carbonat 
verrathen.  Auf  den  Gesteinsfugen  grttne  Rinden  von  Hei- 
minth  in  Quarz. 

Das  Mikroskop  erweist:  Plagioklas,  Quarz,  Viridit, 
Helminth,  Dolomitr  Apatit,  Titaneisen. 

Der  Plagioklas  erseheint  auch  im  Dflnnitohliffe  viel 
frischer  als  in  den  vorhergehenden  Gesteinen,  seine  Zwil- 
lingsstreifung  tritt  immer  ganz  bestimmt  hervor.  Die  Aus- 
löschungsschiefe seiner  Lamellen  wurde  zu  13**— 14^  bei- 
derseitig gemessen.  Dennoch  ist  der  Feldspath  zum  grossen 
Theile  auch  schon  umgewandelt,  der  fast  farblose  Viri- 
dit  ist  an  seine  Stelle  getreten.  In  diesem  erscheinen  hier 
wieder  die  lebhaft  polarisirenden,  fasrigen  Leistchen,  die 
schon  in  dem  Viridit  des  Gesteines  von  Irscher  Mtthle  er- 
wähnt wurden.  Der  Viridit  gehört  durchaus  der  blass- 
grünen unter  gekreuzten  Nicols  fast  apolar  erscheinenden 
Art  an.  Nur  die  schon  erwähnte  grttne  Binde  auf  den 
Absonderungsfugen  einiger  Stücke  führt  den  im  Gesteine 
von  Kellenbach  schon  näher  beschriebenen  Helminth.  Hier 
liegt  er  in  Quarzkömern  inne,  einzelne  gewundene  Stäb- 
chen, grösstentheils  aber  zu  einem  dichten  Aggregate  ver- 
einigt, blassgrttn,  sonst  mit  allen  Eigenschaften  wie  dort. 
Quarz  ist  sehr  reichlich  und  in  grossen,  scharfrandigen 
Querschnitten  vorhanden,  reich  an  Flttssigkeitseinschlüssen. 
Er  erscheint  immer  zwischen  den  Feldspathleisten  einge- 
klemmt, so  dass  deren  Grenzlinien  oft  sehr  unregelmässig 
polygonale  Quarzquerschnitte  umschliessen.  Hiemach  er- 
scheint der  Quarz  als  das  zuletzt  erstarrte  Mineral.  .Pla- 
gioklas und  Quarz  bilden  übrigens  ein  vollkommen  grani- 
tisches Gemenge,  nirgendwo  ist  zwischen  ihnen  Raum  für 
eine  andere  Mineralsubstanz,  Grundmasse  oder  Augit,  ttbrig. 
Nur  kleine  Viriditparthien  erscheinen  gleichfalls  in  dem 
Gemenge  zwischen  Quarz  und  Feldspath  eingeklemmt. 

Die  rostfarbigen  Aggregate  lösen  sich  im  Dünnschliffe 
in  Haufwerke  durchsichtiger  BhomboMer  auf,  mit  £isen- 
oxyd  überrindet  oder  auch  parallel  den  äusseren  Umrissen 
in  einzelnen  Streifen  oder  vollkommnen  Kernen  davon  er- 
füllt (Fig.  8).  Nie  zeigen  die  RhomboMer  Zwillingsstreifung 
und  dieser  Umstand,  verbunden  mit  dem  schwachen  Brausen 


in  Säore  tasseo  auch  hier  in  dem  Carbonate  Dolomit  ver- 
muthen.  Apatit  ist  reichlich  in  frischen  langen  Nadeln  und 
Quergchnitten  vorhanden,  Titaneisen  nur  spärlich. 

Von  Augit  ist  in  einer  Reihe  von  Schliffen,  die  von 
diesem  Gesteine  angefertigt  wurden,  keine  Spur  zu  finden. 
Auch  lässt  (las  Gemenge  von  Plagioklas  und  Quarz,  keines 
Raum  übrig,  an  dem  der  Augit  hätte  Platz  finden  können. 
Nur  die  wenigen  Stellen  des  /.wischengeklemmteu  Viridites 
könnten  als  umgewandelter  Augit  angesehen  werden.  Auch 
dann  würde  das  Gestein,  im  Vergleiche  mit  den  Diabasen, 
denen  es  seiner  Struktur  nach  am  nächsten  steht,  z.  B.  dem 
Diabase  von  Kellenbach,  auffallend  augitarm  erscheinen.  ■ 
Wahrscheinlicher  ist  es  allerdings,  dass  die  eingeklemmten 
Viriditparthien~sowie  aach  die  oft  mit  Viridit  verbundenen 
und  davon  eingetassten  Üolomitaggregate  nur  erfüllte  Hohl- 
räume sind.  Dann  würden  wir  hier  ein  Gestein  haben, 
welches  durchaus  die  Htrukturl'omi  des  Diabases,  aber  nicht 
den  wesentlichen  Gemengtheil,  den  Augit,  besitzt.  In  die- 
ser Beniehung  ist  das  Gestein  vom  Domherrnwald  einzig 
in  seiner  Art,  nur  die  weit  mehr  umgewandelten  Gesteine 
von  Cona  und  Keinsl'eld,  wo  die  ursprüngliche  Abwesenheit 
d^  Augites  nidht  mehr  so  bestimmt  t'estznstellen  ist,  wür- 
den sich  ihm  anreihen.  Diese  augitai-men  oder  augitfreien 
Diabase  entsprechen  den  oft  ebenfalls  augitfreien  MeU- 
phyren,  wo  dann  allerdings  in  der  Rege!  eine  reichlicher 
vorhandene  amorphe  Grundmasse  (Basis)  gewissermaasen  * 
als  Vertretung  des  Augilcs  erscheint. 


B.     Melaphyre. 
n.    HeUphyr  von  Lindscbeid  bei  ThoI*y. 

Das  dichte,  schwarze,  basaltähnliche  Gestein  besitzt 
ein  äusserst  frisches,  glänzendes  Aussehen.  Mit  der  Lonpe 
erkennt  man  kleine,  weisse  Leistchen  von  Plagioklas,  so- 
wie einzelne  rundliche  KiJmer  einer  chloritisehen  Substanz, 
die  wie  Ausfüllung  kleiner  Blascnräume  erscheinen. 

Unter  dem  Mikroskope  erkennt  man :  Plagioklas,  Augit, 
glasige  Basis,  Viridit,  Magnetit,  Apatit. 

Der  Plagioklas   in  frischen,    klaren   Leistchen,    meist 


219 

an  den  Enden  wie  zerbrochen  erBcheinend,  zeigt  ausnahniB- 
los  die  Zwillingsstreifang.  Die  gemessenen  Anslöschanga- 
schiefen  ei^aben  nach  beiden  Seiten  der  Zwillingsgrenze 
25o-~27<>.  Erhebliche  Schwankungen  in  den  Werthen  der 
AaslöschongSBchiefe  scheinen  sich  nach  den  aasgeführten 
Messungen  nicht  zu  ergeben,  so  dass  im  Allgemeinen  der 
Plagioklas  ein  gleiches  optisches  Verhalten  zu  besitzen  und 
hiemach  einem  und  demselben  Mischungsverhältnisse  zu 
entsprechen  scheint.  Während  die  Werthe  der  Auslöschungs- 
schiefe für  die  Plagioklase  der  Diabase,  die  im  vorherge- 
henden mitgetheilt  wurden,  zwischen  den  Grenzen  11^—17® 
beiderseitig  schwanken,  ist  hier  dieser  Winkel  in  -allen 
Fällen  ein  viel  bedeutenderer  und  zeigt,  dass  jedenfalls  die 
Natur  der  Plagioklase  in  diesem  Gesteine  eine  von  jenen 
abweichende  ist.  Dieser  hohe  Werth  würde  unter  Zugrunde- 
legung der  Descloizeaux'schen  Angaben^)  über  den  op- 
tischen Charakter  der  triklinen  Feldspathe  nur  auf  einen 
dem  Anorthit  nahestehenden  Labrador  schliessen  lassen. 
Der  Plagioklas  ist  der  weitaus  überwiegende  Bestandtheil. 
Neben  ihm  erscheint  der  Augit  nur  in  kleineren,  verkrüp- 
pelten Individuen,  auch  Zwillingsverwachsungen,  von  blass- 
gelblicher Farbe.  Er  ist  in  der  Ausbildung  regelmässiger 
Formen  entschieden  durch  den  Plagioklas  gehindert  worden 
und  hat  sich  daher  nur  unvollkommen  in  dem  ihm  übrig 
gelassenen  Kaume  entwickelt.  In  dieser  Beziehung  verhält 
er  sich  also  ganz  so  wie  die  ebenfalls  zwiscbengeklemmte, 
glasige  Basis.  Die  Auslöschungsschiefe  der  Augite  ist  wegen 
der  sehr  unregelmässigen  Gestalt  nur  schwer  zu  bestimmen, 
die  für  am  Besten  gehaltenen  Werthe  schwanken  zwischen 
4P— 430.    Der  Augit  ist  nicht  pleochroitisch. 

Die  glasige  Basis,  welche  nur  in  eingeklemmten  Resten, 
nicht  als  continuirlich  durch  das  Gestein  verbreitete  Masse 
vorhanden  ist,  ist  von  lichtbrauner;  Farbe,  mit  dendritischen 
Bildungen  von  Magnetit,  zierlichen  Stäbchen  und  Stacheln, 
oft  bis  zur  vollkommenen  Verdunkelung  erfüllt  An  einigen 
Stellen  erscheint  sie  ganz  frisch,  während  an  andern  plötz- 
liche und  oft  weit  vorgeschrittene  Umwandlungen  in  ein 


1)  Comptes  rendas..  1875  S.  364  ff  u.  1876  S.  1017  ff. 


220 

grüuea,  faariges  Zersetzungßprodnkt  sich  zeigen,  für  wel- 
ches auch  hier  der  Name  Viridit  beibehalten  werden  mag. 
Es  ist  nicht  dichroitisch,  nnter  gekreuzten  Nicola  erscheint 
es  in  tief  blauschwarzen  Farbentttuen,  fast  wie  apolar  aus- 
sehend, verhält  sich  also  ganz  eo  wie  der  Viridit  der  Dia- 
base. Auch  dort  wo  Hohlräume  im  Gestein  von  dem  Viridit 
erfüllt  sind,  zeigt  er  z.  Tb.  dieselbe  Beschaffenheit,  hier 
kommen  aber  auch  in  concentriachen  Lagen  angeordnete, 
strablige  oder  blumige  Aggregate  einer  grünen  Substanz 
vor,  die  schon  etwas  lebhafter  polarisirt,  mit  der  andern 
aber  durch  Uebergänge  innig  verbunden  ist.  In  den  Aus- 
flllluugen  dieser  kleinen  Hohlräume  wechseln  mit  Viridit 
auch  feine  Lagen  von  Quarz  Der  Magnetit  zeigt  scharfe 
oktaSdrische  Formen,  erscheint  aber  auch  in  stabförmigen, 
keulenartigeu  Aggregaten.  Die  ganze  btiuktur  des  Gestei- 
nes ist  eine  auffallend  basaltahnliche  Olivin  ist  in  den 
mir  vorliegenden  Schliffen  uuht  -vorhanden,  auch  keine 
Aggregate  von  Serpentin,  die  als  aus  ihm  hervorgegangen 
anzusehen  wären.  Sollte  auch  bin  und  wieder  ein  kleines 
Olivinkorn  in  den  zwischeugeklemmten  Viriditparthien  ver- 
schwunden ,sein,  BD  würde  jedenfalls  das  Gestein  als  ein 
ganz  olivinarmes  bezeichnet  werden  mltssen.  Hierin,  wie 
überhaupt  in  seiner  ganzen  Mikrostruktur,  soweit  die  auf- 
fallende Uebereinstimmung  eines  mir  vorliegenden  Schliffes 
das  zu  bestimmen  gestattet,  nähert  sich  das  Gestein  von 
Lindseheid  durchaus  dem  an  Glasbasis  reichen  Melaphyr 
vom  Weisseistein  bei  St.  Wendel,  den  Hosenbascb 
neuerdings  als  den  Typus  eines  Diabaspechsteines  be- 
zeichnet bat'}.  Als  demselben  Typus  angehörig  bezeichnet 
er  noch  die  an  giasigrer  Basis  weit  ärmeren  Gesteine  von  Kim 
und  vom  Wege  zwischen  Freisen  und  Hahnweiler.  Ich  kann 
mich  der  Auffassung  Rosenbusch's  in  diesem  Falle  nicht 
anschliessen.  Das  Gestein  vom  Weisseiberge  hat  mit  den 
Diabasen  eigentlich  nichts  gemein;  seine  Struktur  ist  die 
der  Melapliyre  d.  h.  eine  basaltische  und  hierauf  glaube 
ich  muBs  doch  etwas  mehr  Gewicht  gelegt  werden.  Auch 
die  optische  Beschaffenheit  der  Plagioklase  in  diesen  Ge- 


1)  Pliysiographie  U.   383- 


221 

steinen,  so  schwankend  sie  im  Grossen  und  Ganzen  ist, 
ergeben  doch  für  die  Melapbyre  übereinstimmend  höhere 
Werthe  als  für  die  Diabase  und  das  ist  ein  Punkt,  der  in 
Zukunft  bei  der  Bestimmung  eines  Gesteines  nicht  wohl 
ausser  Acht  gelassen  werden  darf.  Ob  dabei  mehr  oder 
weniger  Olivin  in  dem  Gesteine  vorhanden  ist,  ob  derselbe 
lokal  einmal  ganz  fehlt,  das  kann  an  der  in  der  ganzen 
Mikrostruktur  so  auffallend  sich  ausprägenden  Zusammen- 
gehörigkeit dieser  Gesteine  doch  wohl  nicht  rütteln.  So 
wenig,  wie  es  mir  daher  zutreffend  erscheint,  das  Gestein 
vom  Weisseisteine  als  einen  Diabaspechstein  zu  bezeichnen 
und  es  aus  der  Gruppe  der  Melaphyre  zu  reissen,  mit  der 
es  in  der  That  alle  Verwandschafkscharaktere  vereinigen, 
so  wenig  ist  mir  auch  die  Bestimmung  des  Gesteines  von 
Lindscheid  als  echter  Melaphyr  zweifelhaft  und  mit  die- 
sem die  anderer  Gesteine  des  gleichen  Typus. 

b.  Melaphyr  von  Neipel  bei  Tholey. 

Makroskopisch  ein  dichtes,  schwarzbraunes  Gestein, 
durchaus  basaltähnlich ,  mit  rostbraunen  Verwitterungs- 
rinden. 

Unter  dem  Mikroskope  erweist  sich:  Plagioklas,  Augit, 
Glasbasis,  Olivin,  Viridit,  Magnetit. 

Der  frische,  klare  Plagioklas  ganz  von  der  Beschaf- 
fenheit, wie  im  vorigen  Gesteine,  bildet  auch  hier  den  vor- 
waltenden Gemengtheil.  Die  gemessene  Auslöschungsschiefe 
beträgt  meistens  27  o — 29  ^  beiderseitig.  Der  Augit  in  un- 
regelmässigen Körnern,  blassröthlich,  nicht  dichroitisch,  ist 
in  seinen  Formen  durch  die  Plagioklasleisten  bedingt.  Oft 
erscheint  ein  grösserer  Augitquerschnitt  in  anscheinend  re- 
gellose, aber  optisch  gleich  orientirte  Stücke  durch  hindurch 
setzende  Plagioklasleisten  zerlegt.  Die  wohl  nur  annähernd 
richtigen  Werthe  der  Auslöschungsschiefe  sind  40®— 42^ 
Zwischen  diesen  beiden  Mineralien  liegt  eine  lichtbraune 
Glasbasis,  mit  Magnetitstaub  und  Dendriten  erfüllt.  Die- 
selbe zeigt  ganz  wie  im  vorhergehenden  Gesteine  Ueber- 
gänge  in  Viridit,  daher  oft  diese  grüne,  fasrige  Substanz 
ganz  so  zwischengeklemmt  erscheint,  wie  die  Glasbasis. 
Die  wohl  zuerst  von  Haarmann ^)  ausgesprochene,  später 

1)  üeb.  die  Struktur  der  Melaphyre.  Inaug.-Dissert.  Leipz.  1872. 


von  Boricky'i  und  RosenbttscU')  bestätigte  Wechsel- 
beziehung  io  demQuaDtitätsTerliältarss  des  Augites  imd  der 
Glasbasis  tritt  aucb  hier  im  Vergleiche  mit  dem  vorherge- 
henden Gesteine  bestimmt  hervor,  der  Augit  ist  reichlieber, 
die  Baaia  spärlicher  vorhanden.  Der  Olivin  ist  häufig  in 
grösseren  und  kleineren  Querschnitten  vorbanden,  mit  den 
fllr  ihn  L'harakteriatiacheu  ümwandlungserscbeinungen.  Zwi- 
schen gi-ünen,  fasrjgen,  lebbaft  polarisirenden  Zonen  von 
Serpentin,  die  wie  ein  Netzwerk  den  grOssten  Theil  der 
Olivinquerscbuitte  erfüllen,  sind  aber  immer  noch  einzelne 
Olivinkfinier  als  Reste  vorhanden,  lebbaft  polariairend  und 
von  übereinstimmender  optischer  Orientirung.  Nor  verein- 
zelt scheint  die  Umwandlung  bis  anr  vollständigen  Ver- 
drängung der  Olivinsuhstanz  fortgescliritten.  Bunde  oder 
mandelt^rmige,  einen  regelmässigen  seh  aal  igen  Bau  zei- 
gende Aggregate  von  Viridit,  meist  lebhafter  polarisirend, 
sind  Ausfüllungen  von  Hohlräumen.  Fast  regelmässig  er- 
scheint eine  äussere  strakturloäe  grüne  Zone,  die  bei  ge- 
kreuzten Nieols  fast  apolar  erscbeint  und  dann  grüne,  ra- 
dialfasrige,  lebhafter  polarisirende  Zonen  mit  Quarzlagen 
abwechselnd  und  einen  Kern  von  Quarz  oder  Caicit  um- 
Echliessend :  die  typische  Form,  wie  wir  sie  aneh  bei  den 
makroskopischen  MandelansfüUungen  der  Melapbyre  kennen. 
Die  Magnetitkömer  und  stabförmigen  Aggregate  scheinen 
vorzüglich  die  andern  Gemeogtheile  zu  umsäumen  und  nur 
weniger  im  Innern  denselben  vorzukommen. 

c.   Helaph.vT  voin  Ijüsterbaeh  w.  von  Hettnich 

Das  Gestein  zeigt  eine  doleritiscbe  Struktur;  in  schwar- 
zer, glänzender  Grundmasse  liegen  lebhaft  glänzende  Feld- 
apathleistcben  und  gelbüchgrüne  Olivinkörnchen.  DasAua- 
seben  ist  sehr  frisch. 

Unter  dem  Mikroskope  sieht  man:  Flagioklas,  Augit, 
Glasbasis,  Olivin,  Magnetit,  Viridit. 

Der  vollkommen  frische  Plagioklas  zeigt  Auslöschungs- 
schiefen von  28"— 31°,  der  nur  spärlich  vorhandene,  farb- 


1)  Melapbyre  Böhmena,  S,  7  ii.  13. 
3)  Physiographie  11.  S.  393, 


223 

lose  Augit:  34^^-36^  Glasbasis,  licbtbraun  mit  Magnetit 
getrübt,  ist  reichlicb  yorhanden,  aber  doch  nnr  als  zwischen- 
geklemmte  Parthien.  In  der  Glasmasse  liegen  viele  kleine 
regelmässig  hexagonale  Querschnitte,  riolettbraun  dnrch- 
scheinend,  nicht  dichroitisch,  die  itir  Eisenglanz  gehalten 
werden  möchten,  oder  aber  in  Eisenoxyd  pseudomorpho- 
sirter  Magnetit  sind.  Auch  erscheinen  hin  und  wieder  darin 
Feldspathmikrolithe  von  skelettartiger  Form,  im  innem 
hohl  und  von  knieförmig  oder  auch  vollständig  quadratisch 
geschlossenen  Balken  eingefasst.  Solche  Formen  bildet 
u.  A.  auch  Boricky  im  Viridit  des  Melaphyrs  von  Lom- 
nitz  ab^). 

Der  Olivin  ist  gleichfalls  nur  zum  Theile  umgewan- 
delt, zwischen  unversehrten  Kömern  ziehen  grttne  fasrige 
Schnüre  durch  die  Querschnitte.  Der  Olivin  ist  reichlicher 
vorhanden  als  Augit  Viridit  ist  als  Zwischenmasse  aus 
der  Glasbasis  hervorgegangen  und  ausserdem  als  Mandel- 
ausfüllung vorhanden. 

r 

d.   Melapb jr  vor  Monzingen  a.  d.  Nahe  (am  Wege  nach  Langenthai). 

Dieses  Gestein  gehört  schon  dem  Nahegebiete  an  und 
ist  daher  hier  wohl  geeignet  die  petrographische  Identität 
der  im  Nahegebiete  auftretenden  Melaphyre  und  der  nörd- 
licher in  unser  Gebiet  hineinreichenden  Vorkommen  dar- 
zuthun. 

Das  Gestein  zeigt  eine  porphyrisch,  doleritische  Struk- 
tur. In  dichter  schwarzbrauner  Grundmasse  sieht  man  weisse, 
deutlich  gestreifte  Plagioklasleisten  und  grüne  Körner,  die 
fast  alle  dem  Olivin  angehören.  Die  Beschaffenheit  des 
Gesteines  ist  durchaus  frisch. 

Unter  dem  Mikroskope  erkennt  man:  Plagioklas, 
Augit,  Glasbasis,  Olivin,  Viridit,  Magnetit,  Galcit. 

Die  dichte  Grundmasse  löst  sich  unter  dem  Mikros- 
kope in  ein  in  brauner  Glasmasse,  die  continuirlich  das 
ganze  Gestein  erfüllt,  inneliegendes  Gewirre  kleiner  Pla- 
gioklasleistchen  auf,  neben  denen  Magnetitkömer  und  grün- 
liche Parthien  von  Viridit  liegen,   hervorgegangen  aus  lo- 


1)  Melaphyrgeat.  Böhmens,  S,  9.  Taf.  I,  Fig.  7. 


224 

I 

kaier  Umwandlung  der  Glasbasis.  Augitmikrolithe  sind 
£ast  gar  nicht  wahrzunehmen,  aber  zahlreiche  Flecken  und 
kleine  Anhäufungen  von  Galcit  mögen  wohl  Beste  umge- 
wandelter Augitmikrolithe  sein;  Calcit  ist  in  dieser  Weise 
in  der  Grundmasse  sehr  verbreitet. 

In  der  Grundmasse  liegen  grössere  noch  recht  klare 
Plagioklase,  mit  Interpositionen  von  Glas  und  Fetzen  der 
Grundmasse.  Die  Messungen  der  Auslöschungsschiefe  er- 
gaben für  die  Plagioklase  30^—34**,  in  einem  Falle  sehr 
genau  und  bestimmt  34^.  Augit  als  porphyrische  Ausschei- 
dung ist  nur  sehr  wenig  vorhanden.  Er  liegt  nicht  gleich- 
massig  durch  das  Gestein  verbreitet,  sondern  als  Aggregate 
vieler  unregelmässiger  Körner,  dabei  auch  Zwillinge,  an 
einzelnen  Stellen,  dadurch  in  etwa  an  die  sog.  Augitaugen 
in  Basalten  erinnernd.  Olivin  ist  in  ähnlicher  Weise,  immer 
mehrere  Querschnitte  dicht  bei  einander  liegend,  vorhan- 
den. Er  ist  fast  immer  ganz  in  eine  grüngelbe,  ziemlich 
lebhaft  polarisirende  Substanz  von  durchaus  der  Yertical- 
axe  paralleler  Faserung  umgewandelt.  Im  Innern  um- 
schliesst  er  wohl  auch  Galcitaggregate. 

e.    Melaphyr  von  Rathen  nordSstlieh  von  Wadern 

(am  Wege  Dach  Aschbrunneu). 

Ein  dichtes  schwarzes  Gestein  mit  weissen  Plagioklas- 
leisten  und  braunen  Körnern  umgewandelten  Olivines  und 
rostbraunen  Verwitterungsrinden. 

Unter  dem  Mikroskope  sieht  man:  Plagioklas,  Glas- 
basis, Olivin,  Yiridit,  Magnetit,  Calcit. 

Die  Plagioklase  sind  nicht  mehr  vollkommen  frisch 
und  klar,  sie  zeigen  eine  Trübung  entweder  als  ein  Kern 
im  Innern,  oder  als  eine  Randzone,  z.  Th.  ist  an  der  Trü- 
bung Viridit  und  Calcit  betheiligt.  Die  gemessene  Aus- 
löschungsschiefe wurde  in  einigen  Fällen  beiderseitig  genau 
zu  26^  befunden. 

Augit  ist  in  den  untersuchten  Schliffen  nicht  mehr 
wahrzunehmen,  bei  dem  reichlich  zwischen  den  Feldspathen 
vorhandenen  Viridit  und  Galcit  lässt  sich  nicht  wohl  ent- 
scheiden, ob  nicht  auch  Augit  in  dieselbe  umgewandelt 
'Orden.    Dass  aber  vorherrschend  in  den  grünen  Parthien 


S.' 


umgewandelte  Glasbasis  zu  seben  ist,  zeigen  solche  Stellen, 
wo  noch  Reste  derselben,  lichtbraun  mit  Magnetitstanb  ge- 
trübt, vorhanden  sind.  Da  diese  zwischengekJemmte  Glas- 
und  Viriditsubstanz  reicht  reichlich  vorhanden  ist,  so  lässt 
das  schlieasen,  dass  das  Gestein  jedenfalls  ursprflnglicb 
sehr  angitarn]  gewesen  sein  muss.  Der  Olivin  ist  hier  in 
einem  noch  weiter  gediehenen  Stadium  der  Umwandlung, 
als  in  den  vorhergehenden  Gesteinen.  Die  Querschnitte, 
meist  rostbraun  umsäumt  und  von  soleben  Adern  dureh- 
zogeu,  zeigen  im  Innern  der  von  diesen  eingefassten  Masehen 
eine  grüne  oder  gelbliehe,  lebhaft  polarisirende  und  mit 
Calcit  gemengte -Substanz  (Fig.  5).  Darin  erscheinen  danu 
Aggregate  ganz  irischen,  schwarzen  Magnetites,  der  hier 
als  eine  Neubildung  in  den  Olivinpseudomorphosen  gelten 
muss.    Calcitsebniire  setzen  durch  die  Schliffe  hindurch. 

Während  das  Auftreten  des  Viridites  das  erste  Sta- 
dium in  der  Umwandlung  der  Melaphyre  bezeichnet,  bei 
noch  frischen  Plagioklasen  und  nur  i.  Th.  zersetztem  Olivin, 
ist  für  das  zweite  Stadium  neben  Viridit,  das  Erscheinen 
von  Caicit  und  Eisenoxyd  charakteristisch,  die  Plagioklase 
sind  tbeilweise  getrübt,  der  Olivin  ist  immer  vollkommen 
pseudomorphosirt,  neugebildeter  Magnetit  in  demselben  vor- 
In  diesem  Stadium  der  Umwandlung  erscheint  das 
I  von  Rathen. 


f.    Helftphyr  vom  Wege  zwiBcben  Neipel  and  Svhäuien. 

Ein  braungraues  Gestein,  blasig,  in  den  Blasenräumen 
dünne  Häute  von  Chalcedon,  ausgeschieden  schwarzbraune 
Körner  von  Eisenoxyd  nach  Olivin. 

Im  Dünnschliffe  unter  dem  Mikroskope  Ktst  sich  die 
Gesteinsmasse  in  ein  Aggregat  kleiner  Plagioklasleistcben 
mit  zwiscbenliegendem  Viridit  auf.  Unveränderte  Glasbasis 
ist  nicht  mehr  sichtbar,  aber  die  Struktur  des  Gemenges 
lässt  zweifellos  erkennen,  dass  der  Viridit  zum  grJissten 
Theile  aus  umgewandelter  Basis  hervorgegangen.  Wenn 
Angit  vorhanden  war,  so  ist  er  gleichfalls  vollkommen  zu 
Viridit  geworden,  wahrscheinlich  war  das  Gestein  aber 
ursprünglich  sehr  augitarm.  Der  Viridit  erscheint  unter 
gekreuzten  Nicols   fast  wie  apolar.     Caleitaggregate    sind 

Verb.  d.  n«t.  Ver.  Jtlirg.  XIXV.  G.  Folge.  V.  Bd.  '^ 


reicblicb  durch  das  Gestein  verbreitet.    OliviDpiteodoiDor-  I 

pboBen   erscheinen   mit   achwarzbraunen  EiseDOxydrändem  ' 

umgeben  und  von  solchen  Adern  durchzogen,  die  Maschen  ^ 

mit  lichtgrünem  oder  Hchtbrannem  Viridit  erfDllt,  aiioh  wohl  | 

Calcitkömer  im  Innern  (Fig.  5).  1 

g.    SblKpliyr  TOB  Niederb oCon  (a.  d.  Mühle). 
Das  Gestein  ist  mit  dem  vorhergehend  makroskopisßh 
nnd  mikroskopisch  fast  identisch.    Trübe  Plagioklaäleiste»  i 
in  einer  an  brannem  Eisenoxyd  und  Viridit  reichen  Grnnd- 
nifisse,  in  der  kein  Calclt,  wohl  aber  bin  und  wieder  ein-   i 
gedrungene    aphärolithiache  Aggregate  von  Chalcedon   er-   | 
acheinen.     Ein    grosser  Tlieil   der  Feldapathleistcben,    die   1 
kaum    mehr   Zwillingsstreifnng   wahrnehmen    lassen,    sind 
ganz  in  Viridit  verwandelt.    Flagioklas  ist  so  Überwiegend, 
die  zwischen   ihm  eingeklemmten  Viriditpartlnen   so  deut- 
lich ala  Keste  urajirüngHcher  Basis  charakterisirt,  das»  auch  ] 
dieses  Gestein  gewiss   ein   recht   augitannes   gewesen  ist.  ] 
Zahlreiche,    kleiijere  und   grossere  Olivinpaendomorphosen 
aus  Brauneieen  und  Viridit  bestehend  tret«n  in  der  Grund- 
iiiasse  hervor.  I 

h,  Melaphyr  v«tii  Weiher  iwisehei  Ktnheiderhof  nnti  ForüthülH    ' 
Kubenbach, 

Braunes   Gestein    mit    vielen    runden   Blasenräumen. 
Unter  dem  Mikroskope:   trüber,  /,.  Th.  grilner  Ptagioklas,  I 
die  Zwiacbenmasae  Viridit,  Maguetit  grösstentheils  in  Brann- 
eiaen  umgewandelt,  atisaerdera  aahlreiche  hlntrotbe  FeUea 
von  Eisenoxyd.     Quarz  als  AuetBllung  von  Blasenräumen.    I 
Kleine  Galcitaggiagate  durch  die  Gesteinsmasse  verbreitet.  .! 
Olivin  fehlt  fast  ganz..  ' 

i.  Melaphyr  von  Filxeo  a.  d.  Saar  {Weg  im  S.-O.  Kwiacheti  Weiuberg  .i 
und  Waid).  ] 

Braunes  Gestein  mit  Blaeenränmen,  in  denen  weiise  | 
Chalcedon-  und  Kalkrinden;  rothe  Olivinpseudomorphoa«!.   , 
Plagioklas  trilbe  und  Aggregatpolarisatiou  gebend,  nur  sehr 
selten  noch  Andeutung  von  Zwillingsstreifung.    Die  GrimU-    i 
masse  sonst  ganz  wie  in  dem  Gesteine  von  Niederbofen,   | 


auA  Viridit,  Braimeiueu  nad  rotben  Flecken  vod  Eisenoxyd 
gebildet,  hin  und  wieder  von  spharoHtliiHclien  Chalcedon- 
Bchlieren  durchzogen.  Viel  Caleit;  Olivin  fast  ganz  zu  Braun- 
eiaen  umgewandelt,  im  Innern  kein  Viridit  mehr  (Fig.  5a, 
5  b).    Die  PlagioklasleUten  z.  Tb.  rotli  und  brann  g^äurat. 

k,  Helaphfr  von  Rathen  (gegenüber  am  rochteo  Lüsterbachufer). 
Braunrotbes  Gestein  mit  kleinen  MandelrilumeD,  in 
denen  dünne  UeberzUge  von  Ghalccdon  und  Kryetälicbeil 
von  Braunspath  und  Qnar/.  erscheinen.  Rothe  eisenBObÜB- 
sige  Punkte,  durch  das  Gestein  verbreitet,  sind  Olivinpseudo- 
morphoBcn.  Unter  dem  Mikroskope  gleicht  die  GriiudmaHBe 
ganz  der  in  den  torhergehenden  Gesteinen.  Brauneisen  ist 
Bo  reieblicb,  dass  die  Bcblifle  z.  Th.  nur  wenig  durchsicbtig 
sind,  um  so  deutlicher  treten  die  stets  braun  eingefassten 
kleinen  Piagioklasleisten  hervor,  die  selbst  trübe,  nur  Ag- 
gregatpolarisation  geben.  In  der  Grundmftssö  ist  kein  Vi- 
ridit mehr  vorhanden,  nur  in  einzelnen  Olivinen  ist  er  noch 
sichtbar.  Andere  Olivinquorschnitte  zeigen  einen  Kdrn  von 
Galcit  mit  branneni  Saume  und  Netzwerk  von  Eisenoxjd. 
Diese  Brauneisenaggregate  nach  Olivin  sind  z.  Th.  ans  den 
Scbliffen  hei'ausgebrJJckell;,  daher  auch  Hohlräume  tu  der 
Form  des  Olivins. 

1.  UeUphjT  vom  Enlenkrenz  (zwischen  Ra|^eii  tiod  Mettaioh). 
Makroitkopiscb  und  mikroskopiHch  identisch  mit  dem 
vorhergehenden  Gestein.  Sehr  schün  tritt  die  FhiidalBtruk- 
tnr  der  kleinen  von  Brauneisen  unisHnmten  Piagioklas- 
leisten, besonders  um  Olivinqnersehnitte  oder  leere  äteDeo, 
an  denen  sie  gesessen,  hervor.  Bei  gekreuzten  Niool»  er- 
Sßbeint  last  der  ganze  Schliff  dunkel.  Fast  kein  Caleit  und 
mtr  mehr  Spuren  von  Viridit  in  Olivinqnersehnitten, 

üi.  Helapbyr  von  bookweilur. 
Dem  vorigen  makroskopisch  und  mikroskopisch  glei- 
chend. Sehr  schöne  Olivinpsendomorphosen  von  Branntiisen, 
oft;  in  concentrisch  den  Umrissen  paralleler  Anordnung  wie 
Fig.  5a  und  .5b.  Ganze  Stellen  im  Schliffe  zeigen  ancb 
keine  erkennbaren  Feldspatbleistchen  mehr,  sondern  geben 


nar  eine  unbestimmte,  schwache  Äggrcgatpolarisation.  We- 
nig Qaa,rz;  kein  Calcit  mehr  voriianden. 

a.    Melapbyr  yoq  Ookfen. 

Makroskopisch  und  mikroskopisch  den  vorhergehen- 
den Gesteinen  iihulich;  in  der  hellen  braunen  Grondmasse 
heben  sich  die  Otivinpseudornorphosen  sehr  bestimmt  her- 
vor. Unter  dem  Mikroskope  in  einer  weissen,  fast  apolaren 
Masse,  die  den  ganzen  Schliff  gleicbmässig  durchdringt, 
ein  Gewirre  sehr  kleiner  Flagioklaslcistchen  mit  Brann- 
eisen.  Bei  gekrenzten  Nicols  erscheint  der  Schliff  fast  ganz 
dnnkel-  Schöne,  typische  Oiivinpseudomorphosen  wie  Fig. 
5  a,  5  b.  Der  Viridit  im  Olivin  zeigt  lebhafte,  bunte,  eis- 
blamenähnlißhe  PolarisatiouBerscbeinungen,  Calcit  erscheint 
in  einzelnen  körnigen  Aggregaten, 

0.    Helaphyr  vom  Reidelbacherhof  bei  Wadrill. 

In  grünlichgrauer  dichter  Grundmasse  treten  hrann- 
rotbe  Pscudomorp hosen  von  Olivin  z.  Th.  mit  vollkommen 
scharfer  Kryatallform,  die  Oombination:  coPcc  .  coP.  qoP2  . 
odPoo  .  2Pao  ,  sehr  deutlich  hervor. 

Unter  dem  Mikroskope  zeigt  die  Grundmasse  eine 
etwas  von  der  der  vorhergehenden  Gesteine  abweichende 
Beschaffenheit.  Sic  ist  viel  unbestimmter,  erscheint  im  ge- 
wöhnlichen LiehtC"  farblos,  dann  treten  nur  in  Viridit  um- 
gewandelte, blassgrtiue  Plagioklasieistchen  darin  hervor. 
Bei  gekreuzten  Nicols  erscheinen  diese  sehr  lebhaft  pola- 
risireud,  der  Längsaxe  der  kleine  Prismen  parallel  gefsr 
sert,  mit  parallel  und  senkrecht  zu  den  Fasern  orientirter 
Auslöschung.  Die  übrige  Grundmasse  gibt  z.  Th.  nur  eine 
sehr  schwache  Aggregatpolarisation,  in  der  nur  hin  und 
wieder  sphärolithische  Aggregate  von  Quarz  zn  erkennen 
sind.  Ein  grosser  Theil  der  Grnndmaase  ist  wirklich  apolar 
und  erscheint  dunkel.  Diese  apolare  Substanz  muas  wohl 
für  amorphe  Kieselsäure  gelten.  Das  in  den  vorhergehen- 
den Gesteinen  so  reichlich  vorhandene  Branneisen  ist  hier 
nur  sehr  spärlich.  Ausser,  den  Olivinquerschuitten,  voll- 
kommen in  Viridit  pseudomorphosirt,  einzelne  im  Innern  ein 
Quarzkorn  umsehliessend,    erscheinen  auch  noch  einzelne, 


farblose  Reste  von  Angitkörnem  als  porphyriache  Ausschei- 
dungen in  der  GrnndmaSBe.  Dieses  Gestein  ist  nach  seiner 
MikroBtruktor  das  einzige,  bei  dem  es  zweifelhaft  erncheint, 
ob  es  zum  Melaphyr  gestellt  werden  soll '),  wohl  eher  dürfte 
es  als  ein  olivinfahrender  Diabasporpliyrit  gelten.  Bei  der 
weit  gediehenen  Umwandlung  des  Gesteines  ist  eine  Ent- 
schetdnng  kaum  znlässig^l. 

4.    Porphyr  von  Rhaunen. 

Nur  ein  einziges  Gestein  ans  der  Reihe  der  Porphyre 
lag  mir  aus  dem  Gebiete  vor,  dem  die  bebandelten  Gesteine 
angehören. 

Dasselbe  bildet  nach  der  Mittbeilung  des  Herrn  Becker 
aus  Rhaunen,  der  mir  dasselbe  übersandte,  eine  ziemlieb 
mächtige,  stockförraige  Einlagerung  in  den  devonischen 
Schichten  unweit  des  genannten  Ortes,  ein  Vorkommen, 
das  ich  auf  der  Karte  des  Herrn  v,  Dechen  nicht  ver- 
zeichnet finde. 

Das  Gestein  ist  von  einer  fast  weissen,  gelblichen 
Farbe.  In  einer  sehr  feinkörnigen,  fast  quarzharten  Gnind- 
masse,  ein  inniges  Gemenge  von  Quarz  und  Feldspatb,  in 
dem  nur  vereinzelte  Feldspathleistchen  mit  der  Loupe  sicht- 
bar sind,  liegen  hellbraune,  lebhaft  glänzende,  kleine  Blätt- 
chen von  Glimmer  und  gelbe  oder  blassrötbliche,  matte,  bis 
zu  1 — 3  mm.  grosse  Krystalle  von  Feldspath.  Die  Gmnd-' 
ma«se  macht  unter  der  Loupe  ganz  den  Eindruck  eines 
äusserst  feinkörnigen  Granites.  Auf  den  Kluftflächen  ein-, 
zelner  Handstücke  erscheinen  zahlreiche,  glänzende  Kry- 
ställchen  von  Pyrit,  kuglige  Aggregate  von  Braunspath  und 
sehr   zierliche,    sternförmige  Gruppen    von   Aragonit.     An 


1)  Rosenbuiofa  nannt  daa  Oeateio  einen  Malaphyis  PhyBiogr. 
II.  S.  401. 

2)  Zwei  wettere  GeHteiao  diesea  Gebietes,  die  mir  ebeiifoll« 
zur  UnterBQchung  vorlagen,  erwieaen  sieb,  wio  schoa  ihr  makroB- 
kopisches  AuBBehea  vermuthen  lieaB,  als  WaBtiache  Gesteine;  das 
Geitein  von  Obermennig,  ein  quareitähnlicher  Sandstein,  das  Gestein 
vom  Aller  Forsthaus  bei  Saarburg  als  ein  arkoseähn liebes,  feldapath- 
baltiges,  qnarEreicheB  Gesteiu, 


einigen  Stellen  sind  die  gröBseren  Feldspathe   mBthman  1 
QDd  treten  dann  aus  der  Grundmasse  besonders  bervor. 

Unter  dem  Mikroskope  löst  sich   die  Gruiidmaase  in 
ein  Aggregat  kleiner  Leisten  nnd  Querschn itl«  von  Orthoklas  , 
und  Flagioklas  mit  zwischen  Hegenden  Ktirnern  von  Quarz  . 
anf,  so,  dass  in  dem  Gemenge  die  Feldspathe,  die  fast  zn 
gleichen  Mengen   vorhanden   sind,    bedeutend   überwiegen.    , 
Irgendwie  bestimmte  Reste   oder  Stellen  einer  wie   immer  J 
gearteten  Basis   sind    nicbt   wahrzunehmen.      Die   kleinen  | 
Feldspathleisten  zeigen  zum  grossen  TheÜe  nur  ans  zvt^  I 
Hälfteu  bestehende  Zwillinge,  aber  nnr  die  wenigsten  der-  I 
selben  erweisen  sich  als  Ortliokia».     Diese  Leistchen  sind  1 
60  scharf  und  bestimmt,  dass  sie  recht  gut  die  ßeetimmnng  i 
,    ihrer  Auslöschnngsschiet'e  zuliessen.  Die  Messungen  ergaben  I 
Werthe,  die  gar  nicht  in  sehr  weiten  Grenzen  gchwankon,   j 
etwa  15"— 17"  beiderseitig.  Die  Plagioklasleisten  zeigen  vor- 
herrschend eine  lange  sehmalo  Gestalt,  während  die  kleinen  I 
Querschnitte  von  Orthoklas  mebr  kurze,  viei^  oder  seohssei-  j 
tige  Gestalten  ant'weisen.    Auch  diese  zeigen  oft  eine  Zwil-  j 
linga Verwachsung  ans  zwei  Hälften,  aber  die  zur  Kante  P/M  ■ 
oder  zur  Zwillingsgrenze  parallele   und   senkrechte  Orien-    1 
tirung  gibt  immer  die  sichere  Entscheidung.   Alle  Orthoklas-  | 
querscbuitte  zeigen  eine  lebhaftere,  noch  farbige  Polarisation, 
während  die  Plagioklasc  nur  zwischen  hell    und  dunke)    ' 
variiren.   Zwischen  diesen  beiden  Feldspathen  erscheint  der 
Quarz  nur  selten  in  einigermassen  deutlichen  Querschnitten,   \ 
kHrnige  Aggregate  desselben  nehmen  hin  und  wieder  grössere 
Stellen  in  den  Dünnschliffen  ein.     Neben  diesen,   vorberr-   1 
sehend  die  Grundmasse  bildenden  üemengtheilen,  ersehei- 
nen auch  kleine,  stark  dichroitische,  über  dem  Potarisator 
licbtbrann  und  schwarz  gefärbte  Blättchen  und  Leistchen 
von  Glimmer,  wie  zierliehe  FaserbUudel,   Dieselben  haben  j 
verschiedene  Grösse,   einzelne  erhalten  dadurch  schon  den  j 
Charakter  porphyrischer  Ausscheidungen,  während  andere  1 
so  klein  sind,    dass  sie  erst  bei  Anwendung  starker  Ver-  i 
griisserung  aus  der  Orundmasse  auftauchen.     Sie   erhöhen 
den  Eindruck  einer  vollkommen   mikrogranitischen  Strnk-    , 
tnr,  den  die  Grundmasse  macht.  ' 

Aach  die  als  porphyrische  Ansaeheidungen  zu  bezeieh- 


oenden  Feldapathe  sind  verschiedener  GrUsi^e  und  geben 
abwärts  bis  "zu  der  GröBse  der  die  GrundinasBe  eonatitni- 
renden  Leiateo  berunter.  Anch  die  grösseren  Querschnitte 
erweisen  sieb  z.  Th.  als  Plagioklas  z.  Tb.  als  Orthoklas. 
Die  gemessene  Anslüschnngsscbiefe  einiger  Ptagioklase  er- 
gab wie  für  die  der  Grundmasse  16"— 17"  zu  beiden  Seiten 
der  Zwillingsgrenze ;  beide  Feldspathe  sind  stark  getrilbt 
durch  eingelagerte  Zersetzunggprodukte,  Caicit  erscheint 
in  körnigen  Parthien  dureb  das  ganze  Gestein  zerstreut, 
an  einzelnen  Stellen  anch  Aggregate  deutlicher,  übereinan- 
der geschachtelter  RhömboSder  zeigend.  Neben  dem  C'alcit 
erscheint  noch  ein  anderes  weisses  Umwandlungsprodnkt, 
unter  gekreuzten  Nicols  fast  wie  apolar,  mit  zahlreichen 
darin  liegenden  lebhaft  leuchtenden  fasrigen  Lamellen.  Die- 
ses Produkt,  welches  grössere  Feldspatbe  und  auch  wohl 
Quarzqiiei-scbnitte  umsäumt,  dttrlte  ein  kaolinartiges  seis. 
Im  gewöhnlichen  Liebte  ersobelneu  die  Schliffe  6ist 
ganic  hell  und  farblos,  dann  treten  wolkige  Trübungen  in 
denselben  hervor,  die  schon  bei  schwacher  Vergrössernng 
als  randkörnige  Aggregate  sich  erkennen  lassen.  Bei  der 
Anwendung  stärkerer  Vergrösserungen  lösen  sieh  diese 
Stellen  meist  als  Aggregate  von  Epidot  auf.  Es  sind  rund- 
liche, gelb  gefärbte,  lebhaft  glänzende  und  polarisirende 
Kömer,  oft  viele  zu  dendritischen  Gruppen  und  Verästelun- 
gen oder  zn  zierliehen  Sternen  vereinigt  (Fig.  11).  Ein- 
zelne grössere  Kömer  zeigen  bestimmte  rhombische  Qaer- 
Bcbnitt«,  auch  wurdeu  herzförmige  Zwillinge  unter  densel- 
ben beobachtet.  Da  der  grösste  Tbeil  der  trüben  Stellen  ans 
solchen  Epidotanbäufungen  besteht,  so  ist  dieser  im  G^ 
steine  ziemlich  reichlich  vorhanden.  Zu  grösseren  Fonuen 
scheint  er  jedoch  nie  entwickelt  zu  sein.  Apatit  ist  eben- 
falls, aber  nur  spärlich  vorhanden.  Wie  schon  makrosko- 
pisch das  Gestein  den  Eindruck  eines  äusserst  feinkörnigen 
Granites  machte,  so  bestätigt  der  mikroskopische  Befund 
dieses  vollkommen.  Es  liegt  somit  ein  echter  Porphyr  in 
dem  Gesteine  nicht  vor,  sondern  ein  Gestein  aus  der  Gruppe 
der  Mikrogranite ')  mit  porphyrischer  Ausbildung,  die  sich 


1)  RoaenbuBcii,  Fhyaiugraphie   11.  87. 


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als  sehr  feinkörnige  Granitporpliyre  darstellen.   Da  zu  die- 
ser Klasse  der  Hikrogranite  auch  die  Quarzporpbyre  des 
^\  Nabethaies  und  vom  Donnersberge  gehören,  so  kann  das 

Gestein  Ton  Bbaunen  wohl  nur  als  eines  der  nördlichsten 
Vorkommen  dieser  Eruptivgesteine  angesehen  werden. 


Seh  Ins  8. 

Die  Resultate  der  im  Yorhergehenden  mitgetheilten 
Beobachtungen  lassen  sich  in  kurzer  Uebersiebt  dahin  za- 


C^'A.  sammenfassen: 


Die  Eruptivgesteine  der  devonischen  Formation  zwi- 
^f^V-.  sehen  Mosel  und  Saar  scheinen  im  nördlichen  Tbeile  des 

Gebietes  in  der  nächsten  Nähe  der  Mosel  vorzüglich  ans 
.C^ ^  Dioriten  und  Diabasen  zu  bestehen,   die  auch  westlich 

t  s^;/  an  der  Saar  und  bis  in  die  Ardennen  hinein  häufig  sind. 

Weiter  südlich  nach  der  Grenze  gegen  die  jüngeren  For- 
mationen des  Zechsteines  und  des  Rothliegenden  hin  z.  Th. 
rK'V  schon  in  diesen  erscheinen  die  Melaphyre;  der  Porphyr  . 

'.y'"  von  Rhaunen  ist  ein  weit  nach  Norden  im  Devon  auftre- 

te -  ■■ 

;.Jtf  v  tendes  Glied  der  Naheporphyre. 

Die  Diorite  sind  übereinstimmend  durch  lichtgrünen, 
meist  schilfig  ausgebildeten  Amphibol  charakterisirt,  neben 
dem  der  Augit  in  der  Regel  fehlt.  Die  Diabase  führen 
blassgrauen  oder  röthlichen  Augit,  zuweilen  von  diallag-  - 
artiger  Spaltbarkeit,  neben  ihm  Hornblende  nur  vereinzelt 
Zwischen  beiden  steht  das  Gestein  von  Kürenz  als  ein 
Diorit-Diabas  in  der  Mitte,  den  Augit  der  Diabase,  den 
Amphibol  der  Diorite  und  dunkelbraunen  Amphibol  und 
eben  solchen  Biotit  gleichzeitig  fahrend.  Uralit  ist  für 
dieses  Gestein  noch  besonders  charakteristisch. 

Die  Plagioklase  der  Diorite  ergaben,  immer  beider* 
seitig  zu  der  Zwillingsgrenze  der  Lamellen  gemessen,  Aus- 
löschungsschiefen, die  von  11** — 15  <>   schwanken;   die  der 
Diabase  solche  von   IS**— IT«*,   das  Gestein  von  Kürenz 
A  140—160. 

Als  Zersietzungsprodukte  der  Diorite,  vorzüglich  der 
Hornblende  erscheinen  Viridit,  Epidot,  Calcit,  meist  reich- 
lich Epidot. 


233 

Als  Umwandlungsprodukte  der  Diabase  erscheinen 
vorherrschend  Viridit  und  Calcit,  daneben  nur  untergeord- 
net auch  Epidot. 

Der  Viridit  ist  in  beiden  Gesteinen  ein  etüoritisches 
Mineral  von  nicht  ganz  constanter  Zusammensetzung  und 
Beschaffenheit,  bald  dem  Delessit,  bald  dem  Helminth 
nahe  stehend. 

Beiden  Gesteinen  gemeinsam  erscheinen  die  Mineralien 
des  Eisens:  Titaneisen,  Magnetit,  Pyrit.  Das  letztere 
vorherrschend  in  den  diabasischen  Gesteinen,  der  Magnetit 
in  beiden  nur  untergeordnet  gegenüber  dem  Titaneisen. 

Das  charakteristische  Verwitterungsprodukt  des  Titan- 
eisens: der  Titanomorphit  scheint  ein  Kalktitanat 
zu  sein,  aus  dem  durch  weitere  Umwandlung  auch  Ti tan it 
hervorgeht. 

Die  Melaphyre  von  typischer  Beschaffenheit,  sind, 
soweit  sie  nicht  umgewandelt  erscheinen,  als  basisreiche 
Glieder  dieser  Gruppe  ausgebildet.  Augit  und  glasige  Basis 
stehen  in  Bezug  auf  ihre  Quantität  in  Wechselbeziehung. 
Einige  Melaphyre  sind  sehr  olivinarm.  Die  Auslöschungs- 
schiefe der  Plagioklase  ergab  Werthe  von  25  ^ — 34°. 

Bei  der  Umwandlung  der  Melaphyre  lassen  sich  drei 
Stadien  deutlich  unterscheiden  0* 

Das  erste  Stadium  (und  in  diesem  befinden  sich 
auch  die  meisten  der  anscheinend  ganz  frischen  Gesteine 
schon)  zeigt,  bei  noch  klarem  Plagioklas  und  Augit,  die 
Basis  z.  Th.  noch  unverändert  z.  Th.  partiell  in  Viridit 
übergehend,  den  Olivin  noch  aus  reichlich  frischen  Resten 
mit  Viriditadem  durchzogen,  Magnetit  noch  frisch  mit 
braunen  Säumen,  fast  keinen  Calcit. 

Im  zweiten  Stadium  erscheint  der  Plagioklas  zo- 
nenweise getrübt,  Augit  und  alle  Basis  zu  Viridit  verwandelt, 
Olivin  ganz  zu  Viridit  pseudomorphosirt  mit  neugebildetem 
Magnetit,  Brauneisen  um  und  in  Olivin,  aber  nur  spärlich 
in  der  Grundmasse,  primärer  Magnetit  ganz  in  Eisenoxyd 
umgesetzt,  reichlich  Calcit. 


1)  Diese  drei  Stadien  hat  auch  Boricky  unterschieden:   Me- 
laphyrgest.  Böhmens,  S.  15 — 18. 


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234 

Das  dritte  Stadium  endlich  erweist  den  Plagioklas 
vollkommen  getrttbt,  fast  keine  Streifung  mehr  zeigend, 
nur  die  Umrisse  z.  Th.  noch  deutlich,  aber  alle  mit  Eisen- 
oxyd umsäumt,  aller  Viridit  verschwunden  und  in  Eisen- 
oxyd verwandelt,  daher  dieses,  sehr  reichlich,  das  ganze 
Gestein  färbt,  Olivin  ganz  in  Eisenoxyd  pseudomorphosirt, 
kein  neugebildeter  frischer  Magnetit  mehr,  fast  aller  Calcit 
wieder  fortgeführt,  mehr  oder  weniger  reichlich  eingedrun- 
gene Kieselsäure. 

Als  Endprodukte  der  Umwandlungsprocesse  können 
angesehen  werden:  für  die  Diorite:  Epidosite  oderepi- 
dotreiohe  Kalke,  für  die  Diabase:  serpentinhal- 
tige  Kalke  und  Dolomite,  Ophicalcite,  nicht  ohne 
die  Möglichkeit  gleichartiger  Produkte  für  beide  Gesteins- 
klassen, endlich  für  die  Melaphyre:  thonige  und  quarz- 
haltige  Brauneisensteine,  ähnlich  manchen  eisen- 
schttssigen  basaltischen  Wacken. 

Bei  der  Classification  der  Gesteine  aus  den  Gruppen 
der  Plagioklaspyroxenite  und  Plagioklasamphi- 
bolite  ist  neben  den  Strukturformen  vorzüglich  die  Art 
der  Feldspathe  als  entscheidend  zu  berücksichtigen. 

Nur  solche  Gesteine  dürfen  als  Diabase  oder 
Diorite  und  deren  Porphyrite  angesehen  werden,  die 
bei  vollkommen  granitischer  oder  porphyrischer 
Struktur  vorherrschend  einen  Plagioklas  führen,  dessen 
Auslöschungsschiefe  etwa  in  den  Grenzen  zwischen  12  ^ — 19  o 
schwankt,  als  Melaphyre  nur  solche,  die  eine  vorwal- 
tend basaltische  Struktur  und  Plagioklase  aufwei- 
sen, deren  Auslöschungsschiefe  grössere  Werthe,  etwa  20^ 
bis  350  beträgt. 


236 


Erklärung  der  Tafeln. 

Tafel  m. 

Fig.  1.  Viriditparthie  aus  dem  Diorit  von  Winkelbornfloss  bei  Schil- 
lingen. In  der  lichtgrünen,  radialfasrigen  Yiriditmasse  liegen 
zwei  Epidotaggregate  mit  dunkelfarbigen  Axen'und  Titan- 
eiaenkörner.  Um  die  Viriditparthie,  derselben  z.  Th.  auf- 
gewachsen^ Bündel  und  Garben  von  secundär  gebildetem 
Biotit. 

Fig.  2.  Aus  dem  Diabas  von  Eellenbach.  Links  ein  grosser  Pla- 
gioklasquerschnitt  mit  parallel  der  Zwillingsgrenze  einge- 
schalteten Epidotleisten,  dieser  Theil  bei  gekreuzten  Nicols 
gezeichnet  und  die  einen  Zwillingslamellen  auf  ihre  Aus- 
löschung gestellt.  Rechts  Querschnitt  eines  farblosen,  ifecht- 
winklig  spaltbaren  Minerals  (Apophyllit)  mit  eingelagertem 
Helminth.  Jn  der  Mitte  oben  zwischengeklemmter  Yiridit, 
unten  secundäre  Biotitbüschel. 


Tafel    IV. 

Fig.  3.  Diabas  von  Förstelbach.  Linke  Hälfte:  umgewandelte  Pla- 
gioklasleisten  mit  Säumen  von  körnigen  Epidotaggrcgaten. 
Quarzhexagon  mit  radialgestelltem  Viridit,  Apatitnadeln 
zerbrochen  und  verschoben.  Eine  Quarzader,  läng8g§fasert, 
mit  senkrecht  zur  Faserung  stehenden  Grenze  der  einzel- 
nen Quarzindividuen,  eingeschaltet  Viridit.  Ein  Titaneisen- 
kry stall  ist  von  der  Quarzader  gespalten.  Rechte  Hälfte: 
Titaneisen  und  Titanomorphii;  Pyrit  zu  Eisenoxyd  umge- 
wandelt. 

Fig.  4.  Amphibol,  üralit,  Augitkerne  aus  dem  Diabas -Diorit  von 
Kürenz.    ' 

Fig.  5,  5  a,  5  b.  Olivinpseudomorphosen  aus  den  sehr  umgewan- 
delten Melaphyren  z.  B.  Rathen,  Lockweiler. 

Fig.  6.  Umgewandelter  Augit  mit  Viriditnetzwerk  und  neugebil- 
detem Magnetit  aus  den  Diabasen  von  Irscher  Mühle  und 
Crettnach. 

Fig.    7.   Apatit  mit  Quarzaxe  aus  dem  Diabas  von  Eellenbach. 


236 

Fig.  8.  Aggregate  von  Braanspathrhomboedern  mit  Eisenoxyd  um- 
hüllt aus  dem  Gestein  von  Eernscheidt. 

Fig.  9.  Sternförmige  Epidotaggregate  mit  Brauneisen  übe^rrindet 
aus  dem  Diabas  von  Reinsfeld. 

Fig.  10.  Yiridit  als  Zwischenklemmungsmasse  aus  dem  Diabas  von 
Hockweiler. 

Fig.  11.  Kleine  Epidotkörner  von  kugliger  Gestalt^  Aggregate  -  sol- 
cher und  Epidotkryställchen  (Zwilling)  aus  dem  Porphyr 
von  Rhaunen. 


VnlTenitits-BiiohdrDokerei  Ton  Oorl  Oeorgi  in  Bonn. 


Chemische  üntersnchnngen  westfälischer  nnd 
rheinischer  Gebirgsarten  nnd  Mineralien. 

Von 
Dr.  W.  T.  d,  Marck  in  Hamm. 


A.  Westfälische  Gebirgsarten  und  Mineralien. 

Die    nachstehenden   Analysen   westfälischer   Gehirgs- 
arten  bilden  eine  Forfsetzung  früherer,  in  diesen  Verhand- 
langen mitgetheilten  Arbeiten  über  denselben  Gegenstand  '). 
Die  meisten  dieser  Analysen  sind  im  technischen  Interesse 
angestellt  und  daher  nicht  nach  jeder  Richtung  erschöpfend; 
inabesondere  waren  die  Bestimmungen  minimaler  Mengen 
von  Alkalien  ausgeschlossen.   Dennoch  glaube  ich,  dass  sie 
aneh  in  diesem  Zustande  einen  kleinen  Beitrag  zur  Kenot- 
aiss  der  heimathlichen  Gebirgsschichten  liefern  dürften. 
I.  Mitteldevonische  Gesteine  des  grossen  westl^lischen  K  a  1  k  - 
Steinzuges,  der  Mulde  von  Attendorn  nnd  kalkreiehe 
Einlagerungen  in  den  Lenne- Schiefern. 
1.  Harter,    schwarz-grauer    Kalkstein  aus  den  südlich 
der  Stadt  Hagen  am  rechten  Volrae- Ufer  gelegenen 
Steinbrüchen. 


1)  Siehe:  a.  Analysea  einiger  zum  weatfälischen  Uebergauga- 
Gebirge  gehörenden  Gebirgsarten.  Jabrgang  VIII. 
1851.     S.  56—71. 

b.  Ueber  Schwimm-  und  Feuersteine  etc.  Jahrgang  S. 
1853.     8.  385—407. 

c.  ChemiBche  Uutersucbung  von  Gesteineii  der  oberen 
westrälischen  Kreide bil düngen.  Jahrgang  XIL  I8BB. 
S.  263-283. 

d.  Chemisuhe  Untersuchving  wefllß-lischer  Kreide- 
gesteine.  2.  Reihe.  Jahrgang  XVI.  1659.  S.  J  — 19. 

im.  d.  Bat  Var.  ithzg.  XiXV.  1.  Folge.  7.  Bd,  16 


iüMaUdMH 


^ 


Ibe  besteht  in  100,00  Theilen  ans ') : 

K-ohlenaaurer  Kalkerde 89,öS  Tlieilen 

Kohlensaurer  Bittererde 8,73      „ 

Kohleneaurea  Eisenoxydula  ,    .    .    .    .      0,21       „ 

Kieaelsänre 1,23       „ 

Kohlenstoff  und  Schwefelkies    ....    Spuren 

Sa.    9f),75  Thuile. 
Bemerk.      Die  KioBfllaäure  bildet  deutliche  Kryatallc,  nämlich 
eechaaeitige  Säiilon,  die  rd  beiden  Enden  ziigespitiit  sind, 

2.  Fester,  schwarz-grauer  Kalkstein  aus  den  Stein- 
brüchen zwischen  Hagen  und  Eppcnhauseu. 

>erselbe  besteht  in  100,00  Theilen  aus:, 

Kohlensaurer  Kalkerde 89,48  Theilen 

Kohlensaurer  Bitteierde 7,33      „ 

Kohlensauren  Eiacnoxyduls  mit  Spuren 

Kohlensauren  Manganosyduls   ....  0,8Ö       „ 

Kieselsäure 2,30       „ 

Kohlenstoff  und  Schwefelkies   ....  Spureu 

Sa.  100,00  Theile.       [ 

Bemerk.     Auch   hier  ist  die  KinBeUäurfl  in  Kry  stall  form  tW- ' 
h  enden.  ' 

3.  Fester,  dunkelgrauer  Kalkstein  aus  dem  zwischen 
Letmathe  und  Grüne,  nördlich  von  der  Chanseee 
gelegenen  Steinbruche. 

100,00  Theiie  deaaelbeu  enthalten; 

Kohlensaure  Kalkerde 06,G8  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 2,07       , 

Kohlensaures  Eiaenoxydul 0,23       , 

Kieselsäure  und  eine  Spur 

Schwefelkies 0,4t      „ 

Kohlenstoff 8puren 

Sa.  100,20  Theile.  " 

4.  Fester,  dunkelgrauer  Kalkstein  aus  einem  etwa 
östlicher  liegenden  Steinbruche, 

100,00  Theile  desselben  enthalten: 

1)  Diese    wie    alle    folgenden  Proben    sind  hei  +  100"  C.  gl 
trocknet. 


230 

Kohlensaure  Kälkerde 94,15  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 4,99      „ 

Kohlensaures  Eisenoxydul 0,22      „ 

Kieselsäure  mit  einer  Spur 

Schwefelkies 0,35      , 

Kohlenstoff Spuren 

Sa.    99,71  Theile. 

5.  Kalkstein  von  matter,  tief-schwarzer  Farbe  ans  dem- 
jenigen Steinbruche,  dem  die  sub  3  aufgeführte  Probe 
entnommen  war.  Beim  Anschlagen  entwickelt  er  einen 
deutlichen  Geruch  nach  Schwefelwasserstoff. 

100,00  Theile  enthalten : 

A.  In  verdünnter  Chlorwasserstoffsäure   lösliche    Be- 
standtheile, 

Kohlensaure  Kalkerde 58,60  Theile 

Kohlensaure  Bittererde Spuren 

Eisenoxyd  und  Thonerde 0,60      ^ 

B.  In  Chlorwasserstoff  unlösliche  Be- 
standtheile, 

Kieselsäure 26,43      ^ 

Thonerde 5,29      „ 

Eisenoxyd 1,91 

Schwefel    1,25       o  i,     r  n  •  o  oa 

^,  . '^  =  Schwefelkies     .    .    .      2,30 

Eisen  1,05  ' 

Kohlenstoff 4,81^      „ 

Sa.  99,94  Theile. 

Mithin    ein    unreiner,   thoniger,   Schwefelkies-reicher 

und  durch  Kohlenstoff  schwarz  gefärbter  Kalkstein. 

6.  Graugelber,  nicht  sehr  fester  Stein  aus  demselben 
Steinbruche,  der  die  vorige  Probe  geliefert  hat.^ 

100,00  Theile  enthalten : 

Kohlensaure  Kalkerde       58,37  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 38,66      „ 

Kohlensaures  Eisenoxydul 2,50      „ 

Thonerde 0,15      „ 

Kieselsäure      0,32      „ 

Braune,  organische  Substanz    .    .     .    .  Spuren 

Sa.  100,00  Theile. 
Mithin  eisenhaltiger  Dolomit. 


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240     - 


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fei  7.  Dichter,  hellgrauer  Kalkstein  mit  grünlichen  Adern 

fe.r  von  Spiel wigge   bei   Lüdenscheid.    Bildet  kalk- 


^ .  reiche  Einlagerangen  in  dem  Lenne-Schiefer. 

100,00  Theile  enthalten : 

A.   in  Chlorwasserstoflfsäure  lösliche  Bestandtheile, 

f^^  Kohlensaure  Kalkerde 90,32  Theile 

fi  Kohlensaure  Bittererde 0,74      „ 

^^  Kohlensaures    Eisenoxydul   mit  Spuren 

>:'  Kohlensauren  Manganoxyduls   ....      1,20      „ 


B.  in  Chlorwassei'stoffsäure  unlösliche 
Bestandtheile, 

Kieselsäure 5,78      „ 

Thonerde    . 1,42      „ 

C.  Organische  Substanz 0,45      „ 

Sa.  99,91  Theile. 

Bemerk.    Die  Kieselsäure   ist    zum    Theil    in  Krystallen   im 
Qestöin  enthalten. 

8.  Hellgrauer  Kalkstein  von  Bamenohl  an  derLenne 
(Mulde  von  Attendorn). 

Hellgrauer  mit  Kalkspath  durchsetzter  Stein. 
100,00  Theile  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 98,60  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 0,66  „ 

Kohlensaures  Eisenoxydul 0,33  „ 

Kieselsäure •    •  0.26  „ 

Phosphorsaure  Kalkerde       0,23  „ 

Organische,  braunschwarze  Substanz     .  0,15  „ 

Sa.  100,23  Theile. 

9.  Gleichförmig-dichter,  hellgrauer  Kalkstein  von  der  sub 
8  bezeichneten  Localität. 

100,00  Theile  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 99,55  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 0,54 

Kohlensaures  Eisenoxydul Spuren 

Kieselsäure 0,11 

Organische  Substanz Spuren 

Sa.  100,20  Theile. 

Bemerk.     In    den  sub    8.  9   aufgeführten    Proben    ist    keine 


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11 


10.  Dunkelgraa-rÖthlicher,  etwas  körniger  Kalkstein; 
ebenfalls  von  der  suli  8  bezeichneten  Localität. 

100,00  Theile  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 97,8ö  TheUe 

Kohlensaure  Bittererde 0,9fi      „ 

Eisenoxyd       Spuren 

Kieselsäure 1,17      „ 

Organische,  schwarzbraune  Substanz     .      0,07       „ 

Phosphorsaure  Kalkerdc 0,^2      „ 

Sa.  100,27  TbeilB. 

Bemerk.     Unter    dem    Mikroskop    bemerkt    man    in  dem   in 
Salzsäure  unlÜslicben  RÜcketande  eiunolne  Kieaeisäure-NadelD. 

11.  Hellgraner  Kalkstein  aus  der  Umgegend  von  Bri- 
1 0  n.  Soll  im  gebrannten  Zustande  einen  guten 
Mörtelkalk  abgeben. 

100,00  Theile  enthalten: 

A,  in  Chlorwasseratoffsäure  lösliche  Bestandtheile, 

Kohlensaure  Kalkerde 82,00  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 1,04       „ 

Kohlensaures    Eiscnoxydul   mit   Spuren 
Kohlensauren  Manganoxjduls   ....   -   3,  U       „ 

B,  in  Chlorwasserstoffsälire  unlösliche 
Bestandtheile, 

Kieselsäure 1 2,37      „ 

Thonerde 1,13      „ 

Kohlenstoff 0,30      „ 

Schwefelkies 0,01       „ 

Sa.  99,99  TheUe. 

12.  Ein  dem  vorigen  ähnlicher  Kalkstein  derselben 
Gegend. 

100,00  Theile  enthalten: 

A.    in  Cblorwasserstoffsäure  lösliche  Bestandtheile, 

Kohlensaure  Kalkerdc 81,00  TheUe 

Kohlensanre  Bittcrcrde 1 ,78       „ 

Eisenoxyd,  kohlensaures  Eisenoxydnl  uud 

Zu  Übertragen    82,78  Theile. 


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7V.n<*V<!i>:  l-V"^         -r 

J^^ÜCStKÄU^M^^ 1—*^  - 

T*/f9^i^.         .  l-^>       - 

J'^j   Of^/j^ff  4MfU:r  Kalk^t^f  n  der  Umge^nd  von  Bri- 

A.    ii«  ^'fc|//rwaÄi(#?r»t//fl*äiire  l^licbe  Be^tandtheile- 

K//J/il«f«itÄ«f*^  Kalk*^r4h ^».36  Theile 

iifßUU^u^^tr**.  HiU^r^Mh 1.98      „ 

KhUU79ut9k$if*^  Kii^rioxydol    mit  Spuren 
KoUU'jtUfuir^i  Mauii;siuoxy(\nh  .    .    .    .      1,53 '    ^ 

rUofujiU'. 0,90      „ 

rb/Mpb//rie«iur<;  Ksilk^'.rtU'. Spnren 

1$,    iu  CUlorwfiHfiHmUßffnMrH  anl<>iiliche 

KU^MttWAiirn 12,39      „ 

'lUiftmiU*. 2,29      „ 

Oriftiulm*M  HuimUinx 0,37      „ 

Sa.    99,82  TheUe. 
N.  Orau^r  Kalkstein    vom   Plattenberg,   Gemeinde 
llop\)iU'ki'.  bei  ßrilon. 
UKVK)  Tbeilc  enthalten: 

A,   in  (yhlorwaHHerntoffgäare  löHliehe  Bestandtheile, 

KoblenMaure  Kalkerde 81,54  Theile. 

Kohlennaure  Uittererde 2,08      „ 

KohlennaureH   fiiHenoxydul  mit  Spuren 
KiihlonHauren  Manganoxydnls  ....      2,44      „ 
Thonerdo 1,10      „ 

Hehwefol  .    .    0,45        ^  i.     sf^l^  •  a  oo 

Ktoen  .    .    .    0.38  =  Schwefelkies     •      0,83      „ 

Za  Übertragen    87,99  Theile. 


\ 


243 

Uebertrag  87,99  Theile 

Phosphorsatire  Kalkerde 0,13      „ 

B.    in  Chlorwasserstofisäure  uulösliche 
Bestandtheile, 

Kieselsäure 10,32      „ 

Thonerde 1,63      „ 

Organische  Substanz 0,30      „ 

sä.  100,37  Theile. 

15.  Grauer  Kalkstein  vom  Bilstein,  Gemeinde  Hop- 
pecke bei  Brilon. 

100,00  Theile  enthalten : 

A.  in  Chlorwasserstoflfsäure  lösliche  Bestandtheile, 

Kohlensaure  Kalkerde 91,00  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 1,16      „ 

Kohlensaures    Eisenoxydul  mit   Spuren 

Kohlensauren  Manganoxyduls  ....  1,02      „ 

Thonerde 0,57      „ 

Schwefel   0,03        ^  u     r  u  •  a  ak 

T^.             A/^A  =  Schwefelkies     .    .    .  0,05      „ 

Eisen    .    0,02  " 

Phosphorsaure  Kalkerde 0,18      „ 

B.  in  Chlorwasserstoflfsäure  unlösliche 
Bestandtheile, 

Kieselsäure 5,45      „ 

Thonerde 0,80      „ 

Organische  Substanz 0,20      „ 

Sa.  100,43  Theile. 

16.  Grauer  Kalkstein  von  Altenhagen  bei  Bredelar. 
100,00  Theile  enthalten : 

Kohlensaure  Kalkerde 96,17  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 1,03      „ 

Kohlensaures  Eisenoxydul    mit  Spuren 

Kohlensauren  Manganoxyduls    ....  0,40      „ 

Kieselsäure  —  krystallinisch     ....  1,30      „ 

Phosphorsaure  Kalkerde       .....  0,64      „ 

Kohlenstoflf 0,13      „ 

Sa.  99,67  Theile. 

Bemerk.    Die  Kieselsäure-Krystalle   besitzen  eine  Länge  von 
0,006  mm  und  eine  Dicke  von  0,004  mm. 


T :  _        


244 

17.  Röthlicher   Kalkstein   vom   Galgenberge  bei 
Bredelar. 

100,00  Theile  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 87,72  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 8,05  „ 

Kohlensaures  Eisenoxydul   und  Spuren 

von  kohlensaurem  Manganoxydul      .     .  2,63  „ 

Eisenoxyd       0,65  „ 

Kieselsäure  —  in  Krystallen  —  ...  0,63  „ 

Phosphorsaure  Kalkerde       0,17  „ 

KohlenstoflP .  Spuren 

Sa.     99,85  Theile. 

Bemerk.  Die  Kieselsäure'Krystalle  haben  folgende  Dimen- 
sionen: 

die  kleinsten  sind  0,006  mm   lang   und  0,004   mm  dick, 
die  grösseren  sind    0,75  mm  lang   und     0,20  mm  dick. 

18.  Kalkspath  der  Umgegend  von  Brilon. 
100,00  Theile  enthalten: 

a.  b.  c. 

Sp.  Gew.  =  2,7219    2,7225    2,7142 

Kohlensaure  Kalkerde  .    .  98,94  98^98  98,99  Theile 

Kohlensaure  Bittererde .    .  —  —  0,67      „ 

Kohlensaures   Eisenoxydul  0,56        0,63  0,26      „ 

Kohlensaures  Manganoxydul      0,50        0,39  0,08      „ 

Eine  andere  Varietät  derselben  Gegend  enthielt: 

Kohlensaure  Kalkerde     ....  98,61% 

Kohlensaures  Eisenoxydul  .    .     .  0,33% 

Kohlensaures  Manganoxydul    .    .  l,067o 

19.  Ripidolith  von  Brilon. 

Im  Laufe  des  Jahres  1877  sind  in  dem  südöstlich 
von  der  Kreisstadt  Brilon  und  in  der  Nähe  des  Dorfes 
Messinghausen  gelegenen,  sogenannten  „Bilstein"  durch 
die  Bemühungen  des  Herrn  Bergmeisters  Hüser  erhebliche 
Mengen  von  Phosphorit  aufgefunden,  die  in  neuerer  Zeit 
eine  technische  Verwendung  gefunden  haben  sollen.  Mit 
solchen  Phosphorit-Handstttcken  erhielt  ich  durch  Herrn 
Hüser  Stücke  eines  Minerals,  welches  nach  seiner  chemi- 


Beben   Constitution  den   Ripidolithen    zugerechnet  werden 
mnsB. 

Die  Farbe  deBselben  ist  dunkel-grau-grlln;  diejenige 
seines  Strichpalvers  grUnlich-weiss.  Auf  dem  flach-ransche- 
ligen  Brache  erscheint  es  matt ;  kleine  Splitter  desselben 
sind  jedoch  bei  starker  VergrüBserung  grün,  glashell  und 
durchscheinend.  Dergleichen  Splitter  schmelzen  vor  dem 
Löthrobre  zu  schwarzen,  magnetischen  Kügelchen.  Im 
Kölbchen  giebt  es  Wasser  und  mit  den  Flüssen  die  Reac- 
tionen  des  Eisens.  Seine  Härte  =  2,5  und  sein  specifiaches 
Gewicht  3,0899.  Es  zeigt  einen  bräunliehen  Ueberzng  von 
Kalkphospbat  und  EiBenoxjdhydrat.  GhlorwaBserstoffsänre 
zerlegt  ee  mit  Leichtigkeit. 

Seine  chemische  ZuaammenBetzung  ist  in  100,00 
Theilen : 

Kieselsäure 27,22  Theile 

Tbonerde 20,22      „ 

Eisenoxydul -.    35,75      „ 

Magnesia 6,47      „ 

Wasser 10,30       „ 

Sa.    99,96  Theile. 

Zur    VergleichuDg   führe  ich    die    Zusammensetzung 
zweier  Ripidolithe  aus  dem  Granit  der  Daaphinö  an'). 
1.  Vom  2.  Vom 

Mont  de  Sept-Lacs       St.  Christophe 


Eieselsäuie 
Tbonerde  . 
Eisenoxydul  . 


27,14 26.88 

19,19 17,52 

24,76 29,26 

16,78 13,81 

11,50 11,33 


9,37 


Sa.  i 


Die  Varietät  von  Brilon  unterscheidet  sich  mithin 
durch  einen  noch  höheren  Gehalt  an  Eisenoxydul,  wobei 
in  gleichem  Maasse  der  Gehalt  an  Magnesia  abnimmt. 


1)  Bammelaberg,     ehem.  Mineralogie 
1845.   S.  33, 


\ 


246 

IL  Hitschelkalk  ans  dem  Gebirgszuge  des  Osning. 

1.  Muschelkalkstein  der  Gegend  von  Bielefeld. 
100,00  Theile  enthalten: 

A.  in  Chlorwasserstoflfsäure  lösliche  Bestandtheile, 

Kohlensaure  Kalkerde \  86,72  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 9,22      „ 

Kohlensaures  Eisenoxydul 1,70      „ 

Thonerde 0,42      „ 

B.  inChlorwasserstoffsäure  unlösliche 
Bestandtheile, 

Kieselsäure 1,50      „ 

Thonerde 0,39      „ 

Organische  Substanz 0,54      „ 

Sa.  100,49  Theile. 

2.  Muschelkalkstein  von  Osnabrück.  Dichter, 
grauer  Kalkstein  mit  splitterigem  Bruche. 

100,00  Theile  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 82,13  Theile 

Kohlensaure  Bittererde     ......  3,10  „ 

Eisenoxyd  und  kohlensaures  Eisenoxydul  1,82  „ 

Thonerde 0,58  „ 

Kieselsäure  —  krystalljnische  ....  12,16  „ 

Organische  Substanz 0,13  „ 

.      Sa.    99,92  Theile. 

3.  Muschelkalkstein  von  Velpe.  Grauer,  gelb- 
bräunlich-gefleckter, späthiger  Kalkstein. 

100,00  Theile  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 83,84  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 11,15      „ 

Eisenoxyd  und  Thonerde 1,06      „ 

Kieselsäure  —  meistens  in  Krystallen  .  3,lo      ,, 

Organische  Substanz 0,58      „ 

Sa.    99,76  Theile. 
III.  Gesteine  des  Wealden-Oebirges. 

1.  Oberer  Wealdenkalk  von  Salzbergen  bei 
Rheine,  sogen.  Cyrenen-Schicht.  Späthiger  dun- 
kelgrauer Kalkstein. 


100,00  Theile  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 98,li5  Theile 

Kohlensaures  EiBenoxydul 0,50      „ 

Kieselsäure 0,46      „ 

Organische,  bituminÖBe  Substanz        .     .      0,50      „ 

Sa.  100,11  Theile. 

2.  Oberer  Wealdenkalk  —  Cyrenen  -  Schicht,  Dichter, 
grauer  Kalkstein  von  Wenningfeld  bei  Stadt- 
lohn. 

100,00  Theile  enthalten: 

Ä.'  in  Salzsäure  lösliche  Bestandtheile, 

Kohlensaure  Kalkerde 88,11  Theile 

Kohlensaure  Eittererde 6,00      „ 

Phosphorsaure  Kalkerde       0,58      „ 

Schwefelkies Spuren 

B.  in  Salzsäure  unlösliche  Bestandtheile, 

Kieselsäure 4,39      ,, 

Organische,  bituminüBe  Substanz       .     .      0,39      „ 

Sa."'99,47  Theile. 

3.  Thon  des  Wealden-Gebirges  der  Umgegend  vonSalz- 
bergen. 

100,00  Theile  enthalten: 

Kohlensaure  Kalkerde 5,14  Theile. 

Eisenoxjd    mit   geringen   Mengen    von 

Manganoxjd 32,05       „ 

Thonerde 14,51       ,. 

KieBelsäure 37,35       „ 

PhoBphorsäure 2,14       „ 

Wasser  und  organische  Substanz      .     .       8,44       „ 

Sa.  99,63  Theile. 
rV.  Gesteine  der  westfölischen  Kreidebildangen. 

1.  Oolithiseher  Eisenstein  aus  dem  Ilils  des  Os- 
ning  bei  Bielefeld. 

Dieser  Eisenstein  bildet  entweder  derbe  Massen  von 
rothbrauner  Farbe,  die  ein  der  lothringischen  Minette  täu- 
schend ähnlich  aussehendes  Conglomerat  von  runden  KUgel- 
chen  darstellen,  oder  die  Kügelchen  kommen  als  lose,  un- 
verbundene  Individuen  vor.     Behandelt  man  die  letzteren 


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4 


248  ^ 

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mit  Ghlorwasserstoffi^ure,  so  wird  ihnen  ihr  Eisen-  etc.  Ge- 
halt entzogen  und  es  bleibt  nun  ein  weisses  Kieselskelett 
znrttck,  welches  die  ursprüngliche  Form  der  Ktigelchen 
beibehalten  hat. 

100,00  Theile  des  derben  Gesteins  enthalten : 

Eisenoxyd       40,13  Tbeile 

Kohlensaures  Eisenoxydul 15,88  „ 

Kohlensaure  Kalkerde 3,62  „ 

Kohlensaure  Bittererde 3,69  „ 

Fhosphorsaure  Kalkerde 3,97  „ 

Thonerde 3,70  „ 

Kieselsäure 24,95  „ 

Organische  Substanz  .......  Spuren 

Wasser 4,06  „ 

Sa.  100,00  Theile. 

2.   Plänerkalkstein  von  Werl.    Der  Stein  gibt  nach 
dem  Brennen  einen  guten  hydraulischen  Kalk. 

100,00  Theile  enthalten: 

A.  in  Chlorwasserstoffsäure  lösliche  Bestandtheile, 

Kohlensaure  Kalkerde 72,55  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 0,49      „ 

Eisenoxyd  und  kohlensaures  Eisenoxydul  1,40      „ 

Thonerde 0,40      „ 

Phosphorsaure  Kalkerde       0,83      „ 

B.  in  Ghlorwasserstoffsäure  unlösliche 
Bestandtheile, 

Kieselsäure 22,10  „ 

Thonerde 1,07  „ 

Kalkerde 0,12  „ 

Bittererde 0,21  „ 

Organische  Substanz 0,58  ,, 

Sa.    99^5  Theile. 

Bemerk.  Unter  den  in  Chlorwadserstoffsäure  unlöslichen 
Bestandtheilen  erkennt  man:  Glaukonit,  Thon,  Qaarzfragmento  und 
Kieselsäure  als  Yersteinerungsmittel  von  Foraminiferen.  —  Die  Al- 
kalien sind  nicht  beätimmt. 


V 


249 

3.  Plänerkalkstein  von  Bielefeld. 
100,00  Theile  enthalten: 

A.  in  Ghlorwasserstoffsänre  lösliche  Bestandtheile, 

Kohlensaure  Kalkerde 87,01  Theile 

Kohlensaure  Bittererde     ......  0,09      „ 

Kohlensaures  Eisenoxydul   mit  Spuren 

Kohlensauren  Manganoxyduls  ....  1,45      „ 

Thonerde 0,42      „ 

Phosphorsaure  Kalkerde Spuren 

B.  in  Ghlorwasserstoffsäure  unlösliche 
Bestandtheile, 

Kieselsäure 9,47      „ 

Thonerde 0,95      „ 

Organische  Substanz    .......      0,70      ,, 


Sa.  100,09  Theile. 

(4  bis  22  siehe  die  folgenden  Tabellen.) 


250 


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23.    Obersenone  Mergel  der  Umgegend  von  Beckam, 

Die  Mergelgeateine  des  oberen  Senon  auf  dem  BOge- 
nannteD  Plateau  von  Beckum  bestehen,  wie  solches  in  ähn- 
licher Weise  bei  den  Plänermergeln  der  Fall  ist,  auB 
wechselnden  Schichten  von  festeren,  kalkreichercn  und  thon- 
ärmeren  Kalkateincn  und  weicheren,  kalkarmeren,  aber 
thonreieheren  Thoniriergeln.  Wie  die  Kalkmergel  des 
Pläners,  z.  B.  im  stldlichen  Verbreitnngsbezirk  desselben 
diejenigen  von  Werl,  im  nördlichen  Theile  diejenigen  von 
Rothent'eldc,  Lengerich  und  Rheine,  so  werden  in  der  Um- 
gebung der  Kreisstadt  Beckum  und  der  Dörfer  Ennigerloh, 
VcUern  und  üolberg  die  hier  nuftrclenden  obersenonen 
Mergel  in  grossartigem  Maasse  gewonnen  and  theila  im 
rohen  Znstande  verschickt,  theils  als  gebrannter,  hydrau- 
lischer Kalk  in  den  Handel  gebracht.  Die  bydrauHsehe 
Eigenschall  dieser  Kalke  hat  sich  in  so  glänzender  Weise 
bewährt,  dass  ausser  den  zahlreichen  Steinbrüchen  and 
Brennereien,  welche  nur  die  Herstellung  eines  guten 
Wasserkalkes  bezwecken,  in  jüngster  Zeit  in  unmittelbarer 
Nähe  von  Beckum  eine  Fabrik  von  Portland-Cement  er- 
richtet ist,  welche,  ausgerüstet  mit  den  neuesten  Maschine- 
rieen  und  Ofenconstmctionen,  eine  sehr  umfangreiche  An- 
lage darstellt. 

Zur  Herstellung  des  hydraulischen  Kalkes  wird  wohl 
nie  eine  einzelne  Schicht  des  dort  vorkommenden  Mergels 
verwendet,  sondern  kalkreiehe  Gesteine  werden  in  ge- 
wissen, durch  die  Erfahrung  festgestellten  Verhältnissen 
mit  thonreicheren  gemengt  und  gebrannt.  In  ähnlicher 
Weise,  nur  nach  viel  festeren  Regeln,  wird  bei  Herstellang 
des  Portland-Cement  verfahren. 

Wie  wenig  man  Übrigens  nach  dem  äusseren  Ansehen 
den  Kalkgehalt  dieser  Mergel  abschätzen  kann,  mögen 
folgende  Zahlen  beweisen. 

Die  festeren  Kalksteine  der  Umgebung  von  Dolherg 
enthalten  z.  B.: 

a.  In  Salzsäure  lösliche  Bestandtheile, 
(CaO-t-CO^  MgO  -t-  C0^  feO+COMeO')84,307o;83,98''/o; 
86,667o; 


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254 

b.  In  Salzsäure  anlOsliche, 

(Thon)  14,90  Vo;  16,077o;  13,34%. 
Die  weicheren  Zwischenlagen  hingegen, 

a.  In  Salzsäare  lösliche  Bestandtheile: 

48,87%;  56,88%;  63,537o;  82,60o/o; 

b.  In  Salzsäure  unlösliche  Bestandtheile: 

51,13%;  43,127o;  36,47o/o;  17,40o/o. 
Die  chemische  Zusammensetzung  eines  Gemenges 
solcher  obersenonen  Kreidemergel  der  Umgegend  von 
Beckum,  welches  zur  Gewinnung  von  gutem  Wasserkalk 
hergestellt  ist,  ist  im  rohen,  ungebrannten  Zustande  fol- 
gende: 
100,00  Theile  desselben,  bei  +  130<>C.  getrocknet,  enthalten, 

A.  in  Ghlorwasserstoffsäure  lösliche  Bestandtheile, 

Kohlensaure  Kalkerde 83,30  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 0,79      „ 

Eisenoxyd  Xoin  kleiner  Theil  als  kohlen- 
saures Eisenoxydul  im  Gestein  ent- 
halten)     1,70 

Thonerde 0,63 

Phosphorsaure  Kalkerde 0,74 

B.  in  Chlorwasserstoffsäure  unlösliche  Be- 
standtheile, 

Kieselsäure 9,91      „ 

Thonerde 1,74 

Kalkerde 0,24 

Bittererde Spuren 

Organische  Substanz 0,75      „ 

Sa.    99,80  Theile. 
Eine  ähnliche  Zusammensetzung  haben  die  denselben 
Schichten  angehörigen  Kalkmergel  von  Oelde. 

24.  Obersenoner  Kalkmergel  von  Oelde. 
100,00  Theile  desselben,  bei  -f  120<>C.  getrocknet,  enthalten: 

A.  in  Chlorwasserstoffsäure  lösliche  Bestandtheile, 

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Kohlensaure  Kalkerde    .    78,76  Theile   82,50  Theile 
Kohlensaure  Bittererde   .      0,70        „        0,77       „ 

Zu  übertragen    83,27  Theile. 


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üebertrag    83,27  Theile 
Eisenoxyd,  z.    Tbl.   war 
kohlensaures   Eisenoxy- 
dul im  Gestein  enthalten,  2,10        „        1,98 

Thonerde 0,23 

Phosphorsaure  Kalkerde.  0,09        ,        0,09 

Schwefelkies      ....  0,05        „        0,05 
B.  in  Chlorwasserstoffsäure 
unlösliche  Bestandtheile, 

Kieselsäure 16,21        „       13,47 

Thonerde 1,61        „        0,64 

Organische  Substanz  0,65        „        0,72 

Sa.  100,40        „    100,22  Theile. 

V.  Gebilde  der  Jetztzeit     Kalktuff  von  Rothenfelde. 

In  der  Nähe  der  dortigen  Soolquellen  hat  sich  eine 
mächtige  Süsswasserkalk- Ablagerung  gebildet. 
100,00  Theile  dieses  bei  +  1200C,  getrockneten  Kalktuffs 
enthalten : 

Kohlensaure  Kalkerde 97,00  Theile 

Kohlensaure  Bittererde 0,87      „ 

Eisenoxyd 0,52      „ 

Manganoxyd 0,42      „ 

Kieselsäure 0,13      „ 

Organisclie  Substanz Spuren    „ 

Wasser,  welches  erst  bei  +  140®  C.  ent- 
weicht     .      0,40      „ 

Sa.    99,34  Theile. 

Anhang. 

Basalt. 

Derselbe  tritt  im  Gebiete  des  Lenneschiefers  unweit 
des  Colonats  „Hervel"  im  Kirchspiel  Herscheidt  des 
Kreises  Altena  auf. 

Sein  specifisches  Gewicht  =  3,0919. 

Olivin  und  Magneteisen  lassen  sich  mit  blossem  Auge 
darin  erkennen;  mitunter  umschliesst  er  violettgefärbte, 
jaspisartig  veränderte  Brocken  von  Thonschiefer.  Er  ent- 
hält nur   geringe  Mengen  von  Eisenoxydulcarbonat.    Die 


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Trenntmg  der  durdfeCUorwasserstofifsäure  zerlegbaren  von 
den  dadurch  nicht  zerlegbaren  Bestandtheilen  geschah  ver- 
mittelst Digestion  bei  +  50«  C. 

Zerlegt  wurden    .    .    .    45,59% 
ünzerlegt  blieben     .    .    54,417o 
Der  durch  Chlorwasserstoflfsäure   zerlegbare  Autheil 
besitzt  folgende  Zusammensetzung: 


Kieselsäure 

Titansäure 

Thonerde 

Fisenoxyd 

Maganoxyd 

Eisenoxydul 

Kalkerde 

Magnesia 

Natron 

Kali     .    . 

Phosphorsäure 

Kohlensäure 

Wasser     .    . 


Sa 


Besaltat 

der 
Analyse. 


Procentische 

Zusammensetzung 

des  zerlegbaren 

Antheils. 


46,49  Theile. 


23,83  Procent 

1,93 
26,97 

8,72 

3,55 
13,05 

6,67 

4,17 

4,45 

0,97 

1,02 
,0,50 

4,17 


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Der  durch  Chlorwasserstoffsäure  nicht 
theil  besteht  aus: 


100,00  Procent, 
zerlegbare  An- 


Berechnet 
auf 
54,417„  zerleg- 
.  baren  ÄDtheils. 

Resultat 
der 

Analyse. 

Kieselsäure 

Thonerde 

Eisenoxyd 

Manganoxyd     .... 

Kalkerde 

Magnesia 

Natron 

Kali 

32,11  Theile 
6,15      „ 
3,89      „ 
0,26      „ 
6,83      „ 
3,04      „ 
1,43      „ 
0,70      „ 

59,50  Theile 

11,40      „ 

7,20      , 

0,50      , 

12,05      , 

5.64  „ 

2.65  „ 
1,30      „ 

54,41  Theile. 

100,24  Theile. 

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Als  GanzeB  betiacbtet  hat  der  Basalt 

folgende  Zuaammeosetzmig: 

Kieselsäure    .     .     . 

.    43,19«/. 

Titansänre     .     .     . 

.       0,B0  „ 

Thonerde  .... 

.     18,69,, 

Eisenoxyd      .     .     . 

.       7,94  „ 

MaDganoxyd  .     .    . 

.       1,90  „ 

Eisenoxydul  .     .     . 

0,07  „ 

Kalkerde    .... 

-       9,93  „ 

Magnesia   .... 

.       4,98  „ 

Natron       .... 

.       3,50  „ 

Kali 

.       1,15  „ 

Phosphorsäure    .    . 

0,47  „ 

Kohlensäure       .    . 

.      0,23  „ 

Wasser      .... 

.       1,94  „ 

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B.  Rheinische  Mineraüen. 

I.   Beitrag  zur    Kenntuiss  der   Bestaadtheile  der    Taunus- 
Geateine. 
1.  Chloritoid  von  Falkenstein. 

Neben  den  gneissartigen,  sericitischcn  Gesteinen  des 
TannuBgebirges,  den  sog.  Sericit-Gneissen,  finden  sich  in 
dem  gleichen  Scbiclitencomplex  verschiedene  Formen  sehr 
fein  krystallinischer  Schiefer,  welche  die  erstgenannten  Ge- 
steine auf  der  Nordseite  des  Vorkommens  mit  Nordlallen, 
anf  der  Südseite  mit  Südfallen  scheinbar  (Ibertagern. 

Diese  Grünschiefer  sehen  den  Serieitgneiasen  ebenso- 
wenig ähnlich,  wie  den  darüber  gelagerten  Phylliten  und 
deren  Zwischenschichten;  sie  haben  vielmehr  den  Habitus 
ächter  Chlo ritschiefer,  welcher  durch  das  darin  auftretende 
Vorkommen  von  Magneteisenerz  in  Oktaedern  mit  glänzen- 
den Flächen  noch  mehr  hervortritt  und  dadurch  an  gewisse 
Gesteine  der  Alpen  erinnert. 

Ein  Theil  dieser  grünen  Schiefer  führt  Hornblende, 
welche  im  Dünnschliffe  durch  ihren  ausgezeichneten  Pleo- 
cbroismus    deutlich    nachzuweisen    ist;    eine   andere  hom- 


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260 

zur  vollständigen  Verflüchtigung  der  überschüssigen  Säure 
fortgesetzt  wurde,  aufgeschlossen. 

Hiernach  bestanden  100  Theile  des  bei  +  110^  C.  ge- 
trockneten Minerals  aus: 

1.  einem  durch  Schwefelsäure  zerlegbaren  Antheil 
von 82,5  Theilen, 

und 

2.  einem  durch  Schwefelsäure  un- 
zersetzt  gebliebenem  Antheil  — 

Albit  — 17,5        „ 

Der  durch  Schwefelsäure  zerlegbare  Antheil  enthielt: 
Kieselsäure     ....     26,43  7o 
Thonerde    .....    39,06  „ 
Eisenoxydul     ....    19,58  „ 
Manganoxydul     .     .    .       1,70  „ 

Magnesia 4,26  „ 

Wasser  ......      9,94  „ 

Sa,  100,97  % 
Wenn  nun  auch  die  Ergebnisse  der  Analyse  wegen 
der  geringen  Menge  des  zur  Verfügung  stehenden,  ohnehin 
nicht  reinen  üntersuchungsmaterials  keinen  Anspruch  auf 
absolute  Richtigkeit  machen,  besonders  da  Controlarbeiten 
nicht  ausgeführt  werden  konnten,  so  darf  man  doch  mit 
Sicherheit  behaupten: 

1.  dass  das  in  Rede  stehende  Mineral  wesentlich 
ein  Kali-freies,  Thonerde,  Eisenoxydul,  Magnesia 
und  Wasser  enthaltendes  Silicat,  resp.  Aluminat  ist; 

2.  dass  es  in  seiner  Zusammensetzung  sowohl  vom 
Sericit,  wie  auch  vom  Chlorit  abweicht,  und 

3.  dass  es  dem  Ghloritoid  nahe  steht. 

Zur  Vergleichung  füge  ich  die  Zusammensetzung  des 
Chloritoids  nach  der  Analyse  von  von  Bonsdorf —  Ram- 
melsberg,  Mineralchemie;  1841,  1.  Abth.  S.  158  —  bei. 
Sie  ist  folgende: 

Kieselsäure    ....    27,48% 
Thonerde       ....    35,57  „ 
Eisenoxydul       .    .     .    27,05  „ 

Zu  übertragen    90,10  % 


Manganosydul 
Magnesia  . 

Wasser 


Uebertrag    00,10  "/„ 


0,30  . 
4,29  , 
6,95  , 


Sa.     101,64  n/o 
Nachdem  icli  die  vorstehenden   Resultate    der.  Chemi- 
en Untersuchung  Herrn  Dr.  Koch  mitgetheilt,  fügt  der- 
\  selbe  noch  Folgendes   über  das  Vorkommen   des  Chlori- 
[  loid  bei. 

In  den  Hornhlende  führenden  Griinachieiern  fanden 
[  eich  bis  jetzt  allein  solche  gröbere  Ausscheidungen,  während 
die  Glimmer  führenden  Grlinachiefer  des  Taunus  diesen 
I  Chloritoid  uur  in  äusserst  feiner  Vertheilung  enthalten; 
lancb  ist  derselbe  in  letzteren  weniger  lebhaft  grün,  son- 
(dern  mehr  grau-grün,  welche  Färbung  durcli  eintretendes 
IjRotbeisener?.  mehrfach  ganz  überdeckt  wird.  Gleichzeitig 
I  wird  dann  das  Gestein  mehr  feinscbieferig  und  erhält  einen 
iHabitus,  welcher  an  sericitische  Gesteine  erinnert  und  den 
I  Uebergang  zu  Sericiteehiefer  und  Phyflit  vermittelt. 

Nachdem  nun  die  Natur  des   bis    dabin    unbestimmt 
grUuen    Beetandtheils    richtiger  erkannt    ist, 
empfiehlt  sich  für  die  betreffenden  Schiefer  die  Benennung 
„Chloritoidsehiefer"  und  die  Gliederting  in 
Homblende-Chloritoidschiefer, 
Gliramer-Chloritoidschief'er  und 
Bunte  Chloriloidschiefer. 
Der  Hornblende-Chloritoidechiefer  tritt  haupt- 
lehlich  am  Nordrande  der  Hauptfalte  des  Sericitgneisaes  auf. 
ESein   östlichstes  Vorkommen  ist  am  Hühnerberge,  zwi- 
1  Oberursel  und  Cronberg;   von   da  lässt  sieh  ein 
i  ÄUBammen  hängen  der  mächtiger  Zug  nachweisen  über  Fal- 
Ikenstein,   Kßnigstein,   Ruppertshain,  Eppenhain 
tto  in  das  Thal  zwischen  Ehihalden  und Vocken hausen. 
(.Dort  verläuft  das  Vorkommen  zwischen  Sericitgncissen  und 
l'dazu  gehörenden  Fleckenscbiefcrn.     Weit  westlich  von  da 
Feiistirt  noch  ein  ganz  isolirtes  Vorkommen  von  Hornblende- 
I  Cbloritoidschiefer  auf  der  Höhe  des  Bahnholzer  Kopfes 
[bei  Wiesbaden.     Noch  weiter  östlich  findet  sieb  das  Ge- 


stein,  aber  weniger  reicb  an  Magueteisenerz,  welches  hier 
Euweilen  ganz  fehlt,  in  dem  Wallui'-Thale,  zwischen 
Xeudorf  und  Sohlangenbad  in  drei  verschiedenen 
Steinbrüchen  gut  aufgesehloseen.  Als  cUaracteristischste 
Fundstellen  sind  Falkenstein,  Kossert  und  Mainkopf 
zu  erwähnen;  dort  finden  üich  auch  die  sehönaten  Octaüder 
von  Magneteiacnurz. 

Der  Glimmer-Chloritoidschiefer  bildet  einen 
mächtigen  ununterbrochenen  Zug  längs  des  ganzen  8üd- 
randeB  der  Sericitgneissfalte  zwischen  C  r o n  b erg  und 
Hallgarten  im  Rheingau.  Die  besten  Aufschlüsse  in 
diesem  Zuge  bietet  das  Loosbacher  Thal  in  der  Um- 
gebung von  E  p  p  8 1  e  i  n ,  und  besteht  der  1438'  hohe 
Stauffen  seiner  ganzen  Masse  nach  aus  diesem  Gestein. 

Die  (Inrch  Eisenoxyd  zum  Theil  rotbgerärbten,  fein- 
schieierigen,  znm  Theil  sericitischen,  bunten  Chloritoid- 
B chiefer  kommen  mit  den  (jlimnier-Chloritoidschiefern 
gewöhnlieh  zusammen  vor  und  bilden  in  der  Regel  das 
oberste  Schiehtenglicd  <ler  betreffenden  Formation,  schein- 
bar im  Uebergang  zu  den  darauf  lagernden  Gesteinen  der 
PhyJlit- Gruppe  des  Taunus. 

2.     Sericit  von  Hallgarten  im  Rheingaa. 

Die    Untersuchung  dieses  Minerals  geschah  auf  Ver-   , 
anlassung  unseres  verehrten  Herrn  Vereinapräsidenten. 

Bekanntlich  hat  Herrn  Dr.  C.  List  in  seiner  classi-  . 
sehen  Arbeit  —  Chemisch-mineralogische  Untersuchung  des  " 
Taunusschiefers.  Annal.  der  Chemie  und  Pharmacie  von 
Liebig  und  Wöhler,  Jahrgang  1852,  Bd.  81  —  auch  den  J 
Sericit  einer  eingehenden  Untersuchung  unterworfen,  nach-  | 
dem  bereits  von  demselben  Analytiker  im  siebenten  Hefte  i 
der  „Jahrbücher  des  Vereins  für  Naturkunde  im  Herzog-  | 
thum  Nassau;  1851"  durch  Herrn  Dr.  F.  Sandberger  , 
eine  frühere  Analyse  des  Sericits  mitgetheilt  war.  —  Zweck  ■ 
der  vorliegenden  Arbeit  bildete  die  Beantwortung  der  ^ 
Frage,  ob  die  Zusammensetzung  des  Sericits  in  dem  Ma-  ■ 
teriale  verschiedener  Fundstellen  sich  gleich  bleibt  und 
hinlänglich  von  derjenigen  einiger  Glinimerarten  versehie- 


den  ist.  Das  Material,  welches  Herr  Dr.  Lint  zu  seiner 
in  den  Annalen  der  Chemie  und  Pharraaeie  enthaltenen 
Arbeit  gewählt  hat,  statumt  aus  der  Nähe  des  grossen  Ba- 
saltbrucbs  in  der  Aabaeh  bei  Naurod.  Daa  zu  vorlie- 
gender Untersuchung  benutzte  Material  hatte  Herr  Dr.  C. 
Koch  bei  Hallgartcu  im  Kheingaa  gesammelt. 

Dieser  Sericit  bildet  unregelmässige  BrSckchen  und 
Schollen  von  graulich-gelblicher,  ein  wenig  ins  Grüne  nei- 
gender Farbe.  Die  weielien,  leicht  trennbaren  und  leicht 
zerreibliehen  Blättchen  sind  durchscheinend  und  besitzen 
mehr  Fett-  wie  Seidenglanz.  Das  Bpecitisehe  Gewicht  des 
Serieits  von  Hallgarten  beträgt  bei  -i-  lO^C.  2,8 
mitbin  ein  wenig  geringer,  als  dasjenige,  welches  List  ttir 
den  Sericit  von  Naurod  mit  2,897  gefunden  hatte. 

Die  Autsch liessnng  geschah; 

a.  behufs  Bestimmnng  der  Kieselsänre,  der  Thon- 
erdc,  des  Manganoxyds,  der  Magnesia  und  der 
Summe  der  Eisenoxyde  durch  Schmelzen  mit 
Kali-Natron; 

b.  behnfs  Bestimmung  der  Alkalien  vermittelst  Be- 
handlung mit  Fluorammon   und  Schwefelsäure; 

c.  behnfs  Bestimmung  des  Eisenoxyduls  durch  Be- 
handlung mit  3  Theilen  Schwefelsäure  nnd  e 
Theilc  Wasser  in  einem  zngeschmolzenen  Rohre 
hei  +  200"  C. 

Fluor,  Titansäure,  Phosphorsäure  und  Kalkerde  waren 
nicht  nachzuweisen. 

In  100,on   Theilen  des  bei   +    HO"  C.   getrockneten 
Serieits  von  Hallgarten  wurden  gefunden: 

Kieselsäure      ....    51,61  Theile 

Thonerde 29,49 

Eisenoxyd 2,22 

Mangan  {-Oxyd?) 

Eisenoxydul     .     . 

Magnesia     .     .     . 

Kali 

Natron     .... 

GHlh  Verlust 


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264 

Nach  vorstehenden  Resultaten  zeigt  der  Sericit  von 
Hallgarten  mit  denjenigen,  die  List  untersucht  hat,  eine  so 
grosse  Uebereinstimmung,  wie  man  solche  bei  einem  Mine- 
rale, welches  nicht  in  ausgebildeten  Krystallen  und  fast 
nie  frei  von  fremden,  anhängenden  Mineralkörpern  zu  er- 
langen ist,  nur  erwarten  kann.  Namentlich  stimmt  Lists 
ältere  Analyse  —  Jahrb.  d.  Ver.  für  Naturkunde  im  Her- 
zogthum  Nassau;  VI.,  S.  131  —  mit  der  vorliegenden  nahe 
überein,  wenn  man  annimmt,  dass  im  Sericit  von  Hall- 
garten das  Eisenoxyd  zumTheil  durch  Thonerde  vertreten  ist. 
Ebenso  bestätigt  die  vorliegende  Analyse  die  Verschie- 
denheit des  Sericits  vom  Glimmer. 
IL    Wetzschiefer  von  Recht. 

Auch  diese  Untersuchung  wurde  auf  Anregung  unseres 
verehrten  Vereinspräsidenten  ausgeführt. 

Das  zur  Analyse  benutzte  Material  erhielt  ich  als 
Bruchstück  eines  jener  bekannten  Schleifsteine,  die  in  der 
Nähe  des  Dorfes  Recht  im  Kreise  Malmedy  gewonnen 
werden.  Es  bildet  der  die  Wetzsteine  liefernde  Schiefer 
die  östliche  Fortsetzung  der  berühmten  Wetzschiefer  von 
Salm-Chäteau.  Bekanntlich  besteht  ein  solcher  Wetzstein 
aus  zwei  scharf  gesonderten  Lagen;  einer  oberen,  blassgelb- 
lichen, welche  die  eigentliche  Wetzfläche  bildet,  und  einer 
unteren,  grau-röthlich- violetten.  Beide  Lagen  wurden  unter- 
sucht. 

1.    Die  obere  Lage  von  blass-gelblicher  Farbe. 
In  100,00  Theilen  des  bei  +  110^  C.  getrockneten  Minerals 
wurden  gefunden: 

Kieselsäure     ....    48,73  Theile, 

Thonerde 19,38      „ 

Eisenoxyd      ....      2,42      „ 
Manganoxydul    .    .     .    21,71      „ 

Kalkerde 0,28      „ 

Kali 3,51      „ 

Natron 1,17      „ 

Glühverlust  =  Wasser      2,40      „ 
Titansäure  und  Fluor    Spuren 
Ungelöst     gebliebener 
Rest 0,40      „ 


Nach  einer  Mittheilnng  des  Herrn  Prof.  Zirkel  in 
Leipzig  vom  23.  August  1874  hatte  derselbe  den  Dilnn- 
scbÜff  dieser  Wetzsehieferlage  vorherrschend  aus  tiberaus 
kleinen  Körnern  fast  farblosen  Granats  bestehend  gefunden, 
an  "denen  oft  deutliche  Fläehen  des  Rhombendodekaeders 
zu  sehen  waren.  Ausserdem  bemerkte  er  spärliche  grüne 
Säulcben,  die  er  flir  Augit  hält,  ferner  eine  nicht  indivi- 
diialigirte,  klare,  polarisirende  Zwisehemnasse,  nach  ihm 
ohne  Zweifel  Quarz,  und  endlich  spärliche  Eisen- 
glanKblättchen. 

Wenn  wii-  annehmen,  dass  alles  in  obiger  Analyse 
aufgeführte  Manganoxydul  einer  Granatverbindung  zu- 
komme, und  wenn  wir  ferner  in  Uebereinetimmung  mit 
Kammehberg  —  Mineralchemie;  18C0, 8.  691  und  folg.  — 
die  Zusammenseti^ung  des  Mangangranats  zu 


6  At.  Kieselsäure     . 

=    37,15  7o 

2     „    Thonerde 

=     20,64  „ 

6     „    Manganoa 

ydul 

=     42,21  „ 

annehmen,  »o  würden  wir 

in  u 

asc 

em  Minerale  finden  für 

Mangangranat: 

Kieselsäure      . 

lfl,ll  Theile 

Thonerde    .     . 

10,62      „ 

Manganoxydul 

21,71      „ 

sä 

51,44  Theile. 

Es  würden  dann  nach  Abzug  dee  Mangangranats  ü 
bleiben : 

Kieselsäure    ....     29,62  Theile 


Thonerde 
Eisenoxyd 
Kalkerde 
Kali 

Natron  . 
Wasser  . 


8,76 
2,42 
0,28 
3,51 
1,17 


Sa.  48,16  Theile. 
Auch    unter   der  Voraussetzung,    dass   ein   Theil    der 
Kieselsäure  als  freier  Quarz  in  unserem  Minerale  enthalten 
sei,  lässt  sich  die  Zusammensetzung  des   Restes  nicht   auf 


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266 

einen  Thonerde-reichen  Augit  beziehen.  Unter  den  hier 
in  Betracht  kommenden  Mineralien  dürfte  vielleicht  der 
Sericit  ein  irgend  verwendbares  Vergleichsmaterial  dar- 
bieten. Wie  ich  schon  oben  nachgewiesen,  stimmen  die 
Analysen  des  Sericit  nicht  vollständig  mit  einander  über- 
ein; sei  es,  dass  die  Zusammensetzung  desselben  in  der 
That  nicht  ganz  unveränderlich  ist,  sei  es  —  und  dies 
dürfte  die  wahrscheinlichere  Deutung  sein  — ,  dass  er  von 
anderen  Mineralien  in  wechselnder  Menge  begleitet  wird 
und  davon  durch  Auslesen  nicht  getrennt  werden  kann. 
Legen  wir  nun  Lists  erste  Analyse  vom  Jahre  1851  zu 
Grunde,  nehmen  wir  ferner  an,  dass  die  ganze  in  obigem 
Rest  verbliebene  Menge  der  Thonerde  zur  Constitution  des 
Sericits  dient,  so  ergeben  sich  dafür  folgende  Werthe: 

Kieselsäure    ....  20,43  Theile 

Thonerde 8,76 

Eisenoxyd 2,96 

Magnesia 0,54 

Kali 3,59 

Natron 0,96 

Wasser 2,19 

Diese  Zahlen  weichen  nicht  gerade  sehr  erheblich 
von  dem  oben  bezeichneten  Beste  ab,  wenn  man  den 
Kieselsäure-Ueberschuss  mit  9,19  Theilen  in  Abrechnung 
bringt.  Unter  diesen  Annahmen  würde  die  weisse  Lage 
des  Wetzschiefers  von  Recht  im  Wesentlichen  bestehen  aus: 

Mangangranat  [Spessartin]      .     .    51,447o» 

Sericit 39,37  „ 

Quarz 9,19  „ 

zu  welchen  die  in  den  Dünnschliffen  beobachteten  kleinen 
Augitsäulchen  und  Eisenglanzblättchen  als  eingestreute 
Bestandtheile  hinzutreten  würden.  Es  ist  nicht  zu  verkennen, 
dass  es  schwer  hält,  diese  Anschauungsweise  mit  den  Er- 
gebnissen der  mikroskopischen  Untersuchung  in  Einklang 
7.n  bringen,  nach  welchen,  ausser  Mangangranat,  nur  als 
srer  Gemengtheil  eine  nicht  individualisirte,  klare, 
airende  Masse  angegeben  wird.  Ob  ein  Gemenge  von 


Sericit   und   Quarz   sich    ho    verhält,    dürfte  eine  gewagte 
Annahme  sein'). 

2.    Die  untere,    giau-röthlich-violette   Lage   des    Wetz- 
schiet'ers  von  Recht.  '' 

Mit  -blossem  Auge  erkennt  man  darin  kleine,  rund- 
liehe, hellrothe  Farthieen  und  ganz  winzige,  atarkglänzende 
Punkte.  Das  geschlämmte  Pulver  setzt  in  der  Ruhe  eine 
obere,  weisse  Schicht  ab. 


1)  Nachdem  diese  Zeilen  niedergeschrieben  waren,  erhielt  ich 
durch  die  freundlicha  VcrmittJiluDg  Sr,  Kxcellenz  des  Wirklichen 
Geheimen  Ralh  von  Dachen  die  neueste  Arbeit  über  die  in  Reda 
stehenden  Wetzschiefer  von  Herrn  A.  Renard,  Conservator  am 
Köniffl.  Muaeum  der  Naturgeschichte  in  Belgien  —  Memoire  eur 
la  Btructiire  et  la  compoaition  inineralogiqne  du  colicule  et  sar  aea 
rapports  avec  le  phyikde  oUgistifere;  ßrux.  1877.  —  Gestützt  auf 
Untersnchungen  der  Herren  de  Koninck  und  Davreux  —  Sur 
nne  rouhe  grenatifere  de  Salm  -  Chätcau  ;  ballet,  de  l'Äcadem. 
royalö  de  Belgiquo,  S.  XXXlll,  pag.  3'27  — ,  nach  welcher  das  Mutter- 
gestein  der  Maiigangr&naten  von  Salm.Chäteeu  die  Zusatnmensetzang 
des  Damoiirit  besitzt,  etimnit;  auch  Benard  dieser  Ansicht  bei  und 
betnkohtet  den  Damonrit  aU  einen  Haaptboalandtheil  der  Wetz- 
Bohiefer.   Die  Zusammensetzung  dea  Damonrit  ist  nach  de  Koninck 


und  Davreux  (von  zw 
Eicaelsäure 
Thonarde  .  . 
Eisenoxyd .  . 
Eisenoxyd  iil  . 
Kali  .     .     .     . 


i  Fundstellen.'  a.   iiad  b.) 
.     .     46,04     .     .     .     46,11  Theile 
.     .    84,74    .     .     .    35,12      „ 
.     .^     2,41     .     .     .       3,93       „ 
.     .'     0,79     ...       0  „ 

.     .     11,58     .     .     .       9.89       „ 

Wagaer 4,69     .     .     .       4,95       „ 

nebst  Spuren  von  Bittererde  (Manganosyd   imd  Natron). 

Nehmen  wir  an,  daes  die  Zusammensetzung  der  hellen  Weta- 
fl&obe  dar  Schiefer  von  Salm-Cbäteau  und  Recht  identisch  sei, 
bringen  von  der  Zuaammenaetzung  der  letzteren  51,44  Proc.  als 
Uangaugranat  in  Abzug  und  rechnen  die  im  Rette  enthaltene  Tbon- 
erde  allein  der  Conatitution  dea  Damourit  zu,  so  ergeben  sich  f&r 
letzteren  folgende  Werttae  : 

Kieselaäure 11,50  Theile 

Thonerde 8,76       „ 

Eisenosyd 0,93      „ 

Kali 2,49       „ 

WwMir 1,26       „ 


,   ^»"      '.^T* 


268 


100,00  Theile   des  bei   H-    110<>  C.  getrockneten  Minerals 
enthalten : 

Kieselsäure     .    ...    57,35  Theile 

Titansäure      ....      J,6l 

Thonerde 20,65 

Eisenoxyd 4,71 

Manganoxydul    .     .    .      5,03 

Kalkerde    .....      0,25 

Magnesia 1,20 

Kali 3,90 

Natron 1,45 

Gltihverlust- Wasser z.Th.   3,60 

In  den  Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereins 
für  Rheinland  -  Westfalen  vom  Jahre  1874  theilt  Herr 
Prof.  F.  Zirkel  die  Ergebnisse  seiner  mikroskopischen 
Untersuchung  von  Dünnschliffen  des  violettlich-grauen 
Schiefers  von  Recht  mit,  in  welchem  er  Granat,  Eisen- 
glanz, Glimmer  oder  ein  Sericit-ähnliches  Mineral, 
vielleicht  Augit  und  Kohlenstoffpartikel  gefunden 
hat  ^).  Rechnet  man,  hierauf  gestützt,  den  ganzen  gefun- 
denen Gehalt  an  Manganoxydul  zum  Granat  unter  Zugrunde- 


Werden  diese  von  dem  nach  Abzug  des  Mangangranats  ver- 
bliebenen Reste  subtrahirt,  so  bleiben: 

Kieselsäure 18,12  Theile 

Eisenoxyd 1,44      „ 

Kalkerde 0,28       „ 

Kali 1,02       „ 

Natron 1,17      „ 

Wasser 1,15      „ 

Sa.  23,18  Theile. 

Man  sieht,  dass  auch  bei  der  Annahme,  Damourit  —  und 
Quarz  —  bilden  das  Muttergestein  der  Mangangranaten  in  den  Wetx- 
schiefern,  es  nicht  gelingt,  die  chemische  Zusammensetzung  mit  den 
Ergebnissen  der  mikroskopischen  Untersuchung  völlig  in  Einklang 
zu  bringen. 

1)  Benard  —  a.  a.  0.  —  nennt  als  fernere  Bettandtheile  noch 
Turmalin  und  Chrysoberyll. 


269 

legung  der  oben  benutzten  Formel,  so  würden  12,23%  des 
Minerals  dem  Mangangranat  angehören;  nämlich: 

Kieselsäure 4,84  7o 

Thonerde 2,36  „ 

Manganoxydul 5,03  „ 

Es  erübrigen  dann  noch: 

Kieselsäure 52,51  % 

Titansäure 1,61  „ 

Thonerde 18,29  „ 

Eisenoxyd 4,71  „ 

Kalkerde 0,25  „ 

Magnesia 1,20  „ 

Kali 3,90  „ 

Natron      . 1,45  „ 

Gltihverlust  —  Wasser  —  3,60  „ 
Das  Eisen  ist  nur  als  Oxyd  gefunden  und  wird,  wenn 
auch  nicht  sämmtlich,  doch  dem  grössten  Theile  nach  als 
Eisenglanz  aufzuführen  sein.  Auch  hier  lässt  sich  der 
dann  noch  verbleibende  Rest  schwer  mit  den  durch  das 
Mikroskop  erkannten  Mineralien  identificiren. 


Nachschrift.  Am  Schlüsse  seiner  mehrgenannten 
Arbeit  bespricht  Herr  Eenard  noch  das  Vorkommen  anderer 
Wetzsteine  und  erwähnt  namentlich  einen  solchen  von  Ma- 
ryland und  Arkansas.  Dieser  soll  weisslich,  sehr  hart 
und  von  feinem,  dichten  Korne  sein.  Unter  dem  Mikroskope 
schien  er  nur  aus  Quarzkörnchen  zusammengesetzt.  Im 
Jahre  1854  habe  ich  auf  Veranlassung  Sr.  Excellenz  des 
Herrn  von  Dechen  einen  aus  Arkansas  stammenden 
Schleifstein  untersucht,  auf  welchen  obige  Beschreibung 
völlig  passt     Seine  Zusammensetzung  war: 

Kieselsäure 98,46  Vo 

Thonerde 2,06  „ 

Magnesia       Spuren 

Kalkerde Spuren. 

Verh.  d.  nat.  Ver.  Jahrg.  XXXV.  4.  Folge.  V.  Bd.  13 


r«  •    . 


270 

Ueb«rsicbt. 
A.    Westfälische  Gebirgsarten  und  Mineralien. 

I.  Mitteldevonische  Grcsteine. 

1.  Kalkstein  von  Hagen. 

2.  „  zwischen  Hagen  und  Eppenhausen. 

3.  „  zwischen  Letmathe  und  Grüne. 

4.  „  ebendaher. 

5.  „  thoniger;  ebendaher. 

6.  Dolomit;  ebendaher. 

7.  Kalkstein  von  Spielwigge  bei  Lüdenscheid. 

8.  Kalkstein  von  Bamenohl  bei  Finnentrop. 

9.  „  ebendaher. 

10.  „  ebendaher. 

11.  „  von  Brilon. 

12.  „  ebendaher. 

13.  „  von  Messinghausen. 

14.  Kalkstein  vom  Plattenberge  bei  Hoppecke. 

15.  „         vom  Bilstein  bei  Hoppecke. 

16.  „         von  Altenhagen  bei  Bredelar. 

17.  „         vom  Galgenberge  bei  Bredelar. 

18.  Kalkspathe  der  Gegend  von  Brilon. 

19.  Ripidolith  von  Brilon. 

II.  Muschelkalk    aus    dem   Gebirgszuge    des 
Osning. 

1.  Aus  der  Gegend  von  Bielefeld. 
,  2.  Von  Osnabrück. 
3.  Von  Velpe. 

III.  Gesteine  des  Wealden-Gebirges. 

1.  Oberer  Wealdenkalk  von  Salzenbergen. 

2.  „  „  von  Wenningfeld. 

3.  Thon  des  Wealden-Gebirges  von  Salzbergen. 

IV.  Gesteine   der    westfälischen    Kreide- 
bildungen. 

1.  Oolithischer  Eisenstein  aus  dem  Hils  des  Osning 
bei  Bielefeld. 

2.  Plänerkalkstein  von  Werl. 

3.  „  von  Bielefeld. 


271 

4.  5.  6.  7.  8.  Plänerkalksteine  von  Bothenfelde. 
9.  10.  11.  12.  13.  14.  15.  Plänerkalksteine  von  Len- 
gerich. 
16. 17.  18.  19.  20.  21.  22.  Plänerkalksteine  von  Rheine. 

23.  Obersenone  Mergel  der  Gegend  von  BedLuoL 

24.  25.  Obersenone  Kalkmergel  von  Oelde. 

V.  Gebilde  der  Jetztzeit.    Kalktuff  von  Bothenfelde. 
Anhang.    Basalt  von  Hervel  im  Kreise  Altena. 

B.   Rheinische  Mineralien. 

I.  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Bestandtheile  der 
Taunusgesteine. 

1.  Chloritoid  von  Falkenstein. 

2.  Sericit  von  Hallgarten. 

II.  Wetzschiefer  von  Recht. 

1.  Obere  weisse  Wetzfläche. 

2,  Untere  grau-röthlich-violette  Lage. 


i 


Weitere  Beobachtnngen  über  Befrnchtung  der 

Blumen  darch  Insekten, 

mitgetheilt  von  Dr.  Hennann  Mnller,  Oberlehrer  an  der 

Bealschule  zu  Lippstadt. 

(Mit  Taf.  VI.) 


I. 

In  meinem  Buche  „die  Befruchtung  der  Blumen  durch 
Insekten  und  die  gegenseitigen  Anpassungen  beider"  (Leip- 
zig, Wilh.  Engelmann,  1873)  habe  ich  Beobachtungen  über 
Blütheneinrichtungen  und  Insektenbesnch  mehrerer  hundert 
Blumen  niedergelegt,  welche  ich  in  den  Jahren  1867 — 72 
in  Westfalen  und  Thüringen  zu  beobachten  Gelegenheit 
hatte,  und  allgemeine  Schlüsse  daraus  gezogen.  Seitdem 
habe  ich  diese  Beobachtungen  zwar  bei  Gelegenheit  zu 
vervollständigen  und  zu  erweitern  gesucht,  als  Hauptauf- 
gabe jedoch  die  Bearbeitung  der  Alpenflora  in  gleichem 
Sinne  ins  Auge  gefasst  und  durch  5  Alpenreisen  und  Unter- 
suchung des  auf  denselben  gesammelten  Materials  auch 
bereits  soweit  gefördert,  dass  ich  in  den  nächsten  Jahren 
auch  diese  Arbeit  zu  einem  befriedigenden  Abschlüsse 
bringen  und  sodann  zur  Veröffentlichung  fertig  stellen  zu 
können  hoffe. 

Die  weiteren  Beobachtungen,  welche  ich  in  denselben 
Jahren  über  die  Befruchtung  nord-  und  mitteldeutscher 
Blumen  durch  Insekten  angestellt  und  gesammelt  habe, 
sind  nicht  umfassend  genug,  um  für  sich  als  Grundlage 
wichtiger  neuer  allgemeiner  Ergebnisse  dienen  und  als 
abgerundetes  Ganze  an  die  Oeffentlichkeit  treten  zu  können. 
Doch  scheinen  sie  mir  hinlänglich  wichtig  für  die  Beant- 
wortung mannigfacher  auf  die  Wechselbeziehungen  zwischen 
den  Blumen   und  ihren  Kreuzungsvermittlern  bezüglicher 


Fragen,  um  ihre  Veröffentlich  ang  in  loser  Aneinander- 
reilmag,  anschliesseod  an  den   fortlaufenden  Text  meines 

Werks,  zu  rechtfertigen. 

Ich  habe  mich  deshalb  entschlossen,  das  aufgespei- 
cherte Beobaehtungsmaterial  in  den  vorliegenden  Verhand- 
lungen nach  und  nach,  in  dem  Maasse  als  der  zu  meiner 
Verfügung  stehende  Raum  es  gestattet,  der  allgemeinen 
Benutzung  darzubieten.  Bei  dieser  Gelegenheit  gedenke 
ich  zugleich  denjenigen  Freunden  gerecht  zu  werden,  welche 
mir  seit  Jahren  zahtreicho  an  Blumen  gesammelte  und  zum 
grossen  Thei!  in  ihrer  Blumenthätigkeit  beobachtete  In- 
sekten zugesendet  haben,  indem  ich  die  von  mir  ermittelten 
Namen  dieser  Insekten,  die  an  ihnen  gemachten  Beobach- 
tungen und  die  Namen  der  Beobachter  ebenfalls  hier  mit- 
theile. 

Auf  den  nachfolgenden  Blättem  folgt  nun  die  erste 
Lieferung  dieser  weiteren  Beobachtungen. 

Bei  Angabe  der  Blumen  besuchenden  Inaekten  habe  ich  inicli 
folgeDdec  Abkürzungen  bedient : 

hld  :=  Eloni  gl  eckend,  3gd  =  saugend,  Pid-^  PoUenfrflBsend,  Psd  =  Pol- 
len sammelnd ;  TeM,  Bo  =  Teklenburg,  Apotheker  Borgstette  jun.  j 
N.  B.  =  Nassau,  Dr.  Buddeberg;  H.  M.  =  Herniaau  Müller,  Sohn; 
Thiir,  ^  Thüringen'  (Gegend  von  Mühlberg,  Kreis  Erfurt); 
b.  Oherpf.  =  hairische  Oberpfalz  (Gegend  von  WÖllerahof  bei  Neu- 
stadt an  der  Waldnab.  Juli   1B73). 

Alle  ohne  Ortsangabo  vwzeichneton  Beohachtang'en  sind  bei 
Lippatadt,  alle  ohne  Beeeiehnnog  doB  Beobachters  mitgetheilten  von 
mir  selbst  angestellt  worden. 

Nnr  in  denjenigen  Fällen,  in  welchen  dieselbe  Beobachtung 
ausser  hei  Lippstadt  noch  an  einem  anderen  Orte  gemacht  worden 
tat,  findet  sich  Lippstadt  besonders  angedeutet.  (L.  ^=  Lippstadt.} 

Die  bereits  in  meinem  Buche  vorkommenden  Blumen 
und  Blmnenbesucher  sind  unter  denselben  Nummern  wie 
dort  auch  hier  wieder  aufgeführt,  die  nenbinzugekommenen 
und  von  Blumen  auch  diejenigen,  deren  Insektenbesnch 
hier  zum  ersten  Male  mitgetheilt  wird,  sind  imADScblnsse 
an  mein  Buch  mit  fortlaufenden  Ziffern  weiter  gezählt. 

Die  Seitenangaben  hinter  den  Fflanzennamen  ver- 
weisen ebenfalls  auf  mein  Buch,  so  dass  die  ganze  nach- 


274 

folgende  Keihe  von  Beobachtungen  am   besten    mit  Zn- 
grondelegong  desselben  gebraucht  werden  kann. 

luncaceae  (S.  61). 

389.  Narthecium  ossifragum  L   Besucher  (Tekl,  Bo«): 

A.  Bienen:  1)  Apis  mellifiea  L.  ^  2)  Halictus  rubicundus 
Chr.  2    3)  H.  malachurus  K.  $    4)  H.  albipes  K.  $;  alle  4  Psd. 

B.  Fliegen:  5)  Goenomyia  mortuorum  L.  sgd. 

Liliaceae  (S.  62). 

390.  Gagea  lutea  Schult,  (silvatica  Pers.)  hat  ein- 
fache, offene,  regelmässige  Blüthen,  welche  am  Grunde  jedes 
Perigonblattes  ein  Honigtröpfchen  absondern,  das  den 
Winkel  zwischen  dem  Perigonblatt  und  dem  davor  stehen- 
den Staubfaden  ausfüllt.  Die  Narben  sind  schon  beim 
OeflEhen  der  Blüthe  mit  langen  haarartigen  Papillen  ver- 
sehen, während  alle  Staubgefässe  noch  geschlossen  sind. 
Während  des  grössten  Theils  der  Blüthezeit  aber  sind 
beiderlei  Geschlechtsorgane  zugleich  funktionsfähig.  Bei 
reichlichem  Insektenbesuche  scheint  also  durch  schwach 
ausgeprägte  Proterogynie  Kreuzung  gesichert,  bei  aus- 
bleibendem Insektenbesuche  durch  Homogamie  Sichselbst- 
befruchtung ermöglicht. 

Ich  habe  nur  einzelne  Blüthen  (am  11./4.  75)  auf 
dem  fast  blumenleeren  Abhänge  der  Pöppelsche  (Hajw:)  im 
Gebüsche  beobachtet.  Aber  in  einer  dieser  Blüthen  sassen 
nicht  weniger  als  3  Exemplare  Meligethes,  jedes  in  einem 
anderen  Honigwinkel  und  in  einen  4.  Honigwinkel  kam 
noeh  ein  Halictus  nitidus  Schenk  $  geflogen;  in  einer 
anderen  Blüthe  waren  neben  einander  eine  Andrena  Gwy- 
nana  E.  $  und  2  Halictus  leucopus  K.  $  mit  Honig- 
saugen beschäftigt,  so  dass  es  bei  sonnigem  Wetter  an 
Ereuzungsvermittlem  sicher  nicht  fehlt. 

391.  Gagea  arvensis  Schult,  hat  dieselbe  Honigabson- 
demng.  Ob  sie  ebenfalls  schwach  proterogyn  ist,  habe  ich 
nicht  beachtet 

Als  Besucher  beobachtete  ich  bei  sonnigem  Wetter 
vom  13.  bis  16.  April  1873  auf  Aeckem  bei  Ichtershausen 
in  Thüringen  folgende: 


■  ■ "  .* 


276  * 

A.  Bienen:    1)  Apis  mellifioa  L«  $  igd.    2)  AndriOA  Gvy«  - 
nana  E.  $  sgd.    8)  A.  albicnii  H.  ^  tgd.   »Haliotai  ühipm  F.  $ 
5)    H.   cylindrious  F.  ^    6)  H.  nitidiusciilaB  K.   2     7}  H.   flttfipit 
F.  $;  alle  4  sgd.  und  Pid. 

B.  Ameisen:  8)  Lasins  niger  L.  ^  andaaemd  in  demtelbeii 
Honigwinkel  sitzend,  als  Ereozungsvermittler  nutdoi. 

C.  Käfer:  9)  MeKgethes  hld. 

392.  Fritilfaria  imperialis  L.,  Kaiserkrone,  wird,  nach 
Borgstette's  brieflicher  Mittheilnng,  von  der  Honigbiene» 
Apis  mellifica  L.  $,^  in  grosser  Häa%keit  besneht.  Diese 
fliegt  auf  die  Narbe^  kriecht  von  da  über  die  dem  Pistill 
anliegenden  Antheren  and  StaubiUden  bis  zum  Orunde  der 
Blüthe^  welchen  sie  i^ch  dem  Sangen  freischwebend  wieder 
verlässt,  um  auf  eine  andere  Blüthe  zu  fliegen. 

393.  Lilium  Martagoii  L.  Die  Bestünbnngseinriehtang 
dieser  Pflanze  ist  bereits  von  Sprengel  (Entdecktes  Ot&* 
heimniss  S.  187 — 189)  besprochen  worden ;  es  gelang  ihm 
aber  nichts  ins  Klare  darüber  zu  kommen.  Da  er  nemlidi 
von  der  Voraussetzung  ausginge  dass  der  Blumenschöpfer 
eine  ^^mechanische  Art  der  Befruchtung^'  habe  vermeiden 
und  den  Blüthenstaub  aller  honighaltigen  Blumen  nur 
durch  Insekten  auf  die  Narben  habe  bringen  lassen  wollen« 
so  musste  es  ihm  höchst  räthselhaft  und  seiner  Voraussetzung 
widersprechend  erscheinen,  dass  ihn  der  Versuch  Lilium 
Martagon  als  bei  Insektenabschluss  völlig  fruchtbar  erkennen 
Hess,  und  er  war  um  so  weniger  im  Stande,  diesen  Wider^ 
Spruch  zu  lösen,  als  es  ihm  nicht  gelungen  war,  die 
Kreuzungsvermittler  zu  beobachten.  Erst  in  den  Jahren 
1873  und  74  haben  gleichzeitig  und  unabhängig  von  ein« 
and^r  Delpino  bei  Florenz  und  ich  in  Thüringen  und  den 
Vogesen  das  Verständniss  der  Eigenthümlichkeiten  dieser 
Blume  gewonnen  und  ihre  natürlichen  Befruchter  direct 
beobachtet  (Nature  Vol.  XII.  p.  50.  51,  Fig.  63.  64;  Delpino 
Ulteriori  osservazioni  II,  faso.  2.  p.  282—283). 

Längs  der  Mittellinie  jedes  Blumenblattes  verläuft| 
von  der  Wurzel  desselben  beginnend,  eine  10—15  mm  lange 
Honigrinne,  welche  im  Grunde  durch  die  Basis  eines  Staub-* 
fadens,  in  ihrer  ganzen  Länge  aber  durch  das  Zusammen- 
neigen der  Binnenrttnder  und  einen  dichten  Besatz  röth-      I 


276 

lieber,  geknöpfter  Häärchen  verschlossen  wird,  und  nur  am 
äusseren  Ende  einen  engen  Eingang  von  wenig  über  1  mm 
Weite  offen  lässt;  sie  ist  anfangs  mit  einzelnen  Honig- 
tröpfcben  besetzt,  später  ganz  mit  Honig  geflillt,  welcher 
in  Folge  der  Engigkeit  der  Einne  .  natürlich  nur  von  dem 
langen,  dünnen  Rüssel  eines  Schmetterlings  ausgebeutet 
werden  kann.  Bei  Tage  verbreiten  die  Blumen  einen 
schwachen,  des  Abends  einen  erheblich  stärkeren,  eigen- 
thtimlichen,  süssen  Geruch  und  kennzeichnen  sich  dadurch 
als  vorzüglich  Abendfaltern  angepasst;  dabei  sind  aber 
ihre  schmutzighellpurpurnen,  mit  dunkleren  Purpurflecken 
verzierten  Blumenblätter  noch  auffällig  genug,  um  auch 
Tagfalter  anzulocken,  die  jedoch  an  den  Blüthen  umher- 
kriechend (wie  ich  in  den  Alpen  häufig  beobachtete)  nur 
langsam  und  wenig  erfolgreich  als  Kreuzungsvermittler 
fungiren  können.  Um  so  erfolgreicher  sind  die  abendlichen 
Besuche  der  Schwärmer.  Eine  einzige  Macroglossa-stella- 
tarum,  die  ich  gegen  Abend  am  5.  Juli  1874  im  Dorfe 
Metzerall  in  den  Vogesen  im  Gärtchen  eines  Bauern  be- 
obachtete, befruchtete  in  wenigen  Minuten  vielleicht  sämmt- 
liehe  an  allen  Stöcken  des  Lilium  Martagon  befindliche 
Blüthen.  An  den  mehr  odef  weniger  vollständig  nach 
unten  gekehrten  Blumen  sind  nämlich  die  Blumen-  (oder 
Perigon-)  blätter  mit  dem  grössten  Theile, ihrer  Fläche  so 
aufwärts  gebogen,  dass  ein  Schwärmer  sehr  bequem  frei- 
schwebend seinen  Rüssel  in  die  Honigrinnen  hinein  stecken 
kann.  Staubgefässe  und  Stempel  stehen  nach  unten.  Der 
Griffel  aber  biegt  sich  mit  seinem  kräftigen  freien  Ende, 
welches  mit  dreilappiger  Narbe  gekrönt  ist,  schwach  auf- 
wärts und  bietet  so  den  Füssen  der  anfliegenden  Schwärmer 
schwachen  Halt,  während  die  dünnen  Enden  der  Staub- 
fäden und  die  ihnen  lose  und  leicht  drehbar  ansitzenden 
Staubbeutel  dazu  wenig  geeignet  erscheinen.  Der  von  mir 
beobachtete  Taubenschwanz  flog  nun  mit  seiner  gewöhn- 
lichen Schnelligkeit  und  Behendigkeit  von  Blume  zu  Blume, 
steckte  bald  an  einem,  bald  an  einigen  der  Blumenblätter 
(immer  an  den  am  meisten  oben  stehenden)  freischwebend 
den  Rüssel  in  die  honigftlhrende  Rinne  und  stiess  dabei 
mit   Beinen    und   Unterseite   an  Narbe  und  Staubgefässe, 


^^■^^  •  277  ^™ 

welcbe  letztern  dadiircb  in  schaukelnde  Bewegnng  gerietUen 
und  die  anstossenden  Körpertheiie  mit  Pollen  beliatteten. 
Beim  Ueberfliegen  von  Stock  zu  Stock  musete  so  jedesmal 
Kreuzung  bewirkt  werden.  —  Delpino  beobachtete  als 
Kreuzungsvermittler  eine  Sphinx,    vermuthlich  euphorbiae. 

Da  die  schwach  auigericbtete  Narbe  in  der  Regel  von 
selbst  mit  einem  der  Staubget^sse  sieh  berührt  und  mit 
dem  orangefarbenen  Pollen  derselben  behaftet,  so  tindet 
bei  ausbleibendem  Insektenbeauche  zicmlicb  regelmässig 
Sichselbstbefruchtung  statt,  die  nach  Sprcngela  Versuch 
auch  von  Erfolg  zu  sein  scheint. 

So  stellt  uns  Lilium  Martagon  eine  Schwännerblurae 
dar,  die  dnrch  ihre  Farbe  noch  ihre  Abstammung  von 
einer  Tagblume  verräth  und  die,  trotz  der  schönen  An- 
passung an  Schwärmer,  des  Nothbehelfa  der  Selbstbefruch- 
tung nicht  ganz  entbehren  kann,  sei  es,  dass  ungünstige 
Witterung  das  regelmässige  Eintreffen  ihrer  Kreuzungever- 
mittler  zu  häufig  verbindert,  sei  es,  dass  Tagfalter  ihr  zu 
häutig    ohne   Entgelt  ihre  Lockspeise,  den  Honig,  rauben. 

394.  Muscari  botryoides  Hill.  (Fig.  1—6).  Die  meisten 
Blüthen  {Fig.  1—3)  sind  senkrecht  herabhängend,  dunkel 
Tiolett-blau  mit  weissen  Zipfeln,  die  oberen  theils  schräg 
abwärts  geneigt,  theils  (noch  weiter  oben)  wagereeht;  die 
allerobersten  (Fig.  4}  sind  schräg  aufrecht,  hellblau,  mit 
ganz  verkümmerten  Geschlechtsorganen  (Fig.  5)  und  ge- 
schlossen bleibender  CoroUa,  Frei  abgesonderten  Honig 
konnte  ich  nicht  entdecken;  aber  sowohl  der  Fruchtknoten 
als  die  Gorolla  sind  änsserst  saftreich,  und  als  Anlockungs- 
mittel  dient  vermuthlich  ihr  Saft,  der  erbahrt  werden  nmsa. 
Sowohl  die  nach  innen  aufspringenden  Staubgefässe,  als 
die  Narbe  sind  schon  beim  Oeffnen  der  Blüthe  zur  Reife 
entwickelt.  Die  Fähigkeit,  sich  von  unten  au  die  Blüthen 
zu  hängen  und  den  Kopf  oder  Rüssel  in  eine  kleine  Oeff- 
nung  hinein  zu  stecken,  haben  von  allen  blumenbesuchenden 
Insekten  nur  die  höhlengi'abenden  Hynienopteren  (Grab- 
wespen, Bienen)  erworben,  und  zwar  durch  ihre  Brutver- 
sorgungsarbeiten, da  sie  häufig,  z.  B.  wenn  sie  in  nach 
unten  neigenden  dürren  Brombeerstengeln  nisten,  ganz  die- 
selbe Bewegung  auszufahren  haben.     Die  nach  unten  hau- 


;;■:-■'-:-'-'? 


278 

genden  kugeligen  Glöckchen  mit  ihren  kleinen  Eingangs- 
öffnungen an  der  Unterseite  sind  also  als  Anpassungen  an 
höhlengrabende  Hymenopteren  zu  betrachten.  In  der  That 
sah  ich  Muscari  botryoides  nur  von  Bienen,  und  zwar  von 
der  Honigbiene,  Apis  mellifica  L.  5,  besucht. 

395.  Muscari  racemosum  Mill.  Auch  an  dieser  Blume 
findet  sich  die  Honigbiene,  Apis  mellifica  L.  $,  sehr  zahl- 
reich ein,  um  zu  saugen,  einzelne  auch  Psd.  Einmal  sah 
ich  auch  einen  Tagfalter,  Vanessa  urticae  L.,  an  den  Blti- 
then  saugen.  (Thtir.  14/4  73.) 

(2)  Hyacinthus  orientalis  L.  (S.  63).  Nach  Linn6  und 
Chr.Conr.  Sprengel  sondern  die  Furchen  des  Frucht- 
knotens in  drei  Grübchen  Safttröpfchen  ab.  Ich  habe  die- 
selben nicht  entdecken  können. 

Der  früheren  Besucherliste  habe  ich  hinzuzufügen :  A.  Apidae: 
2)  Anthophora  pilipes  F.  $  ^  sgd.  (N.  B.)  häufig.  4)  Osmia  rufa  L. 
2  c^  *g^M  sehr  häufig.  7)  0.  comuta  Latr.  ^  sgd.  (L, ;  N.  B.) 
8)  Halictus  albipes  K.  $  Psd.  (N.  B.)  9)  Andrena  albicans  K.  ^  (N.  B.). 

10)  Apis  mellifica  L.  5  zwängt  sich  tief  in  die  Bltithen 
und  sammelt  Pollen.  Ein  Exemplar  sah  ich  von 
blauen  Veilchen (V.  odorata)  zu  ebenso  gefärbten 
Hyacinthen  übergehen  und  nach  Besuch  von  2 
oder  3  Blüthen  derselben  wieder  zum  Veilchen 
zurückkehren.  Augenscheinlich  Hess  sich  hier 
die  Biene  nur  durch  die  Farbe,  nicht  durch  den 
Geruch,  auch  nicht  durch  die  Gestalt  der  Blume 
leiten. 

B.  Diptera:  11)  Eristalis  sp.  Psd.  D.  Lepidoptera:  12) Vanessa 
Jo.  L.  sgd.  (31/3  73)    13)  Colias  (Rhodocera)  rhamni  L.  sgd.  häufig. 

396.  Scilla  maritima  L.  fand  mein  Sohn  Hermann 
im  Mai  1875  in  Jena  von  zahlreichen  Honig  saugenden 
Bienen  besucht,  nämlich: 

1)  Chalicodoma  muraria  F.  J^  2)  Osmia  aurulenta  F.  2  ^/^  3)  0. 
fusca  Chr.  (bicolor  Sehr.)  $  4)  0.  aenea  L.  (^  5)  Eucera  longicomis 
L.  </  2  6)  Anthophora  aestivalis  Pz.  (Haworthana  K.)  ^  J  sgd. 
und  Psd,  (alle  übrigen  nur  sgd.)  7)  Melecta  luctuosa  Scop.  ^  J 
8)  Andrena  parvula  K.  $  9)  Halictus  maculatus  Sm.  5  10)  Sphe- 
codes  gil^bus  L.  2;  auch  7 — 10  igd. 

397.  Scilla  sibirica.  Besucher: 


27» 

Apis  melMca  L.  $  sgd.  h&ufig  (Thttr.  4/4  7S). 

398.  Aliium  rotunduiti  L  (Thttr.,  Mühlbinrger  ScUott- 
berg,  Juli  und  Sept  1873).    Fig.  9—11. 

Die  Blttthen  öffnen  sich  nicht  weiter  als  Fig.  7  dar» 
stellt.  Nicht  nur  der  sehr  versteckt  liegende  Honig,  son« 
dem  selbst  der  Pollen  der  zwischen  den  Perigonblttttem 
versteckt  bleibenden  Antheren  ist  daher  nur  einsichtigeren 
Blumenbesuchem  erreichbar.  Das  aufrechte  Znsammen- 
schliessen  der  Blumenblätter,  sblbst  zur  Zeit  der  vollen 
Blüthe,  ist  wesentlich  mit  bedingt  durch  die  dicken,  rauhen 
Kiele  namentlich  der  äusseren  Perigonblätter.  Löst  man 
die  sechs  Perigonblätter  an  ihrem  Grunde  vorsichtig  ab, 
so  sieht  man  die'  sechs,  ebenfalls  dicht  aufrecht  zusammen- 
schliessenden  Staubgefässe  (Fig.  8).  Die  Filamente  der  drei 
tiber  den  äusseren  Perigonblättern  stehenden  Staubgefässe 
(a  ^  Fig.  8)  sind  schmal  lanzettlich  und  enden  mit  einer 
einfachen  Spitze,  welcher,  das  Pollenbehältniss  anisitzt.  Die 
drei  über  den  inneren  Perigonblättern  stehenden  Filamente 
(a^  Fig.  8)  sind  blattartig  verbreitert  und  enden  in  je  drei 
Fäden,  deren  mittelster,  nur  etwa  Vs  <30  lang  als  das  blatt« 
artig  verbreiterte  Stttck,  das  Pollenbehältniss  trägt,  während 
die  beiden  äusseren,  ungefähr  von  gleicher  Länge  wie  das 
blattartig  verbreiterte  Stück,  oben  aus  der  Blttthe  heraus- 
schauen. Da  die  Perigonblätter  deutlich  einen  innem  und 
äussern  Blattkreis  bilden,  so  sollte  man  erwarten,  dass  es 
mit  den  Staubgefässen  ebenso  der  Fall  wäre  und  dass  die 
drei  über  den  äussern  Perigonblättern  stehenden  Staubge- 
fässe, welche  dann  den  äussern  Antherenkreis  bilden  würden, 
sich  früher  zur  Keife  entwickelten  als  die  drei  anderen. 
In  Wirklichkeit  ist  dies  aber  nicht  der  Fall.  Vielmehr 
entwickeln  sich,  eines  nach  dem  anderen,  erst  die  drei 
tiber  den  Innern  Perigonblättern  stehenden  (a*  Fig.  8),  dann 
die  drei  über  den  äussern  Perigonblättern  stehenden  Staub- 
gefässe (a*  Fig.  8)  zur  Beife.  Inder  Blüthe,  welche  Fig.  8 
darstellt,  sind  z.  B.  die  drei  ersteren  schon  verblüht;  von 
den  drei  letzteren  ist  das  eine,  links  eben  no6h  sichtbare^ 
aufgesprungen  und  mit  Pollen  bedeckt,  die  beiden  anderen 
noch  geschlossen.  Löst  man  die  sechn  Filamente  ebenfalls 
vorsichtig  an  ihrem  Grunde  ab  (Fig.  9.  10),  so  wird  der 


280 

Fruchtknoten  sichtbar,  und  das  unterste  Drittel  desselben 
zeigt  sich  von  drei  schildförmigen,  umrandeten,  schwach 
vertieften  Flächen  umschlossen,  welche  als  Nektarien  fun- 
giren  und  von  den  blattförmig  erweiterten  Filamenten  voll- 
ständig verdeckt  werden.  Am  oberen  Ende  des  Frucht- 
knotens ist  zur  Zeit,  wann  die  Antheren  sich  öflFnen,  eine 
Narbe  noch  nicht  sichtbar  (Fig.  9).  Erst  im  Verlaufe  des 
Abbltihens  der  Staubgefässe  wächst  ein  GriflFel  hervor,  der 
erst  nach  dem  völligen  Verblühen  der  Staubgefässe  seine 
volle  Länge  erreicht  und  nun  mit  einem  glatten,  feuchten, 
kugligen  Narbenknöpfchen  gekrönt  erscheint  (Fig.  10).  Die 
Bltithen  sind  also  ausgeprägt  proterandrisch  dichogamisch. 
Die  Möglichkeit  der  Sichselbstbestäubung  ist  jedoch  nicht 
ausgeschlossen,  denn  die  drei  zuletzt  zur  Reife  entwickelten 
(auf  schmalen  Filamenten  stehenden)  Staubgefässe  sind, 
wenn  Insektenbesuch  ausgeblieben  ist,  noch  mit  Pollen 
behaftet,  wenn  die  Narbe  schon  empfängnissfähig  geworden 
ist;  und  da  der  GriflFel  sich  soweit  streckt,  dass  die  Narbe 
die  Höhe  dieser  Staubgefässe  erreicht,  so  kommen  sie  leicht 
von  selbst  mit  der  Narbe  in  Berührung  oder  lassen  Pollen 
auf  dieselbe  fallen. 

Die  Fähigkeit,  Kopf  und  Rüssel  oder  auch  den  ganzen 
Körper  zwischen  eng  zusammenschliessende  Theile  hin- 
einzuzwängen, haben  von  den  blumenbesuchenden  Insekten 
nur  die  höhlengrabenäenHymenopteren  (Grabwespen,  Bienen) 
erworben,  und  zwar  eben  durch  das  Anfertigen  ihrer 
Bruthöhlen.  Alle  Blumen,  welche  zur  Erlangung  des  Honigs 
das  Hineinzwängen  des  Kopfes  und  Rüssels  zwischen  eng 
zusammenschliessende  Blüthentheile  erheischen,  geben  sich 
daher  schon  dadurch  als  höhlengrabenden  Hymenopteren, 
Grabwespen  und  Bienen  oder  auch  bloss  Bienen,  ange- 
passt  zu  erkennen.  Die  ganze  Bestäubungseinrichtung 
unseres  Allinm  hat,  trotz  des  weiten  verwandtschaftlichen 
Abstandes,  eine  gewisse  Aehnlichkeit  mit  der  von  Reseda. 
Bei  beiden  muss  eine  blattförmige,  durch  frei  heiTorragende 
Fäden  sich  kenntlich  machende  Fläche  zurückgedrängt 
werden,  um  zu  dem  schildförmigen  Nectarium,  welches  von 
ihr  verdeckt  ist,  zu  gelangen.  Beide  werden  mit  besonderer 
Vorliehe  von  Prosopisarten   und  einigen  Grabwespen  be- 


Bucht.  Die  Betteutnng  aller  BlUtheueigenthilmlichkeiteii 
gebt  aus  dem  Gesagten  biiilänglich  deutlich  heiTor:  Die 
Bemerkbarmachung  der  kleinen  purpurfarbenen  Bllithen 
wird  durch  die  dichte  Zusamiuendrängung  derBelben  zu 
einer  kugeligen  Dolde  von  30—40  mm  Diircbmeaser,  sowie 
durch  den  starken,  den  selbst  stark  duftenden  Prosopisarten 
wahrscheinlich  besonders  angenehmen  Geruch  in  erfolg- 
reichster Weise  bewirkt.  Die  aus  der  Blflthe  hervor- 
ragenden Fäden  i'tlbren  die  anfliegenden  Prosopis  (und 
andere  Bienen  und  Grab wespen)  zu  den  blattartigen  Honig- 
decken, hinter  welche  sie  Rüssel  und  Kopf  zu  drängen 
haben,  um  zum  Honige  zu  gelangen,  und  dienen  zugleich 
den  Vorderbeinen  als  Angriflspunkte  ftir  diese  Bewegung. 
Dadurch,  dass  die  schmalen  Filamente  die  von  den  breiten 
gelassenen  Zwischenräume  j;erade  ausfüllen,  ist  ein  Weg- 
stehlen des  Honigs  von  der  Öeite  her  sehr  erschwert  oder 
ganz  unmöglich  gemacht.  Drängt  aber  die  Biene  ibren 
Kopf  von  oben  hinter  die  Saftdecke,  so  berührt  sie  in 
jüngeren  BlUthen  unt'eldbar  das  der  Honigdecke  aufsitzende 
Staubgefass,  in  älteren  die  Narbe.  Dadurch  ist  bei  ein- 
tretendem Insektenbesuche  Fremdbestäubung  gesichert. 

Die  den  schmalen  Filamenten  autsitzenden  Staubge- 
fässe  scheinen  vorwiegend  der  äichselhstbestäubung  bei 
augbleibendem  Insektenhe suche  zu  dienen,  da  sie  sich 
80  viel  später  entwickeln,  dass  sie  noch  zur  Zeit  der  Reife 
der  Narbe  mit  Pollen  behaftet  sind,  von  welchem  ein  Theil 
leicht  von  selbst  mit  derselben  in  Berührung  kommt. 

Besucher:  (Sept.  ISIS.)  A,  Hymenoptera:  Bphegidae: 
l)  Caroeria  labiata  F.  ^  sgd.,  wiederholt.  Apidae:  3)  Prüsopie 
obacurata  Sohonok,  (/"  3)  P.  nnguätata  Sclieock.  (5*  4)  P.  commii- 
niB  Nyl.  $  ^  häufig,  alle  drei  sgd.  5)  Halictus  leuoopua  E.  $  agd. 
6)  H.  mscitlatiia  Sm.  $  sgd.  und  Psd,  7)  Aadraiia  labialis  K.  ^  agd. 
8)  Apis  mellifica  L.  J  sgd.  und  Päd,  Formicidae:  9)  Laaiua  niger 
L.  ^  läuft  lange  an  den  lllütheii  umher,  ohne  eich  iu  eine  hinein- 
snfinden.  B.  Diptera;  Tabanidne:  10)  Tabanus  ruHtiüiie  F,,  wieder- 
holt, tupft  mit  dam  Rüssel  in  6 — 9  Hlüthen,  deren  Eingang  er  leicht 
findet,  zieht  aber  den  Rüssel  so  rasch  wieder  zurück,  dass  er  hinter 
die  Saftdecken  gewiss  nicht  gelangt  sein  kann.  Muscidae:  II)  Goiua 
capitata  De  G.  12)  Ocyptera  oylindrica  ¥.  13)  Oliviera  laterdis  Pz. 
Diese  drei  laagrüsaligen,  blumenatotan  Fliegen  gelangen  zum    Honig 


7='^'', 


262 

und  saagen,  wenn  ich  mich  nicht  sehr  getäascht  habe.  14)  Ulidia 
erythrophthalma  Mgn.  in  grosser  Zahl  vergeblich  auf  den  Blüthen 
umher  suchend.  C.  Lepidoptera:  Bhopalocera:  15)  Lycaena  Dämon 
S.V.,  sgd.  Sphingidae:  1 6) Zygaena  achilleae  Esp.  sgd.  D.  Coleoptera: 
CurcuUonidae :  17)  Bruchus  olivaceus  Grm.  Malacodermata :  18)  Da- 
nacaea  pallipes  Pz.,  beide  nicht  selten  in  den  Blüthen. 

(5)  Anthericum  ramosum  L.  (S.  63)  (Thür.,  Juli  1873). 
Weitere  Besucher: 

A.  Hymenoptera:  Äpidae:  1)  Apis  mellifica  L.  2  sgd.  und 
Psd.,  sehr  häufig,  5)  Bombus  pratorum  L.  2  sgd.  6)  Halictus  albipes 
F.  (/*  sgd.  7)  H.  maculatus  Sm.  $  sgd.  und  Psd.  8)  H.  longulus 
Sm.  cT  sg^'  ^)  H-  pauxillus  Schenck  ^  sgd.  Sphegidae:  10)  Cerceris 
nasuta  Kl.  sgd.  11)  C.  variabilis  Schrck.  ^  sgd.  Formicidae: 
12)  Lasius  niger  L.  ^  l^ld.  13)  Formica  fusca  L.  ^  lild.;  beide,  wie 
gewöhnlich,  andauernd  an  demselben  Nektarium.  B.  Diptera:  Syr- 
phidae:  2)  Merodon  aeneus  Mgn.,  sgd.  und  Pfd.,  auch  in  copula, 
14)  Volucella  borabylans  L.  sgd.  MuscidoLe:  15)  Anthomyia  sp.  sgd. 
Empidae :  1 6)  Empis  livida L,  sgd.,  häufig.  C.  Lepidoptera:  Bhopa- 
hcera:  17)  Pieris  rapae  L.  sgd.  18)  Coenonympha  arcania  L.  sgd. 
Sphingidae:  19)  Ino  globulariae  Hbn.  sgd.  20)  Zygaena  lonicerae 
Esp.  sgd.  21)  Z.  achilleae  Esp.  sgd.  D.  Coleoptera:  Ceramhycidae : 
22)  Strangalia  bifasciata  Müll.  sgd.  Malacodermata:  23)  Dasytes  fla- 
vipes  F.  sgd.  Oedemeridae :  24)  Oedemera  viresoens  L.  sgd. 

399.  Anthericum  Liliago  L.,  Mtihlberg  in  Tliüringen, 
(Juli  1873.  Fig.  12.)  stimmt  in  der  völlig  offenen  Lage  des 
aus  den  drei  Furchen  des  Fruchtknotens  abgesonderten 
Honigs,  in  dem  Hervorragen  der  Narbe  über  die  Staub- 
gefässe,  in  der  Homogamie  und  dem  entsprechend  in  der 
Wahrscheinlichkeit  des  Insektenbesuches  bei  eintretendem 
so  wie  in  der  Möglichkeit  der  Selbstbestäubung  bei  ausbleiben- 
dem Insektenbesuche  ganz  mit  A.  mtnosum  (S.  63)  überein. 

Besucher  (6/7  73.  Thür.):  A.  Hymenoptera:  Apidae:  l)Apis 
mellifica  L.  ^  sgd.  und  Psd.  B.  Diptera:  Empidae:  2)  Rhampho- 
myia sp.  sgd.C.  Coleoptera:  Elateridae:  8)  Agriotes  gallicusLap.  sgd. 

(6)  Asparagus  offlcinalts  L.  (S.  64)  kommt  nicht  bloss 
l)in  rein  männlichen  Stöcken  mit  Rudimenten  der  Pistille, 
2)  in  rein  weiblichen  Stöcken  mit  Rudimenten  der  Staub- 
gefässe,  sondern  auch  3)  in  zwitterblüthigen  Stöcken  vor, 
welche  ausser  den  Zwitterblüthen  Blüthen  mit  verschie- 
denen Abstufungen  der  Stempelverkümmerung,  also  Zwi- 
schenformen zwischen  ausgeprägten  Zwitterblüthen  und  aus- 


geprägten  männJichea  Blütiien  dai'bieteit.  Mein  früherer 
Schüler  StcidioBus  W.  Breitenbach  hat  mir  von  ihm  ange- 
fertigte Zeichnungen  der  letzteren  niitgetheilt. 

400.  Paris  quadrifoiia  L  Einbeere  (S.  G5)  Fig.  13. 
Der  mit  vier  gleichfarbigen  Narljen  gekrönte  dunkelpuv- 
purfarbene  Fruehtknotcn  glänzt,  als  wenn  er  mit  FlüsBigkeit 
benetzt  wäre  und  lockt  dadurch  Dipteren,  z.  B.  Seatophaga 
merdaria,  an  aieh,  die  oft  auf  die  Narben  auffliegen,  den 
Fruchtknoten  mit  ihren  ansei nandergelegteu  KUaselklappen 
betupfen  und  beiecken,  an  den  StaubgetUssen  in  die  Höhe 
marschirend  die  Fusseohlen  oder,  wenn  es  winzige  Arten 
Bind,  auch  die  ganze  Unterseite  mit  Pollen  behaften  and 
daher  auf  andere  BlUthen  fliegend  leicht  Kreuzung  der- 
selben bewirken  (Näheres  siehe  im  Kosmos,  Bd.  III, 
Seite  saß). 

(8)  Convaliaria  multtflora  L.  Mein  Sohn  Hermann 
Müller  beobachtete  im  Mai  1875  bei  Jena  als  Besucher: 

Hymenopterft:  Apidae:  i)  .indrena  fasciata  Weam.  $  sgd. 
und  Psd. 

Iriäeae. 

401.  Gladiolus  palustris  Gaud.    (Boucheanue  Schldl.) 

Besucher:  Hymeaoptera  Apidae:  1}  Bombns  hortonim 
L.  2  agd.  (Tekl.  Borgst.). 

402.  Gladiolus  communis  L.  (Nassau,  Bnddeberg6/7  73), 
Besacher:   Hymen optera  Apidae:    1)   Osmia  rufa  L.  5  "B^- 

2)  U.  adunca  Latr.  ^  sgd.,  in  Mehrzahl. 

Aroideae  (S.  72). 

403.  Calla  palustris  L.  (Kosmos  Bd.  III.  8,321— 324. 
Fig.  III— V)  ist  als  Vorstufe  der  ausgeprägten  Fliegen- 
falle unseres  Arum  maculatum  von  besonderem  Interesse. 
Dnreh  ihren  ekeligen  Geruch,  der  wohl  mit  ihren  Gift- 
«äfteu  zusammenhängt,  ist  die  Pflanze  einestheils  gegen 
weidende  Thiere  gescblftzt,  anderntbeils  in  dem  Insekten- 
besuche, den  sie  erfährt,  schon  ziemlich  auf  fdnlnissstoff- 
liebeude  und  daher  vor  Ekelgerlichen  nicht  zurückschreckende 
Dipteren  beschränkt.  Die  auf  der  Innenfläche  weisse,  ge- 
rarte aufgerichtete  Spatha  steigert  bereits  die  Augenfällig- 


a^-.^      ;..         w-m^;^ 


284 

keit  des  Blüthenstands  und  gewährt  den  anfliegenden  Dip- 
teren einigen  Schutz.  Die  sehr  ausgeprägte  Proterogynie, 
in  Folge  deren  nur  kurze  Zeit  die  Staubgefässe  der  untersten 
mit  den  Narben  der  obersten  Blüthen  noch  gleichzeitig 
entwickelt  sind,  ermöglicht  und  begünstigt  bereits  Fremd- 
bestäubung bei  eintretendem  Insektenbesuche,  ohne  dieselbe 
jedoch  zu  sichern.  So  finden  wir  die  Eigenthümlichkeiten, 
welche  bei  Arum  in  voller  Ausprägung  vorhanden  sind, 
hier  noch  alle  auf  niederer  Entwickelungsstufe.  Ich  über- 
wachte die  Pflanze  am  18.  Mai  1873  an  ihrem  einzigen 
Standorte  bei  Lippstadt,  in  einem  Sumpfe  bei  der  Süde- 
lager  Schule,  längere  Zeit  und  fand  ihre  Blüthenstände 
von  zahlreichen  kleinen  Dipteren  besucht,  von  denen  ich 
mehrere  Arten  Chironomus,  Tachydromia  sp.,  Drosophila 
graminum  Fall,  und  Hydrellia  griseola  Fall,  einfing.  Einige 
Spinnen  hatten  ihre  Gewebe  in  den  Spathen  von  Calla  aus- 
gespannt; in  denselben  hingen  ebenfalls  kleine  Dipteren. 
Auch  einzelne  Käfer  (Meligethes,  1  Phytonomus  polygoni, 
1  Sitones,  einige  Haltica  coerulea,  1  Cassida  nobilis)  sah 
ich  an  die  Blüthenstände  fliegen,  aber  ohne  dass  sie  sich 
länger  aufgehalten  oder  irgend  welche  Ausbeute  gefunden 
hätten. 

Durch  die  in  einer  Fläche  dicht  neben  einander  ge- 
drängt liegenden  Geschlechtsorgane  ist  Calla  palustris 
überdies  geeignet,  uns  eine  klare  Vorstellung  von  der  Mög- 
lichkeit der  Ausbildung  von  Schneckenblüthem  zu  geben 
und  E.  Warming  (Botanisk  tidsskrift.  3  raekke  2  bind  1877) 
ist  in  der  That  geneigt,  eine  Betheiligung  über  die  Blüthen- 
stände kriechender  Wasserschnecken  an  der  Befruchtung 
von  Calla  palustris  anzunehmen. 

Musaceae  (S.  74). 

Musa.  Die  *  Bananenblüthen  sind  durch  die  eigen- 
thümliche  Beschaflfenheit  der  Lockspeise  bemerkenswerth, 
durch  welche  sie  Insekten  zu  ihrem  Besuche  veranlassen. 
Sie  sondern  nämlich  in  grosser  Menge  eine  wenig  süsse 
Gallerte  ab,  die  man  kaum  Honig  nennen  kann.  Als  Be- 
sucher finden  sich  häufig  ganze  Schwärme  von  Trigona 
ruficrus  Latr.  ein.    (Fritz  Müller,  Briefliche  Mittheilung). 


^gy  Orcfddcae  (S.  74). 

404.  Ophrys  muscifera  Hutls.  Fliegenblümchen.  Die 
sonderbare  Blume  dieser  Pflanze  ist  bis  jetzt  eine  Rilthsel 
gewesen  und  steht  auch  in  der  zweiten  Anflage  des  Dar- 
win'seheu  Oveliideenwerkes  dS??)  noch  als  solcles  da. 
Ich  glaube  deshalb  diejenigen  Vermufhnngen  und  neuen 
Beobachtungen,  welche  mir  dieses  Räthsel  zu  lösen  scheinen, 
mit  einiger  Ansführlichkeit  hier  mittheilen  zu  sollen. 

Als  ich  vor  einigen  Monaten  den  Aufsatz  „die  I 
als  untewusste  Blumeuzilehter"  schrieb  (siehe 
Ed.  III.  Heft  4  und  folgende)  und  über  die  blumenzUcbtenden 
Wirkungen  der  Dipteren  nachdachte,  kam  ich  zu  der  An- 
sieht, dass  die  schwärzlich  purpurne  Unterlippe  des  Fliegen- 
bltimchens  mit  ihrem  fahlbläulichen  nackten  Flecke  nur 
eine  Anpassung  an  die  eigenthümliche  Geschmacksrich- 
tung FäulnissstoSe  liebender  Dipteren  sein  könne  und  dass 
gerade  diese,  mit  ihrer  schon  Chr.  Conr.  Sprengel  he- 
kannten  Dummheit  im  Ausbeuten  der  Blumen,  auch  recht 
wohl  geeignet  sein  mllssten,  sich  wiederholt  zum  Belecken 
der  Scheinnektarien  verlocken  zu  lassen  und  so  gelegent- 
lich in  der  von  Darwin  angenommenen  Weise  als  Kren- 
zungsvermittler  zu  dienen.  leb  sprach  diese  Vermuthung 
in  dem  genannten  Aufsatze  aus  und  nahm  mir  zugleich 
vor,  noch  in  diesem  Sommer  den  tbatsächliehen  Befrnehtem 
des  F liege nblttmchens  wenn  irgend  möglich  anf  die  Spar 
zu  kommen.  leb  benutzte  nun  den  schönen  sonnigen  Nach- 
mittag d^  2.  Juni  1878,  um  an  dem  einzigen  sehr 
beschränkten  Standort,  an  welchem  Ophrjs  muscifera  bei 
Lippstadt  wächst,  am  Rixbecker  Hügel,  sämmtliche  Exem- 
plare mit  der  Lnpe  zu  untersuchen.  Jedes  untersuchte 
Exemplar  wurde  sofort  durch  Umbinden  seines  Stengels 
mit  einem  Grashalm  bezeichnet  und  der  kleine  karg  be- 
graste Hügel  so  wiederholt  abgesucht,  dass  ich  sicher  zn 
sein  glaube,  fccin  einziges  bluhendes  Exemplar  übersehen 
zn  haben.  Aus  der  vollständigen  Untersuchung  aller 
Blüthen  eines  Standortes  glaubte  ich  einige  bestimmte 
Schlüsse  in  Bezug  auf  die'' Thätigkeit  der  Kreuzungsver- 
mittler  ziehen  zu  können  und  fand  mich  in  dieser  Erwar- 

Varh.  d.  EBt.  Vit.  Jahrg.  XXXV.  1,  FoIbb.  V.  Bd.  l'J 


26G 

tung  nicht  getäuscht.  Ausserdem  aber  lieferte  mir  diese 
Untersuchung  nebenbei  zwei  Ergebnisse,  die  ausser  meiner 
Berechnung  lagen.  Ich  fand  nämlich  zu  meiner  Ueber- 
raschung,  dass  die  bis  dahin  für  völlig  honiglos  gehaltene 
Unterlippe  von  dem  grössten  Theile  ihrer  Fläche,  nämlich 
von  einem  breiten  mittleren  Längsstreifen,  der  so  breit  ist, 
dass  er.  den  bläulichen  Flecken  ganz  in  sich  einschliesst, 
wenigstens  unter  normalen  Bedingungen  in  einer  gewissen 
Entwicklungsperiode,  kurz  nach  dem  Entfalten  der  Blüthe, 
Saft  absondert,  der  diese  ganze  Fläche  mit  kleinen 
Tröpfchen  bedeckt.  Da  auch  die  beiden  knopfiförmigen 
Vorspränge  an  der  Basis  der  Unterlippe  wie  Tröpfchen 
glänzen,  obgleich  sie  nicht  einmal  feucht  sind,  so  berührte 
ich,  um  mich  über  die  vermeintlichen  Tröpfchen  des  breiten 
Mittelstreifens  der  Unterlippe  nicht  zu  täuschen,  diesen 
mit  der  trocknen  Fingerspitze  und  sah  dieselbe  deutlich 
benetzt.  Nass  ist  aber  die  Unterlippe  nur  eine  verhältniss- 
mässig  kurze  Zeit;  etwas  später  erscheint  sie  nur  noch 
von  einer  dünnen  adhärirenden  Feuchtigkeitsschicht  glän- 
zend und  auch  diese  verschwindet  alsbald,  obgleich  das 
frische  Aussehen  und  die  ursprüngliche  Farbe  der  Unter- 
lippe in  jungfräulichen  Blüthen  noch  einige  Zeit  nnver^ 
ändert  bleiben.  Man  findet  daher  nicht  selten  Exemplare^ 
bei  denen  keine  einzige  Blüthe  eine  Spur  von  Feuchtigkeit 
erkennen  lässt,  und  nur  selten  ist  ausser  der  jüngsten' 
obersten  auch  noch  die  nächst  tiefer  stehende  Blüthe  mit 
einer  adhärirenden  Feuchtigkeitsschicht  oder  mit  Tröpfchen 
bedeckt.  Von  fünfzig  Blüthen,  die  ich  noch  frisch  nnd  in 
ursprünglicher  Färbung  antraf,  waren  13  auf  der  Unter- 
lippe mit  Tröpfchen  bedeckt  (nass),  25  von  adhärirendar 
Feuchtigkeitsschicht  glänzend,  12  ohne  erkennbare  Feuch- 
tigkeit. 

Die  Blüthen  derselben  Aehre  blühen  langsam  eine 
nach  der  andern  auf,  und  nur  selten  werden  mehr  als  die 
beiden  oberen  noch  vollständig  frisch  und  in  ursprünglicher 
Färbung  angetroffen. 

Die  übrigen  (ich  fand  bis  zu  6  entfaltete  an  einer 
Aehre)  sind,  wenn  sie  unbefruchtet  geblieben  sind,  um  so 
mehr  entfärbt  und  welk  oder   verschrumpft,  je  tiefer  sie 


8tehen.  Die  Befruchtung  beschleunigt  aber  die  Entiarbnng 
und  das  Welken  der  Unterli]ipe  in  dem  Grade,  dasB,  wenn 
z.  B.  TOD  den  beiden  obersten  noch  frischen  BUlthen  der- 
selben Aehre  die  oberste  jüngste  befruchtet  wird,  während 
die  unter  ihr  stehende  ältere  jungfräulich  bleibt,  die  erstere 
alsbald  sich  cottärbt  und  welkt,  während  die  letztere  ihr 
jungfräuliches  Anaehen  noch  längere  Zeit  bewahrt.  Ausser 
der  Entdeckung  des  Saftes  wai-  ein  zweites,  weniger  uner- 
wartetes Ergebnias  nieiuer  Untersuchung,  dass  icli  wirklich 
eine  Fliege  (Sarcopbaga')  auf  der  Unterlippe  sitzen  und  an 
den  Tröpfchen  lecken  sah.  Sie  flog  zwar  bei  meiner  An- 
näherung fort,  ohne  noch  bis  zu  einem  der  ycheinnektarien 
gelangt  zu  sein,  und  ein  Pollinium  entfernt  zu  haben;  aber 
meine  V er muthnng,  dasa  es  Fäulnissstoff  liebende  Dipteren 
sind,  die  durch  die  dunkelpurpurne  und  blassbläuliche 
Farbe  der  Unterlippe  angelockt  werden  und  als  Krenzunga- 
vermittler dienen,  scheint  mir  trotzdem  durch  diese  Be- 
obachtung hinreichend  bestätigt  zu  sein. 

Die  EinzeluntersuchuDg  aller  Exemplare  des  StaDdortea  ergab 
Folgendes:  £a  wereti  37  blühende  Exemplare  vorhanden,  4  mit  ja 
2,  11  mit  je  3,  11  mit  je  4,  5  mit  je  5,  6  mit  je  Ö,  zusammen  mit 
146  ectfalteten  Bliitheo.  Von  dieeeu  37  hatten  weit  über  die  Hälfte, 
nämlich  21  Exemplare  mit  80  Bliithen,  noch  alle  Pollinien  in  ihren 
Tasolien  und  alle  Narben  noch  unbelegl;  die  übrigen  16  Exemplare 
lieweD  folgende  unzweideutigen  Spuren  stattgehabter  Insekteuthätig- 
keit  erkennen: 

Exemplar  Nr.  1.  3  Blüthen,  die  oberste  nouh  friscli,  mit 
nasser  Unterlippe.  In  der  2.  Bliithe  sassen  die  Stiele  der  Staulj- 
kölbchen  noch  in  den  TascheD,  die  Staubkölbchen  selbst  n'OLren 
darans  li ervorgezogen ;  eines  derselben  lag  an  der  Narbe. 

Nr.  2.  3  Bliithen,  die  oberste  noch  friscli,  mit  nasser  Unter- 
lippe. Aus  der  zweiten  Blüthe  war  1  Pollinium  entfernt,  die  Narbe 
war  unbelegt. 

Nr.  3.  2  Blütheu,  die  oberste  frisch  und  feucht.  In  der 
unteren  älteren  war  1  Pollinium  entfernt,  die  Narbe  mit  Pollen  be- 
legt, daa  Ovarium  etwas  angeschwollen- 
Nr.  4.  4  fllüthen,  die  oberste  frisch  und  uas3.  In  der  zweiten 
Blüthe  war  ein  Pollinium  entfernt,  die  Narbe  mit  Pollen  belegt,  der 
Fruchtknoten  angesch wollen, 

Nr.  5.  3  Blüthen,  die  oberste  der  Dnterhppe  beraubt,  sonst 
unversehrt,  die  mittlere  ganz  verwelkt,  eines  Polliniums  beraubt,  Narbe 


288 

unbelegt  (a) ;  an  der  untersten  der  Fruchtknoten  stark  angeschwollen, 
das  übrige  abgefallen  (b). 

Nr.  6.  4  Blüthen,  die  beiden  obersten  frisch,  ihre  Unterlippe 
schwach  feucht.  In  der  zweiten  Blütbe  war  1  Pollinium  aus  seiner 
Tasche  gezogen ;  es  hing  mit  dem  Stiele  nach  oben  au  dem  benach- 
barten schmalen  Blumenblatte ;  die  Narbe  war  nicht  belegt. 

Nr.  7.  3  Bluthen,  die  oberste  frisch,  mit  nasser  Unterlippe. 
Aus  der  untersten  Blüthe  war  1  Pollinium  entfernt;  alles  Uebrige 
intact. 

Nr.  8.  5  Blüthen,  die  4.  noch  frisch,  aber  die  Unterlippe  nicht 
feucht,  die  5.  erst  halb  entfaltet,  noch  nicht  feucht.  Aus  der  4.  Blüthe 
war  ein  Pollinium  entfernt,  das  andere  aus  seiner  Tasche  gezogen, 
aber  an  derselben  hängen  geblieben,  alle  Narben  unbelegt. 

Nr.  9.  5  Blüthen,  nur  die  oberste  noch  frisch,  aber  die 
Unterlippe  nicht  feucht.  In  der  dritten  Blüthe  war  ein  Pollinium 
aus  seiner  Tasche  gezogen  aber  an  derselben  hängen  geblieben,  die 
Narbe  unbelegt. 

Nr.  10.  6  Blüthen,  die  beiden  obersten  noch  frisch,  die  vor- 
letzte mit  feuchter,  die  letzte  mit  nasser  Unterlippe.  In  der  untersten 
Blüthe  1  Pollinium  entfernt,  die  Narbe  unbelegt  (a),  in  der  zweiten 
die  Narbe  mit  Pollen  belegt,  beide  Pollinien  noch  am  Platz  (b). 
Alles  Uebrige  intact. 

Nr.  11.  2  Blüthen,  beide  entfärbt.  Bei  der  unteren  Blüthe 
sind  beide  Pollinien  herausgezogen,  das  eine  entfernt,  das  andere  an 
seiner  Tasche  hängen  geblieben,  die  Narben  unbelcgt  (a).  Bei  der 
oberen  Blüthe  sind  beide  Pollinien  entfernt;  die  Narbe  ist  dicht 
belegt,  (b) 

Nr.  12.  6  Blüthen,  die  oberste  noch  frisch,  aber  die  Unter- 
lippe nicht  feucht.  In  der  ersten  Blüthe  1  Pollinium  entfernt,  die 
Narbe  belegt,  das  Ovarium  sehr  stark  angeschwollen  (a).  In  der 
zweiten  Blüthe  beide  Pollinien  entfernt,  die  Narbe  belegt,  das  Ova- 
rium sehr  stark  angeschwollen  (b).  Dritte  Blüthe  intact.  In  der 
vierten  Blüthe  1  Pollinium  entfernt,  die  Narbe  unbelegt  (c).  In  der 
fünften  Blüthe  ebenfalls  1  Pollinium  entfernt,  die  Narbe  unbelegt 
(d).   Die  sechste  Blüthe  intact. 

Nr.  13.  6  Blüthen,  die  oberste  noch  frisch,  ihre  Unterlippe 
feucht,  1  Pollinium  entfernt,  Narbe  dicht  mit  frischen  Pollen- 
packetchen  belegt,  also  ganz  kürzlich  besucht  (e).  BliUlhe  1 :  Pollinien 
am  Platz,  Fruchtknoten  sehr  stark  angeschwollen  (a).  Blüthe  2  intact. 
Blüthe  3,  4,  5  je  1  Pollinium  entfernt,  Narbe  intact  (b,  c,  d). 

Nr.  14.  5  Blüthen,  die  2  obersten  frisch,  die  oberste  mit 
feuchter  Unterlippe.  Blüthe  2:  Beide  Pollinien  aus  den  Taschen  ge- 
zogen, eines  an  der  Narbe  liegend,  während  sein  Stiel  noch  in  der 
Tasche  sitzt,    Fruchtknoten  nicht  angeschwollen  (a).  Blüthe  4:  Ein 


FoUinium  aus  der  Tasche  hängend,  -nährend  sein  Stiel  nach  in  der- 
•elbea  sitzt;   sonst  Alles  intact,  alle  Narben,  iinbelegt  (b|. 

Nr.  16.  4  Blüthen,  die  beiden  obersten  noch  frisch  mit  feuchter 
Unterlippe.  Blüthe  1:  £iu  rollinium  entfernt,  Narbe  intact  (b) 
Blülhe  2:  Beide  Pollinien  entfernt,  Narbe  intact  (b|.  Släthe  3.  Ein 
Follinium  entfernt,  bei  dem  anderu  ist  der  klebrige  Ballen  and  der 
Stiel  etwas  in  die  IlÖbe  gezogen  und  steht  frei  hervor,  das  Pollinium 
seibat    aitat  noch  in  der  Tasche,    Narbe  intact  (c).  Blüthe  4;  intact. 

Nr,  Iß.  5  Blüthen,  die  beiden  obersten  noch  frisch  mit 
feuchter  Cnterlippe,  die  unterste  Blüthe  eines  Polliniums  beraubt. 
Narbe  nicht  belegt,  alles  übrig-e  intact. 

Ans  dieseu  Beobachtungen,  welche  sämmtliche  Bititben 
eines  bestimmten  Standortes  an  einem  bestimmten  Tage 
während  der  Höhe  der  Blöthenentwicklung  umfassen,  lassen 
sich  nun,  Jedenfalls  mit  grösserer  Sicherheit  als  beim  Her- 
ansgreifen beliebiger  Exemplare,  in  Bezug  auf  dieThätig- 
keit  der  besuchenden  Insekten  gewisse  allgemeine  Schlüsse 
ableiten,  nämlich: 

1)  Der  Insektenbesnch  des  Fliegenblllmchens 
ist  ein  sehr  spärlicher. 

Von  146  Blüthen,  von  denen  nur  etwa  ein  Drittel  (50)  nooh 
frisch  waren,  zeigten  nur  29,  also  nicht  ganz  20  Procent,  Spuren 
stattgehabten  luaektenbesuchs.  Ueber  die  Hälfte  sämmtlicfaer  Stöcke 
war  anscheinend  völlig  uiibesucht  geblieben. 

2)  Die  meisten  dem  Fliegen  hl  timcben  an 
Theil  werdenden  Insektenbesuche  sind  überdiess 
für  die  Vermittlung  seiner  Kreuzung  wirkungsloi 

Von  den  29  Blüthen,  welche  Wirkungen  stattgehabten  Insekten- 
besuches  neigten,  hatten  (abgeseben  von  des  auf  die  Narben  der- 
selben  Blüthen  geschleiften  Pollinien)  nur  9  belegte  Narben  odei 
an gesch wollene  Froehl knoten  (nämlich  Nr.  3,  4,  5*>,  10*',  IV',  12».  "' 
18»,  13");  es  waren  also  nur  31  Procent  der  bcaoGhteii  (etwas 
6  Procent  aämmtlioher)  Blüthen  normal  befruchtet  worden. 

3j  Dass  von  den  besuchtenBlüthen  so  wenige 
befruchtet  werden,  hat  zum  gvössten  Theile  iu 
der  ünstetheit  der  Besucher,  Kuni  geringeren 
Theile  in  der  Unregelmilssigkeit  ihrer  Beweg- 
ungen seinen  Grund. 

Da  es  nSmlioh  nur  sehr  selten  vorkommt,  das»  das  besuchende 
Insekt  die  Narbe  mit  Pollen  belegt,  ohne  zugleich  ein  Pollinium 
oder  auch  beide  derselben  Blüthe  za  entfernen  (es    wurde   dies  nur 


'-A--fi 


290 

bei  10^  und  13^  beobachtet),  so  lässt  sich  daraus,  das  aus  24  Blüthen 
ein  oder  beide  Staubkölbchen  entfernt,  aber  nur  in  7  derselben  die 
Narbe  belegt  war,  scbliessen,  dass  die  meisten  Besucher  nur  eine 
einzige  Blüthe  besucht  haben.  Hätte  jeder  Besucher  wenigstens  2 
Blüthen  besucht,  so  müssten  (wenn  wir  von  den  Ausnahmeföllen  10^ 
und  13^  abgehen)  wenigstens  halbsoviel  Blüthen  befruchtet,  ais  eine» 
oder  beider  Pollinien  beraubt  sein;  thatsächlich  aber  waren  noch 
nicht  einmal  ^/g  (V,«)  so  viel  Blüthen  befruchtet,  als  eines  oder 
beider  Poilinien  beraubt.  Ueber  die  Hälfte  der  besuchten  Blüthen 
ist  also  deshalb  unbefruchtet  geblieben,  weil  die  Besucher  so  unstet 
im  Aufsuchen  derselben  Pflanzenart  sind,  dass  sie  meist  schon  nach 
dem  Besuche  einer  einzigen  Blüthe  der  Pflanzenart  wieder  untreu 
werden. 

Von  der  Unregelmässigkeit  ihrer  Bewegungen,  auf  welche  also 
nur  der  kleinere  Theil  der  Schuld  fallt,  gibt  folgende  Zusammen- 
stellung ein  treues  Bild:  Von  den  29  nachweislich  besuchten  Blüthen 
wurden  in  2  (10^  und  18<^)  die  Narben  mit  fremdem  Pollen  belegt, 
die  Pollinien  unberührt  in  ihren  Taschen  gelassen;  in  8  Blüthen 
(6,  9,  14^)  wurde  ein  Pollinium  herausgezogen,  es  blieb  aber  an  seiner 
Tasche  oder  benachbarten  Blüthentheilen  hängen ;  in  etwas  über  der 
Hälfte  der  FäUe,  nämlich  in  15  Blüthen  (2,  3,  4,  5»,  7,  10»,  12»,  12«,  12«, 
13'>,  13<*,  13«,  13«,  15»,  16)  wurde  ein  Pollinium  entfernt,  das  andere 
blieb  an  seinem  Platze,  aus  3  Blüthen  (ll'>,  12^,  15^)  wurden  beide 
Pollinien  entfernt;  aus  4  Blüthen  (8  11»,  14»,  15^)  wurde  ein 
Pollinium  entfernt,  das  andere  aus  seiner  Tasche  gezogen,  aber  an 
dieser  oder  an  der  Narbe  derselben  Blüthe  hängen  gelassen;  in  einer 
Blüthe  (1)  waren  beide  Pollinien  aus  ihren  Taschen  gezogen,  aber 
nicht  entfernt,  eines  an  die  Narbe  derselben  Blüthe  geklebt ;  in  einer 
Blüthe  endlich  waren  die  Pollinientaschen  abgefallen,  so  dass  sich 
die  Wirkung  des  Besuchers  auf  die  Pollinien  nicht  mehr  er- 
kennen liess. 

4)  Der  spärliche  Besuch  vertheilt  sich  auf 
einen  sehr  langen  Zeitraum. 

Von  den  9  befruchteten  Blüthen  hatte  nur  eine  einzige  ganz 
frischen,  jedenfalls  erst  an  demselben  Tage  daraufgebrachten  Pollen 
auf  ihrer  Narbe;  die  Befruchtung  der  übrigen  vertheilt  sich  auf 
einen  Zeitraum  von  wenigstens  14  Tagen,  denn  14  Tage  vorher 
blühten  schon  eine  Anzahl  dieser  Fliegenblümchen.  Von  den  be- 
fruchteten BlüthcR  aber  waren  2  (12a,  13a)  die  untersten  an  Sten- 
geln mit  6  Blüthen,  also  jedenfalls  zuerst  mit  aufgeblüht. 

Dass  nun  das  Fliegenblttmchen  nur  ziemlich  selten  von 
Qitöteten,  in  ihren  Bewegungen  auf  den  Blumen  wenig 
regelmitosigen  Gästen  besucht  wird,  würde  im  Verein   mit 


291 

den  zum  Betupfen  und  Belecken  einladenden  Scheinnek- 
tarien,  der  schwäralichpurpurnen  Farbe  des  sammtartigen 
und  der  fahlbläulichen  Farbe  des  nackten  Theib  der 
Unterlippe  an  sich  schon  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit 
auf  Fäulnissstoffe  liebende  Dipteren  als  Erenzangsvermittler 
schliessen  lassen.  Nachdem  nun  überdiess  festgestellt  ist, 
dass  sich  die  Unterlippe  mit  Tröpfchen  bedeckt,  welche 
von  Sarcophaga  geleckt  werden,  kann  an  der  Richtigkeit 
dieses  Schlusses  kaum  noch  gezweifelt  werden. 

(18)  Orchis  maculata  L  (S.  85)  wird  auch  von  Käfern 
besucht  und  befruchtet.  Nach  Ch.  Darwin  (zweite  Auflage 
des  Orchideen werks  p.  16.  Anm.)  fing  ein  Herr  Girard  einen 
Bockkäfer,  Strangalia  atra,  mit  einem  Büschel  von  Staub* 
kölbchen  vorn  am  Munde.  Dr.  6.  Leimbach  in 
Wattenscheid  theilte  mir  brieflich  mit,  dass  er  am  17.  Juni 
1876  im  Ruhrthale  einen  15—18  mm  langen  Bockkäfer  an 
den  Blttthen  von  Orchis  maculata  gefunden,  der  am  Kopfe 
einen  grossen  Büschel  von  Pollinien  —  über  30  Stück  — 
trug.  Strangalia  atra  scheint  (nach  den  Exemplaren  meiner 
Sammlung)  höchstens  eine  Länge  von  12—14  mm  zu  er- 
reichen. Der  von  Dr.  Leimbach  beobachtete  Ceramby- 
cide  dürfte  also  wohl  eine  andere  Art  gewesen  sein.  Die 
Hartnäckigkeit,  mit  welcher  dieser  Käfer  seine  Versuche 
wiederholte,  obgleich  er  doch  nicht  die  mindeste  Ausbeute 
haben  konnte,  ist  ein  bemerkenswerther  Beleg  flir  die  schon 
mehrfach  von  mir  nachgewiesene  Dummheit  der  Käfer  im 
Ausbeuten  der  Blumen. 

Auf  Umbelliferen  neben  der  von  dem  Bockkäfer  be- 
suchten Orchis  maculata  fand  Dr.  Leimbach  eine  Pyro- 
chroa  pectinicornis  F.  mit  3  Pollinien  dieser  Orchisart  an 
ihren  Mundtheilen. 

405.  Orchis  tridentata  Scop.  Mein  Sohn  Hermann 
Müller  sah  im  Mai  1875  bei  Jena  Bombus  hortorum  L.J 
die  Blüthen  wiederholt  besuchen  und  sich  die  Pollinien  an 

die  Stirne  kitten. 

Gramineae  (S.  87). 

Die  Familien  der  Gramineen  und  Cyperaceen  sind 
durchaus  windblüthig,  doch  locken  auch  ihre  Blttthen  bis- 


292 

weilen  ihrer  Nahrung  wegen  in  der  Luft  amberfliegende 
Innekten  zu  wiederholten  Benuchen  an  sich.  Ich  halte  es 
ftir  der  Mühe  werth,  derartige  Fälle  zu  verzeichnen.  Denn 
da  die  ältcHten  Phanerogamen,  die  Archispernien  (Gymno- 
Hpennen),  Hämmtlich  windblüthig  sind,  so  muss  die  erste 
An|)aH8ung  von  ßlUthen  an  die  Krenzungsvermittlung  dnrch 
Insekten  an  Windblüthlem  erfolgt  sein,  welche  von  ihrer 
Nahrung  wegen  in  der  Luft  umherfliegenden  Insekten  be* 
sucht  wurden. 

Bromus  mollis  L.  Am  22.  Juni  1873  früh  10  Uhr 
bei  brennendem  Sonnenschein  sah  ich  an  einem  mit  Bro- 
mus mollis  und  Erodium  cicutarium  bewachsenen  Abhänge 
am  Wege  von  Lippstadt  nach  Cappel  4  oder  5  Exemplare 
von  Leptura  livida  in  der  Luft  schweben.  Jedes  flog  nach 
längerem  Schweben,  wie  es  sonst  oft  vor  dem  Anfliegen 
an  eine  Blume  ausgeübt  wird,  an  eine  blühende  Aehre  von 
Bromus  mollis,  aus  welcher  die  gelben  Staubgefässe  her- 
aushingen, lief  eilig  an  dem  Blüthenstande  auf  und  ab, 
bisweilen  die  Mundtheile  bewegend,  aber  von  den  Antheren 
keine  Notiz  nehmend,  und  flog,  nachdem  es  fast  alle  Aehr- 
chen  des  Blüthenstandes  abgelaufen  hatte,  ohne  irgend 
etwas  zu  erlangen,  auf  einen  anderen  Stock,  auf  welchem 
es  dasselbe  Umhersuchen  wiederholte.  Eines  der  Exem- 
plare sah  ich  vor  dem  Ueberfliegen  zu  einem  anderen 
Stocke  sich  Fühler  und  Mundtheile  mit  den  beiden  Vor- 
derbeinen putzen,  welche  letzteren  es  abwechselnd  ge- 
brauchte. 

Es  ist  dies  ein  weiterer  bemerkenswerther  Beleg  für 
die  Dummheit  der  Käfer  in  der  Ausbeutung  der  Blumen. 
(Vgl.  Orchis  maculata!) 

Brachypodium  pinnatum  P.  B.  sah  ich  am  6/7  73  bei 
Mühlberg  in  Thüringen  häufig  von  Malachius  viridis  F.  be- 
sucht, welcher,  offenbar  durch  di^  goldgelbe  Farbe  der 
Antheren  angelockt,  an  diesen  herumkroch  und  den  Pollen 
und  die  Antheren  selbst  verzehrte. 

An  Agro8ti8  alba  L.  sah  ich  am  27.  Juli  73  im 
Fichtelgebirge  eine  Schwebfliege,  Melanostoma  mellina  L. 
mit  den  Mundtheilen  an  den  Antheren  beschäftigt. 


Cyperaeeae.     (S.  88). 

An  Carex  montana  L.  sab  ich  am  14/4  73  im  Hasen- 
winkel  bei  Mllblherg  in  Thüringen  zahlreiche  Honigbienen 
emsig  und  andauernd  Pollen  sammeln. 

Scirpus  lacustris,  maritimus  und  Eriophorum  angusti- 
folilin)  sind  ausgeprägt  proterogyn,  indem  die  Stauhgefässe 
erat  nach  völligem  Verwelken  der  Narbe  ans  der  BlUthen- 
hillle  hervortreten.  Im  nördlichen  Norwegen  soll,  nach 
J.  M.  Normann,  Eriophorum  anguatit'olium  sowohl 
zwitterblöthig  als  getrenntgeschlechtig  vorkommen  (Bota- 
niaka  Notiser  1868.  p.  12). 

Butomeae. 

406.  Butomus  umbellatus  L.  Die  Blmhen  sondern 
aus  den  6  Zwischenräumen  zwischen  der  Basis  je  zweier 
Frachtblätter  den  Honig  in  6  Trfipfclien  ab,  welohe, 
gerade  von  oben  gesehen,  unmittelbar  sichtbar  und  all- 
gemein zugänglich  sind.  Durch  ziemlieh  ausgeprägte 
Proterandrie  ist  bei  reichlichem  Insektenbesuehe  Kreuzung 
gesichert  (Sprengel  S.  2;M.  Tat".  XXI,  35.  Taf.  XXIV, 
16— If).  Bei  ausbleibendem  Insektenbesuehe  aber  bleiben 
die  Äntheren  bis  zur  vollen  Entwicklung  der  Narben  noch 
reichlich  mit  Pollen  behaftet,  kommen  zum  Theil  von 
Belbst  mit  den  Narben  in  Berührung  und  bewirken  so  Sich- 
selbstbestäabung. 

Als  Besucher  habe  ich  an  dieser  bei  Lippstadt  sehr 
spärlich  vorkommenden  Blume  nur  Hymeuoptera;  Sphe- 
gidae:  1)  Gorytes  Fargei  Shuk.  (campestris  L.)  cT  sgd. 
beobachtet. 

Urticaceae.    (S.  90), 

Aach  die  durchaus  windbllithige  Familie  der  Urtica- 
ceen  bietet,  ebenso  wie  die  der  Gramineen  und  Cyperaceen 
zur  Beobachtung  von  Insektenbesnchen  an  Windbliltben 
bisweilen  Gelegenheit.  An  den  BlUthen  der  Ubnen  sind  an 
sonnigen  Frühlingstagen  zahllose  Honigbienen  mit  PoUeu- 
sammelü  beschäftigt,  An  der  grossen  Brennoessel  sah  ich 
(14/6  .73)  einen  Syrphus  mit  gelben  Querbinden  (vermuth- 
lich  arcnatuB  Fallen)  wiederholt  vor  den  Blftthen  schweben, 


294 

dann  auf  dieselben   zuschiessen   und  die  Staubgefässe  mit 
den  Rüsselklappen  bearbeiten.    (Er  entwischte  mir.) 

Urtica  urens  L.  gehört  zu  denjenigen  Pflanzen,  welche 
in  Gärten  unserem  Vemichtungskarapfe  gegen  die  „Un- 
kräuter" am  erfolgreichsten  Widerstand  leisten.  Wieder- 
holt auf  das  sorgfältigste  ausgejätet  kommt  sie  immer  von 
neuem  wieder  zum  Vorschein,  und  zwar  so  dicht,  als  ob 
sie  gleichmässig  über  die  Gartenbeete  ausgesät  wäre. 
Welchen  vortheilhaften  Eigenthümlichkeiten  verdankt  sie 
diesen  Erfolg?  Kaum  haben  sich  ausser  den  beiden  Keim- 
blättern die  beiden  ersten  Blattpaare  entfaltet,  so  entwickeln 
sich  auch  schon  in  den  Achseln  des  untersten  Blattpaares 
die  winzig  kleinen  weiblichen  Blüthen,  von  weniger  als 
1  mm  Länge  und  Va  mm  Durchmesser,  zur  Reife.  Jede 
derselben  besteht  aus  einem  Fruchtknoten,  der  mit  einem 
Büschel  glasheller,  strahlig  divergirender  Narbenhaare  ge- 
krönt ist  und  bis  etwas  über  die  Mitte  von  4  grünen,  mit 
glashellen  Brennhaaren  bewaffneten  BlttthenhüUblättern 
umschlossen  wird.  Etwas  später  entwickeln  sich  neben 
ihnen  in  denselben  Blattachseln  auch  männliche  Blüthen 
von  etwa  4mal  so  grossem  Durchmesser  zur  Reife.  Jede 
derselben  enthält,  von  4  ebenfalls  mit  Brennhaaren  be- 
waffneten Hüllblättern  umschlossen,  4  Staubgefässe  und 
mitten  zwischen  denselben  einen  grünen  scheibenförmigen 
Körper,  der  vielleicht  als  Rudiment  eines  Fruchtknotens 
betrachtet  werden  kann.  Die  4  Staubfäden  sind  der  Innen- 
seite der  4  BlttthenhüUblätter  an  der  Mitte  ihrer  Basis  an- 
gewachsen und  so  stark  nach  Innen  gekrümmt,  dass  die 
sehr  dicken,  an  ihren  Enden  befestigten  Staubbeutel  fest 
im  Grunde  der  halbgeöffneten  Blüthe  eingeklemmt  liegen. 
Die  einwärts  gekrümmten  Staubfäden  befinden  sich  in  einer 
nach  aussen  gerichteten  Spannung,  die  sich  mit  ihrem 
Längenwachsthum  mehr  und  mehr  steigert,  bis  sie  endlich 
den  Widerstand  überwinden,  die  eingeklemmten  Staubbeutel 
losreissen  und  sich,  den  Blüthenstaub  der  plötzlich  auf- 
springenden Staubbeutel  weit  ausschleudernd,  gerade  nach 
oben  und  aussen  strecken.  Unabhängig  also  von  den 
Launen-  besuchender  Insekten,  unabhängig  sogar  vom 
Winde    wird    dnrch    diesen    Anssehlender  -  Meehanismns 


2J5 

wenigstens  stets  eine  Kreuzung  zwischen  benachbarten 
Stöcken  bewirkt.  Und  zu  dem  Vortheile  des  raschen 
Bliihens  und  der  regelmässigen  Kreuzung,  die  bei  windigem 
Wetter  auch  ferner  stehende  Stöcke  betreflfen  wird,  kommt 
dann  drittens  noch  der  Vortheil  rascher  Frnchtreife. 

Grassulaceae.  (S.  90). 

(21)  Sedum  reflexum  L  Dr.  Buddeberg  schickte 
mir  von  Nassau  folgende  den  Blttthen  dieser  PiSanze  (im 
Juli  1873  und  75)  entnommene  Besucher  mit  Angabe  der 
beobachteten  Thätigkeit: 

A.  Hymenoptera:  Apidae:  3)  Anthidium  oblongatum  Latr.  ^ 
sgd.  4)  A.  punctatum  Latr.  $  ^  sgd.,  in  Mehrzahl.  5)  Halictus 
sexnotatus  K.  $  sgd.  6)  H.  morio  F.  J  sgd.  B.  Diptera:  Musci- 
clae:  7)  Anthomyia  sp.  Pfd.  Syrphidae:  8)  Syrphus  arcuatus  Fall. 
sgd.  C.  Lepidoptera:  Bhopdlocera:  9)  Epinephele  Janira  L.  (^  Bgd. 
Ich  selbst  sah  in  den  Vogesen  (5/7  74)  10)  Vanessa  urticae  L.  sgd. 

407.  Sedum  album  L.  Die  Blüthen  sind  noch  weit 
ausgeprägter  proterandrisch  als  diejenigen  von  S.  acre,  so 
dass  Sichselbstbestäubung  in  der  Regel  auch  bei  ausblei- 
bendem Insektenbesuche  kaum  erfolgen  kann.  Von  den 
10  Staubgefässen  entwickeln  sich  erst  die  5  äusseren,  mit 
den  Blumenblättern  abwechselnden  zur  Reife,  nicht  gleich- 
zeitig, sondern  nach  einander;  sodann  die  5  Innern,  und 
zwar  mit  dem  letzten  äusseren  gleichzeitig  das  erste 
innere.  So  lange  die  Entwicklungsperiode  der  Staubge- 
fässe  dauert,  sind  die  5  Stempel  in  der  Mitte  der  Bltithe 
zu  einer  Spitze  zusammen  geneigt,  ihre  Narben  noch  nicht 
entwickelt.  Erst  wenn  alle  Staubbeutel  bereits  abgefallen 
sind  oder  1,  höchstens  2  vertrocknete  und  entleerte  noch 
an  den  Staubfäden  sitzen,  spreizen  sich  die  Stempel  aus 
einander  und  entwickeln  ihre  Narben.  Aber  auch  jetzt 
sind  die  Staubgefässe  noch  viel  weiter  nach  aussen  ge- 
bogen, so  dass  selbst,  wenn  bei  ausbleibendem  Insekten- 
besuche-eine  grössere  Zahl  von  Staubbeuteln  an  den  Staub- 
fäden sitzen  und  mit  Pollen  behaftet  geblieben  sein  sollten, 
Sichselbsthestäubung  kaum  erfolgen  kann.  Die  Nektarien 
bilden  5  gelbe  Schüppchen  am  Grunde  der  5  Fruchtblätter^ 
zwischen  je  einem  von  diesen  und  dem  davor  stehenden 


•»."^^ 


296 

Staubfaden.  Honig  suchende  Insekten  stecken  daher  den 
Kopf  oder  Rüssel  zwischen  Staubgefässen  und  Stempeln 
in  den  Bltithengrund  und  behaften  sich  in  jüngeren  Blüthen 
mit  Pollen,  den  sie  in  älteren  an  den  Narben  absetzen. 
Pollen  fressende  Dipteren  und  Pollen  sammelnde  Bienen 
berühren  wegen  der  Kleinheit  der  Blüthen  unvermeidlich 
auch  die  Narben,  und  sind  also  ebenfalls  zur  Kreuzungs- 
vermittlung geeignet.  —  Ich  fand  (26/7  73)  an  den  son- 
nigen Granit- Felsen  der  Luisenburg  im  Fichtelgebirge  die 
Blüthen  von  Sedum  album  ausserordentlich  reich  von  In- 
sekten besucht;  die  hier  beobachteten  Arten  sind  in  der 
nachfolgenden  Besucherliste  ohne  weitere  Standorts -An- 
deutung gelassen.  Andere  ebenfalls  im  Juli  1873  an  Blüthen 
von  Sedum  album  beobachtete  Besucher  schickte  mir  Dr. 
Buddeberg  von  Nassau  zu  (N.  B.). 

Besucher:  A.  Hymenoptera:  Apidae:  1)  Psitliyrus  quadri- 
color  Lep.  c^  ggd.  2)  Halictus  albipes  F.  ^T  ^g^.  3)  H.  flavipes 
F.  $  8gd.  4)  fl.  interruptus  Pz.  $  sgd.  (N.  B.)  5)  Prosopis  armil- 
lata  Nyl.  2  sgd.  (N.  B.)  C)  P.  signata  Pz.  (^  sgd.  7)  Chelostoma 
campanularum  K.  $  Bgd.  Sphegidae:  8)  Ammopbila  sabulosa  L.  c^  sgd. 

B.  Diptera:  Muscidae:  9)  Echinomyia  grossa  L.  sgd.  10)  E.  fera 
Pz.  sgd.  Bombylidae:   11)   Bombylius    canescens    Mik.   sgd.  (N.   B.) 

C.  Coleoptera:  Byrrhidae:  12)  Byrrhus  pilula  L.  sgd.  Ceramhycidae : 
13)  Leptura  maculicornis  De  Geer  sgd.  häufig. 

Saxifrageae,    (S.  92). 

408.  Saxifraga  granuiata  L.  Ich  habe  diese  Blume, 
welche  bei  Lippstadt  nicht  vorkommt,  in  meinem  Garten 
gezogen,  die  Blüthen  in  verschiedenen  Stadien  der  Ent- 
wicklung gezeichnet  und  mich  dadurch  überzeugt,  dass 
ihre  ausgeprägt  proterandrische  Bltitheneinrichtung  von 
Sprengel  (S.  242.  243)  ganz  vortrefflich  beschrieben 
worden  ist,  ebenso  wie  ihre  Befruchtung  durch  eine  Schmeiss- 
fliege  (Musca  vomitoria).  Ich  beschränke  mich  daher  auf 
die  Mittheilung  der  mir  bekannt  gewordenen  Besucher. 

A.  Hymenoptera:  Apidae:  1)  Andrena  Sohrankella  Nyl.  ^ 
ßgd.  2)  Halictus  nitidinsculus  K.  $  sgd.  und  Psd.  8)  H.  malachurus 
K.  5  sgd.  und  Psd.  4)  H.  minutissimus  K.  $  sgd.  und  Psd.;  alle 
vier  Mai  73.  (N.  B.)  5)  H.  morio  K.  $  sgd.  und  Psd. ;  5/73  Lipp- 
Ttadt;  desgl.  5/75  Jena.  (H.  M.)  Tenthredinidae:   6)  Cephus  sp.  Bgä. 


5.  TS.  Jena.  |H.  M.)  B.  Diptera:  Empidae:  7)  Empia  teseelata F.  sgd, 
St/rphidae:  8)  EristnÜB  arbiistorum  L.sgd.  C.  Coleoptera:  Cureu- 
lionidae:  9)  Gymnetron  gramiois  Gylh.;  die  drei  letztoa  5.73.  (N.  B.) 
Sermfstidae :  10)  Aothrenua  Scrophiilariae  L.;  5.  73   Lippatadt. 

409.  Saxifraga  tridactylites  L  (Fig.  14.  lö.)  Ich 
nahm  AnfaDg  April  1877  Exemplare  in  Kuoape  vomStadt- 
wail  in  Soest  mit  nach  Hause  und  liess  sich  dieselben  im 
Fenster  meines  Zimmers  bis  zur  Frnclitreife  entwickeln, 

Die  BlUthenentwicklnng  verlief  bo  abweichend  von 
den  Angaben  SprengeTs  (S.  244.  245),  daea  ich  mich 
veranlasst  finde,  meine  Beobachtung  mitzutheilen. 

Sobald  die  kleinen,  wenig  in  die  Augen  fallenden 
Blüthen  sich  Öffneten,  waren  die  Narben  schon  entwickelt. 
Die  Staubgefässe  sprangen  kurae  Zeil  darauf  auf^  erst  die 
mit  den  BInnien blättern  abwechselnden,  eines  nach  dem 
andern,  dann  die  vor  den  Blumenblättern  stehenden.  Die 
Staubgefässe  kamen  regelmässig  von  selbst  mit  den  mit 
haarförmigen  Papillen  besetzten  Narben  in  Berührung,  und 
die  auf  diese  Weise  stets  sehr  l'rlih  erfolgende  Sichselbst- 
bestäuhung  war  von  voller  Fruchtbarkeit  begleitet.  Bei 
trübem  regnerischem  Wetter  blieben  die  BlUthen  ge- 
schlossen, oder  schlössen  sich  wieder,  wenn  sie  vorher 
bereits  geöflnet  waren.  Auf  dem  Nektarium,  welches  die 
Griffel  als  gelber  Heischigcr  Ring  umsehliesst.  war  unter 
solchen  Umständen  von  Honig  keine  Spur  zu  entdecken. 
Bei  Sonnenschein  in  den  Mittagsstunden  glitzerte  das  Nek- 
tarium von  kleinen  Tröpfehen. 

Sprengel  sagt,  Saxifraga  tridactylites  habe  mit  S.gra- 
nnlata,  die  er  ganz  richtig  als  sehr  ausgeprägt  proteran- 
driseh  beschreibt,  eine  gleiche  Einrichtung  und  ftthrt  eine 
Stelle  Linnß's  an  {sub  floreseentia  gemien  styio  stigmati- 
busque  destitutum),  welche  ebenfalls  nur  so  gedeutet  wer- 
den kann,  dass  sich  Griffel  und  Narbe  erst  nach  dem 
Verblühen  der  Staubgefässe  entwickeln.  Wenn  Linnö'a 
und  Sprengel's  Beobachtungen  richtig  sind,  was  zu  be- 
zweifeln ich  keinen  Grund  sehe,  so  muss  also  S.  tridacty- 
lites an  manchen  Orten  ausgeprägt  proterandriseh,  an  an- 
deren homogam  oder  selbst  schwach  proterogyn  und  sich 
regelmässig  selbst  befruchtend  vorkommen. 


.4 


298 

(23)  Bergenia  (Saxifraga)  crassifolia  L.  (8.  94). 

Weitere  Besucher:  Hymenoptera:  Äpidae:  3)  Bombus  pra- 
torum  L.  $  sgd.  (15/4  76). 

410.  Chrysosplenium  oppositifolium  L  bat  protero- 
gyne  Blüthen  mit  langlebigen  Narben,  wäbrend  diejenigen 
des  Ch.  alternifolium  bomogam  sind.  Exemplare,  welche 
ich  Anfang  Mai  1875  in  meinem  Zimmer  blühend  hielt, 
wurden  begierig  und  andauernd  von  einigen  Coccinellen, 
welche  am  Fenster  desselben  tiberwintert  hatten  und  von 
einigen  Fliegen  besucht,  welche  die  sehr  deutlich  sicht- 
baren Honigtröpfchen  genossen.  Es  fanden  sich  so  als 
Besucher  ein: 

A.  Coleoptera:  CocctneUidae:  1)  Coccinella  impustulata  L. 
2)  C.  bipunctata  L.  ß.  Diptera:  Muscidae:  3)  Musca  domestica  L. 
4)  Cblorops  scalaris  Mgn. 

Eibesiaceae  (Grossulariaceae).   (S.  94). 

Die  in  unseren  Hecken  und  Gärten  wachsenden  Ribes- 
arten  bilden  eine  interessante  Stufenleiter  von  völlig  offenem, 
allgemein  zugänglichem  zu  tief  geborgenem,  nur  einem 
engen  Besucherkreise  zugänglichem  Honig,  mit  ungestörter 
Beibehaltung  der  Regelmässigkeit  der  Blumenform.  An 
dem  einen  Ende  der  Reihe  steht  Ribes  alpinum,  welches 
seinen  Honig  in  ganz  flachen  Schalen  auch  kurzrtisseligsten 
Insekten  leicht  erreichbar  darbietet.  Schon  weit  tiefer  aus- 
gehöhlt ist  die  auf  ihrem  Boden  mit  Honig  bedeckte  Schale 
bei  R.  rubrum  (Fig.  16),  sie  ist  hier  ungeföhr  halbkugelig, 
nur  nach  aussen  stärker  erweitert.  Die  nach  unten  ge- 
richteten Glöckchen  der  Stachelbeere,  R.  Grossularia  (Fig. 
17),  übertreffen  diejenigen  von  R.  rubrum  kaum  an  Tiefe ; 
sie  sind  aber  gegen  den  Eingang  hin  etwas  verengt,  durch 
vom  Kelchrande  und  vom  Griffel  starr  abstehende,  den 
Grund  des  Glöckchens  mit  einem  Gitter  verdeckende  Haare 
und  namentlich  durch  die  nach  unten  gekehrte  Stellung 
des  Glöckchens  Fliegen  schwerer  zugänglich  und  Bienen 
in  höherem  Grade  angepasst.  Merklich  tiefer,  fast  kuglig, 
noch  mehr  auf  Bienen  beschränkt  sind  die  ebenfalls  nach 
unten  gekehrten  Blumenglocken  von  Ribes  nigrum  (Fig.  18). 
Bereits  röhrig,   wenn  auch  kaum  tiefer  als  bei  R.  nigrum 


5299 

(8  mm),  aber  durch  die  aufrecht  Btehenden  Blnmenbltttter 
stärker  verlängert  (bis  über  5  mm)  sind  die  Blttthen  von 
ß.  sanguineum  (Fig.  19),  die  daher  trotz  ihrer  ziemlich 
aufrechten  Stellung  ebenfalls  in  der  Regel  nur  von  Bienen 
besucht  werden.  Endlich  bilden  die^ltithen  von  R.  anream 
(Fig.  20)  10—11  mm  lange  Röhren,  welche  durch  die  eben- 
falls aufrecht  stehenden  Blumenblätter  noch  um  3  mm  ver- 
längert werden  und  daher  nur  von  sehr  langrtisseligen 
Bienen  ausgebeutet  werden  können.  Fremdbestäubung  bei 
eintretendem  Insektenbesuche  ist  bei  R.  alpinum  durch 
Zweihäusigkeit,  bei  allen  übrigen  durch  die  gegenseitige 
Stellung  der  Staubgefässe  und  Stempel  gesichert,  die  in 
verschiedenen  Bltithen  in  wechselnder  Weise  von  entgegen- 
gesetzten Seiten  der  Besucher  gestreift  werden.  Bei  den 
zwitterblütb igen  Arten  scheint,  da  sie  homogam  sind,  die  Mög- 
lichkeit der  Sichselbstbefruchtung  nicht  ganz  ausgeschlossen. 

Bei  Ribes  sanguineum  und  aureum  bleiben  ^ie  Blü- 
then  noch  längere  Zeit  nach  dem  Verblühen  erhalten  und 
steigern  durch  Intensiverwerden  der  Färbung  die  Augen- 
fälligkeit der  Blumengesellschaft  sehr  erheblich,  während 
dieselbe  gesteigerte  Farbenintensität  den  einsichtigeren  Be- 
suchern auf  den  ersten  Blick  die  bereits  verblühten  Blu- 
men verräth.  Bei  Ribes  sanguineum  sind  während  der 
Blüthezeit  die  Blumenblätter  rein  weiss.  Nachdem  die 
Staubgefässe  entleert,  die  Narben  befruchtet  sind  und  die 
Nektarien  aufgehört  haben,  Honig  zu  secerniren,  färben 
sie  sich  immer  dunkler  rosen'roth;  auch  der  Kelch  wird 
intensiver  carminroth.  Die  Bienen,  welche  sich  als  Be- 
sucher einfinden,  halten  sich  aber  an  die  noch  mit  weissen 
Blumenblättern  versehenen  Blüthen.  Aehnlich  ist  es  bei 
Ribes  aureum.  Die  anfangs  hellgelben  Blumenblätter  fär- 
ben sich,  nach  dem  Verblühen  der  Staubgefässe  und  Griffel, 
von  den  Spitzen  aus  nach  abwärts  fortschreitend,  carmin- 
roth, auch  fahren  die  Blüthen  fort  zu  duften.  Sie  fungiren 
also  ebenfalls  nach  eirfolgter  eigner  Befruchtung,  noch  im 
Dienste  der  Gesellschaft,  die  AnlocdsLung  verstärkend,  weiter. 

Ein  derartiges  Verhalten  ist  offenbar  nur  bei  Blumen 
möglich,  die  sich  bereits  einem  engeren  Kreise  einsich- 
tigerer Besucher  angepaßst  haben,  da  sonst  das  vergebliche 


lo: 


Ijid'^jtta.  "^'iis^llst  j'jurA,   M-5^LaciyTnzi  jfüjcnse.  FinziAna 

r><^ip;no  Ui^rTiv«!  ':'fiier5-M:>!i:  EL  ib=«*-II  p.  2^»  hat 
AT.*-;-**  ^!ne  ErkiAm^  de*  Farjenwti^häelä  der  BI^Aen  von 

s'^/rir^rrrt.  ^.^t:  fci^a'^Lem  die  rjerriiä  Ter't>I^;eii  Blumen  als 
Affl/^rift  Fi^ir.ftTkbar  zn  mzfthr:n  und  »iad^ireh  TeKebliehes 
?fr,\ÄT^^  xn  ersparen.  Da.*  kann  aber  er*t  in  rsreiier  Li- 
fi\H  \ri  i^^ra/:bt  koramen.  Elenn  käme  e$  b^:«^!^  darauf  an^ 
?j/^  worden  hlStben  mit  solchem  Farbenweehael  vor  »-flehen, 
die  nnTnitteibar  nach  dem  Verblühen  weiten  «i^der  abtallen^ 
nicht  daü  minderte  voraas  haben.  Thatsaehlieh  &llen  aber 
die  ^anz^en  Blitmen^e$ellsehaften  dnreh  das  Bleiben  und 
i^ieh  intensiver  Färben  der  verblühten  Blomen  weit  >tärker 
in  die  y\agen  und  locken  dadurch  reichlicheren  Insekten- 
ti^^ti/;h  an  Mich,  der  freilich  erst  dadurch,  dass  die  ver- 
blühten Bl  Urnen  als  «solche  leicht  kenntlich  sind,  von  vollem 
Nntzen  mm  kann« 

(20;    Ribes  rubrum  L    (Fig.  16)  Besucher : 

Hymenoptera  Apiäat:  5)  Apis  mellifica  L*  ^  sgd.  and  Päd. 

(11)    Ribes  Grossularia  L    (Fig.  17).  Besucher: 

A,  Jlyinenoptera:  Ajddae:  6;  Andrena  albicans  E.  c/*?^^ 
nnd  Psd,  (N.  B.;  8)  A.  fulva  Schrk.  $  </  »^^  'ind  Psd.  (N.  B).  14) 
Andrcna  fa«ciata  Wesm.  r/*  sgd.  fN.  B.)  15)  A.  nigroaenea  K,  ^^ 
»f(4.  rN.  B.)  16)  A.  panrula  K.  J  P8d.(y.B.)  17)  A.  Smithella  K.  $ 
Ped.  ^iN.  U.)  18)  Halictus  cylindricns  E.  ^  Psd.  (Thür.)  B.  Diptera: 
Hyrphddae:  19;  Eristalis  tenax  L.  sgd. 

41 L  Ribes  sanguineum  Pursh.  ^Fig.  19).  Besucher 
(in  meinem  Garten): 

H  y  Tn  (5 II  o  p  1 0  r  a :  Apidae :  1)  Apis  mellifica  L.  ^  bänfig.  %)  Bom- 
'|U0  pratorum  L.  £  hftnfig.  8.  Osmia  rufa  L.  $,  alle  8  sgd. 


801 

412.  Ribes  aureum  Pursh.    (Fig.  20).  Besucher  (in 

meinem  Garten):    . 

Uymenoptera:  Äpidae:  Anthophora  pilipes  $  sgd.  (R&tsal 
20  mm  lang).  Auch  Delpino  (in  Italien)  fand  diese  Blume  yon 
Anthophora  pilipes  besucht. 

Corneae  (S.  96). 
(28)  Cornus  sanguinea  L    Besucher: 

A.  Coleoptera:  Ceramhyciäae:  8)  Strangalia  armata  Hbst. 
(N.  B.)  16)  Clytus  arietis  L.  (N,  B.)  17)  Paohyta  octomaculata  F. 
(N.  B.)  B.  Diptera:  Syrphidae:  18)  Eristalis  arbustoram  L.  Psd. 
19)  E.  nemorum  L.  Psd.  20)  Volucella  pellucens  L.  (N.  B.). 

Äraliaceae    (S.  96). 

413.  Hedera  Helix  L.  (Fig.  21.  22.)  wird  von  Del- 
pino als  proterandrisch  bezeichnet.  Ich  fand  dagegen  die 
Narbe  schon  unmittelbar  nach  dem  Aufblühen  eben  so 
gross  und  von  derselben  Beschaffenheit  wie  beim  Abfallen 
der  Blumenblätter.  Die  breite  fleischige  Scheibe,  welche 
die  Narbe  umgiebt,  und  an  deren  Rande  die  Staubgefässe 
entspringen,  sondert  unmittelbar  sichtbaren,  auch  den  kurz- 
rtisseligsten  Insekten  leicht  erreichbaren  Honig  ab.  Und 
da  die  Blüthen  sich  erst  erschliessen,  wenn  die  anderen 
Blumen  fast  alle  verblüht  sind,  so  bilden  sie  bei  sonnigem 
Wetter  einen  wahren  Tummelplatz  fttr  die  in  so  später 
Jahreszeit  (Oktober,  November)  noch  vorhandenen  blumen- 
besuchenden Insekten.  Da  die  von  der  Narbe  gekrönte 
Mitte  der  Blüthe  den  bequemsten  Anflugplatz  bildet,  wäh- 
rend die  Staubgefässe  divergirend  am  Rande  der  honig- 
absondernden Scheibe  in  die  Höhe  stehen,  so  bewirken 
die  anfliegenden  Insekten,  wenn  sie  von  anderen  Stöcken 
kommen,  fast  regelmässig  Kreuzung.  Sichselbstbefruchtung 
könnte  bei  ausbleibendem  Insektenbesuch  in  manchen 
Blüthen  wohl  durch  Herabfallen  des  Bltithenstaubes  auf 
Narben  stattfinden,  flonig  wird  vom  Nektarium  in  so 
reichlicher  Menge  abgesondert,  dass  sich  dasselbe,  wenn 
er  nicht  von  Insekten  abgeholt  wird,  nach  dem  Verblühen 
mit  einer  weissen  Zuckerkruste  bedeckt. 

Besucher:  A.  Diptera:  Muscidae:  1)  Calliphora erythrocephalä 
Mgn.    2)  Echinomyia   fera  L.  hfg.    3)   Lucilia   oornicina   F.  häufig. 

Verh.  d.  nat.  Ver.  Jahrg.  XXXV.  4.  Folge.  V.  Bd.  20 


i«;  --.n  n-r  i«.  Lian-rif-     in«i  rvir.    3irs  *  iffmi  TTTg   t-th  y-   13. 


C ;.    HydroMtyle  Yitfjiii  L   Flz.  1::.  fi4    Weim  die 

<=^r,irr:rl  ;r.:r*r:i:  ßl^:a-=:Ti  iii  ^leiei^ci  Veriiilaiiiee  mi;  ihrer 
ATj:(*i.fä;i:^kiii:  »ich  jrji.z-zr^  -3^3*  sael  dtrn  aiif  S-  413 
rn^ir^esi  fiarrh»  rihier  h^inf!:'cziin^  der  BinnLen  »Liroh  Ixi&ekren 
Vi\ta:j<u\ih\Afiti  Taöf:Iien  Lameniiieh  atnoa  fSr  die  Umbelli- 
fr;r^  kaam  tßfa.wtikli  werden  kaniL  s«j  iä»t  sieh  Ton  Tom 
\ätf^\Ti  vermatben,  daä*>  den  äusserst  onsehembaren  Bläth- 
cb^  von  Hydrocotyle  vulgari«  aaeh  nur  ein  äusserst  spar- 
lj<rh^;f  Iri-^^kt^nbesach  za  Tbeil  wird,  und  dass  diese  Um- 
Mlihrt  (U:n  ihren  FamiliengenrjSsen  rerloren  gegangenen 
>iV/tbf;*;b^;lf  der  .Sicfajielbstbetrachtang  nicht  wird  entbehren 
kennen.  In  der  Tbat  ergibt  die  nähere  Untersnehnng.  das« 
bei  ihr  die  allen  LTmbelliferen  gemeinsame  proterandrische 
lifcbo^^amie  »o  gehwach  aasgeprägt  ist  dass  bei  aasblei- 
berifJern  Innektenbesnche  .Sichselbstbestänbong  erfolgen  kann. 
Oie  StaubgefäSHe  entwickeln  sich,  wie  in  der  Regel  bei 
d«'/»  l/inbelliieren,  langsam  eines  nach  dem  anderen  zur 
Ueifr;,  ehe  noch  die  Narben  vorhanden  oder  wenigstens,  ehe 
Mie  noch  empfängnissfähig  geworden  sind. 

Wäiinjnd  aber  bei  anderen  Umbelliferen  die  Ent- 
wi<5kliing  di^r  Narben  erst  nach  dem  Verblühen  und  meist 
am'h  Abfüllen  Hänimtlicher  ötaubgefässe  beginnt,  verfrüht 
Hie  Hieb  liier  so  weit,  dass  das  letzte  Staubgefäss  noch  in 
vrilli^  friHcbem,  mit  J^>llen  behaftetem  Zustande  die  Reife 
dor  Nnrb<iti  erlebt  und,  mit  einer  derselben  von  selbst  in 
Jtorührung  kommend,   Selbstbefruchtung  bewirken   kann. 


Exemplare,  welche  ich  auf  ein  Beet  meines  Gartens  ver- 
pflanzt hatte,  erwiesen  sich  auch  thatsäeblich,  durch  ein 
dichtes  Gazenetz  gegen  Inseiitenzutritt  geschützt,  fruchtbar. 
Insektenbesuch  zu  beobachten  ist  mir  noch  nicht  gelangen. 

415.    Sanicula  europaea  L. 

Jedes  DSldcben  hat  1  bis  3  proterandrisch  dichoga- 
mische  ZwitterblUthen,  umstellt  von  10  bis  20  sich  später 
entwickelnden  rein  männliche».  Beiderlei  Blljthen  stimmeoa 
im  Wesentlichen  mit  denen  von  Astrantia  major  Hberein. 
Das  Nektarium  bildet,  wie  bei  Eryngium,  eine  von  einem 
ringförmigen  Walle  umschlossene  Vertiefung,  welche  etwas 
reichlicher  Honig  absondert,  als  bei  den  meisten  übrigen 
Umbelliferen ;  wenigstens  sieht  man  die  GrifTelhasis  der 
Zwitterbltlthen  von  Honig  umflossen.  Die  Bllithenstände 
sind  aber  viel  kleiner  und  unscheinbarer  als  bei  Ästrantia 
nnd  Eryngium  und  der  Insektenbesuch  in  Folge  dessen 
ein  spärlicher.  Ich  fand  einige  mir  unbestimmbare  kleine 
Fliegen  und  Meligethes  an  den  Blüthen. 

(31)  Petroselinum  sativum  L.  (S.  99.)  Weitere  Besucher; 

A.Diptera:  ^rphidae:  10)  Cheilosia ap.  B.  HymeDOptera; 
Apidae:  11)  Ändrena  minutula  K.  $  12)  A.  parvula  K.  J  !3)  Ha- 
lictus  morio  P,  J  hld,  (Lippstadt).  14)  H.  nitidus  Schenck  J  hld. 
15)  ProBOpia  eomraiiniB  Nyl.  $  16)  Pr.  ainuata  Sciieaek  $  hld.  {Lipp- 
Btadt;  N.  B.l.  9)  Sphecodes  gibbaa  L.  J  ^j*  17)  Stelis  breviuaciik 
Nyl,  ^  Cbalcididue:  18)  Leucospia  dorajgeraF.  hld.  Evaniadae; 
19)  Foenus  ap.  Sphegidae:  20)  Crabro  vexillatua  Pz.  J  hld,  Vespi- 
dae:  21)  Odynerus  parietum  L.  ^  22)  Poliatefl  gullica  F.  hld.  — 
Alle  dieaa  Beaincher,  mit  Ananahine  von  Nr.  13,  wurden  von  Dr. 
Buddeiierg  bei  Nassau  beobachtet  und  mir  Kugeschickt. 

(32)  Aegopodium  Podagraria  L.  (S.  99).  Weitere 
Besucher : 

A.  Diptera  Sijrphidae:  105)  Eriatalia  tenax  L,  Fiehtelgeb. ; 
Lippst. 

B.  Coleoptera  Dermestidae:  lOö)  Byturas  fumatiia  F.  ia- 
meUieofHia:  38)  Cetonia  aurata  L.  in  oopula  (Thür.).  Oedema-idae: 
106)  Oedemera  viresoena  L.  (Waldstein  im  Fiehtelgeb.  18,7  73).  C. 
Hymenoptera  Sphegidat:  108)  Crabro  cribrariua  L,  ^  (Fiehtelgeb. 
26/7  73).  109)  Trypoxylon  lignlua  L.  $  Tentkredimdae:  110)  Ten- 
tbredo  ribis  Schk,  hld.  (N,  B.)  111)  T.  trieinota  Kl.  hld.   Vespidae: 

112)  Oedynerus  parietum  L.  j/"   hld.  E.  Lepidoptt 

113)  Pieris  napi  L.  sgd. 


304 

(33)  Carum  Carvi  L.    Weitere  Besucher: 

A.  Diptera:  Empidae:  56)  Empis  stercorea  L.  sgd.  Musci- 
dae:  57)  Arioia  incaha  Wiedem.  58)  Cyrtoneara  hortorum  Fall.  ^. 
59)  Scatophaga  merdaria  F.  60)  Luciliaarten.  61)  Pyrellia  aenea 
Zett.  B.  Coleoptera:  Malacodermata:  62)  Telephorus  fascus  L. 
hld.  63)  T.  lividus  L.  hld.  64)  T.  pellucidus  F.  hld.  65)  Malachius 
bipustulatus  F.  66)  Dasytes  flavipes  F.  hld.  MordeUidae:  67)  Mor- 
della pumila  Gylh.  68)  M.  pusilla  Dej.  69)  Anaspis  rufilabris  Gylh.; 
alle  drei  hld.  Staphylinidaei  70)  Tachyporus  solutus  Er.  hld.  71)  Ta- 
chinus  fimetarius  Grv.  hld.  Ceranibycidde:  72)  Strangalia  atra  F.  hld. 

C.  Hymenoptera:  Pteromalidae:  73)  unbestimmte  Art,  hld. 
tormiddaei  34)  Formica  fusca  L.  2-  75)  Myrmica  clandestina  Foe. 
5.  76)  M.  laevinodis  N.  $.  77)  Lasius  niger  L.  2>  alle  vier  hld. 
F.  Hemiptera:  78)  ein  kleiner  Capside  (1/6  73). 

(34)  Pimpinella  Saxifraga  L.    Weitere  Besucher: 

Coleoptera  Cerambycidae:  24)  Leptura  livida  F.  hld.  (bair. 
Oberpfalz  23/7  73).  GoccineUidae:  25)  Coccinella  septempunctata  L., 
auf  den  Blüthen  herumkriechend.  Hymenoptera:  Tenthredinidae: 
16)  Tenthredo  notha  Kl.  (N.  B.) 

(36)  Sium  latifoiium  L.    Weitere  Besucher: 

A.  Diptera:  Musddae:  83)  Trypeta  pantherina  Fall,  hld.,  2 
Exemplare.  B.  Coleoptera:  CoccineUidcte:  34)  Coccinella  14punc- 
tata  L.  hld.  C.  Hymenoptera:  Sphegidae:  35)  Hoplisus  4fa8- 
ciatus  Wesm.  ^  sgd.  36)  Oxybelus  uniglumis  L.  sgd.  Apidae:  37) 
Prosopis  variegata  F.  hld. 

416.  Bupleurum  r^otundifolium  L.  (Thüringen,  Juli  1873). 

Der  Honig  ist  als  glänzende  Fläche  dem  blossen 
Auge  sichtbar! 

Besucher.  A.  Diptera:  Musddae:  1)  Ulidia  erythrophthalma 
Mgn.  sgd.  2)  Gymnosoma  rotundata  L.  3)  Anthomyiaarten,  Stratio- 
mydae:  4)  Chrysomyia  formosa  Scop.  B.  Coleoptera:  Gurculionidae: 
5)  Spermophagus  cardui  Schh.  hld.  6)  Bruchus  olivaceus  Grm.  hld. 
C.  Hymenoptera:  Ichneumonidae :  7)  verschiedene  Arten.  Tenthre- 
dinidae: 8)  eine  gelbe  Art.  Sphegidae:  9)  Tiphia  minuta  v.  d.  L. 
sgd.  D.  Lepidoptera:  Lycaena  bellargus  Rott.  sgd.  oder  versuchend. 

(37)  Bupieurum  falcatum  L.  (Thüringen,  Juli  73). 
Weitere  Besucher: 

Diptera:  Musddae:  9)  Gymnosoma  rotundata  L.  hld.;  ein- 
zeln. Coleoptera:  MordeUidae:  10)  Mordella  pumila  Gylh.  hld.; 
-«Hr  zahlreich. 

\xkB  den  hier  mitgetheilten  Besucherlisten  der  beiden 


genaniiten  Bupleuniniarten  geht  hervor,  dasa  auch  Käfer 
trUbgelbe  Blumen  aufzufinden  wissen  —  gegen  die  früher 
(S.  108  meines  Werke)  von  mir  ausgesprochene  Vermuthung. 
(38)  Oenanthe  fistijlosa  L.  T.  Tullberg  führt  in 
einem  Aufsätze  (Botaniska  Notiser  1868.  p,  12,  13)  an,  dass 
nach  Areschong  das  Enddfildchen  dreistrablig  mit  frucht- 
barer innerer  Blilthe  und  unfruchtbaren  (rein  männlichen) 
äusseren  sei;  die Seitendöldchen  3— 7strahlig  mit  unfrucht- 
baren (rein  männlichen)  Blüthen.  Das  Verkümnaem  der 
Pistille  der  Seitendöldchen  lasse  sich  daraus  erklären,  dass 
Pistillen  hier  nutzlos  wären,  weil  bei  der  ausgeprägt  pro- 
terandrischen  Dichogamie  der  Pflanze  die  zuletzt  ent- 
wickelten Blüthen  doch  unbefruchtet  bleiben  mUssten.  Die 
Unfruchtbarkeit  der  äusseren  BlUthen  der  Enddilldchen 
ihm   unbekannte  Ursache 


417.  Aethusa  Cynapium  L.  Besucher  (Nassau,  Dr. 
Bnddeberg): 

A.  Diptara;  Syrphidae:  1}  Äsoia  podagrica  F.  Pfd.  sehr 
zabkeicb,  2)  Helophilus  floreua  L,  hld.  und  Pfd.  3)  Paragm  cinctuB 
Schiner,  hld.  B.  HymBnoptera;  Tenllwedinidae :  i)  Tentbredo  bi- 
oiocta  L.  lild.  Sphegidae:  6)  Crabro  vexillatug  Pz.  ^  hld.  6)  Pom- 
pilna  conciiinua  Dhlb.  J  lild.  Äpidae:  7)  Prosopia  obaciirata  Scbenok 
(punctulatiaslma  Sm.)  ^.  8)  P.  commiiniB  Nyl.  $.  9)  P.  aignata  Pz. 
^.  10)  P.  sinuata  Scbenok  ^;  alla  4  hld. 

(39)  Oenanthe  Phellandrium  Lam.  Weitere  Besucher: 

Coleoptara:  Ooccindlidae :  21)  Coccidula  rnfa  Hbst,  hld. 

(40)  Angelica  silvestris  L.  Weitere  Besucher :  (Thü- 
ringen, Aug.  73) 

A.  Diptera:  SyrpHidae:  31)  Sjrphua  baltestua  DeG.  hld.  B. 
Coleoptera:  Malacodermata:  (14)  Telapborus  mainnarua  L.  hld. 
Nilidtilidae:  (17)  meligetbes  häufig.  C.  HymeDOptera:  lehneumo- 
mdae:  rerachiedene  Arten,  Sphegidae:  32)  Crabro  cephalotes  H.  Soh. 
5  hld.  33)  Ceropaloa  maculata  F.  (^  hld.  Vespidae:  (26)  Veapa  ruf» 
L.  J  hld.  34)  V.  BilveatriB  (holaatica  F.)  n'"  hld.  Formieidae:  35) 
MyrmicB  laevinodla  Nyl.  2  bld.  D.  Lepidoptera:  3ö)  Mditaea 
Äthalia  Esp.  D,  Neuroptera.  (30)  Panorpa  communiB  L.  bld. 

418.  Peucedanum  Oreoselinum  Mnch.    Besucher; 

Lepidoptera;  Sphingiäae:  1)  Zygaena  meliloti  Eap.  sgd, 
oder  versuchend.  (17^7  73,  Eitzingen.) 


306 

419.    Thrysselinum  palustre  HolTm.  Besucher  (Lipp- 

stadt,  Juli,  Aug.): 

Diptera:  Btbionidae:  1)  Dilophus  vulgaris  Mgn.  h|g.  Musci' 
dae:  2)  Sepsis  sp.  3)  Aricia  sp.  Syrphidae:  4)  Helopbilus  floreus  L. 
hld.  5)  Eristalis  arbustorura  L.  hld.  B.  Coleoptera:  Mcilaeoder' 
mala:  6)  Telephorus  melanurus  L.  hld.  7)  Dasytes  flavipes  F.  hld. 
C.  Hymenoptera:  Ichneumonidae:  8)  verschiedene  Arten«  Sphe- 
gidae:  9)  Entomognathus  brevis  v.  d.  L.  ^  in  Mehrzahl  sgd.  Api* 
dae:  10)  Prosopis  dypearis  Schenck  ^  sgd. 

(44)  Pastinaca  sativa  L.  Weitere  Besucher  (Nassau, 
Dr.  Buddeberg): 

A.  Diptera:  Syrphidae:  3)  Syritta  pipiens  L.  Pfd.  B.  Hyme- 
noptera: Sphegidae:  15)  Myrmosa  melanocephala  F.   ^  15/7  75. 

(45)  Heracieum  Sphondylium  L.    Weitere  Besucher: 

A.  Diptera:  BüyUmidae:  119)  Dilophus  vulgaris  Mgn.;  $  häufig, 
(f  spärlich.  Bombylidae:  120)  Anthrax  hottentotta  L.  (N.  B.)  Co- 
nopidae:  121)  Myopa  occulta  Mgn.  (Sauerland).  Muscidae:  122)  Cy- 
nomyia  mortuorum  L.  hld.  (N.  B.)  (28)  Echinomyia  magnicornis  Zett. 
(N.  B.)  123)  E.  lurida  F.  (N.  B.)  124)  Mesembrina  meridiana  L. 
125)  Phasia  analis  F.  (b.  Oberpf.).  126)  Pollenia  Vespillo  F.  Syrpht- 
dae:  127)  Ascia  lanceolata  Mgn.  128)  Cheilosia  oestracea  L.  (b. 
Oberpf.)  häufig.  129)  Melanostoma  mellina  L.  130)  Syrphus  balteatus 
DeG.  131)  Volucella  pellucens  L.  hld.  (N.  B.)  Tabanidae:  132)  Ta- 
banus  micans  Mgn.  (N.  B.)  B.  Coleoptera:  Ceramhycidae:  138)  Lep- 
tura  maculicornis  DeG.  (b.  Oberpf.)  häufig.  134)  L.  testacea  L.;  da- 
selbst; desgl.  (N.  B.).  (66)  Pachyta  octomaculata  F.  (b.  Oberpf.;  N. 
B.)  135)  Strangalia  armata  Hbst.  (N.  B.)  136)  Str.  attenuata  L.  (b. 
Oberpf.;  N.  B.)  LameUkornia:  137)  Cetonia  (Oxythyrea)  stictica  L. 
häufig  y  zarte  Blüthentheile  abfressend.  Strassburg  Juni  76.  H.  M. 
138)  C.  hirtella  L.  (N.  B.)  sehr  häufig.  Mälacodermata:  62)  Trichodes 
apiarius  L.  (b.  Oberpf.)  MordeUidae:  63)  Mordella  fasciata  F.  hld. 
(b.  Oberpf.)  C.Hymenoptera:  Tenthredinidae :  139)  Hylotoma  enodis 
L.  (b.  Oberpf.)  140)  Tenthredo  bicincta  L.  (non  F.!)  (N.  B.)  141) 
T.  marginella  Kl.  (N.  B.)  142)  T.  rustica  L.  (N.  B.)  143)  T.  strigosa 
F.  (N.  B.)  144)  T.  albicornis  F.  ?  (b.  Oberpf.)  Sphegidae :  145)  Cer- 
oeris  quadrifäsciata  F.  (b.  Oberpf.)  146)  Hoplisas  quadrifasciatus 
F.  ^  (b.  Oberpf.)  147)  H.  quinquecinctus  F.  $  ^  (b.  Oberpf.)  häufig. 
148)  Myrmosa  melanocephala  F.  ^.  149)  Nysson  maculatus  v.  d.  L.  $ 
(b.  Oberpf.)  150)  N.  spinosus  F.  hld.  151)  Pompilus  neglectus  Wesm. 
^(b.  Oberpf.)  Vespidae:  152)  Odynerus  bifasciatus  L.  $  ^  (3/8  72). 
153)  0.  gazella  Pz.  ^  (3/8  72).  154)  Vespa  germanica  F.  ^  2 
häufig.  Apidae:  155)  Andrena  argentata  Sm.  $  Psd.  (lQ/8  73). 
156)  A.  nitida  E.  <^  einzeln  (N.  B.)  157)  A.  tibialis  E.  $   einzehi 


l;>. 


307  ^" 

[N.  B.)  158)  Hftliotua  lugubris  K,  2  ia  Mehrashl.  159)  H.  totraeoniuB 
Kl.  (quadricinotua  F.  olim)  $  (N.  B.)  Evaniadae:  160)  Foenns  sp.  hld. 
(N.  B.)  E'  Lepidoptera:  Shopalocrra:  IGl)  Thecla  belulae  L. 
andauerml  sgd,  (3/8  72).  Tintina:  162)  Hypooomeuta  ap,  (11/8  73). 
163)  Namotoia  Scabioacllua  Scop.  2  sgd.  (N.  B.)  F.  Neuroptera: 
16*)  Panorpa  oommuiiis  L.  hld.  in  Mehrzahl   14/8  73. 

(46)  Torilis  Anthriscus  L.    Weitere  Besncher: 

A,  Diptera:  Dolichopidae:  10)  Gymnopternus  germanuB  Wie- 
dem.  hld.  (13/7  72).  Syrphidae:  11)  Aeoia  podagrica  F.  hld.  B,  Hy- 
mBnoptara:  Tenthredinidae:  (2)  Tenthredo  notha  Kl.  {N.  B.)  Sphe- 
gidae:  12)  Crabro  cribrsrius  L.  ^  (b.  Oberpf.)  13)  Cerceria  qain- 
quefasoiaU  Rosai  ^  hld.  (N.  B.)  D.  Coleoptera:  Maiacodermata: 
U)  Trichodea  apinrius  L.  hld.  (h.  Oberpf.) 

(47)  Daucus  Carota  L     Weitere  BcBUeher: 

A.  Diptera;  Muscidae:  63)  Phuaia  orasaipoBnis  F.  (N.  B.) 
S!/rpbidae:  63j  Plpiza  anmilata  Macq.  (N.  B.)  C4)  Cheilosia  borbata 
Loew.  sgd.  6&)  Ch.  varißbilia  Pz.  agd.  (N.  B.)  B.  Coleoptera:  Ce- 
rambyddae:  66)  Strangalia  armata  Hbat.  (Thür.)  CoccineUidae;  67) 
Coccinelltt  mutabili«  Scriba  hld.  68)  C.  quinquepunctata  L,  hld,  itfa- 
laeodermata:  69)  Tnehodea  apiariua  L.  hld.  (Thür;  N.  B)  70)  Te- 
JophoniB  melanurua  L.  in  copnla,  hld.  C.  Hymenoptera:  Ttnthre- 
dinidae:  (34)  Tenthredo  notha  KL  hld.  (N.  B.)  71)  fljlotoma  roaa- 
rnm  F.  hld.  (N.B.)  Lepidoptera:  Bltopaloara:  72)  Hesperia  mal- 
Tarum  III.   (N.  B.) 

420.  Orlaya  grandiflora  HofTm.  (TliUringen  7.  nad 
8.  Juli  1873.)    Fig.  25—29. 

Die  BlUthengei^eltsuhaftea  dieser  Dolde  sind  vor  an- 
deren dureb  die  doppelte  Differenzirung  ihrer  Blanienindi- 
Tiduen  in  Bezug  auf  Augentalligkcit  und  geschlecbtliche 
Funlitioii  ausgezeictinet. 

1.  Die  in  der  Mitte  der  Döldchen  stehenden  Bltithen 
(Fig.  27 — 29)  sind  rein  männlich,  mit  kleiueu  einwärts- 
gekrümmteu  Blumenblättern  ;  ihr  Durchmesser  beträgt  etwa 
IVs  mm;  die  Staubgefässe  spreizen  sich  nach  allen  Seiten 
hin  2— 2*/»  mm  lang  aus  ihnen  hervor:  sie  lassen  das  Rudi- 
ment eines  Ovarinms,  aber  inmitten  des  von  den  einwärts 
gebogenen  Blumenblätteni  überdeckten  Nektariume  keine 
Spar  eines  Griffels  oder  einer  Narbe  erkennen.  2)  Die 
am  Rande  der  Dilldchen,  aber  nicht  zugleich  am  Rande 
der  ganzen  BlUthengesellscbaft  stehenden  BlUthen  (Fig.  26) 
sind  in  der  Regel  ganz  geschlechtlos,  in  vereinzelten  Fällen 


weiblich  nnd  trnchtbar.  Sie  stinunen  in  Grffeae,  Gestalt 
nnd  EinwärtÄbiegaBg  ihrer  Blnmenbläcirrr  mit  den  mitt- 
leren D'jIdchenblJiihen  übereln.  nur  ikr  an  der  Aiusenseite 
des  D^Idchenü  fttebendeä  BlomenbUrt  ist  flach  ansgebreitet 
niid  ÄtaA  vergrfiSÄert,  bei  der  von  mir  gezeichneten  Blü- 
tbe  z.  H,  fa^t  -^  mm  lang  nnd  breii  and  tfir  sich  allein 
eine  Über  5mal  äo  groäse  Fläche  bildend  als  die  ganze 
ttbrige  Kltttfae. 

Wenn  man  von  den  nur  Tereinzelt  vorkommenden 
weiblichen  ßlHthen  dieser  Individnenklasse  absieht,  so 
läHüt  »ich  das  Verkfimmem  ihrer  Geschlechtsoi^ne  als 
Comf>enj»ation  des  Wachsthums  erkllren.  Was  das  im 
Dicnnte  der  Augenfälligkeit  der  Döldchengesellschaft  so 
»tark  vcrgrös.serte  Blumenblatt  an  Bildnngsstoff  zu  viel 
cmpföngt,  erhalten  die  ötaubgefässe  und  Stempel  oder 
wenigstens  die  Htaubgefässe  zu  wenig;  sie  verkümmern 
daher.  Lässt  man  aber  diese  Erklärung  gelten,  so  muss 
das  Verhalten  der  dritten  Klasse  von  Individuen  um  so 
auffallender  erscheinen,  nämlich:  8.  Die  am  Rande  der 
ganzen  Doldengescllschaft  stehenden  Blüthen  (Tig.  25)  ver- 
gn;HHem  ihr  nach  aussen  stehendes  Blumenblatt,  welches 
sie  ebenfalls  flach  auseinanderbreiten  und  nach  aussen 
ricliten,  ganz  kolossal.  Dasselbe  ist  tief  zweispaltig  und 
bei  der  von  mir  gezeichneten  Blttthe  z.  B.  12  mm  lang 
und  jeder  seiner  beiden  Zipfel  5  mm  breite  Nach  dem 
Gesetze  der  Oompensation  des  Wachsthums  sollte  man 
also  gewiss  vollständigste  Verkümmerung  seiner  übrigen 
Thoilc,  namentlich  seiner  geschlechtlichen  Organe  erwarten. 
Statt  dessen  sind  aber  nicht  nur  die  übrigen,  einwärtsge- 
krUmmtcn  Blumenblätter  reichlich  so  gross  als  die  ein- 
wärtsgokrUmmten  der  beiden  andern  Individuenklassen, 
sondern  auch  die  Stempel  sind  kräftig  entwickelt,  und  diese 
mit  einer  kolossalen  die  Augenfälligkeit  steigernden  Blatt- 
fläclio  vcrHchenen  Blüthen  sind  gerade  die  einzigen  regel- 
mässig fruchtbaren  der  ganzen  Gesellschaft;  an  einem  ein- 
zigen Stocke  fand  ich  sie  sogar  ausser  mit  entwickelten  Stem- 
peln auch  nooli  mit  entwickelten  Staubgefässen  versehen. 
Offenbar  verhalten  sich  also  die  einzelnen  Blüthen, 
lohe  susammen  eine  Orlayadolde  bilden,  nicht  mehr  wie 


gleichwerthige  Individuen ,  sondeni  die  am  Rande  der 
ganzen  Dolde  stehenden  erhalten  unverhältnissm'ässig  mehr 
BildungBStoff  zugeftilirt,  als  die  von  ihnen  nnischlossenen. 
Ueberblickt  man  die  Dienste,  welche  sie  der  Gesellschaft 
leisten  und,  vermiige  ihrer  Stellung  am  Aussenrande,  auch 
allein  von  allen  BlUthen  zu  leisten  im  Stande  sind,  so 
wird  man  die  veimebrte  Nabrungezufuhr  als  vollständig 
ihrer  physiologischen  Uedeutung  entsprechend  anerkennen. 
Denn  offenbar  ist  es  nur  den  ßandbltithen  der  ganzen 
Dolde  möglieh,  durch  immer  stärkere  Vergrösgernng  des 
äusseren  Blamenblattes  die  Augenfälligkeit  der  ganzen 
Geaellscbal't  immer  stärker  zu  steigern,  und  da  das  Anf- 
fliegen  der  Besucher  nattlrlich  in  der  Regel  auf  die  am 
meisten  in  die  Augen  fallenden  Flächen  der  Randblumen- 
blätter fällt,  so  ist  es  bei  eintretendem  Insektenbesucbe  augen- 
scheinlich die  wirksamste  Sicherung  der  Kreuzung  getrennter 
Stöcke  oder  wrenigetens  getrennter  Dolden,  wenn  die  Rand- 
blflthen  weiblich  sind,  da  sie  ja  zuerst  von  den  anfliegenden, 
nur  mit  fremden  Pollen  bebarteten  Insekten  passirt  werden. 
Den  weiter  im  Innern  der  Dolde  gelegenen  Blütben  bleibt 
dann  nur  die  Production  von  Pollen  und  Nektar  zu  leisten 
übrig.  Sie  können  als  unter  sich  gleicbweitliige  Indivi- 
duen betrachtet  werden,  welche  je  nach  ihrer  Stellung  am 
Rande  oder  in  der  Mitte  eines  DSIdchens.  ihre  Blumen- 
blätter verschieden  ausbilden  und  durch  Compensation  dea 
Wachsthums  auch  ihre  geschlechtliche  Ausbildung  weiter 
differenziren. 

Indem  nun  bei  Orlaya  in  der  beschriebenen  Weise 
die  einzelnen  Blüthcn  im  Dienste  der  Giesellscbaft  in  Be- 
zug auf  die  ihnen  zu  Theil  werdende  Nahrung  nngleicfa- 
werthig  werden,  so  dass  die,  welche  der  Gesellschaft  am 
meisten  nützen  können,  auch  am  meisten  Bildnngsstoff 
empfangen,  stellt  uns  die  ganze  Dolde,  mehr  ab  es  sonst 
in  der  Regel  bei  Blfltbengeiiell^chaften  der  Fall  ist.  ein 
Individuum  höherer  Ordnung  dar,  welches  um  so  Voll- 
kommneres  leistet.  Denn  obwohl  zwischen  dem  Getreide 
wachsend  machen  sich  die  Orlayadolden  in  dem  Grade 
liemerklicb,  dass  ihnen  in  der  Regel  reichlicher  Insekten- 
besnch  zu  Theil  wird   nnd  sie  selbst  die  Möglichkeit  der 


SlO 

Sichselbstbefruchtung  entbehren  können.     Besucher  (Thtir. 

7.  8.  Juli  1873 j: 

A.  Diptera:  Bombylidae:  1)  Ploas  grisea  F.  sgd.  Empidaei 
2)  Empis  livida  L.  sgd.  Syrphidae:  3)  Syritta  pipiens  L.  häufig. 
Muscidae:  4)  Ulidia  erytfaroplithalina  Mgn.,  in  grösster  Menge  sgd. 
5)  Gymnoeoma  rotundata  L.  sgd.  6)  Ocyptera  brassicaria  F.  sgd. 
7)  Anthomyiaarten  B.  Coleoptcra:  Malacodermata :  8)  Dasytes 
Bubaeneus  Schh.  9)  Danacaea  pallipes  Pz.  hld.  MordeUidae:  10)  Mor- 
della fasciata  F.  hld.  zahlreich.  Curculionidae:  11)  Spermophagns 
c&rdvLiSchh.Ceramhycidae:  12)  Strangalia  bifasciata  Müll.  hld.  G.  Hy- 
menoptera:  Formiddae:  13)  mehrere  Arten.  Apidae:  14)  Halictua 
maculaius  Sm.  ^  Psd.  D.  Lepidoptera:  BJiopalocera:  15)  Goeno- 
nympha  pamphilus  L.  sgd. 

421.    Caucalis  daucoides.    Besucher: 

Hemiptera:  1)  Tetyra  nigrolineata  L.  Thüringen  10/7  73. 

(48)    Anthriscus  silvestris  HofTm.  Weitere  Besucher: 

A.  Diptera.  Empidae:  74)  Empis  livida  L.  sgd.  Muscidae: 
73)  Platystoma  seminationis  L.  Syrphidae:  74)  Xylota  lenta  Mgn. 
(Tekl.  Bo.)  Chironomidae:  75)  Ceratopogon  sp.  sgd.  B.  Coleoptera: 
Malacodermata:  76)  Malach ius  pulicarius  F.  hld.  (Thür.)  77)  Antho- 
comus  fasciatus  F.  hld.  häufig  (Thür.)  78)  Trichodes  apiarius  L. 
hld.  häufig  (Thür.)  CoccineUidae:  79)  Coccinella  7  punctata  L.  hld. 
80)  C.  14punctata  L.  hld.  Dermestidae:  81)  Tiresias  serra  F.  hld. 
häufig  (Thür.)  82)  Anthrenus  claviger  Er.  hld.,  häufig  (Thür.)  88) 
A.  scrophulariae  L.  hld.  häufig  (Thür.)  G.  Hymenoptera:  Ten- 
thredinidae:  84)  Hylotoma  rosarum  F.  (Thür.)  hld.  85)  Gimbex  seri- 
cea  L.  in  Mehrzahl  (Rixbeck  bei  L.)  Cynipidae:  86)  Eucoila  sub- 
nebulosa  Gir.  teste  Schenckl  $  hld.  (Thür.)  Braconidae:  87)  Micro- 
gaster  spec.  hld.  (Thür.)  Sphegidae:  88)  Psen  atratus  Pz.  5  hld.  (Thür.) 
Apidae:  89)  Andrena  dorsata  K.  $  Psd.  (Thür.)  90)  Colletes  Davie- 
seana  K.  ^^  sgd.  (Thür.)  91)  Prosopis  annularis  Sm.  $  hld.  (Thür.) 
92)  P.  confusa  Nyl.  (hyalinata  Sm.)  ^  hld.  (Thür.)  93)  P.  armillata 
Nyl.  ^  sgd.  (Thür.)  94)  Chelostoma  campanularum  K.  ^  ^  hld. 
(Thür.).  D.  Neuroptera:  95)  Panorpa  communis  L.  hld.  E.  He- 
miptera: 96)  Systellonotus  triguttatus  L.  sgd.  F.  Lepidoptera: 
Bhopalocera:  97)  Thecla  betulae  L.  (N.  B.)  Tortricina:  98)  Grapho- 
litha  compositella  F.  (gundiana  H.)  sgd.  (teste  Speyer  1) 

(50)    Chaerophyllum  temulum  L    Weitere  Besucher: 

A.  Diptera:  Syrphidae:  (8)  Helophilus  floreus  L.  sgd.  und 
Pfd.  (N.  B.)  24)  Gheilosia  sp.  Pfd.  (N.  B.)  B.  Goleoptera:  Ceram- 
hycidae:  25)  Obrium  brunneum  F.  hld.  (N.  B.)  26)  Pachyta  8maca- 
lata  F.  (N.  B.)  27)  Strangalia  arroata  Hbst.  (L.;  N.  B.)  Nitidtaidae: 
28)  Meligethes  aeneus  F.  hld.'  29)  Epuraea  aestiya  L.  hld.  MordeUidae: 


0)  Anaapii  rnfilabria  Gyll.  bld.  C.  Hymenoptera:  Tettthredinidae: 

1)  HylotoDia  coerulesoens  F.  hld.  SpHegidae:  32>  Crabro  divea  H.  Seh. 
^  hld.  Apidae:  33)  Andrena  parvula  K.    J    sgd. 

(52)  Myrrhis  odorata  Scop,  "Weitere  Besncbcr  (Upp- 
«tadt,  Ende  Mai  73): 

A.  Diptera;  Empidae:  7)  Koipis  puuetata  F.  sgd.,  auch  in 
oopiila.  6)  E.  vernalis  Mga.  ^  9)  E.  ateruorea  L.  sgd.  häufig-.  10) 
Bliara[Aomyia  iiTnbi*ipanaia  Mgn.  £.  11)  PlatypalpuB  vsndicaiis  Fallen. 
Syrphidae:  12)  Bacha  elongata  F.  agd.,  eiozelii,  Mnaeidae:  13)  Aa- 
thomyia  aterrima  Mgti.  und  andere  Arten.  14)  Coenosia  iutermedift 
fallen,  lü)  Cordylura  pubera  L.  !6)  Soatophaga  iiitaria  F.  17)  Dryo- 
myia  flaveola  L.  IS)  SepsiBartüu  in  Mehrzahl,  19)  Nemopoda  ster- 
ooraria  Roh.  Deav.  20)  N.  cylindrica  F.  21)  Piophila  caaci  L.  22)  Ca- 
lohata  catburnata  Pz.  ia  Mchrzi^hl.  23)  Paila  fimetaria  L.  in  Mehr- 
Mhl,  24)  Chloropa  hypoetigma  Mgn.,  häufig.  TipuUdae:  25)  Tipula- 
^trteu.  B.  Coleoptera:  Zlertnestidne:  26)  Anthreniia  acrophiilariae  Ii. 
in  groaster  Zahl,  hld.  Nüidulidae:  27)  Meligcthea  aenetis  F.  hid. 
leioieln.  S8)  Epuraea  »p.  häufig.  Mordellidae:  29)  Mordella  pumila 
Bylt.hld.  einzeln.  30)  Annspis  frontaliBL.  hlJ.,  zahlreich.  Ceranibyädae: 
pl)  Gramraoptera  rufioornia  F.,  in  Mehrzahl.  C.  Hymenoptera: 
Wettthreäinidae:  32)  Teothredo  viridia  L.  hld.  33)  T.  flavicornis  L. 
Ud.  84)  T.  bicincta  L.  hld.  35)  T.  rapae  Kl.  hld.  36)  Athalia  roaae 
L.  Ihrmicidae:  37)  Laaiua  hrunneua  Latr.  J  '""i  andere  Ameiaen- 
jUlen.     Aneserdem  zahlreiche  lehne  um  oniden  nnd  Pteromaliden. 

(53)  Conium  maculatum.L.    Weitere  Besuclicr: 

A.  D ipisi s.:  Stratiomifdae:  14)  Chryaorayia  formoaa  Scoji.  agd. 
■J)olicfiopidae :  iö)  Gymnopternua  germanus  Wied.  agd.  Sifrpliidae: 
.16)  Chryaogaater  coemeteriorum  L.  agd.  17)  Eriatalia  arbustorum  Ii. 
18)  E.  nemorum  L.  19.  Helophilua  floreua  L.  (N.  E.)  20)  Syrphns 
•ileaii  L.  agd.  21)  Syritta  pipiens  L.  (N.  B.)  Muscidae:  22)  Phaeift 
Boalia  P.  (N.  B.)  23)  Arioia  vagana  Falle>i  (N.  B.)  24)  Miisca  do- 
iaeitica  L.  25)  M.  corvina  F.  agd.  26)  Aothomyiaarten.  27)  Cyr- 
tonaara  cunripca  Macq.  agd.  B.  Coleoptera:  Malacodermata:  28)  Te- 
lephoruB  melanurua  L,  hld.  C.  Hymenoptera:  Tenthredinidae : 
39)  Hylotoma  ooeruleacena  L.  hld.  (N.  U.)  30)  H.  aeg^entaria  Pz. 
ild.  (N.  B.)  Sphegidae:  31)  Crabro  alriatua  H.  Scb.  $  hld.  (N.  B.) 
83)  Cr.  Bubterraueus  Pz,  ^^  (K.  B.)  33)  Gorytca  Fargei  Shuk. 
■(campeatria  L.,  olim.)  hid.  (N.  B.)  Ichneunionidae:  34)  veraobiedeno 
Arten.  D.  Neuroptera;  35)  Panorpa  eomniuiiia  L.  hld,  E.  He- 
■ptera:  36)  Tetyra  nigrolineata  L,  agd.   (N.  fl.). 


312     ' 


Eanunculaceae  (S.  111). 
(57)  Clematis  recta  L.    Weitere  Besucher: 

Diptera:  Syrphidae:  20)  Chrysogaster  Macquarti  Loew.  Pfd. 
21)  Xylota  segnia  F,  Pfd. 

422.  Clematis  Vitalba  L.  Besucher: 

Hymenoptera:  Vespidae :  1 )  Odynerus  parietum  L.  ^^  (N.  B.) 
Apidae:  2)  Halictus  nitidiusculus  E.  $  Psd.  (N.  B.)  3)  Apis  mellifioa 
L.  $  Psd.  sehr  häufig  (Thür.). 

423.  Thalictrum  minus  L  Die  einer  gefärbten  Bltithen- 
htille  entbehrenden  honiglosen  Blumen  stehen  meist  nach 
unten,  oft  auch  nach  den  Seiten  gerichtet  und  lassen  aufl* 
ihrem  bald  4-  bald  5-blättrigen  Kelche  die  zahlreichen 
Staubgefässe  an  langen,  besonders  nach  der  Basis  zu 
dünnen  Staubfäden  schlaff  herabhängen,  so  dass  sie  bei 
jedem  Luftzug  lebhaft  hin  und  her  flattern,  ganz  wie  bei 
ausgeprägtesten  Windbltithen.  Die  schwefelgelben  Staub- 
beutel aber  bleiben,  während  die  Narben  entwickelt  sind, 
noch  lange  nach  dem  Aufblühen  geschlossen;  sie  öffnen 
sich  erst,  wenn  die  Kelchblätter  nahe  am  Abfallen  sind, 
und  auch  dann  nicht  auf  einmal,  sondern  allmählig.  Sie 
sind  daher  längere  Zeit  im  Stande,  einen  Theil  ihres  Pollens 
bei  einem  leichten  Anstoss  zu  entlassen ;  aber  ein  grosser 
Theil  desselben  bleibt  an  den  Staubbeuteln  haften,  und 
noch  nach  dem  Abfallen  der  Kelchblätter  sieht  man  alle 
Staubbeutel  auf  ihrer  ganzen  Aussenfläche  reichlich  mit 
Pollenkörnern  überkleidet.  Auch  werden  durch  die  schwefel- 
gelbe Farbe  der  Staubbeutel  bisweilen  Insekten  angelockt, 
welche  den  Pollen  verzehren  oder  sammeln  und  so  von 
Blüthe  zu  Bltithe  fliegend  auch  Uebertragung  des  Bltithen- 
staubes  auf  die  Narben  bewirken,  freilich  eben  so  leicht 
Selbst-  als  Fremdbestäubung;  während  bei  zeitiger  Befruch- 
tung durch  den  Wind  durch  proterogynische  Dichogamie 
Fremdbestäubung  gesichert  ist. 

Die  Blüthen  von  Thalictrum  minus  sind  hiernach  wohl 
als  aus  Insektenblüthen  hervorgegangene  Windblüthen  zu 
betrachten,  welche  als  Erbstück  von  ihren  insektenbltithigea 
Stammeltern   her  noch   das  allmälige  Oeffnen  der  Staub- 


beatel,  eine  gewisse  Klebrigfceit  des  PoUeDa  und  vielleicht 
ancli  die  Augenfölligkeit  der  Staubbeutel  beibehalten  haben. 

Beeuoher.     A-  Dipterai  Syrphidae:   1)  Syrphua  ap.  Pfd.  (fl.  B.) 

B.  Coleoptera:   Oedemeridae :  2)  Oedemera  vireacens  L.  Pfd.  (Thür.) 

,  424.  Hepatica  tritoba  Gil.  (Anemone  hepatica  L.)  Die 

von  einer  vielblättrigen,  lebhaft  blau  gefärbten  Bltltbenhülle 
UBischlossenen,  einfachen,  offenen,  regelmässigen  BlUtben 
Bind  bomogam,  honiglos  und  daher  nur  Pollen  suchende 
Insekten  als  Kreuzungs vermittler  anzulocken  im  Stande. 
Am  sonnigen  Mittag  des  11.  April  1875  beobachtete  ich 
Ser  öötliehen  Thalwand  der  Pöppersehe  folgende 

Besucher;  ä.  Diptera:  Syrphidae:  1)  Eristalia  tenax  Pfd., 
Hu&g.  B.  Hymenoptera:  Apidae:  2)  Apis  melUfica  L.  t^  Psd., 
sehr  zailraicb.     3)  Oamia  rufa  L.  -^  vergeblich  nach  Hoaig  suchend. 

C.  Lepidoptera:  SJiopalocera :  4)  Coliaa  (EhodoceraJ  rhamni 
h.,  längere  Zeit  auf  der  Blüthe  eitzend  und  mit  der  Spitze  deaaua- 
geBtreckten  Eüsaela  an  verschiedenen  Stollen  dos  ßlüth engrundes 
nmliertaatend. 

425.  Pulsatllla  VUlflariS  Mill.  (Anemone  Pulaatilla  L.) 
Thür.  4/73.  Während  des  grössten  Theils  der  BUithezeit 
Bind  StaubgefUsse  und  Narben  zugleich  fuuctiousftlhjg,  doch 
habe  ich  versäumt  zu  beachten,  ob  etwa  zu  Anfang  der 
Bltttheaeit  nur  die  Staubgefässe  oder  nur  die  Narben  zur 
Beife  entwickelt  sind.  Jedenfalls  kann  eine  etwa  statt- 
findende Ungleichneitigkcit  in  der  Entwicklung  der  beiderlei 
Geschlechtsorgane  nur  unbedeutend  sein,  auch  kaum  erheb- 
lich in  Bezug  auf  Sicherung  der  Kreuzung,  da  dieselbe  bei 
eintretendem  Besuche  geeigneter  Insekten  schon  durch  das 
aber  die  Staubgefässe  Hervorragen  der  Narben   gesichert 

Als  Krcuzungs Vermittler  dienen  Bienen,  welche  theils 
den  Blüthenstaub  sammeln,  den  die  zu  Hunderten  vorhan- 
denen Staubgeiässe  in  so  reichlicher  Menge  liefern,  theJIs 
den  Honig  saugen,  der  von  kurz  gestielten  Knöpfchen,  den 
umgewandelten  äussersten  Staubgefdssen,  abgesondert  wird. 
Als  Diebe  dieses  Honigs  finden  sich  trotz  dieser  frühen 
Jahreszeit  ungemein  häufig  Anieiscn  ein.  Als  Besucher 
beobachtete  ich  überhaupt,  bei  MUhlberg,  Kreis  Erfurt,  15. 
April  1873,  folgende  Insekten : 

A.  Hjmeuoptera:  Apidae:  1)  Apis  mellifioa  L,  ij   ^g^-  "^od 
,  sehr  häufig,  2)  Bombns  terrestriaj;  sie  beutet  den  Honig  auB, 


er     : 


-iiiz:i±     iz 


nur 


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tü.^. 


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?-=^-  i- 


-  ■"•Si«     ^.'"   .-i 


j— =^^-1    ^ '='-::.     _i;i;.  ■A.Ä.-iT   -iÄ'-:.    ,-*    <*?- 


-i-i-  "'■^ 


'nenoK  *min«saiMi»   L    Besii^ier    Tbac, 


JL  ±7~3i*i!7r*r%,   .2^(f*Ar-   1    -to«  "ss 


^.'1« 


PaäLha.ii6g.h.'DiptsTa:  Bombf/lidae:  2)BoinbyliiiediBco1orMgD.aenkte 
einmal  den  Rüssel  in  den  Bliithengrund,  oSenbar  um  zu  probiren, 
ob  Honig  da  wäre,  verliess  aber  dann  aogleich  die  Blüthe  und  flog 
SU  PidmoQai'ia  offioinrtUB  über,  aa  der  er  min  andaiiornd  saugte. 

428.  Adotiis  vernalis  L.  (Muhlberg,  Kreis  Erfurt, 
Mitte  April  1873).  Die  honiglosen  Bltlthen  sind  von  fünf 
nnaeheinbaren  brännlictien  Kelchblättern,  welche  der  noch 
tmentn'ickeltcn  und  später  der  sieb  schliesBcnden  Blume 
als  Schutzhülle  dienen,  und  von  zahlreichen  (13 — 20)  lang- 
gestreckten (20  bis  gegen  40  mm  langen)  glänzend  gelben 
Kumenblättem  umschloäsen,  welche  letztere  sich  in  war- 
memFrUhlingsBOnnenaehein  zu  einer  hell  leuchtenden  Scheibe 
von  4(1  bis  70  mmüarchmeaser  auseinanderhrciten  und  da 
die  blUth entragenden  Stempel  auf  kahlen  Keupermergel- 
hügelu  in  dichten  Gruppen  bei  einander  stehen,  schon  ans 
weiter  Entfernung  sich  bemerklicli  machen. 

Wenn  die  BlUthe,  der  Sonne  zugewandt,  sich  Sf&iet, 
steht  in  ihrer  Mitte  ein  kugeliges  Köpfchen  aus  zahlreichen 
Fruchtknoten  (ich  zählte  81,  92,  78,  87,  75)  mit  entwickelten 
Narben;  die  dasselbe  umgebenden,  noch  weit  zahlreicheren 
StaubgefäBse  (ich  zählte  133,  191,  165,117,  140)  sind  noch 
nicht  zur  Reife  entwickelt  und  gerade  nach  aussen  ge- 
richtet, so  dags  das  centrale  KSpfehen  der  Stempel  zunächst 
von  einem  dichten  Ringe  der  3-  bis  4faoh  übereinander 
liegenden  Staubbeutel  umgeben  erscheint.  Wird  die  Blüthe 
in  diesem  Zustande  von  einem  bereits  mit  Pollen  behafteten 
Insekte  besucht,  so  erleidet  sie,  wenn  dasselbe  sich  auf  der 
Mitte  aufsetzt  oder  über  dieselbe  hinwegläuft,  jedenfalls 
Fremdbestäubung.  AUmählig  fangen  nun  die  Staubgefäese 
an,  sieh  aufzurichten  und  zu  beiden  Seiten  des  breiten 
Connectivs  nach  den  Seiten  hin  aufzuspringen.  Die  äiisaer- 
nten  Staubgefasse  machen  damit  den  Anfang.  Indem  sie 
sich  aufrichten,  während  die  weiter  nach  innen  stehenden 
noch  nach  aussen  gebogen  bleiben,  treten  sie  zwischen  den- 
selben hindurch  und  nähern  sieh  der  Bltithenniitte  mehr, 
als  diese.  Wenn  alle  Staubgetasse  aufgesprungen  sind 
nnd  sich  aufgerichtet  haben,  so  stehen  sie,  das  kugtige 
Köpfchen  der  Stempel  noch  etwas  überragend,  rings  um 
dasselbe  herum,  so  dass  besuchende  Insekten  nun  eben  so 


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316 

leicht  Selbstbefruchtung  als  Kreuzung  bewirken  können. 
Wenn  bei  trübem  Wetter  die  Blüthe  sich  schliesst,  so 
kommen  die  inneren  Staubgefässe  leicht  mit  Narben  in 
Berührung;  auch  fällt  in  Folge  der  Sonnen  wendigkeit  der 
Blüthe  leicht  Pollen  auf  Narben  herab,  so  dass  bei  aus- 
bleibendem Insektenbesuche  Sichselbstbestäubung  kaum  aus- 
bleiben wird. 

Besucher:    (Mühlberg,  15.  und  16.  April  1873j. 

A.  Hymenoptera:  Apidae:  1)  Apis  mellifica L.  ^J  in  grösster 
Zahl,  Psd.  2)  Bombus  terrestris  L.  $,  an  eine  Blüthe  anfliegend, 
aber  weder  saugend  noch  Psd.  3)  Andrena  nitida  K.  $  desgl. 
4)  Andrena  parvula  K.  $  Psd.  5)  Halictus  cylindricus  F.  2  Psd. 
zahlreich.  6)  H.  albipes  F.  2-  desgl.  7)  H.  morio  F.  $  desgl. 
Formicidae :  8)  Formica  congerens  N.  J  sehr  häufig,  mit  dem  Munde 
sowohl  an  den  Staubbeuteln  (Pfd.1)  als  an  den  Narben  beschäftigt 
(Narbenfeuchtigkeit  leckend?)  B.  Coleoptera:  Nitidulidae:  9)  Me- 
ligethes,  in  grösster  Zahl,  Pfd.  Cocdnellidae:  10)  Micraspis  12  punc- 
tata L.,  4:  Stück  in  einer  Blüthe,  eines  an  den  Narben  leckend. 
C.  Hemiptera:  11)  Lygaeus  equestris  L.,  sehr  zahlreich,  mit  dem 
Hüssel  in  den  Blüthengrund  bohrend.  D.  Thysanoptera:  12) 
Thrips,  nicht  selten.  In  manchen  Blüthen  fand  sich,  auf  Beate 
lauernd,  eine  Spinne. 

429.  Myosurus  minimus  L.  (Nature  Vol.  X.  p.  129. 
Fig.  32—38)  ist  ebenso  bemerkenswerth  durch  die  grosse 
Variabilität  in  der  Grösse  seiner  Blüthen  und  in  der  Zahl 
der  Bltithentheile,  als  durch  das  enorme  Wachsthum  des 
von  den  Stempeln  gebildeten  Kegels,  dessen  physiologische 
Bedeutung  in  nichts  Anderem  besteht,  als  bei  ausbleiben- 
dem Insektenbesuche  die  Selbstbefruchtung  der  zahlreichen 
Narben  durch  die  kleine  Zahl  der  Staubgefässe  zu  be- 
wirken. 

Die  Grösse  der  Blumen  variirt  von  2V2— 5  mm  Durch- 
messer. Die  Zahl  der  Kelchblätter,  Blumenblätter  und 
Staubgefässe  habe  ich  bei  100  von  mir  untersuchten  Blüthen 
festgestellt  und  in  meinem  Aufsatze  über  Myosurus  in  der 
Nature  mitgetheilt.  Leider  aber  müssen,  wie  ich  jetzt  erst 
gewahr  werde,  in  den  dort  mitgetheilten  Zahlen  2  Druck- 
fehler untergelaufen  sein,  die  ich  nun  nicht  mehr  zu  be- 
richtigen im  Stande  bin,  so  dass  dadurch  jene  ganze  Zahlen- 


•Migabe  wertlilos  wird.  Ich  belialte  mir  vor,  diese  Zältlung 
an  wiederbolen. 

Kreir/.img  ist  bei  eintretendem  Inselitenbefiuche  dnreb 
folgende  BKltheneiuricbtnng  begünstigt.  Sobald  die  Blume 
«ich  öffnet ,  streclit  sie  die  sebtnalen  Endlappcn  ilirer 
Blnmenblätter  nach  Aussen,  deren  jedes  aus  einem  flachen 
GrHbehen  ein  Houigtröpfehen  absondert  und  unmittelbar 
sichtbar  darbietet.  Die  Staubgefiisse,  welche  rings  nm  den 
von  den  Stempeln  gebildeten  Kegel  stehen  und  demselben 
■^cht  angedruckt  sind,  si}ringeQ  an  den  beiden  Seiten  mit 
je  einem  Längsspalt  auf  und  bedecken  sich  alsbald  aaf 
ihrer  ganzen  Aussenseite  mit  Pollen.    Die  kleinen  Besucher, 

.  Welche  die  Nektarien  auslecken  und  an  dem  aus  der  BlUthe 
IiOTVorragcndcn  Kegel   umherlaufen,    behaften   sich   daher 

'leicht  an  ihrer  Unterseite  mit  Pollen  und  setzen  denselben 
ebenso  leicht  an  den  Narben  derselben  oder  anderer  Blllthen 
ab.    Da  aie  in  jungen  BlUtheu,  in  denen  die  Stempel  nur 

•  ,«n   kugeliges  Kßpfehen   oder  einen  kurzen  Kegel  bilden, 

'■bx  der  Regel  auf  den  Gipfel  desselben  auffliegen,  so  be- 
wirken sie  in  diesen  meistens  Kreuzung. 

In  Folge  ihrer  Unansehnlichkeit  wird  jedoch  den 
Bttitfaen  nur  ziemlich  spärlicher  Insektenbesucli  zu  Tlieil, 
60  dasB  nach  zahlreichen  Beobachtungen  zu  urtbeilen,  viel- 
leicht ä/io  derselben  von  Besuchern  nnberttlirt  bleibt  und 

"Selbstbefruchtung  sehr  häufig  in  Anwendung  kommt, 

Dieselbe  vollzieht  sich  in  der  That  in  so  regelmässiger 
.ond  durchgreifender  Weise,  dass  nur  die  yon  Anfang  an 
aber  den  Antheren  befindlichen  Narben  von  derselben  ver- 

■  eehont  bleiben. 

Indem  nämlich  der  von  den  Stempeln  gebildete  Kegel 
sieh  immer  mehr  in  die  Länge  streckt,  rücken  immer  neue 

"Narben  an  die  Autheren  heran,  werden  mit  5  oder  mehr 
der  an  den  Seiten  derselben  sitzenden  Polleukörner  behaftet, 
rUcken  über  die  Antheren  hinaus  und  lassen  neue,  von 
unten  her  nachgeschoben  werdende  Narben  an  ihre  Stelle 
treten,  wovon  man  sich  leicht  überzeugen  kann,  wenn  man 
eines  der  Ovarien  mit  einem  Tintenflecken  zeichnet.  Ausser- 

.dem  fUllt  etwas  Pollen  von  den  Antheren  auf  die  tiefer 
stehenden  Narben  herab,  so  dass  in  der  That  in  der  Regel 

Verh.  d.  oui.  Vor.  JuJirg.-.XKXV.  I.  Fnlge.  V.  Ba.  21 


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I  pahen  erfüllt,  erscheint  deren  Oberfläche  zur  BlUthezeit 
von  ihren  weissen  Blüthenkreisen  mit  schün  abstechender 
goldgelber  Mitte  fast  vollständig  bedeckt.  Diese  locken 
dann  eine  sehr  grosse  Zahl  und  eine  ziemliche  Mannig- 
faltigkeit verschiedenartiger  Besacher  an  sieh.  So  fand  ich 
San  17.  Mai  1873  in  einem  einzigen  Graben  als  Besucher 
dieser  Pflanze: 

Ä.  Diptera:  Empidae:  10)  Einpia  nigricaiiB  Fall.  11)  Qüara 
maura  F.  Stfrphidae:  12)  Melanostoma  mellina  L.  Pfd.  Muscidae: 
18)  Thryptocdra  apeo.  14)  Saroophagit  carnaria  L,,  einzeln.  15jOnesia 
£oraUe  R.  D.  16)  0.  sepulcralis  Mgn.,  beide  Läufig.  17)  Cyrtoneura 
hortorum  Fallen  ^.  18)  Uylemyia  speo.  19)  Anlhomjiairten  agd. 
ond  Pfd.  2Ü)  Hfilrellia  griaeola  Fallen  agd.  und  Pfd.  in  groaatar 
ffiufigkeit.  Bibionidae:  21]  DiluphuB  vulgaris  ^  £  in  Mehrzahl. 
B-Hymenoptera:  Äpidae:  (7)  Apis  melUfioa  L.  J.  sgd.  und  Päd. 

'  yalilreicli.  22)  Halictus  minutissimua  K.  ^  Fsd.,  einzeln.  23)  H, 
HnatrigabuB  Schenk  $  deagl.  C.  Colooptera:  Elateriäae:  24)  Li- 
monius  cj'lindrieus  Payk.,  2  ßsamplare,,  Kopf  nnd    Brost  gau«   gelb 

I  beitäubt.    Byrrhidae:    25)   Moryohns    aenens  F.,  2  Esemplare,  mit 
pfe  an  den  Nektarien.  ClwysOfnäxdae:  26)  Agelaatica  alni  L., 
aAiyitig  auf  den  Blütheu  sitsend. 

(62)  Ranunculus  flammula  L.  Weitere  Besucher : 
Coleoptera:  Staphylinidae:   9)  Anthobiam  mioatiim  F.,  sehr 

Ureich.     Teutob.  Wald  16/6  72. 

(63)  Ranunculus  acris  L,  repens  L.,  bulbosus  L. 

Besucher:   A.   Diptera:    Empidae:    63)    Empia  atercorea  L. 

64)  Rhnmpbomyia  umbripennia  Mgn.  sgd,  Sjfrphidae:  6Ö)  Chr?- 
BDchlamys  ruficomia  F.  Pfd.  66)  Cheiloaia  vidna  Hgn.,  agd.  und  Pfd. 
(L,;  N,  B.)  67)  Ch.  Schmidtii  Zett.  agd.  und  Pfd.  68)  Syrphua  py- 
lastri  L.  Pfd.  Stratiomi/äae:  69)  Odontomyia  tigrina  F.  sgd.  Mut- 
cidae:  70)  Calobata  ootburnata  Pz.  B.  Coleoptera:  Staphyliniäaei 
%l)  Taohyporua  solutua  Er.  72)  Antbobium  minutum  F.  sehr  zahl- 
reich, Teutob.  Wald.  16,6  72.  Nitidulidae:  73)  Meligothea  aenens  P. 
Pfd.  (25)  Bytuma  fumatus  F.  Pfd.  und  hld.  häufig,  auch  in  copnla. 
Svjpreatidae:  (26)  .\nthaxia  nitidula  I.^  (N.  B.)  Elateridae:  74)  Li- 
moaiuH  cylindricus  Payk.  hld.  McAacodermata:  75)  Malachius  aeneuB 


hülhgen  Biumen.  aus  Blumenau  in  Südbraailien  geschickt,  einen  Ra- 
nuncnlua  von  2  min  Blüthendurchmesaer.  desaen  Staubgefaaszahl 
Buf  3  herabgesunken  ist-  St.  Ililaire  hat  daraus  die  Gattung  tV 
ft  gemacht,  die  Hooker  wieder  mit  Ranunculus  vereinigt. 


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320 

L.  76)  M.  bipustulatus  F.,  beide  Antheren  fressend.  77)  Trichodes 
apiarius  L.  Pfd.  78)  T.  alvearius  F.  ^N.  B.)  Oedemeridae:  (30)  Oe- 
demera  virescens  L.,  während  des  Regens  sich  in  den  Blüthen  ber- 
gend. CurcuUonidae:  79)  Bruchus  sp.  hld.  ChrysomeUda^:  i34)  Cryp- 
tocephalus  sericeus  L.  bei  Regen  sich  in  den  Blätben  von  Ran.  acris 
bergend  und  da  ein  £i  legend  31;  5  72.  80)  Galleruca  nj-mphaeae  L. 
CoccimUidcie :  61)  Micraspis  12punctata  L..  vergeblich  suchend. 
C.  Hymen optera:  Tenthredinidae:  (35)  Cephas  spinipes  Pz.  sgd.,  za 
hunderten.  82)  Cephus  pallipes  El.  hld.  (N.  B.)  83)  Cimbex  laeta 
F.  (N.  B.)  84)  Athalia  sp.  hld.  Apidae:  85)  Prosopis  clypearis  Schenck. 
^  sgd.  (N.  B.)  86)  P.  brevicornis  Xyl.  ^  sgd.  (X.  B.)  (42)  Halictns 
villosulus  K.  5>  sgd.  und  Psd.  (N.  B)  (.44)  H.  rubicundus  Chr.  $ 
sgd.  und  Psd.  (L. :  N.  B.)  (45)  H.  tetrazonius  Kl.  (quadricinctus 
E.  olim.)  $  sgd.  und  Psd.  (N.  B.)  (46)  H.  leucozonius  Sehr.  ^  sgd. 
und  Psd.  (N.  B.)  (48 )  H.  cylindricus  F.  $  sgd.  und  Psd.  ^^N.  B,)  (49) 
H.  maculatus  Sm.  $  sgd.  und  Psd.  (L.,  N.  B.).  1 50)  H.  nitidiusculus 
K.  2  sgd.  und  Psd.  (N.  B.)  (51)  H.  sexnotatus  K.  $  sgd.  (^T.  B.) 
87)  H.  albidulus  Schenck.  ^  (nach  des  Autors  Bestimmung!)  sgd. 
und  Psd.  38)  H.  Ingubris  K.  $  sgd.  und  Psd.  (X.  B.)  89)  H.  leucopus 
K.  2  sgd.  (N.  B.)  90)  H.  mono  F.  ft  sgd.  (X.  B.)  91)  H.  Smeath- 
manellus  E.  $  sgd.  und  Psd.  (X.  B.)  92)  ü.  albipes  F.  ^  sgd.  und 
Psd.  (N.  B.)  <  53)  Andrena  albicans  K.  $  sgd.  und  Psd.  (X.  B.)  (54) 
A.  albicrus  E.  f/*  $  sgd.  und  Psd.  93)  A.  Gwynana  E.  ^  ä*gd.  und 
Psd.  (N.  B.)  94j  Andrena  Trimmerana  E.  ^  sgd.  (56)  Chelo&toma 
florisomne  L.  ^  $  sgd.  (L. :  N.  B.)  95)  Ch.  nigricorne  Xyl.  ^  sgd. 
(X.  B.)  i'Ö)  Stelis  breviuscula  Xyl.  ^  sgd.  iX.  B.)  (57)  Osmia  rufa 
L.  ^  Psd.  (X.  B.)  97)  0.  aenea  L.  ^  sgd.  (X.  B.j  (58)  Apis  melli- 
fica  L.  5  sgd.  (X.  B.)  98)  Bombus  muscorum  L.  (agrorum  F.)  eine 
einzige  Blüthe  besuchend,  die  unter  dem  Gewichte  der  Hummel  den 
ganzen  obem  Theil  des  Stengels  nach  unten  zieht.  Das  musste  der 
Hummel  doch  wohl  nicht  passen,  denn  nach  flüchtigem  Saugen  einer 
einzigen  Blüthe  flog  sie  weg  (18/5  73.)  lormicidae:  99)Lasius  niger 
L.  ^  hld.  D.  Lepidoptera:  lihopdlocera:  100)  Polyommatus  do- 
rilis  Hfn.  sgd.  101)  Pararge  Dejanira  L.  sgd.  (X.  B.)  (59)  Lycaena 
icarus  Rott.  sgd.  (X.  B.)  Tineidae:  102)  Micropteryx  calthella  L. 
(nach  Dr.  Speyers  Bestimmung)  in  Blüthen  von  Ran.  repens  sehr 
zahlreich,  sgd.,  auch  in  copula.  R  Thys  an  optera:  103)  Thrips 
häufig. 

Die  grosse  Häufigkeit  der  Halictusarteu  in  den  Blüthen 
dieser  Ranunculusarten  ist  gewiss  nicht  bloss  zufällig. 
Diese  einfachen,  offenen,  pollenreichen  Blumen  mit  zwar 
geborgenem  aber  doch  leicht  zugänglichem  Hotiige 
ond    diese    mit    ausgeprägten   Sammelbtirsten   aber   noch 


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zleniHch  kurzen  Sangoi'ganen  auBgerfiateten  kleineu  Bienen 
Bteben  eben  auf  sich  entsprechenden  niedrigen  Ausbildnngs- 

Btufen  nnd  passen  nacli  Grösse  und  ganzer  Einrichtung 
vollständig  für  einander.  Wie  anders,  wenn  sieh  eine 
Hammel  einmal  an  eine  Hahnenfussblüthe  macht,  wie 
imter  Nr.  98  der  letzten  BcBucherliBte  besehrieben.  ' 

(64)  Ranunculus  lanuginosus  L.  (S.  116).  An  äpm- 
Belben  Standorte,  an  welchem  ich  in  früheren  Jahren  an 
B.   lanuginosus    nur    ziemlich    spUrlichen    Insektenbesueh 

_-,migetroffen  hatte,  nämlich  im  Hunnebuscb  bei  Lippstadt, 
■Ehad  ich,  nachdem  das  Gebüsch  zum  Theil  weggesohlagea 
^^B',  die  nun  sonniger  stehenden  Blumen  viel  reicher  von 
^^Hekten  besucht,  besonders  reichlich  von  Syrphiden.  Es  ' 
^^Vdies  ein  httbseher  Beleg  für  die  Abhängigkeit  des  In- 
^^Ktenbesnchs  von  der  Beschaffenheit  des  Htandorts.  Dass 
^Hnera  ovata  trotz  seines  allgemein  zugänglichen  Honigs 
^^E  bloss  von  Schtnpl'wespeD  besucht,  ausgebeutet  und  ge- 
^^RBZt  wird,  erklärt  eich  allein  aus  ilirem  schattigen 
^Hmdort. 

^f  Ich  beobachtete  und  sammelte  am  11.  Mai  1873  an 

1    der  genannten  Stelle  als  Besucher  des  Ranunculus   lanu- 
.    ginosus. 

U-  A.  Diptera:  Syrphidae:  11}  Cheilosia  dbitarsia  Mgn.  12)  Ch. 

^nmbern  Zett.  und  mehrere  unbestimmte  Arten,  Pfd.  häufig  13)  ÄBcia 

^^tnceolata  Mgn.  einzeln.  14)  A.  podagrica  F.  häufig.  15)  Bacha  elon- 

^gAtali',  einzeln.    16)  Melanostoma  mellina  L.  in  Mehrzahl.    IT)  Sjt- 

phuB  venustus  Mgii.  in  Mehrzahl.  18)  S.  nitidicollis  Mgn.    19)  S.  la- 

nulatus  Mgn.    Ffd.     20)  Pipiza  notata  Mgn.  Empidae:  21)  Empig 

trigranima  Mgn.  sgd.  Miiscidae:  22)  Hjlemyia  conica  Wied.  Büioni- 

äae:  23)  Dilophua  vulgaris.  B.  Coleoptera:  Elateridae:  24)  Athou« 

haemorroidalia  F.,  mit  dem  Eopf  im  Blüthengrunde.     Cocdnellidae: 

25)  Coccinella  I4piinctata  L  hld.  C.  Hymenoptera:   26)  Andrena 

paiTula  K.   2.  sgd.  27)  Halictua  flavipei  K.  £  sgd. 

(65)  Ranunculus  Ficaria  L.  „Nach  Ghatin  gibt  es 
zwei  Formen  dieses  Ranunculus,  nnd  es  ist  die  bulbiferirende 
Form,  welche  keinen  Samen  ergibt,  weil  sie  keinen  Pollen 
producirt."  (Comptes  rendus,  11.  Juni  1866;  nach  Cfa. 
Darwin,  Variation  of  Änimals  andplants  Chap.  18.)  Wenn 
dies  richtig  ist,  so  kommen  wenigstens  Ausnahmen  vor. ' 
Denn  ich  fand  am  3,  Mai  1873  unter  zablreiclien  fruchtenden 


822 

Exemplaren  auch  einzelne  mit  Bratknospen  in  den  Blatt- 
achseln. Eine  derselben  hob  ich  aus,  pflanzte  sie  zu  Hause 
in  einen  Topf  und  Hess  den  Samen  reifen.  Er  erwies  sich 
als  keimfähig. 

Zu  den  früher  aufgezählten  Besuchern  habe  ich  nach- 
zutragen: 

Hymenoptera.  Äpidae:  15)  Osmia  rafa  L.  (^  sgd.  Thürin» 
gen  14/4  78. 

(65^)  Ranunculus  auricomus  L  (S.  116).  Weitere  Be- 
sucher : 

Aj  Hymenoptera:  Äpidae:  10)  Halictus  albipes  F.  $  Psd. 
(Thür.)  B.  Diptera:  Syrphidae:  11)  Melanostoma  mellina  L.  im 
Sonnenschein  vor  der  Blüthe  schwebend,  dann  plötzlich  anfliegend 
und  Pfd.  und  so  abwechselnd  weiter.  D.  Lepidoptera:  Tineidae: 
12)  Micropteryx  calthella  L.  sgd. 

(66)    Caltha  palustris  L.  (S.  117).  Weitere  Besucher: 

A.  Diptera:  Empidae:  13)  Empis  opaca  F.  sgd.  Syrphidae: 
14)  Cheilosia  albitarsis  Mgn.  sgd.  und  Pfd.  15)  Platycheirus  mani- 
catus  Mgn.  16)  Melanostoma  ambigua  Fallen;  alle  drei  in  Mehrzahl. 
17)  Pipiza  tristis  Mgn.,  einzeln.  18)  Eristalis  nemorum  L.  und  19) 
E.  arbustorum  L.,  beide  Pfd.  u.  sgd.  häufig.  Muscidae:  20)  Onesia  flo- 
ralis  R.  D.  21)  Hydrotaea  dentipes  F.  22)  Aricia  serva  Mgn.  23) 
Gyrtoma  spuria  Fall.  24)  Scatophaga  stercoraria  L.  Pfd.  Bibionidae: 
25)  Dilophus  vulgaris  Mgn.  $  in  Mehrzahl.  B.  Coleoptera:  Staphy- 
linidae:  26)  Tachyporus  hypnorum  F.  hld.?,  ein  Ex.  Nitidvlidae: 
27)  Epuraea  aestiva  L.^  1  Ex.  CurcvMonidae:  28)  Bruchus  seminarius 
L.  hld.?,  1  Ex.  Chrysomelidae:  29)  Helodes  marginella  L.,  in  copula 
in  den  Blüthen.  30)  Donacia  discolor  Hoppe,  1  Ex.  Neuroptera: 
Perlidae:  31)  Perla  sp.  häufig  auf  den  Blüthen,  doch  sah  ich  sie 
nichts  gemessen. 

430.    Nigella  damascena  L.    Besucher: 

Hymenoptera:  Äpidae:  1)  Ceratina  callosa  F.  ^,  an  den 
Staubbeuteln  beschäftigt  (16/6  73  N.  B.)  2)  Prosopis  signata  Nyl. 
^  sgd.  (N.  B.). 

(69)  Delphinium  elatum  L.  (S.  120).  Weitere  Be- 
sucher : 

Hymenoptera:  Äpidae:  2)  Anthophora  personata  111.  $  sgd. 
(Strassburg  6/76.  H.  M.) 

(70)  Delphinium  Consolida  L.  (S.  122).  Weitere  Be- 
sucher : 

Hymenoptera:  Äpidae:   2)  Bombus   lapidarias  L.  $  sgd 


(Thfir.  12/7  73).     Von    notzloBen  Gaaten    ferner   Pieris    brasaicae  L. 
igd.  (TbUr.). 

431.    Actaea  spicata  L.     Besucher: 

A.  Coleoptera:  Dermeatülae:  1)  Byturua  fiimatuB  F.  (N.  B.) 
B,  Ortboptera:  2)  ForScula  suricularia  L.  Polleu  und  wohl  auch 
Äntheron  fressend.  (N.  B.) 

Berberideae.    {S.  124.) 

(72)  Berberis  vulgaria  L.  (S.  124.)  Weitere  B&- 
encher: 

A.  Diptera:  Syrplii^ae:  26}  Asoia  podagrica  F.  agd.  B.  Hy- 
men optcra:  Apidae:  (18)  Andrena  fulva  Schrlt.  J  sgd.  (N.  B.) 
FoTmiädae:  27)  Laaius  nigar  L.  ^  b'd-  C.  Coleoptera:  Cocänel- • 
Haas  28)  Coccinella  variabilis  ni.  hid. 

Papaveraceae.    (S.  127.) 

(73)  Papaver  Rhoeas  L.  (S.  127.)  Weitere  Besnclier : 

A.  Hyraenoptera:  Apidae:  11)  Halictua  leucöpiiB  K.  5  PsÖ- 
(Thfir.  9/7  73)  12)  H.  Smeatlunanellua  K.  J  Päd.  (Thür.)  B.  Dip- 
tera: Empidae:  13)  Empia  livida  L.  achien  den  Grund  der  Bläthe 
amubohreB.  (Jhür.)  Mwcidae:  14)  Ulidia  ■  erythniphthalma  Mgn. 
(Thijr.)  C.  Coleoptera:  Oedemeridae:  15)  Oedemera  virasPena  L. 
Pfd.  (Thür.)  LamelHcornia:  16)  Cetonia  (Oxythyrea)  atictica  L.  sehr 
läufig,  Earte  Blütheotheile  freaaeod.     Straasbnrg  6/76  H.  M. 

431.  Papaver  somniferumL.  Besncher  (NassaaBudde- 
berg) : 

Hymenopt era:  Apidae:  1)  Heriados  truncoram  L-  $  Ped. 
3)  Cbelostoma  campanukrura  K.  ^  Ped.  3)  Halictas  cylindricoB  K. 
J  Psd.  4)  H.  leueopus  K.  ^  Psd.  B.  Diptera;  Syrphidae:  5)  Eri- 
Btalia  aeueus  Scop.  Pfd.  6)  E.  arbustorum  L.  Pfd.  C.  Coleoptera: 
Lameilkornia:  7)  Cetonia  (Oxythyrea)  stioticaL.  Blütbenth eile  fressend. 

432.  Eschscholtzia  californica.    (S.  127.) 

Besucher:  Diptera:  S^i-jiMae.- l)nelophilua  floreua  Pfd.  {in 
meinem  Garten  28/6  73). 

(74)  Chelidonium  majus  L  (S.  128.)  Weitere  Be- 
snoher: 

A.  Hymenoptera:  Apidae:  14)  Apis  mellifica  L.  $  Psd.  B. 
Diptera:  Sj/rphidae:  (12)  Rhingia  rostrata  L.  steckte  den  Eüasel 
in  mehreren  Blütheti  nach  einander  sehr  wiederholt  In  den  Blütlieo- 
grund,  an  die  Aussenaeito  der  Wurzeln  der  Staubfaden,  offenbar  ia 
der  Eofibung,  hier  Honig  zu  ßnden,  glitt  aber  fast  stets  ab  and  gab 
endlich  diese  yergebliehea  Saugversnohe  auf  and  fraas  Pollen.  C, 
Coleoptera:  NiUdulidae:  15)  Meligethes  Pfd. 


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324 

Fumariaceae.    (S.  128.) 

(77)  Corydalis  Cava.  (S.  130.)  Eine  Ameise,  Lasius 
nigcr  L.  5,  drängt  sich  auch  in  nicht  angebissene  Blüthen 
ein  und  dringt  bis  zum  Honige  vor  (7/4  73). 

(78)  Corydalis  lutea  DC.  (S.132.)  Weitere  Besucher: 

Ilymenoptera:  Äpidae:  2)  Psithyrus  rupestris  F.  2  ^g^* 
3)  Bombus  Rajelhis  111.  ^  sgd.  4)  B.  confusus  Schenck.  $  sgd.  5) 
B.  lapidariiis  L.  5  sgd.  6)  B.  pomorum  Pz.  ^  sgd.  7)  Anthophora 
aostivalis  Pz.  J  ^  sgd,  8)  Osmia  aurulenta  Pz.  J  sgd.  9)  Eucera 
longicornis  L.  ^  sgd.  10)  Halictus  xanthopus  E.  ^  sgd.  oder 
wenigstens  versuchend.     Jona  5/75.  Sämmtlich:  H.  M. 

433.  Fumaria  capreolata  L.  var.  pallidiflora.    lieber 

die  anKSchcinond  nutzlose  Blumenfärbung  dieser  Pflanze, 
welche  während  der  Blüthezeit  bleiche  und  fast  weisse, 
erst  nach  erfolgter  Befruchtung  augenfällige,  rosenrothe 
oder  selbst  cfirminrothe  Blumen  darbietet,  sind  im  Jahr- 
gange  1874  der  Naturc  zahlreiche  Vermuthungen  ausge- 
sprochen worden  (Vgl.  Bot.  Jahresbericht,  Jahrg.  1874. 
S.  899) ;"  aber  keine  derselben  gibt  eine  befriedigende  Er- 
klärung. Des  Räthscls  Lösung  ist  ohne  Zweifel  dieselbe 
wie  bei  Ilibcs  aurcuni  und  sanguineum  (siehe  diese  1).  Auch 
hier  sind  nur  einsichtige  Bienen  als  Kreuzungsvermittler 
thätig.  Moggridgc  sah  eine  Osmia  diesen  Dienst  leisten 
und  immer  nur  die  noch  blass  gefärbten  Blumen  besuchen, 
die  sich  übrigens  auch  durch  ihre  wagerechte  Stellung 
von  den  andern  unterscheiden. 

Crticiferae, 

434.  Cheiranthus  Cheiri  L.    Goldlack.    Besucher: 

riymenoptera:  Apidae:  1)  Apis  mellifica  L.  J  den  Kopf 
zwischen  den  Staubgefassen  hinein  drängend  und  saugend,  die  Ober- 
seite des  Kopfes  dicht  mit  Pollen  bestäubt.  2)  Anthophora  pilipes 
F.   $   sgd. 

(80)  Nasturtium  silvestre  R.  Br.  Weitere  Besucher: 

Diptera:  Bombylidae:  11)  Anthrax  hottentotta  L.  sgd.  9/7 
73  (N.  B.). 

(81)  Nasturtium  amphibium  R.  Br.  Weitere  Besucher : 

A.  Ilymenoptera:  PteromaUdae:  6)  Zahlreiche  winzige  Pte- 
romalidon  flogen  erst  lange  vor  der  Blüthe  umher,    krochen  dann 


l^eio  uod  leckten  Ilonig.  B.  Diptam:  S^pMdae:  (ö)  BriataUa 
Mbnstorum  L.  sgd.  und  Pfd.  Slueeidae:  7)  Luciliaarten  Pfd,  B)  Calo- 
"bftta  eothiiniBta  Pk.  auf  den  Ulüthen  umhermarBchirend.  C.  Cole- 
optera:   Nitidntidae:  9)  Maliffethea  hld.  und  Pfd. 

43*.,    Nasturtium  officinale  R.  ßr.  weicht  in  der  Be- 

StäubtingBeinriclitung   merklich   von    N.  ailvestre   ab.     An 

der  Innenseite  der  Basis  jedes  der  beiden  kürzeren  Stant- 

fSden  sitzen    dicht  neben  einander  zwei  grüne  fleischige 

r  Knötchen,    welche  den  Honig   absondern.     Die  kürzeren 

r  :Bteiibgefilase  sind  mit  ihrer  aufspringenden  Seite   der  sie 

*weit  überragenden  Narbe  zugekehrt;  die  längeren,   welche 

'.  Uifongs   in    gleicher  Höhe    mit   der  Narbe   liegen,    später 

'&ber  von  ihr  überragt  werden,  sind  so  weit  nach  den  kür- 

Lasffln  zugedreht,   dasä  ein  nach   dem  Nektarium    hinabbe- 

^^Brter  Kopf  oder  Rüssel  gleichzeitig  die  Narbe  und  alle 

^H|  ihr  benachbarten  Antbereu  an  ibret  pollenbehafteten 

^Bl!e  streift.  Wenn  sich,  bei  andauernd  sehlcehtem  Wetter, 

^HtBlUtben    nicht  viitllig  iilSnen,    wird  durch   die   längern 

^^Erbgefäese,   ebenso  wie   bei  Nasturtium    silvestre,   ^icb- 

HRfatbestänbuiig  bewirkt.    Besucher  {(iß  73  Thtlr.): 

^pT  A.  Diptera:  B.)Empuiae:  1)  Empia  rustica Fallen.  2)  E.  livida 
^K  beidä  agd.,  Snaaerst  häufig,  b)  Couopidae:  3)  Phyaocephala  rofi- 
Hm  1*.  Bgd.  euDieln.  c)  Syrphidae:  4)  Erigtalis  arbustorum  L.  5]  £, 
WSemora-Oi  L.  6)  E,  Bspuluralis  L.,  alle  3  sgd.  häufig  7)  Helo- 
^.phihiB  floreuB^  agd.  und  Pfd.  in  Mehrzahl.  8)  Melithraptua  ap.Pfd. 
_  d)  MuBcidae:  ^  Ocyptera  cylindrica  F.  agd,  B.  Coleoptera:  Niti- 
(Miifae.-  10)  MebgethcB.  C,  Hymenoptera:  Äpidae:  11)  HalictUH 
macnlatus  Sm.   J  sgd.  und  Pfd.  12)  Apia  mellifica  L.  J  sgd. 

436.  Barbarea  vulgaris  R.  Br.  Jeder  der  beiden 
hfirzeren  Staubfäden  hat  an  seiner  Basis  jederseits  eiue 
kleine  grüne  fleischige  Honigdrüse;  eine  etwas  grössere 
Honigdrüse  sitzt  aussen  an  der  Basis  zwischen  je  2  län- 
geren Staubfäden  (also  an  der  Ansatzstelle  der  beiden 
Terachwnndenen  kürzeren  StaubgelUsseJ.  Auf  jeder  der  6 
Honigdrüsen  sieht  man  bei  günstigem  Wetter  ein  farbloses 
Tröpfchen.  Die  Staubgefässc  stellen  sich  aber  merkwür- 
diger Weise  so,  als  wenn  dio  beiden  zwischen  je  2  län- 
geren Staubfaden  sitzenden  Honigtröpfchen  gar  nicht  da 
wären.  Die  längeren,  die  Narbe  überragenden  Staubge- 
ßase   machen    nämlich    auch    hier    eine  Viertelumdrebung 


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326 

nach  der  Seite  des  benachbarten  kurzem  hin;  diese  Dre- 
hung beginnt  mit  dem  Aufspringen  der  Staubbeatel,  un- 
mittelbar nach  dem  Oeffnen  der  Blüthe  und  ist  erst  vol- 
lendet;  wenn,  die  eine  Antherenseite  sich  ganz  mit  Pollen 
bedeckt  hat.  Dagegen  bleiben  die  beiden  kürzeren  Staub- 
gefässe,  welche  mit  der  Narbe  gleich  hoch  sind,  auch  nach 
dem  Aufspringen  derselben  zugekehrt,  so  dass  die  Stel- 
lung der  Staubgefässe  mit  Nasturtium  officinale  tiberein- 
stimmt, obgleich  doch  die  Zahl  und  Anordnung  derNekta- 
rien  fast  dieselbe  ist  wie  bei  N.  silvestre.  Bei  sonnigem 
Wetter  und  weit  geöffneten  Bltithen  biegen  sich  die  kür- 
zeren Staubgefässe  weit  von  der  Narbe  zurück;  bei  an- 
dauernd regnerischem  Wetter  bewirken  sie  vermuthlich 
Selbstbestäubung.    Befruchter: 

A.  Diptera:  a)  Syrphidae:  1)  Khingia  rostrata  L.  sgd.  und 
Pfd.,  zahlreich.  2)  Ascia  podagrica  F.  Pfd.  b)  Musciäae:  3)  Arioia 
incana  Wiedcm.  sgd.  4)  Authomyiaarten  sgd.  5)  Scatophaga  mer- 
daria  F.  sgd.  6)  Calobata  cothurnata  Pz.  B.  Coleoptera:  a)  Niti' 
dulidae:  7)  Meligethes  hld.  *und  Pfd.  in  grosser  Zahl,  b)  XameZZi- 
comia:  8)  Phyllopertha  horticola  L.  Blüthentheile  nagend,  c)  Cucth 
lionidae:  9)  Ceutorhynchus  sp.  C.  Hyroenoptera:  Äpidae:  10) 
Apis  mellifica  L.  2  sgd. 

(82)  Arabis  hirsuta  Scop.  (S.  134).  Weitere  Besucher: 

Diptera:  Syrphidae:  6)  Syritta  pipiens  L.  sgd. 

437.    Arabis  arenosa  Scop.  4^ 

Besucher  bei  Nassau  (Dr.  Buddeberg):  A.  Hymen  optera: 

Äpidae:  1)  Andrena  cineraria  L.  $  Psd.  2)  A.  parvula  K.  $  sgd. 
und  Psd.  häufig  (12  Ex.  eingesandt).  3)  A.  cingulata  F.  $  //  sgd.  4) 
A.  albicans  K.  $  sgd.  5)  A.  nigroaenea  K.  ^  sgd.  6)  Halictus  leu- 
copus  K.  ^  sgd.  und  Psd.  7)  H.  tetrazonius  Kl.  (quadricinctus  K. 
olim)  $  sgd.  8)  H.  jflavipes  K.  J  sgd.  9)  H.  cylindricus  K.  J  sgd. 
und  Psd.  B.  Lepidoptera:    Bhopälocera:    10)  Thecla  rubi  L.  sgd. 

(83)  Cardamine  pratensis  L.    Weitere  Besucher: 

A.  Hymenoptera:  Äpidae:  (1)  Halictus  cylindricus  F.  § 
Psd.  und  sgd.  23)  Andrena  cineraria  L.  2>  ©in  Ex.,  Psd.  und  sgd. 
24)  A.  dorsata  K.  ^  sgd.  und  Psd.  25)  Eine  Hummel,  wie  mir  schien 
Bombus  terrestris,  saugte  flüchtig  an  2  Blüthen  verschiedener  Stöcke 
und  flog  dann  weit  weg.  B.  Diptera:  Syrphidae:  26)  Melanostoma 
mellina  L.  Pfd.  27)  Syrphus  nitidicollis  Mgn.,  sgd.  und  Pfd.  (13)  Rhin- 
^a  rostrata  L.  sgd.  und  Pfd.,  häufig.  28)  Eristalis  nemorum  L., 
Ton  Caltha  palustris  kommend,   auf  Card.  prat.  nur  kurze  Zeit  ver- 


.1.' 


837 

■mSaii  (Vtd.)  dann  wieder  auf  Caltha  gehend.  C.  Lepidopters: 
S^epabKera:  (18)  Pieria  iiapi  L.  sgd.,  sehr  hftufigl  29)  Vauusa  urti- 
■au  L,  sgd.  80}  Polyommatus  dorilis  Hfn.  Bgä. 

438.  Cardamine  impatlens  L    Beeucber; 

Ilyraenuptera:  Apiikie:  1)  Aadrena  albicans  K.  ^  sgd.  und 
■ferd.  26/5  73  (N.  U.) 

439.  Alyssum  calycinum  L    Besncher: 

Diptova;  Conoptilac:  1)  Mjopa  teatacea  L,  sgd.  (Thür.) 

440.  Alyssum  montanum  L.  Besivber  (in  meinem 
Garten) : 

Ä.  liiptera:  Syrphidae:  1)  Syritta  pipien»  L.  sgd.  und  Pfd, 
Unfig.  2)  EriataÜB  Bepulcralia  L.  sgd.,  in  Mehrzahl.  MusciUac:  3)  An- 
ttlomyiaartaii  sgd.,  zaljlreich.  4)  Liicilia  comicina  F.,  andaiiernd  sgd, 
B.  Coleoptera;  MtüacoAermata:  5)  Dasytea  flavipea  F.  häufig,  C. 
Bymenoptora:  Sphtgidae:  6)  Cerceris  variahüis  Schrk.  sgd,  nicht 
■dtcn,  Apidae:  i)  Prosopis  f^  in  Mehrzahl  sgd,  8)Halictas  nitidins- 
■^eqlaB  K.  5  Bgd.  und  Päd,  häufig.  9)  Nomada  ruficornis  L.  sgd, 

(84)  Draba  verna  L.  (Fig.  30.  31.)  Die  in  diesen  ' 
Sparen  dargestellte  BlUtheneinrichtung,  in  welcher  die 
'ISogera  Staubgefässe  vorzugsweise  der  Sictiselbstbestäubung, 
Öie  ktlrzcren  ausachliessJicU  der  Kreuzung  dienen,  ist  be- 
reits in  meinem  Buche  (Ö,  135)  beschrieben.  Der  dort 
BOfgestellten  BesucherÜHle  habe  ich  hinzuznt'ägen: 

Hyrnsnoptera:  Apidae:  (1)  Apis  meilifica  L.  t^  sgd,,  ab- 
wechselnd an  Tlilaapi  arveriGe,  Verouica  a^reetis  und  Draba  Tema. 
Thür-,  Brachäcker  14/4  73,  (2)  Aodrcna  parvula  K.  5  sgd.  iindPsd. 
daselbst;  ebenso  bei  L.  B.  Diptpra:  Mnsciäne:  4)  Hyleroyia  oine- 
rellaMgD.  5)  Anthomyiaarten,  6)  Sarcophagn  carnarift  L.  andauernd  Pfd. 


KrklämDg  der  Abbildnngen. 

1— (j.     Mitscari  botnjoides  Müh     {Lippstadt,  G&rten  15/4  78.) 

1.  Vollständige  Bliitbe,  von  der  Seite  gesehen  (4  :  1), 

2.  Dieealbe  gerade  von  unten  geaehen, 

3.  Dieselbe  itn  Aufriss. 

4.  Eine  der  oberen,  geschlecbtBloseiijgeschlosseDbteilKinden 
schräg  aufrecht  stehenden  Bliilhea. 

5.  Geaehleohtarudimenta  derselben  (20  :  1). 

6.  Entwickeltes   Staubgefäss   einer   sich    öffnenden  Blüthe 
bei  gleicher  VergrSsserung, 

-11,    Aüiitm  rotundum  L.    (Thüringen  7/7  73,) 


326 

7.  Blüthe  von  der  Seite  gesehen  (4:1)  p'  äussere,  p^  innere 
Perigonblätter. 

8.  Blüthe  im  ersten,  männlichen  Entwicklungsstadium, 
nach  Entfernung  der  Perigonblätter,  von  der  Seite  ge- 
sehen (4 : 1).  a*  die  vor  den  äusseren,  a^  die  vor  den 
innem  Perigonblätter n  stehenden  Staubgefilsse.  p^,  p' 
Ansatzstellen  der  weggerissenen  Perigonblätter, 

9.  Stempel  im  ersten,  10  derselbe  im  zweiten  Entwick- 
lungszustande (4 :  1).  n  Nektarium.  st  Narbe. 

11.    Blüthe^ur  Zeit  ihrer  weitesten  Oeflfnung,  gerade  von 
oben  gesehen  (4  :  1). 

12.  Änthericum  Liliago  L.  (Thüringen  7/7  73.)  Blüthe  schwach 
vergrössert,  schräg  von  vom  gesehen  (^/j  :  1).  12b  Staub- 
gefäss  derselben  Blüthe  (7 ;  1),  besonders  am  obern  Ende 
mit  Pollen  behaftet. 

13.  Paris  quadrifdlia  L,  (Lippstadt  22/4  78.)  Blüthe  im 
ersten  weiblichen  Zustande,  in  natürlicher  Grösse. 

14.  15.    Saxifraga  tridactylites  X.  (Stadtmauer  von  Soest,  11/5  77,) 

14.  Blüthe  schräg  von,  oben  gesehen  (7  :  1).  Ein  Staub- 
gcfäss  ist  nach  der  Blüthenmitte  hin  gebogen  und  mit 
der  Narbe  in  Berührung;  die  übrigen  sind  nach  aussen 
gespreizt. 

15.  Blüthe  im  Längsdurchschnitt  (7  : 1). 

16.  Bibes  rubrum  L,  Blüthe  im  Längsdurchschnitt  (4:1).  n 
Nektarium,  5  Kelchblätter  (sepala),  p  Blumenblätter  (pe- 
tala).  Dieselbe  Bedeutung  haben  s  und  p  in  den  folgen- 
den Figfuren. 

17.  Ribes  Ch'ossidaria  L,    Blüthe  im  Längsdurchschnitt  (3  :  1). 

18.  Bibes  nigrum  i.    Blüthe  im  Längsdurchschnitt  (3 : 1). 

19.  Bibes  sanguineum  Pursh.  Blüthe  im  Längsdurchschnitt 
(3  :  1). 

20.  Bibes  aureum  Pursh.  Blüthe  im  Längsdurchschnitt  (3  :  1). 

21.  22.    Hedera  JSelix  L. 

21.  Blüthe  gerade  von  oben  gesehen  (3  :  1). 

22.  Dieselbe  von  der  Seite  gesehen. 

23.  24.    Hydrocotyle  vulgaris  L.    (Lippstadt  1874). 

23.  Junge  Blüthe  (10 :  1).  Die  beiden  Staubgefässe  vorn 
und  rechts  sind  noch  nicht  ausgewachsen,  das  dicke 
Staubgefäss  hinten  ist  ausgewachsen,  aber  noch  nicht 
aufgesprungen,  die  beiden  Staubgefässe  links  sind  auf- 
gesprungen und  mit  Pollen  bedeckt.  Die  Griffel  sind 
noch  einwärts  gekrümmt,  die  Narben  noch  nicht  ent- 
wickelt. 


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329 

24.  Alte  Blüthe  (10 : 1).  Das  vorn  in  der  Mitte  stehende 
Staubgefäss  ist  aufgesprungen,  mit  Pollen  bedeckt,  noch 
frisch ;  die  4  übrigen  sind  verschrumpft  und  braun  ge- 
worden, aber  noch  mit  etwas  Pollen  behaftet. 

Die'  Narben  sind  entwickelt. 
25—29.     Orlaya  grandiflora  Hoffm.    (Thüringen  7/7  73.) 

25.  Aeussere  Randblüthe  eines  Randdöldchens  (4:  1).  Das 
am  Aussenrande  der  ganzen  Dolde  stehende  Blumen- 
blatt  ist  so  kolossal  vergrössert,  dass  die  beiden  fol- 
genden Figuren,  um  Baum  zu  sparen,  auf  die  beiden 
Hälften  seiner  Blattfiäche  gesetzt  werden  konnten. 

26.  Innere  Randblüthe  eines  Randdöldchens  (4 : 1).  Eben 
so  sind  auch  beliebige  Randblüthen  irgend  welcher 
mittleren  Döldchen  ausgebildet. 

27.  Mittlere  Blüthe  irgend  eines  Döldchens  von  der  Seite 
gesehen  (4 : 1).  Drei  der  Staubgefasse  sind  noch  nicht 
aus  der  Blüthe  herausgetreten;  nur  ihre  langen,  nach 
innen  gebogenen  Staubfäden  treten  hervor. 

28.  Mittlere  Blüthe  eines  Döldchens  nach  Entwicklung 
aller  Staubgefasse,  von  oben  gesehen  (7  :  1). 

29.  Dieselbe  nach  dem  Verblühen  (7 :  1).  Blumenblätter  und 
Stanbgefösse  sind  abgefallen.  Kelchblätter  (s)  und  Nek- 
tarium  (n)  sind  noch  übrig. 

30.  31.    Drdba  verna  L.    (Lippstadt  21/4  78.) 

30.  Blüthe  gerade  von  oben  gesehen  (7 :  1). 

31.  Dieselbe  nach  Entfernung  der  Kelch-  und  Blumen- 
blätter, von  der  Seite  gesehen  (10  :  1). 


■  *  "TT' 


Neuere  Arbeiten  über  die  ältesten  Devon- 
Ablagerungen  des  Harzes^). 

Besprochen  von 

Clemens  Schifiter  3). 


Lange  Jahrzehnte  hindurch  war  der  Harz  bereits  den 
Geologen  der  alten  Schule  ein  willkommenes  Arbeitsfeld  ge- 
wesen, ehe  d§T  ältere  der  drei  Gebrüder  Römer,  Adolph, 
als  der  Erste  es  unternahm,  die  neueren  Hülfsmittel  der 
Geologie,  die  Paläontologie  zur  Entziflferung  des  Baues 
dieses  alten  Gebirges  heranzuziehen.  Ad.  Römer  hat  von 
1843  bis  1865  der  Lösung  dieser  Aufgabe  obgelegen,  der 
wir  sechs  grössere  paläontologisch-geognostische  Abhand- 
lungen über  den  Harz  verdanken. 

Es  war  begreiflich,  wenn  zunächst  der  Wunsch  nahe 
lag,  die  in  anderen  Gegenden  bereits  unterschiedenen  Glie- 
der des  alten  Gebirges  auch  am  Harze  wieder  zu  finden. 
Hierfür  konnte  die  obwohl  vorzügliche  Arbeit  A.  Dumont's 
„Memoire  sur  la  Constitution  g^ologique  de  la  province  de 
Li6ge,  1832",  vorzugsweise  deshalb  nicht  benutzt  werden, 
weil  sie  das  Moment  der  Gliederung  des  Uebergangsge- 
birges  dem  stratigraphischen  und  petrographischen  Ver- 
halten mit  Hintansetzung  der  organischen  Einschlüsse  ent- 
nahm. So  konnte  denn  nur  das  1839  erschienene  „The 
Silurian  System"  von  Mure  biso  n  undSedgwick,  welches 
das  älteste  Gebirge  des  westlichen  Englands  zum  Gegen- 
stande der  Darstellung  hatte  und  den  Versteinerungen  die 


1)  Abhandlungen  zur  geologischen  Speoialkarte  von  Preussen 
und  den  Thüringischen  Staaten.  II.  Band,  4.  Heft  von  Dr.  Kayser. 
Berlin,  Verlag  der  Neumann'schen  Eartenhandlung.  1878. 

2)  Vorgetragen  in  der  Sitzung  der  niederrheinischen  Gesell- 
flchaft  für  Natur-  und  Heilkunde  in  Bonn  am  2.  December  1878. 


gebührende  Berücksiehtigung  eingeränmt  hatte,  beim  Stu- 
diom  des  HarzGB  die  gewünecbte  Handhabe  bieten. 

A.  Römer  war  in  den  ErruDgenachaften,  wozu  ihn 
Beine  vergleichenden  Studien  führten,  nicht  immer  glücklich. 
Zum  Theil  lag  dies  darin  begründet,  dass  Römer  vorwie- 
^fioä  Paläontologe,  zu  wenig  stratigraphischer  Geognoat 
war,  dann  in  dem  Umstände,  da»s  die  Paläontologie  zur 
Zeit  der  RJjiner'sehen  Arbeiten  noch  weniger  aUgemeio, 
wie  ihre  fortschreitende  Entwickelung  es  erreicht,  die  wün- 
Bohenswertbe  Schärfe  der  Bestimmnng  erlangt  hatte. 

So  erfuhr  denn  gleich  seine  erste  Darstellung,  welche 
'  s&mmtliche  Hauptglieder  des  alten  englischen  Gebirges, 
das  Devonische,  Silurieehe  und  Cambrische  System  am 
Harze  wieder  zn  erkennen  vermeinte,  einen  lebhaften  Wider- 
eprueb  von  Seite  derjenigen  Geologen,  welche  sich  mit  dem 
Studium  des  älteren  rheinischen  Gebirges  befasst  hatten, 
insbesondere  seines  Bruders  Ferdinand  und  Fridol. 
Sandberger's,  welche  das  Vorkommen  von  älteren  als  de- 
Töniscben  Schichten  am  Harze  in  Abrede  stellten. 

In  Folge  der  vorhin  geuannten  Umstände  wechselten 
denn  auch  die  eigenen  Ansichten  Ad.  Römer'a  über  das 
Alter  der  verschiedenen  Grauwacken  and  Kalbe  des  Harzes 
in  seinen  verschiedenen,  allmälich  erscheinenden  Publi- 
kationen. So  erklärte  er  /,.  B.  die  Granwacke  von  Lauter- 
berg, weiche  er  anfangs  flir  Silur  angesprochen  hatte,  in 
^  Beinen  letzten  Publikationen  fiir  Culm  und  zwar  auf  Grund 
der  lediglieh  aufgefundenen  Pflanzenreste;  tbieriscbe  Ver- 
steinerungen waren  nicht  bekannt  geworden, 

In  gleicher  Weise  hatte  er  die  Kalke  von  Elbingerode, ' 
Heenburg,  Harzgerode  und  Mägdesprung,  später  fl852) 
auch  diejenigen  von  Zorge,  Wieda  und  Hasselfelde  für 
obersiluriscli  erklärt  und  insbesondere  (1850J  die  brachio- 
podenreichen  Kalke  des  Klosterbolzes  von  Ilsenhurg  mit 
denjenigen  der  obersilurischen  Kalke  von  Konjeprus  in 
Böhmen  verglichen,  gleichwohl  wurde  später  {18(50)  wenig- 
stens ein  Theil  derselben,  insbesondere  die  Lager  von 
Wieda,  ins  Mitteldevou  versetzt. 

Den  klarsten  Ausdruck  der  sehwankenden  Meinungen 


■  * 

r 

332 

A.  Römer's    gaben  die   verschiedenen  von  ihm  besorgten 
Ausgaben  der  geognostischen  Uebersichtskarte  des  Harzes. 

Bei  dieser  Unsicherheit  der  Ansichten  über  die  geo- 
gnostische  Zusammensetzung  des  Harzes  miisste  es  wünschens- 
werth  erscheinen,  dass  das  geognostische  Studium  desselben 
auch  von  frischen  Kräften  in  Angriff  genommen  werde. 
Man  darf  es  als  einen  glücklichen  Umstand  bezeichnen, 
dass  noch  vor  Schluss  der  sechziger  Jahre  die  unter  der 
Direction  der  Geheimen  Käthe  Hauchecorne  und  Bey- 
rich  arbeitende  preussische  geologische  Landesanstalt,  unter 
der  genialen  Führung  Beyrich's,  welche  durch  treffliche 
jüngere  Kräfte  unterstützt  wurde,  an  die»  Lösung  dieser  . 
schwierigen  Aufgabe  herantrat. 

Bisher  haben  nur  verschiedene  kleinere  Mittheilungen, 
welche  theils  in  der  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen 
Gesellschaft,  theils  in  'den,  zu  den  bereits  erschienenen 
Kartenblättern  gehörenden  Erläuterungen  niedergelegt  sind, 
dem  fachmännischen  Publikum  von  der  rüstig  fortschreiten- 
den, jetzt  ziemlich  zum  Abschluss  gelangten  Aufnahme 
Kunde  gegeben. 

So  erfuhren  wir  über  die  eben  berührte  pflanzen- 
flihrende  Grauwacke  schon  1868  durch  Dr.  Lossen  (1. 
c.  p.  216),  dass  dieselbe  —  welche  die  Bezeichnung  Tanner- 
Grauwacke  erhielt  —  zufolge  der  Lagerungsverhältnisse  das 
tiefste,  älteste  Glied  des  hercynischen  Sedimentärgebirges 
darstelle.  Und  er  bemerkt,  indem  er  ein  Schichtenschema 
mittheilt,  welches  die  bis  dahin  im  südlichen  und  östlichen 
Harze  ausgeführte  Kartenaufnahme  ergab,  dass  auch  in 
Böhmen,  in  England  und  in  Nordamerika  an  der  Grenze 
zwischen  Silur  und  Devon  eine  erste  Landflora  sich  zeige. . 
Diese  erste  Auffassung  haben  die  weiteren  Kartenaufnahmen 
nicht  alterirt,.  wie  alle  folgenden  Mittheilungen  Lossen's 
(vergl  Z.  d.  d.  g.  G.  tom.  21,  1869,  pag.  284,  tom.  27, 1875, 
pag.  448,  tom.  29,  1877,  pag.  612}  dargethan. 

Ueber  die  erwähnten  Kalke  von  Wieda  und  Zorge 
hat  Beyrich  (Z.  d.  g.  G. 'tom.  19,  1867,  pag.  248)  den 
Nachweis  geliefert,  dass  dieselben  nicht  zu  trennen  seien 
von  den  Kalken  von  Mägdesprung,  Harzgerode  etc.  und 
dass  insbesondere  auch   die   von   Ad.   Römer   für  seine 


•>•■: 


333 

Ansicht  angeführten  Goniatiten  dieser  Auffassung  nicht 
widersprächen.  Diese  besässen  ebenso  wie  diejenigen  der 
Thonschiefer  von  Wissenbach  und  diejenigen  der  oberen 
Lagen  der  alten  böhmischen  Kalksteinformation,  mit  denen 
die  genannten  Lager  allein  verglichen  werden  könnten,  — 
ausser  einem  einfachen  trichterförmigen  Dorsallobus  keinen 
weiteren  anderen  Lobus. 

Die  genannten  Kalke  bilden  Einlagerungen  jener 
Schieferzone,  welche  auf  den  neuen  Karten  der  geolog. 
Landesanstalt  als  Untere  Wieder  Schiefer  bezeichnet  werden. 
Dr.  Lossen  gliedert  nämlich  diejenigen  Schichten  des 
Harzes,  welche  älter  sind  als  Mitteldevon,  also  als  Strin- 
gocephalenkalk  und  Calceola-Schiefer  (Z.  d.  d.  geol.  Ges. 
tom.  29,  1877,  pag.  612—624)  wie  folgt: 

B.  Normales  Unterdevon: 
7.   Elbingeroder  Grauwacke,  bei  Lucashof  und  Thale  pflan- 
zenführend. 
6.   Zorger  Schiefer. 
5.    Hauptkieselschiefer. 
4.    Oberer  Wieder  Schiefer. 

3.  Hauptquarzit,  südlich  und  östlich  der  Sattelaxe  der 
Taniier  Grauwacke  in  der  Süd-  und  in  der  Selke-Mulde 
ohne  Kalkgehalt  und  petrefactenleer;  nördlich  derselben 
Achse  in  der  Elbingeroder  Mulde  häufiger  kalkhaltig 
und  petrefactenführend  bei  Elend,  Hasscrode  (Drenge- 
thal).  Drei  Jungfern  und  Krebsbach  bei  Mägdesprung  *). 
Dahin  gehört  auch  der  Bruchberg-Quarzit  und  der  Kahle- 
berger Quarzitsandstein. 


1)  Die  hier  auftretende  Fauna  entspricht  derjenigen  des  rhei- 
nischen Spiriferensandsteins.  Ad.  Römer  nannte  schon  von  Andreas- 
berjif:  Spirifer  macropterus,  Rhynchonella  Daleidensis,  Cryphaeus  cal- 
litelis?  (non!  stcllifer)  Homalonottts  u.  Chondrites;  diesen  fügt  Dr. 
Kayser  hinzu:  Phacops  laUfrons?  Chonetes  sarcinulata?  und  aus  dem 
Drengethal  Chonetes  sarcinulata  und  Spirifer  äff.  curvatus;  dann  von 
Elend:  Chonetes  sarcinulata,  Spirifer  macropterus^  Phacops  latifrons, 
Spirifer  hystericus,  Spirifer  laevicosta,  Laeptaena  Murchisoni,  Atrypa 
reticularis,  Orthis  striatula,  Clmnetes  dilatata  {?),  Liptaena  rugosa, 
Lingula,  Favosites.  Ferner  aus  dem  Krebsbachthal :  Cryphaeus  lad- 
niatus,  Spirifer  cnf.  speciosus,  Spirifer  macropterus'^  Spirifer  hystericuSf 
Chonetes  dilatata?  Phacops,  Streptorhynchus?  Fenestella,  Orthoceras, 

Verh.  d.  nat,  Yer.  Jahrg.  XXXV.  4.  Folge.  V.  Bd.  22 


-.*■ 


334 

A.  Hercynisches  Schiefergebirge  =  F.  G.  H.  ßarrande. 
2.    Untere  Wieder  Schiefer. 

2c.  Obere  Stufe  der  Unteren  Wieder  Schiefer  mit  den  be- 
sonders der  oberen  Grenzregion  angehörenden  ein- 
zeiligen Graptolithen^)  der  Selkemulde  und  bei  Lauter- 
berg. 
2b.  Untere  Stufe  der  Unteren  Wieder  Schiefer;  Schiefer 
mit  Grauwacken-Einlagerungen  (darin  Pflanzen  bei 
Lindenburg,  Wolfsberg,  Stolberg  etc.),  Kieselschiefer 
und  Kalkstein-Einlagerungen,  letztere  mit  den 
Faunen  vom  Schneckenberg  und  Scheerenstieg  u.  a.  0. 
bei  Harzgerode,  Hilkenschwenda,  Hasselfelde,  Trauten- 
stein, Zorge,  Wieda,  Thale,  Altenbrak,  Blankenburg, 
Oehrenfelde  und  Klosterhölz  bei  Ilsenburg. 
2a.  Grenzquarzitlager  (local). 

1.  Tanner  Grauwacke  (u.  Plattenschiefer)  mit  Pflanzen  von 
Wernigerode,  Ilsenburg,  Mägdesprung  etc. 
Unter  all'  den  genannten  Zonen  ist  es  die  Untere 
Zone  der  Unteren  Wieder  Schiefer,  welche  sowohl  wegen 
des  Reichthums  der  von  den  Kalkeinlagerungen  desselben 
umschlossenen  Fauna,  als  wegen  ihrer  Beziehungen  zu 
den  Vorkommnissen  fremder  Lokalitäten  das  grösste  In- 
teresse beansprucht.  Wir  sind  deshalb  dem  Herrn  Dr. 
Kays  er  zu  grossem  Danke  verpflichtet,  dass  er  diese  in 
dem  vorgelegten  Werke  zum  Gegenstande  einer  erneuten 
Prüfung  und  zusammenhangenden  Darstellung  gemacht  hat. 
Verfasser  konnte  hierbei  nicht  allein  die  bedeutenden  An- 
sammlungen einschlägiger  fossiler  Reste  im  Museum  der 
geologischen  Landesanstalt,  sowie  desjenigen  der  Uni- 
versität Berlin  benutzen,  sondern  es  lagen  ihm  auch  die 
in  Clausthal,  Halle  und  Heidelberg  befindlichen  Originale 
der  Arbeiten  Römer 's  und  GiebeTs   u.   s.  w.  zum  Ver- 

1)  Die  ersten  Graptolithen  am  Harze  wurden  1855  durch  Berg- 
moister  Jüngst,  einen  Schüler  Ad.  Rom  er 's,  bei  Lauterberg  auf- 
gefunden, worüber  letzterer  im  neuen  Jahrb.  für  Miner.  p.  540  eine 
Mittlieilung  gab.  Durch  Dr.  Lossen  wurde  dann  später  1.  c.  die 
feste  Stellung  eines  Graptolithen-Niveaus  im  N.  und  S.  der  Sattelzone 
der  alten  Tanner-Grauwacke,  sowie  in  der  Umgebung  der  Selke-Mulde 
dargetban  und  auf  weite  Erstreokuug  nachgewiesen. 


^eiclie  vor.  So  konnte  Dr.  Kayser  weit  Illier  200  Arten 
dorch  Vergleich  feststellen,  während  Giebel  in  der  Ab- 
handlung „die  siluriBche  Fauna  des  Unterharzes",  Halle  1858, 
kanm  100,  Ad.  Rr>mcr  in  seinen  sänimtlichen  Arbeiten 
etwa  130  Arten  zur  Darstellnng  brachte. 

Die  Beschreibung  dieser  Arten,  welche  durch  gute 
'  Abbildungen  erläutert  wird,  nimmt  den  gröaeten  Theil  der 
Kayser'schen  Abhandlung  ein.  Vorher  geht  ein  histo- 
tUcher  Rückblick  und  den  Schluss  bilden  ein  Vergleich 
mit  verwandten  fremden  Lokalitäten  sowie  einige  Folge- 
rtmgen  allgemeinerer  Natur. 

Dr.  Kayser  hebt    auch  wiederholt  hervor,   dass  die 
verschiedenen  Lager  rUcksichtlieh    ihres  organischen  In- 
haltes Verschiedenheiten  zeigen  und  sich  tUeils  als  Cepha- 
'  lopoden-,   theils  als  Brachiopoden-Kalke  darstellen.    Beide 
auch  dem  äusseren  Anaehen  nach  verschieden.    Der  Cepha-, 
lodenkalk  dicht  und  Haserig  gleicht  dem  westpfaäliBcheu 
tnenzelkalk,   noch  mehr   dem  Kalk  der  Barrande'scheu 
i  G.  in  Böhmen.    Er  enthält  fast  nichts  als  Cephalo- 
i  und  daneben  Lamellibranchen  und  sparsame  Gastro- 
Er  zeigt  sich  typisch    entwickelt   im  Haaaelfelder 
tenbmchc,  am  kleinen  Ladekenberge,  hei  der  Harzgerö- 
^ZiegelhUtte,  im  Tännenthale  etc.  —  Der  Bracbiopoden- 
:  hingegen  ist  kristallinisch-körnig  und  ebenso  wie  der 
genannte  bald  bituminös  und    dunkel,    bald   hellfarbig. 
fiat  reich    an  Bracbiopoden    und  Trilobiten,   daneben 
ropoden,  Lamellibranchen  und  einige  Pteropoden,  Ko- 
i  und  Bryozoen.    Typische  Fundpuukte:  derScheeren- 
bei  Mägdesprung,  der  Sehneekenberg  bei  Harzgerode, 
^terbolz  bei  Ilsenburg  etc.    Verfasser  möchte  in  diesen 
terschieden   weniger  Niveau-   als  vielmehr  Facies-Ver- 
l^edenheiten  erhlicken  und  sie  vergleichen  mit  dem  ober- 
»niscben  hrachiopoiienreiehen  Cuboideskalk   von  Stoll- 
f  und  Couvin  und   dem    gleichalterigen  Cephalopoden- 
i  von  Adorf,  Oberscheid  etc.   Er  stimmt  in  dieser  Auf- 
anz  mit  deo  Ansichten  Beyvich's  Uberein,   die 
ielbe  schon  vor  einem  Deceunium  (1.  c.  18(37,  pag.  247) 
Igetragen  bat. 
Jfej  BetraehtaBg   des  Gesammtcharakters    Äei  a.We.'o, 


HMHH 


T  !f.-' 


336 

hercynischen  Kalkfauna  ergibt  sich,  sagt  Dr.  Kays  er,  dass 
dieselbe  ein  Nebeneinandervorkommen  von  devonischen  und 
silurischen  Formen  zeige,  dass  jedoch  die  Devontypen  vor- 
herrschen, neben  denen  die  silurischen  Gestalten  nur  als 
vereinzelte    Nachzügler  aufträten  (p.  251). 

Verfasser  vergleicht  dann  die  hercynische  Fauna  mit 
den  Stufen  F.  G.  H.  Barrande's  im  böhmischen  Ober- 
silur, aufweiche  auch  Beyr  ich  bereits  hingewiesen  hatte 
(1.  c.)  und  findet,  dass  von  den  200  hercynischen  Arten 
circa  50  auch  im  Böhmischen  Obersilur  wiederkehren  (von 
denen  freilich  etwa  die  Hälfte  noch  mit  einem  Fragezeichen 
versehen).  Dies  sind  10  Trilobiten,  nämlich:  Proettts 
unguloides^  Pr.  complanatus?  JPr.  eremita,  Pr.  cf,  orhitatuSj 
Cyphaspis  hydrocephala^  Phacops  fecimdus,  Ph,  fugitivtiSy 
C/ieirurus  Sternbergi  (?),  JBronteus  cf,  elongatus,  Bront.  cf.  Bil- 
lingsi;  ferner  11  Cephalopoden:  Goniatites  lateseptatus, 
Gon,  neglectuSj  Gon.  tahuloides,  Gon.  evexus,  var,  bohemica, 
Orthoceras  cf.  migrans,  Or.  raphmiistrum,  Or.  dulce?  Gyro- 
ceras  proximum,  Uercoceras  suhtuherculatum  (?J]  dann  7 
Gastropoden:  Capulus hercynicm  var,  acuta?  Cap. priscus ? 
Capulus  Halfari?  Platyostoma  naticoides  (?),  Conülaria 
aliena?  Tentactdites  acuarius,  Styliola  laevis;  und  dann  2 
Lamellibranchen  und  22  Brachiopoden:  Cardiola 
quadricostata  (?)  Card,  interrupta,  lihyncJioiiella  nympha^ 
Bh.eucharis?  Bh.princeps^  Bh.Henrici,  Pentamcms  Sieberi, 
Pent.  galeattis,  Spirifer  togatus,  Sp.  Nerei^  Sp.  excavaUiSj 
Gyrtina  heteroclyta,  Ätrypa  reticularis,  Retzia  melonica, 
Merista  harpyia?  Orthis  occlusay  Or.  palliata?  Or,  striatiday 
Strophomena  neutra,  Str.  corrugatellaj  Str,  nebulosa,  Str, 
rhomboidalis,  Str.  Verneuili?  Chonetes  enibryo. 

„Man  ersieht,  schliesst  der  Verfasser  (p.  254),  dass  von 
den  aus  den  hercynischen  Schichten  beschriebenen  Arten  50, 
also  mehr  als  der  vierte  Theil  mit  solchen  der  obersten 
Barrande'schen  Kalketagen  identisch  oder  nächstverwandt 
sind  —  ein  Resultat,  welches  die  Aequivalenz  beider 
Faunen  über  allen  Zweifel  erhebt!*' 

Dann  ergiebt  ihm  ein  Blick  auf  die  genannte  böhmische 
Fauna  F.  G.  H.,  dass  dieselbe  trotz  manigfacher  noch  an's 
Silur  mahnender  Eigenthümlichkeiten  im  Ganzen  ein  aus- 


gesprochen  devonisches  Gepräge  zeigt.  Dasselbe  wird  be- 
sonders dnrch  die  Goniatiten-Faana,  die  zahlreichen  devo- 
nischen Brachiop  öden  typen  und  das  Fehlen  aller  exclusiv 
ailnrischen  Ccplialopoden  und  Trilobltengattnngen  bedingt, 
fliei  silnriachen  Anklänge  dagegen  in  erster  Linie  durch 
einige  obersilurisehe  Brachiopoden  formen,  Calj-raene  und 
die  Graptolithea,  in  zweiter  Linie  durch  die  zahlreichen 
lOalmanitea  und  Trochoeeren.  Im  Vergleich  zu  der  Harzer 
Fauna  mit  ihren  vielen  und  ausgezeichneten  devonischen 
Brachiopoden  und  Corallen  zeigt  die  böhmische  viel  zahl- 
reichere an's  yilur  erinnernde  ZUge.  Bei  der  ausserordent- 
lichen Uebereinatimmung  beider  Faunen  kommt  indes»  der 
entschiedener  hervortretende  devonische  Cbaracter  der  Harzer 
.'Fauna  auch  der  bfihmischen  zu  Statten,  indem  derselbe, 
Tfenn  die  Betrachtung  der  böhmischen  Fauna  fttr  sich 
^lein  noch  Zweifel  Über  deren  Alter  übrig  lassen  könnte, 
den  Ausschlag  zu  Gunsten  ihrer  Zugehörigkeit  zum  Da- 
■Von  geben  würde."  (p.  262.) 

Unter  den  übrigen  von  Dr.  Kayser  zum  Vergleich 
herbeigezogenen  Gegenden  hat  für  uns  das  grösste  Inter- 
eSBe,  das8  er  auch  im  rheiniacben  Schiefergebirge 
•eine  der  hercynischen  äquivalente  Fauna  wiederfindet. 
(sHier  sind  es  namentlich  die  erst  in  neuerer  Zeit  aufge- 
'filndenen  versteiuerungsreichen  Kalke  von  Greifenatein ') 
Und  Bicken*),  die  zwar  nur  eine  kleine  aber  nichts  deato- 
weniger  ganz  unzweifelhaft  mit  der  hühmischen  und  harzer 
■Aber  einstimm  ende  Fauna  einschliessen."  Verfasser  hat  bis 
jetzt  17  Arten  derselben  bestimmen  können: 

Cypkaspis  hydrocephala  A.  Rom,  —  Bicken,  Harz, 
Böhmen. 

Acidapis  Boemeri  Barr.  —  Bicken,  Etage  E. 

Bronteus  thyssanopeltis  Barr.?  —  Bicken,  Greifenstein, 
Böhm.,  franz.  Spiriferensandst.,  Harzer  Mitteldevon?    ' 

Proetus  boJiemicus  Barr.  —  Greit'enst.,  Böhm. 

1)  H.  yon  Deehen,    Uebar    den   Quarzit   bei  GreiFenstein   im 
|fKreiflB  Wetzlar,     Z.  d.  d.  geol.  Ges.  1875,  tom.  27,  pag.  762. 

2)  KayBsr,  Notiz  über  eioe  aufiallige  Miasbil  düng  eines  devO- 
t^inhen   GoniphocerBs    (von  Bicken)  ibid.  1B74,  pag.  671.    Derselbe, 

Beyrich  ibid.  1877,  pag.  407. 


':f:"iy^  V 


388 

Proetus  complanattis  Barr.  —  Greifenst.,  Harz,  Böhm. 

Proetm  eremita  Barr.  —  Greifens!.,  Harz,  Böhm. 

Phacops  fecundus  Barr.  —  Bick.,  Greif.,  Harz,  Böhm. 

Goniatites  tahuloides  Barr.  —  Bick.,  Harz,  Böhmen. 

Goniatites  lateseptatm  Beyr.  —  Bick.,  Harz,  Böhm. 

Goniatites  Jugleri  Ad.  Rom.  —  Bick.,  Böhm.,  harzer 
Mitteldevon. 

Goniatites  sübnautilinm  Schi.?  —  Bick.,  Harz  (?), 
Böhm.  ? 

Trochoceras  sp.  —  Bick. 

Gomphoceras  sp.,  Gyrtoceras  sp,  —  Bick. 

Orthoceras  trianguläre  Arch.  Vern.  var.  Bickensis 
Kays.  —  Bick.,  Harz. 

Cardiola  gigantea  Kays.  —  Bick.,  Harz. 

Spirifer  falco  Barr.  (?)  —  Greif.,  Böhm. 

Merista  herculea  Barr.  (?)  —  Greif,  Böhm. 

Die  Uebereinstimmung  der  genannten  rheinischen  Vor- 
kommnisse mit  den  böhmischen  und  harzer  Verhältnissen 
scheint  sich  nach  dem  Verfasser  auch  darin  auszusprechen, 
dass  der  weisse  oder  röthliche  krystallinische  Kalk  von 
Greifenstein  besonders  Trilobiten  und  Brachiopoden,  der 
graue  Flaserkalk  von  Bicken  dagegen  besonders  Cephalo- 
poden  und  daneben  Cardiola- Arten  und  Trilobiten  enthält, 
also  der  eine  paläontologisch  und  petrographisch  den  Brachio- 
poden-, der  andere  den  Cephalopoden  kalken  des  Harzes  und 
Böhmens  entspricht. 

Dr.  Kayser  erinnert  dann  noch  daran,  dass  die  be- 
kannten Schiefer  von  Wissenbach  und  des  Rupbachthals  i) 
neben  einer  Anzahl  gewöhnlicher  Formen  des  Spiriferen- 
sandsteins  (als  Cryphaeus  laciniatuSy  Pleurodictyum  prohle- 
maticum  etc.  vergl.  Sandb.  Rh.  Schicht.  Nass.  p.  482)  auch 
eine  beträchtliche  Reihe  hercynischer  Arten  einschliessen 
und  zwar :  Goniatites  Jugleri  Ad.  Rom.,  G,  subnautilinus 
Schlot.,  G.  evexus  v.  Buch,  G.  evexm,  var.  Bohemicus  Barr. 
Cr.  lateseptatus  Beyr.,  G.  vittiger  Sandb.,  G.  gracilis  Sdb., 
6r.   occultus  Barr.,  Nautilus  vetustus  Barr.,  Hercoceras  (?) 


1)  Die  Funde  im  Rupbachthale  sind  durch  Maurer  zusammen- 
gestellt.   Jahrb.  für  Mineral,  etc.  1876,  pg.  408. 


(uherculatum  Sandb.,  Gyroceras  proximwn  Barr.,  Trocho- 
iras  8)>.,  Orthoceras  trianguläre,  Or.  JoveUani  Vern,  (?),  i 
Or.  Kochi  Kays.?,  Or.  commutatunt  Gieb.,  Or,  obliguieo~  , 
statum  Sandb.?,  Or.  pohjgonum  Sndb.?,  Or.  planicanalieu-  { 
liüum  Sandb.?,  Fhacops  f'eeundus  Barr.,  Pk. fugitivus  Barr.? 
Oj/phaspis  kydrocephala  Ad. Rom.,  Capulus  hercynims  Kays.??  ■ 
Timrotomaria  sitbcarmata  Ad.  Rom.,  Pentamerus  rhenanas  \ 
ird.  Rom. 

Dnrch  alle  dieae  Uotersuehungen  und  Vergleichungen 
^chtet  ein  Endziel  durch :  den  Nacliweis  zu  erbringen, 
mtliche  vorgeführte  Faunen  und  Sedimente   seie 
ivniscbe  anzusprechen,  und  Bchliesst  Verfasser   selbe  mit   , 
i  Worten:  „Als  Resnltat  der  vorstehenden  üntersuchnn- 
1  glaube  ich  behaupten  zu  dUrien,  dasa  die  besprocheneQ  i 
lagerangen  des  Harzes.   Böhmens  etc.  nur  in   die  devo-  1 
iclie    Formation   eingereiht   werden  können".     Er  sieht 
^,trotz  der  mannichfaehen  silurischen  Anklänge  und  trotz* 
u  sie  im  Harz  von,  bislang  ttlr  ganz  eminent  silurisch  ge- 
^enen  Graptolithen-Sehieiern    überlagert    werden,    nicht  I 
iura  tlir  eine  Silur  und  Devon  verbindende  Uebergangsgrappe  J 
,  wie  solche  das  Tithon  zwischen  Jura  und  Kreide,  der   | 
|tfa    zwischen    Trias    und   Jura  darstelle,    welche   durch 
jefähr    ebenso   zahlreiche  Fäden  mit   der  darunter-   als 
t  der   darübe  rliegenden  Formation   verbunden  seie 
ien  vielmehr   die  Verhältnisse    der   hercynischen    Fauna  ■ 
:  andere,  der  Cliaraeter  derselben   erlaube   eben   nur  | 
!  Classification  beim  Devou.    {p.  285.) 
Verfasser    wendet   sich    dann    der   letzten  Frage   zu, 
^ches  Niveau  die  hercynische  Fauna  innerhalb  der  De-   , 
■iperiode  einnehme.     Dass  dieselbe,  ein  tiefes  Glied  der 
'«nformation  dai-stelle,    dass  sie  der  untern  Abtheilung 
gehöre,  bedUrfe  keines  Beweises;  die  Frage  sei  deshalb, 
a  sie  sich  zu  der  im  westlichen  Europa  weit  verbreiteten 
ffina  des  Öpiriferensandsteins,  welche  man  vor  allem  als 
bisches  Unterdevon  anzusehen  gewohnt  sei,  verhalte,   ob 
)  die  hercynische  Fauna  älter  als  die  Fauna  des  Spiri- 
teins  sei,   oder  ob  sie  sich  als  eine  Parallel-Bil- 
;  derselben   darstelle.     Bisher  vertrat  H.  Dr.  Kayser 
t>wie  er  selbst  heiTorhebt  —  die  erste  Ansicht  und  schrieb 


\-'yl 


340 

noch  in  dem  im  September  1877  ausgegebenen  2.  Hefte 
des  29.  Jahrganges  der  Zeitschrift  der  deutschen  geolo- 
gischen Gesellschaft  p.  408:  „dass  diese  Fauna  am  Rhein 
ebenso  wie  im  Harz  ihr  normales  Lager  unter  dem  typi- 
schen Unter-Devon  einnimmt,  kann  als  sicher  angenommen 
werden*^  etc.  In  der  vorliegenden  Arbeit  ist  diese  An- 
schauung aufgegeben  und  wird  statt  derselben  die  zweite 
verfochten,  indem  der  Verfasser  die  Auffassung  Beyrich's 
adoptirt,  der  1867  (Z,  d.  d.  g.  6.  tom.  19,  pag.  249),  indem 
er  die  alten  hercynischen  Kalklager  mit  dem  böhmischen 
Obersilur  verglich,  den  Satz  aufstellte:  die  „Stufen  F.  6.  H. 
könnten  sehr  wohl  als  Ablagerungen  betrachtet  werden, 
welche  jünger  sind  als  die  gesammte  Schichtenfolge,  der 
die  Benennung  des  Silur  ursprünglich  beigelegt  worden 
ist,  d.  h.  als  eine  versteinerungsreiche  unterdevonische 
Kalkformation,  welche  sich  zu  den  mächtigen  versteine- 
rungsarmen unterdevonischen  Schiefer-  und  Grauwacken- 
gebilden  anderer  Gebirge  ebenso  verhält  wie  der  verstei- 
nerungsreiche Kohlenkalkstein  zu  den  versteinerungsarmen 
Culm-Aequivalenten  anderer  Districte." 

Dr.  Kays  er  sieht  (p.  286)  einen  derartigen  Beweis 
in  dem  Umstände,  dass  die  hercynischen  Typen  tiberall, 
wo  sie  in  grösserer  Anzahl  erscheinen,  an  kalkige  Sedi- 
mente gebunden  seien.  So  in  Böhmen,  am  Harz,  in  Thü- 
ringen, im  rheinischen  Gebirge  wie  bei  Greifenstein  und 
Bicken  und  anderen  Gegenden.  Und  er  meint,  dass  dies 
auch  in  gewissem  Grade  von  den  Wissenbacher  und  Rup- 
bachthaler  Schiefern  gelte,  deren  Kalkgehalt  sich  in  der 
Ausscheidung  von  Kalkconcretionen  und  im  Vorkommen 
von  Petrefacten  ausspricht,  deren  Inneres  mit  Kalkspath 
ausgefüllt  ist.  Er  betrachtet  den  Spiriferensandstein 
(p.  288)  als  Flachmeerbildung,  worauf  sowohl  ihre 
petrographischen  Charactere,  als  auch  ihre  arme,  einför- 
mige Fauna  hinwiesen,  und  bezeichnet  sie  trotz  ihrer 
ansehnlichen  Verbreitung  (bis  durch  Frankreich  und  Spa- 
nien hin)  als  eine  Lokal-Bildung  und  fasst  die  hercy- 
nischen Kalklager  als  die  in  tieferem  Meere  abge- 
setzten Aequivalente  jener  Seichtwasserbildungen,  als  ihre 
normale  Entwicklungsform  auf;  sie  verhielten  sich  also  wie 


die    ebenfalls  Dur  lokalen    dentsohen    Triasbildangeu    zaM 
ihren  alpinen  Facies.     lat  aber,  sagt  der  Verf.,  die  hercy-  . , 
nisclie  Fauna    nur    al»  eine   besondere  Facies    des  Dnter- 
devon  zu  betiacliten ,    so   ist  es   a  priori   wabrächeinlicb, 
dass  sie  da,  wo  sie  in  Verbindung  mit  Spiriferensandstein 
anftritt,  bald  unter,   bald  über  dena  letzteren  oder  aucb  in., 
mehriacher     WecbgellageruDg    mit    demselben    angetroffen  j 
werden   wird.     Und  so   sei  es  auch    in  der  That.  ImHaizj 
liege    die  Mägdeaprunger  Fauna  nnter  dem  Hauptquai 
mit  seiner  ypiriferensandsteinfanna;  in  Frankreich  bei  NÄj 
hoa  und   an   anderen  Orten   träten  an    hercynische  Ty] 
reiche  Kalklager    über  dem    typischen   iSpiriferensaudsteii^S 
auf  und  in  Amerika  endlich  fänden  sich  zwei  Faunen  toQj 
hercynischem   Cliaracter  getrennt  durch   eine  Fai 
Spiriferensandstein-Charaeter.     Und  es    wäre  im  Lichtejl 
tlieser  AnGchauungen  gegen  eine  Ciassilikation  der  WisseD^JI 
baehcr  Sehiei'er  als  oberes  Unterdevon,  falls  stratigraphiechej 
Thatsaehen  auf  dieselbe  hinilihren    sollten,    Nichts    mebri| 
einzuwenden. 

Man  sieht  die  Anschauungen  des  Verfassers,  für  di^  j 
er  mit  Geschick  plaidirt,  haben  etwas  Bestechendes,  gleichr-S 
wohl    kann   es  vielleicht    noch  manchen   Kampf  koeten^J 
ehe  die  erbrachten  Gründe   aligemein   als  beweisend  ; 
gesehen  werden,    und  nicht  mehr   von    einer  besonderen 
Kwischen  Silur    und  Devon   lagernden  Hercyn  -  Formatioi 
gesprochen   werden    wird.     Die   vorgeführten  BeKiehungei 
zwischen   dem    Ilercyn    und    dem  Spiriferensandstein    be-l 
stehen  wesentlich  nur  in  allgemeinen  Zügen,  in  an  ver*^  j 
wandte  Formen    erinneradea  Typen.     Freilich    wird   au(d 
auf  einzelne  specifische  Uebereinstimmungen   hingewieBC^J 
so    wird    wiederholt    die    Verwandtachaft   der    GoniatiteM 
betont,  und  wir  lesen  z.  B.  (p.  289)  „wie  bei  den  Faciea- 
gebilden    der  altern  Carbonperiode,    so  erweist    sich    auch 
bei    denen    des  Unterdevnn   die    paläontologische   Glcieh- 
werthigkeit  durch  zahlreiche  gemeinsame  Arten,  und  spie- 
len   tlir   die    Vergleichung    hier   wie    dort    Goniatiten    die 
Hauptrolle".     Gleichwohl  ist  nicht  ersichtlich,    welche  Go- 
niatiten   Herr   Dr.  Kayser    als    dem   Hercyn   und    Spiri- 
ferensaudstein  gemeinsam  betrachtet.     Ferd.  Römer  fuhrt 


^ 


"'■'  '^'^'^ 


B42 

in  seinem  Werke  über  das  rheinische  Schiefergebirge  keine 
Art  aus  dem  Spiriferensandstein  auf;  ebenso  wenig  nennen 
die  Gebrüder  Sandberger  in  ihrem  grossen  Werke  eine 
Art.  Auch  sonstige  Verzeichnisse,  wie  die  „Vergleichende 
Uebersicht  der  Versteinerungen  der  rheinischen  Grauwacke* 
von  Wirtgen  und  Zeiler  (Verhandl.  d.  naturhist.  Ver. 
Rheinl.  u.  Westph.  1854,  pag.  449)  kennen  keine  Gonia- 
titen  im  Spiriferensandstein.  Die  Litteratur  bietet  keinen 
Anhalt  für  das  Vorkommen  von  Goniatiten  im  Spiriferen- 
sandstein. Freilich  werden  von  einzelnen  Geologen  die 
Goniatitenreichen  Wissenbacher  Schiefer  —  über  deren 
Alter  die  Meinungen  sonst  noch  sehr  getheilt  sind  — 
zum  Spiriferensandstein  gezogen,  aber  Dr.  Kayser  sieht 
in  ihnen  keinen  Spiriferensandstein,  sondern  er  nimmt  sie 
als  eine  hercynische  Bildung  in  Anspruch,  und  desshalb 
kann  er  bei  obiger  Vergleichung  die  Goniatiten  der  Wis- 
senbacher Schiefer  nicht  im  Auge  gehabt  haben. 

Weiter  wird  man  unter  den  Beweismitteln  vorzugs- 
weise noch  bei  den  Brachiopoden  gern  Umschau  halten, 
da  Dr.  Kayser  (p.  247)  angiebt,  dass  dieselben  in  der 
hercynischen  Fauna  weitaus  die  erste  Rolle  spielen,  da 
sie  nicht  nur  für  sich  allein  fast  ein  Drittel  der  Gesammt- 
zahl  der  Arten  ausmachen,  sondern  auch  die  verbreitetsten 
und  häufigsten7Formen  einschliessen. 

Von  den  78  überhaupt  besprochenen  Arten  bezeichnet 
Dr.  Kayser  14  als  devonische  Typen  (p.  248);  diese  sind: 

Bhynchonella  pila  Schnur.  Ausgezeichnete  Leitform 
des  Spiriferensandsteins;  im  Hercyn  einmal  im  Klosterholz 
bei  Ilsenburg  gefunden  (p.  153). 

Betzia  lepida  Goldf  (d'Arch.  Verr.).  Zu  dieser  aus 
dem  Eifler  Kalk  beschriebenen  und  daselbst  massig  häu- 
figen Art  gehören  vielleicht  zwei  unterhalb  Mägdesprung 
gefundene  Ventralschalen,    (p.  180.) 

Athyris  undata  Defr.  var.  Weit  verbreitete  Art  im 
Unterdevon  am  Rhein  etc.  Die  im  Hercynkalke  des 
Klosterholzes  bei  Ilsenburg  ziemlich  häufig  gefundenen 
Stücke  unterscheiden  sich  durch  geringere  Dicke  und  Läugs- 
depression  auf  die  Mitte  des  Sattels  und  werden  desshalb 
als  Varietät  der  genannten  Art  aufgeführt,    (p.  181.) 


S43 

Cyrtina  heterodyta  Defr.  Tritt  sparsam  im  Spiri- 
ferensandsteiu  auf,  ist  aber  im  ganzen  Mitteldevon  gemein. 
Zu  der  Art  gehört  vielleicht  ein  kleines  defectes  Exem- 
plar aus  dem  Hereyn,  dem  Kalke  des  Scheerensdeges. 
(p.  177.) 

Orthis  striatula  Schloth.  Ausgezeichnete  devonische 
Art.  Mehrere  Exemplare  im  Hercynkalke  bei  Ilsenburg. 
(p.  188.) 

Orthis  orbicularis  Yern.  Bekannt  aus  dem  Unterdevon 
von  N6hou,  aus  Asturien  und  der  Türkei,  hat  sich  am  Harz 
im  Kalke  bei  Zorge  und  Ilsenburg  gezeigt,  (p.  187.) 

Strophomena  interstrialis  PhilL?  Die  Art  findet  sich 
in  allen  Devonschichten.  Einige  fragmentäre  Stücke  von 
Mägdesprung  werden  trotz  einiger  Abweichungen  vor- 
läufig hier  untergebracht,  (p.  193.) 

Strophomena  3Iurchisoni  Arch.  Vern.  ?  Zu  dieser  unter- 
devonischen Art  gehört  vielleicht  eine  lädirte  Ventral- 
klappe aus  dem  Hereyn  von  Ilsenburg.    (p.  190.) 

Streptorhynchus  umbraculum  Schlot.  ?  Dieser  aus  rhei- 
nischem Devon  wohlbekannten  Art  werden  von  Dr.  Kayser 
mit  einem  Fragezeichen  mehrere  bei  Ilsenburg  theils  im 
Kalk,  theils  in  schiefrig- sandigen  Schichten  gefundene 
Exemplare  beigestellt,    (p.  197.) 

Stre2)torhynchus  devonicvs  d'Orb.  Aus  Unterdevon  Frank- 
reichs, Spaniens  und  der  Türkei  bekannt,  hat  sich  im 
Hercynkalke  des  Klosterholzes  bei  Ilsenburg  gefunden, 
(p.  199.) 

Chonetes  sardnulata  Schloth.  Im  rheinischen  Unter- 
devon und  im  Hercynkalk  und  Schiefer  bei  Ilsenburg, 
(p.  200.) 

Spirifer  cf.  laevicosta  Valenc.  Die  bislang  im  Her- 
cynkalk bei  Mägdesprung  etc.  gefundenen  Stücke  lassen 
der  schlechten  Erhaltung  wegen  keine  genaue  Bestimmung 
zu.    (p.  170.) 

Spirifer  Bischofi  Ad.  Rom.  (vielleicht  =  Daleidcnsis) 
Spir.  Bischofi  ist  nur  aus  dem  Hercynkalk  von  Mägde- 
sprung und  Wieda  bekannt,  aber  vielleicht  ident  mit  Spir, 
Daleidensis  Stein,  aus  Unterdevon,    (p.  170.) 

Spirifer  sericeus  A.  Rom.  (aus  der  Gruppe  des  lineatus). 


344 

Nur  aus  -  dem  Hercynkalk  des  Schneckenbergers  bekannt, 
zunächst  verwandt  mit  Sp.  lineatus  aus  Carbon,  dem  sich 
weiter  einige  Formen  aus  rheinischem  Spiriferensandstein 
anschliessen.    (p.  163.) 

Chonetes  gibbosus  Kays,  (nahe  verwandt  dilatata).  Dr. 
Kayser  hält  es  für  möglich,  dass  diese  nach  einem  ein- 
zigen Exemplare  des  Klosterholzes  aufgestellte  Art  viel- 
leicht mit  der  aus  Unterdevon  bekannten  Ch,  dilatcda 
F.  Römer  zusammenfalle,    (p.  204.) 

Sonach  bleiben  nur  fünf  Arten  von  Brachiopoden  übrig, 
nämlich  Rhynchonella  pila,  Orthis  striatula,  Orthis  orbicu- 
laris,  Streptorhynchus  devonicuSy  Chonetes  sarcinulatay  von 
denen  zweifellos  feststeht,  dass  sie  dem  Hercyn  und  Un- 
terdevon gemeinsam  sind. 

Man  wird  vielleicht  auch  die  Erwägung  aufstellen, 
dass  die  Zahl  der  dem  Hercyn  und  Spiriferensandstein 
überhaupt  gemeinschaftlich  zukommenden  Arten  von  fos- 
silen Organismen  —  soweit  zur  Zeit  bekannt  —  verhält- 
nissmässig  eine  nicht  so  grosse  sei,  wie  diejenige,  welche 
in  der  Eifel  die  Grauwacke  mit  dem  darüber  lagernden 
Kalk  geraein  hat.  Dr.  Kayser  (Z.  d.  d.  g.  6. 1871,  p.  365— 
373)  selbst  gibt  an,  dass  von  42  von  ihm  im  Spiriferen- 
sandstein gesammelten  Arten  26  auch  im  Kalk  der  Eifel  ge- 
funden werden  und  doch  dürfte  nicht  leicht  gefolgert  werden: 
diese  nahe  Verwändtschaft  der  Faunen  weise  auf  die 
Aequivalenz  dieser  Ablagerungen  hin  und  es  sei  der  Eifler 
Kalk  nur  als  die  Tiefseebildung  des  Spiriferensandsteins 
aufzufassen. 

Weiter  wird  man  vielleicht  auch  bei  völliger  Geneigt- 
heit, die  Aequivalenz  des  Hercyns  und  des  Spiriferensand- 
steins anzunehmen,  die  Frage  aufwerfen :  welchem  Gliede 
werden  die  hercynischen  Ablagerungen  gleichzustellen  sein, 
wenn  es  einmal  gelungen  sein  wird,  den  allem  Anscheine 
nach  überaus  mächtigen  Schichtencomplex  des  Spirifer- 
sandsteins  in  seine  einzelnen  Glieder  aufzulösen?  Wird 
auch  dann  noch  das  Hercyn  dem  gesammten  Unterdevon 
gleichzustellen  sein,  oder  nur  einer  tiefen  Abtheilung  des- 
selben? 

Wenn  man  im  Interesse   der  Auffassung   des   Herrn 


Et 


845 

Dr.  Kayser  das  Beweismaterial  vermehrt  sehen  möchte, 
so  werden  einem  solchen  Wunsche  vielleicht  die  schon  in 
naher  Zeit  zu  erwartenden  weitern  Publikationen  Bar- 
rande's  über  die  übrigen  Mollusken-Gruppen  entsprechen. 
Nachdem  derselbe  so  eben  sein  Riesenwerk  über  die  Si- 
lur-Cephalopoden  Böhmens  mit  490  Foliotafeln  vollendet 
hat,  finden  wir  (C^phalopodes.  Etudes  g6n6rales,  Prag 
1877,  pag.  XII)  bereits  die  Mittheilung,  dass  zu  den  fol- 
genden Bänden  schon  120  Tafeln  Gastropoden,  114  Ta- 
feln Brachiopoden  gedruckt  sind,  und  die  Lamellibranchen 
ungefähr  225  Tafeln  ausfüllen. 

Die  vorliegende  vortreffliche  Arbeit  gewährt  nicht 
allein  eine  sehr  lange  gewünschte  üebersicht  des  paläon- 
tologischen Inhaltes  der  ältesten  Sedimente  des  Harzes, 
und  ermöglicht  die  nähere  Vergleichung  derselben,  sondern 
wird  auch  zweifellos  auf  die  Lösung  einer  Ermittlung  der 
aufeinanderfolgenden  Schichtengruppen  des  alten  rheini- 
schen Gebirges  —  welche  Beyrich  schon  längst  als  eine 
der  brennendsten  Fragen  für  die  Erkenntniss  der  deutschen 
paläozoischen  Gebilde  erklärt  hat,  fördernd  einwirken  und 
den  Ausgangspunkt  für  weitere  Forschungen  in  diesem 
Gebiete  auf  lange  Zeit  hin  bilden. 


>         ÜL 


Einige  Spinnen  nnd  ein  Myriapode  ans  der 

Brannkohle  yon  Rott. 


Von 

Dr.  Ph.  Bertkan  in  Bonn. 

Hierzu  Taf.  V. 


Die  Fauna  der  Rheinischen  Braunkohle  ist  schon 
wiederholt  (z.  Th.  in  diesen  Verhandlungen)  besprochen 
worden;  die  Arthropoden  speciell  haben  in  von  Heyden 
und  Hagen  kompetente  Bearbeiter  gefunden.  Der  Arten- 
zahl in  den  Klassen  entsprechend  waren  die  meisten  be- 
kannt gewordenen  Arthropodenreste  Insecten  und  Crusta- 
ceen,  während  ein  Myriapode  überhaupt  nicht,  und  aus  der 
Klasse  der  Arachniden  erst  3  Arten  durch  y.  He v den 
bekannt  gemacht  wurden,  von  denen  die  eine  von  Linz 
stammte  und  die  andere  gestrichen  werden  muss,  weil  sie 
ein    Insect   ist  *).      Es   waren  nun  noch   mehrere  Arthro- 


1 )  I-imnocharesantiquus:  Palaeontogr.  X.  p.  03  Taf.  X.  Fig.  27 — 29. 
Die  San^tmlungr  unseres  Vereins  besitzt,  mit  der  eigenhändigen  Be- 
zeichnung von  Hey  den s,  das  Originalexemplar  zu  dessen  oben  ci- 
tirter  Beschroibnng  und  Abbildunar;  ausserdem  mehrere  andere 
Exemplare,  zumeist  in  gutem  Krhaltungs zustande.  —  Es  ist  schwer 
zu  verstehen,  wie  Hevden.  dazu  kommen  konnte,  diesen  Rest  einer 
Milbe  :u zuschreiben.  Kopf.  Brust  und  Hintorieib  sind  deutlich  von 
eiuaraer  abgesetrt,  !etrterer  in  der  deutlichsten  Weise  segmentiert 
vaus  i^  Segmer.ten  bestehend'',  ebenso  die  Brust.  Vs^^.  deren  3  Seg- 
n;er:tor.  das  letzte  am  gross; en  ist.  Be::u' sind  mir  3  Paare  vorhanden 
und  dieselben  lassen  n;:r  oir.e/usan;me:ise!:-.r.ig  aus  oTheilen  (Schenkel, 
Schio'-^e  vir.i  \erschmob.ene  Varser.^  erkennor. ,  wie  es  für  die 
Arachnidon  unerhört  ist.  Durch  Verbreiterung  der  Schi-?non  und 
Tarse::   des  let?:-?n   Beinpaares  ist   dasselbe  ru  Sohwimmbeinen   um- 


HfedenreBte  aus  den  ßotter  Ablagerungen  an  v.  Heyden 
BgÜgesa^idt   worden;    einer   ei-warteten   Bearbeitung    dieser ' 
Hnste  maclite    indessen    der  Tod  ein  Ende,    und  eine  Zeit 
Hpig  blieben  dieselben  vergessen.    Durch  Vermittelimg  des 
^■eieinspräsidenten,  Herrn  v.  Deehen,  gelangten  dieselben 
^Keder  in  den  Besitz  des  Vereins  und  befinden  sieb  jetzt^ 
Hk  Museum  desselben.     Dem   Wunsche   des  Vereinspräsi- 
^BCnten,  eine  Bestimmung  derselben  vorzunehmen,  entsprach- 
^^ra  um  so  lieber,  als    ibssile  Spinncnreate  (abgesehen  von 
^Ew  Benisteinfauna)    nur  sehr   spärlich  bekannt  sind.    Mit' 
^feiziger  Ausnahme   von   Argyroneta   antiqua   erregen   die 
Hegenden  Arten  kein  besonderes  Interesse. 
H[       Die  Zahl  der  aus  den  Ablagerungen  von  Rott  bekannt- 
gewordenen Arachniden  belauft  sich  nun  anf  7  Arten,  die 
Hme   den  echten  Spinnen   angehören  und  6  Gattungen  ku- 
l^chrieben  werden.    Die  Möglichkeit,  dasa  der  eine  dieser 
^%eBt  das  eiue  (cf)  Geschlecht  zu  dem  andern  ist,  ist  zwar 
nicht    ausgeschlossen,   die  Wahrscheinlichkeit  hierfür  aber 
sehr  gering.    Mit    Ausnahme    von   Arg.   antiqua,   von    der' 
^^hr  zahlreiche  Exemplare  erhalten  sind,  liegen  die  Arten 
^Ktr  in  je  einem  Rest  vor.     Wir  können  daraus  schlieasei) 
^^^as  auch    von   der  jetzigen  Gewohnheit  und  Lebensweise 
^ror  Tliiere  her  zu  erwarten  war),  dasa  die  uns  erbaltenen 
Arten  die  Leichen  von  zufallig  ins  Wasser  gelangten  uad 
dort  im  Schlamme   begrabenen  Thieren  sind.    Ans  diesem 
Grunde  muss  auch  der  sonst  nahe  Hegende  Vergleich  miti 
der  Bernsteinfauna  unterbleiben.  ^ 

Der  Erlialtungszustand  ist  ein  verschiedener,  je  nacl^ 

gennudclt.  Bei  keinem  der  mir  vorliegenden  Exemplftra 
iat  der  ganze  Kopf  unversehrt  erhalten;  nn  seiner  Stelle 
findet  aicli  ein  viereckiger,  von  der  Mitte  am  vorderaten  BrustHeg- 
mentes  anstehender  Fortsatz,  der  bei  oberflächlicher  Betrachtung  dem 
Thiere  ein«  gewisse  Aehnlichkeit  mit  einer  Zecke  giobt  und  von 
Heyden  ivalirscheiDlich  irregeführt  hat.  luli  deute  deu  regelmäsBig 
unvallkommencn  Erbnltuugszu stand  dahin,  daes  ich  diese  Ueherresto 
Larveiiuxuvien  einor  Wasser  w  an  ze  (wahr  schein  lieh  einer  Corisa) 
BUSchreibe,  bei  der  die  groasen  Augen  und  übrigen  Kopftheile  ver- 
loren gingen,  während  der  zwischen  den  Augen  liegende  Theil  der 
KopHaat,  die  Stirn,  in  jenam  viereckigen  Fotts&tie  et^uAUa  'XiVida 


348 

der  Beschaffenheit  der  Ablagerung,  in  der  der  Eest  ein- 
geschlossen ist.  Am  besten  sind  diejenigen  Exemplare  er- 
halten und  die  meisten  Einzelheiten  zeigen  die,  welche  in 
einem  Kieselschiefer  liegen;  nur  sind  in  diesem  Falle,  da 
das  Gestein  sich  nicht  so  ausgezeichnet  spaltet,  wie  die 
Blätterkohle,  selten  alle  Beine  vollkommen  sichtbar.  Die 
Eeste,  die  in  der  eigentlichen  Blätterkohle  liegen,  leiden 
zwar  nicht  an  dem  zuletzt  hervorgehobenen  Uebelstand, 
und  wenn  von  einer  Art  mehrere  Exemplare  in  beiderlei 
Gesteinen  vorliegen,  so  können  sie  sich  gegenseitig  er- 
gänzen ;  dagegen  ist  bei  den  in  der  Kohle  liegenden  Stücken 
von  Einzelheiten  der  Structur  gewöhnlich  wenig  zu  sehen, 
meist  nur  ein  schattenhafter  Umriss  der  äusseren  Gestalt, 
der  durch  Befeuchten  etwas  deutlicher  hervortritt.  Ist  nun 
schon  die  C^ssification  und  Bestimmung  von  jetzt  lebenden 
und  wohl  erhaltenen  Spinnen  eine  schwierigere  Aufgabe 
als  vielleicht  irgend  einer  anderen  Arthropodenordnung,  so 
steigt  diese  Schwierigkeit,  wenn  es  sich  darum  handelt, 
Resten  eine  Deutung  zu  geben,  die  vielleicht  nur  dem 
Schattenbilde  des  Originals  zu  vergleichen  sind.  —  Ich 
habe  mich  über  diesen  Punkt  deshalb  etwas  ausführlicher 
ausgesprochen,  weil  ich  selbst  den  Grad  von  Zuverlässig- 
keit in  der  Bestimmung  der  Familie  und  Gattung  angeben 
wollte,  den  ich  für  dieselbe  in  Anspruch  nehme. 

Epeira  Troschelii  $.  Taf.  V.  Fig.  4.  Länge  des 
Cephalothorax:  3,  der  Beine:  1.=  12;  2.=  10,8;  3.=  5;  4= 
9,6  mm.  Der  Cephalothorax,  die  beiden  Taster  und  die 
Beine  sind  vollständig  erhalten;  vom  Hinterleib  ist  nur 
mehr  eine  schwache  Spur  vorhanden.  Die  Beine  waren 
locker  mit  starren  Haaren  besetzt;  hie  und  da  ist  auch 
noch  die  Spur  eines  Stachels  zu  erkennen;  die  Zahl  der 
Krallen  liess  sich  nicht  mehr  ermitteln. 

Der  Rest  liegt  in  einem  Stück  Blätterkohle  (Platte 
und  Gegenplatte)  und  hat  durch  Effloresciren  von  Eisen- 
vitriol schon  gelitten.  Ich  glaube  aber,  dass  man  wohl 
die  Bestimmung  desselben  als  einer  Epeira  angehörig  bil- 
ligen wird;  es  spricht  dafür  nicht  nur  die  Kürze  der 
Taster  und  die  angegebenen  Längen  Verhältnisse  der  Beine, 
namentlich   die    ausserordentliche   Kürze    des   3ten  Bein- 


paares  im  Vergleich  zn  den  übrigen,  sondern  auch  die 
eigentliUtaiicbe  Bcscliaffenheit  derselben.  Die  Schenkel  und 
Schienen  sind  nämlich  ziemlich  kräftig,  die  Tarsen  und 
Metataraen')  dagegen  dlinn,  letztere  fast  spitz  endend,  dazu 
scheinen  die  Gelenke  zwischen  Schienen  und  Tarsus  tind 
zwischen  letzterem  und  Metatarsus  wenig  beweglich  ge- 
wesen tu.  sein,  wie  ana  den  Hinterbeinen  sieh  folgern  läsat. 
Diese  Eigenthflralichkeit  zeigen  aber  gerade  die  meisten 
Epeiriden,  diese  „Spinnen"  im  eminentesten  Sinne  des 
Wortes,  die  sich  auf  ihrem  Netze  zwar  leidlich  geschickt, 
ant  dem  Boden  dagegen  vielfach  nur  unbeholfen  bewegen 
können  und  ist  wohl  zu  betrachten  als  hervorgegangen  aas 
der  Grewohnheit,  mit  gekrümmten  und  angezogenen  Füssen 
im  Netze  sitzend  anf  Beute  zu  lauem. 

Linyphia  Rottensis  ?  Bertk.  Taf.  V.  Fig.  2.  Länge 
des  Körpers:  2,  der  Beine:  l.=Ö;  2.=4,8;  S.=  3;  4.=  3,4inm. 
Der  Rest,  auf  den  ieli  diese  Art  gründe,  liegt  auf  einem  Stück- 
chen thonigen  Kieselschiefers.  Mit  Ausnahme  der  Taster, 
Beine  und  Spinnwarzen  ist  von  demselben  wenig  erhalten,  und 
der  Anhaltspunkte  zur  Ermittelung  der  systematischen  Ver- 
wandtschaft sind  daher  wenige.  Die  beiden  vorderen 
Beine  der  linken,  sowie  das  hinterste  Beinpaar  (vielleicht 
ancli  das  dritte  der  rechten  Seite)  sind  vollständig  erhalten 
und  gehen  nach  möglichst  genauen  Messungen  die  oben 
mitgetheilten  Zahlen.  Bekleidet  waren  sie  sowie  die  Taster 
mit  borstigen  Haaren,  unter  denen  einige  als  Stacheln  be- 
zeichnet werden  können.  Am  Hiuterleibsende  bemerkt  man 
bei  stärkerer  Vergröeserung  (was  in  der  Figur  nicht  ange- 
deatet  ist)  zunächst  zwei  kurze  und  dicke  Hervorragun- 
gen, und  über  diese  hinaus  zwei  kaum  halb  so  dieke,  etwas 
längere.  Es  sind  das  4  Spinnwarzen,  und  zwar  die 
kurzen  die  unteren,  die  längeren  die  obersten.  Weitere 
Einzelheiten  Hessen  sich  nicht  erkennen. 

Die  langen  schlanken  Beine,  deren  Längenverhältniss, 
sowie  der  Gesammthabitus  scheinen  mir  für  eine  Linyphia 

1)  Als  Tarsus  bezeichne  icb,  dem  Spruoligebrauch  bei  den 
Wirbel thiereD  entüprechend,  das  aiiT  die  Tibieo,  als  Metatarsus  das 
Aafden  Tarsus  folgende  Glied. 

ptb.  rf.  tat  Ver.  Jalug.  XX£V.  4.  ioiga,  V.  Bd.  23 


.  ■  i- 


350 

ZU  sprechen,  und  zu  dieser  Gattung  habe  ich  daher  die 
Art  gestellt. 

L.Andraei  ?  Bertk.  Taf.  V.  Fig.  6.  Körperlänge:  2,2; 
Beine:  l.=2,4;  2.=  2;  3.=  1,8;  4.=  4,8  mm.  (?)  Diese  kleine 
Spinne  liegt  auf  einem  Gesteinssttickchen  von  derselben  Be- 
schaffenheit wie  die  vorhergehende,  ist  aber  im  Ganzen  etwas 
besser  erhalten,  indem  sowohl  der  Körperumriss,  als  auch  die 
Behaarung  und  Bestachelung  der  Beine  deutlicher  zu  er- 
kennen sind.  Sie  scheint  auf  der  rechten  Seite  zu  liegen, 
so  dass  die  linke  Seite  die  Mittelline  der  Unterseite,  die 
rechte  stärker  gewölbte  die  Rückenseite  darstellt.  Vom 
rechten  Taster  ist  gar  nichts  zu  sehen;  der  linke  Taster 
ist  gekrümmt  und  z.  Th.  durch  die  beiden  vorderen  Beine 
verdeckt.  Der  Hinterleib  war  über  den  Cephalothorax  ge- 
wölbt (wenigstens  reicht  er  hier  bis  zur  Grenze  zwischen 
2tem  und  3tem  Beinpaar),  eiförmig,  hinten  zugespitzt  und 
locker  mit  Haaren  bekleidet;  von  den  Spinn warzen  ist 
keine  Spur  erhalten.  Die  Beine  waren  mit  fast  ange- 
drückten, reihenweise  angeordneten  Haaren  und  ein- 
zelnen abstehenden  Stacheln  bekleidet.  Erhalten  sind 
solche  noch  am  Schenkel  und  Ende  der  Tibia  des  ersten 
Beines  rechts  (vorn  und  hinten  einer)  an  der  Patelle  des 
2ten  Beines  links  (oben  1),  an  der  Tibia  desselben  Beines 
(1  hinten),  an  Patella  (?),  Schiene  und  Tarsus  des  3ten 
Paares  rechts  (oben  je  1,  nicht,  wie  in  der  Figur  gezeichnet, 
paarig);  zu  sehen  sind  an  den  Schenkeln  der  Hinter- 
paare keine  Stacheln. 

Die  angegebenen  *  Längenverhältnisse  der  Beine  sind 
wegen  der  Krümmung  einzelner  Beine,  wegen  der  Unmög- 
lichkeit, ihren  Ursprung  am  Cephalothorax  genau  zu  fixiren, 
sowie  endlich,  weil  bei  einigen  nicht  bestimmt  gesagt 
werden  kann,  ob  sie  in  ihrer  ganzen  Länge  vorliegen  oder 
nicht,  unbestimmt  und  fttr  die  Ermittelung  der  Familie 
oder  Gattung  werthlos.  Aehnlich  reihenweise  angeordnete 
Haare  und  Stacheln  an  den  Beinen  finden  sich  bei  manchen 
Linyphia-arten  (z.  B.  L.  nebulosa  Sund.),  während  die 
Stacheln  bei  den  meisten  übrigen  Spinnen  nicht  so  ab- 
stehen. Ich  habe  daher  diesen  Rest  ebenfalls  einer  Liny- 
phia  zugeschrieben;   er  würde  also  von  einer  kleinen  Art 


S51 

herrühren,  wie  sie  auch  heutzutage  noch  «ahlreich  und 
vreuig  gekannt  am  Boden  leben. 

Erigone  (?)  Dechenii  d*-  Bertk.  Taf.  V.  Fig.  3.  3a. 
Auch  diese  Spinae  liegt  auf  einem  ötückehen  Schiefer  von 
derselben  Beschaffenheit  wie  die  vorhergehenden,  ist  aber  im 
AllgemeinuD  noch  weniger  erhalten,  Die  Körperlänge  be- 
tragt 2  mm,  die  vorderen  Beinpaare,  die  allein  vollständig 
erhalten  sind,  sind  l.;=4,5;  2.=  3,5  mm  lang ;  Stacheln  sind  as 
denselben  nicht  zu  bemerken.  Die  Taster  sind  vorgestreckt 
and  lassen  sogar  an  dem  Endglied  einige  Einzelheiten  der 
Copulationsorganc  erkennen.  Der  unveränderte  Theil  des 
Endgliedes  (Schiffchen  Menge,  lamina  Thor.}  scheint  von 
elliptischem  Umriss  und  der  Bulbus  seihst,  wie  die  linke 
Seite  zeigt,  spiralig  gedreht  gewesen  zu  sein  ;  weitere  Deu- 
tungen möchte  ich  mir  auf  diesem  heikelen  Gebiete  nicht 
erlauben.  Der  Vordertheil  des  Cephalothorax  war  ziemlich 
bedeutend  Über  die  Einlenkung  der  Masillen  erhohen  und 
verlängert,  wie  namentlich  der  linke  Taster  deutlich  er- 
kennen lägst. 

Welcher  Familie  dieser  Rest  zuzuzählen  sei,  ist  schwer 
zu  entscheiden ;  in  Betracht  kommen  die  Theridiiden  tmd 
die  Micryphantiden.  Da  aber  bei  den  ersteren  unbestachelte 
Beine  und  auph  der  stark  erhobene  Kopltheil  im  männ- 
lichen Geschlechte  mehr  zur  Ausnahme,  in  der  letzteren 
Familie  aber  zur  Regel  gehören,  so  wird  es  am  richtigsten 
sein,  wenn  man  diesen  Rest  als  den  einer  Erigone  ansieht. 

Hiätopoua(?)  an thracina Bertk. Taf.  V.Fig.5.  Diese 
Spinne  ist,  wie  die  vorhergehenden,  nur  in  einem  Exem- 
plar erhalten,  das  auf  einem  Stückchen  Blätterkohle  liegt. 
Durch  Effloresciren  von  Eisenvitriol  ist  indessen  ein  Theü 
zerstfirt  und  der  Körperumriss  daher  nur  unvollkommen 
erkennbar.  Der  Körper  ist  0,7  mm  lang,  von  denen  aber 
wahrscheinlich  1,0  mm  für  die  durch  den  Druck  gerade 
vorgestreckten  Mandibeln  in  Abrechnung  gebracht  werden 
mllssen.  Das  Längenverhältniss  der  Beine  war:  1.  =8,8; 
4.^6,3;  2.=  6,2;  3,=^  4,2  mm.  Bekleidet  waren  dieselben  mit 
Haaren,  uuter  denen  keine  Stacheln  hervortreten;  amEnde 
tmgen  sie  eine  Afterkralle  zwischen  den  HattptkialVe,u.  Da» 
Bndglied  der  Taster  ist  ein  wenig  augeacUwofte'tt,  so  Äa,%% 


352 

der  Best  möglicher  Weise  von  einem  jungen  Männchen 
herrührt.  Von  den  Spinnwarzen  sind  2  lang  hervorragende, 
spitzig  endende  sichtbar;  eine  Gliederung  derselben  lässt  sich 
nicht  erkennen;  ebensowenig  sind  Spinnröhren  wahrzunehmen. 

Der  Habitus  der  Spinne,  wie  er  auch  in  diesem  un- 
vollkommenen Ueberreste  noch  ziemlich  deutlich  ausge- 
prägt ist,  sowie  die  lang  hervorragenden  Spinnwarzen 
sprechen  sehr  dafür,  dass  hier  eine  Agalenide  vorliegt.  Es 
sind  mir  allerdings  aus  dieser  Familie  keine  Glieder  be- 
kannt, denen  Stacheln  an  den  Beinen  vollständig  fehlen, 
wie  dies  überhaupt  nur  selten  (z.  B.  bei  Phyllonethis  und 
einigen  von  Thorell  neuerdings,  freilich  mit  einigem  Zweifel, 
zu  Zilla  gezogenen  Arten)  beobachtet  ist.  Indessen  glaube 
ich  doch  noch,  dass  diese  Spinne  am  besten  zu  den  Aga- 
leniden  passt. 

Dass  ich  mich  gerade  für  die  Gattung  Histopona  ent- 
schieden habe,  hat  darin  seinen  Grund,  weil  die  häufigste 
Art  derselben,  H.  torpida,  an  feuchten,  moosigen  Stellen 
im  Walde,  gerne  in  der  Nähe  von  Wasser,  vorkommt  und 
daher  am  ehesten  in  die  Lage  kommen  konnte ,  dass  ihre 
Leiche  in  der  Blätterkohle  uns  conserviert  wurde. 

Argyroneta  antiqua  v.  Heyd.  Taf.  V.  Fig.  la,  Ib,  Ic. 

Arg.  antiqua  v.  Heyden,  Palaeontogr.  VIIL  p.  1. 
Taf.  L  Fig.  12. 

Syn.:  Elvina  antiqua  Thor.  On  European  Spiders. 
Part.  L  p.  224. 

Von  dieser  Art  liegen  zahlreiche  Exemplare  vor,  die 
sich  durch  die  eigenthümliche 'Behaarung  und  starke  Be- 
stachelung  der  Beine  sofort  alle  als  derselben  Art  ange- 
hörig ausweisen.  10  dieser  Reste  (darunter  das  Original- 
exemplar zu  V.  Heydens  Beschreibung  und  Abbildung) 
liegen  in  Kieselschiefer,  die  9  übrigen  in  Blätterkohle;  das 
Naturhistorische  Museum  in  Poppeisdorf  besitzt  ein  wei- 
teres Exemplar  dieser  Art,  ebenfalls  auf  Kieselschiefer. 

Ich  gebe  jetzt  eine  Beschreibung  dieser  Art,  soweit 
eine  solche  nach  dem  Erhaltungszustande,  in  dem  die  Beste 
sich  befinden,  möglich  ist.  Das  Stemum  war  breit  herz- 
förmig, vom  seicht  ausgerandet,  hinten  stumpf  zugespitzt 
ud  mit  kurzen  iJäärchen   licht  bekleidet;  der  Cephalo- 


^0^ 

Ine 


tboras  nngefälir  doppelt  bo  lang  als  das  Sternum,  die 
Mandibelii,  deren  Grundglied  kräftig  ist,  treten  daher  ziem 
lieh  weit  vor  dem  Steraum  hervor.  Von  Zähnen  läSBtsicIl 
am  Klauentalze  nichts  mehr  erkennen ;  ebensowenig  vo^ 
der  Au  gen  Stellung,  wenn  ich  auch  hier  nnd  da  einzelne 
runde  Körperclien,  die  durch  Unterkiefer  und  Unterlippe 
hindurch  auf  dem  Vorderrande  des  Cephalothorax  sichtbar 
sind,  auf  Augen  glaube  beziehen  zu  kiinnen.  Die  Unter- 
lippe scheint  aus  breiterer  Basis  ein  wenig  verschmälert 
Bugeiaufen  und  die  Unterkiefer  sehiefwinkelig  viereckige 
mit  parallelen  Längsseiten  gewesen  zn  sein.  Die  Taster 
Bind  verhältnissmässig  dttnn,  massig  lang;  ibr  Grund- 
theil  (jedenfalls  das  erste  und  zweite  Glied)  ist  etwas  ge- 
bogen ;  dieser  Theil  ist  nur  mit  feinen,  lockeren  Baareq 
besetzt,  das  übrige  Stück  besitzt  auch  stärkere  Borsteo 
oder  Stacheln  (vgl.  Fig.  1  h.).  Die, Beine  scheinen  . 
Längen  Verhältnisse  1,  4,  2,  8  zu  stehen,  wie  an  mö{ 
vollständig  erhaltenen  Exemplaren  aus  der  Blätterkohle  zn 
sehen  ist;  genaue  Messungen  an  dem  Original  zn  Fig.  Ib 
ergaben  die  Zahlen  1.=  14;  2.=  12;  3.=  11;  4  =  13,8  mm. 
Diese  Zahlen  sind  so  erhalten,  dass  ich  an  dem  Original 
zu  Fig.  Ib  die  einzelnen  Theile  mit  dem  Zirkel  abge^^ 
messen  bähe,  Jedoch  nur  von  den  Oberschenkeln  an,  da 
diese  mit  den  kurzen  Hüftgliedem  meist  einen  Winkel 
bildeten. 

Alle  Beine  zeichnen  sich,  namentlich  an  dei 
Oberschenkeln,  durch  eine  dichte  Bekleidung  mit  langem 
weichen  Haai-en  aus,  zu  denen  stärkere  Borsten  (Stachels^ 
kommen,  deren  grosse  Zahl  besonders  an  dem  Schenkel  dei 
dritten  und  an  Patella,  Schiene  und  Tarsus  des  viertel 
Beinpaares  auffällt.  Die  Zahl  der  Kralleu  gebe  ich  nui 
mit  einigem  Zweifel  als  3  an;  an  den  meisten  Füssen  de] 
am  besten  erhaltenen  Reste  in  der  Blätterkohle  (bei  den 
im  Kieselsehiefer  eingeschlossenen  sind  alle  Beine  meh] 
oder  weniger  versttimnielt,  oder  die  Enden  noch  von  Gtf 
stein  bedeckt)  enden  die  meisten  Ftisse  nur  mit  zwei  scbwact 
gebogenen,  ungezähnten  Hörnern ;  aber  an  dem  linket 
Vorderfusse  von  Fig.  Ib  erkannte  ich  neben  diesen  Haupt^ 
LJuaJJen   eine  kleinere,   die  Sparen  von  3  Zi'ä,\mc\ieii  tt'i;^ 


354 

Alle  Hanptkrallen  Hessen  keine  Zähneben  mehr  erkennen 
nnd  um  so  auffallender  ist  es,  dass  sich  dieselben  an  der 
Afterkralle  erhalten  haben.  —  Der  Hinterleib  ist  eiförmig, 
mit  weichen  Haaren  ziemlich  dicht  bekleidet;  von  den 
Spinnwarzen  ist  in  keinem  Falle  viel  zu  sehen,  doch 
scheint  so  viel  sicher  zu  sein,  dass  dieselben  kurz 
waren  und  das  Hinterleibsende  nicht  überragten.  An 
einigen  Exemplaren,  die  in  Kieselschiefer  liegen,  verlaufen 
im  Hinterleibe  zwei  Längsstreifen.  Dieselben  beginnen 
hinter  der  Mitte  nahe  bei  einander,  wenden  sich  in  einem 
leichten  Bogen  etwas  nach  aussen  und  neigen  dann  in 
der  Nähe  des  Cephalothorax,  wo  sie  ihr  Ende  erreichen, 
wieder  zusammen.  Sie  sind  in  ihrem  ganzen  Verlaufe  von 
nahezu  gleicher  Breite,  nur  am  Ursprünge  etwas  breiter. 
Die  Samentaschen  scheinen  kreisrunde  Oeffnungen  gehabt 
zu  haben,  wie  an  dem  Original  zu  Fig.  la,  wovon  Platte 
und  Gegenplatte  vorliegt,  zu  sehen  ist.  Unter  den  zahl- 
reichen erhaltenen  Stücken  ist  keines,  das  mit  Bestimmt- 
heit auf  ein  Männchen  hindeutete;  doch  glaube  ich  einen 
Rest,  der  leider  im  vorderen  Theile  unvollständig  ist,  auf 
ein  Männchen  beziehen  zu  können;  an  diesem  Exemplar 
sind  nämlich  die  Mandibeln,  deren  Basis  noch  sichtbar 
ist,  ungemein  breit,  zusammen  weit  breiter  als  das  Ster- 
num;  zugleich  lässt  das  Abdomen  am  vorderen  Ende  wohl 
eine  mediane  Querspalte,  aber  nichts  von  Samentascben 
sehen. 

Ich  habe  mich  nun  über  den  Namen,  den  ich  für 
diese  Art  adoptiert  habe,  zu  verantworten.  Zunächst  unter- 
liegt es  keinem  Zweifel,  dass  der  Rest,  auf  den  v.  Hey- 
den  die  Art  begründete,  und  die  angeführten  19  weiteren 
Ueberreste,  alle  derselben  Art  angehören;  es  geht  dies  mit 
Bestimmtheit  aus  der  erwähnten  eigenthümlichen  Behaa- 
rung der  Beine  hervor.  Das  mit  v.  Heydens  eigener  ' 
Schrift  als  Original  zu  Fig.  12  der  Taf.  I  Palaeontogra- 
phica  VUI  bezeichnete  Exemplar  ist  ziemlich  defect  und 
scheint  noch  nach  der  Beschreibung  v.  Heydens  einige 
Verluste  erlitten  zu  haben,  da  von  den  Mandibeln,  die  v. 
Hey  den  noch  als  vollständig  abbildet,  wenig  mehr  übrig 
ist,  von  den  Tastern  ist  auch  nur  ein  kleines  Bruchstück 


sichtbar,  »ber  dieses  stimmt  mit  den  übrigen  Esemplareo 
volikommen  überein,  ist  Iteineswcgs,  wie  v.  Heyden 
»Dgiebt,  dicker,  sondern  weit  dünner  als  die  Beine.  Wo- 
durch nun  V.  Heyden  zu  der  Angabe,  dass  die  Taster 
dicker  gewesen  seien  als  die  Beine,  veranlasst  wurde,  kann 
ich  nicht  entscheiden;  jedenfalls  aber  hatte  T  bore  II  formell 
Tollkommen  Recht,  wenn  er  auf  diesen  Umstand  hin  er- 
klärte, die  Art  könne  nicht  in  die  Gattung  Argyroneta  ge- 
hören und  dafür  den  neuen  Gattmigsnamen  Elvina  auf- 
stellte; mit  dem  Nachweise  aber,  dass  die  angenommene 
eigenthiimüche  Tasterbildung  nicht  vorhanden  ist,  fäUt 
auch  die  Veranlassung  zur  Aufstellung  einer  neuen  Gat- 
tung weg. 

Welche  Gründe  v.  Heyden  dazu  bestimmt  habem 
den  ihm  vorliegenden  Rest  einer  Argyroneta  zuzuschreiben, 
ist  schwer  zu  sagen,  da  er  sieh  selbst  in  seiner  äusserst 
knappen  Beschreibung  darüber  nicht  ausspricht;  wahr- 
scheinlich war  es  neben  der  allgemeinen  Körpergestalt  die 
Erwägung,  dass  ein  in  einer  Süsswasserahlagerung  erhal- 
tenes Thier  wahrscheinlich  im  Wasser  gelebt  babe.  Da 
ich  die  Benennung  V.  Heydens  angenommen  habe,  so  habe 
ich  sie  auch  zu  rechtfertigen.  Zunächst  ist  das  (von 
Heyden  noch  unbekannte)  häufige  Aufti'eten  derselben  . 
Art  in  diesen  Ablagerungen  hervorzuheben.  Denn  wenn 
die  übrigen  Arten  nur  in  je  einem  und  nur  eine  Art 
vielleicht  in  2  Exemplaren  vertreten  sind  (wenn  näm- 
lich Erigone  Dechenii  als  Männchen  zu  Linyphia  Kotten- 
sis  gehört),  diese  aber  in  mindestens  20  Exemplaren, 
BO  ist  dieser  Unterschied  eben  auf  eine  verschiedene  Le- 
bensweise zurückzuführen,  die  es  mit  sich  brachte,  dass  die 
Leichen  dieser  Art  häufiger  auf  den  Grund  des  Wassers 
kamen.  Nun  ist  aber  in  unserer  jetzigen  Fauna  neben  eini- 
gen Lycosiden  nnd  vereinzelten  Arten  andrer  Familien  die 
Gattung  Argyroneta  die  einzige,  die  während  der  guten  Jah- 
reszeit dauernd  im  Wasser  lebt.  Vergleicht  man  nun  die 
erkennbaten  Tbeile  unserer  fossilen  Spinne  mit  der  jetzt 
lebenden  Arg.  aquatica  (Clerck),  so  wird  man  eine  über- 
raschende Uebereinstimmung  nicht  verkennen,  die  in  man- 
eben  Tbeilen  sogar  aJs  eine  apecifische  aßgeaeWü  ■w^tiaii. 


kiiiin  hin  allp^iur.iiH)  KörpcrgcBtalt,  die  genauer  erkenn- 
liMh'  Konii  <lnH  StcrniiniH  iHt  in  beiden  Arten  dieselbe. 
WiiM  (ll('  LlliiM^rnvrrliilUniHHc  der  lieine  angebt,  so  hatte 
diiH  Dhlf^n  Ori^hinlrxcMiiplar  zu  Fig.  Ib  die  Zahlen: 

I        11,   I.    .  i:i,S,  1=  12,  3.  =  11  mm. 
Atk.  iH|u«tira  (V)  "»«'b   Menge,  rrcuss.   Spinnen  p.  294: 

I  17,  1.  i:>,  ±-^.V\,  {\,  =  \2  mm. 
woboi  /.ii  boMolitou  iHt.  das8  bei  der  fossilen  Art  die  Zah- 
lou  ohvnH  /ii  kloin,  aber  alle  wohl  in  demselben  Verhält- 
uImm  :\\  Uloiu  angogi^bon  sind,  da  Hüfte  und  Sehenkelring 
ujoht  mi(:\v.*Hhll  sind.  Uio  IWhaarung  an  den  Beinen  ist 
in  boiiiou  KHllou  üboroinsiiuunond  und  eine  so  eiirenthttm- 
\\\A\K\  \ion  ^»o\voÄrun4^Ml  im  Wasser  ontspreohend  einge- 
viobhMt\  wio  sio  mir  boi  koJnor  anderen  Art  bekannt  ist- 
Oio  Haaro.  nanuMUliob  au  den  Sobonkoln  der  Hinrerpaare. 
si«\l  uHuUioh  laii^i:  und  dttnu,  an  der  hintern  ^und  unteren) 
S\M«o  divlitxT  vusiUumouirx^lrHujrt  und  stehen  looker  ab. 
Piosou  Uaaiv«  sind  au  vielen  Stolleu  derbere  Siaeheln 
ov»v;vs:;v;;r  dio  sich  in  t\Mi^.n:dor  Woiso  vor:l:eilen: 
\;x    x>s;;-.as\c,i  Konv,;r  Taiolla         FiMa        Tarsus 

\.  ':vi;:r  ,!    hirroro:::-  '  •-  TaAro     o  Paare 

»  »  •     « «       «       ^ 

V..  v^»  ^.. 


--»> 


^-    '.     11   *  .  »v..m:?\    .r< '1.*^.  ■  .     .;•. -^  j.      *  •-  -    :-.  •  X  X  .         *.    r^sj^ 
^^^  ■:'.'-■.  -..^      *\  -.^.v      •.  '\  •-      •.  •:•      '..  v*.    r^     v  ■  v..     ^^nsajf 


Terloreii    gegangen ,    andere    verdeckt    seil 
^rdeD.  Unter  Berllcksiclitigang  dieses  Umstandes,  glaube 
ist    die    Uebereiustimmung    doch    eine    so    grosse» 
man   sie  bei  Arten    derselben  Gattung  nur    wünschen 

D. 

Ich  komme  nnu  auf  die  bddeii  Längsstreil'en  am  Hinter- 
e,  die  an  den  im  Kieaelscbiefer  erhaltenen  Exemplaren 
^t  grösserer  oder  geringerer  Deutlichkeit  zu.  sehen  sind; 
welche  Organe  sind  dieaellien  znrflckzufllhren?  Bei 
D  meisten  Spinnen  kennen  wir  (abgeeehen  von  den  Fäohep- 
Bacheen)  nur  ein  paariges  Organ  im  Hinterleibe;  das  sind 
;  GresehlechtsdrUsen,  und  man  könnte  sieb  durch  deiL 
dass  die  erwähnten  Streifen  vor  den  Samen^ 
^chen  (oder  der  Gescblechtsspalte)  ihr  Ende  erreichen, 
^raucht  fühlen,  sie  hierauf  zu  deuten.  ludesaen  verbieten 
wh  zwei  Umstände  diese  Annahme.  Die  Ovarien  Bind  näm-* 
ich  niemals  überall  gleich  breit,  sondern  lang  eifßrmij 
nnd  ihre  Ränder  nicht  so  ausgezeichnet  parallel.  Zweiten« 
ist  niL'lit  abzusehen,  warum  gerade  die  Ovarien  (oder  ii 
dem  einen  muthmasslichen  Falle,  die  Hoden)  diese  Spureu 
sollten  hinterlassen  haben.  Im  Gegentheil,  da  sonst  nai 
Cliitintheile  sich  erhalten  haben,  so  wird  mau  zu  denj 
Schlüsse  gedrängt  werden,  dasa  auch  diese  Streifen  _  toi 
inneren  Chitintheilen  herrühren.  Als  solche  kennen  wil 
aber  nur  bei  einigen  Spinnen  die  Tracheen,  nnd  ich  steht 
daher  nicht  an,  diese  Streifen  als  den  Ausdruck  von  Tra-* 
cheenhauptstämmen  des  Hinterleibes  anzusprechen.  Unter- 
stützt wird  diese  Ansicht  noch  durch  den  Umstand,  dass 
man  an  ihrem  Ursprung  {ira  hinteren  Theile  des  Leibea^ 
eine  Querfalte  sieht,  die  ich  auf  ein  gemeinsames,  me-* 
dianes  Stigma  beziehe;  eine  Andeutung  des  Spiralfadens 
habe  ich  allerdings  vergeblich  gesucht,  ebenso  etwaige' 
Verzweigungen  oder  feinere  Röhrchen. 

Versucht  man  nun,  auf  der  Basis  dieser  Annahme 
sich  eine  genauere  Vorstellung  von  der  Beschaffenheit  des 
Tracheensyatema  hei  dieser  fossilen  Art  zu  machen, 
lässt  sich  folgendes  sagen:  Alle  Anzeichen  sprechen  daftlr, 
dass  die  Hauptstämme  im  hinteren  Theile  des  Hinterleibes 
mit  gemeinsamem  Stigma  ihren  Ursprnng  nahmen,  unV' 
ästelt  nach  vorn  gingen  und  sich  kurz  vor  dem,  Hinterleib 


358 

und  Cephalothorax  verbindenden,  Stiele  in  ein  Büschel 
feiner  Röhrchen  auflösten. 

Bis  jetzt  ist  nur  eine  lebende  Gattung  bekannt,  bei 
der  ein  ähnliches  Tracheensystem  vorkommt,  das  ist 
die  Gattung  Argyroneta,  also  dieselbe,  worauf  auch  die 
übrigen  Zeichen  schon  hinilihrten.  Unverästelte  Haupt- 
stämme besitzen  zwar  auch  die  Dysderiden,  aber  dieselben 
münden  mit  getrennten,  von  verhornten  Leisten  umgebenen 
Stigmen  und  weiter  von  einander;  die  übrigen  Arten  mit 
höher  entwickeltem  Tracheensystem  besitzen  verästelte 
Hauptstämme,  und  eine  Verästelung  hätte  doch  hier  oder 
da  eine  Spur  zurücklassen  müssen;  es  bleibt  also  nur  Arg. 
aquatica  übrig,  mit  der  eine  üebereinstimmung  in  den  we- 
sentlichen Zügen  besteht. 

In  zwei  untergeordneten  Punkten  stimmt  die  fossile 
mit  der  jetzt  lebenden  Art  nicht  überein.  Bei  der  letzte- 
ren gehen  die  Hauptstämme  durch  den  Hinterleibsstiel  in 
die  Brust,  um  sich  erst  hier  in  ein  Büschel  feiner  Fäden 
aufzulösen  und  liegt  die  gemeinsame  Spalte  ungefähr  im 
vordem  Drittel  des  Hinterleibes,  dicht  hinter  der  Genital- 
spalte ;  beide  Unterschiede  lassen  sich  vielleicht  ^uf  den 
einen  zurückführen,  dass  bei  der  jetzt  lebenden  Art,  unter 
Beibehaltung  derselben  Länge,  eine  Verschiebung  des  gan- 
zen Tracheensystems  nach  vorne  zu  Statt  gefunden  hat. 

Dieser  Unterschied  lässt  nun  auch,  was  bis  dahin 
nicht  möglich  war,  mit  Sicherheit  erkennen,  dass  die  fos- 
sile Art  mit  der  jetzt  lebenden  nicht  identisch  ist.  Ob  die 
abweichende  Bestachelung  der  Beine  ebenfalls  auf  einen 
Artunterschied  zurückzuführen  ist,  bleibt  zweifelhaft;  auch 
die  Körpergrösse  scheint  bei  der  fossilen  Art  etwas  ge- 
ringer gewesen  zu  sein  als  bei  der  jetzt  lebenden.  Dem- 
nach sind  von  der  merkwürdigen  Gattung  Argyroneta*)  zwei 
nahe  verwandte  Arten  bekannt,  von  deren  Unterschieden 
wir  nichts  weiter  wissen,  als  die  verschiedene  Lage  der 
Tracheenöflfnungen.  Leider  habe  ich  bis  jetzt  nicht  Gele- 
genheit gefunden,  mich  in  der  Umgegend  von  Rott  nach 
Arg.  aquatica   umzusehen;   wahrscheinlich   ist  mir  nicht, 

1)  Die  Neaseeländischc  Art  ist  nämlich  als  echte  Agalenide 
{Cambridgea  fasciata  L.  Koch)  erkannt  worden;  Sitzgsber.  d.  Nie- 
derrh.  GeseUsoh.  f.  Nat.  u.  HeiUc.  1878.  p.  70. 


dsBS  sie  dort  vorkommt,  da  ich  sie  bis  jetzt  bei  dem  be- 
nachbarten Plitzchen,  Siegburg,  Wahn,  Überhaupt  bei  Bonn 
und  Cöin  vergeblich  gesucht  habe.  Eine  Gewissheit  in 
dieser  Frage  wäre  allerdings  von  hohem  Interesse,  da  mir 
.  der  gegenwärtige  Fall  für  die  Desceodenztheorie  besonders 

■  lehrreich  zu  sein  scheint. 

XysticuB  (?)  annulipes  Bertk.  Taf.  V.  Fig.  7.  Üie 
Verweisung  auf  die  Figur  macht  zugleich  eine  Erläute- 
rung, beziehungsweise  Berichtigung  nothwendig.  Nach- 
dem die  Figur  nämlich  bereits  gezeichnet  und  lithographirt 
war,  hat  mich  ein  genaueres  und  eingehenderes  Betrachten 
des  Restes  zu  dei-  Ueberzengung  gebracht,  dass  der  in  der 
Figur  als  Hinterleib  gezeichnete  Tbeil  (eine  schwarze 
Masse  von  dem  in  der  Zeichnung  gegebenen  Umriss)  gar 
nicht  zu  der  Spinne  gehört;  die  scheinbaren  Palpen  oder 
das  erste  Beinpaar  ist  thataächlich  das  letzte,  das  schein- 
bar letzte  das  erste,  und  Hinterleib  und  C'ephalothorax 
(oder  Sternum)  werden  zusammen  von  dem  Cephalothorax 
der  Figur,  die  demnach  auch  auf  dem  Kopie  steht,  einge- 
nommen; der  folgenden  Beschreibung  lege  ich  diese  ver- 
änderte Auffassung  zu  Grunde. 

Der  Rest  liegt  auf  einem  Stückchen  thonigen  Kiesel- 
schiefere,  aber  unglücklicher  Weise  in  einer  kleinen  elli- 
ptischen Vertiefung,  von  der  die  Beine  ausstrahlen;  was 
Tom  Körper  zu  sehen  ist,  liegt  ganz  in  dieser  Vertieftmg 
und  ist  2  mm  lang,  das  erste  Beiupaar  ^  2,8 ;  2.  :=  2,8 ; 

.  3.  =2;  4.  ^  2  mm.  Die  Behaarung  ist  am  ganzen  Kör- 
per eine  gleichmässige,  dlinne  gewesen,  die  einzelnen  Haare 
kräftig,  aber  kurz.  An  der  vorderen  Hälfte  stehen 
dieselben  nach  vorn,  an  der  hintern  (vom  dritten 
Beinpaare  ab)  nach  hinten  gerichtet  und  dies  ist  der 
Hauptgrund,  der  mich  in  dem  erstgenannten  Theil  Vorder-, 
in  dem  zweiten  Hinterleib  erblicken  lässt.  Von  Palpen  und 
Mandibeln  ist  nichts  zu  sehen.  An  den  Sehenkeln  der  beiden 
vordem  Beinpaare  sind  3  in  einer  Reihe  stehende  schwarze 
Punkte  sichtbar  (in  der  Figur  nicht  ausgedrückt),  die 
dem  Schenkel  angehörende  Stacheln  bezeichnen;  an  der 
Tibia  derselben  Beinpaare  ist  ein  Stachelpaar  "und  ein 
unpaarer  Stachel  (?),  am  Tarsus  2  paarige  Stacheln  zu 
sehen;  alle  Stacheln  kurz,  aber  sehr  kräftig;  am  Metatarsus 


y—i    ■  ■■--.T.-i;.   : 

I 


360 

bemerkt  man  nur  2  Krallen.  An  den  hinteren  Beinpaaren 
ist  von  Stacheln  nichts  zu  sehen.  Am  Ende  der  Tibia 
und  des  Tarsus  der  vorderen  Beinpaare  sind  deutlich 
schwarze  Ringe  bemerkbar. 

Was  von  dieser  Spinne  erhalten  ist,  lässt  bei  der 
Beurtheilung  ihrer  systematischen  Stellung  nur  die  Wahl 
zwischen  Epeiriden  und  Thomisiden  zu.  Die  stämmigen 
Beine,  die  kurzen,  kräftigen  Stacheln  an  denselben, 
sowie  der  Umstand,  dass  das  vierte  Beinpaar  (wenn  über- 
haupt) nur  unmerklich  länger  gewesen  ist  als  das  dritte, 
weisen  noch  bestimmter  auf  einen  Angehörigen  der  letztern 
als  der  erstem  Familie  hin,  wo  sie  bei  den  kleineren  Arten, 
Xysticus  brevipes,  horticola,  pusio,  claveatus,  scabriculus 
wohl  ihre  nächsten  Verwandten   finden  wird. 

Julus  antiquus  v.  Heyd.  i.  1.  Taf.  V»  Fig.  8. 

Auf  dem  Papier,  in  das  vorliegender  Rest  einge- 
wickelt war,  stand  obige  Benennung  mit  Bleistift  aufge- 
schrieben, die  daher  bleiben  mag.  Das  Thier  liegt  in  der 
Braunkohle  (Platte  und  Gegenplatte)  in  einer  Lage,  wie 
Fig.  8  zeigt.  Am  Kopf  ist  der  eine  Fühler  ganz  undeutlich 
sichtbar;  die  Segmente  des  Körpers  sind  hin  und  wieder 
deutlich  zu  unterscheiden,  ebenso  zahlreiche  Füsse.  Da- 
gegen  sind  Einzelheiten  in  den  verschiedenen  Segmenten, 
namentlich  Brust-  und  Analsegmenten,  nicht  zu  erkennen 
und  es  ist  daher  auch  nicht  mehr  zu  entscheiden,  ob  das 
Thier  zu  der  Gattung  Julus  im  heutigen  Sinne,  oder  einer 
andern  Gattung  der  Juliden  gehört;  ich  habe  Julus  als  den 
ältesten  Gattungsnamen  dieser  Familie  beibehalten. 


Erklärung  der  Abbildungen. 

Fig.  la  Argyroneta  antiqua  v.  Heyd.,  Kieselschiefer. 
„      Ib  M  n  »in  Blätterkohle. 

„      lo  linker  Vorderfuss  von  Ib,  stärker  vergrössert. 

n      2.  Linyphia  Rotteusis  Bertk.  in  Blätterkohle. 

3.  Erigone  (?)  Dechenii  Bertk.;   3a  stärker  vergrössert;  Blät- 
terkohle. 

»      4.  Epeira  Troscheüi  Bertk.,  in  Braunkohle. 

,.      5.  Histopona  (?)  anthracina  Bertk.,  in  Blätterkohle, 

r      G.  Linyphia  Andraei  Bertk.,  in  Blätterkohle. 

„      7.  Xysticus  (?)  annulipes  Bertk.,  in  Blätterkohle. 

«      8.  Julus  antiquus  v.  Heyd.  i.  1.,  in  Braunkohle. 


Limodornm  ahortivnm  Sw. 
Epipogiam  Gmelini  Rieh. 


Das  Jahr  1878   ist  speoiell  J'Ur  die  orchideenartigen 

'fianzen  ein  besonders  gtfn»)tiges  gewesen,  und  liaben  wir 

Eiin  rheinischen  Gebiete  oft  Gelegenheit  gehabt,  uns  hiervon 

_itVi  flherzeugeH.     Sei  es,  dass  der  verflossene  milde  Winter 

|Einflu88  aaf  die  gttnstige  Entwietelung  der  uuterirdiaehen 

1  Fortpflanzungsapparate  ausübte,  —  oder  mögen  die  in  ihrer 

■Entwickelnng  begriffenen  jungen  Sämlinge  in  dem  xiem- 

jlioh  gleichmäasig  feuelihvarmen    Boden  sich  rascher  und 

kicberer  ausgebildet  haben  —  genug,  es  ist  Thatsacbe,  daes 

Ean  Stellen,  wo  gewisse  Orchideen  nur  vereinzelt  sieh  finden 

■  oder  Ott  Jahre  lang  nicht  erscheinen,    in  diesem  Jahr  fast 

«alle  Arten,  und  zwar  in  schönster  Vollkommenheit  und  Fülle 

Büich   zeigten.     Ihre  Entwickelung  bis  zur  BlUtbe  and  die 

Blathezeit  selbst  war  eine  rasche,  in  Folge  der  in  dieser 

leit  eingetretenen  anhaltenden  heissen  und  trockenen  Wit- 

f-terung.     Die   IMlitben   selbst   zeigten   sieh  an  allen  unter- 

I  Buchten   Standorten    normal    uud  typisch    ansgebildet,    es 

f  war  keine  Missbildung,   Monstrosität   oder  Verkümmerung 

[  an  denselben  wahrzuuehmen,  wie  dies  in  gewissen  Jahren 

der  Fall  ist.     Es  gieht  wohl  keine   Pflanzen   im    Bereiche 

,  unserer  gemässigten  Zone,  welche  durch  den  äusserst  com- 

t  plioirten,  oft  wundervollen  Bau   ihrer  BlUthen  und  durch 

^d  Weise,  wie  diese  Pflanzen  befruchtet  werden 

^en  Orchideen  nahe  gestellt  werdei 


können.    Es  gebort  daher  das  Studium  der  Orchideen  zn  f 

dem  Interessantesten,  welchea  einem  Naturforscher  geboten  f 

.werden  kann,  wenn  auch  die  Bedingungen  datlir  in  manchen  i 

oder    vielmehr    in  vielen   Fällen    nicht  gegeben    werden  ; 

können. 

Ausser  den,  meist  stets  anftretenden  gemeinern  Arten 
sind  fast  alle  in  nnserm  Gebiete  seltneren  reichlich  er- 
schienen, ich  nenne  z.  B.  Orckis  coriophora,  tistulata,  sam- 
bucina;  Gymnadenia  albida;  Ophrys  muscifera,  arachnites, 
aranifera,  apifera;  Änacampiis pyramidalis ;  Rimantoglossam 
hircinum;  Aceras  anthropophora;  Liparis  Loeselii;  Mala- 
wis paludosa;  Ct/pripedtum  Calceolus;  Limodorum  abor- 
tivum;  Epipogmm  Gittelini.  Von  diesen  ist  als  ein  neuer 
fester  Bürger  ilir  unsere  Flora  zu  verzeichnen;  Limodo- 
rum ahortivum  Sw.     {Hierzu  Tafel  VII  Fig.  1.) 

Diese  änsserst  seltene  Orchidee  wurde  im  Sommer 
d.  J.  (1878)  bei  Trier,  an  einem  Abhänge  an  der  Aachener 
Landstrassc  aufgefunden.  Daselbst,  in  sandig  lehmigem 
festem  Boden  des  rothen  Sandsteins  wächst  sie  truppweise 
und  einzeln,  im  Halbschatten  der  sie  umgebenden  Robi- 
nien, Eichen,  Ginster  etc.  Nahe  diesen  Stellen  bedeckt 
Muschelkalk  die  Anhöhe  in  dünnen  Lagen.  Auf  beige- 
fflgter  Tafel  VII  ist  der  frisch  ausgegrabene  unterirdische 
Theil  in  seiner  natflrlichen  Grösse  gezeichnet.  Das  Rhi- 
zom  sitzt  0,30  bis  0,50  m  tief  in  der  Erde,  oft  eingeklemmt 
zwischen  den  Wurzeln  der  umgebenden  Sträucher  und 
Bäume,  so  dass  es  der  grössten  Mtlfae  und  Vorsicht  bedarf, 
um  die  Grundaxe  mit  ihren  vielen  fleischigen,  brüchigen 
Fasern  möglichst  unbeschädigt  herauszuholen.  Die  Grund- 
axe mit  ihren  Fasern  sitzt  in  der  festen,  etwas  feuchten 
sandig  lehmigen  Erde  vollständig  isolirt  von  andern  vege- 
tativen organischen  Pflanzentli eilen;  sie  ist  an  ihrer  ver- 
dickten Spitze,  wo  sich  der  BlUthenschaft  entwickelt,  etwa 
0,02—0,03  m  breit,  kriecht,  anfangs  absteigend,  dann 
wagreclit,  und  steigt  dann  mit  ihrem  verjüngten  und  wie 
abgebissenen  Ende  wieder  aufwärts,  im  Ganzen  in  einer 
Länge  von  0,10—0,14  m,  sodass  eine  fast  hufeisenförmige 
Gestalt  entsteht  —  ähnlich  wie  bei  Neottia  nidus  avis  — 
und  ist  allseitigmit  nnregelmässig  durcheinander  wachsenden 


38.1 

[eiftchigeD,  hiilebigeD,  stärkinebHialtigeu,  5— Kimm  dickea 
ibürzarn  und  verlängerten,  walzlichen  und  stumpfen  Fasern 
l)e6etzt.  Am  oberen  Theile  des  Eliizoiuee,  und  zwar  in  der 
-IBegel  oberhalb  der  WurzeU'asem  treten  Knospen  ähnlicbder 
Jfeottia  nidtis  avis  aus  dem  Rhizom,  wovon  ganz  junge 
aal'  Tatcl  VII  zu  sehen,  für  nächstjäbrige  BlUtheuscbäfte 
"bestimmt;  ein  paar  weiter  vorgeschrittene  an  eineüi  anderen 
Bbizom  sind  Fig.  2.  gezeichnet.  Ans  der  verbreiterten,  mit 
lalbverwesteu  Scbuppenresten  and  meist  mit  dem  ver- 
trockneten vorjährigen  Schafte  versehenen  Spitze  tritt  nun 
der  neue  BlUthenschaft  hervor,  zunächst  sieb  noch  15—20 
om  unter  der  Oberfläche  haltend,  über  die  Erde  alsdann 
40—60  cm  hoch  und  höher  steigend,  so  daas  der  ansge- 
Wftehsene  Schaft  von  der  Grundaxe  bis  zur  Spitze  oft  die 
Länge  von  80—90  cm  erreicht.  Jüngere  Rbiicome  treibai 
kürzere  und  wenig  —  vielleicht  4— öblüthige  Schäfte,' 
grössere  stärkere  tragen  10—20  und  mehr  Blüthen.  Der 
Schaft  ist  blattlos,  dagegen  von  unten  an  mit  weiten  und 
verlängerten  zugespitzten  Scheiden  besetzt,  welche  nach 
oben  hin  sich  allmählich  verschmälern  und  in  Deckblätter 
übergeben.  Schaft  und  Schuppen  sind  von  stahlblauer  bis 
dnukelvioletter  Farbe,  feingestreift,  der  Schaft  seCist  ift 
kräftig,  starr. 

Ausser  den  obenerwähnten  Knospen  am  Rhizom  l-'ig.<^ 
entstehen  in  den  Achseln  der  untersten  Scheiden  des  Sübattes 
ebenfalls  Knospen,  oft  5,  6  und  mehr,  bestimmt,  sieh  zu 
neuen  Bltithenschäften  zu  entwickeln,  wovon  aber  in  der 
Regel  nur  ein  einziger  entwickelt  wird.  Auch  diese  Knospe 
ist  in  Fig.  3a  gezeichnet.  —  Die  Bllithen  endlich  stehen 
in  langer  lockerer  Aehre,  auf  gedrehten  8tielchen,  daher 
die  gegliederte  Honiglippe  nach  unten  gewendet,  wie  bei 
den  meisten  Orchideen,  und  endigt  vom  Geleuk  ab  in 
einen  spitzen,  dem  Frneiitknoten  fast  gleichlangcn  Sporn. 
Die  Anthere  ist  herzförmig,  der  Spitze  der  Griffelsäule 
^iedartig  angewachsen  und  beweglicli,  zweifächevig,  mit 
pulverigen  Pollenmassen.  AeussereBlüthentheile  und  Frucht- 
knoten, nebst  Bracteen  sind  anfangs  dunkclviolett  oder 
Btahlhlau,  später  ins  hellviolette  übergehend,  (tlle  Theile 
ieinstroifig.    Kaum  aber  ist  der  Biüthenschat^  dem  Boden 


IM^^ 


.< 


366 

welche  sehr  mangelhaft  ist,  auch  ist  bei  Reichenbach 
keine  Erwähnung  irgend  welcher  Knospen  gethan,  aus 
welchem  Allem  hervorzugehen  scheint,  dass  ein  vollstän- 
diges, intactes  Bhizom  wenigstens  keinem  deutschen  Autor 
vorgelegen  hat.  Den  französischen  Floristen  zufolge  kommt 
lAmod.  ahortivum  durch  ganz  Frankreich  vor,  und  zwar  in 
festem  lichtem  Waldboden.  Fehlt  bis  jetzt  in  Belgien  und 
Holland.  Im  Luxemburgischen  an  der  preussischen  Grenze 
in  der  Sauergegend  auf  Waldboden. 

Die  Blüthezeit  unserer  Pflanze  fällt  in  den  Anfang 
bis  Ende  des  Juni.  Das  Bahlinger  Boeder  ist  preussisch, 
ob  aber  die  Pflanze  daselbst  gefunden,  darüber  liegen 
keine  Beweise  vor.  Bei  Mertert  im  Luxemburgischen, 
nahe  der  preussischen  Grenze  ist  sie  seit  längeren  Jahren 
von  Dr.  Bosbach  gefunden,  ebenfalls  in  beschatteten 
Waldungen^). 


1)  Nachdem  vorstehender  kurzer  Bericht  drnckfertig,  empfange 
ich  von  Verhandlungen  des  bot.  Vereins  der  Provinz  Brandenburg 
1877,  Bogen  A — D,"  ausgegeben  30.  October  1878,  worin  sich  im 
Bericht  über  die  27.  Hauptversammlung  des  Vereins  zu  Berlin  27.  Oc- 
tober 1877,  eine  Mittheiluug  des  Herrn  E.  von  Freyhold  (Frei- 
burg i.  Br.)  vom  22,  October  1877  befindet,  betreffend  die  Befruch- 
turifzsverhältnisse  bei  Limodorum  ahortivum  Sw. 

Verfasser  hat  behufs  Beobachtung  der  intacten  Wurzelballen 
die  Pflanze  aus  der  Erde  genommen  und  in  einen  Kübel  im  Garten 
eingepflanzt.  Die  Pflanze  gedieh  und  entwickelte  seiner  Zeit  ihre 
Blüthentriebe  in  normaler  Weise;  allein  die  Blüthenknospen  öffne- 
ten sich  nicht,  sie  blieben  festgeschlossen  nach  völligem  Auswachsen 
noch  einige  Tage  frisch  und  lebhaft  violett  gefärbt,  verblassten  dann, 
während  der  Fruchtknoten  grün  wurde  und  an  Umfang  zunahm. 
Später  verdorrten  die  Knospen  im  geschlossenen  Zustande,  der  Frucht- 
knoten reifte,  und  brachte  zahlreiche  Samen. 

Dann  erwähnt  Verfasser  noch,  dass  es  auffallend  oft  vorkomme, 
dass  sich  in  einer  Blüthe  die  sonst  abortirten  Staubgefasse  in  grös- 
serer oder  geringerer  Zahl  fruchtbar  entwickelten. 

Zum  Schluss  hebt  Verfasser  hervor,  da  s  bei  Limodorum  ab- 
ortivum.: 

1)  Selbstbefruchtung  an  cultivirten  Exemp\aTeii  «\a  mo%\\Ci\i 
Consta t/rt,  und 

2)  an  wildwachsenden  nicht  unwabrschcinlicVi,  dfliaft  «\i^T 

^^^ü.  d.  nat  Ver.  Jahrg.  XXXV.  4,  Folge.  V.  Bd.  ^4 


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■^^^1  Eine  andere  nicht  minder  seltene  ausgezeichnete  Or- 

ii  chidee  JSpipogium  Gmelini  Rieh,  hat  sich  am  sogenannten 

''^^'^l  Laacher  Kopfe,  nahe  dem  Laacher  See,  in  schattigen  Bu- 

y^^j  chenwaldungen  wieder  aufgefunden,    und   zwar   nahe   dem 

^^V-  See,  sowie  in  etwas  weiterer  Entfernung  davon  in  schatti- 

I  gen  Buchenwaldungen,   einige  Zoll   tief  im  halbverwesten 

Laube  wachsend,  0,10— 0,25  m  hoch  über  der  Erde.  (Hierzu 

Tafel  VIL  Figur  4.) 

üeber  ihr  Vorkommen  wäre  folgendes  anzuführen. 
Nach  Mittheilung  von  Dr.  Rosbach  ist  in  1866  (siehe 
Verhandl.  des  Naturh.  Ver.)  Epipogium  Gmelini  Rieh,  in 
dem  bei  Vianden  belegenen  Kammerwalde  (Kreis  Bitburg) 
von  Herrn  Eigenbr od t  aufgefunden.  Früher,  im  Jahre  1842 
hatte  Apotheker  Happ  die  Pflanze,  nach  der  Notiz  zu 
seinen  Belegen,  häufig  im  Obermendiger  Forst  angetroffen. 
In  diesem  Jahre  mehrmals  angestellte  Untersuchungen  da- 
selbst haben  indessen  nur  ein  negatives  Resultat  ergeben. 
In  1867  aber  ist  von  Pater  Wolf  zu  Maria-Laach,  am  so- 
genannten Laacher  Kopf  diese  seltene  Orchidee  ebenfalls 
aufgefunden,  wovon  Beweise  nebst  Notiz  im  Vereinsherbar 
vorliegen.  Infolge  dessen  wurde  nun  dieses  Terrain,  Mitte 
"^f  Juli    1878,    untersucht  und    —    nach    vielem   Suchen    — 

'  ■  wurden  nicht  wenige  Pflanzen,  in  ihrem  mittleren  Blüthen- 

stande  wirklich  aufgefunden,  im  halbvervvesten  Laube  hoher 
Buchen,  an  halbschattigen  Stellen.  Es  wird  nicht  uninter- 
essant sein,  auf  diese  seltene  Orchidee  etwas  näher  einzu- 
gehen.    . 

Mit  Epipogium  Gmelini  haben  sich  speziell  beschäftigt : 
Ir misch,  Beiträge  zur  Morphologie  und  Biologie  der 
Orchideen    1853,   woselbst   zugleich    eine   gute  Zeichnung 


3)  aus  den  vorliegenden  Thatsachen  auf  etwa  ausgeschlossene 
Insektenbefruchtung  durchaus  noch  nicht  gefolgert  werden  darf. 

Es  ist  im  Sommer  1878  ein  gesunder,  ganz  intact  erhaltener 
Wnrzelballen  von  Limodorum  abortivum  Sw.,  bei  Trier  aufgenom- 
men, in  den  königl.  botan.  Garten  zu  Poppeisdorf  in  geeigneten 
Boden  eingepflanzt,  und  sollen  zur  geeigneten  Zeit  unter  günstigen 
Verhältnissen  möglichst  eingehende  Beobachtungen,  behufs  der  Blü- 
ihen-,  wie  Befruchtungs-Erscheinungen  daran  angestellt  werden. 


-.' 


eines  2biUtliigeii  Exemplares  gesehen  ist,  nebst  dazn  ge- 
hörigen anatomiscben  Tbeilcn.  Ferner  P.  Kolirbach, 
Ueber  den  Blüthenbau  und  die  Befruchtung  von  Ep.  Gme- 
lini,  gekrönte  Preisschrift  1866.  Ea  ist  mit  Recht  anzu- 
nehmen, dass  diese  Orchidee  weiter  verbreitet  ist,  als  an- 
genommen wird,  sobald  man  nur  weiss,  wo,  an  welchen 
Loealitäten  sie  ku  suchen  ist,  und  wie  sie  tn  ihrer,  änsse- 
reu  Erscheinung  auftritt.  Sie  mag  oft  übersehen  worden 
sein  und  noch  Übersehen  werden,  da  sie  nicht  durch  eine 
auffallende  Farbe  von  dem  sie  umgebenden  Laube  absticht 
und  in  die  Augen  fällt.  Sie  findet  sich  in  hohen,  haib- 
schattigen  Buchenwaldungeu,  denen  das  Unterholz  fehlt, 
7 — 10  cm  tief  mit  ihrem  unterirdischen  Theile  im  Buchen- 
laube, über  demselben  10—28  cm  hoch  ihren  BlUthenschaft 
treibend,  welcher  2— ö  BlUtben  entwickelt,  Sie  ist  ein 
reiner  Saprophyt,  Humuabewobner,  nicht  schmarotzend  anf 
irgend  welchen  andern  vegetativen  Organen. 

,  Auch  hier,  bei  Epipogium  Gmdini,  findet  die  Reproduo- 
tiou,  ähnlich  wie  bei  Limodomm  ahortivurn,  hauptsächlich 
durch  den  unterirdischen  Theil  der  Pflanze  statt.  Auch 
Rohrbach  sagt  in  seiner  umfassenden  Arbeit  über -^ipoß. 
Gmefe"«!,  dass  die  wahre  Fortpflanzung  hierbei  nicht  anf 
dem  Samen,  sondern  auf  dem  unterirdischen  Rhizome  beruhe, 
weil  dieses  stets  neue  Knospen  und  aus  ihnen  neue  Indi- 
viduen entwickele.  Dieser  unterirdische  Theil,  ein  coral- 
linisch  gebauter  fleischiger  Wurzelstock,  mit  geweihartigen, 
onregelmässig  verzweigten  platten  Aesten  von  grauer  Farbe, 
befindet  sich  einige  Zoll  tief  unter  der  Oberfläche  in  dem 
halbverwesten  feuchten  Laube.  Aus  der  breitgödrUckten 
Grundaehse  treiben  die  geweibartigen  Verzweigungen,  ana 
denen  an  der  Spitze  sich  in  der  Regel  Knospen  bilden, 
welche  in  dünne  fadeufürmige  fleischige  Ausläufer  aber- 
gehen, die  oft  0,30  m  lang  werden,  an  deren  Internodien 
sich  kleine  schuppenartige  Blättchen  befinden.  Diese  Aus- 
läufer nun  entwickeln  sich  unter  günstigen  Verhältniasen 
zu  neuen  Individuen.  Tai',  VII.  Fig.  4a. 

Der  BÜithensehaft  entwickelt  sich  aus  einem  Astende, 
welches  sieb  streckt  und  stielrund  wird.  Er  ist  an  seinem 
unteren  Theile  mehr  oder  weniger  bauchig  angeschwollen. 


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